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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 313
Montag, den 10. November 1924. 187. Jahrgang
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ſede Verpſiſchtung auf Efüllung der An eigen
auſträge und Teiſtumg von Schadenerſoh. Be=
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banſionto: Deutiche Bani und Darme
ſtädter 8 Nationalbuni.
Die öſterreichiſche Kriſe.
Die Auffaſſung der Regierung. — Die Hetze der Sozialdemokraten
und Deutſchvölkiſchen.
ſind im Laufe des heutigen Tages noch keine Verhandlungen
ge=
pflogen worden, und man nimmt in informierten Kreiſen an, daß
erſt am Dienstag ſeitens der Parteien ein Komitee gewählt
wer=
führen.
Aus Regierungskreiſen erhält unſer Korreſpondent folgende
Informationen: Es iſt nicht richtig, daß die Regierung aus dem
Streik eine politiſche Angelegenheit gemacht hat, wie es ſeitens
der Sozialdemokraten behauptet wird. Die ganze Bewegung
wird von ſelbſt inſofern politiſch gefärbt, da ſie das Werk der
Sanierung zu gefährden droht. Die Regierung, die mit der
Verlierung ſteht und fällt, mußte daher die Konſequenzen ziehen.
Die Sozialdemokraten rechnen aus, daß die Bewelligung der
letzten Forderungen der Eiſenbahner einen Mehraufwand von
nicht mehr als 6 Milliarden bedeutet hätten, und meinen, daß
dieſer Betrag die Sanierung doch nicht gefährden könne. Die
Regierung mußte aber die Tatſache bedenken, daß die materiellen
Zugeſtändniſſe an die Eiſenbahner notwendig auch auf die an= regiment in der Stadt gemeutert. Der Gouverneur von
Bar=
deren Bundesangeſtellten zurückwirken müſſe, denen man ſie
ge=
rechterweiſe nicht hätte verweigern können. Daher iſt es auch
grundſätzlich unmöglich, die Angeſtellten der Bundesbahnen
beſſer zu ſtellen als die übrigen Bundesangeſtellten. Das
Per=
ſonalbudget Oeſterreichs beträgt 9 Billionen Kronen. Auch nur
ein geringes Zugeſtändnis häte den ganzen Haushaltsplan
um=
geſtürzt. Der allerbeſte Wille hilft nicht über die Tatſache
hin=
weg, daß der Staat arm iſt und die Grenzen ſeiner
Leiſtungs=
fähigkeit eng gezogen ſind. Es iſt zweifellos, daß die
verant=
wortlichen Führer ſich auf dieſe Erwägungen verſteifen. Sie
ſtanden diesmal unter dem Druck einer radikalen Strömung,
die von den Kommuniſten und den Hakenkreuzlern, ausgeht.
Charakteriſtiſch iſt, daß die aldeutſche „Deutſch=Oeſterreichiſche ergriffenen Maßnahmen nicht einberſtanden.
Tageszeitung” geſtern jubelte, daß zum erſtenmal, ein
Eiſen=
bahnerſtreik unter völkiſcher Führung ſtehe und die Regierung
Seipel durch dieſe Wendung zum Rücktritt veranlaßt wurde.
In parlamentariſchen Kreiſen wird der Ueberzeugung
Aus=
druck gegeben, daß in der Dienstagsſitzung der Nationalrat das
Kabinet Seipel wieder wählen und dieſes, durch das
Ver=
trauensvotum geſtärkt, den Streik beilegen wird. Aus politiſchen
der Regierungskoalition unzutreffend ſind, und daß die Kogli= konſervativen Regierung, veröffentlicht im „Sunday Expreß”
tion aller Vorausſicht nach weiter beſtehen bleibt.
Die Streiklage.
lichen bis heute nachmittag keine Aenderung eingetreten. Nur
das Perſonal der eletriſchen Bahnen nach Preßburg hat ſich im Zwecke der Beſchleunigung des Wohnungsbaus. Was die
Bei=
gegen nahm der Automobilverkehr jeglicher Art nach den
Grenz=
ſtationen an Umfang zu. Auch auf der Donau ſollen mehr Per= Feſtland, insbeſondere in Deutſchland und Frankreich, hin. Die
ſonendampfer in Dienſt geſtellt werden.
ſchieden wurde. Die Gewerkſchaft nahm dieſe Erklärung zur
tuellen Wiederwahl hänge davon ab, daß die Regierung auch zu treten. Die Wirkung des Dawes=Gutachtens wird zwar erſt
führen zu können.
Ueber eine Wiederaufnahme der Verhandlungen der
Bundes=
bahndirektion mit den Eiſenbahngewerkſchaften verlautet auch
heute noch nichts. Dagegen finden über einen Notverkehr
fort=
gebenden dauernden Fühlungnahme beider Parteien wohl eine
Konfliktes ſelbſt bieten.
In der geſtrigen
Preſſekonferenz
erklärte Bundeskanzler Seipel auf eine Anfrage über eventuelle
Störung länger andauern ſollte, wiſſe man nicht, ob nicht
der=
artige Forderungen hervortreten würden.
Die wachſende Oppoſition gegen Muſſolini, wenn es die Intereſſen Englands wahren will, darſtellen.
Rom, 9. Nov. Es iſt unverkennbar, daß ſich die politiſche
daß auch bon der Regierung, die Lage als, ſehr ernſt angeſehen ands und Führer der ſchotiſchen Konſernativen. Er wird ſich.
fekten, bis auf weiteres die Abhaltung von Verſammlungen
po=
litiſchen Charakters zu verhindern. Die Frontkämpfer und
In=
validen gehen immer mehr zur Frontſtellung gegen den
Faſzis=
mus über. Der Faſziſt General Varini forderte General
Gari=
den Frontbundes, Ponzio, aus der Faſziſtenpartei. Beide Ab= h
Nede halten.
n
Vom Tage.
Bei den Schlichtungsverkandlungen über eine Lohnerhöhung bei der
Dienstag Entſcheidung im Eiſenbahnerſtreik? rheiniſchen Schiffahrt wurde ein Schiedsſpruch gefällt,
der eine Erhöhung der Löhne um 10 Prozent vorſieht. Die
Erklärungs=
friſt läuft bis Mittwoch.
Die Kriſe in der Stettiner Metallinduſtrie wurde durch
* Wien, 9. Nov. (Priv=Tel.) Der Streik dauert an. Es Annahme des Vermittelungsvorſchlags des Schlichters durch die
Arbeit=
erhöhen ſich um 4—5 Pfg. für die Stunde.
Mittwoch eine Sitzung abhalten und erwägen, wann das Parlament gehen des engliſchen Royal Dutch Shell=Konzerns hin zu einer
den wird, um die Verhandlungen mit den Organiſationen zu zuſammentreten ſoll. Das wahrſcheinliche Datum bleibe der 2. Dezember. Entſcheidung des Oberſten Gerichtshofes gegen die Organiſation
Die Blätter glauben, daß Lord Robert Ceeil doch noch in das Kabinett der Standard Oil gekommen, welche dieſen Truſt auflöſte und
aufgenommen wird, und zwar als Kanzler des Herzogtums Lancaſter.
Einer Agenturmeldung zufolge wird erklärt, daß im Falle des
Rück=
ſchen Botſchaſter in London Harvey übertragen werden wird.
getreten. Die geſamte Stadtpolizei und vierzia Mann mit Gewehr und rung weiterer verſprechender Oelgebiete ausgenützt.
aufgepflanztem Bajonett bezogen auf den Docks Poſten, um den Schutz
der nichtorganiſierten Arbeiter zu übernehmen. Die Hafenarbeiter
hiel=
menſtößen nicht gekommen.
Nach dem Nuovo Pacſo berät die italieniſche Kammer am
lieniſchen Beziehungen in Nordafrika, insbeſondere über die Feſtlegung deutete für die engliſche Petroleumpolitik nicht nur keine
Be=
der Grenzlinie zwiſchen Tunis und Tripolis, die Leferung von tuneſi=
Nach einem Telegramm aus Barzelona hat ein
Pionier=
zelona hat Truppenkräfte zuſammengezogen und die Kaſerne der
Meu=
terer unſtellen laſſen.
chen hat. 41 Abgeordnete verließen während der Abſtimmung den
Saal, einer enthielt ſich der Stimme.
Wie der Chicago Tribune aus Tokio gemeldet wird, ſoll die
japa=
niſche Regierung begbſichtigen, den Genuß von Whiſky in Japan zu
ver=
bieten.
Einer Meldung zufolge ſoll General Wu=Pei=Fu im Tale des
Jangtſekiang erneut tätig ſein. Der Gouverneur dieſer Provinz
ver=
ſüche eine Föderation einiger Probinzen zu gründen. Zwiſchen den
verſchiedenen Siegern über Wu=Pel=Fu feien Streitigkeiten entſtanden.
Sir Robert Horneund dieAngſt
vor der deutſchen Konkurrenz.
* London, 9. Nov. (Priv.=Tel.) Sir Robert Horne, der
Kreiſen wird weiter mitgeteilt, daß die Gerüchte von dem Ende übergangene Kandidat für den Poſten des Schatzkanzlers in der die Option auf alle neu zu erſchließenden Quellen
Holändiſch=
einen bemerkenswerten Aufſatz, in welchem er ſich mit den
Auf=
gaben der neuen Regierung befaßt. Robert Horne bezeichnet
als Hauptbroplem der britiſchen Politik, die ihrer Löſung durch
die Regierung Baldwin harren, die Beſeitigung der Handels=
Wien, 9. Nov. (Wolff.) In der Streiklage iſt im weſent= ſieht er die Hauptſchwierigkeiten in dem Widerſtand der
Arbeiter=
gewerkſchaften gegen die Neueinſtellung von Arbeitsloſen zum
Laufe des geſtrigen Abends der Bewegung angeſchloſſen. Da= legung der Handelskriſe betrift, ſo weiſt er vor allem auf die nähernd kräftigen Gegenzug in Abwehr und Angriff. Abgeſehen
Nach dem „Neuen Wiener Tagblatt” teilt die Poſtgewerk= wie wir alle hoffen, eine Wiederbelebung des Welthandels und
ſchaft mit, daß ihre Forderung nach Erhöhung der Wirtſchafts= beſonders eine günſtigere Konjunktur für den britiſchen Handel
prämie, worüber ſchon mehrfach verhandelt wurde, von der Ver= bringen. Deutſchland iſt nach ſeiner Meinung gegenwärtig in Händen einer ganzen Anzahl kleinerer und unabhängiger
Unter=
waltung unter Hinweis auf die finanzielle Lage ablehnend be= einem Zuſtand größter Bereitſchaft zum angehenden Wettbewerb nehmungen liegt, die abſeits ihre rein wirtſchaftlichen Ziele im
auf dem Weltmarkt. Seine induſtriellen Organiſationen und
Kenntnis und hielt ihre Forderungen voll aufrecht. Es heißt, die Ausſtattung ſeiner Fabriken bedürfen nur des
wiederbeleben=
daß Bundeskanzler Seipel dieſes Vorgehen der Poſtbeamten be= den Hauches neuen Betriebskapitals, um zum Nebenbuhler des
ſonders im Auge hatte, als er geſtern an die Einſicht aller Beam= engliſchen Ausfuhrhandels zu werden. Sie ſind imſtande, mit amerikaniſche gerade auf dem ureigenſten Gebiet der letzteren,
tenkategorien abellierte und erklärte, die Annahme einer even= der engliſchen Induſtrie auf dem inneren Markt in Konkurrenz
die Ueberzeugung habe, das Sanierungswerk ungeſtört zu Ende in einigen Jahren fühlbar werden, aber gerade in der Zwiſchen= 60000 Millionen Tonnen beteiligt ſein kann, dazu im nahen
zeit wird ſich die deutſche Konkurrenz ſehr bemerkbar, machen, nordamerikaniſchen Intereſſengebiet Mexiko, außerdem noch mit
Mit einem Hinweis auf den Fehlſchlag der deutſch=engliſchen
geſetzt Beſprechungen ſtatt, welche infolge der ſich dadurch er= kenswerte Angaben über Informationen, die er über den gegen= hier im merikaniſchen Delgebiet die engliſchen Intereſſen in
wärtigen Stand der deutſch=franzöſiſchen Kartellbildung erhalten jüngſter Zeit einen gewaltigen Niedergang erfahren durch Ver=
Möglichkeit für ausſichtsvolle Anregungen zur Beilegung des hat. Er ſagt: Wenn die mir vorliegenden Berichte wahr ſind, wäſſerung des grüößen Teils ihrer Oelfelder. Trotzdem dürſte
dann haben gewiſſe bedeutende induſtrielle Gruppen in Deutſch= dieſe Produktionseinbuße durch Neubohrungen an anderer Stelle
beherrſchen können abgeſchloſfen. Aebnliche Gruppen haben ſich wieder wett gemacht ſein.
in Frankreich gebildet zu dem Zweck, den franzöſiſchen Markt
zu kontrollieren. Gegenwärtig finden Verhandlungen ſtatt, um noch bei weitem in der Produktion an erſter Stelle ſtehen und
Maßnahmen des Auslandes zur Durchführung und Sicherung die überſchüſſigen Erzeugniſſe der beiden Kartelle durch einen dieſe Stellung auch nach Maßgabe ihrer Oelvorräte im eignen
internationaler Züge durch Oeſterreich während der Streikdauer, gemeinſamen Ausſchuß verwerten zu laſſen, in welchem ſowohl Lande und der eignen Einflußſphären mutmaßlich noch lange
daß bisher von keinem Staat ein Schritt in dieſer Hinſicht ge= deutſche als auch franzöſiſche Induſtrielle vertreten ſein werden, behaupten werden, ſo liegt für die Union andrerſeits in dem
macht worden ſei. Freilich, ſagte der Bundeskanzler, wenn die Dieſe werden über die überſchüſſigen Erzeugniſſe gemeinſam ver= ſtarten Prozentſatz (40 Prozent) unabhängiger Geſelſchaften die
fügen und danach trachten, ſie auf anderen Märkten zu ver= Gefahr, daß von dieſer Seite je nach der Preislage des
Petro=
kaufen. Das wäre eine ſehr bedrohliche Ausſicht für die engliſche leums unrationeller Raubbau getrieben, die Oelvorräte in un=
Sir Robert Horne iſt, wenn er auch kein Miniſterium über=
Situation in Italien wieder ſcharf zuſpitzt. Bezeichnend dafür, nommen hat, einer der einflußreichſten Wirtſchaftspolitiker Eng= der unabhängigen amerikaniſchen Geſelſchaften einzugehen.
wird, iſt eine Anweiſung des Miniſters des Innern an die Prä= wie ein anderes Blat meldet, in der nächſten Zeit an einer fehr Megiko über weite Delfelder verfügenden Union Dil of Delaware
bedeutungsvollen finanziellen Miſſion im nahen Oſten beteiligen, mit den britiſchen Konzernen, ſodaß England allein aus dieſem
baldi wegen ſeines Manifeſtes gegen den Faſzismus und gegen riſer Korreſpondenten des „Obſerver” iſt die Stockung in den anlage, wie wir weiter oben ſahen. Umſo wertvollere Reſultate
Muſſolini zum Duell, desgleichen General Balgo. Die Front= deutſch=franzöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen auf die eng= förderte das Eindringen der Royal Dutch Shell in die reichen
kämpfer ſind ferner erregt über die Ausſtoßung des Vorſitzenden liſche Ermutigung der deutſchen Anſprüche zurückzuführen. Alles Oelgebiete Kaliforniens. Mid=Continents und Wyoming.
hänge von der Geſtaltung der freien Einfuhr elſaß=
lothringiſcher=
geordneten ſind Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille. Muſ= Erzeugniſſe nach Deutſchland ab, und wenn dieſe Forderung nicht, ſicherheit der Vereinigten Staaten hinſichtlch des Umfanges und
ſolini wird am Montag vor der Kammereröffnung eine wichtige bewilligt würde, dann würden die Franzoſen keine Zugeſtänd= der Dauer der eignen Oelvorräte, der Umſtand, daß ſich Handel
niſſe machen.
Das Erdöl in der Weltpol. ik.
Von
Wilh. G. Burckhardt.
Zweiter Teil,
Hatte das Vorgehen der nordamerikaniſchen Standard Oil
nehmerorganiſation beigelegt. Die Löhne der volljährigen Arbeiter bis zum Jahre 1912 in dem vorangegebenen Umfange auf dem
kontinentalen Europa den Höhepunkt ſeiner Erfolge erreicht, ſo
Das neue engliſche Kabinett wird zum erſten Male am war es gegen Ende des Jahres 1911 auf das energiſche
Vor=
die engliſchen Organiſationen von einer immer läſtiger und
kräf=
tiger werdenden Feſſel befreite. Die Pauſe, welche die engliſchen
tritts von Gughes das Staatsſekretariat dem ehemaligen amerikani= Organiſationen nunmehr bis zur Neuorientierung der
nord=
amerikaniſche Konkurrenz dadurch erhielten, wurde nun eng=
Die HafenarbeiterNeufundlands ſind in den Streik liſcherſeits geſchickt und durch erhöhte Aktivität hinſichtlich Siche=
Und wir ſehen England zu Beginn des Weltkrieges bereits
ten in der Nachbarſchaft Verſammlungen ab. Bisher iſt es zu Zuſam= über 25 Prozent der bekannten Oelvorkommen der Welt
ver=
fügen. Dieſe 25 Prozent verteilten ſich auf 178
Produktions=
geſellſchaften, deren Tätigkeitsgebiet ſich über den geſamten Glo=
12. November die Umwandlung des Dekretes über die franzöſiſch=itag= bus erſtreckte. Der Weltkrieg ſelbſt und die Nachkriegszeit
be=
hinderung, ſondern vielmehr eine unerhörte Befruchtung und
ſchen Phosphates an Italien, das Zollweſen, Immobilienverkäufe uſw. Anſpannung der engliſchen Kapitalkraft. Denn in den vier
Kriegsjahren treten 61 und in den folgenden Jahren noch etwa
weitere rund 90 Neugründungen hinzu, ſo daß ſchließlich
gegen=
wärtig zuſammen rund 330 engliſche Petroleumgeſellſchaften mit
einer angeblichen Kapitalinveſtierung von rund 610 000 Millionen
Aus Konſtantinopel, wird gemeldet, daß das türkiſche Parlament Pfund Sterling die Erdölvorkommen ſämtlicher fünf Kontinente
Ismet Paſcha mit 147 gegen 19 Stimmen das Vertrauen ausgeſpro= kontrollieren — ſtraff zuſammengefaßt, in den beiden bereits
wiederholt genannten Spitzengeſellſchaften der Royal Dutch Shell
und der Anglo Perſian Oil Co. und unter merklicher
Beeinfluſ=
ſung durch die engliſche Regierung.
Doch nicht genug, daß das Streben nach Bereinigung der
engliſchen Petroleumintereſſen von ausländiſchen (
nordamerika=
niſchen) Einflüſſen durch den bekannten Gerichtsentſcheid gegen
die Standard Oil gegen Ende des Jahres 1911 reſtlos von
Er=
folg gekrönt war, tat die engliſche Regierung ihrerſeits ein wei=
Tſchang Sorlin, den ſich gegenwärtig in Tientſin befinde, ſei mit der teres, indem ſie (Ende 1918) zwecks Sicherung der nationalen
ſeitens des Generals Feng gegenüber dem ehemaligen Kaiſer von China Intereſſen in Fragen der Petroleuminduſtrie ein Verbot erließ,
wonach eine Veräußerung ſämtlicher Aktien der Anglo Perſian
Oil Co. und der Rohal Dutch Shell, ſoweit ſie in Privatbeſitz
waren, unterſagt wurde. Außerdem dekretierte dasſelbe Verbot
für das engliſche Hoheitsgebiet den zwangsweiſen Aufkauf dieſer
Aktien für die Regierung, und was von ſolchen Aktien außerhalb
der engliſchen Machtſphäre (in der Hauptſache waren die
Ver=
einigten Staaten gemeint) befand, ließ die engliſche Regierung
durch beſondere Agenten möglichſt reſtlos aufkaufen. Gleichzeitig
ſicherte ſich die engliſche Regierung weiterhin nach Friedensſchluß
Oſtindiens und ſchließlich 75 Prozent der Produktion der
Oel=
quellen von Moſſul (Meſopotamien) dem einſtigen deutſchen
Be=
ſitz, ſowie die gleichfalls deutſchen Anteile im rumäniſchen
Oel=
revier.
Dieſes entſchloſſene Vorgehen Englands mit dem klaren Ziel
depreſſion und die Wohnungsfrage. In der Wohnungsfrage der nationalen Sicherſtellung des Bedarfes an einem der
wich=
tigſten wirtſchaftlichen und militärpolitiſchen Rohſtoff
fand auf Seiten der Vereinigten Staaten mangels entſprechender
Organiſation der Hauptintereſſengruppen keinen auch nur
an=
grundlegende Bedeutung der induſtriellen Verhältniſſe auf dem davon, daß die Unions=Regierung niemals in einem ähnlichen
Intereſſen= und Einfluß=Verhältnis zu den Oelkreiſen ihres Lan=
Inkraftſetzung des Dawes=Gutachtens, ſo führt Horne aus, wird, des getreten war, liegt der Grund zu dem ſcheinbar paſſiven
Verhalten der Vereinigten Staaten in der Tatſache, daß noch
etwa 40 Prozent der nordamerikaniſchen Oelproduktion in den
Intereſſe ihrer Aktionäre verfolgen.
Und das iſt einer der Hauptgründe, daß die engliſche
Petro=
leuminduſtrie trotz ihres rigoroſen Vorgehens gegen die
nord=
auf nordamerikaniſchem Boden, immer noch mit rund 260 000
Millionen Pfund Sterling, d. h. mit einer Produktion von rund
weiteren 100 000 Millionen Pfund Sterling oder einer Produk=
Handelsvertragsverhandlungen macht Sir Robert Horne bemer= tion von 20 000 Millionen Tonnen jährlich. Allerdings haben
land ſchon einen Kartellvertrag, durch den ſie den inneren Markt (wie z. B. in jüngſter Zeit auf venezolaniſchem Boden) bald
Wenn nun auch die Vereinigten Staaten von Amerika heute
Induſtrie und würde eine ſchwierige Aufgabe nicht nur für die kontrollierbarer Weiſe ausgebeutet werden, und andrerſeits das
Induſtrie Englands, ſondern auch für das engliſche Kabinett, noch bis in die Gegenwart von engliſcher Seite fortgeſetzte
Ver=
fahren weiterhin Erfolg verſpricht, unter allen möglchen Formen
mehr oder weniger enge Intereſſengemeinſchaften mit einem Teil
Ein treffendes Beiſpiel war z. B. die Verſchmelzung der in
reichen Oelgebiet etwa 34 der Geſamtproduktion (1920 z. B. rund
4550 Millionen Tonnen) in eigne Kontrolle bekam. Allerdings
*London,9. Nov. (Priv.=Tel.) Nach Meinung des Pa= bedeutet ein Teil diefer Oelfelder heute eine verlorene Kapital=
Dieſe geſchickte engliſche Politik der Hartnäckigkeit, die Un=
und Kriegsſchiffahrt aller Länder immer mehr auf Oelfeuerung
Seite 2.
Montag, den 10. Noucmber 1924,
Rummer 313.
einſtellen, der Kraſtwagen= und Luſtverkehr, in wachſendem
Maße die Derivate des Erdöls konſumieren und auch in der
Induſtrie die Oelfeuerung die Kohle immer mehr und mehr zu
verdrängen beginnt, ferner die Abneigung, Zuſammenſtöße und
Reibungen der großen engliſchen und amerikaniſchen Oeltruſte
auf anderem als möglichſt friedlichem Wege beizulegen, die noch
fühlbaren Nachwirkungen und Erfahrungen des Krieges, dies
alles führt auf Seiten beider Regierungen ſchließlich trotz des
ſeit dem Abkommen von San Remo (24. 4. 20) und der
Beſitz=
ergreifung der javaniſchen Oelvorkommen bei Djambi (1921)
durch die Royal Dutch Shell immer drohender werdenden Tones
der amerikaniſchen Preſſe und öffentlichen Meinung zur
Erkennt=
nis von der großen Gemeinſchaftlichkeit eines bedeutenden
Tei=
les der engliſchen und amerikaniſchen Oelintereſſen und daher
in demſelben Jahre in aller Stille zur Konferenz und dem
Oel=
frieden von Waſhington.
Bedeutet auch dieſer Friedensſchluß noch keineswegs eine
endgültige Regelung der engliſch=amerikaniſchen Beziehungen in
der Erdölfrage, ſo bildet er auf jeden Fall eine Grundlage, um
zukünftige Reibungen und Zuſammenſtöße, die natürlich auf der
Suche nach neuen Oelvorkommen unvermeidlich ſein dürſten,
beizulegen.
Die Art der Behandlung von Konkurrenzfragen führte auch
bereits im Juli 1922 in dem jüngſten ausſichtsreichen
ſüdameri=
kaniſchen Oelgebiet von Venezuela, zu einer
Intereſſenverbin=
dung des engliſchen und amerikaniſchen Oelbeſitzes daſelbſt
zwecks Entwicklung der großen Areals der Buchivacoa
Oelfel=
der und in jüngſter Zeit u. a. auch in der Angola= und
nord=
verſiſchen Oelfrage. So wenig ausſchlaggebend dieſe Vorgänge
gegenwärtig auch noch ſein mögen, ſie legen dem aufmerkſamen
Beobachter doch die Möglichket eines angelſächſiſchen Petroleum=
Weltmonopols mit ſeinen Licht= und Schattenſeiten nahe.
(Schluß folgt.)
Die Steuerermäßigung.
