Einzelnummer 10 Goldpfennige
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierie Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck lämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 314 Dienstag, en 41. November 1924. 187. Jahrgang
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(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr. Streilt uſtw. erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüſlung der Anzelgen
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Be=
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Darm=
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Frantfurt a. M. 1304.
Die Steuermilderungen.
Verordnung des Reichspräſidenten.
Berlin, 10. Nov. (Wolff.) Die im November und
Dezem=
ber fälligen Zahlungen auf die Einkommenſteuer,
Körperſchafts=
ſteuer, Umſatzſteuer und Vermögensſteuer.
1. Die ſoeben erlaſſene zweite Verordnung
des Reichspräſidenten über die wirtſchaftlich
notwen=
digen Steuermilderungen hat auf die am 10. November (
Schon=
friſt 17. November) und auf die am 10. Dezember (Schonfriſt
17.: Dezember) fälligen Monatsvorauszahlungen auf
Einkommen=
ſteuer und Körperſchaftsſteuer noch keinen Einfluß. Die
Mo=
natsvorauszahlungen auf die Einkommen= und
Körperſchaftsſteuer im November und
Dezem=
ber ſind demgemäß noch in der bisher vorgeſehenen
Höhe zuleiſten. Die Ermäßigung um ein Viertel wirkt ſich
erſtmals bei der am 10. Januar 1925 (Schonfriſt 17. Januar 1925)
fälligen Monatsvorauszahlung aus.
2. Für die Gewerbetreibenden, die die
Vorauszah=
lungen auf die Einkommenſteuer und Körperſchaftsſteuer für ein
Vierteljahr und zwar erſt nach Ablauf desſelben leiſten, wirkt
ſich die Ermäßigung um ein Zwölftel bei der am 10.
Januar 1925 (Schonfriſt 17. Januar 1925) fälligen
Vorauszah=
lung aus.
3. Die Landwirtſchaft leiſtet die Vorauszahlungen
für ein Vierteljahr, aber nicht erſt nach dem Ablauf, ſondern in
der Mitte desſelben, alſo für Oktober, November und Dezember
1924 am 15. November 1924. Daher ermäßigt ſich die
be=
reits am 15 November (Schonfriſt 22. November) fällige
Voraus=
zahlung um ein Zwölftel.
4. Der Steuerabzug vom Arbeitslohn iſt
zur=
zeit noch nach den bisherigen Vorſchriften
vorzu=
nehmen. Die in der Verordnung des Reichspräſidenten
vorge=
ſehene Ermäßigung (Erhöhung des ſteuerfreien Lohnbetrages
von 50 auf 60 Mark und Nichterhebung von 20 Pfg. wöchentlich
und 80 Pfg. monatlich) gelten erſtmals für den Steuerabzug,
der für Arbeitsleiſtungen im Dezember vorgenommen wird.
Ein Ausführungserlaß wird ergehen.
5. Die Ermäßigung der allgemeinen
Umſatz=
ſteuer von 2 auf 1½ Prozent und der erhöhten Umſatzſteuer
von 15 auf 10 Prozent gilt erſt für die Umſätze, die vom
1. Januar 1925 an getätigt werden. Demgemäß ſind
die Umſatzſteuervorauszahlungen, die am 10. November, 10.
De=
zember 1924 und 10. Januar 1925 fällig werden, noch in der
bisherigen Höhe, d. h. 2 bezw. 15 Prozent, zu leiſten.
6. Schließlich wird noch darauf hingewieſen, daß ein
Vier=
tel der Vermögensſteuer, deren Satz unverändert
ge=
blieben, am 15. November (Schonungsfriſt 22. November)
fällig iſt.
Das Ausland und die deutſche Steuerermäßigung.
Paris, 10. Nov. (Europapreß.) Die Meldung, wonach in
Deutſchland die Steuern herabgeſetzt werden ſollen, hat
beſon=
ders in der nationaliſtiſchen Preſſe zu wahren Wutausbrüchen
geführt. Typiſch dafür iſt eine Aeußerung des „Gaulois”,
der unter dem Titel „Die Vorteile der Niederlage” folgendes
ſchreibt: Der Widerſinn des Planes Dawes beſteht darin, daß
Deutſchland dadurch wirtſchaftlich und finanziell wieder
aufge=
richtet wird und daß es auch nicht das geringſte für die
Reſtau=
rierung der franzöſiſchen Finanzen getan hat. Deutſchland wird
imſtande ſein, ſeine ganze Tätigkeit der Wiederaufrichtung
zu=
zuwenden. Es wird ſich ungeſtraft geſtatten können, mit
Frank=
reich und den übrigen Ländern auf allen Weltmärkten in
Wett=
bewerb zu treten. Deutſchland wird in Zukunft ſeinen Beſiegern
die Handelsabkommen diktieren oder ſie in ſtolzer Herablaſſung
ablehnen. Frankreich dagegen befindet ſich immer noch inmitten
der größten Schwierigkeiten. Es hat die zerſtörten Gebiete allein
aufgebaut und leidet unter den erdrückenden Steuern. Es hat
auf ſein Sicherheitspfand verzichtet, während Deutſchland mit
jedem Tag gebieteriſcher und arroganter auftritt. Wenn man
dieſe enttäuſchenden Realitäten feſtſtellt, ſo ſieht man, daß man
weit von dem 11. November entfernt iſt, an dem die Glocken und
die Kanonen den Sieg des Rechtes und der Gerechtigkeit über
ein auf den Knien liegendes Deutſchland verkündeten.
London, 10. Nov. Der diplomatiſche Korreſpondent des
„Daily Telegraph” iſt ungehalten über die in Ausſicht
genom=
mene Ermäßigung der deutſchen Steuern. Gerade in dem
Augenblick, in welchem Deutſchland ſeine Währung ſtabiliſiere,
müſſe dieſer Schritt in engliſchen Induſtriellenkreiſen
Ueber=
raſchung hervorrufen. Deutſchland ſei politiſch in der Lage, ſeine
jetzigen fiskaliſchen Laſten zu erhöhen. Es ſei eine
Annormalt=
tät, die dem Dawesplan widerſpreche, daß die alliierten
Steuer=
zahler unter einer größeren Steuerlaſt leiden müßten als die
deutſche Konkurrenz. Zuſammen mit der kürzlich erfolgten
Herabſetzung der Eiſenbahnfracht würde die vorgeſehene
Herab=
ſetzung der Steuer Englands Handel und Induſtrie gefährden.
Man dürfe daher erwarten, daß die Organiſationen und der
Bund der engliſchen Induſtriellen keine Zeit verlieren werden,
um in dieſer Frage mit der Regierung zu verhandeln.
Die „Times”, das Blatt der engliſchen Regierung, warnen
die engliſchen Spekulanten, ihr Geld und Heil mit deutſchen
An=
leihen zu verſuchen. Die Aufwertungsgerüchte ſeien weiter nichts
wie Wahlpropaganda. Nicht anders ſeien die Verſprechungen
zu bewerten, daß die Beamten höhere Gehälter bekommen, die
Steuerzahler aber weniger Steuern bezahlen ſollten. Kein
ver=
armtes Land könne ſich ſolche Dinge leiſten. England habe ſchon
große Schwierigkeiten mit der Zahlung von 33 Millionen Pfund
an Amerika.
Die Frage der Erhöhung der Beamtengehälter:
Berlin, 10. Nov. Heute trat der Ausſchuß der
Beamten=
kündigten Erhöhung der Beamtengehälter Stellung zu nehmen.
Die Verhandlungen ſind noch nicht zu Ende geführt, da offenbar
innerhalb der einzelnen Organiſationen keine Uebereinſtimmung
herrſcht. Man war ſich jedoch allgemein darüber klar, daß vor
der Regierungserklärung über eine Erhöhung der
Beamtengehäl=
ter eine Abordnung der Beamtenſchaft vorſtellig werden ſollte,
ſchluß gefaßt.
Lohnverhandlungen bei der Reichsbahn.
Berlin, 10. Nov. Heute fand eine Beſprechung der Haupt=
Lohntarif, vertretenen beteiligten Gewerkſchaften wegen
Lohn=
forderungen ſtatt. Da die Entſcheidung über Löhne geſetzmäßig
dem Verwaltungsrat zuſteht, wird dem von der Hauptverwaltung
beſchleunigt einberufenen Verwaltungsrat eine Vorlage auf
Er=
höhung der Löhne zugehen. Ueber die Höhe der Forderungen
iſt mit den Gewerkſchaftsvertretern eine vorläufige Verſtändigung
erzielt worden.
Eiſenbahnerabbau mit Einverſtändnis des
Hauptbetriebsrates.
Berlin, 10. Nov. Zu der von der „Roten Fahne”
gebrach=
ten Nachricht über den Abbau von Eiſenbahnern wird von
zu=
ſtändiger Stelle gemeldet, daß der Abbau=Beſchluß der
Reichs=
bahnverwaltung im Einverſtändnis mit dem Hauptbtriebsrat
er=
folgt iſt. Der Hauptbetriebsrat hatte ſich davon überzeugt, daß
unter den gegenwärtigen Umſtänden eine Einſchränkung der
Kräfte erforderlich iſt.
4 Die Verhandlungen mit Belgien.
Am Montag haben nun auch die Verhandlungen mit Belgien
über den Abſchluß eines Handelsvertragsabkommens begonnen.
Deutſchland iſt in einer ſchwierigen Lage, weil es gezwungen iſt,
nach den verſchiedenſten Fronten gleichzeitig den Kampf um ſeine
wirtſchaftlichen Lebensintereſſen zu führen und ſchon die
perſo=
nellen Kräfte zur Führung dieſer Verhandlungen kaum
aus=
reichen. In unſeren Beziehungen zu Belgien liegen die Dinge
nun beſonders kompliziert. Nicht nur weil Belgien jetzt mit
Luxemburg zuſammengeht, mit demſelben Luxemburg, das
Jahr=
zehnte hindurch mit uns ein Zollbündnis hatte und infolgedeſſen
in der deutſchen Wirtſchaft noch feſt verankert iſt, alſo ein
Lebens=
intereſſe daran hat, auch künftig nicht durch Zollmauern von
Deutſchland abgeſchloſſen zu ſein, ſondern auch weil die
franzö=
ſiſch=belgiſche Wirtſchaftskonkurrenz hier eine beſondere Rolle
ſpielt. Belgien ſteht unter dem Druck des franzöſiſchen
Wett=
bewerbs. Die franzöſiſche Kohle (die Bergwerke in
Nordfrank=
reich wurden auf deutſche Koſten in den letzten Jahren neu
auf=
gebaut) überſchwemmt den belgiſchen Markt. Das franzöſiſche
Eiſen iſt ihr gefolgt. Die belgiſche Induſtrie fürchtet alſo, zu
unterliegen, wenn ſie nicht gegen die Franzoſen ebenſo geſchützt
wird wie gegen die Deutſchen. Die belgiſche Landwirtſchaft, die
allerdings keine ausſchlaggebende Rolle ſpielt, iſt dagegen an
guten Handelsbeziehungen mit Deutſchland intereſſiert. Um ſo
ſchärfer wird die belgiſche Schwerinduſtrie die Regierung unter
Druck ſetzen, um Deutſchland nicht zu viel Konzeſſionen zu
machen. — Der neue belgiſche Zolltarif, der ſoeben in Kraft
ge=
treten iſt, bedeutet die endgültige Abkehr von dem bisherigen
Freihandelſyſtem. Wenn Belgien es nicht zum Zollkrieg
kom=
men laſſen will, wird es ſich — ebenſo wie Frankreich — raſch
davon überzeugen müſſen, daß der Verſuch, etwa
handelspoli=
tiſche Vorteile gegen politiſche Zugeſtändniſſe von uns
einzutau=
ſchen, erfolglos bleiben muß.
gegenſeitigen Standpunktes ergeben. Von amtlicher Seite wird
hierzu mitgeteilt, daß eine Einigung darüber erzielt worden iſt,
das Prinzip der Meiſtbegünſtigung als Verhandlungsarundlage, die ſoliden Citymänner die jungen Burſchen ſehen würden, aus
anzuerkennen. Im Verlauf der Verhandlungen, ſollen neben
Fragen des beiderſeitigen Warenverkehrs auch Wirtſchaftsfragen
allgemeiner Natur behandelt werden.
Der Induſtrie= und Handelstag zu den
deutſch=
italieniſchen Handelsvertragsverhandiungen.
Sitzung u. a. zu der Frage der deutſch=italieniſchen
Handelsver=
tragsverhandlungen, die binnen kurzem ihren Anfang nehmen
werden, Stellung. Es wurde eine diesbezügliche Entſchließung
angenommen, in der es u. a. heißt:
digung davon Kenntnis, daß die deutſche und italieniſche
Re=
eines Handelsvertrages zwiſchen den beiden Staaten erſtreben.
Er hofft zuverſichtlich, daß die Verhandlungen von beiden
Staa=
führt werden, welche den berechtigten wirtſchaftlichen und
poli=
tiſchen Intereſſen beider Nationen gerecht wird. Er vertritt
da=
her den Standpunkt, daß eine beiderſeitige bindende Regelung deten. Dazu wurden Zeitungen verboten, bürgerliche und
ſozia=
nen Meiſtbegünſtigungsrechts möglich iſt. Einen Vertrag ohne
volle Meiſtbegünſtigung glaubt er nicht befürworten zu können.
Die deutſche Ausfuhr nach Italien hat ſeit dem Schluß des
Krie=
ges ſo viele ſchwere Belaſtungen durchgemacht, daß von einer
ſtrebte Wiederbelebung des Warenverkehrs nicht zu erwarten iſt. Wortlaut aus Zeitungen drahten, die mit der Poſt ſo wie ſo ins
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die volle Meiſtbegünſtigung außer
auf den Warenverkehr ſich auch auf die perſönlichen
lichen Fragen
WFasclo,
Von unſerem römiſchen Korreſpondenten.
Rom, den 7. November 1924.
Es iſt ſchon berichtet worden, daß am Tage des Siegesfeſtes
von Vittorio Veneto, am 4. November, in Rom ſich unliebſame
Zwiſchenfälle ereignet haben. Der große Feſtzug der
Kriegsteil=
ſpitzenverbände zuſammen, um zu der von der Regierung ange= nehmer, dem auch Deputationen der Kriegerwitwen angehörten,
wurde durch einen faſziſtiſchen Stoßtrupp zerſprengt und dabei
der Teil der zum Feſtzug gemeldeten Gruppen, zu dem die
Gari=
baldiner und die Mitglieder der Kriegervereine gehörten, die
unter dem Namen „Italia libera” zuſammengefaßt ſind, beſchoſſen
und vom Feſtzug abgedrängt. An ſich kann in Deutſchland auch
dieſer Zwiſchenfall unbeobachtet bleiben, wie all die vielen
um der Regierung gewiſſe Mindeſtwünſche der Beamtenſchaft Schlägereien und Schießereien, die nun einmal im Gefolge des
vorzutragen. Ueber die Höhe dieſer Wünſche iſt noch kein Be= Faſzismus unausbleiblich zu ſein ſcheinen. Dieſe innerpolitiſchen
Streitereien ſind nicht maßgeblich für die effektive Verteilung der
Macht in Italien, und Muſſolini hat ſolange die Kraft zum
Herr=
ſchen, als ihm die faſziſtiſche Miliz treu iſt und als dieſe Miliz
nicht ſich alle Sympathien der Bevölkerung verſcherzt hat. Man
verwaltung der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft mit den am hat die Miliz begrüßt, weil man annahm, daß ſie für Ordnung
im Lande ſorgen werde, daß mit ihrer Hilfe die ewigen Streiks,
deren die Bevölkerung müde war, eingedämmt werden würden,
und daß der Bürger nach der böſen Zeit kommuniſtiſcher
Be=
drückung endlich wieder ſeine wohlverdiente Ruhe haben würde.
Man muß bei dieſer Gelegenheit eigentlich eine genaue
Defi=
nition der Begriffe Miliz und Faſzismus geben. Im Rahmen
dieſer Ausführungen würde dies aber zu weit führen. Wenn
aber erſt einmal nach den deutſchen Wahlen wieder etwas mehr
Platz in den deutſchen Zeitungen ſein wird, ſo wird man auf
die=
ſes Thema ausführlich zurückkommen müſſen. Denn eins iſt mit
zwei Worten zu ſagen: was man in Deutſchland unter Faſzismus
begreift, iſt nicht das, was der italieniſche Faſzismus wirklich iſt.
Wenn man als Gegenfatz zum Faſziſten in Italien den
Oppo=
ſitionellen nennt, ſo ſind unter dieſer Bezeichnung nicht nur die
Sozialdemokraten oder Demokraten oder Katholiken der „
Popo=
lari” zu verſtehen, ſondern auch die Leute, die man bei uns als
Konſervative bezeichnen würde, die hier aber auch Liberale noch
aus den alten Zeiten nach der Vernichtung des Kirchenſtaates
heißen. Der Faſzismus iſt nicht wie die mit ihm in Deutſchland
gern liebäugelnden Deutſchvölkiſchen eine extrem rechts gerichtete
Gruppe, vor allem keine völkiſche Gruppe, und — das werfen ihm
die Gegner in Italien gerade vor — keine nationaliſtiſche Partei
im Sinne unſeres Nationalismus. Der Faſzismus iſt letzten
Endes das Spiegelbild ſeines Schöpfers Muſſolini, der nie rechts,
ſtets links geſtanden hat, der heute noch im Herzen Revolutionär
iſt, deſſen Technik die des Kommunismus iſt, und der nie
Königs=
freund, immer Republikaner in tiefer Seele war. Der Faſzismus
iſt ſchon deswegen keine rechte Partei im gewöhnlichen deutſchen
Sinne, weil er ja vom Parlamentarismus an ſich nichts wiſſen
will. Er will mit den gleichen Mitteln regieren wie der ruſſiſche
Kommunismus, wenn auch ohne Räteherrſchaft, ſo doch durch den
Parteiterror und blinden Gehorſam. Der Faſzismus iſt auch
nicht völkiſch, denn er verſchließt keineswegs den Juden das Tor.
Man weiß ſehr wohl, daß die Betriebsmittel, mit denen er ſeinen
Marſch auf Rom antrat, oft koſcher waren, und der
Antiſemitis=
mus hat noch keine Stelle im Parteiprogramm gefunden. Der
Faſzismus iſt aber auch nicht national im Sinne des italieniſchen
Nationalismus, jenes Typus, der in der letzten Zeit vor dem
Weltkriege das Wort von den Italianiſſimi geprägt hat, von den
Italieniſchſten. Denn der oft betonte Schlachtruf der faſziſtiſchen
Milizen und der eingeſchriebenen Mitglieder der Partei lautet
doch: „Wem gehört Italien?” Und die Antwort auf dieſe Frage:
„Uns!” Alſo den Faſziſten. Man macht ihnen ja gerade aus den
Kreiſen rechts gerichteter Freunde, die aber keine Faſziſten ſind,
den Vorwurf, daß ſie mit dieſem Frage= und Antwortſpiel für
ſich das Land mit Beſchlag belegen, das allen Italienern gehöre.
Die wirklichen Nationaliſten nach italieniſcher Auffaſſung, die das
Land in den Krieg getrieben haben, wehren ſich gegen dieſes
„A noi!”, dieſes „Uns!”
Kurz und gut, man kann nicht einfach ſagen, das Land wird
zurzeit rechts regiert, ſelbſt dann nicht, wenn Muſſolini in einer
ganz merkwürdigen Verkennung engliſcher Verhältniſſe den Sieg
der Konſervativen als den „Zuſammenbruch eines Sektors der
Die Verhandlungen haben bereits eine Annäherung des antifaſziſtiſchen Front” bezeichnete. Die engliſchen Konſervativen
würden ſich bedanken, wenn man ſie auf eine Stufe mit dem
Faſzismus ſtellen würde. Wenn die engliſchen Hausfrauen und
denen die Hauptmaſſe der faſziſtiſchen Miliz beſteht, ſo würden ſie
glauben, daß dies die Truppen des Kommunismus ſind. Wenn
man ihnen aber beweiſen würde, daß dieſe dunkelen Geſtalten
die Schutzgarde der Konſervativen ſeien, ſo wäre zweifellos
Mac=
donald ſofort wieder ihr Mann. Man kann die Lage und die Art
des Faſzismus vielleicht nicht beſſer charakteriſieren, als dadurch,
daß man ſagt: ohne die Miliz wäre der Faſzismus nicht zuſtande
gekommen, und durch die Miliz wird er wieder in die Brüche
Berlin, 10. Nov. Der Außenhandelsausſchuß des Deut= gehen — wenn es den wirklich bedeutenden Eigenſchaften eines
ſchen Induſtrie= und Handelstages nahm in ſeiner heutigen Muſſolini nicht gelingt, der Geiſter wieder Herr zu werden,
die er rief.
Anlaß zu dieſen Ausführungen hat die ſchon erwähnte
Stö=
rung des Feſtzuges in Rom gegeben. Aber nicht nur in der
„Der Deutſche Induſtrie= und Handelstag nimmt mit Befrie= Hauptſtadt, ſondern im ganzen Reich iſt dieſer nationale Feſttag,
der doch der Erinnerung des ſogenannten Sieges für das ganze
gierung in Beſprechungen eintreten wollen, welche den Abſchluß Volk gedacht war, in den verſchiedenſten Formen geſtört worden.
Es war ein direkt groteskes Bild, wenn man in den Zeitungen
am Morgen nach dem Feſte die ganze erſte Seite bedeckt fand mit
ten im Geiſte des Entgegenkommens auf einer Grundlage ge= Ueberſchriften, die eine nach der anderen von Zwiſchenfällen,
Schießereien, Prügeleien, Vergewaltigung von Feſtteilnehmern
und ähnlichen Feiertagsfreuden und Siegen am Siegestag
mel=
der Handeſsbeziehungen nur auf der Grundlage des allgemei= liſtiſche, nur weil ſie oft weiter nichts wie einfache Tatſachen ſelbſt
ohne Kommentar über die Zwiſchenfälle gemeldet hatten. Den
Korreſpondenten der auswärtigen Preſſe wurden die Telegramme
zenſuriert, Worte und ganze Sätze geſtrichen, obgleich ſie die
Vor=
ſicht anwendeten, nicht eigene Meinungen oder eigene
Feſtſtel=
halben Regelung der Beziehungen die von beiden Teilen er= lungen zu telegraphieren, ſondern ganz ſtumpfſinnig nur den
Ausland gelangen. Aber auch das erſcheint der Zenſur in Italien
nicht genügend, obgleich auf dem Auswwärtigen Amt harmlos
verſichert wird, es gebe in Italien keine Zenſur. Eine Regierung,
Seite 2.
Dienstag, den 11. November 1924
Rummer 314,
die aber Angſt hat vor einer einfachen Darſtellung der Tatſachen,
kann nicht das Gefühl allzu großer Feſtigkeit haben.
Unter dieſem Geſichtspunkt haben die Ereigniſſe des Feſttags
einen gewiſſen Wert, der über das rein italieniſche Intereſſe
hin=
ausgeht. Dieſe Feſttagsſtörungen, die außer aus Rom aus
Mai=
land, Neapel, Catania, Palermo, Reggio Calabria, Trient,
No=
vara, Borgofranco, Verona, Pudiano, Lecce, Florenz uſw.
be=
richtet wurden, geben doch ein Geſamtbild von Gegenſätzen, das
der Beachtung wert iſt. Es kommt hinzu, daß durch dieſe
Srö=
rungen des nationalen Feſtes auch Kreiſe, die dem Faſzismus
fehr wohlgeſinnt ſind, und fafziſtiſche Mitläufer ihm entfremdet
werden. Die Vereinigung der Kriegerverbände, die urſprünglich
ausgeſprochen faſziſtenfreundlich war, iſt ſchon vor einiger Zeit
vom Faſzismus abgerückt und hat infolge der Vorgänge vom
4. November ſeine ablehnende Stellung natürlich nur verſtärkt.
Führer von einem gewiſſen Anſehen im Volke, die bisher direkte
Mitglieder der faſziſtiſchen Partei waren, wenden ſich von der
Partei ab. Es wird für Muſſolini nicht ganz leicht ſein, dieſe ſehr
törichte Störung der Ruhe durch die Miliz wieder vergeſſen zu
machen, nachdem inzwiſchen die Zeit und die Führerloſigkeit der
Sozialdemokraten die Erinnerung an den ſchwerſten Schlag für
Muſſolini, die Ermordung Matteottis, haben faſt in der
Verſen=
kung verſchwinden laſſen.
Es iſt wie geſagt nicht wahrſcheinlich, daß die Schießereien
am Tage von Vittorio Veneto in ihrer Bedeutung über ähnliche
Ereigniſſe, wie man ſie faſt täglich aus der italieniſchen Preſſe
herausfiſchen kann, hinausgehen werden, aber man muß ſie unter
dem Geſichtspunkt betrachten, daß ſie das Vertrauen zum
Faſzis=
mus im Volke weiter untergraben. Es iſt in Italien mehr wie
wo anders notwendig, ſich in der Politik von der Volksſtimmung
trägen zu laſſen. Und wenn erſt mal die breite Maſſe „die Sache
ſatt” hat, ſo wird ſich auch bei der Miliz nicht mehr Ordnung
halten laſſen. Wird ſie zu ſtraff angefaßt, ſo verliert ſie ihre
Wirkung, und läßt man ihr die Zügel ſchießen, ſo fährt ſie den
Karren doch noch in den Dreck.
Eine Rede des Neichskanzlers.
Osnabrück 10. Nov. In einer Verſammlung der
Zen=
trumspartei hielt der Reichskanzler eine Rede, in der er zunächſt
den Vorwurf ungebührlicher Rückſichtnahme auf das Ausland
zurückwies. Er fuhr dann fort: Wir können unſere
Außen=
politik nicht auf Macht aufbauen. Das Eingeſtändnis dieſer
Tatſache iſt keine Würdeldſigkeit. Ich bin überzeugt, daß dem
Ausland dieſer Mut zur Wahrheit mehr imponiert, als die
Be=
tonung der Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit, die wir
nicht beſitzen, ſondern erſt wieder erringen müſſen. Der
Welt=
krieg iſt für uns verloren. Es iſt anſcheinend für manche Kreiſe
unſeres Volkes immer noch unmöglich, ſich vernünftigerweiſe auf
den Boden der Tatſachen zu ſtellen. Daß wir auf der Londoner
Konferenz etwas erreicht haben, beweiſt am beſten die deutliche
Zuſtimmung der beſetzten Gebiete im Weſten und die
Begeiſte=
rung der Städte und Ortſchaften, die auf Grund des Londoner
Abkommens jetzt ſchon geräumt ſind. An dem Gedanken der
Verſtändigungspolitik dürfen wir nicht rütteln laſſen.
Den Weg zur Freiheit können wir anders nicht erreichen.
Dro=
hungen würden bei unſerer offenkundigen Schwäche lächerlich
wirken müſſen.
Auf die Innenpolitik zu ſprechen kommend, erklärte
der Kanzler, die Zuſammenarbeit von Deutſcher Volkspartei,
Zentrum und Demokratiſcher Partei habe ſich bewährt. Die
Zuſammenfaſſung dieſer Parteien wird auch künftig zur
Fort=
führung einer gefunden und kräftigen, dem allgemeinen Wohl
dienenden Politik förderlich ſein. — Im weiteren, Verlauf
ſei=
ner Ausführungen bezeichnete der Kanzler die Neuregelung des
Finanz= und Steuerweſens als eine der erſten Aufgaben der
neuen Regierung. Das Problem der Aufwertung harrt
noch einer endgültigen Regelung. Man könne es ſich vorſtellen,
daß die durch die Inflation und ihre Folgen ſchwer bedrückten
Volkskreiſe in Organiſationen ſich zuſammenſchließen, um ihre
Rechte beſſer zu wahren. Daß aber dieſe Organiſationen ſich
folchen parteipolitiſchen Beſtrebungen hingeben müſſen, muß als
eine der vielen Unbegreiflichkeiten bezeichnet werden, an denen
unſer politiſches Leben krankt. Die Organiſationen vermeiden
peinlich, die Frage zu erörtern, woher die Mittel genommen
wer=
den ſollen, um alle Anſprüche zu befriedigen. Die Regierung kann
nichts weiter tun als ihre Pflicht. Für ſie iſt die Frage
entſchei=
dend: Sollen wir unſere Währung feſthalten und uns noch
einige Zeit mit unſeren Anſprüchen beſcheiden, oder ſollen wir
wieder in eine Inflation hineinkommen, aus der es dann keine
Rettung mehr gibt? Das deutſche Volk mag dann entſcheiden,
ob es den Standpunkt der deutſchen Regierung für richtig hält
oder nicht.
G
Vom Tage.
Der deutſche Botſchafter von Höſch und Staatsſekretär von
Trendelenburg, der erſte Delegierte der Handelsvertrags=
Ver=
handlungen, hatten geſtern Abend mit Miniſterpräſident Herriot eine
Beſprechung über die deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertragsverhandlun=
gen, an der auch der franzöſiſche Handelsminiſter Renaldy teilnahm.
Der deutſche Stahlinduſtrielle Fritz Thyſſen iſt mit ſeiner Frau
und mehreren Bergdicektoren geſtern auf dem Dampfer „Columbus” in
New York angekommen. Thyſſen verſucht, ſich über die Möglichkeit zu
unterrichten, deutſchen Stahl in den Vereinigten
Staa=
ten abzuſetzen, weil der innere deutſche Markt jetzt nicht über
ge=
nügend Mittel für den notwendigen ſchnellen Aufbau verfügt.
Das Verkehrsperſonal der Berliner Hoch= und Untergrundbahn
ſprach ſich in der Urabſtimmung für den Streik aus. Nochmalige
Verhandlungen ſind von der Direktion abgelehnt worden. Jeder
Ange=
ſtellte, der ſtreikt, wird als, entlaſſen betrachtet.
Die Reichswahlliſte der Deutſchen Volkspartei beginnt mit folgenden
Namen: 1. Streſemann, 2. Frau Matz, 3. Geheimrat Kahl, 4.
Geheim=
rat Rieſſer, 5. Dr. Zapf.
Das Metzer Kriegsgericht verurteilte in Abweſenheit den
deutſchen Hauptmann Grabowski vom 154. Inf.=Regt. wegen
angeblicher Plünderung zu 10 Jahren Zuchthaus, Verluſt der
bürger=
lichen Ehrenrechte und 20 Jahre Aufenthaltsverbot.
Eine Erklärung des Kardinals Mercier beſagt, daß dieſer in
ſchar=
fen Ausbrücken den ruſſiſchen Kommunismus verurteilt und die
Ver=
träge Englands und Italiens mit der Sowjetregierung als ein
Verbre=
chen gegen die Geſellſchaft bezeichnet.
„Radio” meldet aus Helſingfors, daß ſich die Bauern Mittel=
und Oſtrußlands wegen der Auflegung neuer Steuern empört
hätten. In zahlreichen Dörfern ſeien die örtlichen Vertreter der
Sow=
jetregierung entweder getötet oder eingeſperrt worden.
Ein ſtarkes Erdbeben hat die Stadt Saluterre de
Ma=
gos, die ctwa 20 Kilometer von Liſſabon entfernt liegt, völlig
zerſtört. 19 Todesopfer ſind bereits gemeldet. Weitere Einzelheiten
fehlen.
Man teilt mit, daß die Petroleumquelle von Gabian in
der Nähe von Beziéres in Südfrankreich, die vor einiger Zeit entdeckt
wurde, gegenwärtig in der Stunde eine Tonne Petroleum
liefert.
Auf myſteriöſe Weiſe ſind fünf Bomben auf den neuen Ku=
Kux=Klan=Tempel in Forth=Worth abgeworfen worden,
wodurch der Tempel vollkommen zerſtört wurde.
„In einem Interview erklärte Zaglul Paſcha auf den Vorſchlag,
mit England einen modus vivendi zu vereinbaren, daß ſeine
Poli=
tik unverändert ſei, wie er ſie ſeit ſeiner Rückkehr aus England
in öffentlichen Reden bekanntgegeben habe.
Reuter meldet aus Konſtantinopel, daß 18 Abgeordnete ihren
Aus=
tritt aus der Regierungspartei eingereicht haben. Sie beabſichtigen,
eine republikaniſche Partei zu gründen. Die Führer der neuen Partei
erwarten die Unterſtützung von etwa 50 Abgeordneten.
Die finanzielle Lage der Türkei gibt den Führern der
türkiſchen Republik zu ernſten Beſorgniſſen Anlaß. Trotz des neuen
Zolltarifes, der in dieſem Jahre ſtark erhöht worden iſt, haben die
Ein=
nahmen der Zollbehörden beträchtlich abgenommen. Die
Staatseinnah=
men ſollen 130 Millionen türkiſche Pfund betragen, denen 300 Millionen
Ausgaben gegenüberſtänden.
Mehrere Blätter weiſen darauf hin, daß der italieniſche
Kriegsmini=
ſter Giorgio ſich nicht am letzten Miniſterrat beteiligte und
als krank gemeldet wurde, obſchon er auf der Straße geſehen
wurde. Dieſe Haltung des Kriegsminiſters wird in Zuſammenhang
gebracht mit ſeinem Proteſt gegen die Heeresreform.
Der amerikaniſche Armeeflieger Rohlfs, der Inhaber des
Höhen=
rekords, will im Flugzeug auf der Spitze des Mount Evereſt
landen und dann mit einem neuartigen Fallſchirm abſteigen.
Die 800 Millionen=Anleihe.
