Darmstädter Tagblatt 1924


30. Oktober 1924

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Nummer 302
Donnerstag, den 30.Oftober 1924. 187. Jahrgang

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ſtädter 8 Nationalban:.

Der Telegrammwechſel.
Die Anerkennung durch Frankreich.
Paris, 29. Okt. (Wolff.) Das Telegramm Her=
riots
an die Sowjetregierung in Moskau lautet: Getreu der
miniſteriellen Erklärung vom 17. Juli 1924 und als Antwort auf
Ihre Mitteilung vom 19. Juli erkennt die Regierung der fran=
zöſiſchen
Republik, getreu ihrer Freundſchaft, die das ruſſiſche
und das franzöſiſche Volk miteinander verbindet, von heute ab
die Sowjetregierung de jure an als die Regierung der Gebiete
des ehemaligen ruſſiſchen Reiches, in denen ſeine Autorität von
den Einwohnern anerkannt wird, und als die Regierung dieſer
Gebiete in ihrer Eigenſchaft als Nachfolgerin der ehemaligen
ruſſiſchen Regierung. Die franzöſiſche Regierung iſt infolgedeſſen
bereit, ſchon jetzt die regelmäßigen diplomatiſchen Beziehungen
mit der Sowjetregierung aufzunehmen. Indem ſie dieſe Aner=
kennung
notifiziert, wird ſie in keiner Weiſe den Verpflichtun=
gen
, die durch Frankreich übernommen wurden, und den durch
Frankreich unterzeichneten Verträgen Abbruch tun laſſen. Sie
glaubt indeſſen an die Möglichkeit, daß zwiſchen den beiden Län=
dern
ein Abkommen erfolgen kann, zu dem die Wiederherſtellung
der diplomatiſchen Beziehungen den erſten Schritt bildet. Nach
dieſer Hinſicht behält ſich die franzöſiſche Regierung ausdrücklich
die Rechte vor, die die franzöſiſchen Staatsangehörigen aus den
von Rußland und ſeinen Staatsangehörigen unter dem vorauf=
gegangenen
Regime eingegangenen Verpflichtungen herleiten,
deren Achtung durch die allgemeinen Rechtsgrundſätze garantiert
ſei, die für Frankreich die Regel des internationalen Lebens bil=
den
würden. Dieſelbe Reſerve bezöge ſich auf die ſeit 1914 von
Rußland und ſeinen Staatsangehörigen übernommenen Ver=
pflichtungen
. In dieſem Geiſte habe die franzöſiſche Regierung,
um noch einmal mehr den Intereſſen des Friedens und der euro=
päiſchen
Zukunft zu dienen, die Abſicht, mit der Sowjetregierung
eine gerechte und praktiſche Regelung zu ſchaffen und zwiſchen
den beiden Völkern nützliche Beziehungen und einen normalen
Warenaustauſch herbeizuführen; allerdings erſt dann, wenn die
franzöſiſche öffentliche Meinung die notwendigen Sicherheiten
erhalten habe. Sobald die Sowjetregierung, ſo fährt das Tele=
gramm
fort, über die Eröffnung von Verhandluugen allgemeiner
und beſonders wirtſchaftlicher Art Kenntnis gegeben habe, ſei
man bereit, Delegierte in Paris zu empfangen, damit dieſe ſich
mit den franzöſiſchen Unterhändlern treffen könnten. Aber ſchon
jetzt ſei es voll verſtanden, daß die Nichtintervention in die inne=
ren
franzöſiſchen Angelegenheiten die Regel der Beziehungen
zwiſchen den beiden Ländern ſei.
Aun
Die runiſche Antwort.
Die von Kalinin, Rykow und Tſchitſcherin unter=
zeichnete
Antwort der ruſſiſchen Regierung lautet,
man nehme mit der größten Befriedigung den Vorſchlag der
franzöſiſchen Regierung an, die regelmäßigen diplomatiſchen Be=
ziehungen
wiederherzuſtellen und gegenſeitige Botſchafter zu er=
nennen
, außerdem auch den Vorſchlag, ſofort Verhandlungen ein=
zuleiten
und freundſchaftliche Beziehungen zwiſchen der Sowjet=
republik
und Frankreich wiederherzuſtellen. Das Exekutivkomitee
der Sowjetregierung drückte auch ſein Vertrauen dahin aus, daß
alle von der franzöſiſchen Regierung aufgeworfenen Fragen zum
größten Vorteil der beiden Länder geregelt werden könnten. Das
Zentralkomitee legt größten Wert darauf, daß alle Mißverſtänd=
niſſe
zwiſchen Sowjetrußland und Frankreich beſeitigt würden,
ſowie auf den Abſchluß eines allgemeinen Abkommens, das als
ſolide Grundlage für die freundſchaftlichen Beziehungen dienen
könne, und das ſich von der Abſicht leiten laſſe, zu einer wirk=
lichen
Garantie des allgemeinen Friedens im Intereſſe der ar=
beitenden
Völker aller Länder zu gelangen und in Freundſchaft
mit allen Völkern zu leben. Insbeſondere aber wird der unge=
heure
Vorteil unterſtrichen, der durch die Wiederanknüpfung im
Sinne herzlicher und dauernder Wirtſchaftsbeziehungen entſtehen
könnte, ferner durch die Entwickelung ihrer produktiven Kraft
und ihres gegenſeitigen Handels. Genau wie die franzöſiſche Re=
gierung
, glaubt auch die Sowjetregierung, daß die gegenſeitige
Nichtinterventionierung in die inneren Angelegenheiten eine un=
erläßliche
Bedingung für jeden Staat im allgemeinen und für
Frankreich im beſonderen ſei. Man nehme deshalb mit Befrie=
DDigung die Erklärung der franzöſiſchen Regierung nach dieſer
Richtung auf. Indem das Zentralkomitee als Verhandlungsort
Paris annehme, bringe es zur Kenntnis der franzöſiſchen Regie=
rung
, daß es den Rat der Volkskommiſſare und den Kommiſſar
für auswärtige Angelegenheiten beauftragt habe, alle Maß=
mahmen
zu ergreifen und unverzüglich Verhandlungen aufzu=
mehmen
, um die die beiden Staaten intereſſierenden Probleme
Zu einer freundſchaftlichen Löſung zu führen. Schließlich ſpricht
das Telegramm die Hoffnung aus, daß dieſe Fragen im Intereſſe
der beiden Länder und des allgemeinen Friedens vollkommen
geregelt werden könnten.
De
Die franzöſnche Preſſe zur Anerkennung.
Paris, 29. Okt. Zur Anerkennung der Sowjetregierung ſchreibt
bas Journal, die Anerkennung Rußlands durch Frankreich werde
die Anerkennung durch Südflawien und die Tſchechoflowakei nach ſich
ziehen. Alle Staaten, die bis jetzt Sowjetrußland anerkannt hätten,
hätten ihm aber nicht 20 Milliarden geliehen. Wir hätten übrigens
Grund gehabt, die Augen vor der bolſchewiſtiſchen Gefahr zu ſchließen.
Die Rußland benachbarten Länder hätten Grund genug, den zu fürchten=
den
Nachbar zu ſchonen; China aus Gründen, die ſich aus ſeiner aſiati=
ſchen
Mentalität ergeben. Deutſchland aus Solidaritätsgründen und
Revancheideen, Italien aus der Solidarität der Diktatur und England
ſchließlich aus Intereſſe an der Verlängerung der Schwäche Rußlands.
Frankreich dagegen hätte der nationalen Theſe treu bleiben müſſen, die
auch die Theſe der amerikaniſchen Puritaner ſei.
Die Ere Nouvelle ſchreibt: Wir können Herriot nicht genug
loben, da er den Mut gehabt hat, die Beziehungen mit dem großen Ruß=
land
wieder anzuknüpfen. Politiſch kontrolliere Moskau den Landweg
nach Aſien. Moskau ſtelle alſo die Verbindung zwiſchen der öſtlichen
und weſtlichen Zivili ation dar. Wirtſchaftlich bedeute es den größten
Getreideſpeicher der Welt und eine der hauptſächlichſten Nahrungsmittel=
quellen
Frankreichs. Sozial werde die Ankunft der Sowjetvertreter
in Paris zur Folge haben, daß die kommuniſtiſche Agitation beruhigt
werde.

* Die Stellung Herriots.
gen damals geſagt, daß keine einen Mißerfolg der Konferenz Wünſche. Haben wir nun endlich die nötige Portion Wirklich=
überleben
könnte. Macdonald mußte etwas Poſitives den Eng= keitsſinn uns angeeignet?
ländern zeigen, um den Anſturm der Konſervativen und Libera=
ferenz
von den wiedererſtarkenden Poincariſten hinweggefegt wor=
weigerte
, wäre aber bald über die politiſchen, finanziellen und
den laſſen können. Nur Herriots Platz iſt vorläufig ſcheinbar er es geran?
noch unerſchüttert, aber doch nur deshalb, weil er durch die Ver=
tagung
des Parlaments die längſte Atempauſe zugebilligt erhal=
ten
hatte. Auch er ſteht jetzt am Scheidewege. Taktiſch inſo= daß ſie das aus der deutſchen Rechtsoppoſition entſpringende
ihm abfallen. Da er von den nationaliſtiſchen Gruppen nichts
zu erwarten hat, muß er ſich nach links einſtellen, wenn er ſich
Unterſtützung willen bereits in den erſten Tagen ſeiner Regie= Wirklichkeitsſinn!
rung ſehr viel Ballaſt an Bord genommen durch den Bruch mit
dem Vatikan, den er jetzt vollzogen hat, mußte dann aber wäh=
rend
der Londoner Konferenz, um die Loucheur=Gruppe nicht zu
entſchloſſen zu ſein, ganz ſtramm den Linkskurs zu nehmen.
von Poincaré nicht unterſcheide, und daß es deshalb eigentlich völlig der Wirklichkeitsſinn.
für die Sozialiſten zwecklos ſei, ihm die Unterſtützung für ſeine
Regierung zu liefern. Inwieweit dieſe Taktik richtig iſt, wird
wenn ſie Herriot fallen laſſen, ſie unter der dann wieder kom=
menden
Rechtsregierung zu vollkommener Einflußloſigkeit ver=
urteilt
ſind. Zudem iſt Herriot auch dabei, den Sozialiſten zu
zeigen, wie gut ſie es bei ihm haben. Der lange ausſtehende
Präfektenſchub, die wichtigſte innerpolitiſche Konſequenz, die Be=
ſeitigung
der Poincaréſchen Mehrheit, iſt jetzt erfolgt und dürfte
mancherlei perſönlichen Ehrgeiz befriedigt haben, auch gleich= beſtimmen, greller beleuchten als dieſe Nachricht. Frankreich und
bedeuten, weil jetzt der amtliche Wahlapparat in der Hand der
iſt endlich durchgeführt, daß Herriot von der Bevormundung der
alten Ratgeber Poincarés befreit. Seine Vertrauensmänner
ſitzen im Quai d’Orſay, ſitzen nun überall da im Auslande, wo
er enge Fühlung braucht. Herr Peretti della Rocca, der ihm ſo
häufig einen Knüppel zwiſchen die Beine werfen wollte, wurde
nach Madrid abgeſchoben, wo allzu viel Schaden nicht angerichtet die Macht!?
werden kann. Er iſt alſo nicht mehr der Gefangene des Poinca=
dem
er die Anerkennung der Sowjetregierung ausſprach.
Politik, die aber doch ihre Auswirkungen auf die geſamte euro=
Engländer iſt es nicht gerade ein, beſonderes Geſchenk, daß Her=
riot
in dieſem Augenblick Rußland gegenüber aktiv wird, wo
durch das Unterhaus ſehr unwahrſcheinlich geworden iſt. Die
Ruſſen haben ihre alte Politik befolgt, daß ſie einen Staat gegen
den anderen ausſpielen. Die Drohung iſt nur zu deutlich, daß ſie
jetzt mit der franzöſiſchen Induſtrie die Geſchäfte machen wollen,
mit denen ſie zunächſt die Engländer ködern wollten. Allzu ernſt
wird man in London allerdings dieſe Drohung nicht nehmen.
Die ruſſiſchen Vorkriegsſchulden ſind ein Schatten, der die neue
ruſſiſch=franzöſiſche Freundſchaft prüſt. Bis ſie nicht in irgend= Kulturphiloſophie führt gerade auf unſeren Wirklichkeitsſinn
kaum bereit ſein, den Ruſſen Kredit zu geben. Ohne Kredit aber tet, wir hätten, ſtatt im Denken Vernunftideale mit Beziehung auf
iſt die ruſſiſche Wirtſchaft nicht wieder in Gang zu bringen. Trotz=
gegenwärtigen
Zeitpunkt ein ſehr geſchickter Zug in dem europä=
iſchen
Schachſpiel, der die franzöſiſche Stellung ſtärkt und gleich=
zeitig
Herriot auch weiterhin die Unterſtützung der Sozialiſten
ſichert. Wenn alſo nicht unerwartete Einflüſſe von außen her
ſich geltend machen, darf Herriot von ſich ſagen, daß er die Pauſe
bis zum nächſten Zuſammentritt des Parlaments gut genug
zu können.
Amerika und die Anerkennung Sowjetrußlands.
Waſhington, 29. Okt. (Europapreß.) In offiziellen
Kreiſen hält man mit dem Urteil über die Anerkennung Sowjet=
rußlands
durch Frankreich noch zurück, obwohl eine gewiſſe Ver=
ärgerung
zu erkennen iſt. Die amerikaniſche Regierung hat
bekanntlich bis jetzt die ſtärkſte Oppoſition gegen Sowjetrußland
gemacht. Sie beſteht insbeſondere darauf, daß in Rußland wie=
der
demokratiſche Gepflogenheiten eingeführt und daß vor allem
die Staatsſchulden anerkanut würden, bevor für Amerika die
Rede davon ſein könne, die Sowjetregierung anzuerkennen. Der
Senator Borah, der hingegen ſchon ſeit längerer Zeit für die
Anerkennung Sowjetrußlands eingetreten iſt, hat erklärt, daß er
über den Beſchluß Frankreichs erfreut ſei. Das ruſſiſche Pro=
blem
ſei ſehr vielſeitig. Es ſei aber unmöglich, es zu löſen, wenn
nicht die Sowjetregierung anerkannt würde. Solange Rußland
außerhalb des Völkerkreiſes gehalten werde, ſei es unmöglich, den
Frieden zu ſichern, die Abrüſtung durchzuführen und normale Be=
dingungen
in Europa wieder herzuſtellen. Alle dieſe Fragen wür=
den
eine Förderung erfahren, wenn die Zahl der Staaten größer
werde, die die Moskauer Regierung anerkennen.

Von
D. Dr. Martin Schian.
Wir ſind in dieſen Jahren durch eine ſchwere Schule gegan=
gen
. Ueberall, wo wir gingen, was wir taten, was wir planten,
überall ſtießen wir auf harte Schranken. Ueberall mußten wir
Man hat in London von den drei hauptbeteiligten Regierun= lernen, daß die Wirklichkeit ganz anders ausſah als unſere
Wir ſtanden im ſchweren, ſchweren Krieg. Wir (von denen,
len aushalten zu können. Herriot wäre beim Scheitern der Kon= die das nicht wollten, will ich heute nicht reden) wollten
den. Das Kabinett Marx=Streſemann hätte vielleicht zunächſt ſiegen. Wir mochten nicht glauben, daß es auch anders kommen
jubelnde Zuſtimmung gefunden, falls es ſeine Unterſchrift ver= könne. Viele nach meiner Ueberzeugung leider auch Luden=
dorff
ſahen die furchtbare Wirklichkeit auch dann noch nicht,
wirtſchaftlichen Folgen geſtürzt. In Deutſchland hat inzwiſchen als ſie bereits mit Hünden zu greifen war. Aus dem Zuſammen=
nur
eine Auflöſung der Volksvertretung die Kraftprobe vermei= bruch konnte, mußte ſich ein neuer Wirklichkeitsſinn erheben. Hat
In den Tagen der Londoner Verhandlungen wurde den
deutſchen Unterhändlern ein ſchwerer Vorwurf daraus gemacht,
fern in der günſtigſten Situation, als auch er an ſich nur eine Argument nicht gegen Frankreich ausgeſpielt haben. Die franzö=
Minderheitsregierung hat, aber doch durch die Unterſtützung der ſiſche nationaliſtiſche Oppoſition ſei doch ſehr ſtark in die Wag=
Sozialiſten ſolange eine ſichere Mehrheit hat, als dieſe nicht von ſchale gefallen. Man vergaß, daß hinter dem franzöſiſchen Natio=
nalismus
die Möglichkeit der Wiederkehr Poincarés mit rück=
ſichtsloſeſter
Ausnützung aller Machtmittel ſtand, hinter der deut=
halten
will, und die Zeit von der Londoner Konferenz bis heute ſchen Rechtsoppoſition aber höchſtens als Drohung das deutſche
hat er denn auch dazu ausgenützt. Er hat um der ſozialiſtiſchen Chaos. Wie kann man dieſen Unterſchied vergeſſen? Mangel an
In den Tagen der Revolution ſchwelgten die Schichten, die
die Revolution begrüßten, in Jubel. Es war, als hätten ſie den
verlorenen Krieg vergeſſen. Als hinge alles Glück Deutſchlands
verlieren, etwas mehr nach der Mitte rücken, ſcheint aber jetzt lediglich von ihm ſelbſt ab. Als hinge dem endlich von ſeinen Be=
drückern
, den Fürſten, befreiten Volk nun der Himmel voller
Mit gutem Grund! Denn die Politik von London hat ihn Geigen. Staunenswert, wie hoch ſich damals die Hoffnungen, die
doch bei den Sozialiſten ſtarke Sympathien gekoſtet. Er konnte Prophezeiungen verſtiegen. Von dem furchtbaren Geſchick, das
verſchiedentlich auf die Auffaſſung ſtoßen, daß er ſich allzu ſehr uns die Feinde bereiteten, wollte man nichts wiſſen. Es fehlte
Das war damals. Iſt’s heute anders geworden?
In dieſen Tagen erſt las ich in einer deutſchen Tageszeitung
jetzt in den verſchiedenen Sitzungen der Departements entſchie= im Anſchluß an den Bericht über irgend eine franzöſiſche Tücke den
den. Allzu viel Sorge braucht Herriot aber deswegen nicht zu Satz: Wann werden wir endlich die Fauſt zeigen? Dieſer Satz
haben. Die Entſcheidung wird nach den bisherigen Stichreſul= ſpricht Bände. Tauſende von Leſern leſen, bezahlen eine Zeitung,
taten für ihn günſtig ausfallen.Allerdings mehr aus dem die derartige Sätze ſchreibt. Die Fauſt? Die blanke, unbewaff=
Grunde, weil die Sozialiſten klug genug ſind, einzuſehen, daß, nete Fauſt? Gegen das in Waffen ſtarrende Frankreich? Und
gegen alle ſeine dann plötzlich wieder dem friedenbrechenden
Deutſchland gegenüber ganz einigen Bundesgenoſſen? Wahr=
haftig
, da iſt keine Spur von Wirklichkeitsſinn.
Aus Anlaß der jüngſten Mitteilungen zur Frage der Räu=
mung
der Kölner Zone ſchrieb eine deutſche Zeitung wörtlich:
Nichts kann die Tatſache, daß nicht wir das deutſche Schickſal
zeitig eine ſtarke Sicherung für vielleicht notwendige Neuwahlen England verhandeln darüber, welches deutſche Gebiet beſetzt
Linken ſich befindet. Auch das große diplomatiſche Changement zu halten iſt und wer es beſetzen ſoll, das deutſche Volk hat die
Entſcheidung hinzunehmen. Wenn Herr Streſemann in ſeiner
jüngſten Rede wieder betonte, daß uns die Macht fehlt.
uns zu wehren, ſo iſt ihm zu erwidern: So ſchaffe die Macht!
Kann es eine noch kräftigere Illuſtration zu dem andauernden
Fehlen des Wirklichkeitsſinns geben als den Imperativ: Schaffe
Und auf der anderen Seite? Man bearbeitet das an ſich
rismus, und hat daraus ſofort die erſte Folgerung gezogen, in= friedliebende, jetzt zum größten Teil erſt recht friedensfreundliche
Volk im Sinne des Nie wieder Krieg! Man läßt es ſogar von
Auch das iſt in erſter Linie eine Notwendigkeit der inneren Franzoſen in dieſem Sinn bearbeiten. Man will ihm das letzte
bißchen Ehrgefühl, das letzte bißchen Freiheitsdrang, das letzte
päſche Diplomatie in irgendeiner Form zeigen muß. Für die Bißchen Nationalbewußtſein aus der Seele reißen. Warum?
Letzten Endes doch wohl, weil man den Menſchlichkeits= und
Friedlichkeitsverſicherungen der Völker traut, von denen man aus
Macdonald infolge des Sinowjew=Briefes den Wahlkampf ver= eigener grauſamer Erfahrung wiſſen müßte, daß ſie nichts als
liert, wo jedenfalls die Annahme des engliſch=ruſſiſchen Vertrags unſer Verderben wollen. Man will uns bedingungslos in den
Völkerbund hineinbringen, der doch man darf jetzt ſagen: be=
kanntlich
nichts iſt als ein fein ausgeklügeltes Inſtrument zur
Verewigung der Siegermacht der Entente. Wirklichkeitsſinn?
Keine Spur davon!
z
Aber hat nicht der Wirklichkeitsſinn auch ſeine Gefahren? Die
neueſte, von einem Deutſchen (Albert Schweitzer) geſchriebene
einer Form geregelt ſind, wird der franzöſiſche Kapitalsmarkt ſchwere Schädigungen unſeres Kulturlebens zurück. Sie behaup=
die
Wirklichkeit zu ſchaffen, die Ideale der Wirklichkeit entnom=
dem
iſt die Anerkennung Rußlands durch Frankreich gerade im men. Daher hätten mit Wiſſen und Abſicht herabgeſetzte Ideale
unſer geiſtiges Leben beherrſcht.
Ich will heute nicht von der europäiſchen Kultur reden. Den=
ken
wir an ſie, ſo leuchtet es ohne weiteres ein, daß wir der Wirk=
lichkeit
zu diel Einfluß gegeben, ethiſche Ideale aber haben zu
kurz kommen laſſen. Jetzt will ich von der Politik handeln. Iſt
da die gleiche Gefahr vorhanden? Führt das Rechnen mit der
ausgenützt hat, um ſich auf eine lange Regierungszeit eintichten Wirklichkeit auch zu der Herabſetzung der Ideale? Liegt dann
nicht eine furchtbare Gefahr darin?
Ich glaube, die Frage bejahen zu müſſen. Warum, das
möchte ich durch Beiſpiele zeigen. Als der Krieg für uns ver=
loren
, als unſere Ohnmacht beſiegelt war, gingen viele ins pazi=
fiſtiſche
Lager über. Sie glaubten, der Wirklichkeit der deutſchen
Machtloſigkeit Rechnung tragen zu müſſen. Aber ſie fingen es
falſch an. Statt die erzwungene Machtloſigkeit als tatſächlichen
Faktor in eine zu neuem Aufſchwung führende Politik einzuſtel=
len
, glaubten ſie, dieſe Ohnmacht gleichſam als gottgewollt be=
grüßen
und dem deutſchen Volk zureden zu ſollen, daß es ſich
für immer in die Rolle der ſagen wir einmal: rein kulturellen
Größe finde. Sie ließen ſich von der Wirklichkeit verleiten, ihre
Ziele niedrig zu ſtecken, ihre Ideale herabzuſetzen. Als das Ruhr=
gebiet
unter ſchwerem Rechtsbruch beſetzt war, als unſere Ab=
wehr
geſcheitert war, als es endlich zu Verhandlungen mit dem
grauſamſten aller Völker, mit Frankreich, kam, da prieſen
manche Deutſche plötzlich jedes winzige Nachgeben der Fran=
zoſen
übermäßig. Ja, daß die Franzoſen überhaupt verhandel=
ten
, wurde ihnen hoch angerechnet. Das ſelbſtverſtändlichſte
Menſchenrecht, das ſie irgend einem Stückchen deutſchen Landes
widerwillig wiedergaben, wurde Anlaß zur Anerkennung ihrer
Loyalität‟. Die entſetzliche Wirklichkeit hatte dieſe Deutſchen

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Seite 2.

allzu beſcheiden gemacht. Die Wirklichkeit hatte ihnen den Blick
für das, was ſein ſollte und müßte, völlig getrübt. Gefahren des
Wirklichkeitsſinnes!
*
Alſo ſollen wir den Wirklichkeitsſinn preiſen oder vor ihm
warnen? Ich meine: die Löſung des Zwieſpalts iſt deutlich. Alles
Gute wird durch Uebertreibung zum Uebel. Wenn der Wirklich=
keitsſinn
bedeutet, daß wir nichts mehr kennen ſollen als das,
was iſt, wenn er verlangt, daß wir uns immer mit den Tatfachen
abfinden und niemals mit Zielen und Forderungen über ſie
hinausgehen ſollen; wenn die Wirklichkeit alſo Maß und Ziel
unſeres Handelns ſein ſoll, dann wehe dieſem Wirklichkeits=
ſinn
! Aber einen Wirklichkeitsſinn, der entſchloſſen ſieht, was
iſt, der die Augen auch vor den ſchmerzlichſten Tatſachen nicht
verſchließt, der aber die Erkenntnis des Wirklichen
nur zum Ausgangspunkt ſeiner Pläne, nur zur
Grundlage ſeines weiteren Wollens macht,
ſolchen Wirklichkeitsſinn brauchen wir.
Um politiſch zu reden: Wir dürfen uns nichts erſparen von
all dem Elend, in dem wir leben. Wir müſſen uns klar machen,
wie geknechtet, wie gebunden, wie entehrt wir ſind. Wir müſſen
ſehen, wie uns das Diktat von Verſailles in Feſſeln geſchlagen
hat für lange, lange Zeit. Wir müſſen wiſſen, daß wir mit unſe=
rer
Fauſt heute niemanden ſchrecken. Und wir müſſen danach
unſere Politik einrichten. Aber wir dürfen deshalb nicht Hoff=
nung
und Erwartung beſſerer Zeiten aufgeben. Wir dürfen nicht
zur Sklavennation werden, die es als ſelbſtverſtändlich anſieht,
daß die anderen Völker ihr auf den Nacken treten. Wir müſſen
die Gewißheit behalten: Zur Freiheit ſind wir geboren! Klaren
Kopf und doch ſtarken Willen!
Und um die allernächſte Anwendung zu machen: wir ſind
durch die Londoner Abmachungen noch lange, lange nicht aus
dem Sumpf gezogen. Wir müſſen wiſſen, daß ſie uns Furcht=
bares
auferlegen. Daß die Not, unter der wir leiden, noch durch
bittere Zeiten dauern wird. Wir dürfen nicht preiſen, was nicht
viel mehr iſt als eine dem Hungernden halb verächtlich hingewor=
fene
Brotrinde. Aber wir dürfen nicht vergeſſen, daß die Brot=
rinde
immerhin das Leben friſtet. Und wer das Leben hat, darf
hoffen. Wiederum: wir müſſen den feſten Willen haben, über
London hinaus weiter zu kommen, viel weiter!
Und noch ein Anderes: Wir müſſen mit Wirklichkeitsſinn die
Politik, die, das Londoner Abkommen brachte, am Möglichen
meſſen. So gemeſſen, verdient ſie nicht den Ruhm, daß ſie uns
Herrliches gebracht hat, aber den Dank dafür, daß ſie uns in
unſerer furchtbaren Lage ein wenig vorwärts gebracht hat. Ein
wenig nur, und dies Wenige kann, ſoll, muß mehr werden.
Und endlich: Wir müſſen uns mit Wirklichkeitsſinn bewußt
ſein, daß wir mit unſeren parlamentariſchen Verhältniſſen ſo
ziemlich in die Sackgaſſe geraten ſind. Wir dürfen uns nicht ver=
hehlen
, daß das unheimlich ſchnell gegangen iſt. Aber wir dürfen
uns mit dieſer kataſtrophalen Lage nicht reſigniert abfinden. Die
Reichstagswahlen müſſen den Beweis bringen, daß das deutſche
Volk aus dieſer Sackgaſſe heraus will. Und in dieſem Punkt
braucht’s gar kein langes Warten. Wenige Wochen! Eine Wahl
mit klarem Sinn für das Nötige. Eine Wahl, die der rechte Wirk=
lichkeitsſinn
(wie ich ihn oben ſchilderte) beherrſcht, und wir
kommen heraus aus der Sackgaſſe. Sehen! Sehen müſſen wir.
Und dann handeln!
Bei Wahlagitationen ſteht der Wirklichkeitsſinn beſonders
niedrig im Kurs. Die ſtark aufgetragenen Farben wirken zumeiſt
auf die Maſſen. Die rückſichtsloſe Bekämpfung derer, die bisher
das Steuer führten, die großen Verſprechungen für die Zukunft
machen Eindruck. Das iſt die Gefahr ſolcher Wahlen. Es wäre
ſchlimm, wenn das deutſche Volk dieſer Gefahr jetzt wieder
unterläge. Es muß ruhig und nüchtern die Dinge, wie ſie ſind,
ſehen lernen. Wirklichkeitsſinn allein kann zu einem Reichstag
führen, wie wir ihn brauchen.

