Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Nummer 222
187. Jahrgeng
Montag, den 11. Nuguſt 1924.
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streſt uſw. rrliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der An
eigen=
aufträge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankionto. Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter 8 Nationaban.
Meeinnerang an den Perfaſungstag von Teinag.
er 11. Auguſt iſt der Tag, an dem ſich das deutſche
Volk=
die Nationalverſammlung in Weimar vor fünf Jahren
teue Verfaſſung gegeben hat. Ein Jahrfünft der
Wirkſam=
ſer Verfaſſung berechtigt zu einem Rückblick auf das, was
Verfaſſung geleiſtet hat und was mit ihr geleiſtet wor=
w. Abendſt
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nWeimar iſt das Verfaſſungswerk geſchaffen worden, an
rnehmſten Stätte deutſcher Geiſteskultur, an der Wiege ſo
Großtaten deutſcher Geiſteshelden. Es iſt geſchaffen
wor=
i einer Zeit großer nationaler Not und Demütigung, in
Periode, wo der außenpolitiſche Druck ſich aufs ſchärfſte
gel=
nachte, in einer Zeit, in der das deutſche Volk von
inner=
chen Kämpfen zerriſſen, körperlich und ſeeliſch erſchöpft und
narchie und Auflöſung bedroht war. Die feſten Normen
ne neue Rechtsordnung mußten in dieſer Zeit unter den
n Schwierigkeiten geſchaffen werden.
ie Verfaſſung von Weimar trägt darum nach mancher
Rich=
ie Kennzeichen des Ueberganges. Aus dieſem Grunde
Verfaſſung vom Standpunkt des rechtsſtehenden Politikers
kommen geblieben, reform= und verbeſſerungsbedürftig.
roße Verdienſt der Weimarer Verfaſſung iſt aber, daß ſie
der Zeit der äußerſten Gefahr das feſte Gefüge des deut=
Staates und damit die Einheit des
Reicheserhal=
at. Sie iſt heute der Bürge der deutſchen Einheit. Die
ratliche Form war durch die Revolution zerſchlagen, und
Teile des deutſchen Volkes beklagten die Zertrümmerung
lten Ideale. Aber was wäre aus Deutſchland geworden,
in jener wilden Zeit durch die ſchöpferiſche
Zuſammenar=
nſter Männer nicht ein neuer Rechtsboden geſchaffen
wor=
ire, auf dem ſich alle Geſetzestreuen zuſammenfinden konn=
Elemente der Zerſtörung waren damals am Werke
Abſon=
sbeſtrebungen machten ſich hier und da geltend. Die alten
taatlichen Gegenſätze führten zu ernſten Spannungen. In
Zeit wurde die Weimarer Verfaſſung, das neue ſtaat=
Rechtsfundament. Ein ſolcher Boden muß in jedem
nehmenden Staate vorhanden ſein. Denn
Geſetzmäßig=
die Grundlage jedes Staates.
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ſch leben heute Millionen von Deutſchen außerhalb der
en Staatsgrenzen, alle diejenigen, die im Oſten vom Reich
am abgetrennt ſind, oder die in Oeſterreich nicht zu uns
kommen können. Für ſie bildet die Weimarer Verfaſſung
ahmen eines zukünftigen, größeren Deutſchlands. Dieſer
n wird einſt ausgefüllt werden, wenn die Zeit ſich
er=
at.
e neue Verfaſſung zeigt einen ganz anderen Aufbau und
ſentlich andere Struktur als die alte. Dieſe war auf dem
der deutſchen Fürſten aufgebaut, die neue dagegen geht
auf den Grundſatz der Souveränität des Volkes,
Iſo parlamentariſch und demokratiſch. Darin liegt,
jeden=
ßerlich, ein gewiſſer Bruch mit der Vergangenheit.
Man=
der Weimarer Verfaſſung wird in Zukunft vielleicht auch
gefaßt werden. Darum wird es die Aufgabe der
Regie=
ſein, in der Ausführung der Verfaſſung auch die
geſun=
jäfte der Vergangenheit zur Geltung zu bringen. Aber
ſicher, ohne das Fundament der neuen Verfaſſung
kom=
ir nicht mehr aus. Sie iſt die Rechtsgrundlage,
ie es im heutigen Deutſchland keine Ordnung, kein
z gibt. Viele Deutſche ſtehen noch heute der neuen
Ver=
innerlich fremd, auch ablehnend gegenüber, aber niemand,
in für Geſetz und Ordnung hat, kann ſie praktiſch verleug=
Vir alle haben inzwiſchen gelernt, auf ihrem
Rechts=
n zu arbeiten. Aus dieſem Grunde können und dürfen die
Streuen auch von Rechts den Gedenktag des
Inkrafttre=
r neuen Verfaſſung würdig begehen.
Der Empfang des Reichspräſidenten
in Münſſer.
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e alte Weſtfalenhauptſtadt prangte geſtern im
Fahnen=
zu Ehren des Reichspräſidenten, der mit Vertretern der
jegierung und der preußiſchen Regierung der in Münſter
im Sonntag veranſtalteten Verfaſſungsfeier beiwohnte.
hob ſich eine von der Stadt=
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die die gold=rotweißen Farben der Stadt Münſter und
=weißen der Provinz Weſtfalen zeigten. Um neun Uhr
bei herrlichſtem Sonnenſchein der Reichspräſident,
beglei=
n Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Höfle, vom
chen Miniſter des Innern, Severing, und vom Staats=
Meißner. Auf dem Bahnhof waren zum Empfang
verpräſident der Provinz Weſtfalen, Gronowſki, der
rer Oberbürgermeiſter Dr. Sperlich, der Befehlsha=
3 6. Wehrkreiſes, Generalleutnant v. Loßberg, und die
Spitzen der Reichs= und Staatsbehörden erſchienen.
m Bahnhof begrüßte der Eiſenbahner=Geſangverein, den
präſidenten mit zwei Liedern. Im Bahnhof bildeten
uni=
ete Eiſenbahnbeamte mit der das Deutſchlandlied ſingenden
Spalier. Der Reichspräſident und die übrigen
Ehren=
ihren durch die feſtlich geſchmückte Stadt zum Schloß. Dort
rzwiſchen ein großer Empfang der Vertreter der Reichs=,
= und Kommunalbehörden, der Abgeordneten, der Preſſe
* Führer des politiſchen wirtſchaftlichen, ſozialen und gei=
Lebens aus der ganzen Provinz ſtatt, dem ſich ein Empfang
ſchöfe von Münſter und Paderborn und der übrigen
der kirchlichen Behörden anſchloß, an dem etwa
dreihun=
erſonen teilnahmen. Oberpräſident Gronowſki begrüßte
eichspräſidenten mit folgenden Worten:
err Reichspräſident! Als Sie am 18. März des vorigen
nach Hamm kamen, um vor den Wirtſchafts= und
rführern und den Beamten des beſetzten Gebietes zu
be=
daß Deutſchland eine geſchloſſene Schickſalsgemeinſchaft
Hüſſe, habe ich Sie zum erſtenmale, Herr Reichspräſident,
3.. der Probinz Weſtfalen und ihrer Hauptſtadt Münſter
Beſuch abzuſtatten. Eine Möglichkeit, dieſe ſpäter wieder=
1Sgeſprochene Bitte zu erfüllen, bot ſich nicht; um ſo mehr
) mich Sie hier in den hiſtoriſchen Räumen des Schloſſes
ruſter begrüßen zu können. Im Namen der hier vertre=
tenen Führer aus allen Ständen des politiſchen, wirtſchaftlichen,
ſozialen Lebens entbiete ich Ihnen einen aufrichtigen
Will=
kommengruß im arbeitsfrohen, ſchönen, aber auch leidenden
Weſtſalen! Dieſe Räume haben die Höhen und Tiefen der
Ge=
ſchichte der letzten anderthalb Jahrhunderte geſchaut; ſie ſind
aber auch Zeuge, daß alle, in deren Namen ich heute hier
ſprechen darf, in bitterernſter Zeit mehr als, ihre Pflicht getan
haben: aufrecht, opferfreudig und treu haben alle ihrer Heimat
und ihrem deutſchen Vaterlande gedient. Mit dieſen
Eigen=
ſchaften und dem feſten Willen, Preußen=Deutſchland einig und
ungeteilt zu erhalten, wünſchen wir, daß das deutſche Volk aus
den Tiefen der Gegenwart zu den Höhen der Gleichberechtigung
und Selbſtgeltung emporſteigen möchte. Mit dieſer Geſinnung
im Herzen: „Willkommen im Münſterland!”
Der Reichspräſident erwiderte mit Worten des Dankes und
der Anerkennung für die ſelbſtloſe und mutige Haltung, welche
die Beamtenſchaft, die Führer der Provinz, wie die ganze
Be=
völkerung Weſtfalens in den ſchweren Monaten, des
Abwehr=
kampfes an der Ruhr fremder Gewalt entgegengeſetzt, haben,
und brachte den Wunſch zum Ausdruck, daß dem wefäſtliſchen
Lande nun bald wieder rin Auftieg beſchieden ſei. Namens der
preußiſchen Regierung ſprach Severing den preußiſchen
Be=
amten der Provinz ſeinen beſonderen Dank für die echte
Weſt=
falentreue aus, die ſie nicht nur im Ruhrkampf, ſondern ſchon
vorher dem Staate bewieſen hätten. Der Staat werde
hoffent=
lich bald in der Lage ſein, dieſen Dank nicht nur mit Worten,
ſondern auch durch eine wirtſchaftliche Beſſerſtellung zu
be=
kunden. Der Miniſter ſchloß mit einem lebhaft aufgenommenen
Hoch auf die Provinz Weſtfalen. Zum Schluß des Empfanges
ſprach der Senior der Verſammlung, Reichstagsabgeordneter
Herold (Zentrum) dem Reichspräſidenten den Dank der
Be=
völkerung Weſtfalens für ſeinen Beſuch aus.
Die Perfaſſungsfeier in Münſter.
Um 5 Uhr nachmittags begann die Verfaſſungsfeier in der
Stadthalle. Der mit Blumen geſchmückte mächtige Saal war bis
auf den letzten Platz beſetzt. Muſik und Chorgeſang leiteten die
Feier ein. Dann begrüßte.
Oberpräſident Cronowski
die Ehrengäſte mit folgender Anſprache: Herr Reichspräſident!
Durch Ihre Teilnahme an der Verfaſſungsfeier erhält dieſe
Kundgebung eine beſondere Bedeutung und Weihe. Eins möchte
ich an erſter Stelle ausſprechen: Wir erneuern hiermit feierlichſt
das Bekenntnis zur Verfaſſung von Weimar, zur Demokratie,
der deutſchen Republik und zum ungeteilten deutſchen
Vater=
lande. Und morgen werden Hunderttauſende in Weſtfalen
un=
ſerem Beiſpiel folgen. Als zweites Bekenntnis: Die weſtfäliſche
Bevölkerung hat durch den Provinziallandtag und den
Provin=
zialausſchuß mit rückſichtsloſer Entſchiedenheit und unbeugſamer
Beharrlichkeit jeden Gedanken, der auf eine Abſplitterung von
Preußen hinzielte, erfolgreich bekämpft, und wir wollen nicht,
daß mit dem Artikel 18 der Reichsverfaſſung Mißbrauch getrieben
wird. Wer Preußen aufteilen will, beginnt auch mit der
Auf=
teilung Deutſchlands. Die weſtfäliſche Erde war und iſt,
gott=
lob, unfruchtbar für ſeparatiſtiſche Ideen. Noch einen dritten
Gedanken laſſen Sie mich ausſprechen: London! Das Wort
London hat für uns eine weltgeſchichtliche Bedeutung. Der
Kanzler und ſeine Mitarbeiter ſind den dornenvollen Weg
ge=
gangen, um durch unmittelbare Verhandlungen die
wirtſchaft=
liche und politiſche Freiheit der beſetzten Gebiete, wozu auch ein
Teil von Weſtfalen mit zwei Millionen Einwohnern gehört, zu
erlaugen. Wir wollen nach vierjährigem Fieberzuſtand endlich
geſund werden durch Arbeit, Opfer, Frieden und Ordnung.
Deutſcher Geiſt und deutſcher Fleiß ſollen in Ruhe und Frieden
ſich entfalten können. Nicht Rache und Gewalt, ſondern
Ver=
nunft und Gerechtigkeit bauen wieder auf. Dieſen Weg iſt die
Reichsregierung zielbewußt gegangen, und auf dieſem Wege
wird der beſetzte Weſten wieder deutſche Freiheit erreichen. Das
iſt der Wunſch, der allen, die ihr Vaterland lieben, heute am
Verfaſſungstage im Herzen brennt. — Der
Reichspräſident
hielt hierauf folgende Rede:
Darf ich Ihnen, Herr Oberpräſident, zunächſt herzlichſt danken
für die Einladung der Provinz Weſtfalen, hierher zu kommen,
für den freundlichen Willkommensgruß, den Sie mir und den
mit mir hier erſchienenen Vertretern der Reichs= und
Staats=
regierung gewidmet haben; nicht zuletzt danke ich Ihnen, Herr
Oberträſident, für Ihr kraftvolles Treugelöbnis zum ungeteilten
Vaterlande, zum Reiche und zu Preußen. Unſere Anweſenheit
hier, in der Hauptſtadt Weſtfalens, der altehrwürdigen, für die
Geſchichte unſeres Volkes ſo bedeutſamen Stadt Münſter, ſoll
Ihnen bekunden, daß die Reichsleitung wie die preußiſche
Staats=
regierung ſich mit dieſer Provinz und ihrer Bevölkerung eng
ver=
bunden fühlen und mit Ihnen brüderlichen Herzens die Sorgen
teilen, die Sie in beſonderem Maße bedrängen. Seit anderthalb
Jahren, ſeit dem Ruhreinbruch, liegen ſchwere Wolken auf dieſem
Lande, das die Schlagader unſeres Wirtſchaftslebens in ſich
ſchließt; ſeit anderthalb Jahren ſieht Weſtfalen und mit ihm
die benachbarte Rheinprovinz, wie ſinnlos Werte der Arbeit und
der Kultur zerſtört und vernichtet werden, wie verheerender
Naubbau getrieben wird in einem Gebiet höchſt entwickelter
Arbeit, das in der Welt kaum ſeinesgleichen hat. Tauſende haben
die Treue zur Arbeit, die Liebe zum Vaterland mit Leben und
Freiheit, mit der Vertreibung von Haus und Hof büßen müſſen.
Es iſt Ehrenpflicht, auch heute mit Dankbarkeit und Bewunderung
unſerer Volksgenoſſen zu gedenken, die um Deutſchlands willen
Not und Verfolgung erduldeten. Erſt nach langem Leiden iſt
nunmehr den Verfolgten — aber noch nicht allen — Freiheit
und Nückkehr gegeben worden; ihnen allen Freiheit, Heimat
und Wohnſtatt wieder zu erringen, wird nach wie vor unſer
reſt=
loſes Bemühen ſein. Durch die Abſchneidung vom
Induſtrie=
ebiet, durch die Rückwirkung vom beſetzten Gebiet iſt auch der
nbeſetzte Teil der Provinz BBeſtfalen hart betroffen worden.
Die einſt ſo blühe ge Prol”z ſieht heute ihr Wi ſchaſts= und
Zulturleben aufs ſchwerſte geſchädigt, auf eine harte
Prol=
geſtellt,
Das unverrückbare Ziel der Reichspolitik — das wiſſen
Sie — iſt,
deutſches Land von fremder Beſatzung zu befreien,
Reichs= und Staatshoheit und die alte Selbſtverwaltung wieder
in ihre Rechte einzuſetzen und der deutſchen Bevölkerung Recht,
freie Betätigung und wirtſchaftliche Entfaltungsmöglichkeit
wie=
derzugeben. Wir haben unſeren Volksgenoſſen im beſetzten und
im Einbruchsgebiet immer und immer wieder gelobt, daß wir
die opferbereite, ſelbſtloſe Treue, die ſie dem Reiche, dem
Vater=
lande, in ſo bewunderungswürdiger Weiſe erwieſen haben, mit
gleicher Treue erwidern werden. Treue um Treue! Das ſoll
und darf kein klingender Spruch für feſtliche Verſammlungen
ſein; Treue iſt nicht Wort, ſondern Tat! Sie fordert von
uns, daß wir die Laſten, die unſere Brüder an Rhein und Ruhr
bisher faſt allein getragen haben, opferwillig und im Geiſte
ſozia=
ler Gerechtigkeit auf die Schultern aller Deutſchen verteilen, daß
wir bereit ſind, ſchwere Bürden auf lange Jahre hinaus zu
tragen, um ſo unſeren Volksxenoſſen im Weſten auf dem allein
möglichen Wege ihre Menſchenrechte und ihre Freiheit zu
er=
kaufen. Nur in dieſem Willen und nur für dieſes Ziel können
wir den Mut finden, die geforderte ſchwere Laſt auf uns zu
laden, von der wir nicht wiſſen, ob wir nicht unter ihr
zuſammen=
brechen werden. Aber neben allen Bedenken, neben allen ernſten
Sorgen der Möglichkeit der Durchführung der übernommenen
Verpflichtung ſteht unſere Pflicht, die beſetzten Gebiete in ihrer
Not nicht allein zu laſſen und die Opferbereitſchaft, alles zu tun,
um den Brüdern und Schweſtern an Rhein und Ruhr Leben
und Freiheit zu gewinnen. Das iſt die Treue, auf die ſie
An=
ſpruch haben, die wir ſo oft ihnen gelobt haben, und die nun
opfervolle Tat des ganzen deutſchen Volkes einlöſen ſoll.
