Darmstädter Tagblatt 1924


20. Juni 1924

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Elnzelnummer 10 Goldpfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 170
Freitag, den 20. Juni 1924.
187. Jahrgang

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Rabatt weg. Bankkonto‟ Deutſche Bank und Darme
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Die Sinanzpolitik des Miniſteriums Herriots

Paris, 19. Juni. (Wolff.) Die Kammer wurde heute
rachmittag 3 Uhr unter dem Vorſitz Painleves eröffnet. Der
rühere Finanzminſter Bukanowski interpellierte über die
Finanzpolitik des neuen Miniſteriums. Er fordert
den Miniſterpräſidenten auf, ſich klar darüber auszuſprechen, ob
er die vom Kabinett Poincaré eingeführten Steuern zu wider=
rufen
gedenke. Der Abgeordnete ſtellt eine derartige Handlungs=
weiſe
als eine große Gefahr für den Fraukenkurs hin. Im
übrigen erklärt er, er habe zu dem neuen Finanzminiſter Clemen=
tel
volles Vertrauen. Als der Redner gerade ſeine Ausfüh=
rungen
beenden will, erhebt ſich ein Abgeordueter von der Rechten
und kündigt die Wahl des Senators de Selses zum Senats=
oräſidenten
an. Die Abgeordneten der Mitte und der Rech=
ten
applaudieren, ein Abgeordneter der N=chten ruft: Nieder mit
Caillaux! Der ſozialiſtſche Abgeoreriste Moutet ruft: Wir
haben keine Angſt vor dem Kampf mit dem Senat! Nach dieſem
Zwſchenfall beendet Bukanowski ſeine Ausführungen, indem er
den Minſterpräſidenten auffordert, die Erklärung abzugeben,
daß die Regierung keine Ausgaben machen werde, ohne ſie durch
eritſprechende Einnahmen gedeckt zu haben.
Die Sozialiſien für die Regierung.
Hierauf ergreift der ſozialiſtiſche Abg. Paul Faur
das Wort, um namens ſeiner Partei eine Erklärung zu verleſen,
ir der es heißt: die Sozialiſten glaubten, daß durch die Wah=
len
vom 11. Mai Frankreich nicht nur eine Verſchiebung
der Parteiſtärke vorgenommen, ſondern daß es auch zu
verſtehen gegeben habe, daß auch aufpolitiſchem Gebiet
ene vollkommene Aenderung, vorgenommen werden
ſall. Frankreich habe bedeutet, daß es in Frankreich und ganz
Catropa die grauſamen Folgen des Krieges und des unvorſich=
tigen
Friedens beſeitigen wolle.
Frankreich wolle einen dauerhaften Frieden. Es wolle in
enier von Mißtrauen und Haß gereinigten Welt leben. Es habe
griffen, daß der Wiederaufbau verbunden ſei mit dem allgemei=
ſen
Fortſchritt der Demokratie. Vorausgeſetzt ſei die ungeſtörte
Arbeit und das gegenſeitige Vertrauen, der Völker. Dieſen
A illen habe das Volk Frankreichs am 11. Mai zum Ausdruck
gbracht. Der Politik des Imperialsmus haben wir ein Ende
aſetzt, und wir wollen an ihre Stelle eine Politik ſetzen, die auf=
zebaut
iſt auf den Gedanken internationaler Solidarität. Die
zialiſtiſche Partei glaubt, als Beauftragte der Arbeiter=
haaſſen
zu handeln, wenn ſie der gegenwärtigen Re=
zerung
, die entſchloſſen ſei, das Werk der Reparationen
iertzuſetzen, Vertrauen ſchenke. Die Arbeiter ſeien jedoch
ztelligent genug, um zu begreifen, daß 4 Jahre der Mißwirtſchaft
sicht in wenigen Wochen beſeitigt werden könnten. Die ſozia=
ſi
tiſche Partei erwartet von der Regierung, daß ſie ſich treu
bleibt. Sie verlangt von ihr nicht, daß ſie das ſozialiſtiſche Pro=
gamm
,, ſondern daß ſie ihr eigenes Programm durchführt. Sie
verde der Regierung ſolange treu bleiben, als
ze ihren eigenen Grundſätzen und ihren Ver=
rechungen
treu bleibe. Die ſozialiſtiſche Par=
e
i habe volle Freiheit gegenüber der Regie=
ang
, wie die Regierung gegenüber der Partei
eiſei. Die ſozialiſtiſche Partei habe aufkeinen
rer Grundſätze verzichtet.
Le Trocquer über das Ruhrergebnis:
Der Abg. Le Trocquer behauptet, die Einnahmen der
ſiegieeiſenbahnen ergäben einen täglichen Nutzen von 1 Million
Franken. Der Verkehr ſei, auf den Friedensſtand gekommen,
amentlich die Lieferungen an Kohlen und Koks ſeien ſehr er=
giebig
geworden. Von Januar 1923 bis April 1924 habe die
Nrihrbeſetzung einen Nutzen von 2462 Millionen Franken ab=
zesvorfen
. Wenn man die Beſatzungskoſten abziehe, dann bleibe
in Ergebnis von 2082 Millionen Franken. Augenblicklich er=
ſiele
man monatlich 350 Millionen Franken. Das ſeien 4 Mil=
jarden
Franken im Jahre. Ende 1922 habe Deutſchland ſich ge=
veigert
, Sachlieferungen als Geldleiſtungen durchzuführen. Die
ſegierung Poincaré habe den Sachverſtändigenbericht ohne Ein=
gränkung
angenommen. Wenn die Deutſchen vor der
Ruuhrbeſetzung nicht gezahlt hätten, ſo wäre dies geſchehen, weil
ie nicht zahlen wollten, und nicht etwa, weil ſie nicht
jahlen konnten. Le Trocquer weiſt darauf auf die Eiſen=
dahnregie
hin und legt Herriot, auf die in der
niniſteriellen Erklärung angekündigten Vor=
edingungen
fürdie Näumung des Ruhrgebiets
e ſt. Keine Garantie hätte einen Wert, wenn man nicht in der
2age ſei, im Falle einer deutſchen Verfehlung ſofort wieder die
Pränder, die man aufgegeben habe, zu beſchlagnahmen. Des=
mlb
ſtelle er offen die Frage, ob die militäriſche Beſetzung, die
nichts gemein habe mit der wirtſchaftlichen und finanziellen Ein=
heit
des Deutſchen Reiches, fortbeſtehen ſolle. Für uns iſt die
Anfrechterhaltung der militäriſchen Beſetzung eine wichtige For=
nel
. Das franzöſiſche Volk in ſeiner großen Mehrheit habe die
Politik Poincarés gebilligt. Deshalb fordere er, daß
ds Ergebuis dieſer Politik nicht in Frage geſtellt werde.
Miniſterpräſident Herriot
ekgreift das Wort. Die Regierungserklärung ſei ſehr klar ge=
veſen
. Sein Kabinett ſei homogen und er erkläre unumwunden,
venn er keine ausgeſprochene demokratiſche Mehrheit erlangen
örine, um ſein Programm durchzuführen, würde er auf die
Mäniſterpräſidentſchaft verzichten. Die neue Regierung habe da=
mit
begonnen, das Ermächtigungsgeſetz aufzuheben und eine
ve itgehende Amneſtie zu gewähren. Die vorgelegten Geſetz=
utwürfe
könne man diskutieren. Er erſuche die Mehrheit, ſich
ur auf die Diskuſſion der notwendigen Reformen zu beſchrän=
er
. Aus dieſem Grunde wolle er jetzt nur drei Fragen behan=
deln
: die Frage der Abſchaffung der Geſandtſchaft
)e im Vatikan, die Finanzfrage und die Frage der
irswärtigen Politik.
Er müſſe den Grundſätzen treu bleiben, die er früher ver=
eten
habe. Herriot wird dauernd durch Ziviſcheurufe der

Rechten unterbrochen. Als der General St. Juſt eine Bemer=
kung
machte, kam es zu einem Zwiſchenfall. Die Abgeordneten
wurden tätlich. Die Saaldiener mußten eingreifen. Der Kammer=
präſident
vertagte die Sitzung auf kurze Zeit,
Herript verteidigt ſich gegen die Rechte.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung fährt Miniſterpräſident
Herriot in ſeiner Rede fort. Die Regierung werde ſich um
Erſparniſſe bemühen. Sie hebe das Ermächtigungsgeſetz auf,
weil ſie auf dem Standpunft ſiehe, daß die Regierung gemein=
ſam
mit der Finanzkommiſſion auf dem Wege des Budgets Er=
ſparniſſe
zu machen habe. Was die Kapitalſteuer anlangt, ſo
habe er ſeinen Freunden, die für ſie eintreten, erklärt, daß es
ſich um nichts als eine Illuſion handeln würde, wenn ihr nicht
die ſtrenge Durchführung der Einkommenſteuer vorausginge.
Schließlich antwortet der Miniſterpräſident dem Abg. Le
Trocquer: Er bezweifle die Richtigkeit der von dieſem vorge=
brachten
Ziſfern. Um den Betrag der Ruhroperation abzuſchätzen,
müſſe man ſie mit dem vergleichen, was unter anderen Umſtän=
den
hätte erzielt werden können, beſonders mit den 950 Mil=
lionen
für Sachlieferungen, die Frankreich 1922 erhalten ſollte.
Hier unterbricht der Abg. Reibel, früher Miniſter der befreiten
Gebiete, unter ſtarkem Lärm auf den kommuniſtiſchen Bänken.
Er erklärt von ſeinem Sitz aus: Herriot vertrete heute denſelben
gefährlichen und alten Standpunkt, den Briand geſtern vertreten
rung, nicht das Nötige getan hätte, um die Sachlieferungen zu
erhalten, auf die es Anſpruch gehabt hätte. Er führt zur Be=
gründung
dieſer Theſe zahlreiche Ziffern an. Man habe 1921
und 1922 von Deutſchland Lieferungen verlangt, die es auszu=
führen
ſich geweigert habe. Wenn die Theſe aufrecht er=
halten
werde, ſo führe das dazu, daß er (Herriot) Deutſchland
entſchuldige. Dieſe Worte löſen einen ungeheuren Tumult auf
der Linken aus. Herriot erhebt hierauf mit ſcharfen Worten
Proteſt und erklärt, er werde auf Anſchuldigungen wie die eben
gehörten nicht antworten. Man könne ihn nicht anklagen, daß
er Deutſchland entſchuldige, denn er habe vorhin nur Tatſachen
angeführt. Sie haben geſagt, die Regierung hätte im Jahre
1922 für 500 Millionen Goldmark Lieferungen erhalten. Sie
kennen offenbar eine Antwort nicht, die Ihre Regierung dem
wieviel wir von den zuſtehenden 950 Millionen Goldmark Liefe=
rungen
erhalten haben. Nun, im ganzen: 179 Millionen, und
das war nur für Kohlen und Koks, weil gewiſſe franzöſiſche
Induſtrielle nur die Kohlen und den Koks wollten, um ihre
Fabriken im Gang zu halten, aber ſich der Einfuhr anderer
Waren widerſetzten, weil ſie dadurch ihre Intereſſen geſchädigt
glaubten. Sie haben alſo auf dieſe Weiſe rund 750 Millionen
Goldmark Reparationszahlungen aufgegeben. Ich kenne meine
Klotz wohl kennt, denn es hat ihm vorgelegen. Es bezieht ſich
auf eine Beſtellung von Automobilen im Werte von 117 Mill. vollzogen hat, dann bleibt nichts anderes übrig, als die Micum=
Man hat ſie aus Konkurrenzgründen beim Zeitpunkt der Liefe=
rung
zurückgewieſen.
Herriot verlieſt hierauf den Brief, den Poincaré an
Macdonald gerichtet habe und in dem damals der fran=
zöſiſche
Miniſterpräſident Macdonald dafür gedankt habe, daß er Leſungen ſchon behandelt worden ſind. Es iſt klar, daß der
mitteilen laſſen, England, Belgien und Frankreich ſeien darüber
einig, den vom Sachverſtändgenbericht vorgeſehenen Garantien
Reſpekt von Seiten Deutſchlands zu verſchaffen. Es ſei ſicher,
ſo fügte Herriot hinzu, daß die Kammer dieſe Mitteilung der
Regierung begrüßen würde. (Der frühere Kriegsminiſter Ma=
Beſetzung des Ruhrgebietes aufrecht erhalten
Durchführung der im Sachverſtändigenbericht enthaltenen Be=
ſtimmungen
über die Garantien hielte, die Beſetzung 37 Jahre
dauern würde. Herriot erklärt, daß das friedliche Frankreich
die Frage der Zahlungen und der Sicherheit löſen könne. Frank=
reich
hoffe, daß die deutſche Demokratie begreife, daß ſie, wie
Frankreich an der Löſung dieſer Frage intereſſiert ſei. Frank=
reich
wolle nicht nur bezahlt ſein, es wolle auch nicht mehr an=
gegriffen
werden. Er Herriot ſei ſicher, daß er an der
Spitze der engliſchen Regierung den liberalſten, den intelligen=
teſten
, den ſicherſten Freund finden werde. Man habe oft Worte
vernommen, die man hätte ruhiger auslegen können. Verlange
man doch nicht von zwei großen Völkern, daß ſie ſich ähnlich
ſcien. Verlange man nur, daß ſie ſich erkennen und daß ſie ſich
zu wirkungsvoller Zuſammenarbeit zuſammenfinden. Wenn ich Reich als Ausland zu betrachten. Herriot redet immer nur vom
mit Ihrem Vertrauen, ſo ſchloß Herriot, nach London abreiſen
Der Rechtsabgeordnete Rollin ruft: Und die Sicherheit?
Herriot erwidert: Ich habe mich darüber ausgeſprochen. Wir
werden uns gegenſeitig unterſtützen, und wenn wir von der gro= auch die Sicherheit haben, daß die Räumung des Kölner Brücken=
ßen
Mehrheit dieſes Landes unterſtützt werden, dann werden kopfes tatſächlich im Januar 1925 erfolgt. Schon mit Rückſicht
wir unſere Aufgabe erfüllen, wie ich ſie auseinandergeſetzt habe.
Bei Beendigung der Nede Herriots klatſchten die Abgeord=
als
er auf ſeinen Platz zurückkehrt, von ſämtlichen Mitgliedern
beglückwünſcht. Darauf wird die Sitzung bis 10 Uhr aufge=
bringende
Tagesordnung verhandelt werden. Die Abſtim= Heer zu laſſen.
mung erfolgt vorausſichtlich in ſpäter Nacht=
ſtunde
.
Der neue Senatspräſident.

Miniſterpräſidenten und Präfekten der Seine zum Präſidenten Oder ſollte auch hier wieder die Wichtigtuerei etlicher Sozialiſten
des Senats gewählt. Selves hat 151 Stimmen er=
halten
, während der Kandidat der Linken, Vizepräſident

Bienvenu=Martin, nur 134 Stimmen erhielt.
Gegen 5 Uhr wurde das Reſultat in der Kammer verkündet.
Die Nichtsparteien erhoben ſich von den Sitzen und riefen: Es denten ſagt oder ſagen läßt, kann ſehr wohl dazu dienen, daß
lebe der Senat, es lebe der Senat! Die Linke entfachte einen Herriot die Näumung unter allerlei Ausflüchten verweigert. Es
ungeheuren Tumult. Der Sozialiſt Moutet rief: Wir fürchten

den Senat nicht!

Herriot und die Ruhr.
Von unſerer Berliner Redartion.
Irgend ein Griesgram hat im Temps allerhand törichte
Bemerkungen zuſammengeſchrieben. Es lohnt ſich eigentlich
nicht, ſich dabei aufzuhalten, da es ſich offenbar um eine Stil=
übung
handelt, die den Befveis erbringen ſoll, daß die Feder,
die geſtern Poincaré diente, heute für Herriot zu ſchreiben
verſteht.
Was Deutſchland bewegt, iſt, endlich zu wiſſen, wann die
Franzoſen das Ruhrgebiet verlaſſen. Es iſt natürlich und not=
wendig
, immer wieder darauf hinzuweiſen, daß Frankreich bei
ſeinem Einbruch in das Ruhrgebiet nicht die Unterſtützung der
Verbündeten gefunden hat. Im Gegenteil! Die engliſchen Re=
gierungen
, ſowohl die Bonar Laws und Stanley Baldwins, als
auch die Macdonalds, haben feierlich erklärt, daß der Einbruch
vertragswidrig ſei. Außer England hat ſich auch Italien ge=
weigert
, Truppen ins Ruhrgebiet abzuſenden, weil das nach
Lage der Sache ein glatter Bruch des Verſailler Vertrages ge=
weſen
ſei. Es gibt heute kaum einen Deutſchen, den etwas mehr
bewegt als die Befreiung von Rhein und Ruhr. Es iſt klar,
daß ſich der Abmarſch der Franzoſen nicht auf das Ruhrgebiet
allein beſchränken kann, daß vielmehr auch die Räumung von
Düſſeldorf, Ruhrort und Duisburg erfolgen muß. Herriot
habe, daß nämlich Frankreich, zum mindeſten aber ſeine Regie= hat wiederholt erklärt, daß die Räumung der Ruhr erſt erfolgen
werde, ſobald Deutſchland die Bürgſchaften gewährt habe, die
das Dawesgutachten vorſehe. Das iſt eine reichlich kühne
Vergewaltigung des Gutachtens, denn an keiner
Stelle wird die Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen Einheit zu
einem Handelsobjekt gemacht. Nebenſächliche Dinge kommen
dabei wirklich nicht in Frage. Herriot muß daran erinnert wer=
den
, daß ſelbſt Stanley Baldwin es als unerträglich bezeichnete,
daß ein Land das Nachbarland ſo ohne weiteres im Frieden
überfallen könne. Wenn für Herrn Herriot die friedfertige
Demokratie mehr iſt als ein Aushängeſchild, dann muß er zu=
nächſt
einmal das am Rhein und an der Ruhr begangene Un=
Marquis de Luberſac im Journal offiziell erteilt hat, der fragte, recht wieder gut machen. Wer ſo auf den Buchſtaben des Ver=
ſailler
Vertrages pocht, der darf ihn ſelbſt nicht verletzen.
Was nicht minder wichtig iſt: Die Micumverträge laufen
am 30. Juni ab. Ihre Erneuerung kann nicht mehr in Frage
kommen, es ſei denn, daß die Micum auf höhere Weiſung die
Verlängerung erzwingt. Hic Rhodus, bie salta! Wenn die
Akten. Es gibt unter ihnen ein Dokument, das auch der Abg. Franzoſen das Ruhrgebiet nicht eher räumen wollen, als bis
der deutſche Reichstag die Ausführungsgeſetze zum Gutachten
verträge mit ſofortiger Wirkung außer Kraft zu ſetzen. Nun hat
die Reichsregierung den größten Teil der erforderlichen Geſetze
ſchon ausarbeiten laſſen, von denen einzelne in mehrfachen
ihm durch die belgiſchen Miniſter Theunis und Hymans habe Reichstag die Beratungen nicht über das Knie brechen kann, da
es ſich durchweg um Geſetze handelt, die ſich nicht einſeitig ab=
ändern
oder gar aufheben laſſen. Herriot hat für ſich in Anſpruch
genommen, daß er im Namen der Demokratie ſpricht. Es würde
eine Schändung des demokratiſchen Geiſtes bedeuten, ſofern
ginot unterbricht und verlangt, daß die Regierung die Herriot auf der Taktik beharren würde, den deutſchen Reichstag
werde.) Herriot erwidert ihm, daß, wenn man ſich an die und die Regierung zu zwingen, im beſchleunigten Verfahren die
Geſetze zu verabſchieden. Werden die Franzoſen in Düſſeldorf,
Ruhrort und Duisburg ſtehen bleiben? Wie verhält es ſich mit
den Micumverträgen, unter denen die Ruhrwirtſchaft zuſammen=
gebrochen
iſt? Glaubt Herriot, daß die vertragswidrige Be=
ſetzung
der Rhein= und Ruhrhäfen alles ſei, was Frankreich
bisher an Rechtsbeugungen geleiſtet hat?
Es braucht nur auf das Saargebiet verwieſen zu werden,
um das Frankreich enge wirtſchaftliche und zollpolitiſche Feſſeln
zu legen verſucht. Noch iſt die Zollunion mit Frankreich nicht
vollzogen, trotzdem aber wird das Saargebiet gezwungen, das
darf, danu werde ich mein Land mit ganzer Kraft verteidigen. Ruhrgebiet. Das deutſche Volk will aber wiſſen, ob es die Opfer
für die Befreiung von Ruhr und Rhein bringt, oder ob es ſich
auf einen neuen Vertrag gefaßt machen muß. Wir wollen
Düſſeldorf, Ruhrort und Duisburg befreit ſehen. Wir wollen
auf eine vertragsmäßig feſtgeſetzte Räumung der Kölner Zone
neten der Linken ſtehend Beifall. Der Miniſterpräſident wird, müſſen die Rhein= und Nuhrhäfen von franzöſiſchen Truppen
verlaſſen werden, ſonſt entſtände die Gefahr, daß die Franzoſen
in die kaum befreite Kölner Zone einmarſchieren, um den Düſſel=
hoben
. In der neuen Sitzung wird vermutlich über die einzu= dorſer Brückenkopf nicht ohne Verbindung mit dem franzöſiſchen
Was Herriot bisher über die Räumungsfriſten geſagt hat,
iſt zu unbeſtimmt, um daraufhin die Ausführung der Dawes=
vorſchläge
zu wagen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß Straf=
TU. Paris, 19. Juni. Der Senat hat den früheren, maßnahmen und Pfänder keine Löſung des Problems bedeuten.
neues Unheil angerichtet haben? Herr Breitſcheid iſt nach Paris
gefahren. Sicher nicht als der Bevollmächtigte der deutſchen Re=
gierung
. Aber was Breitſcheid dem franzöſiſchen Miniſterpräſi=
iſt
nicht das erſte Mal, daß Sozialdemokraten dem Reich im
Auslande außerordentlich ſchwer geſchadet haben.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924.

Rnminer 120.

Die Südmark.

Von Heller Halberg=Hamburg.
Wer die Verſklavung Deutſchlands ſehen und erleben will,
gehe an die Grenze! Wer den leidenſchaftlichen Willen
Deutſcher zur Freiheit ſehen und erleben will, gehe an die Grenze!
Wie wenig wir von unſeren Grenzen wiſſen, von Ländern
und Bewohnern, Sitten und Gebräuchen Bedingniſſen und
Wünſchen unſerer Grenzen, wie wenig wir vor allen Dingen
im ſatten Zuſtand unſeres einſtigen ſtaatlichen und völkiſchen
Glücks von unſeren Grenzdeutſchen wußten, beleuchtet die
Tatſache am grellſten: Der Roman von Rudolf Hans Bartſch
Zwölf aus der Steiermark hat vor dem Weltkrieg das Problem
der Südſteiermark für uns Deutſche erſt entdeckt. Erſt ſeit da=
mals
und tragiſcher Weiſe viel zu ſpät wurde die deutſche Frage
der Steiermark aufgerollt und in die Herzen der übrigen Deut=
ſchen
getragen. Wie viele von uns wußten, daß dort unten ein
heroiſcher deutſcher Kampf ſchon ſeit Jahrrzehnten ausgetragen
wurde; wie wenigen von uns ward es bewußt, daß ein großer
deutſcher Verein, genannt Südmark, bereits ſeit fünfunddreißig
Jahren dort unten auf der Wacht ſtand und ſteht für bedrohtes
deutſches Grenzgebiet. Der Krieg und ſein Friede hat uns
viel genommen; aber eins hat er uns gegeben, das uns niemand
mehr rauben kann: die gefühlte Schickſalsverbundenheit mit
unſeren Grenzen, von denen uns Hilfe kommt. Wir haben Bozen
und Brixen, Sterzing und Goſſenſaß, Marburg und Pettau,
Oedenburg und Preßburg verloren. Wir erkennen die Größe
des Verluſtes und wollen kämpfen, wo wir früher ſchliefen.
Wir gewannen eine andere, eine tiefere Einſtellung zu dieſen
Fragen. Mit Tagungen, feierlichen Anſprachen, Umzügen, Trach=
tenfeſten
und dergleichen mehr iſt es allein natürlich nicht getan.
Eine geiſtige Kleinarbeit intenſivſter Art, Tag um Tag, JJahs
um Jahr, ein Kampf um jede einzelne Scholle, um jede einzelne
Seele iſt hier notwendig. Geradezu vorbildlich hat der Verein
Südmark, der zu Pfingſten die Feier ſeines fünfunddreißig=
jährigen
Beſtehens in Graz begehen konnte, auf dieſem Gebiet
genrbeitet. Den Binnendeutſchen mag es Beiſpiel und Anſporn
ſein, aus der Gedenkſchrift der Südmark anläßlich dieſer Tagung
einige Anregungen zu entnehmen.
Heir Profeſſor Dr. Robert Sieger betont in einem den füd=
märkiſchen
Aufgaben gewidmeten Artikel zunächſi die durchaus
notwendige wiſſenſchaftliche Veleuchtung der neuen
Grenzen und der durch ſie bedingten Zuſtände, die große ſchrift=
ſtelleriſche
Aufgabe in allen deutſchen Feſiſchriften und Zeitungen
auf dieſem Gebiet. Die Aufgabe des Grenzſchutzes im politiſchen
Sinn ſei zu trennen von der des Grenzſchutzes im nationalen
Sinn. Ihm müſſe es zufallen, sanz unabhängig von allen
ſtaatlichen Abgrenzungen den deutſien Boden in der Südmark
deutſch zu erhalten, fremde Zutoanderungen zu verhindern,
deutſche Auswanderungen aus den politiſchen, verlorenen Ge=
bieten
zu bekämpfen, die deutſchen Geburtenziffern zu heben,
die nationale Autonomie der Zurückgebliebenen zu erringen, die
ſogenannten Minderheitsrechte zu wahren oder zu erſtreiten, das
Wertbewußtſein deutſcher Art zu hegen, das deutſche Stammes=
bewußtſein
zu pflegen, die Heimatbewegung ſtark und kräftig
zu erhalten und dabei allen partikulariſtiſchen Ge=
fahren
aus dem Weg zu gehen. Das ſind die großen
Aufgaben, an deren Löſung drunten in der Südmark ſchon
lange mit Kraft, Takt und Erfolg gearbeitet wird. Der deutſche
Volksboden der Südmark umfaßt den Länderkranz vom Boden=
ſee
bis zur March. Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Ober=
öſterreich
ſind, wie Profeſſor Dr. Lukas feſtgeſtellt, nach Natur
und Volk mit dem benachbarten Bayern eng verwächſen, Süd=
tirol
, Kärnten, Steiermark, das Burgenland und Niederöſter=
reich
bilden den kampferprobten, leider auch ſchartig gewordenen
Außenwall; denn keines der letztgenannten Länder ging ohne
Verluſt aus dem Völkerringen hervor. Südtirol iſt bis auf den
Linzer Gau ganz verloren, Kärnten büßte das Kanaltal und
Baibl, das Mißtal und Seeland ein, Steiermark verlor eben=
falls
den ganzen Süden, dem Burgenland wußte man nebſt
vielen uns zuſtehenden Grenzorten die Hauptſtadt Oedenburg
abzuzwacken und Niederöſterreich wurde an ſeiner Nordoſt= und
Nordweſtecke, bei Feldsberg und Gmünd, beſchnitten. All dieſe
Verluſte trafen zugleich Südmark=Boden, ja dieſer verlor noch
viel mehr, da uns auch Krain und das Küſtenland, die deutſche
Brücke nach Trieſt, zahlloſe hoffnungsvolle Triebe und Regun=
gen
völkiſchen Lebens in Südöſterreich genommen ſind. Ganz
ungeſchädigt blieben nicht einmal Vorarlberg, Salzburg und
Oberöſterreich; denn dieſes leidet unter vermehrter tſchechiſcher
Angriffsluſt auf ſeinen bürgerlichen Beſitz, Salzburg iſt auf
10 Kilometer in unmittelbare Berührung mit Italien (Ahrntal)
geraten, und Vorarlberg hat die engere Verbindung mit Liechten=
ſtein
verloren, das ſich ſeit dem Vorjahre wirtſchaftlich an die
Schweiz anlehnt, mit der es nun in Zoll= und Währungsgemein=
ſchaft
ſteht wie früher mit Oeſterreich. Daß die Steiermark
durch den wahnſinnigen Pariſer Frieden nun doppeltes
Grenzland geworden iſt: gegen Südſlawien und gegen Ungarn,
von dem es nur der ſchmale Streifen des Burgenlandes trennt,
macht die Schutzarbeit der Südmark doppelt notwendig. Der
große Führer der Südmark, Profeſſor Patterer, den leider
ſchwere Krankheit lange Zeit daniederwarf, hat es verſtanden,
trotz dieſer furchtbaren Zerreißungen der ſüdlichſten deutſchen
Kampfboden zu einer ſeltenen Geſchloſſenheit völkiſchen Willens
und völkiſcher Arbeit zuſammenzuführen.

