Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Morgenzeitung der Landeshaaptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 173
Montag, den 23. Juni 1924.
187. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streik uſw erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der An
eizen=
aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banſklonto: Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Noch keine Entſcheidung. — Konferenz in London Mitte Juli. — Neue Arbeitsmethoden.
London, 22. Juni. (Priv.=Tel.) Ueber die Beſprechungen
Die kommende Konferenz.
wiſchen Herriot und Macdonald wird, nachſtehendes Com=
grunigué veröffentlicht: Eine Zuſammenkunft der
Miniſter=
träſidenten von England und Frankreich hat am Samstag, den
21., und Sonntag, den 22. Juni, ſtattgefunden. Im Verlaufe
ener freundſchaftlichen und intimen
Unterhal=
tung wurden die verſchiedenen in den
Sachverſtändigenberich=
in angegebenen Fragen zur Sprache gebracht und die
Maß=
nahmen zu ihrer Ausführung erörtert. Es war nicht möglich,
erne Entſcheidung zu erzielen, da die Notwendigkeit beſteht,
zu=
vor die belgiſche und itakieniſche Regierung zu
Xate zu ziehen. Die ſtattgefundenen Beſprechungen haben
en volles Einvernehmen zwiſchen den Miniſterpräſidenten der
beiden Regierungen ergeben. Es wurde verabredet, unter
Vor=
behalt der Zuſtimmung der anderen alliierten Mächte Mitte
öuli eine Konferenz in London einzuberufen, in der
das einzuſchlagende Verfahren endgültig feſtgelegt werden ſoll.
Tie beiden Miniſterpräſidenten haben ſich entſchloſſen,
gelegent=
lich der Eröffnung der Völkerbundstagung im
Septem=
ber einen kurzen Beſuch in Genf abzuſtatten.
Zu dieſem Kommunique verlautet von maßgebender Seite,
drß der Vorſchlag zur Einberufung der Konferenz von Ma= nald gemacht wurde. Die Konferenz ſoll am 16. Juli
ſtatt=
fiden. Man kann ihre Bedeutung aus dem Umſtand ermeſſen,
aß die einzelnen Delegationen von Sachverſtändigen begleitet
en werden. Herriot ſoll Macdonald wörtlich geſagt haben:
f”rtzten Endes ergibt ſich aus unſerer Unterhaltung, daß
Frank=
eich und Großbritannien eine moraliſche Verpflichtung
über=
ichmen, ſtändig zuſammenzuarbeiten, worauf Macdonald mit
zunz richtig” geantwortet haben ſoll.
Eine beſonders ausführliche Darſtellung der in Chequers
zwflogenen Geſpräche gibt der Londoner Berichterſtatter des
Matin”, Sauekwein. Macdonald und Herriot haben ihm
zu=
ge ſich über die aus Berlin eingegangenen Berichte
unter=
ſelten. Dieſe Berichte lauteten optimiſtiſch. Die diplomatiſchen
Vertreter Frankreichs in Berlin hätten erklärt, daß an einem
Zäderſtand der Nationaliſten die Annahme der zur Ausführung
es Sachverſtändigenplans notwendigen Geſetzesvorlagen im
R ichstag nicht ſcheitern werde. Die Frage ſei die, welche
Um=
vandlung die von Frankreich in Beſitz gehaltenen Pfänder im
ſahmen des Sachverſtändigenplans erfahren werden. Die
wirt=
chaftliche Ausbeutung des Ruhrgebiets wird unmittelbar nach
Eimſetzung der vorgeſehenen Körperſchaften eingeſtellt werden.
im aber auf die militäriſche Beſetzung zu verzichten, fordert
)erriot im Einverſtändnis mit General Nollet gewiſſe
Garan=
ieri. Dieſe Garantien beſtünden in der Möglichkeit, für den
facl deutſcher Verfehlungen gegen die Reparationen oder auch
m. Falle einer feindſeligen Haltung des Reiches Truppen an
en Rhein heranſchaffen zu können. Dieſe Möglichkeit erfordert
ſie abſolute Kontrolle über gewiſſe ſtrategiſche Eiſenbahnlinien.
hanterwein beſtätigt, daß das Sicherungsproblem auf der
Kon=
enz am 16. Juli nicht zur Sprache gebracht wird. An der
ſoriferenz werden ſelbſtverſtändlich Italien und Belgien
teil=
ehmen, und eventuell, falls ſie dazu bereit ſind, auch die
Ver=
ſnägten Staaten. Was die Deutſchen anbetrifft, ſo würden ſie
beäſcherweiſe zur Unterzeichnung des Protokolls, das ſich auf
ie ſofortige Ausführung des Sachverſtändigenprogramms
be=
ſept, eingeladen werden. Das Sicherungsproblem würde auf
imer zweiten Konferenz, die höchſtwahrſcheinlich in Paris zu=
(ummentreten wird — Macdonald habe zu Heriot geſagt, er
ürtſche lebhaft, ihm ſeinen Beſuch zu erwidern — zur Sprache
mmen. Indeſſen dürften die Beſprechungen hinſichtlich
Auf=
ehnung der militäriſchen Ruhrbeſetzung und der Schaffung
ent=
ſrechender Garantien bis zum 16. Juli fortgeſetzt und zu einem
efultat gebracht werden. Worin die Pfänder beftehen
wer=
en, läßt ſich aus den Zeilen des Matin nicht erſehen.
Sauer=
eim erinnert an den Ausfpruch Macdonalds, wonach
Groß=
kit=annien für den Fall deutſcher Verfehlungen ſich, wie
ſeiner=
zit während des Krieges, an die Seite ſeiner Verbündeten
ſtel=
in werde. Dieſe Zuſicherung habe einen unbedingten Wert
und, könne als eine Art militäriſche Abmachungen zwiſchen den
tiden Ländern gelten. Wenn die Ratgeber der franzöſiſchen
ſſegierung jedoch verlangen, daß Frankreich die Mittel zur
Er=
teifung wirkſamer Sanktionen in der Hand behalte, ſo bedeute
ns keineswegs einen Beweis von Mißtrauen. Sauerwein
deu=
ſt an, daß die interalliierte Rheinlandkommiſſion in Koblenz
furn in der Lage ſei, angemeſſene Garantien als Erſatz für die
ſufchebung der militäriſchen Beſetzung zu bieten. Die etwas
riegene Ausdrucksweiſe Sauerweins läßt den Schluß zu, daß
iuſichtlich der zur militäriſchen Räumung der Ruhr
einzuſchla=
zusen Methoden zwiſchen Macdonald und Herriot eine
Mei=
imgsverſchiedenheit beſteht.
Zu der von Ramſay Macdonald vorgeſchlagenen Konfe=
Tz Mitte Juli verlautet, an dieſer würden zunächſt die
Ver=
unSeten und hierauf die Deutſchen und ſchließlich die Neutralen
ulnehmen. Das Sicherungsproblem und die Frage
ſr interallierten Schulden würden auf dieſer
Kon=
ſreaiz nicht zur Sprache gebracht werden.
* Paris, 23. Juni. (Priv.=Tel.) Die Pariſer
Morgen=
veröffentlichte Communiqué und im Anſchluß daran ausführliche Gerichtshof iſt anders zuſammengeſetzt als damals; aber ein
Stimmungsbilder ihrer Sonderbericherſtatter zu der in Chequers Gerichtshof iſt es doch geblieben, bei welchem der Beklagte nicht
werden, daß ſich Macdonald und Herriot über neue
Arbeits=
methoden ſchlüſſig geworden ſind, die darin beſtehen, die
ein=
zelnen Probleme nicht gleichzeitig, ſondern getrennt von ein=
Vorteile einer ſolchen Methode werden von den Pariſer Blät= ſuchen, die Kriegserfolge ihrer Völker ſicherzuſtellen, ohne den
erwarten war, einen allgemeinen Charakter getragen hat, galt,
wie aus allen Londoner Meldungen hervorgeht, hauptſächlich
dem Sachverſtändigenbericht, deſſen Ausführung beide Miniſter= Möglichkeiten als ſchon weitgehend vollzogene Tatſachen anzu=
Aufgabe halten. Sie haben perſönlich verabredet, daß die im
Be=
richt enthaltenen wirtſchaftlichen Fragen in erſter Linie einer
Löſung entgegengebracht werden ſollen. Das wird der Inhalt den deutſchen Tribut, Großbritannien um das Uebergewicht auf
der für den 16. Juli in Ausſicht genommenen interalliierten
Konferenz ſein. Dieſe Konferenz, die eine Konferenz von
Sach=
verſtändigen ſein dürfte, wird ſich weder mit der militäriſchen
Seite des Ruhrprogramms, noch mit der Verteilung der deut=
Feſtlegung der näheren Vorausſetzungen zur wirtſchaftlichen
Räumung des franzöſiſch=belgiſchen Ruhrpfandes abſpielen.
Gleichzeitig werden die Arbeitsmodalitäten der verſchiedenen
Körperſchaften, die über die Ausführung des
Sachverſtändigen=
glans wachen ſollen, beſtimmt werden.
tung der in Chequers ſtattgefundenen Ausſprache hervor. Dieſe
wird zwar als ein Ereignis von größter Tragweite aufgefaßt,
löſt aber lange nicht den Enthuſiasmus aus wie in der
engli=
riot dem engliſchen Premierminiſter voreilige Zugeſtändniſſe
ge=
macht hat. Der allgemeine Eindruck iſt aber der, daß Herriot
heute mit Ramſay Macdonald keinerlei Abmachungen getroffen
hat und es lediglich bei einem Meinungsaustauſch geblieben
iſt. Der Berichterſtatter des Intranſigeant verzeichnet immerhin
die in ernſthaften Londoner Kreiſen verbreitete Auffaſſung, daß
Ramſay Macdonald Herridt in unzweideutiger Weiſe gefragt
habe, ob Frankreich die Ruhr räumen wolle oder nicht, damit
der Sachverſtändigenplan endlich verwirklicht werden könne. In
England ſteht man auf dem Standpunkt, daß der
Sachverſtän=
digenplan die Räumung der Ruhr geradezu gebiete, während
nach der franzöſiſchen Auffaſſung die Sachverſtändigen lediglich
die Näumung der Ruhr angeraten haben. Weiter habe
Ram=
ſah Macdonald an Herriot die Frage gerichtet, ob er mit der
In dieſem Falle würde das Sicherungsproblem und alle
mili=
täriſchen Fragen vor den Völkerbund gebracht werden. Der
Berichterſtatter des Blattes drückt dann gleichzeitig die Anſicht
aus, daß es ſich hier um Vorſchläge und Anfragen Macdonalds
handele, auf die der engliſche Premierminiſter keine ſofortige
Antwort erwartet habe.
Herriots Standpunkt.
Paris, 22. Juni. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter des
Matin”, der Herriot, auf der Reiſe nach England begleitet,
ſchreibt über den Stand der franzöſiſch=engliſchen Debatte
an=
geſichts der Beſprechungen von Chequers, Herriot ſei bereit, die
induſtrielle Erfaſſung des Ruhrgebiets aufzugeben, ſobald die
von den Sachverſtändigen vorgeſehenen Pfänder übergeben
ſeien. Aber er gehe weiter. In ſeiner miniſteriellen Erklärung
geſtehe er zu, daß das Ruhrgebiet geräumt werden ſoll, wenn
mit dieſen Pfändern vernünftige und ausreichende Garantien
Hand in Hand gingen. Dieſe Garantien erblickte Poincaré vor
allem in der Fortdauer der beſchränkten Beſetzung und in einer
vorherigen Verſtändigung zwiſchen Frankreich und England für
den Fall einer Verfehlung. Herriot ſetze weniger Vertrauen
in die Anweſenheit einiger Truppen, die im Falle eines Angriffs
ſofort zurückgezogen werden müßten; aber er vertraue unbedingt
auf die vorherige Verſtändigung, vorausgeſetzt, daß die
Mitwir=
kung jedes einzelnen und die anzuwendenden Methoden im voraus
feſtgelegt würden. Was die Abrüſtungsfrage anbelange, habe
Herriot viel für die moraliſche Abrüſtung Deutſchlands getan.
Abgeſehen von Ausnahmen in Geſtalt ſchwerer Fälle, habe er
die Anweiſung gegeben, die Gefangenen freizulaſſen und die
ausgewieſenen Beamten wieder nach dem beſetzten Gebiete
zurückzubringen. Hinſichtlich der materiellen Abrüſtung ſei
Her=
riot geneigt, in Zukunft, wie es der Verſailler Vertrag vorſehe,
die Kontrolle dem Völkerbund anzuvertrauen, der wirkſam
aus=
gerüſtet werden müßte; aber er ſei nicht geneigt, dem deutſchen
Erpreſſungsverſuch nachzugeben die Uebergangszeit, während
deren die Militärkontrollkommiſſion unter dem Vorſitz des
Ge=
nerals Walſh die unerläßlichen Beſtandsaufnahmen,
durchzu=
führen hätte, zu beſeitigen. Es handele ſich darum, von dem
Regime des Mißtrauens einen Uebergang zu finden, zu dem
Regime des bewaffneten Vertrauens, ohne daß irgend eine von
den Intereſſen Frankreichs in Mitleidenſchaft gezogen werde.
Dies ſei keineswegs leicht, denn jede Schwäche könnte falſch
aus=
gelegt werden; aber Herriot, der ein vorſichtiger Mann zu ſein
ſcheine und der von ausgezeichneten Ratgebern umgeben ſei,
ließe den Gedanken an eine Gefahr verſchwinden, die mit einem
Experiment verbunden ſei, das nicht umgangen werden könnte.
Auf dem Wege nach Brüſſel.
Herriot, der heute nachmittag nach London zurückgekehrt iſt,
wird morgen früh um 8,30 Uhr über Dover und Oſtende nach
Brüſſel reiſen. Die Beſprechungen mit Theunis und Hymans
beginnen Dienstag früh und werden am Nachmittag fortgeſetzt.
Herriot verläßt Brüſſel um 6,50 Uhr abends und wird um 11
Uhr wieder in Paris eintreffen.
Konſtellation der Mächte.
Von
Dr. Walther Croll=Berlin.
Es ſcheint ſeit einigen Monaten, als verändere ſich die
all=
gemeine politiſche Lage langſam zu unſeren Gunſten. Dem
Einfluß der beiden angelſächſiſchen Mächte iſt es gelungen, das
im Mai 1921 durch einen Fehlſpruch herbeigeführte
Reparations=
blätter bringen in fetten Lettern das geſtern vom Foreign Office urteil aufzuheben und ein neues Verfahren einzuleiten. Der
erfolgten Zuſammenkunft. Es muß hier an erſter Stelle betont, mitwirken darf, während die Kläger nach wie vor alleinige
Rich=
ter ſind. Macdonald und Herriot fühlen ſich beide veranlaßt,
durch ihre Politik einen Gegenſatz zu der bisher in ihren
Län=
ander in aufeinanderfolgenden Beſprechungen zu behandeln. Die dern getriebenen Politik zu demonſtrieren. Sie werden
ver=
tern ſtark unterſtrichen. Offenbar verſpricht man ſich von ihr nationalen Egoismus allzu deutlich erkennbar werden zu laſſen.
einen guten Eindruck, namentlich auf Amerika. Die Unterhal= Die öffentliche Meinung der Welt horcht auf. Die beiden neuen
tung zwiſchen Herriot und Maedonald, die, wie nicht anders zu Staatsmänner werden ſich bemühen, ſie für ſich zu gewinnen.
Wir dürfen nicht wieder in den Fehler verfallen, künftige
präſidenten übereinſtimmend für die unmittelbar dringendſte ſehen. Die großen Gegenſätze, die zwiſchen der franzöſiſchen
und der britiſchen Politik beſtehen, ſind noch nicht akut
gewor=
den. Beide Völker kämpfen um Nächſtliegendes: Frankreich um
dem Weltmarkte. Obwohl Frankreich in den letzten Jahren
außenpolitiſch ungleich erfolgreicher war als England, iſt es
zweifelhaft, ob ſich das Machtverhältnis der angelſächſiſchen
ſchen Reparationszahlungen befaſſen, ſondern lediglich auf die Gruppe zu der franzöſiſch=belgiſch=weſtſlawiſchen Gruppe
wirk=
lich zugunſten letzterer verſchoben hat. Dasjenige Land, an
welches Frankreich beſonders viel Geld und Sympathie gewandt
hat, Polen, iſt in einer chroniſchen Finanz= und Wirtſchaftskriſe,
Die beiden weſtlichen Mitglieder der Kleinen Entente,
Tſchecho=
ſlowakei und Jugoflawien, haben ſich veranlaßt geſehen, bei
dem „neutralen” Italien wenigſtens eine Art Rückverſicherung
Alle Pariſer Blätter heben in langen Artikeln die Bedeu= aufzunehmen. Rumänien ſteht wegen der beßarabiſchen Frags
in einem ſo ſcharfen Gegenſatz zu Rußland, daß es nur des
Willens einer der beiden Staaten bedarf, um aus dem Rede=,
ſchen Aeſſe. Scheinbar herrſcht die Befürchtung vor, daß Her= Preſſe= und Notenkampf einen Krieg zu machen. Auch
außer=
halb Europas iſt Frankreich dort engagiert, wo die ſtärkſten
Intereſſengegenſätze beſtehen. Am 1. Juli tritt die amerikaniſche
Einwanderungsbill in Kraft, welche die Japaner von der Union
ausſchließt. Wenn auch jetzt ein Konflikt zwiſchen den beiden
pazifiſtiſchen Großmächten vermieden wird, ſo iſt doch durch das
Vorgehen Amerikas gegen Japan ein Zündſtoff geſchaffen, der
durch jeden fliegenden Funken in Brand geraten und eine
Explo=
ſionskataſtrophe herbeiführen kann.
Es iſt wahrſcheinlich, daß die Spezialiſten der hohen Politik
in Paris mit befriedigtem Schmunzeln von der Unterzeichnung
der amerikaniſchen Einwanderungsbill durch Präſident Coolidge
Kenntnis genommen haben. Eine ſtarke japaniſche
Auswande=
rung nach China kommt ſchon deshalb nicht in Betracht, weil
Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund einverſtanden ſei. China ohnehin reichlich dicht bevölkert iſt. Das Ziel der
aus=
wandernden Japaner wird daher in erſter Linie der britiſche
Machtbereich am Großen und am Indiſchen Ozean ſein:
Auſtra=
lien und Indien. Wenn es das Ziel der Abmachungen war,
welche die franzöſiſchen Politiker mit Japan getroffen haben,
England in Aſien auch von Oſten her in die Zange zu nehmen,
ſo wird dies durch die amerikaniſche Einwanderungspolitik
zweifellos begünſtigt. Das wird in den Augen Frankreichs
auch einen gewiſſen Erſatz für die Tatſache ſchaffen, daß die
Türkei ſich von ihrem alten Freunde abgewandt hat. Die
libe=
rale republikaniſche Türkei hat durch die Abſchaffung des
Kali=
fats und durch die Zerſplitterung des Iſlam eine ernſte Gefahr
beſeitigt, welche den britiſchen Gebieten an der aſiatiſch=
afrika=
niſchen Län erbrücke drohte. Es war der Londoner Regierung
daher nicht ſchwer, der Türkei in Vorderaſien ein
Entgegen=
kommen zu erweiſen, das die Pariſer Regierung nicht erweiſen
konnte und wollte.
Ein anderer großer Gegenſatz, der in früheren Jahren
viel=
leicht als bedeutſam für unſere außenpolitiſche Lage angeſehen
werden konnte, ſcheint nicht mehr akut werden zu können: der
Gegenſatz zwiſchen dem oſteuropäiſchen Kommunismus und dem
weſteuropäiſchen Kapitalismus. Alle in Moskau und durch die
Moskauer Unterhändler in London zur Schau getragene
An=
maßung kann nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die
Sowjet=
republik in die Defenſive gedrängt iſt und nach einer Galgenfriſt
ſtrebt. Das in links= und rechtsradikalen Kreiſen Deutſchlands
viel gebrauchte Wort „Ex oriente lux” (Aus dem Oſten das
Licht) iſt bisher keine Wahrheit geworden und wird aller
Vor=
ausſicht nach auch keine Wahrheit werden — wenigſtens nicht
in dem Sinne, daß ſich ein neues Staats=, Geſellſchafts= und
Wirtſchaftsideal durchſetzt und die alte Welt erobert. — Wenn
wir bedenken, daß die Koalition gegen Deutſchland lange Jahre
gebrauch hat, um Tatſache zu werden, ſo ſollten wir uns nicht
tundern, wenn die neue Konſtellation der Mächte: England
gegen Frankreich, ebenfalls lange Jahre braucht, um klar zutage
zu treten. Die langjährige Waffenbrüderſchaft Frankreichs und
Englands im Weltkriege hat es mit ſich gebracht, daß man
jahre=
lang um den Kern des Gegenſatzes herumgeredet hat. Sobald
ſich die Völker klar darüber werden, daß Frankreich durch die
politiſche und wirtſchaftliche Kraft der kontinentaleuropäiſchen
Länder eine Rolle in der Welt ſpielen will, die das britiſche
Weltreich und Amerika nicht dulden können, tritt die neue
Kon=
ſtellation der Mächte ein. Und wir? Sagen wir es offen, daß
wir heute als Bundesgenoſſen weniger gelten als etwa
Rumä=
nien oder Jugoſlawien. Es wird an uns liegen, wie die Spieler
am Schachbrett der Weltpolitik uns einſchätzen, wenn die
Ent=
wicklungszüge erſt einmal erfolgt ſind und um den Sieg
ge=
rungen wird. Durch Trägheit und Opferſcheu werden wir aber
nie eine begehrte Figur im politiſchen Schachſpiel werden.