Berlin, 9. Nov. Wie die Blätter zu den
Finanzminiſter=
beſprechungen über die Steuerermäßigung erfahren, ſollen die
kleinſten Steuerbeträge bis zu 80 Pf. monatlich nicht mehr
er=
hoben werden. Bei den kleinen Einkommen ſoll eine ſteigende
Steuerentlaſtung in der Weiſe eintreten, datz künftighin
Unver=
heiratete bis zu einem Jahreseinkommen von 875 Mark
ſteuer=
frei bleiben. Dieſes ſteuerfreie Einkommen erhöht ſich bei den
Verheirateten ohne Kinder auf 889 Mark, bei ſolchen mit einem
Kind auf 906 Mark und ſo fort ſteigend, daß ſchließlich bei einem
Verheirateten von 8 Kindern 2000 Mark ſteuerfrei bleiben,
Der rubige 9. November.
* Berlin, 10. Nov. (Priv.=Tel.) Der geſtrige Sonntag,
der in einigen Verſammlungen mit mehr oder weniger feſtlichem
Gebräge als Erinnerungstag an den Ausbruch der Revolution
begangen wurde, iſt in Berlin überall ruhig verlaufen. Die
Ber=
liner Arbeiterſchaft war durch Säulenanſchläge zum Beſuch der
Veranſtaltungen aufgefordert worden, die angeſichts der
bevor=
ſtehenden Wahlen neuerdings Gelegenheit zur Propaganda
boten. Ueber irgendwelche Störungen oder Zuſammenſtöße in oder
nach den Verſammlungen iſt nichts bekannt geworden. Auch aus
dem Reiche liegen bisher keinerlei Meldungen über
Ruheſtörun=
gen vor.
Das Ergebnis der Landiagswahlen in Anhalt.
Deſſau, 9. Nov. (Wolff.) Das Gefamtergebnis der
Land=
tagswahlen in Anhalt iſt folgendes: Sozialdemokraten 78 449
(64935) Stimmen. Demokraten 13991 (6181), Kommuniſten
11217 (16 703), Zentrum 2106 (2009), Nationalſozialiſten 7942
(7989), Bodenreformer und Mieterpartei 3207 (3005),
Bürger=
liche Volksgemeinſchaft 74282 (74515). Es erhalten alſo: die
Sozialdemokraten 15 (13) Sitze, Demokraten 3 (1), Kommuniſten
2 (4), Zentrum 0 (0), Nationalſozialiſten 1 (2), Bodenreformer
und Mieterpartei 1 (1), Bürgerliche Volksgemeinſchaft 14 (15)
Sitze.
Vertretertag der Nationalliberalen Reichspartei.
Berlin, 9. Nov. (Wolff.) In Berlin verſammelte ſich der
Vertretertag der Nationalliberalen Reichspartei
und nahm eine Entſchließung an, in der die Partei den
Gedan=
ken eines Aufgehens in anderen Parteien ablehnt. Sie werde
ihre Organiſation mit verſtärkter Kraft ausgeſtalten, um
Vor=
kämpfer für alle entſchieden nationalen Elemente mit liberaler
Weltanſchauung ſein zu können.
Herriot rechtfertigt ſeine Politik.
Paris, 9. Nov. (Wolff.) Miniſterpräſident Herriot hat
heute in Redez in Gemeinſchaft mit dem Handelsminiſter
Rey=
naldi einem republikaniſchen Bankett beigewohnt, in deſſen
Ver=
lauf er eine große politiſche Rede hielt.
Ich glaube mit voller Aufrichtigkeit ſagen zu können, ſo
führte er aus, daß noch niemals eine Regierung auf ſo viel
Hin=
derniſſe geſtoßen iſt, wie die jetzige demokratiſche franzöſiſche Ne
gierung. Außerhalb und im Innern Frankreichs hat man nur
Gefahren und Verwickelungen geſehen. Frankreich war iſoliert,
denn die Einheit der Völker, die ſich um Frankreich während des
Krieges gruppiert hatte, war kompromittiert, wenn nicht
gebro=
chen. Die amerikaniſche öffentliche Meinung beunruhigte ſich
wegen unſerer Haltung: die Freundſchaften, die wir noch
be=
wahren konnten, verblaßten. Ein immer feindſeliger geſtimmtes
Deutſchland gab ſich dem Haß hin, von einem myſteriöſen und
abgeſchloſſenen Rußland benachbart. Dieſe Sitnation haben wir
in Betracht gezogen, und trotz der Beleidigungen der
Ueber=
patrioten haben wir durch das Abkommen von London die
Aus=
führung des Dawes=Planes ſichergeſtellt, den man den Plan der
Pazifierung und der Realiſierung nennen könnte. Er wird mit
dem Beiſtand der Vereinigten Staaten durchgeführt, und das
hat uns erlaubt, ſelbſt in der Periode des Moratoriums eine
Summe von einer Milliarde Franken als
Reparationseinnah=
men in das Budget einzuſtellen. Und trotzdem regen ſich
die=
jenigen auf, die nichts erzielten, ſondern nur alles in Frage ſtellten.
Wir haben in dieſen Tagen das Manifeſt einer Liga, die ſich
nationalrepublikaniſch nennt, geleſen, die uns unſere angeblichen
Konzeſſionen zum Vorwurf machte. Man behauptet, wir hätten
das Pfand für unſere Forderungen aufgegeben. Während ſie
ihre Hoffnung einzig und allein auf Illuſionen aufgebaut haben,
ſind jetzt unter der Kontrolle Amerikas unſere Forderungen an
Deutſchland gewiſſermaßen garautiert. Die gleichen Männer
klagen uns an, daß wir das Ruhrgebiet aufgegeben hätten,
ob=
zwar ſie ſehr gut wiſſen, daß Frankreich nur zwiſchen einer
Po=
litik der iſolierten Aktion, die uns zum Kriege geführt hätte,
und einer Politik der interalliierten Verſtändigung zu wählen
hatte. Auch unſere Haltung in Genf wird von dielen Leuten
kritiſiert. In Genf haben wir für den Frieden gearbeitet. Wir
haben den Grundſatz der Schiedsgerichtsbarkeit zum Siege
ge=
führt, der in Zukunft Konflikte vermeiden helfen ſoll. Wir
haben erklärt, daß wir das ruſſiſche Volk nicht mehr ignorieren
wollen. Das ſoll ein unverzeihlicher Fehler in den Augen
der=
jenigen ſein, die ſich vor dem Zarismus gebeugt haben. Wir
haben unſere alten Alliierten
wiedergefun=
den: welches auch die Regierungen ſein mögen,
die ſie regieren, wir verlangen nur, mit ihnen
gutgläubig an der Wiederherſtellung des
Frie=
densunterden Völkern mitzuarbeiten. So
ſchwie=
rig auch noch unſere Beziehungen zu Deutſchland ſind, wir haben
erklärt, daß wir mit dem deutſchen Volke gerechte (eguitable)
und für beide Länder ehrenhafte Beziehungen wieder anknüpfen
wollen, die es geſtatten, die Werke der Ziviliſation zu
fruktifi=
zieren. Wir haben eben den Völkern den Frieden erklärt. Wenn
das unſer Verbrechen ſein ſoll, dann übernehmen wir hierfür
die Verantwortlichkeit. Miniſterpräſident Herriot ging alsdann
auf die Vorwürfe ein, die das Manifeſt des ehemaligen
Präſi=
denten der Republik, Millerand, alſo der
nationalrepublikani=
ſchen Liga, auf innerpolitiſchem Gebiete gegen die jetzige
Re=
gierung enthält. Der Miniſterpräſident wies dieſe Vorwürfe
energiſch zurück.
Tagung der Republikaniſchen Liga.
Paris, 9. Nov. (Wolff.) Die Republikaniſche Liga hielt
geſtern unter dem Vorſitz Painlevés ihre Generalverſammlung ab,
in deren Verlauf der Bericht über ihre Tätigkeit erſtattet wurde.
Hiernach ſtellr die Liga in der Kammer annähernd 120
Abgeord=
nete, die ſich zu ihrem Programm bekennen. Der
Kammierpräſi=
dent Painlevé wandte ſich beſonders gegen das Manifeſt der
Nationalrepublikaniſchen Liga, die unter dem Vorſitz Millerands
ſteht. Die Liga der Republik werde den Fehdehandſchuh, der ihr
ven dieſer Neugründung hingeworfen worden ſei, aufnehmen
und ſich den Gegnern zu jeder Diskuſſion ſtellen. Painlevé
er=
klärte weiter, wenn die Regierung ein gutes Werk durchführen
wolle, ſo ſei Diſziplin mehr denn je vonnöten. Die Republil
müſſe über allem ſtehen. „Wenn wir das bedenken, dann werden
wir über alle Hinderniſſe ſiegen”. Namens Elſaß=Lothringens
ſprach Advokat Nicolai aus Metz, den General v. Nathuſius mit
ſeiner Verteidigung beauftragt hat. Er trat für eine vollſtändige
Eingliederung der beiden Provinzen in Frankreich ein.
Schließ=
lich ſprach ſich die Verſammlung für die Cinheitsſchule und für
die Zuſammenarbeit mit der deutſchen Friedensliga aus.
Anarchiſtenkämpfe in Spanien.
Zwiſchenfälle an der ſpaniſch=franzöſiſchen Grenze.
Paris 9. Nov. Aus verſchiedenen Gegenden Spaniens
wverden blutige Zuſammenſtöße zwiſchen den Truppen und
Anax=
chiſten gemeldet. Großes Aufſehen erregte hier die Meldung, daß
eine etwa 50 Mann ſtarke Anarchiſtenbande an der franzöſiſchen
Grenze der ſpaniſchen Polizei ein blutiges Gefecht in dem
Grenz=
ort Vera lieferte. Auf beiden Seiten gab es 5 Tote. Die
Anar=
chiſten mußten ſchließlich in das Gebirge flüchten. 20 von ihnen
wurden gefangen genommen, den anderen gelang es über die
franzöſche Grenze zu flüchten. 8 wurden von franzöſiſchen
Gen=
darmen dingfeſt gemacht. Die genaue Zahl der Anarchiſten, die
an den einzelnen Grenzorten verhaftet worden ſind, iſt noch nicht
mitgeteilt, doch glaubt man, daß es ſich um ein planmäßiges
Vor=
gehen der ſpaniſchen Oppoſition handelt, und daß weitere
Ver=
haftungen bevorſtehen.
Der franzöſiſche Botſchaſter in Madrid, iſt geſtern vom
ſtell=
vertretenden Präſiventen des Direktoriums empfangen worden.
Man glaubt, daß die Unterredung ſich auf die jüngſten
Zwiſchen=
fälle an der ſpaniſch=franzöſiſchen Grenze bezog.
Frankreich und Elſaß=Lothringen.
Paris, 9. Nov. (Wolff.) Der „Matin” glaubt,
Einzel=
heiten über eine Konferenz geben zu können, die vorgeſtern unter
dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten über die Regelung der
elſaß=lothringiſchen Angelegenheiten ſtattgeſunden hat. Danach
ſei folgendes beſchloſſen worden: 1. Abſchaffung des
General=
komiſſariats für Elſaß=Lothringen ab 1. Januar 1925; 2.
Er=
nennung eines Verwalters (Adminiſtrateurs) für Elſaß
Loth=
ringen, der in Paris ſeinen Sitz haben ſolle. Für dieſen Poſten
ſoll der Rektor der Univerſität Straßburg, Charlety der auch
gleichzeitig Referent für elſaß lothringiſche Angelegenheiten iſt, in
Frage kommen; 3. Beibehaltung der elſaß=lothringiſchen
Ver=
waltungsabteilungen für Unterricht und Kultus und für ſoziale
Verſicherungen; 4. Eingliederung der Verwaltungen von Juſtiz,
Handel, Landwirtſchaft und Finanzweſen in den betreffenden
Zentralverwaltungskörper; 5. Abſchaffung des elſaß=
lothringi=
ſchen beratenden Komitees und Cinſetzung eines neuen Komitees
in Paris, das aus von der Regierung ernannten elſäſſiſch=
loth=
ringiſchen Bürgern zuſammengeſetzt ſein ſoll; 6. die Frage des
Konkordats und des elſaß=lothringiſchen Schulweſens ſoll dem
Staatsraat zur Prüfung unterbreitet werden.
Der Fall Nathufius.
TU. Paris, 9. Nov. Der Botſchaftsrat von Rintelon, der
nach Paris zurückgekehrt iſt, erklärte, daß ſich General von
Na=
thuſius über nicht zu beklagen hätte und korrekt und anſtändig
behandelt würde. Von Nathuſius ſieht ſeiner Freilaſſung mit
großer Zuverſicht entgegen, weil er ſich ſeiner Unſchuld völlig
beſpußt iſt. Die Anklage, die gegen ihn erhoben wird, bezieht ſich
nicht auf den Diebſtahl von Möbeln, ſondern auf Entwendung
von Pelzen und Beklei ungsſtücken, die in Roubaix abhanden
gekommen ſein ſollen. Von Mintelon dementierte die
Havasmel=
dung, wonach General von Nathuſius erklärt haben ſoll, daß die
Diebſtähle vielleicht von Soldaten ſeiner Kolonne begangen
wur=
den. Er habe nichts derartiges geſagt.
Danzig und das polniſche Zollgeſetz.
Danzig, 9. Nov. (Wolff.) In der Frage der Ausfuhrzölle
hat der Kommiſſak des Völkerbundes ſoeben folgende
Entſchei=
dung gefällt: a) Das polniſche Zollgeſetz vom 31. Juli 1924 gilt
für das Gebiet der Freien Stadt; b) es ſoll eine Vereinbarung
zwiſchen Polen und der Freien Stadt Danzig abgeſchloſſen
wer=
den über die Anwendung von Ausfuhrzöllen auf Erzeugniſſe aus
Danzigs eigener Induſtrie, eigener Landwirtſchaft und eigener
Fabrikation; c) bis zum Abſchluß dieſer Verenbarung ſoll die
Freie Stadt Danzig der polniſchen Regierung zur ſofortigen
Prüfung die Fälle unterbreiten, in denen die Anwendung des
Zollgeſetzes vom 31. Jul 1924 oder die daraus herrührenden
Vor=
ſchriften für ſeine eigene Induſtrie, eigene Landwirtſchaft und
eigene Fabrikation die Wirkung eines Verbots der Ausfuhr
ge=
habt haben. Die polniſche Regierung ſoll die geeigneten
Vor=
kehrungen treffen, die zur Befreiung dieſer Erzeugniſſe von den
Wirkungen des Geſetzes vom 31. Juli 1924 und der Vorſchriften,
die es in Wirkſamkeit ſetzen, erforderlich ſind. Hinſichtlich der
anderen Zweige des Danziger Handels ſoll die polniſche
Re=
gierung den Danziger Firmen dieſelbe Erleichterung gewähren,
die den polniſchen Firmen unter den gleichen Umſtänden
zuge=
ſtanden werden.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Samstag, den 8. November.
Ein Volksfeind.
Schauſpiel von Henrik Ibſen.
Dieſes klare und wirkungsvolle Volksſtück ſchrieb Ibſen
1882 in Rom, nachdem verſtändnisloſe Kurzſichtigkeit in
Nor=
wegen ihre Entrüſtung wegen der „Geſpenſter” über den
Dichter ergoſſen hatte. Er fühlte ſich mit ſeinem Dr. Stockmann
identiſch, nur daß der Doktor ein größerer Wirrkopf ſei als er.
Wie Stockmann trug Ihſen neue Ideen ſeiner Zeit voraus; wie
Stockmann kam auch er im Kampfe gegen die kompakte Mehrheit
zu dem Schluſſe, daß derjenige der ſtärkſte Mann auf der Welt iſt,
der allein ſteht. Dieſe Erkenntnis iſt nicht neu, aber jeder Tag
beſtätigt ihre Wahrheit von neuem, und ſo behält ſie ihre
dau=
ernde Gültigkeit. Dem Kampfe des Badearztes um die
Säube=
rung des Bades, der ſich zum Kampfe um die Befreiung der
Geſellſchaft von Lüge und Heuchelei geſtaltet, hat Ibſen ſo klare
und lebendige Form gegeben, daß ſich ſeine Wirkung bis in die
Gegenwart erhalten hat.
Zutreffend faßte Ernſt Legal als Spielleiter das
Schau=
ſpiel als ein friſchpulſierendes Volksſtück an, das nicht — wie
andere Dramen Ibſens — mit gedanklicher Schwere belaſtet iſt.
Im Hinblick auf die Erörterungen, die kurz zuvor „Die
Geſpen=
ſter” hervorgerufen hatten, hatte Ibſen ſchon ſeinen Verleger
Frederik Hegel mit leichtem Humor hinſichtlich des „
Volksfein=
des” beruhigt: „Es wird diesmal ein friedfertiges Stück, das von
Staatsräten und Großhändlern und ihren Damen geleſen
wer=
den kann und vor dem die Theater nicht zurückzuſchrecken
brau=
chen.” So gab Legal friſches, lebe ndiges Theater, nahm
Stock=
mann als Miſchung von Idealiſt und Wirrkopf nicht allzu ſchwer
ließ die Kinder tüchtig über die Bühne tollen und geſtaltete die
Volksverſammlung in Holſters Haus bei origineller Beleuchtung
mehr luſtig als erſchütternd. Bisweilen allerdings hatte man den
Eindruck, als ob noch eine oder zwei Proben der Aufführung gut
getan hätten.
Der Geſtalt des Doktors Stockmann gewann Rudolf Klix
lebhafte Teilnahme. Er gab ihn als unruhigen Sanguiniker, in
dem der Wirrkopf den Idealiſten überwog; ſo hatte man
ſchließ=
lich mehr Mitleid mit ihm, als daß eine tragiſche Erſchütterung
von ihm ausgegangen wäre. Hierbei war Klix ſchon in den erſten
Akten von ſolcher Lebendigkeit, daß ihm bei der exploſiven
An=
ſprache in der Volksverſammlung eine Steigerung nicht mehr
möglich war.
Als Gattin ſtand dem Doktor Stockmann Käthe Meißner
zur Seite: zuerſt beſorgt um das Schickſal der Familie, dann treue
Kampfgenoſſin; klug, klar, warmherzig. — Den ſchärfſten Gegner
hat Stockmann in ſeinem Bruder, dem Stadtvogt, den Kurt
Weſtermann mit den feinen Einzelſtrichen ſeiner realiſtiſchen
Kunſt zeichnete. Hans Baumeiſter, früher der „Volksfeind”,
iſt ſein eigener Schwiegervater geworden und gab als Niels
Worſe eine geſchickte Charge des alten „Dachſes”. In Paul
Maletzki, dem Vorſitzenden des Hausbeſitzervereins und der
Mäßigkeitsgeſellſchaft, hatte die kompakte Mehrheit ihren
ergötz=
lichen Führer.
Petra, Stockmanns Tochter, iſt die ſympathiſchſte Geſtalt des
Schauſpiels; in ihr liegen Ausblick und Hoffnung für die Zukunft.
Mirjam Lehmann=Haupt gab ihr herzliche Friſche, wenn
auch nicht die klare Entſchloſſenheit, die Stockmanns Tochter eigen
iſt. Ein Bund zwiſchen Petra und Kapitän Holſter iſt zwar nicht
angekündigt, aber liegt im Sinne der weiteren Entwicklung.
Ibſen legte daher Wert darauf, daß Holſter von einem jungen
Darſteller geſpielt wird, und ſchrieb an Eduard Falleſſen, den
Kopenhagener Intendanten: „Horſter muß namentlich in der
kurzen Wechſelrede zwiſchen ihm und Petra im fünften Akt ſo
geſpielt werden, daß man ahnt, zwiſchen beiden iſt ein warmes
und inerliches Verhältnis im Werden.‟ Die Beſetzung der Rolle
mit Hans Ausfelder trug dieſer Abſicht des Dichters nicht
Rechnung und ließ ſolche Beziehungen nicht ahnen.
Die Schriftleitung des „Volksboten” führte Robert Klupp,
unterſtützt von ſeinem Mitarbeiter Alfred Schüler. Die
ſach=
gemäßen Dekorationen ſtammten von Alfred Pohl.
4Herbſtkonzert
der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache des erſten
Obman=
nes der Turngemeinde, Herrn Hermann Reichert, eröffnete
geſtern Abend um 8 Uhr das T.G.D.=Orcheſter im großen Saale
der Turnhalle am Woogsplatz mit einem Marſch das diesjährige
Herbſtkonzert der Turngemeinde. Herr G. Ploch, der Leiter des
T. G.D.=Orcheſters, bewies ſchon mit dieſem Eröffnungsmarſch
wie auch im weiteren Verlauf des Abends, daß er ſeine „Haus=
Kapelle” gut im Zug hat, und daß dieſe mit Freude und großer
muſikaliſcher Hingabe ihrer Aufgabe, für muſikaliſche
Unterhal=
tung zu ſorgen, gerecht wird.
Die Singmannſchaft der Turngemeinde, unter der Leitung
ihres muſikaliſch fein empfindenden Dirigenten, Herrn J. Kehr,
trat in der zweiten Nummer der Vortragsfolge mit dem Chor
„Das Kirchlein” von Becker, auf den Plan. Wenn auch dieſer
Chor, was Reinheit des Zuſammenklangs anbetrifft, noch nicht
ſo ganz gelang, (eine Erſcheinung, die bei ſehr viel
Chorvorträ=
gen meiſtens zu Beginn des Konzerts aufzutreten pflegt), ſo
zeigte ſich in den weiteren Chorvorträgen: „Gut’ Nacht, ihr
Blumen” von J. Witt, „Deutſcher Wald, nun lebe wohl!” von
Werth, „Rheinglaube” von Sonnet und „Vom Naſchen” von
Mozart, daß die ſanglichen Leiſtungen der „
Turnerſingmann=
ſchaft” auf einer beachtenswerten Stufe der Vervollkommnung
angelangt ſind. Dieſes iſt in der Hauptſache der Rührigkeit und
dem feinen muſikaliſchen Verſtändnis ihres Chorleiters, Herrn
J. Kehr. zu danken, der es verſtanden hat, mit dem ihm zu
Ge=
bote ſtehenden vortrefflichen Stimmaterial — beſonders ſeien
hier die melodiöſen weichen Tenöre erwähnt — vom Zuhörer
äußerſt angenehm empfundene Klangwirkungen zu erzielen. Als
ganz beſonders gut gelungen möchten wir die drei letzten der
oben erwähnten Chöre bezeichnen, die, wie alle übrigen
Chor=
vorträge, warmen Beifall fanden.
Weſentlich trugen zum Gelingen des ſchönen Abends das
Schnurrbuſch=Quartett, (in der zweiten Violine durch Herrn
Kammermuſiker Raſche beſetzt) und die Soliſten des Abends,
Herr Konzertmeiſter Schnurrbuſch, Herr Kapellmeiſter Ephraim,
vom heſſiſchen Landestheater, und die Konzertſängerin, Frau
Suſanne Horn, die an Stelle der erkran’ten Frau Gerke vom
heſſiſchen Landestheater, eingeſprungen war, bei.
Das Streichquartett F=Dur von Dvorak, das in ſeinen
ſämt=
lichen Sätzen die echte träumeriſche, ſchwermütige, aber auch
wie=
der heitere liebliche Böhmerland=Stimmung erkennen läßt und
reich iſt an herrlichen Melodien, wurde ebenſo wie die „
Sere=
nade” von Haydn, die „Canzonetta” von Mendelsſohn und das
bekannte graziöſe „Menuett” von Boccherini vom Snurrbuſch=
Quartett ſchwungvoll und feinempfunden zur Aufführung
ge=
bracht, ſo daß das dankbare Publikum ſchon nach den einzelnen
Sätzen die Künſtler durch reichen Beifall auszeichnete. Als Soliſt
erfreute Herr Konzertmeiſter Schnurrbuſch, von Herrn
Kapell=
meiſter Ephraim meiſtehaft begleitet, durch den Vortrag des 2.
und 3. Satzes des Violinkonzerts von Mendelsſohn, das in
ſei=
nen Klangfiguren an des Komponiſten „Sommernachtstraum”
erinnert.
Die Soliſtin des Abends, Frau Suſanne Horn, ſang, von
Herrn Kapellmeiſter Ephraim ſehr fein und zurückhaltend
beglei=
tet, im erſten Teil des Konzerts drei Lieder von Reger „
Wald=
einſamkeit” „Zum Schlafen” und „Maria Wiegenlied” und im
weiteren Verlauf des Konzerts Pfitzners „Gretel”, „Die
Heim=
kehr vom Feſte” von Leo Blech, „Rothaarig iſt mein Schätzelein”
von E. Steinbach und ſchließlich Tauberts „Vogel im Walde‟,
Die Sängerin, die über einen ſehr ſympathiſch klingenden hohen
Sopran verfügt, deſſen höchſte Töne auch noch die nötige
Weich=
heit aufweiſen, bewies durch den Vortrag ihrer Lieder, daß ihr
ganz beſonders gemütvolle Lieder, die von Herzen zu Herzen
gehen, liegen. Auf der anderen Seite aber verfügt ſie auch über
genügend Temperament, um humorvolle ſchalkhafte Weiſen durch
einen entſprechenden Vortrag auf die Zuhörer wirken zu laſſen
und dortſelbſt heitere freudige Stimmung zu erwecken. Frau
Horn, die übrigens geſtern recht gut disponiert ſchien, wurde
durch reichen Beifall und Blumen ausgezeichnet.
Schließlich ſei noch erwähnt, daß Herr K. Bögel vom
heſſi=
ſchen Landestheater durch ſeine Rezitationen ernſter und heiterer
Art, von denen beſonders „Der Organiſt von Schmalkalden”
von Benno Ludwig Manns, Ernſt von Wolzogens „Platz da‟
und „Die Abreiſe” von Willy Ruppel und Marcel Salzer
er=
wähnt ſeien, es glänzend verſtand, die Herzen und die
Lachmus=
keln eines aufmerkſam zuhörenden Publikums in gleicher Weiſe
in Bewegung zu ſetzen.
Das ſehr abwechſlungsreich geſtaltete Programm fand gegen
Mitternacht ſeinen Abſchluß durch ein von der Hauskapelle
tem=
veramentvoll geſpieltes Potpourri aus der „Fledermaus”, das
den richtigen Auftakt bildete zu dem nunmehr einſetzenden
Feſtball.
Sr
Rummer 313.