* Anarchie in Frankfurt.
Unter Richard Weicherts Leitung brachte das Frank=
furter
Schauſpielhaus die Erſtaufführung von Arnolt
Bronnens Anarchie in Sillian. Im Gegenſatz zu der
Darmſtädter Darſtellung verzichtete Weichert weitgehend auf die
lärmvolle Umkleidung mit Dynamos, Alarmglocken und Schrillen
der Fernſprecher und ſtellte die Stimmung vielmehr auf die
Nerven der Darſteller ab. Der Ton war gemildert, und doch
wurde durch eine überaus durchgearbeitete, feinabgeſtimmte Dar=
ſtellung
ein ſtarkes Tempo und eine außerordentliche Steigerung
erzielt. Es war eine glänzende, von einem ſicheren Willen ge=
führte
Regie=Leiſtung.
Anne Kerſtens ſchillernde Lebendigkeit dürfte gerade der Ge=
ſtalt
der Vergan mehr als Fritta Brods ſtille, wenn auch
immer ſchöne Linienführung entſprechen. Nenee Stobrawa
ſah als Cel von einer Steigerung in das draſtiſch=ländliche
Format ab und faßte die junge Stenotypiſtin als ein urwüchſiges,
warmherziges Geſchöpf ſympathiſch auf. In Fräulein Stobrawa
hat das Frankfurter Schauſpielhaus eine ſtarke junge Begabung
gewonnen. Ferdinand Hart und Fritz Odemar arbeiteten
die Geſtalten der Nebenbuhler Grand und Carrel charakte=
riſtiſch
heraus, ohne in Uebertreibung des Tones zu verfallen.
Am Schluſſe der auf die Dauer von 1½ Stunden zuſammen=
gezogenen
Aufführung wurden Darſteller und Spielleiter wieder=
holt
gerufen.
* Heinrich Wölfflin.
(Zu ſeinem 60. Geburtstag, dem 21. Juni.)
Man ſchreibt uns: Die Kunſtgeſchichte nach Aufgaben be=
handeln
, das iſt mein Vermächtnis. So überliefert uns Jakob
Burckhardts genialſter Schüler, Heinrich Wölfflin, ein Wort
ſeines großen Lehrers, als den ſonſt ſo Unpathetiſchen die Feier=
ſtimmung
ſeines 75. Geburtstages ſehergleich emporgehoben.
Und keiner ward wie Wölfflin dieſes Willens Vollſtrecker und
Erfüller.
Von dem Lehrſtuhl in Baſel, wo er ſeines Meiſters Nach=
folger
geworden, in den überfüllten Hörſälen Berlins und Mün=
chens
ſtreute er die keimkräftige Saat, die zugleich in ſeinen

Vom Tage.
Von den in die Krankenhäuſer von Iſerlohn, Latmathe und
Hohenlimburg eingelieferten Schwerverletzten des Stra=
ßenbahnunglücks
iſt ein weiterer Patient geſtorben, ſo daß die
Zahl der Todesopfer 21 beträgt. Viele der Schwerverletzten
befinden ſich nunmehr bereits auf dem Wege der Beſſerung.
Die Meldung des Kölner Tageblatts, daß die Rentenbank be=
abſichtige
, weitere 100 Millionen Rentenmark auszu=
geben
, iſt, wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, un=
richtig
.
Richard Strauß iſt anläßlich des 60. Geburtages der Orden
Pour le Mérite für Kunſt und Wiſſenſchaft verliehen worden.
Der deutſche Botſchafter in Paris hat den Beſuch
Herriots, den dieſer der deutſchen Botſchaft abſtattete, am Quai
dOrſah erwidert.
Die Botſchafterkonferenz hat eine kurze Sitzung
abgehalten, die den laufenden Angelegenheiten galt.
Wie gemeldet wird, ſind zwei franzöſiſche Torpedo=
Nach eines Havasmeldung aus Brüſſel wird der zurzeit gül=
tige
Zolltarif, der am 1. Juli durch den kürzlich vom Parlament
angenommenen neuen Tarf erſetzt werden ſollte, wegen der Schwierig=
keit
der Anwenbung bis zum 1. September in Kraft bleiben.
Das Unterhaus hat mit 278 gegen 272 Stimmen die von
Baldwin eingebrachren Neſolutionen über die Reichs=
vorzugszölle
abgelehnt, wonach Erzeugniſſe aus den Kolo=
nien
von altei: Einfuhrzöllen befreit werden ſollten.
Die ameri’aniſche Bot:haft in der Stadt Mexiko hat
die Archtve der britiſchen Botſchaft, die ſich im Gewahr=
ſam
Cummins befanden, in ihre Obhut genommen.
Wie aus Belgrad gemeldet wird, iſt die innerpolitiſche Lage derart
geſpannt, daß man mit Ueberraſchungen rechnen muß. Die oppoſitionel=
len
Abgeordneten werder, nach übereinſtimmenden Meldungen der Preſſe
in verſchiedenen Gegenden des Landes beläſtigt, zwei Bauern= Abgeord=
nete
wurden mißhandel:; ſie wandten ſich mit einem Proteſt an den
König.
Der griechiſche Außenminiſter Ruſſos, Finanzminiſter
Tſuderos und Kriegsminiſter Kondylis ſind zurückgetre=
ten
. Die Leitung des Finanzminiſteriums übernahm Miniſterpräſident
Patunaſtaſiu, während Pangalos das Kriegsminiſterium und Acavati=
nos
das Miniſterium des Aeußern erhielt. Durch das Vertrauensvotum,
das die Regierung erhielt und durch die Neuergänzung des Kabinetts
ſiud die in Umlauf geſetzten Nachrichten über die gefährdete Stellung
der Regierung widerlegt.
Nach einer Havasmeldung aus Konſtantinopel verlautet, daß
der Kommiſſar für den öffentlichen Unterricht die Erſetzung des
franzöſiſchen Sprachunterrichts durch den Unterricht in
Hebräiſch und Türkiſch in ſämtlichen Schulen der iſrgelitiſchen Allianz
angeordnet habe.
Nach einer Havasmeldung aus Waſhington wird in diplomatiſchen
Kreiſen angenommen, daß die Antwort des Staatsſekretärs
Hughes auf den japaniſchen Proteſt wegen des Einwan=
derungsgeſetzes
die Angelegenheit erſchöpft habe, und daß der japaniſche
und amerikaniſche Zwiſchenfall jetzt abgeſchloſſen ſei.
Das neue japaniſche Kabinett hat beſchloſſen, den Ge=
ſamtbetrag
der im Budget vorgeſehenen Anleihen von 437 auf 285
Millionen Yen herabzuſetzen.

Ueberführung von Ruhrgefangenen.
Paris, 19. Juni. Die durch die franzöſiſchen Kriegs=
gerichte
im beſetzten Gebiet verurteilten 45 Deutſchen, die nach
Gefängniſſen in Frankreich, in der Hauptſache nach der Inſel
St. Martin de , verbracht worden waren, ſind, wie bereits
berichtet, nach einer zwiſchen der deutſchen Botſchaft und dem
franzöſiſchen Miniſterium für auswärtige Angelegenheiten ge=
troffenen
Vereinbarung, der längere Zeit andauernde Verhand=
lungen
vorausgingen, nunmehr in Gefängniſſe des beſetzten Ge=
bietes
übergeführt worden. Legationsſekretär von Rinkeln von
der deutſchen Botſchaft hat geſtern in Naney Gelegenheit gehabt,
mit jedem einzelnen der 45 Gefangenen zu ſprechen und feſt=
geſtellt
, daß ſie ſich alle wohl befinden. Er hat die Wünſche
jedes Einzelnen entgegengenommen und wird mit Genehmigung
der franzöſiſchen Regierung ihnen Rechnung tragen. Die Ge=
fangenen
ſelbſt erklären, daß ſie auf dem Transport in zuvor=
kommendſter
Weiſe behandelt worden ſeien. Durch die Ueber=
führung
der Gefangenen verbleibt nunmehr kein einziger Deut=
ſcher
, der im beſetzten Gebiet während des paſſiven Widerſtandes
oder nachher verurteilt wurde, in Frankreich.
Nach einer dieſer Tage erſchienenen Havasmeldung ſollen nur
noch 58 Deutſche im beſetzten Gebiet gefangen gehalten werden.
Demgegenüber erfahren die Blätter von unterrichteter Seite, daß
ſich in den Gefängniſſen der franzöſiſchen Zone immer noch
1457 und in denen der belgiſchen Zone 140, zuſammen alſo 1597
Deutſche, befinden.

Amerika und China.

Paris, 19. Juni. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung
aus Waſhington hat die amerikaniſche Regierung am 3. Mai
China darauf hingewieſen, daß die Vereinigten Staaten an der
oſtchineſiſchen Eiſenbahn intereſſiert ſeien, worauf
Lande duich den Pariſer Vertrag die Deutſchen auf dieſem alten die chineſiſche Regierung die Antwort gegeben habe, daß das
kürzlich geſchloſſene chineſiſch=ruſſiſche Abkommen über dieſe Bahn
die Rechte der übrigen Mächte nicht verletze.

Streſemann über die politiſche Lage.
* Deſſau, 20. Juni. (Priv.=Tel.) Die Deutſche Volks=
partei
hatte für geſtern abend aus Anlaß der am Sonntag ſtatt=
findenden
Landtagswahlen in Anhalt eine öffentliche Wähler
verſammlung einberufen. Redner des Abends war Reichsaußen=
miniſter
Dr. Streſemann, der ſich mit der politiſchen Lage
beſchäftigte. Zunächſt gab er einen kurzen Ueberblick über die
politiſche Lage in Anhalt, um dann auf die Fragen der großen
Reichspolitik überzugehen und das Sachverſtändigengutachten
zu beſprechen. Unſer Streben, ſo äußerte er, ſei auf Frei von
außenpolitiſchen Sanktionen und Maßnahmen und von inner=
politiſchen
Putſchen gerichtet. Die Entſcheidung, die wir über
Annahme oder Ablehnung des Sachverſtändigengutachtens zu
treffen hätten, ſei die größte und ſchickſalsſchwerſte Entſcheidung,
die jemals an uns herangetreten ſei. Töricht ſei das Verlangen,
einem einzigen Volke die ganzen Koſten des Weltkrieges aufzu=
erlegen
. Dieſes Experiment habe nicht nur uns, ſondern auch
bootzerſtörer im Hafen von Antivari eingetroffen. den Feirdbund zugrunde gerichtet. Die Folgen ſeien Verwilde=
rung
der Sitten, Arbeitsloſigkeit, Armut, Gärungen ſchlimmſter
Art, neuer Krieg zwiſchen Griechenland und der Türkei, die
Reaktion in München als eine Antwort auf die Regierungszei
eines Eisner uſw. Wir ſehen ſeit Jahren, daß die Welt bei
dieſen Ergebniſſen nervös geworden iſt. Man iſt von eine
internationalen Konferenz zur anderen geeilt, um die Probleme
zu löſen. Aber keine Löſung habe ſich bis jetzt gefunden.
Als England vor Einleitung des Ruhrkampfes zur Verſtän=
digung
rief, waren die Franzoſen dagegen. Ehe aber dieſe
Kampf begonnen wurde, wurde der Gedanke des Sachverſtän=
digengutachtens
geboren. Ein amerikaniſcher Wirtſchaftler ſagte
die Entſcheidung über Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit könnt
auf wirtſchaftlichem Gebiete geprüft werden. Frankreich wa
aber Gegner. Die damalige Regierung Cuno war dafür. Nach
dreivierteljährigem Kampf unterlagen wir, weil die verſtändige
Idee ſich nicht durchzuſetzen vermochte gegen die brutale Macht,
Der paſſive Widerſtand war nicht ohne Vorteile für uns in
ſeiner Fernwirkung.
Man ſah in Amerika, daß der Kampf kein leeres Phantom war,
daß es vielmehr um die heiligſten Güter: Vaterland und Frei=
heit
ging, und daß das deutſche Volk dafür zu leiden und zuu
ſterben bereit war. Nach dem Abbruch des Kampfes ſiegte nicht
die Idee des franzöſiſchen Imperalismus, ſondern es kam auf
Drängen Amerikas der Gedanke einer Sachverſtändigenkonferenz
in Anregung.
Illuſionspolitik haben wir ſchon einmal getrieben. Am
Ende des Weltkrieges, wodurch wir zugrunde gegangen ſind.
Aber auch Machtpolitik können wir uns nicht leiſten. Dazu fehlen
uns die Machtmittel, die Bismarck zu Gebote ſtanden. Bismarck
hat aber auch Konzeſſionen gemacht, und zwar an Bayern und
Württemberg, welche durch die Weimarer Verfaſſung hinweg=
gefegt
worden ſind.
Die Monarchie iſt wohl geſtürzt, weil es keinen Menſchen
gegeben hat, der dem König habe entgegentreten können, der
auch nicht, wie Bismarck, mit ſeinem kaiſerlichen Herrn um deſſen
Seele gerungen habe. Bismarck verfügte über die beſte Armee=
und über das Volk. Er hatte Bundesgenoſſen in Oeſterreich=
und Italien und war mit Rußland liiert, und doch hatte Bis=
marck
ſchlafloſe Nächte, weil er eine Koalition gegen Deutſch=
land
fürchtete.
Wir brauchen ein einmütiges Volk, um im Auslande die
nationale Achtung vor uns abzufordern. In allen Fragen der
Auslandspolitik iſt die Einheitsfront des nationalen Willens
herzuſtellen. Der Zuſammentritt der Sachverſtändigenkonferenz
iſt auf das wirtſchaftliche Intereſſe des Auslandes zurückzu=
führen
. Man kann auf dem Weltwirtſchaftsmarkt nicht auch
noch auf Deutſchland verzichten, nachdem ſchon Rußland ausge=
ſchaltet
iſt.
Was die Bevölkerung der beſetzten Gebiete gelitten hat, iſt
zu bewundern. Was ſie aber für Laſten zu tragen hat, und wie
ſie dies bis heute ausgehalten hat, ohne den Verſtand verloren
zu haben, iſt unglaublich. Die Bevölkerung iſt der Willkür der
Gegner machtlos ausgeliefert. Wir müſſen ihr die Laſten tragen
helfen. Wir müſſen alles das, was von ihr an Geld und Gut
verlangt wird, bezahlen. Streſemann kam dann auf die Be=
ſatzungskoſten
und die Reparationskoſten zu ſprechen und ging
dann des näheren auf das Gutachten mit ſeinen Forderungen an
Deutſchland ein, wobei als beſonders weſentlich zu beachten iſt,
daß die deutſchen Zahlungen ſich nur nach unſerer Zahlungs=
fähigkeit
richten dürfen. Das Inkrafttreten des Gutachtens iſt
davon abhängig, daß auch die Gegner die dem Vertrag von Ver=
ſailles
entgegenſtehenden Maßnahmen aufheben und danach
Rhein und Ruhr geräumt werden. Die Deutſche Volkspartei
hat das rechte Ziel im Auge. Es gilt, das Schiff durch die Wel=
len
an das Geſtade zu führen, von welchen uns die Freiheit
winkt.
Toſender, orkanartiger Beifall folgte den Ausführungen des
Redners. Wegen Ueberfüllung des Saales fand im Palaſttheater
noch eine Parallelverſammlung ſtatt, in der Reichstagsabgeord=
neten
Morath ſprach.

Schriften, von dem Frühwerk Renaiſſance und Barock bis zu
den Kunſtgeſchichtlichen Grundbegriffen lebendigſte Geſtalt ge=
wonnen
. Und wenn er in jener Würdigung Burckhardts, die zu
dem Schönſten gehört, was über den weiſen Einjiedler von St.
Alban geſchrieben worden iſt, es als die eigentliche Miſſion des
Kunſthiſtorikers im Sinne Burckhardts bezeichnet, immer nur
Querſchnitte zu machen, ſo weiß er ſelbſt ſie mit ſtharfem Blick
und ſicherer Hand ſtets dort zu ziehen, wo ſie die inne ſte Lebens=
ſtruktur
bloßlegen. Niemals beugt er ſich unter die tyranniſche
Forderung nach ermüdender Vollſtändigkeit des Materi ls. Wie
ihm die wahre Aufgabe des Kunſtforſchers erſt dann auhebt, wenn
der Denkmälerbeſtand völlig geordnet, die Tatſachenforichung ihre
Arbeit vollendet hat, ſo intereſſiert ihn an dem Einzelfall ſtets
nur das Typiſche, ins Univerſale Emporragende. In dieſem
Sinn beleuchtet er in Renaiſſance und Barock an einzelnen
charakteriſtiſchen Bauwerken Roms den innerſten Gegenſatz
zweier einander ablöſender Kunſtauſchauungen; in dieſem Sinn
weitet ſich ihm das Problem der Kunſt Albrecht Dürers zu
dem großen Ringen ſeiner Zeit, zu dem Kampf um ein neues
Ideal, um die Ausgleichung zwiſchen eigenem und klaſſiſchem
Weſen: Es iſt groß, was er getan hat, aber vielleicht liegt das
Größere in dem, was er überwunden hat. Die Reſultate ſeines
Lebens ſind kaum ſo intereſſant wie der Weg, auf dem er ſie
gewonnen. In Satz und Gegenſatz, in der Gegenüberſtellung
von ſchlagenden Beiſpielen erhellt Wölfflin der Klaſſiſchen
Kunſt tiefſten Weſenskern, ſie vor allem mit der Frührenaiſſance
kontrahierend. Und die gleiche Methode der anſchaulichen Ueber=
zeugung
durch Gegenüberſtellung weiſt Wölfflins bahnbrechendes
Werk Kunſtgeſchichtliche Grundbegriffe. Das Problem der Stil=
entwicklung
in der neueren Kunſt auf. Wie kein anderes Werk
dieſes Gelehrten, ja wie wohl kein anderes einer hiſtoriſchen
Diſziplin der letzten Jahrzehnte, haben die Kunſtgeſchichtlichen
Grundbegriffe anregend und neue Forſchungswege bahnend ge=
wirkt
. Sie haben der Kunſtwiſſenſchaft, die als die jüngſte in
dem Kreiſe der hiſtoriſchen Schweſtern noch immer eine beſchei=
dene
, unfreie Rolle geſpielt hat, eine Führerſtellung geſichert,
indem auch andere Wiſſensgebiete, wie Geſchichte und Literatur=
geſchichte
, die Grundlinien ihrer Forſchungsmethode von ihr ent=
lehnten
. Freilich birgt die ſcheinbar ſo beſtechend einfache Ein=
ordnung
des ganzen Entwicklungsprozeſſes unter fünf Begriffs=
paare
die Gefahr der Ueberſpannung, des ſchematiſchen Zwanges
in ſich, der niemals ihr Schöpfer, wohl aber geiſtesarme Nach=

ahmer nur allzu leicht zum Opfer fallen. Aus Vorleſungen ge=
boren
, tragen die Kunſthiſtoriſchen Grundbegriffe das Zeichen
lebendigſter Durchdringung, vereint mit einer ſprachlich bis ins
Letzte durchgemeißelten Darſtellungsform, die jede von Wölff=
lins
Schriften, von ſeinen Frühwerken bis zu dem vorläufig
letzten Büchlein Das Erklären von Kunſtwerken, in Wahrheit
zu einem Kunſtwerk über Kunſtwerke macht. Dr. H. F.
* Napoleon in Erfurt im Jahre 1808.
Welche Entbehrungen Deutſchland in den Kriegsjahren 1806
bis 1815 erduldet hat und welch ſchweres Leid das deutſche Volk
zur Zeit unſerer Großeltern und Urgroßeltern zu tragen hatte,
das beſchreibt Ludwig Wilhelm Gottlob Schloſſer in er=
greifender
Weiſe in ſeinem Büchlein Erlebniſſe, zu deſſen
Abfaſſung er im Jahre 1846 durch einige Freunde veranlaßt
wurde. Schloſſer, geboren im Jahre 1774 zu Roda, von 1794
an Pfarrer in dem kleinen Dorfe Drakendorf in der Nähe von
Jena, von 1811 an Pfarrer in Großzſchocher bei Leipzig, hat
den beiden größten Schlachten, welche die Geſchicke Europas
und beſonders Preußens vor mehr als 100 Jahren beſtimmten,
denen von Jena und von Leipzig, ſozuſagen als Zuſchauer
aus unmittelbarer Nähe beigewohnt. Und daß er vorzüglich
und anſchaulich zu ſchildern verſteht, beweiſt nicht zum mindeſten
der Umſtand, daß ihn Guſtav Freytag im vierten Bande
ſeiner Bilder aus der deutſchen Vergangenheit zweimal als
Quelle angibt.
In höchſt intereſſanter Weiſe beſchreibt Schloſſer den Kon=
greß
in Erfurt im Jahre 1808 und das Begehmen Napo=
leons
auf demſelben. Das wichtigſte Ereignis, welches das
Jahr 1808 in unſerer Nähe brachte, war der Kongreß in Erfult,
dieſer damals franzöſiſch gewordenen Stadt.
Kaiſer, Könige und Fürſten von jedem Range, von nah und fern,
waren dort zuſammengeſtrömt, und Napoleon hatte ſogar eine
ſehr ſtarke Abteilung ſeiner alten Garde mitgebracht. Die groß
Stadt hatte nicht einmal Stühle genug für ihre ungeladenen
Gäſte und entlieh deren von adligen Familien in Gotha für
bares Geld.
Unter den Gäſten befand ſich König Friedrich Auguſt von
Sachſen. Als Fürſt Heinrich XII. von Neuß=Schleiz, de4

[ ][  ][ ]

Seite 3.

Nummer 120.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924.

Aumzoſelt und Lepgraiiftelt.
Eine wichtige Ookumentenveröffentlichung.

Die Veröffentlichung der Akten zur pfälziſchen Separatiſten=
bewegung
Dokumentenſammlung zur Geſchichte des pfälziſchen
Separatismus hat bereits bewieſen, daß es ſich bei der Separa=
tiſtenbewegung
, wie wir ja ſchon immer betont hatten, in den
peſetzten Gebieten am Rhein, die ſich im Oktober und November
1923 erhob und ſo kläglich und raſch zuſammenbrach, nicht um
eine ſpontane Abfallsbewegung handelte, der die franzöſiſchen
Behörden in Neutralität zuſahen, ſondern daß umgekehrt die
ranzöſiſchen Zivil= und Militärbehörden mit Hilfe bewaffneter
Banden dieſe Putſche künſtlich hervorgerufen haben, um mit Lug
und Trug, mit Terror und Lockung die verängſtigten Gemüter
der Bevölkerung in dieſe Falle zu jagen und die letzten Ziele
der franzöſiſchen Politik vorzubereiten. Sie beweiſen ferner,
daß die Erklärungen der amtlichen franzöſiſchen Stellen, die
inmer wieder ihre Neutralität behaupteten, erlogen ſind. Dieſe
Urkunden werden nunmehr in den Beiträgen zur Geſchichte
des Separatismus in Rheinheſſen für das nördliche, an die
Pfalz angrenzende Gebiet fortgeſetzt. Das erſte Heft Bingen
erſcheint dieſer Tage im Kommiſſionsverlag von F. Lehmann,
Frankfurt a. M., Römerberg, zum Preiſe von 1,50 Mk. Ihm
werden zwei weitere Hefte folgen. Es enthält eine eingehende
Schilderung der ſeparatiſtiſchen Umtriebe in Bingen und Quellen=
material
, deſſen Beweiskraft bei den wichtigſten Kapiteln durch
Fakſimilies unterſtützt wird. Es wird durch dieſe Urkunden der
Beweis erbracht, daß der Kreisdelegierte Jean Vermeil in
Bingen dem Putſch in allen ſeinen Stadien ſeinen amtlichen
Apparat und ſeine militäriſche Gewalt, Kriminalpolizei und
Sekretariat, Marokkaner und Maſchinengewehre zur Verſüzung
geſtellt hat und als der eigentliche Urheber des Putfhes zui be=
trachten
iſt. Bis ins Kleinſte hinab läßt ſich der Bet=eis führen,
wie ſyſtematiſch der Kreisdelegierte die legitime Gewalt ent=
waffnet
und dafür die Verbrecher bewaffnet hat. Bie veröffent=
lichen
zunächſt 4 Dokumente.
Laut ordnungsmäßigem, von dem Delegierten der Inter=
auliierten
Rheinlandkommiſſion ausgeſtellten Waffenſchein vom
6. Januar 1923 iſt der deutſche Gendarm Wilheim Manieuffel
Beſitzer des Karabiners Nr. 4884 (ſ. Dokument). Am 28. Okt.
1923 wird ihm dieſer Karabiner weggenommen. (Vermerk auf
dem Waffenſchein.) Daß der Karabiner dann von den Fran=
zoſen
an die Separatiſten übergeben wurde, beweiſen das zweite
und dritte Dokument, die Uebergabe=Protokolle der ſeparatiſtiſchen
Wache. Der klare Beweis iſt damit erbracht, daß Herr J. Vermeil,
der franzöſiſche Kreisdelegierte in Bingen, Waffen, welche er
der deutſchen Polizei abgenommen, den Separatiſten aus=
geliefert
hat.
Welch enge Verbindung zwiſchen dem ſeparatiſtiſchen Kreis=
direktor
Dr. Klein und dem Kreisdelegierten beſtand, zeigt deut=
lich
das heute von uns veröffentlichte vierte Dokument, in dem
Dr. Klein der von ihm an den Kreisdelegierten geſchickten
Ordonnanz drei Schußwaffen und die Reitpeitſche mitzugeben
bittet, da, wie es dort heißt, ſie in den nächſten Tagen dringend
benötigt würden.
Wenn ſomit der Kreisdelegierte Jean Vermeil, wie es in
hem von Profeſſor Dr. Hermann Oncken geſchriebenen Vorwort
hißt, in die ganze Kette gemeiner Handlungen verflochten iſt,
bi denen die moraliſchen Urheber tiefer ſtehen als ihre elenden
Werkzeuge, ſo trifft das nicht nur die einzelne Perſon, ſondern
ſaane Behörde, nicht nur die Glieder dieſer Behörde, ſondern auch
den Kopf: die Interalliierte Rheinlandkommiſſion ſelber. Auch
diejenigen nichtfranzöſiſchen Mitglieder dieſer Kommiſſion, die,
ir es aus Unkenntnis, ſei es aus Schwäche, dieſe rechtswidrige
2 illkür mit ihrem Namen decken, können ſich ihres Teiles der
Verantwortung nicht entziehen, und die Nationen, die ſie zu
eertreten haben, ſtehen vor der Frage, wie lange noch ſie an
deſem Organ der franzöſiſchen Eroberung und an ſeinen ver=
brecheriſchen
Methoden mitwirien wollen.
Wir werden in den niſchſten Tagen weitere Dokumente aus
der hochintereſſanten Publikation veröffentlichen.
Anlage Nr. 24.
Bingen a. Rh., 16. Nov. 1923.
Rheiniſche Republik
Treisamt Bingen.
An den Herrn Kreisdelegierten der H. J. R. C.
Bingen.
Unterzeichneter erlaubt ſich Euer Hochwohlgeboren zu bitten,
die 3 Schußwaffen und die Reitpeitſche der Ordonanz mitzu=
geben
, da ſelbige in den nächſten Tagen dringend benötigt werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebener
gez. Dr. Klein, Kreisdirektor.
Anlage Nr. 25.
Nr. 74.
Waffenſchein.
Permis de Port dArmes.
Nur im Dienſt
Beur le service seulement
Monsienr Mannteufel Wilhelm
Herr
Profession Gendarme
Beruf
Domicile Gau=Algesheim Langgaffe 18
Wohnhaft

est antorisé à porter: iſt berechtigt un parabellum Nr. 7084
Margue DWMF, caliber 9, Modele 1918 Un carabine Nr. 4884,
calibre 7,9, Maraue Erfärt, Modele 88 une Caisonnette Nr. 7 zu
tragen.
Bingen, le 6. Januar 1923.
Carabine retirée le
28. K. 22. Le Delégue de Ia H. D. J. T. R. dans
1a Cerele de Bingen.
gez. S. Portet
L. S. gez. Jean Vermeil.
Anlage Nr. 26.
übergebung.

Modell 88 je 1 Schuß

Waffen:
Karabiner 2608)
4884
1 Gewehr 5626:
Modeli 98
Armeerevolver S 1886 7 Schuß
Gewehrriemen muß repariert werden
Außdem 12 Decken 1 Handtuch.
Für Richtigkeit beſcheinigt:

1 Schuß

Wallenborn.
Anlage Nr. 27.

Uebergabe
Wache Kreisamt 14. 11. 23
Bei Übergabe der Wache waren vorhanden:
ein 98er Inf.=Gewehr Nr. 5626
ein 88er Karabiner 2608
ein
4884
3 Patronen
12 Schlafdecken.
Richtig übergeben:
Wachhabender Wallenborn
Wachhabender Cernand.