Abſchiedsfeier für v. Glaſenapp.
Berlin, 28. Okt. (Wolff.) Die Reichsbank bereitete heute
ihrem langjährigen Vizepräſidenten, Exzellenz v. Glaſenapp,
an dem Tage ſeines 50jährigen Dienſtjubiläums eine würdige,
eindrucksvolle Abſchiedsfeier. Reichsbankpräſident Dr.
Schacht beglückwünſchte den Jubilar zu dem Ehrentage und
kündigte ihm an, daß ſein Arbeitszimmer ihm unverändert zur
Verfügung ſtehe, damit er auch künftighin ſeinen Rat der Reichs=
bank
leihen könnte. Seine Verdienfte um die Reichsbank und
das deutſche Wirtſchaftsleben ſchilderte dann in längerer Rede
ſein Nachfolger, der Geheime Oberfinanzrat Kauffmann. Der
Reichskanzler pries den Jubilar als Vorbild deutſchen Be=
amdentums
und würdigte im einzelnen ſeine großen Verdienſte
in glücklichen und ſchweren Zeiten Deutſchlands. Namens der
preußiſchen Regierung brachte Miniſterialrat Dönhoff vom
preußiſchen Handelsminiſterium den Dank der preußiſchen Re=
gierung
zum Ausdruck für den Rat, den Exzellenz v. Glaſenapp
ſtets der preußiſchen Regierung zur Verfügung geſtellt habe. Ge=
heimrat
Prof Rießer dankte v. Glafenapp namens des deut=
ſchen
Bankgewerbes, das ihm zu großem Dank verpflichtet ſei.
Den Dank der Deutſchen Rentenbank brachte Staatsminiſter
v. Lentze zum Ausdruck und führte aus, daß v. Glaſenapp ſtets
die Aufgaben der Deutſchen Rentenbank gefördert habe.

* Das Ergebnis der Begegnung
mit dem Mars.
Von Dr. Peter Graf.
Die hochgeſpannten Erwartungen der Menſchheit, die von
der Begegnung mit dem Mars die Löſung aller Marsrätſel er=
hofft
hatte, ſind natürlich nicht in Erfüllung gegangen. Nur ein=
zelne
Fragen konnten der Klärung etwas näher gebracht werden.
Den Laien intereſſiert natürlich in erſter Linie die Antwort au
die Frage: Gibt es Menſchen auf dem Mars? Und im Zuſam=
menhang
damit die andere nach den Marskanälen.
Sagen wir zu dieſen Fragen zunächſt weder ja noch nein,
ondern ſehen wir uns erſt einmal die Forſchungsergebniſſe der
Beobachtungen im Auguſt und September an, die jetzt nach und
nach bekannt werden. Da erſcheint als eines der wichtigſten Er=
gebniſſe
die Meſſung der Temperatur auf dem
Mars. Auf der Lowel=Sternwarte in Flagſtaff ( Ari=
zona
) in den Vereinigten Staaten hat man mit Hilfe beſonders
empfindſamer thermoelektriſcher Inſtrumente, denen man die
Strahlen des Mars durch große Sammellinſen zuleitete, Meſſun=
gen
vorgenommen, nach denen eine Temperatur von etwa 9 Grad
Celſius Wärme für den Marsäquator berechnet werden konnte.
Das Vorhandenſein noch höherer Temperaturen, das vom Stand
der Sonne zur Marsoberfläche abhängig iſt, ſoll dabei im Bereich
der Möglichkeiten liegen. Wenn dieſe amerikaniſchen Angaben
zutreffen, dann wäre die Frage nach der Möglichkeit organiſchen
Lebens auf dem Mars mit Ja zu beantworten. Ueber die An=
weſenheit
von Menſchen oder menſchenähnlichen Geſchöpfen auf
dem Mars geben dieſe Temperaturmeſſungen natürlich keine Aus=
kunft
. Um den Wert dieſer Angaben der Lowel=Sternwarte zu
beurteilen, müßte man freilich die genaue Kenntnis der Beobach=
tungsanordnung
beſitzen und außerdem die Berechnungen nach=
prüfen
können. Denn die Möglichkeit von Irrtümern beſteht
immer. Warten wir alſo ab, ob ſich die Angaben über die Mars=
temperazur
beſtätigen.
Mit der Temperatur auf dem Mars hängt eine andere Er=
ſcheinung
zuſammen, die gerade in den Tagen ſeiner größten
Erdennähe gut beobachtet werden konnte, das iſt das Ab=
chmelzen
der Schneehaube des Südpols und das
Größeriverden der weißen Kappe am Nordpol. Welche Ausdeh=
nung
die Polvereiſung auf unſerem Nachbarplaneten erreicht,
geht daraus hervor, daß die weiße Kappe des Südpols im Juni

Donnerstag, den 30. Oktober 1924.

Vom Tage.
Die auf den Stichtag des 28. Oktober berechuete Großhandels=
indexziffer
iſt gegenüber dem Stand der Vorwoche mit 131,1 um
2 Prozent auf 128,5 gefallen.
Der Verfaſſungsausſchuß des Bayeriſchen Landtags hat einen bauern=
bündleriſchen
Antrag auf Hinaufſetzung des Wahlalters
auf 25 Jahre und der Wählbarkeit auf 30 Jahre angenommen.
Wie der Demokratiſchee Zeitungsdienſt meldet, wurden in der geſt=
rigen
Sitzung der demokratiſchen Parteileitung für die erſten vier Plätze
wiederum Koch, Frau Dr. Bäumer, Erkelenz und Dr. Fiſcher
aufgeſtellt.
Das Reichskabinett befaßte ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung mit den
Beſchwerden der Weinbauintereſſenten über den deutſch=ſpanifchen Han=
delsvertrag
, verharrte jedoch aus allgemeinen politiſchen Gründen auf
dem Standpunkte, ihn den geſetzgebenden Körperſchaften zur Ratifizie=
rung
vorzulegen.
Der Generalagent für die Reparationszahlungen Owen Young iſt
geſtern wieder in Berlin eingetroffen. In ſeiner Begleitung befand
ich u. a. auch Miſter Robinſon, der dem Büro des Generalagenten
angehören wird.
Die norwegiſche Geſandtſchaft in Berlin teilt amtlich mit, daß in=
folge
des Geſetzes vom 11. Juli 1924 die Hauptſtadt Norwegens ab
Januar 1925 Oslo heißt. Der jetzige Name Kriſtiania iſt ſo=
mit
vom 31. Dezember ab geſetzlich aufgehoben.
Wie der Matin berichtet, hat Miniſterpräſident Herriot dem radi=
kalen
Abgeordneten Franklin Bouillon den Poſten eines Bot=
chafters
in Angora angeboten.
Man teilt mit, daß das franzöſiſch=belgiſche Handels=
abkommen
am 10. November, das heißt gleichzeitig mit dem deutſch=
belgiſchen
Zolltarif, in Kraft treten wird.
Ein belgiſcher Miniſterialerlaß macht die Einfuhr minerali=
cher
Brennſtoffe aus Deutſchland oder Holland von einer beſon=
deren
Erlaubnis abhängig.
Das B. T. meldet aus Waſhington, daß das Luftſchiff Los
Angelos ſeinen erſten Probeflug über amerikaniſchem Ge=
biet
vorausſichtlich Mitte November, und zwar längs der atlan=
tiſchen
Küſte unternehmen werde.
Nach einer Meldung aus Honduras ſind die Aufſtändi=
chen
vollſtändig geſchlagen worden und haben ſich auf das Gebiet
von Nicaragua geflüchtet.
Geſtern ſind in Dublin 7 Perſonen, die der Beteiligung an
den Greueltaten von Queenstown beſchuldigt werden, verhaftet
worden.

Die kommende Finanzreform.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Ein Berliner Börſenblatt bringt heute in denkbar größter
Aufmachung Mitteilungen über die Pläne, die zurzeit im Finanz=
miniſterium
über die neue Steuerreform ausgearbeitet
werden. Von amtlicher Seite wird das meiſte abgeleugnet. Nur
zugegeben wird, daß die Finanzminiſter der einzelnen Länder
oder ihre Vertreter am Freitag in Berlin zu einer Sitzung kom=
men
werden und daß dabei vielleicht auch das Thema der Auf=
wertung
der ſtädtiſchen Anleihen angeſchnitten wird. Darüber
hinaus ſoll es ſich nur um Steuermilderungen handeln, ſoweit ſie
wirtſchaftlich notwendig ſind. Ob auch Steueränderungen vor=
genommen
werden, darüber ſteht noch nichts feſt. Jedenfalls wird
beſtritten, daß das Thema des Finanzausgleichs zwiſchen Reich,
Staat und Gemeinden jetzt bereits angeſchnitten werden foll, da
der gegenwärtige Ausgleich noch bis zum April nächſten Jahres
läuft. Dieſe Ableugnung ändert natürlich nichts daran, daß
eine grundlegende Steuerreform in Vorbereitung iſt, die zu einer
Vereinfachung unſeres ganzen Syſtems und auch zu Milderungen
führen muß, weil gegenwärtig die Steuerſchraube viel zu ſtark
angezogen iſt und darunter die Erträge leiden müſſen. Das gilt
für die Einkommenſteuer, das gilt auch für die Umſatzſteuer, die
noch immer produktionshemmend wirkt. Von der Börſe aus
wird vielmehr für eine Herabminderung der Börſenumſatzſteuer
Stimmung gemacht, weil man ſich davon eine Wiederbelebung
des vollkommen eingeſchlafenen Börſenverkehrs verſpricht. Es
ſcheint auch, als wenn das Finanzminiſterium bereit ſei, hier ein
gewiſſes Maß von Entgegenkommen zu zeigen und nicht erſt den
Wiederzuſammentritt des Reichstages abzuwarten. Die große
Steuerreform aber, die eine ſelbſtverſtändliche Folge der An=
jahme
des Londoner Gutachtens iſt, wird wohl erſt in einigen
Monaten ſpruchreif ſein und dabei wird dann auch über die Ver=
teilung
der Laſten zwiſchen den einzelnen Trägern der ſtaatlichen
Selbſtverwaltung man ſich unterhalten müſſen. Der gegenwär=
tige
Zuſtand, daß einzelne Städte im Ueberfluß des Geldes
ſchwimmen, während andere zu wenig haben, läßt ſich nicht auf=
recht
erhalten, ſchon weil er verheerend auf die Grundſätze der
Sparſamkeit wirkt. Die Städte ſelbſt möchten gerne einen Zu=
ſchlag
auf die Einkommenſteuer erheben. Dagegen beſtehen aber
doch ſehr ſtarke Bedenken, weil heute bereits die Einkommenſteuer
ſo hoch iſt, daß ſie das Maß des Erträglichen überſteigt. Jeden=
falls
wird es noch langwieriger Beratungen innerhalb des
Finanzminiſteriums und des Reichsrates bedürfen, bis die Vor=
lage
ſoweit iſt, daß ſie dem Reichstag vorgelegt werden kann, in
dem ſich auch noch ſtarke Kämpfe über die Umgeſtaltung unſeres
Steuerweſens erheben dürften.

noch bis in die Subtropen reichte. Vergleichen wir den damaligen
Stand der Schneegrenze mit den Verhältniſſen auf unſerer Erde,
o würde auf unſerer Nordhalbkugel die Polarkälte das geſamte
Gebiet bis zu den Azoren mit Schnee eindecken. Man ſchließ=
daraus
, daß die ſüdliche Halbkugel des Mars einen ſehr ſtrengen
Winter überſtanden hat. Die weiße Polkappe ſchmolz dann frei=
lich
von Woche zu Woche raſcher zuſammen.
Hart umſtritten bleibt noch immer das Rätſel der Mars=
anäle
. Für dieſe Erſcheinung ſind mehrere Löſungen ge=
funden
worden, die aber voneinander abweichen, ſo daß ſich jeder
nach ſeiner perſönlichen Einſtellung zu der einen oder anderen
Löſung entſcheiden kann. Aus der vielfach beobachteten Tatſache,
daß die Mauskanäle in den ganz großen Fernrohren, nicht zu
ſehen ſind, bei einer Verkleinerung der Linſe aber ſichtbar werden,
erklärt man die Kanäle als optiſche Täuſchung. Auf der
Verſammlung der Aſtronomiſchen Geſellſchaft in Leipzig Mitte
September machte Dr. Struve (Neubabelsberg) Angaben über
die Beobachtungen in dem großen Refraktor der Sternwarte
Neubabelsberg. Die Marskanäle waren auch bei guten Luftver=
hältniſſen
nie zu ſehen, wenn aber die große Linſe, die 65 Zenti=
meter
Durchmeſſer hat, auf mindeſtens die Hälfte abgeblendet
wurde, dann traten die Kanäle des Mars in Erſcheinung. Daß die
Kanäle des Mars nur eine optiſche Täuſchung ſind, die bei un=
deutlichem
Sehen zu beobachten iſt, ſuchte in derſelben Verſamm=
lung
der Münchener Aſtronom Dr. Kühl durch ein ſehr ein=
faches
Experiment zu beweiſen. Er zeigte zunächſt ein Blatt be=
druckten
Papiers, das aus einiger Entfernung als gleichmäßig
graue Fläche erſchien. Aus dieſem Papier ſchnitt er dann eine
runde Scheibe und zeichnete auf ihr dunkel eine Marsfläche auf,
die in zwei Spitzen ausläuft. In einiger Entfernung von den
Spitzen zeichnete er ſchließlich noch zwei ſchwarze Flecken auf. Da
ergab es ſich, daß, aus einiger Entfernung betrachtet, von den
Spitzen der Fläche zu den Flecken Verbindungslinien zu
laufen ſchienen. Aehnlich ſoll es ſich auch mit der Erſcheinung
der Marskanäle verhalten. Andererſeits glaubt Profeſſor Graft
von der Hamburger Sternwarte bei ſeinen Beobachtungen das
Vorhandenſein der Schiaparelliſchen Kanäle feſtſtellen zu können.
Auch die Beobachtungen auf dem neuen Obſervatorium
auf dem Jungfraujoch ſollen das Vorhandenſein der
Marskanäle zuverläſſig beſtätigt haben. Man ſieht, Klarheit iſt
in die Frage nicht gebracht worden. Und dabei beſteht noch eine
dritte Erklärung der Marskanäle. Die Welteislehre ſieht in
dem Mars einen bereits vollkommen vereiſten Weltkörper, deſſen
Eispanzer aber Sprünge und Riſſe aufweiſt, ſo daß die einzelnen

Rummer 302.
Die Zuſammenſetzung des Staats=
gerichtshofes
im . C. Prözeß.
Bayeriſcher Proteſt bei der Reichsregierung.
* München, 27. Okt. (Priv.=Tel.)
Der Leipziger Prozeß gegen die O. C. dürfte vorausſichtlich
ein Nachſpiel haben, indem nicht nur das Urteil, ſondern vor
allem die Zuſtändigkeit und Zuſammenſetzung des Staatsge=
richtshofes
einer neuen Prüfung unterzogen wird. Die Berufung
der Mitglieder Wiſſell und Brandes vom Norddeutſchen Senat
des Staatsgerichtshofes zu Beiſitzern des Süddeutſchen Senats
für den O. C.=Prozeß hatte gleich zu Beginn Anlaß zu Vorſtel=
lungen
der Verteidigung gegeben. Sie blieben aber ohne Erfolg,
da der Staatsgerichtshof ſich auf den Standpunst ſtellte, daß das
Abkommen zwiſchen der Reichsergierung und der bayeriſchen Re=
gierung
über die Bildung des Süddeutſchen Senats nicht durch
den Austauſch von Mitgliedern verletzt werde, die an ſich dem
Norddeutſchen Senat angehören. Nunmehr hat ſich die bayeriſche
Regſerung ſelbſt der Sache angenommen und gegen die Zuſam=
menſetzung
des Süddeutſchen Senats im O. C.=Prozeß prote=
ſtiert
. Sie ſteht auf dem Standpunkt, daß die Berufung von
zwei Mitgliedern des Norddeutſchen Senats eine Verletzung des
am 11. Auguſt 1922 zwiſchen der Reichsregierung und der Baye=
riſchen
Regierung getroffenen Abkommens darſtellt.
Hierzu erfahren wir von gut unterrichteter Seite: Der bahe=
riſche
Geſandte Dr. v. Preger, hatte bei der Beratung des Ge=
ſetzes
zum Schutze der Republik im Namen der bayeriſchen Re=
gierung
ausgeführt, daß die überwiegende Mehrheit des bayeri=
ſchen
Volkes in der Einrichtung des Staatsgerichtshofes eine
Verletzung der Grundſätze der Staatsordnung und der echten
Demokratie, ſowie ein Verlaſſen der Grundlage der Weimarer
Verfaſſung erblicke. Bayern hat dann am 24. Juli 1922 eine be=
ſondere
Verordnung erlaſſen, die beſtimmte, daß vom Zeitpunkt
des Inkrafttretens des Schutzgeſetzes für das Gebiet des rechts=
rheiniſchen
Bayerns an die Stelle des Schutzgeſetzes bis auf wei=
teres
andere Vorſchriften treten ſollten. Auf Veranlaſſung der
Reichsregierung fanden darauf am 9. und 10. Auguſt 1922 zwi=
ſchen
der Reichsregierung und der bayeriſchen Landesregierung
in Berlin Verhandlungen ſtatt, die ſich auf das Schutzgeſetz, das
Beamtengeſetz und das Reichskriminalpolizei=Geſetz erſtreckten.
Die Verhandlungen wurden in dem ſogenannten Berliner
Protokoll vom 11. Auguſt 1922 niedergelegt, auf Grund deſſen
die bayeriſche Regierung ſich zur Aufhebung ihrer Verordnung
vom 24. Auguſt 1924 bereit erklärte. Die Reichsregierung gab
ihrerſeits Erklärungen über die Ausführung der genannten drei
Geſetze ab. Die in dieſem Protokoll über die Zuſammenſetzung
des Senats beim Staatsgerichtshof feſtgelegten Beſtimmungen
lauten folgendermaßen: Bei der Auswahl der Mitglieder des
Staatsgerichtshofes wird jede Einſeitigkeit vermieden werden.
Die Auswahl wird in erſter Linie unter dem Geſichtspunkt der
perſönlichen Eignung zur richterlichen Tätigkeit erfolgen. Sie
wird ſich auf Perſonen erſtrecken, die in der Oeffentlichkeit das
für ein Mitglied des höchſten Gerichtshofes nötige Anſehen haben.
Die beſonderen Intereſſen der Länder werden bei der Auswahl
berückſichtigt werden. Es werden mehrere Senate gebildet, und
Beſetzung und Geſchäftsverteilung unter dem Geſichtspunkt des
örtlichen Urſprunges der Sache geregelt.
Entſprechend dieſer Zuſage iſt dann nach Benehmen mit den
beteiligten Landesregierungen beim Staatsgerichtshof ein zweiter
für Süddeutſchland beſtimmter Senat gebildet worden. Die
Sache gegen die O. C. war dem zweiten Senat des Staatsge=
richtshofes
, dem Süddeutſchen Senat, zugewieſen worden. In=
folgedeſſen
mußten auch die Beiſitzer entſprechend dieſer Verein=
barung
herangezogen werden. Als drei ſüddeutſche Beiſitzer ab=
fagten
, hat der Vorſitzende des Staatsgerichtshofes jedoch nicht
deren Stellvertreter herangezogen, ſondern drei Beiſitzer aus
Norddeutſchland. Er begründete dies damit, daß wegen der Eile
und des nahen Termines keine andere Möglichkeit beſtanden
habe. Außerdem habe der Staatsgerichtshof es immer ſo gehal=
ten
. Dieſe Auffaſſung des Vorſitzenden des Staatsgerichtshofes
ſteht in direktem Widerſpruch mit dem Berliner Protokoll, iſt auch
mit der Geſchäftsordnung des Staatsgerichtshofes nicht zu ver=
einigen
. Insbeſondere aber verſtößt ſie auch gegen Artikel 105
der Reichsverfaſſung, wonach niemand ſeinem ordentlichen Rich=
ter
entzogen werden kann.
Herabſetzung der Beſatzungskoſien durch Frankreich.
Paris, 29. Okt. (Wolff.) Die Finanzkommiſſion der Kam=
imer
hat heute die Prüfung des Ausgabebudgets mit den wieder=
eintreibbaren
Ausgaben beendet. Sie hat von dem von der Re=
gierung
für die Koſten der Beſetzungsarmee im Rheinland gefor=
derten
Kredit in Höhe von 650 Millionen Franken 52 Millionen
Franken abgeſtrichen; außerdem ſind die Koſten der in Deutſch=
land
tätigen Miſſionen, für die die Regierung Kredite von 31
Millionen Franken verlangte, auf 27 Millionen Franken herab=
geſetzt
worden.

Schollen des Ureiſes ſich von einander entfernen und zwiſchen
ihnen Jungeis entſteht, das ſich durch ſeine Färbung von dem
älteren Eis dunkel abhebt. Dieſe Streifen Jungeis ſind es, die
wir als Marskanäle beobachten.
Daß jede Erſcheinung verſchieden gedeutet
werden kann, erſieht man auch daraus, daß der franzöſiſche Mars=
forſcher
Jaroy de Loges der Anſicht iſt, daß die Sichtbarkeit
der Sterne von einer gewiſſen Größe der Okulare an nicht mehr
zunimmt. Er bringt alſo das Verſchwinden der Marskanäle in
den größeren Rohren mit der verminderten Sichtbarkeit in Zu=
ſammenhang
. Um die Marskanäle ſtudieren zu können, benutzt
er daher nur Rohre mit einer Größengrenze, in der ſich die
Kanäle noch zeigen. Man ſieht, es gibt auch in der Wiſſenſchaft
viele Wege und viele Anſichten. Wer will da mit ſeinem plumpen
geſunden Menſchenverſtand im Bereich der haarſcharfen Gei=
ſtesüberlegungen
eine Entſcheidung treffen? Daß der berühmte
Schwede Arrhenius den Mars ebenfalls für vollkommen ver=
eiſt
hält, nur nebenbei. Er bleibt auch jetzt bei ſeiner Anſicht und
gibt damit der Welteislehre eine ſtarke Stütze.
All dieſe Streitfragen müſſen wir heute bis zur nächſten
ebenſo günſtigen Marsbegegnung vertagen. Das aber iſt noch
etwa 80 Jahre hin. Wir müſſen uns alſo reichlich mit Geduld
wappnen. Zum Glück für die Leute, die eine direkte Ver=
ſtändigung
mit den Marsbewohnern erſtrebt und
wie ſie behaupten auch erreicht haben. Die Amerikaner
marſchieren auf dieſem Gebiet an der Spitze. An mehreren Stel=
len
der Vereinigten Staaten will man Radioſignale vom
Mars erhalten haben, die eine Wellenlänge von 25000 bis
75000 Kilometer aufweiſen. Amerika iſt ja im Rundfunk den
europäiſchen Ländern einige Naſenlängen voraus. Warum ſollen
die Amerikaner nicht auch zuerſt mit den Marsbewohnern in
Radioverbindung treten? Am 25. Auguſt verzeichnete die ameri=
kaniſche
Großfunkſtation von Point Grey geheimnisvolle
Funkſignale, und ſchon am 22. Auguſt hat der Direktor der
Nadioſtation von Dulwich bei London, Profeſſor A. N.
Low, dieſelben Zeichen erhalten, die einer Wellenlänge von
25 000 Kilometern entſprachen, und die nach einer Erklärung
Lows tatſächlich vom Mars herrührten‟ Dagegen kann man
natürlich nichts einwenden. Wer die Signale nicht ſelbſt gehört
hat, dem muß es überlaſſen bleiben, dieſe Berichte zu glauben
oder nicht zu glauben. Eins ſteht jedenfalls feſt: trotz ſeiner gro=
ßen
Annäherung an die Erde hat es unſer Nachbar Mars doch
verſtanden, das Geheimnis ſeiner Rätſel nach wie vor zu hüten,

[ ][  ][ ]

Nummer 302,

Donnerstag, den 30. Oktober 1924,

Seite 3.

Die Wahlen in England.
Starke Wahlbeteiligung Vorausſichtlicher Sieg der Konſervativen.