Meine Damen und Herren! Nur die Tatſache, daß wir in
all den Stürmen des Krieges und den Nöten des Nachkrieges
unſere politiſche Einheit gewahrt und gerettet haben, daß uns das
Reich geblieben iſt, gibt uns die Kraft zum Vertrauen auf
Deutſchlands Zukunft. Nur ein geſunder, einheitlicher nationaler
Wille, frei von allen Phantaſtereien, kann uns in der Welt die
Achtung erzwingen, die unerläßlich iſt, wenn Deutſchlands
Zu=
kunft geſichert werden ſoll. In aller Not des unglücklichen
Kriegsausganges und des Druckes außen= und innenpolitiſcher
Machtfaktoren hat ſich
das Bewußtſein deutſcher Schickſalsgemeinſchaft
ſtärker erwieſen als fremde Lockung und Gewalt, aber auch ſtärker
als eigene Zwietracht. In allen dieſen Kämpfen und
Bedräng=
niſſen hat unſer Volk ſeine Einheit und ſeine ſtaatliche
Organi=
ſation gewahrt und hat dieſem fundamentalen Grundgedanken,
dem feſtgefügten Reiche, heute vor fünf Jahren in einem neuen
Grundgeſetz, der Verfaſſung von Weimar, Ausdruck gegeben.
Schon deshalb haben wir ein Recht, des heutigen Tages zu
ge=
denken und Herz und Sinne zu erheben zu unſerem größten
politiſchen Gute, der deutſchen Einheit, dem Deutſchen Reiche!
Laſſen Sie, meine Damen und Herren, uns ſtets bei allem, was
uns Deutſche ſonſt an Intereſſenwiderſtreit und Weltanſchauung
treunt, deſſen gedenken, daß nur in dieſer Zuſammengehörigkeit,
einſt ſchwer erkämpft und jetzt unter größten Opfern behauptet,
die Wurzeln der Kraft liegen, die uns wieder aufwärts führen
kann, und daß nur in dieſer politiſchen Einheit auch der
kul=
turelle und der ideale Geiſt wirken kann, der jeden wahren
Aufſtieg beſeelen muß. In dieſer Zuſammengehörigkeit aller
deutſchen Stämme in Körper und Geiſt will die Reichsverfaſſung
von Weimar die nationale Idee und den Gedanken der
Demo=
kratie vereinen; die nationale Fdee dadurch, daß die
Ein=
heit der Nation und ihre Bedeutung im Bewußtſein des ganzen
Volkes lebt, den demokratiſchen Gedanken durch die
verantwortungsbewußte Mitarbeit jedes Deutſchen am Staate,
durch die Betätigung des Willens des Volkes. Nur auf dem
feſten und ſicheren Rechtsboden, den vor fünf Jahren nach
Mo=
naten ſchwerer Wirrniſſe die aus freier Wahl hervorgegangene
Nationalverſammlung in der Verfaſſung der deutſchen
Nepublik uns gegeben hat, kann ſich unſere weitere ſtaatliche
Entwicklung und unſere außenpolitiſche Zukunft vollziehen. Möge
dieſe Erkenntnis immer weitere Wurzeln faſſen und —
unbe=
ſchadet der Weltanſchauung und Parteimeinung — alle
ſtaats=
bewußten Schichten unſeres Volkes auf dieſer Grundlage
zu=
ſammenführen: Nur dann, wenn wir wenigſtens in allen
Grund=
fragen der Zukunft und des Lebens unſerer Nation geſchloſſen
zuſammenſtehen, können wir in dieſem Drang der Zeit es wagen,
unſer Schickſal zu meiſtern und feſt auf unſere Zukunft
ver=
trauen. Mit dieſer Hoffnung begrüße ich Sie, meine Damen
und Herren, grüße ich Weſtfalen und ſeine kernige, tatkräftige
Berölkerung, grüße ich beſonders herzlich die Brüder und
Schwe=
ſtern in beſetzten Gebiet.
Sodann würdigte Regierungsrat Dr. Schmidt in einer
län=
geren Rede die Bedeutung des Verfaſſungstages. Redner ſandte
dann Grüße an die deutſchen Brüder in allen deutſchen Gauen,
in Oeſterreich und in den beſetzten und abgetrennten Gebieten.
Er gedachte weiter der Männer, die 1848 in der Frankfurter
Paulskirch” in dem Glauben an ein großes, aus der Kraft des
Volkes geeintes Deutſchland verſammelt waren. Nach Worten
des Gedenkens für die Opfer des Weltkrieges ſchloß der Redner,
In der Reichshauptſtadt.
Unter gewaltiger Beteiligung der Berliner Bevölkerung hat
banner Schwarz=Rot=Gold eine Pereinbarung getroffen, wonach
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Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 11. Auguſt 1924.
Aveigenen Veraſtlaungen. und ſch am den bom.
Reichsbanner vorgeſehenen Feſtlichkeiten beteiligten. Am
Alexanderplatz formierten ſich die Fahnenabordnungen der Ber= Am 27. und 28. September d. Js. veranſtaltet das Reichsbanner
liner Gewerkſchaften des Reichsbanners und marſchierten unter Schwarz=Rot=Gold in Mannheim einen großen „Republikaniſchen Tag”
Vorantritt einer Muſikkapelle bei herrlichſtem Wetter durch das für ganz Südweſtdeutſchland. Die Veranſtaltung iſt verbunden mit der
Zentrum der Stadt nach dem Großen Schauſpielhaus. Männer,
Frauen und Kinder hielten die Straßen, durch die ſich der Zug tagsabgeordneten Dr. Ludwig Frank=Mamheim.
bewegte, dicht beſetzt und das impoſante Schauſpielhaus war von Die Firma Benz=Mannheim hat ihren Arbeitern durch Anſchlag
einer lebenden Mauer umſchloſſen. Nach Eintreffen der
Fahnen=
abordnungen, welche die Bühne beſetzten, begann in Gegenwart
der Frau Reichspräſidentin und ihrer Tochter ſowie zahlreicher
Ehrengäſte die eigentliche Feier, die einen überaus würdigen und geben.
harmoniſchen Verlauf nahm. Als ſich der Bühnenvorhang hob,
leuchtete auf ſchwarzem Grunde ein rieſiger Reichsadler
goldſchim=
mernd auf, und das Philharmoniſche Orcheſter ſetzte unter
laut=
loſer Stille mit der Ouverture „Zur Weihe des Hauſes” von
Beethoven ein. Ein Mitglied der Schaubühne, Fräulein
Bor=
chardt, bot mit prachtvollem Organ Rezitationen. Dann
rauſch=
ten die Töne Liſztſcher Präludien durch den rieſigen Kuppelbau
des Theaters, das mit einer feſtlich geſtimmten Menge dicht beſetzt
war.
Wilhelm Dittmann, Vizepräſident des Reichstages, Dr.
Vockel, Generalſekretär der Zentrumspartei und der demokratiſche
Reichstagsabgeordnete Erkelenz hielten Anſprachen, in denen ſie,
vielfach von Beifallsrufen unterbrochen, ein Bekenntnis zur
Wei=
marer Verfaſſung ablegten. Dittmann gedachte der Vorkämpfer
der Deutſchen Republik von 1848 und forderte die Anwefenden
auf, mit ihm dieſe Republik gegen alle Angriffe, woher ſie auch
kommen mögen, mit Leib und Leben zu verteidigen. — Der
Zen=
trumsredner ſagte: Gehorche der Obrigkeit, arbeite und liebe
Dei=
nen Nächſten. — Abg. Erkelenz ſchilderte in leuchtenden Farben
das Deutſchland der Zukunft. Cinigkeit, Freiheit und Vaterland
müßten ſtets unſere Parole ſein. Nachdem die Quverture zu der
Wagnerſchen Oper „Die Meiſterſinger” verklungen war, ſang die
vieltauſendköpfige Menge ſtehend und erhobenen Hauptes das
Deutſchlandlied. — Ebenſo wie der Anmarſch vollzog ſich auch
der Abmarſch nach dem Alexanderplatz in vollſter Ruhe und
Ord=
nung.
Am Nachmittage ſammelten ſich an 20 Stellen der Stadt viele
Hunderttauſende und marſchierten unter den Klängen mehrerer
Muſikkapellen nach zwölf großen Lokalen, wo ſich Vollsfeſte
größ=
ten Ausmaßes entwickelten. Auf allen dieſen Veranſtaltungen, ſich, ob er mit dem Reiſehut auch aus Paris zurückkehren wird.
ſprachen führende Politiker, die nochmals in zündenden Worten
auf die Bedeutung der Weimarer Verfaſſung hinwieſen.
Fackel=
züge in einzelnen Lokalen werden den Abſchluß dieſes wirklichen
Volksfeiertages bilden.
Die Gedenkfeier in München.
Unter Beteiligung aller republikaniſchen Parteien und
Ver=
bände hat die Organiſation Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold
heute vormittag auf dem Ausſtellungsgelände eine Gedenkfeier
des Jahrestages der Weimarer Verfaſſung abgehalten.
Vertre=
ten waren die Zentrumspartei, die Deutſch=Demokratiſche und die
Sozialdemokratiſche Partei, die Gewerkſchaften, Allgemeiner
Deut=
ſcher Beamtenbund, Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten, der
Afa=
bund, der Zentralrat der Betriebsräte, der Republikaniſche
Reichsbund, der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, das Kartell
republikaniſcher Studenten ſowie ſämtliche Arbeiter=Turn= und jerten Schulden herbeizuführen, eine Negelung, unter der man
Sportvereine. Der als erſter Nedner angekündigte Bundeskanz= ſich eine Streichung oder Annullierung der franzöſiſchen
Schul=
ler a. D. Renner (Bien) war nicht erſchienen. Nach den
ein=
leitenden Muſik= und Chorvorträgen teilte der
Landtagsabgeord=
nete Bauer in ſeiner Feierrede mit, daß der bayeriſche
Miniſter=
präſident die an ihn ergangene Einladung zur Teilnahme an der
Verfaſſungsfeier mit beſtem Dank mit dem Bemerken abgelehnt leihe und künftige Kreditoperationen möglich ſein werden. Die
habe, daß er durch anderweitige Inanſpruchnahme verhindert ſei,
mder Einladung Folge zu leiſten. Der Redner feierte die Weima= beſetzung oder in der Eiſenbahnfrage weſentliche Konzeſſionen zu
rer Verfaſſung als ein Werk nicht der blutigen Gewalt, ſondern
Fremdherrſchaft ſchmachtenden Volsgenoſſen und forderte wie Seite der Beſuch Herriots in Paris möglich geweſen. Er war,
ſtimmung. Unſere Parole müſſe ſein: Gegen Kleinſtaaterei, für dann wieder fallen gelaſſen worden. Die
Konferenzverhandlun=
das freie, einige, große Deutſchland. Zum Schluß legte der
Red=
ner das Gelöbnis namens der Verſammelten ab, allezeit für die Herriots nach Paris bedeutet in gewiſſem Sinne eine Kriſe,
mit ginem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf die Republik, auf war, daß die Verhandlung der militäriſchen Nuhrräumung unter
das unteilbare, einige deutſche Vaterland. Ein Muſikvortrag be= allen Umſtänden eine Kriſe herbeifükren mußte, und daß dieſe
endete die Feier. — Zu den vor der Halle Verſammelten ſprach Kriſe, je eher ſie kommt, um ſo beſſer überwunden werden kann.
nehmenden Organiſationen rückten in kleineren Gruppen nach der ſo wird die Gefahr beſeitigt, daß Herriot nach ſeiner Rückkehr
Hauptfeier in ihre Standquartiere ab, ohne daß es zu Zwiſchen= nach Paris geſtürzt werden könnte, was ſonſt zu befürchten wäre,
fällen kam. Am Vorabend hatte der Republikaniſche Reichsbund, da ſich bekanntlich die franzöſiſche Kammer die Bewilligung der d
eine Verfaſſungsfeier veranſtaltet, in der Frau Toni Sender Konferenzbeſchlüſſe vorbehalten hat. Unter dieſen umſtänden
(Frankfurt am Main) ſprach. Die jungdemokratiſche Arbeitsge= wird die Reiſe Herriots nach wie vor ohne beſondere Sorge
be=
halten.
Vom Tage.
Enthüllung eines Denkmals für den gefallenen republikaniſchen
Reichs=
mitgeteilt, daß ſie infolge der wirtſchaftlichen Verhältniſſe gezwungen
iſt, die wöchentliche Arbeitszeit auf vier Tage zu beſchränken.
Wie die Blätter melden, hat ſich Loucheur geſtern nach London be=
Nach einer amtlichen Hadasmeldung von 1.30 Uhr morgens ſprach
der Miniſterrat, nachdem er von Herriot über den Stand der Londoner
Verhandlungen unterrichtet war, einſtimmig ſeine Zuſtimmung zu den
Ansführungen Herriotz aus. Herriot, Clementel und Nollet werden noch
hente nach London zurückehren.
Havas zufolge wird angenommen, daß die Londoner Konferenz
noch ungefähr eine ganze Woche ausfüllen dürſte. Die franzöſiſche
Re=
gierung werde erſt bei Abſchluß der Konferenzarbeiten im
Einverneh=
men mit der Kammer und dem Senatspräſidenten den Zeitpunkt der
Einberufung des Parlaments feſtſetzen. Höchſtwahrſcheinlich wird der
20. Auguſt hierfür gewählt werden.
Nach dem Matin erklärte Herriot geſtern in Paris im Miniſterrat,
er werde das in London zu ſchließende Abkommen erſt endgültig
akzep=
tieren, nachdem er ein Vertrauensvotum von Kammer und Senat
er=
halten habe.
Vergangene Nacht explodierte in dem Zuge Bad=Harzburg—
Braun=
ſchweig im Abort eines Wagens vierter Klaſſe eine Handgranate. Ein
in dem Raum ſich aufhaltender unbekannter Mann wurde getötet. Fünf
Perſonen wurden verletzt. Die Urſache des Unglücksfals iſt noch nicht
aufgeklärt.
Frankreich und die Räumungsfrage.
SD. London, 10. Aug. Als Herriot geſtern abend
Lon=
don verließ, ereignete ſich ein kleiner, aber amüſanter
Zwiſchen=
fall. Er ſtand auf der Plattform ſeines Wagens und hatte einen
runden Hut auf. Während er mit ſeinen Bekannten und
Freun=
den ſprach, kam ſein Kammerdiener von hinten, nahm im
ſchwei=
gend den Hut vom Kopfe und erſetzte ihn durch eine Reiſemütze.
Herriot hat alſo ſeinen Londoner Anzug abgelegt und es fragt
Dieſe Frage kann auch in die Politik übertragen werden. Man
iſt überzeugt, daß Herriot mit einem feſten Programm aus Paris
zurückkehren wird. Es fragt ſich aber, welcher Mittelweg
zwi=
ſchen der ſogenannten Sicherheitslöſung und der wirtſchaftlichen
Näumung der Ruhr gefunden wird. Auf der einen Seite ſteht
die militäriſche Räumung, von deren Notwendigkeit nach
Mei=
nung hieſiger Kreiſe ganz Frankreich überzeugt iſt, mit
Aus=
nahme vielleicht der Militärs. Auf der anderen Seite ſteht das
Bedürfnis, dieſe Frage zum Gegenſtand eines Geſchäfts zu
machen. Frankreich will entweder einen guten Handelsvertrag
oder eine komplette Entwaffnung Deutſchlands verlangen. Beide
Forderungen ſind mit den Verhandlungen der interallierten
Konferenz und dem Dawesbericht unvereinbar. Die militäriſche
Näumung muß erfolgen, da das Ziel des Einnarſches in das
Nuhrgebiet durch die Löſung der Reparationsfrage erreicht
wor=
den iſt. Zu dem genannten Plan tritt noch der Wunſch hinzu,
die Räumung der Ruhr ebenfalls in gewiſſem Sinne als Objekt
eines Kuhhandels zu benutzen, um eine Regelung der
interalli=
den vorſtellt. Alle drei franzöſiſchen Wünſche haben wenig
Aus=
ſicht auf Verwirklichung. Die Frage lautet nicht nur, ob die
Konferenz als Ganzes oder die Deutſchen den Bedingungen
Frankreichs zuſtimmen würden, ſondern auch, ob bei
Bewlli=
gung der franzöſiſchen Fordetungen eine internationale
An=
deutſche Delegation hat nicht die Abſicht, in der Frage der
Ruhr=
machen. Dadurch würden die Ausſichten für die Unterbringung
des Geiſtes der friedlichen Arbeit. Er gedachte der unter der der Anleihe gefährdet werden. Immerhin iſt auf der anderen lage für den Nat der großen Vierzehn fertiggeſtellt. A.k
für die ſtammverwandten Oeſterreicher das Recht der Selbſtbe= wie bekannt, ſchon vor 14 Tagen in Ausſicht genommen, iſt aber, ſeit dem 11. Januar 1933 begangenen Verbrechen und 3u me
gen ſind an einem entſcheidenden Punkt angelangt. Die Reiſe Die erkannten Strafen werden erlaſſen. Neue Verfahrer En
Republik und die Flagge Schwarz=rot=gold einzutreten. Er ſchloß inſofern nämlich, als es allen Beteiligten von vornherein klar Irrtümer zu vermeiden, muß geſagt werden, daß im 6e
Dr. Dehler von der Deutſchen Demokratiſchen Partei. Die teil= Führen die Pariſer Verhandlungen zu einem guten Ergebnis, ſatzungstruppen, ſoweit ſie den Tod zur Folge hatten, CKu
meinſchaſt wird am Montag abend eine Verfaſſungsfeier ab= urteilt. Auch der bisherige Verlauf der Pariſer Beſprechungen
gibt keinen Anlaß zu irgendwelchen Beſorgniſſen.