London, 10. Nov. (Wolff.) In der Montagsüberſicht der
Midland Bank Ltd. heißt es in einem Aufſatz über die
800=Milljonenanleihe u. a., man dürfe die wohltätige
Wirkung, die die Anleihe auf das deutſche Wirtſchaftsleben
aus=
übe, nicht übertreiben und etwa glauben, infolge der Anleihe
werde Deutſchland ſofort wie ein Phönix aus der Aſche
wieder=
erſtehen. Die Kapital= und Kreditknappheit, an der Deutſchland
gegenwärtig leide, dürften nicht unterſchätzt werden. Die
An=
leihe bedeute nur eine Linderung, kein Heilmittel. Die deutſche
Wirtſchaft gleiche einem kranken Mann, deſſen Leben
durch die Zuführung von Blut gerettet würde, der aber zu ſeiner
Wiederherſtellung einer ſtändigen Pflege und einer
an=
gemeſſenen Ernährung bedürfe. Die Gewährung von
Darlehen an Deutſchland müſſe fortgeſetzt werden
ent=
weder durch öffentliche Ausgabe in fremden Ländern oder durch
Verkauf von Wertpapieren, durch die Vermittlung der Börſe,
oder durch private Anleihen oder durch Bankkredite. All dies
hänge aber letzten Endes von der Erhaltung des Friedens und
der ſorgſamen Vermeidung politiſchen Alarms ab. Wenn die
Erhaltung friedlicher Zuſtände in Europa, beſonders zwiſchen
Deutſchland und den Alliierten geſichert ſei, dann werde je nach
Bedarf neues Kapital nach Deutſchland ſtrömen, um ihm bei
ſeiner Wiederherſtellung zu helfen und ihm wieder zu
ermög=
lichen, ſeine wichtige Rolle im Welthandel und in der
Weltpro=
duktion zu ſpielen.
Oberſchleſiſche Woche.
Berlin, 10. Nov. Der Reichspräſident
veranſtal=
tete heute im Rahmen der Oberſchleſiſchen Woche einen
Emp=
fang, an dem die Vorſtandsmitglieder des Hilfsbundes und
die Vereinigten Verbände heimattreuer Oberſchleſier,
Staats=
miniſter Severing und zahlreiche führende Perſönlichkeiten
des politiſchen, wirtſchaftlichen und geiſtigen Lebens
Oberſchle=
ſiens und andere Freunde der Oberſchleſiſchen Woche mit ihrem
Damen teilnahmen. Oberpräſident Proska erinnerte
in ſeiner Anſprache an die Beſtrebungen der Vereine
Oberſchle=
ſiens und führte aus, daß die Mitglieder des Hilfsbundes und
der Verbände heimattreuer Oberſchleſier, ſich bemühten, die
deutſche Kultur zu fördern, die Wirtſchaft wieder aufzurichten
und die Intereſſen für das mißhandelte Land wachzuhalten. Er
dankte dem Reichspräſidenten für die ſtets Oberſchleſien
bewie=
ſene Anteilnahme. Er verſicherte, daß die Oberſchleſier immer
treu zu ihrer Heimat, zu Deutſchland und zu Preußen zählen
würden. — Der Reichspräſident erwiderte hierauf: Dem
Gedanken der Oberſchleſifchen Woche, die Erinnerung an
Ober=
ſchleſien wachzuhalten und nach Kräften Hilfe zu leiſten, habe ich
begrüßt und gefördert. Noch immer brennt die Wunde, die durch
Abtrennung deutſchen Gebietes uns geſchlagen worden iſt. Aben
unſere Brüder und Schweſtern im abgetretenen Gebiet wiſſen,
daß ſie mit uns zu der großen Kulturgemeinſchaft gehören, und
daß, ſoweit es möglich iſt, wir an ihrem Schickſal helfend
teil=
nehmen. Geſchichte, Sprache und Geſittung ſind unſer
gemein=
ſames Gut, das keine trennenden Grenzpfähle kennt. Das
deutſchgebliebene Oberſchleſien kann ſtets der beſonderen
Für=
ſorge der Reichs= und Staatsregierung verſichert ſein. Deutſche
Willens= und Schaffenskraft bürgen dafür, daß Oberſchleſiem
auch künftig das bleiben wird, was es war, eine Stätte der
Ar=
beit, der Ordnung und Kultur mit den Oberſchleſiern, die ſich
im ganzen Reich zuſammengeſchloſſen und bei der Abſtimmung
ſo treu und vorbildlich die Treue zu ihrer Heimat bewieſen
haben. Dieſes Bewußtſein der Verbundenheit möge ſeine
wer=
bende Kraft entfalten und das deutſche Volk einigen zu einer
großen Hilfsgemeinſchaft im Vorwärtsſtreben und im Glauben
an die Zukunft.
Schwere Zuſammenſtöße in Jena.
Jena, 10. Nov. Am Sonntag fand eine große kommuniſtiſche
Verſammlung ſtatt. Anſchließend veranſtalteten die Kommuniſten einen
Umzug mit roten Fahnen, obwohl dieſer von der Polizei verboten war,
Auf dem Maukt hatten ſich ungefähr 3000 Kommuniſten angeſammelt,
Die Polizei ſah ſich veranlaßt, einzugreifen und den Platz zu räumen.
Da ihr Widerſtand entgegengeſetzt wurde und ſie tätlich angegriffen
ward, war ſie genötigt, von ihrem Gummiknüppel Gebrauch zu machen.
Die Kommuniſten haben ganz erhebliche Verluſte erlitten Es wurden
auf kommuniſtiſcher Seite etwa 30 bis 40 Verwundete, davon 7 ſchwer,
gezählt.
Das Ende der Regie.
Die Lebergabe an die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft.
Elberfeld 10. Nov. (Wolff.) Zur Uebernahme der im
Regiebetrieb befindlichen Stationen in den Betrieb der
Deut=
ſchen Reichsbahngeſellſchaft teilt uns die Deutſche
Reichsbahu=
geſellſchaft (Oberbetriebsleitung=Weſt) folgendes mit: Am k6.
Nopember 1924 werden die im Regiebetrieb befindlichen
Sta=
tionen von der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft übernommen.
Die Sonderbeſtimmungen für den Güterver ehr nach Stationen
im Regiebetrieb treten daher zu den nachſtehend angegebenen
Zeiten außer Kraft: 1. Im Frachtgutverkehr werden die
Beſtim=
mungen aufgehoben: a) in den Direktionsbezirken Königsberg,
Frankfurt a. d. Oder, Breslau, Stettin, Oppeln und den
anſchlie=
ßenden Privatbahnbezirken mit Ablauf des 12. November; b) in
den Direktionsbezirken Altona, Schwerin, Berlin, Magdeburg,
Dresden, Halle und den anſchließenden Privatbahnbezirlen mit
Ablauf des 13. November; c) in allen übrigen Bezirken mit
Ablauf des 14. November. 2. Im Eilgutverkehr werden die
Be=
ſtimmungen aufgehoben: in allen Bezirken gleichmäßig mit
Ab=
lauf des 14. November. Von dieſen Zeiten ab entfällt ſomit im
Güterverkehr nach Stationen des bisherigen Regiegebiets die
ge=
brochene Abfertigung auf dem Tarifübergangspunkte, der
Fran=
katurzwang, das Verbot der Nachnahmebelaſtung uſw. Die
Ab=
fertigung im Güterverkehr vollzieht ſich wieder wie vor der
Ein=
richtung der Regie auf der Grundlage der
Eiſenbahnverkehrs=
ordnung und nach den allgemeinen Vorſchriften der Deutſchen
Reichsbahngeſellſchaft. Für den Auslandsver ehr mit Stationen
des bisherigen Regiegebiets ergehen beſondere Anordnungen.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Montag, den 10. November.
2. Sinfonie=Konzert.
F.N. Ein Ruſſiſcher Abend. Die Romantik hat die nationale
Kunſtmuſik geboren, zur Zeit Schumanns erſtehen in allen
euro=
päiſchen Ländern ſtark national gefärbte Schulen und machen
dem bisherigen Internationalismus der klaſſiſchen,
weltbürger=
lichen Periode ein Ende. Mit dem Ende der Romantik in unſerer
Zeit ſchwindet mehr und mehr das nationale Gepräge und die
Anſätze zur neueſten Muſik gehen wieder in gleicher Weiſe aus
den verſchiedenſten Ländern hervor.
Rimsky=Korſakow iſt einer der typiſch ruſſiſchſten Meiſter.
Bald weltmänniſch elegant bis zum Pariſertum, bald aſiatiſch
leidenſchaftlich leben ſich in ihm die Urkräfte des ruſſiſchen
Vol=
kes aus. Wohl iſt er nicht unbeeinflußt durch deutſche Muſik, die
ältere Romantik klingt ebenſo an als die Kunſt Wagners, aber
ſein Blut verleugnet ſich nirgends. Seine „Scheherazade”
ent=
nimmt daher mehr äußerlich die Erzählungsgedanken als
for=
mende Prinzipien für die reichen Inſtrumentalrezitative und die
kontraſtvollen Szenen aus „Tauſendundeine Nacht” Innerlich
ſpricht ſich ruſſiſches Temperament in ihr aus, wie wir auch an
zahlreichen Stellen die Anknüpfung an nationale Volksmuſik
ver=
ſpüren. Alle Gedanken ſind äußerſt prägnant. Das hindert nicht,
daß in ihrer Durchführung zuweilen erhebliche Längen fühlbar
ſind, nicht immer vermögen ſie die breite Spannung der Sätze zu
tragen, die zwiſchen ſinfoniſchem und ſuitenmäßigem Aufbau
ſchwanken. Beſonders intereſſant geſtaltet ſich der von
Rezi=
tativen durchwachſene zweite Satz, mongoliſch wild wirkt das
Finale.
Dieſem urwüchſigen Temperament gegenüber erſchien das
A=Moll=Violinkonzert von Alexander Glazounow akademiſch
zurückhaltend. Nach den ſtarken Werken dieſes ruſſiſchen
Neu=
romantikers, die wir hier in den letzten Jahren hören konnten,
dürfen wir dies zu ſeinen ſchwächeren Kompoſitionen rechnen.
Die beiden erſten Sätze hängen in der Stimmung eng zuſammen,
ſtellen überaus große Anforderungen an die Virtuoſität der
Soli=
ſten, räumen aber dem rein Virtuoſen einen breiteren Raum ein,
als das in der moderneren Konzertliteratur zu geſchehen pflegt.
Eine Kadenz treunt die beiden Sätze von dem friſchen Finale mit
ſeinem draufgängeriſchen Fanfarenmotiv. Der Soliſt des Abends,
Herr Geerg Kulenkampff, beherrſchte alle die
Schwierig=
keiten in hervorragender Weiſe. Sein kraftvoller Strich, die
prä=
ziſe Bogenteanik ſind vorbildlich, das allzuweiche Gleiten in die
Lagen ſticht dagegen ſtark ab von der Klarheit, die wir an Künſt=
lern wie Buſch und Havemann gewohnt ſind. Dieſe mehr
fran=
zöſiſche Spielart mag ja zu Glazounow beſonders gut paſſen
für uns blieb etwas Fremdartiges darin, das uns nicht völlig
warm werden ließ. Das Inſtrument des Künſtlers war bei
edlem Klang kaum tonſtark genug für den großen Raum.
Den Schluß bildete die 2. Sinfonie von A. Scriabine, ein
frühes Werk, das den jetzt völlig neutöneriſchen jungruſſiſchen
Meiſter noch in ſeiner Mahler=Straußſchen Periode zeigt. Ein
rieſiger Aufwand an Pathos und Kraft liegt in dieſem Werk,
das ſüße Vogelgezwitſcher des Andante iſt nur eine kleine
Epi=
ſode, aus der große Steigerungen ſelbſt in dieſem ruhigſten Satz
herauswachſen. Das Tempeſtoſo und der marſchartige Hymnus
des letzten Satzes, der faſt an einen Brucknerſchen Choral als
Bekrönung des Werkes erinnert, bilden einen rieſenhaften
Ab=
ſchluß und zeigen inſofern einen Einfluß der Schule des
letzt=
genannten Meiſters, als hier das Finale wirklich den Höhepunkt
und die Bekrönung des ganzen Werkes bildet, während in der
früheren Sinfonie meiſtens der erſte Satz größte Wichtigkeit
be=
anſprucht.
Der Abend war ein Ehrentag unſeres Orcheſters. Im
Zu=
ſammenwirken, wie auch in den ſoliſtiſchen Einzelleiſtungen, die
bei der Sinfonieſuite von Rimsky=Korſakow einen beſonders
brei=
ten Raum einnehmen, waren die Leiſtungen gleich vortrefflich,
die Sicherheit und Einfühlung in die Werke ſtaunenswert.
Michael Balling konnte mit dieſem heute beſonders ſicher
funktionierenden mächtigen Klangkörper in freieſter Weiſe dem
Inhalt der Kompoſitionen nachgehen und ihn ſo ausdeuten, daß
ſich ſeine perſönliche Eigenart mit den Abſichten der Komponiſten
aufs glücklichſte verſchmolzen. Wir ſind ihm herzlich dankbar für
den intereſſanten Abend, der ein Stück außerdeutſcher
Kunſtenit=
wicklung, die bei voller Eigenart doch mit der deutſchen parallel
verläuft, aufrollte.
4 Modeſpiele
von Hans Linck — „Tarzan II”.
Tarzan II iſt nicht der Affenmenſch, der demnächſt (ſolange
das deutſche Leſerpublikum dieſen Kitſch verſchlingt) den erſten
Band ſeiner Lebensgeſchichte erſcheinen läßt. Tarzan II, der
ver=
gangene Nacht ſeine Schönheitsgalerie im Kleinen Haus (
voll=
beſetzt) vorführte, iſt ein Paſcha, der einen Harem von ſeinem
Bruder geerbt hat und für dieſes etwas abgearbeitete Erbe
wenig übrig hat, ſo daß eine Haremsrevolution droht. Da erſcheint
mit dem Z. R. 3 von Europa Baja Dera, die Flimmerdiva (Ilſe
Lahn) mit einem ganzen Luftſchiff voll entzückender
Damen=
koſtüme, Pelze, Brillanten, Hüte, Damenwäſche uſw. und ergießt
dieſen koſtbaren Segen über die Haremsdamen, die nun natürlich
dem Herrn und Gebieter Tarzan II viel begehrenswerter
er=
ſcheinen.
Das iſt der nicht gerade überwältigende Gehalt der
Dich=
tung, die aber ſehr geſchickt Gelegenheit zur Entfaltung der
Mode=Vorführungen gab, an der ſich eine Reihe der erſten
Darm=
ſtädter Firmen beteiligte, und die in ihrer Geſamtheit einen
überzeugenden Beweis der Leiſtungsfähigkeit der Darmſtädter
Damenkonfektionsfirmen und ſolche, die in engem
Zuſammen=
hang damit ſtehen, erbrachte. Für die graziös=wirkungsvollen
Vorführungen der Modeerzeugniſſe hatten ſich die „
Harems=
damen” Grete Carlſen, Lotte Schramke Vera
Dona=
lies, Wally Martin, Martha Fleiſchmann und viele
Manequins zur Verfügung geſtellt. Den Tarzan II. ſpielte Rich.
Jürgas mit Temperament und Eleganz, er war auch Träger
des improviſierenden Reklameteils, der Empfehlung der
beteilig=
ten Firmen, unterſtützt von Ilſe Lahn.
Die weitaus größte Anzahl der vorgeführten Toiletten,
beſonders Abend= und Nachmittagstoiletten hatte die Firma
Alfred Wagner, Wilhelminenſtraße, zur Verfügung geſteut.
Herrſchend war noch immer das vornehme und geſchmackvolle
Stilkleid in allen Farben und den phantaſievollſten Formen. Das
„ſtoffliche” der Toiletten war ebenſo vielſeitig wie Farbe und
Form. Die Mode des Silber= und Goldzierrats, der aufgeſetzten,
geſtickten und gemalten Blumen, Ornamente und ganz modernen
Verzierungen ſind von Paris über Amerika auch auf uns
über=
kommen. Tuch und Seide, Rohſeide und Seidentrikot, Gabardine,
Sealſamt, Crepe=Marroccaine, Seidenbrokat und welches der
Wunder mehr ſind, mit denen die Dame der Welt ſich bekleidet. —
Wahre Wunder von Gebilden aus koſtbarem Rauchwerk waren
die Pelze der Firma F. Schmidtmann und die wirklich
originellen und geſchmackvollen, beſonders geſchmackvoll in
der gediegenen Einfachheit, Hüte aller Art aus dem
Atelier Mathilde Wolf, Schulſtraße. — In
eleganter Damenwäſche, Schlafanzügen, Morgenkleidern,
Tee=
jacken uſw. hat die Firma Becker wieder viel Neues gezeigt.
Es fiel beſonders eine Wäſchegarnitur auf, die mit breiter, bis
unter die Achſel reichender, hübſch geſchweifter Paſſe gearbeitet
war. Dieſer Paſſe iſt oben eine kleinere, die den gleichen
Kon=
turen folgt, aus feinſtem Valencienneſtoff eingearbeitet. Zarte
Ranken in Handſtickerei umgeben die Spitzenpaſſe, während die
andere, aus dem Batiſt des Hemdes gefertigte große Paſſe mit
ſchmalem Valencienne=Einſatz dem vorn pliſſierten Hemd
ange=
ſetzt iſt. Gleicher Einſatz umgibt die Aermelausſchnittränder,
ſo=
wie die unteren, ſeitlich nach oben abgeſchrägten Ränder des
Hemdes. Eine ganz andere Art vertrat eine Garnitur, die aus
feinſtem Makkobatiſt hergeſtellt und nur mit reicher Handſtickerei
verziert war. Als beſondere Neuheit brachte die Firma Beckey
Nummer 314
* Pom neuen engliſchen Kabinett
Von unſerem Korreſpondenten.
C.M. P. London, 9. Nov. (Durch Flugpoſt.)
Baldwin hat nun glückli cheine der ſchwierigſten Aufgaben
erledigt, die ihm in ſeiner vorausſichtlich vierjährigen Amtszeit
bevorſtehen werden: die Wahl der Miniſter. Wenn man mit einer
ſo gewaltigen Heerſchaar zu Felde ſteht, muß auch die Zahl
der=
jenigen, die ſich zu Unterführern eignen, erheblich die Zahl der
Führerſtellen überſteigen. Und die Schwierigkeit ſteigt mit dem
Rang der in Betracht kommenden Perſönlichkeiten. Aber einige
Namen von ſolchen erwartete man doch unter allen Umſtänden in
der fertigen Liſte zu finden.
Auſten Chamberlain mit ſeinem Bruder Nevil, die Marquis
von Salisbury, Lord Curzon, den Grafen von Birkenhead, Lord
Derby, Sir Robert Horne. Gerade die zwei letzten gehören zu
den im ganzen Lande hochangeſehenen Staatsmännern. Dieſe
Führer der Torys in Lancafhire und Schottland haben keine
Verwendung erhalten. Das hat äußerſtes Befremden erregt. Sir
Robert Horne war vorher von allen Seiten als ganz ſicherer
Kandidat für den Schatzkanzlerpoſten genannt worden. Baldwin
hätte keinen beſſeren und populäreren finden können. Sir Robert,
der nach dem letzten Koalitionskabinett in die City übergegangen
war und dort ſeinen ganz eminenten Fähigkeiten entſprechend
eine rapide Karriere bis zum Direktor verſchiedener großer
Ge=
ſellſchaften gemacht hatte, war ſchon einmal in die Verlegenheit
gekommen, eine Einladung der Unioniſten ablehnen zu müſſen,
weil er die erreichten Jahreseinkünfte von 15 000 Pfund Sterling
nicht mit den höchſtens 5000 Pfund eines Kabinettsminiſters
tau=
ſchen konnte (und 15000 Pfund das ſind für eine ſolche Kraft
wahrlich nicht zu viel, denn einige große Anwälte bringen es auf
35 000 bis 50 000, ja bis 100 000 Pfund jährlich). Als ſein Name
nun diesmal wieder von allen Seiten erklang, konnte er es aber
nicht übers Herz bringen, ſeinem patriotiſchen Pflichtgefühl nicht
zu genügen, und er war bereit, diesmal das Opfer zu bringen.
Er begab ſich alſo ſofort zu dem neuen Premierminiſter, als ihn
dieſer in ſeiner Kabinettbildungsarbeit um ſeinen Beſuch bitten
ließ. Aber das ihm zu ſeiner Ueberraſchung angebotene
Arbeits=
miniſterium, das er zudem ſchon einmal geleitet hatte, war ihm
jetzt doch nicht genug, wenn auch Baldwin ſich alle Mühe gab, ihn
darauf hinzuweiſen, welche großen Aufgaben ihm auf dieſem
Amte bevorſtünden, die eine Kraft erſten Ranges auch zur
Ver=
tretung im Hauſe erforderten. Er konnte ihn nicht zur Annahme
bewegen. Man munkelt allerdings davon, daß er auf eine
wahr=
ſcheinliche Vakanz von dem Premierminiſter hingewieſen worden
ſei. Aber was ſind Gerüchte, ſo annehmbar ſie auch klingen?
Es iſt übrigens ganz intereſſant, die Altersklaſſen der
einzel=
nen prominenten Miniſter zu betrachten. Das „Baby” der
illu=
ſtren Verſammlung ſcheint der Präſident des Unterrichtsamtes
Lord Euſtache Percy mit 37 Jahren zu ſein. Er war bis 1919
im diplomatiſchen Dienſt, wurde 1921 für Haſtings in das
Unter=
haus gewählt und war während der letzten konſervativen
Regie=
rung Parlamentsſekretär des Unterrichts= und
Geſundheits=
amtes. In den 40ern ſtehen der Arbeitsminiſter Sir A. Steel,
Maitland (46) und der Sekretär für Schottland Sir J.
Gil=
mour (48), der Staatsſekretär für Indien Graf von
Birken=
head iſt 52, der Kriegsminiſter Sir Waſhington Evans iſt 55,
Baldwin 57 Jahre alt. In den 60ern befinden ſich der Erſte
Lord der Admiralität Bridgeman (60), Auſten
Chamber=
lain (61), der Lordſiegelbewahrer Marquis Salisbury (61),
der Geſundheitsminiſter Nevil Chamberlain (65), der
Lordpräſident des Rates und Leiter des Oberhauſes Marquis
Curzon (66) und Lordkanzler Viscount Cave (69 Jahre),
An Stelle von Sir Robert Horne iſt alſo der ewig=junge
Wiſton Churchill Schatzkanzler, wenn auch die protektioniſtiſchen
Diehards über dieſe Ernennung des Vielſeitigen nicht glücklich
ſind. Niemand im Lande beſtreitet Churchills glänzende Gaben,
und vom ſachlichen Standpunkte aus iſt dieſe Ernennung ſicher
eine ſehr glückliche. Churchill wird keinen Moment zögern, ſich
für die Wiederbelebung der Preverenzreſolutionen mit all ſeiner
glänzenden und mitreißenden Rhetorik in das Zeug zu legen.
Sein Vater Randolf trat zurück, weil er ſich mit dem „verd . . ."
Zahlen nicht befreunden konnte. Er, deſſen Feuergeiſt ſein Sohn
geerbt, vermochte auch nicht, ein Budget fertig zu bringen. Sein
Sohn wird Budgets bringen, daß ſich hier ſo mancher an den
Kopf faſſen wird. Merkwürdigerweiſe haben ſchon einmal Sir
Robert Horne und Churchill um den Schatzkanzlerpoſten einander
gegenüber geſtanden. Es war in den Tagen der Koalition, als
Bonar Law aus gewiſſen Gründen reſignierte und Churchill bei
den Pyramiden weilte. Auſten Chamberlain gab das Amt des
Schatzkanzler auf, um Leiter des Hauſes zu werden. So war
Sir Robert Horne, in das Schatzamt eingezogen, lange bevor
Churchill vom Nil zurückkam.
Teejacken mit Pelzgarnituren und dazu paſſende Unterröcke mit
Handmalerei. Ein Schlafanzug in Smokingform aus
dunkel=
blauer Libertyſeide mit ceriſefarbigem ſeidenen Innenfutter, das
als ſchmaler Schalkragen den Abſchluß bildete, wurde von
Fräu=
lein Donalies, ein ſchwarzſeidener Schlafanzug mit grünen
pliſ=
ſierten Volants von Fräulein Martin in einem Tanzduett
ge=
tragen. Sehr apart wirkte auch ein Morgenrock in Sackform, aus
ſchwarzer glänzender Seide mit Goldſtickerei. Die beliebten
Kimonos zeigte die Firma Becker in vielen Farben, darunter
mehrere, die durch ihre japaniſchen Stickereien beſonders
wir=
kungsvoll waren und ſehr gefallen haben.
Im übrigen waren die nachſtehenden Firmen an der
Moden=
ſchau beteiligt: Juwelen: Ludwig Borné, Ernſt=Ludwigſtr. 25 —
Pompadours und Handtaſchen: Karl Rooſen, Wilhelminenſtr. 9
— Schirme: J. Merz, Ernſt=Ludwigſtr. 14 — Parfüme und
Fri=
ſuren: Willy Hermes, Luiſenſtr. 8 — Liköre: J. J. Diefenbach,
Alexanderſtr. 8 — Weine: Rheingauer Weinſtube, Luiſenplatz 1 —
Zigaretten: Menes” „Induſtrie”, Zigarettenfabrik Menes,
Wies=
baden — Filmaufnahmeapparat: Photohaus Umbreit, Soderſtr.
Der Konzertflügel war von der Firma Karl Arnold u. Sohn,
Ecke Erbacherſtr., geſtellt. Ausſtattung: Ludwig Alter A.=G.,
Eli=
ſabethenſtr. 34.
Das Haus war, wie geſagt, faſt ausverkauft. Man klatſchte
auch hier je nach Stimmung und perſönlicher Geſchmackseinſtel=
M. St.
lung vielfach Beifall bei offener Szene.
* Ein Tiepolo=Fund.
Von Dr. Joſef Herold.
Vor mir ſteht eines der nicht gerade häufigen Oelgemälde
des letzten venezianiſchen Großmalers Giovanni Battiſta Tiepolo,
des gewandteſten und geiſtreichſten Malers des 18. Jahrhunderts.
Zum beſſeren Verſtändnis dieſes Werkes mögen ein paar
Daten aus des Meiſters Leben hier ihre Stelle finden. Tiepolo
wurde 1696 zu Venidig geboren. Er erhielt ſeine erſte
Ausbil=
dung in der Malerei bei dem einfachen, nüchternen Lazzarini,
dann bei dem bedeutenderen Franzeschini und kam ſchließlich zu
Piazetta, der ihm unter den damaligen venezianiſchen Künſtlern
vielleicht allein ſtammverwandt war. Jahrzehntelang arbeitete
Tiepolo ſodann in der Heimat, war namentlich auch in Mailand
viel beſchäftigt und von den Zeitgenoſſen hoch geſchätzt. Erſt 1750
wurde er durch den Fürſtbiſchof Karl Philipp von Greiffenklau
nach Würzburg berufen, wo er in den Jahren 1751 bis 1753 das
fürſtbiſchöfliche Schloß mit grandioſen Fresken ſchmückte. In
ſeine Vaterſtadt zurückgekehrt, übernahm er bald darauf (1755)
Dienstag, den 11. Noreiber 1924.
Die Lage in Marokfo.
Propaganda der Riffleute zum heiligen Krieg
gegen Frankreich.
London, 10. Nov. Der Korreſpondent der „Times” in
Tanger hatte eine Unterredung mit Marſchall Liautey, der
die Lage in Marokko als beunruhigend bezeichnete, da ſich
in einem zur franzöſiſchen Zone gehörigen Gebietsſtreifen
Truppen des Riff=Führers Abd=el=Krim feſtgeſetzt hätten.
Dies werde möglicherweiſe ein Vorgehen des Sultans und der
franzöſiſchen Militärbehörden notwendig machen. Außerdem
be=
tonte der Marſchall, daß die Riffleute in der franzöſiſchen Zone
eine lebhafte Propaganda trieben und zum Heiligen Krieg
gegen Frankreich aufforderten. Die Lage in Spaniſch=
Marokko bedeute eine Bedrohung für alle Mächte, die in den
mohammedaniſchen Ländern in Aſien und Afrika Intereſſen
hät=
ten, in erſter Linie aber für Frankreich und England.
Verhandlungen mit den Riffkabylen.
In Gibraltar ſind Ben Hadſhu Ali und der Schwager
Abd’l Krims, Ben Huna, ſowie der Sultan von Tetuan
ein=
getroffen. Sie erklärten, daß ihre Reiſe durchaus inoffiziell ſei.
Doch iſt dies kaum anzunehmen, da gleichzeitig mit ihnen der
bekannte ſpaniſche Großinduſtrielle Echevarrieta in Gibraltar
eingetroffen iſt. Dieſer ſteht zu Abd’l Krim perſönlich in den
beſten Beziehungen und iſt es bekanntlich geweſen, der nach der
Niederlage der Spanier im Jahre 1921 mit den Kabylen wegen
des Loskaufes der Gefangenen verhandelte. Es iſt daher
anzu=
nehmen, daß es ſich um eine verabredete Konferenz handelt,
durch welche Echevarrieta ſeinen lang gehegten Plan eines
Modus vivendi auf wirtſchaftlicher Grundlage, zur Tat werden
laſſen möchte.
Die Auswirkung in Indien.
Bombay, 10. Nov. Die Mohammedaner Indiens
ver=
anſtalten große öffentliche Gottesdienſte, in denen für den Sieg
Abd=el=Krims und ſeines Heeres gebetet wird. Die Beteiligung
der Bevölkerung iſt überall ungeheuer. An dem Gottesdienſt in
Kalkutta nahmen über 100 000 Perſonen teil. Das iſlamitiſche
Komitee forderte zur Zeichnung einer Anleihe für die Kabylen
auf. Indiſche Frauen ſchicken koſtbare Schmuckſachen, damit ſie
zum Beſten dieſer Krieger verkauft werden.
Die Liquidierung des ſpaniſchen Marokko=
Unternehmens.
Nach einer Meldung des „Petit Pariſien” aus Madrid hat
Spanien in den letzten drei Monaten 2000 Quadratkilometer
Gelände weſtlich von Arzila und Tetuan geräumt. Den
Marokkanern ſeien 2800 Mann ſpaniſche Soldaten und Offiziere
in die Hände gefallen. Abd=el=Krim ſei bereit, die Gefangenen
gegen Zahlung eines Löſegeldes freizugeben. In maßgebenden
politiſchen Kreiſen ſei man der Anſicht, daß im gegenwärtigen
Augenblick die Liquidierung der ſpaniſchen Marokkozone erfolge.
Hinrichtung zweier Anarchiſten.
In Barcelona wurden heute früh im Gefängnishofe die
bei=
den Anarchiſten, Joſef Mager und Juan Montjeo, die am Samstag
durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt wurden, hingerichtet. Sie
waren angeklagt, bei den Ereigniſſen vom 5. November einen Poliziſten
getötet und einen anderen verwundet zu haben.
Die Vorgänge in Spanien.
Paris, 10. Nov. (Wolff.) Die meiſten Morgenblätter
ſtel=
len die Frage: „Was geht in Spanien vor?‟ Das „Echo
de Paris” beantwortet ſie wie folgt: Die Klugheit gebietet, mit
Reſerve die Nachrichten aufzunehmen, die über die Ereigniſſe in
Spanien verbreitet werden. Doch kann die jenſeits der Grenze
durchgeführte ſtrenge Zenſur auf den Gedanken bringen, daß die
Lage weniger harmlos iſt, als man in offiziellen ſpaniſchen
Krei=
ſen es hinſtelle wolle. Die Aufmerkſamkeit iſt auf die Lage
da=
durch gelenkt worden, daß diesſeits und jenſeits der ſpaniſchen
Grenze verdächtige Individuen verhaftet wurden.
Augenblick=
lich ſpricht man von 42 Verhaftungen, davon 27 in Perpignan,
11 in Banguels und 4 in Hendayl. Sie werden alle damit
be=
gründet, daß die Verhafteten im Beſitz von Waffen gefunden
wurden und keine regelrechten Ausweispapiere beſeſſen haben
ſollen. Es iſt aber klar, daß man es mit einer vorbereiteten
Be=
wegung zu tun hat, die in Verbindung ſteht mit den Unruhen
in Barcelona und Vera. Handelt es ſich hier um eine rein lokale
Bewegung? Man darf es annehmen. Die Perſon des Generals
Primo de Rivera ſcheint nicht mehr in Betracht zu kommen,
die Leitung der Akademie der ſchönen Künſte, die er bis 1762
inne hatte. In dieſem Jahre erhielt er einen ehrenvollen Ruf
von Karl III. nach Madrid, wo er mit ſeinen Söhnen Domenico
und Lorenzo mit einer trotz ſeines vorgerückten Alters
unge=
ſchwächten Schaffenskraft Fresken und Oelgemälde im dortigen
königlichen Palaſte und in Privathäuſern ſchuf, bis ihn der Tod
am 27. März 1770 mitten in ſeiner Arbeit ſozuſagen überraſchte.
Da nun das erwähnte Oelbild in ſeiner linken unteren Ecke
das von Sachverſtändigen wiederholt geprüfte und unzweifelhaft
echte Signet: „G. B. Tiepolo pxt. 1725” trägt, ſo iſt es der
Früh=
zeit dieſes Meiſters zuzuweiſen; wäre das Werk nicht ſigniert, ſo
wäre man ſtark verſucht, es dem Paolo Veroneſe zuzuſchreiben, da
es ganz in ſeinem Stile und in ſeiner Auffaſſung gehalten iſt.