Seite 2.
Kashr
Mo iKg, Ben 23. Junt 1524,
Rummer 173.
Eine Rede
Me
Behauptungen und Verdrehungen.
Verdun, 22. Juni. (Wolff.) Zum 8. Jahrestag der
Schlacht von Verdun hat Poincaré heute eine Rede gehalten,
in der er mit Abſicht gerade am heutigen Tage ſeine Politik zu
rechtfertigen ſuchte. Er ſagte unter anderem: Wenn
Deutſch=
land ſeit dem Kriege einigen guten Willen bei der Durchführung
des Verſailler Vertrages und ein wenig Eile bei der
Wiedergut=
machung der Schäden, die es in Frankreich verurſachte,
bekun=
dete, ſo häte man in Frankreich die gerechtfertigte
Empfindlich=
keit zum Schweigen gebracht. Man hatte danach getrachtet, ohne
Groll und Haß die normalen Beziehungen zu dem Nachbarn
im Oſten wieder aufzunehmen, und man hätte es nur allzu ſehr
begrüßt, die Erinnerung aus dem Gedächtnis verwiſchen zu
können, die die Streitigkeiten zwiſchen den Völkern zu verewigen
droht. Aber es ſind heute 6 Jahre vergangen, ſeitdem
Deutſch=
land in Verſailles vor der Welt und 27 ſiegreichen Nationen
gegenüber ſeine Verpflichtungen übernahm. Es hat ſie nicht
gehalten und muß jetzt bürgen dafür, daß es bereit iſt, ſie in
Zu=
kunft zu halten. Nicht mit einem freundlichen Lächeln wird man
Deutſchland dazu bringen, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen.
Wenn Frankreich im Jahre 1922 ins Ruhrgebiet eingerückt iſt,
ſo habe es vorher lange Geduld bewieſen, die niemand aus dem
Gedächtnis verlieren werde. Wer könnte denn vergeſſen, daß
im Mai 1921 der größte Teil der 21 Milliarden, die Deutſchland
bis dahin bezahlen ſollte, ihm erlaſſen worden ſei? Wer könnte
vergeſſen haben, daß es im ganzen Jahre 1921 in bar nur die
eine Milliarde bezahlt habe, die in Artikel 5 des Londoner
Zah=
lungsplanes feſtgeſetzt worden ſei und die man Deutſchland
durch ein entſchloſſenes Ultimatum abgezwungen habe?
Poin=
caré behandelte in dieſem Stile die ganze Reparationsgeſchichte
bis zur Veröffentlichung des Sachverſtändigenberichts und fuhr
dann fort: Die Sachverſtändigen haben feſtgeſtellt, daß
Deutſch=
land nicht habe bezahlen wollen, trotzdem es bezahlen konnte.
Ob man das anerkennt, oder ob man es leugnet, die
Sachver=
ſtändigen haben der von Frankreich befolgten Politik vollauf
Recht gegeben. Wenn morgen Deutſchland wohl oder übel ſich
vor den Schlußfolgerungen des Sachverſtändigenberichts beugt,
ſo verdanken wir dieſes Ergebnis der Beſetzung des Ruhrgebiets.
Deshalb habe ich es ſtets für richtig gehalten, dieſe
Zahlungs=
garantie nicht gegen einfache Verſprechungen oder nicht erprobte
Kombinationen aufzugeben. Weiter ſagte Poincaré, ſeine
Re=
gierung habe erklärt, daß ſie ihre Pfänder, die Zölle, die Forſten,
die Kohlenſteuer und die Ausfuhrbewilligungen nur gegen von
den Sachverſtändigen vorgeſehene neue Pfänder aufgeben würde.
Sie habe erklärt, daß ſie die deutſche Wirtſchaftseinheit
wieder=
herſtellen würde, ſobald Deutſchland den Sachverſtändigenbericht
zur Durchführung gebracht habe. Aber weder die
Sachverſtän=
digen noch Frankreichs Alliierte hätten für den Augenblick mehr
von ihm verlangt, und ſeine Regierung habe feſtgeſtellt, daß ſie
aus dem Ruhrgebiet nur nach Maßgabe und im Verhältnis der
deutſchen Zahlungen ſich zurückziehen werde. Die Räumung
raſch durchzuführen, heiße in ſeinen Augen, eine ſchwere
Unvor=
ſichtigkeit begehen, denn Deutſchland würde darin nur einen Akt
der Schwäche erblicken und wieder in ſeine Widerſpenſtigkeit
gegen das Geſetz von Verſailles zurückfallen. Der
Friedensver=
trag aber müſſe erfüllt und der Friede endlich ſichergeſtellt
werden.
Vom Tage.
Auf der Tagung des Reichsverbands der deutſchen Preſſe wurde
ge=
ſtern der neue Vorſtand gewählt: 1. Vorſitzender: Chefredakteur Baecker,
1. ſtellv. Vorſitzender: Freund=München, 2. ſtellv. Vorſ.: Kaiſer=
El=
berfeld, 3. ſtellv. Vorſitzender: Neumann,Berlin, 1. Schriftführer: Zinn=
Hamburg, 2. Schriftführer: Gieſen=Frankfurt a. M., 3. Schriftführer=
Dovifat=Berlin, 4. Schrifführer: Stoffers=Düſſeldorf. Schatzmeiſter
wur=
den die Herren Moſſner und Bernhard=Berlin.
Zu Ehren des Altreichskanzlers fand geſtern an der Bismarckſäule
bei Aufmühle (Hamburg) eine akademiſche Sonnenwendfeier ſtatt, der
eine kurze Gedächtnisfeier im Mauſoleum in Friedrichsruh
vorange=
gangen war.
In Celle fand am Samstag und Sonntag die 24.
Landesverſamm=
lung der Deutſch=hannoverſchen Partei ſtatt. In den Reden kam die
Preußenfeindlichkeit ſtark zum Ausdruck.
Vom 22. bis 28. Juni findet in Berlin eine Vaterländiſche
Arbei=
terführerwoche mit volkswirtſchaftlichen Lehrgängen ſtatt, veranſtaltet
vom Reichsbund vaterländiſcher Arbeitervereine.
Entgegen der urſprünglichen Abſicht Herriots, begleitet der
Direk=
tor am Quai dOrſay, Peretti della Rocca den Premierminiſter auf
ſeine Reiſe nach London und Chequers. Peretti iſt der intimſte
Mit=
arbeiter Poincarés geweſen. Er kennt genau die franzöſiſch=engliſchen
Verhandlungen.
Wie Havas mitteilt, ließ Maedonald, als er erfuhr, daß
Her=
riot von einer Anzahl Journaliſten begleitet ſein werde, in Paris
wiſſen, die Beſprechungen ſeien nicht offiziell, ſondern vertraulich, und
es ſei zweifelhaft, ob ein Communiqué veröffentlicht werden könne.
Ceſare Roſſi, vormaliger Leiter des amtlichen Preſſebureaus in
Rom, nach dem die Polizei fahndete, hat ſich geſtern nachmittag den
Gerichtsbehörden geſtellt.
In politiſchen Kreiſen Waſhingtons glaubt man nicht an einen
Wechſel in der Haltung des Staatsſekretärs Hughes gegenüber
Sow=
rußland. Man nimmt an, die franzöſiſch=amerikaniſchen
Verhandlun=
gen bezögen ſich auf die Annäherung zwiſchen China und Rußland.
Man glaubt zu wiſſen, daß der franzöſiſche Botſchafter in Waſhington,
Juſſerand, am 2. Juli nach Frankreich reiſen werde.
Das Internationale Eiſenbahn=
Transportkomi=
tee beendete geſtern die Jahresverſammlung. An der Verhandlung
nahmen 43 Vertreter, darunter auch aus Deutſchland, teil. Es wurden
Fragen behandelt, betreffend die weitere Ausarbeitung der
internatio=
nalen Beſtimmungen über den Transport von Perſonen, Bagage und
Frachtgut mit der Eiſenbahn.
Preſſetagung in Königsberg.
Ein Telegramm des Reichspräſidenten.
Königsberg i. Pr., 22. Juni. (Wolff.) Der
Reiché=
präſident hat an die hier tagende Hauptverſammlung des
Reichs=
derbandes der deutſchen Preſſe folgendes Telegramm gerichtet:
Der Delegiertenverſammlung des Reichsverbandes der deutſchen
Preſſe übermittle ich mit herzlichen Grüßen meine beſten Wünſche
für den Verlauf ihrer wichtigen, den Lebensfragen der Preſſe
und ihrer Mitarbeiter dienenden Beratungen. Möge Ihre
Tagung nach den ſchweren Nöten, die das deutſche
Zeitungs=
weſen und die deutſchen Journaliſten überſtehen mußten, dazu
beitragen, unſere Preſſe, ihrer hohen Bedeutung für Kultur,
Politik und Wirtſchaft entſprechend, wieder zu feſtigen und
aus=
zubauen, und möge Ihre Verſammlung in der Hauptſtadt
Oſt=
preußens ein Wahrzeichen der engen Lebensgemeinſchaft dieſes
Landes mit dem übrigen Reiche ſein.
Klage Thüringens gegen das Reich.
Leipzig, 22. Juni. (Wolff.) Vor dem Staatsgerichtshof
wurde vorgeſtern über die Klage Thüringens gegen das Reich
verhandelt auf Uebernahme der kurzen Bahnſtrecke Ludwigsſtadt
—Leheſten durch das Reich. Den Vorſitz führte
Reichsgerichts=
präſident Dr. Simons, Thüringen wurde durch den
Miniſterial=
gerichtsdirektor Dr. Rauch vertreten. Der Staatsgerichtshof gab
dem Eventualantrag Thüringens ſtatt und entſchied, daß die
früher meiningiſche, jetzt thüringiſche Staatsbahn Ludwigſtadt—
Leheſten am 1. April 1921 gemäß Artikel 171 der Reichsverfaſſung
auf das Reich übergegangen ſei.
Eine Entſcheidung des Reichsgerichts.
Landtagswahlen in Anhalt.
Das vorläufige Ergebnis.
* Deſſau, 23. Juni. (Priv.=Tel.) Am Sonntag fand in
Anhalt die Landtagswahl ſtatt. Das vorläufige Ergebnis iſt
folgendes: Demokraten 6082, Deutſche Volkspartei 25 674,
Sozial=
demokraten 64 195, Bodenreformer 2974, Landbund 14 241,
Kom=
muniſten 16 226, Völkiſch=Soziale 7112, Zentrum 1932,
Bauern=
bund 891, Deutſchnationale 21 127, Hausbeſitz Stadt und Land
3591, Deutſch=Soziale 795, Hausbeſitz und Gewerbe (
Wirtſchafts=
partei) 5825. Die Sitze im Landtag würden ſich wie folgt
ver=
teilen: Demokraten 1, Deutſche Volkspartei 6, Sozialdemokraten
14, Bodenreformer 1, Landbund 3, Kommuniſten 3, Völkiſch=
Soziale 2, Deutſchnationale 4, Hausbeſitz und Gewerbe (
Wirt=
ſchaftspartei) 1.
Leipzig, 21. Juni. (Wolff.) Das Reichsgericht hat in
der heute verkündeten Entſcheidung die Reviſion des preußiſchen
Staates gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Marienwerder.
durch das die Herrſchaft Flatow=Krojanke als privates
Fidei=
kommiß der Karllinie des vormaligen Königshauſes anerkannt
wurde, zurückgewieſen. In der Urteilsbegründung wurde
aus=
geführt, daß die Wirkſamkeit der letztwilligen Aufzeichnung
Fried=
rich Wilhelms III. als Teſtament zwar durchaus zweifelhaft
wäre, daß aber die vom König über die Herrſchaft Flatow=
Kro=
janke getroffenen Beſtimmungen durch einen Regierungsakt
ſei=
nes Nachfolgers ſanktioniert worden ſeien.
Bannerweihe der deutſch=öſterreichiſchen
Liedertafel.
Gründung einer nationalliberalen Reichspartei.
Franzöſiſch=belgiſche Polizeiaktionen.
Paris, 22. Juni. Nach einer Havasmeldung aus Aachen
hat die belgiſche Militärpolizei dort mehr als 100 Hausſuchungen
vorgenommen. Auch einige Verhaftungen ſind erfolgt.
Angeb=
lich ſind auch neue Dokumente und Waffen beſchlagnahmt
wor=
den. Desgleichen haben in Düſſeldorf 250 Hausſuchungen und
40 Verhaftungen ſtattgefunden, bei denen ebenfalls Schriftſtücke
beſchlagnahmt worden ſein ſollen.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.) Im Reichstag tagte
am Sonntag eine von etwa 100 Vertretern der Nationalliberalen
Vereinigung Berlin=Brandenburg beſuchte Verſammlung, zu
der auch Anhänger der Nationalliberalen Vereinigung aus den
übrigen Teilen des Reiches erſchienen waren. Die
Verſamm=
lung beſchloß die Gründung einer Nationalliberalen Reichspartei.
Die zum Ausbau der Parteiorganiſation erforderlichen Arbeiten
ſollen insbefondere auch im Hinblick auf die bevorſtehenden
Wah=
len in Preußen unverzüglich in Angriff genommen werden. Es
wurde ſofort ein Organiſationsausſchuß aus 40 Mitgliedern
ge=
bildet und zum Vorſitzenden der Partei der
Reichstagsabgeord=
nete Dr. Maretzki gewählt.
Im beſetzten badiſchen Gebiet verwarnen die Franzoſen
borerſt nur. Den Oberamtmännern des Kehler und Offenburger
Bezirks iſt von dem Delegierten der Rheinlandkommiſſion eine
Zuſchrift zugegangen, in der behauptet wird, die von den
vater=
ländiſchen Verbänden entfaltete Tätigkeit ſtehe im völligen
Ein=
vernehmen mit der Reichswehrleitung. Die Reichswehr wende
ſich vornehmlich an die vaterländiſchen Verbände, wenn es ſich
darum handele, ihre Beſtände zu ergänzen. Entgegen den
Ver=
ſailler Vertragsbeſtimmungen würden dieſe Verbände
militä=
riſche Vorbereitungen im beſetzten Gebiet betreiben. Der
Dele=
gierte der Rheinlandkommiſſion erklärte, beauftragt zu ſein, den
Staatsbehörden im beſetzten Gebiet zur Kenntnis zu bringen,
daß für die gegen den Text des Rheinlandabkommens und den
Ordonnanzen der Rheinlandkommiſſion verſtoßende Tätigkeit der
vaterländiſchen Verbände die deutſchen Behörden auch die
per=
ſönliche Verantwortung treffe, wenn in ihrem Bezirk die
Ordonnanzen der Kommiſſion nicht genügende Beachtung finden.
Zur Regierungsbildung in Bayern.
Berlin, 22. Juni. (Wolff.) Unter Beteiligung zahlreicher
Vertreter der Behörden ſowie der in Berlin anſäſſigen
deutſch=
öſterreichiſchen landsmannſchaftlichen Verbände fand mittags im
ehemaligen Herrenhauſe zu Berlin die Bannerweihe der
deutſch=
öſterreichiſchen Liedertafel ſtatt. Begrüßungstelegramme hatten
u. a. geſandt der Reichsinnenminiſter und der Kultusminiſter.
Nach einleitenden Vorträgen des Trompeter=Poſaunenchors
er=
folgte die Einbringung der verhüllten Fahne. Der erſte
Vor=
ſitzende der deutſch=öſterreichiſchen Liedertafel begrüßte die
Er=
ſchienenen. Die Weiherede hielt Dr. Miſchler. Darauf ergriff
der Oberbürgermeiſter von Berlin Boeß das Wort. Im Namen
des deutſchöſterreichiſchen Volksbundes überbrachte
Reichstags=
abgeordneter Loebe Grüße und Glückwünſche. Die: Fahnen
nägel wurden überreicht namens des deutſch=öſterreichiſchen
Hilfsvereins und des Vereins der Oeſterreicher in Berlin.
An=
ſprachen hielten ferner Vertreter des in Berlin anweſenden
ſteiriſchen Liederkranzes und der Egerländer Gemeinde.
Geſangs=
vorträge der Liedertafel und des ſteiriſchen Geſangvereins ſowie
das gemeinſam geſungene Deutſchland=Lied ſchloſſen die
ein=
drucksvolle Feier.
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Regensburg, 22. Juni. (Wolff.) Der Regensburger
Anzeiger, dem der Fraktionsvorſitzende der Bayeriſchen
Volks=
partei, Geheimrat Held naheſteht, ſchreibt zur Regierungsbildung
in Bayern u. a.: Es ſei zu hoffen, daß in Bälde nach der
pro=
grammatiſchen Seite eine Einigung erzielt werde. Zur
perſonel=
len Seite wird betont, die Partei, die den Miniſterpräſidenten
ſtellen muß, könne ſich niemals eines entſcheidenden Einfluſſes
auf die Auswahl der Perſönlichkeiten irgendwie begeben und zur
Verteilung der Miniſter auf die einzelnen Koalitionsparteien habe
die frühere Koalition aus Bayeriſcher Volkspartei, der
Mittel=
partei und dem Bauernbund, ein Schema vorgezeichnet, das dem
Stärkeverhältnis der beteiligten Parteien entſpräche. Dieſes
habe ſich im neuen Landtag nicht verſchoben, ſo daß kein
berech=
tigter Anlaß zu einer Abänderung des Verteilungsſchlüſſels
vor=
liege.
Patikan und franzöſiſche Republik.
Paris, 22. Juni. (Wolff.) Der ehemalige franzöſiſche
Botſchafter beim Vatikan, Senator Jonnart, teilte dem
Bericht=
erſtatter des Echo de Paris mit, daß er eine Interpellation über
die Beziehungen zwiſchen dem Vatikan und der franzöſiſchen
Re=
publik einzubringen gedenke. Jonnart weiſt darauf hin, daß der
Senat zweimal, im Jahre 1921 unter Briand und im Jahre 1922
unter Poincare, Kredite für die Botſchaft beim Vatikan bewilligt
habe. Er hoffe, daß der Senat dieſen Abſtimmungen treu bleiben
werde. Jonnart ſtellt feſt, daß die letzten engliſchen Wahlen, die
zur Bildung des Arbeiterkabinetts Macdonald führten, keinerlei
Wechſel in der diplomatiſchen Vertretung Englands beim
Vati=
kan zur Folge hatten.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 22. Juni.
Carmen.
Romantiſche Oper von Meilhae und Halevy, Muſik von
G. Bizet.
Schon lange wird Bizets „Carmen” nicht nur als das echt
franzöſiſche Werk eines Franzoſen angeſehen — das es doch im
Grunde genommen iſt. Das Meiſterwerk birgt ſo viel
Menſch=
liches, Tydiſches, ſeine Muſik ſoviel Ureigenes, Vollendetes, daß
es aufhört, einer Nation allein zu gehören. Man ſpricht
neuer=
dings ſo viel über die ſchief geſtellte Frage: internationale oder
nationale Kunſt: „Carmen” iſt ein Beiſpiel dafür, daß
inter=
nationale Geltung nur ein Kunſtwerk findet, das auf nationalem
Grunde zur Größe wuchs. Das auf einem der beſten
Opern=
texte aufgebaute geniale Werk ging heute nach längerer Pauſe
in größtenteils neuer Beſetzung und gänzlich neuer
Inſzenie=
rung in einer glänzenden Vorſtellung über die Bretter.
Das dramatiſche Leben des Stückes, das Farbige der
Hand=
lung, das Dämoniſche der Charaktere mußte den Regiſſeur ſtark
reizen. Eine Inſzenierung Guſtav Hartungs trägt ſtets
eine ausgeſprochen perſönliche Note; das iſt das Künſtleriſche
an ihr. Sie kennzeichnet ſich durch großzügige Einfachheit,
ziel=
bewußte Klarheit im Betonen des Weſentlichen, Eigenheit der
Mittel. Sie wirkt ungemein feſſelnd, dennoch ſelbſtverſtändlich
und unmittelbar überzeugend. Dies war auch heute in
bewun=
dernswertem Maße der Fall. Ebenſo ſtark bewährte ſich ſeine
Spielleitung. Höhepunkte waren der Blumenwurf im erſten
Akt, das Quintett im zweiten, alle Chöre und Enſembles im
erſten und vierten Akt. Eine beſonders ausgeklügelte
Inſzenie=
rung hat aber eine Oper wie „Carmen” kaum nötig. Sie iſt
in erſter Linie auf Spiel und Geſang geſtellt; eine gute
Rollen=
beſetzung das Haupterfordernis. Und dieſe war hier für die
Hauptrollen nicht gegeben. Damit ſteht und fällt aber die Oper.