I
Der franzöſiſche Miniſteri
Paris, 10. Aug. (Wolff.) Ueber den Verlauf d
nacht von 10 Uhr bis 1 Uhr 30 abgehaltenen Miniſte
richtet der Matin”: Als der Miniſterrat zuſammentrat.
zwei Auffaſſungen einander gegenüber, eine, nach der
mung des Ruhrgebietes nicht nur von dem effektiven Be
Erfüllung des Sachverſtändigenplanes abhängig zu mag
dern auch mit dem franzöſiſchen Sicherheitsproblem und
mit der Militärkontrolle in Deutſchland und der 9
Deutſchlands in Verbindung zu bringen iſt, die andere,
Wortlaut des Verſailler Vertrages und die Erklärur
voraufgegangenen Regierung Frankreich die Begleichung
parationen ſichern und daß die völlige Näumung der
11. Januar 1923 beſetzten Gebiete lediglich von der Aus
des Sachverſtändigenplanes abhängig zu machen iſt.
teren Auffaſſung entſprach auch der franzöſiſch=belgiſe
K=
mungsplan, der der Konferenz unterbreitet worden iſt.
dieſen beiden Löſungen hatte der Miniſterrat zu wähl ſ.
Präſident der Republik beteiligte ſich aktiv daran. Der
miniſter legte die Geſichtspunkte dar, die er bereits in
dem Miniſterpräſidenten auseinandergeſetzt hatte, von
jedoch wußte, daß ſie nur ſehr ſchwer die Zuſtimmung der
Kabinettsfitglieder finden würden. Herriot faßte ſchlie
Lage zuſammen und ſtützte ſich dabei namentlich auf di
tente Anſicht des Marſchalls Foch. Die Miniſter und
ſident der Republik ſchloſſen ſich dem Standpunkt des
präſidente neinſtimmig an. Wenn man ſich an das
Communiqus hält, hat General Nollet dieſe Einſtimmig!
durchbrechen wollen und ſich ebenfalls der Stellungnahn f
Kollegen angeſchloſſen.
Herriot beſtätigte die Nachricht, daß beſchloſſen
wo=
daß auf die Londoner Konferenz keine weitere Konferen
werden, die die Regelung, der interallierten Schult
Gegenſtand haben ſoll. Sie werde erſt in der zweiten N. E.
hälfte, das heißt nach den amerikaniſchen Wahlen, eilt
werden, ſo daß die Vereinigten Staaten daran teilnehm Ir
ten. Es ſei aber zu erwarten, daß die wirtſchaftlichen
ſowie die Fragen im Zuſammenhang mit der Abrüſtu (a
dem Unterſtützungspakt auf Gegenſeitigkeit, ohnehin Ge Eu
ſpäterer Unterhandlungen zwiſchen den beteiligten Regi
ſein würden. Jedoch ſtehe in dieſen verſchiedenen Punk
nichts Endgültiges feſt.
Das offizielle Communiqué.
Das offizielle Communiqué, das dieſe Nacht um 1
bei Schluß des Miniſterrats ausgegeben wurde, hat f. Sel
Wortlaut: Der Miniſterpräſident und ſeine Kollegen Clat
und General Nollet, die heute die auf der Londoner K. b
zur Debatte ſtehenden Probleme in ihren verſchiedenen Ent
ten überſehen, haben den Miniſterrat davon unterrichte ſ4a
welchen Bedingungen die Verhandlungen ihren Fortga k
men. Der Miniſterrat hat ihnen einſtimmig ſeine vo
ſtimmung erteilt. Herriot, Elsmentel und General Nolle F
heute, Sonntag, nach London zurück.
*
In Londoner Konferenzkreiſen hat das von Havas ge
Ergebnis des franzöſiſchen Miniſterrats keinerlei Ueberraſ ſch
hervorgerufen, da man einen ſolchen Beſchluß erwarte fa0
Es wird allgemein für ſehr wahrſcheinlich gehalten, da m
wehr zwiſchen der deutſchen Delegation einerſeits und di imd
zöſiſchen und belgiſchen Delegation andererſeits eine Aus che
über die Frage der militäriſchen Näumung des Ruhr /4
beginnen wird.
Der juriſtiſche Ausſchuß zur Amneſtiefra
SD. London, 10. Aug. Am Samstag abend wur f—3
Bericht des Juriſtiſchen Ausſchuſſes zur Amneſtiefrage zu —4
Prinzip der Gegenſeitigkeit wird die völlige Amneſtie f4
handlungen gegen die alliierten militäriſchen Behörden gett
begangene Verbrechen und Handlungen ſind nicht zuläff
zu dem Amneſtieangebot nach dem Entwurf der Allierte
Sabotageakte aller Art amneſtiert worden ſind.
Ausgeſſ=
ſind hierbei nur diejenigen Anſchläge gegen das Leben Lbeu
delt ſich nur um den Fall Graff. Dieſer wird in anderer E
wie man erwartet, zufriedenſtellend erledigt werden. Na /4
derherſtellung der deutſchen Juſtizhoheit bzw. nach Inkra E
des Vertrags wird das deutſche Recht und die deutſche G 8
barkeit in vollem Umfang wieder hergeſtellt, und alle VE
von Landesverrat oder Hochverrat werden nach deutſchen .
beſtraft werden.
* Chgrakter und Sterne.
bs. Wie im Mittelalter, wird die Aſtrologie auch heute von
ernſten Gelehrten ausgeübt. Sie bemühen ſich, die in neuerer
Zeit bekannt gewordenen Himmelstatſachen der aſtrologiſchen
Gedankenwelt einzuverleiben. Sie ſuchen die Einwände in
zeit=
gemäßer Denkweiſe zu widerlegen. Sie verwenden die der
aner=
kannten Wiſſenſchaft eigentümliche Arbeitsweiſe. So verglich ein
Berliner Arzt, Dr. Friedrich Schwab, zahlreiche Horofkope von
Menſchen gleicher Geiſtes= und Körperanlage, erhob das
Ge=
meinſame zum aſtrologiſchen Geſetz der Menſchengruppe und
machte die Probe auf die Ermittelung. Die Aſtrologen
beſchrei=
ben etwa ebenſo viel Menſchentypen wie Tierkreiszeichen und
Planeten. Schwab und ſeine Mitarbeiter ſchätzen zunächſt,
wel=
chem in der Geburtsſtunde aufgehenden Sternzeichen eine
An=
zahl Verſuchsperſonen nach ihrem Typus zuzuordnen ſeien.
Dann ſtellten ſie das ihnen vorher unbekannte Horoſkop der
Verſuchsperſon. Je treffender ſie geſchätzt hatten, um ſo
rich=
tiger war die aſtrologiſche Vorausſetzung, die der Schätzung
zu=
grunde lag. Nun gibt es eine gewiſſe Wahrſcheinlichkeit dafür
daß man unter den zwölf Tierkreiszeichen das richtige einfach
errät. In Prozenten ausgedrückt, hat die Wahrſcheinlichkeit den
Wert 85. Die nach dem Typus vorgenommene Schätzung des
Tierkreiszeichens traf aber in 73 Prozent der Fälle zu. Die
Ziffer ſcheint zunächſt zu überwältigen. Sie verliert jedoch au ausgabe völlig gerechtfertigt wird. Mit dem erſten Band der Biographie
Ueberzeugungskraft, wenn man in Schwabs „Sternenmacht und
Menſch” lieſt, daß der einſchlägige Verſuch nur an etwa 50 Fällen
gemacht wurde.
Schwab unterwarf der ſtatiſtiſchen Methode auch die
aſtro=
logiſchen Beziehungen, ſolcher Perſönlichkeitsäußerungen, die, liches, Dokumente und die eingehende Würdigung des Lebenswerkes.
wie der Beruf, ſtark willkürlich zu ſein ſcheinen. Unter etwa
1000 Horoſkopen ſammelte er die von Dichtern, Komponiſten,
Malern und Bildhauern, Schauſpielern, Mathematikern.
Geiſt=
lichen und Offizieren und ſuchte zu ermitteln, welche Planeten
bei den Angehörigen einzelner Berufsklaſſen und in welchem
Tierkreiszeichen ſie am häufigſten aufgingen. So findet er z. B.
das Ideal=Horoſkop für Dichter und Schauſpieler: Sie müſſen
die Sonne in den Zwillingen, die Jungfrau im aufgehenden lichſt bald der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Tierkreiszeichen und den Mond in den Fiſchen haben. In
dem=
ſelben Sinne vergleicht er die Horoſkope verſchiedener Geiſtes=
und Körperkranker, übrigens auch von Selbſtmördern. Sein Analyſen der Hauptverke. Sind ſie beide für den Muſikfreund be=
Vergleichen und Zählen iſt durchaus gewinnend. Das
Ver=
fahren wäre wohl das einzig geeignete, um ein etwa geltendes
aſtrologiſches Geſetz der Geburtsſtunde nachzuweiſen. Leider
ſind aber auch die einzelnen Berufz= und Krankheitsgruppen viel
zu klein, um zur Entſcheidung auszureichen. Schwab freilich
lebt im Ganzen ſeines Stoffes und iſt von der Sache ſo
über=
zeugt, daß er zum Beiſpiel durch das Horoſfop Tglente entbecken
und hartnäckige Nichtskönner durch ein Begabung verneinendes
Horofkotz aufklären und einer nützlicheren Arbeit zuführen will.
Gläubig entwickelt er die Bedeutung der Aſtrologie für
päda=
gogiſche Zwecke, Rechtspflege, Pſychologie, Medizin, ſogar für
Politik, da es Horoſkope wie für Einzelne, ſo auch für ganze
Völker gibt. Die aſtrologiſchen Bäume wollen da ſtark in den
Himmel wichſen. Als höchſten Nutzen wird man allenfalls den
veranſchlagen, den auch Schwab an erſte Stelle ſetzt, den der
Selbſterziehung. Das Horoſtob iſt ihm nicht die Figur des
feſt=
gefügten Schickſals, ſondern nur ein „ahnungsvolles Programm”,
das wir, bis zu einem gewiſſen Grade Herren unſeres Schickſals,
befördern und verhindern können. Mancher, der ſeine
Selbſt=
erkenntnis mit allen erreichbaren Mitteln fördern möchte, wird
vielleicht ein von einem verantwortungsbewußten Aſtrologen
ge=
ſtelltes Horofkop benutzen, um ſich nach der Deutung des
Stern=
ſtandes zu begreifen und zu erziehen.
S. J—y.
* Muſikbücher.
Gräflinger: Anton Bruckner: Teßme=; Anton Bruckner; Göllerich;
Anton Bruckner, Band I. Deutſche Muſikbücherei, Band 20, 33, 36.
Regensburg, Guſtav Boſſe.
Die Brucknerbiographie, die der Verlag in kurzer Zeitſpanne hat
erſcheinen laſſen, ſind in ihrer Art ſo verſchieden, daß dadurch ihre
Her=
von Göllerich haben wir nun endlich den Anfang einer ausführlichen
und erſchöpfenden Monographie, die einer der beſten Brucknerfreunde
und =Kenner, in dem Meiſter ſelbſt ſchon ſeinen künftigen Biographen
fah, in langjähriger Arbeit vorbereitet hat. Erinnerungen,
Perſön=
darunter zahlreicher ungedruckter Werke geben ein umfaſſendes Bild
des Komponiſten und ſeines Werkes. Der erſte Band enthält die
Jugend=
zeit und die Jahre der Tätigkeit als Schulgehilfe in Windhaag und
Kronstorf, im Ganzen die Jahre 1824—1845. Neben zahlreichen
Ab=
bildungen intereſſiert vor allem die vollſtändige Wiedergabe aller frühen
Kompoſitionen, ſoweit ſie noch erhälten ſind, darunter zweier kleiner
Meſſen. Möge der Tod Göllerichs es nicht verhindern, daß ſein
über=
aus reichhaltiges Material in gleich würdigen Fortſetzungsbänden mög=
Demgegenüber enthalten die beiden anderen Biographien
vonein=
ander getrennt die Lebensgeſchichte, bei Gräflinger nur ſkizziert, bei
Teßmer auf Grund des Materials von Göllerich ausführlicher und gute
ſtimmt, der für den Kunſtgenuß tieferes Verſtändnis aus dem
Perſön=
lichen heraus ſucht, ſo dürfte das Werk von Göllerich auf keiner
wichtige=
ren Bibliothek fehlen.
Richard Benz: Die Stunde der beutſchen Mußk. Jena. Eugen
Diede=
richs Verlag. Erſtes Buch. 476 Seiten. Gebunden 14,50 Mark.
Der bedeutende Weckrufer für deutſche Muſik und Kunſt
unter=
nimmt es, den Gegenſatz lebendiger Muſik in der Vergangenheit und
E ngnn nmn n mnggnnnnng ggngn enn n ngmngngnnmn
arbeiten. In ſtets anregender, den Fachmann allerdings zuwe
lebhaftem Widerſpruch reizender Darſtellung zieht vor unſerer
die Muſik der Renaiſſance, die religiöſe Kunſt Bachs, die große
der italieniſchen Hegemonie, Händels Oratorium, Glucks und 2*
dramatiſches Schaffen, der großen Wiener Komponiſten inſtrun
Werk und Schuberts Lied vorüber, alles ſpiegelt ſich im Geiſte d*
faſſers, dieſes feinſinnigen Beurteilers kultureller und geiſtig
ſammenhänge. Es wird von höchſtem Intereſſe ſein, wie ſich d
faſſer zu den neueren und neueſten Beſtrebungen der Tonſtun
Der vorliegende Band iſt ein wertvoller. Verſuch einer Kult
Geiſtesgeſchichte deutſcher Muſit. Jedem Maſikfreund, dem dieſ
wirklich eine innere Offenbarung zu ſein vermag, wird das B!
Quelle wertvollſter Anregung und wahrhafter Erhebung ſein.
Illo Peters: Die mathematiſchen und phyſikaliſchen Grundlas
Muſik. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 080 Mark. 33
So freudig wir vor kurzem das kleine muſikaliſche Wörterb.
H. J. Moſer, das im gleichen Verlage erſchien, begrüßt haben,
fechtbar iſt im Einzelnen der Wert des vorliegenden Werkchens.
die Beſchränkung auf das rein Mathematiſche, das ſtarke Loslöi ß
der Pſychologie iſt den Problemen der Akuſtik gegenüber ſehr ge
da die ſubjektive Wahrnehmung der Tonempfindungen oft d
Brücke zur mathematiſchen Erkenntnis bilden. Daß ferner die
goräiſche Leiter trotz Stumpfs Forſchungen über die ſubjektiv
Interballe noch im Vordergrund ſteht, daß beim harmoniſchen
ſatz von Dur und Moll ziemlich breit die nachher abgelehnte Ri
ſche Hypotheſe des Dualismus erläutert wird, anſtatt poſitive S.
zrahme oder doch wenigſtens eine ausreithende Problemſtellt
bringen, halten wir für höchſt irreführend. Uns erſcheint die
Materie ſo kompliziert, daß ein Zuſammendrängen auf 33 Seiter
unmöglich iſt.
Adolf Aber: Die Muſikinſtrumente und ihre Sprache, Berlin,
und Weber, 97 Seiten.
Das Büchlein iſt eine geſchickte Zuſammenſtellung alles Wiſſens
über die gebräuchlichen Muſtkinſtrumente, führt in gemeinverſtir
Sprache in ihren Bau, ihre akuſtiſchen Bedingungen und vor all ſ.
Art und den Charakter ihrer muſikaliſchen Verwendung in älter
neuerer Zeit ein. Zahlreiche Abbildungen erhöhen die Anſchat
des willkommenen und preiswerten Büchleins.