Montag, den 10. November 1924.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 10. November.
— Heſſiſches Landestheater. Mit Wirkung vom 15. November ab
wird im Tagesverkauf ein Zuſchlag für die Altersverſorgung
frü=
herer Mitglieder des Landestheaters erhoben, und zwar in Höhe von
5 Pfg. für jede Karte 1. und 2. Galerie im Großen und zweites Parterre
im Kleinen Haus und in Höhe von 10 Pfg. für jede Karte der übrigen
Platzarten. Die wirtſchaftliche Lage penſionierter Schauſpieler und
Sänger ſowie ihrer Familien iſt infolge der Inflationszeit, die alle
Er=
ſparniſſe aufzehrte, eine geradezu troſtloſe. Es iſt nicht zu zweifeln, daß
das Darmſtädter Publikum, das den alten Künſtlern ſo viel frohe und
erhebende Stunden verdankt, gerne dieſen geringen Beitrag zur
Tinde=
rung ihrer Not leiſten wird.
—0. Ueber „Körperform und Seelenkunde”, mit dem Unterthema
„Was muß jeder vom Nächſten wiſſen, um in ſegensreicher Gemeinſchaft
leben zu können”, ſprach in dem ſehr mäßig beſetzten Konkordiaſaale
Herr H. Gregor von der Vereinigten StuLien=Geſellſchaft f. C.
Huters Pſycho=Phyſiognomik. Der Lichtbildexvortrag war eine
Fort=
ſetzung der am Dienstag gegebenen Ausführrngen. Leider hatte man
auch heute wieder bei dem Vortrag das Eefühl, als ob dieſe Forſchung
noch ſehr im Anfangsſtadium und in den Kinderſchuhen ſteckte.
Jeden=
falls konnte das Referat, das namentlich bei Erklärung der
photographi=
ſchen Kunſtbilder und Porträtvorffkhrungen nur allgemein bekannte
Tat=
fachen brachte, kaum jemanden ſolchen Vorteil gebracht haben, daß er
nun wüßte, mit welchen Menſchen er in beſonders ſegensreicher
Gemein=
ſchaft leben kann. Allerdigs muß angenommen werden, daß der
Be=
gründer der Lehre Carl Huters, deren Charakterkopf als Selbſtoildnis
gezeigt wurde, wohl der geeignete ernſte Wiſſenſchaftler iſt, der ſeinen
Hörern einen ernſten Einblick in die Pſycho=Phyſiognomik in lehrreicher
Weiſe geben kann, und daß dieſe Lehre, mit Ernſt und Verſtändnis
be=
trieben, nach grüändlicher Vor= und Ausbildung auf allen Spezialgebieten
für die Menſehheit ſehr ſegensreich werden kann. — Nach einer kurzen
Pauſe, die dem Lichtbildervortrag folgte, verſuchte der Referent, an
zwei Damen und zwei Herren aus dem Publikum deren
Charaktereigen=
ſchaften — ihr Seelenleben — nach ihrer Körperbildung, insbeſondere
der Geſichtsbildung (Naſe, Kinn), zu erklären. Dieſe Erklärungen waren
knapp und kurz, hatten für die betreffenden Objekte auch keinerlei
nach=
teilige Ergebniſſe, weshalb ſie auch ohne weiteres von den vier Perſonen
anerkannt und als durchaus richtig beſtätigt wurden. Zwar iſt es äußerſt
ſchwer und auch nicht ganz angebracht, einem Menſchen coram publico
ſeine Charaktereigenſchaften zu offenbaren, aber wenn ſich ſchon
Per=
ſonen freiwillig melden und zur Verfügung ſtellen, dann hätte ſicher Herr
C. Huters und andere Forſcher der Pſycho=Phyſiognomik markantere
Eigenſchaften konſtatiert, wenn ſie auch vielleicht für die betreffenden
Perſonen manchmal nicht ſchmeichelhaft ausgefallen wären.
— Evangeliſcher Bund. Man ſchreibt uns: Die Gründung des
Deutſch=Evangeliſchen Kirchenbundes, in dem ſämtliche Landeskirchen der
einzelnen deutſchen Volksſtaaten zuſammengeſchloſſen ſind, iſt für den
deutſchen Proteſtantismus zweifellos das bedeutendſte Ereignis in der
Geſchichte ſeiner jüngſten Vergangenheit. Dieſe mächtige Organiſation,
die jeden evangeliſchen Chriſten, der ſeiner Kirche lieb hat, mit
freudi=
gem Dank gegen Gott erfüllt, berechtigt, von einer Einheit des deutſchen
Proteſtantismus hinſichtlich der Mi lichkeit ſeines Wirkens nach außen
hin zu ſprechen, und bereits hat auch der Kirchenbund zu entſcheidenden
Problemen dere Gegenwart ſeine Stimme geäußert; man denke nur an
die zu den Gegenwartsnöten klare Stellung nehmende Kundgebung des
erſten Deutſch=Evangeliſchen Kirchentags in Bethel. So iſt der deutſche
Proteſtantismus ſeinem ſeit den Tagen der Reformation erſtrebten Ziel
der Einheit ein gutes Stück durch den Kirchenbund näher gekommen.
Daß hier noch viel zu tun iſt, weiß niemand beſſer als der
Proteſtantis=
mus ſelbſt. Wie nun Luthers Erbe dieſe Entwicklung zur Einheit
be=
fruchten und fördern kann, darüber will Profeſſor Lampas=
Fried=
berg in der Lutherfeier ſprechen, die der Evangeliſche Bund am
nächſten Dienstag, den 11. November, abends 8 Uhr, in der Stadtkirche
veranſtaltet. Den krönenden Abſchluß und Ausklang der Feier bildet
die Wiederholung der Bachſchen Kantate „Ein” feſte Burg”, die jüngſt
bei der 50jährigen Jubelfeier des Stadtkirchenchors ausgeführt wurde.
Ueber die Schönheit und wuchtige Kraft dieſer Kantate, die zeigt, wie
ſehr ein Bach Luther und die Reformation erlebt hat, iſt an anderer
Stelle eingehend geſprochen worden. Wer von den evangeliſchen
Clau=
bensgenoſſen eine Stunde der Weihe und Erhebung erleben will, möge
dieſe Lutherfeier beſuchen. Eintritt frei, mit Ausnahme der Empore,
für die Eintrittskarten zu 60 Pfg. und 1 Mk. in der Buchhandlung von
Waitz und Papierhandlung Heckmann zu haben ſind. Programme für
die Kantate (20 Pfg.) ſind an den Kirchtüren zu haben.
— Dr. Hugo Eckener über den Zeppelinfilm: „Der Zeppelin” ſteht
gegenwärtig an einem kritiſchen Punkte ſeiner geſchäftlichen Entwicklung.
Denn einerſeits iſt durch das ſogenannte Londoner Ultimatum den
deut=
ſchen Starrluftſchiffwerften, alſo auch dem „Luftſchiffbau Zeppelin”, der
Bau von Luftſchiffen praktiſch unterſagt worden, andererſeits kann ſich
das Ausland, durch ſchlechte Erfahrungen abgeſchreckt, noch nicht
ent=
ſchließen, den Bau von dieſen Schiffen ſpezifiſch deutſchen Typs ſeinerſeits
aufzunehmen. Wird die Entwicklung des Zeppelins ſtetig weitergehen
oder wird der Faden vorerſt abreißen, um vielleicht erſt nach Jahren
mühſam unter Opfern wieder aufgenommen zu werden? Wer die
Ge=
ſchichte des Zeppelinluftſchiffs kennt und ſomit weiß, daß ſich dieſes trotz
der wunderbaren Entwicklung des Flugzeuges neben dieſem durch
Stei=
gerung ſeiner Leiſtungen ſtets ſiegreich zu behaupten wußte, wer die
Wettertüchtigkeit der Zeppeline kennt und je die unvergleichlichen Reize
einer ruhig dahingleitenden Fahrt in ſeinen bequemen Kabinen
beſchau=
lich genoſſen hat, der weiß, daß dieſes ideale Verkehrsmittel der Welt
nicht verloren gehen darf und kann. Der „Z. R. 3” hat die Beſtimmung,
zwiſchen der deutſchen Vergangenheit und der amerikaniſchen Zukunft des
Luftſchiffbaues die Verbindung zu ſchaffen. Von ſeinen Leiſtungen in
der Folge hängt es ab, ob zunächſt Amerika den Faden, den wir fallen
laſſen müſſen, aufnimmt. Amerika iſt hierzu ſchon dadurch prädeſtiniert,
als es, im Beſitze des unbrennbaren Heliums, in der Lage iſt, einem
viel=
fach geltend gemachten Bedenken gegen die Luftſchiffe zu begegnen. Mit
Gefühlen der Wehmut und der frohen Hoffnung zugleich gibt der
Luft=
ſchiffbau Zeppelin ſein letztes Erzeugnis dorthin ab, wo er das
Vermächt=
nis ſeines unvergeßlichen Begründers gut aufgehoben und, unter ſeiner
eigenen Mitarbeit, fruchtbar verwaltet wiſſen darf. Die gegenwärtige
Lage ladet dazu ein, einen Rückblick zu werfen auf die in unſerer
ſchnell=
lebigen Zeit faſt ſchon zur Legnde gewordenen dramatiſchen Geſchichte des
Zeppelinluftſchiffes und dann den Bau und die Art des Schiffes
vorzu=
führen, dem eine ſo bedeutungsvolle Miſſion anvertraut iſt. Die moderne
Technik des Films iſt hierfür geeignet, wie kein anderes Mittel.”
— Ludwigsoberrealſchule. Das Thema des letzten Vortrages „Ueber
den Rundfunk” hatte eine große Anziehungskraft ausgeübt; der Saal
war voll beſetzt. Herr Prof. Klingelhöffer verſtand es ausgezeichnet, ſeine
Zuhörer in die ſchwierige Materie einzuführen. Ausgehend von den
Er=
ſcheinungen der ſtatiſchen Elektrizität, kamer über Galvanismus und
In=
duktion immer tiefer in das Gebiet der Elektrizität hinein, ſo den Boden
vorbereitend für die Vorgänge bei der drahtloſen Telephonie, beſonders
bei der Verſtärkerröhre. Zahlreiche Verſuche unterſtützten das
Verſtänd=
nis des vorgetragenen Stoffs. Zum Schluß wurde noch durch den von
Herrn Prof. Dr. Richter für die Schule zuſammengebauten Empfänger
ein Teil des Konzerts des Frankfurter Senders wiedergegeben.
— Kleinkraftrad und Sozius. Gegenüber der Behauptung von
polizeilicher Seite, daß Kleinkrafträder mit Sozius nicht gefahren werden
dürften, ſei bemerkt, daß die §§ 40, 41 der Reichsverordnung vom
18. April 1924 dahingehende Verbote oder Einſchränkungen in der
Be=
nutzung nicht enthalten. Auch hier gilt der Grundſatz, daß Reichsrecht
vor Landesrecht geht.
Die Vereinigung früherer Leibgardiſten
hielt eine gutbeſuchte außerordentliche Generalverſammlung ab, zu deren
Beginn der Vorſitzende, Kam. Kalbhenn, der während des Vereinsjahres
verſtörbenen Vereinskameraden Dörr, Velker, Fr. Eichling, H.
Wieſen=
acker, Karl Delp (Kranichſtein), Ehrhardt, K. Veith und Dr. A. Oſann
gedachte. Beſonders tragiſch war der Tod des Kam. Veith, der, von der
Feier im Orangeriegarten tief bewegt, einem Schlaganfall zum Opfer
fiel. Die Vereinigung erlitt auch durch den Tod des bewährten Kam. Dr.
Oſarin einen ſehr ſchweren Verluſt. Der Redner hat es für richtig ge=
Rilten, bei der Trauerfeier auf dem Waldfriedhofe dem ausdrucklichen
Wunſche des Entſchlafenen entſprechend eine Grabrede bei der
Kranz=
niederlegung nicht zu halten. Heute könne er es ſich nicht verjagen, der
alten unverrückbaren Treue des Entſchlafenen zu dem ſtolzen Regiment
zu gedenken. Man werde ihm über das Grab hinaus die Treue halten.
Unter der Deviſe „Gott, Ehre, Vaterland”, die auch Dr. Oſann als
Grundſatz hatte, werde man auch fernerhin ſein Andenken in Ehren
halten. Die Kameraden erhoben ſich von ihren Sitzen. Die von Kam.
Trautmann hierauf verleſene Niederſchrift der letzten
Hauptverſamm=
lung fand Genehmigung, worauf in die Beratung über die Errihtung
einer Sterbekaſſe eingetreten wird. Nach Verleſung der Satzungen
durch Kam. Gebhardt wurde nach eingehender Ausſprache beſchloſſen,
die Kaſſe als Pflichtkaſſe einzuführen, der jedes Mitglied der
Vereini=
gung angehören muß.
In der folgenden Einzelberatung der Satzungen wurde beſhloſſen,
zunächſt von einer Abteilung Unterſtützungskaſſe abzuſehen und die
Teil=
nahme vorläufig nur auf die Vereinskameraden zu beſchränken. Ueber
die Aufnahme von Familenangehörigen ſoll ſpäter beraten werden. —
Zunächſt wird für das erſte Vereinsjahr ein Sterbegeid von 60 Mark
feſtgeſetzt. Die weitere Höhe wird von Jahr zu Jahr beſtimmt. — In den
Vorſtand werden gewählt: Als 1. Vorſitzender Kam. Kalbhenn,
Schrift=
führer Gebhardt und Kaſſierer Kam. Krebs ſowie die Mitglieder Berger,
Trautmann, Volz und Waldmann als Beiſitzer. Die Kaſſe tritt am
1. Januar in Kraft. — Einem Antrag des Kam. Berger entſprechend,
ſoll im Anſchluß an einen beſtehenden Schießverein der Schießſport
be=
ſondere Pflege erfahren. — Auch die Bildung einer Geſangsabteilung,
zu deren Leitung ſich Kam. Greilich bereit erklärt hatte, iſt in die Wege
geleitet. — Der Vorſitzende teilte noch mit, daß der Verein der 115er
zu ſeinem am 30. November in Offenbach ſtattfindenden 12.
Stiftungs=
feſt eingeladen hat. — Am 4. Dezember wird die Vereinigung einen
Familienabend mit Konzert im Perkeo, am 25. Dezember eine
Weihnachts=
feier im Saalbau abgehalten. Bei letzterer ſind beſondere Ueberraſchungen
für die Kinder vorgeſehen; es werden ſtimmbegabte Damen, Frauen
und Töchter der Kameraden erſucht, ſich baldigſt zu melden. — Der
Vorſitzende gibt noch die Gründung des Heſſiſchen Bundes der
Leib=
gardiſten, ſowie die Herausgabe einer Zeitſchrift „Der Leibgardiſt”
be=
kannt; es wird beſchloſſen, daß dieſes Vereinsorgan, das den
Zuſammen=
halt und die Kameradſchaft wie die Vaterlandsliebe zu pflegen berufen
iſt, jedem Kameraden gegen geringe Vergütung zugeſtellt wird.
Zum Schluß erfolgt noch die erfreuliche Mitteilung des Kam. Minkler,
daß die Bildung einer Ortsgruppe der 115er in Groß=Bieberau, die das
ganze Fiſchbachtal umſchließen ſoll, in nächſter Ausſicht ſteht. Damit
findet die anregende Verſammlung ihr Ende.
* Die Berufswahl unſerer Töchter.
Die Zeiten ſind vorüber, in denen ein großer Teil unſerer
weib=
lichen Jugend ſich wie die Schmetterlinge ſeiner Jugend freute und
ſelten daran dachte, es den Brüdern gleich zu tun, die oft ſchon in der
Schulzeit einem beſtimmten Beruf zuſtrebten. Der Mann muß hinaus
ins feindliche Leben, das wußte man; die Frau gehört ins Haus, das
war ein ebenſo oſt gebrauchter Satz. Aber heute ſehen wir nur in
beſonderen Fällen das junge Mädchen als Haustochter dauernd den
ſchönen Pflichten im Elternhauſe leben und ſeltener wie vor dem Kriege
ſich mit dem Erwählten des Herzens ein Neſt bauen. Von früh auf
heißt es auch beim weiblichen Geſchlecht: du mußt hinaus, mußt einen
Beruf ergreifen, du mußt erwerben! Unter den ſchweren
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſen, die zu ſolchem Umſchwung führten, muß es als
Erleichterung empfunden werden, daß die Jugend von heute ſich
ver=
hältnismäßig raſch dieſem Muß angepaßt hat. Gar manches geſunde,
begabte Mädchen freut ſich der Gelegenheit, ſonſt brach liegende
körper=
liche und geiſtige Kräſte in einem ihr ſympathiſchen Beruf zur Geltung
zu bringen; der Unabhängigkeitsſinn, der Drang nach Freiheit und
Selbſtändigkeit iſt ja ein ausgeſprochenes Merkmal der heutigen
Ju=
gend. Sind beſondere Gaben nach einer beſtimmten Richtung
vor=
handen, ſo vollzieht ſich die Ausbildung zu einem Beruf manchmal mit
erfreulicher Leichtigkeit und führt dann zu einem wohl befriedigten
Da=
ſein. Aber das iſt kein ſehr häufiger Fall. Oft genug iſt beſondere
Neigung oder Eignung für einen Beruf ſchwer erkennbar in einem
jungen Weſen, wenn es die Schule verläßt, oft genug werden Mißgriffe
gemacht, die ſich ſpäter bitter rächen. Für die große Mehrzahl unſerer
Mädchen iſt überaus gewiſſenhafte Prüfung aller Erforderniſſe eines
Berufs eine ernſte Pflicht, der ſich auch die Eltern ſehr bewußt ſein
müſſen. Der Verein „Freundinnen junger Mädchen” beabſichtigt in
den nächſten Monaten Mütter= und Töchterhandreichung nach dieſer
Richtung zu tun; er will an etwa 6 Nachmittagen eine ganze Reihe
der dem weiblichen Geſchlecht jetzt zugänglichen Berufe ſchildern laſſen
und zwar in erſter Linie durch Frauen, die ſelbſt in der betreffenden
Arbeit ſtehen. Die Referate werden im Muſikzimmer des Saalbaues
(1 Treppe hoch, Eingang Tor in der Saalbauſtraße) gehalten; die
erſten am Freitag, den 14. November, von 5—½7 Uhr.
An dieſem Tage werden die Säuglingsſchweſter, die Fröbelſche
Kinder=
pflegerin und die Kindergärtnerin zu Wort kommen. Später folgen
die verſchiedenen Lehrberufe wiſſenſchaftlicher und techniſcher Art, die
Krankenpflege, die ſozialen und praktiſchen, die akademiſchen und
künſt=
leriſchen Berufe. Es iſt zu wünſchen, daß ſich eine anſehnliche Zahl
von Zuhörerinnen zu dieſen unterrichtenden Vorträgen einfindet,
da=
mit ihr Zweck erfüllt und der weiblichen Jugend ein wirklicher Dienſt
auf dem oft nicht leichten Wege ins Erwerbsleben geleiſtet wird.
— Velocipeb=Club 1899 E. V. Zur Einweihung des renovierten
Klubheims — mit der zugleich der allmonatliche „Alte Herren=Abend‟
verbunden war — fanden ſich über 100 Mitglieder im Klubheim
zu=
ſammen. Nach der Begrüßung durch den Vorſitzenden Herrn Jacob
König zeichnete dieſer die 1. Jugendmannſchaft — die zu dieſer Feier
geladen war — für ihren hervorragenden Sieg anläßlich der
Saalſport=
wettbewerbe des Radfahrervereins „Quartett”=Frankfurt aus und
über=
reiche ihr die vom Bund Deutſcher Radfahrer für ihre Erfolge geſtifteten
„Silbernen Bundesadler” Alsdann entwickelte ſich in bunter Reihe
ein vorzügliches Programm, an dem die verſtärkte Hauskapelle, ferner
Herr Dittmar von der hieſigen Liedertafel und die Klubkameraden Gg.
Benz ſen., Aug. Brück, L. Raab jun., Willi Schäfer, Th. Scherer und
Ernſt Jacobi hervorragenden Anteil hatten. Der Abend erhielt durch
die Reichhaltigkeit eine beſondere Note und wurde in der Form eines
„Bunten Abends” durchgeführt, wobei Klubkamerad Duyſter als
An=
ſager große Fähigkeiten entwickelt und im Klub erſte Lorbeeren erntete.
Im Verlauf des Abends konnte der Vorſitzende noch mitteilen, daß ein
Klubkamerad vier neue Radballmaſchinen geſtiftet hat, die bereits in den
nächſten Tagen eintreffen, ſo daß der V.C.D. in der Lage iſt, auch dieſe
Sportart — die wegen Maſchinenmangels einige Zeit ruhen mußte —
wieder aufzunehmen.
— Der D. O. B. veranſtaltete am vergangenen Donnerstag anſtelle
des ſonſt üblichen Vortragsabends ein einfaches Abendeſſen. Der ſehr
zahlreiche Beſuch und die äußerſt angeregte Stimmung bewies, daß auch
hiermit der Vorſitzende des D. O. B. das Richtige getroffen hatte. —
Am 4. Dezember findet wieder ein Vortragsabend im Bürgerbräu ſtatt.
Seite 3.
*Jungdeutſcher Orden, Bruderſchaft
Darmſtadt.
Am Sonntag nachmittag veranſtaltete die Bruderſchaft Darmſtadt
des Jungdeutſchen Ordens im Bürgerhof im Anſchluß an das
Ballei=
kapitel der Ballei Maingau ein Zuſammenſein der Ballei,
Bruder= und Schweſterſchaften des Ordens, um weiteren
Kreiſen der vaterländiſchen Bevölkerung Darmſtadts Gelegenheit zu
geben, ſich über das Wollen und Wirken des Jungdeutſchen Ordens zu
unterrichten. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand die Rede des
ſtellvertretenden Komturs der Ballei, Studienrat Clarius=Dieburg,
über: „Der 9. November”. Schon vor 3 Uhr war trotz des
locken=
den Herbſtwetters der mit Grün und den Fahnen des alten Reichs
ge=
ſchmückte Saal dicht beſetzt, und pünktlich um 3 Uhr eröffnete die
Frank=
furter Ordenskapelle mit einem flott und fchneidig geſpielten Marſch die
Veranſtaltung. Bruder Jung von der Bruderſchaft Darmſtadt hieß
die Gäſte und die Ordensbrüder in herzlichen knappen Worten
will=
kommen und hob hervor, daß der Nachmittag bei der Pflege zwanglofer
deutſcher Geſelligkeit ohne Inhaltung eines beſtimmten Programms ein
aufklärendes Bild von der Arbeit und den Zielen des Jungdeutſchen
Ordens geben ſolle, der, auf keinem geſhichtlichen Vorbild fußend, und
neue, noch nicht begangene Wege ſuchend, in einer wahren
Volksgemein=
ſchaft das deutſche Volk aus ſeinem Elend herausführen wolle. Vorträge
der kleinen, aber vorzüglich eingeſpielten Kapelle wechſelten mit
Rezi=
tationen vaterländiſcher Gedichte ab. Unter den Klängen des Pariſer
Einzugsmarſches wurden die Fahnen der Bruderſchaften der Ballei
Maingau in feierlichem Zuge in den Saal gebracht und dann auf der
Empore aufgepflanzt. Studienrat Clauius ſprach eingehend,
ſach=
lich und in der Fülle des von ihm zuſammengetragenen Materials
pak=
kend und eindringlich über den neunten November 1918, ſeine
Vor=
geſchichte und die Stellung des Jungdeutſchen Ordens zu dieſen
Ereig=
niſſen. Der Redner gedachte der Wühlarbeit in der Heimat, der
Muni=
tionsarbeiterſtreiks, der Unterminierarbeit an der Front und der
Orga=
niſation der Fahnenflucht. Gewiß ſei die zerſetzende Wirkung an der
Front ſpäter eingetreten, da der ſoldatiſche Geiſt der Frontkämpfen, die
draußen beſſer ſahen und wußten, worauf es ankam,
widerſtandsfähi=
ger war. Aber ſchließlich ſiegte die revolutionäre Propaganda, nicht
zuletzt dank der ſeitgehendſten finanziellen Unterſtützung durch die
Entente. Die Zuſammenhänge zwiſchen dieſer und führenden
Mitglie=
dern der damaligen U. S.P.D., die Bildung des letzten Kabinetts der
alten Kaiſerlichen Regierung, der Regierung des Prinzen Max von
Ba=
den, die Geſchichte des Waffenſtillſtandes und der Flottenmeuterei wie
die Vorgänge unmittelbar dor dem neunten November würdigte Her=
Clarius einer ausführlichen Beſprechung. Standesdünkel, Kaſtengeiſt
und Mangel an Pflichtgefühl, das Gehenlaſſen der ſozialen Entwicklung
durch die leitenden Stellen, mangelnde Berückſichtigung des arbeitenden
Standes und die Schäden des Parlamentarismus, alle dieſe Gründe
haben mit dazu beigetragen, daß wir ſo weit gekommen, ſo tief geſunken
ſind. Aus dieſen Fehlern wollen wir lernen, ſie bekämpfen und meiden.
Stein auf Stein wollen wir zuſammentragen zu dem gewaltigen Neubau
des neuen Deutſchen Reiches, und ein neuer heiliger Geiſt möge das
deutſche Volk durchglühen, um den neuen jungdeutſchen Staat ſchaffen
zu helfen. — Nachdem der nicht endenwollende Beifall ſich gelegt hatte,
durchbrauſte das Deutſchlandlied mit dem neuen vierten Vers:
„Deutſchland, Deutſchland über alles,
Nun im Unglück, nun erſt recht.”
den Saal. Gemeinſam geſungene vaterländiſche Lieder, die Weiſen der
Kapelle und Einzelvorträge füllten den Nachmittag aus, in deſſen
Ver=
lauf noch weitere Anſprachen gehalten wurden. Lebhaften Beifall trug
die ſatiriſche Rezitation „Mephiſto im Himmel” davon, die Bruder
Mou=
ton=Frankfurt meiſterhaft in Haltung und Sprache zum Vortrag brachte.