Engliſche Regierungsantwort über das deutſch=
engliſche
Reparationsabkommen.
London, 19. Juni. (Wolff.) Im Unterhauſe wurden
geſtern an den Schatzkanzler verſchiedene Fragen über die Repa=
rationseinziehungen
gerichtet. Schatzkanzler Snowden erwiderte,
die britiſche Regierung habe mit der deutſchen Regierung ver=
einbart
, die beſtehenden Abmachungen, durch die die Abgaben
unter der deutſchen Reparations=Recovery Akte auf 5 Prozent
feſtgeſetzt wurden, zu verlängern, bis die Anempfehlungen des
Sachverſtändigen=Ausſchuſſes in Kraft geſetzt werden. Die dies=
bezüglichen
Beſtimmungen ſeien von Deutſchland ebenfalls in
gleicher Weiſe verlängert worden. Die beſtehenden Abmachungen
blieben in Gültigkeit, bis die Anempfehlungen des Sachverſtän=
digen
=Ausſchuſſes in Kraft geſetzt ſeien. Auf die Frage, ob
Belgien und Frankreich zu gleicher Zeit eingewilligt hätten, ihre
entſprechenden Abmachungen, betreffend Reparationszahlungen
in Waren, zu verſchieben, erwiderte Snowden, er habe keinerlei
offizielle Informationen über dieſe Frage; ſoviel er wiſſe, ſeien
jedoch augenblicklich Verhandlungen mit Bezug auf die Micum=
und andere Abmachungen im Gange. Snowden gab die Ver=
ſicherung
, daß England in dieſer Frage weniger günſtig behan=
delt
werden wird als ſeine Alliierten. Es ſei keinerlei Aende=
rung
in den Vereinbarungen eingetreten, die am 15. Juni in
Kraft waren. Er ſei mit Bezug auf die Zeit, die vergehen
könne, bevor die Anempfehlungen der Sachverſtändigen zur
Durchführung gebracht werden würden, nicht ſo peſſimiſtiſch, wie
Lord Greame zu ſein ſcheine.
Beneſch über die politiſche Atmoſphäre Europas
Paris, 19. Juni. (Wolff.) Der tſchechoſlowakiſche Außen=
miniſter
Beneſch, der den Vorſitz bei der Tagung des
Völkerbundsrats geführt hat, gab vor ſeiner Abreiſe
geſtern abend dem Sonderberichterſtatter der Havas=Agentur in
Genf Erklärungen über ſeine Eindrücke ab. Er ſagte u. a.,
es ſei jetzt in Europa eine beſſere Atmoſphäre vor=
handen
. Nach ſeiner Anſicht ſei ſie das Ergebnis von vier be=
ſtimmten
Ereigniſſen, die in den letzten Monaten eingetreten
ſeien: es handelt ſich in erſter Linie um die letzten Wahlen
in England und die Uebernahme der Regierung durch das
Kabinett Macdonald; zweitens um die Aufſtellung der
Sachverſtändigen=Berichte und deren einmütige An=
nahme
durch die Regierungen; drittens um die franzöſi=
ſchen
Wahlen und die Uebernahme der Regierung durch das
Kabinett Herriot. Schließlich handelt es ſich trotz des
gegenteiligen Anſcheines auch um die deutſchen Wahlen;
dieſe hätten allerdings auf der einen Seite die Verſtärkung der
Rechten zur Folge gehabt, gleichzeitig aber auch den demokra=
tiſchen
Parteien in Deutſchland einen Anreiz geboten.
Zur Frage des Eintritts Deutſchlands in den
Völkerbund erklärte Beneſch, die etwaige Zulaſſung Deutſch=
lands
zum Völkerbund ſei nicht Gegenſtand der Beratungen auf
der letzten Tagung des Völkerbundsrates geweſen.

ebenfalls dort war, ihm als ſeinen mächtigſten und gütigen
Landesnachbar einen Beſuch machte und genötigt wurde, neben
hrn auf dem Sofa Platz zu nehmen, ſagte der König: Glauben
mr Ew. Liebden, daß es mir, einem alternden Mann, ſehr be=
chwerlich
fällt, oft weite Reiſen zu unternehmen, um einem
remden Herrn die Aufwartung zu machen.
Mehrere kleine Fürſten, die dort waren, fragten ſich halb
cherzend, halb zornig, ob es wohl noch ſo weit kommen werde,
daß ſie der neuen Kaiſerlichen Majeſtät das Nachtgeſchirr wür=
den
holen müſſen. Nein, ſien waren zu höheren Dienſten, aber
u. Dienſten waren ſie beſtimmt. Noch als erſter Konſul war
ſapoleon einſt in Mainz, ſah auf dem Torzettel, daß Fürſt
Heinrich II. von Reuß=Ebersdorf mit ſeinem Schwager, dem
Fürſten von Leiningen, in der Stadt ſei, lud beide an ſeine
Cafel, erkundigte ſich nach ihren Familien und ſagte, als er
ſörte, daß erſterer einen Sohn habe: Den werden Sie mir
geben, denn ich habe die Abſicht, mir eine Leibwache aus den
Söhnen der deutſchen Fürſten zu bilden. Ich würde es be=
weifeln
, daß der Uebermut Napoleons ſchon damals ſo hoch
ſötte ſteigen können, wenn ich es nicht aus dem Munde des
fürſten ſelbſt vernommen hätte, als er mich einſt zur Tafel zog.
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, kam endlich
er Tag des Beſuches, von beiden Seiten wohl mehr gefürchtet
ils gewünſcht . . . . Abends war glänzender Ball bei Hofe.
befliſſen; ſeinen Generälen und Marſchällen, die meiſt von
irmmer Herkunft waren, durch reiche Heiraten zu Hilfe zu kommen.
ſaktte er für den General Rapp eine ſchöne, junge, reiche El=
äſſerin
, die Gräfin Waldner, ausgeſucht. Aber dieſe ging den
Hewerbungen aus dem Wege, machte einen Beſuch bei Ver=
vandten
in Weimar und verheiratete ſich an den Oberſten, nach=
ſerigen
General von Egloffſtein. Sie befand ſich auf dem Balle
ind man zeigte ſie dem Kaiſer. Er ging ihr hinter der Kolonne
nach, in der ſie tanzte, bis unten hin, wo ihr Tänzer ſie entließ.
tgegen, ſtarrte ſie an und ſagte: Sind Sie

Valdner? So iſt es. Pauſe. Ich hätte Sie für
üniger und ſchöner gehalten. Als er endlich den Blick ſenkte
und bemerkte, daß ſie ſich in geſegneten Umſtänden befand, fuhr
fort: Aha, jetzt ſehe ich es, kehrte ihr den Rücken und ging.
Nan denke ſich, wie beſtürzt und verletzt die edle Frau daſtand.
Unſtreitig hat der Kongreß die ungeheure Schuldenlaſt der
uiten Stadt Erfurt um vieles vermehrt. Es war die Rede

davon, daß der Herzog von Gotha zum Lohne für ſeine Anhäng=
lichkeit
an Napoleon Erfurt mit ſeinem Gebiete erhalten ſollte,
aber es wurde abgelehnt, weil die Stadt ſo viele Schulden
hatte, daß man 36 Jahre ihre Verwaltung aus den gothaiſchen
Kaſſen hätte beſtreiten müſſen, um alle Einkünfte der Stadt zur
Tilgung ihrer Schulden zu verwenden. Die gute Stadt ſchien
ganz beſonders dazu auserſehen, wie ein Schwamm bis auf den
letzten Tropfen ausgedrückt zu werden. Die Kaiſerin Joſephine
(Gemahlin Napoleons) hatte nie genug Geld, obwohl ſie von
ihrem Gemahl reichlich erhielt. Ein gewiſſer Benjamin half ihr
ſtets aus der Not, wenn die anderen Quellen verſiegten. Die
Kaiſerin wünſchte ihm ihre Dankbarkeit zu beweiſen, wußte aber
nicht wie, und fragte daher den Generalintendanten Daru um
Nat. Dieſer Mann wußte denn auch Rat: er gab nämlich dem
Benjamin die Spitäler von Erfurt in Unternehmung, und zwar
unter zwei Bedingungen: Es mußte nämlich für jeden Kranken
täglich von der Stadt ein rheiniſcher Gulden vergütet werden,
und niemand von den Behörden der Stadt durfte ſich unter=
ſtehen
, in das Spital zu kommen, um die Kranken zu zählen und
nach ihrer Verpflegung zu ſehen. Zweifelnd, ob denn Napoleon
von dieſer Behandlung der armen Stadt wiſſe und ſie billige,
ſchickte ſie Abgeordnete an ihn, der ſich damals noch in Tilſit be=
fand
. Er empfing ſie in Gegenwart Darus, hörte ihre Beſchwer=
den
an und ſagte: Aber das iſt ein wenig ſtark! Um 4 Uhr kom=
men
Sie wieder, da ſollen Sie Beſcheid haben. Aber noch vor
4 Uhr wurden ſie von Daru beſchieden, der die guten Männer
anfuhr und ſagte: Wenn Sie ſich noch einmal unterſtehen und
ſolche Klagen anbringen, ſo werde ich Sie zermalmen. Die Sache
blieb, wie ſie war, ich weiß nicht, wie lange.
Noch lange, noch fünf Jahre lang mußte man warten, bis
endlich die Stunde der Freiheit für das geknechtete Vaterland
W. Römheld.
ſchlug.

Neue Bücher.

Abolf Schmitthenner: Ausgewählte Erzählungen. Geunden 5 G.=Mk.
(Stuttgart, Deuſche Verlags=Anſtalt.)
Dieſer Auswahland erſcheint als eine Erinnerungsgabe zum
24. Mai 1924, dem Tage; an dem Adolf Schmitthenner, der allzufrüh
dahingegangen, das 70. Lebensjahr vollendet haben würde. Er vereint
eine Reihe hiſtoriſcher Novellen, umrahmt von einer in vorgeſchichtlicher

Der Graff=Prozeß in Stettin.
Stettin, 19. Juni. Die heutige Verhandlung begann mit der
Vernehmung der Zeugin Frau Agnes Peiß, geb. Heckmann, die auf
Befragen erklärt, daß nach der Ermordung Chimlewskis verſchiedent=
lich
Drohungen ausgeſtoßen wurden. Am 14. September ſei ſie mit
ihrer Mutter verhaftet und in einem Auto nach Ruhrort gebracht wor=
den
, wo jede von ihnen in einer beſonderen Zelle des Gefängniſſes un=
tergebracht
wurde. Mit ihnen zuſammen ſeien auch Riebke, Grabert
und noch ein Dritter verhaftet worden. Bei der Vernehmung, wobei
ſechs Belgier auf ſie eingeredet hätten, habe ſie erklärt, daß ſie nichts
mehr wiſſe, als ſie bereits geſagt habe. Die Belgier hätten ihr erklärt,
ſie ſolle nur ruhig das zugeben, was ihr vorgeſagt werde, ſie würde
dann um ſo eher wibe= freikommen. Der Zeugin wird hierauf das
Protokoll der Verneyur::g vom 15. September vorgeleſen. Die Zeu=
gin
erklärt iveiter auf Befragen des Vorſitzenden, ihr ſei nur erinner=
lich
, daß Graber= und Riebke einmal angeheitert im Lokal geweſen
ſeien. Sie ſeien damals von einer Gerichtsverhandlung gekommen. Die
Belgier hätten ihr aber eingeredet, daß es am Mordtage geweſen ſei.
Den Vorgang im Lokal am Mordtage ſchildert die Zeugin ebenſo wie
ihre Schweſter Eliſabeih. Die Zeugin ſagt weiter, daß bei der Ver=
nehmung
einer der Belgier ſich direkt vor ſie hingeſtellt und mit ſtechen=
den
Augen ſie immer angeſehen habe. Sie ſei dadurch ſo beeinflußt
worden, daß ſie dann ſelbſt geglaubt habe, was ſie erzählt hätte. Die
Mutter erklärte bei der Vernehmung: das Mädchen iſt anſcheinend
verrückt geworden. Es ſtimmt ja alles nicht, was ſie erzählt. Es wer=
den
dann die Protokolle von den einzelnen Vernehmungen vorgeleſen.
Nach der Wiederfreilaſſung iſt die Zeugin völlig zuſammengebrochen.
Sie iſt dann ins unbeſetzte Gebiet nach Linz zu ihrem Onkel gezogen,
wo ſie mehrere Monate hindurch völlig arbeitsunfähig war. Die Zeugin
wollte zur Hauptverhandlung nach Aachen nicht gehen, und nur auf
telephoniſche Aufforderung ihrer Mutter fuhr ſie hin, wo ſie dann al=
les
widerrief, was ſie vorher unterſchrieben hatte.

Am den Beſtand des Kabinetts Muſſolini.
* Rom, 19. Juni. (Priv.=Tel.) Ueber die faſziſtiſche Gewalt=
politik
werden täglich neue kompromittierende Momente veröffentlicht,
wodurch das Anſehen des Faſzismus im italieniſchen Volk und natürlich
auch im Ausland eine gewaltige Einbuße erleidet, die niemals wieder
gutgemacht werden kann. Im Gegenteil, wenn die Geſtändniſſe einzel=
ner
Verhafteter, die Enthüllungen verſchiedener Dokumente ſowie das
Ergebnis der weiteren Unterſuchungen vorliegen, wird es wohl zwei=
felhaft
ſein, ob Muſſolini ſein faſziſtiſches Kabinett und am Ende ſich
ſelbſt wird erhalten können. Es ſollen bereits bei verſchiedenen alten
Politikern, wie Giolitti, Orlando, Salandra und Anderen, Fühler aus=
geſtreckt
worden ſein, um ſie zum Eintritt in die Regierung zu bewe=
gen
, da man glaubt, daß ein ſolch gemäßigtes Kabinett die Stellung
des Miniſterpräſidenten und einiger faſziſtiſcher Miniſter behaupten
könne.
Die faſziſtiſche Tſcheka.

* Rom 19. Juni. (Priv.=Tel.) Das Verbrechen an Matteotti
deckt viel mehr auf, als er ſelbſt an Enthüllungen hätte machen können,
und zeigt, wie groß ſich Korruption, Egoismus, Ausbeutung und ſogar
Verbrechen unter dem Schutz der Gewalt breitgemacht haben. Was die
Blätter in ſpaltenlangen Berichten über die faſziſtiſche Tſcheka veröf=
fentlichen
, läßt erkennen, daß dieſe in keiner Weiſe der kommuniſtiſchen
nachſteht. Das Hauptquartier der Tſcheka war das Miniſterium des
Innern. Eine Filiale beſtand beim Corriere Iraliano. Der verhaftete
Mörder Dumini war ihr Generalinſpektor. Er hat z. B. in Turin wo
ein Faſziſt von einem Kommuniſten wegen einer Frauenaffäre erſchoſ=
ſen
wurde, aus Rache in einer der folgenden Nächte zwei Kommuniſten
umbringen laſſen, ohne daß deshalb eine gerichtliche Verfolgung einge=
leitet
worden wäre. Die geſtern erfolgte Verhaftung des Generalſekre=
tärs
der faſziſtiſchen Partei in Rom, Marinelli, ſcheint auch mit der
Tſcheka in Zuſammenhang zu ſtehen. Ebenfalls in das römiſche Unter=
ſuchungsgefängnis
eingeliefert wurde der Schriftſteller Galaſſi, ferner
ein gewiſſer Briand und ein Motorbootführer. Die drei letzteren waren
dem faſziſtiſchen Direktor des Corriere Italiano bei der Flucht behilflich.
In Mailand wurde noch ein Ruſſe namens Chirsztel verhaftet, der
behaupter, Matteotti ſei noch am Leben und in einer Villa eingeſperrt.
Man vermutet, daß er die Polizei irreführen will. Der Preſſechef Roſſi
der als Meiſtverantwortlicher für die Tſcheka bezeichnet wird, wurde bis
jetzt noch nicht aufgefunden. Die meiſten Blätter, mit Ausnahme des
Corriere della Sera erklären, daß gegen ihn überhaupt noch kein Haft=
befehl
vorliege und fordern entſchieden einen ſolchen.

Kundgebungen für Muſſolini.
Rom, 19. Juni. Agenzia Stefani. Das Divektorium der faſziſti=
ſchen
Partei nahm aus allen Provinzen einlaufende Kundgebungen ent=
gegen
, die alle ihr unerſchütterliches Vertrauen zur Regierung und
ihre völlige Ergebenheit für Muſſolini bekunden. Der Vorſtand der
faſziſtiſchen Gewerkſchaftsverbände nahm eine Tagesordnung an, in der
tiefſter Schmerz über das an Matteotti begangene Verbrechen ausge=
drückt
wird und von neuem namens aller Verbandsangehörigen und
italieniſchen Arbeiter unerſchütterliches Vertrauen für Muſſolini aus=
geſprochen
wird.
Mehrere italieniſche Städte haben große Kundgebungen als Hul=
digung
für Muſſolini veranſtaltet.

Befriedigung über die Regierungsumbildung.
Rom, 19. Juni. Agenzia Stefani. Die öffentliche Meinung iſt
über die Maßnahmen der Regierung ſehr befriedigt. Die Blätter be=
kunden
faſt einmütig ihre Zuſtimmung zur Ernennung Federzonis
zum Innenminiſter, in der ſie eine Perſönlichkeit von über=
ragender
Bedeutung ſehen, die die großen Ergebniſſe der Politik Muſſo=
linis
kenne und eine große Wertſchätzung für den Miniſterpräſidenten
hege. Die Blätter äußern ferner ihre Zufriedenheit über die erſten Amts=
handlungen
Federzonis und drücken das Vertrauen aus, daß die innere
Politik und die Finanzpolitik durch das Verdienſt der Regierung Muſſo=
linis
bereits erlangt hätten.
In parlamentariſchen Kreiſen verſichert man, daß die italieniſche
Kammer, demnächſt zu einer kurzen Sitzungsperiode zuſammentreten
wird und daß Muſſolini dann zu einer weiteren Umbildung des Kabi=
netts
ſchreiten werde, die ſich auf drei bis vier Miniſterien erſtrecken
würde.

Zeit ſpielenden mythiſchen Erzählung und zwei den Charakter des
Märchens tragenden Proſadichtungen, und wird in weiten Kreiſen, wo
man bisher ſchon den Roman Das deutſche Herz in feiner literariſchen
und nationalen Bedeutung zu ſchätzen wußte, die Erkenntnis verbreiten
helfen, daß auch Schmitthenners Novellen und Märchen einen koſtbaren
Beſitz unſeres Volkes darſtellen. Die hiſtoriſchen Novellen ſpielen ſich
durchweg auf dem Schauplatz der Landſchaften ab, die auch dem großen
Roman zum Hintergrund dienen; ſie laſſen in ihrer knapperen Form all
die Eigenſchaften deutlich hervortreten, die dem Deutſchen Herz ſo viele
Leſer gewonnen haben: neben der Gabe ſtarker Einfühlung in die
hiſtoriſche Vergangenheit und dem Sinn für Tragik und Größe im ge=
ſchichtlichen
Leben unſeres Volkes eine reiche ſchöpferiſche Geſtaltungs=
kraft
, geſunden, nie aufdringlichen Humor und ein angeborenes, ge=
wiſſenhaft
gepflegtes, immer naturfriſch gebliebenes Erzählertalent,
dem die Darſtellung idylliſcher Bilder ebenſo glückt, wie der Aufbau
und Vortrag einer in atemloſer Schnelle ſich vollziehenden, dramatiſch
konzentrierten Handlung.

Statiſtiſches Handbuch für den Volksſtagt Heſſen. Dritte Ausgabe,
herausgegeben von der Heſſiſchen Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik,
Darmſtadt 1924 (Heſſ. Staatsverlag. Preis 2 Mk., mit Speſen
2,40 Mk.).
In dieſen Tagen erſcheint nach langer Pauſe wieder einmal eine
Ausgabe des Statiſtiſchen Handbuches für den Volks=
ſtaat
Heſſen; es iſt die dritte in der Reihe. Die erſte erſchien im
Jahre 1903, die zweite im Jahre 1909. Dem Umfang ſteht dieſe Aus=
gabe
ihren Vorgängern nach. Es iſt ein ſchmales Bändchen von beinahe
zwölf Bogen, an Reichhaltigkeit des Inhalts aber hat es zugenommen.
Das war nur dadurch möglich, daß die aufgenommenen Ueberſichten auf
die knappſte Form gebracht und der zur Verfügung ſtehende Raum bis
zum äußerſten ausgenützt wurde. Neu aufgenommen wurde diesmal
unter anderem eine Ueberſicht über die Organiſation der Heſſiſchen und
Reichsbehörden in Heſſen, Angaben über die gefallenen und geſtorbenen
Militärperſonen und feindlichen Kriegsgefangenen, über die Landzu=
teilung
durch die Landamtmänner, über die Ueberlandanlagen und
Strom= und Gasverſorgung Heſſens, ein Verzeichnis der Banken und der
Aktiengeſellſchaften, die Entwicklung der Teuerungszahlen und ausführ=
liche
Angaben über die Preiſe von Lebensmitteln, Bekleidung und Bau=
materialien
, eine Ueberſicht über die in Heſſen abgelegten Prüfungen,
über die Lichtſpielbetriebe, über die Anſtalten und Einrichtungen der
Wohlfahrtspflege, ausführliche Angaben über Wohnungsweſen und
Bautätigkeit, und endlich eine Beamtenſtatiſtik
Jeder, der ſich für die politiſchen, wirtſchaftlichen und kulturellen
Verhältniſſe unſeres Heimatlandes intereſſiert, wird es begrüßen, daß
er nun wieder in dem ſtatiſtiſchen Handbuch ein bequemes Nachſchlage=
buch
hat, in dem das geſamte zahlenmäßig zu erfaſſende Material über
unſer Heſſenland nach dem neueſten Stand zuſammengetragen iſt.

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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Junf 1924,

Rummer 170.

Der Völkerbund und Deutſchland.

Von unſerem

orreſpondenten.
G. P. Genf, im Juni.

Bei jeder Zuſammenkunft der Organe des Völkerbundes
wird in Genf die Frage der Beziehungen Deutſchlands zu die=
ſer
Inſtitution aufs neue eifrig erörtert. Allerdings ſtets in=
offiziell
, doch in einer Art, die ſpüren läßt, daß dieſe Frage auch
hier als wichtiger denn alle anderen, vor dem Völkerbunde
ſtehenden Probleme empfunden wird. Iſt es doch offenſichtlich,
daß der Völkerbund ohne Deutſchland ſtets einem Rumpf ohne
Kopf gleichen und zu ewiger Ohnmacht verdammt ſein würde.
Und natürlicherweiſe wird in den Genfer Kreiſen auch zurzeit,
anläßlich der gegenwärtigen Tagung des Rates, dieſes Thema
viel beſprochen, zumal angenommen wird, daß die kommende
September=Seſſion etwas wie eine zweite Genua=Konferenz ab=
geben
dürfte, und man in dieſem Zuſammenhange ſehnlichſt
wünſcht, Deutſchland möchte bis dahin bereits in den Bund auf=
genommen
ſein.
So iſt denn Deutſchland auf dieſem Gebiete eher der Um=
worbene
als der Werbende, und hätte allen Anlaß, bevor es den
entſcheidenden Schritt tut, dieſe Frage reiflich zu prüfen und
zu wägen. Von deutſcher Seite iſt mit Recht auf den Umſtand
hingewieſen worden, daß der Völkerbund im Laufe ſeiner Tätig=
keit
wiederholt Beſchlüſſe gefaßt hat, die in punkto Gerechtigkeit
viel zu wünſchen übrig ließen, wobei, was noch ſchlimmer iſt,
gerade dieſe einſeitigen Beſchlüſſe nur Deutſchlands Intereſſen
nachteilig berührten. Vielleicht würde es heute nicht ratſam
ſein, angeſichts der veränderten politiſchen Lage in Europa er=
neut
an dieſen alten Wunden zu rühren wäre inzwiſchen eine
klare Wendung in der Taktik des Völkerbundes eingetreten.
Doch iſt hiervon zunächſt jedenfalls noch ſehr wenig zu
ſpüren..
Vielmehr hat die gegenwärtige Tagung des Völkerbundes
wiederum mit unangenehmer Deutlichkeit alle Mängel dieſer In=
ſtitution
, die willenlos dem faſt alleinigen Einfluß der Entente=
mächte
unterliegt, aufgedeckt. Daß die Völkerbundspolitik
nicht in Genf, ſondern in Paris, London und den Hauptſtädten
der Kleinen Entente gemacht wird iſt kein Geheimnis. Aber
dennoch fühlt ſich jeder wahre Völkerbundsfreund, dem es be=
ſchieden
iſt, Zeuge der Genfer Tagung zu ſein, immer und immer
wieder von jener inhaltlos=dekorativen Art abgeſtoßen, mit der
die laufenden Angelegenheiten von den Beauftragten der
Entente in dieſer international ſein wollenden Körperſchaft ab=
gefertigt
werden: hat es der Völkerbundsrat ſich doch zur Ge=
wohnheit
gemacht, all ſeine Beſchlüſſe irgendwie und irgendwo
hinter den Kuliſſen zu faſſen und lediglich in theatraliſch= offi=
ziellen
Sitzungen die Welt vor kait agsompli zu ſtellen, gegen
die es keine Appellation gibt. Es iſt evident, daß in Zukunft bei
einem Zuſammenarbeiten mit Deutſchland der Völkerbund dieſe
Rolle eines Clearinghouſes der Ententewünſche unter allen Um=
ſtänden
aufzugeben hätte.
Aus der Reihe jener Deutſchland berührenden Fragen, mit
deren Regelung der Völkerbund ſich bisher nur Deutſchlands
Mißtrauen erwerben konnte, verdienen namentlich die deutſch=
polniſchen
Probleme herausgegriffen zu werden. Auch dieſes
Mal ſteht eines dieſer Probleme die Lage der deutſchen Kolo=
niſten
in Polen auf der Tagesordnung des Rates, der ſich
bereits ſeit Jahr und Tag machtlos zeigt, dieſen Konflikt gerecht
zu entſcheiden. Nun ſieht man ſich abermals einem neuen, die
Lage erſchwerenden Faktum gegenüber: trotz des am 14. März
in Bern ſeitens des polniſchen Vertreters Kozminski feierlich
gegebenen Verſprechens, die Vertreibung der deutſchen Kolo=
niſten
bis zur Entſcheidung des Völkerbundes aufzuhalten, hat
die polniſche Regierung unbekümmert die Liquidation des Be=
ſitzes
der deutſchen Polen fortgeſetzt, ja, ſie hat ſich nicht einmal

bemüßigt gefühlt, obige Erklärung ihrer Völkerbundsdelegierten
bei ſich in Polen bekannt zu geben.
Dieſe Frage gelangt nun auf Betreiben Deutſchlands vor
den Völkerbundsrat, wo Graf Alexander Skrzynski den polni=
ſchen
Standpunkt zu verteidigen beabſichtigt. Da Polen Mit=
glied
des Völkerbundes iſt, wird Graf Skrzynski bei der Be=
ratung
dieſer Frage ſeitens des Rates am Konferenztiſch ſeine
Sache vorbringen können, während der deutſche Vertreter,
Staatsſekretär Lewald, im beſten Falle von den Reihen des
Publikums aus des Grafen Sophismen und den im voraus
in Paris oder London fabrizierten Beſchluß des Völkerbundes
ſchweigend wird entgegenehmen können. Dieſes Beiſpiel zeigt
zweifellos, in welchem Maße Deutſchlands Poſition, ſollte es
Mitglied des Völkerbundes werden, ſich in derartigen entſchei=
denden
Fällen günſtiger geſtalten könnte, vorausgeſetzt natürlich
eine allgemeine Neuorientierung des Genfer Bundes und der
europäiſchen Politik. . .
In dieſer Hinſicht müßten natürlich die Umwälzungen in
Paris und London für Deutſchland weit eher günſtige Ausſichten
eröffnen, als die neue Aera in Polen, von der derſelbe Graf
Skrzynski kürzlich dem Vertreter eines Schweizer Blattes zu
berichten wußte. Graf Skrzynski bemerkte: Die zahlreichen von
den Friedensverträgen offen gelaſſenen Fragen hätten für Polen
im Völkerbund eine höchſt unwillkommene, auf einem Mißver=
ſtändnis
beruhende Lage geſchaffen. Das hätte ſich nun, da in
Polen eine neue Aera begonnen habe, geändert und die prak=
tiſche
Anwendung der betreffenden Verträge auf dem Boden des
Völkerbundes könne immer mehr entbehrlicher werden. . . So=
weit
Graf Skrzynski. Doch die Fatalität des Schickſals will
es, daß Polen nun abermals vor den Völkerbund, gerade wegen
eines Mißverſtändniſſes in bezug auf die praktiſche Anwendung
jener Verträge, tritt, denen Polen ſeine Exiſtenz verdankt. Und
es bleibt noch ſehr abzuwarten, ob Graf Skrzynski nach Genf
in ſeiner Diplomatenmappe Polens neue Aera mitbringt, von
der die deutſchen Koloniſten in Polen bisher nicht das geringſte
verſpürt haben.
Doch andererſeits muß heute, da ſo viel von Deutſchlands
Eintritt in den Völkerbund geſprochen wird, derartigen Proble=
men
, wie erwähntem deutſch=polniſchem Konflikt, natürlich auch
eine prinzipielle Bedeutung beigemeſſen werden: Fällt der
Völkerbund in dieſen Fragen gerechte und unparteiiſche Be=
ſchlüſſe
, ſo hat er hiermit gleichzeitig den Beweis einer wirklichen
Neuorientierung, die, in Anbetracht der letzten Wandlungen in
Europa, durchaus möglich iſt, erbracht, was Deutſchland natür=
lich
nur ermuntern dürfte, ſeinen Eintritt in den Bund zu be=
ſchleunigen
, um ſeinerſeits an einer dauernden Befeſtigung des
Friedens ehrlich mitzuarbeiten.
Aber zunächſt wartet Deutſchland wie geſagt noch auf
derartige Gerechtigkeitsdemonſtrationen des Genfer Areopags...

Der Mord an Matteotti.
Das Geſtändnis des Mörders.

Rom 19. Juni. Die Abendblätter berichten, Fillipelli habe die
erſten Geſtändniſſe gemacht und dadurch dem Unterſuchungsrichter viele
Anhaltspunkte gegeben. Fillipelli hatte wiederholt Weinkrämpfe und
iſt ſehr niedergeſchlagen. Sein Vermögen in Mailand wurde beſchlag=
nahmt
. Dumini begann die indirekte Teilnahme an dem Verbrechen
zuzugeben, als ihm das in ſeiner Taſche gefundene, blutige Meſſev
gezeigt wurde.

Neue Vermutungen über den Mord.