Fräulein Stefanowa iſt keine Carmen. Wer nicht die
pikante, geſchmeidige Erſcheinung, faſzinierendes Weſen, packende
Dämonik für eine Carmen von Natur aus mitbringt, dem helfen
ſelbſt 100 Proben nichts, denn das iſt nicht erlernbar, mag man
auch noch ſo ſchön ſingen, wie dies heute geſchah. Eugenie
Ste anowa hat ſich dank ihrer großen vollen Stimme, ihrer
vor=
ile und unermüdlicher Arbeit in dieſem Winter
tre
vervollkommnt. Sie hat es
verſtan=
der ihren Fähigkeiten entſpricht,
wohl=
uch heute zeigte ſie zweifel
eine ſtarke Leiſtung. Für das erſte Altfach ſie zu empfehlen,
halte ich aber ihrer ganzen künſtleriſchen Perſönlichkeit nach für
gewagt. Dabei iſt nicht ohne Einfluß, daß das ſtark in ihr
aus=
geprägte ſlawiſche Element in unſerem Enſemble und in jeder
ihrer Rollen als ein Fremdkörper wirkt. Nun gar bei der
Carmen! Die ſpaniſche, franzöſiſch geformte Figur von einer
Slawin in deutſcher Sprache dargeſtellt! Ein ſolcher Verſuch
konnte nicht gelingen.
Herr Verheyen iſt auch nur in bedingtem Maße ein
Joſé. Der Künſtler hat jedoch unſtreitig ſtimmlich große
Fort=
ſchritte gemacht. Das bewies deutlich die geſangliche
Durch=
führung ſeiner heutigen im Ganzen trefflichen Leiſtung. Ich
möchte glauben, daß aus ihm, wenn er die beſchrittene Bahn
verfolgt, ein hervorragender Vertreter ſeines Faches werden
kann, wenngleich diejenigen Rollen, für die eben die Jugend
unentbehrlich iſt, ihm immer verſagt ſein müſſen. Wenn die
Darſtellungen beider Künſtler heute trotzdem von ſtarkem Erfolg
begleitet waren, ſo hat die geniale Spielleitung, als Frucht
un=
ermüdlicher Vorbereitung und Durcharbeitung, daran großes
Verdienſt.
Gegenüber den beiden Hauptrollen treten nur noch die der
Micgela, deren blaſſen Zügen Margarete Albrecht die
gefor=
derte Sentimentalität und ihre ſüße nTöne lieh, und die des
Escamillo hervor, die Herr Heuſer, mit ſeiner markigen
Stimme ausſtattete. Die kleinen Rollen der Frasquita und
Mercedes fanden bei den Damen Kapper und Liebel, des
Zuniga, Dancairo, Remendado und Morales bei den Herren
Hölzlin, Kuhn Vogt und Peterſen vortreffliche,
ſcharf ausgeprägte Darſtellung. Die altbekannten Chöre und
Ballette wirkten in neuen Formen und Farben, von Berthold
Sander und Nini Willenz einſtudiert, wie neue Gebilde.
Wie denn überhaupt alle Szenen, einheitlich auf das Drama
eingeſtellt, von euem Leben ſprühten. Joſef Roſenſtock hielt
die muſikaliſche Leitung mit Feuer und Intelligenz in feſter
Hand.
Mit dieſer letzten eindrucksvollen Neuinſzenierung beſchließt
der Generalintendant ſeine hieſige Tätigkeit in ruhmvoller
Weiſe, mit einer der vielen ſtarken Leiſtungen, die er auf dieſem
Gebiete als künſtleriſches Vermächtnis hinterläßt. Sein
Bühnen=
architekt C. T. Pilartz ſtand ihm dabei in genialer Weiſe zur
Seite. Das, was beide Künſtler hierin geſchaffen, war in den
letzten Jahren für den Ruf der Darmſtädter Bühne
ausſchlag=
gebend und wird unvergeſſen bleiben.
V. H.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Die Miſſion der Tagespreſſe. In
Rothen=
burg o. T. tagte in der letzten Maiwoche die diesjährige
Berufsarbeiterkonferenz des Edeng. Preßverbands für
Deutſch=
land, der außer deſſen beiden Vorſitzenden eine Reihe führender
Perſönlichkeiten des kirchlichen und literariſchen Lebens in
Bayern, darunter der Preſſedezernent in der Bayer.
Kirchen=
behörde, Oberkirchenrat D. Boeckh=München anwohnten.
Ver=
treten waren die Evang. Preßverbände aus dem ganzen Reich,
auch aus den beſetzten Gebieten
Im Mittelpunkt der zweitägigen Verhandlungen ſtand die
gegenträrtig in den Kreiſen der evangeliſchen Preßverbände biel
erörterte Frage nach Möglichkeit und Durchführung einer alle
Gebiete des öffentlichen Lebens in ihren Wirkungskreis ziehen”
den chriſtlichen Kultur= und
Oeffentlichkeits=
politik. Es gehe, darauf wurde von dem Berichterſtattel
Direktor Hinderer=Berlin mit großem Nachdruck hingewie
ſen, jetzt um die Erhaltung der Kräfte, die das chriftliche Erbe
unſeres Volkes beſtimmen, und damit um die Erhaltung del
Volkskirche nicht nur, ſondern letzten Endes des Staates ſelbſ,
der dieſe ſtärkſten und reinſten Motive und Geſinnungskräfte am
wenigſten entbehren kann. Aus einer ſolchen Lage erwachſe der
Zwang zum Handeln. Die „chriſtlichen Impon”
derabilien”, die unſer Volksleben durchdringen und be
ſtimmen, zu ſchützen, zu pflegen, neu einzuwurzeln, wurde els
Aufgabe einer chriſtlichen Kulturpolitik bezeichnet, die mit auen
Mitteln der Planmäßigkeit und Organiſation im geſamten IIme
kreis des öffentlichen Lebens, z. B. Schule, Volksbildung, kult
relle Geſetzgebung, ſoziale Frage uſw. durchzuführen iſt.
Eingehende, vom Ernſt der Verantwortung durchdrungen
Erörterungen galten ferner der Berufsethik des evange
liſchen Preſſearbeiters, deſſen auf Geſtaltung des öffentliche‟
Urteils und der öffentlichen Verhältniſſe eingeſtelltes Handein
an die Kraft innerer Selbſtbehauptung der Perſole
lichkeit beſonders hohe Anforderungen geſtellt ſieht. In einet
„kritiſchen Preſſeſchau” wurde über die Stellung der führenden
Großpreſſe aller Richtungen des ganzen Reiches zur ebange
liſchen Preſſearbeit Bericht erſtattet. Auch das in Vorbereitung
befindliche Journaliſten=Geſetz war Gegenſtand ernſte.
Beratungen. Eine die tiefgreifende Bedeutung dieſer Matel”
für die Zeitungsredakteure wie für die Verlegerſchaft verſtang.
nisvoll würdigende Ausſprache brachte zum Ausdruck, daß bo‟
Standpunkt des öffentlichen Intereſſes ein baldiges 3‟
ſtandekommen des Geſetzes als dringend wünſchen?
wert zu bezeichnen ſei.
Ey
Eint.
Darmſtchter Lagblatt, Montag, den 23. Jutf 2924,
Ra
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 23. Juni.
Diplom=Ingenieur=Tagung in Darmſtadt.
Am Sonntag vormittag um 10 Uhr begann im Kleinen Hauſe des
ſandestheaters der Hauptteil der Tagung der Diplom=Ingenieure; im
Mättelpunkte dieſer Veranſtaltung ſtanden Anſprachen und Vorträge.
Die Tagung erhielt einen feierlichen Charakter durch die Wiedergabe
ſes Männerchores mit Klavierbegleitung „Weihe des Gefanges”, von
Scite Z.
Nozart, den der Mozartverein unter Leitung von Herrn Kapellmeiſter
ſehbock ſehr tonſchön ſang.
Der Verbandsvorſitzende Herr Prof. Dr.=Ing. R. Skutſch=Berlin
egrüßte hierauf in einer Anſprache den Staatspräſidenten, den Rektor
er Techniſchen Hochſchule, den Vertreter der Stadt Darmſtadt, die
Ver=
aker verſchiedener Behörden, ſowie die übrigen Anweſenden.
Der Redner führte in ſeiner Anſprache aus, daß, als der Verband
se Diplom=Ingenieure gegründet wurde, Deutſchland auf dem Gipfel
einer politiſchen Blüte ſtand. Die Erkenntnis war nicht Allgemeingut.
aß die Erfolge auf dem Gebiete der Technik in erſter Linie den auf
ifenſchaftlicher Grundlage gebildeten Ingenieuren zu verdanken waren.
m öffentlichen Leben behaupteten die alten akademiſchen Berufe ihre
ſtellung. Für den Nachwuchs und die Ausleſe iſt es aber nicht
gleich=
ürig, welche Wertſchätzung ein Stand in der Oeffentlichkeit genießt.
ür die Zurückſetzung des Ingenieurberufes erfand man zur Erklärung
a8 Schlagwort „Es fehlt die Patina der Jahrhunderte‟. Die Patina
t* aber auch echtes Material voraus, jedoch in dieſer Beziehung gab
einen bedenklichen Zuſtand. Jeder Menſch, der nur äußere
Beziehun=
en zur Technik hatte, konnte ſich Ingenieur nennen. Im Jahre 1900
ude durch die Schaffung des Titels Diplom=Ingenieur in ſehr
ge=
ngem Maße dem Mißſtand abgeholfen. Im Jahre 1909 trat dann
r Verband mit der Abſicht hervor, der Standesbezeichnung einen
bheren Inhalt zu geben. Die Allgemeinbildung des Ingenieurs zu
ben und die wiſſenſchaftliche Schulung zu erweitern, um die großen
ſu gaben der Techmit zu meiſtern. Man glaubte, daß ihm dann die
fentliche Geltung nicht vorenthalten werde. So ſtanden die Ausſichten
ur dem Kriege. Dann wurde durch den Krieg der Verband einer
ſienge Mitglieder beraubt und ſogar in ſeiner Exiſtenz bedroht; jetzt
lginnt er wieder zu erſtarken. Beim Wiederaufbau Deutſchlands
wer=
in die Ingenieure eine ſtarke Stütze ſein. Der Verband wird
unbe=
immert ſeinen Weg verfolgen. Dieſe Tagung wird kein Ruhepunkt
taben, ſondern ein Markſtein ſein.
Die Ausführungen des Redners zeichneten ſich durch klare
Gedanken=
enge und durch ſorgfältige Sprachbehandlung aus, ſo daß es ein hoher
enuß war, ihnen zu folgen. Die Hörerſchaft ließ es daher nicht an
haftem Beifall fehlen. — Staatspräſident Ulrich hieß im Namen
tr Heſſiſchen Regierung den Verband Deutſcher Diplom=Ingenieure
hrzlich willkommen. Die Aufgabe, die ſich der Verband geſtellt habe,
trdiene Anerkennung. Durch den Zuſammenhalt werde die Leiſtung
ds Einzelnen gehoben; das werde die Allgemeinheit fördern und der
Nkkon zugute kommen. Im Auslande habe der deutſche Ingenieur
eierr Namen gehabt als Fachmann. Die Folgen des verlorenen Kriegs
beſeitigen und unſere Zukunft beſſer zu geſtalten, ſowohl in Heſſen
ue im übrigen Deutſchland, werden die Ingenieure beitragen und mit
d=Vertretung ihrer Intereſſen der Allgemeinheit dienen. Dann werde
dſe Tagung nicht bloß ein Markſtein ſein, ſondern eine größere
Be=
durng für die Zukunft erhalten.
Der Rektor der Techniſchen Hochſchule Prof. Dr. Heidebroeck
ilrte, daß er nicht vorbereitet worden ſei, daß er hier ſprechen ſolle;
Ramen der Techniſchen Hochſchule heiße er den Verband Deutſcher
Jg=nieure willkommen. Ihr liege ja die Ausbildung der Ingenieure
v. Der Zuſammenhalt mit dem Verbande liege ihr beſonders am Her=
5, und ihre Beſtrebungen liefen parallel. Sie wolle die künftigen
In=
griaure mit dem Bewußtſein des Wertes ihres Standes und Verufes
rüllen und der Bedeutung der Aufgaben, die ihnen die Technik ſtellt.
Beigeordneter Buxbaum verlas hierauf eine
Begrüßungsan=
ſtache in poetiſcher Form; es wird darin auf die Tatſache hingewieſen,
b: Siele der Ingenieure hier ihre Ausbildung empfangen haben; ferner
.! die Schönheit unſerer Stadt geprieſen und der Tagung ein
glück=
ſie= Verlauf gewünſcht.
Miniſterialrat Wagner=Darmſtadt weiſt darauf hin, daß der
Trhuand Deutſcher Ingenieure zum zweiten Male in Darmſtadt tagt;
kegrüße ihn im Namen des Verbandes Deutſcher Architekten= und
Damieur=Vereine und anderer Verbände. Der Redner ſprach dann
iden Beſtrebungen, die beide großen Verbände zuſammenſchließe;
* Sefühl der Zuſammengehörigkeit ſei vorhanden, und es ſeien bereits
öliche Zuſammenſchlüſſe erfolgt. Um die erſtrebte Stellung in der
Tirntlichkeit zu erlangen, wäre die Erfüllung folgender drei Punkte
anendig: 1. ein klargeſtecktes Ziel, 2. weitgehender Zuſammenſchluß
) heteiligten Verbände, und 3. Mitarbeit an den politiſchen Aufgaben.
Direktor Hardt vom Frankfurter Bezirksverband Deutſcher
In=
ſeiatre machte dem Sinne nach ähnliche Ausführungen, wies ebenfalls
g ie Ziele des Verbandes hin und betonte die Notwendigkeit des
Zu=
ſarenhaltes. — Geh. Rat Schneider von der Eiſenbahndirektion
Mw=z übermittelte Grüße dieſer Behörde und gab dann als Juriſt
ſere Erfahrungen mit Ingenieuren bekannt. Er erklärte, daß er eine
Xhe. von Perſönlichkeiten kennen gelernt habe, die hohen kulturellen
w ethiſchen Anforderungen genügten und berechtigt ſeien, Führer
geies Volkes zu ſein.
Sämtliche Begrüßungsreden wurden ſehr beifällig aufgenommen.
93—lbe iſt auch von den Vorträgen zu ſagen. Dipl.=Ing. Karl Weihe,
ßertanwalt in Frankfurt a. M., ſprach über „Die kulturellen Aufgaben
Ingenieurs” und Prof. Dipl.=Ing. Dr. Schlink=Darmſtadt ſprach
ür Den „Segelflug” (mit Lichtbildern). — Ueber beide Vorträge wird
m Darmſtädter Tagblatt in ſeiner Techniſchen Beilage ausführlich
ſecſten.
2is Schlußanſprache des ſtellvertretenden Verbandsvorſitzenden Dipl.=
B. K. F. Steinmetz=Eſſen warf einen Rückblick auf die bisherige
Eigkeit des Verbandes Deutſcher Diplom=Ingenieure, der vor 25
Jah=
wms Leben gerufen worden iſt. Wir glauben an einen
Wiederauf=
r Deutſchlands, und die Ingenieure werden mithelfen. Deutſchland
=er zu dem zu machen, was es geweſen iſt, ſo betonte u. a. der Redner.
Den Ausklang dieſer Tagung gab der Mozartverein mit dem
Rmerchor „An die Kunſt”; dem Text iſt Wagners „Tannhäuſer”=Muſik
mirgelegt. Auch dieſe Darbietung wurde mit ſtarkem Beifall
auf=
num men.
— Heſſiſches Landestheater. Die erſte Wiederholung von „
Car=
n” am Dienstag, 24. Juni, fällt den Zuſatzmieten I und VII zu.
5 Inhaber dieſer Zuſatzmieten benutzen im Großen Haus die Plätze,
jſeie in der Vollmiete 4 haben. — Die Aufführung von „Martha”,
Tonnerstag, 26. Juni, iſt den Zuſatzmieten III und IX zugeteilt.
zu gelten die Plätze der Vollmiete C. — Die am Freitag, 27. Juni,
ufindende Aufführung von „Cavalleria ruſticana” und
Brſazzo” fällt der Zuſatzmiete IV zu, deren Inhaber die Plätze
batzen, die ſie im Großen Haus in der Vollmiete D haben. — Die zu
ben drei Aufführungen gültigen Eintrittskarten können gegen Vor=
* sug der Mietquittung täglich von 9—12.30 und 3.30—6.30 Uhr an
bxbauptkaſſe des Landestheaters in Empfang genommen werden. Ein
1harſch an der Abendkaſſe kann nicht ſtattfinden.
— Aufführung dreier Kantaten von J. S. Bach am Montag abend
Amer, im Vorverkauf im den Muſikalienhandlungen und am Abend ſelbſt
i— Apotheke des Herrn Ramdohr bei der Stadtkirche. Der
Zu=
dug dürfte, nach früheren Erfahrungen, wieder ungewöhnlich groß
mMen, ſo daß es wohl zu empfehlen iſt, ſich frühzeitig einzufinden.
„Am dreht es ſich diesmal um drei ganz hervorragende Werke des
Akeifters. Chor, Soliſten und Orcheſter, einſchl. der Soloinſtrumente
(RGinre, Oboe und Flöte) ſind vor außerordentlich große und dankbare
Wtaben geſtellt. Neben dem Ehepaar Biſchoff das die zweite
„Solantate” allein zu beſtreiten hat, wirkt noch mit die Altiſtin Frl.
Gie Mies von hier, deren Arie „Wohl euch, ihr auserwählten See=
Iu.3 in der dritten der zur Aufführung kommenden Kantaten zu den
ſiſchkſten Arien gehört, die wir von Bach beſitzen. — Programme ſind
z51) Pfg. zu haben.
— Evangeliſcher Bunb. Auf der Hauptverſammlung des
Wihes am 20. Juni ſchilderte der Vorſitzende in ſeinen
Eröffnungswor=
tiä:ſie Arbeit des Bundes in großen, allgemeinen Zügen. Dann
er=
ſtſiectzte der Schriftführer den Bericht über die Tätigkeit des Bundes
niuend des Jahres 1923 und Anfang 1924. Aus dem Berichte war zu
exülynien, daß der Bund gerade in den ſo ſchweren Zeiten des
vergan=
gant Jahres dank der unermüdlichen Tätigkeit des Vorſitzenden Herrn
TIINacthes ſeine Schulbigkeit zur Wahrung der deutſch=proteſtantiſchen
Fceſſen getan hat. Im Mittelpunkte des Abends ſtand der Vortrag
d4=derrn Dr. jur. Wagner über das Thema „Zur Konvetitenfrage‟. Der
Wſragende verſtand c., auf Grund ſeiner ausgezeichneten, bis ins
eixvine gehenden Kenntniſſe dieſes Gebietes ſeinen aufmerkſamen
Zu=
hamn ein deutliches Bild der Uebertrittsbewegung zum Katholizismus
zu eben. Leider mußte der Vortragende ſeinen Vortrag infolge der
vamſchrittenen Zeit abbrechen. Die Fortſetzung ſeines Vortrags findet
awfr eitag, den 27. Juni, 8 Uhr abends, im Gemeindehaus
Kies=
ſtſr 17 ſtatt. Die Mitglieder a Bundes werden zu zahlreichem
Be=
ſüſehein geladen.
* Pervandslag der Mineldeulſchen
Aaſelinnungen.
— Im Anſchluß an den Rundgang durch die Ausſtellung am
Sams=
tag wurde ein Imbiß eingenommen. Bei dieſer Gelegenheit hielt Herr
Stadtv. Stemmer eine Anſprache, in der er darauf hinwies, daß
wegen der ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage alle Kräfte
zuſammengenom=
men werden müßten, um Deutſchland wieder in die Höhe zu bringen.
Für Darmſtadt erwachſe hieraus die Aufgabe, alles zu tun, um die
Bedeutung der Stadt zu erhalten und zu heben; dies könne geſchehen
durch Kongreſſe und Ausſtellungen.
Abends um 8 Uhr begann im Feſtſaal der Vereinigten Geſellſchaft
eine Begrüßungsfeier, zu der ein zahlreiches Publikum
er=
ſchienen war, darunter auch viele Auswärtige. Die Veranſtaltung ward
eingeleitet mit dem Vortrag mehrerer Muſikſtücke durch eine Kapelle,
darauf bot der Geſangverein „Teutonia” zwei Lieder, ein Begrüßungs=
und ein Wanderlied, die mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden.
Der Dirigent des Vereins, Herr Max Herfurt, hatte die Chöre ſehr
ſorgfältig einſtudiert, ſo daß ihm eine außerordentlich warme Aufnahme
zuteil wurde.
