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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 326
Sonntag, den 23. November 1924. 187. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streil uſw., erliſcht
ſede Verpllichtung auf Eefüllung der An=
elgen=
außträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Veſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banſklonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Natlonalbzini.
Die (reigniſſe in Kairo.
Die engliſche Note an Aegspten.
Scharfe Forderungen an Zaghlul Paſcha.
London, 22. Nov. (Europapreß.) Zum erſten Male ſeit
langer Zeit iſt das engliſche Kabinett an einem Samstag heute
zuſammengetreten. Die Miniſter haben nochmals über die Note
an Aegypten beraten, die im Zuſammenhang wegen der
Ermor=
dung Stackes abgeſandt werden ſoll. Lord Allenby hat dieſe
Note heute nachmittag Zaghlul Paſcha übergeben. Er
be=
fand ſich in Begleitung einer Eskorte in Stärke eines
Kavallerie=
regiments. In deſſen Begleitung iſt er auch nachher in ſeine
Villa in Kairo zurückgekehrt. Die Note an Zaghlul iſt nicht nur
von der engliſchen Regierung, ſondern auch von den
Sachverſtän=
digen des Kriegsamtes und der Marine mitverfaßt worden. Der
Wortlaut ſoll erſt morgen bekanntgemacht werden. Wie
ver=
lautet, wird in ihr zuerſt die tiefe Empörung über den
Anſchlag auf den Sirdar und weiter eine energiſche
War=
nung für die Zukunft ausgedrückt. Weiter wird in der Note
eine angemeſſene Entſchädigung, Zahlung einer
Entſchädigung von einer halben Million Pfund
Sterling, das Verbot politiſcher
Demonſtra=
tionen und die Entfernung der ägyptiſchen
Offi=
ziere aus den ägyptiſchen Truppenverbänden, die im
Sudan ſtehen, gefordert. Die Note ſpricht ſich für die
Beibe=
haltung der juriſtiſchen und finanziellen Ratgeber in
Aegyp=
ten aus.
Die Beſtattung Lee Stacks. —
England=
feindliche Demonſtrationen.
Kairo, 22. Nov. (Europapreß.) Die Leiche, des Sirdars
iſt geſtern nach der-Allerheiligenkirche überführt worden. Die
Beiſetzung wird erſt nächſten Montag ſtattfinden. Der
Sarg war mit der engliſchen Fahne bedeckt. Vier Soldaten
hal=
ten regur gslos die Ehrenwache. Viele Perſonen aller
Nationali=
täten einſchließlich einer großen Zahl Aegypter defilieren
beſtän=
dig vor dem Sarge. Die Anordnungen für das
Leichenbegäng=
nis ſind eindrucksvoll. Nach einem Gottesdienſt in der Kathedrale
wird der Sarg auf eine Lafette geladen, er wird von 8
Unter=
offizieren umgeben ſein. Dem Sarge werden die Angehörigen
folgen, dann eine Kavallerieabteilung, ſodann zwei
Infanterie=
kapellen, ein Infanteriebataillon, eine Abordnung ägyptiſcher,
eine Abordnung engliſcher Offiziere der ägyptiſchen Armee und
Abordnungen engliſcher Truppen und Offiziere.
Alexandria, 22. Nov. (Wolff.) Während einer
Ge=
dächtnisfeier für Sir Lee Stacke in der St. Mareus=Kathedrale
fanden auf der Straße england=feindliche Demonſtrationen ſtatt.
Macdonald iiber Lee Stack.
IU. London 22. Nov. Macdonald hat geſtern auf einer von der
Londoner Arbeiterſchaft abgehaltenen öffentlichen Verſammlung dem er=
„nordeten Sir Lee Stack einen Nachruf gewidmet. Er ſagte:
Es iſt ſicher, daß alle durch den tragiſchen Ausgang des Attentats
in Kairo erſchüttert ſind. Ich habe den Vorzug, den Verſtorbenen
per=
ſönlich gekannt zu haben. Als ich ihm zum erſtenmale begegnete, war er
nur ein Name für mich, denn ich hatte allerlei Geſchichten über den
Sudan gehört. Als ich mich näher mit dieſen Dingen beſchäftigte,
be=
gegnete ich dem Namen Sir Lee Stack auf Schritt und Tritt. Als ich
ihn kennen lernte, ſah ich einen ſtillen, ruhigen und ergebenen Mann vor
mir, deſſen ganzes Sinnen und Trachten auf die Erfüllung ſeiner Pflicht
gerichtet war. Er hat in ſeiner Unterredung mit mir angedeutet, daß er
in Erfüllung ſeiner Pflicht auch, den Tod nicht ſcheuen würde.
Der Mörder des Sirdar verhaftet.
TU. Paris, 22. Nov. Petit Pariſien meldet aus Kairo
daß der Chauffeur der Autodroſchke, in dem der Mörder des
Sir=
dar die Flucht ergriff, geſtern ein umfgſſendes Geſtändnis ablegte
und daß darauf die Täter ergriffen werden konnten.
Zur Stellungnahme der Regierung Baldwins
gegenüber Sowjet=Rußland
ſchreibt die „Weſtminſter Gazette”, es ſei kein Anzeichen
vorhan=
den, daß irgend ein Vertrag mit den Sowjets annehmbar ſein
werde.
Dagegen erklärt die „Daily News”, die Regierung habe in
keiner Weiſe angedeutet, daß ſie die formellen Beziehungen mit
Rußland abbrechen wolle. Die Möglichkeit zu weiteren
Verhand=
lungen über einen neuen Vertrag, der mehr mit den politiſchen
und finanziellen Realitäten übereinſtimme, ſei alſo offen
ge=
laſſen.
Die kräftige Sprache in Chamberlains Mitteilung
an Rakowski rief in hieſigen Sowjetkreiſen
Ueber=
raſchung hervor. Man glaubt nicht, daß die Nuſſen den
Ab=
bruch der gegenwärtig beſtehenden Beziehungen wünſchen. Es
zvird die Hoffnung ausgedrückt, daß vernünftige
Handelsbezie=
hungen möglich ſein werden.
Wird Köln geräumt?
London, 22. Nov. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter der „Weſtminſter Gazette” hält es für möglich,
daß die britiſchen Truppen nach der Räumun von
Köln Koblenz oder Bonn beſetzen. Er nennt es als
ſicher, daß die Engländer Köln nicht verlaſſen, damit
ihr Platz von den Franzoſen eingenommen wird
und hält es für möglich, daß die Näumung von Köln die
Zurückziehung der ſranzöſiſchen Truppen aus
dem Ruhrgebiet beſchleunigen werde oder daß die
Engländer in Köln bis zur Zurückziehung der franzöſiſchen
Truppen bleiben.
Einigung der Bergarbeiter
Grog=Oritanniens.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. N. P. London, 22. Nov. (Durch Flugpoſt.)
Der in letzter Zeit immer mehr hervorgetretene
General=
ſekretär der Grubenarbeiter=Föderation von Großbritannien
A. J. Cook befindet ſich jetzt auf einer Propaganda=Rundreiſe.
Er will, daß ſich die verſchiedenen Unions noch enger
anein=
anderſchließen. Das Gebot der Stunde ſei, ſo erklärt er, eine zum mindeſten recht fraglich war, iſt au dieſer Stelle ſeinerzeit
ſtarke, leiſtungsfähige induſtrielle Organiſation zu ſchaffen.
Schwerſte Probleme ſtänden bevor. Das gegenwärtig geltende
Abkommen mit den Arbeitgebern laufe im nächſten Juni ab. Sie
ſeien entſchloſſen, die gegenwärtigen, erbärmlich ſchlechten
Ver=
hältniſſe zu verbeſſern, aber die Arbeitgeber würden ſicher damit
kommen, daß es unbedingt nötig ſei, die Produktionskoſten bezw.
die Löhne herabzuſetzen. Und ſie würden zu dieſem Zweck auch
ſicher längere Arbeitsſtunden vorſchlagen. — Je größer die
Feſtigkeit der Arbeiterorganiſation ſei, je mehr die verſchiedenen
Trade Unions der Grubeninduſtrie zuſammenhielten, um ſo mehr aus grundſätzlichen Erwägungen nicht an einer Regierungs=
Ausſichten hätten ſie, die Pläne der Arbeitgeber erfolgreich
be=
kämpfen zu können.
Aber eines ſei unumgängliche Vorbedingung:
ſie dürften unter keinen Umſtänden geſtatten,
daß irgendwelche politiſche Differenzen den
Zuſammenhalt der Trade Unions zerſtörten.
Hierin liegt die bedeutfamſte Forderung Cooks. Sie iſt um
ſo größer, als Cook eigentlich zu den Extremen gehört. Darum
ſind ſeine Auslaſſungen auch gerade vom politiſchen Standpunkt
aus nicht zu überſehen. Man muß an den Trade Union Kongreß
und den ihm vorausgehenden Minoritätenkongreß und die
da=
malige zähe Haltung der Extremen und Kommuniſten
zurück=
denken. Auch Cook mit ſeinem großen politiſchen Verſtändnis
hat die Zeichen der Zeit in den Wahlergebniſſen verſtanden.
Augenblicklich iſt die erdrſickende Mchrheit des Ländes gegen
Sozialiſten, Kommnniſten und Sowjetfreunde. Alſo muß
ver=
ſucht werden, jedes heikle Thema, überhaupt jede Politik
aus=
zuſchalten, damit jede Schwächung der Einheitsfront durch ſie
vermieden wird. — Um ſo ſchärfer könnte ein Kampf in der
ge=
ſamten Grubeninduſtrie entbrennen.
Die deutſch=engliſchen
Wirtſchaftsverhandlungen.
England fordert Meiſtbegünſtigung.
* Verlin, 22. Nov. (Priv.=Tel.) Am Samstag abend
werden nun vorausſichtlich die deutſchen
Handelsvertragsdele=
gierten nach London abreiſen, um dort die in Berlin begonnenen
Verhandlungen weiterzuführen. Die Dinge liegen England
gegenüber anders, da es auf Grund des Londoner Abkommens
das Recht zur Erhebung der 26prozentigen Reparationsabgabe
beſitzt, während das bei Frankreich nicht der Fall iſt. England
verlangt nun aber von Deutſchland das Recht der
Meiſtbegünſti=
gung, das wir bei Wahrung der Gegenſeitigkeit zu geben bereit
ſind. Dieſ= Gegenſeitigkeit bedingt aber, daß die deutſchen Waren
genau denſelben Zollmaßnahmen unterliegen, wie die Waren
anderer Staaten. Im Rahmen dieſes Prinzipes iſt aber die
Beibehaltung der 26prozentigen Reparationsabgabe unmöglich.
Man beurteilt in Berliner maßgebenden Kreiſen die Situation
für einen günſtigen Abſchluß in London nicht ungünſtig. Wenn
Standpunkt von vornherein präjudiziert, und man darf wohl
damit rechnen, daß Frankreich unter dem Drucke des Repara= die Eigentümlichkeit hat, daß man es nicht ohne weiteres
zurück=
nicht mehr beſteht.
Deutſch= engliſche Luftfahrt=Verhandlungen.
* Berlin, 22. Nov. (Priv.=Tel.) Am Sonntag trifft der
Chef des engliſchen Luftfahrtweſens General Brancker auf
dem Luftwege in Berlin ein, um mit der Reichsregierung die
fortzuſetzen. Da aber die zwiſchen Berlin und London
abgeſchloſ=
ſenen Verträge, die den engliſchen Flugzeugen das Ueberfliegen
die künftige Geſtaltung des deutſch=engliſchen Luftverkehrs in ein
entſcheidendes Stadium treten, umſomehr als England auf den
Luftweg über Deutſchland nach ſeinen öſtlichen Beſitzungen nicht
Monaten eine Anfrage der Reichsregierung vor, wie ſie ſich zu tiſchen Dingen befaſſen und denen trotzdem alles dies nicht
ge=
der künftigen Geſtaltung der Einſchränkungen des Deutſchen
Luftverkehrs nach dem Verſailler Vertrag zu ſtellen gedenkt. Bei
der Einſtellung der italieniſchen und engliſchen Regierung darf
wohl erwartet werden, daß die Feſſeln nun endlich fallen.
Die engliſchen Seeleute gegen die Einſiellung
deutſcher Seeleute.
legt gegen die Einſtellung deutſcher Seeleute auf einen Anfang, nicht ein Ende. Harte Arbeit und ſchwere Opfer
engliſchen Schiffen. Sie ſtellen ſich dabei auf den
Stand=
den engliſchen Seemännern viel zu groß ſei. Der
Vertreter der Seeleute im Parlament Shinwell hat, als die
Rede auf dieſe Forderung der deutſchen Handelsdelegation im
lifchen Seeleute größte Erregung hervorgerufen habe und daß er
im Namen ſeiner Organiſation gegen dieſes Perlangen
proteſtie=
ren müſſe.
Die Woche.
Daß man in der Politik gern mit Schlagworten und
präg=
nanten Formeln arbeitet, iſt allgemein bekannt. Sie ſollen der
großen Maſſe den Kern politiſchen Geſchehens nahe bringen,
ſollen alſo mit anderen Worten der Führung die Arbeit
erleich=
tern. Zveifellos können alſo derartige prägnante Formeln ihr
Gutes haben. Auf der anderen Seite aber beſteht die große
Gefahr, daß durch eine falſche Formel die Maſſen irregeleitet
werden und ſich durch ein geſchickt geprägtes Schlagwort auf
einen falſchen Weg abdrängen laſſen.
Zum zweiten Male innerhalb eines Jahres wird das deutſche
Volk an die Wahlurne treten, um den deutſchen Reichstag, ſeine
ſouveräne Vertretung, zu wählen. Daß dies nicht gerade in
der Richtung einer geſunden politiſchen Entwicklung liegt, daß
für die abermalige Reichstagsauflöſung die innere Begründung
ausführlich erörtert worden. Verſtändlich alſo, wenn die
Par=
teien, welche die Auflöſung des im Mai gewählten Reichstags
aus rerteitaktiſchen Gründen herbeigeſehnt und ſchließlich
erzwungen haben, beſonderes Gewicht auf eine zugkräftige
Wahl=
parole legten. Nicht leicht ſchien ſie zu finden, eben weil die
Reichstagsauflöſung nicht innerer Notwendigkeit entſprach. Weil
das Zentrum mit Rückſicht auf innere Spaltungen klarer
Ent=
ſcheidung aus dem Weg gehen wollte, weil die Demokraten ſich
bildung beteiligen wollten, die, ſo wie die Dinge lagen, die
allei=
nige Gewähr für eine ſtetige politiſche Entwicklung zu geben
ſchien, und weil ſchließlich die Sozialdemokratiſche Partei glaubte,
unter den gegenwärtigen Umſtänden dem Kommunismus eine
Anzahl Mandate abjagen zu können, — wurde der Reichstag
aufgelöſt. Keiner der Gründe gibt eine brauchbare Wahlparole
ab. Man mußte ſich anders helfen und hat ſich anders geholfen.
Schwarz=rot=gold, gegen ſchwarz=weiß=rot! Von der Linken
wurde die Formel geprägt, von einem Teil der Rechten wurde
ſie aufgegriffen, und ſo zieht das deutſche Volk in dieſen
Wahl=
kampf mit einer Parole, die mit ſeinem eigentlichen Sinn auch
nicht das Mindeſte zu tun hat. Schwarz=rot=gold gegen
ſchwarz=
weiß=rot, hie Republik, hie Monarchie! Sind ſich die geiſtigen
Väter dieſer Frageſtellung ihrer Verantwortung bewußt? Wiſſen
ſie, daß ſie abermals verſuchen, das deutſche Volk in zwei Lager
zu ſpalten, eine Kluft von neuem anfzureißen, die ſich gerade
langſan; zu ſchließen ſchien? In den Novembertagen des Jahres
1918 iſt in Deutſchland die Monarchie zuſammengebrochen, ein
Staatsgebäude zuſammengebrochen, welches für die Ewigkeit
ge=
fügt zu ſein ſchien. Die Wahlen zur Nationalverſammlung im
Januar des Jahres 1919 ergaben eine ſtarke. Mehrheit für die
republikaniſche Staatsform. In der Weimarer Verfaſſung wurde
dieſe verankert. Jede geſunde Entwicklung muß organiſch
er=
folgen. Auch für das ſtaatliche Leben gilt unbedingt dieſer Satz.
Jede gewaltſame Umwälzung wird mit Naturnotwendigkeit
ſchwere Nachwirkungen zeitigen. Die Revolution unterbrach die
organiſche Entwicklung des politiſchen Lebens in Deutſchland.
An den Folgen leiden wir noch heute. Ein Volk, das, durch
eine Jahrhunderte Jahre lange Geſchichte mit ſeinen
Fürſten=
häuſern aufs engſte verwachſen, unbeſtreitbar in ſeiner
über=
wältigenden Mehrheit bis zur Revolution durchaus monarchiſtiſch
geſinnt war, kann ſich nicht über Nacht, auch nicht im Laufe von
wenigen Jahren völlig umſtellen, insbeſondere nicht, wenn die
ruhige Entwicklung der Dinge ſo, wie das im Deutſchland der
Nachkriegszeit der Fall war, ſtändig durch ſchwerſte
außenpoli=
tiſche und damit zuſammenhängende wirtſchaftliche Not
unter=
bunden iſt. Wirklich überzengte Anhänger des
republika=
niſchen Gedankens ſollten ſich aber doch ſagen, daß es ſicherlich
nicht die ſchlechteſten geiſtigen Kräfte ſind, die ihre Einſtellung in
Fragen von ſolch grundſätzlicher Bedeutung nicht beliebig
wechſeln wie irgend ein Kleidungsſtück. Gerade dieſe Kräfte
aber, die ihrer ganzen Denkweiſe nach für eine organiſche
Ent=
wicklung des deutſchen Staatslebens eintreten müſſen, ſind
ſicher=
lich die letzten, welche die republikaniſche Staatsform gegen=
England auf die Ausfuhrabgabe verzichtet, dann iſt Frankreichs wärtig ernſtlich angreifen würden. Man ſpricht gern vom Buch
der Geſchichte, darf aber dabei nicht vergeſſen, daß dieſes Buch
tionsagenten auf dieſer Sonderbelaſtung der deutſchen Einfuhr blättern kann. Wer denkt heute ernſthaft daran, in Deutſchland
morgen die Monarchie wieder einzuführen? Das deutſche Volk
hat eine Revolution überlebt, eine zweite würde ſein Ende
be=
deuten. Vernunftrepublikaner hat man ironiſch die Leute
ge=
nannt, die — überzeugt, daß für den Charakter des deutſchen
Volkes die ſtarke Symboliſierung des Staatsgedankens in der
monarchiſchen Staatsform geeigneter ſei, — eine Aenderung
der gegenwärtigen Staatsform in der Erkenntnis der durch
Verhandlungen über die deutſch=engliſchen Luftverkehrsfragen die hiſtoriſche Entwicklung gegebenen Notwendigkeiten vorerſt
unbedingt ablehnen. Die Fronie iſt recht unangebracht. Man
ſollte dieſe Fragen weniger vom Standpunkt des Parteidogmas
deutſchen Gebietes geſtatten, am 31. Dezember ablaufen, dürfte aus, als von dem der praktiſchen Politik betrachten, man ſollte
ſich aber auch ſagen, daß es keine „beſte” Staatsform gibt,
ſon=
dern nur eine Staatsform, die dem jeweiligen Empfinden des
Volkes zum mindeſten in ſeiner Mehrheit entſpricht. Gibt es
verzichten kann. Der Botſchafterkonferenz liegt übrigens ſeit im heutigen Deutſchland Menſchen, die ſich ernſthaft mit
poli=
nau bekannt wäre? Wohl kaum. Trotzdem, „Kampf für die
Republik” ſcheint den Parteien der Linken eine populäre Parole,
und ſo ſcheut man ſich nicht, mit ihr die politiſchen Leidenſchaften
nach Kräften zu entfachen, um dabei parteipolitiſche Geſchäfte
zu machen.
Um ganz andere Dinge aber geht in Wirklichkeit der Kampſ.
Im harten Ringen um ſeine Exiſtenz hat das deutſche Volk
während des vergangenen Jahres unter Führung Dr.
Streſe=
manns unſtreitige außenpolitiſche Erfolge erzielt. Die Londoner
London, 22. Rov. (Europapreß.) Die Orgauiſation der Konferenz vom Sommer dieſes Jahres bedeutet einen
Wende=
engliſchen Seeleute hat energiſch Proteſt einge= punkt in der europäiſchen Geſchichte. Sie bedeutet aber nur
verlangt auch in Zukunft vom deutſchen Volke jene nüchterne
punkt, daß es ausgeſchloſſen ſei, deutſche Kräfte auf engliſchen Realpolitik, die ihm allein den Weg zur Freiheit bahnt. Schon
Schiffen aufzunehmen, da die Arbeitsloſigkeit unter aber ſind wieder jene unverbeſſerlichen Illuſioniſten am Werke,
denen dieſer Weg zu ſteil und zu ſteinig ſcheint, und die über der
Phraſeologie von Verſammlungs= und Bankettreden die harte
Wirklichkeit vergeſſen. Für ſie bedeutet die Londoner Konferenz
Parlament kam, erklärt, daß dieſe Forderung innerhalb der eng= das Ende aller Not, für ſie bedeutet ſie den Beginn einer neuen
Aera allgemeiner Weltverbrüderung, und mit Erbitterung
ver=
folgte man in dieſem Lager die kühle Zurückhaltung, welche der
deutſche Reichsaußenminiſter zum Beiſpiel in der Frage des
Seite 2.
Sonntag, den 23. November 1924.
Rummer 326.
deutſchen Eitritts in den Völkerbund bewahrte. Es gibt
Men=
ſchen, die unbelehrbar ſind. Ideologen werden ſich auch durch
die Verurteilung des Generals v. Nathuſius durch ein
franzö=
ſiſches „Kriegsgericht” nicht beeinfluſſen laſſen. Sie bejubeln
franzöſiſche Pazifiſten, die unter dem Schutze des Reichsbanners
Schwarz=Rot=Gold in deutſchen Verſammlungen ſprechen, und
wollen nicht ſehen, daß es ſich hier um weiße Raben handelt, die
man in ihrem eigenen Lande mundtot macht, deren Wirken im
Ausland und insbeſondere in Deutſchland man aber an der
Seine ſehr gerne ſieht. Nicht um die Frage der Staatsform geht
der gegenmärtige Wahlkampf, ſondern er geht darum, ob das
deutſche Volk dem erfolgreichen Leiter der deutſchen
Außen=
politik das Mandat für die Durchführung ſeiner Politik auch für
die Zukunft erteilt, und er geht innerpolitiſch darum, ob das
deutſche Volk in allen ſeinen Teilen bereit iſt, die Opfer auf ſich
zu nehmen, welcher dieſer Weg von ihm verlangt.
Es iſt tief traurig, daß das deutſche Volk über
innerpoli=
tiſchen Auseinanderſetzungen ſo gerne vergißt, daß es die Fragen
der Außenpolitik ſind, die letzten Endes über ſeine
Lebensinter=
eſſen entſcheiden, und daß die deutſche Oeffentlichkeit dieſen
Fra=
gen nur allzu oft mit völliger Verſtändnisloſigkeit
gegenüber=
ſteht. Nicht nur um Fragen der Wirtſchaftspolitik geht es bei
den gegennärtigen Handelsvertragsverhandlungen, ſondern um
politiſche Kämpfe größten Stils, um Kämpfe, deren Ausgang für
unſere zukünftige Entwicklung ſchlechthin entſcheidend ſein werden.
In China kämpfen die Großmächte um die Möglichkeit künftiger
Expanſion. In London und Paris verhandelt man nicht nur
über die Ratifikation oder Nichtratifikation des Genfer
Proto=
kolls, ſondern über die Geſtaltung des engliſch=franzöſiſchen
Ver=
hältniſſes für die Zukunft, während die Vereinigten Staaten mit
der Aufrollung der interalliierten Schuldenfrage mehr und mehr
aus ihrer Reſerve heraustreten.
Tua res agitur! Wann wird das deutſche Volk dies endlich
einmal verſtehen?
Ein Beneſch=Interviewv.
Bevorſiehende tſchechiſch=ungariſche
Handelsvertragsverhandlungen.
Prag, 22. Nov. (Wolff.) Das Prager Tageblatt
ver=
öffentlich anläßlich der bevorſtehenden tſchechiſch=ungariſchen
Han=
delsvertragsverhandlungen ein Interview mit Außenminiſter
Beneſch, worin es heißt: „Niemals haben wir die Tatſache
vergeſſen, daß die geographiſche Nachbarſchaft und das
langjäh=
rige Zuſammenleben im Rahmen der ehemaligen
öſterreichiſch=
ungariſchen Monarchie zwiſchen uns und den übrigen Ländern
eine Reihe dauernder gemeinſamer ökonomiſcher Intereſſen
ge=
ſchaffen haben, die nach dem Auseinanderfall Oeſterreich=Ungarns
nicht verſchwunden ſind und deren Reſpektierung ebenſo in
un=
ſerem Intereſſe liegt wie im Intereſſe der Nachbarn. Indem
wir auf die Uebereinſtimmung dieſer Intereſſen zum großen
Teil unſere Handels= und Wirtſchaftspolitik aufbauen, waren wir
uns ſtets bewußt, daß ein Erfolg erſt dann verbürgt werden
kann, wenn die wirtſchaftliche und politiſche Souveränität unſeres
Staates ebenſo reſpektiert wird wie die der Nachbarſtaaten, und
wenn die Motive ausgeſchieden werden, welche in einer direkten
oder einer indirekten Entwicklung die Verhältniſſe zu einer
Reſtauration von geſtern prägen wollen. Niemals erzwangen
wir deshalb wirtſchaftliche Beziehungen und ließen auch nicht zu,
daß wir ſelbſt zu ihnen gezwungen würden.
„Unmoraliſche Parteilichkeit — leere
Gewinn=
ſucht — ein Luxusheer.”
Prag, 22. Nov. (Wolff.) Im Abgeordnetenhauſe
bezeich=
nete der klerikale Abg. Janglik, Angehöriger der
Regierungs=
partei, die Bodenreform, wie ſie durchgeführt werde, als ein
Monſtrum an unmoraliſcher Parteilichkeit und leerer
Gewinn=
ſucht. Der ebenfalls dem Regierungsblock angehörige Abg.
Hummelhans wandte ſich gegen die übermäßige Stärke der
Armee; auch der Abg. Bezwek ſprach von einem
Luxus=
heer.
Ein neues Oefenſivbündnis zwiſchen
Griechenland und Südſlawien.
Belgrad, 22. Nop. (Agentur Avala). Wie von
zuſtän=
diger Seite mitgeteilt wird, haben die Beſprechungen über den
Abſchluß eines neuen Vertrages zwiſchen
Griechen=
land und Südſlawien zwiſchen Athen und Belgrad
be=
reits begonnen. Es wird die Frage erörtert, ob die
Verhand=
lungen auf der Grundlage des früheren ſerbiſch=griechiſchen
Ver=
trages oder auf neuer Grundlage geführt werden ſollen.
Ueber=
einſtimmung beſieht bereits darüber, daß das zukünftige Bündnis
den Charakter eines Defenſipbündniſſes erhalten ſolle.
Vom Tage.
Dem deutſchen Zeutralausſchuß für Auslandshilfe wurde
durch Vermittlung der amerikaniſchen Quäker aus den von dem Komitee
des Generals Allen geſammelten Mitteln neuerdings 150000
Dol=
lax zur Verfügung geſtellt.
Die Quäker haben 50000 Dollar zur Schaffung von
Zen=
tralſtellen zur Bekämpfung der Tuberkuloſe unter Kindern angewieſen.
Zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen in den Kreiſen des deutſchen
Exporthandels wird mitgeteilt, daß an dem bisherigen Verfahren der
Einlöſung von Reparationsgutſcheinen durch die
Frie=
densvertrags=Abrechnungsſtelle Berlin W. 9, Potsdamerſtraße 10/11 bis
auf weiteres keine Aenderung eintritt.
General Degoutte wird heute Nacht von Mainz
ab=
reiſen. Sein Nachfolger General Guillaumat, wird
voraus=
ſichtlich in Mainz am Dienstag nachmittag eintreffen.
Der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete verlängerte die Friſt
für die Anmeldung von Darlehen für Ausgewieſene
von Rhein und Nuhr zur Aufrichtung einer Exiſtenz bei den
Vor=
prüfungsſtellen bis zum 30. November.
Dr. Breitſcheid reiſt im Auftrage des ſozialdemokratiſchen
Par=
teivorſtandes zu den Beiſetzungsfeierlichkeiten von Jaures nach Paris.
Die Verſammlung des Berufsverbandes Deutſcher
Bankbe=
amten richtete an die Bankleitungen erneut die dringende
Aufforde=
rung, Weihnachts= und Abſchlußgratifikationen in der
alten Vorkriegshöhe wieder an die Bankbeamtenſchaft
auszu=
zahlen.
Miniſterpräfident Held und Juſtizminiſter Gürtner ſind, wie
angekündigt, in die Pfalz abgereiſt. Innenminiſter Stützl mußte
in=
folge einer leichten Erkältung die Reiſe aufgeben.
Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, beginnt der Prozeß
Haar=
mann am 4. Dezember, 11 Uhr vormittags.
Der Zentralausſchuß ſämtlicher Poſtangeſtellten Oeſterreichs nahm
eine Entſcheidung an, in der gegen die Entſendung von zwei belgiſchen
Begutachtern in die öſterreichiſche Poſt= und Telegraphenverwaltung
auf Einladung des Genexalkommiſſars Zimmermann proteſtiert wird.
Der Abg. General Juſt, der der äußerſten Rechten angehört, hat
in der franzöſiſchen Kammer eine Interpellation eingebracht, die ſich auf
die mit militäriſchen Ehren vor ſich gehende Ueberführung
der Leiche Jean Jaures indas Pantheon bezieht und fragt,
was die Regierung zu unternehmen gedenke, um der Armee die
Er=
niedrigung zu erſparen, vor der roten Fahne, wenn auch
unfreiwillig, Ehrenbezeugungen zu machen.
Nach dem Journal wird General Sarrail, wie man in politiſchen
Kreiſen glaubt, zum Mitgliede des Oberſten Kriegsrates
er=
nannt werden.
Das Volkskommiſſiariat des Aeußeren erklärt die Meldungen
aus=
ländiſcher Blätter über einen angeblichen Umſturz in Rußland
als völlig erfunden.
2. Eceners Auatehr aus Amerita.
Berlin, 22. Nov. Der Londoner Berichterſtatter des „
Ber=
liner Lokalanzeigers” kabelt aus Plymouth:
Soeben hat der Dampfer „Columbus” des Norddeutſchen
Lloyds den Hafen von Plymouth verlaſſen. An Bord iſt Dr.
Eckener, der aus New York nach Bremen zurückkehrt. Auf dieſer
erſten Halteſtelle in Europa begrüßte ich ihn an Bord. Das
Wet=
ter auf der Rückreiſe war trefflich. Dr. Eckener iſt des Lobes voll
über den Komfort des trefflichen Dampfers. Aber bei ſolchem
Wetter meinte er, hätte er die Reiſe auf ſeinem
Zeppelinluft=
ſchiff von New York nach Plymouth in 45 Stunden zurücklegen
können. Mit ein paar Worten ſtreifte Dr. Eckener den mächtigen
Eindruck, den die enorme Arbeitsleiſtung Amerikas auf ihn
ge=
macht hätte. Wir ſprachen über Dr. Eckeners Empfang in
Ame=
rika. Die Berichte, die man darüber in Deutſchland erhalten
habe, ſeien nicht übertrieben. Die Sportleiſtung, der Rekord
hätten die Amerikaner im wahrſten Sinne begeiſtert, wie eben
nur Angelſachſen ſich von Sportleiſtungen begeiſtern laſſen
kön=
nen. Daß der Zeppelinflug ein beſſeres Verſtändnis Amerikas
für Deutſchland zur Folge hat, ſei nicht zu bezweifeln, und man
könne ruhig das Wort „deutſch=amerikaniſche Annäherung”
ge=
brauchen. Dr. Eckener betonte, er brächte die feſte Ueberzeugung
mit, daß dieſer Ausdruck von Sympathie, die ihm allenthalben
begegnete, ob das nun in einem Privathauſe oder beim
Marine=
miniſter war, nicht nur eine vorübergehende Erſcheinung ſein
könnte, ſondern mit ganzem Herzen gemeint war, und den
An=
fang eines Verſtändniſſes bedeute. Im großen und ganzen
blickt Dr. Eckener recht hoffnungsvoll in die Zukunft. Jetzt komme
es darauf an, Kapital zu finden, um eine Luftlinie einzurichten;
denn der Beweis, daß eine ſolche Linie praktiſch möglich ſei, ſollte
durch den Zeppelinflug erbracht werden und iſt erbracht worden.
Es ſind auch die erſten Schritte dazu eingeleitet worden. Dr.
Eckener hatte drüben eine Unterhaltung mit Harymann
da=
rüber.
Ein Dornierflugzeug des Aero=Llods fliegt nach Bremen,
um Dr. Eckener für die Weiterreiſe nach der Landung zur
Ver=
fügung zu ſtehen.
Die Finanzpolitik der Reichsregierung
Eine Anterredung mit Dr. Luther.
Berlin, 22. Nov. Der Reichsfinanzminiſter gewährte
dem Berliner Vertreter der „Magdeburger Zeitung” über die
Finanzpolitik der Reichsregierung eine Unterredung, die
folgen=
den Verlauf nahm:
Frage: Die finanziellen Maßnahmen der Reichsregierung
finden, wie Sie wiſſen, Herr Miniſter, eine recht verſchiedene
Beurteilung. Manche Kreiſe erklären ſie für völlig unzureichend,
andere bezeichnen ſie als Wahlmache, im Ausland wird ſogar
behauptet, es werde dadurch offenkundig, daß Deutſchland
bis=
her ſeine finanzielle Not nur vorgetäuſcht habe. Bei der
Beur=
teilung der Maßnahmen gewinnt man auch den Eindruck, daß
eine Kursrichtung der Regierung vorliegt.
Antwort: Aber ſelbſtverſtändlich, eine bewußt gewollte
Kursänderung. Oder ſollte ich z. B. die übermäßigen Steuern,
die ich von jeher nur als vorübergehend tragbar bezeichnet habe,
unberührt weiter beſtehen laſſen? Wir ſind doch politiſch und
wirtſchaftlich an einer Wegbiegung angelangt, da muß man
den Kurs, wenn man auf der Fahrbahn bleiben will, ändern,
Frage: Sie haben alſo, Herr Miniſter, den bisher von
Ihnen geubten Fiskalismus aufgegeben?
Antwort: Sie ſagen Fiskalismus, andere werfen mir
einſeitige Einſtellung zu der Wirtſchaft vor. Richtig iſt
folgen=
des: Ich habe bis zur Erreichung der neuen, auf Goldwerte
ge=
gründeten Währung, die wir jetzt haben, die Frage der
Erhal=
tung unſerer Zwiſchenwährung in den Mittelpunkt
mei=
nes ganzen Denkens und Handelns geſtellt. Auch jetzt darf die
Währungsfrage keinen Augenblick vergeſſen werden. Wir haben
doch an der einen Inflation genug, denke ich. Aber wir
müſſen auch die ganzen Veränderungen im Auge behalten,
die jetzt eingetreten find. Ich will nur einige nennen: So zahlen
wir aus dem Haushalt jetzt keine Beſatzungskoſten mehr und
müſſen auch nicht mehr, wie den Sommer hindurch, dazu
bei=
ſteuern, daß die Micumverträge ausgeführt werden können. Das
gilt zwar formell ſchon ab 1. September, iſt aber erſt mit dem
in dieſen Tagen eingegangenen Erlös der Dawes=Anleihe
wirk=
ſam geworden, da wir bis dahin die Dawes=Anleihe bevorſchußt
haben.
Frage: Aber es ſetzen doch bald wieder die Zahlungen für
Reparationszwecke aus dem Haushalt ein?
Antwort: Ja. Und zwar die erſten Zahlungen durch
die Inanſpruchnahme der Beförderungsſteuer ſchon am
1. September 1925. Wir müſſen deshalb unſere ganze
Finanz=
politik ſo einrichten, daß auch künftig die wieder ſteigenden
Be=
laſtungen des Haushaltes getragen werden können.
Anderer=
ſeits muß die Ruhezeit ausgenutzt werden, um für unſer inneres
Volksleben möglichſt geſunde Grundlagen zu ſchaffen. Gerade
unter dieſem Geſichtspunkt ſind auch die ausländiſchen
Einwen=
dungen gegen die Steuerermäßigungen völlig
unver=
ſtändlich, denn das ſogen. Moratorium des
Sachverſtändigen=
planes iſt ja ausdrücklich deshalb vorgeſehen, damit ſich unſere
Wirtſchaft erholen ſoll.
Frage: Ich fürchte, daß zu einer wirklichen Erholung der
Wirtſchaft die bisher durchgeführten Maßnahmen noch nicht
ge=
nügen.
Antwort: Der Staat allein kann es überhaupt nicht
ſchaffen. Aber auch von Reichs wegen würde manches Dringende
getan worden ſein und vieles andere ſicher heute ſchon klarer
daſtehen, wenn nicht die Reichstagsauflöſung gerade in
demſel=
ben Zeitpunkt gekommen wäre, wo die „Wegbiegung, von der ich
oben ſprach, durch den Abſchluß der Dawes=Anleihe eingetreten
war. Was die Reichsregierung von ſich aus vermochte, das hat
ſie getan, ſogar unter Benutzung des unbeliebten Artikels 48 der
Reichsverfaſſung. Schon als die Wegbiegung ſich am Horizont
abzeichnete, alſo nach Verabſchiedung der Londoner Geſetze im
Reichstag, iſt ſofort die Umſatzſteuer um ½ Prozent
er=
mäßigt worden, und zur Linderung der Not des Volkes iſt
da=
mals dem zuſtändigen Reichstagsausſchuß der Vorſchlag gemacht
worden, den in wirklicher Not befindlichen Selbſtzeichnern
unter den Kriegsanleihebeſitzern eine
Renten=
urkunde zum Austauſch anzubieten. Die Annahme des
Vor=
ſchlages, die leider nicht erfolgt iſt, hätte ſolchen kleinen
Kriegs=
anleihezeichnern eine rechtlich verbriefte Rente in Höhe von
2 v. H. des Nominalwertes gebracht. Und damit wäre ſicher
ſchon manche große Not gelindert.
Frage: Nachdem nun nach der Auflöſung des Reichstages
die Reichsregierung einen zweiten Schritt in der Steuerfrage
ge=
tan hat durch die nochmalige Ermäßigung der
Umſatz=
ſteuer um ½ Prozent und durch die Ermäßigung der
Lohn=
ſteuer und der Vorauszahlung auf die Einkommenſteuer, iſt
dar=
aus zu folgern, daß auch in der Aufwertungsfrage ein
weiterer Schritt von Ihnen beabſichtigt oder empfohlen wird?
*Gedanken. zum Totenſonntag.
Von Reinhold Braun.
In meinem Selbſtbewußtſein ruht
unerſchütter=
lich die elementare Gewißheit meiner Ewigkeit. Und
wenn mich die ganze Welt mit der einmütigen
Be=
hauttung, daß unſer Geiſt verwweht, betäuben wollte
ſo würde ſie nur die urſprüngliche Empfindung
auslöſen: in mir iſt ewiges Weſen, ewiges Leben
Johannes Müller.
Dieſes Wort iſt der Siegesſang bes weſentlichen Menſchen!
Wer zu ſich ſelbſt und ſeinem Tiefſten gekommen iſt, der iſt
von dieſer Gewißheit immer umleuchtet, und der unvergängliche
Schein durchſtrahlt ihn ganz und gar und macht ihn ſelber
leuch=
tend in allem, was er denkt und fühlt und tut.
Sein Leben wird gleichſam getragen von der
Schwingungs=
mächtigkeit dieſes Lichtes.
Freilich, dieſe Gewißheit kommt nicht von heute auf morgen.
Je mehr Dunkel die Seele bezwingen mußte, deſto klarer und
ſieghafter iſt dieſe Gewißheit. Jeder Zweifel muß eine neue
Stufe ſein, um emporzukommen, Manch einer muß durch
Laby=
rinthe gehen, um dann ganz inne zu werden der ſeligen Fülle des
weiten Blickes und klaren Weges.
Da ſuchen die Menſchen durch Spiritismus und andere Dinge
hinter den großen Schleier zu blicken und ſpinnen ſich meiſt
dabei in eine Gedanklichkeit ein, wie in ein graues,
unentwirr=
baxes Netz.
Ja, was ſie treibt, iſt einzig das Gedankliche, hätten ſie mehr
Gefühle nach der Höhe hin organiſch beſchwingter Kultur, dann
hätte das rein Gedankliche nicht dieſe verheerende Macht in ihnen.
Durch bloße Gedanklichkeit gewann noch nie ein Menſch ganz
den anderen. Das erleben wir genugſam auf der großen
Wan=
derung über dieſe Erde. Nur da ſchwingen zwei Menſchen
voll=
kommen ineinanker, wo die Lebenspunkte ſich berühren, wo das
Tiefſte ihres Gefühles, das Unſterbliche, in ihnen eins wird.
Wo das in dem Leben zweier Menſchen geſchah, iſt der Tod nur
die große, wenn auch augenblicklich ſchmerzvolle Trennung.
Aber eine wirkliche Trennung vermag er nie herbeizuführen.
Dieſe Menſchen bleiben einander in der Unſterblichkeit deſſen,
was ſie ſich zulebten und =blühten, ſie ſtehen trotz des
Fort=
gehens des Einen in einem unvergänglichen Lichte ſeliger
Gemeinſan eit,
Wir hätten weniger verhängnisvoll lähmende Trauer in der
Welt, wenn wir wüßten, unſterblicher zu ſein in der Welt unſerer
Gefühle, jener klaren, großen, zugleich erdſtarken und
bimmels=
mächtigen Emrfindungen.
Wo eine Liebe zwei Menſchen nicht verweſentlicht, wäre ſie
keine Liebe im erhabenen und wahrhaft beglückenden Sinne.
„Unter dem Katheder des Todes” immer inniger, lebendiger,
ſchöner, reiner, gütiger werden, das muß die Loſung für die
Einzelſeele und den Kreis einer Liebe ſein!
Laſſet uns den Sonntag ſeiern mit aufgeſchloſſener Seele,
und ſeine große Predigt von der Weſentlichkeit und ihrem
Glücke hören! Wie klein werden die vielen, uns ſo oft
quälen=
den Dinge des Lebens angeſichts des großen Zieles, dem wir
alle entgegennandern.
Das allein iſt unſere Beſtimmung, Pflicht und einziges
Glück, recht viel am inwendigen Menſchen an das Ziel zu
bringen!
In uns ſelbſt liegen Schönheit und Lebendigkeit unſerer
Ewigkeit!
Etwas Oeſterliches muß durch die Stunden des Gedächtniſſes
und der Einkehr ſchwingen! Zur Feſtigung unſerer Gewißheit
von der unſterblichen Seele muß der ſtille Tag dienen! So wird
Totenfeſt in einem höchſten Sinne zu einem Feſt des Lebens!
* Bei den ioten Lebendigen.
Ein Weimarer Friedhofsgang.
Von Anna Kappſtein.
Das eiſerne Gittertor ſteht offen — eine ſtumme
Aufforde=
rung. Ich ſehe niemanden, der ihr nachkäme an dieſem
durch=
leuchteten Herbſttag. Vollkommene Einſamkeit, die ich dankbar
genieße.
Verſchüttet Weg und Steg vom letzten welken Laub, — ein
braungolden ſchimmernder Teppich. Ein langer Baumgang,
feierlich und kühl, voll goldenen Lichtes aus den verfärbten
Wipfeln. Efeuhügel, eingeſunken, moosüberzogene Denkſteine,
roſtige Kreuze, ſpäte, müde Blume, alle ſchon wieder der Natur
überlaſſen, die den einſt gepflegten Gottesacker langſam in
Land=
ſchaft zurückverwandelt.
Linker Hand ein Tempel zum Gedächtnis an den Erdkrieg.
Ein auf ſein Schtert geſtützter nackter Mann kniet inmitten.
„Niemand hat größere Liebe, denn ſie, daß er ſein Leben läßt
für ſeine Freunde”, kündet das Bibelwort. Zum Gegenſtück
Verszeilen von C. F. Meyer: „Wir ſuchen noch immer die
menſchlichen Ziele, drum ehret und opfert, denn unſrer ſind
viele.” Nicht ohne Verwunderung lieſt man an einer Stätte
vaterländiſchen Gedächtniſſes den Ausſpruch eines Dichters aus
neutralem Larde, — an einer Weimarer Stätte. Wäre vielleicht
bei Goethe die Ausbeute gering geweſen, — warum überging
man den glühenden Schiller?
Fürſtengruft Hier ruhen ſie beide in ihren hölzernen
Truhen, auf denen Kränze und Schleifen zu Staubewerden. Um
ſie her unter Samt und Purpur ein entthrontes Geſchlecht im
kahlen weiten Kellergewölbe. Man prüft ſich, ob man etwas
empfindet por dieſen „heiligen Beſten” Vielleicht, wenn ſie
wirklich tot wären, umzitterten uns hier die Schauer der
Ver=
gänglichkeit. Aber ihr Leben ſchwingt ſo ſieghaft durch dieſe alte
Stadt, durch unſer eigenes Weſen, durch unſer Volk in ſeinen
unverdorbenen Schichten, daß dieſe Abſperrung vermoderter
Ge=
beine nur armſelig erſcheint. Nicht hier unten ſind wir bei dem
Genius zu Gaſt, ſondern im freien Licht, das ſie beide ſo
leiden=
ſchaftlich gerrieſen haben, Schiller durch Melchthals Mund im
„Tell”, Goethe, der beglückte Schauer, zahllos oft in Verſen,
Briefen, Tagebüchern. Noch heute lernt der Reiſende das
Schauen nirgends inniger als bei dem Verfaſſer der italieniſchen
Reiſe, der die „Treue” rühmt, „das Auge Licht ſein zu laſſen”,
Hinter dem Grufttempel die ruſſiſche Kapelle der Maria
Paulewna. Trauerbuchen von ſchwermutvoller Schönheit ſchatten
über die Gräber ihres Hofſtaats, die in einem abgeſonderten
Totengärichen liegen.
Man muß nicht Namen ſuchen wollen bei einem Spaziergang,
der nicht Beſichtigung von Sehenswürdigkeiten iſt; man muß
ſie ohne Abſicht finden. In grün=brauner Wildnis ein Obelisk
mit der ſtolzen Ehrung: „Goethes Freund” Karl Alexander
hat darunter ſeinen Lehrer, den neuerdings umſtrittenen
Ecker=
mann, beſtattet. An der Mauer das ſtandesgemäße Erbbegräbnis
der Familie von Goethe mit der marmorenen Pſychegeſtalt der
früh verſtorbenen Alma. Chriſtiane fehlt . . . Sie ruht
aus=
geſtoßen allein auf dem aufgelaſſenen Jakobsfriedhof mitten in
der Stadt, der auch Schillers Leichnam vor der Ueberſiedlung
in die Fürſtengruft aufnahm. „Chriſtiane von Goethe geb.
Vulpius” und die Daten Kein Wörtlein mehr. Aber das
Marmorrelief der Frau von Stein, ihr ſpitzes, zierliches, ein
wenig zierhaftes Profil glänzt nahe der Goetheſchen
Familien=
gruft an der Mauer des alten Friedhofes. Und der Namen ſind
noch viele aus dem Goethe „berührenden Perſonenkreis”; immer
wieder halten Fuß und Auge.
— — Der Friedhof nimmt kein Ende. Aus dem alten Teil
gelangt man unverfehens in den neuen, der hügelan ſteigt und
weniger alte Bäume, doch mehr Luft und Sonne hat. Würdig
auf der Höhe ein Krematorium zwiſchen Roſenbeeten. Noch im
ſpäten Herbſt ſtehen ſie überreich in Knoſpen, und ihre weit
geöffneten Blüten ſind von italieniſcher Ueppigkeit. In der
Nähe der Ehrenfriedhof für die Gefallenen des großen Krieges,
in Terraſſen angelegt. Fremde Soldaten, feindliche, liegen
zwi=
ſchen den Deutſchen. Jeder hat ſein Eſeubeet und einen
Roſen=
buſch darauf. Auf dem Mal eines jungen Fliegers iſt das
Rummer 326.
Seite 7.
Antwort: Auch in der Steuerfrage wird der
Reichs=
tag noch vieles zu tun haben. Beſonders hoffe ich, daß mit einer
dritten Senkung der Umſatzſtener in abſehbarer Zeit
gerechnet werden kann. — Was die Aufwertungsfrage anlangt,
ſo darf ſie nicht nur einen Teil der allgemeinen Fragen bilden,
inſvieweit über das jetzt beſtehende Maß hinaus eine
Teilent=
ſchädigung der Kriegs= und Inflationsopfer möglich iſt. Jede
Beantwortung dieſer ganzen Frage muß von der ernſteſten
Prü=
fung ausgehen, welche Laſten unſere Wirtſchaft noch zu tragen
im Stande iſt. Denn die Wirtſchaft im weiteſten Sinne, zu der
ja jeder arbeitende Volksgenoſſen gehört, muß ja doch wieder
all die Laſten aufbringen, welche durch die Leiſtungen an die
Kriegs= und Inflationsopfer entſtehen.
Dr. Luihers Antwort auf Gilberts Brief.
Berlin, 22. Nov. Der Reichsminiſter der Finanzen hat
heute auf den Brief des Generalagenten für die
Reparations=
zahlungen, Parker Gilbert, vom 14. d. M. eine Antwort
er=
teilt. In dieſer pflichtet er der Auffaſſung des Generalagenten
grundfätzlich bei, betont aber, daß dieſe Auffaſſung in ihrer
prak=
tiſchen Durchführung, ſolange die Abgabenerhebung unter den
Recoverh=Acts überhaupt noch ſtattfinden ſollte, nicht dazu
füh=
ren dürfe, den deutſchen Exporthandel empfindlich zu ſchädigen.
Die deutſchen Exporteure müßten wiſſen, wie hoch die Abzüge
ſein werden, die von den Warenrechnungen gemacht werden
und ferner, daß ſie für ihre Exportwaren den vollen Preis
er=
halten, ſei es, daß die im Wege der Abgabenerhebung gemachten
Abzüge aus den von dem Generalagenten zur Verfügung
ge=
ſtellten Mitteln gezahlt werden, oder, falls das nach Anſicht des
Transferkomitees nicht möglich ſei, daß die gemachten Abzüge
von dem erhebenden Lande zurückerſtattet werden.
