Darmstädter Tagblatt 1924


24. Juni 1924

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Nummer 174
Dienstag, den 24. Juni 1924.
187. Jahrgang

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Herriot in Brüſſel.

* Zur Lage in Bayern.
Thevrie und Praxis des parlamentariſchen Syſtems.

Fariſig

Herriot auf dem Wege nach Brüſſel.
London, 23. Juni. (Wolff.) Herriot fährt heute

ahmittag nach Brüſſel, um die mit Macdonald beſproche=
Fragen mit Theunis und Hymans weiter zu erörtern.
U. Paris, 23. Juni. Herriot, der heute früh um 8.55
ſhr aus London abreiſte, iſt heute abend um 5.45 Uhr über
albern iſtende in Brüſſel eingetroffen. Er wurde auf dem
mtemps! *0 Jithof von dem Miniſterpräſidenten Theunis, dem Außenmini=
wie
Ang r Hymans und dem Bürgermeiſter von Brüſſel, ſowie einer
9/ ſeihe von Senatoren und Abgeordneten empfangen. Die Menge
ſes
tachte Herriot eine begeiſterte Ovation dar. Herriot begab ſich
Inter/ foxt in das franzöſiſche Geſandtſchaftsgebäude. Um 7 Uhr wurde
ter an
von dem König programmäßig empfangen, um ſich
rung
ſäer mit einer Reihe von politiſchen belgiſchen Perſön=

ſchkeiten zu unterhalten. Die Ausſprache mit
eheunis und Hymans dürfte wahrſcheinlich erſt morgen
uh gegen 9 Uhr ſtattfinden. Vor ſeiner Abreiſe aus London
tie Herriot eine ſehr lange Unterredung mit dem Londoner bel=
chen
Botſchafter Monſcheur.
Eine Botſchaff Herriots an das belgiſche Volk.
Paris, 23. Juni. (Wolff.) Wie das Journal des
bebats mitteilt, hat Miniſterpräſident Herriot auf dem
Lege nach Belgien dem Sonderberichterſtatter des Brüſſeler
ſar folgende Botſchaft an das belgiſche Volk
fer tragen:
Ich begrüße es, als Vertreter Frankreichs nach Belgien
W., mmen zu können, um der belgiſchen Regierung die feſte Treue
z0. Freundſchaft zum Ausdruck zu bringen, die das ganze fran=
ſishe
Volk für ſie hegt, aber auch um meine belgiſchen
Glegen loyal und ſelbſtlos von den Beſprechungen in
Kantnis zu fetzen, die wir am Samstag und geſtern in
taiu Kevon gehabt haben.
1äranzöſiſch=engliſche Kollektivnote an Deutſchland.
Paris, 23. Juni. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter
Havasagentur; der den Miniſterpräſidenten Herriot auf ſei=
Reiſe begleitete, glaubt in der Lage zu ſein, mitteilen zu
künen, daß außer dem durch das Communigué mitgeteilten
je Hin
Ege bnis Ramſay Macdonald und Herriot eine wich=
1ge Entſcheidung getroffen haben, die Deutſchland
uverzüglich den Beweis liefere, daß eine Gemeinſamkeit der
Aſchten zwiſchen der engliſchen und der franzöſiſchen Regie=
wig
beſteht. Die Miniſterpräſidenten hätten den Wortlaut
gier Kollektivnote feſtgeſtellt, die unverzüglich an die
dutſche Regierung abgehen werde. Dieſe Note lenke
if ierlicher Weiſe die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung
uf Das Intereſſe, das ſie jetzt habe, materielle Beweiſe ihres
hu dieri Willens zu geben, wenn ſie wünſche, daß annehmbare Be=
zihungen
zwiſchen Deutſchland und den verbündeten Mächten
beder hergeſtellt werden ſollen. Insbeſondere müſſe die deut=
wſ
Regierung vor dem 30. Juni auf die letzte Entwaffnungs=
der
Botſchafterkonferenz antworten. Die von den beiden
Yuſterpräſidenten vorgeſchlagene Note werde in dringender
Liſe die Notwendigkeit unterſtreichen, die Deutſchland habe,
lerzüglich in der vitalen Frage der Entwaffnung die
wviberlichen Beruhigungen zu geben.
U. Paris, 23. Juni. Auf Grund der Auskünfte, die
G Rmfay Macdonald und Herriot über die Lage in Deutſchland
nalten haben, haben dieſe geſtern beſchloſſen, heute an die Reichs=
rierung
eine gemeinſame Note zu richten, um die Ausführung
b interalliierten Kontrolle in der von der Botſchafterkonferenz
blamgten Form zu ſichern. Die Note ſoll bereits heute früh
Reichsregierung zugeſtellt worden ſein.
Havas über die kommende Konferenz.
Paris, 23. Juni. (Wolff.) Ueber die interalliierte
en ferenz, die, wie in den Beſprechungen in Chequers ver=
aßart
wurde, in der zweiten Julihälfte in Chequers ſtattfin=
* oll, macht der nach London entſandte Sonderberichterſtat=
des
Havas=Agentur folgende Angaben: Unter Mithilfe von
Shverſtändigen würden die alliierten Premierminiſter und
zemminiſter endgültig die Einzelheiten der Durchfüh=
Aig. des Sachverſtändigenplanes feſtlegen. Es ſei anzunehmen,
die amerikaniſche Regierung aufgefordert werde, ſich auf
der Konferenz vertreten zu kaſſen, deren Ziel darin beſtehen
nden, den Sachverſtändigenplan zur Durchführung zu brin=
F, an deſſen Bearbeitung die Vereinigten Staaten bekanntlich
Hun überwiegenden Anteil genommen hätten. Die alliierten
ie rungen würden von dem franzöſiſch=engliſchen Meinungs=
üta
uſch in Kenntnis geſetzt werden; den belgiſchen Miniſtern
Ade Herriot ſelbſt heute in Brüſſel Bericht erſtatten. Bei den
9pr echungen in Chequers ſeien auch die interalliierten Schul=
e
und die Beziehungen zu Rußland zur Sprache gekommen.
Sllie ßlich beabſichtige Macdonald, den Beſuch ſeines franzöſi=
m
Kollegen nach der Londoner Konferenz zu erwidern.
Der Sonderberichterſtatter des Petit Pariſien, der Herriot
ſeiner Reiſe nach England begleitet hat, erblickt in der in=
Mllierten Konferenz vom 16. Juli eine regelrechte Sachver=
Kädrgenkonferenz. Sie werde weder über die militäriſche Seite
* Ruhrfrage, noch über die Verteilung der deutſchen Repara=
1M=eiſtungen zu befinden haben, vielmehr werde ſie lediglich
Bedingungen für die wirtſchaftliche Preisgabe des franzö=
ſſ
=belgiſchen Pfandes, d. h. mit aller Genauigkeit das Erſatz=
end
und die Modalitäten feſtzuſetzen haben, unter denen die
wder Durchführung des Dawesplanes betrauten Organe zu
Fien hätten,

jaec

Das Konferenz=Programm.
TU. Paris, 24. Juni. Das Ergebnis der vorgeſtrigen Ver=
handlungen
zwiſchen Herriot und Macdonald wird hier folgen=
dermaßen
zuſammengefaßt: Am 16. Juli beginnt die inter=
alliierte
Konferenz in London. Sie beſchränkt ſich
auf die wirtſchaftlichen Bedingungen des Sach=
verſtändigenberichts
. General Dawas ſoll dazu einge=
laden
worden ſein. Man ſpricht von einer achttägigen Dauer der Kundige ihm vorherſagen konnten: Nach einer einzigen gemein=
riot
zugegeben haben, ſogar an eine militäriſche Räumung glau=
ben
marche, ſo zum Beiſpiel der faſt immer ſehr gut unterrichtete
Neu=York Herald. Die Differenz zwiſchen Frankreich und Eng=
land
ſoll nur darin beſtehen, daß Herriot die Kontrolle über die
wichtigſten Rhein= und Ruhrbahnen behalten will, um gegebenen=
falls
wieder Truppen herbeiführen zu können. Macdonald ſoll
zu dieſem Zweck die Rheinlandkommiſſion in Koblenz für ge=
nügend
erachtet haben. Es wird hier auch von einem Gegen=
ſatz
in der Auffaſſung zwiſchen General Degoutte
und Tirard geſprochen.
Ende Juli ſoll in Paris eine zweite Konferenz
ſtattfinden, welche ſich mit den militäriſchen Fragen be=
ſchäftigen
ſoll.
Eine dritte Konferenz ſoll ſich mit den alliierten
Schulden und der Verteilung der eventuellen Repara=
tionszahlungen
befaſſen.
Anfangs September will Herriot und Macdonald
in Genf erſcheinen, um den Völkerbund auf ſeine erweiterten
Aufgaben vorzubereiten. Die Bedingung zur Einhaltung dieſes
Programms ſcheint zu ſein, daß das Reich bis zum 30. Juni die
Wiederaufnahme der Tätigkeit der interalli=
ierten
Militärkontrolle zugibt. Nach befriedigendem
Verlauf dieſer Arbeit ſoll die Militärkommiſſion des Völker=
bundes
in Kraft treten. Es ſcheint, daß man Deutſchland den
zweiten harten Biſſen ſchmackhaft machen will, indem man mit
der Ernennung eines Nachfolgers für General
Nollet zaudert. Manche glauben an eine Leitungsübergabe
an den engliſchen General Walſh, und es ſcheint, als habe man
ſich in den Verhandlungen ſoweit geeinigt, um am 24. Juni dem
deutſchen Reichstag eine fertige Tatſache bieten zu können. Auf
der Linken und in der Mitte iſt man mit dieſem Ergebnis zu=
frieden
. Man läßt ſich aber auf keine Einzelheiten ein. Die ge=
mäßigte
Rechte findet ſich recht und ſchlecht mit den Tatſachen ab.
Es iſt bemerkenswert, daß allein Pertinax das Ergebnis dieſer
Verhandlungen neben dem Sieg des Völkerbundgedankens richtig
vorausſagte, denn den vorſtehend angedeuteten Kalender hat in
großen Zügen Journée induſtrielle ſchon vor Monaten prophe=
zeit
, als dieſes Blatt von einem ſtürmiſchen Sommer und einem
friedlichen Herbſt und Winter ſprach.
Amerika und die engliſch=franzöſiſche Ausſprache.
Waſhington, 23. Juni. (Wolff.) In amtlichen Krei=
ſen
wird zu der Verſtändigung zwiſchen Macdonald
und Herriot erklärt, daß die amerikaniſche Regierung mit
lebhafter Zuſtimmung jeden Schritt begrüße, der das
Ziel verfolgt, die Ausführungen des Dawesberich=
tes
zu beſchleunigen.
Warnung vor übertriebenem Optimismus.
Berlin, 23. Juni. Um ſich vor Ueberraſchungen zu
ſchützen, dürfte es angebracht ſein, die heute über die Beſpre=
chungen
in Chequers vorliegenden Meldungen nicht mit allzu=
großen
Hoffnungen aufzunehmen. Es iſt zweifellos nicht im
Intereſſe des deutſchen Volkes gelegen, wenn heute ſchon, wie
es verſchiedene Berliner Mittagblätter tun, von einer reſtloſen
Bereinigung der politiſchen Atmoſphäre geſprochen wird. Da=
gegen
hat ſich gezeigt, daß gerade Beſchlüſſe, die die Alliierten
unter ſich faßten, noch regelmäßig eine Auslegung erfuhren, die
das erſte Frohlocken in Deutſchland in bittere Enttäuſchung ver=
wandelten
.
Das Organiſationskomitee für die Induſtrie=
obligationen
.
Paris, 23. Juni. (Wolff.) Auf Grund des Sachverſtän=
digengutachtens
iſt, wie bekannt, ein vorläufiges Organiſations=
komitee
gebildet worden, um alle erforderlichen Maßnahmen für
die im Plan vorgeſehenen Induſtrieobligationen und zur Feſt=
ſetzung
der Einzelheiten der Organiſationen zu ergreifen. Dieſem
Komitee gehören ein Vertreter der deutſchen Regierung, ein
Vertreter der deutſchen Induſtrie und zwei von der Reparations=
kommiſſion
ernannte Mitglieder an. Paragraph 5 der Anlage 5
zum Sachverſtändigengutachten ſieht vor, daß von den vier ſo
ernannten Mitgliedern ein fünftes Mitglied neutraler Staats=
angehörigkeit
beſtimmt wird. Die vier Mitglieder haben ſich ge=
einigt
, als 5. Mitglied Herrn Wallenberg, den Direktor der Ens=
kilda
Bank in Stockholm zu wählen. Wallenberg wird am
27. Juni in Paris eintreffen.
v. Hoeſch bei Streſemann.
Berlin, 23. Juni. Der deutſche Botſchafter in
Paris, v. Hoeſch, iſt geſtern abend in Berlin einge=
troffen
und hatte noch im Laufe des geſtrigen Abends eine
Unterredung mit Dr. Streſemann, dem er ein=
gehend
von den Verhandlungen in Paris und von ſeinen Ein=
drücken
berichtete. Herr v. Hoeſch bleibt nur kurze Zeit in Ber=
lin
und wird bereits in den erſten Tagen dieſer Woche nach
Paris zurückreiſen,

Von unſerem Korreſpondentem
g. München, 22. Juni.
Seit an dieſer Stelle zuletzt Betrachtungen über das Inter=
regnum
in Bayern angeſtellt wurden, zu dem der Wahlausfall
das Land verurteilt hatte, ſind abermals faſt zwei Wochen ins
Land gegangen. Man iſt inzwiſchen um einige politiſche Erfah=
rungen
reicher geworden. Die mit dem Völkiſchen Block ange=
bahnten
Beſprechungen haben den Ausgang genommen, den
Verhandlungen. Die wirtſchaftliche Räumung der Ruhr ſoll Her= ſamen Beratung hat es der Völkiſche Block als angezeigt er=
achtet
, die Teilnahme an der zweiten vorgeſehenen Beſprechung
von ſich aus abzulehnen und in der offenen Oppoſition zu ver=
harren
. Die Begründung, die dieſer Abſage gegeben wurde, iſt
mehr als politiſch dürftig. Man hatte ihm in der erſten Aus=
ſprache
die Frage vorgelegt, ob er überhaupt grundſätzlich
gewillt ſei, ſich an der Koalitions= und Regierungsbildung zu
beteiligen, ohne darauf eine klar formulierte Antwort erlangen
zu können. Wenn dann eine parteioffiziöſe Erklärung der völ=
kiſchen
Fraktion den Verzicht auf weitere Verhandlungen damit
zu motivieren ſuchte, daß es ihr nicht auf eine Beteiligung an der
Regierung, ſondern vielmehr auf eine Einflußnahme auf die
Regierungsbildung angekommen ſei, ſo möchte hierin eine Argu=
mentation
erblickt werden, die eine größere Weltfremdheit vor=
ausſetzt
, als ſie den parlamentariſch geſchulten völkiſchen Frak=
tions
= und Verhandlungsführern hinſichtlich parlamentariſcher
Gepflogenheiten tatſächlich eigen iſt.
Daß die drei übrigen nichtſozialiſtiſchen Parteien Demo=
kraten
und Zentrum kommen mit ihrer Fraktionsſtärke von zu=
ſammen
ſechs Mandaten für die neue Koalition zahlenmäßig
wohl kaum in Frage es ablehnten, dem Völkiſchen Block eine
Einflußnahme auf die Kabinettsbildung zuzugeſtehen, wenn
dieſer ſich nicht verantwortlich an Koalition und Regie=
rung
beteiligte, ſollte ihnen am wenigſten von denen verargt
werden, die verſchiedenen Kabinetten im Reiche es immer be=
ſonders
zu verübeln pflegten, daß ſie ſich den parlamentari=
ſchen
Mehrheitsverhältniſſen entſprechend mit der Sozialde=
mokratie
auch dann einmal zu verſtändigen gezwungen ſahen
wenn dieſe ſelbſt nicht in der Regierung ſaß. Auch hier konnte
man jedoch in Teilen der Preſſe einer Auffaſfung begegnen, die
grundſätzliche Unterſchiede ableiten und demgemäß zu einer
ſcharfen Verurteilung der Koalitionstaktik kommen wollte. Die
Berechtigung ſolcher Kritik muß um ſo fragwürdiger erſcheinen,
als man ſich mittlerweile auch in dieſem Lager wohl davon
überzeugen konnte, daß der Völkiſche Block als alles andere,
denn eine Rechtspartei anzuſprechen iſt. Einer großen Zahl
ſeiner Führer ſoll fanatiſches nationales Empfinden nicht be=
ſtritten
werden. Daß ſich in ihm jedoch wirtſchaftlich und po=
litiſch
extrem links gerichtete Perſönlichkeiten mindeſtens in
gleicher Stärke finden, wie ſie die rechtsgerichteten Kreiſe auf=
weiſen
, iſt eine Erfahrung, die in letzter Zeit durch die Verhand=
lungen
gegen Aßner, und die um Eſſer in München, um
Streicher, in Nürnberg geführten peinlichen Auseinander=
ſetzungen
mehr als ausreichend erneut belegt worden iſt.
Der Bruderzwiſt im Völkiſchen Lager hat bei
dieſen Auseinanderſetzungen, glaubhaften Berichten nach zu ur=
teilen
, Formen angenommen, die an die ſchlimmſten Vorgänge‟
dieſer Art in einem Lager erinnern, dem zwar einzelne Führer
der völkiſchen Bewegung, wie Aßner und andere, noch vor vier
oder fünf Jahren ſelbſt angehörten, mit dem ſie jedoch heute
eine Ideen= und Geiſtesverwandtſchaft auf das entſchiedenſte
ablehnen: dem kommuniſtiſchen! Tatſächlich dürfte es in
einer Rechtspartei bisher kaum vorgekommen ſein, daß die ſtrei=
tenden
Flügel durch Landespolizei mit dem Gummiknüppel vor
weiteren Tätlichkeiten gegeneinander bewahrt werden mußten,
wie es jüngſt in einer Nürnberger Verſammlung der dortigen
völkiſchen Gruppe zu verzeichnen war. Und was politiſch
zweifellos bedeutſamer iſt : in den Formen der Gegnerſchaft
gegen das parlamentariſche Syſtem und deſſen Anhänger im
völkiſchen Lager ſelbſt zeigt der antiparlamentariſche Flügel des
Blocks einen ſolchen Verwandtſchaftsgrad mit den Extremen
auf der linken Seite, daß Kundige ſchon heute den Zeitpunkt vor=
ausberechnen
, zu dem der Block, allen Bemühungen der Füh=
rung
zum Trotz, auseinanderfallen muß.
Verweiſt ſolche antiparlamentariſche Einſtellung den Völki=
ſchen
Block als Ganzes geſehen mindeſtens aus den Reihen der
auf dem Boden der Staatsform ſtehenden Rechtsparteien her=
aus
, zu denen auch die Deutſchnationalen nach ihren bei der
Kabinettsbildung im Reich gegebenen Erklärungen zu rechnen
ſind, ſo könnte es pſychologiſch dennoch einigermaßen verſtanden
werden, daß die parlamentariſche Praxis von heute
nicht gerade dazu angetan iſt, dieſem Syſtem Freunde zu er=
werben
. Es iſt oben geſagt worden, daß man in dieſen letzten
Wochen um einige politiſche Erfahrungen in Bayern reicher
wurde nicht zuletzt um ſolche aus dem völkiſchen Lager, wie
die angeführten Beiſpiele dargetan haben dürften. Was duſe
Wochen auch jetzt noch nicht zuſtande gebracht haben, iſt die
Koalitions= und Regierungsbildung im Lande, die noch immer
Gegenſtand intenſivſter Verhandlungen der beteiligten Parteien
iſt und ſich jetzt dem Vernehmen nach alſo nach einem
Interregnum von faſt drei Monaten, dem Abſchluß nähern ſoll.
Mittlerweile iſt es offenes Geheimnis geworden, daß die im all=
gemeinen
ſehr vertraulich geführten Verhandlungen der Partei=
führer
deshalb nicht vorwärtskommen wollen, weil auch in der
neuzubildenden Koalition ſelbſt recht erhebliche Meinungsver=
ſchiedenheiten
über das Ausmaß der Liquidation beſtehen, zu
der der 8. November in Bayern zwingt.
Man weiß insbeſondere, daß die Formulierung der die
Juſtiz betreffenden Programmpunkte einigen Schwierigkeiten
begegnet, man weiß weiter, daß auch die Perſonenfrage nicht
ſehr einfach zu löſen iſt, da merkwürdige Parallele zu dem
Kampf um die ſeinerzeitige Miniſterpräſidentſchaft Kahr! auch
diesmal die Deutſchnationalen den von ſeiner eigenen Partei
längſt aufgegebenen Miniſterpräſidenten Dr. v. Knilling vor al=
len
anderen Anwärtern gern wiederkehren ſehen möchten, wozu
Herr von Knilling nach unſerer Kenntnis kaum Neigung haben
dürfte. Man weiß endlich, daß die Deutſchnationale Partei un=
ter
Berufung auf den Rechtsdruck der Landtagswahlen
was bei den auf den Völkiſchen Block entfallenen Stimmen=
zahlen
, wie gezeigt, ein ſehr großer Trugſchluß wäre und iſt!
Anſpruch auf zwei Miniſterien erheben, ein Verlangen, dem der

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Seite A.
Regensburger Anzeiger des bayerifch=volksparteilichen Frak=
tionsführers
Geheimrat Held ſoeben in dürren Worten mit dem
Hinweis entgegengetreten iſt, daß der bisherige Verteilungs=
ſchlüſſel
gerechterweiſe dem Stärkeverhältnis der Parteien auch
im neuen Landtag entſpreche und daher nicht zu ändern ſei.
Nun wird man der Meinung ſein dürfen, daß dieſe Ver=
handlungen
in abſehbarer Zeit doch zu einer Kompromiß=
löſung
führen werden, daß damit die neue Koalition und die
neue Regierung alſo endlich ins Leben treten könnten. Ueber=
ſieht
man jedoch heute ſchon wobei es nach der langen Dauer
des bayeriſchen Interregnums wirklich auf einige Wochen mehr
oder weniger nicht mehr ankommt die politiſche Bilanz dieſer
Zeit, ſo wird feſtgeſtellt werden müſſen, daß die bayeriſche Abart
des Neoparlamentarismus, die ſelbſt das Zuſtandekommen eines
Geſchäftsminiſteriums unmöglich machen würde, allmählich im
höchſten Grade reformbedürftig iſt. Es geht nun
einmal nicht an, daß die Politik eines Landes von der Größe
und Bedeutung Bayerns durch wochen= und monatelange Ne=
gierungskriſen
einfach zur Untätigkeit verurteilt wird. Es geht
nicht an, daß wichtige Entſcheidungen, hochbedeutſame Verhand=
lungen
, wie die zuletzt vom bayeriſchen Handelsminiſter in Ber=
lin
wegen des Schickſals der vormals bayeriſchen Bahnen ge=
führten
, einem Geſchäftsminiſterium auferlegt bleiben, das ſie
ganz zweifellos mangels ausreichenden Mandates durch den
Landtag ſelbſt als Bürde empfindet. Dieſer Landtag aber hat
ſich drei Monate Zeit gelaſſen, ohne die wichtigſte Frage der
Neubildung einer aktionsfähigen Regierung bisher gelöſt zu ha=
ben
. Heute nur dieſes Faktum feſtſtellen, heißt nicht, auf eine
Erörterung der Frage zu verzichten, wo die Verantwortung für
eine ſolche Praxis des parlamentariſchen Syſtems zu ſuchen iſt.
Darüber wird nach Abſchluß der Regierungsbildung noch eini=
ges
zu ſagen ſein.
Wie ſoll reformiert werden? Die Grundrichtung der baye=
riſchen
Verfaſſung, die Erfahrungen in anderen Ländern, end=
lich
aber auch alles das, was als deutſche und hier wieder als
peziſiſch bayeriſche Eigenart im beſten Sinne zuſammengefaßt
werden kann, weiſen den Weg, den die Reform zu gehen hätte.
Auf ihn wird ſich der neue Landtag raſcheſtens begeben müſſen,
ſoll das Syſtem von heute nicht ſeine letzten Reſte politiſchen
Kredits verlieren. Ueber ihn werden die Koalitiosparteien
raſcheſtens einig werden müſſen, wobei nach unſerer Ueberzeu=
gung
leicht Einvernehmen zu erzielen wäre. Dieſer Weg wird
bezeichnet in einer Parole, mit der wir dieſe Betrachtung ſchlie=
ßen
möchten. Sie lautet: Her mit dem Staatspräſi=
denten
!

Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.

* München, 23. Juni.
Während des ganzen heutigen Tages haben Fraktions=
ſitzungen
der drei Koalitionsparteien, der Bayeriſchen Volks=
partei
, der Mittelpartei (Deutſchnationale und dem Bauern=
bund
, ſtattgefunden und dazwiſchen jeweils wieder interfrak=
tionelle
Beſprechungen über die Perſonenfragen, bei der Koali=
tionsbildung
. Das Ergebnis war dürftig. Es lautete
dahin, daß nunmehr das Regierungsprogramm zwar endgültig
feſtgelegt und bindendend für die drei Koalitionsparteien ſei,
daß aber die textliche Faſſung ohne des künftigen Miniſterpräſi=
denten
und der Kabinettsmitglieder Zuſammenwirken wohl
nicht fertiggeſtellt werden könne. Die Entſcheidung über die
Perſon des Miniſterpräſidenten habe aber noch nicht getroffen
werden können.
Das iſt ein mageres Ergebnis der bewegten Beratungen von
heute. Trotz aller Vertraulichkeit der Beratungen iſt nämlich
über die Vorgänge im Landtag manches bekannt geworden. Der
urſprünglich von der Bayeriſchen Volkspartei genannte Kandi=
dat
für das Miniſterpräſidium, der frühere Reichsjuſtizminiſter
Dr. Emminger, ſtieß nämlich bei den Deutſchnationalen auf
Widerſpruch. Dieſer hätte jedoch wohl überwunden werden
können, wenn nicht Dr. Emminger durch ſeine durchgreifende
Art, wie er ſein Miniſterium zuſammenzuſtellen gedachte, ſeine
eigenen Parteileute ſtutzig gemacht hätte. So gab man, ohne
Emminger endgültig fallen zu laſſen, den Bedenken der Deutſch=
nationalen
nach und verhandelte mit dem früheren Regierungs=
präſidenten
der Pfalz, Dr. von Winterſtein, wegen, der
Uebernahme des Miniſterpräſidiums. Herr v. Winterſtein aber,
der auch den Deutſchnationalen genehm iſt, lehnte in ſpäter
Abendſtunde ab. Es wird morgen weiter verhandelt, wobei die
Bayeriſche Volkspartei zunächſt an Dr. Emminger feſtzuhalten
gedenkt. Man hofft morgen endlich zum Schluß zu kommen.
Vorſichtigerweiſe iſt aber für die Vollſitzung des Landtags, in
der die Wahl des Miniſterpräſidenten auf der Tagesordnung
ſtehen wird, erſt der Dienstag der nächſten Woche ins Auge ge=
faßt
worden.

* Die Auflöſung des Schauſpieles.
Die Befürchtungen, die ſich an die Verzögerung der
Löſung der Intendantenfrage durch die Verwaltungs=
kommiſſion
geknüpft haben und auf die an dieſer Stelle rechtzeitig
wiederholt und warnend hingewieſen wurde, haben ſich leider
kataſtrophal verwirklicht.
Eine große Zahl der wertvollſten Kräfte des Schauſpiels
verläßt Darmſtadt. Wäre die Intendantenfrage Mitte März, als
ſie unſeres Erachtens ſpruchreif war, entſchieden worden, ſo
hätte wohl ein erheblicher Teil dieſer Kräfte unter geeigneten
Bedingungen hier gehalten werden können. Zum mindeſten hät=
ten
damals beſſere Ausſichten auf tüchtige Erſatzkräfte beſtanden
als ſpäter, nachdem die bedeutenderen deutſchen Bühnenkünſtler
inzwiſchen ihre Engagements abgeſchloſſen haben.
Es werden Oberregiſſeur Eugen Keller, Eliſabeth Stie=
ler
, Franz Schneider, Ernſt Langheinz, Fritz Valk,
Walter Reymer, Eliſabeth Lennartz, G. von Rappard,
Gerhart Ritter und Caſpar Theodor Pilartz im nächſten
Herbſt nicht wiederkehren. Ob es dem neuen Intendanten Herrn
Legal gelingt, einigermaßen annehmbaren Erſatz zu beſchaf=
fen
, muß die Zukunft zeigen. Von den ſeitherigen Anſtellungs=
Gaſtſpielen im Schauſpiel hat, ſoweit bekannt, bis jetzt keines zu
einer Verpflichtung geführt.
In der geſtrigen Aufführung von Goethes Urfauſt
betraten Franz Schneider, Walter Reymer und Eliſabeth Stieler
zum letzten Male die hieſige Bühne.
Von ihnen gehört Franz Schneider die längſte Zeit dem
Darmſtädter Theater an. In Mainz geboren, fand Schneider im
Alter von 18 Jahren ſeine erſte Stelle am Elyſium=Theater in
Bromberg. Ueber verſchiedene kleinere Bühnen nahm er den
Weg nach Darmſtadt, wo er am 12. September 1907 in
Moſers Veilchenfreſſer debütierte, von der hieſigen Kritik, die
jeder Begabung gern freundlich entgegenkommt, freundlich be=
grüßt
: Cine erfreuliche Aquiſition ſcheint die Hofbühne mit dem
Eingagement des Herrn Schneider gemacht zu haben, der ſich
heute als Referendarius Reinhard von Feldt vorſtellte; ſein
riſches, bewegliches Spiel und die verſtändige Beherrſchung der
ſchauſpieleriſchen Mittel fielen angenehm auf. Ein weites
Rollengebiet hat Herr Schneider ſeit dieſem Tage durchmeſſen.
Vom Karl Heinz in Alt=Heidelberg, dem köſtlichen Heinrich
Meiſel in der Spaniſchen Fliege, dem Stix in Orpheus in
der Unterwelt ging es über zahlreiche komiſche Rollen zum Fach
des Bonvivants und Charakterſpielers. Eine beſondere Bega=
bung
zeigte Schneider für ganz blöde Kerle, für Edeldepps; hier
bewährte er ſich mit Waßmann. Ich denke an ſeinen famoſen
Chriſtoph von Bleichenwang, von dem er jetzt zum Haushof=
meiſter
Malvolio aufgerückt iſt. Den ſtärkſten Eindruck gab mir
in der letzten Zeit ſein Fiseur in Molnars Liliom; hier

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 24. Junf 1924.

HaZ.

Vom Tage.

Der Zentralvorſtand der Deutſchen Volkspartei
tritt laut der Zeit am 6. Juli in Frankfurt a. M. zuſammen.
In erſter Linie gilt die Tagung der Konſtituierung des neugewählten
Zentralvorſtandes und der Vornahme der Wahlen der übrigen Partei=
inſtanzen
. Außerdem findet eine Ausſprache über die politiſche Lage ſtatt.
Das Präſidium des Reichslandbundes wurde von dem
Reichskanzler empfangen, um ihm die Wünſche der Land=
wirtſchaft
bezüglich der Verlegung der Steuertermine vorzutragen und
gleichzeitig die der landwirtſchaftlichen Produktion drohenden Gefahren
darzulegen.
Zwiſchen General de Metz und der Regierung der Pfalz
in Speyer ſchweben zur Zeit Verhandlungen wegen der
Rückkehr einer Reihe höherer Beamten. In erſter Linie
kommt der Regierungspräſident der Pfalz, Dr. Natheus in Frage.
Im Pirmaſenzer Gebiet ſind in letzter Zeit 170 Btriebe
ſtillgelegt worden. Dadurch ſind über 4000 Arbeiter neuerdings
arbeitslos geworden.
Zu der Forderung der Arbeitnehmer im bayeriſchen
Kohlenbergbau, daß der Schiedsſpruch für verbindlich erklärt
werden ſoll, erfahren wir, daß das Miniſterium auf Mitte dieſer Woche
ein Sitzung einberufen hat, in der beide Parteien gehört werden ſollen.
Die Bayreuther Kommuniſtenführer Sonnemann
und Puchtler wurden verhaftet. Die Gründe ſind unbekannt.
Am Sonntag wurden in Ingolſtadt mehrer Kommuni=
ken
verhaftet, die an einer geheimen Verſammlung
teilgenommen hatten. Der Verhafteten wurden unter dem Verdacht der
Fortführung der verbotenen Kommuniſtiſchen Partei dem Richter
übergeben.
Generalfeldmarſchall v. Hindenburg traf in Potsdam ein,
um an einer Johannesfeier in der Friedenskirche teilzunehmen.
Die Berliner Elternbeiratswahlen brachten einen
Zuſammenbruch des ſozialdemokrtaſchen Kultus=
programms
.
In dem Prozeß gegen die Einbrecherbande, die planmäßig
Fürſtengrüfte beraubte und die Fürſtengruft in Weimar und
die Grabſtätte Molktes heimſuchte, wurden die vier Hauptangeklag=
ten
Jakubke, Paucka, Wulff und Wuttge zu Zuchthausſtrafen
von fünf bis acht Jahren verurteilt.
Telegramm Tidende teilt mit, daß der Weltpoſtkongreß
am 4. Juli in Stockholm ſtattfinden wird.
In Petersburg hat vor dem Kriegskollegium des Oberſten
Gerichtshofes ein neuer Prozeß gegen eine ſawinkowſche gegen=
revolutionäre
Organiſation begonnen. Angeklagt ſind
42 Perſonen.
Miniſterpräſident Paſitſch wird ſich zu dem König nach Veldes
begeben, um von ihm die Zuſtimmung zur Auflöſung des Par=
laments
zu erbitten. Sollte der König nicht zuſtimmen, wird die
Regierung demiſſionieren.
Nach einer Havasmeldung aus Budapeſt wurde heute zwiſchen Un=
garn
und Jugoſlowien Handelsabkommen geſchloſſen, welches
beiden Staaten die Meiſtbegünſtigung bei der Anwendung des Zoll=
tarifs
ſichert.
Der franzöſiſche Kriegsminiſter dementiert die Mel=
dung
, wonach erwogen werde, den General Dupont zum Präſidenten
der Interalliierten Militärkontrolle zu ernennen. Die Dienſte, welche
dieſer General in Polen leiſte, geſtatteten nicht, ſeine baldige Abreiſe von
Warſchau ins Auge zu faſſen.
Das däniſche Königspaar iſt, wie bereits angekündigt, zu
einem privaten Beſuch in London eingetroffen.
In Tokih verlautet, daß vor Inkrafttreten des neuen Sperr=
geſetzes
noch 4612 Japaner nach Amerika auswandern werden.

Der Graff=Prozeß in Stettin

Eine intereſſante Zeugenausſage.

Stettin, 23. Juni. Als erſter Zeuge wird Bartſcheck vernomm=
Er wird aus der Unterſuchungshaft vorgeführt. Gegen ihn ſchwebt
Verfahren wegen Landesverrats. Er war ſeinerzeit in der Hambor
Schutzpolizei unter dem Namen Erbe eingetreten und leiſtete für
Franzoſen Spionagedienſte. Der Zeuge bittet, zunächſt die Oeffentl
keit auszuſchließen, da ſeine Angaben für ihn perſönlich nicht ungef
lich ſeien. Der Vorſitzende weiſt darauf hin, daß die Oeffentlichkeit
ausgeſchloſſen werden könne, wenn die Staatsſicherheit geführdet we
Der Generalſtaatsanwalt widerſpricht dem Ausſchluß, da das Ger
ein großes Intereſſe daran habe, daß gerade dieſer Prozeß vor
breiteſten Oeffentlichkeit verhandelt werde. Der Zeuge erklärt, da
im Juni 1923 mehrmals Gelegenheit hatte, auf das franzöſiſche Gerie
büro zu kommen, wo er die Akten in der Mordſache Graff fand.

reſſiert nahm er den Band in die Hand. Dabei kam ihm ein Brief
Geſicht, der die Unterſchrift Max Lapke trug und in dem angegel
wurde, daß Reinhardt am Mordtage nicht bei der Familie des Me
Mook geweſen ſein konnte, ſondern mit Riebke im Café Heckmann
und ſich dort umgezogen habe. Ferner fand er in den Akten noch e
zweiten Brief mit der Unterſchrift Max Lehmann, dem aber
Bild Lapkes beigefügt war. Er nahm das Aktenſtück mit ins Hotel
überſetzte an Hand eines franzöſiſchen Wörterbuches das franzöſi
Protokoll. Die Beſchreibung, die der Zeuge von dem Bilde gibt, ſtimn
tatſächlich mit demjenigen des Leutnants überein, der früher bei
Hamborner Schutzpolizei und mit Leutnant Reinhardt intim befreun
war.

Der Beamtenabbau.

Berlin, 23. Juni. (Radiodienſt.) Der erſte Reſch
tagsausſchuß zur Ueberwachung des Perſonalabbaus ermü
tigte die Reichsregierung, unbeſetzte und nicht dringend 1
wendige Planſtellen im Haushalt abzuſetzen und in den Reid
reſſorts, in der die durch Verwaltungsvereinfachung mögli
Perſonalverringerung noch nicht erreicht iſt, jede zweite frei we
dende Stelle nicht zu beſetzen und dringend notwendigen Ne
wuchs für Beamte nicht durch Neueinſtellung von Beamtenn
wärtern, ſondern lediglich durch arbeitsfähige abgebaute Beam
aller Reſſorts vorzunehmen.

Die Ausgewieſenen an den Reichspräſidente

Berlin, 23. Juni. Der Reichsverband der Ausgewieſenen u nu
Vertriebenen von Rhein und Ruhr hat aus Kaſſel an den Reichspu g=hen
denten folgendes Telegramm gerichtet:
hchle
Der Reichsverband der Ausgewieſenen und Verdrängten von Rhd
und Ruhr, Sitz Kaſſel, der heute zum erſten Male ſeine Vertreter an
190 Ortsgruppen hier verſammelt hat, ſendet Ihnen, Herr Reichsprch!
dent, ſeine Grüße in unwandelbarer Treue zu Reich, Rhein un
Ruhr und erinnert ſich gerne mit beſonderer Genugtuung des gre
Wohlwollens, das Sie den Gefangenen und Verbannten ſtets en
gegenbrachten. Wir bitten, uns dieſes Wohlwollen auch fernerh9
zu erhalten und insbeſondere auch dann, wenn der Hoffnungsſchimme
einer Rückkehr ſich verwirklichen ſollte
Der Reichspräſident antwortete mit der Verſicherung, daß von u700
und der Reichsregierung auch künftig alles geſchehe, um den Ausgewieſg ven.
nen und Vertriebenen zu helfen und ihnen die Heimat wiederzugebe

Für Streſemann.

Reorganiſation der italieniſchen Nationalmiliz.

Rom 22. Juni. (Wolff.) Wie verlautet, wird der mor=
gige
Miniſterrat die Reorganiſation der Nationalmiliz beraten,
die dem Heere eingegliedert werden ſoll. Indem ſie dem Kriegs=
miniſter
unterſtellt wird, ſoll die Miliz den Charakter einer
Parteieinrichtung verlieren. Dieſe Maßnahme ruft im Lande
einen ausgezeichneten Eindruck hervor. General Debono über=
gibt
das Kommando an General Giardino. Alles das deutet
darauf hin, daß noch vor der angekündigten Senatsrede Muſſo=
linis
die moraliſchen Forderungen der öffentlichen Meinung er=
füllt
werden ſollen.
Rom, 23. Juni. (Wolff.) Die Epocca bringt die
Aufſehen erregende Nachricht, der König werde nach Empfang
der Antwort auf ſeine Thronrede eine Botſchaft an das Parla=
ment
richten, was ſeit 1859 nicht mehr geſchehen iſt.