Im Verlauf des Abends trug Frau Schneider=Gothe mehrere
Kouplets vor, die von entzündender Wirkung waren und das Publikum
zu immer erneuten Beifallskundgebungen hinriß. Herr Opernſänger
Kuhn, mit ſeiner wunderbar volltönenden Baßſtimme bot mehrere
Lieder, darunter „Der ſchleſiſche Zecher und der Teufel” und „Was i
hab‟. Die Vorträge gefielen außerordentlich und entfeſſelten
Beifalls=
ſtürme. Der muſikaliſche Ausdruck ſowie der Humor kamen bei der
Wiedergabe voll zur Geltung. Bei den Geſangsdarbietungen war Herr
Schleunig den Künſtlern ein vorzüglicher Begleiter am Klavier.
Weitere Geſangsvorträge der „Teutonia”, ſehr ſtimmſicher und
gefühlvoll geſungen, verſchönten den Abend.
Herr Obermeiſter Kraus ergriff in ſpäter Stunde das Wort und
richtete eine herzliche Begrüßung an die Gäſte, namentlich an die von
jenſeits des Rheins, auch an die Frauen! Dem Handwerker, der ſich die
Woche durch geplagt habe, gehöre der Sonntag als Feſttag. Nicht zagen
und trauern, ſondern zuſammenſtehen heiß es heute, zuſammenſtehen,
um das Vaterland in die Höhe zu bringen! Wir Handwerker ſind mit
die ſtärkſten Säulen des Vaterlandes. Geht es dem Vaterland gut, ſo
geht es auch uns gut, dann geht es auch den Beamten und den
Arbei=
tern gut. Der Redner ſchloß mit einem Hoch auf das Handwerk und
das deutſche Vaterland, worauf die Muſik das Deutſchlandlied ſpielte,
in das die Anweſenden begeiſtert einſtimmten.
4.
Heute Montag, den 23. Juni, 7 Uhr
Fünfter Beethoven=Abend
des
815‟
OrumisZuurrerO
Herr Stadtv. Schnauber richtete als Vertreter der Gaſtwirteinnung
ebenfalls herzliche Worte der Begrüßung an die Mitglieder der Küfer=
Innung und an die Gäſte. Er trat ein für ein friedliches
Zuſammen=
arbeiten der Berufe. Tagungen wie die heutige müßten das Gefühl der
Zuſammengehörigkeit ſtärken. Der Redner trank auf das Wohl der
Küferinnung, worauf die Anweſenden in das Hoch einſtimmten.
Frau Kuhn=Liebel entzückte durch hohe Kunſtleiſtungen auf
dem Gebiete des Geſanges die Anweſenden, die mit ihrem Beifall nicht
zurückhielten. Das Lied der Magdalena aus dem „Evangelimann” machte
beſonders einen tiefgehenden Eindruck. — Auch die weiteren Stunden
des Abends verliefen in ſchöner Harmonie!
Eine reichhaltige Tagesordnung brachte der Verbandstag im Perkeo
am Sonntag vormittag. Vorſitzender Kirſch=Mainz begrußte die
Er=
ſchienenen. Für das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft, ſowie für
das Kreisamt ſprach Herr Dr. Stamm, für die Stadt Darmſtadt ſprach
Beig. Ritzert, für das Kreisamt Mainz, für die höhere ſtaatliche
Lehr=
anſtalt für Weinbau Weinbauoberlehrer Biermann=Geiſenheim. —
Handwerkskammerſyndikus Schüttler=Darmſtadt referierte ſodann
über „Das deutſche Handwerk in der deutſchen Wirtſchaft”. Redner geht
auf die finanziellen Verhältniſſe, die Abſchnürung des beſetzten Gebietes,
ein, die eine ſchwere Schädigung des Handwerkerſtandes herbeigeführt.
Handwerk und Gewerbe ſah ſein Kapital hinſchwinden und mußte ſich
ſchweren Zahlungsbedingungen unterwerfen, gegen das nicht angekämpft
werden konnte; die Landwirtſchaft läuft gegen das Handwerk Sturm.
Durch fortgeſetzte Verhandlungen iſt Verſtändigung in Ausſicht. Redner
geht auf die Preisprüfungsſtellen und Wuchergerichte ein. Es muß
ver=
ſucht werden, mit den Preisprüfungsſtellen gemeinſam zu arbeiten. Die
Errichtung der Rentenbank zeugte die furchtbare Schmelzung der
Be=
triebskapitalien. Nach der Stabiliſierung iſt eine Hebung der Wirtſchaft
erfreulicherweiſe zu verzeichnen. Es waren dunkle Mächte am Werk.
die Rentenmark zu Fall zu bringen, was vereitelt wurde. Eine zweite
Inflation könne die deutſche Wirtſchaft nicht vertragen. Gegenwärtig
macht ſich eine zweite Phaſe in der Stabiliſierung bemerkbar. Man
ſchätzt die Verluſte durch Spekulationen in Frankreich auf 400 000 Mark.
Die Wirtſchaftskreiſe haben den Frankenſturz ausnutzen wollen, jedoch es
ſetzte eine Stützungsaktion ſeitens Frankreichs und Englands ein. Die
Steuernotverordnungen brachten wieder ſchwere Belaſtungen. Die
Be=
laſtung des Handwerks iſt mit etwa 10—15 Prozent der Betrag, der
früher als Gewinn verbucht werden konnte. Es ſteht in Ausſicht, daß
die Steuerlaſten ermäßigt werden, weil man die Untragbarkeit einſiehr.
Im Weltgewiſſen ſcheint ebenfalls ein Umſchwung einzutreten.
Direktor Dr. Lübbering=Eſſen ſprach über rationelle
Material=
beſchaffung, darin ſchließend, daß dieſes wichtige Gebiet nur erreicht
wer=
den könne auf Grund von Genoſſenſchaften, die zu einer großen
Ein=
kaufszentrale vereinigt ſind. — Das für die Tagung intereſſar—ſte
Ka=
pitel behandelte Herr Dr. Langenkamp=Darmſtadt. Redner
ver=
breitete ſich über die Weinbehandlung nach den geſetzlichen Beſtimmungen
und die Benutzung von Chemikalien und Rohſtoffen. Es wurden in
aus=
führlicher Weiſe die nach dem in Deutſchland gültigen Weingeſetz vom
7. April 1909 und den hierzu erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen
zu=
läſſigen Behandlungsarten und die hierzu angewandten Chemikalien
und Rohſtoffe beſchrieben. Im beſonderen wurde behandelt: 1. das
Schwefeln der Weine, 2. die Entſäuerung mit kohlenſaurem Kalk, die
Schönungsverfahren und 4. die Verwendung von Kohle zu
Entfärbungs=
zwecken und zur Geſchmacks= und Geruchsverbeſſerung. Bei der
Aus=
führung über die Schwefelung wurde eingehend über das durch eine
Reichsminiſterialverfügung vom 23. 3. 1923 neurdings auch in
Deutſch=
land zuläſſige Schweflungsverfahren mit Hilfe von Kaliumphroſulfit
hingewieſen. Durch die Verwendung dieſer Verbindung kann das früher
übliche Einbrennen durch Schwefelſchmnitten auf einfache Weiſe erſetzt
wer=
den, und man hat es völlig in der Hand, die dem Weine zu einer
wirk=
ſamen Bekämpfung der ſtörenden Organismen (Kahmhefen,
Schleim=
hefen, Schimmelpilze, Eſſigſäure= und Milchſäure=Bakterien) genügende
Mengen ſchwefliger Säure in Form von Kaliumpyroſulfit zuzuführen,
ohne die zuläſſige und zweckmäßige Grenze zu überſchreiten.
Beſonders für das neuerdings viel empohlene Sulfithefe=
Gärverfah=
ren hat ſich dieſe Schweflungsart ſehr bewährt, da gerade für dieſes
Verfahren die genaue Doſierung der dem Moſte zuzuſetzenden
ſchwefli=
gen Säure, welche durch die früher angewandten Schweflungsarten nicht
oder nur ſehr ſchwer zu erreichen war, Grundbedingung iſt. Das
Ka=
liumhproſulfit kommt in Tablettenform in den Handel und ermöglicht
ſo eine einwandfreie und abſolut zuverläſſige Schweflung für jede Art
von Weinen. Die Anwendung einer Tablette auf 100 Liter Wein
ent=
ſpricht etwa einer ſchwachen bis mittelſtarken Schwefelung. Nach
ein=
gehenden Mitteilungen über die zweckmäßig anzuwendende Entſäuerung
des Weines mit Calciumcarbonat wurden die zuläſſigen
Schönungsver=
fahren beſprochen, wobei namentlich das Tannin=Schönungsverfahren
von Intereſſe war. Auch über das neue Schönungsverfahren von Dr.
Mößlinger, das auf der Wirkung von Kaliumferrochanid beruht und in
Deutſchland neuerdings durch eine Miniſterialverordnung vom 8. Nob.
1923 zuläſſig iſt, wurde eingehend berichtet. Nachdem am Schluß noch
über die verſchiedene Wirkungsweiſe der zuläſſigen Kohlearten
hinge=
wieſen war, wurde betont, daß es für die Weinbehandlung von großer
Wichtigkeit ſei, nur reine und völlig einwandfreie Präparate zu benutzen,
nur ſo gelingt es, ſich vor Enttäuſchungen und Mißerfolgen zu ſchützen.
Den Geſchäfts= und Tätigkeitsbericht erſtattete Verbandsſyndikus Dr.
Germann=Mainz. Die Verkehrsſperre und der Verfall der Währung
fallen in die Berichtszeit, die zu tiefen Einſchneidungen im
Wirtſchafts=
leben geführt haben. Es galt, die Organiſation wieder aufzubauen. Die
Verbandszeitung mußte eine Zeitlang eingeſtellt werden, iſt aber nun
vieder neu erſtandeu. Nach Eſntritt ſtabiler Verhältniſſe wurde e3 wie=
der lebhaft. Im Januar trat der Vorſtand in Frankfurt wieder
zu=
ſammen, der Wiederaufbau wurde beſchloſſen. Der Verband zählt
noch die Innungen zu ſeinen Mitgliedern, die ihren Verpflichtungen
nachkommen. Dem Ziele näher zu kommen, iſt Aufgabe des neuen
Jah=
res. Es iſt zu hoffen, daß die Pfalz ſich dem Verbande anſchließt. Es
wurde ein Einheitstarif aufgeſtellt. Krankenkaſſe, Maſchinen= und
Ma=
terialbeſchaffung wird ſeitens des Verbandes geregelt. Das
Verbands=
bureau iſt von den Franzoſen beſchlagnahmt, daher iſt keine
ordnungs=
mäßige Regiſtratur möglich. Alle Zeichen deuten darauf hin, daß die
Schwierigkeiten behoben werden. Zur Ausdehnung auf
Mitteldeutſch=
land wird die Statutenänderung und Aufſtellung eines Nebenſtatuts
nach den Vorſchlägen genehmigt.
Den Kaſſenbericht erſtattet Dr. Germann=Mainz. Als Beitrag
ſind die Beſchlüſſe des Verbandstags maßgebend. Für 1934 wurde ein
Monatsbeitrag von 1 Mk. feſtgeſetzt. Das Vermögen beſteht aus etwa
150 Mk. Der Verbandstag beſchließt die Streichung der ſeinerzeit
ge=
tätigten Geſchäftsanteile.
Es folgt die Genehmigung des Haushaltsplanes. Ausgaben 14000
Mark; bei den Einnahmen (Beitrage, Zeitungsbezieher, Drucklachen)
bleiben 7000 Mark ungedeckt, die durch Beiträge je 1 Mk. monatlich zu
ordnen ſind. Hierbei wird die Verbandszeitung mitgeliefert,
Es wurde zur Vorſtandswahl und des Rechnungsausſchuſſes
geſchritten. Der ſeitherige Vorſitzende Kirſch=Mainz wird einſtimmig
wiedergewählt. Für das ausſcheidende Mitglied Wagner wird
Ober=
meiſter Krämer=Worms neugewählt; die übrigen ſeitherigen
Vor=
ſtandsmitglieder und der Rechnungsausſchuß wurden wiedergewählt. —
Als Ort für die nächſte Verbandstagung wurde Frankfurt a. M.
feſt=
gelegt. — Es folgen eine Reihe interner Angelegenheiten.
Am Sonntag vormittag wurden die hier noch eingetroffenen
Mit=
glieder des Verbands der Mitteldeutſchen Küferinnungen nach dem
Rummelbräu geleitet, wo ein Gartenkonzert ſtattfand. Die Tagung des
Verbands fand darauf im Rummelbräu ſtatt. Nachmittags nach 4 Uhr
wurde die Preisverteilung in der Turnhalle am Woogsplatz
vorgenommen. Sie hatte nachſtehendes Ergebnis: (Die Firmen ſind
nach der Reihenfolge im Katalog aufgezählt.) Die Goldene
Me=
daille erhielten: Seitz=Werke G. m. b. H., Kreuznach,
Flaſchenſpül=
maſchinen und Elektromotorpumpen; Stoltenkamp G. m. b. H.,
Darmſtadt, Likörfabrik: E. Merck, Darmſtadt Kellerei=Chemikalien;
„RheinElektra‟, Darmſtadt, elektr. Lampen; Wilhelm Nagel,
Darm=
ſtadt, Beerenweine; Schanbacher Werke, Eßlingen a. N., Faßholz=
Trennapparat „Hallo”; Julius Hinkel Söhne, Bad Dürkheim,
Kelle=
rei= und Weinbauartikel; Volz u. Repp, Darmſtadt, Weinhandlung;
Fuchs, Darmſtadt, Wurſtfabrik: Bergmüller u. Co., Vaihingen,
Hydrau=
liche Keltern: „Gebrüder Roeder, Darmſtadt, Herde; H. Heinmüller,
Darmſtadt, Schläuche u. dergl.; Schanbacher u. Ebner, Eßlingen a. N.,
Küferei=Anlagen und Bandſägen; Kleemanns vereinigte Fabriken,
Obertürkheim, Maſchinenfabrik, Obſtpreſſen; Ph. Mayfarth u. Co.,
Frankfurt a. M., Schläuche und Kellerei=Artikel; „Karl Arnold u. Sohn,
Darmſtadt, Erbacherſtraße, Pianofortefabrik; „Ludwig Netz, Darmſtadt,
Spezialgeſchäft für Rohrmöbel; „Wilh. Guth, Neuſtadt a. d. H.,
Ma=
ſchinenfabrik; Ph. Hilge, Mainz, Pumpen uſw.; Boller, Darmſtadt,
Firnisfabrik Georg Liebig; „Aug. Wilk, Darmſtadt, elektriſche Artikel;
Heinrich Götz, Darmſtadt, Biere und Mineralwaſſer; K. F. Müller,
Darmſtadt, Kompreſſorloſe Dieſelmotoren; „Miele=Werke A.=G.,
Gü=
tersloh i. W., Zentrifugen, Buttermaſchinen, Leiterwagen und
Waſch=
maſchinen: Handwerker=Zentralgenoſſenſchaft, Darmſtadt.
Die Silberne Medaille erhielten: Maher u. Co.,
Darm=
ſtadt, Werkzeuge; Gebr. Hartmann, Darmſtadt, techniſche Neuheiten;
Eckle u. Bork, Darmſtadt, Bürſtenfabrik; „K. Winkel, Darmſtadt,
Büro=
artikel; „M. Meher, Darmſtadt, Zigarren=Großhandlung; Hugo
Zim=
mer, Darmſtadt, Eiſenhandlung, Werkzeuge; „Kling u. Rettberg,
Darm=
ſtadt, Glaswaren und Beleuchtungsartikel; Minerva=Drogerie, Karl
Koch. Darmſtadt.
Außerdem wurden noch nachſtehende Preiſe verliehen:
Goldene Medaille; Bildhauer Neufang=Darmſtadt;
Küfer Bernhard Schober=Bensheim; Franz Vacek, Bildhauer=Kreuznach,
Ehrenpreis der Stadt Darmſtadt: Seitz=Werke,
Kreuznach.
Ehrenpreis der Küfer=Innung: Schaubach u. Ebner,
Eßlingen a. N.
Ehrenpreis der Gaſtwirte=Innungt Firma Karl
Arnold u. Sohn, Darmſtadt.
Ehrenpreis des Weinhändler=Verbands: E. Merck,
Darmſtadt.
Der Beſuch der Ausſtellung in der Turnhalle war ſehr rege; zur
Unterhaltung der Beſucher konzertierte eine Kapelle.
Für den heutigen Montag iſt ein Ausflug mit Muſik nach
Auer=
bach und eine Beſichtigung der Apfelweinkellerei Hechler vorgeſehen. Im
Anſchluß hieran erfolgt eine Wanderung durch das Fürſtenlager nach
Bensheim zur Beſichtigung der Weinkellerei Guntrum und Brauerei
Guntrum. Damit erreicht die Tagung ihr Ende.
Auf die Beachtung der Paßvorſchriften bei Reiſen in das beſetzte
Gebiet wird hingewieſen. Von der Reichsbahndirektion Frankfurt
er=
halten wir folgende Zuſchrift: Bei einer unerwarteten Reviſion im
Bahnhof Neu=Iſenburg wurden vor einigen Tagen wiederum 2 Reiſende
von franzöſiſchen Polizeibeamten feſtgehalten und mit einer empfindlichen
Geldbuße beſtraft, weil ſie ohne vorſchriftsmäßigen Paß mit franzöſiſchem
Viſum betroffen wurden. Allen Reiſenden, die aus dem unbeſetzten
in das beſetzte Gebiet fahren, wird daher wiederholt dringend ans Herz
gelegt, nur mit dem vorſchriftsmäßigen Paß, der mit dem franzöſiſchem
Viſum verſehen ſein muß, zu reiſen. Dies gilt vor allem auch für
die=
jenigen, die das beſetzte Gebiet nur durchfahren, ſofern die benützten
Züge auf den beſetzten Stationen halten.
Verkehr mit Kleinkrafträdern. Vom Kreisamt Darmſtadt wird
uns geſchrieben: „Nach der Verordnung über den Kraftfahrzeugverkehr
vom 18. April 1924, veröffentlicht im Reichsgeſetzblatt Teil I, Nr. 32
Seite 413, unterliegen nunmehr auch die ſogenannten Kleinkrafträder
den allgemeinen Beſtimmungen über den Kraftfahrzeugverkehr. Als
Kleinkrafträder gelten ſolche Krafträder, deren nach der Steuerformel
berechnete Nutzleiſtung bei einem Außendurchmeſſer der Radreifen von
mehr als 40 cm ¼ Pferdeſtärke, bei kleinerem Außendurchmeſſer 1
Pferdeſtärke nicht überſteigt. Für die Benutzung eines Kleinkraftrades
iſt im Gegenſatz zu anderen Kraftfahrzeugen weder Steuerkarte,
Zu=
laſſungsbeſcheinigung und Kennzeichen, noch der Beſitz eines
Führer=
ſcheines notwendig. Sie ſind z. Z. ſteuerfrei und bedürfen keiner
poli=
zeilichen Zulaſſung. Jedes Kleinkraftrad muß aber an ſichtbarer Stelle
der Antriebsmaſchine oder des Fahrgeſtells die Herſtellerfirma, die
Fabriknummer, die Anzahl der Pferdeſtärke und die nach der
Steuer=
formel berechnete Nutzleiſtung auf einem durch Nieten befeſtigten Schild
eingeſchlagen oder eingeätzt tragen. Bei Verbrennungsmaſchinen muß
die Fabriknummer auf dem Kurbelgehäuſe eingeſchlagen ſein. Ferner
muß der Fahrer des Kleinkraſtrads jederzeit eine Beſcheinigung eines
amtlich anerkannten Sachverſtändigen über alle Einzelheiten der Maſchine
mit dem Vermerk führen, daß es ſich um ein Kleinkraftrad im Sinne
der Verordnung hanndelt. An Stelle dieſer Beſcheinigung kann auch
eine Typenbeſcheinigung einer amtlich ermächtigten Firma geführt
wer=
den. Perſonen unter 16 Jahren iſt das Führen von Kleinkrafträdern
nicht geſtattet. Das Kreisamt kann Ausnahmen bewilligen.”
Warnung dor Geldſammlungen. Vom Polizeiamt wird uns
ge=
ſchrieben: Ein gewiſſer Philipp Helferich aus Offenbach hat hier in
letzter Zeit unter Vorlage einer Sammelliſte, eines ärztlichen Atteſtes
und eines mit einem unleſerlichen amtlichen Stempel verſehenen
Bitt=
ſchreibens für den Schwerkriegsbeſchädigten Ferdinand Sommer in
Offenbach, Großer Biergrund 33, Geldſammlungen veranſtaltet, ohne
hierzu die Genehmigung der zuſtändigen Behörde erhalten zu haben.
Wir warnen die Bevölkerung daher vor Zeichnungen.
* Zur Warnung! Gutgläubige Menſchen glauben, bevor ſie eine
Reiſe oder größeren Ausflug unternehmen, beſonders vorſichtig zu ſein,
indem ſie die Rolläden herunterlaſſen oder die Fenſterläden ſchließen.
