Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshaugtſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
187. Jahrgang
Nummer 215
Montag, den 4. Auguſt 1924.
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Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezelle (92 mm
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(1 Dollar — 4.20 Marl). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Abreiſe der deutſchen Oelegation.
* Berlin 4. Auguſt. (Priv.=Tel.) Die deutſche
Delega=
wird die Abreiſe zur Londoner Konferenz heute vormittag
Uhr vom Bahnhof Friedrichſtraße aus antreten. Sie kommt
ge abend auf dem Viktoria=Bahnhof in London an, wo, wie
zutet, Macdonald perſönlich zum Empfang zu erſcheinen
be=
htigt. In der Hauptſache wird die deutſche Delegation im
1 Ritz untergebracht werden. Zur Erleichterung des
Mei=
v1/Saustauſches zwiſchen der deutſchen Delegation und den
A iner Amtsſtellen wird die Einrichtung einer direkten
Fern=
iblinie mit Berlin hergeſtellt.
Das deutſche Verhandlungsprogramm.
Berlin, 3. Auguſt. Die „Zeit” glaubt zu wiſſen, daß die
che Delegation, ebenſo wie die Vertreter der amerikaniſchen
en, keineswegs den Beſchluß des erſten Ausſchuſſes in der
tionsfrage für endgültig hält. Die „Zeit” fährt fort: Man
weiter annehmen, daß die deutſche Delegation die
Feſt=
ig des Endtermins der wirtſchaftlichen Räumung des
Ruhr=
tes auf den 15. Oktober ſtark anfechten wird, da man in
ſchland glaubt, daß ſie ſich dem Verbleib von mehr als 3000
ſchen und franzöſiſchen Eiſenbahnern in der deutſchen
bahnverwaltung widerſetzen wird, ſteht außer Zweifel.
Die=
junkt iſt ja auch auf der Konferenz ſelbſt eine offene
Streit=
geblieben. Die Frage der Sachlieferungen und
Barüber=
ngen wird ebenfalls mit der deutſchen Delegation eingehend
ndelt werden müſſen. Deutſchland verteidigt hier den
d und Boden des Gutachtens ſelbſt und wird nicht zulaſſen,
Tenderungen getroffen werden, die den Schutz der deutſchen
ung und der deutſchen Leiſtungsfähigkeit irgendwie unter
Maß herabmindern, das die Sachverſtändigen ſelbſt für
un=
gt nötig gehalten haben. Was die militäriſche Räumung
ertragswidrig beſetzten Gebiete anlangt, ſo weiß man in
on ganz genau, daß das engliſch=belgiſche Programm für
chland ebenſo unmöglich iſt, wie die Verlängerung der
Be=
des Kölner Brückenkopfes über den vertraglichen Termin
Vom Tage.
In der Techniſchen Hochſchule in Charlottenburg iſt geſtern eine
Schiffbauausſtellung eröffnet worden.
In der Woche vom 20. bis 26. Juli kamen ſeewärts in den fünf
Weſerhäfen zuſammen 76 Schiffe mit 108 371 Nettoregiſtertonnen und
37 156 Tonnen Ladung an. 72 Schiffe mit 63 454 Nettoregiſtertonnen
und 26 694 Tonnen Ladung gingen ab.
Nach einer Meldung der „Derniére Heure” teilt die Brüſſeler
Tele=
graphenagentur mit, daß der kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete
Höllein von der Polizei feſtgenommen und in Haft behalten wurde.
Höllein, der in einer kommuniſtiſchen Verſammlung bei Verviers ſprechen
wollte, führte einen Ausweis auf den Namen Keſſel, deutſcher
Reichs=
tagsabgeordneter, bei ſich.
Nach dem Petit Pariſien wurde in den Wandelgängen der Kammer
geſtern angenommen, daß die Londoner Konferenz am Donnerstag oder
Freitag dieſer Woche zu Ende gehen werde und daß unter dieſen
Um=
ſtänden die Kammer und der Senat auf den 11. oder 12. Auguſt
einbe=
rufen werden könnten.
Nach dem Matin ſoll der italieniſche Sozialiſt Turati in der
Kammer mit einer Anzahl franzöſiſcher ſozialiſtiſcher Abgeordneter und
Parteimitglieder ohne Mandat eine Beſprechung gehabt haben. Das
Blatt bringt die Unterredung mit einem angeblichen Beſchluß der
fran=
zöſiſchen Sozialiſten in Verbindung, die Abgeordneten Paul Faure und
Lonquet, ſowie den Sozialiſten Grumbach nach London zu ſchicken.
Der amerikaniſche Bankier Pierpont Morgan, iſt in Cherbourg
eingetroffen. Er wird heute vormittag in London ſein.
Macdonald kehrte geſtern abend von Chequers nach London
zu=
rück, um der heutigen Sitzung der „Großen Sieben” beizuwohnen.
Das engliſche Pfund und der franzöſiſche Franken haben ſich infolge
des letzten Ergebniſſes der Konferenz weſentlich erholt.
Ein Exchange=Telegramm aus Melburne meldet, daß die
auſtra=
liſche Regierung einen Geſetzentwurf zur Aufnahme eine Anleihe von
9 Millionen. Pfund eingebracht hat.
Der größte Teil der engliſchen Mittelmeerflotte iſt in Naguſa, bzw.
Grawoſa, eingelaufen.
Wie aus Belgrad gemeldet wird hat der Miniſterrat
be=
ſchloſſen, die Note der interalliierten Kontrollkommiſſion über die
Wün=
ſche Bulgariens nach Erhöhung ſeiner militäriſchen Mannſchaftsſtärke in
verneinendem Sinne zu beantworten.
Der Gedenktag der Kriegsopfer.
ar
Die Feier vor dem Reichstagsgebäude.
Verlin, 3. Aug. (Wolff.) „Dem lebenden Geiſte unſerer
9." Im Zeichen dieſes Wortes, das in Rieſenlettern über
jewaltigen Hauptportal des Reichstagsgebäudes ſtand, fand
vormittag auf dem Königsplatz unter ungeheurer
Betei=
y der Berliner Bevölkerung die Gedenkfeier für die deutſchen
des Weltkrieges ſtatt. Soweit das Auge reichte, ſah man
hen mit entblößten Häuptern. Zu beiden Seiten der
ge=
gen Freitreppe waren Maſte errichtet mit den auf Halbſtock
en Fahnen der Reichskriegsflagge und der ſchwarz=rot=gol=
Flagge der Republik. Die Rampe der Freitreppe
ſchmück=
orbeerbäume. Den Giebel des Mittelteiles des Volkshauſes
die Rückwand der Säulenhalle hatte man mit dichten
Vor=
n aus Tannengrün verkleidet, nur an der Mitteltür
unter=
n durch einen von Prof. Ernſt Böhm entworfenen Reichs=
Nach dem Aufmarſch zweier Ehrenkompagnien der
Reichs=
betrat unter Hoch= und Heilrufen der Hunderttauſenden
teichspräſident die Freitreppe, gefolgt von den Mitgliedern
eichsregierung und den Ehrengäſten. Nachdem die Klänge
=rquermarſches aus dem Oratorium Saul verhallt waren,
von der am Fuße der Treppe errichteten Rednertribüne der
eliſche Feldprobſt der Reichswehr Dr. Schlegel ergreifende
* zum Gedenken an die Gefallenen des Weltkrieges. Dann
der Erkſche Männergeſangverein unter Prof. Max Stange
rſchütternder Gewalt „Die Heldenfeier‟. Darauf hielt der
rtretende katholiſche Feldprobſt der Reichswehr Dr.
ammborn eine Anſprache. Es folgte wieder Chorgeſang.
Erſcheinen zweier Flugzeuge über dem Königsplatz erinnerte
e Taten der deutſchen Flieger im Weltkrieg. Nun trat der
Reichspräſident
ie Rednertribüne und hielt folgende Anſprache:
ſeutſche Männer und Frauen! Ein Tag des Geden=
und der Trauer iſt es, den das ganze deutſche Volk
mit uns begeht. In tiefem Schmerz trauern wir um die
* Deutſchlands, die den Soldatentod geſtorben ſind, damit
chland lebe. In warmem Gefühl gedenken wir der
Kriegs=
digten und des Schmerzes der Hinterbliebenen. In
Ehr=
neigen wir uns vor den Heldentaten unſeres Volkes in
n und vor der duldenden Standhaftigkeit der Heimat, vor
beiſpielloſen Opfermut und dem faſt übermenſchlichen
Dul=
uſerer Nation im Kriege.
ſugleich ein Tag des Dankes iſt der heutige Tag. Wir
n dieſen Dank abſtatten allen denen, die für Deutſchland
ind Blut hingegeben haben. Abſtatten nicht in Worten,
ſon=
den Toten in ſchweigendem Gedenken, den Lebenden in
lin=
em Tun. Mit heißem Dank für ihre Treue geht unſere
ucht zu den Brüdern, die ihre Heimat oder ihre Zugehörigkeit
Reiche hingeben mußten.
* zur Verteidigung der bedrohten deutſchen Heimat hat
Deutſchland vor zehn Jahren die Waffen ergriffen.
ieſem Bewußtſein haben wir den langen Krieg geführt,
für dieſer Geiſt konnte uns die gewaltigen Opfer ertragen
die alle Kreiſe unſeres Volkes an Gut und Blut bringen
en. Das, was das deutſche Volk ſeit 1914 um ſeines
Deutſch=
willen gelitten und geleiſtet hat, kann nicht verloren ſein, und
lb iſt der heutige Tag auch ein Tag der Hoffnung,
Dffnung auf ein lebens= und kraftvolles Deutſchland. Trotz
Stürme der letzten Jahre iſt uns das Reich erhalten geblie=
Wir geloben heute, daß an dieſem Bau nicht gerüttelt werden
Daß wir alle unſere Kraft einſetzen wollen, damit
Deutſch=
den Platz unter den Völkern der Erde wieder einnehmen
Der ihm gebührt. An dieſem Ziele mitzuarbeiten, iſt Pflicht
jeden Deutſchen und iſt eine Ehrenpflicht gegenüber den
u, die ihr Leben hingegeben haben in Verteidigung der
t, iſt vor allem eine Ehrenpflicht der deutſchen Ligend.
So ſoll der Geiſt der Toten leben bleiben in uns allen, im ganzen
deutſchen Volke.
Es iſt heute der Ruf hinausgegangen an das deutſche Volk,
unſeren Toten ein würdiges Gedenkzeichen zu errichten. Aber
darüber hinaus wollen wir — das laſſen Sie, deutſche Männer
und Frauen, uns in dieſer Stunde geloben — dem Gedächtnis
unſerer Toten ein Denkmal bauen dauernder denn Erz: das freie
Deutſchland!
Die Worte des Reichspräſidenten wurden mit lebhaften
Bei=
fallskundgebungen aufgenommen. Nun formierte ſich die
Reichs=
wehr zur Trauerparade, ausgeführt unter Glockengeläute,
Trauer=
ſalut und Trauermarſch, zu der Melodie „Ich hatt’ einen
Kame=
raden”. Um 12 Uhr brach die Muſik plötzlich ab und jeder Ton
und jede Bewegung ſetzten auf zwei Minuten aus, der
ergrei=
fendſte Moment der eindrucksvollen Feier. Während des
gemein=
ſamen Geſanges des Liedes „Wir treten zum Beten” wurden die
Fahnen hochgezogen. Die Ehrenkompagnie marſchierte dann
unter den Klängen des Deutſchlandliedes ab, in das die
Ver=
ſammelten kräftig einſtimmten. Nur langſam leerte ſich der weite
Platz von der Menſchenmenge. — Die jüdiſche Gemeinde hatte
auf dem Friedhof in Weißenſee eine beſondere Gedenkfeier
ver=
anſtaltet. In allen Berliner Kirchen wurden feierliche
Gottes=
dienſt abgehalten. Während der zwei Minuten ruhte der geſamte
öffentliche Verkehr, ſodaß der heutige Sonntag als ein
Volks=
gedenktag bezeichnet werden darf, wie er noch niemals gefeiert
worden iſt.
Kommuniſtiſche Störungsverſuche.
Berlin, 3. Aug. (Priv.=Tel.) Die von
kommuniſti=
ſcher Seite ſchon ſeit einer Woche vorbereiteten
Störungsver=
ſuche der Trauerfeier für die Opfer des Weltkrieges vor
dem Reichstagsgebäude konnten angeſichts der gewaltigen
Teil=
nehmerzahl und der verhältnismäßig geringen Stärke der
Kom=
muniſten den Verlauf der Feier nur wenig beeinträchtigen. Bei
den erſten Anſprachen begnügten ſich die Kommuniſten damit,
farbige Zettel in die Luft zu ſchleudern. Als der Reichspräſident
das Wort ergriff, ertönte eine Trillerpfeife. Im übrigen wurde
auch ſeine Rede nicht geſtört. Während der zwei Gedenkminuten
machten ſich die auf dem linken und rechten Flügel der
Verſamm=
lung ſtehenden kommuniſtiſchen Gruppen durch laute Rufe
be=
merkbar. Dieſer ſchamloſe Störungsverſuch wurde jedoch im
Keime erſtickt. Die Schutzpolizei griff die Störenfriede heraus
und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Verſuche der
Komimu=
niſten, die Polizeikette zu durchbrechen, wurden ſofort zum
Schei=
tern gebracht. Der Maſſengeſang des Deutſchlandliedes übertönte
die Rufe der wenigen Demonſtranten. Erſt nach Schluß der Feier
wurden von größeren Trupps die Internationale geſungen.
Völ=
kiſche antworteten mit der Wacht am Rhein. Als ſich der Platz
ſchon halb geleert hatte und die Kommuniſten einen
Demon=
ſtrationszug bilden wollten, zerſtreute berittene Schutzpolizei die
Trupps. Bei den Durchbruchsverſuchen der Kommuniſten machte
die Schutzpolizei wiederholt vom Gummiknüppel Gebrauch. Ein
Schupobeamter wurde durch Meſſerſtiche ſchwer verwundet.
Dresden, 3. Aug. (Wolff.) Während im Vereinshaus
eine große Gedächtnisfeier des Bürgerblocks ſtattfand, an
der auch die Kriegervereine und die geſamte Studentenſchaft in
Trauerwichs teilnahm, ſammelten ſich im Innern der Stadt auf
dem Altmarkt gegen 12 Uhr Tauſende von Menſchen an. In dem
Augenblick der allgemeinen Gedächtnisſtille bewegte ſich ein nach
Hunderten zählender Kommuniſtenzug, der Schilder mit der
In=
ſchrift „Nie wieder Krieg!” mit ſich führte, unter Abſingung der
Internationale rings um den Marktplatz. Von der Menge wurde
daraufhin das Deutſchlandlied angeſtimmt. Die Schilder der
Kommuniſten wurden niedergeriſſen. Hierbei kam es an
verſchie=
denen Stellen zu Schlägereien. Schließlich räumte ein ſtarkes
Aufgebot der Schutzpolizei die Straße. Eine Reihe Verhaftungen
wurde vorgenommen,
ſon
* Die Rudleht der Auggewiefenen.
Von
A. Korell, M. d. R.
Die Rückkehr der Ausgewieſenen bringt für die Regierungen
des Reichs und der Länder und die Gemeindeverwaltungen
Auf=
gaben von außerordentlicher Mannigfaltigkeit und Schwere. Der
17. Ausſchuß des Reichstags, als Sonderausſchuß für die
beſetz=
ten Gebiete beſtellt, hat in einer Reihe von Sitzungen den größten
Teil der Fragen zuſammen mit der Regierung durchgearbeitet.
Er iſt mit ihr nicht immer zum Einverſtändnis gelangt und wird
in den nächſten Tagen eine zweite Leſung vornehmen und
wenig=
ſtens für die ſtrittigen Punkte eine Entſcheidung des Plenums
herbeiführen. Für die anderen erſcheint es unnötig, zumal in
Zukunft die Abänderung von Betreuungsvorſchriften zuerſt dem
Ausſchuß vorgelegt werden ſoll.
Die Hauptſchwierigkeiten bieten Wohnungs= und
Arbeitsbe=
ſchaffung. Alles, was hier geſchieht, iſt nur Notbehelf, bis die
Verwaltung, beſonders die Eiſenbahn, wieder in deutſche Hände
übergegangen iſt und eine Verminderung der fremden Militärs,
Beamten und Ziviliſten ſtattgefunden hat. Tritt hierin keine
Aen=
derung ein, ja, werden unſere Hilfsmaßnahmen durch neue
Be=
ſchlagnahmungen durchkreuzt, ſo werden im beſetzten Gebiet, bei
der unüberwindlichen und verſtändlichen Sehnſucht der meiſten
Ausgewieſenen unhaltbare Zuſtände platzgreifen.
Die Reichsregierung will den Gemeinden Kredite zum
Aus=
bau angefangener reichseigener Häuſer zur Verfügung ſtellen,
er=
klärt ſich aber außerſtande, den Kredit in Höhe der vom Ausſchuß
geforderten 20 Millionen zu bewilligen. Uebrigens hat ſich die
Reichspoſt bereitgefunden, Gemeinden des beſetzten Gebietes für
allgemeine Notſtände infolge des Ruhrkampfes Kredite zu
ge=
währen. Die genannte Summe war recht ſtattlich. Ferner
offe=
riert das Reich die Ueberlaſſung von Holzhäuſern aus nicht
abge=
nommenen Reparationslieferungen und Baracken als
Notwoh=
nungen. Die Freimachung von Wohnungen, die zu groß ſind
(oder von Deutſchen nach der Ausweiſung bezogen wurden), hat
hoffentlich größeren Erfolg als im unbeſetzten Gebiet.
Für die Uebergangszeit, bis zur Erlangung von Arbeit,
wer=
den die Betreuungsgelder weitergezahlt. Abbau ſoll bis dahin
nicht ſtattfinden. Für die Angehörigen der freien Berufe, deren
Exiſtenz vielfach „ausgewintert” iſt, ſind Betreuung für längere
Zeit und Kredite zum Wiederaufbau vorgeſehen.
Für die Anrechnung von gelieferten Kleidern und
Woh=
nungsgegenſtänden ſowie barer Vorſchüſſe ſind Anträge geſtellt,
aber noch nicht erledigt; dagegen hat, entgegen anderen
Meldun=
gen, ſchon vor 14 Tagen ein Antrag Annahme gefunden, der
Aufwertung allgemein ausſchließt, ebenſo die Anrechnung von
Vorſchüſſen auf Sachſchäden. Die Koſten für Aus= und Rückzug,
welche der Reichsfinanzminiſter nur teilweiſe erſtatten wollte,
ſol=
len vom Reiche bezahlt werden. Weitere Einzelheiten, die ſich
aus der Fülle der Schäden ergeben, intereſſieren die Beteiligten
mehr als die Oeffentlichkeit; es ſoll ein Merkblatt
herauskom=
men, das alles enthält. Beneidenswert wird die Lage der
mei=
ſten Rückkehrer auch bei der Durchführung aller Maßnahmen
nicht ſein, da die Mittel des Reiches nicht nur beſchränkt, ſondern
auch das Verſtändnis mancher Stellen hüben und drüben eng iſt.
Von einer vollen Schadloshaltung, wie ſie einſt verſprochen
wurde, — geſtehen wir es offen — iſt keine Rede mehr.
Immerhin! ein Teil der Ausgewieſenen kehrt in die Heimat
zurück: das Heimweh iſt geſtillt und wenn auch nicht alles ſo iſt,
wie es ſein könnte oder ſollte! ſie ſind zu Hauſe. Wie aber ſteht
es mit den Anderen, die noch in Ungewißheit fernbleiben müſſen,
die noch in Gefängniſſen ſitzen oder in Abweſenheit ſchwer
verur=
teilt worden ſind, nicht wegen Verbrechen, ſondern wegen ihrer
Beteiligung am Ruhrkampf und der Abwehr der Separatiſten,
alſo wegen ihrer Pflichterfüllung? Wie lange ſollen ſie noch
ferngehalten und nicht amneſtiert werden? Die Zahlen, die
neu=
lich im heſſiſchen Landtag mitgeteilt wurden, möchten ſich
inzwi=
ſchen etwas erhöht haben, aber von einer grundlegenden
Aenderung kann leider auch heute noch nicht
geſprochen werden. Was man bisher tat, bezeichnet man
als Gnade. Dann ſcheint man noch weit entfernt, allen ihr
Recht, das Recht auf die deutſche Heimat zuzugeſtehen, ebenſo
wie das Recht auf Ausübung des Berufs.
Bei den Verhandlungen in London wird die deutſche
Regie=
rung dieſes deutſche Recht nachdrücklichzu fordern haben. Nicht
nur iſt der Ruhrkampf längſt zu Ende: der Beginn der
ungeheu=
ren Leiſtungen welche der Dawesbericht dem deutſchen Volke
auf=
erlegt, verlangt nicht nur die Beſeitigung aller unnötigen
Aus=
gaben (zu denen die Aufrechterhaltung der Ausweiſngen
beträcht=
lich zählt) und Feſſeln der Arbeit, ſondern noch mehr die
Hoff=
nung, daß die Willkür reſtlos abgebaut und das deutſche Recht
und die deutſche Ehre geachtet wird. Ein Prüfſtein hierfür wird
die Behandlung der Rhein= und Ruhrkämpfer durch Frankreich
und Belgien ſein.
Staatsſekretär Hughes in Berlin.
Sein Beſuch beim Reichspräſidenten.
Berlin, 3. Aug. (Wolff.) Der amerikaniſche Staatsſekretär
dughes iſt mit ſeiner Gemahlin heute morgen 7 Uhr auf dem
jahnhof Friedrichſtraße eingetroffen. Botſchafsrat Robbins von
er hieſigen, amerikaniſchen Botſchaft und Legationsrat
Erd=
tannsdorffer vom Auswärtigen Amt waren bis Köln
entgegen=
efahren. In Berlin wurden ſie durch den amerikaniſchen
Bot=
hafter Houghton, zahlreiche Herren der Botſchaft, ſowie durch
ehrere Herren des Auswärtigen Amtes empfangen.