Das iſt kein Zufall; denn wir wiſſen, daß Tiepolo den Stil
Vero=
neſes gefliſſentlich nachgeahmt hat. Somit ſpricht nicht nur ein
äußerer, ſondern auch ein innerer Grund überzeugend für die
Autorſchaft Tiepolos. Für ſeine künſtleriſche Entwicklung bietet
unſer Gemälde außerordentlich intereſſante Anhaltspunkte. Das
Oelgemälde hat eine Höhe von 35, eine Breite von 55
Zenti=
metern und iſt vorzüglich erhalten. Es ſtellt das Haupt des hl.
Johannes des Täufers dar. Neben dem Haupt, das auf einer
Schüſſel liegt und von einem Heiligenſchein umgeben iſt, liegt der
ſogen. Kreuzſtab, um den ein Spruchband gewunden iſt, auf dem
man noch die Inſchrift leſen kann: Ecce Agnus Dei. Das Haupt
ſelbſt macht durchaus keinen abſchreckenden Eindruck. Die Augen
ſind etwas geöffnet und wie die eines friedlich Schlummernden
anzuſehen. Die Naſe iſt ungemein kräftig, der Mund leiſe
ge=
öffnet. Der Bart iſt hellbraun, die Haupthaare ſind dunkelbraun
gehalten. Die Darſtellung Tiepolos weicht von dem
ſchrecken=
erregenden Bild von Bernadino Luini (geb. um 1470, geſt. um
1532), wo der Henker das Haupt des Täufers an den Haaren
über einer von der Tochter der Herodias gehaltenen Schüſſel
ſchweben läßt, ſehr vorteilhaft ab. Tiepolo beſitzt, was Luini noch
fehlt, in reichſtem Maße: Kraft der Zeichnung und namentlich
der Modellierung, nicht zu vergeſſen der geiſtvollen Charakteriſtik
und des prachtvollen, fein zuſammengeſtimmten Kolorits, das
unſer Gemälde beſitzt. Infolge dieſer Qualitäten würde es nicht
nur einer kleinen oder mittleren, ſondern mancher großen Galerie
zur Zierde gereichen. Das Bild ſtammt, ſoviel man in
Erfah=
rung bringen konnte, aus dem 1803 aufgehobenen Ziſterzienſer=
Frauenkloſter Oberſchönenfeld (B.=A. Augsburg), von wo es
mehrere Male in geiſtliche Hände und zuletzt in die
Privatſamm=
lung des Antiquitätenhauſes Fran; Deßloch
überging, der das Gemälde der Oeffentlichke
unbekannt blieb, ſicherlich wieder zugänglie
Seite 3.
Die öſierreichiſche Kriſe.
Die Auswirkungen des Eiſenbahnerſtreiks.
Wien, 10. Nov. (Wolff.) Die Wirkungen des allenthalben
in voller Ruhe durchgeführten Eiſenbahnerſtreils machen ſich im
Wirtſchaftsleben, und in der Verſorgung der Städte trotz des
ziemlich ausgedehnten Notverkehrs in zunehmendem Maße
be=
merkbar. So muß in Wien bereits die Milchausgabe
einge=
ſchränkt werden, weil die Milchzufuhren erhebliche Verſpätungen
erleiden. Fleiſch und Fett ſind im Preiſe geſtiegen. Bezüglich
der Kohlenverſorgung hat die Zentralſtreikleitung zugeſtanden,
daß Kohlenzüge, die auf der Strecke ſtehen, ans Ziel gefahren
und entladen werden. Auch wurde die Kohlenabfuhr von den
Wiener Bahnhöfen freigegeben, doch haben ſich, die
Kohlengroß=
händler verpflichten müſſen, keine Preiserhöhungen vorzunehmen.
Nach Mitteilung der ſozialdemokratiſchen Blätter wird von
führender ſozialdemokratiſcher Seite darauf
hin=
gewieſen, daß alle in den Zeitungen geäußerten
Anſich=
ten über den vorauſichtlichen Verlauf des
Streiks und die Löſung der politiſchen Kriſe
Vermutungen ſeien, die jeder Grundlage
ent=
behrten. Die ſozialdemokratiſche Fraktion, deren Mitglieder
aus den Ländern erſt im Laufe der Nacht eintreffen, werden
morgen um 11 Uhr in einer Sitzung entſcheidende Beſchlüſſe
faſſen. Wenn morgen oder Mittwoch keine Einigung zu erzielen
ſei, werde es weiterhin zu einem verſchärften Kampfe kommen.
Wie die „Wiener Mittagszeitung” aus Graz meldet, hat
geſtern eine Verſammlung der freiheitlichen Bauern in Graz
einſtimmig beſchloſſen, die Forderung aufzuſtellen, es dürfe
zulünftig für Bundesangeſtellte kein Streikrecht mehr geben. Die
Verſammlung proteſtierte in ſchärfſten Ausdrücken gegen den
Streik, der für die Bauern eine beſonders ſchwere Schädigung
bedeute infolge der Unmöglichkeit, die Herbſternte rechtzeitig zu
verfrachten
Wiener Preſſeſtimmen zur Lage.
Wien, 9. Nov. (Wolff.) Die „Reichspoſt” ſchreibt: Nun
tritt die Entſcheidung an Parlament und Volk heran. Findet
hier der Standpunkt des Landes Verſtändnis und Billigung, ſo
wird es auch möglich ſein, die Einſicht der Eiſenbahner zu
gewin=
nen. Weite Kreiſe der Bevölkerung erörtern mit Sorgfalt die
Frage, ob Seipel ſich zurückziehen wolle. Seipel iſt aber nicht der
Mann, der flüchtet, ſolange er ſein großes Lebenswerk nicht
voll=
bracht hat und ſeine Bemühungen nicht durchkreuzt ſieht. Aber
ſollte ſich irgendwo die Auffaſſung durchſetzen, die Vollendung
des Sanierungswerkes ſei nicht dringlich, man brauche die
Ver=
einbarungen mit dem Völkerbunde nicht einzuhalten, ſo würde
Dr. Seipel es ablehnen, etwa im Sinne dieſer Auffaſſungen, die
nicht die ſeinen ſind, ein verändertes Regierungsſyſtem zu führen.
Die Chriſtlichſoziale Partei, die eine Aenderung der Methode in
der Wiederaufbaupolitik für nötig hält, iſt auch hier eines Sinnes
mit dem Kanzler.
Die „Arbeiterzeitung” widerſpricht den Erklärungen
und Begründungen Dr. Seipels wegen der Haltung der
Regie=
rung in allen Punkten. Sie bleibt dabei, daß er demiſſioniert
hat, um ſich von der Mehrheit des Parlaments Garantien geben
und wiederwählen zu laſſen. Es handele ſich darum, für den
Entſcheidungskampf gegen die Organiſationen Stimmung zu
machen. Deshalb gebe es nur eins: Feſtbleiben!
Die „Deutſchöſterreichiſche Tageszeitung”
ver=
tritt den Standpunkt, die Mehrheit der nationalſozialiſtiſch
ein=
geſtellten deutſchen Eiſenbahnergewerkſchaft ſei der Anſicht, daß
die geſtrigen Ausführungen von Vertretern der Großdeutſchen
Volkspartei die Eiſenbahner vor den Kopf geſtoßen hätten und
damit auch wohl für die Zukunft von der Großdeutſchen
Volks=
partei darauf verzichtet werde, die völkiſchen Eiſenbahner
weiter=
hin zu ihren Anhängern zu zählen.
Die jugoſlawiſche Kriſe.
Belgrad, 10. Nov. Eine amtliche Erklärung beſagt, daß
die Umbildung des Kabinetts Davidowitſch daran geſcheitert ſei,
daß Raditſch offen ſeine Beziehungen zu den Bolſchewiſten
er=
klärte und ſein Unterhändler zugab, daß er während der
Ver=
handlungen zweimal nach Wien gereiſt ſei, um mit der dortigen
bolſchewiſtiſchen Geſandtſchaft in Fühlung zu treten.
Heute wurde in der Skupſchtina von dem Vertreter des
Miniſtereräſidenten Paſitſch der königliche Beſchluß verleſen, der
das jetzige Parlament auflöſt und Neuwahlen für den Februar
vorſchreibt. Die neue Skupſchtina iſt für den 7. März 1925
ein=
berufen worden.
Die Regierung hat beſchloſſen, Raditſch wegen Hochverrats
verhaften zu laſſen. Es gilt als ſicher, daß er bereits geflüchtet
iſt. Von der italieniſchen Grenze wird gemeldet, daß Raditſch
bereits in Trieſt eingetroffen ſei. Die Regierung wird
außer=
dem verſuchen, ſeine Parteiorganiſation im ganzen Lande
auf=
zulöſen.
* Der beſchlagnahmte Konrad Ferdinand Meher.
Aus Eger wird uns berichtet: Ein Stückchen, das verdient,
feſtgehalten zu werden, hat ſich der Egerer Staatsanwalt geleiſtet.
Kein Geringerer als der Schweizer Dichter Konrad Ferdinand
Meyer iſt es, der in jüngſter Zeit den Groll der Polizei und der
Staatsanwaltſchaft erregt hat. Ein rein geſchichtlicher Vortrag,
den der Regierungsrat Dr. Siegfried von Volkmann, der Direktor
des Reichslandbundes, am Germaniſchen Bauern= und
Land=
volks=Kongreß in Nürnberg 1922 in Gegenwart von Vertretern
des tſchechoſlowakiſchen Konſulats gehalten hat, ſchließt mit
fol=
genden Worten des Dichters Konrad Ferdinand Meyer:
„Geduld, es kommt die Zeit, da wird geſpannt
Ein einig Zelt ob allem deutſchen Land.
Geduld, wir ſtehen einſt um ein Panier,
Und wer uns ſcheiden will, den morden wir!
Geduld, ich kenne meines Volkes Mark,
Was langſam wächſt, das wächſt gedoppelt ſtark.
Geduld, was langſam reift, das altert ſpat,
Wenn andre welken, werden wir ein Staat.”
Dieſe Zeilen ſtammen aus dem Gedichte „Huttens letzte
Tage‟. Der Egerer Staatsanwalt hat die in Eger erſcheinende
Zeitung „Deutſcher Landruf” wegen Veröffentlichung dieſer
Zei=
len beſchlagnahmt, weil ſie — gegen das Geſetz zum Schutze der
Republik verſtoßen
— Herr E. Keller ſchreibt uns: „Die Generalintendanz
hat, in Anwendung eines Rechtes, das ihr verträglich zuſtand,
meinen Vertrag als Leiter des Schauſpiels am Bayeriſchen
Staatstheater zum 31. Auguſt 1925 gelöſt. Im Anſchluß an die
Bekanntgabe dieſer Vertragslöfung iſt die Meinung entſtanden,
es liege in dieſer Maßnahme ein Aburteil über meine künſtleriſche
Leiſtung zu dem von mir hier übernommenen Amt. Dieſer
Mei=
nung muß ich im Intereſſe meiner künſtleriſchen Laufbahn
nach=
drücklich entgegentreten. Es liegt von mir bis jetzt eine einzige
Inſzenierung vor. Kein Urteilsfähiger wird die Frage der
Eig=
nung einer künſtleriſchen Perſönlichkeit durch eine einzige
Lei=
ſtung für entſchieden halten. In der Tat hat die Münchener
Preſſe in der überwiegenden Mehrzahl ihrer Stimmen eine
ab=
wartende Haltung eingenommen. Unbeſchadet der
Vertrags=
löſung muß ich es als mein Recht und meine Pflicht bezeichnen,
ß ich den Reſt meiner Amtszeit dazu benütze, dem Urteil der
nchener Oeffentlichkeit diejenigen weiteren Leiſtungen zu
s rbreiten, deren ich zur umfänglichen Klarſtellung meiner
nſileriſchen Abſichten bedarf. Es iſt Zweck dieſer Zeilen, dieſe
meine Abſicht der Oeffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen in der
Erwartung, daß ſie die Billigung aller Einſichtigen finden wird.”
Seite 4.
Die Hoffnung auf Coolidge.
Von
Otto Corbach.
Die Größe des republikaniſchen Wahlſieges läßt darauf
ſchlie=
ßen, daß weite Kreiſe des Volkes der Vereinigten Staaten in
Coolidges Wiederwahl ein ſicheres Unterpſand für die Fortdauer
einer weltwirtſchaftlichen und weltpolitiſchen Konjunktur ſehen,
unter der der Reichtum Amerikas durch automatiſch zunehmende
Tributzahlungen fremder Völker immer raſcher wächſt und der
Reſt der Welt ſich immer mehr nach amerilaniſchen Wünſchen
geſtaltet. Zwar darf man nicht überſehen, daß die amerikaniſche
Wählerſchaft für Coolioge in ganz anderem Maße und Grade
mit allen Mitteln moderner Propaganda künſtlich beeinflußt
werden konnte als für Davis, geſchweige für Lafollette. Die
Furcht vor dem abſurd ſich gebärenden Moſt des von Lafollette
erzeugten neuen „Progreſſismus” füllte die Wahlkaſſen beider
alter Parteien, vor allem aber die der republikaniſchen, als der
reformfeindlichſten, und ſo war es nicht zu verwundern, daß die
Reklameflächen der Untergrundbahnen in den großen Städten
ausſchließlich zugunſten der Republikaner und Demokraten in
An=
ſpruch genommen waren und über den Straßen koſtſpielige
Licht=
reklamen vom frühen Abend bis zum frühen Morgen ohne
Auf=
hören die Namen Coolidge und Davis aufblitzen ließen, während
faſt nichts derartiges an Lafollette erinnerte. Auch das Steigen
der Weizenpreiſe, die die urſprüngliche Begeiſterung der Farmer
für Lafollette ſtark abkühlte, war zu Wahlzweden durch die
herr=
ſchende republikaniſche Partei mit zollpolitiſchen und
finanz=
ſtrategiſchen Mitteln zwar nicht hervorgerufen, aber erheblich
ver=
ſchärft worden. Das alles genügte aber nicht, um den
Rieſen=
erfolg der Sache Coolidges und ſeiner Partei zu erklären. Ein
großer Teil des amerikaniſchen Volkes muß an und für ſich ein
ſtarkes Vertrauen zu einer Fortſetzung der republikaniſchen
Herr=
ſchaft unter dem Zweigeſtirn Coolidge=Dawes gefaßt haben.
Dieſes Vertrauen wird zweifellos eine ſtarke ſuggeſtive Kraft
auf die nichtamerikaniſche Welt ausüben, und der
Dollarimperia=
lismus, deſſen Ausdruck das Syſtem Coolidge=Dawes iſt, wird
nicht verfehlen, dieſe auf die Weltgemeinſchaft einwirkende
Sug=
geſtion auf das kräftigſte und nachdrücklichſte durch alle Künſte
moderner Propagandatechnik zu ſteigern. Das bringt die Gefahr
einer großen Täuſchung für die Weltmeinung mit ſich, der eine
noch größere, verhängnisvolle Enttäuſchung folgen müßte. Nur
eine nüchterne, unerbittlich gründliche und unbeſtechliche
Beurtei=
lung der neuen amerikanſichen Machtverhältniſſe kann davor
be=
wahren.
Calvin Coolidge iſt gewiß Träger einiger der beſten
amerika=
niſchen Tugenden. Er hat es in der Jugend ſchwer gehabt und
konnte es auch in reiferen Jahren nur durch zähen Fleiß
vor=
wärts bringen. Er half zwiſchen ſeinen Studien ſeinem Vater in
der Landwirtſchaft, und als er ſich von der Mathematik der
aus=
ſichtsvolleren Juriſterei zugewandt hatte, arbeitete er zugleich
praktiſch bei einem Rechtsanwalt, um ſeinen Unterhalt ſelbſt zu
verdienen. Auch als ſelbſtändiger Rechtsanwalt lebte er noch
lange in kümmerlichen Verhältniſſen. Erſt als ihm die Politik
zu Hilfe kam, machte er ſein Glück. 1899 wurde er als Mitglied
der republikaniſchen Partei in den Stadtrat von Plymouth
ge=
wählt. Eine günſtige Strömung hatte ihn erfaßt, die ihn bald
auf den Gouverneurspoſten von Maſſachuſetts und ſchließlich auf
den Präſidentenſtuhl im Weißen Hauſe trug. Eine ſolche
Lauf=
bahn erfordert gewiß allerhand perſönliche Tüchtigkeit, aber man
würde doch ſehr irren, wenn man den Erfolg eines amerikaniſchen
Politikers im allgemeinen als einen Gradmeſſer für ſeinen Wert
als Menſch betrachten wollte. Man höre, wie einer der
beachtet=
ſten Kritiker, H. L. Mencken, über den Durchſchnitt des Kongreſſes
urteilt: „Das typiſche Kongreßmitglied” höhnt er, „bleibt eine
rei lokale Glanzerſcheinung, ein in bunten Federn ſtolzierender
Dienstag, den 11. November 1924,
Hahn eines kleinen und zumeiſt durchaus nicht appetitlichen
Hühnerhofes. Sein Rang und ſeine Manneswürde werden nach
einem höchſt kindiſchen Provinzſtandpunkt beurteilt, und ſeine
Fähigkeit, die verſchiedenen ſchwierigen Pflichten ſeines Amtes
zu erfüllen, faſt ausſchließlich nach ſeiner Geſchicklichkeit, die lokale
Parteimaſchine in ſeiner Hand zu behalten. Wenn einer
wirk=
liches Talent hat, ſo iſt das eine Art Zufall. Wenn er auch noch
ehrenhaft iſt, ſo iſt das geradezu ein Wunder Dieſes
Wun=
der mag ja nun bei Coolidge vorliegen, aber es iſt doch nicht ſein
Ehrgefühl, ſondern die Kritik der in ſeinen Kreiſen verhaßten
„Schmutzaufwirbler” geweſen, was ölbefleckte ehemalige
Mitglie=
der der amerikaniſchen Regierung an den Pranger ſtellte. Ein
ſolches echt puritaniſches Augenſchließen gegenüber korrupten
Er=
ſcheinungen in der eigenen Umgebung kann, wenn es ſchon nicht
mit eigener Unehrenhaftigkeit zu erklären iſt nur einem faſt
völ=
ligen Mangel an Temperament entſprechen. Trocken und
tem=
veramentlos iſt freilich Cooldige in hohem Grade. Damit hängt
auch ſeine Wortkargheit zuſammen. Unter den Anekdoten, die
den ſchweigſamen Präſidenten populär machen ſollen, erzählt eine
von einem Beſucher des Weißen Hauſes, der auch den
Präſiden=
ten zu Geſicht bekommen wollte. „Sehen Sie dort den Baum und
den Mann, der daneben ſteht?” fragte der Begleiter, der ihn durch
den Park führte. „Gehen Sie hin und ſagen Sie Guten Abend,
und wenn der Baum antwortet, ſo iſt der Mann Coolidge.”
Man pflegt nun auch im Falle Coolidges anzunehmen, daß die
ſchweigſamen Lippen eines Staatsmannes eine um ſo reichere
Gedankenwelt verſchlöſſen. Indeſſen hat ſich ein Verehrer Calvin
Coolidges, Mr. Robert J. Thomſon in Chicago, die Mühe
ge=
macht, die beſten Gedanken, die er der Mitwelt bisher verraten
hat, zu ſammeln, und ein Büchlein unter alphabetiſch geordneten
Stichworten zuſammenzuſtellen. Wer nur etwas von dieſer
Blütenleſe kennen lernt, wird nicht mehr verſucht ſein, die
Schweigſamkeit Coolidges etwa mit derjenigen Moltkes zu
ver=
gleichen. Da lieſt man zum Beiſpiel Sätze wie die: „Ziviliſation
und Profit gehen Hand in Hand: Die Erziehung ſoll den
Menſchen nicht lehren, was er denken ſoll, ſondern wie er denken
ſoll‟ . . . „Amerika iſt immer noch das Land der Gelegenheiten”
.. . „Nicht alle diejenigen die nach geſchäftlichen Erfolgen
ſtre=
ben, ſind gewinnſüchtig" „Nicht alle diejenigen, die daran
arbeiten, die Lebensverhältniſſe des Volkes zu verbeſſern, ſind
Bolſchewicki oder Feinde der Geſellſchaft‟ Dieſen letzten Rat
des wortkargen Weiſen im Weißen Hauſe iſt freilich von ſeinen
Anhängern im Wahlkampfe gänzlich mißachtet worden. Man hat
in Lafollette, der, ſo radikal er nach amerikaniſchem Urteil
er=
ſcheinen mag, gemäßigtere politiſche Prinzipien vertritt als der
gemäßigte engliſche Liberale, einen Politiker, der in ſeinem
Hei=
matsſtaate Wisconſin ſeine Grundſätze in jahrzehntelanger
Ver=
waltungsarbeit praktiſch glänzend erprobt ſah. Gleichwohl wird
er als ein „amerikaniſcher Lenin”, ein Umſtürzler gefährlichſten
Kalibers verſchrieen.
Was hat nun die Welt von der Wiederwahl Calvin
Coolid=
ges, der den General Dawes, den geiſtigen Vater der vorläufigen
Reparationslöſung, zu ſeiner rechten Hand macht, in Wirklichkeit
zu erwarten? Einen Fingerzeig geben die Liebesgaben, mit denen
die republikaniſche Partei ihren Anhang unter der unzufriedenen
Farmerſchaft bei der Stange zu halten ſuchte. Wirklich geholfen
würde den amerikaniſchen Farmern und ihren überſeeiſchen
Ab=
nehmern nur, wenn ihr Abſatz durch Steigerung der Kaufkraft
der Völker Euroras gehoben würde. In dieſer Richtung
be=
wegen ſich die Reformvorſchläge des „Umſtürzlers Lafollette. Das
ließe ſich nur verwirklichen durch Zugeſtändniſſe des
amerika=
niſchen Finanzkapitals gegenüber ſeinen europäiſchen Schuldnern.
Lieber aber ſpenden Coolidge und ſeine Leute den amerikaniſchen
notleidenden Landwirten Liebesgaben, die ſie für den künſtlich
beſchränkten Abſatz auf dem Weltmarkte entſchädigen, als daß ſie
den Druck milderten, den die Herrſchaft des Dollars auf das
europäiſche Wirtſchaftsleben zweifellos ausübt. Nichts wäre
Rummer 814.
törichter, als wenn man auf deutſcher Seite Schadenfreude
dar=
über empfinden wollte, daß ſich die Rückwirkung Coolidgeſcher
Agrarpolitik auf Europa zu allererſt in Frankreich bemerkbar
macht, wo die Anbaufläche für Weizen von Jahr zu Jahr
zurück=
geht, die notwendig ſteigende Einfuhr von Weizen aber bei den
ſteigenden Weltmarktpreiſen das finanzielle Gleichgewicht des
franzöſiſchen Staates und damit den Kurs des Franken immer
ſchwerer erſchüttert. Daß im übrigen künſtlich hochgehaltene
Welt=
weizenpreiſe das Dawesabkommen und damit die Zahlung von
Reparationen an Frankreich nicht erleichtern werden, liegt auf
der Hand. In dieſer wie in jeder anderen Beziehung kann die
Feſtigung des Dollarimperialismus durch den gewaltigen
Wahl=
ſieg Coolidges die politiſchen Gegenſätze in der alten Welt nur
verſchärfen. Das wird der amerikaniſchen Außenpolitik wachſende
Schwierigkeiten bereiten und die Machtſtellung der
republika=
niſchen Partei mit der Zeit von außen her ſchwer erſchüttern.
Wenn die Anhänger Lafollettes ſich durch ihre praktiſch geringen
Wahlerfolge nicht davon abſchrecken laſſen, ſich als dauernde
dritte Partei zu organiſieren, weil ſie für den nächſten
Wahl=
kampf mit erheblich günſtigeren Verhältniſſen rechnen, ſo kann
ihnen der natürliche Lauf der Dinge ſehr leicht recht geben, um ſo
mehr, als die demokratiſche Partei ebenſo hoffnungslos zu
zer=
fallen ſcheint wie die liberale in England.
Die Lage in China.
London 10. Nov. (Wolff.) Das Reuterſche Bureau
mel=
det aus Peking: Der chriſtliche General Feng=Hu=Hſiang
hat ſich nach Tientſin begeben, wo er mit Sſchang=So=Lin
ſowie mit Tuanchijui der als Präſidentſchaftskandidat gilt,
zuſammentreffen wird. Man erwartet als Ergebnis der
Konfe=
renz, daß ein Regierungsprogramm aufgeſtellt wird, das in
weit=
gehendem Maße von Tſchang=So=Lin diktiert ſein dürfte. — Die
„Morning Poſt” meldet dagegen aus Tientſin, daß die Chineſen
einen Ausbruch der Feindſeligkeiten zwiſchen Tſchang=
So=Lin und dem chriſtlichen General Feng erwarten.
Der chineſiſche Miniſter des Aeußern, Wang, hat, wie der
„New York Herald” aus Peking meldet, in einer Anſprache die
Abſicht der chineſiſchen Regierung angedeutet, beſtehende
Ver=
träge zu kündigen und mit den auswärtigen Mächten
neue Abmachungen zu treffen. Er ſagte: Wir wünſchen,
die beteiligten Mächte zu erinnern, daß China ein Recht auf eimt
ſelbſtändige Exiſtenz beſitzt, und alle Beſchränkungen dieſes
Rechts auf dem Wege gegenſeitiger Vereinbarungen ſo ſchnell,
wie es die Umſtände erlauben, behoben werden müſſen.
Zur Vorgeſchichte des Sinowjewbriefes.,
Paris 10. Nov. (Euorapreß.) Das Organ Miljukows,
das in ruſſiſcher Sprache in Paris erſcheint, behauptet,
Ge=
naueres über die Vorgeſchichte des Sinowjewbriefes zu kennen.
Danach habe ſchon ſeit längerer Zeit in Moskau ein engliſcher
Spion gelebt, der dort als überzeugter Kommuniſt galt und dem
es infolge des erworbenen Vertrauens gelungen war, zu den
meiſten Miniſterien Zutritt zu erlangen. Dabei habe er
zahl=
reiche Dokumente entwendet, zum Teil aus dem Arbeitszimmer
Trotzkis. Als er den bekannten Brief Sinowjews gefunden
habe, reiſte er plötzlich nach England ab. Seine Identität wurde
nach ſeiner Abreiſe endlich aufgedeckt. Einige ihm nachgeſandte
Geheimpoliziſten erreichten ihn in Berlin, als er gerade ein
Flugzeug nach London beſtieg. Sie reiſten ihm dorthin nach und
verſuchten, der entwendeten Dokumente wieder habhaft zu
wer=
den. Der engliſche Spion hatte aber die Dokumente bereits an
die Parteileitung der Konſervatiben verkauft. Daraufhin habe
die Sowjetregierung verſucht, die Ausweiſung des Mannes zu
erlangen, indem ſie ihn fälſchlich verſchiedener Vergehen
an=
klagte. Die Konſervativen hatten aber inzwiſchen ihren
Ge=
währsmann in Sicherheit gebracht, weil die Sowjetdetektive ihm
offen nach dem Leben trachteten.
Familiennachrichten
Die Geburt einer geſunden
Tochter zeigen an
Fritz Köhler und Frau
Irma, geb. Feldmann
Darmſiadt, 10. Nov. 1924
Rheinſtraße 44
(*33135
Todes=Anzeige.
Am 8. November 1924,
vor=
mittags 11 Uhr, entſchlief
plötz=
lich und unerwartet mein lieber,
guter Mann, unſer Vater,
Groß=
vater, Schwiegervattr,
Schwa=
ger und Onkel
Herr
Johann Gailing
im Alter von 66 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Gailing Wwe.
Friedrich Gailing
Eliſabeth Gauling, geb. Ganß
zwei Enkel.
Die Beerdigung findet am 12.
No=
vember 1924, vorm 11 U.r, vom
Portale des Waldfriedhofes aus
ſtatt.
(*33154
Blumenſpenden ſind nicht im
Sinne des Verſtorbenen.
Todes=Anzeige.
Samstag früh erlöſte der Tod
von langem ſchwerdurchkämpften
Leiden meinen innigſtgeliebten,
herzensguten Mann, unſeren
Vater, Sohn, Schwiegerſohn,
Bruder, Schwager und Onkel
Herrn
was ich allen Verwandten und
Bekannten hierdurch mitteile.
In tiefer Trauer:
Im Namen aller Hinterbllebenen:
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Dienstag, den 11. November 1924.
Aus der Landeshauptſiadt.
Seite 5.
Thomas von Aquin=Feier.
Darmſtadt, 11. November.
— In den Ruheſtand veeſetzt wurde: am 5. November: der
Ober=
reallehrer an der Auguſtinerſchule zu Friedberg, Wilhelm Glitſch,
anf ſein Nachſuchen vom 1. November 1924 ab.
— Ereldigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Ortenberg, Kreis Büdingen. Die Dienſtwohnung
wird in einigen Monaten frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Velksſchule zu Glauberg, Kreis Büdingen. Die
Dienſt=
wohnung wird in einigen Monaten frei; eine Lehrerſtelle für einen
evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu Bergheim, Kreis Büdingen.
Dienſtwohnung wird demnächſt frei.
— Ein Künſtlerabend findet am Freitag in den unteren
Räumen des Hotels Traube ſtatt. Das Erträgnis des Abends
iſt wiederum für die Altpenſionäre des Heſſiſchen Landestheaters
beſtimmt, in deren Dienſt ſich die tätigen Kollegen wie immer
bereitwilligſt und ſelbſtlos geſtellt haben. Künſtleriſch wird der
Abend im gleichen Rahmen gehalten werden wie die früheren,
die bekanntlich außerordentlich ſtarken Erfolg zu verzeichnen
hatten, ſelbſtverſtändlich aber vollſtändig Neues in buntem
Ge=
miſch zwiſchen Ernſt und Heiterkeit, Muſik und Vortrag, Tanz
und Bild bringen. Sämtliche erſten Kräfte aus Oper und
Schau=
ſpiel werden mitwirken. Der Abend ſteht unter der Leitung der
Herren Klupp und Aldori. Der Anfang iſt auf ½9 Uhr
feſt=
geſetzt, das Eintrittsgeld auf 5 Mark, wobei bemerkt wird, daß
keinerlei Weinzwang herrſcht und daß Tiſche vorher beſtellt
wer=
den können. Der Vorverkauf findet ab Mittwoch in der Traube ſtatt.
— Morgenfeier der Volkshochſchule (9. Nov. 1924). Im Rahmen
einer Morgenfeier fand Sonntag morgen in der Baugewerkſchule die
Urleſung aus einem in Odenwalder Mundart verfaßten Volksſtück von
Franz Harres ſtatt. „De Nojelſchmidd vun Reichelſe” odda „De
Rot=
kopp un de Knocheberjer”, iſt ein nach einem alten Marchen von W.
Plönnies bearbeitetes ergötzliches „Durewälla Volksſtick in 4 Uffzih”,
das bei ſeiner Originalaufführung einen ganzen Abend ausfüllen wurde.
Der Inhalt des Stückes iſt ebenſo originell wie amufant, als Lokal= und
Zeitſtück ganz vorzüglich. Ein echter Odenwälder Bauer, der Hannjorg,
den Beruf Nogelſchmidd in Reichelſe, der mit ſeiner Fraa, em
Ka=
trinche, einträchtlich zuſammenlebt — nachdem er ſie an ſeine Quaſſelei
gewrhnt hat, erhält von einem Rieſen, dem „Rotkopp”, als Lohn für
ſeine gaſtfreundliche Aufnahme, einen Zauberſtuhl und einen ewig
Früchte tragenden Kirſchbaum, die beide die gute Eigenſchaft haben, ohne
Willen des Beſitzers — des Hannjörgs, Perſonen, die mit ihnen in
engere Berührung kommen, nicht mehr los zu laſſen. De
Knocheber=
ger, wie Hannjörg den Tod nennt, macht 1800 Beſuch beim Nojelſchidd
und ſeiner Fraa, natürlich um beide in ein beſſeres Jenſeits abzuholen,
aber der ſchlaue Bauer weiß ihm mit Kunſt und Liſt durch Feſthalten
auf dem Stuhl, das erſte Mal eine Verlängerung von zwanzig
Lebens=
jahren, bei dem zweiten Beſuch, im Winter 1820, durch ein „Ankleben”
an dem Kirſchbaum, eine ſolche gleich von 100 Jahren abzupreſſen. —
Natürlich auch für ſeine Fraa, sKatrinche. In dieſen hundert Jahren
erlebt nun Hannjörg alle Neuerungen des neunzehnten und Anfang
des zwanzigſten Jahrhunderts, und wie erfahren als Zuhörer in
drol=
liger Weiſe den Eindruck dieſer moderenen fortſchreitenden Zeit auf die
beiden alten Leutchen, die bei einem dritten Beſuch des Knocheberfer
dieſem gerne folgen, wenn der alte Hannjörg auch ſeinen
unverwüſt=
lichen Humor nech beibehalten hat. — Dieſes hübſche Lokaldialektſtück
wurde durch das improviſierte Klavierſpiel — durch die Muſik vun eme
Henia, wie das Programm ſagt — des Herrn W. Eſchhorn, wirkſam
und gut unterſtützt. Die Vorleſenden, insbeſondere der Autor, Herr
Franz Harres, als der Nofelſchmidd Hannförg, aber auch Fräulein M.
Ateichert, als ſeine Frau und Herrn B. Beyer, als „de Rotkopp” und
„de Knocheberjer”, geben durch ihren ausdrucksvollen Vortrag einen
guten Einblick in die vorauszuſehende Geſamtwirkung des Stückes bei
einer Originalaufführung. Von kleinen Unebenheiten, zum Beiſpiel bei
der oft allzu menſchlich irdiſchen Stimme des „Knocheberjers” abgeſehen,
waren die Darbietungen, einſchließlich den hübſchen geſanglichen
Ein=
flechtungen, und dem ſchon erwähnten Klavierſpiel, allgemein hübſche
und außerordentlich gute. Es iſt von Herrn Franz Harres ſicher ein
glücklicher Gedanke, durch Pflege der heimatlichen Dialektik uns unſere
engere Heimat in ihrer ganzen Urwüchſigkeit näher zu bringen und eine
Originalaufführung dieſes Dialektvolksſtückes dürfte ſicher viel Freude
und Heiterkeit bereiten.
C.H.Q
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Zu einem ſchlichten
Unterhaltungsabend waren am Samstag, den 8. November, unſere
Mit=
glieder auf das Heilige Kreuz geladen. Kein rauſchendes Feſt, ſondern
eine Familienfeier, ſellte es ſein. Und eine ſolche wurde es. Denn
Men=
ſchen, die die Natur lieben, die Heimatliebe pflegen und durch Wandern
Geiſt und Körper ſtählen, ſind ſich nicht fremd, die fühlen ſich in großen
idealen Zielen zu einander hingezogen und fühlen ſich wie eine Familie.
Fichtenbäume und Tannenreiſig ſchmückten die Räume. Der deutſche
Wald hatte ſeine Grüße geſandt. Zwanglos war auch die
Vortrags=
folge. Sie wuchs heraus aus der ſich mehr und mehr ſteigernden
Stim=
mung. Den den Abend einleitenden Vorſpruch brachte Frl. Kurtze
ſchön und wirkungsvoll zum Vortrag. Von Herzen kommend und zu
Herzen gehend waren die warmen Begrüßungsworte des erſten
Vor=
ſitzenden der Ortsgruxpe, des Herrn Bürgermeiſters Mueller, die
ſtür=
miſche Zuſtimmung fanden. Reine, wahre Kunſtgenüſſe — nicht Kunſt
im landläufigen Sprachgebrauch — waren die ergreifende Rezitation
von Frl. Lore Wünzer, der Tochter unſeres allverehrten lieben
Freun=
des Rudi Wünzer, die gut gewählten und mit außerordentlich feinem
Empfinden geſungenen Lieder der Frau Aßmuß aus Eberſtadt=
Villen=
kolonie, die in nicht zu übertreffender Art vorgetragenen Dichtungen
ernſteren und heiteren Inhalts des Herrn Ernſt Göbel, Mitglied des
heſſiſchen Landestheaters, worunter ſelbſtverſtändlich auch
Dialektdich=
tungen von Robert Schneider waren, die mit prächtiger Stimae
geſun=
genen, dem Abend angepaßten Lieder unſeres Herrn Nudolf Feh.
Wür=
dig an dieſe hochkünſtleriſche Leiſtungen, ſchloſſen ſich die der intimen
Hauskapelle, unter der Leitung des Herrn Kuſter, die klangſchön und
ein tadelloſes Zuſammenſpiel zeigenden Vorträge der
Mandolinenge=
ſellſchaft Darmſtadt, unter der ſtraffen, vorbildlichen Leitung des Herrn
Kammermuſikers Kreß und das von Frau Wolf geſungene Volkslied
an. Gut in den Rahmen der Veranſtaltung paßten die von
Schülerin=
nen der ſtädtiſchen Haushaltungsſchule in natürlicher Anmut
vorgeführ=
ten und von Frl. Hahn eingeübten Volkstänze. Die Leitung des
gan=
zen Abends hatte Herr Profeſſor Dr. Köſer übernommen. Er war
ein von Humor überſprudelnder, auf der Höhe ſtehender Anſager und
Nedner und er „ſchmiß” die ganze Sache in ſeiner bekannt feinen Art,
in glänzender Weiſe. Gemeinſame Lieder und zwei Lieder der neu
er=
ſtandenen Geſangsabteilung des Odenwaldklubs, als deren Chormeiſter
Herr Oberreallehrer Weide tätig iſt, verſchönten weiter den in allen
Teilen ſchön verlaufenen Abend. Nach Beendigung der Vortragsfolge /
drehte dann Alt und Jung ſich noch recht, recht lange im Walzertakt.
Alles in allem war es eine wohlgelungene Veranſtaltung und die
Damen ſind damit ausgeſöhnt, daß ſie jetzt wieder eine Zeitlang ihre
Männer allein ziehen laſſen müſſen. Friſch auf!
— Die Druckſachen=Ausſtellung „Dreißig für Drei” iſt Dienstag und
Mittwoch vormittags von 10—1 Uhr und nachmittags von 3—5 Uhr
ge=
öffnet. Der Vortrag des Herrn Hermann Hoffmann mußte aus
örtlichen Gründen verlegt werden; weitere Mitteilungen folgen an die= Dritte Winterveranſtaltung am Freitag, den 21.
Novem=
ſer Stelle.
— Gabelsberger Stenographen=Verein 1861. Heute (
Diens=
tag) abend beginnen die angezeigten Anfängerkurfe
für die Reichskurzſchrift in der Ballonſchule, ſowohl für
Stenographieunkundige, als auch für ſolche, die umlernen wollen, um
8 Uhr. Anmeldungen bei Beginn.
H. Die „Freie Vereinigung evangeliſcher Religionslehrer” hält
näch=
ſten Mittwoch, den 12. d. M., nachmittags, in der Ballonſchule eine
Ver=
ſammlung ab, in welcher Herr Pfarrer Gerſtenmaier einen Vortrag
hal=
ten will über: „Die Botſchaft der Propheten‟. — Hierzu ſind alle evan= fortgeſetzt ſteigendes Allgemein=Intereffe erweckt, beſteht nur noch dieſe
geliſchen Lehrer, Lehrerinnen und auch Gäſte herzlich eingeladen.
Im Rahmen der von der Vereinigung katholiſcher Akademiker
ver=
anſtalteten Thomas von Aquin=Feier fand Sonntag nachmittag in
An=
weſenheit des Biſchofs von Mainz in der gut beſuchten, feſtlich
geſchmück=
ten Turnhalle am Woogsplatz eine akademiſche Feier ſtatt. Eingeleitet
wurde dieſe Feſtlichkeit durch eine Anſprache des Herrn Miniſters
v. Brentano, in der darauf hingewieſen wurde, daß mit der heutigen
Feier der Verein in die Oeffentlichkeit treten will und auch ſicher die
heutige Veranſtaltung wie die vorjährige Dantefeier ein Ereignis in ſich
ſein wird. Herr Miniſter v. Brentano begrüßte alle Anweſenden und
dankte all denen, die durch tätige Hilfe und Unterſtützung das gute
Ge=
lingen des Feſttages geſichert haben. Umrahmt waren die Vorträge von
Chören des Kirchengeſangvereins St. Ludwig, der Thomasſche
Hym=
nen in der Vertonung von Bruckner und Reger zu Gehör brachte und
durch ſeinen erhebenden Geſang unter der vorzüglichen Leitung ſeines
Dirigenten den Geſamteindruck dieſer weihevollen Feier noch erhöhte.
Als erſter Feſtredner ſprach Herr Profeſſor Behn=Bonn über „Die
Problematik der gegenwärtigen Philoſophie und die Löſung des hl.
Tho=
mas von Aquino‟. Seinen tief wiſſenſchaftlichen Ausführungen liegen
etwa folgende Gedanken zugrunde: Weiteſte Kreiſe hat heute eine
Welt=
ſehnſucht erfaßt, eine Sehnſucht nach Wahrheit, nach Erkennen. Dieſe
Sehnſucht, die ſchon Thomas von Aquin erkannt und erfaßt hathatt
Sehnſucht, die ſchon Thomas von Aquin erkannt und erfaßt hat, er,
der in ſeiner ſchlichten, reinen Einfalt die hohen Eigenſchaften eines
au=
tiken Edelblutmenſchen mit deutſchem Tiefſinn verdindet, er, deſſen
Grundlehren mit den ariſtoteliſchen, ergänzt und verfeinert durch die
auguſtiniſchen Lehren, zuſammenfließen, weiß den einfachſten,
nahe=
liegendſten Weg zur Erfüllung dieſes Sehnens zu geben, und iſt ihn
ſelbſt gegangen. Trotzdem ſein Geiſt mit platoniſchen Schwingen in
höhere Sphären einzudringen vermag, bleibt Thomas von Aquin
durch=
aus Wirklichkeitsmenſch. Als Meiſterſchüler des hl. Auguſtinus hat er
den Sinn der Lehre ſeines großen Vorbildes verſtanden und das Werk
der Wahrheit und Erkenntnis wird durch ihn vollendet. Keine
ſugge=
ſtiven philoſophiſchen Phraſen, ſondern reines Ausnutzen der erkannten
Wahrheitswiſſenſchaft, Eindringen in die kleinſte individuelle Subſtanz
bei ſeiner Erforſchung allen lebendigen Wachstums wahrt dem größten
Scholaſtiker die Möglichkeit, Perſönlichkeitsbilder — die Welt in
objek=
tiver Schönheit, Gelaſſenheit und Geſtaltung zu erfaſſen —, er behält
richten
wir die dringende
Bitte, die Anzeigentexte
mög=
lichſi frühzeitig zu übermitteln. Wir
können keine Gewähr übernehmen, daß die
Veröffentlichung am nächſten Tage
er=
folgt, wenn der Text nach
4 Uhr nachmittags
einläuft.
ſeine Wirklichkeitsnatur. Und ſeine Lehren gelten mehr wie je auch
heute: In keine Extreme fallen, dem Subjektiven geben, was ihm eigen
iſt, als moderner Menſch tief beobachten. — arbeiten! Wir ſollen tätig
ſein, unſer intelleetus agens muß auf Grund der thomiſtiſchen
Ergebnis=
theorie weiter arbeiten, wir müſſen ein Verhältnis zwiſchen Theologie
und Philoſophie ausbilden, die Kraft der Vernunft und Beſonnenheit
muß in uns den Sieg erringen. Kommen wir durch echte Vernunft zur
Sittlichkeit, haben wir mit Beſonnenheit das Sein erforſcht, ſo kommen
wir mit Thomas von Aquin zu aller Zwecke Endzweck, zur Grenze der
Natur und Uebernatur, zur Erkenntnis eines Gottes, zur Erkenntnis
eines Weſens, an das die Vernunft uns zwingt zu glauben, vor deſſen
Allmacht aber ſelbſt der anerkannk Gelehrteſte aller Heiligen vor
über=
natürlicher Demut und natürlicher Anmut ſein Haupt beugt. Die
ebenſo geiſtvollen, wundervollen Ausführungen des zweiten Feſtredners,
Pater Dionyſius Ortſiefer, Domprediger in Köln, brachten uns in „
Tho=
mas von Aquino und die Forderungen des Ethos der Gegenwart”, tief
ſittliche Gedanken und Fragen. Warum liegt im Menſchen der Trieb
einer Vervollkommnung, die Sehnſucht nach Vollendung, warum ſind
die Probleme der Ethik und Sittlichkeit ſo uralt, oft ungelöſt, ewig neu?
Warum ſagen die Menſchen, du ſollſt, und nicht, ich will? Warum bleibt
die große Unbekannte der modernen Ethik, das Gewiſſen — früher als
Fremdkörper — heute als Irrationale bezeichnet? Thomas von Aquin
hat den Grund erkannt, Gott ſelbſt hat dieſes Sehnen, dieſe Ideen und
dieſe Gedanken als unſer Schöpfer in uns gelegt, unabänderliche Geſetze
zwingen den Menſchen, weiter zu forſchen bis zur möglichen, nie
er=
reichbaren ganzen Vervollkommnung — Gott näher zu kommen und
ähnlich zu werden. Echte, wahre ſittliche Größe muß aufgebaut
wer=
den auf einer Grundlage, die vernünftig erkennt — Wahres und
Fal=
ſches ſcheidet. Das ewige Geſetz in uns, das Streben nach dem Guten
und das Gute im Dächſten zu ſehen, führte zu einer einzigen
Philo=
ſophie, die uns die Erkenntnis gibt, daß wir Ebenbilder Gottes ſind,
und dieſe Erkenntnis bezeichnet Thomas von Aquin als „gunna
philosophia et altissima theologia” und von ihr geht alle weitere Ethik
aus, denn wenn wir dies erkannt haben, werden wir bemüht ſein, auch
die Folgerung zu ziehen — Gott ähnlich zu werden. Und wie dieſer
heilige Doctor angelieus dieſe höchſte Wahrheit erkannt hat, ſoll auch
unſere akademiſche Jugend dies erkennen und als fromme Chriſten ſich
uind das Volk einen und aufbauen. Das Symbol der Perſönlichkeit eines
Thomas von Aquin. die Sonne, möge auch das Symbol unſerer
akademi=
ſchen Jugend im Verfolgen ihrer Ziele ſein. — Nach dieſen beiden
wundervollen, von den Zuhörern mit dankbarer Begeiſterung
aufgenom=
menen Ausführungen und einem erhebenden Chorgeſang hielt. Herr
Dr. Hugo, Biſchof von Mainz, eine Anſprache an die ernſt lauſchende
Zuhörerſchaft, in der er ſeiner Freude über die erhebende Feierlichkeit
Ausduck gab, in kurzen Zügen nochmals die Bedeutung Thomas von
Aquins hervorhob und mit einer eindringlichen Mahnung an die auch
von den Hochſchulen der Nachbarſtädte zahlreich erſchienene katholiſche
akademiſche Jugend ſchloß. Mit dieſen zu Herzen gehenden Worten
wurde die harmoniſch verlaufene, erhebende Feierlichkeit beendet. C.H.0.
* Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
ber. Es ſpricht (mit Lichtbildern) Univerſitätsprofeſſor Dr.
Schrader, der Phidiasforſcher.
— Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (G.D.A.). Der Vortrag des
Herrn Stelzer von der Verwaltung des Bundes in Leipzig, über die
Gewerkſchaften, ihre Bedeutung und Aufgaben für Staat und
Wirt=
ſchaft, dürfte für jeden Angeſtellten von großer Bedeutung ſein. Im
Anſchluß an dieſen Vortrag wird Herr Weinberg über die
Tarifver=
handlungen berichten. (Alles nähere ſ. Anzeige.)
— Orpheum — Varieté. Der erfolgreiche erſte Spielplan, welcher
Woche. (S. Anz.)
* 50. Sonntagsmorgenmuſik von
Ober=
regierungsrat Grospietſch.
Im Singſaale des Realgymnaſiums veranſtaltete vorgeſtern
morgen Herr Oberregierungsrat Grospietſch die fünfzigſte
ſeiner populären Sonntagsmorgenmuſiken, von denen
er dreißig in ſeinem früheren Wohnort Mainz, zwanzig in
Darm=
ſtadt gegeben hat. Im Dezember 1920 aus Vorleſungen der
Volkshochſchule Mainz hervorgegangen, begannen ſie mit einer
Vorführung der Entwicklung des deutſchen Liedes von
Beet=
hoven bis Richard Strauß, um dann unter anderem meiſt Vokal=
Programme in geſchloſſener Form, darunter eine lange Reihe
von Liederzyklen zu bringen, davon mehrere zu wiederholten
Malen. Es ſeien von ihnen genannt: Beethoven: Gellert=Lieder;
An die ferne Geliebte. Schubert: Die ſchöne Müllerin;
Winter=
reiſe. Schumann: Frauenliebe und =Leben; Dichterliebe. Brahms:
Zigeunerlieder; Liebesliederwalzer; Magelonenlieder; Vier ernſte
Geſänge. Cornelius: Brautlieder. Richard Wagner: Weſendonck=
Lieder. Am 3. Juni 1923 begannen die Matineen in Darm=
ſtadt, an denen ſich der größte Teil der Mitglieder der
Darm=
ſtädter Oper als Mitwirkende beteiligten, während ſich Herr
Grospietſch ſelber unermüdlich der Aufgabe der
Klavierbeglei=
tung unterzog.
Die geſtrige Matinee wurde von der Konzertſängerin
Fräu=
lein Grete Nies von hier beſtritten und war der Muſik aus
alter Zeit (15. bis 18. Jahrhundert) gewidmet. Das
Pro=
gramm enthielt: 1. Wächterlied, Text nach Bohne, Altdeutſches
Liederbuch, Melodie nach „Reutterliedlein” (1535); Scheiden, und
Meiden (aus dem Locheimer Liederbuch, 1452); Willſt du dein
Herz mir ſchenken (aus Johann Sebaſtian und Anna Magdalena
Bachs Notenheſt); Ein Lied vom Roſengarten (aus: Ein ſeyner
kleyner Almanach vol ſchönerr echterr lieblicherr Volckslieder,
1777): Die Seele vor der Himmelstür (geiſtliches Volkslied aus
Freiburg i. B.); Sommerlied: Herzlich tut mich erfreuen (1545);
Lindenlaub (Melodie nach Forſter) aus: Kurtzweilige teutſche
Liedlein (1549); Leichte Wahl (Melodie nach Joh. Ott, 1544).
2. Von dem Landleben (aus Reinhard Keiſers „Muſikaliſcher
Landluſt” 1714). 3. Ariadne auf Naxos, Kantate für eine
Sing=
ſtimme von Joſef Haydn. — Die beiden Konzertgeber haben ſich
unleugbar ein Verdienſt dadurch erworben, daß ſie dieſe Perlen
alter deutſcher Liedkunſt — unter Verzicht auf lärmende äußere
Erfolge — wieder ans Licht gezogen; manche Lieder löſten bei
den Hörern viel innere Ergriffenheit aus. War auch das
Keiſer=
ſche „Landleben” nicht viel mehr als ein muſikaliſches Kurioſum,
ſo intereſſierte dafür die faſt ganz unbekannte Haydnſche „Ariadne
auf Naxos” um ihrer Parallele mit Richard Strauß deſto mehr.
Fräulein Nies zeigte ſich, nachdem eine anfängliche
Befangen=
heit überwunden war, im Vollbeſitze ihrer weichen, volltönenden
und wohllautenden Altſtimme, die allen Seelenregungen ſo
wil=
lig Folge leiſtet und mit ſo ſauberer Technik beherrſcht wird. Die
Sängerin, und ihr trefflicher Begleiter, Herr
Oberregierungs=
rat Grospietſch, mußten wiederholt Hervorrufen Folge
leiſten.
O.
* Jugendbund für E. C. Man ſchreibt uns: Bewegte Tage und
Stunden haben wir hinter uns. Wie gerade in dieſen Tagen der Winter
langſam, aber ſpürbar die Menſchheit hat wiſſen laſſen, daß es gilt,
Ab=
ſchied zu nehmen von Sommer und Herbſt, alfo kam auch die Stunde
des Abſchiednehmens von unſerem lieben Leiter Stadtmiſſionar Hägele
und ſeiner Frau näher an uns heran. Am Dienstag abend
verſammel=
ten wir uns, um von dem Scheidenden noch einige Worte des
Ermah=
nens, die ja nur immer mit Liebe umrahmt waren, entgegenzunehmen.
Orcheſterklänge, Chorgeſänge, Gedichte, ſowie Vorträge des
Poſaunen=
chors verſchönerten die Feier. Selbſtverſtändlich ſtand die Betrachtung
des Wortes Gottes im Mittelpunkt. Unſerem lieben Leiter war dies
der Grundgedanke: der Jugend den Weg zum ewigen Frieden durch
eine Begegnung mit Jeſus zu zeigen. Sein Vorbild machte es uns klar,
daß ſeine Worte auf Selbſterfahrung beruhten. Unvergeßlich bleibt uns
auch das unermüdliche und doch beſcheidene Walten
ſei=
ner lieben Frau. So ſchwer uns auch das Scheiden war, iſt es
uns doch allen klar, dies ſind Gottes Wege, die wir begreifen lernen
müſſen. Bei der Abreiſe in der Frühe des geſtrigen Tages fanden ſich
zahlreiche Mitglieder und Freunde auf dem Bahnſteig des Hauptbahnhofs
ein, um nochmals ihre Dankbarkeit und Verehrung zum Ausdruck zu
bringen. Unter den Klängen des Poſaunenchors und unſeres
Jugend=
bundliedes „Chriſten ſehen ſich nie zum letzten Mal”, ſetzte ſich der Zug
in B.wegung.
FN.
+ Männervereinigung der Petrusgemeinde. Die letzte
Monals=
verſammlung wies erfreulicherweiſe einen anſehnlichen Beſuch auf. Iſt
dies auch zum guten Teil der Anziehungskraft zuzuſchreiben, welche die
Perſon des Redners ausübte, ſo darf man ſich doch auch der Hoffnung
hingeben, daß die Erkenntnis von der Notwendigkeit des
Zuſammen=
ſchluſſes zur Stärkung des evangeliſchen Bewußtſeins und des
religiös=
kirchlichen Lebens zahlreiche Gemeindeglieder erfaßt hat eine
Notwen=
digkeit, auf welche der Vorſitzende, Herr Verwaltungsinſpektor Roch,
in ſeinen Begrüßungsworten beſonders hinwies. — Herr Nechtsanwalt
Dr. Wagner gab den Erſchienenen in 1½ſtündigen, gehaltvollen,
beim Schluſſe zu ergreifendem religiöſem Pathos ſich erhebenden
Aus=
führungen eine gedrängte Ueberſicht über die Einigungsbewegungen in
der chriſtlichen Kirche. Nur die leitenden Gedanken können
wiedergege=
ben werden: Vorbereitet durch verſchiedene Verbände und Vereine
(vorab den Guſtav=Adolf=Verein), ſind die Einigungsbeſtrebungen, welche
in der Hauptſache bei den evang=proteſtantiſchen Völkern Förderung
erfahren, beſonders in der Gegenwart zu neuem Leben erwacht. Sie
ſind hinausgewachſen über die völkiſchen Schranken und rufen die
Willi=
gen in allen Ländern der Erde auf zur Verwirklichung der gemeinſamen
Ziele religiöſer, kirchlicher oder chriſtlich=ſozialer Art. In der
Haupt=
ſache kann man drei Einigungsgedanken und dementſprechend auch
drei Einigungsgruppen feſtſtellen. Die erſte Gruppe hält ſtarr an den
alten, geſchichtlich gewordenen Glaubensbeknntniſſen feſt und kann ſich
eine Einigung nur denken im Anſchluß an beſtehende kirchliche
Ge=
meinſchaften, wobei in geringen, untergeordneten Dingen Zugeſtändniſſe
gemacht werden mögen. Als Hauptvertreterin dieſer Art von
Eini=
gungsbeſtrebungen iſt die römiſch=katholiſche Kirche anzuſehen; doch gehen
der Weltbund der reformierten Kirche, der Lutheriſche Weltkonvent und
andere kleinere Vereinigungen ähnlich geartete Wege. — Die zweite
Gruppe wird beſonders dargeſtellt von der anglikaniſchen Kirche; ſie
wird getragen von dem alle Längen und Breiten umſpannenden
briti=
ſchen Weltreich und ſucht ihr Ziel zu erreichen auf Grund einer
Ver=
ſtändigung ia Glaubensſachen auf mittlerer Linie und eines
hierauf aufgebauten Zuſammenſchluſſes. Zur Verwirklichung dieſes
Zieles fand nach 10jähriger Vorbereitung vom 12. bis 20. Auguſt 1920
in Genf eine Vorkonferenz der verſchſedenen proteſtantiſchen Kirchen
ſtatt, welche durch die Gründung der Liga der chriſtlichen Kirchen die
einleitenden Schritte zur Beſeitigung von Schwierigkeiten für die im
Mai 1925 geplante Weltkonferenz getan hat. — Die dritte Gruppe
endlich will ohne=Berührung des Bekenntniſſes
Beſpre=
chungen internationaler Fragen ſozialer, ethiſcher, kirchenpolitiſcher Art
auf allgemeinen Kongreſſen herbeiführen und auf dieſe Weiſe das
Ge=
fühl der Zuſammengehörigkeit aller Chriſtgläubigen hervorrufen.
Ge=
fördert wird dieſe Art der Einigungsbeſtrebungen vor allem durch
Schweden (Biſchof Soederbloom) und Nordamerika. — Bei all dieſen
Einigungsbewegungen handelt es ſich um Dinge, die erſt im Werden
ſind, die aber gottgewollt ſind auf Grund des Hoheprieſterlichen Gebets
unſeres Heilandes (auf daß ſie alle eins ſeien‟). Letzten Endes kann
es ſich hierbei nur um eine Sache handeln, gewirkt durch den heiligen
Geiſt. Wir Evangeliſchen können aber dieſen im Werden begriffenen
Dingen unſere ganze Hingabe und Kraft weihen, indem wir uns zu den
Worten eines alten Kirchenvaters bekennen: In nocessariis unitas, in
dubiis libertas in omnibus caritas: Im Notwendigen Einheit, im
Zweifelhaften Freiheit, in allem die Liebe,
Seite 6.
Dieustag, den 11. Nobember 1924.
Nummer 314
*Zeppelin im Film.
brk. Ein Film von ſeltener kulturhiſtoriſcher Bedeutung rollt im
Saalbau über die Leinwand.
Die Amerikafahrt des Z. R. 3 wirkte wie ein Fanal, das die Augen
der ganzen Welt auf Deutſchland und das Erzeugnis deutſcher Arbeit
und deutſchen Geiſtes richtete. Vielen iſt zweifellos der Zeppelin ſchon
zum Erlebnis geworden, wenn er mit dumpfem Brauſen über das Haupt
des Beſchauers hinzog. So wurde die Amerikafahrt des Z. R. 3 zum
Erlebnis für das ganze deutſche Volk. Gleichzeitig war ſie aber ein
ſchlagender Beweis dafür, daß man trotz aller Machtſprüche ein 70=
Mil=
lionenvolk von der kulturellen Höhe des Deutſchen nicht aus der
Kultur=
entwicklung ausſchließen kann.
Der erſte Teil des Films bietet im Weſentlichen hiſtoriſche Momente
aus der Entwicklung der Zeppeline. Nach dem erſten Patent von 1895,
zu dem der Graf Zeppelin das Modell ſelbſt baute, folgen ſchwere
Kampfjahre, wo ein Buttergroſhändler 600 000 Mark zinslos zur
Ver=
fügung ſtellt, während das kaiſerliche Kabinett jede Unterſtützung
ab=
lehnt. All dieſe Dokumente werden im Film gezeigt. Ihnen ſchließen
ſich bruchſtückartig Bilder von der erſten Fahrt, von dem Ungück bei
Echterdingen, von dem Grafen ſelbſt und ſeinen Mirarbeitern (Dr.
Ecke=
ner, Colsmann, Dr.=Ing. Dürr, Dr. Arnſtein), alles als
Filmaufnah=
men, an. Mit der Ablieferung der „Bodenſee” und ihrer Fahrt nach
Rom, ſchließt die Vorgeſchichte des Z. R. 3.
Der zweite Teil führt uns in die Werkſtätte nach Friedrichshafen.
Vom Blechſtreifen zum Träger, vom Bau des einzelne: Tragringes bis
zur Montage der Heckſpitze, können wir den Aufbau des Schiffes ſelbſt
verfolgen. Wir ſehen die Arbeiter am Werk bei der Ueberſpannung des
Geſtelles, das wie ein räumliches Spinnengewebe in ſeiner Zierlichkeit
dem Beſchauer erſcheint. Bilder von den Innenräumen, denen hier
lei=
der die bewegte Staffage mangelt, und Bilder von den Motoren, runden
den Geſamteindruck ab.
Im dritten Teil können wir den Luftrieſen bei ſeiner erſten
Aus=
fahrt aus ſeinem Heim, am 27. Auguſt d. J., beobachten. Weiter
beglei=
ten wir ihn im Bilde über den Bodenſee, die Alpen, auf einer
neunſtün=
digen Fahrt über Süddeutſchland, auf ſeiner Reiſe in die Schweiz, am
16. September, und endlich auf ſeiner großen Deutſchlandfahrt, die ihn
bis an die ſchwediſche Küſte führte. Wir fliegen mit ihm über Seen und
Berge, über Städte und weite Wolkenbänke und können ihn im nächſten
Augenblicke ſehen, wie er zwiſchen Regenwolken verſchwindet. München,
Frankfurt, Hamburg, Berlin, Dresden, um nur einige zu nennen,
über=
fliegen wir und erkennen an den Landmarken aus der Höhe, vertraute
Bilder, die wir ſonſt nur als armſelige Erdenwanderer zu ſehen
ge=
wohnt ſind. Eingeſtreut zwiſchen dieſen Aufnahmen, ſehen wir Bilder
von dem Leben und Treiben an Bocd ſelbſt, ja wir können den
Opera=
teur am Kurbelkaſten beobachten, wie er die Landſchaft unter ſich
auf=
nimmt.
Den letzten Teil, — die Fahrt über das große Waſſer — bleibt uns
der Film zunächſt noch ſchuldig. Ein Operateur iſt mit hinübergeflogen
und ſeine Aufnahmen werden uns in wenigen Wochen vorgeführt
wer=
den. Schöner und wirkungsvoller wäre zweifellos eine geſchloſſene
Vor=
führung aller Teile geweſen.
— Liebertafel. In den mehr als 80 Jahren ihres Beſtehens hat
es die „Liedertafel” neben der Pflege des deutſchen Männergeſanges
ſtets, als eine ihrer vornehmſten Aufgaben betrachtet, ihren Mitgliedern
und den regelmäßig bei ihr verkehrenden Gäſten geſellige
Veranſtaltun=
gen zu bieten, die über den Rahmen allgemeiner Vereinsveranſtaltungen
hinausgehen. So darf denn auch von dem diesjährigen Herbſtball, der
am Samstag in den für dieſen Zweck beſonders geeigneten Näumen der
Vereinigten Geſellſchaft ſtattfand, geſagt werden, daß er für die
tanz=
luſtige Jugend ein Ereignis geweſen iſt. Der Ball, der unter Math.
Webers Leitung ſtand, war gut beſucht.
— Den erſten Vortrag im Realgymnaſium hält Prof. Schad am
Mittwoch um 6 Uhr, und Donnerstag um 8 Uhr. Sein Thema
lautet: „Der Rhein=Main=Donau=Kanal” (mit Bildern). Einzelkarten
1 Mk., am Saaleingang, Karten für alle Vorträge, 5 Mk., in der
Buch=
handlung von Schlapp.
— Am Totenſonntag, den 23. November, 8 Uhr vormittags, findet
in der ehemaligen Garniſonkirche (Stadtkirche) ein feierlicher
Toten=
gedenkgottesdienſt des Verbandes heſſiſcher Regimentsvereine ſtatt, Se.
Kgl. Hoheit der Großherzog, der Chef und Inhaber der ehemaligen
Re=
gimenter, wird der Feier beiwohnen. Die Gedenkpredigt hält der Herr
Diviſions=Feldgeiſtliche, Kamerad Stadtpfarrer Lautenſchläger; der
Be=
amtenverein ehemaliger Militärmuſiker wirkt mit.
— Heſiſches Landesthegter. Infolge Erkrankung von Heinrich
Hölzlin wird heute an Stelle von „Die heimliche Ehe” Mozarts „Die
Entführung aus dem Serail” gegeben. Bereits gelöſte
Ein=
trittkarten bleiben gültig oder können bis eine Stunde vor Beginn der
Vorſtellung an der Tageskaſſe zurückgegeben werden. — Heute iſt der
letzte Tag des Vorverkaufs für Mieter zu dem am 15. November im
Kleinen Haus ſpielenden Roſe=Quartett. Der Vorverkauf für
Nichtmieter beginnt am Mittwoch.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchlleßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritft.
— Kulturabende des Orplid”, Bund für Geiſtes= und
Körperkultur‟. Die Darmſtädter Ortsgruppe des Bundes veranſtaltet
während des Winters 6 Kulturabende, deren erſter am Sonntag, den 16.
November, im Mathildenhöhſaal ſtattfindet. Der Lichtbildervortrag:
„Der Menſch und die Sonne”, der hauptſächlich mit der Gymnaſtik
Su=
rens bekannt macht. Der „Orplid” ſtützt ſich auf die gleiche Erfahrung,
die auch Suren gemacht hat, daß die geiſtige Wiedergeburt des deutſchen
Volkes ihren Weg nur über die körperliche Erneuerung nehmen kann.
Alle Leibesübungen und Körperkultur dürfen nicht Sell
ſondern müſſen zum Ausgangspunkt eines geiſtigen und ſittlichen
Auf=
baues genommen werden. Alles Nähere über die Veranſtaltungen durch
Inſerate.
Kunſtnotizen.
Ueder Werke, Künfiler und fünſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſſiehenden Erwäbnung
geſchiebt. behält ſich die Redaktlion ibr Urtell vor.
— Palaſt=Lichtſpiele. Ein neuer Mara=Film. Lya Mara
zeigt ſich in dem neuen Mara=Film der Deulig „Nelly, die Braut ohne
Mann”, von ihrer hinreißendſten Seite. Das unter der Regie von
Friedrich Zelnik gedrehte Spiel ſtellt der Hauptdarſtellerin eine Reihe
von Aufgaben, die nur durch das ſprudelnde Temperament von Lya
Mara gelöſt werden können. Wir ſehen ſie zuerſt als noch zur Schule
gehenden Backfiſch, dann als Braut, die ſchon am Hochzeitstage ihren
Mann zu verlieren glaubt und ſchließlich als verlaſſene junge Frau,
die unter der Leitung eines älteren Freundes dem verſchwundenen
Manne nachreiſt, um die Rechte ihres Herzens durchzuſetzen. Mit
heite=
rem Uebermut wird der Kampf der jungen Gattin um ihr Recht
ge=
ſchildert und nach einer Reihe von Verwickelungen hat ſie endlich den
geliebten Mann ganz für ſich gewonnen. Die übrigen Figuren des
Fil=
mes werden von ausgezeichneten Darſtellern, wie Erich Kaiſer=Titz, Olga
Engl, Magnus Stifter, Anton Pointner, und Hans Waßmann
verkör=
pert. Die Aufführung erfolgt bis einſchließlich Mittwoch. Als zweiter
Schlager wird gegeben: „Spinne der Liebe”, ein Schauſpiel in
5 Akten. Des weiteren gelangt noch der Zeppelinfilm: „Der
Sieges=
zug des Z. R. 3 nach Amerika! Abfahrt von Fr7
über der Hudſon=Mündung und den Wolkenkratzern von New York.
Der begeiſterte Empfang in Lakehurſt” zur Vorführung.
Wüller & RUhle, Buchhandlung
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Ihering, Aktuelle
Drama-
turgie
.. . 3.50
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Unsterb-
lichkeit . . . . . . . . . . 4.50
Knottnerus-Meyer, Tiere
im 200 .
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Laffert, Feuer am Nordpol 5.00
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unsterb-
liche Wild . . . . . . . . . 5.50
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in Afrika .. . . . . . . . . 4.50
Spever, Frau v. Hanka . . 6.00
Die angegebenen Preise verstehen sich für
gebundene Exemplare, die stets vorrätig
(P. 14964
4 50 Jahre Tierſchutz in Heſſen.
Vor dem Weltkriege gab es in Deutſchland nicht weniger als 412
Tierſchutzvereine mit 145 000 Mitgliedern. Der Krieg hat die Vereine
hart mitgenommen, aber ſie beginnen ſich wieder zu erholen. Einer der
rührigſten war ſtets der Tierſchutzverein für Heſſen, der jetzt auf ſein
50jähriges Beſtehen zurückblickt. Geſtern vormittag wurde in Gegenwart
eines zahlreichen Publikums das Jubiläum mit einem akademiſchen
Feſt=
akt im ſtädtiſchen Saalbau begangen.
Die Feier wurde mit dem Muſikvortrag eines Orcheſters eröffnet,
worauf Oberſchulrat Jung eine Begrüßungsanſprache hielt, in der er
ausführte, daß das Zuſammenleben von Menſch und Tier nicht in der
Weiſe erfolge, wie es dem vernunftbegabten Menſchen entſpreche. Im
täglichen Verkehr habe ſich zwar manches gebeſſert, das Edle ſei gefördert
worden, aber die Geſamteinſtellung unſerer Zeit, unſere Ziviliſation,
laſſe dem Tier gegenüber noch manches zu wünſchen übrig. Bei anderen
Völkern, bei den Aegyptern, ſtand das Tier unter dem Schutz der
Reli=
gion. Wir, im Zeitalter der Naturwiſſenſchaften, können uns nicht
zu=
rückzwingen zu dem Glauben der Seelenwanderung. Die
Naturwiſſen=
ſchaft hat die nähere Verwandtſchaft des Menſchen mit den anderen
Lebeweſen zu einer Lehre erhoben; leider ſei dieſe Lehre zu einer Zeit
des Materialismus ausgebildet worden, und man habe die Selbſtſucht
zur Triebfeder gemacht, daher ſprach man mehr, vom Kampf um das
Daſein als von der Lehre der Verwandtſchaft. Ueberall droht der
Tier=
welt Vernichtung; daß der Menſch ſo gedankenlos unter den Tieren
wütet, iſt nicht ſeine Beſtimmung. Der einfache Menſch hat vielmehr
Freude am Tier, das zeigt das Kind, das zeigt auch das Volk Unſere
Tierſchutzvereine ſind darum gewiſſermaßen die Auflehnung des
Volks=
gemütes gegen die Mißhandlung der Tierwelt.
Der Redner begrüßte ſodann eine Anzahl von Vertretern der
Be=
hörden, darunter den Provinzialdirektor von Starkenburg, Kranzbühler,
und den Oberbürgermeiſter von Darmſtadt, Dr. Gläſſing. Ferner
be=
grüßte er die Lehrerſchaft von Darmſtadt und Umgebung die geladen
und in ſtattlicher Anzahl erſchienen war. Die Lehrerſchaft ſei die
Grund=
lage der Organiſation der Tierſchutzvereine, ſowohl geiſtig wie
zahlen=
mäßig. Schließlich wurde noch ein Mitbegründer des Vereins,
Kreis=
tierarzt Dr. Schäfer aus Friedberg, begrüßt. Es folgten Vorträge von
Kindern, die Gedichte aufſagten, die zum Tierſchutz aufforderten.
Sodann hielt Prof. Völſing den Feſtvortrag über die
geſchicht=
liche Entwicklung des Tierſchutzgedankens und der Vereine, die ſich ihm
gewidmet haben. Der Redner bemerkte, daß eine ausführliche Geſchichte
über dieſes Thema noch nicht geſchrieben ſei. Er verfolgte den
Gedan=
ken von grauer Vorzeit an bis in die Gegenwart hinein und erwähnze
u. a., daß in China ſchon im Jahre 523 vor Chriſtus der Weiſe Laotſe
ſchon gelehrt hat: Seid menſchlich gegen Tiere. In Indien, Aegypten
und Perſien verbiete die Religion, ein Tier zu töten, auch die Griechen
hätten Tierſchutz geübt, während die Römer ſich an Tierhetzen ergötzten.
Die alten Germanen wären Tierfreunde geweſen und hätten die Vögel
im Winter gefüttert. Weiter wies der Redner auf den Gedanken des
Tierſchutzes in der Heiligen Schrift, bei den Kirchenvätern und Luther
hin, ſowie auf zahlreiche Verordnungen bis in die Zeit des 18.
Jahr=
hunderts. Das 19. Jahrhundert brachte dann die Geſetze gegen
Tier=
quälerei; 1838 die erſten in Deutſchland. Heſſen folgte im Jahre 1847
mit einem gleichen Geſetz. Alle dieſe Geſetze ſind jetzt durch das
Reichs=
ſtrafgeſetzbuch abgelöſt worden. Eine eingehende Darſtellung widmete
der Redner der Entwicklung des Tierſchutzgedankens in Heſſen, der
lange vor der Geſetzgebung in Verordnungen, der kirchlichen und
welt=
lichen Behörden lebendig war. Der erſte Begründer der
Tierſchutz=
vereine in Deutſchland war der Pfarrer Knapp in Stuttgart. Der
Heſſiſche Tierſchutzverein wurde im Jahre 1873 in Darmſtadt gegründet.
Die weiteren Ausführungen des Redners, die mit lebhafter Zuſtimmung
aufgenommen wurden, galten der Darſtellung der Geſchichte dieſes
Vereins.
Im Anſchluß hieran folgten wieder Rezitationen kleiner Gedichte
durch Kinder und einige geſchäftliche Mitteilungen. Die Verſammlung
ſchloß dann mit einem Muſikvortrag.
In der Nachmittagsſitzung hielt Muſeumskuſtos. Dr. A. Schwan=
Darmſtadt einen Vortrag „Ueber die Rätſel des Vogelfluges‟.
Wi=
haben bereits über den Vortrag, der ſchon im Naturwiſſenſchaftlichen
Verein Darmſtadt gehalten worden iſt, in unſerer Nummer vom
8. November ausführlich berichtet. Dem Vortrag, ſchloſſen ſich
Licht=
bildervorführungen an.
Die Maggi-Gesellschaft hat ihre Erzeugnisse der Kontrolle des Direktors des Hygienischen
Institut der Universität Berlin, Geheimrat Prufessor Dr. Martin Hahn, unterstellt.
die Oualitätsmarke!
V.14135)
Achten Sie beim Einkauf genau auf den Namen „MAGcl” und die rot-gelbe Packung.
Wengle de ielerenberis,
von vormittags 9 Uhr ab, wird in
der Wirtſchaft „Zum Heiligen Kreuz”
hier, das Windfall=Brennholz (Los
nummer 168—419) aus der ſtädtiſchen
Förſterei Beſſunger Laubwald — ſitzend
in verſchiedenen Abteilungen der Diſtrikte
Pfarrwinkelfleck, Hinter den Erlen,
Stell=
kopf, Franzoſenberg. Wüſtenberg, Stän.
dige Weide und Dachsberg — zuſammen
262 Rm. Scheitholz (92 Buche, 107 Eiche
5 Birke, 2 Erle, 40 Kiefer, 16 Fichte
197 Rm. Knüppel (46 Buche, 67 Eiche
3 Birke, 10 Erle, 38 Kiefer, 33 Fichte)
5 Rm. Reiſigknüppel (2 Buche. 3 Eiche)
und 18 Rm. Fichtenſtöcke, öffentlich meiſt=
(st15014
bietend verſteigert.
Darmſtadt, den 10. Nov. 1924.
Städt. Güterverwaltung.
Am Mittwoch, den 12. Novemb.
1924, nachmittags 1 Uhr, verſteigere
ich Mathildenſtraße 2—4 nachfolgende
Gegenſtände öffentlich zwangsweiſe gegen
(15041
Barzahlung:
Eine große Partie Spulen,
Has=
peln, Stühle, Tiſche, elektr.
Lich=
ter, Bänke, elektr. Bügeleiſen,
wollene Strickk eider, Jumper,
Wollweſten, Wollſchals,
Woll=
koitüme, Perlmuttknöpfe,
Strick=
ſeide, Stickſeide, Nähſeide, Wolle,
Wachs.
2 Regale, 1 Schreibtiſch (
Diplo=
mat), 1 Schreibtiſchſtuhl, 2
Wund=
uhren, 2 Oefen, 1 Büſte von
Rohr, 1 Ruhebett, 1
Transmiſ=
ſion mit Riemenſcheibe, 1
Treib=
riemen, 1 Wage mit Gewichten,
2 Kannen Maſchinenöl, 1
Spul=
maſchine, 1 Elektromotor, 3 PX.
1 Elektromotor, 1 PS., 3
Strick=
maſchinen, 1 Rauhmaſchine, eine
Holztreppe, 1 Firmenſchild, vier
Ballen Seidentrikotſtoffe uſw.
Darmſtadt, den 11. Nov 1924.
Portner
Gerichtsvollzieher.
Die Lieferung von rd. 330 cbm
Bau=
holz (für Gebälk. Dachwerk und dergl.
für das Reichsvermögensamt Mainz=
Stadt ſoll im Wege des öffentlichen
Wettbewerbs vergeben werden. Die
Ver=
dingungsunterlagen liegen beim R. V.A.
Mainz=Stadt, Schillerſtraße 25, Zimmer
Nr. 10, in der Zeit von 8—12 und 2 bis
5 Uhr zur Einſicht auf und werden
ge=
gen Erſtattung der Herſtellungskoſten,
ſolange Vorrat reicht, abgegeben. Die
Angebote ſind verſchloſſen und verſiegelt
mit der Aufſchrift: „Bauholzlieferung
für das R. V. A. Mainz=Stadt” beim
R V. A. Mainz=Stadt ſpäteſtens bis
Frei=
tag, den 14. November 1924,
vor=
mittags 10", Uhr, einzureichen, zu
welcher Zeit dortſelbſt die Eröffnung der
eingegangenen Angebote ſtattfindet.
Mainz, den 8. Nov. 1924. (J.15024
Reichsvermögensamt Mainz=Stadt.
Am Donnerstag, den 13. Nov.
1924, vorm. 10 Uhr, verſteigere ich
im Verſteigerungslokale, Bleichſtr. 4
Wirtſchaft Rummel), zwangsweiſe meiſt
bietend gegen Barzahlung: (1503*
1 Pferd (Oldenburger Wallach=
Rappe), 1 komplettes
Herren=
zimmer (faſt neu), 1
vollſtändi=
ges Bett, 1 Schreibmaſchine,
(Marke „Archo‟).
Außerdem:
1 Kleiderſchrank, 1 Kinderbett
und ſonſtige diverſe Möbelſtücke.
Die Verſteigerung findet
be=
ſtimmt ſtatt.
Dann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
In das Handelsregiſter B wurde
ſeute die Firma Ludwig Palmp II",
Geſellſchaft mit beſchränkter
Haf=
tung, mit dem Sitz in Gundernhauſen,
eingetragen. Gegenſtand des
Unterneh=
mens iſt der Handel mit Wein und
Spiri=
tuoſen, Fabrikation und Vertrieb von
Branntwein und Branntweinerzeugniſſen
ſowie Handel mit Rohſtoffen hierzu.
Stammkapilal: 8./00 Goldmark.
Ge=
ſchäftsführer ſind: Ludwig Palmy II. in
Gundernhauſen und Chriſtian Wagner
in Darmſtadt. Die Geſellſchaft iſt eine
Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung.
Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 3. Juli
1924 feſtgeſtellt. Jeder Geſchäftstührer
iſt berechtigt, für ſich allein die Firme
zu vertreten und zu zeichnen.
Oeffent=
liche Bekanntmachungen der Geſellſchaft
erfolgen ausſchließlich durch den
Deut=
ſchen Reichsanzeiger. Der
Geſchäftsan=
teil des Geſellſchafters Palmy wird
der=
art belegt, daß derſelbe die in ſeinem
Eigentum ſtehenden Sachwerte — Wein=
und Spir tuoſenvorräte ſowie
Einrich=
tungsgegenſtände — nämlich: 1 Pferd,
1 Federrolle, 105 Stück Lager= und
Ver=
ſandfäſſer, 91 Korbflaſchen, 1700 Flaſchen,
5000 Strohhülſen, 3 Stützen, 2
Maß=
kannen, 1 Schlauch, 2 ovale Trichter,
1 Kontoreinrichtung, 1080 Liter 35% iger
Kartoffelbranntwein, 120 Liter
Brannt=
weinverſchnitt und Liköreſſenzen, im
Ge=
ſamtwerte von 9000 Goldmark der
Ge=
ſellſchaft überläßt, wohingegen dieſe eine
Darlehensſchuld des Geſellſchafters Palmy
in Höhe von 5000 Goldmark übernimmt.
Dieburg, den 31. Oktober 1924.
Amtsgericht. (15008
Bekanntmachung.
Eintrag am 1. November 1924 in
das Handelsregiſter Abt. A bezüglich der
Firma Gußmann 8= Co. zu Langſtadt:
Der Sitz der Firma iſt nach Würzburg
verlegt.
(15007
Heſſiſches Amtsgericht Groß=Umſtadt.
Donnerstag, den 13. ds. Mts.,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in der
früheren Inf.=Kaſ. zu Darmſtadt,
Alex=
anderſtraße 22, Zimmer 7, part. rechts,
zwangsweiſe gegen Barzahlung: (*3309=
10 Paar braunled. Kinderſchuhe
Größe 18—24)
20 Paar Turnſchuhe
(verſch. Farbe, Größe 27—43).
Z egler, vollz. Beamter.
Donnerstag, den 13. Nov. ds.
Js., vorm. 9 Uhr, wird im
Fürſten=
ſaal zu Darmſtadt, Grafenſtraße 20
das Windſallholz aus der Föriterei
Beſſunger Forſthaus verſteigert: (15045
Brennholz: Scheiter, rm: Buche
285, Eiche 99: Knüppel, rm: Buche
45, Eiche 30, Eſche 2, Fichte 26, Lärche
3; Reisknüppel, rm: Buche 15, Eiche
13; Stöcke, rm: Buche 2, Eiche 1.
Die blau unterſtrichenen Nummern
gelangen nicht zum Ausgebot. Nähere
Auskunft erteilt Herr Förſter Kolb zu
Forſthaus Beſſunger Forſthaus.
Im Anſchluß an die
Holzverſteige=
rung wird daſelbſt das Laub von
We=
gen und Schneiſen der Förſterei
Beſſunger Forſthaus verſteigert.
Darmſtadt, den 10. Nov. 1924.
Forſtamt Beſſungen.
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Durch langjährige praktiſche Erfahrungen in großen
Sanatorien und als langjähriger Beſitzer einer großen
Kurbadeanſtalt bin ich in der Lage, alle
Anwen=
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ärztliche Anordnung auszuführen.
Das Vertrauen des Publikums und der Aerzieſchaft
erwartend, zeichnet
Hochachtungsvoll
( 33124
R. Lohrmann, Darmstadt.
Rummer 314,
Dienstag, den 11. Rovember 1924.
Seite 7.
*Zu den bevorſtehenden Umgeſtaltungen
im höheren Schulweſen Heſſens.
Von Oberſtudiendirektor Altendorf.
I.
Festina lente.
Der Vorzug revolutionärer Zeiten iſt, daß ſie den ruhigen Fluß
auf allen Gebieten des Kulturlebens in lebhaftere Bewegung bringen
und infolge davon überall eine erhöhte Anſpannung der Kräfte
her=
vorrufen, ihr Fehler, daß ſie die Neigung zur Zerſtörung wertvollen
überkommenen Gutes und zu überſtürzten Neuerungen haben. Es iſt
aber eine alte Erfährung, daß es nicht minder verkehrt iſt, das Neue
unter Verkennung und Mißachtung des Wertes und der Macht des
Be=
ſtehenden aufzuzwingen, als ſich gegen eine im Weſen der Natur
begrün=
dete Fortentwickelung aus noch ſo achtbaren Gründen zu ſtemmen.
Festina lente! Dieſer Grundſatz gilt für das Fortſchreiten auf allen
kulturellen Gebieten, und man wird wahrnehmen, daß die
kulturfähig=
ſten Völker der Erde, welches meiſt auch die herrſchbegabteſten ſind —
man denke an Römer und Engländer! — die Fähigkeit zähen
Feſthal=
tens an überkommenem Gut und eines bereiten Entgegenkommens den
Forderungen einer fortſchreitenden Entwickelung gegenüber in gleich
hohem Maße beſitzen. Der deutſche Geiſt ſcheint nicht ganz ſo glücklich
ausgeſtattet zu ſein oder vielleicht in ſeiner Entwickelung noch nicht bis
zu dieſem glücklicheren Zuſtand herangereift zu ſein, er bewegt ſich gern
in Gegenſätzen, was zwar zu einem tieferen Erleben führt, aber im
ganzen doch das Maß der Leiſtungsfähigkeit herabdrückt.
Es iſt zu beachten, daß der Gang einer glücklichen Entwickelung
auf den verſchiedenen Gebieten des Kulturlebens und in verſchiedenen
Zeiten und unter verſchiedenen Verhältniſſen durchaus verſchieden ſein
kann und muß. Wo es ſich um leicht abmeßbare materielle Werte
han=
delt — es ſei auf die Neuerungen auf techniſchem Gebiet verwieſen —
wäre ein zögerndes Feſthalten am Ueberkommenen ſinnlos, wo man
aber an Aenderungen von Einrichtungen geht, die tief eingreifen in
die ſchwer erwägbaren Gebiete des geiſtigen Lebens, da iſt ein
vorſich=
tiges, zögerndes Vorgehen am Platze.
Zu dieſen Einrichtungen gehört aber unſer höheres Schulweſen, das
ſich zu ſeiner jetzigen Geſtalt in einer jahrhundertelangen Entwickelung
herangebildet hat und das mit dem aus ihm fließenden Bildungsſtoff
faſt unſere geſamte führende Volksſchicht durchſetzt hat, vor allem auch
den Hauptträger dieſes Schulweſens, die höhere Lehrerſchaft, die ſelbſt
rſt umgeſtaltet ſein muß, wenn eine Umgeſtaltung ihrer Schule wirklich
fruchtbringend ſein ſoll.
Man kann wohl ſagen, daß die Fortentwickelung des höheren
Schul=
weſens in der Vorkriegszeit ſich im allgemeinen unter dieſem
wohlbegrün=
deten Meßhalten vollzog. Hier und da hätte etwas mehr geſchehen
kön=
nen, auch in unſerem Heſſenlande, aber es iſt den Tatſachen völlig ins
Geſicht geſchlagen, wenn man es von gewiſſen Seiten ſo hinſtellt, als
hätte eine ungeſunde Erſtarrung in den überkommenen Formen
beſtan=
den. In der Nachkriegszeit iſt die Bewegung lebendiger geworden. Das
wäre und iſt gewiß kein Schaden, wenn es gelingt, ſie in die richtigen
Bahnen zu lenken, zu verhüten, daß ſie Unheil anrichtet. In dieſer
Hinſicht hat die neue Zeit der Entwickelung des deutſchen Schulweſens
eine beſondere Gefahr gebracht, die Gefahr, daß dieſe rein kulturelle,
das ganze Volk in gleicher Weiſe angehende Angelegenheit zu Partei=
und Standeszwecken mißbraucht wird. Der politiſche Zuſtand iſt zwar
ein ſolcher geworden, daß wir Parteiregierungen haben und nach den
beſtehenden Verhältniſſen auch haben müſſen. Es muß aber von dieſen
Parteiregierungen verlangt werden — und ſie werden auf die Dauer
im Volk alles Zutrauen verlieren, wenn ſie nicht fähig ſind, dieſer
For=
derung zu entſprechen, daß ſie die Schulangelegenheiten als ſolche des
ganzen Volkes behandeln und nicht durch Hineintragen von Partei= und
Standesrückſichten ſchädigen. Dieſe Forderung iſt leider in der
Nach=
kriegszeit in einzelnen deutſchen Ländern nicht erfüllt worden. In
Thüringen hatte die verfloſſene ſozialdemokratiſche Regierung eine
Neu=
ordnung des Schulweſens begonnen, die man ſaſt mit einer
Vernich=
tung des höheren Schulweſens gleichſetzen konnte, und in Sachſen war
Aehnliches geplant. Aber hier und dort hat der Sturz der alten
Re=
gierungen wieder beſondere Bahnen eröffnet
Es kommt ein anderer Grund hinzu, warum in Deutſchland der
Gang der Entwickelung in der Umgeſialtung des höheren Schulweſens
ſieh langſam vollziehen muß. Wir haben kein zentraliſtiſch vegiertes
Einheitsreich, und in den Schulangelegenheit haben ſich die Länder eine
beträchtliche Selbſtändigkeit gewahrt, worin die Gefahr einer
weitgehen=
den Zerſplitterung gegeben iſt. Es iſt aber ein durchaus richtiger
Ge=
danke, daß in einem Volke wie dem deutſchen, in deſſen
Geiſtesverfaſ=
ſung ſo viel Auseinanderſtrebendes von Natur aus gelegen iſt, ſoweit
irgend möglich, eine unter gemeinſamen Bildungsformen und
Bildungs=
zielen ſich vollziehende Erziehung der Jugend erfolgen muß. In der
Vorkriegszeit hat der überwiegende Einfluß Preußens dieſer Gefahr
des Aus=inanderfallens entgegengewirkt. Aber dieſer Einfluß iſt in der
Nachkriegszeit bedeutend zurückgegangen; die Regierungen der übrigen
Länder ſind lange nicht mehr in gleichem Maße geneigt, dem Vorgang
Preußens zu folgen. Ein erſter Verſuch des Reiches, in dieſer Sache
die Führung zu übernehmen, iſt völlig mißglückt. Die Folge war, daß
die Einzelländer Reformen auf eigene Fauſt durchführten, vorbereiteten
oder auch ablehnten. Zu welchen Mißlichkeiten das führen muß, das
beweiſt z. B. die Einführung der deutſchen Oberſchule. Da man ſich
über den Wert und die Ausgeſtaltung dieſer neuen Schulform zwiſchen
den Ländern noch nicht einigen konnte, ſo teilten ſie ſich in dieſer Frage
in drei Parteien, die eine, die die neue Schulform überhaupt nicht
aner=
kennt und damit den betreffenden Abiturienten auch den Zugang zu
den Univerſitäten des Landes ſchließt, in eine andere, die nur die
Deutſche Oberſchule mit zwei Fremdſprachen, und eine dritte, die auch
ſolche mit einer Fremdſprache anerkennen will. Das iſt ein Zuſtand,
der auf die Dauer unhaltbar iſt. Zu gleich unhaltbaren Verhältniſſen
muß das eigenmächtige Vorgehen der Länder in der Neuordnung der
beſtehenden höheren Schulen führen. Wie ſich das ſchon jetzt in
Thü=
ringen und Sachſen gezeigt hat, iſt oben geſagt. Aber auch unſer
Heſſen=
ländchen hat den Ehrgeiz gehabt, voran zu ſein, und iſt ſchon am Ende
des vorigen Jahres mit ausgearbeiteten Stundentafeln auf dem Plan
erſchienen, deren Durchführung aber in anerkennenswerter Weiſe
zu=
nächſt hinausgeſchoben wurde. Dann kam kurz darauf Preußen mit
ſei=
nen neuen Stundentafeln und ſogar mit einer einſtweiligen
Einfüh=
rung derſelben ſchon zu Oſtern diefes Jahres. Schon dieſe beiden Pläne,
der preußiſche und der heſſiſche, die ſich noch verhältnismäßig nahe ſtehen,
alſo ganz abgeſehen von dem thüringiſchen, der wegen ſeiner völligen
Abwegigkeit gleich wieder aufgehoben werden mußte, zeigen ſolche
Unter=
ſchiede, daß bei ihrer Durchführung ſchon von der notwendigen
Einheit=
lichkeit in vielen weſentlichen Punkten nicht mehr die Rede ſein könnte.
Der preußiſche neue Lehrplan hat in vielen Punkten eine ſehr ſcharfe
Gegnerſchaft gefunden. Das gab Anlaß, daß ſchon nach dem erſten
Halbjahr der Neueinführung in zwei Punkten (Lateinunterricht im
Real=
gymnaſium. Anfang der neueren Fremdſprache im Gymnaſium)
Aende=
rungen eintreten mußten.
Etwas Gutes bat dieſes übereilte Vorgehen nun doch gehabt. Es
iſt deutlich zutage getreten, daß es ſo nicht weiter gehen kann. Von
vielen Sciten, insbefondere auch von den Organiſationen der höheren
Lehrerſchaft, iſt erneut und mit allem Nachdruck gefordert worden, daß
den Neuordnungen einer Verſtändigung zwiſchen den
Länderregierun=
gen vorausgehen muß. Infolge davon hat der Reichsminiſter des Innern
vor kurzem zu neuen Verhandlungen eingeladen, und man hört, daß
nun=
mehr die Sache mit mehr gegenſeitigem Verſtändigungswillen und mit
beſſeren Ausſichten von neuem vom Reiche betrieben werden ſolle.
Und Heſſen?. Seiner Lage und feiner Kleinheit nach wird es nichts
Beſſeres tun können, als in den Verhandlungen im Reich ſeine Anſichten
zur Geltung zu bringen und bei der Durchführung der Neuordnung ſich
im weſentlichen an dasjenige anzuſchließen, was Preußen tut.
Korpulenz und Krankheit.
Die Krankheiten des reiferen Alters.
Bei den meiſten Menſchen ftellt ſich ſchon vor dem vierzigſten
Jahre irgend ein Merkmal des beginnenden Alters ein, meiſtens
in Form einer unliebſamen Leibesfülle.
Korpulenz iſt die Einleitung für allerlei Gebrechen und
Schwächen der reiferen Jahre. Sie iſt eine Folge der
Verzöge=
rung des Stoffwechſels und Blutumlaufes und ſteht im
Zuſam=
menhang mit vielen körperlichen Leiden und Beſchwerden.
Je ſpäter Leute korpulent werden, deſto länger bleiben ſie
jung, friſch, lebensmuti und leiſtungsfähig.
Durch knappe Ernährung die Fettleibigkeit bekämpfen zu
wollen, hat keinen Zweck, Blutarmut und Nervenſchwäche ſind
pft die Folgen.
Arheilgen, 10. Nov. Was das Wetter an der Kirweihe verdorben
hatte, wurde auf der geſtrigen Nachkirchweihe wieder gut gemacht bzw.
nachgeholt. Die 5 Säle, in welchen zum Tanz aufgeſpielt wurde, konnten
die Tanzluſtigen kaum faſſen, und wurden die Saalbeſitzer wenigſtens
einigermaßen entſchädigt, ebenſo Karuſſell= und Budenbeſitzer, und
be=
ſonders die Glücksradſtände waren geradezu belagert. Das Waſſer des
Rutzenbaches hatte durch die ununterbrochenen Regengüſſe gerade dieſen
fahrenden Geſchäftsleuten bös mitgeſpielt. Heute ſind Dieburger=, Bach=
und Mühlſtraße wieder in gangbarem Zuſtande und nur hie und da
ſieht man noch die Schäden der Ueberflutung. Beſonders zu leiden
hat=
tendie Bewohner der Wernerſtraße, wo in einzelnen Häuſern das
Grund=
waſſer in den Kellern bis zur Decke geſtiegen war. Man hat nun im
Laufe der letzten Woche durch Auspumpen ſo weit als möglich das Waſſer
entfernt und die aufgeſtapelten Vorräte zu bergen geſucht. Beſonders
waren es Arbeitsloſe, die mittels der Feuerſpritze im Südoſtviertel
unſeres Ortes in Tätigkeit traten. Eine ſo verlaufene Kirchweihe
ge=
denkt ſelbſt den älteſten Ortseingeſeſſenen nicht; die Waſſermengen die
der Rutzenbach diesmal mit ſich führte, werden ältere Leute an das
Ueberſchwemmungsjahr 1882 erinnert haben. — Da ein hieſiger Metzger
wegen Veröffentlichung ſeiner billigen Fleiſchpreife von der
Metzger=
zwangsinnung zur Anzeige gebracht und deshalb in Strafe genommen
wurde, gibt jetzt das hieſige Gewerkſchaftskartell die Preiſe des
be=
treffenden Metzgers bekannt. — Ab 10. November ſind die Schalter beim
hieſigen Poſtamte werktags geöffnet: von 8—11 Uhr vormittags und von
2—5 Uhr nachmittags. An Sonntagen iſt Dienſtſtunde von 11½—12½
mittags. — Nachdem der hieſige Obſt= und Gartenbauverein ſchon ſeit
Kriegsbeginn nicht mehr mit einer Ausſtellung an die Oeffentlichkeit
ge=
treten iſt, ſoll in nächſter Zeit eine derartige Veranſtaltung ſtattfinden.
Damit wird gleichzeitig ein Familienabend verbunden werden.
* Eberſtadt, 9. Nov. Die Modau=
Reinigungsarbei=
ten, die unter großem Koſtenaufwand vor noch nicht allzu langer Zeit
vorgenommen wurden, ſind durch das Hochwaſſer faſt vollſtändig
zer=
ſtört worden.
2. Pfungſtadt, 9. Nov. Aus der Ortschronik. Einen
in=
tereſſanten Vortrag hielt dieſer Tage Herr Pfarrer Dreßler über „Die
älteſte Geſchichte Pfungſtadts‟. Den Namen unſeres Ortes leitete der
Redner davon ab, daß der erſte Anſiedler vielleicht ſeinen Namen Pungs
der Anſiedlung beigelegt hat. Die erſte ſchriftliche Urkunde gehört zu
den Akten des Kloſters Lorſch und ſtammt aus dem 9. Jahrhundert.
A Pfungſtadt, 9. Nov. Jubiläum. Am 1. November waren
es zwanzig Jahre, daß der jetzige Bürgermeiſter Schwinn als
Sekre=
tär in den Dienſt der Bürgermeiſterei kam.
8 Eſchollbrücken, 9. Nov. Zirkusinhaber Louis Lorch,
der nach dem 70er Krieg mit ſeinem Bruder in Eſchollbrücken einen
Wanderzirkus gründete, iſt dieſer Tage im Alter von 77 Jahren in
Südamerika geſtorben. Seine Familie, 5 Söhne und 4 Töchter, waren
zuletzt im Zirkus Sarraſani tätig. Lorch, der hier ein eigenes Haus
beſitzt, wollte demnächſt nach Deutſchland zurückkehren und ſeinen
Le=
bensabend hier verbringen. Lorch ſelbſt ſtammte aus einer alten
Ar=
tiſtenfamilie. Er war 1847 in Lörrach geboren.
— Ober=Ramſtadt, 8. Nov. Vom 10. bis 16. ds. Mts. finden
all=
abendlich von 8 Uhr ab in der Kirche zu Ober=Ramſtadt
Evangeli=
ſationsvorträge des Evangeliſchen Gemeinſchaftsverbandes ſtatt,
in denen Pfarrer Waldſchmidt von Mannheim über verſchiedene
chriſt=
liche Fragen ſprechen wird. Der ganzen Einwohnerſchaft ſind wohl noch
dieſe Vortragsabende vor 2 Jahren in lebhafter Erinnerung, die ſtets
einen ſehr ſtarken Beſuch zu verzeichnen hatten. Der
Gemeinſchaftsver=
band hat nun durch Flugblätter die geſamte Einwohnerſchaft von Ober=
Ramſtadt und Umgebung hierzu herzlichſt eingeladen und es iſt auch
diesmal mit zahlreichem Beſuch zu rechnen. — Unter dem Viehbeſtand
des Landwirts und Schreiners Wilhelm Pullmann, Darmſtädterſtraße,
iſt die Maul= und Klauenſeuche feſtgeſtellt worden. Bis zum
Erlaß weiterer kreisamtlicher Anordnungen wurde zunächſt der ganze
Ort Ober=Romſtadt zum Sperrgebiet erklärt und auch die Faſelhofreite
geſperrt.
b. Dieburg, 10. Nov. 9. Gautag des
Stenographen=
vereins „Gabelsberger‟. Der Stenographenverein „
Gabels=
berger” hielt am 8. uind 9. November anläßlich des 9. Gautages in den
Mauern Dieburgs eine Feſtlichkeit, verbunden mit einem Wettſchreiben
ab. Der Samstag abend brachte den Feſtkommers im „Weißen Noß”
der gut beſucht war und einen hübſchen Verlauf nahm. Eingeleitet
wurde die Feier mit einem Prolog, den Frl. Breitwieſer nett und
aus=
drucksvoll vortrug. Darauf begrüßte der Vorſitzende, Herr A. Rödler,
mit herzlichen Worten die erſchienenen Gäſte, beſonders die auswärtigen
Vereine den Verrreter des Kreisſchulamts und Herrn Satdtſchulrat
Prof. Pfaff aus Darmſtadt, der in ausführlicher Rede das neue
Ein=
heitsſyſtem, die Reichskurzſchrift, beſprach. In ſeiner Rede begrüßte
er es, daß es endlich gelungen ſei, den Gedanken einer
Einheitskurz=
fchrift zu verwirklichen, die ſchon vor dem Krieg eingeführt werden
ſollte, durch den Krieg aber unterblieb, und deren allgemeine
Einfüh=
rung im Reiche nachher infolge des uneinſichtigen Widerſtandes, den ſie
bei den einzelnen Landesregierungen fand, wieder zu ſcheitern drohte.
Wie das Jahr 1900 dem Reiche eine einheitliche Rechtſchreibung brachte,
ſo brachte das Jahr 1924 durch den Beſchluß der Landesregierungen
ein einheitliches Stenographenſyſtem, die Reichskurzſchrift, die in allen
Schulen gelehrt werden wird und bei allen Behörden des Landes und
des Reichs in Zukunft von jedem Beamten verlangt wird. Reicher
Bei=
fall lohnte die intereſſanten Ausführungen des Redners. Einen
beſon=
deren Genuß für die Gäſte bot der Männergeſangverein, der unter der
zielſicheren Leitung ſeines Dirigenten, des Herrn Lehrer Kelle:, mit
einigen Liedern die Anweſenden erfreute. Zur weiteren Unterhaltung
des Abends trugen zwei von den Damen des Vereins ausgeführte Rei
gen und das Keulenſchwingen der Herren Keller und Ludwig bei
Großen Beifall fanden zwei kleine Luſtſpiele und nicht weniger
erhei=
terten die muſikaliſchen Darbietungen. Am Sonntag morgen fand in
der Marienſchule das Wettſchreiben ſtatt. Der Nachmittag und Abend
brachte die Preisverteilung und anſchließend den Feſtball. Nach dieſem
wohlgelungenen Feſt kann der Verein ſtolz auf ſein zwanzigjähriges
Beſtehen zurückblicken, und wir wünſchen ihm, daß er in Zukunft das
neue Syſt m mit demſelben Eifer fördern und lehren möge wie das
alte, von dem er jetzt Abſchied nehmen muß.
ck. Dieburg, 9. Nov. Der Geſangverein „Sängerluſt”
veranſtaltete am Sonntag abend in den Räumen des „Mainzer Hofs”
ſein erſtes dieswinterliches Konzert, das ſehr gut beſucht war und einen
vollen Erfolg bedeutete. Der Verein hat nach ſeinem Jubiläum im
vergangenen Frühjahr nicht geruht und trat nun nach der
Sommer=
pauſe mit einem neuen Programm an die Oeffentlichkeit, das
allge=
meine Anerkennung fand. Der ſtarke Männerchor unter der
ziel=
bewußten Leitung ſeines Dirigenten Herrn A. Simmermacher,
Darmſtadt, verfügt über ſchönes Stimmaterial und zeichnete ſich durch
verſtändige Auffaſſung, feine dymaniſche Schattierung und gute
Aus=
ſprache aus, ſodaß die Chöre von Kempter, Kahl, Hegar, Gripekoven,
Sonnek zur vollen Wirkung kamen. Erfreulich war es zu ſehen, mit
Uberall erhätrlich. Dr. )o Nauer, Wiesbaden.
welcher Hingabe an die ſchöne Sache alle ſich ihrer Aufgabe entledigten.
Neben dem Chor wirkte die Kapelle des Vereins mit, die vor zwei
Jahren Herr Hermann Holzapfel geſchaffen hat, und die durch
un=
ermüdliche Arbeit jetzt im Muſikleben unſerer Stadt eine angeſehene
Rolle ſpielt. Unter der energiſchen, ſtraffen Leitung ihres Dirigenten
brachte ſie die Beethovenſche Hymne „Die Himmel rühmen des Ewigen
Ehre”, die Feſtouvertüre von Latann ſehr ſchön zu Gehör, während mit
dem Vortrag von Saraſtros Arie aus der „Zauberflöte” ſich ein Soliſt
auf der Poſaune, Herr Hiemenz, auszeichnete. Frau Apotheker M.
Bombach ſang Lieder von Händel, Reger, Weingartner, Curſchmann
und Hugo Wolf, mit ihrer tragfühigen Stimme mühelos den großen
Raum füllend, geſchmackvoll in Vortrag und beſeelt im Ausdruck. Die
Begleitung am Klavier führte Frau Oberſtudiendirektor F. Krämer
mit Diskretion und Anpaſſung aus. Beiden Damen ſtattete der
Präſi=
dent des Vereins, Hrr Cafetan Stenmetz, den Dank für ihre
Mit=
wirkung durch eine Blumenſpende ab. Herr Holzapfel, der bei
dem Händelſchen Largo die Vigline ſpielte, während Herr
Simmer=
macher am Harmonium ſaß, trat endlich auch als Soliſt vor das
Pu=
blikum und entledigte ſich in dem Vortrag des Konz erts von Beriot der
an techniſchen Schwierigkeiten reichen Aufgabe mit ſpielender
Meiſter=
ſchaft. So bedeutete der Verlauf des ganzen Abends für das Publikum
Genuß und für die Ausübenden Erfolg.
— Michelſtadt, 9. Nov. Von maßgebender Stelle wird darauf
auf=
merkſam gemacht, daß die Gemeinde= und
Kreisgewerbe=
ſteuervovauszahlung, wie ſie im Finanzamtsbezirk
Michel=
ſtadt zu entrichten war, auch weiterhin zu zahlen iſt. Geſtundet ift
ledig=
lich die Staatsgewerbeſteuer, die 60 Prozent der Einkommen beziv.
Kör=
perſchaftsſteuer beträgt.
— Erbach i. L., 8. Nov. Der Leiter der Oberrealſchule in
Michel=
ſtadt, Herr Oberſtudiendirektor Dr. Weiner, hielt geſtern abend im
Vereinslokal des Vereins für Kunſt und Wiſſenſchaft im Anker zu
Stockheim den zweiten Vortrag ſeiner Vortragsreihe: „Herrenmenſch
und Gottmenſch — Nietzſche — Doſtofevvsky, ein Beitrag zur Geſchichte
des europäiſchen Geiſtes‟. Der Redner zeigte uns diesmal in ſeinem
feſſelnden Vortrag Nietzſche nicht nur als Herrenmenſch, ſondern auch
als demütig Leidenden, als Chriſten. Herr Dr. Weiner verſtand es
wiederum meiſterhaft, ſeine Ausführungen durch Beiſpiele aus
Nietz=
ſches Werken zu erläutern. Der faſt bis auf den letzten Platz gefüllte
Saal, die atemloſe Stille während des Vortrages und die geſpannte
Aufmerkſamkeit und der lebhafte Beifall der Zuhörer nach Schluß gaben
dem Redner den beſten Beweis, welch ein dankbares Publikum er für
ſeinen intereſſanten Vortrag gefunden hatte.
Erbach i. O., 9. Nov. Die Reihe der Winterfeſtlichkeiten in Erbach
wurde geſtern abend durch den Jahresball des Militär= und
Veteranen=
vereins Erbach eröffnet, der bei Kamerad Lambert im Gaſthaus zum
Adler ſtattfand. Ein flotter Marſch zu Beginn des Balles brachte von
vornherein die Mitglieder in Stimmung. Die Feſtrede hielt der
Präſi=
dent des Vereins, Kamerad Hörr, der in zu Herzen gehenden Worten
des Vaterlandes und der früheren Kameraden gedachte. Die Rede ſchloß
mit dem Deutſchlandliede. Die Pauſen zwiſchen den einzelnen
Muſik=
ſtücken wurden durch gemeinſamen Gefang ausgefüllt, bei dem wieder
unſere alten Soldatenlieder zu ihrem Rechte kamen.
— Bensheim, 8. Nov. Geſtern fand in der Turnhalle der hieſigem
Realſchule eine Gedenkfeier für die im Weltkriege Gefallenen ſtatt. Der
Direktor der Anſtalt begrüßte die Verſammlung in herzlichen Worten.
Es folgten dann muſikaliſche Darbietungen des Orcheſters und von den
Schülern ſchön deklamierte Gedichte. Der teilweiſe drei= und
vierſtim=
mige Schülerchor verlieh. dem Ganzen einen würdigen Rahmen. Im
Mittelpunkt der Feier ſtand ein Lichtbildervortrag des Herrn Mößinger.
In ſeiner Einleitung ſchilderte Herr Mößinger die Entſtehung der zum
Vortrag kommenden Bilder: Vor 400 Jahren, als in Baſel die Peſt.
wütete, lebte dort auch der Maler Holbein. An ſeinem Hauſe wurdem
täglich viele Leichen vorbeigetragen, die alle der Peſt zum Opfer gefallen
waren. Ueber dieſe Ernte des Todes verzweifelte der Maler faſt, und,
einer inneren Eingebung folgend, ſkizzierte er dann Bilder, die hier
ge=
ſtern gezeigt wurden. „Raſch tritt der Tod den Menſchen an, es iſt ihm
keine Friſt gegeben; es ſtürzt ihn mitten in der Bahn, es reißt ihn fort
vom vollen Leben‟. Das iſt der kurze Inhalt der Lichtbilder. In ſeinem
Schlußwort ermahnte der Vortragende beſonders die Deutſche Jugend,
ſtets eingedenk der Opfer des Weltkrieges zu ſein und ſich ihrer würdig
zu erweiſen. In dem gemeinſamen Schlußlied. „Ich hatt’ einen
Kame=
raden” fand dann die eindrucksvolle Feier ihren Abſchluß.
( Von der Bergſtraße, 9. Nov. Die zweite Hochſchulwoche wurde
geſtern in der Turnhalle des Realgymnaſiums in Weinheim mit einem
Vortrage von Prof. Dr. Dreſel aus Heidelberg über „Hygiene der
Lei=
besübungen” abgeſchloſſen. Der Beſuch war durchweg ſtark, und zwar
wohnten auch viele Beſucher aus Viernheim, Heppenheim, Birkenau
und anderen heſſiſchen Orten den Vorträgen der Heidelberger
Privat=
dozenten bei. Pfarrer Kaufmann erklärte in der Schlußanſprache, daß
die Einrichtung der Weinheimer Hochſchulwoche dauernd beibehalten
werden ſolle.
=b= Gernsheim a. Rh., 10. Nov. Todesfall. Allgemein tief
bedauert wird hier das Ableben der Frau Barbara Maus. Sie ſtand
im 61. Lebensjahre und ſtarb infolge eines Blutſturzes, der ſie in
wenigen Minuten ihren Angehörigen entriß; die Beerdigung fand
geſtern unter ſtärkſter Beteiligung ſtatt. — Am Sonntag wurde in dev
hieſigen evangeliſchen Kirche das Erntedankfeſt gefeiert. Die
Ergebniſſe der Kollekte fließen der Landesnothilfe zu. Auch werden die
hieſigen Frauen und andere Gemeindeglieder vom hieſigen
Kirchenvor=
ſtand gebeten, Geldmittel zu ſpenden zur Linderung der Not im
epilep=
tiſchen Krankenhaus und im Diakoniſſenheim. — Am nächſten Samstag,
den 15., und Sonntag, den 16. November, gelangt hier vom
Geſang=
verein „Sängerluſt” die Operette „Winzerlieſel” zur Aufführung.
Das=
ſelbe Stück wurde hier vor drei Jahren ſchon einmal vom ſelben
Verein aufgeführt und fand damals allgemeinen Beifall. Da auch für
die beiden nächſten Aufführungstage mit großem Andrang zu rechnen
ift, lohnt es ſich, recht zeitig für Karten zu ſorgen.
F Groß=Gerau, 9. Nov. Wahlbezirke. Für die Reichstags=
und Landtagswahlen wird die Stadt in drei Wahlbezirke eingeteilt.
Wahlvorſteher des 1. Bezirks iſt Herr Bigeordneter Hofmann,
Vor=
ſteher des 2. Bezirks Amtsgerichtsrat Kleinſchmidt und Vorſteher des
3. Bezirkes Beigeordneter Nold.
V. Biſchofsheim, 8. Nov. Ein in allen Teilen glänzend verlaufenes
großes Konzert hielt dieſer Tage der Geſangverein „Germania”, der
älteſte unſeres Ortes unter Leitung ſeines neuen Dirigenten, Herrn
Muſikdirektor C. Specht=Frankfurt a. M., ab. Sangesfreunde aus
Frankfurt a. M., Cuſtavsburg, Koſtheim und Rüſſelsheim waren
herbei=
geeilt, um den Darbietungen des etwa 100 Sänger zählenden Chors zu
lauſchen. Mit einem Sänger=Wahlſpruch (Text und Kompoſition des
jetzigen Dirigenten) wurde die Veranſtaltung eröffnet, dem ſich der Chor
„Erbauung” anſchloß. Dann folgten Volkslieder und heitere Chöre, die
bewieſen, welch emſiges Arbeiten in dem Vereine herrſcht. Der Chor
„Die beiden Särge” von Heger, welcher hohe Anforderungen ſtellt,
wurde in tadelloſer Weiſe gebracht. Der Schlußchor „Am Wörther See‟
mit Orcheſterbegleitung dürfte wohl die Krone des Abends geweſen
ſein. Neichlichen Beifall ſpendeten hier die Zuhörer dem unermüdlichen
ſtrebſamen Dirigenten, ſowie den Sängern und dem begleitenden
Or=
cheſter. Zur Verſchönerung des Abends waren noch gewonnen Fräulein
Gorter vom Stadttheater Mainz, die mit ihrer ausgezeichneten,
herr=
lichen Stimme in mehreren Nummern die Herzen der Zuhörer an ſich
riß. Als Meiſter auf ſeinem Inſtrument (Cello) zeigte ſich Herr Engert
vom Opernhaus Frankfurt a. M. Auch Herr Direktor Specht erfreute
die Zuhörer mit der Wiedergabe zwveier Bariton=Solos, wovon das
letztere mit Orcheſterbegleitung zum Vortrag kam. Einen feinfühligen
Begleiter am Kladier hatten die Soliſten in Herrn J. Baum=Höchſt.
Auch die Muſikkapelle 1919 paßte ſich in vortrefflicher Weiſe dem
Bari=
tonſolo und dem Schlußchor an. Voll befriedigt von dem ſo herrlich
ver=
laufenen Abend verließen die Beſucher den Konzertſaal.
Ober Scemen, 10. Nov. Die Wirtſchaft „Zur Eiſenbahn”, ein
neues, ſchön gelegenes Haus mit großen Gärten, ging in den Beſitz der
Gemeinde über, die es für die zweite Schule (Saal und Lehrerwohnung)
herrichten läßt. Dadurch wird das alte Schulhaus für eine Anzahl
Wohnungsſuchender frei, und die Gemeinde, eben mit der
Durchfüh=
rung der koſtſpieligen Feldbereinigung beſchäftigt, iſt auf eine Reihe
von Jahren der Frage des Schulhausneubaues enthoben.
Noch ſchädlicher können Jodkuren, einſchließlich der Kuren
mit ſogenannten Entſettungstees, die aus jodhaltigen Pflanzen
(Eucus) hergeſtellt ſind, im Einzelfalle wirken.
Wer Zeit und Mitiel dazu hat, benutzt mit Erfolg gegen
Fettleibigkeit Brunnenkuren. Aber man kann doch nicht das ganze
Jahr in Kurorten zubringen.
Der Reaktol=Verſand in Berlin hat nach den wirkſamen
Be=
ſtandteilen von fünf der bewährten Kurbrunnen Tabletten
künſt=
lich hergeſtcllt, die man jederzeit ohne große Vorbereitungen
ein=
nehmen kann und die gegenüber allen anderen Kuren
außer=
ordentlich billig ſind.
Die Kur erſordert keine beſondere Diät oder ſonſtigen Zwang,
man wird nicht im Beruf oder in der Erholung geſtört, ſie
ver=
urſacht keine Durchfälle oder ſonſtige Unannehmlichkeiten, und
was die Hauttſache iſt, ſie wirkt ganz ausgezeichnet.
Reaktol hat Dankſchreiben von Perſonen, die ihrer Stellung
nach ſicher nicht einen überraſchenden Erfolg beſtätigen würden,
wenn er nicht tatſächlich vorhanden wäre, und ſie kann mehrere
tauſend ſolcher Erfolgsbeſtätigungen aufweiſen.
Gewichtsabnah=
men von 20 bis 30 Pfuud ſind nichts Seltenes, und, wohlgemerkt,
wird das erzielt ohne jede Beeinträchtigung des Wohlbefindens,
vielmehr macht ſich ſchon nach kurzer Zeit ein deutlich
wahrnehm=
bares Gefühl größerer körperlicher Friſche bemerklich, Atemnot,
Kopfſchmerzen und andere Begleiterſcheinungen der Korpulenz
verſchwinden oft ſchon, bevor eine größere Gewichtsabnahme
feſt=
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Seimaf zurückfüßrt.6 Joßann Sakob Asfor aus Dalldorf bei
Heidelberg, der im Jaßre 7777 nach Amerika ausgewandert war,
gründefe dort Sie Stadts4S1ORlA- ſeine Nackkommen ihm
zu Ehren das berüfmte Jeuz Vorker,Sotel,in dem jetzt
Jahrkunderke alte Bezietungen neu geſeſtigt wurden.-
Amerikaniſche Jabakleute (richt Truſt) brachten die Firma=
R
Ra44
Baldorf-Asforta mit dan Zeichen
nack Deutſchland.-Deutſche Rauſleufe entwickelten ſie weis
ter. So entſtand in Skuttgark aßs rein deutſche Gründung
fene weltbekannte Cigareftenfabrik, Sie keute Jauſenden uc
Menſchen Brot ſchafft und deren Jabrikafe nunmeßr im
Skammland Amerika ſelbſt wieder freundliche
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ſchreibt wörtlich;
„Da ſich die von
Ihnen bezogene
Hör=
trommel bei mir ſehr
gut bewährt hat und
ich in dieſer kur en
Zeit nicht nur das
Ohrenſauſen verloren
habe, ſondern daß ſich
ſogar mein Gehör
er=
heblich gebeſſert,
er=
ſuche ich um
Zuſen=
dung einer weiteren
Hörtrommel.”
Bei Sch werhärigl eit
iſt
Hör=
mel
„Gorka‟
unent=
behrlich.
Kaum ſichtbar im Ohr
getragen, wird ſie mit
großem Erfolg bei.
Ohrenſauſen,
vervö=
ſen Ohrenleiden uſw.
angewend. Tauſende
im Gebrauch.
Unzäh=
lige Dankſchreiben,
luskunft ko enlos.
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Wien IV, L. 21.
Ver ſand für
Deutſch=
land Adolf Schwarz,
München L. 21,
Landwvehrſtraße 81,
Vor minderwertiger
Nachahmung wird
ge=
warnt, (J.M.14988
Nummer 314.
Reich und Ausland.
* Beileidskundgebung für Hans Thoma.
km. Karlsruhe. (Eigenbericht.) Als letzter Dankesgruß liefen
im Laufe des 8. November im Trauerhauſe zahlreiche Blumen= und
Kranzſpenden für den verſtorbenen Altmeiſter der deutſchen Malerei,
Hans Thoma, ein. Zahlreiche ſchriftliche Beileidskundgebungen gingen
den Hinterbliebenen zu. Die Karlsruher Kunſthalle, deren Direktor
Hans Thoma viele Jahre hindurch geweſen iſt, ſowie eine Anzahl
pri=
vater Gemäldegalerien, die in ihren Schaufenſtern das ſchwarz umflorte
Bild des Verewigten zeigen, haben Halbmaſt geflaggt. — Ueber die
letzten Lebenstage Hans Thomas wird bekannt, daß ſich am Donnerstag
ſchwere Herzbeklemmungen bei geiſtiger Friſche einſtellten, die ſtändig
zunahmen. Aerztliche Hilfe vermochte ihm in der darauffolgenden Nacht
einige Erleichterung zu verſchaffen, die jedoch nicht lange anhielt. Die
Seele des Künſtlers ſchlummerte Freitag morgen zwanzig Minuten vor
9 Uhr ſanft hinüber.
Unter den eingegangenen Beileidstelegrammen befindet ſich ein
ſol=
ches des Reichspräſidenten und des preußiſchen Kultusminiſters Boelitz.
Namens der badiſchen Regierung hat der neue Staatspräſident Dr.
Hell=
pach der Schweſter Hans Thomas ein Beileidsſchreiben zugehen laſſen,
worin er erklärt, daß die Trauerkunde die ganze Welt, in der Deutſche
wohnen, ergreife, am allermeiſten jedoch das badiſche Volk, aus dem der
Meiſter hervorging und in deſſen Mitte er zurückkehrte, als ſein Leben
an die Schwelle des Greiſenalters kam. Tief bewegt ſtehe auch die
ba=
diſche Staatsregierung an der Bahre dieſes großen Sohnes unſeres
ba=
diſchen Landes.
Die Gedächtnisfeier für Hans Thoma.
Karlsruhe 10. Nov. Heute nachmittag fand in der
Ka=
pelle des Hauptfriedhoes eine Gedächtnisfeier für Prof. Dr.
Hans Thoma ſtatt, der der Staatspräſident, der
Finanzmini=
ſter, der Rektor und Vertreter des Senats der Univerſität
Hei=
delberg, ſowie Vertreter von Wirtſchaft, Kunſt und Wiſſenſchaft
beiwohnten. Die Gedächtnisrede hielt der evangeliſche
Kirchen=
rat Fiſcher, der ein Lebens= und Charakterbild des Verſtorbenen
zeichnete und namentlich ſein Gottvertrauen und ſeine innere
Abgeklärtheit hervorhob. Nach Gebet und Geſang wurde der
Sarg von acht Schülern der badiſchen Kunſtgewerbeſchule zur
letzten Ruheſtätte auf dem nordöſtlichen Teil des Friedhofs
ge=
leitet, wo die Stadt Karlsruhe ihrem Ehrenbürger einen
Ehren=
platz eingeräumt hat, deſſen dauernde Unterhaltung und
Schmük=
kung ſie übernommen hat. Nach einem weiteren kurzen Nachruf
des Geiſtlichen ſchloß ſich das Grab über der irdiſchen Hülle des
Altmeiſters der deutſchen Malerei.
Dienstag, den 11. Nobember 1924.
Seite 9.
* Auswanderungsſchwindel.
8. Frankfurt. Die Gemeinnützige Oeffentliche
Auswanderungs=
beratungsſtelle in Frankfurt macht darauf aufmerkſam, daß
augenblick=
lich wieder ein Auswanderungsſchwindel mit unlauteren
Stellen=
angeboten getrieben wird. In Zeitungsanzeigen werden gute
Stel=
len im Ausland angeboten. Perſonen, die ſich auf dieſe Angebote
melden, erhalten ein Schreiben, in dem um nähere Angaben über die
Art der gewünſchten Stellung gebeten wird. Gleichzeitig liegt die
Auf=
forderung bei, einen Betrag zur Einholung einer Spezialauskunft und
zur Deckung der Unkoſten beizufügen. Nach der Einzahlung hören die
Bewerber dann nie wieder etwas von der Stellenvermittlungsſtelle.
* Die Flucht.
8. Frankfurt. Der frühere Oberbürgermeiſter Frankfurts,
Dr. h. c. Voigt, iſt aus der Demokratiſchen Partei
aus=
geſchieden. — Dr. Fritz Rösler, der ſtellvertretende Vorſitzende des
Aufſichtsrats der Deutſchen Gold= und Silberſcheideanſtalt und
lang=
jähriges Mitglieder der ſtädtiſchen Verwaltung, hat ebenfalls ſeinen
Austritt aus den Reihen der Demokraten erklärt. Dr. Rösler war eine
Reichstagskandidatur an einer der erſten Stellen der
demo=
kratiſchen Liſte angeboten worden.
* Kleine Fraukfurter Chronik.
Die Frankfurter Indexziffern ſind ſeit dem 1. September um
7 Punkte geſtiegen, was einer Verteuerung der Lebenshaltung um
ungefähr 10 Prozent innerhalb eines Vierteljahres entſpricht. — Die
Geſamtzahl der Wohnungsſuchenden, die am 1. Oktober noch
16 874 betrug, iſt auf 17 058 geſtiegen. Unter dieſen 17 058
Wohnungs=
ſuchenden haben 9315 den Dringlichkeitsſchein. — Um eine Vereinfachung
des Ueberganges der Regiebahnen an die Deutſche
Reichsbahn=
geſellſchaft herbeizuführen, hat in Frankfurt eine Beſprechung der
zu=
ſtändigen Dezernenten unter dem Vorſitz des Präſidenten der
Reichsbahn=
direktion Frankfurt ſtattgefunden. — Im Treppenhauſe ſeiner Wohnung
in der Schuppenſtraße wurde ein Student tot aufgefunden, der
an=
ſcheinend in der Trunkenheit einem Herzſchlag erlegen iſt. — Die
Frankfurter Gewerbetreibenden heben an die Bevölkerung einen Aufruf
erlaſſen, in dem dieſe aufgefordert wird, zum Preisabbau dadurch
bei=
zutragen, daß alle Rechnungen ſofort bezahlt werden, weil
hier=
durch eine Unzahl von Speſen in Fortfall käme. — In Frankfurt wurde
ein Verein Kinderſchutz und Jugendhilfe gegründet, der
ſelbſtändige Aufgaben der Kinderpflege und der Jugendhilfe löſen will,
vor allem aber den humanitären Vereinigungen ein Stützpunkt ſein will,
die durch die Kriegs= und Inflationsjahre ihrer Hauptmittel beraubt
wurden. — Der Seemann Lotter, der zu zwei Jahren Gefängnis wegen
Raubüberfalls verurteilt war, wurde auf Berufung der
Staats=
anwaltſchaft zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hatte eine Frau
mit geladenem Revolver in ihrer Wohnung überfallen. — Zwei
Poſt=
beamte, die ſich an anvertrauten Geldern vergriffen hatten, wurden
zu ſechs Monaten und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. — Um
neuen Ueberſchwemmungen vorzubeugen, iſt geplant, innerhalb des
Stadtbezirks an den Ufern des Mains einen zwei Meter hohen Damm
zu errichten.
Tagung des Südweſtdeutſchen Kanalvereins.
Von Regierungsſeite wurde ſoeben im württembergiſchen Landtag
darauf hingewieſen, daß in der Neckarkanalfrage jetzt der Zeitpunkt
ge=
kommen ſei, wo dieſe für unſer Land und Volk ſo wichtige Frage in
ihrer ganzen wirtſchaftlichen und finanziellen Tragweite in aller
Oeffent=
lichkeit erörtert und klargeſtellt weuden muß. Die nächſte
Mitglieder=
verſammlung des Südweſtdeutſchen Kanalvereins, die am 14. und 15.
November in Stuttgart ſtattfindet, dient in erſter Linie dieſer
Klar=
ſtellung. Zwei öffentliche Vorträge werden ſich mit der Neckar=Groß=
Schiffahrtsſtraße befaſſen: Strombaudirektor Konz von der Neckar=
A.=G. — der bekanntlich der Ausbau des Neckars von Mannheim bis
Plochingen für Groß=Schiffahrt und Waſſerkraftnutzung übertragen
wurde — wird an Hand von Lichtbildern ausführliche fachmänniſche
An=
gaben über den „Stand der Bauarbeiten am Neckarkanal” machen,
wäh=
rend Regierungsrat Dr. Werner Teubert=Potsdam den „Verkehr und
Ertrag der Neckarwaſſerſtraße” unter Zugrundelegung der heutigen
Wirtſchaftsverhältniſſe behandeln wird. Angeſichts der hohen
Tarif=
ſätze der Eiſenbahn, die ſich im ſüdweſtdeutſchen Wirtſchaftsleben mit
ſeiner Abgelegenheit von den großen Rohſtofflagern und Bodenſchätzen
des übrigen Deutſchland beſonders ungünſtig auswirken, wird der
letz=
tere Vortrag von großem Intereſſe ſein. Den Abſchluß der Tagung
bildet eine Beſichtigung der Kanalarbeiten in Neckarſulm und
Kochen=
dorf, ſowie der Heilbronner Hafenbaupläne im Rathaus der Stadt
Heilbronn.
Autounfall.
Schwetzingen. Auf der Landſtraße Schwetzingen-Mannheim
ereignete ſich am Samstag gegen 11 Uhr in der Nähe des Schwetzinger
Friedhofs ein ſchwerer Autounfall. Ein mit 5 Perſonen beſetztes Auto
der Hugo Stinnes A.=G. Mannheim ſchleuderte infolge einer Panne
gegen einen Baum. Dabei wurde ein mit Kabellegen, beſchäftigter
Ar=
beiter namens Schupp aus Fondenheim lebensgefährlich verletzt; er
wurde ins Krankenhaus nach Heidelberg übergeführt. Die fünf
In=
ſaſſen des Autos kamen mit dem Schrecken davon. Der Wagen ſelbſt
wurde beſchädigt. Den Führer trifft keine Schuld.
* Das Windkraftſchiff
eine neue deutſche epochemachende Erfindung des Direktors A. Flettuer.
Das auf der Germaniawerft in
Kiel erbaute Flettner=Rotor=Schiff
unterſcheidet ſich, wie unſer Bild
zeigt, rein äußerlich von den ſonſt
üblichen Segelſchiffen dadurch, daß
es an Stelle von Maſten, Takelage
und Segel zwei etwa 20 Meter
hohe Metallwalzen von 3 Meter
Durchmeſſer trägt, die an ihrem
oberen Ende in Pivatlagerung
hän=
gen und um ihre ſenkrechte Achſe
durch einen Elektromotor in
Um=
drehung verſetzt werden. Dieſe
Zy=
linder machen in der Minute etwa
120 Umdrehungen, was an der
äußeren Peripherie der Walzen
einer Stundengeſchwindigkeit von
ungefähr 72 Kilömetern entſpricht.
Dieſe Walzen leiſten etwa 15mal
ſoviel, als die alten Segel. Trifft
z. B. auf einen ruhenden Zylinder
ein ſenkrecht zur Fahrtrichtung
bla=
ſender Wind, ſo teilt ſich der Wind
und umſtrömt in gleicher Dichte die
Vorder= und Hinterſeite des
Zylin=
ders. Wird dagegen der Zylinder
in Umdrehung verſetzt, ſo daß er
beiſpielsweiſe dieſelbe
Oberflächen=
geſchwindigkeit wie der Wind
be=
ſitzt, ſo nimmt der größere Teil der
Windlinien ſeinen Weg um die
vor=
dere Zylinderhälfte, weil er an ihr
keine Reibung findet. Die ſich dem
Winde entgegendrehende hintere
Zylinderhälfte erzeugt dagegen eine ſtarke Reibung zwiſchen Luft
und Zylinder. So kommt es, daß an der Vorderſeite des
Zylin=
ders eine ſtarke Sogwirkung und auf ſeiner hinteren Seite eine
Druckwirkung entſteht, die eine Vorwärtsbewegung des Schiffes
zur Folge haben. Der Steuermann eines ſolchen Schiffes hat es
in der Hand, die Umlaufzahlen der Windkrafttürme zu
verrin=
gern oder zu ſteigern und ſomit den Vortrieb des Schiffes zu
verlangſamen oder zu beſchleunigen. Ebenſo iſt er in der Lage,
die Fahrtrichtung des Schiffes durch Umkehr des
Umdrehungs=
ſinnes der Türme zu wechſeln.
* Deutſch=Nordiſches Jahrbuch 1924.
Herausgegeben von Walter Georgi.
Seit uralter Zeit war Deutſchland an die ſtammverwandten
nordi=
ſchen Völker mit vielen Fäden gebunden, die Ereigniſſe geſtalteten zwar
dieſe Beziehungen immer verſchiedenartig, doch nur äußerlich, denn die
Richtnug blieb immer dieſelbe: eine warme Sympathie, die in der
inne=
ren Aehnlichkeit der beiden Welten begründet iſt. Es beſtanden immer
zahlreiche wirtſchaftliche und politiſche, wie auch geiſtige Zuſammenhänge,
doch wußte man niemals ihre hohe Bedeutung voll zu würdigen. Der
Krieg, der uns ſo vieles in neuer Beleuchtung zeigte, warf auch auf das
deutſch=nordiſche Verhältnis ein neues Licht, und wir müſſen uns jetzt
mit doppeltem Intereſſe bemühen, um den Norden zu verſtehen, damit wir
dieſe wichtige Beziehungen richtig werten.
Es geht ſchon aus dem Geſagten hervor, welch bedeutende Aufgabe
das von Walter Georgi herausgegebene Deutſch=Nordiſche Jahrbuch
er=
füllt, das die ſchweren Inflationszeiten überſtanden und nun in ſeiner
fünf=
ten Jahresfolge vorliegt. Mit ſeinem reichhaltigen Inhalt, es enthält
zwanzig Abhandlungen, die in die verſchiedenſten Gebieten der
deutſch=
nordiſchen Beziehungen Einblick gewähren bedeutet es wirklich einen
Schritt in der Annäherung der germaniſchen Völker. Von den
viel=
ſeitigen und verzweigten Wechſelwirkungen Deutſchlands und des
Nor=
dens intereſſieren uns jetzt in erſter Reihe die politiſchen und ganz
be=
ſonders jene Strömungen der Nachkriegszeit, die dazu angetan waren,
uns in den Zeiten deutſcher Not unſeren Stammesbrüdern näher zu
bringen. Denn jenen, die ſchon am Vorhandenſein eines Weltgewiſſens
zweifelten, bewieſen die ſkandinaviſchen Völker, daß ein Weltgewiſſen in
Europa, wenn auch in dem entlegenſten Norden, noch lebt.: Die warmen
freundſchaftlichen Gefühle, die ſie Deutſchland gegenüber bekundeten,
konnte keine Ententepropaganda zerſtören. Die nordiſche Preſſe lehnte
ſich gewaltig gegen den Verſailler Vertrag auf, den ſie als
Juſtiz=
verbrechen und größtes Unrecht gegen das deutſche Volk bezeichnete. Und
die „Neutrale Kommiſſion zur Unterſuchung der Kriegsurſachen” war
eben ſo ſtark ein Werk der öffentlichen Meinung wie der führenden
geiſtigen Perſönlichkeiten Skandinaviens.
Aber auch in anderen ſchweren und verhängnisvollen Problemen
der Nachkriegszeit, wie der Saar=, Rheinland= und Ruhrfrage, wurde die
nordiſche Preſſe ein Rechtsbeiſtand der deutſchen Sache. Auch das einzige
heikle und ſchwierige deutſch=nordiſche Problem, die Schleswiger Frage,
vermochte die freundſchaftlichen Gefühle nicht zu trüben, dies wird uns
klar beim Leſen der Aufſätze von Harald Scavenius Minderheitsfragen
in Nordſchleswig und Chriſtian Tränckner, Sinn und Ziel des
deutſch=
däniſchen Grenzkampfes, das erſtere trocken=obſektiv mit gründlichen
ſtatiſti=
ſchen Angaben, das letztere an das Gefühl und hiſtoriſche Denken
ap=
pellierend, aber beide mit gleichem Ergebnis: die Frage
vonSchles=
wig iſt keine Frage mehr, ſie wird durch Zuſammenarbeit der
beiden Völker gelöſt. Und wie ſehr bald ſie in den Hintergrund trat,
da ſie eigentlich nie die Herzen der Völker beherrſchte, zeigt jene
groß=
zügige und edle Aktion J. P. Nielſens, die däniſche Hilfe für die
deut=
ſchen Kinder.
Wir gewinnen auch recht intereſſante Einblicke in die Politik
Nor=
wegens, dieſes ausgeſprochenen Neutralen, das ſeit ſeiner
Unabhäingig=
keit mit voller Kraft auf die Wahrung ſeiner Neutralität ſtrebt und dieſe
politiſche Richtung bis auf den heutigen Tag behielt. Nun ſteht es aber
vor einem Dilemma, denn durch ſeinen Eintritt in den Völkerbund mußte
es ſeinen Integritätsvertrag von 1907 aufgeben und ſich, wenn auch noch
ſo wenig, in die europäiſche Politik einmiſchen, andererſeits wuchſen
ſeine Sympathien für Deutſchland, die vor dem Kriege von einem
ge=
wiſſen revolutionären Geiſte, während des Krieges von einer
Entente=
propaganda gedämpt waren, gewaltig. Guſtav Caſſel der bekannte
ſchwediſche Nationalökonom, beleuchtet in ſeinem tiefgehenden Aufſatz
die wahren Urſachen der Inflation meiſterhaft, und ſeine Ausführungen
ſind für jedermann, der ſich mit dieſem dunklen Kapitel der
Wirtſchafts=
geſchichte befaſſen will, äußerſt wertvoll. Auch für den Induſtriellen und
Kaufmann bietet das Deutſch=Nordiſche Jahrbuch viel Intereſſantes, wie
dies die Studien über die deutſche Porzellaninduſtrie und die finniſche
Papierinduſtrie zeigen. Doch was den Leſer am meiſten anziehen wird,
ſind die Schilderungen über dieſe Länder der Sehnſucht, die die deutſchen
Seelen immer mächtig hinzogen, die Berge, die ſchneebedeckten Gegenden
mit Skiläufern, die rauſchenden Waſſerfälle, die Fjorde, die „Inſeln der
Einſamkeit” mit ihren urwüchſigen Bewohnern, die althiſtoriſchen Städte,
in denen moderne Lebhaftigkeit mit alten Traditionen ſich harmoniſch
vereinigt, Kopenhagen, Kriſtiana, die alte Haſaſtadt, Bergen mit ihrer
„deutſchen Brücke”, alſo alles, was den deutſchen Wanderer anregen kann.
Es iſt wohl unmöglich, im Rahmen einer Beſprechung dem Jahrbuch
auf alle ſeine abwechſlungsreichen Gebiete zu folgen, wir möchten nur noch
den Leſer auf Walter Georgis Reiſetagebuch” hinweiſen, deſſen kleine,
packende Skizzen wohl jedem Leſer in der Erinnerung bleiben. Auch
Erwin Ackerknecht „Beſuch bei Werner von Heideſtam” und Hugo von
Hoffmannthals dramatiſches Fragment „Das Bergwerk von Falun” ſollen
T. P.
nicht unerwähnt beiben.
) Verlag Eugen Diederichs. Jena.
Aus der Reichshauptſtadt.
Unterſchlagungen bei der Hauptfundſtelle des Polizeipräſidiums in
Berlin führten am Samstag vormittag zur Verhaftung der beteiligten
Beamten durch die Kriminalpolizei. Durch eingehende Neviſionen bei
der Hauptfundſtelle wurden Veruntreuungen ſeitens der dort
beſchäf=
tigten Beamten feſtgeſtellt. Sie ſind geſtändig, in mehreren Fällen
ihnen anvertraute Fundſachen und Gelder unterſchlagen und für ſich
verwendet zu haben.
Begrüßung der Zeppelinmannſchaft in Bremen.
TU. Bremen. Fahrplanmäßig trafen am Sonntag um 2,58 Uhr
die erſten Beſatzungsleute des Amerikazeppelins mit dem
Lloydſonder=
zuge auf dem Bremer Hauptbahnhof ein. Zum Empfang waren
Ver=
treter des Bremer Senats erſchienen, die den Ankommenden ein
herz=
liches Willkommen auf deutſchem Boden boten. Die Begrüßung
ge=
ſtaltete ſich recht herzlich.
* Hanau. Die Notlage des deutſchen Volkes wurde das
Verhäng=
nis für den ſtädtiſchen Hilfsangeſtellten Friedrich Biſchof der
ſich vor dem hieſigen Schöffengericht wegen ſchwerer Urkundenfälſchung
und Unterſchlagung zu verantworten hatte. Der Angeklagte iſt
gebür=
tiger Elſaß=Lothringer und war bis Kriegsende in Metz als
Gemeinde=
ſekretär tätig. Als die Franzoſen einzogen, wurde er vertrieben und
ging unter Zurücklaſſung ſeines Eigentums nach Münſter. Er erhielt dort
eine Stellung bei der Techniſchen Nothilfe, die er jedoch beim
Ruhr=
einfall ebenfalls aufgeben mußte. Er kam nach Hanau und hatte hier
die Erwerbsloſengelder auszuzahlen. In der Zeit von Januar bis
Auguſt hat er 4087 Goldmark unterſchlagen und die Quittungen
ge=
fälſcht. Sein Gehalt Setrug, obwohl er neben Eltern noch Frau und
Kind ernähren mußte, nur 80 Mark, ein Entgelt, das ſelbſt nach Anſicht
des Richters die Stadt Hanau nicht hätte zahlen dürfen. Das Gericht
verurteilte ihn zu 3 Monaten Gefängnis und erteilte ihm
Bewäh=
rungsfriſt
(II. Dr. 13707)
O dieſe
Glieder=
ſchmerzen!
zum
„nreihens
Salit lindert ſofort bei
Rheuma=
tismus, Reißen, Hexenſchuß,
Neural=
gien. In allen Apotheken. Tube 1 Mk.
Geſchäftliches.
Wir möchten es nicht unterlaſſen, unſere Leſer darauf aufmerkſam
zu machen, daß der Einſende=Termin für das Preisausſchreiben der
Firma Conrad Tack u. Cie, am Samstag, den 15. November, abläuft.
Die Dekoration zu dem Preisausſchreiben befindet ſich in dem
Schau=
fenſter der hieſigen Filiale Darmſtadt, Ludwigſtr. 17. Teilnahme für
jedermann ohne Koſten. Bedingungen werden ohne Kaufzwang
bereit=
willigſt im Geſchäft aufgegeben. Es ſind ſehr hohe Preiſe vorgeſehen,
weshalb wir nur jedem empfehlen können, ſchon im Hinblick auf eine
evtl. Stärkung der Weihnachtskaſſe ſich daran zu beteiligen und ſein
Gſück zu verſuchen.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr Ende nach 10
Uhr (4 5, a 2): „Ein Volksfeind” — Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr,
Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete X ſ— K 5)): „Die Entführung aus dem
Serail”, — Orpheum, abends 8 Uhr: Varieté. — 168er, abends
8 Uhr, im Palais=Reſtaurant, Saalbauſtraße 37: Hauptverſammlung.
— Karneval=Geſellſchaft Narrhalla, abends 8 Uhr,
im Schloßcafé: Generalverſammlung. — Deutſcher u. Oeſterr.
Alpenverein, abends 8 Uhr, im Phyſikſaal der Eleonorenſchule,
Lagerhausſtraße 1: Monatsverſammlung. — Evang. Bund,
abends 8 Uhr, in der Stadtkirche: Lutherfeier. — Film=
Vor=
führung: Marthin Luther, für den Evang. Arbeiter= und
Hand=
werkerverein und die Kaplanei= und Markusgemeinde, abends 8 Uhr,
im „Feierabend”, Stiftſtraße 51. — Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
—
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervrherſage für Mittwoch, den 12. November.
Heiter bis wolkig, weſtliche Winde, etwas milder, ſtellenweiſe
be=
reits Niederſchkäge oder Nebelbildung, Nachtfröſte.
Zauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlig, für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maup=
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſt
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
„Der kleine Coco-
D Pame, Topf und Kuchenteig gehört nur
Rahma buttergleich
Seite 10.
Dienstag, den 11. November 1924.
Rummer 314.
Die Siegesfahrt nach Amerika.
Abfahrt von Friedrichshafen.
Flug über der Hudson-Mündung und den
Wolkenkratzern von New Vork.
Der begeisterte Empfang in Lakehurst.
Mur 3 Tage im
Die Herrenhofsage
Union-Theater
Nord. Filmsehausp in 5Akt, tret begrbeitet nach der Norelle „Eine kerrenholgge” v. Selma Lagerlät
Ein interessanter Expeditions-
Mit den Zugvögeln nach Afrike tilm in 5 Akten (33147
„Rostta‟, (lie Strassensängerin
Filmnov, in 6 Akt., Regie Ernst Lubitsch, In d.,Hptr. Mary Pickford
Lustspiel
Larry Semon kassiert die Miete in 2 4k1.
herrliche Natur-
Die schöne Schweiz aufnahmen.
Palast-Lichtspiele
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Dienstag, 11. Nov.
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Zuſatzmiete X
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Die Entführung
aus dem Serail
von W. A. Mozart.
Anf. 7½, Cnde 10 Uhr.
Preiſe: 1.30—6 Mk.
Daßbilde,
in einer Stunde /10eg
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr. 9. Tel. 1912
K8.
Mittwoch, den 12. November 1224, abends
8 Uhr im weißen Saal des Kaiſerſaales
Mitglieder=Berſammlung
Tagesordnung: (1466981
1. Vortrag des Herrn Stelzer, Leipzig:
„Die (Zewerkſchaften, ihre Bedeutung
und Aufgaben für Staat und
Wirt=
ſchaft.
2. Nachwahlen zum Vorſtand.
3. Kaſſenbericht
4. Vericht über die Tarifverhandlungen,
5 Verſchiedenes.
Der Vorſtand: A. Jayme, H. Weinberg,
Hausfrauenbund
Vortrag von Frau Dr. Garnich
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am Mittwoch, 12. Nov., 4 Uhr,
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Radſport.
* Der Rote Kreuz=Radrenntag in Mainz.
Leis—Matheis gewinnen überlegen das 30=Kilometer=
Mannſchaftsfahren vor Sbresny-Klingler und Sauerzapf—
Geier. Matheis der beſte Amateur Süddeutſchlands,
holt ſich das Hauptfahren vor Würtz und Magel. Das
Er=
öffnungsrennen fallt an Rößner, der ſeine Kameraden
Fella und Schmidt beherrſcht. Im Motorrennen ſiegt
der Heſſenmeiſter Frz. Kappler vor Frz. Keller.
Als vor vierzehn Tagen beim Rote=Kreuztag der Gedanke
auftauchte, den fleißigen Helfern beim Sport noch einen Renntag
auf der Mainzer Bahn zu geben, dachte wohl mancher, daß die
ancommende Winterlalte dem Tag und ſeinem Ertrag ſchadlich
werden tönnte, und ſo tam es auch. Der Beſuch war durch die
Wit=
terung und den gerade in Mainz gaſtierenden Rieſenzirtus Henny
ſſehr ungünſtig beeinflußt, die Praxis zeigte weiter, daß man den
Fahrern es auch nicht mehr zumuten ſoll, bei ſolch ſcharfer Luft
im Renntempo die Bahn zu umfahren. Die Bahn war durch die
Nachtfröſte ſo angefeuchtet, daß ein Teil der Motorfahrer nicht
fuhr, die beiden Starter aber ſich im Tempo mäßigten. Der
Mainzer Radfahrerverein, der die Mannſchaften zu den zwei
Läufen des Croffnungsrennens ſtellte, darf mit dem Erfolg
ſei=
ner Fahrer zufrieden ſein. Rößner und Fella, der erſte
und zweite Sieger im Eröffnungsrennen, zeigten nämlich auch in
dem 30=Kilometerfahren, daß gute Beanlagung in ihnen ſteckt.
Im Hauptfahren, das Matheis in brillanter Form gewann,
ſiegte er aber trotzdem nur knapp gegen Würtz, der ſeinen
Vor=
lauf gewonnen und der wiederum Magel nur knapp halten
konnte. Sehr ſtarkes Fahren zeigte Klingler, der in ſeinem
Vorlauf des Hauptſahrens Fahrer, wie Leis, Pfeiffer und
Sauer=
zapf niederkantern konnte, in der letzten Wertung des 30=
Kilo=
meterrennens, das er mit Sbresny fuhr, durch Würtz zu Fall
kam. Würtz ſoll ſchuld geweſen ſein, doch iſt Klingler aber auch
ein ſehr ſchlechter Steuermann. Um den vierten Platz des
Mann=
ſchaftsrennens ſchwebt Proteſt. Außer Leis und Matheis
zeich=
neten ſich bei der 89 Runden=Dauerfahrt noch Sauerzapf,
Sbresny und Schwinn durch Führung aus. Tapfer hielt ſich in
dem Mannſchaftsrennen auch ein Holländer, Herr Kuynders,
dem jedoch noch das Bahntraining mangelt. Die Lotterie wurde,
da leider nur gegen 500 Loſe verkauft waren, auf ein Rad, ſtatt
der von Opel geſtifteten zwei, beſchränkt. Das Herrenrad gab
ortuna mit Nr. 301 einem Herrn Zinnenlauf. Das reſtliche
Rad wird unter die Perſonen, die die anderen 500 Loſe nehmen,
am kommenden Sonntag mittag auf der Radrennbahn ebenfalls
verloſt. Im Motorrennen fuhren nur der Heſſenmeiſter Frz.
Kappler auf ſeiner A.J.S. und Frz. Keller auf B.S.A.
Erſterer ging mit der Spitze ab und Keller konnte ſie ihm nicht
nehmen, da die Bahn ein Ueberholen in den Kurven durch die
Glätte nicht ermöglichte. Thieme und Wohn zogen es vor, nicht
anzutreten. Nun wird bald der Schnee den Zement zur
Winter=
ruhe einhüllen, und die Frühlingsſonne ſoll den ſchönen
Bahn=
rennſport 1925 mit ihren Zauberſtrahlen wecken.
Ergebniſſe:
Eröffnungsrennen, 1 Km., 2 Vorläufe. (
Mann=
ſchaften des Radf.=Vereins.) I. Lauf. Am Start: Rößner,
Den=
nig, Knödler. Sieger: 1. Rößner; 2. Knödler; 2 Lg. zurück. —
II. Lauf. Am Start: Fella, Schmidt, Stenner. Sieger: 1. Fella,
2. Schmidt, 1½-Lg. zurück. — Endlauf: 1. Rößner; 2. Fella;
3. Schmidt. Von der Spitze gewonnen.
Hauptfahren, 1 Km., 2 Vorläufe. (Mannſchaften
des Radſportvereins.) 1. Lauf. Am Start: Magel, Sbresny,
Matheis, Schwinn, Geier, Krone. 1. Matheis; 2. Magel.
Scharfer End ampf. — 2. Lauf. Am Start: Würtz, Leis,
Kling=
ler, Pfeiffer, Sauerzapf, Reitz, Kuynders. 1. Würtz; 2.
Kling=
ler. Gutes Fahren von Würtz. — Endlauf: 1. Matheis;
2. Würtz; 3. Magel. Schärfſter Endkampf des Tages. Mit
Vor=
derrad gewonnen.
Motorrad=Match, 10 Kilometer. Am Start:
Kapp=
ler, 350 ccm A.J.S. und Keller, 350 ccm B. S.A. Sieger: Frz.
Kappler. Zeit: 4 Min. 38 Sek.
30 Kilometer=Mannſchaftsfahren (89
Bahn=
runden). Am Start die Paare: Matheis—Leis, Würtz-Bärſch,
Schwimm-Pfeiffer, „Klingler—Sbresny, Sauerzapf—Geier,
Fella— Rößner und Kuynders—Kron.
Das Rennen hat beim 10., 20. und 30. Kilometer eine
Wer=
tung. Letztere zählt doppelt.
Je die erſtgenannten Fahrer begannen das Rennen, dem der
Holländer Kuynders vielleicht am meiſten zu ſeinem Schaden ein
ſcharfes Tempo vorlegt. Zur erſten Prämie, einer Flaſche
Kog=
nak (doppelt verführeriſch bei der Witterung des Renntags), zieht
Sauerzapf einen ſtarten Spurt an, aber Matheis wird der
Ge=
winner. Das Paar Kron-Kuynders iſt ſehr ſchwach, und ſchon
in der 20. Runde wird es vom Felde überrundet. Auch das
Paar Rößner—Fella fällt zurück, rafft ſich aber kurz vor der
1. Wertung zuſammen. I. Wertung: Matheis, Klingler, Schwinn.
Aus dem Felde fallen Sbresny, Sauerzapf und natürlich
Ma=
theis durch Führung auf. Bis zur zweiten Wertung hat das
holländiſch=deutſche Paar ſchon 4 Runden eingebüßt. II.
Wer=
tung: Matheis, Sauerzapf, Klingler. Sbresny und Leis
heim=
ſen in ſchnell eingelegtem Prämienſpurt je eine Flaſche
Wärme=
geiſt (Kognak) ein. Kurz vor der letzten Wertung ſtürzen Krone
und gleich darauf Fella je durch Reifenſchaden. Schlußwertung,
doppelt zählend: Matheis, Sauerzapf, Würtz Letzterer ſoll zu
dem Sturz Klinglers, der ſich gerade vorm Ziel ereignet, bei=
getragen haben. Er wird der 4 Punkte verluſtig erklärt und
dieſe werden Klingler zugeſprochen. Würtz legt Proteſt ein.
Geſamtergebnis:
1. Matheis—Leis 20 Punkte.
2. Sauerzapf—Geier 9 Punkte,
3. Klingler—Sbresny. 9 Punkte.
4. Schwinn-Pfeiffer 2 Punkte.
Ueber die letztere Plazierung liegt Proteſt vor, da Bärſch—
Würtz, ohne den letzten Punktentzug für Würtz, mit 4 Punkten
4 Paar wären.
H.K. R.
Fußball.
Fußballverein 1911 Hofheim=Konkordia Gernsheim 2:1 (0:0).
Auf dem, durch das Hochwaſſer teilweiſe ſtark beeinträchtigten
Sport=
platz in Hofheim trafen ſich obige Mannſchaften zum fälligen
Verbands=
ſpiel. Vom Anſtoß weg waren die Gernsheimer infolge beſſeren
Stürmerſpiels etwas mehr im Vorteil, konnten aber vorerſt außer
einigen Ecken nichts zählbares erreichen. Demgegenüber hatte
Hof=
heims Sturm, deſſen rechter Flügelſtürmer, an alter Verletzung leidend,
ſchon nach einigen Minuten für die geſamte Spieldauer, das Feld
ver=
laſſen mußte, ſowie des faſt gänzlichen Ausfalles des linken
Flügelſtür=
mers wenig zu beſtellen. Trotz des Ausfallens der beiden Flügel hätte
der Innenſturm bei etwas mehr Ueberlegung und Schußvermögen
Tore erzielen können. So verſiebte beiſpielsweiſe der Halbrechte eine
Flanke von links, indem er freiſtehend 2 Meter vor dem Tore den Ball
neben den Pfoſten plaziert desgleichen einen Kopfball ungeſchickt über
die Latte köpft. Torlos geht es in die Pauſe. Hatten bis dahin die
Gernsheimer etwas mehr vom Spiel, ſo waren es nun die Hofheimer,
die den Gegner, von einigen Durchbrüchen abgeſehen, meiſt in ſeine
Hälfte drängten, doch fehlte, vor dem Tore, der erfolgbringende,
ent=
ſchloſſene Schuß. Bei einem der gefürchteten ſchnellen Vorſtöße des
Gäſteſturmes naht für die Einheimiſchen das Verhängnis. Ehe ſich deren
Verteidigung verſah, war der Mittelſtürmer durchgebrochen und hatte
an dem herausgelaufenen Torwächter vorbei eingeſchoſſen. Gernsheim
führt 1:0. Doch nur kurz war deren Freude. Nach Wiederanſtoß zieht
der Mittelläufer Hofheims energiſch vor des Gegners Tor. und ſtellt mit
ſcharfem Schuß die Partie 1:1. Konkordia darob etwas verblüfft,
ver=
hält ſich einige Zeit mehr in der Defenſive, um aber nach einiger Zeit um
ſo wuchtiger ſeine überraſchenden Vorſtöße zu wiederholen. Zweimal
hintereinander gelingt es ihnen auch, die heute ſchlecht disponierte
Hof=
heimer Verteidigung zu überrumpeln, doch rettet der Torhüter durch
entſchloſſenes Eingreifen hervorragend. Kurz vor Schluß erzielt der
Mittelſtürmer nach kurzem Geplänkel das ſiegbringende Tor. Mit
Schlußpfiff des Unparteiiſchen verläßt Hofheim als glücklicher Sieger
das Feld.
Die Gernsheimer Mannſchaft, in allen Teilen gut beſetzt konnte
gefallen, insbeſondere der Sturm. Hofheim dagegen zeigte mit wenig
Ausnahmen ein müdes Spiel.
Union II—A. S. C. II. 2:0 (0:0).
Union ſtellte eine verſtärkte, ausgeglichene Mannſchaft, die taktiſch
und techniſch überlegen war. A. S. C. konnte ihr nur ſeinen Eifer
ent=
gegenſetzen. Die erſte Halbzeit verlief torlos, mit reichlich Glück für den
A. S. C. Nach dem Wiederbeginn kann Union einem vom Tormann
fallengelaſſenen Ball eindrücken. Weitere Erfolge verhindert die ſich
energiſch wehrende A. S. C.=Verteidigung. Erſt kurz vor Schluß bringt
ein ſchöner Durchbruch des geſamten Sturmes Union den zweiten
Er=
folg. Das Ergebnis iſt verdient. Bei Union gefiel der rechte
Vertei=
diger, Mittelläufer und Halbrechts.
V. ſ. R. Mannheim I. — Darmſtädter Hockehklub I. 4:1 (1:0).
Das Reſultat entſpricht nicht ganz dem Stärkeverhältnis, wohl hatte
V. f. R. die beſſere Läuferreihe und durch ſie mehr vom Spiel, doch war
die Darmſtädter Hintermannſchaft dem V. f. R. Sturm mehr als
ge=
wachſen. Nachdem das Spiel längere Zeit 1:1 geſtanden hatte, gelangen
den Mannheimern unter ſtarker Ausnutzung der Platzverhältniſſe (tiefer
Sand) und ihrer körperlichen Ueberlegenheit, die letztere ſoll eigentlich
beim Hockeyſpiel keine Anwendung finden, noch 3 Tore.
Schwimmen.
Erfolg des S. S. Möve in Offenbach.
Beim gauoffenen Schwimmfeſt des Offenbacher Schwimmbereins
von 1896 e. V. gelang es dem Schwimmſportverein „Möve” e. V.
n der Knabenlagenſtaffel mit der Mannſchaft Stuckert, Weichſel,
Gim=
bel, Merz einen guten 2. Platz hinter Offenbach 96 und noch vor dem
I. Frankfurter Schwimmklub zu belegen.
Pr.
Handball.
Tgſ. Eberſtadt — T.= und Sp.=V. Langen (Jgb.) 1:1.
Auf dem Eberſtädter Sportplatz lieferten ſich am Sonntag die Jgd.=
Mannſchaften der Tgſ. Eberſtadt und des Turn= und Sportverelns
Langen ein intereſſantes Spiel. Gleich nach Beginn gelang Langen
ein überraſchend kommender Vorſtoß und ein ihm folgendes Tor, aber
noch vor Halbzeit konnte Eberſtadt ausgleichen. In der zweiten
Spiel=
zeit auf beiden Seiten gute Gelegenheiten, die aber nicht berwandelt
werden konnten Reſultat: 1:1. Der Schiedsrichter, Herr Peters vom
V. f. L. Heſſen, Darmſtadt, in jeder Hinſicht einwandfrei.
Leichtathletik.
Neuer Weltrekord im Stabhochſprung.
Ein neuer Weltrekord im Stabhochſprung ſoll nach einer
bisher noch nicht beſtätigten Meldung aus Tokio dort von dem
Ameri aner Ralph Spearow mit 4,22 Metern aufgeſtellt
worden ſein.
Schießſport.
Mannſchafts=Ehrenſchießen.
Am Sonntag wurde auf dem Stand der Schützengeſellſchaft
Wild=
ſchütz das Mannſchafts=Ehrenſchießen ausgetragen. Es iſt dieſes das
letzte Verbandsſchießen, außer der Meiſterſchaft, welche ebenfalls in der
nächſten Zeit ausgetragen wird, das noch unter den alten Schießregeln
abgehalten wurde. Der Heſſ. Schießſport=Verband wird jetzt ſeine
Schießregeln mit denen der Deutſchen Sportbehörde für Schießſport in
Einklang bringen und auch demgemäß andere Entfernungen und
Uebun=
gen feſtlegen. Der zu wählende Schießausſchuß, welcher aus nur
rou=
tinierten Schützen und Kennern der Schützenſache beſtehen wird, ſoll uns
die Gewähr bieten für eine reelle und reihungsloſe Durchführung. So
ſehen wir denn mit Zuverſicht dem Jahre 1925 entgegen und hoffen,
daß ſich noch alle unſerm Sport Abſeitsſtehenden davon überzeugen
wer=
den, daß gerade der Schießſport große Bedeutung hat und mit zur
Leibesübung gehört und zur Stählung der Nerven und der Willenskraft
beiträgt. Darum herbei und überzeugt euch ſelbſt tretet ein in unſere
Vereine und unſeren Verband. Die Reſultate, des Mannſchafts=
Ehren=
ſchießen waren folgende: den 1. Ehrenpreis erhielt die
Schützengeſell=
ſchaft „Weidmannsheil‟ Darmſtadt mit 127 Ringen. Die Mannſchaft
b ſtand aus den Schützen Rohde, Grimm, Maſſing, Metz und Friedrich.
Den 2. Ehrenpreis erhielt die Schützengeſellſchaft „Wildſchütz‟ Darmſtadt
mir 105 dti igen. Die Mannſchaft beſtand aus den Schützen Steger,
Becker, Neibold, Hartmaun und Schnatz. Den 3. Ehrenpreis erhielt die
Schüitzengeſellſchaft „Diann” Darmſtadt mit 104 Ringen. Die
Mann=
ſchaft beſtand aus den Schützen Laumann, Wenz, Merz, Schwebach und
Volz.
R—e.
Ein „Gut Schuß” den Siegern und unſerm Sport.
Rund=Funk=Programm.
Mittwoch, den 12. November 1924:
Frankfurt a. M. (467 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Produkten Vorbörſe), amerikaniſche Produkten (Anfangskurſe). — 11.55 Uhr:
Zeitangabe. — 12 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen:
Amt=
liche Produktenbörſe, Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger
Hopfen — Deviſenkurſe — Amtliche Huſumer Viehmarktpreiſe. — 4.40—6 Uhr:
Rundfunknachmittag in Muſik und Wort. — 6—3 nhr: Kinderſtunde für große und
kleine Kinder, veranſtaltet von der Märchentante. — 7.30 Uhr: Vortragszyklus der
Philoſophiſchen Vereinigung Frankfurt (Dozent Pfarrer Taesler): Sechſter Vorrrag:
„Spinoza”. — 8 Uhr: Zehn Minuten engliſcher Humor, Vorleſungen in engliſcher
Sprache. — Sprecher: Berlitz School. — 8.10 Nhr: Die Beſprechung (literariſcher Teil).
— 8.30 Uhr: Aus dem Werbegang der „Großen Oper”. 1. Ouverture zur Oper
„Wilhelm Tell”, Roſſini. 2. Arie d. Desdemona aus der Oper „Othello”, Roſſini.
3. Ouverture zur Oper „Die Veſtalin”, Spontini. 4. Cavatine aus der Oper „Die
Veſtalin”, Spontini. 5. Luverture zur Oper „Dinorah” Meherbeer. 6. Arie der
Selica aus der Oper „Die Afrikanerin”, Meherbeer. Ausführende: Frau Elſe Gentuei=
Fiſcher vom Frankfurter Opernhaus (Sopran). — Ein Kammerorcheſter — Am
Gro=
trian=Steinweg=Flügel: Herr Dr. Merten vom Frankfurter Opernhaus, — 9.30 Uhr:
Nachrichtendienſt, Wettermeldung, Sportbericht. — 9.40 Uhr: Die Spätankündigung:
Aufpaſſen!) — 9.50 Uhr: Theater= und Konzertkalender. — 9.55 Uhr: Zeitvorbereitung
— 9.56 Uhr: Drei Minuten der Hausfrau. — 10 Nhr: Zeitangabe. — 10—11 Nhr:
Die Lokaldichtung, (Frankfurter Dichtungen aus alter und neuerer Zeit.) Vierter
Abend Aus der Zeit nach 1860). Stolize=Zeitungen. Mitwirkende: Frau Lene
Ober=
meher und Herr Hans Nerking, beide vom Frankfurter Schauſpielhaus,
Berlin (430 bzw. 500 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterdienſt.— 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der
Ber=
liner und Hamburger Produkten im Freiverkehr) auf Welle 505. — 12.15 nhr: Kurzer
Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. — 12.55 Uhr: Ubermittlung des Zeitzeichens.
— 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Wetterdienſt. —
2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. — 3 Uhr: Funkbörſe (Die
amt=
lichen Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Viehbörſe;
amt=
liche Deviſen) aif Welle 505. — 4.15 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg;
Ber=
liner Kol nialwaren=Großhandelspreiſe) auf Welle 505. — 3.30 Uhr: Die
Funkprin=
zeſſin erzählt: Von Glüchverfolgten und gevlagten Leuten. 1. Hans im Glück, Grimm:
— 2. Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein; — 3. Pechvogel und Glückskind, R.
Volf=
mann=Leander. Die Funkorinzeſſin, Adele Proesler. — 4.30—6.15 Uhr:
Unterhal=
tungsmuſik (Berliner Funkkavelle). 1. Pierrot Sommeille, Povy. 2. Ouverture zu
der Over „Die luſtigen Weiber von Windſor”, Nicolai, 3a) Als die Mutter ſang,
b) Laßt mich allein, Dvorzk. 4. Fantaſie aus der Oper „Der Waffenſchmied”, Lortzing.
5. Liebeslieder, Walzer, Joh. Strauß. 6. ulanenattacke, Bohm. 7. Präludium, Chor
und Tanz aus der Oper. Das Penſionat”, Suppé. 8. Orchideen, Valse boston,
Braſe. 9. Deutſche Kraft, Shimmy, L. Maaß. — 6.20 Uhr: „Ratſchläge fürs Haus”.
— Hans Brebow=Schule. Abt. Hochſchulkurſe der Funkſtunde. 4—7.20 nhr: Geh.
Med.=Rat Dr. med. Hildebrand, o. Prof. an der Univerſität Berlin, Direktor der
chirurgiſchen Univerſitätsklinik des Charité=Krankenhauſes: Wundinfektion und
Wund=
behandlung. — 7.30—7.50 Uhr: Dr. med. Adrion, Brivatdozent am zahnärztlichen
Inſtitut der Univerſität Berlin: Hygiene des Mundes. — 8 Uhr: Vortrag des Herrn
Oberregierungsrats Dr. v. Köbke: „Das deutſche Handwerk”. — 8.30 Uhr: 8.
Sonder=
veranſtaltung der Berliner Funkſtunde A.=G. unter Mitwirkung von Prof. J. von Raatz=
Brockmann, Kammerſänger, Frieda Langendorff, Kammerſängerin, Georg
Kulen=
kampff=Poſt, Violinvirtuoſe. 1a) Ave Maria, b) Frühlingsglaube, Schubert; c) Auf
Flügeln des Geſanges, d) Gruß, von Mendelsſohn=Bartholdy; e) Arie aus Samſon
und Dalila, Saint=Saéns, Frieda Langendorff (Alt). 2a) Nocturno, Sibelius, b)
Introd iction n. Ronde capricloso, Saint=Sacns, Georg Kulenkampff=Poſt. 3a)
Der Nöck. b) Hochzeitslied, Löwe, F. v. Raat=Brockmann, am Flügel: Lena Wolde.
4a) Es blinkt der Tau, Rubinſtein b) Widmung, Fran , c) Liebesfeier, Weingartner,
d) Zuneigung, Strauß, e) Waldſeligkeit, Reger, 1) Mariä Wiegenlied, Reger, Frieda
Langendorff. 5a) Cavatine, Cui, b) 2 Stücke: „Aus meiner Heimat” Smetana;
c) Slaviſcher Tanz, Dvoräk=Kreisler, Georg Kulenkampff=Poſt. 6a) Der
Ratten=
fänger, b) Biterolf (aus dem Lager vor Akkon, 1190), c) Kophthiſches Lieb, d)
Geſellen=
lied, Hugo Wolf. J. v. Raatz=Brockmann, am Flügel: Lena Wolde. Am
Schwechten=
flügel: Kavellmeiſter Otto Urack.
England (MEZ.) Dundee 10—10.10 Uhr: Anſprache Lord Provoſts zur Eröffnung des
Zwiſchenſenders Dundee, übertragen an alle Stationen. — London (365), 8.25 Uhr:
Klavier= und Geſangsvorträge. — Birmingham (475), 8.30 Uhr: „Bhillida”, Muſik
komödie. — Bournemouth (385), 8 Uhr: Wintergartenabend — Stadtkapelle. —
Cardiff (351), 8.30 Uhr: Kapelle des Welchregiments. — Mancheſter (375), 8.30 Uhr:
„Belle=Vue‟. — Newcaſtle (400), 9 Nhr: Opernabend. — Aberdcen (495), 8.30 Uhr:
Schottiſches Volkskonzert, übertragen an Glasgow und Edingburgh. — Belfaſt,
8.30 Nhr: Symphoniekonzert.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon feinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantworllich.) — Einfendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückae andt. die Ablehnung nicht begründet werden.
Zur Gas=„Verbilligung”.
Zu der an dieſer Stelle am 7. November gebrachten Einſendung
aus dem Leſerkreis teilt uns die Direktion der ſtädtiſchen Betriebe
fol=
gendes mit:
Der Einſender hat offenbar einen 10=flammigen
Gasmeſ=
ſer in ſeiner Wohnung, während für den angegebenen geringen
Monatsverbrauch ein Sflammiger Meſſer vollſtändig ausreichen würde.
Die Ausgaben für Unterhaltung von 10=flammigen Gasmeſſern ſind für
das Gaswerk naturgemäß weſentlich höher als die für einen 3=
flammi=
gen, ſo daß auch früher ſtets die Meſſermiete, heute die Grundgebühr,
höher ſein muß.
Die Rechnung ſtellt ſich bei einem 3=flammigen Gasmeſſer
wie folgt:
September:
— 276 Mk.
12 Kubikmeter A 23 Pfg.
. . . — 0,50 Mk.
Meſſermiete
Zuſammen: 3,26 Mk.
Oktober, nach der Verbilligung:
— 2,40 Mk.
12 Kubikmeter 4 20 Pfg.
—050 Mk.
Grundgebühr
Zuſammen: 2,90 Mk.
Die Verbilligung beträgt ſomit:
0,36 Mk. oder 11 Proz.
Wir raten dem Einſender und den Verbrauchern, die ſich in
ähn=
licher Lage befinden, ſich in der Auskunftsſtelle, Grafenſtraße 30,
be=
raten zu laſſen.
Wer kritiſch das Gute ſucht
wird bei der OVERSTOTZ in der neuen grungoldenen
Packung eine 8ülle von Wohlgeſchmacf und Aroma
entdecken,/wie er ſie ſonſt nur bei teuireren Rgaretten
Horzitfinden gewwohnt iſt. (. r wird der Gute dieſer
Haus Neuerburg=Zigarette zuliebe ſicherlich gern auf
eine luxuriöſe Ausſtattung und ein übermäßig dickes
Zormat verzichten.
Haus Neuerburg.o. H. G.
TRIER •KÖLN • HANBIRG • DRESDEB.
[ ← ][ ][ → ]11. November 1924
Dndelsdiatt
Nr. 314
Mangel oder Uebetfluß an Getreide?
Aus Fachkreiſen wird uns geſchrieben: Noch vor wenigen
Wochen konnte ſich ein Teil der deutſchen Preſſe nicht genug tun in
Schilderungen über den durchaus ſchlechten Ausfall der
dies=
jährigen deutſchen Ernte, die einer Mißernte nahekomme. Man
malte bereits die Folgen dieſer Lage aus und fabelte von
Wieder=
einführung einer Art Zwangswirtſchaft mit Brotkarte und von
ähnlichen unſinnigen Dingen. Auch in die ausländiſche Preſſe
fanden die Alarmnachrichten Eingang. Sie trugen natürlich
da=
zu bei, die dort ohnehin vorhandene Hochbewegung zu fördern.
Die täglichen Preisſteigerungen an den Börſen der großen
Ueber=
ſchußgebiete fanden naturgemäß einen Widerhall in den
Getreide=
cifofferten. Dieſe wiederum dezimierten das inländiſche
An=
gebot, das von Woche zu Woche kleiner und teurer wurde. Ein
Keil trieb eben den anderen. Das Ergebnis war, daß
die Getreidepreiſe ungeheuerlich ſtiegen, daß der Roggenpreis auf
das Doppelte ſeines niedrigſten Jahresſtandes ging und Roggen
zeitweiſe höher bezahlt wurde als Weizen, eine kaum je
dagewe=
ſene Konſtellation! Roggen ſtieg ab Berlin (ab märkiſchen
Sta=
tionen) bis auf 255 Mark die Tonne (Weizen auf 248 Mark, Hafer
auf nahezu 200 Mark). Das ſind allerdings Preiſe, die nur bei
einer ausgeſprochen ſchlechten Ernte gerechtfertigt
er=
ſcheinen. — Erwähnt ſei noch, daß in den nordamerikaniſchen
Stimmungsberichten ausdrücklich auf den gewaltigen
Einfuhr=
bedarf Deutſchlands hingewieſen wurde, und daß es tatſächlich
wiederholt die deutſchen Importkäufe waren, die der allgemeinen
Hochbewegung am Weltmarkte neue Nahrung zuführten.
In einem Zeitraume von etwa 14 Tagen hat ſich das Bild
nun völlig gewandelt. Wir ſehen täglich mattere
Ge=
treidebörſen im In= und Auslande, täglich niedrigere
Notierun=
gen und Offerten der Ausfuhrgebiete in allen Getreideſorten.
Wir beobachten, wie das Angebot im Lande ſelbſt und von
drau=
ßen zunimmt, daß der Mehlabſatz faſt völlig ſtockt, trotz täglich
niedrigerer Angebote. Bereits ſcheinen ſich bei einzelnen kleineren
Getreidefirmen Schwierigkeiten einzuſtellen hinſichtlich der
Er=
füllung der eingegangenen Kaufverpflichtungen. Große
Andie=
nungen vom Auslande und die ſich daraus ergebende
Notwendig=
keit ſofortiger Einlöſung der Schiffsdokumente führten in den
letzten Tagen zu umfangreichen, mehr oder minder freiwilligen
Engagementslöſungen, bei denen größere Verluſte nicht zu
ver=
meiden waren.
Maßgebend für den geſchilderten Umſchwung iſt eine Reihe
von Umſtänden, die tatſächlich wohl eine völlig veränderte
Einſtellung zum deutſchen Ernte= und
Preis=
probelm bedingen. Zunächſt iſt wohl die Minderung der
deut=
ſchen Ernte erheblich überſchätzt worden. Weiterhin iſt des
glän=
zenden Ausfalls der Weizenernte in den Vereinigten Staaten zu
gedenken, die um 1½4 Millionen Tonnen größer iſt als im
Vor=
jahre. Ferner iſt zu erwähnen, daß Argentinien, Auſtralien und
Indien, begünſtigt durch vorteilhaftes Wetter, mit recht guten,
teilweiſe erheblich beſſeren Weizenernten als im Vorjahre rechnen
dürfen. Freilich bringen dieſe Ueberſchußgebiete der ſüdlichen
Erdhälfte ihr neues Gewächs kaum vor Jahresbeginn zur
Expe=
dition. Endlich darf mit Genugtuung regiſtriert werden, daß
dank dem prachtvollen Wetter der letzten ſechs Wochen die
Kar=
toffelernte faſt des ganzen Europas recht gute
Ergeb=
niſſe gezeitigt hat bzw. zeitigen wird. Die Erntearbeiten und
die neue Ausſaat haben ſich unter den günſtigſten Umſtänden
vollzogen.
Erſtaunlich iſt ſomit nicht, daß die vorher wirkſame
Ner=
voſität hinſichtlich der Volksverſorgung einer ruhigeren,
nüchterneren Betrachtung gewichen iſt. Wenn darauf
hingewieſen wird, daß die Roggenqualitäten nur zum Teil
mahl=
fähig ſeien, ſo iſt dem entgegenzuhalten, daß in jedem Jahre ein
erheblicher Teil der deutſchen Brotfrucht in den Futtertrog
ge=
wandert iſt, daß ferner unſere techniſch hoch entwickelte
Mühlen=
induſtrie Trocknungseinrichtungen beſitzt, die auch ſehr feuchtes
Getreide für die Müllerei verwendungsfähig machen. Jeder
Bedarf, den Deutſchland im Verlaufe des Erntejahres
ent=
wickeln ſollte, kann überreichlich durch die im Auslande
vorhandene Fülle gedeckt werden. Die Weltverſchiffungen
an Weizen ſind rieſenhaft groß. Ob der heutige Preisſtand unter
ſolchen Umſtänden noch gerechtfertigt iſt, wird die Zukunft lehren.
Triticumus.
Warenmärkte.
* Frankfurter Getreidebörſe. An der heutigen
Frank=
furter Getreidebörſe notierten bei feſter Tendenz: Weizen, neuer 21,5
bis 22,5, Roggen, inländ. 21,5—22,5, Sommergerſte 24—25, Hafer,
in=
länd. 18—21,5, Mais 20,5—21, Weizenmehl 35,5—38, Roggenmehl 32
bis 35, Weizenkleie 12—12,25, Roggenkleie 11,75—12, Erbſen 30—38,
Lin=
ſen 45—50, Heu 11, Stroh 7,50 und Biertreber 20—21, alles in
Gold=
mark je 100 Kg.
— Mannheimer Produktenbörſe. Die heutige
Produk=
tenbörſe wies ſtarken Beſuch, insbefondere auch aus der Pfalz und
Heſ=
ſen, auf. Die ausländiſchen Forderungen waren ſtark erhöht auf die
Nachricht aus Argentinien, daß nur ein
E=
rſchnß von
zweinein=
halb Millionen Tonnen ſtatt der erwarteten
illionen Tonnen in
Frage komme. Auch die Nachfrage geſtaltete ſſch etwas reger, da die
zweite Hand nicht mehr ſo ſtark im Markte war. Futtermittel befeſtigt,
Mehl höher, aber wenig Umſatz. Verlangt wurden für die 100 Kg.
waggonfrei Mannheim: Weizen, inländ. 24—25, ausländ. 28—30,
Rog=
gen 23,5—24,5, ausländ. 25—26, Gerſte 26—28,5; hadiſche Gerſte war ab
Station in geringen Qualitäten bereits mit 24,75—25 Mk. zu haben,
Hafer, inländ. 18,5—21, ausländ. 20—24, Mais mit Sack 21,75—22.
Weizenmehl, Spezial Null, bei den Mühlen 38,5, bei der zweiten Hand
37, Roggenmehl 35 bezw. 34 Mk.
* Frankfurter Viehmarkt. Der Auftrieb des
Hauptmark=
tes beſtand aus 1368 Rindern, 324 Kälbern, 437 Schafen und 3244
Schwei=
nen. Notiert wurden per Zentner Lebendgewicht: Ochſen 40—58,
Bul=
len 35—50, Färſen und Kühe 14—58, Kälber 45—80, Schafe 30—40.
Märzſchafe 18—28, Schweine 65—79, Sauen und Eber 60—68, Goldmark.
Marktverlauf: Langſamer Handel, bei Schweinen etwas Ueberſtand.
— Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum heutigen
Schlachtviehmarkt waren zugeführt und wurden per 50 Kg.
Lebendge=
wicht gehandelt: 163 Ochſen 24—52 Mk., 92 Bullen 34—50, 548 Kühe
und Rinder 14—54 Mk., 434 Kälber 64—80 Mk., 144 Schafe 24—10
Mk., 1448 Schweine 58—81 Mk. Tendenz: Mit Großvieh und Kälbern
mittelmäßig, ausverkauft; Schweine mittelmäßig, kleiner Ueberſtand. —
Pferdemarkt. Zum Pferdemarkt waren zugeführt: 141
Arbeits=
pferde und 25 Schlachtpferde. Bezahlt wurden pro Stück für
Arbeits=
pferde 800—1800, für Schlachtpferde pro Stück 60—120 Mark. Tendenz:
mit Pferden ruhig.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 10. November 1924. (Eig.
Bericht.) Die heutige Börſe eröffnete auf allen Gebieten recht lebhaft,
und man beobachtete bei Beginn größere Käufe von guter Seite am
Chemie= und Montan=Markte. Auch der bekannt gewordene Beſchluß
der Berliner Bedingungsgemeinſchaft für den Wertpapierhandel, wonach
mit Wirkung ab 17. November eine weſentliche Herabſetzung der
Pro=
viſionsſätze auf 0,6 Prozent für Nichtbankiers und 0,3 Prozent für
Ban=
kiers, ferner die im Börſenverlauf eingegangene Meldung über die
er=
folgte Herabſetzung des Umſatzſtempels auf 0,6 Prozent für Kunden=
Kommiſſionsgeſchäfte und auf 0,2 Prozent für Händlergeſchäfte
eintre=
ten ſollte, übte auf allen Märkten eine gute Anregung aus. Kursmäßig
trat die etwas freundlichere Stimmung beſonders am Montan= und
Chemiemarkt in Erſcheinung. Im weiteren Verlauf blieb die Tendenz
am Aktienmarkt feſt und die Kurſe konnten durchweg weiter anziehen.
Von Kaſſewerten waren Aſchaffenburger Buntpapier weſentlich höher
und mußten mangels Material geſtrichen werden. Im Freiverkehr zeigte
ſich größeres Intereſſe ſür Ufa, die nach einem Eröffnungskurſe von
11:/s bis 11,5 anzogen, geſucht waren ferner Deutſche Petroleum mit
15 auf 16 25 Prozent. Der Rentenmarkt eröffnete ſehr feſt.
KriegZan=
leihe 860 Md., 3,5proz. Preuß. Conſols 152g. Unter lebhaften Umſätzen
zogen die Kurſe zunächſt weiter an. Kriegsanleihe 875—880 Md.=
Pro=
zent, 3. 5proz. Preuß. Conſols 1,57/g, um gegen Schluß auf Berliner
Abgaben nachzugeben, Kriegsanleihe 837,5 Md.=Prozent. Alte
Indu=
ſtrie=Obligationen hatten etwas Geſchäft. Alte Stadtanleihe waren
durchſchnittlich 1½/s Prozent über den letzten Kurſen geſucht. Alte
Pfand=
briefe zunächſt etwas feſter, ſpäter leicht nachgebend. Nachbörslich
blie=
ben Chemiewerte feſt, Bad. Anilin 19,75, Höchſter Farbwerke 17,75,
Elberfelder Farbwerke 17,75 Prozent. Anleihen zunächſt weiter ſchwach,
Kriegsanleihen 820 Md.=Prozent, dann leicht erholt auf 830 Md.=Proz.
Goldmark.
—W. Berlinev Börſe. Infolge der von der
Reichsregie=
rung teils tatſächlich, teils grundſätzlich beſchloſſenen Ermäßigung
ein=
zelner Steuerſätze, atmete die Börſe wie von einem Alb befreit auf, da
ſie hofft, daß die ebenfalls in Ausſicht geſtellte Herabſetzung der
Börſen=
umſatzſteuer zu einer dauernden Geſchäftsbelebung führen und dadurch
eine Bendigung der bereits monatelang anhaltenden Geſchäftsſtagnation
bewirken wird. Die Spekulation hat neuen Mut gefaßt und beteiligt
ſich ebenſo wie auch das Publikum etwas lebhafter am Geſchäft. Der
Eingang der Börſenaufträge zeigte bei den Großbanken für Kaſſapapiere
ers
jedenfalls eine beträchtliche Vermehrung. Die ch
ſtreckte ſich auf alle Gebiete und kam vorerſt beſonders augenfällig in
beträchtlichen Steigerungen der verſchiedenen heimiſchen Renten,
nament=
lich von Kriegsanleihe und Preußiſchen Konſols, dann in mäßigerem
Umfange auch bei Stadtanleihen und Hypothekenpfandbriefen, bei
zeit=
weiſe bedeutenden Umſätzen zum Ausdruck. Für Dividendenpapiere
ergaben ſich anfangs Steigerungen von durchſchnittlich 1 B.=Prozent, die
ſich aber bei zunehmendem Geſchäft im Verlaufe auf 2 und vereinzelt
auch auf 3 B.=Prozent und mehr erhöhten. Bevorzugt waren dabei
außer Montanpapieren, chemiſche und Petroleumwerte. Eine
Rückwir=
kung hiervon war in einer mäßigen Geſchäftsbelebung bei durchweg
anziehenden Kurſen, auch in den zu Einheitskurſen gehandelten
Papie=
ren zu ſpüren. Die hoffnungsvollere Stimmung blieb auch im
Ver=
laufe beſtehen und führte teilweiſe zu anſehnlichen Kursbeſſerungen auch
für Nebenwerte, wie Canadas und Hochbahn. Einzelne Bankaktien
waren ebenfalls begehrt, da die bereits beſchloſſene Ermäßigung der
Proviſionsſätze, die ven der Regierung als die Vorbedingung für die
Ermäßigung des Börſenumſatzſtempels bezeichnet worden war, ſchon
vorgenommen iſt. Am Kolonialmarkt ſind die Kurſe für die bisherigen
Favoriten, Südſeephosphat und Sloman, ziemlich unverändert geblieben.
Oeviſenmarkt.
GBrie Nue
Geid Brief Mefe
tiert Amſterdam=Rotterdam .. Kie 167.62 167.43 We voll Brüſſel=Antwerpen ....." 20.13— 20.23— 20.17— 20.27— voll Chriſtiania. . ...... . .. .." 60.70 61.— 61.40 61.70 voll. Kopenhagen .. . . ......" 73.27— 73.63— 73.72— 74.08— voll Stockholm .. . . . . . . . . .."
Helſingsfors ..
Italien ..." 11222 112.,78 112.32 112.88 voll 10.53— 10.59— 10.53— 10.59— voll 18.13- — 18.23 — 17.96- London .. 19.14— 19.24— 19.27— 19.37— voll New=Norck. 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris. 21.99— 22.11— 22.05— 22.17— voll Schweiz 80.77— 81.17— 80.75— 81.15- voll Spanien. 56.51— 56.79— 56 41— 56.69— voll Wien (i. D.=Oſterr.abg.).. 5.905 5.935 5.905 5.94— voll Prag .." 12.48— 12.54— 12.49— 12.55— voll" Budapeſt. 5.58— 5.58— 5.60— 5. 62— voll Buenos=Aires. . 1.555 1.565 1.5675 1.5775 voll Bulgarien.. 3.065 3.085 3.05— 3.07— voll Japan .. 1.61— 1.62— 1.615 1.625 voll Rio de Janeiro .. 0.46— 0.47— 0.465 0.475 voll Belgrad.. . 6.075 6.105 6.075 6.105 voll Liſſabon 16.76 16 84— voll Danzig .. 76.41 76.79— 76.86— 7724 voll Konſtantinopel 2.29 2.31— 2.305 2.325 voll
Berliner Kurſe. (Eigene telegraphiſche Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000
Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburg. Zellſtoff
Ausgb.=Nürnb. Maſch. / 20250
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W.vorzug.
Bismarckhütte ..
Braunkohlen=Briketts .„
Bremer Vulkan ......"
„.Wolle...... ..
Chem. Heyden ......"
Weiler ......."
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen ...
Deutſch=Niedld. Tel....
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum. . .
Dt. Kaliwerke ......."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte. . .
Dynamit Nobel .....
Elberfelder Farben ..
Eleftr. Lieferung .....
R. Friſter ........!"
Gagegnau Vorz. . . ..
Geffenk. Gußſtahl.....
Geſ. f. eleltr. Untern...
Halle Maſchinen
Han. Maſch.=Egeſt.
Frankenkurs in London: 87.60
19.25
Markkurs „ „
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Die Notierungen ſind in Billionen
Frankfurter Kursbericht vom 10. November 1924.
Prozent ausgedrückt.
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe .. .. . . . . . . .."
420
„..
3½%
............
30
....
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
1932..
Dollar=Schatzanweiſungen
4½% TV. u. V. Schatzanweiſg..
4½%VI.—IX.
4½Dt. Schutzgebiet v.0.8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe ... . . . . .."
Zwangsanleihe .............."
4½ Preuß. Konſols ........."
3½%
.........."
7. 11. 10. 11.
49 Bad. Anl. unk. 1935.. .. ...
3½% „ „ v. 1907......."
3% „ „ v. 1896....
4% Bahern Anleihe ........"
8½0
Heſſ. Dollar Goldmk., Schatzanw.
rckz. 26 ... . . . ..
8—16% Heſſen Reihe XXXYI.
untilg. b. 28 ...........
3% Heſſen unk. 1924 ........."
3½% ..................?
4% „ .............."
4% Württemberger alte ....."
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½% 1902 ....."
......."
50 Bulgar. Tabak 1902.. ....
1¾% Griech. Monopol ..
4½% Oſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918
4 ½%0 Oſt. Schatzanweiſ. ſtfr.
v. 1914 ...."
4%0 Oſt. Goldrente
4% „ einheitl. Rente ......
5%
4½
4%
42
4%
4
Rum. am. Rente v. 03
%o „ Goldrente v. 13
„ am. Goldrente konv.
„ am. v. 05
420 Türk. (Admin.) v. 190;
(Bagdad Ser. I
„ II....."
v. 1911, Zollanl.
2o Ung. Staatsr. v. 14 ..
Goldrente ....."
„ Staater. . 10 ...
„ Kronenrente ...
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere .. ."
tonſ. äuß. v. 99 ....
59
Gold v. 04, ſtfr. . .
42
3% „ konf. inner. .
4½% IFrrigati nsanleihe.
5% Tamaulipas, Serie I...."
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn, ſtfr.
42 Gal. Carl Ludw.=Bahn..
5% Oſt. Südb. (Lomb.). ſtfr. .
1.:7
1.15
1.625
94.75
100
88.5
0.575
7U(a
7Ue
0.55
14.75
1.285
1.47
1.3
175
2.35
1.6771
0.6
155
1.5
1.7
4.5
4.55
2.25
9.45
6.75
9.
1.625
12
9.8371
124
1.175
16
94.75
100
88.5
0.3401
72I.
—
0.65
155
132
1.5
1.39
0.57
1.75
2.3.
1.69
1.75
9.25
1. 62:
1.45
1.49
1.79
19
5.3
3
17.
2,6% Alte Oſt. Südb. (Lomb.). .
2,6% Neue"„
„
4% Oſt. Staatsb. v. 1883 ...."
1.b.8. Em. . . .
„ 9. Em. . . . .."
„ v. 1885 ....."
Oſt. Staatsb. b. Erg. Netz..
4% Rudolfb. (Salzkammerg.)..
4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonktion . . .."
3% Salonique Monaſtir ......
5% Tehuantepee. . . . . . . . . . . ..
4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
Fftr. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
IEm.
5%0 Fftr. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em.. . . . . . .
6% Großkraftwerk. Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23....
6% Heſſ.Braunk.=Nogg. Anl. v. 23
5% Neckar A.=G. Stuttgart Gold
anl. v. 23 ..........
5% Pfälzer Hyp. Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24 .........
50 Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
„ Roggenwert=Anl. . .
5‟ Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 ......."
5%0 Rhein=Main=Dona
Gold=
anl. v. 23......
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23,
Ser. Iu. II...."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſt.. . . . . .
Bank für Brauinduſtrie ......."
Barmer Banlverein ...
Baher, Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...."
Darmſtädter u. Nationalbank. . .
Deutſche Bank.
Deutſche Effekt. u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein. ..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . ........"
Dresdener Bank ............."
Frankfurter Bank
Frankfurter Hypotheken=Bank.
Metallbank.
....
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oſterreichiſche Creditanſtalt. . . .
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbank.
Rhein. Hypothekenbank
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank.
...."
Wiener Bankverein ..........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius
............
Bochumer Bergb. ..........."
Buderus.
........
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . . .
Gelſenkirchen Bergw. ......."
Harpener Bergbau ..........."
7. 11.
7.25
4.2
95
1.6
7.25
7.25
10.1
1.55
61.6
10.6
3.7
4.85
2.45
1.66
4.575
1.55
U,
1.5
1.25
1.85
4.75
9.:5
10.55
3.4
0.275
11.3
6.8
1.5
13.25
1.55
0.337
52.25
2.2
4.5
7.5
0.15
0.265
905
54.7)
90
55.25
81.5
10.1:
75
3.9
9.75
—
Gi.
—
io
10.1
1.55
62.25
10.5
—
2.4
—
4.85
2.4
1.65
4.571
1.5
1.625
1.41
1.25
1.8
23.75
41.
9.2
11.
3.75
0.25
12.5
1.:
3.9
13
1.55
0.335
527,
2½
4.6
7.6
1.12
0.26
5.2
54
10.25
58
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2.15
2.5
0.8
0.8
5.
2.6
5.2
14.25
0.04
3.34
8.5
1.95
2.96
8.55
26.75
3.3
2.9
12.5
2.4
21
1.5
27
2,65
2.5
7.75
2.55
2.9
2.55
2.75
3
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1.45
65
24.25
3.85
1.2
Pi.
20.35
7.8
6.8
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2.2
4.75
0.85
4
0.12
10.11.
2.85
0.5
0.85
14.25
44.5
0.045
3.1
P.6
2.1
3.
3.3
3.3
14
12.3
2,6
—
2,1
1.5
2.7
2.75
2.6
875
2.6
2.55
2.7
3
3.02
39.5
1.5
55
25
4.2
1.2
4.5
.75
20.75
8s
30
m75
5
0.85
4
11
0.115
1
n
[ ← ][ ][ → ]Rummer 314.
Dienstag, den 11. Robember 1924.
Seite 13.
Lebenswogen.
26)
Roman von Paul Lindenberg.
(Nachdru & verboten.
Ein müdes Lächeln flog über Aſtas Züge: „Nein, nichts!
Wie gefällig Sie ſind, und nochmals danke ich Ihnen".
Klaus wehrte mit einer Handbewegung ab: „Ich errate
Ihren Wunſch — Sie wollen allein bleiben! Nach ſolcher
Auf=
regung iſt man ſich gern ſelbſt überlaſſen. Und hier kann Ihnen
ja nichts mehr paſſieren. Ich brauche kaum zu ſagen, daß ich
Ihnen jederzeit zur Verfügung ſtehe, falls Sie keinen anderen
und berechtigteren Schutz haben — mein Name iſt Klaus Düring.
Und nun eine recht gute Nacht, ſoweit dies möglich iſt, und
mor=
gen auf Wiederſehen!‟ Er verbeugte ſich, die Mütze abnehmend,
und ſchritt zur anderen Seite des Deckes, hier noch eine ganze
Weile auf= und abwandernd, bis er in ſeine Kabine niederſtieg,
in der Wolf bereits ſeit langem ſchlummerte.
Aſta fühlte tiefe Ermattung in allen Gliedern, ſie hatte die
Augen geſchloſſen und durchlebte immer wieder die letzte Stunde
die auch die letzte ihres Lebens hätte ſein können. Denn es war
kein Irrtum, ſie ſollte in das Meer geſtoßen werden und für
immer verſchwinden, und nur jener Ruſſe konnte der Täter
ge=
weſen ſein. Einen Beweis dafür hatte ſie nicht, aber wer ſonſt
ſollte nach ihrem Leben trachten, und wem ſtand ſie im Wege?
Ein Unglücksfall hätte ſich ereignet; niemand ein Verbrechen
ver=
mutet. Ein Zuſammenhang mußte hier auch mit der von ihr
er=
betenen Aufgabe ſein — mit der ihr Retter gleichfalls in
irgend=
welcher Verbindung ſtand.
Aber in welcher? Klaus Düring — ſie ſprach den Namen
leiſe aus. Er war es, der ſie beim Maskenfeſt angeſprochen;
damals hatte ſie ihn abgelehnt, und heute hat ſie gern ſeine ſtarke
und hilfreiche Hand genommen. Wahrheit und Klarheit — ſie
mußte von dieſem Druck irgend eines Geheimniſſes befreit
wer=
den, ſonſt hatte ſie keine ruhige Minute mehr, ſie mußte ſich mit
Klaus Düring offen ausſprechen, ſchon morgen, denn auch ihm
drohten ſicherlich unbekannte Gefahren!
Es ſpar ſpät, als Aſta ihre Ruheſtätte aufſuchte, und der
Morgen dämmerte bereits, als ſie endlich in einen unruhigen
Schlaf verfiel. —
Im Laufe der Nacht hatte der Sturm etwas nachgelaſſen,
hin und wieder blinkten ſogar am Vormittag einige flüchtige
Sonnenſtrahlen heraus und zeigte ſich ein Stückchen blauer
Him=
mel, das freilich ſchnell aufs neue von grauem Gewölk verdeckt
wurde. Aber die See hatte ſich etwas beruhigt, und als plötzlich
der Ruf erſcholl, daß eine Schar Walfiſche in der Nähe zu ſehen
wäre, da war eine ganze Anzahl der Paſſagiere zur Stelle, um
das Spiel der mächtigen Tiere und ihrer ſprühenden
Waſſer=
ſäulen zu beobachten.
Auch die Schweizerin, Frau Motta, hatte ſich, mit
Unter=
ſtützung Aſtas, aus der Kabine herausgewagt und lag, neben
Aſta, auf ihrem Seſſel.
Klaus ging mit Wolf auf und ab; er hatte ihm von dem
nächtlichen Erlebnis erzählt. Beide glaubten, daß ſich Aſta doch
wohl geirrt, daß ſie den Schatten einer Rauchwolke des
Schorn=
ſteins für eine menſchliche Geſtalt angeſehen und durch eine jähe
Senkung des Schiffes ins Ausgleiten gekommen wäre. Klaus
ſchwärmte dem Freunde von Aſta vor: „Und eine Stimme hat
ſie, Puz, eine Stimme, wie der Klang einer wünderbar getönten
Glocke! Und mir iſt, als ob ich dieſe Stimme ſchon irgendwo
ein=
mal vernommen . . . ich ſinne fortwährend nach und komme nicht
darauf!“
Er ſollte bald Gewißheit erhalten, als er zu Aſta getreten
und ſich nach ihrem Befinden erkundigte.
Aſta ſtellte ihn Frau Motta vor, mit dem Hinzufügen: „Wir
kennen uns ſchon aus Berlin.”
Klaus blickte ſie fragend an.
Ein ſchalkhaftes Lächeln überflog Aſtas blaſſes Geſicht und
rötete es leicht: „Hatten Sie mir nicht geſagt, daß Sie nach Neapel
wollten? Zwar nicht, wie Taſſo dann hinzugefügt, „verkleidet im
armen Rock des Pilgers oder Schäfers” — aber doch denſelben
Weg! Uind wir legen ihn nun zuſammen zurück!“
„Sie — mein gnädiges Fräulein — Sie — waren jene
Edel=
dame?” rief Klaus freudig aus. „Und mit unſerem Dichter
möcht’ ich hoffen: „O welch ein Himmel öffnet ſich vor mir —
O Fürſtin, macht mich dieſer Glanz nicht blind, ſo ſeh’ ich
un=
verhofft ein wenig Glück auf goldenen Strahlen herrlich
nieder=
ſteigen!“
Aſta hob warnend die Hand: „Blick' auf, o Taſſo, wenn es
möglich iſt, erkenne die Gefahr, in der du ſchwebſt!” — und es
klang ein ernſterer Ton durch, als wie ſie ihn beabſichtigt hatte.
Klaus aber war zu froh bewegt, als daß er ihn vernommen:
„Mein Gott, verehrtes gnädiges Fräulein, eine Seefahrt iſt
immer mit gewiſſen Gefahren verbunden — hoffentlich
ſchwim=
men nicht noch einige Minen umher und befördern uns mit
feu=
rigem Ruck alle zuſammen in ein beſſeres Jenſeits.”
Aſta fröſtelte zuſammen, ſie dachte an das geſtrige
Erleb=
nis, von dem ſie Frau Motta gegenüber nichts erwähnt, und daß
ſie jetzt längſt in jenem unbekannten Jenſeits weilte, wenn ſie
der ſtarke Arm Klaus Dürings, der mit liebenswürdiger
Unbe=
fangenheit mit ihrer Nachbarin plauderte und ſich nach
neapoli=
taniſchen Verhältniſſen erkundigte, nicht zurückgehalten hätte.
Sie war ihm volle Offenheit ſchuldig, ſobald wie möglich, noch
im Laufe dieſes Tages.
Erſt der Abend ſollte dazu Gelegenheit bieten.
Die See war wieder bewegter geworden, Frau Motta blieb
in ihrer Kabine, und Wolf ſaß im Rauchzimmer, in ein
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ges geſchichtliches Buch vertieft.
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