Wahlaufrufder Deutſchnationalen Volkspartei.
Die Deutſchnationale Volkspartei erläßt einen Wahlaufruf,
in dem es unter anderem heißt:
Der Kampftag im Reich und in Preußen werde über
Schwarz=rot=gold und über Schwarz=weiß=rot entſcheiden. Die
Parole für die Deutſchnationale Volkspartei ſei: chriſtlich, völkiſch,
national, ſozial. Die Partei wolle eine Volksgemeinſchaft, die ſich
auf chriſtlichem Boden aufbaue, den Klaſſenkampf verhindere und
die Arbeiter vom Terror befreie. Die beſte Staatsform für das
deutſche Volk ſei die konſtitutionelle Erbmonarchie. Als nächſtes
erſtrebenswertes Ziel wird die Wiederherſtellung des Föderalis=
mus
und die Beſeitigung der Alleinherrſchaft des Parlamenta=
rismus
bezeichnet. Der Reichspräſident ſei noch immer nicht vom
Volke gewählt. Die baldige Anordnung dieſer Wahl müſſe daher
verlangt werden. Pflicht jeder Reichsregierung ſei der Kampf
gegen die Kriegsſchuldlüge, mit der der Verſailler Vertrag und
damit die Verfllavung des deutſchen Volkes ſtehe und falle. Der
Staat müſſe ſeinen Beamten und Bürgern gegenüber wieder ehr=
lich
werden. Der Bruch gegebener Verſprechen und die Vernich=
tung
garantierter Werte begrabe jede Staatsautorität. Der Staat
müſſe das Unrecht wieder gutmachen, das er durch unehrliches
Geld und durch unehrliche Geſetze den Volksgenoſſen zugefügt
habe, die ihm vertrauensvoll ihre Erſparniſſe hingegeben haben.
Ehrenpflicht des Staates ſei die tatkräftige Hilfe für notleidende
Soldaten, Kriegsbeſchädigte und Hinterbliebene. Weiter wird in
dem Aufruf gefordert der paritätiſche Schutz für Induſtrie und
Landwirtſchaft und die Umgeſtaltung des Steuerweſens. Zum
Schluß wird vor allem dem Marxismus der Kämpf angeſagt und
betont, daß der Anfang zu einem Aufſtieg Deutſchlands und
Preußens nur durch die Beſeitigung der Zerſplitterung im natio=
nalen
Lager erfolgen könne.
Der Wahlaufruf des Zentrums.
Berlin, 28. Okt. (Wolff.) Ein vom Reichskanzler als
Vorſitzenden und dem geſamten Vorſtand der Zentrumspartei
unterzeichneten Wahlaufruf erinnert an die Entſpannung der
außenpolitiſchen Lage und die jahrelangen Bemühungen des
Zentrums, eine beſonnene Politik im deutſchen Volk zu begrün=
den
, die auf die Erhaltung ſeiner Einheit und die Wiedererlan=
gung
ſeiner nationalen Freiheit und materiellen Wohlfahrt ge=
richtet
ſei. Das Zentrum werde dieſe allein Erfolg verheißende
wahrhaft nationale Politik entſchloſſen weiterführen und werde
mit allen denen zuſammenwirken, die den Wiederafubau von
Staat und Volk auf dem Boden der beſtehenden verfaſſungs=
mäßigen
Ordnung und der friedlichen Entwicklung wollen, mögen
ſie von links oder rechts kommen. Nach der durch die Londoner
Abmachungen eingetretenen Beruhigung im Wirtſchaftsieben ſei
die nächſte Aufgabe, die noch vorliegenden Schwierigkeiten ſchritt=
weiſe
zu beheben und bei den kommenden Handelsvertjägen wei=
tere
gedeihliche Ausſichten zu eröffnen. Darum weg mit dem
Radikalismus und der politiſchen Zerſplitterung! Tas Zen=
trum
ſei für die Fortſetzung der bisherigen nationalen Rettungs=
arbeit
, für die Befreiung von Rhein und Ruhr, für den Schutz
der Weimarer Verfaſſung, für eine befeſtigte Staatsaujorität, für
wirtſchaftlichen und ſozialen Ausgleich und eine gerecht: Laſten=
verteilung
.
Die abgelehnten Forderungen der Beamten.
Berlin, 29. Okt. Die Organiſationsvertreter der Reichs=
beamten
und =Angeſtellten wurden heute im Reichsfinanzminiſte=
rium
um eine Erhöhungder Bezüge vorſtellig. Es wurde
ihnen eröffnet, daß ſeit der letzten Beſprechung keine Aenderung
eingetreten ſei, die es dem Reichsfinanzminiſter ermögliche, eine
andere Haltung gegenüber den geſtellten Forderungen einzu=
nehmen
.
Die Spitzenorganiſationen der Eiſenbahner haben ihren
Funktionären Anweiſung gegeben, etwa auftretende Teilſtreiks
weder zu hemmen noch zu fördern. Daß die Lage ſich ſehr zu=
ſpitzen
kann, iſt auch daraus zu erſehen, daß diesmal die freien
Gewerkſchaften zuſammen mit den chriſtlichen Eiſenbahner=
organiſationen
gemeinſame Proteſtverſammlungen veranſtalten
werden.
Die Lohnverhandlungen bei der Reichspoſf geſcheitert.
Berlin, 29. Okt. Die am 28. Oktober bei der Deutſchen
Reichspoſt geführten Lohnverhandlungen ſind einſtweilen ergeb=
nislos
abgebrochen worden. Die Verwaltung der Deut=
ſchen
Reichspoſt lehnt eine allgemeine Lohn=
erhöhung
ab. Sie erklärte ſich bereit, an ein=
zelnen
Orten die neben den Tariflöhnen ge=
zahlten
Ortszulagen zu erhöhen, verlangt aber
dafür eine Verkürzung dieſer Zulage an ande=
ren
Orten. Die beiden beteiligten Gewerkſchaften begründeten
mit den bisher gezahlten ungenügenden Löhnen und der Preis=
lage
auf dem Lebensmittel= und Bedarfsartikelmarkt eine Auf=
beſſerung
um 40 Prozent. Sie brachten Unterlagen dafür bei, daß
an einzelnen Orten die Arbeiter bei neunſtündiger Arbeitszeit
einen Wochenlohn von 17 bis 18 Mark erhielten, was zum Leben
nicht ausreiche. Am 1. November wird erneut verhandelt werden.

Der letzte Kampftag.
* London, 29. Okt. (Prib.=Tel.) Der kürzeſte und wohl
auch erbittertſte Wahlkampf der modernen Zeit Englands endigte
geſtern damit daß nahezu 1400 Kandidaten einen letzten Appell
an die Wähler richteten. Heute bereits in aller Frühe begann der
Wahlakt. Das Wetter war außerordentlich günſtig und eine große
Anzahl von Stimmzetteln wurde bereits im Laufe des Vormit=
tag
abgegeben. Auf den Straßen herrſcht ein ungeheurer Trubel.
Die Straßenpaſſanten bewerfen ſich gegenſeitig mit Parteikon=
fetti
. Unmengen von Autos durchfahren die Straßen und unter
lebhaften demonſtrativen Rufen von Freund und Feind werden
die Wähler an die Urne gebracht. Für den Abend ſind ſämtliche
großen Säle, ſogar große Hotels, gemietet worden, in denen die
Spannung der Wähler mit Vorträgen und Luſtbarkeiten ſolange
hingehalten werden ſoll, bis die erſten Ergebniſſe verkündet wer=
den
können. Die Polizeiſtunde iſt bis 4 Uhr morgens verlängert
worden, bis zu welcher Stunde die Ergebniſſe der Städte und
einer großen Anzahl von ländlichen Bezirken längſt vorliegt, die
ein einigermaßen zutreffendes Bild ſchon ergeben werden.
Die Miniſter der Arbeiterpartei halten ſich wie ſämtliche üb=
rigen
Kandidaten heute in ihren Wahlkreiſen auf. Macdonald
iſt immer noch unpäßlich; er hat ſogar, wie man ſich erzählt, von
dem fortgeſetzten Händeſchütteln ſeiner begeiſterten Anhänger eine
kleine Handverſtauchung davongetragen. Aber dieſe letzte Re=
klame
für ihn ändert nichts ,daran, daß ſein Anſehen durch die
Affaire mit dem Sinowjewbrief gerade vor Torſchluß einen ar=
gen
Stoß erlitten hat. Macdonald hat ſich in ſeiner Agitation
als ein gänzlich anderer gezeigt, als er in ſeiner Eigenſchaft als
Außenminiſter und Premierminiſter erſchienen iſt. In den zahl=
reichen
Wahlverſammlungen, in denen er ſeine Stimme über=
ſchrieen
hat, iſt von dem kühlen und beherrſchten Diplomaten der
Londoner Konferenz nichts mehr zu ſpüren. Als leidenſchaft=
licher
Agitator ſcheute er ſich nicht, mit Schmähworten über ſeine
Gegner herzufallen. Auch über die Liberalen, von deren gutem
Willen doch ſeine Stellung als Führer einer Minderheitsregie=
rugn
abhängig iſt. Die Abſicht der Arbeiterpartei ging bei dem
Wahlkampf dahin, die Liberalen vollſtändig zu zerreiben und das
Zwei=Parteien=Syſtem in England wieder einzuführen. Auch die
Konſervativen hatten alles darauf angelegt, um die abſolute
Mehrheit zu erlangen und ſie hatten infolgedeſſen lokale Wahl=
bündniſſe
mit den Liberalen nur in beſcheidenem Maße zuge=
laſſen
.
Bisher verfügten die Konſervativen im Unterhauſe über 253
von 615 Plätzen, die Liberalen über 151 und die Arbeiterpartei
über 192 Sitze. Der Reſt verteilte ſich auf die Unabhängigen, die
iriſchen Nationaliſten und andere Zerſplitterungsparteien.
Die Wahlſchlacht.
* London, 30. Okt. (Priv.=Tel.) In England hat ſeit
Menſchengedenken noch nie eine derartige heftige Wahlſchlacht
ſtattgefunden wie am heutigen Tage. Während der letzten Jahre
hat die Arbeiterpartei lediglich eine untergeordnete Rolle
geſpielt und der Kampf wurde zwiſchen Liberalen und Konſer=
vativen
ausgefochten. Heute dagegen beanſpruchen alle drei Par=
teien
das Anrecht auf die Führung im Lande. Die bisher er=
ſchienenen
Wahlberichte der Parteihauptquartiere beſagen alle,
daß die Wahl wie unter einem ſchweren Druck vonſtatten ging.
Trotzdem der Andrang zu den Wahllokalen ungeheuer und die
Stimmung unter den Wählern äußerſt erregt war, iſt es zu kei=
nem
Zwiſchenfall gekommen. Das Wetter war milde und regne=
riſch
. Nach Anſicht der Sachverſtändigen iſt heute die Wahl=
beteiligung
ſtärker als bei den letzten Wahlen geweſen. In Lon=
don
werden die Wahlergebniſſe mit großer Spannung erwartet.
In den meiſten Reſtaurants und Hotels ſind Lautſprecher auf=
geſtellt
, um die Wahlergebniſſe zu verkünden. Ebenſo ſind an
vielen öffentlichen Plätzen und auf dem Trafalgar Square Laut=
ſprecher
angebracht. Ueberall wird für rechtzeitige und ſchnellſte
Verkündung der Ergebniſſe Sorge getragen. Der Verkehr auf
den Bahnen iſt ausgedehnt worden. Der Trafalgar Square iſt
ſeit dem ſpäten Nachmittag vollgepfropft von Menſchen, welche
mit Ungeduld die Bekanntgabe der Ergebniſſe erwarten. Jeder
neue Sieg der Konſervativen wird mit lautem Jubel begrüßt.
Als auf einem Transparent das Wort Moskau erſchien, erhob

ſich in der Volksmenge großer Lärm. Selbſt Macdonalds Bild=
nis
iſt unpopulär geworden.
Die Konſervativen zeigen nach wie vor die größte Zuverſicht
für die Erlangung einer abſoluten Mehrheit, d. h., ſie rechnen
damit, von den 615 Plätzen im Unterhaus mindeſtens 308 zu er=
langen
gegen 258 bei den letzten Wahen. Es iſt ſehr wahrſchein=
lich
, daß für die Konſervativen die meiſten derjenigen Wähler
geſtimmt haben, welche bisher überhaupt nicht mitgeſtimmt haben.
Die größten Hoffnungen ſetzen die Storys auf die Wirkungen des
Sinowjew=Briefes, ſowie auf das Fehlen des allgemeinen Tarif=
vorſchlags
, dem ſie während der letzten Wahlen ihre Niederlage
zu verdanken hatten. Günſtig für ſie dürfte auch die allgemeine
Enttäuſchung über die bisherigen Maßnahmen der Regierung
hinſichtlich der Behebung der Arbeitsloſigkekit und der Woh=
nungsfrage
ſein.

Die Arbeiterpartei ihrerſeits hofft auf einen Stimmen=
zuwachs
ungeachtet des Sinowjew=Zwiſchenfalls und der ſcharfen
Kritik der anderen Parteien. Seitens der Arbeiterkreiſe erhofft
ſie die größte Unterſtützung in der Durchführung der Maßnahmen
gegenüber der Arbeitsloſigkeit und der Unterkunftsfrage, zu
deren gründlicher Behandlung ſie angeblich noch keine Zeit ge=
funden
hat. Die Partei rechnet mit einem Zuwachs von 15 bis 35
Sitzen, durch welche ſie es im Unterhaus auf 233 Sitze bringen
würde.
Die Liberalen hegen anſcheinend keine große Hoffnung
auf irgend welche Verbeſſerungen. Im allgemeinen beſteht die
Anſicht, daß eher die Konſervativen, als die Arbeiterpartei aus
den Verluſten der Liberalen Nutzen ziehen werden. Daily
News meldet bereits den endgültigen Sieg der Konſervativen.
Die erſten Ergebniſſe.
Bis ½12 Uhr abends lag das Ergebnis aus 12 Wahlkreiſen
vor, und zwar wurden gewählt 10 Konſervative und 2 Arbeiter=
parteiler
. In den induſtriellen Wahlkreiſen haben bisher die Kon=
ſervativen
8 Mandate gewonnen, und zwar 4 Sitze von den Libe=
ralen
und weitere 4 Sitze von der Arbeiterpartei. Der gegenwär=
tige
Innenminiſter Henderſon wurde in ſeinem Wahlkreiſe
Burnley wiedergewählt.
In London erhielten bis 12 Uhr nachts die Konſervativen
26 (+8), die Liberalen 7 ( 4) und die Arbeiter 12 ( 5) Stim=
men
, die Unabhängigen 1 Stimme, außer den nicht beſtrittenen
Sitzen. In Mancheſter, wo die Arbeiter beſonders ſtark ſind,
haben die Konſervativen in den erſten 5 Wahlkreiſen 4 Stimmen
auf Koſten der Arbeiter und eine auf Koſten der Liberalen ge=
wonnen
. In zwei weiteren Wahlkreiſen ſind die früheren libe=
ralen
Stimmen auf die Konſervativen gefallen. (Verluſt: ,
Gewinn: )
Steffen Walſh hat ſeinen Sitz in Lancſhire beibehalten,
Malgare Bondfield, das einzige weibliche Mitglied in dem
Kabinett Macdonald, hat ihren Platz in Hampſhire verloren. Um
Mitternacht ſtand folgendes Ergebnis feſt:
Konſervative: 55 Sitze, gewonnen 20, verloren 1:
Liberale: 10 Sitze, gewonnen 2, verloren 15;
Arbeiterpartei: 28 Sitze, gewonnen 3, verloren 9.
Unabhängige: 1 Sitz.
Stand um 12 Uhr 30 Min. nachts:
Konſervative: 77 Sitze, gewonnen 28, verloren 2:
Liberale: 14 Sitze, gewonnen 4, verloren 21;
Arbeiterpartei: 38 Sitze, gewonnen 4, verloren 14:
Sonſtige Parteien: 2 Sitze.
Letztes Ergebnis 2 Uhr vormittags:
Konſervativce: 124, gewonnen 41, verloren 2:
Arbeiterpartei: 54, gewonnen 1, verloren 19:
Liberale: 19, gewonnen 5, verloren 34;
Sonſtige Parteien: 3 Sitze.
Ergebniſſe um 2 Uhr 30 Min. vormittags:
Konſervative: 153, gewonnen 52, verloren 5;
Liberale: 21, gewonnen 6, verloren 41;
Arbeiterpartei: 73, gewonnen 16, verloren 29;
Sonſtige Parteien: 4 Sitze.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
* Bayreuther Bühnenfeſtſpiele 1925. Wie uns
der Verwaltungsrat der Bühnenfeſtſpiele mitteilt, werden die
nächſtjährigen Feſtſpiele vom 22. Juli bis 20. Auguſt ſtattfinden
und 7 Aufführungen des Parſifal, 5 der Meiſterſinger von
Nürnberg und 2 des Rings des Nibelungen bringen. Der
Preis für die Eintrittskarte beträgt 35 Mark. Beſtellungen von
Nichtinhabern von Patronatsſcheinen können vor Mitte Dezem=
ber
1924 nicht entgegengenommen werden.
* Friedrich Liſt: Friederike Brion, Ein Bei=
trag
zu Goethes elſäſſiſcher Schuld und zur Pſychologie ſeiner
Liebe, Verlag der Ferberſchen Univerſitätsbuchhandlung, Inh.
Dr. phil. Walter Huch, Gießen. 3. Auflage mit einem Vorſpruch
von Werner Bock. Der junge, geniale, ſtürmiſch vorwärts=
dringende
Goethe hat ſich die Natur der Mädchen= und Frauen=
geſtalten
, die in ſeinen Lebenskreis traten, ungeachtet der Ver=
zauberung
, die ihn ergriff, zu paſſiv gedacht. Gewahrte er dann,
wie der eben berührte und bald verlaſſene blühende Zweig ſich
ſenkte und verdorrte, überkam ihn das Gefühl der Schuld, be=
drückte
ihn bittere Reue. Schuldbewußtſein ſtrömt ſich in beweg=
ten
Rhythmen, in unſterblichen Liedern aus. Ich fühle nun erſt
den Verluſt, den ſie erlitt, ſchreibt er über die Stunde der Tren=
nung
von Friederike Brion, und ich ſah keine Möglichkeit, ihn zu
erſetzen, ja ihn nur zu lindern. Ich konnte mir mein eigenes
Unglück nicht verzeihen. Friedrich Liſt geht mit feinem Spürſinn
der Seſenheimer Idylle nach, aber er iſt weit entfernt davon, zu
richten oder gar zu verdammen. Das ſchmerzliche Bild des ſchuld=
los
verlaſſenen Mädchens wird vor uns lebendig, ein Denkmal
der ſanften Dulderin ragt vor uns auf. Wie gewahren, wie dies
Erlebnis das Innerſte des Dichters erſchließt, wie er ahnungs=
voll
die Pflichten fühlt, die auf dem Haupt der Auserwählten
laſten. Liſt löſt das Rätſelvolle der Seſenheimer Vorgänge auf,
zeigt die Wege zur Verſtändnis des Genius und gelangt, Un=
ſchuld
und Schuld als Magneten des Schickſals erkennend, zur
Syntheſe. Der Schrift hat Werner Bock einen Geleitſpruch voran=
geſetzt
, der das Seſenheimer Erlebnis, ſeine Harmonie und Diſſo=
nanz
, mit lyriſchem Schwung und dramatiſch erfaßt.
Z.
* Lehrſtuhlfür Flugweſen. Die Stadtrat in Mün=
chen
hat einen Dringlichkeitsantrag angenommen, wonach Regie=
rung
und Landtag erſucht werden ſollen, baldigſt an der Tech=
niſchen
Hochſchule München einen Lehrſtuhl für Flug=
weſen
zu errichten.

Bühnenchronik.
Am 16. November findet im Stadttheater Osnabrück
die Uraufführung von Kuno Stierlins komiſcher Oper Die
deutſchen Kleinſtädter ſtatt.

* Ein Wagner=Muſeum in Bayreuth. Um Bayreuth auch
außerhalb der Feſtſpielperioden zu einem für den Fremden leben=
digen
Wagner=Mekka zu machen, haben niederländiſche Kunſt=
kreiſe
beſchloſſen, in Baeyruth einen biographiſchen Wagnerſaal
einzurichten, worin das Leben und die Werke des Meiſters leben=
dig
und anſchäulich dargeſtellt werden. Ueber dieſen großange=
legten
Plan berichtet das Handelsblad ausführlich. Dem nieder=
ländiſchen
Wagner=Komitee, das ſeinen Sitz im Haag hat, iſt die
gemeinſame Zuſammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung von
Bayreuth gelungen, ſo daß die Inangriffnahme des Projekts
unmittelbar erfolgen kann. Der biographiſche Wagnerſaal wird,
verteilt auf zwanzig Schautiſche, je eine Periode aus Wagners
Leben im Bilde bringen, unterſtützt von Photographien, Briefen.
den Ausgaben ſeiner Werke uſw. Ein ſpezieller Saal wird der
Geſchichte der Feſtſpiele geweiht ſein, und hier werden vor allem
auch die Büſten von Ludwig II. von Bayen, Lifzt, v. Bülow,
b. Wolzogen, Tauſig und anderen Platz finden. Für das Stu=
dium
der Werke von Richard Wagner wird ein eigener Studien=
ſaal
mit Wagnerliteratur geſchaffen. Aus der Reihe der Schen=
kungen
, die durch holländiſche Kunſtkreiſe für das neue Wagner=
Muſeum gemacht wurden, ſind außer zahlreichen Porträts und
Büſten beſonders eine Partitur von Parſifal und die Korrek=
turexemplare
der Orcheſterpartituren des Ning und der Kla=
vierauszug
des Parſifal zu erwähnen. Dem Wagnerbiographen
Karl Friedrich Elaſenapp wird ein beſonderes Gedenkzimmer
gewidmet, die in Riga befindliche berühmte Bibliothek Glaſenapps
wird nach Bayreuth übergebracht werden.
Der Armband als alter Männerſchmuck. Wenn wir heute
einen Mann mit einem Armband einherſtolzieren ſehen, pflegen
wir nicht gerade davon überzeugt zu ſein, ein beſonders männlich
empfindendes Exemplar ſeiner Gattung vor uns zu haben. Die
alten Zeiten dachten augenſcheinlich anders darüber. Die Sitte,
ſich mit Armbändern zu ſchmücken, reicht ja weit zurück bis zu
den eutfernteſten Tagen des Altertums, und damals waren es
gerade die Männer, die ihr am meiſten huldigten. Die alten
Aegypter haben, wie die Orificeria Italiana in einem Ueber=
blick
über die Geſchichte dieſes Schmuckes berichtet, zu allen Zei=

en Armbänder getragen. In Etrurien war er bei Männern wie
ei Frauen gleichermaßen üblich, ſowohl am Handgelenk, wie über
dem Ellenbogen und unterhalb der Schulter. Um die Eintönig=
eit
zu vermeiden, wurden Armbänder von tauſendfältiger Man=
igfaltigkeit
der Geſtaltung erfunden, offene und geſchloſſene,
anz ſchmale und flache, ja ſogar ſolche, die aus Metall und Stoff
emiſcht waren. Zu manchen Zeiten bedeutete das Armband
geradezu Abzeichen und eine Auszeichnung für den Mann, und
jaher rührt die Bezeichnung Armilla für das goldene Arm=
band
, welches die Krieger als eine ehrenvolle Gabe ihres Feld=
herrn
trugen. Man glaubt, daß dieſer Name Armilla auf die
atfache zurückgeht, daß die Alten Schulter und Arm zuſammen
als Armi bezeichnet hatten, woher dann die Bezeichnung
Arma für das am Arm Getragene ſtamme. Die römiſchen Sol=
jaten
gehören zu den wenigen, die ſich nicht ohne beſonderen An=
mit Armbändern ſchmückten, ſondern ſich darauf beſchränkten,
jie an beſonderen Feſttagen als Ruhmeszeichen zu tragen. Sie
lickten mit Verachtung auf die Gallier und die aſiatiſchen Völker,
ie ſie beſtändig trugen, als auf weibiſche Völker. In Rom
annte man auch Armbänder aus Elfenbein als Abzeichen der
Sklaven. Die griechiſchen und römiſchen Frauen trugen verſchie=
denartige
Armbänder, die auch mannigfache Bezeichnungen auf=
vieſen
. Der Poellion der Griechen bei den Römern Ar=
nilla
genannt wurde auf dem muskelreichen Teil des Armes
unterhalb der Achſel getragen, und zwar nicht allein zu Schmuck=
wecken
; vielmehr glaubte man auch an ſeine heilſame Wirkung,
er infolge der nahen Berührung mit der Schlagader fähig
ei, den Blutreichtum zu vermehren. Aus dieſem Grunde wurde
auch dieſe Art des Schmuckes an verſchiedenen Stellen des Kör=
rs
getragen: Ringe an den Fingern, Armbänder am Hand=
elenk
, ja auch an den Fußgelenken.
* Eine Zeitung für drei Leſer. Sie beſteht, oder wenigſtens
beſtand bis vor kurzem, in London. Sie führt den Titel Anti
op Hat‟. Dieſe Zeitung wurde von einem originellen Men=
chen
gegründet, der ſein ganzes Leben lang einen Kampf gegen
den hohen Männerhut führte. In ſeinem Teſtament vermachte
r ſeinem Neffen eine Jahresrente von 50 000 Franc, aber er
tellte die Bedingung, daß der Vermächtnisnehmer dieſen Kampf
ortführen müſſe. Es verſteht ſich von ſeikſt, daß der Neffe dieſe
Teſtamentsklauſel annahm. Jeden Monat erſcheint die Zeitung
inmal, aber ſie wird nur in drei Exemplaren hergeſtellt. Eines
ſt für den Neffen beſtimmt, und die beiden anderen für die Teſta=
nentsexekutoren
. Dieſe Zeitung iſt wohl die originellſte in der
ganzen Publiziſtik der Welt.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Begeiſierung und Politik.
Zeppelinbetrachtung eines Nörglers.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
Anmerkung der Redaktion: Trotzdem unſer gelegent=
licher
Mitarbeiter in New York die deutſchfreundliche
Stimmung, die der Zeppelinflug in Amerika auslöſte,
kedtiſcher beurteilt, als man das ſonſt in der Oeffent=
lichkeit
hört, glauben wir ſeine Betrachtungen unſeren
Leſern doch zur Kenntnis bringen zu müſſen, weil ſie
mit intereſſanten Vergleichen belegt ſind.
z. New York, 11, Oktober 1924.
Ja, es war ein gewaltiger, die Menge berauſchender und
den Deutſchen ſtolz beglückender Anblick, als das ſilberglänzende
Meiſterwerk deutſchen Geiſtes, deutſchen Wagemuts und deutſcher
Tatkraft den Himmel der amerikaniſchen Millionenſtadt furchte.
Die Schilderungen der hieſigen Blätter, die zweifellos ſchon zum
Teil nach Deutſchland gekabelt wurden, ſind nicht übertrieben.
Es war wirklich ein Zeppelintaumel über die geſchäftigen New
Yorker gekommen, und ihre Dankbarkeit für das große Ereignis
ein hier ganz ſeltenes Gefühl übertrug ſich wirklich ehrlich
und ſpontan auf Germany und die Germans, die ſich eben wie
der einmal als verdammt geſchickte Kerle erwieſen hatten. Und
keiner betam dieſe Hochachtung mehr zu fühlen, als wir Deutſchen,
die wir hier gerade zur Verfügung ſtanden.
Es iſt alſo Hauſſeſtimmung für Deutſchland, das kam auch
in der fabelhaft raſchen Ueberzeichnung der Dawes=Anleihe und
in der überhaupt wachſenden Geneigtheit, ſich in Deutſchland zu
engagieren, zum Ausdruck. Die plötzliche Bedeutung, zu der alles
Deutſche plötzlich in Amerika gelangte, wird geſteigert durch das
Gewicht, das die deutſch=amerikaniſchen Stimmen in ihrer neuen
Geſchloſſenheit diesmal wieder für die Präſidenten= und Kongreß=
wahlen
gewonnen haben.
Alles durchaus erfreuliche Tatſachen. Wenn ich trotzdem
heute einen etwas ſkeptiſchen und warnenden Nörgler=Artikel in
die Heimat ſchicke, ſo geſchieht das vor allem deshalb, weil ich nur
allzu gut die naive Neigung meiner Deutſchen kenne, vorüber=
gehende
Stimmungen, Höflichkeiten und Augenblickskundgebun=
gen
fremder Völker ihnen gegenüber als pure, unverwüſtliche
Goldmünze anzuſehen und danach die eigene Haltung und leider
meiſt auch die eigene Politik einzuſtellen.
Man muß gerade an den Tagen, an denen das befriedigte
Senſationsbedürfnis und das heißt wohl die ſtärkſte Leiden=
ſchaft
des Amerikaners den Deutſchen bereitwillig und liebens=
würdig
die Anerkennung ſpendet, ſich im ſtillen Kämmerlein wie=
der
erzählen laſſen, was für unerhörte Mißhandlungen und
Infamien die Deutſchen in Amerika jahrelang ausgeſetzt waren,
und wie auch noch lange Zeit nach dem Kriege es eine Art Sport
hierzulande blieb, alles Deutſche herabzuſetzen.

Donnerstag, den 30. Oktober 1924.