Während der Pfingſtfeiertage wurde aber eine ganze Reihe dieſer
Vor=
ſichtigen” in unſerer Stadt in ihrem guten Glauben ſchmerzlich getäuſcht.
Es ſoll in dieſer Richtung ein großer, beſſer gekleideter „Herr” in Frage
kommen, welcher durch die Srraßen einen Rundgang unternimmt und
ausgerechnet dieſe ſo „geſchützten” Wohnungen beſonders ins Auge faßt
und am hellen Tage mittels Dieterich in die Wohnungen eindringt. So
wurde u. a. einer Frau in der Wendelſtadtſtraße, welche über die
Feier=
tage bereiſt war und dieſer Tage zurückgekehrt iſt, am 1. Feiertag die
Wohnung mittels Dieterich aufgebrochen und außer anderen Sachen
16 neue Bettbezüge aus dem Wäſcheſchrank geſtohlen.
Hoffent=
lich gelingt es unſere findigen Polizei, dieſen „Spezialiſten” bald zu
faſſen und hinter Schloß und Riegel zu bringen. — Das
Johannes=
viertel wird in letzter Zeit von Bettlern und Hauſierern ſtark
über=
laufen. Beſonders der Hauſierhandel iſt in letzter Zeit zu einer
Land=
plage geworden. Hauſierer, die man abweiſt, ſchimpfen und manche
nehmen der Hausfrau gegenüber eine drohende Haltung ein. Die
Polizeiorgane würden ſich großes Verdienſt erwerben, wenn ſie ihr
Augenmerk auf ſolche Perſonen richten würden.
— Jugendbund für entſchiedenes Chriſtentum (Mühlſtraße 24).
Am heutigen Abend um halb 9 Uhr ſpricht Miſſionsinſpektor Pfarrer
Kühn, Bad Liebenzell.
Aus den Parteien.
— Deutſchnationale Volkspartei,
Frauenaus=
ſchuß Darmſtadt. Am Dienstag, den 24. Juni, findet im
Gaſt=
vof Sitte die monatliche geſellige Zuſammenkunft der deutſchnationalen
Frauen ſtattz
Seite Z.
Barmſäster Zagblatt. Mantag, den 23. Junf 1924,
Rummer 173.
Ein Gang durch unſeren Botaniſchen Garten
bietet zur Zeit hohen Genuß. Nach dem Eingang durch das
Roß=
dörfer Tor feſſelt das Auge zunächſt die Kalmia latifolia aus
den Vereinigten Staaten von Nordamerika mit ihren prächtigen
zartrbten porzellanartigen Blüten. Auf der Felsgruppe links
vom Verwaltungsgebäude grüßt uns Diptamnus albus, eine
unſerer ſchönſten heimiſchen Stauden, mit prachtvollen ſtark
duftenden Blüten, ſowie Digitalis purpurea (roter Fingerhut).
Auf dem Beet der Alpenpflanzen ſteht Edelweiß, in Blüte, dem
ſich auf dem Alpinum am Teich die rauhaarige Alpenroſe
an=
reiht. Die fremdländiſchen Gehölze ſtehen infolge des günſtigen
Frühjahrs in prächtigſter Entwicklung. Ein Beet vor der
Rhodo=
dendrongruppen zeigt uns die ſog. Pflanzenmutation (
Pflanzen=
änderung), teils in verſchiedenfarbigen Blüten, teils in der
Ver=
änderung der Blätter, wie z. B. das Schöllkraut mit ganzen und
geſchlitzten Blättern, die Erdbeere mit einfachen und gefingerten
Blättern und Geranium sanguineum, weiß und rot blühend.
Ein anderes Beet bei den Bambusgewächſen führt uns eine Reihe
von Pflanzenbaſtarden (Miſchlinge) vor, zugleich mit den Eltern,
wie Ribes sanguineum, Kreuzung mit Ribes aureum, Berberis
vulgaris, Kreuzung mit Berberis Agutvolium. Auf dem neuen
Stück nach dem Woog zu ſtehen eine Anzahl herrlich entwickelter
Blaufichten und die weiß blühende japaniſche Syringe.
Intereſ=
ſant iſt ferner die Abteilung für Gift= und Heilpflanzen mit den
verſchiedenen Arznei= und Küchenkräutern. Vor Berührung des
Giftſumach (Rhus Toxicodendron) iſt dringend zu warnen, da
bei empfänglichen Perſonen ſchwere Vergiftungserſcheinungen
auftreten können. Leider iſt dieſe Abteilung ſowie die Beete der
anderen Gruppen ſehr verunkrautet, denn infolge des Abbaues
iſt das Perſonal ſtark vermindert. Eine beſondere
Sehenzwürdig=
keit bildet zur Zeit die Farngruppe links des Gewächshauſes,
die zahlreiche in= und ausländiſche Farnkräuter enthält. Wir
ſehen hier den Königsfarn (Osmunda regalis), den deutſchen
Straußform in üppigſter Entfaltung, und den übermannshohen
Pennſylvaniſchen Straußfarn. Rechts der Farnabteilung
be=
wundern wir die winterharte Banane (Musabasjor) aus Japan,
die zwar keine eßbaren Früchte hervorbringt, aber als
Blatt=
pflanze höchſt dekoratib wirkt. Auf dem Beet der Heidekräuter
ſteht die wundervolle Andromeda pulverulenda aus den öſtlichen
Vereinigten Staaten mit reizenden weißen Glockenblüten, neben
der die Glockenheide, die weite Strecken der Lüneburger Heide
bedeckt, unſer Auge feſſelt. Auch die Sandflora des Mainzer
Beckens bietet mit dem blau blühenden Lein (Linum perenne),
der gelben Wolfsmilch und dem rot blühenden Geranium
san-
guineum, ein hübſcher Farbenkontraſt. Man muß ſtaunen, wie
der Garten trotz Einſchränkung der Arbeitskräfte ſich in ſo gutem
C. C.
Zuſtand befindet.
Viehbeſitzer geweſen und es noch ſeien. Hiergegen richtete ſich die
neute Klage der Kläger beim Provinzialausſchuß, mit dem An”z uch,
den Beſſunger Viehbeſitzern allgemein die Freiheit von
Deckgebühren nach dem Sinne des Vertrags zuzugeſtehen. Der
Provin=
zialausſchuß wies dieſe Klage als unbegründet ab. Die Klägen ſtützen
ihre Rechte auf § 20 des Eingemeindungsvertrags, über deſſen
Aus=
legung in dieſem Prozeß zwiſchen den Parteien Streit herrſcht.
Im heutigen Termin bittet Geh. Juſtizrat Dr. Jäger, namens der
Kläger der Klage ſtattzugeben und den früheren Stadtverordneten
Meyer, der als Beſſunger bei Abfaſſung des
Eingemeindungsver=
trags und deſſen Vorarbeiten hervorragend tätig geweſen, als Zeugen
hinſichtlich der Auslegung des Vertrags zu hören. Im öffentlichen Recht
tritt die Anſicht, daß in der ganzen Sache der Zuſtand in der Viehhe
tung zur Zeit des Erlaſſes des Polizeibefehls ma=
gebend ſei; er ſchließt ſich im Uebrigen dem Beilingſchen Gutachten a.
Der Antrag geht dahin, der Berufung im Rahmen der Beilingſcha
Ausführungen ſtattzugeben. Urteil: Auf die Berufung des Lehrez
Burger wird das Erkenntnis des
Provinzialausſchu=
ſes (Rheinheſſen) aufgehoben und der Polizeibefehl dahin
abg=
ändert, daß dem Lehrer Burger das Halten von 3 Ziegen, 1 Hahr
und 25 Hühnern geſtattet wird; die Koſten der Vorinſtanz
tr=
gen beide Teile zur Hälfte, die Koſten der Berufungsinſtanz trägt de
Stadt Mainz ganz.
ſeien auch die Beſtimmungen über die ſog. Verträge zu Gunſten Dritter
des Privatrechts anwendbar. Die Stadt beſtreitet die Legitimation der
jetzt auftretenden Kläger zur Klageerhebung. Einen derartigen
all=
gemeinen Stadtverordnetenbeſchluß, wie den vorliegenden, könnten
nicht einzelne Perſonen mit Klagen anſechten. Der
Vertre=
ter des Staatsintereſſes kann ſich weder den Ausführungen
der Kläger noch denen der Beklagten ganz anſchließen. Es handele ſich
um einen öffentlich=rechtlichen Rechtsakt, den man hier als einen Vertrag
bezeichnet habe. Zwei ſelbſtändige Rechtsſubjekte hätten ihren
Charak=
ter verändert. Durch dieſen „Vertrag” ſeien keine privatrechtlichen
An=
ſprüche Dritter erwachſen. Handele es ſich um einen obligatoriſchen
Nechtsſpruch, dann wäre auch Kläger und Berufungskläger vor dem
falſchen Forum aufgetreten. Durch den § 20 des „
Eingemeindungsver=
trags” ſei ein gewiſſer Perſonenkreis von Leiſtungen freigeſtellt. Eine
actio popularis ſtehe nicht jedem Einzelnen gegen einen
Stadtverord=
netenbeſchluß zu. Aber hier handele es ſich um Verletzung ſubjektiver
öffentlicher Rechte. Ein Beſchluß ſei jederzeit anfechtbar, ſobald wieder
eine Erhöhung der Sprunggelder ausgeſprochen werde. Auf den Art.
195 Städteordnung ſeien Kläger nicht zu verweiſen. Zur Durchführung
dieſes öffentlichen ſubjektiven Rechtes ſeien die Verwaltungsgerichte
berufen. Der einzige Grund, der dieſes Recht zum Erlöſchen bringen
8 Verwaltungsgerichtshof. 1. Klage des Gg. Geiger 4. und
Genoſſen in Darmſtadt gegen einen Beſchluß der
Stadtverord=
netenverſammmlung der Stadt Darmſtadt. Die
Ver=
treter der Parteien ſind anweſend. Im Jahre 1919/20 beſchloß die
Stadt, für Benutzung der Decktiere im ſtädtiſchen Faſelſtalle
Deckgebüh=
ren zu erheben. Die Stadtverordneten traten am 5. 8. 1920, dem bei.
Die hiergegen gerichtete Klage der Kläger hatte der Provinzialausſchuß
für begründet erklärt und die Sache nochmals an die Stadtverordneten
zurückverwieſen. Die Stadt hatte nun erneut Gebührenerhebung und
=Grhöhung beſchloſſen, ausgenommen blieben nur die Perſonen, die
am 1. 4. 1888 (Tag der Eingemeindung von Beſſungen in Darmſtadt)
könne, ſeien veränderte wirtſchaftliche Verhältniſſe; aber dieſe
Verhält=
niſſe hätten ſich nicht ſo grundlegend verändert, die Stadt ſei in
gewiſſer Finanzklemme, aber die Inflation ſei doch vorbei. Der
Ver=
trag ſei nicht begrenzt und könne nicht ſo einfach aus der Welt
ge=
ſchafft werden. Der Provinzialausſchuß habe ein ſalomoniſches
Ur=
teil erlaſſen und ſuche ſich, wie geſchehen, aus der Affäre zu ziehen.
Wer in Beſſungen Vieh beſitze ſeifrei von
Leiſtun=
gen für den Faſelſtall. Die Ungültigkeit des
Stadtverordneten=
beſchluſſes wirke für alle Beſſunger Viehhalter. Das Verwaltungs=
gericht ſei zudem an die Anträge der Parteien nicht gebunden. Das
Urteil des Provinzialausſchuſſes vom 17. Januar 1923 ſei deshalb auf=
zuheben und auszuſprechen, daß der
Stadtverordnetenbe=
ſchluß vom Jahre 1922 als den Beſſunger Viehhaltern
gegenüber für unwirkſam zu erklären ſei. Die
Be=
rufung der Kläger, wird durch das Urteil als
unbe=
gründet verworfen. — 2. Klage des Lehrers Burger, in
Mainz gegen einen Polizeibefehl des Oberbürgermeiſters
der Stadt Mainz. Erſchienen: Lehrer Burger und als Vertreter
der Stadt Stadtſyndikus Dr. Schwan. Burger beſchäftigt ſich mit
Kleintierzucht. Ein Polizeibefehl vom 11. Dezember 1922 gebot nach
Klagen der Nachbarſchaft dem Kläger, ſeine Ziegen, Enten und Gänſe
ganz abzuſchaffen und die Tierhaltung auf 1 Hahn und 12 Hühner zu
beſchränken. Auf Klage Burgers entſchied der Provinzialausſchuß, daß
Burger außer 1 Hahn und 12 ausgewachſenen Hühnern auch noch eine
Ziege halten dürfe. In der Verhandlung vor dem Provinzialausſchuß
hat der Gutachter beſonders die Ratten= und Schnakenplage betont.
(In Mainz exiſtiert eine ſtädtiſche Polizeiverordnung über
Kleintier=
haltung.) Burger hat gegen das Erkenntnis des Provinzialausſchuſſes
Berufung eingelegt. In der Sache hat ſich nun Obermedizinalrat
Bei=
lung als Obergutachter geäußert, der dem Burger 1 Hahn, 25 Hühner
und 2 Ziegen zubilligen möchte. Der Vertreter des Staatsintereſſes
regt vergleichsweiſe Erledigung an. Lehrer Burger erklärt, nach
Beſſe=
rung der Ernährungslage die Kleintierzucht abgeſchafft zu haben. Bei
einem Vergleich käme die Koſtenfrage weſentlich in Betracht. Lehrer
Burger will den Polizeibefehl ganz beſeitigt wiſſen, er könne gut drei
Ziegen und 25 Hühner halten. Der Vertreter des Staatsintereſſes ver=
Provinzialtag.
Bei Eröffnung der Sitzung um 101 Uhr ſind 46 Abgeordnete
a=
weſend, die Verſammlung iſt mithin beſchlußfähig. Der
Provinzialau=
ſchuß iſt bereit, Mitglied der Kommunal=Landesbank zu werden, da die
Kredite, unter verhältnismäßig günſtigen Bedingungen zur Verfügung ſtel
und demnächſt mit der Heſſiſchen Landesbank verſchmolzen werden ſol
Auch der jetzt für das Rechnungsjahr 1924 aufgeſtellte Voran
ſchlag für Einnahme und Ausgabe der Provinzialkaſſe für die Pro
vinz Starkenburg iſt ein treues Spiegelbild der Wirtſchaftslage, und 6
hätte nicht noch der Verſicherung bedurft, daß er mit äußerſter Sparſap
keit aufgeſtellt ſei.
Der Voranſchlag, der mit 643 343 Mk. 30 Pfg. in Einnahme un
Ausgabe balanciert, ſieht an Ueberweiſungen von Anteilen an den
Reich=
ſteuern in Einnahmen vor: an Einkommen= und Körperſchaftsſteug
175 700 Mk., an Kraftfahrzeugſteuer 250 000 Mk., an Umſatzſteuer 400
Mark. An Provinzialumlagen ſind 178 000 Mk. in Einnahme, 36 50
Mark in Ausgabe geſtellt. Ein drückendes Kapitel ſind „Bau und Unten
haltung der Kreisſtraßen” (für Neubau 50 000 Mk. in Ausgabe, 3000
Mk. in Einnahme, an Unterhaltung 380 058 Mk., an Kleinpflaſteranlage,
19 950 Mk.) . Beiträge für landwirtſchaftliche Zwecke ſind mit 4500 M1
in Ausgabe ausgewieſen, ſolche für Zwecke der öffentlichen Geſundheit.
pflege mit 6000 Mk. Für Wohlfahrtspflege und Wohlfahrtseinrichtur
gen ſtehen 19 167 Mk., für die Provinzialpflegeanſtalt in Eberſtadt 40ℳ
Mk., für Induſtrie, Handel und Verkehrsweſen 5000 Mk. in Ausgale
an Reſervefonds in Ausgabe 45 094 Mk. 30 Pfg., an Betriebskapit=
10 000 Mark.
Zu Bau und Unterhaltung der Kreisſtraßen ſind nur größere Hf
ſtellungen und Ortsdurchfahrten in den Kreiſen Erbach und Offenb a
vorgeſehen: Das Kleinpflaſter in der Ortsdurchfahrt Erbach beding
42800 Mk. Geſamtbaukoſten, dasienige in Michelſtadt 11 200 Mk., de
Erbacher Straße 16 600 Mk., die Ortsdurchfahrt in Höchſt 4400 Mk. un
das Kleinpflaſter auf der Mümlingbrücke in Höchſt 1600 Mk. Die
Her=
ſtellung eines Fußgängerverkehrweges über das Mainſtauwerk bei Klein
Krotzenburg erfordert 800 Mk., die auf die Provinz entfallen.
Nach einer teilweiſe ſehr lebhaften Generaldebatte über die unbe
dingt aufzutreibenden Provinzialſteuern überzeugte Herr Provinzial
direktor Beſt die Anweſenden von der ſichereen Behandlung dieſe
Fragen im Voranſchlag des Provinzialausſchuſſes. Bei der Beratun
über das Ausgabenbudget werden beſonders ausführliche Erörterunge,
üer den Bau und die Unterhaltung von Kreisſtraßen angeſtellt.
Die Sitzung beſchließt, der heſſiſchen Regierung folgende Anträg
vorzulegen:
1. Das volle Erträgnis der Kraftfahrzeugſteuer ſoll der Probin
und den Gemeinden zur Unterhaltung der Kunſtſtraßen zufließen. (Da
Reich ſoll alſo keinen Anteil mehr an dieſen Steuereinkünften haben,
2. Die Gemarkungen ſelbſtändiger Grundbeſitzer ſollen zur Em
laſtung der übrigen land= und forſtwirtſchaftlichen Betriebe höher Le
laſtet werden.
3— Die Gemeinden Heppenheim und Viernheim ſollen an das
Wirtſchaftsgebiet angeſchlofſen werden.
4. Zur beſſeren Wahrung der Sonntagsruhe der Verkehrsſtraßer
bewohner ſoll für die Vergnügungsfahrten mit Automobilen an
Son=
tagen eine beſondere Kartenſteuer eingeführt werden.
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Leichtathletik.
Meiſterſchaften der Techniſchen Hochſchule.
Am Samstag nachmittag wurden auf dem Hochſchulplatz die
Meiſterſchaften der Techniſchen Hochſchule ausgetragen. Die
in=
tereſſanten Kämpfe zeitigten folgende Ergebniſſe:
100=Meter=Lauf: 1. Braun, ASC., 11.8: 2. Hauge,
ASC., 12.0: 3. Schultheiß, Chattia, 12.4.
Hochſprung: 1. Beck, ASC., 1.62,5 Meter; 2.
Hein=
richs, ASC., 1.62,5 Meter; 3. Allwohn, ASC., 1.58,5 Meter.
3. 1500=Meter=Lauf: 1. Vaage, ASC., 4.44 Min.;
2. Fiſchmann, 4.46.2 Min.; 3. Opadſchy, 100 Meter zurück.
Kugelſtoßen: 1. Beck, ASC., 9.90 Meter; 2. Heinrichs,
ASC., 9.43 Meter; 3. Allwohn, ASC., 9.39 Meter.
Schwedenſtaffel: 1. Norweg.=Klub 2.15,2 Meter;
2. Rheno=Gueſtf. 2.23 Meter; 3. Allemannia ½ Meter zurück;
Diskuswerfen: 1. Zogbaum, Ghibel., 33.65 Meter;
2. Ebſen, ASC., 27.90 Meter; 3. Knippenberg, Ghibel, 26.28
Meter.
Weitſprung: 1. Beck, ASC., 5.92 Meter; 2. Hauge,
ASC., 5.51 Meter; 3. Berlé, ASC., 5.27 Meter.
5000=Meter=Lauf: 1. Ebſen, ASC., 18,03 Min.,
2. Letzerich, Ghib., 100 Meter zurück: 3. Geiſe, Herm. ASC.,
170 Meter zurück.
Speerwerfen: 1. Waage, ASC., 45,35 Meter; 2. Beck,
XSC., 42,23 Meter; 3. Holzgrefe, ASC., 38,95 Meter.
400 Meter Vorgabelauf: 1. Braun, ASC., 52.8
Sek. (Mal); 2. Kiſſel, ASC., 53.4 Sek. (23 Meter Vorgabe);
9. Hauge, ASC., 54.0 (Mal).
20X½ Rundenſtaffel: 1. ASC., 8.36.5 Min.;
2. Deutſche Burſchenſch., 8.40.3 Min.; 3. Akad. Turn.=Bund,
8) Meter zurück. (ASC., außer Konkurrenz, gibt 120 Meter
Vorgabe.)
Tauziehen f. Korpor. Norweger=Klub — ASC.
en=
bet unentſchieden.
Vierkampf: 1. Beck, ASC., 163 Punkte; 2. Holzgrefe,
ASC., 118 Punkte; 3. Treutſchel, Ghib., 116 Punkte.
Neue Weltrekorde.
