Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 180
Montag, den 30. Juni 1924.
187. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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auſträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonio: Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Der Mmp; gegen die Miegsfcapiäge.
* Zu einer Maſſenkundgebung hatten Arbeitsausſchuß
deutſcher Verbände, Vereinigte vaterländiſche Verbände
Star=
kenburgs, Verband „Kameradſchaftlicher Vereinigung der
Krie=
ger= und Marinevereine Darmſtadts 1923‟, Hochſchulring und
Altherrnſchaft des Hochſchulrings die Bürger Darmſtadts
ge=
ſtern in den „Saalbau” gerufen, um 5 Jahre nach der
Unter=
zeichnung des Friedensdiktats von Verſailles ſchärfſte
Verwah=
rung einzulegen, daß die Lüge von unſerer Schuld am Kriege
noch länger aufrecht erhalten werde, aufrecht erhalten werde bei
uns und in aller Welt.
Eine impoſante Verſammlung füllte den Saal mit Vorſaal
und Eſtraden, ein Damenkranz die geöffneten Galerien.
Der Vorſitzende führte kurz aus: Am 28. Juni 1914 fielen
die erſten Schüſſe zum Weltkrieg. Am 28. Juni 1919 wurde der
Friedensvertrag unterzeichnet. In dem Vertrag hat
Deutſch=
land die Alleinſchuld am Kriege bekannt. Unſer Kampf gilt
die=
ſer Lüge, die ſich in dem Bekenntniſſe verkörpert.
Wir ſind nicht ſchuldig am Weltkrieg! Kundgebungen, die
nur leere Worte enthalten, haben keinen Zweck.
Als Redner war Profeſſor Dreher=Friedberg gewonnen.
„Die Alleinſchuld Deutſchlands am Weltkriege iſt die Baſis, auf
der der Vertrag von Verſailles begründet iſt, ſo hat Lloyd
George einmal geſagt. Aber andere haben anders geurteilt, ſo
Morell und der Amerikaner Rob. Owen. Auch in Amerika hat
man Frankreich und Rußland als die Friedensſtörer erkannt;
beide verſtanden es, Deutſchland das Odium zuzuſchieben. Wir
fordern unſer Recht auf Leben und Entwicklung der
Lebens=
möglichkeiten.
Deutſche Zeitſchriften brechen den Lügenwall, der ſich um
un=
ſere Schuld gebildet, die amtlichen deutſchen Dokumente treten
unterſtützend hinzu. Deutſchland war friedliebend bis zum
Pazifismus; es hätte viel, früher einen Präventivkrieg gegen
ſeine Feinde führen können; es hat es nicht getan. 1890 hat es
die Rückverſicherung bei Rußland aufgegeben.
Auf den Haager Kongreſſen (1890 und 1907) konnte
Deutſch=
land den Abrüſtungsvorſchlägen nicht zuſtimmen. Die Gegner
arbeiteten auf eine gewaltſame Auseinanderſetzung mit
Deutſch=
land hin. 1911 wies der ſerbiſche Geſandte in London darauf
hin, daß man den Krieg (gegen Deutſchland) noch verſchieben
müſſe. Die wahren Abſichten Englands enthüllt der
ruſſiſch=
japaniſche Vertrag von 1912. Redner ſtreift die Reiſe
Poin=
carés nach St. Petersburg und die geheimdiplomatiſchen
Winkel=
züge Saſonows, erörtert den Briefwechſel Grey—Cambon.
Ruß=
lands militäriſche Maßnahmen wurden ſchon 1912 beſchloſſen.
Poincaré wartete auf den Moment, wo der Balkanbrand auf
das europäiſche Pulverfaß überſprang. Anfang 1913 hing ſchon
der Frieden Europas am letzten Faden! Zerſchmetterung der
Mittelmächte war das Ziel der Ententepolitik. Während dem
baute man in Berlin am Kartenhauſe einer Verſtändigung mit
England weiter.
In Rußland bereitete man einen Krieg an der
Weſt=
grenze gegen Deutſchland — vor! General Michel ſprach am
14. Januar 1914 von einem bedeutſamen Jahr, als er die
Auf=
füllung der Mehlvorräte forderte.
Vergeblich warnte, alarmierend die „Köln. Ztg.”. Michel
ſchlief weiter. Man ſpielte in Frankreich in den Theatern
chau=
winiſtiſche und nationaliſtiſche Stücke. Im Mai 1914 kündigte
Frankreich die Hungerblockade gegen Deutſchland an. Ja, in
Japan wußte man, was vorging, nur in Deutſchland nicht. In
der „ſchwarzen Hand” ſprach man Tage vorher vom
Meuchel=
mord in Serajewo.
Der blutige Kampf konnte nun beginnen gegen die völlig
eingekreiſten Mittelmächte. „Ein verächtliches Volk, das nicht
alles an ſeine Wehrhaftigkeit ſetzt”, das ſind Worte, die Oberſt
Buat vom franzöſiſchen Generalſtab ſchrieb. Rußland mußte
den erſten Schritt zur allgemeinen Mobilmachung tun, was nach
den Verträgen Frankreich zum ſofortigen Eingreifen verpflichtete.
In Serbien wurde auf ruſſiſchen Einfluß hin mobiliſiert. Am
27. Juli 1914 traf Kaiſer Wilhelm, von Norden kommend, in
Berlin ein. Englands Flotte war ſeit 16. Juli ſchon
probe=
mobil. Vergebens ſchrieb Jaures an Vandervelde, Rußland
könne den Krieg noch verhindern. Dieſen Brief hat
Scheide=
mann am 6. April 1916 im Reichstag verleſen. Berlin drang
in Wien auf Lokaliſierung des Krieges, es war auch hier wieder
der gutmütige, ehrliche Vermittler. Aber Poincaré trieb
Ruß=
land zum Vorgehen. Noch am 30. Juli 1914 ſchrieb die „Times”,
Deutſchland tue ſein Möglichſtes, um den Frieden noch zu
er=
halten. Die franzöſiſche Regierung verſchwieg den Franzoſen
die vollzogene Mobiliſierung in Rußland. Das durchſchaute
Jaures, der deshalb gemeuchelt wurde.
Die Auguren der Entente lachten hämiſch — man war am
Ziel. Erſt am 3. Auguſt 1914 erklärte Deutſchland an
Frank=
reich den Krieg. Englands Ehre und Intereſſen waren es, die
es an die Seite von Rußland und Frankreich führten.
Deutſch=
land hat den Krieg nicht gewollt, kein Beleg iſt vorhanden für
ſeine Kriegsabſichten, ſonſt hätte man ihn in Verſailles ja
her=
vorgezogen.
Piermal hat dann Deutſchland die Hand zum Frieden
ge=
boten, aber die Feinde haben uns die Palme des Friedens nicht
gereicht.
Die Wurzel der Kriegsſchuld bloßzulegen, das muß unſer
Streben ſein, zum Wohle der Welt. Der Kampf gegen die
Schuldlüge muß aufgenommen werden, von einer Regierung,
die ſich deutſch nennt. Man mache nur von den vorhandenen
Unterlagen in Berlin Gebrauch. (Toſender Beifall.) Auch mit
der Greuellüge gegen die Deutſchen iſt kein Staat mehr zu
machen, wir haben dafür das Zeugnis des amerikaniſchen
Ad=
mirals Sims. Germania liegt ehr= und wehrlos im Staube,
verurteilt zum Sklavendienſt.
Mahnend rauſcht der Rhein. Es reift ein Geſchlecht heran,
zu neuem Aufſtieg, zu fernen Höhen. Der heilige Wille zur Tat
muß uns durchdringen. Nur geiſtige Wiedergeburt kann uns
retten! Selbſtloſe Liebe und Treue zum Volksganzen.
Wir warten auf den Cherub, der die Tore des ehernen
Friedens wieder öffnet. „Nichtswürdig iſt die Nation, die nicht
alles freudig ſetzt an ihre Ehre!” (Nicht endenwollender Beifall.)
Eine entſprechende Entſchließung fand einſtimmige
An=
hahme.
Mit einem dreifachen Hoch auf das Vaterland ſchließt die
Verſammlung und unter den Klängen des Deutſchlandliedes
leert ſich langſam der Saal.
Der Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände, dem rund 700
Organiſationen aller Parteirichtungen angehören, veranſtaltete
geſtern im Reichstag eine machtvolle Kundgebung gegen das
Friedensdiktat von Verſailles und gegen die Kriegsſchuldlüge
in Anweſenheit des Reichskanzlers und der Miniſter
Streſe=
man, Luther, Jarres, Brauns, Geßler und Hamm. Einmütig
wurde eine Entſchließung angenommen, in der es u. a. heißt: Die
heute verſammelten Männer und Frauen aller Schichten und
Parteien haben einen Frieden der Gerechtigkeit gewünſcht. Die
Verſprechungen des Wilſon=Programms wurden nicht gehalten,
heute iſt Deutſchland, Europa und die ganze Welt im Zuſtand
völliger Unordnung. Deutſchland rüſtet ehrlich ab. Die
ande=
ren Völker ſind dieſem Beiſpiel nicht gefolgt. Mit der Lüge von
der deutſchen Schuld am Kriege wird Deutſchland heute noch
in der ganzen Welt verleumdet. Das deutſche Volk wird ſich
nach wie vor mit ganzer Kraft wehren gegen alle Verſuche, das
Reich zu zerſchlagen, die deutſche Wirtſchaft zu zerſtören und
die deutſche Volkskraft vernichtend zu treffen. Es wird ſich nach
wie vor mit aller Entſchiedenheit gegen die Verleumdungen
des deutſchen Namens in der Welt wenden. Die deutſche
Reichsregierung hat durch die Oeffnung ihrer Archive der
Wahr=
heit die Bahn geöffnet. Dr. Streſemann hat eine amtliche
Auf=
rollung der Kriegsſchuldfrage zugeſagt.
Anläßlich der fünfjährigen Wiederkehr des Tages der
Unter=
zeichnung des Verſailler Friedens veranſtaltete der Deutſche
Kampfbund gegen die Kriegsſchuldlüge in München geſtern
vormittag eine Maſſenkundgebung, der auch der neugewählte
Miniſterpräſident Held, der frühere Miniſterpräſident Knilling
und Graf Bothmer beigewohnt haben.
Die Richtlinien des bageriſchen Koglitionsprogramms.
Augsburg, 29. Juni. Nach der Augsburger Poſtzeitung
ſind die Hauptrichtlinien des zwiſchen der Bayeriſchen
Volks=
partei, den Deutſchnationalen und dem Bauernbund vereinbarten
Koalitionsprogramms die folgenden: In ſtaatspolitiſcher
Hin=
ſicht ſei der oberſte Grundſatz, daß die Gewalt nur in den
Hän=
den des Staates ſein dürfe. Damit gehe Hand in Hand die
Wiederherſtellung der Staatsautorität mit allen Mitteln. Da
das Beamtentum eine der mächtigſten Stützen des Staates ſein
müſſe, ſeien ſolche Beamte unmöglich, die in Verbindung mit
revolutionären Organiſationen ihre eigene Staatsregierung
be=
kämpfen. Die Juſtiz müſſe der politiſchen Beeinfluſſung
entzo=
gen ſein, weshalb keine Rechtspflege geduldet werden könne, die
von politiſchen Erwägungen abhängig ſei. Zwecks Geſundung
der bayeriſchen Staatsfinanzen ſei ſtrengſte Sparſamkeit zu üben,
die Produktion energiſch zu fördern und der Wirtſchaftsfrieden
mit allen Mitteln zu erhalten. Zuſammenhängend mit der
Wie=
derherſtellung der finanziellen Selbſtändigkeit des bayeriſchen
Staates, unter Berückſichtigung der Bedürfniſſe des Reiches ſei
das Verhältnis Bayerns zum Reiche endgültig zu regeln, wobei
eine Denkſchrift der gegenwärtigen bayeriſchen Regierung über
eine Reviſion der Weimarer Verfaſſung maßgebend ſein müſſe.
Die Frage der bayeriſchen Eiſenbahnen und der Poſt ſei nach
den Grundſätzen wirtſchaftlicher Vernunft und Gerechtigkeit zu
löſen. Die Bundesſtaaten müßten, unbeſchadet der Einheit des
Reiches, lebensfähige Glieder des Reiches mit eigener
Staats=
perſönlichkeit ſein. Schließlich ſei das Verhältnis zwiſchen Staat
und Kirche auf der Grundlage eines neuen Konkordats zu regeln.
Das Schickſal zweier Oenunzianten.
* Karlsruhe, 29. Juni. (Priv.=Tel.) Die beiden
aus=
reichend vorbeſtraften Jakob Vollmer, aus Kork (bei Kehl)
und der 21jährige Otto Johmann von hier denunzierten
ſei=
nerzeit ungerechterweiſe einen Bekannten bei der franzöſiſchen
Beſatzung. Ohne weiteres wurde der Denunzierte verhaftet und
zu ſchwerer Gefängnisſtrafe verurteilt. Das Stuttgarter
Ober=
landesgericht verurteilte die beiden Denunzianten zu je drei
Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und 1000 Goldmark
Geldſtrafe.
Reparationskonferenz in London.
Oeutſchlands Teilnahme.
London, 29. Juni. (Wolff.) Der gut unterrichtete
diplo=
matiſche Korreſpondent des Obſerver beſtätigt, daß an der am
16. Juli beginnenden Reparationskonferenz in London, außer
England, Frankreich, Italien, Belgien lund Japan auch die
kleineren an den Reparationsklauſeln des Verſailler Vertrages
intereſſierten Alliierten teilnehmen und bei der ferner der
ameri=
kaniſche Botſchafter in London, Kellog, unterſtützt von Logan, als
Beobachter der amerikaniſchen Regierung, anweſend ſein werden,
auch deutſche Vertreter zugezogen werden ſollen, nicht um, wie
in Verſailles, diktiert zu erhalten, ſondern um bei der Regelung
mitzuhelfen.
In Pariſer diplomatiſchen, engliſchen und amerikaniſchen
Kreiſen beſchäftigt man ſich bereits ſehr lebhaft mit der Frage
der Teilnahme Deutſchlands an der Londoner Konferenz. Wie
verlautet, ſchweben bereits ſeit einigen Tagen offiziöſe
Verhand=
lungen, um die Vertreter Deutſchlands für London kennin zu
lernen. Es heißt, daß beſtimmt Reichskanzler Dr. Marx und
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann an der Londoner Konferenz
teilnehmen werden. Auch will man wiſſen, daß der deutſche
Vot=
ſchafter in London, Dr. Sthamer, zurücktreten werde. Es werde
als Nachfolger auch von einer Kandidatur des Grafen Harry
Keßler geſprochen.
* Amerika und die oſtaſiatiſche
Einwanderung.
Von
Profeſſor Dr. Hermann Levy, Berlin.
Der nachfolgende Aufſatz eines Kenners der
amerikaniſchen Wirtſchaftsverhältniſſe zeigt den
wirtſchaftspolitiſchen Hintergrund, auf dem ſich
der durch das amerikaniſche
Einwanderungs=
geſetz hervorgerufene amerikaniſch=
japa=
niſche Konflikt abſpielt. Die Schriftltg.
Die Vereinigten Staaten haben mannigfache
Bevölkerungs=
probleme. Neben demjenigen der oſt= und ſüdeuropäiſchen
Im=
migration und der Negerfrage iſt die Entwicklung der
oſtaſia=
tiſchen Einwanderung, die vornehmlich nach den
weſt=
lichen Gebieten der Union geht, ſeit langem eine ſteigende Sorge
der amerikaniſchen Politiker. Es läßt ſich nicht leugnen, daß
ge=
wiſſe Gründe zur Beſorgnis vorliegen. Während man bei der
europäiſchen Einwanderung, ſelbſt wenn ſo bedenkliche
Neben=
erſcheinungen vorhanden ſind wie bei der Maſſeneinwanderung
von Ruſſen, Italienern, Balkanvölkern und anderen Süd= und
Oſteuropäern, wenigſtens damit rechnen kann, daß in der zweiten
Generation auch dieſe „Fremdkörper” amerikaniſiert werden, ſtößt
man bei Japanern und Chineſen ohne weiteres auf das
Raſ=
ſenproblem, das nun einmal nicht im Sinne der
amerika=
niſchen Aſſimilierung zu löſen iſt. Deshalb hat ſich ſchon recht
frühzeitig eine ſtarke Abneigung gegen die oſtaſiatiſche
Einwande=
rung in der Union geltend gemacht, obſchon man in Kalifornien
die fleißigen Chineſen (beſonders in Wäſchereien) und die
ge=
wandten Japaner (die man vornehmlich in der Landwirtſchaft
beſchäftigt) vom wirtſchaftlichen Standpunkt nicht ſchlecht zu
ver=
wenden verſtand.
Es kam hinzu, daß mit der Einwanderung dieſer Völker ſich
unmittelbare Unannehmlichkeiten einſtellten, die von der Frage
der Raſſengefahr und Volksverſchlechterung ganz unabhän ig
waren. In San Franzisko bildeten ſich unter den Chineſen, deren
es zu Anfang dieſes Jahrhunderts ſchon zirka 30000 dort allein
gab, kriminelle Verbände — Highbinders genannt —,
die unter dem Deckmantel von beſonderen Kultgemeinſchaften
Raub und Erpreſſung trieben. Dieſe Geſellſchaften brachten es
auch fertig, die relativ ſtrenge Handhabung der
Einwanderungs=
geſetze zu umgehen, Kulis und Freudenmädchen nach Amerika zu
verſchleppen und die eingewanderte Bevölkerung der Chineſen
in jeder Weiſe einzuſchüchtern. Den Japanern konnte man
der=
artige Dinge nicht nachſagen. Es iſt vielleicht auf die
Verſchär=
fung der Einwanderungsbeſtimmungen
gegen=
über den Chineſen zurückzuführen, daß japaniſche und
chineſiſche Einwanderung ſich in der letzten Zeit im umgekehrten
Verhältnis entwickelt hat.
Nach dem Zenſus von 1910, dem letzten vor dem Kriege,
be=
trug die Zahl der in den Vereinigten Staaten lebenden:
im Jahre
Chineſen
Japaner
1880
105 466
148
1890
107 488
2039
1900
89 863
24 326
1910
71531
72 157
Man ſieht, daß ſich die japaniſche Einwanderung erſt recht
eigentlich zwiſchen 1900 und 1910 entwickelt hat während die
Chineſeneinwanderung ſchon auf weit frühere Jahrzehnte
zu=
rückgeht. Auch in letzter Zeit hat die japaniſche Immigration
überwogen. Im Jahre 1922 wanderten nach der Union 6300
Japaner ein, dagegen nur 4400 Chineſen. Die japaniſche
Ein=
wanderung aber war — was im Hinblick auf den gerade jetzt
ſich neu entfaltenden Konflikt der beiden
Län=
der auf Grund des amerikaniſchen Einwanderungsverbotes
be=
achtenswert iſt — in den vier Jahren von 1919 bis 1922 größer
als im Jahre 1912. Immerhin muß natürlich bedacht werden,
daß die abſolute Zahl der japaniſchen Einwanderer vor dem
Kriege gering war, da nicht weniger als 1,2 Millionen Menſchen
aller Länder jährlich einzuwandern pflegten. Im Jahre 1922
dagegen betrug die Geſamteinwanderung nur zirka 300 000 Köpfe,
ſo daß die Bedeutung der japaniſchen
Einwande=
rung ſich ſeit dem Kriege relativ erhöht hat.