Nur zu ſchnell ſchlug dann die Abſchiedsſtunde für die Ordensbrüder
und =ſchweſtern, die zur Balleitagung aus allen Gegenden des Gaues,
zum Teil von weither, herbeigeeilt waren.
Der Jungdeutſche Orden wurde zu Beginn des Jahres 1919 als eine
auf vaterländiſcher, völkiſcher, großdeutſcher und chriſtlicher Grundlage
ſtehende Organiſation deutſcher Männer gegründet, die ſich, durch die Not
des Vaterlandes getrieben, zu einer Tatgemeinſchaft zuſammenfanden.
Mit faſt 6000 Ortsgruppen marſchiert der Orden an der Spitze der
vater=
ländiſchen Bewegung Deutſchlands. Brot, Frieden und Freiheit will er
dem deutſchen Volke bringen. Die Freiheit des deutſchen Volkes iſt ſein
höchſtes Ziel. Der Kampf gegen die Schuldlüge iſt die Pflicht eines jeden
Bruders. Als geiſtig revolutionäre, politiſch aber evolutionäre
Bewvegung will der Orden ſeinen Weg gehen zum Heil des deutſchen
Volkes.
Die Bruderſchaft Darmſtadt darf den glatten und
über=
aus harmoniſchen Verlauf der ganzen Veranſtaltung als einen vollen
Erfolg für ihre vaterländiſche Arbeit in Darmſtadt buchen. — Am
Sonn=
tag morgen um halb 11 Uhr hatte, ebenfalls im Bürgerhof, das Ballei=
Kapitel ſtattgefunden; in interner Beratung wurde die Arbeit innerhalb
der Ballei beſprochen, die Organiſation des Kaſſenweſens, der Ausbau
der Wanderabteilung, die Ausbildung von Rednern in der Bruderſchaft
H.W.W.
und die geſamte Organiſation der Ballei.
Lokale Veranſkaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu belrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Lutherfilm. Luthers Leben und Kämpfen von ſeiner
Jugend bis zu der Mittagshöhe ſeiner Wirkſamkeit auf Grund neueſter
viſſenſchaftlicher Forſchungen darzuſtellen, iſt die Aufgabe des
Luther=
ilms, der in der nächſten Woche in den hieſigen evangeliſchen
Gemein=
den, zuerſt an Luthers Geburtstag am 10. November, im Gemeindehaus
der Martinsgemeinde vorgeführt wird. Tief ergreifend iſt ſchon im erſten
Ikt die Darſtellung des Knaben in ſeinem Elternhauſe, der in der Art,
die er ſeine ſchwere Bürde trägt, den kommenden Helden ankündigt.
son Akt zu Akt entrollen ſich in wechſelvollen Bildern (Erfurt, Rom,
Wittenberg, Leipzig) ſeine Kämpfe mit ſich und ſeinen Gegnern, die in
der machtvollen weltgeſchichtlichen Stunde von Worms gipfeln. Den
endlichen Sieg auf der Wartburg ſtellt der letzte Akt dar. Als ein ewig
Lebender und lebendig Wirkender verbleibt er am Schluß in der Seele.
Einem Stoff von dieſer Bedeutung mußte eine typiſche Form gegeben
verden: Der romaniſche Bogen ſoll die mittelalterliche Welt darſtellen;
ir das Tor der Freiheit, das Luther erſchließt, gibt die gotiſche
Formen=
velt die ſymboliſche Linie. So iſt im ganzen Film mit dieſen beiden
ormbildern die Welt des Für und Wider entwickelt. In dieſem
ein=
heitlichen Rahmen wurde verſucht, der Gegenwart zu geben, was der
Gegenwart noch angehört: Das erhebende Bild des Kämpfers und
Hel=
den. Ueber Zeit und Ort der Film=Vorführungen geben die Anzeigen
ind Plakate Auskunft.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Känſkler und Känſileriſche Veranſialtungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchiest, behält ſich die Redaktion ibr Urteil vor.
— Mozartverein. Das nächſte Konzert findet unter Leitung
von Kapellmeiſter Rehbock am Montag, den 24. November, im Großen
Hauſe des Landestheaters ſtatt. Der Chor ſingt unter Mitwirkung des
Landestheaterorcheſters bedeutende Werke, in denen Anton Bruckner,
S. von Hausegger und Guſtav Weber zu Gehör kommen. Als Soliſt
iſt Kammerſänger Julins Gleß von der Staatsoper München
ge=
wonnen, einer jener gewaltigen wundervollen Bäſſe, der im Inland und
Ausland gerade im Konzertſaal größte Bewunderung erregt hat. Die
Mitgliedern werden aufgefordert, die Eintrittskarten bis zum 15. November
bei Otto Titze, Eliſabethenſtraße 4, abzuholen. Der Kartenverkauf für
Nichtmitglieder wird noch bekannt gegeben.
1. Der Zahnstein
fst ein Absatz des Speichels ähnlich wie der Kesselstein des
Wassers. Er hat eine graugrüne, braune bis schwarze Färbung
und ist zunächst ein Schönheitsfehler, der den Zähnen ein
häßliches, ungepflegtes Aussehen gibt und einen üblen
fauligen Geruch aus dem Munde verursacht. Er ist aber
auch ein höchst gefährlicher Feind des Gebisses, weil er
Zahnfkeisch- und Kieferschwund sowie
Zahnfleischentzün-
dungen und Eiterungen verursacht. Er ist äußerst
fest-
sitzend und hart; oft umkleidet er in harter Kruste den
ganzen Zahnhals, entblößt die Wurzel und verursacht ein
Lockerwerden der Zähne.
2. Mißfarbener Zahnbelag
Rervorgerufen durch starkes Rauchen von Zigarren und
Zigaretten, ist weniger schädlich, aber ein um so
auf=
fallenderer Schönheit fehler des Gebisses. Wie entfernt
man Zahnstein und Zahnbelag? Weder mit Mundwasser
noch mit sogenannten Lösungsmitteln; in dieser Beziehung
ähnelt der Zahnstein auch dem Kesselstein, gegen den
allerlei Lösungsmittel sich als wirkungslos erwiesen haben
und die rein mechanische Beseitigung sich am besten beiyährt.
Millionen, die heute Chlorodont täglich im Gebrauch haben
und ihre schönen weißen Zähne dieser Zahnpflege verdanken,
haben es selbst ausprobiert, daß Nundwasser die mechanische
Reinigungskraft der mikroskopisch feinen reinen Kreide im
Chlorodont nicht ersetzen kann.
3. Ubler Mundgeruch
als Folge mangelhafter Zahnpflege macht sich weniger dem
Davon Betroffenen, als seiner näheren Umgebung bemerkbar.
Neutrale Salze im Chlorodont, die eine vermehrte
Speichel-
bildung und dadurch eine natürliche Mundreinigung bewirken,
in Verbindung mit dem herrlich erfrischenden
Pfefferminz-
geschmack beseitigen diesen markanten Schönheitsfehler
un=
mittelbar. Jeder Tube Chlorodont ist eine genaue
Gebrauchs-
anweisung beigefügt. Chlorodont-Zahnpaste und die dafür
geeignete Chlorodont-Zahnbürste mit gezahntem
Borsten-
schnitt sind die besten Hilfsmittel gegen den gefürchteten
Zahnstein, mißfarbenen Zahnbelag und den oft damit
ver-
bundenen üblen Mundgeruch.
beseitigt Chlo
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Montag, den 10. November 1924
Rummer 313.
25jähriges Jubiläum
des Bürgervereins Darmſtadt.
Der Bürgerverein e. V. Darmſtadt veranſtaltete zur Feier ſeines
75jährigen Jubiläums im Städtiſchen Saalbau ein Feſtkonzert. Die
Veranſtaltung war außergewöhnlich zahlreich beſucht. Dieſe Tatſache
durfte dem Ver insvorſtande Beweis dafür ſein, daß das
Wiederauf=
leben und Wiedererſtarken des Bürgervereins in weiten Kreiſen der
Darmſtädter Bürgerſchaft lebhaft begrüßt wurde, für viele ein
geſell=
ſchaftliches Bedüfnis war. Demgemäß und angeſichts der Tatfache, daß
es ſich um die Feier eines auch im Vereinsleben immerhin
bedeutungs=
vollen Jubiläums handelt, geſtaltete ſich die Veranſtaltung zu ſehr viel
mehr als ein Kenzert, zu einem in allen Teilen wohlgelungenen,
an=
regend und harmoniſch verlaufenen Feſt. In Anſprachen verſchiedener
Art kam das Geſagte, ſowohl als auch die Beliebtheit des Vereins zum
Ausdruck, deren ſich der Verein ſeit ſeines Beſtehens in der Darmſtädter
Bürgerſchaft erfreuen dürfte. Die Begrüßungsanſprache an die Gäſte
hielt der Vorſitzende, Herr Karl Schembs, der gleichzeitig einen
ge=
ſchichtlichen Rückblick auf das Dreivierteljahrhundert Vergangenheit des
Vereins warf und dabei folgendes ausführte:
Sehr verehrte Anweſende! L. Mitglieder und Gäſte! Wie aus den
noch vorhandenen Protokollen erſichtlich, gründeten den Bürgerverein 12
hieſige angeſehene Bürger am 3. November 1849, alſo in einer Zeit, als
die politiſchen Wogen hoch gingen, als einen Hort und ein Heim für die
vaterländiſch Geſinnten, die eine Erweiterung der Volksrechte
anſtreb=
ten. Von den Gründern nenne ich nur: die Herren Buchhändler Diehl,
der Gründer der Buchhandlung Bergſträßer, Kaufmann Nöllner, der
Vater unſeres Mitgliedes Dr. Nöllner die Hofgerichts Advokaten Dr.
Metz und Hofmann, Bankier Meſſel. Der Zweck des Vereins war und
er iſt es bis heute geblieben, die Pflege geſelligen Verkehrs ſeiner
Mit=
glieder durch Gedankenaustauſch, Spiel und Tanz. Markante führende
Perſönlichkeiten der 5der und 60er Jahre waren die Hofgerichts=
Advo=
katen Metz, Hofmann, Dr. Oſann und Dr. Zimmermann, der praktiſche
Arzt Dr. Büchner, der frühere Bürgermeiſter Ohly, die Kaufleute
Wondra, Wenck, Sander, Inſtitutsvorſteher Reineck uſw. Die
Vereins=
lokale waren zuerſt gemietet, 1866 erwarb man das Orthſche Anweſen
in der Wilhelminenſtraße 10, heute das Nohlſche Geſchäftshaus. Das
Haus mußte mehrfach umgebaut und erweitert werden und verſchlang
hierfür und für ſeine Unterhaltung große Summen. 1867 kam es zur
Errichtung der Kegelbahn. 57 Jahre wird alſo in unſerem Verein
bereits gekegelt. Die Vereinsfeſte waren ſtets die hervorragendſten
ge=
ſelligen Darbietungen der Stadt. Dem Verein gehörten über 500
Mitglieder an. Leſezimmer und Billard erfreuten ſich großen
Zu=
ſpruchs, und das 25jährige Stiftungsf ſt wurde am 7. November 1874
in glänzender Weiſe im Darmſtädter Hof begangen.
Ein für den Verein denkwürdiges Jahr iſt das Jahr 1881. In der
Generalverſammlung ſtellte der Vorſitzende Berbenich und zwar aus
Sparſamkeitsgründen, den Antrag, die großen Vereinsfeſte und
Kon=
zerte gemeinſam mit der Geſellſchaft Eintracht abzuhalten. Beide
Ver=
eine ſtimmten dem Antrag zu; die Mauer nach dem anſchließenden
Gar=
ten der Eintracht fiel und einträchtig waren beide Geſellſchaften
ver=
ſchweſtert. Ihre gemeinſamen Feſte waren glanzvoll und meiſt koloſſal
beſucht. Bei dieſen Feſten wurde natürlich gar oft der Grund gelegt zu
manchem glücklichen Ehebunde. Und jahrelang hieß es, daß dazu die
Ein=
tracht die begehrten Beamten mit ſicherem Gehalt und Urlaub, der
Bürgerverein aber die edle weibliche Hälfte, d. h. die guten Partien
abgebe. 1897 ſtimmte man einem günſtigen Angebot der Riedeſelſchen
Gutsverwaltung zu und verkaufte ihr das Haus in der
Wilhelminen=
ſtraße. Im Anſchluß daran ſchritt man ſofort zur Erwerbung unſeres
jetzigen Vereinshanſes in der Saalbauſtraße 67. Es iſt heute frei von
Schulden.
Die Mitgliederzahl iſt nicht mehr die große früherer Jahre, ſie war
auf 85 zurückgegangen und beträgt heute wieder 150, wir ſtreben alſo
vorſvärts.
Auf dem Vorſtand ruhte gerade in den letzten Jahren eine große
Verantwortung. Er iſt nie verzagt geweſen und hat fleißig gearbeitet
und ich danke hiermit allen Herren dafür. Der Zeitenlauf brachte es
mit ſich, daß wir uns im Verein verjüngen mußten, denn die Nentner
ſind uns durch den Krieg und ſeine Folgen ja leider verloren gegangen.
Wir ſind uns wvohl bewußt, daß wir uns nunmehr regen müſſen, wie
ſeither, deshalb iſt der Verein auch mit ſeinem 75jährigen
Jubiläum=
in die Oeffentlichkeit getreten. Irgendwelche Politik wurde und wird
in dem Verein nicht betrieben. Er pflegt vaterländiſchen Sinn und
ſieht auf wahre und Herzensbildung unter ſeinen Mitgliedern, daher iſt
es ihm auch gelungen, die ernſten Zeiten zu überwinden und heute noch
ſtark dazuſtehen. Stillſtand iſt Rückgang! Wir müſſen
vorwärtsſchrei=
ten, d. h., ſtärker werden, und wenn auch auf die Gefahr hin, daß
unſere ſo gemütlichen Lokale vergrößert werden müſſen.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß das ein Bürgerberein nur kann in
einem gekräftigten Vaterlande. Nicht dem Verein gilt daher jetzt mein
Hoch, ſondern ich bitte Sie alle mit mir einzuſtimmen in ein Hoch auf
unſer geliebtes deutſches Vaterland. Es lebe hoch!
Weiter gibt Redner Kenntnis von zahlreichen Glückwvunſchſchreiben,
darunter ein beſonders herzliches vom Verkehrsverein Darmſtadt.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing überbrachte dem Verein die
herzlichſten Glückwünſche der Stadt Darmſtadt und erinnerte daran, daß
eine Reihe von Jahren hindurch dem Vorſtand des Bürgervereins
traditionsgemäß Miniſter oder ſonſt hohe Staatsbeamte angehörten.
Ein Beweis dafür, daß die Vereinigung des Bürgertums auf
geſell=
ſchaftlicher Grundlage außerordentlich viel mehr geweſen iſt, als bloßer
Vergnügungsverein. Dieſe Tatſache und die weitere, daß der Verein
neben vornehmer Geſellſchaft und ſeinen das Bürgertum einigenden
Beſtrebungen ſich ſtets auch die Pflege der Kunſt angelegen ſein ließ,
iſt ein Beweis dafür, daß der Verein auch heute noch, nach 75 Jahren,
und nach den kataſtrophalen letzten Jahren, ſo groß und ſtark daſteht.
Weißbindermeiſter Kraus ſprach als Vertreter der „Eintracht”,
die in früheren Zeiten ſtets mit dem Bürgerverein im engſten
Zuſam=
menhang geweſen und treue Freundſchaft gepflogen hat. Er ſtellte feſt,
daß der ſeinerzeit ſcheinbar verloren gegangene Kontakt zwiſchen dieſen
beiden Vereinen nicht verloren ſein brauchte, wenn beide Vereine ſich
dankbar der Zeit langjähriger gemeinſamer, harmoniſcher Tätigkeit
er=
innern, dieſe Zeiten können und werden wiederkommen. Jedenfalls
ent=
bietet die „Eintracht” dem Bürgerverein die herzlichſten Glückwünſche
zum Jubiläum und die beſten Wünſche für das weitere Fortbeſtehen.
Der konzertliche Teil des Abends ſtand auf hohem künſtleriſchen
Niveau. Dem ſelten gehörten Orglkonzert in D=Moll von Fried. Bach=
Stradel, von Herrn Th. Lauck ausgezeichnet wiedergegeben, folgte der
von Herrn E. L. Göbel wirkungsvoll geſprochene Prolog. In dem
künſtleriſchen Mittelpunkt des Abends ſtanden Fräulein Hedwig Werle
und Herr Kammermuſiker Jaeger. Die hochintereſſante Arie „Il re
paſtore”, Sopran mit oblig. Violine, von Mozart, wurde von Fräulein
Werle in wundervoller Meiſterung der gefanglichen wie der gehaltlichen
Aufgabe geſungen. Die ebenſo intereſſante wie ſchwierige
Violinbeglei=
tung brachte Herr Jgeger in gleich künſtleriſcher Vollendung zum
Vor=
trag. Auch die Lieder von Brahms und Mozart, zu denen Frau
Jaeger die Begleitung am Flügel ſtellte, wurden von Fräulein Werle
in meiſterhafter Beherrſchung des Tones und fein künſtleriſch im
Emp=
finden geſungen. Herr Kammermuſiker Jaeger bewies in ſeinen
Solo=
vorträgen: Adagio E=Dur von Mozart, Chanſon Louis XIII. et Pavan
von Couperin=Kreißler und Cſardas von Hubay eine künſtleriſche Größe,
die geradezu überraſchte. Auch die Prezioſa=Fantaſie, die das
Darmſtäd=
ter Orcheſter zum Vortrag brachte, paßte ſich dem künſtleriſchen Rahmen
des Ganzen gut an. Das humoriſtiſche Duett „s is alles vor die Katz”
von Siegfried May, das die Herren Göbel und Gutkäfe
vortru=
gen, hatte wieder durchfchlagenden Erfolg. Den Schluß des erſten Teils
bildete ein Reigen, getanzt von den Damen C. Adam. H. Adam. H.
Becker, B. Breitenbach, M. Hild, A. Kliffmüller, E. Kliffmüller, A.
Köh=
ler, R. Köhler, M. Meß, H. Richter, P. Ruder, E. Schmidt, C. Sußner,
A. Thomaſius. Dieſer Reigen, in dem Fräulein Hertha Richter die
ſchwierigen Solopas (Spitzentanz) ebenſo graziös wie anmutig tanzte,
bot als Ganzes eine Fülle abwechſelungsreicher, anmutigſter rhythmiſcher
Bilder und wurde ſtürmiſch da capo verlangt. Frau Louiſe Rehr, die
den Reigen einſtudiert hatte, wurde mehrfach gerufen und erhielt viel
Blumen.
Den zweiten Teil des Programms und gleichzeitig den Abſchluß
bil=
dete die Aufführung der einaktigen Poſſe in Darmſtädter Mundart „Der
gute Nat” von Heinrich Rüthlein. Die Aufführung war gut gelungen
und verhalf dem Stück zu einem vollen Erfolg. Die Darſteller: Frau
Rodenhäuſer, Fräulein Bender, Fräulein Molter= die Herren Neumann,
Kirſchmann und Rodenhäuſer wurden lebhaft applaudiert.
Ein ſtark frequentierter Feſtball in beiden Sälen hielt Jung und Alt
in harmoniſcher Einigkeit zuſammen, bis die hehe Obrigkeit dem Feſt ein
gewaltſames, für viele zu frühes Ende mach=e
aromatiseh urd ausgiekig, killig im Verbrauch
Niederiagen in allen stadttell en
Der Heſſiſche Jagdflub
feierte in den neu hergerichteten Reſtaurationsräumen des Städtiſchen
Saalbaues ſein Hubertusfeſt, ſeit 20 Jahren das erſte Feſt ohne
ſeinen langjährigen Präſidenten Herrn Kommerzienrat Hickler.
Immerhin blickt von der Wand herab, umrahmt von dunkelgrünen
Tannenbrüchen aus dem herbſtlichen Wald, das lebensgroße Bild des
verſtorbenen Weidmanns, das die Familie dem Heſſiſchen Jagdklub
ge=
legentlich des Hubertusfeſtes als Geſchenk überwieſen hatte. Ueber der
Ehrentafel war ebenfalls inmitten von Tannenzweigen ein gewaliger
Hirſchkopf angebracht, zwiſchen deſſem mächtigen Sechzehnendergewe.)
das weiße Hubertuskreuz erſtrahlte. Auch ſonſt waren die Näume
ge=
ſchmackvoll feſtlich mit Tannengrün geſchmückt und boten einen ebenſo
ſtimmungs= wie gemütvollen Aufenthalt. Der Nahmen des Feſtes war
der althergebrachte. Die Männer des Waldes und des edlen Weidwerks
achten und ehren Tradition; für ſie iſt Ueberkommenes heilig, ohne daß
ſie dabei in irgend einer Weiſe dem Fortſchreiten der Zeit ſtumpf
gegen=
überſtehen. Friſches und Kernhaftes durchwogte ihre Stimmung beim
Jägermahle und beim mannhaften Umtrunk im Feſtraum und gab dem
Hubertusfeſt jenen eigenartigen Charakter, der ohne weiteres alle in den
Bann ſchlägt, ganz gleich, ob ſie ſeit Jahrzehnten oder zum erſten Male
den Jagdheiligen und das Waidwerk in edler Runde feiern.
Die offizielle Anſprache hielt der derzeitige Präſident des Jagdklubs
Herr Profeſſor Karl Zimmer. Seine von Waldespoeſie und
kernhaf=
ter Männlichkeit durchwehte Anſprache betonte mit allgemein
empfun=
dener ernſter Trauer die Tatſache, daß der Jagdklub zum erſten mal den
Hubertustag ohne den bewährten Führer Guſt. Hickler feiern muß. Im
Namen aller Anweſenden ſpreche er der Familie des Heimgegangenen
für das in doppelter Hinſicht wertvolle Geſchenk des Bildes tiefen Dank
und die Verſicherung aus, daß der Jagdklub dieſe Gabe in hohen Ehren
halten werde. Der Redner führte im weiteren etwa aus: Der heutige
Tag, der höchſte Feiertag des deutſchen Jägers, er ſei dem Andenken
unſeres Meiſters und ſeinem Werke geweiht. Zum erſten Male ſehe ich
die Vorſtände aller unſerer Ortsgruppen feſtlich hier vereint. Mit den
Herren von der Staatsregierung, dem Herrn Vorſitzenden des Allgem.
Deutſchen Jagdſchutzvereins, begrüße ich Sie aufs herzlichſte und ſage
Ihnen wärmſten Dank für Ihr Erſcheinen. Sie alle aber, verehrte
Weidgenoſſen, ſind gekommen, um hier lebendiges Zeugnis abzulegen für
Ihre Mitarbeit an den hohen Zielen unſerer Vereinigung, um Ihre
Treue zu bekunden zum H.J.Cl., dem Förderer heimiſchen Weidwerks.
„Die Jagd iſt des Kriegesgottes luſtige Braut.‟ Dies Wort galt einſt, es
gilt heute nicht mehr; denn uns, uns deutſchen Weidmännern, iſt die
Jagd weit mehr geworden als ein müßiger Zeitvertreib. Sie iſt kein
Vorrecht der Beſitzenden, kein undeutſcher Sport. Sie wurde uns und
dem heranwachſenden Geſchlecht zur hohen Schule ſeeliſcher und
körper=
licher Ertüchtigung des Mannes, zu einer Vorbereitung auf jene nahende
Zeit, da Volk und Vaterland uns rufen werden. „Hie quet deutſch
Wey=
denwerk allerwege!” So klingt es auch heute noch auf dem ganzen
Erden=
rund überall da. wo deutſche Herzen in Treue ſchlagen, wo deutſche Jäger
und Heger in Ehren die Büchſe tragen. Unendlich viel iſt uns genommen
worden von einem Feind, der kein Sieger, ſondern ein Leichenfledderer
iſt; mehr noch wurde uns Jägern vernichtet durch den Trümmerſturz der
Revolution und den Erbfehler der Söhne Teuts — die Uneinigkeit. Da
gilt es zu retten, was zu retten iſt, aufzubauen in mühſamer Kleinarbeit
Stein um Stein herbeizutragen zum Bau des neuen Deutſchen Reiches,
wie es unſere Sehnſucht erhofft. So hohem Zwecke diene unſer
Weid=
werk. Aufrütteln ſoll es uns aus der Dumpfheit und Stumpfheit der
Gegenwart; einen ſoll es über dem politiſchen Hader unſerer Tage alle
die, die guten Willens ſind, an Volk und Heimat. Es ſoll wecken den
Märchenborn verſchütteter Ideale, ein Echo deſſen ſein, was als Erbe
aus Urväter Tage in deutſcher Seele klingt und ſingt. Deutſches
Weid=
werk, das heißt: Deutſches Weſen in ſeinem innerſten Kern, in all ſeiner
träumeriſchen Poeſie und herben Schlichtheit. Deutſcher Weidmann, der
du wie wenige andere Gottes Antlitz ſchauſt in den Wunderwerken ſeiner
Schöpfung, verdiene dieſen Namen durch Opfer und Entſagung, durch
Treue, Pflichterfüllung und Hingabe an dein Land, damit es weiter
klinge wie einſt: „Hie quet deutſch Weydewerk allewege”, damit aber auch
wie einſt es brauſe vom Fels zum Meer: „D Deutſchland hoch in Ehren!"
Meine Herren! Unſer geliebtes deutſches Vaterland und in ihm unſer
herrliches deutſches Weidwerk: Horridoh!