Und doch ſtand ſeit 1911 hinter dem Potsdamer Schloſſe eine
Nachbildung des Steubendenkmals in Waſhington, ein Geſchenk
des Kongreſſes der Vereinigten Staaten und wie die Inſchrift
beſagt ein Eymbol nie getrübter und unverbrüchlicher Freund=
ſchaft
. Nur drei Jahre weiter! Die allmächtige öffentliche
Meinung in Amerika ſchleuderte täglich wahre Schmutzfluten des
Haſſes und der Verleumdung gegen Deutſchland, ſo daß wir uns
ahnungslos fragten: Wodurch haben wir das verdient? Ach
ein Narr nur wartet auf Antwort.
Und gerade am großen Zeppelintag rief mein alter deutſch=
amerikaniſcher
Bekannter eine andere Erinnerung wach. Es war
am 9. Juli 1916, als das Handelsunterſeeboot
Deutſchland mit ſeinem wackeren Kapitän Paul König
nach einer wagemutigen erſten Fahrt über den Ozean, auf dem
überall wachſam und emſig die feindlichen Kriegsſchiffe patroul=
lierten
, glüclich in den Hafen von Baltimore einlief. Auch dieſe
deutſche Tat war ein Rekord, eine techniſche Meiſterleiſtung und
ein kühnes Heldenſtück. Und die Amerikaner haben das damals
offen und ehrlich anerkannt. Die Deutſchland war eine Sen=
ation
und der Reſpekt vor dieſer deutſchen Tat kam nicht minder
ſpontan und im Augenblick auch aufrichtig zum Ausbruch, wie
etzt am Zeppelintage. Der Jubel war nicht ſo laut wie heute,
aber im Publikum und in der Preſſe herrſchte eine ähnliche Be=
geiſterung
, und geſpannt verfolgte man hier die Heimreiſe des
Kapitän König, von der er eine wertvolle Fracht in die Weſer=
mündung
einbrachte. Und man trauerte in Amerika, als das
Schweſterſchiff Bremen verſcholl.
In Amerika aber wuchs trotzdem die Deutſchenfeindſchaft
und bald hätte man am liebſten jede Spur von Deutſchtum vom
eigenen Boden vertilgt. La Follette hat dieſer Tage die furcht=
baren
Leiden der Deutſch=Amerikaner in jener Zeit mit flammen=
der
Entrüſtung gekennzeichnet. Kurz: am 3. Februar 1917,
ein halbes Jahr nach dem U=Deutſchland=Jubel, brach die
amerikaniſche Regierung die Beziehungen zu Deutſchland ab, weil
dieſes in ſeinem verzweifelten Exiſtenzkampf nicht auf die Mög=
lichkeiten
ſeiner U=Bootswaffe verzichten wollte. Und im April
geſellte ſich die amerikaniſche Republik offiziell und aktiv der ſchon
vorhandenen Uebermacht unſerer Feinde zu, und entſchied da=
durch
letzten Endes den Ausgang des großen Ringens.
Muß man am großen Tage Deutſchlands in Amerika noch
den Namen Woodrow Wilſon nennen?
Ich will ja mit dieſen Zeilen nicht unnütz in einer ſchlimmen
Vergangenheit wühlen oder gar eine unfruchtbare Verbitterung
nähren. Ich will nur deutſche Gutgläubigkeit, deutſchen Opti=
mismus
und deutſche Ueberſchwenglichkeit warnen, daß ſie nicht
voreilig deutſche Politik mit dem amerikaniſchen Zeppelin=
Enthuſiasmus verquicken.
Auch das Intereſſe an der Dawesanleihe, deſſen Erfreulichkeit
wir nicht zu leugnen brauchen, iſt hier vor allem doch ein Inter=
eſſe
an der guten Verzinſung, bzw. an den guten Proviſionen.
Gleichzeitig aber beſteht zum Beiſpiel in der Hearſt=Preſſe auch
eine ſcharfe Gegnerſchaft, und es iſt durchaus nicht ausgeſchloſſen,
daß, wenn eine künftige politiſche Entwicklung in Deutſchland

Nummer 302.

mit der Durchführung des Dawesplanes in amerikaniſchem Sinne
nicht ganz vereinbar ſein ſollte, amerikaniſche wie engliſche Ent=
täuſchungen
ſich wieder einmal ſehr fühlbar gegen Deutſchland
wenden.
Die antideutſche Propaganda iſt hier nur eingeſtellt. Sie liegt
ſicherlich nur unter einer dünnen Decke. Wie furchtbar leicht aber
gerade das amerikaniſche Volk durch eine zielbewußte und ſkrupel=
oſe
Agitation umgedreht und wild gemacht werden kann, hat
ja die bittere Anklageſchrift von Philip Francis Das Gift in
Amerikas Becher, die bekanntlich vom Grafen Reventlow ins
Deutſche überſetzt wurde, gelehrt.
Deutſchland muß mit neuer Tatkraft der Gegenwart leben
und die Zukunft aufbauen. Dabei wird es in Amerika ſicherlich
den wertvollſten Buſineß=Partner haben. Aber man ſoll eben
nie vergeſſen: Buſineß=Partner. Bloße Gefühle und Enthuſias=
men
ſind vergänglich wie die Senſationen, welche ſie hervorriefen.
Et hoc meminisse juvabit.

Die Moſſulfrage.
Einigung zwiſchen England und der Türkei.
FU. Paris, 29. Okt. Aus Brüſſel wird gemeldet, daß der
anglo=türkiſche Konflikt in der Moſſulfrage beigelegt worden
ſei. In der Nachmittagsſitzung habe Branting einen Bericht vor=
gelegt
, daß die engliſchen und türkiſchen Unterhändler eine grö=
ßere
Verſöhnlichkeit an den Tag gelegt hätten. Beide Parteien
geben zu, daß ſie ſich Verſtöße haben zuſchulden kommen laſſen
und der Status quo des Lauſanner Vertrages wie=
der
hergeſtellt werden ſoll. Branting ſchlug die Schaffung einer
neutralen Zone vor, um Zuſammenſtöße zwiſchen türkiſchen und
engliſchen Truppen zu vermeiden. Auch ſollen die Vollmachten
der Grenzfeſtſetzungskommiſſion erweitert werden:
Günſtige Wahlausſichten für Coolidge.
TU. New York, 29. Okt. In unterrichteten Kreiſen hält
man die Wiederwahl des Präſidenten Coolidge im erſten
Wahlgang für geſichert. Man erwartet, daß etwa 300 Wahl=
männer
für Coolidge ſtimmen. Lafollettes Ausſichten geſtalten
ſich in letzter Zeit außerordentlich ungünſtig. Er verliert unter
den Deutſchen hauptſächlich im Weſten immer mehr an Boden.
Charakteriſtiſch für die Wahlbewegung iſt die Tatſache, daß die
Außenpolitik dabei überhaupt keine Rolle ſpielt.
Verhandlungen zwiſchen Spanien und den Kabylen.
* Madrid, 29. Okt. (Priv.=Tel.) Der ſpaniſche Großindu=
ſtrielle
Echevarrieta hat von dem Direktorium den Auftrag er=
halten
, die Verhandlungen mit Abdel Krim aufzunehmen. Es
handelt ſich um den Loskauf ſpaniſcher Gefangener und um die
Vorbexeitung eines Abkommens mit den Riffleuten.

Familiennachrichten

Prächtiger, geſunder Junge
angekommen
Oipl.=Ing. Hans Walter Strunk
und Frau Aenne, geb. Held
Darmſtadt, den 28. Oktober 1924
Ar

Unſer Töchterchen Karoline
Marianne iſt angekommen
Georg Sulzmann u. Frau
Anng, geb. Heide
Darmſtadt, den 28. Okt. 1924
Herdweg 41
Wrs 3
Die glückliche Geburt unſerer
Tochter zeigen hocherfreut an
Hch. Graulich III.
und Frau
Stockſtadt a Rh., 28. Okt. 1924
A3 )
O
G (ür die überaus zahlreichen
OGlückwünſche und Aufmerk=
ſamkeiten
anläßlich unſerer
8 Silbernen Hochzeit ſagen herz=
lichſten
Dank
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[ ][  ][ ]

Rummer 302.

Doittietstag, dei 78. Oktakei 1924.

Seite 5.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſitadt, 30. Oktober.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 9. September der Lehrer an
der Volksſchule zu Budenheim (Kreis Mainz) Peter Heiſer, auf ſein
Nachſuchen vom 1. Oktober d. Js. ab. In den einſtweiligen Ruhe=
ſtand
tritt auf Grund des Geſetzes vom 19. Dezember 1923 zur Herab=
minderung
des öffentlichen Perſonglaufwands am 15. November 1924
der Verwaltungsinſpektor bei dem Kreisamt Offenbach a. M. Philipp
Griesheimer. Der Präſident des Verwaltungsgerichtshofes Dr.
jur. D5. Ing. Auguſt Carl Weber tritt am 1. November 1924auf
Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in den Ruheſtand.
Kirchliche Dienſtnachrichten. Der Dekan des Dekanats Offenbach
Pfarrer Ludwig Schuſter zu Dudenhofen wurde auf ſein Nachſuchen
unter Anerkennung ſeiner langjährigen treuen Dienſte mit Wirkung
vom 31. Dezember I. Js. von der Verwaltung des evangeliſchen Deka=
nats
Offenbach entbunden.
Erledigt ſind folgende Schulſtellen an Volksſchulen im Kreiſe
Heppenheim a. d. B.: Birkenau: 1 ebgl. Lehrer bzw. 1 evgl. Leh=
rerin
. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden. Mietwohnung ſchwer zu
beſchaffen; Fürth: 1 kathol. Lehrer. Mit der Stelle können die Funk=
tionen
eines Rektors verbunden werden. Vorausſichtlich wird eine neue
Beamtenwohnung zur Verfügung ſtehen; Gadern: 1 kathol, Lehrer.
Dienſtwohnung iſt vorhanden; Unter=Hambach: 1 kathol, Lehrer
bzw. 1 kathol. Lehrerin. Dienſtwohnungen ſind nicht vorhanden. Miet=
wohnungen
ſchwer zu beſchaffen; Heppenheim: 1 kathol. Lehrerin
bzw. 2 kathol, Lehrer. Dienſtwohnungen ſind nicht vorhanden. Miet=
wohnungen
ſchwer zu beſchaffen; Nieder=Liebersbach= 1 evgl.
Lehrer. Dienſtwohnung iſt vorhanden; Ober=Laudenbach: 1 kath.
Lehrer, Dienſtwohnung wird Sommer 1925 frei werden; Unter=
Schönmattenwag: 1 kathol. Lehrer. Dienſtwohnung wird in ab=
ſehbarer
Zeit frei werden; Rimbach: 1 evgl. Lehrerin. Dienſtwoh=
nung
iſt nicht vorhanden. Mietwohnung ſchwer zu beſchaffen; Viern=
heim
: 1 kathol. Lehrerin. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden, Miet=
wohnung
ſchwer zu beſchaffen; Wimpfen: 2 evgl. Lehrer. Dienſt=
wohnung
iſt nicht vorhanden, Mietwohnung ſchwer zu beſchaffen; Ham=
melbach
= ein evgl. Lehrer. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden,
Mietwohnung ſchwer zu beſchaffen.
Heſiſch=8 Landestheater. In der heutigen Erſtaufführung der
drei Einakter Poſtamt von Tagore. Er iſt an allem Schuld von
Tolſtoi und Heiratsantrag von Tſchechow ſind in den Hauptrollen be=
ſchäftigt
die Damen Vihrog, Poelzig, Carlſen, Lehmann=Haupt, Lahn,
und die Herren Weſtermann, Jürgas, Klix, Maletzki, Kinzler, Bau=
meiſter
, Ausſelder, Heilinger, Hochſtetter. Bühnenbild: Lothar Schenck
von Trapp: Inſzenierung: Peter Suhrkamp. In der morgen ſtatt=
findenden
Neueinſtudierung von Glucks Oper Orpheus und Gurh=
dike‟
Inſzenierung: Ernſt Legal, muſikaliſche Leitung: Michael Bal=
ling
) ſind beſchäftigt die Damen Jacobs, Werle und Albrecht. Die neuen
Dekorationen und Koſtüme wurden nach Entwürfen von Lothar
Schenck von Trapp angefertigt.
Als nächſte Neueinſtudierungen des Schauſpiels gelan=
gen
im Großen Haus des Landestheaters in der zweiten Hälfte des
November zur Aufführung: Ibſens Schauſpiel Ein Volksfeind
und Schillers Wallenſteins Lager und Die Piecol
mini‟ Die Neueinſtudierung beider Werke hat Generalintendant Ernſt
Legal übernommen. Im Kleinen Haus wird Otto Stockhauſens ( Darm=
ſtadt
) Bearbeitung von Seribas Komödie. Ein Glas Waſſer in
der Inſzenierung von Kurt Barre Mitte November aufgeführt.
Das Druum=Quartett veranſtaltet im Laufe dieſer Spielzeit vier
Konzerte, in denen klaſſiſche und moderne Quartette zur Aufführung
gelangen. Das erſte Konzert findet am Montag, den 3. November,
abends 8 Uhr, im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt.
Neben Ludwig van Beethovens großer Fuge in B=dur und F. Schu=
berts
Quartett in C=dur gelangt ein Quartett von Johanna Senft.r
zur Uraufführung. Der Vorverkauf für Dauerkarten für Mieter, Son=
dermieter
und Konzertabonnenten des Landesthcaters beginnt am Don=
nerstag
, den 30. Oktober, zu Preiſen von 2,50 Mk., 5 Mk. und 7,50 Mk.,
für Nichtmieter am Freitag, den 31. Oktober, zu Preiſen von 3 Mk.,
6 Mk. und 9 Mk. Für den Tagesverkauf und für jedes einzelne Kon=
zert
ſind die Preiſe 1, 2 und 3 Mk.
* Hans Vielmetters Sizilianiſche Radierungen, ein Map=
penwerk
von ſtarkem künſtleriſchem Wert, flotte, ſehr fein charak=
teriſierende
Skizzen, die künſtleriſche Ausbeute einer ſizilianiſchen
Reiſe des begabten jungen Darmſtädter Malers und Radierers,
ſind nunmehr im Buchhandel erſchienen (Buchhandlung Schlapp).
Die Blätter waren teilweiſe in der Kunſthalle am Rheintor aus=
geſtellt
.
Nembrandt und ſeine Umgebung. Die ſo benannte Ausſtellung im
Kupferſtichkabinett des Landesmuſeums iſt am Sonntag, den
2. November, zum letzten Male der Oeffentlichkeit zugänglich. Nach
einer Unterbrechang von einer Woche, treten an ihre Stelle Handzeich=
nungen
anderer Holländer des 17. Jahrhunderts aus dem Beſitz des
Kabinetts. Sie ſetzen eine Folge von Ausſtellungen fort, welche nach
und nach den Geſamtbeſitz des Landesmuſeums an wertvollen alten Ori=
ginalzeichnungen
vorführen wird.
Volkshochſchule. Am Sonntag, den 2. November, iſt die erſte
Führung des Herin Dr. Schwan durch die zoologiſche Abteilung des
Landesmuſeums. Sie wird die tiergeographiſchen Gruppen zum Gegen=
ſtand
haben. Die Teilnehmer verſammeln ſich um halb 10 Uhr am
Turmeingang des Landesmuſeums. Daſelbſt werden auch Einzelkarten
an Teilnehmer ausgegeben.
Obenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am kommenden Sonn=
tag
führt die 9. programmäßige 5½ſtündige Wanderung, nach dem
in guter Erinnerung gebliebenen Groß=Bieberau. Die dortige Orts=
gruppe
erſcheint nach dem gemeinſchaftlichen Mittageſſen, und es iſt zu
erwarten, daß in Groß=Bieberau ein paar recht vergnügte Stunden
verbracht werden.
Vom Deutſchen Offiziersbund wird uns geſchrieben: In Offiziers=
kreiſen
herrſcht ernſte Mißſtimmung darüber, daß mit der Aufhebung
des Ausnahmezuſtandes nicht gleichzeitig endlich auch das Uniformper=
bot
aufgehoben worden iſt. Trotzdem von mehreren Oberlandesgerichten
bereits die Verfaſſungswidrigkeit dieſes Verbotes feſtgeſtellt wurde, fin=
den
die Regierungsſtellen doch nicht den Mut, dieſe Verfügung aufzu=
heben
, der heute jede rechtliche Grundlage fehlt. Durch das Verbot war
es den verabſchiedeten Offizieren unmöglich gemacht, an der Gedächtnis=
feier
für die hochſelige Kaiſerin, die vor einigen Tagen in der Garniſon=
kirche
zu Potsdam ſtattfand, in Uniform teilzunehmen. In Sachſen iſt
man ſoweit gegangen, von Uniform tragenden Offizieren einen beſon=
deren
Ausweis zu verlangen, den der Uniformträger bei ſich führen muß.
In Holſtein ſoll die Polizei angewieſen ſein, verabſchiedete Offiziere, die
ſich auf der Straße in Uniform zeigen, feſtzunehmen. Es iſt ganz ſelbſt=
verſtändlich
, daß die verfaſſungswidrige Aufrechterhaltung des Uniform=
Herbotes von den nationalen Parteien im Wahlkampf herangezogen und
gegen die jetzigen Regierungsträger ausgeſpielt werden muß.
Die Freiwillige Sanitäts Hauptkolonne vom Roten Kreuz hält
auch dieſes Jahr wieder einen Unterrichtskurſus ab ſvergleiche
Anzeige in der heutigen Nummer d. Bl.). Der Unterricht wird für die
Teilnehmer koſtenlos unter ärztlicher Leitung erteilt. Männer und
Jünglinge jeglichen Standes und Berufes können vom 17. Lebensjahre
an Mitglieder werden. Die Kolonne iſt unpolitiſch und will nur Helfer
ausbilden, die in Unglücksfällen ihren Mitmenſchen ohne Anſehen der
Perſon die erſte ſachgemäße Hilfe leiſten können.

* Darmſtädter Fahrplanbuch. Mit dem 30. November wird
im beſetzten Gebiet der Regiefahrplan verſchwinden
und an Rhein, Ruhr und Saar wieder ein von deutſchen Behör=
den
aufgeſtellter Fahrplan eingeführt werden. Damit fallen auch
im unbeſetzten Gebiet die vielen Zugumlenkungen, die
jetzt noch beſtehen, fort. Die Schnellzüge von Baſel und
München nach Köln werden nicht mehr über Frankfurt
Siegen, ſondern wieder den Rhein entlang geführt werden; die
alten Schnellzüge Hamburg Köln und Berlin Köln
werden wieder durch das Ruhrgebiet verkehren. Von Frank=
furt
nach Limburg wird man wieder durch den Taunus
fahren und der durchgehende Verkehr Aſchaffen=
burg
DarmſtadtMainzWiesbaden wird wie=
der
hergeſtellt. Aus dieſen wenigen Beiſpielen iſt ſchon zu
erſehen, daß am 30. November auch in unſerem Bezirk namhafte
Fahrplanänderungen durchgeführt werden müſſen. Es iſt des=
halb
lebhaft zu begrüßen, daß der Verlag L. C. Wittich ſich
entſchloſſen hat, zu dieſem Zeitpunkt das rote Darmſtädter
Fahrplanbuch wieder erſcheinen zu laſſen. Die vor=
bereitenden
Arbeiten ſind bereits in vollem Gange. Das Fahr=
planbuch
wird durchaus neu geſetzt werden mit einer beſonders
klaren Ziffernſchrift und verſpricht in Inhalt und Aufmachung
muſtergültig zu werden.

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136324

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TT

Orpheum. Die beliebten Kölner Komiker, C. Schmitz und Joſ.
Weißweiler verabſchieden ſich heute abend in dem Schwank Und ſie
betrügt mich doch von Gabit. (S. Anz.)
Kühle mit Gas iſt eine Forderung, die zunächſt widerſinnig
und unausführbar erſcheint. Und doch iſt es deutſchen Unternehmern
gelungen, einen gasbeheizten Kühlſchrank zu bauen, der wohl das voll=
kommendſte
Erzeugnis auf dem Gebiet der Kleinkühlanlagen bedeutet.
Der Apparat arbeitet nach dem Ammoniak=Abſorptionsſyſtem. Es be=
ruht
auf der Verwendung einer ammoniakhaltigen Löſung, die beim
Erhitzen das
Ammoniak in Dampfform abgibt und es beim Abkühlen
wieder aufnim
mt. Die Anlage arbeitet ſparſam, denn 1.: der Apparat
wird bei Lieferung fertig mit der Ammpnigklöſung abgegeben. Da
weder eine chemiſche Veränderung noch ein Gehaltsverluſt der Löſung
auch bei jahrelanger Betriebsdauer nicht eintritt, ſo iſt ein Erſatz der
Ammoniakflüſſigkeit nicht nötig. 2.: Das Anheiz= bezw. Verdampfungs=
verfahren
, das zur Einleitung des nachfolgenden Kühlprozeſſes nötig
iſt, dauert etwa dreiviertel bis eineinhalb Stunden, die nachfolgende
Kühlperiode dauert dagegen 24 Stunden. Der dauernd in Verwendung
befindliche Apparat würde glſo täglich mit einer Beheizungszeit von
durchſchnittlich einer Stunde bei voller Kälteabgabe auskommen. 3.:
Das Kühlwaſſer, das den Kondenſator (Verdichter) durchſtrömt, bleibt
vollkommen rein und kann ſowohl zu Genußzwecken als auch zum
Waſchen uſw. benutzt werden. Die Anlage wird in der Ausſtellung des
ſtädtiſchen Gaswerks, Grafenſtraße 30, vorgeführt, und wird als ein
erſtklaſſiges neues Erzeugnis deutſcher Induſtrie ihre Anziehungskraft
hoffentlich auch auf die breitere Oeffentlichkeit nicht verfehlen.
Backkurſe von Frau D.r Jürgenſen. Ein außerordentlicher Er=
folg
war den von Frau Dr. Jürgenſen in der ſtädtiſchen Gasausſtel=
lung
, Ecke Eliſahethen= und Grafenſtraße, abgehaltenen Gasbackurſen
beſchieden. Die Kurſe brachten eine Fülle ganz neuer Anregungen auf
dem Gebiet der Feingebäckbereitung, da die Kurſusleiterin es ausge=
zeichnet
verſtand, ihrem zahlreichen Beſucherkreis die nötigen Kennntniſſ
und Fertigkeiten zu vermitteln. Dieſe hohen Leiſtungen der Feinbäckerei
werden natürlich nur ermöglicht, weun die entſprechend fein regulier=
bare
Beheizung der Backofen, nämlich die Gasbeheizung, in Anwendung
gebracht wird; ſie bildet damit die Hauptgrundlage der neuzeitlichen
Feinbäckerei im Hauſe.
Krüppelfürſorge in Heſſen. Immer wieder zeigt ſich, daß in der
Bevölkerung die Kenntnis roch wenig verbreitet iſt, daß die moderne
Orthopädie auch die ſchwverſten Fälle von Wachstumsſtörungen und Ver=
krüppelung
mit Erfolg behandelt hat. Auf Grund der großen Fort=
ſchritte
, die die Orthopädie in den letzten Jahren gemacht hat, iſt auch
in Heſſen wie in anderen Ländern eine ſyſtematiſche Fürſorge für Krüp=
pelkinder
mit allen Kräften aufgenommen worden. Zu dieſem Zwecke
wurden für die Bevölkerung unentgeltliche Beratungsſtellen (Darmſtadt,
Wilhelminenſtraße 34, Mainz: Neubrunnenſtraße 2. Offenbach: Städt.
Krankenhaus, Gießen: Poliklinik) errichtet, die von Fachärzten der Or=
thovädie
geleitet werden. Aufgabe dieſer Beratungsſtellen iſt, insbe=
ſondere
den Eltern gefährdeter Kinder Ratſchläge zuu Vermeidung von
Wachstumsſtörungen (Rückgratverkrümmung und rachitiſche Verbiegun=
gen
) zu geben und angeborene Mißbildungen (Klumpfuß und ähnliches)
ſoweit irgend möglich zu beſſern, und die Folgen von Kinderlähmung,
Tuberkuloſe der Gelenke, möglichſt weitgehend zu beſeitigen. Weſentlichk
bei der Behandlung iſt, daß die Kinder möglichſt frühzeitig zur Beratung
geführt werden, da einerſeits ſchon durch vorbeugende Maßnahmen eine
Verkrüppelung zu verhüten iſt, und andererſeits die frühzeitige Behand=
lung
die beſten Erfolge erzielt. Die letzten Jahresberichte der Be=
ratungsſtellen
zeigen, wie ſegensreich ſie gewirkt haben und in wie zahl=
reichen
Fällen Kindern jeden Alters gehalfen werden konnte. Es follten
daher alle Perſönlichkeiten, die Gelegenheit haben, mit Kindern zuſam=
menzukommen
und ſie zu beobachten, ihr Augenmerk auf Wachstums=
ſtörungen
, die ja leider infolge der ſchlechten Ernährung unſerer Jugend
viel häufiger ſind als früher, richten und mithelfen, daß dieſe Kinder
rechtzeitig der Beratungsſtelle zugeführt werden. Kein Kind in Deutſch=
land
dürſte heute, nachdem die Wiſſenſchaft die Wege gewieſen hat, als
bedauernswerter Krüppel ſein Leben vollenden müſſen.