Es iſt durchaus im Rahmen der geſamten nationaliſtiſchen
Abſperrungspolitik, wenn die Union ſich heute gegen die
Ein=
wanderung der Japaner wendet. Gerade ſo wie die europäiſche
Einwanderung durch Kontingentierung gedroſſelt wird, geht man
der noch viel unliebſameren oſtaſiatiſchen gleich ganz energiſch
zuleibe. Das entſpricht der ganzen nationaliſtiſchen
Hoch=
empfindung, die der Krieg in der Union ausgelöſt hat und
die ebenſo in den Hochſchutzzöllen, den geplanten Flaggenzöllen
und ähnlichem zum Ausdruck kommt. Angeſichts dieſer Gefühle
geht man über wirtſchaftliche, ja anſcheinend ſelbſt über politiſche
Komplikationen des neuen Geſetzes zur Tagesordnung über. Im
übrigen ergibt ſich ſchon aus den Unterſuchungen, die ſeinerzeit
die „Induſtrial Commiſſion” gemacht und dem Kongreß vorgelegt
hat, daß dieſe Oſtaſiaten als ſtarke Konkurrenten des heimiſchen
amerikaniſchen Arbeiters angeſehen werden, beſonders da immer
wieder betont wird, daß weiße Arbeit dort, wo Japaner
einge=
ſtellt werden, geradezu eliminiert werden muß. Ein beſonderes
Problem innerhalb der japaniſchen Immigrationsfrage bildeten
ſchon ſeit langem der Vorſtoßder Chineſen und
Japa=
ner nach Hawai, das bekanntlich ſeit 1898 der Union
einver=
leibt iſt. Von einer Geſamtbevölkerung von 255 000 Köpfen fielen
im Jahre 1923 allein 120000 auf Japaner (die übrigens in den
obigen Zenſusziffern nicht enthalten ſind), dagegen nur 35000
auf Amerikaner
Vom bevölkerungspolitiſchen und vielleicht auch zum Teil
vom wirtſchaftlichen Standpunkte wird man nicht umhin können,
die Haltung Amerikas gegenüber der oſtaſiatiſchen Einwanderung
zu begreifen. Eine ganz andere Frage freilich iſt es, inwieweit die
innerpolitiſche Berechtigung dieſer Stellungnahme Maßnahmen
gerechtfertigt erſcheinen läßt, die, wie der jetzige Konflikt zwiſchen
Japan und Amerika zeigt, unter Umſtänden ſchwere
welt=
politiſche Folgen haben können.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Moning, den 30. Juni 1924.
Rummer 180.
Die Sicherheitsfrage.
Erklärungen Heriots gegenüber Norman Angell.
Berlin, 29. Juni. (Wolff. Zu den in dieſen Tagen
gleichzeitig in Berlin und London veröffentlichten Erklärungen,
die der franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot gegenüber dem
bekannten engliſchen Pazifiſten Norman Angell abgegeben hat,
wird von unterrichteter Seite mitgeteilt: Bei der Unterredung
iſt das Problem der Sicherheitsfrage, das Herriot in ſeinen
frü=
heren Erklärungen zwar ſtark betont, aber nur wenig präziſiert
hatte, in ſeiner ganzen Tragweite aufgerollt und namentlich in
ſeiner Bedeutung für das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und
Frankreich erörtert worden. Wir können es in Deutſchland nur
begrüßen, daß Herriot an die Löſung dieſes außerordentlich
wichtigen Problems in einem ſo verſtändigen, verſöhnlichen Sinn
herantritt, wie Norman Angell berichtet. Aus den Erklärungen
des Miniſterpräſidenten über den Plan eines allgemeinen unter
der Aegide des Völkerbundes ſtehenden Garantiepaktes iſt
aller=
dings noch nicht mit Sicherheit zu erkennen, wie er ſich die
Ver=
wirklichung des ihm vorſchwebenden großen Zieles im einzelnen
denkt. Bekanntlich hat der Gedanke eines allgemeinen
Garantie=
paktes im Rahmen des Völkerbundes bereits eine längere
Vor=
geſchichte. Es wird darüber ſeit zwei Jahren zwiſchen den
alli=
ierten und neutralen Regierungen verhandelt. Die Vorſchläge
des engliſchen Vertreters Lord Cecil und des franzöſiſchen
Ober=
ſten Requin wurden Ende des vorigen Jahres zu einem
gemein=
ſamen Entwurf verſchmolzen, der in der vorliegenden Form
allerdings bei den meiſten Völkerbundsmitgliedern wenig Beifall
gefunden hat. Auch die gegenwärtige engliſche Regierung hat
ihm bisher ihre Zuſtimmung nicht gegeben. Der Entwurf, der
ebenſo wie das dazu gehörende Material durch Aufnahme in
das franzöſiſche Gelbbuch über die Sicherheitsfragen auch
wei=
teren Kreiſen bekannt geworden iſt, ſieht in derſelben Weiſe, wie
ſie jetzt Herriot angedeutet hat, den ſpäteren Beitritt
Deutſch=
lands vor. Er iſt, wie ſchon gemeldet, vor einigen Monaten vom
Völkerbund auch der deutſchen Regierung zur Stellungnahme
mitgeteilt worden. Wir hören, daß die Vorarbeiten für dieſe
Stellungnahme, die das Auswärtige Amt unter Zuziehung einer
Reihe von Sachverſtändigen eingeleitet hat, vor dem Abſchluß
ſtehen und daß die deutſche Antwort an den Völkerbund
voraus=
ſichtlich in nächſter Zeit abgehen wird. Nach der Veröffentlichung
von Norman Angell hat es den Anſchein, als ob Herriot ſeine
Pläne zur Löſung der Sicherheitsfrage an dieſen Entwurf des
Völkerbundes knüpfen wolle. Man darf hoffen, daß er ſich bei
der weiteren Behandlung des Problems von dem Geiſte leiten
laſſen wird, auf den er ſelbſt ſeine Hoffnung auf kommende
beſſere Zeiten gründet. Er kann verſichert ſein, daß er bei
Ab=
ſchluß des allgemeinen Garantiepaktes, der von dieſem Geiſte
erfüllt iſt und damit Recht und Sicherheit in Europa
gewähr=
leiſtet, die vorbehaltloſe Zuſtimmung aller vernünftigen Kreiſe
in Deutſchland finden wird.
Badiſcher Landtag und Gebäudeſonderſieuer.
* Karlsruhe 29. Juni. (Priv.=Tel.) Nach längeren
Beratungen der Gebäudeſonderſteuer iſt nunmehr im
Haushalts=
ausſchuß eine Einigung erzielt worden. Es wurde ein
Steuer=
fuß von 47 Pfennig feſtgelegt. Der Kompromißvorſchlag, der
ſich mit der Frage beſchäftigt, erhöht auch die Freigrenze des
landwirtſchaftlichen und gewerblichen Betriebsvermögens von
1200 auf 1500 Mark und bringt damit vielen kleineren Leuten
eine hübſche Erleichterung. Gegen die Gebäudeſonderſteuer
wer=
den ſchon ſchwere Bedenken geäußert, und es iſt damit zu
rech=
nen, daß in dieſer Frage das letzte Wort noch ausſteht. Der
badiſche Landtag tritt kommenden Dienstag wieder zuſammen
und wird ſich dann mit dieſer Steuer befaſſen.
Vertreter des Ruhrbergbaues beim Kanzler.
* Berlin, 29. Juni. (Priv.=Tel.) Vertreter des
Ruhr=
bergbaues haben am Sonntag in der Frage der
Micumver=
träge mit kurzer Unterbrechung von 10 Uhr vormittags bis 10
Uhr abends mit der Reichsregierung verhandelt. Auf Grund
der ihnen erteilten Inſtruktionen werden ſie morgen die
Ver=
handlungen mit der Micum in Düſſeldorf wieder aufnehmen.
Die Matteotti=Gedenkfeier.
Rom, 29. Juni. (Wolff.) Nach allen vorliegenden
Nach=
richten über die Matteotti=Gedenkfeier verlief der
geſt=
rige Tag überall in Italien ruhig, nur in Mailand wurde
kurz nach Mitternacht ein Trambahnführer, der Mitglied
der ſozialdemokratiſchen Arbeitskammer iſt, von mehreren
Per=
ſonen überfallen und derartig geſchlagen, daß er bald
dar=
auf ſtarb. Hierzu ſagte der „Meſſaggero”, die Regierungspartei
und die Nationalſozialiſten werden dieſe Banditen als Feinde
der von der Regierung angeſtrebten nationalen Ausſöhnung
be=
trachten. Eine gründliche und ſchnelle Säuberung tue not.
Ungarns Außenhandelsbilanz.
Budapeſt, 29. Juni. (Wolff.) Die Außenhandelsbilanz
der erſten fünf Monate des laufenden Jahres weiſt eine
bedeu=
tende Beſſerung gegenüber dem gleichen Zeitraum des
Vorjah=
res auf. Die Einfuhr der erſten fünf Monate des laufenden
Jahres beträgt 250 Millionen Goldkronen, die Ausfuhr 205
Mil=
lionen, was einem Defizit von 22 Prozent gleichkommt, während
im gleichen Zeitraum des Vorjahres die Einfuhr ſich auf 219,
die Ausfuhr auf 134 Millionen Goldkronen belief, was ein
Defi=
zit von 53 Prozent darſtelle.
Vom Tage.
Wie der Amlliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hak der
preu=
ßiſche Miniſter des Innern das Erſcheinen der „Deutſchen Allgemeinen
Zeitung”, ebenſo das Erſcheinen der „Roten Fahne” mit ihren vier
Nebenblättern auf die Dauer von zwei Wochen verboten.
Die Beſchlagnahme der „Welt am Montag” iſt vom
Oberreichs=
anwalt aufgehoben worden.
Der Preußiſche Preſſedienſt teilt folgende Verfügung des Miniſters
des Innern Severing mit: Mit Rückſicht auf die bevorſtehende
Wieder=
kehr des Verfaſſungstages beſtimme ich, daß für Veranſtaltungen zu
Ehren der Verfaſſung am 10. und 11. Auguſt durchweg Ausnahmen
von dem durch § 3 des vom Reichspräſidenten au 28. Februar
ergan=
genen Verſammlungs= und Umzugsverbot zu ge” niren ſind.
Der Generalkommiſſar von Elſaß=Lothringen, Alapetite, hat ſeine
Demiſſion gegeben und geſtern mittag Straßbu=; endgültig verlaſſen.
Der Reichspräſident hat den Landgerich direktor Hoffmann=
Magdeburg zum Präſidenten der Reichsdiſziplinarkammer in
Magde=
burg ernannt.
Die franzöſiſche Kammer hat in ihrer geſtrigen Sitzung den
An=
trag auf Verlängerung des Geſetzes über die Kapitalflucht angenommen.
Nach dem „Journal officiel” haben ſich bei der Abſtimmung über
die Ruhrkredite 61 Mitglieder der ſozialiſtiſchen Kammerfraktion der
Abſtimmung enthalten, darunter Léon Blum, Compers=Morel, Raoul
Faure, Preſſemanne, Baly, Lebas, Uhry, Coude, Cheaſtenet und
Hubert=Rouger. Im ganzen waren es 75 Abgeordnete, die nicht
ge=
ſtimmt haben.
Die engliſchen Blätter äußern ſich peſſimiſtiſch über die
augenblick=
lichen Ausſichten der engliſch=ruſſiſchen Konferenz. Laut dem „Weekly
Diſpatch” verwerfen die britiſchen Obligationsinhaber Rakowſkys
Ange=
bot. Maedonalds nächſter Schritt werde mit Spannung erwartet.
Die Mandatskommiſſion des Völkerbundes ſetzte am Samstag die
Prüfung der Jahresberichte der Mandatarmächte fort. Sie prüfte in
Gegenwart des Oberkommiſſars für Neuſeeland den Bericht über die
Verwaltung von Samoa.
Eine Verordnung des ungariſchen Finanzminiſters ſetzt den
Um=
rechnungskurs für die Goldkrone für Juli auf 70 500 feſt.
Die Wiener Börſenkammer teilt mit: Das Franken=Arrangement
per Ultimo Juni nimmt einen ſehr günſtigen Verlauf. Insgeſamt waren
von 55 Teilnehmern 20 015 303 franzöſiſche Franken an Differenzen auf
Liquidationskurs zu bezahlen. 33 Beziehern von Differenzen wurde
das Guthaben per 30. Juni 1924 vorläufig mit 96 Proz. ausgezahlt.
Der ſchwediſche Dampfer „Svanen” iſt mit ſechs Geretteten von dem
Dampfer „Thor” in Lübeck angekommen. Das Schickſal von ſieben
weiteren Perſonen, die ſich an Bord des „Thor” befanden, iſt noch
un=
bekannt. Außerdem werden der Kapitän, der Maſchinenmeiſter und
der Heizer vermißt.
Die deutſche Kontrolinote.
Quertreibereien in der Pariſer Preſſe.
* Paris, 30. Juni. (Priv.=Tel.) Die deutſche Antwort auf
die Note der Botſchafterkonferenz vom 28. Mai in der Frage der
Militärkontrolle wird heute abend in Paris erwartet. Londoner
Meldungen geben den hieſigen Blättern Grund zu der Annahme,
daß Deutſchland im letzten Augenblick gewiſſe Vorbehalte an die
Wiederaufnahme der Kontrolle geknüpft habe. Die Niederlegung
einer Abſchrift der deutſchen Antwortnote in London wird als ein
Verſuch gedeutet, durch Vermittelung des engliſchen
Premier=
miniſters von der franzöſiſchen Regierung gewiſſe Zugeſtändniſſe
zu erlangen. Der Intranſigeant tadelt ſcharf dieſe
Handlungs=
weiſe der Reichsregierung und meint, ſie ziele darauf ab,
Frank=
reich und England in der Frage der Militärkontrolle zu trennen.
Londoner Meldungen ließen darauf ſchließen, daß Maedonald
gewiſſen Konzeſſionen nicht abgeneigt ſei. Die franzöſiſche
Re=
gierung habe darauf, ſo heißt es hier, offenbar in der Abſicht,
inem engliſchen Schritt zuvorzukommen, ſich mit dem Foreign
Office in Verbindung geſetzt und darauf beſtanden, daß die von
der Botfchafterkonferenz aufgeſtellten Forderungen in vollem
Umfange aufrecht erhalten bleiben. Dieſer diplomatiſche Schritt
erfolgte in der Form einer Unterredung zwiſchen dem
franzöſi=
ſchen Botſchafter Saint Aulaire und Sir Erich Crewe. Das
Er=
gebnis iſt offiziell nicht bekannt, doch beſteht Grund zu der
An=
nahme, ſo ſchreibt der Temps, daß Macdonald feſt entſchloſſen ſei,
auf der Nachprüfung und wirkſamen Beſchränkung der deutſchen
Mannſchafts= und Waffenbeſtände zu beſtehen. Man darf mit
Recht erwarten, daß die deutſche Note den Verbündeten
Genug=
tuung geben wird. Wenn ſie nicht befriedigend wäre, ſo wäre
das eine ſchwere Enttäuſchung für alle diejenigen, welche an einer
friedlichen Löſung des Reparationsproblems arbeiten.
Rücktritt der italieniſchen Regierung.
* Rom 29. Juni. (Priv.=Tel.) Der „Nouvo Pgeſe‟
ſtellt feſt, daß geſtern abend alle Mitglieder des Kabinetts
Muſſo=
loni ihr Portefeuille zur Verfügung geſtellt haben und in einem
Brief, den ihre Demiſſion begleitete, erklärten, daß ſie den
Füh=
rern der Regierung auch weiterhin ergeben blieben.
Muſſo=
lini wird heute ſeine Beratungen mit politiſchen
Perſönlich=
keiten beginnen. Morgen wird der Rücktritt offiziell
angekün=
digt und Dienstag die Bildung des neuen Kabinetts mitgeteilt
werden.
Amerika und der Völkerbund.
Das demokratiſche Wahlprogramm.
Neu=York, 29. Juni. Beim Wiederzuſammentritt des
Konvents verkündete der Vorſitzende des Ausſchuſſes für die
Aufſtellung des Wahlprogramms das Programm, auf das ſich
die Ausſchußmehrheit geeignet hatte. Es enthält rund 50 Punkte,
deren hauptſächlichſte folgende ſind: Steuerherabſetzung,
Neurege=
lung der Einfuhrtarife, Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen
Gleichberechtigung der Landwirtſchaft mit anderen Induſtrien,
Wiederherſtellung der Oelreſerven und Strafverfolgung derer,
die an dem betrügeriſchen Oelvertrag beteiligt ſind, eine
durch=
greifende Verminderung der See= und
Landrüſtun=
gen und die Annahme einer internationalen Politik direkter
Zu=
ſammenarbeit. Man will auch den Ausfuhrmarkt den
amerika=
niſchen Farmern wiederbeſchaffen durch die Wiederherſtellung
des induſtriellen Gleichgewichts in Europa und
eines geregelten internationalen Handelsverkehrs gleichzeitig mit
der Löſung des europäiſchen Wirtſchaftsproblems. Das
Wahl=
programm vertritt ferner den Standpunkt, daß die Regierung
ermächtigt ſein ſolle, ſo lange Eigentümer von Handelsſchiffen
zu ſein, als es notwendig ſei, ohne die Entwicklung des privaten
Schiffseigentums unter amerikaniſcher Flagge zu hemmen. Das
Programm verurteilt den Lauſanner Vertrag und fordert den
Schutz der amerikaniſchen Rechte in der Türkei und die Erfüllung
des Schiedsſpruches Wilſons auf Armenien.
Der auf den Völkerbund bezügliche Punkt des demokratiſchen
Wahlprogramms verſpricht, alle Kraft einzuſetzen, um das ganze
Kriegsſyſtem zu ächten. Es heißt da: „Wir wollen nicht glauben,
daß das Gemetzel auf dem Schlachtfeld irgendwie notwendiger
iſt für die höchſte Entwicklung des Mannes, als das Töten
einzelner.” Weiter wird geſagt, die Regierung der Vereinigten
Staaten habe in den letzten vier Jahren überhaupt keine
aus=
wärtige Politik gehabt, ſie habe konſequent die Wiederherſtellung
der politiſchen und wirtſchaftlichen Tätigkeit der Welt gehemmt
und Amerikas auswärtige Märkte beſchränkt. Um aber zu einer
ſtetigen auswärtigen Politik zu kommen und nicht zu einer
Ein=
richtung, die mit dem Wechſel der Regierungspartei auch wechſle,
ſei es wünſchenswert, dieſe Frage außerhalb der politiſchen
Par=
teien zu laſſen. Die einzige Hoffnung auf Weltfrieden und
wirtſchaftliche Wiederherſtellung läge in den organiſierten
An=
ſtrengungen ſouveräner Völker „in ihrem Zuſammenarbeiten, um
die Kriegsurſachen aus dem Wege zu räumen und Gewalt durch
Geſetz und Ordnung zu erſetzen. Der betreffende Abſatz des
Wahlprogramms erneuert die Vertrauenserklärung für den
Völ=
kerbund und den Weltſchiedsgerichtshof und betont, daß es
keinen Erſatz für den Bund gäbe in ſeinem Wirken für den
Frieden. Er ſchägt vor, folgende Frage einem Volksentſcheid
vorzulegen: Sollen die Vereinigten Staaten Mitglied des
Völ=
kerbundes werden unter dem Vorbehalt aller
Verbeſſerungsan=
träge zum Völkerbundsrat, wie ſie der Präſident der
Vereinig=
ten Staaten zu vereinbaren wünſcht? Falls eine bejahende
Ab=
ſtimmung erfolgen ſollte, verſpräche die Partei, daß ſie dann
ſofort dieſen Auftrag ausführen werde.