Im übrigen hat die Reichsregierung ihren Standpunkt in
der grundſätzlichen Frage der Erhebung der 26prozentigen
Aus=
fuhrabgabe dem Generalagenten bereits vor einiger Zeit
ein=
gehend dargelegt.
Pus Severings Reich.
Die neueſie Korruptionsaffäre.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der ſozialdemokratiſche preußiſche Innenminiſters
Seve=
ring ſcheint ſich wegen der unglaublichen Vorkommniſſe bei der
Berliner Fremdenpolizei keine grauen Haare wachſen zu laſſen,
er reitet nach wie vor ſein Steckenpferd des aktiven Eingriffs in
den Wahlkampf zu ungunſten der Rechtsparteien. Nachdem er erſt
vor einigen Tagen eine Wahlbroſchüre der Deutſchnationalen
Volkspartei beſchlagnahmen ließ, hat er durch ſeine Beamten in
der Hauptgeſchäftsſtelle dieſer Partei eine neue Hausſuchung
vor=
nehmen laſſen, die einem abſolut harmloſen Wahlplakat galt, das
das Hochziehen einer ſchwarz=weiß=roten und das Sinken einer
ſchwarz=rot=gelben Flagge zeigte. Man ſollte eigentlich meinen,
daß die Kriminalpolizei im gegenwärtigen Augenblick ganz
andere Aufgaben hat, zumal die Unterſuchung in der
Angelegen=
heit Bartels—Holzmann immer weitere Kreiſe zieht. Neuerdings
iſt in dieſer Affäre ein weiteres Diſziplinarverfahren eingeleitet
worden, und zwar gegen den Kriminaloberinſpektor Grünberg,
der im Auftrage der Staatsanwaltſchaft die Unterſuchung gegen
den berüchtigten Holzmann führte, dabei aber die Hilfe einer
Stenotypiſtin des ebenſo berüchtigten Generaldirektors Kutisker
in Anſpruch nahm, ſo daß letzterer ſtets auf dem Laufenden
über die Unterſuchung gegen Holzmann war. Die ganze Affäre
wächſt ſich nachgerade zu einem Rattenkönig aus, das Neueſte in
dieſer Angelegnheit iſt die Verhaftung des
Polizeibetriebsaſſi=
ſtenten Rothe, der ebenfalls zu Holzmann in unerlaubte.
Be=
ziehungen getreten ſei. Recht lendenlahm iſt die Erklärung der
Preußiſchen Staatsbank, aus der leider nicht hervorgeht, wie hoch
die Kredite ſind, die dieſe Bank hergegeben hat.
Angeſichts dieſer neueſten Korruptionsaffäre, der
Unterſchla=
gungen in der Fundſtelle des Polizeipräſidiums, anderer
aufge=
deckter Beſtechungen und der ſkandalöſen Vorgänge in der Roten
Kreuz=Stelle auf dem Schleſiſchen Bahnhof muß man ſich
tatſäch=
lich fragen, ob die hier mittelbar und unmittelbar
verantwort=
lichen ſozialdemokratiſchen Beamten, nämlich der Berliner
Poli=
zeipräſident Richter und der preußiſche Innenminiſter Severing,
es niemals für nötig gehalten haben, ſich um die Aufſichtsorgane
zu kümmern und unvermutete Kontrollen einzulegen. Um das
Bild der unerhörten Zuſtände in Severings Reich zu
vervollſtän=
digen, ſei ſchließlich noch auf die Einleitung eines
Diſziplinar=
verfahrens gegen den Regierungsrat Fuhrmann im Preußiſchen
Miniſterium des Innern aufmerkſam gemacht, der eine Zeitlang
als Referent im Staatskommiſſariat für öffentliche Ordnung
tä=
tig war und einem Freunde eine amtliche Stellung verſchaffte,
und ſich als Proviſion laufend ein Prozent des Monatsgehalts
ausbedungen haben ſoll. Ferner ſoll er ſich einer
Wohnungsange=
legenheit, unter Mißbrauch ſeiner amtlichen Stellung,
angenom=
men haben. Wir glauben, Herr Severing würde beſſer tun, erſt
einmal für Ordnung und Sauberkeit im eigenen Hauſe zu ſorgen,
ehe er an die Beſchlagnahme ungefährlicher Wahlplakate
herangeht.
Goethewort eingegraben: „Ihr glücklichen Augen, was je ihr
geſehn, es ſei, wie es wolle, es war doch ſchön.”
Der deutſche Schillerbund ehrte ſeine Helden mit tiefſinnigem,
wenig bekanntem Schillervers:
Leicht verſchwindet der Taten Spur
Von der ſonnenbeleuchteten Erde
Wie aus dem Antlitz die leichte Gebärde.
Aber nichts iſt verloren und verſchwunden,
Was die geheimnisvoll waltenden Stunden
In den dunkel ſchaffenden Schoß aufnahmen.
Die Zeit iſt eine blühende Flur,
Cin großes Lebendiges iſt die Natur,
Und alles iſt Frucht, und alles iſt Samen.
In offener Halle über zwei Efeugräbern entdecke ich die
Namen Ernſt von Wildenbruchs und ſeiner Gattin Maria. Einen
Säemann wählte man ihm zum plaſtiſchen Symbol. Dieſer
Hohenzollern=Sänger iſt einer Zeit vorweggeſtorben, an der er
geſtorben wäre.
Es ſchieben ſich die Bilder . . . Am Rande des neuen
Fried=
hofs, der ohne Gitter ins freie Feld übergeht, ragt weithin
ſicht=
bar ein rieſenhaftes, mathematiſch konſtruiertes Steingebilde
futuriſtiſchen Stils, das keine Inſchrift erklärt. Der Totengräber
ſagt mir, es ſei von Profeſſor Gropius von der Weimarer
Kunſt=
ſchule geſchaffen für die im Kapp=Putſch Gefallenen.
Ein Bilderbuch iſt der Friedhof. Weltgeſchichte,
Kultur=
geſchichte, Geiſtesgeſchichte lieſt man ab. Und ein Wort Ricarda
Huchs wird anſchaulich: „Uns Lebende zieht Sehnſucht zu den
Toten; hinweg von den Zahlloſen, die uns umdrängen, die uns
die warme Hand entgegenſtrecken, in deren Augen wir leſen
können, gehen wir einſamere Wege und beſchwören die
Ge=
weſenen, die uns nicht Rede ſtehen. Wie Helden auf einer
nächtlichen, von Sturm umrauſchten Bühne ſehen wir ſie mit
flatternden Gewändern, mit ſtarken Gebärden die Geſchichte
ihres Lebens ſpielen und werden nicht müde, den tragiſchen und
ſüßen Worten lauſchen, die aus tiefer Vergangenheit abgeriſſen
zu uns auftönen.”
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
meiſter in Karlsruhe hat Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing das
nachſtehende Schreiben gerichtet: Sehr geehrter Herr Ober=
Geburtstages hat Altmeiſter Hans Thoma der Tod abgerufen.
Die Glückwünſche der Stadt Darmſtadt zu ſeinem Ehrentage
eutſee Volk iſt ſein Heimgang ein
Ver=
wortet. Für 2a5
Sonntag, den 23. November 1924.
Batimanoder.
Der Kampf um Dr. Jarres.
* Berlin, 2. Nov. (Priv.=Tel.) Die Demokraten und
Sozialdemokraten legen ihre ganze Wahlpropaganda darauf an,
daß ſie jene Parteien ſind, denen das deutſche Volk die
unver=
kennbaren Fortſchritte des letzten Jahres zu verdanken habe.
UIm dieſen Beweis zu erbringen, ſcheuen ſie vor keinem Mittel
zurück. Sie haben jetzt ſogar den Reichsminiſter Dr. Jarres
gezwungen, daß er ſich ſchriftlich und mündlich gegen den
Vor=
wurf wehren mußte, als ob er im ve gangenen Jahre das
be=
ſetzte Gebiet an die Franzoſen verraten wollte. Was Herr Dr.
Jarres damals vorſchlug, lief im weſentlichen darauf hinaus,
daß Deutſchland die Leiſtungen aus dem Verſailler Vertrag
ſo=
lange fuspendieren ſolle, als die Einbruchsmächte nicht wieder
ordnungsmäßige Zuſtände an Rhein und Nuhr hergeſtellt
hät=
ten. Was die Regierung unter Dr. Streſemann auf dem
Ver=
handlungswege zu erreichen hoffte, wollte er alſo durch radikalen
Bruch erzwingen. Ob ſeine Auffaſſung, daß wir damit raſcher
zum Ziele gekommen wären, richtig war, iſt eine der politiſchen
Streitfragen, die wohl niemals zu erklären ſein werden. Seine
ganze Perſönlichkeit ſchützt ihn aber eigentlich gegen den
Vor=
wurf des moraliſchen Landesverrates. Bedauerlich genug, daß
jenes geiſtige Ringen im Sommer 1923, als die Zukunſt des
Ruhrgebietes auf dem Spiele ſtand, jetzt überhaupt in den
Wahl=
kampf hineingezerrt wird. Wir möchten doch bezweifeln, ob
Demo=
kraten und Sozialdemokraten gerade klug daran tun. Es ſind
noch nicht alle Kapitel dieſer Tragödie eines wehrloſen Volkes
veröffentlicht. Werden ſie einmal veröffentlicht, dann könnte es
ſchon ſein, daß manche von denen, die ſich heute aufs nationale
Roß ſetzen, peinlich bloßgeſtellt würden, wenn die Rolle bekannt
wird, die ſie damals geſpielt haben. Soweit wir wiſſen, hat es
einen Zeitpuntk gegeben, wo Dr. Streſemann auch in ſeinem
Kabinett faſt allein ſtand und gegen ſtarke Hemmungen der
eigenen Kabinettsmitglieder die Politik durchſetzte, die ſchließlich
zu dem Erfolge führte.
Wahlrede Dr. Streſemanns in Karlsruhe.
*fm. Karlsruhe, 22. Nod. (Priv.=Tel.) Der
Reichsaußenmini=
ſter hielt heute nachmittag halb 5 Uhr in der Feſthalle vor nahezu 5000
Zuhörern eine Rede, in der er zunächſt auf die große Entſcheidung, die
in London gefallen iſt und diejenige, die am 10. Januar fallen wird,
hin=
wies. Der Miniſter gab dann einen Rückblick auf das Jahr der
Stabili=
ſierung ſeit dem 15. November. Im weiteren behandelte der Miniſter
das Zuſtandekommen der internationalen Anleihe. Die Aufwertungsfrage
werde in einer der nächſten Sitzungen des Reichskabinetts auf Grund von
Vorſchlägen des Finanzminiſteriums in Angriff genommen. Es handele
ſich in erſter Linie darum, die moraliſche und formelle Pflicht des
deut=
ſchen Reichs zu einer ſeinen finanziellen Kräften entſprechenden
Verzin=
ſung anzuerkennen. Dieſe Verzinſung könne nur ein kleiner Prozentſatz
der Friedensverzinſung ſein. Wer mehr verſpreche, leiſte dem Volk keinen
Dienſt. Wir hätten in dieſem Falle für 90 Milliarden Mark
Kriegsan=
leihe 4½ Milliarden Goldmark für die Verzinſung aufzubringen. Der
Miniſter lehnt die Pflicht des Reichstages ab, die zu ſpekulativen Zwecken
erworbene Kriegsanleihe zu verzinſen. Dazu ſeien die Reichsgelder nicht
da. In Bezug auf die Hypothekenaufwertung, ſeien die in der 3.
Steuer=
notverordnung vorgeſehenen Sätze unzureichend. Der Maximalſatz
be=
laufe ſich auf 25 Prozent. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede kam der
Mi=
niſter auf die Beamtenbeſoldung zu ſprechen und ſetzte ſich mit
verſchie=
denen an der Politik des Reichskabinetts geübten Kritiken auseinander.
In Anknüpfung an eine Kritik, die von deutſchnationaler Seite an
der Haltung der deutſchen Delegation in London geübt wurde, gab der
Miniſter ein eingehendes Bild davon, wie ſchwierig ſich der Kampf in
London um die Räumung der Ruhr und die völlige Amneſtie der
Gefan=
genen geſtellt habe. Die internationale Anleihe habe die Welt an
Deutſch=
land geſchäftlich intereſſiert. Eine franzöſiſche Sanktionspolitik würde
uns in der Abwehr in Zukunft nicht mehr allein laſſen. Wir haben
Bun=
desgenoſſen gefunden, die an der Erhaltung unſerer Währung interefſiert
ſind. Der 10. Januar müſſe uns die prinzipielle Anerkennung der
Frei=
heit der beſetzten Gebiete bringen.
Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen forderte der Redner die
Par=
teien zur gemeinſamen ſachlichen Zuſammenarbeit auf, um die
Grund=
mauern für ein künſtiges ſtarkes Deutſches Reich erſtehen zu laſſen.
Nach ſeiner Rede begab ſich Dr. Streſeman im Auto nach Stuttgart,
wo er heute Abend noch einmal ſprechen wird.
In Stuttgart hielt Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann
am Abend in einer Wahlverſammlung eine Rede, die ſich ungefähr in
den gleichen Ausführungen bewegte.
Oemiſſion des türkiſchen Kabinetts.
Konſtantinopel, 22. Nov. (Europapreß.) Nach langen
Be=
ratungen der Mehrheitsparteien in der Nationalverſammlung, welchen
der Präſident der Republik und die Mitglieder der Regierung
beige=
wohnt haben, hat Jsmet Paſcha die Demiſſion des Kabinetts erklärt.
Der Präſident der Republik hat ſie angenommen und den Präſidenten
der Nationalverſammlung Fethi Bey mit der Bildung des neuen
Kabi=
netts betraut. Fethi Bey verhandelt nun mit den Mehrheitsparteien,
und es iſt anzunehmen, daß heute abend noch das neue Kabinett gebildet
werden kann. Die Demiſſion Ismet Paſchas iſt auf Grund von
Spal=
tungen innerhalb der Mehrheitsparteien und infolge Abſonderung einer
radikalen republikaniſchen Partei erfolgt.
luſt, am bitterſten empfindet den letzteren aber wohl die Stadt
Karlsruhe, die ihm echte und liebe Heimat und Stätte ſeines
beſten Wirkens geweſen iſt. Ich bitte Sie, meine aufrichtigſte
und herzlichſte Teilnahme entgegenzunehmen und dieſe auch den
Hinterbliebenen gütigſt zu übermitteln. Mit kollegialen Grüßen
Ihr ergebenſter Dr. Gläſſing.
* Kunſtwart=Bücherei. In der Sammlung der
Kunſtwart=Bücherei, deren erſte zehn Bände den Freunden
ge=
diegener preiswerter literariſcher und belehrender Bücher ſicher
willkommen kamen, ſind die nächſten zehn Hefte erſchienen. Der
Verlag Georg D. W. Callway (Kunſtwart=Verlag Georg D. W.
Callway, München) hielt in dieſer zweiten Folge unbedingt, was
er in der erſten verſprochen. Mit Klopſtocks „Meſſias”
und einem Bild ſeines geiſtigen Werkes, herausgegeben und
ein=
geleitet von E. K. Fiſcher, enthaltend eine Auswahl aus den
Oden und einen ſehr bemerkenswerten Klopſtock=Kommentar,
be=
ginnt die neue Reihe, dann folgt „Gilgameſch” eine
Dich=
tung aus Babylon, deutſch von Hermann Häfker, ferner eine
Auswahl heiterer Gedichte von Auguſt Kopiſch, eingeleitet
von Ernſt Liſſauer. Im 16. Band gibt Arthur Bonus
einen altitalieniſchen Schwank, die Geſchichte von den
Verbün=
deten, wieder, der 17. enthält Joſef Bernharts Geſchichten
aus der Fremde, der 18. Bilder und Studien von demſelben
Autor, der 19. bringt Maarten Maartens:, Sonette, in
deutſche Blankverſe übertragen von Eva Schumann, der 20.
endlich eine Auswahl von Gedichten Hermann Linggs,
eben=
falls mit Einleitung von Ernſt Liſſauer.
Bühnenchronik.
Walter Reymer kreierte kürzlich im Schauſpielhaus zu
Leipzig die Rolle des Johannes in Hauptmanns „Einſamen
Menſchen‟. Die „Leipziger Neueſten Nachrichten” ſchreiben über
Reymers Leiſtung folgendes: Reymers Johannes: von Anfang
an ein zuckendes, blutendes Nervenbündel. Ein innerlich
Zer=
riſſener, der in dem Konflikt zwiſchen Herz und Pflicht zermürbt
und aufgerieben wird. Ein unſteter, gehetzter, unſeliger Menſch.
Einer, deſſen einziger Feind wirklich ſein Herz iſt, der ſich an der
brutalen Umwelt mit ihren Anſprüchen an ihn ſo wund ſtößt, daß
Zum Tode Hans Thomas. An den Oberbürger= die Selbſtvernichtung als letzter Ausweg zwingend überzeugend
wird. Zum erſten Male ſah ich die Geſtalt ſo, wie ſie der Dichter
geſehen haben mag Ale Formungen, die ich bisher erlebt,
bürgermeiſter! Wenige Wochen nach der Vollendung ſeines 85. wurden unwahr, lückenhaft und blaß vor dieſer Schöpfung
Rey=
mers Konnte ſonſt leicht eine leiſe Regung von Aerger über
den Schwächling Johannes aufkommen, ſo empfand man diesmal
hatte er mir in ſeine: ſeinſinnigen Weife noch perſönlich beant= tiefſtes Mitleid mit einem tragiſchen Schickſal. Es war die reife
Gabe wahrhaft ſchöpferiſchen Künſtlertums.
Marokko.
Spaniens Einfluß im Schwinden. — Das
Nordafrika=Problem wird wieder aufgerollt.
London, 22. Nov. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
der Weſtminſter Gazette ſchreibt, dort werde es für ſicher
ange=
ſehen, daß Spanien ſeine Einflußzone in Marokko
vollſtändig aufgeben werde. Anſcheinend ſeien die
Fran=
zoſen der Anſicht, daß das Problem, das dann entſtehen werde,
Frankreich und Spanien allein angehe. Die übrigen Mächte
dürf=
ten anderer Meinung ſein. Großbritannien müßte
jeden=
falls ſeine Anſicht ausdrücken, und es werde wahrſcheinlich
ge=
gen den Bau eines Flottenhafens gegenüber
Gibraltar Einwände erheben. Es ſei nicht zu ſehen, unter
welcher Begründung Italien irgendwelche Anſprüche vorbringen
könne.
In einem Leitartikel führt die Weſtminſter Gazette aus, der
Völkerbundsrat müßte ſeine Aufmerkſamleit Marokko zuwenden.
Alle großen Nationen ſeien an dem Küſtenſtrich vital intereſſiert,
der im Süden an die Straße von Gibraltar grenze. Kein ernſtlicher
Einwand ſei dagegen erhoben worden, daß Spanien ſeine alten
Anſprüche auf die Küſtenzone geltend macht, weil kein Grund
be=
ſtand, es ehrgeiziger Pläne zu verdächtigen. Es könne jedoch nicht
angenommen werden, daß Frankreich oder eine andere Großmacht
die ſpaniſche Zone ganz oder teilweiſe übernehmen könne, ohne
beträchtliches Unbehagen zu verurſachen. Das kürzliche Beſtehen
Großbritanniens auf die Aufrechterhaltung des Tangerſtatuts”
zeigte, daß es niemals die Freiheit der Meerenge von Gibraltar
durch die Anweſenheit einer Großmacht an der Küſte von Marokko
gefährdet ſehen wolle. Die Zukunft Nordmarokkos ſei
eine Frage, die alle Mächte angehe.
Frankreich ſichert ſich gegen ein Lebergreifen der Unruhen.
London, 22. Nov. (Europapreß.) Daily Mail hält es für
wahrſcheinlich, daß ein Waffenſtillſtand demnächſt zwiſchen
den Nifkabilen und Spanien abgeſchloſſen werden wird. Das
Blatt will erfahren haben, daß bereits Beſprechungen zwiſchen
den Vertretern Spaniens und Abd=el=Krim in günſtigem Sinne
verlaufen ſeien. Was die Haltung Frankreichs hierzu betreffe,
ſo habe Frankreich Maßnahmen ergriffen, um die Unruhen nicht
auf ſein Gebiet übergreifen zu laſſen. Frankreich ſei der Anſicht,
daß das Nordafrika=Problem Spanien und höchſtens Frankreich
angehe.
Wie verlautet, verlangen die Rifkabilen eine
Kriegsent=
ſchädigung von 20 Millionen franzöſiſchen Franken, 12 Flugzeuge,
120 Kanonen und 10 000 Gewehren mit Munition. Weiter
ver=
lautet, daß die Spanier ſich bis Ceuta und Melilla zurückziehen
müſſen.
Wieder ein falſcher Erzbergermörder.
Ffm. Karlsruhe, 22. Nov. (Priv.=Tel.) Es hatte nach
den Zeitungsnachrichten der letzten Zeit den Anſchein, daß man
nach Schulz=Förſter, dem nach der Türkei abgeſchobenen
Mörder Erzbergers, nunmehr auch dem zweiten, Tilleſſen,
auf die Spur gekommen ſei. Man wird ſich erinnern, daß vor
einiger Zeit in Preßburg in der Tſchechoſlowakei ein Deutſcher
verhaftet wurde, der im Beſitz gefälſchter Papiere war und von
dem man annahm, daß er mit dem in die Erzbergermord=Affäre
verwickelten Tilleſſen identiſch iſt. Deutſcherſeits wurde ſofort das
Nötige veranlaßt, um hierber Klarheit zu ſchaffen. Im Auftrag
des Landgerichtsdirektors Egler in Offenburg, der die
Unter=
ſuchung im Falle Erzberger leitet, begab ſich, wie heute von
zu=
ſtändiger Stelle mitgeteilt wird, der Kriminaloberinſpektor
Schuhmacher=Karlsruhe nach Preßburg, um dem angeblichen
Tilleſſen gegenüber geſtellt zu werden. Der deutſche Kriminaliſt
ſtellte jedoch nur feſt, daß dieſer nicht der geſuchte Tilleſſen,
ſon=
dern der Schloſſer Harrh Wiſchowski aus Liebenau iſt. Wiſchowski
wird von mehreren deutſchen Behörden wegen Betrugs und
Diebſtahls ſeit längerer Zeit geſucht. Es iſt auf Grund eines
Hundediebſtahls an der öſterreichiſch=tſchechoſlowakiſchen Grenze
verhaftet worden.
Deutſch=japaniſche Handelsvertragsverhandlungen.
Berlin, 22. Nov. Nachdem die inneren Reſſortbeſprechungen zum
Abſchluß gelangt ſind, beginnen am Montag die offiziellen
deutſch=japaniſchen Handelsvertrags=Verhandlungen in
Berlin. Deutſcherſeits werden die Verhandlungen von dem bekannten
Miniſterialdirektor Dr. Knipping geführt werden, der auch die
deutſch=
chineſiſchen Handelsvertragsverhandlungen geleitet hat. Die japaniſche
Negierung wird durch ihren hieſigen Botſchafter Honda, der in dieſer
Aufgabe von dem geſamten Botſchaftsperſonal unterſtützt wird, vertreten
ſein. Es iſt beabſichtigt, bei dieſen Verhandlungen den Stand des
Han=
delsvertrages von 1911 unter Einräumung der gegenſeitigen
Meiſtbegün=
ſtigung wieder einzuführen. Ein ſonſtiges Tarifabkommen dürfte aller
Wahrſcheinlichkeit nach nicht abgeſchloſſen werden. Es iſt zu hoffen, daß
die Handelsvertragsverhandlungen bis zum 10. Januar nächſten Jahres
ein beide Teile befriedigendes Ergebnis gezeitigt haben.
Das Deutſche Schauſpielhaus in Hamburg
bereitet für Freitag, den 28. November 1924, die Erſtaufführung
der „Medea des Euripides”, eine Nachdichtung von Joh.
Tralow, vor, die ſich jüngſt bei der Uraufführung in
Frank=
furt a. M. eines ſtarken Erfolges zu erfreuen hatte. Johannes
Tralow wird das Werk ſelbſt inſzenieren.
* Peinliche Lage. Der Juſtizminiſter von Lindelof und ſein
Adlatus, Miniſteralrat Crev, waren gewiß treue Diener
Groß=
herzog Ludwigs III. und gern bereit, ſeinen Befehlen
nachzu=
kommen, aber einmal in ihrer Dienſtzeit ſahen ſie ſich trotz aller
Dienſtwilligkeit doch gezwungen, gegen die Anordnungen ihres
Souveräns zu demonſtrieren. Es war im Jahre 1852, da wandte
ſich eine gewiſſe Luiſe L. in einer Eingabe an Ludwig III. und
klagte, „ſi= ſei der Spielball und das Opfer der Verführung
ge=
worden‟. Dieſe Vorſtellung ward vom Großherzog dem
Juſtiz=
miniſterium „zu weiterer Verführung” überwieſen. Dem Miniſter
und ſeinem Rat ſtanden, die Haare zu Berg. In ihrer Not
wandten ſie ſich an den Miniſterpräſidenten von Dalwigk; dieſer
berichtete das Geſchehnis an Ludwig III. und erzielte damit
fol=
genden Marginalbeſcheid: „Zur Beruhigung der beiden
unſchul=
digen Don Juans, Lindelof und Crey, kommt die verfügte „
Ver=
führung” als Verfügung neu in die Szene geſetzt hierbei zurück.”
Und damit dürfte den Herren im Juſtizminiſterium der Alp, der
auf ihrer Bruſt laſtete, genommen worden ſein.
* Ein Dolchſtoß, der explodiert. In Paris lacht man über
einen kleinen Lapſus, der Maurice Leblane paſſiert iſt, dem
be=
rühmten Autor des „Arſene Luvin”. In der „Gräfin Caglioſtro”,
einem neuen Senſationsdrama des allzu fruchtbaren Dichters (im
Feuilleton des „Journal”) ſteht zu leſen: „Beaumagnan bohrte
ſich einen Dolch in ſeine Bruſt . . . Auf den Lärm der
Detona=
tion hin kamen Bauern herbeigerannt.
* Ein einzigartiges Bankgewölbe. Das neue Gebäude der
Federal Reſerve Bank in New York, deſſen Baukoſten 14
Mil=
lionen Dollar betrugen und das vor lurzer Zeit dem
Geſchäfts=
verkehr übergeben worden iſt, iſt eines der größten Bankgebäude
der Welt. Es nimmt einen ganzen Block in Wallſtreet ein und
hat fünfzehn Stockwerke über der Erde und fünf unter der Erde.
Eigenartig iſt das Gewvölbe, das aus dem feſten Felſen
ausge=
hauen iſt. Es beſteht aus drei Stockwerken, die einen Naum
von vierzig Durchſchnittswohnräumen umf ſſen und in weichen
die Wertpapiere und das Bargeld der Bank aufbewahrt werden.
Die Türen des Gewölbes, ſechs an der Zahl, bieten ſicheren
Schutz gegen Einbruch. Die drei Haupttüren ſind zehn Fuß dick
und wiegen jede 230 Tonnen, während die drei Nottüren acht
Fuß dick ſind und 185 Tonnen wiegen.
Ruutter 326,
Sonntag, ben 23. November 1924
hinweiſen und darf nicht das dem deutſchen Geiſt angeboxene, für einen
gedeihlichen Fortſchritt unſerer Volksgemeinſchaft ſo verhängnispolle
illuſioniſtiſche Schwärmen um weltferne Idole nähren. In dieſem
Sinne iſt beſonders auch die Betonung der ſtaatsbürgerlichen Erziehung
der Jugend zu begrüßen. Das Weſen des Staates iſt Macht. Das muß
unſerer Jugend, zumal in einer Zeit, in der es unſerem Staate an
die=
ſer weſentlichen Eigenſchaft ſo ſchmerzlich viel fehlt, zum Bewußtſein
gebracht werden, und daß die tiefſte Wurzel ſtaatlicher Macht in der
ſtaatsbürgerlichen Geſinnung, in der begeiſterten Hingabe an den
Staat=
zu finden iſt. Solcher Geiſt muß in unſerer Jugend auch dem
gegen=
wärtigen Staat gegenüber geweckt werden. Aber man hüte ſich dabei
vor der völlig irrigen Anſicht, das Ziel könne etwa durch eine
tenden=
ziöſe Verherrlichung der gegenwärtigen Staatsform erreicht werden!
Damit würde man ſich an dem Geiſt der Wiſſenſchaftlichkeit verſündigen,
der den Unterricht der höheren Schule beherrſchen muß. Die Geſchichte
lehrt, daß es keine abſolut beſte Staatsform gibt, daß alle als
Menſchen=
werk Mängel und Vorzüge haben, daß die Staatsform entſprechend
den ſich ändernden Zeitbedürfniſſen ſich wandeln und diejenige jeweilig
die beſte iſt, die dem Nutzen der Geſamtheit zur Zeit am beſten dient.
und iſt auch in der Lage, manche Saite des Gefühlslebens in Schwingung
zu verſetzen.
Ueber die Wichtigkeit der körperlichen Ausbildung der
heranwachſen=
den Jugend und die Notwendigkeit einer verſtärkten Sorge auf dieſem
Gebiete beſteht keine Meinungsverſchiedenheit. Hier befinden ſich die
höheren Schulen ſchon ſeit Jahrzehnten in einer fortſchreitenden
Entwick=
lung, und es kann von der bevorſtehenden Neuordnung mit Beſtimmtheit
ein weiterer Fortſchritt erwartet werden. Zwar die Fachleute werden
auch mit dem was ihnen lehrplanmäßig gewährt werden wird, noch nicht
zufrieden geſtellt ſein, aber das allgemeine Verſtändnis für die
Wichtig=
keit dieſer Frage, der löbliche Wetteifer, der hier unter den Lehranſtalten
zu bemerken iſt, wird die Sache auch über das lehrplanmäßig Gewährte
hinauszufördern erlauben.
Beſonders ſchwer zu erfüllen ſcheint die zweite Zielforderung, die
Forderung der Allgemeinbildung. Die Denkſchrift des preußiſchen
Mini=
ſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung lehnt dieſe Forderung
als unerfüllbar ab. Man kann ihr, wenn man wie ſie darunter das Ideal
einer allſeitigen Bildung verſteht, zuſtimmen. Es iſt in der Tat nicht
mehr möglich, „eine einheitliche Zuſammenfaſſung des geſamten
Kultur=
gehalts in einem Bewußtſein” zu erreichen. Aber die Idealforderung
muß u. E. für die höheren Lehranſtalten trotzdem aufrecht erhalten
blei=
ben. Es muß danach geſtrebt werden — und in Wirklichkeit ſind doch auch
die preußiſchen Stundentafeln nach dieſem Geſichtspunkt ausgearbeitet —,
daß in allen höheren Schulformen die für unſer Volk wichtigſten
Kultur=
leiſtungen der Menſchheit, wenn auch in ſtarker Auswahl, zur Erkenntnis
gebracht werden. Aus welchem andern Grunde hätte man z. B. in den
preuß. Stundentafeln den naturwiſſenſchaftlichen Unterricht trotz der faſt
allgemeinen Zurückſetzung des fremdſprachlichen Unterrichts beim alten
Stand belaſſen und den erdkundlichen Unterricht ſogar erweitert?
Auch hier iſt es notwendig, daß von dem Blickpunkt dieſer
Idealfor=
derung aus eine wohlüberlegte Ausleſe aus dem unermeßlichen Stoff
erfolgt. Da iſt es zunächſt ſelbſtverſtändlich und auch von allen an der
höhern Schule intereſſierten Kreiſen einmütig anerkannt, daß bei dieſer
Ausleſe des Lehrſtoffes in erſter Linie die Kulturleiſtungen und
=beſtrebungen des eigenen Volkes berückſichtigt werden müſſen. Die
Fächer, die dieſes Bildungsgut insbeſondere überliefern, Religion,
Deutſch, Geſchichte, Erdkunde ſowie die Kunſtfächer Zeichnen und Muſik,
die „kulturkundlichen Fächer”, wie ſie mit einem nicht ganz bezeichnenden
Ausdruck in der preuß. Denkſchrift benannt ſind, werden in den neuen
Lehrplänen eine Verſtarkung erfahren und in Zukunft in allen höheren
Lehranſtalten mit Ausnahme der neuen Deutſchen Oberſchule, in der
dieſe Fächer noch ſtärker hervorgehoben ſind, durch Erteilung einer nahezu
gleichen Stundenzahl eine gleich wichtige zentrale Stellung erhalten. Das
wird dann ein zweites, ſehr wichtiges Moment ſein, wodurch die
Gleich=
artigkeit der höheren Schulformen zum Ausdruck kommt.
In der Auswahl der übrigen Lehrſtoffe unterſcheiden ſich die
höhe=
ren Schulformen. Fächer, die in der einen neben den kulturkundlichen
mit beſonderem Nachdruck betrieben werden, treten in der anderen mehr
zurück oder verſchwinden ganz. Aber da es ſich auch in dieſen jedesmal
um ſehr wichtige Bildungsgüter handelt, ſo müſſen Wege gefunden
werden, auf denen das Weſentlichſte aus den in den Einzelanſtalten
mehr zurücktretenden oder als Sonderfächer ganz fehlenden
Lehrgebie=
ten dennoch an die Schüler herangebracht und damit der Forderung der
Allgemeinbildung entfprochen werden kann. Von dieſem Standpunkt
aus muß der in der Denkſchrift geäußerten Auffaſſung entgegengetreten
werden, daß in den kulturkundlichen Fächern die Auswahl der
Lehr=
ſtoffe unter beſonderer Berückſichtigung der die einzelnen Schulformen
unterſcheidenden Fächer erfolgen ſolle, alſo im Gymnaſium der
römi=
ſchen und griechiſchen, im Realgymnaſium der engliſchen und
franzöſi=
ſchen Kultur, in der Oberrealſchule der mathematiſch=
naturwiſſenſchaft=
lichen Leiſtungen und Probleme. Selbſtverſtändlich wird eine derartige
Rückſichtnahme erfolgen, aber es hätte darum gerade das weniger
Selbſtverſtändliche betont werden müſſen, daß die kulturkundlichen
Fächer beſonders geeignet und deswegen auch berufen ſind, das
Weſent=
lichſte aus den Stoffen an die Schule zu bringen, die in dem Lehrplan
der betreffenden Anſtalten entweder nur unzureichend oder gar nicht
berückſichtigt werden konnten. So muß z. B. in den kulturkundlichen
Fächern der Realanſtalten und der Oberſchule eine einigermaßen
zu=
reichende Kenntnis der in unſerem Volksleben noch fortwirkenden
Be=
ſtandteile des antiken Kulturlebens unter allen Umſtänden vermittelt
werden.
Die dritte Zielforderung, die Forderung der Gemeinſchaftsbildung,
erfreut ſich in unſerer Zeit der allſeitigſten Billigung. Mit vollem
Recht. Hier liegt die wichtigſte Zeitaufgabe, die die Schule zu erfüllen
hat. In dieſer Zeit einer allgemeinen völkiſchen Not muß die
Notwen=
digkeit des Zuſammenhaltens in allen Gemeinſchaften der Jugend
ein=
dringlich nahe gebracht werden. Aber hier muß man wie in allem bei
dem Nächſten anfangen, auf die Pflicht gegenſeitiger Vertväglichkeit,
Wertſchätzung und Hilfsbereitfchaft unter den eigenen Volksgenoſſen
Von Oberſtudiendirektor Altendorf
Schulformen.
Zu den unterſten Grundlagen des höheren Schulweſens führt die
Frage nach den tiefſten und letzten Aufgaben, die die höhere Schule zu
er=
füllen hat. Die Einheitlichkeit und Gleichwertigkeit der höheren
Schul=
formen beruht im weſentlichen darauf, daß dieſe Aufgaben allen
gemein=
ſam ſind. Sie ſind dreifach. Die höheren Schulen müſſen die geiſtigen
und körperlichen Kräfte ihrer Zöglinge möglichſt vollkommen entwickeln
Perſönlichkeitsbildung), ſie müſſen einen Ueberblick über die wichtigſten
Kulturleiſtungen und Kulturſtrebungen der Menſchheit geben (
Allgemein=
bildung), ſie müſſen die Fähigkeit und den Trieb, an dem Leben der
wert=
vollſten Gemeinſchaften in Volk und Menſchheit ſchöpferiſch teilzunehmen,
erwecken und vertiefen (Gemeinſchaftsbildung). Die Volksſchule hat zwar
die gleichen Aufgaben, ſie unterſcheidet ſich aber infolge der viel kürzeren
Lehrzeit und der Zuſammenſetzung ihrer Schülerſchaft in dem Maß des
hierin Erreichbaren ſehr weſentlich von den höheren Schulen.
Die Bildungsmittel, die zur Erreichung dieſer Ziele zur Verfügung
ſtehen, ſind von einem ſo übermäßigen Reichtum, daß nur ein
verhältnis=
mäßig beſcheidener Teil davon von den höheren Schulen bewältigt werden
kann. Ja, die Entwicklung des höheren Schulweſens hat gezeigt, daß es
unmöglich war in einer einzigen Schulform auch nur das
Unentbehr=
lichſte an die Schüler heranzubringen. Der wunderbare Aufſchwung der
mathematiſch=naturwiſſenſchaftlichen Fächer, der Aufſtieg der Technik und
die Erweiterung des Gemeinſchaftslebens in der menſchlichen Geſellſchaft,
die dadurch hervorgerufen wurden, machte zunächſt notwendig immer
mehr Bildungsſtoff in die vorhandene einzige höhere Schule, das
Gym=
naſium, zu übernehmen. Dies führte aber auf die Dauer zu einer für die
Faſſungskraft der Schüler unerträglichen Ueberladung und konnte
trotz=
dem nicht das Heraufwachſen anderer Formen der höheren Schlle, des
Realgymnaſiums, der Oberrealſchule und in letzter Zeit der Deutſchen
Oberſchule, verhindern. So hat ſich eine notwendige, uns heilſame
Ar=
beitsteilung vollzogen. Es beſtehen nun nebeneinander vier Formen der
höheren Schule, die ſich in der Auswahl der Bildungsſtoffe und dem Maß
der Nachdrücklichkeit des Betriebes der gleichwertigen Bildungsſtoffe
unter=
ſcheiden, nicht aber in jenen letzten Zielen, die ſie verfolgen und in denen
ſie ſich auch nicht unterſcheiden dürfen, wenn ihre Gleichwertigkeit nicht
gefährdet werden ſoll.
Dieſe drei Hauptaufgaben enthalten in ſich wieder außerordentlich
Vielgeſtaltiges, und es iſt deshalb verſtändlich, wenn verſchiedene Zeiten,
verſchiedene Richtungen und Perſönlichkeiten Einzelpunkte ſtärker
hervor=
gehoben oder zurückgeſtellt wiſſen wollen. So neigt die gegenwärtige Zeit,
was die Perſönlichkeitsbildung betrifft, zu einer Unterſchätzung der
Wich=
tigkeit einer möglichſt guten Herausbildung des logiſchen Denkvermögens
— man ſchmäht den übertriebenen Intellektualismus der bisherigen
höheren Schule — und infolge davon zu einer gefährlichen Verkümmerung
derjenigen Unterrichtszweige, die beſonders geeignet ſind, dies
Bildungs=
gut zu vermitteln. Das iſt die Mathematik und der fremdſprachliche
Unterricht mit ſeinem grammatiſchen Betrieb. Es iſt wohl richtig, daß in
dieſer Hinſicht früher vielleicht des Guten zu viel geſchehen iſt und daß
hier eine mäßige Herabſetzung am Platze iſt. Aber man darf auch hier
nicht zu weit gehen. Wenn Heſſen die Deutſche Oberſchule zu einer
höhe=
ren Schule mit nur einer Fremdſprache machen will, ſo ſcheint man damit
nach der Anſicht vieler ſachkundiger Kreiſe unter das Maß des
Notwendi=
gen hinabgegangen zu ſein. In dieſem Zuſammenhang muß auch der
Be=
trieb der lateiniſchen Sprache als beſonders wertvoll bezeichnet werden.
Die lateiniſche Sprache iſt nun einmal trotz der in der letzten
Schul=
debatte des heſſiſchen Landtags geäußerten Zweifel mehr als alle anderen
in Betracht kommenden Fremdſprachen aus einer ganzen Reihe von
Grün en, die hier nicht erörtert werden ſollen, zur Erzielung einer
for=
malen Geiſtesbildung geeignet.
Unſere Zeit iſt demgegenüber geneigter, den Wert der Willens= und
Gefühlsbildung hervorzuheben. Das iſt gewiß begrüßenswert. Aber
man täuſche ſich darüber nicht, daß große Erziehungserfolge, auf dieſen
Gebieten unmittelbar nur von ſeltenen, gottbegnadeten
Erzieherperſön=
lichkeiten erzielt werden, daß ſie nicht durch irgendwelche
Erziehungs=
methoden geſichert werden können, daß ſie dafür aber mit Gewißheit aus
einer treu geleiſteten pflichtmäßigen Unterrichtsarbeit an den nach dieſen
Geſichtspunkten klug ausgewählten Lehrſtoffen von ſelbſt als beſte Frucht
erwachſen werden! Auch ein gewiſſenhaft und geſchickt betriebener
gram=
matiſcher Unterricht vermittelt viel Schätzenswertes an Willensbildung
Paris 22. Nov. (Wolff.) Die „Ere Nouvelle”
be=
ſchäftigt ſich wiederum mit dem Fall Nathuſius. Die
franzö=
ſiſche Regierung hätte natürlich einen Gerichtshof nicht verhindern
können, in voller Freiheit ſeinen Spruch fällen zu können. Aber
es beſtanden Rückſichten höherer Art, die die Debatte beherrſchten.
Es handele ſich daraum, zu wiſſen, ob nicht hier der Grundſatz
Summum zus, summa inura angewendet werden müſſe. Es
handle ſich vor allen Dingen darum, zu begreifen, daß das
Staats=
recht die feſtgegründete Herrſchaft aufgeben müſſe, und daß es
Fälle gebe, in denen man auf die robuſte Beweisführung
verzich=
ten müſſe, weil ſonſt die große europäiſche Verſtändigungspolitik
in Frage geſtellt werde. Wir dürfen, ſo fuhr das Blatt fort, nicht
vergeſſen, daß man Frankreich und Deutſchland nicht miteinander
ausſöhnen wird, wenn man nicht einige Opfer bringt. Es verſteht
ſich von ſelbſt, daß dieſe Opfer die vitalſten Intereſſen eines
Staa=
tes nicht berühren dürfen. Aber bei der Affäre Nathuſius hätten
wir eigentlich die Verpflichtung gehabt, nichts zu unternehmen.
Wir ſtehen jetzt wiederum am Vorabend der deutſchen
Reichs=
tagswahlen, deren Ergebnis in gewiſſem Maße beſtimmend ſein
wird für das, was ſich auch bei uns vorbereiten wird. Das Urteil
von Lille kann die Wahl von 30 deutſchen Nationaliſten bed uten.
Jedenfalls muß der Effekt dieſes Urteils, das ſchon jetzt
ausge=
beutet wird, beſeitigt werden.
* fm. Karlsruhe 22. Nov. (Priv.=Tel.) Dr.
Stre=
ſemann kam in ſeiner Rede (ſ. Seite III) in der Feſthalle auch
auf das Liller Urteil zu ſprechen. „Das unerhörte Urteil des
franzöſiſchen Kriegsgerichts in Lille gegen den deutſchen General
von Nathuſius”, ſagte er, „fand die einmütige Verurteilung der
Reichsregierung und des ganzen deutſchen Volkes. Das
Aus=
wärtige Amt habe ſich ſofort mit der Angelegenheit beſchäftigt.
Er ſelbſt werde am Montag den Pariſer Vertrauensmann in
Berlin ſprechen. Der deutſche Botſchafter ſei heute in dieſer
An=
gelegenheit beim franzöſiſchen Miniſterpräſidenten vorſtellig
ge=
worden. Die deutſche Regierung werde nach der zwiſchen
Frauk=
reich und Deutſchland angebahnten politiſchen Entſpannung das
vorgehen der Behörde gegen den General Nathuſius nicht
zulaſ=
ſen. Der Kampf gegen die Kriegsſchuld werde weitergeführt,
bis nichts mehr davon übrig ſei. Der grundſätzliche Kampf ſollte
von allen Parteien geführt werden.
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 326.
Sonntag, den 23. Nobember 1924.
Seite 5.
Die Ausſiellung über Ingenieurbauten.
Aus der Landeshauptſtadt.
Gelegentlich der Feier des 50 jährigen Beſtehens des Mittel=
Darmſtadt, 23. November.
Zum Totenſonntag.
Heimwehgedanken bewegen heute manches Gemüt. Traute,
liebe Menſchen treten vor das innere Auge. Wir ſind mit ihnen
eine gute Strecke Weges gewandert. Nun ſind ſie vorausgeeilt
und haben uns dahinten gelaſſen. Es mag manchem heute
ein=
ſam, ſehr einſam zu Mut ſein. Er hat ein
RechtzumHeim=
weh. Aber wonach hat er denn eigentlich Heimweh? Nach
den Toten? Sicherlich! Aber das darf nicht das Einzige ſein.
Sonſt macht ihn ſein Heimweh krank und untüchtig; und er muß
jetzt doch dotpelt auf dem Plan ſein. Nein, Heimweh, nicht bloß
nach den Toten, ſondern Heimweh auch nach dem Leben, nach
dem reichen, reinen, ruhevollen Leben der Ewigkeit. Dahin gilt
es das Herz zu ſtrecken, daß wir Leben bekommen für dieſe Erde,
auf der ſich das Menſchenherz ſonſt zu Tod härmt oder zu Tode
ſcherzt. Wer kein Heimweh hat, kommt nicht nach Hauſe. Er
ſtirbt wohl, aber er findet keine Heimat. Selig ſind, die das
Heimweh haben, denn ſie ſollen nach Hauſe kommen.
— Kunſtverein, Rheintor. Da die jetzige intereſſante „Darmſtädter
Herbſtausſtellung” des Ortsvereins Darmſtadt der „Allgem. Deutſchen
Kunſtgenoſſenſchaft” verlängert wurde und noch bis 30. November
dauert, können alle Beſucher, die ſich bis jetzt noch nicht an der
Abſtim=
mung über die beſten Kunſtwerke der Ausſtellung beteiligt haben, dies
noch nachholen. Von den an der Ausſtellung beteiligten Künſtlern
wur=
deu für die Verloſung wertvolle Preiſe geſtiftet. An dieſer Verloſung
nehmen alle diejenigen Abſtimmer teil, welche drei der ſechs
meiſtbenann=
ten Nummern aufgenommen haben. Dieſe Abſtimmung iſt ein recht
in=
tereſſanter Verſuch, die Anſichten der hieſigen Kunſtfreunde kennen zu
lernen.
— Wilhelm Steinhauſen=Vortrag. Man ſchreibt uns: Wenn man
die hervorragendſten chriſtlichen Maler unſeres Volkes in den letzten
Jahrzehnten nennt, wird immer wieder neben Hans Thoma, Eduard
v. Gebhard, Fritz v. Uhde, der in dieſem Jahre verſtorbene Wilhelm
Steinhauſen genannt werden. Manche ſeiner Werke haben wie
ſein „Gaſtmahl” oder ſeine „Bergpredigt” längſt ſich ein Heimatrecht im
deutſchen Chriſtenhauſe erworben. Was ſeine Kunſt zu einer deutſchen
macht, iſt vor allem das eine, daß er im Unterſchied zu der italieniſchen
Kunſt, die die ſchöne Form mit Meiſterſchaft entwickelte, die Schönheit
des Geiſtes darzuſtellen ſuchte. Er ſah die Natur, die er darſtellen wollte,
gleichſam von innen heraus. Ob man ſich in ſeine bibliſchenBilder
ver=
tieft, in denen er mit vollendeter Meiſterſchaft darzuſtellen ſuchte, was
die Menſchen innerlich bewegt, ob man ſeine Landſchaften betrachtet, die
uns das vor Augen ſtellen, was ſie einem beſinnlichen Beſchauer zu
kün=
den weiß, von dem Geheimnis Gottes in der Natur, überall werden wir
vom Aeußerlichen auf die innere Schönheit gewieſen. Das aber iſt
deutſche Kunſt. Da werden wir nicht in eine ideale Formenwelt
hinein=
geführt, die doch nie vorhanden war; wir ſehen die Menſchen, wie ſie
ſind, aber wir ſehen ſie, wie ſie bewegt werden von den tiefſten Fragen
und im Ringen mit ihnen zu Charakteren werden, aus denen eine
inner=
liche Schönheit hervorſtrahlt. Da werden uns keine Landſchaften
vorge=
führt, die durch ihre grandioſen Formen das Auge feſſeln, ſondern wir
ſchauen die ſchlichten Bilder des Odenwaldes und des Taunus, die wir
alle kennen, und wir werden hineingeführt in die Wunder, die ſie uns
offenbart. So kann nur ein Maler zu uns reden, der ſelbſt dieſe
Wun=
der erlauſcht und dem ſo das Sichtbare zu einer Offenbarung des
Un=
ſichtbaren geworden iſt. Das war der tiefe Eindruck, den jeder Beſucher
der Frankfurter Ausſtellung zu Steinhauſens Gedächtnis, die in dieſem
Herbſte eine Auswahl ſeiner Meiſterwerke bot, mitnehmen konnte. Der
Vortrag, der am nächſten Montag, abends 8 Uhr, im Mathildenhöhſaal,
von Pfarrer Deggau von Bedenkirchen, dem vertrauten Freunde des
verſtorbenen Meiſters, über „Deutſchtum und Chriſtentum in der Kunſt
Steinhauſens” gehalten wird, wird eine gute Auswahl der reifſten Werke
des Meiſters im Lichtbilde vorführen und ſo dem Kenner Steinhauſens
eine wehmütige Gedächtnisſtunde, denen, die Steinhauſen wenig oder
nicht kennen, eine nicht zu übertreffende Feierſtunde bereiten. Der
Neinertrag des Vortrags ſoll ohne jeden Abzug den weitverzweigten
Ar=
beiten unſeres Diakoniſſenhauſes Eliſabethenſtiſt auf dem Gebicte der
Krankenpflege, der Kinderfürſorge, der Altershilfe, der Rettungsarbeit
an den Gefährdeten zugute kommen. Der Beſuch des Vortrags wird
darum angelegentlichſt empfohlen.
Städt. Akademie für Tonkunſt. Zur Einführung in das zweite
Konzert des Muſikvereins ( Jahreszeiten” von Haydn) findet Mittwoch,
den 26. d. M., abends 347 Uhr, ein Vortrag des Herrn Dr. Bodo Wolf
im Saale der Städt. Akademie für Tonkunſt ſtatt. Eintrittskarten zu
1 Mk. im Sekretariat der Städt. Akademie, Eliſabethenſtraße 36. — Die
inakt ven Mitglieder des Muſikvereins erhalten gegen Vorzeigen ihrer
Mitgliedskarte Karten zu 0,50 Mk. Die aktiven Mitglieder erhalten
Kar=
ten für ihre Perſon bei Herrn Baumann. Donnerstag, den N. Nov.,
findet das erſte Akademie=Volkskonzert im Großen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt, und zwar, wie im Vorjahre, um
6 Uhr für die Schuljugend und um 8 Uhr für die
Wohlfahrtsorganiſa=
tionen der Stadt Darmſtadt. Vielfachen Wünſchen entſprechend iſt das
trag von dem Inſtrumentalverein und dem Orcheſter der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt die Ballettmuſik aus der Pantomime „Les petits
riens” und die Symphouie Es=Dur. Als Soliſtin wurde Fräulein
Hed=
wig Faßbender aus Baſel gewonnen die das Violinkonzert D=Dur wie ſie in anderen Städten die Unternehmen betroffen hat. Solch
un=
mit Orcheſterbegleitung, ſowie Adagio G=Dur und Rondo G=Dur in der
Kreislerſchen Bearbeitung vortragen wird. Die Begleitung der beiden
letzten Werke kat Herr Profeſſor Carl Beines übernommen. Die in Darmſtadt möglich ſein. Wenn Darmſtadt mit dem Satz von 25 Pro=
Leitung des Konzerts liegt in den Händen des Städt. Muſikdirektors
Wilh=lm Schmitt. Die Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen erhalten
Karten zum Einheitspreis von 30 Pfg. zugeſandt. Kleinrentner und 500 000 Einwohner zählt und enormen Fremdenverkehr hat, während
Sozialrentner erhalten Karten im Sekretariat der Städt. Akademie zu
demſelben Preis.
— Orpheum. Kartenrerkauf für heute, 23. November:
Verkehrs=
bureau von 10—12 Uhr; Orpheumskaſſe ab 3 Uhr ununterbrochen. (S.
Anzeige.)
— Die Beratungsſtunden der Mutter= und Säuglingsfürſorge im
Weſtbezirk der Stadt Darmſtadt finden nun nicht mehr Mitt= der Betroffenen!
wochs nachmittags ſondern Dienstag vormittags von 10—12
Uhr weiter in den Räumen 8 und 9 im Wohlfahrtsamt ſtatt. Eingang
Mornewegſtraße.
— Heſſiſche Sparprämien. Der kürzlich ſchon mitgeteilte große
Er=
folg der diesjährigen Sparprämienverteilung hat den Heſſiſchen
Sparkaſſen und Giroverband veranlaßt, eine Wiederholung
Ende 1925 ſtattfinden zu laſſen. Für alle diejenigen Sparer, welche ſich
ſchon in dieſem Jahre die Anwartſchaft auf eine Prämie erworben
hat=
ten und das bis 1. Dezember 1924 geforderte Mindeſtguthaben von
80 Mark ſtehen laſſen, ſind beſondere Vergünſtigungen vorgeſehen. Die
näheren Bedingungen für die zweite Prämienverteilung werden in den
nächſten Tagen bekannt gegeben.
— Anmeldetermin für Lebensverſicherungsanſprüche zur
Aufwer=
tung. Wie uns der Schutzverband der Lebens= und F uerverſicherten unterdrückt und die Bildung von Betriebskapital wieder ermöglicht.
e. V., München (Jſabellaſtraße 40) mitteilt, wird eine Anmelde= reſp.
Ausſchlußfriſt zur Anmeldung von Anſprüchen aus Lebensverſicherungen
auf Aufwertung vorausſichtlich allgemein nicht angeordnet werden. Eine heit läßt und ihr möglichſt wenig unproduktive Laſten auferlegt. Eine
ſolche Ausſchlußftiſt kann zwar auf Antrag eines Treuhänders oder
einer Verſicherungsgeſellſchaft durch das Reichsaufſichtsamt für
Privat=
verſicherung feſtgeſetzt werden, doch wird eine ſolche F ſtſetzung
voraus=
ſichtlich meiſt nicht erforderlich ſein, da die für die Aufwertung
erforder=
lichen Unterlagen vollſtändig im Beſitze der V rſicherungsgeſellſchaften
ſind. Falls es bei einzelnen Geſellſchaften zur Feſtſetzung einer
Aus=
ſchlußfriſt kommen ſollte, wird ſie bekannt gemacht und auch vom
Schutz=
verbande über die Angaben, die zur Anmeldung von den Verſicherten
zu machen ſind, Auskunft erteilt. Bekanntlich ſtrebt der Verband eine
Höheraufwertung an.
rheiniſchen Architekten= und Ingenieur=Vereins wird in
Darm=
ſtadt eine Ausſtellung gezeigt werden, die nicht nur in Fachkreiſen,
ſondern darüber hinaus in der ganzen Oeffentlichkeit
Aufmerk=
ſamkeit erregen wird. Dem Vereinsvorſtand iſt es nämlich
ge=
lungen, die von dem Deutſchen Bund Heimatſchutz zuſammen
mit Unterſtützung anderer Verbände unternommene Ausſtellung
über die Schönheit der Induſtrie= und
Ingenieur=
bauten hierher zu bekommen. Die Ausſtellung wird im
An=
ſchluß an eine akademiſche Feier in den Räumen des
Gewerbe=
muſeums am 29. November dahier eröffnet werden. Sie iſt
be=
reits in verſchiedenen Städten mit großem Erfolg gezeigt worden
und zwar in Südweſtdeutſchland bis jetzt nur in Stuttgart vor
zwei Jahren auf dem dortigen Denkmalpflegetag. Die
Unter=
handlungen, ſie von hier nach Freiburg zu überführen, ſind noch
im Gange. Anfang Januar wird die Ausſtellung in Schweden,
welches Land ſich beſonders dafür intereſſiert, gezeigt werden.
Sie iſt dazu geeignet, die Notwendigkeit des
Zuſammen=
wirkens der rchitekten und Ingenieure bei
ſol=
chen Werken darzutun. Die Schönheit der Induſtriebauten iſt
keineswegs eine Angelegenheit wechſelnden Geſchmacks. Die aus
allen Zeiten und aus den verſchiedenſten Landesteilen für die
mannigfachſten Aufgaben zuſammengetragenen Beiſpiele tun dar,
daß es ſich dabei nicht, um eine von perſönlichem oder
Stil=
empfinden abhängige Schönheit handelt. Ein Bauwerk kann
als gut nach jeder Richtung angeſprochen werden, wenn es
wirt=
ſchaftlich handwerklich und techniſch praktiſch voll befriedigt und
dabei zugleich eine gewiſſe natürliche, gewöhnlich gar nicht an
eine Verteuerung der Anlagen gebundene Schönheit atmet. Die
anſprechende und ſchöne Wirkung eines Baues iſt überhaupt erſt
der rechte Ausdruck dafür, daß in der Wahl des Bauplatzes und
der Werkſtoffe ſowie in deren ſachlicher Verarbeitung, daß in
Erfüllung des Zweckgedankens, in Grundriß, Aufbau und
Körper=
geſtaltung im großen und im einzelnen ſowie in der Rückſicht auf
die ſtädtebauliche und landſchaftliche Umgebung alle gebotenen
billigen Forderungen ſachlich erfüllt ſind und in der Anlage nach
jeder Richtung ihren ſinnfälligen Ausdruck erhalten haben. In
dieſem Sinne die Schönheit der alten Bauten zu zeigen und
auch für unſere Zeit der Durchführung dieſer Grundgedanken
der Ingenieurbauten Anerkennung zu verſchaffen und ſie in die
Tat umzuſetzen, iſt Zweck dieſer Ausſtellung, die uns dann
hoffentlich dazu verhilft, die Heimat in Stadt und Land vor
ſchlimmen Eingriffen durch unſchöne Nutzbauten zu ſichern und
ihr neue erfreuliche Werte zu bringen.
* Die Vergnügensſieuerſätze der Stadtverwaltung.
Orpheum, Uniontheater und Palaſtlichtſpiele
haben ſich in einer an den Steuer= und Finanzausſchuß und den Herrn
Oberbürgermeiſter gerichteten Eingabe gegen den neuerdings
geforder=
ten Steuerſatz von 25 Prozent des Kartenpreiſes gewendet
und u. a. ausgführt:
„Die jetzigen Eintrittspreiſe erreichen den höchſten Stand, der bei
der Verarmung der Bevölkerung möglich iſt. Viele Stimmen verlangen
eine Herabſetzung der Eintrittspreiſe, Vereine und Korporationen
for=
dern erhebliche Preisermäßigung und drohen, die Unternehmen zu
boykottieren. Eine Abwälzung der jetzt beabſichtigten Sätze auf die
Be=
ſucher iſt unmöglich.
Andererſeits decken zurzeit die Einnahmen, der Theater kaum die
Unkoſten und Steuerſätze. Alſo iſt ausgeſchloſſen, daß die Unternehmer
die Kartenſteuer ſelbſt tragen.
Beide Wege müſſen zum Ruin der Theater führen. Die Unternehmer
müſſen ſich deshalb mit ſchwerem Herzen entſchließen, am 1.
Dezem=
ber 1924, an welchem Termin die Einzelverſteuerung einſetzen foll,
zu ſchließen. Dem Perſonal iſt auf dieſen Termin gekündigt.
Zahl=
reiche Exiſtenzen werden brotlos.
Betont wird, daß Gießen und Offenbach die beſtehende Pauſchalierung
beibehalten und weiterhin beſtehen laſſen, bis eine reichsgeſetzliche
Rege=
lung erfolgt iſt. Es liegt deshalb kein Anlaß vor, daß Darmſtadt eine
Ausnahme macht und von der ſeitherigen Pauſchalierung abgeht, juſt zu
der Zeit, in der die Reichsregierung die derzeitigen Steuern als zu hoch
erkannt und deren Ermäßigung zugeſagt hat.
Die Maßnahme der Schließung des Orpheums durch Herrn Direktor
Fink nach Bjähriger Arbeit kann nicht etwa als eine Demonſtration
gegen untragbare Steuerlaſten gewertet werden, der Schritt iſt vielmehr
aufgezwungen durch die Verhältniſſe, da der Unternehmer anderenfalls
ſich einer unvermeidlichen Zahlungsunfähigkeit als Ergebnis der auf
25 Prozent erhöhten Billettſteuerforderung gegenübergeſtellt ſieht.
Auf die Eintrittspreiſe, die einem Großteil des Publikums jetzt ſchon
zu hoch erſcheinen, kann nichts mehr geſchlagen werden: um 25 Prozent
erhöhte Preiſe wrden nicht gezahlt und können nicht gezahlt werden.
Die Abwälzungstheorie verſagt hier. Das Unternehmen kann die Steuer
ebenſowenig tragen, da aus den derzeitigen Einnahmen die enormen Ge=
Programm als Mozart=Abend zuſammengeſtellt. Es kommen zum Vor= ſchäftsunkoſten (Löhne der Künſtler, Muſiker, Licht, Heizung und Steuern)
zu dechen ſind. Rechnet man hierzu noch die unvermeidbaren Fehlſchläge
geſchäftlicher Natur, periodiſch ſchlechten Beſuch infolge der Witterung
oder ſonſtiger Einflüſſe, ſo würde eine Zahlungsunfähigkeit eintreten,
rühmlich m Ende iſt Schließung vorzuziehen.
Ein Verfahren, wie es Gießen und Offenbach beobachten, ſollte auch
zent das Franfurter Vorbild nachahmen will, ſo wird dabei überſehen,
daß Frankfurt von jeher eine der reichſten Städte Deutſchlands iſt, gegen
Darmſtadt demgegenübr als mittlerer Provinzplatz ohne Großinduſtrie
und nennenswerten Fremdenverkehr erſcheint, dazu mit einer
Bevöl=
kerung, die überwiegend aus Arbeitnehmern und der Schicht eines
ver=
armten Mittelſtandes beſteht.
So charakteriſiert ſich das Vorhaben der
Stadtver=
waltung als ein gefährliches Spiel mit der Exiſtenz
*Richtlinien zur Bekämpfung der Preistreiberei
Die baheriſche Regierung hat dem Reiche bezügliche Vorſchläge
un=
terbreitet. Geboten iſt: Aufrechterhaltung der Währung und hierauf ſtets
Rückſicht nehmender Vollzug des Londoner Abkommens Verhinderung
nichtkerechtigter Preisſteigerung durch Verbände der Gütererzeuger und
sverteiler. Sckärfere Anwendung und ſoweit nötig, Ausbau der
Be=
ſteuerungen gegen Miſbrauch wirtſchaftlicher Machtſtellungen.
Steige=
rung der deutſchen landwirtſchaftlichen und gewerblichen Produktion und
Erweiterung ihres Abſatzes durch Wiedererſchließung der
Auslandsmärk=
te. Größte Sparſamkeit im öffentlichen Haushalt, auch im Betrieb der
Reichsbehnen. Eine Steuerreferm, die die private Sparſamkeit nicht
Eine Kreditpolitik, die ſtets auch die Stabiliſierung der Preiſe im Auge
behält. Eine Wirtſchaftspolitik, die der Wirtſchaft die notwendige Frei=
Lohnpolitik, die mit der Wiedererſtarkung der Wirtſchaft dem Arbeiter
einen auskömmlichen und gerechten Lohn ſichert, in den Grenzen deſſen,
was die Wirtſchaft irgend zu tragen vermag. Reinigung des
über=
ſetzten Handels auf dem Weg der Unterſagung des Handels gegenüber
unzuverläſſigen Perſonen. Bekämpfung von Auswüchſen der
Preisbil=
dung auf Grund der beſtehenden, hierzu ausreichenden Beſtimmungen.
Wahrung des Wirtſchaftsfriedens. Nachprüfung, ob nicht durch eine
Aenderung des Rechts der Aktiengeſellſchaften auch den Minderheiten der
Aktionäre ein größerer Einfluß auf die Sparſamkeit der
Betriebsfüh=
rung (Tantiemen, Gehälter, Renten!) eingeräumt werden könnte.
* Jackie Coogan.
Einer der beſten Filme des kleinen Jackie Coogan, der
kürz=
lich ſeinen „Siegeszug” durch die Welt beendete, der ihm mehr
Ehren und Ovationen brachte, wie kaum einem gekrönten Haupt
der Vorzeit, iſt ſicher „Der Bettelmuſikant”, der ſoeben
im „U. T.” rollt. Nicht der Film als ſolcher, als Ganzes
ge=
nommen, in dieſer Richtung haben auch die Amerikaner uns
ſchon Beſſeres gegeben, aber die Einzelleiſtung, die Darſtellung
der Titelrolle des kleinen Kerlchens iſt es, die immer wieder zur
Bewunderung hinreißt. Man muß aus, dieſer ſtark an die
Tränendrüſen appellierenden ſentimentalen Handlung alles
herausſchälen, was Jackie Coogan darſtellt, was er in
über=
reicher Fülle gibt, dann bleibt ein Kunſtwerk übrig, von vielleicht
Ewigkeitswert. Denn Wunderkinder werden immer wieder
er=
ſtehen, auch für den Film, aber wir werden vielleicht doch eines
Tages die Tatſache konſtatieren können, daß Jackie Coogan
einzig war, werden dieſe vollendete Darſtellungskunſt eines
5—8jährigen nicht wieder erleben.
Freilich, wir haben nun ſchon viel geſehen von dem kleinen
Künſtler, der Reiz der Neuheit, der Senſation, fehlt, an denen
gerade der Film in ſich überſtürzenden Ereigniſſen viel gibt, aber
das kann die einzigartigen Leiſtungen Jackies nicht
beeinträch=
tigen. Die friſche, lebendige Darſtellung, die ſo ſelbſtverſtändlich,
ſo natürlich wirkt, der ſo gar nichts Angelerntes anhaftet, die
Fähigkeit, alles, was ſo ein kleines Herzchen bewegt, ſo
über=
zeugend und wahrhaftig durch die Mimik zum Ausdruck zu
brin=
gen, zwingt immer wieder zur Bewunderung. Sarah Bernhard
und andere Größen gründeten einſt ihren Weltruhm und =ruf
durch die natürlichen Tränen, die ſie weinen konnten. Jackie
Coogan kann’s beſſer. Seine Skala vom hellen, ſorgloſen
Kin=
derlachen über den erſten Schmerz, der den Mund zum Weinen
verziehen läßt, bis zur hellen Verzweiflung und dem ſtill
ver=
ebbenden inneren Schluchzen iſt ſo reich und ſo groß, daß er
alles in den Schatten ſtellt. Er iſt in ſeinem Wirkungsbereich
der größte Tragöde und der größte Komiker zugleich. St.
* Verwaltungsgerichtshof. Vorentſcheidung gegen den
Polizeiwacht=
meiſter Julius Barth, früher in Gießen, jetzt in Offenbach a. M.,
wegen Körperverletzung. Erſchienen ſind Polizeiwachtmeiſter Barth und
Stud. jur Friedrich Hering, aus Goddelau, in Gießen wohnhaft.
Hering erſtattete Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft am 31. Mai 1924,
Barth habe ihn gelegentlich einer Verſammlung im Kath. Vereinshaus
die Treppe hinuntergeworfen, er ſei unter Mißhandlungen zur
Polizei=
wache gebracht worden. Nach den Perſonalien ſei er nicht gefragt
wor=
den, es ſei nur gefragt worden, ob er Ausweispapiere habe. Barth
ſchildert den Vorfall dahin, daß Hering ſich in der Verſammlung ſtörend
benommen habe. Er habe Hering nach den Perſonalien gefragt, ſolche
habe er nicht vorgewieſen; Hering habe ſich der Feſtnahme widerſetzt.
Nachdem Hering ihm vor den Bauch getreten, habe er ihm eine
Ohr=
feige verſetzt; er habe ihn auch geſchlagen, da ek ſich dem Einbringen
in die Zelle widerſetzt habe. Hering habe ihn im Verſammlungslokal
beleidigt, in dem er zu ihm geſagt habe: „Sie ſind ein gemeiner
Prolet”. Barth iſt im Intereſſe des Dienſtes nach Offenbach verſetzt,
auch ſchwebt gegen ihn ein Diſziplinarverfahren. Es liegt ein ärztliches
Atteſt der Polyklinik in Gießen vor, das einen geſchwollenen Unterarm
feſtſtellt. Hering gibt an, daß Spuren der vollzogenen Handfeſſelung
noch heute ſichtbar ſeien; er ſei vollkommen nüchtern geweſen. An der
Zelle habe er noch eine weitere Ohrfeige erhalten. Aus der
Beweis=
aufnahme geht hervor, daß Hering ſich auf dem Gang zur Wache
ge=
ſträubt und auf die Erde gelegt hat, und daß ihm die Handfeſſeln erſt
kurz vor der Wache, am Eiſenbahnübergang, angelgt wurden. Durch
Anlegen der Handfeſſeln wurde der Widerſtand gebrochen. Auf der
Wache wurde Hering nach den Perſonalien gefragt und dieſe wurden
feſtgeſtellt. Hering hatte nur eine Eßkarte vom Studentenheim bei ſich.
Der Vertreter des Staatsintereſſes findet objekiv eine Mißhandlung
für vorliegend, auch die Anlegung der Feſſel ſei nicht notwendig
ge=
weſen. Die Frage, ob ſich Barth für berechtigt halten konnte, von der
Feſſel Gebrauch zu machen, wird ins Ermeſſen des Gerichts geſtellt. Das
Traktieren mit Ohrfeigen findet der Vertreter des Staatsintereſſes im
Fragefall durchaus unnötig; er bittet die geſtellte Frage nach
Amts=
überſchreirung inſoweit zu bejahen, als Barth den Hering geohrfeigt
hat. Das Gericht bejaht im Urteil die Frage der
Amtsüberſchreitung.
— Städtiſches Leihamt. Auf die am Mittwoch und Donnerstag, den
3. und 4. Dezember d. Js, vorm. 9—1 Uhr, ſtattfindende
Verſtei=
gerung, der verfallenen Pfänder (ſiehe heutige Anzeige) wird
hin=
gewieſen.
— Allen Turnern und Turnerinnen zur Mitteilung, daß Fräulein
Kaſten=Frankfurt zur Zeit in der Turnhalle der Viktoriaſchule einen
Kurſus für rhythmiſche Gymnaſtik abhält.
Anmeldun=
gen hierzu werden noch in der nächſten Uebungsſtunde. Mittwoch 815
Uhr, entgegengenowmen. Fremde können ebenfalls teilnehmen.
Teil=
nehmergebühr für den Geſamtkurſus 5 Mk.
Lokale Veranſialtungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
im keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
— In der Evangeliſchen Gemeinſchaft (
Eliſabethen=
ſtraße 44) finden vom 23.—30. November jeden Abend 8 Uhr
Evangeli=
ſationsvorträge ſtatt, wozu jedermann freundlichſt eingelade, iſt. (Das
Nähere im Anzeigenteil.)
— Jungmänner= und Elternabend im Gemeindehaus
der Martinsgemeinde (Liebfrauenſtraße) Dienstag abend 8 Uhr. Es
ſpricht an dieſem Abend der landauf und landab bekannte Reichswart
der Evangeliſchen Jungmännerbünde Deutſchlands, Herr Lic. Stange,
über das Thema: „Dürfen wir auf unſere Jugend hoffen?” Stange iſt
eine Perſönlichkeit, der unſerer Jugend neue Wege zu zeigen verſteht.
Es ergeht der Ruf an alle Jungmannen und Jugendfreunde, zu dieſem
Vortrag zu erſcheinen.
Kunſinotizen.
deber Werte, Künfſtier und künſklieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtebenden Krwdbnung
geſchlebt, bebält ſich die Redahion ibr Ureil vor.
— Violinabend Arla Renz. Mittwoch, den 26. November,
abends 8 Uhr, findet im Muſikvereinsſaal der Violinabend Arla Renz
ſtatt, die B. gleitung hat liebenswürdigerweiſe Frau Alwine Vogel,
Leh=
rerin der ſtädtiſchen Akad mie für Tonkunſt, übernommen. Es dürfte von
beſonderem Intereſſe ſein, daß die Geigerin ihren erſten Unt ruicht bei
Herrn Kammermuſiker Joh, Duras, hier, erhalten hat. Anlaßlich eines
Konzerts ſchreibt die Münchener Zeitung u. a.: Sie beſitzt eine ſichere
Bogentechnik, vollen ſonoren Ton und zuverläſſige Fingerfertigkeit, ihr
Vortrag iſt geſchmackvoll uſw. Das Ulmer Tagblatt ſchrebt: Durch ihre
Leiſtung wurde man voll und ganz gebannt uſw. — Karten bei Chr ſtian
Arnold, Ernſt=Ludwigſtraße 9. Mitglieder des Bühnenvolksbundes
er=
halten Preisermäßigung.
— Friedrich Kayßler. In dieſen Tagen veranſtaltet der
Volksverband der Bücherfreunde einen Kahßler Abend, an welchem der
große, in ganz Deutſchland ſo oft umjubelte Schauſpieler aus den
klaſſi=
ſchen und modernen Werken, die im Verlag des Verbandes erſchienen
ſind, leſen wird. (Siehe auch das Inſerat im Anzeigenteil der heutigen
Nummer.) Ueber die Bedeutung des Künſtlers und ſeine ebenſo feine
wie kraftvolle Vortragskunſt braucht an dieſer Stelle nichts mehr geſagt
zu werden. Auch werden wir über den Abend noch eingehend berichten.
Es ſei heute nur auf das Werk des Volksverbandes der Bücherfreunde
hingewieſen, der ſeit 5 Jahren un rmüdlicher Arbeit am Werke iſt, die
beſten Erzeugniſſe der deutſchen und der Weltliteratur ſeinen jetzt mehr
als 200 000 Mitglieder zugänglich zu machen. Die Mitglidſchaft iſt
koſtenlos, ſie kann Jdem, der gute Literatur in muſtergiltigen
Aus=
gaben zu billigen Preiſen ſich zu beſchaffen wünſcht, ſehr empfohlen
DEUTSCHER WEINBRA
Ununterbrochen von 8½/ bis 7 Uhr geöffnet!
Srück
LiRoke
Srück
LiKORE
Seite 6.
Sonntag, den 23. November 1924.
Rummer 326.
Zu den Wahlen.
* Die Deutſche Volkspartei
hatte zu ihrer erſten Wahlverſammlung in der Turnhalle am Woogsplatz
für geſtern abend eingeladen. Der Beſuch war verhältnismäßig ſchwach.
Nach Begrüßungsworten des Stadtv. Dr. Noellner, ergriff
Reichsminiſter a. D. Exz. Dr. Becker
das Wort. Er führte u. a. aus: Auf einer Geſchäftsreiſe benutzte ich
in Amſterdam die Gelegenheit, mir das Reichsmuſeum anzuſehen. Am
Ausgang fiel mir namentlich ein Bild, nicht wegen ſeiner künſtleriſchen
Ausführung, ſondern wegen des Vorgangs, welchen es darſtellte,
beſon=
ders auf. Es war betielt: „Seelenfiſcher”. Geiſtliche der verſchiedenen
Konfeſſionen waren darauf eifrig beſchäftigt, Seelen zu fiſchen. Im
jetzigen Wahlkampf werfen die Parteien ebenfalls die Angeln aus, um
Anhänger zu gewinnen. Da haben die Linksparteien an ihren Angeln
vor allem als Köder hängen, den Brothunger, die Gefährdung der
Re=
publik und der Verfaſſung des Staates. Auch der Achtſtundentag, die
einzige Errungenſchaft, die die Revolution noch gelaſſen hat, muß
her=
halten. An der Angel der Rechtsparteien hängt als Köder der Hinweis
auf den Glanz und die Herrlichkeit unſeres alten Reiches. Man ſpiegelt
den Wählern vor, wie raſch es möglich ſein werde, all dieſen Glanz
wieder zu ſchaffen. Die Deutſchnationale Volkspartei, mit der wir
hof=
fentlich in dieſem Wahlkampf uns brüderlicher auseinanderſetzen werden,
wie im letzten Wahlkampf, haben uns nichts beſonderes vorzuwerfen,
aber als beſonderes Plus glauben ſie auf ihre Fahne den
Antiſemitis=
mus und die Frage der Aufwertung geſchrieben zu haben. Die Deutſche
Vollsparlei iſt beſcheiden im Wahlkampf. Sie braucht nicht viel zu
re=
den, ſondern nur auf die Erfolge hinzuweiſen, die ſie in den letzten ſechs
Monaten erreicht hat. Sie ſcheut ſich nicht, zu bekennen, daß ſie immer
für den Schutz der nationalen Arbeit eingetreten iſt und eintreten wird.
Sie iſt kein begeiſterter Anhänger der neuen Staatsverfaſſung, und man
ſollte es anerlennen, daß ſie bei jeder Gelegenheit das offen bekennt. Sie
wünſcht allerdings eine Aenderung der Staatsverfaſſung immer nur auf
legalem Wege. Sie hat es niemals verſchwiegen, daß ſie kein Freund
einer ſchematiſchen Arbeitszeit iſt, und befindet ſich da in der beſten
Ge=
ſellſchaft einer Reihe von Leuten, die politiſch extrem links eingeſtellt
ſind, die aber erkannt haben, daß es ein Unterſchied iſt, ob einer an einem
glühenden Ofen ſteht, oder nur Türen auf= und zumacht. Was nun die
Aufwertungsfrage anlangt, ſo kann uns niemand vorwerfen, daß wir
in der Aufwertungsfrage verſagt hätten. Die Regelung der 3.
Steuer=
notverordnung befriedigt uns keineswegs. Es muß immer wieder
be=
tont werden, daß der Führer in dem Kampf um die Aufwertung der
verſtorbene deutſchvolksparteiliche Reichstagsabgeordnete Düringer war.
Wenn heute auf der deutſchnationalen Liſte Herr Beſt ſteht, ſo ſchätze ich
ihn als einen hervorragenden Beamten, ich habe aber die Ueberzeugung,
daß auch er in der Aufwertungsfrage nicht mehr tun kann, als die
Deutſche Volkspartei unter der Führung Düringers in der Vergangenheit
getan hat. Der Köder, den die Deutſche Volkspartei an ihre Angel
hän=
gen kann, iſt der Hinweis darauf, daß ſie in den letzten 5 Jahren, vor
allem aber in dem letzten halben Jahr, eine abſolut gradlinige Innen=
und Außenpolitik getrieben hat, die auch nicht ohne Erfolg geblieben iſt.
Nachdem Redner geſchildert hat, inwieweit die Deutſche Volkspartei an
der Wiederherſtellung geordneter Verhältniſſe in Sachſen und
Thürin=
gen, deren ſich jetzt ſelbſt die Sozialdemokratiſche Partei erfreue,
mitge=
wirkt hat, wie ſie ferner für eine Geſundung der Wirtſchaft, für den
Abbau der Zwangswirtſchaft, die Schaffung einer geſunden Währung
und den Verſuch, eine vernünftige Steuerpolitik zu ſchaffen, eingetreten
iſt, zählt er die Erfolge der Außenpolitik auf. Die Politik der Deutſchen
Volkspartei hat die Löſung des Reparationsproblems, ein weſentliches
Stück vorwärts gebracht. Durch die vielfach überzeichnete Anleihe
wurde die Grundlage für den ganzen wirtſchaftlichen Neuaufbau
geſchaf=
fen. Es gibt neue Arbeitsmöglichkeiten, die Eiſenbahnen gingen wieder
in deutſche Verwaltung über, es wurde erreicht, daß kein einziger
frem=
der Eiſenbahnbeamter mehr ſein Unweſen treiben kann, Tauſende von
Ausgewieſenen, mit wenigen Ausnahmen, haben Heimat und Herd
wie=
dergefunden und die ausgewieſenen Beamten konnten wieder in ihre
Stellen einrücken. Vergeſſen darf auch nicht werden, die Amneſtie für
diejenigen Leute, die von den Franzoſen ins Gefängnis geworfen waren
und noch Jahre dort hätten ſchmachten müſſen. Auch die Räumung
ge=
wiſſer Teile des widerrechtlich beſetzten Gebiets wurde erreicht.
Franzo=
ſen und Engländer haben das Verſprechen gegeben, daß das
widerrecht=
lich beſetzte Gebiet bis ſpäteſtens 15. Auguſt 1925 geräumt ſein wird. Das
ſind die Ehrenpunkte, die wir als Vorausſetzung für eine annehmbare
Löſung der Reparationsfrage aufgeſtellt hatten. Wenn ferner zum
er=
ſten Male von der deutſchen Regierung in klarer und unzweideutiger
Weiſe die Lüge von der Alleinſchuld Deutſchlands am Kriege in
feier=
licher Form zurückgewieſen wurde, ſo wollen wir uns die Freude darüber
uns nicht dadurch nehmen laſſen, daß die Notifizierung unterblieben iſt.
Sie wird aber bei paſſender Gelegenheit erfolgen müſſen. Der Erfolg
in der Näumungsfrage iſt um ſo höher einzuwerten, wenn man bedenkt,
daß nach den Abmachungen der feindlichen Miniſterpräſidenten darüber
in London überhaupt nicht diskutiert werden ſollte. Als Erfolg des
Ruhrkampfs bezeichnet Redner dann die Erkenntnis jenſeits der Grenze,
daß Rhein und Ruhr untrennbar mit Deutſchland verbunden ſind, und
die Eroberung der Achtung der Welt.
Nach Anführung der Gründe, die zur Auflöſung des
Reichs=
tags führten, betont Redner, die Deutſche Volkspartei wolle die
Deutſch=
nationalen in die Verantwortung mit hineinnehmen, weil ſie der
Ueber=
zeugung ſei, daß die Mitverantwortung erzieheriſch wirke. Es diene der
Feſtigung des Staates und ſeiner Einrichtungen mehr, wenn man
die=
jenigen Kreiſe, die mirarbeiten könnten und wollten, mitarbeiten laſſe.
als wenn man ſie aus der Verantwortung draußen laſſe. Im Zentrum
hat ſich die Gruppe Wirth mit aller Entſchiedenheit dagegen gewehrt,
daß Dr. Marx mit den Deutſchnationalen über den Eintritt in die
Regie=
rung verhandelte. Noch ablehnender verhielt ſich die Demokratie. Sie
iſt zum Anhängſel der Sozialdemokratie geworden. Der Erfolg war der
Austritt einer Reihe namhaſter Demokraten. In dieſem Wahlkampf
geht es darum, ob das Kriſenthegter, wie wir es im Reichstag in den
letzten Jahren und vor allem in den letzten 6 Monaten erlebt haben,
noch weiter ſeine Vorſtellungen geben ſoll, oder ob ein arbeitsfähiger
Reichstag und eine arbeitsfähige Regierung geſchaffen werden ſoll. Die
Parteien müſſen alſo geſtärkt werden, die dazu beitragen wollen.
Wäh=
rend Kommuniſten und Sozialdemokraten ebenſo wie die Völkiſchen nicht
dazu bereit ſind, hat die Demokratie in den letzten 6 Monaten gezeigt,
daß es ihr nicht ernſtlich darum zu tun iſt. Auch das Zenrum hat ſich
nicht übermäßig zuverläſſig gezeigt. Die Deutſchnationalen kämpfen
heute unter ſich in den verſchiedenen Flügeln, ob ſie zur Mitarbeit auf
der Grundlage, die die Deutſche Volkspartei geſchaffen hat, in vollem
Umfange mitarbeiten will. Hoffentlich iſt mit ihr zu rechnen. Es gilt
vor allem, die Außenpolitik gradlinig weiterzuführen. Wir ſtehen am
Anfang der wirtſchaftspolitiſchen Entwicklung. Es geht nicht an, daß
das Reich aus der Wirtſchaft eine Milliarde mehr an Steuern herausholt,
Heſſiſche Bilderbühne, Saalbau.
Montag und Dienstag, den 24. und 25. Nevember, abends 8 Uhr
Amundſens Nordpolexpedition mit dem Flugzeug
be
Neuſtadt und Burg Breuberg
15729
zwei hochintereſſante Filme,
deren Beſuch nicht genug empohlen werden kann.
Vorverkauf: Verkehrsbüro und Volkshochſchule.
Wer bei der Bilderbühne ein Abonnement nimmt, ſpart 30 —50% der
Tagespreiſe und batkeine Qual bei der Auswahlſeiner Weihnachtsgeſchenke.
als es braucht. Es gilt vor allem, auch für die Beamten zu ſorgen. Auf
dem Gebiet der Aufwertung muß völlig reiner Tiſch gemacht werden,
Es iſt notwendig, daß der Aufwertungsſatz für Hypotheken= und
ver=
wandte Forderungen erhöht wird, es iſt notwendig, daß Reichs= Staats=
und Landesanleihen nicht erſt bezahlt und verzinſt werden nach
Erledi=
gung der Reparationszahlungen. Es wäre auch unklug, nicht
aufzuwer=
ten, da niemand dann in Zukunft mehr Staat, Land und Gemeinden
borgen würde. Bis zu einem gewiſſen Grade muß auch rückwirkende
Kraft der Aufwertung erreicht werden. Redner ſchloß: Für die Deutſche
Volkspartei gibt es keine engherzige, parteipolitiſche Betrachtungsweiſe,
ſondern nur die Rückſicht auf das Wohl des Volkes und Vaterlandes.
Als zweiter Redner des Abends ſprach
Dr. Keller,
der zunächſt des verſtorbenen Landtagsabgeordneten Dr. Oſann gedachte
und ſodann betonte, im heſſiſchen Landtag habe die Deutſche Volkspartei
die Führung der Oppoſition gehabt. Sie habe dieſen Kampf ſachlich
ge=
führt, wie dies Landtagspräſident Adelung in ſeinem Nachruf von Dr.
Oſann ausgeführt habe. Die Partei habe niemals Oppoſition gemacht,
um der Oppoſition willen. Sie habe ſtets an allen Vorlagen mitgewirkt
und in dieſe ſo viel von ihren Anſchauungen hineingearbeitet, als
mög=
lich geweſen ſei. Ihr Hauptziel ſei die Vereinfachung der
Staatsberwal=
tung geweſen. Redner nimmt ſodann das Landesamt für das
Bildungs=
weſen unter die Lupe, wobei er feſtſtellt, daß trotz der größeren Zahl
der Bearucen, keine ſchnellere Arbeit geleiſtet worden ſei. Es ſeien
un=
zählige Verordnungen hinausgegangen, vor allem zum Schutz der
Re=
publik, die doch im Herzen des Volkes feſt verankert ſei, nicht erreicht ſei
aber die ſehr erwünſchte neue Schulordnung. Nachdem Redner dann
noch die Stellung ſeiner Partei zu den einzelnen Berufsſtänden
geſchil=
dert, ſich für die Schaffung von Heimſtätten zur Behebung des
Woh=
nungselends eingeſetzt und als zwei erſtrebenswerte Ziele die Erweckung
der Sehnſucht nach Bildung und Humanität in begeiſternden Worten
bezeichnet hat, eine Humanität, wie ſie die Großen von Weimar
pfleg=
ten, die oft übernational, aber niemals unnational und niemals
inter=
national waren, ſchloß er ſeine Ausführungen mit den Worten
Gnei=
ſenaus: „Begeiſtere du dein menſchliches Geſchlecht für ſeine Pflicht
zu=
erſt, dann für ſein Recht.” An die Reden, denen ſtürmiſcher Beifall
folgte, ſchloß ſich eine Diskuſſion an.
* Die Oemokratiſche Partei
hatte zu einer Wahlverſammlung in den Städtiſchen Saalbau geladen
und ſich als Hauptredner einen ihrer fähigſten Köpfe, den Staatsrat Dr.
Haas aus Karlsruhe, verſchrieben. Der Saal war mit Ausnahme der
Galerien, die erſt ſpäter geöffnet wurden, voll beſetzt. Den Vorſitz führte
Herr Miniſterialrat Windiſch, der im Namen der Ortsgruppe
Darm=
ſtadt die Erſchienenen herzlichſt willkommen hieß, beſonders die
Kamera=
den vom Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold, die mit einem ſtarken „Frei=
Heil!” dafür dankten. Er erinnert ſodann an die Tatſache, daß die
heu=
tige Verſammlung mit dem Totenfeſt zuſammenfällt, was Anlaß gibt,
der Gefallenen des Weltkriegs zu gedenken. Die Verſammlung erhebt
ſich von den Sitzen. Als erſter Redner ſprach ſodann die Tochter des
Pfarrers Korell,
Fräulein Korell,
als Vertreterin der jungdemokratiſchen Bewegung lebhaft begrüßt. Die
junge Politikerin führte zunächſt aus, gerade die Tatſache, daß die
übri=
gen Parteien kein gutes Haar an der demokratiſchen Partei laſſen, daß
ſie von allen Seiten ſchwer bekämpft wird, ziehe die Jugend zu dieſer
Partei. Die ſcharfe Bekämpfung ſei ihr ein Beweis dafür, daß ſie
Gutes will, denn das wird immer bekämpft. Die letzte Entwicklung der
deutſchen Reichspolitik hat endlich mit dem krankhaften
Kompromiß=
ſchließen Schluß gemacht und eine reinliche Scheidung, eine klare
Situ=
ation geſchaffen. Wir Demokraten wollten keinen Bürgerblock, wir
woll=
ten und wollen die Volksgemeinſchaft. Beſonders wir Jugendliche
wol=
len dies. Um dieſe Volksgemeinſchaft zu erreichen, iſt es notwvendig, daß
zunächſt das-Mißtrauen verſchwindet, das die handarbeitende Schicht
immer noch gegenüber den beſſer Gebildeten an den Tag legt. Wir
wol=
len keinen Klaſſenkampf, wir wollen die wahre Volksgemeinſchaft.
Da=
rum lehnen wir es ab — wie der württembergiſche Staatspräſident ſagt
—, daß nur der gkademiſche Bürger in führende Stellen berufen werden
ſoll. Wir wollen gleiches Recht, freie Bahn für alle. Wir ſind gegen
den Eintritt der Deutſchnationalen in die Negierung, weil das unſere
Außenpolitik ſtören würde. Wir wollen keinen Krieg, aber wir weiſen
es energiſch zurück, daß wir — wie von deutſchnationaler Seite behauptet
wurde — nicht national ſind. Wir rheiniſchen Jungen wurden ein Jahr
und länger wegen unſeres Nationalbewußtſeins verfolgt und
vertrie=
ben. Wir wollen keinen Krieg, aus ethiſchen und ſittlichen Gründen.
Wir wollen keinen Klaſſen= und auch keinen Raſſenhaß. Ebenfalls aus
ethiſchen und ſittlichen Gründen.
Staatspräſident Dr. Haas
(wegen ſtarker Heiſerkeit um Entſchuldigung bittend) knüpfte an die
Aus=
führungen der Vorrednerin an und ſtellt feſt, daß die demolratiſche
Politik volles Verſtändnis bei der Jugend finde, weil ſie klar und ſcharf
umriſſen iſt. Es gibt Dinge in der Politik, die durch Klugheit und durch
Schlauheit nicht zu löſen ſind, ſondern nur dadurch, daß man ſeiner
innerſten Ueberzeugung treu bleibt. Er ſtimmte dann ſeine weiteren
Ausführungen vielfach auf den humoriſtiſchen Ton. Wir haben keiner
Regierungsbildung mit den Deutſchnationalen zuſtimmen können, weil
wir das dem Vaterland gegenüber nicht verantworten konnten. Wir
haben es aber den anderen Parteien durchaus freigeſtellt, eine Regierung
ohne uns zu bilden. Wir waren der Meinung, daß die bisherige Politik
der Erfüllung beibehalten werden ſoll, die auch das Kabinett Marx—
Streſemann fortgeſetzt hat, wenngleich das beſtritten wird. Die Politik
Streſemann iſt die Politik Wirth, das läßt ſich nicht wegſtreiten. Wir
haben durch dieſe Politik vieles erreicht, vor allem die Befreiung vieler
deutſcher Gebiete von feindlicher Beſetzung. Noch kein Deutſchnationaler
oder Deutſchvölkiſcher hat uns geſagt, daß man anders als durch dieſe
vernünſtige, nüchterne, bisherige Außenpolitik einen Franzoſen vom
Rhein hinweg bringen kann. (Bravo) Dadurch, daß man an der Iſar
ſingt „Siegreich wollen wir Frankreich ſchlagen”, bringt man keinen
Franzoſen vom Nhein. Es frage ſich nun, ob der Eintritt der
Deutſch=
nationalen in die Regierung die Gewähr dafür gäbe, daß die
vernünf=
tige Außenkolitik Marx—Streſemann fortgeſetzt werde. Wenn, man
liebenswürdig iſt, muß man den Herren Hergt und Weſtard doch
glau=
ben, was ſie in den Verſammlungen ſagen und in ihren Blättern
ſchrei=
ben. Dann aber iſt dieſe Gewähr nicht gegeben. Iſt man
unliebens=
würdig, kann man auch ſagen, die Herren werden ſich genau ſo ändern,
wie die anderen, wenn ſie in verantwortlichen Stellen ſitzen. Wenn man
dabei aber an die Proteſte uſw. zur Kriegsſchuldlüge denkt, wird man
mißtrauiſch. Das war überhaupt eine merkwürdige Sache mit dem
Kriegsſchuldlügenproteſt. Herr Streſemann hat hierin anders
gehan=
delt als Außenminiſter wie als Parteiführer. Erfreulicherweiſe habe
dabei der Außenminiſter das letzte Wort behalten. Man ſieht aber
dar=
aus, wohin man kommt, wenn Außenpolitik mit innenpolitiſchen
Er=
wägnungen verquickt werden. Das wird aber immer eintreten, wenn die
Deutſchnationalen in die Regierung kommen. Was die Kriegsſchuldlüge
an ſich betrifft, ſo ſteht folgendes feſt: Der alte Wunſch der Franzoſen,
Elſaß=Lothringen zurückzuerobern, konnte nur durch einen ſiegreichen
Krieg erreicht werden. Aehnlich war es mit den ruſſiſchen Wünſchen.
Deutſchland hat ſolche Kriegsziele nicht gehabt. Man ſollte alſo alles
mögliche tun, die Welt darüber aufzuklären.
Außer den außenpolitiſchen Gründen haben wir auch ſtarke
imen=
politiſche, die uns von den Deutſchnationalen trennen. Wir kämpfen für
die Erhaltung der deutſchen demokratiſchen Republik.
Weiter verbreitete ſich der Redner über die kommenden
Wahlaug=
ſichten, die trotz des Totſagens der demokratiſchen Partei für dieſe
durch=
aus gut ſind. Im letzten Teil ſeiner Ausführungen trat Redner für eine
vernünftige Aufwertungspolitik ein, charakteriſiert die Rechtsparteien nach
geſellſchaftlicher Einſtellung und ſchloß mit einem Appell an die Wähler,
die republikaniſchen Parteien zu ſtärken, in erſter Linie natürlich die
Demokratiſche. (Lebhafter Beifall.)
Auch dieſem Redner ſprach der Vorſitzende Dank aus. — Dann ſprach
der bisherige Landtagsabgeordnete.
Rektor Reiber:
Er wies beſonders auf die Tatſache hin, daß diesmal Reichs= und
Landtagswahlen zuſammentreffen. Das hat zur Folge, daß die
Reichs=
intereſſen mehr in den Vordergrund gerückt werden. Für Heſſen iſt das
beſonders der Fall, denn wie kein anderer Bundesſtaat hat es unter der
Beſetzung zu leiden und ſein Schickſal hängt von einer vernünftigen
Reichsaußenpolitik ſehr weſentlich ab. Das beſetzte Gebiet empfindet
ſchon jetzt die erreichten Erleichterungen als ſolche und muß dringend die
Fortſetzung dieſer Vernunftpolitik fordern. Die heſſiſche
Regierungs=
koalitfon hat ſeit ſechs Jahren eine vernünſtige Politik der Mitte
ge=
führt; die muß erhalten bleiben. Redner wendet ſich dann gegen die
Deutſichnationalen und den Bauernbund, beſonders gegen die Preſſe
dieſer Fraktionen, und beſprach die kommenden Aufgaben des neuen
Landtags in bezug auf die Steuerreformen, wies hierbei die Angriffe
gegen Finanzminiſter Henrich zurück, vertrat die Forderung, daß noch
mehr wie bisher republikaniſche Beamte in leitende Stellen kommen, daß
überhaupt mehr republikaniſche Politik in Heſſen gemacht wird. Die
Durchdringung der Verwaltung mit Beamten, die aus der Geſinnung
heraus Republikaner ſind, ſei keine Politiſierung des Beamtenkörpers.
Ueberdies ſei dieſer gleichfalls „politiſiert” geweſen durch die
Perſonal=
akten und Ausſchaltung von politiſch nicht Zuverläſſigen. Er
polemi=
ſiert dann gegen die Deutſchnationalen und warnt beſonders, dieſe Liſte
zu wählen, weil der Vorkämpfer für die Aufwertung Dr. Beſt dort an
zweiter Stelle ſteht. (Lebhaftes Bravo!)
Der Vorſitzende dankte und eröffnete die Diskuſſion, zu der ſich jedoch
niemand zum Wort meldete. Darauf wurde die Verſammlung mit
län=
geren Schlußausführungen des Vorſitzenden beendet.
St.
— Die Deutſche Demokratiſche Partei macht auf eine
Anzeige in der heutigen Ausgabe aufmerkſam, die in einem
Offe=
nen Brief „An den deutſchen Rentnerbund” ihre, von
dieſer Organiſation irrig dargelegte Haltung zur
Aufwer=
tungsfrage klarſtellt.
an unserem Ausnahmetage konnten wir
nicht all unsere Kunden bedienen
Infolge des Massenandranges
Wir haben deshalb unsere V Ausnahmetage Wauf Montag, 24. und Dienstag, 25. November 1924, verlängert
Wir verkaufen
ich wie vor auf
Teilzaßlang
OülIIL
Ahzahlans
an Beamte, Angestellten, Arbeiter, Werkmeister und solche, welck
in sicherer Stellung befinden
Herfehe uid Banehrkonfektion
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 326.
Sonntag, den 23. November 1924.
Seite 2.
Aus Heſſen.
— Arheilgen, 22. Nov. Die Milchhändler in Arheilgen
ſchrei=
ben uns: In einer Notiz in einer Nummer von Anfang dieſer Woche
war auch der jetzige Milchpreis der Arheilger Milchhändler erwähnt
und derſelbe mit 36 Pfg. angegeben. Dieſer Preis ſtimmt keineswegs,
denn wir erhalten durchweg nur 34 Pfg. pro Liter. Unliebſames
Ver=
halten anderer auswärtiger Milchhändler veranlaſſen uns, dieſen
Irrtum zu berichtigen.
* Griesheim, 22 Nov. Am 20. November fand im Gaſthaus zum
grünen Laub eine Wahlverſammulng der Deutſchen Volkspartei ſtatt,
in welcher Herr Oberreallehrer Kahl über „Reichs= und Heſſiſche Politik”
und Herr Zimmermeiſter Haury über „Steuerpolitik, Handwerker= und
Aufwertungsfragen” referierten. Die Verſammlung war gut beſucht,
Gerr Kahl führte aus, daß es ſich in dieſem Wahlkampf nicht um
Repub=
lik oder Monarchie, nicht um Rechts= oder Linksblock, nicht um
Bürger=
block oder ſchwarz=rot=goldene Mehrheit handelt, ſondern es handelt ſich
darum, eine feſte Mehrheit im Reichstage zu ſchaffen, welches auch das
vornehmſte Ziel der Deutſchen Volkspartei ſei. Herr Haury wandte ſich
gegen die verkehrte heſſiſche Steuerpolitik, hauptſächlich Grund=,
Ge=
werbe= und Sonderſteuer und behandelte die Aufwertungsfrage mit der
ihm eigenen Gründlichkeit. Reicher Beifall dankte den beiden Rednern
für ihren gut durchdachten Vortrag. An der Diskuſſion, bei welcher ſich
hauptſächlich Sozialdemokraten und Kommuniſten beteiligten, wurde
reichlich Gebrauch gemacht, doch konnten Herr Kahl und Herr Haury
deren Einwände treffend widerlegen.
II. Eberſtadt, 2. Nov. Gedächtnisfeier für die
Gefal=
lenen. „Gedenkt der Toten und deſſen, wofür ſie ſtarben.”
Inhalts=
ſchwer und Vieles ſagend ſind die Worte und als lebendiges Zeichen
wollen wir ſie ſetzen auf die Gedächtnisſtätte derer, die ihr Beſtes gaben
im Kampf in dem gewaltigen Ringen der Völker. In dieſem Zeichen
ſteht in unſerer Gemeinde der Wunſch, unſeren Gefallenen im Weltkriege
ein bleibendes Gedächtnis zu errichten, in welchem in Stein gemeißelt
ihre Namen uns und der Nachwelt immer Kunde geben ſollen von ihrer
unvergleichlichen Treue und Tapferkeit. Den Gefallenen ein ehrendes
Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, den Heranwachſenden und
Kommenden eine Mahnung und als Vorbild. So ſoll das Gedächtnismal
erſtehen. Die wichtigſte Frage bei Errichtung eines Ehrenmals iſt die
Wahl des Platzes. An geeigneten Plätzen ſind wir hier ſehr arm, d. h.
es müßten ſolche erſt durch koſtſpielige Vorarbeiten geſchaffen werden,
wenn ſie im Weichbild des Ortes liegen ſollten. Es iſt daher verſtändlich,
wenn der mit der Vorarbeit betraute Ausſchuß ein dafür geeignetes
Gelände am Eingange zu unſerem Friedhofe ſah, umſomehr, als man
ſich mit dem Gedanken trug, eine Gedächtsnisſtätte zu ſchaffen.
Es iſt jener Platz der einzige, der wohl hierfür geeignet iſt und nur mit
geringen Vorarbeiten zu dem gebracht werden kann, was man von einer
Gedächtnisſtätte verlangen muß. Wollen wir auch weiter ſehen und nicht
an dieſem Flecken Erde als Friedhof hängen bleiben. Auch dieſer Platz
hat in ſeiner Entwicklung eine gute ideale Idee. Nur dürfen wir nicht
allein das Heute, ſondern auch das Kommende betrachten. An der
ur=
alten Verkehrsſtraße zwiſchen Main und Neckar liegt dieſer Platz,
be=
rufen, der Zukunft in der Schnellverkehrsſtraße Frankfurt—
Heidel=
berg ihr Gepräge zu geben. Heute ſchon ſehe ich die Anlage, in der das
Denkmal zur Aufſtellung kommen ſoll, als den Ausgangspunkt einer
hübſchen Anlage längſt des Schienenweges nach der Bergſtraße. In
dieſem Gedanken, für die Zukunft eine gute Anlage zu ſchaffen, einen
neutralen Streifen zwiſchen Verkehr und Leben und der erhabenen Ruhe
der letzten Stätte unſerer Lieben zu legen, iſt die Wahl des Platzes —
im Friedhof liegend — nur zu begrüßen. Es wäre verfehlt, wollte man
dieſe Entwicklung vorausahnend, dem Denkmal einen Platz vor dem
Friedhof geben, um ſo das Schöne als etwas Störendes dort auswirken
zu laſſen. Erſt die ruhige Entwicklung der Anlage kann dem ruhigen
Beſchauer die Fülle der Gedanken voll zur Reife bringen, die notwendig
ſind an ſolcher Stätte, anders als da, wo das Leben vorbei rauſcht und
zum Nachdenken keinen Raum gibt. Fallen muß auf dem gewählten
Platz ſelbſtverſtändlich die einengende Mauer, um einen lebenden
Ab=
ſchluß durch wohlgehegte Hecken und einer Baumallee Platz zu machen.
Schlicht und als ein Zeichen unſerer Zeit für die Nachwelt ſoll auf dieſem
Platze ſich alsdann das Erinnerungsmal erheben zum Gedächtnis der
Gefallenen und deſſen, wofür ſie ſtarben.
— Nieder=Ramſtadt, 21. Nov. Gemeinderatsbericht bom birgt, ferner das „Gaſthaus zur Krone”, wo ſich bis 1852 einer der be=
20. d. M. Die Ausführung der Juſtallationsarbeiten für die Gemeinde= krunten großen Trinklöffel befand, aus denen jeder Augsburger
Kauf=
in Darmſtadt als Wenigſtfordernde übertragen. — Der vorg legte Vor= durch Seligenſtadt tam.
anſchlag der Kreisbauverwaltung über die Befeſtigung der Kilianſtraße
wurde genehmigt mit folgenden Abänderungen: Der noch nicht ausge= Hof der Abtei. Ihr ſtattliches Gebäude, die ſogenannte Prälatur, mit
baute Teil der Straße von der Hauptbrücke bis zur Ober=Namſtädterſtraße
wird zunächſt nur mit Trottoir auf der einen Seite veſehen werden. Da= auf ihren Krönungsreiſen logierten, birgt heute das Forſtamt. Im
rech=
zur Hauptbrücke) ganz befeſtigt. Außerdem wurde die Baukommiſſion er= Offizialat, und, dieſes in der Richtung nach der Kirche zu fortſetzend, das
mächt gt, die Straßenfluchtlinie dem Garten der Zündholzfabrik entlang eigentliche Konventgebäude. Darin befindet ſich der ehemalige
Kabitel=
nach Beſichtigung an Ort und Stelle neu feſtzuſetzen. — Die Kanaliſie= Jaal, der heute als Schöffengerichtsſaal dient und ſich durch ſeine ſchöne
rung der Fahrſtlaße, und zwar von der Ausmündung der Bahnhoſſtraße Stuckdecke auszeichnet. U. a. iſt auf dieſer die Waſſerburg, ein aus dem
an bis zur Modau, wird, in anbetracht des unhaltbaren Zuſtandes,
be=
ſchloſſen. Der Hauptnutzungsberechtigte. Metzgermeiſter Roßmann, hat
zu den Erdbewegungsarbeiten einen entſprechenden Koſtenanteil
beizutra=
gen. — Infolge des verſpäteten Ausſchlags der Gemeindegrund= und
Ge=
bäudeſteuern für 1924 (Rj.) werden die Fälligkeitstermine für die
einzel=
hundeſteuer wird für das Ri. 1925 auf 6 Mk. pro Hund feſtgeſetzt. Der
mehrfache Hundebeſitz erfährt inſofern eine Beſteuerung, als für jeden
erſt nach dem 1. Juli eintritt, werden die Sätze um die Hälfte ermäßigt. Fenſter, woraus früher den Armen Speiſen verabreicht wurden, lieſt man
— Die Neuanfertigung von 12 Stück weiteren Rohſärgen wird
beſchloſ=
ſen. Die Arbeit ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben werden und
wird die Friedhöfskommiſſion ermächtigt, gegebenenfalls den Zuſchlag
zu erteilen. — Einer Anregung des Kreisamtes entſprchend, ſoll der
Ortslohn bezw. der Jahresatbeitsverdienſt der land= und
forſtwirtſchaft=
lichen Arbeiter aus Anlaß der ſeit der letzten F ſtſetzung eingetretenen
Teuerung neu feſtgeſetzt werden. Der Gemeinderat beſchloß, folgende
Höchſtſätze in Voerſchlag zu bringen, und zwar für den ortsüblichen
Tage=
lohn für männliche Pe, ſonen über 21 Jahre 3,50 Mk. und für weibliche anreihende Sommerrefektorium umſchließen einen quadratiſchen
Kreuz=
gen für Perſonen unter 21 Jahren werden prozentual den Höchſtſätzen Ludewig I. der katholiſchen Gemeinde als Pfarrkirche überwieſen wurde.
angebaßt. — Philipp Bachmann und Nik. Jörz beabſichtigen in bereits
um die Konzeſſionse teilung nach. Der Gemeinderat bejahte die Bedürf= wird. Ihre heutige Geſtalt erhielt die Kirche durch den Umbau während
der Konz ſion nicht. — Der Stundenlohn der Notſtandsarbeiter wird. Von den beiden in ihrer urſprünglichen Anlage in das elfte Jahrhundert
angelegenheiten werden der Kommiſſion zur Bearb=itung überwieſen. — Stelle traten die beiden jetzigen kraftloſen Türme. Der übrige Teil des
Den Schluß der V.rhandlungen bildeten Armenſachen.
* Michelſtadt i. O., 21. Nov. Wir weiſen alle Sparer, die alte Spar= den tatkräf igen Abt Peter IV. (1715—1730) gegeben worden war. Die
Sparbücher den betreffenden Sparkaſſen zwecks Geltendmachung der im Jahre 1792 an ſeiner heutigen Stelle aufgeſtellt wurde. Ein
kunſt=
wertung keine Berückſichtigung erfolgen. — Die Bezirksſparkaſſe ſtellt, dem Hochaltar ab. Eine Seitenkapelle im Nordflügel des Querſchiffes
den Herren Bürgermeiſtern ihres Sparkaſſenbezirks anheim, die Spar= enthält den Sarkophag, der die Gebeine Einhards und Immas
um=
kaſſenbüicher ihrer Bürgermeiſtereien zu ſammeln und zuſammen der ſchließt. In dem Querſchiff ſind drei Altäre aufgeſtellt, in die Wände
Kaſſe einzureichen.
23. d8. Mts, ſeinen 80. Geburtstag. Herr Willmann iſt weit über baum darſtellt. Die Stelle des Epitaphs des 1743. in der Schlacht bei
die Grenzen unſerer Vaterſtadt als Altmeiſter der Elfenbeinſchnitzkunſt Dettngen gefallenen franzöſiſchen Generals, Herzogs von Rochechouart
bekannt. — Die Herren Johann Kleinſteuber und Johann Walther. Mortemart, an der Südwand des Längsſchiffs nimmt jetzt das Denkmal
feiern am 24. d. M. ihr 25jähriges Dienſtiubiläum als Elfenbeinſchnitzer, der im Wel krieg gefallenen Seligenſtädter ein.
bei der Firma Friedrich Eaner hier. Wir gratulieren allen Jubilaren
der mit Aushruch des Krieges ſeine Tätigkeit einſtellen mußte und früher Einige Architckturreſte der Kapelle wurden zur Aufſtellung und zum
ſeinen Schießſtand im Steinbruch am Schöllenbera hatte, beginnt ſeine. Schutz der an dieſem Platze gefundenen Steinplatten mit römiſchen In=
Vereinstätigkeit mit einem Vorſchießen zum Preisſchießen am B. d. M. ſchriften benutzt.
und mit einer Mitgliederverſammlung am 23. d. M. Bei letzterer werden
zwei Herren vom Heſſiſchen Schießſportverband aus Darmſtadt an= die aus Keller und Erdgeſchoß beſtehenden Reſte der aus dem zwölſten
weſend ſein. Der Flobertſchützenverein hat Gelände weſtlich des Bruder= Jahrhundert ſtammenden Kaiſerburg, die im Jahre 1198, den Kaiſer
grundes im Noßbächeltal zur Anlage eines Schießſtandes gepachtet und Friedrich den Notbart in ihren Mauern beherbergte.
wird demnächſt mit den Arbeiten der Herrichtung des Standes beginnen.
Millionen gebrauchen
geg. Husten, Peiserkeit,
Keuch-
husten, Verschleimung
schmerzenden klas, Katarrk,
s Vorbeugungsmittel geger
rkältungen Kaiser’s
Krust-
aramellen mit den 3 Tannen.
Die sichere Hilfe beweisen 7000
not. besl. Zeugnisse v Aerzten
und Prifaten! Was kann Sie
besser Uuerzeugen? Appetitanres, keinschmeckend. Bonbons Zu haben
im Apotteken, Drogerien und mo Plakate sichthar. Nur in Paketen
zu 30 9, Dose zu 80 3, aber nie offen. Lassen Sie sich nichts anderes
aufseden, Vertreter: I., Schäfer, Darmstadt, Zimmerstr. 11. (12477
Seligenſtadt.
Von Profeſſor Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
Die Geſchichte der heute etwa fünftauſend Einwohner zählenden
Stadt Seligenſtadt am Main beginnt mi der Römerzeit. An ihrem
Platze hatten die Römer ein großes Lager, wie daſelbſt ausgegrabene
Denkſteine, Münzen, Stempel der zweiundzwanzigſten Legion und Reſte
eines römiſchen Bades beweiſen. Später wurde der Ort, der
Mühlin=
heim hieß, ein fränkiſches Hofgut. Zur Bedeutung gelangte er erſt, als
ihn am 11. Januar 815 Ludwig der Fromme. Einhard, dem Vertrauten
und Biographen ſeines Vaters, Karls des Großen ſchenkte.
Einhard war am fränkiſchen Hofe einer der erſten Männer und auf
dem Gebiet der Wiſſenſchaft und Kunſt der erſte. „Beſondere Verdienſte
erwarb er ſich im Bauweſen; nachdem er in dem Kloſter Fulda eine
ausgezeichnete Vorbildung empfangen hatte, lernte er auf einer im Jahre
806 im kaiſerlichen Auftrag unternommenen Reiſe durch Italien die
bedeutendſten Denkmäler der antiken und frühchriſtlichen Baukunſt
ken=
nen. Bei Ludwig dem Frommen ſtand er in der gleichen Gunſt, wie bei
deſſen Vater. Zu der erwähnten Schenkung des Jahres 815 gehörte auch
Michlinſtadt, das heutige Michelſtadt im Odenwald. Die beſcheidene
kleine Holzkirche, die er dort antraf genügte ihm nicht, ſondern er ließ,
da er in der Abgeſchiedenheit des Odenwalds ſeine Tage zu beſchließen
gedachte, im Jahre 819 in der Nähe, in dem heutigen Steinbach, eine
Baſilika, eine in Kreuzform gebaute Kirche mit Vorhof und Vorhalle,
er=
richten. Darin ſetzte er im Jahre 827 die Reliquien der Märthrer
Petrus und Marcellinus, die er nach mancherlei Schwierigkeiten aus
Rom erlangt hatte, nieder. Infolge von Traumerſcheinungen, die
Zwei=
fel in ihm erweckten, daß er für die heiligen Gebeine den richtigen Ort
gewählt habe, übertrug er ſie im folgenden Jahre nach Mühlinheim, das
von ihrem Beſitz in der Folge ſeinen heutigen Namen „Stätte der
Seligen”, erhielt.
Die Sage freilich erklärt den Namen auf ihre Weiſe: ſie läßt
Imma. Einhards Gemahlin, eine Tochter Karls des Großen ſein. Nach
ihrer Heirat habe ſie, von ihrem Vater verſtoßen, mit Einhard in einer
Fiſcherhütte gehauſt. Ihrem einſtmals dorthin verſchlagenen Vater habe
ſie ſein Lieblingsgericht vorgeſetzt. Das habe den Kaiſer auf die Spur
der verloreuen Tochter gebracht und ihn zum Aufruf veranlaßt: „Selig
ſei die Stadt, wo ich Imma wiedergefunden habe!.
Einhard iſt der Gründer der raſch aufblühenden Seligenſtädter
Bene=
diktinerabtei. Als ihr Abt ſtarb er 840. Er iſt auch der Stifter der
Abteikirche, der heutigen Pfarrkirche; ſeine und ſeiner Gemahlin
Ge=
beine fanden dort ihre letzte Nuheſtätte.
Dieſe Kirche, mit ihren beiden Türmen und der die Statue des Erz= zum Aufenthalt für Fremde und Erholungſuchende dienen können.
engels Gabriel tragenden Kuppel, bildet nicht nur den Mittelpunkt der
ehemaligen Kloſteranlage, ſondern auch des heutigen Städtehildes. Von
dem an das ehemalige Afylrecht der Abtei erinnernden Freihof aus kann
man ein gutes Geſamtbild des Kloſters gewinnen. An dieſem Platze ſteht
finden Sie in
reichhaltigster Auswahl eneiete e ir aio e o
M. Hattler, Darmstadt
Rheinstr. 3
790) Rheinstr. 3
badeanſtalt wurde nunmehr endgültig der Firma Lambeck und Brauner mann trinken mußte, wenn er auf dem Wege zur Frankfurter. Meſſe dingung, daß derſelbe für Errichtung einer Straße für ſich und ſeine
Durch ein aus dem Jahre 1720 ſtammendes Portal betritt man den
gegen witd der bereits ausgebaute Teil der Straße GBahnhofsſtraße bis ten Winkel dazu ſteht ein aus dem Jahre 1686 ſtammender Bau, das Obergaſſe 11 will mit 40 Goldmark für Schaden bei Erbauung einer
haus dargeſtellt.
In dem geräumigen Hof ſteht die ihres Rades beraubte und
nun=
mehr anderen Zwecken dienende Kloſtermühle aus dem Jahre 1574. Von
den den Hof begrenzenden Scheunen wurden zwei zu Wohnzwecken
umge=
nen Ziele wie folgt feſtgeſetzt: 1. Ziel ſofort, 2. Ziel bis 15. Januar, baut. Das 1891 zuiſchen dieſe und die Mühle geſtellte Gefängnis, ein
3. Ziel bis 1. März und letztes Ziel b’s 1. Mai 1925. — Die Gemeinde= geſchmackloſer Vaäſteinbau, iſt ein bedauerlicher Schönheitsfehler der im
übrigen ſehr gefälligen Anlage.
Zwiſchen der Prälatur und dem Offizialat, ſich rechtwinkelig an
die=
weteren Hund 6 Mk. mehr zu entrichten ſind. Sofern der Hundebeſitz ſes anſchließend, befindet ſich der Krankenbau mit der Küche. Unter dem
noch den in den Stein gehauenen Vers:
Herbeh zu Haberbreh!
Hier in der Suppen haſt du der Gerſte dreh,
In dem andern Plechle den Haberbreh.
An den Braden dich gantz nit kehr,
Droll dich hinweg, dir wirt nit mehr.
Offizialat, Krankenbau und das ſich im rechten Winkel au dieſen
Perſonen, gleichen Alters, 240 Mk.; für den Jahresarbeitsverdienſt gang, in deſſen efeubewachſener Mitte ſich ein Brunnen und vier kugel= geheimer Sitzung wurden noch Armenſachen erledigt.
förmige Buchsbäume befinden, die Begräbnisſtätte der Mönche. An das
der land= und forſtwirtſchaftlichen Arbeiter, für Perſonen übr 21 Jahre Offizialat ſchließt ſich die ſtattliche Kirche, die zehn Jahre nach dem 1809
1100 Mk. für weibliche glechen Alters 750 Mk. Die übrigen Abſtufun= erfolgten uebergang der Stadt und der Abtei an Heſſen von Großb. — Skunlspelz auf offener Straße verloren. Eine Anzeige in der
betriebenen Gaſtwirtſchaften das Gaſtwirtsgewerbe auszuüben und ſuchen, eine von beiden Türmen flankierte Freitreppe und eine Vorhalle gebildet zug auf jene Verluſtanzeige in der Preſſe und gab den Pelz mit einer
nisfrage in beiden Fällen und beſtehen Bedenken gegen die Zuteilung der Jahre 1968 bis 1878. Dieſer Zeit gehört die Faſſade der girche an. Verliererin zurück. Der Finder erbielt einen Finderlohn, von zehn
ſoweit Waſſerarbeit in Frage kommt, auf 65 Pfg. feſtgeſetzt. — Die An= zurückreichenden Türmen war der ſüdliche im Jahre 1736 meuert ge es aber kommen, daß man den Fundhehler ſchließlich noch belohnen
ſchaffung von 100 Zentner Nußkohlen für die Schule zum Angebotspreis weſene im Jahre 1840 wegen Baufälligkeit bis auf die Höhe des Kirchen= muß, wenn man ſein Eigentum wieder haben will.
von 1,60 Mk. pro Ztr. wird genehmigt. Verſchiedene Elektrizitätswerk= ſchiffs abgebrochen worden, der zweite, nördliche, fiel 1868, und an ihre
Gotteshauſes weiſt im weſentlichen noch das Ausſehen auf, das ihm durch
einlagen, auf Paviermark lautend, haben, darauf hin, daß gemäß 8 7. Gebeine der beiden Märtyrer ruhen im Hochaltar, der aus dem 1786 auf=
Abſ. 1 der dritten Steuernotverordnung bis zum 31. Dezember 1894 die gehobenen Karthäuſerkloſter in Mainz ſtammt und nach deſſen Abbruch
Anſprüche vorgelegt ſein müſſen. Andernfalls kann bei einer evtl. Auf= volles ſchmiedeeiſernes Gitter ſchleßt das Querſchiff und den Chor mit
ſind die Grabſteine mehrerer Aebte eingelaſſen, an der Südwand hängt
* Erbach i. O., 21. Nov. Herr Heinrich Willmann feiert am das große Gemälde, das ſämtliche Aebte der Abtei auf einem Stamm=
Auf der Terraſſe, die ſich nördlich an die Abteikirche anſchließt,
auf das herzlichſte. — Der Flobertſchützenverein Erbach j O., nimmt den Platz der 1846 abgetragenen Lorenzkapelle die Volksſchule ein.
An der Nordſeite der Stadt, gegenüber des Mains, befinden ſich auch
Ein zweiter bemerkenswerter Platz im Innern, der Stadt iſt der
Marktplatz. An ihm befindet ſich das 1823/24 von dem Oberbaurat Dr.
Georg Lerch im italieniſchen Stil errichtete Rathaus, ferner die alten
Gaſthäuſer. „ Zum Ochſen”. „Zum Bären”. „Zum Rieſen”, wo ſich noch
heute der Nürnberger Geleitslöffel befindet, endlich ein 1696 erbautes
Haus „Zum Einhard”, wo aus dem Giebelfeld des mit reichem
Schnitz=
werk verſehenen Erkers ein männlicher Kopf herausſchaut, der Sage nach
iſt es Einhard, der ſich vor dem Kaiſer Karl geflüchtet hat und Ausſchau
zält, ob er wieder fort iſt.
Der ſchön gelegene Friedhof umſchloß ehedem die Stadt= oder
Bar=
tholomäuskirche, die 1817 abgetragen wurde, nachdem die Abteikirche
Pfarrkirche geworden war. Die noch da und dort umherliegenden Reſte
ihrer Skulpturen laſſen ihren Untergang bedauern. Von den Gräbern
ſei nur das in der Südoſtecke gelegene Grab des letzten Mönches
er=
wähnt des Pl. Laurentius Menninger, der am 8 Februar 1766 zu
Königsheim geboren war und 1844 ſtarb. Seinen Grabſtein ließ er durch
ſeine Wohltätigkeit ausgezeignete Mann ſchon zu Lebzeiten anfertigen,
und nur ſein Todesdatum, von dem er ſogar die drei erſten Ziffern,
184, hatte ausmeiſeln laſſen, war zu ergänzen, doch wurde dieſe
Ergän=
zung nicht durch den Steinmetz, ſondern durch den Weißbinder
vorgenom=
men, ſodaß ſie nicht mehr lesbar iſt. Ein kleiner Turm der
Stadtbefeſti=
gung, der Pulverturm, hat ſich auf der nördlichen Friedhofsmauer
erhalten.
Die Stadtbefeſtigung, die aus Doppelgraben, Wall und Mauern
be=
ſtand, iſt bis auf dürftige Reſte verſchwunden. Von den kleinen Türmen
ſind nur noch drei erhalten, davon zwei mit ihrem Dach, der
Pulver=
turm und der Mühlenturm bei der Stadtmühle. Von den vier
Haupt=
toren der Stadt hat ſich nur der 16045 erbaute Steinheimer Turm
er=
halten, wegen deſſen Renovierung jüngſt eine Vorlage den heſſiſchen
Landtag beſchäftigt hatte.
In der Nähe des Friedhofs befindet ſich noch eine kleine Kirche. Es
iſt die ebangeliſche Kirche, die erſte, die der 1841 ins Leben getretene
Guſtav=Adolfs=Verein errichten ließ. Im Jahre 1847 wurde ſie
einge=
weiht; ſie befindet ſich an der Stelle, wo der Schwedenkönig Guſtav
Adolf am 25. November 1631 die Abgeordneten der Stadt empfing, die
die Stadtſchlüſſel dem Sieger überbrachten und die Stadt deſſen Hulb
empfahlen.
Durch die Eiſenbahn wurde Seligenſtadt von dem großen Verkehr
abgeſchnitten. Es gehört zu den Plätzen, die die meiſten dem Namen
nach kennen, aber nur wenige durch den Augenſchein. Doch haben in den
letzten Jahren die Fremden dem Orte mehr Beachtung geſchenkt, als
früher. Das iſt ein Verdienſt des Herrn Landtagsabgeordneten Johann
Phil. Hofmann, der ſich die Pflege der Ortsgeſchichte angelegen ſein
und ſich die Mühe nicht verdrießen läßt, Fremden die
Sehenswürdig=
keiten der Stadt zu zeigen und zu erklären. Im „Seligenſtädter
An=
zeiger hat er in der letzten Zeit eine größere Anzahl Aufſätze zur
Orts=
geſchichte geſchrieben, und er trägt ſich mit der Gründung eines
Orts=
muſeums, das ſehr zu wünſchen wäre und in dem Steinheimer Turm,
nach deſſen Wiederherſtellung, ein ſehr geeignetes Heim finden könnte.
Ende Auguſt 1925 wird die elfhundertjährige Wiederkehr des
Grun=
dungstages der Abtei feierlich begangen werden, nicht bloß durch
kirch=
liche Feiern, ſondern auch durch einen Feſtzug und wahrſcheinlich durch
die Aufführung eines Feſtſpiels. Auch eine Feſtſchrift iſt geplant, die
von der reichen Vergangenheit der alten Mainſtadt erzählen ſoll.
N Reichelsheim i. O., 22. Nov. Nutzbarmachung des
Rei=
chenberges. Nachdem nunmehr alle Ausgewieſenen, die bisher in
den Räumen der Reichenberger Gebäulichkeiten untergebracht waren,
wieder in ihren früheren Wirkungsort zurückgekeht ſind, hat Herr
Guts=
pächter Siefert, vom Fronhof es übernommen, die Räume und ihre
Umgebung durch einen Sachverſtändigen ſo herrichten zu laſſen, daß ſie
4 Aus dem Gerſprenztal, 22. Nov. Rückgang der
Obſt=
preiſe. Gebrochene Aepfel ſind im Preiſe ſeit den letzten Wochen im
Preiſe geſunken. Die Händler zahlen jetzt 7—8 Mark für den Zentner
Aepfel und 4 Mark für den Zentner Birnen.
r.* Wixhauſen, 22. Nov. Gemeinderatsbericht. Als
Ent=
ſchädigung für entgangenen Verdienſt und Wartegeld wird auf Vorſchlag
des Kreisamts und des Miniſteriums des Innern der Hebamme ein
Be=
trag von 100 Mk. bewilligt, außerdem wird bei Wiederholungslehrgängen
ein Tagegeld von 3 Mk. und Erſtattung der Reiſekoſten bewilligt. Der
Feldſchütze Benz hat eine Beſchwerde an das Kreisamt gerichtet, er möchte
wieder vollbeſchäftigt ſein, da er von ſeiner geringen Unfallrente im
Winterhalbjahr nicht leben kann. Da Benz ſeinerzeit von der Gemeinde
nicht verſichert wurde, alſo ein Verſchulden der Gemeinde vorliegt, ſo
wurde beſchloſſen, denſelben im Sommer zu beſchäftigen und im
Winter=
halbjahr ihm ſeine geſetzliche Altersrente zu gewähren. Die Eiſenbahn
möchte den Uebergang Nr. 18 ſchließen und dafür einen fahrbaren Weg
öſtlich neben dem Bahnkörper anlegen. Der Gemeinderat wäre mit der
Schli ßung des Uebernangs Nr. 18 einverſtanden, wenn die
Bahnverwal=
tung beiderſeits der Bahn, vom Bahnhof bis Poſten 18 je einen
genü=
gend breiten und gut fahrbahren Weg auf eigene Koſten herſtellt und
außerdem eine Ueber= oder Unterführung an dortiger Stelle für
Fuß=
gänger anbringt. Der Wildgraben ſollte etwas tiefer gelegt werden um
die Waſſermaſſen beſſer aufnehmen zu können. Jedoch der Durchlaß an
der Bahn iſt ebenfalls zu eng, einen Antrag der Kulturinſpektion an
die Bahn, den Durchlaß größer zu machen, lehnt die Bahn ab, der
Ge=
meinderat iſt der Anſicht, daß die Kulturinſpektion alles daranſetzen muß,
auch ein ſtattliches, 1708 erbautes Fachwerkhaus, das das Progymnaſium den einſtigen Fehler bei Erbauung der Bahn zu beſeitigen. Aug. Kohl
will auf ſeinem Grundſtück in der Nähe des Bahnwärterhauſes 20 ein
Wohnhaus errichten. Das Baugeſuch wird genehmigt, unter der Be=
Nechtsnachfolger Verzicht leiſtet. Chriſtian Bormet und Friedrich Joſt
wollen auf der alten Schindkaute ein Doppelhaus errichten und bitten um
Geländeabgabe, da ja dieſes Gelände bekanntlich der Gemeinde gehört.
dem ſog. Kaiſerzimmer, wo u. a. die Kaiſer Karl IIl. und Franz II. Das Geſuch wird nochmals zurückgeſtellt und eine Kommiſſion ſoll ſich
mit der Angelegenheit befaſſen. Georg Volz II., im Gemeindehaus,
Notwohnung auf ſeinem Gartenanteil entſchädigt ſein. Die
Finanz=
kommiſſion hat die Sache eingeſehen und hält den Betrag von 20 Mk. für
ausreichend. Der Gemeindergt genehmigt den Vorſchlag der
Finanzkom=
miſſion. Die Hundeſteuer wird für den Gemeindeanteil auf 6 Mk. pro
Anfang des 18. Jahrhunderts herrührendes, zur Abtei gehöriges Land= Gund und Jahr feſtgeſetzt. Wer einen Hund vor dem 1. Juli erwirbt
bezahlt den vollen Betrag und nach dem 1. Juli bis Jahresſchluß, 3 Mk.
Das Geſuch der Aumühle betreffs Steuernachlaß, wird abgelehnt. Zur
kommenden Reichstags= und Landtagswahl wird als Wahlvorſteher
Bür=
germeiſter Jung und als Stellvertreter der Beigeordnete Bauer als
Bei=
ſitzer Heinrich Gärtner. Ph. Laumann. Jakob Becker, Heinrich Storf XII.
und Michael Schmidt, beſtellt. Als Schriftführer fungieren Lehrer Spalt
und Heinrich Müller als Stellvertreter. Für Benützung des
Nathaus=
ſaales zu Verſammlungszwecken werden pro Abend für Heizung und
Licht ſowie Reinigung 1 Mk. erhoben, die ſofort an die Bürgermeiſterei
zu bezahlen iſt. — Der Ortslohn wird feſtgeſetzt für männliche unter 18
Jahren auf 2 Mk., weibliche 140 Mk., 16—21 Jak en 2,80 Mk., weibliche
2 Mk., über 21 Jahre 3,50 Mk. weibliche 2,80 Mk. Für die land= und
forſtwirtſchaftlichen Arbeiter wird feſtgeſetzt für Knechte mit Koſt 16 Mk.,
ohne Koſt 26 Mk. Arbeiter über 20 Jahre 25 Mk. pro Woche, von 18
bis 20 Jahre 22 Mk. 16—18 Jahre 19 Mk., 15—16 Jahre 17 Mk., 14 bis
15 Jahre 14 Mk. Arbeiterinnen erhalten in allen Stufen und Sätzen
75 Prozent. Für die Viehzählung am 1. Dezember ſollen verheiratete
und bedürftige Arbeitsloſe, die ſich dazu eignen, verwendet werden. In
N Offenbach, 22. Nov. Vor zwei Jahren ging hier ein wertvoller
Zeitung nützte nicht, der Pelz war und blieb verſchwunden. Dieſer
Wir betreten das ehrwürdige Bauwerk durch das Portal, das durch Tage erſchien nun ein junger Mann bei der Eigentümerin, nahm
Be=
gewundenen Erklärung, aus der man nicht recht klug werden konnte, der
Mark. Es gibt doch noch ehrliche Menſchen in der Welt! So muß
MA0or Nalze
gekauft in Originalflasche Nr. 6
(mit Plombenverschluß !
und dann nach Bedart
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Seite 8.
Sonntag, den 23. November 1924.
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Weil er Erfüllungspolitik machte,
die von der Deutſchdemokratiſchen Partei, nicht aber von ſeiner eigenen,
ſeit bald 6 Jahren zielbewußt vertreten wurde. Darum wählt alle am
7. Dezember die Deutsche Demokratische Partei, s
Rummer 926.
Sonntag, den 23. November 1924.
Seite 9.
* Von Magnus bis Flettner.
Kurz nach jenem denkwürdigen Tage, an dem das erſte
Handelsunterſeeboot, die „Deutſchland”, glücklich den Hafen von
Baltimore angelaufen hatte und die ganze ziviliſierte Welt voll
der Anerkennung über dieſe hervorragende techniſche — bis dahin
für unmöglich gehaltene — Leiſtung war, ſchrieb eine engliſche
ſehr radikale Zeitung: „Ja, ſie ſind Teufelskerle, dieſe Deutſchen,
ſie bringen, trotz rückſichtsloſer Einkreiſung, fertig, was ſie wollen,
und machen das Unmöglichſte möglich.‟ Der Mann, der dieſe
Worte ſchrieb — der graſſe Neid wird, wohl der Grund dieſer
Auslaſſung geweſen ſein —, er hat recht gehabt und hat heute
noch recht! Wir wiſſen doch wohl am eheſten, welche
Beſchränkun=
gen der Krieg uns auferlegt hat, aber wir kennen auch am beſten
die Grenzen, die unſere Leiſtungsfähigkeit herabſetzen ſollen, die
uns der „Friedensvertrag” gezogen hat. Es war durchaus nicht
im Sinne desjenigen, der die teufliſchen Verbote in den
Para=
graphen des Friedensvertrages erfunden und durchgeſetzt hat,
daß Deutſchland überhaupt noch jemals durch eine Leiſtung
be=
ſonderer Art auffallen ſollte! Es lag vielmehr in ſeinem
Beſtre=
ben, die deutſche Induſtrie derart zu knebeln, daß an
hervor=
ſtechende Leiſtungen nicht zu denken ſein ſollte. Aber, ſie ſind halt
„Teufelskerle” die Deutſchen, und bringen fertig, was ſie wollen.
Die Zerſtörung unſerer Induſtrie haben ſie reſtlos erreicht, aber,
was die ganze Welt nicht erreichen kann, das iſt das, daß ſie den
deutſchen Geiſt nicht zerſtören können! Sie können uns die
Fit=
tiche nicht ſo ſchneiden, daß uns der Weg zum Licht, und damit
der Weg einer beſſeren Zukunft entgegen, geſperrt iſt.
Wir haben in all den Jahren ſeit dem Kriegsende herzlich
wenig von beſonderen Leiſtungen des uns einſt (2) feindlichen
Auslandes gehört, ſie ruhen ſich aus auf ihren Lorbeeren und
laſſen uns Deutſche arbeiten, damit wir mit unſerer Tätigkeit
Segensreiches ſchaffen. Und daß bei uns — wenigſtens auf den
Konſtruktionsbureaus und in den Laboratorien gearbeitet
wird, das beweiſen unſere Rieſenerfolge! Wir Deutſche
haben ſeinerzeit das größte internationale Autorennen auf der
Coppa Florio gewonnen, wir Deutſche haben trotz langjährigen
Bauverbotes die beſten Rundfunkanlagen, wir haben die Rekorde
des Segelfluges in der ganzen Welt gebrochen, wir haben dem
Leichtmotorflugzeug ſeine Bedeutung geſchaffen, wir haben die
enorme Leiſtung des „Tiefſeetauchers” ausgeklügelt, wir haben
Gold gemacht, unſer Eigentum ſind die Zeppeline und wir
haben den Ozean überflogen, wir haben Dieſel=Glühkopf= und
Luftſchiffmotore zu bis dahin ungeahnten Leiſtungen
durchgebil=
bet, und wir haben eien Flettner! Sollte ein derartiges
Volk dazu verdammt ſein, eine Rolle zu ſpielen, die trauriger iſt
als die der Zulukaffern?! Und ſollte es wirklich Deutſche geben,
die heute noch international ſind, und die ſich angeſichts der Taten
ihres Vaterlandes nicht bis ins Tiefinnerſte ſchämen, daß ſie kein
Nationalgefühl haben?
Anton Flettner, einſt Lehrer in einem kleinen
Taunus=
ort, iſt ein Mann von hervorragenden techniſchen Kenntniſſen.
Seine techniſche Begabung konzentrierte ſich im Laufe der Jahre
auf das ihm am meiſten liegende gerodynamiſche Gebiet, auf dem
er inzwiſchen ſchon Hervorragendes geleiſtet hat. Bereits im
Kriege waren ſeine Konſtruktionen von der weittragendſten
Be=
deutung, und zwar auf dem Gebiete des Großflugzeugbaues.
Die Ausmaße, die die damaligen ſchweren Bombenflugzeuge
an=
genommen hatten, n derartig rieſenhaft geworden, daß es
menſchlicher Kraft ni. mehr möglich war, die Rieſenſteuerfloſſen
während des Fluges zu betätigen. In dieſem Zeitpunkt höchſter
Not erſchien Flettner als rettender Engel mit einer
umwälzen=
den Einrichtung. Er brachte am Ende der großen Steuerflächen
kleine Hilfsſteuer an, die, wie die Verſuche tatſächlich bewieſen
mit Leichtigkeit betätigt, in der Lage waren, die frei aufgehängten
Hauptſteuer ſo zu beeinfluſſen, daß ſie ihnen haarſcharf folgten.
Nach dem Kriege wandte er dieſe Erfindung mit größtem
Er=
folge bei den Rudern der großen Seedampfer an, denen er auf
dieſe Art Hunderte von Pferdeſtärken an Maſchinenleiſtung
er=
ſparte.
Seine neueſte Konſtruktion, der „Flettner=Rotor”
ſcheint ja nun tatſächlich dazu angetan, das ganze, von alters her
überbrachte, Shſtem des Segelſchiffes über den Haufen zu
wer=
fen. Die praktiſche Auswertung der von Profeſſor Magnus a..
geſtellten und bewieſenen Behauptung, daß auf einen
rotieren=
den Zylinder gerichtete Luftſtrömungen (in dieſem Falle der
Wind), Strömungen erzeugen, die quer zu den erſteren gerichtet
ſind, iſt Flettners Verdienſt. Seine Erfindungen gründen ſich auf
den oben angedeuteten Vorgang, den Profeſſor Magnus
erſt=
malig feſtellte, den ſogenannten „Magnus=Effekt‟. Die
anfäng=
lichen Unterſuchungen über jenes bedeutſame Problem führten
Profeſſor Magnus auf das Gebiet der Balliſtik. Hier ſuchte man
damals nach der Urſache der Abweichung eines Geſchoſſes aus
der ihm durch den Lauf (Geſchützrohr) vorgeſchriebenen
Rich=
tung. Anfänglich glaubte man, daß dieſe Abweichung dadurch
ent=
ſtehe, daß ein Geſchoß, das ein Geſchützrohr mit rechts gerichteten
Zügen verlaſſen, das Beſtreben habe, gewiſſermaßen ſich in ſeiner
Flugbahn rechts zu orientieren, und umgekehrt. Profeſſor
Mag=
nus beſtritt dieſe Behauptung, und bewies tatſächlich, daß hier
andere Kräfte am Werk ſind, die das Geſchoß in ſeiner Flugbahn
beeinfluſſen. Die von ihm hierüber angeſtellten Verſuche ergaben
dann auch das Folgende: daß um einen, ſich um ſeine
Längs=
achſe drehenden, zylinderförmigen Gegenſtand kreiſende
Luft=
ſtröme entſtehen, die auf der einen Seite dieſelbe Richtung wie
ein dem Zylinder entgegenblaſender Preßluftſtrom haben,
wäh=
rend ſie auf der Gegenſeite dem Luftſtrom entgegenarbeiten.
Ebenſo war er in der Lage nachzuweiſen, durch umgekehrte (
ent=
gegengeſetzte) Richtung des Zylinders bei ſeiner Umdrehung,
auch die Richtung der Luftſtröme zu wechſeln. Es entſteht alſo
auf der einen Seite des Zylinders ein Ueberdruck. Die
Möglich=
keit und die Tatſache, daß dieſer Ueberdruck ſich in eine
Kraft=
wirkung auslöſen kann, zeigte er an einem Verſuch, bei dem er
an einen Wagebalken an den einzelnen Arm einen Zylinder hing,
der in Notation verſetzt werden konnte, während er an den
an=
dern Arm ein entſprechendes Gegengewicht befeſtigte. Der
Luft=
ſtrom, der auf den Zylinder einwirken ſollte, wurde durch einen
Ventilator erzeugt. Der auf den ſtillſtehenden Zylinder treffende
Luftſtrom war nicht in der Lage, den Standpunkt des einen oder
anderen Balkenarmes zu verändern. Das wurde aber ſofort
an=
ders, ſobald der Zylinder in eine rotierende Bewegung verſetzt
wurde, und zwar drehte ſich der Wagebalken nach rechts, wenn
der Zylinder links herum rotierte, während bei Drehen im
Uhr=
zeigerſinn der Balken nach links ſchwankte. Seine Behauptung,
daß an einem rotierenden Zylinder Gegenſtröme entſtehen, war
ſomit erwieſen. Und nun zur praktiſchen Anwendung bei dem
Flettnerſchen Rotor. Der oben benutzte Zylinder wurde
ſinn=
gemäß ins Rieſenhafte vergrößert und ihm ein zweiter zugeſellt.
Sobald nun das Schiff in den Wind geſtellt wird, ohne daß die
Walzen ſich drehen, kann alſo auch von einer Kraftleiſtung keine
Rede ſein. Werden jedoch die Walzen in Umdrehung verſetzt,
ſo entſteht, je nachdem aus welcher Richtung der Wind auftrifft,
auf der einen Seite der rotierenden Walzen ein Ueberdruck, der
ſich genau wie bei dem oben angeführten Verſuch auf den
Wage=
balken, — hier auf dem Schiffskörper auswirkt. Durch Anbringen
von zwei Walzen erreichte man natürlich eine bedeutend höhere
Antriebskraft, ſowie eine in der Navigierungstechnik bislang
un=
bekannte Wendigkeit. Zum Steuern des Schiffes auf Kurs iſt
es alſo nur nötig, durch Wechſeln der Drehrichtung der Walzen,
den Wind auszunutzen. Das iſt Alles. Die Erfindung iſt eine
geniale, und wie alle geniale Erfindungen furchtbar einfach, —
aber ſie will halt gemacht ſein. Man kann ſich denken, welche
enormen Koſten bei dem Flettner=Rotor, dem bisher
gebräuch=
lichen Segelſchiffen gegenüber, geſpart werden. Den
umſtändli=
chen Takelagen mit ihrer Wirrnis von Nahen, Maſten, Tauen
und ihrer Unbeholfenheit, ſteht hier die Walze, nicht nur
eben=
bürtig, ſondern vorteilhafter an der Seite. Ungeheures
Men=
ſchenmaterial wird geſpart, dabei aber eine bedeutend höhere
Schnelligkeit erzielt. Wo früher zur Bedienung eines großen
Segelſchiffes Dutzende von Leuten nötig waren, um die Segel
auszulegen und einzuholen, da ſteht heute ein einziger Mann auf
der Brücke, der nichts weiteres zu tun hat, wie den Drehſinn der
Walzen zu ändern, und ſi, je nach dem, ſchneller oder langſamer,
laufen zu laſſen. Der A, ieb der Walzen erfolgt unter Deck
durch Elektromotore. So ſteht dieſe gewaltige Erfindung heute
ausgebaut vor uns, umfangreiche Beſtellungen auf das Schiff
beſtätigen, daß man ſie voll und ganz würdigt, und ihr die
Zu=
kunft geebnet iſt. Wir aber wollen ſtolz ſein, daß es auch hier
wieder deutſchem Geiſt vorbehalten war, „Unmögliches möglich
zu machen!“
B.M=H.
Rund=Funk=Programm.
Sonntag, den 23. Nobvemer 1924.
Frankfurt (470 m). s Uhr: Morgenfeier, veranſtaltet von Herrn Pſarrer Lio. Thimme
(Gem. Nord=Oſt): 1. Chorlied: Der Menſch iſt in ſeinem Leben wie Gras, Bach.
2. Solo für Sopran: Litanei von Schubert; 3. Chorlied: Selig ſind die Toten, Rohde;
4. Anſprache: Herr Pfarrer Lic. Thimme; 5. Solo für Sopran: Komm' unſer Tod,
Bach; 6. Chorlied: Mache mirch ſelig, o Jeſu, Weichet. — 4 Uhr: Ein deutſches
Requiem. Von Johannes Brahms. Ausführende: Die Frankfurter Singakademie.
Leitung: Prof. Gambke. Soliſten: Frau Holtz und Herr Adolf Müller. Im Anſchluß
hieran ſpricht Herr Pfarrer Ernſt Klein vom Volksbund „Deutſche
Kriegsgräber=
fürſorge” zum Andenken an die Gefallenen des Weltkrieges. — 8 Nhr: Stunde der
„Frankfurter Zeitung”: 1. „Quawa” von Günther von Queſtenberg: 2. „Die falſche
Mitternacht” von Herman George Scheffauer. Sprecher: W. U. — 8.30 Uhr:
Toten=
feier, veranſtaltet vom Wartburg=Verein e. V., Frankfurt. 1. Trauermarſch von
Beethoven (Bläſerchor des Wartburgvereins e. V., Leitung: Herr Peter
Rauſchen=
berger); 2. Choral: „Wie ſie ſo ſanft ruhen” von Benecken (1818), (Bläſerchor des
Wartburg=Vereins); 3. Vorſpruch; 4. Chor: „Ruhn in Frieden alle Seelen” von
M. v. Haydn (Kirchenchor der Deutſch=evang. =reform. Gemeinde), Leitung Herr
Döpfer; 5. Anſprache: Herr Konſiſtorialrat Prof. Pfarrer D. E. Foerſter; 6. Choral:
„Unter Lilien jener Freuden” von Feuchtländer (Bläſerchor des Wartburg=Vereins);
7. Chor: „Mitten wir im Leben ſind vom Tod umfangen” (Kirchenchor der
Deutſch=
evang. ref. Gemeinde), Leitung Herr Döpfer; 8. Motette: „Was macht ihr, daß ihr
weinet” (Bläſerchor des Wartburg=Vereins).
Berlin (430 bzw. 505 m). 9 Uhr: Morgenfeier: Choral=Vorſpiel (Dr. Artur Böhme.
Aus der Bibel: David und Jonathan (2. Samuelis, 1), mit Harfenbegleitung (Joh.
Schulzke, Rezitation, Guido Rabenalt, Harfe). Gedenkrede für unſere.
Gefalle=
nen, gehalten von Herrn Pfarrer Siems; Lietzenſeegemeinde, Präſident des
Volfs=
bundes der deutſchen Kriegsgräber=Fürſorge. Harfenſolo, Guido Rabenalt. Aus der
Bibel: a) Wie werden die Toten auferſtehen? (1. Kor., 15), b) Neuer Himmel —
Neue Erde (Off. 21), c) Erlöſung der Gefangenen (Pſalm 126), mit Harfenbegleitung,
Johannes Schulzke, Rezitation, Guido Rabenalt, Harfe. Choral=Nachſpiel, Dr. Artur
Böhme. — 2.45 Uhr: Freigeiſtige Gedächtnisfeier. Ruhe müder Pilger,
Schubert. Anſprache des Herrn Dr. Paul Kriſche: „Die Toten leben!” Flammenlied,
Henſchel. Quartett der Freidenker für Feuerbeſtattung: Paul Leiſe, Bruno Rahmig,
Otto Kowalski, Max Nitſchke. — 3.30 Uhr: Die Funkprinzeſſin erzählt:
Märchen=
philoſophie von Manfred Kyber. a) Das andere Ufer; b) Das Tagwerk vor
Sonnen=
aufgang; c) Der Tod und das kleine Mädchen (Die Funkprinzeſſin: Adele Proesler).
—4.30 Uhr: Nachmittagsmuſik (Berliner Funkkapelle): 1. Ouverture zu Goethes
„Egmont”, Beethoven; 2. Larghetto aus der II. Symphonie, Beethoven; 3. Brahms
Memoiren, bearbeitet von Morena; 4. Ave Maria, Schubert; 5. Vorſpiel zu dem
V. Akt der Oper „König Manfred‟, Reinecke; 6. Dem Andenken Beethovens, Fantaſie,
Urbach; 7. Der Engel Lied, Braga; 8. Intermezzo, Brahms; 9. Abendlied, Schumann.
— 7 Uhr: Vortrag des Herrn Gartenbaudirektor Ludwig Leſſer: Friedhof=Kultur. —
8.30 Uhr: Totenſonntags Konzert: 1. a) Die Ehre Gottes in der Natur,
Beet=
hoven, b) Harre, meine Seele, Cäſar Malon (Gottſchalk=Poſaunen=Quartett: Richard
Gottſchalk, Alwin Müller, Fritz Töger und Arthur Mohneke); 2. a) Geiſtliche Arie
aus der Krönungskantate, Konſtanz Bernecker (Nach Worten der Heiligen Schrift),
b) Der Kreuzzug (Leiſtner), c) Litanei (J. G. Jacoby), Schubert (Hertha Dehmlow,
Alt); 3. a) Ave verum, Mozart, b) Kolnidrei, Bruch, c) Adagio religioso, J. van Bvonr
(Fritz Wenneis auf dem Schiedmaher=Meiſterharmonium); 4. a) Auf demKirchhof
(Liliencron), Brahms, b) O du, vor dem die Stürme ſchweigen (Hertha Dehmlow,
Alt; 5. a) Die Träne, Witt, b) Weihe des Geſanges, Mozart (Gottſchalk=Poſaunen=
Quartett); 6. Arie aus dem Oratorium „Elias”: „Sei ſtille dem Herrn”, Mendelsſohn=
Bartholdy (Text nach der Bibel), (Hertha Dehmlow, Alt); 7. a) Ave Maria, Schubert,
b) Stabat Mater, Roſſini, c) Largo aus dem Quartett op. 76, Haydn (Fritz Wenneis
auf dem Schiedmayer=Meiſterharmonium); 8. aſ Grabesklänge, Gottſchalk, b) über
den Sternen, Abt (Gottſchalk=Poſaunen=Quartett). Am Schwechten=Flügel: Dr. R. E.
Lapini.
ngland (MEZ.) London (365), 10 Uhr: Leichte Muſik. — Birmingham (475), 9.30 Uhr:
William Murdoch=Abend. — Bournemouth (385), 4 Uhr: Militärkapelle des
Hamp=
ſhire=Regts. 9.50 Uhr: Mendelsſohn=Konzert. — Cardiff (351), 10 Uhr: Alte und neue
Kirchenlieder. — Newcaſtle (400), 10 Uhr: Konzertabend Aſtra Desmond und Walter
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Albrecht Hartmann, Pfarrer
und Frau Lina, geb. Schellenberg.
Alten=Buſeck, den 22 November 1924.
Die Einſegnung findet im Trauerhauſe in Dieburg am Dienstag, den
25. November 1924, vorm. 10 Uhr, die Beerdigung am ſelben Tage,
nachmittags 2 Uhr, in Darmſtadt auf dem Friedhof an der Nieder=
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Rummer 326,
Reich und Ausland.
Dr. Voigt, Oberbürgermeiſter von Marburg.
Der frühere Oberbürgermeiſter von Frankfurt, Dr. h. c.
Voigt, iſt von den Marburger Stadtverordneten mit 26 gegen
2 Stimmen zum Oberbürgermeiſter von Marburg gewählt
wor=
den. Dr. Voigt war auch von der Stadt Hannober als
Ober=
bürgermeiſter vorgeſehen, doch wird er wahrſcheinlich den
Mar=
burger Poſten annehmen, da die dortige Univerſität ſeinen
Kin=
dern die Ausbildungsmöglichkeit ſichert.
* Wertvolle Grabfunde im Frankfurter Stadtwald.
S. Frankfurt. Eine Düne, die ſich bei Oberrad durch den
Frank=
fürter Stadtwald zieht, wurde als Begrabnisſtätte feſtgeſtellt. Um die
Arbeiten des Hiſtoriſchen Muſeums nicht zu ſtören, wurden die Arbeiten
in aller Stille unter Leitung von Dr. Woelke vorgenommen, dem
es jetzt gelungen, ein vollſtändiges Skelett in einem Hügelgrab
frei=
zulegen. Die Steine und Mauerringe aus Kalkſteinen und Geſchieben,
ſtammen aus der keltiſchen Laténezeit. Es handelt ſich nach den Beigaben,
die im Grab gefunden wurden, um einen vornehmen keitiſchen
Kriegs=
mann, der hier vor 2500 Jahren beſtattet wurde. Neben dem Schwert
und dem Gürtelverſchluß in der Hüftengegend wurde auf der Bruſt eine
Fibel gefunden. Die Ausgrabungen wurden durch Lehrer Apitz
ver=
anlaßt, der unermüdlich mit dem Stahlſtock den Stadtwald abgeſucht
hatte und deſſen Beobachtungen noch weitere Ausgrabungen erwarten
laſſen..
Um einen Fliederſtengel.
8. Frankfurt. Ein Fliederſtengel hat einem Menſchen das Leben
gekoſtet. Die kleine Urſache dieſer großen Wirkung war ein Streit, der
ich in der Altſtadt im Frühjahr dieſes Jahres um die Ueberreichung eines
Fliederſtraußes entſpann. Der Metzger Schleidt, der als brutaler Menſch
dekannt iſt, kam mit ſeinem Freunde ſchon angetrunken in eine Wirtſchaft,
vo ſich ein Wortwechſel um einen Fliederſtrauß entſpann: Bald flogen
ſämtliche beweglichen Gegenſtände im Lokal umher und Schleidk verletzte
inen jungen Mann ſo ſchwer mit ſeinem Meſſer, daß er noch in derſelben
Nacht ſtarb. Der Täter wurde jetzt vom Schwurgericht wegen
Körper=
verletzung mit Todesfolge zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren
(hrverluſt verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 8 Jahre Zuchthaus
be=
nntragt. — Ein Bankbeamter, der nach verfehlten Spekulationen größere
Summen unterſchlagen hatte, um damit nach England zu fliehen,
ſuurde bei ſeiner Rückkehr verhaftet und jetzt von der Strafkammer zu
einem Jahr Gefängnis verurteilt. Seine jetzige Frau, die zurzeit der
Unterſchlagung ſeine Kollegin auf der Bank war, wurde freigeſprochen.
* Kleine Frankfurter Chronik.
Die Arbeitsmarktlage hat ſich im Laufe der letzten Woche
venig verändert. Ein Rückgang in der Erwerbsloſenziffer iſt darauf
zurückzuführen, daß ein Teil der Arbeitsloſen ausgeſteuert wurde. Die
Zahl der Arbeitſuchenden betrug 11 778 von denen 1567 in ofſenen
Stellen untergebracht werden konnten. In Erwerbsloſenunterſtützung
befanden ſich 5481 Hauptunterſtützungsempfänger. Auf 1000 Einwohner
cntfallen 13 Hauptunterſtützungsempfänger. — Die Frankfurter
Deue=
ungszahl hat ſich gegen die Vorwoche um 0,7 Prozent geſenkt. —
Um Weſthafen wurde ein Schiffer von einem rangierenden
Eiſenbahn=
dagen in den Main geſtoßen. Der Mann iſt ertrunken. — Ein
lieſiges Blatt macht die bemerkenswerte Feſtſtellung, daß eine Fahrkarte
on Frankfurt nach Paris nur 54 Mark erſter Klaſſe koſtet, während
die Fahrt nach Berlin 58 Mark koſtet. Dabei iſt Paris 200 Kilometer
wveiter von Frankfurt entfernt als Berlin. Das Blatt führt hierauf das
große Intereſſe an Auslandsreiſen zurück.
Starke Zunahme des Verkehrs durch den Panamakanal.
D. D. Köln. Wie „Daily Telegraph” erfährt, iſt im Verkehr
durch den Panamakanal im letzten Rechnungsjahr, das im Juli
ab=
jef, die bisher höchſte Ziffer zu verzeichnen. Von 5200 Schiffen aller
Nationen betrugen die Zolleinnahmen 3 500 000 Pfund Sterling, d. h.
ine Zunahme von mehr als 38 Prozent gegenüber dem Vorjahre, 21
Flaggen verſchiedener Nationen waren vertreten,
Urteilsverkündung im Prozeß Oerthel=Egloffſtein am Montag.
D. D. Berlin. Nachdem das Gericht im Prozeß Oerthel=
Egloff=
ſtein beſchloſſen hatte, das Verfahren gegen Schrowe abzutrennen, ihn
aber weiter in Haft zu behalten, nahmen die Rechtsanwälte Themal und
Dr. Herbert Fuchs das Wort, um in längeren Ausführungen ſich gegen
die hohen Strafantrage des Staatsanwalts zu wenden. Es handele ſich
ei den Straftaten Oerthels um krankhafte Entartung eines
patholo=
giſchen Hyſterikers. Für den Angeklagten Hermes machten beide
Ver=
teidiger geltend, daß ſeine ſtrafbare Betätigung ſo gering ſei, daß er nicht
als Mittäler bezeichnet werden könne. Dr. Julius Berger 1. wandte
ſich gegen die hohen Strafanträge des Staatsanwalts gegen Frau Dora
Lehmann, die er ja ſelbſt als Opfer Oerthels bezeichnet habe. Oerthel
ſetzte ſich im Schlußwort für ſeine Mitangeklagten ein. Die beiden
Mädchen hätten ſich für ihn aufgeopfert und aus Liebe und Mitleid
ge=
handelt. Auch Hermes ſei nur ſein Werkzeug geweſen. Von Schrowe
ſei er völlig ausgebeutet und als Werkzeug zu ſeinen eigenen
verbreche=
riſchen Handlungen benutzt worden. Auf den § 51 berufe er ſich nicht,
aber die Straftaten, die er ſehr bedauere, habe er nur unter dem
Ein=
fluß des Kokains begangen. Er ſei beſtrebt geweſen, ehrlich alles zu
ge=
ſtehen Eine ſo harte Strafe verdiene er nicht. Oerthel bat das
Ge=
richt, Milde walten zu laſſen und ihm Bewährungsfriſt zu geben. Die
Urleilverkündigung wird am Montag erfolgen. — Oerthel=Egloffſtein
ſind von mehreren Verlagsanſtalten Angebote gemacht worden, ſeine
Memoiren zu veröffentlichen.
Milde Strafe gegen einen falſchen Steuererheber.
D. D. Berlin. Zahlreiche Steuerpflichtige ſind durch die
Betrugs=
manöver eines Hilfsarbeiters bei der Steuerkaſſe Schöneberg um
erheb=
liche Beträge geprellt worden. Der Hilfsarbeiter Richard Peters, der
bereits mit 9 Monaten Gefängnis wegen Erpreſſung vorbeſtraft iſt, war
vom Gewerb=ſteueramt dem Finanzamt Berlin=Weſt überwieſen worden
und hatte ſeine Stellung dazu benutzt, Steuerpflichtigen unrechtmäßig
höhe Beträge abzunehmen. Dafür legte er Quittungen mit gefälſchten
Unterſchriften vor. Um die Unterſchlagungen zu decken, hatte er ganze
Steuerregiſter gefälſcht. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen
Amtsanmaßung Betrug, Unterſchlagung und Urkundenfälſchung zu einer
Strafe von nur einem Jahr Gefängnis.
Flugboote zur Perteidigung des Panamakanales.
Das Problem der Behütung des Panama=Kanals vor einem
Ueberraſchungsangriff „nach einer plötzlichen Kriegserklärung,
hat die amerikaniſchen Flottenſtäbe während der letzten Jahre
be=
ſchäftigt. In den Flottenmanövern des letzten Jahres gelang dem
Feinde der Angriff, weil die verteidigende Flottenabteilung nicht
imſtande war, rechtzeitig mit ihm Fühlung aufzunehmen. Das
Urteil des Beſichtigenden ging dahin, daß die Landung gelang,
weil es an Aufklärungs=Flugzeugen und =Kreuzern fehlte.
Aus dieſem Grunde hat das Marine=Departement einen
Kontrakt für einen neuen Flugboottyp abgeſchloſſen. Der
Aktions=
radius ſoll 250 Meilen, bei einer Geſchwindigkeit von 100 Meilen
und einer Belaſtungsfähigkeit von 2 Tonnen betragen. Das
Flugboot wird faſt ganz aus Duralumin gebaut werden.
Ein Geſchwader dieſer Flugzeuge ſollte mit dem Feind ſtete
Fühlung halten, ſowie die Vorrats= und andere Hilfsſchiffe
an=
greifen. — Vor kurzem beſtand in den Vereinigten Sta= en noch
keine Duralumin=Induſtrie.
Die Preußiſche Staatsbank und der Fall Bartels.
TU. Berlin. Die in der Preſſe anläßlich des Falles Bartels
erſchienenen Veröffentlichungen über die Geſchäftsverbindung der
Preußiſchen Staatsbank mit dem Generaldirektor Kutisker, geben
Veranlaſſung zu folgender Mitteilung, die dem Amtlichen Preußiſchen
Preſſedienſt von zuſtändiger Stelle zugeht: Eine Geſchäftsverbindung
der Preußiſchen Staatsbank mit dem Bankhaus E. v. Stein hat
be=
ſtanden, dagegen beſtand eine ſolche mit dem Generaldirektor Kutisker
nicht. Das Bankhaus E. v. Stein hat, wie viele Berliner Banken, bei
der Preußiſchen Staatsbank einen Lombardkredit in Anſpruch
genom=
men, der Anfang dieſes Jahres einen größeren Umfang erreicht hatte,
wobei zu bemerken iſt, daß die in der Preſſe genannte Zahl von 20
Mil=
lionen übertrieben iſt. Das Hanauer Lager iſt als Zuſatzdeckung zu den
lombardierten Werten hineingenommen worden. Dabei wurde ein Wert
von 4,2 Millionen Mark zugrundegelegt. Kein Mitglied der
General=
direktion, auch kein Beamter der Preußiſchen Staatsbank, hat einen
Auf=
ſichtsratspoſten in einer der Kutiskerſchen Unternehmungen innegehabt.
Dasſelbe gilt natürlich auch für den in der Preſſe namentlich
genann=
ten Geheimen Finanzrat Mackenſy. Die Abwickelung des Kredits des
Bankhauſes E. v. Stein wird ſeit geraumer Zeit, und zwar ſchon ſeit
Monaten betrieben. Eine Geſchäftsverbindung der Preußiſchen
Staats=
bank mit Michael Holzmann hat niemals beſtanden. Wie die
Angelegen=
heit Holzmann-Bartel mit der Kreditgewährung an die Steinbank in
Verbindung gebracht werden kann, iſt nicht erkennbar.
Der Fall Holzmann. — Falſche Behauptungen über ſeine Beziehungen
zum preußiſchen Finanzminiſterium.
TU. Berlin. In einer Berliner Zeitung wird behauptet, daß
Michael Holzmann gute Beziehungen zu dem preußiſchen
Finanz=
miniſterium gehabt und aus dieſem Miniſterium ein Schreiben erhalten
habe, das ihm als Freibrief für ſeinen ferneren Aufenthalt in
Deutſch=
land gedient habe. Dieſes Schreiben ſoll von einem hohen Beamten
des preußiſchen Finanzminiſterjums gezeichnet ſein. Wie der Amtliche
Deutſche Preſſedienſt hierzu auf Grund authentiſcher Mitteilungen des
preußiſchen Finanzminiſteriums erklären kann, iſt an dieſer ganzen
Dar=
ſtellung kein wahres Wort. Michael Holzmann hat niemals in
Beziehun=
gen zum preußiſchen Finanzminiſterium und auch nicht zur Preußiſchen
Staatsbank geſtanden, und es iſt ihm auch niemals vom preußiſchen
Finanzminiſterium ein amtliches Schreiben gegeben worden, das ihm
als Empfehlung und als Erleichterung für ſeinen weiteren Aufenthalt
in Deutſchland hätte dienen können.
Dr. Eckeners Heimkehr. — Empfang auf hoher See.
D. D. Bremerhaven. Wie bereits gemeldet, trifft Dr.
Ecke=
ner am Sonntag an Bord des Columbus” in Bremerhaven ein. Zu
ſeinem Empfang ſind bereits größere Vorberei ungen getroffen worden.
Soweit bisher feſtſteht, werden die offiziellen Vertreter der Regierung,
der Behörden uſw. ſich am Sonntagmorgen unter Führung des
Staats=
ſekretärs Krohne im Gebäude des Norddeutſchen Lloyd verſammeln.
So=
bald das Schiff ſich dem Hafen nähert, werden die Vertreter der Reichs=
und Staatsregierung, des Verkehrs=Miniſteriums, der Stadt
Bremer=
haven, der Zeppelingeſellſchaft, der Städte Flensburg und
Friedrichs=
hafen, ſowie wahrſcheinlich auch ein Vertreter der Stadt Berlin, mit
einem Dampfer des Norddeutſchen Lloyd dem „Columbus”
entgegen=
fahren. Auf hoher See wird dann in einem der Salons des
Ozean=
ſchiffes die offizielle Begrüßung ſtattfinden, bei der Staatsſekretär Krohne
im Namen des Reichspräſidenten und des Reichskanzlers Dr. Eckener die
Glückwünſche der Heimat ausſprechen wird. Bevor Dr. Eckener ſich nach
Friedrichshafen begibt, wird er etwa eine Woche in Berlin verweilen,
wo ihm zu Ehren in den Räumen des Aeroklubs ein Empfang
veran=
ſtaltet wird. Dr. Eckener wird in Berlin auch noch geſchäftliche.
Be=
ſprechungen zu erledigen haben, die ſich auf die mehrfach beſprochenen
Projekte der Zeppelingeſellſchaft beziehen.
Ueberreſte eines Waſſerflugzeuges in der Nordſee aufgefiſcht.
D. D. Paris. Nach einer Havasmeldung hat ein Dampfer aus
Oſtende am 19. November die Ueberreſte vom Rumpfgerüſt eines
Waſſer=
flugzeuges in der Nordſee aufgefiſcht. Man nimmt an, daß es ſich um
das Flugzeug eines portugieſiſchen Fliegers handelt, der am 15.
Novem=
ber in Rotterdam in Richtung Liſſabon aufgeſtiegen iſt und von dem
bisher jegliche Nachricht fehlt. Das portugieſiſche Konſulat iſt inzwiſchen
benachrichtigt worden.
Erkenn den
pentin
urd nmm zum Schußpitz nur Wigrin!
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Versffentlichungen unter dieſer Ueberſchriſt übernimmt die Reboffien leinertel Der
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſessſehes in pollem Umfengt
der Einſender verantworilſch.) — Einfentungen, die nicht verwendei werden, fönnen mct.
zuräckgeſondt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Zu dem Buxbaum’ſchen Finanzierungsplan des
Wohnungsbaues.
Die 60 Prozent über Friedenspreiſe erhöhte Baukoſten und die
etwa 15 prozentige Verzinſung der benötigten Baugelder machen es
un=
möglich, Wohnungen mit tragbaren Mieten zu ſchaffen. Die Baupreiſe
laſſen ſich gegenwärtig nicht verringern, wenigſtens ſolange nicht, als
nicht ein allgemeiner Preisabbau ſtattfindet. Somit iſt die nächſte Frage,
wie iſt eine Verbilligung der Hypothekengelder zu bewirken? Und da
zeigt uns der Vorſchlag von Bürgermeiſter Buxbaum einen gangbaren
Weg. An dem Aufleben der Bauwirtſchaft iſt die Allgemeinheit
intereſ=
ſiert. 75 Prozent aller Betriebe hängen direkt davon ab. Da liegt der
Gedanke, wie Buxbaum ſagt, in der Luft, die Allgemeinheit ſolidariſch
zu erklären und durch dieſe Mittel aufbringen zu laſſen. Jeder beteiligt
ſich entſprechend ſeinem Einkommen. Das iſt ſozial gedacht. Die
Rück=
lage eines Sparpfennigs pro Mark unſeres Einkommens bedeutet
ge=
wiß keine Härte. Durch dieſe Sparpfennige aber erhalten wir die
Sum=
me, die uns die rettende Möglichkeit bietet, zu 1½ Prozent Zinſen pro
Jahr Baugelder zu bekommen. Die Abgabe iſt keine Steuer, ſie
be=
deutet einen Sparzwang auf erträgliche Art. Die Stadt muß für die
Spareinlage mit ihrem Vermögen wertbeſtändig haften. Durch die
be=
abſichtigte Ermäßigung der Sonderſteuer vermindert ſich die
Sparab=
gabe. Die Herabſetzung der Hypothekenzinſen auf 1½ Prozent ermäßigt
die Mietbeträge in Neubauten durchſchnittlich um 33½½ Prozent
gegen=
über einer Verzinſung von 15 Prozent. Die Mieten ſind dadurch
trag=
bar, ſie entſprechen unſeren Einkommen. Somit lann endlich gebaut
wer=
den und das Wohnungselend wird behoben. Es wird Arbeitsgelegenheit
geſchaffen und die Arbeitsloſenfürſorge entlaſtet. Das alles durch
ein=
fache Selbſthilfe. Die Herren Landtagsabgeordneten und die ſonſtigen
maßgebenden Stellen müſſen ſofort die Buxbaum’ſche Vorſchläge in
Be=
handlung nehmen und der Stadt das prinzipielle Verordnungrecht
er=
wirken. Auch die übrigen Behörden und Körperſchaften müſſen für die
raſcheſte Verwirklichung der Sache eintreten. Weiteres Warten auf
fremde Hilfe hat keinen Wert und verſchlimmert nur unſere troſtloſe
Wirtſchaftslage.
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R. T. Der Roman „Hans Peter Kromm der Lebendige” iſt als Buch
bei der Deutſchen Verlagsanſtalt, Stuttgart, erſchienen.
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unſchädliche Stoffe von anſatzfördernder Wirkung enthalten. (l,Bln. 14754
Geſchäftliches.
Napoleon I. Bekanntlich hat Napoleon der Große ſeinem
per=
ſönlichen Eindruck eine große Reihe ſeiner Erfolge zu verdanken. Aus
den Memorien eines Generals ſeiner Umgebung geht hervor, daß ſeine
kleine Figur durch die tadellos geputzten Reiterſtiefel auf das wirkſamſte
gehoben wurde, die jeden Gegner allein durch ihren Glanz
einſchüch=
terten. Die neueſte Forſchung ergibt, daß das für ſeine Stiefel
ver=
wendete Schuhputzmittel in ſeiner chemiſchen Zuſammenſetzung
voll=
ſtändig, der der weltberühmten Schuhereme Nigrin=Extra
ent=
ſpricht.
Der erſte Eindruck iſt entſcheidend. Es iſt pſychologiſch durchaus
ver=
ſtändlich, daß der erſte Eindruck, den wir von einem bisher uns
Un=
bekannten, mit dem wir in nähere Beziehung irgendwelcher Art zu
treten beabſichtigen, der entſcheidenſte und klarſte iſt. Denn eine ſeits
beobachten wir den andern am unbefangenſten, wenn wir ihn noch nicht
kennen, und andererſeits gibt ſich der andere meiſt das erſte Mal ſo,
wie er hofft, uns zu gefallen. Ein bißchen Menſchenkenner iſt ja jeder.
— Aber jeder reagiert auch ſofort auf die kleinſte Unreinheit im Geſicht.
Die ſieht er diel eher als etwa einen Fehler in ſeiner Kleidung. Und
Pickel im Geſicht können allein das entſcheidende „Nein” ſprechen. Um
ſich dagegen zu ſchützen, gibt es ein prachtvolles, nie verſagendes Mittel:
Tägliche Waſchung mit der echten Steckenpferd=Seife von Bergmann C
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Tageskalender.
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Anfang 6 Uhr Ende nach 9½ Uhr. Kleines Haus: vormittags 11½
Uhr, „Erſte Morgenfeier” Abends 7½ Uhr, Ende nach 9 Uhr: (Außer
Miete) Orcheſter=Konzert. Geſellſchaft „Vineta”, abends 6 Uhr, im
Konkordiaſaal: Theater=Abend. Mauerſtraße 5, abends 8 Uhr,
Vor=
trag: der 1. und 2. Advent vorherſagt. Vereinigung früherer
Leib=
gardiſten, vormittags 8 Uhr, in der Stadtkirche: Totengedenkfeier,
Handwerker= und Mittelſtandskonferenz, nachmittags 3 Uhr, im
Katholiſchen Geſellenhaus, Friedrichſtraße 30.
Verſteigerungskalender. — Montag, den 24. November.
Groß=Gerauer Weg 7, nachmittags 3 Uhr: Verſteigerung von 3 Pferden
und 2 Wagen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl für Politik und Wirtſchaft: Kudolf Mauve
Verantwortlich für Feu ll ton und Heſſiſche Nadrchten Max Streeſ,
Verantwortlich für Sxort: Dr. Eucen Buhlmann
Verantwortlich für S=lußd n : Andreas Bauer
Verantw rilich für den nſeratente l: W.lly Kuhle
Druck und Verlag: 2 C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
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Nein! — Aber ein Rätsel ist allen Besuchern von
Carlsbad der vorzügliche Kaffee, den man dort
überall bekommt.
Des Rätsels Lösung liegt nicht etwa in
irgend-
welchen geheimen Mitteln, sondern einzig und allein
in der Art und Weise der Zubereitung. Ueberall und
El TaldeT !
von jedermann läßt sich eine Tasse Kaffee nach
„Carlsbader Art” herstellen. Man nimmt einen
Würfel „Weber’s Carlsbader Kafteegewürz”, zu Pulver
zerbröckelt, auf 30 Gramm einer guten Mittelsorte
Bohnen (feingemahlen), brüht das Ganze mit 1 Liter
springend kochen en Wassers in einem Ton-
oder Porzellanfilter ganz langsam auf und serviert
das Getränk so heiß wie möslich, am besten mit
Sahne. Das „Cailsbader” ist als Träger des Kaffee-
Aromas unentbehrlich, und es enthät alle Bestandteile,
welche dem Getränk Würze und Farbkratt verleihen-
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Seite 12.
Sonntag, den 23. Rovember 1924.
Rummer 326.
Sport, Spiel und Turnen.
Der Sport des Sonntags.
Motorſport.
Pferdeſport: Nach Abſchluß der Galopprennſaiſon beherrſchen die
Traber das Feld. Der Mariendorfer Verein hält des Totenſonntags
wegen ſeine Bahn geſchloſſen; jedoch kommen auch an dieſem Tage im
Norden und Süden des Reiches die Traberfreunde in Hamburg=
Farmſen und München=Daglfing auf ihre Rechnung.
Fußball: Das Ereignis des Tages iſt der 2. Länderkampf
zwiſchen den Nationalmannſchaften von Italien und
Deutſch=
land, der diesmal im beſetzten Gebiet, dem Duisburger
Sta=
dion, zum Austrag kommt. Während die italieniſche Landesmannſchaft
ſchon lange feſtſteht, iſt man bezüglich der deutſchen Vertreter noch arg
im Zweifel. Offiziell hat zwar nur Kalb als Mittelläufer abgeſagt,
je=
doch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß auch noch der eine oder andere
ur=
ſprünglich in Ausſicht genommene Spieler nicht mit von der Partie ſein
wird. Der Spielausſchuß des D. F.B. hat ſich deshalb eine ganze Reihe
von Erſatzleuten geſichert. Hoffen wir, daß es der deutſchen Mannſchaft
gelingt, die Scharte von Mailand auszuwetzen. Im übrigen nehmen
die Punktkämpfe in den einzelnen Landesverbänden ihren Fortgang.
Leichtathletik: In Mailand geht das alljährliche 100=Klm=
Wettgehen vor ſich, das in den beiden erſten Jahren ſeiner
Aus=
tragung von dem Charlottenburger Brockmann gewonnen wurde. Auch
diesmal iſt ein Deutſcher, der Erfurter Hänel, gemeldet, der als
ein=
ziger Ausländer den gewaltigen Anſturm der italieniſchen Geher
abzu=
wehren hat.
Boxen: Im Rahmen der Kölner Veranſtaltung ſtößt der
An=
wärter auf den Titel eines deutſchen Mittelgewichtsmeiſters. Hein
Dom=
görgen, auf den däniſchen Meiſter dieſer Klaſſe, Chie Nelſon. In
dem gleichen Gewicht wird in Mailand der Europa=
Meiſter=
titel zwiſchen dem engliſchen Titelhalter Roland Todd und dem
ſchnellen Italiener Bruno Frattini ausgekämpft.
Hockey und Handball: Die Verbands= und Freundſchaftsſpiele
neh=
men in gewohnter Weiſe ihren Fortgang.
Fußball.
Seeheim—,Eintracht”.
Die erſte Elf des Fußballſportvereins Seeheim empängt heute
vor=
mittag die erſte Mennſchaft des Fußballklubs „Eintracht”, zum
Freund=
ſchaftsſpiel.
Kraftſport.
Kraftſportvereinigung 1895 Darmſtadt.
Zum Abſchluß der diesjährigen Wettſtreitſaiſon wird die
Kraftſport=
vereinigung 1895 Darmſtadt heute Sonntag, 23. Nov, abends 8 Uhr, in
ihrem Vereinslokal „Reſtaurant zum Landsberg”, eine Siegesfeier
veranſtalten und jeweils die Siege bekanntgeben, die in dieſem Jahre der
Verein mit ſeiner Mannſchaft errungen hat. Alle Mitglieder, ſowie
Freunde und Gönner ſind herzlichſt eingeladen, zumal auch
geſellſchaft=
lich einige genußreiche Stunden jedem, der Intereſſe für unſeren
geſun=
den Sport zeigt, unentgeltlich zur Verfügung ſtehen.. Infolge der
gro=
ßen Geldknappheit hat der Verein von einer größeren Feier Abſtand
genommen und ſich der Hoffrung hingegeben, in dieſer Weiſe auch jeden
zufrieden zu ſtellen. Beſonders noch laden wir die Eltern unſerer
Zög=
linge und Schüiler ein.
B=Klaſſe des Odenwaldgaues.
(Verſpätet eingegangen.)
Unter Leitung der Sportabteilung des Turnvereins Nieder=
Ram=
ſtadt konnten auch am letzten Sonntag die Schlußkämpfe im Ringen der
BKlaſſe des Odenwaldgaues ihren Abſchluß finden. Unter Leitung des
Unparteiiſchen nahmen die Kämpfe einen guten und friedlichen Verlauf.
Groß=Umſtadt war leider nicht angetreten und ſo erhielten die ſämtlichen
Teilnehmer der Vereine die Punkte zugeſprochen. Eine Aenderung in
dem Tabellenſtand konnte nicht eintreten, da die Spitzengruppe die in
der Vorrunde erzielten Erfolge feſthielt. Der Stand der einzelnen
Ver=
eine iſt nun folgender:
Stand der nördlichen Abteilung:
Vereine Kpf. Sg. 2 P.S. u. Ndg. Zt. S.Vhl. Pkt. Arheilgen 19 25 15 72.09 79—45 79 DieburgPfungſtadt
Altheim 42 D. 66.15 61—60 61 12 13 21 67.26 59—63 52 42 13
Stand de er öſtlichen Abteilu 25 6: 6334
ung Ob.=Ramſtadt 40 3 85—34 Nd.=Ramſtadt 39 78—37 Werſau 40 N 64—53 64 Groß=Umſtadt t 39 0 6½ 6—111 6
Es findet nun, wie dies aus den Tabellen erſichtlich iſt, ein
Ent=
ſcheidungskampf zwiſchen Ober=Ramſtadt und Arheilgen ſtatt.
Fechten.
Turngemeinde 1846.
Die Vereinswettkämpfe der Fechtabteilung der
Turn=
gemeinde 1846 nahmen einen guten Verlauf. Beſondere Spannung
brachten die Kämpfe um den Wanderpreis in leichtem Säbel für
Jung=
mannen, der nach kurzem Entſcheidungsgang zwiſchen Haun I und
Brauns II von letzterem nach Hauſe getragen werden konnte. Bei den
Senioren ſiegte in Florett und leichtem Säbel A. Kötting. Die ſauber
gefochtenen Gänge gaben ein ſchönes Bild von der fleißigen ſportlichen
Arbeit, die unter der Leitung des Hochſchulfechtmeiſters A. Kaiſer in der
Abteilung geleiſtet wird. Mit Zuverſicht kann man den kommenden
Treffen mit auswärtigen Mannſchaften entgegenſehen.
PK.
Boxen.
Boxkämpfe im Ausland.
Bei den internationalen Boxkämpfen im Haag wurde der
hol=
ländiſche Schwergewichtsmeiſter Vanderveer in der vierten Runde zum
Sieger über den Engländer Harry Drake erklärt, während der Belgier
De Paus in der zweiten Runde gegen den Holländer Debeſt durch k.o.
unterlag. —In Hoxton konnte Jimmy Corbett einen leichte.
Punkt=
ſieg über den Europameiſter im Bantamgewicht Johnny Brown
davon=
tragen. Letzterer konnte auch im Londoner Blackfriarsring gegen den
Belgier Mardey nicht beſtehen, da er wegen Tiefſchlags in der C. Runde
disqualifiziert wurde. Ebenda ſchlug Sgt. Side Pape ſeinen
Lands=
mann Joe Mullings in der vierten Runde entſcheidend. Harry Maſon
unterlag im Londoner Premierlandring gegen Phil. Walters nach
Punk=
ten. — In Antwerpen konnte der Europameiſter im Weltergewicht
Piet Hobin=Belgien ſeinen von Sieg zu Sieg eilenden Landsmann
Erneſt Tyncke unter großem Beifall des Publikums leicht nach Punkten
ſchlagen. Der merikaniſche Schwergewichtsmeiſter Toni Fuente ſchlug
in New York Fred Fulton in weniger als einer halben Minute k.o.
Durch Bergſtraße und Odenwald.
Die heute zum Austrag gelangende Zuverläſſigkeitsfahrt
hat erfreulich ſtarken Anklang gefunden, haben doch nicht weniger wie
54 Fahrer gemeldet. Verhältnismäßig ſtark beſetzt ſind die
Seitenwagen=
klaſſen. Wie bereits mitgeteilt, ſtarten die erſten Fahrer um 11.30 Uhr
bzw. 12 Uhr (Beſſunger Turnhalle). Am Ziel: Oberwaldhaus, trifft
das Feld ziemlich geſchloſſen ab 3 Uhr nachmittags ein. Die Sieger jeder
Klaſſe werden mit einem von beiden veranſtaltenden Klubs gewidmeten
Lorbeerkranz ausgezeichnet. Die neun im Geſamtklaſſement beſten
Fahrer erhalten goldene, ſilberne bzw. bronzene Plaketten. Die
Aus=
händigung dieſer letzteren bleibt einer demnächſt ſtattfindenden
Preis=
verteilung vorbehalten. Am Start und Ziel gelangen auch Loſe der
vom Motorradklub Darmſtadt E. V. (D.M.V.) veranſtalteten „Evans”=
Lotterie zum Verkauf.
Pferdeſport.
Berliner Reit= und Fahrturnier.
Die Jagdſpringen führten über eine mittelſchwere Bahn,
trotzdem kamen von den 135 Startern des Abends nur 17 fehlerlos über
den Kurs. Allerdings wurden an die Pferde erhebliche Anforderungen
geſtellt; einige mußten ſogar zweimal am Abend antreten ſo Ultimus II
und Telramund, die je eine Abteilung gewannen, dann nochmals
her=
ausgebracht wurden, aber vor Müdigkeit verſagten. Die Reiter der
beiden, Lt. v. Deutſch und Herr A. Holſt, konnten jeder noch ein
Sprin=
gen gewinnen. In einer Abteilung endeten zwei Damen, Frau Hanebeck
und Frau Ewers, auf den beiden erſten Plätzen; in einer anderen
Abtei=
lung waren die drei Erſten ungariſche Neiter auf ungariſchen Pferden,
die ſich jetzt an die Sache gewöhnt haben und nun ganz andere
Leiſtun=
gen zeigen als zu Beginn des Turniers.
Der vorletzte Turniertag begann mit einer ſehr intereſſanten
Kon=
kurrenz, dem Preis der Nationen. In dieſem Jagdſpringen
über neun Hinderniſſe zwiſchen 1.40 und 1,60 Meter Höhe vertrat Hptm.
Herrſche mit Eſperence, Siegfried und Namuntcho die Schweiz, Hptm.
Cſeh mit Beni, Alkotmany und Adogati Ungarn, ſowie Graf Hohenau
mit Tommy, Armin II und Rübezahl Deutſchland. Die beſte
Geſamt=
leiſtung zeigte der Schweizer Hauptmann Herrſche, der mit allen drei
Pferden die ſchnellſten Zeiten herausholte und mit 10 Fehlern ſiegreich
blieb. Auf Eſperance vollführte der ausgezeichnete Reiter den einzigen
fehlerloſen Ritt in der Konkurrenz. Graf Hohenau machte mit Tommy
drei, mit den beiden anderen Pferden je fünf Fehler; mit 13 Punkten
hatte er jedoch den zweiten Platz ſtets vor dem Ungarn ſicher. Eine
harte Prüfung war der Preis der Schwergewichte. Die Pferde mußten
— 100 Kilo Belaſtung auf dem Rücken — einen Galopp von 1000 Metern
und vier leichte Hinderniſſe abſolvieren. In der Eignungsprüfung für
Geſpanne hinterließ der Zweiſpänner der Baronin Decken, der als der
beſte des ganzen Turniers anerkannt wurde, den beſten Eindruck.
Die gewinnreichſten Hindernispferde.
Nach Form und Leiſtungen müßten die beiden hervorragenden
in=
ländiſchen Steepler Eichwald und Immelmann weitaus an der Spitze
der gewinnreichſten Hindernispferde ſtehen. Leider haben ihre an und
für ſich wackligen „Pedale” die Anſtrengungen der ganzen Saiſon nicht
durchgehalten. Den Ehrenplatz an der Spitze haben ſie einem Pferde
einräumen müſſen, das das ganze Jahr hindurch auf dem Poſten war,
nämlich Narr mit einer Gewinnſumme von 66 160 Mk. Der alte
Wal=
lach, übrigens das einzige Pferd ſeines Beſitzers M. Liſſau, ſollte bereits
vor Jahren die Gnadenkugel erhalten, aber ein gütiges Geſchick bewahrte
ihn davor. Trainer A. Reith verſtand es ausgezeichnet, den
Sieben=
jährigen wieder in Schwung zu bringen, der mit den Großen Preiſen
von Grunewald und Karlshorſt zwei Rennen von klaſſiſcher Bedeutung
zu gewinnen vermochte. Mit Eichwald und noch einigen anderen
Pfer=
den iſt Narr jedoch nicht in einem Atemzuge zu nennen, denn in dem
Großen Preis von Grunewald, wo Eichwald den vierten Platz hinter
Narr uſw. beſetzte, lag ein Gewichtsunterſchied von 22 Pfund zwiſchen
beiden Pferden. Zu einer neuerlichen Begegnung Narr—Eichwald kam
es leider nicht mehr, da der Hengſt vor dem Großen Preis von
Karls=
horſt lahm wurde. Bis dahin war Eichwald, der bereits 10 Lenze
hinter ſich hat, und ſeinem Beſitzer A. Lenau 51 753 Mk. verdiente, in
ſieben Rennen nur einmal von Fuchsmajor geſchlagen worden.
Eich=
walds Stallgefährte Denkſtein (44255 Mk.) konnte ebenfalls ſechs
Rennen gewinnen, und zwar mit einer Ausnahme alles Prüfung auf
der Hürdenbahn. Seinen größten Erfolg konnte aber der Steepler im
Haupt=Jagdrennen der Vierjährigen erringen. Der 6jährige
Immel=
mann galoppierte bis frühzeitig im Herbſt, wo er in die Brüche ging,
36860 Mk. zuſammen; der gleichaltrige Mozart iſt mit 34 20 Mk.
das gewinnreichſte Pferd im Weſten. Fuchsmajor mußte bereits im
Auguſt vom Schauplatz ſeiner Tätigkeit zurücktreten, nachdem er in neun
Rennen nur zweimal geſchlagen worden war und ſeinem Beſitzer R.
Os=
wald 33 380 Mk. eingebracht hatte. Wetterſcheide die Siegerin
im Parforce=Jagdrennen, brachte es auf 30 205 Mk., Loriſſa auf
29 725 Mk. Memling auf 29300 Mk. und Lobredner, der alle
fünf Hürdenrennen, die er beſtritt, ſiegreich beendete und als das beſte
ältere Hürdenpferd anzuſprechen iſt, auf genau 26 000 Mark. Sein
Stall=
gefährte Feirefis (früher Flaggenſee) folgt mit 25300 Mk. dichtauf vor
Magnolie mit 24 255 Mk., die ſich als das weitaus ſchnellſte
drei=
jährige Hürdenpferd entpuppt hat. Hinter Hiltrud mit 24 035 Mk.
und berzog mit 2415 Mk. rangiert Labrador mit 22805 Mk.,
der ſich als der beſte jüngſte Steepler des Jahres erwieſen hat. Bis zu
15 000 Mk. abwärts gewannen weiterhin folgende Pferde: Leibfuchz
22560 Mk. Augur 21 910 Mk., Elſchen 21 200 Mk. Kontrahent 20 840
Mk., Marotte 20 330 Mk., Caeſar II 20 210 Mk., Arion 20 180 Mk. Der
Sogenannte 19 880 Mk., Kolbera 19 175 Mk., Wiwia 18 820 Mk., Sedaliag
18 380 Mk., Lilienſtein 18 525 Mk., Balthaſar 18 520 Mk. Tüchtig 17 770
Mk., Trapper 15 635 Mk., Perikles 15 495 Mk. Propulſor 15 490 Mk.,
M. Baldung 15 475 Mk., Rappelkopf 15 380 Mk., Fataliſt 15 200 Mk.
und Ratgeber 15 055 Mark.
Schwere Beſtrafungen.
Jockei R. Torke und Trainer A. Reith ſind von der Oberſten
Rennbehörde in eine Geldſtrafe von je 1000 Mk. genommen worden, weil
ſie bei den Rennen zu Dortmund am 2. November wegen völliger
Trun=
kenheit öffentliches Aergernis erregten und nicht imſtande waren, ihren
Pflichten nachzukommen. Aus dem gleichen Grunde wird Torke für das
Jahr 1925 nur eine beſchränkte Reitlizenz erteilt werden.
Geschlechtsleiden
Hautleiden, Frsuenleiden
ohne Quecksilber ohne Berufsstör. spezialärztl. Behandlg
Spesialarzt Dr. med G. Hollaenders Amb.,
Frankkurt a. M, Bethmannstr 56. (l.117
I0-12 II
Leichtathletik.
Landesbeirat für körperliche Erziehung in Heſſen.
Vor etwa 2 Jahren hatten ſich die Vorſtandsmitglieder des Amtes
für Leibesübungen in Darmſtadt zuſammengefunden, um einen
Landes=
beirat für körperliche Erziehung in Heſſen nach dem Vorbild anderer
Staaten ins Leben zu rufen. Der Landesbeirat wollte zunächſt anregen,
daß die Stelle des Landesturninſpektors, die damals nur noch auf
den Inhaber bewilligt war, nicht fallen ſollte. Im Gegenteil, ſie ſollte
weiter ausgebaut werden zu einem Landesamt für körperliche Erziehung.
Dieſes ſoll auf breiter Grundlage aufgebaut und getragen werden von
dem Vertrauen aller turneriſchen und ſportlichen Verbände. Dieſem
Amt foll nicht allein die körperliche Erziehung der Jugend in den
Schulen unterſtellt ſein, es ſoll Schulen wie Verbände in jeder
Bezie=
hung anregen, fördern, beraten. Es ſoll eine Zentralſtelle ſein von der
aus ſich die mannigfachen Errungenſchaften der körperlichen Erziehung
zu Schulen und Vereinen ergießen, ſei es in Beratungen, Kurſen für
Leiter von Turn=, Sport= und Schwimmabteilungen, Kurſen für Lehrer
und Lehrerinnen, Vorträgen, Muſterbietungen auf den verſchiedenen
Gebieten, Filmdarſtellungen und dergleichen.
Dieſem Stadtamt für körperliche Erziehung ſoll nun als anregende,
beratende und unterſtützende Körperſchaft der Landesbeirat zur Seite
ſtehen. Er ſoll das Bindeglied ſein zwiſchen Schulen und Vereinen
einerſeits und dem Amt für körperliche Erziehung andererſeits.
Er ſetzt ſich zuſammen aus je einem Vertreter:
1. der Deutſchen Turnerſchaft; 2. des Sportes; 3. des Turnens;
4. des Sportes der Zentralkommiſſion für Körperpflege; 5. der
Hoch=
ſchulen; 6. der höheren Schulen: 7. der Volksſchulen.
Die derzeitigen Vertreter der Verbände und Schulen betrachten ſich
nur als vorläufigen Vertreter bis die Vorarbeiten für Schaffung des
Beirates abgeſchloſſen und die behördliche Anerkennung ausgeſprochen
iſt. Dieſer Zeitpunkt iſt nun ſoweit gekommen. Am 12. November waren
die vorerwähnten Vertreter zu Miniſterialdirektor Urſtadt gebeten,
wobei die behördliche Anerkennung des Beirats durch das Landesamt
für das Bildungsweſen ausgeſprochen wurde. In einer demnächſt
ſtatt=
findenden weiteren Sitzung wird ſeine Tätigkeit und ſein Verhältnis
zum neuzuſchaffenden Amt für körperliche Erziehung feſtgelegt und
um=
riſſen werden. Hierüber ein ſpäterer Bericht. Hoffen wir, daß uns das
Frühjahr das erwünſchte Amt für körperliche Erziehung für Heſſen
bringen wird.
Es iſt nun Aufgabe der verſchiedenen Verbände und Schulen, für die
bis jetzt vorläufigen Vertreter einen feſten Vertreter zu ernennen,
da=
mit etwa mit Beginn des neuen Jahres der ſtändige Landesbeirat ſeine
Tätigkeit aufnehmen kann.
Sportärztliche Körpermeſſungen.
Jeden Donnerstag abend um 6 Uhr werden vom Amt für
Leibes=
übungen Darmſtadt ſportärztliche Körpermeſſungen vorgenommen.
Die=
ſelben haben den Zweck, den Einfluß der Leibesübungen auf die
Ent=
wicklung des Körpers zahlenmäßig feſtzulegen. Dadurch kann jeder
ein=
zelne an ſich ſelbſt feſtſtellen, was für Fortſchritte er gemacht hat, wie ſich
infolge der Sommerarbeit im Freien oder der Winterarbeit in der
Halle der Körper weiter entwickelte. Es liegt daher im Intereſſe jedes
einzelnen, daß die Beteiligung an dieſen Körpermeſſungen möglichſt
groß iſt. Aber auch für die Geſamtheit beſteht ein großes Intereſſe
inſofern, als es gilt, die große Maſſe, die den Leibesübungen noch fern
ſteht, von dem Werte derſelben durch ein möglichſt großes
Zahlenmate=
rial zu überzeugen.
Die Unterſuchungen finden im Geſchäftszimmer des Amtes,
Alexan=
derſtraße V. ſtatt. Zur Beſtreitung der direkten Unkoſten wird pro
Perſon und Unterſuchung eine Gebühr von 50 Pfg. erhoben, welche bei
der Anmeldung zu zahlen iſt.
Winterſport.
Trockenſkikurfus.
Die Schneeverhältniſſe in unſerem Gebiete nötigen uns, wenn wir
Sti laufen lernen wollen, Uebungen, die im Schnee ausgeführt werden
ſollen, auf trockenem Boden vorzunehmen. Meiſt kommt der Schnee
ſehr ſchnell und hält nur kurze Zeit an, ſo daß es, wenn der Schnee
ſchon liegt, keine Möglichkeit mehr gibt, ſich die Skilauf=Technik
anzu=
eignen.
Bei den Trockenübungen lernt der Neuling mit den Ski umgehen;
er lernt Stellungen und Uebungen kennen, die auf dem Schnee nötig
werdeu. Die Trockenſkikurſe wollen helfend und vermittelid eingreifen;
ſie wollen dem ungewohnten Läufer, wenigſtens theoretiſch, die
Grund=
regeln des Skilaufes beibringen, ſo daß er nicht als Skibaby im
Schnee=
gelände herumläuft, ſondern ſchon weiß, wie er es zu machen hat. Die
Skier geſtatten es dem Skiläufer, auch im Winter größere Strecken
zu=
rückzulegen und ſich an der herrlichen Winterlandſchaft zu erfreuen.
Der Skiklub Darmſtadt=Odenwald hält auch dieſes Jahr
wieder ſeinen Trockenſkikurſus im gelben Saale des Hotels zur Traube
ab. Der Kurſus beginnt am 25. November d. Js. Eintragungen
in die Teilnehmerliſte und Anmeldungen zum Trockenikikurſus
können im Sporthaus Adelmann (Rheinſtraße) und bei Geurg Liebig u.
Co. Nachf. (Luiſenſtraße) erfolgen.
Zur IX. Olympiade. Sitzung des J. O. C.
Die Exekutivkommiſſion des Internationalen Olympiſchen Komitees
hielt in Lauſanne unter Leitung von Baren de Coubertin eine Sitzung
ab, bei der verſchiedene intereſſante Punkte bezüglich der nächſten
olym=
piſchen Spiele 1928 in Amſterdam zur Sprache kamen. Den
Organiſato=
ren der nächſten olympiſchen Spiele wurde empfohlen, die wichtigen
Veranſtaltungen örtlich nicht ſo ſtark zu tvennen, wie dies in Paris der
Fall war. Für die nächſte Sitzung, die im März im Haag ſtattfindet,
ſoll ein Programm ausgearbeitet werden, das die Durchführung der
ganzen Veranſtaltung in einem Zeitraum von zwei Wochen geſtatte.
Auch bezüglich der olympiſchen Winterſpiele ſoll eine andere Formel
ge=
funden werden, da Holland kaum in der Lage ſein dürfte, die
Winter=
ſportkonkurvenzen durchführen zu können. Es beſt ht große Neigung,
die Formel derart abzufaſſen, daß die Winterſpiele künft g ſtets getrennt
von den übrigen Spielen vergeben werden. Für 1928 liegen aus der
Schweiz und Norwegen Bewerbungen vor. — Das Fußballturnier ſoll
evtl. derart verkürzt werden, daß vorher Ausſcheidungsſpiele in
Natio=
nengruppen ſtattfinden.
NEU!
nicht
aſti Frankfurt a. Main
das neue Famillen-Café
Kalserstrasse 56, zu besuchen
Tägllch ab 4 Uhr: Künstlerkonzert :-: Ab 8 Uhr: Kabarett
— Auftreten erster Künstler
Freler Elntrltt
(I. 12044)
Eigene Kondltorel
Deutſcher Automobil-Hohzern 4u.A.H./UmbH. Leipzig-Tronduinring + Eingang Norditrafe
Genera. vertretung für Personenkraftwagen: Dupont A.-G., Frankfurt/ H., Ausstellung Kaiserstraße 64, Tel. Nr. Hansa 6836 und 4694,
Generalvertretung für Lastkraftwagen: Georg v. Olnhausen, Frankfurt /M., Waldschmidtstraße 95; Tel. Nr. Hanza 6311 und 6312.
Moddo: Es gibt keine ernſthaftere
Angelegen=
heit auf der Welt, als den Humor!
(Friedrich der Große.)
Schneller als ich mer’s in meine Herzenseifalt hedd draame
loſſe, is nu: de Herr Borjemaaſter Buxbaum mit=eme greeßere
Expoſſee, die Wohnungsnod bedräffend, in die Effentlichkeid
eneigedräde. Wie s ſo ſei Ard is — das „Meechliche” ſoll der
Endſchluß beherzd ſogleich beim Schobfe faſſen, ſeegt de
Alt=
maaſter Gedhe — hodd er net lang gefaggelt, un hodd uns, e
bische im Bauſch un Boge, ſein imbordande Blan, die
Woh=
nungsnod pärr Zwangsſparkaß mit Stumb un Stiel rumb un
ſtumb auszurodde, ausenannerpoſſamendiert. Noch ſeine ei
ge=
hende Ausfiehrunge is die Behewung der Wohnungsnod
ver=
middelſt Sparzwang die ei fachſt Sach vun de Weld un des
reinſte Ei des Kolummbuß.
Nu hawwe allerdings die ſogenannde Kolummbußeier in
de letzte zehe Johr aſch an Rennomee verlorn, mer draut dem
Zauwer net mehr ſo rächt. Jedenfalls leßt mer ſich net mehr
dorch ſo Ard Kunſtſticker verbliffe, ſundern mer guckt dene
Hexe=
maaſter es bische uff die Finger.
Dodezu hodd michperſeenlich allerdings de Herr Borjemaaſter
Buxbaum net uffgefordert. Er hodd ſich vielmehr, wie 2 ſei
Ge=
wohnheid is, e bische im Befehlston an die „geſetzgäwende
Kör=
berſchafde” gewend. Awwer da ich a’nemm, daß die äwe mit
wichdicheriche Agelächenheide beſchäfdicht ſin, und da ſich
valleicht aach ſunſt niemand find, der wo ſich mit dem fullminande
Wohnungsnod=Sparzwang=Blan befaßt, ſo fiehl ich mich äwe
berufe, die fraglos ſehr gewaldädiche Maßnahme, gewiſſermaße
profilaggdich, unner mei Lubb zu nemme; die mer jedoch um
Goddeswille net mit unſere roſarode Stadtbrill verwexle därf.
Un ich fiehl mich um ſo mehr dazu berufe, weil ich weder
e Bauarchidäkt, noch e Steierarchidäkt bin, un deshalb vun
däre ganze Madderie kaa blaß Ahnung hab. Mei Urdeil is
alſo dorch ärchendwelche Sachkenndnis net im allergeringſte
ge=
driebt, ich muß mich vielmehr in dem Fall widdermal uff mein
geſunde Menſcheverſtand, uff mein ſogenannde Mudderwitz, un
uff mein „Gribbs” verloſſe. Odder aach uff mei
Erfah=
runge!
Un do muß ich dann doch ſage, wie ich die Buxbaumiche
Zwangsſparmaßnahm=Nowäll dorchſtudiert hab, do hab ich
dauernd an mei Kochbuch denke miſſe, wo die ſcheene Rezäbbder
drinn ſteh, die wo jedesmal mit dene gefliechelde Worte affange:
„Man nehme . . . ." — Ich will iwwrichens ehrlich ſei, deß
Koch=
buch mit dem ſchmackhafde Tiddel „Subb, Gemies un Fleiſch”
hab ich in de letzte Johrn net mehr in de Hand gehadd. Du
liewer Godd, wie Subb un Gemies gekocht wärdd, deß hab ich
auswennich gewißt, un iwwer die Verwendungsmeechlichkeide
vun Fleiſch hab ich mer ka Kobbweh zu mache brauche. Ich hab
deſſentwäche deß Kochbuch vor Johrn, eme neigebackene
Ehe=
päärche zum Hochzeidsgeſchenk gemacht, un die hawwe mer’s
widder zurickgäwwe; ich ſoll=fen, weil ſe defor kaan Blatz „
de=
haam” hedde, noch e Weil uffhewe; offe geſtänne, deß Päärche,
dem mer domals uff=em Wohnungsamd geſagd hodd, „heirade
ſe nor erſt ewol”, un dem heid geſagd wärrd, „krieje ſe nor erſt
emal noch e paar Kinner”, alſo deß Päärche hodd heid noch kaa
„Dehaam”, ſundern ſie bedreiwe gewiſſermaße des eheliche
Ge=
wärwe im Umherziehe — „Wandern, ach wandern —
Und dodermid kemd ich vun meim Kochbuch widder uff=em Herr
Buxbaum ſei Wohnungsbaurezäbbd.
Alſo er hodd in ſeim Expoſſee dorch langwieriche
Berech=
nunge un uff Grund, vun ere zweifelsfreie Stadiſtik
eiwand=
frei noochgewieſe, daß mer hier datſächlich ſo was wie e
Woh=
nungsnod hawwe. Die letzte zwaa Johr war alledings
aus=
ſchließlich die Redd devo, daß es hier „bloß” an=eme
vor=
nehme Radskeller fehle dhet, un uff dem Standpunkt ſteht die
geſamdte Stadtverwaldung un de ſtackdreivärrdelſte Daal vun
de Stadträd, einſchließlich de Sozze, heid noch. Deßhalb is
iwwer die Radskellerbaufrog ſchun mehr geſchriwwe un
geſchwäzzt worrn — nadierlich net in de effendliche
Stadtradsſitzunge! — wie iwwer die Wohnungsbaufrog.
Jetzt is mer ſcheinbar erſt dehinner kumme, daß es hier an
Wohnunge fehlt; un jetzt brennt=ſen uff aamol uff de Seel, odder
uff em Nagel, un ſo will alſo de Herr Buxbaum, ä la Muſſolini,
däre Wohnungsnod raſch mit ere Zwangsſparkaß uff de
Leib ricke.
Nur bin ich beim Läſe vun ſeine Ausfiehrunge net ganz klar
draus worrn, nemlich unner welcherer Flagg des „Zwangsſpar=
kaſſe=Geſetz” eichentlich ſeechele ſoll. Dann er ſchreibd aamol
vun „jedem‟ Darmſtädter, un aamol vun „jedem”
Deitſche, un aamol vun de Stadtkaß, un aamol vum
Reichsdag. Er is ſich alſo ſcheinbar ſelbſt noch net ganz
ſchliſſich, ob er ſei Zwangsſparkaß uff=em Gemeinde=, odder
Land=, odder Reichs=Geſetz=Verordnungswähk erlaſſe loſſe will.
Ich halt deß awwer for ſehr wichdich, un deß mißt mer vun
vornerei wiſſe. Soll’s nämlich e Gemeinde=Verordnung
gäwwe, mit dem Sparzwang, dann hedde ſich die Stadträd demit
zu befaſſe; ſoll’s e Landgeſetz gäwwe, dann is es ſelbſtredend
Sache vum Landdag; will er’s awwer zum Reichsgeſetz erhowe
hawwe, dann mißt nadierlich de Reichsdag ſein Semfd dazu
gäwwe. Er, vun ſich aus, kann des Zwangsſparkaſſe=Geſetz,
meiner Aſicht nooch, jedenfalls for Darmſtadt allaa net
eifiehrn, fundern es muß de vorgeſchriwwene Dienſtwähk
eigeſchlage wärrn. Den Wähk hodd allerdings de Odewaldklub
noch net mit=ere richdiche Maggierung verſähe; ich glaab awwer,
daß es net de richdiche Wähk is, wann mer mit ſe=eme
eiſchnei=
dende Geſetz uff=em Vereffendlichungswähk in de Zeidunge an’s
Ziel kumme will. Im Nodfall kennd mer ſich jo emal bei aam
vun unſere Stadtamdmenner erkundiche, dann die miſſe ’s wiſſe,
welchen Wähk mer eiſchlage muß, wann mer ſo=eme Geſetz
Gel=
dung verſchaffe will.
En ganz klare Beſcheid wärrd mer zwar aach net vun=eme
Stadtamdmann krieje kenne, weil mer in de letzte Johrn mit
unſerm ganze pallamendariſche Bedrieb e bische aus em Gerick
kumme ſin. In de Stadtratsſitzunge debbadiert mer zum
Bei=
ſpiel mit Eifer iwwer Agelächenheide, die wo de Landdag a geh,
währendem mer ſich im Landdag mit beſunnerer Vorlieb iwwer
Sache erumſtreide dhut, die wo in’s Geheech vum Reichsdag
geheern. Un im Reichsdag dreibt mer nadierlich Wäldbolledick
— heeher geht’s net mehr. Deß haaßt, wann mer die Heilsarmee
net mitzehle will, dann die macht bekandlich in Himmelsbolledick.
Mer kann’s alſo bei dem pallamendariſche Dorchenanner,
der wo äwwe herrſche dhut, ſo im Himmel alſo auch auf Erden,
dem Herr Borjemaaſter Buxbaum aach widder net verdenke,
wann er ſich in ſeine Hilfloſichkeid mit ſeim Zwangsſparkaſſe=
Geſetz net diräckt an die „geſetzgäwende Körberſchafde” gewend
hodd, ſundern hodd ſich in de Darmſtädter Blädderwald geflicht.
Uff die Ard weer’s ſchließlich immerhin net ganz ausgeſchloſſe,
daß ſchließlich der anne odder der annere vun dene „
geſetz=
gäwende Körberſchafde” den Vorſchlag vum Herr Borjemaaſter
Buxbaum lieſt un ſeegt: „Guck emol hie! Daß mer da awwer
aach net ſchun lang druff kumme is!"
Nemlich geradezu konnſtärnierd war ich, als ich geſähe hab,
wie ſich de Herr Buxbaum „ſei” Baukabbidal erausrächent. Do
hab ich diräckt an de Bosko denke miſſe, odder an de
Erz=
berjer, was ſo ziemlich uff aans erauskimmt, dann dene ihr
Sprichelche war aach: Geſchwindichkeid is keine Hexerei! — Alſo:
Jeder Darmſtädter Berjer bezehlt 1 Prozend vun ſeim jährliche
Geſamteikumme an die Stadtkaß (ausgerächent an die
adt=
kaß!), deß derzeidiche Steierkabbidal bedrägt 300 Millio,,
do=
devun 1 Prozend for die Zwangsſparkaß gibt rund 3 Million.
Die Rächnung ſtimmt uff Heller un Fennich. For die 3 Million
kennde mer, nooch=em Herr Buxbaum, jährlich 326
Woh=
nunge baue, und die dhete koſte rund 2 Million 997 dauſend
Mack, alſo hedde mer noch dreidauſend Mack jährlich iwwrich.
un in ſpedeſtens fimf Johr weern mer die Wohnungsnod los.
Ob die Rächnung allerdings ſtimmt, deß kann ich net
nooch=
briefe, dann do muß mer mit alle Hunde gehetzt un mit alle
Waſſer geweſche ſei. Soviel awwer waaß ich aus de Braxis,
daß bis jetzt alle Baukoſte, die ſtädtiſche un die ſtaatliche, wie
die brifade, letzten Endes ſich net an de Vora’ſchlag
ge=
halte hawwe, ſundern hawwe ſich erlaubt, denſelbichen ganz
barwarich zu iwwerſchreide. Ganz beſunners beim Baue awwer
haaßt’s: Hinne ſtäche die Bieh!! Es wärrd mer’s alſo kaans
veriwwele, wann ich in bezug uff die Buxbaumiche
Baukoſte=
berächnung net ſo gladd eneifall un bedrächtliche Zweifel
im Buſe trag.
Awwer agenumme, es dhet ſtimme. Jetzt wie ſteht’s awwer
mit de Verwaldungskoſte! Dodriwwer ſchweigt ſich de
Herr Borjemaaſter Buxbaum vollſtendich aus. Odder vielmehr,
er iwwerleßt die Organiſatzion vun ſeim Sparzwang
groß=
miedich emol de Herrn Sachverſtändiche, die ſolle ſich
mit dere Madderie beſchäfdiche un die Organiſatzion e 1sbaue
(er baut dodefor „bloß” die Haiſer). Ich glaab, es wer gud
gewäſe, wann=er ſich vun eme Steierarchidäckt emol ſo=en
Ver=
waldungskoſtevora’ſchlag hedd mache loſſe, damit er bun
vornerei waaß, wieviel em vun ſeine drei Million jährlich
zum Baue noch iwwrich bleiwe. Odder is em vielleicht net
be=
kannd, wieviel grad deß umſtendliche
Steiererhewungsver=
fahrn, deß wo uns dorch die erzſchlaubärcheriche Steierbolledick
beſcheerd is worrn, an Verwaldungskoſte verſchluckt. Ganz
ab=
geſehe vun dene viele Mißhällichkeide, die wo die Mackegläwerei
ſo mit ſich bringd. Die Arweidgäwer, die ſich heid in dem ganze
Steiergallimadias kaum noch zurecht finne, wärrn ſich jedenfalls
defor bedanke, daß mern aach noch mit Sparkarde un
Spar=
macke kimmd. De Herr Borjemaaſter Buxbaum ſoll ſich nor
emol ſo=en Steiererhewungsabberad in de Neh agucke, do
wärrd er valleicht en ſchwache Begrif devo krieje, was dodebei
an de Hecke henge bleibt. Un iwwer de Zinſedienſt ſchleegd er
aan vun ſeine beriehmde Saldo mordal. Grad als Archidäckt
mißt er awwer wiſſe, daß es aach Schaddeſeide gibt. Nooch
meiner Aſicht, iſt die deierſt Auslands=Aleih billiger wie e
ſtädtiſch Zwangsſparkaß.
Er ſieht allerdings nor die Vorziech vun ſeim Sparzwang=
Siſtehm un ſchildert ſe uns in de roſichſte Farwe. Awwer an
dene Sirehnegeſeng hat mer nachgrad de Geſchmack verlorn.
Du liewer Schiewer, was is uns in däre Beziehung in de letzte
Johrn net all vorgeſunge worrn; aans=, zwag= drei= un
vier=
ſtimmich, Solo un Uniſono, mit un ohne Orchäſterbegleidung.
De Kobb brummd aam orndlich. Jeder Berufene un jeder
Un=
berufene hodd bis jetzt ſchun ſo e Allheilmiddel entdeckt, mit dene
mer unſere verſchiedene Need zu Leib geh kennd. So ſchreibd
aach de Herr Borjemaaſter Buxbaum wördlich, „daß ſei
Vor=
ſchlag net nei weer, un er weer in ähnlicher Form ſchun
verſchie=
dentlich gemacht worrn, er weer awwer doch ganz unabhengich
vun dene Vorſchläg ganz vun ſelbſtuffdenſälwe
Ge=
danke gekumme, wie meer ja aach ſchun anderen Orts druff
kumme weer. Der Gedanke deht äwe ſozuſage in de Luft
lieje —”. Ja, ja: in de Luft liggd noch ganz was Anneres!
Ferner ſchreibt de Herr Borjemaaſter Buxbaum, „er dhet
hiermit den Vorſchlag der Effentlichkeid unnnerbreide un dhet
hoffe, daß er ſich dorchſetze dhet, un daß deß deitſche Volk
wil=
lich die Belaſtung uff ſich nemme dhet, weil’s jo wißt, daß deß
Kabbidhal ſei Eichedumm bleiwe dhet” — Ich ſetz im
vornerei voraus und zweifel kaan Momend dra, daß de Herr
Borjemaaſter Buxbaum, die letzte zwaa Behaubdunge bonna
fiede uffgeſtellt hodd, dann es is de geborene Obbidimiſt. Ich
kumm awwer mit meine peſſimiſtiſche Veralagung uff en
weſend=
lich annere Schluß un behaubd, daß das deitſche Volk (odder die
Darmſtädter Berjerſchafd) die Belaſtung dorchaus net willich
uff ſich nimmt, ſunſt braicht mer doch kaan Spar zwang! Deß
is doch emol ſo klar wie Wortſchbrieh. Un warum mer den
Sparzwang brauche, deß hodd uns de Herr Borjemaaſter aach
ausenannergeſetzt, nemlich, weil mer deß Mißdraue gäche die
Sparkaſſe net iwwerwinde kenne, un weil mir uff Grund vun
dem Mißdraue net glaawe, daß des Zwangsſparkabbidhal
„unſer Eigedumm bleibt”. — Dann wer garandiert aam defor,
daß deß bische „Geſparde” net aach widder in ärchend eme
Loch verſaifd?!
Na, deß deitſche Volk, odder die Darmſtädter Berjerſchaft,
hodd am Sparn de ganze Spaß verlorn. Ich drau mich gar net
enuff in die Hiegelſtroß, dann wann ich do den mindelſichere
Hibbodhekefriedhof, ſäh, den ehemaliche Schitzehof, do falle mer
gleich noch ſo e paar Schenieſtraach ei, un do mach ich liewer
Huf=
zinke. Dorch Zwangsmaßnahme bringt mer uns des Sparn
awwer net bei, ſundern heechſtens dodorch, daß mer’s uns widder
mal vormacht! Un vielleicht kann ich do, wie verſproche, dem
Herr Borjemaaſter Buxbaum mit epaar Vorſchleg an Hand geh.
Jedenfalls, ich laß en net im Stich, un wann ſein „Sparzwang”
näwenausfellt, ich hab noch e paar Vorſchleg im Peddo un
helf=
em gäwenenfalls Jagd mache uff neie Einahmegwelle. Nor bei
dere „Kommunaliſierung” vom Wohnungsbau vermiddelſt
Spar=
zwang do mach ich net mit. Dann do fehlt mer die Traude, weil
ich vun dere ganze Zwangswirtſchaft die Nas voll hab.
Do bleibt mer, wie geſagt, zu viel an de Hecke henke!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: s kennt allerdings ſei, daß mich
jetzt bletzlich ganer froge dhet: Ja, Bienche, wie, wolle mer dann
aus dem Wohnungselend erauskumme?! — Un do will ich
nadierlich mit meim Vorſchlag net hinnerm Berg halte. Alſo
nooch meiner Aſicht is der logahle Sparzwang en Unſinn,
es kennt ſich nor um en Reichsſparzwang handle. Dodefor
wärrd mer, aus de gemachte Erfahrunge eraus, in Berlin kaum
zu hawwe ſei, insbeſonder wo ſe äwe dra ſin, den verzwickte
Steiererhewungsabberad widder zu vereifache. Aach mit dem
Vorſchlag von=ere „Bau=Mack”, ungefehr wie die Rentemack,
kann ich mich net befreunde, dann mit demſelwe Recht kennt die
Induſtrie e „Induſtrie=Mack” un die Landwertſchaft e „Rogge=
Mack” eifiehrn wolle. Dodemit dhete mer bloß unſer Währung
verwäſſern, un die is verwäſſerd genug. Nooch meiner Aſicht
gibt’s nor aa Middel, un deß hodd uns de Herr Borjemaaſter
Buxbaum am Schluß vun ſeim Expoſſee unbewußt verrade, un
deß haaßt: Hilf dir ſelbſt, dann hilft dir Godd! Alſo, des
Berjer=
dumm muß ſich ſelbſt helfe, deshalb gilt’s, den alde, gude,
uneichenitziche Berjerſinn zu wecke, Berjer=Kommunismus
zu dreiwe: Alle für Einen un Einer für Alle! (Damit mer ner
ärr wärrn: unner „Bürger” verſteh ich jeden, der guden
Wil=
lens is, in=eme geordnete Staats= un Geweindewäſe ſeim
ehrliche Broderwärb noochzugeh.) Mir grinde alſo hier e
gemeinitziche Baugenoſſenſchaft, ſo e Ard Akzie=
Geſellſchaft. E halb Dutzend altei geſäſſene unindräſſierde
Ber=
jer, die noch „net vun dere neimodiſche Schlagwerderbolledick
in=
fizierd ſin un den Blick for die dadſächliche Erforderniſſe
der Zeid noch net verlorn hawwe, die ſtelle ſich mit ihrm gude
Name un=eme bische Idealißmuß un mit ihre Kenntniſſe an die
Spitz vun dem Unnernemme, ehrenamdlich nadierlich. En
dich=
diche Geſchäftsfiehrer mit=em neediche Weitblick find ſich, un die
Tippmamſäll aach. Dann gäwwe wer Akzie aus, die
Fennich=
fuxerei hodd kaan Wert, un ich verwedd mein Kobb gäche im
Herr Buxbaum ſein Sparzwang, daß mer Geld zuſamme krieje,
wann mer waaß, wer hinner dem Unnernemme ſteht. Unner de
Darmſtädter Archidäckte un Bauhandwerker muß en
Wedd=
bewärb ausbreche, jeder muß ſei Ehr neiſetze, mit em
beſchei=
denſte Nutze un de beſte Arweid de Erſte ſei zu wolle.
Die Stadt muß mit ihre baureife Bauplätz erausricke. Beherde
un indräſſierde Körberſchafde, Stadträd un Stadtverwaldung
ſin als befange abzulehne. Alle großprotziche „Bleen” vun unſere
bekannde Beſemſtielpilode ſin uff’s ſchärfſte zu bekembfe, un zwar
ſo lang, bis mer aus em dickſte Wohnungselend haus ſin.
Als=
dann meeche ſe mit ihre Stange im Näwwel erum fuſchele, ſo
lang ſe wolle. Unſer iwwerorganiſierd Zwangswertſchaft muß
kaltgeſtellt wärrn un dem Wohnungsamd is die Konnzäſſion zu
endziehe.
Deß weer emol ſo for’s Erſte die Haubtſach. Un dann mißt’s
de Deiwwel fei, himmelſackramend (hobbla, beinoh hedd ich
ge=
flucht) wann’s net ging. Finne ſich uneichenitziche Berjer,
die im Indräſſe vun unſere liewe Vadderſtadt ihre Zeid un
reife Kenntniſſe zur Verfiechung ſtelle un e großziechich „
Darm=
ſtädter Woch” arrangſchiern, dann finne ſich aach welche, die zum
Beſte vun unſere wohnungsloſe Berjerſchaft ſich for des
Woh=
nungselend eiſſetze. Ich kennd ſe greife.
Alſo, deß is mein Vorſchlag, un ich will’s gleich geſteh,
er is net uff meim Miſt gewaxe, ſundern e ganz Reih vun Städt
un Gemeinde hawwe ſich ſo geholfe. Wann erſt emal de Afang
gemacht is, wann der gude, alde Bürgerſinn geweckt is, korzum:
wann ſich erſt emal des Berjerdumm „organiſierd”, dann
erſt werrd’s annerſt, ehnder net. Die gemeinitziche
Baugenoſſen=
ſchaft weer de beſte Grundſtaa. — Ich ſtelle anheim!
durch ihre dauernde langjährige Kundſchaft. Ebenſo beweiſt es der ſtete Zuſtrom neuer Kunden, daß unſere Preiſe die niedrigſten
ſind. Erkannt hat man längſi, daß nicht die Zahlen in der Zeitung, ſondern die Klaſſe einer Ware darüber entſcheidet, was
biillig iſt. Mit unſerer im Großbetrieb hergeſiellten, wirklich erſiklaſſigen Herren= und Knaben=Kleidung, bieten wir jedem
Kunden Maß=Erſatz für einen Bruchteil des Geldes.
23. November 1924
Handel und Wandel in Heſſen.
* Hans und Ludwig Oswald A.=G., Drogen= und
Chemikaliengroßhandelung Darmſtadt. Wie uns
mit=
geteilt wird, hat Herr Ludwig Kolb, Darmſtadt, die Firma Hans und
Ludwig Oswald A.=G. ohne Aktienmantel ſowie ausſchließlich Paſſiven
erworben. Der Betrieb wird unter dem Namen Hans und Ludwig
Oswald weitergeführt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
*km. H. Fuchs Waggonbau=A.=G., Heidelberg. Die
Geſellſchaft hat beſchloſſen, der G.=V. vorzuſchlagen, die Vorzugsaktien B
im Betrage von 10 Mill. PMk. in Stammaktien umzuwandeln und
dann das Stammkapital von 150 Mill. PMk. plus umgewandeltes
Vor=
zugsaktienkapital von 10 Mill. PMk. auf 4 Mill. Gm. umzuſtellen,
gegenüber einem Vorkriegskapital von 3 Mill. Mk. Ferner ſollen die
Vorzugsaktien 4 mit einem mehrfachen Stimmrecht im Geſamtbetrag
von 6 Mill. PMk. auf 86 000 Gm. zuſammengelegt werden. Zu dem
Vorſchlag, die Vorzugsaktien B, die an der Börſe amtlich notiert
wer=
den, in Stammaktien umzuwandeln, iſt darauf hinzuweiſen, daß die 10
Mill. Mk. Vorzugsaktien im Mai 1921 zu einem Goldmarkbetrage von
über 65 Mk. pro Nominalbetrag von 1000 PMk. ausgegeben worden
ſind. Die Vorzugsaktionäre erhalten alſo bei der vorgeſchlagenen
Um=
wandlung in Stammaktien und gleichmäßiger Umſtellung auf
Gold=
mark wie die Stammaktien (von nominell 1000 Mk. auf 25 Gm.) nur
etwa ein Drittel der ſeinerzeit geleiſteten Einzahlung in Goldmark
zu=
rück. Außerdem büßen ſie bei der Umwandlung in Stammaktien ihr
Vorzugsdividendenrecht ein.
*fm. Zentrale der Landwirtſchaftlichen
Lager=
häuſer, A.=G., Tauberbiſchofsheim. Mit einem
Grund=
kapital von 84 Mill. Mark wurde obige Firma gegründet, die einen
Handel mit landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen, einſchließlich Groß= und
Kleinvieh aller Art, mit landwirtſchaftlichen Bedarfsartikeln,
induſtriel=
len Erzeugniſſen und Mühlenprodukten aller Art, den Erwerb und
Be=
trieb von induſtriellen Unternehmungen, wie Nährmittelfabriken,
Müh=
len, Fleiſchwarenfabriken, Ziegeleien, Maſchinenfabriken, endlich den
Betrieb von Bankgeſchäften und die Beteiligung an Banken und
ſonſti=
gen Finanzinſtituten, betreibt. Eine Zweigniederlaſſung beſteht in
Un=
terſchüpf. Das Grudkapital beträgt urſprünglich 31 Mill. Mark,
einge=
teilt in 15000 auf den Inhaber lautende Stammaktien zum Nennwerte
von je 2000 Mark, 150 auf Namen lautende Vorzugsaktien zu je 10000
Mark.
* Frachtſtundungsverfahren der Reichsbahn. Der
Verkehrsausſchuß des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie hielt am
13. d. M. in den Räumen des Reichswirtſchaftsrates eine Sitzung ab, in
deren Mittelpunkt die Erörterung des bei der Reichsbahn zur Anwendung
gelangenden Frachtſtundungsverfahrens ſtand. Hierbei wurde einmütig
die Forderung aufgeſtellt, daß die Reichsbahn bei der Frachtſtundung
die=
ſelben Grundſätze anwendet, die ſie als Abnehmerin von Waren gegen
ſich gelten läßt. Während die Reichsbahn aber für ſich ein zinsfreies Ziel
von 2 bis 6 Wochen für die Bezahlung in Anſpruch nimmt, fordert ſie
ihrerſeits für die Frachtſtundung eine Gebühr von 6 2/oo und ſtundet dazu
nur noch die Beträge für eine Woche. Infolgedeſſen erhebt ſie tatſächlich
einen Zinsſatz von mindeſtens 48 Prozent. Aber damit nicht genug,
ver=
langt ſie ſogar, wenn die in Frage kommenden Summen nicht am
Fällig=
keitstage bezahlt werden, Verzugszinſen in Höhe von ¼ Prozent täglich,
das ſind 90 Prozent jährlich. Man war ſich im Verkehrsausſchuß
dar=
über einig, daß endlich Wandel geſchaffen werden müſſe.
Wiriſchaft des Auslandes.
*BR Frankreich beanſprucht ein Kriegsſchulden=
Moratorium. Der Vorſchlag des früheren amerikaniſchen
Beobach=
ters in der Reparationskommiſſion Mr. Roland W. Boyden, daß die
Tilgung der franzöſiſchen Kriegsſchulden an die Vereinigten Staaten
analog dem Dawesplan durchgeführt werden möge, wird ſowohl von der
franzöſiſchen Wirtſchaft wie von der Regierung abgelehnt. In den
maß=
gebenden Pariſer Kreiſen wird darauf hingewieſen, daß Frankreich auch
Großbritannien gegenüber faſt ebenſo große Verbindlichkeiten
eingegan=
gen ſei wie gegenüber den Vereinigten Staaten, und daß infolgedeſſen
die Bevorzugung einer der beiden Mächte nicht angängig ſei. — Nach
den Informationen der „Financial Times” beanſprucht Frankreich für
ſeine Kriegsſchlden ein 15= oder 20jähriges Moratorium unter der
Vor=
ausſetzung, daß der Zinsfuß 3 Prozent nicht überſchreiten dürfe. Auch
nach Ablauf des Moratoriums ſei die Tilgung der Kriegsſchulden nur
möglich, wenn ein gewiſſer Prozentſatz der Abſchlagszahlungen nicht ins
Ausland abfließe, ſondern in der franzöſiſchen Wirtſchaft inveſtiert werde.
Im übrigen ſoll über die Fundierung der franzöſiſhen Kriegsſchuld ſchon
in Kürze offiziell verhandelt werden.
*BR Die Getreideausfuhr Nordamerikas. Seit
Be=
ginn der neuen Ernte bis Ende Oktober ſind aus den Vereinigten
Staa=
ten und Kanada 159 861 887 Buſhels Weizen (einſchließlich Weizenmehl)
ausgeführt worden gegen 121 934 763 Buſhels in der gleichen Zeit des
Vorjahres. Die Maisausfuhr in dem gleichen Zeitraum betrug dagegen
nur 1 157 828 Buſhels gegen 1 435 674 Buſhels im Vorjahre.
Meſſen.
— Termin der Frankfurter Frühjahrsmeſſe. Wir
erfahren vom Meßamt Frankfurt am Main, daß auf Grund
ausführli=
cher Beratungen mit den Fachausſchüſſen das Datum der nächſten
Frank=
furter Meſſe ſowohl im Zeitpunkt als auch in der Wocheneinteilung
ge=
ändert werden iſt. Die Techniſche Meſſe (Haus der Technik und Stände
im Freien) wird diesmal ſchon am Freitag, 17. April beginnen. Die
all=
gemeine Meſſe beginnt am 19. April, dauert aber nur bis einſchließlich
Mittwoch, den 22. April. An dieſem Tage ſchließt auch die Techniſche
Meſſe.
Banken.
Reichsbankausweis: Nach dem Ausweis der Reichsbank
vom 15. d. M. hat die Bank während der zweiten Novemberwoche den
größeren Teil des Deviſenerlöſes der Deutſchen Auslandsanleihe
übernommen. Der Gegenwert wurde dem Reiche von der Reichsbank
auf einem der Verfügung des Reparationsagenten unterſtellten
Sonder=
konto bei den ſonſtigen Paſſiven gutgeſchrieben. Die Auslandsguthaben
floſſen den unter den ſonſtigen Aktiven verbuchten Korreſpondentenkonten
der Bank zu. Die ausgewieſenen Veränderungen der ſonſtigen Aktiven
(plus 694,5 Mill. Reichsmark) und Paſſiven (plus 692 Mill. Reichsmark)
erklären ſich in der Hauptſache durch dieſe Transaktion. Die
Kapital=
anlage zeigt eine Verminderung um 171 auf 2249,2 Millionen
Reichs=
mark, die darauf zurückzuführen iſt, daß aus dem Portefeuillebeſtande
der Bank 176,5 Millionen im Rediskontwege begeben wurden; die
Summe der weiter begebenen Wechſel erhöhte ſich dadurch auf 434,4
Millionen Reichsmark. — Der Umlauf an Banknoten und
Ren=
tenbankſcheinen ging weiter im ganzen um 153,8 Millionen
Reichsmark zurück. Im einzelnen verminderte ſich der Banknotenumlauf
um 88,6 auf 1633,2, der Umlauf an Rentenbankſcheinen um 65,2 auf
etwa 1590 Millionen Reichsmark. Die Beſtände der Reichsbank an
Rentenbankſcheinen erhöhten ſich infolgedeſſen von 430,2 auf 495,4
Milli=
onen Reichsmark. Die fremden Gelder zeigen eine Abnahme um 79,1 auf
749,5 Millionen Reichsmark. — Der Goldbeſtand vermehrte ſich
geringfügig um 0,3 auf 694,6 Millionen Reichsmark. Dem im
Bank=
geſetz vorgeſchriebenen Verhältnis von 1:3 zum Goldbeſtande
ent=
ſprechend wurden 0,1 Millionen Reichsmark aus den Deviſenbeſtänden
der Bank den deckungsfähigen Deviſen neu zugeteilt, ſodaß deren Summe
ſich auf 231,5 Millionen Reichsmark ſtellte. Infolge Verminderung des
Notenumlaufs ſtieg die Notendeckung durch Gold allein von 40,3 auf 42,5
Prozent, durch Gold= und Deckungsdeviſen von 53,8 auf 56,7 Prozent.
Dondeloddtt
Nr. 326
* Export=Chemikalien=Marktbericht.
Die letzte Woche verlief gegen die Vorwochen wieder ganz
bedeu=
tend ruhiger. Das Exportgeſchäft, das ſchon ganz ſchön in Gang war
zeigte ſich recht ſchleppend, hoffentlich nur vorübergehend. Einige
Nach=
frage war nach gelbblauſaurem Natrium, das mit 32,10 Dollar bezahlt
wurde. Chlorſaures Kali war recht lebhaft umgeſetzt und konnte ſich
preislich etwas verbeſſern. Es wurden bereits 8,70 Dollar per 100 Kilo
bezahlt. In Natrinmbicarbonicum war wieder einiger Umſatz.
Bitter=
ſalz und Chlormagneſium liegen faſt tot, es werden kaum nennenswerte
Mengen umgeſetzt. Auch das Geſchäft in Glauberſalz kriſt, iſt ruhiger
geworden. Recht gut war das Geſchäft in Antimon erudum in Stücken
und pulv, wie auch in Antimonoxid, beſonders für prompte Lieferungen.
Auch die Chlorzink=Nachfrage iſt gut, beſonders pulv. Ware wurde
dauernd geſucht, allerdings infolge der ziemlich geringen
Produktions=
mengen ohne genügendes Angebot. In Gelbkali iſt das Geſchäft als
ſtetig zu bezeichnen bei dauernd nicht zu großen Umſätzen und bei feſter
Tendenz. Kupfervitriol lag weiter ſehr feſt bei 22.—, Brief —. Nach
jen:
Aetzkali 88 92%
d1o Kriſtallmehl
Chlorf. Kali pulv.
Rotblauſ. Kali kriſt.
Glauberſalz feinkriſt.
Glycerin 280 Bé „
Naliumbichromat .
Natriumbichromnat
Salmiakſalz 98/100%
Schwefelkohlenſtoff
Weinſteinſäure
Aetznatron 125/1280 . . . 15.
Ameiſenſäure 85% techn. „ 36.10.—
Anilinſalz
Antichlor gew. kriſt. . . . .„ 7.5.—
dto Perlform . . . . 10.-
Antimon erudum . . . . . 47.—.—
Antimonoxyd „loko-
Betanaphtol pulv. . . .
Oxalſäure 98/100% .."
Pottaſche calc. gem. . ..
67.—
21.15 —
21.—
Schwefelſ. Tonerdel4/15%, 5. 10.—
7.10.—
dto Kriſtallmehl
Phosphor rot amorph . „340.—
Schwefelnatrium 60/62% „11.—
43.—
Tetrachlorkohlenſtoff
Die 8=Preiſe verſtehen ſich per 100 kg, die =Preiſe per 1000 kg
einſchließlich üblicher Verpackung, bei Lieferung fob Hamburg.
Warenmärkie.
Mannheim 21. Nov. Nachdem in der vorausgegangenen Woche
Berichte ungünſtiger Art über Argentiniens Ernte, und Nachrichten von
Ueberſchwemmungen in Auſtralien den Markt in Auslandsgetreide ſcharf
anziehen hatten laſſen, iſt es in dieſer Woche wieder um ſo ruhiger
ge=
weſen. Die Mühlen haben vor einigen Monaten ziemlich ſtark für
ſpä=
tere Lieferung gegen ihre Mehlverkäufe Eindeckungen in Weizen
vor=
genommen. Dieſe Getreidemengen ſind ziemlich flott, zum Teil prompter
als erwartet, angeliefert worden, und die zweite Hand, die ähnliche
Engagements laufen hatte, findet nicht ſehr willige Käufer und iſt zur
Abnahme und Lagerung gezwungen. Sie verſucht ſich deshalb zu
er=
leichtern, und das Ergebnis dieſer Beſtrebungen war in dieſer Woche,
daß man bei der zweiten Hand in Mannheim befindlichen Weizen um
einen vollen Gulden die 100 Kilo billiger kaufen kann, als das Ausland
direkt für die gleiche Ware eif Notterdam fordert. So koſtete zuletzt
Kan=
ſasweizen 2 prompt eif Rotterdam fl. 16—16,20, die zweite Hand
dage=
gen war dafür zu fl. 16,30 cif Mannheim im Markt. Für Duluthweizen
lautete die direkte Forderung fl. 16,40 cif. Notterdam, die der zweiten
Hand fl. 16 50 eif. Mannheim, für Noggen direkt fl. 15 eif Rotterdam,
dagegen nur fl. 14 eif. Mannheim die 100 Kilo. Das Geſchäft vermochte
unter dieſen Umſtänden nur geringen Umfang anzunehmen und verlief
auch in Inlandsgetreide ziemlich unregelmäßig. Solange die
auslän=
diſchen Kontrakte abzuwickeln ſind, wird die Nachfrage nach inländiſchem
Weizen nicht groß werden und auch Roggen kaum erheblich anziehen.
Gerſte bleibt in guter heller Beſchaffenheit für Brauzwecke geſucht. Es
wurden von Brauern und Malzern die ſeitherigen Preiſe weiterbewilligt,
da wirklich gute Ware nur wenig angeboten wird. Geringere Gerſte aus
Baden, Württemberg und Bayern iſt bei abwärts gerichteten Preiſen
ſtärker angeboten, da für dieſe Qualitäten wenig Aufnahmeneigung
be=
ſteht, zumal ſie dielfach ausgewachſen und feucht eingebracht worden ſind.
Für Futterzwecke aber erſcheinen dieſe Gerſten bei dem heutigen Preiſe
noch zu hoch. Man rechnet deshalb damit, daß dieſe nicht für
Brau=
zwecke geeigneten geringeren Gerſten in abſehbarer Zeit billiger
einge=
kauft werden können. Mit den Vorwochenpreiſen vergleichen ſich die
letzten amtlichen Notierungen wie folgt: Weizen 24 Mark (24,50—25
in der Vorwoche), desgleichen ausländiſcher 28—30 (28—30,50), Roggen,
inl. 24 (24—24,50), ausl. 25 50—25,15 (25,50—26), Braugerſte 26—28,50
(28—28), Hafer, inl. 18—20,50 (18,50—21), ausl. 19,50—24 (20—24), Mais
mit Sack 21,75—22 (21,75—22) je 100 Kilo, waggonfrei Mannheim.
Im Mehlgeſchäft fehlte jede Anregung. Die Verbraucher ſind
noch gut vorausverſorgt, und ſoweit Umſätze erfolgen gehen ſie über
die zweite Hand. Die Mühlen verlangen je nach Qualität für die
100 Kilo Weizenmehl. Spez. 0, Mark 38—38,50 (Vorwoche 38,50),
Rog=
genmehl 35—35,50 (36), die zweite Hand offeriert promptes Weizenmehl
mit 35, per Dez. mit 36 und per Jan. mit 36,50 Mark, Roggenmehl mit
32—33—33,50, (33,50). Vom Ausland wird erſtklaſſiges amerikaniſches
Vollpatentmehl mit 9½ eif. Mannheim, geringeres amerik. Weizenmehl
mit 8,90 angeboten. Holländiſche Angebote lagen diesmal nicht vor,
da=
gegen bot man franzöſiſches Weizenmehl mit 8—8,10 bis 8,25, je nach
Qualität, franko deutſcher Grenze an.
Futterartikel blieben in der Berichtswoche gut gefragt. Bei
Kleie ſprach dabei die geringe Produktion mit. Als Folge des
ſchleppen=
den Mehlgeſchäfts blieben Oelkuchen von der Landwirtſchaft
ge=
ſucht und konnten gegen die Vorwoche im Preiſe durchſchnittlich 0,50
Mark die 100 Kilo anziehen. Außerdem beſtand gute Nachfrage nach
Biertrebern, die mit 16—17 Mk., ohne Sack, ab bayeriſcher Station
an=
geboten wurden. Für hier in Mannheim eingetroffene engliſche und
argentiniſche Treber wurden mit Sack 20 Mk. die 100 Kilo gezahlt, für
engliſche und franzöſiſche Malzkeime 16—16,50 Mk., mit Sack.
Trocken=
ſchnitzel wurden zwiſchen 11—12 Mk. die 100 Kilo ab Zuckerfabrikſtation
umgeſetzt. Jugoflawiſche Trockenſchnitzel waren mit 10 Mk. die 100 Kilo,
ohne Sack ab Regensburg erhältlich. Melaſſefutter hatte wieder ruhigen
Markt. Die zweite Hand bleibt hier immer 1—2 Mk. pro 100 Kilo
un=
ter dem Fabrikpreis Verkäufer. So werden z. B. für Torfmelaſſe 8,50
Mk. die 100 Kilo verlangt, während die zweite Hand die Ware mit 7 Mk.
anbietet. Haferſchalenmelaſſe bedingt 11 Mk., zweithändig 9,50—10 Mk.,
wobei es ſich meiſt um Ware aus früheren Abſchlüſſen handelt, die jetzt
abgenommen werden müſſen und daher von den Verkäufern unter Preis
abgeſtoßen werden. Manche Mühlen waren für Weizenkleie ſelbſt bei
13,25 Mk. nicht mehr am Markt, wofür durchſchnittlich 12,75 Mk.
gefor=
dert wurden, während die zweite Hand noch mit 11—12,50 Mark abgab;
Qualität: für Weizenfuttermehl 17,25 Mk und darunter, für
Roggen=
dunſt 16,50—17 Mk. Am Rauhfuttermarkt bedangen die 100 Kilo loſes
Wieſenheu 9—9.50 Mk., Kleeheu 9,50—10,50 Mk., Preßſtroh 5,40—5,90
Mk., gebundenes Stroh 3,80—4,60 Mark.
In Hülſenfrüchten lag das Geſchäft ruhig. Verlangt wurden
für die 100 Kilo in Mark: Linſen 55—65, gelbe Viktorigerbſen 35—40,
mittelgroße Erbſen 30—35, kleine oder Futtererbſen 20—25, weiße
unga=
riſche Bohnen 38—42, franko Mannheim im Großhandel.
Für Kleeſaaten erhielt ſich feſte Tendenz, trotz kleiner Umſätze.
Verlangt wurden für die 100 Kilo Provence=Luzerne 200—250, italie=
38.— „ 43— dto 98/10090 „45.—.— Gelbblauſaures Kali „58.—.— Sulfat gem. 96/989 loſe „ 3.—.— .„68.10.— Hirſchhornſalz pulv. 26.—.— dto Stck. „ 31.—.— Kaliumpermanganat . „46.10.— Kupferbitriol 98/99% „22.— 63.—.— Kalialaun Stücke 2—
niſche Luzerne 220—240, franzöſiſcher Rotkleeſamen 260—280, deutſcher
Rotkleeſamen 220—270, Wicken 21—23 Mark, ab ſüddeutſchen Stationen.
Malz hat unveränderten Markt, bei etwa gleichgebliebenen
For=
derungen für prima Qualitätsware mit 47—50 Mk. die 100 Kilo und
etwa 4 Mk. darunter liegenden Preiſen für geringere Werte. Für
Bren=
nereizwecke wurden einige Waggons Malz ab Verladeſtationen, je nach
Qualität, mit 32—38 Mk. die 100 Kilo gehandelt.
Das Hopfengeſchäft bewegte ſich in ſehr ruhigen Bahnen, bei
gegenüber der Vorwoche weiter um 10—20 Mk. ermäßigten Preiſen, ſo
daß prima grünfarbige Hopfen mit 275 Mk. angeboten wurden. Für
die=
ſen Hopfen beſteht ſeitens des Kundſchaftshandels noch immer etwas
Kaufneigung, wogegen mißfarbige Hopfen ſtark angeboten werden und
ſich wenig Käufer dafür finden, zumal die Exportmöglichkeit darin fehlt.
Einige Partien elſäſſiſche Hopfen wurden ab Unterelſaß mit 270 Mk. nach
Baden gehandelt. Sonſt ſind nennenswerte Verkäufe nicht bekannt
ge=
worden. Bei den Pflanzern ſind in Baden und in der Pfalz nur noch
vereinzelt zurückgehaltene Beſtände anzutreffen. Dieſe ſpekulativ
veran=
lagten Pflanzer haben ſich bis jetzt enttäuſcht geſehen, denn es ſind
nicht nur die Preiſe billiger geworden, ſondern die in dieſem Jahre ſehr
feucht gewachſene Ware hat inzwiſchen auch an Gewicht verloren.
Der Tabakeinkauf geht ſchleppend weiter. Bezahlt wurden für
den Zentner in Plankſtadt und Oftersheim je 44 Mk. Leutershauſen
35—38, Viernheim 40—45, Haßloch (Pfalz) 40—45 Mk. In den
genann=
ten Orten wurde vielfach nur ein Teil der Ware zu den erwähnten
Preifen abgeſetzt. In der Rauchtabakfabrikation iſt es ſehr ruhig und
auch bei den Zigarrenfabrikanten haben die Aufträge nachgelaſſen.
Rip=
pen ſtark angeboten, Preiſe weichend.
Das Geſchäft in badiſchen Weinen will ſich nicht recht
ent=
wwickeln. Der Weingroßhandel wehrt ſich gegen die Verſuche, zu kleine
Mengen Wein, und dieſe auch noch zu früh, an den Markt zu bringen,
in dem Beſtreben, die Weine direkt an Wirte und Hotelbetriebe
abzu=
ſetzen. Jür oberbadiſche Weißweine verlangt man 450—600 Mk. die
1000 Liter, für rote 400, für beſte Sorten allerdings bis 800 Mk. Die
württembergiſchen Weine ſind infolge der Spätleſe in der Ernte gut in
der Beſchaffenheit, aber nur mäßig in der Menge ausgefallen und
erzie=
len bei den Verſteigerungen der Staatsdomänen 200—230 Mk. je 100
Liter.
Die Hochwaſſer des Rheins haben ſich ſehr raſch wieder verlaufen.
Es wird zwar auf der ganzen Strecke wieder gefahren, doch muß im
Gebirge auf 2.20—2.30 Meter gelichtert werden. Die Beſchäftigung im
Getreide= und Kohlentransport iſt ziemlich lebhaft geblieben. Die
Schiffsmiete beträgt zurzeit etwa 9—10 Pf., in Rotterdam 5 holl. Cents
pro Tonne und Tag. Der Schlepplohn ſtellt ſich von Ruhrort nach
Mannheim auf 1.75 Mk., von Mannheim nach Karlsruhe auf 70 Pf.,
von Mannheim nach Kehl=Straßburg auf 1,80—1,50 Mk. die Tonne.
Berliner Produktenmarkt. Die Marktlage war heute
ſichtlich etwas freundlicher. Das Angebot vom Inlande für Brotgetreide
war ſehr ſpärlich, und die an ſich nicht große Nachfrage fand nur wenig
Material in Weizen wie in Roggen. Vereinzelt zeigen ſich die erſten
Anzeichen einer leichten Beſſerung im Mehlgeſchäft, was auch nicht ohne
Einfluß blieb. Cif=Roggen war für Dezemberlieferung verſchiedentlich
in Deckung gefragt, und, da in letzter Zeit viel Weſten=Roggen nach dem
Ausland abgegeben worden iſt, ſo ſcheint hier das Material etwas
knap=
per geworden zu ſein. Von Amerika lag keine nennenswerte Anregung
vor. Für Hafer war auch die Stimmung eher etwas günſtiger. Gerſte
blieb bei wenig Preisänderung ruhig. Futterartikel lagen ſtill.
* Schmiermittelmarktbericht. Der Markt in allen Proodukten der
Branche liegt außerordentlich feſt. Vor allem zeigen die Preiſe für
Zylinderöle eine ſteigende Tendenz. Auch Raffinate dürften im Preiſe
bald anziehen, weshalb ſchon ein lebhaftes Kaufintereſſe aus dem
In=
ande zu bemerken iſt.
Verzollt Unverzollt
Naßdampf=Zylinderöle: Visk. 4—5/100 Flp. 240 * 8.85 8 6.—
Heißdampf=Zylinderöl:
4—5/100
4—5/100
4—5/100
270/80
280/90
9.35
9.85
6.50
7.—
ca. 290, 11.—
— J—
Maſchinenöl=Deſtillate:
Dampfturbinenöl:
Transformatorenöl:
9.85
Zahr 0, 2, lose
—
Brikettpreſſenöl:
7—8/50 Flp. über 190 „ 8.85
6—
Maſchinenfett, hellgelb, unbeſchwert, Tropfp. 85/90
9.50 „ 7. 25
Amerik, Natur=Vaſeline, hellgelb, techniſch
„ 12.90 „ 9.50
pharmazeutiſch „ 14.90 „ 11.50
weißlich,
„ 31.40 „ 28.—
weiß,
33.65 „ 30.25
ſchneeweiß
„ 35.90 „ 32.50
Amerik. Vaſelinöl, hellgelb, entſcheint
9.95
Meiſuf=Motoröl für Automobil=Rennwagen und
Flugmotore, weiß . . . . . . . . . ..
ℳ 170.— .ℳℳ 170.—
alles per 100 kg netto, ſoweit nicht anders bemerkt, einſchl, Holzfaß,
verzollt, bezw. unverzollt, ab Lager Hamburg.
Börſen.
Wochenbericht der Frankfurter Börſe vom 15. bis
22. November. Die erſte Börſe in der neuen Woche derlief inſofern
recht enttäuſchend, als die in der vorigen Woche auf die heute in Kraft
getretene Ermäßigung der Börſenumſatzſteuer und der
Effektenprovi=
ſion geſetzten Erwartungen einer Belebung des Geſchäfts ſich
keines=
wegs erfüllten. Anfangs lagen zwar die Kurſe durchweg ziemlich feſt,
doch bald trat ein Stimmungsumſchwung ein und die Kurſe zeigten
ſtärker rückläufige Bewegung. Beſonders am deutſchen Rentenmarkt
kam es zu einem bedeutenden Kursrückgang, der Kurs der Kriegsanleihe,
die vorbörslich bis etwa 1080 gehandelt wurde, gab von 1000 Md.=Proz.
zeitweife auf 770 Md.=Proz. nach. Auch am Aktienmarkt blieben die
Schlußkurſe des amtlichen Verkehrs die niedrigſten Tageskurſe, beſonders
Montanwerte wieſen größere Kurseinbußen auf. Doch bereits die
Diens=
tagsbörſe brachte auf allen Märkten einen völligen Umſchwung; die
Kursrückgänge am Deutſchen Rentenmarkt ſetzten ſich zunächſt nicht fort,
es machte ſich vielmehr eine im Verlauf ſtärker werdende Erholung
gel=
tend und an der Nachbörſe wurden die amtlichen Schlußkurſe ſtark
über=
boten. Auch der Aktienmaukt lag bereits eingangs ſehr feſt. Im
Vordergrund des Intereſſes ſtanden weſtliche Montanwerte ſowie
Anilinwerte. Die Feſtigkeit hielt während des ganzen Börſenverlaufs
und auch nachbörslich an. An der Donnerstagsbörſe lagen deutſche
Renten bei ziemlich lebhaftem Geſchäft weiter feſt. Kriegsanleihe
über=
ſchritt zeitweiſe den Kurs von 1000 Md.=Proz., während es am
Aktien=
mark bei feſtem Grundton etwas ſtiller zuging. Die letzte Börſe in dieſer
Woche eröffnete in nicht einheitlicher Haltung. Während deutſche Renten
vorwiegend etwas abgeſchwächt waren, konnten ſich die Kurſe der Aktien
im Börſenverlauf durchwegs etwas befeſtigen. Beſonders Anilinwerte,
die vom Ausland gekauft wurden, und Großbankaktien lagen recht feſt.
Dr. Thompsons Seifenpulver (Marke Schwan) das Paket 30 Pfg.
[ ← ][ ][ → ]Rummer 326.
Kach
Roman von Paul Lindenberg.
(Nachdru 4k verboten.
38)
Wolf verbeugte ſich, ſeinen Dank ausſprechend.
„Noch eins,” ſagte die Aebtiſſin. „Wir haben, hier einige
Bilder, die wertvoll ſein ſollen, die aber im Laufe der Zeiten
ſchadhaft geworden ſind. Könnten Sie dieſelben renovieren?”
Sie wies auf mehrere an den Wänden hängende, ſtark
nachgedun=
kelte religiöſe Gemälde, die Riſſe und Flecken aufwieſen, ältere
Kopien bekannterer Werke italieniſcher Meiſter.
„Gern werde ich’s verſuchen, Hochwürdigſte, und ich werde
glücklich ſein, wenn mir mein Vorhaben gelingt, ich werde mir
jegliche Mühe geben, es durchzuführen!“ — Nämlich mein
eigent=
liches Vorhaben, dachte Wolf, und er ſah es als gute
Vorbedeu=
tung an, daß ihm die Aebteſſin dazu „Gottes Segen” wünſchte.
Draußen nahm ihn die Pförtnerin wieder in Empfang, ihn
zur Kirche geleitend und auf eine kleine Seitenpforte nahe dem
Friedhofe weiſend: „Die Tür iſt ſtets offen — die Vordertür wird
nur zu den allgemeinen Gottesdienſten geöffnet. Auch wir
be=
nutzen dieſen Seiteneingang — ſehen Sie dieſen kleinen Raum,
Ste könnten hier Ihr Malgerät unterbringen, damit Sie es nicht
immer nach und von Ponteprimaria zu tragen bauchen.”
Seh gern würde er von der Erlaubnis Gebrauch machen,
meinte Wolf, namentlich käme ſie den friſchen Farbenſkizzen
zu=
gute, die hier in Ruhe trocknen könnten.
Der kahle Naum, an deſſen Wänden einige verwitterte
Grab=
ſteine ſtanden mit nicht mehr entzifferbaren Juſchriften, mochte
früher als eine Art Gruftkapelle gedient haben. Durch eine zweite,
gleichfalls nicht verſchloſſene Tür gelangte man in die Kirche,
zu=
nächſt in ein Nebenſchiff derſelben. Das ſtattliche Innere war
von lebhaſtem Eindruck; eine ſchöne Schöpfung der Barockzeit,
wies es viele farbige Ausſchmückungen auf, auch in den
Seiten=
kapellen, in denen man Marmorſärge mit den Reſten einiger
Hei=
liger, die man durch die obere Glasplatte betrachten konnte,
be=
merkte. Ueber dem breiten Mittelſchiff wölbte ſich eine Kuppel,
aus der durch dunkelblaue Scheiben das Licht gedämpft
herein=
fiel. Hier war hoch oben die Schöpfung gemalt, an der Decke über
dem Hochaltar die Himmelfahrt Mariä. Der Hochaltar ſelbſt war
ein Meiſterwerk edler Schnitzkunſt, ſeine Rückwand, füllte das
herrliche Bild Guido Renis aus, Petrus im Meere verſinkend,
Sonntag, den 23. Nobember 1924.
ſeine Hände flehend zu Chriſtus aufreckend, der hoheitsvoll naht.
Die Unterſchrift lautete: „Herr, hilf, wir verderben!‟ Seitlich des
Altars war das wundertätige Marienbild angebracht, friſche und
trockene Kränze lagen zu ſeinen Füßen, große und kleine Kerzen
brannten vor ihm. Die Figuren verſchiedener Heiliger — auch
jene der heiligen Klara von Aſſiſi, Stifterin des Ordens —
ſtan=
den erhöht vor den das Mittelſchiff tragenden Säulen ſowie an
den Eingängen der Seitenkapellen, die mit ihren Altären,
Ge=
mälden, Statuen, Schnitzereien eindringlich das Geſamtbild
er=
gänzten. Rechts und links vom Hauptaltar ſah man je zwölf
Chorſtühle, mit zierlichem Gitterwerk oben, daß man ie darin
Sitzenden nicht erkennen konnte; an Beichtſtühlen fehlte es nicht,
ſowie an maucherlei reichen Gaben in Silber und Gold, die man
den Heiligen geopfert. Ueber dem Haupteingang befand ſich die
Orgel, nahe der Empore vergitterte Stühle, für die ſingenden
Nonnen; durch die ſchönen, alten Glasfenſter malte das
Sonnen=
licht auf dem weißen Marmorfußboden reizvolle, farbige Reflexe.
Dunkelrot ſchimmerte die ewige Lampe vor dem Hauptaltar in
koſtbarem Silbergefäß, leuchteten ähnliche Lampen aus den
Sei=
tenkapellen.
Die Pförtnerin war vor der Figur der Heiligen Klara in
tie=
fem Gebet niedergeſunken; „Klaus konnte unterdeſſen in aller
Ruhe das Kircheninnere betrachten, das ſeinen künſtleriſchen Sinn
feſſelte und manch ſtimmungsvolles Motiv zur bildlichen
Wieder=
gabe barg.
Das ſagte er auch zur Nonne, die nach ihrem Gebet ihn
hiuausbegleitete und das Außenportal aufſchloß. Seine Frage,
ob er das Malgerät ſchon hier laſſen dürſte, wurde bejaht, und
Fabio brachte es in den angewieſenen Raum.
„Alſo dann morgen um dieſe Zeit, Schweſter —
„Angelika — —” klang es gleichmütig zurück.
„Und herzlichen Dank für Ihre Freundlichkeit!”
„Der Eintritt in die Feſtung wäre erkämpft, recht mühelos,”
meinte Wolf zu Klaus, „aber es wird wohl noch mancher Mühen
bedürfen, ehe wir von einem Sieg ſprechen können. Ach, möchte
er uns doch beſchieden ſein! Weißt du, Puz, ſo ganz recht iſt es
mir nicht, daß wir hier nicht mit offenem Viſier auftreten können,
daß wir uns verſtellen müſſen; ich empfand das ſo recht, als ich
vor der Aebtiſſin ſtand — aber dann ſagte ich mir, in dieſem Fall
heiligt wirklich der Zweck die Mittel, und ich dachte der armen
Fürſtentochter, die hier wider Willen feſtgehalten wird, nur um
ſpäter geldlüſternen Verwandten die Taſchen zu füllen und ihnen
Seite 15.
ein müßiggängeriſches, verſchwenderiſches Leben zu ermöglichen.
Und, fragte ich mich, weiß die Aebtiſſin um dieſe erzwungene
Cin=
kerkerung, hat ſie oder ihr Kloſter nicht Vorteil davon, gibt ſie
nicht ihre Einwilligung zu dieſer frevelhaften Tat? Denn eine
junge Menſchenknoſpe in dieſes dürre, ausgemergelte Erdreich
mit Gewalt oder Liſt zu verpflanzen, iſt ſchlimmer wie jedes
andere Verbrechen: iſt der lebendige Tod!”
„Da haſt du deine Gedanken auf dem rechten Pfad wandern
laſſen, guter Muz! Ich verſtehe deine Empfindungen durchaus,
auch deine erſten Zweifel,” antwortete Klaus. „Das iſt ja hier
ärger, wie ein Gefängnis — entſetzliche Vorſtellung, hier
zeit=
lebens eingekerkert zu ſein! Uebrigens benutzte ich die Zeit,
wäh=
rend du deinen ergebenſten Knix der hochehrwürdigen Aebtiſſin
machteſt und Fabio nebſt unſerm Grauchen eine Sieſta hielt, zu
einem Streifzug rund um das Kloſter und ſperrte nicht die Augen
dabei zu. Die Mauer zieht ſich auch hinten um den Garten und
hat dort eine kleine, hölzerne Zugaugstür, die recht vermorſcht,
einem feſten Fußtritt kaum widerſteht. Aber auch über die Mauer
könnte man unſchwer gelangen, von einigen Feigenbäumen aus,
die ihre Zweige in den Garten hinüberrecken.”
„Zukunftspläne — wer weiß, ob ihre Verwirklichung
über=
haupt nötig iſt, du tatenluſtiger Puz. Erſt müſſen wir die
ver=
wunſchene Prinzeſſin entdecken, dies moderne Dornröschen, und
wenn es der Fall, ja, dann, mein Alter, Getreuer, dann ſoll alles,
alles gewagt werden, um den feſten Käfig zu öffnen und das
ge=
fangene arme Vögelchen der goldenen Freiheit zurückzugeben!“—
Wolf arbeitete angeſtrengt mehrere Tage hintereinander.
Klaus und Fabio begleiteten ihn früh zum Kloſter und holten
ihn mittags, ab; in der Zwiſchenzeit durchſtreiſten die beiden die
mannigfaltige Umgebung, wobei Klaus, mit dem allzeit
froh=
gemuten Fabio drollige Sprachſtudien trieb. Nachmittags ſchloß
ſich Wolf ihnen an; hier und da, an einem ſchönen Punkt, wurde
Raſt gemacht, und es entſtand manch flink hingeworfenes
Agug=
rell, manche flotte, farbige Zeichnung.
Wolf, der einige der alten Oelbilder von ihrem
Firnißüber=
zug befreit und ihnen damit ihre frühere Färbung wiedergegeben,
hatte in der Kirche ein größeres Bild begonnen, die Altarſeite
darſtellend, vor dem Altar eine Klariſin in tiefem Gebet kniend,
ſo, wie es bei ſeinem erſten Beſuch die Schweſter Angelika getan,
(Fortſetzung folgt.)
Holzhandlung / Säge= u. Hobelwerk
Darmſtadt / / Karlſtraße 37 / / Tel. 529 u. 2444 / / (Gegr. 1884)
Pretter 4 Bauholzn. Liſten
Dielen + = Blochware
Hobelware= Sperrholzetc.
in allen Stärken, in großer Wahl
Hurzwaren
Wollene Strümpfe u. Handſchuhe, Wollwaren u. Strickwaren
in ſoliden Quglitäten billigſi bei
(15731
1 Rheinſtraße 1
Hachenburger
neben dem Jagdhaus
Weltruf u beſte
Em=
pfehlung. beſitzt
Sta=
bretz „Eheanbaynung.
Berlin 113,
Stolpiſche=
ſtr. 48. Reiche
Auslän=
derinnen vermögende
deutſcheDam, wünſch
Heirat, Koſtenl Ausk.
Her.en, auch oh. Vermt
(14472a)
Heirat!
Witwer Ende d. 40er
wünſcht intellig. Frl.
vd. Witwe m. einig.
1000 Mk. Verm. zw.
Ehe kennen, zu lern
Beſitze große Wohn.
u. Ausſt., evtl. können
Eltern mit wohnen.
Auch Einheir, in
Ge=
ſchäft hier od. ausw.
erwünſcht. Jüdin od.
Geſchiedene
ausge=
ſchloſſen. Anonymes
zwecklos. Ernſtgem.
Antr. erb. u. N 10 an
die Geſchſt. (34445sg
Intebu.
Nicht vom Zufall
ab=
hängig, ſond, durch
eig. Wahl find. Dam.
u. Herren ihr
Ehe=
glück in unſ. Bunde.
Aufklärende
Bundes=
ſchrift. D 14 in
ver=
ſchloſf. Umſchl. gegen
30 Pfg. Intebu=
Ver=
lag, Verlin NW. 21.
(f.15749)
Heirat wünſcht ig. geb.
Dame m. Ausſt., eig.
Wohn, u. Verm. Nur
Herr. m. gut. Vorleb.
u. vornehm, ernſth.
Charakter im Alt. v.
30—37 J., in ſich.
Po=
ſition woll ernſtgem.
Zuſchr, richten unter
N 53 a. d. Geſchäftsſt.
Akadem. od. i. Lehrf.
Steh. bvzgt. (*34377
Herr in ſich. Poſition
ſucht mit Fräulein o9.
Wwe, nicht unt. 25 J.
zwecks Ehe in Brieſ=
wechſel zu treten. —
Gfl. Angeb. u. N 32
a. d. Geſchſt. (334524 Beſſere Dame
Ww., ohne Kinder,
35 Jhre, ſympath.
Erſcheing., ſehr häus=
lich, ſucht ſich wieder
glücklich zu verheriat.
mit beiſerem Herrn. Fkäulein, 28 Jahre,
mit guter Ausſtat= Angeb. unt. W59 an
die Geſchſt. (*15778 tung, wünſcht ſich
mit einem Herrn mit
ſicherem Beruf zu
verheiraten. Angeb.
unt. N 81 an d. Ge=
ſchäftsſtelle (34621 Akademiker, Dr.,
27 J., wünſcht evgl.
Dame aus nur guter
Familie. 17-32 J. alt,
zw. Heirat k. zu lern.
Anonym zweckl. Ver=
mittlg, d. Angehörige
angenehm. Angeb.
u. N 29 an die Ge=
ſchäftsſtelle. 34508 Geb. ält. Dame aus
guter Fam, wünſcht,
daſich einſamfühlend,
auf dieſ. Wege feingb
ält. Herrn ziv. 50 u. 60
Jahren zwvecks
Heirat
kennen zu lernen. —
Angeb. unter N. 70
a. d.Geſchſt. 34800 Fräulein
27 J., evgl., a. g. Be=
amtenfamilie, große,
ſchlanke Erſcheinung
tüchtig im Haushalt,
mit ſchöner Ausſtat=
tung, ſucht, da lauge
Zeit im Ausland, auf
dieſem Wege mit nett
gebildetem Herrn, in
ſicherer Lebeusſtellg. bekannt z, werden zw.
Heirat.
Nur ernſtgem., ausf.
Angebote mit Bild, welch znrückgeſ. wird.
unt N 34 an die Ge= an die Geſchäftsſt. eaicr 9 ſchäftsſtelle. (:34520
Jung. Mann in guter
Stellung möchte mit
ein. Mädch, od. Wwe.
ohne Kdr., 20—25 J., aus Privathd. z, kauf.
bekannt werd, zwecks
ſp. Heirat. Ang. unt. Miadnän
Skunks, ſehr gut erh.
geſ., ebtl. nur Krag.
Preisangeb. u. N 31
a. d. Geſchſt. (*34325 N 81 a. Gſchſt. (34564
Baſchkoumode Chaiſelongue
m. Marmor u. Feder=
bett zu kauf, geſucht
Angebote u. W 49
Geſchäftsſt. ( 34540
zu kaufen geſ.
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geb. m. Beſchr. unt.
N 42 Geſchſt. ( 34522
Gut erhalt, od. neue
Pelzjacke von ſchlank.
Herrn (1.79) zu kauf.
geſucht. W. 8., Darme
ſtadt,
Moosberg=
ſtraße 12. (34422
Flügel
oder Piano
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geb. mit Angabe des
Fabrikats, d.
Fabrik=
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kauft 415496e
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Telephon 1890.
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Beſchreibg, mit Preis
unt. N 69 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (34601
Heie DAke
Duclabeng
amerik.) n. gebräuchl.
Art und prakt.
Dar=
ſtellg., Kursgeld 15 ,ℳ
Gabelsb.
Stenographie
(einzig leiſtungsfähige
Kurzſchrift) für
An=
fäünger und
Fortge=
ſchrittene.
Anfänger=
kurſus 8.,0.
Anmel=
dungen erbeten bis
26. November 1924,
Maſchinen=
Schreiben
Fremdſprachen
Deutſche Sprachlehre
Ueberſetzungen
gShöf
Schtvanenſtr. 30, I.
Daſelbſt v. 14. bis 30
11.: Ausſtellung der
Werke des
Volksver=
bandes der
Bücher=
freunde zurfreien
Be=
ſichtigung für jeder=
(34514
mann.
Geſanginſtitut
Boachim
Pareusſtraße 9, für
Dver, Konzert, Haus.
Sprechz 1.8 (34441ss
Studentin erteilt
Nachhilfe in Engliſch
u. Franzöſiſch.
An=
geb. u. N 8 an die
Geſchäftsſt. (34447
Nchilfe.
in allen Fächern
er=
teilt Student.
Angeb=
unt. N 66 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (*34556
Flavierlehrerin
erteilt grdl.
Unter=
richt. Std. 1,50 Mk.
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Einfamilien-
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Lebensmittel=
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Anfragen unt. 94 133
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Nähmaſchinen
i alen Ausführungen
— Teilzahlungen —
5. Donges & Wieſt,
Darmſtadt
Grafenſtr. 43. (147304
Zur Aufklärung!
Die „Hausrat”, gemeinnützige Möbelverſorgung für das Rhein=, Main= und Lahngebiet, iſt ein ſoziales Unternehmen zur Beſchaffung von Möbeln
und Einrichtungsgegenſtänden für alle, denen der Erwerb derſelben gegen Barzahlung bei den heutigen Preiſen eine Unmöglichkeit wäre. Arbeiter, Angeſtellte,
Beamte und Mittelſtand, kurzum jedermann, kann den notwendigen Hausrat auf langfriſtige Teilzahlung bei mäßiger Anjahlung ſich erwerben. Die Gründer
und Geſellſchafter des Unternehmens ſind die größeren Städte und Gemeinden, ſowie die Landkreiſe des Regierungsbezirks Wiesbaden und des Freiſtaates
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
* Dr. Ferdinand Oſſendowsky.
deſſen Perſon und deſſen Bücher durch die literariſche Auseinanderſetzung
mit Sven Hedin in den Mittelpunkt des Intereſſes gerückt ſind, iſt
zwei=
fellos eine der intereſſanteſten Perſönlichkeiten, die auf dem diesjahrigen
Büchermarkt in Deutſchland auftauchnen. Gewiß hat die Umwalzung
alles Beſtehenden mehr wie in irgend einem anderen Volk in Rußland
Verhältniſſe und Situationen geſchaffen, die viele Menſchen in den
Stru=
del von Crleben abenteuerlichſter Art hineinwarfen, in dem ſie entweder
untergingen, welch.s Los ja Tauſenden beſchieden war, oder aber aus
dem ſie in irgend einer Weiſe leuchtend hervorgingen und mit einem
Schlage in den Brennpunkt des geiſt gen Jutereſſes gerückt wurden. Dieſe
letzteten waren weniger. Einer der wertvollſten, vielleicht der wertvollſte
iſt Dr. Ferdinand Oſſendowsky, deſſen 1. Werk „Tiere,
Men=
ſchen und Götter”) wie kaum ein anderes Buch Nieſenauflagen erlebte.
Oſſendowsky war auch vor dem Kriege ſchon beruflich an das Leben
in Sibirien gebunden, hat Jahre hindurch große Reiſen in das
unwirt=
liche Gebiet Oſtaſiens in amtlichem Auftrage oder aus perſönlichem
In=
tereſſe (Jagd, Schriftſtellerei) unternommen. Ehedem hoher ruſſiſcher
Negierungsbeamter, Schriftſteller, zwiſchendurch auch Abenteurer, wurde
er einſt in revolutionäre Bewegungen gedrängt, von der zariſtiſchen
Re=
gierung in die Verbannung geſchickt, begnadigt, wiederum in hohe
Stel=
lung berufen, als Wiſſenſchaftler und Forſcher eine rege Tätigkeit
ent=
faltend, dann plötzlich nach der ketzten Revolution bolſchewiſtiſchen
Ver=
folgungen ausgeſetzt, zur Flucht getrieben, Jahre hindurch unſtet und
ſtets in Lebensgefahr, bis er endlich in Amerika Ruhe vor der Verfolgung
fand. Sein Buch „Tiere, Menſchen und Götter”, das zuerſt in Amerika
erſchien, iſt im weſentlichen die Geſchichte der Flüchtlingsjahre. Unendlich
mehr als eine Schilderung dieſer Flucht, weniger, und in dieſem Wenigen
ebenfalls unendlich mehr, als eine bloße Reiſebeſchreibung zu geben,
wirkt dieſes Buch ſowohl inhaltlich, wie in der Art der Schilderung, klar,
ſachlich, faſt trocken und in der Wirkung trotzdem wie der phantaſievollſte
Roman, wie die Offenbarung von ctwas ganz Neuem, Großem. Das
ganze weltumſtürzende, europäiſche Geſchehen findet hier einen
Nieder=
ſchlag, der in ſeiner reinen Menſchlichkeit, in der Schlichtheit und
Kern=
haftigkeit lapidar und erſchütternd wirkt. Oſſendowskys tauſendfältige
Erlebniſſe grauſigſter Art, deren jedes einzelne Anderen Anregung und
Stoff zu einem ganzen Buch gegeben hätte, ſind in dieſem erſten Band
geſchildert, in einer Kürze zuſammengedrängt, die den Meiſter des
Schrift=
tums verrät, ſodaß der Leſer oft überraſcht iſt darüber, was er auf 2—6
Seiten an tiefſtem Erleben zu leſen in der Lage iſt. Oſſendowsky iſt tief
untergetaucht in den Strömen menſchlicher Schickſale. Offenen Auges,
warmen Herzens, reichen Sinnes ließ er ſein Erleben auf ſich einwirken,
verarbeitete es geiſtig, teilweiſe pſhchologiſch, teilweiſe religiös, vielfach
ſozial, und gab es ſo wieder. Lebens= und Weltanſchauung ſind ganz
unmerklich in dieſe Schilderungen hineinverwoben. Oſſendowsky verſtand
es, die Seele der Natur mit ihren tauſend Leben, wie auch die der
Län=
der und Völker zu erfaſſen und in wuchtiger, doch ſchlichter Darſtellung
dem Leſer zu übermitteln.
Der Rieſenerfolg des genannten erſten Bandes machte das Beſtreben
verſtändlich, dieſem einen zweiten folgen zu laſſen. Der zweite Band iſt
vor kurzem erſchienen und heißt: „In den Dſchungeln der Wälder und
Menſchen”.*)
Dieſer zweite Band teilt das Schickſal vieler Ergänzungsbände, er
reicht an das erſte Werk nicht heran, jedoch nur, weil der Maßſtab dieſes
erſten zu groß, die Erwartungen zu hoch geſpannt wurden. Im Grunde
genommen iſt auch dieſes Werk, das vor „Tiere, Menſchen und Götter”
entſtanden iſt, in ſeiner Art ganz eigenartig und ganz groß. Oſſendowsky
ſchildert in dieſem zweiten Buch ſeine Reiſen in Nordaſien als Forſcher,
Wiſſenſchaftler, Jäger, Abenteurer und Schriftſteller. Es iſt klar, daß
ein Mann von den Qualitäten Oſſendowskys, ſo wie ſein erſtes Buch
ihn uns zeichnete, anders reiſt, als andere Menſchen. Als Jäger und
Freund der Natur kennt er nicht Weg und Steg, ſucht er das Nie=
betre=
tene, Neue, taucht unter im Unendlichen. Hier offenbart ſich ihm das
Geheimnisvolle, Gigantiſche der Natur, das er im Erleben auch des
kleinſten Geſchöpfes ſieht. Das Sibirien der Vorrevolutionszeit iſt es,
das dem Leſer erſchloſſen wird und nach dieſer Erſchließung wird es klar,
daß Sibirien den Boden abgeben konnte für das Kommende, für den
furchtbaren Orkan, der über das ruſſiſche Volk dahingebrauſt, wird auch
verſtändlich der Titel des Buches, denn dieſes Sibirien preßt ſie
ineinan=
der die Dſchungeln der Wälder und der Menſchen. Beides ſind Bücher,
die man geleſen haben muß. Im erſten ſpricht der Gejagte, im zweiten
M. 8t.
der Jäger. In beiden iſt er gleich groß.
*) Frankfurter Societäts=Druckerei, G. m. b. H., Abteilung
Buchver=
lag, Frankfurt a. M.
Neue Tempelklaſſiker.
Klaſſiſche Deutſche Erzähler.
Der Temdelverlag in Leipzig brachte in der von ſeinen
ausgezeich=
neten Klafſiker=Ausgaben bekannten, gut qualifizierten äußeren
Ausſtat=
tung als neue Folge 4 Bände klaſſiſche deutſche Erzähler heraus, die
allen, die die gediegenen Tempelausgaben zu ſchätzen wiſſen, eine höchſt
willkommene Gabe ſein werden. Dem äußeren Rahmen, eine Zierde für
jeden Bücherſchrank, entſpricht der wertvolle Inhalt, d. h. die Auswahl
der deutſchen Erzähler, die nicht nur dem Namen nach deutſche Klaſſiker
ſind. Der erſte Band bringt „Liebesgeſchichten” viel bekanntes,
viel weniger bekanntes, jedoch durchweg nur hoch qualifiziertes, das es
rechtfertigt, immer wieder dem deutſchen Leſerpublikum zugängig gemacht
zu werden: Goethe: Der ehrliche Prokurator; Kleiſt: Das Erdbeben
von Chile; Grillparzer: Der arme Spielmann; Arnim: Die
Majoratsherren; Tieck: Des Lebens Ueberfluß; Kleiſt: Die Verlobung
in St. Domingo; Stifter: Der Waldſteig; Grillparzer: Das Kloſter
von Sendomir; Hebbel: Barbier Zitterlein Gotthelf, Elſi, die
ſelt=
ſame Magd; Mörike: Hiſtorie von der ſchönen Lau, Die Hand der
Jezerte, Lucie Selmeroth; Goethe: Die wunderlichen Nachbarskinder;
und Schiller: Eine großmütige Handlung aus der neueſten Geſchichte.
Der zweite Band bringt eine Sammlung „Merkwürdige
Ge=
ſchichten”. Wir erwähnen aus ſeinem Inhalt: Kleiſt: die
Mar=
diges Beiſpiel einer weiblichen
Halm: Die Marzipanlieſe. Das Haus an der Veronabrücke; und
Goethe: Ferdinand.
Verbrechergeſchichten, die ſelbſtverſtändlich mit
Schauer=
romanen unſerer Zeit oder ſenſationell aufgebauſchten Kriminaliſtiken
nichts zu tun haben, ſondern deren ſittlich=ethiſcher Wert es rechtfertigt,
in dieſer Sammlung aufgenommen zu werden; Kleiſts Michael
Kohl=
haas eröffnet die Reihe, dann folgt Schiller: Der Verbrecher aus
verlorener Ehre; Kleiſt: Der Zweikampf, Der Findling; Hoffmann:
Das Majorat Heine, Der Rabbi von Bacharach; Eichendorff: Schloß
Dürande; Droſte=Hülshoff: Die Judenbuche; Arnim: Der
tolle Invalide auf dem Fort Rattoneau; und Hebbel: Anna, Matteo.
Der vierte Band führt inhaltlich etwas ins Ueberſinnliche, ſein Titel
„Wunderbare Geſchichten”, begrenzte dieſes Ueberſinnliche nicht,
ſodaß auch Mörikes Mozart=Reiſe nach Prag mit aufgenommen
wer=
den konnte. Der Band enthält weiter: Goethe: Novelle, die Sängerin
Antonelli; Fouque: Undine; Hoffmann: Rat Krespel;
Mö=
vike: Der Schatz; Zſchokke: Der tote Gaſt; Kleiſt: Die heilige
Cäcilie, Das Bettelweib von Lodarno, Geiſtererſcheinung; Brentano:
Baron Hüpfenſtich; Hebbel: Der Rubin; und Goethe:
Geſpenſter=
geſchichte.
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wertvollen Geſchenken, zumal jeder Band einzeln käuflich iſt. M. St
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Nibe=
lungentrilogie, das Zeitalter Barbaroſſas und der Kreuzzüge
heraufſtei=
gen, von dem er in ſeinem Roman „Heinrich der Löwe” ein
Monumental=
gemälde ſchuf, hingeworfen in einem Rhythmus, der Hufſchlag und
Schwerterklang iſt, und mit ehernem Griffel, hart genug, Geſchichte zu
ſchreiben. Wird dort ein Stück Weltgeſchichte mit neuem, blutwarmem
Leben erfüllt, ſo iſt es hier Menſchenſchickſal, in dem ſich der Geiſt des
Mittelalters ſpiegelt. Jener merkwürdige Dualismus von
überſchäu=
mendem, tollkühnem Lebensgefühl germaniſch=ritterlicher Prägung und
weltabgewandter, zur Aſzeſe neigender Myſtik, wie er das Weſen des
mittelalterkichen Menſchen ausmacht — jener Dualismus iſt vom Dichter
in einer Weiſe nachempfunden worden, daß er die Dynamik des ganzen
Romans beſtimmt. In dem Helden dieſes Buchs überwiegt die
lebens=
bejahende Kraft des Rittertums, und ſelbſt unter der Maske des
Mönchs=
gewandes bleibt ſein Glaube an ein anderes, beſſere Leben erdgebunden;
er vertraut auf ſeine ewige Wiedergeburt und immer neue
Menſchenwer=
dung der Seelen und auf ihre ſchickſalhafte Verknüpfung — irdiſche
Un=
ſterblichkeit. Ein Enoch Arden=Schickſal ſchildert das Buch, jedoch eines,
das für die beiden ſchwergeprüften Männer Entſagung bedeutet: Ein
Herzog glaubt im Trunk ſein Weib erſchlagen zu haben und flüchtet in
die Kreuzzüge. An ſeiner Stelle nimmt unerkannt ein Baſtardbruder
die Herrſchaft an ſich. Die geneſende Frau ahnt nichts von dem ſeltſamen
Wechſel, aber eine Welt verſinkt zwiſchen ihr und dem vermeintlichen
Gatten; es iſt, als vermöchte auch die Zeit den gewaltſam durchbrochenen
Ring des Schickſals nicht zu ſchließen.
Wie hier die Probleme gelöſt ſind, ſo kann die unter der Oberfläche
laufenden Fäden nur ein Dichſter entwirren, der mit der ganzen Tiefe
ſeine Empfindens ſich in die Gedankenwelt, einer geſchichtlichen Epoche
einzufühlen vermag, und der die durchſichtige Klarheit des Woites
be=
ſitzt. Dieſem Buche möchte man wünſchen, was ſein Titel ſagt,
Joſef Winkler: Der Ruf des Rheins. Sagleck=Verlag, G. m. b. H., in
Köln a. Rh.
Die jüngſte Erſcheinung in der Reihe der Saaleck=Bücher,
Kultur=
dokumente des deutſchen Weſtens, behandelt in eigenartiger und
eigen=
williger dichteriſcher Form die Probleme an Rhein und Ruhr. In
ge=
waltigen Gedichten vollzieht ſich hier in Joſef Winkler eine Vereinigung
romantiſcher und realiſtiſcher Weltanſchauung und wird die kulturelle
Bedeutung der Länder am Rhein und die ſieghafte Kraft des deutſchen
Geiſtes in den Werken der Induſtrie gefeiert.
Karl Gjellerup: „Die Weltwanderer”. Verlag von Quelle u. Meyer
in Leipzig.
In dieſem Romann verſucht der Nobelpreisträger Karl Giellerup
in fremdartigem Gewande große Menſchheitsfragen zu löſen. Die bei
aller Sachlichkeit kernhafte und innerlich reiche Darſtellungskunſt
Gjelle=
rups findet in dieſer Dichtung von neuem überzeugenden, tiefwirkenden
Ausdruck. Vergangenheit und Gegenwart fließen in der eigenartigen
Dopvelhandlung der Erzählung traumhaft zuſammen, und ganz
unmerk=
lich führt der Dichter, deſſen Werk eine Fülle von Wiſſen um den
Bud=
dhismus, deſſen Welt und Sprache zu Grunde liegt, hinüber in das
Problem der Seelenwandlung, dem er ſehr viel Wahrſcheinliches zuſpricht,
ohne es jedoch irgendwie zum Dogma zu erheben. In den beiden
neben=
einanderhergehenden Haupthandlungen fand der Dichter die große Tragik
bibliſchen Heldentums im Thema der Vergangenheit, dem in der
Gegen=
wart ein ſchwer erkämpfter Sieg beſchieden iſt in dem Grundgedanken
der ſeeliſchen Unſterblichkeit, und ſchafft damit ein Werk, von hohem
ethiſchen Wert.
Otto Buchmann: „Hein Starck”. Roman. Bernhard Steffler=Verlag
in Leipzig.
Von dieſem Romann ſagt Hermann Löns unter anderem: „Es ſteht
unter allen Heidebüchern allein da.‟ Dieſes kurze, aber treffende Urteil
über dieſen Roman ſagt mehr, als eine Kritik Würdigung zu geben
ver=
mag. Man darf ſich dieſer hohen Anerkennung aus berufenem Munde
reſtlos anſchließen. Otto Buchmann gehört zu den füngſten deutſchen
Lyrikern, der erſt in den letzten Jahren durch ſeine feinſinnigen
Dichtun=
gen an die Frauen bekannt geworden iſt. „Hein Starck” iſt ein
Jugend=
roman, den der Verfaſſer ſeinem Freunde Hermann Löns gewidmet hat.
Aus ihm ſpricht ein wahrer Dichter, der ſeine Welt mit träumenden
Augen geſtaltet.
Vicki Baum: „Ulla, der Zwerg”. Deutſche Verlagsanſtalt, Stuttgart.
In dem neuen Roman ſchreitet die feinſinnige Dichterin und begabte
Erzählerin (die durch mehrjährige künſtleriſche Tätigkeit am Heſſiſchen
Landestheater Beziehungen mit Darmſtadt verbinden), weiter ihren
Weg, der ſie von Buch zu Buch zur Höhe führte. Dieſer Roman erhebt
ſich in Wahrheit zur künſtleriſchen Geſtaltung eines tiefen Problems. Er
ſchildert Leben und Werdegang eines armen verwachſenen Menſchen, den
ſein körperliches Gebrechen in wechſelvollem, an Tragik reichen Schickſal
über Jahrmarkt und Meſſe, Varieté und Zirkus zum Theater führt, ihn
eine kurze Zeit auf den Höhen der Kunſt und des Lebens wandeln läßt,
um ihn wiederum zurückzuſtoßen in Nichts. Einen Menſchen, den ſeines
Lebens Tragik zum Philoſophen geſtaltete und deſſen Tebenserkenntnis
in gewiſſem Sinne die Tragik vieler iſt. Es iſt ein Buch voll buntem
Geſchehens. In feiner pſhchologiſcher Geſtaltung, als Roman eine
ſpan=
nende und unterhaltende Lektüre von ngchhaltendem Wert. M. St.
Literaturgeſchichte, Biographie.
Spieros neueſtes Raabe=Buch. Auf leiſen Sohlen iſt Wilhelm
Raabe durch die Welt gegangen. Sein äußeres Leben iſt ſo einfach
verlaufen, wie das weniger deutſcher Dichter; es bietet weder
über=
raſchende Höhepunkte, noch einen tiefen Abſturz. Und wer hat ſich
um das innere, ſtille, aber um ſo heißere Ringen des Dichters
geküm=
mert, wie es ſeine Werke uns offenbaren: wer las, wer kannte auch
nur Wilhelm Raabe, ſolange er noch lebte? Und doch; ſo ſchwer auch
der Prozeß war, den der Dichter mit ſeinem Volke hatte führen müſſen;
— er hat ihn gewonnen! Sein Volk kommt ihn nach. Es lieſt ihn. Und
jeden, den er einmal in ſeinen Bann gezogen, den läßt er ſo leicht
nicht wieder los. — Wer aber erzählte uns bis jetzt von und über
Raabe? Eigentlich nur ſein nächſter Freund Wilhelm Brandes in
ſei=
nen wunderſamen ſieben Kapiteln. So grundlegend deſſen Buch auch
iſt — es fehlt uns eine Geſamtdarſtellung und Eingliederung Raabes
in die literariſche Entwickelung des vergangenen Jahrhunderts. Und
die gibt Spiero in ſeinem neueſten Raabe=Buch (Heinrich Spiero:
Naabe. Leben — Werk — Wirkung. 327 Seiten; 3 Bildniſſe, 1 Brief.
Broſchiert 5 Mk., Leinenband 6,50 Mk. Verlag Ernſt Hofmann u. Co.,
Darmſtadt). In dem Verſuch, Raabe nicht nur als einzelne
Dichter=
erſcheinung zu begreifen, ſondern zugleich auch ſein Wirken
einzuord=
nen in den großen Strom der geſamtdeutſchen Entwickelung im letzten
halben Jahrhundert, darin liegt der größte Wert des Buches. Und
Spiero war der Mann dazu, dieſen Verſuch zu wagen: er kennt Raabe,
wie nur wenige, er weiß um die literariſche Entwickelung des
Vor=
kriegs=Deutſchland, ſo gut wie die beſten Sachkenner, und er hat die
Fähigkeit des Erzählens, der einige Herbheiten ſeines Stils keinen
Ab=
bruch tun. So entſteht in jedem Leſer ein volles, abgerundetes Bild
von dem Menſchen und Dichter Wilhelm Raabe und von ſeiner
Bedeu=
tung für unſer deutſches Volk wie für die ganze Menſchheit. Heinrich
Spiero hat ſich mit dieſem Buche ein Verdienſt erworben. Denn Raabe,
den er eindringlich und mit tiefer Liebe zu ſchildern vermag, iſt einer
von den wenigen, die den heutigen zerriſſenen Menſchen mit dem
Kom=
paß der Innerlichkeit und Gemütstiefe wieder ein neues Sehnen, ein
neues Ziel geben können.
Rudolf Schieſtl. Von Leo Weismantel. (Verlag „Der Bund”,
Nürn=
berg, Walter Günther Schreckenbach.)
Eine Biographie ganz eigener Art iſt es, die Leo Weismantel in
dieſem bedeutſamen Werk, dem baheriſchen Maler Profeſſor Rudolf
Schieſtl widmet. Wie im Text ſcharf umriſſen die kraftvolle männliche
Geſtalt des Künſtlers vor dem Leſer erſteht, ſeine künſtleriſche
Entwicke=
lung und ſein Leben anſchaulich vermittelt werden, ſo ermöglicht die
reiche Auswahl der Kunſtblätter in allen Techniken, die dem Werk k
gegeben iſt, einen erſchöpfenden Einblick in das künſtleriſche Sche
dieſes ſeltenen Menſchen. Künſtler und Schriftſteller fanden ſich hier a.
gegenſeitige Mittler in einer ſelten vollendeten Weiſe zuſammen. M
Zugendſchriften, Bilderbücher.
Helma Eſſelborn: „Abventslichtlein” oder „Der Onkel Nikolaus‟. Ein
Weihnachtsſpiel in vier Bildern. (Druck und Verlag, der C. F.
Winter=
ſchen Buchdruckerei in Darmſtadt.)
An wirklich guten und für das Kindergemüt paſſenden
Weihnachts=
ſpielen, die auch mit geringen Ausſtattungsmitteln leichſt aufgeführt
wer=
den können, haben wir keinen Ueberfluß. Drum wird das feine
Mär=
chenſpiel der durch ihre Kinderſchriften ſchon weiten Kreiſen bekannten
und lieb gewordenen Schriftſtellerin vielen eine willkommene
Weihnachts=
gabe ſein. Das Spiel handelt von zwei Kindern, die am erſten
Advents=
tage durch den Wald zum Krämer geſchickt werden, um Oel für die
Mut=
ter, eine arme Holzhauerswitwe, zu holen. Unterwegs wird von einem
übermütigen Waldgeiſt das Oelkrüglein umgeſtoßen. Der den Kleinen
als Nikolaus erſcheinende Onkel der Witwe kommt dazu und tröſtet, von
der Ratloſigkeit und dem Jammer der Unglücklichen bewegt, das weinende
Pärchen und nimmt es ſchließlich und dann auch die Mutter in ſein
eigenes weihnachtliches Heim. Es wäre zu wünſchen, daß das kleine
Theaterſtück, das auf einer Liebhaberbühne ſchon erfolgreich aufgeführt
worden iſt, weite Beachtung fände.
W. 8.
Vilma Mönckeberg: Die Erzählung von der Weihnachtskrippe. Ein
hübſches Jugendbilderbuch für den Weihnachtstiſch hat der Verlag
Nürnberger Bilderbücher, G. Stalling=Oldenburg, herausgebracht.
Mit Bildern von Elſe Wenz=Victor.
Das ſehr hübſch ausgeſtattete Buch erzählt in Märchenform ernſt
und eindringlich von der Geburt des Chriſtkindleins in Proſa und Poeſie.
Die Bilder von Elſe Wenz=Vietor ſind, zeichneriſch ausgezeichnet im
Kolorit und in der kompoſitionellen Darſtellung des Inhalts, Kunſtwerke
eigener Art. Die einzelnen Geſtalten ſind von einem dem kindlichen
Gemüt leicht faßlichen Schein der Frömmigkeit, aber auch von ſtarkem
Humor umwoben; die winterlichen Städtebilder darſtelleriſch ebenſv
ein=
dringlich, dabei von reicher Stimmung.
Buchanzeigen.
Aus Carl Spitzwegs Welt. 100 ſeiner ſchönſten Bilder. Graph.
Kunſt=
anſtalt Peter Luhn, Barmen.
Die Neuregelung des Lohnabzuges 1924. Von Oberregierungsrat Dr.
Piſſel und Rechtsanwalt Dr. Koppe, Berlin. (Induſtrieverlag Spaeth
u. Linde, Berlin C 2.)
Die Neuregelung der Körperſchaftsſteuer 1924 einſchl. Rhein Ruhr=
Ab=
gabe von Dr. Richard Roſendorff. (Induſtrieverlag Spaeth u. Linde,
Berlin C 2.)
Roda Roda: Ein Frühling in Amerika. Preis geh. 4., geb. 5 GMk.
(Günther Langes Verlag, München.)
Der Bär. Jahrbuch von Breitkopf u. Härtel auf das Jahr 1924.
Bildtelegraphie. Von Dr. Arthur Korn. Mit 41 Figuren im Text und
15 Abbildungen auf 8 Tafeln (Sammlung Göſchen). (Walter de
Gruyter u. Co.)
Louis Hémon: Maria Chapdelaine. Roman. (Raſcher u. Cie., Leipzig.)
Ludwig=Richter=Abreiß=Kalender 1924. Preis 1,50 GMk. (Verlag von
Gg. Wiegand in Leipzig.)
Max Brod: Sternenhimmel. Muſik= und Theatererlebniſſe. Geh. 4 Mk.,
geb. 6 Mk. (Kurt Wolff, Verlag, München.)
Hans Freyer Antäus: Grundlegung einer Ethik des bewußten Lebens.
Preis broſch. 2 Mk., geb. 3 Mk. (Eugen Diederichs Verlag in Jena.)
Elfe Stroh: Selbſtverwirklichung. Eine Formenlehre der Liebe und
des Lebens. Broſch. 2,50 Mk. (Eugen Diederichs Verlag, Jena.)
Heinrich der Löwe. Roman von Werner Janſen. (Georg Weſtermann,
Braunſchweig.) Preis 4,50 Mk.
Ein Mann von geſtern. Die Geſchichte ſeines Liebeslebens und ſeines
Liebestodes von Fritz Thurn. Preis 12 Mk. (München,
Hyperion=
verlag.)
Die Neuregelung der Einkommenſteuer 1924. Von Dr. Erler und Dr.
Koppe. (Induſtrieverlag Spaeth u. Linde.)
Otto Gründler: Geiſteswende. Frankes Buchhandlung, Habelſchwerdt.
1,50 Mk.
Johannes Heſſen: Gotteskindſchaft. Frankes Buchhandlung,
Habel=
ſchwerdt. 1 Mk
Joh. Viktor Bredt: Der Geiſt der Deutſchen Reichsverfaſſung. Georg
Stilke Berlin. Geh. 8 Mk.
Der Rheiniſche Chriſtopher. Verlagsanſtalt Karl Lieſenberg,
Neu=
ſtadt a. d. H.
Alexander Knoll: „Handwerksgefellen und Lehrlinge im Mittelalter.
Verlagsgeſellſchaft des Allgemeinen Deutfchen Gewerkſchaftsbundes,
Berlin. 1 Mk.
Deutſche Kunſtſchan. Verlag der Deutſchen Kunſtſchau, Offenbach,
1. Jahrg., Heft 20. Preis 1 Mk.
Johann Fabricius: Eiko, der Junge vom Reiterhof. Carl Flemming
u. C. T. Wiskott A.=G., Berlin.
Seltene Bücher des 15.—19. Jahrhunderts, Städteanſichten, alte
Gra=
phik. Verlag Seuffer u. Willi. München.
Ang. Hinrichs: Die Hartjes, Roman, Quelle u. Meher, Leipzig.
Leinen 5 Mk.
Paul Roſenhayn: Der Ruf aus dem Aether. Ernſt Keils Nachf.,
Leip=
zig, broſch. 2.80 Mk., Halbleinen 3.50 Mk.
W. Winkler: Statiſtik. Quelle u. Meher, Leipzig. 1.60 Mk.
Gertrud Fauth: Neuere deutſche Lyrik, Quelle u. Meyer, Leipzig, 0.70.
Oscar Walzel: Die Geiſtesſtrömungen des 19. Jahrhunderts. Quelle
u. Meher, Leipzig.
R. Goette: Der Kulturkreis um Karl den Großen. Quelle u. Meyer,
Leipzig.
W. Stammler: Deutſche Theatergeſchichte. Quelle u. Meyer, Leipzig.
60 Pfennige.
W. Stammler: Das religiöſe Drama. Quelle u. Meher, Leipzig.
60 Pfennige.
Herm. Weimer: Deutſche Jugendbildung im Wandel der Zeiten.
Quelle u. Meher, Leipzig. 60 Pf.
Edgar Rabſch: Gedanken über Muſikerziehung. Quelle u. Meher,
Leipzig. 1.40 Mk.
Guſtav Schröer: Die Flucht aus dem Alltag. Quelle u. Meher,
Leip=
g. 4,60 Mk.
Wilh. Thormann: Die Lehrerbildung. Quelle u. Meher, Leipzig.
4 Mark.
P. Brohmer: Tierbeſtimmungsbuch. Quelle u. Meher, Leipzig.
3 20 Mark.
A. Gerlach: Schöne Rechenſtunden. 1. Bd. Quelle u. Meher, Leipzig.
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W. Hohmann: Der Kampf des deutſchen Volkes um ſeine innere
Frei=
heit und Einheit von 1814—1924. Quelle u. Meher, Leipzig. 5 Mk.
Friedr. Hebbel: Der Rubin und andere Erzählungen. Union, Deutſche
Verlagsgeſellſchaft, Stuttgart.
Adalbert Stifter: „Abdias und andere Erzählungen. Union, Deutſche
Verlagsgeſellſchaft, Stuitgart.
Robert Fuchs=Liska: Die zwei Matroſenbibeln. Union. Deutſche
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lagsgeſellſchaft, Stuttgart.
Friedr. Wilh. Mader: Die Mefſingſtadt. Union. Deutſche
Verlags=
geſellſchaft, Stuttgart.
Cervantes: „Don Quichote. Union. Deutſche Verlagsgeſellſchaft,
Stuttgart.
Das Rheinland, Blätter für Erhaltung deutſcher Art am Rhein,
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ſchäftsſtelle und Redaktion: Köln, Neußer Platz 6.
Dr. Kumſteller, Dr. Haacke, Dr. Schneider, Dr. Schlunke: Der neue
Weg im Geſchichtsunterricht. Quelle u. Meher, Leipzig. 60 Pf.
Europäiſche Unterrichtsreformen ſeit dem Weltkriege, Quelle u. Meyer,
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Prof. Dr. Becker: Das Realgymnaſium und die preußiſche Schulreform.
Quelle u. Meher, Leipzig. 0.80 Mk.
H. Achtels: Das Chriftentum in den erſten drei Jahrhunderten.
Quelle u. Meher, Leipzig. 10 Mk.
Friedr. Kluge: Deutſche Sprachgeſchichte. Quelle u. Meyer, Leipzig.
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E. Meumann: Intelligenz und Wille. Quelle u. Meher, Leipzig. 8 Mk.
Theodor Birt: „Alexander der Große und das Weltgriechentum, Quelle
8 Mark.
Theodor Birt: Alexander der Große und das Weltgriechentum, Quelle
u. Meher, Leipzig. 12 Mk
Martin Meyer: Kleine Gedichte. Aſchendorffſche Buhdruckerei, Mün=
Leopold Weber: Dietrich von Bern. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart.
Deutſches Kuabenbuch. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart
Vilhjalmur Stefansſon: „Jäger des hohen Nordens. F. A. Brockhaus,
2.50 Mk., Ganzln.
Kurpfälzer Jahrbuch 1925 Verlag Aaul Braus, Heidelbeig
Dahein:
aheim=Verlag (Velhagen u. Klaſing, Leipzig.
„Theaterabend” * Konkordiaſaal
Pareusſtr. 1,III.,Dſtdt
Darmſiadt, Waldſtr. Anfang 6 Uhr
Kartenvorverkauf
In der Parfümerie
Müller, Rheinſtr. 6
und beim
Haus=
meiſter, Turnhalle.
A
GIESL
Lichtspiele
Btädtischer Baulbau
Samstag, den 29. November
Volksverband der Bütcherfreunde
(Wegweiser-Verlag) G. m. b.II., Berlin
Friedrich Kayssler
liest aus.
I. Mibelungenliedl: Goethe
II. Gysae: Schwestern Hellwege
Ossenbach: Weltenmär
Vorverkauf bei Christian Arnold, Ernst-Ludwigstr. 9.
Eintritt für Nichtmitglieder 3.— und 2 — Mk, für
Mit-
glieder 1.50 und 1.— Nik Mitgliedschaft kostenlos:
An-
meldungen Berlin W50, Rankestrasse 34. ( 33951igI
er an Bord
Sensations-Drama auf hoher See in
7 Akten, von ungeheurer Spannung
In den Hauptrollen:
Jenny Hasselaufst, Victor Siöström
Matheson Lang
Neue Wochenschau
115764
Seite 18.
Sonntag, den 23. Noveiber 1921.
Kummer 820.
Jackie Ooogan
der Wunderknabe als Hanptdarsteller in
dem Sakt. epamenden und rürenden Filmenel Bei Bellennasman
Die Geschichte eines kleinen Glücksuchers
Alpine Majestät — im Banne der Zermatter Eisriesen
der Berg-Sportfilm in 4 Akten
Jugendliche haben Zutritt
Anfaug 2 Uhr — Letzte Abendvorführung 8 Uhr
HARRA PIAL
der Sensationsmeister in dem großen Film
6 Akte
Das Gefängnis auf
dem Meeresgrund
Das Geheimnis des Renngrafen
5 Akte
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Allee-Restaurant „Rummelbräu
Darmstadt
Tel. 2519
Rheinstr. 101
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Speisenfolge für Sonntag, den 23. November:
Mk. 1.20
Mk. 0.80
Mudelsuppe
Mastochsentleisch
Meersttich — Kartoffel
Mudel-Supse
Kalbskeule
Spinst — Selzkartoffel
Reispudelng
Mk. 2.50
Russische Eler
Kreftbrühe mit Elnlege
Ceblieu ekocht zerlassene
Buter — Se Tkertoffel
Westfal- Schinken in Burgund
Spinst — Geback. Kartottel
Nachtisch
Auswahlreiche Abendkarte zu mäßigen Preisen.
Ab 8 Uhr
Künstler-Konzert
Ein dem Tage entsprechendes Programm kommt
zu Gehör.
Eintritt frei!
Mk. 1.50
Kraftbrühe mit Einlege
Hasenpteffer mit Mudeiln
Nachtisch
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mit Zuſatzmiete,
1. Rangloge, 3 Plätze
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Epangeliſche Gemeinſchaft / Eiſabethenſtraße 44
Relig öſe Vor räge
vom 23. bis Sonntag den 30. Nov. abends 8 Uhr.
Tonntag, den 23. Nov., ahends 8 Uhr: Du und dein Gott
Montag, den 24. Nov., abends 8 Uhr: Du und die Ewigkeit
Dienstag, den 25. Nov., abends 8 Uhr: Du und deine Seele.
Mittwoch, den 26. Nov., abends 8 Uhr: Dein Geheimnis.
Donnerstag, 27. Rop abends8 Uhr: Die Hauptfrage deines Lebens.
Freitag den 28. Nov. abends 8 Uhr: Ein heiliger Ruf
Sonntag, den 30. Nov, nachmittags 3 Uhr: Das Go teserbnis
Sonntag, den 30 Nov., abends 8 Uhr: Sich lohnendes Ringen
Dieſe Vorträge werden gehalten von Herrn Prediger E. Pleß=
(*34562
mann=Saarbrücken
Jedermann herzlichſt eingeladen.
Zum Beſien des Diakonſſenhauſes
Elitabethenſtift, Darmſtadt
Lichtbildervortrag
von Pfr a D Deggau=Beedenkirchen
über „Deutſchtum und Chriſtentum
in der Kunſt Wilhelm Steinhauſens”
Montag, den 24. Nobember 1924
Abends 8 Uhr, im Mathildenhöhſaal
Dieburgerſtraße.
Eintrittskarten zu 2.20 Mk. und 1.10 M. zu
haben an der Pforte des Eliſabethenſtifts und
(15770
Abends an der Kaſſe.
Sonntag 23.
Novembe=
bends 8 Uhr
(Saal geheizt)
Sortteß garmſtadt,. Mauerſtr. 5
„Der 1. N. 2. Adpent vorhergeſagt.
Alle dieebezügl. Iniereſſenten herzlich willk
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Eintritt frei! Pr. Grieſer.
Landestheater.
Großes Haus.
Sonntag, 23. Nov
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Klein. Haus. V15792
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Preiſe: 0.50—0,80 V.4
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Schreiben Ste unverzüglich um unverbindl.
Auswahl unter N. 72 an die Geſchäfts=
(:345-9
ſtelte dieſes Blattes.
Wahlverſammlung
am Mittwoch, den 26. Nov. 1924,
abends 8 Uhr, im „Städt. Saalvau”
Redner:
Ge. Erz. Staatsminiſter Ballra
Eintritt frei! Der Saal iſt geheizt!
Eine Anzahl numerierter Karten, iſt
zum Preiſe von 1.00 Mk. im Verkehrsbſiro
Kafe
zuhaben.
K
Puppenwagen
wieder eingetroffen
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Darmſtadt. Riede eiſtraße 39.
Auch Sonntags zu beſi htigen
Abends 7½ Uhr.
Außer Miete.
Orcheſter=Konzert
Ende nach 9 Uhr.
Preife: 0 50, 1 u. 2 Mk
Muſikvereinsſaal
Darmſt., Steinſtr. 24
Mittwach, 26 Nov.,
abends 8 Uyr:
Piolin=Abend
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mäßigung. 434 68tei
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Sonntag, 23. Nobember
und folgende Tage:
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für 16.— 30. November
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Sonntagsverkauf:
Ver ehrsbüro 10—12 Uhr.
Orpheum=Kaſſe ab 3 Uhr.
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Schuhe (33) bill. z. vk.
un den Deutſchen Hentnerbund!
Wie haben mit Jutereſſe von Ihrer im hieſigen Tagblatt
vom 18. d. Mts. veröffentlichten Wahlparole Kenntnis
ge=
nommen. Wir begrüßen es, daß Sie keine Sonderpartei
ge=
bildet haben und daß Sie Ihren Mitgliedern nicht eine
ein=
zelne Partei empfehlen. In der Tat handelt es ſich nicht
um eine parteipolitiſche Frage. Vor allem ſteht die
Rechts=
frage der Aufwertung über jeder Parteiverſchiedenheit;
abe=
dies iſt nicht die eigentliche Schwierigkeit; viel wichtiger iſt
die Frage, wie weit bei der gegebenen wirtſchaftlichen und
finanziellen Lage Deutſchlands die Aufwertung im
Einzel=
nen gehen kann. Das iſt keine Frage des Rechts,
ſondern der Zahlungsfähigkeit. Wo nichts iſt,
hat der Kaiſer ſein Recht verloren, und nachdem Reich,
Län=
der, Gemeinden und faſt alle Einzelnen außerordentliche
Verluſte erlitten haben und in ihrer Zahlungsfähigkeit
ge=
ſchwächt ſind, iſt die eigentliche Frage, wie weit man den
Gläubigern eine Herabſetzung ihrer Anſprüche zumuten
darf und muß. Auch darf nicht überſehen werden, daß der
wichtigſte Aufwertungsſchuldner, nämlich das Reich, ja nur
die Geſamtheit aller Steuerzahler iſt; jede Aufwertung der
Schulden des Reichs geht nur um den Preis von erhöhten
Steuerleiſtungen, die die Geſamtheit zu tragen hat. Wie
verwickelt dieſe Fragen ſind, zeigt ein Blick auf die
Emmin=
gerſchen Leitſätze, die Ihnen jedenfalls bekannt ſind.
Wir ſind erſtaunt darüber, daß Sie die
Demokra=
tiſche Partei nicht unter denen anführen, die Sie
Ihren Mitgliedern empfehlen. Wir weiſen darauf hin, daß
die Demokratiſche Partei bereits vor Erlaß der 3.
Steuer=
notverordnung gegen ſie Widerſpruch erhoben hat, und daß
ſie es durchgeſetzt hat, daß der normale Aufwertungsſatz
wenigſtens von 10 auf 15 Prozent erhöht worden iſt. Im
übrigen mag es ſein, daß andere. Parteien größere
Ver=
ſprechungen gemacht haben, aber wenn Sie prüfen,
welche Parteien ſich bemüht haben, die praktiſch
gang=
baren Wege zu zeigen, auf denen man wenigſtens
teil=
weiſe die berechtigten Anſprüche der Aufwertungsgläubiger
befriedigen kann, ſo werden Sie zugeben müſſen, daß gerade
die Deutſche Demokratiſche Partei Hervorragendes geleiſtet
hat. Es müſſen die Mittel für die Aufwertung
gefunden und zur Verfügung geſtellt werden, unter
Scho=
nung des Reichsbudgets und der Minderbemitielten.
Wäh=
rend beiſpielsweiſe die Deutſchnationalen ſich ſchützend vor
das Agrariertum geſtellt haben, hat die Deutſche
Demokra=
tiſche Partei, in deren Reihen immerhin noch eine Reihe
von Beſitzenden ſich befindet, das Portemonnaie der
Be=
ſitzenden in Form einer erhöhten Vermögensſteuer zur
Ver=
fügung geſtellt (Antrag Dernburg). Wir haben weiterhin
auf die Leiſtungsfähigkeit und Verpflichtung der Gemeinden
gegenüber den Sparkaſſengläubigern und zugunſten der
Verſinkenden hingewieſen (Antrag Dernburg). Wir haben
die Verwendung des Münzgewinnes des Reiches, der
meh=
rere hundert Millionen beträgt, für die Aufwertung
gefor=
dert, und wir ſuchen die Mittel für eine beſſere Aufwertung
der ſtädtiſchen Hypotheken, ſobald der zu Neubauten zur
Verfügung geſtellte hälftige Anteil an der Mietsſteuer ſeine
Schuldigkeit getan haben wird. Die Demokratiſche Partei
ift ferner für die ſog. ſpziale Aufwertung einge
treten. Es iſt zu bedauern, wenn dies mit einem gewiſſen
Hohn ein Almoſen genannt wird. Niemand beſtreitet das
Recht der Gläubiger auf Aufwertung. Es iſt unmöglich,
alle vollſtändig zu befriedigen; man beſtimmt diejenigen, die
zuerſt und wenigſtens teilweiſe befriedigt werden können,
nach ſozialen Geſichtspunkten, und man ſchließt vor allem
jeden ſpekulativ erworbenen Beſitz aus, ohne denen, die
fetzt etwas bekommen, ihr Recht für die Zukunft zu nehmen.
Das iſt ein Ziel praktiſcher Politik, dem jeder ruhig
Denkende zuſtimmen muß. Die Politik iſt die Kunſt des
Möglichen; die Demokratiſche Partei ſucht mit ehrlichem
Bemühen die Wege, auf denen ſich Mittel zur Aufwertung
aufbringen laſſen; ſie hat mehr als andere Parteien getan,
um dieſe praktiſch gangbaren Wege zu zeigen. Aber ſie
hat es verſchmäht und wird es weiterhin
verſchmähen, Aufwertungsprogramme
auf=
zuſtellen, und auf die Frage, woher die
Mit=
tel zu ihrer Durchführung kommen ſollen,
mit einem Achſelzucken zu antworten: Das
ſei Sache der Negierung.
Wir bitten, Ihre Stellung zur Demokratiſchen Partei
einer Nachprüfung zu unterziehen.
(17758
Deutſche Oemokratiſche Partei.
Kummer 326.
Sonntag, den 23. Nobember 1924.
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Verſteigerung
im Städt. Leihamt, Kirchſtraße 9.
Mittwoch und Donnerslag, den 3.
und 4. Dezember ds Js., von
vor=
mittags 9—1 Uhr
Verſteigerung der verfallenen Pfänder
(Brllanten, Gold= und Silberwaren,
Taſchenuhren, Anzüge, Mäntel,
Frauen=
kleider, Wäſche, Stiefel, Reißzeuge
Opein=
gläſer, Photoapparate, Fahrräder,
Näh=
maſchinen, Muſiki ſtrumente uſw.).
Darmſtadt, den 23. Nov. 1924. (st15736
Städtiſches Leihamt.
Forzberſteigerang Je. 9.
Montag, den 1. Dezember ds.
Js., wird in der Wirtſchaft z. Heilig=
Kreuz hier öffentlich verſteigert:
1. Von 9 Uhr vorm. ab Brennholz
Los Nr. 263— 429) aus der ſtädt.
Förſterei Heilig=Kreuz Diſtrikt
Nachtweide 43a, 44a, 45, 46,
Wanne=
machersp atte 47c Sauſchwanz 48b,
Rücksbrünnchen 49e, Langwieſe 50a,
Schef heimerſchlag 52a und
Kahlc=
berg 54a, 55a), zuſ. 218 Rm. Scheit
(137 Buche, 3 Hainbuche, 39 Eiche,
31 Birke, 3 Erle, 2 Kiefer, 3 Fichte)
und 91 Rm. Knüppel (27 Buche,
7 Hainbuche, 34 Eiche, 11 Birke, 5 Erle,
1 Aſpe, 1 Kiefr. 5 Fichte).
2. Von ca./,11 Uhr an Nutzholz (
Wind=
fall) aus ver chied. Diſtr. der ſtädt.
Förſt. Heilig=Kreuz u. Beſſung.
Laub=
wald, zuſ. 75,29 (m Eichen (3 I. 5,80,
5 II. 7,95, 28 III. 28,89, 34 IN. 20,92,
17 V. 7.46. 16 VI. 4,27); 3,61 Im
Buche (1 I./; 6,47 fm Kiefer (5 III.
3,43, 6 IV. 3,04); 3,61 ſm Erlen 5
IV. 3,14, 1 V. 0,47); 6,96 fm Lärche
(1 III. 1,82 13 V. 5,08); 33,91 tm
Fichte (4 III. 6,70, 11 IV. 12.15, 21
Va 14,96 und 57 Rm Nutzſcheit
(4 Eiche, 6 Erle, 36 Kiefer, 11 Fichte).
Darmſtadt, den 22. Nov. 1924.
st15737) Städt. Güterverwaltung.
Am Donnerstag, den 27.
No=
vember 1924, nachmittags 2 Uhr,
verſteigere ich hier Heidelbergerſtr. 47
(Altilleriekaſerne, Reithalle) zwangsweiſe
gegen Barzahlung:
(15730
eine komplette
Eiſengießerei
Tagesleiſtung ca. 20 Tonnen,
eine Balſtändige, faft neue
nuit Feſaſcheraick
Geſamtwert ca. 6000 Goldmark.
Die Pfander kommen auch en bloc
zum Ausgebot, da dem Steigerer die
Gelegenheit gegeben iſt, am ſelben Ort
die Gießerei weiterzubetreiben.
Die Verſteigerung findet beſtimmt ſtatt.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Behanntmachung.
Die Gemeinde Gundernhauſen
ver=
kauft auf dem Submiſſionswege einen
von der Zucht ausrangierten Eber und
einen Ziegenbock.
Die Angebote ſind verſchloſſen und
mit der nötigen Aufſchrift verſehen, bis
längſtens Donnerstag, den 27. ds.
Mis., nachmittags 1 Uhr, bei der
unterzeichneten Stelle einzureichen.
Eben=
daſelbſt können auch die Bedingungen
eingeſehen werden.
15751
Gundernhauſen, den 21. Nov. 1924.
Bürgermeiſterei Gundernhauſen.
Schütz.
Doppelflinten
Selbſtſpanner
ℳ 180.—
mit Hähnen, Kal. 16,
ℳ 120.—
mit Hähnen, Kal. 12.
ℳ 100.— (1327a
Zahlnugserleichterung.
Robert Hübner,
Büchſenmachermſtr.,
Ernſt= Ludwigſiſtr. 11
Peitschensamaschen
Harkeeingestemnetl
I.Bn.774
Stand=
Uhren
kaufen Sie
vorleilhaft
bei (IB7a
Wurz
Darmſtadt
8 dieburgerſtr. 8
Dürkopp=
NThmaſchinen
beſtes deutſches
Fa=
brikaf, in groß.
Aus=
wahl billigſt. (14050a
Erleichte te
Zahlungs=
bedingungen.
L Wa dſchmitt
Darmſt., Hölgesſtr. 1
Pr istperte 155472
Weihnachts=
Geſchenfe
Rauchtiſche, Teetiſche
Serviertiſche
Blumenkrippen
Friſiertoiletten
Einzelmöbel
in 1. Qualität billigſt
Mübelfabr. K. Klenk
Darmſt. „ Landwehrſt.31
Zahlunsserlei terung.
Odenwälder
Honig=
Lebkuchen
wieder zu haben."
Jakob Weimar I.
Bäckermſtr 15471mfs
Reichelsheim i. Odw.
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SOin ſtillen Stunden immer wieder zu ſeinen Büchern greifen. Durch
ſeine Werke flutet ein Strom wakmer Menſchlichkeit. Läßt man ſeine in
echter Holzſchnittmanier gezeichneten Geſtalten auf ſich wirken, wird man ſie
nicht mehr vergeſſen. Auch in dem Novellenband „Wirren und Wunder”,
den er jetzt ſeiner von Jahr zu Jahr wachſenden Leſergemeinde ſchenkt,
bewährt ſich aufs neue ſeine Charakteriſierungskunſt, ſeine abgeklärte
Dar=
ſtellungsweiſe. Und wiederum wird Alfred Bocks ſeltenes ſprachliches Können
offenbar. Die Schickſale, die der Dichter in den Erzählungen aufzeigt, ſind
außerordentliche, alle Vorgänge ſind zu konzentriertem Leben geformt, Töne
erklingen von geſunder Friſche und Natürlichkeit. Mit dieſen Novellen ſind
einige Stücke aus einem vergriffenen Erzählungsbuch Alfred Bocks vereint.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 20.
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*Warte und hoffe
Von Kara Röder von Diersburg.
Was zitterſt du ſo vor Kälte, kleines Roſenkind?
Siehſt ſo traurig um dich? Nimmſt du es ſo zu Herzen, daß
der Sturm deine Blüten geknickt, der Herbſtwind dich der letzten
kleinen Blättchen beraubt? —
Nimm es nicht ſo ſchwer, es war ja nur vergängliche Pracht.
Hab keine Angſt vor dem kalten rauhen Winter. — Sieh wie
dort oben ſich der Himmel bewölkt — bald wird er dich in eine
weiße, warme Decke hüllen, darunter du ſanft ſchlaſen kannſt,
und der dunkle Tannenbaum dir zur Seite wird wie ein treuer
Freund ſchützend ſeine Aeſte über dich breiten, ſo daß dir kein
Leid widerfährt.
Laß es dann über dich dahinbrauſen, das kalte, harte Leben
— die Winterſtürme können dir nichts anhaben — nicht ſpüren
wirſt du ſie, die kalten, glitzernden Eisnächte. — Nur die
Hoff=
nung, den Glauben darfſt du nicht verlieren, daß der Winter
ja nicht ewig währt — daß ſie einmal vorbeigehen wird, die
rauhe Zeit.
Und die Hoffnung wird deinem inneren Mark neue Kraft
verleihen, daß es ſich in dir regt, das neue Leben — der Stamm,
den du jetzt gebrochen wähnſt, ſich wieder aufrichtet.
Warte nur, kleines Roſenkind, bis der Lenzwind die weiße
warme Decke fortnimmt, bis die warme Frühjahrsſonne dich
wieder wachküßt. Dann wirſt du, wenn du die Augen öffneſt,
erſtaunt über all die Pracht, die dich umgibt, um dich blicken.
Und auch bei dir werden neue Blättchen keimen, neue Blüten
ſich entfalten — ſchöner und voller als die Vergangenen. —
Blicke dann nach oben, dem Lichte, der Sonne entgegen —
von dort wirſt du alles empfangen — neue Kraft — neues
Kön=
nen — neues Werden. —
Ja, kleines Roſenkind, auch für dich wird es nach dem
lan=
gen, langen Winterſchlaf, nach all dem Froſt, der Kälte, einen
Frühling geben, mit Sonne, Glanz und Wärme. —
Nur die Hoffnung, den Glauben, darfſt du nicht verlieren.
* Totenfeſt 1924
Ein ernſter, erinnerungsreicher Tag iſt’s den wir heute
feiern. Dem Gedächtnis jener geweiht, die durch Zeit und Raum
für immer von uns getrennt ſind, die wir ihnen ſo viel Liebe
und Verſtändnis ſchuldig blieben. Haben wir aber zu anderen
Zeiten oft voll Bitterkeit und Hader gegen das Schickſal
ge=
murrt, das ſie viel zu früh von unſerer Seite riß, ſo werden
wir dieſes Jahr mit ganz anderen Gefühlen wie ſonſt an ihre
Hügel treten, um ihrer im ſtillen Verſenken in das glückliche
Einſt, im innigen Gebet zu gedenken. Schmerz und Trauer um
ihren Verluſt, der ſonſt an dieſem Tage, oft alle Dämme der
Selbſtbeherrſchung, Zurückhaltung und Reſignation
durchbre=
chend, an ihrer Ruheſtätte ſo ſtürmiſch ſich äußerte und in einem
Tränenſtrome Erleichterung ſuchte und fand, ſie werden dieſes
Jahr wohl nur ſelten Herr über die Trauernden wersen,
ſo=
fern dieſe voll Selbſtloſigkeit und Liebe an der Stäite weilen
und ſich an ihr vergegenwärtigen, was die vor ihnen Nuhenden
an ſchweren Laſten während ihrer Lebenstage getragen.
Des=
halb wird und ſoll liebevolles Ihrer=Gedenken nicht weniger
eindringlich und nachhaltig in ihnen erwachen, und der Dank
für genoſſene Liebe und Güte, den ſie ihnen leider ſo oft bei
ihren Lebenszeiten in ſtumpſer Gleichgültigkeit und in der Macht
der Gewohnheit nicht abzuſtatten vermochten, kaum weniger
herzlich ſein.
Auch bei jenen, die am diesjährigen Totenfeſte unter dem
Drucke der Not darauf Verzicht leiſten müſſen, zu entfernten
Nuheſtätten geliebter Verſtorbener zu eilen wird die Trauer um
unwiederbringlich verlorene Lieben, der Schmerz um ihr
allzu=
frühes Hinſcheiden ebenfalls gemildert werden durch die
Gewiß=
heit, daß ſie allem Erdenleid und Elend, allen Gegenwartsnöten
und zermürbenden Sorgen entrückt ſind, und ſie werden das,
was ſie bei der Trennung von ihnen damals als bitterſchweren
Schickſalsſchlag empfanden, über den ſie mit der Vorſehung
murrten und haderten, heute, am Feſte der Toten, als deren
weiſe Fügung anſehen lernen. Wenn ſie dann vor dem Bilde
der Verſtorbenen die letzten Herbſtblumen, zum Strauße
ver=
eint, aufſtellen oder ihr Bild mit dem letzten ernſten Grün und
den letzten lebensbejahenden Herbſtblüten ſchmücken, dann
wer=
den ſie ihnen über Zeit und Raum hinweg nahe gerückt ſein wie
einſt, da ſie noch neben und mit ihnen lebten und ſchafften. Dann
werden ſie in ihres Herzens Tiefe die beglückende Gewißheit
empfinden, ſie gingen nicht verloren, ſondern eilten nur voran
an jenen Ort, an dem wir einſt uns wiederſehen werden. Denn:
„Wer ich Gedächtnis ſeiner Lieben lebt, iſt ja nicht tot,
er iſt nur fern! Tot nur iſt, wer vergeſſen wird,”
wie der Dichter ſagt.
E. Th.
*Zum Totenſonniag
Von Alfced Richard Meger
Iſt auch der Tod vielleicht ein Sakrament?
Oeß’ innern Sinn wir noch nicht ganz verſiehn?
Da wir heut” zu geliebten Gräbern geh’n,
Iſt es ein Schmerz, der wieder in uns brennt?
Ins Leben kommen wir für kurze Friſt.
Anfang und EEnde iſt uns vorbeſtimmt,
Daß jeder es zu ſeinem Beſten nimmt,
Ein Erbe, doch zugleich auch Schöpfer iſt.
Was haben wir an eignem Wert vollbracht?
Heut’ ſcheint uns alles groß, was wir empfingen.
Wir fühlen ſeinen Segen uns durchdringen:
Daß Ihr einſt ward, hat uns erſi ſiark gemacht.
Wir ſind der langen Kette nur ein Glied:
Durch Leben allen Tod zu überwinden
And Kräfte in den ewigen Kreis zu binden,
Den ſeine Harmonie zum Himmel zieht.
Oie Spracheder Gräber
(Zum Totenſonntag.)
Wenn wir an dieſem Totenſonntag wieder unſeren Weg, mit
Blumen und Kränzen in den Händen, zu den Gräbern unſerer
lieben Toten antreten, und ihnen in Wehmut, aber auch in
Dank=
barkeit für ihr geiſti es Erbe nahen, gehen unſere Blicke über
manchen fremden Grabſtein, der nicht bloß einen Namen, ſondern
auch noch einen Spruch oder einen Vers dazu nennt. Schon
Luther hat unſere Vorfahren zu dieſer ſchönen Sitte ermahnt:
Es iſt alles zu tun, um den Artikel von der Auferſtehung, daß er
eſt in uns gegründet werde, denn er iſt unſer endlicher, ſeliger,
ewiger Troſt und Freude wider den Tod, Hölle und Teufel und
alle Traurigkeit. Wenn man die Gräber wollt ehren, wäre es fein,
an die Wände und Denkmüler Sprüche aus der Schrift zu malen
oder zu ſchreiben, daß ſie vor Augen wären denen, ſo zur Leiche
oder auf den Kirchhof gingen. Solche Sprüche und Grabſchriften
zierten und ſchmückten die Kirchhöfe beſſer denn ſonſt alle
welt=
liche Zeichen.” Mit beſtem Beiſpiele gingen hier früh die Fürſten
und die Gelehrten voran, indem ſie noch zu ihren Lebzeiten, den
Spruch auserwähit i, der einmal von ihrem Grabſtein ſprechen
ſollte, oder gar einen Dichter mit der Abfaſſung des Tegtes
be=
auftragten.
So ſpricht Karl zu Zollern und Sigmaringen auf ſeinem
Grabſtein zu uns:
„Haltet feſt, was ihr geerbet,
Strebet fürder, eh ihr ſterbet;
Gehen ſichrer iſt als fliegen,
Doch am Ende müßt ihr ſiegen.”
Der Geiſt der Zeit ſpricht aus der Grabſchrift der Sibylle
Margarete von Heiden, Droſtin von Donop, geſtorben 1681, in der
Kirche zu Varenholz im Lippiſchen:
„Welche Even Tochter zwar nach gemeine Sterblichkett,
Aber doch der Sara gleich an Zucht und Beſcheidenheit,
Die Rebekken Freundlichkeit, der Rahel ſchöne Jugend
An ihr hatte auch der Ruth Treu und wohlbekannte Tugend,
Beider Hannen Gottesfurcht und der Abigail Witz
Samt der Eſther Heiligung hatten ihren Sitz.
Welche als Eliſabeth für gottſelig war geprieſen
Und ſelbſt mit Johanna ſich durch Handreichung hat erwieſen,
Die auch in der Luſt am Herren die Mariam bildet ab
Und wie Martha hauslich war, iſt verſcharret in dies Grab.”
Wie viel einfacher bekennt die Herzogin Margarete von
Braun=
ſchweig anf ihrem Grabe im Jahre 1593:
„Chriſti Blut iſt mein Erbgut,
Chriſti Gerechtigkeit iſt meine Seligkeit.”
Die Herzogin Dorothea Sophie von Sachſen läßt ihr Grab im
Jahre 1645 alſo für ſich ſprechen:
„Nun hab ich, was ich haben ſoll,
Ich leb in Gott, und mir iſt wohl.”
Wir ſind heute durchweg der Anſicht, daß der einfachſte Spruch
auf der Grabtaſel der beſte iſt. Denn — was einer früheren Zeit
ſchön und erbaulich in Verſen erſchien, kann, ſchon der nächſten
Generation bombaſtiſch oder gar lächerlich vorkommen, wie manche
Marterln, deren innerſter Sinn doch auch liebevollſtes Gedenken
bedeuten möchte. Die Sprache der Gräber hat dem tiefen Sinn
des Todes zu entſprechen, wenn ſie in unſeren Herzen lebendig
werden ſoll.
Tavendel
Von
Hedwig Laferenz=Hagenbucher.
Mein Leinenſchrank iſt lebendig geworden von heute auf
morgen durch eine kleine Urſache. Ich belam einige Sträußchen
Lavendel geſchict, Bündel zarter, ſchön getrockneter Stengel, und
die dufteten, als ob ſie alle moderne Gerüche beſiegen wollten.
Ich konnte mich an dem würzigen, beinahe gepfefferten Duft nicht
ſatt riechen und beſann mich, wohin mit der Gabe. In den
Lei=
nenſchrank, antworte ich mir ſofort, wo wäre ein beſſerer Platz!
Ich trug ſie zu dem alten hellgelben Schrank aus
Pflaumenbaum=
holz im Flur, öffnete ſeine hohe Tür und ſtreute die Stengelchen
zwiſchen die Wäſche. Ganz altertümlich kam ich mir bei dieſer
Handlung vor, und ſah ſchnell an mir herunter, ob nicht vielleicht
am Gürtel ein Schlüſſeltäſchchen baumelte und auf meinem Kop;
ein Häubchen ſchwebte. Die Tage verrannen. Dann wurde es
Samstag, der Wochentag, der ganz und gar im Zeichen des
Haus=
halts ſteht.
Schon frühe, wenn ich erwache, fällt mir ein, heute iſt
friſcher Wäſchetag, und mein erſter Gang iſt zum Schrank. Ich
ſchließe die Türe auf und weiche faſt betäubt zurück, denn ein
un=
beſchreiblicher Duft dringt mir entgegen, ein Flüſtern und
Rau=
nen, ein Glänzen und Leuchten. Iſt das meine Wäſche, dieſe
ſchimmernden, aneinander gereihten Stöße, in einer Wolke von
bläulichem Dunſt. Was hat der kleine Lavendel da angeſtellt,
denkt er mich zu behexen? Ganz vorſichtig lege ich die Hand auf
die ſpiegelglatten Leintücher und prüfe, ob ſie noch Stoff ſind, und
frage betroffen: Hat euch Lavendel ſo ſchön gemacht, ich kenne euch
ja nicht wieder. „O ja, er hat uns geſchmückt,” antworten mir
gleich die kleinen Roßhaarkiſſenbezüge, und durch viele
Erzäh=
lungen aus alten Zeiten unſeren Stolz erweckt. „Wir wollen
wieder eine Rolle im Hauſe ſpielen, wie bei deinen Großmüttern
Das fällt uns nicht ſchwer,” brummen die großen Kiſſen und
ſchlagen die Ecken zurück, daß ich bewußt und voll Entzücken ihre
zarten, mannigfaltigen Hohlſäume und kunſtreich gearbeiteten
Stickereien ſehe. „Kennſt du uns überhaupt,” folgen die ſchweren
Oberleintücher, „haſt du unſer Leinen ſchon geſtreichelt und ſeine
Glätte gefühlt, ſieh’ nur, wie ſchön im Oval meine Knopflöcher
mich umrahmen.‟ Die Damaſtbettdecken ſind zu faul zum
Spre=
chen, aber ihre großblumigen Muſter fallen beinahe aus dem
Ge=
webe. Meine zarten Mullüberzüge dagegen laſſen ihre breiten
Volants flattern. Die täglichen Tiſchtücher kommen ſich ein wenig
zurückgeſetzt vor, wie die feinen Speiſetücher in mattem Licht
er=
ſtrahlen und ihre Servietten blättern laſſen. Doch ich lege die
Hand auf ſie und ſage ganz benommen, ſeid ruhig, ihr habt auch
ein Lavendeldüftlein bekommen, und ich ſehe ja, wie ſchön ihr
alle ſeid. Meine Blicke wandern hin und her, als ob ich zum
erſtenmal hier ſtände, und ich faſſe alles an, ob es auch Wahrheit
iſt. Haben die kleinen Frühſtücksſerviettchen immer ſolch reizende
Bogen gehabt und waren alle Monogramme ſo hoch und
beſtech=
lich in der Form? Im unteren Fache leben lauter Farben auf, und
die Reden fegen durcheinander. „Lavendel hat geſagt, auch wir
ſind der Stolz der Hausfrau und dürfen uns rühmen, ſieh’ doch
nur unſere dünnen, roten Streifen und unſeren weichen Stoff,”
rufen die Gläſertücher! Die feſteren Tellertücher mit den blauen
Rändern ſind nicht minder ſtolz. Das Meſſertuch gebärdet ſich
beinahe wie eine graue Generalſtabshoſe mit dem breiten roten
Streifen, das derbe Küchenhandtuch jedoch kommt nicht zu Wort,
da die Frottier= und feinen Handtücher vereint es überſchreien.
Die weichen Putztücher ſagen nicht viel, aber ſie leuchten gelb,
und die Staubtücher ſiegen durch ihre Maſſe. Ein wuſcheliches
Waſchtiſchtuch findet ſich beſonders ſchön, von den grünkarierten
Badevorlagen ganz zu ſchweigen. Die dicken Multons, ja ſelbſt
die Spültücher haben ihren beſonderen Vorzug. Ich will gerade
meine größte Hochachtung und Ehrfurcht betonen, da meldet ſich
* Totenehrung
Von Fritz Kaiſer=Ilmenau.
Es war ein klarer, kalter Novembertag. Wie ein lautes,
wimmerndes Wehklagen lag es in der Luft. So heulte der
Sturm. Er fuhr über die geſchmückten Gräber und riß an den
Blumen und Kränzen, als wollte er von der Fülle etwas
hinaus=
tragen zu den kahlen, namenloſen Hügeln in fremder Erde, die
für ſoviel Tapferkeit und aufopfernden Sinn zeugten, Denkmale
der Treue waren, als ſolche aber vielfach nicht mehr zu erkennen,
weil die ſchlichten Kreuze geborſten, die Kameradenliebe einſt
darauf geſetzt. Gras und Moos wucherte über dem modernden
Holz. So ſahen ſie aus, öde und verlaſſen, wenn ſie es in
Wirk=
lichkeit auch nicht waren. Denn aus den Herzen der Heimat, die
in ihrer Trauer ſtill und ruhig geworden waren im Laufe der
Jahre, ging heute viel zärtliche, unſichtbare Liebe hinaus ins
fremde Land und ſenkte ſich irgendwo — man wußte nicht den
Ort, das Plätzchen — nieder auf die Soldatengräber. Und doch
hätte die Liebe ſich ſo gern des Zeichens bedient, um einen
Aus=
druck zu ſtammeln. Hätte am liebſten die Hügel umgürtet mit
dem reichen Schmuck, wie es die Heimat tat auf allen ihren
Gottesäckern, und waren ſie noch ſo anſpruchslos, noch ſo klein.
In der Liebe ſich genügen, ſich beſcheiden — wie war das ſchwer!
Wenn das Herz ſo voll, ſo übervoll davon war! —
Zum wievielten Male hatte es Frau Barbara ſchon
empfun=
den! Als ihr Mann fiel, da hatten ihre beiden Zwillingsbuben
kaum die erſten Schritte gelernt. Und heute reichten ſie ihr
bald bis an die Schulter. Das waren nun faſt zehn Jahre, die
dazwiſchen lagen. Eine lange Zeit, in der ſie oft daran gedacht,
dem lieben Toten einen Denkſtein zu ſetzen dort auf dem
ſturm=
umbrauſten Hügel, wo ſie ſich zum erſten Male geſehen und fürs
Leben zuſammengefunden hatten. Einen Denkſtein wollte ſie
ſetzen, der unauffällig die Kraft ſeiner herrlichen Reckengeſtalt
verkörperte und die Echtheit und Lauterkeit ſeines großen
Cha=
rakters, zugleich aber auch ſeinen hohen Begriff von Deutſchtum
und Vaterland. Da waren die beiden Knaben ihr zu Hilfe
ge=
kommten und hatten ihr geraten, einen Eichbaum zu pflanzen.
In ihrer begeiſterteen Zuſtimmung hatte ſie die beiden
ſtrohblon=
den Köpfe an ihre Bruſt gepreßt und jedem einen Dankeskuß
auf die hohe, freie Stirn gedrückt. Die blauen Knabenaugen
hatten dabei in einem ſchönen, reinen Feuer gebrannt, und ihr
Herz hatte ſich daran entzündet zu einer edlen Freude.
Nun war der Tag gekommen, wo ſie ans Werk, ſchreiten
wollten. Totenſonntag. Hochgewachſen und ſicher ſchritten ſie
durch den Sturm. Drei ſehnige Geſtalten. Frau Barbara
zwi=
ſchen ihren barhäuptigen Buben. Der eine trug das Bäumchen
über den Schultern, der andere den blinkenden Spaten. Die
Mutter einen irdenen Krug, um Waſſer zu ſchöpfen an der
Quelle zum Begießen der Erde. Der Sturm riß an den
Klei=
dern und wühlte voll Wolluſt im Blondhaar der Buben. Die
ſcharf geſchnittenen Züge aller drei waren ernſt und voll tiefer
Feier. Sie ſchritten ſtumm, mit geröteten Wangen und blanken
Augen.
Auf der Höhe bezeichnete die Mutter die Stelle. Sie kannte
ſie noch ganz genau von damals — der ſeligen Zeit. Dann
hoben die feſten Knabenfäuſte, vom Sturm umbrandet, den
Boden aus, und Frau Barbara ſenkte den kleinen Stamm hinein
und drückte die Wurzeln mit liebender Hand in weiches
Erd=
reich. Ein ſtummer Segen fiel mit hinein. Dann ſtand der
kleine Eichbaum, gut geſtützt und getränkt. Und die Drei
fal=
teten ihre Hände und Frau Barbara betete mit beherrſchter,
klarer Stimme. Nur manchmal kam eine leiſe Bewegung
hin=
ein. Dann atmeten die Söhne jedesmal tief und ſchwer. Der
Sturm pflückte die Worte von den Frauenlippen, flog mit ihnen
durch die kahle Krone des kleinen Eichbaumes und trug ſie weit,
ganz weit übers herbſtliche Land. Vielleicht daß ſie den Hügel
erreichten da draußen irgendwo, wo ein Rieſe von deutſchem
Manne ins tühle Grab ſank.
Die Buben drückten der Mutter mit herzhaftem Drucke die
Hand und ſchauten ſie mit ſchimmernden Augen an. Da ſagte
ſie zu ihnen: „Werdet wie Euer Vater, Jungens, dann iſt ſchon
alles gut!” Und es war, als ob bei dieſen Worten ein Strafſen
durch die feſten Knabenglieder fuhr. Ein Leuchten wehmütigen
Stolzes glitt über das ſchöne Frauengeſicht.
Dann ſchritt Frau Barbara mit ihren Buben zurück. Alle
paar Schritte guckten ſie ſich um. Das Bäumchen ſchaute ihnen
nach ein ganzes Stück des Weges. Und ſie ſprachen vom
kom=
menden Frühling, von ihrem Eichbaum und der Zukunft, und
die Wehmut ihrer Herzen löſte ſich auf in einer ſtolzen, ſtarken,
zuverſichtlichen Freude.
vom oberen Fach die Mädchenwäſche. „Wir wollen uns nicht
rühmen, da wir ja doch nicht wetteifern können, es iſt nun mal
unſer Los, grob zu ſein. Aber warum haſt du uns die ſchönen
gelbſeidenen Bänder genommen, unſeren einzigen Schmuck, der
uns vornehm und elegant macht? So ein Band um den Bauch
gibt ein beſonders gefeſtigtes Gefühl. Lavendel hat uns recht
gegeben, das Band gehört zur Ordnung eines Leinenſchranks,
und du ſollteſt es uns nicht verſagen.” Ich war ſehr erſchrocken
über dieſen Vorwurf, und wandte mich gleich an Lavendel ſelbſt.
„Lieber kleiner Geiſt, der du in meinem Schrank dein Weſen
füh=
reſt, ſei mir nicht böſe, mein größter Wunſch iſt, dich bei mir zu
behalten, denn ich liebe dein Weſen und ſehe deine Werte voll
Bewunderung, wo du weilſt, iſt Segen im Haus, aber erlaß mir
die Bänder. Wenn die friſchen Wäſcheſtücke kommen, ſo lege ich
ſie ſorglich zuunterſt, wie man es mich lehrte, damit auch keines
außer der Reihe gebraucht werde. Nun denk dir, als ich noch
Bänder hatte, bemerkte ich oft geknickte Ecken und Falten, ſie lagen
nicht gut in dem Schmuck. Jetzt, wo ich ſie frei vor mir habe,
kann ich ſie mir glatt erhalten. — Ich liebe das Leinen, du mußt
es mir glauben, und ich werde es gut pflegen, alſo erlaſſe mir die
Bänder!” Als Antwort duftete es mir beſonders ſüß entgegen
und auch das Leinen ſtimmte mir zu und zeigte, wie köſtlich friſch
es war. Die Schürzenbänder wurden zum Schluß noch
über=
mütig und tanzten zum Fach herunter und wohlwollend um mich
herum. Da wurde es mir zu dumm, ich legte ſie ſchleunigſt
zu=
rück und ſchloß den Schrank, Ordnung muß ſein.
Am Nachmittag erſt gab ich die Wäſche heraus, und da war
Ruhe eingekehrt. Das Flüſtern und Reden war verſtummt,
aber das Glänzen und Schimmern blieb bis heute und ich
habe immer mehr Freude daran und eine liebevolle Hand
hat mein Leinen bekommen. Oft verweile ich am alten Schrank
und höre, ob Lavendel nicht mir auch etwas zu ſagen hat.
Sonntag, 23 November 1924
2e PVroce derr Beuke
Nummer 46
*Bubi=Kleider und Kleider mit Stehkragen
Der Reiz der ſogenannten Bubi=Kleider liegt in ihrer
Ein=
fachheit, die durch Kragen und Aermelaufſchläge aus weißem,
weichen oder geſtärkten Batiſt, Pikee, Leinen, Opal oder
Schleier=
ſtoff ihre adrette Note erhalten. Ein ſchmaler Leder= oder
Stoff=
gürtel und eine Krawatte aus ſchmalem, ſchwarzen, oder eine
Schleife aus breitem, farbigen, auch kariertem Band dienen ſtets
zur Vervollſtändigung. Durch ihren praktiſchen Wert und ihre
Einfachheit eignen ſich dieſe Bubi=Kleider beſonders als Haus=,
Arbeits= und Bureaukleider und werden durch die Bubi=Friſur
in ihrer Eigenart verſtärkt.
Im Gegenſatz zu dieſen Kleidern begrenzt man neuerdings
die Kleider wieder mit Stehkragen, der entweder ſeitlich oder
rückwärts zum Schluß übergreift, jedoch ohne die pikenden,
bre=
chenden und ſich verſchiebenden Stäbchen oder ſteife Einlage, wie
früher, gearbeitet. Zwanglos geben ſie jeder Bewegung des
Kopfes nach und ſtören heute nicht mehr das Auge durch etwaige
Fältchen. Jebenfalls werden ſie älteren und empfindlichen Damen
für den Winter recht willkommen ſein. — Abb. 109 zeigt ein
zweites hochgeſchloſſenes Kleid aus blauem Trikotſtoff, das mit
den Farben rot und ſchwarz beſtickt iſt. Für die Borte iſt ein
Zackenmuſter zu verwenden. Die Wirkung der Stickerei wird
noch erhöht, wenn man ſie auf weißem Tuche ausführt.
Woll=
trikot, 140 cm breit. Beyer=Schnitte für 100 und 112 cm
Ober=
weite. Beyer=Abplättmuſter Nr. 50 976/I.
Das hübſche Bubi=Kleid aus dunkelblauem Gabardine
Ab=
bildung 8141 zeigt an beiden Seiten des Rockes ſchmale,
einge=
ſetzte Faltenteile. Ein Ledergürtel, rechts ein kleiner, farbig
eingefaßter Taſchenſchlitz und Samtband für die vordere Schleife
bilden den Schmuck. Kragen und Aufſchläge ſind zum leichten
Auswechſeln nur eingeheftet. Erf. 3,50 m Gabardine, 100 cm
breit. Beher=Schnitte für 88, 96 und 104 cm Oberweite.
In ſchlichter Hemdform geſchnitten, hat das praktiſche Bubi=
Kleid Abb. 139 ſeitliche Quereinſchnitte, die ein Ledergürtel deckt.
Kragen und Aermelſtulpen aus waſchbarem Stoff ſind nur
ein=
geheftet. Für dieſe ſchlichte Form iſt ebenſo gut einfarbiger wie
geſtreifter und karlerter Stoff verwendbar. Erf. 3,75 m Stoff,
100 cm breit. Beyer=Schnitte für 88 und 96 cm Oberweite.
Aus ſchwerem Frotteetrikot in grau, rot und ſchwarz meliert
ift das Bubi=Kleid in Jumperform Abb. 8536 gearbeitet.
Grau=
gemuſterte Seidentreſſen=Einfaſſung und Kragen und Aufſchläge
aus weißem Rips ergeben den Ausputz. Die Taſchen ſind
auf=
geſetzt, der Halsausſchnitt mit Treſſe eingefaßt, die vorn durch
Schleife gebunden wird. Erf. etwa 2,30 m Stoff, 140 cm breit.
Beyer=Schnitte für 92 und 100 cm Oberweite.
Wie verſchiedenartig die Bubi=Kleider in der Form
gearbei=
tet werden können, zeigt auch das hübſche Bluſenkleid aus
ein=
farbigem Cheviot Abb. 39 284 mit weißer Garnitur und karierter
Schleife. Das Leibchen iſt ſchlicht gehalten, während dem Rock
Tollfalten aufgeſetzt ſind, die oben in Taſchen enden. Erf.
3,50 m Wollſtoff, 100 am breit. Beyer=Schnitte für 92 und
100 cm Oberweite.
Wo keine Schnittsverkaufsſtelle am Orte, beſtelle man ſämtliche
Schnitt= und Abplättmuſter direkt durch Beyer=Schnitte, Leipzig,
Rathausring 13.
90285
Mea
90284
Roſenmuſterin Kreuzſtich=Stickerei
90 280—90 285. Decken, Läufer und Kiſſen. Die mit hübſchen
Roſenmuſtern verzierten Gegenſtände ſind beſonders praktiſch
und eignen ſich deshalb gut für Eßzimmer, Veranden und
Die=
len. Auch für Schlafzimmer finden die Muſter gute
Verwen=
dung auf Bettdecken, Ueberhandtuch, Waſchtifchgarnitur,
Vor=
hängen und Nachttiſchdeckchen. Alle Gegenſtände ſind gleichzeitig
willkommene Geſchenke für den Weihnatchstiſch. Man
verwen=
det zu ihrer Herſtellung am beſten feines Leinen oder dichten
Neſſel. Das aus vier verſchieden großen Motiven und geraden
Linien ſich immer wiederholende Muſter arbeitet man mittels
Straminauflage, von welcher 3 Kreuzchen 1 cm meſſen, auf den
feinfädigen Stoff, wenn raan nicht Verwendung von Beyer=
Abplättmuſtern vorzieht. Man kann natürlich auch zählbare
Ge=
webe, wie grobes Leinen, Hardangerleinen uſw. verwenden. In
bieſem Falle arbeitet man über ſo viele Gewebefäden, daß
ebenfalls 3 Kreuzchen 1 cm ergeben. Zur einfarbigen Stickerei
verwendet man waſchechtes, mittelſtarkes Perlgarn oder
Glanz=
twiſt. Wo die Farbechtheit zweifelhaſt erſcheint, brühe man das
Garn vor der Verarbeitn
nit kochendem Eſſigwaſſer und
ſpüle es in Waſſer
iſt. Die Farbe wähle man
nach perſön!
der je veiligen Beſtimmung
des bei
An dem kleinen runden Deck=
chen Abb. 90 283 iſt gezeigt, wie man die Stickerei auch in zwei
Farben, etwa grün und rot, ausführen kann. Der Läufer,
Abb. 90 284, iſt 35 cm breit und 120 cm lang. Es ſind die drei
kleinſten Roſenmotive in hübſcher Abwechſelung angewendet.
Den Nandabſchluß bildet Häkelei. Man heftet dafür einen
ſchmalen Saum ab, über welchen die f. M. der Häkelei greifen,
und häkelt mit etwas feinerem Garn, als die Stickerei
ausge=
führt iſt, wechſelnd 1 Lftm., 1 f. M.
Die Tiſchdecke, Abb. 90 280, hat eine Größe von 160 zu 180 cm.
Die beiden kleineren Motive ſind kreisförmig in wechſelnder
Folge um das große Mittelmotiv angeordnet. Der Randabſchluß
iſt bei allen Decken derſelbe. Das hübſche, ſpitzovale, 25 zu
54 cm große Tablettdeckchen, Abb. 90 282, ſchmücken neben dem
Motiv an beiden Schmalſeiten Kreuzſtichlinien, wobei die
zier=
lichen Muſter verſetzt zueinander ſtehen. Die Linien ſind 4½cm
voneinander entfernt. Die mit zwei verſchieden großen Motiven
verſehene Mitteldecke, Abb. 90281, hat einen Durchmeſſer von
9 cm. Das viereckige Kiſſen, Abb. 90 285, zeigt nur das größte
Motiv, welches von den Kreuzſtichlinien begrenzt iſt. Die ganze
Größe beträgt 50 zu 50 cm. Als Grundform dient ein
Daunen=
kiſſen. Das kleine runde Deckchen, Abb. 90 283, iſt 23 cm groß.
An ihm ſind die Zierlinien, vom Motiv ausgehend,
ſtrahlen=
förmig angeordnet.
4Der zeitgemäßeHaushalt
Pikantes Selleriegemüſe mit Bratwurſt.
Geſchälter, in Scheiben geſchnittener Sellerie, wird in Salzwaſſer
weichgekocht und abgetropft. Nun wird eine helle Mehlſchwitze
mit 2 Taſſen Selleriekochwaſſer glatt verquirlt, 1 Eigelb,
nuß=
groß friſche Butter, Salz und Pfeffer damit vermiſcht und auf
ſchwachem Feuer ſolange gerührt, bis ſie dicklich wird und zu
kochen anfängt. Nun vom Feuer genommen, werden die
abge=
tropften Sellerieſcheiben darin noch 10 Minuten ziehen geragen.
Speiſezettel.
Sonntag: Reisſuppe, Haſenbraten mit Rotkohl, Apfelbrei.
Montag: Fleiſchbrühe, Kartoffelpfannkuchen mit Kompott.
Dienstag: Haferſchleimſuppe, geſalzenes Schweinefleiſch
(Bauchläppchen im Sanogres gebrat.), Pellkartoffeln.
Mittwoch: Kartoffelklöße mit Fleiſchbrühe.
Donnerstag: Bohnenſuppe, Rippenſpeer mit
Schwarz=
wurzeln, Bratkartoffeln.
Freitag: Matjeshering mit Butter und Pellkartoffeln.
Samstag: Suppenſleiſch mit Meerrettich oder Preißelbeeren.