* Badiſche Gebäudeſonderſieuer.

Kommuniſten=Verhaftungen in Polen.

Warſchau, 23. Juni. (Wolff.) Nach einer Meldung der
Polniſchen Telegraphenagentur wurden 27 Mitglieder eines
Komitees der Kommuniſtiſchen Partei in der Nähe von War=
ſchau
in dem Augenblick verhaftet, als das Komitee über die von
Moskau erhaltenen Inſtruktionen, betr. die Ausnutzung der ge=
genwärtigen
Kriſe, beriet. Umfangreiches Belaſtungsmaterial
fiel dabei der Polizei in die Hände.

Wiesbaden, 22. Juni. Die heute hier verſammelten Vei
treter des beſetzten naſſauiſchen Gebietes der Deutſchen Volkspe
tei erklären nach Entgegennahme von Berichten zur gegenwä=
tigen
Lage einſtimmig ihr Einverſtändnis mit der von den
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann geführten Politik, ſie bi=
ligen
insbeſondere die Stellung zu den Sachverſtändigengutachte. v.
und fordern die Fortſetzung der bisherigen Politik in der E=
kenntnis
, daß nur durch ſie die Einheit des Reiches, das höcht
Gut des deutſchen Volkes, bewahrt werden kann.
ſahn
dadure
fm. Karlsruhe, 23. Juni. (Priv.=Tel.) Im Badiſchen Haushalt. naſ
ausſchuß gehen zurzeit die Beratungen um die Erhebung einer G an
bäudeſonderſteuer auf Grund der Dritten St.=Not=V. des Reichs vor ſia o
Das Staatsminiſterium hält grundſätzlich daran feſt, daß der § 26 Abſ. innnte
der Dritten Steuernotverordnung, welcher die Erhebung einer beſo!
deren Steuer von den bebauten Grundſtücken vorſchreibt, zwingends
Recht iſt. Die Deckung des allgemeinen Finanzbedarfs könne auf d
allgemeine Grund= und Gewerbeſteuer und auf die Gebäudeſonderſteug
verteilt werden. Der generellen Befreiung landwirtſchaftlicher Gebä=
te

könne nicht zugeſtimmt werden. Der nach § 12 des Entwurfs je vor
Land und Gemeinden für den Wohnungsbau zu verwendende Ste
anteil wird von 10 auf 15 Prozent erhöht. Von Zentrumsſeite wu
angeregt, den ganzen Steuerbedarf durch die Grund= und Gewerbeſteue- iſt, nto
zu decken und dabei das Grund= und Gewerbeſteuergeſetz zu ändern
eine Staffelung der Steuerfüße oder Zuſchläge nach der Höhe der Steuer
werte einzuführen und bei dem Betriebsvermögen eine Freigrenze vos
2000 Goldmark zu beſtimmen. Von demokratiſcher Seite wurde gegez
eine Progreſſion bei der Grund= und Gewerbeſteuer Stellung genommem

wußte er den zyniſchen Verführer zu unheimlicher Wucht zu
ſteigern. Herr Schneider hat in Darmſtadt ein ſchönes, ſeiner
Begabung entſprechendes Arbeitsfeld gehabt und reichliche An=
erkennung
gefunden. Die Darmſtädter werden an ihn wie er
wohl auch an Darmſtadt gern zurückdenken.
Walter Reymer, früher in Frankfurt und München,
war nur kürzere Zeit in Darmſtadt und wandert an das Schau=
ſpielhaus
in Leipzig weiter. Herr Reymer bringt für den jugend=
lichen
Helden Gaben mit, die man jetzt ſelten auf der deutſchen
Bühne findet: eine ſchöne, ſchlanke Erſcheinung, ein volles Or=
gan
, eine weltmänniſche Haltung. Dieſe Vorzüge ließen üben
Schwächen, die manchmal in der Richtung der Beſeelung der
Rolle lagen, hinwegſehen und machten die Darſtellung immer
ympathiſch. Sein Fiesko, ſein Leiceſter in Maria Stuart
ein Benedikt in Shakeſpeares Viel Lärmen um Nichts, ſein
Prinz Louis Ferdinand bei Unruh waren ausgezeichnete Lei=
ſtungen
, die wärmſter Anerkennung würdig ſind.
Auf Eliſabeth Stielers künſtleriſche Bedeutung
wurde anläßlich der Frage ihres Wegganges an dieſer Stelle hin=
gewieſen
. Leider iſt es der Intendanz nicht gelungen, Fräulein
Stieler hier zu halten. Mit ihr ſcheidet eine überaus wertvolle
Begabung aus dem Verbande des Landestheaters. Ueber der
Wechſel aller Stile der Schauſpielkunſt hat ſich die eine große Er=
fahrung
erhalten, daß die letzte Wirkung der Menſchendarſtellung
von der Perſönlichkeit ausgeht. Worin lag die unvergeßliche Er=
ſchütterung
einer Darſtellung der Duſe? Worin liegt die wunder=
volle
Suggeſtivkraft von Elſe Lehmann, Kayſler, Rittner, Lina
Loſſen? Nur in der Perſönlichkeit. Hierin ruht auch die
bezwingende Kraft von Eliſabeth Stielers Darſtellungskunſt. Mit
den in ſteter Entwicklung begriffenen ſchauſpieleriſchen Mitteln
verbindet ſie den Einſatz einer vollen, ſtarken Menſchlichkeit, die
in den dramatiſchen Geſtalten wundervoll widerſtrahlt. Wie packte
ihre Luiſe Hilſe in Hauptmanns Webern! Wie fand dieſe
Luiſe ihre Steigerung in Regan, Lears Tochter! Ihre Na=

talie trug die Wärme des Gefühls in den Prinzen von Hom
burg; ihre Maria Stuart ihre Luiſe in Kabale und Liebe‟
ihre Liſa bei Tolſtoi griffen zum Herzen. Das Höchſte an Tra=
gik
aber bot ſie als Gretchen im Urfauſt, die letzte und er=
ſchütterndſte
Erfüllung eines Menſchenſchickſals! Und wiederum:
wie ſprudelte dieſe Künſtlerin von Lebensluſt und Laune als
Beatrice in Shakeſpeares Viel Lärmen um Nichts; eine
Lebensluſt, die eben aus einer ſtarken Menſchlichkeit ſtrömt!
Dieſe Perſönlichkeit ſetzte Fräulein Stieler auch im Vortrag
von Dichtungen ein. Die Hauptmann=Feier, der romantiſche
Abend, die Sophokles=Hölderlin=Feier in der Freien Literariſch=
Künſtleriſchen Geſellſchaft zeigten, wie ſie den Geiſt einer Dich=
tung
mit Leben zu erfüllen weiß
Fräulein Stielers Darſtellungskunſt trägt die Voraus=
ſetzungen
zu höchſter Entfaltung in ſich; ein gütiges Geſchick
möge ihrer Entwicklung günſtig ſein.

Der geſtrige Abend brachte Ovationen von einer Intenſität.
wie ſie ſeit langer Zeit im Schauſpiel nicht mehr erlebt wurden.
Die ſcheidenden Künſtler wurden wieder und wieder gerufen. Dem
eiſerne Vorhang war ſchon lange gefallen, als dankbare Begei=
terung
durch andauernde Rufe nach Eliſabeth Stieler die Künſt=
lerin
nochmals an die ſchon verdunkelte Rampe zwang. Z.

* Anarchie in Sillian.

Einige vergeſſene Nuancen,
nachgetragen von Walter Jenſen.
I.
Der Techniker: Ich muß ſie haben!
Der Ingenieur: Wen?
Der Techniker (lallend): Das Weib!
Der Ingenieur, (für ſich): Er iſt betrunken, ich kuppele ihn
meine Großmama.

II.

Der Techniker:
Der Ingenieur

Der Techniker
Der Ingenieur
Der Techniker:
Der Ingenieur
Der Techniker

Der Ingenieur
Der Techniker:
Der Ingenieur
Der Techniker:
Der Ingenieur:

Der Techniker
Der Ingenieur
Der Techniker:
Bronnen:

Hartung:
Bronnen:
Hartung:

Verdammt, mir iſt was ins Auge geflogen!
Kommen Sie her! Ich war auch mal Augenakz
Der Ingenieur ſticht dem Techniker beige
Augen aus.
III.
huſtet.
Haben Sie Huſten?
Immerzu, Herr Schenierer!
Nehmen Sie ein Malzbonbon!
(nimmt aus der dargebotenen Doſe, verdreſl
die Augen und kreiſcht): Was war das?
(triumphierend): Rattengift!
Ich krepiere!
Unſtreitig!
Meinetwegen! Aber erſt . . . . ."
Warum denn nicht? Drinnen iſt ſie! Biue
bedienen Sie ſich! Etwas Zeit haben Sie
noch, denn Rattengift wirkt zwar ſicher, als=
langſam
.
prüllt.
Brüllt aus Ihnen Brunſt oder das Rattengi
Da müſſen Sie Bronnen fragen!
Ach bitte, lieber Hartung, beantworten Sie 9e
alberne Frage, Sie ſind ja auch in die Mateiſ
eingedrungen!
Hab keine Zeit, ich muß nach Köln!
Nehmen Sie meine Anarchie in Sillian 9=
Ich werd’ mich hüten!

[ ][  ][ ]

Rummer 174.

Franzoſen und Separatiſten.
EEine wichtige Ookumentenveröffentlichung.
Die Tätigkeit des Dr. Klein in Bingen.
Herr Kreisdirektor Dr. Klein fängt an zu regieren. Er
Nite
1 zunächſt die Beamten des Kreisamts Bingen ſowie alle
hiveren, welche in den paſſiven Widerſtand getreten ſind, öffent=
zu
einer Sitzung auf den 9. November 1923 vormittags ein
Anlage Nr. 31), aber ohne jeglichen Erfolg. Die zweite Auf=
ſwerung
, verbunden mit einer Strafandrohung und dem Aus=
hteiben
der Stellen von fünf Verwaltungsbeamten (ſ. Anlage
32) hat denſelben Mißerfolg, ſo daß der Herr Kreisdirektor
13. November zur Ausweiſung einiger alten Beamten aus
ur Gebiete der Rheiniſchen Republik ſchreitet (ſ. Anlage 33).
Delegierte läßt ihn ruhig gewähren.
Die ausgewieſenen Beamten des heſſiſchen Kreisamts Bin=
verlegten
ihre Tätigkeit nach Mainz, Klaraſtraße, und ver=
hen
die Dienſtobliegenheiten von dort aus. Es iſt ihnen ge=
uigen
, mit den Bürgermeiſtern des Kreiſes Bingen gute Füh=
9 zu halten.
Dr. Kleins zweite Tat,
l. den widerſpenſtigen Polizeibeamten. Schon
4. November 1923, alſo noch zur Zeit des Herrn Kreiskom=
iſſtars
Schorn legte der Polizeikommiſſar der Rheiniſchen
ᛋublik, Schröter bei ſeinem Vorgeſetzten über die Zuſtände
der Polizeiverwaltung Beſchwerde ein. Er beklagt ſich be=
iders
über die Tätigkeit einiger der alten Beamten, die ſich
Rereigert hatten, die Rheiniſche Republik anzuerkennen (ſ. An=
Nr. 34).
Es wird prompt gearbeitet; bereits am 5. November liegt ein
Schorn unterſchiebener Haftbefehl gegen die ſoeben genann=
Beamten vor (ſ. Anlage Nr. 34a). Wie wird der Haftbefehl

ſteiheltreckt? Die Beamten wurden nach der Delega=
gen
9.Eon befohlen, zwecks Waffenablieferung. Als
eamonde Waffen dem Kreisdelegierten perſönlich
rgeben worden waren, wurden die Beamten
iute Bern
Vorzimmer der Delegation von dem Kom=
ar
Schröter für verhaftet erklärt. In Beglei=
Schröters befanden ſich noch Wachtmeiſter Becker und acht
idenit
ehn bewaffnete Separatiſten, die ſich (ſelbſtverſtändlich ohne
ſſen des Herrn Kreisdelegierten) in dem Gebäude der neu=
bieſenen
Anlen: Delegation aufhielten und dort Amtshandlungen be=
ſeictzßuer
konnten. Ein neuer Beweis ſtrickter Unpartei=
reit
!
Anlage Nr. 31.
ſEitelrhein. Volkszeitung, Bingen, Nr. 258 vom 9. Nov. 1923.)
Aufforderung.
Die Beamten des Kreiſes Bingen,
i= alle anderen, welche in den paſſiven Widerſtand getreten
werden zu einer am
9. d. Mts., vormittags 10 Uhr,
Sem Kreisamt, Zimmer 47, ſtattfindenden eſprechung ge=
Fen
Dr. Klein, Kreisdirektor,
Anlage Nr. 32.
Ztelrhein. Volkszeitung, Bingen, Nr. 259 vom 10. Nov. 1923.)
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
5 Verwaltungsbeamte
für das Kreisamt Bingen geſucht.
eie bisherigen haben noch einmal eine Bedenkfriſt bis ſpä=
2 Montag, den 13. November, um zum Dienſte zurückzukeh=
Wer bis dahin ſeinen Dienſt nicht aufgenommen hat, iſt auf
eick der Regierung aus ſeinem Dienſtverhältnis zu entlaſſen.
time Maßnahmen wegen der aus der Niederlegung der Ar=
ſich
ergebenden Schwierigkeiten in der Verwaltung behalte
vr vor. Ich mache darauf aufmerkſam, daß derjenige, der
ſattszahlungen an die ausſtändigen Beamten vermittelt und
urh den paſſiven Widerſtand unterſtützt, ſich der ſchwerſten
Aufen, evtl. Verbannung ausſetzt. Im Intereſſe einer der ge=
mer
Kreiseinwohnerſchaft zugute kommenden Verwaltung
weie ich nochmals alle Beamten auf, ihren Dienſt zu der ge=
unten
Friſt anzutreten.
Tingen, 10. November 1923. Dr. Klein, Kreisdirektor.

Anlage Nr. 33.
telrhein. Volkszeitung, Bingen, Nr. 261 vom 13. Nov. 1923.)
Ausgewieſen. Auf Anordnung des Herrn Kreisdirek=
Dr. Klein ſind die Inſpektoren Vogel und Trapp, ſowie Re=
hwr
Heinz, ſämtlich beſchäftigt beim alten Kreisamt, aus
Sebiet der Rheiniſchen Republik ausgewieſen worden.

* Konzerte.

EN. Auch der fünfte Beethoven=Abend des
Arimm=Quartetts erfreute ſich lebhafteſten Zuſpruchs.
E rachte nach dem fünften Quartett des Frühwerkes Opus 18
dasdrachtvoll klingende, herrlich ebenmäßig gebaute Harfen=
gmrgtett
Opus 74 zu Gehör und zum Schluß das ſchwerblütige
urnwehmutsvolle Cis=Moll=Quartett Opus 131. Wir bewun=
dan
die Künſtler, daß ſie nach dem anſtrengungsreichen Winter
nudiniſtande ſind, ſo konzentriert ſich in die herrlichen Werke zu
vatpfen. Hier und da macht ſich eine kleine Abſpannung geltend,
nue ber ſo, daß ſie den ſtarken Eindruck gefährden könnte. Wir
müſn als Hörer geſtehen, daß wir uns nach muſikloſen Som=
manen
ſehnen, denn das Hören iſt, völlige Konzentration vor=
amzeſetzt
, ſchwieriger als das aktive Wirken. Die vielſeitigen,
baillſtärkeren, bald ſchwächeren Eindrücke eines Darmſtädter Kon=
zeiklin
ters ſetzen aber den kritiſchen Hörer allmählich ſo außer
Gehi, daß er ſchließlich nur noch ſtückweiſe ſich ganz dem Ge=
boiten
hingeben kann, dazwiſchen aber immer wieder die Ge=
dcen
auf Abwegen ertappt. Und das möge nun am Ende der
Khnertzeit geſagt ſein, die alte Sitte, etwa Mitte Mai die Muſik=
ſagſ
zu ſchließen, die in den Großſtädten in noch weit ſtärkerem
Mm befolgt wird als bei uns, hat auch ihr Gutes. Sie ſchützt
vor ſeberſättigung und Uebermüdung, ſie behütet eher vor der
Gehr gedanken= und teilnahmsloſen Zuhörens. Ich gebe ja zu,
da ßer Muſikfreund, der ſeinen Konzertbeſuch mehr nach ſeiner
Liſ=akerei einrichten kann als der Berufskritiker, dieſen Gefah=
reAl
icht ſo leicht ausgeſetzt iſt, aber auch hier beſteht bei allzu=
lauu
= Konzertzeit die Gefahr der Verflachung dem einzelnen
Eünuck gegenüber. Dem Drumm=Quartet aber ſei beſonderer
Den geſagt, daß es das Lebenswerk Beethovens, in dem ſich
ſei=nPerſönlichkeit neben den Sinfonien am ſtärkſten ausprägt,
wiſer vor uns erſtehen ließ. Der überaus reiche und herzliche
Bcfl gab dieſem Dank beredetſten Ausdruck.
. Unter ſtarker Beteiligung der ganzen Bevölkerung und
in 1Aweſenheit vieler geladener Gäſte hielt der Geſangver=
eifn
,Sängerluſt in Traiſa ein gediegenes Konzert ab
zu eier der Fahnenweihe. Wer ſich bewußt iſt, wie groß die
muüſitliſche, volksbildneriſche und volkserzieheriſche Bedeutung
der ſännerchöre gerade in kleineren Orten iſt, der muß beſon=
deBefriedigung
empfinden, wenn in Vereinen ſo Gutes ge=
lei
wird, wie bei der Sängerluſt unter ihrem trefflichen
Dihinten Herrn J. Kehr, und wenn ein Feſtkonzert in ſei=
neuf
lu fbau und den gebotenen Werken ſo dem guten Geſchmack
Re=dung trägt, wie dies in Traiſa der Fall war. Denn gerade
ſobes Gelegenheiten geben oſt Anlaß zum Vortrag ſentimental=
lätſcher
Schlagerchöre und übelſter Theaterſtücke. Außer den
recſt uren, einmal durch ferne Karuſſellmnſik leider beeinträchtig=
te
man Orcheſtervorträge des Darmſtädter

Darmſtädter Tagblatt, Dieustag, den 24. Junf 1924.

Seite 3.

Rheiniſche Republik.
Anlage Nr. 34.
Poliz.=Verwltg.
Bingen, den 4. November 1923.
Wir berichten ergebenſt, daß Herr Bolizei=Oberinſpektor Duff=
rer
ſein der Rheiniſchen Republik gegebenes Wort ſchriftlich zurück=
genommen
und jede Mitarbeit verweigert hat. Er beruft ſich auf
ſeinen der Darmſtädter Regierung geleiſteten Dienſteid. Zur
Verſchleierung ſeiner Geſinnug ſchützt er Krankheit vor!
Betreffs des Polizeiwachtmeiſters Rupprecht berichten wir,
daß derſelbe vollſtändig unter dem Einfluß des Herrn Polizei=
oberinſpektors
Duffrer ſteht. Rupprecht äußert ſeine Geſinnung
dadurch, indem er die Plakate der Rheiniſchen Republik öffent=
lich
beſpuckt. (Zeuge Wachtm. Kunz II.) Ferner hat ſeine Ehe=
frau
in der Stadt erzählt: Mein Man hat ſich krank gemeldet,
der macht beim dem Zores keinen Dienſt! Das paſſive Verhalten
des Herrn Duffrer und Rupprecht wirkt verhetzend auf die übrige
Mannſchaft. Bei fernerem Dulden dieſer Mißſtände ſtehen wei=
tere
Paſſivitäten der übrigen Mannſchaft bevor.
Betreff: Polizeiwachtmeiſter Mehren wäre zu bemerken, daß
derſelbe zwar Dienſt tut, im übrigen jedoch paſſieve Reſietzenz
übt. Im Hinblick auf ſein früheres Verhalten iſt ſein weiteres
Verbleiben im Dienſt der Polizeiverwaltung vorläufig nicht rat=
ſam
. Im übrigen nehme ich Bezug auf meine Referate, in den
bereits ſtattgefundenen Sitzungen.
Polizeiverwaltung Bingen a. Rh. (gez.) Schröter.

Rheiniſche Republik.
Anlage Nr. 34a.
Kreisamt Bingen.
Bingen am Rhein, 5. November 1923.
Haftbefehl.
Gegen den Polizeiinſpektor Duffrer
Polizeiwachtmeiſter Rupprecht
Mehren
Ruſt.
Im Namen der Rheiniſchen Republik erkläre ich Sie hiermit
als verhaftet.
Schorn, Kreiskommiſſar.
Mit der Ausführung des Befehls iſt der Polizeikommiſſar
Schröter der Rheiniſchen Polizei beauftragt und iſt ſofort aus=
zuführen
.
Schorn.

* Der Fall Seeckt.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Dank der Hetze der Pariſer Senſationspreſſe, hat ſich aus
der Beantwortung der alliierten Militärkontrollnote, allmählich
ein Fall Seeckt herausgebildet, den man auch in Berlin an=
fängt
mit Intereſſe zu beſprechen, je nach Einſtellung der Blät=
ter
. Ob aber der Fall Seeckt tatſächlich ein ſolcher iſt, wie er in
der Preſſe entweder angedeutet oder offen hingeſtellt wird, er=
ſcheint
auf Grund der uns zugegangenen Informationen, doch
recht fraglich. Es handelt ſich bei dieſer ganzen Angelegenheit
lediglich um die Beſorgnis militäriſcher Kreiſe, die auch
von der Regierung geteilt wird, ob es ſich bei
dieſer geforderten Kontrolle tatſächlich um
eine letzte Maßnahme handelt und ob nicht durch ſie
innerpolitiſche Schwierigkeiten heraufbeſchworen werden. Wenn
man Herrn von Seeckt unterſtellt, er hätte etwas in der Reichs=
wehr
zu verheimlichen, ſo ſind dies lächerliche Machenſchaften,
die nur darauf abzielen, den tatſächlichen Charakter unſerer
Heeresleitung in ein falſches Licht zu ſtellen. Unſere Reichs=
wehr
hat nichts zu verheimlichen, das weiß jedes Kind. Es
wird ſich aber mit der Ehre und dem Nationalgefühl eines gro=
ßen
Volkes, das reſtlos abgerüſtet iſt, ſich aber dafür noch immer
ſtarken und modern ausgerüſteten Heeren gegenüberſieht, nicht
vereinbaren, jetzt noch dauernd Kontrollen über ſich ergehen zu
laſſen, die lediglich einem auf Beleidigung und Herabwürdigung
eingeſtellten Siegergefühl franzöſiſcher Militärs entſpringen, und
man außerdem nicht weiß, wieviel noch dieſer letzten Kontrolle
folgen wird. Im übrigen hat Herr von Seeckt bisher den Be=
weis
dafür erbracht, daß er ſich in ſchwierigen Situationen klug
und geſchickt zu betragen und ſolche nicht durch eine taktiſch un=
kluge
Politik zu verſchärfen weiß. Eine Erklärung der ganzen
Lage wird vorausſichtlich am Montag abend oder Dienstag er=
folgen
, ſo daß dann ſchon in den folgenden Tagen die Antwort
nach Paris abgehen und in Berlin veröffentlicht werden kann.
In welcher Richtung ſich dieſe Antwort bewegen wird, läßt ſich
natürlich noch keineswegs ſagen. Es iſt aber anzunehmen, daß
ſie der ſich zwiſchen Frankreich und Deutſchland anſpinnenden
Verſtändigung Rechnung tragen und dem franzöſiſchen Miniſter=
präſidenten
, ſofern er von ſich aus auch den Wunſch haben ſollte,
dieſer Kontrolle keine weiteren mehr folgen zu laſſen, die Arbeit
nicht unnötig ſchwer machen wird. Vielleicht, kann man ſchon
darin, daß der franzöſiſche Miniſterpräſident den General Nol=
let
zum Kriegsminiſter gemacht, ihn alſo unter einem ſchicklichen
Vorwand von Berlin fortgeholt hat, einen erſten Verſuch er=
blicken
, die Militärkontrolle gänzlich zu beſeitigen.

Die Königsberger Preſſetagung.
Königsberg, 22. Juni. Der Reichsverband der Deutſchen
Preſſe beſprach in eingehenden Erörterungen geſtern und heute die
brennenden Fragen des Journaliſtenberufes. Zur Frage des Jour=
naliſtengeſetzes
wurde folgende Entſchließung angenommen:
Die Hauptverſammlung des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe
als berufene Vertretung der an der deutſchen Preſſe tätigen Journaliſten,
bekräftigt von neuem und einſtimmig die ſeit mehr als 10 Jahren er=
hobene
Forderung auf Schaffung eines deutſchen Jounaliſtengeſetzes.
Der Neichsverband fordert das Reichsminiſterium des Innern auf,
nunmehr ſo ſchnell wie möglich auf Grund der von den beteiligten
Miniſterien geleiſteten Vorarbeiten dem Reichstag einen entſprechenden
Geſetzentwurf vorzulegen. Die Darlegungen, die aus Verlegerkreiſen
immer wieder über die Stellung von Verleger und Redakteur innerhalb
der Zeitung an die Oeffentlichkeit gebracht werden, beweiſen deutlich
genug, daß auf eine klare geſetzliche Feſtlegung der ſchon durch das
Preſſegeſetz deutlich betonten und im Weſen der Zeitung begründeten
Stellung des Redakteurs als des dem Geſetz und der Allgemeinheit ver=
antwortlichen
Trägers des geiſtigen Inhalts der deutſchen Preſſe nicht
verzichtet werden kann. Das Recht des Verlegers, die Grundlinien
für die Haltung des Blattes zu beſtimmen, ſoll nicht angetaſtet und
nicht darauf verzichtet werden. Aber innerhalb dieſer durch den An=
ſtellungsvertrag
beſtimmten Bindung des Redakteurs iſt die Klärung
ſeiner Stellung und die Sicherung ſeiner Handlungsfreiheit, insbeſondere
auch durch Feſtigung ſeiner materiellen Exiſtenz dringend nötig. Es ſoll
nicht das hohe Kulturgut gefährdet werden, das das deutſche Volk in
ſeiner Preſſe beſitzt. Die im Zeitungsweſen immer weiter fortſchreitende
Umſtellung vom perſönlichen, auch geiſtig und traditionell intereſſierten
Verleger zur unperſönlichen Verlagsgeſellſchaft bedeutet in dieſer Be=
ziehung
eine ernſte Mahnung.
Zur Frag der Sicherung der Redakteure bei Alter
und Invalidität wurde folgender Antrag einſtimmig angenom=
men
: Die Sicherung der deutſchen Redakteure und Journaliſten gegen die
Folgen von Alter und Invalidität iſt dringendſtes Erfordernis. Sie wird
in allererſter Linie Aufgabe und Pflicht der Verlegerſchaft, da die wirt=
ſchaftliche
Sicherſtellung des Redakteurs als eine notwendige Ergänzung
ſeiner dem öffentlichen Intereſſe gewidmeten Tätigkeit gefordert werden
muß. Die Feſtlegung dieſer Pflicht im Rahmen des Journaliſtengeſetzes
wird vom Reichsverband der deutſchen Preſſe mit aller Entſchieden=
heit
verlang
Ferner wurde der folgende Antrag angenommen: Der Reichs=
verband
der deutſchen Preſſe hält zur Sichernug ſeiner Mitglieder im
Falle von Krankheiten und Unfällen und zur Stärkung des organiſato=
riſchen
Gefüges die Schaffung von Krankenverſicherungs=
möglichkeiten
für geboten. Die Sicherung muß entſprechend der
beſonderen Verhältniſſe des Reichsverbandes und ſeiner Mitglieder in
Anlehnung an eine geeignete und zuverläſſige Privatkrankenverſiche=
rungsanſtalt
geſchehen. Dieſe muß das Riſiko decken und möglichſt gün=
ſtige
Bedingungen gewähren. Vorausſetzung iſt möglichſt freie Arzt=
wahl
und größte Vereinfachung des Ausgaben= und Koſtendeckungver=
fahrens
. Träger der Verſicherung bleibt die Organiſation. Das Ziel
iſt, die Leiſtung der das Riſiko deckenden privaten Kaſſe aus Mitteln
der Organiſation zu ergänzen und auszugeſtalten. Es wird zunächſt
Aufgabe der größeren Verbände ſein, Kaſſen dieſer Art zu ſchaffen.
Vorausſetzung für ein gedeihliches Arbeiten, der Kaſſe, iſt ſelbſtverſtänd=
lich
ein ſolidariſcher Beitritt der geſamten Mitglieder der Verbände,
Die Krankenkaſſenbeiträge werden daher am zweckmäßigſten mit den
Mitgliederbeiträgen zuſammen erhoben. Mit dem Ausſcheiden aus
dem Reichsverband erliſcht jeder Anſpruch an die Krankenkaſſe.
Im Verlaufe der Verhandlungen wurde eingehend die Lage der aus
den beſetzten Gebieten Ausgewieſenen und von den Beſatzungstruppen
unter nichtigen Vorwänden grundlos zu teilweiſe langen Gefängnis=
ſtrafen
v erurteilten Redakteure beſprochen. Dazu wurde
einſtimmig folgender Antrag angenommen: Der Delegiertentag des
Reichsverbandes der deutſchen Preſſe gedenkt in Treue des harten und
unverdienten Schickſals der weit über 100 aus den beſetzten Gebieten
ausgewieſenen und eingekerkerten Kollegen. Er ſpricht die dringende
Erwartung aus, daß dieſen Kolägen in allernächſter Zeit die Freiheit
zurückgegeben und den Ausgewieſenen die Rückkehr in die Heimat ge=
ſtattet
und daß den deutſchen Redakteuren in den beſetzten Gebieten die
Sicherheit gegeben wird, frei und unbehindert ihrer pflichtgemäßen
journaliſtiſchen Arbeit nachgehen zu können.
Die Delegiertentagung beſchloß ferner, darauf hinzuarbeiten, daß
die Garantien, der Preſſefreiheit, die in der Sicherung
eines kurzfriſtigen gerichtlichen Verfahrens liegen, wieder hergeſtellt

Königsberg, 23. Juni. Nach Schluß der Delegiertenberſamm=
lung
am erſten Tag (Samstag), die erſt gegen 5. Uhr nachmittags ihr
Ende erreichte, um am Sonntag fortgeſetzt zu werden, folgten die Preſſe=
vertreter
einer Einladung des Landwirtſchaftsverbandes der Provinz
Oſtpreußen nach dem Oſtſeebad Cranz, wohin ſie ein Extrazug brachte.
Landrat a. D. von Gehren entwickelte als Vertreter des Landwirt=
ſchaftsverbandes
nach herzlichen Begrüßungsworten ein Bild der Lage
der oſtpreußiſchen Landwirtſchaft und ſchildert ihre wirtſchaftliche Not.
Aufgabe der geſamten deutſchen Preſſe ſei es, im Reiche die wirt=
ſchaftliche
Not Oſtpreußens darzulegen. Dafür wolle Oſtpreußen für
Preußen ſtets auf der Wacht ſtehen. Cefredakteur Bäcker=Berlin dankte
für die Einladung des Landwirtſchaftsverbandes und führte unter
lebhaftem Beifall u. a. aus, daß die deutſche Preſſe von Gott verlaſſen
ſein müſſe, wenn ſie nicht ihr ganz beſonderes Intereſſe Oſtpreußen
zuwende. Ein Unglück würde es bedeuten, wenn die oſtpreußiſche Land=
wirtſchaft
unterliegen ſollte. Die älteſte preußiſche rumvolle Kolonie
müſſe beim Reich bleiben, koſte es was es wolle. Der oſtpreußiſchen
Preſſe dankte der Redner für ihr dem ganzen Reich vorbildliches Ver=
halten
in guten und böſen Tagen. Bis zum Abgang des Extrazuges
blieben die Preſſeleute am Oſtſeeſtrand zuſammen.

feſtgebende Verein und junge Damen aus ſeinen Kreiſen beteilig= delsſohn und ſeiner Familie, und er hat uns von dem Vater
teils heiteren Rezitationen. Sind ſo auf dem Lande die Anſätze mit Joſef Joachim zuſammen, der ſich damals auch erſt ſeinen
zu ſtärkerem Verantwortlichkeitsgefühl in der Auswahl der Pro= Ruhm erwerben mußte. Einſtmals hatten ſie zuſammen ein Kon=
leriſchen
Aufgaben im Gegenſatz zu den nur geſelligen Veranſtal= necke auf der Fußmatte etwas Goldiges blinken und rief: Schau
tungen in ſtärkerem Grade bewußt zu werden. Eine Verſamm=
das
Jahresprogramm für den kommenden Winter beſprochen
Siegert, Direktor Haſſinger und Dr. Noack zu anregender Aus= einfach in die Hoſentaſche geſteckt, und dieſe hatte ein Loch.
ſprache kam, ließ hoffen, daß die Vereinigung es fertig bringen
ſtärkere Bedeutung im höheren Kunſtleben der Stadt zu erringen, Ernſt führte ihn im Jahre 1848 bei dem Meiſter ein. Dieſer lud
als dies bis jetzt der Fall war.

Aus Karl Reineckes Erinnerungen.
(Zu ſeinem 100. Geburtstag, 23. Juni.)
an dem Karl Reinecke, der Meiſter der anmutigen Kinderlieder,
der langjährige Leiter der Leipziger Gewandhaus=Konzerte und
bedeutende Muſikpädagog, geboren wurde. Im Muſikleben des
Ludwig Richter der Tonwelt wurde, eine bedeutende Rolle ge=
ſpielt
; mit Mendelsſohn und Schumann ſtand er in ebenſo inni=
gem
Zuſammenhang wie mit Joachim und Brahms; ein halbes
Jahrhundert hindurch hat er die Muſikgeſchichte Leipzigs be=
ſtem
Schaffen erfülltes Leben geendet. Gern erinnern wir uns
an ſeinem 100. Geburtstage des liebenswerten Mannes, der ein
anmutiges Erinnerungsbuch unter dem Titel Und manche liebe
Schatten treten auf veröffentlicht hat. Im Rückblick auf ſein
eigenes Leben erzählt er hier auch von berühmten Meiſtern, mit
denen er zuſammengetroffen. Der erſte bedeutende Muſiker, mit
dem er menſchlich und künſtleriſch ſich enger berührte, war Fer=
dinand
Hiller, unter dem er zunächſt in Köln angeſtellt war.
Hiller, erzählt er, war als Direktor der Muſikſchule ein über=
aus
wohlwollender Vorgeſetzter, und im übrigen erwies er ſich
als ein ungewöhnlich anregender und gänzlich neidloſer älterer
Kollege. Wenn ich abſehe von dem, was ich meinem Vater und
einzigem Lehrer ſowie der feinſinnigen Anleitung Mendelsſohns
verdanke, ſo iſt es Hiller; der mir durch ſeine ebenſo liebens=
würdige
wie einſichtige und gerechte Kritik am meiſten genützt
hat; denn Robert Schumann war mehr freundlich anerkennend

geſtickten Fahne wurde in eine Szene eingefügt, an der ſich der und aufmunternd als kritiſch. Viel verkehrte Reinecke mit Men=
ten
. Die Dichtung zum Prolog hatte ebenfalls Herr Bitter ver= des berühmten Felix und dem Sohn des großen Moſes, dem
faßt, der zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt wurde. Die Bankier Abraham Mendelsſohn, das ebenſo beſcheidene wie
Vereinschronik, die Herr Oberreallehrer Schäfer vortrug, gab witzige Wort überliefert: Früher war ich der Sohn, meines
intereſſanten Einblick in das innere Leben der Sängerluſt. Vaters, jetzt bin ich der Vater meines Sohnes. Als Pianiſt
Starken Beifall errang auch Herr Bögel mit ſeinen teils ernſten, unternahm Reinecke ſeine erſten Künſtlerfahrten, und zwar vielfach
gramme lebhaft zu begrüßen, ſo beginnen auch die Stadtvereine, zert in Bremen gegeben, und als ſie nach der Abfahrt am ande=
deren
Zahl in Darmſtadt beſonders groß iſt, ſich ihrer künſt= ren Morgen allein im Eiſenbahncoupé ſaſſen, ſah plötzlich Rei=
her
, Joachim, da liegt ein Louisdor! Beide waren erſtaunt über
lung der Sängervereinigung Darmſtadt, in der den Fund, wurden aber noch verblüffter, als ſie immer mehr von
dieſen angenehmen Geldſtücken fanden. Da ging Joachim plötz=
wurde
und es nach Referaten der Herren Oberregierungsrat Dr. lich ein Licht auf: er hatte ſeinen Anteil an der Konzerteinnahme
Seine Weihe als Muſiker erhielt Reinecke, wie die meiſten
wird, allmählich wie in anderen Städten den Männerchören eine ſeiner Zeitgenoſſen, durch Franz Liſzt. Der große Geiger
uns ſofort zur Mittagsmahlzeit ein, erzählt Reinecke. Das
Mahl war nicht lukulliſch, aber vornehm; zu den Speiſen wurde
bayriſch Bier und Sekt kredenzt. Den letzten verſchmähte Liſzt
vollſtändig und äußerte dabei, wie ſeltſam es ſei, daß er in dem
Ruf ſtehe, viel zu trinken und oft die Saiten abzuſchlagen, wäh=
rend
doch beides nicht der Fall ſei. Damals war ihm ein Gläs=
Am 23. Juni iſt ein Jahrhundert ſeit dem Tage vergangen, chen Fine Champagne lieber als die feinſte Marke Champagner,
und er trank während der Tafel manches Gläschen. Als er auch
uns davon anbot und Ernſt für mich dankte mit den Worten:
Der Reinecke iſt ein Puritaner, der trinkt keinen Schnaps
19. Jahrhunderts hat dieſer kindlich gütige Muſiker, der eine Art, meinte Liſzt: En(in, lieber Reinecke, Sie haben ganz recht, ich
gewöhne es mir jetzt auch ab. Trotzdem trank er dann wieder
ſein Täßchen Mokka mit einem Schuß Kognak. Nach Tiſch for=
derte
er mich auf, ihn zu ſeinem Schüler zu begleiten, dem er eine
Stunde zu geben habe. Ein größeres Glück hätte ich nicht haben
ſtimmt, und als er im 86. Lebensjahre ſtarb, hatte ein von reich= können als das, Zeuge einer Klavierſtunde zu ſein, die Liſzt gab!
Während der ganzen Zeit verharrte Liſzt ſtehend hinter dem
Stuhle ſeines Schülers, machte feine, oft humoriſtiſch gewürzte
Bemerkungen zu dem Spiele, ſpielte ab und zu einzelne Stellen
in geradezu unnachahmlicher Weiſe vor und nahm von Zeit
zu Zeit einen Schluß Kognak aus einer kleinen Reiſeflaſche, die
er in der Bruſttaſche mit ſich führte. Am Abend forderte mich
Liſzt auf, ihm vorzuſpielen, da ich an der inzwiſchen arrangierten
Whiſtpartie tätigen Anteil nicht nehmen konnte. Er nahm deſto
liebenswürdigeren Anteil an meinem Spiel. Als er nun wäh=
rend
des Whiſtſpiels Grog von Kognak trank, konnte ich mich in
meinem Erſtaunen darüber nicht der Frage erwehren, ob er wohl
an dem heutigen Tage von dem Syſtem des Abgewöhnens
Abſtand genommen habe. Er verneinte dies lachend, indem er
hinzufügte, daß man ſich dergleichen nur ganz langſam abgewöh=
nen
dürfe, und mir gleichzeitag von manchen Heldentaten auff
dieſem Gebiet aus ſeinen früheren Jahren erzühlte.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, deu 24. Jrti 1321,.