Der Konvent lehnte einen Zuſatzpunkt im Wahlprogramm
ab, der die Haltung der Republikaner hinſichtlich des
Völker=
bundes als in ihren ſachlichen Folgen ſchädlich hinſtellt. Er
be=
fürwortete bei der Regierung eine Maßnahme der Behörden zur
Kontrolle der Lebensnotwendigkeiten, da man die allgemeine
Wohlfahrt den privaten Intereſſen untergeordnet habe. Abgelehnt
wurde ferner ein Bericht des Minoritätsausſchuſſes für die
Auf=
ſtellung des Wahlprogramms, welchen der ehemalige
Kriegs=
ſekretär Baker unterbreitete, demzufolge Amerika gemäß Wilſons
Grundlinien ſofort in den Völkerbund eintreten ſolle.
Der demokratiſche Konvent hat das vorgeſchlagene
Wahl=
programm angenommen und ſich vertagt.
Tagung der Vereinigungen für den Völkerbund.
Lyon. 29. Juni. (Wolff. Morgen beginnt hier die achte
Vollverſammlung des Verbandes der Vereinigungen für den
Völkerbund. Die deutſche Liga für den Völkerbund iſt vertreten
durch den Vorſitzenden, früheren Botſchafter Grafen Bernsdorff,
den Generalſekretär der Liga, Harder, und ferner durch Profeſſor
Jaeckh und die Reichstagsabgeordneten Erkelenz und Dr.
Mar=
garete Rothbarth. Der Tagung der Vollverſammlung ging eine
Sitzung des Generalrates des Verbandes voraus, in der die
Auf=
nahmegeſuche verſchiedener nationaler Vereinigungen einer
Vor=
prüfung unterzogen wurden. Außerdem tagten bereits die
ſtän=
digen Ausſchüſſe des Verbandes, darunter vor allem der
Min=
derheiten=Ausſchuß, in dem polniſch=ukrainiſche Gegenſätze zur
Sprache kamen, und der Wirtſchaftsausſchuß, der einen
Entſchlie=
ßungsentwurf annahm. Dieſer ſoll der Vollverſammlung des
Verbandes vorgelegt werden. Der Entwurf begrüßt das
Sach=
verſtändigengutachten, empfiehlt die Völkerbundsorgane für ſeine
Verwirklichung und bezeichnet es im Zuſammenhang damit als
notwendig, daß Deutſchland Mitglied des Völkerbundes werde
und über einen ſtändigen Ratsſitz verfüge, vorausgeſetzt, daß es
die in Artikel 1 des Paktes geforderten Zuſicherungen gebe,
wo=
bei die deutſchen Reparationsverpflichtungen im Sinne des
Dawesberichtes auszulegen ſeien. Der Entſchließungsentwurf
erklärt weiter auf Grund eines engliſchen Antrages, daß die
Aus=
führung des Dawes=Programmes nicht einen Verzicht
Deutſch=
lands auf den Grundſatz des Achtſtundentages fordere.
Abſchiedsvorftellungen im Landestheater.
Am Samstag verabſchiedeten ſich Hertha Greeff und
Herr Peterſen in den „Beiden Schützen”
Hertha Greeff, die ja in dieſem Winter ſchon nicht mehr
feſt angeſtellt war, ſah man nur in dem engbegrenzten
Rollen=
fach der Naiven. Sie war darſtelleriſch und geſanglich wie
ge=
ſchaffen dazu und füllte jede ihr anvertraute Rolle nahezu
vor=
bildlich aus. Ihr reizendes Figürchen, ihr anmutiges Spiel, das
bei aller Koketterie immer fein blieb, ihr ſüßer Sopran, ihr Witz
und ihre große Sicherheit haben ſie in hohem Grade geſchätzt und
beliebt gemacht. Wir ſehen die liebenswürdige Künſtlerin, die
gerade in letzter Zeit mit Erfolg an ihrer ſtimmlichen
Vervoll=
kommnung arbeitete, ungern ſcheiden.
Herrn Peterſens Lob laſſet mich heute mit vollen Tönen
ſingen! Denn er war das Mitglied, das jeder Oper eigentlich
unentbehrlich ſein ſollte: in allen Sätteln gerecht, Oper,
Sing=
ſpiel, Operette; für jede Stimmlage ausreichend, Tenor, Bariton,
Baß; jedes Rollenfach beherrſchend, komiſch, tragiſch, ſentimental,
naiv. Auch gebot er über eine ſo große Zahl gelernter Rollen,
daß er imſtande war, faſt überall einzuſpringen. Solche Vorzüge
trifft man ſelten und werden vermißt werden, wenn wir
nun=
mehr des Fernen nach 14jähriger erſolgreicher Tätigkeit dankbar
gedanken.
In der „Carmen”=Aufführung am Sonntag war der
Esca=
millo die letzte Rolle, die Theodor Heuſer an unſerer Bühne
ſang. Der vortreffliche Künſtler, der unſeren Verband aus freien
Stücken verläßt, hat ſechs Jahre unſerer Oper angehört und in
einer großen Zahl verſchiedenartiger Rollen große Erfolge
er=
rungen. Wenn es ihm auch nur in ſeltenen Fällen gegeben war,
das Letzte an überzeugender Kraft und Größe aus ſeinen meiſt
ſehr dankbaren Rollen herauszuholen, ſo fand die wohlverdiente
Hochſchätzung und Bewunderung immer genügenden Grund in
ſeiner wundervollen Stimme und ihrer künſtleriſchen
Behand=
lung. Von dieſer volltönenden, warmen Stimme gilt es Abſchied
zu nehmen. Auch zeichnete ihn eine vornehme, jeder Kleinlichkeit
abholde Art des Spiels aus, und die kernige, jede
Sentimentali=
tät vermeidende Auffaſſung aller Aufgaben, deren jede er,
unter=
ſtützt durch eine hervorragende Bühnenerſcheinung, durch eine
abgerundete künſtleriſche Leiſtung erfüllte.
V H.
*Helene Chriſtaller: „Verborgenheit”
Von D. Martin Schian.
Letzthin iſt in den Spalten dieſes Blattes einiger Schöpfungen der
heſſiſchen Dichterin Helene Chriſtaller gedacht worden. Als ich jene
Zeilen las, kam mir ein Vorſatz in die Erinnerung, den ich ſeit Monaten
mit mir herumtrage: Im Frühjahr habe ich in Darmſtadt einmal
öffent=
lich über den modernen Roman und die Religion geſbrochen. Dabei
habe ich, weil ich im freien Vortrag meine Aufzeichnungen unbeachtet
ließ, unter der Fülle der zur Erwähnung kommenden Namen den der
Helene Chriſtaller zu nennen vergeſſen. Dieſes Verſäumnis beſchloß
ich hinterher wieder gutzumachen, indem ich den neueſten Roman der
Verfaſſerin zur Anzeige zu bringen beſchloß. Mag der Vorſatz nun
end=
lich zur Ausführung kommen!
„Verborgenheit” heißt der bereits im 16.—18. Tauſend vorliegende
Roman. Er erzählt von einem Schriftſteller, den mitten in der Flut
des ihn umbrandenden geiſtigen Lebens die Sehnſucht nach Stille und
Einſamkeit packt. Raſch entſchloſſen ſiedelt er in eine einſam im
Wald gelegene Jagdhütte über. Dort hauſt er ein Jahr lang, anfangs
ganz allein. In heftiger Erkrankung wird ihm die notwendige Pflege
durch ein verwaiſtes Mädchen, aus ganz einfachen Verhältniſſen, das
aber eine wunderbare Zartheit und Feinheit des Herzens zeigt. Dieſes
Mädchen, das ſich gaus kindlich an den Fünfziger anſchmiegt, gewinnt
der Einſame von Herzen lieb. Er bezwingt alle anderen Wünſche und
wird ihm durch Adoption ein Vater, der die Ehe des geliebten Kindes
mit einem kriegsblinden Pfarrer ſegnet. Das ſind die äußeren
Ereig=
niſſe eines einſan Jahres, nach deſſen Ende er, innerlich geneſen, zu
neuem Leben in die Welt zurückkehrt. Eine Fabel, die — ſehr viel
Kritik hervorruft. Um ihretwillen würde ich das Buch nicht rühmen.
Das tue ich, weil die Durchführung beſonders zart und fein iſt, weil
nicht wenige wertvolle Gedanken eingeflochten ſind, und — weil über
dem Ganzen ein lieblicher Hauch dichteriſcher Schönheit liegt, der den
Leſer feſſelt. Und weil ich doch vom Thema „Moderner Roman und
Religion” ausging, ſo bleibe nicht unerwähnt, daß das ganze Buch
getragen iſt von ſtarkem religiöſem Empfinden. Aus einem Pfarrhaus
ſtammend, ließ der „Held” des Romans den Zuſammenhang zwiſchen
ſich und der Religion viele Jahre ganz verſchüttet. In ſeiner
Einſam=
keit wird ihre Stimme wieder lebendig. Der allem Ueberſinnlichen
ab=
holde Verſtand wird jetzt in ſein Bereich zurückverwieſen; „freie Bahn
für jegliche Art von Erleben” iſt zunächſt das Ergebnis. Allen
Reli=
gionen, Theologien, Weltanſchauungen und Konfeſſionen weiß er ſich
freilich entglitten; aber ebenſo dem Skeptizismus und der
Kulturſelig=
keit. Die Art, wie H. Chriſtaller dieſe Entwicklung beſchreibt, iſt
frei von aller Aufdringlichkeit, und das iſt gut.
Gegen ein paar Sätze des Buches aber muß ich Einſpruch erheben:
Die Verfaſſerin läßt ihren Helden einmal von der Politik reden. Er
ſagt dabei ſehr böſe Sachen, u. a. den Satz: „Ehrabſchneiden,
verleum=
den, lügen, vertuſchen, das ſind die Eigenſchaften, die man lernen muß,
um erfolgreich mitarbeiten zu können. Und keine Partei macht darin
eine Ausnahme, auch nicht eine.” Alſo findet er, daß ein Menſch, der
auf reine Hände hält, ſich eigentlich nicht aktiv dabei beteiligen kann ..
Mit Verlaub, Frau Verfaſſerin! Das heißt denn doch das Kind mit
dem Bad ausſchütten! Das heißt ehrliche Menſchen, die fich um das
Wohl des Vaterlandes willen mühen, mit allen politiſchen Stellenjägern
in einen Topf werſen. Das heißt vom bequemen Standpunkt der
ein=
ſamen Klauſe aus über andere den Stab brechen. Nein! Politik mag
eine Sache ſein, bei der die Gefahr der ſittlichen Entgleiſung nahe liegt,
mehr nicht, anderes nicht!
Aber ſolche Sätze kann man gleichſam überleſen. Für das Buch darf
man darum doch dankbar ſein.
*) Stuttgart. Strecker u. Schröder, 4,50 Mk.
— Der Tänze=Sammler auf der Weltreiſe. Ein Amerikaner,
Harry Mondorf, hat eine zehn Monate währende Weltreiſe
unternommen, um die ſchönſten und exotiſchſten Tänze der Welt
zu ſammeln und als Varieténummer zu verwenden. Er iſt der
Vertreter eines großen amerikaniſchen Varietébühnen=Truſtes,
der Ceith=Theater, die über 300 Varietébühnen in den
Vereinig=
ten Staaten und in Kanada beſitzen. Er reiſte durch China,
Korea, die Philippinen, über Java, Birma, Siam, durch Indien
und Oſtaſien, und überall ließ er ſich Tänze vorführen und ſuchte
hervorragende Tänzer und Tänzerinnen ſowie berühmte
Tanz=
truppen für ſeine Programme zu gewinnen. In Java hatte er
den Vorzug, daß acht Prinzeſſinnen bei einem Feſt, das zu ſeinen
Ehren gegeben wurde, vor ihm tanzten; die Speiſen wurden
dabei von Prinzen auf den Knien gereicht. In Birma kamen
Hunderte von Tänzern und Tänzerinnen aus dem ganzen Lande
zuſammen und veranſtalteten vor ihm eine große Schau
birma=
niſcher Tänze. Der Tanz=Weltreiſende hat 500 orientaliſche
Tän=
zer und Tanztruppen engagiert und hofft damit 160 Nummern
ſeines diesjährigen Programms zu decken.
Rummer 180.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 30. Juni.
Trachtenfeſt in Darmſtadt.
Die Meinungen über die Möglichkeit der Erhaltung von
Volkstrachten gehen ſtark auseinander; manche glauben, ſie ſeien,
wie ſo vieles, rettungslos dem Untergang geweiht, weil ſie die
Forderungen der Zeit nicht mehr erfüllen. Gewiß iſt es richtig,
daß manche Tracht weder praktiſch iſt, noch beſonders ſchön, auch
wohl ſehr koſtſpielig; es ſtehen aber dieſen vereinzelten
Erſchei=
nungen ſo viele andere gegenüber, daß unwillkürlich der
Ge=
danke auftaucht, hier iſt ein wertvolles Kulturgut unſeres
Vol=
kes, das nicht verloren gehen darf. Der Einwand, daß es eher
darauf ankommt, das Seeliſche in unſerem Volke, ſeine Lieder,
Sprüche, Dichtungen, ſeine Bräuche vor der gleichmachenden
Ziviliſation zu retten, die heimatliche, ländliche Kultur vor den
Auswüchſen des Stadtlebens zu bewahren, iſt nicht ſtichhaltig,
denn es iſt wohl nicht minder notwendig, auch das Aeußerliche,
die Volkstrachten, zu erhalten, weil das Tragen dieſer Kleidung
dieſe Entfaltung der Eigenart auch ſeeliſch auf die Träger und
Trägerinnen zurückwirkt. Unſere Sprache zeigt ſehr richtig an,
wie durch das Tragen der gleichen Tracht ein
Gemeinſamkeits=
gefühl entſteht. Aus der einerlei Tracht iſt der Begriff Eintracht,
die gleiche Sinnesart, hervorgegangen. Der Gedanke, daß es
notwendig iſt, die Volkstrachten zu erhalten, hat bereits ſeit
Jahren eine Reihe von Vereinen auf den Plan gerufen; als ein
weſentliches Mittel, um für den Gedanken der Neublebung zu
werben, betrachten ſie die Trachtenſchauen oder Trachtenfeſte. In
manchen Gegenden, in denen die Trachten faſt ganz
verſchwun=
den waren, hat in letzter Zeit eine rückläufige Bewegung
einge=
ſetzt und die alten ſoliden Trachten werden den ſchnell
vergäng=
lichen modernen Kleidermodellen vorgezogen. Träger der Idee,
die Trachten zu erhalten, ſind in erſter Linie die Bewohner des
bayeriſch=öſterreichiſchen Gebietes; ſie haben ſie auch mit in die
Fremde genommen und ſuchen auch dort dafür zu wirken, und
zwar durch landsmannſchaftliche Vereine. Ihr Wahlſpruch iſt:
„Sitt’ und Tracht der Alten — Wollen wir erhalten.” In
un=
ſerer Gegend nennen ſich dieſe Vereine zumeiſt „Gebirgstrachten=
Erhaltungsvereine”; ſie ſind in einem Rhein=Main=Gau=Verband
zuſammengeſchloſſen. Dieſem gehört auch der Gebirgstrachten=
Erhaltungsverein „Almrauſch‟ Darmſtadt, an. Er hat ſich zu
ſeinem Namensſymbol die Pflanze Almrauſch gewählt, die
Alpenroſe; vielen iſt der griechiſche Name Rhododendron
geläu=
figer. Der Verein „Almrauſch” hat es in kurzer Zeit zu einem
blühenden Vereinsleben gebracht und konnte ſich eine Fahne
an=
ſchaffen. Dieſe iſt ein Meiſterſtück in ihrer Art und nach einem
Entwurf des Profeſſors Emanuel von Seidel ausgeführt. Auf
der einen Seite zeigt ſie u. a. einen Kranz von Alpenroſen und
Edelweiß und auf der anderen eine Almhütte mit der Zugſpitze
im Hintergrunde. Als die Fahne einige Tage lang im
Schau=
fenſter der Firma Theodor Schwab ausgeſtellt war, erregte ſie
bereits Aufſehen.
Die Fahnenweihe.
Schon ſeit etwa der Mitte vergangener Woche ſah man in
den Straßen Darmſtadts die Trachten auftauchen. Zuerſt nur
wenige, dann aber, am Samstag, in großer Zahl. Vereinzelt
ſah man ja immer hier Herren in Krachledernen und Joppen
herumlaufen, ſo eine Art Salontiroler; dieſe wurden nun in
dieſen Tagen weidlich angeſtäunt, denn man hielt ſie offenbar
ſchon für Mitwirkende beim Trachtenfeſt. Am Samstag gegen
Abend ſtaute ſich die Menge in der Rheinſtraße in der Nähe des
Schloſſes; denn für 7.30 Uhr war das Abholen der Fahne vom
Reſidenzſchloß angekündigt. Alle Blicke wandten ſich den
Trä=
gern oder Trägerinnen von Trachten zu, in der Meinung, daß das
Ereignis nun bald vor ſich gehe. Auf die Jugend übten die
eigenartigen Geſtalten einen beſonderen Reiz aus, und man hörte
oft, wie ein Heiner dem anderen zurief: „Do is jo widder aaner!“
Die Geduld der Menge wurde auf eine harte Probe geſtellt; man
ſuchte ſich mit gutem Darmſtädter Humor darüber
hinwegzu=
ſetzen. Als einmal mehrere Damen, in ſehr modernen Kleidern,
die Straße überquerten, meinten zwei Frauen. „Guck emol, die
kennte aach im Zug mitlaafe!” Allmählich läßt aber doch der
Humor nach. Ein Jüngling in tadelloſem Dreß wurde von
ſei=
nem. recht mißvergnügt dreinſchauendem, ebenſo eleganten
Nachbar gefragt: „Wie viel Uhr hawwe mer dann?‟ Dieſer
blickt mit Stolz auf ſeine Armbanduhr und erwidert: „e Vertel
noch Acht!” Und gleich darauf ertönte auch eine Stimme in der
Nähe: „Ob mers noch erlewe!” Um 8½ Uhr ging dann endlich
ſchauer dem Eingang zum Schloß zugewandt, ſchließlich kam ein
verhältnismäßig kleiner Zug erſt die Rheinſtraße herauf; voran
die Muſik, dann Ehrenjungfrauen und eine ſtärkere Abordnung
im bayeriſcher Tracht. Nun dauerte es nicht mehr lange; der
Zug kam wieder zurück und bewegte ſich dem Feſtplatze zu, wo ſie, vor fünf Jahren von einigen norddeutſchen Pfarrern ins Leben
die feierliche Fahnenenthüllung ſtattfand.
Zum Feſtplatz iſt ein Teil des ehemaligen Exerzierplatzes
hergerichtet worden, da wo der Stirnweg in die Breite Allee
mündet. Er beſteht aus zwei Abteilungen; die erſte iſt ein
Jux=
platz mit Schießbuden, Waffelbäckereien und Bierzelten,
Schiffs=
ſchaukeln, Berg= und Talbahn uſw., die zweite enthält ebenfalls
Erfriſchungsgelegenheiten mannigfacher Art, ſowie eine ſehr
ge=
räumige Feſthalle und ein Podium für Tänze.
