Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Nummer 204
187. Jahrgang
Donnerstag, den 24. Juli 1924.
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ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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auſtäge und Ceiſting von Schodenerſch. Be
Konkurs oder gerichtlſcher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkomto: Deuiſche Bank und Darme
ſädter 8 Natonabank.
Londoner Kriſenſtimmung.
errlots Kampf um die Vormachtſtellung Frankreichs in der Repko. — Ablehnung des belgiſchen
ermittlungsvorſchlages. — Auf der Suche nach einem Kompromiß. — Trübe Ausſichten.
Die Vollkonferenz.
Frankreichs Unnachgiebigkeit.
wird ſich die politiſche Sitzung nur mit dem Bericht der
us beſchäftigen. Wie verlautet, wird in der Sitzung vorge= neue Körperſchaft für dieſen Zweck ins Leben zu rufen.
igen werden, ein juriſtiſches Komitee zu ernennen, das
zu=
ten zu der Konferenz eingeladen werden ſollen. Schließlich gung der übrigen noch ausſtehenden Fragen zu ſchließen.
e das Komitee die Frage zu prüfen, was für eine Inſtanz
idpunkt vertreten, daß die deutſchen Delegierten nicht nach
von, ſondern vor die Reparationskommiſſion eingeladen wers auszuführen.
ſollen, ſofern die Juriſtenkommiſſion zu dem Schluß käme,
der Dawes=Plan in keinem Punkt dem Verſailler Vertrag
Wie verlautet, iſt in der heutigen Verſammlung der „Großen
f” und der Präſidenten der Kommiſſionen eine Kriſe
auf=
reten. Herriot ſoll die neuen Forderungen
n, Frankreich würde in keinem Falle in irgend= Regierung und der Transfer=Kommiſſion.
a der Punkte nachgeben, die die Souveränität und die
Ulungsfreiheit Frankreichs beeinträchtigen könnten. Ueber
Verſammlung iſt kein offizieller Bericht ausgegeben worden.
vurde aber beſchloſſen, daß die Vollſitzung ſich nur mit den
Beratung herangezogen werden dürften, daß ihnen aber
erige Vormachtſtellung Frankreichs in der
arationskommiſſion gewahrt wiſſen, und zwar
Art der Sanktionen von einem Fünfer=Komitee, beſtehend
früheren Mitgliedern des Sachverſtändigen=Komitees,
be=
einen Erfolg der Konferenz ſind durch die
e Haltung Herriots heute nachmittag
wie=
etwas trüber geworden.
Noch keine Entſcheidung.
im engliſchen Außenamt ſtattgefunden. Nach dem offiziellen
bei ihrer Eröffnung eine kurze Erklärung über die
Anweſen=
der Vertreter der engliſchen Dominions und Indiens auf
inions, die den Wunſch hätten, an der Konferenz
teil=
igen Sitzung der Konferenz nehme deshalb der Vertreter ſchuß überlaſſen werden ſoll.
adas, Beleourt, teil, und zwat als ſtimmberechtigtes
Mit=
der engliſchen Vertretung. Die Zulaſſung der Dominions
Ingeſichts des Ausnahmecharakters dieſer Konferenz und
3 Unterſchiedes von der Pariſer Friedenskonferenz und der
hingtoner Abrüſtungskonferenz gewährt worden. Sie ſolle
alb auch nicht als Präzedenzfall gelten dürfen.
digengutachten zur Ausführung kommen ſol, mit der deut= im Gebietskreis Trier.
Regierung geregelt werden müſſen, und welche Methoden
ailles zu geraten.
die Frage der deutſchen Verfehlungen, der in der Oeffent= haben, in dieſer Frage nicht zuſtändig zu ſein.
eit bereits bekannt iſt, beſchloß die Konferenz, ihre
Ent=
üſſe darüber bis zur vollkommenen Beendigung der
Er=
ungen über die Berichte der zweiten und dritten Kommiſ= „Hughes der Arheber der Schwierigkeiten?
zu vertagen.
um kurze Zeit hinausgeſchoben werden müſſe.
Prage beſchäftigt, welche Organiſation zu ſchaffen iſt, um die xungsperſönlichkeit
Verwendung der deutſchen Zahlungen, insbeſondere
der Transfer=Zahlungen und der Sachlieferungen, zu
beaufſich=
tigen. Der Bericht dieſer Kommiſſion ſchlägt vor, daß jedes Land
für ſich ſelbſt eine interne Organiſation für dieſen Zweck ſchafft,
um die Frage der wirtſchaftlichen Verwendung der Sachliefe=
London, 23. Juli. (Europapreß.) Herriot hatte heute rungen in ſeinem eigenen Wirtſchaftsgebiet zu ſtudieren und zu
ächſt eine Unterredung mit dem amerikaniſchen Staatsſekretär beaufſichtigen. Andererſeits ſtelle die
Reparationskom=
zhes. Dann begab er ſich zu der Verſammlung der „Großen miſſion einen internationalen Aufſichtsdienſt
af” zu der auch die Präſidenten der drei Kommiſſionen ein= dar, der ſich ſchon ſeit dem Aufkommen dieſer Sachlieferungen daß die Regierung es verſtanden hat, eine überwiegende
Mehr=
iden waren. Es wurde beſchloſſen, die zweitepolitiſche mit ihnen beſchäftigte. Dieſe Körperſchaft ſei daher auch fürder= heit des Reichstages hinter ſich zu bringen, und das iſt gerade
tzung heute nachmittag 3 Uhr ſtattfinden zu laſſen, hin als das geeignete Organ für einen
allgemei=
die Arbeiten der Pfänderkommiſſion noch nicht abgeſchloſſen nen Meinungsaustauſch zwiſchen den allierten
Mäch=
ten gerade mit Bezug auf die Sachlieferungen zu betrachten. Die
iktionenkommiſſion und der Kommiſſion für den Zahlungs= Kommiſſion iſt der Anſicht, daß es nicht notwendig erſcheint, eine
Auf dieſe Anregung des Kommiſſionsberichtes hin beſchloß
ſt zu unterſuchen hätte, in welcher Art die deutſchen Dele= die Konferenz, die Beratung über dieſen Punkt bis zur
Erledt=
tuelle Schwierigkeiten in der Auslegung des Dawes=Planes Deutſchland die volle Verſicherung zu erhalten, daß
chlichten hätte. Was die Einladung der deutſchen Delegation es die ehrlichſten und ernſteſten Anſtrengungen
langt, ſoll, wie verlautet, die franzöſiſche Delegation den machen wird, die Sachlieferungen nach den
Beſtimmun=
gen des Sachverſtändigengutachtens auf Zaufmänniſcher Baſis
Zweitens die Frage, ob die Reparationskommiſſion einen
ähnlichen Ausſchuß konſtituieren ſoll, wie die im
Sachverſtän=
rſpreche. Nur im entgegengeſetzten Falle würde ſie der digengutachten vorgeſehenen Organiſationsausſchüſſe
fung der deutſchen Delegierten nach London zuſtimmen, um mit der deutſchen Regierung über eine
Zuſammenfaſ=
ſung und Vereinfachung der
Sachlieferungs=
methode zu verhandeln.
Und drittens die Frage der ſchiedsrichterlichen Entſcheidung
Geldleiher auf das ſchärfſte bekämpft und erklärt in Fällen von Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen der deutſchen
Wie verlautet, wird ſich der neu geſchaffene juriſtiſche
Ausſchuß zuſammenſetzen aus Sir Cecil Hurſt (England)
und Fromageot (Frankreich). Man glaubt nicht, daß die
Ar=
hinauszögern werden.
Inzwiſchen iſt feſtgeſtellt worden, daß der Bericht der erſten
en beſchäftigen ſoll, in denen bis jetzt eine Einigung erzielt Kommiſſion nicht etwa zurückgezogen worden, ſondern nur
zurück=
en iſt. Was die Kompetenz der Reparationskommiſſion an= gehalten worden iſt und daß weitere Beſprechungen zwiſchen
igt, ſoll Herriot den Standpunkt vertreten, daß Vertretern der internationalen Bank= und Finanzwelt und den
bisherigen Befugniſſe der Kommiſſion in finanziellen Sachverſtändigen, der Konferenz ſtattfinden. Die Es macht aber den Eindruck, als wenn er ſeinen Widerſpruch zu=
Fragen, mit denen ſich die erſte Kommiſſion beſchäftigt, ſtehen in
ter Weiſe angetaſtet werden dürfen, daß alſo engſtem Zuſammenhang mit denen der anderen Kommiſſionen, ſtändlich nur dann annehmen, wenn es das Recht zu
Verhand=
nur der Generalzahlungsagent und der Vertreter der Obli= weshalb man der Anſicht iſt, daß ſie ihren Bericht erſt dann
neninhaber, ſondern auch der amerikaniſche Delegierte nur weitergeben kann, wenn die der anderen beiden Kommiſſionen
endgültig vorliegen. — Die zweite Kommiſſion hat noch einen
oder zwei Punkte zu erledigen, und die dritte Kommiſſion wird
Stimmrecht bei der Feſtſtellung eventueller deutſcher Ver= ebenfalls in Verbindung mit den drei vorher genannten noch zu
ngen eingeräumt werden dürfe. Herriot möchte ſomit die regelnden Fragen ihre Sitzungen wieder aufnehmen. — Die neu
geſchaffene juriſtiſche Komm iſſion iſt auf den
Vor=
ſchlag Herriots geſchaffen worden. Vor Beginn der
Konferenz hielt Miniſterpräſident Macdonald verſchiedene
Be=
r Berufung darauf, daß Frankreich mehr als 50 Prozent ſprechungen mit Staatsſekretär Bellog (Vereinigte Staaten)
en Reparationen zu bekommen habe. Herriot ſoll ſogar und mit den Führern der allierten Delegationen ab, ebenſo auch
Vermittlungsvorſchlag von Theunis, wonach mit einigen prominenten Bankiers, darunter dem Amerikaner land zuſtimmen kann. Vielleicht mit der Einſchränkung, daß an
Lamont von der Morganbank und Sir Montague Norman,
dem Vorſitzenden der Bank von England.
Int werden ſoll, abgelehnt haben. Die Ausſichten Ein belgiſcher und amerikaniſcher Vorſchlag.
London, 23. Juli. (Wolff.) Die Times” meldet zur
interalli=
jerten Reparationskonferenz, daß die infolge der Haltung der Bankiers
entſtandenen Schwierigkeiten noch nicht beſeitigt ſind; ſie würden aber
nicht für unüberwindlich gehalten. Der Vorſchlag des belgiſchen
Mini=
ſterpräſidenten befagt, daß ein beſonderer Ausſchuß durch die
Repara=
tionskommiſſion ernannt werden ſoll, um die Frage eines deutſchen
SD. London, 23. Juli. Heute nachmittag hat unter dem Verzuges zu entſcheiden. Dies bedeutet keinen Eingriff in die Nechte der
ſitz des engliſchen Miniſterpräſidenten Maedonald, die Rebarationskommiſſion, da ſie ja ſelbſt den Ausſchuß ernennt.
Gleich=
iite Vollfitzung der internationalen Reparationskonfe= zeitig wird aber dadurch der direkte Anteil der Reparationskommiſſion
an den folgenden rachtlichen Erwägungen ausgeſchaltet. Die
amerika=
niſche öffentliche Meinung ſcheint bezüglich der Eignung der Kommiſſon
imunigus über die Sitzung hat der engliſche Miniſterpräſi= zum Amte eines Schiedsrichters ſehr mißtrauiſch zu ſein, ſelbſt wenn
ihr ein amerikaniſcher Bürger beigegeben wird.
Ein amerikaniſcher Vorſchlag, der in Konferenzkreiſen mit beſon=
Konferenz gegeben. Er ſtellte feſt, daß die Vertreter der derem Wohlwollen aufgenommen wurde, beſagt, daß die
Neparations=
kommiſſion die endgültige Verzugserklärung abgeben ſoll, daß aber die
hmen, der engliſchen Delegation zuzuzählen ſeien. An der Sanktionen der Gntſcheidung einem beſonders dafür ernannten Aus=
Die rheiniſchen Eiſenbahnen.
London, 23. Juli. (Europapreß.) In der Unterkommiſſion
für die rheiniſchen Eiſenbahnen ſoll die franzöſiſche Delegation
einen neuen Vorſchlag gemacht haben. Danach würde die Zahl
Die Konferenz ernannte daraufhin eine juriſtiſche Kom= der bisher geſorderten 3500 Eiſenbahner reduziert werden, und
zwar würden dieſe Eiſenbahner nicht auf allen Linien zur
Ver=
ſion, deren Aufgabe es iſt, das Programm derjenigen wendung kommen, ſondern nur in gewiſſen Gebieten. Die
bel=
zen fertigzuſtellen, die in dem Augenblick, da das Sachver= giſchen Eiſenbahner nur im Betriebskreis Aachen, die franzöſiſchen
Die engliſche Delegation rügt nach wie vor die franzöſiſche
twenden ſind, um bei einer dann vorliegenden Einigung mit Forderung, wonach franzöſiſche Zivileiſenbahner auf den
rheiniſch=
tſchland nicht in Widerſpruch mit dem Friedensvertrag von weſtfäliſchen Eiſenbahnen beibehalten werden ſollen. Dieſe
Frage iſt allerdings den Eiſenbahnſachverſtändigen Aeworth und
Mit Bezug auf den Bericht der erſten Kommiſſion Leverve unterbreitet worden, doch verlautet, daß dieſe erklärt
London, 23. Juli. (Europapreß.) In Konferenzkreiſen
Der Vorſitzende der zweiten Kommiſſion, der eng= verlautet, daß die neuen Schwierigkeiten, die die Bankiers in
Kolonilaminiſter Thomas, erklärte, daß die Arbeiten ſeiner der Frage der Sanktionen verurſacht haben, dem Einfluß des
lmiſſion im Fluſſe ſeien und daß daher auch ihr Bericht, Staatsſekretärs Hughes zu verdanken ſeien, der Owen Young
entgegentreten und ihm in Erinnerung bringen wolle, daß nicht
Sir Robert Kindersley legte den Bericht der dritten einem Demokraten wie Owen Young an der Londoner Konferenz
Immiſſion vor. Dieſe Kommiſſion hat ſich bekanntlich mit die führende Rolle zufiele, ſondern einer republikaniſchen Regie=
*Vor der (inladung.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstages hat am Mittwoch
über die Mitteilungen diskutiert, die der Außenminiſter Dr.
Streſemann am Tage zuvor gemacht hatte. Dabei hat ſich
her=
ausgeftellt, daß auch zwiſchen Sozialdemokraten und
Deutſch=
nationalen große Verſchiedenheiten in der Meinung nicht
be=
ſtehen. Hermann Müller=Franken gab die Erklärung ab, daß
ſeine Partei im weſentlichen die Erklärung der
Deutſchnatio=
nalen, die am Mittwoch abgegeben wurde, unterſchreiben könnte,
mit Ausnahme vielleicht von einigen taktiſchen Unterſcheidungen,
die aber nebenſächlicher Natur ſind. Das Entſcheidende bleibt,
jetzt, wo in London um das Ganze geſpielt wird, von
ausſchlag=
gebender Bedeutung.
Durch das Eingreifen der amerikaniſchen Finanzmänner hat
ſich die Lage ja weſentlich zu unſeren Gunſten
ver=
ſchoben. So wie ſie zurzeit gelagert iſt, darf man wieder
ein=
mal mit einem befriedigenden Ausgang rechnen. Es hat ſich
er=
wieſen, daß die Amerikaner in zwei Kolonnen fechten. In der
Die erſte dieſer Fragen iſt dann das Erfordernis, von erſten Kolonne fechten die eigentlichen Staatsmänner, in der
zweiten die Vertreter des Anleihekonſortiums, die nicht in
unſe=
rem Intereſſe, ſondern im Intereſſe ihres Geldes die
Forderun=
gen geſtellt haben, die Deutſchland ſtellen mußte, und die auch
weiterhin in der Richtung der deutſchen Politik arbeiten werden.
Wir ſind aber noch bei weitem nicht über den Berg. Immerhin,
Herriot hat um eine Pauſe gebeten, um ſich in
Paris Rückendeckung zu ſuchen. Er fährt zwar nicht
hin etwa aus Angſt vor Poincaré. Er iſt nämlich von ſeinem
eigenen Block der Linken gerufen worden, der
offen=
bar Auskunft von ihm haben will, wie ſich denn die Art, wie
Herriot die franzöſiſchen Intereſſen vertreten hat, mit dem
Pro=
gramm des Regierungsblockes deckt. Herriot wird vermutlich
am Montag nach London zurückkehren,
wahrſchein=
lich gleichzeitig mit der deutſchen Delegation.
Man rechnet in Berlin damit, daß die Einladung am
beiten dieſer Kommiſſion das Ergebnis der Konferenz noch lange Donnerstag vormittag dem deutſchen
Botſchaf=
ter überreicht wird, und zwar eine Einladung als
gleichberechtigter Verhandlungskontrahent,
ob=
gleich Herriot bis zum letzten Augenblick Widerſtand geleiſtet hat
und eine Beſchränkung der Diskuſſionsfreiheit erzwingen wollte.
rückziehen werde. Deutſchland wird eine Einladung
ſelbſtver=
lungen hat. Wenn man uns lediglich ein feſtſtehendes Ergebnis
mitteilen will, ſo werden wir entweder einen höheren Beamten
entſenden oder die Entente auf den ſchriftlichen Weg verweiſen.
Der Reichskanzler ſcheint Wert darauf zu legen,
gegebenen=
falls die deutſche Delegation ſelbſt zu führen.
Die Hauptdifferenzpunkte in London liegen darin, ein
Kompromiß über das Inkrafttreten des
Sach=
verſtändigengutachtens und der Zurückziehung
der Ordonnanzen auf einem Wege zu finden, dem
Deutſch=
eine Fortdauer der Micum bis zum 1. Oktober zu
den=
ken wäre. Einen ſofortigen Abbau von heute auf morgen hält
natürlich auch die Regierung nicht für möglich. Eine beſtimmte
Uebergangszeit iſt unvermeidlich. Es fragt ſich nur,
wie lange ſie dauern muß.
Ueber alle Einzelheiten können deutſche Vorſchläge
natur=
gemäß erſt ausgearbeitet werden, wenn endgültige Beſchlüſſe
der Gegenſeite vorliegen. In jedem Falle aber iſt dafür geſorgt,
daß man in London auf das Eingehendſte davon unterrichtet iſt,
was Deutſchland annehmen kann und was für uns
unannehm=
bar iſt. Unannehmbar iſt auch der Wunſch der
Fran=
zoſen, 3000 bis 4000 Regiebeamten dauernd im
Rheinland unterzubringen. Im Gegenteil, ſeitdem
Herriot in Uebereinſtimmung mit Poincars den Beginn des
Lau=
fens der Friſten aus dem Verſailler Vertrag bezweifelt hat, wird
Deutſchland darüber Klarheit verlangen müſſen, ebenſo wie über
die militäriſche Räumung. Hier wird daran gearbeitet werden,
auch die Beſetzung des Rheinlandes irgendwie unter die
Kon=
trolle des Völkerbundes zu bringen, worüber wohl in Genf
ver=
handelt werden ſoll, allerdings ohne Deutſchland. Denn nach
den Forderungen Herriots kann Deutſchlands Eintritt in den
Völkerbund in dieſem Jahre nicht mehr in Frage kommen.
Ge=
regelt werden muß außerdem noch die Frage der Rechtsſicherheit
des altbeſetzten Gebietes. Darauf werden auch die Amerikaner
großen Wert legen, um die Produktion Deutſchlands
ſicherzuſtel=
len. Denn wenn tagtäglich, wie in der letzten Zeit, wieder
Ver=
haftungen und Ausweiſungen an der Tagesordnung ſind, dann
iſt es ausgeſchloſſen, daß die wirtſchaftliche Entwicklung im
be=
ſetzten Gebiete ſich durchſetzt. Man ſieht alſo, es gibt noch
ge=
nug ungelöſte Fragen. Aber die Wahrſcheinlichkeit, daß
ein poſitives Ergebnis zuſtandekommt, iſt durch das Eingreifen
des Anleihekonſortiums weſentlich ſtärker geworden. Immerhin
wird vermutlich noch die ganze nächſte Woche vergehen, ehe etwas
Abſchließendes zu ſagen iſt.
Herriot dementiert.
London, 23. Juli. (Europapreß.) Die franzöſiſche
Dele=
gation dementiert die Meldung verſchiedener engliſcher Zeitungen,
daß Herriot beſchloſſen habe, ſich nach Paris zu begeben, um
ſich mit den Parlamentariern über die Streitpunkte zu
unter=
halten, die bis jetzt bei der Londoner Konferenz aufgetreten leien
u ſe
Aig.
laut
itſchen
einzöl
te.
vürde,
ttſchen
tbaues
Seite 2,
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 24. Juli 1924.
Zuimer 204.
* Die Frage der Sanktionen.
Von unſerem Korreſpondenten.
London, 22. Juli. (Durch Flugpoſt.)
Von engliſcher Seite wird darauf hingewieſen, daß der Art. 4
der Kompromißerklärung über die Behandlung von deutſchen
Verfehlungen und etwaigen Sanktionen nicht für ſich betrachtet
werden und in keiner Weiſe in Deutſchland Beſorgniſſe vor
ein=
ſeitigen Sanktionen erwecken dürfe. Nach dem Artikel ſollen alle
Rechte, welche die Signatarmächte augenblicklich innehaben,
ſo=
wohl unter dem Verſailler Vertrage wie unter dem Plane der
Experten, vorbehalten bleiben. Daraus können manche Deutſche
ſchließen, daß z. B. Frankreich allein oder mit Belgien in
Ge=
meinſchaft ohne weiteres wieder mit Sanktionen vorgehen
können. Dem iſt aber durchaus nicht ſo. Einmal wird das für
uns ſo verhängnisvolle Reparationskomitee ſeiner abſoluten
Herrſchaft in Sanktionsfragen entkleidet, weil es eben jetzt für
alle Fälle deutſcher Verfehlungen ein ſtimmberechtigtes fünftes
Mitglied enthält. Infolgedeſſen iſt in Zukunft bei Beurteilungen
ſolcher Fälle eine Stimmengleichheit automatiſch ausgeſchloſſen,
und infolgedeſſen kann der Vorſitzende hinfort nicht mehr ſeine
Stimme als entſcheidende abgeben. Das fünfte Mitglied iſt aber
ein „amerikaniſcher Bürger”, der nicht nur alle ſeine Landsleute
wie ſeine Regierung hinter ſich hat, ſondern auch dafür ſorgen
muß, daß die amerikaniſchen Anleihezeichner nicht in den von
Deutſchland gebotenen Sicherheiten geſchädigt werden. Aber ſelbſt
wenn er wider jede Wahrſcheinlichkeit überſtimmt werden ſollte,
ſteht noch ein ſtärkerer Mann hinter ihm.
Der Artikel 3 der Kompromißerklärung ſagt ausdrücklich, daß
das Reparationskomitee erſt dann infolge einer angeſchuldigten
Verfehlung Deutſchlands zu Sanktionen greifen könne, wenn ſie
ein Gutachten des Generalagenten für die Zahlungen und des
Vertreters der Bonsinhaber erhalten habe. Es handle ſich alſo
erſt um eine Diskuſſion und Abſtimmung im Komitee, dann um
eine Diskuſſion und Abſtimmung über die eingeforderten
Gut=
achten. Darüber wird ſo manche Zeit vergehen, und die
Sank=
tionsluſt etwas abkühlen. Und wo ſteht geſchrieben, daß die
anderen Mächte dem Vorgehen einzelner Sanktionsluſtigen
zu=
ſtimmen werden?.
Die Konferenz unter dem Einſluß der Hochfinanz.
* London, 23. Juli. (Priv.=Tel.) Der New Yorker
Korreſpon=
dent des Daily Telegraph ſchreibt, daß die Rede des Staatsſekretärs
Hughes im Pilgrim=Klub in offiziellen Kreiſen als eine kurze
Ausein=
anderſetzung des Standpunktes der amerikaniſchen Regierung zu dem
europäiſchen Problem betrachtet werde. Man erklärt, daß Coolidge
vor=
her über den Inhalt der Rede informiert worden ſei und außerdem, daß
die Rede Hughes gewiſſermaßen den Auftakt der republikaniſchen
Wahl=
kampagne darſtelle. Dieſe Vermutung möge zwar vielleicht unzutreffend
ſein, abe es ſei gewiß, daß von Hughes zwefellos die auswätige Politik
der amerikaniſchen Regierung auseinandergeſetzt worden ſei. Hughes
habe aber nicht nur die offiziellen Anſichten ausgedrückt, ſondern auch die
vorherrſchende amerikaniſche Meinung, als er erklärte, daß die
Durch=
führung des Dawesplans den erſten Schritt auf dem Wege des
Fort=
ſchrittes und des Wohlſtandes Europas darſtelle. — Gegenüber der
Lon=
doner Konferenz ſeien die New Yorker Abendzeitungen der Anſicht, daß
die Konferenz gegenwärtig ganz unter dem Einfluß der Hochfinanz ſtehe,
— Die New York Poſt ſchreibt: Es iſt bemerkenswert zu ſehen, wie in
London die Politik und die Finanzen einander in die Haare geraten
ſind. Die Finanz iſt der Anſicht, daß die Politik des 20. Jahrhunderts
immer zu langſam geweſen ſei. Die Finanz droht, die Politik zu
untee=
werfen. Ob nun die Finanz gewinnt oder verliert iſt die bloße Tatſache,
daß ſie verſucht hat, die Politik zu beſiegen, für die Zukunft Europas
bemerkenswert.
Die Räumung der Ruhr.
London, 23. Juli. (Europapreß.) Die Unterkommiſſion für die
wirtſchaftliche Näumung der Ruhr iſt geſtern nachmittag zu einer
Eini=
gung gelangt. Ihr Vorſchlag iſt in ſechs Artikeln zuſammengefaßt.
Der erſte Artikel erinnert an die Verpflichtungen Deutſchlands und
an die Maßnahmen, die erforderlich ſind, damit von der
Wiederherſtel=
lung der wirtſchaftlichen und fiskaliſchen Einheit Deutſchlands geſprochen
werden kann.
Der zweite Artikel hat auf die Räumungsdaten Bezug, ferner
ent=
hält er einen Paragraphen über die Steuern und Abgaben, die in der
Zeit erhoben werden ſollen, die zwiſchen der Annahme der Dawesgeſetze
durch den Reichstag und der vollſtändigen Durchführunge des
Dawes=
plans liegt. Die Steuern und Abgaben werden dem
Generalzahlungs=
agenten ausbezahlt werden und von dieſem auf das Konto der erſten
Annuität geſetzt.
Der dritte Artikel beſtimmt die Maßnahmen, die von den Alliierten
ergriffen werden ſollen, bevor Deutſchland den Plan Dawes durchgeführt
haben wird. Es handelt ſich vor allem um die Aufhebung des
Zollkor=
dons, die drei Wochen nach dem 15. Auguſt geſchehen ſoll, die Aufhebung
des Lizenzweſens, die Vereinheitlichung des Steuerweſens im beſetzten
und unbeſetzten Deutſchland.
Artikel 4 betrifft die Uebergangsmaßnahmen, um die
franzöfiſch=
belgiſche Eiſenbahnregie in das neue Eiſenbahnſtatut überzuführen.
Artikel 5 ſchlägt vor, zwei Kommiſſionen zu ernennen, die eine in
Düſſeldorf, die andere in Koblenz, mit der Aufgabe, die Durchführung
der obigen Beſchlüſſe zu überwachen.
Artikel 6 hat auf die Sachleiſtungen in den beſetzten Gebieten Bezug
und auf die politiſche Amneſtie der während der Ruhrbeſetzung
verur=
teilten Deutſchen.
Die zweite Kommiſſion hat ferner beſchloſſen, die obigen Beſchlüſſe
mit einem Begleitbrief zu verſehen, in dem erklärt werden wird, daß die
Kommiſſion ſich als unzuſtändig erachte, die militäriſche Seite der ihr
unterbreiteten Probleme zu prüfen.
Vom Tage.
Wegen der Veröffentlichung des Staruts der
Reichs=
bahngeſellſchaft durch die „Rote Fahne”, wodurch das
Staats=
geheimnis unbefugt preisgegeben wurde, wird der Oberreichsanwalt
gegen die für die Veröffentlichung verantwortlichen Perſonen
ein=
ſchreiten.
Die auf den Stichtag des 22. Juli berechnete
Großhandels=
jindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber dem Stand
vom 15. Juli (117,3) um 2 Prozent auf 114,5 gefallen.
Der Reichspräſident empfing die Vorfitzenden des
Reichsverbandes der Ausgewieſenen und
Verdräng=
ten von Rhein und Ruhr, die ihm die Notlage der Vertriebenen, die
Rückkehr in die Heimat und insbeſondere die Schwierigkeiten der
Unter=
bringung ſchilderten. Sie unterbreiteten dem Reichspräſidenten
Vor=
ſchläge zur Abhilfe,
Die Vereinigten Vaterländiſchen Verbände
wer=
den ſich heute durch den Abg. Geisler an die Vertreter der bürgerlichen
Parteien im Aufwertungsausſchuß wenden, um zu verhindern, daß die
Aufwertungsfrage durch die Regierung einem Unterausſchuß
überwieſen und damit der Verſchleppung ausgeliefert wird. Die Rechte
der Sparer und Kriegsanleihezeichner müßten ernſthaft und mit
Nach=
druck zur poſitiven Anmeldung gebracht werden.
Dr. Albert Bürklin, der lange Jahre im politiſchen und
kultu=
rellen Leben Badens eine große Rolle ſpielte, iſt in Heidelberg an den
Folgen einer ſchweren Unterleibsoperation geſtorben.
Zur Feier des 25jährigen Prieſterjubiläums, das
Bundeskanzler Seipel mit ſeinen Prieſterkollegen in der
Herzieſu=
kirche, deren Superior der Bundeskanzler iſt, feierte, fanden ſich in
Ver=
tretung des Bundespräſidenten Sektionschef Dr. Loewenthal und faſt
alle Mitglieder der Regierung, Generalkommiſſav Dr. Zimmermann
und das geſamte diplomatiſche Korps mit dem päpſtlichem Nuntius ein.
Nach einer Meldung des „Matin” aus Belgrad haben die
Beſpre=
chungen zwiſchen Serbien und Frankreich zum Abſchluß
eines Defenſivabkommens in Paris begonnen.
Die Reparationskommiſſion erhielt geſtern den Geſetzentwurf.
der die Uebergabe der Deutſchen Reichsbahn an die
neue Eiſenbahngeſellſchaft vorſieht. Der Entwurf iſt von
Staatsſekretär Dr. Bergmann, Dr. Vogt, dem Franzoſen Lefevre und
dem Engländer Acworth ausgearbeitet.
Nach einer Meldung des Exchange=Telegraph aus Waſhington hat der
bekannte Automobilfabrikant Henry Ford die Abſicht,
ſich an der deutſchen Anleihe mit einem größeren Betrag zu beteiligen.
In der nächſten Woche wird im Unterhauſe eine weitere
De=
batte über die Arbeitsloſenpolitik der Regierung
ſtattfinden. Dieſe Debatte dürfte von politiſcher Bedeutung ſein, da auch
von konſervativer Seite die Arbeitsloſenpolitik der Regierung mit
eini=
gem Unbehagen und ſchweren Bedenken betrachtet wird.
Lord Grey und Lord Rehert Ceeil haben beſchloſſen, die
Re=
gierung am Donnerstag im Unterhaus über den Beſchluß, den
all=
gemeinen Schutzvertrag des Völkerbunde3 abzulehnen, zu
interpellieren.
Der engliſche König wird am kommenden Samstag bei
Spithead eine große engliſche Flottenparade abnehmen.
Ueber 200 Schiffe, darunter die ganze atlantiſche Flotte, werden daran
teilnehmen.
Der ſpaniſche Geſandte Franzesko Serrat hat entſprechend
dem neuen Statut Tanger verlaſſen. Er war von den
Ver=
tretern der drei Mächte, die die Tangerkonvention unterzeichnet haben,
der letzte, der bis jetzt an Ort und Stelle geblieben war,
Zaglul Paſcha iſt nach Alexandrien abgereiſt. Zu ſeinem
perſönlichen Schutze ſind umfangreiche Maßnahmen getroffen worden.
Wie dem „Petit Pariſien” aus London gemeldet wird, iſt dem
„New York Herald” zufolge General Calles zum Präſiden=
Ten von Mexiko ernannt worden.
Die Gegnerſchaft der Bankiers im Mittelpunkt
des Intereſſes.
Bagreuther Feſtſpiele.
Zweiter Tag. — „Parſifal”.
Drahtbericht unſeres Sonderkorreſpondenten.
Nachdem in der geſtrigen Aufführung der „Meiſterſinger”
die Erregung der Gäſte ſich hatte Luft ſchaffen können in der
ge=
waltigen Beifallskundgebung, und als ſogar, von irgendwem
an=
geſtimmt, das Deutſchlandlied durch das Haus gebrauſt war, war
heute die ſeeliſche Gleichgewichtslage erreicht, die Vorausfetzung
iſt für den Empfang des Bühnenweih=Feſtſpieles. Feierlich
er=
habene, wahrhaft religiöſe Stimmung lag über dem Hauſe, und
die weihevollen Klänge des Vorſpieles drangen tief in die Seelen
der Hörer. Mehr noch als in den bewegteren Tongängen der
„Meiſterſinger” kommt die Klangwirkung des verdeckten
Or=
cheſters gerade der breiteren Melodieführung der Parſifalmotive
zu ſtatten, und es wurden märchenhaft ſchöne Klangwirkungen
erzielt. Beſonders in den Vor= und Zwiſchenſpielen und im
Karfreitagszauber. Am Dirigentenpult ſaß Dr. Karl Muck.
Körperlich gealtert in den letzten 10 Jahren, aber von ungebrochen
künſtleriſcher Friſche. Er iſt am Erfolg dieſer Feſtſpiele an erſter
Stelle beteiligt. Denn die Zuſammenſtellung des Orcheſters war
ihm übertragen worden. Eine Aufgabe, die der vielgewandte und
bewährte Organiſator glänzend gelöſt hat, denn von den 126
Künſtler, die im Abgrund des Orcheſterraumes ihr Beſtes geben,
iſt jeder des anderen wert.
Der „Parſifal” ſteht in der Hauptſache auf zwei Rollen, und
beide waren neu beſetzt. Wir hörten in der Aufführung den
Dänen Melchior, der mit Klewing abwechſeln ſoll. In
Stimme ſewie Spiel ſchlechthin volle Verkörperung der Geſtalt.
In der ſchwierigſten aller Wagnerrollen, derjenigen der Kundry,
für die Frau Kemp vorgeſehen war, trat Emmi Krüger=
Mün=
chen ein, die die gewaltige Aufgabe mit überlegener Sicherheit
und Kraft löſte. Konnte ſie auch in der großen Szene des
zwei=
ten Aktes die unvergeßliche Hildenburg dramatiſch nicht ganz
er=
reichen, ſo war ſie ihr geſanglich doch erheblich überlegen, dank ihrer
jungen, umfangreichen und prachtvoll dunkelgefärbten Stimme.
Als dritte Hauptrolle iſt die des Gurnemanz zu nennen, die
auch in dieſem Jahre Richard Mayr=Wien in bekannter
Mei=
ſterſchaft wiedergab. Theodor Scheidl gab den König Amfor= Wenn nicht alles trügt, dann trüt
tas in Leiden und Erlöſung gleich ergreifenden Zügen. Habich
Paris 23. Juli. Nach dem Sonderberichterſtatter der
Hapas=Agentur in London wird in der Sitzung der
Delegations=
führer heute vormittag auch die Entſcheidung in der hochpolitiſchen
Frage fallen, ob die vorgeſtern von den engliſchen und
amerika=
niſchen Bankiers bekundete Gegnerſchaft gegen jede iſolierte
Aktion einer alliierten Macht gegenüber Deutſchland berückſichtigt
werden ſoll oder nicht. Nach Auffaſſung der Bankiers ziehen
derartige Sanktionen den Kredit Deutſchlands und
dementſpre=
chend auch die Intereſſen der Geldgeber in Mitleidenſchaft. Man
könne ſicher ſein, ſo fügt der Berichterſtatter hinzu, daß Herriot
darauf dringen werde, daß die Handlungsfreiheit Frankreichs
un=
verſehrt bleibe.
Die Bankiers verlangen politiſche Bürgſchaften
London, 23. Juli. (Wolff.) Der Redaktionsausſchuß
be=
ſchäftigte ſich geſtern abend mit den Formeln, die heute vormittag
den Bankiers durch den Miniſterpräſidenten und Finanzminiſter
vorgelegt werden ſollen. Sollte die Angelegenheit nicht in
Ord=
nung kommen, ſo wird, dem „Daily Telegraph” zufolge, die
Vollkonferenz vielleicht aufgeſchoben werden müſſen, doch werde
die Zuſtimmung der Bankiers erhofft. Dieſen ſei zu verſtehen
gegeben worden, daß, wenn ſie verlangten, daß beſondere deutſche
Einnahmequellen für den Dienſt der Anleihe vorgeſehen werden
ſollen, die Alliierten dem gern zuſtimmen würden. Den
Ban=
kiers ſei es aber hauptſächlich auf politiſche Bürgſchaften
ange=
kommen. Sie ſeien insbeſondere für die Erteilung des
Veto=
rechtes gegen allgemeine draſtiſche Sanktionen an den
General=
agenten für Reparationen und an die Treuhänder der
auswär=
tigen Bonsinhaber.
als Klingſor und Watzke als Titurel befriedigten reſtlos. Die
Chöre, an denen nahezu alle „Parſifal”=Aufführungen außerhalb
Bayreuths Schiffbruch erleiden müſſen, waren herrlich in
Klang=
fülle und Tonreinheit; auch die beſonders ſchwierigen in der
Kuppel des Gralsdomes und die der Blumenmädchen.
Elf Jahre ſind nun ins Land gezogen, ſeitdem wir, dem
letz=
ten Willen des Meiſters getreu, uns heiß bemühten, den „
Par=
ſifal” für Bayreuth zu erhalten. Der Verſuch mußte ſcheitern
an der geiſtigen Verfaſſung des damaligen Reichstages, der in
dieſer großen Frage deutſcher Kunſt kläglich verſagte. Seitdem
haben ſich ungezählte große und kleine Theater am
Bühnenweih=
feſtſpiel verſucht und verſündigt, und ein deutſcher Muſikverlag,
der an Wagners Werken groß und reich geworden iſt, hat es gar
über ſich gebracht, eine erleichterte Ausgabe der Partitur
heraus=
zubringen, die auch kleinen Bühnen die Aufführung ermöglichen
ſoll. Ein „Tor”, aber kein „reiner”, der ſich und anderen
vor=
machen will, daß der „Parſifal” geiſtig und ſeeliſch anders ebenſo
gut denkbar ſei, als hier, und daß die unſagbare Weiheſtimmung
im Alltagsgetriebe eines Geſchäftstheaters möglich ſei. Je mehr
Tagestheater ſich an dem herrlichen Werke vergehen, umſo ſicherer
bleibt „Parſifal” Bayreuth.
Prof. F. B.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Gebrauchsgraphik. Monatsſchrift zur Förderung
künſt=
leriſcher Reklame. Das „Nachrichtenblatt des Vereins deutſcher
Reklame=
fachleute”, Ortsgruppe Groß=Berlin, bringt in ſeinem Juniheft 1924 die
folgende Beſprechung: Von der „Gebrauchsgraphik”, der von Profeſſor
H. K. Frenzel herausgegebenen und im Phönis Druck und Verlag
er=
ſcheinenden neuen Zeitſchrift für die Kunſt in der Reklame, liegt
nun=
mehr das erſte Heft vor. Es iſt der Induſtriereklame gewidmet und
entſpricht ſowohl hinſichtlich ſeiner reichhaltigen Abbildungen als auch
ſeines Textteiles reſtlos den Erwartungen. Die namhafteſten Graphiker
der Induſtrie wie Pfeffer, Nehmer, Kutſcher, Schaefer=Hagen, Marggraff
u. a. ſind mit ihren beachtenswerteſten Schöpfungen, die muſtergültig
reproduziert ſind, vertreten. Sonderaufſätze über jeden Künſtler, meiſt
von ihnen ſelbſt, geben ein geſchloſſenes Bild jeder Perſönlichkeit. Die
Zeitſchrift will vornehmlich dafür eintreten, die Gegenſätze zwiſchen
dem Werbefachmann und dem ſchaffenden Künſtler zu überbrücken.
Un=
entbehrlich wird die „Gebrauchsgraphik” dem Neklamepraktiker bei dem
Auffinden der richtigen Künſtler für ſeine Ideen ſein. Wertvoll ergänzt
wird der Inhalt des erſten Heftes durch einen
jang, der markanie
Proben der amerikaniſchen Werbun
zuduſtricerzeugniſſe zeig:
neue, der Reklame dienen
Organ die Erbſchaft des „Plakates”, g
*
Faſziſten=Tagung in Ron.
Muſſolini vor dem Großen Rat.
Rom, 23. Juli. (Wolff.) In der Juli=Sitzung des Große
Rats des Faſzismus ſprach Muſſolini über die allgemeine vol
tiſche Lage. Er führte aus, die Parlamentarier würden die Re
gierung nicht ſtürzen. Eine antifaſziſtiſche Erhebung ſei ur
möglich. Die Abſtimmungen der liberalen Verbände zeigten aug
daß ein erheblicher Teil des Liberalismus nicht beabſichtige, g.
meinſame Sache mit der Oppoſition zu machen. Die Normal
ſierung in ihrer konkreten Bedeutung ſei eine vollendete Ta
ſache, die von der Oppoſition geforderte Normaliſierung ſei all
antifaſziſtiſch. Ueber die Frage der Nationalmiliz ſag=
Muſſolini, die Nationalmiliz ſei in ihren Aufgaben und Ziele
niemals Parteiſache geweſen. Eine Verſchmelzung mit der Arme
wäre abſurd. Es handle ſich darum, der Miliz Aufgaben z
ſtellen, die die Armee ihrer Natur nach nicht erfüllen könne, abe
in feſt beſtimmten Grenzen. Jedenfalls dürfe die Miliz ihre
Charakter nicht verlieren, ſie werde eine treue Hüterin der
Rev=
lution, eine unerſchöpfliche Reſerve der Begeiſterung des Glau
bens an die im König ſymboliſierte Zukunft des Vaterlande
bleiben. Der Faſzismus habe dem jüngſten Sturm wunderbe
widerſtanden. Die begonnene Ausleſe werde planmäßi
fortgeſetzt. Die Regierung habe ihre Zuſammenſetzun
geändert, ohne ihre Phyſiognomie zu ändern. Sie werd
faſziſtiſch bleiben, auch wenn zufällig andere ferne
ſtehende Kräfte zur Teilnahme an ihr berufen werden ſollt=
Zurzeit habe die Ausnützung des Verbrechens an Matteotti di.
die Oppoſition ein Schwanken der Volksgunſt für den Faſzismu
hervorgerufen, aber er könne Gewehr bei Fuß bleiben, denn vo
wirklichen Gefahren ſei er nicht bedroht. Der faſziſtiſch
Syndikalismus müſſe an der Hebung der Lage de
Arbeiter mitwirken in dem Sinne, daß ein Teil des Gewinn
denen zugute komme, die dazu beigetragen, ihn zu ſchaffen. Zur
Schluß ſagte Muſſolini: Der Faſzismus kann ſeinen Weg nid
zurückgehen, was auch kommen möge. Die Faſziſten möge
wiſſen, daß ihre Führer Sinn für Verantwortlichkeit haben un
zu jeder Probe berekt ſind. — Der Große Rat nahm d.
Erklärungen beifällig auf.
Ein griechiſches Koglitionskabinett.
TU. Paris, 23. Juli. Nach einer Havasmeldung aus Athe
dürfte die Kabinettskriſe wahrſcheinlich durch die Bildung einer Koal
tionsregierung gelöſt werden. Die griechiſchen Blätter der republikan
ſchen Parteien machen geltend, daß der republikaniſche Verband no
immer die Mehrheit beſitze und er nur infolge der Abweſenheit
ein=
gewiſſen Anzahl ſeiner Mitglieder in die Minderheit verſetzt worden
Primo de Rivera aus Marokfo zurückgekehrt
TU. Madrid, 23. Juli. General Primo de Rivera iſt geſter R
aus Marokko hier wieder eingetroffen. Um 10 Uhr morgens hat au
dem Kriegsminiſterium die erſte Zuſammenkunft des Direktoriums ſtat
gefunden. Primo de Rivera erſtattete Bericht über ſeine Eindrücke /A
Marokko. Vor ſeiner Abreiſe aus Sevilla veranſtaltete Primo de R
vera einen Empfang zu Ehren der Offiziere der Garniſon. Bei dieſ
Gelegenheit teilte er mit, daß der Rückzugsplan entſprechend dem vor
ſpaniſchen Volk bekundeten Wunſch demnächſt zur Ausführung gelange
werde.
Amneſtie in Belgien gefordert.
TU. Brüſſel, 23. Juli. In der Kammer haben geſtern zwe
ſozialiſtiſche Abgeordnete einen Antrag eingebracht, der den Erlaß eine
allgemeinen Amneſtie für ſämtliche Perſonen vorſieht, die wegen Ver
kehrs mit dem Feinde verurteilt worden ſind. Der Text der Vorlag
ſtützt ſich auf die Freiſprechung des Barons Coppe. Die ſozialiſtiſch
Partei veranſtaltet zurzeit in ganz Belgien eine lebhafte Propagand
zugunſten der Amneſtie, Kommenden Donnerstag wird in Antwerpe
ein großes Meeting abgehalten werden. Auf der Tagesordnung ſteh
die Freiſprechung Coppes und die Frage der Amneſtie. Mehrere ſozie
liſtiſche Abgeordnete und Senatoren haben bereits ihr Erſcheinen z
geſagt.
Die Lage in Braſiſien.
Waſhington, 23. Juli. (Wolff.) Einem hier eingegangene
Bericht zufolge wurden bei den Kämpfen in Sao Paolo 3000 Zivilper
ſonen getötet oder verwundet. Die Streitkräfte der Aufſtändiſchen ſchei
nen gut ausgerüſter zu ſein. Ihre Zahl wird auf mindeſtens 10 000 ge
ſchätzt. Die Lebensmittelverſorgung von Sao Pgolo ſoll genügend ſein
doch haben viele Tauſende von Einwohnern die Stadt verlaſſen. Di
Exgſilianiſche Regierung ſchickt weitere Verſtärkungen nach Sao Paolo
London, 23. Juli. (Europapreß.) Nach einer Meldung
aus Buenos Aires haben die Regierungstruppen einen allge
meinen Angriff auf die in Sao Paolo eingeſchloſſenen Aufſtän
digen unternommen. An der Operation ſind ſchwere Geſchütze
und Flugzeuge beteiligt. In der Stadt ſoll unter der
Bevölke=
rung eine Panik ausgebrochen ſein. Die Führer der
Aufſtän=
digen ſollen der Bevölkerung den Befehl gegeben haben, in die
Keller zu flüchten, da die Zerſtörung der Stadt durch die
Bundes=
truppen befürchtet werden müſſe.
*Wedekind.
Zu ſeinem 60. Geburtstag, 24. Juli.
Von Dr. Paul Landau.
Unſere Zeit iſt ebenſo raſch dabei, einen Künſtler zu
verur=
teilen, wie ihn begeiſtert zu feiern. Von der ſchärfſten
Verdam=
mung bis zur leidenſchaftlichſten Verehrung iſt nur ein Schritt,
und dann beginnt ſofort die wiſſenſchaftliche „Verarbeitung”
An Frank Wedekinds Schickſal kann man ſo recht dieſe
Entwick=
lung verfolgen: Mit 40 Jahren noch verachtet und verfolgt, mit
50 anerkannt und geehrt, wird er jetzt mit 60 Jahren, 6 Jahre
nach ſeinem Tode, ſchon wie ein „Klaſſiker” eingeſargt. Der
Betrieb” der Literaturgeſchichte hat ſich ſeiner bemächtigt.
Neben der großen neunbändigen Ausgabe ſeiner Werke, die auch
den Nachlaß enthält, ſind ſoeben bei Georg Müller in München,
der nach mancherlei Irrfahrten ſein Verleger wurde, ſeine „
Aus=
gewählten Werke” in fünf Bänden erſchienen, die an Gedichten,
Erzählungen und Dramen alles Wichtige enthalten. Zugleich
gibt Prof. Fritz Strich in zwei ſtarken Bänden ſeine „
Geſammel=
ten Briefe” heraus, die uns erſt einen vollſtändigen Einblick in
ſeine Perſönlichkeit geſtatten und zugleich manch wichtiges
Schlaglicht auf die Kunſt= und Kulturgeſchichte der letzten
Jahr=
zehnte werfen. Sein Freund, der Münchener Literarhiſtoriker
Artur Kutſcher, aber legt uns den erſten, mehr als 400 Seiten
umfaſſenden Band einer Lebensgeſchichte vor, in der ſeine
Ent=
wicklung und ſein Schaffen mit allen Mitteln der Forſchung
breit=
getreten und mikroſkopiert wird. So wird uns dieſer Dichter der
allernächſten, der allerlebendigſten Gegenwart ſchon „hiſtoriſch”
und erhält eine grotesk wirkende beſtaubte Perücke aufgeſtülpt.
Sehr viel wichtiger als dieſe gelehrten Bemühungen um
Wedekind iſt der Zug der Zeit und der Kunſt zu ihm hin, die
Verwandtſchaft des modernen Stils mit dieſem Künſtler, der ſich
ſtets als Gegner des um ihn blühenden Naturalismus bekannte,
Wie Strindberg, von dem er wichtige Anregung erfuhr, erſtrebte
Wedekind von Anfang an eine bewußte Umformung, Steigerung
der Natur, fühlt ſich nicht als Abſchilderer, ſondern als
Umgeſtal=
ter des Lebens, als Prophet und Weltverbeſſerer. Seine
Men=
ſchen ſind nur Marionetten am Draht des Puppenſpielers, der
ſie nach ſeinen Ideen und Idealen lenkt; alles wird ins
Unwirk=
liche, Groteske, Geſpenſterhaft=Phantaſtiſche geſteigert, und es
kommt ihm nicht auf die Ausmalung der Einzelnen, ſondern aul.
mmmer 204.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 94. Juli 1924.
Seite 3.
Soziales im Reichstag.
* Berlin, B. Juli. (Eigener Bericht.)
n Regierungstiſch: Arbeitsmiiſter Dr. Brauns.
cäfident Wallraf eröffnet die Sitzung um 2.25 Uhr. Ein
alſozialiſtiſcher Antrag auf Aufhebung der Feſtungshaft des Abg.
IMNatſoz.), der in einer der letzten Sitzungen vor den Ferien vom
tag in namentlicher Abſtimmung abgelehnt wurde und neu
ein=
ut worden iſt, wird dem Geſchäftsordnungsausſchuß überwieſen.
if der Tagesordnung ſtehen dann die Berichte des Sozialen
Aus=
z über die Anträge zur Invalidenverſicherung, zur
Unfallverſiche=
zu den Kriegsbeſchädigtenfragen und zur Erwerbsloſenfürſorge.
s det eine Generaldebatte ſtatt.
inächſt geben die Berichterſtatter ihre Berichte. Ueber die
In=
den= und Unfallverſicherung berichtet. Abg. Gerig
Der Ausſchuß ſchlägt vor, daß bei der Invalidenverſicherung der
zuſchuß jährlich 48 Goldmark für jede Invaliden=, Witwer= und
nrente und 24 Goldmark für jede Waiſenvente betragen ſoll. Die
ung ſoll ab 1. Auguſt ds. Js. in Kraft treten.
urner fordert der Ausſchuß zur Unfallverſicherung ein Geſetz fol=
Inhalts: „Anſtelle der einheitlichen alten Renten in der
Unfall=
erung treten Renten, die dem wirklichen Arbeitsverdienſt
entſpre=
che und zwar ſind für Renten, die bis zum 1. Januar 1917 feſtgeſetzt
a ſind, die alten Goldbeträge einzuſetzen. Renten, die nach dieſem
To ne feſtgeſetzt worden ſind, ſind nach dem Jahresarbeitsverdienſt
rechnen, den heute ein gleichartiger Arbeitnehmer in derſelben
d bezieht. Die Renten ſind mit Rückwirkung vom 1. Juli 1924
fel etzt.”
ſeiter wird ein Geſetzentwurf vorgelegt über Sonderzulagen in
ſde nfallverſicherung. Danach ſoll derjenige, der aus der
Unfallver=
ſis ng eine Rente von Zweidrittel oder gar die Vollrente bezieht, vom
i 1924 ab eine Sonderzulage von 15 Goldmark monatlich zu ſeiner
beziehen. Iſt die Rente nach dem durchſchnittlichen
Jahres=
sverdienſt eines landwirtſchaftlichen Arbeiters feſtgeſetzt, oder wird
Laſten der Zweiganſtalten der See=Berufsgenoſſenſchaft gewährt,
fo rägt die Sonderzulage 10 Mark monatlich.
bg. Dr. Schultze=Frankfurt (deutſchnatl.) berichtet über die
ggsbeſchädigtenfrage. Der Ausſchuß hat ſich wegen der
181e auch hier große Beſchränkungen auferlegen müſſen. Die Reichs=
Ere ung wird erſucht, vom 1. Auguſt ab die Rentenerhöhung bei
Ren=
ſtei nd Zuſatzrenten von 40 auf 50 Prozent feſtzuſetzen, die einfachen
Al eichzulagen auf 35 Prozent und die erhöhte Ausgleichzulage auf
F79 ozent. Die Jahresgrundbeträge der Unterhaltungskoſten für den
Frhund werden je nach den Ortsklaſſen auf 72—84 Mk. feſtgeſetzt.
SWitwen verſtorbener Kriegsblinden, die keine Witwenventen
er=
bo; ſoll im Regelfall die Witwenbeihilfe gewährt werden. Alle
en ſollen die Blindenuhr erhalten. Die Unterſtützung an
wieder=
be ratete Witwen ſollen erhöht werden. Den abgefundenen
Nenten=
ey ngern mit einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um 20 Prozent
ſo ne einmalige Nachzahlung von 30—50 Mark gewährt werden. Die
rin der Teilnehmer der Kriege von 1870 und früherer Kriege ſollen
ba ſt von monatlich 10 auf 15 Mark erhöht werden.
rau Abg. Schröder (Soz.) berichtet über die
Erwerbs=
nfürſorge. Der Ausſchuß fordert eine Erhöhung der
Haupt=
ny tützungen um 20—25 Prozent. Die Familienzuſchläge ſollen um
ozent erhöht werden. Die Spanne zwiſchen weiblicher und
männ=
ſie Erwerbsloſenfürſorge ſoll aufgehoben werden.
rau Abg. Müller=Otfried (deutſchnatl.) ſchlägt namens des
S lpolitiſchen Ausſchuſſes vor, die Reichsregierung ſoll erſucht
wer=
ds ntſprechend 8 3 der Verordnung über die Fürſorgepflicht umgehend
beſſern. Die Frage eimner Sanierung dieſer Verſicherung bedürfe einer
gründlichen Prüfung im Ausſchuß. Am Verwaltungsapparat müſſe man
Erſparniſſe machen kömnen.
Um 7 Uhr wird ein Vertagungsantrag abgelehnt.
Abg. Moldenhauer (D. Ppt.) weiſt auf die Not der
Wirt=
ſchaft hin, die auch der Sozialpolitik gewiſſe Grenzen auferlege.
Abg. Stöhr (Nat.=Soz.) betont, daß eine vernünftige
Sozialpoli=
tik nicht die Produktionskoſten ſteigere, ſondern der Wirtſchaft Nutzen
bringe. Ehe man dem Ausland Tribut zahle, müſſe für die deutſchen
Arbeiter geſorgt werden.
Um 8 Uhr muß über einen Vertagungsantrag durch Auszählung
abgeſtimmt werden. Da die bürgerlichen Mittelparteien und die meiſten
Sozialdemokraten ſich an der Abſtimmung nicht beteiligen, werden für
die Vertagung nur 39 Stimmen abgegeben, gegen die Vertagung 138 bei
5 Enthaltungen. Das Haus iſt alſo beſchlußunfähig.
Vizepräſident Dr. Bell beraumt die nächſte Sitzung an auf
Don=
nerstag, 2 Uhr: Weiterberatung. — Schluß gegen halb 9 Uhr.
Aus Bayern.
* Tumult im Landtag.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
* München, den 23. Juli.
Heute wurde im bayeriſchen Landtag die Beſprechung der
ſozialdemokratiſchen Interpellation über die Volksgerichtsurteile
fortgeſetzt. Der erſte Redner, Profeſſor Lent von den
Deutſch=
nationalen, erklärte unter dem lauten Widerſpruch des Hauſes,
daß das Parlament nicht die geeignete Stätte ſei, um Kritik an
der Rechtſrrichung zu üben. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede
wandte er ſich vor allem gegen die ſcharfe Kritik, die der geſtrige
Redner der Bayeriſchen Volkspartei an der Art der
Prozeßfüh=
rung des Hitlerrrozeſſes geführt hatte.
Bei einer Aeußerung des nachfolgenden Redners, des Abg.
Dr. Rutz des Völkiſchen Blockes, kam es zu lebhaften
Lärm=
ſzenen zwiſchen den Sozialdemokraten und den
Völkiſchen, wie ſie dieſes Haus noch nicht erlebt hat. Der
völkiſche Redner erklärte nämlich, die Sozialdemokratie rege ſich
jetzt über den politiſchen Mord auf, während ſie ſelbſt bisher den
Fürſtenmord verherrlicht und verteidigt habe. Bei dieſer
Aeuße=
rung erhoben ſich ſtürmiſche Entrüſtungsrufe bei den
Sozial=
demokraten, die dabei von den Kommuniſten
un=
terſtützt wurden. Die Mehrzahl der ſozialdemokratiſchen
Ab=
geordneten drang gegen die Rednertribüne vor, während eine
Anzahl völkiſcher Abgeordneter ihrem Fraktionskollegen ſchützend
zur Seite traten. Der Lärm zwiſchen den beiden ſtreitenden
Par=
teien war ſo groß, daß der Präſident ſich kein Gehör verſchaffen
konnte. Er verließ daher ſeinen Platz und hob dadurch die
Sitzung auf.
Nach der Wiederaufnahme der Sitzung forderte der
Präſi=
dent den völkiſchen Redner auf, ſeine Entgleiſung richtigzuſtellen.
Bei dem Verſuch des Redners, eine genügende Erklärung zu
fin=
den, kam es zu neuen Lärmſzenen, bis er ſchließlich erklärte, daß
er mit ſeiner Aeußerung weder Mitglieder des Hauſes, noch die
Sozialdemokratiſche Partei, ſondern lediglich das marxiſtiſche
Syſtem treffen wollte. Allmählich trat dann die Ruhe wieder ein.
Der nächſte Redner, Abg. Engelsberger vom Bauernbund,
Heſſiſche Politik
Iſi das Miniſierium für Arbeit und Wirtſchaft
unentbehrlich?
Zu dieſer Frage erhalten wir folgende Zuſchrift:
„Bekanntlich hatte die Deutſche Volkspartei im Heſſiſchen
Landtag eine Reihe praktiſcher Erſparnismaßnahmen beantragt.
Im Rahmen dieſer Anträge lag auch der Abbau des Heſſiſchen
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft, deſſen Aufgabenkreis
anderen Verwaltungsbehörden zugewieſen werden ſollte. Dieſe
Erſparnispolitik der D. V. P. erregte innerhalb der
Sozial=
demokratie eine hochgradige Erregung. In den oft ſtürmiſch
bewegten Debatten des Landtags ſcharten ſich die Vertreter der
ſozialdemokratiſchen Fraktion immer wieder um das bedrohte
und von einem ihrer Genoſſen beſetzte Miniſterium. Nicht zuletzt
trat auch der Staatspräſident in eigener Perſon in dieſem
Ab=
wehrkampf auf und verſuchte in längeren Ausführungen die
Unentbehrlichkeit gerade dieſes Miniſteriums darzutun. Der
An=
trag der D. V. P. wurde als unſozialer Anſchlag bezeichnet und
dergl. mehr.
Aus Karlsruhe kommt nun die Meldung, daß die badiſche
Regierung von ſich aus beim Landtage die Aufhebung des
Badi=
ſchen Arbeitsminiſteriums beim Landtag beantragt hat, wobei
wohl zu bemerken iſt, daß auch die Sozialdemokraten in der
Karlsruher Regierung vertreten ſind. Wie wir hören, hat auch
bereits der Landtagsausſchuß dieſem Antrage der Regierung
mit großer Mehrheit zugeſtimmt, wonach das von dem
Sozial=
demokraten Engler beſetzte Arbeitsminiſterium abgebaut
wer=
den ſoll.
Wir ſind außerordentlich geſpannt, was die heſſiſchen
Sozial=
demokraten zu dieſem Vorgehen ihrer badiſchen Genoſſen ſagen
werden. Eine trefflichere Widerlegung all der im Heſſiſchen
Landtage für das Fortbeſtehen des Miniſteriums für Arbeit und
Wirtſchaft vorgebrachten Argumente läßt ſich nicht denken, als
wie es durch das Vorgehen der Karlsruher Regierung
ge=
ſchehen iſt.”
Der Konflikt zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie.
Das heſſiſche Zentrum hat in einer Fraktionsſitzung am
Montag vormittag zu den Vorkommniſſen am Schluß der letzten
Landtagsſeſſion Stellung genommen, die durch die
Sozialdemo=
kratiſche Partei bei der Abſtimmung über das Geſetz über die
Wohlfahrtspflege hervorgerufen wurden. In einer Erklärung,
wurde die Haltung der Fraktion eingehend dargelegt. Die
Er=
klärung ſoll, wie wir hören, den beiden der Koalition
angehören=
den Parteien noch zugeſtellt werden.
re rechtliche Vorſchriften über Verfahren, Beſchwerden und Aufſicht ſchilderte vor allem die Wirkung des Hitlerprozeſſes auf dem
buu laſſen. Dabei ſoll insbeſondere dafür geſorgt werden, daß über
B verden eine Stelle entſcheidet, die außerhalb des
Bezirksfürſorge=
be ides liegt, daß dabei, eine hinreichende Vertretung aus den
Krei=
ſez — Hilfsbedürftigen ſichergeſtellt wird, und daß es den
Landesfür=
ſo erbänden ermöglicht wird, für eine einheitliche und zweckmäßige
D führung der Fürſorge in ihrem Bereich zu ſorgen. Weiterhin
„ſol, Land und Gemeinden verpflichtet werden, aus ihren Anſtalten
ſau ſen Reichseinnahmen mindeſtens einen vom Reichsarbeitsminiſter
ſſe) egenden Satz der Durchführung der Fürſorge zu verwenden.
anach wird in die allgemeine Ausſprache eingetreten.
bg. Hartz=Bremen (deutſchnatl.) ſieht in der vorgeſchlagenen
Er=
ſh3 g nur einen Notbehelf.
bg. Hoch (Soz.) bezeichnek die Ausſchußbeſchlüſſe als völlig
un=
hend. Redner verlangt die Erhöhung der Tantiemeſteuer,
Ein=
ſe kung der Reichswehrübungen und einen Zuſchlag zur
Vermögens=
ſt bei Vermögen von über 100 000 Goldmark.
Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns
Ehſie in den verſchiedenen Anträgen verlangte Erhöhung der Leiſtung
ür Sozialverſicherung für nicht tragbar. Wenn man die fehlenden
AI durch Steuern aufbringen wolle, ſo verlaſſe man den Boden der
A herung und gehe zur öffentlichen Fürſorge über. Wohin das führe,
* jetzt ſchon die Art, in der die Fürſargeordnung von den Ländern
D Gemeinden durchgeführt wird. Die Reichsregierung wird für die
2 ihrung der Fürſorgepflicht Grundſätze aufſtellen, die ſie vorher dem
Slpolitiſchen Ausſchuß vorlegen wird. Eine Verdoppelung der
In=
envente ſei unmöglich.
Reichsfinanzminiſter Dr. Luther
an Hand des Etats nachzuweiſen, daß Deutſchland heute für die
K alpolitik ebenſo große Mittel aufbringe wie in der Zeit vor dem
ſe. Eine weitere Erhöhung der ſozialen Leiſtungen bedeute die
flachen Lande und führte aus, daß gerade dieſer Prozeß das
Ver=
trauen der Landbevölkerung auf die Unparteilichkeit unſerer
Rechtsſprichung ſchwer erſchüttert habe. Als letzter Redner
ſprach dann der Abg. Rechtsanwalt Dr. Müller aus
Ludwigs=
hafen, der die Debatte aus dem parteipolemiſchen Gleis
heraus=
hob und auf das rein Sachliche zurückführte, weshalb ihm auch
das Haus ſeine ungeteilte Aufmerkſamkeit ſchenkte. Er empfahl
dem Juſtizminiſter, unter völliger Wahrung der
Rechtsunab=
hängigkeit lediglich durch eine ſtraffere Handhabung der ihm
zuſtehenden Dienſtaufſicht und durch eine richtige Inſtruktion der
Staatsanwaltſchaft dem Volke allmählich den Glauben an die
Rechtsgleichheit wieder zu geben.
Der Juſtizminiſter Dr. Gürtner ergriff hierauf nochmals
das Wort wobei er die Anregungen des letzten Redners
aner=
kannte und noch einmal die rein ſachlichen Grundlagen der
Ver=
höltniſſe darlegte, die eine beſondere Kritik erfahren hatten.
Da=
mit war die Ausſprache über dieſe Interpellation geſchloſſen. Es
ſcheint damit auch die infolge der geſtrigen Ausführungen des
Redners der Bayeriſchen Volkspartei drohende Gefahr für
den Beſtand der Koalition beſeitigt.
Zu den Schlußbetrachtungen zu dieſer Debatte ſchreibt heute die
Baheriſche Volkspartei=Kvrreſpondenz: „Soweit aus
den Reihen der Bayeriſchen Volkspartei an der Prozeßführung in dem
Hitlerprozeß Anſtand genommen wurde, waren ſich die Verantwortlichen
für dieſe Kritik, ſei es in der Preſſe, ſei es im Landtag, jederzeit der
Verantwortung bewußt, die jemand dadurch auf ſich lädt, indem er das
Augenmerk der Oeffentlichkeit auf ſchadhafte Stellen im Gefüge des
Staates aufmerkſam macht. Die peinlichſte und betrüblichſte
Erſchein=
eiführung einer neuen Inflationsgefahr. Die von der Regierung / ung, die man in der hinter uns liegenden Zeit der Kritik an der bahe=
1 zugeſtandenen Erhöhungen ſeien das Aeußerſte. Bei der Erwerbs= riſchen Rechtſprechung machen mußte, beſtand darin, daß der größte Teil
fürſorge hätten ſich die Länder nur für eine Erhöhung des
Fa=
derjenigen, die dieſe Kritik unangenehm oder unangebracht empfanden,
Unzuſchlages bis 40 Prozent ausgeſprochen, während der Ausſchuß
1 50 Prozent beſchloſſen habe. Eine Stundung der Steuer ſei leider
roßem Umfang nicht möglich geweſen. Die generelle Stundung der
ern müßte abgelehnt werden. Wo die Vernichtung ſicherer Exiſten=
3 drohe, müſſe die Steuer allerdings Halt machen.
Abg. Maslowski (Komm) bezeichnet die Sozialpolitik der üb=
Parteien als eine Heuchelei.
Abg. Gerig (Ztr.) erklärt, die ſchwierige Lage der
Invalidenver=
ung laſſe ſich nicht durch die ſozialdemokratiſchen Steueranträge
m
Konzentrierung und Typiſierung, auf dramatiſche Steigerung
lehrhafte Vorführung eines intereſſanten „Falles” an. Der
upf gegen das Bürgertum und die Durchſchnittsmoral wird
ihm zur Manie; er liebt das „wilde, ſchöne Tier” und fühlt
nur wohl auf „des Lebens Galgenleiter”. Mit dieſem ganz
nartigen, in ſeiner Zeit alleinſtehenden Stil nimmt er den
reſſionismus voraus, und wie er erſt nach dem Kriege in Zu=
(imenhang mit dem Durchdringen dieſes Stiles die Bühne ſich
z eroberte und zum meiſtgeſpielten Dramatiker wurde, ſo iſt
3 ſeine Erſcheinung erſt jetzt ganz verſtändlich, da wir ihre
le und Wirkungen überblicken können. Zugleich begrüßen wir
jetzt, da die perſönlichen Zeugniſſe vorliegen, die Verankerung
es Werkes in ſeinem Weſen, den Zwieſpalt und die Gegen=
2, aus denen dieſe ſo zwieſpältige, dämoniſch ſich
widerſtrei=
de Kunſt erwuchs.
Die Briefe Wedekinds, die ähnlich wie die Dehmels zu den
eichnendſten Dokumenten unſerer Epoche gehören, bieten den
luſſel. Der Schwärmer für die ſtarke Lebensfreude, für die
Zeriſche Form erſcheint hier als ein ſchwerblütiger, innerlich
1üfteter, alles unendlich tragiſch nehmender Menſch; der
An=
ir der „Deklaſſierten”, der Artiſtem und Zirkusleute iſt ein
antiſcher Befolger der äußeren Formen und bürgerlichen
te. Der ſchonungsloſe Kritiker der Ehe von heute und des
nilienlebens offenbart ſich als guter Sohn, anhänglicher
und, als vortrefflicher Ehemann. Der Verneiner der
be=
enden Geſellſchaft wird allmählich zum guten Untertan. Aber
Iſt doch etwas Zwingendes, dunkel Glühendes, ein beſonderes
ſos in diefem ewigen Ringer, der ſeine Anklagen und Schreie
gepreßt und ſcheinbar kühl herausbringt. Es iſt in ihm
as von dem „Ritter von der traurigen Geſtalt”, mit dem er
himmelſtürmenden Idealismus, die tragikomiſche Größe des
ſeinen Ideen Beſeſſenen teilt. Er empfindet eine
ſchmerz=
te Befriedigung in den Verfolgungen und Beleidigungen, die
erduldet; er wühlt ſich hinein in die Rolle des Entehrten des
Yohnten heimlichen Königs, des Hausnarren der Geſellſchaft.
2 ein ſolch ausgeſtoßener Heros ſchildert er ſich in den
Figu=
die den echteſten, wärmſten Ton haben, in dem königlichen
ſwn Niccolo in „So iſt das Leben”, in dem hochſtapelnden
bermenſchen Marquis von Keith, in dem Zwergrieſen
Het=
un, der eine Religion der Schönheit predigt und vom Apoſtel
ndummen Auguſt” wird. Es ſind groteske Karikaturen derg
Ebſcheſchen „blonden Beſtie”; aber ſie ſind tief ernſt gemeint;”
12 M Inuerſten humarlos, wie ihr Schöpfer, der ſich als Tra=
ſich nicht entſchließen konnten, die ſachlichen und ernſten Motive der
Kri=
tik anzunehmen. Es hat wirklich Leute gegeben, die hofften, dieſe
Juſtiz=
debatte könnte in eine allgemeine politiſche Kriſe ausarten. Es handelt
ſich hier um die Anbahnung eines Geſundungsprozeſſes, der nicht durch
Parlament, Koalition und Kabinettskriſen gefördert werden kann. Wir
können keine politiſchen Kriſen brauchen, ſondern wir benötigen die
Be=
feſtigung des politiſchen Lebens unſeres Landes, auch im Hinblick auf
unſere Juſtiz, die unter den unſicheren und ewig ſchwankenden
Verhält=
niſſen des Staatslebens Schaden zu nehmen drohte.
Aus dem Auswärtigen Ausſchuß.
Berlin, 23. Juli. Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstags
trat heute vormittag um 10 Uhr wieder zuſammen, um die Ausſprache
über die geſtern von der Regierung abgegebene Erklärung fortzuſetzen.
Von der Reichsregierung wohnten der Sitzung Außenminiſter Dr.
Streſemann und Verkehrsminiſter Dr. Oeſer bei. Von den
Länderver=
tretern waren anweſend: Miniſter Braun für Preußen, Geſandter Dr.
Gradnauer für Sachſen, Dr. Beſeler und Staatsprädſient Bazille für
Württemberg, Geſandter Dr. Nießer für Baden, Geſandter Freiherr
von Biegeleben für Heſſen, Geſandter Dr. Tiſchbein für Mecklenburg=
Schwerin und Staatsminiſter Scheer für Oldenburg. Der erſte Redner
war der Graf Weſtarp (deutſchnatl.). Darauf ſprach der Abg. Dr. Zapf
(Dt. Vpt.) und Prof. Dr. Hötzſch (dtntl.). Nach der Rede des Letzteren
nahm der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann zu längeren
Ausfüh=
rungen das Wort, um den Abgeordneten zu danken. Die
Verhand=
lungen ſind vertraulich.
Nach Streſemann ergriffen die Abgg. Dr. Brodt (Wirtſchaftspartei),
Dr. Roſenberg (Komm.), Graf Reventlow (Nat.=Soz.), Graf
Lerchen=
feld (Baher. Vpt.), Dr. Spahn (Ztr.) und Hergt (dtntl.) das Wort,
denen der Außenminiſter auf ihre Anfragen Auskunſt gab.
Beamtenbeſoldung im Hausbaltsausſchuß.
Berlin, 23. Juli. Der Haushaltsausſchuß des
Reichs=
tags hob heute die Ermächtigung des Finanzminiſteriums auf, die
Grundgehälter der Beamten ſelbſtändig feſtzuſetzen. Ferner entzog der
Ausſchuß der Regierung die Ermächtigung, die Ortszuſchläge zu
be=
ſtimmen und behielt auch dieſes, Recht dem Haushaltsausſchuß vor.
Die Forderungen der Deutſchnationalen.
Berlin, 22. Juli. Die deutſchnationale
Reichstags=
fraktion hat nach langen Beratungen in ſpäter Abendſtunde einen
Beſchluß gefaßt, in dem ſie die folgenden Forderungen an
die Regierung richtet: Eine Teilnahme an der
Lon=
doner Konferenz ſoll nur erfolgen, wenn es ſich nicht um
Ent=
gegennahme eines Diktats, ſondern um Verhandlungen als
gleich=
berechtigter Partner handelt, ſofortige Freigabe der
Gefange=
nen und Rückkehr der Ausgewieſenen, unverzügliche
wirt=
ſchaftliche und militäriſche Näumung der Einbruchs= und
Sanktionsgebiete, Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen und
adminiſtra=
tiven Hoheit des Reiches im altbeſetzten Gebiet einſchließlich des
Eiſen=
bahnnetzes, Sicherſtellung der Anerkennung, daß die Friſt für die
Räu=
mungen mit dem 10. Januar 1920 zu laufen begonnen haben, Sicherung
gegen zukünftige Sanktionen, keine Anerkennung von Forderungen, die
gegen die Würde und Unabhängigkeit Deutſchlands verſtoßen und
Wider=
ruf des der Wahrheit widerſprechenden Schuldbekenntniſſes. Der
Be=
ſchluß erklärt, daß die Deutſchnationalen ſich mit allen Mitteln
Ab=
machungen widerſetzen werden, die ihren Forderungen nicht entſprechen.
giker, Moraliſt und Prediger eines neuen Evangeliums
empfindet.
Seine ganze Geſellſchaftskritik, die ihm wichtiger dünkte als
ihr dichteriſcher Ausdruck, geht letzten Endes auf Nietzſche zurück.
Von ihm ſtammt ſeine Auffaſſung des Weibes als des
zerſtören=
den Naturtriebes, der Haß gegen die Ziviliſation, die die
ur=
ſprüngliche Kraft und Schönheit zerſtört, ſeine Empörung gegen
die Moral um einer höheren Moral willen, ſeine Flucht in die
Romantik, in das Heldentum, das er nicht in der Renaiſſance
und im Altertum ſuchte, ſondern in den Outſidern der
Geſell=
ſchaft, in Kraftmenſchen, Akrobaten und Verbrechern zu finden
meinte. In einzelnen ſcharfen Pointen, in grellen Situationen
und kühnen Zuſammenſtellungen des Gegenſätzlichſten entlud ſich
die in ihm aufgeſpeicherte Spannung; nicht großartig, elementar,
naturnotwendig, wie er es erſehnte, ſondern gewaltſam gequält,
peinlich, dumpf; nicht erhebend und befreiend, ſondern an den
Nerven zerrend, bedrückend. Und doch kamen dieſe kalten
Blitz=
ſchläge ſeiner Dramatik aus einem heißen Herzen. Aber er
ver=
mochte ſeine Glut den Geſtalten nur mitzuteilen, wenn er ſie ſelbſt
darſtellte. Deshalb wird der Schauſpieler Wedekind denen, die
ihn geſehen, unvergeßlich bleiben. In dem plumpen, eckigen,
ver=
ſchloſſenen, düſteren Menſchen, erwachte dann all ſeine Sehnſucht
nach Grazie, Helle, Hingabe und lieh ſeinem Werk eine Beſeelung,
Beſchwingtheit, die ihm ſonſt fehlte. Wenn er herumſtapfte,
Lie=
der zur Laute plärrte, ſeine Worte eindringlich=hart deklamierte,
dann ächzte und ſtöhnte in ihm die unerlöſte Natur, jener
fau=
ſtiſche Drang aus dem Dunkel ins Helle, der unſer aller Erbteil
iſt. Da fühlte er ſich zugleich als Prieſter und Komödiant, als
Verbrecher und Heiliger, als Märtyrer und Wüſtling ...
Das Echte und tief Menſchliche in Wedekinds Weſen, das ſo
lange verkannt wurde, ſpricht ebenſo deutlich aus ſeinen Briefen
zu uns. Wir verſtehen daraus ſeine Werke beſſer und ſpüren
manchmal den Seelenton, wo bisher nur kalter Verſtand zu
höh=
nen ſchien. Aber die ſpröde Verſchloſſenheit, die Unfähigkeit der
Wandlung, die ungefüge Schwere ſeiner Natur hinderten ihn
daran, ein großer, ein echter Dichter zu werden. Gemahnt er in
der Gegenſätzlichkeit ſeiner Triebe an Kleiſt, ſo in der
Unfähig=
keit freien rückhaltloſen Bekennens an Grillparzer, freilich ohne
an dieſe beiden in der Stärke der Begabung auch nur entfernt
heranzureichen. Aber aus dieſer ſchamhaften Furcht vor dem
Sich=Preisgeben kommt das Gequälte, Gepreßte, das Forzierte,
Grelle ſeines Tons. Ihm fehlte der Leidenſchaftsſturm, der bei
einem Kleiſt alle Schranken hinwegriß: ſeis Befühl floß ſpärlich
und verſiegte raſch. Etwas Trocknes Hölzernes, Lehrhaft=
Pedan=
tiſches trat dann hervor. Das zeigt ſich beſonders an dem
eigent=
lichen Prüfſtein des Dichteriſchen, der Lyrik, die bei ihm entweder
witziges Couplet oder pointierte Verserzählung iſt. Auch in
ſei=
ner Proſgepik kommt er ſelten über die pointierte Anekdote
her=
aus, am eheſten in dem leidenſchaftlich durchlebten „Brand von
Eglyswyl”. In dem löſenden, beſeelenden Sturm und Drang
der Jugendzeit iſt ihm ſein Beſtes geglückt; ſo der geniale
Erſt=
ling „Frühlingserwachen”, in der Form von Georg Büchner
ab=
hängig, aber im Erlebnis rein und ſtark geſtaltet aus Eindrücken,
denen wir in den Briefen nachſpüren können. Im „Erdgeiſt”
der mit der „Büchſe der Pandora” eine Einheit bildet, iſt das
Symbol des „Dämon Weib” groß geſehen, doch nicht beſeelt.
Wedekind läßt hier ſeiner Neigung zur Uebertreibung, zur
Häu=
fung greller Effekte, die Zügel ſchießen, und die rein ſtoffliche
Wirkung tritt ſchon in den Vordergrund. Wie der Tierbändiger
des „Prologes” feuert er beſtändig Revolverſchüſſe ab und nähert
ſich in ſeinem Stil der Moritat und dem Schauerroman, auf die
er in dem Aufbau von „Muſik” und „Schloß Wetterſtein” direkt
anſpielt. Dieſe Motive der Hintertreppe werden nicht ins Ewige
gehoben, wie etwa bei Doſtojewski, ſondern ſollen die Schwäche
der Geſtaltungskraft verbergen. Die Figuren bleiben lebloſe
Marionetten, mit ſeltenen Ausnahmen, wie etwa die Geſtalt der
Geſchwitz in „Pandora” oder der Marquis von Keith, die
wirk=
lich zu tragiſchen Menſchen werden. Trotz der kaleidoſkopiſch ſich
jagenden Untaten und Kataſtrophen, die von keiner beſonderen
Erfindungsgabe zeugen, entſteht ein eintöniger Eindruck, da die
Sprache, dieſes Urelement des Dichteriſchen, unlebendig,
papie=
ren, gleichförmig iſt. Während in der Proſa die glücklichen
Poin=
ten und paradoxen Formeln manchmal eine unruhige Leuchtkraft
bringen, werden in den mythiſchen letzten Dramen, wie „
Sim=
ſon” oder „Herakles”, die Verſe zu barer Proſa, die Geſtalten
zu akademiſchen Schemen.
So dürfte Wedekind das Zeug zu einem „Klaſſiker”, der
dau=
ernde künſtleriſche Werte geſchaffen, wohl nicht haben, und er
wird an ſeinem 100. Geburtstag wohl nicht in der Schule
ge=
leſen werden oder im Familien=Bücherſchranke ſtehen. Aber er
war „ein Menſch mit ſeinem Widerſpruch”, eine originelle,
be=
deutende Perſönlichkeit, deren Suchen nach Ausdruck, deren enge
Verflechtung mit der Struktur unſerer Zeit dem Pſychologen,
dem Aeſthetiker und Kulturhiſtoriker ſtets die ernſteſte Teilnahme
abnötigen wird.
2.
5
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Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 24. Inli 1924.
Rummer 204
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 24. Juli.
* Schützt die ſtädtiſchen Gartenanlagen!
In der letzten Stadtverordneten=Verſammlung wurde
dar=
über Klage geführt, daß die ſtädtiſchen Gartenanlagen ſich
keines=
wegs in einwandfreiem Zuſtande befinden. Die Klage darüber
iſt berechtigt, jedoch wäre es ungerecht, der Stadtgärtnerei
einen Vorwurf daraus zu machen. Wir haben uns vielfach
über=
zeugen können, daß die gärtneriſchen Anlagen in verſchiedenen
Stadtteilen durchaus ſorgfältig und durchweg nach
gartenkünſt=
leriſchen Geſichtspunkten angelegt und auch gepflegt wurden, ſo
daß jeder, der dieſe Anlagen ſah, helle Freude darüber
empfin=
den konnte.
Es muß alſo zugegeben werden, daß den Schöpfern und
Pflegern der ſtädtiſchen Anlagen kein Vorwurf zu machen iſt,
der Vorwurf trifft vielmehr, und das iſt ein höchſt
beklagens=
wertes Zeichen der Zeit, in erſter Linie und ausſchließlich
die=
jenigen, zu deren Erbauung die Anlagen geſchaffen wurden,
nämlich die Einwohnerſchaft ſelbſt. Selbſtverſtändlich gehen wir
nicht ſoweit, verallgemeinernd den Bewohnern Darmſtadts einen
Vorwurf zu machen, aber es hat, wie wir bereits in einem
früheren Aufſatz ausführten, jeder Darmſtädter die moraliſche
Pflicht, den zur Ueberwachung der öffentlichen Anlagen beſtellten
Organen dieſen Dienſt zu erleichtern und ſie zu unterſtützen,
ſo=
weit es den Einzelnen möglich iſt. Vielfach mag es
Unbedacht=
ſamkeit ſein, wenn die gärtneriſchen Anlagen, ihres
Blumen=
ſchmuckes durch Pflücken oder Schneiden beraubt werden, in
vielen Fällen aber handelt es ſich auch um Roheit, ſinnloſe
Zer=
ſtörungsluſt und, was das Schlimmſte, um planmäßigen
Dieb=
ſtahl.
Es ſind uns Fälle bekannt geworden, in denen von
der=
artigen Zerſtörungen die Anlagen am alten und neuen Bahnhof,
am Paulusplatz, die Blumen am Bismarckdenkmal, auf der
Künſtlerkolonie und wo überall ſich derartige Anlagen mit
leben=
denden Blumen befinden, betroffen wurden. Ruhebänke
wur=
den abgebrochen und in Waſſerbaſſins geworfen, die
Blumen=
kübel am Bismarckdenkmal heruntergeriſſen und in das Baſſin
geworfen. Daß es ſich vielfach um Zerſtörungswut und um
un=
verzeihliche Roheiten handelt, beweiſen die Fälle, in denen die
ausgeriſſenen Blumen achtlos in der Nähe weggeworfen waren,
daß aber auch planmäßiger Diebſtahl in Frage kommt, beweiſt
ein ſchier unglaublich klingender Fall: Auf der Künſtlerkolonie
wurde kürzlich ein Dienſtmädchen, dabei ertappt, als ſie die
Roſenbogen mit der Schere plünderte. Bei der
Feſtnahme gab das Mädchen an, im Auftrage ſeiner
Herrſchaft zu handeln und dasſelbe vier= bis fünfmal
getan zu haben. Wenn ſich derartige Dinge in gebildeten Kreiſen
ereignen, dann darf man ſich allerdings nicht wundern, wenn
unmündige oder verwahrloſte Jugend ihre Zerſtörungswut am
Blumenſchmuck ausläßt. Die in den meiſten Fällen verfügte
geringfügige Geldſtrafe wirkt natürlich in keiner Weiſe
ab=
ſchreckend, und wenn unſer Strafgeſetz empfindlichere Strafen
ſichtsloſe Veröffentlichung der Namen die Strafe empfindlicher
Weiſe erreicht werden, daß dem Blumenſchmuck in Straßen und
Anlagen der Schutz zuteil wird, der ihm gebührt. Anweiſung
zur verſchärften Aufmerkſamkeit der Sicherheitsorgane dürfte ſich
ebenfalls dringend empfehlen.
St.
Rektor nud Senat der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
haben auf einſtimmigen Antrag der Abteilung für Architektur
Sr. Exzellenz Herrn Generalleutnant a. D. Maximilian
Frei=
herrn von Heyl in Darmſtadt in Anerkennung ſeiner
hervor=
ragenden Verdienſte um die Denkmalpflege in Heſſen und um
die Förderung aller künſtleriſchen Beſtrebungen die Würde eines
Doktor=Ingenieurs ehrenhalber verliehen.
— Volkshochſchule. Der Lichtbildervortrag des Herrn K.
H. Ruppgl über „Deutſche und italieniſche Baukunſt” wird heute
Donnerstag fortgeſetzt. Es handelt ſich bei dieſen Vorträgen nicht um
kunſtgeſchichtliche Betrachtungen, ſondern um den Verſuch, durch
ver=
ſchiedene Jahrhunderte hindurch eine beſtimmte Architekturgeſinnung
feſtzuſtellen, die bei den beiden Völkern durchaus verſchieden iſt. Der
Vortrag beginnt um 8 Uhr im Saal 326 der Techniſchen Hochſchule. —
Karten ſind in der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 3, zu haben.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht: „Agnes Jordan‟. Die
letzte Aufführung dieſes erfolgreichen Werkes findet heute Donnerstag
als Mietvorſtellung ſtatt. Es ſind an dieſem Tage nur noch eine ganz
beſchränkte Anzahl guter Plätze vorhanden, ſo daß ſich von ſelbſt eine
ſchleunigſte Beſchaffung der Karten empfiehlt. Wer ſich wieder einmal
an einem guten älteren Werk erfreuen will, veſäume nicht die heutige
Vorſtellung. — „Alt=Heidelberg”, die Aufführung am Freitag,
findet, um allen Bevölkerungskreiſen den Beſuch zu ermöglichen, als
Volksvorſtellung zu ermäßigten Preiſen ſtatt — „Die
ver=
tagte Nacht”, die kommende Schwank=Novität von Arnold und Bach,
iſt der ſtärkſte Schwank, der in dieſer Spielzeit geboten wird. Was in
den letzten Jahren „Meiſterboxer” und „Keuſche Lebemann” waren, iſt
Sommerſpielzeit. Premiere am Samstag abend. — „Die
Henkers=
abend begann geſtern Mittwoch.
poeſiereiche Meiſterſinger Alt=Nürnbergs, iſt nach 400jähriger Ruhe
wie=
der erſtanden, und ſeine Schwänke und Poſſen ergötzen ſeit einiger Zeit turnens und ihr Führer, Turndirektor Groh, mit dem Erfolg ihres
wieder ein kunſtliebendes Publikum vieler Bühnen. Seine Dichtungen hieſigen Auftretens zufrieden ſein. Das Landesamt für das
Bildungs=
deren Zahl man über 6000 nennt, ſind von urwüchſiger Kraft, voll
Humor und Schalkheit, manchmal voll biederer Derbheit, aber immer drei Stunden ununterbrochen ſich abwickelnden turneriſchen
Vorführun=
für ein verſtändiges Publikum dezent. Sie haben vor 400 Jahren die
Bürger Nürnbergs, die ſich auch unter freiem Himmel auf dem
altehr=
würdigen Rathausplatz zuſammenfanden, ergötzt, und verfehlen auch
heute ihre Wirkung nicht, das bezeugen die großen Erfolge an vielen
Kunſtſtätten Deutſchlands. Wie der Schöpfer Hans Sachs ein echtes eingehend zurückzukommen haben.
Kind des Volkes war, ſo ſind ſeine Werke echt volkstümlich, einfach,
bie=
der, ſchlicht, wie der geniale Schuhmacher und Poet ſelber. Beim
Zu=
ſchauen iſt einem zu Mute, als umwehe einem eine kerngeſunde deutſche halle iſt geöffnet an allen Wochentagen von vormittags 10 Uhr bis 9 Uhr
Luft. Jeder, der ſich dieſe Darbietungen vergangener Zeiten entgehen abends. Die Bücherhalle hat ihre Ausleiheſtunden von Montags bis
läßt, verſäumt etwas. — Das Volkstheater hat es nun
unter=
nommen, im Orangeriegarten die beſten und bekannteſten Spiele Hans
Sachſens im Stile der damaligen Zeit aufzuführen und hat bis jetzt
und folgende Tage Wiederholungen ſtattfinden. (S. Anzeige.)
— Die Singmannſchaft der Turngemeinde 1846 veranſtaltete eine
Waldpartie am Woogsberg, diesmal vom herrlichſten Wetter begünſtigt.
Die Muſit voran, marſchierten die Mitglieder mit Familie um 2 Uhr
vom Turnhauſe ab, und beim Eintreffen am Woogsberg war bereits der
Tiſch gedeckt, und der Zuſpruch war ſehr gut. Der Betrieb war dem
Turnhallenwirt Herrn Ehrhardt übertragen, und es ging alles flott
von ſtatten. Es folgten nun Spiele uſw., an dem ſich alles, vom
Zög=
ling bis zum alten Turner und Sänger, beteiligen konnte. Auch für
die Damen hatte man Spiele, und es war Gelegenheit für jeden
Teil=
nehmenden, ſich einen Preis” zu holen. Die Muſik ſpielte abwechſelnd
ihre Weiſen und die Singmannſchaft brachte einige ſehr gut gelungene
Vortrag, die in dem kühlen Walde lieblich ausklangen. Mit
Sonnen=
untergang wurde der Heimweg angetreten.
— Verein für Geflügel= und Vogelzucht „Ornis”. In der letzten
Monatsverſammlung wurde eine ſchöne Kollektion weißer vommerſcher
Kröpfer zur Ausſtellung gebracht. Die Vorzüge und die Schönheit die= Nr. 14 (beide Colmar i. Elſ.) zu einer wichtigen Verſammlung in der
ſer alten Taubenraſſe wurden im einem längeren Vortrag den
An=
weſenden zu Gehör gebracht. Neue Erfahrungen in der Taubenzucht
führten bei dem Punkte „Aus der Praxis für die Praxis” zur lebhaften
Ausſprache. Den Schluß bildete eine überaus reichhaltige Verloſung findet eine Sonntagsfeier im Saale der Loge (Sandſtraße 10) ſtatt.
eines Zuchtſtammes Raſſehühner und die Verſteigerung eines feinen
Zuchthahns.
* Poſtanweiſungen und Zahlkarten. Wie wir erfahren, wird gemäß
eines Beſchluſſes der leitenden Stellen mit Ende der Woche die
Vor=
ſchrift aufgehoben, daß auf Zahlkarten und Reichsmarkpoſtanweiſungen
nur mit Rentenmark gezahlt werden kann. Es werden fortab bis zum
Betrage von 50 Mark alle zugelaſſenen Zahlungsmittel angenommen
werden.
— Die Beratungsſtunde der Zentrale für Mutter= und
Säuglings=
fürſorge in Beſſungen, findet nunmehr wieder bis auf weiteres
Freitags vormittags von 9—11 Uhr in der Kleinkinderſchule (
Beſ=
unger Straße) ſtatt:
Heidelbeeren.
Plauderei aus dem Odenwald.
Der Klang dieſes Wortes, löſt je nach Wohnort und Beſchäftigung
der betreffenden Perſon gar verſchiedene Gefühle aus. Der Bewohner
des Odenwaldes ſieht gefüllte Töpfe und Körbe — die Händlerwage
ſpielt — als Lohn kniſtern in ſeiner Hand Scheine, die der Familie als
außergewöhnlicher Zuſchuß nützliche Gegenſtände bringen, auf die man
ſchon lange hoffte, die aber der laufende Tagesverdienſt nicht erſchwingen
kann. — Wo die Beeren gekauft werden, da labt man ſich in Gedanken
ſchon an dem kühlenden und wohlſchmeckenden Mus, man fühlt bei
Magenverſtimmung den wohltuenden Einfluß der getrockneten Früchte
und ſchlürft im Geiſt ein Gläschen des geſundheitlich ſo zuträglichen und
auch ſüffigen Heidelbeerweins.
Von der Arbeit des Beerenpflückens hat der Unkundige gar
ſonder=
bare Begriffe. Beweis: Vor einigen Tagen fragte ein auswärtiger
Jemand, wie weit es nach dem und dem Berg ſei. — Etwa eine Stunde.
— „Da kann’s noch reichen,” meinte der Mann; denn es war
Mittags=
zeit. Befragt, was er denn noch auszuführen gedenke, antwortete er,
er hätte jemand 30 Pfund Heidelbeeren verſprochen, er wolle gegen
abend mit dem Zug wegfahren, da könne er ſein Vorhaben noch
aus=
führen und die Beeren pflücken. Gar verdutzt blickte er drein, als ihm
auf dieſe Auskunft aus vier Kehlen ein donnerndes Gelächter
entgegen=
ſcholl, und als er über das Heidelbeerpflücken Näheres erfahren hatte,
meinte er kleinmütig, da wolle er die Sache doch lieber auf ſich beruhen
laſſen.
Begleiten wir einmal „berufsmäßige” Heidelbeerpflücker auf einer
Tagestour, vielleicht dämmerts uns dann und wir bekommen eine
Ahnung, wie ſauer die ſüße Frucht dem ſchmeckt, der ſie pflückt und
nicht ißt.
Morgens früh ſteckt man ſich in den älteſten Anzug, der zur
Ver=
fügung ſteht, ins Körbchen kommt eine Flaſche Kaffee oder Milch und
Brot, denn heute ſucht man entfernte Plätze auf, zum Mittageſſen kommt
man nicht nach Hauſe. Im Wald entledigi man ſich aller hemmenden
Kleidungsſtücke, falls ſolche überhaupt noch da ſind, der Korb wird im
Gebüſch verſteckt, das „Ropphäfel” wird umgebunden, jetzt geht’s los!
Zunächſt wird gebückt, doch bald ſchmerzt der Rücken, darum geht’s nun
auf den Knien vorwärts. Obgleich beide Hände eifrig pflücken, füllt ſich
der Becher nur ganz allmählich, denn die Beeren ſind klein. Endlich hat
man voll, eilt zum großen Gefäß, Topf oder Korb, leert aus und pflückt
weiter. So gehend, rutſchend kriechend — immer weiter, die
Schweiß=
tröpflein rieſeln nieder die Zunge klebt am Gaumen, der Atem geht
raſcher. Aber weiter, immer weiter! — Nun ſtellt ſich auch noch
uner=
wünſchte „Geſellſchaft” ein. Mit ſcheelem Blick mißt man die Fläche und
ſieht ſein eigen Teil zuſammenſchrumpfen zu einer Größe, daß man bald
nach anderen Plätzen ſuchen muß. Das bringt Zeitverluſt und Aerger
und mindert das Tagesergebnis.
Vom nächſten Kirchturm ſchallt die Mittagsglocke. Alles läßt ſich
nieder, man holt Flaſche und Brot, das Mittagsmahl beginnt. Bei der
Jugend keine Spur von Erſchlaffung und verdroſſener Stimmung, nur
luſtiges Geſchnatter und Lachen zuweilen ſogar ein Aufſpringen und
Verfolgen. Neu geſtärkt wird die Arbeit fortgeſetzt. Die
Mittagsſtun=
den dehnen ſich, oft ein bedenklicher Blick in den Korb: wird er voll
werden? Doch viele wenige geben ein Viel, der Inhalt wächſt, und gegen
abend nähert er ſich dem oberen Rande. Jetzt noch einmal ein
Anſpan=
nen aller Kräfte — er muß voll werden. Und als die Sonne tiefer und
tiefer ſinkt, iſt das Ziel erreicht; der Heimweg wird angetreten.
So die „Berufspflücker”, die es nötig haben, die verdienen müſſen.
Begleiten wir nun auch,Liebhaberpflücker” auf ihrem Gang. — „Das
für derartige Roheitsvergehen nicht zuläßt, ſo ſollte durch rück= Geld können wir ſelber verdienen,” ſagt der behäbige Papa zu der nicht
minder rundlichen Mama, und nach dem Mittagsmahl machen ſie ſich auf
den Weg. Bis der Wald erreicht iſt, tropfte manche Schweißperle nieder.
geſtaltet werden. Auf jeden Fall aber muß in irgend einer Ha, da gucken ſie nun aus dem grünen Teppich, die ſchwarzen Beeren;
man läßt ſich nieder und ſchnauft mal erſt aus. Dann gehts an die
Ar=
beit. Und wirklich, 2 iſt eine Arbeit, denn der Rücken ſchmerzt, ehe der
erſte Becher gefüllt iſt. Alſo mal niedergekauert, mal erſt auf die Knie
dann der Papa auf eine Breitſeite. „Aber Mann, dein linker Aermel
zeigt drei ſchwarze Kleckſe!” zetert die Frau. Alſo wälzt ſich der
Ge=
ſcholtene auf die andere Seite. So vergehen einige Stunden. Der Topf
will ſich nicht füllen. Die Laune wird ſchlechter und ſchlechter, und als
man abends die Wage nach dem Ergebnis des Nachmittags fragt, da
lautet die Antwort: zweiundeinviertel Pfund! — Und als morgens die
Gattin ächzend ſich vom Lager erhebt und Papas Unter=Unausſprechliche
ſieht, da ſinkt ſie vor Schreck bald wieder auf ihre Unterlage zurück: auch
dieſes weiße Kleidungsſtück iſt, gerade wie der blaue Sommerkittel:
ſchwarz geſprenkelt. Die Oberhoſen ſind von Natur aus ſchwarz, darum
erſt die Entdeckung am Morgen. Der heutige Tag iſt nun Ruhetag.
Gegen abend, als die „Kollegen von geſtern” am Haus vorbeizogen, da
ſagte der Mann: „Frau, ruf mal jenes Mädchen mit ſeinem Korb herauf,
es iſt wohl beſſer, wir kaufen unſeren Bedarf, dieſe Pflückerei iſt eine
Plagerei, ich geh’ nicht mehr mit. —
Wenn die Heidelbeerernte guten Ertrag liefert, ſo iſt dies ein wahrer
Segen für viele Familien. Die Kinder können mit Schuhen und
Klei=
dungsſtücken ausgerüſtet werden, und der Erwerb dieſer Sachen entlaſtet
die Kaſſe des Hausvaters für Monate. Gerade die Gedanken daran
geben der pflückenden Kinderſchar ſtets frohen Sinn und unverwüſtliche
Laune. Abends bei der Heimkehr ſind alle Mühen vergeſſen, luſtiges
Schwatzen, übermütiges Lachen ſchallt von allen Waldungen, und nicht
ſelten hört man auch heute noch das alte Heidelbeerlied:
Heidelbeermann, du dicker Knopp,
Hoſcht dei Häfele vollgeroppt —
Juchhehh — Jüchhehhh!
* Die Leipziger Muſterſchule für Turnen und Sport, das bedeutendſte
Inſtitut auf dem Gebiet des neuzeitlichen Frauenturnens, im In= und
dieſes Jahr. Die vertagte Nacht”, der größte Lacherfolg der diesjährigen Auslande, welche ſich zur Zeit mit 12 Schülerinnen auf einer Rundreiſe
durch die Schweiz und Süddeutſchland befindet, gab geſtern abend in
mahlzeit‟. Der Vorverkauf für die Nachtvorſtellung am Samstag der Turnhalle am Woogsplatz ein Bild der Tätigkeit dieſer
Verſuchs=
ſchule auf dem problematiſchen Gebiete weiblicher Körperkultur. Leider
— Hans Sachs=Spiele (im Orangeriegarten). Hans Sachs, der hatten die Vorführungen nicht die Zuſchauermaſſen angelockt, die ſie
ver=
dienten. Immerhin können dieſe Pioniere auf dem Gebiete des
Frauen=
weſen war durch Herrn Miniſterialdirektor Urſtadt vertreten. Die über
gen feſſelten die Aufmerkſamkeit der Zuſchauer vom erſten bis zum
letzten Augenblick und ernteten den verdienten, aus Ueberzeugung
ge=
ſpendeten Beifall. Auf den Wert der gezeigten Methoden und ihre
An=
wendungsmöglichkeiten auf das Frauenturnen überhaupt werden wir
— Städtiſche Leſe= und Bücherhalle. Die Leſehalle und Bibliothek
befinden ſich nunmehr im Hauſe Pädagogſtraße Nr. 1. Die Leſe=
Freitags von vorm. 10 Uhr bis nachmittags 5 Uhr, durchgehend.
Sams=
tags von 9—12 Uhr vormittags.
gs. Unfälle. Geſtern vormittag gegen 10 Uhr ereigneten ſich zwei
künſtleriſch gute Erfolge erzielt. Wir wollen den Beſuch dieſer humor= unfälle. An der Kreuzung der Rhein= und Luiſenſtraße wurde ein
vollen Darbietungen nur empfehlen und weiſen darauf hin, daß heute Motorradfahrer von einem Auto angefahren und zur Seite geſchleudert.
Er erlitt einen Unterſchenkel= und Knieſcheibenbruch. — Ein
Elektromon=
teur bei der Regie wurde von einem Kranen erfaßt und erlitt
Verletzun=
gen am Kopfe. Beide Verunglückte wurden durch die Rettungswache
nach dem Städtiſchen Krankenhaus gebracht.
Lokale Veranſtaftungen.
Die Hierunter erſchelnenden Notinen Aind ausfchlileßtich als Sinweiſe auf Anzelgen m lchchten,
i lrinem Taſls iraendwie al Beſprechung oder Krik.
— Der Verein ehem. Heſſiſcher Leib=Dragoner
Nr. 2 4 beranſtaltet am kommenden Sonntag im Fürſtenſaal und Garten
ein Gartenkonzert, und ſind dazu die Mitglieder des Vereins, deren An=
Chöre unter Leitung ihres bewährten Chormeiſters Herrn Kehr zum gehörige und die Mitglieder der übrigen Regimentsvereine am Platze
herzlichſt eingeladen.
— Verein ehem. Jäger zu Pferde Nr. 3. Bezirk
Darm=
ſtadt. Für Sonntag, den 27. Juli, vormittags halb 10 Uhr, werden alle
Jäger zu Pferde Nr. 3, ſowie auch die ehem. Kurmärkiſchen Dragoner
Wirtſchaft Waldſtraße 23 recht herzlich eingeladen.
— Freireligiöſe Gemeinde Darmſtadt. Am 27. Juli,
Anſchließend werden Lebensweihen abgehalten.
Aus den Parteien.
— Der Bezirksverein Nord der Deutſchen
Volks=
partei hat ſeine Mitglieder und Vertrauensleute für Freitag, den
5. Juli, abeds 8 Uhr, in das Gaſthaus Schnellbächer (Ecke Frankfurter
und Pallaswieſenſtraße) zu folgender Tagesordnung eingeladen: 1.
Ein=
kaſſieren der Beiträge für das dritte Quartal. 2. Die neue
Straßen=
bahnlinie durch die Frankfurter Straße bis zur Gemarkungsgrenze. 3.
Verſchiedenes. Parteifreunde und alle ſonſt intereſſierten Perſonen ſind.
herzlich eingeladen.
Aus Heſſen.
* Griesheim, 23. Juli. Scharfſchießen. Auf dem Trut
Uebungsplatz findet dieſe Woche morgens und nachmittags zu beſtim=
Stunden Infanterie=Schießübungen ſtatt. An einzelnen Tagen we
auch Nachtſchießen abgehalten. Während des Schießens iſt das Bet,
des Geländes, das von den Straßen Darmſtadt—Griesheim—W,
kehlen—Goddelau-Philippshoſpital, Crumſtadt—Eſchollbrücken—D
ſtadt begrenzt wird, verboten. Dabei iſt zu beeachten, daß die St
Griesheim—Eſchollbrücken geſperrt iſt. Die Schießübungen fallen
wöhnlich in die Zeit von 5—11 Uhr vormittags und 3—6 Uhr
mittags.
* Eberſtadt, 23. Juli. Sportkämpfe in der Schule,
Reichsjugendwettkämpfe ſollen auch in den Oberklaſſen der hie
Volksſchule abgehalten werden, und zwar ſowohl für die Knaben,
auch für die Mädchen. Die Wettkämpfe für die Knaben ſehen in
Gruppe 1 einen Fünfkampf vor, der aus einer Pflichtübung am Reck
am Barren, aus einem Hundert=Meterlauf, Weitſprung und Sc
ballweitwurf beſteht. Die Wettkämpfe der Mädchen beſtehen aus ei
Dreikampf (75=Meterlauf, Weitſprung und Schlagballweitwurf.
Wettkämpfe ſollen nach den Sommerferien, Anfang Auguſt, dur
führt werden.
Eberſtadt, 21. Juli. Unliebſame Vorkommniſſe
Beerdigungen haben ſich in der letzten Zeit hier ereignet.
Pferde des Leichenwagens ſcheuten, ſtiegen mit den Vorderbeinen
die Höhe und verſetzten hierdurch ſowohl den Pfarrer als auch
Leidtragenden in nicht geringe Aufregung. Es fehlte oft nicht viel
der Leichenwagen wäre umgeworfen worden.
A Pfungſtadt, 23. Juli. Vonder Ernte. Die Ernte iſt in vol
Gange. Zwei Dreſchmaſchinen ſind vollauf beſchäftigt. Die Qual
des Sandkorns und der Wicken, was beides jetzt zum Druſch gebr
wird, iſt im Durchſchnitt als ſehr gut zu bezeichnen. — Das Ergel
der Heugras=Verſteigerungen. Die Geſamt=Einnahmen
Heugrasverſteigerungen ergaben für dieſe Ernteperiode 8626 Mark.
Torfverſteigerung. Bei der letzten Torfverſteigerung wur
für 1000 Stück Torf 5.— Mark bezahlt. — In der Mordſa
Olpen-Wacker haben im Laufe der letzten Tage hier mehrere Un
ſuchungen und Vernehmungen von Seiten eines Darmſtädter Richt
ſtattgefunden.
A Pfungſtadt, 23. Juli. An Blutvergiftung geſtorb
iſt die 61 Jahre alte Ehefrau Rügner. Die Frau war vor zirka 14 Ta
von einem Inſekt am Kopfe geſtochen worden. Trotz ärztlichen
operativen Eingriffs verſchlechterte ſich ihr Zuſtand ſo, daß ſie im Da
ſtädter Krankenhaus ſtarb.
A Pfungſtadt, 23. Juli. Gründung eines neuen
Spo=
vereins. Dieſer Tage iſt im „Frankenſteiner Hof” unter dem Nau
Sportverein Siegfried” ein Athletenverein ins Leben gerufen wor!
Der Verein will unter Ausſchluß jeder politiſchen Beſtrebung Lei
und Schwerathletik betreiben.
* Nieder=Modau, 23. Juli. Göbelausſtellung). Die
weiten Kreiſen allgemeinen Anklang und lebhaftes Intereſſe hert
gerufene Möbel=Ausſtellung hier, veranſtaltet vom Landesverband he
ſcher Schreinermeiſter, Bezirk Modautal, ſollte am 20. Juli geſchlo
werden. Auf vielſeitigen Wunſch, insbeſondere auswärtiger Kor
rationen, denen es bisher nicht, möglich war, die Ausſtellung zu beſuch
muß eine Verlängerung bis zum 27. Juli eintreten. Es iſt daher
legenheit gegeben, dieſelbe noch bis nächſten Montag zu beſuchen.
* Heppenheim, a. d. B., 21. Juli. Das Geſamtminiſterium hat
ſeiner Sitzung am 15. Juli die Einführung der Städteordnu
für die Kreisſtadt Heppenheim genehmigt. Herr Bürgermeiſter R
nungsrat Wiegand, der wegen ſeines hohen Alters ſchon vor Mona
bekundete, zum 1. Auguſt ſein Amt niederzulegen, wird die Geſchäfte
zum Dienſtantritt des neuen Stadt=Bürgermeiſters weiterführen.
Stelle wird ausgeſchrieben und je nach Uebereinkunft nach den Geha.
gruppen XI—XIII beſoldet. Vorher müſſen die neuen Stadtverordnet
21 an der Zahl, gewählt werden. Die Wählerliſten ſind bereits a
geſtellt und zur Einſichtnahme offen gelegt. Mögen ſich alle die Erw
tungen erfüllen, die man hier an der Einführung der Städteordnu
knüpft. Möge es vor alledm gelingen, an die Spitze der Stadtverwaltu
den tüchtigſten Mann zu ſtellen, der zu haben iſt! Der Aufgaben
ſeiner harren, ſind viele und große; es öffnet ſich ihm unter günſtie
Vorbedingungen ein weites Arbeitsfeld erſprießlicher Tätigkeit.
— Egelsbach, 22. Juli. Wegen der Kriegswirren hatte die hief
„Freiwillige Feuerwehr” ſeinerzeit von einer Feier ihres 25jährie
Beſtehens abgeſehen. Am nächſten Sonntag, N. Juli, begeht ſie n
ihr 30jähriges Stiftungsfeſt. Getreu ihrem Wahlſpruch „Gott zur E.
dem Nächſten zur Wehr” hat ſie ſeit Beſtehen hier und in den Nachbarort
manch lobenswerte Tat vollbracht, ſo daß die Beteiligung an dem Jul
läumsfeſte wohl eine allgemeine ſein wird.
* Groß=Gerau, 23. Juli. Kreistags=Sitzung. In einer die
Tage ſtattgefundenen Verſammlung des Kreistages des Kreiſes Gr=
Gerau ſtellte ſich der neu ernannte Kreisdirektor Werner dem Kre
tage vor und gab der Hoffnung auf ein gedeihliches Zuſammenarbeit
beredten Ausdruck. Beſonders eingehend wurde der Voranſchlag f
das Rechnungsjahr 1924 behandelt. An Einnahmen für Kreisſteue
ſind 400 000 Mark vorgeſehen, für Zuweiſung aus den Reichsſteue
ſind 67 000 Mark eingeſetzt. Die Summe der Einnahmen und Au
gaben ſchließt mit 813 929 Mark ab. Von der Beſteuerung des Gemeint
eigentums wird Abſtand genommen. Nach eingehender Diskuſſion,
der man auch auf die Entwäſſerung des Riedes und die Errichtung ein
Kreis=Wohlfahrtsamtes zu ſprechen kam, wurde der Voranſchlag mit all.
gegen die kommuniſtiſchen Stimmen angenommen.
X Erzhauſen, 23. Juli. Der hieſige Männergeſangverein „
Ge=
mania” beabſichtigt, auf Pfingſten 1925 das Stiftungsfeſt ſeines 5
jahrigen Beſtehens zu feiern. Mit dieſem Feſt wird die Weihe ein
neuen Fahne und ein gut ausgeſtattetes Wettſingen verbunden werde
X Haßloch, (Kr. Groß=Gerau), 23. Juli. Blitzſchlag. Bei eine
Gewitter ſchlug der Blitz in die am Ortseingang ſtehende mächtige, z1
Erinnerung an den Krieg 1870/1 gepflanzte Eiche und zerſplitterte de
kräftigen Stamm bis ins Mark. Es iſt kaum anzunehmen, daß d
Baum, der eine Zierde des Ortes war, erhalten werden kann.
— Nauheim bei Groß=Gerau, 21. Juli. Wie bereits vor kurze:
durch eine kleine Notiz an dieſer Stelle mitgeteilt wurde, feiert a.
30. und 31. Auguſt d. J. der Geſangverein, Germania” ſein 40jährige
Beſtehen. Der Feſtausſchuß war eifrigſt darum bemüht, daß dieſe Tag
in würdiger Weiſe begangen werden können. Schon ſeit langem wo
er tätig, um all die gewiß nicht geringen Vorarbeiten zu erledigen, un
ſie werden, nachdem ſie jetzt zum Abſchluß gelangt ſind, der
Generalve=
ſammlung zur Billigung vorgelegt. Daß an den Feſttagen nur Gute
geboten wird, dafür bürgt der Verein und ſein allſeits bekannter un
beliebter Dirigent, Herr Lehrer Schilp aus Mainz. Aus dem Fe
programm ſei hier noch einiges geſagt: Samstag abend findet ein Feſ
kommers ſtatt. Hierbei werden die Mitglieder des Vereins, die meh
als 25 Jahre im Vereine ſingen, eine beſondere Ehrung erfahren. De
Ehrendirigent, Herr Lehrer Keitzer, wird dazu die Feſtanſprache halter
Dann erfolgt nach einigen Liedervorträgen die Aufführung des Feſ.
ſpiel, eines allerliebſten Theaterſtückchens, dem durch gute Einſtudie
rung und die Mitwirkung bewährter Kräfte ſicherlich ein ſchöner Erfol
beſchieden ſein wird. Gute Muſikſtücke, vom Orcheſter des Vereins un
auswärtigen Herren aufgeführt, rahmen das Programm ein. Sonnta
morgens iſt in der Kirche Dankgottesdienſt, bei dem vor allem der Tote
des Vereins und der Gefallenen der Gemeinde gedacht werden ſoll. Mit
tags findet ſich dann alles zum Liedertag zuſammen. 12 Vereine au
der Main=Rheingegend, darunter die meiſten preisgekrönt, haben ihr
freundliche Mitwirkung zugeſagt. Eine beſondere Zugkraft dürſte de=
Sängertag noch dadurch haben, daß ein ganz hervorragender Muſikſach
verſtändiger aus der Reſidenz gewonnen iſt, der die Kritik der zum Vor
trag gelangenden Lieder übernehmen wird. Der Abend bringt den
Feſt=
ball, der die Feſtteilnehmer noch für einige frohe Stunden vereint. Die
Feſtlichkeiten werden im Saalbau abgehalten.
N Offenbach, 22. Juli. Die Wohnungsnot treibt ſonderbare
Blüten. In einer Zeitungsanzeige bittet ein Auswanderungsluſtiget
um Finanzierung ſeines Vorhabens. Er ſtellt in Ausſicht, eine 2=
Zimmer=
wohnurig mit Küche und bebautem Gartenland frei zu machen. Wie
man hört, ſind ſeither ſchon Auswanderer an die
Stadtverordnetenver=
ſammlung mit dem gleichen Erſuchen herangetreten. Die Stadtväter
lehnten die Geſuche aber ab, weil es nicht Aufgabe einer
Stadtverwal=
tung ſein kann, deutſche Volkskraft ins Ausland und in eine ungewiſſe
Zukunft zu verſchieben. Die Verſuchung, durch Begünſtigung der
Aus=
wanderung Wohnungen frei zu machen, läge ja nahe, wenn man
be=
denkt, daß man noch im vergangenen Jahrhundert durch das gleiche
Mittel verſuchte, Armenlaſten zu vermindern. — Der Verkehr mit
Voll=
milch, Magermilch und Sahne iſt durch eine Verordnung der
Stadt=
verwaltung neu geregelt worden. Danach iſt für die Ausübung des
Handels mit den genannten Lebensmitteln die Erlaubnis der Stadt
er=
forderlich. Wer Handelserlaubnis haben will, muß täglich mindeſtens
eine Milchmenge von 60 Litern liefern können. Daß dieſe Milchmenge
außerhalb des Verſorgungsgebietes der Stadt Offenbach aufgebracht
werden muß, iſt nicht mehr vorgeſchrieben. Wenn der Händler die für
den Handel mit Milch erforderliche Sachkenntnis oder Zuverläſſigkeit
nicht mehr beſitzt oder die zum Milchhandel beſtimmten Räumlichkeiten
und Einrichtungen polizeilichen Vorſchriften nicht entſprechen, kann die
Handelserlaubnis verſagt werden. So frei, wie der Handel mit Milch
in der Vorkriegszeit war, iſt er nach dieſer Beſtimmung immer noch nicht.
Das Recht der Stadtverwaltung, die Handelserlaubnis zum Handel mit
Milch erteilen zu dürfen, erſcheint höchſt überflüſſig und iſt ein läſtiger
Reſt der Zwangswirtſchaft. Die polizeiliche Ueberwachung müßte ge
wügen,
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 24. Jnli 1924,
Seite 5.
ſelsheim, 21. Juli. Beim Baden iſt hier ein 15jähriges Mäd=
Badhauſe ertrunken. Jedenfalls hat das Mädchen einen Herz=
„itten.
ms, 21. Juli. Die Unwetterſchäden. Die letzten Un=
„ſaben, wie ſich jetzt erſt überſehen läßt, einen größeren Schaden
eet, als man vorher angenommen hatte. Nach vorliegenden
gen aus den Gemarkungen Mettenheim, Alsheim und
Gimbs=
der Schaden, der allein an den großen Obſtanlagen in der
dor=
egend angerichtet wurde, überaus groß. Durch den
Gewitter=
id den in den letzten Tagen herrſchenden Sturm ſind viele
Obſt=
insbeſondere Zwetſchen und Pfirſiche, außerordentlich ſtark
ſt worden, und in großen Mengen liegt das abgeſchlagene und
te Obſt am Erdboden. Man rechnet nur noch mit dem dritten
ih er überaus reichen Ernte.
ems, 2. Juli. Blutiger Zuſammenſtoß.
Meſſer=
n. wie ſie nicht alltäglich hier vorkommen, ereigneten ſich im
Worms=Pfiffligheim. Ein Radfahrer, der ohne Licht fuhr,
won einem Hüter des Geſetzes angehalten und wegen dieſes
Ver=
e zur Rede geſtellt. Die Widerſpenſtigkeit des Radfahrers be=
„wimen Diſput herauf. Leute aus einer nahen Wirtſchaft wurden
„n Lärm angelockt, hielten dem Radfahrer die Stange, ſodaß die
6 immer mehr ins Gedränge kam. Die Polizei zog, als die
tätlich gegen ſie vorging, blank und verſuchte die Angreifer durch
ißebe ſich vom Leibe zu halten. Bei dieſer Straßenſchlacht wurde
chtmeiſter Obſter durch mehrere Stiche in den Leib ſchwer
ver=
d mußte ins Krankenhaus geſchafft werden. Der Täter, ein ge=
5 vermroth, wurde ſofort feſtgenommen. Er trug ebenfalls
Ver=
zun davon, die eine ärztliche Behandlung notwendig machen.
rms, 21. Juli. Die Dummen werden nicht alle. In
igen Woche wurde ein Ort ii der Nachbarſchaft von Hauſierern
z1 ucht. Vier junge Herren, von denen einer die Oberleitung hatte,
Stoffe an. Darüber waren ſie orientiert, daß die
landwirtſchaft=
e Bevölkerung z. Z. wenig oder gar, kein bares Geld zur
Ver=
hat, denn die Hauſierer erkundigten ſich zunächſt beim Eintritt
Dorf nach dem Arbeiterviertel. Sie müſſen denn auch gute Ge=
„3 gemacht haben, denn die vier jugendlichen Herren fuhren im
ſenabteil, ſingend in ihren Standplatz, jedenfalls Mainz oder
zurück. Diefe Hauſierer müſſen alſo ihre Waren zu
Ueberprei=
nn eſetzt haben, die ihnen ein flottes Leben und ein ſolch angenehmes
2. Klaſſe ermöglichten.
ſrms, 21. Juli. Von ſeinem Bruder erſchoſſen. Eine
Tat mit tödlichem Ausgang, ein Brudermord, wird aus dem
Offſtein gemeldet. Der 38 Jahre alte Landwirt Decker kam abends
Muſik nach Hauſe und geriet mit ſeiner Frau in einen heftigen
Sein älterer, 42 Jahre alter Bruder miſchte ſich in den Streit
n ihn zu ſchlichten. Darauf entſtand eine ſcharfe
Auseinander=
zwiſchen den beiden Brüdern, in deren Verlauf der füngere zu
Jagdgewehr griff und ſeinen Bruder erſchoß. Die Aufregung
en Brudermord iſt in Offſtei ſehr groß. Der Täter wurde ver=
Worms, 93. Juli. Wohnungsnok. Die
Stadtverordneten=
mlung hat den Ankauf von vier Wohnbaracken aus Oppan be=
In dieſen Baracken ſollen die Familien untergebracht werden,
Wohnungen in dem Häuſerblock an der Gauſtraße vollkommen
izt ſind. Ferner wurden ausreichende Mittel zur ſofortigen
Er=
g einer Anzahl Flachbauten zur Verfügung geſtellt.
Friebberg, 2. Juli. Der
Vandwirtſchaftskammer=
chuß für die Provinz Oberheſſen wird vom September bis
rhier eine Kreisausſtellung in Erzeugniſſen des Acker= und
Obſt=
r1 veranſtalten. Bei der bevorſtehenden Getreidernte wird darauf
ſieſen, daß von jeder Getreideſorte 4 Kilogramm Körner mit
dazugehörigen Büſchel von 100 Pflanzen, möglichſt mit Wurzeln,
iellt werden müſſen.
Friedberg, 22. Juli. Die erſte landwirtſchaftliche
kellung nach dem „Kriege findet Ende September bis
An=
ktober auf der Seewieſe ſtatt. — Bwei=Billionenſcheine
70 Pfennige boten zwei Radler Handwerksburſchen auf der
raße nach Butzbach an. Die Handwerksburſhen erkannten die
ing und zeigten im nächſten Dorfe die Schwindler an, welche in
chtung nach Gießen davonfuhren.
j. Bad=Nauheim, 20. Juli. Der Fremdenbeſuch hat ſich in dieſem
Jahre ganz bedeutend geſteigert gegen 1923. Bis zum 15. Juli 1923
trafen etwa 10 000 Kurgäſte aus dem Inlande ein, heuer iſt die Zahl
bereits auf über 13 000 geſtiegen. Der Beſuch aus dem Auslande, der
voriges Jahr infolge der Geldentwertung ſehr hoch war, iſt ſehr
zurück=
gegangen. Voriges Jahr betrug er um dieſe Zeit etwa 5000, heute etwa
2000 Gäſte. In den letzten Tagen iſt eine erfreuliche Aufwärtsbewegung
der Beſuchsziffer eingetreten.
* Aus der Wetteran. 20. Juli. Blitzſchlag endzündete in
Mittel=
gründau eine Bauernhofreite und äſcherte ſie ein.
— Gießen, B. Juli. Vom Verband der ehemaligen 116er (J.=R.
116, L.=J.=R. 116, R.=J.=R. 116, R.=J.=R. 222, R.=J.=R. 254, J.=R. 186,
J.=R. 418, und Erſ=Batl.) werden wir darauf aufmerkſam gemacht, daß
der zweite 116er=Tag, wie bereits veröffentlicht beſtimmt am
2. und 3. Auguſt in Gießen ſtattfindet. Nur wegen der Reichsgedenkfeier
mußte inſofern eine Aenderung eintreten, als die
Grundſtein=
legung nunmehr auf Samstag, 2. Auguſt nachmittags
4½ Uhr feſtgeſetzt iſt. Im Anſchluß daran findet im Philoſophenwald ein
feierlicher Feſtkommers mit Damen ſtatt. Sonntag, 3. Auguſt, iſt von
nachmittags 3 Uhr ab ein weiteres kameradſchaftliches Beiſammenſein im
Philoſophenwald mit vielen Unterhaltungen vorgeſehen. Die endgültige
Entſcheidung über das Denkmal ſelbſt hat ſich unerwarteter Weiſe
ver=
zögert, wird aber vor dem Feſt noch rechtzeitig getroffen. Jedenfalls ſind
ſämtliche Modelle während des Feſtes zur Beſichtigung ausgeſtellt.
I. Gießen, 22. Juli. Schwere Gewitter gingen heute früh zwiſchen
5 und 8 Uhr im Lahntal nieder, mehrfach ſchlug der Blitz ein. Im
Berg=
werkswald wurde eine mächtige Eiche zerſchmettert. In dem nahen
Dorfe Launsbach ſchlug der Blitz in eine gefüllte Scheune, welche
voll=
ſtändig niederbrannte, auch ein Wohnhaus wurde getroffen, doch konnte
hier das Feuer ſofort gelöſcht werden.
* Laubach, 22. Juli. Die Wilderer haben ſeit der
Revolutions=
zeit ein reges Treiben in den großen Waldungen der Grafen von
Solms=Laubach begonnen. Im Herbſt wurde ein Wilderer erſchoſſen
und im Winter herrſchte einige Ruhe, Vorigen Samstag erfolgte ein
Zuſammenſtoß zwiſchen Förſtern und Wilderern, wobei ein Wilderer
den ihn anrufenden Förſter beſchoß und deſſen Hund tötete. Die Wilderer
flohen in der Richtung nach Freienſeen. Am Montag wurden
Haus=
ſuchungen daſelbſt vorgenommen.
K. Grünberg, 22. Juli. Schwer verletzt wurde der
Land=
wirt Julius Zimmer von der Burgmühle, der in landwirtſchaftlichen
Kreiſen ſehr bekannt iſt. Ein Vogelsberger Zuchtbulle war los
ge=
kommen, ſtürzte ſich auf Zimmer und ſchleuderte ihn gegen die Wand.
Bewußtlos wurde er aus dem Stall getragen.
— Lauterbach, 21. Juli. Bureaukratismus. Einem
aus=
gewieſenen kriegsbeſchädigten Bahnbeamten in Obermoos wurde, wie
der „Lauterbacher Anzeiger” meldet, vom Finanzamt für Liebesgaben
aus Amerika, beſtehend aus 200 Zigaretten und 12 Zigarren, der kleine
Betrag von 170,80 Mark abverlangt, andernfalls die Verteilung unter
Schwerkriegsbeſchädigte erfolgen ſoll. Dazu iſt jeder Kommentar
über=
flüfſſig.
K.Wieſeck, 20. Juli. Zu einer erregten Ausſprache kam
es im Gemeinderat über die Schulgeldfrage für die die
Fort=
bildungsſchule Gießen beſuchenden Wieſecker Schulpflichtigen. Der
Ge=
meinderat hatte in letzter Sitzung die Koſten abgelehnt, ſie zu zahlen
ſei Sache der Eltern. Nach einem Schreiben des Kreisſchulamts muß
aber die Gemeinde die Kuſten bezahlen. Der Gemeinderat beſchloß, den
Rektor Dr. Rein und 2 Gemeinderatsmitglieder zu beauftragen, eine
Eingabe an das Landesbildungsamt und gleichzeitig einen neuen Plan
zur anderweitigen Regelung des Fortbildungsſchulbeſuches auszuarbeite.
e. Nieder=Befſingen, 20. Juli. Sein 50jähriges Jubiläum
feierte der Kriegerverein. Die beiden noch lebenden Gründer und
Alt=
veterant Forſtwart Blei und Kirchenvorſteher Steuernagel wurden
durch ( entafeln ausgezeichnet. Blei hat den Verein und den
Haſſia=
bezirk Lich lange Jahre als Vorſitzender geleitet.
Aillionen Rentenmark erhalten ulk
dem Volksvermögen durch Dr. Weinreichs Mottenäther. (I.8055
Für Verſorgungsanwärter.
1. Verſorgungsanwärter im Sinne des § 1 der
Anſtellungsgrund=
ſätze — ſoweit ſie nicht nach dem zweiten Teil des Wehrmachts=Verſ.=
Geſ. verſorgt werden —, die auf Grund der Perſonal=Abbau=
Verord=
nung ohne Gewährung von Wartegeld oder Ruhegehalt entlaſſen
wer=
den oder worden ſind, können auf Antrag gegen Rückgabe des
Verſor=
gungsſcheines eine einmalige Entſchädigung von 2000 Mark erhalten.
Die Vorſchrift in Abſatz 1 gilt auch für diejenigen
Verſorgungsan=
wärter im Sinne des 8 1 der Anſtellungsgrundſätze, die beim
Inkraft=
treten der P.A.V. bei Behörden vorgemerkr ſind.
Neben der einmaligen Entſchädigung (Abſ. 1 und 2) wird eine andere
Entſchädigung für den Verſorgungsſchein richt gewährt. Mit der
An=
nahme der Entſchädigung erliſcht die Anwartſchaft auf Anſtellung.
2. Die Entſchädigung kann auch gewährt werden:
a) Verſorgungsanwärtern, die am 31. Oktober 1923 (
Inkraft=
treten der P.A. V.) bei Behörden noch nicht vorgemerkt waren,
die aber den Zivildienſtſchein gemäß § 10 W.V. G. erſt nach dem
31. März 1923 erhalten haben;
b) Soldaten der Wehrmacht, die mit Anſpruch auf den
Zivil=
dienſtſchein gemäß 8 10 W.V.G. bis zum 31. März 1925
ent=
laſſen werden.
Andere Entſchädigungen für den Verſorgungsſchein werden auf die
erhöhte einmalige Abfindung von 2000 Mark angerechnet.
Der Antrag auf Gewährung der erhöhten einmaligen
Entſchädi=
gung iſt ſpäteſtens bis zum 31. Auguſt 1924 oder innerhalb dreier
Mo=
nate nach der auf Grund der P.A.V. erfolgten Entlaſſung aus dem
Dienſte bei dem Verſorgungsamte zu ſtellen, in deſſen Bereich der
An=
wärter wohnt. Dem Antrag ſind der Verſorgungsſchein, die etwaigen
Vormerkungsbenachrichtigungen oder eine Beſcheinigung der Behörde
über die erfolgte Entlaſſung beizufügen.
In den unter 2b erwähnten Fällen iſt der Antrag ſpäteſtens
inner=
halb dreier Mongte nach der Entlaſſung bei den vorbezeichneten
Ver=
ſorgungsämtern zu ſtellen. Wird in den unter 2b erwähnten Fällen
bereits vor der Entlaſſung auf den Zivildienſtſchein verzichtet, ſo iſt der
Antrag beim Truppenteil anzubringen, der ihn unter Angabe des
Ent=
laſſungstages und mit dem Vermerk, daß der Zivildienſtſchein zuſteht,
aber infolge des Antrags nicht erteilt wird, an das örtlich zuſtändige
Verſorgungsamt weiterleitet.
Dieſe Beſtimmung iſt noch dahin erweitert worden, daß
Verſor=
gungsanwärtern, die aus dem Arbeitsverhältnis bei Behörden aufgrund
der P.A.V. entlaſſen worden ſind — ebenſo wie den entlaſſenen
Ver=
tragsangeſtellten —, die einmalige Entſchädigung auf Antrag gegen
Rück=
gabe des Verſorgungsſcheins (Zivilverſorgungsſchein, Beamtenſchein) und
bei Erfüllung der ſonſtigen Vorausſetzungen gezahlt werden. Eine
Vor=
merkung braucht in dieſem Falle nicht vorzuliegen.
Hornhant, Schwielen und Warzen
beſeittgt ſchnell,
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Schwinn, Rheinſtraße; G. Hübner, Karlſtraße 56.
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Gretel Hofferbert
Ludwig Ernſt
Verlobie
Darmſtadt, 24. Juli 1924
ebfrauenſtr. 103 Darmſtr. 8
Af35
Sonntag, den 20. Juli,
ver=
ſchied nach langem ſchweren
Leiden mein lieber Mann, unſer
ieber Vater, Großvater und
Schwiegervater
Apotheker
im Alter von faſt 70 Jahren.
Darmſtadt, den 24. Juli 1924.
Agnes Scheele, geb. Hartmann
Hermine Neuroth, geb. Scheele
Marie Scheele, geb. Spangenberg
Landgerichtsdirektor Ludw. Neur3ki
und 3 Enkel.
Die Beſtattung hat auf Wunſch
des Entſchlafenen in aller Stille
ſtattgefunden. (*21207
Vergangenen Sonntag
ent=
ſchlief fanft nach einem
arbeits=
reichen Leben meine
herzens=
gute Frau, unſere treubeſorgte
Mutter, Großmutter,
Schwieger=
mutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Frau Tina Beck
geb. Schneider.
In tieſer Trauer:
Wilhelm Beck
Gertrud Ellinger, geb. Beck
Benne kenſtein i. Harz
Br. med. Karl Beck
Hofheim i. Ried
Bruno Ellinger
Benneckenſtein i. Harz
Bruno u. Giſela, Enkelkinder
Familie Hieronimus.
Darmſtadt, den 24. Juli 1924.
Saalbauſtr. 29.
Die Beerdigung fand in aller Stille
ſtatt. Allen unſeren herzlichſten
Dank für die Beweiſe aufrichtigſter
Teilnahme.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir
abzuſehen. (*21206
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Mtuu Lind Bohns
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Bwe. des Notars Dr. Frledr. Sonas
im 83. Lebensjahre.
Darmſtadt, Groß=Gerau,
23. Juli 924.
Ole trauernden Hinterbliebenen:
In deren Namen
L. Jonas, Amtsgerichtsdfrektor.
Die Beerdigung findet in der
Stille ſtatt. (*21266
Von Kranzſpenden und
Beileids=
beſuchen bittet man abzuſehen.
Für die vielen Beweiſe
aufrich=
tiger Teilnahme bei dem Heimgang
* meiner unvergeßlichen Frau
innig=
ſten Dank. Insbeſondere danke ich
Herrn Pfarrer Beringer für ſeine
troſtreichen Worte am Grabe.
Darmſtadt, 23. Juli 1924. (*21273
Dieburgerſtr. 116.
In tiefem Schmerz:
Konrad Biedenhopf.
Polſtermöbel
werd, gut u. bill.
auf=
gearb. Ang. u. D 93
an d. Geſchſt. (*21227
Ke
0 ℳ. Gasherd
5 ℳ, z. verk. Anzuſ.
1—4 Uhr nachm.
Eichbergſtr. 26
Ke
und autom. Klavier
zu verkaufen. Ang. u
D 88 a. d. Gſchſt.
Notgeld-
Sammlung
weit üb. 1000 Scheine
b. z. verk. Ang. u.
D 21 Geſchſt. (*2121
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
aufrich=
tiger Teilnahme bei dem Heimgang
unſerer lieben Entſchlafenen ſagen
wir unſeren herzlichen Dank.
Beſonders danken wir Herrn
Pfarraſſiſtenten Müller für die
troſt=
reiche Grabrede und den Schweſtern
der Martinsgemeinde für ihre
liebe=
volle Pflege.
Darmſtadt, den 23. Juli 1924.
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Telephon
zags Bismarckſtr. 44
1228
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 24. Inli 1924.
Rummer 204
*Die Räume des Friedens.
Das Geheimnis des Chineſenviertels von San Franzisko.
Von Clarence A. Locan und Lemmel L. De Bra.
Lee Fong Kwuck, der kleine alte Kellner, räumte die Tiſche
ab und überzählte ſchnell noch einmal ſein Trinkgeld. Da fiel
ihm mit einem Male die geſchloſſene Geſellſchaft im Hinterzimmer
ein, die er vergeſſen hatte. Es waren ein paar alte, ſonderbar
geheimnisvolle Chineſen, die jährlich zu einem großen Feſteſſen
zuſammenkamen und dann in einer Nacht verzehrten, was in vier
Tagen bereitet war.
Mit gewinnendem Lächeln — er fürchtete Vorwürfe über die
nachläſſige Bedienung — eilte Lee Fong Kwuck in das für die
Chineſen reſervierte Zimmer.
Es dauerte nur wenige Sekunden, da ſtand er wieder an
dem fleckigen Büfett, wild vor Schreck, und rief mit
zuſammen=
hangloſen Worten in der Mundart Kantons nach dem Beſitzer
Lim Ben. Den hinderten Alter und Rheumatismus nicht, nach
einigen weiteren Sekunden draußen auf der Straße zu ſtehen
und ſchrill auf ſeiner Polizeipfeife zu gellen.
Darwood von der ſchmuckloſen Polizei im Chineſenviertel
riß ihm die Pfeife weg, und als er ihn gründlich aufgerüttelt und
und ihm drei oder vier halbverſtändliche Worte entlockt hatte, flog
er in das Reſtaurant, ſtürzte in das Hinterzimmer und im Nu
war er wieder draußen.
Lee Fong Kwuck und Lim Ben ſtanden da, atemlos vor
Schreck. Da kam Darwood mit einem anderen Poliziſten wieder:
„Das iſt toll hier im Hang Far Low, fünf Chineſen ſitzen im
Hinterzimmer um einen Tiſch, ſehen aus wie Lebendige und ſind
alle mauſetot.”
Barney Dods, dieſer geſchickte Detektiv, vermochte es nicht,
das Tun der Chineſen aufzuhellen, es blieb dunkel. Soweit ſich
Lee Fong Kwuck und Lim Ben erinnern konnten, waren die
alten Männer jedes Jahr zu ihrem Feſteſſen gekommen. Einige
Tage vorher beſtellten ſie die Gerichte, immer auserleſenes Fleiſch
aus China und immer zehn Gedecke — auch für die toten
Mit=
glieder wurden Speiſen aufgetragen. Das Geld zur Begleichung
der Rechnung legten ſie gleichzeitig bei, und zwar immer in Gold.
An dieſem Abend aber waren nur fünf Chineſen gekommen.
Mehr war nicht herauszubringen.
Juey Loy, der Berichterſtatter des „Chineſe Herold”, ſtand
an der Straßenbiegung und beobachtete mit zuſammengekniffenen
Augen die närriſche Menge, die vor dem Hang Far Low wogte.
Dann plötzlich ging er fort und eilte ſchnell, bis er zum Hauſe
Gar Fengs kam. Gar Feng war ein alter Mann, ein würdiger
Gelehrter des hohen Confuzius. Er kannte jeden und alles im
Chineſenviertel. Jetzt ſaß er an einem Tiſch aus Tekaholz und
las in den gelbgebundenen „Bruchſtücken des Hohen Confuzius”,
als Loy eintrat.
„Hoo la ma,” rief er in der gutturalen Art Kantons. „Wie
geht es dir, Juey Loy?”
Juey Loy hatte die amerikaniſche Sitte angenommen, immer
gleich auf das Geſchäft zu kommen. Als er ſeine Geſchichte
er=
zählte, ſaß Gar Feng mit halbgeſchloſſenen Augen da und hielt
die Hände auf ſeinem Magen gefaltet — der Magen iſt der Sitz
der Weisheit.
„Sagteſt du nicht, es wären fünf dort geweſen?” fragte Gar
Feng, als Juey Loy geendet.
„Ich ſagte es, hoher Gelehrter.”
„Nenn mir ihre erhabenen Namen”
„Sie heißen,” ſagte Juey Loy und ſuchte in ſeinen
Aufzeich=
nungen: „Leong Soo, Jai Man, Lee Woh, Kang Yuen und
Look Ying.”
Gar Feng wiederholte der Namen. „Die Räume des
Frie=
dens” murmelte er, als ob er zu ſich ſelbſt ſpräche. „Bei allen
neun Himmeln, wo bleibt die Gerechtigkeit? Wo, o Auge des
Himmels, wo iſt Gerechtigkeit?”
„Herr, du ſprichſt in Rätſeln,” bemerkte Juey Loy höflich.
„Aber ich ſpreche,” ſagte er, „du ſollteſt für dies Rätſel
dank=
bar ſein.‟ Einen Augenblick lang ſchloß er ſeine Augen, dann
blickte er zu dem jungen Mann auf. „Komm heute in drei Tagen
zu dieſer Stunde wieder zu mir, dann ſollſt du die Löſung des
Rätſels erfahren, Juey Loy.”
„Nach drei Tagen? Warum nicht heute, hoher Weiſer?”
„In drei Tagen,” wiederholte Gar Feng, „möchteſt du Tee?”
Juey Loy wußte genau, daß die angebotene Taſſe Tee eine
höfliche Aufforderung war, ſich zu entfernen. Deshalb erhob er
ſich und verbeugte ſich.
„Ich werde hier ſein, ehrwürdiger Gar Feng — Ho
Hang La.”
Drei Nächte ſpäter ſaß Juey Loy neben Gar Feng in dem
geheimen Sitzungszimmer der „Wohltätigen Vereinigung der
vier Freunde” einer Vereinigung, die für das Wohl der Chineſen
ſorgte. Im Halbkreis ſaßen phantaſtiſch gekleidete Chineſen um
einen erhöhten Altar herum. Auf dem Altar aber mit ſeinen
weißen Linnenſtreifen — weiß iſt ja für die Chineſen die Farbe
der Trauer — lagen die Leichen der fünf alten Chineſen, die im
Hang Far Low auf ſolch geheimnisvolle Weiſe zu Tode
ge=
kommen waren.
Bei dem gedämpften Klange eines Gonges verſtummte
plötz=
lich alles Flüſtern. Ein Prieſter im ſchweren Ornat ſchritt mit
der würdevollen und gelaſſenen Miene eines Buddhadieners zum
Altar. Juey Loy erkannte in ihm Bow Tſu wieder, den
Vor=
ſitzenden der Vereinigung, deſſen Macht im Chineſenviertel
un=
beſtritten galt.
Nun begann Bow Tſue im rezitierenden Sing=Sang einer
auswendig gelernten Rede.
„Weil unſere Vorfahren in China Hunger litten,
überquer=
ten ſie die vier Meere und kamen in dieſes fremde Land. Hier
wurden ſie die Knechte der weißen Teufel. Aber der Lohn war
erbärmlich und die Arbeit ſchwer, und oft nach dem Feſte des
Herbſtes blieb ihnen kaum genug, um während des langen
Win=
ters leben zu können. Heute will ich euch erzählen, wie einige
unſerer alten Landsleute, deren Weisheit im Magen größer war
als der Beſitz in ihrer Börſe, wie ſie den Plan faßten, die Armut
und die Schrecken des Dahinſterbens zu betrügen.
Es waren ihrer zehn. In einer Nacht nach dem Herbſtfeſt
kamen ſie in einem Reſtaurant zuſammen und aßen und tranken
und waren guter Dinge. Als dann die Stunde für den
Morgen=
reis nahe war, kamen ſie bei ihren Taſſen Kui Kwei Lo überein,
datz ſie alles, was ſie beſäßen, mit dem aus ihrem Kreiſe teilen
wollten, der nichts mehr hätte. Wenn einer von ihnen krank
werden ſollte, würden die anderen für Arznei ſorgen. Wenn
einer ſterben wollte, würden die anderen die Koſten einer
ange=
meſſenen Beerdigung tragen, den Sarg kaufen und ihn über das
Meer zur Begräbnisſtätte der abgeſchiedenen Eltern und
Vor=
fahren bringen laſſen.
Um ſtets die erforderlichen Mittel bereit zu haben, mußte
jedes Mitglied für jeden Arbeitsmonat eine beſtimmte Summe
an eine Kaſſe abliefern, deren Verwaltung einem Schatzmeiſter
anvertraut war. Und in jedem Jahr wollten die noch lebenden
Mitglieder in einer Nacht zuſammenkommen und eſſen und
trin=
ken und fröhlich ſein.
Als ſie dieſe Abmachung getroffen hatten, ſtellten ſie einen
Kübel mit Wein in die Mitte des Tiſches und ritzten ihre Hand,
bis Tropfen ihres Blutes ſich mit dem Wein vermiſchten. Dann
goſſen ſich alle von dem Wein ein und führten ihn an ihre Lippen
und ſchworen den Eid des roten Weines, nie die Treue zu den
Blutsbrüdern zu brechen.
Jetzt fürchteten ſie ſich nicht mehr vor dem Alter, ſie wußten,
daß ihre Gebeine im Lande ihrer Väter beſtattet würden, und
nannten ihren Bund deshalb „Die Räume des Friedens”
Als aber ſchließlich von den urſprünglichen zehn Mitgliedern
noch ſechs am Leben waren, von denen niemand imſtande war,
zu arbeiten, da zeigte es ſich, daß der Schatz, den ſie geſammelt
hatten, erſchreckend ſchnell zu Ende ging. In ihrer himmliſchen
Weisheit beſchloſſen ſie, ſoviel Geld beiſeite zu legen, wie für
den Kauf von ſechs Särgen und für die Ueberfahrt nach Kanton
nötig ſei. Wenn dann der Reſt nahezu verbraucht wäre, wollten
ſie ein letztes Mal feiern und eſſen und trinken und einander zu
ihrem friedvollen Leben beglückwünſchen, dann wollten ſie ein
Todeselixier trinken und von den „Räumen des Friedens” in die
Höfe der Toten ſchreiten.
Bow Tſue trat auf eine Seite des Altares. Die Vorhänge
hinter dem Altar teilten ſich und vier Chineſen kamen mit einem
Sarge näher. Sie entfernten das weiße Linnen von einem der
Leichname, legten ihn in den Sarg und trugen ihn hinaus.
Als dieſe Handlung fünfmal wiederholt war, wollte Juey
Loy aufſtehen und hinausgehen. Aber Gar Feng runzelte die
Stirn und ſeine Hand gebot Ruhe.
Nochmals erklang der Gong. Da hörte man hinten im Saal
das leiſe Schlürfen eines Menſchen in Pantoffeln. Zwei
Chi=
neſen traten vor den Altar. Sie hielten einen alten Chineſen
in ihrer Mitte. Dieſer war nicht gefeſſelt und nicht geknebelt,
doch ſchien er vor Schreck hilflos und gelähmt. Die beiden
Männer hoben ihn auf den Altar.
„Hier iſt Wah ſin,” ſagte Bow Tſue, „geboren am ſiebenten
Tage im vierten Monat des zweiten Jahres. Wah ſin,” fuhr
er ohne Erregung fort, „iſt der Sechſte von den urſprünglich
zehn Mitgliedern der „Räume des Friedens”. Ihm war die
Kaſſe anvertraut. Von ihm erfuhr ich viel von dem, was ich
euch eben ſagte. Von ihm hörte ich auch, wie er, von Habgier
bezwungen, den feierlichen Eid des roten Weines brach und wie
er ſeine fünf Blutsbrüder erſchlug, um für wenige Jahre mit
dem ganzen Inhalt der Kaſſe zu ſchwelgen.”
Trotz ſeines chineſiſchen Blutes fuhr Juey Loy jäh empor.
Gar Feng legte ſeinen Arm auf ſeine Schulter und gebot Ruhe.
„Die letzten ſechs Mitglieder hatten in einem Briefe die
Ver=
wendung ihres Schatzes feſtgelegt,” fuhr Bow Tſue fort. „Dieſen
Brief und den Reſt des Geldes ſollte Wah ſin mir am Abend
ihres letzten Mahles bringen, damit ich für den Kauf der Särge
und die Ueberführung ins Land der Mitte Sorge tragen könnte.
Dann ſollte Wah ſin zu ſeinen Blutsbrüdern zurückkehren und
das Todeselixier mitbringen, das er ſich aus China beſchafft
hatte. Alle ſechs ſollten davon trinken und ſo zuſammen in die
„Höfe der Toten” eingehen.
Kurz nach der Stunde des Abendreiſes ging nun Wah ſin
zu Leong Soo und gab ihm ein Fläſchchen Wein — es war
Roſentau — und bat Leong, dafür zu ſorgen, daß alle davon
tranken und fröhlich ſeien, ohne auf ihn zu warten, da er
viel=
leicht erſt ſpät käme. Alle fünf tranken von dieſem Wein.
Ihr wißt alle, daß dieſes chineſiſche Gift, das aus den
Schwingen des Drachen gewonnen wird, nicht nur ſchnell tötet,
ſondern auch, wenn es der Luft ausgeſetzt wird, in wenigen
Minuten vollſtändig verdunſtet, ohne eine Spur zu hinterlaſſen.
Einen Augenblick lang herrſchte lautloſe Stille. — Dann
tönte wieder der Gong. Die Vorhänge hinter dem Altar teilten
ſich und ließen die vier Chineſen ein.
Langſam und feierlich trugen ſie den ſechſten Sarg hinaus.
Lee Fong Kwuck, der alte Kellner, trug die leeren Schüſſeln
ab und füllte die Gläſer der erlauchten Gäſte mit dampfendem
Souchong.
„Es war gerecht,” warf Juey Loy vorſichtig in der Mundart
Kantons ein, als der Kellner draußen war. „Und doch meine
ich, man hätte ihm Opium oder etwas ähnliches geben ſollen.”
„Hai=e,” flüſterte Gar Feng, und ſeine Augen öffneten ſich
weit. „Das wäre ſehr ruchlos geweſen. Der Brief wies uns
an, ſechs Särge zu kaufen, die ſechs Mitglieder der „Räume des
Friedens” hineinzulegen und ſie nach Kanton zu überführen.
Daß Wah ſin noch lebte, war natürlich ärgerlich, aber dieſe
Kleinigkeit durfte unſere Bruderpflicht nicht behindern.
Reich und Ausland.
Aus Frankfurt.
Heute nachmittag 4 Uhr ereignete ſich in Frankfurt a. M. an der
im Bau begriffenen Bahnüberführung an der Bismarckallee im Zuge
der Strecke Frankfurt—Gießen ein höchſt bedauerlicher Bauunfall.
Beim Aufrichten der Eiſenkonſtruktion wichen die beiden Portale mit
zwei bereits aufgelegten Trägern aus und ſtüirzten mit dieſen auf die
abgeſperrte Straße. Der 24jährige Schloſſer Hufgard aus Feldkahl bei
Aſchaffenburg geriet zwiſchen die herabſtürzenden Hauptträger und
ver=
unglückte tödlich, während ſich die übrigen Arbeiter durch Abſpringen
retten konnten. Die Urfache iſt noch nicht aufgeklärt.
Großfeuer in Harzerode.
Halberſtadt. Das Städtchen Harzerode wurde von einem
Großfeuer heimgeſucht. Ein Brand, der in einem Hauſe in der
Augu=
ſtenſtraße ausbrach, verbreitete ſich ſo ſchnell üben den benachbarten
Häuſerkomplex, daß fünf alte Holzbauten gänzlich niederbrannten. Neun
Familien ſind obdachlos.
Der 8. Reichsjugendtag der Angeſtellten.
Vom Samstag bis Montag vereinigte ſich der Jugendbund im
Ge=
werkſchaftsbund der Angeſtellten (G.D.A.) in Stralſund zum 3.
Reichs=
jugendtag. Mehr als 4000 Jungen und Mädel aus allen Gauen des
Reiches waren unter ihren Führern nach der pommerſchen Oſtſeeküſte
geeilt. Beſonders ſtark war das Rheinland vertreten. Auch Polniſch=
Oberſchleſien, Danzig und das Saargebiet hatten durch Unterſtützung
der Ortsgruppen viele Jugendliche entſenden können. Die Stadt
Stral=
ſund ſorgte für die Unterkunft der Jungen in den Schulen; die Mädel
fanden liebevolle Aufnahme bei den Bürgerfamilien. Der
Reichsjugend=
tag war keine Zuſammenkunft von wandernden, ſingenden und
tanzen=
den Jugendlichen, ſondern eine Arbeitstagung, die dem ernſten Streben
der G.D.A.=Jugend hohe Ehre machte. Zucht und Ordnung waren
muſterhaft. Der Leitgedanke der Einzelberatungen und der
Kund=
gebung auf dem Marktplatze war: „Durch Freiheit zum Geſetz.‟ Den
Sonntag leiteten Morgenfeiern in der Marienkirche und in der
katho=
liſchen Kirche ein, die dem Gedanken des „Neuen Tages” geweiht waren.
In einem Feſtzuge durch die Stadt, bei dem viele Teilnehmer ihre
Lan=
destrachten zeigten, wehten über 300 Wimpel der Jugendgruppen. Die
einzelnen Jugendgruppen führten auf den Plätzen und Wällen der Stadt
Volkstänze auf. Am Sonntag abend wurde ein Fackelzug mit
anſchlie=
ßendem Fackelreigen veranſtaltet. Eine Ausſtellung im Lyzeum zeigte
eine reiche Fülle von Handfertigkeitsarbeiten der Jugendgruppen.
Sport=
liche und berufliche Wettkämpfe legten Zeugnis ab von der vielſeitigen
Arbeit der Jugendlichen. Am Montag folgte auf der Inſel Rügen eine
Lagerfeier, bei der Wallenſteins Lager aufgeführt wurde.
Flugzengabſturz.
Am Dienstag abend iſt in der Umgebung von Warſchau ein.
Paſſagierpoſtflugzeug der franzöſiſh=rumäniſhen Geſellſchaft aus großer
Höhe abgeſtürzt und völlig zertrümmert worden. Der Pilot und 1
Paſſagier wurden getötet.
Die beutſche Arbeit kann nicht erſetzt werden!
D.4.I. Der ehemalige deutſche Dampfer „George Waſhington=
Eigentum der United States Lines, wechſelte bei ſeiner vorletzten 8
die deutſchen Schiffsſchrauben gegen amerikaniſche Fabrikate aus.
dieſer Auswechſelung machte ſich eine Abnahme der Schnelligkeit
Schiffes bemerkbar. Bei der letzten Reiſe nach Neu York ſchlug
ruhigem Wetter ein Flügel der Backbordſchraube ab. Die Leitung
United States Lines zog es unter dieſen Umſtänden vor, den „Ge
Waſhington” nach Boſton zu ſenden und dort die alten bewährten Sch
ben wieder anbringen zu laſſen.
Hotelbrand in Finſterwalde.
Das größte Vergnügungsetabliſſement Finſterwaldes, das
Viktoria, iſt in der Montagnacht einem großen Brande zum 8
gefallen. In dem Lokal hatte am Sonntag ein großes Sommerfeſt
gefunden, an dem zahlreiche auswärtige Gäſte teilgenommen ha=
Die Feſtlichkeit hatte bis 3 Uhr morgens gedauert, und die Gäſte ha
um den Frühzug abzuwarten, in einem großen Saale ein Maſſeng
tier bezogen. Kaum hatte man ſich zum Schlafen niedergelegt,
Feueralarm ertönte. In einem Nebenſaal, in dem ſich eine The
bühne befindet, und in zwei kleineren Nebengelaſſen war Feuer
gebrochen, das ſich mit rieſiger Geſchwindigkeit über dieſen Teil
Hauſes ausbreitete. Von dem Saalbau aus, der bis auf die Kellermau
niedergebrannt iſt, griff das Feuer auf das Hauptgebäude über und
ſtörte das ganze Obergeſchoß. Die Bewohner des Hauſes und die (
konnten ſich in Sicherheit bringen. Das Feuer, das einen großen
Sch=
verurſacht hat, konnte erſt nach dreiſtündiger Arbeit der Feuerwehr
löſcht werden.
Attentat auf den Schnellzug Paris-Lyon.
Gegen den Schnellzug Lyon—Paris iſt ein Atten
verübt worden, indem eine Bombe an einer der Schienen befeſtigt wu
Die Bombe explodierte vor dem Zuge, ohne
zum Entgleiſen zu bringen. Man glaubte zunähſt, daß es ſich um
Attentat gegen den Verkehrsminiſter handele, den man im Zuge
mutete. Dieſe Vermutung hat ſich aber als unrichtig herausgeſtellt.
Tod in den Bergen.
Am Matterhorn ſtürzte das Wiener Ehepaar Dr. Bra
das ſich auf der Hochzeitsreiſe befand, ab. Die Verunglückten hatten
Tour führerlos gemacht. Ein hinter ihnen marſchierender deutſcher 9
Dr. Liebknecht, ſah den Abſturz und eilte ſofort zur Hilfe. Als er je
mit ſeinem Führer die Abgeſtürzten auffand, war der Tod berefts
getreten. Die Leichen wurden nach Zermatt gebracht.
Ein japaniſcher Frachtdampfer geſcheitert.
Der Frachtdampfer „Matſujama Maru” iſt am 11. Juli
der Höhe der Gotoinſeln geſcheitert. 57 Perſonen ſind de
ums Leben gekomn en.
Matteotti in den Tiber geworfen.
Rom. Einer Meldung des Neapeler „Matino” zufolge ſoll
Leichnam Matteottis von ſeinen Mördern in einen Sack geſteckt und
Steinen beſchwert in den Tiber geſchleudert worden ſein. Ein Fa
aus Lodi hat vor dem Unterſuchungsrichter Aufſchlüſſe gegeben über
ſiebenten Täter, den Chauffeur Panſori, der ſeit dem Tage, an dem
Mord begangen wurde, abgängig iſt. Panſori ſoll bereits während
Handgemenges im Automobil von den Glasplatten des Fenſters,
Matteotti mit ſeinem Fuße in Trümmer ſchlug, derart ſchwer
ver=
worden ſein, daß ſeine Komplizen es für gut hielten, dieſen Zeug
auf den wegen ſeinen Verletzungen kein Verlaß war, beiſeite zu ſchaf
Nach einer anderen Verſion iſt Panſori von ſeinen Mordkamera
deshalb beſeitigt worden, weil er ſich der Ermordung Matteottis wil
ſetzen wollte. Auf jeden Fall bleibt das Verſchwinden dieſes ſieben
Komplizen noch immer in tiefſtes Dunkel gehüllt.
Ueberſchwenungs Piraten.
Aus Peking wird gemeldet, daß weitere Ueberſchwemmungen
Stadt Canton heimgeſucht und ſchwere Schäden verurſaht haben. Chi
ſifche Piraten haben die Gelegenheit zu Näubereien in großem Maß
benützt. Sie haben ihre Opfer dadurch getäuſcht, daß ſie auf ihren Boo
die Flagge der Rettungsorganiſation hißten.
Die Ueberſchwemmungen in der Umgebung von Tientſin bedrol
von neuem die Stadt. Die Waſſermengen haben 15 Meilen von
Stadt entfernt eine Höhe von 22 Fuß erreiht. Infolge der Weiger:
der chineſiſchen Behörden, die Dämme im Norden und Süden des Lan
durchſtechen zu laſſen, um ein Abfließen des Waſſers zum Meere zu
möglichen, wird die Lage immer bedrohli her.
Das Kraftwerk im Yöbstal.
Wei Waidhofen im Ybbstal in Niederöſterreich fand der Stolle
durchſchlag der Waſſerkraftwerke Opponitz ſtatr. Damit iſt eines
größten öſterreichiſchen Kraftwerke in Vetrisd genommen, das für
Verſorgung der Stadt Wien mit elektriſchem Strom von großer
deutung iſt. Dieſes Werk deckt im Verein mit anderen Kraftanlag
80 Prozent des geſamten Wiener Bedarfs an Strom und macht von 1
teuren ausländiſchen Kohle unabhängig. Die Gemeinde Wien kann 1
aus einheimiſchen Kraftquellen den Strombedarf für das Netz
Straßenbahn, Straßenbeleuchtung und alle Wiener Häuſer decken.
Geſchäftliches.
Wichtig für jeden Selbſtraſierer. Die Muleuto=Raſi
klingen der Firma Muleuto=Werke Solingen bedeuten, wie von m
gebenden Fachleuten anerkannt wird, einen alles umwälzenden
Fortſch=
in der Raſiermeſſerbranche. In zahlreichen, unaufgefordert eingele
fenen Schreiben wird hervorgehoben, daß die Klingen auch den ſtärkſ.
Wirbelbart ſpielend leicht, ſanft und ſauber raſieren und jahrelang ob
Schleifen haarſcharf bleiben, im Gegenſatz zu den bisher gebräuchlick
diinnen Blattklingen, welche vielfach unangenehm kratzen und nach
k=
zer Zeit, mehr oder weniger abgenutzt, unbrauchbar werden. Die Ge
erſparnis iſt bedeutend. Kein Selbſtraſierer verſäume, im nächſt
Stahlwarengeſchäft die echten Klingen, kenntlich an der Schutzma
„Mulcuto Gold” im Hohlen der Klingen zu beſichtigen, oder die il
ſtrierte Preisliſte von den Mulcuto=Werken, Solingen, anzuforder
Dieſelben erteilen koſtenlos Rat und Auskunft in allen das Selbſtraf
ren betreffenden Angelegenheiten.
ist die beste Seife
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Parfämerie Th. Frank, Elisabethenstr. 9, Drogerie Gg. Hübner, Ka
str. 56, Parfümerie W. Hermes, Luisenstr. 8, Parfümerie Gust. Kanzle
Schulstr. 12, Hub.-Drog. K. Lennartz, Ballonplatz 5, Central-Droger
A. Logel, Elisabethenstr. 30, Apotheke E. Merck, obere Rheinst
Parfümerie Müller & Sohn, Ludwigsplatz 1 Parfümerie H. Ortman.
Wilhel minenstr. 13, Drog. Ludwig Petri, Rossdorferstr. 5, Parfümel
Friedr. Tillmann, Elisabethenstr. 21. In Leeheim: Georg Cisinge
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, 25. Juli:
Schwächer bewölkt, nördliche bis weſtliche Winde, mäßig warn
trocken.
Tageskalender.
Landestheaker, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno Harprech
abends ½8 Uhr: „Agnes Jordan”. — Union=, Reſidenz=Theater, Pe
laſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: i. V. Max Streeſe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: i. V. Andreas Bauer
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten
la Qualitä
billig abzugeben
Ripper
acherſtr. 12, (5994
iummer 204.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 24. Jnli 1924.
Seite 3.
Sport, Spiel und Zurnen.
Darmſtädter Radſportklub 1919.
Leichtathletik.
Erſtklaſſige Beſetzung der Jugendkämpfe.
Sämtliche Einzel= und Staffelkämpfe für die Jugendkämpfe haben
Beſetzung erfahren. Viele Wettbewerbe weiſen 20 und mehr
Teil=
eer auf, ſodaß ſchon in den Vor= und Zwiſchenläufen Bedeutendes
ſtet werden muß. Im 100 Meter Jahrgang 06/07 ſind 26 Bewerber
ſchrieben, von denen ſich nur vier Mann für die Entſcheidung
quali=
en können. Und dieſe vier haben ſchließlich den Sieg unter ſich
umachen. Berlin, München, Bingen, Mannheim, Frankfurt, Mainz
durch je ein Paar Leute vertreten, während Darmſtadt in Pabſt
ſtärkſte Waffe hat. Er wird ſich vollkommen ſtrechen müſſen, um
dem Anſturm der auswärtigen Gegner zu unterliegen. Die 1000
96/07 haben die gleiche Zahl Vewerber gefunden; hier kann
ig, Eintracht=Frankfurt, wenn es zu keinen großen
Poſitionskämp=
kommt, ſeine Klaſſe gegen Nord und Süd beweiſen!
200 Meter Jungmannen. Küch, Sportverein Darmſtadt, der den
ikfurter Eintrachtlern überlegen iſt, hat ſich dem Deutſchen Sport=
Berlin, Mainz, Bingen und Mannheim zu ſtellen. — 1500 Meter
gmannen. Eine kleine erleſene Schar von 10 Mann. Aus jeder
gemeldeten Städte ein Vertreter. Wir erwarten ein geſchloſſenes
mit guter Leiſtung. Die Sprung= und Wurfwettbewerbe ſind ſo
eich beſetzt, daß alle bis auf 6 Teilnehmer für die Entſcheidung in
Vorkämpfen ausgeſiebt werden.
Zum Schluſſe noch die Staffeln: Die 4X100 Meter. Es ſtarten:
tſcher Sportklub Berlin; „Sportfreunde Mainz 4; Sportfreunde
nz B; Sportverein Darmſtadt; Deutſcher Sportverein München;
ger Fußballverein; Eintracht=Frankfurt; V. f. R. Mannheim. Wer
ſiegen? Darmſtadt hat keine zu unterſchätzende Mannſchaft. Aber
bringen die anderen? — Die 3X1000 Meter=Staffel: Deutſcher
trklub Berlin; Sportfreunde Mainz 4; Sportfreunde Mainz B;
rtverein Darmſtadt; Deutſcher Sportverein München; Binger
Fuß=
verein: Deutſche Jugendkraft Frankfurt: „Eintracht=Frankfurt;
R. Mannheim; V. f. L. „Heſſen‟ Darmſtadt. Alles in allem eine
dige Beſetzung, wert, der Jugend gezeigt zu werden, die hoffentlich
kommenden Sonntag ausgiebigen Gebrauch davon macht.
Radfahren.
Fernfahrt Zürich-Berlin.
hu=Darmſtadt erringt Carbaty=Preis und Goldene Sportmedaille
des A. D. A. C.
Der letzte Sonntag brachte die Endetappe der längſten deutſchen
fernfahrt Zürich-Berlin über eine Strecke von 1010 Kilometer
zneck=Berlin. Sie iſt nicht nur eine ſchwere Prüfung für die einzel=
Fahrer, ſondern brachte für dieſe diesmal äußerſt harte Kämpfe.
der erſten Klaſſe der Berufsfahrer gelang es Huſchke dank ſeines
eren Spurtvermögens den Sieg über Paul Kohl nur um den
Bruch=
einer Sekunde zu eringen. Bei den Herrenfahrern ſiegte der Kölner
öſen knapp bei, einem glänzend gefahrenen Rennen. Von dem
Ge=
tergebnis, die je fünf erſten Reſultate der einzelnen Klaſſen: „Be=
Ffahrer: 1. Huſchke 35:24:12,2, 2. Paul Kohl 35:24::12,6, 3. Karl
I 35:24:13,4, 4. Michael 35:50:36,4, 5. Max Suter 35:55:35,8.
Her=
jahrer: 1. Röſen=Köln 36:21:14,2, 2. Nitzo=Magdeburg 36:21:42,4,
ſeißner=Schweinfurt 36:47:29,3, 4. Reitberger=Gerolshofen 36:59:56,6,
Fakob=München 37:00:48.
*
Von den 29 in Zürich geſtarteten Motorradfahrern erreichten 17 das
I Berlin. Die Fahrer mußten vor den Toren Berlins, in Zehlendorf.
alten und fuhren geſchloſſen zum Stadion, wo ſie zwei Ehrenrunden
ücklegten. Jeder Konkurrent erhielt 2000 Punkte gutgeſchrieben,
wo=
die Strafpunkte abgezogen wurden. Nach Klaſſen geordnet, ſtellt
das Geſamtergebnis wie folgt: Klaſſe la: 1. Whyle
Spitz=
nnover auf Evans (1035 Strafpunkte). — Klaſſe II: 1. Pitz=Heilbronn
N. S. U. (150 Strafpunkte). — Kl. III: 1. Hahn=Darmſtadt auf
K. jr. (140 Strafpunkte). — Klaſſe IV: 1. Kollmann=Augsburg auf
Triumph (20 Strafpunkte: beſte Geſamtleiſtung). — Klaſſe V:
Friedrich auf Mabeev (155 Strafpunkte).
Einen würdigen Empfang bereiteten die Mitglieder des D.R.C.
ihrem Mitgliede und Sportleiter Herrn Georg Hahn, welcher
zu der Internationalen Fernfahrt Zürich-Berlin gemeldet.
hatte und als Sieger ſeiner Klaſſe heimkehrte. Der große Carbaty=Preis
und die Goldene Sportmedaille des A.D.A.C. wurden unſerem
Klub=
mitgliede Gg. Hahn zugeſprochen. Aus dieſem Anlaſſe ſah ſich die
Ge=
ſangsabteilung des D.R. C. veranlaßt, den Sieger bei ſeiner Ankunft in
Darmſtadt durch einen Begrüßungschor ſowie einer kernigen Anſprache
des 1. Vorſitzenden und Ueberreichung eines Lorbeerkranzes gebührend
zu ehren. Abends fand in einem hieſigen Lokale ein gemütliches
Bei=
ſammenſein ſtatt. Die errungenen Preiſe werden demnächſt ausgeſtellt.
Motorſport.
Deutſche Dauer=Prüfungsfahrt 1924.
Deutſchlands größter internationaler Landſtraßenwettbewerb.
Nach den Großkampftagen von Baden=Baden ſteht Mitte Auguſt der
deutſchen Autoſportgemeinde erneut eine Großveranſtaltung bevor, die
in ihrer Art fraglos der größte Landſtraßenwettbewerb der
Nachkriegs=
zeit ſein wird. Die weſtdeutſchen und ſüddeutſchen Kartellklubs des
Automobilklubs von Deutſchland, der Wiesbadener Automobilklub in
Verbindung mit dem Koblenzer Automobilklub, Koblenz, Crefelder
Automobilklub, Crefeld. Heſſiſchen Automobilklub, Darmſtadt, Kölner
Automobilklub, Köln, Rheiniſch=Weſtfäliſcher Automobilklub, Düſſeldorf,
Trierer Automobilklub, Trier, rufen die deutſchen Privat= und
Induſtrie=
fahrer zu ihrer Deutſchen Dauerprüfungsfahrt 1924, die vom 10. bis 15.
Auguſt rund durch das beſetzte Gebiet führen wird. In überaus ſtarkem
Maße hat im beſetzten Gebiet die ausländiſche Automobil=Induſtrie
Ein=
gang gefunden. So war es natürlich und notwendig, die Teilnahme an
der Deutſchen Dauerprüfungsfahrt 1924, auch Fahrzeugen ausländiſchen
Urſprungs zu geſtatten. Wohl hatten wir in der Nachkriegszeit auf
deutſchem Boden ſchon einzelne Veranſtaltungen internationalen
Cha=
rakters gehabt, niemals jedoch eine mehrtägige Fahrt mit ſo ſchweren
Bedingungen. Die deutſche Automobil=Induſtrie wird bei der Deutſchen
Dauerprüfungsfahrt 1924 Gelegenheit haben, im beſetzten Gebiet den
Beweis zu liefern, daß ſie techniſch keine Auslandskonkurrenz zu fürchten
hat, und daß die deutſchen Wagen die zuverläſſigſten und ſchnellſten ſind.
Schon zum erſten Nennungsſchluß hatten bekannte und oſt erfolgreich
geweſene Fahrer ihre Nennungen abgegeben. Die großen Induſtrie=
Kanonen pflegen immer erſt bis zum Nachnennungsſchluß gemeldet zu
werden. An diejenigen Gemeldeten, die am 11. Auguſt ſtarten, wird die
Hälfte des Meldegeldes zurückgezahlt. Dadurch wollen die Veranſtalter
eine regere Teilnahme einerſeits erreichen und andererſeits vermeiden,
daß Fahrer nennen, ohne zu ſtarten. Während der ganzen Fahrt darf
mit Ausnahme der täglichen Tankzeit von 30 Minuten der Motor nicht
abgeſtellt werden. In Anbetracht der zahlreichen Ortſchaften und des
lebhaften Verkehrs auf den Straßen des Induſtriegebiets, wurde die
Strecke der dritten Tagesetappe um rund 60 Kilometer verkürzt, dadurch,
daß die Fahrt nicht über Xanten. Cleve, Goch führt, ſondern nördlich
Rheinberg direkt in weſtlicher Richtung nach Geldern geht. Auf der
ganzen Strecke zwiſchen Köln, Düſſeldorf, Rheinberg, Geldern, Aachen
bis nach Düren werden die in der Ausſchreibung vorgeſchriebenen
Durch=
ſchnittsgeſchwindigkeiten um 20 Prozent herabgeſetzt. Die Kontrollſtelle
Cleve wurde nach Geldern verlegt. Ferner wurde feſtgeſetzt, daß
Kom=
preſſorfahrzeuge während der eigentlichen Dauerprüfungsfahrt nicht
be=
ſonders gewertet werden ſollen; ſie müſſen jedoch in den beiden Nennen
in der nächſt höheren Steuer=PS=Klaſſe ſtarten. Nach dem Ausgang der
Eifelfahrt, die am erſten Tage einen recht bedeutſamen Sieg auslän=
Das Schwimmen
in der Deutſchen Turnerſchaft.
Friedrich Ludwig Jahn, der Begründer der deutſchen Turnkunſt,
be=
trachtete das Schwimmen als einen ſelbſtverſtändlichen Beſtandteil des
deutſchen Turnens. Er pflegte es mit den erſten Turnern, die auf dem
Turnplatz in der Haſenheide in Berlin ſich verſammelten, auf das
eif=
rigſte. Namentlich ſein Freund und Mithelfer am Aufbau des deutſchen
Turnweſens, Friedrich Frieſen, unterſtützte ihn auf das tatkräftigſte in
der Durchführung der Schwimmſtunden, die, wie uns berichtet wird,
zu=
meiſt in der von Pfuelſchen Badeanſtalt ſtattfanden.
Man kann wohl ſagen, daß das Schwimmen in den deutſchen
Turn=
vereinen, ſolange ſie beſtehen, eigentlich nie vergeſſen wurde. Faſt alle
Turnvereine hielten im engeren Rahmen Vereinsſchwimmabende ab, und
es gab nur wenig Vereine, in denen nicht auch das Schwimmen in der
einen oder anderen Form gepflegt wurde.
Was dem Turnerſchwimmen lange Zeit hindurch gefehlt hat, war
ſeine fachliche Organiſatoin. Dieſe iſt im letzten Jahrzehnt ganz gewaltig
ausgeſtaltet worden. Waren es zunächſt einzelne Vereine, die ſich
gegen=
ſeitig auf Schwimmabenden beſuchen, ſo kam es ganz allmählich zu
Wett=
kämpfen einzelner Vereine untereinander. Später nahmen ſich dann die
turneriſchen. Verwaltungsſtellen des Schwimmens an, und ſie ſorgten
dafür, daß im Rahmen der Turnfeſte auch ſchwimmeriſche Wettkämpfe
zum Austrag gelangten, oder aber, daß beſondere
Schwimmveranſtaltun=
gen mit ihrer Genehmigung durchgeführt wurden.
Das Deutſche Turnfeſt in Frankfurt a. M. im Jahre 1908 brachte
erſtmalig auch Schwimmwettkämpfe in größerem Umfange, an denen ſich
mehrere Hundert Schwimmer beteiligten. Auguſt Müller, (Bremen)
konnte damals den erſten Preis im Mehrkampf erringen. Auch auf dem
Deutſchen Turnfeſt in Leipzig 1913 und auf dem Deutſchen Turnfeſt in
München 1923 bildeten die Schwimmwettkämpfe einen weſentlichen
Be=
ſtandteil des Wettkampfprogrammes, und viele Hundert
Turnerſchwim=
mer und =ſchwimmerinnen rangen im heißen Kampf bei guten Leiſtungen
um den Sieg.
Auf den Turnfeſten der Kreiſe und Gaue entwickelte ſich das
Turner=
ſchwimmen ähnlich. Kreis= und Gauturnfeſte ohne Schwimmen ſind ſo
gut wie gar nicht mehr denkbar. Auch beſondere Schwimmabende der
Kreiſe und Gaue ſowie Einladungsſchwimmfeſte einzelner Vereine
tru=
gen im nur ſchwimmeriſchen Rahmen denjenigen Schwimmern und
Schwimmabteilungen der Turnvereine Rechnung die ihrer beſonderen
Neigung und Veranlagung entſprechend das Schwimmen zum
Haupt=
gegenſtand ihrer körperlichen Betätigung gemacht haben.
Mit dieſem Ausbau des Schwimmkampfweſens iſt auch der Ausbau
der ſchwimmeriſchen Verwaltung der Deutſchen Turnerſchaft erfolgt.
Man kann wohl ſagen, daß heute keige turneriſche Verwaltungsſtelle
be=
ſteht, die nicht auch durch einen Vertreter des Schwimmens ergänzt wäre.
Dementſprechend finden wir im Turnausſchuß der Deutſchen Turnerſchaft
einen Schwimmwart der Deutſchen Turnerſchaft, welches Amt zurzeit
Braun=Frankfurt a. M., innehat. Ihm unterſteht ein Schwimmausſchuß
für die ſchwimmeriſchen Belange der Deutſchen Turnerſchaft. In den
Turnkreiſen finden wir ebenfalls Kreisſchwimmwarte und einen
Kreis=
ſchwimmausſchuß, in den bedeutenderen Gauen Gauſchwimmwarte und
einen Gauſchwimmausſchuß. Größere Vereine haben entſprechende
Aem=
ter geſchaffen.
Mit dieſer Organiſatien iſt die Steigerung der Leiſtung im
ſchwim=
meriſchen Können gewährleiſtet, und die Ausbreitung des
Turnerſchwim=
mens befördert die techniſche Vervollkommnung. Die Zunahme an
Mit=
gliedern iſr im beſten Zuge. Die Zahl der Schwimmabteilungen und
Schwimmriegen in den deutſchen Turnvereinen iſt bereits auf etwa
tau=
ſend geſtiegen. Der Zutritt der 63 Vereine der Deutſchen
Schwimmer=
ſchaft, die geſchloſſen zur Deutſchen Turnerſchaft übergetreten iſt, hat
neues Leben in den Schwimmbetrieb der Deutſchen Turnerſchaft gebracht.
Der Ausbau einer eigenen Turnſchwimmerzeitung iſt ebenfalls im beſten
Gange, ſo daß man mit Recht behaupten kann, daß das Schwimmen in
der Deutſchen Turnerſchaft auf dem Wege iſt, die größte Vereinigung für
volkstümliches Schwimmen in Deutſchland zu werden.
diſcher Fabrikate brachte, wohingegen am zweiten Tage die deutſchen
Möge ſie im Sinne dieſer vielſeitigen Auffaſſung des Begriffes
Wagen ſich durch eindrucksvolle Siege über die Auslandsgegnerſchaft „Turnen” in weiten Kreiſen Deutſchlands feſten Fuß faſſen, damit
wei=
rehabilitierten, darf man auf den Ausgang der Deutſchen Dauerprü= teren Tauſenden deutſcher Männer und Frauen die Segnungen des
fungsfahrt 1924 doppelt geſpannt ſein.
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24. Juſi 1924 Nr. 2
Wirtiſchaftliche Rundſchau.
t. Aenderung des deutſchen Aktienrechts. Die
In=
duſtrie= und Handelskammer Frankfurt a. M.=Hanau hat an den
Reichs=
juſtizminiſter folgende Eingabe gerichtet: „Es iſt allgemein bekannt, daß
die Möglichkeit der Rekonſtruktion der deutſchen wirtſchaftlichen
Unter=
nehmungen in erſter Linie davon abhängt, ob es gelingt, ausländiſches
Kapital für die Zwecke der deutſchen Wirtſchaft nutzbar zu machen. Wenn
Deutſchland aber an die ausländiſchen Kapitalmärkte appellieren will,
ſo muß es ſich den im Ausland üblichen Formen des Kapitalverkehrs
ſo=
weit als möglich anpaſſen. Ein im Ausland, namentlich in England und
in den Vereinigten Staaten beſonders eingeführtes und beliebtes Mittel
der Finanzierung ſind die ſogenannten Convertible Bonds
d. h. Obligationen oder Vorzugsaktien, bei denen die Inhaber innerhalb
gewiſſer Zeit und unter gewiſſen Bedingungen das Recht der
Umwand=
lung in Stammaktien beſitzen. Die Frage, ob nach deutſchem Recht die
Schaffung ſolcher Convertible Bonds zuläſſig iſt, iſt beſtritten.
Jeden=
falls wäre die Schaffung ſolcher Bonds nach deutſchem Recht nur
mög=
lich, wenn gleichzeitig mit der Ausgabe der Bonds die Kapitalerhöhung
beſchloſſen wird, welche dazu dienen ſoll, die Bonds evtl. ſpäter in die
Aktie umzutauſchen. Mit dieſem Vorgehen iſt aber unter allen
Umſtän=
den der Nachteil verbunden, daß der Aktienſtempel ſofort zu entrichten
wäre, obwohl die Aktien erſt ſpäter oder vielleicht gar nicht benötigt
werden. Bei der Ausgabe der Convertible Bonds nach engliſchem
und amerikaniſchem Recht pflegt ferner gleick zeitig mit dem Uebernehmer
der Bonds die Vereinbarung getroffen zu werden, wonach die Geſellſchaft
ſich verpflichtet, während der Dauer der Option eine Kapitalerhöhung
überhaupt nicht oder nur unter beſtimmten Bedingungen vorzunehmen.
Die gleiche Vereinbarung wird vielfach bei der Ausgabe von
Vorzugs=
aktien in dem Sinne getroffen, daß neue Vorzugsaktien mit beſſeren
Rechten nur unter gewiſſen Vorausſetzungen geſchaffen werden dürfen.
Eine derartige Beſtimmung iſt natürlich für die Uebernehmer der
Vor=
zugsaktien von der größten Bedeutung, da die Uebernahme von
Vor=
zugsaktien wenig reizvoll iſt wenn keine Sicherheit dagegen geſchaffen
wird, daß nicht am nächſten Tage neue Vorzugsaktien geſchaffen werden,
die den alten vorgehen. Ob nach deutſchem Rechte derartige
Vereinba=
rungen zuläſſig ſind, iſt durchaus zweifelhaft. Aber auch wenn ſie
zu=
läſſig wären, ſo entſtehen weitere Schwierigkeiten dann, wenn die
Geſell=
ſchaft im Einverſtändnis mit den Uebernehmern der Bonds ihr Kapital.
ſſpäter erhöhen will, weil nach deutſchem Recht eine Erhöhung des
Aktienkapitals nur zuläſſig iſt, wenn die früher ausgegebenen Aktien
voll bezahlt ſind. Es iſt uns bekannt, daß in einer Reihe von Fällen, in
denen deutſche Geſellſchaften mit dem Auslande wegen
Zurverfügung=
ſtellung von Kapitalien verhandelt haben, vom Auslande die Schaffung
von Convertible Bonds verlangt worden iſt. Es liegt kein Grund vor,
ein ſolches Mittel der Finanzierung in Deutſchland auszuſchließen, das
ſich im Ausland bewährt hat und das unter den gegebenen Verhältniſſen
in Deutſchland in hervorragendem Maße geeignet wäre, unſere
wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten überwinden zu helfen.
Da=
bei müßte gleichzeitig in ſteuerlicher Beziehung beſtmmt werden, daß im
Falle der ſpäteren Umwandlung der Convertible Bonds in Stammaktien
der für die Obligationen ſeinerzeit gezahlte Stempel auf den für die
Aktien zu entrichtenden Stempel angerechnet wird. Daß die
Durchfüh=
rung der von uns vorgeſchlagenen Reform davon abhängt, daß
gleich=
zeitig die Kapitalverkehrsſteuern mindeſtens auf die Friedensſätze
her=
abgeſetzt werden, haben wir an anderer Stelle ausgeführt. Um den
Obligationscharakter der Vorzugsaktien zu wahren, iſt es im Auslande
allgemein üblich, daß die kumulativen Dividenden der Vorzugsaktien an
feſten Terminen halbjährlich bezahlt werden, und zwar aus den im
ver=
gangenen Jahre zurückgeſtellten Gewinnreſerven. Nach deutſchem Recht
unterſteht jedoch deſſen Verteilung der Beſchlußfaſſung der nachfolgenden
ordentlichen Generalverſammlung. Deswegen muß deren
Dispoſitions=
recht dahin beſchränkt werden, daß vorweg der angeſammelte
Gewinn=
vortrag zuv Zahlung der Vorzugsaktiendividende verwandt wird und
dann erſt das Verfügungsrecht der Generalverſammlung in Kaft tritt.
Dabei darf ſelbſtverſtändlich die Dividendenausſchüittung nicht nochmals
der Körperſchaftsſteuer unterliegen, nachdem der Gewinnvortrag als
ſolcher ſchon beſteuert worden iſt. Wir beantragen daher: 1. Durch
Aenderung des deutſchen Aktienrechts die Ausgabe von ſogenannten
Convertible Bonds zu ermöglichen. 2. Im Wege der Geſetzgebung
klar=
zuſtellen, daß auf einen feſtſtehenden Prozentſatz normierte
Vorzugs=
aktien Dividenden halbjährlich an feſtzuſetzenden Terminen aus dem
Ge=
winnvortrag des vorangegangenen Jahres bezahlt werden dürfen und
daß erſt nach deren Ausſchüttung das Verfügungsrecht der
Generalver=
ſammlung platzgreift. Induſtrie= und Handelskammer Frankfurt a. M.=
Hanau, Hauptgeſchäftsſtelle.”
— Die Niederrheiniſche Induſtrie= und
Handels=
kammer Duisburg=Weſel fordert militäriſche
Räumung des Ruhrgebiets und der Brückenköpfe
Duisburg und Düſſeldorf. Beim Reichsminiſter des
Aus=
wärtigen ging folgendes Telegramm ein: „Weſel, 22. Juli. Die
Nie=
derrheiniſche Induſtrie= und Handelskammer Duisburg=Weſel verfolgt
mit größter Sorge den Gang der Verhandlungen in London. Sie iſt
voll durchdrungen von der Dringlichkeit und Wichtigkeit nicht nur eines
Abkommens auf der Grundlage des Sachverſtändigenberichts, ſondern
auch der Durchführung eines ſolchen Abkommens unter der Herrſchaft
eines für alle Beteiligten geltenden Rechts. Gerade deshalb muß ſie
als erſte Vorausſetzung dafür nach wie vor die Zurücknahme aller
Maß=
nahmen bezeichnen, die in Verfolg der ſogenannten wirtſchaftlichen
Sanktionen vorgenommen worden ſind, ſondern auch und vor allem die
militäriſche Räumung des Ruhrgebietes, ſowie der Brückenköpfe
Duis=
burg und Düſſeldorf. Die heutige Vollverſammlung nahm mit
Befrie=
digung davon Kenntnis, daß die Reichsregierung den in der Drahtung
der Niederrheiniſchen Induſtrie= und Handelskammer vom 28. Juni,
ſo=
wie in den ähnlichen Aeußerungen anderer maßgebender Körperſchaften
des Sanktionsgebietes eingenommenen Standpunkt bezüglich deſſen
un=
trennbare Schickſalsgemeinſchaft mit dem Ruhrgebiet offenbar teilt. Sie
bittet die Reichsregierung auf das dringendſte, auf dieſem Standpunkte
zu verharren. Vom deutſchen Reichstage verlangt ſie, daß er keinem
Abkommen ſeine Zuſtimmung erteilt, die nicht in einer auch für die
Gegenſeite unbedingt verbindlichen Weiſe die demnächſtige Räumung des
Ruhrgebietes einſchließlich der Brückenköpfe Duisburg und Düſſeldorf
ſicherſtellt. Niederrheiniſche Induſtrie= und Handelskammer Duisburg=
Weſel. gez.: Reuſch, Moſt.”
Erwerbsgeſellſchaften.
— Die Urſachen des finanziellen
Zuſammen=
bruchs beim Stahlwerk Becker. Das Stahlwerk Becker A.=G.
teilt der Köln. Ztg. u. a. folgendes mit: Die tiefere Urſache des
Zuſam=
menbruchs liegt in dem Fehlen jeder Verbindung mit einer deutſchen
Großbank, vor allem als die Zeit der großen Geldknappheit kam, war
keine Bank in der Lage, den Geldbedarf, des Unternehmens zu decken.
Anſtatt, daß nun die mit der Finanzleitung des Werkes betrauten
Per=
ſönlichkeiten (Generaldirektor Becker ſtarb gerade in dieſer Zeit)
vorſich=
tig verſuchten, andere Wege einzuſchlagen, die eine ſichere Deckung des
Geldbedarfs gewährleiſteten, begann man damit, in einer Weiſe, die
nicht anders als unverantwortlich bezeichnet werdgen kann, ſich durch
Wechſel Geldmittel zu beſorgen. Dieſe Wechſel trugen die Unterſchrift
von drei Firmen des Becker=Konzerns, der Stahlwerke Becker, der
Indu=
bank und der Eſchweiler=Ratinger Metallwerke A.=G. (Ermag). Die
Beſchaffung von Geldern auf dieſem Wege erforderte einen
ungeheuer=
lichen Aufwand an Zinſen und Proviſionen, ganz abgeſehen davon, daß
man auch in der Auswahl derer, deren man ſich zur Unterbringung der
Akzepte bediente, nicht vorſihtig genug war. So kam es, daß eine
ge=
waltige Differenz ſich auftat zwiſchen dem Betrag, für den man
Wechſel=
verpflichtungen eingegangen war, und der Summe, die tatſächlich an
barem Gelde bei der Indubank bezw. beim Stahlwerk Becker einging.
Dieſe Lücke auszufüllen war unmöglich und dieſe Schuldenlaſt vor allem
führte zu dem finanziellen Zuſammenbruch. Es iſt ſelbſtverſtändlich,
daß diejenigen, die die Verantwortung für dieſe Dinge tragen, die
Fol=
gen auf ſich nehmen müſſen. Die Perſönlichkeiten, die die
Verantwor=
tung tragen, ſind bereits von der Mitarbeit ausgeſchieden. Der
Auf=
ſichtsrat hat ferner in ſeiner Sitzung vom 19. Juli den Beſchluß gefaßt,
daß gegen alle, die Schuld an dem Zuſammenbruch tragen, ſtraf= und
zivilrechtlich vorgegangen werden ſoll. Würden die
Sanierungsbeſtre=
bungen fehlſchlagen, ſo würde der Konkurs die unausbleibliche Folge
ſein. Im Konkurs würden aber die Aktionäre ganz leer ausgehen und
die Gläubiger auch nur zu ſehr geringem Teil befriedigt werden. So
bedauerlich es auch für den ſein mag, der Anſprüche an das Werk hat,
ſo gibt es doch nur einen Weg, der Ausſicht bietet, zu einem Erfolg zu
führen: alle Sanierungsmöglichkeiten bis zum letzten Ende zu verſuchen,
auch wenn dadurch Zeit verloren geht.
— Frankfurter Getreidebörſe vom 23. Juli. Amtliche
Notierungen (Preiſe je 100 Kilo): Weizen Wetterau 19,25—19,50,
Rog=
gen 17,50—17,75, Sommergerſte für Brauzwecke 17,50—18,25, Hafer
in=
ländiſch 17,50—18, Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 30,50—31,50,
Roggenmehl 24,75—25,75, Weizen= und Roggenkleie 10—10,35. Tendenz
ruhiger.
w. Berliner Produktenbericht. Der geſtrige
Gewitter=
regen hat einen nachteiligen Einfluß nach Anſicht der Produktenbörſe
auf die Ernte noch nicht ausgeübt. Infolgedeſſen war die Stimmung
am Produktenmarkte keineswegs feſt. Roggen war in alter Ware
wie=
der ſtärker angeboten und fand ſelbſt zu niedrigeren Preiſen kaum
Käufer. Auf Weizen wirkte der Rückgang der amerikaniſchen
Termin=
notierungen nachteilig ein. Ueber fchlechtes Mehlgeſchäft wurde
allge=
wein geklagt. Neue Wintergerſte war mehr angeboten und ſchwach.
Hafer war wenig angeboten, aber auch wenig begehrt. Futterſtoffe
hat=
ten ſtilles Geſchäft.
Börſen.
Frankfurter Börſe vom 23. Juli 1924. (Eigener
Bericht.) Die heutige Börſe ſtand vollkommen unter dem Eindruck der
politiſchen Nachrichten aus London. Die Mitteilung, wonach die
ameri=
kaniſche Kommiſſion in einem für Deutſchland günſtigen Sinne die
Ver=
handlungen zu beeinfluſſen ſucht, wirkte hier insbeſondere an den
Ak=
tienmärkten anregend, und die verſchiedenen Gebiete zeigten ohne Aus=
nahme größere Feſtigkeit bei anziehendem Geſchäft. Weder die 9
richten, daß die Verhandlungen der Stahlwerk Becker A.=G. mit der
ländiſchen Gruppe bis jetzt ergebnislos verlaufen ſind, noch die
fachen Ankündigungen über Betriebseinſchränkung in der Induſtrie
mochten einen Einfluß auszuüben. Beſonders belebt war der Che
Aktienmarkt, daneben aber auch Montan= und Bankaktien, in denen 2
nungskäufe getätigt wurden. Reichsbankanteile und Kanada=Sh.
konnten ihre letzttägige Kursſteigerung behaupten, erſtere zogen ſ.
auf 392/, noch weiter an. Kriegsanleihe war anfangs noch feſt, ſy
aber vernachläſſigt, obgleich nunmehr der Reichstagsausſchuß für die
handlung der Aufwertungsfrage zuſammentritt. Von ausländiſ
Renten waren Türken feſter auf Nachrichten wonach die Türkei
baldige Regelung mit ihren Gläubigern anſtrebe. Auch Ruſſenw
waren befeſtigt, insbeſondere Ruſſenbankaktien gefragt.
w. Berliner Börſenbericht. Die Beteiligung an
Effektenverkehr zeigte heute eine entſchiedene Zunahme. Auf allen
ſatzgebieten war rege Kaufluſt zu bemerken. Wenn in bezug der
g=
bewegung dieſer Umſtand weniger zum Ausdruck kam, ſo erklärt ſich
aus der Vorſicht der Spekulation, die durch den wechſelvollen Ver)
der Londoner Konferenz immer wieder ſich veranlaßt ſieht, kleine
winne mitzunehmen und längere Engagements zu vermeiden. Schn
Montanpapiere gewannen, zum Teil mehr als eine Billion Proz
Deutſche Kali ſtellten ſich um 2 Billionen Prozent höher. Für Rie
aktien trat auch heute Intereſſe hervor, ohne daß der Kurs davon
fitieren konnte. Lebhaft begehrt waren im freien Verkehr Reichsbe
anteile, die den Kurs von 39 Billionen erreichten. Schiffahrtsakt
waren feſt bei anziehenden Kurſen. Von deutſchen Anleihen wur
Kriegsanleihe etwas unter dem geſtrigen Kurs gehandelt.
Oeviſenmarkt.
Geld
Afe Rfe
Aſe
Geib Repat
tiert Amſterdam=Rotterdam : 160.45 161.25 160.40 161.20 voll Brüſſel=Antwerpen ....." 19.35 19.45 19.35 19.45 voll Ehriſtignia. . .
66.06 56.34 56.06 56.34 voll Kopenhagen
67.73 68.07 67.,73 68.07 voll Stockholm.
. 111.57 112.13 111.57 112.13 voll Helſingfors 10.495 10.555 10,495 10.553 voll Italien:. 18.125 18.225 18.15— 18.25— voll London
18.425 18.515 18.45— 18.54— voll New=Yor 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris.
21. 65— 21.75 — 21.625 21.725 voll Schweiz 77.26 — 7.64— 7.11 77.49 voll Spanien
.: 55.46 55.74 55.96 56. 24 voll Wien (i. D.,2
abg.). 5.915 5.935 5.915 5.935 voll Prag.
" 12.47— 12.53 — 12.45— 12.51— voll Budapeſt. 5.115 5. 185 5.165 5.185 voll Buenos=Aires.
1.345 1.355 1.345 1.355 voll Bulgarien.
Do-- 3.01— 3.03 — 3.01 3.03— voll Japan
1.705 1.715 1.735 1.715 voll Rio de Janeiro ... . . .. . 0.385 0.395 0.385 0.39 voll Belgrad.
D- 4.96 — 4.98— 4.95 4.98— voll Liſſabon.
D 11.27 11.33 11.37 11.33 voll Danzig. 73.70 74.06 73.79 74 15 voll
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.
Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f.Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte ......"
Braunkohlen=Briketts".
Bremer Vulkan .....
Wolle.... .."
Chem. Heyden .......
Weiler ....."
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen. . .
Deutſch=Niedld, Tel. ..
Deutſche Erdöl ...
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke .
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte ..
Dynamit Nobel ......
Elberfelder Farben. . . .
Elektr. Lieferung ....."
R. Friſter ...........
Gaggenau Vorz. .. . . .
Gelſenk. Gußſtahl ....
Gef. f. elektr. Untern...
Halle Maſchinen".
Han. Maſch.=Egeſt..
Frankenkurs in London:
Markkurs
84.80
18.25
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
9.5 10,25 19 10.5 10,25 47 46,5 10,55 10.55 2,3 2,15 2,1 3,6 3.9 1,35 35 2.15 2.15 1,38 1,4 1.4 1,4 1.45 1,4 105 1.15 1,9 23,75 24.25 Zl= 4½ 6,5 6,75 7,5 2,75 2,3 0.300 0.300 2.85 11 135 1,8 185 0,305 0,31‟ 38 394ig 1.41 1,6 3.3 3.3 6,25 6 0.200 0,229 0. 255 0,205 3,8 — 45,25 45,5 63 4675 51,5 54Frankfurter Kursbericht vom 23. Juli 1924
22. 7. 3,5 4,4 177e 10,75 1,05 1.1 5 10,5 2.2 0 430 0.400 0,23 0.300) — 0,4101 8,6 8io 9,5 1.2514,25 11 8,5 7,75 8,8 8,5 8,8 5,25 5,2 1.9 195 295 16,75 2,2 9,8 9.9 2,55 2,6 5,1 5.95 4,55 1.2 1,25 6 1,8 1.,65 5 2,2 13 2.1 2.05 6 25 0.,620 0.70 7.25 8,2 45 7 j. 43 13 1,6 19 125 4.75 0,6601 1,65 17 11 3,5 3,4 3,6 2.8 1.05 1.3 3.75 5,) 1,6 5,25 3,75 4,25 3.8 3,5 9,5 10 0.365 102 1,95 185 2,15 3.25 3,21 2,5 5,5
30 28,5
Enropckiſche Staatspapiere.
) Deutſche.
b% Reichsanleihe ..........."
ooooooa-
ooo-
3½½
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
„ 1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
4½% V. u. V. Schatzanweiſg.
4½0 H.—IX.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe ... ... . .."
Zwangsanleihe ..............
4% Preuß. Konſols ........."
aoooa
3½%
8ö
4½ Bad. Anl. unk. 1935 ....
8½%- „ v. 1907 .....
1896 ......."
8%o
4½ Bahern Anleihe ........."
.......
39%
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 ....... ."
8—16‟ Heſſen Reihe XXXfj.
untilgb. b. 28 .. . . . . . . . . . ...
4¾ Heſſen unk. 1924.. . . . . ....
3½% ........... . ... ...
..
3%
4% Württemberger alte ......
b)Ausländiſche.
5e Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
589
4½ „ v. 1902 .........."
4% „ „..........
5½ Bulgar. Tabak 1902.. . . . . .
12/ 0 Griech. Monopol ... . . . .
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ....."
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ................."
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ....
4% „ am. Goldrente konv.
4% „ am. v. 05 ..... ...."
42 Türk. (Admin.) v. 1903....
48 „ (Bagdad) Ser. I ..
„II..
4%
4% „ v. 1911, Zollanl. ...
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ...
Goldrente ........
4%
„ Staatsr. v. 10 ....
4%
4% Kronenrente .. . ...
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere . . . . . ."
5% „ konſ. äuß. v. 99.... .
4% „ Gold v. 04, ſtfr. . . . .
konf. inner. ..... .."
Frrigationsanleihe" .
5½ Tamaulipas, Serie I..
Oblig. v. Transportanſt,
4½ Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . .
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn.
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
Wle 75 6,25 2,7 2,1 21
—
— 5,25 5,5 6,75 6,75 Sie 3,1 4,6 45 4,8 0.78 6,75 68
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.
2,6%Neue
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...."
3% Oeſt.
1. b. 8. Em..
9. Em. .. . .
v. 1885 ...."
3‟
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
01 Anatolier I............"
Salon. Conſt Jonction ...
3% Salonique Monaſtir ......
5% Tehuantepee. . . . . . . . .. . .."
4½8
Nach Sachwert verzinsl,
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
I. Em. . . . . . .
58 Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em. . . . . . .
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23 ......"
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%Neckar A.=G. Stuttgart
Gold=
anl. v. 23.........
5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24.... ... .."
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe".
5% „ Roggenwert=Anl. .
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 ......
5% Rhein=Main=Donau
Gold=
anl. v. 23 .........
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. I u. HI...... .. ...."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl,
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein. . ........
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft”.
Commerz= und Privatbank .
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .......
Dresdner Bank. . . . ... .... .
Frankfurter Bank ...........
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ...
Reichsbank=Ant. ........ ...."
Rhein. Creditban .........."
„ Hypothekenbank ......
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..... . ... . . . . ... ...
Wiener Bankverein ........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius ..... .............
Bochxmer Bergb. . .... ... . . .
Buderus. . . . . . .. . .. . . . . .....
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Berzwerk3=Akt. ....
Gelſenkirchen Bergw. .. . . . . . .
Harpener Bergbau,. ... .... ..
Kaliwerke Aſchersleben.
Salzdetfurth.
Weſteregeln ......."
glöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ...... ..
Mansfelder ................."
Oberbedarf ................."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
Phönix Bergbau ............
Rhein. Stahlwerke.
Riebeck Montan.. . . . . .. . . . ..
Rombacher Hütte . . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . . . . .
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbrän München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger
F M4—Milliarden aU ohne Umſaz X—rationier‟
T— Tauſend M—7
Akkumulat. Berlin ...........
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke Gv. Kleher) .......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% „ „„ Vorzug Lit. A .
5%0 „ „„ Vorzug Lit. B..
Amme Gieſecke & Konegen ....
Anglo=Continental=Guano ... ..
Anilin Bln.=Treptow. . . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) ... . .....
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. .. . . . . . . . . . . . ."
Baſt Nürnberg ........ ......"
Bayriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke ... ......"
Bing. Metallwerke .... .. . ... ."
Brockhues, Nieder=Walluf... .."
Cementwerk Heidelberg..
„ Karlſtadt . . . . ..
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . ..
Griesheim Elektron ...."
Fabrik Miſch ..........
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ............
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
.
Deutſche Erdöl..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm) ......"
Düſſeld. Ratinger (Dürr) .....
Dyckerhof & Widm. Stamm ..."
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....
L. Meher fr. .. . . . ."
Elberfelder Farbw. v. Baher ..
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . . . . . ..
Elſäſſ. Bad. Wolle........ . . . ."
Emag, Frankfurt a. M... . . . ..
Email.- E Stanzu, Ullrih ...."
Enzinger Werke ............."
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei .........
Taber, Foh: Bleiſtift 7777777‟
3. 1.,8 3,75 1.95 37 8,3731 *3 6,5 22,75 30 11,25 12 6,6 7.25 8.5 2 75 33 12,1 13 2,2 0.930 2,2, 2 1,8) 0,830 (.8cd 0.810 0.950 19.21 1075 0,500 0.550 9,6 10,5 6,7 7.25 4,25 u. 225 200b 2.15
— 3,5 7:25 *
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens .....
Felten & Guilleaume, Carlsw..
Feinmechank (Jetter).. . . . . . . ."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.. . . . . . . . . . ..
Frankfurter Hof .............
Fkf. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. . . .
Ganz. Ludwig. Mainz .......
Geiling & Cie..............."
Germania Linoleum .... . .. .."
Gelenkirchen Gußſtahl .. .. ..."
Goldſchmidt, Th. ... . . . .. . . ..
Gotha Waggon.... ... ......"
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger ...........
Hammerſen (Osnabrück) ......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heodernheimer Kupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. .. . . ..
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. . ....... . . .."
Holzverk.=Induſtr. .. . .. . ....."
Hydrometer Breslau ........"
„nag ..... ................
Junghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt R..................
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn .... .. ......"
Kolb & Schüle Spinn. . . . . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher & Co. ............
Lech, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ........"
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallv. . .. .. . ..
Luther, Maſch.=u MNüh enbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ....... .. .."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . .
Meyer, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . .."
Motorenfabrik Deutz .........
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke...
Neckarwerke Eßl. Stamm .. . . .
Oleawerke Frankfurt a. M... ..
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. ............."
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall. . .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . .
„ Metall Vorzüge ... . . . ."
Rhenania, Aachen ..... ......"
Riedinger, Maſchinen .. . . . . . . .
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ..............."
S hleuzner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau.. . . . . . . ..
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnberg) ;.
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ..."
Schuhfabrik Herz ............"
Schuhf. Leander Offenbach ..."
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . . . .
Seilinduſtrie Wolff.........."
Sichel & Co.. Mainz ........."
Siemens Elektr. Betriebe ... ..
Siemens Glasinduſtrie ..... ..
Siemens & Halske.... . . . . . . ."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Süddeutſche Immobilien ....."
Thüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ....
Beithwerke in Sandbach ...."
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft,
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ...."
Gummifabr. Bln.=Frrf..
„ Pinſelfabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin ... . ..... .."
Zellſtoff, Berlin ......."
Vogtländ. Maſch. Vorzüge ...."
Stämme ....
Voigt & Haeffner Stämme . . .
Voltohm, Seil........."
Wahß & Freytag. . . . . . .. . .. . .
Wegelin Rußfabrik ...."
Zellſtoff Waldhof Stamm ...
Zuckerfabr. Waghäuſel ....
Frankenthal ......
Heilbronn. . . . . . . . .
Offſtein ..........
Rheingau ........."
Stuttgart . .
22, 7.
23
15
0.450
2,6
3.15
193
40
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . .
Schantung E. B............."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .
Hapag (Paketfahrt) ........
Nordd. Lloyd. . . . . . . . . . . . . 16.5
0,550
zo
40. 27,0
9,4
4,4 Darmſtädter Berte.
Bahnbedarf.. . . . . . ........."
Dampfkeſſel Rodberg... . . . . . .
Helvetia Konſervenfabrik. . . . . .
Gebr. Lutz..................
Motorenbfarik Darmſtadt .. . ..
Gebr. Roeder ..............."
Venuleth & Ellenberger ...... 0.85:
Unnotierte Aktien.
Api ...
2.. Beckerkohle.. ...
o Beckerſtahl .. . . . . . . . . . . . .....
Benz.. . . . ................ Brown Boveri .. .. .. ........ Chem. Andreae ............." Deutſche Petroleum 10.25 Diamond Shares Entrepriſe.. B Falconwerke .. . .. . .."
.. Großkraftw. Württemb. (Growag) Gug Unterfranken (Ufra) ..
Hanſa Lloyd.
T 0.45) Hero Conſerven ........ Holſatiawerke, Altona .. Kabel Rhehdt Krügershall Kali Metall Starkenburg Otto & Quanz.. Raſtatter Waggon ........... Textil=Ind. Barmen (Tjag).... Ufa Film nnere?eesiseesäeet 1,B. * [ ← ][ ][ → ]
Rummer 204.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 24. Juli 1924.
Seite 9.
Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.
Er hatte ſich auf die Schulter ſeines Schultheißen geſtützt.
„Wie ſich auch die Zeiten ändern mögen,” fuhr der Junker
mütlich fort, „Gott gebe, daß immerdar der Reiter abfteigt, um
it dem, der zu Fuß geht, ein freundliches Wort zu reden. Mag
in der Reiter der Edelmann ſein, wie heute, oder mag der
delmann zu Fuß gehen und der Bürger auf dem Roß ſitzen.
as kann auch einmal kommen.”
„Gott behüte,” ſagte ſein Genoſſe.
„Warum denn nicht? Was unten iſt will oben hinauf.
Ge=
igt es ihm, dann iſt aus Abend Morgen geworden. — Ihr
ſüttelt den Kopf? Glaubet mir, Jörg, es iſt gut ſo. Jetzt haben
ir noch Abend, und hinter uns liegt ein langer Tag. Kommt
r Tag zu hohem Alter, dann wird bösartig und widernatürlich,
as in der Jugendkraft gut und ſchön geweſen iſt. Wohl wächſt
rweilen das Neue, aber es legt ſich die alte Zeit um die junge
rum, wie ein wüſter, verwilderter Wald um ein Dorf, und
ütende Wölfe brechen aus dem Wald hervor und fallen die
ute an. Dieſe Wölfe muß man mit Heugabeln totſtechen.”
„Wenn man kann,” ſagte Jörg bedenklich und lüftete ſeine
ugabel auf der Schulter.
Friedrich ſah den Schulzen überraſcht an und ſagte: „Ihr
bt recht. Es gibt auch geſpenſtige Wölfe, die man nicht
tot=
chen kann, und doch ſind ſie leibhaftig und freſſen lebendige
id ungeborene Kinder.”
„Gott bewahre uns!” ſagte der Bürgermeiſter.
„Und doch,” fuhr der Junker fort und ſeufzte ſo recht aus
b.ig. Dame 21 5.)
hreibmaſch u. Sten.
Vertrauensſt, p. 1.9.
ig. u. D92Gſchſt.
durchaus
täul., verfekt in
enogr. u. Maſch.
hreib, ſow. Kenntn.
Buchführungen u
vork. Büroarbeit.,
t beſt. Zeugniſſen
ht paſſende
Poſi=
nper ſofort, event.
ch ſpäter.
Ange=
te unter D 95 an
Geſchſt. (*21225
Funge Frau ſ.
Be=
äftig. v. morgens
nittags gleichwelch.
t, geht auch abends
den o. Büroputzen.
gelſt, 87, I. (21174
ſcht., fleiß. 21232
Mädchen
ht Stelle in
Wirt=
aftsbetrieb, eventl.
AHausarb. u.
Ser=
r. Gt. Zeugn. vorh.
g: u. D 97 Geſchſt.
ſunge Frau
emp=
hlt ſich im Waſchen
au Winkler,
Brückbauer, Feld.
eäſtr. 70. (21181
Konditorgehilfe
22 J., mit gut.
Beug=
niſſen, ſ. alsb. Stellg
Angebote u. D 103
Geſchäftsſt. (*21246
Weiblich
Tüchtige gebildete
Reiſedame
für den Bezirk
Darm=
ſtadt für leicht
ver=
käufliche Artikel von
hieſigem Unternehm,
ſofort geſucht. Ang.
unt. D 78 a. d.
Ge=
ſchäftsſtelle. (*21194
Verfekte.
Stenotypiſtin
m. Kenntniſſ.i, franz.
u. engl. Sprache für
Fabrikbüro per1. Aug.
gef. Damen aus dem
Johannesv, bevorz.
Angebote u. D110
Geſchäftsſt. (9448d1
Männlich
Tüchtiger
ſchäftsſtenogrgph,
rant. 180Silben,
flotter
Maſchinen=
reiber, welcher auch
t allen ſonſtigen
troarbeiten beſtens
etraut iſt,
ſuchtStel=
ig. Ang. u. D 76
d. Gſchſt. (*21191
Thauffeur
cht. Auto= u. Elek=
)monteur, zuverl.
agenführer, beſte
ferenzen, ſucht ſich
Id. zu verändern,
ſchauswärs. (*202ids
Angebote u. D 35
die Geſchäftsſt.
Konditor
wand. in Anſchlag=,
lätterteig= u.
Gar=
erpoſten, zurzeit im
ſetzten Gebiet, ſucht,
ſtützt aufgute
Zeug=
ſe, Stellung
imun=
ſetzten Deutſchland,
n liebſt. Darmſtadt.
Gefl. Angebote unt.
72 Geſchſt. ( 21176
Litw. Anf. 40,
tüch=
ger Bäcker, ſucht
Heſchäfts=
führung
u übernehmen.
An=
ebote unter D 74
d. Geſchſt. (*21184
Bolantär.
per ſofortgeſucht.
Stenographie u.
Ma=
ſchinenſchreiben
er=
forderlich. (2128t
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ſchlechter abſterben, Handſchuhsheim, Sternenfels, vielleicht auch
Hirſchhorn. Saget ſelbſt, was ſoll ein echter, gerechter
Hirſch=
horn in der neuen Zeit, wo der Ritterbote mit der Brieftaſche
bei den Rechtskonſulenten herumreitet und derweilen die Ritter
in den Stadthäuſern faulenzen, Sorbet trinken und Ball ſpielen.
Wenn er ein rechter Hirſchhorn iſt, läuft er in ſolchem Weſen
herum wie ein Pelzniklas zwiſchen blühenden Tulpenbeeten.
Darum beſſer — ab!”
„Ihr ſolltet zu jung ſein, um zu reden,” ſagte der Schulz
und ſchüttelte mißbilligend den Kopf.
Ach!” rief der Junker, „wenn ich meine eignen Jahre zähle,
bin ich noch jung. Aber mein Leben hat lange vorher
angefan=
gen; drei, vier Glieder hinter mir beginnt mein Rechnungsbuch,
aber nicht die Wirtſchaft; o, die iſt uralt. Wenn es dem Ende
zugeht, laufen alle Schulden zuſammen, gewußte und vergeſſene:
was der tolle Hans gefrevelt hat und mein Oheim Ludwig und
mein eigner Vater und die andern vor ihnen. Glaubt es mir,
Jörg, ich bin alt und habe viel zu tragen. — Es war im letzten
Winter, da bin ich droben, nicht weit vom ſteinernen Tiſch vor
einer jungen, kräftigen Fichte geſtanden, auf der lag eine Maſſe
Schnee, ein ganzes Dach voll, daß ſie ſich darunter bog. Armes
Tännlein; ſagte ich, dir geht es wie mir, mußt es tragen und
kannſt dich nicht ſchütteln.” Auf einmal machte es Krach! Die
Fichte war auseinander geborſten bis auf die Wurzel.”
„Will’s Gott, ſo traget ihr bald ein Söhnlein auf dem Arm
und führet es fröhlich in die neue Zeit hinein.”
„Vieleicht verhelfe ich ihm in den Sattel und ſehe ihn
dahin=
ſprengen in die Schlacht, aus der keiner wiederkehrt. Jörg,
zu=
weilen, wenn ich allein durch den Wald reite und ſchaue ſo vor
mich hin und die Wolken ſteigen über die Wipfel, dann höre ich
ein Wiehern; ganz leiſe, aber ſehr deutlich kommt es von weiter
Muleuto-Preisausschreiben.
Ferne her und verzittert in der Luft. Schlag deine Bibel auf,
die Offenbarung Johannis, das ſechſte Kapitel, da kannſt du
leſen, welcher Art die Roſſe ſind, und was für Reiter darauf
ſitzen.”
„Ich bin ſechzig Jahre alt und hoffe ein friedliches Ende,”
ſagte der Schultheiß.
Sie waren nahe an das Städtlein gekommen und begegneten
den Leuten, die Mittag gemacht hatten und auf die Wieſen
gin=
gen. Die Männer blieben ſtehen und grüßten freudig und
ver=
wundert, die Weiber machten helle, große Augen.
„Man hat euch noch nicht erwartet,” ſagte der Bürgermeiſter.
„darum blickt männiglich erſtaunt; aber niemand erſchrickt, als
wer ein heimlicher Böſewicht iſt, alle andern freuen ſich.”
„Ja,” lachte Friedrich behaglich, „ich habe mich früh auf die
Strümpfe gemacht. Es war mir nur darum zu tun, dem
Kur=
fürſten wieder einmal das Schwert vorzutragen als Erbtruchſeß
der Pfalz, damit niemand vergeſſe, daß das Hirſchhorn allen
pfälziſchen Wappen voranflattert, obgleich es ſem Hauptlehen
von Kurmainz trägt. Kurmainz iſt älter als Kurpfalz, bei Gott,
und kurmainziſch Lehen iſt ſo gut wie Königslehen. Geſtern nun
iſt der große Umgang geſchehen. Wie ingrimmig habe ich meine
Hand um das Heft geſchlungen! Dieſer Griff iſt mir teuer genug
gekommen, darum iſt er mir wertvoll über alle8!“
„Ich weiß es,” ſagte Jörg.
„So hab’ ich es gehalten in zitternder Fauſt. Ich labe
dä=
bei an meinen lieben Freund Johann gedacht, und wie der nach
dieſem Heft greifen wollte und ich ihn deshalb niedergeſtochen
habe. Dieſe Gedanken haben mein Geſicht wohl etwas mürriſch
gemacht. Es ſoll der Frau Kurfürſtin nicht gefallen haben, mein
Geſicht. Der übrige Hofbettel kann mir geſtohlen werden. Drum
bin ich heim.”
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[ ← ][ ]Seite 10.
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