Rumuder 174.

Der Marine=ctat 4924.

Der Reichshaushaltsplan für 1924 iſt vom Reichsrat ge=
nehmigt
und wird in dieſen Tagen dem Reichstag zur Beratung
zugehen. Unter den zahlreichen Anlagen des Haushaltsplanes
befindet ſich die Anlage VIII, Haushalt des Reichswehrminiſte=
riums
, in der der Marine=Etat enthalten iſt. Die Ausgaben
des Reiches für die Wehrmacht betragen insgeſamt 450,3 Mil=
lionen
Goldmark, davon für das Heer 347,8 Millionen, für die
Marine 102,5 Millionen Mark. Im Innern des Landes, fern
von der Küſte, hört man ſelten von der Reichsmarine und ihrer
Tätigkeit. Die Laſt des Alltages läßt dem Einzelnen nicht ge=
nug
Zeit, ſich um ferner liegende Dinge zu kümmern. Es iſt
daher kein Wunder, daß die Kriegsmarine im Lande ein wenig
in Vergeſſenheit geraten iſt, und daß man oft genug der Frage
begegnet, ob Deutſchland überhaupt noch eine Marine beſäße.
Gewiß, das Reich beſitzt eine Kriegsmarine. Es hat die gleichen
langgeſtreckten Küſten, es hat eine Handelsmarine, die heute
mit 2½ Millionen Tonnen Raumgehalt den Vorkriegsbeſtand
bereits zur Hälfte wieder erreicht hat. Es iſt trotz des Friedens=
vertrages
ein ſouveräner Staat, der ſeinen Bürgern ſchuldig iſt,
die Wehrfähigkeit des Landes auf möglichſt hoher Stufe zu
erhalten.
Der Friedensvertrag legt Deutſchland gerade hinſichtlich des
Heeres und der Marine drückende Feſſeln auf. Die Kriegs=
marine
darf die Zahl von ſechs Linienſchiffen, ſechs Kreuzern und
24 Torpedobooten nicht überſchreiten. Dieſe Zahlen darf man
als die unterſte Grenze der für Deutſchland notwendigen See=
geltung
anſehen; denn ſelbſt unſere grimmigſten Gegner ſind,
obwohl es in ihrer Macht lag, nicht unter dieſe Grenze herunter=
gegangen
. Wie ſteht es nun mit dem zurzeit in Dienſt befind=
lichen
Schiffsbeſtand? In den fünf Jahren ihres Beſtehens hat
die Reichsmarine nach und nach eine Anzahl Kriegsſchiffe aus=
gewählt
, in Stand geſetzt, mit Beſatzungen verſehen und in
Dienſt geſtellt. Die Höchſtzahl der Torpedoboote (24), die in
zwei Flottillen eingeteilt in Wilhelmshaven und Swinemünde
liegt, iſt erreicht. Von den ſechs zugeſtandenen Kreuzern befin=
den
ſich fünf im Dienſt: Kreuzer Thetis, Meduſa Ham=
burg
, Amazone und der Seekadetten=Schulkreuzer Berlin,
der erſt im März von einer längeren Auslandsreiſe nach Spanien,
Azoren, Madeira und Canaren zurückgekehrt iſt. Von den ſechs
zugeſtandenen Linienſchiffen befinden ſich nur drei im Dienſt:
Braunſchweig; Hannover und Elſaß‟ Ein viertes Linien=
ſchiff
(Heſſen) iſt im Etat 1924 vorgeſehen und wird im Januar
1925 in Dienſt geſtellt werden. Der Schiffsbeſtand der Reichs=
marine
reicht alſo augenblicklich noch nicht an die im Friedens=
vertrag
vorgeſehenen Grenzen heran. Deutſchland könnte auch
nach der Indienſtſtellung der Heſſen noch zwei Linienſchiffe
und einen Kreuzer mehr in Dienſt halten. Der Grund, wes=
halb
die Marineleitung dieſe Schiffe bisher nicht in Dienſt ge=
ſtellt
hat, liegt darin, daß die im Friedensvertrag feſtgeſetzten
Perſonalzahlen für die Marine nicht zur Beſetzung aller Schiffe
ausreichen, weil die Marine einen erheblichen Teil ihres Perſo=
nals
für andere wichtige und dringende Aufgaben zur Ver=
fügung
ſtellen muß. Die Marine beſetzt ſämtliche Küſtenbefeſti=
gungen
, das ſind Befeſtigungen an der Emsmündung (Borkum,
Juiſt, Norderney und Baltrum), die Befeſtigungen von Wil=
helmshaven
(Schillig, Wangeroog, Spiekeroog und Langeoog),
die Befeſtigungen an der Elbe= und Weſermündung (Neuwerk,
Brunsbüttel, St. Peter, Sylt und Amrum), die Seefeſtung
Pillau und die Seefeſtung Swinemünde. Zu dieſem Zweck ſind
von der Reichsmarine ſechs Küſtenwehr=Abteilungen in Kiel,
Swinemünde, Pillau, Emden, Wilhelmshaven und Cuxhaven
aufgeſtellt. Die Marine muß außerdem ein umfangreiches Netz
von Sturmſignalſtellen, Marine=Nachrichtenſtellen, Funkenſtatio=
nen
und Funk=Richtungsanlagen an der ganzen deutſchen Küſte
von Brüſteort bis Borkum unterhalten. Dieſes Nachrichtennetz

dient im Frieden der Handelsſchiffahrt und der Fiſcherei, ebenſo
wie der Fiſchereiſchutz, der von dem Fiſchereiſchutzboot Zieten
ausgeübt wird. Weiteres Perſonal wird von dem Vermeſſungs=
dienſt
, dem Schul=, Unterrichts= und Verſuchsweſen benötigt.
Es iſt daher vorläufig nicht möglich, weitere Schiffe außer den
oben genannten in Dienſt zu ſtellen.
Das Hauptübel, an dem die Reichsmarine leidet, iſt jedoch
ein anderes. Wie bekannt, ſind die heutigen Kriegsſchiffe aus
dem Schiffsbeſtand ausgewählt, der nach Kriegsende, nach der
Auslieferung der Flotte und nach ihrer Verſenkung in Scapa
Flow, Deutſchland übrig geblieben war. Die Schiffe ſind daher
durchweg zu alt. Sie haben zwar faſt alle noch die Skagerrak=
chlacht
mitgemacht und haben ſich damals wacker geſchlagen,
aber das iſt ſchon acht Jahre her und ſie waren damals ſchon
die älteſten. Schiffe altern raſch. Die Technik eilt mit Rieſen=
chritten
voran und bald iſt das, was vor kurzem noch modern
war, zurückgeblieben und unbrauchbar. Prüft man die Dienſt=
zeit
unſerer Kriegsſchiffe, ſo ſtellt ſich heraus, daß ſie folgendes
Alter haben:

Linienſchiff Braunſchweig 22 Jahre Hannover
*
n 19 Elſaß‟
n 2 21 Heſſen‟ = 21 Kreuzer. Thetis 24 Amazone‟
z 24 Meduſa‟
w 24 Arcona‟ 22 Hamburg‟
* 21 Berlin
n
z * 21 Nymphe‟
. 25

Im allgemeinen gilt die Zeit von fünfzehn Jahren als Lebens=
dauer
der Kriegsſchiffe.
Maedor alds Regierung erklärte außerdem im März dieſes
Jahres auf eine Anfrage im Unterhauſe, daß bei den Kleinen
Kreuzern ein Kriegsjahr gleich zwei Friedensjahren zu rechnen
ſei‟ England kommt ſomit bei ſeinen Kleinen Kreuzern au
ein Alter von elf Jahren. Nach engliſcher Auffaſſung ſind
unſere Linienſchiffe demnach ſeit vier bis ſechs Jahren, die
Kreuzer ſeit fünf bis neun Jahren erfatzpflichtig. Der Friedens=
vertrag
ſchreibt indeſſen vor, daß die deutſchen Schiffe erſt nach
zwanzig Jahren erſetzt werden dürfen. Aber auch dieſe Grenze
ſt bereits von ſämtlichen Schiffen, außer Hannover über=
ſchritten
. Die Folgen ſind, daß die Schiffe länger als gewöhnlich
in die Werft gehen müſſen, daß ſie den Neuerungen der Waffen=
und Schiffstechnik alljährlich angepaßt werden müſſen, ohne daß
ſie dasſelbe wie in modernes Schiff leiſten, daß ſie mehr Bedie=
nungsperſonal
verbrauchen und daß ſie der Beanſpruchung durch
Wind und Wetter nicht mehr in vollem Maße gewachſen ſind.
Es iſt noch in Erinnerung, daß der Kreuzer Meduſa in dieſem
Frühjahr, nachdem er zehn Handelsſchiffe bei ſeiner Eishilfe=
Expedition befreit hatte, wieder einlaufen mußte, weil er dem
Andrang des Eiſes nicht ſtandhalten konnte. Bei dem gleichen
Anlaß bemerkte ein engliſches Blatt, das Linienſchiff Braun=
ſchweig
ſei reif für den Schrotthaufen (overdue for the ſerap=
heap
). In dem diesjährigen Marine=Etat ſind deshalb von der
Marineleitung Mittel angefordert, um einen im Bau befind=
lichen
Kreuzer fertigzuſtellen und um einen Zerſtörer als Erſatz
für das älteſte Torpedoboot neu aufzulegen. Es handelt ſich hier
um erſte Anfänge der Erneuerung unſerer Kriegsſchiffe, denen
im nächſten Jahre wohl ganz erhebliche Fortſetzungen folgen
müſſen, wenn Deutſchland nicht ruhig zuſehen will, daß ſeine
Kriegsmarine wirklich ein alter Eiſenhaufen wird. Die Sicher=
heit
der Beſatzungen, die Leiſtungsfähigkeit und die Wirtſchaft=
lichkeit
der Schiffe fordern energiſche Maßnahmen.

Der Reichspräſident
auf der Oresdener Jahresſcheu
Eine Rede des Reichspräſidenten.
Dresden, 23. Juni. Der Reichspräſident iſt heute v.

mittag hier eingetroffen,
Bei dem nach Beſichtigung der Jahresſchau deutſcher Arbeit
Ehren des Reichspräſidenten veranſtalteten Frühſtück begrüßte
Miniſterpräſident Heldt den Reichspräſidenten mit herzlichen Worte
Der Reichspräſident erwiderte mit Dankesworten für
Begrüßung und fuhr dann fort: Zum dritten Male haben Sie hier
dem prächtigen Rahmen dieſer an deutſcher Kunſt ſo reichen Stadt ei
Jahresſchau deutſcher Arbeit veranſtaltet, zu dem Zwecke, aus dem vie
verzweigten Gebiete der deutſchen Wirtſchaft jeweils einen Abſchnitt
ſeinen beſten Erzeugniſſen vorzuführen und ſo dem Inlande wie d
Auslande allzjährlich die deutſche Wertarbeit einzelner Induſtriezwei
zu zeigen. Sie haben für die diesjährige Ausſtellung die Textilinduſt
gewählt, die für die deutſche Wirtſchaft, ganz beſonders aber für die
duſtrielle und gewerbliche Leben des Freiſtaates Sachſen eine bede
ſame Nolle ſpielt. Was wir heute auf dieſem Gebiete geſehen hab
zeigt uns, daß die deutſche und im beſonderen die ſächſiſche Textilinduſt
in der Erzeugung hochqualifizierter Arbeit wertvolle Fortſchritte errei!
hat und trotz aller Not und Schwierigkeiten der vergangenen Jahre
der Gegenwart den feſten Willen bekundet, gerade durch gute deutſche E
zeugniſſe und durch Wertarbeit auf dem Weltmarkt wieder volle C
tung und Beachtung zu erringen. Dieſer Wille, gute deutſche Arb
wieder in die Welt zu bringen und dadurch unſeren Export zu ſteige,
iſt lebhaft zu begrüßzen, beſonders in dieſen Tagen der wirtſchaftlich=
Schwierigkeiten und Kriſen. Die für unſere Wirtſchaft ſo lebenswich,
Kreditfrage iſt zum erheblichen Teile eine Exportfrage. Erſt wenn
Exportbaſis breiter iſt, wird auch die Zuführung ausländiſcher Kre)
ſich ſteigern. Dieſes Ziel der Belebung unſeres induſtriellen und gewe
lichen Lebens und der Stabilität unſerer gefährdeten Wirtſchaft wer
wir nur erreichen können durch eine Löſung der die Entfaltung unſ=

Kräfte im Innern und nach außen ſo ſchwer hemmenden internationaſe
Schwierigkeiten und durch Oeffnung eines Weges zum ungehinder
Warenaustauſch mit den anderen Völkern und zum gleichberechtian
freien internationalen Wirtſchaftsverkehr. Sie wiſſen, meine Heru
daß die Reichsregierung und der Reichstag trotz ſeiner Bedenken
Einzelheiten in dem Sachverſtändigengutachten die Grundlage ei
Löſung ſehen, die neben der Befreiung der inneren Wirtſchaft von
drückenden Schranken und neben der Herſtellung der Wirtſchaftseing
unſerer nach Ausfuhr drängenden Induſtrie den Weg ins Freie ger
kann; nur in dieſer Erwartung können wir es wagen, die großen La
zu tragen, welche die Durchführung dieſes Gutachtens uns allen au
legen wird. Wenn ſo die Hinderniſſe zur Entfaltung unſerer Wirtſchn
beſeitigt werden können, dann werden auch der tatkräftige und vorwän
führende Geiſt der Männer der deutſchen Induſtrie und das hochqua
zierte Schaffen des deutſchen Arbeiters, die beide wir hier auf die
Jahresſchau mit freudigem Stolz wahrgenommen haben, ſich frei ei
wickeln und der deutſchen Wertarbeit unter beſſeren Bedingungen die a
Geltung und Schätzung wieder erringen können. Die Wirtſchaft
eines der Fundamente unſeres ſtaatlichen und nationalen Lebens, a.
ſie ſteht nicht für ſich allein und ſie iſt nicht Selbſtzweck: Sie iſt eng Eu
lochten mit allen anderen ſchaffenden Kräften und verbunden mit Oa
Staate, ſeiner Sicherung, ſeiner ſtetigen Entwicklung und ſeiner Autw
tät und abhängi vom Gedeihen oder Abſtieg der Nation. Desh=
muß
auch die Wtſchaft durchdrungen und beſeelt ſein vom Gedan
der Schickſalsgemeinſchaft und von dem Geiſte, der alle Interefſen
alle Schichten des Landes umfaſſenden Zuſammengehörigkeit der T
chen. Wenn uns auch Weltanſchauungen, politiſche Anſichten und wie
ſtreitende wirtſchaftliche Fragen trennen, ſtärker als ſie muß in uns al
das Bewußtſein leben, Glieder eines Volkes zu ſein. Dieſen
weiter zu verbreiten bitte ich auch Sie, meine Herren aus der Indu
und Wirtſchaft dieſes Landes; pflegen Sie ihn im Beſtreben nach en
lichem Ausgleich der Intereſſen und nach wahrer in ſozialem Geiſte
führter Gemeinſchaft der Arbeit; denn nur als ein Volk, das in 4
großen und entſcheidenden Fragen zuſammenſteht, können wir den hu
ten Weg der Zukunft mit Erfolg gehen. Daß auch die kommenden Jale
ſchwer und opferreich für uns alle ſein werden, wollen wir uns
verhehlen. Zu beſonderem Optimismus haben wir keinen Anlaß, ab

auch nicht zum Verzagen. Die Sorgen des Tages ſollen und dürfen m3
den Glauben an die Zukunft unſeres Volkes nicht rauben.

Herzlichen Dank für die
liebevollen Aufmerkſamkeiten
anläßlich unſerer
Vermählung
Joſef Vogt und Frau
Gretel, geb. Stier

A.50

Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief ſanft
und unerwartet nach kurzer Krank=
heit
mein geliebter Mann, der treu=
ſorgende
Vater ſeines liebenKindes
unſer Sohn, Schwiegerſohn, Bru=
der
, Schwager und Onkel
Philipp Dieter
im noch nichtvollendeten34, Lebens=
(18176
jahre.
Darmſtadt, den 22. Juni 1924.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Margarete Dieter,
geb. Friedrich.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 24. Juni, nachmittags ½4 Uhr,
auf dem alten Friedhof, Nieder=
ramſtädterſtraße
, ſtatt.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, die Kranzſpenden, ſowie
Herrn Pfarrer Kleberger für die
tröſtenden Worte am Grabe bei dem
Heimgang unſerer lieben Entſchla=
enen
danken wir hiermit herzlichſt.

Die trauernden Hinterbliebenen:
Dora Steinmetz
Georg Steinmetz
Roßdörferſtr. 28. (18128

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden un=
ſeres
lieben Entſchlafenen Allen
(*18185
herzlichen Dank.

Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen;

Kath. Weigel,

Todes=Anzeige.
Uinſer lieber, herzensguter Sohn u. Bruder,
Schwager und Onkel
Gerichtsreferendar
Fritz Sinn
wurde heute durch einen ſanften Tod von
ſeinem langen, ſchweren Leiden erlöſt.

Darmſtadt, Föhren Linden, Offenbach a. M., 23. Juni 1924
(Candskronſtr. 61
18223)
Familie Lehrer Sinn.

Beerdigung Mittwoch, den 25. Juni, nachmittags 3 Uhr,
vom Portal des Friedhofes an der Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
aus. Beileidsbeſuche dankend verbeten.

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Beim Geschäfts-Jubiläum in Groß-Salze hat Frau Schnatterich währene
des Tanzes mit Herrn Piedecubiste verschiedene Blessuren durch dessen
Flurschadenfüße davongetragen und hat sich vorgenommen, nie wiedel
mit einem Valutaproleten zu verkehren. Nachdem sie sich notdürktig el=
nolt
hat (da sie fleißig Kukirol-Fußbäder anwandte, ging das sehr sohnell
beschließt sie eine Ewdungsreise in ihrer 120pferdigen, zweistöckig
sechsräderigen, mit allem Komfort der Neuzeit ausgestatteten Rlese
Zentralheizunge
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leißiges Zemen
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geheilten
Gehirnerweichung
m-Plluster
Kokainisten. Sie läßt einen tüchtigen Vorrat Kukirol-Hühnerau
und Kukirol-Fußbad im Auto verstauen, denn, so erklärt sie ihrer Gesel
terin, Alles, was Kukirol heißt, ist Qualitätsware. Sanitätsrat Dr. mi
e’s Kukirol-Fußbad ist ein Stärkungsmittel für schwache, schmerzende,
brennende und anschwellende Füße, es erhält aber außerdem die H
1 und normal, verhütet Wundlauſen und die übermäßige Schweld-
erung
und den damit verbundenen ekelhaften Geruch. Ein vie
ges Kukirol-Fußbad und Sie können alle abgestorbenen (verhorntenl
chichten der Fußsohle einfach abschaben. Sie werden erstaun.
wieviel dieser toten Haut Sie mit sich herumtragen und wie leien
füßig Sie dann gehen werden. Für Leute, die v1
gehen und stehen
1
müssen, ist das Kukirol-Fußbad eine wahre Wohl
Das Kukirol-Hühneraugen-Pflaster beseitigt Hühneraugen, Hotr
Ai
vielen und Warzen ohne Schmerzen und ohne
Wer
hten sind, wie bei der Anwendung minderwer
Wei=
Sie andere Präparate entschieden zurück, denn manche Firmen
te schon unsere Packungen und Schutzma
ch, um das Pu
e du
uschen. Nicht die Packung sondern de
nhalt ist
en Se
Wichtigste. Bestehen Sie darauf, Kukirol zu erhalten, und la
nicht durch irgendwelche unwahren Behauptungen davon abbringe
Wenn Sie Kukirol verlangen, so wissen Sie, was Sie haben, bei
schiedenen anderen Mitteln wissen Sie es nicht. Achten Sie darum
en Namen Kukirol und die Schutzmarke Hahn mit Fuß:. Beide Präpafdie
(Kukirol-Hühneraugen-Pflaster 75 Pfennig pro Schachtel, Kukiro
Fußbe
50 Pfenr
pro Packung) sind in allen
tlieken und wirklichen Fa
drogerien vorrätig. Wo nicht zu haben, erfolgt Lieferung gegen spesen
freie Nachnahme direkt ab Fabrik
Wichtig I Verlangen Sie die aufklärende und lehrreiche Brose
Die richtige Fußpflege, die wir jedem Interessenten kostenlos und pol
senden. Unsere, unter der Leitung eines alten, erfahrene
etze
de Wissenschaftliche Abteilung erteilt gegen Einsendung von R
porto kostenlos Rat und Auskunft über Alles, was Fußpflege und Eie
jeiden betrifft.

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Inh. W. Hartlaub, Bessungerstr. 1; Anton Fischer, Frankin"
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Logel, Elisabethenstr. 30; Martins-Drogerie, Pankratiusst.
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Vilhelminenstr. 11; Chr. Schwinn, Rheinstrasse; (G. HFrag
Karlstrasse .

[ ][  ][ ]

Aummer 124.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 24. Juni.
In den Ruheſtand wurde verſetzt: am 12. Juni 1924 der Straf=
arſtaltsoberwachtmeiſter
bei dem Landgerichts=Gefängnis in Darmſtadt
hilipp Döbel auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1. 12. 1924.

Auszahlung von Militär=Verſorgungs=Gebührniſſen und
Ferſicherungsrenten beim hieſigen Poſtamt 1. Die Auszahlung
der Militär=Verſorgungs=Gebührniſſe für den Monat Juli er=
folgt
am 28. d. Mts. an acht Zahlſtellen in der Paketausgabe von
7 bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 5 Uhr nachmittags.

Lie an dieſem Tage nicht abgehobenen Beträge werden noch bis
eniſchließlich 3. Juli zum Abheben in der Rentenſtelle während
der Zahlſtunden von 8½ Uhr vormittags bis 12½ Uhr nachmit=
tags
bereitgehalten. Nach dieſem Tage findet eine Zahlung von
Militär=Verſorgungs=Gebührniſſen nicht mehr ſtatt. Die Beträge
werden vielmehr dem Verſorgunsamt zurücküberwieſen. Die
Auszahlung der Verſicherungsrenten (J. A. K. W. W. K. O. und
ürrfall) erfolgt am Dienstag, den 1. Juli, in der Paketausgabe

pon 7½ bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 5 Uhr nachmittags.
Nie

Me Quittungen ſind von jetzt ab immer am Anfang des Kalen=
ervierteljahrs
1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober
mt der amtlichen Beglaubigung der Unterſchrift, der Lebens=
der
Witwenſchaftsbeſcheinigung zu verſehen. Die Beglaubigung
ſtv. darf ſofort vorgenommen werden. Die an dem Hauptzahl=
age
nicht abgehobenen Verſicherungsrenten werden an den fol=
eniden
Werktagen an dem Schalter der Rentenſtelle von 8½
cher g64 Ihr vormittags bis 12½ Uhr nachmittags gezahlt.
und gen Sommerſonderzüge 1924. Auch in dieſem Jahr werden von der Reichs=
mſt
meds ndirektion Mainz in Darmſtadt Sommerſonderzüge 3. Klaſſe mit
ng u
3/ Prozent Fahrpreisermäßigung nach Baſel/Konſtanz und München
rnatior
ejahren. Nach Baſel/Konſtanz am 5. und 12. Juli und nach München
hind-Fm. 12. Juli. Zu den Sommerſonderzügen am 5. und 12. Juli nach
erchtA
aſel/Konſtanz werden Fahrkarten in beſchränkter Anzahl in Darm=
ine
Hn= adt Hbf. und Bensheim und zu dem Sommerſonderzug nach München
12. Juli in Darmſtadt Hbf. ausgegeben. Die Fahrpreiſe 3. Klaſſe
Hin= und Rückfahrt betragen von Darmſtadt nach Freiburg ( Breis=
ar
) 15.20 , Neuſtadt (Schwarzwald) oder Titiſee 19.20 , Müll=
enn
(Baden) 17.00 , Baſel Bad. Bf. 19. , Triberg 14.80 ,
drriqueſchingen 17.40 . Konſtanz oder Ueberlingen 22.40 , Augs=
21. , München 24.60 . Berchtesgaden Hbf. 41.80 . Gar=
ſch
=Partenkirchen 34.20 . Die Hinfahrt erfolgt mit Sonderzug,
Rückfahrt mit fahrplanmäßigen Zügen (für Schnellzüge tarifmäßi=
Zuſchlag). Die Sommerſonderzugrückfahrkarten haben 2 Monate
Utigkeit. Es wird beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß der
erkauf der Fahrkarten zu den Sommerſonderzügen 14 Tage vor dem
kehren der Züge beginnt. Im Intereſſe der Reiſenden liegt es,
glichſt frühzeitig ihre Fahrkarten zu löſen. Näheres iſt aus den auf
Bahnhöfen ausgehängten Plakaten zu erſehen. Ferner erteilen die
yrkartenausgaben bereitwilligſt Auskunft.
Sauberkeit und Sittlichkeit auf der Eiſenbahn. Man
eibt uns: Alle Eiſenbahnbedienſteten ſind ſtreng angewieſen,
die ſchleunige Beſeitigung von Kritzeleien und Schmierereien
Abteilen, insbeſondere auch in den Aborten, zu ſorgen und ſich
die Ermittlung der Täter zu bemühen. Die Eiſenbahnver=
Ultung rechnet hierbei aber auf die verſtändnisvolle
thilfe aller Reiſenden und bittet, ſie bei der Be=
umpfung
dieſes Unfugs zu unterſtützen, denn der Schaden, der
vem Emrfinden jedes anſtändigen Menſchen, vor allem in den
elen der Jugend durch unflätige Schmutzereien angerich=
bvird
, iſt größer, als mancher ahnt.
Das Schloßmuſeum iſt geöffnet am Dienstag, Mittwoch und am
vornerstag. Führungen vormittags halb 11 und 11 Uhr, nachmittags
4 und 4 Uhr.
Fritz Valk, der für die nächſte Spielzeit an das Staatstheater
e Tin engagiert iſt, verabſchiedet ſich am Mittwoch, den 25. Juni, als
ar XII. vom Darmſtädter Publikum.
Verlegung von Zufatzmieten ins Große Haus. Bei der notwendig
wordenen Verlegung einzelner Zuſatzmieten ins Große Haus benutzen
Inhaber der Zuſatzmieten diejenigen Plätze, die ſie im Großen Haus
er zu ihrer Zuſatzmiete gehörigen Vollmiete haben. In dieſer
zoce fällt die heutige Carmen=Aufführung den zur Vollmiete 4
rigen Zuſatzmieten I und III, die am Donnerstag ſtattfindende
ſührung von Martha, der Zuſatzmiete UIII (Vollmiete B),
valleria ruſticana und Bajazzo am Freitag den
gintzmieten IV und X (Vollmiete D) zu. Die Samstagsaufführung
m Beide Schützen iſt den Zuſatzmieten III und IX (Vollmiete

eit

ugeteilt. Der Umtauſch der Karten für die Aufführung Martha‟
fidst Mittwoch und Donnerstag, für Cavalleria ruſticana und Ba=
z
am Donnerstag und Freitag, für Beide Schützen am Freitag
1d Samstag an der Hauptkaſſe ſtatt, und zwar in der Zeit von 912.30
*d 3.306.30 Uhr (ausgenommen Samstag nachmittags). Ein Um=
tuich
an der Abendkaſſe iſt nicht möglich.
Hefſiſches Landestheater. In der am Donnerstag ſtattfindenden
Afführung von Martha ſingt Hilde Baß zum erſten Male die
ie der Lady.
* Alexis af Enehjelm, der ſich am nächſten Freitag in ſeiner Glanz=
rle
als Canio auf der Bühne verabſchieden wird, wird am Mitt=
ach
, den 2. Juli, mit ſeinem dritten Liederabend im Richard
Tagner=Verein von unſerem Konzertpublikum Abſchied neh=
nn
. Der Sänger hat dafür noch einmal ein Programm ſeiner be=
libhteſten
Nummern (Schubert, Schumann, Hugo Wolf, Richard
rruß uſw.) zuſammengeſtellt. Des großen Andrangs wegen empfiehlt
valdigſte Kartenbeſchaffung bei Konzert=Arnold.
Ich fahre in die Welt lautet der Titel einer Filmvorführung, die
tern abend im Städt. Saalbau ſtattfand und die in den nächſten
ſgen wiederholt wird. Es iſt ein Jugendherbergs= und Wanderfilm,
gezeigt wird; er dient dem Werben für den Verband Deutſcher
ßeendherbergen, der hier durch den Zweigausſchuß Odenwald vertreten
Vorſitzender iſt Oberſtudiendirektor Kiſſinger und Geſchäftsführer
nrer Arnold Salomon. In einem Flugblatt, das verteilt wurde, wird
Frage, was wollen die Jugendherbergen? dahin beantwortet: Die
tandherbergen wollen unſeren Kindern, unſerer Jugend, Freunden
Natur, das Wandern erleichtern. Die Jugendherbergen ſind das
te Bollwerk gegen Alkohol, Nikotin und Tuberkuloſe, gegen Verſchwen=
tios
= und Vergnügungsſucht. Alle Schichten der Bevölkerung, von
n7s bis links, arm und reich, ſtehen mit ſeltener Einmütigkeit hinter
u Herbergswerk. In einem einführenden Vortrag wurde geſtern über
Stand des Jugendherbergsweſens berichtet, nach den Ausführungen
Fedners iſt in Heſſen noch viel zu tun; andere Gebiete Deutſchlands
i) unſerem Lande darin weit voran. Jugendherbergen beſtehen in
(rmiſtadt=Beſſungen, Fränkiſch=Crumbach, Michelſtadt, Erbach und
Lmpfen. In Lorſch ſollte eine Jugendherberge errichtet werden und
Einrichtungsgegenſtände waren ſchon beſchafft, als der Gemeinderat
Verbot erließ. Die Bewegung iſt auf die Unterſtützung weiter
4zſe angewieſen. Das waren etwa die Gedankengänge eines einfüh=
den
Vortrages, dem zunächſt Lichtbilder folgten, namentlich Städte=
e
von großer Schönheit. Daran ſchloß ſich dann der eigentliche

zgemdherbergs= und Wanderfilm, der eine Wanderung in der Mark
km denburg zeigte. Man ſah das Leben und Treiben der Jugend und
koß im Anblick mit die Landſchaftsbilder und andere Naturſchönheiten.
2e Film muß jedem Betrachter gefallen. Der reiche Beifall am Schluß
1 erkennen, daß er ſehr beifällig aufgenommen wurde. Stimmungs=
d
wirkten Vorträge von Wanderliedern durch eine Jugendgruppe, die

und während der Filmvorführung ertönten.
Goldenes Dienſtjubiläum. Bei der Firma Eebrüder Roeder A. G.
trt am 26. d. M. Herr Wilhelm Krug, Leiter der Verſandabtei=
a
, ſein 50jähriges Dienſtjubiläum. Faſt ein Menſchenalter hindurch
Genannter ſeine unermüdliche Schaffenskraft in den Dienſt obiger
Zma geſtellt. Es wird dem Jubilar an Ehrungen an dieſem ſeltenen
7 age nicht fehlen.
Sonnwendfeier der Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Die Turn=
telſchaft
Darmſtadt beteiligte ſich am vergangenen Samstag ſowie
Eintage an der vom Mittelrhein=Kreis der T. D. veranſtalteten Sonn=
Feier auf dem Hemsberge ſowie Auerbacher Schloß. Am Samstag
pie
ab ſich eine Anzahl Turner nach Bensheim, während am Sonntage
Fugend und einige ältere Turner eine Tageswanderung nach dem
LrHacher Schloß unternahmen. Von Bickenbach ging man am Hange
Melibokus entlang und weiter dem Auerbacher Schloß zu. Um 10
traf die luſtige Wanderſchar dort ein und bald wurde die Feier
uch einen Maſſenchor der Kreisſängerſchaft eingeleitet, hieran ſchloß.
ine Anſprache des Wartes für Geiſtesturnen Prof. Bender. Nun
die Jugend zu ihrem Rechte und in bunter Reihenfolge wechſelten
einzelnen Vereine mit Volkstänzen, ſowie Turnſpielen ab. Um 2

1 wurde der Rückmarſch über das Alsbacher Schloß nach Bickenbach
aetreten, wo man im Turnhauſe des Bickenbacher Turnvereins noch
ge anregende Stunden verlebte. Mit dem Zuge 6,32 Uhr wurde die
dmreiſe angetreten, und wohl jeder Turnbruder und =Schweſter hatte
udieſem Tage einige ſchöne und gemütliche Stunden im Kreiſe ande=
Turner verlebt=

Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 24. Juni 1924.

Eede 5.

Nachklänge zum Tonkünſtlerfeſt in Frankfurt.
Aus Frankfurt a. M. ſchreibt man uns: Seien Sie verſichert,
daß wir hier mindeſtens ſo gute Bürger und Lokalpatrioten ſind als
anderswo. Wenn hier trotzdem einige harte Worte über Frankfurt ge=
ſagt
werden, ſo deshalb, weil ſie gerade im Intereſſe Frankfurts geſagt
werden müſſen.
Wir reden ſo gerne von Frankfurt als einer der erſten und ſchönſten ſter Henrich, Raab und Brentano.
Städte Deutſchlands und empfinden die Feſtſtellung dieſer Tatſache als
eine Selbſtverſtändlichkeit. Aber es ſcheint Kreiſe, insbeſondere in unſerer tung der Regierungsvorlage, die ſiebente Ergänzung des Geſetzes vom
Stadtverwaltung, zu geben, die kein Gefühl dafür haben, daß ein der=
artiger
Anſpruch auch Pflichten auferlegt, beſonders auswärtigen
Gäſten gegenüber. Nun waren dieſer Tage bei uns die Deutſchen Ton= Holzpreisberechnung dem Hauſe unterbreitet hat, die
künſtler zu Gaſte, man darf ruhig ſagen, eine Ausleſe der deut=
ſchen
muſikaliſchen Geiſtigkeit der modernen Nichtung, Männer, von fortgeſetzt,
denen ſich viele mit Stolz zu den unſerigen zählen. Auf alle Fälle waren
es Menſchen von einer geiſtigen Qualität, die man in Deutſchland ge=
rade
nicht im Uebermaß antrifft. Und es iſt auch klar, daß dieſe um
deutſche Kulturgüter Ringenden und Schaffenden oft in materiellen
geiſtigen Bedeutung. Alſo wohlgemerkt, es war hier ein Kongreß der auch noch die Ausgaben für die Beſoldungsordnung tragen könne, und
Tonkünſtler, bei dem es um geiſtige Werte ging und nicht etwa zwar ohne Abſtriche, ſei unzutreffend. Den Beweis, wie dies geſchehen
eine Verſammlung von ſagen wir Stiefelwichsfabrikanten, die ſich hier könne, ſei der Abgeordnete ſchuldig geblieben. Der Finanzminiſter be=
4 sonto Geſchäftsſpeſen einige vergnügte Tage machen und vom Profit
kation von Stiefelwichſe kein ehrliches Handwerk ſei, im Gegenteil, wir
wollten nur einen Unterſchied feſtſtellen.
Beſagten Tonkünſtlern nun wurde von ſeiten der Stadt Frankfurt
a. M. ein Empfang bereitet, an dem die Beteiligten noch lange, aber
gerade nicht mit Freuden denken werden. Als Feſtmahl gab es näm=
lich
trockene Brötchen ohne Butter, mit Blutwurſt belegt. Gewiß

An unsere Leser und Inserenten!

Gemäss Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern des Darmstädter Buchgewerbes wird
am heutigen Dienstag anläßlich des Johannisfestes
nicht gearbeitet. Die Mittwoch-Nummer erscheint
in Form einer erweiterten Montagsausgabe.
Unsere Geschäftsstelle ist wie üblich geöffnet.

Verlag des Darmstädter Tagblatt

8180

können wir heute keine kulinariſchen Orgien feiern, aber ein Empfang
muß ſo ſein, daß er keine Verhöhnung der Gäſte bedeutet. Mit Recht
iſt deshalb auch in der Frankfurter Ztg. auf dieſen merkwürdigen Emp=
fang
hingewvieſen und entſprechende Kritik geübt worden.
Trotz dieſer Kritik glaubte man den Tonkünſtlern noch einmal vor
den Kopf ſtoßen zu müſſen. Am Sonntag abend, dem letzten Kongreß=
tage
, verteilte man während der Abendvorſtellung im Opernhaus kleine
Handzettel, durch die die Teilnehmer des Kongreſſes aufgefordert wur=
den
, ſich nach der Vorſtellung in einer bekannten hieſigen Loge einzufin=
den
. Man hätte glauben ſollen, daß hier der Verſuch gemacht worden
wäre, die Fehler des Empfangsabends gut zu machen. Aber weit ge=
fehlt
. Nach dreiviertelſtündigem Warten der hungrigen
Kongreßteilnehmer ſervierte man endlich und nicht einmal für alle, ein
paar ſchnell heißgemachte Würſtchen mit Kartoffelſalat, die die Ein=
geladenen
obendrein noch bezahlen mußten. Die Empörung unter den
Anweſenden war keine geringe, und es dürfte kaum wieder Neigung bei
ihnen beſtehen, die Gaſtfreundſchaft Frankfurts anzunehmen.
Das Schlimmſte bei der Sache iſt aber, daß man in den maßgeben=
den
Kreiſen der Stadt und der Leitung des Tonkünſtlerfeſtes gar kein
Gefühl dafür hat, ſich blamiert zu haben.
Der Stadt Darmſtadt aber gebührt ein beſonderer Dank dafür, daß
ſie uns einmal gezeigt hat, wie man Gäſte empfängt. Die Kongreßteil=
nehmer
, die trotz demonſtrativen Fernbleibens einiger Beleidigten, die
die Einladung Darmſtadts als unlautere Konkurrenz empfanden, am
Montag nach Darmſtadt gekommen waren, ſind des Lobes über das in
Darmſtadt Gebotene voll; einem Gerücht zufolge ſollen die letzten
immer noch in Darmſtadt weilen. Und es iſt keine Uebertreibung, wenn
Sie in Ihrer Dienstags=Nummer feſtſtellten, daß der Vergleich zwiſchen
Frankfurt und Darmſtadt zugunſten Darmſtadts ausfiel.
Das ſo gerne vierſpännig fahrende Frankfurt mußte ſich von der
doch weſentlich kleineren heſſiſchen Nachbarſtadt beſchämen laſſen. Für
die Ungeſchicklichkeiten der hieſigen maßgebenden Stellen aber gibt es
keine Entſchuldigung. Gerade Frankfurt hat genug erſtklaſſig geleitete
Gaſtſtätten, die in der Lage geweſen wären, Gäſte anſtändig und doch
preiswert zu bewirten. Aber auch dieſes Vorkommnis beweiſt wieder
einmal, wie ſehr es uns hier an einer Perſönlichkeit fehlt, die mit Ini=
tiative
und Geſchicklichkeit Frankfurt den repräſentativen Charakter geben
könnte, den es ſeinem Ruf als alte Meſſe= und Kaiſerſtadt ſchuldig wäre.
Muſikus.