Rudolf Mengelberg, Guſtav Mahler, Leipzig, Breitkopf und 41
Mauſikbücher, 79 Seiten.
In volkstümlicher Form liegt hier ein Werkchen vor, das de
ſuch unternimmt, das Eigentümliche der Künſtlernatur Mahler
Muſikknound näher zu bringen. Die Trennung in Lebensbeſchr
und Wertung des Schaffens iſt hier von beſonderem Wert, da ſe
wie bei Mahler die Kompoſitionen ſcheinbar unabhängig vor
äußeren Werdegang ſind. Wenn auch nicht jeder bis in die Einze
der Avalyſe mit dem Verfaſſer gleicher Anſchauung ſein wirk
faſſe beiſpielsweiſe trotz der Gegenargumente manche Wendung
den Sinfonien nach wie vor parodiſtiſch auf, ſo iſt die klare Darf.
und das begeiſterte Eintreten des ausgezeichneten Mahlerkenner
von großem Wert.
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Mummer 222.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 11. Auguſt 1924.
Seite 3.
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In
der London
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y
Stadt und Land.
Darmſtadi, 11. Auguſt.
Die Verfaſſungsfeier in Darmſtadt
— Für die geſtrige Verfaſſungsfeier, die mit einem öffentlichen
Um=
durch die Stadt begann, waren große Maſſen aufgeboten,
nament=
auch aus den Nachbarorten; trotzdem wickelte ſich der Verkehr glatt
Die Aufſtellung des Zuges im nördlichen Stadtteil vollzog ſich
lich ſchnell, da beſondere Ordner tätig waren. Die einzelnen
Grup=
hatten ſich in den Straßenzügen in der Nähe des Gaswerks auf=
Ut. beſonders in der Blumenthalſtraße, dem Rhönring, der
Emil=
je, der Pallaswieſenſtraße und der Kahlertſtraße. Der Feſtzug
for=
te ſich dann in der Frankfurter Straße und zog ſogleich dem
Mit=
inkte der Stadt zu. Voran ritten Schutzpolizei, dann folgten He=
, Radfahrer und Kinder; dieſe in ſo großer Zahl mit
ſchwarz=
oldenen Papierfähnchen in der Hand, daß ſie wohl ein Drittel des
en Zuges ausmachten, namentlich, wenn man auch die anderen
ergruppen hinzurechnet, die über den ganzen Zug hin verteilt
n. In einem Automobil an der Spitze des Zuges fuhren die drei
edner: Reichstagsabgeordneter Dr. Queſſel (Soz.), ſowie die
Land=
abgeordneten Nuß (Zentr.) und Reiber (Dem.). Staatspräſident
h, die Miniſter und andere Vertreter der Negierung ſahen dem
arſch des Zuges von den mit ſchwarz=rot=goldenem Fahnentuch
eſchlagenen Fenſtern über dem Portal in der Rheinſtraße zu. Die
er zogen in den inneren Schloßhof, wo für ſie eine beſondere
ſtattfand, bei der der Leiter der Zentrale für Volksbildung, Herr
ktor Haſſinger, folgende Anſprache hielt:
Liebe Kinder!
Zum 5. Male jährt ſich heute der Geburtstag der deutſchen Republik.
zerall in deutſchen Landen ſind daher Männer und Frauen
verſam=
um dieſen Tag feſtlich zu begehen. Auch ihr habt heute den großen
ug mitmachen dürfen und ſeid nun imn Schloßhofe
zuſammengekom=
um in würdiger Weiſe dieſe Feier zu beſchließen.
Dieſer Erinnerungstag ſoll ein Tag vaterländiſcher Beſinnung ſein.
ndet, wie ihr alle wißt, unſer deutſches Volk von außen und innen
ſchweren Gefahren bedroht. Wir ſind, das ſei mit Schmerz
feſtge=
troſtlos zerriſſen, und das in einer Zeit, die die Kräfte jedes
Ein=
n braucht. Faſt will es ſcheinen, als ob mit den Alten nichts mehr
angen ſei. Und darum richtet ſich unſer Blick vertrauensvoll auf
ihr Kinder. Ihr ſeid die Zukunft, ihr ſollt an eurem Teil mit=
7, daß die ſcharfen Gegenſätze in unſerem Volke überwunden
wer=
daß alles das, was die einzelnen Volksgenoſſen oft künſtlich von ein=
zeute nicht anklagend rückwärts ſchauen, ſondern wir wollen den
vorwärts lenken und wollen in uns die Kräfte des Glaubens, der
und Hoffnung aufrufen, daß von dieſer Feſtfeier aus Ströme
digen Waſſers ausgehen, die unſerem Volk in allen ſeinen Gliedern
— Schichten zugute kommen. Ihr ſeid zwar jetzt noch jung, ihr könnt
ſe Kollym 1— nicht mitreden über das, was im Staate geſchehen ſoll, aber ihr ſollt
ejetzt ſchon vorbereiten, ſchulen und ſtählen für die große Aufgabe,
EIr ſpäter als Frauen und Männer zu erfüllen habt. Darum müßt
hon in eurem Zuſammenleben mit den gleichaltrigen Buben und
ls in der Schule und beim Spiel den Geiſt der Gemeinſchaft und
2
Haf Eer E Dn e ree eiei eane Deriſf
ihr euch auch recht gründlich in deutſches Weſen vertiefen, müßr
Zeiſt unſerer Großen in euch wirkſam werden laſſen, müßt euch mit
Leben unſerer großen Männer und Frauen der Geſchichte
beſchäfti=
um ihnen nachzueifern und es ihnen dann ſpäter im Dienſte des
en gleichtun zu können. Alles das, was durch jahrhundertelange
2r deutſcher Hände, deutſchen Geiſtes, deutſcher Frömmigkeit und
hen Gemüts ſich an Werten aufgehäuft hat, daran habt ihr Teil.
Soll euch ſtolz machen auf euer Vaterland. Denn dieſes iſt das wahre
t eines Volkes. Dieſes wahre Selbſt müſſen wir erhalten und
meh=
denn das gibt einem Volke erſt Wert und Bedeutung, was es an
ngen aufzuweiſen hat. Das deutſche Volk beſteht nicht bloß aus
die heute leben, nicht bloß aus den oft gar ſo kleinen, nicht ſelten
erlichen Vertretern des Tages. Es iſt viel größer. Das deutſche
iſt und bleibt eine Großmacht der Arbeit, der wirtſchaftlichen, der
en ſeeliſchen und ſittlichen Arbeit, auch wenn ſie uns heute
kne=
and dem deutſchen Adler die Flügel beſchneiden. Darum dürfen
ns den Glauben an die Zukunft unſeres Volkes nicht rauben laſ=
Zorbedingung für die Zukunft iſt aber das, was Max von
Schenken=
chon ſingt, wenn er ſagt:
„Aber einmal müßt ihr ringen
Noch in ernſter Geiſtesſchlacht
Und den letzten Feind bezwingen,
Der im Innern drohend wacht,
Haß und Argwohn müßt ihr dämpfen,
Geiz und Neid und böſe Luſt,
Dann nach langen, ſchweren Kämpfen
Kannſt du ruhen, deutſche Bruſt.”
dieſe Mahnungen, die ſeien es, die wir uns alle, ob jung oder alt,
ube oder Mädchen tief in unſere Herzen graben wollen und die
n unſerem Lebenskreiſe, in Familie und Beruf, Schule und Haus,
aufs ernſteſte beherzigen wollen, denn nur dann wird dieſe ſchwere
it, die wir durchleiden müſſen, für uns Deutſche einen Segen brin=
Nur wenn wir danach handeln, können wir der wahren Einheit
ftig werden, der Einheit, ohne die es keine Freiheit gibt, denn;
„Die Freiheit läßt ſich nicht gewinnen,
Sie wird von außen nicht erſtrebt,
Wenn nicht zuerſt ſie ſelbſt tief innen
Im eigenen Buſen Dich belebt.
Willſt Du den Kampf, den großen, wagen,
So ſetz” zuerſt Dich ſelber ein:
Wer fremde Feſſeln will zerſchlagen,
Darf nicht ſein eigener Sklave ſein.
Nur reinen Herzen, reinen Händen
Gebührt der Dienſt im Heiligtum;
Der Freiheit Werk rein zu vollenden,
Dies, deutſches Volk, dies ſei dein Ruhm.
Die Lüge winkt, die Schmeichler locken,
Mit ſeiner Kette ſpielt der Knecht,
Du aber wandle unerſchrocken,
Und Deine Waffe ſei das Recht!”
Ind darum, Ihr lieben Kinder, laßt uns in dieſer feſtlichen Stunde
Verfaſſungsfeier geloben, daß wir alle mithelfen wollen nach dem
unſerer Kräfte an dem Aufbau unſeres Volkes und Vaterlandes.
in Euch allen ſoziale Geſinnung, Menſchenliebe religiöſen
Tat=
r. Gerechtigkeitsſinn und Opferbereitſchaft lebendig werden, dann
es trotz allem und allem vorwärts und aufwärts gehen. Denn ganz
recht preiſt der Dichter:
Einigkeit und Recht und Freiheit, als des Glückes Unterpfand”,
dieſes Glück kommt, das prägt euch recht tief ein, nicht von ſelbſt.
UInen von euch gut gehen, wenn es dem Ganzen, dem Staate gut
Der demokratiſche Staat gibt daher nicht nur jedem Einzelnen
Harſch i. Se Guch ſchen ſichen i Srcke. ud Ae
ſondern ſie ſoll werktätig mithelfen am Bau des Deutſchen Reiches.
ieſer Geſinnung reichen wir uns heute mit allen Deutſchen, denen
Aufbau der Volksgemeinſchaft ein herzliches Anliegen iſt, in treuer
undenheit die Hände und laſſen in uns allen ſtark und mächtig
en die Dichterworte:
„Du ſollſt an Deutſchlands Zukunft glauben,
An deines Volkes Auſterſteh’n.
Laß deinen Glauben dir nicht rauben,
Trotz allem, allem was geſcheh’n.
Und handeln ſollſt du ſo, als hinge
Von dir und deinem Tun allein
Das Schickſal ab der deutſchen Dinge
Und die Verantwortung wär” dein!”
Das ſei unſer Gelöbnis in dieſer ernſten Stunde. Und damit, Ihr
Kinder, will ich ſchließen, indem ich Euch auffordere mit mir
einzu=
en in den Ruf:
Inſer liebes deutſches Vaterland, das wir in ſeiner Not und Armmt
Loppelter Liebe umfaſſen, an deſſen Aufſtieg wir glauben und für
wir alle unſere Kräfte einſetzen wollen, die deutſche Republik ſie
hoch, hoch, hoch!
Das Gros des Zuges zog am Schloſſe vorüber dem Marktplatz zu,
ereits eine Stunde vorher durch die Polizei abgeſperrt war,
außer=
marſchierte die Schupo in größeren Abteilungen dort auf. Der
der die Frankfurter Straße, die Wilhelminenſtraße, Rheinſtraße,
rrſtraße, Eliſabethenſtraße, Wilhelminenſtraße und wieder einen
der Rheinſtraße paſſiert hatte, kam wohlgeordnet am Marktplatze
an. Bei dem Umfang, den er hatte, würde es zu weit führen, alle
beteiligten Vereine hier aufzuführen, in erſter Linie waren es
Berufs=
verbände, namentlich Gewerkſchaften, die in großer Zahl erſchienen
waren, ferner Turnvereine, Sportvereine, Radfahrervereine uſw., die
mit ihren Trachten, ihrer Sportkleidung, ihren Vereinsabzeichen das
Bild belebten. Außerdem wurden viele Fahnen, Banner und Wimpel
mitgeführt, gleichfalls fehlte es nicht an Muſikapellen, die zumeiſt
Mär=
ſche ſpielten.
Die Aufſtellung auf dem Marktplatz vollzog ſich unter der Leitung
von Ordnern ziemlich ſchnell. Die Fahnen waren zu einer Gruppe
ver=
einigt. Unterdeſſen hatte der Staatspräſident, ſeine Gattin, die
Mini=
ſter und die anderen Regierungsvertreter auf einer Tribüne, die mit
ſchwarz=rot=goldener Trapierung verſehen war, Platz genommen. Dieſe
ſtand vor dem Schloßportal am Markt. Die Schupo war in Reihen
geordnet auf dem Bürgerſteig vor dem Reſidenzſchloß poſtiert. Nicht
weit von der Tribüne entfernt war ein Flaggenmaſt errichtet, in deſſen
Nähe die Vereinsfahnen ihre Aufſtellung hatten; außerdem waren dort
Träger mit Schildern, die verſchieden lautende Inſchriften hatten. Es
wurde u. a. darin für die Erfüllungspolitik, den Völkerbund uſw.
ein=
getreten. Auf der Weſtſeite des Marktes, ſowie in der Nähe des
Rat=
hauſes waren Rednerpulte aufgeſtellt, mit ſchwarz=rot=goldenem
Fah=
nentuch ausgeſchlagen. Nachdem die Aufſtellung auf dem Marktplatze
vollendet war, trug ein Geſangverein ein Lied vor, aber bei dem
ſchar=
fen Winde verwehten die Töne, ſo daß die Wirkung nicht in einen
wei=
teren Umkreis drang. Dann ſchritten der Staatspräſident, die
Mini=
ſter, Landtagspräſident Adelung und mehrere Regierungsvertreter die
Front der Schupo ab und begaben ſich dann wieder auf die Tribüne.
Nun wurden von drei Stellen aus Anſprachen gehalten;
Reichstagsab=
geordneter Dr. Queſſel ſprach vom Obergeſchoß des Schillerecks aus,
Landtagsabgeordneter Nuß und Landtagsabgeordneter Reiber von den
beiden Rednerpulten gleichzeitig. Wie bei allen Veranſtaltungen unter
freiem Himmel konnten nur die in nächſter Nähe Stehenden den
Aus=
führungen der Redner folgen; überdies trug bei dem ſcharfen Wind
die menſchliche Stimme nicht ſehr weit. Die Reden klangen in ein
Hoch auf die deutſche Republik aus. Im Anſchluß hieran gab der
Staatspräſident das Zeichen zur feierlichen Hiſſung der Reichsflagge,
die in der üblichen Weiſe ſalutiert wurde. Darauf folgte der
gemein=
ſame Geſang des dritten Verſes des Deutſchlandliedes: „Einigkeit und
Recht und Freiheit ſind des Glückes Unterpfand‟. Der Staatspräſident
richtete dann noch eine kurze Anſprache an die Anweſenden, die das
gleiche Schickſal hatte wie die anderen Reden, von der ſcharfen Luft
verweht zu werden; ſie ſchloß mit einem Hoch auf das heſſiſche und das
deutſche Volk, das von der Menge aufgenommen wurde. Im Anſchluß
hieran wurde abermals der dritte Vers des Deutſchlandliedes geſungen.
Damit war die Feier auf dem Marktplatz beendet. Die einzelnen
Ver=
eine zogen dann, meiſt unter Vorantritt der Muſik, nach verſchiedenen
größeren Lokalen der Stadt, wo Feſtkonzerte ſtattfanden. (Ausführlicher
Bericht folgt.)
X Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute abend bringt die
Montagsmiete Georg Kaiſers Komödie „Kolportage”, die am
Samstag abend bei der Premiere einen außerordentlichen
Publikums=
erfolg errang. Anfang 8 Uhr.