Nichsſeuerbutet. fir. Norenber. Im 5. miſen die
Steuerabzüge vom Arbeitslohn, die in der Zeit vom
21. bis 31. Oktober einbehalten wurden, abgeführt (geklebt) wer=
den
. Wird die Friſt auch nur um einen Tag überſchritten, ſo tre=
ten
2 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage hinzu. Am 10. haben die
Gewerbebetriebe eine Vorauszahlung auf die
Einkommenſteuer zu leiſten. Iſt ſie nicht bis 17. erfolgt,
ſo treten für je 15 Tage 2 Prozent Zuſchlag hinzu. Am 10. haben
die Gewerbebetriebe eine Vorauszahlung auf die
Körperſchaftsſteuer zu leiſten. Schonfriſt bis 17., ſonſt
2 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage. Am 10. Umſatzſteuer für
die Oitoberumſätze fällig. Schonfriſt bis 17., ſonſt 2 Prozent Zu=
ſchlag
für je 15 Tage. Am 15. November ſind die Steuer=
abzüge
vom Arbeitslohn, die in der Zeit vom 1. bis
10. November einbehalten wurden, fällig. Keine Schonfriſt.
2 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage im Falle Verzugs. Am 15.
haben Land= und Forſtwirte eine vierteljährliche Vor=
auszahlung
auf Einkommenſteuer zu leiſten. Schonfriſt
bis 22, danach 2 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage. Am 15. Viertel=
jahrszahlung
auf Vermögensſteuer fällig. Schonfriſt bis
22. Nach dem 22. 2 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage. Iſt jedoch
der Beſcheid bis zur Fälligkeit noch nicht zugeſtellt, ſo iſt die
Differenz zwiſchen dem gezahlten und dem veranlagten Betrag
binnen 2 Wochen nach Zuſtellung (zuzüglich 1 Woche Schonfriſt!
zu entrichten. Am 25. Steuerabzüge vom Arbeits=
lohn
, die in der Zeit vom 11. bis 20. einbehalten wurden, fällig.
Keine Schonfriſt. Bei Verzug 2 Prozent Zuſchlag für je 15 Tage.
Die Reichskurzſchrift. Die von der Reichsregierung und ſämtlichen
Länderregierungen eingeführte Einheitskurzſchrift wird vom
heſſiſchen Staat ganz beſonders gefördert. So hat nach einer Zeitungs=
meldung
der Vertreter des Landesamts für das Bildungsweſen vor eini=
gen
Tagen im Landtag erklärt, daß die ſtaatlichen Stenographielehrer=
prüfungen
nicht mehr nach dem Syſtem Gabelsberger, ſondern nach dem
Einheitsſyſtem abgehalten würden. Daraus geht hervor, daß für die
Heſſiſche Regierung nur das Einheitsſyſtem in Frage kommt. Heſſen
wird ſehr wahrſcheinlich das Einheitsſyſtem kommende Oſtern in den
Schulen einführen. Es iſt gar kein Zweifel, daß nach Einführung des
Einheitsſyſtems die Stenographie einen ungeahnten Aufſchlwung neh=
men
wird. Sie iſt ein unentbehrlicher Faktor im Staats= und freien
Wirtſchaftsleben, und diejenigen, die reckhtzeitig die Stenographie er=
lernen
, ſind allen übrigen Bureaubeamten und Angeſtellten weit doraus.
Gelegenheit zur gründlichen Erlernung des Einheitsſyſtems bietet der
Gabelsberger Stenographenverein 1861 ( Ballon=
ſchule
). Er eröffnet am 6. 7., 10. und 11. November neue Kurſe ſo=
wohl
für Anfänger als auch für ſolche, die das Gabelsberger=Shſtem er=
lernt
haben, aber nun umlernen wollen. Die Leitung liegt in den Hän=
den
eines ſtaatlich geprüften Lehrers. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Si
Deutſcher Sprachverein. Dem Sprachverein iſt es gelungen, Pro=
feſſor
Dr. Eduard Engel aus Berlin zu einem Vortrag zu
gewinnen. Der weithin bekannte Gelehrte hat auf dem Gebiete der
franzöſiſchen und engliſchen Literaturforſchung einen bedeutenden Ruf
erlangt. Noch viel größeres Aufſehen aber haben ſeine deutſchwiſſen=
ſchaftlichen
Arbeiten erregt, vor allem die zweibändige, ſchon in vielen
Auflagen erſchienene Deutſche Literaturgeſchichte. Von ſeiner ganz er=
ſtaunlichen
Beleſenheit wie von ſeiner Kampfnatur zeugen die anderen
Werke, mit denen er ſich auf den Boden des Deutſchen Sprachvereins
geſtellt hat, beſonders ſeine weitverbreitete und viel angefochtene Deut=
ſche
Stilkunſt. Die witzige, oft bis zu beißendem Spott ſich ſteigernde
Darſtellungsart, die ſeine Schriften ſo reizvoll macht, wird auch den
Hörer von Engels Ausführungen über Deutſche Sprache
deutſche Zukunft unwiderſtehlichk feſſeln. Der Vortrag findet
ſtatt am Samstag, den 1. November, im Feſtſaal des Reglaymnaſiums.
die Anzeigen in der geſtrigen und morgigen Numm
Schwurgericht. Geſtern hatten ſich Jakob Dörr und Marg.
Stephan
beide von hier, wegen Meineids zu verantworten. Die
beiden ſtrafbaren Handlungen ſind aus einem Eheſcheidungsprozeſſe er=
wachſen
, der im neuen Verfahren den Einzelrichter beim Landgericht
eſchäftigt hat. Die am 2. Auguſt 1900 in Noßdorf geborene vorbeſtrafte
Stephan, ſoll den am 18. Juni 1924 geleiſteten Zeugeneid wiſſentlich
durch ein falſches
Zeugnis verletzt, der am 17 Auguſt 10 zu Hamm
bei Worms geborene Döurr ſie zu ſolcher Zeugnisablage beſtimmt haben.
da eine Gefährdung der Sittlichkeit beſorgt wird, tritt Ausfchluß der
Oeffentlichkeit bis zur Urteilsverkündigung ein. Die Sache entbehrt
eines allgemeinen Intereſſes. Das Urteil lautet gegen die Stephan
auf eine Gefängnisſtrafe von 1 Jahr unter Anrechnung von
6 Wochen Unterſuchungshaft, gegen Dörr wegen Anſtiſtung zum Mein=
eid
auf 2 Jahre Zuchthaus und Verluſt der bürgerlichen Ehren=
rechte
für die Dauer von 2 Jahren.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich ols Hinweiſe auf Anzelgen zu beirachten,
in feinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Volksbochſchule. Der Beginn von Kurſus 56 (Gymnaſtik)
muß wegen Erkrankung von Fräulein Nelli Knatpe um 14. Tage ver=
ſchoben
werden. Erſter Abend Freitag, den 14. November (Turnhalle
Rundeturmſchule). Pfarrer Taesler: Goethes dichteriſche Hauptwverke,
beginnt am Montag, 3. November, abends 8 Uhr (Saal 140 der Teck
niſchen Hochſchule). Kurſus Nr. 55: Nhythmiſche Körberſchulung, Herr
Müller=Gebhardi, beginnt Dienstag, 4. November. Der Kurſus über
Erziehungsfragen beim Kleinkinde beginnt Donnerstag, 30. Oktober,
abends 89 Uhr.
Heiterer Plaut=Abend. Am Donnerstag, 13. Nob.,
abends findet im Saal der Turngemeinde am Woogsplatz ein Heiterer
Plaut=Abend ſtatt. Plaut iſt heute zweifellos eine Klaſſe für ſich. Es
gibt kaum ſeinesgleichen. Man lacht zwei Stunden ununterbrochen,
aber man nimmt das frohe Bewußtſein, nicht mit niederen Mitteln
gekitzelt, ſondern von einem echten Künſtler aus der Sphäre des trüben
Lebens in den Bereich einer heiter=befreienden Kunſt entführt worden
zu ſein. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9, und an der
Abendkaſſe.
Mozartverein. An dem Bunten. Abend am nächſten
Samstag werden ſich die bewährteſten Kräfte des Vereins mit ihren
beſten Gaben meſſen und die Feinheiten einer Kleinkunſtbühne offen=
baren
. Sein erſtes öffentliches Auftreten hat Binchen Bimbernell dem
Mozartverein zugeſagt. Mit einem von Wera Donalies geleiteten Bal=
lett
ſchließen die Bühnenvorgänge. Allgemeiner Tanz im Feſtſaal und
Diele und gemütliche Behaglichkeit in kleinen Näumen werden die Teil=
nehmer
lange zuſammenhalten.
Hottentotl. Auf vielſeitigen Wunſch hat ſich die Leitung der
Heſſiſchen Bilderbühne im Saalbau entſchloſſen, den ſehr beliebten
amerikaniſchen Rennſportfilm Hottentot, der ſeinerzeit, wahre Beifalls=
ſtürme
hier in Darmſtadt und in allen Städten, wo er bis jetzt gelaufen
iſt, erregt hat, in nur zwei Vorführungen heute Donnerstag
im Saalbau nochmals zu zeigen. Vorverkauf: Verkehrsbureau und
Volkshochſchule. Außerdem wird die Sprengung der Starkenburg vor=
geführt
.
Luther, die Reformation und wir, lautet das
Thema der Sonntagsfeier der Freireligiöſen Gemeinde am 2. November
rachmittags. Die Feier findet nicht in der Loge, ſondern im Mozartſaal,
Schulſtraße, ſtatt.
Wir verweiſen auch an dieſer Stelle auf die täglich in der Turn=
halle
am Woogsplatz ſtattfindenden Ningkämpfe. Siehe Anzeige.)

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[ ][  ][ ]

Aus Heſſen.

* Ober=Ramſtadt, 29. Okt. Herbſtkonzert des Geſang=
bereins
Germania‟. Zu ihrem diesjährigen Herbſtkonzert hatte
die Germania=Ober=Ramſtadt ſich eine ganze Anzahl tüchtiger Kräſte
als Soliſten geſichert, ſo daß im Verein mit den vorzüglichen Leiſtun=
gen
des aktiven (fünfzig Sänger ſtarken) Chors den recht zahlreich er=
ſchienenen
Zuhörern ein außerordentlicher Kunſtgenuß geboten wurde.
Herr Kammermuſiker Haſe (Violine), Mitglied des Landestheater=
orcheſters
, ſpielte das Konzert von Mendelsſohn in brillanter Technik
und mit ſicherer Bogenführung, Herr Hebbel, der bekannte Darm=
ſtädter
Celliſt, erfreute durch ſein ſeelenvolles Spiel. Als Sängerin
war Fräulein Koch=Noßdorf (Sopran) gewonnen worden, deren
Stimme, obwohl ohne regelrechte Ausbildung, mit ihrer friſchen Natür=
lichkeit
die Zuhörer entzückte. Der Künſtlerin, deren Stimmaterial
wirklich eine Ausbildung lohnte, wäre zu raten, das künſtleriſche Volks=
lied
, Lieder von Schubert und Schumann vornehmlich zu pflegen, für
deren Wiedergabe ſich ihre Stimme noch mehr eignen dürfte als z. B.
für die von ihr zum Vortrag gebrachte Arie aus Tannhauſer: Dich,
teure Halle, grüß’ ich wieder
wenn ihr auch die Wiedergabe über=
raſchend
gut gelang. Das begeiſterte Publikum erzwang von Fräulein
Koch mehrere Zugaben. Herr Sulzmann=Darmſtadt ſang Balla=
den
von Löwe mit dem vollen, warmen Ton, über den ſein umfangrei=
cher
Bariton verfügt. Die Lieder von Bohn erheiſchten eine Zugabe.
Der Chor der Germania errang wohl den größten Erfolg des
Abends mit dem Prinz Eugen von Löwe und erwies ſich auch in der
geſchmackvollen Wahl ſeines übrigen Programms als ein Verein, der
es recht ernſt nimmt mit ſeiner Aufgabe, das gute und ſchöne Lied zu
pflegen. Unter der ſtraffen rhythmiſchen Führung ſeines Dirigenten,
Herrn Richard Metzner, durfte der Chor herzlichen, wohlverdien=
ten
Beifall einheimſen. Der Darmſtädter Pianiſt Rudolf Lahl be=
währte
ſich wiederum als verſtändnisvoller und feinſinniger Begleiter.
So geſtaltete ſich auch dieſes Herbſtkonzert der Germania dank de=
anſprechenden
und abwechſelungsreichen Zuſammenſtellung der Vor=
tragsfolge
und der vollen Hingabe aller Mitwirkenden an ihre zum
Teil recht hoch geſtellten Aufgaben zu einem ſchönen Erfolg für den ver=
anſtaltenden
Verein und das Muſikleben Ober=Ramſtadts.
* Ober=Ramſtadt, 30. Okt. Am kommenden Samstag ſpricht bei
Keller, Bahnhofſtr. (Gaſthaus zum Schwanen) Herr Poſtaſſiſtent North=
Gießen im Auftrag der Deutſchnationalen Volkspartei. North iſt ge=
borener
Ober=Ramſtädter und den 50jährigen als vorzüglicher Redner
von ihrer Erinnerungsfeier 1922 noch beſonders bekannt. Jedermann,
auch die Ober=Ramſtädter Beamtenſchaft, iſt beſonders eingeladen.
Birkenau, 29. Okt. Leichenbegängnis. Ein unüberſeh=
barer
Leichenzug, beſonders von ſeiten der Männerwelt, bewegte ſich,
an der Spitze der kath, Männer= und Jünglingsverein mit den Vereins=
fahnen
, nach dem hieſigen Friedhof. Es galt, unſerem langjährigen,
allverehrten Arzte, Herrn San.=Rat Dr. Stöhr, die letzte Ehre zu
erweiſen. Am Grabe des teuren Entſchlafenen hielt Herr Pfarrer Lam=
bert
eine tiefergreifende, von Herzen kommende und zu Herzen gehende
Gedächtnisrede unter Zugrundelegung des Bibelwortes: Wohlan! Du
guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu geweſen biſt,
will ich dich über vieles ſetzen, gehe ein in die Freude deines Herrn.
Hierauf entrollte der Geiſtliche ein getreues Lebensbild des Verſtorbe=
nen
. Er war gut, er war treu, er war ſelbſtlos; er kannte nur ſeine
Krenken, und für dieſe war ihm kein Opfer zu groß. Und erſt ſeine
Wohltätigkeit gegen die Armen! Was er da geleiſtet, weiß nur Got
allein, denn Dr. Stöhr ließ die eine Hand nicht wiſſen, was die andere
tat. Der Verſtorbene war tief religiös und ein treuer Sohn ſeiner
Kirche und darum ein Vorbild für alle Chriſten. Sein Wahlſpruch war
in guten und ſchlechten Tagen und auch während ſeiner Krankheit: Der
Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, ſein Name ſei gebene=
deit
. Die beredten Worte des Geiſtlichen machten auf alle Umſtehenden
einen gewaltigen Eindruck und in vielen Augen ſah man Tränen perlen.
Ja, es war ein guter, edler Menſch, den wir zu Grabe getragen, und
wir alle, die wir ſein Grab umſtanden, wollen unſerem lieben Verſtor=
benen
ein treues und dankbares Andenken bewahren. Kränze wurden
niedergelegt von den Gemeinden Birkenau, Kallſtadt, Löhrbach und
Buchklingen, ſowie von dem Aerzteverein Bensheim=Heppenheim.
A Hemsbach a. d. B., 28. Okt. Heute früh fand ein Streckenwärter
auf den Hauptbahngleiſen die zerſtückelte Leiche des 21jährigen
Dienſtmädchens Anna Schuſter. Tochter eines hieſigen Werkmeiſters,

auf. Die Leiche war vom Darmſtädter Zug 50 Meter weit geſchleift
worden. Das unglückliche Mädchen, das längere Zeit in Holland geweilt
hatte, trug ſich infolge einer Krankheit ſchon ſeik Wochen mit Selbſt=
mordabſichten
und hat ſich vergangene Nacht in einem Anfall von
Schwermut vom Zuge überfahren laſſen.
Offenbach, W. Okt. In der gatrigen Verſammlung der Deut=
ſchen
(Liberalen) Volkspartei widmete der Vorſitzende der Ver=
ſammlung
dem in der vergangenen Woche verſtorbenen Landtagsabgeord=
neten
Dr. Oſann, dem verdienten Vorſitzenden der ehemaligen Na=
tionalliberalen
Partei, der heutigen Volkspartei, und der gegenwärtigen
Landtagsfraktion der Partei einen ſehr herzlich gehaltenen Nachruf. Die
Verſammlung ehrte das Andenken des verblichenen Parteiführers durch
Erheben von den Sitzen. Regierungsrat Heyne, dem auf dem Vor=
ſchlag
der Partei zur Landtagswahl ein ſicherer Platz eingeräumt iſt,

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ſprach über den Darmſtädter Parteitag und die kommende Reichstags=
wahl
. Er ergänzte dabei den durch die Preſſe bereits bekannt geworde=
nen
Bericht über den Parteitag durch vertrauliche Einzelheiten, auch aus
dem Landesausſchuß, und ging dann auf die Arbeit der Partei im auf=
gelöſten
Reichstag ein. Die Verdienſte der Partei und beſonders des
Parteiführers Dr. Streſemann bei den Verhandlungen über das
Sachverſtändigengutachten, deſſen Lichtſeiten er im einzelnen beleuchtete,
ſchilderte er eingehend. Das Verhalten der verſchiedenen Parteien vor
der Reichstagsauflöſung und die heutige Stellung der Deutſchen Volks=
partei
zu dieſen Parteien wurden von dem Redner ebenfalls eingehend
beſprochen. Mit der Feſtſtellung, daß die Partei unter durchaus günſti=
gen
Umſtänden in die Wahlſchlacht ziehe, und der Zuverſicht, daß ſie der
von Demokraten und Sozialdemokraten veranlaßten vorzeitigen Wahl=
kampf
am 7. Dezember in Ehren beſtehe, ſchloß unter Beifall der Ver=
ſammlung
der Vortrag. Stadtverordneter Joſt gab dann ein ausführ=
liches
Bild von dem Stande der Vorarbeiten zur Wahl und zeigte, wo
auch im Landkreiſe die Arbeit und Aufklärung der Partei einſetzen
könne. An die beiden Berichte ſchloß ſich eine angeregte und ausgiebige
Ausſprache die ſchließlich auf allgemeinen Wunſch bei vorgerückter
Stunde abgebrochen wurde, um in einem weiteren Anregungs= und Auf=
klärungsabend
in der nächſten Woche fortgeſetzt und beendigt zu werden.
Gernsheim, 27. Okt. Am Sonntag fand die Inſpektion
der Freiwilligen= und Pflicht=Feuerwehr ſtatt. Punkt
2 Uhr traf Herr Feuerwehrinſpektor Aſtheimer auf dem Peter=
Schöffer=Platze ein. Die Feuerwehr ſpielte den Präfentiermarſch. Herr
Feuerwehr=Kommandant Medieus nahm das Fußexerzieren und Geräte
übungen durch, bei der Pflichtfeuerwehr wurde durch den zweiten Kom=
mandant
, Herrn Ph. Schmitt, das Fuß= und Geräteexerzieren vorge=
führt
. Herr Feuerwehrinſpektor Aſtheimer ſprach ſeine volle An=

erkennung über die Pflichtfeuerwehr aus, darauf wurde die Pflicht=
feuerwehr
entlaſſen. Bei der Inſpektion fanden ſich unſer Bürgermeiſter
Herr Hoffmann und einige Herren von unſerem Gemeinderat ein. Bei
der Zuckerfabrik Gernsheim fand die Uebung ſtatt. Gleich nach Ein=
treffen
des Inſpektors gab es von der Zuckerfabrik Gernsheim Alarm=
ſignal
, worauf ſich die Feuerwehr Gernsheim und die der Zuckerfabrik
zum Uebungsplatz begaben. Die Uebung dauerte eine Stunde. Nach der
Uebung ſprach Herr Feuerwehrinſpektor Aſtheimer ſeinen Dank aus.
Dann ging es durch die Stadt nach dem Saalbau, wo man noch einige
Stunden bei Konzert zuſammenblieb.
* Gießen, 27. Okt. Eine Verſammlung der Kriegs=
opfer
(Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebene) fand geſtern bei
tarker Beteiligung ſtatt. Es handelt ſich um die in Kürze erfolgende ge=
ſetzliche
Regelung über die Frage der Fürſorgepflicht=Verordnung. Der
erſte Verbandsvorſitzende Becker aus Leipzig trug in längerer Rede
die Anſichten und die Stellungnahme des Reichsverbandes Deutſcher
Kriegsbeſchädigten vor. Die Verſammlung ſchloß ſich dieſen Wünſchen
und Forderungen an. Die Agitation zur Reichstagswahl
begann heute in unſerer Stadt durch den Vortrag des Reichstagsabgeord=
neten
Dr. David. Die Turnhalle war gut beſucht, und der Vortrag des
Redners Die Stellung der Sozialdemokraten und die Reichstagsauf=
löſung
fand lebhaften Beifall. Im Laufe der Woche folgen weitere
politiſchen Verſammlungen. Sein 25jähriges Beſtehen feiert
in den nächſten Tagen der Dünsbergverein, 25 Jahre ſind es
zugleich her, daß der Ausſichtsturm auf dem Dünsberg erbaut wurde.
Der Turmwächter Zehner aus Fellingshauſen begeht gleichzeitig ſein 25 Dienſtiubiläum.
Aus der Wetterqu, 28. Okt. Goldene Hochzeit feierte Alt=
bürgermeiſter
Stoll in Heuchelheim. Lange Jahre war er Ortsoberhaupt.
Eiſenbach, 26. Okt. Das Erbbegräbnis des Freiherrn von Riedeſel
nahm die ſterblichen Ueberreſte des Erbmarſchalls Frh. Dr.
Ludwig Riedeſel auf. Die Mitglieder der weitverzweigten Fa=
milie
Riedeſel, die Riedeſelſchen Beamten und Vertreter der ehemals
Riedeſelſchen Dörfer nahmen an der Trauerfeier teil. Oberpfarrer
Müller=Lauterbach und Ortspfarrer Knell=Friſchborn ſprachen bei der
Totenfeier. Frh. Ludwig Riedeſel war Rechtsritter des Johanniter=
ordens
, Mitglied der heſſiſchen Erſten Kammer und des preußiſchen Ab=
geordnetenhauſes
. Es fei beſonders hervorgehoben, daß er ein edler
Menſch, ein Wehltäter der Armen war und wohltätige Inſtitute reich=
lich
unterſtützte. Das Schloß Eiſenbach iſt das Stammſchloß des jahr=
hunderte
alten Geſchlechtes deren von Riedeſel, die im Kreiſe Lauterbach
große Beſitzungen haben.
Gießen, 27. Okt. Der Kreislehrerverein des Kreiſes Gießen tagte
am Samstag im Hindenburg unter dem Vorſitze des Lehrers Michel=
Wieſeck. Nach deſſen Mitteilung findet der Oberheſſiſche Land=
chultag
am 7. und 8. November im Katholiſchen Vereinshaus ſtatt.
Anerkannte Führer auf pädagogiſchem Gebiet haben ihre Mitwirkung
zugeſagt. Am Freitag ſprechen Schulrat Eckhardt=Biedenkopf über:
Landſchule als Arbeits= und Gemeinſchaftsſchule und Schulrat Bech=
toldsheimer
=Offenbach über: Der Landlehrer als Erzieher in der Schule
und außer der Schule, am Samstag Schulrat Dietrich: Arbeitsunterricht
in der einklaſſigen Schule mit beſonderer Berückſichtigung des neuen
Lehrplan=Entwurfs und Schulrat Fiſcher=Gießen: Ländliche Fortbil=
dungsſchule
für Knaben und Mädchen. Mit de Tagung iſt eine Aus=
tellung
von Lehrmitteln und Büchern unter beſonderer Berückſich=
tigung
der Landſchulen von der Firma Winnecken=Gießen verbunden.
Bübesheim i. W., 28. Okt. Der ſozialdemokratiſche Bürgermeiſter
Wiſſenbach hatte von der Kreiskaſſe in Friedberg Geld für die Gemeinde
in Empfang genommen, Rechnungen damit bezahlt und nicht ſofort mit
dem Gemeinderechner abgerechnet. Sein Verhalten iſt auch von den
ſozialiſtiſchen Gemeinderatsmitgliedern ſcharf verurteilt worden. Bei
den ſcharfen politiſchen Gegenſätzen innerhalb der Gemeinde herrſcht
eine lebhafte Agitation für und gegen das Ortsoberhaupt. Ob Unter=
ſchlagung
oder nur Nachläſſigkeit vorliegt, wird die behörliche Unter=
ſuchung
ergeben.
* Grünberg, 28. Okt. Bürgermeiſter Ranft tritt am 1. November
wegen Krankheit zurück, und nun wird die Frage lebhaft erörtert: ehren=
amtlicher
Bürgermeiſter oder Berufsbürgermeiſter. Eine unverbindliche
Abſtimmung im Stadtrat ergab, daß alle Mitglieder, außer zweien, für
einen Berufsbürgermeiſter waren. Der Stadtrat beſchloß, in
der Angelegenheit das Kreisamt zu befragen und eine Verſammlung
des Bürgervereins einzuberufen, um ſo die Meinung der Bürgerſchaft
zu erfahren.