Abends war in der Feſthalle Konzert, ausgeführt von der
Muſikvereinigung „Harmonie” unter Leitung ihres Dirigenten
Podium aus einige Begrüßungsanſprachen vonſtatten. Zuerſt Abendmahl, wobei allerdings das römiſch=katholiſche Meßopfer abgelehnt
begrüßte der Vorſitzende des Vereins „Almrauſch”=Darmſtadt, wird. Der Gottesdienſt ſoll mehr den Charakter der Anbetung tragen,
Herr Schild, die Erſchienenen, darauf richtete der Vorſitzende, daher ſtarkes Hervortreten und reiche Ausgeſtaltung des Liturgiſchen,
des Rhein=Main=Gaues der Gebirgstrachten=Erhaltungs=Vereine
Begrüßungsworte an die Vertreter des Miniſteriums, der Stadt
uſw. Er wies unter anderem darauf hin, daß das Trachtenfeſt, Andachtsübung, alſo eine Art geiſtlicher Exerzitien; in Bahern verſucht
zuſammenfalle mit der Fahnenweihe und dem Stiftungsfeſt des
feſtgebenden Vereins „Almrauſch”. Schon im Jahre 1914 habe
man den Gedanken gehabt, ein Trachtenfeſt zu veranſtalten, doch
habe der Weltkrieg die Ausführung vorhindert. Später wurden
dann Gaufeſte abgehalten in Frankfurt, Aſchaffenburg und Neu= namentlich ſolche, die in den einfachen überkommenen und liebgewor=
Iſenburg. Das gegenwärtige, das Darmſtädter, iſt alſo das
vierte in der Reihe. Nach einigen Ausführungen über den Wert
der Volkstrachten fand dann die Fahnenenthüllung ſtatt. Es Menſchenſeele nach etwas Sinnlich=Greifbarem als berechtigt anerkannt
folgten wiederum Anſprachen, in denen betont wurde, treu zur und im Zuſammenhange damit beſſere Ausgeſtaltung des Liturgiſchen in
Sache der Erhaltung der Trachten zu ſtehen. Dann wurde die
oben beſchriebene Fahne entrollt. Daran ſchloſſen ſich
Glück=
wünſche anderer Trachtenvereine, die prachtvolle Schleifen und
ſilberne Fahnennägel überreichen ließen. Nach einer poetiſchen
Begrüßung durch ein junges Mädchen und weiteren Reden,
ent=
bot Stadtverordneter Stemmer die Grüße des
Verkehrsver=
eins und teilte unter anderem mit, daß für das nächſte Jahr ein
Deutſchland zu ſehen ſeien. Nachdem dann noch ein Chor, be= mit Gebet und Schriftverleſung eröffnet.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 30. Juni 1924.
ſtehend aus Mitgliedern des Trachtenvereins „Almrauſch‟=
Darm=
ſtadt, ein „Fahnenlied” geſungen hatte, begann auf dem Podium
eine Vorführung von hiſtoriſchen und Ehrentänzen, worunter
namentlich Schuhplattler und ein Achtertanz der Traunſteiner / Eberſtadt, 28. Juni. Sängerfeſt. Der Geſangverein „
Ger=
gefielen. Die etwas kühle Witterung am Abend war wohl der mania‟ Eberſtadt hält am 5., 6. und 7. Juli in grrößerem Stile ſein
Anlaß, daß ſich viele vorzeitig zurückzogen.
Der Trachtenzug
Am Sonntag morgen fand, begünſtigt durch das ſchöne Wet= ſagt. Am Sonntag nachmittag wird ſich ein mehr als 40 Zugnummern
ter, ein Konzert im Garten der Vereinigten Geſellſchaft ſtatt, das umfaſſender Feſtzug durch den Ort bewegen. Auf dem Feſtplatz, im
ſtark beſucht war. Gegen 3 Uhr bewegte ſich ein großer Trachten= ſchattigen Griesheimer Wald, findet daran anſchließend die eigentliche
zug vom Alten Bahnhofsplatz durch die Hauptſtraßen der Innen= Feſtlichkeit (Geſangsvorträge, Feſtreden, Muſik uſw.) ſtatt. Dem Feſte
ſtadt nach dem Feſtplatz. Tauſende von Menſchen, die aus den dürſte auch von auswärts zahlreicher Beſuch beſchieden ſein.
Außenvierteln der Stadt und den Ortſchaften der näheren
Umge=
bung herbeigeeilt und in Sonderzügen aus größerer Entfernung meinderat Steiger erſtattet Bericht für die Elektrizitätskommiſſion. Der
herangebracht waren, ſahen ſich den Trachtenzug an. Eine Be= mit der Adam Breitwieſer Wwe, abgeſchloſſene Vertrag bezügl, der
ſchreibung des Zugprogramms müſſen wir uns mit Rückſicht auf, ſcher Energie Verwendung finden ſoll, wird genehmigt. Die Anlage ſoll
den Raum verſagen. Es waren Trachtenvereine (außer „Alm= nunmehr alsbald fertiggeſtellt werden. Zur Vervollſtändigung des
ab=
rauſch‟=Darmſtadt) vertreten aus Oberheſſen, Schweinheim, geſchloſſenen Vertrags ſollen die mitgemieteten Gebäude durch einen
Frankfurt, Neu=Iſenburg, Rüſſelsheim, Mainz, Worms, Mann= Bauſachverſtändigen auf ihren derzeitigen baulichen Zuſtand geprüft
heim, Ludwigshafen, Kaiſerslautern, Speyer, Schweinfurt, und das Ergebnis ſchriftlich niedergelegt werden. Die Kommiſſion wird
Traunſtein uſw. Außerdem wirkten noch andere Vereine aus beauftragt, bis zu einer der nächſten Sitzungen geeignete Vorſchläge zu
Darmſtadt mit.
Von dem ſchönen Wetter begünſtigt entfaltete ſich auf dem geld 200 Mk. zu zahlen ſind und das Mitaufſtellen einer Schiffsſchaukel
Feſtplatz während der Nachmittags= und Abendſtunden ein ſo unterbleibt. — Für Kraftfahrzeuge jeder Art wird die
Fahrtgeſchwindig=
reges Leben und Treiben, wie es in ſolchem Umfang und mit ſo keit innerhalb der Ortsſtraßen auf 15 Klm feſtgeſetzt; außerdem wird
großer Beſucherzahl ſeit vielen Jahren in Darmſtadt nicht mehr, der Verkehr für Automobile für die Schloßgartenſtraße, Bachgaſſe die
ſtattgefunden hat.
Seite 3.
Aus Heſſen.
— „Richarb Wagner und Mathilde Weſenbonk” lautete das Thema,
das der geſtrigen Morgenfeier zugrunde lag, die von Dr. Hermann
Bräuning=Oktavio im Feſtſaal der Landesbaugewerkſchule abgehalten
wurde. Muſikklänge aus dem Garten der Vereinigten Geſellſchaft
ſtell=
ten zunächſt die Veranſtaltung in Frage, aber das Publikum entſchied
ſich, dazubleiben. Redner beſprach zunächſt die Stellung Wagners zu den
drei Frauen, die bedeutſam in ſein Leben eingegriffen haben: Minna,
die er heiratete, Mathilde Weſendonk, ſeine unſterbliche Geliebte und
Coſima, die ihn heiratete. Die weiteren Ausführungen bezogen ſich auf
auf Minna und ihre Eiferſucht, weil ſie nicht verſtehen konnte, daß eine
andere Frau Wagner zum höchſten Schaffen begeiſterte. Die
Liebes=
tragödie zwiſchen Wagner und Mathilde fällt in die Zeit von 1857 bis
1864, alſo hauptſächlich in die Zeit von Wagners Aufenthalt in der
Schweiz. Um die Seelenſtimmung Wagners der Zuhörerſchaft näher
zu bringen, las der Redner eine Reihe von Stellen aus Briefen vor,
die dafür charakteriſtiſch waren. Ueber Mathilde ſchrieb Wagner, wie
hier noch mitgeteilt ſei, u. a.: „Ihre wahre Größe beſtand darin, daß
ſie ſtets ihren Mann von ihrem Herzen unterrichtet hielt und ihn
all=
mählich zur vollſten Reſignation auf ſie beſtimmte . . . Dieſe Liebe, die
ſtets unausgeſprochen zwiſchen uns blieb, mußte ſich endlich auch offen
enthüllen, als ich den „Triſtan” dichtete und ihr gab.” Aus den
Brief=
ſtellen und aus den Ausführungen des Redners konnte die Zuhörerſchaft
ein gutes Bild deſſen gewinnen, was das Thema verſprach; die
ge=
ſpannte Aufmerkſamkeit der Anweſenden verriet, wie ſehr es
inter=
eſſierte. Wagner ſchrieb in ſeinem Tagebuch von den Weſendonk=
Lie=
dern: „Beſſeres als dieſe Lieder habe ich nie gemacht, und nur ſhr
Weniges von meinen Werken wird ihnen zur Seite geſtellt werden
können.‟ Die Texte dieſer Lieder ſtammen von Mathilde Weſendonk,
ihnen iſt der traurige und entſagungsvolle Ton der Triſtan=Muſik
eigen. Es ſind fünf Geſänge, die ſchon durch ihre Titel: „Der Engel”,
„Träume”, „Schmerzen” „Steh ſtill” und „Im Treibhaus”, das
Ge=
heimnis des Liebesbundes enthüllen. Die Wiedergabe der Weſendonk=
Lieder durch Lisbeth Achatz=Kraft zeichnete ſich aus durch tiefes
Empfin=
den, ſtarken Gefühlsausdruck und ſichere Beherrſchung der
Geſangs=
technik. Sie verfehlten daher nicht ihre Wirkung auf die Zuhörerſchaft.
Die Sängerin hatte in Herrn Karl Dietrich einen ſtilſicheren Begleiter
am Flügel.
— Die Jahresfeier der Handels=Hochſchule findet in dieſem Jahre
am Freitag, den 4. Juli, im großen Saale der Harmonie ſtatt.
Das Programm enthält neben dem Bericht des Rektors über das
ver=
floſſene Studienjahr eine Feſtvorleſung des Profeſſors Dr. Otto Selz
über „Kants Stellung in der Geiſtesgeſchichte”, die zugleich dem
Ge=
dächtnis an den 200. Geburtstag des größten deutſchen Philoſophen
ge=
widmet iſt. Die Jeier wird umrahmt von muſikaliſchen Darbietungen,
für die ſich Frau Schatt=Eberts und Herr Landgerichtsdirektor Dr. Weiß
zur Verfügung ſtellen. Zu der Jahresfeier werden die benachbarten
Hochſchulen, Vertreter der Behörden und Verbände und die
Studieren=
den und Hörer der Hochſchule eingeladen; die Vorleſungen fallen
an dem Tage der Jahresfeier aus.
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Am nächſten Dienstag findet
nach der Turnſtunde eine Verſammlung der aktiven Mannſchaft im
Kneipſaale des Vereinshauſes ſtatt. Da an dieſem Abend wichtige
An=
gelegenheiten und turneriſche Fragen erledigt werden ſollen, iſt es
not=
wendig, daß ältere Turner an der Verſammlung teilnehmen. — Bei
dem am nächſten Sonntag auf dem Herrgottsberg ſtattfindenden
Waldfeſt wird ſich die aktive Mannſchaft mit einigen Vorführungen
beteiligen. (Näheres ſiehe Plakate.)
das Ereignis vonſtatten. Andauernd waren die Blicke der Zu= Die rheinheſſiſche Superintendenturkonferenz.
Die am 19. Juni nach zweijähriger Pauſe zum erſten Male wieder
zuſammengetretene Provinzial=Konferenz der
evangeli=
ſchen Pfarrer Rheinheſſens beſchäftigte ſich mit der ſogen.
hochkirchlichen Bewegung, in der evangeliſchen Kirche wie
gerufen, in ſteigendem Maße auch in anderen Gegenden Deutſchlands,
insbeſondere Bayern, Anhang fand, unſer Heſſenland im ganzen aber
bis jetzt noch wenig berührte. Vor zwei Jahren hat nach dem Vortrag
von Profeſſor D. Schian=Gießen auch der rheinheſſiſche Gemeindetag in
Undenheim über dieſen Gegenſtand verhandelt, ſo daß auch ſchon manche
Laienkreiſe mit den Beſtrebungen bekannt ſein dürften. Sie kommen
einem in der Gegenwart unzweifelhaft vorhandenen Verlangen, die
abſolute Wahrheit ſicherzuſtellen, entgegen. Aus einem u. E.
unevange=
liſchen Kirchenbegriff und damit zuſammenhängenden verſtürkten
Amts=
begriff hervorgehend, ſetzen ſie neben das allgemeine Prieſtertum aller
Gläubigen ein beſonderes „Prieſter” tum der Pfarrer, wollen eine
biſchöfliche Verfaſſung, Pflege ökumeniſcher Beziehungen, betonen den
Herrn Kammervirtuoſen L. Kümmel. Zunächſt gingen von dem objektiven” Charakter der Sakramente, reden vom Opfer beim heil.
programmäßig die Forderung, daß „die Predigt zurücktrete‟. Der ſog.
„ſchweigende Dienſt”, das ſtille Gebet, wird empfohlen. Profeſſor Heiler
von Münſter wünſcht auch freiwillige Ohrenbeichte, Pflege der gsketiſchen
man es mit einem evangeliſchen Orden. Vortragender Pfarrer
Schar=
mann von Ober=Ingelheim, der einen von eingehendem Studium der
Sache zeugenden klaren Einblick in dieſe Bewegung gab, kam im ganzen
zu einem ablehnenden Urteil, das durch mehrere der Diskuſſionsredner,
denen Formen rheinheſſiſchen Kirchentums groß geworden waren, noch
ſehr verſtärkt wurde. Von anderen Seiten wurde aber auch manches
von den hochkirchlichen Beſtrebungen, insbeſondere das Bedürfnis der
Gottesdienſt und öffentlichem Auftreten des Pfarrers, würdige
Ausſtat=
tung und Behandlung des Gotteshauſes, rechte Gebetsſtimmung und
Gebetshaltung gefordert. — Der Superintendent der Provinz, Geheimer
Oberkonſiſtorialrat D. Euler von Darmſtadt, hatte in ſeiner
einlei=
tenden Anſprache der ſeit zwei Jahren erfolgten Veränderungen im
kirchlichen Leben, insbeſondere der neuen Kirchenverfaſſung, gedacht,
da=
bei aber auch auf die noch größere Wichtigkeit eines tüchtigen
Pfarr=
ſtandes hingewieſen; er ſchloß mit Dankesworten an Neferent und
Teil=
größeres Trachtenfeſt geplant ſei, auf dem Trachten aus ganz nehmer der Verſammlung. Dekan Mahr von Eppelsheim hatte ſie
N.-V.
30jähriges Stiftungsfeſt ab. Das Feſt iſt in der Hauptſache ein
Wald=
feſt, nur der Kommers am Samstag abend und der Feſtball wird in
Sälen abgehälten. Zum Feſtſonntag haben ca. 25 auswärtige Vereine,
vornehmlich ſolche des Odenwald=Sängerbundes, ihr Erſcheinen
zuge=
s. Nieder=Ramſtadt, 28. Juni. Gemeinderatsbericht.
Ge=
durch deren Hofreite fließenden Waſſerkraft, die zur Erzeugung
elektri=
machen. — Der Karuſſellplatz an Kirchweihe rird der Phil. Schneider
Wwe. zu Biſchofsheim übertragen unter der Bedingung, daß für Platz=
Pfaffengaſſe und die Kilianſtraße gänzlich geſperrt. — Dem Heſſiſchen
Wanderkino wird ein jährlicher Betrag von 5 Mk. bewilligt. — Der
Vorſtand der Gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft „Wildnis” ſchlägt die
Gründung einer Waſſergenoſſenſchaft aufgrund der Beſtimmungen des
Bachgeſetzes vor. Da die Gemeinde durch den an das
Genoſſenſchafts=
gelände angrenzenden Sportplatz an der ungeſtörten Ableitung des
Waſſers intereſſiert iſt, wird beſchloſſen, unter gewiſſen Vorausſetzungen
der zu gründenden Waſſergenoſſenſchaft beizutreten. Die Verwaltung
wird beauftragt, eine gemeinſame Ausſprache in der Sache anzuregen.
— Das Geſuch des Turnvereins dahier um Erlaß der Sonderſteuer vom
bebauten Grundbeſitz wird zurückgeſtellt bis nach Eintreffen der
Entſchei=
dung über den gleichen Antrag hinſichtlich der ſtagtlichen Sonderſteuer.
— Der Waldwirtſchaftsplan für 1925 wird dem Vorſchlag der
Ober=
förſterei entſprechend genehmigt. — Eine Einladung der Freien
Turner=
ſchaft hier zu dem am 5. und 6. Juli ſtattfindenden Feſte der
Fahnen=
weihe wird zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig wird allgemein der
Beſchluß gefaßt, daß ſich der Gemeinderat in Zukunft an allen Feſten,
zu denen Einladung ergeht, beteiligen wird. Das dem feſtgzebenden
Verein abzutretende Holz ſoll zum Tarifpreis angerechnet werden. —
Gemeinderat Bernhardt erſtattet Bericht für die Baukommiſſion. Im
Anſchluß hieran beſchließt der Gemeinderat, alsbald eine
Trinkwaſſer=
zapfſtelle auf dem Sportplatz herrichten und verſchiedene
Reparatur=
arbeiten in gemeindlichen Gebäuden ausführen zu laſſen. — Anläßlich
eines Probeglarms der hieſigen Freiwilligen und der Pflichtfeuerwehr
mußte die betrübende Wahrnehmung gemacht werden, daß die
Bereit=
ſchaft nicht ganz einwandfrei iſt; insbeſondere waren auch die Geräte
nicht für ein plötzliches Ausrücken der Feuerwehr vorbereitet. Dieſer
Zuſtand führte zu Beſchwerden ſeitens einzelner
Gemeinderatsmitglie=
der. Es wurde beſchloſſen, den Kommandanten zu veranlaſſen, alsbald
eine durchgehende Prüfung der Geräte vorzunehmen und der
Gemeinde=
verwaltung umgehend Bericht über den Befund zu erſtatten. Außerdem
ſoll die Beſetzung der Zeugwartſtelle nunmehr mit aller Entſchiedenheit
durchgeführt werden. — Zum Schluß wurden noch Armenſachen
ber=
handelt.
— Roßdorf, 28. Juni. Gemeinderatsbericht. Zur Deckung
des nach dem Voranſchlag, für das Ri. 1924 vorhandenen Fehlbetrages
von 23 000 Gmk. werden folgende Gemeindeumlagen erhoben: 1. 20 Pf.
auf je 100 Mk. Steuerwert der Gebäude und Bauplätze, 2. 40 Pf. auf
je 100 Mark Steuerwert der land= und forſtwirtſchaftlich genutzten
Grundſtücke und Rechte. Die Steuer wird in vier Zielen gleichzeitig
mit der Kreis= und Provinzialſteuer erhoben. — Für Auswärtige
wer=
den die Sandfuhren aus der Gemeindeſandgrube wie folgt feſtgeſetzt:
Doppelſpänner 4 Gmk., Einſpänner 2 Gmk. — Der Gemeinderat ſtellt
dem Kraftſportverein „Eiche” für ſein am 12. und 13. Juli
ſtattfinden=
des 30jähriges Stiftungsfeſt den Sportplatz, die Badeanſtalt und die
Bühne zur Verfügung. — Anſchließend fand geheime Sitzung ſtatt.
sch. Lengfeld, 27. Juni. Am 13. Juli d. J. feiert der
Geſang=
verein „Frohſinn” hier in dem Beckerſchen Garten auf Weiler
Zipfen bei Lengfeld, am Fuße der Feſte Otzberg, 20 Minuten von dem
Bahnhof Lengfeld und Wiebelsbach entfernt, ſein 60jähriges
Stiftungs=
feſt. Sängerfreunde ſind auf das herzlichſte willkommen.