Im Vordergrunde des Intereſſes ſteht immer noch die Affäre
Matteotti. Die Blätter berichten: Es ſteht außer Zweifel, daß Matte=
otti
auf ſonderbare Art und Weiſe umgebracht worden ſei. Einzelne
wollen wiſſen, daß es zunächſt ſich darum gehandelt habe, Matteotti ſein
Aktenmaterial, welches er in einer Kammerrede gegen eine Reihe von
führenden Mitgliedern des Faſzismus verwenden wollte, zu entreißen.
Geſtern abend iſt, von Mailand kommend, der Sozialdemokrat Gonzalus
nach Rom zurückgekehrt und hat verſichert, daß der Faſziſt Volpi, einer
der Mörder, ſeinen Freunden Enthüllungen über den Ort, wo der Leich=
nam
liegt, gemacht habe. Der Leichnam befindet ſich 100 Schritte von
der Stelle entfernt, wo das Automobil der Entführer geſehen wurde.
Dort müſſe die Leiche geſucht werden. In ſeinem Verhör hat Filipelli
wichtige Angaben über den Mord gemacht. Es ſteht feſt, daß ein Kom=
plott
beſtand, um Matteotti aus dem Wege zu räumen.

Der Unterſtaatsſekretär, Finzi hatte ſich dafür verbürgt, daß die
parlamentariſche Oppoſition den Dekreten über die Spielbanken kein
Hindernis in den Weg ſtellen werde. Für die Erledigung der Kon=
zeſſionen
waren große Summen in Ausſicht geſtellt worden. Falls
trotzdem die Oppoſition verſucht hätte, Proteſt zu erheben, ſo habe ſie
die Pflicht gehabt, dafür zu ſorgen, die Oppoſition zum Schweigen zu
bringen. Der Leichnam iſt noch immer nicht gefunden. Infolgedeſſen
beſchuldigt man die höchſten Inſtanzen. Die einen ſagen, es ſeien über=
haupt
keine ernſten Nachforſchungen gepflogen worden. Die anderen
behaupten, der Leichnam ſei am Tage nach der Tat aufgefunden wor=
den
. Die anderen behaupten, der Leichnam ſei am Tage nach der Tat
aufgefunden worden, aber von den Mitgliedern der Tſcheka wieder weg=
gebracht
worden. Der Preſſechef Roſſi hält ſich noch immer in Rom
auf, aber er konnte bisher noch nicht verhafter werden. Der Unterſtaats=
ſekretär
, Finzi erklärte, daß die Angelegenheit der Konzeſſionen der
Spielbanken nicht in ſeiner Kompetenz gelegen, ſondern daß Muſſolini
ſelbſt darüber entſchieden habe.

Eine weitere Verhaftung.

Mailand, 19. Juni. Unter der Beſchuldigung, andere zur Frei=
hettsberaubung
des ſozialdemokratiſchen Generalſekretärs Matteotti an=
geſtiftet
zu haben, iſt das Mitglied des faſziſtiſchem Direktoriums, der
adminiſtrative Sekretär der faſziſtiſchen Partei, Marinelli, ver=
haftet
worden.

Die Wahlen in Südafrika.

Tagung der Oppoſition.

Paris 19. Juni. Aus London wird gemeldet, daß nach
den letzten bekannt gewordenen Reſultaten über die ſüdafrika=
niſchen
Wahlen die Stellung der Parteien folgende iſt: Süd=
afrikaniſche
Partei 44, Nationaliſten 33, Arbeiterpartei 18 Un=
abhängige
1, noch nicht bekannte Reſultate 42. Man hält die
Errichtung einer Koalitionsregierung aus Nationaliſten und
Arbeiterparteilern ſo gut wie ſicher.
Die Times meldet aus Johannesburg, der Sturz der
Regierung Smuts ſcheine infolge des Wahlergebniſſes ſicher.
Vor der Parlamentsauflöſung hatte die Regierung eine Mehr=
heit
von 8 Stimmen.

Rom, 19. Juni. (Wolff.) Geſtern abend verſammelten ſich in
der Kammer die Vertreter der oppoſitionellen Abgeordnetengruppen.
Nachdem ſie feſtgeſtellt hatten, daß das Exekutiokomitee der Kommuniſti=
ſchen
Partei eine Mitteilung veröffentlicht hatte, die ſich im weſentlichen
von den vorangegangenen Beſprechuigen unterſcheidet und ſouzar zu

Gegenkundgedungen auffordert, wurde eine Tagesordnung angenom=
men
, in der betont wird, daß die in den Verſammlungen der Oppoſition

gefaßten Entſchließungen die Parteien und Zeitungen verpflichten und
die Möglichkeit von Kundgebungen ausſchließen, die zu dieſen Entſchlüſſen
im Widerſpruch ſtehen. Die Tagesordnung wurde einſtimmig mit Aus=
nahme
der Kommuniſten angenommen. Es wurde beſchloſſen, zur Er=
innerungsfeier
für Matteotti die Oppofitton auf den 25. Juni einzu
berufen.

Bei den Wahlen in Südafrika iſt der Finanzminiſter Bur=
ton
unterlegem.

Wie der Corriere d’Italig erführt, hal ber
liſtiſchen Partei beſchloſſen, bei dem
als Klägerpartei aufzutreten.

Vorſtanb der Sözia=
Natteottiprozeß

AOD Toone

vor Verwunderung über unſere neuerdings ganz ge=
waltig
reduzierten Preiſe
Die gegenwärtige Wirtſchaftslage zwingt uns, weit unter
Friedenspreis zu verkaufen, denn wir brauchen

Der delo!

Nie wieder wird ſich eine ſo günſtige Einkaufsgelegenheit
bieten / Wer heute Schuhe kauft, ohne ſich vorher bei
uns orientiert zu haben, iſt ſein eigener Feind

Ludwigsplatz 2

G. m. b. H.
Geöffnet von 149 bis 11 Uhr und von 1/23 bis 17 Uhr

Ludwigsplatz 2

(8055

[ ][  ][ ]

Rummer 170.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924,

Seite 5.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 20. Juni.
Sommerſonderzüge zu ermäßigten Preiſen. Die Reichsbahu läßt
auch in dieſem Jahre in den Monaten Juli und Auguſt eine größere
Anzahl Sommerſonderzüge zu ermäßigten Preiſen verkehren. Die
meiſten Züge verkehren ſelbſtverſtändlich zu Beginn der großen Schul=
ferien
. Nur bei Zügen, bei denen nach den Erfahrungen der Vorjahre
beim Verkehren von Frankfurt a. M. keine ausreichende Beſetzung zu
erwarten iſt, wie bei dem Sonderzug nach Berlin, mußte der Verkehrs=
tag
bis zum Beginn der Sommerferien in Baden und Heſſen verſchoben
werden, um eine einigermaßen ausreichende Beſetzung zu erzielen. Er
verkehrt deshalb erſt in der Nacht vom 12. zum 13. Juli, da am 12. Juli
die Ferien in Baden und Heſſen anfangen und beginnt in Baſel. Für
die in Frankfurt a. M. zugehenden Reiſenden werden beſondere Wagen
bereitgeſtellt.
RDV. Zulaufsgenehmigungspflichtige Waren im Poſtverkehr. Nach
einer Entſcheidung des Leitenden Zollausſchuſſes in Coblenz ſind Pakete
mit Fahrradteilen nach dem geſamten beſetzten Gebiet zu=
laufsgenehmigungspflichtig
.
Gebühren für Unbedenklichkeitsbeſcheinigungen an Auslands=
reiſende
. Vom Reichsfinanzminiſterium wird amtlich mitgeteilt: Die
Ausſtellung von ſteuerlichen Unbedenklichkeitsbeſcheinigungen für Aus=
ſandsreiſende
bedeutet für die Finanzämter eine beträchtliche Arbeits=
belaſtung
. Es iſt daher angezeigt, daß die Reichsfinanzverwaltung für
ihre im Intereſſe der Auslandsreiſenden aufgewendete Verwaltungs=
arbeit
eine angemeſſene Gebühr erhebt. Zu dieſem Zweck iſt eine Ver=
ordnung
erlaſſen worden, die eine Gebühr von 10 Goldmark für jede
inzelne Reiſe vom 20 Juni ab vorſieht. Für Familienpäſſe gilt die
gleiche Gebühr wie für einfache Päſſe.
w. Falſche Reichsbanknoten über 10 Billionen Mark. Von den in
ſetzter Zeit ausgegebenen Reichsbanknoten über 10 Billionen Mark mit
dem Datum des 1. Februar 1924, die ihren Schutz in einem natür=
lihen
Waſſerzeichen Eichenlaub und Kreuzdorn in ornamentaler
Verarbeitung darſtellend und in den im Papierſtoff eingebetteten
Pflanzenfaſern tragen, ſind Fälſchungen aufgetaucht, die als ſolche an
dem Fehlen oder der mangelhaften Nachahmung der Echtheitsmerkmale
Waſſerzeichen und Pflanzenfaſern unſchwer zu erkennen ſind. Vor
Antnahme dieſer Fälſchungen wird gewarnt. Den beſten Schutz vor
der Annahme von Falſchſtücken bietet die Kenntnis des Ausſehens und
der Beſchaffenheit der echten Noten. Für die Aufdeckung von Falſch=
münzerwerkſtätten
und dahin führende Angaben zahlt die Reichsbank
hohe Belohnungen.
Der Amtsarzt Dr. Vix iſt vom 18. bis 28. Juni beurlaubt und
wird von Herrn Obermedizinalrat Dr. Langermann, Darmſtadt,
Zeaſtraße 87, vertreten.
Gewerbegerichts= und Kaufmannsgerichtsgeſetz. Vom 21. Juni
ab gelten wichtige neue Beſtimmungen: In 8 3 Abſ. 2 GGG. gelten als
Arbeiter Betriebsbeamte, Werkmeiſter und mit höheren techniſchen
Dienſtleiſtungen betraute Angeſtellte, deren Jahresarbeirsverdienſt an
Lohn oder Gehalt 5000 G.=Mk. nicht überſteigt. Zu § 55, der die
Berufung nur zuläſſig erſcheinen läßt, bei Vorhandenſein eines beſtimm=
enr
Streitwerts, iſt geſagt: Die Berufung iſt jedoch nur zuläſſig, wenn
der Wert des Sreitgegenſtandes den Betrag von 300 Goldmark überſteigt.
Zu 8 57 Abſ. 2 iſt Aenderung dahin erfolgt: Die der Berufung oder
dem Einſpruch unterliegenden Urteile ſind von Amtswegen für vor=
läufig
vollſtreckbar zu erklären, wenn ſie die in Nr. 1 des § 4 bezeich=
nten
Streitigkeiten betreffen oder der Gegenſtand der Verurteilung
in Geld oder Geldeswert die Summe von 300 G.=Mk. nicht überſteigt.
Im Kaufmannsgerichtsgeſetz von 1904 ſind folgende
Aenderungen bemerkenswert: In § 4: Auf Handlungsgehilfen, deren
fahresarbeitsverdienſt an Lohn oder Gehalt den Betrag von 5000
H.=Mk. überſteigt, ſowie auf die in Apotheken beſchäftigten Gehilfen
md Lehrlinge finden die Vorſchriften dieſes Geſetzes keine Anwendung.
In 8 15 Abſ. 3: Aus den Handlungsgehilfen entnommene Beiſitzer,
deren Jahresarbeitsverdienſt an Lohn oder Gehalt erſt nach der Wahl
ſert Betrag von 5000 G.=Mk. überſteigt, bleiben bis zur nächſten Wahl
m Amte. 8. 16. Berufung gegen Urteile der Kaufmannsgerichte ſind
ur zuläſſig, wenn der Wert des Streitgegenſtands den Betrag von
/AD G.=Mk. überſteigt.
Landesbibliothek. Neue Erwerbungen, vom 23. Juni 1924 an
uF 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht ausgeſtellt: Becker C. H. Iſlam=
Sudien. Lpz. 1924. Beiträge z. Geſch. d. Philoſophie d. Mittel=
Hers. 23. Münſter i. W. 1924. Bruns Beiträge z. Klin. Chirur=
*. 130. Zübingen 1324. Carter u. Mace. Tut=ench=Amun. Lpz. 24.
Dittenberger. Shlloge Inſkript. Graec. Ed. 3, IV. Lipſiae 1924.
Ineyklopädie d. klin. Medizin. I, II. Berlin 24. Gardner,
Freh. A. Hiſtory of Ancient Coinage. Oxford 1919. Die Grund=
ehren
d. math. Wiſſenſchaften in Einzeldarſtellungen. Berlin 1923.
D. 79. Krauſe. Mikroſkopiſche Anatomie der Wirbeltiere, 1.
* 4. Brl. u. Lpz. 1921B3. Leſſing. Sämtliche Schriften. 23.
crlin u. Lpz. 1924. Zeitſchriften. Der Cicerone. 15. 1923.
Leipzig. Der Gerichtsſaal. 88. 89. Stuttg. 1922. 1924. Jahr=
rch
d. Sammlung Kippenberg. 3. Band. 1923. Leipzig. Jahr=
uch
, Neues f. Mineralogie, Geologie i. Paläontologie. Stuttg. 1923.
Zilage=Bd. 48. 49. Jahrbücher f. National=Oekonomie u. Sta=
hinik
. 121. III. Folge 66. Jena 1923. Jahresbericht über die ge=
mte
Phyſiologie u. exp. Pathologie, 2. 1921. München u. Brl. 1924.
Die Wirtſchaftskurve. 1922. 1923. Frankfurt a. M. Zeit=
ſchrift
für phyſikaliſche Chemie. 107. 108. Lpz. 1923. 1924. Zeit=
ſchrift
für Inſtrumentenkunde 42. 43. 1922. 1923. Berlin. Zeit=
ſchrift
f. Kliniſche Medizin. 98. 99. Berlin 1924. Zeitſchrift,
Deutſche für Chirurgie. 183. 184. Lpz. 1923. 1924. Neue Kirchliche
Zeitſchr ft. 34. Leipzig. 19B3. Hoppe=Seyler’s Zeitſchrift f.
hyſiologiſche Chemie. 133. 134. Berlin u. Lpz. 1924. Vom 7. Juli
un verleihbar. Vormerkungen werden im Ausleihzimmer entgegen=
enommen
.
Die diesjährige Superintendenturkonferenz der oberhefſiſchen
Zeiſtlichen findet am Mittwoch, den 25. Juni, im Johanniskirchenſaal
nGießen um ½11 Uhr ſtatt. Gegenſtand der Verhandlung wird ſein:
Die Gefahren, die zur Zeit der evangeliſchen Kirche drohen.
Der Richard=Wagner=Verein wird die Saiſon 1923/24, wie nun=
nehr
feſtſteht, am Mittwoch, 2. Juli, beſchließen. Es wird der offizielle
Ubſchiedsliederabend von Herrn Alexis af Enehjelm ſein. Der
Jorverkauf bei Konzert=Arnold hat begonnen.
Ich fahr in die Welt! Noch einmal weiſen wir auf den
ſugend=Wander= und =Herbergsfilm obigen Namens hin. Der Film
juft Montag, den 23., Dienstag, den 24., und Mittwoch, den 25. Juni,
bends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau. Vom Verband für Deutſche
kugendherbergen in Gemeinſchaft mit der Deutſchen Lichtbildgeſellſchaft
ergeſtellt, zeigt er im erſten Teil tiefernſte Bilder vom Elend der
broßſtadt und, im Gegenſatz dazu, dann das luſtige Fahrtvolk draußen
Wald und Feld, in Verbindung mit herrlichen Naturaufnahmen.
Der zweite Teil bringt Bilder vom Leben in den Jugendherbergen,
bpiel, Reigen, Scherz und Ernſt, als Abſchluß eine Feier im Jugend=
keis
. Ueberall wurde der Film mit dem größten Beifall aufgenom
den und auch in Darmſtadt werden wir in der Hoffnung nicht fehl=
behen
, dem Jugendwandern neue Freunde zu gewinnen und unſerer
bache neue Gönner, die uns Räume und Mittel zu Jugendherbergen
tir Verfügung ſtellen.
Abendkonzerte im Platanenhain. Wie im Inſeratenteil erſicht=
ſch
, findet heute abend 8½ Uhr ein Abendkonzert im Platanenhain
ſatt. Dieſe Konzerte erfreuten ſich in früheren Jahren ſtets großer
eliebtheit. Herr Obermuſikmeiſter Mickley wird ein abwechſelungs=
Fiches Programm zu Gehör bringen.
Wohltätigkeitskonzert zum Beſten des Katholiſchen Schweſtern=
anſes
, Nieder=Ramſtädter Straße. Am Montag, den 23. Juni, abends
Uhr, veranſtaltet das Schnurrbuſch=Quartett mit Martin Geißler
Flöte) ein Kammermuſik=Konzert. Zum Vortrag gelangen ein Mozart=
uartett
mit Flöte, ferner Reger=Trio Opus 77, ebenfalls mit Flöte,
bwie kleinere Stücke für Streichquartett von Boccherini, Haydn, Schu=
ert
und Tſchaikowsky. Das Konzert findet im Saal des Schweſtern=
lauſes
, Nieder=Ramſtädter Straße, ſtatt, woſelbſt auch Eintrittskarten
m 1 und 2 Mark zu haben ſind.
Der Darmſtädter Blaukreuzverein feiert am 22. Juni ſein 20.
ahresfeſt. Feſtgottesdienſt vormittags 10 Uhr in der Petruskirche in
heſſungen. Feſtprediger Pfarrer Schäfer, Auerbach, Vereinsgeiſtlicher
er Inneren Miſſion. Nachmittags 3 Uhr Nachfeier im Vereinshaus,
Nühlſtr. 24. Lehrer Weimar, Frankfurt a. M., und andere werden
Enſprachen halten. Jedermann iſt herzlichſt eingeladen.

Verbandstag der Mitteldeutſchen Küferinnungen in Darmſtadt.
Am 21., 22. und 23. Juni tagt in den Mauern unſerer Vaterſtadt der
Mitteldeutſche Küferinnungsverband. Das Handwerk, das mit am
innigſten mit den Landen am Rhein verbunden iſt, urdeutſch von je,
ſoll in unſerer Stadt willkommen ſein. Die Küferinnung hat ſich alle
Mühe gegeben, den Kollegen aus den ſüddeutſchen Gauen, beſonders
denen jenſeits des Rheins, ein paar frohe Stunden im unbeſetzten
Gebiet zu bereiten. Am Samstag, vormittags 10 Uhr, findet die Eröff=
nung
der Ausſtellung in der Turnhalle am Woogsplatz ſtatt. Eine rein
fachliche, im kleinen Turnſaal für Küferlehrlinge, Geſellen und Meiſter,
und in ſämtlichen anderen Räumen für verwandte Berufe und ſonſtige
leiſtungsfähige Firmen verſchiedeuer Berufe und Erzeugniſſe. Am
Samstag, nachmittags 3 Uhr, findet im Kneipſaal die Sitzung des Ge=
ſamtvorſtandes
ſtatt und abends 8 Uhr im Feſtſaal der Vereinigten
Geſellſchaft der Begrüßungsabend mit Feſtball unter Mitwirkung des
Geſangvereins Konkordia und unſerer geſchätzten Künſtlerſchar Frau
Kuhn=Liebel, Frau Käthe Schneider=Gothe, Heinrich Kuhn, Dr. Wedig
uſw. Am Sonntagvormittag Empfang der noch eintreffenden Ver=
bandsmitglieder
, Konzert im Rummelbräugarten, von da Abmarſch
mit Muſik zur Verbandstagung im Perkeo. Nachmittags Konzert und
Preisverteilung in der Turnhalle am Woogsplatz. Abends Konzert im
Garten der Vereinigten Geſellſchaft. Am Montag Ausflug mit
Muſik nach Auerbach, Beſichtigung der Apfelweinkellerei Hechler
Gang durch das Fürſtenlager nach Bensheim, Beſichtigung der Wein=
kellerei
Guntrum und Brauerei Guntrum. Anſchließend gemütliches
Beiſammenſein mit den Küfermeiſtern der Innung Bensheim, von wo
aus nach ein paar fröhlichen Stunden im unbeſetzten Gebiet die Kollegen
wieder zum Beruf und Heimat zurückkehren müſſen. Zu allen Veran=
ſtaltungen
ſind die hieſigen Handwerker, Geſchäftsleute und Freunde
herzlichſt eingeladen.
Kreis=Sonnwendfeier der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Man
ſchreibt uns: Die Teilnehmer der Feier auf dem Hemsberg fahren am
Samstag, abends 6.40 nach Bensheim. Die Jugendlichen finden ſich
ſpäteſtens 6.00 am Hauptbahnhof ein. Für diejenigen Mitglieder, die
nur an der Sonntagsfeier in Auerbach teilnehmen wollen, iſt eine
kleine Wanderung von etwa 2 Stunden vorgeſehen. Abfahrt für dieſe
Wanderſchar Sonntag, vormittags 8 Uhr, ab Hauptbahnhof nach
Zwingenberg. Zu dieſer kleinen Wanderung ſind alle Mitglieder der
Turngemeinde mit ihren Angehörigen herzlichſt eingeladen. Ruckſack=
verpflegung
; Liederbücher ſind mitzubringen.

Vorführen der Maſchinen und Apparate im Betrieb
am Samstag, den 21., Sonntag, den 22., u. Montag, den 23. Juni
in ſämtlichen Räumen 8039
der Turnhalle am Woogsplatz.
Telephon 1288

Geſangverein Sängerluſt, Darmſtadt. Man ſchreibt uns: 75 Jahre
ſind vergangen, ſeitdem in unſerer Vaterſtadt Darmſtadt einige ſanges=
frohe
Männer zuſammenkamen und den Geſangverein Sängerluſt grün=
deten
. Manch ſchwere Stunde iſt in dieſer Zeit über unſer Vaterland
dahingezogen und befonders die Kriegsjahre von 1870/71 und die des
letzten Weltkrieges waren es, die an den Grundfeſten des Vereins rüttel=
ten
. Aber immer wieder fanden ſich die Mitglieder zuſammen, um nach
des Tages Laſt und Mühe ſich der Pflege des Geſanges zu widmen. Bei
allen Veranſtaltungen der Darmſtädter Sängerſchaft ſowie der Stadt
Darmſtadt, die zur Linderung der Not oder aus ſonſtigen Anläſſen ab=
gehalten
wurden, war auch die Sängerluſt vertreten. Sie ſtellte ſich ſtets
bereitwilligſt in den Dienſt der Heimatpflege und der Wohltätigkeit.
Auch bei verſchiedenen größeren Aufführungen im heſſiſchen Landes=
theater
konnte der aktive Chor mitwirken, bei den Meiſterſingern bis
auf den heutigen Tag. Seit dem Jahre 1912 ſteht als Präſident Herr
Schreinermeiſter Karl Kahrhof an der Spitze des Vereins, während
Herr Chormeiſter und Komponiſt Karl Grim ſeit 1911 die Leitung des
aktiven Chors innehat. Die Jubelfeier ſelbſt ſoll am 26. und 27. Juli
im Städtiſchen Saalbau ſtattfinden. Näheres über die Veranſtaltung
wird in den Zeitungen und durch Plakate bekannt gemacht.
Aus dem Wartburgverein. Die Mitglieder des Wartburg=
vereins
treffen ſich am Sonntag nachmittag 4 Uhr pünkt=
lich
, zum Gang der Mauſoleumsbeſichtigung an der Eiſenbahnbrücke
der Odenwaldbahn, Dieburger Straße. Es wird gebeten, ſich mit etwas
Kleingeld vorzuſehen.
10jähriges Beſtehen der Vereinigung früherer Leibgardiſten
Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Am 8. Januar 1914, als noch niemand
an einen Krieg dachte, wurde in der Reſtauration Fink in der Wald=
ſtraße
im Beiſein einer ſtattlichen Anzahl alter Leibgardiſten die Ver=
einigung
früherer Leibgardiſten gegründet. Der Zweck der Vereinigung
war und iſt auch jetzt noch die Erhaltung des Gefühls der Zuſammen=
gehörigkeit
und die Pflege kameradſchaftlichen und vaterländiſchen
Geiſtes. Daneben hatte ſich die Vereinigung die Aufgabe geſtellt, die
erforderlichen Vorbereitungen zu treffen, um im Jahre 1921 das 300 Beſtehen des ſtolzen Leibgarde=Regiments in würdiger und
glanzvoller Weiſe zu feiern. Durch den verlorenen Krieg war es un=
möglich
, die geplanten Feierlichkeiten in der vorgeſehenen Weiſe zu be=
gehen
. Eine weit größere Aufgabe entſtand aber der Vereinigung in
der Errichtung eines Denkmals für ſeine im Weltkriege gefallenen Hel=
den
. Das Denkmal ſollte ein Zeichen unſeres unauslöſchlichen Dankes an
alle diejenigen ſein, die im Weltkrieg ihr Leben für das Vaterland
dahingegeben haben und zugleich auch eine Mahnung an die Gebliebenen,
niemals die treuen Toten zu vergeſſen. Am 6. März 1921 wurde auch der
Grundſtein zum Denkmal gelegt. Alle Teilnehmer, welche die eindrucks=
volle
Feier mitgemacht haben, waren damals der Meinung, daß der
Grundſteinlegung bald die Errichtung des Denkmals folgen würde.
Die fortſchreitende Geldentwertung hat aber die Errichtung des Denkmals
bis, jetzt unmöglich gemacht. In letzter Zeit hat ſich nun ein beſonderer
Ausſchuß gebildet, der es ſich zur Aufgabe gemacht hat, die Beſchaffung
ausreichender Mittel für die Denkmalserrichtung in die Wege zu leiten,
denn es muß möglich gemacht werden, in Jahresfriſt im Beſitz der Mittel
zu ſein, die für die Errichtung des Denkmals erforderlich ſind. Alle
ehemaligen Leibgardiſten und Freunde des alten Regiments werden
deshalb herzlich gebeten, ihr Scherflein zum Gelingen dieſes Planes zu
ſtiften. Einzahlungen können jederzeit auf Poſtſcheckkonto Unteraus=
ſchuß
zur Beſchaffung von Mitteln zur Errichtung eines Denkmals für
die Gefallenen des Leib=Garde=Regiments, Poſtſcheckamt Frankfurt am
Main, Konto Nr. 69 371, erfolgen. Neben dieſen beſonderen Aufgaben
hält die Vereinigung es für ihre oberſte Pflicht, die wahre und echte
Kameradſchaft unter den alten Leibgardiſten hochzuhalten. Die Ver=
ſammlungen
und Zuſammenkünfte legen Zeugnis davon ab, daß dies
auch wirklich der Fall iſt. Die Vereinigung zählt zurzeit über 1000
Mitglieder. Aufgenommen wird jeder unbeſcholtene deutſchgeſinnte alte
Leibgardiſt. Nach politiſcher Parteizugehörigkeit wird nie gefragt. Wie
im Weltkringe alle gleich waren und dem deutſchen Vaterlande gemein=
ſam
gedient haben, einerlei, ob Offizier, Unteroffizier oder Mann, ſo
ſoll es auch in der Vereinigung ſein. Am 21. und 22. Juni ds. Js.
feiert nun die Vereinigung ihr 10jähriges Stiftungsfeſt, verbunden mit
Fahnenweihe. Am Samstag, den 21. verſammeln ſich die alten Kame=
raden
zu einem großen Konzert mit einer 50 bis 60 Mann ſtarken Kapelle
im Städtiſchen Saalbau, am Sonntagvormittag zu einem Frühkonzert im
Bürgerbräu (Eliſabethenſtraße), nachmittags 2/= Uhr Fahnenweihe in
der Stadtkirche und anſchließend gemeinſames Zuſammenſein im Reſtau=
rant
Rummelbräu. Einige erhebende Stunden im Kameradenkreis
ſtehen bevor. Alle früheren Leibgardiſten, deren Angehörige, Freunde
und Gönner der Vereinigung werden zu dieſen Veranſtaltungen aufs
herzlichſte eingeladen. Eintrittskarten können jetzt ſchon in den bekannten
Geſchäften und bei den Vorſtandsmitgliedern bezogen werden.