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Sbätherbſt. Der Frühzug zerſchneidet graue Nebelwand.
Ueber die leeren Aecker ſchwingen Raben. Dort ſchreiten Ochſen
vor dem Pflug; weißer Dampf der Nüſtern miſcht ſich dem Nebel.
Oede und kahl ſind Dörfchen und Gehöfte, leblos in ihrem
Kranz entblätterter Obſtbäume, auf denen der ſpäten Sonne
wegen meiſt die kümmerlichen Früchte noch hängen. Das iſt
das Fulder Land! Wächtersbach, Schlüchtern, Fulda.
Nun aber gehts zur Rhön. Emſig bimmelt ſich das Bähn=
chen
dem Ziel entgegen Gersfeld und überhöht ſchließlich
den Nebel. Ganz plötzlich wölbt ſich über Wieſen, herbſtbunten
Laubwaldplätzen und verſtreuten Niederlaſſungen edelſchlanker,
dunkelgrüner Tannen, über frohen Tälern und Bächen, au
ragender Berge Rücken rings geſtützt blauer Himmel, ſtrah=
lende
Sonne!
Gersfeld iſt eines der freundlichſten Kinder der Rhön. Nach
den eben erſt empfangenen Eindrücken eintönigen Nebellandes
heimelt es mich beſonders an mit ſeinem holperigen Pflaſter, dem
geſchmackvollen Barockkirchlein mit dem gemütlichen, heiter glän=
zenden
Zwiebelturm, den alten Fachwerihäuſern, den zahlreichen
Gänſen mit ihrem hellen Herbſtſchrei, Martinstag ahnend, ſo
ſagt man.
Ein Begleiter hat ſich mir angeſchloſſen, ein Mann von Ge=
wicht
, der joviale Herr Landjäger. Vierzehn Jahre iſt er ſchon
hier und das Bergauf=Bergab auf ſeinen tagtäglichen Patrouil=
lengängen
haben in ihm die Sehnſucht nach der Ebene geweckt.
Bezirk Gersfeld iſt klein an Seelenzahl, aber groß an Ausdeh=
nung
. Im Winter mußte der Aermſte früher auf die höchſter
Höhen ſteigen, bei drei Meter Schnee, um am 1. März alljährlick
melden zu können, daß die trigonometriſchen Zeichen dort noch
ſtänden! (Weggefallen durch den Friedensvertrag.)
Auf ſeine Rhönbauern läßt er aber nichts kommen und ich
habe zum erſten Male einen Gendarmen kennen gelernt, der ſeine
Untertanen lobt. Außer Kirchweihſchlägereien und ſeltenen
Diebſtählen kommt wenig vor. Wilderer hat er in ſeinem Be
zirk im Ganzen 27 abgefaßt. Die Leute ſind freundlich und be
ſcheiden ihr ehrerbietiger Gruß war mir angenehm aufgefal=
len
und ſie erkennen die geſetzte Ordnung als notwendig
an. Sie hängen an ihrer Heimat. (Ein altes Bauernehepaar be=
gegnete
uns in beſſerem Anzug. Es war Werktag! Sie wollten
nach getaner Herbſtarbeit einmal von der Waſſerkuppe aus ihre
Heimat anſchauen!) Ein derbes Geſchlecht ſind die Rhönbauern
ſtarkknochig, hager, aber zäh. Die Mädchen finde ich in ihrer blon=
den
, herben Friſche ſchön
Reger Verkehr füllt die Gaſſen, Wagen mit Ochſen beſpannt,
ſind vollgeladen mit den Erzeugniſſen des Herbſtes. Buben und
Mädels rattern auf ſelbſtgefertigtem, primitiven Holländer die
Gaſſe herab, faſt in ein bedächtiges Ochſengeſpann. Gänſe ſtieben
mit vorgeſtrecktem Hals laut zeternd auseinander. Der Hert
Wachtmeiſter ſtellt mit einem kräftigen Donnerwetter die Ord=
nung
wieder her.
Poſſierlich ſind die geſunden Kinder. Sie bewegen ſich ge=
wandt
in ihren ſchweren Holzpantinen, klipp klapp eilen die
kleinen Beinchen über das Steinpflaſter. Alles trägt außer Hauſe
Holzſchuhe. Beim Betreten des Hauſes werden ſie vor der Haus=
tür
abgeſtellt und es iſt oft ergötzlich, zu Mittag aus der Zahl de=
Schuhe draußen auf die der Eſſer drinnnen zu ſchleßen. Kinder
gehen ſchon lange nicht mehr barwes (barfuß); ſie tragen über
den dichken, langen Strümpfen kurze Socken, Fürwes genannt.
Alles von der Mutter ſelbſt geſponnen und geſtrickt. Im langen
Winter, wenn Haus und Hof eingeſchneit iſt, wird geſponnen und
gewebt, Erbſen und Bohnen verleſen, die Männer dreſchen mit
dem Flegel oder ſchnitzen. Die Heim=Holzſchnitzerei und Weberei
ſind zur Induſtrie geworden. Ich ſah ſchöne Holzſpielſachen und
ausgezeichnetes Bauernleinen in Gersfeld. Trachten habe ich
nicht geſehen.
Steigend auf felſigem Weg erreichen wir die tannengekrönt
Vorhöhe der Waſſerkuppe und vor uns liegt ſie ſelbſt, grau=grün,
baumlos die gebogenen Hänge mit Felsſtücken beſtreut. Bald
ſtehen wir am Lager. Die langgeſtreckten Baracken ſind leer und
lange dauerts, bis wir endlich eine lebende Seelee finden, und
zwar einen Lupo, d. i. Luftpoliziſt, von der ſtändigen Wache
Er führt uns in die große Küche des Lagerverwalters, wo der
Neſt der Getreuen, der zu überwintern gedenkt, beim Eſſen
verſammelt iſt. Für die Verpflegung ſorgt des Verwalters Frau
auch die Lagerfürſtin genannt, für billiges Geld. Ich trinke
eine Taſſe Kaffee mit Milch und Zucker: 10 Pfennig! Eine
Flaſche Bier 30 Pfennig! Ein Zimmer mit Schlafgelegenheit
koſtet 1 Mk. Wers nicht zahlen kann, darf ſtatt des Geldes zwei
Stunden arbeiten helfen! Da droben ſtets ein ſehr rauher Wind
weht und da man doch abends etwas zu tun haben muß, iſt
auch für Schnaps geſorgt. Nach einem Spruch, den ich las da
droben vor dem Schnaps einen Schnaps und nach dem
Schnaps einen Schnaps iſt dies wärmende Getränk anſchei=
nend
nicht unbeliebt.
Es ſind im ganzen nur noch etwa 15 Perſonen auf der Kuppe,
die auch über Winter da bleiben wollen. Die Wache, der Ver=
walter
und der Laubfroſch der amtliche Wettermacher der
Frankfurter Wetterwarte ſtändig, im übrigen Flugſchüler mit
ihrem Lehrer. Sie beobachten wir nun beim Schulen. Gummi=
ſeile
werden an den Weltenſegler Frohe Welt angehakt, zwe=
Mann links, zwei rechts, ziehen, einer hält den Schwanz feſt.
Der Schüler im Flugzeug kommandiert: langſam anziehen!
Laufen! Los! Die Vier am Gummitau laufen, wie beſeſſen,
das Seil ſpannt ſich, der Mann am Schwanz läßt los und der
Appgrat ſchnellt in die Luft, um ſich alsbald wieder auf den
Boden zu ſenken. Jeder Schüler muß 25mal ſo gehopſt ſein,
bis er zu höheren Weihen zugelaſſen wird. Dann wird auf dem
Wackeltopp geſchult, einem beweglichen Geſtell, auf den das
Flugzeug, auf Windſtöße leicht reagierend, aufgeſetzt wird. Auf
Kommando des Lehrers werden nun die verſchiedenen Steuerun=
gen
geübt und das Flugzeug neigt und dreht ſich gefällig nach
allen Seiten.
Aluminium=Modelle, etwa 30 Zentimeter breit, nach dem
Typ Weltenſegler (Baden=Baden) gearbeitet, werden in die
Luft geworfen, ſchweben und landen. Ein großes Modell
Spannweite 2 Meter, Tiefe 30 Zentimeter, ſchwebt talab nach
Oberhauſen, kehrt, von einer Böe gefaßt, zurück, 10 Meter über
dem Startplatz und landet 100 Meter davon entfernt. Es war
volle 18 Minuten in der Luft!!
In Eile betrachte ich den pompöſen Barackenbau für Mar=
tens
; ſogar Dampfheizung wird eingebaut. Nach Waſſer war
kürzlich mit der Wünſchelrute erfolgreich geſucht worden. In
den verſchiedenen Hallen ſehe ich die zum Winterſchlaf bereiten
Strolch, Roter Vogel, Bayerland, einige Weltenſegler
u. a. Die Hauptkämpen ſind in Italien beim nunmehr abge=
ſchloſſenen
Wettbewerb. In der Nähe des Ringes der Flie=
ger
=Baracken wird gar ein Hotel gebaut von einem unterneh=
mungsluſtigen
Meininger Schreinermeiſter. Keller und 2 Meter
hohe Backſteinmauern ſtehen bereits. Die alte Baute wird näch=
ſten
Sommer Konkurrenz haben!
Es wird Abend und Zeit zum Zug. Herrlich iſt der Aus=
blick
beim Abſtieg. Zur Rechten der abſchüſſige Pferdskopf
Ruine Ebersburg und der Wachkippel, Lausbub genannt, weil
er an allen Stellen ſichtbar hervorlugt. Zur Linken die Hoch=
moore
, das rote und ſchwarze und rings viele andere Höhen,
deren Namen ich nicht behalten habe. Im Grund Gersfeld
freundliche Dörfchen und Gehöfte. Im bläulichen Dunſt win=
ken
die weißen Fahnen ſchwälender Kartoffelfeuer. Schönes
Vieh, gelb=weiß mit Flecken, weidet auf den mit Felsſtücken ein=
gefriedigten
Huten. Fröhlich klingen die Kuhglocken. Ir
Richtung der Fuldaquelle verhallen eines Jägers Schüſſe. Blaß=
roſa
Herbſtzeitloſen begleiten uns ins Tal. Durch den prächtis
herbſtlichen Park des Schloſſes des Herrn von Waldhauſen, der
rieſige Beſitztümer in dieſer Gegend hat, gelangen wir nach
Gersfeld. Meinem Begleiter Händedruck und Dank zum Abſchied
K. S.
und mit Tiefenſteuer ſegle ich zur Heimat.

Tagung des baheriſchen Eiſenbahnerverbandes.
Kaiſerslautern, 28. Okt. (Wolff.) Eine Tagung des
Bayeriſchen Eiſenbahnerverbandes in Kaiſerslau=
tern
beſchäftigte ſich mit der Lage des pfälziſchen Eiſenbahnperſo=
nals
. In einer Entſchließung wurde der Erwartung Ausdruck ge=
geben
, daß mit dem Uebergang der Regie in die Reichsbahngeſell=
ſchaft
alle vor dem 11. Januar 1923 im Dienſt der Reichsbahn be=
ſchäftigten
Arbeiter und Beamten wieder auf ihren Poſten einge=
ſtellt
werden und daß ihnen die frühere Dienſtzeit ſowie die da=
zwiſchenliegende
Zeit als Eiſenbahndienft angerechnet wird. Die
Verſammlung proteſtiert gegen die Art, wie die Entſchädigungs=
anſprüche
der Ausgewieſenen von manchen Behörden geregelt
werden, nachdem ihnen ſeinerzeit von der Reichsregierung volle
Schadloshaltung zugeſichert worden ſei. Ferner wird in der Ent=
ſchließung
die Erwartung ausgeſprochen, daß von der Reichs=
bahndirektion
Ludwigshafen und der Gruppe Bayern mit größ=
ter
Beſchleunigung die Anſtellungen und Beförderungen in der
Pfalz durchgeführt werden. Die Verſammlung erwvarteet auch
von der Reichsregierung und der Hauptverwaltung der Reichs=
bahn
, daß ſie angeſichts der fortgeſetzten Preisſteigerung bereit ſei,
die Notlage des Perſonals durch eine Erhöhung der Löhne und
Gehälter zu mildern.
Das Walchenſeewerk kurz vor ſeiner Vollendung.
Einer Einladung der Walchenſeewerk=A.=G. und der Bahernwerk=
A.=G. folgend, unternahmen eine größere Anzahl Preſſevertreter eine
eingehende Beſichtigung des Walchenſeewerkes in allen ſeinen Teilen.
ie Beſichtigung begann in Kochel mit einer Führung durch die rieſige
Turbinenhalle. Hier ſind vier Francisturbinen voll in Betrieb, deren
angekoppelte Generatoren, geliefert von der AEG., und Brown Bover
zuſammen 500 000 Kilowattſtunden täglich erzeugen. Um ſich einen Be=
griff
über dieſe Strommengen zu machen, ſei beiſpielsweiſe angeführt,
daß hierdurch täglich 30 Waggons Kohle, 4. 20 000 Kilo, geſpart werden
oder, um ein anderes Beiſpiel zu geben, 17 Millionen Glühlampen zu
25 Kerzen 1 Stunde lang brennen könnten. Dieſe 500 000 Kilowattſtun=
den
dienen der Landesenergieverwaltung, die ſich faſt auf das geſamte
rechtsrheiniſche Bahern erſtreckt. Jedenfalls iſt mit der Aufnahme der
elektriſchen Verſuchsfahrten auf der Strecke Tutzing-Kochel und Paſing
Garmiſch-Partenkirchen, noch in dieſem Jahre zu rechnen, vielleicht auch
noch mit der Strecke PaſingMünchen=H.=B. Im Laufe des nächſten
Jahres ſollen dann noch die Strecken München-Herrſching und Mün=
chen
-Landshut ausgebaut werden. Nach eingehender Beſichtigung der
Schalttransformator= und Freileitungszuleitung wurde die Beſichtigung
mit einer Führung, vorbei an den ſechs rieſigen Druckrohrleitungen,
durch das 200 Meter höher gelegene Waſſerſchloß fortgeſetzt. Hier, wie in
den vorher in Augenſchein genommenen Anlagen, konnte man vor allem
die Sicherheitsmaßnahmen, wie ſelbſttätige Alarmapparate und derglei=
chen
, bewundern, die dem Geſamtwerk einen Sicherheitsgrad geben wie
er nach menſchlichem Ermeſſen ausgedehnter nicht gedacht werden kann.
Nach einer wunderbaren Fahrt, hinauf durch die herbſtlichen Wälder zur
Höhe des Keſſelberges und in raſcher Fahrt hinunter nach Urfeld wurde
das Einlaufbauwerk bei Urfeld in Augenſchein genommen, von dem auch
das Waſſer des Walchenſees durch einen 1195 Meter langen Druckſtollen
zum vorerwähnten Waſſerſchloß geleitet und von da in ſechs rieſigen
Druckrohrleitungen den einzelnen Turbinenanlagen zugeführt wird. Um
den Waſſerſpiegel des Walchenſees nicht allzu ſtark ſenken zu müſſen, wird
von Krünn aus, wo ein eigener Stauſee ſich befindet, Waſſer, aus der
Jſar, zum Teil ober= zum Teil unterirdiſch, in den Walchenſee geleitet
und ſo ein regulierender Waſſerausgleich geſchaffen.
Ein intereffanter Rechtsfall.
Hanau 28. Okt. Graf Hutten Schapski, während des Kriege
Gouverneur von Warſchau, klagt gegen Freifrau von Stumm, Remsthal
bei Schlüchtern, auf Wiederauflegung des ſeinerzeit übereigneten be=
trächtlichen
Grundvermögens und macht geltend, daß § 104 des B. G.B.
Platz greife, da er bei Vornahme der Rechtsgeſchäfte geſchäftlich unfähig
geweſen ſei wegen ſeiner pſychiſchen Verfaſſung (Depreſſionszuſtände)
Der weltberühmte Münchener Pſychiater Kraepelin hat ihn während der
Zeit beobachtet und beſcheinigt die Richtigkeit ſeiner Angaben. Der Frei=
burger
Pſhchater Heche erklärt auf Grund des Akteninhalts, daß er ſich dem
Vorgutachten nicht ganz anſchließen könne. Das Gericht hat beſchloſſen,
den Frankfurter Pſhchater Prof. Kleiſt um Abgabe eines Gutachtens
über den Geiſteszuſtand anzugehen.
Ein Reeperbahnbummel.
Hanau, 28. Okt. Der 21jährige Hilfsbeamte Wilh lm Kunz
von hier war als Schalterbeamter auf dem hieſigen Ortsbahnhof tätig.
Obwohl er bei ſeinen Eltern wohnte, kam er mit ſeinem Taſchengeld
nicht aus, da er ſich ein Verhältnis und mehrer gute Freunde zugelegt
hatte. Am 31. Auguſt unterſchlug er deshalb 2300 Mark der Stations=
gelder
und fuhr mit dem Geld nach Hamburg, und von dort wollte er
nach Amerika auswandern. Auf der Reeperbahn in St. Pauli lernte
er zwei junge Damen kennen, mit denen er den Abend verbrachte. Am
anderen Morgen, als er in einer Penſion erwachte, mußte er feſtſtellen,
daß ihm ſeine Freundinnen 1600 Mark abgenommen hatten. Er be
ſchloß nunmehr, zur Fremdenlegion zu gehen und fuhr deshalb nach
Frankfurt, wo er jedoch von Kriminalbeamten feſtgenommen werden
konnte. Das Schöffengericht verurteilte ihn wegen Unterſchlagung im
Amt zu 6 Monaten Gefängnis, nach Verbüßung von 3 Monaten tritt
Strafaufſchub ein.
Schnellbahn DortmundKöln.
An der Ausarbeitung der nun genehmigten Schnellbahn Dortmund
Köln ſind 44 Techniker beſchäftigt. Die Ausführung des Planes koſtet
laut den Voranſchlägen 260 Millionen Mark. Die Schnellbahn, die in
acht Jahren fertig gebaut ſein ſoll, wird nur zum Teil oberirdiſch gelegt.
In Duisburg wird ein ſechsgleiſiger Bahnhof angelegt für die Abzwei
gungen nach Mörs, Mülheim, Oberhauſen und Hamborn. Die Bahn
die in einer Stunde von Dortmund nach Köln fahren wird, hält nur ar
den Hauptorten Dortmund, Bochum, Eſſen und Mülheim. Zunächſt wir
die Linie DuisburgDüſſeldorf gebaut werden, da ſie zu Beobachtungen
aller Art die beſte Gelegenheit bietet.
Eine aufſehenerregende Giftmordaffäre.
Altenburg. Um den Gang der Unterſuchung nicht zu beein=
trächtigen
, wird von der Unterſuchungsbehörde erſt jetzt über einen Auf
ſehen erregenden Giftmordverſuch berichtet, der am 5. Okkober an der
Beſitzerin des Schloſſes und Rittergutes Ehrenheim verübt wurge Im
Zuſammenhang damit wurde am vergangenen Samstag die 42jährige
Ehefrau eines Landrichters am Altenburgiſchen Landgericht, eine Ver
wandte der Schloßherrin, verhaftet, die im Verdacht ſteht, den Giftmord=
verſuch
unternommen zu haben, um in den Beſitz des Rittergutes zu
gelangen.
Gründung einer Luftverkehrs=Aktiengeſellſchaft Württemberg.
Auf Anregung der Stuttgarter Handelskammer iſt hier die Bildung
einer Luftverkehrs=Aktiengeſellſchaft Württemberg mit einem Kapita
von vorerſt 600 000 Mark beſchloſſen worden. Der Staat, die Stadt
Stuttgart ſowie Induſtrie und Handel ſollen je ein Drittel des Kapitals
aufbringen. Es wurde ein Gründungskomitee eingeſetzt. Die Geſellſchaft
ſoll Württemberg in den innerdeutſchen und den internationalen Flug=
verkehr
einbeziehen.
Paßverkehr mit der Schweiz.
Der Schweizer Bundesrat hat denfenigen europäiſchen Staaten, mit
denen das Paßviſum noch beſteht, Abmachungen über die gegenſeitige
Einführung des ſogenannten Spezialviſums (Jahresviſums) ,das
zu beliebigem Grenzübertritt während der Dauer eines Jahres berech
tigt, vorgeſchlagen. Die Gebühr für dieſes Viſum ſoll 10 Franken be
tragen; auch für die Gebühr ſoll der Grundſatz der Gegenſeitigkeit gel=
ten
. Damit wäre auch für Deutſchland der Verzicht auf Rückreiſegebüh=
ren
und auf den ſinanzamtlichen Unbedenklichkeitsvermerk Voraus=
ſetzung
für eine Einigung, was nur zu begrüßen wäre. Dieſes Jahres=
viſum
würde an Geſchäfts= und Erholungsreiſende, an Kurgäſte uſw.,
nicht aber zum Stellenantritt, erteilt werden.
Die Braut.
In einer norwegiſchen Zeitung konnte man folgende Notiz leſen:
Da ich demnächſt nach Amerika reiſe, um meine Stellung dort anzu=
treten
, und da meine Braut nicht mitkommen will, wird auf dieſem
Wege anſtändiger Mann geſucht, der ſich mit ihr verheiraten will. Sie
iſt 23 Jahre alt, blond und ſehr hübſch, hat den beſten Ruf und ein klei=
nes
Vermögen.

Giaank
1afes4

Der kommende Winter.
Der Schweizer Wetterprophet, der im letzten Frühjahr
ſo zutreffend das Sommerwetter ankündigte, ſchreibt:
Nach bis jetzt vorliegenden Anzeichen iſt bis gegen Mitte Dezember
kei ſtrenger Winter zu erwarten. Der große Movenzug iſt immer noch
nicht da. ſkleinere Trupps ſind bereits im Auguſt gekommen. Auch
ſingen die Meiſen am Morgen wieder. Die Scharmäuſe ſind noch hod
in der Erde und faul im Arbeiten. Von Mitte Dezember an haben wir
dann Schnee und Sturm mit ſehr kalten Tagen zu erwarten. Der Januar
wird in den Bergen große Mengen Schnee bringen, während wir in
Niederungen wenig, aber dauerhaften Schnee haben werden. Gegen
Ende Januar treten heftige Schneeſtürme mit Weſtwind und Regen
auf. Der Februar wird recht unfreundlich ſein und mit kaltem Nebel
aufwarten. Der März wird ſich tapfer halten, die Nebel vertreiben, den
Föhn herbeirufen und uns wieder einmal zeigen, daß er einen wirklich
ſchönen Frühling vorzubereiten imſtande iſt.
Internationale Luftverkehrs=Konferenz.
Kopenhagen. Das däniſche Verkehrsminiſterium hat Schweden,
Norwegen, Finnland Deutſchland, England, Frankreich und Bel=
gien
eingeladen, Delegierte zu einer internationalen Luftverkehrskon=
ferenz
zu entſenden, die vom 2. bis 4. Dezember in Kopenhagen abgehal=
ten
werden ſoll. Die Einladung iſt ſowohl an die Reichsregierung wie
an die zuſtändigen Luftverkehrsgeſellſchaften der betr. Länder gegangen.
Ziel und Zweck der Konferenz iſt die Erweiterung der beſtehenden kon=
tinentalen
Luftlinien. Es iſt in der Hauptſache beabſichtigt, einen direk=
ten
Luftverkehr zwiſchen Kopenhagen, London und Paris über Hamburg=
Holland, Belgien und auch über Köln zu eröffnen.
Oeffnung von Gefallenen=Gräbern im Aisnegebiet.
Paris. Seit einiger Zeit halten ſich im Gebiet der Aisne viele
und meiſt fremde Arbeiter, vor allem aus Polen und Arabien, auf, die
das ehemalige Kriegsgebiet nach Metall abſuchen. Es wurden Gerü
laut, daß verſchiedene dieſer Arbeiter große Summen verdienten, wes=
halb
ſich die Polizei eingehend mit dieſer Angelegenheit beſchäftigte.
Dabei wurde feſtgeſtellt, daß verſchiedene Arbeiter die Gräber der Ge
fallenen durchſuchten und die noch vorhandenen Wertſachen geraubt
hatten. Es wurden mehrere Arbeiter verhaftet.
Das Gehirn von Anatole France.
Ein Teil der Pariſer Blätter wendet ſich gegen die Eile, mit der
die Aerzte, die den Leichnam Anatole France einbalſamierten, ſeinem
Haupt das Gehirn entnahmen, um es zu unterſuchen. Sie ſtellten feſt,
daß dem Gehirn die hohe geiſtige Begabung ſeines Beſitzers anzumer=
ken
war, und haben es ſachgemäß präpariert, ſo daß es ſich in verhär=
tetem
Zuſtand erhalten wird. Die Familie von Anatole France hatte
anfangs dagegen proteſtiert, ſich aber dann umſtimmen laſſen. Die Pari=
ſer
Preſſe bezeichnet die Verſtümmelung der ſterblichen Ueberreſte des
großen Meiſters als einen Akt großer Pietätloſigkeit,
Der Tod beim Tanzen.
In einem Londoner Varieteetheater, dem London Klub ereignete
ſich ein grauſiger Zwiſchenfall. Ein Tänzerpaar, Bert Nolan undg Betty
Hobbs, trat wie allabendlich auf, als der weibliche Tanzpart, Betty
Hobbs, die Bert Nolan im Arm hielt, plötzlich entſetzt ausrief: Er
iſt tot! Erſt hielt man dies für einen Trick und lachte, doch dann ſtellte
es ſich heraus, daß Bert Nolan tatſächlich einem Herzſchlag erlegen Kar.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltlon keinerlel Ver=
volſem
Umfang
eſſegeſetzes
ntworiung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 d
erwendet werden, lonnen nicht
Einſendungen, die
der Einſender verautwortlich.)
ing nicht begrünbst werden.
zurückgeſandt, die Ab
Die Bebauung des Palaisgartens in Darmſtadt!
Wie ſie jetzt geplant iſt, fordert zu ſchärfſtem Widerſpruch auf und
ſoll in den ausgelegten Proteſtliſten bei Buchhändler Saeng und Waitz
zum Ausdruck gebracht werden.
Ich frage dieſe Herren! Iſt es nun nicht erſte Pflicht jedes Unter=
zeichners
dieſer ganz einſeitig abgefaßten Proteſtliſte, ſich von anderen
Möglichkeiten in dieſer bedeutenden Frage zu überzeugen?
Iſt es wirklich nötig, daß der Teil nach der Elifabethenſtraße, etwa
rittel des Gartens, mit ſeinen überſtändigen Bäumen und ſeiner
ein
alten Friedhofmauer, den noch kaum ein Darmſtädter betreten hat, und
der z. Z. mindeſtens geſundheitsſchädlich iſt, erhalten bleibt?
Wäre es wirklich kein Vorteil für Darmſtadt geweſen, wenn in die=
ſem
Teile des Palaisgartens ein moderner Neubau entſtanden zu Ge=
ſchäftszwecken
mit mehreren Läden, ſelbſtverſtändlich keine Buchhandlung,
um keine Konkurrenz zu erzeugen, in der Eliſabethenſtraße, durch Stra=
enerweiterung
hervorgehoben; Säulenhalle und Terraſſen in der Wil=
helminenſtraße
mit dahinterliegenden Reſtaurationen und größerem
Familien=Café, darüber Geſellſchafts= und Feſtſäle, das Ganze verbunden
mit einem gutgeleiteten, neuzeitlich eingerichtetem Hotel von etwa
80 Zimmern?
Könnte hiernach der reſtlich noch etwa 80 Meter lange Palaisgarten
nicht ſehr ſchön verbleiben und in Verbindung nach den beſtehenden alten
Palaisgebäuden eine Zierde der Stadt als Konzert= und Erholungsgar=
Denkmalſtandort uſw. ausgebildet werden?
ten,
Weiß der Darmſtädter, daß zu dieſem Vorhaben bereits Anfang die=
ſes
Jahres etwa 1½ Millionen Goldmark zur Verfügung ſtanden und
Vorſchläge dem Miniſterium vorlagen mit der Hingabe, daß nur erſte
Darmſtädter Baukünſtler berufen werden ſollten und nur hieſige Bau=
handwerker
zu den Bauausführungen zugezogen werden dürften?
Vielleicht kann eine prüfende Unterſuchung dieſer Tatſachen doch noch
manchen vor Uebereilung beeinfluſſen.
Ich habe abſichtlich die Gründe nicht angeführt, warum es notwendie
wäre, daß gerade an dieſem Platze ein komfortables Hotel mit den ent=
ſprechenden
Nebenlokalitaten entſtände.
Auguſt Bender, Reſtaurateur.

Geſchäftliches.
Eine originelle Kaffeekanne! Seit einigen Tagen
ſieht man lebhaft debattierende Gruppen vor den Schaufenſtern der
Firmen O. Bender, Eberſtadt=Darmſtadt, und Stemmer, Darmſtadt,
Eliſabethenſtraße 14, woſelbſt ſich ein kleines Wunder zeigt. Aus einer
an feinen Drähten ſchwebenden Kaffeekanne fließt fortwährend das
Kaffeegetränk in eine darunter aufgeſtellte Taſſe. Das wäre an ſich kaum
etwas Wunderliches, aber die Kanne wird nie leer, die Taſſe nie
voll ſo lange man auch zuſieht. Die Firma Otto E. Weber, Radebeul=
Dresden, weiſt an dieſer ebenſo verblüffenden wie originellen Vorfüh=
rung
die ſchöne Farbe nach, die ihr ſeit 5 Jahrzehnten überall beliebtes
und bekanntes Weber’s Carlsbader Kaffeegewürz dem Getränk ver=
leiht
. Das bibliſche Oelkrüglein iſt hier mit Kaffee reklametechniſch
moderniſiert.

Hinweis! Die erſte Verbindung mit dem Mars
Endlich iſt es gelungen, eine großangelegte Marsdemonſtration zu
Durchführung zu bringen. Viel zu lange dauerte ſchon der Streit de=
Gelehrten, für welches Syſtem man ſich entſcheiden ſollte, um den Mars=
bewohnern
zu Zeiten der Marsnähe ein Zeichen der irdiſchen Intelligenz
zu geben. Nachdem die bekannten Vorſchläge, in der Sahara mit leuch=
tenden
Fackeln die Figur des Pythagoras zuſammenzuſetzen oder der
eine Nieſenradioſtation aufzubauen, ſich als zu teuer erwieſen, haben
es jetzt die Nigrin=Werke übernommen, ein ſolches Zeichen mit großen
rollenden Schuhkremdoſen durchzuführen. Man hat ſich umſomehr für
dieſes Syſtem entſchieden, als zwei berühmte Profeſſoren eine ähnliche
Demonſtration auf dem Mars, entdeckt zu haben glauben. (Genauen
Bericht ſiehe Beilage d. heut. Blattes.) Wir hören ſoeben, daß heute
(J. St. 14270
3 ſolche Doſen durch die Stadt rollen.

keime Mitesser mehr
ſeltbem ich Aok=Seeſand=Manßelkleie benutze! Sch bin
wirklich ſo glücklich, baß ich endlich von dieſt
heu=
lichenHautunreinheiten
befreit bin. Oof=Seeſar
tir un
belkleie 1
vehrlich für 6:
t= und Teint
8.
pflege geworden
tenfreie Ber=
vie
Kosmet.
Hauslexikon gegen Rückporta. Exrterikultur=Kolberg,

Tageskalender.
Vandestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete III2): Das Poſt=
amt
. Er iſt an allem Schuld, Ein Heiratsantrag. Union=, Reſidenz=
Orpheum,
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
abends 8 Uhr: Und ſie betrügt mich doch, Stadt=Theater
Mainz, abends 8 Uhr: Schlagobers,
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauv
Verantwortlic ſür Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mau
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Straeſs
ortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
V
ortlich für Schlußd en
Andreas Bauer
Berantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat k2 Seiten

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Donnerstag, den 30. Oktober 1924.

Nummer 302.

D

Nae

Die Tragödie einer Liebesnacht‟
(31628
Ein Sitten-Abentenererfilm in 6 Akten. In der Hauptrolle:
Jack Maylong und Darry Holm
vA
Ja
Der Elsenkonig
DereWſerdegang eines gr. Artisten in 5 Akten. In der Hauptrolle:
Fritzi Fach unel Sigmuno Freitbart, der stärkste Mann.
Faen
Iaggnnnnrnngmngngngn
Zug
Krf

U
V
Besidenz-heater
Ernst Reicher / Stuart Webbs
neuestes Abenteuer in 6 Akten
Die malagische Dsckonke
Er‟C als Straßenschreck 3 Akte mit Harold Lloyd
HaE

FPü D ic BRN FS RRiKHiRRRR
RRBFR3
DiRRF 922
R
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Wilhelminenstraße 17½/g *ſt V Mein in allen Handarbeiten und sämtl. Materialien in nur guten Oualitäten ausgestattetes Lager bringe ſ ſch in empfehlende Erinnerung. LOUISE BLUM V Darmstadt, Wilhelminenstraße Nr. 17½, 13301a D
R
Ret
R
F.
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RäüRERR-N FRF RS
R *.
R‟.

