Darmstädter Tagblatt 1924


25. Juni 1924

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 175
Mittwoch, den 25. Juni 1924.
187. Jahrgang

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ftädter
8 Nationalbant.

Muebonaies une Herlioig Mamttod üue.

Eine Anterredung mit Dr. &d. Beneſch
Von unſerem Korreſpondenten.

Eiet eit lce 10 G-14pfeunige

Engliſch=franzöſiſche Beſorgniſſe vor geheimen militäriſchen Vorbereitungen in Deutſchland.
Die Mitarbeit der Reichsregierung an der Militärkontrolle erbeten. Die deutſche Antwort.

Berlin, 24. Juni. Der engliſche Botſchafter
and der franzöſiſche Geſchäftsträger haben, dem
Reichskanzler am Dienstag, nachmittag die in der
Preſſe bereits angekündigte Note überreicht. In der deutſchen
Aeberſetzung lautet dieſe:
Chequers, den 22. Juni 1924.
Wir (Macdonald und Herriot) wünſchen uns in einer
Frage, die unſeren beiden Regierungen ernſte Sorge bereitet, un=
ruittelbar
an Eure Exzellenz zu wenden. Wir haben nicht ohne
rößte Beſorgnis erfahren, daß die deutſche Regierung
tielleicht die Abſicht haben könnte, auf die kürzlich bezüglich der
Militärkontrolle in Deutſchland an Ihren Botſchafter in Paris
gerichtete Note keine zuſtimmende Antwort zu geben. Gleichzei=
urg
erhalten wir die beunruhigenden Berichte, über
ie unausgeſetzte und zunehmende Aktivität
der nationaliſtiſchen und militariſtiſchen Orga=
iſationen
, die mehr oder weniger offen militäriſche
Borbereitungen treffen, um in Europa
neue bewaffnete Konflikte
hervorzurufen. Dieſe Berichte ſind zu zahlreich und zu ſubſtan=
uiert
, als daß man ſie vernachläſſigen könnte. Sie führen dazu,
diie öffentliche Meinung in einer Beſorgnis zu ſtärken, die
unvermeidlich die Haltung der beiden Regierungen beeinfluſſen
auß. Es iſt ſicher, daß die deutſche Regierung, falls die
8erichte unbegründet ſind, nicht nur ihre eigenen Intereſſen
reahren, ſondern auch Europa einen großen Dienſt erweiſen
teird, wenn ſie an einer Unterſuchung mitwirkt, die ſo durch=
(eführt wird, daß ſie die Beſorgniſſe vor geheimen
rrilitäriſchen Vorbereitungen zerſtreut.
Wir können der deutſchen Regierung nicht verbergen, und
heir halten es für gut, ſie davon zu verſtändigen, daß jeder neue
rorſtoß gegen die lohale und genaue Durchführung der Ver=
Flichtungen aus Teil V des Vertrages von Verſailles die in=
u
rnationale Lage gerade in dem Augenblick ſchwer belaſten
mürde, in dem die Ausſicht auf eine ſchnelle Inkraftſetzung des
ſoawesberichts in allen beteiligten Ländern die Hoffnung auf
ane endgültige Regelung der Reparationsfrage, die einer allge=
einen
und wirklichen Befriedigung die Wege ehnen ſoll, auf=
kommen
läßt. Wir bitten daher die deutſche Regierung, dieſe
Befriedigung zu erleichtern und zu dieſem Zwecke zunächſt mit
M achdruck und gutem Willen an der Verwirklichung der recht=
zräßigen
Forderungen der Militärkontrollkommiſſion mitzuar=
Leiten. Es liegt im eigenſten Intereſſe der deutſchen Regierung,
9wenn die genaue Lage in Bezug auf die

Entwaffnung in Uebereinſtimmung mit den Beſtimmungen
des Verſailler Vertrags
itſtgeſtellt würde. Wenn ſie die Alliierten von der Aufrichtigkeit
iurer Haltung überzeugen will, muß ſie von der Möglichkeit Ge=
auch
machen, einen Beweis dafür zu geben, indem ſie die
Suontrollkommiſſion bei der Feſtſtellung der Tatſachen unterſtützt.
Wir appellieren an Ew. Exz., weil wir keine Gelegenheit
berſäumen möchten, um eine Urſache ernſter Schwierigkeiten zwi=
ſcen
unſeren Regierungen zu beſeitigen. Frankreich und Groß=
bitannien
haben keineswegs das Beſtreben, der deutſchen Re=
overung
Schwierigkeiten zu bereiten oder die Kontrolle über das
raß des Notwendigen hinaus zu verlängern. Im Gegenteil!
eiie nehmen die
Zurückziehung der Kommiſſion für einen möglichſt nahen
Zeitpunkt
in Ausſicht. Sie wünſchen lebhaft den Mechanismus der
9ontrollkommiſſion durch das im Artikel 213
des Verſailler Vertrags dem Völkerbund über=
tiagene
Unterſuchungsrecht erſetzt zu ſehen, ſobald
üie in Bezug auf die verſchiedenen Punkte, die die alliierten Re=
gzerungen
beſonders bezeichnet haben, Genugtuung erhalten ha=
ben
. Sie verlangen nur, daß man ihren berechtigten Beſorg=
utſſen
jede Beruhigung zuteil werden läßt. Man kann nicht von
ilmen verlangen, daß ſie ihre Sicherheit durch den Wegfall der
Garantien gefährden laſſen, die ſie auf Grund des Verſailler
Yertrages in Händen haben. In dieſer Weiſe bringen wir erneut
unſere aufrichtige Hoffnung zum Ausdruck, daß die deutſche Re=
gerung
auf die Note der Botſchafterkonferenz die Antwort er=
hält
, die der Situation und den im Vertrag feierlich feſtgelegten
Verpflichtungen entſpricht.
gez. Herriot, Ramſay Macdonald.
Der Reichskanzler hat dem engliſchen Botſchafter
und dem franzöſiſchen Geſchäftsträger erklärt, daß er die
A ote zur Kenntnis des Kabinetts bringen werde.
Die Alliierten würden rechtzeitig, d. h. bis zum
30. Juni, eine Antwort der deutſchen Regierung
er halten.

Belgien bleibt abſeits.

Paris, 24. Juni. (Wolff.) Wie dem Temps aus Brüſ=
gemeldet
wird, hat ſich die belgiſche Regierung der
igliſch=franzöſiſchen Mitteilung an die deut=
he
Regierung in der Abrüſtungsfrage nicht an=
eſchloſſen
, weil ſie für ihren Teil die letzte Note der Bot=
hafterkonſerenz
für ausreichend hält.

Ein engliſch=belgiſch=franzöſiſches
Oefenſivbündnis?
TU. Paris, 24. Juni. Die Erklärungen, die Her=
t
heute vormittag hinſichtlich eines Defenſivbünd=
es
zwiſchen Frankreich, England und Bel=
n
einem Vertreter der Independence Belge in Brüſſel ge=
n
hat, erregen in Paris ungeheures Aufſehen. Herriot
e: Er habe, für den Fall eines vorbedachten
riffs durch Deutſchland die Zuſage eines
fenſippaktes erhalten, der Frankreich, England und

Belgien aneinander binde würde. Er habe durchaus das förm=
liche
Verſprechen, daß ein deutſcher Angriff
heute, ebenſo wie 1914, England an der Seite Frank=
reichs
und Belgiens finden würde. Die Pariſer Blät=
ter
verhalten ſich zu dieſer ſenſationellen Angabe abſolut
ſteptiſch.
Die Brüſſeler Verhandlungen.
Der Meinungsaustauſch wird fortgeſetzt.
Paris, 24. Juni. (Wolff.) Havas berichtet aus Brüſſel:
Die Konferenz zwiſchen Theunis, Hymans und behandelten Fragen meſſen Sie die hauptſächlichſte Bedeu=
Herriot im Auswärtigen Miniſterium haben von 10 Uhr vor=
mittags
bis 12½ Uhr gedauert. Beim Verlaſſen des Außen=
miniſteriums
erklärte Herriot, ſeine belgiſchen Kollegen ſeien
von dem Ergebnis der franzöſiſch=engliſchen Beſprechungen in
Chequers ſehr befriedigt. Heute nachmittag 3 Uhr ſind die ſundung dieſer beiden Staaten hat weſentlich zur Pazifizierung
Beſprechungen unter Hinzuziehung der an der Frage des Ruhr=
gebietes
und der Rheinlande beteiligten belgiſchen Beamten wie=
der
aufgenommen worden.
Die Konferenz zwiſchen dem Miniſterpräſident Herriot
und den belgiſchen Miniſtern Theunis und Hymans war
um 6 Uhr beendet. Nach Schluß der Beratungen wurde an die
Preſſe folgendes Communigus herausgegeben:
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot hat heute
zwei Beſprechungen mit dem belgiſchem Miniſterpräſiden=
ten
Theunis und dem Außemminiſter Hymans gehabt, in deren
Verlauf er ſie über die mit Ramſay Macdonald geführten Ver=
handlungen
unterrichtete. Sie laſſen die Hoffnung auf
eine enge Zuſammenarbeit Großbritanniens,
Frankreichs, Italiens und Belgiens, ſowie die in
Kürze erfolgende Inkraftſetzung des Sachverſtändigenplanes ſicher
erſcheinen. Der franzöſiſche Miniſterpräſident und die belgiſchen
Miniſter haben hierauf ihre Anſichten über die hauptſäch=
lichen
Fragen ausgetauſcht, die auf der demnächſt ſtattfinden=
den
alliierten Konferenz diskutiert werden ſollen. Der
Meinungsaustauſch zwiſchen den Regierungen wird
fortgeſetzt, damit die zu löſenden Fragen vorher den Gegen=
ſtand
einer eingehenden Prüfung bilden können, ſo daß die Kon=
ferenz
zu präziſen und einmütigen Beſchlüſſen gelangen kann.
Die Annäherung zwiſchen den alliierten Mäch=
ten
, die durch die Reiſe der belgiſchen Miniſter nach London,
Paris und Mailand vorbereitet wurde, wird auch die Löſung der
noch ſchwebenden Fragen erleichtern. Der Austauſch der
Pfänder nach Erfüllung aller im Sachverſtändigenbericht für
Deutſchland vorgeſehenen Bedingungen, die Ausführungs=
garantien
, das Negime der Eiſenbahnen und die
Erneuerung der Micumverträge hat die beſondere
Aufmerkſamkeit der Miniſter gefunden. Die Vertreter der beiden
Regierungen haben ihren gemeinſamen Willen kundgegeben, die
ſtrikte Ausführung der Entwaffnungsklauſel ſicherzu=
ſtellen
. Das Problem der Sicherheiten iſt beſprochen
worden und deſſen Studium wird von beiden Seiten fortgeſetzt.
Die Unterhandlungen von Brüſſel wurden in einem Geiſte enger
Freundſchaft und gegenſeitigen Vertrauens geführt, und ſie haben
den Eindruck zurückgelaſſen, daß ein ernſter Fortſchritt
erzielt worden iſt und daß die nächſte Konferenz in der Lage
ſein wird, das Reparationsproblem einer billigen Löſung eut=
gegen
zu führen.
Abſchied von Brüfſel.
TC. Paris, 25. Juni. Wie aus Brüſſel gemeldet wird,
iſt Miniſterpräſident Herriot geſtern abend 8.45 Uhr nach Paris
abgereiſt. Theunis, Hymans und der Oberbürgermeiſter Mac
haben ihn zum Bahnhof begleitet. Theunis ſagte den Journa=
liſten
, daß ſämtliche Fragen wegen mangels an Zeit nicht aus=
reichend
zur Sprache gebracht werden konnten und der Meinungs=
austauſch
zwiſchen Frankreich und Belgien in den nächſten Tagen
weitergehen werde.
Belgien für bedingte Räumung des Ruhr=
gebietes
.
London, 24. Juni. (Wolff.) Der Brüſſeler Berichterſtat=
ter
der Times ſchreibt, nach Anſicht Belgiens könne das
Ruhrgebiet nur geräumt werden, wenn Deutſch=
land
in loyaler Weiſe den Plan der Sachverſtän=
digen
ausführe, und wenn es die augenblicklichen Pfän=
der
durch die im Bericht erwähnten Alternatippfänder
erſetzt habe. Es werde ſchwierig ſein, die belgiſche Zuſtim= ſtriert hat.
mung zur Politik der Verweiſung der mit den Reparationen
zuſammenhängenden Probleme an den Völkerbund zu erhalten.
Amerika und die kommende Konferenz.
ſcheinlich iſt, daß die Vereinigten Staaten von ihrer Politik einer
nicht formellen Teilnahme an den europäiſchen Erörterungen ab=
gehen
werden, verlautet doch, daß die Vereinigten Staaten ſelbſt=
verſtändlich
darauf rechnen, in irgendeiner Weiſe auf einer ſol=
chen
Konferenz vertreten zu ſein. Der Giad der amerikaniſchen
Vertretung kann jedoch nicht feſtgeſetzt werden, bis der Zweck und Europas bis zum September nicht ſoweit geklärt ſein werden?
das Arbeitsfeld der Konferenz näher bekanut iſt. Ein intereſſan=
tes
Zuſammentreffen iſt es, daß die geplante Konferenz wahr= die Ruhrräumung und andere können in dieſen wenig Mona=
ſcheinlich
zu derſelben Zeit abgehalten, werden wird, zu der
Staatsſekretär Hughes nach einem vor mehreren Monaten geſaß=
ten
Plan mit Mitgliedern des amerikaniſchen Rechtsanwalts=
verbandes
nach London zu gehen beabſichtigte.
wird, ſeien die Vereinigten Staaten bereit, zu der Konferenz vom
16. Juli den üblichen offiziöſen Beobachter zu entſenden.

G. P. Genf, im Juni.
An der Spitze des Völkerbundrates ſteht zurzeit bekanntlich
der Außenminiſter der Tſchechoflowakei Dr. Eduard Beneſch, der
ſich im Laufe der letzten Jahre den Ruf eines geſchickten Ver=
mittlers
zwiſchen den Mächten erworben hat, insbeſondere da
Dr. Eduard Beneſch, in ſeiner Eigenſchaft als Vertreter der
Tſchechoſlowakei, zweifellos zur Entente in einem recht engen
Verhältnis ſteht.
Dr. Ed. Beneſch hatte die Liebenswürdigkeit, mich zu einer
Unterredung zu empfangen. Der tſchechoflowakiſche Außen=
miniſter
, der erſt kürzlich ſein 39. Lebensjahr vollendet hat, macht
eher einen noch jüngeren Eindruck und zeichnet ſich durch eine
beſondere Lebhaftigkeit und Friſche des Weſens aus. Unſer
Geſpräch kann im weſentlichen durch folgende Fragen und Ant=
worten
, welche zwiſchen uns gewechſelt wurden, wiedergegeben
werden:
Welcher der, während dieſer Seſſion des Völkerbundrates
tung zu?
Von allgemein=europäiſcher Bedeutung ſind zwei Probleme
zu nennen. Erſtens die dem Völkerbunde gelungene finanzielle
Sanier ing Oeſterreichs und Ungarns: die dadurch erzielte Ge=
ihres
Verhältniſſes zu den übrigen öſterreichiſchen Nachfolge=
ſtaaten
beigetragen, ſo daß zurzeit getroſt von einer Wiederher=
ſtellung
des Friedens in dieſem Teile Europas geſprochen wer=
den
kann. Doch noch wichtiger iſt die zweite Frage, d. h. die in
Ausſicht genommene Ausübung durch den Völkerbund der Mili=
tädkontrolle
über Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien. Dieſe
Frage iſt überaus bedeutungsvoll, weil der Völkerbund natür=
lich
hauptſächlich die Möglichkeit einer durch ihn auszuübenden
tärkontrolle über Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien. Dieſe
in naher Zukunft erfolgen könnte.
Sind Sie für Uebernahme der Funktionen der bisherigen
interalliierten Militärkommiſſion durch den Völkerbund?
Durchaus. Allein die Tatſache, daß dieſe Frage vom Völ=
kerbundrat
diskutiert worden iſt, muß als ein Symptom eines
neuen Zeitgeiſtes aufgefaßt werden. Es naht die Zeit, da die
interalliierte Militärkontrolle in allen Ländern, die ihr bisher
unterworfen waren, gänzlich aufhören wird. Dann wird dieſe
Kontrolle vom Völkerbund übernommen werden müſſen. Der
Augenblick, in dem dieſe Syſtemänderung erfolgen wird, muß
von enormer geſchichtlicher Bedeutung ſein, wird hierdurch doch
am deutlichſten jene Wandlung zutage treten, welche in der inter=
nationalen
Lage in letzter Zeit erfolgt iſt. Man wird ſolcherart
in den Beziehungen zu den ehemaligen Feinden ſich normalen
Verhältniſſen nähern.
Halten Sie es für möglich und für wünſchenswert, daß der
Völkerbund auf dieſem Wege zur Uebernahme eines Garantie=
paktes
zur Sicherung Frankreichs gelangen könnte?"
Ich glaube allerdings, daß die ſogenannte Sicherheitsfrage
am beſten durch den Völkerbund gelöſt werden könnte. Eine
Vorbedingung hierzu wäre natürlich. Deutſchlands vorheriger
Eintritt in den Völkekbund."
In welchem Stadium befindet ſich zurzeit das Problem
Deutſchland und der Völkerbund?
Der ſehr wünſchenswerte Eintritt Deutſchlands in den Völ=
kerbund
iſt natürlich nicht nur eine private deutſche Angelegen=
heit
, ſondern ein allgemein=europäiſches Problem. Indeſſen gibt
es natürlich keine Mittel und der Völkerbund kann es von ſich
aus kaum tun Deutſchland irgendwie zum Eintritt in den
Völkerbund aufzufordern.
Würde Deutſchland, falls es Mitglied des Völkerbundes
werden ſollte, einen Sitz im Völkerbundrat erhalten?"
Ich glaube mit Beſtimmtheit dieſe Frage bejahen zu
können.
Wie verhalten Sie ſich zu der von einigen rechtsſtehenden
Politikern Deutſchlands vertretenen Idee, nur gemeinſam mit
Sowjetrußland dem Völkerbunde beizutreten?"
Ich hoffe, daß es ſich hierbei nicht um eine Anſicht der
deutſchen Regierung handelt. Deutſchlands und Sowjetrußlands
Lage in bezug auf den Völkerbund und überhaupt ihre inter=
nationale
Stellung ſind voneinander grundverſchieden. Ueber=
dies
: wenn rechtsſtehende Elemente mit der äußerſten Linken
gemeinſame Politik machen, dann haben derartige Beſtrebungen
ſelten realpolitiſchen Wert.
Halten Sie den Eintritt eines kommuniſtiſchen Staates, wie
es Sowjetrußland iſt, theoretiſch in den ausſchließlich aus nicht=
kommuniſtiſchen
Staaten beſtehenden Völkerbund für möglich?
Die Mitgliederſchaft im Völkerbunde eines Staates wie
Sowjetrußland iſt, trotz ſeiner kommuniſtiſchen Staatsform,
durchaus möglich, ſobald es die in der ganzen Welt geltenden
internationalen Gepflogenheiten und Rechte anerkennt. Dann
geht uns ſeine innere Ordnung nichts an. Doch muß befürchtet
werden, daß Sowjetrußland in Genf ähnliche deſtruktive Metho=
den
anwenden würde, welche es bereits in Genua demon=
Iſt anzunehmen, daß die fünfte Seſſion des Völkerbundes
im September dieſes Jahres zu einer großen internationalen
Konferenz mit Beteiligung der alliierten Premiers werden wird?
Ich bin kein Freund von derartigen Konferenzen; ſie
bringen die Völker einander nicht näher. Die Anweſenheit Mac=
Waſhington, 23. Juni. Reuter. Obwohl es nicht wahr= donalds, Herriots und Muſſolinis im September in Genf hätte
nur Zweck, falls bis dahin die großen europäiſchen Probleme an
und für ſich ſoweit klärend gereift ſein würden, daß von der
Abhaltung einer neuen Konferenz wirklich praktiſche Reſultate
erwartet werden könnten.
Glauben Sie, daß die zurzeit noch ſchwebenden Probleme
Ich glaube kaum. Fragen, wie das Reparationsproblem,
ten, die uns noch vom September trennen, kaum ſo raſch vor=
wärts
gebracht werden. Daher hätte es kaum Sinn, eine neue
Monſtre=Konferenz abzuhalten, die wieder nur mit Reden aus=
gefüllt
wäre und die wichtigſten Fragen am Ende doch offen
EU Paris, 25. Juni. Wie aus Waſhington gemeldet ließe. Aber ganz unabhängig davon läßt ſich zurzeit natürlich
eine merkliche Klärung der Verhältniſſe in Europa, gegenüber
dem Vorjahre, beobachten, und man kann heute mit größerem

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, deu 25. Junt 1924.

Rummer 175.