— Der Turm der Ruine Starkenburg. Dem Präſidenten des
Land=
tags iſt nachſtehende Vorlage zugegangen: Der große Turm der Ruine
Starkenburg zeigte ſchon ſeit einiger Zeit, beſonders an der ſüdweſtlichen
und ſüdöſtlichen Ecke, bedenkliche Ausbauchungen, über deren Urſachen
ein klares Urteil nicht alsbald abgegeben werden konnte, weshalb zunächſt
eine weitere Beobachtung der Riſſe und Spalten und, da der Zuſtand
nicht ohne Gefahr war, Abſperrung des Burghofes angeordnet werden
mußte. Die Bewegung im Mauerwerk hat inzwiſchen weitere Fortſchritte
gemacht und Ende vorigen Monats einen Zuſammenbruch der äußeren
Mauerſchale an der Südoſtecke des Turmes herbeigeführt. Nach dem
Ergebnis einer fachmänniſchen Unterſuchung am 28. Juni
be=
ſteht die Gefahr” des Einſturzes der ganzen Südſeite des
Turms, wenn nicht baldigſt durch Abſprießen der gefährdeten Echken und
Abtragen der Südſeite des Turms ſowie durch Unterſuchung und
Siche=
ung der Turmfundamente Abhilfe geſchaffen wird. Die Koſten dieſer
Arbeiten laſſen ſich, da ihr Umfang von dem genauen Befund und
Zu=
ſtand des Mauerwerks abhängt, zunächſt nur im Rauhen abſchätzen
wer=
den aber mindeſtens 30 000 Mark betragen. Die Starkenburg iſt eine
im Staatsbeſitz befindliche Ruine, weshalb der Staat die Koſten für die
unbedingt notwendigen Sicherungsarbeiten aufbringen muß. Die Frage,
ob darüber hinaus die Wiederherſtellung des früheren Zuſtandes durch
Wiederaufbau des abzutragenden Teils des Turmes allein Aufgabe des
Staates iſt, kann namentlich unter den heutigen Verhältniſſen mindeſtens
zweifelhaft ſein. Jedenfalls werden hierdurch auch Belange der Provinz
Starkenburg, die ihren Namen nach jener Ruine führt, des Kreiſes und
der StadtHeppenheim berührt, ſodaß auch dieſe Körperſchaften zu einet
Bei=
tragsleiſtung herangezogen werden könnten. Verhandlungen in dieſer
Hin=
ſicht ſind in Ausſicht genommen, ihr Ausgang kann jedoch nicht abgewartet
werden, weshalb wir den Antrag ſtellen, der Landtag möge zur
notwen=
digen Erhaltung der Ruine Starkenburg Staatsmittel im Betrag von
30 000 Mark vorbehaltlich des Rückerſatzes eines Teils der Koſten von
anderer beteiligter Seite zur Verfügung ſtellen. Der dem Staat zu Laſt
bleibende Teil wäre als einmalige Ausgabe unter Kapitel 112, Titel 2,I
für 1924 zu verrechnen. Wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit wird
um beſchleunigte Beſchlußfaſſung gebeten
V. H. C. Die 6. Wanderung findet am Sonntag, den
17. Auguſt, in das Mümlingtal ſtatt. Abfahrt 6.16 Uhr vorm.
Darm=
ſtadt=Oſt mit Sonntagskarte 4. Klaſſe bis Michelſtadt. Preis 1,80 Mk.
Rückfahrt 7.28 Uhr abends ab Michelſtadt, 9.15 Uhr Ankunft Darmſtadt=
Oſt. Die Wanderung beginnt um 8 Uhr in König. Die Teilnehmer
werden die Orte Langen=Brombach, Spreng=Obermoſſau, Erbach und
Michelſtadt durchwandern. Eine kurze Raſt iſt auf der Spreng, eine
Ritterſaal, die Geweih= und Waffenſammlung beſichtigt. Alsdann Wei=
— Die Juwele der deutſchen Vogelwelt, der metalliſch ſchimmernde
Eisvogel, die herrlich roſtbraun, gründlichblau und leuchtend laſurblau
zeichnete Pirol ſind ſeit kurzem im Vogelhauſe des Zoologiſchen
Gar=
tens Frankfurt vertreten. Die Kenntnis dieſer Vögel iſt beſonders
wich=
tig, da unſinnige Verfolgung, teils um eines eingebildeten Schadens
willen, ihre Beſtände faſt in vielen Gegenden, ſo gelichtet hat, daß
ſtrengſte Schonung dieſer „Naturdenkmäler” der heimiſchen Fauna
un=
bedingt geboten iſt.
— Ein tödlicher Unglücksfall ereignete ſich am Samstag abend auf
6.11 Uhr einlaufenden Aſchaffenburger Zuges erfaßt und überfahren.
— Zur Ausführung des 8 5. der Reichspachtſchutzordnung vom
29. Juni 1922. Die Reichsgeſetzgebung regelt die Beſetzung der Pacht= Unbekannten gegenüber gemahnt werden!
einigungsämter, insbeſondere die Auswahl der Beiſitzer.
Schwierig=
keiten haben ſich ergeben, wenn es ſich darum handelt, ſolche Beiſitzer
zu finden, die zur Entſcheidung in Streitigkeiten über die Gewinnung
von Bodenbeſtandteilen berufen waren. In jüngſter Zeit ſind ſogar tum im Ausland kamen hier zwei große Waggons mit feinſtem Banater
Fälle hervorgetreten, in denen aus den dargelegten Gründen eine
geſetz=
mäßige Beſetzung von Einigungsämtern überhaupt ummöglich war.
Dieſem Uebelſtande ſoll ein am 30. v. M. in Kraft getretenes Geſetz
abhelfen, das beſtimt: „An Stelle eines Pachteinigungsamtes oder einer
Beſchwerdeſtelle, die hiernach zuſtändig wären, kann durch gemeinſchaft=
Juſtiz ein anderes Pachteinigungsamt oder Beſchwerdeſtelle für ſolche mengen gelockt hatte. Aus der näheren und weiteren Umgebung waren
Entſcheidung dieſer Miniſterien das an ſich berufene Amt (Beſchwerde= war froher Erwartung und Spannung ob des angekündigten
präch=
tereſſengemeinſchaft beklagt mit anderen Verbänden die Sonderſteuern,
die das deutſche Hotelgewerbe auf dem Weltmarkt konkurrenzunfähig
gemacht haben. Die Stadtverwaltung von Mainz hat einen Teil der ärmliches Feuerwerk begonnen haben und kurz vor 1 Uhr ſoll auch das
Sonderſteuern — gemeindliche Beherbergungs= und
Getränke=
ſteuer — kürzlich abgeſchafft. In verkehrstechniſcher Hinſicht ſieht um 1 Uhr eine Schloßbeleuchtung veranſtaltete, iſt ein Nätſel.
Mainz in dieſer Tatſache einen Erfolg, der der Stadt und faſt allen
mit den obengenannten Gewerben verknüpften Gewerbszweigen tauſend= „ilmmiete im Kleinen Haus. In der neuen Splelzeit hat das Heſſiſche
fältige Früchte bringen werde.
mittag auf einem Fahrrad die Lichtenbergſtraße herunter; an der Ecke daß einem Teil unſerer heutigen Stadtauflage eine Einladung zur Beteili=
Lichterberg= und Kranichſteinerſtraße wurden ſie von einem die Straße
kreuzenden Auto erfaßt und überfahren. Beide Knaben wurden von
dem Beſitzer des Autos nach dem Krankenhaus gebracht. Die beiden
Knaben ſind in ſchnellem Tempo auf der abſchüſſigen Straße gefahren.
— Griesheim, 10. Aug. In der Beſſunger Tanne traf am Mittwoch
nachmittag ein franzöſiſcher Offizier ein etwa 3½jähriges Kind aus
Beſſungen, das mit anderen in den Wald gegangen war, um
Him=
beeren zu ſuchen, ſich aber verirrte. Der Offizier nahm das Kind mit
auf den Uebungsplatz, von wo aus die Bürgermeiſterei benachrichtigt
wurde, welche das Kind abholen ließ und nach Darmſtadt Weldung
machte. Erſt nachts um halb 1 Uhr kam Nachricht vom Polizeirevier
in Beſſungen, daß dort ein Kind fehlend gemeldet ſei. Herr
Schutz=
mann Simmermacher, der die Nacht über das Kind aufgenommen hatte,
verbrachte es am anderen Morgen an die Sperre, wo es ſeine eltern
m Empfang nahmen.
I. Eberſtadt, 10. Aug. Verfaſſungsfeier. Die von
Ver=
tretern der hieſigen Vereine, Gemeinde und Schule beſchloſſene und
vorbereitete Feier anläßlich der fünften Wiederkehr des Tages, an dem
die Verfaſſung des Deutſchen Reiches von Weimar geſetzliche Kraft
er=
langte, nahm bei günſtigem Wetter einen eindrucksvollen, impoſanten
Verlauf. Da der Verfaſſungstag mit der Kirchweihe zuſammenfiel,
mußte von einer umfangreicheren Veranſtaltung abgeſehen und die
Feier auf einen Umzug und Feſtakt beſchränkt werden. Gegen halb 11
Uhr ſetzte ſich vom Kriegerdenkmal aus ein ſchier nicht endenwollender
Feſtzug, voran die geſamte Schuljugend, blumengeſchmückt und mit
Fähnchen in den Reichsfarben verſehen und ſo dem Zuge ein
farben=
frohes, bewegtes Bild verleihend, dann die Freiwillige Feuerwehr, die
Reichs= und Ortsfahne, der Feſtausſchuß, Ortsvorſtand, örtliche
Behör=
den und Beamtenſchaft und über 30 Vereine mit ihren Fahnen,
unter=
brochen durch zwei Muſikkapellen und den Pfeifer= und Trommlerkorps
der Turngeſellſchaft und Freien Turnerſchaft durch eine Anzahl
Orts=
ſtraßen nach dem Schulhofe in Bewegung. Dortſelbſt hatte ſich bereits
eine große Menſchenmenge eingefunden, ehe der Feſtzug ſelbſt
ange=
kommen war. Der Feſtakt wurde durch eine Begrüßungsanſprache
des Bürgermeiſters Schäfer eröffnet, der dem Feſtausſchuß für die
Vorbereitungen der Feier, und der Schule, den Vereinen, Beamten, der
Muſik und den Pfeifer= und Trommlerkorps der Freien Turnerſchaft
und der Turngeſellſchaft für die Mitwirkung namens der Gemeinde
herzlichen Dank zollte. Nach einem von Herrn Heinz Heinrich Roth
ver=
faßten, von Fräulein Anna Fiſcher wirkungsvoll vorgetragenem
Pro=
log: „Hoch die Republik”, ergriff „Herr Reichstagsabgeordneter Dr.
Queſſel=Darmſtadt das Wort zu ſeiner Feſtrede, die in einem Hoch
auf die deutſche Republik ausklang. Begeiſtert ſtimmte die Menge in
das Hoch ein und ſpendete dem Redner lebhaften Beifall. Unter den
Klängen der Muſik nahm die eindrucksvolle Feier gegn 12 Uhr ihr Ende.
8 Neckarſteinach, 8. Aug. Ferienkinder. Gegenwärtig ſind
hier erholungsbedürftige Ferienkinder aus Mainz untergebracht. Sie
werden jedoch ſchon in den nächſten Tagen wieder des Schulbeginns
wegen heimgebracht werden müſſen.
* Groß=Gerau, 8. Aug. Der bei dem geſtrigen Unwetter
tobende Sturm hat im Groß=Gerauer Forſt, insbeſondere zwiſchen
den beiden Forſthäuſern Dillemuth und Woogsdamm, ſchweren Schaden
angerichtet. Dort ſind ungefähr 300 Buchen und Eichen entwurzelt und
aufeinander getürmt worden.
— Worms, 9. Aug. Wenn man ſich zu erzählen hat. Aus
dem nahen Bechtheim wird uns folgendes Geſchichtchen gemeldet, das
einer gewiſſen Komik nicht entbehrt: Ein aufregender Vorfall ſpielte ſich
dieſer Tage hier ab, der ſo recht die Unachtſamkeit mancher Mütter, die
ſie ihren Kindern gegenüber angedeihen laſſen dokumentiert. Eine Frau
wollte ihr Jüngſtes in einem Sportwagen ſpazieren fahren und nahm
auch einen Hund mit, den ſie frei umherlaufen ließ. Von einem des
Weges kommenden Einwohner darauf aufmerkſam gemacht, daß es bei
Strafe verboten ſei, Hunde frei und ohne Maulkorb herumlaufen zu
laſſen, band ſie, um den obrigkeitlichen Vorſchriften nicht entgegen zu
handeln, den Hund mit einer Leine an dem Sportwagen feſt. Auf der
Spazierfahrt begegnete ihr eine Freundin. Es wurde Halt gemacht und
ein Plauderſtündchen hub an. Der Stoff, um den ſich die Unterhaltung
drehte, ſcheint derart intereſſant geweſen zu ſein, daß die beiden Frauen
alles das, was um ſie vorging, vergaſſen. Es näherte ſich der Gruppe
ein Haſe, der ſeinerſeits nicht den von ſeiner Sippe beſtgehaßten Feind
aus dem Tierreiche bemerkt zu haben ſchien. Da Hund und Haſe ſtets
auf dem Kriegsfuße miteinander leben, ſo ſprang der ziemlich ſtarke
Köter ſofort auf das Langohr los, um dieſen zu ſchnappen, riß dabei den
Sportwagen mit dem Kinde mit ſich fort, und in raſender Fahrt gings
quer über den Straßengraben, einem Acker entlang. Die aus den
Wol=
ken gefaellene Mutter und ihre Freundin, ſetzten nun ihrerſeits dem
Hunde nach und es gelang ihnen, den Ausreißer alsbald einzuholen und
ihn ſamt Wagen feſtzuhalten. Bei näherem Zuſehen fand man, daß das
Kind mit heiler Haut davon gekommen war. — Ein ähnlicher Vorfall
ſpielte ſich in Nierſtein am Rhein ab, wo zwei Frauen an einem
Brun=
nen Waſſer holten. Auf dem Rückwege geſellte ſich eine Nachbarsfrau
hinzu, die gerade Kartoffeln eingekauft hatte. Die Ware wurde einer
Kritik unterzogen neben den gefüllten Waſſereimern, die mitten auf die
Straße platziert wurden. Ein herannahendes Auto bat durch
wieder=
holtes Signal um Freigabe der Bahn, das aber die Frauen erſt im
letzten Augenblick merkten, als es Zeit war, das eigene Leben zu retten.
Der Lenker des Wagen fuhr ſchlankweg über die Waſſereimer hinweg,
die ihren Inhalt auf die Straße ergoſſen und zertrümmert wurden.
Allerlei Liebenswürdigkeiten ſchickten die wütenden Frauen dem
Chauf=
feur hinterdrein, deſſen Gedanken er niemanden verraten hat,
* Gießen, 8. Aug. Provinzialdirektor Graef hat ſeine
Amtsgeſchäfte als Provinzialdirektor des Kreiſes Gießen übernommen.
Bei der Vorſtellung der Beamten der Provinzial= und Kreisverwaltung
hielt er eine kurze Anſprache, in der er die Hoffnung auf ein
gedeih=
liches Zuſammenarbeiten mit allen Beamten ausſprach und betonte,
daß ſie alle ihre Kräfte zum Wiederaufbau des Vaterlandes einſetzen
müßten.
Alsfeld, 9. Aug. Neuer Stadtverordneter. In der
letzten Stadtvorſtandsſitzung wurde das Gemeindderatsmitglied Pauck
in ſein Amt eingeführt und verpflichtet. — Die Dienſtbezüge der
ſtädtiſchen Beamten wurden mit Rückwirkung vom 1 Juni 1924 ab.
gemäß der Beſoldung der heſſiſchen Staatsbeamten neu feſtgeſetzt.
— Grünberg, 9. Aug. Einſturz. Die Scheune des Landwirtes
Fuldat ſtürzte dieſer Tage plötzlich in ſich zuſammen. Der
Dach=
ſtuhl wurde vollſtändig zerſtört und die hintere Wand erheblich
mitge=
nommen. Menſchenleben ſind glücklicherweiſe nicht zu beklagen. Der
Einſturz erfolgte, nachdem der Beſitzer die Scheune kaum verlaſſen hatte.
Reich und Ausſand.
Vorſicht, Sportvereine!
A. E. Frankfurt a. M., 7. Aug. Es iſt nicht das erſte Mal, daß
Perſonen unter dem Verdacht, für die Franzoſen in deutſchen Vereinen
Spitzelarbeiten zu leiſten, feſtgenommen wurden. Ein ſolcher Fall hat
ſich, nach einem Polizeibericht dieſer Tage hier zugetragen. Es wurde
längere in Obermoſſau vorgeſehen. Im Schloß Erbach werden der eine Perſon feſtgenommen, die behauptet, von einem franzöſiſchen
Kriminalbeamten in Höchſt beauftragt worden zu ſein, über die Ziele
termarſch nach Michelſtadt. Marſchzeit 4½ Stunden. (S. Anzeige.) und Beſtrebungen der hieſigen Sportvereine Ermittlungen anzuſtellen.
Der Feſtgenommene hatte ſich in einen hieſigen Verein aufnehmen
laſſen und war mit mehreren Vereinsabzeichen verſehen. Als
Beloh=
gefärbte Blaurake oder Mandelkrähe und der goldgelb und ſchwarz ge= nung für ſeine Tätigkeit ſoll ihm die Rückgängigmachung ſeiner
Aus=
weiſung aus dem beſetzten Gebiet verſprochen worden ſein.
Auf Grund der mehr oder wniger phantaſievollen Berichte
der=
artiger gewiſſenloſer Menſchen, die ſich meiſt immer auf flüchtige
Beobachtungen oder leichtſinnige, haltloſe Aeußerungen
unverantwort=
licher Vereinsmitglieder ſtützen, entſtehen dann die ſchwerſten
politiſchen Folgen. Das Spitzelmaterial wird natürlich bei jeder
Ge=
legenheit von den Franzoſen herangeholt, und auf Grund ſolch
ein=
dem hieſigen Hauptbahnhof. Der im Außendienſt befindliche ausgewie= fältiger Schwätzereien wird der Welt immer und immer wieder
weis=
ſene Eiſenbahnſekretär Pfeng wurde von der Lokomotive des um gemacht, die deutſchen Sportvereine ſeien militäriſche Organiſationen
und betrieben den Wiederaufbau des deutſchen Heeres.