* Semb, 29. Juni. Heute wurde hier das Kriegerdenkmal
für die im Weltkrieg gefallenen Helden eingeweiht. Vom Schulhauſe
aus bewegte ſich unter Vorantritt der Schuljugend und einer
Muſik=
kapelle ein großer Trauerzug, an dem die ganze Gemeinde, ſowie
ſämt=
liche Vereine mit ihren Fahnen teilnahmen, nach dem Denkmal, welches
im Vorgarten der Kirche Aufſtellung gefunden hat. Unter feierlichen
Anſprachen und Kranzniederlegungen, ſowie Abgabe einer Ehrenſalve,
wurde die Enthüllung des Denkmals vollzogen. Zum Schluſſe bewegte
ſich der Zug auf den Friedhof, wo auch der Helden gedacht wurde, die
dort ruhen. Die beiden Geſangvereine verherrlichten die Feier durch
Geſangsvorträge. Die Behörde war durch den Herrn Kreisdirektor
vertreten.
Beerfelden i. O., 24. Juni. Pferdemarkt. Wie uns von dem
Markt=Komitee für den am 13.—15. Juli hier ſtattfindenden „20. großen
Beerfelder Pferde=, Fohlen= und Zuchtviehmarkt” mitgeteilt wird,
der=
ſpricht der diesjährige Markt an Bedeutung ſeine Vorgänger noch zu
übertreffen. Die Anmeldungen von Pferden laufen außerordentlich
zahlreich ein. Das Markt=Komitee hat ſich veranlaßt geſehen, die
ohne=
hin ſchon recht erheblichen Prämienbeträge nochmals ganz weſentlich zu
erhöhen, um nach Möglichkeit jedem Züchter, welcher den Markt
ſo=
wohl mit Pferden als wie auch mit Rindvieh befährt, eine Prämie,
bzw. ein Weggeld zukommen zu laſſen. Auch die Vieh=Schau dürfte in
dieſem Jahre wieder ihre, vor dem Kriege gewohnte ſtattliche
Beſchik=
kung erfahren. Die angegliederte landwirtſchaftliche Maſchinen=
Aus=
ſtellung dürfte diesmal weſentlich reichhaltiger als je zuvor werden. Die
bedeutendſten deutſchen Spezialfabriken landwirtſchaftlicher Maſchinen
haben größere Ausſtellungsplätze hierfür angemeldet, ſo daß die
Be=
ſichtigung derſelben jedem Landwirt nur dringend empfohlen werden
kann. Die gleichzeitig zum erſten Mal ſtattfindende Fohlen=Auktion
findet bei den Landwirten allgemein reges Intereſſe. Die Anmeldungen
der zur Verſteigerung gelangenden Fohlen gehen ſchon jetzt recht
zahl=
reich ein. Der Loſeverkauf der beliebten „Beerfelder Pferdeloſe” wickelt
ſich in dem General=Debit des ſtaatl. Lotterie=Einnehmers Willenbücher
in Beerfelden ſehr flott ab und dürſte auch dieſes Jahr wieder mit einem
ſehr frühzeitigen Ausverkauf der Loſe zu rechnen ſein.
Von der Bergſtraße, 27. Juni. Hohe Zinſen werden
gegen=
wärtig von den Kaſſen und Banken bezahlt. So vergütet die „
Vereins=
bank Weinheim” für Spareinlagen mit vierteljähriger Kündigung unter
voller Garantie der Wertbeſtändigkeit 25 Prozent; was müſſen da erſt
die Kreditnehmenden an Zinſen zahlen?
W. Zwingenberg, 28. Juni. Einen guten alten Freund will unſere
Gmeinde demnächſt in ſeinen Mauern begrüßen. Der heſſiſche Guſtav=
Adolf=Hauptverein will am 6. und 7. Juli hier ſeine 81.
Jahresver=
ſammlung abhalten. An ſeiner Aufgabe, den Glaubensgenoſſen in
kirchlicher Not beizuſtehen, will ja jeder, dem ſeine evangeliſche Kirche
lieb iſt, gerne teilnehmen. Und kirchliche Not gibt es unendlich viele.
Aus ſeinem großen Arbeitsgebiet wird unſer zu Gaſt erſcheinende
Ver=
ein ſehr viel zu erzählen haben, ſowohl im Feſtgottesdienſt, wie in
den beiden Parallelverſammlungen um 4 Uhr in den Sälen des Adler
und des Löwen, wie gelegentlich der für den Abend des 6. geplanten
Familienfeier. Schon heute ſei die breiteſte Oeffentlichkeit auf dieſe
Veranſtaltung aufmerkſam gemacht.
I Nieder=Beſſingen, 26. Juni. Der Kriegerverein feiert am
13. Juli ſein 50jähriges Beſtehen. Der Gründer und
langjäh=
rige Vorſitzende, Förſter Blei, ſoll dabei beſonders geehrt werden. Er
iſt Altveteran von 1870/71 und war längere Jahre Bezirksvorſteher des
Haſſiabezirkes Lich.
Ein englischer Zahnarzt schreibt: „Odol ist bemerkenswert wirksam,
be-
sonders bei Entfernung schlechter Gerüche oder üblen Geschmacks aus
dem Munde. Es ist in jeder Hinsicht allen anderen dem Publikum
vor-
gesetzten Mundwässern weit vorzuziehen.‟ *) — Hinzu kommt, daß Odol
sehr sparsam ist, denn wenige Tropfen auf ein Glas warmes Wasser
ge-
nügen, um den Mund auf erfrischende Weise zu desinfizieren.
*) Aus H. W. Trick, L. D, S., Lendon „Dublin Journal of Medical Seienee‟.
V. 8414
[ ← ][ ][ → ]Rummer 180.
Seite 4.
.41, astiag, dei 30. Janf 1924.
Jubiläums=Gartnbquausſtellung Dresden 1926.
Die ſächſiſche Gartenbaugeſellſchaft „Flora” feiert nächſtes Jahr ihr
hundertjähriges Beſtehen. Aus dieſem Anlaß veranſtaltet die ſächſiſche
Zuſammenſtoß mit Wilderern.
Pirmaſens. Der Jagdhüter Koch in Gersbach ſichtet auf einem
Dienſtgang an der Vinninger=Winzler Gemarkungsgrenze zu i Wilderer.
Reich und Ausland.
Zehn Gebote für Auswanderer.
Jedem Einwanderer zur Beherzigung vorgelegt
von Paſtor Wilh. Fugmann, Curityba (Parana, Braſilien).
1. Du ſollſt im fremden Lande deiner Stammesheimat keine Schande
machen! Gedenke, daß du ein Deutſcher biſt!
2. Du ſollſt die Sprache deiner neuen Heimat lerneng aber deine
Mutterſprache nie verlernen oder dich ihrer vielleicht ſchämen, ſonſt
machſt du dich im fremden Lande verächtlich.
3. Du ſollſt die Verhältniſſe des fremden Landes nicht kritiſieren, ſo
lange du die Landesart, Brauch und Sitte nicht kennſt. Gedenke,
daß dieſes Land das Vaterland der Landeskinder iſt, die dir
Gaſt=
recht gewähren.
4. Du ſollſt deinem Vater und deiner Mutter draußen keine Schande
machen, und auch dafür ſorgen, daß deine Kinder und deine
Stam=
mesgenoſſen ſich deiner nicht ſchämen müſſen.
5. Du ſollſt Freiheit nicht mit Flegelhaftigkeit und Willkür
ver=
wechſeln, ſondern allezeit bedenken, was du einem fremden Lande
an Achtung ſchuldig biſt.
6. Du ſollſt im fremden Lande ganz beſonders darauf ſehen, Zucht und
Sitte nicht zu verletzen, denn nach dem Betragen der Vertreter eines
Landes werden die Landeskinder deine Heimat beurteilen.
7. Ehrlichkeit währt auch im Auslande am längſten.
8. Miſche dich nicht in Dinge, die dich nichts angehen, ſei vorſichtig im
Reden, beſcheiden im Auftreten und in deinen Anſprüchen und
zu=
verläſſig in dem, was man die anvertraut; nur ſo gewinnſt du das
Vertrauen der Bewohner der neuen Heimat und kommſt vorwärts.
9. Achte jeden, wes Stammes und Volkes er auch ſei, er iſt dein
Nach=
bar und du kannſt ſeiner manchmal recht notwendig bedürfen.
10. Laß dich bekehren und bilde dir nicht ein, draußen lauter
Dumm=
köpfe zu finden, die nur auf dein Kommen gewartet haben, um von
dir belehrt werden zu müſſen.
Ein allerliebſtes Idyll
iſt in Stetten (Kt. Aargau) zu ſehen. Auf der Höhe ſteht ein Kreuz mit
einem Chriſtusbild. In der Dornenkrone des Gekreuzigten hat ein
Rothkehlchenpärchen ſein Neſt gebaut und füttert nun emſig die Brut.
Gärtnerſchaft eine Jubilumsgartenbauausſtellung großen Stils und
zwar im Rahmen des Ausſtellungsunternehmens „Jahresſchau deutſcher
Arbeit” in Dresden. Die Ausſtellung wird in ſämtlichen Hallen des
ſtädtiſchen Ausſtellungspalaſtes und auf dem dazu gehörigen Gelände
ſtattfinden. Da die Fläche im Freien für die Zwecke einer ſolchen
Gar=
tenbau=Ausſtellung nicht ausreicht, wird mit Zuſtimmung des
Finanz=
miniſteriums der angrenzende Teil des großen Gartens in das
Ausſtel=
lungsgelände der Gartenbausausſtellung mit einbezogen werden. Die
Raumfrage iſt ſomit in glücklicher Weiſe gelöſt. Das Unternehmen iſt
als Dauerausſtellung vom Frühjahr bis zum Herbſt geplant und wird
außerdem eine Reihe von Sonderſchauen (Frühjahrs=Eröffnungsſchau,
Roſen=, Dahlien=, Bindekunſt= Frühgemüſe=, Obſtſchau uſw.) in ſich
ſchließen. Der vorbereitende Ausſchuß beſteht aus Vertretern des
Aus=
ſchuſſes für Gartenbau beim Landeskulturrat, der ſächſiſchen
Landes=
verbände und der örtlichen Berufsvereinigungen (Böhm, Dänhardt,
Hauber, „Kleine, Konrad, Romer, Schrön, Schüttauf, Heinrich, Seidel,
Simmgen, von Uslar). Der Vorſitzende iſt Oekonomierat Stadtrat
Simmgen, Roſenſchulbeſitzer in Dresden=Strehlen,
Ein wirkſames Mittel gegen die Maul= und Klauenſeuche
empfiehlt in der Schweizer Milchzeitung James Aquet aus Rom: „In
den 27 Jahren, während deren ich in Italien auf meinem Gute von
S. Felice Circeo Viehzucht treibe, habe ich noch kein einziges Stück
Rindvieh durch die Seuche verloren, trotzdem mein Beſtand fünfmal
von der ſchrecklichen Krankheit befallen wurde. Ich wende ein ganz
ein=
fäches Mittel an, beſtehend aus einer Löſung von Salz in Eſſig (1 Kilo
Salz aufgelöſt in 1 Liter Eſſig), mit dem man die Schleimhäute und das
Innere des Maules der von der Krankheit befallenen Tiere wäſcht.
Außerdem laſſe ich den Tieren ein Feußbad mit 5proz. Kupferſulfat
geben. Nach Verlauf von wenigen Tagen verſchwindet jedes
Krankheits=
zeichen und die Tiere erholen ſich in kurzer Zeit vollſtändig. Der
Ver=
walter meines Gutes in der Romagna lernte mich das Hausmittel
ken=
nen. — Nun empfiehlt ein Artikel im Coltivatore de Caſale, einer
ange=
ſehenen italieniſchen landwirtſchaftlichen Zeitſchrift, das Hausmittel als
Neuheit.”
Dem Anruf des Jagdhüters, das Gewehr abzulegen, wurde keine Folge
geleiſtet. Darauf ſchoß dieſer und traf auch den einen der Wilderer.
Ihm und ſeinem Kollegen gelang es aber dann doch, in dem
Waldge=
ſtrüpp zu verſchwinden. Der Jagdhüter konnte ihrer nicht mehr habhaft
werden.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Dienstag, 1. Juli:
Heiter bis wolkig, wenig kühler, vereinzelt Niederſchläge.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus (keine Vorſtellung). Kleines
Haus, Sommerſpielzeit Harprecht, abends 8 Uhr, „Wenn der junge
Wein blüht”, Union= Reſidenztheater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtellungen. Trachtenſchau, ab 4 Uhr nachm.: Feſtkonzert
und Ehrentänze. Gauturnfeſt in Ober=Ramſtadt:
Volks=
feſt. Gauturnfeſt in Beerfelden: Turneriſche und
ſport=
liche Vorführungen. Alice=Frauenverein, nachm. 2 Uhr,
im Muſikvereinsſaal Mitgliederverſammlung.
Heugrasverſteigerung, vormittags 9 Uhr, bei Gruber Wtw.,
Thomashütte, Meſſel.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streei=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten
UNIAN.IHEATER
Heute und folgende Tage: Die Fortsetzung von
Mibelungen u. rei: „Kriemhilds Rache‟
Das deutsche Heldenlied in 7 Akten, mit der Originalmusik von Goktkried Hupperts
Orchesterleitung: Kapellmeister Georg Seibert
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Anfang 3 Uhr — 51, Uhr — /.8 Uhr
Vergünstigungen sind aufgehoben
RESIDENZ-THEATER
DAS LICHTUH HITTERHACHT
Detektiv-Roman in 5 Akten
Hanptdarsteller: M A X L an da
ARTISTENTREUE
Schauspiel in 4 Akten
In der Hauptrolle: Hanne Brinkmann und
Bruno Kastner
PALASF-LIcHTSPIEIE
Tem Mik
Amerikas tollkühnster Reiter und
verwe-
genster Autoführer mit seinem
Wunder-
hengst Tony in
AD.
OEL.
6 fabelhaft aufgenommene Akte
Die knatternde
Strasse
Großer amerik. Auto-Sportfilm
in 5 spannenden Akten
— Für Jugendliche erlaubt! —
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Brund Harprecht
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Darmſtadt, den 29. Juni 1924.
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(*18724
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Anlage 14III.
Jan schlechten Beiten will sie 2 scheillen.
*) Die Hausfrau, die weiß was sie
will=
nämlich eine reine, tranfreie Kernseife,
die ihr die Wäsche nicht verdirbt. Sie
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Gesetzlich
geschützt
ORIGINALI
300
Gas.
[ ← ][ ][ → ] Turnen.
Odenwald=Gau.
Die Vorbereitungen und der Vorabend.
Schon wochenlang herrſchte ein reges und geſchäftiges
Trei=
ben unter der aktiven hieſigen Turnerſchaft, und was ſchon als
bemooſtes Haupt paſſiv geworden war, wurde wieder
herbeige=
zogen in die Sitzungen und ihre Arbeiten, die der Vorbereitung
galten. Allabendlich ſchürfte in der Turnhalle der Tanzſchritt,
ſchwirrten die Arme, federten die Beine und wiegten die Körper:
Reigen und anderes. Und draußen im Freien ſtählte man ſich
zum friedlichen Wettkampfe. So war der ereignisvolle
vor=
geſtrige erſte Feſttag herangekommen, der zugleich den
Schluß=
ſtein in die Vorbereitungen ſetzen ſollte. Da, o Graus, in den
Morgenſtunden tobte ſich ein Gewitter diesſeits der Sensbacher
Höhe aus, es ſtürmte wider den Krähberg, dieſer jagte es zurück
— auf dem Feſtplatz verkrochen ſich die dort Arbeitenden unter
Büſche, Tiſche und Vänke, alles flüchtete. Doch der Mittag brachte
Aufklärung, und gegen abend prangte unter Städtchen in Grün
und Fahnenſchmuck. Die Straßen gleichen einem lichten
Birken=
bain, jedes Haus gibt Kunde von dem Anteil, den die
Geſamt=
einwohnerſchaft an dem Feſte nimmt.
Um 4 Uhr wurden die Gauleitung, Wetturner und andere
Feſtgäſte mit Muſik am Bahnhof abgeholt. In der
Gewerbe=
ſchule begann bald darauf die Arbeit, hier vereinigten ſich die
Kampfrichter und der Gauausſchuß zu ſachlichen Beratungen
über den weiteren Verlauf des Feſtes.
Gegen ½9 Uhr ſammelte ſich der Feſtzug auf dem Marktplatz,
und in ſtattlicher Länge, die hieſige Feuerwehrkapelle an der
Spitze, bewegte er ſich nach der Turnhalle, hinter der der
Feſt=
platz ſich ausdehnt. Gar maleriſch wirkten die Gruppen und
Rei=
hen, die in ihrem Putz prangten für die nachher folgenden
Dar=
bietungen. Nach dem Eingangsmarſch führte Frl. Horn einen
wohlgelungenen Kinderreigen vor: bei den Klängen der Muſik
ein exaktes Gehen und Drehen und Wiegen und Wippen. Zwei
Chöre des Geſangvereins Sängerkranz leiteten die
Begrüßungs=
anſprache des Vorſitzenden des Feſtkomitees, des Herrn
Kauf=
manns Karl Willenbücher, ein. Er erinnerte daran, daß im Jahre
1882 am hieſigen Platz das erſte Gauturnfeſt des
Odenwald=
gaues abgehalten wurde, wohl infolge der Tätigkeit und der
Be=
deutung des Odenwälder Turnvaters F. W. Zitzer, daß 1895 ein
weiteres wohlgelungenes Gauturnfeſt vom hieſigen Turnverein
arrangiert wurde, und begrüßte dann beſonders die Gauleitung
und die Turnvereine Mannheim und Frankfurt, zwiſchen denen
und dem hieſigen Verein ganz beſonders freundſchaftliche
Be=
ziehungen beſtehen. Dem ausgebrachten „Gut Heil” folgte unter
Muſikbegleitung das Turnerlied „O Deutſchland hoch in Ehren”,
worauf der Vertreter des Gaues, Herr Pfaff=Michelſtadt,
das Feſt vom Vorredner übernahm und nun von der
Gaulei=
tung aus alle Anweſenden begrüßte. Er führte aus, daß unſer
Städtchen jederzeit es verſtand, Feſte zu arrangieren, und daß
die getroffenen Vorbereitungen dem Feſte einen herrlichen
Ver=
lauf ſicherten. Redner beantwortete noch die Frage: „Was
wol=
len wir?‟: Die Jugend körperlich ertüchtigen und ſie im Sinn
und Geiſt eines Jahn und eines Zitzer heranbilden zu brauch= Herold zu Pferd, ihm folgend eine Gruppe von 4 Reitern im
baren Männern. Dieſen begeiſternden Worten folgten
eben=
ſolche von einem Vertreter des Main=Neckar=Gaues des Herrn
Eiermann=Eberbach. Redner betonte die freund= und
kameradſchaftlichen Beziehungen, die immer die Turnvereine
Beerfelden und Eberbach verbanden. Dies gehe auch aus den
protokollariſchen Aufzeichnungen und Akten hervor, in denen
öfter auf den Turnverein Beerfelden Bezug genommen ſei.