Bei den hier abgehaltenen nationalen Wettkämpfen ſchlug
Turmi (Finnland) die bisherigen Weltrekorde im Schnellauf
über 1500 und 5000 Meter in der Zeit von 3 Minuten 52.6
Se=
kanden, bzw. 14 Minuten 28,2 Sekunden.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt 98 — V.f.L. Neckarau, 3:1 (1:0).
Einen würdigen Abſchluß fand die Sportwoche des
Sport=
vreins durch ſeinen Sieg über Neckarau. Durch das Ausfallen
zweier der beſten Leute war der Fußballausſchuß vor eine ſchwere
Murfgabe geſtellt. Doch aus der 2:4 Niederlage vom letzten
Sonn=
togg hatte er ſeine Lehren gezogen und eine
Mannſchaftsaufſtel=
ſung herausgebracht, die nach jeder Richtung hin befriedigen
komnte. Die Mannſchaft ſtand:
Motorſport.
Das vorläufige Ergebnis der 24=Stundenfahrt im Taunus.
Insgeſamt legten von 59 Fahrern 42 Fahrer die Dauer=
Prüfungsfahrt, über die wir noch eingehend berichten werden,
wenn die endgültigen Ergebniſſe vorliegen, mit und ohne
Straf=
punkte zurück. Jeder Fahrer, der die Fahrt ſtrafpunktfrei erledigt
hat, erhält eine goldene, wer ſie mit Strafpunkten beendet hat,
eine ſilberne Plakette,
Die Namen der 38 Fahrer, die ſtrafpunktfrei gefahren ſein
ſollen, ſind folgende:
Klaſſe A bis 6 PS:
G. Hartlieb=Ober=Ramſtadt (Falcon); W. Reuboldt=
Frank=
furt (Dixi); A. Köllner=Frankfurt (Dixi); M. Link=Frankfurt
(N. S.1.); K. Jörns=Rüſſelsheim (Opel); H. von Opel=
Rüſſels=
heim (Opel); A. Hölzer=Frankfurt (B.A.W.); H. Franken=
Ans=
bach (Faun); O. Glöckler=Frankfurt (N. S.U.); F. Sternſchulte=
Frankfurt (Falcon); Otto Kleier (Falcon).
Klaſſe Bbis 8 PS.
Phil. Kellner=Frankfurt (N. S.1.); H. Kalinowski=Oberurſel
(Selve); Frau Siebel=Frankfurt (Simſon); Fr. Raſche=Frankfurt
(Dürkopp); P. Gruber=Frankfurt (N. S.U.); W. Glöckler=
Frank=
furt (N. S.U.); W. Wendel=Frankfurt (N. S.1.); Birk=Mannheim
(Rabag=Bugatti); G. Weckerle=Frankfurt (Mercedes).
Klaſſe Dbis 10 PS.
H. Folville=Frankfurt (Lancia); L. Fordovan=Frankfurt
(Stoewer); Frau Folville=Frankfurt (Lancia); A. Levy=Frankfurt
(Lancia); O. Reif=Suhl (Simſon); W. Giſchel=Frankfurt (Preſto);
Klaſſe Ebis 16 PS.
R. Schultze=Steprath=Bad=Homburg (Benz); W. Cleer=
Frankfurt (Stoewer); Stauß=Frankfurt (Stoewer); R.
Schön=
knecht=Frankfurt (Steyr).
Klaſſe Fbis 22 PS.
Schmitt de Giorgi=Frankfurt (Adler); Schobinger=
Friedrichs=
hafen (Maybach); Leiſer=Hamburg (Maybach); O. Hoffmann=
Leipzig (Maybach); Zwick=Friedrichshafen (Maybach); P.
Schaurte=München (Maybach).
Klafſe Güber 22 PS.
W. Hof=Frankfurt (Mercedes); Woelcke=Frankfurt (Maybach).
Tennis.
Trinkaus
Laumann
Stephan
Jakoby Bärenz Fiſcher W.
Heß Müllmerſtadt Becker Takach Frick.
J2—rch die Rücknahme von Bärenz als Mittelläufer und das
Vor=
vichen von Takach auf Halblinks hatte die Mannſchaft eine
weſent=
ſiche Verſtärkung erhalten. Das Stellungs= und Zuſpiel von
kärenz war ganz hervorragend. Auch wurde es von ſeinen
Amßenläufern ſehr gut unterſtützt. Daß Jakoby trotz ſeiner
Schwere einen ſolch guten Läufer abgeben würde, hätte wohl
tiemand erwartet. Auch war man von dem für den verletzten
Mahr eingeſtellten Fiſcher angenehm enttäuſcht. Er hat allen
Schwarzſehern bewieſen, daß er, wenn es gilt, immer noch ſeinen
Mann ſtellt. Im Sturm klappte auch alles ganz gut. Frick
orinte ſeit langem wieder mal vollauf befriedigen, die drei
Innen=
ente verſtanden ſich ſehr gut, nur Heß war der Rabe der
Mann=
chaft. Wir wollen trotzdem nicht verhehlen, daß er in der
zwei=
en Hälfte doch noch genügen konnte. Die beiden Verteidiger
üldeten das Rückgrat der Mannſchaft. Ihnen wurde von den
Zaſchauern wiederholt beſonderer Beifall gezollt. Trinkaus als
Erſatz konnte befriedigen. Er hat ein gutes Stellungsſpiel, nur
naß er noch beſſer fangen lernen; das heißt, den Ball halten,
Herdings hatte er in der Liggerſatz wenig Gelegenheit, ſein
Kön=
ven zu vervollkommnen, da dort ſolche Saftſchüſſe doch nicht auf
eimt Heiligtum kommen. Im Ganzen bot Sportverein die
beſ=
ere Leiſtung und hat verdient gewonnen. Neckaraus Mannſchaft
agte der Raſenplatz nicht ſonderlich zu. Sie bewieſen, daß ſie
pielen können. Gutes Ballſtoppen und Schnelligkeit nennt jeder
eint eigen. Ganz hervorragend Brucker im Tor, dem die
Mann=
chaft zu verdanken hat, daß die Niederlage nicht höher ausfiel.
zum Spiel ſelbſt: Sportverein wählt den Wind im Rücken,
Veckarqu ſtößt an. Schon in den erſten Sekunden erzwingt
7 ckarqu 2 Ecken; die erſte wird übergeköpft, die zweite weit ins
Felld befördert. Takach nimmt den Ball auf, doch außer einer
scke, die nichts einbringt, iſt vorläufig nichts Zählbares zu
ver=
sichnen. Auf und ab wogt der Kampf; man merkt, jede Partei
oill von vornherein den Sieg ſicherſtellen. Da, in der 17. Minute,
rhält Müllmerſtadt den Ball, überläuft den herausgelaufenen
korwächter und ſein Schuß landet im Netz. Darmſtadt,
ange=
eu ert durch den Erfolg, will den Vorſprung vergrößern und liegt
n der Folgezeit meiſtens im Angriff. Becker läuft ſich auf
Rechts=
ußen ſchön frei, doch ſeine Flanke wird von Takach verpaßt.
Fräck kommt in ausſichtsreicher Stellung zum Schuß, doch nur eine
icke, die nach Geplänkel im Aus endet, iſt die Ausbeute. Bis
ur Halbzeit erzielen beide Parteien je noch eine Ecke, die nicht
eiwertet werden. Nach Wiederanſtoß will Neckarau mit aller
Nacht den Ausgleich erzwingen, doch es kommt anders. In der
Minute legt Müllmerſtadt wunderſchön an Takach vor, der
um zweiten Tor einſendet. Kurz darauf ſpielt ſich Becker bis
um Strafraum ſchön durch, doch wird geworfen. Den gegebenen
ilſer verwandelt Stephan mit Saftſchuß zum dritten Treffer,
mmit den Sieg ſicherſtellend. Im weiteren Verlauf verhilft
Stephan Neckarau zur vierten Ecke, die ins Feld befördert wird.
kun kommt Neckarau zu ſeinem Ehrentor, an dem der ſonſt gute
atmann nicht ganz ſchuldlos iſt. Einen toten Ball, der für
en Torwächter ſein ſollte, köpft Laumann dem gegneriſchen
ſhirmer vor die Füße, der unhaltbar einſendet. Durch dieſen
rfolg angeſpornt, verſucht Neckarau mit allen Mitteln
aufzu=
olen. Zu wiederholten Malen war Trinkaus im Darmſtädter
ſor Prellbock ihres unſportlichen Draufgängertums. Neckarau
üwingt noch drei Eckbälle, Darmſtadt deren zwei, die teils
hin=
er dem Tor landen, teils durch die beiderſeitigen guten
Vertei=
ſigringen abgewehrt werden. An dem Ergebnis ſollte bis Schluß
ichts mehr geändert werden. Nach Schluß beglückwünſchten die
teckarauer Spieler die ſiegreiche Mannſchaft, eine ſportliche Tat,
ſie ſie, ob ihres ſehr ſcharfen Spieles, mit den Zuſchauern
wie=
er ausſöhnte.
Ergebniſſe.
Helvetia Frankfurt—Eintracht Frankfurt 1:3,
F.=Sp.=V. Frankfurt-—V. f. R. Frankfurt 3:2,
Kickers Offenbach—Olympia Frankfurt 0:3,
Kickers Viktoria Mülheim—Union Niederrad 2:2.
(Entſcheidungsſpiel um die Kreisligameiſterſchaft im
Süd=
ſigäinkreis. „Union” iſt Meiſter.),
Schluß des Breslauer Tennisturniers.
Das 18. Breslauer Turnier iſt zu Ende. Im Herren=
Einzel=
ſpiel um die Meiſterſchaft von Breslau landete der Ungar von
Kehrling einen neuen leichten Erfolg über Kreuzer, der 6:4, 6:1,
6:3 die Segel ſtreichen mußte. Das Damen=Einzelſpiel um die
Meiſterſchaft von Breslau fiel erwartungsgemäß an Frl.
Fried=
leben, die Frl. Heimann 6:2, 6:0 bezwang. Zum Herren=
Doppel=
ſpiel traten v. Kehrling-Kreuzer und Rahe-Breuer an. Die
erſteren gewannen 2:6, 6:1, 6:2. Das gem. Doppelſpiel ſah Frl.
Heimann-Kreuzer in der Vorſchlußrunde mit 6:4, 2:6, 6:4 über
Fr. Petery—v. Kehrling ſiegreich. In der Endrunde trafen ſie
auf Fr. Friedleben—Rahe, die durch das glänzende Spiel der
deutſchen Meiſterin 6:4, 6:4 die Oberhand behielten.
Schweizer Meiſterſchaften.
Die Schweizer Tennismeiſterſchaften kamen in Montreux in
Ab=
weſenheit der beſten ſchweizeriſchen Spieler Aeſchlimann, C. Martin und
Ehepaar Sautter, die die Schweiz im Davis=Pokalſpiel gegen die
Tſchecho=
ſlowakei in Prag vertraten, zur Entſcheidung, und brachten nachſtehende
Ergebniſſe: Herren: Debran-Peloux 6:1, 4:6, 3:6, 6:1, 6:2. Damen:
Frl. Pavot—Frl. Biſchhauſen 2:6, 6:4, 6:3. Herren=Doppelſpiel:
Pe=
loux—Debran ſchlagen Turettini—Raiſin 6:3, 3:6, 6:3, 6:2. Gemiſchtes
Doppelſpiel: de Graffenried—Frl. Biſchhauſen ſchlagen Jenny—Frl.
Truſſel 6:1, 6:2.
Waſſerſport.
Deutſche Kanumeiſterſchaften in Hamburg.
Die am 19. und 20. Juli auf der Außenalſter in Hamburg zugleich
mit dem deutſchen Kanutag 1924 ſtattfindenden nationalen,
internatio=
nalen und Meiſterſchaftswettfahrten gelangen jetzt durch den deutſchen
Kanuverband zur Ausſchreibung. Am 19. Juli ſind 14 und am 20. Juli
16 Rennen vorgeſehen, darunter die Meiſterſchaften im
Einer=
kanadier, Einerkajak, Doppelkanadier und Doppelkajak. Die große
Hamburger Kanuwoche ſieht weiterhin am 21 Juli eine nationale Kanu=
Segelwettfahrt und am 22. Juli eine internationale Kanu=
Segelwett=
fahrt vor. Am 25. und 26. Juli finden in Travemünde nationale und
internationale Langſtreckenwettfahrten ſtatt, darunter die Langſtrecken=
Meiſterſchaften über 25 Kilometer im Doppelkajak, Einerkajak,
Doppel=
kanadier, Faltboot=Einer und Faltboot=Zweier.
Deutſchland gegen Oeſterreich und Ungarn.
Dem Länderkampf im Waſſerballſpiel zwiſchen den
Auswahlmann=
ſchaften von Ungarn und Deutſchland am 19. Auguſt in Budapeſt dürfte
vier Tage vorher, am 15. Auguſt, in Wien ein Treffen Oeſterreich—
Deutſchland voraufgehen, da der Verband Oeſterreichiſcher
Schwimm=
vereine die Gelegenheit dur Durchreiſe der deutſchen Vertreter nicht
un=
ausgenutzt vorübergehen laſſen will.
Boxen.
Harry Perſſon ſchlägt George Cook.
(Eig. Bericht.) Der mit großer Spannung erwartete Kampf der
Schwergewichts=Boxmeiſter von Schweden und Auſtralien, Harry Perſſon
und George Cook, kam vor überfülltem Hauſe in Stockholm über 15
Run=
den mit 4 Unzen Handſchuhen und harten Bandagen zur Entſcheidung.
Beide lieferten ſich einen erbitterten, vollſtändig ausgeglichenen Kampf.
Cook zeigte blendende Technik im Nahkampf, während, der ſchwediſche
Meiſter infolge ſeiner größeren Reichweite den Diſtanzkampf bevorzugte.
In den beiden letzten Runden legte der durchweg im Angriff befindliche
Perſſon ein ſehr ſcharfes Tempo vor. Der däniſche Ringrichter Malle
Jacobſen ſprach Perſſon den Sieg nach Punkten zu. Cook legte Proteſt
gegen das Urteil ein und forderte Perſſon zu einem Revanchekampf
heraus, den dieſer ſofort annahm. — Perſſons Trainingspartner, der
Deutſche Hermann Kröger, trat am ſelben Abend gegen den norwegiſchen
Halbſchwergewichtsmeiſter Johanny Eſpen an. Der vollſtändig
ausge=
glichene Kampf wurde in der 7. Runde vom Ringrichter zugunſten von
Eſpen abgebrochen, nachdem Kröger in der vorhergehenden Runde eine
ſtark blutende Kopfverletzung davongetragen hatte. — Der Kampf um
die ſchwediſche Mittelgewichtsmeiſterſchaft zwiſchen Martin Tancred und
Guſtav Olander wurde in der 5. Runde zugunſten von Tancred vom
Ringrichter geſtopt. — Die Federgewichtsmeiſterſchaft holte ſich Kviſt
gegen Hjalmar Tancred nach Punkten.
Radſport.
Rennen in Frankfurt.
Städtekampf Berlin=Köln=Frankfurt:
1.
Köln 9 P.; 2. Frankfurt 12 P.; 3. Berlin 15 P.
Ermunterungsfahren, 1200 Meter: 1. Pantle (
Wan=
derluſt Bockenheim); 2. Loeven (Germania=Frankfurt).
Alte Herren= Vorgabefahren, über 1200 Meter:
1. Krieger (Quartett Frankfurt); 2. Moeſer (Germania Frankf.).
Punktfahren über 5 Km.: 1. K. Rauch (All Right Köln);
2. Leisler (Frankfurter S. C.); 3. Walkenhorſt (Darmſtadt).
Preis vom Rhein, Zweiſtunden=Mannſchaftsfahren nach
Sechstageart: 1. Gebr. Krewer (Cöln); 2. Rauch=Hauf (Cöln);
Loeven=Fritſchle (Frankfurt),
Sportverein Darmſtadt 1898—Mannheim=Waldhof 11:1.
Die Sportbrüder aus Mannheim=Waldhof ſind nicht ſo flink
„bei der Hand” wie „bei Fuß” (mit dem Ball natürlich!).
Sport=
dereins Handballer wetzten die Sonntagsſcharte, die von
Frank=
furter Poliziſten geſchlagen wurde, kräftig aus und ſpielten
immer überlegen.
Die Aufſtellung der Einheimiſchen war:
Eiſinger
Meier Galm
Juda Götz Kadel
Piefke Fiſcher Jans Reuter Penzel.
Darmſtadt findet ſich auf dem glatten Raſen des Stadions
beſſer zurecht, obwohl der Gegner körperlich ebenſo ſtark iſt; doch
der Mannheimer Sandboden verwöhnt, und ſelbſt verzweifelte
Abſeitsrufe der Waldhöfer können den guten Schiedsrichter
Dr. Grünewald nicht verhindern, in regelmäßigen Abſtänden
Darmſtadts erfolgreiche Torſchüſſe anzuerkennen. Eiſinger mußte
nur einmal den Ball rutſchen laſſen, um die eifrige Arbeit des
Waldhöfer Mittelſtürmers zu belohnen. Meier und Galm
ar=
beiteten in der zweiten Halbzeit ruhig und nützlich, die Läufer
waren gut, der Sturm fleißig, das Publikum freudig angeregt.
Am Samstag ſchon findet das Rückſpiel in Mannheim=
Waldhof ſtatt. Heil und Sieg!
Hada.
Turnen.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875.
(30 Jahre erfolgreicher Turner.)
Bei dem am nächſten Sonntag in Ober=Ramſtadt
ſtattfin=
denden Gauturnfeſt des Main=Rheingaues beteiligt ſich die
Turngeſellſchaft in den verſchiedenſten Wettkämpfen. In der
Oberſtufe beteiligt ſich Turner Philipp Schneider, der an dieſem
Tage 30 Jahre ununterbrochen Wetturner iſt und dem es
ver=
gönnt war, in ſeiner turneriſchen Tätigkeit manchen Sieg
ſo=
wohl im Gau und Kreis, als auch auf deutſchen Turnfeſten,
letztmalig in München v. J., davonzutragen. „Gut Heil” dem
wackeren Kämpen! Die Abfahrt der Wetturner erfolgt
Sams=
tag, den 28. Juni, nachmittags 4.50 Uhr ab Oſtbahnhof.
Wett=
turner, deren Anweſenheit Samstags nicht erforderlich iſt,
be=
nutzen den Frühzug Sonntags, damit ſie pünktlich 6½ Uhr zum
Wetturnen antreten können. Teilnehmer zum Feſtzug am
Sonn=
tag müſſen bis 1 Uhr in Ober=Ramſtadt eingetroffen ſein.
Stand=
quartier des Vereins daſelbſt „Gaſthaus zum grünen Laub”
Adlergaſſe. Am Feſtzuge nehmen nur ſolche in Turnkleidung
teil, und bitten wir, ſich zahlreich zu beteiligen,
Pferdeſport.
Achtes Reit= und Fahrturnier in Friedberg.
Der Wetterauer Reiterverein in Friedberg veranſtaltet am
6. Juli ſein achtes Reit= und Fahrturnier. Ueber 100
Meldun=
gen ſind bereits eingegangen. Das reichhaltige Programm
bie=
tet Landwirt wie Sportsmann viel Anregung. Das beſte
Pferde=
material aus Heſſen und Heſſen=Naſſau wird vertreten ſein. Für
ſelbſtgezogene Pferde ſind Sonderpreiſe vorgeſehen. Wertvolle
Preiſe der Stadt Friedberg, von Freunden und Gönnern des
Vereins ſtehen zur Verfügung. Der Verein erhofft auch in
die=
ſem Jahre einen guten Erfolg der Veranſtaltung.
Pferderennen zu Magdeburg.
Elbe=Preis 2000 Mark, 1350 Meter: 1. Popps
Ziva=
tar 2. (Urban), 2. Tſcherkeſſin, 3. Treue Wacht. 111:10: 32, 56,
27:10. Ferner: Centrifugal, Chriſta, Superba, Rodvonda,
Sy=
dow, Mumpitz, Heliade, Fechterin, Staffelei, Ruhr, Morgentau.
— Althaldenslebener Jagdrennen, 2700 Mark, 3200
Meter: 1. Gottſchalks Feirefis (Kukulies), 2. Simona, 3. Fata
Morgana. 13:10; 11, 11, 12:10. Ferner: Herzlieſel,
Propul=
ſor, Heldenſohn, Anarchiſt 2. — Preis von Weil, 2700 Mark,
1600 Meter: 1. v. Opels Wetterhexe (Koſina), 2. Cſardas Barou,
3. Stigmaria. 30:10; 15, 31, 17:10. Ferner: Hafis, Gandolfo,
Labrador, Atiella, La Mara, Staatskerl, Saloniki, Peru. —
Preis von Altefeld, 2700 Mark, 2000 Meter: 1.