Staats=
retär Frhr. v. Maltzahn überreichte nach einigen
Begrüßungs=
dorten Frau Hughes einen prächtigen Blumenſtrauß. Auf dem
ahnſteig und vor dem Bahnhofsgebäude hatte ſich trotz der
rühen Morgenſtunde eine zahlreiche Menſchenmenge eingefunden.
Staatsſekretär Hughes ſtattete weiter in Begleitung des
Bot=
hafters Houghon dem Reichspräſidenten einen Beſuch ab. Um
½ Uhr fand zu Ehren des Staatsſekretärs beim
Reichspräſiden=
n ein Frühſtück ſtatt, woran auch der amerikaniſche Botſchafter,
r Reichskanzler, die Reichsminiſter und führende
Perſönlich=
iten des deutſchen Wirtſchaftslebens teilnahmen.
Sonntag abend fand in der amerikaniſchen Botſchaft ein
mpfang von Hughes ſtatt, zu welchem zahlreiche Einladungen an
hrende Perſönlichkeiten der deutſchen Pirtſchaft ergangen waren.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Auguſt 1924.
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Der deutſch=franzöſiſche
Handelsvertrag.
Von unſerer Berliner Redaktion.
In verſchiedenen Kreiſen der deutſchen Wirtſchaft ſind in
letz=
ter Zeit mehrfach Bedenken hinſichtlich des neu abzuſchließenden
deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrages aufgetaucht. Vor allem
glaubte man Grund zu der Annahme zu haben, daß von Seiten
der Regierung dieſer Angelegenheit nicht die volle Aufmerkſamkeit
geſchenkt werde. Auf Grund beſonderer Informationen können
wir hierzu mitteilen, daß die entſprechenden Reſſorts ſchon ſeit
längerer Zeit mit der Vorbereitung eines Entwurfes für einen
deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrag beſchäftigt ſind, daß darüber
hinaus dem Reichstag noch eine ganze Reihe Handelsverträge
zugehen werden. Insbeſondere wird zurzeit mit Nachdruck an
der Ausarbeitung eines neuen Zolltarifes
gear=
beitet, ohne deſſen vorherige Fertigſtellung die Reichsregierung
übrigens nicht gewillt iſt, ſpeziell mit Frankreich ein neues
Ab=
kommen zu treffen. Gewiſſe Anzeichen auf der Londoner
Kon=
ferenz deuten jedoch darauf hin, daß Frankreich mit allen Mitteln
daran arbeitet, um die übrigen Mächte in der Richtung zu
beein=
fluſſen, daß die im Januar nächſten Jahres ablaufenden
Beſtim=
mungen des Verſailler Vertrages auf eine Reihe von Jahren
verlängert, oder von Deutſchland ein neues Zollabkommen
ge=
ſchloſſen wird, das dem alten, mit der einſeitigen
Meiſt=
begünſtigungsklauſel, im weſentlichen entſprechen ſoll.
Von franzöſiſcher Seite ſcheinen auch ſchon verſchiedene
Füh=
ler in dieſer Angelegenheit vorgeſtreckt worden zu ſein. Es
ver=
lautet z. B., daß Frankreich geltend macht, während des Jahres
1923 habe der Güteraustauſch im Großen und Ganzen geruht.
Dieſes Jahr müſſe Frankreich angerechnet werden, ſo daß das
jetzige Abkommen erſt am 10. Januar 1926 ablaufen würde.
Wei=
ter iſt bei den Franzoſen der Wunſch ſehr lebhaft, für die im
be=
ſetzten Gebiet lagernden franzöſiſchen Waren auch nach dem 10.
Januar 1925 Zollfreiheit zu erlangen. Daß die Franzoſen
be=
reits anfangen, nervös zu werden und hinſichtlich des
Handels=
vertrages greifbare Ergebniſſe in London erzielen möchten, iſt
be=
greiflich. Das alte Abkommen, wie es im Verſailler Vertrag
fun=
diert iſt, behielt der elſäſſiſchen und ſaarländiſchen Induſtrie,
deren Abſatzgebiet nach wie vor Deutſchland iſt, eine einſeitige
Meiſtbegünſtigungsklauſel vor. Treten jetzt neue Zollſätze in
Kraft, die die heimiſche deutſche Induſtrie ſchützen, ſo würde
ent=
weder in Lothringen ſelbſt Abſatzſtörungen und
Arbeitseinſtel=
lungen notwendig werden, oder aber dieſe Induſtrie müßte ſich
nach Weſten wenden und die franzöſiſchen Werke ſchwer ſchädigen.
Eine derartige Situation will Herriot naturgemäß vermeiden,
zu=
dem er auch einem ſtarken innerpolitiſchen Druck in dieſer
Ange=
legenheit ausgeſetzt iſt.
Alles in Allem kann geſagt werden, daß die Reichsregierung
garnicht daran denkt, den neuen deutſch=franzöſiſchen
Handels=
vertrag zum Gegenſtand einer Debatte in London werden zu
laſ=
ſen. Sie wird vielmehr abwarten, wie ſich die entſprechenden
Verhandlungen mit den übrigen Großmächten geſtalten und vor
allem, welche Wünſche die deutſche Induſtrie auch hinſichtlich der
Zollpflichten noch vorbringen wird.
Letzte Phaſe der Londoner Konferenz.
Die letzten Verhandlungen vor der Ankunft
der Deutſchen.
* London, 3. Aug. (Priv.=Tel.) Die Konferenzteilneh
mer haben heute jede politiſche Tätigkeit eingeſtellt. Nur die
franzöſiſche Delegation iſt am Vormittag, unter dem Vorſitz
Her=
riots zuſammengetreten. Sie hat vor allem die Fragen erörtert,
welche bei der erſten Zuſammenkunft zwiſchen den verbündeten
Unterhändlern und den Deutſchen wahrſcheinlich ſchon am
Diens=
ag abend zur Sprache gebracht werden dürften. Die
Delega=
tionsführer werden morgen vormittag 10 Uhr in der Downing=
Street zuſammentreten. Man nimmt an, daß Herriot ſeine
Kol=
legen erſuchen wird, eine Methode für die Verhandlungen
wäh=
rend der Anweſenheit der Deutſchen in London feſtzuſetzen.
Insbeſondere wird Herriot, wie Meldungen aus franzöſiſcher
Quelle beſagen, beantragen, das die Reparationskommiſſion ſich
unverzüglich mit den deutſchen Delegierten über die Frage des
Sachverſtändigenberichts verſtändigt, für welche ſie zuſtändig iſt.
* London, 3. Aug. (Priv.=Tel.) Die Stimmung in
Lon=
doner Konferenzkreiſen iſt heute nicht ſo optimiſtiſch wie geſtern.
Man gibt unumwunden zu, daß die zweite Phaſe der Konferenz
von ebenſo hervorragender Bedeutung iſt, wie die erſte, welche
ſo=
eben abgeſchloſſen wurde. Der Londoner Vertreter des
Intran=
ſigeant glaubt zu wiſſen, daß die deutſche Regierung ſeit
Eröff=
nung der Konferenz Tag für Tag den engliſchen Schatzkanzler
Snowden über ihren Standpunkt in den Fragen unterrichtet
habe, die zwiſchen den Verbündeten behandelt worden ſind.
Unter dieſen Umſtänden gibt man der Hoffnung Ausdruck, daß
die Beſprechungen mit den Deutſchen nur einige Tage dauern
und ſehr bald zu einem poſitiven Ergebnis führen werden. Die
große Zurückhaltung, mit der die Preſſe fortfährt, die
vorläufi=
gen Ergebniſſe der Londoner Konferenz zu beurteilen, iſt
immer=
hin ſehr bezeichnend. Der Temps wendet ſich in ſeinem heutigen
Leitartikel gegen die vermeintliche Einſchüchterung Berlins.
Frankreich könne keine ſolche Taktik einſchlagen und ſich den
An=
ſchein geben ,als ob es den Abbruch der Konferenz und die
Zer=
ſtörung des Sachverſtändigenplanes wünſche. Eine ſolche
Me=
thode würde zu keinem Ergebnis führen. Tatſächlich könne nichts
über die Beſſerung der deutſchen Finanzen, in den letzten
Mo=
naten und die relativ günſtige Lage Deutſchlands hinwegtäuſchen.
Das Blatt ſtellt feſt, daß das laufende Geſchäftsjahr
Deutſch=
lands mit einem Defizit von 2½ Millionen Goldmark abſchloß.
Außerdem hätten die Deutſchnationalen ſich zu dem
Sachverſtän=
digenplan bekannt. Es beſtünden daher Hemmniſſe weder auf
finanziellem noch politiſchem Gebiet, welche der deutſchen
Dele=
gation verwehrte, ſich mit den Alliierten zu verſtändigen.
Pariſer Quertreibereien
Paris 2. Aug. (Wolff.) Die oberſte konſultative
Ver=
ſammlung für Handel und Induſtrie hat geſtern vormittag unter
dem Vorſitz des Handelsminiſters ihre erſte Sitzung abgehalten.
Es kam unter anderem die Reviſion des franzöſiſchen Zolltarifs
zur Sprache. Der Handelsminiſter ſtreifte auch die
Handels=
verträge zwiſchen Frankreich und Deutſchland, Amerika und
England und erinnerte daran, daß die Handelsbeziehungen
Frankreichs mit den wichtigſten Ländern im Laufe des Krieges
gekündigt worden ſeien. Jetzt ſei der Termin nahe, wo an Stelle
der Handelsabkommen, die der Friedensvertrag vorſehe, ein
Ab=
kommen zwiſchen Frankreich und Deutſchland treten müſſe. Vor
dem Kriege ſei Deutſchland der Hauptkonkurrent geweſen, und
man könne nicht ſagen, daß der Krieg ſeine Produktion
vermin=
dert habe. Von dem Abkommen mit Deutſchland werde in hohem
Maße die Entwicklung nicht allein der Beziehungen Frankreichs
zu gewiſſen Ländern, ſondern auch die Geſtaltung des
franzöſi=
ſchen Handelsvertragsſyſtems abhängen. Erſt nach einem
Ab=
kommen mit Deutſchland könne Frankreich an die Erneuerung
der großen Verträge denken, die ſeine Beziehungen zu England,
Amerika und anderen Ländern regelten.
* Paris, 4. Aug. (Priv.=Tel.) Nach Londoner
Meldun=
gen dürfte die erſte Sitzung mit der deutſchen Delegation, am
Dienstag ſtattfinden. Den Delegationsführern wird die Abſicht
zugeſchrieben, den Deutſchen eine zweitägige Friſt zur Prüfung
der Dokumente einzuräumen, die ihnen nach ihrer Ankunft
un=
terbreitet werden. Die maßgehenden Pariſer Kreiſe und die
Blät=
ter ſehen der Ankunft der Deutſchen in London mit gemiſchten
Gefühlen entgegen. Auf Grund der angeblich aus Berlin in
Ausſicht geſtellten Vorbehalte der deutſchen Regierung macht man
ſich auf einen langwierigen Verlauf der Beſprechungen gefaßt,
Berliner Meldungen behaupten, daß die deutſche Delegation die
meiſten Entſcheidungen der Konferenz anfechten werde,
nament=
lich werde ſie gegen die in der Frage der Sachlieferungen und
Uebertragungen gefaßten Beſchlüſſe Stellung nehmen und auf
der ſofortigen Räumung des Ruhrgebiets beſtehen. Die Blätter
der Oppoſition nehmen dieſe Meldungen zum Vorwand, den
Erfolg Herriots als unbedeutend, hinzuſtellen.
Eine franzöſiſche Note an die Konferenz.
Paris, 3. Aug. (Wolff.) Nach einer vom „Petit Journ
veröffentlichten Meldung aus London iſt geſtern nachmittag
der Konferenz eine franzöſiſche Note eingegangen, in der
Abmachung über die Eiſenbahnen und die Sachlieferungen v
geſchlagen wird. Außerdem ſchlägt die franzöſiſche Delegat
in der Note vor, daß die Finanzminiſter der Reparationsal,
bigermächte nach der Londoner Konferenz baldmöglichſt zuſ
mentreten ſollen, um die Verteilung der während, der Ru
beſetzung erzielten Einnahmen unter die Allierten, ſowie die 9
teilung der erſten vom Sachverſtändigenplan vorgeſehenen
nuität zu regeln. Nach dem „Journal” ſoll die Konferen=
Finanzminiſter in Paris ſtattfinden.
Dasdeutſche Ringen in Südweſtafrit
Amerikaniſche Befürchtungen.
* Paris 4. Auguſt. (Priv.=Tel.) Der Radioagentur wird
aus Waſhington gemeldet, daß offizielle Waſhingtoner Kreiſe der
Befürchtung Ausdruck geben, Deutſchland werde es ablehnen, das
in London erzielte Kompromiß der Alliierten anzuerkennen.
Schwierigkeiten würden insbeſondere in der Frage der
militä=
riſchen Räumung auftauchen. Obwohl mehrere höhere Beamte
des Weißen Hauſes den Standpunkt vertreten, daß die
mili=
täriſche Räumung mit der Aufhebung der Wirtſchaftskontrolle
nichts zu tun habe, ſo herrſche doch im großen und ganzen die
Anſicht vor, daß beide Probleme eng miteinander verknüpft ſeien,
und aus dieſem Grund nehme man an, daß die deutſchen
Dele=
gierten die beiden Fragen zum entſcheidenden Punkt der
Ver=
handlungen in London machen werden.
Einige amerikaniſche Sachverſtändige haben ferner dem
Ge=
währsmann der Radioagentur verſichert, daß nach ihrer Anſicht
die in London erzielte Verſtändigung letzten Endes nur als ein
Kompromiß aufzufaſſen ſei und den Anleihegebern nicht die
ge=
wünſchten Garantien verſchaffe.
Nur ſpärlich dringen die Nachrichten über die ehemalie
deutſchen Kolonien zu uns. Ein geheimnisvolles Dunkel u
hüllt die Zuſtände in unſeren alten Kolonien. Die Mandg
mächte veröffentlichen nur wenig Berichte über die Vorgänge
dem ehemaligen deutſchen Afrika. Umſo erfreuter darf man
Deutſcher ſein, wenn gelegentlich ausführlichere Mitteilung
über eine unſerer alten Kolonien in das Heimatland gelang
Neuerdings hört man etwas mehr über Südweſtafrika mit d
erfreulichen Ergebnis, daß das Deutſchtum einen zähen, al
doch ausſichtsreichen Kampf um die Erhaltung ſeines Volkstu=
und um ſeinen kulturellen Beſtand führt. Das deutſche Eleme
in Südweſt hat trotz einer gewiſſen Toleranz und eines gewi
Entgegenkommens der engliſchen Verwaltung einen ſchwer
Kampf zu führen. Der Kampf um die politiſchen Rechte und
wirtſchaftliche Hilfe durchzieht das ganze Leben der deutſch
Anſiedler und Farmer in Südweſt. Daraus ergeben ſich vi
fache Reibereien mit der engliſchen Mandatsmacht. An der
Sp=
dieſes Kampfes ſteht die deutſche Preſſe, die über vier angeſehe
Organe, die Allgemeine und die Landeszeitung in Windhuk,
Swakopmunder und die Lüderitzbuchter Zeitung, verfügt. Ihn
ſteht eine engliſche Zeitung, der Windhuk=Advertiſer, und
Suidwes=Muus (in afrikaniſcher Sprache) gegenüber. Die
de=
ſche Preſſe nimmt gegenüber der andersſprachigen Preſſe au
heute noch eine überragende Stellung ein. Sie iſt, abgeſeh
von der Swakopmunder Zeitung, auf Kampf eingeſtellt, und
findet ſich dauernd in Oppoſitionsſtimmung gegenüber der er
liſchen Verwaltung. Sie behandelt mehr die eigentlichen Lande
angelegenheiten des ehemaligen Schutzgebietes, um die politiſch
Dinge in der ſüdafrikaniſchen Union kümmert ſie ſich wenig
zeigt aber eine gewiſſe Hinneigung zu der buriſchen Nation;
partei. Die Angelegenheiten von Südweſt ſtehen ihr, wie f
das auch von ſelbſt verſteht, näher, als die Angelegenheiten d
Union und der dortigen Parteipolitik. So halten die Deutſch
in Südweſt dank ihrer hervorragenden und ausgezeichneten Pre
die deutſche Fahne hoch. Es zeigt ſich jetzt, wie vorteilhaft
war, daß der größte Teil der deutſchen Anſiedler und Farmer i
Lande geblieben iſt und das Land weiter bebaut. Dem deutſche
Heimatlande bewahren die Deutſchen in Südweſt nach wie v
ein treues Andenken. Nirgends findet der deutſche Gedanke i
Auslande kräftigere und hartnäckigere Vorkämpfer als bei dieſ
Anſiedlern. Man pflegt das Deutſche nach Art, Sprache und Ku
tur in jeder Weiſe, und es wird der engliſchen Verwaltung wor
ſchwer fallen, dieſe zähen Söhne der deutſchen Heimat ihre=
Mutterlande zu entfremden. Die deutſchen Anſiedler in Südwe
verfolgen nach wie vor alle Begebenheiten in Deutſchland m
großem Intereſſe. Sie ſind nicht immer zufrieden mit der Pol
tik des Reiches und innen= und außenpolitiſchen Entwicklunger
ſie ſchießen manchmal in der Kritik der deutſchen Zuſtände übe
das gebotene Maß hinaus, aber niemand kann dieſe Auslands
deutſchen an nationaldeutſcher Geſinnung übertreffen. Da
Reich und das Anſehen wie die Wohlfahrt desſelben ſtehen ihner
im Vordergrunde des Intereſſes.
Aber unſere Südweſtafrikaner treten nicht nur ideell für da
deutſche Vaterland ein, ſie haben auch materiell reichlich gegebe
und geſammelt zur Linderung der Not in der Heimat. Manch
reiche Spende aus dieſen Kreiſen iſt in der Inflationszeit de
deutſchen Heimat zugefloſſen. Beobachtet man ſo das Lebei
und Treiben der deutſchen Anſiedler in Südweſt, dann kann mal
nur mit Genugtuung auf dieſes zähe Ringen blicken. Sie ſin!
der lebende Beweis für die Tüchtigkeit und die Vortrefflichkei
der deutſchen kolonialen Tätigkeit in Vergangenheit und Gegen
wart. Sie arbeiten für die deutſche koloniale Sache der Zukunf=
Sie ſtrafen die neidiſche Behauptung unſerer Gegner, daß da.
deutſche Volk unfähig zur kolonialen Betätigung ſei, Lügen, ſi
ſind die Pioniere des Deutſchtums im ſchwarzen Erdteil. De
Tag wird kommen, wo man Deutſchland in ſeine früheren Recht
in den Kolonien in der alten Form oder unter neuer Beſib
verteilung wieder einſetzen muß. Dann wird man an die her
vorragende Tätigkeit unſerer deutſchen Anſiedler in Südwer
anknüpfen können und der Welt beweiſen, daß es noch Deutſch
gibt, die das Zeug zur kolonialen Betätigung haben.
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* Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Nachtvorſtellung: Kabarett zur weißen Maus.
Die als Nachtvorſtellung am Samstag und Sonntag
ge=
gebenen Kabarett=Aufführungen dürften der Direktion Harprecht
erneut den Beweis erbracht haben, daß für das Sommertheater
leicht anſprechende künſtleriſche Unterhaltung das Gegebene iſt,
beſonders auch für die an ſich intereſſante, wenn auch nicht
unbe=
dingt notwendige Nachtvorſtellung. Das Haus war faſt
ausver=
kauft und die Stimmung durchaus animiert. Wenn in Betracht
gezogen wird, daß Kabarett=Vorſtellungen im allgemeinen nur
bei Reſtauration auf gute Aufnahme zu rechnen haben, ſo liegt
darin eine weſentlich lobende Anerkennung für die Güte des
Ge=
botenen. Die Mehrzahl der erſten Kräfte des Harprechtſchen
Enſembies hatten ſich auch für dieſe Kabarett=Vorſtellung zur
Verfügung geſtellt, und überraſchten vielfach durch
Veranlagun=
gen, die man von der Bühne her nicht überall gewohnt war. Ein
ausgezeichneter, temperamentvoller und ſchlagfertiger
Konferen=
zier (auf deutſch Anſager) war Herr Franz Sauer, der ſehr
geſchickt dafür geſorgt hatte, daß ihm Zurufe aus dem Publikum
Gelegenheit zur Entfaltung witziger und fatyriſcher Bemerkungen
gab. Der von ihm von vornherein ausgegebenen Deviſe „Lachen
iſt Medizin” hatten ſich auch die ſeriöſen Künſtler mit beſtem
Erfolg eingeordnet. Das bunte Programm war ſehr reichhaltig
und vielſeitig. Es brachte Rezitationen, Geſang, Tanz uſſv. in
bunter Fülle. Eliſabeth Horn hatte eine ſehr individuelle
Art, den „Schelm von Bergen” melodramatiſch vorzutragen, ein
prickelndes Gemiſch von Ernſt und Humor, von Satire und
Pikanterie. Auch Frieda Eichelsheim rezitierte mit ihrem
ſchönen Organ ſehr eindrucksvoll. Käthe Gothe=
Schnei=
der erſchien als Putzfrau in der Intendantenloge, um von hier
aus in elegantem Schwung die Bühne zu erreichen, wo ſie dann
ſang, ſprang und tanzte voll Temperament und derbem Humor.
Franz Sauer ſtellte ſich dann als wirkungsvoller
Salon=
humoriſt vor, Brung Harprecht mit Lieſel Thiele
einer graziöſen kleinen Wiener Tänzerin, brachte eine
überwäl=
tigende Parobie auf das Charell=Ballett, auch Gert Benowskt
tanzte mit Lieſel Thiele, und zwar ſehr moderne
Jimmy=
tanzduette, Hetta Hiltrop im ſchlanken, buntfarbenen
Pier=
rotkoſtüm ſang höchſt eigenartig Lieder zur Laute, Walter
wig Thoma. Brunp Harprecht hat die von ihm beſonders
fein pointiert gegebene Rolle des Geheimrats Giſelius ſchon vor
Jahren geſpielt. Er war auch diesmal wieder die wirkungsvollſte
Figur des Stückes. Eliſabeth Horn gab ſeine Frau
Ma=
thilde, und das aufgeklärt werden ſollende Lottchen, das die
ſchwvere Frage: „Wie ſag’ ich’s meiner Tochter?” von ſelbſt auf die
einfechſte Weiſe von der Welt dadurch löſte, daß ſie heimlich einen
Hebammenkurſus durchmachte, wurde von Heimgard
Mül=
ler recht nett dargeſtellt. Franz Sauer ſtattete den Privat=
dozenten Dr. Traugott Appel mit einer Fülle „Luſtiger Blätter”
Eigenſchaften aus. Das Zuſammenſpiel war ausgezeichnet, ſo
daß das nette Stückchen ſeine Wirkung aufs neue ſchlagend
be=
wies. Das Publikum hielt tapfer bis nach 1 Uhr aus und
ſpen=
dete Beifall und Blumen — und ſauere Gurken (Hetta Hiltrops
Pralins=Erſatz).
M. St.
Brück brachte Couplet=Vorträge und Robert Fitz mit Eva
Biſchoff ſehr hübſche Biedermeier=Tanzſpiele. Am Flügel
wirkte zurückhaltend und ſehr. verſtändnisvoll Kapellmeiſter
Hauff. Den Schluß des Abends bildete die Aufführung des
bekannten einaktigen Luſtſpiels „Lottchens Geburtstag” von Lud=
C.K. Der Zauber des Opals. Seit Jahrtauſenden übt der
Opal eine geheimnisvolle Anziehungskraft auf den Menſchen aus
und es hat ſich um dieſen farbenprächtigen Stein aller möglicher
Aberglauben geſponnen. Im Altertum galt er als glückbringend
und war ſo geſucht, daß Marc Anton einen reichen Römer, der
ſich im Beſitz eines haſelnußgroßen prächtigen Opals befand, in
die Verbannung ſchickte, um ſich in den Beſitz des Steines zu
ſetzen. Heute wird der Opal vielfach für einen Unglückbringer
angeſehen; aber trotzdem entzückt ſein durchſichtiges Farbenſpiel
ſo ſehr, daß er weiter als Schmuck getragen wird. Die ſchönſten
Opale nent man „orientaliſch”; ſie ſtammen aber nicht aus dem
Orient, ſondern aus Ungarn, wo die herrlichſten Edelſteine
die=
ſer Art gefunden werden. Aus Mexiko kommt der ſogenannte
„Feueropal”, und die gewöhnlichen Opale werden an vielen
Orten gefördert. Der Opal muß vor jeder Reibung geſchützt
wer=
den, denn er iſt weich und kann leicht abgeſchliffen werden. Man
ſoll dieſe empfindlichen Steine auch niemals einem plötzlichen
Wechſel der Temperatur ausſetzen. Große Hitze ruft einen Waſ
ſerverluſt herver, der die Farbe ſtark beeinträchtigt; durch mäßige
Wärme kann dieſe allerdings noch ſchöner werden.
* Der Bubikopf der weißen Indianerin. Die erſten der
weißen Indianer, die in dem Darienurwald auf dem Iſtlmus
von Panama entdeckt wurden, ſind jetzt mit dem Dampfer „
Calo=
mares” in New York angelangt. Es ſind ein Mädchen von 14
Jahren und zwei Knaben von 16 und 10 Jahren. Die junge
Dame zeigte aber, obwohl ſie zum erſten Mal mit der Ziviliſation in
Berührung kam, ſchon einen recht überraſchenden „
Kulrurford=
ſchritt”, der augenſcheinlich bei dieſer neuentdeckten Raſſe herrſcht.
Sie hat ihr goldblondes Haar zu einem kecken Bubikopf
ver=
ſchnitten und benutzte ausgiebig eine Puderbüchſe. Auch in ihrer
Toilette war ſie recht modern; ſie trug ein weißes Organdiklei!
mit großem weißen Hut, ſowie einen Sonnenſchirm und Pom
padur. Als die Photographen an Bord des Dampfers erſchienen
wurde ſie ängſtlich und lief ſchreiend fort. Als man ihr gut zu
redete, trocknete ſie ihre Tränen, und nachdem ſie ſich gehörig mi.
Puder eingerieben hatte, ſtellte ſie ſich ruhig der Kamera gegen
über. Die beiden Jungens ſind ruhiger und zeigten keine Ver
wunderung. Alle drei haben goldblonde Haare, hellbraune Augel
und eine weiße Haut, die unter der Sonne rot wird. Die Augen
brauen und Augenwimpern ſind weiß. Die Mitfahrenden hieltel
die drei merkwürdigen Erſcheinungen für Albions.
Profeſſor Richard Marſh, ihr Entdecker, der ſie begleitete
führte aber aus, daß die echten Albinos rote Augen haben,
blau=
liches Zahnfleiſch und farbloſes weißes Haar und ebenſolche
Haut. Die weißen Indianer dagegen haben hellbraune Augen
roſiges Zahnfleiſch und ein Pigment in ihrem Haar, das nich
weiß iſt. Daß auch die Haut pigmentiert iſt, wird durch die
Soml=
merſproßen bewieſen, die ſie haben.
C.K. Ein Wurm, der mit der Gabel ißt. Ueber die Eß
gewohnheiten eines in unſeren Teichen lebenden
Borſtenwurmes=
der es augenſcheinlich zu einer ziemlichen Kulturhöhe gebracht
hat, ſind von Profeſſor Carl Cori überraſchende Beobachtungen
gemacht worden, die in der Frankfurter „Umſchau” mitgeteitk
werden. Das Tier, Ripistes macrochesta, lebt am Grunde der
Gewäſſer in einer ſelbſterbauten Röhre, aus dem es nur dei=
Oberkörder hervorſtreckt. Die Borſtenbündel des 6. bis 8.
Leibes=
ringes ſind ſehr ſtark verlängert und befinden ſich gewöhnlich int
einer lebhaſt ſchwingenden Bewegung. Die Schnelligkeit dieſer
Schwingungen hängt nun von verſchiedenen Faktoren ab, je n9
ch=
dem das Tier Hunger hat, ſich in Ruße befindet uſw. Gleichzeitig
mit dem Auf= und Niederkkappen der Borſtenfächer macht der
Kopf mit dem Halsteil =eigenartige. Nickbewegungen. Allerlei
Sinkſtoffe und Kieſelal=
Ableiben an den klebrigen Borſten
hän=
grn. „Ueberraſchend iſt es nun,” ſchreibt der Gelehrte, „daß der
Wurm von Zeit zu Zeik die Borſtenbündel durch den Mund ziehr
und dadurch die an den Borſten klebenden Teilchen abſtreift. Dae
bei ſcheinen die Hakenborſten des erſten ventralen Borſtenbündels
als Kamm zu funktionieren, da ſie in die Umrandung des
Mun=
des hineinragen. Iſt der Abgeſtreifte Biſſen zu groß, ſo wird nur
ein entſprechend kleiner Teil geſchluckt, während der reſtliche
Nah=
rungsballen durch eine Abwehrbewegung des Kopfes weggeſtoßen
oder in der Nähe der Röhrenmündung deponiert wird. Ripiſtes
Kderert auf die Nahrungsaufnahme mit Hilfe der Borſtenfächer
eingeſtent, daß die urſprüngliche Form der Ernährung direkt ms
dem Munde nicht mehr geübt wird. Der Wurm hat alſo geleruh
ſeine Borſten als eine Art Gabel zu benutzen.
Seite d.
chs „Wie ſie ſo ſanft ruhen”, die Feier ein. Dann betrat Pfarrer
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadi, 4. Auguſt.
Gedächtnisfeier für die Gefallenen
des Weltkrieges in Darmſtadt
e Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing die Bevölkerung aufgerufen,
ge ete ſich zu einer ernſten, würdigen und tief eindrucksvollen
Kund=
ge g. Wiederum zeigte ſich bei dieſer Gelegenheit, daß Darmſtadt
ke: Saal, keinen Raum beſitzt, der für derartige machtvolle
Kund=
as gen ausreicht. Der große Saal des Saalbaues mit Einſchluß der
G ien war lange vor Beginn der Zeit überfüllt. Die Saaltüren
m= n geöffnet werden, um den vielen Hunderten, die dicht gedrängt,
au noch in den Gängen und Vorſälen ſtanden, wenigſtens bis zu
ein gewiſſen Grade Teilnahme an der Feier zu ermöglichen. Viele
Hy rte aber ſtanden, noch Einlaß begehrend und ausharrend auf der
ie Feier ſelbſt war ſo ſchlicht und eindrucksvoll, wie ſie nur ſein
Die Vereinigten Männergeſangvereine Darmſtadts unter der
Le gdes Dirigenten Herrn Schrader leiteten mit einem Männer=
L/ienſchläger das Rednerpult und hielt eine Gedächtnisrede,
die vohl inhaltlich wie rhetoriſch von tiefſter Wirkung war. Die klare
Stie des Redners wurde bis auf die Straße hinaus gehört und
ſch auch hier die Harrenden in Bann. Die Gedächtnisanſprache
be=
we ſich in etwa folgendem Gedankengange:
ir gedenken der Auguſttage des Jahres 1914. Zehn Jahre liegen
ztw ndem Heute und den Ereigniſſen jener Zeit. Aber unſerer
Er=
inv ng ſind jene Tage geblieben und werden ihr bleiben, ſo lange wir
leß. Denn ſie haben ſich in unſere Seele eingegraben ſo tief, wie nur
eingewaltige Zeit es vermag. Was auch immer der kühl
wäde oder irgendwie beeinflußte Verſtand über jene Zeit urteilen
mc das eine wird er nie aus unſerem Leben tilgen können: das
Be=
wru in, daß wir damals eines großen Erlebens gewürdigt
wor=
der id. Wir ſahen, daß ein Volk geſchloſſen ſich erhob, ein Volk, das
ſich ſeinem Beſtand bedroht ſah durch lang vorbereitete Pläne ſeiner
voy eid erfüllten Gegner; ein Volk, das gewillt war, ſich zu behaupten,
we ihm die Ueberzeugung mächtig und ſelbſtverſtändlich war, daß
es : Daſein berechtigt und verpflichtet iſt; ein Volk, deſſen Glieder
dan , wenigſtens einmal für einige Zeit, alle miteinander
fühl=
terr iß ihr Leben mit der Geſamtheit verbunden iſt und daß ſie mit
ihr Leben der Geſamtheit dienen müſſen. Die Augenblicke, in denen
Sel ewußtſein und Bewußtſein der Gemeinſchaft, Lebenswille und
Tol ereitſchaft ſo urſprünglich und ſo unbedingt gleichzeitig lebendig
ſins nd ſelten im Leben des Einzelnen und im Leben des Volkes.
We ſie aber einmal gegeben ſind, dann haben die, denen ſie vergönnt
wur)i, das Bewußtſein, daß ihnen ein großes Erleben beſchieden iſt.
wollen wir uns heute erinnern, daß uns damals, in den
Auguſt=
tage es Jahres 1914, eine jener im Leben des Menſchen und der
Völ=
enen Zeiten beſchieden war, die wir als eine große Zeit bezeichnen
oß aber war jene Zeit und die ihr folgenden dann auch in dem,
was uns auferlegt hat. Auch dadurch iſt ſie in unſere Erinnerung
eing aben, unaustilgbar. Vielleicht iſt es bei Vielen gerade das Leid,
das e Zeit in ihrer Seele lebendig erhält.
Zahl der Kriegsopfer geht über die Million. Junge,
hoffnungs=
froh ind vielverſprechende Menſchenleben ſind zu beklagen, aber auch
Mäyr, die mitten im Leben ſtanden; ſolche, die noch wie Kinder in der
Fary lebten, und andere, die als Gatten und Väter Ernährer und
bäur ihrer Familie waren. Männer und Jünglinge ſind gefallen,
Begeiſterung getrieben, ſich freudig zum Dienſt des Vaterlands
ſte hatten, und ſolche, denen der Gedanke an das, was ſie zu Hauſe
ſſe nußten, Abſchied und Dienſt zur ſchweren Pflicht gemacht hatte;
Mex en, die klar und bewußt den Sinn ihrer Leiſtungen und ihres
ſchauten, und andere, die von einem in ihr Leben hineinragenden
en erfaßt, ſich dem Opfer fordernden Schickſal fügten. Die Zahl
desopfer, die Zahl der Verwundeten und für die Zeit ihres Lebens
nmelten läßt ſich nennen; unnennhar aber iſt der Schaden, den
luſt ſo vieler tüchtiger Arbeitskräfte, ſo vieler geiſtiger und ſitt=
Träfte dem Volksganzen gebracht hat; unnennbar iſt das Leid,
ich den Tod unſerer Kameraden über viele Millionen von
Glie=
dern iſeres Volkes gebracht wurde. Eltern beklagen das Sterben ihrer
Söh) für die ſie gelebt und gearbeitet haben, denen ihre Liebe galt,
auf ſie ihre Hoffnungen geſetzt hatten, die den Stolz ihres Lebens
bild/ . Frauen und Mädchen trauern um den Gatten und Verlobten,
mit n ſie das Glück engſter Gemeinſchaft in Freud und Leid haben
oder werben wollten. Heranwachſende Jugend entbehrt des Vaters
und hrers, des Freundes und Beiſtandes. Aeußeres Elend und innere
Not über ſo Viele gekommen und läßt ſie an jedem Gedenktage der
Rrié pfer wieder ron neuem den Verluſt empfinden, den ſie erlitten
hab‟ Es ſind wohl nicht ſehr viele in unſerem Volk, die nicht
irgend=
wie n Leid des Kriegsſterbens berührt worden ſind. Faſt jedem ſind
lieb emeinſchaftsbande zerriſſen worden, faſt jeder gedenkt heute eines
Glü oder einer Hoffnung, die der Tod eines Gefallenen vernichtet
hat. Für ſich ſelbſt mag wohl jeder ſich mit ſeinem Leid abfinden, wenn
das id ſeine Botſchaft an den Menſchen ausgerichtet hat. Wohl alle
vom desleid des Kriegs Getroffenen haben den Kampf mit ihrem Leid
auf ommen und geſucht, ſich zu behaupten. Einem Volk aber iſt’s
nich ſtattet, allzu raſch mit dem Leid ſeiner Glieder fertig zu werden.
Es ß erſt lernen, das Leid der Einzelnen recht zu ſchauen und es als
ſein genes Leid zu empfinden. Darum brauchen wir Gedenktage
an ere Gefallenen und an das Leid, das ihr Tod gebracht hat,
Gedenk=
tag von denen wir wünſchen möchten, daß ſie noch ungeheuer viel
ern begangen würden als der heutige Tag. Wir müſſen um uns
ſche, auf diejenigen, die vom Leid getroffen worden ſind. Nicht von
der brauchen wir uns beſtimmen zu laſſen, die es nicht fertig bringen,
der ſtſchaft des Leides zu lauſchen. Sie ſind die Belaſtung, die wir
zu gen haben. Wille, Weg und Ziel unſeres Volkes aber darf nicht
beſ nt werden durch die Oberflächlichen, ſondern durch die zu tieferem
En iden Fähigen, durch die, die ſelbſt das Leid ſpüren, das der Krieg
üb nſer Volk gebracht hat, die es zu ihrem eigenen Leid zu machen
dex gen. Diejenigen aber, die das Kriegsleid, das Todesleid des
Krie=
ges 1s Verwundetenelend des Krieges erlebt haben, die haben eine
9r! Sehnſucht in ihrer Seele: die Sehnſucht nach
Gemein=
ct, nach Gemeinſchaft des Volkes. Daxauf ſoll uns das Gedenken
an die Kriegsopfer heute führen, daß wir die Sehnſucht ſchauen, die
durch alle vom Leid getroffenen Glieder unſeres Volkes geht. Sie
wol=
len ihr Leid tragen, wenn ſie das Bewußtſein haben dürfen, daß aus
dem Tod ihrer Lieben, aus dem Elend ihrer Verſtümmelung eine
Frucht erwächſt. Wir aber können ihnen ihr Leid erleichtern. Nicht
nur dadurch können wir es, daß wir ihnen mit äußeren Mitteln helfen,
ſondern dadurch vor allem, daß wir den Sinn erfaſſen, der in dem
Ster=
ben ſo Vieler und in der Verwundung ſo Vieler liegt. Ob ſie ſelbſt in
jedem Falle ſich klar über ihr Geſchick waren oder nicht: eshatte einen
Sinn, den Sinn des Dienſtes für die Volksgemeinſchaft.
— Ueberall, wo man heute der Kriegsopfer gedenkt, wird von der
Ge=
meinſchaft des Volkes geredet werden müſſen. Daß wir uns aber mit
unſeren Gedenkfeiern vor dieſe Aufgabe geſtellt ſehen, das zeigt uns,
daß der Sinn der Kriegsopfer noch nicht erfüllt iſt, daß hier noch eine
Not liegt, die große Not unſeres Volkes. Es iſt äußerlich ein Volk, eine
Gemeinſchaft mit einem gemeinſamen Schickſal. Alle Stände und
Par=
teien müſſen das erfahren, daß wir als Glieder eines Volkes ein
Schickſal haben. Daß wir uns aber auch als Gemeinſchaft fühlen und
verſtehen lernen, das iſt die Aufgabe, die uns aus dem Gedenken an
unſere Kriegsopfer erwächſt. Sie erwächſt uns auch aus der
Gegen=
wart auf dem dunkelen, ſchweren Weg, den wir gehen müſſen. Noch ſteht
uns der Rat der Völker gegenüber, in dem auch die glauben über uns
beſchließen zu dürfen, die doch das Beſte, das ſie haben, ſich bei uns
ge=
holt haben. Unſerem Weſen fremd iſt der Geiſt, der dort beſchließt, der
Geiſt, der nichts Höheres kennt als den Geſchäftsgewinn. Wie auch
immer die Stellungnahme des deutſchen Volkes ſein mag, eins muß die
Welt aus unſerer Stellungnahme heraushören: daß ſie beſtimmt iſt von
dem Gewiſſen, das einfach nicht anders kann. Unſer Gewiſſen aber
weiſt uns unſere Stellung in der Welt an. Ob es nun überheblich klingt
oder nicht, in uns lebt der Glaube, die feſte Ueberzeugung, daß wir
unſere Aufgabe in der Welt haben, die Aufgabe, die von uns verlangt,
daß wir Seele und Gemüt ſein ſollen. Seele, die nicht nur dem
Ver=
ſtand folgt, ſondern bei der das Innerſte beteiligt iſt; Gemüt, das ſich
an den gebunden weiß, der das Schickſal des Einzelnen wie das Schickſal
der Völker leitet. In der Welt gehört werden können wir aber nur
dann, wenn wir ſelbſt uns klar ſind über das, was wir wollen. Unſer
Weſen muß zum Ausdruck kommen in der Volksgemeinſchaft, die wir
werden müſſen. Nicht nur Schickſalsgemeinſchaft ſollen wir ſein; daß
wir das ſind, wird unter den Laſten, die wir zu tragen haben, über alle
Parteien und Stände hinweg jedem Einſichtsvollen klar; zur
Volks=
gemeinſchaft müſſen wir werden, deren Weſen von innen her beſtimmt
iſt von der Treue zur deutſchen Art und zur deutſchen Geſchichte.
Dann allein, wenn der Wille in uns lebt, zum Volk zu werden, dann
haben wir ein Recht, vor die Angehörigen unſerer Gefallenen und vor
unſere Verwundeten hinzutreten und ihnen den Troſt zu bringen, auf
den ſie Anſpruch haben. Dann allein ſind wir der Gefallenen und des
Blutes, das für uns gefloſſen iſt, wert, wenn wir das fortſetzen, was
durch ſie begonnen wurde. Sie lebten und ſtarben für das Volk. Wir
ſollen das Volk darſtellen, dem ihr Kämpfen und Hoffen, ihr Dienen und
Sterben galt.
So laßt uns heut” unſerer Gefallenen, unſerer Verwundeten und
der Angehörigen unſerer Toten gedenken: mit Dankbarkeit,
Ehrerbiet=
ung und Liebe, aber vor allem mit dem Willen zur Gemeinſchaft. Als
Volk gedenken wir ihrer jetzt im Schweigen. Heilig ſei uns dies
Schwei=
gen! Im heiligen Schweigen aber laßt uns Kraft gewinnen zu unſerer
Pflicht. — (Nach der Stille.)
Schweigen iſt Sammlung der Kraft. So kann es nicht Letztes und
Höchſtes ſein. Dem Schweigen folge die Tat, die Tat der Liebe und die
Tat des Dienſtes für die Gemeinſchaft des Volkes. Zu ihr ſoll uns
auf=
fordern das Andenken an unſere Gefallenen, dem wir Ausdruck geben
mit dem Liede „Ich hatt’ einen Kameraden!“
So wurde die vielhundertköpfige Menge hinübergeleitet in die
Minuten trauernden Schweigens, die um die gleiche Zeit das ganze
deut=
ſche Volk, einem Aufruf des Reichspräſidenten folgend, im ſtillen
Ge=
denken an die Toten des Weltkrieges einte. Alle Räder ſtanden ſtille,
und die große Mehrzahl der Fußgänger in den Straßen, die vielfach
mit entblößten Häuptern die zwei Minuten des Schweigens verharrten.
Eine Kundgebung, wie ſie von gleicher Primitivität, dabei von gleich
ſtarkem Eindruck kaum anders gedacht werden kann.
U. St.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. „Die bertagte Nacht”
Von heute ab finden die Vorſtellungen zu ermäßigren Preiſen ſtatt.
Wer dieſen köſtlichen Schwank noch nicht geſehen hat, ſollte ſich die
gün=
ſtige Gelegenheit nicht entgehen laſſen, ſich wieder einmal tüchtig
aus=
zulachen. — „Die ſpaniſche Fliege” wird für Donnerstag und
Freitag — nur zweimal — in den Spielplan aufgenommen. — Franz
Schneider, das weit über die Grenzen Darmſtadts bekannte und
be=
liebte Mitglied unſerer Bühne, der er 15 Jahre lang als erſte Kraft
an=
gehört hat, verabſchiedet ſich in dieſen Aufführungen vom
Darm=
ſtädter Publikum. — In dieſer Woche fallen die
Mietvorſtel=
lungen heute Montag und Donnerstag aus. — Für Samstag wird
die mit ſo großer Spannung erwartete Kaiſer=Premiere
„Kolportage” vorbereitet.
Zweigſtelle des Reichsentſchädigungsamtes für Kriegsſchäden
Darm=
ſtadt. Die Zweigſtelle Darmſtadt des Reichsentſchädigungamtes für
Kriegsſchäden hat nach Beendigung ihrer Aufgaben mit Ende Juli ihre
Tätigkeit eingeſtellt. Mit der Erledigung zurzeit noch ſchwebenden
Schadensſachen iſt ein Abwicklungskommiſſar beauftragt, der ſeine
Ge=
ſchäftsräume in der Trainkaſerne, Eſchollbrückerſtraße 24, hat. Neue
Anträge ſind zu richten an den Herrn Präſidenten des R.E.A. in
Ber=
lin, S.W. 68, Oranienſtraße 95.
H Falſche Rentenmarkſcheine. In der letzten Zeit ſind in der
Rhein=
provinz, Heſſen=Naſſau, Heſſen=Darmſtadt, Bayern, Baden und
der Pfalz Nachbildungen von Rentenbankſcheinen zu 10 Rentenmark
auf=
getaucht. Das Waſſerzeichen iſt durch Aufdruck auf der Rückſeite, bei
einigen Scheinen auch auf der „Vorderſeite, nachgeahmt. Anſtelle des
Stoffauflaufs iſt der rechte Teil der Vorderſeite mit einem hellgrau
ge=
färbten Klebemittel übertüncht worden, worauf die Faſern eingeſtreut
ſind. Bei den echten Scheinen ſind die Faſern im Papier eingebettet.
Der Untergrund zeigt ein verſchwommenes, unklares Bild. Die
Be=
ſchriftung weicht an verſchiedenen Stellen von dem der echten Scheine
ab. Auf die Feſtnahme der Fälſcher von Rentenbankſcheinen und die
Beſchlagnahme der Platten ſetzt die Deutſche Rentenbank eine Belohnung
bis zu 1000 Mark aus.
— Neue Tiere im Frankfurter Zoo. Die neueſten Ankömmlinge im
Zoo ſind ein Paar ſehr ſchöne junge Pampas=Strauße oder
Nandus, und ein Paar abeſſiniſche Stachelſchweine, die
im Nundbau untergebracht ſind. Der große Weiher hat Zuzug durch ein
Paar Höckerſchwäne erhalten. Im Aquarium ſind neue Schlangen
angelangt, unter denen beſonders zwei prachtvolle friſch gehäutete
Schauer=Klapperſchlangen das Intereſſe der Beſucher
er=
regen.
Aus Heſſen.
Der Schrecken des Odenwaldes
nannten ſich zwei gefährliche Einbrecher, die von Anfang Januar bis
Juni ds. J3. wie beutegierige Wölfe, die Ortſchaften des Odenwaldes
heimſuchten. Wiederholt waren ihnen die Bauern auf den Ferſen, aber
es gelang ihnen immer wieder zu entkommen. Eines nachts ſah man
eine alte Hütte im Walde bei Mörlenbach brennen. Jetzt erſt entdeckte
man, wo ſie ihren Unterſchlupf gehabt hatten. Ein Schaffner von der
Mannheim=Weinheimer Elektriſchen erkannte am 29. Januar die beiden
Fahrgäſte, welche 14 Tage vorher ſich auf der Fahrt nach Mannheim in
ſeinem Wagen ſchweinemäßig benommen hatten und in ihrer
Trunken=
heit allerlei verdächtige Redensarten führten, beim Einſteigen in
Käfer=
tal wieder und gab in Viernheim Auftrag, nach der Gendarmerie
Wein=
heim zu telephonieren, die Einbrecher kämen. Vier Gendarmen waren
an der Brücke über den Weinheimer Bahnhof zum Empfange erſchienen.
Gendarmeriewachtmeiſter Guſtav Ehnis gelang es nur allein, auf den in
Fahrt befindlichen Wagen zu ſpringen und den Hauptverbrecher, den
25 Jahre alten, ledigen Taglöhner Johann Hirth, aus Fürth i. O.
herunterzuholen, während ſein Komplize, der 23 Jahre alte, ledige
Tag=
löhner Heinrich Lenhardt aus Weſchnitz i. O., herunterſprang und
die Gendarmen vergeblich Jagd auf ihn machten. Der Gendarm hatte
Hirth ſcharf an der Kette, in der andern Hand, den Gummiknüppel.
Plötzlich erhielt er von dem Verbrecher einen Stich in die linke
Bruſt=
ſeite. Der Gendarm ſah ſich durch die heftig blutende Wunde genötigt,
den Verbrecher loszulaſſen und ſandte dem Flüchtigen eine Kugel nach,
die aber nicht traf. Die nächtlichen Beſuche in den Dörfern des heſſiſchen
Odenwaldes nahmen wieder ihren Fortgang und die Erbitterung löſte
ſich bei den Landleuten in ſchwere Prügel aus, als ſie Hirth endlich
in Waldmichelbach erwiſchten. Kaum war er in Haft, da ſtieß er
den Gefängniswärter über den Haufen als dieſer die Zellentür öffnete,
um ihm das Eſſen zu reichen. Auch das Hoftor ſtand offen, und ſo
ge=
langte er wieder ins Freie. Erſt in Mingolsheim erreichte
ihn ſpäter ſein Schickſal. Lenhardt wurde in einer Wirtſchaft in
Heidelberg verhaftet, als er dort mit einem Revolver hantierte;
man war durch ſeine Einbrüche in der Gegend von Heidelberg nach ihm
auf der Suche. Im Ganzen werden ſich die Verbrecher allein in
Darmſtadt wegen ca. 30 Einbrüchen zu verantworten haben.
Im vorliegenden Falle handelt es ſich nur um einen ſchweren
Kleider=
diebſtahl in der Wirtſchaft „Zum Waldſchlößchen” in Weinheim.
Dort ſtahlen ſie 90 Flaſchen Wein, 20 Flaſchen Sekt, 15 Flaſchen Kognak
15 Flaſchen Schnaps, vier Schinken und verſchiedene eSitenſtücke, letzteres
im Werte von 800 Mark. Bei der Flucht in Weinheim ließen ſie ein
Gewehr und die gefüllten Ruckſäcke zurück, Hirth wurde ein Revolver und
Einbrecherwerkzeug abgenommen, auch der haarſcharfe Dolch, mit dem
Hirth den Gendarmen erheblich verletzte, lag auf dem Gerichtstiſche. Ihre
Trunkenheit auf der Fahrt nach Mannheim waren die beredten Zeugen,
daß ſie die Verüber des Weinheimer Einbruches waren. Beide machen
Not infolge Arbeitsloſigkeit geltend. Bei Hirth, der den ausgeſprochenen
Verbrechertypus darſtellt, ſcheint nach den Vorſtrafen das Einbrechen
Beruf zu ſein. Das Gericht verurteilte, ihn zu einer
Zuchthaus=
ſtrafe von 2 Jahren 6 Monaten, letztere für die Verletzung des
Gen=
darmen, Lenhardt zu 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis. Beiden wurden die
Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren aberkannt. (annh. Ztg.)
H. Eberſtadt, 4. Auguſt. Gefallenen=Gedenkfeier.
An=
läßlich der 10jährigen Wiederkehr des Kriegsbeginns fand zum
Gedächt=
nis an die auf dem Felde der Ehre Gefallenen und Geſtorbenen in der
evangeliſchen Kirche ein Trauergottesdienſt ſtatt. Die Geſangvereine
„Germania”, „Sängerluſt”, „Harmonia” und „Liederkranz” ſowie der
Verein „Soldatenkameradſchaft” und die Turngeſellſchaft hatten
Abord=
nungen mit ihren Fahnen entſandt. Pfarrer Paul hielt die
Gedächtnis=
rede, welcher er den 11. Vers des 10. Kapitels des Johannis=Evangeliums
(„Ich bin das Leben, an dem Ihr volle Genüge haben ſollt”) zu Grunde
gelegt hatte. Nach dem Schlußgebet fand ein kurzes Schweigen als
Zei=
chen des Gedächtniſſes an die Kriegsopfer ſtatt. Die öffentlichen
Ge=
bäude hatten in den Reichs= und Landesfarben bis nach dem angeordneten
Schweigen von 12 Uhr bis 12,02 Uhr, das allgemein durchgeführt worden
war, halbmaſt geflaggt. Darnach wurden die Flaggen hochgezogen.
* Ober=Ramſtadt, 2. Aug. Verfaſſungsfeier. Geſtern
abend fand auf Einladung des Bürgermeiſter Rückert auf dem Rathauſe
eine Verſammlung der hieſigen Vereinsvorſitzenden ſtatt, die ſich u. a.
mit der Frage der in dieſem Jahre zu veranſtaltenden Verfaſſungsfeier
befaßte. Man kam dabei dahin überein, daß eine ſolche am Sonntag, den
10. Auguſt ds. Js. auf dem Sportplatz am Buchwald ſtattfinden ſolle,
wozu ſich die Teilnehmer um 2 Uhr nachmittags am Marktplatz ſammeln,
von wo aus ſich ein Feſtzug unter Vorantritt einer Muſikkapelle nach dem
gen. Platz bewegt. Hier wird die Feier durch Herrn Bürgermeiſter
Rückert eröffnet werden, woran ſich gemeinſamer Chor der hieſigen
Ge=
ſangvereine, Anſprachen über die Bedeutung dieſes Tages, turneriſche
Aufführungen uſw. anſchließen. Ein genaues Programm ſteht zur Stunde
noch nicht feſt, da die einzelnen Vereinsvorſtände hierüber noch
Verein=
barungen treffen wollen. Die Einwohnerſchaft wird zu recht zahlreicher
Beteiligung an dieſer Feier jetzt ſchon eingeladen.
* Birkenau, 1. Aug. Obſt= und
Gemüſeverwertungs=
kurſus. Am Donnerstag den 14. Auguſt, wird durch Herrn
Obſtbau=
inſpektor Orthmann hier ein Obſt= und Gemüſeverwertungskurſus
ab=
gehalten. Frauen und Mädchen ſind dazu freundlichſt eingeladen.
* Groß=Gerau, 1. Auguſt. Die Wanderkochſchule des Kreiſes
Groß=Gerau hat als ſolche ihre Tätigkeit eingeſtellt, nachdem das neue
Volksſchulgeſetz allen Gemeinden zur Pflicht macht,
Mädchenfortbildungs=
ſchulen einzurichten, in denen der Kochunterricht zu den Pflichtfächern
ge=
hört. Die Kochſchullehrerin Schmidt iſt vom Staat übernommen
wor=
den. Die noch vorhandene Kücheneinrichtung iſt leihweſie an die
Ge=
meinden zu vergeben.
* Aus dem Ried, 1. Auguſt. Das Regenwetter der letzten
Tage hat die Erntearbeiten nicht nur erheblich verzögert, ſondern auch
ſtellenweiſe direkt Schaden angerichtet. Aus den Getreidehaufen iſt
in=
folge der Näſſe die Frucht ſchon einige Zentimeter herausgewachſen.
— Raunheim a. M., 2. =Aug. Unfall im Main. Am
Flörs=
heimer Nadelwehr geriet der 21 Jahre alte Steller, von hier in
der Dunkelheit mit ſeinem Rade vom Wege ab und fiel in die kleine
Schleuſe. Nach zweimaligem Auftauchen hatte der junge Mann die
Geiſtesgegenwart, ſich ſo lange an dem ſteilen Mauerwerk feſtzuhalten,
bis ihn auf ſeine Hilferufe hin der Schleuſenwärter Schwarz aus ſeiner
gefährlichen Lage rettete.
Pfungſtadt, 2. Aug. Erwerbsloſen=Arbeiten. Die
Herſtellung von Gräben am Viehtriebsweg und am Erlenwalddamm ſoll
in 6 Loſen zum Taxationspreis von 637 Mk. von Erwerbsloſen
ausge=
führt werden. — Nachdem die Herſtellung des zweiten Dammes in der
Torfgrube beendet iſt und das geliehene Gleismaterial uſw. nicht mehr
benötigt wird, aber doch immer wieder gebraucht werden kann, beſchloß
der Gemeinderat auf Antrag des Bauausſchuſſes die 1000 Meter Gleis,
3 Drehſcheiben, 2 Weichen und 15 Kippwagen käuflich zu erwerben. Für
den Ankauf wird ein Kredit von 5500 Mark bewilligt. Die Leihgebühr
betrug allein 2000 Mk., wozu noch einige Reparaturkoſten kommen. —
Der Gemeinderat beſchloß entgegen der Auffaſſung der Oberförſterei,
einen Waldvorarbeiter (bezw. Holzſetzer) einzuſtellen und dieſen wie
ſeit=
her nach der Gruppe 2 zu beſolden.
Noch sind Ihre Lähne gesund
wenn Sie aber Ihren Mund und Ihre Zähne nicht richtig pflegen, dann werden sich
bald Krankheitserscheinungen bemerkbar machen, die Ihnen aualvolle Stunden
be-
reiten, Beugen Sie vorl Ein Glas warmes Wasser mit ein paar Tropfen Odol —
mehr brauchen Sie nicht. Damit spilen Sie tüchtig den Mund, und damit bürsten
Sie — am zweckmäßigsten nach jeder Mahlzeit — gründlich die Zähne: das ist
de beste Methode, Ihren und und hre Lähne zu pflegen und außerdem
auch die billigste, denr Odol ist sparsamer im Gebrauch als alle Zahnpasten und
Lahnpulver. — „Odot ist ein Kulturbegrift. Odol gehört der Welt!
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Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Auguſt 1924.
Rummer 21
Reich und Ausland.
Beſucht das Rheinland!
R.D.V. Während der Rhein früher das Ziel Tauſender war, läßt
der Fremdenbeſuch jetzt zu wünſchen übrig. Das infolge der langen
Be=
ſetzung ſchwer geprüfte Land erleidet dadurch weitere wirtſchaftliche
Schäden, die um ſo mehr zu bedauern ſind, weil, wie die Reichszentrale
für Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, die Reiſen an den Rhein zumeiſt
aus unnötiger Beſorgnis unterlaſſen werden. Der Bewvohnes des
unbe=
ſetzten Gebietes begegnet bei einer Rheinreiſe keinerlei Erſchwerniſſen.
Er kann ſich dort bewegen wie zu Hauſe und bedarf neben dem
Perſo=
nalausweis nur eines Geleitfcheins für die Einreiſe, der auf leichteſte
Weiſe durch die Köln—Düſſeldorfer=Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft in etwa
1—2 Tagen beſchafft wird. Der Antrag iſt an die Direktion der
Preu=
ßiſch=Rheiniſchen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft in Köln, Thurnmarkt 26,
zu richten. Ihm ſind beizufügen: 1. für die engliſche Zone: ein
Perſonalausweis mit Lichtbild (ausgeſtellt von der Polizeibehörde des
Wohnortes), zwei Paßbilder (Bruſtbild), eine Gebühr von 5 Goldmark
(ausſchl. Porto u. Speſen); 2. für die franzöſiſche Zone:
Per=
ſonalausweis und Paßbilder wie vor, eine Gebühr von 7 Goldmark
(ausſchl. Porto und Speſen) und eine ſchriftliche Erklärung, daß der
An=
tragſteller aus dem beſetzten Gebiet nicht ausgewieſen iſt. Bei der
Be=
antragung eines Geleitſcheines, für die engliſche und franzöſiſche Zone
zugleich, genügt die Einſendung nur eines Perſonalausweiſes. Für
Vereine und geſchloſſene Reiſegeſellſchaften ſind die vorerwähnten
Unter=
lagen geſammelt mit einer namentlichen Liſte, enthaltend Vor= und
Zu=
name Wohnort, Staatsangehörigkeit und Ort der Einreiſe einzureichen.
Die Entgegennahme mündlicher Anträge iſt auf die Zeit von 5—7 Uhr
nachmittags beſchränkt. Die Köln=Düſſeldorfer
Dampfſchiffahrtsgeſell=
ſchaft hat im übrigen gemeinſam mit dem Rheiniſchen Verkehrsverband
in Godesberg einen Führer durch das Rheintal für den Sommer 1924
herausgegeben, der die Rheinfahrpläne und Schilderungen der Städte
und Sehenswürdigkeiten am Rhein, vielfach durch gute bildliche
Darſtel=
lungen unterſtützt, enthält. Er iſt von den Herausgebern zu beziehen.
Möchte er dazu beitragen, den rheiniſchen Städten den ihnen jetzt
feh=
lenden Fremdenverkehr wieder zuzuführen.
Deutſcher Juriſtentag.
Berlin. Vom 11. bis 13. September ds. Js. tagt in Heidelberg
der Deutſche Juriſtentag. Zur Erörterung gelangen in drei Abteilungen
folgende Gegenſtände: 1. Zuläſſigkeit und Form von
Verfaſſungs=
änderungen ohne Aenderung der Verfaſſungsurkunde, geſetzliche
Ge=
ſtaltung des Ausnahmezuſtandes gemäß Art. 48 der Reichsverfaſſung,
Laienbeteiligung an der Strafrechtspflege; 2. zukünftige Geſtaltung des
Wohnungsmietrechtes, zukünftige Geſtaltung des eehlichen Güterrechtes,
Unmittelbarkeit, Mündigkeit und Eventualmaxime im künftigen
Zivil=
prozeß; 3. Aenderung der Geſetzgebung zur Erleichterung der
Kapital=
beſchaffung durch Aktiengeſellſchaften, internationales Vertragsrecht zur
Vermeidung internationaler Doppelbeſteuerung, Beſteuerung des
Ein=
kommens aus Gewerbebetrieben unter Berückſichtigung der Rechtsform
des Betriebes.
Der ſpendable Kaffeehausbefitzer.
In einem Kaffeehauſe in der Hohenſtraße in Köln ging an einem
Sonntag der Beſitzer von Tiſch zu Tiſch und lud die Herrſchaften ein ſo
viel als möglich zu beſtellen, er möchte ſeine Gäſte einmal freihalten.
Wenn dieſer Aufforderung nicht ſogleich Folge geleiſtet wurde, ſo habe
ſich das die Cafétiers zuzuſchreiben, die ihre Gäſte niemals freihalten.
Man erkundigte ſich erſt vorſichtshalber bei dem Herrn Ober. Aber
dann ſetzte ein großer Betrieb ein. Zahlreiche Herren verließen auf der
Stelle das Lokal und kamen alsbakd mit ihren Bräuten wieder. Vor der
Telephonzelle ſtanden die Gäſte Polonaiſe. Inzwiſchen banlanzierten
die Kellner große Platten heran mit Delikateſſen, Torten, mit
Schſag=
fahne für die Damenwelt und Flaſchenbatterien für die ganz Schlauen.
Das Kaffee war in einer halben Stunde überfüllt und die Gäſte waren
es nicht weniger. Tatſache iſt, daß dieſer Cafétier ein Rennpferd
be=
ſitzt, das an dem Sonntag gerade einen großen Sieg erzielte. Es brachte
ſeinem Herrn 25000 Mark nach Hauſe. Ueber den ſpendablen Zug
hin=
aus iſt zu bemerken, daß ſeit dem Sonntag weit mehr Gäſte in dem
Kaffeehaus verkehren. An den Tagen aber, wo Rennen iſt und „
An=
marſch” mitläuft, kann ſich in der Fülle kein Menſch bewegen. Dann
warten die Gäſte auf den Augenblick, um dem Beſitzer zu gratulieren.
Bis heute haben ſie ihm aber bedauerlicherweiſe noch nicht gratulieren
können.
Der Fuchs und das Auto.
Oueichhambach. Am Samstag abend hatte der Chauffeur
Wilhelm Beutel aus Annweiler auf der Straße Albersweiler=
Queich=
hambach ein ſeltenes Erlebnis. In dem Schein der Blendlaterne
be=
wegte ſich einige Meter vor dem Auto ein Tier, das jedenfalls ſehr ſtark
geblendet war, denn es wich nicht aus, ſondern ſprang weiter vorwärts,
bis es von dem Auto erfaßt und überfahren wurde. Der Chauffeur
bremſte, beſah ſich das getötete Tier und war nicht wenig erſtaunt, als
er einen jungen Fuchs vorfand. Des Fuchſes Schlauheit hat ſich in dieſem
Falle alſo nicht bewieſen.
Ein ſonderbarer Juriſtenirrtum.
Aachen. Ueber einen ſonderbaren Fall berichten die hieſigen
Blät=
er. Das belgiſche Kriegsgericht hatte bekanntlich kürzlich den Regie=
Dol=
metſcher Nicolas=Mags aus Ahrendonk bei Antwerpen, der am Morgen
des 12. Dezember 1923, in Düren angeblich aus Eiferſucht den
Korreſpon=
denten Hans Schubert aus Winden bei Kreuznach erſchoſſen hatte, wegen
Raubmordes zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nun weilte ein
belgiſcher Gendarm auf Urlaub in Ahrendonk und erzählte von dem
ver=
brecheriſchen Landsmann. Nicht wenig erſtaunt war er, als er hörte,
daß der angeblich Verurteilte friedlich in Ahrendonk lebe. Die weiteren
Ermittlungen ergaben, daß der unter dem Namen Mags Verurteilte,
dem wirklichen Mags, der ſeinerzeit Soldat war, in Duisburg aus dem
Mantel das Ausweispapier mitſamt dem Gelde geſtohlen hatte und auf
Grund dieſes Ausweispapieres unter dem Namen Mags bei der Regie
als Dolmetſcher angeſtellt worden war. In Wirklichkeit hieß er Thomiek,
iſt Deutſcher Staatsangehöriger und mehrfach vorbeſtraft. Er entſtammt
einer guten Familie in Züllichau in der Mark Brandenburg und iſt von
Beruf Zahntechniker. Zuletzt war er von der Strafkammer Crefeld
we=
gen Diebſtahls zu längerer Gefängnisſtrafe verurteilt worden. Die
Per=
ſonenſchiebung wird ihm natürlich hoch zu ſtehen kommen. Nach dieſen
Enthüllungen erſcheint auf ſein Tragen einer Reihe von Mordwerkzeugen
und ſein ſchon im Gerichtstermin auffallender, merkwürdiger franzöſiſcher
Akzent aufgeklärt. Die Behörden glauben in Th. einen beſonders
ge=
fährlichen Burſchen gefaßt zu haben.
Der Appenzeller Bug und das Fräulein aus Sachſen.
Ein Leſer erzählt uns folgendes Geſchichtchen von einer Schweizer=
Reiſe: Geht da eine Geſellſchaft auf der Straße nach Appenzell und
trifft einen echten Schweizerbuben. Ein Fräulein, fein herausgeputzt,
aber ſpindeldürr und ſchon etwas ältlich, kann ſich nicht enthalten mit
ihm anzubandeln, und fragt ihn, wo er her ſei. „Natürli aus Appenzell”
Die U=Bootflotte der Alkoholſchmuggler.
C.K. Werden die Alkoholſchmuggler jetzt zur Benutzung der u.
übergehen, um den ſo verpönten und doch ſo innig begehrten
Tropfen” nach den Vereinigten Staaten einzuführen? Mit dieſer
beſchäftigen ſich jetzt die New Yorker Blätter, und ſie berufen fi
das ſachverſtändige Urteil des Kapitäns Paul König, der ſeine ber
Fahrt mit dem U=Boot „Deutſchland” während des Krieges durch
und jetzt in Amerika weilt. König iſt der Anſicht, daß das, zu
„Deutſchland” während des Krieges ohne große Schwierigkeiten
brachte, auch den Schmugglern gelingen kann, ſo daß ſie eine
Ladung”, unbemerkt unter der bewachenden Flotte hindurch
Hafen von New York bringen können. Man ſpricht davon, d.
Schmuggler im geheimen eine große U=Bootflotte gebaut haben.
ſie ſich für ihr lichtſcheues Handwerk bedienen werden. Aber au
Ueberwachungsbehörden behaupten, daß ſie auf ihrer Hut ſind un
U=Bootangriff zu begegnen wiſſen werden. Die Regierung hat
Extraſumme von einer Million Dollars bewilligt, um den Kampf
die Schmuggler beſſer führen zu können, und es wird eine neue
gegen ſie mobil gemacht. Dieſe „trockene Flotte”, die nur den
wachungsdienſt ausübt, beſteht aus 20 Torpedobootszerſtörern.
Minenſuchern und aus mehr als 300 kleineren, zum Teil ſehr ſch
Schiffen. Alle dieſe Fahrzeuge ſind mit Maſchinengewehren un
Kanonen ausgerüſtet. „Wir werden die Alkoholflotte vernichten.
der Sommer vorbei iſt”, erklärte der Admiral dieſer trockenen s
„Mögen die Schmuggler Flugzeuge und U=Boote verwenden, ſie n
uns bereitfinden, ihnen das Handwerk zu legen.”
Der Automobilismus in den Vereinigten Staaten.
iſt die Antwort. „Und wo biſcht du denn her?” Aus Sachſen, wo die
ſchönen Mädchen wachſen‟. Da tritt der Bub breitbeinig vor ſie hin,
beſieht ſie ſich von oben bis unten, ſtemmt die Hände in die Seite, und
dann ſagt er in ſeinem unverfälſchten Dialekt: „Sell kann ich dir ſagen,
do biſcht aber unreif vom Bäumle gefalln! Grüß Gott!” Und weg war er.
Gonbeljagd auf „Schwarzhörer”,
Das berühmte Feſt von Il Redentore, das in Venedig jedes Jahr am
3. Sonntag des Juli zur Erinnerung an die Befreiung von der Peſt
im Jahre 1537 gefeiert wird, hat diesmal eine beſonders aufregende
Note durch die Jagd der Polizei auf „Schwarzhörer” erhalten. Als vor
bald 400 Jahren die Peſt in der Lagunenſtadt wütete, ſuchſten ſich die
Einwohner vor Anſteckung zu retten, indem ſie ſich in Taufenden von
kleinen Gondeln auf den Kanale Grande retteten. Seitdem verbringt
man den Abend und die ganze Nacht des Feſtes auf dem Kanal, der
mit unzähligen Laternen erleuchtet iſt, und die Gondeln ſind ebenfalls
feſtlich mit Blumen geſchmückt. Diesmal aber kam es zu aufregenden
Szenen, an denen die allzugroße Vorliebe der Venezianer für den
Rund=
funk ſchuld war. Seit einiger Zeit führt nämlich die Regierung einen
erbitterten Krieg gegen alle Beſitzer eines Empfangsapparates, die nicht
ihre Anlage angemeldet haben. Beſonders beliebt iſt die Anbringung
ſolcher Apparate auf den Gondeln, und es werden dann mit Hilfe von
Lautſprechern Serenaden auf den Lagunen veranſtaltet, bei denen Muſik
aus Paris und London melodiſch über die Waſſer tönt. Auf ſolche
„drahtloſen Gondeln” macht die Polizei beſonders Jagd. Beim
Reden=
tore=Feſt hatten nun viele Gondeln die Empfangsapparate unter
Blumenmaſſen geſchickt verborgen, und als ſie am Canale Grande unter
der „Brücke der Boote” lagen, die beſonders für das Feſt erbaut iſt,
da hörte man plötzlich von einigen dieſer Gondeln Muſik aus den
Laut=
ſprechern, zuerſt den Geſang eines Pariſer Tenors, dann eine
Tanz=
muſik aus dem Ballſaal des Londoner Savoy=Hotels, und die Aufnahme
war ſo vortrefflich, daß man ſogar den Beifall und die Geſpräche hörte,
die in dem Londoner Ballſaal laut wurden. Aber dieſes drahtloſe
Gondelidyll blieb nicht lange ungeſtört. Einige Motorboote, deren
amtliche Eigenſchaft unter Blumen verſteckt war, ſchoſſen ſchnell heran.
Die Polizeibeamten ſprangen an Bord der Gondel, durchſchnitten die
Drähte und warfen die Empfangsapparate über Bord. Außerdem
be=
drohten ſie die „Schwarzhörer” mit ſchweren Strafen. Das gab einen
ſeftigen Aufruhr, der die Feſtesfreude etwas ſtörte, aber zur
Beluſti=
gung der Zuſchauer beitrug.
Nach einer von der U. S. Chamber of Commerze gemachter
ſammenſtellung waren im letzten Jahr in den Vereinigten
S=
insgeſamt 15 092 177 Kraftfahrzeuge regiſtriert, von denen 134
Perſonenwagen und 1 627 509 Laſtkraftwagen waren. In allen Lä
der Welt zuſammengenommen ſind 18 023 584 Kraftwagen als reg
ermittelt worden, ſodaß alſo die Vereinigten Staaten über 88 P
aller vorhandenen Kraftwagen verfügen. 1 259 877 oder 34
Proze=
im letzten Jahre gebauten Perſonenwagen waren vom Typ der g
ſenen, 2 434 360 offene Wagen. Außer fertigen Fahrzeugen wurd
letzten Jahre in großen Mengen Erſatzteile erzeugt, die den (
wert der Produktion der amerikaniſchen Automobilinduſtrie auf 28
Dollar bringen. Die amerikaniſche Ausfuhr an Automobilen
bel=
im letzten Jahre unter Einſchluß der Ausfuhr kanadiſcher Werke,
in amerikaniſchem Beſitz befinden, auf 328 999 Fahrzeuge. Die kan,
Erzeugung von amerikaniſchen Typen betrug 148 791 Fahrzenge.
Das in der amerikaniſchen Automobilinduſtrie Ende 1923 inve
Kapital belief ſich auf 1571 722 411 Dollar; an Löhnen und Gel
wurden von ihr im letzten Jahr 579 002 686 Dollar gezahlt. Die
der in allen Zweigen der Induſtrie einſchließlich des Abſatzg
und der Führung der Fahrzeuge Beſchäftigten belief ſich auf 31
wovon nur 318 100 Mann in den Werken als Arbeiter beſchäftig
übrigen im Vertrieb und als Chauffeure uſw. tätig waren. Im
Jahr gab es in der Union 90 Werke für die Herſtellung von Per
wagen und 147 Werke für die Herſtellung von Laſtkraftwagen; di
Das ſchlechte Gewiſſen.
Schwegenheim. Ein Burſche und ein Mädchen, die man für
ein Liebespärchen hielt, zogen geeminſam ein Wägelchen, auf dem
Material zum Anfertigen von Sieben lag. Als plötzlich ein Gendarm
auftauchte, nahm der Burſche Reißaus. Er wurde jedoch mittels
Fahr=
rad verfolgt und eingeholt. Nachdem er zunächſt einen falſchen Namen
angegeben hatte, konnte er alsbald als Paul Friedrich Mack aus
Fran=
kenthal entlarvt werden, der von dem dortigen Amtsgericht zur
Ver=
büßung einer Strafe ſchen längere Zeit geſucht wird. Das Mädchen
ſtellte ſich als die Schweſter des Verhafteten heraus. Sie wurde
frei=
gelaſſen und nahm dann ihrerſeits Reißaus.
Ein lieber Sohn.
Rülzheim. Der ledige Student Willy Maher, deſſen
gegen=
wärtiger Aufenthalt unbekannt iſt, drang nachts in ſeine elterliche
Woh=
nung ein und nahm von dort Schmuckſachen in größerem Werte mit.
Das Gericht Kandel hat nunmehr eine Ortsbeſichtigung vorgenommen.
Mayer, der von verſchiedenen Gerichten geſucht wird, verlegt ſich
mei=
ſtens auf Heiratsſchwindel.
Zum Untergang des Expeditionsſchiffes „Teddy”.
Kopenhagen. Ueber die Rettung des Expeditionsſchiffes
„Teddy” veröffentlicht die Berlinske Tidende das erſte ausführliche
Tele=
gramm aus Reykjavik. Danach wurde das Expeditionsſchiff bereits im
September 1923 an der gleichen Stelle, an der im Oktober 1869 das
deutſche Expeditionsſchiff „Hanſa” vernichtet wurde, von den Eismaſſen
zermalmt. Die Mannſchaft flüchtete auf eine große Eisſcholle, auf der
ſie ſich ein Haus errichtete und mit ihr bis zum 67. Breitegrad trieb.
Dort zerriß die Scholle, doch gelang es der Mannſchaft, das Haus zu
retten und auf dem Reſt der Eisſcholle das Feſtland zu erreichen,
nach=
dem ſie 400 Meilen auf ihr zurückgelegt hatten. Nach furchtbaren
Stra=
pazen durch Hunger und Kälte traf die Mannſchaft ſchließlich einen
Bärenjäger, der ihr zur Rettung in die Kolonie Kap Dan verhalf.
Die Gaudeamushütte im Wilden Kaiſer,
nördlich von Ellmau, welche heuer durch eine Lawine zerſtört
wurde, iſt nunmehr wieder aufgebaut worden und bietet für 25
Per=
ſonen Unterkunft. Sie iſt wieder von Bergführer Sixt dem Aelteren
bewirtſchaftet. Der kürzeſte Weg iſt von Halteſtelle Oberndorf bei
Kitz=
bühel über Going in zwei Stunden. Sonſt erreicht man die Hütte über
Kufſtein und Hinterſteinerſee, Bärnſtatt, oder Eibergſtraße und Ellmau.
Beide Wege, von Ellmau wie von Going, ſind gut markiert und
be=
quem. Die Hütte iſt geeignetes Standquartier insbeſondere für die
ſüdlichen Kaiſergipfel (Karlſpitzen, Kopfthörlgrat, Elmm. Halt Goinger
halten), doch laſſen ſich auch Predigtſtuhl, Fleiſchbank und Totenkirchel
über das Ellmauer Tor gut erreichen.
Gelegte Feuerbrände.
Belgrad. Das Städtchen Strumiza und das Dorf Ralvan bei
Uesküb ſind durch Feuer zerſtört worden. Beide Brände werden auf
Brandſtiftung zurückgeführt, die politiſchen Hintergrund hat. In
Stru=
miza hatten ſüdflawiſche Truppen ſeit zwei Tagen einen Kampf mit
bulgariſchen Komitatſchis, ſodaß ihre Artillerie den Ausbruch des Feuers
verurſacht haben könnte.
ſamtzahl der Automobilhändler und =handlungen belief ſich auf 4
Reichsveranſtaltungen des deutſchen Feinkoſthandels.
In den Tagen vom 15. bis 24. Auguſt veranſtaltet der
Reichsve=
deutſcher Feinkoſtkaufleute, Sitz Berlin, ſeinen diesjährigen Ver
und deutſchen Feinkoſtkaufleute=Tag in Köln am Rhein. Der Verk
tag iſt wieder verbunden mit der Anug: (Allgemeine Nahrungs= un
nußmittel=Ausſtellung), die eine ungewöhnlich ſtarke Beteiligung
wichtigen Firmen des Feinkoſtzweiges und aller Hilfsinduſtrien auf
Der Verbandstag ſelber wird ſich in ſachkundigen Referaten mit den
tigſten Berufs= und wirtſchaftspolitiſchen Fragen beſchäftigen. Nebe=
Vorſtandsmitgliedern F. A. Lanz, Heidelberg, Mozer, München und
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der Standespolitik ſprechen. Den Höhepunkt des Verbandstages wir
große Rede des bekannten Amerika=Austauſchprofeſſors Geheimen R
rungsrats Dr. Eugen Kühnemann, von der Univerſität Breslau bi
der über Deutſchland und Amerika unter Berückſichtigung der gegen
tigen Lage ſpricht. Die geſchäftlichen Verhandlungen der Kölner
bandsveranſtaltungen ſind umrahmt von einem Begrüßungsabend,
ball, „Rheinzauber” auf der Rheinterraſſe und einer Dampferfahr
Königswinter im Siebengebirge. Der Reichsverband deutſcher Feit
kaufleute umfaßt annähernd 4000 Berufsgenoſſen in allen Teilen
Reiches und unterhält ſeine Reichsgeſchäftsſtelle in Berlin C.,
Friedrichſtraße 2.
Indianer als Streikbrecher.
lerinnen
fanden
na=
insriege
d
So mancher Junge wird wohl bitter enttäuſcht ſein, wenn er von
Indianern, von den Helden ſeiner Träume, hören muß, daß ſie ne
dings einen Beruf daraus machen, als Streikbrecher aufzutreten.
New York erregte es kürzlich viel Aufſehen, als die Agenten des ar
kaniſchen Einwanderungsamtes dieſer Tage drei indianiſche Arb
verhaften ließen, die als Streikbrecher in einer Armaturenfabrik arl 0
ten. Die armen Teufel ſollen das Einwanderungs= und Arbeits
verletzt haben. Vor dem Unterſuchungsrichter in Ellis Island geſta
ſie, daß ſie aus Kaugh Nawaga Reſervation in Ontario entwichen
Sie ſeien mit elf anderen Stammesgenoſſen und mit Hilfe von gew.
einflußreichen Perſönlichkeiten über die Grenze der Reſe=vation
ſchmuggelt worden. Das Einwanderungsamt hat jetzt angeordnet,
die Namen all der Perſonen, die ſich mit dem Schmuggel von India
befaſſen, veröffentlicht werden ſollen. Das Arbeitsamt ſagt weiter,
dieſe drei Indianern Mitglieder einer indianiſchen Bande ſeien, die
Lebensunterhalt damit verdienen, daß ſie überall da, wo in einer
ſarenfabrik geſtreikt wird, als Streikbrecher auftreten.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 5. Auguft:
Wolkig bis heiter, noch Regenfälle, wärmer.
Das deutſche Herz.
47)
Reiian von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
Und nun preßte ſie die flachen Hände an die Wand und
flüſterte unhörbare Worte.
Dann kam ſie mit einem ſtillen Lächeln in die Stube zurück.
Die Gatten ſaßen beieinander auf dem Schemel der
Fenſter=
niſche und hielten ſich ſtumm umſchlungen. So weilten ſie lange,
kein Wort wurde geſprochen.
Die alte Barbara kam geſchäftig herein, den Tiſch zu decken.
„Es dauerte noch eine Weile, bis das Eſſen gar iſt,” ſagte ſie.
„O, das tut nichts,” rief Urſula. „Die Weile wird uns nicht
zu lang. Wir haben uns ſo viel, ſo viel zu ſagen.”
Mit träumeriſchen Augen ſah Urſula dem Werk der
Die=
nerin zu.
Als Barbara einige rote Roſen in ein Waſſerglas ſtellte,
fragte ihre Herrin mit befangener Stimme:
„Sind noch mehr Roſen im Garten?"
Seit dem letzten Regen ſind viele aufgeblüht.”
Da erhob ſich Urſula leiſe von ihres Gatten Seite, ging zu
der Alten hin, faßte ſie an der Hand und führte ſie in den
ſchattigſten Winkel der Stube.
Sie beugte ſich zur Barbara nieder und raunte:
„Laß dir mit einer Laterne leuchten, nimm einen Korb und
hole ſo viele Roſen, als nur irgend blühen.”
„Jetzt?”
„KSa.”
„Wozu?”
„Ach, Barbara!”
Die Herrin neigte ihre glühende Wange zur Dienerin und
flüſterte:
„Mit den roten Roſen ſollſt du unſer Lager ſchmücken.”
In den hundert Dörfern des Hauſe. ENJA DGOV MLO
Vierzehntes Kapitel.
In den hundert Dörfern des Hauſes Hirſchhorn herrſchte
große Freude. Dem alten Geſchlecht war ein Stammhalter
ge=
boren. Reitende Boten hatten die Kunde noch in der Nacht, wo
das Ereignis ſtattfand, nach allen Winden hin getragen. Am
anderen Abend loderten auf vielen Höhen des Odenwaldes und
des Kraichgaues Freudenfeuer, und in den Städten Oppenheim,
Bruchſal und Sinsheim, wo das Haus Hirſchhorn Fronhöfe
be=
ſaß, wurde mit Katzenköpfen geſchoſſen.
Acht Wochen nach der Geburt des Knäbleins wurde das
eigentliche Freudenfeſt gefeiert. In allen Haushaltungen, aus
denen dem Junker gezinſt oder gezehntet oder gefrondet wurde,
war fröhlicher Kuchenbackſamstag. Das Mehl wurde aus den
herrſchaſtlichen Mühlen geſpendet, aus den Vogteien konnte
Zucker, Safran und was ſonſt an Gewürz nötig war, bezogen
werden. Die Kellereien gaben Wein ab nach der Kopfzahl der
Familien. Für die Armen, Betagten und Kranken ſorgten die
Bürgermeiſter und die Vögte. Auch die, die kein Herdfeuer
hat=
ten, waren nicht vergeſſen. Sie wurden öffentlich geſpeiſt auf
dem Kirchenplatz oder in einer ausgeräumten Zehntſcheuer. Jeder
Landfahrer war willkommen, durfte den Wanderſtab neben ſich
auf den Boden legen, ſich auf die Bank ſetzen und eſſen und
trin=
ken. Am beſten waren die Kinder dran, all die vielen, vielen
Kinder der Hirſchhorner Dörfer und Fronhöfe. Sie bekamen
Milch mit ſüßem Eierſchnee und dazu einen Kuchen, zu dem Frau
Urſula ſelber das Rezept aufgeſetzt und hinausgeſchickt hatte mit
dem ſchriftlichen Zuſatze, es dürfe an Roſinen und Zibeben nicht
geſpart werden. Und all dieſe Wohltat empfingen die großen und
kleinen Leute ohne irgendein Verdienſt um das glückliche
Ereig=
nis und ohne daß ſie irgend etwas anderes zu leiſten hatten als
eſſen und trinken.
Da in der Burg kein Raum vorhanden war, wo alle Tiſche,
die darauf harrten, gedeckt zu werden, hätten Platz finden können,
ſo waren die Gäſte in verſchiedenen Räumen untergebracht: die
Edelleute mit ihren Damen in der Kemenate, die mit Jasmin
und Flieder aufs lieblichſte ausgeſchmückt war; die geiſtlichen
Herren ſaßen im Ritterſaal, der, etwas düſter und dumpfig von
Natur, aber ehrenvoll durch Name und Erinnerungen, ſich für die
lateiniſchen Poeten am beſten ſchickte. Die hellgrünen
Buchen=
reiſer hatten etwas Aufmunterndes für etwaige unfreie
Ge=
müter. Die Meiſter der Bürgerſchaften, die ſtudierten Beamten
des Junkers und die freien Vögte ſaßen im oberen Schloßhof.
Die unfreien Leute waren im unteren Schloßhof beieinander.
Hier ging es am luſtigſten zu. Die Gäſte hatten noch nicht das
Rindfleiſch gegeſſen, da fingen ſie ſchon zu ſingen an.
Die Schloßherrin hatte es ſich nicht nehmen laſſen, die
Für=
ſorge für die beiden Höfe ſelber zu übernehmen, die Herrſchaft
über Kemenate und Ritterſaal hatte ſie ihrer jungen Freundin
Margarete Helmſtatt übertragen. Wenn ſie in einen der Höfe
trat und mit ihren ſtrahlenden Augen über die Tiſche hinſchaute,
prüfend und grüßend zugleich, dann leuchteten alle Geſichter auf
und alte und junge Herzen freuten ſich an der Schönheit und
Geſundheit ihrer Herrin. Als ſie im oberen Hof an der Tafel
der Schultheiße und Vögte hinging, ſie aufzufordern, von dem
Backwerk fü ihre Frauen und Kinder mitzunehmen, da ſtand der
Bürgermeiſter von Eſchelbach auf und ſagte: „Fahret fort, liebe
Herrin, wie Lea, ob Ihr ſchon der Rahel gleichet.”
Da errötete die junge Frau, aber ſie lachte zugleich.
ſchaute nach den glitzernden Fenſtern des Herrenhauſes und /9
„An mir ſoll’s nicht fehlen.” Sie ging weiter.
Friedrich gab Philipp einen Wink. Der nickte ihm zu, da
ihn verſtanden habe, und mahnte die anderen leiſe zum Aufbl
Auch die Gäſte in den beiden Höfen rüſteten ſich zum Aufb!
Sie ſchickten ihre Abordnungen, die der Herrſchaft ihren Dank
ten. Margarete hatte ihrem Patenkind beim Scheiden eine
dene Münze umgehängt. Während Urſula ihre junge Freu:
zur Tür hir ausgeleitete, beugte ſich Urſa, die auf ein Schemel
geklettert war, über das Bübchen und drückte ihm die Mr
in das zarte Fleiſch des bloßen Hälschens. Als Urſula zu
kehrte, ſchrie der Kleine vor Schmerzen.
„O, er hat ſich an dem Kettchen weh getan,” ſagte die A
ter erſchrocken und zog dem Kinde das Kleinod vom Halſe.
Da lachte Urſa und patſchte in ihre Händchen und ſche
das Büblein mit ihren funkelnden Augen an, daß es ſtille I.
und lachte und in ihr Geſichtchen griff.
„Nun aber ins Bett mit dir, du Schelm!” rief Urſulg
übergab das Mägdlein einer Dienerin, daß ſie es der alten 2
bara, ſeiner Pflegemutter, bringe. Dann legte ſie ihr Kind
die Bruſt. Friedrich trat leiſe ins Zimmer, liebkoſte im 2
übergehen den blonden Kopf des Weibes, öffnete das Fen
und lauſchte in den Burggraben hinunter.
Es währte nicht lange, ſo erſcholl ein leiſer Pfiff im Gral
und gleich darauf klang ein Steinchen auf dem Felsboden.
ſula legte das ſatte und ſchlafende Kind in die Wiege und trau
ihrem Gatten ans Fenſter.
„Leonhard!” rief Urſula hinunter.
Es kam keine Antwort. Aber nach einer kurzen Weile 114
aus der Tiefe das alte Klagen und Stöhnen, nur war der 2
verändert.
„Mutter, Mutter, deine Tochter hat dich verraten!“
Die beiden Lauſcher am Fenſter warteten auf eine Pauſe.
Als die Klage und Anklage verſtummte, rief Urſula: „B
der, die Mutter iſt gefunden!“
Da ſtieß der Menſch in der ſchwarzen Tiefe einen Freud
ſchrei aus, wie wenn er von einer langen, böfen Irrfahrt, die
in der wilden Fremde umhergejagt hatte, in die liebe Heiß
zurückgekommen ſei.
„Wo, wo?” rief er herauf.
Ich führe dich zu ihrem Grab”, antwortete Friedrich.
„Du nicht!” raunte Leonhard. „Schweſter, bringe du 44
zur Mutter!”
(Fortſetzung folgt.)
fummer 215.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Auguſt 1924.
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
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Schwimmen.
und Werbeſchwimmen des Schwimmvereins Eberſtadt.
er Schwimmverein Eberſtadt 1923 veranſtaltete am geſt=
Sonntag im Gemeinde=Schwimmbad ein Schau=
Werbe=
imen, das trotz der vorübergehend ungünſtigen Witterung
ickelt wurde und die ſportliebende Bevölkerung zahlreich
ſckt hatte. In friedlichem Wettkampfe — Preiſe gab es
— maß ſich der Schwimmverein Eberſtadt mit dem
Ver=
ür Leibesübungen „Heſſen” in Darmſtadt. Es wurden
che Schwimmarten für Damen und Herren, Schüler und
rinnnen ſowie Rettungsſchwimmen, Figurenlagen, Belu=
3Sſchwimmen und Waſſerballſpiele gezeigt. Die
Darbie=
gelangen und zeugten von guter, fortgeſchrittener
Schu=
der Beteiligten. Das Publikum folgte dem Programm mit
Intereſſe und ſpendete lebhaften Beifall.
bo
Tennis.
Marienbader Turnier.
Marienbader Tennisturnier, kann als beendet
den werden, obwohl noch die Schlußrunde um die Meiſterſchaft
(arienbad zwiſchen v. Kehrling und Graf Salm ausſteht. Der
war ſchon im zweiten Einzelſpiel, dem Bäder=Preis, überlegene
Mit 6—4 6—2 6—1 fertigte er im Endſpiel den Frankfurter
* ab. Die Damenmeiſterſchaft von Marienbad wurde eine ſichere
Nr Fr. Neppach, die Fräulein Weihermann 6—4 6—3 das
Nach=
gab. Im Herren=Doppelſpiel kamen Kreuzer=Zander durch ihren
1 —5 6—2 über v. Kehrling=Bertrand in die Schlußrunde, wo
Leibziger Kombination H. Schomburgk=Dr. Gaſt 6—4 4—6
in wurden. Im gemiſchten Doppelſpiel ſiegten Fr. Neppach=
—6 7—5 gegen das Ehepaar Schomburgk, und im Damen=
Neppach Frl. Weiherwann ohne Kamri.
Fußball.
öwetturnen des 3. Bezirks des Main=Rhein=Gaues Deutſcher
Turnerſchaft in Eberſtadt.
Der Turnverein Eberſtadt E. V. 1876 hatte geſtern und
vor=
r die Jugendturner des 3. Bezirks des Main=Rhein=Gaues der
hen Turnerſchaft zu Gaſte. Ihnen zur Ehre fand am
Sams=
bend im Saale des Gaſthauſes „Zum Schwanen” ein Kommers
der gut beſucht war und einen glücklichen Verlauf nahm. Nach
Begrüßungsanſprache des Vorſitzenden des Turnvereins 1876,
Ge=
me rat Simon, und einem Begrüßungschor des Geſangvereins „
Froh=
übernahm der Bezirkswart für Geiſtesturnen, Herr Hanauer,
ſtleitung. In einer von turneriſchem Geiſte getragenen Feſtrede
er den Wert des Jugendturnens, deſſen Fördekung ein Gebot
it ſei. Er gedachte des Tages als eines Tages der Trauer, da er
das Schickſal und die ſchweren Enttäuſchungen, die der Krieg von
1918 über das deutſche Volk gebracht habe, ſowie an unſere auf
elde der Ehre gebliebenen Brüder erinnere. Der morgige
Sonn=
tasr dem friedlichen Wettſtreite gewidmet ſei, werde zeigen, daß durch
e und Tatkraft, geeint mit den Grundzügen eines echten deutſchen
e8, auch von der Jugend etwas zu erreichen ſei. Mit der
Erfaſ=
hrer Kräfte werde die deutſche Turnerſchaft es als ihr edelſtes
trachten, mühſam aber ſicher aufzubauen, was das Schickſal
zer=
trä ert habe. Die Jugend habe das Anrecht auf die Zukunft und ſei
i, aufzurichten und werde nicht ruhen, bis ſie dieſes Ziel erreicht
Sein dreifaches „Gut Heil” galt den Jugendturnern des 3. Be=
Herr Rektor Vogel ſprach namens des Ortsausſchuſſes für
ibungen, deſſen Grüße er überbrachte. Er feierte die Pflege des
ſturnens als eine Arbeit der Kultur, die die Jugend „friſch” an
Le3 id Seele mache, „fromm” zu ehrbarer Geſinnung und gemeinſamen
n. „fröhlich” zum Bewußtſein treuer Pflichterfüllung und „frei”
iſte unter Zurückweiſung jeglicher Schranken erziehe. Der
Orts=
ß werde die Ziele der edlen Turnerei ſtets fördern helfen zum
unſeres tiefgebeugten Vaterlandes. Dem Feſte wünſchte er
Erfolg.
Darbietungen des Abends waren ſo reichhaltig, daß es nicht
iſt, ſie einzeln zu würdigen. Die turneriſchen Leiſtungen des
an denen der Turnverein 1876 und die Turngemeinde Beſſungen
teiligt waren, ſtanden auf beachtlicher Höhe und ernteten den
des Publikums. Hervorgehoben ſeien die Reigen und Volkstänze
fülerinnen beider Vereine, der hübſche Einzeltanz der Turnerin
Aer Pahl von der Turngemeinde Beſſungen, durch Geſang begleitet
äulein Paula Löſch, das Barrenturnen der erſten Riege des
reins 1876 und die Freipyramiden ſeiner Schüler, Leiſtungen, die
re Anerkennung verdienten und ganz beſonders anſprachen.
Lie=
räge von Fräulein Paula Löſch, ſowie Rezitationen des
Be=
rts, Herrn Hanauer, vom Publikum dankbar aufgenommen,
irträge der Kapelle „Edelweiß” und gut zu Gehör gebrachte
Ge=
rträge des Geſangvereins „Frohſinn” umrahmten den Kommers
talteten dieſen zu einer würdigen eindrucksvollen Feier,
Das Jugendwetturnen.
geſtrigen Sonntage begannen um 7½ Uhr auf dem Sportplatz
de die Einzelwettkämpfe, deren Austragung den ganzen Vormit=
Anſpruch nahmen. An ihnen nahmen teil: 148 Schüler, 107
innen und 58 Zöglinge der Ober= und Unterſtufe. Am
Nachmit=
den nach einem Umzuge durch die Ortsſtraßen ein Turnen der
riegen ſowie allgemeine Freiübungen ſtatt, die trotz des
vorüber=
hey ungünſtigen Wetters ein zahlreiches Publikum herangelockt hatten.
hr konnte, nachdem der Bezirkswart, Herr Hanauer, einen letzten
im treuen Feſthalten an der edlen Turnerei an die Jugend rich=
Siegerverkündigung ſtattfinden. Die erzielten Reſultate können
erfreuliche bezeichnet werden. Nachſtehend folgt ein Auszug aus
gerliſte, inſoweit von den Teilnehmern bis zu einem 10. Sieg
n wurden. Im ganzen wurden 240 Siege errungen.
Die Siegerliſte.
jüler: 1. t. Ludw. Bohn. Tv. Eberſtadt; 2. Walter Kurz,
ſungen; 3. Gg. Schwinn, Tv. Nieder=Beerbach; Ludw. Schüßler,
ungſtadt; 4. Werner Holletſcheck, Tgde. Beſſungen; 5. Paul
Wie=
ade. Beſſungen; 6. Guſtav Stzeck, Tv. Jugenheim; Hch. Fuchs,
genheim; 7. Erich Leim, Tv. Jugenheim; 8. Gg. Emich, Tv.
Ober=
h: 9. Adolf Herz, Tgde. Beſſungen; 10. Hans Hechler, Tv.
eim.
1ülerinnen: 1. Erna Berth, Tgde. Beſſungen; 2. Ria Spieß,
erſtadt; 3. Kätchen Frick, Tv. Eſchollbrücken; 4. Elſe Kappler,
eſſungen; 5. Käthe Schömer, Tv. Pfungſtadt; Lina Kredel, Tv.
2t; Maria Gilbert, Tv. Hoffnung=Hahn; 6. Eliſe Lehr, Tv.
Zwin=
z 7. Gretel Fiſcher, Tgde. Beſſungen; Annelieſe Malze, Tgde,
ſen: 8. Elſe Momberger, Tv. Eſchollbrücken; Anna Junkert, Tv.
n: 9. Eliſabeth Kiſſel, Tv. Pfungſtadt; 10. Anna Grünig, Tv.
ig=Hahn.
glinge (Oberſtufe): 1. Willi Scheuermann, Tgde. Beſſungen;
Kobold, Tv. Eberſtadt; 3. Hans Egelhof, Tv. Pfungſtadt; 4.
Engel, Tgde. Beſſungen; 5. Ludwig Geier, Tgde. Beſſungen; 6.
n Hach, Tv. Eberſtadt; 7. Heinrich Spies, Tv. Nieder=Beerbach;
inn Wagner, Tv. Eberſtadt; Karl Spalt, Tv. Seeheim; 9. Willi
Tv. Alsbach; 10. Ph. Schneider, Tv. Alsbach; Fr. Weicker, Tv.
ng=Hahn.
glinge (Unterſtufe): 1. Adam Matthes, Tv. Hoffnung=Hahn;
Krämer, Tv. Seeheim; 3. Hch. Meher, Tv. Eberſtadt; 4. Peter
Tv. Eſchollbrücken; 5. Jak. Demmel, Tade. Beſſungen; Ga
Alsbach; Frd. Fiſcher, Tv. Eberſtadt; 6. Guſtav Wenz, Tv. Als
Adam Dörr, Tv. Alsbach; 8. Ph. Nickel, Tv. Alsbach; Hch. Hari
Tv. Seeheim; 9. Chriſtian Linder, Tv. Bickenbah; Auguſt Kurz
Geſſungen; Fritz Rothermel, Tv. Eſchollbrücken: 10. Karl Simon,
vingenberg.
Ball im Saale „Zum Bergſträßer Hof” beſchloß das in allen
gut verlaufene Turnfeſt.
Sportverein 98 Darmſtadt — Sp.=V. Germania 04 Ludwigshafen
3:2 (1:0).
Nach der langen Spielpauſe hatte ſich zu obigem Spiel eine
anſehnliche Zuſchauermenge eingefunden, die aber größtenteils
unbefriedigt den Platz verließ trotz zahlenmäßigem Sieg. Um
meine Vorſchau zu beantworten: der Mannſchaft Sportvereins
ſcheint die Ruhepauſe nicht gut bekommen zu ſein. Es ſpielten im
großen Ga zen elf Leute, aber keine Mannſchaft. Trotz teilweiſer
lichter Augenblicke vermißte man das gegenſeitige Verſtändnis
vollkommen. Vielleicht war es auch nur die Folge perſönlicher
Unſtimmigkeiten, die hoffentlich die Beteiligten in Zukunft unter
ſich ausmachen. So etwas gehört nicht auf das Spielfeld vor eine
ſolch große Zuſchauermenge. Unſeren alten Ellenbeck konnten wir
heute wieder bei der Arbeit ſehen, es war eine Beruhigung für
die Mannſchaft und die Anhänger. Stephan leiſtete ſchon
Beſſe=
res: Platz halten, überall kann man nicht ſein, das war halbe
Arbeit, die der Mannſchaft das eine oder andere Verluſttor
koſtete. Laumann wurde gleich bei Spielbeginn verletzt, was ein
vorübergehendes Ausſcheiden zur Folge hatte. Er konnte daher
nicht das leiſten, was wir ſonſt von ihm gewohnt ſind, wenn er
ſich auch alle erdenkliche Mühe gab. Von den drei Läufern Fiſcher
der beſte, wenn wir auch die Arbeit der beiden anderen voll
wür=
digen. Im Sturm klappte, wie ſchon geſagt, nicht alles, wie es
nach dem Können der einzelnen Spieler erwartet werden konnte.
Heß Erſatz konnte in der erſten Halbzeit nicht genügen, in der
zweiten zeigte er manchmal, daß er ganz gute Anlagen hat.
Müll=
merſtadt ſchoß wohl zwei Tore, erregte aber oft durch allzu laxes
Spiel Mißfallen bei den Zuſchauern. Becker war ſchon viel, viel
beſſer. Mehr Laufen und Schaffen, nur halb ſoviel, wie einer der
drei Läufer. Takaks Schwung und Drang nach dem Tore konnte
man hier und da bemerken, als Verteidiger leiſtete er ſaubere
Arbeit. Frick ſpielt ſeinen Stiefel Sonntag für Sonntag. Etwas
mehr Energie und Geiſtesgegenwart, dann kann ſeine Leiſtung
immer noch beſriedigen. — Ludwigshafen eine mittelmäßige
Mannſchaft, aus der der Torwart und Halblinke hervorragen.
Erſterer war gegen die drei Tore machtlos, letzterer war der
Turm der Schlacht. Ich glaube, mit ihm ſteht und fällt die
Mannſchaft. Seinem Eifer und Können hat Ludwigshafen das
knappe Reſultat zu verdanken. Zum Spiel ſelbſt: Punkt 4 Uhr
gibt der ausgezeichnete Schiedsrichter, ein Herr aus Stuttgart,
den Ball frei. Beiderſeits aufgeregtes Spiel, wobei es in den
erſten Minuten vor dem Darmſtädter Tor brenzlich ausſieht.
Doch die Beklemmung wird in der 6. Minute behoben. Becker
legt an Müllmerſtadt vor, ein Verteidiger wird umſpielt und ſein
flacher Schuß landet unter dem fallenden Torwächter hindurch
im Netz. Ludwigshafen läßt ſich nicht beirren. Halblinks ſchafft
unermüdlich, doch er hat Pech. Haarſcharf flitzt ein Ball von ihm
über die Latte. Einen weiteren Schuß kann Ellenbeck mit viel
Glück gerade noch zur Ecke lenken. Auf und ab wogt der Kampf.
Frick kämpft ſich bis 2 Meter vor das Tor durch, doch er ſchießt
auf den Torwart, der Nachſchuß wird zur Ecke gelenkt. Laumann
ſcheidet auf einige Minuten aus, Takaks geht an ſeine Stelle.
Beiderſeits rollen noch einige Angriffe vor’s Tor, doch klare
Ge=
legenheiten werden bis zur Pauſe keine mehr herausgearbeitet.
Nach Halbzeit guter Kampfgeiſt der Sportvereinler. Einige
wenige lichte Momente, die den Sieg ſicherſtellen. Müllmerſtadt
legt nach ſchönem Zuſammenſpiel an Becker vor, der raffiniert
einſchießt. Noch haben ſich die Gemüter nicht beruhigt, kurzer
Kampf Mann gegen Mann, wobei Anger Sieger bleibt, gibt an
Müllmerſtadt, der aus unmöglicher Stellung Nr. 3 einſchießt.
Doch nun war es aus mit der Kunſt. Nichts will mehr gelingen.
Die gefürchtete Schwächeperiode wurde von den Germanen gut
genutzt. Der gefürchtete Halblinke ſpielt wie ein Gott, ſpielend
geht er an den Leuten vorbei, und für Ellenbeck unhaltbar landet
Nr. 1. Zehn Minuten ſpäter erzielt derſelbe Spieler nach Fehler
von Stephan Nr. 2. Die Geſichter der Zuſchauer werden
im=
mer ängſtlicher, doch mit Schieben und Schwitzen wird das
Reſultat mit Ach und Krach gehalten, ein Hauptverdienſt von
Takaks, der in die Verteidigung zurückging, und Ellenbeck, der
ſich bei ſeinem erſten Spiel ganz gut anließ.
Vor dem Ligaſpiel trafen ſich die Junioren mit der
Liga=
erſatz von Aſchaffenburg Damm. In einem beiderſeits äußerſt
mäßigen Spiel blieben die Darmſtädter mit 3:0 ſiegreich. Ich
hätte mir nach dem intenſiven Training mehr von den Junioren
verſprochen.
wl.
V. f. R. Darmſtadt— Union”=Heidelberg 4:3 (3:2).
Mit dieſem Spiel eröffnete die Ligamannſchaft des
V. f. R. die neue Spielſaiſon. Es ſar wohl ein fairer, aber
markloſer Kampf, der jede Energie und jeden Kampfgeiſt
ver=
miſſen ließ. Nachdem V. f. R. einen klaren Vorſprung von 2:0
durch Möſer und Rückert errungen hatte ſtellt „Union”=
Heidel=
berg durch zwei ſchöne Durchbrüche das Reſultat auf 2:2. Kurz
vor Halbzeit erzielt Rückert nach Umſpielen des einen
Vertei=
digers das 3. Tor für ſeine Farben. Gleich nach Beginn der zweiten
Halbzeit nützt Möſer einen Fehler des einen Verteidigers
ge=
ſchickt aus und ſtellt das Reſultat auf 4:2. Heidelberg kommt
mächtig auf und liegt ſtark im Angriff, aber die mit Geſchick und
diel Glück arbeitende V. f. R.=Hintermannſchaft läßt bis auf 1 Tor
einen weiteren Erfolg zu. Heidelberg beſitzt einen flinken,
ge=
vandten Sturm, der von der Läuferreihe gut bedient wird; die
Hintermannſchaft konnte genügen. V. f. R. zeigte eine ſchwache
Leiſtung; im Sturm war es die rechte Seite, die beſonders in
der erſten Halbzeit ausgezeichnet arbeitete; Läuferreihe und
Ver=
teidigung waren nicht auf der Höhe, während der Torwächter
be=
ſonders gegen Schluß ſich von ſeiner beſten Seite zeigte. Nicht
unerwähnt darf bleiben, daß V. f. R. in der zweiten Halbzeit
mit nur 10 Mann ſpielte, da Nungeſſer infolge Verletzung
aus=
ſcheiden mußte.
E. W.
Spielvereinigung Darmſtadt I. — Freie Turn= und
Sport=
vereinigung Griesheim a. M. I. 5:0 (3:0).
Spielvereinigung Darmſtadt I. — Freie Turngemeinde Hahn I.
4:1 (2:1).
Das erſte Spiel fand am Sonntag nachmittag auf dem Platze
an der Windmühle ſtatt, das zweite am Samstag abend in Hahn.
Mit dieſen Ergebniſſen hat die Spielvereinigungsmannſchaft
er=
neut ihre derzeitige Spielſtärke bewieſen. Die Mannſchaft hat
durch einige Spieler aus unteren Mannſchaften, ein etwas
an=
deres Geſicht bekommen. Auch der Sturm hat das Schießen
wie=
der gelernt. Jetzt wird wenigſtens wieder ein geſunder Torſchuß
riskiert. Auch die anderen Mannſchaftsteile tragen weſentlich zu
den Reſultaten bei. Ihnen allen gebührt Lob.
Spielvereinigung II. —Griesheim II. 4:1, ebenfalls für
Darmſtadt. — Reſultate der Jugend noch unbekannt.
Hamburger Sportverein — 1. F.=C. Nürnberg 1:1.
Der Hamburger Sportverein und der deutſche Meiſter 1. F.=C.
Nürnberg trafen ſich geſtern in einem Geſellſchaftsſpiel in
Ham=
burg, welches ungeheure Zuſchauermengen angelockt hatte. Wenn
auch das Spiel 1:1, alſo unentſchieden endete, ſo war doch der
deutſche Meiſter beſſer, was auch aus dem Eckballverhältnis 8:1
für Nürnberg hervorgeht. Der Sturm Nürnbergs ließ es wieder
an der notwendigen Durchſchlagskraft fehlen.
In der 20. Minute ſchoß Breuel=Hamburg nach Vorlage
von Harter das erſte Tor. Nach weiteren 5 Minuten glichen die
Nürnberger aus. Stuhlfauth, der namentlich in der zweiten
Halbzeit wiederholt eingreifen mußte, bewies ſein großes
Kön=
nen beim Halten eines Elfmeterballes. Während die Hamburger
vollſtändig antraten, ſpielte Nürnberg mit Erſatz für Träg,
Rie=
gel und Bark, der nach der Schweiz überſiedelte.
Weitere Ergebniſſe:
Städteſpiele: Ludwigshafen — Mannheim 1:0.
Hamburg — Breslau 4:2.
„Helvetia”=Bockenheim — „Boruſſia”=Frankfurt 1:0.
„V. f. R.”=Frankfurt — „Union”=Niederrad 1:1.
Sp.=Cl. Bürgel — Sp.=Cl. Stuttgart 2:2.
Sp.=V. Offenbach — „Kickers”=Mülheim 3:2.
Sp.=V. Hanau — 94 Hanau 2:1.
„Kickers”=Offenbach — Sp.=Cl. Stuttgart 2:0.
Hanau 93 — F.=V. Saarbrücken 4:0.
„V. f. R.”=Mannheim — F.=C. Freiburg 2:2.
„Phoenix”=Mannheim — Deutſcher F.=C. Prag 0:4.
„Kickers”=Stuttgart — Deutſcher F.=C. Prag 2:5.
Mülburg — Feudenheim 4:0.
F.=V. Karlsruhe — Germania=Durlach 3:0.
F.=C. Baden — „Frankonia”=Karlsruhe 1:0.
Sp.=Vgg. Fürth — Sp.=V. 83, Nürnberg 8:1.
Sp.=Vgg. Fürth — F.=V. Nürnberg 4:1.
Berlin:
„Viktoria” — Nordnordweſt 2:0.
Spandau Sp.=V. — Alemannia 2:1.
„Uuion”=Potsdam — Weißenſee 2:1.
„Union”=Charlottenburg — „Franken”=Nürnberg 5:1.
Spandauer Sp.=V. — „Franken”=Nürnberg 1:2.
Hamburg:
St. Georg — Wandsbek 2:0.
Altona — Blankenſee 11:0.
„Union”=Altona — „Holſatia” 4:1.
Radfahren.
41. Bundestag und Sportwoche des Bundes
Deutſcher Radfahrer.
Der Velocipedklub beim 41. Bundesfeſt in Frankfurt a. M.
weiterhin erfolgreich.
In Fortſetzung der Wettbewerbe des Bundesfeſtes folgte am
geſtrigen Sonntag der große Preiskorſo, der Tauſende und
Aber=
tauſende aus Frankfurt und Umgegend angezogen hatte und alle
bisherigen Bundeskorſos bei weitem übertraf. Stunden, ſchier
endlos rollte der Zug an dem Zuſchauer vorüber, dem hierbei
wohl eine Ahnung von der Größe des Bundes Deutſcher
Rad=
fahrer gekommen ſein wird.
Der Velocipedklub konnte hierbei ſeinem am geſtrigen Tage
errungenen Siege zwei weitere anfügen und mit der
Jugend=
abteilung ſowohl als auch mit der Aktivenabteilung je einen
2. Preis im Korſo erringen.
Die Bahnrennen wurden wegen des Regens auf Montag
nachmittag 4 Uhr verlegt. Vor= und Zwiſchenläufe wurden faſt
alle gefahren, nur der „Große Preis von Frankfurt” wurde zu
Ende gefahren, den Matheis=Mainz vor Leis=Mainz und
Leiß=
ler=Frankfurt gewann.
Das Programm vom Montag: 5 Uhr morgens:
Bun=
desmeiſterſchaft im Einerſtreckenfahren, 239,8 Kilometer, Start:
Heſſen=Denkmal, Strecke wie Rund um Frankfurt; 5½ Uhr
mor=
gens: Start der Berufsfahrer um die deutſche Meiſterſchaft im
Einerſtreckenfahren, Wegſtrecke wie vor; 9 Uhr vormittags:
Vor=
wettbewerbe im Saalfahren; 2 Uhr nachmittags:
Forſthaus=
ſtraße, Villa Opel: Empfang der Straßenmeiſterſchaftsfahrer;
7 Uhr nachmittags: Feſthalle: Großes Prunkſaalfeſt,
ſaalſport=
liche Vorführungen im Reigenfahren, Einer= und Zweier=
Kunſt=
fahren, Radball= und Radpoloſpiel, Länderkampf Schweiz—
Deutſchland; vor= und nachmittags: Aufſtieg mit Flugzeugen.
Motorſport.
Der Große Preis von Europa.
Bei dem großen Automobilrennen um den Automobilpreis
von Europa in Lyon wurde der Italiener Campari Erſter vor
ſeinem Landsmann Divo.
Leichtathletik.
Weſtdeutſchland — Holland.
Der leichtathletiſche Wettkampf zwiſchen Weſtdeutſchland und
Holland, welcher zum zweiten Male am geſtrigen Sonntag in
Duisburg ſtattfand, ergab den Sieg Weſtdeutſchlands mit 61:52
Punkten.
Länderkampf Deutſchland—Schweiz.
Nachdem die Beſatzungsbehörde auf das Geſuch des Düſſeldorfer
Sportklubs 1899 hin den Platz an der Brehmſtraße für die notwendigen
Vorbereitungen freigegeben hat, findet dieſe wohl bedeutungsvollſte
Leichtathletik=Veranſtaltung des Jahres am 31. Auguſt beſtimmt in
Düſſeldorf ſtatt.
Wettkämpfe in Kopenhagen.
Bei den leichtathletiſchen Wettkämpfen, welche am Sonntag
in Kopenhagen ſtattfanden, gewannen Fritzmann, S. C.
Charlot=
burg den Hochſprung mit 1,82 Meter und Schömann, S. C.
Char=
lottenburg, das 200=Meter=Laufen in 5:48,8 Minuten. In der
4 mal 100 Meter=Staffel belegte Sportklub Charlottenburg den
zweiten Platz hinter dem Akad. Sportklub Kopenhagen.
Internationale Leichtathletikkämpfe in Stockholm.
(Eig. Drahtbericht.) Im Stadion zu Stockholm gingen am
Donners=
tag vor einer 10 000köpfigen Zuſchauermenge große internationale
Leicht=
athletikkämpfe vor ſich, bei denen neben dem Holländer Paulen und dem
Schweizer Martin die geſamte amerikaniſche Klaſſe mit Paddock,
Mur=
chiſon und Riley an der Spitze gegen die beſten Vertreter Schwedens,
bei denen nur Wide fehlte, antraten. Einen ſpannenden Kampf gab es
im 100 Meter Laufen, das der Amerikaner Murchiſon in der famoſen
Zeit von 10,5 Sek. gegen ſeinen Landsmann Paddock und den Schweden
Oeſterdahl an ſich brachte. Der in ausgezeichneter Form befindliche
Holländer ſtellte im 400 Meter Laufen mit 48,7 Sekunden einen neuen
holländiſchen Rekord auf. Das 110 Meter Hürdenlaufen holte ſich Nileh=
Amerika in 14,7 Sekunden, doch konnte dieſe Leiſtung nicht als Rekord
anerkannt werden, da ſämtliche Teilnehmer mindeſtens eine Hürde
um=
geworfen hatten. — Die Reſultate: 100 Meter: 1. Murchiſon=Amerika
10,5 Sek.; 2. Paddock=Amerika 10,6 Sek.; 3. Oeſterdahl=Schweden 10,9
Sek. — 400 Meter: 1. Paulen=Holland 48,7 Sek.; 2. Engdahl=Schweden
49,3 Sek.; 3. Helfferich=Amerika 49,6 Sek. — 1500 Meter: 1. Martin=
Schweiz 4:01,1; 2. Anderſſon=Schweden 4:04,4; 3. Sjögren=Schweden
4:07,6. — 3000 Meter: 1. Erikſſon=Schweden 8:59,5; 2. Bergſtröm=
Schwe=
den 9:02,3. — 110 Meter Hürden: 1. Riley=Amerika 14,7 Sek.: 2. S.
Petterſſon=Schweden 14,9 Sek.; 3. Chriſtiernſſon=Schweden 15 Sek. —
4mal 100 Meter Staffel: 1. Amerika (Rliey, Johnſon, Murchiſon
Pad=
dock) 42,6 Sek.; 2. Goeta=Schweden 43,8 Sek. — Hochſprung: 1. Brown=
Amerika 1,90 Mtr.; 2. Oeſterberg=Schweden 1,85 Mtr.; 3. Caſſel=
Schwe=
den 1,80 Mtr. — Diskuswerfen: 1. Luening=Schweden 42,11 Mtr.; 2.
Erikſſon=Schweden 42,05 Mtr.; 3. Bergaviſt=Schweden 38,41 Mtr.
Hocken.
Internationales Turnier in Zürich.
Die Hockehſektion des Fußballklubs Young Fellows führt am 13.
und 14. September ein internationales Hockeyturnier durch, das einen
großen Erfolg und gute Propaganda für die junge Sportart verſpricht.
Für die Beteiligung kommen Mannſchaft aus Frankfurt, Heidelberg,
Mannheim, Baſel, St. Gallen, Bürich und Lauſanne in Frage.
Seite 6.
Darmſtädte: Ta blatt, Bisntag, den 4. Auguſt 1924.
Péummer 211
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Ein
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Bun
bere
/ Unnenhng, Memtelſäct und Siehmmgsweft
Das Fallneſt.
Jeder Hühnerhalter beobachtet, daß die einzelnen Hennen in
fehr verſchiedenen Abſtänden und Perioden Eier liefern. Da die
ſelten legenden Hennen am Futterverbrauch aber ebenſo beteiligt
ſind wie die gut legenden, iſt es vorteilhaft, nur fleißige
Lege=
rinnen zu halten. Wie erfährt man aber, welche Hennen ihrer
Pflicht ſo genügen, wie das Futterkonto ihres Beſitzers es
ver=
langt? Mehrere Prüfungsmethoden gibt es da. Bei kleinen
Stämmen hilft man ſich wohl mit dem Taſten, d. h. man fühlt
morgens, bevor die Hühner den Stall verlaſſen, bei allen Hennen,
ob ſie ein Ei im Legedarm haben. Für größere Betriebe iſt
dies Verfahren freilich viel zu umſtändlich. Hier bedient man
ſich des Fallneſtes oder Fallenneſtes. Darunter verſteht man eine
Vorrichtung, die das legende Huhn gefangen hält, bis der
Be=
ſitzer es befreit. Ein möglichſt einfacher Mechanismus ſperrt den
Zugang eines Käfigs, in dem ſich das Legeneſt befindet,
auto=
matiſch ab, ſobald das Huhn ihn betritt. Im folgenden ſeien
zwei Formen, die dieſen Zweck erfüllen, beſchrieben.
Das in Abbildung 1 und 2 gezeigte Fallneſt beſteht aus
einem an drei Seiten, der Rückſeite und den beiden
Seiten=
wänden, aus Holzlatten zuſammengefügten Holzverſchlag. Die
Oberſeite bildet ein leichtes Brett, wodurch das Neſt ganz
ge=
ſchloſſen iſt; es wird dadurch vermieden, daß Dung uſw.
hinein=
fällt, da ſich die Hennen mit Vorliebe daraufſetzen. Die
Vorder=
ſeite beſteht aus einer Falltür, die in zwei Nuten, die in die
vorderſten Seitenlatten eingelaſſen ſind, läuft; ſie ruht auf einem
Hebel. Der Boden des Neſtes iſt ein Holzbrett, welches an den
Seitenlatten ſo beweglich befeſtigt iſt, daß das Uebergewicht nach
vorn liegt. Sobald die Henne dieſes Holzbrett betritt, ſenkt ſich
der Boden nach hinten, der Hebel löſt ſich aus, die Tür gleitet
hinab, und das Neſt iſt geſchloſſen, die Henne mithin gefangen.
Auf das Fußbrett des Neſtes iſt Heu gebreitet und ein Neſtei
gelegt. Die Hennen benutzen die Neſter gern, da ſie darin
unge=
ſtört ſind. Es kann ſie kein zweites Tier daraus vertreiben.
Doch wollen manche Benutzer des Neſtes beobachtet haben, daß
die Hühner über die klappernd niederfallende Tür erſchrecken.
Auch die bewegliche Neſtunterlage wird bemängelt. Als
ein=
fachſtes Fallneſt iſt das mit einer nur nach innen ſchwingenden
Tür bekannt, die an zwei Lederſtreifchen hängt. Dies Neſt hat
aber den Nachteil, daß eine zweite Henne hineingehen kann. Dem
hilft man durch eine kleine Zutat leicht ab. Man bringt, wie
aus Abbildung 3 und 4 erſichtlich, an der Vorderſeite der
ſchwin=
genden Tür noch eine kleine leichte Falltür an, die mit Hilfe eines
Drahtes oberhalb der Haupttür an einem kleinen Stift aufgehängt
wird und durch zwei kleine Drahtbügel verſchieblich mit der
Haupttür verbunden iſt. Sobald ein Huhn in das Fallenneſt
ein=
dringt, drückt es die ſchwingende Tür nach innen, der große
Draht=
bügel löſt ſich von dem kurzen, glatten Stift, die leichte, kleine
Schiebetür ſtellt ſich, ohne daß es für das Huhn merklich wird,
auf deſſen Rücken und gleitet langſam bis zum Boden. Nach
Abbildung 1
völligem Türſchluß geht kein zweites Huhn mehr in das
Fallen=
neſt. Die Neueinſtellung der Falltür iſt ſehr bequem. Auf je vier
Hennen rechnet man ein Fallneſt. Alle zwei Stunden,
haupt=
ſächlich vormittags, muß man die Neſter nachſehen, um die
Hen=
nen, die gelegt haben, zu befreien.
Abbildung 2
In großen Betrieben oder ſonſt in Verhältniſſen, wo dieſe
regelmäßige Kontrolle nicht durchführbar iſt, kann man ſich durch
eine weitere Einrichtung helfen. Man ordnet die Legeneſter ſo an,
daß die Hennen ſie ſelbſt wieder verlaſſen können, aber nach der
entgegengeſetzten Seite, die in einen zweiten Auslauf mündet.
Maf
Auf dieſe Weiſe findet man abends hier alle Hennen, die gelegt
haben, beiſammen, während den Auslauf vor den Neſtern die
Tiere bevölkern, die ihre Pflicht vernachläſſigten. Es iſt mit Hilfe
der geſchilderten Vorrichtungen leicht, die Anlage ſo auszuführen,
daß die legenden Hennen weder in den erſten Auslauf zurückkehren
Abbildung 4
noch von anderen Hennen geſtört werden können. Die Zahl der
Hennen im zweiten Auslauf muß dann immer mit den Eiern in
den Neſtern übereinſtimmen. Nach den Nummern der Fußringe
werden die Eier täglich gebucht, und bald wird ſich zeigen, welche
Tiere ihr Futter wert ſind, welche nicht.
Kleintiere und Geflügel im Auguſt.
Solange wir uns der warmen Zeit erfreuen, ſollen wir auch
allen Tieren, die wir pflegen, möglichſt viel Gelegenheit zum
Auf=
enthalte im Freien geben, damit ſie ſich durch die Bewegung in
Licht und Luft kräftigen. Namentlich die Ziegen ſchicke man
fleißig auf die Weide. Man ſpart dabei Futter und den Tieren
tut der freie Auslauf ſehr gut. Im Spätſommer reifen überall
an Wegen, Rainen und Hecken eine Menge Samen, die die Ziegen
gern freſſen und die man als eine Art Kraftfutter anſehen kann.
Auf abgetriebene Kuhweiden bringe man die Ziegen nicht. Der
Geruch des Kuhdüngers iſt den Ziegen unangenehm, und ſie
gehen im Gedeihen und in der Leiſtung zurück, weil ſie nicht
ge=
nug freſſen. Rohes Obſt freſſen viele Ziegen zwar gern, doch
em=
fiehlt es ſich nicht, ſie Fallobſt freſſen zu laſſen, weil die nicht
genügend zerkleinerten Früchte den Tieren leicht im Schlunde
ſtecken bleiben. Man muß dann durch Streichen und ſanftes
Drücken nachhelfen.
Für den Winter ſammele man fleißig Futter. Der Garten
bietet im Auguſt ein Fülle von Futterſtoffen; das Stroh der
ab=
geernteten Erbſenbeete, die Blätter von Möhren, Unkraut aus den
Kartoffelfeldern, Erdbeerbüſche von Beeten, die eingehen ſollen
und anderes mehr. All dies bildet im Winter ein ausgezeichnetes
Rauhfutter. Auch Laubheu und Laubreiſig kann noch geſammelt
werden. Mit dem Verfüttern von Kartoffelſchalen ſei man
vor=
ſichtig. Man gebe nie zu viel davon auf einmal und am beſten
nur gekocht. Den Zuchtböcken meſſe man den Futterhafer etwas
reichlicher zu und warte nicht damit bis zum Beginn der
Deck=
zeit.
Die Hühner treten nun bald in Mauſer ein. Für dieſen
Vor=
gang ſind ſie durch möglichſt ausgiebiges eiweiß= und kalkhaltiges
Futter zu kräftigen. Nur Tiere, die kräftig und voll befiedert in
den Herbſt eintreten, werden auch in den Wintermonaten ihre
Schuldigkeit tun. Alle älteren Tiere, d. h. die 3½jährigen Hennen
ſchwerer Raſſe und die 4½jährigen leichter Raſſen, und ſonſt
über=
zählige, die nicht mit in das neue Zuchtjahr hinübergenommen
werden ſollen, ſind vor der Mauſer abzuſchaffen. Gut iſt es, wenn
man jetzt die Geſchlechter trennen kann. Eine Ruhepauſe iſt
beiden Teilen nur dienlich.
Brutluſtige Hennen laſſen wir ruhig auf Porzellaneiern
ſitzen, bis ſie des Brütens überdrüſſig ſind, ſie werden ſich als
Winterleger und ſpäter als frühe Brüterinnen hervortun. Für
ſtändiges friſches Trinkwaſſer und ſchattigen Auslauf iſt nach wie
vor zu ſorgen. Ebenſo iſt auf Reinheit von Ungeziefer zu halten.
Wer es kann, der bringe ſeine Hühner nach dem Abernten der
Felder auf die Stoppeln. Sie machen ſich durch Vertilgen von
allerlei Schädlingen dort nützlich und der Beſitzer ſpart
Futter=
mittel. Dasſelbe gilt von Gänſen und Truthühnern. Man achte
nur darauf, daß die Tiere bei ſolchem Weidegang genügend
Ge=
legenheit haben, zu trinken.
Zuchtenten gehören aufs Waſſer. Dort kommen ſie am
ſchnell=
ſten über die auch bei ihnen jetzt eintretende Mauſer hinweg. Die
Tauben ſollen jetzt tüchtig feldern. Im Schlag füttern wir
des=
halb knapp und geben nur abends eine Handvoll.
Ein ähnlicher Vorgang wie die Mauſerung bei den Hühnern
iſt der Haarwechſel bei den Kaninchen. Er vollzieht ſich
regel=
mäßig im Frühjahr und Herbſt. Im Herbſt tritt der Wechſel
mit=
unter ſchon Ende Auguſt ein. Auch hier bedürfen die Tiere
kräf=
tiges Futter und ſorgfältige Pflege, damit ſie ohne Schaden
über dieſe Zeit hinwegkommen. Häſinnen laſſen ſich beim Nahen
der Haarungszeit oft nicht mehr decken. Man zwinge ſie dann
auch nicht dazu. Im übrigen höre man mit dem Belegen gegen
Ende des Monats allgemein auf; die letzten Würfe fallen ſonſt zu
nahe an die rauhe Jahreszeit. Wer Helianthus angeflanzt hat,
kann Blätter und Stengel nun verfüttern, die Kaninchen freſſen
ſie gern. Schlachtiere bekommen neue Kartoffeln und deren
Schalen mit Obſtreſten und Schrot oder Kleie zu einem Brei
ver=
mengt. Sie ſetzen dadurch ſchnell Fleiſch und Fett an.
Neue Erdbeerbeete.
Die Erdbeere iſt eins der beſcheidenſten Gartengewächſe.
Selbſt in magerem Sandboden blüht und fruchtet ſie, wenn man
ihr nur etwas Dünger bei der Pflanzung auf den Weg gibt und
ſpäter mit gelegentlichen Jauchegüſſen nachhilft, unermüdlich und
faſt nur aus Sonnenſchein und Regenwaſſer bildet ſie ihre
köſt=
lichen Früchte.
Die beſte Pflanzzeit für die Erdbeere beginnt jetzt wieder und
wer über ein Stück ſonniges, geſchützt gelegenes Land verfügt,
der verſäume die Gelegenheit nicht, ein paar Beete mit ihnen zu
beflanzen. Im feuchten Boden gedeiht ſie immer, mag er mehr
ſandig oder mehr lehmig ſein. In trockenem Boden fordert ſie
reichliche Bewäſſerung im Sommer. Leichter Schatten von
weit=
gepflanzten Bäumen ſchadet nicht. Die Ernte zieht ſich da ſogar
etwas läuser hin. Man braucht ſich nicht zu grämen, wenn man
die Pflanzung im Auguſt noch nicht ausführen kann. Manche
Praktiker pflanzen mit Bedacht nicht vor Anfang September, weil
ſie dann den Vorteil haben, daß die Tage nicht mehr ſo warm und
trocken ſind und in den ſchon längeren Nächten die Pflänzlinge
ſich beſſer erholen und freudiger anwachſen. Unter den im Herbſt
gewöhnlich fallenden Niederſchlägen bilden ſich bis zum Eintritt
der Winterkälte ein ſchöner kräftiger Pflanzenſtand mit üppigem
Laub. Ein anderer Vorteil der ſpäten Pflanzung iſt der, daß
man keine verſchulten Pflanzen braucht, die zeitraubende
Ver=
ſchularbeit alſo ſpart, ohne den Wert der Anlage zu
beeinträchti=
gen. Gegen Ende Auguſt ſind die Rankenpflanzen am
Mutter=
ſtock nämlich meiſt ſo ſtark bewurzelt, daß ſie abgetrennt ohne
weiteres gepflanzt werden können. Sie gedeihen oft ſchneller als
verſchulte Pflanzen weil ſie noch keine Stockung im Wachstu
litten haben. Man fördert die Rankenpflanzen zweckmäßi
ihrem Wurzelvermögen, indem man die Mutterbeete vor
Pflanzung öfter reichlich überbrauſt. Das tut den alten St
gleichzeitig gut.
Im Großbetrieb gibt man den Erdbeerreihen 30 Zentir
Abſtand und den Pflanzen in den Reihen 25 Zentimeter.
Hausgarten pflanzt man am vorteilhafteſten je zwei Reihe
25 Zentimeter Entfernung mit Pflanzenzwiſchenräumen vo
Zentimeter. Die Beete werden dabei 80 Zentimert breit.
fußbreiter Weg trennt ſie. Dieſe Pflanzweiſe bewährt ſich
als die Pflanzung mit drei Reihen auf einem Beet. Man
nur nach den Wegen hin ab, den Zwiſchenraum zwiſchen
Reihen läßt man im erſten Jahr durch Ausläufer ſich fülle
daß ein 35 bis 40 Zentimeter breites Band entſteht. Dieſe
ordnung erlefchtert die Pflege und Ernte und nutzt den B
beſſer aus als eine andere. Beim Pflanzen iſt zu beachten,
die Erdbeere feſtſtehen will, d. h. man muß ſie nicht nur andri
ſondern ſcharf antreten. Zur Probe, ob ſie feſt genug ſtehen,
man an einem Blatt. Es muß eher zerreißen, als daß die Pf
aus dem Boden gehoben wird. Die Wurzeln kürzt man auf
Länge von etwa 5 Zentimetern. Es hat keinen Zweck, der Pfl
die langen Wurzeln zu laſſen, wenn dieſe nicht ſenkrecht in
Pflanzenloch gebracht werden können. Nach oben umge
Wurzeln ſchimmeln und faulen und hemmen die Bildung n
Wurzeln. Es empfiehlt ſich ſchließlich, dem Setzling die au
wachſenen Blätter zu nehmen und ihm nur die halb= bis
viertel entwickelten zu laſſen. Er wächſt dann leichter an,
er nicht ſo ſchnell unter Waſſermangel leidet.
Die Frage nach der beſten Eerdbeerſorte iſt nicht klipp
klar mit einem Namen zu beantworten. Boden und K
ſpielen bei der Ertragfähigkeit der Erdbeerpflanze eine
Rolle. Wer genügend Land hat, baue nicht eine einzige (
ſondern drei sder vier mit verſchiedenen aneinander ſchließe=
Reifezeiten. Auf dieſe Weiſe kann man die gewöhnlichen 4
beerwochen auf 8 bis 9 bringen. Es gehört dazu freilich
daß man über Boden mit verſchiedenem Feuchtigkeitsgehalt
fügt. Dann erntet man in der letzten Maiwoche von Der
Evern auf trockenem Boden (vollbeſonntem Land) die e
Früchte und in der dritten Juliwoche die letzten von Jukr
auf feuchtem Boden. Als eine der beſten Sorten gilt mit 9
die Böttuerſche Züchtung Sieger. Sie gehört zu den 2
ſorten und leiſtet in langausgedehnter Erntezeit außerorden
viel, ſie iſt auch in der Blütezeit nicht empfindlicher als an
Sorten und ihre Früchte zeigten ſich beſonders widerſtandsf
gegen anhaltenden Regen. Auch durch ihre Ausdauer zeichne
ſich aus, mit der ſie volle Ernten bringt. Sie verlangt aber d
etwas guten Boden. An Frühreife wird ſie durch die ſchon
nannte Deutſch=Evern übertroffen.
Mit ihr ſetzen ziemlich gleichzeitig in der Ernte ein:
käppchen, Rheingold, Garteninſpektor Koch und Laxtons Ni
Einige Tage ſpäter folgen Königin Luiſe, Amerikaniſche 2
tragende, König Albert von Sachſen und Jukunda. Den Sd
bilden Madame Moutot (Tomatenerdbeere), Späte von Leopo
hall, Hanſa, Louis Gauthier, Belle=Alliance und Lucida perfe
Wie Deutſch=Evern iſt auch Rotkäppchen ein Maſſenträger, ſte M 700
einigt die guten Eigenſchaften ihrer Eltern, Sieger und Deu
Evern: frühe Reife, Feſtigkeit der Beere und großen V. é
geſchmack. Auch Rheingold wird als ſehr fruchtbar gerühmt. E
ton Noble iſt in der Blüte ſehr empfindlich, Königin Luſet k
in trockenen mageren Böden ſchlecht. Die amerikaniſche V.
tragende eignet wegen ihrer Fruchtbarkeit für Maſſenanbau,
mittelgroßen Beeren haben ſäuerlichen Geſchmack. Die ſüß ſia
aller Erdbceren iſt König Albert, doch gedeiht auch ſie nicht, ſich der
auf trockenem Land. Hier bietet ſich als guter Erſatz Kaif
Sämling.
Eine vorzügliche Markt= und Verſandfrucht liefert Jukun
Kurz vor der Vollreife gepflückt überſtehen ihre Früchte a
eine längere Reiſe und zeigen dann noch einen gewiſſen Gla
Madame Moutot hebt ſich durch ihren maſſigen, derben Wu ſſ,
aus allen übrigen Sorten heraus. Ohne Düngung, Bewäſſert
oder ſonſtige beſondere Pflege erntet man von ihr 30 bis iMt
Gramm ſchwere Früchte, bei beſonders guter Düngung und Pfl.
werden ſie wohl noch größer. Sie verlangt eine Reihenentfern.
von mindeſtens 80 Zentimert und in den Reihen einen Planz
abſtand von 45 bis 50 Zentimeter. Die Späte von Leopolds!
iſt wegen ſpäter Reife und reichen Ertrages beachtenswert. Ha1
Louis Gauthier haben zwar feinen Geſchmack, aber wenig Na /s
wert. Von den Neuzüchtungen Maſuren und Flandern eig
ſich Flandern beſonders für einjährige Kultur, da ſie ſchon
erſten Jahr ſehr reich trägt. Flandern ſoll in manchen Lag
Sieger und Noble an Güte und Fruchtbarkeit übertreffen.
iſt ein ſpätreiſender Maſſenträger.
Vorſorge für zeitige Zwiebeln.
Wer in ſeinem Garten Zwiebelboden hat, d. h. nährſt.
reichen Boden in alter Kultur, kann ſich ſeinen Eigenbedarf
Zwiebeln leicht ſelbſt ziehen. Gute winterharte Sorten erm
lichen es uns, durch Herbſtanbau ſehr früh im Jahr verbraue
fähige Zwiebeln zu erzielen.
In erſter Linie ſei auf die allerfrüheſteweiße Fri
lingszwiebel, welche alle Anſprüche an Gebrauchseig
ſchaften und Winterhärte glänzend erfüllt, hingewieſen. 2
Sorte bringt im Frühjahr, ſobald das Leben in der Natur
wacht, in kürzeſter Zeit kräftige grüne Schlotten; die glänze
ſilberweißen Zwiebeln erreichen ſchon Mitte Mai in gutem Bol
bis Gänſeeigröße und ſind von vorzüglichem, kräftigem Geſchnt
Eine Dauerzwiebel für den Winter iſt dieſe Sorte nicht, aber
hilft über den Zwiebelmangel der frühen Jahreszeit hinw
Der Anbau iſt einfach. Der Samen wird Mitte bis Ende Aud
ziemlich dicht auf ein Saatbeet geſät, das mit kräftigem Komt
durchſetzt worden, feucht und unkrautfrei zu halten iſt.
Pflänzchen werden im Oktober auf ein gut vorbereitetes B
in nahrhaftem Boden in Reihen von 20 bis 25 Zentimeter E.
fernung, in den Reihen auf 10 bis 15 Zentimeter Abſtand
pflanzt, wobei ſehr darauf zu achten iſt, daß die Pflänzchen n.
zu tief zu ſtehen kommen. Die allerfrüheſte weiße Frühline
zwiebel hat ohne jede Deckung wiederholt bis 20 Grad R. Kä
ohne Schaden überſtanden und dadurch ihre Winterhärte h
reichend erwieſen; in rauhen Lagen empfiehlt ſich dennoch
Vorſicht ein Ueberziehen des Beetes mit Laub, Nadelſtreu, To
mull, Reiſig uſw. während der kälteſten Monate. Eine vorz)
liche Winterzwiebel iſt auch die goldgelbe, allerfrühe
Taubenzwiebel. Dieſe wird nicht verpflanzt, ſondern En
Auguſt bis Mitte September gleich an Ort und Stelle recht diu
in Reihen ausgeſät; ſie iſt auch ſchon im Mai verbrauchsäh
Wer Schalotten recht frühzeitig ernten will, kann die
feine Zwiebel auch als Winterzwiebel behandeln. Sie iſt zwh
nicht durchaus kältefeſt, hält aber in Gegenden mit milden Wi
tern oder bei Deckung mit Nadelſtreu, Torfmnkl oder verrottete
Dünger gut aus, beſonders wenn man die Vorſicht gebraue
ſie nicht, wie ſonſt üblich, flach zu legen, ſondern 6 bis 8 Zen
meter tief in die Erde zu bringen. Das geſchieht Ende Aug!
oder im Settember auf 12 bis 15 Zentimeter Abſtand in kräſtige
Boden. Eine andere, noch viel zu wenig angepflanzte Winte
zwiebel iſt die Schnittzwiebel, auch ewige Zwieb
Johannis= oder Jakobslauch genannt. Ihre Zwiebel blei
zwar klein, ähnlich wie beim Schnittlauch, ſowie etwas weichlie
ſie iſt aber vom Mai ab als Küchenzwiebel verwendbar und eign
ſich auch vortrefflich als Gemüſegericht.
ummer 215.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Auguſt 1924.
Seite 2.
Handelsblatt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zerlegung der Gewerbeſteuer bei
Betriebs=
en außerhalb Preußens. Es ſind Zweifel darüber
ent=
ſtesi, wie der auf Preußen entfallende Ertrag eines Unternehmens,
dar ich außerhalb Betriebsſtätten unterhält und deſſen Leitung ſich
irr eußen befindet, auf die preußiſchen Gemeinden zu verteilen iſt.
rtikel 3 Ziffer 1 zu a) der vorläufigen miniſteriellen Richtlinien
1. März 1924 — F. M. II A1 680, M. b. J. IV. St. 562, M. f. H.
IIa 1444 (Fin.=Min. Bl. S. 69, Min. Bl. F. d. i. V. S. 375) —
or, daß in einem ſolchen Falle zunächſt vom Geſamtreinertrag
m hntel zugunſten des Landes abzuſetzen iſt, in dem ſich die
Lei=
es Geſamtbetriebs befindet. Dieſes Zehntel des Geſamtertrages
cht dem im Falle der Zerlegung zwiſchen preußiſchen Gemein=
* Leitungsgeminde nach § 37 Abſ. 1 der Verordnung vom
vember 1923 — G. S. K. 519 — zugewieſenen Voraus von einem
des Steuergrundbetrages. Dieſe Vorausüberweiſungen
fin=
rin ihre Rechtfertigung, daß die Geſamtleitung eines
Unterneh=
im Verhältnis zu der Tätigkeit ſeiner übrigen Betriebsſtätten
Erzielung des Gewinns von beſonderem Einfluſſe zu ſein
Es waren Zweifel entſtanden, ob dieſes Vorab von 10 Prozent
h der Sitzgemeinde vorbehalten bleiben ſoll oder ob es zunächſt
n zugeſchlagen wird, und dann von dem geſamtpreußiſchen An=
Sitzgemeinde ein Vorab von 10 Prozent erhält. Zur Klärung
der Hanſa=Bund einen entſprechenden Antrag beim preußiſchen
miniſterium geſtellt, das ſich nunmehr durch einen miniſteriellen
(II A.1 1441. M. d. J. TV. St. 931, M. f. H. u. G. IIa 2485)
hend äußert, daß die Steuer von dem Teil des Geſamtertrages,
nächſt für Preußen geſondert iſt, der Gemeinde, in der ſich die
leitung des Unternehmens befindet, zugute kommen muß;
dieſes Zehntel dem übrigen für Preußen errechneten Ertrage
gen, hiervon der Steuergrundbetrag feſtgeſtellt und dann die
ung nach § 37 der Verordnung vorgenommen werden, ſo würden
gen preußiſchen Betriebsſtätten ohne jeden Grund deshalb einen
haben, weil auch eine außerpreußiſche Betriebsſtätte beſteht und
tungsgemeinde benachteiligt ſei.
Wiriſchaft des Auslandes.
7. Hauſſe in deutſchen Anleihen an der Lon=
Börſe. An der Londoner Börſe machte ſich am Freitag eine
Nachfrage nach deutſchen Anleihen geltend, die für Amſter=
Rechnung zu etwas höheren Kurſen aus dem Markt genommen
. Am Samstag ſetzte ſich die Kursbewegung, die ſpekulativen
ter trug, in verſchärftem Tempo fort, ſo daß ſich in den drei
rtypen eine regelrechte Hauſſe entwickelte. Die dreiprozentige
1 ſtieg am Samstag von 21 Sch. 6 Pence auf 25 Sch. 6 Pence,
ſähd die 3½prozentige Anleihe einen Kurs von 12 Sch. und die
tige einen ſolchen von 14 Sch. erreichte.
. Rückwirkung der Geldverſteifung auf den
niſchen Bondsmarkt. Die von Bankers Magazine
heraus=
e Monatsſtatiſtik beſagt, daß 365 an der Londoner Börſe
ge=
harr= Wertpapiere am 17. Juli einen Wert von 6 388 483000 Pfd.
g repräſentierten und gegenüber dem Vormonat einen
Kurs=
y von über 20 Millionen Pfd. Sterling oder 0,3 Prozent auf=
Die Kursverluſte werden von der Zeitſchrift ausſchließlich au
rſteifung des engliſchen Geldmarktes zurückgeführt, denn auf
21 der Statiſtik hat ſich der Wert der feſtverzinslichen Werte um
er Millionen Pfd. Sterling oder 0,7 Prozent vermindert, während
enwerte im Durchſchnitt ſich leicht erholen konnten.
der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt.
ro) rade Review, Cleveland (Ohio), kabelt: Der Abſatz an Eiſen und
Stak eigt langſam; die Beſchäftigung der Betriebe nimmt entſprechend
zu b gebeſſerten Ausſichten. Die Eiſenbahn=Geſellſchaften geben ihren
Schi/ abedarf für das laufende Halbjahr bekannt: die Norfolk Weſtern
beſte 47 000 To., die Canadia National fragt 10 000 To. an, andere
Eiſez hngeſellſchaften 30 000 To. Schienen. Die Exportziffer für Eiſen
und ahl betrug im Juni 172000 To., die höchſte Ziffer ſeit Januar.
Die rfuhr war im Juni 60 000, darunter 28000 To. Roheiſen;
hier=
n ten aus Holland 9000 To., aus Indien 8000 To. Der
Ferroman=
mn kt iſt trotz heruntergeſetzter Preiſe ganz luſtlos. Es wurden
Hochöfen angeblaſen. Die Feſtigkeit auf dem Roheiſenmarkte
gr die Kauftätigkeit. Für den Umbau großer Bauwerke werden
ſe Stahlmengen benötigt. Die Nachfrage nach Feinblechen ſteigt,
der Halbzeugmarkt wieder günſtig beeinflußt wird. Das Ge=
Grobblechen wird namentlich durch die großen Beſtellungen in
13 getragen. Der Auftragseingang in Weißblechen ſichert
Be=
ſäfung der Walzwerke bis September.
R. Die Kriſe in der amerikaniſchen Textilindu=
1 Die Kriſe in der amerikaniſchen Textilinduſtrie, die in den letzten
Ao’n zu immer ſchärferen Betriebseinſchränkungen und ſogar zur
Stil ing ganzer Betriebe geführt hat, kommt ziffernmäßig in dem
ſar! Rückgang des Baumwollverbrauchs zum Ausdruck. In den
Ver=
enk, Staaten wurden im Juni nur 350 000 Ballen verarbeitet gegen
44 Ballen im Mai und 542 000 Ballen im Juni des Vorjahres. In
den chkreiſen des Fall River=Gebietes macht ſich jedoch ſeit kurzem
iſte das zuverſichtlichere Stimmung geltend, da für Auguſt mit einer
ſtär; Nachfrage und im Zuſammenhang mit beſſeren wirtſchaftlichen
Aus en mit einer leichten Geſchäftsbelebung gerechnet wird.
Uebernahme der tſchechiſchen Privatbahnen
. die Regierung. Die tſchechoſlowakiſche Regierung bereitet
1. Januar 1925 die Uebernahme ſämtlicher Privatbahnen durch
derr iat vor. Zu dieſem Zweck ſollen bereits im Oktober die
Verhand=
lutr, mit den Aktionären beginnen. Die Verhandlungen über die
Ver tlichung der Bahn Marienbad-Karlsbad iſt eine vom Staat
be=
trig Privatbahn, deren Aktienkapital 12 Millionen Kronen beträgt.
Nc id der Zeit der ſtaatlichen Betriebsführung tauchten jährlich
wach=
ſen Oefizite auf, die gegenwärtig bereits 17 Millionen Kronen
be=
alſo 5 Millionen mehr als das Aktienkapital. Die Aktionäre
bekanntlich bereits verſtaatlicht.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei
Ver=
ung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
E2 ſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zuräckgeſandt, die Ablehnung nicht begrändet werden.
So wohltuend und erhebend für die Angehörigen der Kriegsopfer
* beiſpielloſe Beteiligung der Einwohnerſchaft an der Gedenkfeier
albau war, ſo niederdrückend und ſchmerzlich war es für ſie,, daß
ibathäuſer mit ganz geringen Ausnahmen, die man herzählen
gar keine Trauerflaggen herausgehangt hatten. Im Gegenfatz
haben die Behörden durch die rei he B flaggung ihrer Gebäude
u, daß ſie wiſſen, was ſie den Kriegsopfern und ihren Angehörigen
ſind und letztere wiſſen ihen Dank dafür, daß ſie ihre Toten
haben.
Geſchäftliches.
Is ſchönſte Haar kann nicht zur Geltung kommen, wenn nicht für
chtzeitige Entfettung geſorgt wird, die das Haar locker und leicht
Eine rationelle, ſofortige Entfettung, ohne das Haar naß zu
— wird durch den bewährten Pallabona=Puder auf trockenem
erzielt. Eine Doſe Pallabona=Puder reicht monatelang, um das
Ur moderne Friſuren geeignet zu machen und ſollte dieſes praktiſche
lige Mittel auf keinem Toilettetiſch fehlen. Es iſt in allen
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Zerantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Auguſt 1924.
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Eberſtadt, 3. Auguſt 1924.
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Die Beerdigung findet Dienstag,
den 5. Auguſt, nachmitt. 4½ Uhr,
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aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Verluſte unſerer
lieben Mutter
Katharine Reeg
fürdie vielen Kranzſpenden danken wir.
Beſonderen Dank Herrn Pfarraſſiſtent
Müller und den Gemeindeſchweſtern
der Martinsgemeinde (Mollerſtraße),
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1924.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Ne
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Anteilnahme bei dem Hinſcheiden
meiner lieben Frau, unſerer Mutter,
Schweſter, Schwägerin, Nichte und
Tante, für die zahlreichen
Blumen=
ſpenden, für die troſtreichen Worte
des Herrn Pfarrer Zimmermann,
ferner den Schweſtern der
Schloß=
gemeinde für ihre liebevolle Pflege,
ſagen auf dieſem Wege innigſten
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