Eine Entſchließung der Reichsgewerkſchaft Dentſcher Eiſen=
bahnbeamten
und Anwärter. Die am Samstag abgehaltene
öffentliche Eiſenbahner=Verſammlung der Reichsgewerkſchaft
Deutſcher Eiſenbahnbeamten und Anwärter, Bezirk Mainz, im
Rummelbräu=Darmſtadt billigt nach einem eingehenden Refe=
rat
des Kollegen Thieme die Maßnahmen der Reichsgewerkſchaft
und beauftragt den Vorſtand, auch weiterhin dafür einzutreten,
daß das kommende Reichsbahnunternehmen eine geſchloſſene
gewerkſchaftliche Front der Eiſenbahnbeamten und =Arbeiter
vorfindet. Worte ſind in dieſer Hinſicht genug gefallen. Es
muß die Tat folgen.
Zur Trachtenſchau in Darmſtadt wird uns geſchrieben: Die
verehrl. Einwohnerſchaft von Darmſtadt und Umgebung bitten wir,
unſere heutige Voranzeige in dieſem Blatt nicht zu überſehen. Der
G. T. V. Almrauſch hat keine Mühe und Arbeit geſpart, um dem
verehrl. Publikum mit ſeiner Veranſtaltung was ganz Außergewöhn=
liches
zu zeigen und bittet, um den Verkehr mit dem Feſtplatz leichter
bewältigen zu können, ſich mit Eintrittskarten ſchon bei den verſchie=
denen
Verkaufsſtellen zu verſehen.
Vogelsberger Höhen=Klub, Darmſtadt. Der hieſige Zweigverein
führt alljährlich eine zweitägige Wanderung nach ſeinem Heimatgebiet
aus. Dieſelbe findet in dieſem Jahre am 28. und 29. Juni ſtatt und
führt am erſten Tag von Hungen über Bettenhauſen, Klofter Arnsberg
nach Lich, woſelbſt übernachtet wird. Am zweiten Tag erfolgt der
Weitermarſch von Lich über Garbenteich, Schiffenberg, Annerod nach
Gießen. Wegen Sicherſtellung der Verpflegung und Unterbringung der
Teilnehmer iſt bindende Anmeldung bis zum Freitag, 20. Juni,
mittags 12 Uhr bei Mitglied Neudecker, Ernſt=Ludwigſtr. 9, erforder=
lich
. Spätere Anmeldungen können nicht mehr berückſichtigt werden.
Anglerbund. Am Sonntag, den 22. d. Mts., vormittags
10 Uhr, findet in Bensheim a. d. B. im Gaſthaus Germania, Bahn=
hofſtraße
, eine Bundestagung des Heſſ. Anglerbundes (Sitz Mainz) ſtatt.
Die aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſenen Sportsangler werden bei
dieſer Gelegenhent ihre Sportsfreunde des beſetzten Gebietes begrüßen
können, weshalb recht zahlreiches Erſcheinen erwünſcht iſt.
* Todesfall. Nach längerem, ſchwerem Leiden ſtarb geſtern vormittag
der Leiter der Liebigs=Oberrealſchule, Herr Oberſtudiendirektor Dr. Fritz
Dietz im Alter von 60 Jahren. Seit nahezu 4 Jahren ſtand Dr. Dietz
der Liebig=Oberrealſchule und dem damit verbundenen Pädagogiſchen
Seminar als Leiter vor. Durch ſeine gerechte Handlungsweiſe und ſein
zuvorkommendes Weſen hat ſich der Verſtorbene das Vertrauen und die
Wertſchätzung ſowohl des Lehrkörpers als auch der Schüler erworben.
Er war eine beliebte und bekannte Perſönlichkeit. Sein Tod bedeutet
einen ſchmerzlichen Verluſt für die Anſtalt und den gefamten Lehrkörper.
* Große Diebſtähle wurden in einem Geſchäft in der Pallaswieſen=
ſtraße
verübt. Den Tätern, zwei Angeſtellten der Firma, fielen für
mehrere Hundert Mark Spiegelglas in die Hände. Das Glas ſetzten ſie
bei einem Händler in Mannheim ab. Kirſchendiebſtähle wur=
den
in einem Lager der Heidelberger Straße verübt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchſſeßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Feuerwerk im Stadion. Anläßlich der Sportwoche fin=
det
im Stadion ein großes Feuerwerk ſtatt. Konzert und Erfriſchungen
verſprechen den Freunden des Sportvereins einige gemütliche Stunden.
(Näheres ſiehe Anzeige.)
Deutſcher Offizierbund. Am 20. Juni veranſtaltet der
A. V. einen Vortrag des Herrn Greebe: Wir und Frankreich‟. Die
Herren des D. O. B. ſind eingeladen. Es wird gebeten, zahlreich daran
teilzunehmen.
Vereinigung ehemaliger 116er Darmſtadt. Die
Mitglieder werden gebeten, ſich recht zahlreich an dem am 21. und
22. Juni 1924 ſtattfindenden 10jährigen Stiftungsfeſt, verbunden mir
Bannerweihe des Vereins ehemaliger Leibgardiſten zu Darmſtadt zu
beteiligen. Sammelpunkt zur Bannerweihe am 22. Juni 1924, nachmit=
tags
2.15 Uhr, hinter der Stadtkirche.
Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Dragoner
Nr. 23, Hauptgruppe Darmſtadt. Die Vereinigung
früherer Leibgardiſten 115 feiert am 21. und 22. d. Mts. ihr 10jähriges
Stiftungsfeſt, verbunden mit Fahnenweihe. Hierzu iſt unſere Vereini=
gung
eingeladen. Sammelplatz zur Fahnenweihe um 2½ Uhr im Feuer=
wehrhof
, hinter der Stadtkirche. Abfahrt zur Standartenweihe des
Kavallerie=Vereins in Frankfurt am 22. ds., 9.45 Uhr vormittags am
Hauptbahnhof.
Verein ehem. 25er. Die Kameraden ſind zu der Fahnen=
weihe
und dem Stiftungsfeſt der alten Leibgardiſten eingeladen. Zahl=
reiche
Beteiligung erwüinſcht. Sammelplatz zur Fahnenweihe Sonntag,
den 22. Juni, 2.20 nachm. hinter der Stadtkirche.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Beamten= und
Arbeitnehmerausſchuß. Die für heute angeſetzte Berichterſtattung über
die Eiſenacher Tagung muß auf Dienstag, den 24. Juni, verſchoben
werden.

* Das Plenum des Landtags hat ſich am Mittwoch vertagt. Die
nächſte, 87., Sitzung beginnt am Montag nachmittag 3 Uhr. Dafür
iſt eine neue Tagesordnung erſchienen. Punkt 1 ſieht die 7. Ergänzung
zur Beſoldung der Staatsbeamten vor, Punkt 1b die Spezialberatung
des Staatsvoranſchlags und in Verbindung damit eine Reihe von Regie=
rungsvorlagen
, Anträgen und Vorſtellungen. Punkt 2 betrifft die Be=
ratung
des Finanzgeſetzes; ſodann iſt bis Punkt 10 die Beratung ver=
ſchiedener
Geſetze und Anträge vorgeſehen; Punkt 1118 behandeln
kleine Anfragen. Eine Reihe Druckſachen ſind dem Landtag zugegan=
gen
, darunter auch die Berichte des Finanzausſchuſſes über den Staats=
voranſchlag
und die Dienſtbezüge der Staatsbeamten. Eine Regierungs=
vorlage
betrifft die Stelle des Verwaltungsdirektors am Heſſiſchen Lan=
destheater
, die durch ihre Eigenart eine Aufwandsentſchädigung bedinge.
Es ſind hierfür 1200 Mk. vorgeſehen. Für die Benutzung von Per=
ſonenkraftwagen
ſind in den Staatsvoranſchlag unter Kap. 19 neuem
Titel für Koſten des Perſonenkraftwagens des Landeskommiſſars 10000
Mark vorgeſehen. Eine Regierungsvorlage ſieht als Dienſtaufwands=
entſchädigung
für die Beamten der Kriminal= und Spezialpolizei eine
Erhöhung im Staatsvoranſchlag um 24 000 Mk. vor. Die Regierungs=
vorlage
, betr. Aenderung des Geſetzes über die Brandverſicherungsanſtalt
für Gebäude, will eine hinreichende Sicherſtellung zur Anſchaffung von
Baumaterialien und die Förderung des Wohnungsbaues. Ein Antrag
der Sozialdemokraten betrifft die Aenderung des Gemeindeumlagenge=
ſetzes
. Ein Antrag Kindt (Dnat.) betrifft die Neuregelung der Beſol=

dungsordnung. Ein Zentrumsantrag behandelt die zinsloſe Stundung
don Landes= und Reichsſteuern im beſetzten Gebiet.

Tede Unterhaltung, ja selbst eine flüchtige Begegnung wird unästhetisch empfunden,
J wenn dem Munde ein übler Hauch entströmt. Mitunter ruft wohl auch eine Magen-
verstimmung
unangenehmen Mundgeruch hervor, meist ist aber eine unsaubere und
vernachlässigte Mundhöhle die Ursache. Deshalb gurgele man fleißig mit Odol. Odol
ist eine wundervolle Mund-Erfrischung. Odol dringt in alle Falten und Fältchen der Schleim-
haut
ein und wirkt noch lange nach dem Gebrauche den Gärungs- und Fäulnisprozessen
entgegen. Diese einzigartige Wirkung machte Odol zu dem, was es für die ganze Kulturwelt
geworden ist: das nachweislich beste Mittel zur Pflege der Zähne und des Mundes.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924.

Rummer 170.

Aus Heſſen.

Traiſa, 19. Juni. Der Geſangverein Sängerluſt
feierr am 21., 22. und 23. Juni 1924 das Feſt der Fahnenweihe. Das
Programm iſt ſehr reichhaltig. Als Auftakt des Feſtes findet am
Samstag, abends 8½ Uhr, in der Feſthalle ein Konzert unter gütiger
Mitwirkung des Darmſtädter Streichorcheſters ſtatt; daſelbſt auch Ent=
hüllung
der Fahne. Am Sonntag vormittag 7½ Uhr Ehrung der Toten
auf dem Friedhof, nachmittags 1 Uhr Feſtzug, ab 3 Uhr Chorgeſänge
der beteiligten Vereine, um 8 Uhr abends im Heſſiſchen Hof und Gol=
denen
Löwen Feſtball. Mit Volks= und Kinderbeluſtigungen am Mon=
tag
findet das Feſt ſeinen Abſchluß.
Roßdorf, 19. Juni. Man ſchreibt uns: Die außerordentliche Mit=
gliederverſammlung
der Baugenoſſenſchaft Selbſthilfe, Roßdorf be=
ſchloß
, den Geſchäftsanteil auf 100 G.=Mk. feſtzuſetzen, zahlbar in monat=
lichen
Raten nicht unter 2 G.=Mk. Das Eintrittsgeld beträgt 2 G.=Mk.
Ferner wurde in Erwägung gezogen, an die Gemeinde heranzutreten
betreffs Beitritt derſelben zur Genoſſenſchaft. Die am Platze befind=
liche
Induſtrie ſoll nach Möglichkeit herangezogen werden, die Sache
zu fördern, damit man zur Bautätigkeit übergehen kann. Am Mon=
tag
, den 16. Juni, fand im Darmſtädter Hof eine gemeinſame Sitzung
der Baugenoſſenſchaft, des Gemeinderats, ſowie der Induſtrie und ſon=
ſtigen
Intereſſenten ſtatt. Herr Miniſterialrat Klump aus Darmſtadt
übernahm in liebenswürdiger Weiſe das Referat. In 1½ſtündigem
Vortrag führte uns der Redner in lebhaften Bildern vor Augen, was
für eine Rieſenarbeit an Umſicht und Tatkraft zu bewältigen iſt, um in
gegenwärtiger Zeit ein Haus unter Dach und Fach zu bringen. Der
Gemeinde, Induſtrie, der Landwirtſchaft und dem Kleinhandwerk legte
der Redner ganz beſonders ans Herz, dieſe gemeinnützige Sache zu unter=
ſtützen
. Reicher Beifall lohnte die lehrreichen Ausführungen des Red=
ners
. In der darauffolgenden Diskuſſion ſprach ſich Herr Bürgermeiſter
Lorenz ſehr warm für den Beitritt der Gemeinde aus, ebenfalls die
anweſenden Gemeinderäte und Unternehmer. Es wäre zu hoffen und
zu wünſchen, daß in unſerer Gemeinde, die doch ſehr an Wohnungs=
mangel
leidet, ein reges Intereſſe für die Sache ſich zeigte und viele den
Entſchluß faſſen könnten, dieſes gemeinnützige Unternehmen durch ihren
Beitritt zu unterſtützen. Nicht der Vorteil des Einzelnen, ſondern das
Wohl des Ganzen ſoll unſere Loſung ſein. Geoxg Felger Schwanen=
ſtraße
, Jakob Schmunk, Dieburger Straße, nehmen jederzeit Neuanmel=
dungen
entgegen.
+ Arheilgen, 18. Juni. Bei einer vor kurzem ſtattgefundenen
Zuſammenkunft des hieſigen Gemeinderats mit dem Vertreter der hieſi=
gen
Jagdpächter wurden für das Rechnungsjahr 1923 als Pachtſumme
700 Mk. feſtgeſetzt; für das Rechnungsjahr 1924 wurde die Summe auf
1800 Mk. erhöht. Mit dem Ausbau des elektriſchen Ortsnetzes durch
die Heſſiſche Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft iſt begonnen worden. Auch
ſind hier verſchiedene Elektroingenieure tätig, um in den einzelnen
Haushaltungen die Anſchlüſſe herzuſtellen. Wie man hört, ſoll auf
dem Mühlchesteiche, der bekanntlich für das Gemeindeſchwimmbad wie=
der
gefüllt wurde, auch dem Ruderſport gehuldigt werden; ſicherem
Vernehmen nach ſind drei Ruderboote in Mainz in Auftrag gegeben.
Sie werden wohl in Bälde hier eintreffen, ſo daß auch dieſer Sport
hier ſeinen Einzug halten kann.
Egelsbach, 18. Juni. Selbſtmord. Veranlaßt durch ein nervöſes
Leiden, hat ein in den ſechziger Jahren ſtehender Mann hier ſeinem
Leben durch Erhängen ein Ende gemacht.
z. Erzhauſen, 19. Juni. Dieſer Tage fand hier eine Milchreviſion
durch den Gendarmeriewachtmeiſter Menges ſtatt. Bei einem Landwirt
wurde die Milch beſchlagnahmt, weil ſie einen hohen Prozentſatz Waſſer
enthielt. Heute früh hat ſich ein hieſiger junger Burſche von unge=
fähr
18 Jahren in der Nähe der Station Erzhauſen von der Bahn über=
fahren
laſſen. Der Körper wurde verſtümmelt aufgefunden.
* Eberſtadt, 18. Juni. Kirchenkonzert. Am Sonntag abend
findet in der Evang. Kirche ein Kirchenkonzert unter Mitwirkung von
Darmſtädter Künſtlern ſtatt. Es wirken u. a. mit Fräulein Ellen Kies=
ling
und Herr Hebbel.
Pfungſtadt, 18. Juni. Von der Torfgrube. Die Herſtel=
lung
des zweiten Dammes in der Torfgrube geht ſeiner Vollendung ent=
gegen
. Die Koſten der Herſtellung belaufen ſich auf zirka 16 000 Mark.
Ein Teil dieſer Koſten wird wohl vom Staat durch Gewährung eines
Zuſchuſſes getragen werden. Der Waldwirtſchaftsplan der
Gemeinde ſieht einen Hiebſatz von 5200 Fſtm. vor. Die Kulturarbeiten
werden mit 6740 Mark eingeſetzt. In der Streunutzung ſind einige Ab=
änderungen
getroffen worden.

Hahn, 18. Juni. Alljährlich am Trinitatisſonntag feiert der Ried=
Modauer=Zweigverein der Guſtav=Adolf=Stiftung ſein Jahresfeſt. Dieſes
Jahr war als Feſtort Hahn bei Pfungſtadt beſtimmt. Das Feſt wurde
von dem Ortsgeiſtlichen, Pfarraſſiſtenten Weber, der auch die Orgel ſpielte
und den neugegründeten Kirchengeſangverein leitete, gut vorbereitet.
Pfarrer Quack=Stockſtadt hielt die Feſtpredigt, der Vorſitzende des Zweig=
vereins
, Dekan Vogel=Gernsheim, begrüßte die Gemeinde und die Gäſte
und ſprach von der großen Bedeutung des G.=A.=Vereins. Nach einer
Kaffeepauſe, während der die Feſtgäſte in herzlicher Weiſe von den Ein=
wohnern
bewirtet wurden, fand im Hofe der Kleinkinderſchule eine Nach=
verſammlung
ſtatt, die Pfarraſſ. Weber eröffnete. Der Schriftführer des
Hauptvereins, Pfarrer Wagner=Bensheim, ſprach über die Gemeinde
Hüttenfeld, die unter Mithilfe des G.=A.=Vereins jetzt eine Kapelle baut,
ſowie über die Bedrückungen der Evangeliſchen in Polen. Der Vereins=
rechner
, Oberjuſtizinſpektor Weimar=Gernsheim, gab eine Darſtellung des
Ertrags der Hauskollekte, aus der erſichtlich war, daß Gernsheim mit
23 Pfennigen auf den Kopf bei weitem an erſter Stelle der Gemeinden
ſteht. Pfarrer Dr. Dreſcher=Eſchollbrücken gab eine Schilderung der Ent=
ſtehung
des G.=A.=Vereins, und erzählte manches aus dem Leben ſeiner
Gründer. Gemeindegeſänge und Darbietungen eines Gitarrechors wech=
ſelten
mit den Reden. Das Dankeswort des Ortsgeiſtlichen gipfelte in
der Mahnung an die Gemeinde, immer eifriger die Arbeit des G.=A.=
Vereins zu unterſtützen.
X Neu=Iſenburg, 18. Juni. Die Bürgermeiſterwahl iſt
auf Sonntag, den 6. Juli, feſtgeſetzt worden. Es ſind mehrere Kandi=
daten
aufgeſtellt worden.
+ Kelſterbach, 17. Juni. Wohnungsbau. Zur Steuerung
der Wohnungsnot beabſichtigt die Gemeinde die Errichtung eines Sechs=
familienhauſes
. Mit dem Bau ſoll umgehend begonnen werden.

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Aus dem Rodgau, 17. Juni, wird uns geſchrieben: Bis zum
31. Mai erreichte der Rodgaubahnzug, der 3,34 Uhr nachmittags
in Reinheim eintrift, den Anſchluß an einen Triebwagen um 3,40, mit
dem man alſo faſt ohne Zeitverluſt nach Lengf:ld und Wiebels=
bach
-Heubach weiterreiſen konnte. Seit 1. Juni iſt dies anders
geworden. Der Anſchluß iſt unmöglich gemacht, da der Triebwagen ſchon
um 3,28 Reinheim verläßt. Wer mit der Nodgaubahn kommt,
der kann es erleben, daß im Augenblick des Einlaufens des Rodgau=
zuges
der Triebwagen ſtolz und rückſichtslos den Bahnhof Reinheim
verläßt. So erging es dem Schreiber dieſer Zeilen am Freitag, den
13. Juni. Niemand vermag Auskunft zu geben, warum der Anſchluß
nicht mehr gewährt wird. Auf der Strecke HanauWiebelsbach iſt nach
beiden Richtungen kein Zug zu finden, der ein früheres Einlaufen des
Triebwagens, als es bis zum 1. Juni beſtand, im Bahnhof Wiebels=
bach
-Heubach erforderlich machte. Der Grund, daß am 1. Juni die
Fahrpläne geändert werden, wie ein Bahnbeamter meinte kann doch
nicht maßgebend ſein. Eine Aenderung muß doch einen Schritt zur
beſſeren Geſtaltung der Verkehrsverältniſſe enthalten, nicht umge=
kehrt
. Der Anſchluß an den Triebwagen, der einſt ſehr begrüßt wurde
muß unbedingt wieder eingerichtet werden. Der Triebwagen fährt jetzt
12 Minuten früher. Etwas mehr als die Hälfte dieſer Zeit, nämlich
7 Minuten, würde dazu genügen. Kann der Triebwagen in Reinheim
nicht einen Aufenthalt bis 3,35 nehmen? Die Eiſenbahnverwaltung wird
hiermit höflichſt gebeten, die Abänderungsmöglichkeit in dieſer Richtung
wohlwollend zu erwägen und auf dieſe Weiſe den Anſchluß beider Züge
wieder herzuſtellen. Der Dank aller Reiſenden nach Lengfeld und
Wiebelsbach-Heubach iſt ihr gewiß, denn ſie müſſen gegenwärtig in
Reinheim zwei Stunden bis zum nächſten Odenwaldzug warten, und
Zeit iſt heute wieder Geld geworden. Das Schimpfen, das man eben
über den vereitelten Anſchluß beider Züge, der doch bisher möglich war,
hört, iſt berechtigt. Man darf den Reiſenden nicht das wieder nehmen,
was ſie als einen Fortſchritt einſt dankbar begrüßten.
X Offenbach, 18 Juni. Der Ehrenvorſitzende des Maintal= Sänger=
bundes
und eifrige Förderer des Verbandes Offenbacher Geſangvereine
Ludwig Andre iſt geſtorben. Durch einen Schlaganfall aus dem
Leben geſchieden iſt dieſer Tage Sanitätsrat Dr. Karl Koch. Jahre=
lang
bekleidete er das Amt des ſtädtiſchen Armenarztes.
Offenbach, 18. Juni. Ein Verbrechen? Geſtern vormittag
wurde an der Oberräder Schleuſe ein Mann mit auf dem Rücken zu=
ſammengebundenen
Händen im Waſſer liegend aufgefunden. Es han=
delt
ſich jedenfalls um ein Verbrechen. Ueber die Perſon des Toten
iſt vorläufig noch nichts bekannt. Die Leiche wurde nach dem Friedhof
gebracht. Heute in früheſter Morgenſtunde wurde ſchon die Staats=
anwaltſchaft
gerufen, um bei der Obduktion zugegen zu ſein.
Mainz, 18. Juni. Verkehrsverbeſſerung. Auf der
Bahnſtrecke Sprendlingen (Rheinheſſen)Fürfeld verkehren jetzt auch an
Sonntagen die Morgen= und Abendzüge.
Mainz, 18. Juni. Gewerbegericht. Die Wahl der Bei=
ſitzer
zum Gewerbegericht iſt auf den 2. Juli feſtgeſetzt worden. Die
Beiſitzer werden auf drei Jahre gewählt.
Mainz, 18. Juni. Eine Gattenmörderin. Wie aus Gei=
ſenheim
gemeldet wird, hat die Frau eines dortigen Arbeiters, die
Mutter von 5 Kindern iſt, nach einem vorausgegangenen Streit in der
Nacht ihrem Manne mit einem ſcharfen Beil den Hals durchgeſchlagen.
Die Gattenmörderin wurde feſtgenommen.
* Bingen, 17. Juni. Von Wilderern überfallen wurde
im Binger Walde der Jagdhüter Brehm. Die Täter verletzten ihr
Opfer durch Meſſerſtiche ſchwer am Kopf. Unter dem Verdacht der
Täterſchaft wurden zwei Perſonen aus Waldalgesheim verhaftet.
* Alzey, 18. Juni. Den Stand der Weinberge hier und
im benachbarten Nahegebiet kann man als mittel bis gut bezeichnen.
Die allgemeine Traubenblüte ſteht unmittelbar bevor.
(.) Gießen, 17. Juni. Feſtgenommen wurde von der Polizei
ein Fahrraddieb, als er gerade im Begriffe ſtand, das geſtohlene Rad
un den Mann zu bringen. Gleichzeitig wurde ein älterer Mann aus
Köln verhaftet, der im Verdacht ſteht, in der Umgegend Einbruchsdieb=
ſtähle
begangen zu haben.
Gießen, 18. Juni. Die Gemäldeausſtellung im Neuen
Schloß iſt von jetzt ab auch wieder an Sonntagen geöffnet.
X Alsfeld, 18. Juni. Die Eisteich=Anlage zwiſchen der
Walkmühle und der Raubsmühle iſt jetzt fertiggeſtellt und damit der
dammkreis geſchloſſen.
8 Ilbeshauſen (Vogelsberg), 18. Juni. Ein Erholungsheim
für Kaſſeler Krankenkaſſenmitglieder ſoll hier errichtet werden. Es iſt
zu hoffen, daß das Projekt bald zur Ausführung kommt.

Todes=Anzeige.

Heute verſchied nach ſchwerem
Leiden unſere über alles geliebte
und treubeſorgte Mutter, Groß=
mutter
, Schwiegermutter, Schwe=
ſter
, Schwägerin und Tante, Frau

Eliſe Weigert

geb. Leiſt
im nahezu vollendeten 79. Lebens=
jahre
.
(*17859
Darmſtadt, Gadernheim,
den 18 Juni 1924.

Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Heinrich Weigert
Margarete Klöß,
geb. Weigert
und Angehörige.
Die Beerdigung findet in aller
Stille auf dem alten Friedhof,
Nieder=Ramſtädterſtraße, ſtatt.

Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief ſanft
und unerwartet nach kurzer Krank=
heit
unſer herzensgutes ſtütterchen
Margarete Steinmetz
geb. Seeger
im Alter von nahezu 82 Jahren
8053)
In tiefer Trauer:
Dora Steinmetz
Georg Steinmetz
Darmſtadt, den 19. Juni 1924.

Heute verſchied nach ſchwerer Krankheit der Leiter
unſerer Anſtalt
Herr

Oberſtudiendirektor Dr. Fritz Dietz

Der Entſchlafene hat die Liebigs=Oberrealſchule und das
mit ihr verbundene pädagogiſche Seminar faſt vier Jahre
geleitet. Durch ſeine hohen Geiſtesgaben, ſeine edle Lebens=
auffaſſung
und autopfernde Pflichttreue hat er die ihm an=
vertraute
Anſtalt vorbildlich verwaltet und gefördert und
ſich die Verehrung und Liebe der Lehrer und Schüler in
hervorragendem Maße erworben. Durch ſeine Offenheit
und Herzensgüte war er uns allen ein treuer Freund und
Berater. Wir werden ihn nie vergeſſen.

Darmſiadt, den 19. Juni 1924.

(17814

Der Lehrkörper der Liebigs=Oberrealſchule.

Die Beerdigung findet Samstag, den 21. Juni, um 11 Uhr
auf dem alten Friedhof, Nieder=Ramſtädterſtraße, ſtatt.

Die Beerdigung findet Samstag,
den 21. Juni, vormittags 9 Uhn
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Weser Zeitung
BREMEN
Täglich 2 Ausgaben
Führende, im 80. Jahrgange erscheinende politlsche

Dankſagung.
(Statt Karten.)

Tageszeitung Nordwestddeutschlands.
Handels-, Industrie- u. Schiffahrts-Blatt.

Frauenarz:

Dr. Kraus aofmann

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Sprechstund, Montag bis Freitag: 2-4 Uhr
Samstag: 12-1 Uhr (*1175

vonder Reise zurück

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Für die erwieſene Teilnahme bei
ein Heimgange unſeres lieben Ent=
ſchlafenen
, ſowie für die vielen Blu=
menſpenden
ſagen wir allen Ver=
wpandten
, Freunden und Bekannten
herzlichen Dank. Insbeſondere gilt
unſer Dank Herrn Pfarrer Müller
für die troſtreichen Worte am Grabe,
ſowie dem Kriegerverein 1874 Darm=
ſtadt
, dem Ausbeſſerungs=Werk I
Darmſtadt und deſſen Lohnbüro und
dem Deutſchen Eiſenbahner=Verband
für die Kranzniederlegung. (8013
Darmſtadt, den 18. Juni 1924.

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[ ][  ][ ]

Nummer 120,

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Jnnf 1024.

Seite 7.

Reich und Ausland.
Anpolitiſche Tagesſchau.
Eine Reihe von tödlichen Unfällen
hat ſich kürzlich wieder zugetragen. Ein Gaſtwirt aus Bullenkühlen
bei Elmshorn wollte ſein Pferd auf der Weide aufzäumen. Das Tier
ſcheute und trat ſeinem Herrn ſo unglücklich gegen die Schläfe, daß
dieſer nach einigen Stunden verſchied, ohne das Bewußtſein wieder=
erlangt
zu haben.
Ein Mann aus Hainholz war mit ſeiner Frau auf dem Moore mit
dem Einſacken von Torf beſchäftigt, während das 1½jährige Söhnchen
dabei ſaß und ſpielte. In einem unbewachten Augenblick bewegte ſich
das Kind von ſeinem Spielplatz fort, ſtürzte in eine Moorkuhle und
ertrank. Auch in Kollmar ertrank ein 14jähriger Junge beim Baden
in einer Kuhle.
In Hagenow=Land kletterte der achtjährige Sohn des Nottenführers
Puls auf einen Schwellenſtapel. Die Schwellen kamen ins Rutſchen und
ſtürzten auf den Knaben, dem dabei der Schädel zertrümmert wurde.
Ein jäher Tod riß dem Weber Gult aus Hornow in Böhmen ſeine
ihm wenige Stunden vorher angetraute Frau von der Seite. Die bei=
den
jungen Leute machten kurz nach dem Trauungsakt einen Ausflug
und raſteten dabei an einem Steinbruch. Da bemerkte ein Schußmeiſter
das Paar und rief ihm zu, ſich ſchleunigſt zu entfernen, da gleich ein
Sprengſchuß losgehen werde. Kaum hatte er ſeine Warnung ausge=
ſprochen
, da erfolgte ſchon die Detonation. Ein abfliegendes Steinſtuck
traf die junge Frau an den Hinterkopf, ſo daß ſie auf der Stelle tot
zuſammenbrach. Der Ehemann wurde ſeltſamerweiſe von den maſſen=
haft
umherfliegenden Steinſtücken nicht verletzt.
Der 26jährige Karl Müller aus Nürnberg ſtürzte an den Felſen des
fränkiſchen Jura bei Dollenſtein aus etwa 40 Meter Höhe ab und er=
lag
bald drauf ſeinen ſchweren Verletzungen. An der gleichen Stelle
ſtürzten im Vorjahre zwei Kletterer ab, wobei einer den Tod fand.
Aus Haag kommt die Nachricht, daß ein Waſſerflugzeug der hollän=
diſchen
Marine bei der Inſel Wieringen aus einer Höhe von ungefähr
1000 Metern in den Zuiderſee geſtürzt iſt. Das Flugzeug wurße bei
dem Aufprall völlig zerſtört und die beiden Inſaſſen, Führer und Be=
obachter
, ſchwer verletzt. Sie hatten jedoch noch ſoviel Kraft, daß ſie
ſich über Waſſer halten konnten, bis Hilfe kam.