Ruſto=
meyers Abenteurer (H. Brown), 2. Primo, 3. Hiltrud. 14:10;
14, 42, 21:10. Ferner Fahneneid, Narr, Sternberg, Marmares,
— Preis von Wernigerode. 4000 Mark, 4000 Meter;
1. Mettes Baltazar (Gröſchol), 2. Terz, 3. Sambur. 20:10; 21,
36:10. Ferner: Etzel, Murtchen, Madonna. — Hannibal=
Rennen, 2700 Mark, 1600 Meter: 1. Lewins Obhut (Oleinik),
2. Habakuk, 3. Finſteraarhorn. 26:10; 13, 14:10. Ferner:
Ro=
ſenkelch, Liebesgedanke, Fontamora. — Jugend=Rennen
2000 Mark, 1000 Meter: 1. v. Mackenſens Morgenpracht (Kaſpar),
2. Kurfürſt, 3. Mutwillig. 41:10; 21, 17, 63:10. Ferner:
Gel=
lert, Eulalia, Sportwelt, Orma, Heiduck.
Zum deutſchen Derby.
Am 29. Juni iſt wieder einmal der Zeitpunkt herangerückt,
wo die Dreijährigen vor der bedeutendſten Prüfung ihres
Le=
bens ſtehen. Eine genaue Startliſte läßt ſich vorläufig nicht
auf=
ſtellen, da die letzten Dispoſitionen erſt am Platz ſelbſt getroffen
werden. So viel ſteht jedenfalls feſt, daß ſich ein ſtattliches Feld
am 2400=Meter=Start verſammeln wird. Nach den bisherigen
Dispoſitionen beabſichtigt das Geſtüt Weil Hornbori (G. Janek),
Bafur (Tarras) und Kili (Zachmeier) zu ſatteln, der Stall
Wein=
berg ſtützt ſich vorausſichtlich auf Oſtrea (O. Schmidt), die als
Begleitpferd Palamedes (X) mitbekommt. Frhr. S. A. v.
Op=
penheim will Monfalce (Raſtenberger) beſtimmt laufen laſſen,
das Hauptgeſtüt Altefeld hält Lüderbach (H. Brown) in
Bereit=
ſchaft. Die Liſte der Derbykandidaten vervollſtändigen:
Fal=
ſum (Pretzner), Hannar (X), Wippize (Jentzſch), Grenzſchutz
(Ackermann), Sternklar (Kühl), Anmarſch (Torke) und vielleicht
Kardinal II (Huguenin). — Im Großen Hanſa=Preis, der am
kommenden Sonntag über 2200 Meter gelaufen wird, gelten
fol=
gende Pferde als Starter: Augias, 65 Kilo (O. Schmidt),
Haus=
freund 60 (Fabel), Staffelſtab 60 (Olejnik), Eigilbert 60
(Jentzſch), Fundin 55½ (Blume), Bafur 54 (Tarras),
Grenz=
ſchutz 51 (Ackermann), Moloch 51 (Raſtenberger), Kili 48 (
Tar=
ras), Precocious 48½ oder Sternklar 48 (Huguenin).
Rudern.
Koblenzer Regatta.
Verbands=Vierer: 1. Mainzer Rg. 6:36.6; 2.
Ka=
ſteler Rg. 6:42.8; 3. Rhenania=Koblenz 6:46.4. Junioren=
Einer: 1. Koblenzer Rg. 1921 (Kröll) 7:26; 2. Rg. Worms
7:30.4; 3. Neuwieder Rg. (:36.4. Junior=Vierer: 1.
Mül=
heimer Wſpv. Köln=Mülheim 6:49.,6; 2. Rv. Zell 6:49.8; 3. Rg.
Wiesbaden=Biebrich 6:59. Jungmann=Achter: 1.
Worm=
ſer Rv. 6:09; 2. Mainzer Rv. 6:10.8; 3. Kölner Rg. 1891 6:17;
4. Rhenania=Koblenz 6:25. Doppel=Zweier o. St.: Wſpv.
Mülheim Alleinfahrt. — Vierer o. St.: 1. Rhenania=Koblenz:
6:30; 2. Ruderriede Eſſen 6:35.8; 3. Kölner Kl. f. Wſp. 6:43.4;
4. Kölner Rv. 1877 6:47. Anfänger=Vierer: 1. Rhenania=
Koblenz 7:02; Mülheimer Wſpv. Köln=Mülheim 7:07; 3.
Ger=
mania=Boppard 7:22.4. Mittelrhein=Vierer: 1.
Rhe=
nania=Koblenz 6:43; 2. Kaſteler Rg. 6:44,6; 3. Wormſer Rv.
6:59.6: 4. Neuwieder Rg. 7:03.6. Verbands=Jungmann=
Vierer: 1. Koblenzer Ng. 6:45.8: 2. Rhenania=Koblenz
6:48,6; 3. Rv. Ems 7:02. Leichtgewichts=Vierer:
1. Kaſteler Rg. 6:40.8; 2. Rg. Koſtheim 6:44,4; 3. Rv. Ems
7:14.8; 4. Neuwieder Rg. 7:21.6. Verbands=Vierer:
1. Kaſteler Rg. 5:58,8; 2. Rhenania=Koblenz 6:00.8; 3.
Main=
zer Rg. 6:04.
Seite 6.
m. Griesheim, 20. Juni. Gemeinderatsbericht. Die
Pachtpreiſe für die Grundſtücke für das Pachtjahr 1924 wurden auf die
Friedensſätze feſtgeſetzt. — Den früheren Gemeindebedienſteten:
Nacht=
ſchutzmann Klippel, Totengräber Loos und Friedhofswärter Heinrich
Reinheimer 1. Wwe., die in der Fürſorgekaſſe nicht verſichert waren,
wurde ab 1. April d. Js. je ein monatliches Ruhegehalt von 30 Mk.
aus der Gemeindekaſſe bewilligt. — Die ſeitens der Gemeinde von Phil.
Ollweiler 2., Heinrich Stier 2. und Kaſpar Knecht wieder
zurückerwor=
benen Bauplätze an der Sterngaſſe werden zum Preiſe von 1 Mark je
Quadratmeter an Franz Knecht, Friedrich Schupp 11. und Johannes
Zugſchwerdt weiterveräußert, — Der Antrag des
Gendarmerieoberwacht=
meiſters Bambey um Ueberlaſſung des Geländes hinter der Straßenbahn
zu Bauzwecken wurde abgelehnt, da das Gelände möglicherweiſe von der
Gemeinde ſelbſt benötigt wird. — Die Gemeindewage, die ſich zur Zeit
auf dem Privatgelände des Gaſtwirts Peter Gerhard 8. befindet, muß
daſelbſt entfernt werden, da Gerhard das Gelände zur Errichtung einer
Toreinfahrt benötigt. Die Aufſtellung der Wage ſoll nunmehr in der
Gemeindehofreite (früher „Weißes Roß”) erfolgen. — Metzgermeiſter
und Kolonialwarenhändler Wilhelm Baumgärtner wird mit Rückſicht
auf die von ihm geplanten baulichen Veränderungen ein neben ſeiner
Hofreite liegender gemeinheitlicher Geländeſtreifen zum Preiſe von 40
Mark käuflich überlaſſen. Die geſamten entſtehenden Koſten der
Ueber=
eignung hat Baumgärtner zu tragen. — Dem Johannes Zugſchwerdt,
Philipp Göbel 5. und Jakob Göbel 4, werden zur Errichtung von
Wohn=
häuſern je ein Baukoſtenzuſchuß von 1000 Gmk. gemäß den
Beſtimmun=
gen über die Förderung des Wohnungsbaues bewilligt. — Von ſeiten
des Kreisamts Groß=Gerau war der Beitritt der Gemeinde zu einem zu
gründenden Zweckverband zur Förderung der Wohnbautätigkeit angeregt
worden. Da der Gemeinderat hierin einen Vorteil für die Gemeinde
nicht erblickt, hat er die Mitgliedſchaft abgelehnt. — Das Geſuch der
Anwohner der Gehaborner Straße um Verſehung eines Fußſteiges mit
Randſteinen wurde bis zur Beratung des 1924er Voranſchlags
zurück=
geſtellt. — Die Herſtellung eines Grabens um die Fohlenweide wurde
dem Heinrich Fiſcher 4. und Valentin Rühl 3. zum Angebotspreis
über=
tragen, und zwar für Los T 40 Pfg. pro laufender Meter und Los II
zu 70 Pfg. pro laufender Meter. — Dem Richard Kienzle wurde die
Genehmigung zur teilweiſen Ueberbauung ſeines Vorgartengeländes in
der Beſſunger Straße am Uebungsplatz nach den vorliegenden Plänen
erteilt. — Die jährliche Vergütung des Gemeindekontrolleurs wurde auf
240 Mk. feſtgeſetzt. — Die Vergütung des Gemeinderats Feldmann für
Beaufſichtigung des Faſelviehs wurde ab 1. April d. Js. auf 50 Mark
pro Jahr feſtgeſetzt. — Das Geſuch des Kleintierzuchtvereins um
Ge=
nehmigung eines Gemeindedarlehens von 900 Gmk. zur Anſchaffung von
Ausſtellungskäfigen wurde mit Rückſicht auf die ungünſtige finanzielle
Lage der Gemeinde abgelehnt. — Zur Mahnung der Gemeindegefälle,
die ſeither durch Bekanntmachungen in den Blättern erfolgt iſt, wurde
die ſofortige Wiedereinführung des Mahnzettels beſchloſſen. Die
Ge=
bühr pro Mahnzettel ſoll 10 Pfg. betragen. — Die Erhebung der Steuer
eines Geldentwertungsausgleichs bei Holzverkäufen wurde abgelehnt.
— An den beiden Straßenenden „Am Wolfsweg” ſoll je eine
Straßen=
laterne zur Aufſtellung kommen.
—I Ober=Ramſtadt, 19. Juni. Gemeinderatsſitzung. Vor
Eintritt in die Tagesordnung gibt der Bürgermeiſter dem Gemeinderat
von einem Angebot des Verlags des „Modau=Bote” in Traiſa b. D.,
die bürgermeiſteramtlichen Bekanntmachungen, ausgenommen
Verſteige=
rungsanzeigen uſw., koſtenlos veröffentlichen zu wollen, Kenntnis.
Hier=
von ſoll Gebrauch gemacht und dem Verlag empfohlen werden,
ſchrift=
liches Angebot in dieſer Hinſicht einzureichen. — Alsdann erhält der
Gemeinderat von der Grundſtücksüberſchreibung von Konrad Fiſcher 11.
Eheleute und ſechs Konſorten Kenntnis. Die Frage der Verzinſung
der Kaufſumme vor dem 1. Januar 1924 ſoll durch die Xinanzkommiſſion
nochmals beraten werden. — Auf Grund der Verſchlagsliſten des
Haus=
beſitzervereins E. V. Ober=Ramſtadt werden Gg. Obmann 4., Phil.
Hof=
mann 6. und Heinr. Ackermann 1. als ordentliche Beiſitzer des
Mieteini=
gungsamtes aus dem Kreiſe der Vermieter, Friedrich Jakoby 2., Franz
Schulz 2. und Leonhard Schröbel als Erſatzbeiſitzer aus dem Kreiſe der
Vermieter, und auf Vorſchlag des Mietervereins Ober=Ramſtadt Herm.
Fiſcher 6. Heinrich Liebermann 2., Georg Merkel als ordentliche und
Ad. Greiß, Georg Hofmann 8, und Heinrich Widerſchein als
Erſatzbei=
ſitzer aus dem Kreiſe der Mieter gewählt. Bezüglich des Ankaufs von
Gelände in der Ammerbach bzw. Verl. Adlergaſſe ſoll die
Finanzkom=
miſſion mit den in Frage kommenden Privaten Verhandlungen
an=
bahnen. Mit der Erweiterung des Waſſerrohrnetzes nach den Anweſen
Wiener (Bauſtraße) und Weber und drei Konſ. (Nieder=Ramſtädterpfad)
erklärt ſich der Gemeinderat einverſtanden. Die Kulturinſpektion ſoll
wegen Aufſtellung eines Koſtenvoranſchlags angegangen werden. — Der
Waldwirtſchaftsplan 1925 wird im Entwurf der Oberförſterei genehmigt.
Bezüglich der Herſtellung der Wegſtrecken am Frankenhäuſer Weg und
Brückenweg ſoll die Oberförſterei alsbald einen Koſtenvoranſchlag
auf=
ſtellen. — In der Sache gegen Matthes Nieder=Modau wegen Fällen
von Pappeln auf Gemeindegrundſtücken ſoll gegen die Genannten
Pri=
vatklage erhoben werden. — Dem Heſſiſchen Wanderkino E. V.
Darm=
ſtadt wird ein Jahresbeitrag von 5 Mk. bewilligt. — Die Freiwillige
Feuerwehr Ober=Ramſtadt hat beantragt, vier Mann als Freiwillige
Sanitätskolonne auf Koſten der Gemeinde zu uniformieren. Der
Ge=
meinderat bewilligt hierfür die erforderlichen Mäittel. Dem Vorſitzenden
der Wohnungskommiſſion, Gemeinderat Friedrich, wird für Zeitaufwand
die Vergütung der Ortsvorſtandsperſonen für auswärtige Dienſtgeſchäfte
zugeſprochen. — Von einer Verfügung des Kreisamts Darmſtadt, betr.
Kraftwagenverkehr, nimmt der Gemeinderat Kenntnis. Er beſchließt für
Ober=Ramſtadt nur eine Fahrgeſchwindigkeit für alle Kraftwagen von
15 Klm. pro Stunde zuzulaſſen. — Ein Geſuch des Lehrers Kraft um
Herſtellung der Küche ſeiner Dienſtwohnung wird der Baukommiſſion
zuſtändigkeitshalber überwieſen. — Von einer Einladung der Schule zur
Teilnahme am Jugendfeiertag, am 30. Juni, nimmt man Kenntnis. Der
Gemeinderat bewilligt zur Verteilung von Brötchen an die Schulkinder
die erforderlichen Mittel. — Von der Eintragung zweier Mitpächter zu
dem Jagdbezirk II wird Kenntnis genommen, ebenſo von einer
Ver=
fügung der amtlichen Fürſorgeſtelle für Kriegsbeſchädigte und
Hinter=
bliebene, Darmſtadt, betreffend die Vergütung der Vorſitzenden der
Orts=
ausſchüſſe. Dem Konrad Diehl wird für die Benutzung der
Feuerwehr=
geräteaufbewahrungshalle an ſeinem Anweſen eine jährliche
Anerken=
nungsgebühr von 1 Gmk. zugeſprochen. — Die Anlieferung eines
Origi=
nalfaſſes Fußbodenöl für die Schulen ſoll öffentlich ausgeſchrieben
wer=
den. — Die Neuanſtellung eines Nachtſchutzmannes ſoll vorerſt noch
zurückgeſtellt werden, bis über die Auslegung des Art. 110 L. G.O. (
ein=
fache oder abſolute Stimmenmehrheit) regierungsſeitig Entſcheidung
getroffen iſt. — Die Oeffentlichkeit wird hiernach ausgeſchloſſen und in
die Beratung von Wohlfahrtsſachen eingetreten.
— Groß=Gerau, 20. Juni. Jungſchweinemarkt. Es waren
911 Tiere aufgetrieben, Einleger nicht dabei. Ferkel koſteten pro Stück
6—12 Mk., Springer pro Stück 14—20 Mk. Es war diesmal ein großer
Ueberſtand zu verzeichnen. — Am Mittwoch, 2. Juli, vorm. 9 Uhr, findet
der nächſte Ferkelmarkt ſtatt.
* Offenbach, 19. Juni. Der Streik der Portefeuiller
und Sattler beſchäftigt die Oeffentlichkeit und die Geſchäftswelt im
beſonderen in ganz außerordentlichem Maße. Nach Feſtſtellungen der
Gewerkſchaften ſind an dem Ausſtande etwa 1700 verheiratete und 1600
ledige Arbeiter beteiligt. Unter Hinzurechnung von Ehefrauen und
Kindern kann man annehmen, daß der Bruchteil der Bevölkerung, der
durch die Arbeitsruhe in Mitleidenſchaft gezogen iſt, auf 8500
Ein=
wohner anzuſchlagen iſt. Es iſt dies etwa der zehnte Teil der Bewohner
der Stadt. Wie man nun hört, ſollen nach einem Beſchluß des
zu=
ſtändigen Ausſchuſſes die Ausſtändigen kleine Darlehen bis zu einem
Geſamtbetrage von 50 000 Goldmark, wie das der ſtreikende Verband
von der Stadt verlangt, erhalten. Das wäre ungeſetzlich und iſt auch
nicht in Heuſenſtamm, Mühlheim oder Obertshauſen geſchehen, obwohl
es die Kommuniſten in der letzten Stadtverordnetenverſammlung
be=
haupteten. Das Kreisamt hat auch bereits durch Rundſchreiben die
Landgemeinden darauf aufmerkſam gemacht, daß eine ſolche einſeitige
Verwendung öffentlicher Gelder ungeſetzlich wäre und nicht geduldet
würde. Jede Familie, die infolge der Arbeitsniederlegung des
Er=
nährers in Not gerät, ſoll, ſofern ſie Anſpruch erhebt, nach den
Grund=
ſätzen der Wohlfahrtspflege, aber nicht über die
Erwerbsloſenfürſorge=
ſätze hinaus, aus öffentlichen Mitteln unterſtützt werden. Namhafte
Sbzialpolitiker, wie der Oberbürgermeiſter in Wagen in Weſtfalen,
er=
klären auch dieſe Unterſtützung für unzuläſſig, und, wie man hört, ſoll
die Stadtverwaltung auch dieſe Löſung der Unterſtützungsfrage
ab=
lehnen. Die bürgerlichen Parteien können natürlich die Unterſtützung
eines Teiles im wirtſchaftlichen Kampfe aus öffentlichen Mitteln
nie=
mals gutheißen, und werden, wenn ſie zu dem Beſchluſſe des Ausſchuſſes
Stellung nehmen müſſen, ſicher gegen die verſchleierte und maskierte
Unterſtützung der Streikenden aus ſtädtiſchen Geldern ſtimmen. Der
Dr. Aull hatte bereits vor der Entſcheidung des Aus=
Beigeordr
ſchuſſes die Ausſtändigen durch Abgabe von Brot unterſtützt, ohne dazu
ermächtigt zu ſein. Das Brot war für Minderbemittelte beſtimmt und
war infolge eines Mißverſtändniſſes der Verteilungsſtelle von den
Empfangsberechtigten nicht abgeholt worden, was allerdings eine
ge=
wiſſe Entſchuldigung für ihn iſt. Die Verhandlungen zur Beilegung
des wirtſchaftlichen Kampfes werden eben in Berlin geführt. Die
Aus=
ſichten auf Beilegung und Verſtändigung ſind aber noch ſehr gering, und
in der Preſſe veröffentlichen beide Parteien fortgeſetzt Erklärungen und
Gegenerklärungen. Faſt die Hälfte der Arbeiter auf Stück unter den
Portefeuillern verdienen die Stunde mehr als eine Mark. Der Kampf
dreht ſich ja auch mehr um den Achtſtundentag, die Bezahlung der
Feier=
tage und die Gewährung des Urlaubs.
Darmſtädter Tagblatt, Moutag, den 23. Junf 1924,
Rummer 123.
Eiſenbahnunfälle und Dienſtdauer.
Eine Berliner Lokalkorreſpondenz verbreitet eine Notiz, daß die
zahlreichen Eiſenbahnunfälle der letzten Zeit in den leitenden Stellen
des deutſchen Verkehrsweſens zur Erörterung der Frage geführt hätten,
ob die ſich jetzt häufenden Eiſenbahnunfälle in urſächlichen Zuſammenhang
mit der verlängerten Dienſtdauer, für die Beamten und Arbeiter zu
bringen ſind.
Hierzu iſt folgendes zu ſagen: Selbſtverſtändlich widmet das
Reichsverkehrsminiſterium dieſen Fragen die größte Aufmerkſamkeit,
Wie aber die langjährige Statiſtik lehrt, beſteht ein urſächlicher
Zu=
ſammenhang zwiſchen Eiſenbahnunfällen und längerer Dienſtdauer nicht,
Die große Mehrzahl der Unfälle liegt im Beginn von Dienſtſchichten,
und zwar nach ausreichenden Pauſen und nicht am Ende von
Dienſt=
ſchichten. Auch der Unfall vor dem Potsdamer Bahnhof am 14. Juni hat
mit der Länge der Dienſtdauer nicht das Geringſte zu tun. Der
ver=
antwortliche Fahrdienſtleiter hatte ſtets nur einen achtſtündigen Dienſt.