Red=
ner erinnerte an die Worte, die er ſeinerzeit bei Einweihung der
bieſigen Turnhalle ſprach, und forderte auf, in dieſem Sinn
im=
mer zu wirken für die edle Sache der Turnerei. Nun ſang der
Geſangverein „Sängerriege” zwei Chöre, worauf Herr Federlin
Fahnenfrejübungen der Schülerinnen und Herr Hofmann
Schü=
lerfreiübungen vorführte. Dieſe Darbietungen machten bei der
Muſikbegleitung einen ſehr guten Eindruck und ernteten lebhaften,
Beifall. Auf dem Podium bot ſich jetzt dem Publikum
Kunſt=
urnen der 1. Riege des Turnvereins Mannheim
von 1846 am Pferd; hierbei ſei auch gleich gedacht des
Kunſt=
turnens am Reck des Turnvereins Frankfurt=
Bockenheim und des Kunſtturnens am Barren des
Turnvereins Mannheim. Was da geboten wurde,
würde als Zugnummer bei gymnaſtiſchen Darbietungen dienen
können. Welche Kraft, Gewandtheit, Nuhe und Ausdauer in
einer ſolchen liebungsdauer ſteckt — atemlos ſchaute das
Publi=
kum und reicher Beifall lohnte jeden einzelnen Turner. Die
Stunden ſchwanden nur ſo dahin, man wurde nicht müde, zu
ſchauen und zu bewundern. Zwiſchen die genannten
Darbietun=
gen an den Geräten hinein führte Herr Federlin einen ländlichen
Hochzeitstanz der Turnerinnen vor; auch dieſe, von viel Fleiß
und Geſchick zeugende Darbietung fand viel Beifall. Den Schluß
des Abends bildete ein brillantes Feuerwerk. All die flimmernde,
ſtrahlende, leuchtende Pracht, die ſauſenden Näder, die
ziſchen=
den Raketen zu beſchreiben, ſei dem jungen Volk überlaſſen, das
mit ſtets neuen „Ach” und „Oh” die Neuheiten empfing und
ver=
abſchiedete. Den Glanzpunkt des Feuerwerks bildete das
Turner=
wappen, umkränzt mit grünem Eichenlaub. — Allmählich leerte
ſich der Feſtplatz, und mit einem prüfenden Blick nach dem etwas
umwölkten Himmel gings zur Ruhe — oder noch etwas zur
ge=
mütlichen Runde innerhalb der Stadtmauern.
Der Feſttag.
Als um 5 Uihr die Muſik ihren Weckruf erſchallen ließ, flogen
die Köpfe zu den Fenſtern hinaus — ah — lachende Sonne — Kirch=Bromhach 16214, P; 6. Rudolf Jcon=Groß=Zimmern 160½ P.;
Feſtwetter! Um 6 Uhr wurde zu den Wettkämpfen angetreten.
Auf weitem Platz entwickelte ſich ein herzerfrifchendes Bild
tur=
neriſchen Könnens, worüber näheres zu leſen ſein wird, wo von
der Preisverteilung geſprochen wird. Gegen 11 Uhr ſammelte
ſich ein ſtattlicher Zug; die Muſik und die Fahnen ſämtlicher
Ver=
eine an der Spitze, ſo gings hinaus zum Friedhof, wo eine
Ge=
dächtnisfeier ſtattfand zu Ehren des Odenwälder
Turnvaters F. W. Zitzer. Seine Grabſtätte wurde vom
hieſigen Turnverein in würdigen und künſtleriſchen Zuſtand
ver=
ſetzt. An einer Schmalſeite des Rechtecks ſteht das Gravmal, ein
Steinquader mit aufgeſetzter abgebrochener Rundſäule aus Guß.
Der Quader zeigt folgende Inſchrift:
Dem Turner
F. W. Zitzer
dem eifrigen Förderer der Turnerei
im Odenwald
gewidmet von dem
Odenwälder Turnerbund
1884
Vor dem Grabmal breitet ſich Raſen aus, in den aus Blumen
mit entſprechender Umrahmung das Turnerwappen kunſtvoll
eingefügt iſt.
Der angekommene Zug löſte ſich auf, ſo daß die noch
leben=
denGründer des Odenwälder Turnerbundes an den Längsſeiten
des Grabes ſtanden, hinter ihnen die Fahnenträger, rundum
Turner und Zuſchauer. Unter den Gäſten war auch Herr
Kreis=
direktor v. Werner zu ſehen. Die eigentliche Feier wurde
ein=
geleitet durch die Muſikkapelle mit dem Altniederländiſchen
Dank=
gebet. Herr Oberpfarrer Colin hielt die Gedächtnisrede. Er
führte etwa folgendes aus: Die jetzige Stunde iſt eine Stunde
der Sammlung, nicht der Sammlung der Körperkräfte wie heute
morgen im Wettkampf, ſondern eine Sammlung der
Geiſtes=
rräfte. Wir lenken aber den Sinn nicht auf die Stätte als
Gottes=
acker, ſondern erinnern uns an den einſt Lebendigen. Am 17. Ja=
nuar kehrte zum 40. Male der Tag wieder, an dem einſt dieſe
Stelle die ſterblichen Reſte deſſen aufnahm, von dem geredet
werden wird, ſolange man im Odenwalde turnt. Zitzer hatte
die Ideen Jahns in ſich aufgenommen und wirkte in deſſen Geiſt
ſo hingebungsvoll, daß er Turnvereine gründete in Beerfelden,
A. Gauturnfeſt in Beerfelden i. O. am 28, 29. und 30. Juni. Erbach und Michelſtadt und die Vereine des Mümlingtales
ſpä=
ter zuſammenſchloß zum Odenwälder Turnerbund. Es gilt heute
nicht, ein Bild zu malen von der Perſon Zitzers, vielmehr ſoll
unterſucht werden, ob die Kräfte noch lebendig ſind, aus denen
heraus Z. ſein Werk ſchuf; denn nur dann hat ein Werk Beſtand,
wenn dies der Fall iſt. Fragen wir uns daher: Lebt in uns
noch die Liebe zu Volk und Vaterland? Glüht noch die tiefe
Frömmigkeit der Alten in unſerer Bruſt? Wirkt in uns noch der
Geiſt Jahns? Vor 6—10 Jahren dieſe Fragen geſtellt, hätten
ſie wohl mit Ja beantwortet werden können, denn wie manches
friſche Turnerblut iſt hinausgezogen und hat ſeine Treue zur
Heimat mit dem Tode beſiegelt; es war uns nicht vergönnt, die
erhoffte große Ernte zu halten, der Tag von Verſailles hat uns
um die Krone des Kampfes gebracht. Wenn wir die Worte
Rhein — Oberſchleſien — Ruhr — hören, bäumt ſich etwas in
uns auf, aber das trägt auch etwas in ſich von deutſcher Schuld.
Wir haben nicht nur ein äußeres Verſailles erlebt, ſondern auch
ein inneres; die Begeiſterung für Hohes iſt geſchwunden, viele
leben dahin in den Alltag hinein, ohne Sinn für Höheres. Lebt
in uns noch, was die vier Turner=F ſagen? Die Antwort ſei
jedem einzelnen überlaſſen. Biſt du noch friſch? Meideſt du
die Gefahren, die deinen Körper bedrohen? Kämpfſt du gegen
ſie? Wie ſteht es mit deiner Frömmigkeit? Kein Mucker ſollſt
du ſein, das liegt dem deutſchen Turner nicht. Fromm ſein
heißt, ſein Leben gelenkt wiſſen von einer höheren Macht, ſeinen
Körper als eine Gottesgabe betrachten, deren Pflege deine Pflicht
iſt. Fröhlich? Ein froher Sinn iſt nicht etwas, was kommt
und geht, der iſt ein armer Wicht, deſſen Frohſein von äußeren
Vergnügungen abhängig iſt — nein, das rechte Frohſein kommt
von innen heraus, es erwächſt aus froher Pflichterfüllung und
bringt Sonne in das Herz. Freiheit iſt nicht Zügelloſigkeit,
nicht das, daß jeder tun und laſſen kann, was er will, nein,
höchſte Pflichterfüllung bringt höchſte Freiheit. Redner prüft
noch, ob heute der Geiſt Zitzers im Turnerherzen lebt und ſchloß
mit dem Turnerwahlfpruch. Mit Muſilbegleitung ſangen die
Anweſenden: Ich hab' mich ergeben. Im Namen des
Beer=
feldener Turnvereins legte Herr W. Kumpf einen Kranz
nie=
der mit dem Gelöbnis, dieſe Grabſtätte in Ordnung zu halten
und treu und feſt zu ſtehen zum Vaterland. Der Gauvertreter,
Herr Pfaff=Michelſtadt, gedachte beim „Niederlegen eines
Kranzes für den Gau der Mitbegründer und knüpfte an an
das Wort: Wer die Toten ehrt, ehrt ſich ſelber. Wir ſtehen da
als die Jünger dieſes Mannes, der damals Bundesvorſitzender
war, und den wir dadurch ehren, daß wir in ſeinem Geiſte
wir=
ken. Redner las die Worte vor, die Zitzer bei Gründung des
Bundes in das Protokoll ſchrieb, er ſchloß mit einem dreifachen
Gut Heil” bei geſenkten Fahnen. So verlief die ganze Ehrung
Zitzers in durchaus würdiger und erhebender Weiſe.
Der Feſtzug.
Mittags gegen 2 Uhr verließen die Vereine ihre Quartiere
und ſammelten ſich in zwei Straßen zum Feſtzug. Voran ein
Galagewand, ein prunkvoller Siegeswagen mit der Büſte,
Jün=
ger und Jüngerinnen Jahns, Kutſchen mit den Gründern des
Gaues, Ehrengäſten, Gauvorſtand, die Vereine in den kleidſamen
Turnerkoſtümen mit Muſik und Fahnen: welch ein buntes.
lebensvolles Bild. Und dieſe bunte, feſtliche Menge bewegte ſich
durch Straßen in wundervollem Feſtſchmuck, da fah man keine
Lücke, jedes Haus, jede Straße prangte im „Feſtgewand.
Auf dem Feſtplatz
begrüßte der Vorſitzende des Feſtkomitees, Herr K. Willenbücher,
alle Feſtgäſte und widmete ein „Gut Heil” der Tradition der
Turnvereine; Herr Beigeordneter Löb begrüßte namens der
Stadt und ſchloß mit einem „Gut Heil” auf das Blühen und
Gedeihen des Odenwaldgaues. Herr Pfaff=Michelſtadt, der
Vertreter des Gaues, begrüßte im Namen des Gau=Ausſchuſſes
und betonte, daß das Gaufeſt ein Prüfſtein iſt für das, was im
Laufe des Jahres gelernt wird. Die Turnvereine ſollen nicht
nur Turnen am Reck und Barren, uſw., ſie ſind auch eine
Pfleg=
ſtätte der Jugenderziehung überhaupt, eine Pflegſtätte für
Ge=
ſittung und Bildung. Wer Befähigung fühlt mitzuhelfen, der
helfe auch, denn der Jugend gehört die Zukunft. Das „Gut
Heil” galt dem deutſchen Turnweſen und der Stadt Beerfelden.
Die Feſtgäſte.
Unter den zahlreichen Feſtgäſten von nah und fern erregte
beſonderes Intereſſe unſer früherer Großherzog Ernſt
Ludwig mit Familie. Beerfelden iſt aus früheren Jahren
ein zur Jagd öfter beſuchter Platz, und rein menſchlich betrachtet
genießt die Perſon unſeres früheren Landesherrn viel Zuneiguns
und Sympathie, ein Teil des Publikums gab dieſen Gefühlen
lebhaften Ausdruck. Weiter hatte ſich Graf Konrad zu Erbach=
Erbach eingefunden, auch er iſt uns Beerfeldern eine bekannte
und geachtete Perſönlichkeit. An der Zitzer=Ehrung hatte auch
Kreisdirektor v. Werner teilgenommen. Die Namen der
Grün=
der des Gaues anzugeben, iſt der Berichterſtatter nicht in der
Lage, vielleicht kann er dies nachholen.
Die Siegerliſte!
Oberſtufe: Zwölfkampf.
Ehrenſieg: Jakob Dingeldein=Erbach. 187 Punkte: 1. Sieg Philipp
Bolz=Groß=Bieberau 188 P.; 2. Aug. Haller=Groß=Zimmern 174½ P.;
3. Phil. Fritſch=Pfaffen=Beerfurth, Ernſt Künzel=Michelſtadt 170½9 P.;
4. Heinrich Möllinger=Michelſtadt 163½ P.; 5. Ludwia Eidenmüller=
7. Auguſt Hofmann=Beerfelden 152 Punkte.
Oberſtufe: Neunkampf.
1. Willy Iffland=Hetzbach 155 Punkte, 2. Karl Horn=Erbach 151 P.
3. Adolf Beilſtein=Asbach 141 P., 4. Helmuth Koch=Groß=Umſtadt 137 P.,
5. Adam Lips=Mümling=Grumbach 136 Punkte.
Unterſtufe: Zwölfkampf.
51 Bewerber, 28 Siege:
1. Fritz Heil=Klein=Umſtadt 208 Punkte, 2. Ernſt Roth=Schaafheim
197 P., 3. Willi Klock=Georgenhauſen 194 P., 4. Anton Velte=Reinheim
189 P., 5. Leonh. Mohr=Erbach 187 P., 6. Georg Georg=Michelſtadt
186 P., 7. Leonh. Keßler=Niederklingen, Fritz Uhrig=König 184 Punkte.
Unterſtufe: Neunkampf.
1. Johann Gerbig=Hetzbach 151 Punkte, 2. Joſef Bohmig=Hetzbach
149 P. 3. Georg Schuchmann=Reinheim 148 P., 4. Ernſt Oppenheimer=
Beerfelden, Heinrich Seifert=Michelſtadt, Wilhelm Zörgiebel=Fränkiſch=
Crumbach 147 P., 5. Wilhelm Mayer=Groß=Zimmern 146 Punkte.
Altersturnen, 3 0—40 Jahre:
1. Joſeph Klauß=Groß=Zimmern 161 Punkte, 2. Wilhelm Schmucker=
Michelſtadt 156 V., 3. Ludwig Volk=Michelſtadt 152 P., 4. K. Beyſel=
Beerfelden 150 P., 5. Georg Körber=Michelſtadt 135 Punkte.
Turnerinnen:
Oberſtufe: Neunkampf (9 Bewerber und 9 Siege):
1. Janchen Horn=Erbach 154 Punkte, 2. Eliſabeth Emmerich=Groß=
Umſtadt 159 P., 3. Emmy Kumpf=Beerfelden 138 P. 4. Anna Ihrig=
Erbach, 125 P., 5. Anna Horlebein=Gr.=Umſtadt, 124 P. 6. Lina Fengel=
Groß=Umſtadt 118 P., 7. Anna FreundGroß=Umſtadt 98 P., 8. Hedwvig
Volz=Reinheim 85 P., 9. Marie Willenbücher=Reinheim 7 P.
Unterſtufe: Neunkampf:
1. Kätchen Vielhard=Kirch=Brombach 160 Punkte, 2. Eliſabeth Geidel=
Groß=Umſtadt 145 P., 3. Billy Hartmann=Michelſtadt, Anna Breunig=
Michelſtadt 141 P., 4. Liſel Krämer=Kirch=Brombach 140. P., 5. Lotte
Reddmann=Reinheim 138 Punkte.
Siebenkampf: Oberſtufe (7 Bewerber):
1. Frau Barbara Willenbücher=Beerfelden 119 Punkte, 2. Erng
Reinhardt=Schaafheim 117 P., 3. Margarethe Lips=Groß=Umſtadt 116
P., 4. Sofie Federlin=Beerfelden 110 P., 5. Selma Jäger=Beerfelden
109 P., 6. Luiſe Wilhelm 105 P., 7. Anna Hoffarth=Michelſtadt 20
Main=Rhein=Gau Oeutſche Turnerſchaft.
43. Gauturnfeſt in Ober=Ramſtadt.
Man muß es den Ober=Ramſtädtern laſſen, ſie verſtehen
Feſte zu feiern und wie München im Großen, ſo hat dies
Gau=
feſt in Ober=Ramſtadt im Kleineren wohl alle Erwartungen
übertroffen, die darauf geſetzt wurden. Buntbewegtes Leben
burchflutete Samstag und Sonntag die in ſchönſter Weiſe feſtlich
geſchmückten Straßen. Die ganze Bevölkerung nahm herzlichen
Anteil an dieſem Feſt und ſo wurde es zu einem Volksfeſte, wie
es ſchon lange kein Gaufeſt mehr geworden. Dicht gefüllt kamen
die Züge an und die ſeit langem nicht mehr gebrauchten Böller
taten in kräftigſter Weiſe — allſeits erfreut begrüßt — ihre
Schuldigkeit. Zahlreich beſucht fanden in altgewohnter Art die
Gau=Ausſchuß= und Kampfrichterſitzungen ſtatt, die einerſeits
der gedeihlichen Weiterentwicklung unſeres Turngaues,
anderer=
ſeits einer glatten Erledigung der zahlreichen Wettkämpfe und des
ganzen Feſtes galten. Inzwiſchen kamen die Turner und
Feſt=
bummler in hellen Scharen an und fanden in vielen hunderten
von Privatquartieren, und, ſoweit dieſe nicht reichten, in
Maſſen=
quartieren Unterkunft.
Bei Einbrechen der Dunkelheit bewegte ſich ein ſtattlicher
Fackelzug, zumeiſt von den einheimiſchen und Nachbar=Vereinen
geſtellt, durch die Straßen, die in ihrem bunten Flaggenſchmucke
ein Bild wallendſter Bewegung und üppigſter Farbenpracht
boten. Auf dem Feſtplatze wogte bald eine dichtgedrängte
Menge um Buden und Karuſſells, die ſich dauernd vergrößerte,
während immer neue Scharen an den Eingängen ſich ſtauten.
Von der Tribüne aus begrüßten die Vertreter der feſtgebenden
Vereine Ober=Ramſtadts, ſowie der Gauvertreter die
anweſen=
den Turner und Gäſter außerdem beſonders die Vertreter der
Behörden, wobei Gauvertreter Roth herrliche Worte fand über
unſere Turnſache als Volksſache und als Dienſt am Volk. Im
Namen des Gauvorſtandes übernahm er ſodann das Feſt und
dankte den vorbereitenden Ausſchüſſen für ihre Arbeit, ſowie der
ganzen Vevölkerung für ihre rührige und tätige Anteilnahme.
Dann boten bis zur vorgerückten Nachtſtunde, bei
Fackelbeleuch=
tung und teilweiſer ſehr launiſchen elektriſchen Lampen,
ein=
heimiſche und Gaſtvereine in wechſelnder Folge Vorführungen
an Geräten, Maſſenpyramiden, Fahnenreigen,
Fechtervorführun=
gen, Marmorgruppen von Turnerinnen, alles lobenswert —
wenn manchmal auch etwas gewagt, — während die Pauſen von
einer Kapelle und Singmannſchaften mit guter Muſik und ſchönen
Chören ausgefüllt wurden. Beſonders erwähnt fei das
ausge=
dehnte Feuerwerk, das ungeteilten Beifall verdiente und fand.
Daß die Straßen bei all dem frohen Leben nicht ihr ſonſt ſo
ruhi=
ges Nachtbild zeigten, iſt leicht zu verſtehen und zu verzeihen.
Der Sonntag war von früher Morgenſtunde an ernſter
Ar=
beit gewidmet. Alles war gut vorbereitet bis in den
Berechn=
nungsausſchuß hinein und ſo wickelten ſich alle Wettkämpfe flott
ab und konnten bis zur Mittagsſtunde beendet werden.
Heiß=
umſtritten waren die erſten Ränge und ſchöne Leiſtungen konnten
die äußerſt zahlreichen Feſtgäſte aus allen Teilem des Gaues
be=
friedigen.
Der Nachmittag brachte den Feſtzug, der in ſchöner Ordnung
und ſtattlicher Länge ſich dem Geſamtbilde des Feſtes harmoniſch
angliederte. Zum erſten Male waren auch wieder die Vereine
des beſetzten Gebietes dabei, was allſeits große Befriedigung
auslöſte. Reitergruppen in hiſtoriſchen Trachten vor den
einzel=
nen 5 Bezirken, der Feſtwagen Jahns und die endloſe Reihe der
Fahnen gaben dem Zug ein buntes Gepräge. Anerkannt ſei die
durchweg gute Muſik, die den Zug unter Gleichſchritt hielt.
Die Wettkämpfe des Nachmittags riefen die Muſterriegen des
2. und 5. Bezirkes auf den Plan. Auch hier wurden anregende
Leiſtungen gezeigt, die von viel Eifer zeugten. Inzwiſchen ſprach
der Herr Pfarrer Wags=Ober=Ramſtadt begeiſterte Worte zu der
verſammelten Feſtgemeinde.
Die allgemeinen Freiübungen, die noch einmal alle
Teilneh=
mer zuſammenfaſſen ſollten zur mächtigen Werbekundgebung,
ſchloſſen in würdiger Weiſe die turneriſchen Vorführungen ab,
dem dann die Siegerverkündigung folgte, vollzogen von
Gauver=
treter Roth. Damit ſchloß der turneriſche Teil des Feſtes. Da
herrlicher Sonnenſchein das ganze Feſt begünſtigte, dürfte es auch
in finanzieller Hinſicht für die Veranſtalter befriedigend
ausge=
gangen ſein, die keine Anſtrengung geſcheut hatten, es zu dem zu
machen, was es nun wirklich geworden iſt, zu einem echten
deut=
ſchen Turn= und Volksfeſt.
Die Siegerliſte.
1. Altersklaſſe — 4 Teilnehmer, 4 Sieger:
1. Hch. Heil, Tade. Sprendlingen, 156 Punkte, 2. Peter Krauß,
Tt. Jugenhem. 145 P. 3. Geog Fuchs, Ver. Tv. Alsbach, 143 P., 4.
Wil=
helm Eichhorn, Ver. Tv. Alsbach, 131 P.
2. Altersklaſſe — 6 Teilnehmer 6 Sieger:
1. Ludwig Schwarz, Tgſ. Darmſtadt, 159 Punkte, 2. Fritz
Huth=
mann, Tgſ. Darmſtadt, 158 P., 3. Phil. Brückmann, Tv. Eberſtadt,
139 P., 4. Wilhelm Pitzer, Tgſ. Darmſtadt, 137 P., 5. Heinr. Fuchs,
Tv. Jugenheim, 131 P., 6. Lorenz Caprano, Tgde. Darmſtadt, 126 P.
3. Altersklaſſe — 8 Teilnehmer, 6 Sieger:
1. Rud. Aßmus, Tgde. Darmſtadt 161 Punkte, 2. Auguſt Irle,
Tgde. Darmſtadt, 158 P., 3. Jean Meckel. Tv. Eberſtadt, 137 P., 4. Ad.
Emig, Taſ. Darmſtadt, 133 P., 5. Phil. Klöß, Tgde. Darmſtadt, 130 P.,
6. Georg Gerhardt, Tgde. Darmſtadt, 126 Punkte.
Oberſtufe: Zwölfkampf — 25 Teilnehmer, 17 Sieger:
1. Ludwig Schmidt, Tv. Seeheim, 209 Punkte, 2. Heinrich Fiedler,
Tgde. Darmſtadt, 199 P., 3. Chriſtian Grimm, Tv. Vorwärts=Nieder=
Roden 198 P., 4. Walter Schönwaldt, Tv. Rüſſelsheim, 197 P., 5.
Wil=
helm Feyz, Tv. Pfungſtadt, 187 P., 6. Hermann Heil, Tgde.
Sprend=
lingen, 186 P. 7. Peter Sturm Tv. Groß=Gerau, 181 P., 8. Adam
Keller, Tade. Nieder=Roden, 178 P., 9. Adam Herbert, Tv. Rüſſelsheim,
174 P., 10. Adam Steinmann, Tv. Rüſſelsheim, 172 P., 11. Treupel,
Tv. Roßdorf, 167 P., 12. Georg Schmidt, Tv. Seeheim, 166 P., 13. Karl
Schad, Tv. Groß=Gerau, Karl Wilhelm Hofmann, Tade. Darmſtadt,
Jakob Obmann, Tv. Ober=Ramſtadt, 164 P., 14. Willi Beck, Tv.
Rüſſels=
heim, 162 P., 15. Fritz Engel, T.= und Spv. Worfelden, 160 Punkte.
Oberſtufe: Neunkampf (33 Teilnehmer — 31 Sieger):
1. Heinrich Widmaier, Tgde. Griesheim, 166 Punkte, 2. Julius
Lindner, Tgde. Darmſtadt, 154 P., 3. Wilhelm Heil, Tgde.
Sprend=
lingen, 153 P., 4. Willi Heß, Tade. Beſſungen, 151 P., 5. Wilhelm
Fiſcher, Tv. Ober=Ramſtadt, 150 P., 6. Wendel Thomas, Tv.
Franken=
hauſen, 149 P., 7. Wilhelm Spieß, Tv. Eberſtadt, 145 P., 8. Ludwig
Göbel, Tv. Rüſſelsheim, 142 P., 9. Chriſtian Simon, Tv. Nieder=Roden,
Heinrich Steinmann, Tgſ. Ober=Ramſtadt, 141 P., 10. Philipp
Nuckels=
hauſen, Tv. Wallerſtädten, 140 P., 11. Hans Ohl, To. Babenhauſen,
139 P., 12. Adolf Jüngling, Tgde. Darmſtadt, Heinrich Kaiſer, Tv.
Heppenheim, 138 P. 13. Heinr. Schwarz, Tade. Darmſtadt, Johannes
Becker, Tv. Roßdorf, 137 P. 14. Heinrich Haymann, Tv. Beſſungen,
Kurt Mink, Tv. Eberſtadt, Michael Wade. Tgde. Nieder=Roden, 136 P.,
15. Konrad Guthier, Tv. Heppenheim, 135 P., 16. Hans Wambold, Tv.
Groß=Gerau, Adam Grimm, Tv. Vorwärts=Nieder=Roden, 134 Punkte,
17. Wilhelm Weißmantel, To. Eberſtadt, Ludwig, Gandenberger, Tv.
Pfungſtadt, 133 P., 18. Nikolaus Roth, Tv. Vorwärts=Nieder=Roden 132
Punkte 19. Heinrich Schäfer, Ver. Tv. Alsbach, Adam Keller, Tv.
Vor=
wärts=Nieder=Roden, Ludwig Steinmetz, Tv. Pfungſtadt, 129 P., 20.
Nobert Stoll, Tade. Darmſtadt, 127 P., 21. Heinrich Geher, Tv.
Bens=
heim, 126 P., 22. Kurt Eſſelborn, To. Pfungſtadt, 125 Punkte.
Zwölfkampf: Unterſtüfe — 64 Teilnehmer, 41 Sieger:
1. Franz Jäger, Tv. Babenhauſen, 207 Punkte, 2. Otto Jakob. Tv.
Rüſſelsheim, 200 P. 3. Karl Gaydoul, Tv. Auerbach, 198 P., 4. Peter
Hofmann, Tv. Eberſtadt, 195 P., 5. Gg. Nothnagel, Tade. Griesheim,
192 P., 6. Gg. Hofmann, Tade. Beſſungen, 191 P., 7. Heinrich Schad,
Tv. Groß=Gerau, 189 P. 8. Johann Braun, Tv. Erfelden, Wilhelm
Blößer, Tv. Nieder=Ramſtadt, Heinrich Bernewald, Tv. Arheilgen,
9. Jakob Metz, Tv. Lorſch, Phil. Stein, Tv. Groß=Gerau,
187 P., 10. Peter Volz, Tv. Auerbach, 186 P., 11. Johannes
Acker=
mann, Tv. 88/94 Nauheim, Adam Beher, T.= und Spv. Nieder=Modau,
12. Fritz Obmann, Tv. Ober=
Fran
iegler, Tv. Rüſſelsheim, 18. Walldorf 181 P., 14. Nichard
v. Nieder=Beerbach,
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Moniag, deu 30. Juni
4.
Rummer 180.
Ludwig Bernhardt, Tv. Nieder=Beerbach, Heinrich Nicolay, Tv.
Roß=
dorf, 179 P., 16. Ludwig Lich, Tgſ. Darmſtadt, 178 P., 17. Gg. Pritſch,
174 P., 20. Wilhelm Mink, Tv. Reichenbach, Alwin Curth, Tgde. Neu=
Yſenburg, 169 P., 21. Joſef Wolf, Tgde. Biblis, Adam Nold, Tv.
Er=
felden 167 P., 22. Karl Strohauer, Tv. Crumſtadt, 165 P., 23. Adam
Kern, Tv. Crumſtadt, 164 P., 24. Chriſtian Wade, Tgde. Nieder=Roden,
Phil. Burger, Tgde. Ober=Ramſtadt, 163 P., 25. Theodor Luley, Tv.
Leeheim, 162 P., 26. Karl Harniſch, Willi Caſtritius, Tv. Nieder=
Ram=
ſtadt, Georg Nold, To. Wallerſtädten, 160 Punkte.
Neunkampf: Unterſtufe — 291 Teilnehmer, 208 Sieger:
1. Wilhelm Forneff, Tv. Arheilgen, Hans Fiſcher, Tv. 88/94
Nau=
heim, 162 Punkte, 3. Friedrich Hotz, Tgſ. Darmſtadt, 159 P., 3. Karl
Fuchs, Tv. Bensheim, 158 P., 4. Chriſtoph Roth, Tv. Jugenheim, Joh.
Schuck, Tgde. Darmſtadt, Ludwig Seligmann, Tv. Groß=Gerau, 157 P.,
5. Karl Sulzmann, Tgde. Sprendlingen, Philipp Klein, Tv. Erfelden,
Hans Schieferdecker, Tgde. Darmſtadt, Gg. Simmer, Tv. 88/94 Nauheim,
Karl Aßmus, Tgde. Griesheim 156 Punkte, 6. Gg. Breitwieſer, Tv.
Roßdorf, Karl Roß, Tv. Nieder=Beerbach, 155 P., 7. Gg. Schäfer, Tv.
Heppenheim, Karl Weber, Tgſ. Ober=Ramſtadt, 154 P., 8. Karl
Traut=
mann, Tv. Nieder=Ramſtadt, Johannes Löbig, Tgde. Egelsbach, Heinr.
Schüler, Tgde. Nieder=Roden, 153 P., 9. Heinrich Heß, Tv. Arheilgen,
Karl Schwinn, Tgde Darmſtadt, Gg. Heß, Tv. Groß=Rohrheim, Jul.
Knauff, Tgde. Darmſtadt, 152 P., 10. Jakob Brückmann, Tv. Auerbach,
Adolf Seip, Tv. Langen, Chriſtian Weber, Tv. Arheilgen 151 Punkte,
11. Adam Wenz, Ver. Tp. Alsbach, Jakob Schubert, Tv. Auerbach,
Valentin Müller, Tgde. Beſſungen, Gg. Pfaff, Tv. Nieder=Ramſtadt 150
Punkte, 12, Phil. Schirmuly, Tv. Babenhauſen, Nikolaus Friedrich,
Tv. Lindenfels, Hans Künzel, Tgde. Beſſungen, Hermann Kehr, Tv.
Ober=Ramſtadt, Fritz Berſch, Tv. Jugenheim, Willi Scheuermann, Tgde.
Beſſungen 149 P., 13. Bernh. Gaßmann, Tv. Nieder=Ramſtadt, Joh.
Egelhof, Tv. Pfungſtadt, 148 P., 14. Gg. Schmitt, Tv. Rüſſelsheim,
F. Linke, Tgde. Neu=Yſenburg, Karl Breitwieſer, Tv. Ober=Ramſtadt,
Phil. Baſel, Tade. Griesheim, Karl Feigk, Tv. Roßdorf, Karl Krug,
T.= und Spv. Nieder=Modau 147 P., 15. Adam Ackermann, Tv. Nieder=
Modau, Karl Bohn, Tv. Seeheim 146 P., 16. Peter Kindinger Tv.
Reichenbach, Hch. Schäfer, Tgde. Sprendlingen, Hch. Bechtel,
Turn=
verein Jugenheim, 145 Punkte.
(Fortſetzung der Siegerliſte in der nächſten Nummer.)
Leichtathletik.
Meiſterſchaften des Frankfurter Landesverbands.
Engelhardt 400=Meter=Meiſter in 51,6 Sek.
Für die Darmſtädter Vereine waren die Meiſterſchaften die
erſte Wettkampf=Prüfung. Sie haben die Vorbereitungszeit gut
genutzt. Das zeigen die Leiſtungen recht eindringlich. Das
400=Meter=Rennen war der Glanzpunkt des Tages. Aus den
Vorläufen hatten ſich zum Endlauf qualifiziert: Cipi 1880
Frank=
furt, Wagner Boruſſia, Jans und Engelhardt Sportverein.
Engelhard, der große Unbekannte, aber gut vorbereitet. Die
Bahnen ſind verloſt. Engelhard hat zweite Bahn, Cipi
Außen=
bahn. Er iſt dadurch im Nachteil. Er ſchließt die Augen und
läuft ein Rennen auf Leben und Tod. In der letzten Kurve iſt
er noch 20 Meter in Führung. Da rückt Engelhard auf und hat
ihn 80 Meter vor dem Ziel erreicht. Mit Unterſtützung der
Darmſtädter Kehlen iſt der Frankfurter bald geſchlagen und
Engelhard beendet mit 2 Meter Vorſprung als Sieger das
Rennen. Die Uhren: 51,6 Sek. Darmſtadt in Front, und nicht
das letzte mal! Söllinger (A. S.C. Darmſtadt)erfocht im
Kugel=
ſtoßen mit 12,25 Meter einen eindrucksvollen Sieg. Die
Speer=
werfergilde leiſtete ſich einen ausgedehnten Kampf Söllinger,
Krichel und Jans aus Darmſtadt, Salomon und Goll
Frank=
furt waren die Gegner. Söllinger hatte ſeinen beſten 50=Meter=
Wurf übergetreten. „Paul” ſtellte für „ſich” eine neue
Höchſt=
leiſtung auf mit 48,85 Meter. Jans hatte mit 43 Meter das
Nachſehen.
Nun die kurzen Strecken: Küch kommt mit 11,8 Sek. über
100 Meter in die Entſcheidung. Im Endlauf liegt das Feld
ge=
ſchloſſen bis 80 Meter. Dann kann Küch das Feld nicht mehr
halten und unterliegt mit 4 Meter als Fünfter. Im 200=Meter=
Lauf iſt ebenfalls Küch, der im Vorjahre noch der Jugendklaſſe
angehörte, ebenfalls in der Entſcheidung. Seine Vorlauf=
Lei=
ſtung für 200 Meter 23,4 Sek. Der Endlauf zeigte für ihn nicht
die Leiſtung des Vorkampfes. Er wurde Dritter mit 5 Meter
hinter dem Erſten.
Die 4 mal 100=Meter=Staffel des Sportvereins, H. Pfeil,
Jans, Engelhard, Küch, im Endlauf. Mit 45,3 Sek. ſind die
Darmſtädter Dritter. Eintracht 3 Meter vor Boruſſia,
Darm=
ſtadt Handbreite gegen Boruſſia.
Eine glänzende Leiſtung fürs erſte Auftreten der neuen
Staffel! Im 800=Meter=Rennen trabten die Darmſtädter
Oeſter=
reich, Schrock, Schupp brav mit, aber die Plätze waren ſchon
ver=
geben, als ſie ans Ziel kamen.
In der 3 mal 1000=Meter=Staffel war Darmſtadt durch den
Akademiſchen Sportklub vertreten (dritter Sieger). Die
Darm=
ſtädter Hochſpringer mußten ſich Koß=Frankfurt mit einer
Lei=
ſtung von 1,70 Meter beugen. Heinrichs (A.S.C.) erreichte mit
1,65 Meter den dritten Platz. Anſchütz (A.S.C.) und Knapp
(Sportverein) mit 1,60 gingen leer aus.
Die Jugendkämpfe des Samstag boten die gleichen ſchönen
Leiſtungen der Darmſtädter Jugend. Pabſt (Sportverein) der
Held des Tages! Im 100=Meter=Lauf kämpfte er alles nieder,
und mit 11,5 Sek. hatte er die beſte Tagesleiſtung als Sieger.
Schneidewind (Sportverein) leiſtete ſich im Vorlauf die hübſche
Leiſtung von 11,8 Sek. als Sieger. Im Endlauf gelang es nur
zum Fünften.
Pabſt überbot ſich ſelbſt in der Schwedenſtaffel, in der er
die 400 Meter übernehmen mußte. Mit einer Leiſtung von 53,5
holte er einen guten Vorſprung, der aber von den folgenden
nicht ausgenutzt wurde. Sie unterlagen noch knapp gegen die
Sieger.
In der 3 mal 1000=Meter=Staffel war Darmſtadt
wirkungs=
voll durch V. f. L. „Heſſen” und Sportverein Darmſtadt
ver=
treten, V. f. L. wurde in guter Leiſtung Zweiter, dicht gefolgt
von Sportverein. Die Leiſtung der Jugend 3 mal 1000 Meter
hat die Leiſtung der Senioren des Sonntags überboten.
Horn=
ſchuh plazierte ſich im 800=Meter=Lauf als Dritter, Gräſſer im
Speerwerfen als Dritter, Hufo im Dreikampf als Dritter und
Hohlwein über 200 Meter als Dritter. Leider waren die
ge=
nauen Ergebniſſe nicht zu erhalten, ſo daß nur die Leiſtungen
der Darmſtädter regiſtriert ſind.
Die Ergebniſſe des Sonntags:
Speerwerfen: 1. Salomon, Frankfurt, 50,95 Meter=
2. Söllinger, Darmſtadt, 49,25 Meter; 3. Krichel, Darmſtadt,
48,85 Meter.
5000=Meter=Laufen: 1. Stunke, D. J. K., 16:35;
2. Hetterich, V. e. D., 17:40.
3 mal 1000 Meter A=Klaſſe: 1. Boruſſia Frankfurt
8:45,8: 2 Sp.=V. Offenbach 8:46,6: 3. Sp.=Cl. 1880 Frankfurt
1 Meter zurück.
800=Meter=Laufen :1. Speier, 1880, 2:4,1; 2. Reuß,
Eintracht, 2:6,4; 3. Lutz, Offenbach.
Weitſprung: 1. Schneider, Offenbach, 6,39 Meter;
2. Koß, 1880.
Diskuswerfen: 1. Steinbrenner 42 Meter; 2.
Abra=
ham, 1880, 32,38 Meter.
3 mal 1000=Meter B=Klaſſe: 1. Nieder=Erlenbach
8:39,7: 2. Polizei=Sportverein 8:53,6; 3. A.S. C. Darmſtadt.
4 mal 100=Meter=Staffel B=Klaſſe: 1.
Sachſen=
hauſen 46,5: 2. Kickers Offenbach 4 Meter zurück: 3. Höchſt a. M.
6 Meter zurück.
4 mal 100=Meter=Staffel, A=Klaſſe: 1. Eintracht
Frankfurt 45 Sek.; 2. Boruſſia Frankfurt 3 Meter zurück;
3. Sportverein Darmſtadt Handbreite zurück.
5000=Meter=Gehen: 1. Schmidt, Aſchaffenbg., 21:10,4.
100=Meter=Laufen: 1. Weider, Eintracht, 11,5 Sek.
2. Einwächter, Eintracht, 11,6; 3. Schmalz, 1880 Frankfurt, ½
Meter zurück. Küch Darmſtadt im Endlauf.