Ein mißratener Burſche
der Cappel, in einem ſüdli

der 19 Jahre alte Rechnungsführer Alexan=
in
Vorort Berlin, endete durch

Selbſtmord.
Urſprünglich hatte Cappel eine ſchöne Stelle als Kaſſenführer auf einem
Gut in Gollmitz bei Prenzlau inne. Aber der leichtfertige junge Mann
mißbrauchte das Vertrauen, das man ihm entgegenbrachte und unter=
ſchlug
größere Geldſummen. Das hatte natürlich ſeine Entlaſſung zur
Folge. Nun nahm ſich ſein Großvater, ein Berliner Arzt, ſeiner an.
Aber auch dieſes Entgegenkommen lohnte der Burſche ſeinen Großeltern
ſchlecht. Er wartete eine Gelegenheit ab, da der Großvater ſeiner
Praxis nachging und die Großmutter ein Mittagsſchläfchen hielt, und
ſchlich dann auf den Strümpfen in das Schlafzimmer der Großeltern.
Dort erbrach er die Kommode, in der er das bare Geld der beiden
Allten wußte. Durch den Lärm aufmerkſam gemacht eilte die Groß=
mutter
herbei. Der ſo bei ſeiner Arbeit überraſchte Unhold ſtürzte ſich
auf die alte Frau und ſchlug und würgte ſie ſolange, bis ſie kein Le=
benszeichen
mehr von ſich gab. Da muß ihn wohl ſelbſt ein Grauſen
vor ſeiner Tat gepackt haben; er ſtürzte in das Zimmer, das er bewohute
und öffnete alle Gashähne. Erſt am Abend kehrte der Arzt in ſeine
Wohnung zurück und fand ſeine Frau noch beſinnungslos auf dem Boden
liegen. Es gelang ihm aber, fie ins Bewußtſein zurückzurufen. Dar=
auf
alarmierte er die Polizei. Der Enkel wurde tot in ſeiner mit Gas
angefüllten Stube aufgefunden.

75 Jahre Handelsſchule in Freiberg i. Sa

Die Handelsſchule zu Freiberg i. Sa. blickt 1925 auf ein 75jähriges
Beſtehen zurück und ſoll aus dieſem Anlaß eine größere Feier alle ehe=
mialigen
Handelsſchüler dieſer Anſtalt in Freiberg i. Sa. vereinen.
Zwecks Aufſtellung der Liſten iſt es ſchon jetzt erwünſcht, Adreſſen von
hemaligen Schülern der Freiberger Handelsſchule zu erhalten, und
dittet der unterzeichnete Ausſchuß, ſolche an Willy Strödel, Freiberg
Sg., Weingaſſe 13. gelangen zu laſſen. Werbe=Ausſchuß für das Ju=
biläum
der Handelsſchule zu Freiburg I. Sa

Die Frage der Schuld an dem Iſerlohner Straßenbahnunglück
iſt noch völlig ungeklärt. Die Weſtfäliſche Kleinbahngeſellſchaft in Iſer=
lohn
iſt gegenwärtig noch mit der Feſtſtellung der Urſachen beſchäftigt,
die ſich ſchwierig geſtaltet, da der Führer des verunglückten Wagens
ſelbſt das Leben eingebüßt hat. Allgemein wird angenommen, daß die
Führungsrolle des Hochſpannungsbügels während der Fahrt auf der
abſchüſſigen Strecke vom elektriſchen Leitungsdraht abgeſprungen iſt,
ſo daß es dem Wagenführer nicht gelang, die elektriſche Bremſe in
Tätigkeit zu ſetzen. Von den Infaſſen des Wagens man ſpricht von
70 bis 80 Perſonen, meiſt weiblichen Angeſtellten der Firma Alsberg u.
Baſſe und Ortmann konnte ſich ein Knabe durch Abſprung retten.
In die Krankenhäuſer von Letmathe, Hohenlimburg und Iſerlohn ſind
nach den jüngſten Feſtſtellungen 43 Verletzte eingeliefert, von denen
einige bereits ihren Verletzungen erlegen ſind. Das Unglück hat, wie
jetzt feſtſteht, bereits zwanzig Todesopfer gefordert.
Eine Ausſtellung Rheinlandnot in Stuttgart.
Stuttgart. Am Sonntag vormittag fand im Ausſtellungs=
gebäude
beim Landesgewerbemuſeum die Eröffnung der Ausſtellung
Rheinlandnot ſtatt. Die Ausſtellung gibt ein anſchauliches Bild von
der ungeheuren Laſt, die der Friedensvertrag von Verſailles dem deut=
ſchen
Volke aufgebürdet, beſonders aber den Volksgenoſſen an Rhein
und Ruhr. Ein reiches Material an Photographien, Tafeln und Doku=
menten
, Statiſtiken uſw. veranſchaulicht klar die wirtſchaftliche Bedeu=
tung
des Saargebiets, der Ruhr und des Rheinlandes und zeigt deren
Zugehörigkeit zum Deutſchen Reich. Wie groß die Leiden, beſonders
der Bevölkerung im beſetzten Gebiet, ſind, darüber gibt die Ausſtellung
ein erſchreckendes Bild. Bei der Eröffnung hielt Staatspräſident Ba=
zille
eine Anſprache, in der er ſagte, das deutſche Volk, das ganz in den
Ideen des Rechts und der Wahrheit lebe, ſei zum Märtyrer ſeines
Glaubens an Recht und Wahrheit geworden. Wenn dieſes Martyrium
auf allen Teilen des deutſchen Volkes ſo furchtbar laſtete, wie auf un=
ſeren
Brüdern und Schweſtern an Rhein und Ruhr, ſo wäre der große
Kampf Deutſchlands um ſein Recht erfolgreicher geführt worden als
bisher. Dieſer Kampf werde aber in ſeiner ganzen Schwere auch dem
übrigen Deutſchland nicht erſpart bleiben, weil Deutſchlands Kampf um
ſein Recht eine Miſſion zu erfüllen habe in der gewaltigen Vorwärts=
entwickelung
der Menſchheit, die der eigentliche Zweck unſerer kriegeri=
ſchen
und revolutionären Zeitepoche iſt. Vom Weſen ſolcher Zeiten iſt
das Unrecht unzertrennlich. Es iſt die Vorſtufe zu einem höheren Recht
der Menſchheit, denn es erinnert uns täglich an unſere ſittliche Pflicht
des Kampfes gegen das Unrecht und erweckt und ſtählt in unſeren
Seelen die idealen Kräfte, die die Menſchheit worwärts bringen. In
dieſem Sinne müſſen wir die Leiden des beſetzten Gebietes betrachten
die uns die Ausſtellung vorführt. Sie erwecke in unſeren Seelen das
tiefſte Mitgefühl, den Abſcheu gegen das Unrecht, den Antrieb zum
Kampf für Recht und Wahrheit. Das ſei der hohe Zweck dieſer Aus=
ſtellung
.
Deutſche Geſellſchaft für Medizinalpolitik.
Unter dieſem Namen iſt ſoeben von Soziologen, Volkswirten und
Juriſten eine wiſſenſchaftliche Geſellſchaft begründet worden, deren Auf=
gabengebiet
die geſamte Sozialbiologie, Bevölkerungswiſſenſchaft und
Geſellſchaftshygiene iſt. Das erſte Präſidium beſteht aus Prof. Dr. Krue=
ger
de Corti, Geſchäftsführendes Vorſtandsmitglied des Reichsverbandes
der Deutſchen Volkswirte, Reichstagsbibliothekar Dr. Kirſchner und Dr.
O. Prange, Beratender Volkswirt R. D. V., Mitglied des Beirats beim
Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung. Geſchäftsſtelle: Berlin=Wilm.,
Pfalzburgerſtraße 62.
* Eine Maſchine für mikroſkopiſche Schrift.
Eine Schreibmaſchine, auf der man mikroſkopiſch winzige Worte
ſchreiben kann, hat der Amerikaner Alfred Me. Even gebaut. Er iſt nicht
der Erfinder des Mikropantograph ſondern die Idee rührt von einem
Londoner Bankier Peters her, der ſchon 1852 mit einer ſolchen Maſchine
Verſuche anſtellte. Aber Mc. Even hat die Erfindung, die praktiſch nutz=
los
war, nunmehr vervollkommnet und glaubt, daß ſie für alle Geheim=
nachrichten
, beſonders auch im Kriege, von großem Nutzen ſein wird.
Lange Armeebefehle könnten damit auf der Oberfläche eines Knopfes
aufgeſchrieben werden, und ebenſo kann eine längere Botſchaft in der
Ecke eines Brillenrandes aufgezeichnet ſein. Die Buchſtaben ſind ſo win=
zig
, daß auf einem Raum von einem Quadratzoll die Bibel acht Mal ab=
geſchrieben
werden kann. Eine Million Worte finden auf einer Linie
von 1 Zoll Länge Platz. Der Raum, der von den 56 Worten des Vater=
unſers
gedeckt wurde, betrug 16 Zehntauſendſtel eines Zolls Breite bei
8 Zehntauſendſtel Zoll Höhe. Dieſer Raum iſt gleichbedeutend mit dem
781 250ſten Teil eines Quadratzolls.

Eine Tagung der Handlungsgeßilfinnen.
Der vor 35 Jahren gegründete Verband der weiblichen Handels=
und Burequangeſtellten, der mit 88300 über das ganze Deutſche Reich
ſowie in den abgetrennten Gebietsteilen verbreiteten Mitgliedern die
größte Organiſation berufsmäßiger Frauen darſtellt, hielt nach drei=
jähriger
Pauſe ſeine diesjährige Hauptverſammlung in Eiſenach ab.
Aus allen Gegenden Deutſchlands ſowie aus Danzig waren Hunderte
von Standes= und Berufsgenoſſinnen herbeigeeilt, um an den wichtigen
Beratungen teilzunehmen. Der vom Vorſtande gegebene Bericht konnte
feſtſtellen, daß es dem Verbande gelungen iſt, trotz der ſchwierigen, durch
die Inflation, den Perſonalabbau und andere Umſtände bedingten Ver=
hältniſſe
ſich gut zu behaupten, womit der Beweis nicht nur der Lebens=
fähigkeit
, ſondern auch der Notwendigkeit der Frauenberufsorganiſation
erwieſen ſei. Alle Einrichtungen des Verbandes wieſen eine geſunde
Entwickeſung auf. Der Stellennachweis konnte allein im letzten Jahre
9000 Aufträge erledigen ohne die Aushilfsſtellungen. Ueber dreißig=
tauſendmal
wurde der Rechtsſchuß in Anſpruch genommen. Betracht=
liche
Summen ſind für ſatzungsgemäß geregelte Arbeitsloſenunter=
ſtützung
aufgewandt worden, ebenſo in kellegialer freier Liebestätigkeit
für Hilfe an alte und kranke Mitglieder. Reich war die Bildungsarbeit
des Verbandes. Geſetzgebenden Körperſchaften und Verbänden wur=
den
in reicher Zahl Wünſche für Geſtaltung der Geſetzgebung auf dem
Gebiete des Berufsſchul= Fachſchul= ſowie Lehrlingsweſens vorgetragen,
die zum Teil Berückſichtigung fanden. Eigene Kurſe und Vortragsver=
anſtaltungen
ſorgten unmittelbar für die Weiterbildung der Mitglieder,
ebenſo eine große Bücherei. An allen bedeutſamen ſozialpolitiſchen
Fragen der letzten drei Jahre hat der Verband mitgewirkt. Der
Jugend, für die eine eigene Abteilung geſchaffen iſt, widmete er ſtarke
Aufmerkſamkeit. Vor und nach der Erledigung geſchäftlicher Verhand=
lungen
wurden Vorträge gehalten, die das Intereſſe weiter Kreiſe er=
regten
. Die thüringiſche Regierung, der Bund deutſcher Frauenver=
eine
ſowie befreundete Berufsvereine hatten Vertretungen entſandt,
zum Teil mit Rückſicht auf die Vorträge. Behandelt wurden von der
Vorſitzenden Katharina Müller Frauenberuf und Frauenverband, von
Dr. Silbermann Berufsverband und Bildungsweſen, von Agnes
Möhrke, Mitglied des Reichswirtſchaftsrats, Wirtſchaft und Sozial=
politik‟
. Die lebhafte, eingehende Ausſprache, die ſich an die Vorträge
anſchloß und an der auch Gäſte ſich beteiligten, bewies, welchem Inter=
eſſe
die behandelten Fragen begegneten. Die Vorträge werden dem=
nächſt
durch Druck de: Oeffentlichkeit übergeben werden.

Eottesdienſt ver iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Sauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 20. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 21. Juni Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Wochentags=Gottesdienſt: Morgens 7 Uhr. Abends 7 Uhr.
Gottesdienſt in der Synagege der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 21. Juni. Borabend 7 Uhr 35 Min. Morgens
7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabatausgäng 9 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Nachm. 7 Uhr 30 Min.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 21. Juni:
Nach vorübergehender Aufheiterung erneute Trübung.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(F 24): Cavalleria rusticana‟. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende
nach 9 Uhr (Sondermiete 2212): Giovanni und Annabella‟.
Reichsbund der Kinderreichen, abends 8 Uhr im Feier=
abendſaal
: Verſammlung. Union=, Reſidenz=, Central=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl. für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ,
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußd enſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 14 Seiten

Heugrasverſteigerung
Samstag nachm. 6 Uhr werden Zirka
Morgen Heugras verſteigert. Zuſam Fiſchhaus
menkunft am Alexander=Tempel, ( 177604s
Bauarbeiten.

Die Spengler= und Dachdeckerarbeiten
bei Errichtung von Wohnhäuſern am
Rhönring ſollen vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30
Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Mittwoch, den
2. Juli 1924, vormittags 10 Uhr, ein=
(st8031
zureichen.
Darmſtadt, den 18. Juni 1924.
Städt. Hochbauamt.

Unſere
Generalvertretung
für den Volksſtaat Heſſen
iſt mit dem heutigen Tage von der Firnie
M. Herrmann Feix, Darmſtadt
auf Herrn

Darmſtadt, Dieburgerſtr. 52
Telephon 1530
übergegangen.
Herr R. Lotheißen hält ſich
zur Entgegennahme von
Lebensverſicherungs=Anträgen
ſowie zur ſpeziellen Be=
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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924.

Rummer 170.

* Auf dem Einſtein=Zurme.

Von Dorothea G. Schumacher.
artigkeit unheimlich=komiſch anmutenden Turmes angelangt, von
welchem aus der große Gelehrte ſeine weltbewegenden Unter= auch immer, finden einmal irgendwo ihre reſtloſe Tilgung und
ſuchungen fortzuſetzen gedenkt.

Alles iſt eines und aus dem Einen kommt alles . . . .
Die Stufen langſam hinaufſteigend hatte ich über Einſteins
Theorien intenſiv nachgedacht, doch immer ſah ich mich vor Un=
ausdenkbarem
, das mir Halt bot! Mir brannte die Stirn"
hinauf!! Da oben wollte ich weiteres erfahren, die enge Begren=
zung
menſchlichen Denkens durchbrechen . . . . Da unten im
Tal wars noch winterkalt, in den Anlagen um den Turm lag
noch der alte hartgefrorene Schnee hier oben aber ſchien über=
hell
die neue Sonne. Da ſpannte ich die Arme weit, der Allmutter
Frühlingslüfte beſchwingten das leidbedrückte Herz. Die Ahnung oder des Mars die lebenſpendende Sonne aus einem anderen
eines kommenden Menſchheitsfrühlings berauſchte mich. Frü= (eſichtswinkel her empfangen, anderen kosmiſchen Einflüſſen und
ling, neues Leben, Sonne ſind eines . . . dieſes erfühlte ich hier.
So verſank ich, ganz allein da oben in ein tiefes, weltvergeſſenes
Sinnen.
Ichriefmeine Fragen ins Weltall und
erhielt Antwort.
Die Kreatur:
Höhere Erkenntniſſe ſcheinen uns bevorzuſtehen! Immer
klarer wird es mir, wie gering die Erde, wie nichtig die
Menſchheit innerhalb der ganzen Schöpfung ſein muß!?
Die Stimme:
Geiſtigen gibt es nichts Großes und nichts Kleines. Groß
oder klein wird es in Wahrheit durch die in ihm wirkende
Kraft; mag ſie nun in einem noch ſo großen oder noch ſo kleinen
Körper wohnen. Der Körper iſt ſozuſagen nichts,
denn er kann, wie Alles, in Dampf aufgelöſt
werden; gleichwie dieſes uralte Eis ſofort zu Waſſer gemacht
werden kann, welches hernach verdampfen wird . . . und gleich=
wie
dieſer Baſalt oder Porphyr einſt fließendes Magma war;
welches vor dem Dampf war. Der Kreislauf der Materie um=
faßt
Unſichtbares und Sichtbares. Dein Körper löſt ſich in
Nichts, wenn ſeine Zeit gekommen iſt und aus dieſem Nichts
ballen ſich wieder Welten. Doch laſſe uns zum Großen und
zum Kleinen zurückkehren. Der oft faſt unſichtbare Samen
umſchließt ungeheuere Geſtaltungsmöglichkeiten, aber die Rieſen= Wir ſtreben ja auch ſo heiß danach, auch ihn zu überwin=
tiere
der Vorzeit erſcheinen als Naturſpielereien, als plumpe
Häufung ſchwach beſeelter Materie. Die Vergeiſtigung
nimmt jedoch zu, auf Koſten der Körperlichkeit.
Die winzige Ameiſe beweiſt eine Intelligenz, von der das Mega=
therium
noch keinen Funken hat, denn ſeine geringfügige Kraft, ſchaffen zu haben! Aber es gibt keinen eigentlichen Tod. Was
des Geiſtes ſaß anſcheinend im Schwanz und kannte nichts als
zuhauen und freſſen‟. Die Ameiſe dagegen birgt in
ihrem ſandkorngroßen Köpfchen Anſätze von Moral, Berechnung, was ihr für Tod anſehet, iſt euere Täuſchung.
Ehrgefühl und Treue, denn ſie ſorgt klug für die Nachkommen,
ſie berechnet was ſie baut und ausführt, ſie nutzt klug die ſich
bietenden Vorteile aus, ſie handelt folgerichtig und vorſichtig.
Dies aber nur als Beweis, daß Geiſtesfähigkeit nicht an das
gebunden iſt, was ihr Menſchen Maſſe oder organiſche Kompli=
ziertheit
nennt. Auch im unſichtbar Kleinen wirkt noch die ſchöne,
unzerſtörbare Kraft, die uns in den hohen Kunſtgebilden der
Kriſtalle und Infuſorien erkennbar wird. Ihr aber glaubt zu
ſehr an das leiblich Große. Alles, was ihr zu ſehen glaubt,
ſehet ihrnur von ench aus durch euch ſelbſt. Ein=
ſteins
Gedanken bilden einen Anfang zu einer kommenden Welt=
auffaſſung
von höherer Warte aus, mit der wir uns außer=
halb
unſerer ſelbſt, über die uns ſcheinbar beherrſchen=
den
Dinge ſtellen wollen. Die Wirklichkeit hat von
jedem Geſtirn aus ein anderes Geſicht, andere
Geſetze, andere Größenverhältniſſe. Es gibt kein Oben und
kein Unten. Euere fünf Sinne laſſen euch nur einige wenige
Seiten der Dinge erkennen, aber die großen Erfindungen helfen,

aber des Relativitätsgedankens iſt das Wiſſen, daß unſere
Schmerzen, Sünden, Aengſte nur eine relative Größe haben.
Hier berührt die Relativitätsidee ſich wunder=
bar
mit Chriſti grdßen, einfachen ethiſchen
Forderungen, die über alle Konfeſſionen und Dogmen hin=
Nun war ich auf der oberſten Terraſſe dieſes in ſeiner Neu= weg, unzerſtörbare, durch das Weltall gültige Wahr=
heiten
enthalten: alle Verfehlung, alle Not, wie furchtbar
Gutmachung. Das Licht vom ewigen Licht löſt ſie, reinigend,
Hier ſchwinden dem Sinnenden Raum Zeit, Ent= auf. Dies iſt Erlöſung. Jenſeits der immer nur an
fernung und Bewegung unter den Füßen fort denn; die geballte Materie gebundenen Dunſtſchicht gibt es keine
Nacht.
Die Kreatur:
Sind wir allein mit unſerem Leid, unſeren Nächten,
unſerem Sinnentrug, allein im Weltall?
Die Stimme:
Nein, denn ihr ſeid nur eine der zahlloſen Erſcheinungs=
formen
der geballten, unerlöſten Materie. Die Möglichkeit
ungezählter anderer Lebensformen leuchtet ein, ſobald ihr euch
Sonne entgegen und bat ſie, mich mit Erkenntnis zu ſegnen. Die klar ſeid, daß z. B. die (vorguszuſetzenden) Bewohner der Venus
Zuſtrömungen ausgeſetzt ſind, ſomit auch ihre Sinne anders
Doch ſo wohlig irdiſch=müde war ich, daß ich ruhen mußte, gebildet und befähist ſein müſſen. Dem Venusbewohner iſt die
Sonne näher, größer, heißer bem Marſier iſt ſie ferner, kleiner,
kälter. Leben iſt Lichtkraft und findet ſich in allen Ver=
hältniſſen
, ſo unmöglich euch dieſe auch erſcheinen mögen.
Die Kreatur:
So ſtehen wir Menſchen alſo ſozuſagen in der Mitte, inner=
halb
des Planetenringes?
Die Stimme:
Auch dies natürlich nur relativ! Wo iſt die Mitte einer
ſich immer kreisförmig weiter und weiter ineinander, umein=
Du beziehſt dich nur auf das Körperliche. Im ander reihenden Cwigkeit? Warum wollet ihr von euch aus
allein ein Maß über alle Dinge feſtlegen? Aber ihr könnt es
wohl vorläufig nicht anders, denn noch ſeid ihr nicht befähigt,
eueren Standpunkt dieſen hier im wahrſten Wort=
ſinn
gemeint zu verlaſſen. Ihr ſeid noch in den erſten
Anfängen der Naturerkenntnis, beherrſchet auch körperlich die
Elemente noch nicht genügend, um euch über ſie zu ſchwingen.
Die Kreatur:
Aber unſer ganzes Trachten geht danach. Iſt nicht die
gleichwie das Schiefergebirge aus Waſſer zuſammengeſintert iſt, ruhelos weiter experimentierende Kunſt des Fliegens
nicht wie das, ſich regen des Falters in der
Puppe Schoß?. Deutet nicht die bereits tatſächliche Ueber=
windung
der Schwerkraft auf noch größere Möglichkeiten? Viel=
leicht
iſt auch der Tod, der bei uns drohend hinter allem ſteht,
nicht einmal eine überall wiederkehrende Folge des Lebens?
den, wenigſtens hinauszuſchieben. Steinach iſt popu=
lärer
als Einſtein.
Die Stimme:
Ihr habt das Wort Tod und meint damit den Tod er=
ihr
ſo nennt, iſt für euere Lebensformen allerdings unvermeid=
lich
. Die Natur kennt eine Art Dreifelderwirtſchaft. Aber
Ihr nennt Tod etwas, was zu neuem Leben überleitet. Ihr
erkennet nicht, daß jene aus dem Zellenverband fallenden Stoffe
ſchon im Augenblick ihres Zerfalls ein neues
Leben auf unterſter Stufe angetreten haben. Es ſtarb nur
das derzeitige, perſönliche Bewußtſein im Individuum, während
das Atom unzerſtörbar iſt, weiter webt und wirkt, nach=
dem
der zufällig euch formende Zuſammenhang zerfiel.
Die Kreatur:
Du führſt mich aus mir ſelbſt hinaus. Nun wohl ich bin
nichts laſſe mich zerfallen, wenn mir da=
durch
Erlöſung wird. Du meinſt ja, daß alles, alles
Dunkele getilgt werde, was je auf Erden Menſchheit bedrückte
und vergiftete? Du ſagteſt doch aber auch, daß alles in ewigen
Kreiſen wiederkehrt? Wie löſe ich dieſen ſcheinbaren Wider=
ſpruch
?
Die Stimme:
Sünde, Leiden, Not, alles Dunkele alſo, iſt körperlich, erd=
dieſe
fünf engbegrenzten Sinne zu erweitern. Das bedeutſamſte gebunden, und wo es entſtehen konnte, war zu wenig Licht.

Denn Licht iſt Kraft, Wärme, Erkenntnis, Liebe Licht iſt
Gott! Es ſtrömt alles, alles dem Lichte zu, verbrennt in
dieſem. Das Dunkel erhellt ſich, und mit ihm alles, was euch
niederzog. Es gibt einen Fortſchritt der Weg weiſt nach
oben, ſei es auch auf großen Irr= und Umwegen!! Wohl kreiſt
alles, kehrt wieder in die Nähe ſeines früheren Standes zurück,
doch nicht mehr ganz an ihn zurück. Bei jedem Kreislauf
ward doch ein etwashöheres Niveau erkämpft; eine Spanne
Fortſchritt ward gewonnen. Nicht immer neue Sünden und
Leiden ſind euer Schickfal, ſondern endliche Ueberwin=
dung
derſelben. Schlechtes will wieder zum Guten werden,
und das Gute ſelbſt ſtrebt nach der Ewigkeit . . . Zeit, Raum
und Licht ſind Zuſtände des Einen aber hier kannſt du
mir nicht recht weiter folgen.
Die Kreatur:
Mir ſchtvindelt. Sage mir aber nur, iſt denn die Zeit,
in der Regelmäßigkeit der Geſtirne nicht etwas faktiſch Gegebenes
oder iſt auch ſie nur eine Täuſchung des Menſchen, ein Wort?
Die Stimme:
Die Zeit habt ihr Menſchen euch allerdings geſchaffen und
nach dem Kommen und Gehen der Geſtirne eingerichtet wie
dieſe (eſiirne euch khmmen und gehen. Denn an ſich
kornmen und gehen ſie doch gar nicht. Die Unendlichkeit außer=
halb
euerer Apperzestions=Enge kennt keine Zeit, kein
Hell oder Dunkel, kein Untergehen oder Auf=
gehen
der Geſtirne, keinen Tag, keine Nacht oder,
beſſer: die Weſen einer jeden Welt bilden ſich ihre Zeit nach
den bei ihnen geltenden Erſcheinungen des Himmels, wie ich
vorher ſchon andeutete. Uind euere Zeit iſt für euch eine ſehr
praktiſche, nützliche Einrichtung. So iſt die Zeit aber außerhalb
einer belebten Erde nichts. Zeiträunte ſpielen ſchon in der
Erdſchöpfung keine Rolle. Der Menſch aber klopft Sekunden,
Minuten, Stunden ab, indem er in ſie hineindenkt und =wirkt,
ſoviel er vermag. Die Schickſale ganzer kommender
Geſchlechter aber entſcheiden ſich in Bruchteilen
von Sekunden . . . . denke an den verborgenen
Vorgang der Befruchtung und ſeine euch noch unent=
ſchleierten
letzten Beheimniſſe aber ganze Welten wandern
träge durch Millionen von Jahren. Zeit iſt Alles und Nichts.
Gleichwie das M kroſkop noch im Waſſertropfen ein
Weltall von Formen, Kämpfen und Freuden des Lebens
erkennen läßt, ſo iſt für anders zuſammengeſetzte
Weſen euere Minute vielleicht ein Jahrtau=
ſend
. Kein Atom iſt ſo klein, daß es nicht einen ſchickſals=
ſchweren
Lebensfunken in ſich trägt. Für gewiſſe Weſen kann
ſich ihr Daſein in einer Minute gewiß ebenſo bunt und ereignis=
reich
abſpielen, als für ein Volk in Jahrtauſenden. Die Zeit
iſt in der Tat eine menſchliche Umſchreibung für
Unendlichkeit; ſie wird in dieſer zu Nichts, ſie
iſt nicht da
Die Kreatur:
Halte mich ich falle ins Grundloſe! Führe mich zu
meiner Erdſcholle zurück!!
Die Stimme:
Geduld ich bin ſehr bald an der Grenze deſſen, was ich
dir ſagen kann. Merke es wohl; denn dieſe Stunde der Erkennt=
nis
wird dir nicht bald wiederkehren. All’ dieſes wird dir ja
auch zunächſt geoffenbart, um euch Menſchen einander
in Güte näher zu bringen und um euch die gegenſeitig
geſchaffenen Leiden erleichtern zu helfen. Das Liebet
euere Feinde‟ Chriſti iſt die allererſte Stufe zu
dieſem erlöſenden Anſtieg aber ihr habt ja
dieſeeine erſte Stufe noch nicht einmal erreicht!!
Erſt von ihr aus könnt ihr weitere Erkenntnis erfaſſen;
Dunkel ſtrebt ihr alle, jeder nach ſeiner Art und Erbſchaft, längſt
der höheren Warte dieſer Stufe zu, aber das Dunkel reißt
euch immer noch einmal zurück ihr taumelt in eurer
Schwäche! Lauſchet nun den neuen Stimmen! Der Rela=
tivitätsgedanke
iſt nicht ein neues blendendes Spiel
geiſtvoller Gelehrtenſchärfe nein er bedeutet ein Höher
in der Erkenntnis und Beherrſchung des Seienden; er ſoll uns
erſt unſeren beſcheidenen Platz im Weltall zeigen, ſoll uns be=
wußt
beſſer, duldſamer, ruhiger werden laſſen . . . uns zum
Licht hinaufführen helfen.

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Der Appetit iſt ein Hinweis der Natur
auf eine beſtimmte Nahrung, deren der
Körper gerade bedarf. Gegen Speiſen,
deren Beſtandteile in ihm hinreichend
vorhanden ſind, ſtellt ſich dagegen Wider=
wille
oder Ueberdruß ein. Wer ſolchen
natürlichen Regungen nachgibt, ernährt
ſich naturgemäß und zweckentſprechend.
Auf nichts haben Kinder ſo regelmäßig
Appetit wie auf Schokolade. Dieſe
Tatſache lehrt, daß die Beſtandteile der
Schokolade dem Kindesalter beſonders
notwendig ſind. Reichardt=Schokolade
iſt ja nicht nur die ſchmackhafteſte, ſondern
zugleich die gehaltvollſte und konzen=
trierteſte
, darumpreiswürdigſte Kraftkoſt,
ihr regelmäßiger Genuß mithin in jeder
Hinſicht eine Wohltat für die Kinder=
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[ ][  ][ ]

Rummer 170.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Junt 1994,

Seite o.

Spoln, Shler und Tarnen.

Um die deutſche Hochſchulmeiſterſchaft.
Techn. Hochſchule DarmſtadtUniverſ.=Frankfurt 6:1 (2:0).
Dienstag, den 17. Juni, trafen ſich auf dem Eintracht=Sportplatz
in Frankfurt die Mannſchaften obengenannter Hochſchulen in der 1. Zwi=
ſchenrunde
um die Fußballmeiſterſchaft im Südweſtdeutſchen Kreis.
Frankfurt, den Wind im Rücken, hatte in der erſten Halbzeit weſentlich
mehr vom Spiel als Darmſtadt, konnte aber trotzdem keinen Erfolg er=
ringen
. Darmſtadt geht mit 2:0 in die Halbzeit. Nach Wiederbeginn
zeigt ſich deutlich die Ueberlegenheit der Darmſtädter. Vier Tore können
ſie noch einſenden, während es den Frankfurtern bei einem glänzenden
Durchbruch der Sturmreihe noch kurz vor Schluß gelingt, das Ehrentor
zu ſchießen. Somit geht Darmſtadt wiederum als Sieger mit 6:1 hervor,
und tritt alſo in die 2. Zwiſchenrunde. Dieſes Spiel wird ſchon am kom=
menden
Samstag, 21. Juni, auf dem hieſigen Sportplatz ſtattfinden. Als
Gegner iſt die Mannſchaft der Techn. Hochſchule Aachen zu erwarten.
Sportverein Darmſtadt Eintracht=Frankfurt 2: 2 (0:1).
Zu obigem Spiel trafen ſich die beiden Mannſchaften im Rahmen
der Darmſtädter Sportwoche‟. Das Spiel war nicht übermäßig ſtark
beſucht; die Ferngebliebenen waren entſchieden die Klügſten. Frankfurt
zeigte zwar ein techniſch beſſeres, überaus flinkes Spiel, jedoch ſollte ihm
ein numeriſcher Sieg nicht anheimfallen. Obwohl Sportverein nur mit
10 Mann antrat, konnte Frankfurt erſt kurz vor Halbzeit mit einem
man kann wohl ſagen Zufallstor in Führung gehen.
Die zweite Halbzeit brachte durch einen prächtig plazierten Straf=
ſtoß
Dangs für die Unſeren den Ausgleich. Von nun an wogte das
Spiel hin und her, bis Sportvereins Tormann eine ſcharfe Flanke des
Rechtsaußen Frankfurts zur Ecke ablenken kornte. Dabei wurde er für
einige Minuten ſpielunfähig, durch Hand verwandelte ein Einheimi=
ſcher
dieſe Ecke in einen CIfmeter, der wiederum Frankfurt in Führung
brachte. So blieb der Stand des Spiels, bis kurz vor Schluß Stecken=
reuter
nach glänzendem Durchbruch ein 2:2 erzielen konnte. Und ſo
blieb es.
Es wäre wohl von ſeiten unſerer Läufer ſehr zu begrüßen geweſen
wenn ſie ſtatt den linken Flügel zu überlaſten den rechten mehr
bedient hätten, zumal der Rechtsaußen durch ſeine ſchönen Flanken und
Eckbälle ſehr gut gefallen konnte.
Für Frankfurt wäre es nicht unangebracht, etwas weniger mit dem
Munde beſonders dem Schiedsrichter gegenüber zu ſpielen.
Die Leitung des Spieles war zwar nicht immer einwandfrei, jedoch
im Großen und Ganzen nicht gerade ſchlecht.
sch.
Sportwoche des Sportvereins Darmſtadt 98.
Nach dem anfänglichen Mißerfolg des veranſtaltenden Vereins, das
berlorene Spiel der Handballmeiſterſchaft, ſcheint ſich das Vlättchen etwas
gewendet zu haben. Die Sondermannſchaft gewann am Montag gegen
die zweite von Eintracht=Darmſtadt in einem ganz anſprechenden Spiel
6:3. Bis auf einen Punkt konnte die Mannſchaft Sportvereins gut ge=
fallen
. Oefteres Ueben und regelmäßiger Spielbetrieb wird ein Mann=
ſchaftsganzes
zutage fördern, das ſich ſehen laſſen kann. Auch die unter=
legene
Partei zeigte recht anſprechende Leiſtungen. Die Jugendmann=
ſchaften
von Sportverein Eintracht=Darmſtadt, Spielvereinigung Arheil=
gen
und Germanic=Eberſtadt traten zum Kampf um den von der S. T. S.
geſtifteten Wanderpreis an. Zwei Vorſpiele und ein Schlußſpiel der
beiden ſiegreichen Mannſchaften. Durchs Los entſchieden traten zuerſt
Sportverein gegen Eberſtadt, hierauf Eintracht gegen Arheilgen an.
In einem mäßigen Spiel gewann Sportverein mit 1:0. Das Treffen
Arheilgen gegen Eintracht war anſchanlicher und ſchneller. Auch dieſes
Spiel endete mit dem knappen Ergebnis von 1:0 für Arheilgen, ein
Zeichen für die Ebenbürtigkeit beider Mannſchaften. Zum Schlußſpiel
traten die beiden Sieger Arheilgen und Sportverein an. Anfänglich
gkaubte inan aueh hier an ein knappes Ergebnis, doch es kam anders.
Sportverein zeigte beſſeres Stehvermögen und mehr Spielerfahrung.
In dieſer Mannſchaft ſtecken Talente, die Gutes erhoffen laſſen. Ein
Torwächter mit gutem Fangvermögen, eine weniger gute Verteidigwg,
eine ausgezeichnete Läuferreihe und einen Sturm, in dem wohl lchuter
gute Einzelſpieler ſtehen, das Sichverſtehen darf hier aber noch ausge=
prägter
werden. Das Spiel endete zugunſten des Platzvereins mit 4:1.
Die Gebrüder Wenner teilten ſich in die Tore; alles herrliche Schüſſe,
wie man ſie in der Ligamannſchaft höchſtens von Müllmerſtadt und
Tacacz manchmal ſieht. Die Angſt zu Hauſe gelaſſen, und zwei kommende

Ligagrößen ſind fertig.

Leichtathletik.
Interne Hochſchulmeiſterſchaften.
Am Samstag, den 21. Funi, nachmittags 4 Uhr, hält die Techniſche
Hochſchule Darmſtadt auf ihrem Sportplatz an der Nieder=Ramſtädter
Straße ihre Wettkämpfe um die diesjährigen leichtathletiſchen Hochſchul=
meiſterſchaften
ab. Die Zahl der Meldungen und die Auswahl der Kon=
kurrenzen
laſſen ſpannende und intereſſante Kämpfe erwarten. Es kom=
men
zum Austrag:
1. Einzelkämpfe: 100=Meterlauf, 400=Meterlauf, 1500= Meter=
lauf
, 5000=Meterlauf. Weitſprung, Hochſprung, Diskuswerfen,
Speerwerfen.
2. Vierkampf, beſtehend aus 100=Meterlauf, Kugelſtoßen, Weit=
ſprung
und Speerwerfen.
3. Staffeln: 20 Runden für akademiſche Verbände, 10X10
Meter für Fakultäten, Schwedenſtaffel für Korporationen.
4. Tauziehen: für akademiſche Verbände (Mannſchaftsſtärke 35
Herren), für Fakultäten (20 Herren), für Korporationen (10
Herren).
Die Vorkämpſe hierzu werden bereits Freitag nachmittags 5 Uhr
ausgetragen.
Gleichzeitig mit dieſer größten, im Rahmen der Hochſchule ſtattfin=
denden
ſportlichen Veranſtaltung iſt die Enthüllung des Heldengedenk=
ſteins
verbunden.

Motorfahren.

Deutſche Kraftrad=Straßenmeiſterſchaft.
Das vom Adac durchgeführte Motorradrennen um die Deutſche
Kraftradmeiſterſchaft nahm in allen ihren Teilen einen gelungenen Ver=
lauf
. Die Organiſation klappte vorzüglich. Von den 123 eingegangenen
Meldungen wurden 81 ausgewählt. Von dieſen nahmen 57 das
Nennen auf. Alle Teilnehmer ſprachen ſich über die achr Kilometer
lange Nennſtrecke auf dem Schleizer Dreieck ſehr lobend aus. Die Stra=
ßen
befanden ſich in ausgezeichneter Verfaſſung, obwohl es bis zum
Beginn des Rennens geregnet hatte. Unfälle von Belang ereigneten ſich
nicht. Die Reſultate: Kl. I bis 150 ccm, 120 Km.: 1. Lotlar=München
(Cockerell) 2:06:44; 2. Ramacher=Erfurt (Beckamo) 2:10:35,2 (erſter
Privatfahrer); 3. Adam=München (Cockerell) 2:10:50,4; 4. Fick=Berlin
(Baurmeiſter), 2. Privatfahrer. Kl. II bis 250 ccm 120 Km.: 1. Frhr.
v. König=Sachſenfeld Stuttgart (Norton) 1:52:16,3, 1. Privatfahrer; 2.
Baumann (NSU) 1:52:41; 3. Krautwurm=Ohmshauſen (NSU) 1:53:30,1;
4. Weißmantel=Erfurt (Zündapp) 1:54:38,2. Kl. III bis 350 ccm
200 Km.: 1. Petzold=Köln (Imperial) 2:39:21,3; 2. Schumacher=Aachen
(Imperial) 2:45:15,2; 3. Herzogenreuth=Köln (Blackburn) 2:57:28,
1. Privatfahrer; 4. David=Berlin (A4.U.S.) 2. Privatfahrer. Kl. TVa
bis 506 ccm 200 Km.: 1. Bieber=München (B.M. W.) 2:26:14,3, 1., Privat=
faßrer
; 2. Högel=München (Norton) 2:30: 1 2. Privatfahrer; 3. Mayr=
München (Viktoria) 2:31:06,2; 4. Keßler=Suhl (Allright KG) 2:33:08.
Kl. 4b über 500 ccm 200 Km.: 1. Bauhofer=München (Megola)
2:25:09,2 (beſte Zeit des Tages); 2. Wenzel=Düſſeldorf (NSU) 2:36:24
1. Privatfahrer; 3. Schlöner=Köln (Coventry) 2:41:43,4 2. Privatfahrer.

Frankfurter Regatta.
Zur 23. Frankfurter Ruderregatta am B. und 29. Juni haben 51
Vereine 296 Boote mit 1505 Ruderern gemeldet. Die ſüddeutſchen und
rheiniſchen Vereine meldeten faſt vollzählig, Hamburg und Berlin ſind
im Einer vertreten, Verlin außerdem im Doppelzweier, Mitteldeutſch=
land
durch Nelſon=Halle im Gaſtvierer. Vom Ausland haben Laga=Delft
und Polytechniſcher R.K.=Zürich Meldungen abgegeben. Nachſtehend die
Meldungen zu den Hauptrennen: Verbandsvierer: Rhenania=Koblenz,
Kaſteler R. G. Germania=Frankfurt, Naſſovia=Höchſt, Undine=Offenbach,
Stuttgarter R. G., Mainzer R. G. Erſter Vierer o. St.: Stuttgarter
R. G., Naſſovia=Höchſt, Laga=Delft, Germania= Rhenania=Koblenz, Ka=
ſteler
R. G., Kölner Klub für Waſſerſport, Undine=Offenbach. Gaſt= Vie=
rer
: Halle, Undine, Mainzer R. G., Naſſovia, Mainzer R.V., Stutt=
garter
R.G. Doppelzweier: Berliner R.C., Germania, Frankfurter
R=V., Oberrad, Mühlheim=Ruhr. Jubiläums=Achter: Germania, R.V.
Bamberg, Kölner R.V., Wſpv. Düſſeldorf, Kölner Wſpv., Mainzer R. G.,
Undine, Mannheimer R.G., Mainzer R.V., Hellas=Offenbach, Kaſteler
R. G., Mannheimer Amicitia. Kaiſer=Vierer: Laga=Delft, Naſſovia,
Kaſteler R. G., Rhenania=Koblenz, Kölner Waſſer=Spv., Stuttgarter
R. G., Undine, Germania. Großer Einer: Gießener R.G. Frankfurter
R.V., Wſpv. Mülheim, Hanſa=Hamburg, Oberrad, R. G. Worms, Ber=
liner
R.C. Großer Achter: Mainzer R. G., Undine Germania, Kaſteler
N. G., Kölner Wſpv., Hanauer RG., Karlsruher R.V., Heidelberger R. C.,
Bießener R.G., Bonner Wſpv.

Wandern.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875.
Die Turngeſellſchaft Darmſtadt beteiligt ſich am nächſten Sonntag
an der Kreiswanderung des Mittelrheinkreiſes der D. T. nach dem
Fürſtenlager bei Auerbach. Abfahrt der Mitglieder 7,04 Uhr Haupt=
bahnhof
nach Bickenbach, von da Fußmarſch über das Alsbacher= Auer=
bacher
Schloß nach dem Sammelplatz Fürſtenlager. Daſelbſt Vorträge,
Turnſpiele, Volkstänze und Vorträge der Turnerſingmannſchaften. Am
Nachmittag gemeinſame Wanderung der Mitglieder nach Darmſtadt.
Bei dieſer Wanderung rufen wir beſonders den älteren Mitgliedern
zu; beteiligt euch reſtlos! Gäſte ſind herzlich willkommen.

Deutſche Erfolge in Prag.
Nach Berichten der Prager Preſſe ſchnitt bei den im Anſchluß an die
Dritte Aeronautiſche Alusſtellung in Prag ausgeführten Flugwettbewer=
ben
die deutſche Flugzeuginduſtrie mit glänzenden Ergebniſſen ab, nach=
dem
die franzöſiſchen Vertreter bereits am erſten Tage die Teilnahme
aufgegeben hatten. Die von den deutſchen Piloten Dietrich und Naab
geſteuerten Doppel= und Eindecker und die Hochdecker zeigten ſich trotz
ihrer Ausrüſtung mit nur 75= bzw. 55pferdigen Siemens=Motoren aus=
ländiſchen
Fabrikaten von oft über 200 PS Motorenſtärke bei verſchie=
denen
Kunſtflügen bei weitem überlegen.
Belgien Sieger im Gordon=Bennett=Nennen.
Aus Brüſſel wird gemeldet, daß als endgültiger Sieger der Belgier
Demehter hervorgeangen iſt, der nach 35ſtündigem Fluge an der ſchotti=
ſchen
Nordküſte gelandet iſt und ſomit 750 Kilometer zurückgelegt hat.
Damit fällt der Gordon=Bennett=Preis endgültig an Belgien. Der Wett=
bewerb
iſt abgeſchloſſen.

Deutſche Schwimm=Meiſterſchaften 1924.
Das 33. Verbandsfeſt des Deutſchen Schwimm=Verbandes, mit dem
die deutſchen Schwimmmeiſterſchaften verbunden ſind, gelangt jetzt zum 8.
bis 10. Auguſt zur Ausſchreibung. Den Auftakt der Kämpfe bildet das
große Werbeſchlvimmen Quer durch Berlin, das im Laufe der Spree
ausgetragen wird, mit dem Staatspreis und dem Preis des Reichs=
präſidenten
. Der Wettbewerb umfaßt 5 Staffeln mit je 10 Teilneh=
mern
, offen für Damen, Herven, Jugend. Neu iſt der Wettkampf für
Fußball= und Leichtathletikvereine. Den Teilnehmern an der deutſchen
Langſtreckenmeiſterſchaft iſt die Konkurrenz an den Einzelwettbewerben
für Quer durch Berlin verbandsſeitig nicht geſtattet. Die Ergeb=
niſſe
werden durch eine Staffel dem Reichspräfidenten übermitteln. Die
im Stadion ausgerragenen Wettkämpfe des Deutſchen Schwimmverbandes
umfaſſen ausſchließlich Meiſterſchaften. Am erſten Tage gelangen zum
Austrag: Freiſtilſtaffel 3 mal 200 Meter, Damenrücken 100 Meter,
Mehrkampf, Kunſtſpringen, mittlere Strecke 400 Meter, Bruſtſtaffel
3 mal 100 Meter, Seite 100 Meter. Damenfreiſtilſtaffel 3 mal 100
Meter. Am Haupttage werden entſchieden: Lagenſtaffel 4 mal 100
Meter, Kunſtſpringen, Damenfreiſtil 100 Meter, Freiſtil 100 Meter,
Turmſpringen, Lange Strecke 1500 Meter, Bruſt 100 Meter, Damen=
freiſtilſtaffel
3 mal 100 Meter, Vereinsmehrkampf. Der nichtſportliche
Teil ſieht eine Tagung der Jugendleiter und die Enthüllung der Denk=
tafel
für die gefallenen Schwimmer vor.
Berliner Wettſchwimmen.
Die verbandsoffene Veranſtaltung des S. V. Hellas=Berlin ging
in Spindlersfeld bei ſchlechtem Wetter und nur ſchwachem Beſuch unter
faſt lokaler Beteiligung vor ſich und hatte in ſeinen Hauptkämpfen nach=
ſtehende
Ergebniſſe: Ermunterungsbruſtſtaffel 4 mal 50 Meter: 1. Po=
ſeidon
=Berlin 2:45; Staatspreis=Staffel 4 mal 100 Meter: 1. Vereinigte
Waſſerfreunde 09 Steglitz=Spandau 6:12; 2. Spandau 04 6:22,2.
Ermunterungsrücken 200 Meter: 1. Bräutigam=Oranienburg 3:32;
Seniorſpringen: 1. Halms (Poſeidon=Berlin) 357/= P.; 2. Becker (Fellas=
Berlin) 30,2 Sek.; 2. Seiffert (Hellas=Spandau) 32,4 Sek. 4 mal
100=Meter=Lagenſtaffel: 1. Berl. Schwimmelub zugeſprochen. Damen=
Bruſtſtaffel 3 mal 50 Meter: 1. Germania 94Berlin 2:28. Jugend=
freiſtilſtaffel
4 mal 100 Meter: 1. Sport=Charlottenburg 5:17; Ermun=
terungslagenſtaffel
4 mal 50 Meter: 1. Vereinigte Waſſerfreunde 09
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[ ][  ][ ]

RAmnter 120.

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924.

Anbwntſcaft Sntenbnn, Memnertächt

Die Tomate im Kleingarten.
Das Auspflanzen der Tomaten hat begonnen, zum Teil iſt
es ſchon beendet. Man weiß, daß die Pflanzen ſehr froſtemp=
findlich
ſind und hat deshalb damit gewartet, bis die Nachtfroſt=
gefahr
als überwunden angeſehen werden konnte. Ueber die
Einzelheiten der Kultur ſind ſich indeſſen immer noch viele Klein=
gärtner
nicht recht klar.
Zunächſt ſei darin erinnert, daß die Tomatenpflanze zur
Familie der Nachtſchattengewächſe gehört, zu der auch die Kar=
toffel
zählt. Ihre Heimat iſt Südamerika. Alſo ſind für uns
folgende biologiſche Anhaltspunkte gegeben: Sonne, geſchützter
Standort, Feuchtigkeit, guter Boden in voller Kraft. Die To=
mate
iſt eine Kompoſtpflanze und liebt infolgedeſſen verrotteten
Dünger. Iſt das für Tomaten beſtimmte Land Sandboden,
gräbt man zweckmäßig eine Gabe Knochenmehl, 40prozentiges
Kali und ſchwefelſaures Ammoniak unter. Man pflanzt in der
Reihe 80 Zentimeter auseinander und die Reihen in 1 bis 1½
Meter Abſtand und bringt dabei ſofort die Stützpfähle an. Ge=
hackt
wird erſt, wenn ſich die Früchte zeigen. Ein Bedecken des
Bodens in der Nähe der Pflanzſtellen mit kurzem Stalldünger
iſt ſehr zu empfehlen; es wird dadurch Gießwaſſer geſpart. Man
gieße übrigens nur mit abgeſtandenem Waſſer.
Sind die Pflanzen etwas vorgeſchritten, dann entwickeln ſich
aus den Blattwinkeln die Seitentriebe, die bis auf 2 bis 3 der
beſten entfernt werden. Viele Anbauer ſind der Meinung, das
Ausbrechen dieſer Zweige ſei nicht notwendig, man ſolle alles
wachſen laſſen. Nach langjährigen Erfahrungen iſt das Stehen=
laſſen
dreier Triebe am vorteilhafteſten; man kann dieſe am Pfahl
anheften, während die andern beim Entſtehen unterdrückt wer=
den
. Das ſpalierartige Heften an Latten oder Drahtzüge iſt zu
empfehlen. Als Heftmaterial nehme man Baſt, keine dünne
Kordel, Wollfäden uſw., die allzu leicht anſchneiden und ſtrangu=
lierend
wirken können.
Den Anſatz der erſten und zweiten Blütengeneration laſſe
man ſich entwickeln. Alle Nachkömmlinge können während des
Grünſchnittes und des Anheftens entfernt werden. Alle Triebe,
die keine Blütenanſätze haben, ſind ebenfalls wegzuſchneiden.
Im Auguſt bis September können, je nach der Entwicklung, die
Beſtände bei 80 Zentimeter bis 1 Meter geköpft werden, d. h.
das Längerwerden der Haupttriebe wird auf dieſer Höhe auf=
gehalten
. Auch ſind die über die Früchte hängenden Blätter zu
entfernen. Durch dieſe Störung macht die Pflanze Halt, der
Kreislauf der Säfte verlangſamt ſich, die Pflanze läßt ihre
Früchte reifen. Zwiſchendurch halte man immer noch ein Augen=
merk
auf die Bodenlockerung. Sobald die Früchte anfangen,
rötlichen Anflug zu bekommen, können ſie geerntet werden und
in einem dunklen Raum auf ſauberen Stellagen gelagert, mit
unbedrucktem Papier oder ſonſtiger geruchloſer Decke überdeckt
werden. Hier entſteht das ſchöne, Tiefrot, gleichmäßig bei allen
Früchten. In ganz kleinen Verhältniſſen, bei günſtiger Witte=
rung
, laſſe man die Tomaten am Stock reifen. Sollten im Herbſt
zeitig Froſttage zu erwarten ſein und will man möglichſt viel
Ernte ſichern, ſo nehme man die weißgelbliche, gut entwickelte
Frucht ab und lagere nach dem beſchriebenen Verfahren. Kleine
unentwickelte Früchte ſind für das Nachreifen wertlos.
Dickopp, Werder.
Vom Gießen und Hacken.
Zwiſchen Pflanzen und Ernten der Gemüſe beſteht die Auf=
gabe
des Gärtners in der Hauptſache in der Sorge für lockeren
unkrautfreien Boden und ausreichende Feuchtigkeit der Beete.
Er erreicht dieſes Ziel durch zwei in ihrer Wirkung eng ineinan=
der
greifende Arbeiten, durch Gießen und Hacken. Beides er=
ſcheint
dem Laien und Anfänger in der Gärtnerei höchſt einfach
und doch werden dabei oft Fehler begangen, weil man ſich nicht
klarmacht, welche Wirkung erſtrebt wird. Betrachten wir zuerſt
das Gießen!
Soll das Gießen Erfolg haben, ſo muß das Waſſer bis zu den
Wurzeln eindringen. Das erreichen wir am beſten durch Gießen
mit dem Rohr. Wir halten dabei die Mündung dicht über den
Boden, damit das Waſſer keine Trichter wühlt oder zurück=
ſpritzend
die Pflanzen mit Erde beſchmutzt. Wollen wir die
Blätter erfriſchen, dann überbrauſen oder überſpritzen wir das
Beet. Eine gründliche Durchfeuchtung des Bodens läßt ſich mit
der Brauſe nur erzielen, wenn mehrere Kannen auf jedes Beet
gegeben werden. Vergebliche Mühe iſt das oberflächliche Be=
ſprengen
, das nur die Oberſchicht der Erde dunkel färbt, wäh=
rend
der Grund tief hinein trocken bleibt. Man fördert das
Wachstum der Pflanzen mehr, wenn man alle zwei oder drei
Tage gründlich gießt als täglich unzureichend.
Der Waſſerbedarf der einzelnen Gemüſe iſt ſehr verſchieden.
Häufigeres Begießen verlangen junge Salatpflanzen, außerdem
Blumenkohl, Sellerie, Rettich, Radies, Salat, Kohlrabi, über=
haupt
alle Gemüſe, die zart und ſchmackhaft ſein ſollen. Weni=
ger
oft ſind die Kohl= und Rübenarten zu gießen, ſobald ihre
Blätter den Boden beſchatten. Viel Waſſer verlangen auch die
Erdbeerbeete in der Blüh= und Reifezeit. Am beſcheidenſten
ſind dagegen Erbſen und Bohnen. Sind die Teile ausgebildet,
die wir an den Gemüſen verwerten wollen, dann brauchen die
meiſten Arten nicht mehr gegoſſen zu werden. Weitere Waſſer=
zufuhr
würde nur Fäulnis begünſtigen.
Eine gewiſſe Regelmäßigkeit iſt den Pflanzen beim Gießen
ſehr dienlich. Auf die Waſſergabe richten ſich die Pflanzen ge=
wiſſermaßen
ein, darum ſoll man nicht einmal abends, dann wie=
der
morgens gießen. Vor Johanni gießt man lieber morgens,
da die Nächte bis dahin kühl ſind, und das Waſſer den Boden
auskühlt. Nach Johanni erholen ſich die Pflanzen nach dem
abendlichen Gießen über Nacht beſſer als vormittags, wo die
Sonne gleich danach ſtark wirkt. Zum Gießen verwendet man
weiches, d. h. abgeſtandenes Waſſer. Kaltes Waſſer, wie es
die Leitung oder der Brunnen liefert, erzeugt leicht Wachstums=
ſtörungen
. Wer im Zweifel iſt, ob er gießen muß oder nicht,
entnehme dem Beet eine Handvoll Erde. Fällt ſie beim Zu=
ſammenballen
loſe auseinander, dann iſt ſtets zu gießen, hält
ſie zuſammen, dann iſt das Beet feucht genug. Niemals darf
man warten, bis die Pflanzen durch Mattwerden Trockenheit an=
zeigen
.
Je regelmäßiger die Gemüſebeete gegoſſen werden, deſto not=
wendiger
iſt das Auflockern des Bodens mit der Hacke, damit das
für die Ernährung der Wurzeln notwendige Eindringen der
Luft in den Boden erleichtert wird. In der erſten Zeit nach dem
Beſtellen des Landes, wenn die kleinen Pflänzchen durch ihre
Blätter noch nicht ſoviel Feuchtigkeit an die Luft abgeben, er=
ſparen
wir durch das Hacken auch Gießwaſſer, denn an der ge=
lockerten
Oberfläche wird das im Boden aufſteigende Waſſer am
Verdunſten gehemmt. Später gilt das Hacken auch dem Unkraut.
Hacken erſpart uns viel Jätarbeit. Die gewöhnlichen Hacken ſind
ſo eingerichtet, daß man beim Hacken vorwärtsſchreiten muß.
Dabei wird ein gut Teil des gelockerten Bodens wieder feſtge=
treten
. Dieſem Uiebelſtande begegnen die Bippartſchen Hacken,
die man rückwärtsgehend benutzt. Gewöhnliche Gartenbeete hackt
man, ohne ſie zu betreten, von beiden Seiten her. Sind die
Flächen zu breit, ſo muß man ſie freilich betreten, doch achte man
darauf, möglichſt ſelten den Platz zu wechſeln. Geht man beim
Hacken vorwärts, dann bearbeitet man von einer Stelle aus
ſoviel von der Fläche, wie ohne beſondere Mühe zu erreichen
iſt und nimmt dann einen großen Schritt, um weiter zu arbeiten.
Mit dem zweiten oder dritten Hacken verbindet man bei vielen
Gewächſen das Häufeln. Es beſteht darin, daß man die Erde
von beiden Seiten dammartig an die Pflanzen heranzieht. Dieſe
Methode wendet man hauptſächlich bei Erbſen, Bohnen, Gurken
und Kartoffeln an. Die Pflanzen werden dadurch angeregt, aus
dey mit Erde beſchütteten Teilen neue Purzeln zu bilden.