Der Unfall ereignete ſich bereits in der zweiten Stunde nach dem
Dienſt=
antritt. Die Dienſtdauervorſchriften wurden ſo feſtgeſetzt, daß die
Lei=
ſtungen ohne Gefährdung der Betriebsſicherheit und ohne
Ueberan=
ſtvengung des Perſonals möglich ſind. Eine Zunahme der Unfälle iſt
im Reichsbahnbereich überhaupt nicht eingetreten. Die Zahlen ſowohl
der Zuſammenſtöße und Unfälle durch Ueberfahren von Fuhrwerken
wie aller ſonſtigen Betriebsunfälle ſind geſunken. Die zum kommenden
Samstag feſtgeſetzte Beſprechung des Reichsverkehrsminiſters mit den
Eiſenbahngewerkſchaften hat mit der Frage der Eiſenbahnunfälle nichts
zu tun. Es handelt ſich lediglich um eine Erörterung der
Dienſtdauer=
vorſchriften in Verfolg der am 14. Juni unter dem Vorſitz des
Reichs=
kanzlers mit den Spitzenorganiſationen ſtattgehabten Beſprechung über
die Lohn= und Arbeitszeitfrage des Eiſenbahnperſonals
Zur Frage der Häufigkeit von Unfällen und der Dienſtdauer des an
einem Unfall beteiligten Perſonals wird uns noch folgendes mitgeteilt:
Nach den Ausſchreibungen, die für die Bezirke der preußiſch=heſſiſchen
Eiſenbahnen im Jahre 1919 geführt wurden, war von den
Eiſenbahn=
bedienſteten, die einen Unfall verſchuldet haben, nur 8 Prozent mehr als
acht Stunden im Dienſt, während von den Bedienſteten, die bei dem
Unfall verunglückt ſind, nur 5 Prozent über acht Stunden Dienſt getan
haben. Mehr als die Hälfte der Unfälle ereigneten ſich innerhalb der
erſten vier Stunden. Dieſes Ergebnis ſtimmt auch mit den in den
Fabrikbetrieben jeder Art beobachteten Tatſachen überein, daß die größte
Zahl Unfälle ſich gerade in den erſten Stunden des Dienſtes der
Betei=
ligten ereignet. So war z. B. der Lokomotivführer des D=Zuges, der durch
Ueberfahren eines Signals den Eiſenbahnunfall in Kreienſen am
31. Juli 1923 verſchuldet hat, zur Zeit des Unfalls erſt drei Stunden
im Dienſt, nachdem er vorher eine Ruhezeit von über 27 Stunden
gehabt hatte. Der Blockwärter, der am 16. September 1923 durch
vor=
zeitige Freigabe eines noch beſetzten Blockabſchnittes den Eiſenbahnunfall
ſei Dohnde Strecke Hannover=Wuenſtorf) verſchuldet hat, war zur Zeit
des Unfalls 7 Stunden im Dienſt. Der Fahrdienſtleiter, der den Unfall
vor dem Potsdamer Bahnhof am 14. Juni 1924 verſchuldete, war, wie
bereits gemeldet, erſt eine Stunde im Dienſt.
Kolonialkongreß in Berlin am 17. und 18. September.
Der Ausſchuß der kolonialen Reichsarbeitsgemeinſchaft (Korag) hat
beſchloſſen, in dieſem Jahre, in dem ſich der Beginn der aktiven deutſchen
Kolonialpolitik zum 40 Male jährt, einen Kolonialkongreß in Berlin am
17. und 18. September zu veranſtalten. Für die Arbeiten des Kongreſſes
ſind folgende ſechs Abteilungen gebildet: 1. Koloniale Politik, 2.
Kolo=
tiale Wirtſchaft, 3. Tropenmedizin und Hygiene, 4. Miſſionen, Schulen
und kulturelle Fragen, 5. Ueberſeeiſche Siedelung und Wanderung,
6. Geographie, (thnographie und Naturkunde. Den Ehrenvorſitz hat
Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg übernommen. Den Vorſitz führt
Gouverneur a. D. Seitz, Präſident der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft;
ſeine Stellvertreter ſind die Herren Wirkl. Geh. Oberregierungsrat
Gou=
verneur a. D. Dr. Hahl und Generalmajor a. D. Maercker, Präſident
des Deutſchen Kolonial=Kriegerbundes; im Falle der Behinderung eines
dieſer Herren Herr Vizeadmiral a. D. Gouverneur a. D. Meher=Waldeck.
Am Vormittag des 17. und Nachmittag des 18. September werden je drei
Hauptvorträge gehalten werden, am Nachmittag des 17. und Vormittag
des 18. September finden Abteilungsſitzungen ſtatt. Teilnehmerkarten
ſind zum Preiſe von 10 Goldmark bei der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft,
Berlin W. 35, Am Karlsbad, zu erhalten. Die Beſtellung kann auch
über Poſtſcheckkonto Nr. 19 403 der D.K.G. in Berlin erfolgen. Die
zuſendung der Teilnehmerkarten erfolgt dann direkt.
Aufhebung der Beherbergungsſteuer in Dresden.
Von dem Dresdener Verkehrsverein wird der Reichszentrale für
Deut=
ſche Verkehrswerbung folgendes geſchrieben: Unter den
verkehrshindern=
den Maßregeln, mit denen uns die Steuerpolitik der Reichsregierung in
den letzten Jahren beglückt hat, darf die Beherbergungsſteuer einen
Platz in der vorderſten Reihe beanſpruchen. Das Experiment der
Be=
herbergungsſteuer iſt beſonders den Fremdenſtädten und Badeorten übel
bekommen; ſie haben den Fremdenverkehr, der für ihre Wohlfahrt, für
den Wohlſtand ihrer Bewohner ſo weſentlich iſt, mehr und mehr
dahin=
ſchwinden ſehen. Die Badeorte ſind zuerſt zu der Einſicht gekommen,
daß man die Kuh, von deren Milch man leben will, nicht ſchlachten darf.
In Wiesbaden, Pyrmont und Baden=Baden hat man daher die
Be=
herbergungsſteuer kurzerhand aufgehoben, in anderen Orten hat man
ſie weſentlich herabgeſetzt. Jetzt iſt man auch in Dresden zu der Einſicht
gelangt, daß dieſe Art Steuer mehr ſchadet als nützt, daß ſie zu dem
Steuern gehört, die das Objekt der Beſteuerung zum Abſterben bringen,
wie die Reblaus, die den Weinberg vernichtet. Laut Beſchluß der
Stadt=
verordneten und des Rates in Dresden wird ſeit dem 1. Juni die
Be=
herbergungsſteuer nicht mehr erhoben, zunächſt nur verſuchsweiſe. Es
unterliegt aber keinem Zweifel, daß dieſer Verſuch glücken wird, d. h.,
daß der Fremdenverkehr in Dresden ſich wieder entſprechend heben und
daß damit den ſtädtiſchen Kaſſen mittelbar in Form ſteigender
Einkom=
menſteuer wieder zufließen wird, was ſie durch Aufhebung der
Beher=
bergungsſteuer verlieren. Nicht zuletzt werden die Fremden, die
Dres=
den beſuchen, von der vortrefflichen Maßregel des Rates Vorteil haben,
denn der Rat hat den Fremdenhofwirten und Penſionsinhabern
aufge=
geben, auch die Zimmmerpreiſe entſprechend herabzuſetzen.
Eine Tagung der Handlungsgehilfinnen.
Der vor 35 Jahren gegründete Verband der weiblichen Handels=
und Bureauangeſtellten, der mit 88300 über das ganze Deutſche Reich
ſowie in den abgetrennten Gebietsteilen verbreiteten Mitgliedern die
größte Organiſation berufsfähiger Frauen darſtellt, hielt nach
dreijähri=
ger Pauſe ſeine diesjährige Hauptverſammlung in Eiſenach ab. Aus
allen Gegenden Deutſchlands ſowie aus Danzig waren Hunderte von
Standes= und Berufsgenoſſinnen herbeigeeilt, um an den wichtigen
Be=
ratungen teilzunehmen. Der vom Vorſtande gegebene Bericht konnte
feſtſtellen, daß es dem Verband gelungen iſt, trotz der ſchwierigen, durch
die Inflation, den Perſonalabbau und andere Umſtände bedingten
Ver=
hältniſſe ſich gut zu behaupten, womit der Beweis nicht nur der
Lebens=
fähigkeit, ſondern auch der Notwendigkeit der Frauenberufsorganiſation
erwieſen ſei. Alle Einrichtungen des Verbandes wieſen eine geſunde
Entwickelung auf. Der Stellennachweis konnte allein im letzten Jahre
9000 Aufträge erledigen ohne die Aushilfsſtellungen. Ueber
dreißig=
tauſendmal wurde der Rechtsſchutz in Anſpruch genommen.
Beträcht=
liche Summen ſind für ſatzungsgemäß geregelte Arbeitsloſenunterſtützung
aufgewandt worden, ebenſo in kollegialer freier Liebestätigkeit für
Hilfe an alte und kranke Mitglieder. Reich war die Vildungsarbeit des
Verbandes. Geſetzgebenden Körperſchaften und Behörden wurden in
reicher Zahl Wünſche für Geſtaltung der Geſetzgebung auf dem Gebiete
des Berufsſchul=, Fachſchul= ſowie Lehrlingsweſens vorgetragen, die zum
Teil Berückſichtigung fanden. Eigene Kurſe und
Vortragsveranſtaltun=
gen ſorgten unmittelbar für die Weiterbildung der Mitglieder, ebenſo
eine große Bücherei. An allen bedeutenden ſozialpolitiſchen Fragen der
letzten drei Jahre hat der Verband mitgewirkt. Der Jugend, für die
eine eigene Abteilung geſchaffen iſt, widmete er ſtarke Aufmerkſamkeit.
Vor und nach der Erledigung geſchäftlicher Verhandlungen wurden
Vor=
träge gehalten, die das Intereſſe weiter Kreiſe erregten. Die
thürin=
giſche Regierung, der Bund Deutſcher Frauenvereine ſowie befreundete
Berufsvereine hatten Vertretungen entſandt, zum Teil mit Rückſicht
auf die Vorträge. Behandelt wurden von der Vorſitzenden Katharina
Müller „Frauenberuf und Frauenverband” von Dr. Silbermann
Berufsverband und Bildungsweſen”, von Agnes Möhrke, Mitglied des
Reichswirtſchaftsrats, Wirtſchaft und Sozialpolitik‟. Die lebhafte,
ein=
gehende Ausſprache, die ſich an die Vorträge anſchloß und an der auch
Gäſte ſich beteiligten, bewies, welchem Intereſſe die behandelten Fragen
begegneten. Die Vorträge werden demnächſt durch Druck der
Oeffent=
lichkeit übergeben werden.
Wegen Mordverſuchs ſteckbrieflich verfolgt.
Wien. Auf der Suche nach den Verbrechern, welche kürzlich einen
Kaſſenboten überfielen, verhaftete die Polizei den aus Deutſchland
ge=
flüchteten Herbert Koßmann und den Drogiſten Werner Rinkuth, die
von den deutſchen Behörden wegen Mordverſuchs ſteckbrieflich verfolgt
werden. Koßmann und Rinkuth ſind die beiden Männer, welche die
bei dem Berliner Hotelwirt Schmidt bedienſtete Hausgehilfin Uszik am
Oſtermontag bei Pirna in die Elbe warfen und die im Waſſer um ihr
Leben Ningende noch durch Revolverſchüſſe und Steinwürfe zu töten
ſuchten.
Die Weltflieger.
London. Nach einer Reutermeldung aus Shanghai herrſcht dort
Beſorgnis über das Schickſal der amerikaniſchen Flieger, von denen ſeit
ihrem Abflug aus Hongkong am 10. Juni keine Nachricht eingetroffen iſt,
Die Londoner Abendblätter melden indeſſen, daß der Führer der
Expe=
dition Smith geſtern abend in Hue in Indochina eine Notlandung
vornehmen mußte, wobei der Motor zerbrach. Zwei andere
amerika=
niſche Flieger ſeien 50 Meilen weiten niedergegangen.
Die Wirkungen des Alkoholverbots in den Vereinigten Staaten.
Die Unterdrückung des Alkoholverſchleißes, die mehrere Staaten der
Republik eingeführt baben ſeit 1900, nachdem dieſes Gift ſo ſtark ſich im
ganzen Staatsgebiet verbreitet hatte, wirft die Frage auf ob das Verbot
moraliſche und ſoziale Reſultate gezeitigt habe. Die Gegner desſelben
beſtreiten es. Die Juſtizſtatiſtik beweiſt eine vereinzelte Zunahme von
Verbrechen und Vergehen. Bei den Bundesgerichten allein haben die
anhängigen Kriminalanklagen von 9503 im Jahre 1912 auf mehr ale
40 000 im Jahre 1921 zugenommen, die auf die Verbotsgeſetze bezüglichen
Fälle nicht einbegriffen, das ergibt eine Steigerung um mehr als 400
Prozent. Die durch Zuſammenſtöße verurſachten Perluſte, die durch die
Verſicherungsgeſellſchaften gedeckt werden, ſind von 886000 Doll, im
Jahre 1914 auf mehr als 10 Mill. Doll, im Jahre 1920 geſtiegen. In
der gleichen Zeit ſind die Verletzungen des Eigentums auf das 5fache
emporgeſchnellt. Allein in der Stadt Chikago ſind in einem Jahre 5000
Automobile geſtohlen worden. Morde waxen einſt ſelten, heute ereignel
ſich faſt täglich eine Mordtat in den großen Städten; ſo ereigneten ſich
in Neu=York im Jahre 1917 236 Morde, und nur 67 Verurteilungen
fanden ſtatt; im Jahre 1918 waren es 221 bei 77 Verurteilungen; in
Chikago im Jahre 1919 336 Morde und 44 Verurteilungen. Auch die
Zuwiderhandlungen, gegen das Alkoholverbotsgeſetz nehmen weiter zu,
Man berechnet, daß der Jahresnutzen, den die Uebertretung desſelben
einbringt, 300 Mill. M. überſteigt, Wenn dieſe ſtatiſtiſchen Zahlen genau
ſind, ſo bedeutet dies ſicherlich nicht, daß der Alkohol kein Gift iſt! Aber
dies kann bedeuten, daß eine allzu gewaltſame Reform Uebelſtände im
Gefolge hat. Die Zukunft allein wird ſagen können, ob die ſtrengen
Alkoholgegner Recht oder Unrecht haben. Trotz der Statiſtiken iſt der
Streit noch nicht endgültig entſchieden.
Die Wirkung einer Sternſchnuppe.
Wie aus Wladiwoſtok gemeldet wird, wurde ein großer
grelleuch=
tender Aerolit (Sternſchnuppe) beobachtet, der unweit von dem Dorfe
Kartun niederfiel. Einige Minuten nach dem Fall hörte man eine
ſtarke Exploſion, worauf etwa zwei Stunden ein leichtes Erdbeben zu
ſpüren war. Die aus Kartun kommenden Einwohner erwähnten, daf
der durch den Fall dieſer feurigen Maſſe entſtandene Luftdruck alle ihre
Zelte umwarf und ſie ſelbſt daraufhin aus Furcht die Flucht ergriffen
Die Verſteigerung des deutſchen Beſitzes in Kamerun.
kw. Die Mitteilung der „Times”, daß die engliſche
Kolonialverwal=
tung ſich entſchloſſen habe, zu der Verſteigerung des beſchlagnahmten
deutſchen Eigentums in Kamerun auch Angebote deutſcher
Staatsange=
höriger zuzulaſſen, und zwar unter den gleichen Bedingungen wie
Ange=
hörige anderer Nationen, wird von dem engliſchen Kolonialminiſter M.
Thomas in einer der letzten Sitzungen des engliſchen Unterhauſes
be=
ſtätigt. Thomas begründete die entgegenkommende Haltung der engliſchen
Regierung den deutſchen Farmern gegenüber damit, daß es das Intereſſe
der engliſchen Gläubiger verlange, das deutſche Eigentum unter allen
Umſtänden zum Verkauf zu bringen, nachdem die erſte Verſteigerung
er=
gebnislos geblieben ſei. — Trotz dieſer immerhin beruhigenden
Erklä=
rung iſt in franzöſiſchen Kolonialkreiſen die Erregung über dieſe
Schwen=
kung der engliſchen Politik gegenüber Deutſchland groß. Die „Depeſch=
Coloniale et Maritime” macht ſich zur Wortführerin der franzöſiſchen.
Kolonialintereſſenten, indem ſie ſchreibt: „Es kann uns wirklich nicht.
gleichgültig ſein, daß den Deutſchen die Möglichkeit gegeben wird, ſich
längs unſerer Grenzen von Kamerun wieder feſtzuſetzen und unter den
Eingeborenen eine aktive Propaganda gegen unſere Okkupation zu
be=
treiben."
U
and
Fl
Beiſt
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattion heinertei
Der=
antwortung; für ſie bieibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amſang
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Invalidenverſicherungsbeiträge,
— Es iſt bei Hausperſonal allgemeine Sitte, daß der Arbeitgeber
das Kranken= und Invalidengeld ganz bezahlt. Die ſo geſchenkten
Bei=
träge werden dem Arbeitnehmer für die Invalidenverſicherung neben
Barlohn und Sachbezügen mitangerechnet, ſodaß der Dienſtbote unter
Umſtänden hierdurch in eine höhere Lohnklaſſe kommt. Der Fall trirt
aber, wie eine Nachrechnung ergibt, ſehr ſelten ein. Gewöhnlich ſteigen
die Barlöhne von 5 zu 5 Mark. Es bleibt bei Lohnklaſſe 2 mit 40 Pfg.
Wochenbeitrag bis 25 Mk. Monatslohn ganz gleich, ob die Beiträge
eingerechnet werden oder nicht. Bei 30 Mk. Monatslohn kommt ſowieſo
Lohnklaſſe 3 mit 60 Pfg. Wochenbeitrag in Frage, dieſes bleibt auch bei
Löhnen von 35, 40 und 45 Mk., gleichviel, ob Invaliden= und
Kranken=
geld anzurechnen iſt oder nicht. Erſt bei 50 Mark Monatslohn wird der
Fall kritiſch und dann wird das Verſicherungsamt ſich nicht wundern
dürfen, wenn die freiwillige Beitragsleiſtung verheimlicht wird. Der
Arbeitgeber empfindet die Beſtimmung kleinlich, das Verſicherungsamt
hat faſt keine Mehreinnahme davon, deshalb wäre es richtig, die
büro=
kratiſche Beſtimmung aufzuheben.
G. F.
Wohnungszwangswirtſchaft.
Der Mieterverein ſchreibt uns: Aus den Kreiſen unſerer Mitglieder
mehren ſich die Klagen, daß ſie bei Zuweiſung von Wohnungen bei
Ein=
holung der Einwilligung des Hausbeſitzers auf erhebliche Schwierigkeiten
ſtoßen. Oft unter ganz ſinnloſen Gründen wird die Zuweiſung
abge=
lehnt, ſodaß die Mieterſchaft wohl nicht fehlgeht, hierin ein Syſtem zu
erblichen, das wohl zu den vielen gehört, um gegen die Zwangswirtſchaft
anzukämpfen.
Die Schuld, daß wir dieſe Zwangswirtſchaft haben und noch behalten
müſſen, trifft diejenigen, die 1919 wertvolles Volksgut verſchleuderten,
ſtatt Wohnungen zu bauen, trotz der aus Fachkreiſen gekommenen
An=
regungen. Und hier in Darmſtadt verſchärft nun noch der
außerordent=
lich hohe Strom von Flüchtlingen und ſpäter der Ausgewieſenen die ſchon
herrſchende Wohnungsnot ganz beſonders.
Der Mieter iſt genau ſo entrechtet wie der Hausbeſitzer. Wir ſind
alle verarmt, und kein vernünftiger Mieter ſtellt an den Hausbeſitzer
An=
forderungen, wie es früher üblich war. Aber die Hausbeſitzer haben
immer noch einen gewiſſen Vorteil; ſie haben ihr Eigentum behalten.
Heute würde die Aufhebung der Zwangswirtſchaft einen
außer=
ordentlichen Wucher mit Wohnungen hervorrufen und namenloſes Elend
die Folge ſein. Das ſollten auch die Hausbeſitzer bedenken!
1.
heu
rüh
hrite
9.0
Ar
Todes=Anzeige.
Heute morgen 3” Uhr verſchied plötzlich und unerwartet
meine herzensgute, überaus geliebte Gattin, unſere
unver=
geßliche Tochter, liebe Schweſter, Schwägerin und Tante
Eliſabeth Barbara Eckart
(8158
geb. Plöſſer
im 46. Lebensjahre.
Darmſtadt, Rhönring 75, den 22. Juni 1924,
Milwaukee, Chicago, Paſadena.
Der tieftrauernde Gatte:
Friedrich Eckart, nebſt Angehörigen.
Die Beerdigung findet am Dienstag nachm. 4 Uhr auf dem
alten Friedhof, Nieder=Ramſtädter Straße, ſtatt.
Tageskalender. — Montag, den 23. Junf.
Landestheater Großes Haus, Anf. 7 Uhr, Ende 9½ Uhr:
Urfauſt”; Schauſpielmieten a 12 und b 12. — Kleines Hausi
Keine Vorſtellung. — Wohltätigkeitskonzert, abds 8 Uhr,
im Saale des Schweſternhauſes. — Darmſtädter Volksbank
abends 8 Uhr, im
Reſidenz=, Zentral=
Fürſtenſaal: Generalverſammlung. — Unione,
heater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streelr
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten