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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 323
Donnerstag, den 20. November 1924. 187. Jahrgang
Huntteics Tentehungen ia kinpinte.
Herriot begründet die Anerkennung.
Franzöſiſch=ruſſiſche Konferenz am 10. Januar.
Paris, 19. Nov. (Europapreß.) Herriot wurde geſtern
von der Kommiſſion für auswärtige
Angelegen=
heiten der Kammer über die Anerkennung
Sowjet=
rußlands angehört. Er erklärte, daß gewichtige politiſche
und wirtſchaftliche Gründe die Anerkennung nötig
ge=
macht hätten. Sowjetrußland ſei ſchon von einer Reihe von
Mächten anerkannt worden. Die Deutſchen und Amerikaner
hätten ſich ſchon in Rußland inſtalliert. Es wäre nicht klug,
wenn man dieſen beiden Völkern geſtatten würde, einen zu
großen Vorſprung zu gewinnen. Man habe auch eingeſehen,
daß es nicht möglich ſei, Rußland außerhalb der Völkerfamilie
zu laſſen. In den franzöſiſchen Kolonien werde von
Sowjet=
rußland eine aktive Propaganda betrieben, die nicht genau
über=
wächt werden könne, ſolange die Sowjetregierung nicht anerkannt
ſei. Infolge der Anerkennung Sowjetrußlands werde zunächſt
ein ruſſiſcher Botſchafter in Paris empfangen werden, ſodann
werde die ruſſiſche Flotte, die gegenwärtig in Nordafrika
inter=
niert iſt, an die Sowjetregierung zurückgegeben. Die ruſſiſchen
Handelsſchiffe erhalten wieder die Erlaubnis, in den franzöſiſchen
Häfen anzulegen. Sowjetrußland ſei eingeladen worden, ſich bei
der Ausſtellung für dekorative Künſte in Paris im nächſten Jahr
vertreten zu laſſen, und es habe die Einladung bereits
angenom=
men. Frankreich habe nicht die Abſicht, ſich in die inneren
Ange=
legenheiten Sowjetrußlands einzumiſchen und fordere die gleiche
Hältung auch von der Sowjetregierung. Die
Unterhand=
lungen zwiſchen den beiden Regierungen werden
am 10. Januar eröffnet werden.
Das Programm der franzöſiſch=ruſſiſchen Konferenz.
ſei wie folgt feſtgeſetzt worden: 1. Reviſion der Verträge, die
mit der zariſtiſchen Regierung abgeſchloſſen wurden, 2.
Aufſtel=
lung eines diplomatiſchen und konſulariſchen Statuts, 3.
Ab=
kommen über Aufenthalt und Niederlaſſung, 4. Regelung des
ſtaatlichen Eigentums und Bezahlung von Entſchädigungen an
den Staat, Anleihen, Regelung der Privatintereſſen in beiden
Ländern, 5. Aufſtellung eines neuen Statuts für den
Privat=
beſitz der Ausländer in Sowjetrußländ.
Mehrere Mitglieder der Kommiſſion richteten an Herriot
Fragen. Der Miniſterpräſident erklärte, daß Rumänien und
Polen über die Abſicht der franzöſiſchen Regierung verſtändigt
worden ſeien, Sowjetrußland anzuerkennen. Keines der beiden
Länder habe Einwendungen erhoben.
Am Schluſſe kam es noch zu einem Zwiſchenfalle:
Im Laufe der Erklärungen, die Herriot über Georgien
ab=
gab, bemerkte er, daß einer der kommuniſtiſchen Abgeordneten
Notizen machte. Daraufhin ſagte Herriot, daß ſeine
Ausführun=
gen vertraulich ſeien. Als der kommuniſtiſche Abgeordnete aber
darauf erwiderte, es ſei ihm unmöglich, ſich zu verpflichten, die
Geheimhaltung zu wahren, brach Herriot ſofort ab und
bewegte ſich von nun an, wie der „Petit Pariſien” bemerkt, in
vagen Allgemeinheiten.
Angeſichts dieſes Vorfalles drückte der Abgeordnete
Lou=
cheur ſein Bedauern darüber aus, daß ein Abgeordneter durch
ſeine Haltung den Ausſchuß der außerordentlich intereſſanten
Mitteilungen des Miniſterpräſidenten beraube.
Malvybeabſichtigteine Reviſion ſeinesProzeſſes
Paris, 19. Nov. (Wolff.) In den Wandelgängen der
Kammer erklärte man geſtern abend, der ehmalige Miniſter des
Innern, Malvy, habe, nachdem ihm die Amneſtie „bewilligt
wurde, die Abſicht, um eine Reviſion ſeines Prozeſſes
nachzuſuchen. Die dazu nötigen neuen Tatſachen werden in den
geſtrigen Erklärungen Poincarés über den Patriotismus Malvys
gefunden; außerdem ſei Malvy heute imſtande, zu beweiſen, daß
er kein Geld an Almereyda von Bonnet Rouge gab. Dieſe
Tat=
ſachen, und noch einige andere, geben, nach dem „Matin”, die
Ge=
legenheit zu einem neuen Prozeß, in dem Malvy die Rolle eines
öffentlichen Anklägers ſpielen werde.
Handelspolitiſche Schwierigkeiten zwiſchen
Frankreich und Belgien.
Paris, 19. Nov. (Wolff.) Der „Petit Pariſien” berichtet:
Brüſſeler Nachrichten zufolge iſt anzunehmen, daß die
Rege=
lung der zwiſchen Frankreich und Belgien bezüglich des jüngſt
abgeſchloſſenen Modus videndi entſtandenen handelspolitiſchen
Schwierigkeiten bevorſtehe. Der „Petit Pariſien” glaubt zu
wiſſen, daß neue Beſprechungen eingeleitet worden ſeien, die
dar=
auf abzielten, den abgeſchloſſenen Modus videndi abzuändern.
Die franzöſiſche Regierung nehme gegenwärtig die notwendige
Neviſion ihres Zolltarifs vor.
Ein Höflichkeitsakt.
Paris, 19. Nov. Zwiſchen der
Reparationskom=
miſſion und dem ehemaligen Vorſitzenden des
Sachverſtän=
digenausſchuſſes, General Dawes, wurden Telegramme
gewechſelt. Die Repko ſpricht in ihrem Telegramm „in
Erinne=
rung der großen Dienſte, die General Dawes geleiſtet hat, ihm
die beſten Wünſche für ſeine Wahl zum Vizepräſidenten der
Ver=
einigten Staaten aus”. General Dawes hingegen dankt der
Repko und erklärt: „Meine Beziehungen zur Repko während
der Dauer der Sachverſtändigenarbeiten waren für mich eine große
Ehre und ein großer Vorzug. Ich bitte deshalb, den
Mitglie=
dern der Repko den Ausdruck meiner Dankbarkeit für die Worte,
die mir überſandt wurden, auszuſprechen.”
Die deutſch=engliſchen Verhandlungen
Engliſche Kommentare zur Reparationsabgabe.
London, 19. Nov. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des „Daily Telegraph” ſchreibt, die Verhandlungen zur
Herbeiführung eines deutſch=engliſchen Handelsvertrags hätten
jetzt den Punkt erreicht, wo es für die deutſchen Sachverſtändigen
notwendig ſein könnte, nach London zu kommen, um die
end=
gültigen Einzelheiten mit dem Schatzamt und dem Handelsamt
zu erörtern. Abgeſehen von der 26prozentigen Einfuhrabgabe,
ſcheinen die übrigen Schwierigkeiten gering und verhältnismäßig
unbedeutend zu ſein. England habe bei einer Jahresrate von
9 Millionen Pfund in den beiden letzten Monaten ca. 1½
Mil=
lionen Pfund erhalten. Es habe ſich wahrſcheinlich an der
Grenze der gegenwärtigen Quote unter dem Dawesplan gehalten.
Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Gilbert
und dem engliſchen Vertreter.
London, 19. Nov. (Wolff.) Die „Times” erklärt, die
Verhandlungen über die Handelsverträge zwiſchen
Großbritan=
nien und Deutſchland würden durch die deutſche Forderung nach
Abſchaffung der 26prozentigen Ausfuhrabgabe nicht leichter
ge=
macht. Sowohl die britiſche als auch die franzöſiſche Regierung
würden durch die gewohnten diplomatiſchen Kanäle
benachrich=
tigt, daß, wenn dieſe Abgabe nicht beſeitigt würde, die
Handels=
verträge keine Ausſicht hätten, vom Reichstag ratifiziert zu
wer=
den. Die britiſche und franzöſiſche Regierung ſtänden in enger
Fühlung miteinander in dieſer Frage. Es ſei höchſt
unwahr=
ſcheinlich, daß die britiſche Regierung ihr Recht auf die 26
prozen=
tige Abgabe aufgeben werde. Es hätten einige
Meinungsver=
ſchiedenheiten zwiſchen Gilbert und dem britiſchen Vertreter im
Transferausſchuß beſtanden. Der britiſche Standpunkt ſei
ge=
weſen, daß die aus der Erhebung der Abgabe eingehenden
Sum=
men monatlich Gilbert übergeben werden ſollten, deſſen Aufgabe
es ſein würde, ſie der deutſchen Regierung gutzuſchreiben. Gilbert
habe, unterſtützt von den übrigen Mitgliedern des Ausſchuſſes,
die Anſicht vertreten, daß die 26prozentige Abgabe, da ſie in
Pfund Sterling außerhalb Deutſchlands gezahlt werde, ein
mas=
kierter Transfer, von deutſcher Mark nach dem Ausland ſei und
aus dieſem Grunde vollkommen unter der Kontrolle des
General=
agenten, der die Entſcheidungen dieſes Ausſchuſſes durchführe,
ſtehen müßte. Das Ergebnis dieſer Entſcheidung werde ſein,
daß die Zahlungen an die deutſchen Exporteure jetzt in den
Wir=
kungskreis des Generalagenten einbezogen würden.
Die deutſch=belgiſchen Zollverhandlungen.
Brüſſel, 19. Nov. (Europapreß.) Nach dem „Etoile
Belge” entſpricht es nicht den Tatſachen, daß die belgiſche
Regie=
rung Deutſchland die Meiſtbegünſtigungsklauſel eingeräumt hat,
zum mindeſten nicht für alle Zollſätze. Man habe dieſe Klauſel
nur als Baſis für die Unterhandlungen angenommen.
Engliſcher Vorſtoß
gegen das Genfer Protokoll.
Eine engliſche Noie.
Genf, 19. Nob. Die engliſche Regierung hat folgende
Note an den Generalfekretär des Völkerbundes gerichtet:
„Im Auftrage des Staatsſekretärs für „Auswärtige
Angelegen=
heiten beehre ich mich, dem Generalſekretär mitzuteilen, daß infolge
der Tatſache, daß die engliſche Regierung erſt kürzlich zur Macht
ge=
langt iſt, ſie einige Zeit nötig hat, um ſich eine wohlüberlegte Meinung
über den Inhalt des Protokolls zur friedlichen Regelung
internationa=
ler Streitfragen, das von der 5. Verſammlung ausgearbeitet worden
war, zu machen. Außerdem würde die engliſche Regierung nicht in der
Lage ſein, ihrem Vertreter im Völkerbund Inſtruktionen über die
vorbereitenden Arbeiten der Abrüſtungskonferenz, die der Rat auf
ſei=
ner letzten Tagung unternehmen wollte, zu erteilen. Unter dieſen
Um=
ſtänden iſt die engliſche Regierung zu ihrem großen Bedauern
gezwun=
gen, zu erſuchen, daß die Frage, die auf der Tagesordnung der
näch=
ſten Ratstagung ſteht, auf eine ſpätere Tagung vertagt werde, um der
britifchen Regierung die Möglichkeit zu geben, dieſe Frage mit der
Auf=
merkſamkeit zu prüfen, die ſich aus ihrer großen Bedeutung ergibt.”
Im Völkerbundsſekretariat zweifelt man nicht daran, daß der Rat
dem engliſchen Erſuchen Folge leiſten und beſchließen wird, die
Verhandlung der ſich aus dem Protokoll ergebenden Fragen zu
ver=
tagen. Uebrigens hat der Beſuch, den der Generalſekretär des
Völker=
bundes in den letzten Tagen der engliſchen Regierung abgeſtattet hat,
wie man hört jedenfalls Klarheit darüber gebracht, daß die engliſche
Regierung gegen jede überſtürzte Behandlung der Protokollfrage iſt und
daß jedenfalls, ſelbſt wenn noch irgendwelche Ratifizierungen mit
Vorbe=
halt erfolgen ſollten, das Protokoll noch einmal vor die nächſte
Völker=
bundsverſammlung gelangen muß.
Wie Reuter erfährt, dürfte das von der britiſchen Regierung an
den Völkerbund gerichtete Erſuchen, daß das Genfer Protokoll nicht in
Rom erörtert werden möchte, keinesfalls ſo ausgelegt werden, daß damit
das Protokoll aufgegeben werde. Der Premierminiſter und der
Staats=
ſekretär des Aeußern wünſchten nur dringend, mehr Zeit zu haben, als
dis zum 8. Dezember, dem Tage des Zuſammentritts des
Völkerbunds=
ntes in Rom, zur Verfügung ſtehen werde, um die ganze Lage in einer
Beratung mit den Dominions gründlich zu erwägen. Es beſtehe nicht
der Wunſch, den vorliegenden Plan beiſeite zu ſchie
ben, ohne einen konſtruktiven Plan an ſeine Stelle
zu ſetzen. Wie die endgültige Entſcheidung ausfallen werde, ſtehe
natürlich noch dahin; aber man ſei allgemein der Auffaſſung, daß die
kurze Zeit bis zum 8. Dezember keine ausreichende Gelegenheit biete,
aufs ſorgfältigſte zu prüfen.
einen ſo wichtigen Gegenſt
Der diplomatiſche Berißſkerſtatter des Daily Telegraph ſieht das an
den Völkerbundsrat gerichtete Erſuchen der britiſchen Regierung, die
Erörterung des Genfer Protokolls auf unbeſtimmte Zeit zu verſchieben,
als die Preisgabe des Protokolls an und ſchreibt, angeſichts der von den
Dominions erhobenen ſtarken Einwände ſei dies keineswegs überraſchend.
Während die Vereinigten Staaten zu der geplanten Abrüſtungkonferenz
nur einen Beobachter entſandt haben würden, werde Coolidge jetzt in der
Lage ſein, eine Konferenz einzuberufen, auf der die Vereinigten Stagten
wieder die führende Rolle übernehmen könnten.
Aeghpten, England und der Sudan.
Da das neue engliſche Kabinett den Fragen der
Orientpolitik wohl beſondere Aufmerkſamkeit ſchenken
wird, iſt dieſe Schilderung des ägyptiſchen
anti=
engliſchen Standpunktes im Streit um den Sudan
von beſonderem Intereſſe. Die Schriftleitung.
II. I. Kairo, Anfang November 1921.
Seit vielen Jahren geht Aegyptens Kampf um ſeine
Unab=
hängigkeit und Freiheit. Angeblich hatte die Entente den
Welt=
krieg geführt, um die Unabhängigkeit und die Rechte der kleinen
Staaten zu ſchützen. Aber kaum war der Krieg beendet, ſo
ver=
gaßen die Sieger die kleinen Nationen, man wußte überhaupt
nichts mehr von ihnen und lehnte ſelbſt ab, ihre Angelegenheiten
überhaupt zu Früfen. Die ägyptiſche Deputation, die 1919 nach
Paris gegangen war, und die immer wieder erneut verſuchte,
beim verſtorbenen Präſidenten Wilſon Gehör zu finden — Wilſon
war damals ja doch der Heros aller Freiheitsideale und der
Ge=
rechtigkeit — wurde abſchlägig beſchieden und mit Stillſchweigen
übergangen. Die weitere Entwicklung in Aegypten und die
un=
beirrbare Haltung des Volkshelden und Vertreters der
ägyp=
tiſchen Unabhängigkeit, Saad Zaghlul Paſcha, führte dazu, daß
der „große alte Mann” aus Aegypten auf lange Zeit verbannt
wurde. Aber die Kämpfe wurden fortgeſetzt. Lord Millner
wurde zum Führer einer Kommiſſion ernannt, um die
Möglich=
keiten zu prüfen, für Aegypten eine Art von Verfaſſung zu
ent=
werfen, die zu gleicher Zeit das ägyptiſche Volk zufrieden ſtellen
und für die Rechte und die Herrſcherrolle Englands bürgen ſollte.
Die lange Geſchichte zu erzählen, wie dieſe Kommiſſion
boy=
kottiert wurde, wie zuguterletzt Lord Millner eine Verfaſſung
entwarf, wie ein Miniſterium nach dem andern in Aegypten fiel,
wie die verſchiedenen Deputationen, die nichts weniger als
volks=
tümlich waren, von Aegypten nach England gingen, ohne einen
endgültigen Erfolg erzielt zu haben, bis zum Schluß Zaghlul
freigelaſſen wurde unter dem üblichen Vorwand, er ſei krank, —
dies alles im Einzelnen zu erzählen, würde zu viel Zeit
erfor=
dern. Tatſache iſt, daß Aegypten eine ſogenannte Verfaſſung
be=
kam unter Wahrung der Herrſcher=Stellung Englands und unter
Vorbehalt einiger techniſcher Einzelheiten, deren praktiſche
Aus=
führung noch zu regeln blieb.
In den Parlamentswahlen erhielt die Partei von Zaghlul
über neunzig Prozent der Sitze, ſo daß ihm ſicher keine
Gegner=
ſchaft innerhalb Aegyptens von irgendwelchem Einfluß entſtehen
kann. Zu den Vorrechten, die Aegypten zugebilligt worden ſind,
gehören Geſandtſchaften undKonſulate in allen größeren Staaten.
Schon jetzt befinden ſich ägyptiſche Konſuln und Geſandte in
ver=
ſchiedenen europäiſchen Hauptſtädten, nach Berlin iſt ein
ägyp=
tiſcher Geſchäftsträger geſandt.
Aber es gibt Dinge, die Aegypten noch allzu ſehr von
Eng=
land abhängig machen. Dazu gehört die Frage des Suezkanals.
England ſeinerſeits kann nicht die Kontrolle des Weges nach
In=
dien, nach Frak, nach Auſtralien in die Hand eines anderen
Vol=
kes geben. Andererſeits bedeutet die Kontrolle des Suezkanals
durch England doch zum Teil auch eine engliſche Kontrolle
Aegyptens. Ein anderer Stein des Anſtoßes iſt der Sudan. Die
Aegypter betrachten den Sudan als Teil ihres Landes und
er=
achten ihn als unbedingt notwendig für den Wohlſtand und die
Sicherheit ihres Landes. Aegyptens Wohlſtand hängt vom Nil
ab, und der Nil durchfließt den Sudan, bevor er in Aegypten
eintritt. Die Aegypter können unmöglich den Schlüſſel zum
nationalen Reichtum ihres eigenen Landes anderen Völkern
überlaſſen.
Die Beſprechungen über das Problem des Suezkanals und
den Sudan wurden immer aufgeſchoben. Die Aegypter hatten
es eigentlich grundſätzlich ablehnen wollen, über den Sudan in
Verhandlungen zu treten. Für ſie ſtand es feſt, daß der Sudan
zu Aegypten gehört.
Die Arbeiterregierung in England bereitete eine freundliche
Atmoſphäre für die Behandlung dieſer Fragen vor. Mr. Ramſay
Macdonald, ein alter Freund von Saad Zaghlul, lud den greiſen
Miniſterpräſidenten von Aegypten zu einer Art informatoriſcher
Unterhaltung ein, und Zaghlul nahm die Aufforderung an. Sein
Kommen wurde jedoch verzögert durch ein „Attentat” gegen ihn,
das ihm erheblichen Schaden zufügte. In dieſem Augenblick
ſetzte der Aufruhr gegen England mit Demonſtrationen und
Meu=
tereien im Sudan ein. Die Parole für ihn wurde: „Lang lebe
Fuad, der König von Aegypten und des Sudan!‟ Die Sache
ſchien eine ernſte Wendung zu nehmen, bis das zielſichere
Ein=
greifen des Arbeiter=Miniſterpräſidenten Mr. Ramſay Macdonald
eine gewiſſe Beruhigung zuſtande brachte.
Auf ſeinem Weg nach England hielt ſich dann Saad Zaghlul
Paſcha längere Zeit in Paris auf, wohl, um den Verlauf der
Dinge im Sudan noch zu beobachten. Er traf endlich in London
Ende September 1924 ein und wurde dort aufs herzlichſte
emp=
fangen als Gaſt der britiſchen Regierung. Die Unterhandlungen,
denn es waren wirkliche Unterhandlungen, in keiner Weiſe
Ver=
handlungen, fanden in der Wohnung des Miniſterpräſidenten
ſtatt und nicht im Auswärtigen Amt. Amtlich iſt nichts über dieſe
Unterhaltungen verlautbart worden, außer daß ſie die
aller=
freundſchaftlichſten waren. Zaghlul hat geſagt: „Macdonald und
ich ſind gute alte Freunde, aber als Miniſterpräſidenten von
England und Aegypten können wir nicht immer dieſen Umſtand
ganz berückſichtigen. Meine Aufgabe in England iſt die, unſere
perſönliche Freundſchaft auf die Atmoſphäre der politiſchen
Be=
ziehungen zu übertragen.”
Der Hauptpunkt dieſer informatoriſchen Unterhandlungen
dürfte ohne Zweifel der ägyptiſche Anſpruch auf die vollſtändige
Herrſchaft im Sudan geweſen ſein. Bekanntlich wurde der
Su=
dan in letzter Zeit immer der engliſch=ägyptiſche Sudan genannt.
Aber es ſteht feſt, daß der Sudan zu Aegypten gehört auf Grund
des türkiſchen Vertrages von 1840/41, demzufolge Aegypten als
autonom und der Sudan als ein Teil ſeines Gebietes erklärt
wurde. Die Wiedereroberung des Sudan nach dem Darweſh=
Aufſtand unter Mehdi wurde von Lord Kitchener durchgeführt im
Namen des Khediven von Aegypten. Dies wird beſtätigt von
Lord Cromer in ſeinem Buche „Das moderne Aeg’pten‟. Der
Sudan iſt alſo ein unbedingt zum Ganzen gehöriger Teil von
Aegypten. Zu dem Vertrag von 1899, aus dem die Engländer
oft ihre Anſprüche auf den Sudan herleiteten, ſagt ein
Englän=
der ſelbſt — wiederum Lord Cromer; Bekanntlich baben in
Seite 2
Rummer 323.
Aegypten, als einem Teil der Türkei, die Fremden ihre
beſon=
deren Rechte, die ſogenannten „Kapitulationen‟. Dieſe machen
die Verwaltung von Aegypten außerordentlich ſchwierig und
ver=
wicſelt. Wenn nach ſeiner Wiedereroberung der Sudan
un=
mittelbar unter ägyptiſche Verwaltung geſtellt worden wäre,
hätte es die ganze mannigfach zuſammengeſetzte Maſchinerie von
Aegypten mit den vielen internationalen Einrichtungen, wie
ge=
miſchte Gerichtsbarkeit uſw. haben müſſen. Nur um dies zu
ver=
meiden, entſtand das Abkommen von 1899. Sonſt iſt kein
wei=
terer Unterſchied zwiſchen Karthum, der Hauptſtadt von Sudan,
und Aswan, einer rein ägyptiſchen Stadt.” Aus Lord Cromers
Bericht geht alſo hervor, daß der Vertrag niemals beabſichtigte,
Aegypten irgend eines Nechtes im Sudan zu berauben.
Weiterhin ſagt eine Erklärung, die 1914 von der britiſchen
Regierung dem König Huſſein von Aegypten gleich nach
Aus=
bruch des Weltkrieges, als Aegypten unter engliſche
Schutzheri=
ſchaft geſtellt worden war, gegeben wurde, daß die britiſche
Regie=
rung gleichſam „der Bevollmächtigte des ägyptiſchen Volkes” ſei.
Auch dieſe Erklärung hatte alſo keinerlei Aenderung in den
Be=
ziehungen von Aegypten zum Sudan zur Folge.
So gehört burch alle vertraglichen Rechte der Sudan zu
Aegypten, und Zaghlul gab ſich der Hoffnung hin, daß Mr.
Ramſay Macdonald die Wahrheit erkennen würde. Man war
in Aegypten der Anſicht, daß, wvenn keine Einigung zwiſchen
die=
ſen beiden guten Freunden und wohlmeinenden Menſchen
zu=
ſtande kommen könnte, daß dann die Streitfrage zwiſchen
Aegyp=
ten urd England auf Jahre hinaus nicht geregelt werden würde.
Aber Mr. Macdonald hatte keine Mehrheit im Parlament zur
Verfügung. In allen wichtigen Angelegenheiten, insbeſondere in
den Fragen der äußeren Politik, mußte er Mr. Baldwin, den
Konſervativen, und Mr. Afsuith, den Führer der Liberalen, zu
Rate ziehen. Schließlich zwang ein Antrag der Gegenpartei im
Parlament Mr. Macdonald, das Parlament aufzulöſen. Da
kehrte Saad Zaghlu! Paſcha nach Aegypten zurück, ohne irgendein
greifbares Ergebnis erreicht zu haben.
Ju der Zwiſchenzeit haben neue Wahlen in England
ſtatt=
gefunden, in denen die Konſervative Partei eine überwiegende
Mehrheit gewonnen hat. Mr. Baldwin, der neue engliſche
Miniſterpräſident, hat erklärt, daß das Programm ſeines
Kabi=
netts nicht reaktionär ſein kann, da ein großer Teil der Arbeiter
für ſeine Partei geſtimmt habe. Darauf hoffen jetzt die Aegypter.
Es iſt nun kaum wahrſcheinlich, daß die ägyptiſche Frage ſogleich
von der neuen Regierung aufgenommen werden wird, und
niemand glaubt an ihre ſchnelle Erledigung, bevor nicht neue
Ereigniſſe von Wichtigkeit in Aegypten oder im Sudan eintreten
werden. Daß ſolche neuen Ereigniſſe ſich dort vorbereiten, iſt
aber anzunehmen — und ſo werden wir wohl bald beurteilen
können, welchen Standpunkt das neue konſervative engliſche
Kabinett Aegypten gegenüber einnimmt.
Anmerkung der Redaktiou. Nach den letzten
Nach=
richten aus Aegypten hatte Zaghlul Paſcha die Abſicht,
zurück=
zutreten, gab ſie aber bald wieder auf. Jetzt erſcheint ſeine
Stel=
lung als ſehr gefeſtigt. Die engliſchen Zeitungen betrachten die
Dinge in Aegypten ſehr beſorgt und warnen vor Unruhen, bei
denen das engliſche Militär ſofort einſchreiten müßte. Der
ägyp=
tiſche Geſandte in London ſoll, wie verlautet, zurücktreten. Dies
alles beſtätigt die Anſicht unſeres gelegentlichen Korreſpondenten,
der von neuen Ereigniſſen in Aegypten ſpricht.
Aus Batzern
Skandalſzenen im Bayeriſchen Landiag.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
* München, 18. November.
Im Plenum des Bayeriſchen Landtages ſprach Abg. Probſt
von der Bayeriſchen Volkspartei bei der Beratung des Haushalts
des Miniſteriums des Aeußern im Namen ſeiner Fraktion dem
Miniſterpräſidenten Dr. Held das volle und uneingeſchränkte
Vertrauen aus. Er widerlegte damit die völlig grundloſen
Meldungen in verſchiedenen Blättern, Miniſterpräſident Held ſei
bei ſeinen eigenen Parteigängern in Ungnade gefallen wegen
ſeier „ſchwachen Haltung” in der Königsfrage.
Bei den Ausführungen des völkiſchen Abgeordneten Dr.
Buttmann zum Haushalt des Miniſteriums des Aeußern
kam es, als dieſer den Miniſterpräſidenten wegen der
Nichtent=
laſfung Hitlers aus der Feſtungshaft angriff, zu unerhörten
Skandalſzenen. Der völkiſche Abg. Straſſer erhob ſich
von ſeinem Sitz und rief dem Miniſterpräſidenten und den
Abge=
ordneten der Bayeriſchen Volkspartei zu: „Schande! Schmach!
Ihr feigen Staatsvertreter! Bayern wird von einer
hunds=
gemeinen Schweinebande regiert!“ Auch ſeine übrigen
Frak=
ttonsgenoſſen beteiligten ſich nach Kräften an dieſen
unerquick=
lichen Szenen. Der Miniſterpräſident und die Abgeordneten der
ayeriſchen Volkspartei verließen den Sitzungsſaal und blieben
bis zum Schluß der Sitzung fern.
Donner stag, deu 2d. Rovember 1924,
Vom Tage.
Geſtern bormittag trat in Berlin das
Organiſationskomi=
tee der Deutſchen Reichsbahn zu einer Sitzung zuſammen. Zur
Be=
handlung kamen laufende Fragen im Zuſammenhang mit der Uebergabe
der Regiebahnen und der Durchführung des Eiſenbahngeſetzes.
Der mit der Leitung des deutſchen Konſulats in Bafel
betraute Generalkonſul Förſter iſt vom Bundesrat in dieſer
Eigen=
ſchaft anerkannt worden.
Staatsſekretär Dr. Trendelenburg iſt geſtern nachmittag in
Paris wieder eingetroffen.
Anläßlich eines Geſuches eines Angeklagten um Strafaufſchub wurde
mitgeteilt, daß in Oeſterreich zu Weihnachten mit einer Amneſtie zu
rechnen ſei. Die Amneſtie wird vorausſichtlich im Zuſammenhange mit
der Neuwahl des Bundespräſidenten erlaſſen.
Die Sofiaer Stadtgemeinde machte der deutſchen
Ge=
ſandtſchaft ein Grundſtück von etwa zweieinhalb Morgen für den Bau
der deutſchen Geſandtſchaft zum Geſchenk.
Die Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen Oeſterreich und der
Tſchechoſlowakei ſind zum Abſchluß gebracht worden.
Der ſchwediſche Staatsangehörige Bankdirektor Wallenberg hat
das Amt des neutralen Mitgliedes in der Spezialkommiſſion für
Sach=
lieferungen übernommen.
Die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen betrug am 10. Nov.
1 218 400, das heißt 9625 weniger als am 3. November und 67 223
weni=
ger als am 1. Januar 1924.
Das engliſche Kabinett hielt geſtern einen Kabinettsrat ab,
in deſſen Verlauf die Schaffung einer Prüfungskommiſſion für die hohen
Lebenshaltungskoſten, ſowie die Richtlinien der Thronrede beſprochen
wurde
Der geſtern auf ſeinen Pariſer Poſten zurückgekehrte amerikaniſche
Botſchafter Herrick erklärte die Nachricht, daß er abberufen werde, für
falſch.
Havas meldet aus Liſſabon, daß das Miniſterium in der
Kammer mit 46:43 Stimmen in der Minderheit geblieben und
zurück=
getreten ſei.
Präſident Coolidge hat Mac Murray zum ſtellvertretenden
Staatsſekretär ernannt. Mac Murray war bisher Leiter der
Abteilung des Staatsdepartements für die Angelegenheiten des fernen
Oſtens.
Reuter meldet aus Tokio: Das Kriegsminiſterium hat beſchloſſen,
nach erfolgter Verſtändigung mit Amerika auf der Inſel Yap eine
Nadioſtation zu errichten.
Die Kriegsſchuldlüge.
Engliſche Prefſehetze gegen Deutſchland.
* London, 18. Nob. (Priv.=Tel.) Die „Times” durch
ihre ſcharfen Angriffe auf Deutſchland in der Kriegsſchuldfrage
bekannt, beſchäftigt ſich heute in ihrem Leitartikel mit den
Ent=
hüllungen des „Oeuvre” über die Verantwortlichkeit Poincarés
am Kriege. Die „Times” war bisher das einzige Blatt in
Lon=
don, das die ganze Angelegenheit überhaupt nicht in Erwähnung
gezogen hat. Der Artikel weiſt nun heute darauf hin, daß die
Angegriffenen die ihnen in den Mund gelegten Ausſprüche ſofort
dementieren konnten und daß Poincars ſich bei Widerlegung der
Angriffe der amtlichen Dokumente als Stütze bedienen konnte.
Es ſei von den maßgebenden Stellen alles geſchehen, um die
„Grundloſigkeit” der Anklage zu beweiſen. Der Aufſatz nimmt
dann die Hetze gegen Deutſchland wieder auf, indem er ausführt,
daß die Veröffentlichungen des Pariſer Linksblattes in
Deutſch=
land „mit Entzücken” aufgenommen worden ſeien. Man könnte
ſagen, daß Feſtſtellungen und Erklärungen wie die im „Oeupre‟
keinen, Augenblick die „wohlerwogene Meinung des engliſchen
Volkes erſchüttern könnten.‟ Es ſei der Ueberzeugung, die auch
von allen ziviliſierten Nationen geteilt werde, daß die Schuld
Deutſchlands am Weltkriege, wie ſie im Verſailler Vertrag auf
Grund des Geſtändniſſes der deutſchen Regierung niedergelegt
ſei, auf Wahrheit beruhe. Der Beweis dafür könne nicht durch
ſolche Veröffentlichungen erbracht werden, ſondern er gehe aus
der Führung und Haltung der deutſchen Politik während einer
langen Reihe von Jahren hervor, (!) Nur eine Tatfache von
abſoluter und unwiderleglicher Klarheit könnte die engliſche
An=
ſchauung über Deutſchlands Schuld am Kriege ändern. Zum
Schluß verſteift ſich dieſes engliſche Hetzblatt ſogar zu der
An=
deutung, daß die Mitteilungen des „Oeuvre” vielleicht ſogar aus
deutſcher Quelle ſtammen könnten. Das Blatt ſchreibt wörtlich:
„Herr Marx und Herr Dr. Streſemann ſind ſicherlich zu klug, um
zu erwarten, daß von den Alliierten durch eine Beſprechung dieſer
Art irgend etwas herausgepreßt werden kann. Man muß ſich
erinnern, daß die deutſche Regierung im vergangenen Herbſt
tat=
ſächlich die Ableugnung der Wahrheit ihres Eingeſtändniſſes der
Kriegsſchuld im Friedensvertrag vornehmen wollte und daß ſie
nur mit Schwierigkeit von der Mitteilung dieſer Ableugnung
durch ein Zirkular an die einzelnen Mächte abgehalten werden
konnte. Es iſt nicht unmöglich, daß dieſe aus irgendwelchen
fran=
zöſiſchen Quellen ſtammenden Mitteilungen in Wirklichkeit einen
anderen Urſprung haben, da Deutſchland ein Intereſſe daran hat,
ſie uns zur Kenntnis zu geben.”
Chriſtlichſeziale und Großdeutfche bilden das Kabinett.
TU. Wien, 19. Nov. Die politiſche Kriſe iſt mit dem heutigen
Tage als gelöſt zu betrachten. Anſtelle des bisherigen
großdeut=
ſchen Vizekanzlers, der eine Wiederwahl abgelehnt hatte, wird
ent=
weder der Abg. Cleſſin oder Waber mit dieſem Poſten
be=
traut werden. Der bisherige Handelsminiſter wird auch denr
neuen Kabinett weiter angehören. Die Wahl der neuen
Regie=
rung erfolgt am Donnerstag. Das neue Kabinett wird
voraus=
ſichtlich folgende Zuſammenſetzung haben:
Dr. Rameck, Bundeskanzler,
Dr. Schürff, Außenminiſter,
Dr. Reſch, Miniſter für ſoziale Fürſorge,
Dr. Ahrer, Finanzminiſter,
Vaugoin, Kriegsminiſter,
Buchinger, Landwirtſchaftsminiſter,
Dr. Schneider, Unterrichtsminiſter,
Cleſſin oder Waber, Vizekanzler.
Der neue Bundeskanzler Dr. Rameck hatte bereits heuts
Beſprechungen mit den Parteien über die Grundzüge eines
Pro=
gramms, das er morgen nach der Wahl im Nationalrat entwickeln
wird. Hieran wird ſich dann eine vorausſichtlich längere Debatte
anſchließen.
Jugoſlawien kündigt den griechiſch=ſerbiſchen
Bündnisvertrag.
Athen 18. Nob. (Wolff.) Zu der von einem
Morgen=
blatt gebrachten Meldung, daß Südjugoſlawien den
griechiſch=
ſerbiſchen Bündnisvertrag kündigte, veröffentlicht die Regierung
folgende Mitteilung:
Das ſerbiſch=griechiſche Bündnis wurde am 19. Mai 1913
abgeſchloſſen. Damals war Serbien ein reiner Balkanſtaat mit
weit weniger Bevöllerung und von weit geringerem Umfang
als das heutige Königreich, das ſich über die Donau hinaus
er=
ſtreckt. Griechenland war wewiger als die Hälfte ſo groß als
heute. Der Vertrag wurde für zehn Jahre abgeſchloſſen und lief
infolgedeſſen am 19. Mai 1923 ab. Er ſollte von dem Tage ab,
wo einer der Vertragſchließenden den Wunſch äußerte, ihn zu
kündigen, noch ein Jahr in Kraft bleiben. Es liegt auf der Hand,
daß der Vertrag im Jahre 1923 nicht mehr den ganz
beträcht=
lichen Veränderungen territorialer und anderer Art entſprach,
die ſeitdem in den Vertragsſtaaten eingetreten ſind.
Jugoſla=
wien teilte den Beſchluß ſeiner Regierung mit, daß ſie das
zwi=
ſchen den beiden Ländern beſtehende Bündnis als erloſchen
an=
ſehe. Gleichzeitig wurde aber der Wunſch beider Staaten
ausge=
drückt, Verhandlungen zum Abſchluß eines neuen Vertrages zu
eröffnen.
Aitentat in Aegypten.
Der britiſche Oberkommandierende ſchwer berletzt.
Kairv, 19. Nov. (Wolff.) Gegen den Siradar der
ägypti=
ſchen Armee, General Sir Lee Staake, iſt heute, als er das
Kriegsminiſterium verließ, eine Bombe geſchleudert worden, die
jcdoch nicht explodierte.
Daraufhin gaben die Attentäter mehrere
Revolper=
ſchüſſe ab, die Staake, ſeinen Adjutanten, den
Chauf=
feur und einen Poliziſtenverwundeten. Staake wurde
ins Hoſpital eingeliefert. Die Attentäter ſind entkommen.
London, 19. Nov. (Europapreß.) Zu dem Attentat auf.
den Kommandierenden der britiſchen Truppen in Aegypten, Sir
Lee Staake, werden folgende Einzelheiten bekannt:
Das Attentat ereignete ſich, als der Generalmajor ſich zum
Kriegsminiſter begeben wollte. Auf das Auto wurde eine Bombe
geſchleudert, die jedoch nicht explodierte. Das Auto
war von den Verſchwörern, deren es etwa 7 oder 8 waren,
um=
zingelt, ſo daß es zum Halten gezwungen war. Als die
An=
greifer ſahen, daß die Bombe nicht explodierte, gaben ſie noch
etwa 30 Revolverſchüſſe auf die Inſaſſen des Autos ab.
Der Generalmajor wurde an Bruſt, Händen und Füßen verletzt.
Sein Chauffeur, ſein Adjutant und ein in der Nähe befindlicher
Poliziſt wurden ebenfalls durch die Schüſſe verwundet. Die
Angreifer flüchteten in zwei bereitſtehenden Taxametern.
Da ſie von zwei engliſchen Motorradfahrern verfolgt wurden,
ga=
ben ſie auch auf dieſe mehrere Schüſſe ab, und es gelang
ihnen, zu entkommen. Der Chauffeur des Generalmajors
hat dieſen, trotz der eigenen Verletzung, noch bis zur Reſidenz
ge=
fahren, wo die vier Verletzten die erſte Hilfe erhielten. Nach den
letzten Meldungen hat ſich der Zuſtand des
General=
majors ſo ſehr verſchlimmert, daß eine Operation
ſo=
fort vorgenommen werden muß.
*Griechiſche Künſtlerperſönlichkeiten.
Von
Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Schrader in Frankfurt a. M.*)
Jede tiefer gehende Beſchäftigung mit der Kunſt der Griechen findet
ſich vor einer Schwierigkeit, die anderen Kunſtgebieten nicht oder nicht
ſo anhaftet: die griechiſche Kunſt iſt ein Trümmerfeld. Kaum ein Bau,
der ſoweit erhalten wäre, daß wir ihn als Ganzes auffaſſen, vor allem
auch die Wirkung eines Innenraumes verſpüren könnten; kaum eine
Statue, die nicht durch ſchwere Beſchädigungen entſtellt wäre. Die
größ=
ten Meiſter des Erzguſſes, von denen wir eine reiche literariſche Kunde
beſitzen, ſind uns faſt nur faßbar in Marmorkopien der römiſchen
Kaiſer=
zeit, denen ſchon durch die Uebertragung in ein anderes Material ein
gut Teil der Wirkung des Originals unerreichbar bleibt. Die große
Malerei hat faſt nur in den Randgebieten der griechiſchen Welt, in den
Wandmalereien etruſkiſcher Grabkammern und in den Moſaiken und
Wanddekorationen vompejaniſcher Häuſer einen Abglanz ihrer
Herrlich=
keit hinterlaſſen Man verſteht, daß unter dieſen Umſtänden die Frage
nach den führenden Perſönlichkeiten, ihrer landſchaftlichen und
perfön=
lichen Eigenart, ihrer Entwicklung, der Spannweite ihres Könnens, den
größten Schwierigkeiten begegnet. Berechtigt iſt der Zweifel, ob wir
Hoffnung haben, in der griechiſchen Plaſtik die Frage nach den
Perſön=
lichkeiten je einmal zu beantworten.
Vor dreißig Jahren hat A. Furtwängler den Verſuch gemacht, eine
ganze Reihe von griechiſchen Bildhauern durch Zuſchreibung von
Mar=
mornachbildungen römiſcher Zeit wieder aufleben zu laſſen. Nach
ſtar=
kem anfänglichem Erfolg iſt der Glaube an dieſe auf allzu äußerliche
Kennzeichen aufgebauten Gebilde mehr und mehr geſchwunden und hat
der nüchternen Erkenntnis Platz gemacht, daß Kopien nicht das geeignete
Material ſind, um ſo feine Unterſcheidungen durchzuführen. Von
vorn=
herein ablehnend hat R. Kekule dieſem fanzen Verfahren
gegenüber=
geſtanden und mit vollem Recht ausgeſprochen, daß einen wirklichen
Ein=
hlick in die künſtleriſche Entwicklung des Einzelnen wie ganzer Perioden
nur Originalarbeiten gewähren können. Aber gerade hier liegt nun eine
große Schwierigkeit verborgen. Die antiken literariſchen Nachrichten
über die griechiſche Kunſt geben ein wohl mageres, aber doch
einiger=
maßen zuſammenhängendes Bild von der Entwicklung der Plaſtik, nennen
oder beſchreiben eine Anzahl von Werken der großen und mancher min=
*) Wir freuen uns, unſeren Lefern dieſen inhaltreichen und
ſorw=
ſchönen Aufſatz des Frankfurter Archäologen, der am 21. November in
der „Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums”, in
unſerer Stadt ſprechen wird, als (gekürzten) Vorabdruck aus „Das
Luſtrum 1920—24, Almanach der Frankfurter Verlagsanſtalt”, bieten
zu können. Gibt dieſer Aufſatz in ſeinem erſten Teil einen vorzüglichen
Einblick in die Arbeitsmethode moderner archäologiſcher Forſchung, ſo
entrollt der zweite Teil die mit den Künſtlernamen Phidias, Paionios
und Alkamenes zuſammenhängenden Fragen der Geſchichte des
Skulptu=
renſchnucks der bedeutendſten griechifchen Baudenkmäler des 5.
Jahr=
hunderts des Zeustempels in Olympia und des Parthenons auf der
Akrcpolis zu Athen,
inzwiſchen in Prof. Schrader neueſtem Werk
„Phidigs”,
inden haben.
der bedeutenden Meiſter. In langer, mühevoller Arbeit iſt es ſeit
Winckelmann gelungen, Kopien wenigſtens nach einigen dieſer
Haupt=
meiſter mit Sicherheit zu beſtimmen. Aber Originalwerke blieben uns
in größerer Fülle nur in Geſtalt von dekorativen Skulpturen erhalten,
und dieſe ſind in der literariſchen Ueberlieferung ſelten erwähnt. So
zerfällt alſo griechiſche Plaſtik für uns in zwei geſonderte Reihen: jene
Kopien nach den meiſt aus Bronze gefertigten Originalen aus der
Lite=
ratur bekannter Meiſter und namenloſe dekorative Marmorwerke. Welch
ein Gewinn müßte es ſein, wenn die literariſche Ueberlieferung uns
er=
laubte, erhaltene dekorative Werke mit bekannten Künſtlernamen in
Verbindung zu bringen, alſo für ihre Benennung urkundliche Sicherheit
zu erhalten. Sonderbar genug: dieſe Möglichkeit iſt für ein Kunſtwerk
von höchſter Bedeutung gegeben — die moderne Kritik hat ſie ſo gut wie
einſtimmig verſchmäht. Ich meine die Angaben des in der
Antoninen=
zeit ſchreibenden Pauſanias über die Meiſter der Giebelgruppen des
Zeustempels in Olympia. Dieſe Gruppen fanden, als ſie in den 70er
Jahren des vorigen Jahrhunderts durch die deutſchen Ausgrabungen
ans Licht gebracht wurden, kein Verſtändnis, im Gegenteil: in ihrer
altertün lich herben Größe verletzten ſie den an eine verniedlichte
Nach=
ahmung des Klaſſiſchen gewöhnten Geſchmack des Publikums und
ent=
täuſchten die Gelehrten, die ſich die Skulpturen des Zeustempels viel
entwickelter, etwa nach dem Muſter der Parthenonſkulpturen, vorgeſtellt
hatten. Das lag nahe. Denn Pauſanias nennt als Meiſter des
olym=
piſchen Weſtgiebels Alkamenes, den wir als Schüler des Phidias kennen.
Und Phidias galt damals wie noch heute bei nicht Wenigen als der
Schöpfer der Parthenonſkulpturen. Ein weiterer wichtiger Fund in
Olympia, die laut Inſchrift von dem Bildhauer Paionios gefertigte
Siegesgöttin, mußte helfen, das Verdammungsurteil gegen die Angaben
des Pauſanias zu beſtätigen: nach Pauſanias iſt dieſer Paionios der
Meiſter des olympiſchen Oſtaiebels geweſen; die Stilſtufe aber, der fene
Siegesgöttin angehört, iſt offenſichtlich etwa die der Parthenongiebel,
dieſelbe alſp, die für Alkamenes, nach Pauſanias den Meiſter des
olym=
biſchen Oſtgiebels, vermutet worden war, ehe die Reſte des Giebels ans
Licht traten. So haben denn die Archäologen faſt einſtimmig die an ſich,
ihrem Wortlaute nach, völlia unbedenklichen Angaben des Pauſanias für
wertlos erklärt. Ich bin feit lange überzeugt, daß dieſere Zweifel
un=
berechtigt und unſtatthaft iſt, und ich glaube, daß dieſe Ueberzeugung
beſtätigt wird durch eine Beobachtung an den erhaltenen
Srulvturen=
reſten. Aus der einheitlichen Maſſe der Olympiaſkulvturen hebt ſich eine
kleine Gruppe, drei gelagerte Frauengeſtalten, aus den Zwickeln des
Weſtgiebels, als deutlich abweichend, ſtiliſtiſch weſentlich fortgeſchritten,
beraus. G. Treu hat in folgenſchwerem Irrtum dieſe drei Figuren als
ſpätere, vielleichkt erſt römiſche Kovien der Originalſtüicke erklärt. Dies
Verdikt bat die drei Geſtalten in tiefe Verachtung geſtürzt. So hat man
nicht beachtet, daß der wundervolle Kovf der jungen Frau, in dem
atmen=
den Lehen der Büge völlig verſchieden von den wie maskenhaft ſtarren
und ſteinernen Köpfen der Hauvtmaſſe, aufs allernächſte verwandt iſt
mit dem Kopfe einer Göttin, deren beſte Kovie in der ſogen. Sappho
Albani erhalten iſt. Das heißt alſo: fene junge Frau und die von ihr
nicht zu trennenden beiden Alten ſind nickt ſpäte Kovien, ſondern die
Oriainalſtücke, aber nicht in der Werrſtatt des Paionios entſtanden, die
die Hauptmaſſe der Tempelſtulpturen geſchaffen hat, ſonder hergeſtellt
von einem anders geſchulten, moderneren Meiſter. Der Schöpfer de
Originals der Sgppho Albeni iſt Phidigs — das zeigt die Verwandtſchaft
mit den Nachbildungen der Athenia Parthenos. Alſo ein Schüler des
Phidias hat in Olympia um das Jahr 460 v. Chr. die letzten noch
fehlen=
den Stücke des Weſtgiebels gearbeitet. Trifft dieſe Tatſache nicht
auf=
fällig zuſammen mit Pauſanias: Angabe, daß Phidias” Schüler
Alka=
menes den Weſtgiebel geſchaffen habe? Um 460 muß Phidias zur
Her=
ſtellung des gewaltigen Goldelfenbeinbildes des Zeus mit dem ganzen
Stab ſeiner Schüler und Werkſtattgenoſſen nach Olympia gezogen ſein.
Wie er, der große Götterbildner, den Zügen ſeiner Geſtalten einen bisher
unerhörten Ausdruck, das Leben gebändiger Leidenſchaft, zu verleihen
wußte, das zeigen die damals von ſeinem größten Schüiler unter dem
überwältigenden Eindruck ſeines Lehrers geſchaffenen 3 Frauenfiguren.
So glaube ich nicht auf Sand zu bauen, wenn ich aus dieſem
untrenn=
baren Zuſammenhang weitgehende Folgerungen ziehe, vor allem daraus
die Beſtätigung der Angaben des Pauſanias entnehme. Wir gelinnen
damit urkundliche Sicherheit für die Aufteilung der olympiſchen
Skulptu=
ren unter zwei Meiſter, Paionios und Alkamenes. So iſt einmal für
zwei Meiſter der größten Epoche griechiſcher Bildhauerkunſt die
Spann=
weite ihrer Entwicklung gegeben.
Man wird verſtehen, daß hier kein Halten war, daß ſofort das
Pro=
blem der namenlos überlieferten Parthenonſkulpturen ſich andrängte,
daß die Ueberzeugung ſich feſttigte, es ſeien auch hier die Spuren jener
beiden Meiſtere nachweisbar, die ſo in die Zahl der größten Bildhauer
aller Zeiten hineinwachſen. Bewährt ſich, wie ich hoffe, dieſe ganze
Schlußkette, dann ſind uns blutvolle antike Künſtlerperſönlichkeiten
wie=
dergeſchenkt, einheitlich in ihrem Wollen in Jugend= und Alterswerken
bei allem Wandel der Formen, überwältigend durch die Fülle erhaltener
Originale, denen aus den nun gefundenen Namen der Meiſter eine
ge=
heimnisvolle Kraft zuſtrömt: die Ahnung des perſönlichen Schöpfer
willens.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Das Gutenberg=Müſeum in Mainz (Rhein
allee 32/t, nahe Kaiſertor) beabſichtigt, im Laufe der Zeit, wie
das Matcrial ſich darbietet, ſeine Freunde auch mit den Anfänger
der Schrift und Zeichnung bekannt zu machen. In dieſen weiten
Rahmen gehören auch die Arbeiten unſerer „Primitiven” der
Kinder. Die erſte Sonderausſtellung: „Kinderkunſt” erſte Folg”
(Arbeiten des „ſchöpferiſchen Zeichnens” von 8—14jährigen Schü
lerinnen der Mainzer Höheren Mädchenſchule) zeigt, welch eine
reiche geſtaltende Phantaſie und Bildkraft, verbunden mit einem
erſtaunlichen Farbenſinn, noch in den jugendlichen Seelen wirkt
insbeſondere auf dem Gebiet des Ornamentalen. Dieſe Kraft
der Anſchauung, Belebung und Geſtaltung zu entwickeln, iſt ein
der wichtigſten Aufgaben unſerer haſtigen, oberflächlichen und
materiellen Zeit — denn Verinnerlichung iſt not, und ſie ſteckt
auch dem Zeichenunterricht neue Ziele. Eltern, Pädagogen und,
nicht zu vergeſſen, die Künſtler und Kunſtfreunde ſoliten den
Beſuch dieſer feſſelnden und oft überrnſchenden Ansſteilung ſid
nicht entgehen laſſeu.
Mummer 323.
Donnerstag, deu 23. Riseiber 1924.
Seite 3.
Die „Abrüſtung” der Tſchechoflowakei.
D.e Tragödie eines Abgeordneten.
=on unſerem Korreſpondenten.
B. Prag, 18. November.
Bei einer Unterredung, die der Korreſpondent des deutſchen
„Sozialdeiolratiſchen Parlamentsdienſtes” in Genf mit dem
tſchecho=ſlowaliſchen Außenminiſter Dr. Beneſch hatte, äußerte
ſich Beneſch über die Frage der Abrüſtung der Völker mit
folgen=
den Worten:
„Die allgemeine Abrüſtung iſt unerläßlich. Sie muß von
allen Staaten in gleicher lohaler Weiſe durchgeführt werden.
Da=
zu iſt natürlich noch viel Arbeit notwendig, aber ich glaube, daß
wir bei der Tagung des Völkerbundes in dieſer Hinſicht einen
tüchtigen Schritt weiter gekommen ſind.”
So ſagte Beneſch in Genf. Inzwiſchen reiſte der tſchechiſche
Kriegsminiſter in den franzöſiſchen Provinzen herum und hetzte
dort gegen das heutige Heerweſen in Deutſchland, das es, wie er
ſagte, unmöglich mache, daß die in der Entente vereinigten Mächte
an eine Abrüſtung denken können. Und die gleiche Walze legte
Kriegsminiſter Udrzal in der letzten Budgetausſchußſitzung des
Prager Abgeordnetenhauſes ein, in welcher über die Herabſetzung
der Militärausgaben beraten wurde. Seine Rede ließ jedes
Verſtändnis für den Abrüſtungsgedanken vermiſſen, für den ſich
Beneſch in Genf, wenn auch mit Vorbehalten, eingeſetzt hat.
Udrzal ſagte:
„Der Betrag, der für die tſchecho=ſlowakiſche Armee für das
künftige Jahr zur Verfügung geſtellt wird, befriedigt mich nicht.
Ich bin in meiner Geſinnung ein Pazifiſt, aber trotzdem iſt die
Grundlage meines geſamten Fühlens, Denkens und Handelns
die Idee der Sicherheit des Staates, ſein Schutz und ſeine
Ver=
teidigung demnach vor allem durch eine ſtarke, gut organiſierte,
ausgebildete und diſziplinierte Armee. Wir müſſen nicht immer
die erſten ſein! Mögen jene mit der Abrüſtung beginnen, die
ſchon längſt genügend abgerüſtet ſind. Wir werden das gute
Beiſpiel nicht außer acht laſſen, aber wir müſſen vorſichtig ſein,
damit wir im Wettlauf um das Primat nicht ins Unglück
ge=
raten. Heute ſind die Verhältniſſe ſo, daß, wenn es zu einer
Ab=
rüſtung käme, die Befürchtung gerechtfertigt wäre, daß wir
binnen kurzer Zeit inmitten eines allgemeinen Kampfes in
un=
ſerem Staate ſtünden.”
Die tſchechiſche Sozialdemokratie, die längſt erkannt hat, daß
die ſchweren Laſten, die dem Staate aus der Erhaltung der
bis=
herigen Militärmacht aufgebürdet werden, über kurz oder lang
die Staats= und Volkswirtſchaft zum Zuſammenbruch führen
müſſen und das Verhältnis der Tſchecho=Slowakei zu den
Nach=
barſtaaten ernſtlich bedrohen, haben eine Novellierung des
Wehr=
geſetzes gefordert und eine Anregung angenommen, die die
Grundlage von weiteren parlamentariſchen Verhandlungen
bil=
den ſoll. Der Antrag der Sozialdemokraten lautet:
„Der Regierung der tſchecho=ſlowakiſchen Republik wird
auf=
erlegt, der Nationalverſammlung eine Novelle zum Wehrgeſetz
vorzulegen. Der regelmäßige Präſenzdienſt dauert neun Monate,
der Friedensſtand der präſent dienenden Mannſchaft beträgt
70000 Mann. Für den Spezialdienſt und den der Unteroffiziere
ſollen Freiwillige verwendet werden, die nach der Dauer des
Dienſtes entlohnt werden. Der Präſenzdienſt wird in zwei
Jahresperioden angetreten. Zum Schutze der Grenzen ſoll eine
eingehende Zuſammenarbeit der Gendarmerie und der
militä=
riſch organiſierten Finanzwache geſichert werden.”
Mit dieſer Kundgebung für die Abrüſtung ſchließt ſich die
tſchecho=ſlowakiſche Sozialdemokratie mit einiger Verſpätung den
ſozialiſtiſchen Parteien, der anderen Länder, auch jener der
Siegerſtaaten, an. Aber man wird erſt die Dinge abwarten
müſſen, die da kommen werden. Der tſchechiſch=chauviniſtiſche
Geiſt iſt noch nicht reif für den Gedanken der Abrüſtung. Die
Worte des Kriegsminiſters Udrzal ſind an ſich bedeutungsvoller
als die Aeußerungen Beneſchs in Genf. Vorläufig ſieht die
tſche=
chiſche Republik im Ausbau ihrer Militärmacht, in der
Befeſti=
gung der Grenzen und in einer möglichſt großen Zahl von
Bajo=
netten den ſicherſten Schutz. Sie findet darin weitgehendſte
Unter=
ſtützung durch Frankreich, dem ſie trefflich abgeguckt hat, wie es
ſich räuſpert, wie es ſpuckt.
In der Strafanſtalt Bory bei Pilſen ſiecht der deutſche
Abge=
ordnete Dr. Alois Baeran dahin. Er hat vor Jahren im
Prager Abgeordnetenhaus eine Stinkbombe gegen den Sitz des
Präſidenten geſchleudert und wurde kurz darauf in eine
Spionage=
affäre, die nach Deutſchland hinüberſpielen ſollte, verwickelt. Der
von tſchechiſcher Seite aufgebotene Apparat funktionierte ſo
aus=
gezeichnet, daß das Gericht über Baeran, der das in der Tſchechei
* Willem Einthoven.
Von
Dr. ban Vleuten.
Der mediziniſche phyſiologiſche Preisträger der Nobelſtiftung
iſt in dieſem Jahr ein Holländer geworden, der Phyſiologe an der
Univerſität Leiden, Prof. Dr. Willem Einthoven. Er hat große
Vorgänger, das muß man ſagen: Röntgen, der die Chirurgie und
die ganze Medizin in andere Bahnen geleitet hat, Arrhemius, der
kühne Erforſcher und Erträumer des Weltalls, van tHoff und
Emil Fiſcher, die großen Entdecker und Aufklärer chemiſcher
Mög=
lichkeiten, Becquerel und das Ehepaar Curis, bahnbrechend durch
ihre Forſchungen über Stoffe mit eigenſtrahlender Kraft,
Beh=
ring und Robert Koch, durch ihre Immuniſierungsmethoden,
Wohltäter der Menſchheit von königlicher Art, die jedes Jahr
eine ſtatiſtiſch feſtlegbare Zahl von Hunderttauſenden vor dem
ſicheren Tode gerettet haben. Daneben einige Namen, deren
Ver=
dienſte nur einem engeren Kreiſe von Fachgelehrten bekannt ſind
und deren Entdeckungen nicht zu einem Gebrauchswort der
gan=
zen Welt geworden ſind. So wiſſen Nervenärzte und
Gehirn=
gnatomen natürlich genau, wer Ramon y Cajal oder Golgi iſt
aber die Golgimethode z. B., die uns ſo überaus viel über den
inneren, feinſten Aufbau der Nervenzelle und den Verlauf der
Nervenfaſern gelehrt hat, iſt doch wohl nicht einmal den
höchſt=
gebildeten Nichtnaturwiſſenſchaftlern bekannt. Während in den
mediziniſchen chemiſchen und phyſiſchen Fächern das Urteil
viel=
leicht ſchwer iſt, wird es uns bei den Dichtern leichter: Björnſon
Miſtral, Echegaray, Sienkiewicz, Carduoci, man ſieht eine bunte
Reihe von Nobelpreisträgern und iſt verwundert über die
Grad=
unterſchiede, wie man auch über Theodor Rooſevelt, als Träger
des Friedenspreiſes, doch wohl nur einerlei Meinung haben
kann.
Auch bei Prof. Willem Einthoven kann es vorkommen, daß
man zehn oder zwanzig Wiſſenſchaftler fragt, ob ihnen ſeine
Ent=
deckungen bekannt wären und hört von allen ein beſcheidenes
Nein. Naürlich noch keineswegs ein Gradmeſſer für den Wert
der Arbeiten, wie oben das Beiſpiel Ramon y Cayals und
Gol=
gis zeigte, denen kein Sachkenner ihre große Bedeutung für die
Entwicklung der Nervenforſchung abſprechen wird. Dann aber
hören wir von beſonders kenntnisreicher Seite, bezw. wiſſen als
Fachgelehrte, daß neben zahlreichen wertvollen Arbeiten über die
Eigenelektrizität der Muskeln und die Phyſiologie der Haut auf
die Anregungen und Studien Einthovens die Herſtellung und
Benutzung des Elektrokardiographen zurückzuführen
herrſchende Syſtem in ſchärfſter Weiſe bekämpfte, den
Schuld=
ſpruch fällte „ihn ſeines Mandates für verluſtig erklärte und ihn
zu mehrjähriger Kerkerhaft verurteilte. Ein ſtrikter Beweis iſt
gegen Baeran nicht vorgelegen; es iſt lediglich auf Grund von
Indizien der Zuſammenhang Baerans mit einer
Spionage=
affäre konſtruiert worden, und dieſe Indizien ſtammten von
Leuten, die nach der Strafprozeße dnung als Zeugen überhaupt
nicht in Betracht kommen, nämlich von Agents
provo=
cateurs. Nach den jüngſten Enthüllungen in dieſer
Ange=
legenheit ſteht es feſt, daß Baeran das Opfer tſchechiſcher
Spitzel geworden iſt. Der Abgeordnete Nadda der deutſchen
Nationalpartei hat in der letzten Sitzung des Prager
Abgeord=
netenhauſes den Baeran=Prozeß einer ſcharfen Kritik unterzogen
und angekündigt, daß von deutſcher Seite ein 16gliedriger
Aus=
ſchuß zur Klärung der myſteriöſen Affäre eingeſetzt worden ſei.
Inzwiſchen iſt jedoch die Haft Vaerans faſt abgelaufen: am 24.
Dezember öffnen ſich für ihn die Tore der Strafanſtalt Bory.
Aber der Mann, der vor Jahresfriſt noch kraftvoll und
zuver=
ſichtlich durch dieſes Tor ſeiner Zelle zugeſchritten iſt, iſt ein
anderer geworden: ein müder, gebrochener Greis, der ſeine Ideale
zu Grabe getragen hat. Darüber wird ihm auch eine
Wiederauf=
nahme ſeines Prozeſſes nicht hinweghelfen
Einheitsfront gegen das Budget.
Prag, 19. Nov. (Wolff.) Der Führer der deutſchen
Land=
wirte in der Tſchecho=Slowakei, Krzepek, gab dem Vertreter
des Wolff=Büro Erklärungen über die neue
Konzentra=
tion ſämtlicher deutſchen
Parlamentspar=
teien ab: Zum erſten Mal ſeit dem Beſtehen des tſchecho=
ſlowa=
kiſchen Parlaments ſchließen ſich ſämtliche deutſchen Parteien zu
einem einheitlichen Vorgehen zuſammen. Aus den erſten
ver=
faſſungsmäßigen Wahlen waren ſechs deutſche politiſche Parteien
hervorgegangen. Sogleich beim Eintritt in das neue Parlament
ergaben ſich große Schwierigkeiten, ſämtliche deutſchen Parteien
zu einigen. Die Hauptſchwierigkeit lag in dem
Gegen=
ſatz zwiſchen den deutſchen bürgerlichen und
deutſchen ſozialdemokratiſchen Gruppen. Nach
vielen Bemühungen gelang es, wenigſtens die deutſchen
bürger=
lichen Parteien zum deutſchen parlamentariſchen Verband
zu=
ſammenzuſchließen. Die Sozialdemokraten gingen ihre eigenen
Wege. Aber auch der deutſche parlamentariſche Verband der
bürgerlichen Parteien wurde geſprengt, weil der linke Flügel
unter Führung der Deutſchnationalen Partei einer
irredentiſti=
ſchen Politik zuneigte, als Zuſammenſchluß blieb die Deutſche
Arbeitsgemeinſchaft übrig, die aus dem Bund der
Land=
wirte, den deutſchen Chriſtlich=Sozialen, den Deutſch=Demokraten
und der nachträglich entſtandenen Deutſchen Gewerbepartei
be=
ſtand. Das in der letzten Zeit von der tſchechiſchen
Koalitions=
regierung äußerſt rückſichtslos geübte Vorgehen
gegen die Geſamtheit des deutſchen Volkes auf
allen Gebieten der Wirtſchaft, der Politik und des nationalen
Lebens, hat jedoch das deutſche Volk in allen ſeinen Schichten
— die Arbeiterſchaft nicht ausgenommen — in einer Weiſe
auf=
gebracht, daß ſich in der Bevölkerung ſelbſt ſpontan die
Forde=
rung erhob, alle politiſchen Parteien ohne Unterſchied, mögen ſich
zu gemeinſamer Abwehr einigen.
Demonſtration gegen die unerhörten Orangſalierungen.
Nach den hierüber eingeleiteten Verhandlungen iſt es endlich
nach fünf Jahren gelungen, alle deutſchen politiſchen
Parteien in der tſchecho=ſlowakiſchen Rpublik
zu einem Schritt gemeinſamer Abwehr
zuſam=
menzuſchließen. Auch die große ſozialdemokratiſche
Par=
tei erklärte ſich zu einem ſolidariſchen Vorgehen bereit.. Es wurde
beſchloſſen, gegen das Budget Stellung zu nehmen ſowie
mit Rückſicht auf die bisher praktizierten unerhörten
Drangſa=
lierungen des deutſchen Volkes und mit Rückſicht darauf, daß die
tſchechiſchen Machthaber unter Verleugnung jeder Demokratie die
Rechte des deutſchen Volkes auf allen Gebieten verkürzten und
die Regierung nur durch einen Mißbrauch ihrer Machtſtellung
innehaben, vor der Oeffentlichkeit der ganzen ziviliſierten Welt
zu demonſtrieren, daß das deutſche Volk im Abwehrkampf gegen
dieſe unwürdigen Verhältniſſe einig ſei. Die deutſchen
Abgeordneten aller Parteien lehnen jede
Mit=
arbeit an den Beratungen ab und werden während der
ganzen Zeit der Budgetdebatte den Sitzungen
fernblei=
ben. — Die Gruppe der Magyaren hat ſich den deutſchen
Parteien vorbehaltlos angeſchloſſen.
iſt, eines fein empfindlichen diagnoſtiſchen Apparates, der es
er=
möglicht, die Muskeltätigkeit in den einzelnen Abſchntten des
Herzens zu meſſen und feſtzulegen. Sicher eine bedeutſame
Er=
ſindung. Jene nur mit den empfindlichſten Inſtrumenten
nach=
weisbaren elektriſchen Ströme, welche die Tätigkeit jedes
Mus=
kels, jedes Nerven, jeder Drüſe erzeugt, überhaupt jede Aktion
der lebendigen Subſtanz, werden „Aktionsſtröme” genannt. Die
tätige Subſtanz iſt dabei elektriſch, poſitiv wie Zink, während die
ruhende negativ wie Kupfer iſt. Dieſe, nun ſo überaus geringen
elektriſchen Ströme des Herzens, alſo auch eines bewegten
Mus=
kels, werden durch Einthovens Erfindung „Das Einthovenſche
Saitengalvanometer” aufgefangen, verſtärkt und gemeſſen. Selbſt
die verſtärkten Bewegungen ſind ſo fein, daß ſie, um von
unſe=
ren Sinnesorganen aufgenommen werden zu können, zunächſt
noch in fünfhundertfacher Vergrößerung beobachtet werden
müſ=
ſen. Der Schatten eines Platinfadens, von mikroſkopiſcher
Fein=
heit, der die Bewegungen zeigt, wird an einem zarten belichteten
Spalt geworfen, an dem die photographiſche Platte
vorbeige=
zogen wird. Dadurch erhält man höchſt chaarakteriſtiſche
Kur=
ven und zwar zugleich mehrere, von denen beſonders zwei für die
Analyſe der Herzbewegungen verwertet werden können. Um die
Bearbeitung und Erklärugg der Ergebniſſe dieſer Aufnahmen
hat ſich beſonders unſer Berliner Kliniker, Geheimrat Kraus
verdient gemacht, dem wir auch das Lehrbuch über dieſe Dinge
verdanken. Das Elektrokardiogramm, wie man die
Zuſammen=
ſtellung der Kurven derſelben Meſſung nennt, hat es ermöglicht,
viele Herzzuſtände genguer, als das mit den früher vorhandenen
Methoden zu leiſten war, zu erforſchen. Beſonders würde auch
eine genaue Scheidung der organiſchen und funktionellen Le den
herbeigeführt; aus den Kurden der Herzbewegungen, wie ſie der
Elektrokardiograph liefert, laſſen ſich ſolche Leiden, die rein
ner=
vöſer Natur ſind, aber den aus einer Erkrankung des
Herzmus=
kels oder des anatomiſchen Apparates ſich ergebenden Störungen
kliniſch aufs Haar gleichen, reinlich unterſcheiden. Nachteile der
Methode ſind ihre ſubtile Handhabung koſtſpielige, zeitraubende
Benutzung; in die Hand des eifrigen praktiſchen Arztes dürfte des
halb der Elektrokardiograph ſo leicht nicht kommen; wie etwa der
Straußſche Blutdruckmeſſer, der die früher ſehr komplizierten
Apparate dieſer Art aufs Glücklichſte vereinfachte. Erſt dann
würde die ärztliche Tat vollendet ſein.
Die ſchwediſche Akademie der Wiſſenſchaften, welche die
No=
belpreiſe zu verteilen bat, ſteht auf einer ſolchen Warte und iſt,
wie alles, was von Schweden kommt, von beſtem Willen und
hoher Kultur beſeelt. So wird ſie ja längſt die
Malariabehand=
lung der fortſchreitenden Paralyſe der Irren im Auge haben und
Prag, 18. Nov. (Wolff.) Das Abgeordnetenhaus trat in die
Be=
ratung des Staatshaushaltsvoranſchlags für 1925 ein. In der
General=
debatte erklärte Dr. Czech (deutſcher Sozialdemokrat) e. a.: Vier
Jahre hindurch haben ſich die Abgeordneten der deutſchen
ſozialdemokra=
tiſchen Arbeiterpartei mit übermenſchlicher Geduld auf dieſem
unfruchtbaren Boden abgemüht, in der Hoffnung, daß ihre Arbeit und
ihre wiederholten Mahnungen, wenigſtens bei den einſichtsvolleren
un=
ter Ihnen, das Gewiſſen wecken werden, daß ſie unſeren Argumenten
Rechnung tragen und wenigſtens die kraſſeſten Ausſchreitungen
unterlaſ=
ſen und die härteſten Bedrückungen mildern werden. Sie haben uns aber
immer wieder ſchmerzvolle Enttäuſchungen bereitet, und gerade jetzt, da
das Land unter den Folgen der von Ihnen herbeigeführten
Wirtſchafts=
kriſen leidet, haben ſie
alle Methoden der Unterdrückung geſteigert.
Tauſende Staatsbedienſtete wollen Sie brotlos machen. Die Bodenreform
wird zur gewaltſamen Nat onaliſierung mißbraucht; eine neue
Droſſe=
lung des deutſchen Schulweſens iſt im Zuge, die Knebelung der Preſſe
und der Verſammlungsfreiheit ſind härter denn je. Jmmer unverhüllter
kommt der nationaliſtiſche Machtgedanke zum Ausdruck. In Wirklichkeit
wird über die Lebensfragen des Staates in kleinen Konventikeln
ent=
ſchieden, wird die Immunität bedenkenlos preisgegeben und
Interpella=
tionnen und ſelbſt Sitzungsbericht zenſuriert.
Wir aber ſind nicht gewillt, dabei zu helfen.
Wo gibt es ein Parlament, in dem das Budget bis auf die letzte Ziffer
in geheimen Konventikeln zuſammengeſtellt wird? Nirgends in der Welt
würde man dergleichen wagen. Hier verlangt man, daß wir dem
Abſo=
lutismus eine konſtitutionelle Staffage ſtellen ſollen. Das Unrecht, das
hier an der Oppoſition begangen wird, iſt nur das Spiegelbild der
Un=
terdrückung, unter der Millionen zu leiden haben, die nicht der Klaſſe
der Herrſchenden angehören. Nach ſechsjährigem Beſtande des Staates
gibt es noch Gebiete, die hier im Hauſe nicht vertreten ſind. Sie ſagen,
die Demokratie iſt die Diskuſſion, ſie diskutieren aber längſt nicht mehr.
Sie haben einen gemiſchtſprachigen Staat, wie es die Tſchechoſlowakei iſt,
mit der teſchechoflowakiſchen Nation identifiziert. Alle Kundgebungen
über die Feſtigkeit Ihres Syſtems können nicht darüber hinwegtäuſchen,
daß dieſes Syſtem in ſeinem Innern zerrüttet iſt.
Es läge ſehr nahe, der Gewalt, die ſie anwenden,
Gewalt entgegenzuſetzen.
Aber ſie hätten dann nur einen billigen Vorwand, den
Staatsangeſtell=
ten und Penſionären das zu verweigern, was Sie ihnen zu geben ſich
endlich entſchließen. Darum betreten wir einen anderen Weg. Wir
laſſen Sie bei der Beratung und Abſtimmung des Budgets allein. Die
Abſtimmungsmaſchine, die wir in dieſem Hauſe zurücklaſſen, wird
nie=
mand als eine Volksvertretung betrachten können. Was wir heute tun,
iſt nur ein Verſuch, das Syſtem des Abſolutismus unmöglich zu machen.
Wir ſind überzeugt, daß uns dieſer Verſuch gelingen wird.
Hierauf ergriff Krſchepal (Bund der deutſchen Landwirte) das
Wort. Er ſagte u. a.: Zum vierten Mal ſeit der Wahl des
tſchecho=
ſlowakiſchen Parlaments, wiederholt ſich in dieſen Tagen das Schauſpiel
einer ſogenannten parlamentariſchen Beratung des Voranſchlags, der
wichtigſten Funktion des Parlaments.
Die Kontrolle der Verwaltung iſt in dieſem Hauſe längſt
wertlos geworden.
Die Staatsangeſtellten, die durch eine verkehrte Sparpolitik in eine
unwürdige Notlage geraten ſind, ſcheinen zum Aeußerſten entſchloſſen
zu ſein. Es iſt zu befürchten, daß die Staatsderwaltung in eine
unrett=
bare Verwirrung gerät. Unter dieſen Umſtänden wächſt die Not von
Landwirtſchaft, Induſtrie und Handel. Eine ihrer Verantwortung ſich
bewußte Regieung müßte bei einer ſolchen Lage alles tun, um die
Oppo=
ſition zu ſachlicher Mitarbeit heranzuziehen.
Dr. Lodgemann (deutſchnational) erklärte namens der Deutſchen
Nationalpartei er ſchließe ſich allen Verwahrungen und Einſprüchen,
welche von deutſcher Seite aus Anlaß der Beratung des
Staatshaushalts=
voranſchlags vorgebracht worden ſind an. Er halte eine weitere
Betei=
ligung an den diesbezüglichen Arbeiten für eine überflüſſige
Zeitver=
ſchwendung. Der Redner fuhr fort:
Man kann uns wirtſchaftlich erdroſſeln und zum
Heeres=
dienſt nötigen. Aber man kann in uns das Bewußtſein
nicht ertöten, daß wir, als Teile des deutſchen Volkes,
Pflichten zu erfüllen haben, nach denen wir in den
Schick=
ſalsſtunden handeln werden. Dieſe Pflichten gipfeln in
dem Glauben an Alldeutſchlands Zukunft,
deſſen Erſtehen eine Vorauſetzung für eine gerechte Ordnung der
euro=
päiſchen Verhältniſſe iſt, über welche weder die tſchechiche Koalition, noch
das tſchechiſche Parlament entſcheiden kann.
Jung (deutſchnationaler Sozialiſt) erklärte: „Was ſoll man von
einem Staatsweſen halten, deſſen Regierungsmänner nicht eine einzige
Zuſage halten können? Kein Männerwort war heilig genug, um nicht
gebrochen zu werden. Wir werden uns, zum Zeichen des Widerſtandes
gegen den ſchmählichen Parlamentarismus, an der Weiterberatung des
Staatsvoranſchlags nicht beteiligen.
In ſeinem Referat zum Budget erklärte der Generalberichterſtatter:
Beim Heeresbudget ſind keine weiteren Einſchränkungen möglich. Die
Bevölkerung hegt Vertrauen zu den ſtaatsbildenden Parteien. In
eini=
gen Jahren müſſen 120 000 Staatsangeſtellte abgebaut werden, darunter
40 000 bis 50 000 im Jahre 1925.
Die tſchechiſche klerikale Volkspartei beſchloß,
ebenſo wie die deutſche Oppoſition, zum Zeichen des
Proteſtes den Budgetberatungen des Parlaments
fernzu=
bleiben.
die Erfolge beobachten. Sollte es ſich wirklich als wahr
heraus=
ſtellen, daß dieſe ſo eigenartige Methode, die Paralyſe zu heilen,
indem man die Kranken mit Malaria infiziert und hoch fiebern
läßt, den Todesweg dieſer furchtbaren Erkrankung, der jährlich
Hunderttauſende in der Welt zum Opfer fallen, aufzuhalten und
gar in einem Lebensweg umzuwandeln vermag, ſo würde dem
Entdecker dieſer Behandlung — es iſt wohl ein
Oeſterreicher=
der Nobelkranz wirklich mit allem Recht zuſtehen.
4 Das gründliche Amerika.
Wirklich, man iſt hier ſummariſch und gründlich. Rauhe
Bartſtoppeln verlangen gebieteriſch nach einem Meſſer. Trotz der
großen Raſierapparat=Induſtrie können auch die Friſeure noch
in New York leben. Man läßt ſich in einen Stuhl bei einem
Weſti de Figaro fallen. Durch einen Fußtritthebel legt der
Mei=
ſter den Stuhl wagerecht. Mit dickem Pinſel trägt er den Schaum
auf. Plötzlich bemerkt der Gaſt, daß zarte Hände nach ſeinen
Füßen und nach ſeinen Händen langen. Zu ſeinen Schuhen
ge=
ſellt ſich ohne Aufforderung ein Schutzputzer, der ſofort energiſch
mit der Reinigung und Spiegelung des Leders beginnt. Und
nach den Händen greift ein Mägdelein, das, wenn auch nur
ober=
flächlich, ſo doch immerhin verſucht, den blinden Nägeln Glanz
zu verleihen. Währenddeſſen ſchabt der Friſeur. Endlich iſt er
fertig. Nachdem er das Geſicht abgewaſchen hat, wirft er plötzlich
ein kochend heißes, feuchtes Handtuch über das ganze Geſicht.
Er=
ſchrocken ill der mit dieſen Bräuchen nicht ganz vertraute
Ein=
wanderer hochfahren, aber ſechs kräftige Hände halten ihn eiſern
gerade an Kopf, Händen und Füßen, er muß alſo unter der
hei=
ßen Maske verharren. Nach einer Minute begreift er den Sinn
des Geſichtſchwitzbades. Die wirkliche Lufttemperatur kommt ihm
jetzt wie ein linder, kühler Seewind vor, außerdem zieht die heiße
Packung die Poren zuſammen. Wer das Glück hat, zu einem
chineſiſchen Barbier zu geraten, dem werden mit einem feinen
Holzſtäbchen auch die Ohren gereinigt. Eine Klammer weitet den
Gehörgang, und mit einem Spachtel kommen Schätze ans
Tages=
licht, die keiner in dieſem Bergwerk je vermutete. Angenehm
klingt es ihm Ohr, als wenn ferne Kirchenglocken läuten,
wäh=
rend das Holz in ihm arbeitet. Alles das iſt im Preis einheariffen
und koſtet 10 Ceuts, gleich 40 Pfennige. Allerdings erwarten die
Gehilfer ein Trinkgeld aber niemand fordert es, doch man gibt es
gerne nach all dieſer ſauberen Gründlichkeit.
Friedrich Wilhelm Fuchs.
Seite 4.
Donnerstag, den 20. Nobember 1924.
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an alle heſſiſchen Wähler und Wählerinnen!
Iwiner näher rückt der 7. Dezember heran, der Tag, an dem das ſſiſche Volk zum Landtag und zum Reichstag
ſeine Slimmen ab ibt. Mit feſter Zuverſicht blickt die Deutſche Dalßs; rtei dieſer Entſcheidung entgegen. Der
7. Dezember iſt ein Tag der Abrech jung. Es gilt Antwort auf die Frage zu geben, ob die Wählerſchaft eine Fortdauer
der gejenwärtigen Regierungsmethoden in Heſſen wünſcht oder nicht. Sollen etwa die vie en Auswüchſe parteipolitiſcher
Anmaßung, die ſich bis zu den höchſten Regierungsſtellen ausbreiten, noch neue Belebung erfuhren? Nein, es gilt
vielmehr, der verhängnisvollen ſoziliſtiſch=demokraliſchen Vorherrſchaft in Heſſen ein Ende zu bereiten. Aufhören
muß die ungerechte Laſt einer verfehlten Steuerpolitik, die von der Deutſchen Volkspartei unaufhörlich bekämpft
wurde. Die Deutſche Volkspartei hat ſich durch den aufrechten Kampf ſür die allgemeine Wohlfahrt große
Ver=
dienſte erworben. Es muß die Bahn freigemacht werden für eine andere politiſche Entwicklung in Heſſen, die den
linksgerichteten Parteien die Möglichkeit nimmt, wie bisher alle Gegenanträge rückſichtslos niederzuſtimmen.
Auch im Reich geht es um große Entſcheidungen. Der eine ſchwere Schuld auf ſich geladen. Wir wollen aber an=
Reichstag iſt aufgelöſt worden, weil der Eigenſinn gewiſſer erkennen, daß ſie ſchließlich doch auf den Boden der Politik
Parteien die Bildung einer ſicheren Regierungsmehrheit Dr. Streſemanns getreten ſind. Dieſe große Wendung
verhinderte. Die Demokraten weigerten ſich, mit den
Deutſchnationalen zuſammen in einem Kabinett zu ſitzen, unſeres politiſchen Lebens iſt nicht hinwegzudisputieren,
Dadurch iſt dieſer Wahlkampf entfeſſelt worden. Gewiß An dem Tage, an dem 49 deutſchnationale Abgeordnete
haben die Deutſchnationalen, durch ihre frühere Haltung den Londoner Geſetzen zur Annahme verhalfen, war die
Politik der Deutſchen Volkspartei glänzend gerechtfertigt
Ein fachliches Moment, die Deutſchnationalen nun
aus=
zuſchalten, wie es die Sozialdemokraten und Demokraten
wollten, beſtand alſo nicht. Eine andere Möglichkeit zur
Regierungsbildung war auch nicht vorhanden. Nationale
Politik iſt Politik der Verantwortung, ſelbſt um den Preis
großer Opfer, wie ſie von der Deutſchen Volkspartei ſtets
vertreten worden iſt, iſt ſachliche Mitarbeit am Staat.
Hjervon ſollen nach Anſicht der Deutſchen Volkspartei die
Deutſchnationalen nicht ausgeſchloſſen werden. Der ſchweren
Lage unſeres Vaterlandes, ſind wir uns voll bewußt.
Gerade die Londoner Geſetze bürben uns große Laſten auf.
Ein anderer Wey war aber nicht gegeben. Mit den
Illu=
ſionen der Natioualſozialiſten iſt Deutſchland nicht zu
retten, erhalten unſere Kinder kein Brot. Auch die
Kommu=
niſten können es nicht, denn Deutſchland iſt nicht Rußland.
Es gibt keinen anderen Weg zu der Rettung, als den der
nationalen Realpolitik
(15554
Dazu rufen wir alle Männer und Frauen auf.
Die innerpolitiſche Notwendigkeit der Dawes=Geſetze
iſt die Einigkeit aller aufbauwilligen Parteien. Eine neue
Inflation darf nicht wiederkehren. Alle Zweige der
natio=
nalen Produktion (Landwirtſchaft, Induſtrie, Mittelſtand)
müſſen ſo gefördert und geführt werden, daß ſowohl die
Laſten zu tragen ſind, als auch jeder Gehalts= und Lohn=
empfänger eine menſchenwürdige Exiſtenz führen kann. Das
gilt für Arbeiter, Angeſtellte, Beamte, wie für die
enteig=
neten Schichten des Kleinrentnertums und weite Teile des
Mittelſtandes, für Kriegsopfer und Sozialrentner. Mit
großen Verſprechungen iſt nichts getan, was wir tun und
fordern, iſt allezeit
praktiſche Arbeit für alle ſchaffenden Stände
geweſen. Friede ernährt. Unfriede verzehrt! Das Wort
bleibt Wahrheit. Wir ſind beſonders eingetreten für
ſteuer=
liche Gerechtigkeit, Hebung des Bauweſens, Schutz der
Land=
wirtſchaft (beſonders kleinerer und mittlerer Betriebe),
eine gerechte Aufwertung für Sparer und
Hypothekengläu=
biger, Aufbeſſerung der Renten, Ausbau der ſozialen Ge=
ſetze, Erhaltung der Beamtenrechte (Schluß mit dem
Ab=
bau), Förderung deutſcher Bildung auf allen Gebieten.
Wir ſind und bleiben eine Partei des Mittelſtandes,
eine ſchwarz=weiß=rote Partei, eine chriſtliche Partei. Wir
kennen keinen Unterſchied zwiſchen Bürger und Arbeiter,
jeder, der arbeitet, iſt in unſeren Augen auch ein Bürger,
National, liberal und ſozial iſt die Loſung
Die außenpolitiſchen Belange ſind bei uns in den beſten
Händen. London war erſt ein Anfang. Die Befreiung von
Rhein und Ruhr hat begonnen. Die Schuldlüge iſt auf=
gerollt. In den Völkerbund treten wir nur ein, wenn uns
Garantien geboten ſind, daß wir mit anderen großen
Mächten gleichberechtigt ſind.
Wähler und Wählerinnen!
Wer mit uus der Auffaſſung iſt, daß es wieder
vor=
wärts und aufwärts, gehen ſoll, der unterſtütze uns in
unſerer nationalen Realpolitik und ſtärke unſere Sache in
ihrem Streben nach der großen Volks= und
Notgemein=
ſchaft aller Deutſchen!
Allen Angriffen von links und rechts zum Trotz ſind
wir geradeaus gegangen. Wir wollen es weiter tun.
Kein Gerede und keine Angriffe werden uns davon abhalten.
Wir begrüßen die zahlreichen neuen Anhänger in
unſeren Reihen, die durch die wahrhaft nationale und
er=
folgreiche Politik der Deutſchen Volkspartei gewonnen
wurden.
Helft uns in der Wahlarbeit! Unterſtützt uns durch
Geld und Werbung von Mund zu Mund. Der 7. Dezember
ſoll uns in unſerer baterländiſchen Arbeit wieder ein gutes
Stück voran bringen. Wählt die
Demice Taspattet
Kandidatenlifte für
1. Dr. Becker, Neichsminiſter a. D., Duisburg und
Ludwigs=
höhe, Kreis Oppenheim.
2. Wolf, Philipp, Landwirt, Albig, Kreis Alzey.
5. Dingelden, Eduard, Nechtsanwalt, M. d. L., Darmſtadt.
4. Birnbaum, Maria, Lehrerin, 2N. d. L., Gießen.
5. Nohl, Sakob, Inſtallationsmeiſter, Vorſitzender der
Hand=
werkskammer und Vorſitzender der Heſſiſchen
Ver=
bände des Handwerks und der Gewerbe, Darmſtadt.
Kandidatenliſte für
1. Diugeldey, Eduard, Rechtsanwalt, Darmſtadt.
2. Schott, Friedrich Jakob, Landwirt und Bürgermeiſter,
Uffhofen, Kreis Alzey.
5. Birnbaum, Maria, Lehrerin, Gießen.
4. Scholz, Chriſtiau, Kaufmann, ſtellv. Präſident der Mainzer
Handelskammer, Mainz.
5. Haury, Konrad, Simmermeiſter und Stadtverordneter,
Darmſtadt.
6. Dr. Niepoth, Bürgermeiſter, Kreisausſchußmitglied des
Kreiſes Lauterbach, Schlitz.
7. v. Heyl, Ludwig, Freiherr zu Herrnsheim, Worms.
8. Dr. Keller, Oberſtudiendirektor, Büdingen.
9. Laufer, Karl, Arbeiterſekretär und Stadtverordneter,
Darmſtadt.
die Reichstagswahl:
6. Joſt, Georg, Lehrer und Stadtverordneter, Offenbach.
7. p. Heyl, Ludwig, Freiherr zu Herrnsheim, Worms.
8. Scholz, Chriſtian, Kaufmann, ſtellv. Präſident der Mainzer
Handelskammer, M. d. L., Mainz.
9. Prof. Kloos, Wilhelm, Studienrat, Friedberg.
10. Schäfer, Heinrich, Landwirt und Bürgermeiſter, Nimbach
im Odenwald.
11. Boehm, Cheodor, Sabrikant, Offenbach.
die Landtagswahl:
10. Heyne, Nichard, Regierungsrat a. D., Offenbach.
11. Dubois, Friedrich, Lehrer, Kreisausſchußmitglied des Kreiſes
Bensheim, Lampertheim.
12. Wolf, Philipp, Landwirt, Albig, Kreis Alzey.
15. Deinhard, Käthe, Hausfrau, Darmſtadt.
14. Müller, Hans, Kaufmann, Bad=Nauhein.
1 5. Bürſtlein, Pfarrer, Michelſtadt i. Odenwald.
16. Peunrich, Beigeordneter, Bingen.
17. Dr. Suchs, Veterinärarzt, Wimpfen.
18. Möllinger, Elſe, Bürobeamtin, Pfeddersheim.
19. Schöntag, Ludwig, Schreinermeiſter, Mainz.
20. Joſt, Georg, Lehrer und Stadtverordneter, Offenbach.
21. Schudt, Bichard, Landgerichtsdirektor, Sießen.
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Seite 5.
Donne 8t7g, drn 20 Rotzember 1924.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 20. November.
— Ernannt wurden: am 10. November der Lehrer Adam Mader
zu Michelſtadt, Kreis Erbach, zum R.ktor an der Volksſchule daſelbſt,
der ehemalige Lehrer Huvert Knop zu Leiſelheim zum Lehrer an der
Volksſchule zu Vielbrunn, Kreis Erbach, der Lehrer W lhelm Seibert
zu Ober=Roden, Kreis Dieburg, zum Lehrer an der Volksſchule zu
Drei=
eichenhain, Kreis Offenbach. Durch Entſchli ßung des Landesamts für
das Bildungsweſen wurden mit Wirkung vom 1. Oktober 1924 ab zu
Studienaſieſſoren ernannt: die Studienreferendare Karl Roller zu
Gießen, Dr. Georg Spalt zu Darmſtadt, Dr. Anna Krautwurſt
zu Gießen, Dr. Martha Schaum zu Worms, Dr. B.ita Schäfer
zu Gießen, Dr. Erna Schudt zu Gießen, Margarete Wiegand zu
Heppenheim.
— Erledigt iſt: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Ettingshauſen, Kreis Gießen.
Dienſtwoh=
nung iſt vorhanden.
— Lichtbildervortrag von Geheimrat Peter Jeſſen. In der
Entwicklung moderner Schreibtunſt ſteht Heſſen ſeit Jahren an
erſter Stelle. Die Tätigkeit von Rudolf Koch in Offenbach hat
weitgehenden Einfluß geübt und auch in den Kreiſen der
Darm=
ſtädter Künſtler hat die Schriſt eifrige Pflege gefunden.
Hoffent=
lich iſt es nur eine Frage kurzer Zeit, bis auch der amtliche
Schreibunterricht unſerer Schulen ſich der Bedeutung dieſer
Ent=
wialung erſchließt. Unter dieſen Umſtänden darf der Vortrag
von Geheimrat Peter Jeſſen aus Berlin, dem bekannten
Vorkämtfer moderner Buchkunſt, über die Meiſter der
Schreibkunſt ſeit dem Mittelalter, auf ein reges
Intereſſe rechnen. Beſonders werden auch die Schreiblehrer
unſerer Schulen in dieſem Vortrag, der gerade die Entwicklung
der jüngeren Schreibkunſt zum Gegenſtand hat, viele Anregungen
finden. Der Vortrag ſindet als Veranſtaltung des
Gewerbe=
muſeums am Freitag, den 21. d. M., abends 81 Uhr, im
Hör=
ſaal 326 der Techniſchen Hochſchule ſtatt. Der Eintritt iſt frei.
— Heſſiſches Landestheater. Am Sonntag, dem 23. November (
Toten=
ſonntag) wird im Kleinen Haus des Landestheaters ein dem Ernſt des
Tages entſprechendes Konzert des Landestheaterorcheſters unter Leitung
von Michael Balling veranſtaltet. Es kommen zum Vortrag: Das
Parſi=
fal=Vorxſpiel von Richard Wagner, Tod und Verklärung von Richard
Strauß und die Eroica von Beethoven. Anfang 7½ Uhr. Preiſe der
Plätze 50 Pfg., 1 Mk. und 2 Mk. Die für dieſen Tag angeſetzte
Auf=
führung von „Figaros Hochzeit” fällt aus. Das Konzert findet außer
Miete ſtatt. Die für „Figaros Hocheit” angeſetzte Zuſatzmiete V 4 wird
nachgeholt.
— Sonntagsmorgenfeiern im Kleinen Haus. Am Sonntag, dem
23. November (Totenſountag) findet die erſte Morgenfeier, veranſtaltet
von den Solomitgliedern des Landestheaters ſtatt. Dem Totenſonntag
entſprechend werden Herr Biſchoff und Herr Deharde geiſtliche
Lieder, Arien und Kantate von Händel und Bach ſingen. Am Flügel:
Joſeph Roſenſtock. Der Vorverkauf hat an der Tageskaſſe des Kleinen
Hauſes begonnen. — Am Dienstag, 25. November, findet im Kleinen
Haus ein Gaſtſpiel des ruſſiſchen Balalaika=Orcheſters ſtatt.
Der Vorverkauf beginnt am Freitag, 21. November. Das Balalaika=
Orcheſter iſt in Darmſtadt durch zwei Abende im Vorjahr, die
uneinge=
ſchränkten Beifall fanden, beſtens bekannt.
— Volkshochſchule. Zu der Abendfeier am Freitag, 21. Nov.,
8 Uhr, in der Aula der Baugewerkſchule, in welcher das
Schnurr=
buſch=Quartett zwei Streich=Quartette von Haydn und Mozart
zum Vortrag bringen wird, ſpricht Herr Dr. Corwegh die einleitenden
Worte. — Gleick zeitig machen wir darauf aufmerkſam, daß unſere
Gene=
ralverſammlung am Samstag, dem 22. Nov., gleicfalls um 8 Uhr
in der Baugewerkſchule ſtattfindet.
— Qualitätsausſtellung des Heſſiſchen Künſtlerkartells. Man ſchreibt
uns: Am Montag, den 17. d. Mts., war der letzte Ausſtellungstag, da
durch Beſcheid der Stadtverwaltung die Hallen auf der Mathildenhöhe
wegen der ſtark einſetzenden Kälte geſchloſſen werden mußten. Es muß
ſomit leider die im Programm feſtg=legte Ausſtellund der zweiten Wahl
in Wegfall kommen. Der letzte Sonntag brachte wied u eine ung
wöhn=
lich ſtarke Beſucherzahl; auch ſetzte gerade am Ende der Ausſtellung die
Nach rage nach den Werken beſonders ſtark ein, ſo daß mit eventl.
Ver=
käufen noch nach Schluß der Ausſtellung gerechn,t werden darf. Was
lebhaft begrüßt und als beſonderes Verdienſt der Kartell=Ausſtellung
an=
gerechnet werden muß, iſt, daß das Publikum endlich auf Grund einer
Ausſtellung, durch ſachgemäße Geſchäftsführung die Künſtler in ihren
Ateliels beſuchte, um ſo den Künſtler in ſeiner Arbeit näher kennen zu
lernen. Das iſt etwas, was nur im guten Heſſenlande nie gepflegt
wurde: mancher Auftrag kam auf dieſe Weiſe noch zuſtande. In
wel=
chem Maße das Heſſiſche Künſtlerkartell mit ſeiner erſten
Qualtätsaus=
ſtellung vom heſſ ſchen Publikum begrüßt wurde, bezeugt der Zuſpruch
von mehr als 15 000 Beſuchern inne halb 4 Wochen, eine Nekordziffer,
wie ſie die Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung den ganzen Sommer über
nicht aufzuweiſen hat. Auch iſt, der wirtſchaftlichen Lage entſprechend,
die Verkaufsziffe von mehr als 30 Prozent aller Werke, ein ganz
er=
freuliches Ergebnis. Die Ausſtellung nimmt im Dzember ihren Wag
nach Stutgart und von da nach Mannheim, mit der Zuverſicht des
wei=
teren beſten Erfolges.
— Berufsvorträge für die weibliche Jugend. Unvorhergeſehener
Hinderniſſe wegen müſſen die nächſten B.rufsvorträge im Muſikzimmer
des Saalbaues um 8 Tage verſchoben werden, und finden erſt wieder am
Freitag, den 28. November, ſtatt.
— Deutſch=Orden. Man ſchreibt uns: Vor überfülltem Saale
er=
öffnete der Komtur der Kommende Darmſtadt den Kommendeabend der
hieſigen Kommende. In wenigen Sätzen gab er ein Bild von der
augeu=
blicklichen Lage ſowie der Wahlausſichten der einzelnen Parteien. Sein
Hoch auf das deutſche Vaterland fand begeiſterte Aufnahme und der
vierte Vers des Deutſchlandliedes klang mächtig durch den Saal. Nach
einer kurzen Pauſe wurden ſodann die Namen der Herren verleſen, die
entweder als Junkeu oder Knappen dem Orden beizutreten wünſchen.
Die ſtattliche Anzahl der verleſenen Namen legte einen klaren Beweis
dafür ab, wie ſehr die Erkenntnis der überparteilichen Ziele des Ordens
auf fruchtbaren Boden fallen. Auch konnte die überaus feierliche
Auf=
nahme einer großen Zahl Junker als Brüder erfolgen. Gerade die große
Anzahl jüngerer Herren, die um Aufnahme in den Orden nachfuchen,
läßt deutlich erkennen, wie ſehr in unſerer Jugend der Wunſch nach
na=
tionaler Arbeit ſich regt. Nach Schluß der feierlichen Handlung ergriff
Herr Hanns Werner Langer das Wort zu einem von glühender
Begei=
ſterung zu ſeinem deutſchen Vaterland getragenen Vortrag über. Der
Deutſchorden einſt und jetzt”. Redner führte aus, wie die alten
Drdens=
uitter Apoſtel des Glaubens waren und ihren Glauben mit dem Schwert
verteidigten. Ebenſo iſt es Pflicht der jetzigen Ordensbrüder, reſtlos für
die ſchwarz=weiß=rote Religion einzuſtehen und ihr wieder zum Siege
zu verhelfen. Nur eine klar bejahende Stellungnahme, frei von jedem
perſönlichen Ich und frei von perſönlichen Nückſichten, kann uns zum
Siege verhelfen. Nicht dadurch, daß man in Vereinen iſt und jeden
unterſtützt, kann uns geholfen werden, ſondern nur die tatkräftige
Mit=
arbeit in einem der aber einen ganzen Man erfordert, bringt uns dem
Ziele näher. Die hohe Miſſion der germaniſchen Raſſe verlangt von
jedem einzelnen von uns ein offenes Bekenntnis zu ihr und eine
Los=
reißung von undeutſchem Mammonsmus. Schwarz=weiß=rot heißt:
Liebe zu jedem Bruder, zu Volk und Gott. Der nicht endenwollende
Beifall bewies, wie ſehr der Vortrag auf fruchtbaren Boden gefallen
war. Nach Worten des Dankes an den Nedner ſchloß der Komtur den
Abend. Die ſteis fleißige Hauskapelle trug durch eine Anzahl vorzüglich
geſpielter Märſche weſentlich zur Verſchönerung des Abends bei. Zum
Zwecke des gegenſeitigen Näherkennenlernens blieben die Brüder noch
einige Zeit gemütlich beieinander. Beſonders zu begrüßen war es, daß
eine ſtarke Abordnung Stahlhelmleute dem Kommendeabend beiwohnte,
und ſo zum Ausdruck brachte, daß ein enges Zuſammenarbeiten zwiſchen
den beiden Verbänden ſtat findet.
It.
— Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für Samstag,
den 22. November 1924, vorm. 9½4 Uhr: Vorentſcheidung gegen den
Polizeiwachtmeiſter Julius Barth, früher in Gießen, jetzt in Offenbach
a. M., wegen Körperverletzung.
*Orpheum.
Der Spielplan für die zweite Novemberhälfte bringt ein ganz
einzig=
artiges vielſeitiges Varietéprogramm. In ſeinem erſten Teil: „
Imer=
nationales Vcrieté”, eröffnen zwei Grotesktänzer, die zwei ſweet
Girls, Grotesk=dancingakt, den Abend mit ſehr humorvollen
Tanz=
darbietungen, dann folgen Eytmans in einem wirklich erſtklaſſigen
Drahtſeilakte, der ſogar mit das Beſte bringt, was auf dem Gebiet der
uralten Drahtſeilkunſt in modernſter Aufmachung gezeigt werden kann.
Die zwei äußerſt argzioſen Damen mit ihrem Partner ſind tatſächlich
Tänzeriunen auf dem Trahtſeil; es ſcheint irgend welche techniſche
Schnierigkeiten für ſie nicht zu geben; was den normalen Menſchen, auch
wenn er Künſiler iſt, auf ebener Erde ſchon Schwierigkeiten aller Art
bereitet, führen dieſe drei auf dem ſchwankenden Drahtſeil in
ſtaunens=
werter Sicherheit aus. Der Komiker Otto Mix gehört ebenfalls in
das groteske Fach; er iſt ein ſehr unterhaltender grotesker Tänzer,
Sänger und ein — Schwätzer, bei dem man nicht zu ſehr auf den
In=
halt ſeiner Speachs achten ſollte, als auf die wirkſame komiſche Art
ſeines Vortrags und ſeiner Tanzparodien. The muſikal
Mon=
archs ſind zwei amerikaniſche Muſikvirtuoſen, die auf allen möglichen
Blasinſtrumenten ernſte und heitere Muſik bringen, und zwar mit einem
techniſchen Können, das geradezu frappiert. Als Förderer des geſunden
Humors ſtellen ſich die Gebrüder Moſer vor, die ihre ganz
meiſter=
haften Leiſtungen derart geſchickt in ein grotesk humoriſtiſches Gewand
zu kleiden verſtehen, daß dem Beſchauer die Schwierigkeiten ihrer
Leiſtun=
gen kaum zum Bwußtſein kommen.
Gaſtſpiel der berühmten Oriainal=ruſſiſchen Kleinkunſtbühne
„Karuſſell”, Direktion und künſtleriſche Leitung Maria Medwedeff
und Eugen Fscoldoff; „Regiſſeur Michael Dalsky; „Conference Anna
Moroſoff. Dieſes Karuſſell iſt einer jener ruſſiſchen Kleinkunſtbühnen,
von deren Leiſtungen der „Blaue Vogel” uns jüngſt im Kleinen Haus
bemerkenswverte Proben gab. Aufmachung und Darſtellung im
Ein=
zelnen wie im Enſemble ſind im Karuſſell ähnlich, teilweiſe faſt gleich
denen des Blauen Vogels.
Der Regiſſeur Michael Dalsky geht von künſtleriſchen Geſichtspunkten
aus. Er zeigt Bilder und grelle Ausſchmitte aus dem ruſſiſchen Leben:
Keifende Marktweiber und tanzende Bauern, ſingende Soldaten,
ſchwer=
mütige Wolgaarbeiter und witzige Zigeuner und Straßenſänger. Es
bringt Marionettenſpiele und Volkstänze und umkleidet das alles mit
Geſang und Muſik. Die Art der Darſtellung iſt fragmentariſch,
andeu=
tungsweiſe, und gerade deshalb von beſonderem Reiz. Hinter der
hei=
teren Maske wird, (weil gute Schauſpieler am Werk), die Tragik des
Lebens ſichtbar. Hervorragend iſt beiſpielsweiſe die „
Straßenſänger=
parodie” (Leierkaſtonmann. Sängerin und Akrobat), von einer Echtheit,
die erſchaudern macht. Oder die „Wolgaſchlepper”, eine Kette
zerlump=
ter Geſtalten, mit dem Schiffsbau verknotet. In jeder Szene wird in
ſcharf umriſſener Form ein ernſter Gedanke ſichtbar. Das ſteigert ſich
mitunter zu einer gewiſſen Monumentalität.
Es ſind rect tüchtige, teilweiſe ausgezeichnete Schauſpieler, Sänger
und Tänzer in dieſer Karuſſelltruppe, die inſofern etwas ganz Neues
bringt, als ſie einen weiblichen Conféreneier beſitzt, welches Amt gerade
für die Kleinkunſtbühne bedeutſam von Anna Moroſoff mit dem
erfolg=
reichen Beſtreben, einen engen Kontakt zwiſchen Bühne und
Zuſchauer=
raum herzuſtellen, ausgeübt wird. Das Publikum bringt den Leiſtungen
beſtes Verſtändnis entgegen und ſpendet oft rauſchenden Beifall.
* Ueber Das Zei alter des Auauſtes” ſprach geſtern abend im
Feſt=
ſaal des Reglaymnaſ ums Herr Studienaſſeſſor Dr. Heſcher. Seinen
in=
tereſſanten, lehrreichen Au=führungen entnehmen wir folgendes: Das
Zeitalter des Auguſtus iſt in ſich eine Epoche in dem großen Ringen
zwiſchen europäiſcher und aſiatiſcher Weltauffaſſung — zwiſchen Oſt und
Weſt, das die gauzen Jahrhunderte der Ant ke vor und auch noch nach
Chriſti Geburt ausgefüllt hat. Den Gedanken eines einzigen großen
Univerſalreiches finden wir zum erſten Male bei den Perſern, deren
Könige, neben einem einzigen Erdreiche, den perſönlichen Gedanken eines
hoch über ſeine Untertanen erhabenen, gottäynlichen Deſpoten in der g— zen
damaligen Kulturwelt — in Griechenland und im Römerreiche durck ſetzen
wollten. Es hebt ein Ringen zunächſt des Hellenismus gegen dieſe vom
Oſten kommenden Gedankenrichtungen an, denen das griechiſche Volk
langſam zu unterliegen beginnt. Der hemmungsloſe helleniſche
Indivi=
dualismus vermag keine Kraft aus dem Urboden des eigenen Volkes mehr
zu ſchöpfen und muß den kraftvollen orientaliſchen Einflüſſen eines
Alexanders nachgeben, der als gottgleicher Herrſcher in Griechenland
auſtritt. So ſcheint mit dem religiöſen Kult, der einen Demetrius als
Gott feiert, Europa der Umarmung des Orients unterlegen zu ſein, da
tritt ein neues Reich, das Nömerreich in Erſcheinung. Der römiſche
Expanſionswille, die unverbrauchte Eigenkraft des römiſchen Volkes,
ſcheint ein Bollwark gegen die orientnliſche Invaſion zu ſein, es hebt ein
neues Ningen zwiſchen Oſt und Weſt an, aber der durch allzugroße,
rück=
ſichtsloſeExpanſion des Großarundbeſitzes ruinierte römiſche Bauernſtaud
der durch Eigenintereſſen und Machtgelüſte geſchwächte Adel, fördern die
aſiatiſchen Gedankenrichtungen, und hauptſächlich darin iſt der Grund zu
ſuchen, daß Julaus Cäſar, deſſen Ziel, nach orientaliſchem Muſter, als
gottähnlicher Imperator auf ein Univerſalreich gerichtet war, am
15. März 44 ermordet wurde. Aber noch war Nom nicht reif für
aſia=
tiſchen Deſpotismus, die nationale, republikaniſch römiſche Idee lebte
noch zu ſtark im Volk, und während Antonius, als Nachfolger Cäſars,
— auch ſeiner Gedanken — den Oſten des cäſariſchen Neiches beherrſchte,
übernahm Oklavian das Szepter im Römerreich, in Italien ſelbſt. Noch
nicht erfaßt und angekränkelt vom aſiatiſchen Oeſpotengedanken, will
Ok=
tavian nur ſein römiſches Volk als Nation auf die alte Höhe bringen. In
der Schlacht bei Action ſiegte er über den ganz dem
orien=
taliſchen verfallenen Antonius. In dieſem Kampf der beiden Präſidenten
handelt es ſich um einen Kampf zwiſchen Weſt und Oſt, und Oktavian als
Sieger von Action, hat nochmals der römiſchen, der weſtlichen Kultur
und Anſchauung, zum Siege verholfen. Auch als Sieger bleibt er ſich
und ſeinem Volke treu, ſeine Negierung als Kaiſer Auguſtus trägt den
Stempel echt römiſcher, althergebracter Eigenart und Stärke. Als Kaiſer
iſt er nur „pringeps” ſeines Volkes, nicht gottähnlicher Deſpot. Die alten
Gütter kommen wieder zu Ehren, das Heer wird gründlich aus alten
Römern neu organiſiert, Bauernſtand und Adel blüht noch einmal zu
alter Höhe — ein Akt der Selbſtbeſinnung geht durch das ganze römiſche
Volk, deſſen Sehnſucht nach einer Wiederherſtellung alter römiſcher
Kul=
tur, nach einer Wiedergeburt durch die zielbewußte, national=römiſche
Politik ihres Kaiſers befriedigt wird. — Das Römiſche Neich iſt
noch=
mals — allen orientaliſchen Anprallen zum Trotz — neu erſtanden.
Nir=
gens beſſer kann in die Seele eines Volkes hineingeſehen werden, die
Zeit nirgends beſſer erkannt werden, als in den Werken der Dichter,
Während Poperz, Ovid und Tibull die Neugeburt des Nömiſchen Reiches
noch kaum verſtehen, finden wir in den Werken eines Horaz und eimes
Virgil den Geiſt des Auguſtus — das Erkennen altrömiſcher nationaler
Eigenheit. Und wenn auch die Zeit des Auguſtus nur ein Teil des
großen Ringens zweier Welten iſt, ſo hat ſie doch deshalb größte
Bedeu=
tung für ſpätere Geſchlechter, weil durch ſie die reine römiſche Kultur
noch einmal für einige Jahrhunderte gerettet, vom Chriſtentum
aufge=
nommen und dadurch für alle Zeiten mitbeſtimmend wurde. — Die
An=
weſenden dankten dem Vortragenden mit lebhaftem Beifall. C.H.o.
— Verein für Bogel= und Geflügelzucht. Die
Novemberverſamm=
lung wurde von dem Vorſitzenden in üblicher Weiſe eröffnet, und gab
derſelbe vor Eintritt in die Tagesordnung davon Kenntnis, daß ſich in
den Oktoberbericht ein Irrium eingeſchlichen hatte, indem darin geſagt
wurde, in dem Referat über die Ausſtellung in Babenhauſen ſei der
Vor=
wurf erhoben worden, es ſeien widerrechtlich eingehaltene Brieftauben
ausgeſtellt worden. Dies war nicht der Fall, ſondern es wurde nur
ge=
ſagt es waren Brieftauben mit Verbandsringen ausgeſtellt, und in
Ba=
benhauſen beſteht kein Klub, noch gehört ein Züchter dem Verband an.
Zur Tagesordnung übergehend, erſtattete Herr Logel eingehend
Be=
richt über die Ausſtellung in Lampertheim und gab dabei ſeiner Freude
Ausdruck, daß die Ausſtellung ſo ſchöne Tiere zur Schau brachte. Herr
Oppel berichtete über die Ausſtellung in Fürth ebenfalls in eingehender
Weiſe und der zweite Vorſitzende gab Kenntnis von einem Beſuche der
Geflügelzuctfarm der Frau von Weinberg in Frankfurt. Er war
er=
ſtaunt, ſo viel des Schönen und Guten in einer Farm vereinigt zu finden
und teilte mit, daß die Beſitzerin in liebenswürdigſter Weiſe die
Beſich=
tigung ſeitens der Vereins genehmigt habe. Der erſte Vorſitzende gab
noch Kenntnis über Zucht, Form und Farbe der Laufenten, und empfahl
dieſe Zucht allen den Mitgliedern, die über den für Entenzucht nötigen
Platz verfügen. Eine angeregte Ausſprache über verſchiedene aus der
Verſammlung geſtellten Fragen, ſowie die übliche Freiderloſung
bilde=
ten den Schluß der Verſammlung.
Zu den Wahlen.
Wahrung des Burgfriebens am heſſiſchen Bußtag, am Sonntaa, dem
23. November.
Am kommenden Sonntag, dem Totenfeſt, begeht die evangeliſche
Landeskirche Heſſens den Buſtag, der von alters her im ganzen Lande
durch Ruhe und Einkehr gefeiert wurde. Obwohl der Wahlkampf für
die Reichstags= und Landtagswahlen dem Höhepunkte entgegengeht hat
deshalb gleichwohl der Heſſiſche Landesverband der Deutſchen
Volks=
partei, um ſeinerſeits an dieſem Tage allen politiſchen Zank
auszuſchal=
ten, die öffentlichen Verſammlungen im ganzen Lande für Sonntag, deue
23. November, abgeſagt.
— Deutſche Volkspartei, Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Samstag, den 22. November, abends 8 Uhr, findet in der
Turu=
halle (Woogsplatz), unſere erſte öffentliche Wahlverſammlung ſtatt, in
der Reichsmin ſter a. D. Dr. Becker und Oberſtudiendirektor Dr.
Kel=
ler=Büdingen ſprechen. Wir bitten alle unſere Mitglieder und
Par=
teifreunde, recht zahlreich zu erſcheinen und für die Teilnahme an dem
Vortragsabend eifrigſt zu werben.
— Vereinigte Vaterländiſche Verbände. Mittwoch,
den 26. November 1924, ſpricht im Saalbau Reichstagspräſident Exzellenz
Wallraf. Die Vereinigten Vaterländiſchen Verbände ſind eingeladen. Es
wird gebeten, dieſer Einladung Folge zu leiſten.
r Babenhauſen, 19. Nov. Dieſe Woche ſteht unſer Städtchen im
Zeichen des Wahlkampfes. Den Reigen eröffnete vergangenen Sonntag
die Sozialdemokratiſche Partei. Herr Rechlsanwalt Sturmfels=Groß=
Umſtadt ſprach über die kommenden Wahlen. Am Mittwoch abend findet
im Gaſthaus „Zum Adler” eine zweite öffentliche Wählerverſammlung
ſtatt, in der auf Veranlaſſung der hieſigen Ortsgruppe des Heſſiſchen
Bauernbunds Herr Reichs= und Landtagsabgeordneter Glaſer=Nordheim
ſprechen wird. Am Freitag abend folgt im „Gaſthaus zum Löwen” eine
weitere öffentliche Verſammlung, in der Herr Juſtizinſpektor Joſt Groß=
Umſtadt Fragen der Aufwer ung behandeln wird. Und am letzten
Wochentag, am Samstag abend, ſpricht im Auftrag der Demokratiſchen
Partei Herr Rektor Schäfer=Darmſtadt im Gaſthaus „Deutſcher Hof” über
die kommenden Reichs= und Landtagswahlen. Wahrlich ein flolter
Auf=
takt zum Wahlkampf.
* Wörrſtadt. Der Auftakt zu den Wahlſchlachten, hat in ganz
Rheinheſſen ſchlagartig eingeſetzt. Deu ſchnationale und Deutſche
Volks=
partei entfalten eine nie gekannte Nührigkeit, und ſehr zu hren Gunſten.
Ueberall — ſelbſt in den kleinſten Orten — werden Vorträge über
Volks=
wirtſchaft und Wiederaufbau gehalten. Die Gründung von
Ortsgrup=
pen ſchreitet rüſtig fort, ſo daß die Berufung von hauptamtlichen
Ge=
ſchäftsführern notwendig wurde, um die immer mehr zunehmenden
Auf=
klärungsarbeiten zu bewältigen. — Es ſcheint hier eine tadellos
arbei=
tende Organiſation am Werke zu ſein.
Wieſo kommt das?
Man ſchreibt uns: Heſſen hat ſich, ob es nötig war, ſoll
zu=
nächſt nicht weiter erörtert werden, nun auch eine
Prüfungs=
kommiſſion für Lichtſpielvorführer zugelegt. Nach
den vom Reiche im Einvernehmen, mit den Ländern
heraus=
gegebenen Grundſätzen ſoll ſich eine derartige Kommiſſion
zu=
ſammenſetzen aus:
a) einem beamteten ſachverſtändigen Vorſitzenden,
b) einem Beamten der Verufsfeuerwehr,
c) einem geprüften, von dem Verbande der Berufsgenoſſen
vorzuſchlagenden Lichtſpielvorführer.
Die heſſiſche Prüfungskommiſſion für Lichtſpielvorführer ſetzt ſich
zuſammen aus einem Profeſſor der Elektrotechnik, einem
Elektro=
technile, mit Fachſchulbildung, einem Lehramtsaſſeſſor und einem
Beamten der Feuerwehr.
Den vom Reiche aufgeſtellten Grundſätzen entſpricht nur der
Beamte der Feuerwehr. Die Kommiſſion enthält weder den
er=
forderlichen Sachverſtändigen für Lichtſpielweſen noch den
ge=
prüften berufsmäßigen Lichtſpielvorführer. Wieſo das
wahr=
ſcheinlich kommt, darüber demnächſt mehr. Man kann natürlich
ſehr im Zweifel ſein, ob eine Kommiſſion, die nicht ein einziges
Mitglied enthält, das mit der Filmvorführung wirklich vertraut
iſt, überhaupt zur Ausſtellung auch für die übrigen Länder
gül=
tiger Vorführ=Ausweiſe berechtigt iſt.
— Umſatzſteuer. Bezüglich der neuen Beſcheinigungen über
gewerb=
liche Weiterveräußerung von Luxusgegenſtänden gemäß 8 21 des
Um=
ſatzſteuergeſetzes verwerfen wir auf die heutige Anzeige der Finanzämter
Darmſtadt=Stadt und =Land und Langen.
— Ortskartell Darmſtadt des Deutſchen Beamtenbundes. Die letzte
Mitgliedervſammlung erſreute ſich eines aus allen Keriſen der
zuge=
hörigen Beamtenſchaft ſehr guten Beſuches. Hieraus konnte entnommen
werden, daß ſich die Beamtenſchaft der Bedeutung über die bekannt
ge=
wordenen Themen bewußt war. Nach kurzen einleitenden Worten des
Vorſitzenden. Herrn Verwaltungsinſpektor Goſenheimer, referierte der
Bund svorſitzende des Heſſiſchen Beamtenbundes und des Laudeskartells,
Herr Rektor Dr. Claß, über die Tagung des Deutſchen Beamtenbundes
in Berlin, insbeſondere aber über die zurzeit ſchwebenden
Beſoldungs=
fragen. Leider war ſeine Redezeit durch ſeine Abreiſe auf dreiviertel
Stunden beſchränkt, ſo daß er die Materie nicht erſchöpfend, ſo wie dies
notwendig war, behandeln konnte. Daß die Anweſenden wiſſen, um
was es heute geht, zeigte der überaus reiche Beifall, der den Referenten
gezollt worden iſt. Hieran anſchließend, berichtete Herr Goſenheimer
über die Tätigkeit innerhalb des Ortskartells und die dasſelbe in nächſter
Zeit berühnenden Fragen. Der Direktor der Beamtenbank, Herr
Bur=
ger, referierte eingehend über die Tagung des Beamten=
Wirtſchaftsbun=
des in Berlin, deſſen Ausführungen ebenfalls mit reichem Beifall zur
Kenntnis genommen wurden. Nach einem Schlußwort des Vorſitzenden,
Herrn Goſenheimer, der die Beamtenſchaft an ihre Pflichten den
Orga=
niſationen gegenüber erinnerte und nochmals auf die am 2. Dezember
in der Turnhalle ſtattfindende große B=amtenverſammlung hinwies,
ſchloß er mit Worten des Dankes die Verſammlung.
— Verein zur Abhaltung luth. Gottesdienſte in der Schloßkirche. Die
diesjährige lithurgiſche Totenfeier des Vereins wird von Herrn Pfarrer
Lautenſchläger am Samstag, den 22. November, abends 6 Uhr, in der
Schloßtirche gehalten werden. Die muſikaliſche Leitung har Herr
Stu=
dienrat Borngeſſer übernommen. Es kommen innerhalb der Liturgie
folgende Kompoſitionen, des Schweizer Komponiſten L. Kelterborn zur
Aufführung. Aus der Paſſion Hiob. Solo für Viola damour und
Orgel. (Herr Borngeſſer und Herr Sprenger.) „Begrabe Deine Toten”.
Lied für Bariton und Orgel. Text von Siebel. (Herr Albert Meiſe.)
Soloquartett: „Selig iſt, wer ſein Geſchick”. Text von Graf
Harden=
berg. (Herr und Frau Biſchoff, Herr Strelitz, Frau Kuhn=Liebl.)
Ueber Kelterborns Kunſt ſchreibt Friedrich Bürki in der Rheiniſchen
Muſik= und Theaterzeitung: Die Kunſt Louis Kelterborns wurzelt in
der abſoluten Geſtalt. Sie iſt Ausdruck des Transzendentalen und
ſteht dadurch über den Nalitäten der Erſcheinungswelt. Die
Inſpira=
tion zu ſolchem Kunſtſchaffen kann nicht dem Alltagsleben entſtammen,
ſondern muß einer Ideenlzelt im Sinne Platos entſpringen. Solch eine
Kunſt läßt uns daher auch ſtets aufs neue bewußt werden, daß „Muſik
höhere Offenbarung iſt als alle Weisheit und Philoſophie‟. Der
Ein=
tritt zur Totenfeier des Vereins iſt für Jedermann frei, doch werden nach
Schluß an den Türen Gaben zur Förderung der Vereinszwecke
entgegen=
genommen.
— 80. Geburtstag. Sonntag, den 23. November, begeht Herr
Hein=
rich Menges, Kahlertſtraße 30, ſeinen achtzigſten Geburtstag.
— Stadtgemende. Am Montag, den 24. November, abends 8 Uhr,
findt im Gemeindehaus. Kiesſrraße 17, die Wiederholung des
Myſterien=
ſpiels „Der verlorene Sohn” von Burkard Waldis ſtatt. Die Spieler
ſind Mitglieder der evang. Jugendvereinigung der Stadtgemeinde und
des Jugendbundes der Lukasgemeinde. Der Neinertrag iſt zu Gunſten
des Jugendheims der Jugendverbände der Stadtgemeinde beſtimmt.
Wir laden hierzu die Gemeindeglieder, ſowie Freunde und Gönner der
Jugend herzlich ein. Karten zu 50 Pfennigen ſind an der Abendkaſſe
zu haben.
und deren ſchädliche Folgen für die Atmungsorgane,
wenn Sie die Mundhöhle als Eingangspforte für
Infektionskeime täglich mehrmals einer gründlichen
MaTaATIIe Velldtel. Oi0
Reinigung mit Chlorodontzahnpaſte unterziehen,
A
deren Gehalt an aktiven Salzen die Munddrüſen zu geſteigerter Sekretion anregt und eine natürliche Mundreinigung bewirkt. Hinzu kommt
noch die mechaniſche Reinigungskraft und der erfriſchende Pfefferminzgeſchmack, wodurch jeder unangenehme Geruch und Geſchmack im Munde, der
ſchädliche Zahnſtein ſowie der häßliche braune Zahnbelag, wie er bei Rauchern oft aufzutreten pfleat, verſchwindet. Die Zähne werden meiſt
ſchon nach einmal gem Putzen blendend weiß. Schützen Sie ſich bei Beginn der rauhen Jahreszeit vor Anſteckungen und Erkältungen durch
Eine Probetube nebſt Gebrauchsan:
täglich dreinaligen Gebrauch von Chlorodont; denn verhüten iſt beſſer als heilen.
Zeitungzausſchnittes mit Ihrer Abceſt
Einſendung dieſes
1eo, Tresden N. 4.
Seite
Donnerstag, den 20. Robember 1924,
Das neue Adreßbuch.
Die zahlreichen Klagen und Beſchwerden über das neu erſchienene
„Adreßbuch 1924” veranlaßten den Verkehrsverein, am 14. November
eine Sitzung des Vorſtandes einzuberufen. Nach eingehender Prüfung
der vorliegenden Beanſtandungen, wurde einſtimmig beſchloſſen, folgende
Erklärung zu veröffentlichen, der ſich Herr Bürgermeiſter Mueller im
Namen der Stadtverwaltung anſchließt.
Erklärung:
Das jetzt erſchienene Adreßbuch der Stadt für 1924 enthält
Unrichtig=
keiten und Druckfehler und entſpricht damit leider nicht den
Anforderun=
gen, die en ein derar iges Nachſchlagewerk geſtellt werden müſſen. Die
erſchwerenden Umſtände, unter denen ſein Erſcheinen ermöglicht wurde,
erheiſchen aber eine zweifelloſe Nachſicht. Völlig ohne Unrichtigkeiten
iſt ein ſolches Buch, auch unter den günſtigſten Umſtänden, nicht
her=
zuſtellen, weil niemals ganz fehlerfreie Unterlagen vorhanden ſind. Das
Adreßbuch von 1921 war bereils unzulänglich. Das polizeiliche
Melde=
material konnte infolge der wirtſchaftlichen Wirren der Nachkriegszeit
und infolge der Tatſache daß die Vorſchriften über An= und Abmeldungen
vielfach nicht mehr beach et wurden, nicht die Genauigkeit aufweiſen wie
früher. Das Buch enthielt auch nur die reine Wiedergabe eines
Cin=
wohnerverzeichniſſes. Infolge der Inflation und des damit
verbunde=
nen Riſikos fand ſich zunächſt niemand bereit, ein neues Adreßbuch
her=
auszubringen. Da entſchloß ſich die ſtädtiſche Verwaltung, dem
bekann=
ten Montanusverlag in Siegen, der ſchon zahlreiche Adreßbücher anderer
Städte (Köln, Nürnberg, Siegen, Hagen, Stuttgart uſw.)
heraus=
gebrecht hatte, und der ſich dazu ohne Gegenleiſtung erbot, die
Heraus=
gabe des Darmſtädter Adreßbuches zu übertragen. Das Material für
das Einnohnerverzeichnis wurde dem Verlag ohne ſyſtematiſche
Be=
arbeitung zur Verfügung geſtellt. Die Fehlerquellen, die ſchon in den
Unrichtigkeiten des Meldematerials ſelbſt lagen, wurden durch die
Be=
arbeituig in einem fremden Ort und durch or sfremde Leute noch
ver=
ſtärkt. Hinzu kam, daß der Verlag bei der Stabiliſierung in
Zahlungs=
ſchwierigkeiten und ſchließlich in Konkurs geriet. Das dadurch liegen
ge=
bliebene Material und die Weiterbearbeitung mußte ſchließlich von einer
hieſigen Verlagsunternehmung unter ſehr erſchwerten Umſtänden
über=
nommen werden. Cs iſt der Stadt gelungen, aus dem Zuſammenbruch
des Montanusverlages der hieſigen Geſchäftswelt wenigſtens die
Er=
füllung ihrer bereits bezahlten Inſerataufträge und Buchlieferungen
zu retten.
Das nun einmal erſchienene Adreßbuch, das doch in vieler Beziehung
ein ganz brauchbares, ja ſogar unentbehrliches Nachſchlagewerk iſt und
nur unter erheblichen Opfern herausgebracht werden konnte, durch eine
voreingenommene Kritik zu diskreditieren, davor kann nur auf das
dringendſte gewarnt werden. Die Herausgabe weiterer Folgen des
Buches würde ſolchenfalls aufs äußerſte gefährdet, ja faſt unmöglich
ge=
macht werden. Das Adreßbuch 1924, das in ſeiner Ausſtattung wertvolle
Bereicherungen gegenüber der Ausgabe 1921 aufweiſt, iſt in allen
hieſi=
gen Buchhandlungen zu haben.
Ein brauchbares nahezu fehlerfreies Adreßbuch kann überhaupt nur
bei tätigſter Mitarbeit der Einwohner entſtehen. Es liegt deshalb im
eigenen Intereſſe der Einwohnerſchaft und insbeſondere der
Geſchäfts=
welt, daß ein jeder die aufgelegten Druckbogen prüft und
gegebenen=
falls berichtet. Außerdem iſt es erforderlich, daß jetzt ſchon
jeder=
mann Irrtümer im Adreßbuch 1924 dem Verkehrsverein oder auf Zimmer
Nr. 23 des Stadthauſes zur Berichtigung der Unterlagen mitteilt.
Der Vorſtand des Verkehrsvereins Darmſtadt.
Aufruf!
Die Volksküche Waldſtraße 18 — die bekannte private
Wohltätigkeitsanſtalt — die gerne für ihre Schützlinge ſeit nunmehr über
30 Jahren im Stillen gewirkt und geſorgt, ſie will auch weiterhin den
minderbegüterten Bevölkerungskreiſen eine Stätte bieten, wo ihnen
ge=
ſunde, reichliche und wohlſchmeckende Nahrung zu möglichſt billigen
Preiſen geboten wird. Welchen Segen eine ſolche Mahlzeit in geſchützten
Räumen bietet, welchen Quell beſſeren Befindens, größerer
Arbeitsfähig=
keit und erhöhter Zufriedenheit — dies bedarf keiner Ausfügrung, am
wenigſten in der jetzigen üklen Jahreszeit. Aber wer hilft der
Volks=
küche den notwendigen Winterbedarf beſchaffen?. Helfe bitte, wer helfen
kann. Der kleinſte Beitrag iſt willkommen und wird dankbar
angenom=
men. Beſonders jene, die berufen und in der Lage ſind, ihren
hilfe=
ſuchenden Mitmenſchen den beſcheidenſten Lebensunterhalt in warmer
Stube zu ermöglichen, ſollten ſich nicht abſeits ſtellen, ſondern durch
baldige gütige Zuwendungen von Lebensmitteln und Brennmaterialien
den Fortbeſtand der Volksküche ſichern helfen. Es werden überdies
jeder=
zeit auch Anmeldungen als Mitglied des Vereins ſchriftlich oder
münd=
lich bei der Leiterin der Volksküche, Waldſtraße 18, entgegengenommen.
Die nicht abgemeldeten Mitglieder ſind hiermit gebeten, die rückſtindigen
Beträge der beiden letzten Jahre gefälligſt nachträglich entrichten zu
wollen. Dank, iunigen Dank im voraus für jede gütige Zuwendung.
— Evangeliſcher Jünglingsbund in Heſſen (Heſſenbund). In den
Tagen vom 25. bis 29. November wird der Reichswart der
Jungmänner=
bünde Deutſchlands, Lic. Erich Stange=Leipzig, unſere Vereine in
Gießen, Friedberg, Offenbach, Mainz und Worms beſuchen und in
Führer= und Vereinsbeſprechungen, ſowie Familienabenden die
bren=
nendſten Gegenwartsfragen der Jugend behandeln. Die Nachbarvereine
der betreffenden Städte ſind natürlich auch zur Teilnahme herzlichſt
ein=
geladen und erhalten von dort die näheren Benachrichtigungen. Der
„Heſſenbund” hat jetzt die ſtattliche Zahl von 65 Vereinen erreicht und iſt,
als Glied des großen Reichsverbands, mitten in die
verantwortungs=
volle Aufgabe an der männlichen Jugend Deutſchlands geſtellt. Das
Verantwortungsgefühl auch für die gefährdete Jugend hat ihn ſeit ſeiner
letzten Vertreterverſammlung mit der Patenſchaft für die neue
Jugend=
heimſtätte auf der Aumühle bei Wixhauſen betraut.
In der Zuſendung der Fernſprechgebührenrechnungen iſt
neuer=
dings inſofern eine Aenderung eingetreten, als dieſe nicht mehr am
An=
fang des Monats an ſämtliche Fernſprechteilnehmer zur Abſendung
ge=
langen, ſondern die Abſendung ſich über den ganzen Monat verteilt, und
zwar derart, daß an jedem Werktag je nach Bedarf Rechnungen verſandt
werden. In die Rechnungen werden alle Gebühren aufgenommen, die
bis zum Schlußtag, welcher auf der Fernſprechrechnung vermerkt iſt,
bei der Fernſprechrechnungsſtelle zur Verrechnung vorgelegen haben.
Gleichzeitig wird hiermit nochmals beſonders auf die rechtzeitige
Be=
zahlung der Fernſprechgebührenbeträge, die vor Ablauf der
Zahlungs=
friſt bei der Fernſprechrechnungsſtelle eingegangen ſein müſſen,
hinge=
wieſen, da ſonſt die Gefahr der Fernſprechſperre beſteht.
— Nächſte Dampfer=Expeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
1. Bremen—New York: Dampfer Stuttgart (Kapt. K. Grahn)
ab Bremerhaven 25. Nov.; D. Preſident Rooſewelt 28. Nov.: D. Bremen
(Kapt. N. Wurpts) 3. Dez.; D. Republie 9. Dez.; D. America 12. Dez.;
D. Columbus (Kapt. N. Johnſen) 13. Dez. — 2. Bremen—
Phila=
delphia — Baltimore — Norfolk: D. Porta (Kapt. W.
Vieth) ab Bremen 20. Nov.; D. Hornfels 9. Dez. — 3. Bremen —
Cuba: D. Alrich ab Bremen 29. Nov. — 4, Bremen —
Braſi=
lien: D. Minden (Kapt. Vilſinger) ab Bremen 6. Dez.; D. Hornſund
R. Dez. — 5. Bremen — La Plata: D. Sierra Cordoba (Kapt.
D. Reimers) Paſſagiereinſchiffung in Bremerhaven 22. Nov.; D. Crefeld
(Kapt. Th. Thele) ab Bremen 30. Nov., ab Hamburg 4. Dez.,
Paſſagier=
einſchiffung in Bremerhaven 6. Dez.; D. Sierra Ventana (Kapt. O. fammlung geſchloſſen hatte, vereinigte ein gemütliches Beiſammenſein
Gößling) Paſſagiereinſchiffung in Bremerhaden 13. Dez. — 6.
Bre=
men — Oſtaſien: MS. Rheinland ab Bremen 22. Nov.; D. Schle=
(Kapt. C. Wolff) 6. Dez. — 7. Bremen — Auſtralien: MS.
Königsberg (Kabt. G. Bentſch) ab Bremen 26. Nov.; D. Hamburg 20. nen neu einzuweihen. Der Wormſer Odenwaldklub hatte in den letzten
Dezember.
Lokale Veranſialtungen.
Die blerunter erſcheſnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
im keinein Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritül.
— Die nächſte volkstümliche
Sonntagsvormittags=
muik von Oberregierungsrat Grospietſch im Realgymnaſi m findet am
der verfloſſenen Spielzeit des Landestheaters in beſter Erinnerung, der
zur Zeit mit großem Erfolge als erſter Baritoniſt an den Vereinigten
Stadttheatern Barmen=Elberfeld wirkt, hat in liebenswürdiger Weiſe
ſeine Mitwirkung zugeſagt und ſingt den ganzen großen Liederzyklus
von Franz Schubert, ein Werk, das das Erhebendſte, aber auch das
Volks=
tümlichſte darſtellt, was die deutſche Liedkunſt geſchaffen hat.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten.
Inner=
halb des Verbandes der Heſſiſchen Regimentsvereine findet am Toten=
Sonntag, den 23. November d. J., 8 Uhr vorm., in der ehemaligen
Garniſonkirche (Stadtkirche) ein feierlicher Totengedenkgottesdienſt zu
vorm., am Südeingang der Kirche. (Siehe heutige Anzeige.)
— Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag. 23.
Die Totengedenkfeier für die Gefallenen findet Sonntag, den 23. d. M.,
vorm. 8 Uhr in der Stadtlirch= unter Mitwirkung des Vereins ehem.
Militärmuſiker ſtatt. Die Teilnehmer müſſen um die feſtgeſette Zeit ihre beſtehen aus wertvollen Gegenſtänden — Zur Vervollſtändigung ihres
Plätze eingenommen haben. Rege Beteiligung ſeitens der Mitglieder
wird erwartet.
— Verein ehemal. 25er. Die Teilnehmer am Gedächtni
gottesdienſt in der Stadtkirche verſammeln ſi cham Sonntag um 7.50 U.
an der Feuerwache.
Aus Heſſen.
Pfungſtadt 19. Nov. Schilfrohrverſteigerung. Die
letzte Schilfroyrverſteigerung brachte, gegenüber der an ſich ſchon hohen
Taxation von 8170 Mark, einen Erlös von 14 080 Mk. Von auswärtigen
Steigerern wurde kein Gebot abgegeben. Das gute Ergebnis iſt
einer=
ſeits auf die günſtigen Zahlungsbedingungen, andererſeits auf die gute
Qualität der Ware zurückzuführen, die durch kulturelle Maßnahmen auf
einen ſolch erſprießlichen Stand gebracht werden konnte.
Pfungſtadt, 19. Nov. Die Verkehrsverhältniſſe auf
der Nebenbahn Pfungſtadt—Eberſtadt waren dieſer Tage auch
Gegen=
ſtand einer Erörterung im Beamten=Ortskartell. Ueber die ſchlechte
Zug=
verbindungen wurden lebhafte Klagen laut. Allgemein war man der
Anſicht, daß ein Ort von der Größe Pfungſtadts mit den Nachbarorten
Hahn, Eich und Eſchollbrücken einen bedeu end beſſeren Perſonen= und
Güterverkehr haben müſſe. — Zu dem gleichen Thema konnte in der
letzten Gemeinderatsſitzung der Bürgermeiſter mitteilen, daß ab 30.
No=
vember der Sonutgesverkehr durch Triebwagen verbeſſert werden ſoll.
* Roßdorf 19 Nov. In dem Saale des Gaſthauſes „Zur Sonne‟
fand die Aufführung von „Schäfer Hannpäiter”, des neueſten
Odenwäl=
der Volk.ſtücks unſeres Roßdorfer Lokaldichters Georg Löffler, ſtatt. Auch
hier hatte dieſes Stück einen großen Erfolg, nicht zuletzt infolge des
aus=
gezeichneten Spielermaterials, das dem Turnverein hierzu zur Verfügung
ſtand. Sämtliche Rollen waren gänzend beſetzt, ſodaß es ungerecht ſein
ſpürde, jemanden beſonders hervorzuheben. Da diele Perſonen, zum
Teil mit ſchon im Vorverkauf gelöſten Karten, keinen Ein ritt mehr
finden konnten, ſieht ſich der Turnverein genötigt die Aufführung am
kommenden Samstag, den 22. d. M., abends 8½ Uhr, zu wiederholen,
wozu die bereits gelöſten Karten Gültigkeit haben.
* Ober=Ramſtadt, 19 Nov. Gemeinderatsfitzung. Der
Bürgermeiſter gab zunächſt dem Gemeinderat Kenntnis, von der
ableh=
nenden Antwort der Gemeinde Roßdorf zu den Wegeherſtellungskoſten
am Orgelzipfen anteilmäßig beizutragen. Desgleichen von einer
Ver=
fügung des Kreisamts Darmſtadt, vom 31. Oktober d. J., über die
Viſi=
tation der Gemeindekaſſe Ober=Namſtadt. Die für die ausgeſchriebenen
Waſſerleitungsarbeiten in der Faulbach eingegangenen beiden Angebote
werden dem Gemeinderat im Wortlaut zur Kenntnis gebracht und nach
kurzer Beratung der Zuſchlag dem Wenigſtfordernden, Bauunternehmer
Peter Würtenberger 3., Ober=Ramſtadt, auf Grund ſeines Angebots
übertragen, unter der ausdrücklichen Bedingung, daß keinerlei
Nachfor=
derungen an die Gemeinde geſtellt werden können. Vor Eintritt in die
Beratung dieſer Angelegenheit verließ Gemeinderat Würtenberger, weil
an der Sache intereſſiert, den Sitzungsſaal. Anſchließend hieran wird
beſchloſſen den Waſſergraben in der Faulbach ausheben zu laſſen und
die Beaufſichtigung dieſer Arbeiten dem Kulturbauamt Darmſtadt zu
übertragen. Die Holzhauer hatten bei der Gemeinde eine
Lohnforde=
rung eingereicht, nach welcher ſie bereit wären, die Arbeit aufzunehmen.
Gemeinderat Fornoff ſtellte heute in dieſer Sache den Antrag der
Ge=
meinderat wolle darüber abſtimmen, ob ein örtlicher Tarif für die
Ent=
lohnung der Holzhauer aufgeſtellt werden ſoll. Die ſchriftliche
Abſtim=
mung hierüber ergab 7 Stimmen für und 7 gegen dieſen Antrag, ſo daß
er als abgelehnt gilt. Für die Gemeindeholzhauerei gellen ſonach die
Tariflöhne, die vom Forſtarbeitsamt und den Gewerkſchaften vereinbart
werden. Für die Anlieferung von Wellendraht für die Holzhauerei
wa=
ren fünf Angebote eingegangen. Schloſſermeiſter Wilhelm Rückert 1.
wurde die Lieferung, als Wenigſtnehmendem, auf Grund ſeines
Ange=
bots übertragen. Bürgermeiſter Rückert verließ in Gemäßheit des
Art. 107 L G.O. während der Beratung dieſer Sache den Sitzungsſaal,
und übernahm zwiſchenzeitlich Beig. Hofmann die Leitung der
Ver=
ſammlung. Adam Hofferberth II. u. Konſ. haben ein Geſuch eingereicht,
in der Pfingſtweide an ihren Grundſtücken einen anderen Waſſerabfluß zu
ſchaffen. Der Gemeinderat beſchließt zunächſt einen Koſtenvoranſchlag
hierüber aufſtellen zu laſſen, die Koſten anteilmäßig auf die Geſuckſteller
auszuſchlagen und dieſe hiernach erklären zu laſſen, ob die Herſtellung
auf dieſe Weiſe vorgenommen werden ſoll. Ein Geſuch des Gg. Heiſel I.
um Reduzierung des Platzgeldes für Aufſtellung von Karuſſell uſw. auf
dem Marktplatz während Kirch= und Nachkirchweihe findet teilweiſe
Be=
rückſichtigung. Ein Antrag der Adam Hofmann 7. Ww. und Konſ., um
Anlegung eines Kanals in der Neugaſſe wird zur Aufſtellung eines
Koſtenvoranſchlags zurückgeſtellt. Der Landw.=Schule Darmſtadt wird
mit 8 gegen 5 Stimmen, bei einem unbeſchrieben abgegebenen
Stimmzet=
tel, ein Zuſchuß von 30 Mark aus der Gemeindekaſſe bewilligt. Als
Ge=
meindehundeſteuer ſoll für 1925 für jeden Hund der Betrag von 6 Mark
erhoben werden. Das Geſuch des Jakob Scherb=Oberurſel um
Geneh=
migung zum Betrieb einer Gaſtwirtſchaft auf der Waldmühle wird
ge=
nehmigt und die Bedürfnisfrage mit 7 gegen 3 Stimmen, bei 4
Enthal=
tungen bejaht. Ein Antrag des Georg Emil Weber, um Errichtung einer
maſſiven Wand in ſeiner Küche im Gemeindehaus, Darmſtädter Str. 29,
wird nach inzwiſchen vorliegendem Gutachten der Baukommiſſion
geneh=
migt. Die Mieten der Gemeindewohnungen ſollen durch die zuſtändigen
Kommiſſionen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden.
r. Babenhaufen, 19. Nov. Das Konzert, das der Wanderklub
Berg auf” im „Gaſthaus zum Löwen” veranſtaltete, war ſehr gut
be=
ſucht und nahm einen ausgezeichneten Verlauf. Im Mittelpunkt des
In=
tereſſes ſtanden die kunſtvoll vorgetragenen Mandolinenvorträge des
Wandervereins „Fidelio”=Neu=Iſenburg, die den ſtürmiſchen Beifall der
zahlreich erſchienenen Zuhörer ernteten. — Kommenden Sonntag ſoll,
wie in früheren Jahren, auf dem Ehrenfriedhof eine
Gedächtnis=
feier für die Opfer des Weltkriegs abgehalten werden.
* Werſau, 19. Nov. Zurzeit findet auf der Saalkegelbahn bei
Hein=
rich Trautmann, dahier, großes Preiskegeln ſtatt. Kegelzeit:
Samstag abend von 8—11 Uhr und Sonntag, nachm. von 2—7 Uhr.
Wertvolle Preiſe, im ganzen 35, laden zur Teilnahme ein.
* Fränkiſch=Crumbach, 18. Nov. Der hieſige Kriegerverein hielt mit
ſeiner Schützenabreilung ſeine 2. Generalverſammlung im Gaſthaus
„Zur Linde” dahier ab. Der Vorſitzende, Herr Beigeordnete Kappes,
begrüßte die Kriegervereinsmitglieder und deſſen Jungmannſchaft, die
Schützenabteilung, und richtete hierauf in packender, zündender Rede
ernſte Worte an die Anweſenden. Er beklagte die Parteileidenſchaft, die das
Volk zerklüfte und die ein großes Verhängnis für die Wohlfahrt unſeres
Landes ſei. Gerade in der heutigen ſchwveren Zeit, wo das Vaterland
darniederliege, ſei dieſe am allerwenigſten angebracht und doppelt
ſchäd=
lich. In keinem anderen Staate wühle ein ſolch volkszerrüttender Hader
wie bei uns. Liebe und Treue zu Volk und Reich müſſe das erſte und
vornehmſte Gebot jedes Deutſchen, ohne Unterſchied der Parteirichtung
ſein. Der Redner mahnte eindringlich, ſich endlich frei zu machen von
allem Haß und mitzuhelfen an dem Wiederaufbau des Deutſchen Reiches,
auf daß es wieder den ihm gebührenden Platz unter den Völkern
ein=
nehme. Einigkeit nur könne uns ſtark und frei machen, Einigkeit nur
uns einen neuen deutſchen Frühling bringen! Im weiteren Verlauf
ſeiner Rede ermunterte er die Zagen und Lauen, Front zu machen
gegen die Knechtſchaft, in die uns der Verſailler Würgevertrag geſtürzt
habe. Wenn wir auch heute am Boden lägen, ſo brauchten wir uns
doch nicht ſelbſt noch mehr zu erniedrigen, im Gegenteil, wir follten
uns aufraffen und ermannen, ſingen und handeln wie der Nodenſteiner
in dem Scheffelſchen Liede: „O römiſch Reich! Du biſt nicht mehr, doch
reit ich noch zu Deiner Ehr.” Mit den Worten: Einigkeit und Recht
und Freiheit für das deutſche Vaterland” ſchloß der Vorſitzende ſeine
mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen. Hierauf ſprach
der Führer der Schützenabteilung, Kamerad Leonhard Katzenmeier über
das Schützenweſen. Weiter ſprachen noch zur Tagesordnung die
Kame=
raden Steiger, Schäfer und Kropp. Aus der Mitte heraus erſcholl dann
das Deutſchlandlied. Nachdem der Vorſitzende, Herr Kappes, die
Ver=
die Erſchienenen noch einige Stunden.
* Gras=Ellenbach, 19. Nov. Am Sonntag war das idhlliſch gelegene
ſien (Kapt. F. Schmitt) 22. Nob.; D. Lorenzo 29. Nov.; MS. Fulda Odenwalddörfchen Gras=Ellenbach das Ziel vieler wanderfroher
Men=
ſchen. Galt es doch, den in der Nähe gelegenen Siegfriedbrun=
Wochen weder Zeit noch Mühe geſcheut um dieſer von Sagen umwobenen
Stelle ein würdigs Ausſehen zu verleihen. Und es iſt ihm gelungen,
ein ausnahmsweiſe ſchönes Plätzchen mitten im ſtillen Waldesfrieden zu
ſchaffen, das alle Naturfreunde zu andächtigem Schauen und ſtillen
Ver=
wveilen einladen wird. So konnte denn heute die Wormſer Ortsaruppe
ſtolz auf ihr Werk blicken. Ihr erſter Vorſitzender hielt an der Quelle
eine feſſelnde Anſprache, die mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde,
Sonntag, 30. November, um 11.15 Uhr, ſtatt. Herr Robert Hager, von und übergab den Brunnen in die Obhut des Zentralausſchuſſes. Der
Vertreter desſelben dankte in warmen Worten und empfahl die Anlage
dem beſonderen Schutze der neugegründeten Ortsgruppe Gras=Ellenbach.
Den Schluß der Weihe bildete eine mit vielem Humor eingeleitete
Ueber=
raſchung. Aus dem Brunnen holte man, außer dem köſtlichen, aber etwas
friſchen Waſſer, einen noch köſtlicheren Wein hervor. Dieſem gab auch die
überwiegende Mehrheit den Vorzug und ſprach ihm tüchtig zu.
Munte=
ren Schrittes eilte man nun von dem Siegfriedbrunnen hinab nach dem
Hotel „Siegfriedbrunnen”, wo es an nichts mangelte, um den Gäſten
einige genußreiche Stunden zu bieten.
* Auerbach, 19 Nov. Schießſport. Die hieſige Schützengeſell=
Ehren unſerer G fallenen ſtatt. Den Kameraden wird zur Pflicht ge= ſchaft hat an vier Sonntagnachmittagen ein Hammelſchießen veranſtaltet.
macht, zu dieſer Feier zu erſchenien. Sammelplatz pünktlich 348 Uhr woran ſich eine größere Anzahl Schützen beteiligten. Neun Preiſe, die
teils geſtiftet wurden, kamen zur Verteilung. Es ſchoſſen folgende
Ringezahl: „J. Schnellächer ſen. 54, Fr. Hartz 53, A. Bareis 51, J.
Schnellbächer jun. 50, K. J. Dittmann 50, V. Peter 49, K. Kienz 48,
W. Krauß 48, L. Brack 47. Die beiden erſten Preiſe beſtanden aus
einem Maſthammel und einer gemäſteten Gans. Auch die übrigen Preiſe
neuen Schießplatzes am Eingang in den Wald zur „Not Gottes”, der
bis zum Frühjahr fertiggeſtellt ſein ſoll hat die Schützengeſellſchaft
neuer=
dings von den Landwirten Hein und Bauer in Zwingenberg zwei
Grund=
ſtücke käuflich erworben. Am letzten Sonntag wurde der ſeitherige
Schießplatz letztmals benutzt.
Rummer 323.
— Von der Bergſtraße, 19. Nob. Pridatſchlachten. Mit
Anfang dieſes Monats hat auf dem Lande überall das Privatſchlachten
von Schweinen begonnen. Jeder Landwirt ſchlachtet alljährlich in den
Wintermonaten ein oder zwei Schweine, und wird damit für Fleiſch,
Wurſt und Fett für das ganze Jahr hindurch geſorgt. Es gibt auch viele
Kaufleute, Handwverker und Arbeiter, die ihre „Wutz” ſchlachten. Bei
dem Schlachten fällt in der Regel für die Nachbarn etwas ab, und wenn
es nur die übliche „Metzelfuppe” iſt, die friſch aus dem Wurſtkeſſel ganz
vortrefflich ſchmeckt. Dieſe alte Sitte iſt ein ſchöner Zug unſerer
Land=
bewohner und hat ſchon gar oft die etwas locker gewordene Freundſchaft
wieder erneuert.
wk. Wimpfen am Neckar, 18. Nov. Die Winterſtille, die nach
Been=
digung der Saiſon im Solbad Wimpfen einſetzt, wurde durch die
poli=
tiſchen Parteien unterbrochen, die z. T. Führer aus ihren Reihen in das
alte Reichsſtädtchen entfandten; ſo kam der bekannte württembergiſche
De=
mokrat Dr. Th. Heuß und der ſozialdemokratiſche Fraktionsführer in
Heſſen Abg. Kaul, um Wahlpropaganda zu betreiben. Auch eine Or.
s=
gruppe des Reichsbanners Schwarz=rot=gold hat ſich unter Führung des
als Demokraten bekannten Studienrats Dr. Betzendörfer gebildet.
Aus dem Nalhaus hört man, daß der Gemeinderat dem
Baupro=
gramm des Bürgermeiſters Sailer zugeſtimmt hat, wonach 20
Einfami=
lienhäuſer errichtet werden ſollen, wozu die Stadt 150 000 Mark
bei=
ſteuert; der Rührigkeit des Bürgermeiſters iſt es zu verdanken, daß ſeit
Kriegsende bis jetzt bereits 43 Wohnungen geſchaffen wurden, ſo daß im
nächſten Jahr insgeſamt über 60 Wohnungsſuchende befriedigt worden
ſind und damit die Nachfrage ged=ckt ſein dürfte. — Die Errichtung eines
Ehrenmals für die Gefallenen iſt nunmehr (trotz des Proteſts
des Reichsbunds der Kriegsbeſchädigten, deſſen Vertreter das Denkmal
ablehnen) ſoweit gefördert, daß ein Ausſchuß mit den Vorarbeiten, der
Ausführung und dem Aufbringen der Geldmittel beauftragt iſt.
S Kelſterbach a. M., 19. Nov. Ein Holzhaus, das vom Reich
der Gemeinde zur Verfügung geſtellt wurde, ſoll hier errichtet werden.
Die Arbeiten für den Aufbau ſind bereits vergeben. — Zur Wahliſt die
Gemeinde in zwei Wahlbezirke eingeteilt.
Crumſtadt, 16. Nov. Der Omnibusverkehr zwiſchen hier
und dem Bahnhof Goddelau iſt wieder aufgenommen worden. Das Auto
verkehrt zweimnal am Tage.
Aus Rheinheffen, 19. Nov. Erleichtert atmet die linksrheiniſche
Bevölkerung, insbeſondere die bäuerliche und die Geſchäftswelt auf,
kann ſie doch jetzt wieder für ihr deutſches Geld die Eiſenbahn benützen
und braucht nicht mehr Stunden vor der Reiſe auf fremde
Zahlungsmit=
tel Jagd zu machen. Für viele der weniger Reiſenden war es eine
Plage, fremdes Geld zu erhalten. An den zum Teil von zweifelhaften
Elementen unterhaltenen Wechſelkaſſen wurde meiſt kein geringer Wucher
betrieben. Dazu kamen die nun verſchwundenen, vielgeprieſenen Negie=
Bahnſchalter, die meiſt auch mehr abnehmen mußten — weil kein
Klein=
geld —, als zu entrichten war. Vicle unſerer Weggenoſſen erlitten
hier=
durch nicht geringe Einbußen, weil ſie nicht in der Lage waren, raſch
umzurechnen. Stundenlanges Warten an den Güterabfertigungen war
an der Tagesordnung, danehen kamen die erwarteten Güter nicht an
und abgeſandte mit Zollvermerk unbeſtellt zurück. Bahnanlage und
rol=
lendes Material befindet ſich in einer troſtloſen Verfaſſung, und es
be=
darf gewaltiger finanzieller Aufwendungen und monatelanger
inten=
ſiver Arbeit, um die ehemalige Leiſtungsfähigkeit und Betriebsſicherheit
zurückzugewinnen. Nicht minder, wie mit der Erneuerung der techniſchen
Objekte, muß eine Neubelebung des Eiſenbahnergeiſtes einſetzen, der nach
der Revolution, durch Einſtellung von radikalen Außenſeitern, furchtbar
durchſetzt wurde. Es muß wieder der Geiſt des höflichen, dienſtbereiten
deutſchen Eiſenbahnperſonals von anno 1914 vorſchweben. Die
Bevöl=
kerung, die auf die Eiſenbahn angewieſen iſt. muß ſich wieder heimiſch
fühlen können im Umgang mit deutſchen Eiſenbahnern.
* Friebberg, 19. Nov. Das Polytechnikum hat jetzt mit 600 Hörern
ſeit ſeiner Gründung den höchſten Stand erricht. Im begonnenen
Winter=
halbjahr haben ſich 124 Studierende neu eingefunden, darunter 71
Deutſche und 53 Ausländer.
* Gießen, 19. Nov. In der Schillerſchule fand unter dem Vorſitz des
Kreisſchulinſpektors Prof, Dr. Alles eine Lehrerkonferenz ſtatt, welche
über die akute Frage des Lehrplans der Grundſchule
verhan=
delte und die Unterrichtsſtoffe in großen Zügen aufführte. Es wurden
anſchließend für die einzelnen Unterrichtsfächer Ausſchüſſe gewählt, die die
Lehrpläne auch für die vier oberen Schuljahre ausarbeiten ſollen.
Die Aufführung des Lehrfilms „Nordſee, Strand und Inſeln”
führte geſtern und heute zahlreiche Schulklaſſen aus den Nachbarorten
in das hieſige Heſſiſche Lichtſpielhaus an der Stadtkirche. Die
wunder=
baren Naturaufnahmen, welche von einem erklärenden Vortrag begleitet
wurden, fanden allgemeinen Beifall bei Lehrern und Schülern.
* Gießen, 15. Nov. 35000 Einwohner. Nach der letzten
Volkszählung (vom Oktober d. J.) zählt unſer Städtchen insgeſamt
35 130 Einwohner. Darunter befinden ſich rund 1200 Studenten. Von
den 33 930 ſtändigen Einwohnern entfallen 16 190 auf das männliche und
17738 auf das weibliche Geſchlecht. Gegen das Jahr 1919 iſt eine
Be=
völkerungszunahme von zirka 3000 Perſonen zu verzeichnen. — Die
Biebertalbahn hat ſeit heute eine weſentliche Verbeſſerung des
Fahrplans vorgenommen, was von den anliegenden Orten ſehr begrüßt
wird. — Die neue in Apolda gegoſſene „Deutſche Glocke am Rhein”, die
Erſatzglocke für die ehemalige Kaiſerglocke, hat Mitte dieſer Woche auf
dem Wege nach Köln unſere Stadt paſſiert.
* Münzeuberg. 19. Nov. Um den Wiederaufbau der
Rindvieh=
zucht in der Wetterau zu beleben, hielt der Generalſekretär des
Land=
wirtſchaftskammer=Ausſchuſſes für Oberheſſen in der Gaſtwirtſchaft Volp
einen Vortrag über Simmentaler Rinder und die Tätigkeit der
Kontroll=
vereine. Der Redner zeigte die Vorzüge und die wirtſchaftliche
Bedeu=
tung dieſer Raſſe und führte aus, daß gerade die Kontrollvereine ſich in
Norddeutſchland hervorragend zur Hebung der Rindviehzucht bewährt
hätten, und empfiehlt die Einführung in der Wetterau.
* Alsfeld, 17. Nov. Die Stadtvertretung befaßte ſich in ihrer
geſt=
rigen Sitzung mit der Erbauung einer Feſthalle und dem Umbau des
Deutſchen Hauſes zu einem Saalbau. Einſtimmig wurde der
Beſchluß gefaßt, auf dem Lindenplatz, bzw. Sportplatz, nach dem Plane
des Stadtbaumeiſters Egner eine Wirtſchafts= und Feſthalle zu
errich=
ten. Der erforderliche Kredit foll im Wege der Kapitalaufnahme
auf=
gebracht werden. Das Gebäude iſt zu 40 000 Mark veranſchlagt. An
die Wirtſchaftshalle ſollen ſich noch anſchließen: Vorſtands= und
An=
kleidezimmer, Waſchraum, Muſikpavillon und Terraſſe. Die ganze Halle
erhält eine Länge von 60 Metern und eine Breite von 13 Metern. Decb
Umbau des Deutſchen Hauſes wird zu 100 000 Mark geſchätzt. Die
Aus=
führung wird als unaufſchiebbares Bedürfnis bezeichnet. Bis zum
nächſt=
jährigen Prämienmarkt ſollen beide Bauden fertiggeſtellt ſein.
Archi=
tekt Rohrbach wurde mit dem Umbau des Deutſchen Hauſes beauftragt.
— Die Gewährung einer einmaligen Wirtſchaftsbeihilfe an die
Ge=
meindebeamte der Gruppen 1—6 wird genehmigt.
* Aus dem Lande, 19. Nob., wird uns geſchrieben: Der
Reichs=
präſident hat unterm 10. November eine Verordnung erlaſſen, in der
auch der Steuerdruck für die Lohn= und
Gehaltsempfän=
ger etwas gemildert wird. Ein Beauter mit 260 Mk.
Monatzeinkom=
men erhielt monatlich bisher 239 Mark wenn er ledig oder weiblich,
245,30 Mark wenn er verheiratet war und zwei Kinder hatte. Der
ein=
kommensſteuerfreie Einkommensteil iſt durch die Verordnung von 50 auf
60 Mart erhöht worden. Das hat zur Folge, daß der obengenannte
Familienvater nun 246, der ledige Beamte mit dem gleichen Einkommen
240 Mark bezieht. Der Steuernachlaß macht ſich alſo für den
Familien=
vater am wenigſten bemerlbar. Er gewinnt nur 70 Pfg. im Monat, der
Hageſtolz dagegen eine Mark. Mit jedem weiteren Kinde vermindert
ſich der Steuergewinn um 10 Pfennig. Es iſt ganz ausgeſchloſſen, daß
ein ſolches Ergebnis der Verordnung die Abſicht des Geſetzgebers war
oder iſt. Es müßte doch gerade umgekehrt ſein. Die Familie müßte
von der Milderung der Lohnſteuer den größten Vorteil haben, denn
nach der Reichsverfaſſung haben kinderreiche Familien Anſpruch auf
ausgleichende Fürſorge und die Ehe ſteht unter dem beſonderen Schutze
der Verfaſſung. Dieſe Ergebnis zeigt alſo, daß die Verordnung falſch
aufgebaut iſt. Es darf künftig der einkommenſteuerfreie
Einkommens=
teil nicht mehr erhöht werden. Es muß vielmehr der Hundertſatz der
Steuer, der für Frau und Kinder abzugsfähig iſt, erhöht werden, etwa
von eins auf zwei. Nur ſo wird man der Familie gerecht. Geradeſo
mißſtändig iſt es, wenn die geringfügige Nachzahlung, die jetzt
an=
läßlich der Neuregelung des Wohnungsgeldes in manchen Orten erfolgt,
bei Familienvätern und Unverheirateten faſt gleich iſt. Das kann ſich
ein Staat leiſten, der ſein goldenes Zeitalter hat. In Notzeiten wie
wir ſie eben in der Familie, im Staate und im ganzen Volke erleben,
muß der ſoziale (geſellſchaftliche) Geſichtspunkt unbedingt mehr betont
werden. Jedem ſeine Daſeinsberechtigung, vor allem aber den
Ehe=
frauen und ganz beſonders den Kindern, Deutſchlands Zukunft und
Hoffnung!
Nihnerguggen
Hornhauf, Sckwlelen und Warzen
beseltiet sciinell, sicher,
schmers- und gelſahtlos KAmHirot
derztlich empfohlen. Milllonenlach bewährt. — In Apotheken und”"
Drogerien eihättlich. — Giegen Fußschweiß, Brennen u. Wundlaufend
Kukirol-Fusond.
Engel-Apotheke Dr. E. Merck; Drogerien: Bessunger-Drogerie, Inh.
W. Hartlaub, Bessungerstr. 1: Anton Fischer, Frankkurterstr. 14;
Gg. Liebig & Co. Nachf., Luisenstr. 4; Apotheke Logel,
Eliabethen-
straße 0; Martins-Drogerie, Pankratiusstr. 41; Ph Secker Nachf.,
Ludwigchölstr iße 1: C. Watzinger Nachf., Wilhelminenstr. 11; Chr,
Schwinn, Rheinstraße; G. Hübner, Karlstraße 56.
(V.12659
Rummer 323
Seite 7.
Alouette.
Ein Roman unter weißen und roten Menſchen.
Von Friedrich A. Wyneken.
bz. Die Schwadron hatte für die Nacht an den flachen Ufern
des Laramie Niver kampiert. Sie ſollte am Morgen um drei Uhr
auſſitzen. Aus dieſem Grunde lagen am Abend vorher ſo viele
Ofſiziere um das hellfladernde Lagerfeuer, ſtatt in dem
Kantinen=
zelt Poker zu ſpielen.
Noch ehe der Schlaf die müden Glieder der Soldaten umfing
ertönte aus dem geheimnisvollen Dunkel von der Richtung des
Fluſſes her ein herzzerbrechendes Schluchzen, das jedes andere
Geräuſch im Lager zu plötzlichem Schweigen brachte. Man hörte
nicht mehr das Scharren der Pferde, in den Umzäunungen der
Maultiere wurde es ſtill. Alle Vierfüßler ſpitzten die Ohren und
lauſchten auf das myſteriöſe Geräuſch.
„Herr des Himmels, was iſt das?” rief einer der
Sergean=
ten, indem er aufſprang.
„Coyotes,” meinte ein junger Rekrut, der mit ſeiner Kenntnis
der Prärie unbercchtigterweiſe zu prahlen beabſichtigte.
„Tender foot” murmelte der Sergeant, ohne den Naſeweiſen
auch nur eines Blickes zu würdigen: „die heulen anders”.
Aus der Gruppe der Offiziere erhob ſich ein Leutnant und
reckte den ſechs Fuß hohen, ebenmäßig gebauten Körper. Als er
ſich von dem Lagerfeuer entfernte, lag auf dem ſchönen
männ=
lichen Geſicht der Ausdruck unendlichen Wehs.
„Alouette! Alouette!” murmelte der junge Offizier.
Vor mehr als drei Jahren hatte William Nay, der junge,
erſt kürzlich aus dem Kadettenkorps zu Weſt=Point nach dem
We=
ſten verſetzte Leutnant, eine junge Cheyenne=Indianerin geſehen
und ſich in ſie verliebt. Am Abend wandelte er mit der exotiſchen
Schönen, die den jungen Sohn Martis vergötterte, an den Ufern
des Laramie. Umſchmeichelt von den ſommerlichen
Abendwin=
den, dem Rauſchen der Weidenbäumen, dem beſtrickenden Duft
wilder Blumenauen, hatten die beiden ſo verſchiedenen
Menſchen=
kinder ſich ihrer erſten Liebesleidenſchaft hingegeben. Die Zeit
ver=
ging. Auf den braunſonnigen Herbſt folgte ein bitterkalter
Win=
ter. Die Blüten der Liebe zerſtörte rauher Froſt in dem Herzen
des jungen Offiziers; er hatte bereits im Herbſt die kleine
Indi=
anerin ſo vernachläſſigt, daß ſie im Winter nicht mehr vor ſeinem
Angeſicht erſchien.
In jenem bitterkalten Winter gab es böſes Blut zwiſchen den
Cheyenne=Indianern und der weißen Beſatzung des Forts.
Ei=
nige der Rothäute hatten von einer Farm in der Umgegend Pferde
geſtohlen und wurden dafür in dem Fort gefangen gehalten. Die
Reſervation der Cheyennes befand ſich kaum drei Meilen von dem
Fort entſernt in einem verſteckten Tal. Der Bundes=
Indianer=
agent Crook war außerdem mit dem Häuptling auf irgend eine
Weiſe in Streit geraten und fürchtete ſich inſolgedeſſen vor den
roten Menſchenbrüdern. Die Beſatzung des Forts erhielt deshalb
auf Anſuchen des Agenten von Waſhington aus den Befehl, die
in geringer Entfernung von der Reſervation gelegene Agentur zu
beſchützen. Leutnant William Ray wurde aus dem Fort
abkom=
mandiert, und es fiel ihm die Aufgabe zu, zwiſchen dem Agenten
und ſeinen Rothäuten mitten in Eis und Schnee zu kampieren,
bis die Gefahr eines Angriffes vorüber war.
Die Soldaten befanden ſich kaum vierundzwanzig Stunden
an Ort und Stelle, als der Häuptling „Doppelmond” begleitet
von einigen mit Federn geſchmückten und kriegeriſch angemalten
Raſſegenoſſen vor dem jungen Offizier erſchien. Er konnte nicht
engliſch ſprechen, und kein Weißer iſt im Stande, ohne
Zuhilfe=
nahme der Zeichenſprache mit den Cheyennes zu verkehren. Als
Dolmetſcherin hatte die junge verlaſſene Geliebte Rays, Alouette,
Donuerstag, den 20. Ro ember 1924.
den Häuptling, ihren Großvater, in das Lagex begleitet. Das
lunge Weib, das während der ganzen Unterredung die ſchwarzen
Augen auf den Boden gerichtet hielt, trug auf dem Rücken in
einem flachen Korb, der auf den Schultern hing, ein Kind, bei
deſſen Anblick Leutnant William Ray nur flüchtig errötete.
Das Interview drehte ſich um die gefangenen Spitzbuben
und war auf beiden Seiten durch lakoniſche Kürze ausgezeichnet.
Doppelmond kehrte ſchließlich dem Offizier ſeinen breiten Rücken
und marſchierte zornig, aber würdevoll mit ſeiner Begleitung
da=
von. Als der Rittmeiſter kurze Zeit darauf vom Fort
herunter=
kam, um den vorgeſchobenen Poſten zu inſpizieren, erhielt
Leut=
nant Ray einen ſtrafenden Blick von ſeinem Vorgeſetzten, dem
namentlich der Umſtand, daß Doppelmond ohne den üblichen
Handſhake auf und davon gegangen war, recht bedenklich vorkam.
Am nächſten Tage machte Doppelmond dem Agenten vor
deſſen Hauſe einen Beſuch. Der Häuptling hatte diesmal
wenig=
ſtens zweihundert ſeiner Krieger, die nicht gerade einen
harm=
loſen Cindruck machten, mit ſich gebracht. Der weiße Mann
ver=
barrikadierte ſeine Fenſter und Türen und ſignaliſierte um
mili=
tärifche Hilfe. Ray galoppierte zu den Rothäuten hinüber und
fragte Doppelmond, was der Aufzug zu bedeuten habe. Er
er=
kundigte ſich nach der Dolmetſcherin vom vorhergehenden Tage
und erhielt von dem „Roten Wolf” einem Halbindianer von
wenig vertrauenserweckendem Außeren, der gebrochenes Engliſch
ſprach, zur Antwort, daß dieſe ſich nach der Stadt Laramie
be=
geben habe.
Doppelmond beſchenkte Ray mit einer federgeſchmückten Pfeife,
ſchwor ihm ewige Brüderſchaft zu und drückte ihm warm die
Hand. Dann erhob er ſeine heiſere Stimme zu dem Agenten
empor, der inzwiſchen den Kopf aus einem Fenſter des oberen
Stockwerks hinausgeſtreckt hatte. Die Worte der alten Rothaut
wurden von dem lauten Grunzen ſeiner zweihundert bemalten
Krieger begleitet. Doppelmond behauptete, daß ihm das alte
Herz ſchwei ſei, ſo lange ſeine Brüder in dem Fort gefangen
ſäßen. Es möge dem guten Agenten des großen weißen
Häupt=
lings von Wafhington gefallen, ſie ſogleich freizulaſſen.
Natürlich konnte der Agent ſich auf nichts dergleichen
ein=
kaſſen und teilte dies dem alten Doppelmond in nicht gerade
ſchmeicelhafter Weiſe und unverblümt mit. Dann aber zog ſich
der weiße Mann ſchleuniaſt zurück; denn die roten Schützen hatten
treffliche Wincheſtergewehre mitgebracht, und eine Kugel aus
ihren Reihen hätte dem Weißen leicht das Lebenslicht ausblaſen
können.
„Der weiße Häuptling in Waſhington" hat ein Herz von
Stein,” ſagte der alte Indianer. „Wir aber, die Kinder des
großen Geiſtes, werden uns jetzt vor deſſen Thron begeben und
dort die ganze Nacht tanzen.” — Dieſer ſogenannte Thron befand
ſich auf einem Abhange unweit der Agentur, und Crook brachte
den Befehl mit, die Indianer an jenem Ort heulen, tanzen und
beten zu laſſen, ſo lange und viel ſie wollten. Wer aber hatte
jemals gehört, daß ſie mitten im Winter dorthin gegangen
waren? Das bedeutete nichts Gutes.
An jenem Abend — gleich nach dem Zapfenſtreich — hielt
in dem Lager ein erſchöpftes indianiſches Pony an; Leutnant
Ray ho. Aloueite von dem Tier herab, trug ſie in ſein Zelt und
ſetzte die ehemalige Geliebte an dem warmen Ofen nieder, Selbſt
der ihr ſchnell eingeflößte Tee übte keine wohltuende Wirkung
auf das frierende kleine Geſchöpf aus. Alouettes Zähne
klapper=
ten, ihr geſchmeidig ſchlanker Körper bebte vom Kopf bis zu den
Füßen. Endlich ſchlang Ray ſeine kräftigen Arme um den Hals
der einſt ſo heiß Geliebten. Unter ſeinen innigen Küſſen erwärmte
ſich das arme Kind, und es ſchien beiden, dem weißen Manne
und der Tochter der Natur, als wären ſie wieder ein Leib und
eine Seele und daß die Unterbrechung ihrer Beziehungen nur ein
böſer Traum geweſen ſei. Aber ſich plötzlih erinnernd, löſte ſich
die Indiancrin aus den Armen des geliebten Weißen. Sie
be=
gann zu erzählen, daß das Benehmen der Indianer auf eine
Täuſchung hinausliefe. Man habe ſie nach Laramie geſandt, um
ſie aus dem Wege zu ſchaffen. Sie aber hatte Verdacht geſchöpft,
ihr Baby der Schweſter übergeben und ſei eiligſt zurückgeritten,
um Ray zu warnen. Doppelmond habe die alten Männer,
Kin=
der und Frauen in Sicherheit gebracht und ſei bereits wieder auf
dem Wege, um das Lager anzugreiſen. Er würde vor
Sonnen=
aufgang die Agentur plündern und in Brand ſtecken. — Alouette
vergoß heiße Tränen und flehte Ray an, ſich und die Seinigen in
das Fort zu retten. „Was kannſt du mit deinen ſiebzig Soldaten,”
ſchluchzte ſie, „gegen Doppelmond und ſeine vielen Hundert
Krieger ausrichten?”
Ray hatte für ſeine Verteidigung nicht mehr viel Zeit übrig,
denn in demſelben Augenblick ſtürzte ein Kundſchafter in das Zelt
und meldete, daß die Indianer ſich nur noch eine Meile vom
Lager befänden, dem ſie ſich in offenbar feindſeliger Abſicht
näherten.
Ray beſtand darauf, daß Alouette bei ihm bleiben ſolle. Sie
aber warf einen letzten traurigen Blick auf den Geliebten und
eilte dem Eingang des Zeltes zu.
„Wirſt du wiederkommen?” rief Ray ihr haſtig nach.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht,” lautete die Antwort. Dann
war Alouette verſchwunden.
Jetzt aber war keine Sekunde mehr zu verlieren. Ray ſchickte
einen rcitenden Boten nach dem Fort, um es zu alarmieren. Er
ſelbſt war entſchloſſen, auf ſeinem Poſten auszuhalten und die
Agentur zu beſchützen, bis man ihm zu Hilfe kam. Da der Grund
für Picke und Schaufel zu hart gefroren war, ließ Ray in aller
Eile Barrikaden aus gefüllten Getreideſäcken und Specſeiten
auf=
werfen. Die übrigen Eßvorräte und alle Pferde wurden hinter
dem Zeltlager untergebracht. Man arbeitete unter ſo ſtark
be=
ſchleunigtem Tempo und einer ſolchen Anſtrengung aller Kräfte,
daß die eiſige Abendkälte bald ihre lähmende Wirkung verlor.
Kaum waren die Vorbereitungen beendigt, als auch ſchon die
Indianer mit wildem Geheul von den Anhöhen auf das Lager
herabſtürmten. Ray ließ den Feind bis auf hundert Meter
herankommen; dann aber krachte auf ſeinen ruhigen Befehl
Salve auf Salve, bis endlich Doppelmond und die wilden
Krie=
ger, die ihm noch übrig geblieben waren, wieder dahin
zurück=
flohen, woher ſie gekommen waren. So hatte Ray den Feind
geſchlagen, ohne die zu ſpät eintreffende Verſtärkung vom Fort in
Anſpruch zu nehmen — und es war die treue Alouette geweſen,
der er ſeinen Sieg, ſein Leben verdankte. —
Was aber war aus Alouette geworden? — Ihr Kind und
deſſen Hüterin und Tante fielen ſchon am nächſten Tage in die
Hände Doppelmonds und ſeiner Krieger. Später fand man die
Leichen der beiden am Ufer des Fluſſes. Sie waren auf das
grauſamſte zugerichtet und von Pfeilen durchbohrt. — Wo aber
war die Verräterin, wo war Alouette? — Niemand hat ſie
wieder=
geſehen. —
Horch!
Wieder und wieder ertönte, wenn die Soldaten ſich um das
Feuer lagerten, vom Laramie=Fluß, aus durch das myſtiſche,
ſchwache Licht des Mittſommermondes jener langgezogene,
unter=
drückte Klageruf, der, ſich auf den Flügeln des nächtlichen Windes
fortpflanzend, endlich in ein herzzerreißendes Schluchzen
über=
ging. Dann war es ſtill „und man hörte nur noch das weiche,
beruhigende Murmeln des Laramie=Fluſſes, der unaufhaltſam
über ſein ſteiniges Bett dahineilte.
Und aus der Gruppe der ruhenden Offiziere erhob ſich ein
junger Leutnant. Auf dem ſchönen männlichen Geſicht lag der
Ausdruck unendlichen Wehs. Er ſchritt dem Fluſſe zu und
mur=
melte: „Alouette, Alouette! Wo biſt du? — Komm zurück
zu mir!“
Familiennachrichten
Die glückliche Geburt
eines geſunden, kräftigen
Mädchens zeigen
hoch=
erfreut an
Direktor Dr. Lich und
Elſe Lich, geb. Weber
Darmſtadt, 18. November 1924
(*34161
H
Todes=Anzeige.
Ein ſanfter Tod hat unſere
liebe Schweſter und Tante
von langem, ſchwerem Leiden
erlöſt.
Im Namen der Familie:
Frau Johanna Veith
geb. Schleuning.
Darmſtadt. den 19. Nov. 1994
Mathildenſtr. 33.
(*34131
Die Beerdigung findet auf Wunſch
der Entſchlafenen in der Stille ſtatt.
Sür die vielen
Aufmerkſam=
c) keiten ankäßlich unſerer
Vermählung ſagen
heiz=
lichen Dank
Jean Zilch und Frau
Lisbeth, geb. Peith
(rz41n: E
O5
KKRRP
(Für die bſelen Aufmerkſamkeiſten
U anläßlich unſerer Goldenen
Hochzeit ſagen wir auf dieſem
Wege herzlichen Dank.
Heinrich Weintz
Darmſtadt und Frau
OOrhaaagg4
Statt beſondrer Anzeige
Unſer Sonnenſchein, unſer
Liebling
Margret
iſt heute nach kurzem ſchweren
Leiden im vollendeten 2.
Lebens=
jahr ſa ft zur ewigen Ruhe ein=
(*34137
gegangen.
In tiefem Schmerz
Im Namen der Hinterbliebenen:
Wilhelm Schad II.
Groß=Gerau, 18. Nov. 1924.
Die Beerdigung findet Freitag
nachm. 3 Uhr vom Trauer auſe,
Frankfurterſtr. 6, aus ſtatt.
Beileidsbeſuch dankend verbeten.
Geſiern abend verſchied nach kurzer
Krank=
heit unſere liebe Mutter, Tochter, Schweſter
und Schwägerin
Frau Caroline Lotz
geb. Kleber
im 36. Lebensjahre.
Irmengard u. Marianne Lotz
Arnold Kleber
Guſiel Lotz, geb. Kleber
Hermann Lotz.
Siutigari, den 18. Nov. 1924.
Dle Einäſcherung ſindet Freitag, den 21. Nob., 9 Uhr,
im Krematorium Stuttgart ſtatt. (I.St.15570
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Darmſt „Landwehrſt.31
Zahlungserleia terung.
Todes=Unzeige
Am 18. Novbr. 1924 verſchied
unerwartet nach kurzem ſchweren
Leiden mein lieber, herzensguter
Mann, unſer Vater
Soh. Heinrich Fiſcher
Lokomotipführer i. R.
In tiefer Trauer:
Marg. Fiſcher, geb. Wembacher
und Kinder.
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Tachuahnesendung od. dergl. 1V.137-8
Seite 8.
Donnerstag, den 20. Rovember 1924.
Rummer 323.
Reich und Ausland.
Der Schutzverband der Hypotheken=, Pfandbrief= und
Obligationen=Gläubiger in Bahern
erläßt nachſtehende Kundgebung: Die Vertrcter der 96 Ortsgruppen des
Verbandes fordern die Wiedergutmachung des mit der 3.
Steuernotver=
ordnung dem ſparenden Volk zugefügten Unrichts, die nicht ſcheitern,
nech länger aufgehalten werden darf.
Wir ſordern von den Parteien unverzüglich klave, bindende
Stellung=
nahme, auch für ihre Wahlkandidaten, zu folgenden grundſätzlichen
For=
derungen des ſparenden Volkes: Die 3. Steuernotverordnung iſt
als=
ald nach Zuſammentritt des Reichstags aufzuheben und die
geſetzgebe=
riſche Sicherung der Umwertungsanſprüche auf der Grundlage des
Beſtſchen Eutwurfes herbeizuführen. Hierbei ſind die Vorſchläge Santa” in der Peterskirche mit einigen Hammerſchlägen am Heiligen
Emninger auf Viederaufnahme des Zinſendienſtes Abend eröffnet. Die „Porta Santa” iſt die große Tür innerhalb der
ür Reichs anleihen ſachgemäß zu würdigen. Das einſchlä Vorhalle der Peterskirche, die ſich rechts vom Hauptportal befindt. Dieſe
gige Geſetz muß ſpäteſtens 1 Monat nach dem Zu
ſammentritt des Reichstags veröffentlicht ſein.
Zugleich mit dem in der erſten Forderung verlangten Geſetz iſt die
Ein=
ziehung der Kleditzwiſchengewinne der Inflationszeit, auch die
Vrwen=
dung der Mietſteuer zur günſtigeren Verzinſung der Reichs= (einſchl.
Triegs= u. Sparanleihen) und der Staatsanleihen unter entſprechender
Zer ſchtigung des Finanzausgleichsgeſetzes geſetzgeberiſch zu ſichern. Soweit
ie Aufwertung von Spekulationsaufkäufen früherer mündelſicherer
Ver=
nögensanlagen nicht geſetzlich ausgeſchaltet werden kann, iſt deren Ein=
„: hung zugunſten einer beſſeren Verzinſung der Kriegs= und
Sparprä=
mienanleihen geſetzlich zu ſichern. Das ſpatende Volk fordert, daß die
Parteien ihre Kandidaten verpflichten, für einen ſofortigen
Perſonen=
vechſel in der Beſetzung des Poſtens des Reichsfinanzminiſters
einzu=
reten. Die Miniſterialref renten Geh. Räte Dr. Norden (
Reichs=
inanzminiſterium) und Schlegelberger (Reichsjuſtizminiſterium) dürfen
an der geſetzgeberiſchen Wiedergutmachungsarbeit fürs ſparende Volk
icht mehr bteiligt werden. In der ſich anſchließenden öffentlichen
Ver=
ſammlung ſprachen Dr. Steiniger (Berlin) über Gerechtigkeit fürs
ſpa=
ende Volk, und Emminger (Augsburg) über Löſungsverſuche des
Auf=
wertungsproblems im Reichstag.
* Außwertung von Prandentſchädigungen in Heffen=Nafſau.
8 Frankfurt a. M. Der Landesausſchuß in Wiesbaden hat
den Landeshauptmann ermächtigt, in geeigneten Fällen aus den Mitteln
der Naſſauiſchen Brandverſicherungsanſtalt eine Aufwertung der aus der
Zeit vor dem 1. Oktober 1923 ſtammenden Brandentſchädigung zu
be=
dilligen. Die Aufwertung ſoll die Wiederherſtellung brandbeſchädigter
Jebäude fördern. Eine Aufwertung erfolgt nur auf Antrag und nur
ann, wenn die beſchädigten Gebäude noch nicht wiederhergeſtellt ſind
und mit dem Aufwertungsbetrag die tatſächliche Wiederherſtellung
ge=
ſichert iſt. Gegen die Entſcheidung des Langeshauptmanns ſind
Beſchwer=
den an den Verwaltungsrat und an den Landesausſchuß zuläſſig, doch
iſt den Verſicherungsnehmern kein Rechtsanſpruch eingeräumt.
* Um die Herabſetzung der Gas= und Elektrizitätspreiſe.
8. Frankfurt a. M. Die Frankfurter Gasgeſellſchaft hatte die
angekündigte Herabſetzung ihrer Tarife aufgehoben, weil der Magiſtrat
ein Heruntergehen der Konzeſſionsabgabe abgelehnt hatte. Die
Stadt=
verordneten Lion und Heiſe haben jetzt folgende dringende Anfrage
beim Magiſtrat eingebracht: „Welche Mittel gedenkt der Magiſtrat
an=
uwenden, um eine ſofortige und angemeſſene Herabſetzung des
Gasprei=
es der Geſellſchaft zu erreichen, ohne deren unbilliges Verlangen des
Zerzichts der Stadt auf die Konzeſſionsabgabe zu erfüllen?‟ — Der
Ver=
band mitteldeutſcher Induſtrieller hatte mit dem ſtädtiſchen
Elektrizitäts=
verk einen Vertrag abgeſchloſſen, der den Großabnehmern ei en Preis
von 20 Pfenigen pro Kilowatt einräumte, der ſich bei größerem
Ver=
brauch auf 8 Pfennig ermäßigen ſollte. Dieſer Vertrag iſt von den Groß= Frankreich, Internationale katholiſche Jugend. — Oktober: Marburg
abnehmern gekündigt worden, die eine weitere Herabſetzung der
Elektrizitätspreiſe und vor allem eine Aenderung der Kohlenklauſel
ver=
langen, nach der die Strompreiſe von dem jeweiligen Kohlenpreis
ab=
ſängig ſind. Die Verbraucher berufen ſich beſonders auf die billigeren
Strompreiſe anderer Großſtädte für Großabnehmer.
Ein Aegypten=Export des Frankſurter Zoo.
Der Vermittelung des um das Inſtitut hochverdienten ehemaligen
äghptiſchen Staats=Entomologen Herrn Adolf Andres verdankt der
Garten ſeinen erſten großen Tiertransport aus Alexandrien, der trotz
er vorgerückten Jahreszeit und 7wöchigen Reiſe in relativ gutem
Zu=
ſtand anlangte. Neben anderen Formen zeigt er in erſter Linie eine
Reihe intexeſſanter Wüſtentiere. Hervorgehoben werden muß vor allem
der entzückende zierliche hellſandfarbene Fennek oder Wüſtenfuchs,
der kleinſte aller Canidei, ausgezeichmet durch die rieſigen, innen
weiß=
behaarten äußeren Ohren. Auch ſeine hauptſächlichſten Beutetiere lernen
woir durch eine Schar der nach Känguruhart hüpfend ſich fortbewegenden
anmutigen ägyptiſchen Springmäuſe, von der kleineren, hier noch
nicht vertretenen Art, kennen. Das Entzücken der Beſucher bildet ein laſſen.
zahmes junges Pärchen der im Rundbau untergebrachten Dorcas=
Gazellen. Die Giftſchlangenſammlung wurde bereichert um eine
prachtvolle Uräus=Schlange (Najahaie), die von den äghptiſchen
S(langenbeſchwörern benutzte, der Iſis geheiligte nordafrikaniſche
Ver=
wandte der indiſchen Brillenſchlange oder Cobra, eine Kollektion der
bei=
den ſandfarbigen Cerates=Arten, nämlich der ungehörtnen, mit ſchwarzen
Schwanzſpitzen verſehenen Avicenne=Vipern und der gehörnten,
von den Arabern ſo ſehr gefürchteten Horn=Vipern. Franſenfinger=
Echſen, Walzen=Echſen, Wüſten=Skinke und ägyptiſche Landſchildkröten
vervollſtändigen dieſe erſte wohlgelungene Verſuchsſendung, der im
Früh=
ahr weitere folgen werden.
Reiſeverbefferungen für Wiesbaden!
Der Wegfall der Regieverwaltungen hat den Bahnverkehr nach
Wiesbaden ganz beſonders erleichtert und verbeſſert. Es ſind nicht nur
teue D= und Eilzüge eingelegt worden, es wird auch eine ſtarke
Vermeh=
rung der Züge von Frankfurt nach der Weltkurſtadt erfolgen, ſo daß die
Reiſenden wieder wie in früherer Zeit aufs bequemſte Wiesbaden
er=
eichen können. Außerdem wird durch Wegfall der Regiefahrkarten, die
uur für franzöſiſche Franken erhältlich waren, der ſtörende
Geldwechſel=
raſch und ungeſtört durchgeführt werden; man reiſt genau ſo wie im
übrigen Deutſchland, nur iſt ein Perſonalausweis mit Lichtbild oder
deutſcher Reiſepaß mitzuführen. Die Reiſeerleichterungen werden um ſo, das einen Kreuzer mit den Nachforſchungen im nördlichen Atlantik
beauf=
freudiger begrüßt und empfunden werden, da Wiesaden ſich in der
großen Herbſtſaiſon befindet. Die Zykluskonzerte im Kurhaus mit
be=
rühmten Soliſten unter Generalmuſikdirektor Schuricht, die
Darbietun=
gen der beiden Staatstheater unter Hagemann und Klemperer, die
literariſchen Veranſtaltungen im Kurhaus unter Dr. Rauchs Leitung,
die Ausflüge in den Taunus und an den nahen Rhein ſtehen im
Mittel=
punkte des reichen, jeden Geſchmack berückſichtigenden Programms. Der
Einwand, daß der Aufenthalt im beſetzten Wiesbaden teurer iſt, wird Samstag auf einem Donauarm ſeine neute Erfindung, den ſogenannten
durch die Preisangaben der Hotels und Penſionen in dem ſoeben vom
Städtiſchen Verkehrsbureau herausgegebenen Hotelverzeichnis behoben.
Es wird volle Penſion ſchon von 5 Mk. an gegeben, eine Tatſache, die
gewiß den Entſchluß erleichtern wird, zum Kuraufenthalt in der
Winter=
zeit Wiesbaden mit ſeinem milden Klima zu wählen.
In Verbindung mit der Großen Deutſchen Funk=Ausſtellung die
vom 4. bis 14. Dezember im Haus der Funk=Induſtrie am Bahnhof Witz= wand zur Bewegung des Floſſenpropellers iſt derart gering, daß der
Er=
unter Mitwirkung der deutſchen Reichspoſt eine Vortragreihe aus dem
Bereiche der Hochfvequenz=Technik und damit zuſammenhüngender
Ge=
biete. Die Deutſche Reichsxoſt wird dabei täglich große Experimental=
Vorführungen aus den Gebieten der Funktelephonie und der
Grenzge=
biete ſtattfinden laſſen. Unter anderem wird gezeigt: Amerika=Empfang lungen mit den deutſchen Opernſängern, die im Sommer hier waren,
mit Lautſprecher, Zugtelephonie, Telephonie mit Schiff auf See, Hoch=
Nachmittagen Vorträge über Einführung in die drahtloſe Telephoni
halten. Unter den Vortragenden befinden ſich im übrigen die
führen=
den Perſönlichkeiten der Praxis und der Wiſſenſchaft, wie
Miniſterial=
rat Gieſecke, Oberpoſtrat Dr. Habig vom Reichspoſtminiſterium,
Mini=
ſterialrat Dr. Neugebauer, Dr. Graf Arco und verſchiedene andere.
Ins=
genauen Stundenplan auf die elftägige Dauer der Ausſtellung verteilt
ſind.
9
* Das heilige Jahr.
* Rom. Das Anno Santo in Rom fängt am Heiligen Abend an,
alſo am 24. Dezember 1924, und dauert wiederum bis zum Vorabend
vor Weihnachten, dem nächſten 24. Dezember. Das Heilige Jahr von
1925 iſt vom j tzigen Papſt Pius XI. am vergangenen Himmelfahrtstage
als Jubeljahr durch eine feierliche Bulle v.rkündigt worden. Die Feier
des Jubeljahres iſt eine ſehr alte Einrichtung der katholiſchen Kiiche,
die ſie dem innern Sinne nach aus den alten jüdiſchen Gebräuchen
über=
nommen hat. Urſprünglich war beabſichtigt, das Jubeljahr, das zum
erſtenmal von Papſt Bon fazius VIII. verkündet worden iſt, nur alle
hundert Jahre zu feiern. Aber ſchon Papſt Klemens VI. verkürzte dieſe
Friſt und veranlaßte die Wiederholung ſchon nach fünfzig Jahren,
wäh=
vend Papſt Paul II. die fünfzigjahrige Zwiſchenzeit im Jahre 1470 auf
25 Jahre beſchränkte, die ſeitdem eingehalten worden iſt. Das Heilige
Jahr beginnt mit einer feierlichen Handlung des Papſtes, der die „Porta
Heilige Tür wurde bei Schluß des letten Anno Santo, durch Papſt
Leo XIII. im Jahre 1900 zugemauert. Dem Beſucher der Peterskirche
iſt dieſes Tor dadurch bekannt, daß auf der weißen zugemauerten Fläche
ein großes ſchwarzes Kreuz den Sinn dieſer verſchloſſenen Pforte
kenn=
zeichnet. Die Vermauerung wird unmittelbar vor dem Heiligen Abend
ſo weit vorbereitet, da wenige Schläge des Papſtes mit dem goldenen
Hammer genügen, um eine Breſche in die Mauer zu legen. Der Reſt
der Vermauerung wird dann ſo raſch beiſeite geſchafft, daß der Papſt in
großer Prozeſſion durch das neugeöffnete Tor in die Peterskiche
ein=
ziehen kann, um das Heilige Jahr einzuweihen. Am Schluß des Jahres
wird das Tor dann wieder feierlich zugemauert. Außer der Peterskirche
haben die drei andern Hauptkirchen Noms ebenfalls fe eine vermau rte
Tür. Es ſind dies die altberühmte Baſilika des Laterans, die in dieſen
Tagen das Feſt ihres ſechzehnhundertjährigen Beſtehens feiert, die große
Kirche Santa Maria Maggiore und die Baſilika von San Paolo. Auch
die vermauerten Tore dieſer drei Kirchen werden zu gleicher Zeit wie die
von Sankt Peter durch drei Kardinäle im Auftrage des Papſtes geöffnet.
Der Zufluß der Pilger nach Rom anläßlich dieſes Heiligen Jahres
iſt ſtets ſehr groß gew ſen. Im Mittelalter haben ebenſo wie in der
neuen Zeit die Pilgerſtröme eine Teuerung für Rom bedeutet, und die
braven „Romani” ſtets dazu verleitet, ſchon lange vor Beginn dieſes
Heiligen Jahres die Preiſe hinaufzutreiben. Es geht ſtets ein wahrer
Spekulationswahnſinn durch Rom, ſobald zum erſtenmal das Wort Anno
Santo ertönt. So war es vor fünfundzwanzig Jahren, ſo iſt es auch
diesmal wieder. Und vermutlich werden ſich die Leute genau ſo wie
da=
mals in ihren Hoffnungen täuſchen, und der Gewinn wird geringer ſein,
als die optimiſtiſchen Gemüter träumen. Dies kann um ſo eher der Fall
ſein, als der Zufluß der Pilgerſtröme von vorneherein in geordnete
Bah=
nen gelenkt wird. Große Organiſationen ſind geſchaffen worden, um den
geſamten Pilgerverkehr zu leiten. So hat man zum Beiſpiel
deutſcher=
ſeits ein eigenes Bureau geſchaffen, das ſich nicht nur der deutſchen
Pil=
gerzüge, ſondern auch der unzähligen allein nach Rom pilgernden
Deut=
ſchen annimmt. Die bedeutenden Reiſebureaus haben ihre eigenen
Ver=
treter nach Nom geſandt, und die Einteilung der Pilgerzüge iſſt nun
ſchon ſeit geraumer Zeit genau feſtgelegt. Es ſind bereits außer
unzäh=
ligen Pilgerzügen aus den italieniſchen Städten folgende Pilgerzüge aus
anderen Ländern gemeldet: Dezember 1924: Argentinien
Deutſch=
land. — Februar 1925: Frankreich. — März: Franzöſiſche
Krieger=
witweu, Lauſitz. — April: Spaniſche Lehrer, Pfalz, Graz,
Kob=
lenz, Vall” Maraggia (Teſſin) Stuttgart, Frankreich. — Mai:
Namur, Warſchau, Rumänien, England, Innsbruck Portugal,
Nor=
wegen, Berlin, Wien, Jugoſlawien, Quebee (Kanada), Paläſtina,
Schweiz, Kolumbien. — Juni: Paſſau, Internationaler Zug, Litauen,
Aegypten, Syrien. — Juli: Oberſchleſin, Madeira,
Reichenber=
ger Studenten, (Tſchechoſlowakei). — Auauſt: Südafrika, Malta,
Luxem=
burg, katholiſche Frauen von Wien. — September: Pfalz,
und Laibach, (Jugoflawien), bayeriſche Frauen, Linz,
Frank=
reich. — Dezember: Deutſchland. Außerdem kommen noch zu den
Seligkeitsſpr chungen Karawanen aus Portugal und Lourdes, ſowie drei
Züge aus Frankreich. Ferner ſind angemeldet für das erſte und letzte
Vierteljahr je noch ein deutſcher Pilgerzug ſowie vom 15. Februar
bis 15. November wöchentlich an jedem Mittwoch ein Extrazug aus
Deutſchland. Das genügt für den Anfang.
Aus der Reichshauptſtadt.
Berlin. Am Montag abend wurde in Berlin an der Ecke
Mark=
grafen= und Kronenſtraße ein Juwelenhändler von drei
ange=
trunkenen Arbeitern überfallen und zu Boden geworfen. In der
Notwehr zog der Ueberfallene ſeinen Revolver, tötete einen der
Angrei=
fer durch einen Herzſchuß und verletzte einen anderen durch zwei weitere
Schüſſe. Der dritte Angreifer, der unverletzt blieb, wurde verhaftet. Der
Ueberfallene, der, wie zahlreiche Zeugen beſtätigen, die Schüſſe in der
Notwehr abgab, wurde nach der polizeilichen Vernehmung wieder ent=
Die Eröffnung des Konkurſes über das Unternehmen der
Großen Volksoper in Berlin wurde geſtern abend beſchloſſen.
Die Vorſtellungen nehmen jedoch ihren Fortgang.
Unfälle.
Nach einer Blättermeldune us Breslau ſind auf einem Dominium
im Kreiſe Glogau drei Ki er im Alter von 1—4 Jahren, die von
der Mutter allein gelaſſen worden waren, einem Stubenbrand zum
Opfer gefallen.
Einer Blättermeldung zufolge gerieten zwei Knaben auf dem
Bahnhof Haßfurt in Unt. anken unter Baumſtämme, auf denen
ſie geſpielt und die ſie zum 9=ollen gebracht hatten, Beide Kinder
wur=
den totgedrückt.
Das eſtniſche Kanonenboot „Meeme” wurde nach einer
Mel=
dung des Berliner L.=A. beim Abſuchen eines Minenfeldes von einer
Mine berührt, die ſofort explodierte und das Kanonenboot zum Sinken
brachte. Von der Beſatzung wurden 2 Manu getötet und 5 verletzt.
Das verlorene Abenteurerſchiff.
Die Nachforſchungen nach dem Verbleib des Schiffes „Lief
Erie=
verkehr beſeitigt. Es kann alſo eine Reiſe nach Wiesbaden wie früher ſon”, das unter genau gleichen Verhältniſſen verſucht hatte, die erſte
Amerikareiſe des Wikingerhäuptlings gleichen Namens im 9.
Jahrhun=
dert nachzuahmen, ſind erfolglos geblieben. Das Marinedepartement,
tragt hatte, hat der Gemahlin des Kayitäus des Schiffes William
Nut=
ting offiziell mitgeteilt, daß das Sehi als verloren gelten müſſe. Frau
Nutting hat aber erklärt, daß
vom Ueberleben ihres Mannes
überzeugt, der wahrſcheinlich irge .vo an der grönländiſchen Küſte
ge=
ſtrandet ſei.
Eine ſenſationelle Erfindung?
Wien. Der ehemalige Feldpilot Major Blicharski hat am
„Schwingenpropeller” vorgeführt. Die Erfindung ſetzt an die Stelle des
rotierenden Propellers bei den Motorbooten und bei den Flugzeugen
den ſogen. Schwingen= oder Floſſenpropeller der die Bewegung durch
die charakteriſtiſche Floſſenbewegung des Fiſches hervorbringt. Die
Ver=
ſuche wurden einweiſen mit Motorbooten unternommen und verliefen
Eine Vortragsreihe auf der Großen Deutſchen Funk=Ausſtellung! mit beſtem Erfolge. Der Kraftaufwand iſt bedeutend geringer als beim
rotierenden Propeller. Major Blicharski beabſichtigt nunmehr, ſeinen
neuartigen Propeller auch bei Flugzeugen zu verwenden. Der
Kraftauf=
leben ſtattfindet, veranſtaltet der Verband der Radio=Induſtrie e. V., finder erklärte, die Kraft eines Menſchen genüge, damit er ſich mit Hilfe
des Schwingenpropellers in der Luft fortbewegen könne.
Londoner Vorliebe für beutſche Opernſänger.
Man hört, daß ein finanzkräftiges Londoner Syndikat in
Unterhand=
eingetreten iſt. Dieſe Sänger gaben im letzten Juni dreimal den
Wag=
freguenz=Telephonie, Schnelltelegraphie, drahtloſe Bilderübertragung, nerſchen Zyklus. Der Ning des Nibelungen” unter der Leitung Bruno
Außerdem wird Profeſſor Leithäuſer von der Reichspoſt an mehreren Walters und waren eine muſikaliſche und geſellſchaftliche Senſation der
iſon. Im Gegenſatz zu manchen anderen Experimenten auf dem
Ge=
viete der Oper war ihr Gaſtſ. in Covent Garden auch ein finauzieller
Erfolg.
Der im ſetzten Jahre fehlgeſchlagene Plan, das Wiener Staats=
Opernenſemble nach London zu bringen, wird vielleicht auch im nächſten
geſamt wird der Zyklus ungefähr 20 Vorträge umfaſſen, die nach einem Sommer zur Ausführung kommen. Dr. Otto Böhn aus Wien wohnt
augenblicklich im Savoy=Hotel, um die erſten Verhandlunger, in dieſer
Angelegenheit mit dem oben genannten Syndikat aufzun=hmen.
England Ɨber den Flettner=Notor.
London. Die Erfindung des Flettner=Rotor hat in der engliſchen
Preſſe viel Beachtung und manchen Kommentar gefunden. Meiſt läßt
die Blätter der Ehrgeiz nicht in Ruhe, darauf hinzuweiſen, daß auch
engliſche Erfinder ſich beim Bau neuer Segelbootſyſteme erfolgreich
ver=
ſucht haben. So gäbe es ein engliſches Syſtem, bei dem die Segel durch
komprimierte Luft erſetzt würden. Ein Modell davon ſei gegenwärtig in
England im Bau begriffen. Die Konſtrukteure verſprächen ſich davon
den größten Erfolg. Schiffe, die mit dieſer Einrichtung verſehen ſeien,
ſollen 8—9 Meilen in der Stunde zurücklegen können. Das
eigentüm=
liche an dieſer rein engliſchen Erfindung iſt, daß ſie einen wenig engliſchen
Namen trägt, nämlich Schröder=Syſtem.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchriſt Abernimmt die Reballlien keinertel Der
anzwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 det preſſegeſete” m wollem Umfanm
der Einſender verantwortlich.) — Einſeneungen, die nicht verwendet werden. Mauen „
zurlckge andt, die Ablehnung nicht bearündet werden
— Ueberall wird der Preis Abbau betont und von einzelnen
Ge=
ſchäftsleuten auch durchgeführt. Ein Gewerbe, das der Friſeure, hält
aber die Preiſe ungerechtfertigter Weiſe immer noch zu hoch. Während
in Friedenszeiten für Haarſchneiden von einem guten Geſchäft 30—0
Pfg. gefordert wurden, wird jetzt auch von mittleren ein Preis von
80 Pfg. verlangt. Das bedeutet gegenüber den Friedenspreiſen einen
Aufſchlag von 100 Prozent. Wenn man bedenkt, daß Beamte heute nur
ein Enkommen von 60—80 Prozent des Friedeuseinkommens gewährt
wird, dann erſcheinen die Preiſe der Friſeure nicht gerech=fertigt.
Mangelhafte Beleuchtung.
Seit einiger Zeit ſcheinen Beſtrebungen im Gange, die in Kriegs=
und Revolutionszeiten übliche Sparſamkeit bezüglich der Straße
ibeleuch=
tung abzubauen. Doch liegen nach wie vor einzelne Straßenzüge in
ägyptiſcher Finſternis. Es iſt hier, beſo. ders bei bedertem Himmel,
dem Fremden ganz unmöglich, ſich zurecht zu finden. Selbſt die
An=
wohner dieſer Straßenzüge haben ihre liebe Mühe und Not, ihre
Häus=
lichkeit wiederzufinden. Aler auch im Punkte Sicherheit wird bei dieſer
mangelhaften Beleuchtung ſehr gefehlt. Einzelne Damen wagen ſich
abends kaum auf die dunklen, meiſt noch mit großen Bäumen
beſtan=
denen Straßen, wie z. B. die unteren Teile der Heinrich=, Anna=,
Wil=
helmſtraße u. a. Es wäre gerade in ſolchen Straßen für eine
Vermeh=
rung der Laternen zu ſorgen. Die Pfähle ſind ja da, es brauchen nur
die Laternen aufgeſetzt zu werden.
Briefkaſien.
A. W., hier. Gegen derartiges Treiben wird mit dem
Betrugs=
paragraphen des Strafgeſetzbuches erfolgreich dann vorgegangen
wen=
den, wenn es der Kriminglabteilung des Polizeiauts gelingt, der
ge=
wiſſenloſen Täter habhaft zu werden.
S. H. 110. 1. Das Waſſergeld iſt ſeit Monat April 1924 in allen
dem Reichsmietegeſetz unterſtehenden Wohnungen im Satz für die
Be=
triebskoſten mitenthalten, die geſtellte Frage iſt zu verneinen.
Dement=
ſprechend auch Frage 2. 3. Nur, wenn der Verbrauch im Monat 2½
Prozent der Friedensmiete überſteigt, iſt Vermieter berechtigt, den
Mehr=
verbrauch auf die Mieter auszuſchlagen und alsdann wird er zu einer
genauen Aufſtellung über das gezahlte Waſſergeld unter Vorlage der
bezüglichen Quittungen verpflichtet erſcheinen, da vor Vorlage und
Be=
rechnung ein ſchuldhafter Zahlungsverzug nicht vorliegen dürfte. 4. 23
Pfennig für den Kubikmeter.
Hausbeſitzer, hier. Die Frage iſt zu bejahen, da der Hausbeſitzer für
die ganze Steuer dem Staate gegenüber aufkommen muß.
Rund=Funk=Programm.
Donnerstag, den 20. November 1924.
Frankfurt a. M. (470 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Produkten (Vyrbörſe), amerikaniſche Produkten (Anfangskurſe). — 11.53 Uhr:
Zeit=
angabe. — 12 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Produktenbörſe Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger
Hopfen. Deviſenkurſe. — 4.30—5.15 Uhr: Nachmittagsmuſik. — 5.15—6 Uhr=
Lokales und Vermiſchtes in Muſik und Wort. — 6—6.30 Uhr: Stunde der Frankfurter
Zeitung. Vortrag von Herrn Prof. Wolſgang Windelband=Heidelberg: „Neues zur
Entlaſſung Biomarcks” — 6.30 Uhr: Übertragung aus dem Frankfurter Opernhaus=
Die Zauberflöte. Operin zwei Akten von W. A. Mozart. Anſchließend
Nachrichten=
dienſt, Wettermeldung, Sportbericht.
Berlin (430, bzw. 505 m). 10 Nhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterdienſt. — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der
Ber=
liner und Hamburger Produkten im Freiverkehr) auf Welle 506. — 12.15 Uhr:
Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. — 12.55 Uhr: übermittlung des
Zeit=
zeichens. — 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten,
Wetter=
dienſt. — 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. — 3 Uhr: Funkbörſe
die amtlichen Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Biehbörſer
(amtliche Deviſen) auf Welle 505. — 4.15 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg:
Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe) auf Welle 505. — 4.30—8.15 Uhr:
Unterhaltungsmuſik (Berliner Funkkavelle): 1. An dich, Serenade, Czilulka; 2.
Luver=
ture zu der Oper „Ilka”, Doppler; 3. Oſchöner Mai, Walzer, Joh. Strauß; 4. Träume,
R. Wagner; 5. Fantaſie aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen”. Offenbach;
6. Lotosblumen, Walzer, Ohlſen; 7. Das Zauberlied, Meyer=Helmund; 8.
Ertra=
baganzen. Potpourri, C. Morena: 9. Ely, Shimmy blues, B. Derhſen. — 9.30 Uhr=
Rutſchläge fürs Haus. — 6.30 Uhr: Zehn Minuten für die Hausfrau. — 7.45 Uhr:
Vurtrag des Herrn Redakteur Fritz Badicke: Der Zeitungsreporter bei der Arbeit. —
8.30 Uhr: Blas=Orcheſter, Dirigent: Kapellmeiſter Carl Boitſchach. 1. Deutſche
Eichen, Marſch, Harry Blatzheim; 2. Quverture zu „Lyſiſtrata”, Paul Lincke; 3.
Münch=
ner Kindl, Walzer,
Shimmy, A. Pickert, 9. Wie ein Hauch, Talge bogton, M. Beintraubr 10. In Neich
und Glied, Militärmarſch, C. Woitſchach. — Anſchließend: Dritte Vekanntgabe der
der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage, Wetterdienſt, Sportnachrichten,
Theater=
dienſt. — 10.30—11.30 Uhr: Tanz=Muſik.
England (MEZ.) London 365), 8.30 Uhr: Orcheſterabend — an alle Stationen
über=
tragen — 9.30 Uhr: George Bernard Shaw=Abend — an alle Skationen außer
Bel=
faſt. — Maucheſter (375), 8.35 Uhr: Humor und Lied.
Unſeren verehrlichen Inſerenten
die Mitteilung, daß wir infolge techniſcher Schwierigkeiten
Aufträge zur Verbreitung von Beilagen, Proſpekten uſw.
für Samstags, Sonntags und Montags nicht
mehr ausführen können Ebenſo iſt es unmöglich, an
den anderen Tagen mehrere Proſpekte zu verbreiten.
Der Verlag.
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Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr Ende gegen 10 Uhr
(K 6): „Ein Maskenball”, Kleines Haus keine Vorſtellung.
Orpheum, abends 8 Uhr: „Das Karuſſell”. — Luther=Film,
abends 5 und 8 Uhr, im Feierabend (Stiftſtraße 51). — V. E. L. V.,
8 Uhr abend im Kaiſerſaal (Grafenſtraße): Monatsverſammlung. —
Freie Geſellſchaft für Muſik, abends 8 Uhr, im Saale der
Städtiſchen Akademie für Tonkunſt: Guſtav Beck. — Union=, Reſidenz=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitng, 21. November:
Nachts kälter, tagsüber Temperatur nahezu Null, vielfach wolkig,
trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlic für Politik und Wirtſchaſt: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachr chten: Max S4rech
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Sslußd en:: Andreas Bauer
Verantwartlich für den Inſeratentel: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
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[ ← ][ ][ → ] Rummer B23.
Donnterstag, der 20. Robember 1924,
Seite 11.
Fußball.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt — T. H. Hannover.
Im Juli d. J. ſtanden ſich die Fußballmannſchaften beider
Hoch=
ſchulen letztmalig gegenüber, und zwar in Marburg, anläßlich des
Deutſch=Akademiſchen Olympias” im Schlußſpiel um die Deutſche
Hoch=
ſchulmeiſterſchaft, und Hannover gewann, man kann ruhig ſagen gewann
glücklich in dem Verlauf nach gleichmäßig verteiltem Spiel mit 3:1
Toren, den überrumpelten Darmſtädtern ſo das Nachſehen laſſend. Und
nun treffen ſich die beiden Mannſchaften wieder. Einer Aufforderung
der Darmſtädter Mannſchaft wollen die Norddeutſchen begeiſtert folgen
Sonntag vormittag 10½ Uhr beginnt das Spiel draußen auf dem
Sport=
platz der Techniſchen Hochſchule. Nähere Angaben über beide
Mannſchaf=
ten folgen in den nächſten Nummern.
B. Kuk.
Akademiſcher Sportklub — Eintracht (Frankfurt) IIa Mannſchaft, 3:3.
Wer geſtern in der Hoffunng, ein ſchönes Spiel zu ſehen, zum
Hoch=
ſchulplatz gekommen war, ſah ſich bitter enttäuſcht. Erſtens kam
Frank=
furt mit nur 10 Mann und mußte durch einen Darmſtädter ergänzt
werden und dann ſtellte der A.S.C, eine arg zuſammengewürfelte
Mannſchaft, die ſich im ganzen Spiele nicht finden konnte. Man ſollte
ſolch= Spiele lieber vermeiden und vorher abſagen.
Frankfurt ſchoß nach vielem Gerede die beiden erſten Tore, dann
kam der A.S. C. etwas mehr in Schwung und glich aus. Ein Hand=
Elfmeter verſchaffte der Eintracht ein weiteres Tor und faſt damit den
Sieg, denn erſt gegen Schluß ſtellten die Akademiker durch einen dritten
Treffer das Gleichgewicht wieder her.
Als Kritik ſei kurz bemerkt, daß beide Mannſchaften reichlich laut
ſpielten. Anweiſungen über Ballabgaben, Stellungsſpiel und dergleichen
ſollen beim Training gegeben werden, nicht beim Spiel. Hervorzuheben
iſt die unentwegte Arbeit der hieſigen Läuferreihe, während der Sturm
viel zu weichlich, ja ängſtlich, ſpielte.
Schutzpolizei Frankfurt a. M. — Schutzpolizei Darmſtadt
3:2 (1:1)
Um den Wanderpreis 1921.
Der in der vorgeſtrigen Nr. an gleicher Stelle bekanntgewordene
Handballkampf zwiſchen obigen Mannſchaften iſt beendet. Der beſſere,
durchſchlagskräftiger Sturm der Frankfurter hat das Spiel entſchieden.
„Sie nahmen den Wanderpreis mit nach Hauſe. Verdient, wenn auch mit
knappem Reſultat. Wir gratulieren und rufen unſeren Frankfurter
Kameraden zu: Nächſtes Jahr!
6—700 Zuſchauer — nicht nur Schutzpoliziſten — umſäumten zu
Be=
ginn das Spielfeld und waren Zeuge eines Handballkampfes, wie wir
ihn in Darmſtadt ſelten zu ſehen bekamen. Beide Mannſchaften ſtritten
hart auf hart um die Palme des Sieges in einer fairen und ſportlichen
Weiſe. Wenn man alles zuſammenfaßt, ſo kann man zu dem Urteil
kommen, daß die Chancen gleichmäßig verteilt waren. Leicht hätte ein
Unentſchieden oder auch ein umgekehrtes Reſultat herauskommen
können. . .
Frankfurt ſpielte an und ſetzte ſich einige Zeit in Darmſtadts Hälfte
feſt. Darmſtadt ſpielt gegen die Sonne. In der 9. Minute fällt für
Frankfurt das 1. Tor durch den flinken, ganz kurz freiſtehenden
Halb=
linken Damm. Eisfeller war machtlos, weil ihn das Sonnenlicht blendete
und der Schuß gut plaziert war. Darmſtadt ſchafft aufopfernd und
er=
ſtrebt den Ausgleich. Jedoch nichts will klappen. Der Innenſturm iſt
ſtets vorbildlich abgedeckt und kommt nie zum Schuß. Auch bemerke ich
oft Unentſchloſſenheit. Das energiſche Rangehen, wie auf Frankfurts
Seile, fehlt. Der Sturm war zu weich. Lediglich die Ausſtürmer
kämp=
fen um den Ball. Frft. weiß den Ball immer wieder nach vorne zu
bringen, doch Götz als Mittelläufer Darmſtadts, ſchafft die beſte Arbeit
auf dem Platze und bringt den Ball immer wieder zurück. Darmſtadt
drückt merklich. Götz bekommt den Ball, läuft durch, ſieht nach ſeinen
etwa freiſtehenden Stürmern, jedoch nichts zu machen. Da jagt er einen
ſaftigen Wurf aus 18 Meter Entfernung auf Schwanks Frkfter.
Heilig=
tum und der Ausgleich iſt da. Eine Bravo=Leiſtung unſeres
Mittel=
läufers, dem Hanncs! Doch Frkft. iſt zäh. Der ſchneidige Sturm unter
Anfeuerung ihres guten Mittelläufers, des bekannten Frkfter. Polizei=
Sportlehrers Rohde, ſchafft hervorragend. Der deutſche Polizeimeiſter
im Zehnkampf Baſt, wird jedoch, genau wie der Darmſtädter
Mitlel=
ſtürmer Jans auf der Gegenſeite, gut in Obhut genommen und kommt
nicht zum Schuß. Einmal wirft er einen ſeiner gefüruchteten Bälle, doch
Eisfellers Bubi ſchmeißt ſich elegant, wenn das überhaupt ein
ſport=
icher Ausdruck iſt, danach und lenkt zur Ecke. Großen Beifall erntet
dieſe Großtat. Das Spiel iſt wieder in Frkfts. Hälfte und Penzel,
Reuter, Fiſcher und Daniel knallen teils ausſichtsreich, teils weniger gut
aufs Tor, Vergeblich. Schwank meiſtert oder es geht daneben und an
die Latte. Schade, daß Penzels Lattenſchuß nicht um einige Zentimeter
mehr nach innen ging. Schwank hätte nichts daran geändert. Mit 1:1
Pauſe. — Zuſchauerkritik. — Die Ausſichten werden abgewogen.
Ob=
wohl Darmſtadt während der 2. Hälfte der 1. Halbzeit im Vorteil war,
nahm nach Anpfiff des ſehr guten Schiedsrichters, Polizei=Oberleutnant
Herrmann=Frankfurt wieder das Heft in die Hand und zeigte
hervor=
ragende Kombination. Das Spiel wird etwas nervös. Etwa 15 Minuten
lang war die techniſche und taktiſche Ueberlegenheit Frkfts. klar
feſtzu=
ſtellen, um dann wieder an Darmſtadt überzugehen, ohne daß das aus=
werden. Lediglich Fiſcher kämpſte um den Ball. Mit Ingrimm, ob des
wenig zählbaren, verſucht er es oft in Alleingängen. Doch waren ſeine
Läufe nur ein Opfer ſeiner Perſon. Vielleicht hätte es geklappt, denn
gerade in dieſen Augenblicken war der Mittelſtürmer Jans kurze Zeit
frei. Da bricht Frkfts. Sturm wieder vor. Baſt gibt in harter
Be=
drängnis an Damm, und wieder iſt es der Halblinke, welcher unhaltbar
einſendet. 2:1. Das wird zuviel für Darmſtadt. Die Hintermannſchaft
hat jedoch weiter große Arbeit zu ſchaffen. Sie ſchaffen wie die Löwen,
Es kommen einige Strafſtöße, welche nichts einbringen, bis wieder Frkfts.
Sturm ſein ſehr gutes Zuſammenarbeiten mit einem Torſchuß krönen
kann. Wieder war es Damm, der Halblinke. Der Fehler lag an der
rechten Seite der Verteidigung. Darmſtadt iſt nicht mutlos, aber ſichtlich
deprimiert. Götz, Kadel, Galm und Mayer gaben ihr Beſtes, was ſie
konnten, aber ihre Steilvorlagen waren meiſt eine Beute der Frkfter.
Läufer und Verteidiger. Schön hätte es ausgeſehen, wenn die Stürmer
etwas mehr um den Ball gekämpft hätten. Jans war völlig iſoliert,
vielleicht auch mutlos geworden. Mit Macht verſucht Götz wieder ſeine
Fernſchüſſe. Vergeblich. Reuter jagt einen ſeiner ſcharfen Schüſſe an
die linke Latte vorbei. Schwank wirft ſich glänzend danach. Gleich darauf
nutzt Fiſcher eine Gelegenheit vortrefflich aus und fauſtet den Ball halb
im Schußkreiſe liegend, an dem verdutzten, herausgelaufenen Schwank
vorbei ins leere Tor. — 3:2. Fiſchers Tat wieder ein Lichtblick für die
Mannſchaft. Doch, es half nichts mehr. (Kurze Zeit darauf
Schluß. — Ein ſehr ſchweres und ſchönes Spiel iſt beendet und dürfte
ſeinen Reiz auf die vielen Zuſchauer nicht verfehlt haben.
Motorſporf.
Durch Bergſtraße und Odenwalö.
Der Start zu dieſer am Sonntag, den 23. November zum Austrag
gelangenden Zuverläſſigkeitsfahrt findet nicht wie urſprünglich in
Aus=
ſicht genommen um 9,30 Uhr an der Rennbahn (Heidelbergerſtraße),
ſondern ab 12 Uhr an der Beſſunger Turnhalle ſtatt. Die Fahrer
ſtarten in Abſtänden von 1 Minute. Die Abnahme erfolgt eine halbe
Stunde vorher. Am Ziel Oberwaldhaus ſoll der erſte Fahrer
vorſchrifts=
mäßig um 3,01 Uhr eintreffen. Die Fahrzeuge werden ſo abgelaſſen,
daß ſämtliche Fahrer faſt gleichzeitig am Ziel eintreffen. Gerechnet wird
mit einigen 30 Teilnehmern. Da der Meldeſchluß erſt Donnerstag bzw.
Samstag nachmittag iſt, können genaue Angaben hierüber noch nicht
gemacht werden. Wie bereits ſchon mitgeteilt, kommt die Fahrt bei jeder
Witterung zum Austrag, ſelbſt bei Schnee. Hoffentlich bewahrt der
Wettergott die Fahrer wenigſtens vor letzterem, denn ſonſt wirds „wie
bei der Eiſenbahn” ohne „fahrplanmäßige” Verſpätungen nicht abgehen;
in dieſem Falle heißt die Parole halt: „Spät kommt man, doch man
kommt”,
Velociped=Klub Biſchofsheim.
In der am Sonntag, den 9. November ſtattgefundenen
Bundesherbſt=
verſammlung des Heſſiſch=Naſſauiſchen Radfahrerbundes im Brauhaus
zur Sonne in Mainz, wurde dem Velocipedklub Biſchofsheim b. Mainz
das 4. Bundesfeſt übertragen. Dasſelbe findet in den Tagen des 11. bis
13. Juli 1925 ſtatt. Der H. N. R. B., zurzeit beſtehend aus 75 Vereinen,
iſt dem V.D R.V. (Verband Deutſcher Radfahrer=Verbände) angeſchloſſen
und umfaßt gegenwärtig über 5000 Mitglieder. Der Velocipedklub
Biſchofsheim wird keine Mühe ſcheuen, dieſes Feſt in Verbindung mit
ſeinem 25jährigen Bannerjubiläum zu einem glanzvollen zu geſtalten
und beginnt ſchon jetzt mit den gewaltigen Vorarbeiten. All Heil!
Schwimmen.
Schwimmabteilung der Turngemeinde 1846 Darmſtadt.
In dem geſtrigen Bericht über die Teilnahme der Turnerſchwimmer
beim Aachener Schwimmfeſt bitten wir richtig zu leſen: Lotte
Hoff=
mann benötigte im Damen=Beliebig=Schwimmen über 2 Bahnen 51,1 Sef.
Pferdeſport.
Berliner Reit= und Fahrturnier.
Von den Männern, die das Reit= und Fahrturnier im Sportpalaſt
deranſtalten, verdient beondere Anerkennung Ritrmeiſter Andreae, der
die Bahnen für die Jagdſpringen entwirft und aufbaut. Sie ſind ſo
abwechslungsreich zuſammengeſtellt, daß die Pferde jeden Tag vor
an=
deren Aufgaben frehen. Auf die Galoppierbahn mit acht ſchweren
Sprun=
gen am Sonntag folgte am Montagabend eine Bahn mit 14
Sprüngen, von denen einige für die letzten Abteilungen bis auf 1.30
Meter erhöht wurden. Die Bahn bot ſoviele Schwierigkeiten, daß von
den 133 Startern des Abends nur neun ohne Fehler über die Bahn
kamen. Es regnete dann auch Ueberraſchungen, und nur einmal gab
es eine Quote unter 100:10. Beſondere Erwähung verdient die
Leiſt=
ung von Frau v. Hanebeck, die Novice ganz bravourös über die Sprunge
brachte und einen zwar unerwarteten, aber wohlverdienten Sieg feierte.
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Exzellenz (Beſ.); 2. Jopie Slim (Beſ.); 3. Rolf IV (Gefr. Broſe); 4.,
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2. Abteilung: 1. E. Wolfſteins Luſtige Sieben (A. Holſt); 2. Bobby (H.
Puſch); 3. Blaubart (Oblt. v. Hülſen); 4. Alma II (Beſ.); 5. Ramſes.
(Uffoz. Schrader), Tot.= 132, Pl. 34, 42, 36, 55, 182. 21 Teiln. — 3.
Abteilung: 1. Hermanns Novice (Frau Hanebeck); 2. Fortunello (Lt. v.
Wietersheim); 3. Nortenda (H. Fick); 4. Jugendſpiel (G. Kreiſſig), Tot.:
252, Pl. 79, 32, 89, 50. 18. Teiln. — 4. Abteilung: 1. Lt. Dickers
Sa=
bine II (Lt. v. Barnckow); 2. Quo vadis (Lt. Hamann); 3. Rüpel (Oblt.
Erdmann); 4. Quartiermeiſter IV (A. Holſt). Tot.: 128, Pl. 37, 33, 30,
22. 18 Teiln. — 5. Abteilung: 1. Lt. v. Barnckows Viktoria (Beſ.); 2.
Centaur (A. Holſt); 3. Abakte (Frhr. v. Langen); 4. Raureif (Frhr. v.
Langen). Tot.: 311, Pl. 69, 44, 47, 26. 18 Teiln. — 6. Abteilung: 1.
Diedr. Meyers Noſoza I (Lt. v. Amlinger); 2. Luttine (Graf Hohenau);
3. Aribert (A. Holſt); 4. Türmer II (Lt. v. Mantteuffel). Tot.: 107, Pl.,
19 21, 18, 28. 17 Teiln. — 7. Abteilung: 1 Grimm=Kreiens Amſel
(Beſ.); 2. Tommy (Graf Hohenau); 3. Horſt (Perske). Tot.: 134, Pl.
122, 16, 34. 10 Teiln. — 8. Abteilung: 1. Rittm. Hummels Ultimus II
(Lt. v. Deutſch); 2. Apache (Frhr. v. Langen); 3. Kelme (Rittm. Binder);
4. Gamin (Rittm. Labouchere), Tot.: 74, Pl. 18, 14, 46, 13. 12 Teiln.
— Der Dienstagnachmittag. Noch drei Tage und die Berliner
Rieſen=Pferdeſchau gehört der Vergangenheit an. Die Zuſammenſtellung
des Programms iſt ſo geſchickt vorgenommen worden, daß jeder
Nachmit=
tag beſondere Genüſſe bietet. Di. smal hatte die Marathonfahrt
der Viererzüge ihre Anziehungskraft auf das Publikum nicht
ver=
fehlt. Fünf elegante Viererzüge, drei in Militär=, zwei in Privatbeſitz,
begaben ſich um 343 Uhr auf die zirka 20 Km. lange Reife durch die
Straßen Groß=Berlins, wo ſie überall lebhaftes Intereſſe erweckten.
Nach ungefähr eineinhalb Stunden trafen zunächſt drei Geſpanne, etwas
ſpäter auch die beiden anderen, lebhaſt begrüßt, im Sportpalaſt wieder
ein, wo ſie noch eine Gehorſamsprüfung abzulegen hatten. Leider
hat=
ten Rittm. Pape mit dem Geſpann der Fahrſchule Hannover und
Frhr. v. d. Kettenburg mit ſeinem eigenen Viererzug, die Zeit
über=
ſchritten, ſo daß ſie für den engeren Wettbewerb nicht mehr in Betracht
kamen. Der elegante Viererzug des Heirn E. Gottſchalk erhielt den
er=
ſten Preis zugeſprochen. Im Senior Jagdſpringen erwies ſich Major v.
Heerwarth mit P. Ebners Pluto als der Beſte unter ſechs
Konkurren=
ten. Die Damenpferde=Eignungsprüfung ſah in der Abteilung der
leich=
ten Pferde die Prinzeſſin Friedrich Sigismund von Preußen auf des
Schweden R. Olſſon Günſtling, in der Abteilung der ſchweven Pferde,
Frl. v. Zobeltitz auf M. Müllers Arnulf, ſiegreich. — Die
Ergeb=
niſſe: Senior Jagdſpringen: 1. P. Ebners Pluto (v. Heerwarth); 2.
Stall Em. Burges Goldfink (C. A. Koning); 3. Steffens Bendix (Dr.
Budnowski), 6. Teiln. — Damenpferde=Eignungsprüfung: a) leichte
Pferde: 1. R. Olſons Günſtling (Prinzeſſin Friedrich Sigismund von
Preußen); 2. Prinz zur Lippes Cara (Frau v. Krieger); 3. Frau Behrs
Gallant II (Frau Franke). 9 Teiln. — b) ſchwere Pferde: 1. M.
Mül=
ler jr.s Arnulf (Frau v. Zobeltitz; 2. Frau Fr. Freudlings Nowariska
(Beſ.); 3. Frau H. Wagners Neſſel (Beſ.). 7 Teiln. — Marathonfahrt
für Viererzüge: 1. E. Gottſchalts Geſpann (Rösler); 2. 2. Esk.=
Fahr=
abtlg.s Geſpann (Uoffz. Krüger); 3. 1. Fahrabtlg.s Geſpann (Lt.
Schunck). 5 Geſpanne. — Stilpreiſe: Gottſchalks und Fahrſchule
Han=
novers Geſpann. — Reiterinnen=Neulingsklaſſe (Eignungsprüfung für
Neitpferde): 1. Max Müller ir.s Arnulf (Frau v. Zobeltitz); 2. Frau
G. Zeilers Decan (Beſ.); 3. Frau Zoozmanns Tankred (Beſ.); 4. Frl.
d Avances Salome (Beſ.). 9 Teiln. — Dreſſurprüfung: 1. Plate
Voigts=
dorffs Caracalla (Litz); 2. Frau Behrs Liebherr (Staeck); 3. Frhr. v.
Schi rſtädts Herzbube (Frau v. Gottberg); 4. M. Müller jr.8 Arnulf
(v. Platen). 12 Teiln.
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Zwangsverſteigerung
des nachſtehend bezeichneten Grundſtückes, das zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermeris auf den Namen des
Raufmanns Heinz Hamacher in Darmſtadt im Grundbuch
(14695a
eingetragen war, ſoll
Montag, den 22 Dezember 1924, vormittags 9 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht, Neues Gerichtsgebäude,
Zin mer 219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsverſteigerung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 29. September 1924
in das Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſino ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auffor=
derung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichnete
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſprich",
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebois nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbe zuführen, widrigenfalls für das Recht der
Veiſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 31. Okt. 1924.
Heiſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk I, Band XXI, Blatt 1066.
Betrag der
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Warum reiben Sie die Wäſche ſo und ſchädigen ſie dadurch?
Warum fochen Sie die WVäſche ſo lange, womöglich gar
zweimal, und verſchwenden dabei Arbeit, Zeit und
Feuerungs=
material? Das alles haben (Sie heute garnicht mehr nötig,
wenn Sie das organiſche Wäſche=Einweichmittel „Burnus”,
(D. R. P.) benutzen. Die überraſchende Wirkung der
be=
kannten kleinen Patrone Burnus beruht auf dem Gekalt an
Enzymen der Pankreasdrüſe, welche die wundervolle
Cigen=
ſchaft haben, den Schmutz von der Wäſche ſelbſttätig
ab=
zulöſen, ohne die Wäſchefaſer auch nur im geringſien
an=
zugreifen, denn irgendweiche ſchädlichen Stoffe wie Chlor,
Sauerftoff, Waſſerglas uſw. enthält Burnus nicht. Sie haben
nur nötig, die Wäſche einige Stunden — am einfochſten über
Nacht — in lauwarmem, evtl. kaltem Waſſer, dem Burnus
zugeſetzt ift, einzuweichen, und der größte Teil des Schmutzes
wird ſelbſttätig losgelöſt und geht in das Waſſer über, was
an deſſen ſchmutziger Farbe deutlich zu erkennen iſt. Die
Er=
findung des Burnus bedeutet eine vollſtändige Umwälzung
im Waſchverfahren, indem das Haupigewicht auf das Einweichen gelegt wird, während
das eigentliche Waſchen nur noch eine Art kurzer Nachbehandlurg darſtelli. Weitere
Aufklärungen über Burnus und ſeine Wirkung auf Wunſch durch die Fattinger=Werke A.=G.
Berlin NW T. Burnus iſt zum Preiſe von 25 Pfennigen für die Patrone in
ein=
ſchlägigen Geſchäffen zu haben. Machen Sie ſofort einen Verſuch mit
Nummer 323.
Donnerstag, den 20. Nobember 1924.
Alle Bewohner, ob Mann oder Frau, gehen jetzt mit sich zu Rate, wen sie wählen sollen.
Sie sind unzufrieden mit den Parteien, die schon so oft nicht geben konnten, was sie
ver-
sprachen. Sie sind unzufrieden und schauen sich danach um, wer nunmehr biiligen
Lebens-
bedarf bringt, wer beglücken kann damit, dass er auch den wenig Bemittelten Freude zu
bieten vermag. Sie sind unzufrieden, dass sie sich durch teure Dinge so wenig leisten können.
Nun bietet sich die Gelegenheit
die grosse Gelegenheit der Partei beizutreten, die als die der Zufriedenen bezeichnet werden
kann. Die Mitglieder dieser Partei sind zufrieden, weil sie durch billigsten und besten Einkauf
bedeutende Ersparnisse erzielen, mit denen sie sich dann viel andere Freude bereiten können.
Alle, die in dieser Partei sind, sind zufrieden und Ihr Anderen, die Ihr zufrieden werden wollt
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