Im Namen des Vorſtandes ſprach im weiteren Verlauf des Abends
Herr Franz Beuer, der die 20jährige Tätigkeit Profeſſor Karl
Zim=
mers im Heſſiſchen Jaabklub als Vorſtandsmitglied pries, beſonders
ſeine Verdienſte um den Gebrauchshund des Jägers, den man vor ſeiner
Zeit in Heſſen nicht kannte, mit Worten höchſter Anerkennung
hervor=
hob, die Tatſache erwähnte, daß Prof. Zimmer üßer 30mal als Richter
im Heſſiſchen Jagdklub fungierte und ſeine einſchlä igen Auffätze in der
Fachpreſſe erwähnte, die in ganz Deutſchland Zuſtimmung gefunden
haben. Seit Hicklers Krankheit habe Profeſſor Zimmer die geſamte
Laſt der Leitung des Klubs auf ſich genommen, der ſeit 1922 bis heute,
wo Profeſſor Karl Zimmer an der Spitze ſteht. von 1000 auf beinahe
2000 Mitglieder gewachſen ſei und zum Segen des heſſiſchen und
deut=
ſchen Weidwerks wirke. Im Auftrack des Heſſiſchen Jagdklubs überreichte
der Redner dem Präſidenten eine koſtbare Kriſtallkaraffe mit Silherzier
als Ausdruck des Dankes für die Verdienſte um das heſſiſche Weidwerk.
— Eine ähnliche Ehrung ward durch denſelben Redner Herrn Robert
Schneider, der ebenfalls ſeit 20 Jahren die Feſte des Heſſiſchen
Jagdklubs durch ſeine humorvollen und künſtleriſchen Darbietungen
verherrlichte, zuteil. Er überreichte ihm eine koſtbare Schreibmappe.
Verbandstag der 116er.
Die Herbſtvertretevverſammlung des Verbandes ehemaliger 116er
begann Samstag abend im Saale des „Bürgerhof‟. Eröffnet wurde die
Tagung durch einen Begrüßungsabend. Dr. Silberbach begrüßte
die Vextxeter der auswartigen Vereine und Verhände und beſonders den
Vortzenden des 116er=BVerbandes, Major a. D. Lindenau. Er hieß ferner
di Vertreter der daterlandiſchen Verbände willkommen und erinnerte
daxan, daß alle dem deutſchen Waterlande dienen wollen. Seine Rede
klang in ein Hoch auf das Vaterland aus, und ſtehend wurde das
Deutſch=
landlied geſungen. Der Benhandsvorſpende Mgjor Lindenau dankt
dem Verei Darnfſtadt für die Einladung und ſſpricht die Hoffnung aus,
Laß auch die noch abſeits ſſtahenden ehemaligen 11ber den Anſchluß an
den Verhand finden möchten. Der Veyhand wolle mit Freuden dem
Vatex aud in ſeyer heutigen Form dienen. Wir fühlen uus eins wit
den andrren heffiſchen Regimentsvereinen un der glten Heſſentrene.
Leb=
hafter Beitall. — Der Vertreter des Kriegervereins Darmſtadt, Herr
Hummel, wünſeht als ehemaliger Atſer den Berhandlungen einen
guten Verlauf. Der Bentreter des Stahlhelm (Ortägruppe Darmſtadt)
dankt für die Ein) dung uud emlärt, doß die jungen Kameraden den
Gafſt pflegen
Aa
Iten
die Gaſtfreundſchaft der Darm ädter Daſck aus; os gelte, die Erinuerung
an das ſtolze Regiment zu pflegen uind die Gaffnung auf eine beſſere
Zu=
kunft wach zu halten. Im Namen der Jäger zu Pferde Nr. 3 dankte
Strecker für die Einladung; er be uuſe, daß die Militärvexeine keine
Politik treiben; wir arbeiten weiter, um dam Baterland dienen zu
kon=
nen. Er ſchließt mit den Worten: „Blötz zm Glonze deines Glückes,
blühe deutſches Vaterland.” Lobend verdiem die Muſick hervorgehoben
zu werden, welche mit den ſchönen alten Milika ymauſchen die
Perſamm=
lung angenehm unterhielt.
Im „Bürgerhof” eröffnete Sonntag, 10 Uhr von riſtags Major a. D.
Lindenau aus Gießen den Verbandstag, zu dem Die
Megimentsver=
eine der 116er und ſeiner Kriegsformationen, ihre Ve rrreter geſandt
hatten:Darmſtadt, Offenbach, Frankfurt, Marburg, Bad=N.heim,
Butz=
bach, Reſerve= und Landwehrvereinigungen, Offiziersvereine ud
Ver=
treter von Landgruppen; Friedberg und Siegen fehlten. In eiyer
Be=
grüßungsanſprache betonte der Vorſitzende, daß der Verband die
Exin=
nerung an das alte, glorreiche Regiment und das Andenken an die
Ge=
falltenen pflegen wolle. Deshalb ſei auch heute wieder der Hauptpu t
der Tagung die Denkmalfrage. Der Vorſitzende gibt einen Rückblick über
den Stand der Angelegenheit. Als Platz wurde der Platz vor der alten.
Kaſerne in Gießen geſvählt. Das Ehrenmal wird in der Form eines
Waſſerbecken von 10 Meter Durchmeſſer errichtet, das mit gärtnerifchen.
Anlagen umgeben wird. In der Mitte wird ein quadratiſcher Block mit
Reliefs errichtet; dieſe ſollen dem jetzigen Plane nach das ausziehende
und das ſterbende Regiment darſtellen. Die Namen der Regimenter und
Kriegsformationen ſerden darauf angebracht. Auf dem Block wird eine.
etwa drei Meter hohe Figur thronen, welche einen ſich erhebenden
Krie=
ger darſtellt: die Kraft darſtellend, die ſich wieder aufrichtet. Ein Adler,
den ſich wieder aufzuſchwingen bemüht, wird ihm beigegeben ſein. Das
iſt der vorläufige Plan, den der Bildhauer Arnold aus Beuern im
Kreiſe Gießen ausarbeitet. Die Geldfrage zu löſen, gelang in
einmüti=
ger Weiſe, indem ein diesbezüglicher Antrag des Vorſtandes einſtimmig
angenommen wurde: Von jedem der etwa 2000 Mitglieder ſoll ein
Son=
derbeitrag von 2 Mark erhoben werden, und zwar je 1 Mark am 31. 1.
und am 30. 4. Außerdem hofft man, durch weitere Werbung und
Aus=
geſtaltung der Organiſation auf dem Lande ſo viel Mitglieder zu
wer=
ben, daß an der fehlenden Summe von etwa 2000 Mark nicht mehr viel.
fehlen wird. — Hempel aus Freiburg im Breisgau, ein ehemaliger
Wetterauer, gibt ſeine Erfahrungen über die Zuſammenfaſſung der
ehe=
maligen Regimentsangehörigen in Oberheſſen bekannt; er hatte bereits
vor 1913 in 74 Orten Oberheſſens 3000 116er geſammelt. Gröninger
regt die Abhaltung einer Lotterie an und Lindenau erklärt, daß der
Vorſtand die Sache im Auge habe. — Die Regimentsgeſchichte iſt von
Profeſſor Hiß in hervorragender Weiſe verfaßt und koſtet 3,30 Mark;
es ſind noch 1000 Stück vorhanden. Auch das Reſerveregiment 116 iſt
dabei, eine Negimentsgeſchichte herauszugeben.
In bezug auf Organiſationsfragen wurde den Anregungen des
Vor=
ſtandes ſtattgegeben: 1. in allen größeren Orten Oberheſſens und
Star=
kenburgs ſollen Vertrauensmänner beſtellt werden, die die Leute
ſam=
meln ſollen. Eine Inſtruktion wird ausgearbeitet und den Obmännern
und Vertrauensleuten zugeſtellt. Die Einrichtung von Jugendgruppen
ſoll ins Leben gerufen werdn.
Der Vortzende kommt dann auf das Verhältnis der
Regimentsver=
eine zur Kriegerkameradſchaft Haſſia zu ſprechen. Er verwahrt ſich mit
Entſchiedenheit gegen den ihm gemachten Vorwurf, er ſei ein Gegner
der Haſſia oder habe gegen dieſe gearbeitet. Er ſtehe im Gegenteil auf
dem Boden, daß jeder Regimentsverein der Haſſia angehören könne. Das
Verhältnis des Verbands zur Haſſia ſei jetzt wieder ein gutes. Die
Satzungen des Diviſionsverbandes (Regimentsverbände Heſſens) ſind in
Arbeit und werden den Vereinen demnächſt zugehen. Die Einweihung
des 116er=Ehrenmals in Gießen ſoll beſtimmt im uächſten Sommer
erfol=
gen, vielleicht ſchon im Mai. Als Feſtplatz hofft man Oswalds=Garten
nehmen zu können. Die Frühjahrsverſammlung iſt für den 10. Mai in
Marburg beabſichtigt.
Dr. Silberbach dankt zum Schluß dem Vorſitzenden Lindenau für die
geſchickte Leitung der heutigen Tagung.
Im weiteren Verlauf des Abends ſprachen die Vertreter der
Orts=
gruppen des Heſſiſchen Jagdklubs aus den drei Provinzen des
Heſſen=
landes und aus Baden. Direktor von Arndt=Weinheim überreichte
ebenfalls ein Geſchenk für die Ausſtattung des Klubheims mit ehrenden
und dankbaren Worten für die zielbewußte Leitung des Klubs. Um den
künſtleriſchen Teil des Abends machten die Herren Heinrich Kuhn von
der Heſſiſchen Landesoper, Kand. Hagedorn und Robert
Schnei=
der ſich ſehr verdient. Eine Jagd= und Waldhornhapelle beſtritt den
muſikaliſchen Teil.
* Verwaltungsgerichtshof.
Vorentſcheidung gegen die Polizeiwachtmeiſter Holl und
Lautenbach in Darmſtadt wegen Körperverletzung.
Erſchienen ſind die beiden Polizeiwachtmeiſter und der Verletzte,
Handlungsgehilfe Fritz Geisler hier, und ſein Bruder Heinrich
Geisler.
Am 14. Mai 1924 haben die Brüder Geisler Anzeige erhoben, ſie ſeien
in der Nacht vom 17. zum 18. März 1924 zu Unrecht feſtgenommen und
auf die Wache des 7. Reviers gebracht worden. In der Arreſtzelle ſeien
ſie blindlings mit Gummiknüppeln geſchlagen worden. In der Zelle
fan=
den ſie ein leeres Bierfäßchen, das ins Rollen gebracht Geräuſch
verur=
ſachte. Seitens der Polizeibeamten wurde erklärt die beiden hätten
ange=
trunken die Polizei beleidigt, ruheſtörenden Lärm erregt, hätten
Perſo=
nalienangabe verweigert, Widerſtand geleiſtet, um ſich geſchlagen, worauf
vom Gummiknüppel Gebrauch gemacht worden ſei. Ein Zeugnis des
Arz=
tes Dr. Maucher, hier, vom 18. März 1924 beſtätigt, daß F. Geisler mit
blutunterlaufenen Stellen auf dem Kopf ſowie an der Außenſeite des
linken Oberſchenkels bei ihm erſchienen ſei. Schläge durch Gummiknüppel
erſcheinen objektiv vom ärztlichen Standpunkt durchaus glaubwürdig. Auf
Grund eines eingeleiteten Strafverfahrens iſt ein Urteil des Amtsgerichts
ergangen, das auf Grund des Vorfalls in der Nacht vom 17. zum 18. März
gegen Heinrich Geisler auf 75 Goldmark, gegen Fritz Geisler auf 20 und
20 Goldmark Geldſtrafe erkannt hat.
Zeuge Zäpfer Hauck beſtätigt bei ſeiner Vernehmung, daß Heinrich
Geisler ſeine Perſonanlien der Polizei angegeben habe; er (Hauck) habe
auch damals zu den Polizeibeamten geſagt, er kenne die beiden Geisler
als Gäſte der Seipelſchen Wirtſchaft.
Polizeiwachtmeiſter Daniel bekundet, die beiden Geisler hätten
verweigert auf Befragen ihre Perſonalien anzugeben, deshalb ſei die
Arreſtierung erfolgt. Mit Gummiknüppeln wurden beide Geisler
ge=
ſchlagen, wie Daniel bekundet. Um den Widerſtand zu brechen, ſei das
Eingreifen mit Gummiknüppeln nötig geweſen.
Der Vertreter des Staatsintereſſes hält dafür, daß ſowohl bei dem
Vorfall auf der Straße, als bei den Ereigniſſen im Polizeirevier ſich die
Polizeibeamten durchaus ſachgemäß verhalten hätten und eine
Ueber=
ſchreitung der Amtsbefugniſſe zu verneinen ſei.
Das Urteil verneint die Ueberſchreitung der
Amtsbefugniſſe.
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 8. Nov. Kartoffeln und
Gemüfe (1 Pfund bzw. Stück in Pfg.): Speiſekartoffeln 4½—5,
Salat=
kartoffeln 4, Stangenbohnen 30, Blumenkohl 60—130, Winterkohl 8.
Roſenkohl 30—40, Wirſing 6, Weißkraut 3—5, Rotkraut 10—15, Kohlrabi
(oberirdiſche) 8—10, Spinat 25, Tomaten 30—40, Zwiebeln 15,
Gelbe=
rüben 5, Knoblauch 90, Roterüben 10, Weißerüben 10, Schwarzwurzeln
40, Kopfſalat 8—10, Feldſalat 40—60, Endivien 5—10, Rettiche 5—10,
Meerrettich 100, Sellerie 5—50, Pilze 25—30. — Obſt: Eßäpfel 10—20,
Fall= und Kochäpfel 8—15, Eßbirnen 10—20, Kochbirnen 8—12, Trauben
60—80, Quitten 25, Kaſtanien 22—25, Nüſſe 45—50. — Schweinefleiſch
120, Kalbfleiſch 130, Rindfleiſch 70, Hammelfleiſch 80—90, Hausmacher=
Wurſt 80—130, Fiſche 30—50, Geflügel 120—140, Brot (4 Pfund) 78. —
Süßrahmbutter 2*0—260, Landbutter 210—220, Eier 17—19, Handkäſe
6—12, Schmierkäſe 35, Limburgerkäſe 130.
Zu den Wahlen.
Wahlvorſchlag der Deutſchnationalen (Heff.) Volkspartei.
Die Kandidatenliſte der Deutſchnationalen Volkspartei für die
Reichs=
tags= und Landtagswahlen am 7. Dezember weiſen folgende Namen auf:
Zum heſſiſchen Landtag.
1. Provinz Starkenburg:
1. D. Dr. Wilhelm Diehl, Prälat, Landtagsabgeordneter.
2. Nudolf Kindt, Schriftſteller, Landtagsabgeordneter.
3. Frau Julie Heraeus, Hausfrau, Offenbach a. M.
4. Chriſtian Süß, Geſchäftsführer des D. H. V., Darmſtadt.
5. Hugo Dierſch, Forſtmeiſter, Erbach i. O.
6. Alfred Schwenk, Fabrikdirektor, Auerbach a. d. B.
7. Frl. Irene Koeſter, Sekretärin, Darmſtadt.
8. Johan Adam Arras, Landwirt, Langſtadt, Kr. Dieburg.
9. Dr. Georg Beſt, Oberlandesgerichtspräſident i. R., Darmſtadt.
2. Provinz Oberheſſen:
1. Dr. Ferdinand Werner, Landtagsabgeordneter.
2. Georg Viſſel, Bürgermeiſter und Landwirt, Griedel.
3. Dr. Otto Lenz, Studienrat, Gießen.
4. Dr. Eduard Zentgraf, Forſtrat Lauterbach.
5. Heinrich Lind, Metzgermeiſter, Grebenhain.
6. Frau Frida Klewitz, Hausfrau, Gießen.
7. Dr. Karl Löffler, prakt. Tierarzt, Ortenberg.
8. Johanes Ludwig Lotz, Lehrer, Leihgeſtern.
9. Franz Kiſſel, Oberbademeiſter und Beigeordneter,
Bad=Nauheim.
3. Provinz Rheinheſſen.
1. Auguſt Böhm, Amtsanwalt, Alzey.
2. Ernſt Schönfeld, Landwirt, Wendelsheim.
3. Oskar Forck, Buchhändler und Stadtverordneter, Mainz.
4. Friedrich Hartmann, kaufmänniſcher Angeſtellter, Worms.
5. Joſeph Gaſtell, Fabrikant, Mombach.
6. Wilhelm Naab I., Landwirt, Schwabsburg.
7. Albert Kirnberger, Fabrikant und Stadtverordneter Mainz.
8. Frau Roſa Durſt, Armsheim.
9. Eduard Lucius, Rechtsanwalt, Mainz.
Zum Reichstag.
1. Dr. Ferdinand Werner, Butzbach, ReichstagZabgeordneter,
2. Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Georg Beſt, Darmſtadt.
3. Dr. jur. Cornelius Freiherr Heyl zu Herrnsheim,
Worms.
4. Arbeiterſekretär Franz Jörg, Homberg.
5. Frl. Antonie Naumann, Lehrerin und Stadtverordnete
Darmſtadt.
6. Schloſſermeiſter Georg Werner, Reichelsheim i. O.
7. Oberpoſtinſpektor Hermann Kohlhafe, Gießen.
8. Oberbauinſpektor Philipp Fleckenſtein, Höchſt i. O.
9. Fabrikant Anton Kautz, Offenbach a. M.
10. Oberſt a. D. Carl Krauſe Darmſtadt.
Die beiden Spitzenkandidaten Prof. Dr. Werner und
Oberlandes=
gerichtspräſident Dr. Beſt ſind außerdem an hervorragender Stelle,
direkt hinter Großadmiral v. Tirpitz, auf den Reichswahlvorſchlag der
Partei geſetzt worden.
Nummer 313.
Montag, den 10. Roßember 1924.
Seite 5.
Eporheblerdnd Tarnen.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt — „Pfalz” Ludwigshafen 0:3.
Sportverein Darmſtadt vermochte ſein fünſtes Verbandsſpiel
abermals nicht zu einem Sieg zu geſtalten. Unter Leitung des
Schiedsrichters Roſſi (Stuttgart) entwiaelte ſich ein vollkommen
ausgeglichenes Spiel mit faſt gleicher Anzahl Torgelegenheiten,
von denen Ludwigshaſen jedoch drei verwerten konnte, während
Darmſtadt durch ungenaues Schießen jeden Erfolg ausließ.
Ludwigshaſen ſtößt an, kommt vors Darmſtädter Tor, der
Mittelſtürmer ſchießt jedoch aus. Mit dem Torabſtoß zieht
Darm=
ſtadt ſofort vors Ludwigshafener Tor und erzwingt ſeine erſte
Ecke, die Köhler aber austritt. Zwei Minuten ſpäter verwirkt
Ludwigshafen eine zweite Ecke, die, von Köhler vors Tor
ge=
ſchoſſen, abgewehrt wird. Beide Mannſchaften ſpielen ziemlich
aufgeregt, ſo daß ſich längere Zeit ein planloſes Hin= und
Her=
treten des Balles entwickelt, bis Ludwigshafen ſeinen erſten
Eck=
ball treten kann. Der Ball kommt hoch vor’s Tor, Stephan köpft
auf das eigene Tor und Jacobowitz kann ihn gerade noch auf der
Torlinie abfangen. Gleich darauf gelingt Mülmerſtadt ein feiner
Durchbruch, im letzten Augenblick vermag aber der linke
Verteidi=
ger Ludwigshafens, ihm noch den Ball vom Fuß zu holen.
Bärenz verſucht einen Fernſchuß, der Ball, zu leicht getreten, geht
aus. Nochmals ſchießt Müllmerſtadt, abermals daneben. Der
Torabſtoß kommt zum Rechtsaußen Ludwigshafens, der mit dem
Ball die ganze Linie entlang läuft, ohne daß Fiſcher ihn zu
hal=
ten vermag, ſeine wunderbare Flanke legt der Mittelſtürmer dem
Halblinken vor, der wuchtig unter die Torlatte einſchießt. Der
Anſtoß Darmſtadts wird abgefangen, der Mittelſtürmer von
„Pfalz; ſchießt aus großer Entfernung, und Jacobowitz kann den
Ball gerade noch zur Ecke über das Tor heben. Die Ecke wird
verſchoſſen. Einen Gegenangriff Takaſes vermag der Verteidiger
durch Zurückgeben zu klären. Kurz darauf legt Müllmerſtadt an
Takaſe gut vor, jedoch T. ſchießt an die Außenſeite des Tores.
Dann bietet ſich Köhler eine ſchöne Torgelegenheit, er wird jedoch
abgedrängt, und ſein Schuß geht daneben. Einen Durchbruch des
ſehr flinken Rechtsaußen kann Fiſcher nur noch zur Ecke ablenken,
die abgewehrt wird. Im Anſchluß daran erzwingt Darmſtadt
wiederum einen Eckball, der= von Berger ſchon vor das Tor
ge=
treten, vom Verteidiger zur vierten Ecke geköpft wird. Doch auch
dieſer Eckball wird abgewehrt. Müllmerſtadt bricht gleich darauf
durch, ſein Schuß wird zur fünften Ecke abgelenkt, die ausgetreten
wird. Der Ball kommt vom Torabſtoß zum Mittelſtürmer
Lud=
wigshafens, der, frei vor dem Darmſtädter Tor ſtehend, eine
ſchöne Torgelegenheit verſchießt; der Halblinke verſchießt gleich
darauf in derſelben Lage. Bei einem weiteren Vorſtoß
Ludwigs=
hafens gibt Laumann zu hoch zurück, ſo daß der Darmſtädter
Torwächter den Ball nicht mehr erreichen kann und dadurch
Lud=
wigshafen wieder zu einer Ecke kommt, die jedoch ausgetreten
wird. Halbzeit!
Bei Beginn der zweiten Halbzeit wird der Anſtoß
Darm=
ſtadts abgefangen, jedoch Stephan klärt. Köhler erzwingt wieder
eine Ecke, die von Berger dem Torwächter in die Hände getreten
wird. Beim darauffolgenden Angriff legt Müllmerſtadt an
Ta=
kaſe vor, deſſen Schuß vom ganz hervorragend abwehrenden
Torwächter zur Ecke abgelenkt wird, die jedoch nicht verwertet
wird. Den Gegenangriff Ludwigshafens vermag der
Darmſtäd=
ter Torhüter durch ſicheres Fangen unſchädlich zu machen. Einen
abermaligen Angriff kann Laumann nur noch zur Ecke ablenken,
die, hoch vor das Tor getreten, von Jacobowitz abgefangen wird.
Jacobowitz wird von einem Stürmer angegriffen, dreht ſich mit
dem Ball in den Händen um, wobei der Ball die Torlinie
über=
ſchreitet. 2:0 für Ludwigshafen. Mit dem Wiederanſtoß kommt
Darmſtadt vor das Tor Ludwigshafens, Müllmerſtadt ſchießt,
aber der faſt unüberwindliche Torwächter fängt den Ball ſicher.
Fiſcher bringt einen Fernſchuß an, der vom Torwächter ebenfalls
gehalten wird. Im Gegenangriff gelingt Takaſc ein Durchbruch,
er ſchießt, der Torwächter kann den Ball nur noch nach
Ueber=
ſchreiten der Linie aus dem Tor fauſten; der Schiedsrichter
ent=
ſcheidet Tor, gibt jedoch auf Reklamation Ludwigshafens hin
Hochwurf und bringt ſo D. um ein ſicher erzieltes Tor. Im
An=
ſchluß daran verwirkt der Verteidiger Ludwigshafens eine Ecke,
die von Müllmerſtadt ausgetreten wird. Stephan geht auch noch
in den Sturm vor und verſucht ſein Heil in Fernſchüſſen, die
aber alle ergebnislos ſind. Der augenblickliche ſtarke Druck
Darm=
ſtadts bewirkt ein längeres Geplänkel vor dem Ludwigshafener
Tor, bis Takaſc den Ball ausſchießt. Einen Strafſtoß aus etwa
20 Meter ſchießt Müllmerſtadt zwar wuchtig, aber direkt auf den
Tormann. Jacobowitz vermag darauf einen ſcharfen Schuß des
gegneriſchen Mittelſtürmers gerade noch zur Ecke zu fauſten, die
ausgetreten wird. Zehn Minuten vor Schluß ſpielt ſich
Ludwigs=
hafen ſchön durch, der Mittelſtürmer legt an Halblinks vor, der
unhaltbar zum dritten Tor einſchießt. Ludwigshafen tritt noch
einen Strafſtoß von der 16=Meter=Linie neben das Tor, erzwingt
noch eine Ecke, die durch den Schlußpfiff des Schiedsrichters
jedoch nicht mehr zur Ausführung gelangt. Ecken 10:9 für D.
Reſultate der übrigen Mannſchaften:
Liga=Erſatzmannſchaft — F. V. Weinheim 4:1.
Junioren=Mannſchaft — Sp.V. Pfungſtadt I 1:2.
1a Jugend — 1. Jugend Olympia Frankfurt 0:5.
1b Jugend — Boruſſia Frankfurt 0:1.
D.
F. C. Union, Jugendabteilung.
Ia Jugend—Sportv. Arheilgen 1. Jug., 5:1.
Ib Jugend—Sportv. Lengfeld 1. Jug., 1:1.
IIa Jugend—Olympia Lorſch Ib, 2:1.
IIb Jugend—Sp.=V. Wolfskehlen 1. Jug., 7:0.
Ia Schüler—Kikers Frankfurt 1. Schüler (Frankfurt nicht
rangetreten).
Ib Schüler—Eintracht Darmſtadt Ib Schüler, 0:3.
Bezirksliga.
Mainbezirk: Helvetia — Sp.=V. Frankfurt 2:1.
Sp.=V. Bürgel — V. f. R. 2:2.
Union=Niederrad — Kickers=Offenbach 4:2.
Eintracht — Hanau 93 2:0.
Bayern: 1. F.=C. Nürnberg — Spv. 1860, München 5:0.
Bayern München — Spielvgg. Fürth 0:0.
Schwaben=Ulm — Wacker=München 0:1.
F.=C. Mühlburg — Stuttgarter Kickers 0:1.
V. f. B. Stuttgart — F.=C. Freiburg 3:1.
F. C. Pforzheim — V. f. R. Heilbronn 2:0.
Rheinheſſen —Saar: Sp.=C. Trier — T.= u. Sp.=V.
Höchſt 0:2.
Sp.=V. Wiesbaden — Boruſſia=Neunkirchen 1:0.
Wormatia=Worms — Saar=Saarbrücken 4:0.
Kreisliga.
Niedermainkreis: Rödelheim — Heddernheim 1:3.
Bornheim — Fechenheim 1:3.
Olympia — Homburg 1:1.
Germania 94 — Spv. Bergen 4:0.
Eckenheim — Spfd. 3:1.
Oſtmainkreis: Kickers Aſchaffenburg — Viktoria=Kehl 3:2.
Spv. 1860, Hanau — Groß=Auheim 0:0.
Viktoria=Aſchafſenburg — Nieder=Rodenbach 10:0.
Spv. Damm — Spv. 1920 0:0.
Klein Steinheim — Spggd. Damm 2:1.
Viktoria=Hanau — Spvgg. Rühla 2:0.
Südmainkreis: Spv. Offenbach — Union=Wixhauſen 4:1.
V. f. L. Jſenburg — Tutonia Hauſen 4:0.
Norddeutſchland — Weſtdeutſchland 3:2 (3:1).
In Kiel hatten ſich zirka 8000 Zuſchauer eingefunden. Die
Norddeutſchen traten ohne Jäger und Lang an. Für Lang ſpielte
Peters (Altona) für Jäger Harder (H.S. V.). Der Weſten wurde
durch Klaus Oehler, der für Winter einſprang, verſtärkt. In den
erſten Minuten war das Spiel beiderſei,s ſehr aufgeregt. Von
bei=
den Seiten wurde durch Abſeitslaufen viel verdorben, ja es war
geradezu unglaublich, wie oft die beiderſeitigen Stürmerreihen
abſeits ſtanden. Harder verſuchte mehrere Male durchzubrechen,
aber Schnürle deäte ihn immer ausgezeichnet ab. Dennoch konnte
Harder in der 14. Minute das erſte Tor erzielen. Der rechte
Ver=
teidiger verſuchte den Ball aus der Gefahrzone zu bringen, wurde
aber durch den anſtürmenden Norden daran verhindert. Durch
dieſen Erfolg war der Weſten etwas deprimiert. So folgte ſchon
zehn Minuten ſpäter der zweite Treffer für den Norden. Mehnke,
der ausgezeichnete Mittelläufer des Nordens, hatte den Ball an
Gebhardt gegeben, der ihn über den linken Verteidiger hinweg zu
Harder lenkte, ſo daß dieſer einſchieben konnte. Der Weſten gab
ſich nun zwar alle Mühe; aber ſein Innenſturm war nicht
ſchuß=
ſicher genug. Sie verweilten ſich zu lange bei Kombinationen, die
ihnen dann Baier und Riſſe durch energiſches Dazwiſchenfahren
zunichte machten. Endlich, in der 29. Minute, gelingt es dem
Rechtsaußen, durchzubrechen, und Baier ſuchte vergebens den
präch=
tigen Flankenſchuß abzuwehren. Der Ball landete in den Maſchen.
Das dritte Tor für den Norden fiel vier Minuten ſpäter. Bei
einer Ecke verſuchte Harder zu köpfen, wurde aber gehindert, doch
der Ball prallte vom Verteidiger ins Tor. Bald danach ſtürzt
Wolpers und muß 10 Minuten ausſcheiden. Aber auch mit zehn
Mann war der Norden weiter überlegen. Nach dem Wechſel ſtellte
der Weſten um (Friederer ging anſtelle von Klaus Oehler in die
Mitte) und verſuchte mit aller Macht den Ausgleich zu erzielen.
Jedoch die gegneriſche Hintermannſchaft arbeitete glänzend. Der
Sturm des Nordens war allerdings nicht mehr ſo gut, wie in der
erſten Halbzeit. In der 29. Minute fiel das zweite Tor für den
Weſten. Friederer brach durch, gab den Ball an Kreßner, der aus
20 Meter Entfernung unhaltbar einſandte. Zwei weitere Tore für
den Norden wurden wegen abſeits und eins wegen regelwidrigen
Spiels nicht gegeben. Norddeutſchland blieb bei dieſem Stand
verdienter Sieger.
Süddeutſchland — Berlin 7:2 (4:0).
In Mannheim trafen ſich die Mannſchaften Süddeutſchlands
und Berlins zum Polakſpiel. Schon in den erſten Minuten
er=
zielt der flinke Sturm der Süddeutſchen zwei Tore wovon, das
zweite ein wuchtig getretener Strafſtoß war. Berlin kann ſich nicht
zuſammenfinden, während die Süddeutſchen Angriff auf Angriff
in vollendeter Kombination vor das gegneriſche Tor tragen. Eine
Glanzleiſtung des Halbrechten war das dritte Tor, das dieſer nach
mehrmaliger Täuſchung der Berliner Verteidigung unhaltbar
ein=
ſandte. Mit dem Stand 4:0 werden die Seiten gewechſelt. Bei
Beginn der zweiten Halbzeit bietet ſich zunächſt derſelbe Anblick:
flaches, feindurchdachtes Zuſpiel der Süddeutſchen und ſyſtemloſes
Drauflosſpielen der Berliner. Erſt nachdem die letzteren ein
fünf=
tes Mal das Leder aus den Maſchen geholt haben, finden ſie ſich
zu gefährlichen Vorſtößen zuſammen, und es gelang ihnen auch,
vornehmlich durch ihre ſchnellen Flügelleute, zwei Tore zu erzielen.
Alle weiteren Angriffe ſcheitern, an der ſicher ſpielenden
Vertei=
digung oder an dem bewährten Torwart der Mannheimer
Raſen=
ſpieler. Nach dieſen beiden Treffern nehmen allmählich die
Süd=
deutſchen wieder das Heft in die Hand und das famoſe
Innen=
trio bedrängt das Gäſtetor fortgeſetzt mit ſchnellen Vorſtößen. Noch
zweimal ſind ihre Leiſtungen von Erfolg gekrönt, ſo daß
Süd=
deutſchland als überlegener Sieger mit 7:2 den Platz verlaſſen
kann.
Frankfurter Sp.=C. 1880 — Haweſtehude 1:3.
Handball.
Sportfreunde Frankfurt—Sportverein Darmſtadt 1898, 2:5.
Mit dieſem Spiel hat die Endrunde der Verbandsſpiele
be=
gonnen. Die Mannſchaft des Sportvereins war ſich der Schwere
dieſes Spieles voll bewußt, zumal auf des Gegners Platz. Sie
hat die 14 Tage Spielpauſe benutzt, um durch eifriges Training
auch die letzten Fehler auszumerzen. Ein gutes Zeichen für den
Verein und ſeine Spieler.
Nun vom Spiel ſelbſt: Mit dem Anwurf von Sportfreunde
ſetzt ein ſchnelles Spiel ein, wobei ſich Darmſtadt als die
Beſſe=
ren erweiſen. Jeder Spieler auf ſeinem Platz und ballſicher.
Das genaue Zuſpiel und die Schußfreudigkeit zeigt auch bald
den erhofften Erfolg. Mit unhaltbarem Wurf erzielt der
Mit=
telſtürmer das erſte Tor, ſomit ſeinem Verein die Führung
gebend. Der Gegner, durch den Verluſt ermutigt, ſetzt nun
Volldampf darauf und kann nach einigen Minuten den Ausgleich
erzwingen. Baß, der jetzige Mittelſtürmer der Sportfreunde,
war der Torſchütze. Jedoch ſei vorweg geſagt, daß das
Aus=
gleichstor aus einem Strafwurf reſultierte, der zu Unrecht gegen
die Sportvereinler gegeben wurde, wie überhaupt die in der
zweiten Spielhälfte diktierten drei Dreizehnmeterbälle.
Noch vor Ende der erſten Spielhälfte erzielt Darmſtadt ein
weiteres Tor, ſo daß mit 2:1 für Darmſtadt die Seiten
gewech=
ſelt wurden. Das Wiederanſpielen ſteht im Zeichen einer
Schwächeperiode Darmſtadts, denn der Gegner will den Sieg
und drängt ſtark. Aber die befreienden Würfe und die gute
Ver=
teidigerarbeit laſſen die Frankfurter nicht zum Erfolg kommen.
Der Sturm der Sportvereinler arbeitet jetzt wieder wie eine
Maſchine und gibt der Frankfurter Verteidigung eine harte Nuß
zu knacken. Aber den gut plazierten Würfen unſeres
Mittelſtür=
mers iſt der Frankfurter Torhüter nicht gewachſen und muß
zwei=
mal den Ball aus ſeinem Heiligtum herausholen. Ein für
Frankfurt gegebener Strafſtoß wird verwandelt. Dagegen die
vorerwähnten Dreizehnmeterbälle ſind eine Beute des
Darm=
ſtädter Torhüters, der heute eines ſeiner beſten Spiele lieferte.
Kurz vor Schluß kann Darmſtadt wieder ein Tor erzielen
und als Sieger den Platz verlaſſen.
Herr Acker als Schiedsrichter konnte heute nicht gefallen,
trotzdem das Spiel ſehr fair durchgeführt wurde.
Werbewaldlauf in Darmſiadt.
Eine Werbeveranſtaltung iſt von vornberein verfehlt, wenn
ſie auf geſchloſſenem Platz oder in geſchloſſenen Räumen
ſtatt=
findet, wo noch obendrein Eintritt erhoben wird. Denn es
wer=
den nur die dort hingehen, die ſchon in der Sache drinſtehen, es
werden auch neue Intereſſenten und Neugierige kommen. Das iſt
aber auch alles. Die Hauptſache fehlt, und das ſind die
Geg=
ner des Sports! Die müſſen gefaßt werden. Die Gegner
kommen nicht zu uns, ſie ſchimpfen, wenn ſie ſich ſicher fühlen.
Wenn wir ſie faſſen wollen, müſſen wir zu ihnen gehen, ſie
auf=
ſuchen und überfallen.
Das ſoll am 23. November geſchehen. Einige hundert
Wald=
läufer werden ſich um die Nachmittagszeit auf den Weg machen
und die ſtarkbegangenen Wege in Richtung Böllenfalltor
über=
ſchwemmen. Die Jugend wird der Waldläuferſchar zufubeln,
Familen unterbrechen erſtaunt ihren Ausflug, und die Geaner
können nicht entweichen, ſie müſſen ſtillhalten bis die Jagd vorbei
iſt: Wir haben ſie überfallen!
Deutſcher Reichsausſchuß=Vertreiertag.
Im Reichsminiſterium des Innern zu Berlin hatten ſich die
Führer der deutſchen Sportbewegung vollzählig zum
Vertreter=
tag des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen
verſam=
melt. Die Verhandlungen wurden in üblicher Weiſe von
Ex=
zellenz Lewald geleitet. Anſtelle von Geheimrat Rolfs, der im
Vorjahre verſtorben iſt, wurde Oberbürgermeiſter Böß als
Bei=
ſitzer in den Vorſtand des D.R.A. berufen. Exz. Lewald konnte
mitteilen, daß die Zuſage des Berliner Stadtoberhauptes bereits
vorliegt. Die Anerkennung des Deutſchen Kanu=Verbandes, der
bisher als Anſchlußverband dem D.R.A. angehörte, konnte noch
nicht vorgenommen werden. Neu aufgenommen als
An=
ſchlußverband wurden der Deutſche Reichsverband für
Amateurboxen und der Bund der Kaufmannsjugend im
DHV. Das Geſuch des Bundes deutſcher Rollſchuhvere ne um
Aufnahme wurde abgelehnt. Der Vorſitzende konnte die
Mittei=
lung machen, daß zum nächſtjährigen olympiſchen Kongreß in
Prag eine Einladung vorliegt. Zu den Streichungen, die am
olympiſchen Programm vorgenommen werden ſollen, nahmen
die deutſchen Turn= und Sportverbände ſchon jetzt Stellung. Die
Sportbehörde wendet ſich gegen die Streichung des Zehnkampfes,
der unbedingt beibehalten werden ſoll. Die Turner wollen nicht
die Deduzierung der Teilnehmer auf vier Mann bei den
einzel=
nen Wettkämpfen. Die Radfahrer verlangen die Einführung von
Saal= und Bahnwettbewerben, allerdings in geringem Maße.
Im Fechten ſollen auch die Mannſchaftswettbewerbe bleiben.
Als Art des Ringkampfes fordert der deutſche Verband die
grie=
chiſch=römiſche. Die Ruderer erklärten ſich mit der Streichung des
Zweier und des Vierer m. St. einverſtanden, dagegen wenden
ſich die Schwimmer gegen die Streichung ihrer Mannſchafts=
Wettbewerbe. Die Frage des Reichs=Jugendabzeichens war noch
nicht genügend geklärt. Als Ort für die Deutſchen
Kampf=
ſpiele 1926 wurde Köln endgültig beſtimmt. Der
nächſte Vertretertag ſoll am 14. März einberufen werden.
Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Zu einer großzügigen Werbeſchau am Sonntag, den 30.
November, rüſten ſämtliche Abteilungen der Woogsplatz=
Turn=
gemeinde. Dieſe Veranſtaltung beginnt abends 7 Uhr und
fin=
det im großen Turnſaal ſtatt. Beide Geſchlechter in allen
Alters=
ſtufen, werden Deutſches Turnen in hoher Vollendung zeigen.
Neben Geräteturnen wird auch Volksturnen vorgeführt, ebenſo
werden die Fechter, Schwimmer und Turnerſänger alles
auf=
bieten, um die hohe Leiſtungsfähigkeit der T. G. D. 1846, die
durch die großen Schauturnen im Landestheater noch in gutem
Andenken ſteht, erneut zu beweiſen. Näheres wird demnächſt an
H. M.
dieſer Stelle zu leſen ſein.
Pferdeſport.
Rennen zu Strausberg.
Küſtriner Jagdrennen, 1900 ℳ, 4000 Meter: 1. O.
Hantkes Marc Anton (Kuhnke); 2. Ozeana (Wa. Heuer); 3. Kiss
me quick (Wi. Heuer). Tot.: 65; Pl.: 30,20,31. F.: Raubritter
(4), Don 2., Turfball, Herzlieſel, Briſe, Simona. 2—/.— Lg.
Sanguiniker Hürdenrennen, 1900 ℳ, 2800 Meter:
1. M. Balzers Cambutta (Edler), 2. Carneval (Kränzlein),
3. Cyane (Heitner). Tot.: 43; Pl.: 15,15,29. F.: Bubi (4), Settee,
Savitry, Wildkatze, Delmora, Rößling. 2—1—2½ Lg.
Iſchida=Rennen 1900 ℳ, 1200 Meter:. 1. v. Hayden=
Lindens Roberta (Baſch); 2. Friedchen (Jentzſch); 3. Hohe
Sonne (Zachmeier). Tot.: 65; Pl.: 2622. F.: Rodenſtein (4),
Mottlau, Laurin. 1—½—1 Lg.
Labrador=Jagdrennen, 1900 ℳ. 3200 Meter:
1. Haeyns Arienta (Wi. Heuer); 2. Zauberflöte (Schimma);
3. Siri (Edler). Tot.: 28; Pl.: 13,32,14. F.: Mimameidr (4),
Czeba, Lachſalve, Twoſten, Baſtionetta, Diogenes, Fabel. 2—/.—2.
Pan Robert=Rennen, 1900 ℳ, 1000 Meter: 1.
Roſen=
teufel (Breege); 2. Tranſuſe (M. Schmidt); 3. Annabell (
Lud=
wig). Tot.: 23: Pl.: 13,18,15. F.: Kornblume (4), Höllenfee,
Fuchſie, Seeſtern. 1½—2½—Hals.
Fürſtenwalder Hürdenrennen, 1900 ℳ, 3000
Me=
ter: 1. C. H. Tuppacks Gandolfo (Hartmannshenn); 2. Walküre
(Thiel); 3. Atalanta (Derſchug). Tot.: 106; Pl.: 23,54,26. F.:
Kekroſza, Sommerflor, Kingrivals, Lehnsgraf, Herbftſturm. Kopf
—2½—4 Lg.
Winterpreis, 1900 ℳ, 2600 Meter: 1. E. Bundzus
Col=
berg (Staudinger); 2. Sternberg (Ludwig); 3. Gnadenfriſt
(Jentzſch). Tot.: 28: Pl.: 13,1513. F.: Mellaroſa (4),
Prima=
vera, Fipa 2., Zwirn, Alex, Sonnenſchein. ½—6—3 Lg.
Horſt=Emſcher.
1. Landwirtſchafts=Preis. 3000 Mark. Für
Zwei=
jährige. 1400 Meter: 1. Geſtüt Mydlinghovens Salzig (Osw.
Müller), 2. Arie, 3. Mohawk. Ferner liefen: Wild Gal,
Trum=
ſcheit, Tantalus, Satan Zuchow. Tot.: 17: 43, 15, 15.
2. Karnaper Jagdrennen. 3000 Mark. 3000 Meter:
1. J. P. Schneiders Simons (Janek), 2. Gaugraf, 3. Silverfox.
Ferner liefen: Maunta, Kritiſcher Tag, Kanonade, Freiheit,
Styx, Harfnerin, Guda, Lodz 2., Holm, Gilgenburg, Hexenkind,
Virtuos. Tot.: 76: 28, 36, 114.
3. Zwei Kilometer. 4500 Mark. 2000 Meter: 1. Ab.:
1. Geſtüt Mydlinghovens Fernſicht (O. Möller), Paſſion. Totes
Rennen. 2. Meilenſtein. Ferner liefen: Günſtling, Liebhaber,
Jabourg, Koſel, Brigant, Francion und Aida. Tot.: 19, 19: 24,
18, 13. 2. Abt.: 1. Lt. M. Gerteis Rochebelle (O. Möller), 2. Saint
Léonard, 3. Sonnenkönig. Ferner liefen: Quarta, Gladys,
Man=
talnia, Raſtelbinder, Orizaba, Teufelsbraut, Caprette und
Négofot. Tot.: 299; 46, 22, 52.
4. Horſter Meile. 3000 Mark. Ausgleich. 1600 Meter:
1. E. Biſchoffs Seejungfer (O. Möller), 2. Zwirns Bruder,
3. Patroclus. Ferner liefen: Idealiſt, Peruanerin, Fataliſt,
Carol, Fokker, Salas, Flieder, Numen, Leiſtung, Goldmark,
Rondo, Feldgrau, Bittſchrift, Medea, Galgenſtrick, Lehndorff,
Steinadler, Struma. Tot.: 78; 35, 78, 35.
5. Hubertus=Jagdrennen. 4500 Mark, 3700
Neter: 1. F. Michels Eichkater (O. Möller), 1. Lt. M. Gerteis
My Lord 2. (O. Bauer), 2. Heidi. Ferner liefen: Leibfuchs,
”oriſſa, Lucie, Ladislaus, Serenade, Haeckels Nichte, Orakel,
lliſſa. Tot. 171, 131: 30, 23, 18.
6. Feierabend. 3000 Mark. Verkaufsrennen. 1400
Meter: 1. Abt.: 1. J. Schmitz: Gambetta (H. Möller), 2.
Com=
dagnie, 3. Renata. Ferner liefen: Raſtelbinder, Romney, Rari,
Arras 2., Pau, Salve, Leichtſinn, Gazelle, Letzter Nicham,
Char=
latan, Vulkan. Tot.: 181: 30, 17, 23. 2. Abt.: 1. W. Freys Metis,
Buchmann), 1. Geſtüt Ravensbergs Grund (Gormann), totes
Rennen, 2. Mizina. Ferner liefen: Chibouk, Valeus, Tartarie,
dötzchen. Miette, Roſalinde, Shador, Tigris, Lucifer 2.,
Knuſper=
tti. Tot.: 44, 58; 31, 44, 23.
7. Altmeiſter=Rennen. Ehrenpreiſe den Beſitzern der
erſten drei Pferde. Jedem Mitre tenden ein Andenken. Zu
reiten von Trainern. 2000 Meter. (Nichtöffentlich): 1. J. Jankes
Mail), 2. Wolkenlruch, 3. Imperialiſt. Ferner liefen:
Filius, Türmer, Flieger, Marga, Ottone. Obhut, Fritz.
Seite 6.
Nummer 318
Montag, den 10. November 1924.
Die Berliner Reiterkämpfe.
Das große Berliner Reit= und Fahrturnier nahm am
Sams=
tag nachmittag im Sportpalaſt mit den Hauptprüfungen ſeinen
Anfang, nachdem ſchon am Freitag und Samstag vormittag
Vorprüfungen abgehalten worden waren. Unter den recht
zahl=
reich erſchienenen Zuſchauern bemerkte man auch eine Reihe aus
ländiſcher Offiziere, die mit ihrem ausgezeichneten
Pferdemate=
rial in die weiteren Ereigniſſe dieſes Riefenturniers eingreifen
werden. Die einzelnen Konkurrenzen wieſen naturgemäß eine
ſehr ſtarke Beteiligung auf. So erſchienen z. B. in den drei
Ab=
teilungen der Neuklingsklaſſe für Reitpferde nicht weniger als
54 Bewerber auf dem Plan. In der Dreſſurprüfung konnte
Frhr. v. Langen auf ſeinem „Rauhreif” einen mit viel Beifall
aufgenommenen Sieg gegen 27 weitere Teilnehmer landen. Den
Schluß des Nachmittags bildete der Einzugderländlichen
Reitervereine. Es war ein impoſanter Anblick, wie die
einzelnen Vereine mit ihren Fahnen und ihrer kleidſamen Tracht
die Rieſenarena betraten und nach einigen Runden erſt im Trab,
dann im Galopp Aufſtellung nahmen. Bis auf den Reiter
Dem=
min (Pommern) waren alle Gemeldeten, 19 an der Zahl,
erſchie=
nen. Es war eine höchſt feierliche Kundgebung. — Am Freitag
abend hatten ſich alle Freunde der Pferdezucht vollzählig zum
„Erſten Deutſchen Reitertag” im Marmoorſaal des Zoo
verſam=
melt. Die Räume erwieſen ſich faſt als zu klein, um die Maſſen
der Erſchienenen faſſen zu können, unter denen nicht nur die
Prominenten aus allen Zuchtgebieten, ſondern auch
Reichsaußen=
miniſter Dr. Streſemann, der Chef der Reichswehr, General
v. Seeckt, u. a. vertreten waren.
Die Ergebniſſe des erſten Turniertages: Reitpferd=
Neulings=
klaſſe (Eignungsprüfung), a) leichte Pferde: 1. Oblt.
Sand=
ſtröms Ralf (Beſ.), 2. Fr. M. Junkers Burggräfin (Beſ.), 3. Fr.
A. Kahles Hunte (Lt. Baguſat), 4. R. Müllers Gaudeamus (Fr.
Müller), 12 Teiln.; b) mittlere Pferde: 1. Fr. Frankes
Fortuna (Beſ.), 2. Turnierſtall Beermanns Roeder (Maj.
Bürk=
ner), 3. deſſen Trotha (Maj. Bürkner), 4. Potsdamer Stalls
Carol (Oberſtlt. Meyer=Houſſelle), 24 Teiln.; c) ſchwere
Pferde: 1. Dr. Metz u. C. M. Stensbecks Adalbert (
Stens=
beck), 2. Prinz Friedrich Sigismund von Preußens Wodata
(Beſ.), 3. Dr. F. Lampe=Viſchers Tory (Fr. v. Gottberg), 4. Frl.
Voß König (H. Kreißig), 18 Teiln. — Dreſſurprüfung (Kl. I):
1. Frl. v. Langens Rauhreif (Beſ.), 2. Dr. F. Lampe=Tiſchers
Tory (F. v. Gottberg), 3. Rittm. Moritz Almenrauſch (Beſ.),
4. Fr. Voß König (H. Kreißig), 28 Teiln. — Vorfahren von
Sechsſpännern: 1.+ E. Gottſchalks Geſpann, 1.—+ Fahr=
Ausb.=Kdo.s Geſpann, 3 Teiln. — Preis der Tatterſalls (
Eig=
nungsprüfung): 1. Reit= und Fahrſchule Elmshorn (Magens),
2. 4j. F. W. Radioprinz (Meyer), 4 Teiln.
Das Jagdſpringen des erſten Tages bildete einen würdigen
Abſchluß der Turnier Eröffnung. Vor vollbeſetztem Hauſe
ſtar=
teten in den acht Springen nicht weniger als 171 Konkurrenten
und Wettbewerber. Das war des Guten ſchon zuviel. Es war
bereits 1 Uhr nachts, als die Konkurrenten für das 8. Springen
antraten, das der vorgerückten Stunde wegen ohne Totalifator
ausgetragen werden mußte. Dabei war die Abwickelung ziemlich
flott und reibungslos. Daß die Uhr durch Zerreißen eines Start=
und Zielbandes jetzt automatiſch ausgelöſt wird, begrüßt man als
erfreuliche Verbeſſerung.
Ergebniſſe:
Jagdſpringen.
1. Abteilung: 1. Aelsking mit Staeck, 2. Zauberflöte,
3. Gamin, 4. Eſperanto. Tot.: 90; 27,39,99,69. 17 Teilnehmer,
2. Abteilung: 1. Siegfried mit Hauptmann Martin,
2. Olnad, 3. Buſſard, 4. Mitternachtsſonne, 5. Bakonytt. Tot.: 84;
24,24,20,17,57. 21 Teilnehmer.
3. Abteilung: 1. Amſel mit dem Beſitzer (Greim=Kreiele),
2. Herzog, 3. Jakob, 4. Schwabenjung, 5. Harras 2. Tot.: 268,
148,13,93, 17,18. 23 Teilnehmer.
4. Abteilung: 1. Granit mit Holſt, 2. Armin 2., 3.
Wal=
küre, 4. Emden, 5. Berwolf. Tot.: 88; 21,19,59,52,87. 21 Teilehmer,
5. Abteilung: Totes Rennen zwiſchen Hanko mit dem
Beſitzer (Freiherr von Langen) und Ultimus 2. mit Leutnant von
Deutſch; 3. Aribert, 4. Zentaur, 5. Caprilli. Tot.: 14,50; 19,28,22,
32,21. 27 Teilnehmer.
6. Abteilung: 1. Tommy mit Graf Hohenau, 2. Erlaucht,
3. Goliath, 4. Silveſter, 5. Hewry. Tot.: 30; 13,17,15,39,21.
26 Teilnehmer.
7. Abteilung: 1. Emil mit dem Beſitzer (Hauptmann
Krüg), 2. Rübezahl, 3. Apache, 4. Saſcha. Tot.: 235: 61,19,17,17.
20 Teilnehmer.
8. Abteilung: 1. Luttina mit dem Beſitzer (Graf
Hohenau), 2. Spanier, 3. Tonken. 15 Teilnehmer. Ohne Tot.=
Betrieb.
Das Turnier wurde am Sonntag nachmittag mit den
Mate=
rial= und Dreſſurprüfungen fortgeſetzt. Der Beſuch war noch
be=
deutend ſtärker als am Vortage, doch fielen dafür die Felder etwas
beſſer aus. Eine beſondere Leiſtung vollbrachte der ſchwediſche
Leutnant Sandſtröm, der die beiden Abteilungen der
Eignungs=
prüfung für Offizierspferde mit Ralf bzw. Sabel gewann. So
gut durchgerittenes Pferdematerial hat man wohl kaum in
Deutſchland geſehen. Den Beſchluß des Nachmittags bildete der
Aufmarſch der ländlichen Reitervereine, 19 an der Zahl, die vom
Publikum ſtürmiſch begrüßt wurden.
Sankt=Georgs=Preis: 1. Frau Wiener — Prinz
Hohenlohe; 2. Freiherr von Langen — Baronin Bergh. 5 Paare.
Eignungsprüfung f. Offizierspferde: 1. Ralf,
Oberleutnant Sandſtröm; 2. Herzbube 3., 3. Bengel. 8
Teil=
nehmer.
Paary=Klaſſe. 1. Auſterlitz mit von Platen und Arnold
mit Müller, 2. Liebherr mit Frau Franke und Galant 2 mit
Stanik. 3. Heiliger Speer und Chriſtoph 2 mit Prinz Friedrich
Siegmund von Preußen. 25 Teilnehmer.
Achenbach=Preis. Eignungsprüfung für Geſpanne.
1. Devil=Commander mit Wolf=Wietcow. 2. Tigerlitz=Maus mit
Pape. 7 Teilnehmer.
Dreſſurprüfung für Damenpferde. 1. Herzbube
mit Frau von Gottberg. 2. Liebherr. 3. Tory. 7 Teilnehmer.
Eignungsprüfung fürOffizierspferde. Schwere
Pferde. 1. Sabel mit dem Beſitzer Oberleutnant Sandſtröm.
2. Edmund mit Hauptmann Schneider. 3. Almenrauſch. 7
Teil=
nehmer.
Die Jagdſpringen am Sonntag waren wiederum ſehr gut
beſucht. Gewitzigt durch die Erfahrungen am Eröffnungstag,
hatte man diesmal für ſchnelle Abwicklung geſorgt, indem man
jedes Pferd, das gleich anfangs ſo viele Fehler machte, daß es
keine Siegesausſicht mehr hatte, ſofort aus der Konkurrenz nahm.
Die Springen waren ſehr ſtark beſtritten, ſo daß ſich das
Pro=
gramm trotz alledem in die Länge zog. Ueber die Reihen
auf=
geſtellter Sprünge kamen die Pferde beſſer als man erwartet
hatte, ſo daß in verſchiedenen Abteilungen mehrere Teilnehmer
fehlerlos über die Bahn kamen und dann nach der Zeit plaziert
werden mußten. In der fünften Abteilung ereigneten ſich an der
Mauer zwei Stürze. Während Leutnant Viebig eine
Gehirn=
erſchütterung erlitt, zog ſich Herr Spillner einen
Schlüſſelbein=
bruch zu.
Die Ergebniſſe:
1. Abteilung. 1. Willy mit Graf Hohenau. 2. Lofoforo.
3. Weiße Lilie. 4. Roland. Tot. 352: 67, 50, 36, 14. 18 Teilnehmer.
2. Abteilung. 1. Achilles mit Freiherr v. Waldenfeld.
2. Jumbo. 3. Maikatze. 4. Asra. Tot. 74; 50, 29, 46, 277. 21
Teil=
nehmer.
3. Abteilung. 1. Enzio mit Kreiſſig. 2. Rotbart. 3.
Im=
perator. 4. Diabolo. Tot. 47: 25, 36, 39, 14. 17 Teilnehmer.
4. Abteilung. 1. Halma 2 mit Leutnant Andrea. 2.
Eſpe=
rante. 3. Fortgeſell. 4. Nickel. Tot. 146: 31, 18, 40, 49. 19
Teil=
nehmer.
5. Abteilung. 1. Badallo mit Rittmeiſter Binder. 2.
La=
banch. 3. Lindekviſt. 4. Siegfried. Tot. 85; 70, 37, 61, 22, 44.
23 Teilnehmer.
Reich und Ausland.
Um ein Journaliſten Altersverſorgungsgeſetz.
München. Im Staatshaushaltsausſchuß des bayeriſchen
Land=
jages erklärte auf Anregungen aus dem Hauſe, dem Journaliſtenberuf
nicht länger die unbedingt notwendige Altersverſorgung vorzuenthalten,
Miniſterpräſident Held über das Journaliſtengeſetz, daß er bei einer
Ausſprache mit Vertretern der Preſſe keinen Hehl gemacht habe aus
ſeiner Auffaſſung, daß ſelbſtverſtändlich für den freien Beruf der
Jour=
naliſten eine Sicherheit geſetzlich feſtgelegt werden müſſe für Krankheit,
Invalidität und für die Hinterbliebenen. Somit müſſe es Aufgabe der
ſachverſtändigen Mitglieder des Reichsrates und Reichstages ſein, dafür
zu ſorgen, daß dieſer Mangel in dem Entwurf behoben werde. Der
Miniſter äußerte ſich auch über die Stellungnahme der Regierung zur
Preſſe im allgemeinen und gab dem Wunſche Ausdruck, daß die
Preſſe=
ſtelle allen Preſſevertretern ohne Parteiunterſchied für die Weitergabe
wichtiger Nachrichten zur Verfügung ſtehe. In der Debatte ſeien die
vollen Auswirkungen des Parlamentarismus gerade auf dem Gebiete
der Preſſe nicht immeu ganz berückſichtigt worden. Er ſelbſt lehne
aber eine Handhabung, wie ſie z. B. in England und Frankreich gang
und gäbe ſei, ab.
Zugzuſammenſtoß.
Paris. Der Schnellzug Paris—Le Havre iſt geſtern
abend gegen 10 Uhr zehn Kilometer nördlich von Rouen unter dem
Tunnel von Piſſy=Poville entgleiſt. Die vier letzten Wagen,
da=
runter der Speiſewagen, ſprangen aus den Schienen, und ein Gegenzug
fuhr auf dieſe Wagen auf. Nach dem „Journal” ſollen nur etwa zehn
Perſonen verletzt worden ſein. Doch erklärte ein Mitreiſender, daf
nach ſeiner Anſicht zum mindeſten zwei Perſonen bei dem Unglück
ums Leben gekommen ſeien.
* Eine höchſt internationale Liebesgeſchichte
hat ſich in dieſen Tagen in Neapel ihrem hoffentlich untragiſchen Ende
entgegen abgeſpielt. Japan, neapolitaniſcher Journalismus, eine
„Fremde von Diſtinktion”, japaniſcher Botſchafter, Abſchiedsgruß im
neapolitaniſchen Blatte „Mezzogiorno”, eine ſitzengelaſſene Gattin aus
Japan und vielleicht auch eine ebenſo behandelte, europäiſche Geliebte,
Flucht nach Rom und alles, was ſonſt zu einer Liebesgeſchichte gehört,
alles das herumkriſtalliſiert um den Schriftſteller und Journaliſten in
japaniſcher und italieniſcher Sprache, Harukici Shimoi. Seit zehn
Jah=
ren lebte Harukici Shimoi in Neapel. Er war ſtändiger Mitarbeiter der
neapolitaniſchen Zeitung „Mezzogiorno” und ſchrieb und ſprach ſo gut
italieniſch daß er ſogar den neapolitaniſchen Dialekt be herrſchte. Außer
dem war er auch noch verheiratet, natürlich mit einer Landsmännin. Und
nichts hätte ſein Lebensglück geſtört, wenn er eben nicht verheiratet
ge=
weſen wäre. Das kam aber ſo: Shimoi hatte ſich ſterblich in eine
Aus=
länderin verliebt — die Preſſe iſt höflich genug, weder Namen noch
Nationalität (bisher) anzugeben. — Die Sache wurde ſelbſt für
neapoli=
taniſche Verhältniſſe ſo ſchlimm, daß der Vertreter des Mikado in Rom,
der japaniſche Botſchafter, einſchreiten mußte, ſich Herrn Shimoi nach
Rom kommen ließ und ihn bei den Gebeinen aller Samurais beſchwor,
ſeine Pfirſichblüte oder wie die Gattin ſonſt gehißen haben mag, nicht
länger derartig zu vernachläſſigen, ſondern reuevoll an den Kimono der
Pfirſichblüte zurückzukehren und die gut gefärbten Lippen ebenſo wie den
Bubikopf der böſen Fremden in Ruhe zu laſſen. Shimoi, deſſen Name
von der neapolitaniſchen Zeitung mit Mandelblüte überſetzt wird, was
darauf hindeutet, daß dieſer Name zum Journalismus zu prädeſtinieren
ſcheint, verſprach beim großen Gotte Schinto Gehorſam, fuhr nach
Neapel zurück — und fiel von neuem in die gepuderten Arme der weißen
Teufelin. Nun wurde der japaniſche Botſchafter aber ernſtlich böſe und
befahl dem Sohne der aufgehenden Sonne, dorthin zurückzukehren.
Dieſes aber tat er nicht, ſondern tat zunächſt nur ſo, als wolle er es
tun. Seine Zeitung, der „Mezzogiorno” ſchrieb ihm einen ſehr
herz=
lichen Nachruf, er ſelbſt päckte ſeinen Koffer und reiſte ab, aber nicht in
die aufgehnde Sonne, ſondern in die dunkle Nacht, heimlich nordwärts
nach Rom. Und nun ſuchen ihn die Häſcher. Bisher vergebens.
Grade ſo dunkel wie ſein Schickſal iſt zunächſt noch dasjenige der „
Frem=
den von Diſtinktion” bei der es noch im Zweifel iſt, ob er ſie ebenfalls
hat ſitzen laſſen, oder ob ſie etwa ſchon heimlich ihm vorausgereiſt iſt. Die
Zeitungen verſprechen noch weitere Nachrichten über Leben und Treibeif
des verliebten Japaners zu bringen, der ſo gut ſich in Neapel.
ein=
gelebt hatte, daß ihm die vergnügten Sitten der Stadt am blauen Golfe
vertrauter geworden ſind, wie der Gehorſam gegen den Abgeſandten
ſeines Mikado und die Sehnſucht nach den Teehäuſern von Nagaſaki.
Sport und Herz.
Von Dr. med. Schweisheimer.
(Nachdruck verboten.)
Das Ziel vernünftigen Trainings iſt die gleichmäßige Ausbildung
aller Organe des Körpers bis zu ihrer größten erreichbaren
Leiſtungs=
fähigkeit. Erſt wenn jedes Organ den Höhekunkt ſeiner
Funktionstüch=
tigkeit erreicht hat, iſt der ganze Körper imſtande, den hohen
Anforde=
rungen des Sportes Genüge zu tun. Der Mittelpunkt aller leiblichen
Tätigkeit, aller ſportlichen Arbeit, iſt das Herz. Ein muskelſtarker
Kör=
per ohne Höchſtausbädung des Herzens iſt unfähig zu erfolgreicher
ſportlicher Betätigung.
Erſte und vordringlichſte Aufgabe des Trainings muß demnach
heißen: Uebung und Kräftigung des Herzens. Im allge neinen muß
dabei dieſem Punkt zunächſt eigene Aufmerkſamkeit gar nicht gewidmet
werden. Gleichmäßig und zielbewußt fortſchreitende Körperübungen,
die in gleicher Weiſe beharrlich nach größeren Aufgaben ſtreben und
Ueberanſtrengungen des Körpers vermeiden, bewirken ganz von ſelbſt
zunehmende Kräftigung des Herzens. Das Herz — Mittelpunkt des
geſamten Blutkreislaufs — hat die Aufgabe, als großer Hohlmuskel.
durch ſeine Zuſammenziehung und Ausdehnung das ſauerſtoffrei he, aus
den Lungen kommende Blut in den Körper hinauszupreſſen, das
ver=
brauchte, ſauerſtoffarme Blut wieder anzuſaugen und nach Durchleitung
durch die Lungen dem Körper von neuem zuzuführen. Das Herz iſt der
Motor des in ſich vollkommenen Blutkreislaufs. Der Einfluß ſeiner
Kraft und ſeinere Tätigkeit macht ſich daher unmittelbar bis ins kleinſte
Blutgefäße am äußerſten Ende der Fingerſpitze geltend.
Wenn erhöhte Anforderungen an einer Stelle des Körpers
auftre=
ten, wenn beiſpielsweiſe die Glieder beim Turnen mehr arbeiten als
gewöhnlich und daher ihre Muskeln mehr Sauerſtoff verbrauchen, dann
muß das Herz in der Lage ſein, augenblicklich mehr Blut an die
betref=
fende Stelle zu ſchicken. Das Herz hilft in ſolchen Fällen, indem es ſich
kräftiger und ausgiebiger zuſammenzieht, wodurch es eine größere
Blutmenge ausſchicken kann. Gleichzeitig zieht es ſich in der
Zeitein=
heit raſchere zuſammen und dehnt ſich raſcher wieder aus als unter
nor=
malen Zuſtänden. Dieſe raſchere Arbeit macht ſich durch Beſchleunigung
des Pulſes bemerkbar. Je geübter das Herz iſt, deſto raſcher und
zweckmäßiger wird es Antwort auf die erhöhte Anforderung zu finden
wiſſen. Ein ſportgeübtes, ſporttücktiges, trainiertes Herz reagiert
da=
her raſch und ohne überflüſſigen Kraftaufwand auf die neue Belaſtung.
Vor allem iſt bei ihm die Energie des einzelnen Herzſchlags gehoben, ſo
daß es einer Beſchleunigung erſt allmählich bedarf. Wenn ein Geübter
ſich der ihm gewohnten körperlichen Anſtrengung unterzieht, ſchlägt
da=
her ſein Puls nach der Uebung gerade ſo ſchnell wie vorher höchſtens
iſt er ein klein wenig beſchleuenigt. Der Ungeübte, der gleichzeitig mit
ihm dieſelbe Körperanſtrengung unternommen hat, hat dagegen einen
ſtark beſchleunigten Pulsſchlag, ergreift ſich an die Bruſt und ſagt: „Jetzt
habe ich aber ordentlich Herzklopfen bekommen.
Etwas „Herzklopfen” iſt bei körperlichen Anſtrengungen noch
keines=
wegs als krankhaft aufzufaſſen. Nur wenn es ſich ſtark geltend macht,
ſo iſt das — abgeſehen von jenen Fällen, wo es Ausdruck einer
Ner=
voſität ſein kann —, ein Zeichen für eine übermäßige Beanſpruchu ig des
Herzens. Das Warnungszeichen iſt wohl zu beachten. Ein übermäßig
in Anſpruch genommenes Herz, dem nicht rechtzeitig Gelegenheit zum
Ausruhen geboten wird, erleidet eine Ueberdehnung ſeiner Wandungen.
Es tritt durch Ueberanſtrengung eine „Herzerſveiterung” ein. Solcher
Schaden kann ſich wieder reſtlos ausgleichen; bei fortgeſetzter
Ueber=
anſtrengung ſich aber auch für die Dauer feſtſetzen. Geſundheitliches
Befinden wie ſportliche Leiſtungen werden dadurch in gleichem Maße
herabgedrückt. Weiſe, vorbedachte Steigerung der Anforderungen, keine
ſchroffe Forcierung, rechtzeitige ausgiebige Ruhe werden vor ſolcher
Herzſchädigung bewahren. Wenn zu der Ueberanſtrengung noch eine
andere Schädigung tritt, kann es leicht zu einer Gefährdung des
Her=
zens kommen. So iſt ein Herz beſonders wenig widerſtandsfähig, wenn
ſeine Kraft durch Mißbrauch von Alkohol und Nikotin, durch gewiſſe
Infektionskrankheiten herabgeſetzt iſt; „hier iſt doppelte Vorſicht
von=
nöten.
Das höhere Alter iſt an und für ſich noch kein Grund, mit dem
Sport auszuſetzen. Im Gegenteil, der Sport, vernünftig betrieben, iſt
auch in ſpäteren Lebensjahrzehnten ein Jungbrunnen körperlicher Kraft
und Leiſtungsfähigkeit. Wer aber mit 40 Jahren und ſpäter erſt mit
ſportlichen Uebungen beginnen will, der tut zweifellos gut daran, erſt
von einem Arzt die Beſchaffenheit ſeines Herzens und ſeiner
Blut=
gefäße unterſuchen zu laſſen, und dann auch darauf zu hören, was ihm
von ſachverſtändiger Seite über die Art und Ausübung des Sportes
geraten wird. Manche Leute in vorgerücktem Alter werden plötzlich
von einem falſchen Ehrgeiz getrieben, nun auch das zu leiſten, was lang
trainierte Jugendliche können; oder ſie wollen durch angeſtrengte
Leibes=
übungen übermäßigen Fettanſatz losbekommen. Und die Folge dieſes
unberechtigten und geſundheitlich unzuläſſigen Beſtrebens iſt ſchwere
Schädigung, zuweilen noch Schlimmeres. In einem Alter, wo kein
Organ des Körpers mehr die ehemalige Elaſtizität der Jugend beſitzt,
und am wenigſten Herz und Gefäße, muß man ſich bewußt von ſolchen
Unvernünftigkeiten fernhalten.
Die Anſtrengung der einzelnen Organe iſt je nach dem ausgeübten
Sport verſchieden. Beſondere Vorſicht iſt bei ſolchem Sport erforderlich,
der infolge dauernder gleichmäßiger Anſtrengung das Herz ſtark
be=
laſtet (z. B. Radfohren, Rudern, unter Umſtänden auch Bergſteigen)
Bei gleichmäßig bedachter Steigerung kräftigen aber gerade auch dieſe
Sportarten das Herz. Weniger Gefahr beſteht im allgemeinen bei
Sport mit wechſelnder Muskelbelaſtung (Tennis. Reiſen, Wandern),
Jedenfalls verlangt der Zuſtand des Herzens Individualiſierung der
ſportlichen Betätigung. Mancher, deſſen Herz den Anforderungen des
Radſports nicht gewachſen iſt, ſtellt in beſter Form ſeinen Mann bei
Wanderſport, Turnſpielen, Tennis, Leichtathletik.
Leute mit nervöſen Herzbeſchwerden — und es gibt deren
erſtaun=
lich viele — die bei kleinſten Erregungen ſchon Herzklopfen bekommen
und niemals daran dachten, als Sportsleute etwas Nichtiges leiſten zu
können, haben bei vorbedachter ſportmäßiger Ausbildung ſchon
Aus=
gezeichnetes erreicht. Im Gegenteil: nervöſe Herzen erſtarken und
kräftigen ſich oft ungeahnt bei vorſichtiger und ſachverſtändig geleiteter
ſportlicher Ausbildung, zumal hier übertriebene Gedanken von dem
Leiden abgezogen und auf ein neues Ziel körperlicher Ertüchtigung
ge=
lenkt werden.
Bei einem wirklichen Herzfehler kann nur der Arzt die
Entſchei=
dung geben, ob — natürlich ſtets mäßiger — Sport geſtattet iſt. Auch
hier gibt es nicht wenige Menſchen, die mit ausgeglichenen
Herzklappen=
fehlern von vernünftiger ſportlicher Betätigung viel Gutes verſpüren.
So wird es nicht nötig ſein, das früher nahezu ſelbſtverſtändliche
Sport=
verbot bei Herzkrankheiten auszuſprechen, ſondern je nach der Art und
dem Grad des Herzleidens wird vorſichtige und geregelte ſportliche
Be=
tätigung unter Umſtänden im Intereſſe des ſeeliſchen Zuſtandes mtncher
Kranken zu wünſchen ſein.
Rund=Funk=Programm.
Dienstag, den 11. November 1924:
frankfurt a. M. (467 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Produkten (Vorbörſe), amerikaniſche Produkten, Anfangskurſe). — 11.55 Uhr:
Zeit=
angabe. — 12 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Produltenbörſe, Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger Hopfen
— Deviſenkurſe. — 4.30—6 Uhr: Rundfunknachmittag in Muſik und Wort. — 6 bis
6.30 Uhr Die Leſeſtunde Meiſterwerke der Weltliteratur): Aus „Soll und Haben”
von Guſtav Freytag Fortſetzung) — Sprecher: O. W. Studtmann. — 7.30 Uhr:
Vortrag von Herrn Stadtarzt Dr. Hoch: „Wie ſchützt uns der Staat vor anſteckenden
Krankheiten?” — 8ühr: Der Briefkaſten. — 8.30 Uhr: Die deutſche Tanzkompoſition.
Ein Zyklus, ſiebenter Abend: Gegenwart. 1. Tanzmuſik aus „Hänſel und Gretel”,
E. Humperdinck. 2a) Tanzmuſik aus,Roſenkavalier”, R. Strauß; b) Tanzmuſik aus
„Bürger als Edelmann)”, R. Strauß. 3. Aus der „Suite 1921”, P. Hindemith. 4
4. Radio=Blues, F. Krenek. Ausführende: Ein Kammerorcheſter —
AmGrotrian=
teinweg=Flügel: Herr Dr. Merten von der Frankfurter Oper. — 9.30 Uhr: Nachrich=
Uhr: Drei Minuten der Hausfrau. — 10 Uhr: Zeitangabe.
erlin (430, bzw. 500 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Nhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterdienſt. — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der
Ber=
liner und Hamburger Produkten im Freiverkehr) auf Welle 505. — 12.15 Uhr: Kurzer
Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. — 12.55 Uhr: Ibermittlung des Zeitzeichens.
— 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Wetterdienſt. —
2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. — 3 Uhr: Funkbörſe (die
amt=
lichen Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Viehbörſe; amtliche
Deviſen ſauf Welle 505. — 4.15 fhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg; Berliner
Kolonialwaren=Großhandelspreiſe) auf Welle 505. — 4.30—6.15 Uhr:
Unterhaltungs=
muſik (Berliner Funkkapelle): 1. 4=Dur=Polonaiſe, Chopin. 2. Luverture zu der Oper
„Der König von Jvetot”, Adam. 3. Perſiſcher Tanz aus der Oper „Kowantſchina”
Muſſorgskif. 4. Lagunen, Walzer, Joh. Strauß. 5. Fantaſie aus der Oper „Der
— 7.45 Uhr: Vortrag des Hern Kanonikus Ulitzka ſanläßlich der „Oberſchleſiſchen
Woche‟):Der Op richleſiſche Leidenszweg in den letzeen Jahren. — 8.30 Uhr: Moderne
Kleinkunſt, vorgetragen von Karl Zander und Harry Waldau, unter Mitwirkung des
Mandolinenklubs „Con brig‟ (Dirigent: Paul Goffen). 1. Von den Tiefen des Lebens.
Aus dem Tingeltangel — Von Streichholzmädchen, Seeleuten, Gauklern und anderen
Karl Zander. 2a) An der ſchönen blauen Donau, Walzer, Strauß; b) Nur wer die
Sehnſucht kennt, Translatenr; c) Schelmenaugen, Uſchmann, Mandolinenklub „Con
brio”. 3. Von dem Taumel des Lebens. Gloſſen und Sathren unſerer Zeit. Die
moderne Wohltätigkeit — Geld und Senſation — Vom Morphium und Alkohol und
anderes, Karl Zander. 4a) Mondnacht auf der Alſter, Fétras; b) Japaniſcher
Laternen=
tanz, Moſhitomo; e) Erinnerung an Andaluſien, Alfiere, Mandolinenklub „Con brio”
5. Von den Freuden des Lebens. Das Lachen — Die Muſik— Der Tanz — Die.
Liebe—Von Frauen und Noch und Noch, Karl Zander. Am Schwechtenflügel: Harry
Waldau. Anſchließend: Dritte Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten,
Zeitan=
ſage, Wetterdienſt, Sportnachrichten, Theaterdienſt.
England (MEZ.) 8.30 Uhr: Weltfrieden.
Briefkaſfen.
F. S., hier. Die genannten „Briefe” ſind nicht allgemein
zugäng=
lich; ſie werden nur an Verlagsunternehmungen geliefert.
Tageskalender, Montag, 10. November.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr:
2. Sinſonie=Konzert. Kleines Haus: Keine Vorſtellung. —
Or=
pheum, abends 8 Uhr: Varieté. — Deutſchnationale
Volkspartei, abends 8 Uhr, in der Turnhalle:
Wahlverſamm=
lung. — Union=, Reſidenz Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtel=
lungen.
Verſteigerungskalender, Dienstag, 11. November.
Pferdeverſteigerung, vormittags 1134 Uhr, auf dem Hofe
des Marſtallgebäudes.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Dienstag, den 11. November.
Zunehmend bewölkt, weſtliche Winde, ſtrichweiſe Niederſchläge,
viel=
fach Nebel und nachts Fröſte.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Veranwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeft
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Salußd n. : Andreas Bauer
Verantw. rtlich für den Inſratente!: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L C. Wittich — ſämtlich in Darmſtade.
Die heneige Rimer hai 8 Zeiten
[ ← ][ ][ → ] 10. November 1924
* Die ſüdweſideutſche Wirtſchaftskonjunktur.
Wirtſchaftslage und Geſchäftsgang der einzelnen
ſüdweſt=
deutſchen Induſtriegruppen haben ſich langſam aber ſtetig in der
Richtung zum Beſſeren entwickelt. Die Arbeitsloſenziffern haben
abgenommen und die Kurzarbeit machte der Vollarbeit Platz. Im
Oktober hat ſich das Tempo der Beſſerung etwas beſchleunigt. Die
Geſamtlage hat einen ruhigeren und ſtetigeren Charakter
au=
genommen, wenn auch das Kriſenhafte noch nicht reſtlos
über=
wunden iſt. Die Metallinduſtrie zeigt eine gewiſſe
Wie=
den Neueinſtellungen von Arbeitskräften zum Ausdruck kommt.
Dasſelbe gilt auch für die Pforzheimer
Schmuckwaren=
induſtrie. Für Juwelen und dünne Goldwaren beſteht
Nach=
frage. Das Auslandsgeſchäft läßt infolge der Preiſe und der
Ueberarbeit geleiſtet, weil es an Facharbeitern fehlt. Die
Schwarz=
wälder Uhreninduſtrie berichtet weiteren Rückgang der
Kurzarbeit und Eingang neuer Aufträge. Die
Textilindu=
ſtrie hat befriedigenden Geſchäftsgang. Allerdings iſt die
weſent=
duſtrie in Verbindung mit der Rückgabe der wirtſchaftlichen
Freiheit an Rhein und Ruhr erhoffte, noch nicht eingetreten. Die
Geldknappheit macht ſich hier noch ſtark bemerkbar. Die
Nach=
ſaiſon im Steigen begriffen. Soweit bislang Preisabbau
ein=
geſetzt hat, erfolgte er auf Koſten des Nutzens des Verkäufers.
welle eingeſetzt, die zahlreiche Betriebsſchließungen zur Folge
maſenſer Schuhinduſtrie iſt darin zu ſuchen, daß der Verſailler Mark den alten Aktionären zu 103 bCt. anzubieten.
Vertrag der Geſchäftswelt die wertvollen Abſatzgebiete Elſaß=
Lothringen und das Saargebiet nahm und überdies die
Pir=
maſenſer Schuhinduſtrie vieler rechtsrheiniſcher Abnehmer durch
den Ruhrkampf verluſtig ging, die bis jetzt noch nicht
wieder=
gewonnen werden konnten. Etwas günſtiger als die Lage der 1933 und 27 im Novembe 13: Sbelz 2,7 gegen 2,7 bezw. 2,4, Roggen
bfälziſchen ſcheint diejeniger der württembergiſchen Schuhinduſtrie
mit Aufträgen verſehen. In der Steininduſtrie iſt es
teil=
weiſe zu Entlaſſungen gekommen. Die Lage der Tabakindu= All im Seßtember noch draußen gebliebenen Mengen an Getreide,
die chemiſche Induſtrie. Die Möbelinduſtrie
hin=
eine kleine Velebung des Geſchäſtsgangs nicht zu verkennen iſt.
Am beſten iſt die Lage bei den Zucker=, Schokolade= und
Konſervenfabriken.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Jetter und Scheerer A.=G. Turtlingen. In den letzten
Tagen fand eine Sitzung des Aufſichtsrates ſtatt, in der beſchloſſen wurde,
einer auf den 1. Dezember 1924 einzuberufenden außerordentlichen
Ge=
neralverſammlung die Umſtellumg des bisherigen Stammaktienkapitals
Stammaktie im bisherigen Nennbetrage von 1000 Mark auf 120
Gold=
mark abgeſtempelt wird. Bei dieſer Umſtellung bleibt, ein Betrag von
520 000 Goldmark für den Neſervefonds übrig. Die in verſchiedenen wird die Ermäßgung des hisherigen Aktienkapitals von 42 Mill. PM.
Zeitungen gebrachten widerſprechenden Nachrichten ſind unrichtig.
Handeisblatt
Die Felten u. Guillegume Carlswerk A.=G. in
Köln=Mülheim beantragt, das Grundkapital von 200 Mill, daß Gerr Generaldirektor Dr. Ernſt Schlapper, nachdem die Fuſion
PM. auf 60 Mill. GM. umzuſtellen. Als geſetzliche Reſerve ſollen der beiden Konzerne durchgeführt iſt, ſich nunmehr aus den Vorſtandgs=
3 Mill. GM. zugelaſſen werden.
* Die Wirtſchaftslage bei der Deutſchen
Reichs=
bahn. Wie wir von gutunterrichteter Seite erfahren, entſpricht der
diesjährige Herbſtverkehr nicht den Erwartungen, die man in der Direk= Kauptkaſſe vom A. bis zum 31. Oltober betrug in dieſer Zeit
tion der Geſellſchaft gehegt hat. Der Verſonenverkehr weiſt keinen die Summe der Einzahlungen 301,5 Millionen, der Auszahlungen 2452
merklichen Nückgang auf, dagegen läßt die Güterbeförderung außerordent= Millionen, mithin der Ueberſchuß 162 Millionen. Dadurch erhöht ſich
lich viel zu wünſchen übrig und zeigt gegenüber dem Vorjahr eine ſehr
weſentliche Beeinträchtigung. Neben der ſchlechten Ernte dürſte ſich die markſchuld hat in der Dekade um 30 Millionen Mk. abgenommen.
derbelebung, die in der Wiederaufnahme der Vollarbeit und in gedrückte wirtſchaftliche Lage auf die Eiſenbahn ſtark ausdrücken. In der
Direktion der Eiſenbahn hat man ſich bereits ernſthaft mit der Frage
be=
ſchäftigt, wie die Mindereinnahmen ausgeglichen werden können. Eine finanzamt in Karlsruhe erfährt, iſt ab 21. Otober die Vorſchrift über
Steigerung des Güterverkehrs wurde als unbedingt notwendig
bezeich=
net, da die Reichsregierung bekanntlich im März aus ihren Erträguiſſon
80 Millionen Goldmark abzuführen hat, für die — wenn etwa der Ge= Wegfall gekommen. Die im beſetzten Gebiet befindlichen Auslands=
Ausfuhrgeſetze noch ſehr zu wünſchen übrig. Zum Teil wird winn unter dieſer Summe bleiben ſollte — das Reich haftet.
Erſchwe=
der zerſtörten Anlagen in den beſetzten Gebieten große Aufvendungen ſetzten Gebiet überführt werden. Es wird ausdrücklich darauf
hingewie=
zu machen hat. Die Reichsbahn will daher auch zunächſt keine neuen ſen, daß die Zulaufsgenehmigung mit der Einfuhrgenehmigung nichts
Beſtellungen von Lokomotiven oder Wagen machen, was ſich auf die
In=
duſtrie nicht gerade angenehm auswirken dürfte. Von den 145 deutſchen ronden Waren unterliegen, ſoweit ſie auf der deutſchen
Einfuhrverbots=
liche Geſchäftsbelebung, die man im Textilhandel und der =In= Lokomotiven= und Wagenfabriken ſind jetzt bereits über 100 ganz oder liſte ſtehen, nach wie vor einer Cinfuhrbewilligung, die vorerſt noch vom
teilweiſe ſtiüllgelegt worden.
Getreide=Kreditbank, A.=G., Berlin. In der
Auf=
ſicſtsratſitzung wurde beſchloſſen, die Zuſammenlegung der Aktien im lommiſſar für Aus= und Einfuhrbewilligung in Berlin einzuholen iſt,
frage nach Wäſcheartikeln iſt mit der herrannahenden Weihnachts= Verhältnis von 4000:1 der G.V. vorzuſchlagen. Die Geſellſchaft iſt 1933
gegründet worden. Die Einzahlung auf den größten Teik des
Aktien=
kabitals erfolgte im Sebztember 19B. Der Durchſchnittswert der Ein=
In der Pirmaſenſer Kchuhinduſtrie hat eine neue Kriſen= zahlung auf eine Aktie von 1000 betrug etwa 10 Goldpfennige.
Gleich=
zeitig wurde beſchloſſen, der G.=V. die Erhöhung des bei der
Um=
ſtellung ſich ergebenden Goldmark=Kapitals von 750 000 auf Goldmark
hatte. Die Erwerbsloſigkeit im Pirmaſenſer Bezirk iſt prozentugl 1 600 000 vorzuſchlagen. Ein Konſortium von erſten Getreldefirmen
ſehr hoch. Der Hauptgrund für die kataſtrophale Lage der Pir= verpflichtete ſich, die jungen Aktien zu übernehmen und davon 750000
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Nach der „Statiſtiſchen Korreſpondenz”
lauten die Begutachtungsziffern des Standes der jungen Winterſaaten
und des Stoppelklees in Preußen für Anfang November, wenn 2 gut
und 3 mittel bedeutet, v folgt: Weizen 2,7 gegen 27 im Novomber
26. 97 bezw. 2,6. Gerſte 3. 26 bezw. 2,4, Gemenge 28, 27 bezw.
ſich zu geſtalten. Die Bauſtoffinduſtrie iſt noch genügend fehlt, Rahs und Nübſen 2,0, 26 bezu, 2,4, junger Klee 25, 26 bezw.
2.4. In den Bemerkungen der „Statiſtiſchen Korreſpondenz” heißt es;
Hülſenfrüchten und Grummetheu konnten gut geborgen, Kartoffeln
ſo=
ſtrie entwickelt ſich in letzter Zeit wieder günſtiger, desgleichen gar reſtlos ohne irgend welche Störung ausgemacht werden: Auch
Rüben und Kohl ſind größtenteils ſchon eingebracht, nachdem ſie ſich
gegen macht in der Beſſerung nur geringe Fortſchritte, wenn auch bei der günſtigen Witterung noch kräſtig entwickelt hatten. Die
Ar=
beiten für die Herbſtſagt ſind gleichfalls gut fortgeſchritten. Recht
gün=
ſtig entwickelten ſch die jungen Saaten und der Stobzpelle,
Maſchinenfabrik Buckau A.=G. zu Magdeburg. Der
Aufſichtsrat hat beſchloſſen, die Ermäßigung des bisherigen
Papiermark=
katzitals auf 5 Mill. GM., vorzuſchlagen und zwar ſollen von 10 Mill.
Mk. Schutzaktien 250 000 eingezogen und das verbleibende Kapital von
48 Mill. PM. im Verhältnis von 8 zu 1 auf 6 Mill. GM. ermäßigt
werden.
Die Maſchinenfabrik Grevenbroich beabſichtigt die
von 42 Mill. Mk. auf Goldmark 5940 00 vorzuſchlagen, ſodaß jede Umſtellung des bisherigen Kapitals im Verhältnis von 10 zu 1
vorzu=
ſchlagen.
Die Grade Motorenwerke A.=G. in Magdeburg
auf 210 000 GA. alſo im Verhältnis von 20 zu 1 vorſchlagen.
Nr. 313
* Bamag=Meguin=A. G. Aus Verwaltungskreiſen hören wir,
geſchäften zurückziehen wird; er bleibt aber weiterhin im Intereſſe der
Geſellſchaft tätig.
w. Nach einer Ueberſicht über die Geldbewvegung bei der
Reichs=
der Geſamtüberichuß ſeit dem 1. April auf 170,6 Millionen. Die Reichs=
* Wegfall der Zulaufgenehmigungen für
Aus=
landswaren. Wie die Handelskammer Mannheim vom
Laudes=
die Einholung von Zulaufsgenehmigungen für die Einfuhr von
Aus=
landswaren aus dem beſetzten Gebiet nach dem unbeſetzten Gebiet in
waren können demnach in Zukunſt frei und ohne Inanſpruchnahme
rend kommt noch hinzu, daß die Reichsbahn füe die Wiederherſtellung des Reichskommiſſars für Aus= und Einfuhrbewilligung nach dem
unbe=
zu tun hat. Die aus dem Ausland nach dem beſetzten Gebiet einzufüh=
Delegierten des Reichskommiſſars in Ems ausgeſtellt wird. Ob. die
Emſer Stelle zum Einzug kommt und die Einfubrbewilligung für die
be=
ſetzten Gebiete wie für das geſamte unbeſetzte Deutſchland vom
Reichs=
iſt noch nicht bekannt.
Erwerbsgeſellſchaften.
Süd=Film A.=G. Frankfurt a. M. Die G.=V. beſchloß die
Umſtellung des Grundkapitals von 50 000 000 ℳ auf 1 000 000 Goldmark.
Für das Geſchäftsjahr 1923/24 wird eine Dividende von 1 Goldmark auf
eine Aktie von nom. 1000 Papiermark verteilt. Direktor Blumöhr von
der Bayeriſchen Hypotheken= und Wechſel=Bank, München, wurde dem
Aufſichtsrat zugewählt.
Meſſen.
— Die Reichs=Reklamemeſſe. Das Bild Berlius als
Meſſeſtadt wird, wie wir hören, im Frühjahr 1925 noch eine beſonders
bemerkenswerte Ergänzung durch eine Veranſtaltung der
Reklamefach=
leute ganz Deutſchlands erhalten. Der Verband deutſcher
Re=
klamefachleute e. V., der berufene Vertreter der Reklame=
Inter=
eſſenten, hat durch ſeinen Hauptvorſtand in Berlin ſoeben mit dem
Ber=
liner Meſſeamt in Ausführung eines lange gehegten Planes einen
Ver=
trag über die gemeinſame Veranſtaltung einer Reichs=Reklame=
Meſſe abgeſchloſſen, die vom 4.—9. April 1995 im „Haus der
Funkinduſtrie” auf dem Berliner Meſſegelände unter Ausnutzung des
bis dahin fertiggeſtellten 138 Meter hohen Funkturmes abgehalten wird.
Starke Verminderung der Salpeier=Vorräte.
B. R. Die chileniſche Producer’s Aſſociation hat bis Ende Oktober
insgeſamt 1 830 000 To. Chile=Salteter verkauft, gegen 1 290 000 To. in
der gleſchen Zeit des Vorjahres. Da die Erzeugung ſich gegenüber dem
vorigen Jahr nicht nennenswert erhöht hat, ſind die Vorräte ſtark
zu=
ſammengeſchmolzen. Durch die Verſchiffungs=Diſpoſitionen, die ſich auf
die Zeit bis Ende Februar erſtrecken, werden die geſamten Vorräte in
Chile und die Produktion bis Mitte Dezember vollkommen abſorbiert
Der Weltkonſum an Chileſalpeter vom 1. Jult 1934 bis 30 Juni 1935
wird auf 2 375 000 To. geſchätzt, von denen Europa 1 275 000 To., die
Ver=
einigten Stagten 975 000 To. und die übrigen Länder 125 000 To.
be=
nötigen.
Todes=Anzeige
Geſtern entſchlief nach kurzem
Leiden unſere libe T.chter,
Schweſter, Schwä erin und Tante 7
Frau Lilly Lang
geb. Joh.
im Alter von 49 Jahren. (14997
Darmſtadt, Hanau, Frankfurt,
9. November 1 24
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Karth. Joh
Familie Wirtz
Rulla
Die Beerdigung findet. Dienstag
nachmittag 2 Uhr vom Portale
des Waldfrreohofs aus ſtatt.
Todes=Anzeige.
Nach kurzem Leiden entſchlief
am Samstag mittag unſere
treu=
beſorgte, liebe Mutter
Eliſe Hillgärtner
Arrgggee
Die trauernd. Sinterbliebenen.
Darmſtadt, 8 Nov. 1924
Barkhausſtr. 25.
(14996
Beerdigung: Dienstag 2 Uhr auf
dem alten Friedhof.
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per Zentner 4.— Mk. 10 Pfd. 45 Pfg.
Salatkartoffet (Mäuschen)
Ta, buchene Bügelkohlen
per Paket 30 Pfg.
Ta, ameri auiſches Petroleum
per Liter 32 Pfg.
(3egst
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Stück 40 Pfg., beiMehrabnahme billiger.
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Der Wunſch jeder Oame
iſt eine ideale Figur. Wer ſie hat, muß ſie erhalten. Wer
nicht ſo gl cklich iſt, kann dies erreichen. Fachleute und Arzte
gemeinſam haben in unſerem Geſundheits=Binden=Korſett
Evlang”, für beide Fälle ein ideales Hilfzmittel erfunden.
Dasſelde d ent ferner zur Erhaltung und Wiederherſtellung der
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beſtätigt: „Eviana” iſt, eine Wohltat für den Körper. Es gibt
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11. November 1924, abends 811 Uhr
Rheiniſcher Abend
Buntes Programm
Allein=Ausſchank von Ia Tucher=Bock ohne preiserhöhung
Tiſchbeſiellungen erbeten
14975
Allen, die meinem guten Mann
ſo viel, viel Liebe und Ehre
er=
wieſen haben, innigen Dank.
Helene Körner.
Bnenm auälen Sie ſich ſo
bei dee Bäfbe?
Warum reiben Sie die Wäſche ſo und ſchädigen ſie dadurch? Warum kochen Sie die
Wäſche ſo lange, womöglich gar zweimal, und verſchwenden dabei Arbeit, Zeit und
Feuerungsmaterial? Das alles haben Sie heute garnicht mehr nötig, wenn Sie das
organiſche Wäſche=Einweichmittel „Burnus” (D. R. P.) benutzen. Die überraſchende
Wirkung der bekannten kleinen Patrone Burnus beruht auf dem Gehalt an Enzymen
der Pankreasdrüſe, weiche die wundervolle Eigenſchaft haben, den Schmutz von der
Wäſche ſelbſtätig abzulöſen, ohne die Wäſchefaſer auch nur im geringſken anzugreifen,
denn irgendwelche ſchädlichen Stoffe wie Chlor, Sauerſtoff, Waſſerglas uſw. enthält
Burnus nicht. Sie haben nur nötig, die Wäſche einige Stunden — am einfachſten über
Nacht — in lauwarmem, evtl. kaltem Waſſer, dem Burnus zugeſetzt iſf, einzuweichen, und
der größte Teil des Schmutzes wird ſelbſtätig losgelöſt und geht in das Waſſer über,
was an deſſen ſchmutziger Farbe deutlich zu erkennen iſt. Die Erfindung des Burnus
bedeutet eine pollſtändige Umwälzung im Waſchverfahren, indem das Hauptgewicht
auf das Einweichen gelegt wird, während dae eigentliche Waſchen nur noch eine Art
kurzer Nachbehandlung darſiellt. Weitere Aufklärungen über Burnus und ſeine Wirkung
auf Wunſch durch die Fattinger=Werke A.G., Berlin NW T. Burnus iſt zum Preiſe
von 25 Pfennigen für die Patrone in einſchlägigen Geſchäffen zu haben. Machen Sie
ſofort einen Verſuch mit
Auerbach, 7. Nov. 1924.
[ ← ][ ]Seite 8.
Montag, den 10. November 1924.
Nummer 313.
Lebenswogen.
25)
Roman von Paul Lindenberg.
(Nachdruck verboten.
Aſta gehörte nicht zu ihnen. Die dumpfe Kabine, in der ihre
Schweizer Gefährtin ſeekrank lag, ohne daß man ihr helſen
konnte, lockte ſie nicht; ſie hatte ſich einen wetterfeſten Mantel
an=
gezogen, ein Tuch um die Haare gebunden und war von dem
unteren Promenadendeck, das an der Reeling gegen Wind und
ſalzige Meeresgrüße durch herabgelaſſene Plantücher geſchützt
war, auf das darüber liegende und von dieſem auf das oberſte
geklettert, auf welchem die Rettungsboote befeſtigt und keinerlei
Drahtgitter längsſeits vorhanden waren, die ein Hindernis bei
einer eventuellen Gefahr gebildet und das ſchnelle Herablaſſen
der Botte verzögert hätten.
Daß eine dunkle Geſtalt ihr folgte, hatte Aſta nicht bemerkt.
Auf der ſchmalen, glitſchrigen Eiſentreppe oben angelangt,
genoß ſie mit vollſter Bewunderung das großartige Schauſpiel,
das ſich ihr darbot: zwiſchen wie mit Gigantenfauſt
auseinander=
geriſſenen Wolkenfetzen ſchien hin und wieder der Mond hervor,
ſein bleicher Schein glitt über die rollenden Wellen und krönte
ſie mit ſilbernen Häuptern, die jäh in die Tiefe geriſſen wurden,
um plötzlich wieder ſieghaft aufzutauchen in wilder Empörung.
Tief atmete Aſta den Salzduft ein, wie bereit von dem Druck,
den ſie unten in der Kabine verſpürt, und der nicht nur
körper=
lich, ſondern auch ſeeliſch auf ihr laſtete. Denn ſie konnte ſich
nicht von dem lähmenden Gefühl befreien, daß man ſie zu irgend
einer Sache brauchen wollte, mit der ſie ſich, wenn ſie Kenntnis
erhalten, nie einverſtanden erklärt hätte und nie einverſtanden
erklären würde. Konnte ſie dem nicht entgehen, und auf welche
Weiſe? Das beſchäftigte ſie unausgeſetzt und verkümmerte ihr
die Freude an der Fahrt.
Aſta hatte ſich an der glänzenden Metallſtange, die um die
hier oben befindliche Kapitänskajüte ging, angehalten, jetzt wollte
ſie mehr nach vorn gehen, wo eine Anzahl aufgetürmter, gut
ver=
ſtauter Nettungsgürtel einen Hält boten.
Sie machte einige Schritte auf dem ſchwankenden, naſſen
Boden — da erhielt ſie einen Stoß, der ſie in den offenen
Zwi=
ſchenraum zweier Rettungsboote ſchleuderte.
Unfehlbar wäre ſie in das Meer geſtürzt, denn das Schiff
ſenkte ſich gerade nach dieſer Seite.
„Halloh!”— Zwei Arme umſchloſſen ſie feſt und riſſen ſie mit
wuchtigem Griff zurück, ſie ſchnell mehr ſchiebend wie führend
auf die an der Vorderſeite der Kapitänskajüte befindlichen Bank
drückend
Es war Klaus, der, ſeefeſt, hier oben geweilt und ſich im
Schatten des einen Bootes an der Eiſenſtange der oberen
Win=
dung feſtgehalten, um ganz mittelbar die Großartigkeit des
wütenden Meeres zu genießen.
Aſtas Augen ſtarrten wie leblos in die Weite. Wie im
Fieberfroſt durchſchüttelte es ſie.
Im Schein der an der Bedachung der Kapitänskajüte
ange=
brachten, abgeblendeten elektriſchen Flamme ſah Klaus ihr
ſchö=
nes, totenblaſſes Geſicht; das Kopftuch hatte ſich gelockert, die
Flut der braunen Haare drang hervor, die hohe Stirn
um=
rahmend.
Aſta, einer plötzlichen Eingebung folgend, riß ſich aus ihrer
halben Bewußtloſigkeit auf und ſtreckte dem vor ihr Stehenden
die Hand entgegen: „Ich danke Ihnen — ich danke Ihnen viel=,
vielmals,” ſagte ſie mit ihrer warmen Stimme, durch die ein
leichtes Beben klang, „Sie haben mir das Leben gerettet!“
„Hier iſt gar nichts zu danken,” wehrte Klaus ab, „Sie müſſen
jetzt nur an ſich denken, mein gnädiges Fräulein. Verzeihen
Sie, aber es war etwas unvorſichtig von Ihnen, bei dieſem
See=
gang hier oben zu promenieren. Nun aber hinunter und in die
warme Koje — vorher einen recht heißen Tee und Ruhe, Ruhe.
Bitte reichen Sie mir den Arm, damit Sie nicht nochmals einen
ſolch unfreiwilligen Rutſch machen!“
„Unfreiwillig?” rief Aſta empört aus. „Ich wurde geſtoßen,
ſch ſollte ins Meer geſchleudert werden!“
„Sie wurden geſtoßen — Sie ſollten ins Meer geſchleudert
werden?” wiederholte Klaus mit erſtaunter Frage.
„Jawohl! Ganz deutlich fühlte ich einen abſichtlichen Stoß
und ſah noch einen Schatten verſchwinden — in jener Richtung”,
und ſie deutete nach dem Bug des Schiffes.
„Aber das iſt ja — aber das wäre ja — ja, das iſt ja
furcht=
bar,” brachte Klaus ſtockend und erregt hervor.
„Ach, es iſt ſo vieles furchtbar,” und nun drangen Tränen
in Aſtas Augen, Tränen des Zornes, der Empörung, der
Ver=
laſſenheit.
„Wie es auch ſein mag, mein liebes, verehrtes, gnädiges
Fräulein,” meinte Klaus voll inniger Teilnahme, „Sie müſſen
mir nun ſchon geſtatten, daß ich Sie hinunterführe, das Wetter
wird ſchlimmer, hier oben können Sie nicht bleiben, bitte, geben
Sie mir die Hand.”
Aſta ſchwankte, als ſie ſich erhob, und ſank auf den Sitz
zurück.
Vorſichtig legte Klaus ſeinen rechten Arm um ihre ſchlanke
Figur und faßte mit ſeiner linken Hand die ihrige: „So, es wird
ſchon gehen, ſtützen Sie ſich nur tüchtig auf mich, — ſehen Sie,
es geht ganz gut,” und er geleitete ſie zur Treppe und langſam,
wie ein ſorgender Bruder, bis zum unterſten Verdeck, hier ſich
erkundigend, ob er ſie bis zur Kabine führen dürfe.
Aſta lehnte ab: „Ich möchte noch ein wenig draußen bleiben,
dort iſt mein Stuhl, die Luft tut mir wohl.”
Klaus hüllte ſie in die auf dem Streckſtuhl liegenden Decken
ein und rückte das weiche Kopfkiſſen zurecht. Dann holte er Tee
und nötigte ſie, ihn noch heiß, mit einem Schuß Rum, zu trinken,
ſich erkundigend, ob er noch irgend etwas beſorgen ſolle.
(Fortſetzung folgt.)
29
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Ein interessanter Expeditionsfilm in 5 Akten
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Sensationsfilm in 6 Akten
Palast-Lichtspiele
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Sensations-Abenteuer-Film in 6 spannenden Akten
In der HAUPTROLLEI (14776g0
Vom Mix
Der Mann aus Stahl, furchtbar im Kampfe,
Leidenschaftlich im Lieben
Der lachende Eroberer der Frauenherzen.
Der Siegeszug
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