An die Darmſtädter
Hau=frauen!
Am Freitag, den 31. Ontober
1924, von achm. 3 Uhr ab, find’t in
den Näunen der ſtät. Gasausſtell ng,
Ecke Eliſabethen= und Grafenſtraße, eine
prak iſche Vorführung von
(st14147
Gasbägeleiſen und Gaswaſch=
nanfchien

ſtatt. Wir laden alle Darmſtädter Haus=
frauen
ein, dieſe Vorführung zu beſuchen.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.

Chriſtengemeinſchaft.
Dr. Alfred Heidenreich
(Frankiurt a. M.)
ſpricht:
Montag 3. November
Gegenwartsſchickfal und Sakrament
Montag, 10. November
Die Myſterien d. Geburt u. des Todes
Montag, 17. November
Aultus und kultiſcher Lebensſtil
jeweils abends 8 Uhr in der Freimaurer=
loge
, Darmſtadt, Sandſtraße. Zur Deckung
der Unkoſten ſind freiwill ge Beiträge 650 3)
(731275
erbeten.

MADCHENS
EMAN NICHHI
HEIRATEI

Ma
Der erödte Sittenſilm der diesfährigen Spielre
(*31630
demnächst im
WNION-HHHAHBA

Einbinden v. Wütcher
1. Noten wird gut 1.
preisw. ausgeführt.
Horn, Darmſtadt.
Alexander 4., /14120a

V
Fahrad zu visrkaufs
darmſtadt, Ludwigs=
höhſtraße
, 52, Hinter=
(*31505
haus.

faſt neu, zu verkauf.
Darmſt., Rheinſtr. 43,
(3154t
Nemiſe.

Ab Bamstag, den 1. Nouember, nach 2½sjähriger Pause, wieder

TA
W
Tauut
De

Turnhalle Woogsplatz, Darmſtadt
Donnerstag abend vorletzter Tag!
Es ringen:
Schneider
gegen
1. Drlando
Hier ſtößt Orlando auf einen Ringer von Klaſſe.
Auf den Kampf iſt die Sportwelt geſpannt.
Fehringer
gegen
2. Gerigkoff
Beide Ringer ſind ſich an Kraft gleich.
Der Kampf iſt offen. Ber ſiegt?
Stichkampf
Schneider
2. Bietor le Braſſeur gegen
Stichkampf
gegen Bietor le Braſſeur
4. Dylando
Verſchiedene Ninger müſſen zweimal an einem Abend
ringen, damit Freitag die Schlußkämpfe ſtattfinden können.
Die Leitung.
81586)

Kt

Hamstag, den 1. November, abends 8½, Uhr, ſpricht
im Gaſthaus zum Schwanen bei Keller, Bahnhofſtraße
Poſtaſſiſtent North=Gießen.
(geb. Ober=Ramſtädter)
Die geſamte Bevölkerung, insbeſondere auch die Beamten=
ſchaft
Ober=Ramſtadts, iſt herzlich eingeladen.
(14298

Ne

dl
Krone
Kh
* Schuſergeſe 42
Wrs=
Freitag und Samstag großes
Schlachtfeſt
nach bekannter Gülte
W. Brauer.
81601)
Auch wird Wurſt über die Straße verkauft.

Freitag, den 31. Oktober
u. Samstag, den 1. November

bei Friedrich Klöpfer
31554) Neſtauratlon Zum Ahönrlug:.

N
9
Wif (ichen
(stset
Rhönring 85

Neine.
Aaskafüchſe, in groß.
Auswahl zu ſtaunend
bill. Preiſ. (:31534ds1
Darmſtadt, Nieder=
ſtr
. 25, 1. St., Lin. 8.

Paßbilder
in einer Stunde (tlg
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr. 9. Tel. 1912

Darnſtädter Keglerverband
In der Turnhalle (Woogsplatz)
Großes

auf neuer Bahn
15 wertvolle Gegenſtände, darunter eine Standuhr.
Kegeltage: 1. Nov. 1924 ab 4 Uhr nachm.
2. Nov. 1924 ab 10 Uhr vorm.
8. Nov. 1924 ab 4 Uhr nachm.
9. Nov 1924 ab 10 Uhr vorm.
15. Nov. 1924 ab 4 Uhr nachm.
16. Nov. 1924 ab 10 Uhr vorm.
evtl. noch 22. und 23. November 1924. (14262
Startgeld 3 Wurf 30 Pfg.
Offen für alle Kegler. Zu zahlreicher Beteiligung ladet ein

Der Vorſtand.

Nußb. pol. Bäfett
und Ehaiſelongue=
Decken preiswert zu
verk Menger, Bleich=
ſtr
17, Darmſt. 14293

D
buauchter Auzug ganz
bill. z. verk. Anzuſ.
13 Uhr. Hoffmann=
ſtraße
18, p., Darm=
(31590
ſtadt.

Großes Brief=
marken
= Album
u. gebr. Fahrrad ab=
zug
. Schützenſtr. 18.
1. St. Darmſt. (316068

beumt Anf.)
OrPheaukeuhr)
Keute
letztmalig
Und ſie be=
trügt
mich doch!
Schwank in 3At.
Harten: Verkehrz=
büro
, de Waal,
Rheinſtr. 14. (14281

Landestheater.

Donnerstag 30 O1t.
Keine Vorſtellung.
Kleln. Haus. (V14264
Zuſatzmiete III:.
Das Poſtamt
von R. Tagore.
Er iſt an allem
ſchuld
von L. Tolſtoi.
Hierauf:
Ein
Heiratsantrag
von A. Tſchechow.
Anf. 7½, Ende 10 Uhr.
preſſe: 1.5 Mard.

een

Aeneese
Sonntag, 2.Nob. 1924
9. Wanderung.
Tiſchkarten u. Näh
bet slob, Bergmaun und
Freitag abend in der
Krone.

Da beim letzten Vortrag hunderte von Frauen wegen
Ueberfüllung des Saales keinen Einlaß fanden, hat sich
der Redner entschlossen, am
Samstag, den 1. November Im
großen Saale der Turnhalle
am Woogsplatz
elnen dritten und letzten
Frauen-Vortrat

(14238
zu halten.
Nur für Frauen und Mädchen über 18 Jahre.
Der Sanaloge Hans Waldeck-Berlin spricht über
das Thema!
Von der Frauen großem Leid
mit Orisinal-Lichtbildern.
Die werdende Frau. Geburt, Erziehung, Pubertät.
Die jrrende Frau, Onanle, Untreue, Leldenschatten
Die nerröse Frau. Pspehotheraple.
Die unverstandene Frau. Gefühlskälte, Rohelt der
Männer, Mißbrauch
Die unterleibskranke Frau. Unterleibskatarrhe, Un-
terleibsentzändungeg
, Unterleibserschlaftungen.
Die alternde Frau. Die Hysione der Wechseljahre.
Der Kampt gegen das Altern.
Die Volkskrankhelten: Rheumatigmus, Gicht, Gallen-
und Leberleiden, Nierenleiden, Rachitis und Rdck-
gratverkrummung
, Bruchleiden.
Einlaß 7 Uhr
Besinn 8 Uhr
Eintritt 0.,80, 1 20 und 1.80 zuzügl. Steuer.

Etige
Paßbilder
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Schuchardſtr. 14,
Offenv. 9-7 Uhr. uers

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Freitag und Samstag
Von früch g uhr ab: Weilfkleiſch.
Rde Rebarälfen
raſch und gewiſſenhaft.
G. Gehbauer, Nieder=Namſtädterſtr. 69
Fernruf 1272.
(182750

Im Anſchluß an unſeren Vortrag vom 24. Oktober
eröffnen wir am Dienstag, den 4. November, und
Freitag, den T. November, ſeweils abends 7½ Uhr
neue Kurſe
in der Reichskurzſchrift. Anmeldungen jeden Tag
von 1012 Uhr, 24 Uhr und 710 Uhr abends
in unſerer Geſchäftsſtelle: Mathildenplatz 8

Maſchinenſchreib=Unterricht jederzeit!
Kaufmänniſche Stenograpben=Geſellſchaft

Darmſtadt

(Verein für Geſchäftsſtenographie)

Maihildenplatz 8

Freiwillige Sanitäts=Hauptkolonne
vom Roten Kreuz, Darmſtadt
Der Unterrichts=Kurſus für unſere Mit=
glieder
beginnt Freitag, 31. Oktober 19 4,
abends ½7 Uhr, in der Turnhalle am Ka=
pelblatz
. Anmeldungen zum Eintr t in
die Kolynne werden am Eröffnungsabend
(14295
entgegengenommen.
Die Kolonnenführung.

R
Aodt
Mein Laftzug
fährt Freitag nach Offenbach a. M.
Beiladungen hin u. zurück erwünſcht.
Bhilipp Eimon, Darmſtadt
Spedition
(*31585
Kranichſteinerſtr. 41 Telephon 773,

Eröffne am heutigen Tage
Barkhausſtr. 21

ein

Spezialgeſchäft für
Fiſch= und Räucherwaren.
Chriſtian Hof.
31655)

[ ][  ][ ]

Kummer 302.

Donnerstag, den 50. Oktober 1924.

Seite 9

Sport, Spiel und Turnen.

Schnitzeliagd für Motorräder.
Der Motorrad=Klub Offenbach a. M. veranſtaltet am 16. Novem=
ber
d. J. als Abſchluß der diesjährigen Sportſaiſon im Gau 3a des
A. D. A. C. eine Schnitzeljagd für Motorräder. Treffpunkt: Sonntag,
den 16. November 1924, vormittags 9 Uhr, bei Offenbach, Bieberer Berg
(Exerzierplatz), wo jedem Teilnehmer ein Streckenplan ausgehändigt
wird.
Für den Sieger haben Mitglieder des M. C.O. einen ſilbernen Po=
kal
als Wanderpreis geſtiftet. Die Veranſtaltung iſt nenngeldfrei und
pffen für alle A. D.A. C.=Mitglieder.
Meldungen ſind bis zum 14. November 1924 an den Sportleiter, Fritz
Seickel, Offenbach a. M., Geleitſtraße 46, abzugeben.
Radfahren.
Stundenweltrekorb.
Der neue Stundenweltrekord von 89,400 Km. des franzöſiſchen Renn=
fahrers
Bréau, den dieſer auf der Autobahn Paris=Montlbery hinter
Motorſchrittmacher mit 60 Zentimeter Rollenabſtand aufſtellte, hat natur=
gemäß

die Verbeſſerung der bisherigen Höchſtleiſtungen von 5 bis 80
Kilometer zur Folge gehabt, die nunmehr lauten: 5 Km. 3:54,4; 10 Km.
7:18,6: 20 Km. 14:01,2; 30 Km. 20:41,8; 40 Km. 27:17,8; 50 Km. 33:54,2;
60 Km. 40:29,4; 70 Km. 47:09,2; 80 Km. 53:47,8.
Fußball.
Sp.V. 1916 Groß=GerauSp.V. 1918 Münſter (b. Dieburg), 1:0
(Halbzeit 00:00.)
4=Klaſſe Gau Bergſtraße.
Beide Gegner lieferten ſich in Groß=Gerau einen ſcharfen und ſchnel=
len
Kampf, den der Platzbeſitzer 10 Minuten vor Schluß zu ſeinen Gun
ſten entſcheiden konnte, nachdem im Laufe des Spiels einige ſogenannte
totſichere Sachen verpaßt worden waven. Im letzten Augenblick hielt
Groß=Geraus Torwächter noch einen aus nächſter Nähe getretenen, ſchar=
fen
Schuß, ſo die Gelegenheit zum Ausgleich vereitelnd. Das Ergebnis
entſpricht dem Spielverlauf, denn der Platzbeſitzer hatte, abgeſehen von
den erſten 20 Minuten, ſtets die Oberhand. Der Schiedsrichter, Herr
Alois Bien von 03 Friedrichsfeld, war ſehr gut.
Kabe.
Die weſtdeutſche Bundespokalmannſchaft,
die am 9. November gegen Norddeutſchland in Kiel in der Zwiſchen=
runde
antreten ſoll, konnte auch nach den beiden in Duisburg und
Düſſeldorf am Sonntag ſtattgefundenen Auswahlſpielen noch nicht end=
gültig
aufgeſtellt werden, da der Halbrechte Lücke=Düſſeldorf verletzt iſt,
und es fraglich iſt, ob er am 9. November ſpielen kann. Folgende
Mannſchaft wurde vorläufig aufgeſtellt: Zolper=Köln; Schütz=Mülheim,
Richards=Köln; Plate=Bonn, Schnürle=Gietzen, Müller=Düſſeldorf; Ru=
dolf
, Lücke (beide Düſſeldorf), Kremer=Meiderich, Claus Oehler= Biele=
feld
, Fiederer=Mülheim. In dem am gleichen Tage ſtattfindenden
Bundespokalſpiel zwiſchen Süddeutſchland und Berlin in
Mannheim wird Guhenz=Eſſen das Amt des Unparteiiſchen übernehmen.

Eine neue Glanzleiſiung des Darmſtädter
Piloten Botſch.
Der bekannte Pilot Botſch unternahm geſtern auf dem von
der Bahnbedarf=Aktiengeſellſchaft Darmſtadt gebauten Klein=
motorflugzeug
BAG E 1 mit 3½=P. S.=Hilfsmotor, welches bei
der Darmſtädter Flugwoche vier Preiſe erzielte, einen Flug vom
Flugplatz Babenhauſen nach Berlin in einer Geſamt=
flugzeit
von 3½ Stunden. Die zurückgelegte Strecke beträgt etwa
500 Kilometer Luftlinie. Dies entſpricht einer durchſchnittlichen
Geſchwindigkeit von 143 Kilometern in der Stunde. Das Flug
zeug unternahm dieſen Flug, um in der Berliner Techniſchen Ver
ſuchsanſtalt amtlich geprüft zu werden. Das Gewicht dieſes
Flugzeuges einſchließlich des Betriebsſtoffes für 6 Stunden be=
trägt
162 Kilogramm.
Tennis.
Deutſche Tennnisſiege in Spanien.
Der Klubkampf zwiſchen den Tennismannſchaften des Kgl. Sport=
vereins
Pompeha=Barcelona und des Berliner Schlittſchuh=Klubs, der
am Samstag und Sonntag in Barcelona ſtattfand, hat mit einem durch=
ſchlagenden
Erfolg der Deutſchen geendet, denn die Spanier konnten
nicht ein ſeinziges Spiel gewinnen und wurden 0:7 geſchlagen. Sämt=
liche
ſieben Spiele wurden allerdings erſt nach hartem Kampf gewonnen,
wie aus nachſtehenden Ergebniſſen hervorgeht: Froitzheim=Flaquer 6:0,
6:4, 7:5, Moldenhauer=Flaquer 7:5, 6:3, 3:6, 6:3, Kreuzer=Morales
9:7, 6:4, 6:1, Demaſius=Jugnico 6:3, 6:4, 6:2, Froitzheim=Sindru 6:3,
6:2, 6:2, Froitzheim=KreuzerFlaquer=Tarruella 6:3, 6:4, 4:6, 6:2, De=
maſius
=MoldenhauerJuanico=Sopriſſa 3:6, 7:5, 6:3, 6:4.
Turnen.
Schleuderballmeiſterſchaft.
Die Schleuderballmeiſterſchaft der D.T. kam in Oldenburg zur Ent=
ſcheidung
. Im Endſpiel fertigte der T.V. Schweiburg den A. T.V.
Rodenkirchen knapp mit 4:3 ab und ſicherte ſich damit den Meiſtertitel.
Boxen.
Samſon gegen Cook.
Der deutſche Boxmeiſter aller Gewichtsklaſſen Paul Samſon=Körner
hat die Herausforderung des Auſtraliers George Cook angenommen. Der
Kampf dürfte im Monat November im Berliner Sportpalaſt zum Aus=
trag
gelangen, ſofern der Meiſter mit der Direktion bezüglich der Börſe
zu einer Einigung kommt.
Breitenſträter in Paris.
Für den 20. Dezember hat der deutſche Exſchwergewichtsmeiſter Hans
Breitenſtäter einen Vertrag abgeſchloſſen, im Ring des Pariſer Winter=
veledroms
den Franzoſen Nilles zu boxen. Am gleichen Tage
wird Ernſt Grimm ebenfalls die deutſchen Intereſſen vertreten,
Als Gegner für dieſen kommen Solvinto, Sirvain bezw. Paumelle,
alles gute franzöſiſche Weltergewichte in Betracht.

Rund=Funk=Programm.
Freitag, den 31. Oktober 1924:
Frankfurt a. M. (467 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berl. u. Hamb. Produkten
(Vorbörſe), amerik. Produkten (Anfangskurſe). 11.55 Nhr: Zei
angabe. 12 Uhr:
Nachrichtendienſt. 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: 2
oduktenbörſe, Ham
burg, Berlin, Köln, Magd
deviſenkurſe. 4.30 bis
Zucker u. Nürnbg. Hopf
6 Uhr: Rundfunknachmitt
g in Muſik und Wort. 86.30 Uhr: Die Leſeſtunde
(Meiſterwerke der Weltliteratur): Aus Sol und Haben von Guſtav Frentag ( For=
ſetzung
). 6.30 Uhr: Die Abendankündigun=
7 Uhr: Übertragung aus dem
Frankfurter Opernhaus: Der Barbier von Sevilla, von Roſſini.
Berlin (430, bzw. 500 m). 10 Uhr: Bericht üb. die Kleinhundelspreiſe d. wichtigſten
halle.
Lebensmittel in d. Zentr
10.15 Uhr: Erſte Bekanntg. d. neueſten
Tagesnachrichten, Wetterd
11.53 Uhr: Funkbörſe (d. Notierungen der Berl.
und Hamburger Produktenvorbörſe) auf Welle 500. 12.55 Nihr: Ubermittlung d.
Zeitzeichens
1.05 Nhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Wette
dienſt. 3 Uhr: Funkbörſe (die amtlichen Notierungen d. Berl. und Hamb. Produkten=
Un
Viehbörſe; amtliche Deviſen) auf Welle 500. 4 Nhr: Funkbörſe (Getreide cif.
Hamb.; Berl. Kolonialw.=Großhdlspreiſe)
Velle 500, 4.306.15 nhr: Unter=
ultungsmuſik
(Berliner Funkkapelle): 1. M
nt musical, Fr. Schubert. 2. Onver=
tre
zu der Oper Die Zauberflöte‟, Mozart. 3. Melodie, Nachmaninoff. 4. Slaviſcher
Tanz Nr. 8, Dvorak. 5. Brahms=Memoiren, Morena. 6. Berceuse, Sibelius. 7
Frühlungsſt
, Walzer, Joh. Strauß. 8. Wiener Spaziergänge,
our
Gbe
omzak. 9. 2
du mein Walzer, aus der Operette
Der Tanz um
3
Straus. Während der Pauſei
katſchläge fürs Haus
7ühr: Wege zum WBiſſe
ſon Tempelfeſter
pen in Japar
d Straße
7.45 Nhr: Vortrag des Herrn
Hans Philip
itz: Hindert Meter unter den Kellern Berlin
8.30 Uhr
Abend. 1. Ungariſche Weiſen und Cardas, Ungariſches Orcheſter Krepela.
) Renouveau, (
dard; b) Spieluhr, Berger, Fritz Wenneis (Celeſta). 3a) Was iſt
bumor? b) Der Mäkle
) Das Amt. d) Meine Angſt (Radio), Rud. Presber.
rich Franz Kro
moriſt. Rezitation). 4a) Das Herzenecho; b) Wenn der
kond ſchön leuch=
Hanſi Sacher (Fodlerin). 5. Karneval: a) Bachanten, b) Ex=
preſſionen
, c) Ausklang, Wenneis, Fritz Wenneis (Schiedmaher=Meiſterharmonium).
6a) Si vous nave
& me d.
Baronin Rothſchild, Joſef Krepela (Zimbal).
Weibes. Ful
a) Erſchaffung des
b) Mahnung
nggeſellen, Hochſtetter,
(Gumoriſt. Rezitation). 84
Stilblüten aus Schulaufſätzen, Ulrich Franz Krol
eichiſches Volkslied; b) Schweizer Jodler und Schnade
L au Enm
üpf
dleri=
Alte Ope
Der Werdegang des Klaviers (Hum. Vortrag
Der
jen als
ne Tänze, Ulrich Franz Krolop (Humoriſt. Rezitation), 10a) Tſcha
Indiſche
jiebesſerenade, B
In Hawai, Oneſtep, A. Werau, Ungariſches
ech
Orcheſte
repela. Am (
ſterflügel: Kapellm. Otto Urack. Anſchließen
Dritte Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage, Wetterdienſt, Sport=
nachrichten
, Theaterdienſt.
England (MEZ.). Bournemouth (385), 7.30 Uhr: Sullivan= und Coleribge=Taylor=
Abend. Aberdeen (495), 8 Uhr: Choralabend.

N uatttts
Hornhaut, Schwielen und Warzen
*6
beſeitigt ſchn
*
ſicher, ſchmerz=
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Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
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Jakob Roßkopf und des Adam Her=
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einer Schuhfabrik und eines Schuhge=
ſchäfts
daſelbſt, wird heute am 23. Ok=
tober
1924, nachmittags 6 Uhr, das Kon=
kursverfahren
eröffnet.
Konkursverwalter Rechtsanwalt Lüft
in Dieburg. Anmeldefriſt bis zun
22. November 1924. Erſte Gläubiger=
verſammlung
: Samstag, 22. November
1924, vorm. 10 Uhr. Prüfungstermin:
Samstag, 6. Dezember 1924, vormittags
10 Uhr. Offener Arreſt mit Anzeigefriſt
22. November 1924.
(14247
Dieburg, den 28. Okt. 1924.
Heſſiſches Amtsgericht.

Dienstag, den 4. November 1924,
nachmittags 2‟/, Uhr, wird im Gaſt=
haus
Zum Darmſtädter Hof in Gries=
heim
bei Darmſtadt die Jagd in dem
Domanialwalddiſtrikt Griesheimer Eich=
wäldchen
auf 6 Jahre öffentlich ver=
pachtet
.
Auskunft erteilt Hr. Forſtwart Baſſe=
nauer
zu Griesheim ſowie die unter=
(14245
zeichnete Stelle.
Dornberg, den 28. Oktober 1924.
Forſtamt Dornberg.

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ſchrank, 1 Kontrollkaſſe, 1 Regal
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der Folge durch bald nötig werdende
Reparaturen.
Jeder Käufer tut daher gut, nur in
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[ ][  ][ ]

30. Oftober 1924

Vom ſüddeutſchen Holzinarkt.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Karlsruhe, 29. Oktober.
Allenthalben kündigt ſich die Wiederkehr geſunder Verhält=
niſſe
auf dem Rundholzmarkt dadurch an, daß die Sägemüller
ſich endlich wieder einigermaßen ſtich= und hiebfeſte Kalkulation
angelegen ſein laſſen, um die von ihnen für Rohholz zu bezah=
lenden
Preiſe und die für die Einſchnittware bei der heutigen
Marktlage zu erzielenden Preiſe in kaufmänniſchen Einklang zu
bringen. Denn von wenigen Holzarten abgeſehen, machen ſich
nirgends Anzeichen bemerkbar, als ob die Preiſe auf dem Schnitt=
warenmarkte
für die nächſte Zukunft Neigung nach oben bekom=
men
ſollten. Am Nadelſtammholzmarkt war, weder
Nachfrage noch Angebot ſonderlich rege. In Württemberg und
Baden paßten ſich die Erlöfe aus Freihandverkäufen und Ver=
ſteigerungen
ziemlich den zuletzt genannten Prozentſätzen an. Im
Durchſchnitt lagen ſie für württembergiſche zwiſchen 102 und 119,
für badiſche Forſten zwiſchen 114 und 120 Prozent. Der baye=
riſche
Wald mußte ſich auch neuerdings wieder mit geringerer
Bewertung begnügen. So nahm eine Verſteigerung in Nieder=
bayern
, auf der insgeſamt rund 15 000 Feſtmeter angeboten wur=
den
, einen ergebnisloſen Verlauf, da die abgegebenen Gebote
durchſchnittlich auf 60 Prozent lauteten. Doch auch in Bayern
begegnete man jüngſt Erlöſen von 90 bis 113 Prozent der Lan=
desgrundpreiſe
. Der Nadelpapierholzmarkt verharrt
auch weiterhin in der erlangten Feſtigkeit. Bei Verkäufen in badi=
ſchen
Forſten kam Papierholz mit 110 bis 119 Prozent der Lan=
desgrundpreiſe
, in Württemberg und in Bayern mit bis 115 Pro=
zent
an den Verbraucher bzw. Handel, wobei aber das Auftreten
der ſelbſtverarbeitenden Induſtrie als Käufer bei weitem über=
wvog
. Tſchechoſlowakiſche Angebote wurden auch neuerdings, zu=
mal
wegen ungünſtigerer Zahlungsbedingungen, von deutſchen
Intereſſenten nicht beachtet. Das Geſchäft in Laubrund=
hölzern
ruht immer noch faſt durchweg. In Eichen und Buchen
wurden einige, aber kaum nenenswerte Abſchlüſſe getätigt.
noch der äußerſt matte Grundton vorherrſchend. Man ſpricht hier
allerdings ſchon wieder von ſogen. Notverkäufen, die aber wohl
nur vereinzelt aufgetreten ſein dürften. Immerhin ſind ſie geeig=
net
, den an und für ſich nicht gerade aufnahmefähigen Markt zu
einem Teile zufrieden zu ſtellen. Am Laubſchnittholzmarkt iſt
inſofern eine zuverſichtlichere Stimmung feſtzuſtellen, als man
mit ernſthaften Anfragen an die Sägen und den Großhandel
herantritt. Geſchnittene Baueichenqualitäten waren zu durch=
ſchnittlich
115 bis 135 Mark pro Kubikmeter frei Bahnwagen der
Veriadeplätze erhältlich. Mittelgute bis gute Eichenblockware
Mark. Für Eichenblockware in Ia Möbelqualität wurde beiſpiels=
Mark, zuweilen ſogar bis 230 Mark gefordert. Ziemlich gut an= Geſchäftsſtille machte ſich auch für Hafer und Gerſte ſowie Futterartikel
geboten war Rotbuchenſchnittmaterial, und zwar zu ungefähr 55
bis 80 Mark pro Kubikmeter, friſches Material ab bayeriſcher oder
ſchwäbiſcher Verſandſtation zu 42 bis 50 Mark. Pavierſchnittware
Mark pro Kubikmeter offeriert.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Deutſche Golddiskontbank gewährt keine
neuen Kredite mehr. Nachdem das neue Bankgeſetz vom 30.
Auguſt in Kraft getreten iſt, werden von der Deutſchen Golddiskontbank
neue Kredite nicht mehr gewährt werden; dagegen ſoll in beſchränktem
keit gewährt werden können, wenn nachweislich ihre ſofortige Abdeckung
nicht möglich ſein würde, ohne daß mit ihrer Hilfe die neu angeknüpften Pforzheim.)
Auslandsbeziehungen geſtört oder gar die übernommenen Aufträge in
ihrer Durchführung gefährdet würden.
Zur Aufſtellung der Goldmarkeröffnungs=
bilanz
. Die Induſtrie= und Handelskammer zu Berlin hat in einer
Eingabe an das Reichsjuſtizminiſterium beantragt, daß die Friſt zur
Vorlegung oder Aufſtellung der Goldmarkeröffnungsbilanz für Aktien=