Kugelſtoßen (7½ Kilogramm): 1. Söllinger, A. S.C.,
12,86 Meter; 2. Steinbrenner, Frankfurt, 11,80 Meter; 3.
Abra=
ham, 1880, 11,37 Meter.
1500=Meter=Laufen: 1. Kaufmann, Boruſſia, 4:23,2;
2. Hank, Aſchaffenburg, 20 Meter zurück; 3. Lutz, Offenbach,
30 Meter zuruck.
400=Meter=Laufen: 1. Engelhardt, Darmſtadt,
51,6 Sek.; 2. Cippitelli, 1880 Frankfurt, 1½ Meter zurück.
Hochſprung : 1. Koß, 1880, 1,70 Meter: 2. Reeg,
Ein=
tracht, 1,65 Meter; 3. Heinrichs, A. S.C., 1,65 Meter.
200=Meter=Laufen: 1. Schmalz, 1880, 23,4 Sek.;
2. Franz, 1880, Handbreite zurück; 3. Küch, Darmſtadt, 24,6 Sek.
„Heſſen” V. f. L.
Bei den geſtrigen Verbandsmeiſterſchaften in Frankfurt
ge=
lang es unſerer 3X1000=Meter=Jugendſtaffel, den 2. Platz gegen
ſchwerſte Konkurrenz zu belegen. In erſter Linie iſt dieſer
Er=
folg dem Schlußmann Karl Müller zu verdanken, der,
trotz=
dem er viel aufzuholen hatte, es noch fertig brachte, 6 Gegner
in fabelhaftem Tempo zu überholen. Daß es ſich um ein
ſchar=
fes Rennen handelte, beweiſt die gute Zeit von 8,52 Minuten.
Schwimmen.
Die verbandsoffenen Schwimmwettkämpfe des D.S.C. „Jung=
Deutſchland‟
Darmſtadt wird am 12. und 13. Juli Zeuge ſeit von
Schwimmwettkämpfen, wie ſie hochwertiger und erſtklaſſiger im
Woog ſeit den Deutſchen Meiſterſchaften im Jahre 1920 nicht
ſtattgefunden haben. Die in der letzten Woche erfolgte
Oeff=
nung der Meldungen hat ein Reſultat gezeitigt, wie es ſelbſt
die kühnſten Optimiſten nicht erwartet haben. 28 Vereine haben
211 Meldungen abgegeben! Aus allen Gauen Deutſchlands
werden die Erſten im deutſchen Schwimmſport ſich in Darmſtadt
treffen; bis auf die erſte Mannſchaft des „Hellas”=Magdeburg,
die durch den Weggang von Steffens und vor allem durch den
Verluſt des deutſchen Meiſters Fröhlich ſtark geſchwächt iſt, ſind
ſämtliche Vereine vertreten, die im deutſchen Schwimmſport an
rſter Stelle marſchieren, u. a. Berlin, Köln, Magdeburg,
Bres=
lau, Gelſenkirchen, Nürnberg, Göppingen uſw. Sechs deutſche
Meiſter und Rekordinhaber kann der D. S. C. „Jung=Deutſchland‟
auf ſeinem Feſt begrüßen: Dahlem=Breslau, den Rekordmann
über 100 Meter Rücken; Eicker=Köln, den deutſchen
Langſtrecken=
meiſter; Fauſt=Göppingen, den Rekordmann über 50 Meter
Bruſt; Skampar=Köln, den mehrfachen deutſchen und
Weltmei=
ſter und Rekordinhaber; Sommer=Köln, den deutſchen
Bruſt=
meiſter 1922, und ſchließlich F. Berges=Darmſtadt, der
überra=
ſchend emporgekommene Rekordmann über 400 und 1000 Meter.
Dieſe Auswahl der Allererſten zeigt bereits, daß Deutſchlands
erſte Klaſſe an den beiden Tagen an den Start geht.
Außeror=
dentlich ſtark und hervorragend ſind ebenfalls die 2.
Senioren=
kämpfe beſetzt. Der Veranſtalter iſt in faſt ſämtlichen
Konkur=
renzen vertreten und wird manchen harten Kampf gegen ſeine
auswärtigen Gäſte zu beſtehen haben. Nachſtehend wird an
Hand der einzelnen Rennen das Bild der glänzenden Beſetzung
vervollſtändigt werden.
Der erſte Tag
bringt as Eröffnung in einer 3 X 100 Meter bel. Staffel die
beſten deutſchen 2. Staffelmannſchaften an den Start; den Sieg
dürften S. S.C. 89 Berlin und „Jung=Deutſchland” unter ſich
ausmachen, doch ſind die übrigen Teilnehmer nicht zu
unter=
ſchätzen, da ſie verhältnismäßig wenig in dieſer Staffel während
dieſer Saiſon hervorgetreten ſind. Das nächſte Rennen bringt
das ſeit langem erwartete Zuſammentreffen des Kölners Eicker
und des Darmſtädters Berges über 400 Meter. Nach ſeiner am
29. Mai in Köln gezeigten Leiſtung ſollte der Sieg Berges nicht
zu nehmen ſein, doch Eicker iſt auf dieſer Strecke in dieſem Jahr
noch ein unbeſchriebenes Blatt. Das Jugendbruſtſchwimmen
100 Meter iſt bei 12 Teilnnehmern eine vollkommen offene Sache.
Im 1. Damenbruſtſchwimmen 100 Meter ſehen wir die in letzter
Zeit wieder ſtark in den Vordergrund getretene Gießenerin Tilly
Arndt vor Aenne Mags=Köln in Front. Das 1.
Seniorſeite=
ſchwimmen 100 Meter dürfte dem Berliner Märtens, der ſchon
glänzende Leiſtungen gezeigt hat, nicht zu nehmen ſein.
Inter=
eſſant iſt das Abſchneiden des Darmſtädters Petry=,Heſſen” in
dieſem gut beſetzten Rennen. Ebenfalls offen iſt das mit
12 Teilnehmern beſetzte Jugend bel. 100 Meter. Im
Damen=
bruſtſchwimmen 100 Meter für Vereine ohne Winterbad dürfte
Lu Zimmermann=Wiesbaden den Sieg landen. Die 2.
Senior=
lagenſtaffel verſpricht eines der ſpannendſten Rennen zu werden,
denn die ſchärfſten Konkurrenten, u. a. Stuttgart, Berlin, Köln,
Heidelberg und Darmſtadt, liegen im Kampf. Einen Mittelpunkt
der Samstag=Wettkämpfe bilden die 1. 100 Meter bel., die den
Favoriten Dahlem=Breslau mit Berges, Skamper, Gubener,
Becker und Lierat an den Start bringen. Berges dürfte bei
ſei=
ner Kölner Form ein ernſtes Wort mitreden. Das 1. Damen
bel. 100 Meter ſprechen wir Lucie Keller=Darmſtadt zu. Im
2. Springen wird Sailer=Stuttgart nach ſeinen Leiſtungen in
Göppingen nicht zu ſchlagen ſein; geſpannt darf man auf die
Form der Darmſtädter Springer ſein. Das 2.
Seniorbruſtſchwim=
men 200 Meter bringt unter 11 Teilnehmern Deutſchlands beſte
2. Senioren in dieſer Strecke an den Start; wir erwarten
Hülſe=
mann=Göppingen vor Weiß=Nürnberg in Front, jedoch ſind
Ueberraſchungen möglich. Die Damenlagenſtaffel 4 X 50 Meter
vereint die alten Konkurrenten 1. Frankfurter S.C. und „Jung=
Deutſchland‟. Die Darmſtädter Damen werden ſich tüchtig
ſtrek=
ken müſſen, um den Sieg an ihre Fahne zu heften. Das 2. bel.
200 Meter machen bis auf Märtens=Berlin die ſüddeutſchen
Mit=
telſtreckler unter ſich aus: der Vorlauf iſt vollkommen offen,
doch glauben wir in Lierat=Nürnberg den Sieger zu ſehen. Das
Damenjugendbruſtſchwimmen iſt wohl der kleinen Backof=
Offen=
bach nicht zu nehmen, die im Training der Zeit des deutſchen
Rekords ſchon nahe gekommen iſt. Einen glänzenden Abſchluß
findet der Samstag in einer geſteigerten Staffel 100, 200, 300
Meter, die Magdeburg 96, Rhenus=Köln und „Jung=
Deutſch=
land” an den Start bringt; ſie dürfte wohl einer der
erbittert=
ſten Kämpfe des ganzen Feſtes werden, geht es doch um die
Ehre, wer in Deutſchland die beſte Schwellſtaffel beſetzt.
Der zweite Tag
bringt als erſten Wettkampf ein Duell zwiſchen Rhenus=Köln
und Göppingen, in der 1. Lagenſtaffel 4X100 Meter; der Kampf
wird bis auf die letzten Meter aufs ſchärfſte geführt werden, doch
dürfte Köln mit Sommer, Baum, Skamper, Eicker, aller
Voraus=
ſicht nach Göppingen mit Hülsmann, Brenner, Hidding, Fauſt,
hinter ſich laſſen. Die 2. bel. Staffel 4X50 Meter wird ebenfalls
einen äußerſt ſcharfen Kampf bis zum Ziel ergeben. Das
Damen=
rückenſchwimmen, 100 Meter, bringt Tilly Arndt ins Rennen, die
eventuell als Siegerin anzuſehen iſt. In der Jugend bel.
Staf=
fel, 3X100 Meter, treffen Freiburg, Frankfurt, Offenbach und
Heidelberg aufeinander, der Ausgang iſt offen. In der 1. bel.
Staffel, 3X100 Meter, werden ſich Magdeburg und „Jung=
Deutſchland” einen aufregenden Kampf liefern, deſſen
Beendi=
gung nicht vorauszuſehen iſt. Im erſten Springen werden ſich
bei vier Teilnehmern die beiden Kölner Schumm und Plumanns
um den knappen Sieg ſtreiten. Auch in der Damen bel. Staffel,
3X50 Meter, treffen Frankfurt und Darmſtadt mit offenem
Aus=
gang aufeinander. Im 1. bel. 50 Meter ſtarten mit Becker=
Offenbach die alten Rivalen Dahlem und Ohlrogge Magdeburg,
die mit Sekundenbruchteilen Abſtand anſchlagen dürften. Die
2. bel. Staffel, 3X200 Meter, wird eine Ausſicht geſtatten auf die
Möglichkeit der Beſetzung der Weltausſtellungsſtaffel bei den
Deutſchen Meiſterſchaften; allerdings fehlt bei Darmſtadt
Ber=
ges, der im zweiten Seniorrennen nicht mehr ſtarten kann. Eine
Glanznummer iſt wieder das erſte Bruſtſchwimmen, 100 Meter
das Sommer, Fauſt, Hülsmann, Weiß an den Start bringt, die
wir auch in dieſer Reihenfolge am Ziel ſehen; Sommer ſcheint
in großer Form zu ſein, wie ſein Sieg über Rademacher in
Leip=
zig bewies. Die zweite Bruſtſtaffel, 3X100 Meter, wird
Darm=
ſtadt den Kölner Poſeidonen nicht nehmen können. Das
Jugend=
rückenſchwimmen, 100 Meter, kann ein glatter Sieg des Ber=
iners Bartſch werden, während ſich ſcharfe Kämpfe um die Plätze
abfpielen werden. Im erſten Ruckenſchwimmen, 100 Meter,
treffen die alten Kämpen, Dahlem und Skamper aufeinander,
die ſich einen wundervollen, ſpannenden Zweikampf liefern wer
den, den Dahlem knapp für ſich entſcheiden wird. Das am
ſtärk=
ſten beſetzte Rennen, die zweite kurze Strecke, 50 Meter, bringt
mit 21 Teilnehmern Deutſchlands beſte Sprinter an den Start;
wir ſehen Baum=Köln vor Cordes=Magdeburg. Doch dürfte der
Darmſtädter Seriba als Sieger ebenfalls ſtark in Frage kommen.
Auf eine lange Reiſe begeben ſich alsdann Eicker=Köln und
Ber=
ges=Darmſtadt in der langen Strecke, 1500 Meter, die die beſten
beiden Langſtreckenſchwimmer in offenem Rennen, an den Start
bringt. Hier wird ſich zeigen, ob Berges ſeine Magdeburger
Leiſtung über 1000 Meter auch auf 1500 Meter ausdehnen kann.
Eine 1. bel. Staffel, 4X50 Meter, legt wieder Magdeburg und
den Veranſtalter ins Rennen, das wohl Magdeburg den Sieg
bringen wird. Ebenfalls ſtark beſetzt ſind die zweiten 100 Meter,
deren Ausgang unbeſtimmt iſt nach ſchärfſtem Kampf über die
ganze Bahn. Offen ſind auch die mit 11 Teilnehmern beſetzten
100 Meter Jugendſeite. Schönſte und ſpannende Kämpfe
ver=
ſprechen die zweiten 100 Meter Rücken, in denen wir Hidding=
Göppingen in Front ſehen.
Den Abſchluß wird ſehr wahrſcheinlich ein Waſſerballſpiel
bilden, in dem ſich „Jung=Deutſchland” und Frankfurt
gegen=
übertreten werden. Leider iſt von Darmſtadt vergebens die
Ver=
legung dieſes Verbandsſpieles verſucht worden, denn nach
der=
art anſtrengenden Kämpfen wäre der Mannſchaft Ruhe dringend
nötig, doch der Kreiswaſſerballwart iſt unerbittlich.
Dieſer Vorſchau iſt zu entnehmen, was dem Darmſtädter
Publikum an den beiden Tagen geboten wird. Kein Wunder,
daß ſchon jetzt Nachfrage von auswärts einſetzt; der Vorverkauf
beginnt am 7. Juli an den an den Plakaten bezeichneten Stellen.
Ferner bitten wir, die an dieſer Stelle folgenden Ausführungen
Dr. H.
zu beachten.
„Heſſen” V. f. L., Darmſtadt.
Bei dem geſtern in Mannheim ſtattgefundenen
Verbands=
offenen des S. V. Mannheim gelang es Frl. E. Uhde, bei
ſtar=
ker Konkurrenz im Damenjugendfreiſtil den 1. Preis zu
er=
ringen. H. Petry wurde infolge der ſchlechten Startg legenheit
vom Schiff hinter Silberling geworfen, der ihn ſchnitt und
be=
hinderte. Dadurch mußte Petry aus der Bahn ſchwimmen und
es gelang ihm nicht mehr, Silberling zu erreichen.
Radfahren.
Gau 70 Heſſen=Darmſtadt.
Die Mannſchaft des V. C.D. führt die Meiſterſchaft überlegen
nach Hauſe.
Die letzte der drei Straßenmeiſterſchaften des Gaues 70
„Heſſen=Darmſtadt” kam am geſtrigen Sonntag auf der bekannten
100=Kilometer=Strecke zum Austrag, die mit einem ganz
über=
legenen Sieg der Vereinsmannſchaft des Velociped=Clubs 1899
Darmſtadt endete.
Für die Farben des V. C. D. ſtarteten die Fahrer Gg.
Ben=
der, W. Bender, A. Hirſch, G. Kälber, F. Maſer und Ernſt Wolf,
von welchen W. Bender, A. Hirſch, G. Kälber und E. Wolf in
der vorzüglichen Zeit von 3 Stunden 19 Minuten geſchloſſen
das Zielband paſſierten. Bender hatte unter zwei Defekten zu
leiden und kam ſo ins Hintertreffen. F. Maſer kam bei Ober=
Roden zu Fall, hängte ſich der nachfolgenden Mannſchaft des
R. V. Dieburg an, die er dann auf der Fahrt von Eberſtadt nach
Darmſtadt zum Ziel verſetzte und ſo 5 Mann des V. C. D. als
Erſte einliefen.
Bei der Ausloſung der Fahrtfolge zog die Mannſchaft des
V. C. D. Nummer eins, mußte ſo das Rennen eröffnen,
wäh=
rend ſie bei dem erreichten Vorſprung als letzte Starter die
übrigen Mannſchaften nicht nur aufgeholt, ſondern noch weit
im Hintertreffen gelaſſen hätte.
Mit dieſem Rennen hat der V. C. D. alle
Straßenmeiſter=
ſchaften des Gaues gewonnen, ſomit nach wie vor die Führung
im Rennſport des Gaues 70 haltend.
Ergebniſſe; 1. und Gaumeiſter Velociped=Club 1839
E. V. Darmſtadt 3 St. 19. Min., 2. Radſport=Klub. Dieburg
3 St. 45 Min. 9 Sek., 3. Radfahrer=Verein 1899 Dieburg
(brachte nur 3 Mann, die die vorgeſchriebene Strecke
durch=
fahren hatten, ans Ziel).
In dieſem Zuſammenhang ſei mitgeteilt, daß ſich Ernſt
Wolf vom V. C. D. am kommenden Sonntag an dem „Großen
Germania=Preis” über 190 Km. beteiligt, ferner am 13. Juli
an dem Rennen „Unſer Auguſt Lehr” und am 20. Juli an der
Landesverbandsmeiſterſchaft im 1er=Streckenfahren über 150
Kilometer. Der Start zu letzterem Rennen iſt vormittags 6 Uhr
an der Rennbahn, Ziel am Böllenfalltor, dortſelbſt während
des Rennens Konzert und Wirtſchaftsbetrieb.
Die Vorbereitung und Durchführung liegt in Händen des
Velociped=Clubs 1899, der auch die Preiſe für dieſes Rennen
gibt.
Ueber das Abſchneiden von Wolf bei vorgenannten Rennen
werden wir ſ. Zt. berichten.
„Siewener”.
Fußball.
1. F. C. Nürnberg gewinnt den ſüddeutſchen Pokal.
Im Entſcheidungsſpiel um den ſüddeutſchen Pokal, das
ge=
ſtern in Karlsruhe zwiſchen dem 1. F. C. Nürnberg und Kickers=
Stuttgart ſtattfand, waren die Nürnberger im Feldſpiel
über=
legen und auch techniſch beſſer. Das einzige Tor fiel in der 20.
Minute durch Wieder im Anſchluß an eine Flanke, die von
Strobel gut geflankt wurde.
1. Jugend Union—1. Jugend Germania Pfungſtadt 0:1.
Geſtern trug die 1. Jugend Unions ihr fälliges
Verbands=
ſpiel gegen Pfungſtadt aus. Pfungſtadt iſt auf eigenem Platze
ein ſchwer zu nehmendes Hindernis und mußte auch Unions
Jugend diesmal alles aus ſich herausgeben, um durch ſchnellen
Durchbruch Herr zu werden. Pfungſtadt hat Anſtoß, kommt gut
durch, Schuß wird aber gehalten. Sofort ſetzen Unions
Stür=
mer ſich flott durch, der Linksaußen ſchießt aber daneben. In
der 2. Minute deckt der linke Läufer den Rechtsaußen nicht im
gegebenen Moment, der Rechtsaußen ſchießt zum Linksaußen,
und ſchon ſitzt das erſte Tor für Pfungſtadt. Bald darauf
Halb=
zeit. Sofort ſetzt Unions Halblinker einen Bombenſchuß
dar=
über, um gleich darauf 1 Meter vor dem Tor darüber zu laufen.
Union drängt und drängt, während Pfungſtadt alles daran ſetzt,
um den Vorſprung zu halten, was ihm auch gelingt.
2. Jugend Union—2. Jugend Eintracht Darmſtadt 1:5,
1. Schüler Union—1. Schüler Eintracht Darmſtadt 1:2,
1. Jgd. Union—1. Jgd V. f. B. Ob.=Ramſt. 2:1 (Donnerst.),
2. Jgd. Union—2b. Jgd. Sp.=V. Darmſtadt 0:1 (Samstag),
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