Konſtituierung des Kirchenbundesrats. Im Zuſammenhang mit
dem erſten verfaſſungsmäßigen Deutſchen Evang. Kirchentag fand in
Bethel=Bielefeld am 14. d. M. die konſtituierende erſte Sitzung des
Kirchenbundesrats ſtatt, an der zirka 60 Vertreter, deutſcher
Kirchenregierungen teilnahmen. Heſſen war durch Prälat D. Dr.
Diehl und Vizepräſident Dr. Bernbeck vertreten. Zum Vorſitzen=
den
des Kirchenbundesrats, der verfaſſungsgemäß mit dem Kirchentag
zuſammen die geſetzgebende Gewalt im Kirchenbund beſitzt, wurde der
bayeriſche Kirchenpräſident D. Veit=München gewählt. Die dem Kir=
chentag
vorliegenden Bundesgeſetze wurden durchberaten und einſtim=
mig
angenommen.
Aus dem Wartburgverein. Infolge Renovierung des Lokals
findet die nächſte Bibelbeſprechſtunde erſt Dienstag, den 1. Juli,
abends halb 9. Uhr ſtatt.
Außergewöhnliche Erfolge. Man ſchreibt uns: Bei dem zu
Pfingſten in Mannheim ſtattgefundenen großen Wettſchreiben des Ba=
diſchen
Stenographen=Verbandes Gabelsberger, wozu das Ergebnis
geſtern bekannt gegeben wurde, errangen die nachſtehenden Mitglieder der
hieſigen Kaufmänniſchen Stenographen=Geſellfchaft
Gabelsberger (Mathildenplatz) folgende Preiſe: Abteilung 240
Silben: 1. und Ehrenpreis Heinr. Nohaſcheck, Abteilung 200 Silben:
1. und Ehrenpreis Franz Hofmann, Abteilung 180 Silben: 1. Preis
Karl Pringsheim, Abteilung 120 Silben: 1. und Ehrenpreis Karl Heinz
Schott, 1. Preis Ludwig Göth, Abteilung 80 Silben: 1. Preiſe: Käthe
Kadel, Frieda Rühl, Karl Koch, Heinrich Saal. Von ſämtlichen teil=
genommenen
Vereinen hat die Geſellſchaft im Verhältnis zur Teilneh=
merzahl
die beſten Erfolge erzielt.
Nächſte Dampferfahrten der Hamburg=Amerika=Linie Nach Neu=
York: Reſolute am 24. Juni, Weſtfalia am 26. Juni, Mount
Clay am 3. Juli, Reliance am 8. Juli, Albert Ballin am 10. Juli,
Hanſa am 17. Juli. Nach Boſton=Philadelphig- Balti=
more
-Norfolk: Emden am 4. Juli, Legie am 25. Juli.
Nach der Weſtküſte Nordamerikas: Holger etwa 28. Juni,
M. S. Oſiris etwa 19. Juli, Sachſen etwa 9. Auguſt. Nach Süd=
amerika
: Idarwald am 30. Juni, Württemberg am 9. Juli,

Nach Kuba
Antiochia am 12. Juli, Liguria am 26. Juli.
Mexiko: Toledo am 8. Juli, Sachſenwald am 26. Juli, Hol=
ſatia
am 12. Auguſt. Nach Weſtindien: Haimon am 28. Juni,
Nugia am 12. Juli. Nach Oſtaſien: Aachen
am 23. Juni,
engl. D. Machaon am 5. Juli, Oldenburg am 12. Juli, engl. D.
City of Glasgow am 19. Juli, Trier am 26. Juli.
* Provinzialtag. In unſerem geſtrigen Bericht ſind einige Mißver=
ſtändniſſe
unterlaufen, die wir hiermit richtigſtellen: Nach einer Mittei=
lung
des Provinzialdirektors hat der Provinzialausſchuß, entſprechend
der ihm erteilten Ermächtigung, die Mitgliedſchaft der Provinz Star=
kenburg
bei der Kommunal=Landesbank erworben. Da das volle Er=
trägnis
der Kraftfahrzeugſteuer der Provinz und den Gemeinden zur
Unterhaltung der Kunſtſtraßen zufließen ſoll, hat Heſſen keinen Anteil
mehr an dieſer Steuer. Die ſelbſtändigen Gemarkungen oder gemar=
kungsſelbſtändigen
Grundſtücke ſollen zur Entlaſtung der übrigen land=
und forſtwirtſchaftlichen Betriebe höher belaſtet werden. Im übrigen
war auch von den Gemeinden Heppenheim und Viernheim die Rede.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſchelnenden Nofizen ſind ausſchließlich als Sinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Vogelsberger Höhenklub, Zweigverein Darmſtadt.
Vorbeſprechung der Oberheſſen=Wanderung am nächſten Donnerstag.

Heſſiſcher Landtag.
Darmſtadt, 23. Juni.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 3½ Uhr.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich ſowie die Mini=
Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung ſteht die erſte Bera=
14. Oktober 1921 über die Beſoldungen der Staatsbeamten. Aber es
wird, nachdem Abg. Diehl=Hochweiſel eine kleine Anfrage wegen der
Generaldebatte des Etats
Miniſter Henrich bemerkt, es ſei eine falſche Auffaſſung, daß
Heſſen in einer blendenden Finanzlage ſei. Sie findet aber
eine gewiſſe Stütze in den Ausführungen des Abg. Dingeldeh. Seine
Verhältniſſen leben, die in umgekehrtem Verhältnis ſtehen zu ihrer Meinung, daß außer den bereits feſtgeſtellten Anſätzen im Etat dieſer
trachtet die Einnahmeſeite und legt dar, daß man aus einer nieder=
reden
wollten. Damit wollen wir natürlich nicht ſagen, daß die Fabri= gehenden Wirtſchaft nicht noch höhere Ausgaben herausziehen kann, als
jetzt angeſetzt ſind. Der Fehlbetrag im Voranſchlag ſei immer noch un=
gedeckt
. Der Abbau ergebe nur 1,3 Millionen, weit über 2 Millionen
Mark ſeien im Etat immer noch ungedeckt. Es könne nicht davon die
Rede ſein, daß man noch 14 Millionen Mark aus dem Budget ziehen
könne. Einem Finanzminiſter danke eine Steuerherabſetzung kein
Menſch. Die 14 Millionen Mark könnten aus dem vorliegenden Bud=
get
nicht aufgebracht werden. Der Redner beſpricht dann die Herab=
ſetzung
der Gewerbeſteuer und meint zur Forderung eines verſtärkten
Abaues, daß er aus den erſten Debatten des Hauſes über dieſe Frage
den Eindruck gewonnen, daß man nicht zu viel abgebaut haben wollte,
Weiter wendet ſich der Miniſter gegen den Abbau des Ar=
beits
= und Wirtſchaftsminiſteriums; dem Miniſterium
des Innern, das ſchon ſo weitverzweigt wäre, könne man nicht als
Anhängſel dieſes Miniſterium angliedern, ebenſo ſei es mit dem
Landesamt für das Bildungsweſen, das ſei nicht Orga=
niſation
, ſondern Anarchie. Die Zeitverhältniſſe mit ihrem ſteten
Wechſel verlangten die Aufrechterhaltung dieſer Behörden. Auch aus
politiſchen Gründen ſei die Aufhebung dieſer
Aemter unmöglich.
Zur Beſoldungsvorlage bemerkte der Redner, daß, wenn
Sozialdemokratie und Bauernbund dagegen ſtimmten, die Vorlage er=
ledigt
ſei. Man ſolle ſich die Verantwortung überlegen die Folgen.
Wenn die Vorlage abgelehnt werde, ſo könne ſie nach dem Geſetz in
dieſem Jahre nicht mehr dem Hauſe vorgelegt werden. Es trete dann
ein Zuſtand ein, den niemand wolle. Zu der Forderung des Abg.
Kindt, daß die höheren Beamten auf einen Teil ihres Gehalts ver=
zichten
ſollten, erwiderte der Miniſter, daß er keinen Einfluß auf dieſe
Beamten hätte; die preußiſchen und die baheriſchen Beamten erhiel=
ten
höhere Gehälter als die heſſiſchen. Der Abg, habe die Selbſtregie
bemängelt. Dadurch werde das Handwerk geſchädigt; dem ſei zu wider=
ſprechen
, denn der Stagt brauche ja auch Handwerker, wenn er baut.
(Zwiſchenruf: Aber die Meiſter!) Ferner widerſpricht der Miniſter
dem Vorwurf, daß bei der Unterbringung von Ausge=
wieſenen
in amtliche Stellen parteiiſch verfah=
ren
worden ſei. Dem Abg. Kindt gegenüber bemerkt der Redner,
daß die Abſchreibungen im Etat nicht zu hoch ſeien, ſie wären geprüft
worden. Die Aufwertung der Eiſenbahnſchulden
werde von den Regierungen beſprochen, mehr könne er
jetzt nicht ſagen. Zu den ſchriftlichen Anfragen des Abg. Kindt meint
der Miniſter, dafür ſei der Finanzausſchuß da, da ſeien aber keine
Anfragen geſtellt worden. Eine Antwort werde ja auch nicht erwartet,
ſondern die Anfragen verfolgen nur Agitationszwecke. Er würde der=
artige
Fragen nicht beantworten. Wenn man jetzt Einladungen ergehen
laſſe oder annehme, habe man zu befürchten, daß dann eine Anfrage
des Abg. Kindt erfolge, was man gegeſſen und getrunken habe; er habe
ſich wegen dieſer Anfrage ein wenig für den Abg. Kindt geſchämt.
Staatspräſident Ulrich wendet ſich gegen Vorwürfe, die
unberechtigt ſeien. Abg. Brauer weiſe immer auf ſeine Stellung hin zu
den Miniſtern der früheren Regierungen. Er (der Staatspräſident)
habe nichts von ſeinen Ideglen geopfert. Wenn er eine einheitliche Re=
gierung
hinter ſich habe, werde er nach ſeinen alten Anſchauungen re=
gieren
; aber jetzt müſſe er Kompromiſſe ſchließen, wozu ihn die Ver=
faſſung
zwinge. Die Regierung habe keine Vermin!
anlaſ=
ſung
, die von dieſem Landtag feſtgeſetzte
ſterzahl zu ändern, der Landtag habe keinen Initiativantrag
zur Verringerung der Aemter geſtellt, jetzt dürfe man der Regierung
daraus keinen Vorwurf machen. Das Arbeits= und Wirtſchaftsmini=
ſterium
, gegen das man jetzt Sturm laufe, ſei von allen Parteien des
Landtags am 8. November 1918 gewünſcht worden, auch von dem Abg.
Dr. Oſann. (Zurufe: Aber keine großen Aemter!) Staatsprä=
ſident
Ulrich lehnt es grundſätzlich ab das Ar=
beitsminiſterium
abzubauen; der nächſte Landtag werde
ja über dieſe Frage entſcheiden. Dem Abg. Dingeldey ſei der Abbau
der Aemter nicht weit genug gegangen. Früher habe man ſchon den
Abbau betreiben wollen, man habe die Verſimpelungskommiſſion ge=
habt
, dieſe habe aber immer erklärt, nur ja keine Aemter abzubauen,
denn dann wären die Vertreter der Gemeinden und die Intereſſenten
mit ihren Klagen gekommen. Abg. Dingeldey weiſt in Zwiſchenbemer=
kungen
darauf hin, daß er den Abbau von Zentralſtellen, nicht von
Lokalbehörden verlangt habe. Den Anträgen auf Abbau der Aemter
liege der Gedanke zu Grunde, in erſter Linie die abzubauen, die durch
die Revolution hochgekommen wären. Nach Meinung des Staatsprä=
ſidenten
hätten viele dieſer ſich ebenſo gut bewährt, wie Akademiker
und die, die durch die Ochſentour der Verwaltung hochgekommen ſeien.
Mit ſeinen Ausführungen wendet ſich dann der Staatsprä=
ſident
gegen die Kommuniſten des Hauſes und wendet ſich
gegen die Gewalt, die von den Kommuniſten und Deutſchnationalen
gepredigt werde.
Im Zuſammenhang mit Angriffen gegen den Abg. Kindt erklärt
der Staatspräſident, daß er mit dem General Man=
gin
nur heſſiſche Notwendigkeiten beſprochen
habe. Zu den Anträgen des Abg. Kindt über den Genuß von Wein
erklärt der Staatspräſident, daß er und die Regierung fortfahren wür=
den
, die Gelder zu Repräſentationszwecken zu verwenden, die ihnen
vom Landtag bewilligt worden wären.
Abg. Kaul (Soz.) gibt im Namen der Sozialdemokratiſchen
Partei, der Demokratiſchen Partei und des Zentrums die nachſtehende
Erklärung ab:
Der Herr Abg. Kindt hat es für richtig gehalten, wie ſchon ſeit
mehreren Monaten draußen im Lande, ſo auch jetzt bei der Etatbera=
tung
hier im Landtag zu behaupten, daß Miniſter der heſſiſchen Re=
gierung
, Beamte des Staates im beſetzten Gebiet und Mitglieder des
hohen Hauſes in ihrem Verhalten gegenüber den Beſatzungsmächten,
insbeſondere gegenüber den franzöſiſchen, und durch angebliche Förde=
rung
ſeparatiſtiſcher Beſtrebungen Verrat an unſerem Lande und am
Deutſchen Reiche verübt hätten.
Der Herr Abg. Kindt hat ſeine Bekauptungen beharrlich wieder=
holt
, obwohl er aus den Beſprechungen, an denen er z. T. ſelbſt teilge=
nommen
hat, und aus den Feſtſtellungen, die in ſeiner Gegenwart ge=
macht
worden ſind, wiſſen konnte und mußte, daß ſeine Behauptungen
jeder Grundlage entbehren.
Der Herr Abg. Kindt muß ſich deshalb den Vorwurf gefallen laſ=
ſen
, daß er mit ſeinen Unterſtellungen bewußt immer von neuem
wieder die Unwahrheit behauptet hat. Er muß ferner den Vorwurf
auf ſich nehmen, daß ſein Verhalten das Wohl des Landes und des
Reiches auf das Schwerſte geſchädigt hat. Noch einmal auf die An=
würfe
des Herrn Abg. Kindt ſachlich einzugehen, halten die Fraktionen
für unter ihrer Würde. Sie überlaſſen das Urteil über den Herrn
Abg. Kindt getroſt dem Lande. Sie ſind feſt überzeugt, daß die Re=
gierung
und ihre Beamten, ebenſo wie die Vertreter der angegriffenen
Parteien bei allen in Frage ſtehenden Vorgängen nur ihre Pflicht ge=
tan
und nur das Wol
des Landes und des Reiches als höchſtes Ziel
im Auge gehabt haben.
Präſident Adelung beanſtandet es, daß man von einem Abge=
ordneten
erkläre, er ſage die Unwahrheit.
Abg. Hofmann (Zentrum) beſpricht die ſchwierige wirtſchaft=
liche
Lage und wendet ſich namentlich gegen die Finanzgebahrung der
Banken. Der Redner weiſt auf die große Arbeitsloſigkeit hin und ver=
langt
die Hebung der Bautätigkeit. Das Reich müßte Bauten ſelbſt
ausführen z. B. Bauten zur Unterbringung der Schutzpolizei. Die
weiteren Ausführungen des Redners gelten im weſentlichen Einzelwün=
ſchen
und Beſchwerden aus landwirtſchaftlichen Kreiſen.
Um 6½ Uhr wird die Sitzung abgebrochen. Nächſte Sitzung:
Dienstag, um 9 Uhr; Fortſetzung der Tagesordnung.

Parlamentariſches.
Am Dienstag nachmittag tritt der Geſetzgebungsausſchuß zur Be=
ratung
einiger ſpruchreifer Vorlagen zuſammen.
Abg. Sturmfels und Frakt, haben zu Kap. 19 des Voran=
ſchlages
einen Antrag eingebracht, die Regierung aufzufordern, ſie möge
anordnen, daß alle Landesbeamten, die Uniform tragen, neben bzw.
über der Landeskokarde die ſchwarz=rot=goldene Kokarde zu tragen habm.

[ ][  ][ ]

Geite G.

Darmſtädter T. gblutt, Diensta, en 24. Juni 1924,

Rummer 174.

Aus Heſſen.
+ Arheilgen, 22. Juni. Hier iſt eine weitere Zigarrenfabrik er=
richtet
worden. Dieſelbe iſt im Möbelhauſe Kunz in Betrieb genommen
worden. Mit großer Freude wurde hier die Nachricht von der Er=
bauung
der elektriſchen Bahnlinie von Darmſtadt nach der chemiſchen
Fabik Merk aufgenommen. Hoffentlich läßt die Verlängerung nach
unſerem Orte nicht ſo lange auf ſich warten. Als Badediener für
das am Arheilger Mühlchen neu errichtete Schwimmbad wurde Wilh.
Brücher 3. ernannt. Die Frequenz des Bades iſt bis jetzt eine überaus
gute. Man ſieht, daß die Errichtung desſelben ein unbedingtes Erforder=
nis
der Zeit war. Auch haben ſchon verſchiedene Vereine zur Abhal=
tung
von Feſtlichkeiten um Ueberlaſſung des Schwimmbades nachgeſucht.
Die Auskleideräumlichkeiten bedürfen allerdings noch ſehr der Verbeſſe=
rung
, doch wird ſich, wenn die Einnahmen in der bisherigen Weiſe ein=
gehen
, auch hier noch manches vervollkommnen laſſen.
Roßdorf, 23. Juni. Bunter Abend. Am Samstag abend
hielt der Nadfahrerverein Friſch auf einen Bunten Abend im Saale
Zur Sonne hier ab. Nach einer ſchönen Anſprache des Vorſitzenden
Herrn Wilhelm Frik verlief der Abend in ſchönſter Stimmung. Vor
allem ſei allen mitwirkenden Künſtlern und Künſtlerinnen gedankt, ganz
beſonders Herrn J. Grimm und dem Soliſten und Dirigenten der
Zither= und Mandolinenvereinigung Peter Rapp mit ſeinen Spielern.
Es war doch mal wieder eine Freude, die Alltagsſorgen auf ein paar
Stunden zu vergeſſen. Kurz vor Beendigung des ſchönen Abends wurde
Herrn Grimm, ſowie dem Dirigenten Herrn Rapp je ein wunderbarer
Blumenſtrauß überreicht.
Groß=Zimmern, 23. Juni. Das tragiſche Ableben eines
jungen Mädchens von hier ergab bei der Unterſuchung, daß ein Ver=
brechen
nach 8 218 vorlag. Der Bräutigam des Mädchens, ſowie eine
Kellnerin, die als Vermittlerin fungierte, wurden in Mannheim wegen
Begünſtigung zu je 6 Monaten Gefängnis verurteilt, während die in
Mannheim wohnhafte gewerbsmäßige Abtreiberin wegen Verbrechen
nach 8 219 verbunden mit fahrläſſiger Tötung zu 3 Jahren und 6 Mon.
Zuchthaus verurteilt wurde.
Heppenheim a. d. B., 22. Juni. Stenographentag. Der
Bezirk Bergſtraße im Heſſen=Naſſauiſchen Stenographenverband Gabels=
berger
hielt heute hier ſein diesjähriges, ſchon für Ende Mai geplantes,
aber auf den heutigen Termin verlegtes Bezirkswettſchreiben ab, das
einen guten Verlauf nahm.
Lörzenbach bei Fürth i. O., 21. Juni. Eine Freilichtbühne
im Odenwald! Wie in Edigheim in Baden, ſo hat ſich auch hier
aus den Einwohnern unſerer Gegend eine Theatergeſellſchaft gebildet,
oder 6. Male im Park der Oberförſterei hier Schil=
die
nun ſchon zum 5
ſpielt. Die Spiele finden allgemeinen Beifall;
lers Wilhelm Tell
das beweiſt der gute Beſuch der Vorſtellungen. Einzelne Spieler be=
ſonders
hervorzuheben, wäre ungerecht, da alle Mitwirkenden, über 100
an der Zahl, ihr Beſtes hergeben. Der Reinerlös ſoll für Wohltätig=
keitszwecke
Verwendung finden. So viel bis jetzt bekannt, ſoll noch eine
Abendvorſtellung ſtattfinden.
z. Erzhauſen, 23. Juni. Hier wurde der Arbeiterſportwerbetag
feſtlich begangen. Durch die Trommler und Pfeifer des Arbeiter= Turn=
vereins
wurde derſelbe früh angekündigt. Später wurden Turnerauf=
führungen
an verſchiedenen freien Plätzen im Ort abgehalten und von
dem Arbeitergeſanaverein Lieder vorgetragen. In der Zeit des Gottes=
dienſtes
herrſchte Ruhe. Mittags gab es einen Zug durch die Straßen
mit Muſik der Kapelle Kannſtätter. Der Zug bewegte ſich nach dem
Sportplatz, wo für Getränke und allerlei Vergnügungen geſorgt war.
s. Ditzenbach, 23. Juni. Bei Sprengungen im Steinbruch iſt
der Steinbrecher Juſtus Wilh. Lehr ſchwer verunglückt.
* Groß=Gerau, 22. Jui. Die Heuernte iſt jetzt im Ried all=
gemein
im Gange.
Büttelborn, 22. Juni. Der Gemeinderat lehnte den Bei=
tritt
zum Zweckverband zur Förderung der Wohnungsbautätigkeit ein=
ſtimmig
ab.
* Nauheim b. Gr.=Gerau, 22. Juni. Neue Orgel. Der Evan=
geliſche
Kirchenvorſtand hat die Anſchaffung einer neuen Orgel beſchloſ=
ſen
. Die alte Orgel ſtammt noch aus dem Jahre 1763 und iſt ſchon ſeit
den Kriegsjahren unbrauchbar. Die neue Orgel, die die Orgelbauanſtalt
Förſter u. Nikolaus in Lich (Oberheſſen) liefert, ſoll zwei Manuale und
14 klingende Stimmen haben.
8 Raunheim a. M., 22. Juni. Gewitterſchaden. Bei einem
Ende der Woche übev die hieſige Gemarkung ziehenden Gewitter ſchlug
der Blitz in den auf dem Turnplatz des Turn= u. Sportvereins 1883
ſtehenden Kleinmaſt ein und zerſplitterte ihn. Das in nächſter Nähe
ſtehende Gerätehaus erlitt keinen Schaden.
A. Königſtädten, 22. Juni. Einbruch. Dieſer Tage drangen
unbekannte Diebe in das Haus einer Witwe in der Nauheimerſtraße ein.
Sie entwendeten aus dem Keller mehrere Flaſchen Wein und einen
Kuchen. Beim Kirſchendiebſtahl wurden vier junge Leute
(Erwerbsloſe) auf friſcher Tat von einem Flurſchützen ertappt. Ein
Täter konnte ſofort feſtgenommen werden. Die Perſonalien der drei
andeven, die flüchtig gingen, ſind bekannt.
( Biſchofsheim a. Rh., 22. Juni. Die Ortsdämme dürfen
nach einer Bekanntmachung der Bürgermeiſterei von ſchulpflichtigen
Kindern nicht betreten werden.
* Biſchofsheim, 21. Juni. Der Faſelſtall iſt nach Behebung
der Seuchengefahr wieder geöffnet.
+ Kelſterbach a. M., 22. Juni. Freibad. Der Gemeinderat hat
einſtimmig die Errichtung eines Freibades im Main beſchloſſen.
Das Baugelände im alten Schloß ſoll Intereſſenten zu 2,50 Mk.,
dasjenige auf dem Berg zu 3,50 Mk. pro Quadratmeter abgegeben
werden.
X Kelſterbach a. M., 23. Juni. Der Gemeindevoranſchlag
für das laufende Jahr, der mit 192 500 Mark in Einnahmen und Aus=
gaben
abſchließt, wurden vom Gemeinderat in allen Teilen genehmigt.
Ein Beitritt zu dem Zweckverband für Bautätigkeit wurde ab=
gelehnt
, dagegen die Einrichtung der Wanderküche ſeitens des Ge=
meindevorſtandes
genehmigt. Das Mähen der Riedwieſen hat am
Montag begonnen.
Mörfelden, 22. Juni. Die Rotlaufſeuche wütet hier unter
den Schweinebeſtänden in zunehmendem Maße.

50 Jahre Haſſia
hardt=Darmſtadt ſprach über Zweck und Ziel der Kriegervereine,
Glückwünſche ſprachen aus Redakteur Schneider namens des Turnver=
häuſer
=Darmſtadt. Geſangsvorträge des Männerchors Orpheus, tur= Verbitterung in den Kreiſen des früheren Mittelſtandes aus der
Feier aus. Heute vormittag wurde auf dem Ehrenfriedhof eine Ge= ſollte dieſen Weg beſchreiten und ſich nicht hinter die Dritte Steuernot=
abgehalten
. Die Beteiligung war ſehr ſtark. Pfarrer Loos hielt die vielleicht gar durch ein künſtiges Geſetz zwingen laſſen. Es dreht ſich
Anſprache; Kränze legten nieder: Oberſt von Neidhardt im Auftrag
der Haſſia, Direktor Stumpf für den Kriegerverein Butzbach, Euler für jeder Gemeindevertreter und jeder, der ſonſt dazu in der
Ich hatt’ einen Kameraden. Von 910 Uhr tagten die Kriegsbeſchädig=
nus
. Ihre Anträge und Wünſche wurden ſpäter der Haupttagung vor=
gelegt
.
Die Vertreterverſammlung der Haſſia begann um
10½ Uhr im Heſſiſchen Hof unter Leitung des Präſidenten Oberſt von ſozialem Sinne geregelt werden könnten.
Neidhardt. Dieſer begrüßte die Vertreter der 32 Bezirke, den Regie=
rungsvertreter
Kreisdirektor Gräf=Friedberg und den Bürgermeiſter
Leunert=Reinheim, und Schmitz, welche 40 Jahre für den Verband wir=
ken
. Den verſtorbenen Mitgliedern: Generalleutnant Winneberger,
Nachruf. Unter lebhaftem Beifall gedachte er der Brüder aus dem be=
ſetzten
Gebiet, auf denen der ſchwere Druck laſtet. Der Vertreter der
Regierung, Kreisdivektor Gräf Friedberg, beglückwünſchte die Haſſia, den
etwa 60 000 Mitgliedern, die Hauptwirkſamkeit Vogts falle in die große
Zeit vor dem Kriege. Heute ſei alles anders gekommen, waffenlos, ent=
rechtet
, verkleinert, der Willkür der Sieger ausgeliefert, ein Spielball
der Gegner ſei Deutſchland. Dazu habe das deutſche Volk täglich neue
Drangſal auszuſtehen. Bedauerlich ſei es, daß das deutſche Volk dazu
noch unter ſich uneinig, in Parteien und Parteichen getrennt, daſtehe.
Doch ein großes Sehnen läßt ſich ſpüren nach Einigung und Zuſammen=
ſchluß
. Hiervon müßten alle Männer von echt deutſchem Geiſt erfüllt
werden, damit wir den alten Erbfehler der Zerſplitterung beiſeite legten mit Bildern ausgeführt hat.
und eine große Notgemeinſchaft bildeten. (Beifall.) Auch die Haſſia
werde dann wieder wachſen und die Stellung einnehmen, die ihr ge=
Jugendabteilung vom Kyffhäuſerbund, Ortsgruppe Offenbach, über=
brachte
der Haſſia Glückwünſche. Den Jahres= und Rechnungsbericht
erſtattete Oberregierungsrat Lindenſtruth=Darmſtadt. Er betonte, daß Haushaltungsvoranſchlag wurde in der letzten Stadtverord=
das
alte Intereſſe an der Kriegervereinsſache ſich wieder rege. Vereine,
erſtanden, z. B. in der Gegend Nidda, Büdingen, Reinheim. Vereine,
welche im Laufe 1924 wieder beitreten, brauchen keinen Eintritt zu zahlen.
Die Verträge mit der Providentia und der Zürich bleiben beſtehen.
Mit der Friedrich Wilhelm iſt der Vertrag gelöſt. Die Verſicherungen
erfolgen ſoll. Prämien werden nicht weiter bezahlt. Die früher ſo
ſegensreichen Stiftungen ſind ein Opfer der Geldentwertung geworden.
Nur die Ernſt Ludwig=Stiftung bleibt beſtehen. Der Heſſiſche Kamerad
erſcheint jetzt wieder, und zwar einmal im Monat. Ein Ausſchuß wurde
gewählt, der das Organ weiter ausbaut. Mohr=Ober=Eſchbach berichtete
über das Vontragsweſen, das bisher brachgelegen habe, aber hoffentlich
im kommenden Winter wieder aufleben werde. Direktor Stumpf ſagte
vom Unterſtützungsweſen, daß jetzt wieder Beihilfen von 10 bis 20 Mk.
gewährt werden könnten. Der Haſſiakalender ſoll wieder erſcheinen, Bo=
ſtellungen
müßten ſofort erfolgen. Auf Antrag des Landesverbandes
der Kriegsbeſchädigten der Haſſia wurde beſchloſſen, daß bis 1. Januar
1925 alle Bezirke ihre Kriegsbeſchädigten=Gruppen gebildet haben müſ=
ſen
. Unter lebhaſtem Beifall ſtellte Dr. Vogt den Antrag, Haſſia und
Kyffhäuſerbund ſollen dahin wirken, daß die Veteranenbeihilfe für Alt=
veteranen
vom Reich erhöht werde. Sie beträgt zurzeit nur ſechs Mark
monatlich.
Den Verbandstag 1925 erhält Erbach im Odenwald. Bei der Er=
gänzungswahl
des Präſidiums werden durch Zuruf wiedergewählt: Lin=
denſtruth
=Darmſtadt, Bruchhäuſer, Dörr und Mohr=Ober=Eſchenbach. Das
verdienſtvolle Mitglied Waldecker=Darmſtadt ſcheidet nach faſt 40 jäh=
riger
Tätigkeit aus dem Präſidium aus. Die Anträge Darmſtadt wer=
den
abgelehnt. Auf Antrag des Präſidiums beträgt der Verbands=
beitrag
für das Mitglied 50 Pfg., im Bedarfsfalle kann ein weiterer
Beitrag bis zu 50 Pfg. erhoben werden. Im Laufe des Jahres ſoll eine
Verbandslotterie ſtattfinden. Von einer Rechnungsablage für 192223
und von der Aufſtellung eines Voranſchlags für 192425 wird Abſtand
genommen. Auf Antrag des Bezirks Neckartal ſoll ein Verbandsſekretär
beſtellt werden.
Einen würdigen Abſchluß fand der Haſſiatag durch die Ehrung
ſeines Gründers, Medizinalrat Dr. Vogt=Butzbach,
dem Präſident Oberſt von Neidhardt eine Adreſſe überreichte, welche die
Verdienſte Vogts um die Gründung, Entwicklung und nicht zuletzt um
die Erhaltung in der kritiſchen Nachkriegszeit voll und ganz würdigte.
Die Haſſia ſei tatſächlich das Lebenswerk Vogts. Tief gerührt dankte
Vogt und betonte, daß er trotz ſeiner 76 Jahre weiter für die Haſſia
wirken werde.

* Aus Starkenburg, 21. Juni. An der Börſe zeigt ſich in letzter
Zeit regere Kaufluſt für Stadtanleihen. Es iſt dies darauf
zurückzuführen, daß die Städte dazu übergehen, ihre Vorkriegs=
K. Butzbach, 22. Juni. Das 50jährige Jubiläum der anleihen möglichſt zu dem gegenwärtigen Umlaufswerte loszu=
Kriegerkameradſchaft Haſſia geſtaltete ſich zu einer ein= werden, und zwar dadurch, daß ſie ſie aufkaufen. Um die geſchäftsſtille
drucksvollen Kundgebung für die Kriegervereinsſache. Zahlreich waren die Zeit zu überwinden, erbieten ſich die Banken, ſelbſt ſolche, bei denen
Kameraden aus allen Teilen des Heſſenlandes eingetroffen. Herzlich dieſe Anleihen einſt nicht gezeichnet wurden, den Städten dabei behilf=
begrüßt
wurden die Vertreter aus dem beſetzten Gebiete. Der hieſige lich zu ſein. Der deutſche Städtetag hat zwar den Stadtverwal=
Kriegerverein, der gleichzeitig ſein goldenes Jubiläum tungen geraten, nicht über eins vom Gundert, einen geradezu lächerlich
feierte, hatte den Gäſten einen herzlichen Willkomm bereitet. Auch der geringen Betrag, beim Rückkauf anzulegen. Erfreulicherweiſe ſind aber
Vater des heſſiſchen Kriegerverbandes, Medizinalrat Dr. Vogt=Butz= die meiſten Städte längſt über dieſen Satz hinausgegangen. Berlin
bach, beging ſein 50jähriges Jubiläum als Gründer und Präſidialmit= und Offenbach z. B. bieten ſeit Wochen 5 v. H., und von Darmſtadt
glied. Mit Rückſicht auf den Ernſt der Zeit fand die Feier in kleinem hört man, daß es bis zu 8 v. H., je nach der wirtſchaftlichen Lage des
Rahmen im Heſſiſchen Hofe ſtatt. Der Saal war am Samstag abend Inhabers des Papiers, zahlt. Die Stadt Raſtatt rechnet ihre Vor=
dicht
gefüllt. Der Vorſitzende des hieſigen Kriegervereins, Direktor kriegsanleihen ſogar mit 50 v. H. an, wenn der Beſitzer die gegenwärtig
Stumpf, begrüßte die Vertreter der Haſſia. Präſident Oberſt v. Neid= aufgelegte wertbeſtändige neue Anleihe zeichnet. Auf den gleichen Satz
und auf ähnliche Weiſe ſich zu einigen, wären wohl die meiſten Beſitzer
von Vorkriegsanleihen der Städte bereit. Durch eine ſolche gütliche
eins, Rektor Storch=Butzbach namens des Geſangvereins und Bruch= Verſtändigung würde viel Elend und eine gewaltige
neriſche, deklamatoriſche und muſikaliſche Vorträge füllten die einfache Welt geſchafft und jede Stadtverwaltung, die noch etwas auf ſich hält,
dächtnisfeier für die Gefallenen des Weltkrieges verordnung verſchanzm oder ſich zu einer ähnlich hohen Abfindung
meiſt um ihre eigenen Bürger. Jeder Stadtverordnete,
den Militärverein=Butzbach. Den Abſchluß bildete das Soldatenlied: Lage iſt, ſollte es ſich angelegen ſein laſſen, in ſeiner Gemeinde anzu=
regen
, die gewaltſam Enteigneten urd Entrechteten die
ten und Hinterbliebenen unter Leitung von Lehrer Ihrig im Gambri= Kriegsfolgen, ſoweit ſie ſich in der Geldentwertung aus=
K. Gießen, 21. Juni. Die Stadtverwaltung will bei dem deutſchen
Städtetag dahin wirken, daß das Reichsſperrgeſetz für Beſoldungen
baldigſt eufgehoben wird, damit die Beſoldungsordnungen in mehr
e- Gießen, 22. Juni. Der Beginn der Goethe=Woche fand
Köhler, das Oberhaupt Butzbachs. Herzliche Dankesworte richtete er an geſtern nachmittag ſtatt durch die Eröffnung der Buchausſtellung Das
Goethe=Buch in dem ſtimmungsvoll hergerichteten Saale im früherer
die verdienſtvollen Bezirksvorſteher Krämer, Zimmer=Groß=Umſtadt, Hotel Großherzog. Die beſten und ſehenswerteſten Ausgaben ſämtlicher
Werke von und über Goethe ſind hier in Liebhaber= und Luxusaus=
gaben
zu ſehen. Der Beſuch war bereits am erſten Tage ein guter.
Jagner=Altenſtadt, Diehl=Alzey und Seiler widmet er einen warmen Heute vormittag wurde in der neuen Aula eine Feſtfeier des 175.
Ge
urtstages des großen Dichters abgehalten. Der Rektor der Landes=
univerſität
, Profeſſor Dr. Laguer, hielt die Eröffnungsanſprache und
gedachte in kurzen Worten der Bedeutung Goethes. Univerſitätsprofeſ=
Kriegerverein und Medizinalrat Dr. Vogt zum goldenen Jubiläum, ſor Dr. Korff hielt die Feſtrede über. Goethe und wir‟ Gießen zählt
Die Haſſia ſei aus kleinen Verbänden auf tauſend Vereine geſtiegen mit ſich bekanntlich zu den Städten unſeres Vaterlandes, die durch rege
Beziehungen mit der Perſon des Dichters und ſeinem Schaffen ver=
knüſt
ſind. Zwei Gießener Gelehrte waren es, Profeſſor Höpfner und
Profeſſor Wilbrandt, die die wiſſenſchaftlichen Arbeiten und das dich=
teriſche
Schaffen des Meiſters durch regen Gedankenaustauſch förder=
ten
. Den Abſchluß der literariſchen Feier bildeten einige Goethe=Lieder,
geſungen vom Bauerſchen Männerchor.
(.) Gießen, 21. Juni. Feſtgenommen wurde ein junger
Mann, der in der letzten Zeit in der Stadt verſchiedene Betrügereien
( Gießen, 21. Juni. Viedereröffnung des Straßen=
bühre
. (Anhaltender Beifall.) Bürgermeiſter Köhler=Butzbach betonte, bahnverkehrs. Die Stadtverordnetenverſammlung hat den Wunſch
daß er die Beſtrebungen der Haſſia zu ſchätzen wiſſe, der Vertreter der geäußert, daß der Straßenbahnbetrieb ſobald als möglich wieder aufge=
nommem
werde. In der Tat ſoll der Betrieb in allernächſter Zeit,
ſpäteſtens Anfang Juli, wieder tufgenommen werden.
Der
netenſitzung nach dem Vorſchlag des Finanzausſchuſſes einſtimmig an=
die
1918 ausgeſchieden ſeien, oder ſich aufgelöſt hätten, ſeien wieder neu genommen. Der Milchpreis (Kleinverkauf) iſt auf 28 Pfg. für
dts Liter (frei Haus des Verbrauchers) feſtgelegt worden.
X Odenhauſen, Kr. Gießen, 21. Juni. Der Neubau eines
Pfarrhauſes für Odenhauſen iſt beſchloſſen worden.
i- Butzbach, 22. Juni. Sonnwendfeier des Jungdeut=
bleiben
jedoch beſtehen, bis eine Aufwertung erfolgen kann, was 1932 ſchen Ordens. Der Jungdeutſche Orden veranſtaltete am Sams=
tag
und Sonntag zu Butzbach einen Deutſchen Tag, dem ſich Sonntag
nachmittag eine Sonnenwendfeier auf der Burg Münzenberg anſchloß.
Samstag abend trafen ſich die Bruderſchaften des Jungdeutſchen Ordens
in der Feſthalle, wobei die Großmeiſter Eſſinger=Butzbach und Schmidt=
Gießen Anſprachen hielten. Sonntag vormittag brachten die Züge noch
zahlreiche Bruderſchaften. In der Feſthalle wurden ſie von Dr. Werner=
Butzbach begrüßt. Auf dem Schrenzer wurde ein Waldgottesdienſt ab=
gehalten
, Pfarrer Schneider hielt die Feſtpredigt. Dann ging es zu
Fuß und mit der Bahn nach Münzenberg, wo eine rieſige Menſchen=
menge
der Sonnwendfeier beiwohnte. Bei einbrechender Dunkelheit
wurde das Sonnenwendfeuer abgebrannt. Volkslieder, Volkstänze und
Spiele füllten die Zeit aus. Die Butzbach=Licher Bahn hatte Sonderzüge
eingelegt.
8. Friedberg, 21. Juni. Die Kulturinſpektion hat feſtge=
ſtellt
, daß das Waſſer der Wetter und Uſa im Bereich der Stadt Fried=
berg
nicht ganz einwandfrei und auch zum Baden nicht geeignet iſt.
X Friedberg, 21. Juni. Der Bürgermeiſter iſt von der
Stadtverordnetenverſammlung ermächtigt worden, die Geſchäfte der Bür=
germeiſterei
vorläufig weiterzuführen, da der neue Voranſchlag noch
nicht zur Beratung kommen konnte. Zum 4. Beigeordneten
der Stadt iſt der Sozialdemokrat Repp mit 17 gegen 6 Stimmen, die
auf den Zentrumsmann Schröder fielen, gewählt worden. Die Beige=
ordneten
erhalten nach einem gleichzeitigen Beſchluß keinerlei Vergütung,
auch nicht für entgangenen Arbeitsverdienſt.
I. Klein=Linden, 22. Juni. Der älteſte Poſaunenchor in
Heſſen feiert nächſten Sonntag ſein ſiebzigjähriges Jubelfeſt.
Der Verein wurde 1854 von Johann Philipp Jung als geiſtlicher Muſik=
verein
gegründet. Außer hieſigen Einwohnern traten bei der Gründung
auch Leute von Krofdorf, Waldgiomes, Kinzenbach, Gießen, Groß= Rechten=
bach
Hörnsheim, Hochelheim, Heuchelheim, Leihgeſtern und Atzbach bei.
Zahlreiche Poſaunenchöre haben ſich nach dem Vorbilde Klein=Lindens
in der näheren und weiteren Umgebung im Laufe der Jahre gebildet,
12 Vereine mit etwa 20 Bläſern ſind zu dem Jubiläum für nächſten
Sonntag gemeldet. Der Feſtgottesdienſt wird vormittags im Walde
gehalten, nachmittags findet ein Zug durch das Dorf ſtatt. An der
Feier wird als Vertreter der heſſiſchen Landeskirche Superintendent
Dr. Peterſen teilnehmen.

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[ ][  ][ ]

(ntwurf eines Geſetzes
betreffend die Umwertung alter Geidſchalden.

An den

Zerlin, den 13. Juni 1924.

Herrn Präſidenten des Deutſchen Reichstages
Berlin.
Antrag
des Hypotheken=Gläubiger= und Sparer=Schutzverbandes für das
Deutſche Reich, Sitz Berlin W 66, Wilhelmſtraße 49.
Dem Reichstage beehrt ſich der unterzeichnete Schutzverband,
die Mindeftforderungen zu unterbreiten, die zu ſtellen ſind, um
ben Rechtsbruch durch die dritte Steuernotverordnung zu beſei=
tigen
, die bedrohten Sparer zu retten und das Anſehen des Rei=
ches
als Rechts= und Kulturſtaat wiederherzuſtellen. Der anlie=
gende
Entwurf, der dieſe Forderungen in Geſetzesform enthält,
iſt von dem Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Beſt, Darm=
ſtadt
, verfaßt und nach Anhörung eines vielköpfigen Ausſchuſſes
von Männern des Rechts und der Wirtſchaft überarbeitet worden.
Die Bebeutung der Männer, die dem Ausſchuß angehört haben,
verbürgt die Notwendigkeit der geſtellten Forderungen. Zur
Rechtfertigung des Entwurfes im einzelnen wird auf deſſen Be=
gründung
ſowie auf das Schrifttum, in dem in den letzten Mo=
naten
die Ungültigkeit der dritten Steuernotverordnung wie ihre
Unhaltbarkeit überzeugend nachgewieſen worden iſt, Bezug ge=
nommen
. Die Begründung des Entwurfes konnte im Hinblick
auf dieſes Schrifttum ſowie auch deshalb kurz gehalten werden,
weil kaum ein ernſtzunehmender Mann mehr an der Marklüge
feſthält, vieles, was zur Rechtfertigung der Aufwertungsbeſchrän=
tungen
früher angeführt wurde, durch den Inhalt der dritten
Steuernotverordnung widerlegt iſt und die ſeitherige Entwicklung
der Wirtſchaft ergeben hat, daß die Rechtswidrigkeit der Regelung
nur durch deren kurzſichtige Torheit übertroffen wird.
Die politiſchen Parteien erinnern wir an das, was ſie aus
Anlaß der Reichstagswahlen verſprochen haben. Millionen ent=
rechteter
Sparer unſeres Verbandes haben auf dieſe Verſprechun=
gen
vertraut und erwarten deren Erfüllung.
Der Reichsregierung und dem Reichsrate haben wir Abſchrift
dieſer Eingabe und des Entwurfes mitgeteilt.
Hypotheken=Gläubiger= und Sparer= Schutz=
verband
für das Deutfche Reich:
1. Vorſitzender: gez. Dr. Fudickar, Chefredakteur;
2. Vorſitzender: gez. Erwin Kuhn, Adminiſtrator;
3. Vorſitzender: gez. Dr. Sontag, Kammergerichtsrat.

Entwurf eines Geſetzes
beireffend die Umwertung alter Geldſchulden.
8 1.
(1) Ein Anſpruch, der vor dem Inkrafttreten dieſes Geſetzes
gegründet worden iſt, und die Zahlung einer beſtimmten, in
teichswährung ausgedrückten Geldſumme zum Gegenſtande hat,
ie durch den Währungsverfall entwertet wurde, iſt, unbeſchadet
anderweitiger Vereinbarungen der Beteiligten, in dem Betrage
von geſetzlichen Zahlungsmitteln zu erfüllen, der durch Treu und
Slauben zur Zeit der Zahlung bedingt wird. Eine Aenderung
des Nennbetrages des Anſpruches nach Satz 1 (Umwertung)
ſindet inſoweit nicht ſtatt, als der Gläubiger die Gefahr der Geld=
entwertung
ausdrücklich oder den Umſtänden nach ſtilſchweigend
Ebernommen hat.
(2) Bei der Umwertung nach Abſ. 1 Satz 1 iſt insbeſondere
as urſprüngliche Wertverhältnis zwiſchen dem Anſpruch und
inem dafür beſtellten Pfande, die Vermögenslage des Schuld=
ners
, ſoweit ſie durch die allgemeine wirtſchaftliche Entwicklung be=
influßt
iſt, ſowie weiter zu berückſichtigen, inwieweit ohne eine
Umwertung der Schuldner auf Koſten des Gläubigers durch den
Wert von Vermögensgegenſtänden bereichert würde, die er auf
Grund der Leiſtung des Gläubigers unmittelbar oder mittelbar
rworben hat.
(3) Die Vorſchriften der Abſ. 1, 2 finden ſinngemäße
Anwendungen, falls durch eine Beſſerung der Währung die Kauf=
kraft
des Anſpruchs ſich erhöht hat.
8 2.
(1) Der Umwertung nach 8 1 iſt der Goldmarkbetrag des An=
ſwruchs
zu Grunde zu legen.
Als Goldmarkbetrag gilt bei Anſprüchen, die vor dem
k. Auguſt 1914 entſtanden ſind, der Nennbetrag. Geht bei der
Ausgabe von Schuldverſchreibungen die Zahlung des Erwerbs=
preiſes
jener voraus, ſo gilt der voraus beſtimmte Einzahlungs=
tag
als Zeitpunkt der Entſtehung.
(2) Bei Anſprüchen, die nach dem 31. Juli 1914 entſtanden
ſind, wird der Goldmarkbetrag dadurch feſtgeſtellt, daß der Nenn=
betrag
nach der letzten der Entſtehung vorausgehenden amtlichen
Veröffentlichung über die innere Kaufkraft der Mark umgerechnet
wird. Für die Zeit, in der ſolche Veröffertlichungen nicht erfolgt
ſind, wird die innere Kaufkraft der Mark durch die Reichsregie=
rung
beſtimmt.
(3) Hat der Gläubiger, der die Umwertung eines durch Hypo=
thek
geſicherten Anſpruchs erwirkt, oder hat ſein allgemeiner
Rechtsvorgänger den Anſpruch durch gewerbsmäßigen Aufkauf
erworben, ſo hat er zu Gunſten des abtretenden Gläubigers,
jalls der Erwerbspreis weniger als die Hälfte der Umwertungs=
umme
betragen hatte, den gezahlten Preis auf Dreiviertel dieſer
Summe zu ergänzen. Der Schuldner hat, falls ihn der abtretende
Gläubiger von ſeinem Anſpruche rechtzeitig benachrichtigt, die
Umwertungsſumme zu hinterlegen. Die im Satz 1 dem letzten
Gläubiger auferlegte Verpflichtung liegt auch demjenigen ob,
der von ihm nach dem 1. Juli 1924 den Anſpruch durch Sonder=
nachfolge
erwirbt.
8 3.
Iſt der Anſpruch dadurch entſtanden, daß Vermögensſtücke
auf längere Dauer zum Zwecke der Kapitalnutzung oder der
Kapitalaufbewahrung überlaſſen worden ſind ( Vermögens=
anlage
), ſo kann ſoweit ſich aus dieſem Geſetz nicht ein anderes
ergibt, die Zahlung nach den 88 1, 2 nur mit Zuſtimmung aller
an dem Schuldverhältniſſe Beteiligten vor dem 1. Januar 19.
erfolgen. Die Reichsregierung hat die Friſt bis zum 1. Januar
1932 zu erſtrecken, falls bis zum 1. Januar 1929 eine volle Be=
Friedigung der Mehrheit der Gläubiger nicht zu erwarten iſt;
die Verordnung muß ſpäteſtens bis 1. Januar 1928 verkündet
everden. Bei Anſprüchen, die durch Hypothek an einem Grund=
ſtücke
geſichert ſind, deſſen Erträgniſſe durch eine Zwangswirt=
ſchaft
zum Nachteile des Verpflichteten beſchränkt ſind, muß
kiberdies ſeit der Beendigung der Zwangswirtſchaft mindeſtens
ein Jahr verfloſſen ſein.

8 4.
(1) Erfordern die Verhältniſſe des Schuldners eine Zahlung
or dem in 5 3 beſtimmten Zeitpunkte, ſo muß, falls der Schuldner
zur Leiſtung des vollen Goldmarkbetrages nicht imſtande iſt,
der Gläubiger eine Teilzahlung annehmen, deren Betrag ſich
nach den 88 1, 2 bemißt. Die Zahlung des nicht getilgten Be=
trages
erfolgt nach Maßgabe der 88 1 bis 3.
(2) Die Vorſchriften des Abſ. 1 ſind entſprechend anzuwen=
den
, wenn die Verhältniſſe des Gläubigers eine frühere Zahlung
erfordern und ein berechtigtes Intereſſe des Schuldners nicht
entgegenſteht.
(3) Erfordern wichtige Gründe eine von Abſ. 1, 2 ab=
weichende
Regelung, ſo kann die in 8 10 bezeichnete Stelle ſie un=
ter
billiger Berückſichtigung der beiderſeitigen Intereſſen treffen.
8 5.
(1) Hat der Verpflichtete ein Grundſtück veräußert, an dem
zur Sicherung des Anſpruchs eine Hypothek beſteht, ſo iſt der Er=
werbspreis
inſoweit an den Gläubiger zu entrichten, als dies er=
forderlich
iſt, um Nachteile von dem Gläubiger abzuwenden, die
ſich nach dieſem Geſetze aus der Veräußerung ergeben können.
In dem Falle des 8 329 BGB. erwirbt unter den gleichen Vor=
ausſetzungen
der Gläubiger auch dann unmittelbar das Recht an
den Erwerber, wenn eine Schuldübernahme nicht erfolgt iſt.
(2) Zahlungen, die nach Abſ. 1 an den Gläubiger geleiſtet
werden, ſind nach Maßgabe des 8 4 Abſ. 1 auf deſſen Forderung
anzurechnen.
8 6.
Der Betrag der Zinſen und etwaiger Tilgungsbeträge, die
für die im 8 1 bezeichneten Anſprüche jeweils zu entrichten ſind
ſowie der jeweilige Betrag wiederkehrender Leiſtungen iſt auf
Grund des Goldmarkbetrages des Anſpruchs nach den 88 1, 2
mit der Maßgabe zu beſtimmen, daß an Stelle der in 8 1 Abf. 2
bezeichneten Vermögenslage des Schuldners deſſen durch dieſe
bedingtes Einkommen, und an die Stelle der dort bezeichneten
Vermögenswerte deren Ertrag tritt.
8 7.
Auf Hypotheken, Grundſchulden und Rentenſchulden, ſowie
auf Reallaſten und auf Pfandrecht an im Schiffsregiſter eingetra=
genen
Schiffen und an Bahneinheiten, die vor dem Inkrafttre=
ten
dieſes Geſetzes begründet ſind, finden die vorſtehenden Vor=
ſchriften
dergeſtalt ſinngemäße Anwendung, daß das Verhältnis
zniſchen Anſpruch und dinglichem Rechte, unverändert bleibt.
Einer Eintragung der ſich hiernach ergebenden Aenderungen der
Rechte bedarf es nicht.
8 8.
(1) Hat der Berechtigte die Zahlung angenommen oder die
Löſchung des Rechtes bewilligt, ſo finden, falls die Zahlung
oder die Löſchungsbewilligung nach dem 1. Juli 1921 erfolgt iſt,
die vorſtehenden Beſtimmungen auch dann Anwendung, wenn ſich
der Berechtigte ſeine Rechte nicht vorbehalten hat.
(2) Ein Vertrag nach § 779 BGB. ſteht der Anwendung des
Abſ. 1 nicht entgegen, wenn die gezahlte Abfindungsſumme hin=
ter
fünf vom Hundert des Goldmarkbetrags des Rechtes zurück=
bleibt
oder im übrigen den Berechtigten in grob unbilliger Weiſe
benachteiligt.
(3) Ein gelöſchtes Recht iſt inſoweit wieder herzuſtellen, als
der öffentliche Glaube des Grundbuchs nicht entgegenſteht. Zur
Anfechtung eines fremden Rechtes, das nach Löſchung ſeines
eigenen eingetragen worden iſt, bedarf der Gläubiger keines voll=
ſtreckbaren
Schuldtitels. Die Anfechtung iſt ſolange zuläſſig, als
nicht ſeit dem Inkrafttreten dieſes Geſetzes ein Zeitraum ver=
ſtrichen
iſt, der den in § 3 des Geſetzes, betreffend die Anfechtun=
gen
von Rechtshandlungen außerhalb des Konkurſes beſtimmten
Friſten, entſpricht.
(4) Anſprüche nach Abſ. 1 und 2 können nur geltend gemacht
werden, wenn ſie bis zum 1. Juli 1925 bei der in 8 10 bezeichne=
ten
Stelle angemeldet ſind.
8 9.
Bei Grundkreditanſtalten, Sparkaſſen und Lebensverſiche=
rungsanſtalten
iſt aus dem Vermögen, auf das die vorſtehenden
Vorſchriften Anwendung finden, und aus einem etwa aus dem
ſonſtigen Vermögen des Schuldners und ſeiner Garanten zu lei=
ſtenden
, ſich nach ihrer Vermögenslage bemeſſenden Beitrag eine
Teilungsmaſſe zu bilden, aus der die Pfandbriefe und die ſon=
ſtigen
dinglich oder durch ein Vorzugsrecht geſicherten Schuldver=
ſchreibungen
, die Sparkaſſenguthaben und die Anſprüche aus Ver=
ſicherungsverträgen
im Verhältnis ihrer nach 8 2 feſtzuſtellenden
Goldmarkbeträge gleichmäßig zu befriedigen ſind. Hierbei wird
die Teilungsmaſſe für jeden Schuldner beſonders gebildet; er hat
auch die für die Durchführung erforderlichen Verwaltungsarbei=
ten
zu leiſten, wobei die Koſten je zur Hälfte von ihm und der
Teilungsmaſſe zu tragen ſind. Die näheren Anordnungen treffen
für die Lebensverſicherungsanſtalten die Reichsregierung, für die
Grundkreditanſtalten und die Sparkaſſen die Landesregierungen.
8 10.
(1) Ein Streit, der nach den Vorſchriften dieſes Geſetzes zu
erledigen iſt, unterliegt, ſoweit es ſich um Vermögensanlagen
handelt und nicht bereits vor dem Inkraftreten dieſes Geſetzes
ein Verfahren bei den Gerichten anhängig war, ausſchließlich der
Eutſcheidung des Einigungsamts.
(2) Einigungsamt iſt das Amtsgericht. Die näheren Be=
ſtimmungen
über die Einigungsämter trifft die Reichsregierung
nach Anhörung des Reichsrats.
(3) Das Einigungsamt hat eine gütliche Einigung zu ver=
ſuchen
; es kann Sachverſtändige zum Einigungstermin zuziehen.
Im übrigen finden auf das Verfahren die Vorſchriften des
Reichsgeſetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge=
richtsbarkeit
ſinngemäße Anwendung.
(4) Gegen die Entſcheidung des Einigungsamts findet die
ſofortige Beſchwerde an das Landgericht und gegen die Ent=
ſcheidung
des Landgerichts die weitere Beſchwerde ſtatt; die Vor=
ſchriften
der 88 26 bis 30 des im Abſ. 3 bezeichneten Reichsge=
ſetzes
finden Anwendung.
(5) Die rechtskräftige Entſcheidung des Einigungsamts iſt
vollſtreckbar und für die Gerichte bindend.
(6) Das Einigungsamt erhebt nach Maßgabe der Durchfüh=
rungsbeſtimmungen
eine Gebühr und verteilt die Koſten auf die
Veteiligten, ſoweit nicht die Vorſchriften der Zivilprozeßordnung
entſprechende Anwendung zulaſſen, nach billigem Ermeſſen.
8 11.
(1) Iſt eine Regelung des Betrags, der an die Stelle einer
in Reichswährung ausgedrückten Geldſumme zu treten hat, durch
Vereinbarung, Sondergeſetz oder Staatsvertrag vor dem In=
kraftreten
dieſes Geſetzes erfolgt, ſo bleibt dieſe Regelung, un=
beſchadet
der Beſtimmung des 8 8, Abſ. 2 unberührt.
(2) Die Vorſchrift des Abſ. 1 findet auf eine Regelung durch
rechtkräftiges Urteil mit der Maßgabe Anwendung, daß eine
Umwertung zuläſſig bleibt, ſoweit bezüglich der Urteilsſumme
die im 8 8, Abſ. 2 bezeichneten Vorausſetzumgen vorliegen.
8 12.
(1) Die Einlöſung von Anleihen des Reiches und der Län=
der
, die vor dem Inkrafttreten dieſes Geſetzes aufgenommen
worden ſind und auf Reichsmark lauten, kann bis auf weiteres
nicht gefordert werden. Dies gilt nur für Schuldverſchreibungen

und Schuldbuchforderungen, ſowie für ſolche anderen Anleihen,
bei denen nicht eine Verpflichtung zur Rückzahlung der ganzen
Anleihe innerhalb zwveier Jahre nach der Aufnahme der Anleihe
beſteht.
(2) Die Verzinſung der im Abſ. 1 bezeichneten Anleihen
hat unter ſinngemäßer Anwendung der Vorſchriften des 8 1 zu
erfolgen. Den Beginn und den Umfang der Verzinſung be=
ſtimmt
bei Reichsanleihen mit Zuſtimmung des Reichsrats die
Reichsregierung, bei den übrigen in 8 12 bezeichneten Anleihen
die Landesregierung.
(3) In den Fällen der Abſ. 1, 2 ich der Gläubiger bis auf
weiteres nicht verpflichtet, den Reichsmarkbetrag von Zins und
Kapital zum Nennbetrag als Schulderfüllung anzunehmen.
(4) Die Vorſchriften der Abſ. 1 bis 3 gelten auch für Ge=
meinden
und Gemeindeverbände, ſoweit nicht durch Reichsgeſetz
ein anderes beſtimmt wird. In Einzelfällen kann die oberſte
Landesbehörde, falls beſondere Verhältniſſe vorliegen, für die
Anleihe einer Gemeinde oder eines Gemeindeverbandes eine
Negelung treffen, die von den Vorſchriften der Abſ. 1, 2 ab=
weicht
.
(5) Die Reichsregierung kann mit Zuſtimmung des Reichs=
rats
die für Gemeinden geltenden Vorſchriften der Abſ. 1 bis 4
auf die Anleihen anderer öffentlich=rechtlicher Körperſchaften und
Anſtalten, ſowie auf die in 8 41 des Hypothekenbankgeſetzes be=
zeichneten
Schuldverſchreibungen für anwendbar erklären.
8 13.
Die Reichsregierung wird ermächtigt, die zur Durchführung
dieſes Geſetzes erforderlichen Vorſchriften zu erlaſſen.
8 14.
Die Artikel I und II der dritten Steuernotverordnung vom
14. Februar 1924, ſowie die zu deren Durchführung, Ergänzung
und Aenderung erlaſſenen Vorſchriften werden aufgehoben.
8 15.
Dieſes Geſetz tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft.
Begründung.
Im Allgemeinen.
Die Vorſchriften der 3. St.N.=V. über die ſogenannte Auf=
wertung
verletzen zu Gunſten, insbeſondere der großkapitaliſti=
ſchen
Schuldner, die Vorſchriften des bürgerlichen Rechts, wie ſie
das Reichsgericht zutreffend auslegt, bedrohen die Exiſtenz des
entrechteten Mittelſtandes und untergraben das Rechtsbewußt=
ſein
des Volkes. Unbeſchadet der Frage, ob ſie überhaupt zu
Recht beſtehen, ſind ſie deshalb um ſo mehr aufzuheben, als die
Gründe, auf die man ſie ſtützt, nicht zutreffen. Die Zahlungs=
unfähigkeit
einzelner Schuldner eines Gläubigers hat nie und
nirgends die Befreiung auch ſeiner zahlungsfähigen Schuldner
zur Folge, und deshalb wurde der Standpunkt, der wegen der
Unmöglichkeit, die Kriegsanleihen uſw. in naher Zeit aufzu=
werten
, die Aufwertung auch der Hypotheken uſw. ablehnte,
ſchon in der 3. St.=N.=V. aufgegeben. Dasſelbe gilt von dem
ſeltſamen Satze, daß man die Geldentwertung nicht rückgängig
machen könne. Die angebliche Notwendigkeit, eine gerechte Auf=
wertung
im Intereſſe des Steuerfiskus zu unterſagen, wird
durch die Steuerſätze der III. St.=N.=V. widerlegt und das ſpäter
geltend gemachte Kreditbedürfnis der öffentlichen Verbände und
der Wirtſchaft kann die Vergewaltigung des Rechrs nichr ve=
gründen
. Um ſo weniger, als der Verſuch, neuen Kredit auf
Koſten der alten Gläubiger zu erlangen, den Kredit untergräbt
und nicht ihn fördert. Auch das Gutachten der Sachverſtändi=
genkommiſſion
rechtfertigt das Fortbeſtehen der Aufwertungs=
beſchränkung
nicht. Denn der Wegfall der Verſchuldung von
Reich uſw., Induſtrie und Landwirtſchaft, den das Gutachten
aus der III. St.=N.=V. herleitet und zur Erhöhung der An=
ſprüche
an das Reich benützt, bedeutet, da es ſich um innere
Schulden handelt, nur eine Verſchiebung der Leiſtungs=
fähigkeit
. Die geringere Leiſtungsfähigkeit der Schuldner, die
eine gerechte Regelung nach ſich zieht, wird durch eine entſpre=
chend
erhöhte Leiſtungsfähigkeit der Gläubiger ausgeglichen. Es
iſt zudem nach der Begründung des Gutachtens anzunehmen,
daß eine Beſeitigung der Aufwertungsbeſchränkungen die Höhe
der Reparationslaſten herabmindern wird, wie das in einem
Aufſatze des Landrats Dr. Heine=Oſchersleben über Reparatio=
nen
und Aufwertungsfrage im Berliner Börſenkurier Nr. 264 zu=
treffend
dargelegt wird. Da auch die Stabilität der Rentenmark
und die weiter geltend gemachten Gründe der Beſeitigung der
Aufwertungsbeſchränkungen nicht entegegenſtehen, iſt dieſe gebo=
ten
. Zur Begründung ihrer wirtſchaftlichen Notwendigkeit wird
als Anlage ein Aufſatz angefügt, der in Nr. 140 der Leipziger
Neueſten Nachrichten veröffentlicht wurde. Den Ausführungen
ſeines Verfaſſers iſt mit dem ſachlich bedeutungsloſen Anfügen
zuzuſtimmen, daß der Verfaſſer ſtatt, Aufwertung, Beſchrän=
kung
der Aufwertung hätte ſagen ſollen.
Eine geſetzliche Neuregelung der Frage erſcheint im Hinblick
auf das Urteil des Reichsgerichts vom 28. November 1923 nicht
zwingend, trägt aber zur Vermeidung von Streitigkeiten bei.
Aus der Einzelbegründung ergibt ſich, weshalb die neuen Vor=
ſchriften
von denen der III. St=N.=V. in den weſentlichſten
Punkten abweichen müſſen. Auch der Begriff Aufwertung
war auszuſchalten, denn wenn er auch, ſolange die Papiermark
geſetzliches Zahlungsmittel iſt, rechtlich zutrifft, iſt er doch
für den Rechtsunkundigen irreführend. Es handelt ſich nicht,
wie er den Anſchein erweckt, um eine Erhöhung des Schuldbe=
trags
, ſondern um die Regelung der Frage, welcher Betrag an
entwerteten geſetzlichen Zahlungsmitteln zur Erfüllung einer in
Reichswährung ausgedrückten Forderung uſw. aufzuwenden iſt.
Im Einzelnen.
Zu 8 1.
Im Einklange mit 8 242 BGB. iſt nach der Rechtſprechung
des N.G. der zu zahlende Betrag im Einzelfalle unter Würdi=
gung
der beſonderen Umſtände feſtzuſtellen. Im Gegenſatz dazu
ſieht die III. St.=N.=V. als die durch den 8 7 d. V.O. vom 1. Mai
1924 weſentlich verſchärfte Regel einen Durchſchnittsſatz von
15 Prozent des Goldmarkbetrags vor, der zwar auf Verlangen
des Schuldners ermäßigt, aber nicht erhöht werden kann. Der
Wert dieſes Durchſchnittsſatzes wird durch die Stundung und
die Zinsbeſchränkungen in 8 5 der St=N.=V. auf etwa die Hälfte
vermindert. Die Neuregelung kann ſich nicht, wie einzelne mei=
nen
, darauf beſchränken, den Durchſchnittsſatz zu erhöhen und
eine Abweichung davon auch zu Gunſten des Gläubigers e zu=
laſſen
. Denn auch dadurch würde den Forderungen von Lau
und Glauben nicht entſprochen, und ein gerechter Ausgleich zwi=
ſchen
den Intereſſen der Gläubiger und Schuldner nicht herbei=
geführt
. Dies folgt daraus, daß der Durchſchnittsſatz notwen=
dig
den ungünſtigeren Schuldnerverhältniſſen angepaßt werden
müßte, die Zulaſſung der Erhöhung wegen jeden Billigkeits=
gebots
den Durchſchnittsſatz hinfällig machen, die Beſchränkung
der Erhöhung auf grobe Unbilligkeit aber gerade die leiſtungs=
fähigſten
Schuldner auf Koſten ihrer Gläubiger ungerechtfertigt
bereichern würde. Im Gegenſatz zu 8 242 BGB. wurde in Abſ. 1
Satz 1 der Hinweis auf die Verkehrsſitte weggelaſſen, weil er
durch das Geſetz erſetzt wird. Die Einſchränkungen in Abf. 1,
Satz 2 entſprechen der Rechtſprechung. Bei der Beurteilung, ob
eine ſtillſchweigende Gefahrübernahme ſtattgefunden hat, wird
beſonders auch die Höhe der vereinbarten Zinſen zu berückſich=
tigen
ſein. Die Vorſchriften in Abſ. 2 lehnen ſich an die Recht=

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Dieustag, den 24. Jnni 194,

Rummer 174.

ſprechung an, bringen die von ihr anerkannte ſogenannte Mügel=
ſche
Formel zum Ausdruck und weiſen darauf hin, daß die wirt=
thaftliche
Lage des Schuldners nur inſofern in Betracht kommt,
als ſie nicht individuell, ſondern durch die allgemeine wirtſchaft=
liche
Entwicklung beeinflußt iſt. Wenn der Entwurf abweichend
von der 3. Steuernotverordnung in Abſ. 3 auch die Erhöhung
der Kaufkraft durch Beſſerung der Währung behandelt, ſo trägt
er damit der erwünſchten Möglichkeit Rechnung, daß die Papier=
mark
als geſetzliches Zahlungsmittel beſeitigt und durch die
Rentenmark oder eine ſonſtige Mark, die zugleich Wertmeſſer iſt
erſetzt wird. Bezüglich der in der Inflationszeit begründeten
Anſprüche ſtellt ſich dann die Aenderung des Nennbetrags als
Herabſetzung dar und die Bezeichnung Aufwertung muß auch
deshalb durch Umwertung erſetzt werden. Bemerkt ſei noch,
daß die von der Dawes=Kommiſſion für die Induſtrie vorge=
ſehene
Belaſtung von 5 Milliarden bei der Umwertung von
Induſtrieobligationen nur inſoweit zu berückſichtigen ſein, wird,
als deren Zins= und Kapitallaſten im inneren Ausgleich tat=
ſächlich
von der Induſtrie getragen werden.
Die angeſtrebte feſte Grundlage für die weitere wirtſchaft=
liche
Entwicklung wird durch die Anerkennung der Mügelſchen
Formel ebenſogut wie durch die Aufſtellung eines ſachlich unge=
rechten
Durchſchnittsſatzes gewährleiſtet. Bei Bilanzen und
Steuererklärungen uſw. ergibt die Bewertung der in Betracht
kommenden Vermögensgegenſtände die Höhe, in der die Schuld
jeweils einzuſtellen iſt.
Zu 8 2.
Die Vorſchriften weichen von denen in den §5 2 und 4 der
III. St.=N.=V. nach folgenden Richtungen ab:
1. Sie erſetzen den 1. Januar 1918 durch den Kriegsbeginn.
Da die innere Kaufkraft der Mark ſchon bald nach dieſem Zeit=
punkt
gemindert war, iſt die Wahl des 1. Januar 1918 ſachlich
nicht gerechtfertigt.
2. Sie bezeichnen auch bei anderen Anſprüchen als ſolchen
aus Schuldverſchreibungen (§ 4 d. St.=N.=V.) die Entſtehung des
Anſpruchs und nicht deſſen Erwerb durch den letzten Gläubiger
als maßgebend. Die Vorſchrift in § 2, Abſ. 2, Satz 2 St.=N.=V.
bedeutet bei ererbten Anſprüchen vielfach eine ebenſo will=
kürliche
, wie ungerechte Benachteiligung des Gläubigers. Aber
auch bei einer Sondernachfolge in die Forderung kann die
Wiedereinführung der lex Anastasiana nur eine ungerechtfer=
tigte
Begünſtigung des Schuldners bezwecken. Es muß im Ge=
genſatz
zur III. St.=N.=V. dem Gläubiger, der die Forderung
abgetreten hat, überlaſſen bleiben, eine etwaige Benachteiligung
durch den Zeſſionar mit den geſetzlichen Rechtsbehelfen zu ſeinen
eigenen Gunften geltend zu machen. Gegenüber gewerbsmäßi=
gen
Aufkäufern von Hypotheken wurde überdies in Abſ. 3 dem
benachteiligten Verkäufer der Forderung in Anlehnung an die
gemeinrechtlichen Vorſchriften über die laesio enormis ein be=
ſonderer
Schutz gewährt. Jedenfalls iſt es völlig abwegig, wenn
die III. St.=N.=V. aus dem Schaden, den der Zedent erlit=
ten
hat, dem Schuldner einen ſachlich ungerechtfertigten
Vorteil erwachſen läßt.
3. Bei der Ausgabe von Inhaberſchuldverſchreibungen geht
oft die Einzahlung des Zeichnungspreiſes um viele Monate vor=
aus
. Deshalb iſt in ſolchen Fällen billigerweiſe der Zeitpunkt
der Einzahlung der Umrechnung des Nennbetrages zu Grunde
zu legen.
Da dem Schuldner die innere Kaufkraft der empfangenen
Leiſtung zugute kam und dieſe namentlich zu Beginn der Infla=
tion
deren Dollarkurs erheblich überſtieg; bedeutet die Regelung
der III. Steuernot=V., die im Abſ. 2 geändert wird, eine unge=
rechtfertigte
Begünſtigung des Schuldners auf Koſten des derge=
ſtalt
doppelt entrechteten Gläubigers.

Zu 8 3.
Da es zurzeit regelmäßig an den erforderlichen Mitteln fehlt,
iſt dem § 5, Abſ. 1 der III. St.=N.=V. darin zuzuſtimmen, daß
die Zahlung, ſoweit es ſich um Vermögensanlagen handelt, die
ſchon ihrer Natur nach langfriſtig ſind, auf geraume Zeit hin=
ausgeſchohen
werden muß. Die Hinausſchiebung muß aber zu=
gleich
im Intereſſe des Gläubigers erfolgen. Denn es wider=
pricht
Recht und Billigkeit, wenn die III. St.=N.=V. trotz der
Stundung die Zeit ſtärkſten wirtſchaftlichen Tiefſtandes dazu
benützt, die wohlerworbenen Rechte der Gläubiger mit einer un=
zureichenden
Abfindung end gültig zu beſeitigen, während ſie
den Schuldnern die Ausſicht auf Wertſteigerung unbeſchränkt of=
en
läßt. Bei einer Regelung der Zahlung nach Durchſchnitts=
ſätzen
würde die Feſtſtellung dieſer Sätze hinauszuſchieben ſein,
weil deren Höhe nach der Wirtſchaftslage zurzeit der Zahlung
zu beſtimmen iſt. Bei einer Regelung nach der Mügelſchen For=
mel
, wie § 1 ſie vorſieht, hat die Vorſchrift des § 3, Abſ. 1, Satz 2
ſelbſttätig zur Folge, daß eine beſſere Wirtſchaftlage des Schuld=
ners
zur Zeit der Zahlung auch dem Gläubiger zugute kommt.
Wird, wie bei der hypothekariſch geſicherten Forderung, die
Höhe der zu leiſtenden Zahlung durch den Wert des Unterpfands
weſentlich beeinflußt, ſo muß, falls eine Zwangswirtſchaft die=
ſen
Wert beeinträchtigt, die Erfüllung überdies ſo lange ver=
ſchoben
werden, bis der wertmindernde Einfluß der Zwangs=
wirtſchaft
beſeitigt iſt. Die Verkürzung der Friſt auf den
1. Januar 1929 ſoll einer etwa raſcher eintretenden Beſſerung der
wirtſchaftlichen Verhältniſſe mit der Maßgabe Rechnung tragen,
daß die Reichsregierung die Friſt zu erſtrecken hat, falls die
Vorausſetzung nicht in dem Maße zutrifft, daß ſchon bis zum
1. Januar 1929 die Wirtſchaftslage die volle Befriedigung der
meiſten Gläubiger geſtattet.

Zu 8 4.
Durch die Beſtimmungen des § 4 ſoll mit den Mitteln des
bürgerlichen Rechts möglichſt den Nachteilen abgeholfen werden,
die ſich aus der Stundungsvorſchrift des § 3 für die Gläubiger
und die Schuldner ergeben können. Es wird aber zu erwägen
ſein, ob nicht weiter und wirkſamer dadurch geholfen werden
kann, daß zwiſchen dem Gläubiger, der Geld, und dem Schuld=
ner
, der Zeit braucht, Landesdarlehnsbanken oder Hypotheken=
banken
eingeſchaltet werden, die die Forderung des Gläubigers
übernehmen und ihm dafür in zu beſtimmendem Verhältnis
börſengängige Wertpapiere zur Verfügung ſtellen, durch deren
Verwertung er das erforderliche Geld alsbald erhalten kann.

Zu 8 5.
Bei Grundſtücksverkäufen wurden ſeither bei Bemeſſung
des Kaufpreiſes beſtehende Hypotheken vielfach nur zu ihrem
Nennbetrage berückſichtigt. Die Vorſchriften des § 5 ſollen den
Nachteilen vorbeugen, die ſich nach den Vorſchriften der §§ 1
bis 3 daraus für den Gläubiger ergeben können. Man verweiſt
auf den Schutz des Gläubigers in den §8 1133 und 1135 BGB.
und oemerkt, daß die ungewißheit, die durch die Vorſchrift
regelmäßig darüber entſtehen wird, an wen der Kaufpreis zu
zahlen iſt, den Käufei meiſt zu deſſen Hinterlegung veranlaſſen
wird.
Zu § 6.

Die Vorſchriften des § 5, Abſ. 2, 3 der III. St.=N.=V. tragen.
ebenſo wie die V. dies bei der Kapitalaufwertung tut, den Um=
ſtänden
des Einzelfalls keine Rechnung, ſondern bemeſſen die
Zinsanſt rüche überall nach den ungünſtigſten Schuldnerverhält=
niſſen
. Es erſcheint aber unbillig, daß beiſpielsweiſe die beſt=
ſtehende
Induſtriegeſellſchaft zum Vorteil der Aktionäre keine
höheren Zinſen, als eine notleidende, und der Grundſtücksbe=
ſitzer
, der aus dem Unterpfande hohe Erträge zieht, keine höheren
Zinſen als der Hausbeſitzer bezahlen ſoll, dem durch die Mierer=
zwangswirtſchaft
jede Rente genommen iſt. Der § 7 überträgt
deshalb die für die Kapitalzahlung aufgeſtellten Grundſätze mit
der Abweichung auf die Entrichtung der Zinſen, Amortiſations=
quoten
uſw., daß an die Stelle der Vermögenslage und der Ver=
mögenswerte
des Schuldners deren Erträge zu treten haben.
Da, abweichend von der III. St.=N.=V., nach dem Entwurfe der
Betrag der Hauptleiſtung erſt bei der Erfüllung feſtgeſtellt wird
iſt der Beſtimmung des Zinsſatzes uſw. der volle Goldmarkbe=
trag
des Anſpruchs zugrunde zu legen.

Zu 8 7.
Im Gegenſatz zur III. St.=N.=V. beſchränkt der Entwurf
auch die dingliche Laſt nicht auf einen beſtimmten Höchſtſatz, ſon=
dern
läßt das urſprüngliche Verhältnis zwiſchen dem perſön=
lichen
Anſpruch und dem dinglichen Recht unverändert fortbe=
ſtehen
. Dies gilt auch dann, wenn nach dem in Betracht kom=
mnenden
Rechte weitere Belaſtungen des Grundſtücks eingetragen
ſind. Denn wegen der Geldentwertung iſt der eingetragene
Nennbetrag nicht mehr entſcheidend für den Umfang der Be=
laſtung
. Er bildet vielmehr nur gemäß § 242 BGB. die Grund=
lage
für den zu ermittelnden Markbetrag. Damit mußte jeder,
der das Grundbuch einſieht, rechnen. Der Erwerber eines nach=
ſtehenden
Rechtes kann deshalb nicht unter Berufung auf den
öffentlichen Glauben des Grundbuchs verlangen, daß ihm das
voreingetragene Recht nur mit ſeinem Papiermarkbetrage vor=
geht
. Das hat grundſätzlich auch die III. St.=N.=V. anerkannt.
Die Vorſchrift am Schluß von Satz 1 greift ſelbſtverſtändlich
nur inſoweit Platz, als Hypotheken und perſönliche Forderungen
im gleichen Maße umgewertet werden. Dieſes Maß kann aber
inſofern verſchieden ſein, als die Hypothek weſentlich entſpre=
chend
der Wertentwicklung des Grundſtücks umgewertet wird,
während bei der Umwertung der perſönlichen Forderung die per=
ſönlichen
Verhältniſſe des Schuldners eine abweichende Um=
wertung
bedingen können.
Zu § 8.
Da viele Milliarden von Hypotheken und Induſtrieobliga=
tionen
in entwertetem Gelde zurückbezahlt und Vorbehalte von
den Gläubigern in den ſeltenſten Fällen gemacht, wurden, hat
die Vorſchrift des § 11 der III. St.=N.=V. zur Folge, daß die
Aufwertung von Pfandbriefen, Sparkaſſenguthaben und Lebens=
verſicherungsanſprüchen
tatſächlich ausgeſchloſſen bleibt. Die ge
genteilige Vorſchrift des Entwurfs ermöglicht ſie und erſcheint
achlich durchaus gerechtfertigt. Denn die Gläubiger ſahen von
dem Vorbehalt ihrer Rechte nur deshalb ab, weil die Schuldner
auf Grund des Verhaltens der Regierung und der Gerichte mit
Klage drohten und die Gläubiger nicht Gefahr laufen wollten,
neben dem Verluſte ihrer Erſparniſſe die Prozeßkoſten tragen zu
müſſen. Er erſcheint deshalb, ſowie wegen der ſich möglicher=
weiſe
ergebenden Zweifel auch nicht angezeigt, den Umwertungs=
anſpruch
davon abhängig zu machen, daß im Einzelfalle, die
Vorausſetzungen der §§ 119, 138, 812 ff. oder des § 826 BGB.
zu bejahen ſind. Wohl aber war im Intereſſe der Rechtsſicher=
heit
eine zeitliche Grenze zu ziehen. Dieſe mußte bis zu dem
angegebenen Zeitpunkt zurückgelegt werden, weil ſonſt die Um=
vertung
, insbeſondere das Sparguthaben tatſächlich ausge=
ſchloſſen
wäre.
Die Vorſchriften des Abſ. 2 tragen u. a. den Fällen Rech=
nung
, in denen beſonders Induſtriegeſellſchaften ſich dazu ver=
ſtanden
, den Nennbetrag der Rückzahlung in einer Weiſe zu er=
höhen
, daß der Papiermarkbetrag der Leiſtung zwar den uner=
jahrenen
Gläubiger blendete, ihr innerer Wert aber ihn um
nahezu ſeine ganze Forderung brachte.
da beſonders vorſichtige Schuldner nicht ſelten zugunſten
ihrer Kinder oder ſonſtigen näheren Angehörigen anſtelle der zu=
rückgezahlten
eine Hypothek eintragen ließen, wurde die Durch=
führung
des Abſ. 3 dadurch erleichtert, daß man für die Anfech=
tung
ſolcher Hypotheken durch die Gläubiger von dem Erforder=
nis
eines vollſtreckbaren Schuldtitels abſah und die Friſten des
3 des Anfechtungsgeſetzes erſt von dem Inkrafttreten dieſes
Geſetzes an laufen ließ.
Die Vorſchrift in Abſ. 4 ſoll baldtunlichſt klare Verhältniſſe
ſchaffen.
Zu 8 9.
Der 8 9 d. E. zieht die Vorſchriften der §5 68 der III. St.=
N.=V. zuſammen und weicht von ihnen weſentlich nur inſofern
ſachlich ab, als er die Bevorzugung einzelner Gruppen von Spar=
kaſſengläubigern
beſeitigt.
Zu 8 10.
Von den Vorſchriften der §8 9, 10 der III. St.=N.=V. weicht
8 10 d. E. weſentlich nach folgenden Richtungen ab:
1. Er vermeidet aus den oben angegebenen Gründen die Be=
ſeichnung
Aufwertungsſtelle und trifft die wichtigſten Beſtim=
mungen
über die Einigungsämter im Geſetze ſelbſt.
2. Wegen der Wichtigkeit der in Frage ſtehenden Intereſſen
läßt der Entwurf die Beſchwerde und die weitere Beſchwerde zu
und beſchränkt die Beſchwerde an das Landgericht nicht auf die
Fälle der Geſetzesverletzung.
3. Der Entwurf läßt die Koſtenverteilung nach billigem Er=
meſſen
nur inſoweit zu, als nicht die Vorſchriften der Z.P.O. ent=
ſprechende
Anwendung geſtatten.
4. Eine vertragsmäßige Erweiterung der Zuſtändigkeit des
Einigungsamtes läßt der Entwurf nicht zu und ſieht im ſachlichen
Intereſſe davon ab, die bereits anhängigen Sachen den Gerichten
zu entziehen.
Im übrigen ſei darauf hingewieſen, daß, wenn erſt einmal
die Vorſchriften der III. St.=N.=V. durch ſolche erſetzt ſind, die
die Intereſſen von Gläubigern und Schuldnern in billiger Weiſe
ausgleichen, nach den Erfahrungen in Polen und in Danzig die
meiſten Streitigkeiten ſich ohne Gericht und Einigungsamt gütlich
rledigen werden.
Zu 8 11.
Der § 11 d. E. gibt unter Ausſchaltung des § 13 Abſ. 2 die
88 13 bis 15 der III. St.=N.=V. in abgekürzter Form im weſent=
lichen
wieder, läßt aber auch gegenüber unbilligen Urteilen eine
Umwertung zu.
Zu 8 12.
Der § 12 entſpricht dem § 16. der III. St.=N.=V. über die
öffentlichen Anleihen, weicht aber von deſſen Beſtimmungen ins=
beſondere
im folgenden ab:
Er ſchließt den Anſpruch auf Tilgung nicht bis zur Erledi=
gung
ſämtlicher Reparationsverpflichtungen, ſondern nur bis auf
weiteres aus.

geboten ſei, von dem ſie befallen war, bald wieder in alter Kraft
und Blüte erſtehen, ſieht ſich in dieſer Erwartung auf das ſchperſte

2. Der Entwurf ordnet in Abſ. 2 an, daß die Verzinſung der
öffentlichen Anleihen nach Maßgabe des § 1, d. h. in einer Weiſe
aufzunehmen und zu ſteigern iſt, die mit dem Erſtarken der wirt=
ſchaftlichen
Leiſtungsfähigkeit der Schuldner im Einklange ſteht,
Geſchieht das, ſo wird der Kurs der öffentlichen Anleihen ſich
heben und dadurch die Schädigung der Anleihegläubiger auch
hinſichtlich des Kapitals erheblich gemindert werden.
3. Die Vorſchrift des Abſ. 5 in § 16 der III. St.=N.=V. kehrt
m Entwurf nicht wieder, weil ſie nicht nur eine Entrechtung der
Gläubiger enthält, ſondern auch den Kredit der Schuldner unter=
gräbt
.
Zu 88 1315.

Bezüglich des § 14 wird auf die allgemeine Begründung Be=
zug
genommen; die §§ 13 und 15 bedärfen keiner beſonderen
Rechtfertigung.

Anlage.

Kapitalnot und Kredithilfe.

Dr. L. G. Seitdem mit der Schaffung der Rentenmark der
Alpdruck der Inflation vom deutſchen Volke genommen ward, hat
dieſes der neu errungenen Gleichberechtigung auf dem inter=
nationalen
Geldmarkt nicht recht froh werden können. Die Ge=
neſung
der deutſchen Wirtſchaft aus dem Inflationsfieber hat
auch mit den vorſichtigſten Berechiungen nicht Schritt gehalten.
Deutlicher als je zeigen ſich, nachdem das Fiebei gewichen, die
Spuren der Auszehrung, unter der der Wirtſchaftskörper wäh=
rend
der Inflationszeit gelitten hat. Die Gefahr völligen Ver=
blutens
iſt zwar vorläufig gebannt, aber dem geſchwächten Körper
wollen trotz aller Anſtrengungen die Kräfte nicht wiederkehren,
die er braucht, um den ihm gebührenden Platz in der Weltwirt=
ſchaft
wieder einzunehmen. Wer da geglaubt hat, die deutſche
Wirtſchaft werde, wenn nur erſt dem Auflöſungsprozeſſe Einhalt

getäuſcht. Eine drückende Kapitalsnot macht ſich von Tag zu Tag
ſchärfer fühlbar und der Mangel an Betriebskapital und Krediten,
ohne die eine nutzbringende Verwertung der Sachgüter und die
erfolgreiche Aufnahme der Produktion undenkbar iſt, droht den
geſchwächten Körper doch noch zum Erliegen zu bringen. Zwar
iſt es der Wirtſchaft wenn man von inneren Kräfteverſchie=
bungen
abſieht gelungen, ihre Sachgüter im weſentlichen un=
vermindert
in die neue Aera der Stabilität hinüberzuretten, nich=
aber
hat ſie denſelben Erfolg mit dem mobilen Teil ihrer Sub=
ſtanz
, dem Kapital im engeren Sinne, gehabt. Auch dieſes hat
die Inflation im weſentlichen unverſehrt überſtanden, es iſt aber
nachträglich einer unter der Maske der Aufwertung ſegelnden
kurzſichtigen Enteignungspolitik zum Opfer gefallen. Statt es der
Rechtſprechung, die auf dem beſten Wege dazu war, zu überlaſſen,
einen Weg zu finden, der die für den Beſtand der Wirtſchaft un=
entbehrliche
Wiederaufrichtung ihres Sparkapitals in einer allen
Beteiligten gerecht werdenden Weiſe geſtattete, glaubte man dem
Intereſſen der Volkswirtſchaft und denen des Staates am beſten
zu dienen, wenn man ſie von einer auf den erſten Blick untrag=
bar
erſcheinenden Laſt befreite.
Wie verfehlt dieſe Methode geweſen iſt, beginnt ſich allmäh=
lich
zu zeigen. Die Vermögensanlagen, die man kaltblütig für
wertlos erklärt hat, verſahen nämlich nebenbei gewiſſe Funktionen,
die für das Gedeihen der Wirtſchaft unentbehrlich ſind. Sie be=
deuteten
nicht eine einſeitige unproduktive Belaſtung der Kredit=
nehmer
, ſondern ſie erfüllten auch die höchſt bedeutſamen Auf=
gaben
, die das mobile Betriebskapital innerhalb einer geſunden
Volkswirtſchaft zu ſpielen berufen iſt. Die Erträgniſſe, die ſie
brachten, waren vor der Inflation Einkommen, aus dem ein er
heblicher Teil des Volkes ſeinen Lebensunterhalt zog und aus
dem immer von neuem der Anreiz zu neuer Kapitalsbildung er=
wuchs
, ohne die ein wirtſchaftlicher Fortſchritt unmöglich iſt. Sie
hätten es normalerweiſe auch nach der Inflation ſein können,
Indem man ohne Ueberlegung ungezählte Milliarden an Gold=
werten
, das in Jahrhunderten angeſammelte Sparkapital des
deutſchen Volkes, opferte, vernichtete man zugleich das Betriebs=
vermögen
der deutſchen Wirtſchaft, das, in Form von Krediten
für dieſe dienſtbar gemacht, die ſtärkſte Stütze des wirtſchaftlichen
Wiederaufbaues hätte werden können. Während der Banknoten=
umlauf
früher nur einen geringen Bruchteil dieſes Betriebskapi=
tals
ausmachte, iſt er heute bei der Geringfügigkeit des außerdem
noch vorhandenen mobilen Nationalvermögens faſt zum alleini=
gen
Träger des Wirtſchaftslebens geworden. Das erklärt zur
Genüge die geradezu ungeheuerliche und täglich ſchlimmere For=
men
annehmende Geldverknappung. Zwar iſt die Reichsbank ernſt=
haft
bemüht, die ungeheure Spannung zwiſchen Nachfrage und
Angebot auf dem Geldmarkte durch Aufnahme von Auslandskre=
diten
auszufüllen, aber dieſe fließen nur ſpärlich. Einmal fehlt
es faſt in der ganzen Welt an überſchüſſigem Kapital, das außer=
halb
der eigenen Grenzen nach Betätigung ſtrebte, dann aber hat
ſich das Reich durch ſeine Aufwertungspolitik den letzten Reſt an
Vertrauen bei in= und ausländiſchen Sparern auf Jahrzehnte
hinaus verſcherzt, und die Bürgſchaften, die das Ausland der Ge=
fahr
einer neuen Inflation gegenüber fordert, ſind nicht geeignet,
den Zuſtrom fremder Kapitalien zu erleichtern. So ſegensreich
aber auch die der deutſchen Wirtſchaft vom Auslande zur Ver=
fügung
geſtellten Kredite nach der Droſſelung des deutſchen Eigen=
kapitals
durch die 3. Steuernotverordnung wirken müſſen, ſ.
wenig darf die Gefahr unterſchätzt werden, die ſie für die Unab=
hängigkeit
und den künftigen Aufſtieg des deutſchen Volkes be
deuten. Ein ſehr erheblicher Teil der Ueberſchüſſe der Wirtſchaft
wird alljährlich in Geſtalt von Kreditzinſen ins Ausland wan=
dern
, ſtatt einem deutſchen Geldgeber als Entgelt für die Kredit=
gewährung
zuzufließen, wie es der Fall ſein würde, wenn der deut=
ſchen
Wirtſchaft das eigene Kapital nicht künſtlich durch die Auf=
wertung
entzogen worden wäre. Der verbleibende Teil wird
dazu dienen müſſen, dem deutfchen Volke eine notdürftige Exi=
ſtenz
zu ermöglichen. Sollte ſich dank außerordentlichen Fleißes
was gleichbedeutend iſt mit einer erheblichen Arbeitszeitverlänge=
rung
und größter Entbehrungsfreudigkeit, dann noch ein Ueber=
ſchuß
ergeben, ſo wird dieſer nach dem Vorſchlag der Sachver
ſtändigen für Reparationszwecke in Anſpruch genommen werden,
uind zumal, da er kaum je auch nur annähernd die von ihnen empfoh=
lenen
Jahreszahlungen erreichen wird, in voller Höhe. Anderer=
ſeits
iſt die Neubildung des vernichteten deutſchen Eigenkapitals
nur aus dieſem letzten Einkommensteile möglich. Wird dieſe
anderweit in Anſpruch genommen, ſo iſt die zwingende Folge eine
Verewigung des beſtehenden Zuſtandes der Verarmung.
Das Zukunftsbild der deutſchen Wirtſchaft, das ſich ſo vor
unſeren Augen entrollt, iſt ein denkbar trübes. Nicht genug, da
die 3. Steuernotverordnung dem deutſchen Volke den wirtſchaft
lich wichtigſten Teil ſeines Vermögens, das Sparkapital, geraubt
hat, das ihm ohne geſetzgeberiſchen Eingriff trotz Krieg und In
flation erhalten geblieben wäre und es in den Stand geſetzt
hätte, aus eigener Kraft ſeiner Wirtſchaft zur Geneſung und
Blüte zu verhelfen, wird es durch Zins= und Reparationslaſten
auf unabſehbare Zeit an neuer Kapitalsbildung gehindert und
in einen Zuſtand dauernder wirtſchaftlicher Hörigkeit hinabge=
drückt
. Statt das im Lande befindliche, nur künſtlich verdrängte
deutſche Sparkapital zu nützen und an deutſche Kapitaliſten
Zinſen zu zahlen, die im Lande bleiben und als Quelle neuer
Kapitalsbildung der deutſchen Wirtſchaft zugute kommen, zwingt
die Aufwertungspolitik der Reichsregierung die deutſche Wirt=
ſchaft
zu freiwilliger Beugung unter fremde Kapitalsherrſchaft
und zur Uebernahme freiwilliger Tributleiſtungen an das Aus=
land
noch über die Reparationsleiſtungen hinaus. Wenn nicht
die Macht rechtlicher Logik, ſo wird doch früher oder ſpäter die
Macht der wirtſchaftlichen Tatſachen die Regierung zur Aufgabe
ihrer kapitalvernichtenden Aufwertungspolitik zwingen. Je ehe
dies geſchieht, bevor durch die Inanſpruchnahme von Auslands=
krediten
jener Zuſtand der Finanzhörigkeit beſiegelt iſt, deſto
beſſer für die Zukunft der deutſchen Volkswirtſchaft.

Die elementaren Geſetze der Gerechtigkeit werden nicht unge=
ſtraft
gebrochen. Der wirtſchaftliche Ruin, den der Amoklau
gegen das Sparkapital des deutſchen Mittelſtandes auch für die=
jenigen
Kreiſe, die aus der Aufwertung Gewinn zu ziehen
gedachten, nach ſich ziehen wird, kündigt ſich ſchon jetzt in einer
bedrohlichen Zunahme der Konkurſe und Geſchäftsaufſichten an.
Wer die wirtſchaftlichen Vorgänge mit ſehenden Augen betrach=
tet
, für den kann kein Zweifel beſtehen, daß die Kapitalsnot und
der Expanſionsdrang der unnatürlich eingeengten deutſchen
Wirtſchaft zu einer nicht allzu fernen Kataſtrophe zuſammenwir=
ken
. Je länger die deutſche Wirtſchaft das dringend benötigte,
ihr durch eine vor den Tatſachen des Lebens blinde Geſetzgevung
entzogene Eigenkapital miſſen muß, deſto umfangreicher und
ſchmerzlicher wird der Schaden ſein, den ſie erleidet, bis dieſer
Mangel durch genügende Auslandskredite ausgeglichen iſt. So
reichlich ihr aber auch ſolche zuſtrömen mögen und mit einigen
Milliarden wird da noch nicht viel geholfen ſein das wirt=
ſchaftlich
wertvollere deutſche Sparkapital werden ſie nur unvoll=
kommen
erſetzen können, da ſie jede Ausſicht auf künftigen Auf=
ſchwung
und Neubildung von Eigenkapital für immer verbauen,

Noch iſt es Zeit, das deutſche Wirtſchaftsſchiff aus ſeinem
verhängnisvollen Kurſe herauszuſteuern, der unfehlbar zwiſchen
der Schlla der Kapitalhörigkeit und der Charybdis des wirt=

ſchaftlichen Zuſammenbruches und neuer Inflation hindurch=
ührt
. Das offene Fahrwaſſer, aus dem in der Ferne das Feſt=

land der wirtſchaftlichen Wiedergeſundung winkt, heißt Anerken=
nung
aller Vorkriegsverbindlichkeiten, nicht Aufwertung, die ein
irreführender, aus mangelnder Erkenntnis der rechtlichen
Grundlagen des Entwertungsproblems geborener Begriff iſt.
Dieſe Anerkennung bedeutet nicht nur die Erfüllnng einer For=
derung
elementarer Sittlichkeit und Gerechtigk=: ndern ſie iſt
gleichbedeutend mit der Wiederherſtellung der Krrdrwürdigkeit
des Reiches, des Immobiliarkredits im allgenieinen und der
Steuerkraft des Volkes. Wird ſich der Steuermann finden, der
die Kraft und den Mut beſitzt, dem Schiffe den Kurs zu geben,
der zur Rettung führt?

[ ][  ][ ]

Rummer 174.

Zum Johannistag der Darmſtädter Jugend.
Man ſchreibt uns: Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit klingt
Lied mir immerdar . ."
Wer kennt Nördlingen im Ries?. Es
egt etwas abſeits der großen Heerſtraße, ſeit man mit der Bahn von
ugsburg nach Nürnberg über Treuchtlingen fahren kann. Man weiß
der aus der Schule, daß dort einmal eine folgenſchwere Schlacht ge=
hlagen
wurde, und mancher kennt es auch als verheißungsvolle erſte
taffel auf dem Wege der über Dinkelsbühl nach Rothenburg ob der
auber führt. Tauſend merkwürdige Dinge ließen ſich von Nördlingen
zählen, das den Vorzug genießt, ſchwäbiſch und fränkiſch zugleich zu
in. Wer ein paar Jahre ſeiner törichten Jugend dort verträumt hat,
* denkt aber in dieſen Tagen nicht an das herrliche Münſter von
ikt Georg, auch nicht an deſſen faſt hundert Meter hohen Turm,
ewohl der an hellen Sommertagen einen mächtig beſchwingten Blick
er bald hundert Dörfer hinweg in den ſchwäbiſchen und fränkiſchen
rra zugleich tun läßt, er denkt weder an das ſtolze Rathaus mit ſeiner
frnte aus den Jahrhunderten ruhmvoller und ſchwerer Reichsſtadtherr=
keit
, noch an den wonnevollen Rundlauf um die Stadt auf der alten
tadtmauer, nur an das Stabenfeſt denkt er. Ich weiß nicht, was
h hinter dem Worte ſprachgeſchichlich birgt, ich weiß auch nicht, ob’s
ahr iſt, daß es ſeit jener Schlacht im Jahre 1634 gefeiert wird ich
nur, daß es ein Johannisfeſt war, und daß dies Nördlingen
a jenem Tage auch dem ins Herz hineinwuchs, der nicht dort geboren
r und als der künftigen und zünftigen Schulmeiſterei Befliſſener nicht
en gut darauf zu ſprechen war. Da war eine große Wieſe außerhalb
Stadtmauer faſt ringsum von Buden eingeſchloſſen; da konnte man
iv wenig Pfennige viel kaufen. Offenen Bratwurſtküchen entſtrömte ein
undervoller Duft: nie kommt irgendeiner Naſe das Gedächtnis dieſes
iftes abhanden, und ein jedes Rüchlein Bratwurſtduft, irgendwo in der
felt aufgeſchnubbert, zaubert dir ſofort Nördlingen mit ſeinen hundert
dern aus deutſcher Vergangenheit vor. . . Aber ich will bei der
ange bleiben: in irgendeiner entfernten Ecke der Feſtwieſe trillerte ein
ruſſell die bekannteſten Weiſen von der Welt und benahm ſich auch
nſt wie eine Lerche, die dauernd Aufflugsverſuche macht, ſchließlich aber
ſch immer wieder ein Einſehen hat und in Rückſicht auf irdiſche Unab=
mmlichkeit
hienieden bleibt. Wem es nun aber eingeboren war, daß
n Gemüt ſich bei dieſem ſchmetternden Lerchengeſang durchaus nicht
ſch und höher ſchwingen konnte, der verſuchte ſein. Glück bei der Blech=
ſik
, die die Stadt geſtellt hatte, oder er lauſchte vor einer akuſtiſchen
tterbude den Geſängen, die Latein=, Real=, Volks= und andere
hüler zum beſten und ſo gut gaben, als ſie’s eben konnten. Freilich
aube ich feſtſtellen zu müſſen, daß ein nicht unerheblicher Teil der Nörd=
ger
Jugend von damals die künſtleriſchen Darbietungen des Tages,

rtragen, als Tänzer auf dem Drehbaum und Gott weiß, in was
ſem noch. Variétéſterne haben nie ein beſſeres Publikum gehabt als
e Buben; denn wer in Nördlingen ging nicht auf die Stabenwieſe?
ſer taute da ſein altes Herz nicht auf an der Wärme der jungen Her=
an
Braunbier und Bratwürſten? Bürgermeiſter, Schulmeiſter,
rkmeiſter und Nichtmeiſter aller Arten alles war da. Und war
Johannistag zu Ende, dann ging langſam ſeine Saat auf, und ſeine
rnehmſte Frucht heißt Heimatliebe und reue. Lieb Vaterland, magſt
ſhig ſein: wem du in ſchönen Sommertagen zur Jugendzeit dich ſo
bſt, der iſt dir liebeshörig ſein Leben lang, ob man ihm einſt nach
n Abendgeläute ſeinen Scheidechoral vom Turmkranze zu Sankt Georg
Nördlingen bläſt, oder ob er am Ende der Welt lebt und ſtirbt.
Sind nun die Schwaben andere Menſchen als wir?. Heut feiern
ere Schulen den Johannistag. Zum viertenmal, glaube ich. Da zieht
s der Ballonſchule eine lange graue Schlange, auf die hier und da
ein’s gut geht ein farbiges Tüchlein aufgeſetzt iſt, unter der ſchwei=
den
Mißbilligung weiteſter Kreiſe nach der Woogsbergſchneiſe. Sie
gt zwar noch nicht hinter dem Monde, aber doch ſchon hinter dem
einbrücker Teich. Und die ganze Freude dieſes vielköpfigen Tieres
eht ſich weſentlich um ein Negativum: man hat keine Schule. Draußen
gelangt, ſingt man mit ziemlicher Lungenkraft einige Lieder; aber man
* es kaum; denn der Wind ſtreicht durch die Hallen. Und weil der
geborene Heiner ein leidlich guter Kerl iſt, wettkämpft er auch um
unge, von denen er weiß, ſie ſeien ihm ſpäter auch kampflos ſicher: ein
ft. ein Gummi, ein Bleiſtift . . . . Dann wälzt ſich die graue Schlange
eder zurück nach der Stadt, nur etwas langſamer noch. Das Ganze
ßt Johannistag der Darmſtädter Jugend.
Weiſer Kritikus: alle Tradition war am Anfang keine Tradition.
och ſtand am Anfange immer das Wort und hinter dem Wort die Tat.
77
1.X
Reich und Ausland.
Unpolitiſche Tagesſchau.
Die diesjährige, mit ſo großer Hoffnung ins Werk geſetzte, Mount=
reſt
=Expedition dürfte wiederum geſcheitert ſein. Mit dem Mißlin=
dieſes
erneuten Verſuchs, den Bergrieſen endlich zu bezwingen,
d weitere Unternehmungen dieſer Art für die nächſte Zeit nicht zu
warten. Schon ſeit etwa 40 Jahren trug man ſich mit dem Gedanken,
höchſten Punkt der Erde auf irgend eine Weiſe zu erreichen, aber
im Jahre 1921 ſchritt man zur Verwirklichung des Vorhabens. Die
ſte Expedition ſollte nur der Erkundung des Geländes dienen. Auf
n Erfahrungen, die bei dieſem Unternehmen geſammelt wurden,
ate ſich die große Expedition des Jahres 1922 auf. Unter der Füh=
ng
des engliſchen Generals Bruce gelangte man bis zu einer Höhe
7620 Metern, und von dieſem Lagerplatz aus drangen Mallory,
mmervell und Norton bis zu einer Höhe von 8169 Meter vor, und
Uten damit eine touriſtiſche Höchſtleiſtung auf. Sie hatten gezeigt,
as der Menſch mit ſeinen Kräften, ohne Zuhilfenahme der Technik,
reichen kann. Dieſer Höhenrekord wurde zwar durch einen Vorſtoß
Finch und Geoffroy Bruce, einem Neffen des Expeditionsleiters,
n 157 Meter überboten, doch waren dieſe beiden mit Sauerſtoffappara=
ausgerüſtet
. Ein dritter Anſturm, der unbedingt die Spitze des
rges bezwingen ſollte, erreichte nicht einmal die durch Finch und
eoffroy erkämpfte Höhe von 8326 Metern, ſondern wurde, von einer
wine erfaßt, wobei ſieben Träger den Tod fanden. Daraufhin wurde
Expedition abgebrochen
Der diesjährige Aufmarſch wurde wiederum dem engliſchen Bri=
degeneral
Bruce unterſtellt, ſcheint jedoch viel weniger Erfolge ge=
bt
haben als der im Jahre 1922. Mon wartete ſeit längerer Zeit auf
te Meldung über den Verlauf des Aufſtiegs, bis nun vom General
C. Norten folgendes Telegramm bei dem engliſchen Mount= Evereſt=
mitee
eintraf: Wallbory und Irwun bei einem letzten Verſuch ge=
ſtet
. Reſt der Expedition wohlbehalten Ausgangslager erreicht. So

ſutet denn auch das Ergebnis dieſes Ringens:

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 24. Juni 1924

Der Monnt=Evereſt bleibt Sieger.
Die letzte Nachricht ſtammte vom 26. Mai und berichtete, daß der
zweite Vorſtoß infolge Schnee und Kälte erfolglos blieb. Ein dritter
Verſuch muß Anfang dieſes Monats ſtattgefunden und die beiden Opfer
gefordert haben. Mallory, der im Jahre 1922 ſich den furchtbarſten
Anſtrengungen gewachſen zeigte, und ſich als außergewöhnlich erfahre=
ner
und vorſichtiger Kletterer bewieſen hatte, ſchrieb in ſeinem letzten
Bericht: Zum dritten Mal gehen wir zum Angriff vor; er wird der
letzte ſein. Entweder zum Guten oder zum Schlechten. Wir erwarten
keine Gnade vom Mount=Evereſt. Und der Mount=Evereſt hüllte
zürnend über die Menſchen, die ſich vermaßen, die Geheimniſſe der
Natur ergründen zu können, das ſchneeige Haupt in graue Wolken=
maſſen
und vor ſeinem Eishauch fanden zwei Menſchen, die ſeine er=
habene
Einſamkeit ſtören wollten, den Tod. der Menſch iſt diesmal
im Kampf mit den Naturkräften unterlegen. Es iſt anzunehmen, daß
die Expedition den Rückzug angetreten hat. Was dem Menſch mit kör=
verlichen
Kräften nicht gelang, wird er verſuchen, mit ſeinem Geiſt zu
bezwingen. So wird er die nächſte Zeit darauf verwenden, in der Tech=
nik
in dieſer Richtung weitere Fortſchritte zu machen, um eines Tages
auch über das letzte Heiligtum der Natur zu triumphieren.
Trotz wiederholter Verſuche, durch eine Vereinigung der beiden ver=
breiteſten
Kurzſchriftſyſteme, des Gabelbergerſchen und des Stolze= Schrey=
ſchen
, zu einer deutſchen Einheitsſtenographie zu gelangen, konnte dieſes
immer mehr zur Notwendigkeit werdende Ziel nicht erreicht werden.
Die Hauptverwaltung der deutſchen Reichsbahn, die in ihrem ausge=
dehnten
Betriebe beſonderen Wert auf eine Einheitsſtenographie legen
muß, iſt daher ſelbſtſtändig zur Löſung dieſer wichtigen Frage geſchritten.
Nach Feſtſtellung der Verbreitung und Leiſtungsfähigkeit der in ihrem
Betrieb benutzten Kurzſchriftſyſteme iſt die Eiſenbahnbehörde zu dem
Entſchluß gekommen,
das Syſtem Gabelsberger zur Einheitsſtenographie bei der Reichsbahn
zu erheben. Die Hauptverwaltung der deutſchen Reichsbahn hat zwar
dem Vorſitzenden des Stenographen=Verbandes Stolze=Schrey dieſer
Tage zugeſtanden, daß die getroffenen Maßnahmen außer Kraft treten
würden, ſobald im deutſchen Reich eine Einheitsſtenographie zuſtande=
gekommen
ſei. Die Verwaltung erklärt jedoch, daß für die nächſte Zeit
aus wirtſchaftlichen Gründen keine Aenderung der getroffenen Maßregeln
vergenommen werden könne. Im übrigen wurde noch von der Haupt=
verwaltung
betont, daß die Anordnung nicht vom Reichsminiſterium
als Behörde, ſondern von dem nach privatwirtſchaftlichen Grundſätzen
arbeitenden Unternehmen Deutſche Reichsbahn getroffen ſei, das auf
Einheitlichkeit des Syſtems den größten Wert legen müſſe.

Der Bielefelder Kirchentag.
Ein Rückblick.
Von
Prof. D. Schuſter=Hannover, Mitglied des Landtags unb Mitglied
des Deutſchen Evangeliſchen Kirchentags.
Der erſte verfaſſungsmäßige Deutſche Evangeliſche Kirchentag, auf
den wir heute zurückblicken, hat die Erwartungen, mit denen wir ihn
begrüßt haben, vollauf erfüllt. Er hat in den drei Arbeitstagen, Sams=
tag
, den 14., Montag, den 16. und Dienstag, den 17. d. M., ein um=
fangreiches
und wertvolles Stück Arbeit geleiſtet. Er hat das Geſetz
über den Anſchluß der Herrnhuter Brüdergemeinde erledigt, ſo daß
dieſer Anſchluß unter beiderſeitiger herzlicher Begrüßung vollzogen
werden konnte. Wir ſind über dieſen Beitritt der Herrnhuter als voll=
berechtigtes
Glied in den Kirchenbund, der bisher nur die deutſchen
Landeskirchen umfaßte, herzlich erfreut. Wenn auch die Herrnhuter
Gemeinde in Deutſchland nur 20000 Seelen zählt, ſo ſteckt doch in ihr
eine Kraft des Glaubens und der Liebe, deren Bedeutung mit den be=
ſcheidenen
Zahlen der Mitglieder nicht entfernt erſchöpft iſt. Wir ver=
trauen
darauf, daß der Geiſt von Herrnhut im Kirchenbund als ein le=
bendiges
Salz wirken wird.
Von größerer Bedeutung noch iſt das Geſetz über den Anſchluß
deutſcher evangeliſcher Gemeinden außerhalb des Reiches. Dieſe deut=
ſchen
evangeliſchen Diaſpora=Gemeinden oder Diaſpora=Kirchen ſollen
nach dem Geſetz nicht als volle ſtimmberechtigte Glieder in den Bund
ſelbſt aufgenommen werden, ſondern der Anſchluß bedeutet, daß ſie als
Gäſte und Pfleglinge dem Bunde angegliedert werden, daß ſie als
ſeiner materiellen und geiſtigen Fürſorge ſtehen. Zu den Tagungen des
Kirchenbunds können ſie eingeladen werden, um mit beratender
Stimme an ihnen teilzunehmen. Derartige Beziehungen beſtanden bis=
her
ſchon zwiſchen den Auslandsgemeinden und einzelnen deutſchen
evangeliſchen Landeskirchen. Dieſe beſtehenden Bande ſollen auch nicht
gewaltſam gelöſt werden. Aber die ganze Arbeit ſoll und kann jetzt
viel umfaſſender getrieben werden, wenn die ganze deutſche evange=
liſche
Chriſtenheit, im Kirchenbund organiſiert, dahinter ſteht. Es han=
delt
ſich nicht nur darum, ſchwache Auslandsgemeinden materiell zu un=
terſtützen
. Die wichtigſte und dringlichſte Aufgabe iſt die, ihnen die
geeigneten geiſtigen Kräfte, tüchtige und arbeitsfreudige Geiſtliche zu
beſchaffen und dieſen nach ihrer Wirkungszeit im Ausland einen Platz
in einer heimiſchen Landeskirche zu ſichern. Dieſe Aufgabe, für die deut=
ſchen
Auslandsgemeinden zu ſorgen, iſt nach dem Zuſammenbruch der
deutſchen Weltmacht noch viel bedeutſamer als früher. Die nationale
Bedeutung der evangeliſchen Gemeinden für das Auslandsdeutſchtum
iſt jetzt noch viel einleuchtender. Es gilt auch hier das berühmte Wort:
Wir müſſen durch geiſtige Kräfte erſetzen, was wir an phyſiſchen verlo=
ren
haben. Wer nur ein wenig Beſcheid weiß in Weſen und Geſchichte
des Auslandsdeutſchtums, der weiß auch, daß faſt überall die evange=
liſchen
Gemeinden das Fundament und das einigende Band des
Deutſchtums gebildet haben. Aus ihnen ſind die erſten deutſchen Schu=
len
hervorgewachſen, ſie ſind die Seele, die den Körper des Auslands=
deutſchtums
am Leben erhält. Heute, wo wir wieder mit Auswande=
erzahlen
rechnen müſſen, wie kaum in den ſchlimmſten Jahren der
Vorkriegszeit, iſt dieſe kirchliche Fürſorge doppelt nötig. Wir dienen
damit nicht nur der Sache der evangeliſchen Kirche, wir dienen damit
indirekt, aber ſehr wirkſam auch der Sache des Deutſchtums.
Die Arbeit an dieſen und ähnlichen geſetzgeberiſchen Aufgaben war
nötig und fruchtbar, aber natürlich in ihren Einzelheiten oft mühſam.
Das liegt in der Natur der Sache aller geſetzgeberiſchen Tätigkeit. Aber
auch Herz und Gemüt kamen auf dem Kirchentag voll auf ihre Koſten.
Wir haben unvergeßliche Eindrücke von der hingebenden, opferwilligen
und ſiegenden Kraft chriſtlicher Barmherzigkeit, die uns in Bethel, der
Stadt der Liebe, von allen Seiten umgab und mit Worten und ohne
Worte eindringlich und überzeugend zu uns redete. Es iſt unmöglich,
dieſe großen Eindrücke mit kurzen Worten wiederzugeben. Sie waren
ſehr viel mehr als der Rahmen des Kirchentags, ſie waren Ziel und
Loſung für ſeine Arbeiten.

Seite 9.

Zu ihnen ſtimmte der Gehalt der beiden wertvollen Vorträge, die
am Samstag dargeboten und am Dienstag beſprochen wurden: Prof.
D. Zitius=Berlin über das evangeliſche Ehe= und Familienleben
und Prälat D. Dr. Schoell=Stuttgart über den evangeliſchen Be=
rufsgedanken
und das Arbeitsleben der Gegenwart. Erſchütternd war
das Bild von dem Rückgang der Geburtenzahl in den Jahren nach dem
Kriege trotz der erheblichen Zunahme der Eheſchließungen und von der
furchtbaren Wirkung der immer maſſenhafter gewordenen, künſtlichen
Abtreibungen. Dieſe Zahlen und Tatſachen enthielten in ſich die ſchnei=
dendſte
Anklage gegen die Völker, die unter dem Schein eines Frie=
densvertrags‟
Deutſchland in ein wirtſchaftliches Elend hineingeſtoßen
haben, das den Mut zum Kinde in den Maſſen ertötete und deshalb
die furchtbaren geſchilderten Wirkungen für Bevölkerungspolitik und
Volksmoral mit ſich bringt. Aber auch die denkbar ernſteſte Anklage
gegen alle Gewiſſenloſigkeit oder romantiſche Schwärmerei, die da
meint, die geordnete Inſtitution der Ehe durch das ungeordnete Ver=
hältnis
der freien Liebe erſetzen zu können und vergißt, daß das Kind
Sinn und Zweck und Weihe des Familienlebens iſt. Der Vortrag über
die ſoziale Frage bekämpfte mit tapferem Sinn den herrſchenden Ma=
terialismus
, nicht zum mindeſten den Materialismus der Gruppen und
Klaſſen, der für die Staatsgemeinſchaft noch viel gefährlicher iſt als
der Materialismus des Einzelnen. Ohne ſich zu weit in techniſche Ein=
zelheiten
des Wirtſchaftslebens einzulaſſen, ſchärfte er doch beiden Tei=
len
, Arbeitnehmern und Arbeitgebern, das ſoziale Gewiſſen und rich=
tete
das Panier der Arbeitsgemeinſchaft über unſerem Volke, wieder
auf. Die Grundgedanken beider Vorträge ſind zuſammengefaßt in
einer Kundgebung an, das deutſche evang. Volk, für deren möglichſt weite
Verbreitung Sorge zu tragen, das Präſidium beauftragt wurde. Die
Heiligkeit der Ehe, die Pflicht der Kindererziehung, das Recht des chriſt=
lichen
Volkes auf chriſtliche Schule, Fürforge für die gefährdete Ju=
gend
, Wiederaufrichtung eines geſunden Mittelſtands, Bekämpfung al=
ler
Unmäßigkeit und Zügelloſigkeit, Bekämpfung des Materialismus
im Wirtſchafts= und Geſchäftsleben, Ueberwindung des Klaſſenkampfs
durch den Geiſt der Arbeitsgemeinſchaft, das ſind die großen Stich=
worte
, auf denen dieſe Kundgebung aufgebaut iſt. Sie enthält freilich
kein Programm für die Löſung der ſozialen Frage das wäre eine
zu unbeſcheidene Einſchätzung wohl aber den ernſtlichen Willen der
evangeliſchen Kirche zu tapferer Anfaſſung der ſozialen Frage im Geiſte
des Evangeliums, d. h. im Geiſte der Liebe und der Gewiſſenhaftig=
keit
. Möge dieſer Kundgebung die geduldige, ausdauernde Tat folgen.
Der Segen wird nicht ausbleiben.
Kirchentag und ſoziale Frage.
epd. In ſeiner fünften Plenarſitzung hat der Deutſche
Evangeliſche Kirchentag einſtimmig nach mehrſtündiger Aus=
ſprache
eine denkwürdige Kundgebung an das deutſche evangeliſche Volk
beſchloſſen. Er nimmt darin zu den Fragen des Ehe= und Familien=
lebens
, der Kindererziehung, der Jugendbewegung, der geſamten öf=
fentlichen
Verhältniſſe Stellung. Zu den immer ſchärfer ſich zuſpitzen=
den
ſozialen Kämpfen und Gegenſätzen ſpricht ſich die Geſamtvertre=
tung
des deutſchen Proteſtantismus in folgenden programmatiſchen
Darlegungen aus
Zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ſehen wir mit ernſter
Sorge wieder Kämpfe entbrennen derart, daß ſie die Volksgemeinſchaft,
die gegenwärtig doppelt nottut, zu zerreißen drohen.
zir haben volles Verſtändnis für die äußere und innere Not der
Arbeiterſchaft, die vieles zerrinnen ſieht, was ſie geglaubt und erhofft
hat, und nun auch noch von Arbeitsloſigkeit und drückenden Sorgen be=
droht
iſt. Sie kann ſich jedoch dem nicht verſchließen, was die ſchwere
wirtſchaftliche Lage von allen Volksgenoſſen zwingend fordert. Sie
darf die Mitverantwortung für das Volksganze, dem ſie als wichtiges,
gleichberechtigtes Glied angehört, nicht vergeſſen. Aber auch von fal=
ſchen
Schlagworten ſollte ſie ſich endlich freimachen, wie denen, daß das
Chriſtentum eine Partei= oder Klaſſenſache ſei, daß es den geiſtigen,
ſittlichen und ſozialen Aufſtieg hindere, und das die Wiſſenſchaft den
Glauben unmöglich gemacht habe. Gottesglaube und Chriſtentum ſind
für die Arbeiterſeele genau ſo unentbehrlich wie für alle anderen.
Den Arbeitgebern aller Art legt die größere wirtſchaftliche Macht,
die ſie in Händen haben, um ſo größere Verantwortung auf. Iſt auch
ihre Lage vielfach unter den obwaltenden Verhältniſſen ſchwierig, ſo iſt
es doch eine zwigende ſittliche Pflicht für ſie, ſich vor einer Ausnützung
ihrer Macht gegenüber wirtſchaftlich Schwächeren zu hüten, vielmehr
bis an die Grenze der Möglichkeit Opfer zu bringen, um nicht ohne Not
Arbeiter brotlos werden zu laſſen, um nicht unnötig die Arbeitszeit
heraufzuſetzen oder den Lohn herabzudrücken. Die Arbeiter ſind nicht
eine Maſſe, die nur abgelohnt zu werden braucht, ſondern gleichzuach=
tende
Volksgenoſſen, die um ihre ſoziale Gleichberechtigung ringen und
ein Recht auf Anerkennung, Verſtändnis und Würdigung ihrer Lage
und auf Berückſichtigung ihrer materiellen und ſeeliſchen Bedürfniſſe
haben, und denen auch die Freiheit zu gewerkſchaftlichem Zuſammen=
ſchluß
nicht unterbunden werden darf.

Geſchäftliches.
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Tageskalender. Dienstag, den 24. Juni.
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Union=, Reſidenz=Theater, Palaſtlichtſpiele: Kinovorſtellungen.

auptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaf
Rudolf Mauve
ortlich für Feuilleton und Heſſiſch
Verau
Nachrichten: Max Streeſ-
erantwortlich
für Sport: Dr. Eugen Buhlmant
ſerantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten

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Seite

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 24. Juni 1924,

Rummer 174.

Sport, Spiel und Zurnen.

Radfahren.

24 Stunden=Autoprüfungsfahrt.

Von 56 Teilnehmern 40 ſtrafpunktfrei!

Von unſerem Sonderberichterſtatter Siegfried Doerſchlag.
Frankfurt a. M., 22. Juni.

Dev Ausgang dieſer 24 Stundenfahrt des Frankfurter Automobil=
Clubs hat ſelbſt die kühnſten Erwartungen übertroffen. War man ſchon
erſtaunt, daß eine 24 Stunden=Fahrt 56 Teilnehmer gefunden hatte, eine
in Anbetracht der ungeheuer ſtrapaziöſen Fahrt ſehr große Teilnehmer=
zahl
, ſo iſt das Ergebnis: von 56 Teilnehmern nach 24ſtündiger Fahrt
noch 40 ſtrafpunktfrei, einfach verblüffend. Es beweiſt die hohe Vollen=
dung
der Kraftfahrzeuge einerſeits und zeugt andererſeits von einem
Sportgeiſt und ſportlichem Können überhaupt, das ſieghaft alle Schwie=
rigkeiten
der langen, ſchweren Rundfahrt überwand. Wie hoch man im=
mer
die Leiſtungen der Fahrzeuge und des geſamten techniſchen Materials
veranſchlagen darf . .. die menſchliche Leiſtung der Fahrer, die 24 Stun=
den
ununterbrochen am Steuer ſitzen, ſich in voller Fahrt ſtündlich,
minütlich, in Gefahr befinden, die auch nicht eine Sekunde lang die volle
Geiſtesgegenwart verlieren dürfen, dieſe menſchliche Energie= Hoch=
leiſtung
iſt wohl das Eindrucksvollſte dieſer Tag= und Nacht= und Tag=
rundfahrt
durch den Taunus.

Als der Start zur 24 Stundenfahrt am Samstag nachmittag 6 Uhr
an verſchiedenen Punkten der Taunus=Strecke begann, hatte es gerade
aufgehört zu regnen. Die Straßen waren noch naß und ſchlüpfrig, aber
die Fahrer waren frohen Mutes, denn ſo gab es weder Sommerhitze noch
Staubſtraßen. Den Ablauf hatte man an verſchiedenen Punkten zeitlich
gleichzeitig vonſtatten gehen laſſen, um dadurch 24 Stunden ſpäter gleich=
zeitige
Ankunft am Ziel zu ermöglichen. Wie nicht anders erwartet,
zogen alle Teilnehmer in gewaltigem Tempo auf die Reiſe, hatte doch von
der erſten bis letzten Runde jeder das Beſtreben, durch flottes Tempo
ſoviel Vorſprung zu gewinnen, daß er nötigenfalls Pannen unterwegs
beheben konnte, ohne deshalb am Ziel ſpäter als zu der ihm vorgeſchrie=
benen
Zeit einzutreffen. So kam es, daß die 883 Km. der Rundſtrecke
von den Wagen in Durchſchnittsgeſchwindigkeiten bis zu 80 Km. durch=
meſſen
wurde und daß die Fahrer dann 50 Meter vor dem Ziel halten
blieben und ihre Zeit abwarteten und dann auf die Sekunde pünktlich
das Band paſſierten. Vor dem Rundenziel droben bei der Saalburg gab
es ein buntes Lagerleben: Zelte der Continental und Peters Union, von
Dixi und Jkolin, dazu die Tribüne, das Zielrichterhaus .. ſchnell
und vom
aufgeſchlagene Bretterbuden mit Reſtaurationsbetrieb
Samstag nachmittag bis zum Sonntag abend ein unaufhörliches Gewoge
und Arbeiten.
Der erſte ausſcheidende Wagen iſt der Peter und Moritz von Sell=
Frankfurt. Er beginnt die zweite Runde und iſt dann nicht mehr zu
ſehen. In der dritten Runde die Dunkelheit iſt inzwiſchen hereinge=
brochen
paſſiert ein Unfall: Labriola, deutſcher Meiſter im Stemmen,
der einen Dürkopp=Wagen fährt, verpaßt eine Kurve, fährt gegen einen
Baum, kommt in den Graben, der Wagen dreht ſich um ſich ſelbſt, ſchlägt
um und begräbt Labriolas Beifahrer unter ſich. Obwohl Labriola einen
Armbruch und andere Verletzungen davongetragen hat, gelingt es ihm
dennoch, den Wagen ſoweit hochzuſtemmen, daß der Beifahrer hervor=
geholt
werden kann. Mit Knochenbrüchen werden beide ins Kranken=
haus
Uſingen eingeliefert. Währenddeſſen die hilfsbereite Bewohnerſchaft
des nächſten Dorfes den wracken Wagen zu plündern beginnt: die Pol=
ſter
, die Hupe alles, was nicht niet= und nagelfeſt iſt. Bis vom Ziel
aus im Auto ein Landjäger an die Unfallſtelle gefahren wird, der dann
die gänzliche Demontage des Wagens verhindert. In der 6. Runde ſchei=
det
Leuſchner=Berlin, einer der erprobteſten Dauerfahrer, aus; ein Rah=
menbruch
ſetzt ſeiner Fahrt ein Ende. M. Jakobi, der Ikolin=Direktor,
praſſelt im dichten Nebel gegen einen Baum, 2 Räder ſind das Opfer.
Außerdem ſind die Batterie und andere wichtige Teile am Wagen beſchä=
digt
. Drei Runden verliert Jakobi durch die Wiederinſtandſetzung. Dann
aber ſetzt er auf ſeinem Steiger dem Felde in ununterbrochener Fahrt
nach. Abſolviert Runde um Runde ohne Pauſe. Bis er endlich, in der
11. Runde, ſeinen Terrainverluſt wieder aufgeholt hat. Deuſſen= Cre=
feld
und Günther=Frankfurt hatten inzwiſchen das Fahren eingeſtellt,
und in der 12. Runde muß auch Hans Ludwig infolge Kurbelwellen=
bruchs
aufhören. Auch Kruck jun, kommt nicht mehr wieder und iſt auf
der Strecke geblieben. Auch Dr. Kerwer hat ſeinen amerikaniſchen Dak=
land
aus dem Rennen genommen. Kafka auf Falcon hatte ſchon früher
die Waffen geſtreckt.
Barg die Nachtfahrt mit ihren dichten Nebeln Gefahren und Schwie=
rigkeiten
, ſo waven die Vormittagsſtunden und die Runden am zeitigen
Nachmittag die kritiſchſten. Die meiſten Fahrer überkam bleierne Müdig=
keit
, der mit Geſang, mit Kolapaſtillen, kaltem Waſchen bei Ankunft am
Rundenziel und nach allen möglichen Geheimmethoden Kampf angeſagt
wurde. Die vielen Abwechſelungen der landſchaftlich überaus reizvollen
Strecke, die freudige Anteilnahme des Publikums, alles das ermunterte
die 24=Stundenfahrer und gab ihnen friſchen Mut. Vergebens wartete
man auf das Ausſcheiden dieſer oder jener; wem nicht eine Wagenpanne
die Fahrt verdarb, der hielt durch. Es verdient beſonders hervorge=
hoben
zu werden, daß nicht ein einziger Fahrer wegen Uebermüdung
vder zu großer Anſtrengung die 24 Stundenfahrt eingeſtellt hat. Wer
aufgab, den zwangen Defekte dazu. Es ſei aber auch hier feſtgeſtellt,
daß viele Fahrer während der 24 Stunden nicht einen einzigen Reifen
gewechſelt haben und daß gerade die deutſchen Fabrikate Continental und
Peters Union wieder Beweiſe einer Leiſtungsfähigkeit erbrachten, die
großartig ſind.
Techniſch bot die lange, ſtrapaziöſe Fahrt manches Intereſſante.
Selbſt die gewiegteſten Fahrer= und Motorenkenner ſind von dem Er=
gebnis
: von 56 geſtarteten 48 am Ziel, überraſcht. Dieſer Beweis von
vollendeter Regelmäßigkeit und Zuverläſſigkeit iſt ſo eindrucksvoll, daß
es beſonderer Unterſtreichungen nicht bedarf. Die deutſche Automobil=
Induſtrie darf auf ihre in der 24 Stundenfahrt gezeigten Hochleiſtungen

ſtolz ſein. Die lange ſchwere Taunus=Rundfahrt hat die deutſchen Wa=
gen
wieder einmal auf glänzender Höhe gezeigt. Nicht nur, was Regel=
mäßigkeit
anbelangt. Die großen Maybach=Wagen fuhren mehrmals
Runden im 80 Km. Durchſchnittstempo, obwohl ſie nur 53 bezw. 54 Km.
zu erzielen hatten, und benutzten den auf der Strecke erzielten Vor=
ſprung
kurz vorm Rundenziel zur Ruhe. Annähernd das gleiche Tempo
haben aber auch die Dixi=Wagen erzielt, von denen wiederum der Alfred
Köllners der ſchnellſte war. Der Köllnerſche Dixi war mit dem neuen
Dixi=Zünd= und Beleuchtungsſyſtem ausgerüſtet, das hier erſtmalig in
ſo ſchwerer Praxis erprobt wurde und das ſich ausgezeichnet bewährte.
Hervorragend ſchnell waren auch die Stoewer=Wagen. Kordewan= Stet=
tin
, der vielbewährte Stoewer=Fahrer, wurde in den Vormittagsſtunden
des Sonntags von einem wild drauflosfahrenden Begleitwagen gegen
eine Schranke gedrückt. Durch den Anprall war der Kühler ſchadhaft
geworden. Kordewan behob den Defekt innerhalb 35 Minuten, ſetzte ſich
wieder ans Steuer, und ließ ſeinen Stoewer in ſolch phänomenalem
Tempo über die Strecke jagen, daß er das Rundenziel noch mit
Minuten Vorſprung vor ſeiner planmäßigen Zeit erreichte. Solcher
Bravourſtückchen aber gab es noch mehrere. Von Debütanten mag auch
der Erſtlingsſtart der kleinen 4 PS. Opel=Wagen erwähnt ſein, die mit
Karl Jörns und Hans von Opel am Steuer ihre Sache ſo brav mach=
ten
, daß man vor dieſen kleinen und billigſten aller deutſchen Automo=
bile
allerhand Reſpekt bekam.
Am Sonntag um 6 Uhr nachmittags rollten die erfolgreichen Fahr=
zeuge
nach 24ſtündigem Kampfe übers Ziel. Der Jubel vieler Hunderter
begrüßte ſie. Was nach der gut gelungenen 24=Stundenfahrt folgte, war
allerdings verpatzt. Ausſchreibungsgemäß ſollte eine Geſchmeidigkeits=
prüfung
für das Endergebnis beſtimmend ſein. Niemand hatte aber
geahnt, daß ganze 40 Teilnehmer, ſämtlich ſtrafpunktfrei, in die Endent=
kommen
würden. Man hatte höchſtens mit 1015 Fahrern
ſcheidung
Da überdies zum Unterſchied von der Dauerfahrt die Ge=
gerechnet

ſchmeidigkeitsprüfung jede Organiſation vermiſſen ließ und ganz aus
dem Stegreif arrangiert wurde, ging manches ſchief. Sie verzögerte
ſich bis in die ſpäten Abendſtunden hinein. Manche Fahrer nahmen
Reisauß und wollten nach 24ſtündiger Fahrt nicht noch bis in die Nacht
hinein warten. So war dieſer Abſchluß der 24 Stunden=Fahrt vom
ſportlichen Standpunkt aus unbedingt bedauerlich. Nach Errechnung des
Endergebniſſes, das an Hand der Geſchmeidigkeits=Reſultate errechnet
werden ſoll, wird auf dieſe Schlußprüfung noch eingegangen werden.

Pelociped=Cſub 1899 E. V.
Ernſt Wolf belegt in der Bergmeiſterſchaft den 5. Platz.
Wie bereits kurz berichtet, nahmen am vergangenen Sonntag von
der Rennmannſchaft Ernſt Wolf, G. Kälber und G. Harlos
an der Bergmeiſterſchaft des Landesverbands Heſſen teil.
Wolf konnte ſeine derzeitige Form weiter beweiſen und den
5. Platz mit nur 11 Sekunden nach dem Sieger belegen. Kälber und
Harlos kamen ebenfalls gut ein, konnten jedoch die Mindeſtzeit nicht
mehr erreichen.
Reſultate: 1. H. Knappke V. C. Frankfurt, 4 Min. 30 Sek.;
2. Chriſtmann, V. C. Frankfurt 4 Min. 31 Sek.; 3. Deibel, Gießen,
4 Min. 34 Sek.; 4. Tonaſini, Wetzlar, 4 Min. 40 Sek.; 5. Ernſt Wolf,
V. C. Darmüadt, 4 Min. 41 Sek.; 6. Kleikamp, 4 Min. 44 Sek.

Turneriſche Frauenhöchſtleiſtungen.

Das weibliche Geſchlecht hat in größerem Umfange erſt in den letzten
Jahrzehnten Anteil am deutſchen Turnen genommen und gerade die
Jahre vor und nach dem Weltkriege waren es, in denen der Gedanke
der Notwendigkeit der Leikesübungen in der Frauenwelt ſich Bahn ge=
brochen
und durchgeſetzt hat. Von der Ausdehnung des Frauenturnens
kann man ſich einen ungefähren Begriff machen, wenn man bedentt, daß

Schwimmen.

Waſſerball.
Am Samstag, 21., und Sonntag, 22. Juni, hatte der D. S. C. Jung=
deutſchland
wiederum zwei Waſſerſpiele, und zwar gegen S.V. Mann=
heim
und Nickar=Heidelberg, auszutragen. Von vornherein waltete
ein Unglücksſtern über den Spielen, denn der nicht zu erſetzende Tor=
mann
Darmſtadts Sulzmann war durch Krankheit verhindert, an
den Spielen teilzunehmen. Fink im Tor entledigte ſich ſeiner ſchweren
Aufgabe mit größtem Eifer, verfügt jedoch nicht über die Sicherheit, und
vor allem nicht über die Ausmaße Sulzmanns. In der Mannſchaft war
Kemmer in den Sturm neu eingeſtellt, ſo daß Darmſtadt mit folgender
Mannſchaft zu den Spielen antrat:
Fink
W. Lauer. H. Schmuck
Orlemann
Gils Berges Kemmer,
Das Mannheimer Spiel fing gut an, indem Berges nach ſchöner
Kombination einen unhaltbaren Schuß in das Mannheimer Tor jagte.
Nun macht Mannheim in übermäßiger Weiſe von ſeiner körperlichen
Ueberlegenheit Gebrauch, dem natürlich die leichter Darmſtädter Mann=
ſchaft
nicht gewachſen war. Durch Ueberſchwimmen ihrer Gegner ge=
lingt
es Mannheim, bis Halbzeit das Spiel auf 3:1 zu ſtellen; die
körperliche Spielweiſe der Mannheimer fand leider nicht die genügende
Beachtung bei dem Schiedsrichter, der in einer Art und Weiſe ſeines
Amtes waltete, daß man bei ihm auf völlige Unkenntnis der internatio=
nalen
Regeln ſchließen mußte. Die nächſten zwei Tore für Mannheim
fielen z. B. in der Weiſe, daß Kipfer=Mannheim ſeinen Verteidiger,
Orlemann, dem er beide Füße gegen die Bruſt ſtemmte, völlig wehrlos
machte, ohne von dem Schiedsrichter irgendwie beſtraft zu werden. Mit
einem Reſultat von 5: 1 für Mannheim trennten ſich die Mannſchaften.
Aehnlich erging es den Darmſtädtern am Sonntag in Heidelberg,
wenn auch hier einige Spieler totſichere Torchancen verpaßten und es
vor allem am nötigen Zuſammenſpiel fehlte. Heidelberg geht in Füh=
rung
, Gils gleicht aus; hierauf entſteht aus einem Gedränge das zweite
Tor für Heidelberg. Nach Seitenwechſel ſtellt Berges das Torverhält=
nis
auf 2: 2. Von hier ab war die Mannſchaft zerfahren; Berges ſchießt
freiſtehend mehrer ſcharfe Schüſſe vorbei. Orlemann läßt ſeinen Mann
frei und das dritte Tor iſt fertig. Auf ähnliche gelingt Heidelberg kurz
vor Schluß ein weiteres Tor. 4:2 für Heidelberg war das Ergebnis.
Mit Spannung wird man das Rückſpiel gegen den mehrfachen deut=
ſchen
Meiſter Nickar, das in Darmſtadt ſtattfindet, erwarten dürfen.
Hoffentlich leuchtet dann ein beſſerer Stern über der Darmſtädter Mann=
ſchaft
. Der Termin wird an dieſer Stelle und durch Plakate bekannt=
gegeben
.
Dr. H.

alle größeren unter den 12 000 Vereinen der Deutſchen Turnerſchaft eine
oder mehrere Frauenabteilungen unterhalten. Nach dem Stande vom
1. Januar 1923 (die Zählung vom 1. Januar 1994 erſcheint erſt in einigen
Tagen) betrug die Zahl der Turnerinnen in der D. T. etwa 150 000,
Sie dürfte ſich am 1. Januar 1924 ſtark erhöht haben."
Unter den vielen Betriebsformen des deutſchen Turnens erfreuen
ſich vornehmlich die volkstümlichen Uebungen des Laufs, Sprungs und
Wurfs großer Beliebtheit unter den Turnerinnen. Demgemäß ſind auch
die erreichten Höchſtleiſtungen recht hervorragende zu nennen, und man
kann wohl ſagen, daß es ein heher volkserzieheriſcher Erfolg wäre, wenn
jeder deutſche Mann imſtande wäre, ſie wenigſtens annähernd zu er=
reichen
. Doch liegt dieſes Ziel in weiter Ferne. An ſich geſtattet natür=
lich
die Höchſtleiſtung kein ausſchlaggebendes Urteil über die Leiſtung
der breiten Maſſe. Wenn man aber immer und immer wieder die großen
Teilnehmerzahlen bei den zahlreichen Frauenwettkämpfen der deutſchen
Turnerſchaft feſtſtellen und beobachten kann, daß die beſten Turnerinnen
nur um ein geringes aus der breiten Maſſe herausragen und daß ihnen
dichtauf zahlreiche andere Turnerinnen mit faſt gleichen Leiſtungen
folgen, ſo erkennt man, daß die Höchſtleiſtungen ſich aufbauen auf der
breiten Grundlage guter allgemeiner Durchbildung und daß ſie keine
Ausnahmeerſcheinung ſind, ſondern das Ergebnis guter, zielbewußter
Ausbildungsarbeit.
Die bisher erreichten Höchſtleiſtungen ſind vielfach auch die deutſchen
Beſtleiſtungen, in einigen Fällen ſogar die Weltbeſtleiſtungen. Ties iſt
beſonders bei den Wurfübungen der Fall. Im Kugel oßen (10 Pfund)
erzielte die Turnerin M. Graſſe (Mtv. Niederlehme) mit 9,81 Meter
die Beſtleiſtung. 1923 war Frl. Stephan (Berl. Turnerſchaft) mit 8,90
Meter die beſte. Ueber 8 Meter ſtießen 1923 9 Turnerinnen. Im Diskus=
werfen
hält ebenfalls Frl. Graſſe (Mtv. Niederlehme) die Spitze mit
29,11 Metern, die ſie 1922 erreichte. Dieſe Leiſtung dürfte Welthöchſt=
leiſtung
ſein. 1924 erzielte ſie 26 46 Meter. Im Speerwerfen blieb Frl.
Pröſchold (Tv. Jahn=Minden) die beſte mit 33,73 Metern. Frl. M.
Graſſe ſtand ihr mit 33,70 Metern nur wenig nach. Frl. Herzig (Tgmd.
Gmünd) hält mit 31,26 Metern den 3. Platz.
Schlagballweitwerfen hat Frl. Füllgrabe (Mtv. 1844 Kiel) bereits
ſeit 1918 mit 69,90 Meter die Höchſtleiſtung. Frl. Graſſe (Mtv. Nieder=
lehme
) erreichte 62 Meter. 1923 betrug die Beſtleiſtung 58,60 Meter
(Frl. Weſtendorf, Tv. Jahn=Neukölln). Weitere 10 Turnerinnen erreich=
ten
1923 über 50 Meter.
In den Sprüngen leiſteten die deutſchen Turnerinnen ebenfalls
Hervorragendes. Beſonders zeichnete ſich Frl. G. Döring (Berliner
Turngenoſſenſchaft) im Hochſprung aus. Sie ſprang 1,51 Meter und
überbot damit die Welthöchſtleiſtung der Engländerin Lowmann mit
1,47 Meter beträchtlich. Frl. Niſter (K. T. V. Gera), Frl. Junker (Tgmd.
Caſſel), Frl. Sommer (Kicler Tv.) erreichten je 1,45 Meter. Zwiſchen
1,45 bis 1,40 Meter wurden wiederholt bei verſchiedener Gelegenheit
geſprungen. Im Weitſprung hält ebenfalls Frl. G. Döring (Berl. Turn=
genoſſenſchaft
) die Höchſtleiſtung mit 1,30 Meter Höhe und 2,40 Meter
Weite. Frl. Schumann (Berliner Turnerſchaft) erreichte 1,25 Meter

Höhe und 2,30 Meter Weite, ebenſo Frl. Achterberg (Mtv. Wannſee)
und Frl. Lüdemann (Tgmd. in Berlin). Im Weitſprung hält Frl. Kieß=

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ling (T. u. S. V. München 1860) mit 5,54 Meter die Beſtleiſtung ſeit
5,11 Meter am beſten. Frl. Alberſen (Kieler Tv.) folgt mit 5,07 Meter
an zweiter Stelle.
Die Laufleiſtungen der deutſchen Turnerinnen ſind ebenfalls vor=
zügliche
. Die Beſtleiſtung hält ſeit 1921 Frl. Kießling (T. u. S. V.
München 1860) mit 12,8 Sek. 1923 lief Frl. Holzer vom gleichen Verein
auf dem deutſchen Turnfeſt in München 12,9 Sek., 13 Sek. erreichten Frl.
Meinrenken (Oldenburg. Tbund), Frl. Furchheim (Tv. Jahn, Neukölln)
und Frl. Junker (Tgmd. Kaſſel). Die Beſtzeit der 4X100 Meter=Staffel
hält ſeit 1921 der T. u. S. V. München 1860 mit 52,1 Sek. 1923 war die
Verliner Turnerſchaft mit 52,40 Sek. die beſte. Beim Münchener Turn=
feſt
konnte der Allg. Tv. Dresden mit 53,8 Sek. vor Frankfurter To 1860
mit 53,5 und Kieler Tv. mit 53,8 Sek. gewinnen. In der 10X100 Meter=
Staffel ſiegte beim Münchener Turnfeſt der Mtv. München 1879 mit
2:17,8 vor München 1860 mit 2:17,9 und Allg. Tv. Dresden mit 2:18,4.
Den Eingang von Heeuba meldet das Geſtüt Weil. Die
erfolgreichſte Mutterſtute der Weiler Zucht iſt bei der Geburt ihres
16. Fohlens an Erſchöpfung eingegangen. Im Jahre 1901 als Tochter
des Cazabat von dem Fürſten Fürſtenberg gezogen, ging Hecuba ſchon
als Jährling in den Beſitz Weils über. Sie gewann als Rennpferd u. a.
den wertvollen Schwaben=Preis und unterlag im Preis der Diana nur
knapp gegen Lucca. Als Mutterſtute rechtfertigte ſie das in ſie geſetzte
Vertrauen volſtändig. Von ihren Kindern nennen wir nur Heil dir
Licht, Hoffnungsſtrahl, Harlekin, Herſenier, Haudegen, Hexenmeiſter II.
den Derbyſieger Hausfreund und Hornbori.

[ ][  ][ ]

Rummer 174.

Io
der
nich
Set,

* Allerhand Argentiniſches.
Von
Karl Arthur Vollrath, Buenos=Aires.
Indianer=Aufſtand im Chacv.
Ich ſitze im achtzehnten Stockwerke des Turmhauſes Flo=
rida
, ich arbeite mein Frühſtück herunter, das aus acht Gängen
beſteht, einer immer leckerer als der andere, und ich ſehe über die
Stadt hinweg mit ihren ſteinernen Turm= und Giebelzacken, mit
den Dunſtſchwaden darüber und mit dem lehmgelben Waſſer des
La Plata im Hintergrunde. Wie eine gläſerne Gondel iſt das
hier oben, Luft nach allen vier Seiten, und eine feierliche Stille
nder Luft. Hier iſt nichts mehr zu hören vom Toſen und Brau=
ſen
der Weltſtadt unten. Ungeſtört durch das ſchrille Heulen der
Autohupen ſchmeicheln ſich die weichen Tangomelodien durch den
lichten Raum des eleganten Reſtaurants, die unvermeidliche ſin=
gende
Säge und das Saxophon laſſen die wiegenden Weiſen über
die luxuriös gekleideten Menſchen hinzittern, und voller Behag=
lichkeit
ſchweift der Blick auf den Hafen hinab zu den Dampfern,
die aus= und eingehen, zu unſerem deutſchen Renommierſchiff
Cap Polonio mit ſeinen weiß=roten Schornſteinen, zu der
Lutetia, der franzöſiſchen Konkurrentin, die ſoeben in den
Hafen geſchleppt wird, und zu allen den lieben Dampfer= Bekann=
ten
, die über das Meer weg nach unſerem Europa ziehen. Da
fällt es mir ein, zwiſchen Rebhuhn und Gorgonzola=Käſe in
meiner Zeitung zu blättern, neugierig, wie die Welt hier unten
außerhalb dieſer Menſchenballung von Buenos=Aires aus=
ſehen
möge.
Und plötzlich wird mir, als träfe mich ein ſtummer Gruß
von Karl May und von Balduin Möllhauſen und von Gerſtäcker
und gar von Cooper perſönlich, denn ſiehe, da prangt im Teile
Provinziales die folgende ſchlichte Nachricht:
Indianer=Aufſtand im Chaco.
Wie aus Reſiſtencia gemeldet wird, haben ſich die Mocovi=Indianer
in der Indianer=Reduktion Napalpi erhoben. Es ſcheint ſich um un=
gefähr
dreihundert Indianer zu handeln. Der Polizeichef des Terri=
toriums
, der ſich ſofort mit allen Gendarmen nach Napalpi begab,
meldete von Quitilipi aus, daß die aufſtändigen Indianer bis jetzt
nicht viel Ausſchreitungen verübt haben. Sie haben einzig bei den
Nachbarn einige Tiere geholt und ſie geſchlachtet. Die Indianer wei=
gern
ſich, die Boten anzuhören, die man ihnen zugeſchickt hat, und
haben gedroht, daß ſie diejenigen Indianer, die arbeiten, angreifen
werden. Nach dem Bericht des Polizeichefs ſind ungefähr 80 Mann
der Aufſtändiſchen bewaffnet, indem ſie Wincheſter= oder andere
Feuerwaffen beſitzen. Die übrigen ſind nur mit Lanzen ausgeſtattet
Anſcheinend haben die Aufſtändiſchen noch weitere Pläne als die hier
zutage getretenen. Der Polizeichef iſt aber der Anſicht, daß mit an=
ſehnlichen
Streitkräften die Indianer im Zaum gehalten werden
können. Der Gobernador des Territoriums iſt auch nach Napalpi
abgereiſt.
Alſo, das iſt Argentinien, das Land der Pampas, der Camps,
der Antenwildnis und des Weltſtadtraffinements von Buenos=
Aires. Ein Reich der Kontraſte ohne Zwiſchenſtufen. Eiſiges
Wetter und ſengende Gluten, Unendlichkeit der Ebene und Zy=
klopenmauern
der Cordilleren. Froſthauch des Feuerlandes und
Tropenglut im Chacowalde. Orkane und Zephirſäuſeln. Tango
und Indianeraufſtände. Immer noch glauben wir, die Erſchei=
nung
Südamerika in ein paar Sätze feſſeln zu können. Immer
wieder ſpottet unſer das große Rätſel ſeiner hemmungsloſen
Kontraſte.
Der Fehrbelliner Reitermarſch.
Bevor wir mit unſerem Sarraſſani=Zirkus nach Buenos=
Aires kamen, hatten bereits all die Spekulanten Morgenluft ge=
wittert
, und ſie hatten all die Plätze, die eventuell für uns in
Betracht hätten kommen können, beſchlagnahmt. Die liebe Kon=
kurrenz
vom Varieté, die mit franzöſiſchem Kapital vertruſtet iſt,
tat das Uebrige. Aber man darf ſich auch von den amerikaniſchen
Spekulanten nicht einſchüchtern laſſen. Wir gingen direkt an die
Spitze. Der Präſident der Republik, Herr Dr. Alvear, Sproß ur=
alten
ſpaniſchen Adels und Führer der Radikalen, verfügte durch
Regierungsdekret, daß uns der Exerzierplatz im Stadtteil Pa=
lermo
eingeräumt werden müſſe, und der Herr Kriegsminiſter,
die verkörperte Zuvorkommenheit, tat das mit offenherziger Gaſt=
freundſchaft
. So haben wir nun eine außerordentlich milita=
riſtiſche
Nachbarſchaft, eine Kaſerne, die genau ſo rot iſt wie die
weiland preußiſchen. Nur daß ſie, wie alles Bauwerk hier in den
Wohnvierteln, einſtöckig iſt, und daß die Mannſchaften in Well=
blechſchuppen
hinter dem Offizierskaſino hauſen, das ſchön an
der Straße ſich breitet.
Als guter Nachbar habe ich Gelegenheit, den deutſchen ach
nein, den argentiniſchen Militarismus an der Quelle zu ſtudie=
ren
. Die Rekruten ſind eingezogen worden, ſie werden nun ge=
drillt
, ſie üben den Stechſchritt genau ſo gewiſſenhaft, wie wir
das einmal getan haben, nur daß hier dieſe Körperkultur nicht

Da mſiät. Z. bla1t, Dienstag, de.. 22. Juni 1324.

Seite 11.

ganz mit den gleichen Kraſtausdrücken begleitet wird. Oder
ſollte das doch der Fall ſein, und ſind nur meine Kenntniſſe in
der ſpaniſchen Sprache noch nicht ſo weit fortgeſchritten, um alle
Eigennamen der großen göttlichen Menagerie in der Landes=
ſprache
zu verſtehen? Jedenfalls, das lauteſte iſt hier nicht der
Exerzierſchliff, ſondern die zum Militarismus gehörige Blas=
kapelle
. Auch dieſe hält ihre Proben ab, während ich in meinem
Bureau ſitze, das von einem guten deutſchen Kachelofen geheizt
iſt. Die Proben dieſer Banda de Muſica ſind ſehr, ſehr laut,
und, wie das nun einmal beim Probieren iſt, es wird mehr falſch
als richtig gemacht. Ich will das verſchmerzen, aber darüber
komme ich nicht hinweg, daß dieſe Banda de Muſica mich un=
aufhörlich
mit Militärmärſchen verfolgt, die in unſerem heutigen
Deutſchland faſt als hochverräteriſch gelten. Mit einem Enthu=
ſiasmus
ſondergleichen probiert dieſe Blaskapelle den Hohen=
friedberger
und die Potsdamer Wachtparade und den Armee=
marſch
Hoch Hohenzollern! und Des Kaiſers Grenadiere‟. Sie
probieren das nicht etwa uns deutſchen Nachbarn zu Gefallen,
ſondern weil es in ihrer Dienſtvorſchrift ſteht. Durch die Zei=
tungen
ſchwirrt noch immer ab und zu der Ausdruck Kaiſeris=
mus
, und man höhnt noch immer bei paſſenden und unpaſſen=
den
Gelegenheiten unſeren Militarismus. Und wir erinnern
uns, wenn auch nicht gerade gern, daß das Volk hier ſeinerzeit
den Krieg gegen uns wünſchte. Und daß es nur der eine Mann,
der Präſident Irigoyen, war, der mit der Hand auf den Tiſch
ſchlug und das Nein donnerte. (Im Gegenſatze zu Braſilien,
wo das Volk vom Abbruch der Beziehungen nichts wiſſen wollte,
aber die Regierung ihn durchſetzte.) Jedenfalls: unſer Exerzier=
reglement
haben ſie übernommen, und die deutſchen Generäle ſitzen
in ihrer Ausbildungszentrale, und vor allen Dingen: unſere
Militärmärſche, die haben es ihnen angetan. Und ſo ſitzt man
denn dreißig Tagereiſen von Potsdam entfernt auf einer anderen
Halbkugel, auf der es zurzeit ſcheußlich kalt und ungemütlich iſt,
während ſich drüben die deutſche Maienpracht entfaltet. Und wäh=
rend
die Knochen der Infanteriſten im Parademarſch knacken,
ſpielen ſie den Fehrbelliner Reitermarſch. Nein, die Dinge dieſer
Welt ſind wirklich nicht auf eine einfache Formel zu bringen.
Vögel und Gaftfreundſchaft.
Jetzt plötzlich hat einer, der aus Europa zurückkam, entdeckt,
daß Buenos=Aires die Stadt ohne Vögel ſei. Er war im Jar=
din
de Luxembourg zu Paris, er war im Luſtgarten zu Berlin,
er war in Rom und gar in Stockholm und überall hat er die
lisben Piepmatzen geſehen. Ueber dieſe Feſtſtellung hat man in
Buenos=Aires einen Schreck bekommen, und man appelliert an
den Intendanten, den Herrn Oberbürgermeiſter, er ſolle da
etwas tun. Ich bin zwei Monate lang durch die Straßen dieſer
Stadt geſchlendert oder gejagt, ohne mir darüber klar zu wer=
den
, warum dieſe Straßen voll nervenzermarternder Bewegun=
gen
, aber ohne Leben ſind. Es iſt eine Kleinigkeit, die fehlt, es
ſind die Spatzen. Woran es liegt? Argentinien hat eine üppige,
viel zu üppige Tierwelt, hat Singvögel und Papageien, aber ſie
meiden die ungaſtliche Hauptſtadt. Mit unſeren Sperlingen kön=
nen
wir Mitteleuropäer gewiß auch nicht viel Staat machen, aber
es ſind doch wenigſtens Vögel. Hat Herr Ford, der mit ſeinem
Auto des kleinen Mannes eine ſo eigenartige Löſung der ſo=
zialen
Frage brachte, von der wir in dem autorückſtändigen
Deutſchland leider noch nichts ſpüren, hat Herr Ford mit der
Abſchaffung des Pferdes auch die Abwanderung der Vögel aus
Buenos=Aires auf dem Gewiſſen? Wahrhaftig, es wäre ſchade!
Mir ſind Spatzen tauſendmal lieber als Fliegen und Moskitos,
von denen es in Buenos=Aires wimmelt. Daheim unſere Parks
in Deutſchland beherbergen noch Singvögel. Sie haben ſich über
den Krieg und die Revolution und über die Beſetzung des Rhein=
landes
und über die Münchener Putſche leidlich hinweggeſungen.
Aber hier iſt es tot zwiſchen den Fächern der Palmen und zwi=
ſchen
den Aeſten der rieſigen Eukalyptusbäume, wie denn über=
haupt
all dieſe Parks und Grünanlagen pompös und üppig ſind,
aber ohne Leben. Ohne Vögel und ohne Spaziergänger. Nachts
von verſchwenderiſcher Beleuchtung durchſtrahlt, doch ohne Trau=
lichkeir
und Romantik. Prunkſtücke, aber keine Erholungsſtätten!
Schön aufgebaute Kuliſſen für vorbeiſauſende Autos, keine Ruhe=
ſtätten
für Menſchen.
Kann man es den Spatzen verdenken? Ich ſprach von der
Ungaſtlichkeit dieſer Stadt, ſie beſteht auch gegenüber den Men=
ſchen
. In dieſer Stadt findet man nicht einmal an allen Ecken
Straßenſchilder, eine Einrichtung, die bei uns ſchon im Mittel=
alter
ſelbſtverſtändlich war. Man kennt keine Orientierungstafeln
an den Brennpunkten des Verkehrs, noch weniger an den Stra=
ßenbahnhalteſtellen
. Auch die Autochauffeure ſind nicht hieb= und
ſtichfeſt in der Ortskenntnis, ſie verirren ſich in dem ungeheueren
Weichbilde der Stadt, zum außerordentlichen Aerger des Fahr=
gaſtes
, zum großen Nutzen ihrer eigenen Geldtaſche. In ſolcher
Rückſichtsloſigkeit gegenüber dem Fremdling liegt ein Syſtem
und noch nicht einmal ein ſchlechtes: hilf dir gefälligſt ſelbſt und
ſieh zu, wie du durchkommſt in unſerem Lande! Der Fremdling

ſoll, trotz aller ſchönen Auswanderungskongreſſe, nicht denken,
daß man ihm Teppiche vor den Füßen ausbreitet, wenn er an

Land geht. Erſt einmal ſoll er alle Illuſionen ablegen, jegliche
Hoffnung auf die Hilfe anderer. Selbſt ſoll er ſehen, wie er ſich
zurechtfindet. Dieſe Erziehungsmethode hat gewiß etwas für ſich.
Leider ſcheint ſie bei den Vögeln verſagt zu haben, ſie ſind naſe=
rümpfend
ausgewandert dorthin, wo in den unendlichen Pampas
der Apfel nicht weit vom Pferde fällt.
Leo Fall und das Faſziftenſchiff.
Ach, dieſe europäiſchen Illuſionen über Südamerika, ſie er=
zeugen
die ſonderbarſten Tragikomödien. Das hat Herr Muſſo=
lini
genau ſo erfahren müſſen, wie Herr Leo Fall. Muſſolini
macht bekanntlich eine ſehr temperamentvolle Propaganda für ſein
Land, für Italiens Induſtrie und Kunſt, und ſo hat er denn
einen Hilfskreuzer als Meſſeſchiff ausrüſten laſſen, hat es ange=
füllt
mit Autos, Galanteriewaren, Oelgemälden, Dichtern, Ma=
lern
, Muſikern, Journaliſten und dazu mit einem Spezialgeſand=
ten
, und ſo hat er das Propagandaſchiff nach Südamerika abfah=
ren
laſſen. Eine pompöſe Idee, wirklich eine geſunde Idee, die
wir Deutſchen ihm übrigens ſchon vorweggenommen haben. Nur
leider war die Fahrt nicht ſo glücklich wie die Idee. Schon von
Braſilien her hörte man allerlei munkeln, daß das Faſziſtenſchiff
(ſo hat man es flugs getauft) ſich nicht ganz ſtubenrein benom=
men
habe, zum wahren Krach aber kam es erſt in Montvideo.
Die liebenswürdige Schiffsbeſatzung, lauter auserkorene Schwarz=
hemden
, hat dort einen Photographen der Zeitung La Demo=
cracia
, als er pflichtſchuldigſt für ſein Blatt die Aufnahmen im
Automobilſalon manchen wollte, derart verdroſchen, daß der arme
Mann in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Man kann
ſich ungefähr ausmalen, wie da die Bombe geplatzt iſt. In Ame=
rika
gibt es wohl ein Hausrecht gegenüber jedermann und ſogar
gegenüber der Polizei; ſie darf einen Verbrecher in meinem
Hauſe nicht verhaften, wenn ich es verbiete. Aber es iſt ein un=
geſchriebenes
Geſetz, daß es kein Hausrecht gegenüber dem Re=
porter
gibt, der ſeine journaliſtiſche Pflicht ausübt. Er darf bei
dir eindringen und darf dich in jeder Lebenslage mit oder ohne
Blitzlicht verewigen. Er darf es. Und ſo machte der Preſſeverein
in Montevideo eine Staatsaktion aus dieſer Verpflanzung faſzi=
ſtiſcher
Methoden nach Südamerika: Wollt ihr eure Landesſitte
hierher bringen, ſo werden wir euch mit unſerer Landesſitte die=
nen
. Alſo überreichte der Verſtand des Preſſevereins dem Schiffs=
kapitän
eine Forderung auf ſchwere Waffen. Und der faſziſtiſche
Schiffskapitän beging die Ungeſchicklichkeit, zu kneifen. Und ſo
alarmierte der Preſſevcxein von Montevideo ganz Südamerika.
Südamerika iſt ein gewaltiger Erdteil, aber in ſolchen Fällen
kann es zuſammenkleben wie eine Kleinſtadt. Der Empfang des
Schiffes in Buenos=Aires war froſtig und kühl. Es hatten ſich ein
paar Schwarzhemden am Hafen aufgeſtellt, gewiß, man begrüßte
das einfahrende Schiff mit dem faſziſtiſchen Schlachtrufe und mit
der bekannten Handgeſte der römiſchen Imperatoren, aber leider
waren das alles keine Südamerikaner, denen eigentlich das Schiff
und ſeine Propaganda gelten ſollte. Ganz und gar ſchadenfrol
aber lachte ſich ganz Buenos=Aires ins Fäuſtchen, als man ent=
deckte
, daß das ſchöne Reklemeſchiff mit dem ſtolzen Namen Ita=
lia
gar kein italieniſches Schiff war. Man erkannte in ihm einen
guten alten Bekannten wieder, nämlich den König Albert vom
Norddeutſchen Lloyd, den die Italiener bei ihrer Kriegserklärung
im Hafen von Neapel gekapert hatten.
Leo Fall hat mit Muſſolini nichts zu tun, aber dafür hat er
die Dollarprinzeſſin und die Roſe von Stambul und der=
gleichen
komponiert und hat das Bedürfnis gehabt, mit ſeinem
Ruhmie und mit eiem echt Wiener Operettenenſemble nach Süd=
amerika
zu ziehen, um ſich mit materiellen Schätzen und mit neuen
Tangoideen zu bereichern. Schon monatelang vorher hat er an=
gekündigt
, daß nur er und er und dreimal er die wahre Operette
bringen könne, und daß alles, was vorher war, überhaupt nichts
geweſen iſt. Solche Worte aber ſind Dinge, die die Argentinier
nicht vertragen lönnen. Niemals darf man ihnen erzähten, daß
ſie bisher noch nichts Rich iges zu ſehen bekommen hätten. Zum
Unglück war die Roſe von Stambul, mit der man anſing, don
italieniſchen und deutſchen Operettengeſellſchaften ſchon beſſer
gezeigt worden, zum Unglück batte Leo Fall ſeine Eintrittsprciſe
um 300 Prozent zu hoch angeſetzt, und zum allergrößten Unglück
übertrafen die Koſtüme der Damen im Zuſchauerraume diejeni=
gen
der Damen auf der Bühne um einige Tauſenopeſolöngen
pro Stück. Denn hier treibt die Geſellſchaft einen Kleiderluxus,
wie ihn ſich kein Märchenerzähler in Wien ausmalen kann, und
ſie verlangt, daß auf der Bühne ihr eigener Kleiderluxus noch
übertrumpft werden ſoll.
Kurz und gut: man blieb gegen Herrn Leo Fall noch eiſiger
als gegen Herrn Muſſolinis Spezialgeſandten und Buſenfreund
es gab Stockungen, Schlichtungen, Regulierungen und tauſend
andere Unerquicklichkeiten, auf gut deutſch geſagt: eine Theater=
pleite
, und der Propagandawert dieſer Kulturmiſſion lag ebenſo
unter dem Nullſtriche wie derjenige der Faſziſtenſchiffes.

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Ein Redaktionsſtab
77
1eprtameinson.
Daß das Studium fremder Sprachen nach den üblcher
Schulmethoden und Selbſtunterrichtsbriefen viel zu ſchwer und
langwierig iſt, iſt eine allgemein bekannte Tatſache. Nerven=
zermürbendes
Auswendialernen von Vokabeln, mechaniſches
Einüben grammatiſcher Regeln und zeitraubendes, mühſames
Nachſuchen in Wörterbüchern ſind nutzloſe Verſchwendung
koſtbarer Zeit und Energie. Dieſe Gründe gaben den Anlaß
zur Bildung eines aus Fachautoritäten beſtehenden Redaktions=
ſtabes
für Sprachmethodik e. V., der es ſich zur Aufgabe ſtellte,
den zahlreichen organiſatoriſchen, pſychologiſchen und ſonſtigen
Mängeln der bisherigen Sprachlehrſyſteie nachzuſpüren, ſie
zu beſeitigen und die Sprachmethodik im allgemeinen gründlick,
zu reformieren. Tatſächlih iſt es mit Hilfe dieſer fachwiſſen=
ſchaftlichen
Organiſation gelungen, neue Wege zu finden, die
das Sprachſtudium in ungeahnter Weiſe erleichtern und abkürzen.
Abgeſehen von vielen anderen Hilfsmitteln wurden beſonbers
die von den Pſhchologen Ebbinghaus, Wundt, Müller u. a.
aufgefundenen neuen Geſetze des Aſſoziations=Mechanismus
(Aufnahmefähigkeit des Gedächtniſſes) in geſchickter Weiſe ver=
wertet
. Das beim bisherigen Sprachſtudium mit Recht ſo un=
beliebte
und zeitraubende Auswendiglernen von Vokabeln und
Ueben von Regeln iſt in Zukunft völlig überflüſſig. Die ſoge=
nannte
pſychotechniſche Methode Mertner, die allen
dieſen neugewonnenen Geſichtspunkten Rechnung trägt, har
denn auch bereits ſtarke, ſenſationelle Erfolge zu verzeichnen
gehabt. In kaum 40 Monaten mußten über 100 Auflagen ge=
druckt
werden. Wer Engliſch, Franzöſiſch, Spaniſch oder Ita=
lieniſch
noch nicht fließend beherrſcht, leſe ſofort die Broſchüre:
Spracherwerb ohne Lernzwang, die von der Buchhandlung
Heinrich Schroth vorm. Karl Buchner, Hofbuchhandlung, Darni=
ſtadt
, Rheinſtraße Nr. 15, zwveF3 koſtenloſer Verteilung an Inter=
eſſenten
vorrätig gehalten over von der Geſellſchaft zur Ver=
breitung
zeitgemäßer Sprachmethodik Kempten (Bahern) anf
(II,MIn 7292
Verlangen franko überſandt wird,

[ ][  ][ ]

A

24. Janf 1924 M. 174

Handel und Wandel in Heſſen.
* 62. Geſchäftsbericht der Darmſtädter Volksbank.
Der völlige Zuſammenbruch der Mark riß auch dieſes alte Mittelſtands=
inſtitut
in den Strudel nervenzerrüttender Arbeit und ſchwerſter Sub=
ſtanzeinbußen
. Das Gewinnergebnis per 31. Dez. 1923 beläuft ſich auf
rund 38 500 Bill. Mk. Die Verwaltungsorgane, durchdrungen von der
Notwendigkeit, einerſeits die Mittelſtandsbank unter allen Umſtänden
beſonders in der heutigen ſchweren Zeit zu erhalten, andererſeits, den
Mitgliedern die von ihnen eingebrachte, ſchwer bedrohte Subſtanz nach
Möglichkeit zu bewahren, machen den Vorſchlag, das verbliebene Ver=
mögen
wie folgt zu verbuchen: 22 000 Mk. Vergütung an die Mitglieder
auf ihre Geſchäftsguthaben nach dem Maßſtabe: Goldmark 10 für je
eingezahlte 500 Goldmark. 20 000 Mk. für Neubildung des geſetzlichen
Reſervefonds. 30 000 Mk, für Bildung eines außerordentlichen Reſerve=
fonds
. 141 897,01 Mk. für ein zu bildendes Umſtellungskonto, und a
die Spar= und Geſchäftsguthaben je nach Lage der Verhältniſſe 213 897
Mk. 1 Pfg. entſprechende Vergütungen zu gewähren. Die Verwaltungs=
organe
glauben die Verſicherung abgeben zu können, daß die Genoſſen=
ſchaft
die Aufwertung der Spargelder mindeſtens in demſelben Maße
vornehmen wird, wie ſie die 3. Steuernotverordnung den öffentlichen
Sparkaſſen zur Pflicht macht. Bei dem Ernſte der Lage und angeſichts
der programmatiſchen Form, in der dieſe Erklärungen von Vorſtand
und Aufſichtsrat abgegeben ſind, wird man wohl zur Leitung beider
Verwaltungsorgane für die kommenden Zeiten weiterhin in den beteilig=
ten
Kreiſen Vertrauen haben haben dürfen.
Die Generalverſammlung war außerordentlich gut beſucht. Die
Papiermarkbilanz, ſowie die Gewinn= und Verluſtrechnung wurden
gegen eine Stimme genehmigt. Den Verwaltungsorganen iſt Entlaſtung
erteilt worden. Ueber die vorgelegte Goldmarkbilanz entſpann ſich eine
ſehr rege Diskuſſion, und der Wille, die Volksbank als Mittelſtands=
inſtitut
unter allen Umſtänden zu erhalten, trat einmütig zutage. Die
Eröffnungsbilanz und die vorgeſchlagene buchmäßige Verteilung des
Vermögens wurden gegen eine Stimme genehmigt. In den Aufſichtsrat
wurden neu gewählt die Herren Oberrechnungsrat Emmerich, Zim=
mermeiſter
Konrad Haury, Kaufmann Wilhelm Kalbfuß und
Glaſermeiſter Ludwig Werner.
Henſchel=Lutz=Lokomobile. Wir leſen in auswärti=
gen
Blättern: Die Firma Henſchel u. Sohn G.m.b.H. in Kaſſel hat von
der Firma Gebr. Lutz A.G.=Darmſtadt die Lizenz für Dampflokomobilen
nach den Patenten des Prof. Gutermuth erworben und wird ſofort den
Bau von landwirtſchaftlichen und Induſtrielokomobilen zuſammen mit
der Firma Gebr Lutz A. G. in Darmſtadt unter der Bezeichnung Hen=
ſchel
=Lutz=Lokomobilen aufnehmen. Die Vereinigten Fabriken landwirt=
ſchaftlicher
Maſchinen vorm. Epple u. Buxbaum in Augsburg ſind dieſer
Intereſſengemeinſchaft beigetreten.
Banken.
t. Keine Geldknappheit bei der Reichsbank. Entegegen
den umlaufenden Gerüchten über eine herrſchende Geldknappheit erklärt
das Reichsbankdirektorium auf unſere Anfrage folgendes: Die Reichs=
bank
hat niemals ſo viele flüſſige Gelder beſeſſen wie gerade zur Zeit.
Sie iſt in der Lage, ſelbſt Summen von vielen Millionen Goldmark
glatt auszuzahlen.
Warenmärkte
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 23. Juni. Amt=
liche
Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack,
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preiſe je 100 Kilogr.):
Weizen Wetterau 16,7517, Roggen 15,2515,75, Sommergerſte für
Brauzwecke 16,5017, Hafer inländiſch 15,2515,75, Weizenmehl ſüdd.
Spezial Null 27,2528,75, Roggenmehl 22,7523,50, Weizen= und Rog=
genkleie
8,258,75. Tendenz ruhiger.
w Berliner Produktenmarkt. Die gewitterreiche, ſehr
warme und feuchte Witterung der letzten Tage hat ſich für die Beſchaffen=
heir
des inländiſchen Brotgetreides weiter als verderblich erwieſen, ſo
daß täglich große Partien Roggen und Weizen in einer Qualität ange=
boten
werden, welche die Ware nur zu Futterzwecken verwendungsfähig
macht. Von Weizen ſind in ſolchem Material größere Mengen nach
Hamburg gehandelt worden. Für beſſere Ware zeigt ſich wenig Nach=
frage
der Mühlen, die nur niedrige Angebote machen. Auslandsoffer=
ten
kommen nicht in Betracht, da für Weizen und Roggen die zweite
Hand billiger iſt als die direkten eif=Forderungen. Das Geſchäft in
Roggen bleibt dauernd ſchwierig. Die Lagerware der Reichsgetreide=
ſtelle
, die in den unhaltbaren Partien überall verkauft werden ſoll,
drückt beſonders auf den Markt. Gerſte und Hafen waren bei nach=
gebenden
Preiſen mehr ſtill. In Mehl und in anderen Artikeln geſtal=
tete
ſich die Geſchäftslage äußerſt ſchwierig.
* Mannheimer Produktenbörſe. Ungeachtet ſchwächerer
Kurſe, die heute von den amerikaniſchen Getreidemärkten vorlagen, war
die Tendenz behauptet, da die Ernteausſichten ſowohl in Rußland wie
in Amerika als nur wenig günſtig bezeichnet werden. Infolge des gro=

ßen Kapitalmangels ſind zwar die Käufer zurückhaltender geworden als
letzte Woche, man erwartet jedoch wieder höhere Preiſe und hält die
amerikaniſchen Preisrückgänge für vorübergehend. Die Mehlverſteige=
rungen
ſetzten ſich unter Zurückziehung einzelner Partien nur im mäßigen
Umfange fort. Für Roggenmehl wurden dabei bis 21,60 Mk., für
Weizenmehl bis R,40 Mk. je 100 Kilo erzielt. Verlangt wurden für
die 100 Kilo bahnfrei Mannheim: Weizen inländiſcher 1717,5, aus=
ländiſcher
19,7522, Roggen 15,7516, Gerſte 1718,5, Hafer 15,7516.
Mais 1616,25, Weizenmehl Spezial Null 2729, Roggenmehl 22 bis
23,5, Kleie 8,258,75. In der Abteilung der Kolonialwarenbörſe war
die Tendenz ſtetig, aber ruhig. Verlangt wurden in Goldmark per Kilo
Kaffee Santos 3,604,20, gewaſchen 4,606,10, Tee gut 67, mittel
78, fein 810, Kakao holländiſcher 1,50, inländiſcher 1,30, Reis Burmah
0,35, Weizengrieß 0,36, Hartweizengrieß 0,42, Zucker kriſtalliſiert 0,74.
* Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum Schlachtvieh=
markt
waren zugeführt und wurden je 50 Kilo Lebendgewicht gehandelt:
197 Ochſen, 2448 Goldmark, 162 Bullen, 2636, 589 Kühe und Rinder,
1252, 386 Kälber, 4064, 114 Schafe, 1024, 1522 Schweine, 42 bis
55. Marktverlauf: Mit Großvieh langſam, Ueberſtand, mit Kälbern keb=
haft
, geräumt, mit Schweinen mittelmäßig, geräumt.
Mannheimer Pferdemarkt. Der Auftrieb betrug und
es wurden je Stück bezahlt: 10 Arbeitspferde 5001000 Goldmark, 75
Wagenpferde 6001500 Gmk., 20 Schlachtpferde 3080 Gmk. Tendenz
ruhig.
Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher ==Mitarbeiter
ſchreibt uns: Vereinzelte Nohholzverkaufstermin fanden in den Staats=
forſten
ſtatt. Die Zahl kaufluſtiger Sägewerksbeſitzer hat, was ver=
ſtändlich
iſt, ganz weſentlich vermindert, und ebenſo die Bereitwilligkeit,
Preiſe zu bezahlen, die bei der Verwertung des Rohſtoffes niemals wie=
der
erreichbar ſein werden. Teilweiſe ſind auch für gute Nohhölzer
Preiſe bezahlt worden, die um 50 Mk. und mehr unter denen der Hauſſe=
monate
Februar und März liegen. Dabei iſt indeſſen zu bedenken, daß
die Jahreszeit weit vorgeſchritten und die Gefahr des Verblauens dieſer
Hölzer ſehr groß iſt. Es iſt bald unmöglich, im Juli, wenn das Holz zu
den Sägewerken angefahren ſein wird, daraus blankes Schnittholz her=
zuſtellen
. Die Anſprüche der Abnehmer, ſoweit jetzt ſolche überhaupt in
der Lage und bereit ſind, Schmittholz zu kaufen, wachſen von Tag zu
Tag in dem Umfange, in dem die Angebote verkaufsluſtiger Sägewerks=
beſitzer
ſteigen. Der Preisabbau, der am Schnittholzmarkt eingetreten
iſt, kann im großen und ganzen nur als in der Theorie beſtehend be=
zeichnet
werden, weil Käufer, die den Särgewerken oder Holzhandlungen
das Schnittholz gegen Barzahlung abnehmen, immer ſeltener werden.
Leider hat ſich der Mißbrauch einer Verſchleppung aller Zahlungen und
der Weigerung, vereinbarte Akzeptzahlungen zu leiſten, in letzter Zeit
ſo ſtark vergrößert, daß bald die Sägewerksinduſtriellen überhaupt nicht
mehr mit beſtimmten Eingängen rechnen können. Unter dieſen Umſtän=
den
wird wahrſcheinlich erwogen werden müſſen, ob nicht eine weitere
Prolongation ſtaatlicher Stundungskredite für Rohholzeinkäufe zu ge=
währen
ſein wird. Von Abſchlüſſen in Schnitthölzern nennenswerten
Umfanges kann heute nicht die Rede ſein. Selbſt diejenigen Firmen des
Holzhandels, die infolge entſprechender Dispoſitionen ſeit Beginn des
Jahres kaum etwas eingekauft haben, ziehen es vor, von Abſchlüſſen
überhaupt Abſtand zu nehmen. Dadurch gerät auch die Verladetätigkeit
der ganzen Sägewerke ins Stocken, und es können die Betriebe vielfach
mur mit Mühe aufrecht erhalten werden.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 23. Juni. (Eigener Bericht.)
Der Verlauf der heutigen Börſe enttäuſchte inſofern etwas, als die viel=
fach
erwartete Befeſtigung des Kursniveaus ausblieb. Die Spekulation
hatte am Samstag etwas Ware vorgekauft aus einer freundlicheren Be=
urteilung
der Lage heraus, insbeſondere auf den bekannt gewordenen
Abſchluß eines Intereſſenvertrages der Elberfelder Farben mit einem
amerikaniſchen Konſortium und in Erwartung einer weiteren Entſpan=
nung
am Geldmarkte. Es zeigte ſich aber bei Beginn des heutigen
Verkehrs, daß die für das Aufkommen einer ſtärkeren Hauſſebewegung
nötige zweite Hand nach wie vor noch fehlt. Auch die Spekulation gab
eher wieder etwas ab, ſo daß man allgemein unter den Freiverkehrskur=
ſen
vom Samstag, aber überwiegend über den letzten amtlichen Notie=
rungen
eröffnete. Am Chemieaktienmarkt gab es, abgeſehen von Elber=
felder
Farben, die auf den erwähnten Vertrag hin 1 Bill. Proz, höher
eröffneten, keine großen Veränderungen. Auch vom Elektr.=, Maſchinen=
und Zuckeraktienmarkt iſt Beſonderes nicht zu berichten. Dagegen lagen
von Montanwerten Gelſenkirchener und Rheinſtahl, in denen ſich Käufe
von beſtimmter Seite fortſetzten, weſentlich feſter. Auch Laurahüitte und
Buderus zogen eine Kleinigkeit an Großbankaktien eröffneten ½½
Prozent über dem Freitags=Schlußkurs. Aſchaffenburger Zellſtoff ge=
wannen
auf die Dividendenerklärung 1 Bill. Proz. Am Rentenmarkt
ſt das Geſchäft ruhiger geworden, das ſpekulative Treiben der Kuliſſe
iſt heute abgeflaut. Kriegsanleihe eröffnete mit etwa 132 und ſchloß mit
127 bei weſentlich geringeren Umſätzen. Auch Türken und Ungarn konn=
ten
ihre Höchſtkurſe nicht behaupten, dagegen beſtand Nachfrage für
Rumänen=Renten, die ausnahmslos höher notiert wurden. Nach Feſt=

ſtellung der erſten Kurſe zeigte die Börſe das gewohnte Bild der letzten
Zeit: Abnahme der Umſatztätigkeit, geringe Kursveränderungen bei
leichter Neigung zur Schwäche. Die Kaſſakurſe ſtellten ſich auf allen
Gebieten unweſentlich unter die Anfangsnotierungen. Am Einheitsmarkt
überwogen kleine Kursbeſſerungen. Die Nachbörſe hatte nur noch ſehr
geringe Umſätze bei leicht nachgebenden Kurſen. Man hörte noch Bad.
Anilin mit 1234, Höchſter 9½.
w. Berliner Börſenbericht. An der Börſe blieb auf allen
Gebieten die gleiche Geſchäftsſtille wie in der Vorwoche vorherrſchend.
Die eine optimiſtiſchere Beurteilung rechtfertigende Geſtaltung der poli=
tiſchen
Lage blieb auf die Stimmung ſo gut wie einflußlos. Es erfolg=
ten
für eine kleinere in Zahlungsſchwierigkeiten geratene Berliner Bank=
firma
ohne Bedeutung einige Zwangsglattſtellungen, die den Kursſtand
allgemein etwas herabdrückten, doch nahmen die Kurseinbußen großen
Umfang nicht an. Nur bei einigen Montan= und Induſtriewerten be=
trugen
ſie 13 Bill, Prozent. Verſchiedentlich waren auch Kursbeſſerun=
gen
, wie bei Elberfelder Farben, Siemens u. Halske und Stöhr Kamm=
jarn
, letztere um beinahe 4 Bill. Proz., ſowie auch bei den Aktien des
Spirituskonzerns feſtzuſtellen. Am Markte der Kriegsanleihe iſt die
Beteiligung der Spekulanten weſentlich geringer geworden. Der Kurs=
ſtand
gab bis auf 125 nach und behauptete ſich dann unter Schwankun=
gen
ungefähr auf dieſem Stande. Auch für die übrigen heimiſchen Ren=
ten
hat das Kaufintereſſe der letzten Tage weſentlich abgenommen. Am
Geldmarkt iſt die Flüſſigkeit größer geworden. Bei den Deviſen und
Banknoten brauchten in den Vollzuteilungen Veränderungen nicht ein=
zutreten
. Die Anforderungen ſind nach wie vor unbedeutend und blei=
ben
weſentlich hinter den Eingängen der Reichsbank, die aus Export=
deviſen
zufließen, zurück.
Oeviſenmarkt.

2. Dunt grtel
E Jene
geh. Brief Amſterdam=Rotterdam . 10 Brüfſel=Antwerpen ... .." hriſtignia. . . ........." penhagen .........." ckholm .. . . . . . .. . . . . beſingfors ...... 10.46 10.. 9e talien .. . . . . . . . . ..... London .............. 1. New=York ............. ris. . . . . . . . . ........ 22 665 Schweiz ............." Spanien.............
Wien (i. D.=O
rr. abg.). Prag. ............... 12.37 12. 12 Budapeſt. . . . . . . . . . . . . . 459 uenos=Aires. . . . . . . . . . ulgarien. ... . . .. .. . ." 3.01 apan . . . . . . . ........ 1.6 Kio de Janeiro ... ...." 0.4
5 Belgrad.. . . . . . . . . . ... ." .3 Liſſabon .............. 1.77 1 Danzig .............. . 72.82 18 1262

18


(

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. für Anilin
Aſchaffenburger Zellſto
d. Maſc
Augsb.,
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W. vorzug.
zismarckhütte ...
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan ......
Volle. . ......
Chem. Hehden ....."
eiler ......"
Deutſch=Atlant. Tel..
je Maſchinen.
Niedld. Tel. .
Deutſche Erdöl
.....
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke
u. Munitio=
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. Waffen :
donnersn
hütte .. .
dynamit Nobel ......
der Farben..
Eletr.
g
R. Friſt
na.

N.
deßſ
Duf
Geſ. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ....."
Han. Maſch.=Egeſt.. . . .

23. * Dampfſch. . . . . . Hemoor Zement zuus= Kupfer ........" ſete
Eiſen .........." bohenlohe Werke... Kahla Porzellan ..... Eismaſch. . . . . . 90 Lingel Schu
..... . Hofn
m.... Loewe u. Co. ...." K.... N Biace
Kohle
Riet 8i0 Nordd. Gummi ... .. 3
39 renſtein. . . P athgeber W 35 2725 acher Hütten..
ſ. ucker .. . . . tgerswerke ..." .. Gußſtah. Gla 3 Rom Ver. Lau K.. 1n M
Aaa
S ſtahl .... 41500 43500 Wanderer=Werke ....." 6000 6125

Frankenkurs in London: 80.70
Markkurs 18.10

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 23. Juni 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt,

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ..........."
......

D
3½%
Dollar=Goldanleihe per
Uar=Schatzanweiſungen
T. Gcte
U
*
42Dt. Schutzgebiet v. 0,8-11u.
v. 14
rämienanleihe .. . ......"
Spar
nleihe .. . . . . . . . . . . ."
. Konſols .......

...
42 Bad. Anl. unk. 1935 ..
½% v. 1907 ....."
96 ....
*
Bahern Anleihe ......."

Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatza
ch. 26 ........."
16% Heſſen Reih
untilgb. b. 28.. . . . . . . . . . . . .
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . .
3½% ................
........
4% Württemberger alte ....."

b) Ausländiſche.
5½ Bosnien L.=E.=B. v. 1914.
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
v. 1902 .........."
.
Zulgar. Tabak 19

..
/2 Griech. Monopol.
Oeſt. St
....
B.
deſt. Schatzanweiſ. ſ
Jaut

Oeſt. C
..
4% einheitl. Rente ......"

5% Rum. am. Rente v. 03 ....
% Goldrente v. 12
43
am. Goldrente
n. b. 05 . .... ....
*2
5 Türk. Admin.) v. 1903..
GBagdad) Ser. F
48
v. 1911, Zollanl. ..."
taatsr. v. 14 ...
4½% Ung.
Goldrente ........
gatsr. v. 10 ...
4½
Kronenrente . . . . .."

Außereuropäiſche.
59 Mexik, amort. innere . . . . . ."
onſ. äuß. v. 99... . .
58
Gold v. 04. ſtfr. .. . ."

ſ. inner. ..... ."
*"
zationsanleihe
5½ Tamaulipas, Serie l......"

20. 6. B3. 6. 0.1 0: 006 0 0, 0. 4. 3 937 *
2,5 125 2 Ele Pſs 375
*
11.5 12

Oblig. v. Transportanſt.
4% Cliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
% Gal. Carl Ludwv.=Bahn.. . .
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .

0,75
6.5

5 Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
6SNeuf
Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. Er..
ſt.
9. Em. .. . .

1885 .
Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
Salzkammerg.) ..
Bi
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onetion ...
te Monaſtir ......
intepee. aaaaaas
4½=

Nach Sachwert verzinsl
Schuloverſchreibungen.
nw. Kohlenwrtanl
ter. Pfandbr.=Bk. Gol
ge
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I. C
FR
Zoßr
52
raftwerk. . .
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rtanl. b. 23 ....
68 Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v.
6.
Neckar A.=G. Stuttgart 0
1. 23...
.
Vächer 5.
Gold=
50
fdbr. v. 24.. .
.
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Preuß. Kaliwer
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Nogenwert An!
ſot.=Bank Gold=
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520
v. 23
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A W e
T u. II..
1.b
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Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
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erz= und Privatbaf
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Bergwerkö=Aktien.
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2e 7 35 735 Je 79 8,55 8,8 1.05 1.05 37 37 9.7 95 18 1,6 1.6 12 4,5 3 19. 1,3 0. 255 3" 4 51 51

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Salzdetfurth . . . . . . .
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Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
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Ettlingen Spinnerei .......
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Zeters Union Frankfurt a. M
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Vogtländ. Maſch. Vorzüge me.. 3,75 * Haeffner Stämm
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Rummer 174.

Darmſtädte. T.. bigtt, Die sta", den 24. Juni 1924.

Seite 13.

Das deutſche Herz.

9)

Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)

Er hatte ſich von ihren Händen befreit. Die Burſchen kamen
gemächlich den Berg herauf und ſangen:
O, Fritz, du haſt wie ein Schelm getan,
Zieh mir den Stahl heraußen.
Da dreht er ihn in der Wunde herum.
Des mußt er ſich verbluten.
Das Lied lügt, ſtöhnte Friedrich. So war es nicht!
Herrgott, donnere! rief Urſula. Dann bedeckte ſie ihm den
Mund mit wütenden Küſſen. Sie zog ſeinen Kopf zu ſich her und
tat wie unſinnig vor Liebe. Aber ſie vermochte nicht ſeine Seele
aus ihrem fürchterlichen Rauſchen zu reißen. Sie ſelber überhörte
in ihrer Raſerei die folgenden Strophen; aber er ſaugte jedes
ſchmerzende Wort. Als ſie ermattet abließ, ſangen die Burſchen
gerade unter der Burg:
Von Ingelheim die Beußerin
Hob, ihre ſchneeweißen Hände.
Verflucht ſei deiner Frauen Schoß,
Eine Kröte ſoll ſie gebären.
Urſula brach in bitteres Weinen aus.
Ein Zeichen trägſt du an der Stirn,
Es grauſet deinen Erben.
Du jagſt ſie ſelber in den Tod.
Dein Haus ſoll mit dir ſterben.
Die Burſchen bogen um den Berg. Man verſtand ihren Ge=
ſang
nicht mehr.
In Urſulg aber war der Zorn aufgelodert und hatte es über
Schrecken und Schmerz gewonnen.
Es iſt empörend! rief ſie. Das wagen deine Untertanen?
An deinem Wein haben ſie ſich berauſcht, und nun ſchmähen ſie
dich, wie noch kein Mörder geſchmäht worden iſt.
Sie wiſſen nicht, was ſie tun, ſagte der Ritter düſter.
Biſt du ein Herr, daß du ſolches dulden magſt? rief Urſula
unmutig.
Sie denken ſich nichts dabei. Sie wiſſen kaum, daß ich es
ſei. Jeder von den beiden dort unten geht doch für mich durchs
Feuer.
Woher haben ſie das Lied?
Leonhard hat ſie’s gelehrt.
Wer iſt Leonhard?

Der Einſiedler. Der arme Narr, der dort hinten im Burg=
graben
liegt und nach ſeiner Mutter ſucht.
Urſula ſchaute verwundert zu ihrem Gatten auf.
Friedrich, ich verſtehe dich nicht.
Laß ihn, ſagte er ſanft. Der Herr hat’s ihn
Urſula flammte auf. Sie hielt ihm den Mund zu.
Tu mir die Liebe und ſage dies Wort nimmer. Du läſterſt.
Der Wind war wieder in die alte Richtung umgeſprungen,
und es fielen ſchwere Tropfen. Die beiden ſetzten ſich auf ein
Bänklein in der Mauerniſche, ſodaß ſie vor dem Regen geſchützt
waren, ſolange ihn nicht der Wind peitſchte.
Friedrich ſchlang den Arm um ſein Weib und ſagte: Das
Gewitter kommt nun doch. Hörſt du, das Ersheimer Gewitter=
glöcklein
läutet.
Sie falteten die Hände und beteten ſtill.
Aus dem Städtlein kam eine ſchwatzende Schar dem Neckar zu.
Es ſind die Muſikanten, ſagte Friedrich. Sie fahren doch
im Nachen. Ich höre die Stimme des Fährmanns Stapf. Er
fährt ſicher, wenn er nicht trunken iſt. Sie ſind im Zwiſt, hörſt
Verworrenes Geſchrei tönte herauf.
Verſprich mir! ſagte Urſula.
Was, du Liebe?"
Sag’ nicht mehr das feige Wort.
Welches?
Der Herr hat ſie’s geheißen.
Das Wort iſt nicht feig, ſagte Friedrich ernſt. Siehſt du,
unſere Vergangenheit iſt ein fertiges Ding. An ihr können wir
nichts ändern. Was aus dieſer Brunnenſtube quillt, das müſſen
wir in unſer Leben fließen laſſen, ſei es Fluch oder Segen. Meine
Vergangenheit iſt furchtbar und gewaltig. Du haſt großen Mut,
Urſula, daß du ſie mit mir teilen willſt. Wir müſſen ſie tragen.
Aber die Zukunft, die bauen wir uns ſelber mit eignen glücklichen
Händen.
Urſula ſchüttelte den Kopf.
Wer die Vergangenheit nicht meiſtert, iſt auch über die Zu=
kunft
nicht Herr. Du denkſt zu viel an das, was dahinten liegt.
Nicht tragen, ſondern vergeſſen wollen wir miteinander. Und
dazu wollen wir uns liebhaben. Man ſagt, die Minne habe ſolche
Gewalt, daß man in ihren Wonnen alles vergißt
Sie lauſchte erwartungsvoll auf ſeinen Odem, auf ſein näch=
ſtes
Wort.
Als er ſtille blieb, ſeufzte ſie leiſe und fing von neuem an.
Auch ich habe eine ungute Vergangenheit. Ich kenne ſie nicht,
man hat ſie vor mir verhüllt. Aber ich ahne, daß ſie nichts Trau=
tes
birgt. Als ich noch ganz klein war, hatte ich jemand, der mit
mir ſpielte und Leonhard hieß wie dein Feind im Burggraben.
Mich dünkt, es war mein Bruder.

Du redeſt wunderlich. Dich dünkt?
Ja; wenn ich ſpäter von ihm redete, ſagten meine Eltern,
ich hätte geträumt. Ich hatte nicht geträumt, das wußte ich ganz
genau. Aber die Eltern wollten’s ſo haben, da ließ ich es ſein.
Urſula ſchwieg eine Weile; dann fuhr ſie fort:
Auch daß ich einmal einen anderen Vater und eine andere
Mutter gehabt habe, hat mir nicht geträumt. Ich ſehe ſie noch
deutlich vor mir. Meine Mutter war eine große ſchlanke Frau.
Sie hat etwas in ihren Augen gehabt
Wie du, Urſula. Er zog ſie an ſich und küßte ihre Augen
und ihren Mund.
Urſula lächelte glückſelig. Ihre Frauenliſt hatte erreicht, was
ſie wollte.
Haſt du ſchon einmal ſo wunderliche Augen geſehen wie
meine?"
Wie deine? Ja. Heute abend bei dem jungen Trompeter.
O weh, was hab’ ich getan! ſeufzte Urſula in der Stille.
Auch bei Leonhard, fuhr Friedrich fort, dem armen Men=
ſchen
, der vielleicht jetzt noch um die Burg ſtreicht.
Auch ſchon einmal bei einer Frau? raunte Urſula und
ſchmiegte ſich an ihn.
Bei einer Frau? Nein. Doch, bei einer einzigen, die ich
einmal geſehen habe als zwölfjähriger Knabe.
Wer war es?
Ich weiß es nicht.
Wo haſt du ſie geſehen?"
Wo? Hier. Nicht weit von hier. Urſula, du quälſi
mich mit deinen Fragen.
Seine Stimme war hart und rauh geworden.
Urſuls biß ſich auf die Lippen. Sie faßte einen Entſchluß.
Du zitterſt, Geliebter, ſagte ſie und ſtand auf. Komm,
wir wollen zur Ruhe. Ich fürchte mich nicht mehr vor jenem
Gang: ich ſchließe die Augen und du führſt mich. Oder du ſchlie=
ßeſt
die Augen? Dann führe ich dich. Aber den Strauß nehmen
wir mit. Denn das Wetter kommt. Wo iſt er nur?
O, Urſula, klagte Friedrich. Sie haben alle geſchlafen.
Warum haſt du ſie geweckt?
Iſch?
Laß, du liebes Herz! Er ergriff ihre Hand. Wir wollen
gehen.
Aber der Gewitterſtrauß, wo iſt er?
Ich habe ihn auf die Brüſtung gelegt.
Er iſt nimmer da, er iſt hinuntergefallen. O, wie es
blitzt! Was das Glöcklein wimmert! Wie ſie johlen und ſchreien
in der Stadt! Welch häßliches Schelten und Streiten. Was iſt
das für eine grobe Stimme?"
Es iſt der Fährmann. Sie zanken ſich um den Preis oder
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