Es kann nicht oft genug zu Beſonnenheit und zur Vorſicht allen
Eine Spende der Deutſchen in Rumänien.
Cafſel. Für den Landesverband Heſſen=Naſſau für das Deutſch=
Blütenmehl an, die ihm von den Deutſchen ſeines Betreuungsgebietes
Groß=Rumänien zur freien Verfügung geſtellt worden ſind.
Eine verunglückte Schloßbeleuchtung.
Oberſtein. Die Idarer Ztg. ſchreibt: Ein großer Fehlſchlag
liche Verfügung der Miniſterien für Arbeit und Wirtſchaft und der war die Oberſteiner Schloßbeleuchtung, die leider ungeheure Menſchen=
Vachteinigungsſachen für zuſtändig erklärt werden, für die nach der die Zuſchauer in Strömen herbeigekommen, viele kamen mit Autos, alles
ſtelle) nicht nach den Vorſchriſten dieſes Geſetzes beſetzt werden kann, tigen Schauſpiels und alles wurde ſchwer enttäuſcht. Nachdem die un=
— Steuern und Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe. Die Mainzer In= überſehbaren Maſſen ſtundenlang im Regen ausgehalten hatten ud
nichts ſahen und hörten, verließen ſie Oberſtein nicht gerade mit den
beſten Segenswünſchen. Wie wir hören, ſoll gegen 11 Uhr wirklich ein
Schloß 2 Minuten lang beleuchtet worden ſein. Für wen man nachts
O Wanderkino E. V. die Veranſtaltung von Filmvorführungen und =Vor=
— Vom Auto überfahren. Zwei Knaben fuhren am Sonntag vor= trägen im Kleinen Haus übernommen. Wir machen darauf aufmerkſam,
(10146
gung an einer Filmmiete beiliegt.
Bmmmggm
Landestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno
Harp=
recht, abends 8 Uhr: „Kolportage‟. — Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
—
Hauptſchrftleitung: 1. 9. Mar Streeſe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: f. V. Andreas Bauer
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: i. V. Ad. Fleiſchmann
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten
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Ernſt
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51
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Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 11. Auguft 1924,
Rummer 2
Das deutſche Herz.
54)
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
Seinen Lehensverpflichtungen gegen Mainz und gegen
die Pfalz hatte Friedrich von Hirſchhorn ſich entwunden,
indem er ſich von der einen auf die andere berief:
Aber dem Erzbiſchof wie dem König von Böhmen mußte er
ge=
ſtatten, frei zu werben. Aber ſo wenig der eine einen
Gauls=
ſchwanz bekam, ſo wenig der andere ein Wagenrad, ſo wenig der
eine eine Bauernhoſe mit Inhalt, ſo wenig der andere eine
Leder=
kappe mit Füllung. Die Schultheiße und Vögte, vom Junker
ſelbſt unterwieſen, wußten die Loſung durchzuführen: Aus
Hirſch=
hornſchem Gebiet fließt nichts in dieſen verfluchten Krieg.
Wenn Friedrich und Urſula beieinander ſußen und dieſe
Dinge beredeten, empfanden ſie, daß durch die nahenden großen
Gefahren ihnen alles Unbedeutende gleichgültiger, alles
Bedeu=
tende wertvoller, und infolge davon das eigne Leben erhöht
worden war. Jedes bemerkte am andern den ſtrafferen Gang,
das beſtimmtere Wort, den ſchärferen Blick.
„Wenn unſer Haus,” ſagte Urſula, als ſie miteinander im
Würzgärtlein wandelten, „ein kleiner Junge wäre, um den ich
die Arme ſchlage, während du den Wagen lenkſt, und den wir,
wenn ſchließlich der Weg zum guten Ende ſich wendet,
trium=
phierend, in die Höhe halten — o wie ſchön wäre dieſe große
Zeit. So aber — iſt ſie freudenlos und ganz voller Sorgen.”
Friedrich ſeufzte und wußte nichts zum Troſte, denn das
Herz war ihm über die Maßen ſchwer.
Hans trutzte ſeinem Vater, er fühlte ſich wie im Gefängnis,
er war gram mit ſeiner Mutter, weil er ſie mit ſeinem Vater
einig wußte, und er gab ſich durchaus keine Mühe, ſeine
Emp=
findungen zu verbergen.
„Was ſoll daraus werden?” ſagte Friedrich zu ſeiner
Gat=
tin. „Er iſt ein Hirſchhorn, darum kann er nicht anders. Aber
auch ich kann nicht anders, denn auch ich bin ein Hirſchhorn. Der
Unterſchied iſt das Menſchenalter, das zwiſchen uns liegt.
Da=
rum kann uns auch kein Herrgott helfen.”
„Warum ſollte es da nicht das beſte ſein, wenn jeder von
euch tut, was er muß? Du bleibſt hier und retteſt, was zu retten
iſt, und er reitet nach Böhmen und —
„Verſpielt alles auf einen Wurf!” fiel Friedrich ein.
„Muß es ſo gehen?”
„Es iſt mir nicht wegen der Lebensgefahr,”, fuhr der Junker
eif=
rig fort. „Wenn mein Einziger in einem ehrlichen Streit
er=
ſchlagen wird, dann will ich von meinem Hauſe ſagen: Ende gut,
alles gut, und will noch treuer wirtſchaften und haushalten und
regieren. Und wenn man mich ſelber in den Sarg legt als den
letzten meines Stammes und den umgekehrten Schild auf den
Deckel, dann ſollen die Leute ſagen: „Iſt kein Hirſchhorn mehr
da? Das Haus iſt feſt und verwahrt, kein Ziegel feſt auf dem
Turmdach, keine Scheibe iſt aus dem Blei, alle Kiſten ſind voll
Hab und Gut, alle Ställe voller Vieh. alle Truhen voll von
Klein=
odien und Schuldbriefen, in allen Kirchen und Schulen wird
das Evangelium getrieben, in allen Dörfern und Höfen werden
die Armen berſorgt und für den jüngſten iſt gerechtes Gericht
da. Ihr Junker von Hirſchhorn, euer Glück blüht! Warum
kommt denn keiner? O Gott, es iſt keiner mehr vorhanden!“
„Du ſchwärmſt” ſagte Urſula leiſe und ergriff bewegt ihres
Gatten Hand.
Friedrich entzog ihr ſeine Rechte.
„Dann mögen ſie um das Erbe ſich balgen und miteinander
prozeſfieren beim Reichsgericht bis ins dritte und vierte Glied.
Gott ſegne Papier und Tinte!"
„Nun denn, ſo laß ihn ziehen
„Nimmermehr” fuhr Friedrich auf. „Die Sache iſt bös und
von vornherein verloren. Des eignen Hauſes Fall überle
ſich vermengt mit — dem König Enterich.”
„So mußt du nicht ſagen.”
„Nun denn, mit Friedrich dem Ehemann.”
„Das biſt du ja auch.”
„Zum Teufel mit dem Pfälzer Wind, der jetzt in Prag
damit die Paxierdrachen ſteigen und die Kaiſerlichen
machen! Frag mich nichts mehr, wenn du mich nicht will
reden laſſen.”
„Eiſtens hab’ ich dich nichts gefragt, und zweitens
dich ausreden laſſen.”
„Du haſt mir beſtändig widerſprochen.”
„Ich hab dich zweimal unterbrochen.”
„Das iſt dasſelbe.”
Wenn du willſt — meinetwegen.”
Urſula lachte hellauf.
Friedrich lachte mit; aber er wurde ſofort wieder er
„Wenn ich Hans ziehen laſſe, dann wird man es mein
entgelten laſſen, man wird uns die Lehen nehmen, in
Schlöſſern werden die Spanier liegen und Bruder
Vei=
unſre Bauern arm eſſen. Und wer weiß, der letzte Hir
wird vielleicht ſein Haupt auf den Block legen.”
„Du ſiehſt zu ſchwarz.”
„O Gott, man ſagt, es handle ſich um die Religion,
ſind die Sieger erbarmungslos.”
„Nun gut, ſchließe deinen Sohn ein! Er wird dir
ſein verbittertes Angſicht vergällt dir jeden Biſſen, und ich
te, er wird uns ſchlecht. — Er vergeilt in der faulen
„Ich weiß es.”
„So geb’ ich dir den Rat: Verbiete ihm zu reiten, laf
Stube und Stall und Burgtor offen und ſtecke ihm eine
Dukaten in das Wams.”
(Fortſetzung folgt.)
Cr
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Die Spelunke von
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ſpenden bittet man abzuſehen.
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Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 11. Auguſt 1924.
Seite 5.
unſtſpringen: 1. Lechnier=Deſſau 103,4 Punkte, 2. Luber=
Rudern.
13. Deutſche Meiſterſchaftsregatta in Frankfurt a. M.
In Anweſenheit einer nach Tauſenden zählenden
Zuſchauer=
nge fand heute hier die 13. Deutſche Meiſterſchaftsregatta ſtatt,
einen wenig zufriedenſtellenden Verlauf nahm. In allen
f Meiſterſchaftsrennen ereigneten ſich Kolliſionen oder ſonſtige
iſchenfälle, wie Umſchlagen uſw., ſo daß ein einwandfreier
clauf der Rennen nicht gegeben war. Im allgemeinen waren
ſüddeutſchen Mannſchaften den norddeutſchen überlegen.
Vierer ohne Steuermann (Meiſterſchaft): 1.
Frank=
ter „Germania”, 6,01,1; 2. Offenbacher „Undine‟, 6,03.
Einer (Meiſterſchaft): 1. Frankfurter Ruderverein (W.
atſch) 7,1; 2. „Germania”=Tegel=Berlin (E. Reinhold)
umge=
agen.
Zweier ohne Steuer (Meiſterſchaft): „Allemania”, Kölner Klub f. Waſſerſport und „Viktoria”=Berlin
ab=
oppt.
Doppelzweier (Meiſterſchaft): „Frankfurter Ruderver=
Frankfurter „Germania” ausgeſchloſſen.
Achter (Meiſterſchaft): 1. Berliner Ruderklub „Sport=
Bo=
ia”, Mainzer Ruderverein, in Führung liegend, wegen
Boots=
kt aufgegeben. Kölner Klub für Waſſerſport nicht geſtattet.
In den eingeſchobenen Rennen ſiegten:
Junior=Vierer: 1. Heidelberger Ruderklub, 6,17;
ludwigshafener Ruderverein, 6,17,2; 3. Ruderklub „Hanſa”, 6,30.
Junior=Achter: 1. Frankfurter „Germania”, 5,53,6;
Laſteler Rudergeſellſchaft, 5.54: 3. „Hanſa‟=Dortmund, 5.55.
Senior=Achter: 1. Würzburger Rudergeſellſchaft, 5,54,4;
frankfurter „Germania”, 6,03.
Schwimmen.
die Meiſterſchaftskämpfe im Deutſchen Stadion in Berlin.
Zwei Beſtleiſtungen für Damen wurden am zweiten Tage
Meiſterſchaftskämpfe in Berlin erzielt, und zwar von Irl.
born und Frl. Murray.
Die Ergebniſſe:
Herrenmeiſterſchaften:
100 Meter Seite: 1. Cramer=Breslau 1:13,/4, 2. Be=
=Magdeburg 1:13,5.
3 X100=Meter=Bruſtſtaffel: 1. Rhenus=Köln 4:13,8,
oſeidon=Köln 4:25,4.
3 X100 Meter bel. Staffel: 1. Poſeidon=Köln 3:24,
ellas=Magdeburg 3:24,2.
00 Meter Freiſtil: 1. Berges=Darmſtadt 5:29,/4, 2. Hein=
— leipzig 5:37,3.
X 100 Meter=Bruſtſtaffel für Vereine ohne Winterbahn:
oruſſia=Potsdam 6:06, 2. Germania=Braunſchweig 6:08,1.
X100 Meter=Lagenſtaffel: 1. Hellas=Magdeburg 5:10,2,
Serlin 89 5:23.
00 Meter=Freiſtil: 1. Heinrich=Leipzig 1:08,9, 2. Dahlem=
Wlau 1:04,4.
500 Meter=Freiſtil: 1. Berges=Darmſtadt 20:02,8, 2. Vier=
=Köln 23:06.
00 Meter=Bruſt: 1. Rademacher=Magdeburg 1:18,6, 2. Som=
Löln 1:20,4.
n 101,2 Punkte.
Turmſpringen: 1. Luber=Berlin 15 Punkte, 2. Plumams=
11 Punkte.
Tehrkampft 1. Luber 60,8 Punkte, 2. Plumanns=Köln 53 P.
ettungsſchwimmen: 1. Wolff=Berlin.
Damenmeiſterſchaften:
00 Meter=Freiſtil: Rehborn=Bochum 1:20 (Rekord).
00 Meter=Bruſtt Murray=Leipzig 1:31 (Rekord).
X100 Meter=Freiſtil=Staffel: 1. Poſeidon=Dresden
Leichtathletik.
Die deutſchen Leichtathletikmeiſterſchaften in Stettin.
Die Ergebniſſet
ſochſprung: 1. Stoczinski=Berlin 1,77 Meter, 2. Fritzmann=
—ottenburg 1,75 Meter.
ehnkampf: 1. Wetterhans=Berlin 532 Punkte, 2, Weinhold=
—den und Schnurr=Berlin, je 484 Punkte.
Speerwerfen: 1. Zimmermann=Breslau 56,82 Meter, 2. Lü=
E Berlin 56,31 Meter; — beidhändig: 1. Lüdecke=Berlin 93,08 Meter,
—hnurr=Berlin 90,06 Punkte.
500=Meter: 1. Peltzer=München 4:06,8, 2. Kleemann=München
— leter, 3. König=München 25 Meter zurück.
2tabhochſprung: 1. Lehninger=Charlottenburg 3,70 Meter,
eg=Frankfurt 3,60 Meter, 3. Adams=Kaſſel 3,60 Meter.
00=Meter: 1. Schlopke=Berlin 22,3, 2. Apfel=Mannheim 3 Me=
T trück, 3. Dr. Reinhardt=Hamburg.
10 Meter=Hürden: 1. Gundel=Berlin 16,2, 2.
Morgenroth=
hen, 3. Köpke=Stettin.
eugelſtoßen: 1. Haymann=München 13,37, 2. Hänchen=Berlin
3. Brechennacher=München 12,22.
Lugelſtoßen (beidarmig): 1. Haymann=München 24,20 (Re=
2. Hänchen=Berlin 22,31, 3. Brechennacher=München 21,71.
X100 Meter=Staffel: 1. Preußen=Krefeld 43,9, 2. Deut=
Sportklub=Berlin 2,5 Meter zurück, 3. Kölner Ballſpielklub 4
Me=
urück.
00 Meter: 1. Neumann=Mannheim 51,2, 2. Schmidt, 3.
Wel=
uter=Mannheim.
000 Meter: 1. Graßmann=Bielau 33:07,4, 2. Tumoszech=Berlin
Meter zurück.
Damenmeiſterſchaften:
Hochſprung: 1. Frl. Heiſter=Wilhelmshaven 14 3Meter.
00 Meter: 1. Frl. Haux=Frankfurt 12,9 Sek.
Veitſprung: Frl. Henoch 4,91 Meter.
2iskus: Frl. Henoch 25,66 Meter.
Golf.
Deutſche Golfmeiſterſchaften.
Bei den Herren gab es in Kleinflottbeck im Endkampf ein
tertes Ringen zwiſchen Hellmers=Bremen und Sameko, das
cer für ſich entſcheiden konnte. In der Damenmeiſterſchaft
te die vorjährige Meiſterin, Frau Sellſchopp=Hamburg,
n Krankheit den Kämpfen fernbleiben. Frl. Reincke=
Ham=
gewann die Meiſterſchaft gegen Frl. Feuerherd=Berlin.
Hockey.
irmſtädter Hockeyklub (Hockeyabteilung des Schwimmklubs
„Jung=Deutſchland”).
Mitte September beginnen die Wettſpiele. Es ſind bereits
*e gegen eine Reihe namhafter Vereine (Hockeyklub Heidel=
Frankfurt 1880, Düſſeldorf und Mannheim) abgeſchloſſen
die Jugend wird in der kommenden Spielzeit ſpielſtarke
ter erhalten, ſo daß eifriges Training geboten iſt. Die
Mit=
er werden gebeten, ſich regelmäßig zu den Uebungsſpielen
wochs und Samstags einzufinden.
Sport, Spiel und Turnen.
*Das Auguſtmeeting des Frankfurter Rennklubs.
Geſtüt Weil’s Kili, der Sieger im „Preis von Saalhof”.
Der Sieger im „Preis von Offenbach” Magnet (Grabſch)
Forſthaus=Jagdrennen. Tribünen=Sprung.
Der erſie Tag.
Der erſte Tag des Auguſt=Meetings des Frankfurter
Renn=
klubs war von herrlichem Wetter begünſtigt. Wenn trotzdem
nicht das gewohnte rege Treiben auf dem Rennplatz herrſchte,
ſo iſt der ſchwache Beſuch ſicher auf das Konto der
Radfahrer=
woche, der Rudermeiſterſchaften, die ja auch am Nachmittag
aus=
getragen wurden, und andere ſportliche Veranſtaltungen zu
ſetzen. Immerhin darf man wohl annehmen, daß alle ernſtlich
am Rennſport intereſſierten Kreiſe vertreten waren. Es wurde
ſehr guter Sport geboten. Die Felder waren ſtark und gut
be=
ſetzt. Viele Ställe hatten ſich durch die Reiſe nach Baden=Baden
entſchloſſen, ihre Pferde auch nach Frankfurt zu ſchicken. Vom
Stalle Weinberg, der in Köln in allen Rennen vertreten war,
belegte Cyranos im Metzler=Erinnerungsrennen, dem
Hauptren=
nen des Tages, den zweiten Platz. Cyrano konnte dem
Favo=
riten Fundin nie gefährlich werden, der leicht überlegen nach
Hauſe lief. Ebenſo ſicher und leicht konnten Ehrentraut,
Con=
trahent, Kili und Karrara gewinnen. Die höchſte Quote des
Tages fiel an Tſcherkeſſin mit 108.
1. Preis vom Saalhof, Ehrenpreis und 4500 Mk.
(Ehrenpreis und 3000, 800, 400, 300 Mk.) Für 3jährige und ältere
Pferde aller Länder, die weder 1923 ein Rennen von 8000 Mk.,
noch 1924 eins von 4000 Mk. gewonen haben. 1400 Meter: 1.
Ge=
ſtüt Weils Kili (Zachmeier), 2. Herrn G. Schmalbachs
Roſen=
kelch (Bruge), 3. Gebr. Röslers Domherr (Wermann). Ferner
liefen: Blücher, Rochebelle, Saint Helena, Farmer, Zwirns
Bruder, Aida, Leitha. Tot. 15, 14, 74, 29: Zeit 1, 20½.
2. Forſthaus=Jagdrennen. Ausgleich III.
Preiſe 5000 Mk. (3000, 1000, 600, 400). Für 4jährige und ältere
inländiſche Pferde, die 1924 kein Rennen von über 3000 Mk.
ge=
wonnen haben. 3000 Meter: 1. Herrn Jul. Mayers Ehrentraut
(Unterholzner), 2. Herrn R. Saurs Caeſar (Hinkleib), 3. Herrn
S. Groß” Donnerwetter (Lüder). Ferner liefen: Erlkönig,
Sil=
bertaler, Waltari, Eiweiß, Vielleicht, Donna. Tot. 20; 12, 16,
12. Zeit 3,43.
3. Preis von Offenbach, 4000 Mk. (2500, 800, 400,
300). Für 2jährige inländiſche Pferde, die ſeit 1. Juli 1924
nicht verkauft und deren Beſitzer 1923 in Flachrennen in Sa.
nicht über 300 000 Mk. gewonnen haben. 1400 Meter: 1. Herrn
M. Nuſſenows Magnet (Grabſch), 2. Herrn H. Hertzs
Blümlis=
alp (Zachmeier), 3. Herrn A. Sulzbergers Marzellus (Kaſper).
Ferner liefen: Vignette, Edelreis, Münſtereifel, Amneris. Tot.
38: 12, 14, 11, Zeit 1,14.
4. Preis von Falkenſtein, 4000 Mk. (2500, 800, 400,
300). Für 3jährige und ältere Pferde aller Länder, die ohne
Ge=
währleiſtungspflicht für geſetzliche Gewährsmängel für 8000 Mk.
käuflich ſind. 1400 Meter: 1. Herrn A. Teskes Tſcherkeſſin
(Grabſch), 2. Geſtüt Starpels Angelus (Blume), 3. Herrn A.
Sulzbergers Trajan (Kaſper). Ferner liefen: Tigris,
Kal=
manezi, Hexenmeiſter, Pfalzmädel, Naive. Tot. 108: 20, 14, 14,
Zeit 1,28.
5. Metzler=Erinnerungs=Rennen, Ehrenpreis
und 9000 Mk. (Ehrenpr. und 6000, 1500, 1000, 500). Für 3
jäh=
rige und 4jährige Hengſte und Stuten (mit Ausſchluß der
eng=
liſchen, franzöſiſchen, belgiſchen und außereuropäiſchen). 2000
Meter: 1. Geſtüt Starpels Fundin (Blume), 2. Herrn S.
Wein=
bergs Cyrano (Heidt), 3. Herrn G. Schmalbachs Bardes
Bru=
der (Breege). Ferner liefen: Mädchenjäger, Sapientia,
Main=
berg, Dorian, Otty, Hanſa, Makte. Tot. 16: 12, 18, 13, Zeit 2,7½.
6. Heyden=Linden=Jagdrennen, Preiſe 6000
Mark (4000, 1000, 600, 400). Ehrengabe dem Trainer des
Sie=
gers. Für 4jährige und ältere Pferde aller Länder. 4000 Meter:
1. Herrn E. S. Fürſtenbergs Contrahent (Lüders), 2. Herrn
G. H. Feilers Pippin (Pfänder), 3. Geſtüt Starpels Tarlatan
(Unterholzner). Tot. 16: 14, 42. Zeit 5.
Preis von Frauenhof. Ausgleich, Preiſe 5000
Mark (3000, 1000, 600, 400). Für 3jährige und ältere Pferde
aller Länder, die 1924 kein Rennen von über 3000 Mk.
gewon=
nen haben. 1800 Meter: 1. Karrara (Koſina), 2. Herrn F.
Sachs” Südwind (Zachmeier), 3. Miramar (Blume). Ferner
liefen: Peter, Tarus, Eſtino, Tatkraft, Segieth, Morgentau.
Seite 6.
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Ernſt
Bedin
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Freier
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Wel
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bere
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 11. Auguſt 1924.
Rummer
Motorſport.
Großer Preis von Hanau.
Motorradrennen über 200 Kilometer. — Sieger
im Geſamtklaſſement Mettenheimer
König=
ſtein i. T.
se=. Zu einer ſportlichen Veranſtaltung von Klaſſe lud am
geſtrigen Sonntag der Motorſportklub Hanau die Motorfahrer
Deutſchlands. Auch der Heſſiſche Motorradklub Darmſtadt
be=
ſchickte mit ſeinen Beſten das Motorradrennen um den Großen
Preis von Hanau, einer Flachrennprüfuig, die auf einem
Stra=
ßendreieck von 5 Kilometer im Weichbild der Stadt Hanau
aus=
gefahren wurde. Die einzelnen Rennen erſtreckten ſich über 125
bis 200 Kilometer, ſo daß die Strecke bis zu 40 Mal zu
umfah=
ren war. In 5 Klaſſen für Motorräder von 150 bis 500
Kubik=
zentimeter wurde gefahren. Die Strecke ſelbſt ſtellte wegen ihrer
Eigenart (ein Dreieck mit zwei ſpitzen und einem rechten Winkel)
und der großen Zahl der Runden die höchſten Anforderungen an
Fahrer und Maſchine. Die Organiſation war trotz der nach
Zehntauſenden zählenden Menſchenmenge, die die ganze Strecke
umlagerte, geradezu muſtergültig. Nicht ein einziger Unfall war
zu verzeichnen, trotz der hohen Geſchwindigkeiten, die manche
Fahrer erzielten. Die Einheimiſchen hielten ſich der erdrückenden
Konkurrenz gegenüber gut. Was Georg Hahn, Fritz Kappel,
E. Maier, J. Kupitzky und Fritz Schönberger in ihrer Klaſſe an
raffinierter und doch ſicherer Fahrweiſe bei dieſem ſchweren
Ren=
nen leiſteten, war ſtaunenswert. Nahezu bis zur Hälfte des
Ren=
nens lagen ſie in ihren Klaſſen mit dem Held des Tages,
Met=
tenheimer=Königſtein i. T., an der Spitze. In der 26. Runde,
un=
beſtrittener Führer ſeiner Klaſſe und zweitbeſter im
Geſamt=
klaſſement, erleidet Hahn an ſeiner Maſchine Getriebedefekt.
Gleich darauf hat Kappel einen lecken Benzinbehälter und Maier,
der in der Klaſſe der ſchwerſten Maſchinen ebenfalls die Führung
von Anfang hat, Kettenraddefekt, alles Schäden, die ſich während
des Rennens nicht ſogleich beheben laſſen und den Fahrer zum
Aufgeben zwingen. Gegen Ende des Rennens erleiden auch noch
Kupitzky und Schönberger Defekte und können dadurch die
ver=
lorene Zeit nicht mehr ganz aufholen. Auf der ganzen Strecke
wird das Mißgeſchick der Darmſtädter Fahrer lebhaft bedauert.
In gewiſſem Sinne verlor damit auch das Rennen nach ihrem
Ausſcheiden an Spannung. Die Kämpfe um die Führung in den
Spitzengrupen wurden weniger hartnäckig. Ohne die
glänzen=
den Leiſtungen der Sieger ſchmälern zu wollen, im Verein mit
den Darmſtädtern bis zu Ende wäre es ſicher weſentlich anders
geworden. Neben Mettenheimer auf einer engliſchen Maſchine
bot das Horex=Trio (Kleemann, Götting und Karrer) die relativ
beſte Leiſtung. In den kleineren Maſchinen waren die deutſchen
Fabrikate überlegen, während die ausländiſchen ſchwereren
Mo=
torräder noch die Führung hatten.
Die Exgebniſſe.
Extra=Klaſſe 4 Runden — 20 Kilometer: 1. Schäfer,
Zeit: 27,0); 2. Diehl, 28,5: 3. Lenz, 29,5, ſämtlich Hanau auf
Evans=Maſchinen.
Klaſſe 1, 25 Runden — 125 Kilometer (bis 150
Kubikzen=
timeter): 1. Link (D.K.W.), 2. Speyer (D.K.W.), 3. Braun
(Cockerell) und 4. Bender (E.M.A.), ſämtlich aus Frankfurt. (Die
einzelnen Zeiten waren nicht zu ermitteln.
Klaſſe 2, 25 Runden — 125 Kilometer (bis 250
Kubikzen=
timeter): 1. Kleemann=Homburg v. d. H. (Horex), Zeit: 1.48.46;
2. Götting=Oberurſel (Horex), 1.53.50; 3. Karrer=Frankfurt
(Horex), 1.56.50; 4. Glöckler=Frankfurt (N. S.1.), 2.16.26.
Klaſſe 3, 40 Runden — 200 Kilometer (bis 350
Kubikzen=
timeter): 1. Bormann=Frankfurt (A.J. S.), 2.56.50; 2. Kupitzky=
Darmſtadt (A.J.S.), 2.59.6: 3. Baier Hanau (N. S.U.), ohne
Zeitangabe; 4. Schönberger=Darmſtadt (Kühne), ohne
Zeitan=
gabe; 5. Gärtner=Frankfurt (Ardie), ohne Zeitangabe.
Klaſſe 4, 40 Runden — 200 Kilometer (bis 500
Kubikzen=
timeter): 1. Mettenheimer=Königſtein i. T. (Sunbeam), 2.38.44;
2. Molitor=Hanau (Viktoria) 2.56.43; 3. Draghiſſevis=Frankfurt
(B.M. W.), 3.11,25; 4. Lilienſeld=Hanau (Viktoria), 3.19.23.
Klaſſe 5, 40 Runden — 200 Kilometer (über 500
Kubikzen=
timeter): 1. Karrer=Frankfurt (Horex), 3.5.45; 2. Balles=
Frank=
furt (Horton), ohne Zeitangabe.
A. D. A. C., Gau IIIa.
Das für den 17. Auguſt 1924 in Friedberg vorgeſehene
Auto=
mobil= und Motorrad=Turnier fällt wegen Mangel an
genügen=
der Beteiligung aus.
Es findet am Sonntag, den 17. Auguſt 1924, die
Saalburg=
becherfahrt des Gau IIIa wie alljährlich ſtatt.
Deutſche Oauerprüfungsfahrt 1924.
* Die Deutſche Dauerprüfungsfahrt 1924 hatte ein etwas
fatales Vorſpiel. Einer der ausſichtsreichſten Konkurrenten,
Diplomingenieur Müller auf Moon, in deſſen Wagen unſer
Son=
der=Berichterſtatter die Fahrt mitzumachen berufen war, iſt
vor=
geſtern verunglückt. Der mit 5 Perſonen beſetzte Wagen rannte in
Schierſtein gegen einen Baum. Ein Inſaſſe wurde getötet, die
anderen vier ſchwer verletzt. Der Wagen iſt in Trümmer. Die
Firma iſt jedoch mit einem zweiten Wagen vertreten.
Nachdem die Vorarbeiten beendet ſind, bleiben 38 Wagen in
Konkurrenz. Dieſe wurden geſtern ordnungsgemäß
abgenom=
men. Es ſind bei dieſen 38 die bekannteſten in= und ausländiſchen
Marken vertreten. Die deutſchen Marken Benz, Mercedes,
Stei=
ger, Opel, Dürkopp, Aga, N. S.U., uſw., kämpfen gegen Citroen,
Fiat, Braſier, Oakland, Bugatti, Moon, Peugeot uſw. Es ſind
zugelaſſen ſämtliche Tourenwagen, die als ſolche ausgeſtattet
wer=
den und Serienwagen ſind. Spezialwagen ſind ausgeſchloſſen.
Vertreten ſind Wagen von 4 P.S. (Citroen) bis 28 P.S. (
Mer=
cedes).
Pünktlich um 6 Uhr vormittags ſind die Wagen heute vor
dem Kurhaus in Wiesbaden geſtartet.
Eine Fünf=Städte=Fahrt Frankfurt — Offenbach — Darmſtadt —
Hanau — Aſchaffenburg für Motorräder
mit Gaumeiſterſchaft des Gaues IIIa des A. D. A. C.
am 7. September 1924.
Die im vorigen Jahre Ende September auf dem
Straßen=
dreieck Offenbach (Grafenbruch) — Dietzenbach — Wildhof
Grafenbruch ausgefahrene Drei=Städte=Fahrt mit
Gaumeiſter=
ſchaft wird in dieſem Jahr als Fünf=Städte=Fahrt ausgefahren
Leider hat ſich erwieſen, daß ſich die vorjährige Strecke für
den genannten Zweck nicht mehr eignet, und da ſich auch in der
nächſten Umgebung keine zweckmäßige Strecke finden ließ, wurde
die Austragung nun endgültig der A. D. A. C.=Ortsgruppe
Aſchaffenburg übertragen. Als Strecke wurde das Dreieck
Aſchaffenburg — Frühlingsluſt — Obernburger Chauſſee
Aſchaffenburg gewählt.
Ausgefahren wird die Gaumeiſterſchaft des Gaues IIIa
ſo=
wie die Klubmeiſterſchaft der beteiligten Klubs und ſind zur
Be=
werbung um die Gaumeiſterſchaft ſämtliche Gaumitglieder des
Gaues IIIa zugelaſſen, zu den einzelnen Klubmeiſterſchaften
je=
doch nur eingetragene Mitglieder der betreffenden Vereine.
Die techniſchen Vorbereitungen ſind nunmehr ſoweit
fort=
geſchritten, daß die Ausſchreibungen in den nächſten Tagen
er=
gehen und ſind ſolche von der Gaugeſchäftsſtelle ſowie von den
Sportleitern der beteiligten Klubs zu beziehen.
Boxen.
Gibons—Bloomfield.
Der amerikaniſche Boxer Tom Gibons hat heute den
engli=
ſchen Schwergewichts=Champion Jaques Bloomfield in der
drit=
ten Runde durch Knock out geſchlagen. 5000 Perſonen wohnten
dem Kampf bei, der im Stadion von Wembley zum Austrag kam
Schwerathletik.
Deutſche Schwerathletikmeiſterſchaften in Mannheim.
* Von den fünf deutſchen Meiſterſchaften, die am geſtrigen
Sonntag im Reich zum Austrag kamen, war eine nach der
ſport=
freudigen Stadt Mannheim entfallen, die Deutſchen
Schwer=
athletikmeiſterſchaften waren dem Mannheimer Verein f.
Körper=
pflege von 1886 im Auftrage des Deutſchen
Athletikſportverban=
des übertragen worden. Die Hauptſtraßen der Stadt waren zu
Ehren der Gäſte feſtlich geflaggt. Das Protektorat über die
Ver=
anſtaltung hatte Bürgermeiſter Dr. Walli=Mannheim
übernom=
men. Dem Ehrenpräſidium gehörten u. a. Reichspräſident
Ebert, der badiſche Staatspräſident Köhler und andere
promi=
nente Perſönlichkeiten der Regierung, des Sports, der
Behör=
den uſw. an. Bei der großen Anzahl der Bewerber und der
Verſchiedenartigkeit der Uebungen und unter Berückſichtigung
der Einteilung in Gewichts= und Altersklaſſen iſt es
verſtänd=
lich, daß die Kämpfe zwei volle Tage in Anſpruch nahmen. Die
Wettkämpfe begannen am Samstag vormittag mit dem
Ge=
wichtsheben und dem Ringen in den leichteren Gewichtsklaſſen.