Ncht als nach dor Lurten die Hoſſung ausſbrechen, daß der
Augenblick einer wirklichen europäiſchen Zuſammenarbeit nicht
mehr fern iſt.
Die Unterredung unſeres Korreſpondenten mit dem tſchecho=
ſlowakiſchen
Außenminiſter dürfte gerade im gegenwärtigen
Augenblick von beſonderem Intereſſe ſein, in dem offenſichtlich
eine Neugruppierung der europäiſchen Mächte im Gange iſt, eine
Umgruppierung, die inſofern an die diplomatiſchen Fähigkeiten
Herrn Beneſchs einige Anforderungen ſtellt, da er ſich bis dahin
völlig dem franzöſiſchen Imperialismus Poincarsſcher Färbung
verſchrieben hatte. Daß zu den Aeußerungen Herrn Beneſchs
über das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und den Völkerbund
vom deutſchen Standpunkt aus noch recht viel zu ſagen wäre,
liegt auf der Hand. Es entbehrt auch nicht des Intereſſes, daß
man über das Ergebnis der letzten Genfer Verhandlungen in
Wien, wie aus den Ausführungen unſeres dortigen Korreſpon=
denten
(pgl. S. 3) hervorgeht, weſentlich anders denkt wie der
Schriftleitung.
Außenminiſter der Tſchechoſlowakei.

* Das Ende der baheriſchen Kriſe.
Dr. Held übernimmt die Regierungsbildung.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten
* München, 24. Juni.
Die Bildung der Regierung ſcheint nun nach ſechs Wochen
gelungen zu ſein. Nachdem alle Verſuche der bayeriſchen Volks=
partei
, einen geeigneten Kandidaten für das Miniſterpräſidium
zu finden, teils an der Weigerung der Befragten geſcheitert waren,
teils an dem Widerſpruch, den die Kandidaten bei den anderen
Koalitionsparteien gefunden hatten, oder an ihren eigenen For=
derungen
nach Vollmachten, entſchloß ſich heute nach Ueberwin=
dung
ſchwerer innerer Bedenken die Bayeriſche Volkspartei, ihren
Fraktionsführer, Geheimrat Held, mit der Bildung des
Kabinettes zu betrauen. Dieſer Schritt iſt ungewöhn=
Regierung endlich zuſammen zu bringen. Er bedeutet zu=
gleich
ein äußerſtes Druckmittel, zur Beſeitigung der im=
(Deutſchnationale). Das eine iſt klar, daß die Bayeriſche Volks=
partei
bei einer Ablehnung dieſes Kandidaten, der
zugleich ein feſt umriſſenes Programm bedeutet, darauf verweiſen
könnte, daß ſie ihr Aeußerſtes getan habe, und daß auf der bis=
herigen
Baſis alle weiteren Verſuche zwecklos Hertzog mit der Kabinettsbildung.
wären. Die Bayeriſche Mittelpartei iſt vor die Alter=
native
geſtellt, nun entweder unter Beſchränkung ihrer For=
derungen
auf ein vernünftiges Maß, den Miniſterpräſidenten der geplanten Londoner Konferenz.
Held, ſo wie er iſt, anzunehmen oder ſelbſt nach einer anderen
Regierungsbaſis zu ſuchen, wobei ſie dann ſelbſtverſtändlich die
Baheriſche Volkspartei als auch den Bauernbund als Oppoſition
fände. Dieſe Lage wäre gerade unmöglich. Der Bauern=
bund
hat einer Regierung Held ohne weiteres zuge=
ſtimmt
. Die Mittelpartei verſuchte zunächſt, bedingt zuzuſtim=
men
und für ſich noch einiges zu erhandeln. Darin liegen, da
auch Regiefragen für die Mittelpartei auf dem Spiele ſtehen, noch
einige Schwierigkeiten, beſonders in der Beſetzung des Juſtiz=
miniſteriums
, an deſſen Stelle die Mittelpartei ihren bisherigen
Vertrauensmann Gürtner erhalten zu ſehen wünſcht. Eine in=
terfraktionelle
Beſprechung unter den 3 Koalitionsparteien hat in
ſpäter Abendſtunde nochmals ſtattgefunden. Sie ergab die end=
gültige
Feſtlegung des Textes des Regierungspro=
gramms
. In dieſer Sitzung gab die Mittelpartei ihre
weitergehenden Anſprüche auf und begnügte ſich mit einem
Miniſterſitz. Man beſchloß, die nächſte Sitzung des
Landtags auf Freitag anzuberaumen zur Wahl des
nächſten Dienstag wird ſich dann das Geſamtminiſterium
dem Landtag vorſtellen.
Der künftige Miniſterpräſident Held ſtammt aus Heſſen=
Studien mehrere Jahre an rheiniſchen Zentrumsblättern als
Journaliſt tätig geweſen. Später kam er nach Regensburg an rung der Geſchäfte.
den Regensburger Anzeiger verheiratete ſich mit der Tochter
des Verlegers und hat dann ſeine politiſche Laufbahn gemacht.
Er gehört dem Landtag ſeit beinahe 20 Jahren an und iſt Frak=
tionsvorſitzender
des Zentrums und der ſpäteren Bayeriſchen
Volkspartei ſeit dem Jahre 1914.
Kommuniſtenverhaftung im bayeriſchen
Landtagsgebäude.
war im bayeriſchen Landtagsgebäude ein lebhafter Verkehr von
kommuniſtiſchen Elementen zu beobachten, die in dem Fraktions=
gerichtet
hatten. Heute in den frühen Nachmittagsſtunden kam
überraſchend die Polizei mit 2 großen Perſonenkraftwagen und
begab ſich in das Kommuniſtiſche Fraktionszimmer. Sie verhaf= hauptmann ſagte der Landwirtſchaft ſeine ganz beſondere Fürſorge zu,
tete dort 7 Angehörige der kommuniſtiſchen Partei und beſchlag=
nahmten
eine große Menge ſchriftlichen Materials, das zurzeit. Mark zu Hilfe zu kommen. Mit dieſen Zielen und im Vertrauen auf
bei der Polizei geſichtet wird. Unter den Verhafteten beſindet die Mitarbeit des Provinziallandtags und der geſamten Bevölkerung
ſich kein Abgeordneter.

Vom Tage.
Nach dem endgültigen Egebnis der Eltern=Beiratswahlen
an den Großberliner Gemeindeſchulen ſind gewählt: 4197
Vertreter der chriſtlich=unpolitiſchen Liſte (bisher 42565, 884 Vertreter
der ſozialiſtiſchen Liſte (bisher 2350), 166 Kommuniſten und ein Ver=
treter
der Lehrervereinsliſte.
Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei wählte zum erſten
Vorſitzenden Scholz, zum zweiten Zapf und zum dritten Cur=
tius
. Zum Geſchäftsführer wurde Brüninghaus, zu ſeinem Stellver=
treter
Morgth gewählt.
Montag mittag wurde im großen Sitzungsſaal des Ständehauſes
in Düſſeldorf der 68. Rheiniſche Provinziallandtag er=
öffnet
.
Am Grabe Dr. Walther Nathenaus auf dem Friedhof Ober=
ſchöneweide
ließt der Reichspräſident geſtern Morgen einen Eichen=
kranz
mit einer Schleife in den Nationalfarben niederlegen.
Der Prozeßkampf um die Herrſchaften Chlapow und Kojanke iſt im
Preußen endgültig entſchieden worden.
Der deutſche Botſchafter in Paris Herr v. Hoeſch,
der mehrere Tage zur Berichterſtattung in Berlin ſich aufhielt, iſt am
Dienstag abend nach Paris zurückgekehrt.
Wie amtlich mitgeteilt wird, iſt der Chef des Baheriſchen Landes=
polizeiamtes
, Polizeioberſt von Seißer, zum 31. Auguſt verab=
ſchiedet
worden. Zu ſeinem Nachfolger wurde vom gleichen Zeit=
punkte
an der Chef des Landespolizeikommandos Nürnberg=Fürth, Poli=
zeioberſt
v. Reiß, ernannt.
Wie die Chikago Daily News aus Berlin melden, hat der deutſche
Botſchafter in Waſhington Dr. Wiedfeldt ſeinen Abſchied zum
1. Oktober eingereicht. Als Nachfolger ſei der frühere Reichskanzler Dr.
Cuno auserſehen.
Dem Echo de Paris wird aus Straßburg gemeldet, daß in den kleinen
elfäſſiſchen Städten Proteſtverſammlungen gegen die von der Dawesbericht ins Werk ſetze. Die Alliierten ſeien der
Negierung geblante Aufhebung der Laiengeſetzgebung im Elſaß ſtatt=
gefunden
haben.
Der nächſte franzöſiſche Miniſterrat findet, nachdem
Herriot in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach Paris zurückkehrt,
Mittwoch vormittag halb 11 Uhr unter dem Vorſitzenden des Präſi=
denten
der Republik ſtatt.
Herriot erklärte vor ſeiner Abreiſe nach Brüſſel einem Vertre=
ter
des Evening Standard, er reiſe nach Brüſſel, um Theunis mitzu=
lich
und kann nur als äußerſtes Mittel betrachtet werden, die teilen, daß volles Einvernehmen zwiſchen Großbritannien und
Frankreich erzielt ſei.
Auf eine Anfrage im Unterhaus teilte der Staatsſekretär für die
mer wiederkehrenden Viderſtände der Mittelpartei Kolonien Thomas mit, daß die britiſche Regierung dem Wunſche des ſung das ganze Problem nicht im Zuſammenhang mit der Ausführung
iriſchen Freiſtaates, einen beſonderen Vertreter nach Wa=
ſhington
zu entſenden, zugeſtimmt habe.
Der bisherige Miniſterpräſident von Britiſch=Südafrika Smuts
Staatsſekretär Houghes reiſt im Juli nach London. In Wa=
ſhington
beſtreitet man energiſch einen Zuſammenhang dieſer Reiſe mit
Obgleich die Ermordung zweier Japaner in Los Angeles nach amt=
lichen
Mitteilungen die Folge eines Streites zwiſchen Japanern geweſen
iſt, ſind dennoch in Totio, ſofort beſondere Vorſichtsmaß= zuführen.
nahmen zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung ergriffen
worden, namentlich zum Schutze der Hotels und Wohnungen.

Ein hiſioriſcher Augenblick.
Der erſie Landeshauptmann der Provinz
Oberſchleſen.
Ratibor, 24. Juni. Geſtern abend fand im Landeshaufe vor
dem Landesausſchuß im Beiſein eines kleinen Kreiſes von geladenen
Vertretern der Behörden und der oberſchleſiſchen Preſſe die feierliche
Einführung und Verpflichtung des erſten Landes=,
hauptmanns der Provinz Oberſchleſien, Piontek,
Miniſterpräſidenten. In einer weiteren Sitzung am ſtatt. Gegen 17 Uhr abends eröffnete der Kanonikus Ulitzka die
Sitzung und erteilte dem Oberpräſidenten Proske, das Wort. Der
Oberpräſident wies in ſeiner Anſprache auf den hiſtoriſchen Augenblick
der Einführung des erſten Landeshauptmanns der Provinz Ober=
ſchleſien
hin und unterſtrich die ſchwere Aufgabe, die ihn erwarte. Die
Auseinanderſetzung mit Niederſchleſien müſſe im Geiſte der Liebe und
des Rechts vor ſich gehen. Dann dankte er auch dem Landeshauptmann
Darmſtadt, nämlich aus Erbach. Er iſt nach Zurücklegung ſeiner von Schleſſen, b. Taer, für die gewiſſenhafte und objektive Wahr=
nehmung
der oberſchleſiſchen Belange während der gemeinſamen Füh=
Hierauf verpflichtete er den neuen Landeshauptmann durch Hand=
ſchlag
. Der ſtellvertretende Landeshauptmann Kanonikus Ulitzka über=
gab
ſodann das von ihm bis zur Stunde verwaltete Amt dem neuen
Landeshauptmann und wünſchte ihm viel Glück und Erfolg für ſeine
ſchwere Arbeit bei der Einführung der Einrichtung des Eigenlebens
der Provinz Oberſchleſien. Er erwarte von dem heutigen Tage die
Stärkung der Reichs= und Staatsfreudigkeit der oberſchleſiſchen Bevöl=
kerung
. Der Vorſitzende des oberſchleſiſchen Provinziallandtages, Graf
Praſchma, begrüßte danach in herzlichen Worten den neuen Landes=
hauptmann
und ſicherte ihm die Unterſtützung und das Vertrauen des
Provinziallandtags zu. Als Vertreter des Beamtenkörpers der neuen
* München, 24. Juni. Priv=Tel.) Schon ſeit Wochen Probinzialverwaltung richtete Landrat Hirſchberg Worte des Ver=
trauens
für ein gedeihliches Zuſammenarbeiten an der Landeshaupt=
mann
Piontek, der hierauf das Wort zu einer kurzen programmati=
ſchen
Erklärung ergriff, in der er als zunächſt wichtigſte Aufgaben die
zimmer der kommuniſtiſchen Partei einen intenſiven Betrieb ein= Hebung und Stärkung der kulturellen Belange in Oberſchleſien, eine
intenſivere Berückſichtigung der Verkehrsfragen und eine von wirt=
ſchaftlichen
Grundſätzen getragene Sozialpolitik bezeichnete. Der Landes=
und bezeichnete es als ſeine erſte Aufgabe, den durch den Hagelſchlag
ſchwer geſchädigten Neuſtädter Bauern durch einen Kredit von 50 006
übernehme er das neue Amt.

Macdonalds ſechſte Niederlage.
Die Abſtiimmung über die Wohnungsvorlage
die ſchwerſe Nederſage.
London, 24. Juni. (Wolff.) Die Regierung erlitt
geſtern im Unterhauſe bei einer Geſchäftsordnungsfrage bezüglich
der Wohnungsvorlage eine Niederlage. Die Unio=
niſten
ſtimmten gemeinſam mit den Liberalen dafür, daß die
Vorlage nicht an den Geſchäftsausſchuß verwieſen werde. Das
liberale Mitglied Maſtermann beantragte, daß die Vorlage von
dem Ausſchuß des geſamten Hauſes behandelt werde. Bei der
Abſtimmung ſtimmten für den liberalen Antrag 315 Mitglie=
der
, dagegen 17. Die Regierung blieb daher mit 140
Stimmen in der Minderheit. Die Blätter heben her=
Urteil des Reichsgerichts zugunſten des Prinzen Friedrich Leopold von vor, daß dies die ſechſte Niederlage der Regierung Macdonald
ſei, und zwar die ſchwerſte, die irgend eine Regierung in den
letzten Jahren erlitten hat.
Macdonald über Chequers.
London, 24. Juni. Ramſay Macdonald hat geſtern im Unten=
hauſe
auf eine Anfrage von Stanletz Baldwin und Lloyd George eine
längere Erklärung über die Beſprechung mit Herriot abgegeben. Bei
den Beſprechungen mit Herriot hätte es ſich keineswegs um Vereinbarun=
gen
gehandelt, die ausſchließlich zwei Mächte angingen, ſondern man
werde auch Theunis und Muſſolini über die Erörterungen auf dem
Laufenden halten und Amerika einladen Vertreter zu der Konfe=
renz
vom 16. Juli zu entſenden. Man habe auch eine eventuelle
Vertretung Deutſchlands in Erwägung gezogen, aber es ſei ſelbſtver=
ſtändlich
, daß ſich zuvor die Allierten einigen müßten, bevor man den
Anſicht, daß dieſer Bericht Deutſchland gewiſſe Ver=
oflichtungen
auferlege, die in den vom Verſailler
Vertrag auferlegten Verpflichtungen nicht enthalten ſind,
Die Allierten müßten erwägen, in welcher Weiſe Deutſchland
am beſten zum bereitwilligen Teilhaber bei der Ueber=
nahme
von Verpflichtungen gemacht werden könne. Der
Dawesbericht werde die Tagesordnung der Konferenz bilden, und ſobald
der zur praktiſchen Anwendung des Planes notwendige Abparat in
Tätigkeit ſei, würden die Allierten mit der Erörterung unerledigter
Probleme fortfahren, darunter auch des Problems der inter=
alliierten
Schulden.
Zum Schluſſe ſagte der Premierminiſter, daß nach ſeiner Auffaſ=
des
Sachverſtändigenplans behandelt werden könne.
*
Paris, 24. Juni. Die geſtrige Unterhauserklärung Macdonalds
iſt zurückgetreten. Der Gouverneur beauſtragte darauf General wird in der Pariſer Preſſe mit ſehr gemiſchten Gefühlen beurteilt.
Die Stelle, wo Madonald ſagte, daß gewifſe Abweichungen,
die ſich aus dem Sachverſtändigenbericht ergeben, nicht den Beſtimmun=
gen
des Verſailler Vertrags entſprechen, hat geradezu ſenſationell ge=
wirkt
. Dieſe Erklärung des engliſchen Premierminiſters wird
in gewiſſen Pariſer Kreiſen als ein ernſter Verſuch bezeichnet,
eine Reviſion des Verſailler Vertrags herbei=
Muſſolini vor dem Genat.
TU. Rom, 24. Juni. Muſſolini gab heute vor dem Senat
vor vollverſammeltem Hauſe und zahlreichem Diplomatenbeſuch
ſeine angekündigte Erklärung ab. Vorher hielt der Senatspräſ=
dent
Tittoni eine Gedenkrede für den ermordeten Abg. Matte=
otti
. Muſſolini ſagte u. a.: Das Ziel meiner allgemeinen Re=
gierungspolitik
bleibt unverändert. Das Streben der Regierung
iſt nach wie vor auf die Wiederherſtellung der normalen politi=
ſchen
Lage, unter Achtung des Geſetzes, und auf Verſöhnung al=
ler
Kreiſe des Volkes gerichtet. Er gibt nun einen Ueberblick
über die Entwicklung der innerpolitiſchen Lage
ſeit dem Marſch des Faſzismus auf Rom und wiederholt, daß
die Regierung unbedingt auf dem Poſten bleiben müſſe. Das
ſchließe jedoch nicht eine Umgeſtaltung und andere Zu=
ſammenſetzung
der Regierung aus. Er handle ſich
für ihn nicht darum, an der Macht zu bleiben, ſondern trotz Sor=
gen
und Bitterkeiten, die ſein Amt mit ſich bringe, dem Lande zu
dienen. Der Faſzismus werde den Verfallſtoffen nicht er=
liegen
. Er habe freilich eine Erſchütterung durchge=
macht
. Aber dieſe Erſchütterung werde ihm nur von Nutzen
ſein und zur inneren Klärung beitragen. Muſſolini ſprach
dann mit Abſcheu von dem Verbrechen an Matteotti
und ſicherte eine ſtrenge Beſtrafung der Schuldi=
gen
zu. Er verhehlte nicht, daß das Land ſich gegenwärtig in
einer ernſten politiſchen und moraliſchen Kriſis befinde. Die po=
litiſche
Lage ſei eine außerordentlich heikle. Die Forderungen
der Oppoſition ſeien widerſinnig. Ebenſo widerſinnig ſei die
Forderung der Republikauer nach einer Konſtituante. Die For=
derungen
der Sozialiſten, Republikaner und Populari würden
auf einen Staatsſtreich hinauslaufen. Den kommuniſtiſchen For=
derungen
nach einem Generalſtreik ſei das Land nicht nachgekom=
men
. Was die Ernennung Federzonis zum Innenminiſter be=
treffe
, ſo ſei dieſe Wahl von ihm ſelbſt vorgeſchlagen worden. Er
habe damit ſein volles Vertrauen zu Federzoni kundgegeben, daß
er imſtande ſei, den ſchweren Poſten des Innenminiſters auszu=
füllen
. An die Auflöſung der faſziſtiſchen Miliz könne nicht ge=
dacht
werden.

* Konzert.
0). Der Evangeliſche Kirchengeſangverein für die Stadtkirche,
der ſich unter Stadtorganiſt Wilhelm Borngäſſers tatkräf=
tiger
und ſachkundiger Leitung die ſyſtematiſche Bachpflege ſeit
vielen Jahren ſchon zur dankenswerten Aufgabe gemacht hat,
brachte am Montag folgende drei Bachſche Kantaten zur
Aufführung: Brich dem Hungrigen dein Brot, Liebſter
Jeſu, mein Verkangen und O ewiges Feuer, o Urſprung der
Liebe und vermittelte damit den trotz der vorgerückten Jahres=
zeit
ſehr zahlreich erſchienenen Hörern eine Quelle reinen Ge=
nuſſes
. Allerdings war es diesmal gelungen, für die Solopar=
tien
Künſtler erſten Ranges zu gewinnen. Frau Sofie. Bi=
ſchoff
(Sopran), Frl. Grete Nies (Alt) und Herr Johannes
Biſchoff. (Baß) waren hervorragende Vertreter der Geſangs=
rollen
, die für ihre Aufgaben ihr volles künſtleriſches Können
einſetzten. Die Solovioline lag bei Frau Pfuhl=Flöring,
die Solooboe bei Herrn Kammermuſiker Schäfer, die Solo=
flöte
bei Herrn Wilk in ſicherſten Händen, und die Orgel wurde
gewandt von Herrn A. Weber geſpielt. Das Orcheſter war
von Mitgliedern des Landestheaterorcheſters und einer Reihe
von Muſikliebhabern gebildet. Herr Borngäſſer, der Uner=
müdliche
, leitete die prächtige Aufführung mit Sicherheit,
Schwung und Umſicht, und darf mit ſeinem trefflich geſchulten
Verein wieder auf eine kirchenmuſikaliſche Tat zurückblicken, auf
die er ſtolz ſein kann. Der warme Dank vieler iſt ihm gewiß.

*Die Seele des Landesverräters.
Sie läßt ſich meiſtens auf eine ganz einfache Formel bringen.
Entweder iſt es ein verſtiegener Idealismus, der die Heimat zer=
ſtört
, um den Wohlſtand des Fremden zu mehren, der gar in die=
ſem
Fremden den Träger des Kulturfortſchritts erblickt, ſich an
deſſen tönende Redensarten, nicht an die brutalen Taten haltend
oder jene maßloſe kindiſche Eitelkeit, die, weil der von ihr Be=
haftete
es im Staatsgetriebe zu keiner führenden Stellung brin=
gen
konnte, ihre ſadiſtiſche Luſt darin findet, der Regierung des
eigenen Landes durch Verdächtigungen und Denunziationen Ver=

legenheiten zu bereiten, wobei es gleichgültig iſt, ob die Denun=
ziation
heimlich oder in breiter Oeffentlichkeit vor ſich geht. Die
ſchädliche Wirkung iſt im letzteren Falle vielleicht noch größer,
weil ſich immer Leute finden werden, die dem Landesverräter
zubilligen, daß er in gutem Glauben gehandelt habe.
Den Typus des überſchraubten Idegliſten in Reinkultur bot
im 18. Jahrhundert der Schriſtſteller und Weltumſegler Georg
Forſter, der mit anderen Geſinnungsgenoſſen, die gleich ihm ſich
an den Schlagworten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit berauſcht
hatten, den Franzoſen Mainz in die Hand ſpielte. Seine tem=
veramentvolle
Frau Thereſe, die ſpäter den Schriftſteller Ferdi=
nand
Huber heiratete, gebärdete ſich noch fanatiſcher und mimte
die Jakobinerin, wo immer ſie konnte. Schiller hielt ſie ſogar
für die Anſtifterin zu Forſters kurzſichtigem Treiben. Das war
nun zwar nicht der Fall. Für den Schriftſteller und Gelehrten
kam die erſte Enttäuſchung ſeiner Völkerbundsphantaſterei, als
er ſehen mußte, wie binnen kurzem die franzöſiſche Invaſion das
ſaubere und vornehme Mainz in ein Dreckneſt verwandelte. Aber
noch hielt er krankhaft feſt an ſeiner Ueberzeugung, daß im An=
ſchluß
an Frankreich das Heil für das ehemalige Kurfürſtentum
läge. In dem hiſtoriſchen Roman Heinrich Königs. Die Klub=
biſten
in Mainz, der gerade in unſeren Tagen eine Neuauflage
mit zweckentſprechenden Kürzungen wohl verdiente, werden die
damaligen Zuſtände mit ruhiger Sachlichkeit geſchildert.
In Georg Forſters Seele begann es zu tagen, als er bei ſei=
nem
Aufenthalt in Paris, wohin er als Abgeſandter der rheini=
ſchen
Republik geſchickt worden war, Gelegenheit hatte, ſich die
Volksbeglücker in nächſter Nähe anzuſchauen. Er erkannte, daß
in dieſem Kreiſe für Idealiſten ſeines Schlages kein Platz ſei.
Mit knapper Not entging er ſelbſt der Guillotine, denn er war ja
ein Gemäßigter. So iſt er denn tatſächlich an gebrochenem
Herzen geſtorben, ſchwer darunter leidend, daß ihn die deutſchen
Freunde für einen Hoch= und Landesverräter hielten. Als Mil=
derungsgrund
bleibt für Forſter beſtehen, daß er perſönlich durch
ſeine franzöſiſche Einſtellung nur ſchwere wirtſchaftliche Nachteile
hatte und daß damals noch kein Erfahrungsmaterial über die
wahren Abſichten der weſtlichen Machthaber vorlag, daß man ſich
darüber noch in Einbildungen wiegen konnte. Wenn aber heute
angeſichts der Vorgänge im beſetzten Gebiet und der unentweg=

ten Mehrrüſtungen Frankreichs, der Verſtärkung ſeiner Militär=
macht
und ſeiner Bündnispolitik, ein deutſcher Profeſſor davon
faſelt, daß mit dem alten Bismarckſchen Machtprinzip bei uns
nun gründlich aufgeräumt wurde, oder ein anderer ſich nicht
entblödet, den Denunzianten zu ſpielen und auf ſogenannte
heimliche Kriegsvorbereitungen bei uns hinzuweiſen, ſo ſchet
den dieſe Intellektuellen mit ſolchem Gebaren aus dem deutſchen
Volke aus, da ihre kranke und verbogene Pſyche ihnen jede Unter=
ſcheidungsfähigkeit
raubt. Die einzige Heilung für dieſe halb
kriminell. halb pathologiſch veranlagten Naturen beſtünde einzig
im Auskoſten eines Jahres in franzöſiſcher Gefangenſchaft. Nur
eine ſolche Erfahrung am eigenen Leibe könnte den ververſen
Reiz, der für männliche und weibliche Hyſteriker in der Unter=
ſtützung
feindlichen Terrors liegt, neutraliſieren.
en.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
In einigen Tagen erſcheint der 3. Almanach der
Rupprecht=Preſſe auf die Jahre 192325, mit
dem wir allen Bücherfreunden ein literariſches Dokument ſtärk=
ſter
Eigenart bieten. Das zeigen deutlich folgende Inhalts=
angaben
: Oswald Spengler, Der Sieger. Novelle. Ge=
ſchrieben
1910. Max Scheler. Spinozas Ethik. Conrad
Wandrey, Zu Hölderlins Rheinhymne‟. Hans Dein=
hardt
, Uebertragung von zwei Geſängen der Göttlichen
Komödie‟. Konrad Weiß, Görres. Ludwig Klages,
Friedrich Huchs Peter Michel. J. Sandmeier, Knut
Hamſun und ſein Pan. Mit acht Bildbeigaben, dar=
unter
eine unveröffentlichte Gemme mit Goethes Kopf
und eine faſt unbekannte Photographie des 16 jährigen Nietzſche.
Mit einem Anhang In Memoriam Oskar Beck‟. Eine
Auswahl aus den Veröffentlichungen der C. H. Beckſchen Ver=
lagsbuchhandlung
, München. Mit ganzſeitigen Bildern
von Oskar Beck, Oswald Spengler, Leo Frobenius, Albert
Schweitzer, Johannes Müller, Iſolde Kurz, Emil Gött, Hans
Mühleſtein (unveröffentlichtes Porträt von F. Hodler), Puſchkin,
einem köſtlichen Biedermeier=Porträt von Julie von Egloff
ſtein uſw.


krof
Ti

[ ][  ][ ]

Rummer 175.

Der Genfer Spruch über Oeſterreich.
Oie Sanierungskriſe noch nicht überwunden.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 25. Juni 1324.

Seite 3.

Von unſerem Wiener Korreſpondenten.
Dr. N. Wien, am 19. Juni 1924.
Die zuſtändigen Unterinſtanzen des Völkerbundsrates, näm=
lich
das Finanzkomitee und der Spezialausſchuß für öſterreichi=
ſche
Angelegenheiten, haben in den letzten Tagen in Genf über
entſcheidende Exiſtenzfragen der Donaurepublik Beratung ge=
halten
. Die Bedeutung dieſer Tagung kann man aus der Tat=
ſache
ermeſſen, daß den Verhandlungen Bourgeois, Salandra,
Beneſch und andere prominente Staatsmänner der Alliierten,
in Vertretung Oeſterreichs die Bundesminiſter für Aeußeres und
für Finanzen Dr. Grünberger und Dr. Kienböck beiwohnten;
der Bundeskanzler ſelbſt war nur durch die Folgen des auf ihn
verübten Attentates verhindert, bei dieſem beſonderen Anlaß
den Standpunkt des von ihm geleiteten Staates an vorderſter
Stelle zu vertreten.
Das Ergebnis dieſer für das Schickſal des Staates und
ſeiner Bevölkerung ſo bedeutſamen Beratungen bedeutet für
Oeſterreich einen glatten Mißerfolg. Die am Schluſſe der Ver=
handlungen
formulierte Reſolution des Völkerbundsrates läßt
allerdings dieſe ſchwere Schlappe Oeſterreichs nicht deutlich er=
kennen
, da ſie ſich für eine weitere Vertagung der Entſcheidung
iber die öſterreichiſchen Wünſche ausſpricht. Allein die Haltung
ter maßgebenden Völkerbundvertreter, wie ſie im Laufe der
Verhandlungen zum Ausdruck kam, beweiſt mit aller Klarheit,
daß Oeſterreich nicht viel Ausſicht hat, mit ſeinen Poſtulaten
ſeinerzeit durchzudringen.
Die öſterreichiſchen Miniſter Dr. Grünberger und Dr. Kien=
höck
hatten in Genf vor allem zwei Hauptwünſche vorzutragen,
deren Erfüllung von größter Bedeutung für die ganze Exiſtenz
und Entwicklung Oeſterreichs wäre: die Genehmigung des
Normalbudgets durch den Völkerbund und die Freigabe der
Kreditreſte.
Das erſte Schlagwort deckt nachſtehenden Sachverhalt: Der
Völkerbund hatte in dem Genfer Sanierungsprotokoll vom
Herbſt 1922 dem öſterreichiſchen Staate nur Geſamtausgaben im
Ausmaße von 350 Millionen Goldkronen pro Jahr zugebilligt.
Nun hat die öſterreichiſche Regierung ſchon vor geraumer Zeit
feftſtellen müſſen, daß dieſer Betrag bei weitem nicht zur Deckung
der notwendigſten Staatsausgaben genüge; dieſe Tatfache kann
kaum überraſchen, da der Völkerbund vor nahezu zwei Jahren
ſelbſtverſtändlich nicht die zukünftige Entwicklung der öſterreichi=
ſchen
Verhältniſſe präziſe vorausſehen konnte. Jedenfalls ſtand
die öſterreichiſche Regierung vor der gebieteriſchen Notwendig=
keit
, ſo raſch als möglich die Genehmigung eines beträchtlich
höheren Ausgabenetats, durch den Völkerbund durchzuſetzen.
Der öſterreichiſche Nationalrat hat daher kurz vor der Genfer
Tagung einhellig, alſo auch mit den Stimmen der anſonſt in
ſcharfer Oppoſition ſtehenden Sozialdemokraten, ein Budget
eben das ſogenannte Normalbudget genehmigt, das 533 Mil=
lionen
Goldkronen Einnahmen und 520 Millionen Goldkronen
Ausgaben vorſieht.
Der Völkerbundrat hat nun dieſes Normalbudget nicht ge=
jehmigt
, ſondern beſchloſſen, daß die endgültige Entſcheidung
erüber erſt nach einer neuerlichen Spezialunterſuchung der
öterreichiſchen Staatsfinanzen im Auguſt dieſes Jahres ge=
hoffen
werden ſolle; allerdings hat er hierbei ſeine grundſätz=
liche
Zuſtimmung zu einer Erhöhung der jährlichen Ausgaben
üSer 350 Millionen Goldkronen hinaus ausgeſprochen. Für dieſe
Stellungnahme des Völkerbundrates waren zweifellos zwei
Beweggründe maßgebend: vor allem teilt die oberſte Genfer
Ixiſtanz die Auffaſſung des Generalkommiſſärs Dr. Zimmer=
mann
, nach deſſen Anſicht Oeſterreich vor allem einen weiteren
rrdikalen Beamtenabbau vornehmen müßte, der naturgemäß
enie Herabſetzung der Staatsausgaben zum Ziele hätte. Und
nriters wurden in Genf ſtarke Zweifel darüber ausgeſprochen,
o die öſterreichiſchen Staatseinnahmen tatſächlich einen Geſamt=
b
trag von 533 Millionen Goldkronen erreichen würden. Vom
örterreichiſchen Standpunkt aus erſcheint das erſte Bedenken des
Yölkerbundrates zumindeſt unklar, wenn nicht ungerechtfertigt.
Es iſt richtig, daß Oeſterreich nach den Beſtimmungen des Sanie=
rarngsprotokolles
noch rund 80 000 Beamte abzubauen hätte.
Allein es erſcheint ſehr fraglich, ob dieſe drakoniſche Maßnahme
Oeſterreich hat bisher bereits über 60 000 Staatsbeamte ab=
gebaut
überhaupt durchführbar ſein wird; ferner iſt zu be=
denken
, daß die Penſionen und Abfertigungen zugunſten der
auts dem Staatsdienſt Entfernten eine derartige Höhe erreichen
würden, daß auf Jahre hinaus mit keiner Herabſetzung der Ge=
ſemtausgaben
zu rechnen wäre. Es wäre daher notwendig, daß
der Völkerbundrat ſeine Forderung nach einer weiteren Reduk=
tion
der öſterreichiſchen Staatsausgaben nicht nur allgemein for=
mulieren
, ſondern klipp und klar, mit allen notwendigen Einzel=
daten
, präziſieren würde. Dagegen kann der zweite Einwand
des Völkerbundrates nicht ohne weiteres von der Hand gewieſen
werden. Die öſterreichiſchen Staatseinnahmen fließen im weſent=
lichen
aus den Zöllen, Steuern und Monopolen. Die geſamte
Bevölkerung leidet ſeit Monaten unter einer außerordentlich
ſchweren Kriſe der geſamten Wirtſchaft, und es iſt leider noch
gar nicht abzuſehen, wann wieder eine Wendung zum Beſſeren
eintreten wird. Es beſteht daher tatſächlich die Gefahr, daß
eine weſentliche Verringerung der Staatseinnahmen eintreten
und deren Geſamtbetrag unter der im Normalbudget vorge=
ſehenen
Ziffer von 533 Millionen Goldkronen bleiben wird.
Der zweite Antrag Oeſterreichs betraf die Verwendung der
ſogenannten Kreditreſte. Darunter iſt ein ſehr erheblicher Teil=

* Naturwiſſenſchaftliche Rundſcha u.
Von Dr. Max Rimberg.
Eine der auffälligſten Erſcheinungen dieſes Jahres iſt das
maſſenhafte Auftreten der Stechmücke. An einzelnen Orten, z. B.
in Potsdam, erhoben ſich plötzlich ganze Wolken dieſer lieblichen
Tierchen, ſo daß die in der Nähe der Schwärme Luſtwandelnden
gezwungen waren, fluchtartig den ſchützenden Flur der Häuſer
aufzuſuchen. Früher betrachtete man die ſogenannten Mücken=
ſommer
als eine bloße Unannehmlichkeit, heute weiß man, daß
ſie eine ſchwere Gefahr darſtellen. Ueberträgt die gewöhnliche
Hausfliege, die ſich auf allerlei Schmutz und Unrat niederläßt,
die Cholera, den Typhus oder die Ruhr, ſo werden durch die
verſchiedenen Arten der Stechmücke andere Krankheiten, vor
allem die Malaria und die Schlafkrankheit, verbreitet. Um welche
Art von Stechmücke es ſich nun auch handeln möge, der phyſiolo=
giſche
Vorgang iſt ſtets der gleiche: das Weibchen hat zum Auf=
bau
der zahlreichen Eier, die es legt, und die die Nahrung für
die Brut enthalten müſſen, einen großen Bedarf an Eiweiß.
Dieſen deckt es dadurch, daß es das Blut von Warmblütern,
und zwar ſowohl von Menſchen wie von Tieren, in ſich auf=
nimmt
. Mit dieſem Blut zugleich entnimmt es infizierten Warm=
blütern
die Paraſiten der verſchiedenen Krankheiten und über=
trägt
ſie durch ſeinen Stich auf andere.
In Deutſchland wurde ſo vor allem die gewöhnliche nicht=
tropiſche
Malaria übertragen, jedoch nur in einzelnen Gegenden
und in ziemlich vereinzelten Fällen. In den letzten Jahren hat
man jedoch die Beobachtung gemacht, daß nunmehr auch die
ſchwere tropiſche Malaria aufzutreten beginnt. Es ſind ſogar
in Großſtädten, wie z. B. in Berlin, eine ganze Anzahl der=
artiger
Fälle beobachtet worden. Als die Urſache dieſer uner=
wünſchten
Erſcheinung iſt zweifellos der Krieg anzuſehen. Es
kamen aus den Tropen Leute nach Deutſchland zurück, die, ohne
ſelbſt krank zu ſein, doch die Erreger der tropiſchen Malaria, die
ſogenannten Tropica=Plasmodien in ihrem Blute bargen.
Ebenſo befinden ſich unter den ſchwarzen Beſatzungstruppen

betraz, der ſeinerzeit bewilligten Sanierungskredite zu verſtehen,
der, da nach öſterreich. Auffaſſung das Staatsbudget bereits ſtabi=
liſiert
erſcheint, der Regierung für anderweitige wichtige Zwecke
freizugeben wäre. In Betracht käme vor allem die Verwendung
dieſer Beträge zu Krediten an die öſterreichiſche Privatwirtſchaft,
die gegenwärtig unter furchtbarem Kapitalsmangel leidet. Der
Völkerbundsrat hat nun jede Diskuſſion über dieſen Wunſch
Oeſterreichs kurzerhand abgelehnt, da nach ſeiner Anſicht der
öſterreichiſche Staatshaushalt noch gar nicht endgültig ſtabiliſiert,
alſo jede Beratung über die Verwendung etwaiger Kreditreſte
verfrüht wäre.
Dieſe Meinungsäußerung des Völkerbundrates deckt wohl
den eigentlichen Kernpunkt der in Genf zutage getretenen Diffe=
renzen
zwiſchen der öſterreichiſchen Regierung und den Sanie=
rungsmächten
auf: in Oeſterreich war man des guten Glaubens,
daß die ſchwerſten Etappen des Geſundungsprozeſſes ſchon über=
wunden
wären und daß man daher auf eine weitgehende Loya=
lität
des Genfer Tribunals rechnen dürfe: der Völkerbundrat
dagegen iſt offenbar behutſamer und weniger optimiſtiſch. Er
ſieht ſeinen öſterreichiſchen Schützling noch keineswegs gegen
alle Bedrängniſſe und Gefahren gewappnet und zögert, ihn als
bereits geneſen zu erklären. Und da dem Völkerbundrat wohl
theoretiſch wie praktiſch die entſcheidende Kompetenz in
dieſer Frage zugebilligt werden muß, wird ſich Oeſterreich nach
dem Ergebnis der letzten Genfer Beratungen nicht darüber hin=
wegtäuſchen
dürfen, daß es noch tief in der Sanierungskriſe ſteckt.
Der Graff=Prozeß in Stettin.
Die Tragödie der Verurteilten.
Stettin, 24. Juni. Heute wird zunächſt Fräulein Riemann
vernommen, die am Tage der Ermordung Graffs in der Wirtſchaft
von Köhne in Stellung war. In der Wirtſchaft verkehrten regelmäßig
Riebke und Dömland. Auch an dem Mordabend waren beide in Uni=
form
in dem Lokal. Die Zeugin erinnert ſich deshalb daran, weil man
auf Riebke wartete, um von dieſem eine genaue Schilderung des Vor=
falls
mit Chmilewski zu erhalten. Beide unterhielten ſich mit dem
Wirt über die Sache. Gegen 12 Uhr verließen beide das Lokal. Die
Zeugin ſtand, als Riebke ſchon in Unterſuchungshaft war, mit dieſem in
Briefwechſel, wohei Riebke der Zeugin auch ſchrieb, daß er unſchuldig
ſei. Der Beſitzer der Wirtſchaft beſtätigt die Ausſagen der Zeugin.
Die ganze Tragödie der von den Belgiern Verurteilten wird durch
die Vernehmung des Juſtizrats Jörriſſen aufgerollt.
Er iſt mit der Sache in Berührung gekommen, als ihm die Verteidigung
der Rheinhardt und Genoſſen vor dem belgiſchen Gericht übertragen
wurde. Der Zeuge ſagt aus: Als ich die Angeklagten im belgiſchen
Gefängnis beſuchte, bin ich in der Ueberzeugung hingegangen, die
wirklichen Täter vor mir zu haben. Leutnant Reinhardt ſagte mir
aber: Herr Juſtizrat, ich weiß von der ganzen Sache nichts, ich bin
unſchuldig. Als ich mich bemühte, von Reinhardt eine Erklärung dafür
zu erlangen, wie es möglich ſei, daß er ein derart umfangreiches Ge=
ſtändnis
abgelegt habe, erklärte dieſer, unter einem moraliſchen Druck
geſtanden zu haben. Allmählich kam es heraus, daß er ſogar ſein
Alibi nachweiſen konnte. Er nannte das Ehepaar Moog, das mit ihm
zuſammen in einem Haus wohnt, und mit dem er noch zur Zeit der
Tat an Graff zuſammen geweſen ſei, ſowie Frau Reinhardt und das
Reinhardtſche Dienſtmädchen. Reinhardt ſagte weiter: Da ich der
Wahrheit gemäß leugnete, hielt man mir vor: Sie wiſſen doch, daß
neun Mann erklärt haben, Sie ſeien der Urheber der Tat; wenn die
Zeugen, die Sie nennen, Ihnen bezeugen, ſo wie Sie jetzt angeben,
dann ſind dieſe Zeugen eben meineidig und werden wie Sie ſofort ver=
haftet
. Als man ihm auch die Verhaftung ſeiner Gattin in mög=
liche
Ausſicht geſtellt hat, da habe er (Rheinhardt) ſeine wahren An=
gaben
aufgegeben. Auch die anderun Angeklagten haben dem Juſtizrat
erklärt, ſie häten es nicht getan. Man habe ihnen beſtimmte Erzäh=
lungen
vorgehalten, die alle bereits beſchworen ſeien, und da habe man
ſchließlich zugegeben. Juſtizrat Jörriſſen hat an die belgiſchen Be=
hörden
ein Geſuch gerichtet, die Hauptverhandlung zu vertagen, da die
wirklichen Täter gefunden ſeien. Die belgiſche Staatsanwaltſchaft
reagierte aber nicht darauf. Sie erklärte vielmehr, es ſei für ſie eine
felſenfeſte Tatſache, daß ſie die wirklichen Täter vor ſich habe. Jör=
riſſen
erklärte, er wiſſe die Namen der Täter. Aber das alles nutzte
nichts, und es kam zur Hauptverhandlung. Auch der belgiſche Vertei=
diger
ſei, als das bekannte Gutachten betreffs der bei der Tat verwen=
deten
Piſtole bekannt war, welches das belgiſche Gericht noch im letzten
Augenblick ſchwankend gemacht habe, von der Unſchuld der Beſchuldig=
ten
überzeugt geweſen.
Mebrarbeit und Reparationen.
Genf 24. Juni. (Wolff.) Der franzöſiſche Arbeitsminiſter
Juſtin Godart, der in der heutigen Vollſitzung der internatio=
nalen
Arbeitskonferenz eine Rede über den Achtſtundentag hal=
ten
wird, empfing vorher die Preſſevertreter, wobei er insbeſondere
den deutſchen Journaliſten erklärte, daß die franzöſiſche Regie=
rung
die Frage des Achtſtundentags nur unter dem Geſichts=
punkte
der Verbeſſerung der Lage der Arbeiter an=
ſehen
könne und nicht mit Rückſicht auf andere Geſichtspunkte, auch
nicht die Reparationsfrage. Eine Verquickung der Repara=
tionsfrage
mit der Frage der Mehrarbeit in Deutſchland
könne er nicht gelten laſſen. Dies ſei in dem Sachverſtändigen=
gutachten
nicht vorgeſehen. Auch die franzöſiſche Regierung habe ihre
Reparationsarbeiten auf der Grundlage des Achtſtundentages voll=
zogen
. Es würde einen Rückſchritt in der ſozialen Geſetz=
gebung
und eine Ungerechtigkeit bedeuten, wenn die Repara=
tionslaſten
die Arbeitsbedingungen verſchlechtern
würden, und wenn ſie einſeitig verteilt würden. Er richte einen Appell
an die deutſche Demokratie, die er in dem Kampf um den Achtſtundentag
unterſtützen wolle. Die franzöſiſche Regierung wolle allen
Demokratien helfen, vor allem aber der deutſchen Vemo=
kratie
. Auf den Einwand, daß der franzöſiſche Arbeitgebervertreter
Pinot im Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamts ſelbſt das
Argument gebraucht habe, wonach die Mehrarbeit in Deutſchland für
Reparationen nötig ſei, entgegnete Godard, daß dies die Sprache eines
Arbeitgebers geweſen wäre, daß er aber im Namen der franzöſi=
ſchen
Regierung ſpreche, die eine demokratiſche Regie=
rung
ſei, die den Achtſtundentag anwende, an ihm feſt=
halte
und dabei an die deutſche Demokratie appelliere.
zweifelos eine ganze Menge Soldaten, die die gleiche Erſcheinung
aufweiſen. Aus dieſen ſogen. Tropica=Trägern entnimmt nun hat man in der Bekämpfung der Malaria ſowohl wie der Schlaf=
die
Anophelesmücke Blut, wobei ſie gleichzeitig die Plasmodien krankheit ganz beträchtliche Fortſchritte gemacht. Schon bei den
aufnimmt, die ſie beim nächſten Stich auf Geſunde überträgt.
Dieſe bleiben entweder geſund und werden dadurch gleichfalls Auskunft, ob ſich im Blute die Erreger einer dieſer beiden
zu Tropica=Trägern oder erkranken.
Eine dem Auftreten der tropiſchen Malaria in Deutſchland
ähnliche Erſcheinung ſtellt die gleichfalls erſt in jüngſter Zeit in
England beobachtete Schlafkrankheit dar, an der erſt vor kurzem
Direktor Ismay in London, geſtorben iſt. Die Schlafkrankheit
hunderts trat ſie in immer größerem Umfange in den verſchie= begonnen wurde
denſten Teilen Afrikas auf, wo ihr ganze Negerſtämme erlagen.
Es iſt das Verdienſt von Robert Koch und ſeiner Schüler, den
Erreger der Schlaftrankheit gefunden und die Art der Ueber= ſindung von Heilmitteln auf die Vernichtung der Urſachen, näm=
wie
bei der Malaria. Die Urſachen des Auftretens auch der gründen. Man weiß, daß ihre Eier von Fröſchen in Maſſen ge=
Schlafkrankheit in Europa ſind genau die gleichen, wie wir ſie
eben für die Tropica erörterten.
man vernachläſſigen kann. Es handelt ſich vielmehr darum, ſie
mit allen Kräften zu bekämpfen. Andererſeits aber iſt es un= tel wird daher in weiteſtem Umfange und in ſyſtematiſcher
muß nicht auf jeden mückenreichen Frühling ein mückenreicher plötzlich verſchwinden. Es gibt ein Geſetz des Gleichgewichts
Sommer folgen. Einige kühle Nächte genügen vielfach, um die in der Natur. Vermehrt ſich eine Gattung zu raſch, ſo erſchei=
aber
ſind es nur beſtimmte Arten der Stechmücke, die die er= tungskrieg. Die Gattung verſchwindet entweder oder ſie bleibt
wähnten Krankheiten übertragen. Der größte Teil unſerer Pei= nur durch wenige Ueberlebende erhalten. Gewiſſe Umſtände
angenehmer Zeitgenoſſe, ſonſt aber vollkommen unſchädlich. Für mücken gibt, die ihrer allzu großen Vermehrung ein Halt gebie=
die
Uebertragung der Malaria kommt hauptſächlich die Ano=
den
Laien freilich ſind beide Arten ziemlich ſchwierig zu unter= der wichtigſten Aufgaben der naturwiſſenſchaftlichen For=
ſcheiden
. Man erkennt die Anopheles vor allem an den langen, ſchung dar.

Sturm im Reichstag.
Skandalſzenen zwiſchen Nationalſozialiſien,
Kommuniſten und Sozialdemokraten.
* Berlin, 24. Juni. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſche: Innenminiſter Dr. Jarres.
Präſident Wallraf eröffnet die Sitzung um 3 Uhr 30 Minuten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragt der Abg. Stöcker (Kom.),
einen Dringlichkeitsantrag auf Beſeitigung der neuen Verordnung gegen
die Preſſe auf die Tagesordnung zu ſetzen. Der Antrag wird mit
den entſprechenden Punkten der Tagesordnung verbunden.
Zunächſt ſtehen zur Verhandlung Verträge mit Litauen
und Eſtland über die Regelung der mit dem Weltkrieg zuſammen=
hängenden
Fragen, ſowie Handelsverträge mit den gleichen Staaten.
Abg. Schultz=Bromberg (deutſchnatl.) beantragt Ueberweiſung
dieſer Vorlagen an den Auswärtigen Ausſchuß.
Nach einer kurzen Debatte werden die Vorlagen dem Auswärtigen
Ausſchuß überwieſen. Das deutich=polniſche Abkommen
über den oberſchleſiſchen Grenzbezirk wird in zweiter Leſung ange=
nommen
. Die Vorlage zur Aenderung der Strandungsordnung (§ 45)
wird in zweiter Leſung angenommen.
Die Amneſtie=Anträge.
Gemeinſam zur Beratung geſtellt werden dann acht Anträge der
Nationalſozialiſten, der Kommuniſten und der Sozialdemokraten, die
Straffreiheit für politiſche Straftaten, Freilaſſung von politiſchen Ge=
fangenen
uſw. fordern.
Abg. Gräf=Thüringen (deutſchnatl.) fragt an, warum Herr von
Jagow, der nun ſchon zwei Jahre in der Feſtung Gollnow feſtgehalten
werde, immer noch nicht begnadigt ſei. Ebenſo ſolle man Herrn von
Lüttwitz und den Major Papſt begnadigen.
Abg. Sänger (Soz.) verlangt u. a. Wiederaufnahme der durch
Urteile bayeriſcher Volksgerichte abgeſchloſſenen Strafverfahren.
Abg. Fehrenbach (Zentr.) behält ſich die Stellungnahme ſeiner
Partei für die Ausſchußverhandlungen vor.
Abg. Scholem (Kom.) ſpricht von deutſchvölkiſchen Eſeln, die den
Klaſſenkampf als jüdiſch=marxiſtiſche Mache betrachten. (Sehr richtig!
bei den Nat.=Soz.) Der jüdiſche Herr Weiß und der chriſtliche Luden=
dorff
ſeien alle zuſammen Schurken. (Lärm bei den Nat.=Soz. Hände=
klatſchen
bei den Kommuniſten. Vizepräſident Dr. Rießer rügt das
Händeklatſchen.)
Abg. Dr. Roth (Nat.=Soz.) begründet die Anträge ſeiner Fraktion
auf Amneſtie der wegen des Kapp=Putſches, der Küſtriner Unruhen und
des Münchener November=Putſches Verurteilten. (Rufe bei den Kom.:
An die Arbeiter denken Sie nicht!) Jawohl, ich denke vor allem an
Adolf Hitler, der bekantnlich ein Arbeiter war. (Lärm bei den Kom.)
Leviné habe in München mit vollem Recht die Kugel erhalten. (Bei
dieſen Worten entſteht bei den Kommuniſten ein ungeheuerer Lärm.
Mit drohend erhobenen Fäuſten rufen ſämtliche Kommuniſten dem
Redner zu: Herunter, herunter mit dem Kerl! Einige Kommuniſten
werfen mit Heften gegen den Redner. Abg. Frau Reiterer (Kom.)
ruft unter dem lärmenden Beifall ihrer Fraktionskollegen: Er darf
nicht weiterreden!)
Vizepräſident Rießer verſucht vergeblich, den Lärm zu beſchwich=
tigen
. Er erklärt bedauernd, er habe vergeblich gehofft, daß die An=
weſenheit
von Frauen die parlarzentariſchen Sitten verbeſſern werde.
Schließlich bildet ſich vor der Rednertribüne ein erregter Knäuel von
Nationalſozialiſten und Kommuniſten, die mit geballten Fäuſten ein=
ander
gegenüberſtehen. Der Vizepräſident erteilt einige Ordnungsrufe.
Tätlichkeiten werden nur durch das Dazwiſchentreten von Abg. Fehr
(Baher. Bbd.) und Fehrenbach (Ztr.) vermieden. Sobald der Abg. Roth
ſeine Rede fortſetzen will, ertönt wieder ungeheuerer Lärm bei den Kom=
muniſten
. Darauf unterbricht Vizepräſident Dr. Rießer um 6.45
Uhr die Sitzung auf eine Viertelſtunde.
*
Nach Wiedereröffnung der Sitzung gibt der Kommuniſt Eichhorn
namens ſeiner Fraktion eine Erklärung ab, worin er Verwahrung ein=
legt
gegen die Beſchimrfung der kommuniſtiſchen Märtyrers Levine,
aber gleichzeitig im Intereſſe der tauſende politiſchen Gefangenen nicht
an der Abſicht feſthalten will, Herrn Roth niederzubrüllen. Deshalb
wollen die Kommuniſten Herrn Roth mit ſeinen Freunden unter ſich
allein laſſen. Da er dieſe Kundgebung mit einigen Verbalinjurien.
ſchmückt, erhält er vom Präſidenten einen Ordnungsruf. Der Abg. Dr.
Roth kann ſeine Rede fortſetzen. Er beginnt mit der Erklärung, daß
der Kommuniſt Leviné rechtskräftig verurteilt worden ſei. Da aber ver=
geſſen
die Kommuniſten ſchon wieder das Verſprechen, das ſie gegeben
haben. Herr Roſenfeld ſtürzt zur Rednertribüne und brüllt mit
allen Zeichen der Erregung auf den Redner ein. Ihm ſchließt ſich auch
der Sozialdemokrat Simon=Franken an, deſſen gedrungene Athleten=
geſtalt
ſich gegen den Rednertiſch ſchiebt, wo. Deutſchnationale und
Deutſchvölkiſche bereits gedrängt ſtehen. Der Deutſchnationale Laver=
renz
wirft ein Wort nach links hin, das man nicht verſteht. Deshalb
dringen jedenfalls Sozialdemokraten und Kommuniſten auf ihn ein.
Ein Sozialdemokrat droht, ihn an der Gugel zu faſſen, wird aber ven
anderen fortgeriſſen. Auch ein Fauſtkampf, der zwiſchen einem Deutſch=
nationalen
und anderen Sozialdemokraten zu beginnen droht, wird in
ſeinen Anfängen verhindert. Das Zentrum und die Demokraten ſchie=
ben
ſich wie ein Keil zwiſchen die Streitenden. Inzwiſchen hat bereits
Vizepräſident Rießer das Spiel für heute für verloren gegeben und die
Sitzung aufgehoben.
Wieder tritt der Seniorenkonvent zuſammen. Er fällt das
ſalomoniſche Urteil, daß dieſe Prügelei keine Prügelei ſei, weil ſie auf
einem Mißverſtändniſſe beruhe. Als ob damit das Anſehen des Reichs=
tags
wieder hergeſtellt werden könnte. Immerhin gelingt es dadurch,
die Sitzung zu einem nicht gerade gedeihlichen Ende zu führen. Herr
Roth kann ſeine Rede beenden. Die Anträge gehen an den Ausſchuß.
Berlin, 24. Juni. Der Aelteſtenausſchuß des Reichstags
beſchloß, daß die gegenwärtige Tagung jedenfalls am Samstag abge=
ſchloſſen
werden ſoll. Wann der Reichstag dann wieder zuſammentritt,
hängt davon ab, wann die Reichsregierung die Geſetze zum Sachver=
ſtändigengutachten
vorlegen kann.

beim Fluge nach hinten geſtreckten Hinterbeinen. Dann aber
erſten Anzeichen der Erkrankung gibt eine Blutprobe darüber
Krankheiten befinden. Bei der Malaria wirkt dann die Dar=
reichung
von Chinin geradezu Wunder, gegen die Schlafkrank=
heit
gab es geraume Zeit kein Heilmittel. Neuerdings hat man
im Bayer 205 ein ſolches, und zwar ein ganz vorzügliches,
der Beſitzer einer der größten Schiffahrtslinien Großbritanniens, gefunden. Wenn trotzdem die Erkrankungen tödlich verlaufen,
ſo kommt dies wohl meiſt daher, daß der Charakter der Krank=
war
früher in Europa kaum bekannt. Am Beginn dieſes Jahr= heit nicht rechtzeitig erkannt und mit der Behandlung zu ſpät
Bei der Bekämpfung dieſer neuen, unerwünſchten Gäſte
Europas kommt es aber vielleicht noch mehr als auf die Auf=
lich
der Stechmücken an. Sie kann ſich nur auf die genaueſte
tragung feſtgeſtellt zu haben. Sie iſt im weſentlichen die gleiche, naturwiſſenſchaftliche Erforſchung ihrer Lebensgewohnheiten
freſſen werden. So wird es ſich zunächſt darum handeln, die
Vermehrung dieſer möglichſt zur begünſtigen. Die Eier werden
Man erſieht aus dieſen Ausführungen, daß es vollkommen vor allem in ſtehenden Gewäſſern abgelegt. Befindet ſich auf
verfehlt wäre, die Stechmücken als eine Sache zu behandeln, die dieſen Gewäſſern eine dünne Haut von Petroleum oder anderen
Stoffen, ſo kann die Brut nicht ausſchlüpfen. Auch dieſes Mit=
nötig
, ſich angeſichts ihres plötzlichen ſo maſſenhaften Erſchei= Weiſe anzuwenden ſein. Endlich aber hat man neuerdings ge=
nens
unnötigen Befürchtungen hinzugeben. Zunächſt einmal funden, daß die Mücken nach Jahren maſſenhaften Auftretens
junge oder zum Ausſchlüpfen reife Brut zu vernichten. Dann nen nach einiger Zeit ihre Feinde und beginnen den Vernich=
niger
gehört der Gattung Culex pipiens an und iſt nur ein un= ſprechen dafür, daß es uns noch unbekannte Feinde der Siech=
ten
und ſo das Gleichgewicht in der Natur wieder Herſtellen.
phelesmücke in Betracht, die gleichfalls in Deutſchland vorkommt, Dieſe Feinde zu ermitteln, ihre Vermehrung zu begünſtigen und
jedoch beträchtlich weniger zahlreich iſt, als die Culexmücke. Für, dadurch die Stechmücke ganz auszurotten, ſtellt gegenwärtig eine

[ ][  ][ ]

Seite X.

Darmſtädter Dagbkatt, Mitttvoch, den 25. Junt 1924,

Mummter 425.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 25. Juni.
Heſſiſches Landestheater. Die Aufführung von Martha‟
am Donnerstag, den 26. Juni, fällt der Zuſatzmiete VIII (Vollmiete B)
zu. Der Umtauſch der Karten erfolgt heute, Mittwoch, und morgen,
Donnerstag, in der Zeit von 912½ und 3½6, Uhr an der Haupt=
kaſſe
des Landestheaters. Die Inhaber der Zuſatzmiete benutzen im
Großen Haus die gleichen Plätze, die ſie in der Vollmiete B haben.
Ein Umtauſch an der Abendkaſſe iſt nicht möglich.
Abſchiedsvorſtellung für Fritz Valk. In der heutigen Aufführung
von Karl XIl. verabſchiedet ſich Fritz Valk in der Titelrolle vom
Darmſtädter Publikum. Es iſt dies die letzte Schauſpielaufführung die=
ſer
Spielzeit. Außer Fritz Valk treten folgende Mitglieder vor ihrem
Ausſcheiden aus dem Verband des Landestheater zum letzten Male auf:
Franz Schneider (Görtz), Walter Reymer (Arvid Horn), Ferdi=
nand
Faber (Cyllenborg) Ernſt Langheinz (Feif), Gillis von
Rappard (Hultmann), Marthe Hein (Emerentia), Gerhard Rit=
ter
(Mann), Eliſabeth Stieler (Weib), Theo Bögel (Adjutant).
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Am kommenden Samstag
nimmt die diesjährige Sommerſpielzeit im Kleinen Haus ihren Anfang.
Wenn der junge Wein blüht das köſtliche Luſtſpiel von Björnſon,
eröffnet den Reigen der diesjährigen Darbietungen, die unter Bruno
Harprechts bewährter Leitung den Sommer über das Unterhaltungsbe=
dürfnis
des Darmſtädter Publikums befriedigen ſoll. Robert Nhil vom
Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg, wohl einer der beſten Vertreter
des Arvik überhaupt, wird im Verein mit Frida Eichelsheim und Wal=
ter
Kuliſch und einem mit glücklicher Hand zuſammengeſtellten Enſemble
für eine ausgezeichnete Aufführung ſorgen. Der Kartenverkauf für die
erſten Vorſtellungen beginnt am Donnerstag an der Kaſſe des Kleinen
Hauſes Kaſſeſtunden vorm. von 101 Uhr, und während der übrigen
Zeit bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9.
Städt. Akademie für Tonkunſt. Die Muſikbibliothek der Städt.
Akademie für Tonkunſt hat dieſer Tage eine reiche Stiftung des Muſik=
verlags
P. J. Tonger=Köln a. Rh. erhalten. Faſt das geſamte in dem
Verlag erſchienene Unterrichtsmaterial für Klavier, Violine, Orgel und
Harmonium wurde der Städt. Akademie mit der Beſtimmung überge=
ben
, es unbemittelten Schülerinnen und Schülern für den Unterricht zu=
gänglich
zu machen. Dadurch hat die an ſich ſchon große Muſikbiblio=
thek
der Städt. Akademie eine ſtarke Bereicherung erfahren. Die dan=
kenswerte
Stiſtung wird im Sinne des Stiſters verwandt und dadurch
manchem Schüler in den Zeiten ſchwerſter Not das Studium erleichtert.
Donnerstags=Konzert im Städtiſchen Saalbau. Die ſchon ſeit
Jahrzehnten beliebten Donnerstags=Konzerte ſollen wieder wie in Vor=
kriegszeiten
veranſtaltet werden. Am kommenden Donnerstag wird das
Konzert vom verſtärkten Philharmoniſchen Orcheſter mit Streichorcheſter
unter Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters Mickley mit einem beſon=
ders
gewählten Programm ausgeführt. Zur Erinnerung an die Sonn=
wendfeier
wird zum erſtenmal ſeit 10 Jahren der Garten feſtlich be=
leuchtet
werden.
Kunſthalle am Rheintor. Am Sonntag, den 29. Juni 1924, beginnt
zugleich mit der Ausſtellung Deutſche Romantik , die in den oberen
Räumen der Kunſthalle ſtattfindet , eine Ausſtellung von Skizzen und
Aquarellen aus Süditalien von Hansvielmetter, in den unteren Räumen
der Kunſthalle. Die ausgeſtellten Werke ſind verkäuflich.
Zur Trachtenſchau. Die neue Fahne des G. T.V. Almrauſch=
Darmſtadt iſt zur Zeit im Schaufenſter der Firma Theodor Schwab
(Ernſt Ludwig.=Platz) ausgeſtellt. Dieſelbe iſt in ganz hochkünſtleriſcher
Weiſe nach einem Entwurf des Herrn Prof. E. v. Seidel ausgeführt,
zeigt auf der einen Seite mit einem überaus reichen Kranz von Edel=
weiß
und Alpenroſen den Vereinsnamen, das Darmſtädter und das
baheriſche Wappen, auf der anderen Seite in einem Kranz von Enzian
Zugſpitzmaſſiv und Almhütte. Die Fahne wirkt prächtig. Man kann
dem Verein zu ſeiner vorzüglichen Auswahl beglückwünſchen.
Die Kaper= und Kreuzerfahrten der Möwe‟. Man ſchreibt uns:
Den Einwohnern Darmſtadts wird heute Gelegenheit gegeben. über
einen beſonderen Abſchnitt des heldenhaften Kampfes unſerer Marine
während des Weltkrieges 19141918 einen Vortrag zu hören. Unter
Vorführung von zirka 150 Lichtbildern wird der Teilnehmer an den
Fahrten, Feuerwerksleutnant a. D. Goerke über: Die Kaper= und
Kreuzer=Fahrten S. M. Möwe ſprechen. Die Kämpfe mit feindlichen
Schiffen, Torpedierungen und Verſenkungen werden im Lichtbild gezeigt,
aufgenommen unter den ſchwierigſten Umſtänden, um Kunde zu geben
vom heldenhaften Kampfe unſerer blauen Jungens. Der Redner wird
Zeugnis ablegen über den Geiſt, der auf der Möwe herrſchte, der
Offiziere und Mannſchaften zuſammenſchweißte als das Vaterland in
Not war. Der Reinertrag der Vorträge fließt dem Geuſenhilfswerk
(Volksküchen) des Jungdeutſchen Ordens zu. Die Vorträge beginnen
4 Uhr nachmittags (für die Schulen) und 8 Uhr abends. (Näheres ſiehe
heutige Anzeige.)
Wanderklub Starkenburg. Die planmäßige 6. Wanderung
findet Sonntag, den 29. Juni, nach der Ruine Rodenſtein ſtatt. Berührt
werden die Orte Rodau, Billings, Meßbach. Die Wanderung iſt von
ſachverſtändiger Seite gut vorbereitet und verſpricht eine recht genuß=
reiche
zu werden. Gäſte ſind herzlichſt willkommen. (Siehe Anzeige.)
Zum Streik der Bauarbeiter haben die Maurermeiſter und Bau=
unternehmer
eine Erklärung abgegeben, wonach die Arbeitnehmer einen
Spitzenlohn von 80 Pfg. pro Stunde gefordert hatten, der als untrag=
bar
erklärt wurde. Daraufhin ſei von der Schlichterkammer auf Wunſch
der Arbeitnehmer eine Entſcheidung gefällt worden, die einen Spitzen=
lohn
von 71 Pfg. feſtgelegt habe.
Palaſt=Lichtſpiele. Tom Mix zum erſten Male in
Deutſchland. Das deutſche Publikum wird in dieſer Woche Tom
Mix, den Liebling der Amerikanerinnen, kennen lernen. Tom Mix,
einer der prominenteſten Darſteller der Fox=Film Korporation in Neu=
York hat ſich durch ſein gewinnendes Aeußere wie auch durch ſeine ſport=
lichen
Tollkühnheiten die Herzen des internationalen Filmpublikums er=
obert
. Seine Spezialität iſt die humoriſtiſche Cowboydarſtellung. In
ſeinem Wildweſtmilieu wird er ſich auch dem deutſchen Publikum in
dem Film Der Herr der Steppe, der ab Freitag in den Palaſt=
Lichtſpielen zur Aufführung gelang, präſentieren. Tom Mix, der kühnite
Cowboydarſteller Amerikas hat eine ganz beſonders bunte Laufbahn
hinter ſich. Er nahm an fünf Kriegen teil, wurde auf Kuba verwundet
und kämpfte auch gegen den Boxeraufſtand in China. Sein Militär=
dienſt
hat ihm 23 ehrenvolle Narben gebracht. Das hinderte ihn nicht,
im Jahre 1905 das amerikaniſche Championat im Reiten zu gewinnen.
Glänzende Beweiſe ſeiner unvergleichlichen Reitkunſt bieten ſeine ver=
wegenen
Stückchen in dem obigen Film.
Von der Stenographie. Das Heſſiſche Regierungsblatt Nr. 17 ent=
hält
eine Bekanntmachung des Landesamts für das Bildungsweſen, wo=
nach
unterm 30. Mai d. J. für den Nachweis der Befähigung zur Er=
teilung
des ſtenographiſchen Unterrichts in öffentlichen Lehranſtalten
ein Prüfungsamt gebildet worden iſt. Die Prüfung findet in der Re=
gel
im Januar eines jeden Jahres in Darmſtadt ſtatt. Zur Prüfung
werden in der Regel nur ſolche Bewerber zugelaſſen, die in das zwan=
zigſte
Lebensjahr eingetreten ſind und den Nachweis erbringen, daß ſie
die nötige geiſtige Reife und allgemeine Bildung beſitzen. Der Prü=
fung
wird vorläufig bis zur Entſcheidung über ein Einheitsſyſtem das
Syſtem Gabelsberger zugrunde gelegt.
Ein Nachſpiel aus der Separatiſtenzeit. Das Bezirksſchöffengericht
beſchäftigte ſich geſtern mit einem Nachſpiel aus der Groß=Gerauer
Separatiſtenzeit. Damals trat der bisher unbeſtrafte Schreiner Chri=
ſtian
Auer von Groß=Gerau als Kreiskommiſſar auf und benutzte die
Gelegenheit, um einen Einbruch in das Zimmer eines Regierungsrats
zu verüben. Er wurde unter Zubilligung mildernder Umſtände zu
vier Monaten Gefängnis verurteilt.
Ausſichten deutſcher Auswanderer in Südamerika‟. Die hieſige
Ortsgruppe des D.H. V. veranſtaltet am morgigen Donnerstag mit dem
Deutſch=Chilenen Herrn Dr. jur. und Dr. phil. Alfred Hartwig den
dritten Lichtbildervortrag. Das Thema lautet diesmal Aus=
ſichter
deutſcher Auswanderer in Südamerika‟. Gerade Herr Dr. Hart=
wig
dürſte wie Wenige in der Lage ſein, über dieſes Thema zu ſprechen.
Hat er doch jahrzehntelang an den verſchiedenſten Stellen Südamerikas
gelebt und gearbeitet. Beſonders intereſſant werden ſeine Ausführungen
ſein, weil Herr Dr. Hartwig über alle Vorgänge der letzten Zeit genau
unterrichtet iſt. Er wird vorausſichtlich im kommenden Herbſt ſelbſt
wieder nach Chile zurückkehren. Auch diesmal wieder werden die Aus=
führungen
des Redners von einer großen Anzahl eigener Lichtbildauf=
nahmen
begleitet ſein. Näheres ſiehe Anzeige.)

* Lehrkurſus im Nettungsſchwimmen. Man ſchreibt uns:
Der von der Bezirksleitung Darmſtadt der Deutſchen Lebens=
rettungsgeſellſchaft
durchgeführte Lehrkurſus im Rettungs=
ſchwimmen
, deſſen Organiſation das hieſige Amt für Leibesübun=
gen
in dankenswerter Weiſe übernommen hat, zeigt durch ſeine
große Zahl von etwva 60 Teilnehmern, daß die hochſtehenden rich und v. Brentano.
idealen Ziele der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft auch in
Darmſtadt immer mehr Boden finden. Die Teilnehmer ſetzen
Schwimmvereine und =Abteilungen, Pfadfinder, Wandervögel, angenommenen Reſolutionen geſagt worden. Die Steuerzahler müſſen
ſehr leicht in die Lage kommen können, Ertrinkenden beizu= muß. Weite Kreiſe des Volkes haben ja alles verloren. Die Sonder=
ſchauer
die intereſſanten Uebungen, welche ſich über das ganze als 10 Prozent dieſer Steuer für Förderung der Neubautätigkeit zur
abends 7 Uhr, ſtatt. Als eigentlicher Abſchluß dient die im An=
Grundſcheinbedingungen I und II der Deutſchen Lebensrettungs=
Rettungsſchwimmer möglichſt zu erweitern, iſt bei genügender rung beſondere Aufmerkſamkeit. Als den größten Krebsſchaden der
Teilnehmerzahl für Anfang Auguſt auch ein Rettungskurſus für Zeit bezeichnet er die Tatſache, daß das Produrt zwiſchen dem Erzeuger
Damen geplant. Näheres wird hierüber noch veröffentlicht.
uns: Der Frankfurter Hauptperfonenbahnhof zeichnet ſich ſeit der Fertig= tierbar. Die Automobilplage wird zu einem Verhängnis für das
ſtellung der großen Umbau= und Erweiterungsbauten durch die Ge=
Reiſenden dienenden Anlagen aus. Sobald man die hochgewölbte weite treffen. Automobilgeſtank und Straßenſtaub kommen aus der Groß=
Vorhalle durchſchritten hat, gewinnt man beim Betreten des lang aus= ſtadt nicht mehr heraus. Er erſucht die Regierung, in Verbindung
gezogenen geräumigem Querbahnſteigs einen umfaſſenden Ueberblick mit anderen deutſchen Staaten für Abhilfe zu ſorgen, und empfiehlt
über die ganze Sperre mit ihren zahlreichen bequem angelegten Durch= ein zeitweiliges Verbot des Automobilverkehrs im Intereſſe der Sicher=
gängen
und über die Abfahrts= und Ankunftsgleiſe der Züge, wobei die heit des Lebens und der Volksgeſundheit.
Anlagen des Bahnhofs können aber ihren Verkehrszweck nur dann voll=
kommen
erfüllen, wenn die Eiſenbahn in ihren Einrichtungen und Maß= der Reichsregierung. Heſſen habe infolgedeſſen keine Verantwortung
nahmen durch die Reiſenden in jeder Weiſe unterſtützt wird. Hierzu für deren Verhalten.
gehört vor allem, daß die Zugänge zu den Fahrkarten= und Gepäch=
Sperre, ebenſo wie auch die Warteſäle für die Reiſenden freigehalten Nationalſozialiſtiſchen Partei. Das auserwählte Volk Gottes regiere
und von dieſen auch nur, ſoweit es das Bedürfnis erfordert, benützt
ſchen angefüllt iſt, die ſich mit Vorliebe vor den Eingängen der Sperre funden werden,
anſammeln und dort den Verkehr der zu= und abgehenden Reiſenden
empfindlich ſtören. Beſonders in den Zeiten ſtarken Verkehrs, zu be=
ſtimmten
Zügen, an Feſttagen und bei ſonſtigen Gelegenheiten (Fahrten
menden Arbeiter halten ſich oft unnötig lange vor der Bahnſteigſperer und Waiſenfürſorge, Fürſorge für die Sozialrentner. Der Parlamen=
auf
und hindern dadurch den Verkehr der übrigen Reiſenden. Die Be=
wieſen
, ſich dauernd um die Freihaltung der Sperre und der Durchgänge
Weiſe zum Weitergehen anzuhalten. Bei dem heutigen ſehr verminderten
Beſtand, an Bedienſteten iſt es aber leider nicht möglich, die Durchfüh= Abg. Schreiber (Dem.): Man ſuche parteipolitiſche Geſchäfte
Bahnhof überall wirkſam zu überwachen. Es möge daher dieſe An=
regung
dazu beitragen, daß die Reiſenden die Eiſenbahn nach Möglichkeit
ſtem Maße dienſtbar zu machen. Mögen namentlich auch die ordnungs=
liebenden
und einſichtigen Reiſenden, die ja die große Mehrzahl bilden,
ihrerſeits auf die anderen in dieſem Sinne in geeigneter Weiſe ein=
wirken
.
Beſtätigtes Todesurteil. Das Reichsgericht hat die Reviſion des
Todesurteils gegen den Händler Fritz Hofmann wegen Ermordung ſeiner
Ehefrau, verworfen. H. befindet ſich im Zuchthaus zu Butzbach. Nun=
mehr
hat das Miniſterium über eine eventuelle Begnadigung zu lebens=
länglichem
Zuchthaus zu entſcheiden.
Parlamentariſches.
Der Finanzausſchuß erledigte geſtern nachmittag
noch eine Reihe von Angelegenheiten zum Etat. Anträge des
Bauernbundes und der Deutſchen Volkspartei zu den Steuern
wurden abgelehnt. Der Antrag der Deutſchen Volkspartei und
des Abg. Kindt zur Beſoldungsordnung wurde zurückgeſtellt, bis
die zurzeit in Berlin im Gange befindliche Neuregelung bekannt
iſt. Eine Vorſtellung der Finanz= und Verwaltungspraktikanten
um Anſtellung des Jahrganges 1921 wurde der Regierung als
Material überwieſen.
Der Geſetzgebungsausſchuß des Landtags
trat am Dienstag nachmittag zu einer Sitzung zuſammen. Zu
der Regierungsvorlage über den Antrag auf Genehmigung zur
Strafverfolgung der Landtagsabg. Frau Roth beantragt der
Ausſchuß, die Genehmigung auf Strafverfolgung zu verſagen. Innern in irgend einer Weiſe angehört hat oder unterſtellt war.
Zu dem Geſetzentwurf über die Brandverſicherungsanſtalt hat
die Regierung einem Antrag des Abg. Fenchel entſprechend
eine neue Faſſung für den Art. 23 Abſ. 3 vorgeſchlagen. Der
Vorſchlag wird auf Antrag des Abg. Soherr einſtimmig gut=
geheißen
. Das Ausführungsgeſetz für das Geſetz für Jugend= zu tragen.
wohlfahrt wird auf Antrag des Abg. Kaul bis zur nächſten
Woche zurückgeſtellt. Desgleichen die Vorſtellung der Gemeinde
Ufenborn wegen Abänderung der Gemarkungsgrenze Hirzenhain=
Uſenborn. Der Antrag der Abgg. Stein, Wolf u. Gen., betr.
die Außerkraftſetzung des Art. 3 Ziff. 3 des Feldbereinigungs=
geſetzes
, wird gegen 2 Stimmen abgelehnt. Der Antrag des Abg. ſammlung erklärt habe, daß ich auf meine Immunität verzichte, um
Ebner und die Vorſtellung der Bürgermeiſterei Neu=Iſenburg
wegen Erlaß von Waldſtrafen wird durch die Regierungsantwort, miniſters Henrich und des Vorſitzenden der Sozialdemokratiſhen Frak=
gimpern
um Erlaß der Strafe für ſeinen Sohn wird durch den
inzwiſchen erfolgten Straferlaß durch das Miniſterium der Juſtiz und die Beamten die Erlaubnis bekommen auszuſagen.
für erledigt erklärt. Der Antrag des Abg. Ebner, betr. Sprech=
erlaubnis
bei Unterſuchungsgefangenen, und die Vorſtellung der meinen Feſtſtellungen und meiner Erklärung, daß ich mich zur Ver=
Bürgermeiſterei Dieburg in der Strafſache gegen Heinrich Emil, fügung ſtegen will, ihre Erklärung aufrecht erhalten, dann weiß das
Bender u. Gen. wegen Jagdvergehens werden durch die Regie= Land, was es davon zu halten hat.
rungsantwort für erledigt erklärt.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der DV.P. Es wird hiermit nochmals vermittags,
auf die heutige Abendſpazierfahrt aufmerkſam gemacht; pünktlich mit
Rädern am Feierabend.
liche Heimabend findet dieſe Woche ausnahmsweiſe am Donners= die Haupt und Schlußziehung 23. (249.) Preuß Südd. Klaſſenlotterie.
tag ſtatt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Hierznter erſcheinenden Notizen ſind ausſchſſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritkl.
Verein ehemal. 6ler. Samstag, 28. Juni, abends 8.30
Uhr, im Reſtaurant Zur Sonne (Luiſenſtraße) Monatsverſammlung. Schluß der Erneuerung für bisherige Spieler; 2. Juli abends 6 Uhr,
Tagesordnung: Das Jubiläumsfeſt am 6. Juli 1924.

Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9,30 Uhr.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, die Miniſter Hen=
Fortſetzung der Generaldebatte über den Staatsvoranſchlag.
Abg. Widmann (Soz.): In letzter Zeit werden immer wieder
ſich zuſammen aus den verſchiedenen Vereinen und Verbänden, Proteſtverſammlungen gegen die Steuern abgehalten. Woher der
ebenſo, aus Einzelperſonen. Vertreten ſind insbeſondere Staat aber das Geld nehmen will, iſt noch in keiner von all den vielen
Techniſche Hochſchule uſw. Beſonders zahlreich vertreten iſt die ſich daran gewöhnen, daß wir einen Krieg verloren haben und daß
Heſſiſche Landespolizei=Schule, welche über 40 Beamte und An= daraus die Konſequenzen zu ziehen ſind. Auch die Induſtrie und Land=
wirtſchaft
haben noch nicht eingeſehen, daß ſich auf abſehbare Zeit
wärter an dem Kurſus teilnehmen läßt. Es iſt beſonders erfreu= hinaus jeder darauf einſtellen muß, von größeren Gewinnen abzu=
lich
, daß man unſere Polizeibeamten, welche durch ihren Beruf, ſehen, daß ein jeder, der eine beſcheidene Exiſtenz hat, zufrieden ſein
ſpringen, in ſo umfaſſender, ſorgfältiger Weiſe ausbildet. Mit ſteuer auf den bebauten Grundbeſitz ſei die unſinnigſte und ſchädlichſte
großem Intereſſe verfolgen an den Uebungstagen zahlreiche Zu= aller Steuern. Seine Partei verlange von der Regierung, daß mehr
Verfügung geſtellt werden. Der Abbau des Miniſteriums für Arbeit
Gebiet des Rettungsſchwimmens erſtrecken. Die beiden letzten und Wirtſchaft ſei für ſeine Partei undiskutierbar, da Arbeit und Bil=
Kursſtunden finden am Mittwoch, den 25., und Freitag, den 27., dung das Fundament des ganzen Staates, der Wirtſchaft und des Vol=
kes
ſeien. Was der neue Landtag machen und wie er ſich zuſammen=
ſchluß
an den Kurſus erfolgende Prüfung zur Erfüllung der ſetzen werde, wiſſe man noch nicht. Auf Grund der Reichstagswahlen
dürfe man jedoch annehmen, daß im neuen Landtag die Sozialdemo=
geſellſchaft
. Die Prüfungsabnahme beginnt am Mittwoch, den 2., kratie ein Faktor ſei, mit dem gerechnet werden müſſe. Redner weiſt
und Donnerstag, den 3. Juli. Um den Kreis ausgebildeter ſodann auf die ſchwierigen Probleme, die ſich in der Braunkohlen= und
Eiſeninduſtrie Oberheſſens entwickelten, hin und empfiehlt der Regie=
und Konſumenten viel zu viele Zwiſchenſtadien durchzumachen hat, die
Verkehrsſtörende Anſammlungen von Menſchen im Hauptperſonen= ausgeſchaltet werden müßten. Die Beamtenbeſoldungsordnung müſſe
bahnhof Frankfurt (M.) Die Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. ſchreibt er ablehnen. Die Frage des achtſtündigen Arbeitstages ſei undisku=
Volk. Die Anzahl der Luxusautomobile iſt ſo groß geworden, daß
räumigkeit und Ueberſichtlichkeit der dem Zu= und Abgangsverkehr der Baden ſchon dazu übergegangen iſt, Einſchränkungsmaßnahmen zu
ſeit mehreren Monaten in Betrieb geſetzten hohen Fahrtrichtungsſtänder Frau Abg. Roth (Komm.) verlieſt eine kleine Anfrage betreffs
mit den weithin ſichtbaren Gleisnummern nützliche Dienſte leiſten. Die Teilnahme von Reichswehrſoldaten am Deutſchen Tag in Butzbah.
Ein Vertreter der Regierung antwortet, die Reichswehr unterſtehe
Abg. Hauck (Bbd.) erklärt ſeine Stellung zum Bauernbund und
ſchaltern, der Querbahnſteig und die Umgebung der Eingänge durch die bekennt ſich als Nationalſozialiſt. Er entwickelt das Program der
die Völker, mache ſie ſich untertan und beute ſie aus. Es arbeite mit
werden. Leider muß aber ſehr oft die Beobachtung gemacht werden, Irrlehren wie dem Marxismus und Pazifismus. Die Revolution ſei
daß der Querbahnſteig von müßig herumgehenden und ſtehenden Men= eine beſtellte Arbeit geweſen. Der Weg zur Freiheit werde jedoch ge=
Frau Abg. Roth (Komm.): Die Steuern ſind nicht tragbar. Das
Volk will wohl zahlen, kann es aber nicht. Sie bittet die Regierung,
zu Sonderzwchen, Tagungen, Kongreſſen uſw.) machen ſich ſolche Stö= nachzuforſchen, wie die unterernährten Kinder untergebracht ſeien. Im
rungen bemerkbar. Auch die mit den Frühzügen in Frankfurt ankom= Etat vermiſſe ſie die Kapitel über Armenpflege, Kriegshinterbliebenen=
tarismus
werde das Volk nicht retten. Das habe der Staatspräſident
amten der Bahnpolizei und der ſtädtiſchen Bahnhofswache ſind ange= geſtern bewieſen, als er verſuchte, mit einigen blöden Witzen ſich aus
der unangenehmen Situation zu helfen. (Sie erhält dafür einen Ord=
ebenſo
wie der übrigen, dem Verkehr der Reiſenden dienend enRäume nungsruf.) Die einzigen Parteien, die offen ſagten, was ſie wollten,
(Warteſäle, Vorhalle uſw.) zu bemühen und die Anweſenden in ruhiger ſeien die Rechte und die Kommuniſten. Zwiſchen den voin dieſen ver=
tretenen
Weltanſchauungen werde die Entſcheidung fallen.
rung des Verbots ſolcher verkehrshindernden Menſchenanſammlungen im zu machen. Redner ſetzt ſich für eine Schlußinſpektion der Inter=
alliierten
Militärkontrollkommiſſion ein, tritt für den Eintritt Deutſch=
lands
in den Völkerbund ein, glaubt an einen Stimmungsumſchwung
in ihrem Beſtreben unterſtützen, die zweckmäßigen und ſchönen Anlagen in Frankreich, warnt vor dem Treiben der Nationalſozialiſten und for=
des
Hauptperſonenbahnhofs den großen Aufgaben des Verkehrs in voll= dert zum Schluß Vorſtellungen der heſſiſchen Regierung bei der Reichs=
regierung
wegen der Beteiligung von Reichswehr an dieſen Veran= wert
ſtaltungen.
Abg. Kindt (Dntl.) gibt folgende Erklärung ab:
In Beziehung auf den vom Finanzminiſter Henrich nach Schluß
meiner Rede in der Generalausſprache über den Staatshaushalt am=
18. d. M., alſo in der letzten Plenarſitzung des Landtags, gegen mich
erhobenen Vorwurf, ich hätte die in dieſer Rede angeführten Tatſachen:
1. daß ein höherer Beamter der fünf Tage vorher mit Erholungs=
urlaub
nach dem Ausland gereiſt, dann zur Einweihung eines
Denkmals wieder zurückgekehrt und ſpäter wieder nach dem Aus=
land
gereiſt ſei und dafür an Speſen über 20 Mark aus der
Staatskaſſe erhoben bzw. beanſprucht habe,
2. daß ſeitens des Miniſteriums des Innern der ſozialdemokratiſchen
Jugend 600 Mark aus Staatsmitteln überwieſen worden ſeien,
nur von einem Beamten unter Bruch der Verpflichtung zur Dienſtver=
ſchwiegenheit
erfahren können, und die mich ſtark verletzenden Folge=
rungen
aus dieſem Vorwurf, die der Finanzminiſter ſich zu ziehen er=
laubte
, erkläre ich auf Ehre und Gewiſſen,
a) der Herr Finanzminiſter hat ſeine Anwürfe auf völlig haltloſe
Vermutungen gegründet und ich weiſe ſie auf das ſchärfſte zurück;
b) es iſt durchaus unwahr, daß ich dieſe beiden Tatſachen von einem
Beamten unter Bruch der Verpflichtung zur Dienſtverſchwiegenheit er=
fahren
habe. Sie wurden mir, ohne daß ich danach geforſcht hätte,
von jemand zuverläſſig erzählt, der weder im Dienſte befindlicher Be=
amter
iſt, noch je dem Finanzminiſterium oder einer dem Reſſorts des
Finanzminiſters gehörigen Behörde oder je dem Miniſterium des
Ich erkläre weiter im Hinblick auf die geſtern erhobenen Vorwürfe,
daß ich meine Fraktion über das, was ich über die Sache der ſeparatiſti=
ſchen
Beſtrebungen geſagt habe, nicht unterichtet habe, weil ich die
Fraktion nicht mit dieſen Dingen belaſten wollte. Ich pflege gewöhn=
lich
für derartige Dinge, die ich vorbringe, die Verantwortung ſelbſt
Nachdem Abg. Kaul in ſeiner erſten Rede unerhörte Vorwürfe
gegen mich ausgeſprochen hat, habe ich mich für verpflichtet gehalten,
darüber zu ſprechen. Ich habe mich für verpflichtet gehalten, weil zu
befürchten war, daß die Dinge bei einem Prozeß gegen drei Zeitungen
nicht vollkommen aufgeklärt werden können.
Ich erkläre weiter, daß ich am 10. Dezember in öffentiicher Ver=
mich
zur Verfügung zu halten, und daß ich in Gegenwart des Finanz=
für
erledigt erklärt. Die Vorſtellung des Karl Bohn zu Unter= tion am 12. Dez. dieſe Erklärung im Landtag wiederholte habe, und heute
wiederhole ich dieſe Erklärung, daß ich mich zur Verfügung halten
will, allerdings unter der Bedingung, daß ich auf freiem Fuß bleibe
Ferner erkläre ich, wenn die drei Koalitionsparteien nach dieſen
Präſident Adelung erklärt, wenn er den Inhalt der Erklärung
gekannt hätte, würde er ſie nicht zugelaſſen haben, da ſie Sache eines
Vortrags geweſen wäre.
Schluß der Sitzung 1,30 Uhr. Nächſte Sitzung Mittwoch, 9 Uhr
bietet im gün=
Deutſche demokratiſche Jugend. Der allwöchent= 1 Million Goldmark Gewinn ſtigſten Falle
66 000 Gewinne von zuſ. rd. 15 Millionen Goldmark werden vom 9.
bis 26. Juli ausgeſpielt, darunter Gewinne von 500000, 300 000,
200 000, 150 000, 100 000 Gm. u. ſ. w. Jeder Geldnot kann abge=
holfen
werden mit dem geringen Einſatz von nur: 15 Rm. für 1)0,
30 Rm. für 1)., 60 Rm. für 1), 120 Nm. für I., (I. Bl. 8161
Loſe bei allen ſtaatlichen Lotterie=Einnahmen.

Was das Odol besonders auszeichnet vor allen anderen Mundreinigungsmitteln,
ist seine merkwürdige Eigenart, die Mundhöhle nach dem Spülen gewissermaßen
mit einer mikroskopisch dünnen, dabei aber dichten antiseptischen Schicht zu
überziehen, die noch stundenlang nachwirkt. Diese Dauerwirkung, die kein
anderes Präparat besitzt, ist es, die demjenigen, der Odol täglich gebraucht.
die Gewißheit gibt, daß sein Mund sicher geschützt ist gegen die Wirkung der
Fäulniserreger und Gärungsstoffe, die die Zähne zerstören. Odol ist wirklich gut.

[ ][  ][ ]

Zwingenberg, 23. Juni. Kirſchenpreis. Die Kirſchen wer=
er
auf dem Obſtgroßmarkt zum Preiſe von 9430 Pfg. das Pfund
e kauft. Die dicke Mohrenkirſche, eine vorzügliche Einmachfrucht, wurde
Den letzten Tagen ſogar mit 33 Pfg. das Pfund bezahlt.
Lürzenbach i. Odw., 22. Juni. Aufführung von Schil=
ers
Wilhelm Tell von Schulkindern. Wohl weit über
00 Kinder der Schulen von Weinheim bis ins Gerſprenztal waren
urer Führung ihrer Lehrer der Einladung der Oberleitung der Frei=
aubühne
gefolgt, um im ſchönen ſchattigen Park der Oberförſterei der
lurführung des Schauſpiels Wilhelm Tell beizuwohnen. Es war eine
füut zu bemerken, mit welchem Intereſſe die jugendlichen Gemüter den
orZüglich zu nennenden Darſtellungen folgten. Es iſt nicht nötig, den
ibenden Einfluß ſolcher Darbietungen auf die Jugend zu ſchildern.
her die großen Vorzüge, die dieſe Aufführung im Freien bei herrlichem
zorinenſchein vor einer ſolchen im geſchloſſenen Raum hat, verdienen
eivorgehoben zu werden. Die Schulkinger hatten eine größere Strecke
Feges zurückgelegt, um ſich den Genuß zu verſchaffen. Die Bühnenaus=
atung
, wozu die herrliche Natur das ihrige beiſteuerte, ließ nichts zu
üriſchen übrig. Der Föhn heulte und Geßlers Pferd erſchien wie ab=
erichtet
vor den Zuſchauern. Die Aufführung, die mit Kräften aus den
en Fürth, Lörzenbach und Rimbach veranſtaltet wurde, verdient alles
ob.
Beerfelden, 24. Juni. Turnfeſt. Vom 28. bis 30. Juni d. Js.
et hier das 40. Gau=Turnfeſt des Odenwald=Turngaues (D. T.)
ak. Die Vorbereitungen ſind hierzu bereits ſoweit gediehen, daß das
eſs einen glänzenden Verlauf zu nehmen verſpricht. Der Samstag
brid wird mit ſeinem vortrefflich vorbereiteten Feſtkommers bereits eine
üle von Genüſſen aller Art bieten. U. a. werden neben verſchiedenen
ghen und ſonſtigen Aufführungen auch Schauturnen von Mannheimer
I id Frankfurter Muſterriegen uſw. zu ſehen ſein. Den Abſchluß dieſes
bends bildet ein glänzendes, nach großſtädtiſchen Grundſätzen arran=
ertes
Prachtfeuerwerk. Zu dem am Sonntag ſtattfindenden Wett=
menen
ſind eine ganz enorme Zahl von Anmeldungen eingegangen.
ſe Wettkämpfe dürften vorausſichtlich den ganzen Tag in Anſpruch
ihrnen. Natürlich iſt auch an dieſem Tag für Genüſſe und Abwechs=
ngen
aller Art weitgehendſt Sorge getragen. Eine moderne Berg= und
al=Tunelbahn, Hofferberts Patent=Schiffsſchaukel, ſowie viele
ſchau= und ſonſtige Buden werden für Kurzweil und Beluſtigung von
ung und Alt ausgiebig beſorgt ſein. An der am Sonntag vormitrag
tfindenden Gedächtnisfeier am Grabe des Odenwälder Turnvaters
itzer dürften alle Vereine des Odenwaldgaues und eine ganze Reihe
freundeter auswärtiger Vereine mit ihren Fahnen=Abordnungen teil=
hrnen
. Die Stadt Beerfelden hat ſich in jeder Hinſicht zu dieſem
eise gerüſtet und wird auch diesmal wieder ihrem alten guten Ruf als
eſ ſtadt alle Ehre machen. Darum auf am kommenden Sonntag nach
eerfelden! Anläßlich des 40. Gau=Turnfeſtes des Odenwald= Turn=
zes
(D. T.) verkehren auf der Odenwaldſtrecke der Reichseiſenbahn am
orntag, 29. Juni, folgende Sonderzüge, welche auf allen Stationen
ulen und auf Station Hetzbach direkt nach Station Beerfelden überge=
irst
werden: Für Teilnehmer und Zuſchauer am Vormittags= Wett=
nen
: Darmſtadt=Hbf. ab 6 Uhr vorm., Beerfelden an 8,19 Uhr vorm.
die Rückfahrt von Beerfelden abgehend: Beerfelden ab 8,22 Uhr
ucm., Darmſtadt an 10,34 Uhr nachm. Zu dieſem Zug erhält auf
ſretion Reinheim die Nebenbahn ReinheimReichelsheim ebenfalls An=
Aaß. Alle übrigen fahrplanmäßigen Züge werden mit entſprechender
ermehrung der Wagen gefahren. Die Bahnverwaltung hofft, auf dieſe
½ ſe den zu erwartenden Maſſenverkehr bewältigen zu können. Wäh=
ud
der drei Feſttage haben alle die Station Hetzbach paſſierenden Züge
+r Reichsbahn Anſchluß nach Beerfelden. Alles Nähere iſt auf den
E kionen ſowie bei den Vorſtänden der Turnvereeine zu erfahren.
Worms, 24. Juni. Weitere Herabſetzung der Milch=
reiſe
. Die Vertreter der rheinheſſiſchen und pfälziſchen Großver=
jancherorte
traten am Samstag im Rathaus in Worms zu einer neuer=
ſhen
Beratung über die Milchpreisfrage zuſammen. Das Angebot an
ah iſt in einem derartigen Umfange geſtiegen, daß es den Städten
Molkereien unmöglich iſt, die Milch ohne finanziellen Schaden ab=
en
. Nach längeren Beratungen kam man zu dem Beſchluß, am
ritag, 23. Juni, nur noch einen Erzeugerpreis von 17 Goldpfg. pro
w zu bezahlen. Bei der Feſtlegung dieſes Preiſes wurde die Ver=
eikung
der überſchüſſigen Milch in Butter zugrunde gelegt. Da die
fkraft der Verbraucher zur Zeit immer noch ziemlich ſchwach iſt,
tdie Senkung des Erzeugerpreiſes auch die Möglichkeit der Senkung
Kleinverkaufspreiſes und erhöht dadurch die Kaufkraft der Ver=
gicher
.

Reich und Ausland.
Die Karlsruher Gaſtwirteausſtellung.
fm. Karlsruhe. Am Freitag nachmittag wurde in Anweſenheit
geladener Gäſte die anläßlich der bevorſtehenden 49. Tagung des Deut=
ſchen
Gaſtwirteverbandes veranſtaltete Fachausſtellung, für das deutſche
Gaſtwirtsgewerbe in der Ausſtellungshalle eröffnet. Nach einigen ge=
ſanglichen
und muſikaliſchen Darbietungen vor der Ausſtellungshalle
ergriff der Vorſitzende des Karlsruher Wirtevereins Herr Reichers
das Wort zu einer Anſprache, in welcher er nach Begrüßung der Gäſte,
des Staatspräſidenten uſw. die mühevolle vorbereitende Arbeit würdigte,
die das Werk der Ausſtellung in ſo kurzer Zeit gelingen ließ, und allen
Beteiligten für ihre Unterſtützung dankte. Er wies beſonders auf die
Kulturaufgabe hin, die dem Gaſtwirtsgewerbe zukomme, beſonders in
heutiger Zeit, wo es gilt, unſere Wirtſchaft wieder geſunden Verhält=
niſſen
entgegenzuführen und am Aufbau mitzuhelfen. Was in dieſer
Hinſicht geſchaffen wird, davon ſolle die Ausſtellung ein beredtes Zeug=
nis
ablegen. Hierauf nahm der Oberbürgermeiſter der Stadt Karls=
ruhe
Dr. Finter das Wort. Die Veranſtaltung einer ſolchen Fach=
ausſtellung
ſei ein glücklicher Gedanke. Sie würde den zahlreich zu er=
wartenden
Gaſtwirten aus dem In= und Auslande manche Anregungen
zur Verbeſſerung und Vervollſtändigung im Gaſtwirtsbetriebe verſchaf=
fen
. Seit Wochen ſei die Ausſtellungshalle der Schauplatz eifrigſter
Arbeit. Die Ausſtellung biete einen umfaſſenden Ueberblick über alles,
was Handel, Induſtrie und Gewerbe in letzter Zeit an Neuem und an
Gutem für das Gaſtwirtsgewerbe hervorgebracht haben. Der Redner
ſchloß mit Dankesworten und wünſchte der weiteren Tagung einen guten
Verlauf.
Anſchließend fand ein Rundgang durch die Ausſtellung ſtatt.
Die Aufmachung gibt ein farbenfreudiges Bild kunſtgewerblichen Schaf=
fens
. Ueberall her grüßen die badiſchen Landesfarben. Zahlreich ſind
die geſchmackvoll aufgebauten Buden und Pavillons, in denen die Er
zeugniſſe von Likör=, Zigaretten= und Nahrungsmittelfirmen ausgeſtellt
ſind. Man findet originelle Schwarzwälder Wein= und Likörſtuben.
Den Beſuchern wurden auf dem Gebiete des Hotelküchenbetriebs zahl=
reiche
praktiſche maſchinelle Neuerungen vorgeführt. Den Eindruck großer
Lebendigkeit gewann das Bild der Ausſtellung durch die zahlreich lau
fenden elektriſchen Motore, durch welche Kühlmaſchinen, verſchiedene
Konditoreimaſchinen, Maſchinen zum Kartoffelſchälen uſw. betrieben
wurden. Zahlreich vertreten waren neben dem einheimiſchen und aus=
ländiſchen
Maſchinenfache auch die Metallinduſtrie. Reichhaltig war die
Ausſtellung von Tafelgeräten, handgetriebenen kupfernen Hausartikeln,
Herden und Möbeln. Eine ſchweizeriſche Firma führte eine vollſtändige
Dampfküche vor. Eine Raſtatter Firma zeigte eine intereſſante Einrich=
tung
zum Eierkochen, durch welche die Eier rechtzeitig ſelbſttätig aus
dem Waſſer gehoben werden. Die Hotelangeſtellten, die im Internatio=
nalen
Genfer Verband zuſammengeſchloſſen ſind, gaben mit einem ge=
ſchickten
und appetitlichen Tafelarrangement eine ausgezeichnete Probe
ihrer Servierkunſt. Eine größere Brauerei hat ein Stück Mittelalter
hervorgezaubert und verkündete das Lob ihres Bieres durch mittelalter=
liche
Spiele im Stile Hans Sachs, bei welchem Mitglieder des Badiſchen
Landestheaters mitwirkten. Das Küfereigewerbe war durch Fäſſer
jeglichen Ausmaßes vertreten. Die Ausſtellung läßt an Vollſtändigkeit
nichts zu wünſchen übrig. Der Gaſtwirt und Hotelier dürfte nicht, ver=
miſſen
, was in einem modernen Betriebe notwendig iſt. Die Fülle des
Gebotenen iſt überſichtlich und zweckmäßig angeordnet, ſo daß ſie keines=
wegs
verwirren kann. Innerhalb der Ausſtellung hatte der Karlsruher
Wirteverein ein muſtergültiges Weinreſtaurant untergebracht. Bei. Wein
und Muſik wurde dort noch manches Wort der Freundlichkeit gewechſelt.
Bei dieſer Gelegenheit wies ein auswärtiger Gaſtwirt auf die hohe Be=
deutung
hin, die dem deutſchen Gaſtwirt hinſichtlich der Beurteilung
Deutſchlands durch die Ausländer zukomme.
Dinkelsbühler Kinderzeche.
Dinkelsbühl. Unſere weitbekannte Kinderzeche wird
heuer vom 20.24. Juli abgealten. Die Aufführung des Feſtſpiels
mit de
Nachſpiele und dem Feſtzug durch die Straßen der in ihrer
Alte
lkeit wohlerhaltenen ehemaligen Reichsſtadt findet am Montag,
21.
24, vormittags 10½ Uhr, ſtatt. Durch Einlage von Sonder=
legenheit
gegeben, das Feſtfpiel bequem an einem Tage be=
züg

können. Nähere Auskunft, ſowie Beſorgung von Feſtſpiel=
ſuch

3 und 2 Mark inkl. Steuer vermittelt der Feſtausſchuß der
karten
Kinderzeche. Es empfiehlt ſich, wenn die Beſucher der Kinderzeche‟
rechtzeitig Eintrittskarten für das Feſtſpiel und für Wohnungen beim
Ausſchuß der Kinderzeche vorausbeſtellen.

Der Ausſchluß der Deutſchen aus Auſtralien.
kw. Die Regierung des auſtraliſchen Staatenbundes hat beſchloſſen,
die Einwanderungsakte von 1920, durch die den Deutſchen die Einwan=
derung
nach Auſtralien" verboten wird, nicht vor dem Dezember des
nächſten Jahres aufzuheben. Erſt im nächſten Jahre werde ſich die Re=
gierung
über eine Neuregelung der Einwanderungsfrage ſchlüſſig wer=
den
. Das ſchließe indeſſen nicht aus, daß die Akte auch weiterhin liberal
ausgelegt und in beſonderen Fällen die Zulaſſung Deutſcher bewilligt
werbe.
Geſchäftliches.
Nicht der Anſchaffungspreis eines Automobil=
reifens
iſt das Ausſchlaggebende, ſondern die durch denfelben
erzielte Betriebs=Kilometerzahl.
Die techniſch vollkommene Ausführung der Dunlop= Cord=
reifen
verleiht denſelben eine große Elaftizität, ermöglicht durch
größere Geſchwindigkeit und geringeren Kraftverbrauch eine Er=
ſparnis
an Betriebsſtoff, auch verhindert das Cordgewebe die
zerſtörende Hitzentwicklung. Infolge der hierdurch bedingten
längeren Lebensdauer iſt der Dunlop=Cordreifen die beſte und
billigſte Bereifung.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 26. Juni:
Warm, vorwiegnd heiter, Gewitterneigung.

Verſteigerungskalender. Donnerstag, den 26. Juni.
Verſteigerung von Kohlen=Eimern und =Füllern, ferner Oelkannen, vor=
mittags
9 Uhr, im Rathaus in Groß=Zimmern.
Tageskalender. Mittwoch, den 25. Juni.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(E 23, c 12 und e 12): Karl XII.. Kleines Haus: Keine Vor=
ſtellung
. Woogsturhalle, 4 Uhr nachm. und 8 Uhr abds.:
Lichtbildervortrag: Die Kaper= und Kreuzerfahrten des Hilfskreu=
zers
Möwe‟. Techniſche Hochſchule, Hörſal 826, Vor=
trag
: Eiſenbahnunfälle und deren Verhütung. Union=, Reſi=
denz
=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Hauptſchriftleitung: Rudelf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Puhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rummer hat 8 Seiten

Unser Bub ist heute
angekommen
Lahnarat Dr. Sehifferdecker
und Frau Sophie, geb. Link
Darmstadt, 24. Juni 1924
Rheinstraße 35
(*18331

Die glückliche Geburt
eines Sohnes zeigen
hocherfreut an
Frau Luiſe Schmitt, geb. Braun
Wilhelm Schmitt
Städt. Muſikdirektor
Darmſtadt, den 24 Juni 1924
Heidenreichftr. 12
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Am 24. Juni entſchlief ſanft und unerwartet nach
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Darmſtadt (Grüner Weg 23), Pforzheim,
den 25. Juni 1924.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 26. Juni 1924,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des alten Friedhofs,
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt
Nochmalige Verlängerung der Micumverträge.
Wie die Düſſeldorfer Nachrichten hören, ergibt ſich die
Notwendigkeit, die Verträge zwiſchen der Micum und den Ruhr=
zechen
, welche bis Ende Juni laufen, über dieſen Zeitpunkt hin=
aus
zu verlängern, da nach Lage der Dinge eine endgültige
Regelung der Reparationsfrage innerhalb der kurzen zur Ver=
fügung
ſtehenden Zeit nicht möglich ſein werde. Die Entſchei=
dung
, die grundſätzlich wohl ſchon feſtliegt, wird Ende der Woche
fallen. Vorausſichtlich wird ſie eine Verlängerung der Verträge
auf der Grundlage der Beſchlüſſe vom 15. Juni mit einer Dauer
von 2 bis 4 Wochen bringen.

Handel und Wandel in Heſſen.
Konkurſe. Eröffnet wurde ſolcher über die Sübamag,
Süddeutſche Bau= und Brennmaterialien=Handelsgeſellſchaft m. b. H. in
Auerbach am 20. Juni. Verwalter: R.=A. Blechner in Bensheim. An=
meldefriſtablauf
12. Juli. Prüfungstermin 26. Juli um 10 Uhr vor=
mittags
vor dem Amtsgericht Zwingenberg.
Firma Müller u. Midwer, Fabrik feiner Lederwaren, Offen=
bach
. Eröffnung 16. Juni. Verwalter iſt Rechtsanwalt Dr. Stein in
Offenbach. Anmeldefriſtablauf: 25. Juni. Prüfungstermin: 12. Juli,
vormittags 10 Uhr vor dem Amtsgericht Offenbach.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Aufnahme ausländ. Kredite. Außerordentliche
Mißſtände haben ſich infolge der gegenwärtigen Kreditnot haupt=
ſächlich
daraus ergeben, daß deutſche Firmen durch Zeitungs=
inſerate
in England Kredit ſuchen. Dringend muß vor der=
artigen
Inſeraten gewarnt werden. Die Handelskammer Darm=
ſtadt
iſt in der Lage, Näheres hierüber Intereſſenten mitzuteilen.
* Neue Preiſe für Dacharbeiten. Der Verband Deut=
ſcher
Dachpappenfabrikenten hat die folgenden neuen Richtpreiſe feſt=
geſetzt
: a) für die Herſtellung eines doppellagigen Klebepappdaches mit
einer Lage 100er und einer Lage 150er Dachpappe 2.15 Goldmark;
b) für die Herſtellung eines doppellagigen Kiespappdaches aus einer
Lage 100der und einer Lage 150er Dachpappe 2,36 Goldmark; c) für das
Ueberkleben eines alten Pappdaches mit einer Lage 100er Dachpappe 1,38
Goldmark; 4) für den Anſtrich eines alten Pappdaches 0.13 Goldmark.
Die Preiſe verſtehen ſich für 1 Quadratmeter Dachfläche bei Arbeiten für
wenigſtens 1000 Quadratmeter Geſamtfläche am Platze des Ausführenden
bei normalen Verhältniſſen unter Zugrundelegung der gegenwärtigen
Richtpreiſe des Verbandes für Dachpappe.
* Befreiung der ſtädtiſchen Kleiderſtellen von
der Umſatzſteuerpflicht. In der 3. für Komm. Wirtſchaft
teilt Beig. Dr. Tremöhlen=Mainz eine intereſſante Entſcheidung
des Reichsfinanzhofs mit: Die Stadt Mainz hat 1918 eine Kleiderver=
kaufsſtelle
eingerichtet mit dem Zweck, die ärmere Bevölkerung der Stadt
mit verbilligten Kleidungsſtücken und billigem Schuhwerk zu verſorgen.
Das Material hatte ſeinerzeit Reichskleiderſtelle und Reichsſchuhverſor=
gung
zur Verfügung geſtellt. Die Stadt hatte Befreiung nach § 3 Z. 3
UStG. beim Finanzamt beantragt, dieſes die Freiſtellung abgelehnt,
weil die Gemeinnützigkeit des Unternehmens bezweifelt werde,
weil der Verkauf nicht an Jedermann, ſondern nur an Bedürftige ſtatt=
finde
, es diene alſo nicht der Allgemeinheit. Ferner habe das Unter=
nehmen
keinen wohltätigen Charakter, weil die Leiſtungen der
Stadt im Verhältnis zum Umfang der Einrichtung zu geringfügig er=
ſcheinen
. Auch das Landesfinanzamt Darmſtadt hat die Berufung der
Stadt abgewieſen. Der RFinanzhof hat jedoch am 8. Januar 1924
dieſelbe von der Steuer freigeſtellt. Allgemeinheit könnten auch Per=
ſonenkreiſe
ſein, die örtlich abgegrenzt ſeien. Der Kreis der Armen und
Minderbemittelten von Mainz ſei nicht eng zu nennen und jedenfalls
nicht in ſich geſchlöſſen; ihre Zahl ſei auch ſtändig im Wachſen. Die
Rechtſprechung des RFhofs (Bd. 6 S. 274, 325) bewege ſich auf dem
Boden der Beſchwerdeführerin, die Umſätze dienten unmittelbar den
gemeinnützigen Zwecken. Wegen Verkennung des Begriffs der Gemein=
nützigkeit
unterliege deshalb die angefochtene Entſcheidung der Auf=
hebung
.
Erwerbsgeſellſchaften.
w. Die Wirtſchaftskriſe im beſetzten Gebiet. In
der Gewerkenverſammlung der Gewerksvereinigung Schürbank, Char=
lottenburg
, in Aplerbeck ſtellte der Grubenvorſtand am Schluß der Ver=
ſammlung
folgenden Antrag: Der Vorſitzende des Grubenvorſtandes
wird ermächtigt, die Stillegung der Bergwerksbetriebe
anzuordnen und durchzuführen, ſobald die weiterhin von der
Gewerkſchaft zu veranſtaltenden Verſuche, die Werksbetriebe rentabel
zu geſtalten, nach ſeinem Ermeſſen als endgültig geſcheitert zu be=

trachten ſind. Als Vorbedingung für die mögliche Fortſetzung des Be=
triebs
bezeichnet der Vorſitzende: 1. niedrigere Löhne, oder er=
heblich
größere Leiſtungen des einzelnen Mannes bei den jetzigen
Lohnſätzen; 2. einen größeren Kredit durch das Reich unter Anrech=
nung
auf unſere Entſchädigungsforderungen an das Reich, zwecks Ab=
ſtoßung
unſerer hochverzinslichen Bankſchulden; 3. Befrei=
ung
von den Micumlaſten; 4. Rückführung der Steuer=
und ſozialen Abgaben (Knappſchaftsbeiträge!) auf ein erträgliches
Maß. Die Verſammlung genehmigte einſtimmig den Antrag
des Grubenvorſtandes.
Geſellſchaft für Lindes Eismaſchinen A.=G.,
Wiesbaden. Dieſes Weltunternehmen legt die Golderöffnungsbilanz
vor. Bei allen Anlagewerten ſind die in Gold dafür aufgewendeten
Beträge eingeſetzt und daran für jedes Jahr ihres Alters normale Ab=
ſchreibungen
vorgenommen. Auch alle Vorräte an Material, Halb= und
Fertigfabrikaten ſind mit den Einſtandswerten eingeſetzt, die durchweg
niedriger oder höchſtens gleich den Werten für den 31. Dezember 1923
ſind. So ergeben ſich Aktiven im Geſamtbetrage von 20 067 174,09 Mk.,
denen an Paſſiven gegenüberſtehen: Aufwertung von Obligationen und
Hypotheken 690 685 Mk., Gläubiger 2240 420,55 Mk., Penſionsfonds
1850 000 Mk. Das Stammkapital von 110 000 000 Mk. ſoll im Verhält=
nis
von 10:1 auf 11000 000 Mk. vermindert werden. Es bleiben dann
an Reſerven 4 253 068,54 Mk., die als geſetzlicher Reſervefonds zu buchen
ſind. Die Bilanz verzeichnet an Debitoren 3 105 041 Mk., an Wert=
papieren
und Beteiligungen 2651 458 Mk., an Bankguthaben 899 143 Mk.
Warenmärkte
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 24. Juni. Amtliche
Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack. Weizen=
mehl
, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preiſe je 100 Kilogramm):
Weizen Wetterau 16,2516,75, Roggen 1515,50, Sommergerſte für
Brauzwecke 16,5017, Hafer inländiſch 15,5016 Weizenmehl Spezial
Null 27,2528,75, Roggenmehl 22,7523,50, Weizen= und Roggenkleie
8,258,75. Tendenz ruhig.
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte
zeigte ſich für Roggen zu den gedrückten Preiſen der letzten Tage etwas
mehr Begehr für die Küſtenplätze und für Mitteldeutſchland, wobei es
ſich zumeiſt um Waggonware gehandelt hat. Weizen bleibt bei geringem
Kaufintereſſe nach wie vor angeboten wegen der anhaltenden Stockung
im Weizenmehlgeſchäft. Für Roggenmehl war hingegen zu den geſtri=
gen
niedrigen Preiſen eine leichte Vermehrung der Nachfrage zu er=
kennen
. Hafer war für Exportzwecke mehr gefragt. Gerſte und die
übrigen Artikel hatten ruhiges Geſchäft. Der Preisſtand iſt allgemein
nur geringfügig verändert.
t. Nürnberger Hopfenmarkt. 10 Ballen Zufuhr, 40
Ballen Umſatz bei unveränderten Preiſen. Die Tendenz iſt feſt. Hallert=
auer
und Markthopfen 440510.

Börſen.

* Frankfurter Börſenbericht vom 24. Juni. (Eigener
Bericht.) An der heutigen Börſe konzentrierte ſich das Intereſſe bei=
nahe
ausſchließlich auf den Markt der Renten und der wenigen noch im
Verkehr befindlichen Auslandswerte, während der Aktienmarkt ſehr ſtill
blieb. In heimiſchen Anleihen, insbeſondere in Kriegsanleihen, wurde
ziemlich ſtark exekutiert, was zwar für die Börſe ſelbſt nicht überraſchend
kam, aber den Kurſen eine gute Stütze bot. Danneben ſcheint auch eini=
ges
ſpekulatives Intereſſe weiter zu beſtehen, ſo daß Lie Kurſe auf die=
ſem
Gebiete gegenüber geſtern wieder anzogen. 5proz. Kriegsanleihe
waren eingangs 130, 3½proz. Konſols 260. Ausländiſche Renten, in
denen vereinzelt auch Exekutionsſtück geſucht waren, ſo z. B. in 10er
Ungarn, eröffneten durchſchnittlich unter den geſtrigen Kurſen. 4proz.
Zolltürken 5, II. Bagdadbahn 534, Ungar. Goldrente 32/. Im ſpäteren
Verlauf und an der Nachbörſe ſetzte auf Sanierungshoffnungen auf die=
ſem
Gebiete wieder ſtarke Nachfrage ein, und faſt ſämtliche Werte dieſes
Marktes erreichten neue Höchſtkurſe. Man hörte Zolltürken 6‟/ bis 6½,
II. Bagdadbahn 6¾ Geld, I. Bagdadbahn 7½ Geld, Ungar. Goldrente
4½ Geld. Bei den eingangs erwähnten ausländiſchen Werten ſtimulier=
ten
unbeſtimmte Freigabehoffnungen. Eine Rekordſteigerung erzielten
Kanada=Ablieferungsſcheine, die mit 121415 geſucht waren, gegen=
über
einem geſtrigen Kurs von 7. Sonſt hörte man Otavi mit 94½,
Baltimore 29, Diamond Shares 1214. Umſätze kamen aber kaum zu=
ſtande
, und die Kurſe haben beinahe nur nominelle Bedeutung, da ſo gut
wie kein Material am Markte war. Von den Aktienmärkten iſt wenig
zu berichten. Die Stimmung war nicht ausgeſprochen, die Kurſe aber
recht gut behauptet. Im Verlaufe konnte ſich auf einzelnen Gebieten
eine leichte Befeſtigung durchſetzen, ſo am Montanaktienmarkte, wo
Deutſch=Luxemburger von 4234 auf 433, Gelſenkirchener von 46 auf
47 und Rheinſtahl von 22 auf 23 anzogen. Der Kaſſamarkt war gut be=
hauptet
; als beſonders feſt ſind Spinnerei Ettlingen zu erwähnen, die
mit 40 vier Bill. Proz. gewannen. An der Nachbörſe waren deutſche
Nenten geſchäftslos, Türken etwas ſchwächer. Von Aktien hörte man
noch Badiſche Anilin 1234, Höchſter 9½, Karo 9½.

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt

25. Juni 1924 Nr. 175

w. Berliner Börſenbericht. Da die Börſe in den letzten
Jahren in ihren Hoffnungen auf eine Beſſerung der für Deutſchland ſo
unglücklichen außenpolitiſchen Lage ſtets enttäuſcht worden war, ſo hatte
ſie, durch die Erfahrungen gezeitigt, dieſe Zurckhaltung zunächſt auch
gegenüber den Folgen des Umſchwungs in Frankreich beibehalten. Durch
die Zuſammenkunft der beiden Miniſterpräſidenten und die darüber ver=
öffentlichten
Berichte ſcheint ſie mehr Zutrauen zu erhalten, daß die
allgemein verkündete Annahme der Sachverſtändigen=Gutachten doch tat=
ſächlich
den Beginn einer Wendung im Verhalten der Ententemächte zu
Deutſchland einleite, und damit auch die Ausſichten auf eine Ueberwin=
dung
mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit eröffnet: Dieſe beſſere Auffaſſung
der politiſchen Lage beginnt ſich allmählich auszuwirken, die Verkäufe
der Spekulation und des Publikums haben aufgehört und ſeitens des
Auslandes zeigt ſich Kaufneigung für gute deutſche Induſtriepapiere. In
Kanadas wurde die Phantaſie der Spekulation durch das Gerücht über
eine im Zuſammenhang mit der Annahme der Sachverſtändigen= Gut=
achten
, woran nicht gezweifelt wird, zu erwartende Freigabe der be=
ſchlagnahmten
Stücke angeregt; ſie ſtiegen bei großen Umſätzen von 7
bis auf 16 Billionen Prozent. Baltimore und Ohio waren zu hohen
Kurſen ohne Abgeber geſucht. Auf den übrigen Märkten bröckelten die
Kurſe anfangs uznächſt leicht ab, erholten ſich dann aber unter der Füh=
rung
der Montanwerte, wobei letztere ihren Kursſtand bis vereinzelt
2 Billionen Prozent aufzubeſſern vermochten. Schwach lagen aber Deut=
ſche
Kaliaktien infolge der Stillegungen. Für Kriegsanleihe hat das
ſpekulative Intereſſe bei ziemlichen Umſätzen wieder eingeſetzt; der Kurs

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte ..."
Braunkohlen=Briketts".
Bremer Vulkan ......
Wolle..... ..."
Chem. Heyden ......."
Weiler ......"
Deutſch=Atlant. Tel.. .
Deutſche Maſchinen. .
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ....
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke.
Dt. Waffen u. Munit ion
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel ....
Elberfelder Farben. . . .
Elektr. Lieferung ....."
R. Friſter .........."
Gaggenau Vorz. ... ..
Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen".
Han. Maſch.=Egeſt.

B. 6. 24. 6. 23. 6. 24 6. 900 9r25 Hanſa Dampfſch. . . . . . 8900 8800 1680 16000 Hemoor Zement ....." 31000 31000 18203 17060 birſch Kupfer ...... 17405 16750 5000
3675 4750 Höſch Eiſen ....... 29875 30000 3875 öohenlohe Werke.. 1750 15700 Kahla Porzellan ...." 5930 5750 14500 15009 Lindes Eismaſch. . . . . . 5500 5400 41500 39500 Lingel Schuh ......." 1700 1700 70000 69100 Linke u. Hofmann .. .. 9500 91 1070
9375 1960 L. Loewe u. Co. ..... 7100 69500 9750 C. Lorenz.." 3200 3125 9000 8375 Meguin .........." 8300 8900 3750 3750 Niederländiſche Kohle. 26100 26000 11750 10750 Nordd. Gummi". 0250 0276 35250 35500 Orenſtein. . . . . . . . . . 10625 10125 Rathgeber Waggon. . . 3900 3100 27300 26750 Rombacher Hütten. . . 10125 10400 60000 68775 Roſitzer Zucker 23000 22000 74500 71000 Rütgerswerke 8625 8500 6000 5125 Sachſenwerk 1800 1000 10120 1013 Sächſiſche Gußſtahl. 14600 14759 9700 9500 Siemens Glas 9750 9600 25 Steaua Romana 4750 5000 Ver. Lauſitzer Gle 9250 Volkſtedter Porzellan.. u00 4100. 1500 14900 Weſtf. Eiſ. Langendreer 9700 8000 Wittener Gußſtahl .. .. 17000 435 44000 Wanderer=Werke .. 6125 6500

Frankenkurs in London: 80.40

Markkurs

18.00

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
Reichsanleihe ..........."


.........
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ..."
4½% IV. u. V. Schatzanweiſg.
4½0 HI.IK.
4¾DtfSchutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe .. ..... .."
Zwangsanleihe ............ .."
4% Preuß. Konſols ........."
3½% ....
...
3%
4% Bad. Anl. unk. 1935 ......"
3½%0 b. 1907 .......
1896 ......."
3%0
48 Bahern Anleihe ........."
3½
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rckz. 26 ....
816% Heſſen Reihe XXXHI.
untilgb. b. 28 .. . . . . . . . . . . .."
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . ..
3½% ................."
3% ..... .......
4% Württemberger alte ......"
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
v. 1902 ........."
.
8 Bulgar. Tabak 1902.......
2/42 Griech. Monopol ... . . . ."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............"
4½%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914
4%0 Oeſt. Goldrente .........
4% einheitl. Rente ......"
5% Num. am. Rente v. 03....

4%
4%
4%

4½% Goldrente v. 13 ...."
am. Goldrente konv.
am. v. 05 ..

Türk. (Admin.) v. 1903....
(Bagdad) Ser. I
II..
v. 1911. Zollanl. ...

%0 Ung. Staatsr. v. 14 ....
Goldrente ........"
Staatsr. v. 10 ...."
Kronenrente .. .. .."
Außereuropäiſche.
Mexik amor innere . . . . . ."
fonſ. äuß. v. 99....."
Golo v. 04. ſtfr. . . . .
konf. inner. .. . ."
Frrigationsanleihe
5% Tamaulipas Serie l...."
Oblig. v. Transportanſt.
4% Cliſabethbahn ſtfr. . . . . .
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn. ..
5½ Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .

3. 6. 24. 6. 23. 6. 4 6 2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.) 7.8 26%Neue 0,1275 0.134 480 Oeſt. Staatsb. b. 1883 .... 3% Oeſt. 1. b. 8. Er.. 8,5 8.75 0,75 9. Em. .. . ."
3% v. 1885 ..." 4,2 4,2 3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz. 7725 75 4,2 4.2 4% Rudolfb. (Salzkammerg.) . . 77,2 76,75 4½% Anatolier I............" 6,1 6,75 3% Salon. Conſt. Jonction ..." 0.045 0,068 3% Salonique Monaſtir ......" 5 1,01 1.2 5% Tehuantepec. . . . . . . . . . . .." 155 1.01 4½%
0,21 0.12 Nach Sachwert verzinsl. 0,26 Schuldverſchreibungen.
0,245 5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23 8,8 0.272 5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl. 0.3 I. Em. 1.05 1.05 0.42 5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl. II. Em. .. . . . . 37 37 0,41 6% Großkraftwerk Mannheim 0.395 0,4 Kohlenwertanl. v. 23 ....... 9,5 6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23 1,8 4,2 4.2 5%Neckar A.=G. Stuttgart Gold= anl. v. 23............... 1.65 1,65
850 T 5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold= Pfdbr. v. 24...... . ........" 0,34 5% Preuß. Kaliwert=Anleihe .. 2,4 0,31 0.30 5% Roggenwert=Anl. . . 2.9 0.37 0.34 5% Rhein. Hypot.=Bank Gold= Pfdbr. v. 24 ......... 1.1 5% Rhein=Main=Donau Gold= Plo anl. v. 23........." 5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23 0,65 Ser. I u. II. .... .. .. ... ..." 5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23 5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl, 1= 1 Bank=Aktien. Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . . 1.2 Bank für Brauinduſtrie ......" 0.,8 0,85 Barmer Bankverein. . . . . . . . . . 1.35 125 Bayer Hypotheken= u. Wechſelb. 1.95 1.95 Berliner Handelsgeſellſchaft . . ." 20,25 Commerz= und Privatbank ..." 3elg 3,5 Darmſtädter u. Nationalbank .. 6.6 6.5 1,8 150 Deutſche Bank ......"
. 7.25 7.5 DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 2,75 2.75 Deutſche Hypot.=Bank Mein.. .. 1,3 Deutſche Vereinsbank ........" 0.38 0.34 Disconto=Geſellſchaft . .. ......" 75lo Dresdner Bank. . . .. .. . . .. .. 4,5 3. Frankfurter Bank ..........." 1.6 1. Hypotheken=Bank. 2,3 2,3 Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 11.75 3 Mitteldeutſche Creditbank. . . . . . 1.65 1,75 Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .." 0,3275 0.32 Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . . 257, 26 Rhein. Creditban . . ... . ......" 14 1,4 Hypothekenbank ......" Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 6,1 Weſtbank ..................." 0,3 0,3 Wiener Bankverein .........." 0,25 0.25 Bergwerks=Aktien, 125 12,75 Berzelius .................." 4Ig 3,6 Bochumer Bergb. .. ........." Buderus....... .. .... ....... 0,5 0,52 Dt. Luxemburger .. . . . . . . . . .."
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . . . 33
65 4½,75
64,5 0,82 1 Gelſenkirchen Bergw. .... . ... 47,5 6.,8 6.65 Harpener Bergbau.. .. . ...... 51

Tauſend. M Millionen Me
urden aU ohne Umſatz

ratfonierk,

Kaliwerke Aſchersleben ... . . .."
Salzdetfurth .. . . . . ."
Weſteregeln ......."
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........"
Mansfelder ................."
Oberbedarf ................."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...."
Phönix Bergbau ..
...
Rhein. Stahlwerke .. . . . . . . . .."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . ."
Rombacher Hütte ... . . . .... .."
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . . . . . . . . . . . ."
Aktien indnſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München .... .. .."
Schöfferhof (Binding) ........"
Werger ........ ............"

Akkumulat. Berlin ..........."
Adler & Oppenheimer .. . . ..."
Adlerwerke (v. Kieher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit. 4 ...
5% Vorzug Lit. B ...
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano ... .."
Anilin Bln.=Treptow. . . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim)........."
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. . . . . . . . . . . . . . .
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke ........ ."
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Eementwerk Heidelberg. . . . . .."
Karlſtadt . . . . . . ..
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . . ."
Griesheim Elektron ...."
Fabrik Milch .........."
Veiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ..."
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl ........ ...
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürwppwerk (Stamm) ......"
Düſſeld. Ratiger (Dürr) ....."
Dyckerhof e Bidm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
9. Meher fr. ......
Elberfelder Farbw. v. Bayer ..
Lupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieſerung.=Geſ. ......
Licht und Kraft . . . . . .."
Elſäſſ. Bad. Wolle. ....... .. . .
Emag, Frankfurt a. M... .. . ..
Email.= E Stanziv, Ullrich ...."
Enzinger Werke ..... . .. .. ..."
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei .. ... ...."
Kaber, Foh:, Bleiſtift 7:.7:755

23. 6. 755 105, 10/, 39 25 25,5 2,65 975 Pl. 22.5 23,75 24,5 20,75 22 10 10 1,25 1,4 5,2 Pls 18 17.,5 29,75 9,75 9,75
11 20 14 1,3 6,55 6,5 2.35 2,4 1,6 2,2
1,7 9.35 16 15,5 0,8 0,8 18, 127/, 10,25 10,1 8,5 9,5 1 3,55 155 1.75 9.25 9,5 1,65 1.62 3.9 63
4.8
3 6.625 4,5 30 28 9,8 10 7,8 7.8 9,2 25 2.25 3,4 35 34.,5 12,6 12.1 3,1 1.15 1.1 2.5 2.4 2 0,85 0,85 1,25 10.3 10 0.475 9.6 9,6 6 7 6.5 4,25 4,6 6,22) 0.3 2,4 2.3 3,6 4,1
10 7,6 7.9

Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Fetter). ..... . .."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.. . . . . . . . . . . .
Frankfurter Hof .............
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .....
Ganz. Ludwig, Mainz .......
Geiling & Cie. ...... .. ......
Germania Linoleum .. . . . . . ..
Gelenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. .......... . .
Gotha Waggon.. . ...........
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. . .
Grün & Biſinger ..........."
Hammerſen (Osnabrüch)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ. ... . . . ."
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Hokmann, Phil.
D
Holzverk.=Induſtr. ... .. . . . . .."
Hydrometer Breslau ........"
Fnag ....................."
Junghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt R... . . . . . . ........."
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heſtbronn .... ...... .."
Kolb & Schüle Spinn. ... . . . .
Konſervenfadrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . ..
Lahmeyer & Co. ............
Lech, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ........"
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. .. . . . . . ."
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ...........
Mainkraftwerke Höchſt ......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . .
Meher, Dr. Paul..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . .."
Motorenfabrik Deutz .........
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke...
Neckarwerke Eßl. Stamm .. . . ."
Oleawerke Frankfurt a. M.....
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. .... ........."
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall. . .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . ."
Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen .... .. ...
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke ..............."
Schleuzner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau... . . . . . . .
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . . .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnberg) ..

23. 6. 24. 6. 3,55 3,55 4,5 4.05 18.25 17.5 10.8 10 1.2 1.1 4.15 9.
9
0.64 0,65 0.31 0.35 0.45 0,55 7.2 7.4 82) 9,25 PI. 1,5 14 14,25
85
8 13:
6 8,75 4. 6,2 5.9 18 1.9 2.8 2 75 3,75 3,6 17 17. 1.9 1.9 95) 9,5 2,18 2 6,1 5,0 4,5 4,6 1.2 1.15 47 3,1 1,6 46 1,9 27 2.7 6,5 6,5 0,66 0,65 3,4 6.1 7.75 775 45 46 1,8 1.8 1,5 3.7 3,5 1,6 1,4 5 6,2 6,4 9,5 9.2 11,6
10,25
0,65 0,6 1,6 1,75
10,5 11 3,3 4 3,25 2,8 2,75 1.05 1.1 1.25
6,5 1,3 1.25
4,1 4,4 4,25 4 4

0.46 9,46 Ei. 1.3 1.4
2,5 2.25 3 3,35 3,25 3.25 6,8 6,5 26,5

Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz............"
Schuhf. Leander Offenbach ..."
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . . . .
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel & Co.. Mainz ........."
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Siemens & Halske... .. . . . . . ."
Stöckicht=Offenbach=Gummi .. .
Süddeutſche Immobilien ..."
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Frankenthal ...
Heilbronn. . .
Offſtein ... . ...."
Rheingau ... .. . . .
Stuttgart . . . . . . . .

23. 6.
1,5 23. 6. 0:41 0.41 2.6 3,7 3.,61 5,25 4,9 9.15

38
0.052
1,6
4,3
2,5
6,2
14.35
1.9
1,8
82
8,25
0,91
0,4
1,5
1.3
2.05
1,75
6, 75
7.5
2.95
1.9
2,5
2.35

ſtieg neurdings wieder bis 134. In der Lage am Deviſen= und Geld=
markt
hat ſich nichts von Bedeutung geändert.
Oeviſenmarkt. e N Je Weeffe Geld Brief Geld Brief. Ee Amſterdam=Rotterdam .. 156.06 157.74 157,21 157.99 vol Brüſſel=Antwerpen ....." 19.65 19.75 19.45 19.55 voll Chriſtiania. . . . . . . . . . . .." 56.66 56.94 56.46 56.74 voll Kopenhagen .......... 70.92 71.28 70.72 71.08 voll Stockholm. 110.97 111.53 110.97 111.53 voll Helſingfors 10.46 10.52 10,46 10.62 voll Italien". 18.15 18.25 18.15 18.25 voll London 18.155 18.245 18,14 18.23 voll New=York. 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris.. 22. 640 22.76 22 49 22.,61 voll Schweiz 74.16 74 24 74.16 74.54 voll Spanien 56.16 5644 656.16 56.44 voll Wien (i. D.=Oſterr, abg.). 5. 91 5 93 5 91 5.93 voll Prag. .. 12.37 12.:3 12.37 12.43 voll Zudapeſt. 4.96 5.01 5.19 5.21 voll Buenos=Aires. 1.355 1.365 1.355 1.365 voll Bulgarien. 3.065 3.085 3.065 3.085 voll Japan .... 1.705 1.715 1.705 1.715 voll Nio de Janeiro. 0.44 0.45 0.44 0.45 voll Belgrad. 4.965 4.985 4.89 4 91 voll Liſſabon. 11.62 11.68 1162 11.68 voll Danzig .. 72.62 72.98 72.56 72.92 voll

Frankfurter Kursbericht von 24. Juni 1924.

:
0,052
4,4
*
1,77

3
2.9
1

Transport=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm.
Schantung E. B. .........."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ.
Hapag (Paketfahrt) .... . . . ."
Nordd. Lloyzd.. . . .

16 17.35 28 * 4.5 1n

Darmſtädter Berte.
Bahnbedarf
........"
Dampfkeſſel Rodberg. . .. ... . .
Helvetia Konſervenfabrik. . . . . .
Gebr. Lutz ..................
Motorenbfarik Darmſtadt .. . . ."
Gebr. Roeder ..............."
Venuleth & Ellenberger .. .. ..
Nnnotierte Aktien.
Apt.. . . . . . .. .. .. .. . .. . .....
Beckerkohle. . . . . . . . . . . . . ....."
Beckerſtahl .... . . . ..
Benz... . . . . . . . .."
Brown Boveri ....."
.::
Chem. Andreae.
Deutſche Petroleum.
Diamond Shares" .
Entrepriſe ..
Falconwerke .. ..... .. ... . . . .
Großkraftw. Württemb. (Growag)
Unterfranken (Ufra) .... .. ...."
Hanſa Lloyd .. . . . . . ........"
Hero Conſerven ............."
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Krügershall Kali.

Metall Starkenburg ....
Otto & Quanz.. . . . . ....... .."
Raſtatter Waggon ..........."
Textil=Ind, Barmen (Tiag)....
Ufa Film .. ... .. ... . ... . ...."

[ ][  ][ ]

Rummer 175.

Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 25. Juni 1924.

Seite 7.

(Nachdruck verboten.)

Gefällt dir das ſo gut, daß du dich nicht trennen kannſt?
te Urſula unter der Tür.
Friedrich ſeufzte. Wenn er nur hier bliebe! Daß er ge=
ve
in den Gang hinein blies! Und als er die Trompete ab=
ßte
und zu ſingen anhub, hat er gerade mitten auf die Wand
Ecaut, auf die weiße Wand, und Tränen liefen ihm über die
Fſangen. Warum hat er ſo getan? O, daß ich wüßte!
Du weißt zu viel, ſagte Urſula und zog ihn aus dem
Tthr in das Wohngemach. Was tot iſt, muß man vergeſſen.
wollen ſchlafen und von der Zukunft träumen.
Er löſchte die Ampel im Wohngemach. Im Finſtern öff=
y
er die Tür, und ſie ſchlüpfen in den finſtern Gang. Er
uote die Tür hinter ſich zu und verſchloß ſie. Auf den Zehen
uichen ſie an der Wand hin. In der Mitte des Weges blieb
iſula ſtehen wie gebannten Fußes und ging keinen Schritt wei=
*. Vom Fenſter her aus dem Burggraben erſcholl ein herzer=
fürterndes
Weinen und Klagen: Mutter, Mutter, Mutter,
Aüter!"
Immer nur dies eine Wort: Mutter, Mutter!
DDa geſchah etwas Wunderſames. Urſula nahm die Klage
af rind fuhr in ihr fort. Und wie ſie nun ſo ſeufzte und weinte:
ſtatter, Mutter! da klangen die beiden Stimmen zuſammen
ge zwei Saiten von einer Harfe, wie zwei Reime in einem
Da umfaßte Friedrich ſeine Braut, hob ſie auf und trug die
hluichzende in die Hochzeitskammer.
Ein gedämpftes Licht kam ihnen entgegen. Er ſchloß die
hufter und verriegelte die Türen.
DDie Burg lag im ſchwarzen Schweigen. Das Wetter hatte
Wehr der Wälder und Berge überwunden. Ein Windſtoß
ſt über die Giebel und heulte im Turm. Die Geiſter, die um

die Mauern und Zinnen webten, die harten Geſpenſter mit
ihren böſen Erinnerungen und die zarten Seelen ungeborener
Geſchlechter ſtoben auseinander. Die Blitze waren ſelten, aber
der Donner fiel krachend hinter ihnen her und über ſie herein.
Es fing zu regnen an und zu hageln, es praſſelte auf die Blät=
ter
, es klatſchte an die Wände. Bald war es ein ſtiller, ſtarker
Guß. In Ersheim läutete das Glöcklein von neuem. Das
widrige Geſchrei der Streitenden klang vom Neckar herauf. Ein
Schiff ſtieß ab vom Lande. Jetzt fuhr es unter der Burg hin.
Der Lärm war vom Land ins Waſſer geſtiegen. Die polternde
Stimme des Fährmanns übertönte alles. Mit ihr rangen zwei,
drei andre in wüſtem Streit. Da erſcholl die Trompete. Ein
langgezogener Ton wie ein Feuerſtreifen, dann eine helle Fan=
fare
. Leiſe zitterte ſie aus, dann ſchwoll der Ton, und ernſt=
feierlich
klang durch das Tal die große Weiſe, die alle Hochzeits=
gäſte
ſo tief bewegt hatte. Die Streitenden waren verſtummt;
kein Donner, kein Blitz, kein Sturm. Nur leiſe Ruderſchläge
und das heilige Lied. Viele Hände von Wachenden, von Beten=
den
, von Gedenkenden falteten ſich. Manch eine Maid ſah den
ſchönen jungen Trompeter vor den geſchloſſenen Augen. Und
mancher Mund ſagte, während das Herz lauſchte:
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende?
Hin geht die Zeit, her kommt der
Der Klang brach ab. Ein Todesſchrei, gräßlich, daß alles
Lebendige erſtarrte und es ward ſtill.
Der Mond trat aus den Wolken und ſchaute ins traute Tal.
Befriedigt zog der Neckar dahin. Seine plätſchernden Wogen
ſpielten träumeriſch mit einem umgeworfenen Nachen.
Viertes Kapitel.
Der Schrei war in ganz Hirſchhorn gehört worden. Als=
bald
machten ſich die Leute der Schiffergilde auf. Wer unter
ihnen trunken war, wurde nüchtern. Raſch waren die Boote be=
mannt
, und von Fackelträgern begleitet, kreuzten die Fiſcher nach
verabredetem Plan, und ſuchten in der Tiefe, im Felsgeröll,
unter den Weidebüſchen. Noch in der Nacht wurden die Viola,

der Pfeifer und die Poſgune geborgen und am Ersheimer Fried=
hof
ausgeſchifft. Im Morgengrauen fand man den Brummbaß
und Findebuſch. Die Arme des Knaben waren im Gewande des
alten Mannes verfangen. Der eine hatte den andern retten
wollen und war von ihm in die Tiefe gezogen worden. Gegen
Mittag kam ein Bote aus Lindach gelaufen mit der Nachricht daß
der Fiſcher Stapf und der ſechſte Muſikant am Fuße des Dils=
berg
ans Land geſchwemmt worden ſeien. Alsbald wurde von
Ersheim ein Wogen dorthin geſchickt, und am frühen Nachmittag
kam die traurige Fracht zu Ersheim an. Man legte die ſieben
Ertrunkenen in einer Reihe hin, unter die Kirchhofmauter an den
Rain.
Eine große Menſchenmenge ſtrömte herbei. Von Hirſchhorn
fuhren ſie herüber, von Lindach und von Zwingenberg kamen ſie,
von Hag eilten ſie herunter. Die Knaben und halbwüchſigen
Burſchen ſprangen auf den Landſtraßen daher, wie wenn es
etwas zu verſäumen gäbe, und vor dem Kirchenplatz und auf dem
Friedhof ſtanden ſie Kopf an Kopf. Die Kleinen wurden von
ihren Müttern in die Höhe gehoben und die Dirnen ſtießen einan=
der
mit den Ellbogen zurück. Mit weit aufgeſperrten Augen
ſcheuten die Leute auf die ſieben toten Männer, und wer etwas
von dem einen oder dem andern der Fremdlinge zu ſagen wußte,
war für die begierigen Ohren der Nachbarſchaft ein wichtiger
Menſch. Aber auch für die Allgemeinheit gab es zu hören, und
zwar ausgiebig. Die Frau des Fährmanns Stapf tobte, wie es
ihre Pflicht und Schuldigkeit war, und ihre fünf Kinder ſchrieen,
und zwar um ſo ärger, je kleiner ſie waren. Das kleinſte fürch=
tete
ſich vor den vielen Leuten, das nächſte entſetzte ſich vor ſeiner
Mutter, dem dritten war ein Heddesbacher Lümmel auf den nack=
ten
Fuß getreten. Die beiden größeren ſtanden da und weinten
ſtill um ihren lieben Vater, während die Frau des Schiffers ſich
auf die Leiche warf und dann wieder händeringend aufſprang und
einmal übers andre Mal rief: Ach Gott, ach Gott, du armer
Teufel, du armer Teufel!
(Fortſetzung folgt.)

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Zeamtenwirtſchafts=
genoſſenſchaft

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Einladung
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getids 8½ Uhr, im Perkeo, Alexander=
huße
12, ſtattfindenden
Feauptverſammlung.
Tagesordnung:
Uſchäftsbericht.
KCZnehmigung der Jahresrechnung und
Xalanz für 1923.
*Ɨntlaſtung des Vorſtandes.
45-ſatzwahl zum Aufſichtsrat,
Awrſtandswahlen.
fAnträge.
Verſchiedenes.
Ulm Saaleingang ſind die Mitglieds=
Zcim als Ausweis vorzuzeigen! Die Bi=
be
= und Jahresrechnung für 1923 liegt im
gſcwäftslokal (Buchhaltung) während der
Sſchäftsſtunden offen.
Darmſtadt, den 24. Juni 1924,
Für den Aufſichtsrat:

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du alten Einrichtungen zum modernen
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wie Reinigen u. Reparieren v. alten Böden
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Aufklärung
zum
Bauarbeiterstreik.
Bei der Lohnverhandlung am 6. 6. 1924 wurde von den
Arbeitnehmern ein Spitzenſtundenlohn von 80 Pfennis
gefordert, der ſeitens der Arbeitgeber als untragbar abgelehnt
werden mußte. Auf Wunſch der Arbeitnehmer wurde da=
raufhin
die Entſcheidnng nicht dem nach den tariflichen Ver=
einbarungen
zuſtändigen Bezirkslohnamte, ſondern einer
Schlichtungskammer übertragen, die unter dem Vorſitze des
von den Arbeitnehmern gewünſchten unparteiiſchen Vorſitzen=
den
mit den Stimmen der Arbeitnehmervertreter einſtimmig
einen Schiedsſpruch fällte, der ab 12. 6. 1924 den Spitzenlohn
für Darmſtadt auf 71 Pfennlg pro Stunde feſtgelegt hat.
Freie Vereinigung
der Maurermeiſter und Bauunternehmer e. B.
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[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tasblatt, Mitttosch, ben 25. Juni 1924.

Rummer 175.

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Freitag, den 27. Juni, abends 8 Abr, im
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Mitgliederverſammlg.
Tagesordnung:
1. Bericht vom Verbandstag.
2. Verſchiedenes.
Mitgliedsbuch legitimiert kein Trinkzwang.
Vollzähliges Erſcheinen erwartet (8192
Die Ortsverwaltung.
Darf,Ortsgruppe Darmſtadt
3. öffentlicher
Lichtbildervortrag
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in Südamerika‟
Redner: Dr. jur. und Dr. phil. Alfredo
Hartwig-Chile
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6,00 Uhr, Oſtbhf. 6,16:
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Her sie prahiert, hat Dir emptahlen,
Du sollet nur Dreieckseite holen!
*)Es kommt nur darauf an, daß man die
edle und tranfreie Melliand-Dreieckseife
einmal erprobt; tun Sie das bei der
nächsten Gelegenheit.
Zu haben bei: Oelzentrale, Karlstr. 62,
Brandstädter, Ecke Erbacher- u. Mühlstr.,
Germann, Grafenstr. 35, Hefermehl Nachf.,
Ecke Niederramstädter- und Kiesstraße.
Verkaufsbüro Darmstadt, Hoffmann-
straße
19, Tel. 2414.
Herst.: Melliand- Seifenin-
dustrlie
4.-0., Manaheim.

Krnate

Aaifte

Togtane.

F. 8080