Handelsblatt
geſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktien und Geſellſchaften mit
beſchränkter Haftung ſowie alle Verſicherungsvereine auf Gegenſeitigkeit,
deren Geſchäftsjahr mit dem Kalenderjahr zuſammenfällt oder in der
ber 1924 verlängert wird.
Keine Einſtellung von Angeſtellten in die Bank! deutſche Induſtrieobligationen. Wie wir hören,
laufen bei der Direktion der Bank für deutſche Induſtrieobligationen
täglich zahlreiche Stellengeſuche ein. Die Direktion der Bank teilt mit, in weiteren Kurserhöhungen bis zu 1 Billion Prozent Ausdruck fand.
mehr in Betracht kommt.
Verſicherungsweſen.
verſicherungsſummen. Bekanntlich unterliegen ohne Vor=
behalt
in entwerteter Papiermark angenommene Verſicherungsſummen
nach der 3. StNV. nicht der Aufwertung. Wie der Schutzverband der
Lebens= und Feuerverſicherten e. V. in München dazu mitteilt, iſt der
Begriff eines gemachten Vorbehalts dahin aufzufaſſen, daß jede ſchrift=
deren
Vertreter gegenüber bei oder unverzüglich nach der Auszahlung,
aus welcher der Schluß gezogen werden konnte, daß er mit der Zahlung
in entwerteter Padiermark nicht zufrieden ſei und nicht aus freien
Stücken, ſondern unter dem Zwange der damaligen Rechtslage und in
der Erwartung ſpäterer Anerkennung ſeines weitgehenden Anſpruches
die Zahlung angenommen habe, als rechtsgültiger Vorbehalt aufzufaſſen
iſt. Ein ausdrücklicher Vorbehalt war nicht notwendig, es genügt jedes
Verhalten des Verſicherten, aus dem der Schluß gezogen werden konnte,
daß er proteſtieren wollte.
* Aachener und Münchener Feuerverſicherungs=
geſellſchaft
, Aachen. Wie wir erfahren, ſteht die Goldumſtel=
vormals
Deutſche Lebensverſicherung Potsdam a. G., gegr. 1868, bevor.
Es iſt dabei beabſichtigt, ein Goldmarkkapital von 3 Millionen Mark
auszuweiſen, das mit 30 Prozent 900 000 Mark eingezahlt werden
ſoll, während außerdem die Geſellſchaft 300 000 Mark für die Zwecke
der Kapitalreſerve und eines Organiſationsfonds bereitſtellt. Die Geſell=
ſchaft
wird in die Aachener und Münchener Gruppe, zu der bekanntlich Amſterdam=Rotterdam ..
außer der Aachener und Münchener Feuer=Verſicherungs=Geſellſchaft in
Aachen die Hamburg=Bremer Feuer=Verſicherungs=Geſellſchaft in Ham=
burg
und die Verſicherungsgeſellſchaft Thuringia in Erfurt gehören
und die ſich mit Kapital beteiligt hat, eintreten; ſie wird dadurch neben
An ſüddeutſch=rheiniſchen Schnittholzmarkt iſt immer ihrem ſtarken Kapitalaufbau auch eine außerordentlich ausgedehnte und
leiſtungsfähige Organiſation für ihr Lebensverſicherungsgeſchäft zur Ver=
fügung
haben. Die bisher mit der Aachen=Potsdamer Lebensverſiche=
rungs
=Akt.=Geſ. verbundene Aachen=Potsdamer Feuer=Verſicherungs=Akt.= Schweiz zuurararararn=
Geſ. in Potsdam geht in die genannte Gruppe auf.
Warenmärkte.
w. Berliner Produktenmarkt. Die Schwankungen der
amerikaniſchen Notierungen haben die Käufer am hieſigen Produkten=
markt
vorſichtig gemacht, ſo daß im großen und ganzen die Stimmung
für Brotgetreide als unſicher und zurückhaltend zu bezeichnen war. Hierzu
notierten ab ſüddeutſcher Verladeſtation mit etwa 135 bis 165 hat auch beigetragen, daß im Mehlgeſchäft bereits wieder Stille ein=
getreten
iſt, wodurch Mühlen und Händler vor größeren Erwerbungen / Konſtantinopel ........"
abgehalten werden. Die Preiſe veränderten ſich bei kleinen Umſätzen
weiſe ab badiſchen Verſandſtationen im Durchſchnitt 170 bis 200 nicht viel. Das inländiſche Angebot war ziemlich allgemein klein. Die
bemerkbar, bei denen ebenfalls nur geringe Veränderungen im Preiſe
zu bemerken waren.
w Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
war
ab Süddeutſchland mit 70 bis 95 Mark, Erle mit 65 bis 90 treidebörſe vom 29. Oktober. Getreide, Hülfenfrüchte und Bier=
treber
ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis
je 100 Kilogramm: Weizen, Wetterau 22,5023,50, Roggen 2223,
Sommergerſte für Brauzwecke 242,50, Hafer, inländ. 1922, ausländ.
0000, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 3437, Roggenmehl 30,5034, Chem. Hehden
Weizenkleie 11,50, Roggenkleie 11,25. Tendenz: unverändert.
fm. Süddeutſche Edelmetallkurſe. Am 29. Oktober
wurden in Pforzheim folgende Edelmetallpreiſe notiert: Barrengold das
Gramm 2,81½/= Mk. (Geld), 2,82 Mk. (Brief), Platin das Gramm 14,70
Mk. (Geld), 14,90 Mk. (Brief), Feinſilber das Kilogramm 98,50 Mark
Umfange eine Erneuerung der noch laufenden Kredite auf deren Fällig= (Geld), 99,25 Mk. (Brief). Notierungen von 11 Uhr vormittags. Ten=
denz
feſt. (Mitgeteilt von der Darmſtädter und Nationalbank, Filiale

Nr. 303

Frankenkurs in London: 85.85
Markkurs 18(8

Börſen.

w. Berliner Börſe. Die leichte Geſchäftsbelebung von ge=
Zeit zwiſchen dem 1. Januar bis 31. März beginnt, bis zum 31. Dezem= ſtern iſt bereits wieder ziemlich allgemein verſchwunden. Die Umſätze
hielten ſich daher auf allen Märkten in engen Grenzen; dabei war aber
die Grundſtimmung als feſt zu bezeichnen, zumal ſich am Montanmarkt
für einige Papiere, beſonders Stinneswerte, gute Nachfrage zeigte, die
daß bis auf weiteres die Einſtellung von Angeſtellten bei der Bank nicht Bei Induſtriewerten aber waren verhältnismäßig wenig Veränderun=
gen
feſtzuſtellen. Im Freiverkehr zeigte ſich für Kaliaktien gewiſſes
Intereſſe zu leicht anziehenden Kurſen, wohingegen die bisherige Be=
wegung
in einzelnen Kolonialpapieren zum Stillſtand gekommen zu ſein
ſcheint. Beſonderes Intereſſe erregte die Feſtſetzung des erſten Gold=
* Zur Aufwertung bereits ausbezahlter Lebens= kurſes für die Aktien der Geſellſchaft für elektriſche Unternehmungen
bei einem Umſatz von 69 000 Mk. mit 127½, was bei Zugrundelegung
des Zuſammenlegungsverhältniſſes von 10 zu 1 nach dem geſtrigen
Stande einen leichten Rückgang bedeutet. Heimiſche Anleihen vermoch=
ten
anfängliche leichte Einbußen ſpäter bei ſich leicht belebendem Ge=
liche
oder mündliche Aeußerung eines Verſicherten der Geſellſchaft oder ſchäft wieder hereinzubringen. Auch bei den zu Einheitskurſen gehan=
delten
Induſtriepapieren hielt ſich das Geſchäft bei wenig bedeutenden
Kursveränderungen wiederum in ſehr engen Grenzen. Am Geldmarkt
iſt die während der letzten Tage hervorgetretene größere Nachfrage E
reits wieder im Verſchwinden begriffen, ſo daß die Geldverhältniſſe un=
verändert
ſehr flüſſig ſind. Die Ausführungen des Reichsbankpräſiden=
ten
in der geſtrigen Zentralausſchußſitzung der Reichsbank wurden leb=
haft
erörtert und fanden hinſichtlich des Kreditproblems uſw. faſt un=
geteilte
Zuſtimmung. Die Berliner Induſtrie= und Handelskammer
hat beim preußiſchen Juſtizminiſter im Intereſſe der Erleichterungen
der Kreditbeſchaffung die Herabſetzung der Gebühren für kurzfriſtige
lung der Aachen=Potsdamer Lebensverſicherungs=Akt.=Geſ. in Potsdam, Hypotheken und für Ausſtellung von Hypothekenbriefen beantragt.
Oeviſenmarkt.

R
Je
Geld
*e ae
Geid epar= 65.81 ) * Brüſſel=Antwerpen ..... U. 20. Chriſtiania. . . . . . . . . . . . . Kopenhagen .......... 8. Stockholm ............" 2.03 Helſingsfors ..........." 10.57 Italien ............... 19 ondon .............." 18.9: ew=Norck ............" Paris.......... . .. .... 22. Spanien ............. Wien (i. D.=Oſterr.abg.). . Prag ....... . ........." Rudape
............. 5a5 Buenos=Aires, ....... Bulgarien........7. 3. 308 Japa
... Rio de Janeiro ........ Belgrad. . . . . . . . . . . . . . ." Liſſabon .............." 1854 16.46- 16.54- 1 Danzig ............... 774- 75.31-
2255 75. 8
2.2 2.775

(Eigene telegra
Zerliner Kurſe.
phiſche
n563
Sämtliche Zahl
en ſich
Neche
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Aktiengeſ. für Anil
Aſchaff=
Be
lusgb. Nürnk
Berl.=Anhalt=Maſchine
erl.f.Elettr. W.
Bismarchütte.
Braunkohlen=Brikett
Bremer Vulkan .....
Wolle. . ....
Beiler.
kel.:
Deutſch=Atl
Maſchinen.
=Niedld. Tel..
eutſche Erdöl...
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Dt. Kaliwerke
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dynamit Nobel ..!
berfelder Farben
Elektr. Lieferung .
iſter .........."
gnau Vorz.. . ..
Geſſenk. Gußſtahl. . .
Geſ. f. eleſtr. Untern.. .
Halle 2
aſchinen ...."
Han. 2
ſch.=Egeſt. . ..

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ch. .."
pN ſ28. 1
2 2137 Hemoor 9.
int.... rich Kupfer ........ ſch Eiſen..
dohenlohe Werke ... ahla Porzellan .... indes Eismaſch. .. ingel Schuh
*.
Hofmann.... Loewe u. Co. ...
.. 17 14750 Lorer
.
. Neguin... 7875 G5oo 6300 liederländ
e Koh d. Gummi.
Be. 750 r* Waggo B. ien
tombacher 350 oſitzer ZuOcker ...." Rütgersh
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Sachſenn
Sächſiſche Gußſtahl .. 1 1888 Siemens Glas ...." M ale Eiſe
ütte .. . . las
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ter undendrei 500 (er6
ſtahl .... *00
1 5 WBan derer=Werke .... 6500 8ü

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 29. Oktober 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe . . . . . . . . . . . ."
.
3½% ..
.
Dollar=Goldanleihe per 19:
9
Dollar=Schatzanweifu
V. Sche
* TF.
4½
4½ Dt. Schutzgebiet v.0.8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe .. . . . . . . .
gsanleihe .... . . . . ...."
reuß. Konſols ........"
o "
......
35.
Bad. Anl. unk. 1
1907. ...
b.
1896... . . ..
48 Bahern Anleihe ........."
...."
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
26 .........
3
a Heſſen Reihe 2
8-
untilg. b. 28 .........
Heſſen unk. 1924 ........"
3½% ................."

......
47,
48 Württemberger alte ......
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.-E.=B. v. 1914.
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½% 1902 ........"
........
Tabak 1902.....
Bu
jiech. Monopol ...
Oſt. Staatsrente v. 1913

.
1918
½% Oſt. Schatzanweiſ. ſtfr.
v. 191.
......... .. ......
4% Oſt. Goldrente ........."
48 einheitl. Nente ......"

28. 10.

4875

138

5%0
41=
48
42
4*
49
4½
4

Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere .. .."
nſ. äuß. v. 99 ....
7..
Gold v. 04, ſtfr. .
85
int

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igati nsanleihe
5% Tamaulipas, Serie l......

Rum. am. Rente v. 03....
% Goldrente v. 13 ..
am. Goldrente konv.
am. b. 05 ......"
Türk. (Admin.) v. 1903...
(Bagdad Ser. I
II......"
v. 1911, Bollanl. .
2a Ung. Staatsr. v. 14 ....
Goldrente ....."
Staat:r. 1. 10 ....
Kronenrente ....

Oblig. v. Transportanſt.
4½ Eliſabethbahn, ſtfr.. . . . . . . .
D. Gal. Carl Ludw.=Bahn...
5% Oſt. Südb. (Lomb.), ſtfr. .

29. 10.

K.
037
5

1.39

42

DI. M
14

55

D
6.25
1.45

17.2

1.

11.
1.5

.
8.

2.9

Kle
5.9
155

4=

2,6% Alte Oſt. Südb. (Lomb.). .
6% Neue

Oſt. Staatsb. v. 1883 .....
1.b. 8. Em.
9. Em.
v. 188
g Oſt. Staatsb. b. Erg.
volfb. (Salzkammerg.).
Angtolier !
.....
Salon. Conſt. Jonktion . ..
3% Salonique Monaſtir ..."
%o Tehuantepee. . . . . . . . . . . .."
.......

Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
Fſtr. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
FeIEm.
k. Goldobl.
Fftr. Pfandbr.=
..
:"
6%
Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23
6% Hel
gunk. Rogg. 2
%o Neckar A.=G. Stuttgart Gold
v. 23........."
Pfälzer Hyp. Bank. Gold=
5
Pfdbr. b. 24 ...........
%0 Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
toggenwert=Anl.
Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. b. 24 .............
Rhein=Main=Donau Gold=
anl
. b. 23 ................."
Sächſ. Braunk.=Anl. v. 2:
Ser. Iu. II........
Sächſ. Roggenwertat
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
Bank=Rktien.
Allg. Deutſche Creditanſt.. . . . .
nk für Brauinduſtrie ......."
Barmer Baniverein......
Bayer, Hypotheken= u. Wechſel.
erliner Handelsgeſellſchaft .
ſommerz= und Privatbank ..
Darmſtädter u. Nationalbank. . .
utſche Bonk .......
deutſche Effekt.= u.
ſchſelbank
Deutſche
Bepot=Von Mein.
einsbank ........"
tto=Geſellſchaft . .......
Dresdener Bank u.....ffff
Frankfurter Bank .....

en
Bank.
Frankfurter Hypotheke
.....
.
editbank
zutſche Ere

Sſterreichiſche Greditanſtalt.
ichsbank=Ant.
........
Rhein. Creditban
..
Rhein. Hypothekenk
.
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..................."
Wiener Bankverein ..........

Bergwerks=Aktien.
erzelius . . . . . . . . ...... ..."
ochumer Bergb. ..........
Buderus. ...
....."

t. Luxemburger
chweiler Be
werks=Akt. . .
Zelſenkirchen Bergw. .......
Harpener Bergbau ..........."
ohne Umſatz X rationiert

28. 10. 29, 95 65e 75

10 1.5 1.5 60.25 61 10. 10. 3.3 2.6 1.7 3.8 4.7 1.65 2.6 1.55 1.6 11 156 45
05 1.e z 0.255 5.25 3½ *

Kaliwerke Aſchersleben
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Rlöcknerwerke (abg. Lothr.=
Mannesmann Röhren...
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Nans

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avi Minen u. Eb.= Ant.
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ebeck Montan .......
Rombacher Hütte
Tellus Bergb.= u.
Ver. Laurahütte ......."

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Brauereien.
Henninger Kemp =Stern ... .."
Löwenbräu München ........."
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ..................."

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E. G. Stamm .. ... . .."
80 A.E. G. Vorzug Lit. 4 :1.:
%0 A. E. G. Vorz
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Amme Gieſecke &
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Unilin Bln.=Treptow ........
ſchaffenburger Zellſtoff ....
Zadenia (Weinheim).......
Badiſ
Anilin= u. Sodafabrik.
Sad. Maſchf. Durlach .......
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Piano ............."
ürnberg

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Henkel Caſſel) ........"
dergmann El. Werke .......
Bing. Metallwerke ......."
rockhues,
eder=Walluf ...."
Eementwerk Heidel
Larlſtadt. "
Lothringen (Me
Chem. Werke Albert ......."
heim Elektron
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Milch ......."
Zeilersteremer .t...
Daimler Motoren ........"
deutſch. Eiſenhandel
zrlin ..
Deutſche Erdöl ........"

Dt. Gold= u. Silberſcheidean
Dingler, Zweibrücken .......
resdn Schnellpreſſen ...
Dürkoppwerk (Stamm) .. . . . .
Düſſeld. Ratinger (Dürr)......
Dnckerhoff & Widm. Stumm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern ...."
2. Meher jr.
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Elberfelder Farbw. v.
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Elektr. Lieferungs=Geſ........
Elektr. Licht und Kraft . ......."
ſäſſ. Bad. Wolle

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Email. & Stanzw. Ullrich .....
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Faber Joh. Ble
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39. 28 ſ. 17. 24 .15 35 7 31 3 Z. 0B 1.300 1.4

Faber & Schleicher ...........
Fahr, Gebr. Pirmaſen
Felten & Guillequme, Carlsw.
Feinmechanik (Fetter) ......"
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M
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Zanz, Ludwig, Mainz ....."
Geiling E Cie. ............."
Germania Linoleum .. . . . . . . .
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt, Th.
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Gotha Waggon.
Greffenius, Maſchinen
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Grün & Bilfinger ........!
Hammerſen (Osnabrüch) ...."
Hanfwerke Füſſen ..........
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Hilpert, Armaturenf. . .......
indrichs=Auffermann .... . ..
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . .
ſoch= und Tiefbau ...........
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Holzmann, Phil. ......
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olzverk.=Induſtr. .. .
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glein, Schanzlin & Becker .....
norr, Heilbronn ...........
Schüle, Spt
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Trauß & Co., Lokom. . .. . . ..
Lahmeher & Co. ............
Lech, Augsburg ............"
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derwerke Spicharz ......."
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Meyer, Dr. Paul ........!
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Neiniger, Gebbert & Schall.
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ein. Metall Vorzüge ....
ania. Aachen .... ....."
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Schnellpreſſen Frankenthal ...
Schramm Lackfabrik .....
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2.3
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[ ][  ][ ]

Nummer 302.

Donnerstag, den 30. Oktober 1924.

Seite 11.

Lebenswogen.

15)

Roman von Paul Lindenberg.
(Nachdruck verboten.

Herr Redlich beobachtete dies mit ſtiller Freude, ärgerte ſich
aber trotzdem über die Kurmacherei ſeiner Bekannten, von denen
dieſer und jener ihm geſtand, daß er ihm gern ſeine aparte Mit=
arbeiterin
als Hausfrau entführen möchte. Es war ihm daher
ſehr willkommen, als er zufällig merkte, über welch ſchöne
Stimme Aſta verfügte; er ließ ſie von einem befreundeten
Kapellmeiſter der Oper prüfen, der urteilte, daß hier ein wunder=
volles
Organ vorhanden ſei, das nur einer ernſten Ausbildung
harre; für die Bühne würde ſich die junge Sängerin weniger
eignen, als wie für den Konzertſaal, für Oratorien und Kirchen=
muſik
. Auch das war Herrn Redlich ſehr erwünſcht.
Er hatte alsbald mit Aſta eine offene Ausſprache: Sehen
Sie, liebes Fräulein, ſagte er, jeder Menſch muß den Poſten
ausfüllen, zu dem er berufen iſt. Sie ſind für den frei gewählten
nur einer ſchlecht oder mäßig beſoldeten Sekretärin, zu ſchade.
Sie beſitzen pures Gold in Ihrer Stimme! Das iſt ein Kapital,
das große Zinſen trägt. Nun möchte ich Ihnen einen Vorſchlag
machen, der durchaus nicht uneigennützig iſt. Sie haben etwa
drei Jahre nötig, bis Sie völlig ausgebildet ſind. Das koſtet
Geld, denn Ihr Studium erfordert große Hingebung. Sie können
daneben keine Stellung bekleiden. Vielleicht gibt Ihnen Ihr
Pflegevater, Herr Ewerlöf, den Betrag, falls Sie ihn darum
bitten. Aſta ſchüttelte verneinend das Haupt. Das hatte ich
erwartet, fuhr Herr Redlich fort, nun, ſo ſchlage ich Ihnen vor:

ich ſorge für Ihre Ausbildung und für Ihren Unterhalt, bis
Sie als ſelbſtändige Künſtlerin mit Ehren und Erfolg woran
ich nicht im geringſten zweifle an die Oeffentlichkeit treten.
Bitte, verneinen Sie nicht wieder. Ich will Ihnen nichts ſchen=
ken
, im Gegenteil wir ſchließen einen Kontrakt, daß Sie mir
von Ihren ſpäteren Einnahmen ſoundſoviel Prozente abgeben,
bis meine Auslagen mit Zins und Zinſeszinſen gedeckt ſind.
Das geſchieht oft. Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe unſerer
gefeiertſten Berliner und Wiener Sängerinnen und Schauſpie=
lerinnen
nennen, denen ihre ſpäteren Triumphe nur auf dieſe
Weiſe ermöglicht wurden.
Und wenn ſich nicht dieſe Triumphe, von denen Sie ſpre=
chen
, einſtellen, Herr Redlich? hatte Aſta gefragt.
Sie ſwerden ſich einſtellen, Fräulein Aſta, unbedingt! Sie
werden ein Stern an unſerem Kunſthimmel werden, und ich
werde ſtolz ſein, daß ich Ihnen dazu verholfen. Ich will heute
gar keine Antwort von Ihnen, überlegen Sie ſich alles ruhig,
gut Ding will Weile haben, und hier handelt ſich’s um ein gutes
Ding, das iſt meine aufrichtige Ueberzeugung.
Aſta hatte ſich’s hin und her überlegt, und da auch Herr
Ewerlöf, den ſie um ſeine Meinung gebeten, ihr dringend geraten,
das Anerbieten anzunehmen, war ſie auf den Vorſchlag einge=
gangen
. Mit vollſter Luſt und Liebe hatte ſie ſich ihrem Studium
gewidmet und große Fortſchritte gemacht; in einzelnen Konzerten
mitwirkend, war ihr Auftreten bereits vom Publikum und der
Kritik bemerkt worden, ein Agent Aſta wußte nicht, daß es
auf Herrn Redlichs Veranlaſſung geſchehen hatte ihr ſogar
das Anerbieten einer Konzertreiſe mit einem berühmten Violi=
niſten
gemacht, was aber Aſta abgelehnt, da ſie ſich ſelbſt noch

nicht vorgeſchritten dazu fühlte. Aber es hatte doch ihr Selbſt=
vertrauen
geſtärkt, freudig berichtete ſie davon Herrn Redlich,
mit dem Hinzufügen, daß ſie vielleicht bald in der Lage ſein
werde, ihm ſeine Auslagen zurückzuerſtatten.
Na ſehn Sie, Fräulein Aſta, hatte er lächelnd bemerkt, daß
ich mich nicht getäuſcht? Die Lorbeeren ſind gewiß ſchon im
Süden gewachſen, die man Ihnen bald in Hülle und Fülle ſpen=
den
wird.
Aſta wohnte in einer nahe gelegenen Familienpenſion, wo
ſie auch freundſchaftlichen Anſchluß gefunden, trieb neben ihren
eifrigen muſikaliſchen Studien auch ſprachliche, ſo des Italieni=
ſchen
, las viel und lebte im allgemeinen ſehr zurückgezogen. Ihr
Daſein, das ſie ſchon als ein verfehltes angeſehen, hatte jetzt
einen Inhalt ſie träumte weniger von den in Ausſicht ge=
ſtellten
Ehren und lockendem Nuhm, als von der Hoffnung, durch
die Muſik wie ſie es ſelbſt empfunden vielen Freude und
Troſt zu beſcheren.
Mizerl, in ſchwarzer Kleidung mit weißem Schürzchen und
weißem Häubchen, ſehr appetitlich ausſehend, klopfte an und
meldete, daß Fräulein Ewerlöf gekommen ſei.
Ich laſſe das gnädige Fräulein zu mir bitten.
Herr Redlich ging Aſta mit ausgeſtreckter Hand entgegen:
Guten Abend, liebes Fräulein Aſta, verzeihen Sie, daß ich
nochmals zu Ihnen geſchickt. Sie ſind doch nicht krank?, Bitte,
nehmen Sie Platz, Sie ſehn müde aus, immer wieder die Kopf=
ſchmerzen
?
(Fortſetzung folgt.)

Wer ſchnell eine gute Sappe kochen will,

nimmt Maggi’s Suppen=Würfel (zu 12 Pfg. für 2 Teller) und kocht dieſe nur noch kurze Zeit nach Vorſchrift lediglich mit
Waſſer. Alles ſonſi erforderliche iſt. in den Würfeln enthalten. 25 Sorten wie Grünkern, Königen, Eier=Sternchen,
Reis mit Tomaten, Erbs, Tapioka echt, Rumford, Pilz, Reis uſw. Kennzeichen: der Name Maggi und die gelb=rote Packung.

V,12464)

Meiitch
Fräulein

AStellengeſuche R Buchhalter
22 J, a. erſtem Revi=
ſtionsbüro
gel., ſowie
in Buchhaltung und
Rev=Abtlg. v. Groß=
24 Jahre, kath., ſeit=lbank tätig, ſucht, ge=
her
i. Bureau tätig, ſtützt auf erſte Zeugn.,
fucht Stelle als Haus= ſofort Stell. Ang. u.
tochter m. Familien= P 91 Geſchſt. / 31550
anſchluß, in beſſ. Ge= Junger Mann
ſchäftshs., wo Dienſt= welch, ſchon imHo el
mädchen vorhanden, tätig war, 23 Jahre

Gefl. Zuſchriften unt.
F 75 an die Geſchäfts=
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Aeltere Frau ſucht
von 10 Uhr ab Beſch.
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dem Spülen. Angeb.
unter F 79 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*31522

alt, ſucht Stelle als
Hausdiener per ſof
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F 120 an die Ge=
ſchäftsſteile
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ſolid, erfahren, allen
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. Ang. unter
P 92 Geſchſt. ( 31551
Offene Stellen

Weiblich
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Nobbr. od. 1. Dezbr. Stensthbiſtin
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gründlich aus= ſchäftigung ſofort ge=
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u. das Kochen ſucht. Vorſtellung bei
erlernen kann. Näh. gleichzeitiger Vorlage
Darmſt., Bismarckſtr. von Zeugniſſen Frei=
86, II. St. (*31620 tag Vormittag von 9
Junge Frau ſuicht bis 12 Uhr. (*31642
Beſchäftig. für 3mal Legendre, Wilhelm=

84 Stunden. Näh.
Geſchäftsſt. (-3180s

Fräulein
im kochen u. Haush
erfahr, m g Zeugn,
ſ. Stell, i, kl.r. Haus=
halt
. Angeb. u. 118
Geſchäftsſt. rsi6e1
Beſſeres Fräulein
aus Geſchäftshaus
ſucht Stellung i. Haus=
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Gſchſt.

ſtraße 38, Darmſtadt.

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[ ][  ]

Seite 12.

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