Am Sonntag kamen die einzelnen Uebungen in den ſchweren
Gewichtsklaſſen zum Austrag.
Aus den Kampfen gingen folgende deutſche Meiſter hervor:
Gewichtheben:
Fliegengewicht: Hubert Fuchs=Euskirchen 655 Pfund.
Bantamgewicht: P. Friedrich=Nürnberg 755 Pfund.
Federgewicht: H. Wölpert=München 815 Pfund.
Leichtgewicht: Willi Rheinfrank=Mannheim 925 Pfund
(neuer Weltrekord).
Mittelgewicht: Franz Zinner=Würzburg 900 Pfund.
Mittelgewicht B: Heinrich Lang=Stuttgart 965 Pfund.
Schwergewicht: J. Strafberger=München 1060 Pfund,
Leichte Altersgewichtsklaſſe: Oskar Wolf=Baſel
128 Punkte.
Mittlere Altersklaſſe: Ludwig Ohneſorge=
Mann=
heim 122 Punkte.
Schwere Altersklaſſe: Anton Thomas=Aachen 152
Punkte.
Aelteſtenklaſſe: Johann Verhard 101 Punkte.
Ringen:
Fliegengeſicht: Georg Gerſtacker=Nürnberg (
Olympia=
ſieger).
Bantamgewicht: Kaſpar=Duisburg.
Federgewicht: Guſtav Paul=Nentſchau im Vogtland.
Leichtgewicht: Alfred Stuwe=Berlin (letzter deutſcher
Meiſter).
Leichtmittelgewicht: Fritz Braun=Kreuznach.
Schwermittelgewicht: Wilhelm Müller=Köln.
Leichte Altersklaſſe: Scharmacher=Berlin=
Schöne=
berg.
Mittlere Altersklaſſe: Fritz Breun=Kreuznach.
Schwere Altersklaſſe: Anton Thomas=Aachen.
Aelteſtenklaſſe: Joſ. Metzger=Freiburg.
Steinſtoßen:
Leichtgewicht: Ludwig Seeger=Oßweil 7,24 Meter.
Mittelgewicht: Xaver Geier=München 9,03 Meter.
Schwergewicht: Fritz Wenninger=Zuffenhauſen 9,60
Meter (neuer deutſcher Rekord).
Tauziehen.
Leichtgewicht: tAhletikſportverein Heſſigheim.
Mittelgewicht: Athletikſportverein Heſſigheim.
Schwergewicht: Athleten=Verein Möhringen
Altersklaſſe: Aſchaffenburg.
Hammerwerfen:
Leichtgewicht: Karl Schmidt=Neuſtadt.
Schwergewicht: Max Furtwängler=Regensburg.
Mittelgewicht: Hermann Steinmetz=Aſchaffenburg.
Gewichtswerfen:
Leichtgewicht: Karl Kraus=Schwandorf.
Mittelgewicht: Herm. Steinmetz=Aſchaffenburg.
Schwergewicht: Max Furtwängler=Regensburg 9,18
Meter.
Rundgewichtsriegen:
Unterſtufe: Gemmigheim (Württemberg).
Mittelſtufe: Oßweil.
Oberſtufe: Botnang (Schwarzwald).
Altersriege: V. f. K. Mannheim.
Schönheitskonkurrenz:
Fritz Neukirchen:Eſſen a. d. Ruhr (unter 82 Konkurrenten),
V. f. R. Darmſtadt — Sp.=Cl. Viktoria Griesheim 4:1 (1:0).
Unter der einwandfreien Leitung des Herrn Leiderer (Sp.=V,
98 Darmſtadt) entwickelte ſich ein an ſchönen Momenten reiches
Spiel, das die zahlreich erſchienenen Zuſchauer in jeder Hinſicht
befriedigte. Es war eine Freude, das V. f. R.=Innentrio: Müller,
Schwarz und Möſer, unterſtützt durch den ausgezeichneten
Mittel=
läufer Meyer, im Kampf mit der guten Verteidigung der
Vik=
toria Griesheim zu ſehen. Griesheims beſter Mann war
zwei=
fellos der Mittelläufer Schneider, der ſeinem Sturm die beſten
Vorlagen gab; aber dieſer erwies ſich als hilflos und ließ vor
allem geraues, flaches Zuſpiel und den Torſchuß vermiſſen. Bei
V. f. R. dürfen nicht unerwähnt bleiben Weißmantel und Weicker,
die ebenfalls ſchöne Leiſtungen zeigten. Der Spielverlauf: In
der erſten Halbzeit iſt der Kampf vollkommen ausgeglichen,
immerhin hat V. f. R. beſſere und mehr Torgelegenheiten, die
aber unausgenützt bleiben. Nach 10 Minuten Spieldauer geht
V. f. R. in Führung durch Schwarz, der einen von Deuker ſchwach
abgewehrten Ball ins Tor ſchiebt. Nach einer kurzen Offenſive
Griesheims in der zweiten Halbzeit liegt V. f. R. bis zum Schluß
ſtark im Angriff. Eine ſchöne Flanke des Rechtsaußen drückt
Schwarz zum zweiten Tor ein. Müller erhöht kurz darauf in
ſchöner Manier die Torzahl auf drei. Ein gutes
Zuſammen=
ſpiel des Griesheimer Innenſturms führt zum wohlverdienten
Ehrentor. Ein Bombenſchuß Weickers aus dem Hinterhalt, der
ſeinen Weg ins Tor findet, ſtellt das Ergebnis auf 4:1 für
V. f. R. Zuſammenfaſſend kann man ſagen, daß beide
Mann=
ſchaften ſich einen ſchönen, ſpannenden Kampf tieferten, den
V. f. R. trotz der Erfatzleute, die ſich nicht einfinden konnten,
infolge der beſſeren Leiſtungen ſeiner Stürmerreihe verdient
ge=
wann. Sowohl Viktoria=Griesheim als grich V. f. R. haben in
früheren Spielen ſchon weitaus Beſſeres geboten; insbeſondere
müßte Lie V. f. R.=Ligamannſchaft bei dem demnächſt
ſtatt=
findenden Spiel gegen Germania=Pfungſtadt mit noch mehr
Können und Eifer aufwarten, um dieſen Gegner zu bezwingen.
E. W.
Sportverein Darmſtadt 98—F. C. Kaiſerslautern, 1:3.
Sein viertes Aufſtiegsſpiel, das auf dem Platze des F.C.
Kaiſerslautern ſtattfand, konnte der Darmſtädter Verein nicht zu
einem Siege geſtalten. Mit einer hohen Niederlage mußte er ſich
einem Gegner beugen, der in techniſcher Beziehung wohl kgum an
die übrigen Kreismeiſter des Rheinbezirkes heranreicht, der aber
durch ſein eifriges Spiel zuwege brachte, die Vorteile des eigenen,
ſandigen Platzes, derart auszunutzen, daß ihm der Sieg über den
beſſeren Gegner glückte. Einige Verſager in der Hintermannſchaft
Darmſtadts kamen dem Gegner zu Hilfe.
Der Spielverlauf: Sportverein ging in der fünften Minute
auf Flanke von Anger, die Müllmerſtadt verlängerte und Takaſch
einköpfte, in Führung: Sicherlich das ſchönſte Tor des Tages
In der 20. Minute glich Kaiſerslautern, obwohl die Darmſtädter
Mannſchaft vorher reichlich Gelegenheit hatte den Ball aus der
Gefahrzone wegzubringen, aus. In o
i=ſeurde bis
zur Halbzeit an dem 1:1=Ergebnis nichts mehr geänder
zweiten Halbzeit griff der Darmſtädter Sturm energ;
daß die nächſten 30 Minuten Darmſtadt ſtark in der Offe
Pech, ungenaues Schießen und auch gutes Halten de
ſchen Torwartes waren die drei Faktoren, die verhin
die Darmſtädter Mannſchaft in dieſer Zeilſpanne nich
deſtens 2 Toren in Führung ging. Ganz im Gegenteil
dem Gegner, der in der 88. Minute wiedeium nach
Hintermannſchaft, ſein 2. Tor ſchoß. Darnſtadt kämp fu
nächſten Minuten um den Ausgleich. Als aber ein g er;
Stürmer einige Minuten vor Schluß die Darmſtädter „rt
gung überlief und am herauslaufenden Torwart vorbe m
war die Niederlage Darmſtadts endgültig beſiegelt.
Zur Kritik der Mannſchaft ſei bemerkt, daß der Stu ein
friedigendes Spiel vorführte, daß aber von der Hintert m
nur Stephan den Anforderungen genügte, die in einem
tigen Spiel in techniſcher und taktiſcher Beziehung an L
Verteidiger zu ſtellen ſind.
Wenn zum Schluß die geſtrige Niederlage im Geſa n
der Aufſtiegsſpiele gewertet werden darf, ſo iſt dabei zu
daß dieſe den Weg zur Bezirksliga für den Sportverein
nicht verſperrt hat; Darmſtadt liegt immer noch im R
wird bei aufopferungsvollem Spiel das Ziel doch erre
nen. Das noch auszutragende Spiel in Ludwigshafer
Spiel auf heimiſchem Platz gegen Kaiſerslautern geben
nannſchaft Gelegenheit, die Glücksgöttin, die heute ihr
wollte, wieder umzuſtimmen.
Ergebniſſe:
Sp. Vgg. Fürth — F.C. Altona 93 3:3.
Sp. Vgg. Fürth—Arminia=Hannover, 2:2.
Spv. Wiesbaden—1. F.C. Pforzheim, 3:2.
Turnen.
Gau=Jugendturnen des Main=Rodgaues (S. T.
* Der Main=Rodgau im Südweſtdeutſchen Turnerl
am geſtri n Sonntag für den oberen Bezirk in Do,
bei Groß=Gerau ſeinen diesjährigen Gaujugendtag ab.
Wetturnen beteiligten ſich die Schüler= und Zöglingsak am
des Turnvereins Klein=Gerau, der Turngelellſchaft Gräſ au
der Turngeſellſchaft Schneppenhaufen, der Turn= un 5p
gemeinde Erzhauſen, des Turnvereins Biebesheim, d Su
geſellſchaft Eberſtadt, der Turngemeinde Weiterſtadt, d 2i
und Sportvereins Braunshardt, des Turnvereins 2au
und des Turn= und Sportvereins Mörfelden. An dWBe
kämpfen, die einen glatten Verlauf bei günſtigem We
men, beteiligten ſich ca. 200 Schüler und 50 Zöglinge. ſtun
wurde in drei Stufen. Am Samstag abend ging den ar
ein Feſtkommers voraus; hier ſowohl als am Feſtſonn gu
ten die beiden Geſangvereine „Liederkranz” und „Froh)
Am Feſtzug am Feſtſonntag beteiligten ſich außer den g rn
Vereinen noch der Radfahrerverein und der Sportk) ,
ruſſia”=Dornheim. Der Jugendtag hatte dadurch ein b pe
Gepräge erhalten, daß der Turnverein Dornheim mit der gu
ſein 25jähriges Fahnenjubiläum beging. Aus dieſer mul
wurde dem Verein von einer Turnerin eine ſchöne Erin rae
ſchleife überreicht.
Erſtes Kreisturnfeſt des Kreiſes Mitteldeutſchland im De=
Turnerbund.
Man ſchreibt uns: Vom 2.—4, Auguſt hatte der Mittell F.
umfaſſende 6. Kreis zum erſten Kreisturnfeſt nach Plauen —
land gerufen, um dort Zeugnis abzulegen vom turneriſchen mr
ſeiner Mitglieder, von der geiſtigen Erfaſſung des völkiſchen C
um in ſchlichter Feierſtunde ſich zu erheben und das Band
Gemeinſchaft zu feſtigen und zu ſtärken.
Gegen 100 Turner traten in der Frühe des 2. Auguſt
Allkampf, der als Spiegelbild bündiſcher Turnarbeit a E
Jahnſchen Turnens, Geräte= und Freiübungen, wie volk /
Turnen, ebenſo den Nachweis völkiſcher Erkenntnis in
Pflicht=
frage in 15 einzelnen Uebungen umfaßte. Zu gleicher Zeit
Jungturner ihren volkstümlichen Fünfkampf aus; auch hier
völkiſche Kenntnisnachweis nicht. — Der Samstag nachmittag
Wettſpielen gewidmet, die ſchon Jahn gewürdigt hat und die
nerbund eine würdige Auferſtehung feierten. Es muß geſag /
ſie allgemein, insbeſondere aber das königliche Schlagballſpiel,
noch erhöhter Pflege. Konnten am Samstag die Höchſtleiſtm, An
zelner bewundert werden, ſo kam am Sonntag vormittag in
einswetturnen die Durchbildung der Geſamtmannſcha f:
Ausdruck. Einen tiefen Eindruck machten die geſtellten Ordnr
gen in Marſch und Lauf, allzulang in ihrer Bedeutung für ei
Manneszucht unterſchätzt, ebenſo die angewandten Uebungen
men von Hinderniſſen im vollen Straßenkleid, Lederſtiefel,
Ruckſackbelaſtung und Eifenſtab in der Rechten.
Den turneriſchen Höhepunkt bildeten naturgemäß Feſtzug
ſchließend die allgemeinen Freiübungen. Schon *
am Sonntag nachmittag die Vereine und Gaue geordnet am i
da öffneten ſich die Schleuſen des Himmels, ein heftiger Gew *
ging nieder, ein Probſtein für turneriſche Zucht für Turner 1R
nerin, eine leiſe Exinnerung an den Aufmarſch in Linz. Ael
damals erſcholl es über den weiten Platz: „Haltet aus, halte
Sturmgebraus”. Als die erſten Sonnenſtrahlen das weichend E
durchbrachen, reckten ſich alle Körper auf den Ruf des Bundes
Zenker in ſtraffer Haltung; mahnende Worte des Gedenkens d4
erklangen, der Toten, die die Auferſtehung in uns erſehner
und hehr ſetzte die Weiſe des Niederländiſchen Dankgebets e
Schlußzeile von der Menge einſchließlich der den Platz umſe
Zuſchauer mitgeſungen wurde. Der Zug ſetzte ſich in Bewegur
die Fahnen, dann in langen Reihen die Turner in gleichmäßie
Bundeskleid; es folgten die Turnerinnen in gleichmäßig blau
ßenkleid; den Schluß bildeten die Turner, meiſt Neulinge, di
wirtſchaftlicher Ungunſt der Zeit ſich den Bundesanzug noch
ſtehen konnten. Auf dem Feſtplatz riſſen noch einmal einige
Worte Zenkers alle Glieder zuſammen, die Fahnen gingen
nach Vorbeimarſch vor dem Bundesturnwart in Schritt und 4
ſich der Feſtzug auf. Nach kurzer Umkleidepauſe erfolgte der 2
zu den allgemeinen Freiübungen. Die Klänge des Hohenfr
Marſches gaben Würze und Feuer zu den ſtraffen Männerübu!
alsdann ihr Gegengewicht in den geſchmeidigen und zügigen
übungen fanden. Wohliger Sonnenſchein durchflutete in den
Stunden des Nachmittags den Feſtplatz, die uns noch prachtvolle
einer Turnerinnengrutpe aus Neunkirchen bei Wien unter Ler
Bundesturnwarts Hammer boten, wechſelnd mit Volkstänzen 9.
dener Turnſchweſtern, Frejübungen der Plauener Schüler, Frau
am Barren. Ein Wetturnen der Frauen an den Geräten läßt 4
desturnübung als unweiblich nicht zu.
Den Höhepunkt völkiſchen Erlebens bildeten die Feſtabe
Samstag und Sonntag in Prater und Zentralhalle. Seinen
fand das Feſt am Montag in einem groß angelegten, ſchon b.
Muts erfundenen, vom Turnerbund neuzeitlich ausgeſtatteten
ſpiel, dem Kampf um den Stab.
Die Preisverkündung bildete eine beſondere Ehrung unſer
böhmiſchen Vereine Aſch und Eger, denen auf allen Stufen O
Preiſe zufielen. Auch unſer Darmſtädter „Jahn”, der
betracht der weiten Entfernung mit 14, meiſt jugendlichen Mil
gut vertreten war, kann mit berechtigtem Selbſtgefühl auf ſeine
blicken. Die beiden Wetturner im Allkampf errangen Anerken
im Vereinswetturnen, trugen die Jungmannen in ihrer Kue
zweiten Preis davon; im Schlagballfpiel ſiegten ſie gegen ih!
ziger Gegner mit 25;5, und ehrenvoll unterlagen ſie in ein
durchgekämpften Fauſtballſpiel gegen mit Seidenberg mit 29:2
Alles in allem: Der Kreis Mitteldeutfchland hat in feinen
Treisfeſt die Probe beſtanden als Hort unverfälſchten Jahnſche
tens, als Pflanzboden und berufener Kern einer parteipolitiſe"
pundenen, verſöhnenden völkiſchen Bewegung.