Friſche Blumen im Zimmer.
Auch wer mitten im Garten wohnt und von den Fenſtern
aus das Blühen auf den Beeten miterlebt, wird doch auch die
Räume des Hauſes mit dem Ueberfluß ſchmücken, den die Natur
ſchenkt. Wer möchte nicht dieſe geſchnittenen Blumen recht lange
vor dem Welken bewahren! Daß auch die Schnittblumen eine ſach=
gemäße
Behandlung verlangen, weiß mancher nicht. Schon ein
wenig Nachdenken könnte einem ſagen daß die Blumen nach dem
Schneiden nicht lange trocken liegen dürfen. Ohne Zufuhr von
Feuchtigkeit müſſen ſie ja welken und je ſpäter man ſie ins Waſſer
bringt, deſto erholungsbedürftiger ſind ſie. Am beſten ſteckt man
ſie ſofort nach dem Schnitt ins Waſſer, damit die Wunde nicht
vertrocknet. Iſt dies nicht durchführbar, ſo iſt es gut, vor dem
Einſtellen ins Waſſer die Stiel noch einmal zu beſchneiden, damit
ſaftige Schnittwunden ins Waſſer kommen. Sind die Pflanzen
ſehr welk, dann laſſe man ſie mit neuer Schnittfläche eine Zeit=
lang
ganz unter Waſſer liegen.
Man wechſele das Waſſer in den Vaſen ziemlich oft, zum
mindeſten täglich einmal, und beachte, daß große Sträuße oder
lebhaft verdunſtende Pflanzen oft noch viel häufiger Nachſchub
verlangen. Fäulniserſcheinungen verhütet man vorteilhaft durch
Ueberſprühen der Blüten und Blätter mit einer ſchwachen =
ſung
von Salizylſäure in Waſſer, von der man auch etwas dem
Vaſenwaſſer beifügen kann. Das Eindringen von Luft in den
Stengel der Pflanzen beſchleunigt namentlich bei Kräutern den
Verwelkungsprozeß merklich, während Holzpflanzen dagegen viel
weniger empfindlich ſind. Wenn man nämlich eine Blume unter
Waſſer abſchneidet hält ſie ſich wefentlich länger friſch, weil dann
keine Luft in die unter Unterdruck ſtehenden Zellzwiſchenräume
eindringen kann. Bei wertvolleren Blumen wird dieſe Methode,
die Lebensdauer zu verlängern, oft genug die geringfügige Mehr=
heit
lohnen. Man verfährt am beſten in der Weiſe, daß man den
abzuſchneidenden Stengel mit der in Ausſicht genommenen
Schnittſtelle in eine mit Waſſer gefüllte Schüſſel hineinbiegt und
den Schnitt unter der Waſſeroberfläche mit ſcharfem Meſſer führt.
Beim Herausnehmen und Uimſtellen in die Vaſe, iſt dann die
Schnittfläche durch den daranhängenden Waſſertropfen ausrei=
chend
gegen Luftzutritt geſichert. Man kann auch aus einer Kanne
einen ruhigen Waſſerſtrahl, über die vorgeſehene Schnittfläche
fließen laſſen und den Schnitt innerhalb des Waſſerſtrahles füh=
ren
. Sehr raſches Wiederaufleben welker Pflanzen beobachtet
man auch vielfach, wenn man ihren Zellen das Waſſer unter
einem gewiſſen Ueberdruck zuführt, indem man z. B. den Stengel
mit der Schnittfläche in einen Schlauch an einem Waſſerleitungs=
hahn
einführt und den Waſſerdruck darauf wirken läßt.
Niemals darf man Blumen oder Blütenzweige abreißen. Bei
Blumen lockert man dadurch die Wurzeln der Pflanze, bei Sträu=
chern
entſtehen zackige Bruchſtellen, mit überhängenden Rinden=
fetzen
, die nicht nur häßlich ausſehen, ſondern auch dem Strauch
ſchaden.
Bei manchen Blumen iſt es üblich, recht viel Blätter am
Schaft zu laſſen, z. B. an Fliederſträußen. Das ſieht zwar ſchön
aus, iſt aber nicht praktiſch, da die Zweige dadurch ſchnell welken.
Die vielen Blätter verdunſten mehr Waſſer, als der Stiel auf=
ſaugen
kann. Die Blüten halten ſich länger, wenn man zwei
Drittel des Laubes gleich nach dem Abſchneiden entfernt. Be=
achtet
werden muß auch der Zuſtand der Blüte beim Abſchneiden
In voller Blüte ſchneidet man Veilchen, Himmelſchlüſſel, Pri=
meln
, Aurikeln, Mai= und Schneeglöckchen, Narziſſen, Flieder,
Nelken, Georginen, Sonnenroſen, Aſtern, Reſeda, Goldlack, Lev=
kojen
, Glockenblumen, Erika, Malven, Phlox, Pyrethrum, Gold=
ball
, Spiräen, Deutzien, Chryſantemum und viele andere. In
der Knoſpe ſchneidet man: Roſen, Hyazinthen, Tulpen, Lilien,
Gladiolen. Pfingſtroſen, Anemonen, Schneeball, Aepfel, Birnen,
Kirſchen, Schwarzdorn, Farſythien.

Die künſtliche Befruchtung von Pflanzen.
Alljährlich, wenn die neuen Samen= und Pflanzenverzeich=
niſſe
in die Hände der Blumenfreunde gelangen, finden ſie ſowohl
in der Samenliſte, als auch unter den Pflanzen Neuheiten ver=
zeichnet
, die eine Verbeſſerung der alten Sorten bedeuten oder
ganz neue Arten in Farbe, Form, Widerſtandsfähigkeit uſw.
darſtellen. Da mag ſich wohl mancher fragen, wie entſtehen neue
Sorten, oder woher mögen ſie ſtammen. Dieſe neuen Sorten ſind
faſt immer durch künſtliche Befruchtung zuſtande gekommen. Die
künſtliche Befruchtung beruht darauf, den Pollen, das iſt der
Blütenſtaub einer Pflanze, auf die Narbe einer anderen zu über=
tragen
. Dieſe Arbeit hat mit größter Vorſicht zu geſchehen. Der
Züchter bedient ſich hierzu eines feinen Pinſels, mit dem er den
Pollen der einen Pflanze behutſam entnimmt und ihn auf die
andere aufträgt, nachdem vorher deren Staubfäden, ehe ſie ſich
in völliger Reife befanden, mit einer feinen Schere oder einem
Meſſer entfernt wurden. Dies geſchieht, damit alle Selbſtbe=
ſtäubung
ausgeſchloſſen iſt. Nun bleibt aber noch immer bei
einer künſtlichen Befruchtung an den im Freien ſtehenden Pflan=
zen
die Möglichkeit, daß eine Fremdbeſtäubung, wie ſie die
Natur draußen durch Uebertragung des Pollens durch Inſekten
oder durch den Wind ſelbſt beſorgt, ſtattfindet. Um dies zu ver=
hüten
, werden die künſtlich befruchteten Pflanzen vor jeder
Fremdbeſtäubung durch eine Schutzvorrichtung, etwa durch
Ueberdecken mit einem feinmaſchigen Drahtnetz, geſchützt. Der
Züchter begnügt ſich aber nicht damit, ſo ſchreibt G. Heick, nur
zwei Arten miteinander zu kreuzen, ſondern er bringt auch den
Blütenſtaub von zwei Arten, ja von dreien auf eine dritte oder
vierte Art. Ehe eine ſolche Neuzüchtung in den Handel kommt,
bedarf es noch einer längeren Kultur. So wählt ein tüchtiger
Calladienzüchter aus 3000 Calladienſämlingen, die aus einer
künſtlichen Befruchtung hervorgegangen ſind, nur 50 zur weiteren
Kultur aus. Wenn dieſe ſich erſt voll entwickelt haben, wird
weitere Ausleſe gehalten; die Auserwählten werden wieder wei=
ter
kultiviert, denn es muß ſich erſt herausſtellen, ob die charakte=
riſtiſchen
neuen Merkmale auch beſtehen bleiben. Dann erſt kön=
nen
die neuen Sorten dem Handel übergeben werden. Mit den
Roſenneuheiten geht es noch langſamer, denn die Roſen ſind
nicht ſo raſchwüchſig wie etwa die Calladien. Aber die Freude
iſt doch groß, wenn auf einmal unter ſo viel Pfleglingen ein ein=
ziger
mit ganz neuen Schönheiten auftaucht. Daß freilich mit
einem ſolchen Neuling ſich mühelos ein ganzes Vermögen erwer=
ben
laſſe, das iſt ein Märchen, das zu glauben man den Ameri=
kanern
überlaſſen muß.

Die ſommerliche Fliegenplage im Stall.
Ein einfaches Mittel, das Auftreten der Fliegen im Stall
etwas einzudämmen, iſt ein Anſtrich der Stallfenſter mit einer
blaugefärbten Gelatinelöſung, die man mit Hilfe von Waſchblau
herſtellt. Die Fliegen meiden das blaue Licht, trotzdem wird es
ſich nicht verhindern laſſen, daß Fliegen im Stalle ſind. Ein
ſehr wirkſames Mittel iſt der Anſtrich der Wände mit Kalkmilch,
der Alaun zugeſetzt wurde. In 10 Liter Kalkmilch löſt man ein
Kilo Alaunpulver. Die Kalkmilch wird aus gelöſchtem Kalk un=
ter
Zuſatz von Waſſer in der Dicke angefertigt, wie ſie zum
Weißtünchen notwendig iſt. Man kann auch auf 5 Liter Kalk=
milch
1 Kilo Alaun nehmen. Das giht nach dem Trocknen einen
glänzenden Anſtrich, der den Fliegen nachteilig wird. Denn die
Fliegen ſcheiden an den Fußballen eine klebrige Flüſſigkeit aus,
welche ihnen ermöglicht, an glatten Flächen in jeder Lage zu
ſitzen. Der Alaun zerſetzt dieſen Kleber. Der Fliegenkörper kann
dieſen Mangel nicht erſetzen und geht zugrunde. Um die Ei=
ablage
und die Entwicklung der Stallfliegen zu hindern, halte
man die Düngerſtätte möglichſt mit Erde bedeckt und entferne
den Dünger ſchnell aus dem Stall.

Md Siemmnaswefen

Flüſſige Düngung.
Die meiſten feſten Düngemittel brauchen mehr oder weniger
lange Zeit, bis ſie ihren Zweck, von den Pflanzen aufgenommen
zu werden, erfüllen, da ſich die in ihnen enthaltenen Nährſtoffe
nur langſam auflöſen. Nun iſt es aber häufig wünſchens=
wert
, den Kulturpflanzen ſchnell größere Nährſtoffvorräte an=
zubieten
, als es durch die Düngung vor der Beſtellung möglich
war. In ſolchen Fällen bedient man ſich des flüſſigen Düngers.
Man kann ihn aus verſchiedenen Rohſtoffen herſtellen. Am beſten
eignet ſich dazu ſtrohfreier Kuh= und Schafmiſt, den man in Waſ=
ſer
oder Jauche auflöſt. Zu einem Drittel Miſt füllt man zwei
Drittel Flüſſigkeit hinzu und rührt die Maſſe öfter um, damit
ſich die feſten Beſtandteile möglichſt zerkleinern. Man überläßt
dann die flüſſige Miſchung in zugedeckten Kübeln einer 4= bis
8wöchigen Gährung. Mit der 5= bis 7fachen Menge Waſſer ver=
dünnt
kann ſie dann verbraucht werden. Ebenfalls ſehe wertvoll
iſt der aus Geflügelmiſt zubereitete Dünger. Hier miſcht man
zweckmäßig Ruß und Holzaſche bei. Die fertige Jauche verdünnt
man um das Zehnfache. Jauche, die von einem ſchon längere
Zeit aufgeſchichteten Düngerhaufen herſtammt, kann jederzeit den
im Wachstum begriffenen Pflanzen verabreicht werden. Vor=
ſichtig
ſoll man dagegen mit dem Inhalt der Abortgruben ſein.
Mangels anderer Düngemittel verwerten gerade die Kleingärtner
die menſchlichen Abfallſtoffe ausgiebig. Dieſer Dünger wirkt
gut vergoren ſehr günſtig auf ſtarkzehrende Gemüſe, wie die Kohl=
arten
, Sellerie, Spinat, Mangold, Gurken und Kürbis. Bei
Pflanzen, die man roh verſpeiſt, wende man ihn nicht zu reichlich
an. Als Herbſt= und Winterdüngung für Obſtbäume, die wenig
Trieb zeigen, iſt Abortjauche ſehr zu empfehlen.
Wo natürlicher Dünger fehlt, da kann ſich der Gartenbeſitzer
auch aus künſtlichen Düngemitteln flüſſigen Dung herſtellen.
Hierfür kommen in Frage Guano, Knochenmehl, Hornmehl, Ofen=
ruß
, Poudrette und Superphosphat. Sie alle können nach Be=
lieben
und Bedarf einzeln oder gewiſcht aufgelöſt und vergoren
als Treibmittel für die Gartenpflanzen benutzt werden. Bei der
Anwendung von flüſſigem Dünger iſt zu beachten, daß man mög=
lichſt
feuchtes Wetter dafür wählt. Müſſen die Pflanzen bei
längerer Trockenheit gedüngt werden, ſo gieße man das Land
vor= und nachher gründlich. Man vermeide es, die Blätter mit
der Flüſſigkeit zu benetzen. Häufige ſchwache Dunggüſſe ſind
den Pflanzen zuträglicher als ſeltene ſtarke.
Ausdauerndes Bohnenkraut.
Das bekannte einjährige Bohnenkraut liefert zwar im
Sommer reichlich den Bedarf an unentbehrlicher Bohnenwürze,
doch gibt es auch Zeiten, wo der Trockenvorrat verbraucht iſt,
und das begehrte Würzkraut nicht zu haben iſt. Dieſem Mangel
hilft das Winterbohnenkraut (Satureja montana) ab, das leider
noch wenig in unſern Hausgärten anzutreffen iſt. Es treibt nach
dem Schnitte neu aus, iſt auch den ganzen Winter über friſch zu
haben und wegen ſeines ſtarken Aromas im Gebrauche viel aus=
giebiger
als das gewöhnliche Bohnenkraut. Das abgeſchnittene
Kraut eignet ſich vorzüglich zum Trocknen. Die Pflanze ſtellt gar
leine Anſprüche an Boden und Pflege. Im Winter iſt leichte
Reiſigdecke zu empfehlen. Man ſät im Frühjahr und verpflanzt
ſpäter wie beim Thymian, oder ſetzt Stecklinge.
Die Blutauffriſchung im Hühnerhofe.
Weder durch gute Pflege noch durch Wahl der Raſſe kann
man ein Hühnervolk auf der Höhe ſeiner Eiererzeugung und all=
gemeinen
Geſundheit halten, wenn man es ſich jahrelang unter
ſich paaren und fortpflanzen läßt. Zur Not kann man wohl ein=
mal
einen Hahn die von ihm abſtammenden Hennen befruchten
laſſen, aber ſehr bedenklich iſt es ſchon, Geſchwiſter zu vereinigen.
So wird oft ſchon im zweiten Jahre der Zucht die Frage bren=
nend
: Woher ſoll der junge Nachwuchs kommen? Der Laie ver=
fällt
natürlich ſofort auf die ihm am nächſten liegende Löſung:
Es wird ein neuer Hahn angeſchafft. Dagegen läßt ſich nichts
einwenden, wenn der Käufer die Gewähr hat, ein Tier zu be=
kommen
, das von einer guten Eierlegerin ſtammt. Der Hahn
pflanzt nämlich die Tüchtigkeit ſeiner Mutter fort, ſo daß man
von den Hühnerkücken, die aus den von einem Hahn mit gutem
Erbgut befruchteten Eiern ſchlüpfen, erwarten kann, es werden
wieder gute Eierlegerinnen werden. Anderſeits kann ein Hahn,
der keine Fruchtbarkeit vererbt, den beſten Stamm völlig verder=
ben
. Darum züchtet man ſeine Hähne lieber ſelber, wenn man
keine zuverläſſige Quelle kennt. Für Blutwechſel ſorgt man dann
auf folgende Weiſe: Man hält ſich entweder mehrere, mindeſtens
zwei Stämme, die in Hennen und Hähnen völlig verſchiedenes
Blut haben. Trotzdem können ſie natürlich derſelben Raſſe an=
gehören
und müſſen das ſogar, wenn man ſich eine reine Raſſe
erhalten will. Nur wechſelt man jährlich die nachgezogenen
Hähne gegenſeitig. Man kann dann eine Reihe von Jahren
ohne Zuführung fremden Blutes auskommen. Dazu gehört aber
reichlicher Raum. Verfügt man nicht darüber, dann hilft man
ſich durch Einſtellen neuer Hennen, die man von einem bewährten
Züchter kauft oder aus fremden Bruteiern heranzieht. Einen
Hahn, der ſeine Hühner gut führt und zuſammenhält, ſoll man
recht lange leben laſſen. Das heißt aber nicht, daß man nun in
jedem Herbſt ſämtliche vorjährigen Hennen abſchaffen ſoll. Viele
Hennen erreichen ihre höchſte Leiſtungsfähigkeit erſt im zweiten
oder dritten Jahre. Am beſten tut man, wenn man einen drei=
jährigen
Betrieb einführt und dabei ſo verfährt, daß am Ende
des erſten Züchterjahres nur das entfernt wird, was unge=
nügend
geweſen iſt; am Ende des zweiten Jahres macht man
wieder eine entſprechende Ausleſe; und erſt am Ende des dritten
Jahres räumt man völlig mit dem alten Beſtand.
Bienenſtiche als Heilmittel.
Es gibt verſchiedene Krankheiten, vor allem Gicht und Rheu=
matismus
, bei denen von manchen Aerzten mit großem Erfolge
Bienenſtichkuren angewendet werden. Beim geſunden Menſchen
ſchwillt bekanntlich die geſtochene Stelle nach einem oder meh=
reren
Bienenſtichen an. Die Stelle iſt rot und druckempfindlich.
Beim Kranken zeigt ſich an der Stichſtelle außer vielleicht einer
leichten Rötung keine weitere Erſcheinung. Der Geſunde erleidet
außer der örtlichen Reaktion noch eine allgemeine, beſtehend in
Schüttelfroſt, Fieber, Kopfſchmerzen, Schwindel, Diarrhöe, Herz=
klopfen
uſw.; am ſtärkſten findet man dieſe Wirkungen bei ſen=
ſiblen
Menſchen. Der Kranke dagegen fühlt ſchon nach dem erſten
Bienenſtich eine wohltuende Erleichterung ſeiner Beſchwerden,
während die Vergiftungserſcheinungen erſt im Verlaufe der Kur
nach einer gewiſſen Anzahl von Stichen je nach dem Alter und
der Schwere des Falles auftreten. Die Erfolge der Bienen=
ſtichkur
ſind oft überraſchend. Kranke, die alle möglichen Heil=
mittel
gebrauchten, ſind durch Bienenſtiche wieder geheilt worden.
Freilich gehört viel Heroismus und Geduld von ſeiten des Pa=
tienten
und auch des Arztes dazu, denn bei veralteten, ſchweren
Fällen treten oft während der Kur ſchlimme Rückfälle auf. Es
gibt Kranke, die täglich bis zu 150 Bienenſtiche Monate hindurch
bekamen und im ganzen ſchon 10 000 bis 15 000 hatten bis zur
Heilung. Das ſind allerdings alte ſchwere Fälle. Für die leich=
teren
genügen ſchon 1000 bis 2000. Ueber die Schmerzhaftig=
keit
des Bienenſtiches wird ſehr verſchieden geurteilt. Tatſache iſt,
daß der Bienenſtich vom Kranken ſicher um die Hälfte weniger
ſchmerzhaft empfunden wird als vom Geſunden, zumal ja auch
die beſtochene Stelle minder empfindlich iſt. Bleichſüchtige und
durch Krankheit leruntergekommene Perſonen nehmen während
der Kur zu, ſchlafen gut, bekommen Appetit und ſehen blühend
aus. Aufſehen erreat die günſtige Wandlung, die die Bienenſtich=
kur
in geringer Doſis ſchon bei jedem Herzkranken (auf rheuma=
tiſcher
Bgſis) hervorruft.

[ ][  ][ ]

Wanderungen durch Bergſtraße und Odenwald

Nummer 6

Beilage zum Darmſtädter Tagblatt

20. Juni 1924

Bensheim.

Von E. Katto.
Dem von Norden Herannahenden zeigt ſich ſchon im Zuge
das Heim des Franken Baſan auf das Vorteilhafteſte.
Die ganze Stadt läßt ſich überblicken. Eine Folge der vor einigen
zehn Jahren vorgenommenen, den Fortſchritten der Bahnbau=
kunſt
entſprechenden Höherlegung des Bahnkörpers. Im Grün
der Gärten, im Blättermeer von Buſch und Baum, wie farbige
Inſeln die Schiefer= und Ziegeldächer reizender Villen, ſtattlich=
ernſter
Gebäude und weihevoller Kirchen, ſo erſcheint Baſins=
heim
dem forſchend nahenden Auge. Das Bild herrlich um=
rahmt
und beſchützt im Norden vom mächtigen Malchen und
Auerbacher Schloßberg, im Oſten vom rebenumrankten Kirchberg
und dem Hop=Berg: Kein Wunder, daß in ſolcher Hut auch in
dieſem Jahre wieder hier zuerſt von der ganzen Bergſtraße
neben Heppenheim und Weinheim der langerſehnte Frühling
ſeinen Einzug hielt und die erſten Blüten das lenzdürſtende
Auge erquickten.
Bereits der Eingang in die Stadt iſt ſehr angenehm, wie
man zur Zeit Goethes ſtatt ſympathiſch ſagte. Schöne An=
lagen
umfangen uns, würdige Denkmale mahnen, der
Stifter des Deutſchen Reiches und der toten Helden von 1914/18
ehrend zu gedenken und zeugen zugleich von dem pietätvollen
Sinn der Bewohner der Kreisſtadt. In weiteren Anlagen im
Zuge der Bahnhofsſtraße gedenkt ein anderes Denkmal der Hel=
den
von 1870/71.
Dieſe Anlagen liegen an der Stelle des einſtiges mächtig
breiten Stadtgrabens. Der Lauterbach, der ihn früher füllte,
ſtrömt in ſchmalem Bett noch munter dahin. Bensheim iſt über=
haupt
reich an geſchichtlichen Erinnerungen. Der
Geſchichtsfreund kommt im Uebermaß auf ſeine Koſten.
Auf der Dörring (weſtlich) beſtand eine vorgeſchicht=
liche
Beſiedelung. In der Flur Pales am Hemsberg wurde
eine römiſche bürgerliche Niederlaſſung ausgegraben, ein Glied
der Kette römiſcher Anſiedlungen in der Nähe der Strata
montana längs der fruchtbaren Weſthänge des Odenwaldes.
Funde am Oſtufer des alten Neckarbettes nahe der Stadt und
auf dem Ritterplatz am ehemaligen Auerbacher Tor laſſen auf
fränkiſche Beſiedlung ſchließen.
Der Stadtname ſelbſt gibt einen Fingerzeig für die
Entſtehung der Stadt. Das Grundwort heim iſt echt fränkiſchen
Gepräges (hauſen gilt für chattiſch), und Baſan oder Baſinus
war ein gebräuchlicher fränkiſcher Perſonenname. Man iſt daher
berechtigt, die Gründung der Niederlaſſung Baſinsheim in die
erſte Zeit der Beſitzergreifung der Gegend durch die Franken
zu ſetzen.
Die erſte urkundliche Erwähnung iſt vom 20. April 765. Da
ſchenkte Udo, Landos Sohn, zu ſeinem und ſeiner Eltern Seelen=

heil ſein Erbteil und alles, was er ſonſt in Villa ( Dorf=
gemeinde
) Baſinsheim beſitzt, dem (erſt zwei Jahre früher ge=
gründeten
) Kloſter Lorſch. Dieſe Urkunde iſt um ſo inter=
eſſanter
, als ſie den Reigen der großen Zahl von Schenkun=
gen
eröffnet, durch die im Verein mit Verkäufen Bensheim und
die Baſinsheimer Marcha bis Ende des 9. Jahrhunderts voll=
ſtändig
in das Eigentum des genannten Kloſters gekommen war.
(Die Grenzbeſchreibung der Heppenheimer Mark von 795,
in der die Bensheimer Mark als Teil einbezogen wird, um damit
zu bekunden, daß Karl der Große im Jahre 773 zugleich mit der
Heppenheimer Mark auch Bensheim dem Kloſter Lorſch geſchenkt
habe, gilt als Fälſchung!)
Zwei von den vielen Schenkungen an Lorſch ſollen noch Er=
wähnung
ſinden: Die des Presbyters Altramnus und ſeines
Bruders Autbert von 771, wodurch nebſt vielem Anderen die
älteſte Kirche der Stadt, an deren Stelle jetzt die Haupt=
kirche
ſteht, in den Beſitz des Kloſters kam, und diejenige eines
gewiſſen Giſelhelm von 817, wodurch eine andere Kirche nebſt
Grundbeſitz, die jetzige Spitalkirche, an Lorſch fiel.
Unter dem Schutz des mächtigen Kloſters, das ſchon 772 aus
der weltlichen Macht des Gaugrafen vom Oberrheingau und noch
früher aus der geiſtlichen Gewalt des Erzbiſchofs von Mainz
genommen war, erfreute ſich Bensheim, einer zunehmenden
Blüte. Neben den Ackerbau traten Handwerk und Ge=
werbe
, und da auch ſeine Lage für den Handel günſtig
war, entſprach es ganz ſeiner fortſchreitenden Entwicklung, daß
im Jahre 956 dem Abt Gerbod von Lorſch für ſeine Dorfgemeinde
Baſinsheim vom Kaiſer= Oto l. das Marktrecht verliehen
wurde.
Hiermit war der erſte Schritt zur Entwicklung als Stadt
gegeben. Der weitere war die Anlage der Stadtbefeſti=
gung
der Mauern, Tore und Türme. Wann dieſe erfolgte,
läßt ſich zahlenmäßig nicht angeben, wahrſcheinlich erſt nach dem
uebergang der Abtei Lorſch an Kurmainz (1232). Auch der
Grundriß der Befeſtigung weiſt auf das 13. Jahrhundert hin.
Jedenfalls war die Stadt um 1301 ſchon ſehr ſtark befeſtigt.
Sonſt hätte ſie nicht den ganzen Juli dieſes Jahres der Be=
lagerung
durch Kaiſer Albrecht I. ſtandhalten können.
Dieſer zog nämlich in ſeiner Fehde mit den rheiniſchen Kur=
fürſten
wegen der Rheinzölle auch in die mainziſche Bergſtraße,
zerſtörte neben Weinheim und Zwingenberg auch
Bensheim und wandte ſich dann gegen die Städte jenſeits
des Rheins.
Bald wieder aufgebaut, erhielt Bensheim 1320 vom Erz=
biſchof
Peter von Aichſpalt alle Rechte und Freiheiten, wie ſie
die Reichsſtädte beſaßen. Hierdurch war die Entwicklung
Bensheims zur Stadt abgeſchloſſen und verbrieft.
Beim Weiterſchreiten in der ſeit 1846 beſtehenden Bahnhof=
ſtraße
fallen dem Heimatfreund einige Aufſchriften in deutſcher

Schrift in die Augen, die bei der allgemeinen Verwelſchung der
Schrift durch den Gebrauch lateiniſcher Buchſtaben Anerkennung
verdienen und lobend zu erwähnen ſind. Es ſind die Namen
Hilgers, IJoeſt und Hillenbrand.
Wir ſind nun mitten in der Altſtadt. Bei der erſten Straßen=
kreuzung
: rechts der Präſenzhof, früher Helmſtädter
Hof, links in der Hintergaſſe (Nr. 8) der ſtattliche Hohen=
ecker
Hof mit hochragendem roten Balkengiebel, ein Entzücken
für den Architekten. Ueberhaupt iſt die Altſtadt und die nach
Süden vorliegende alte Vorſtadt voll alter Bauten, beſonders
voll wertvoller Fachwerksbauten, die einzeln zu erwähnen
natürlich nicht möglich iſt. Vieles iſt auch noch unter Putz ver=
borgen
und harrt in beſſeren Zeiten der Auferſtehung. Bens=
heim
genießt hierin einen Vorzug vor vielen anderen Städten
der Umgebung und verdankt ihn dem glücklichen Umſtand, daß
die Mordbrenner Melges die Stadt nicht anzündeten, wie z. B.
Zwingenberg 1693, und zwar deshalb, weil ein kranker fran=
zöſiſcher
General ſich im Kapuzinerkloſter pflegen ließ und ein
Stadtbrand ihm in ſeinem Bette hätte gefährlich werden können.
In der Hintergaſſe noch einige unbekannte Höfe und am
Ende der Dalberger Hof mit dem Dalberger Turm,
dem nordweſtlichen Eckturm der Stadtbefeſtigung (jetzt Zollamt),
Durch die Zollamtsgaſſe zur Hauptſtraße, der alten Bergſtraße,
die von Norden nach Süden die ganze Stadt durchzieht. Von
hier überraſchender Ausblick nach Norden durch die Lücke des
ehemaligen Obertors durch auf den weitläufigen Barockbau des
Rodenſteinerhofs mit Gartenpavillon im Weinbrenner=
Mollerſchen Stil. In der nach Oſten abzweigenden Obergaſſe
ſind ebenfalls noch einige alte Höfe zu erwähnen, dann in der
Hauptſtraße vor allem der Hof der Echter von Meſpel=
brunn
, ein prachtvoller Fachwerksbau mit Holzſchnitzereien.
Bensheim iſt überhaupt die Stadt der Adelshöfe. Be=
trachtet
man die Karte mit dieſen Höfen von Stadtbaumeiſter
Merck, ſo findet man, daß faſt die ganze Hälfte des alten Stadt=
gebietes
vom Gebiet der Adelshöfe in Anſpruch genommen wird.
Viele ſind verſchwunden, andere ſind noch vorhanden, ohne daß
man ihren Namen weiß.
Durchfliegt man die Namen der Adelsgeſchlechter,
die in Bensheim begütert waren, ſo findet man alle Familien
vertreten, die im Kurſtaat Mainz und ſonſt in unſerer Gegend
eine Rolle geſrielt haben: Die Henne von Bensheim und Henne
von Twingenberg, die Heimſtadt, Echter, Schönborn, Erbach,
Altheim, Hardenau, Herbort, Rodenſtein, Frankenſtein, Hoheneck,
Gemmingen, Walderdorf, die Judde vom Stein, Dalberg, Wam=
bolt
, Vetzer, Werberg, Walbrunn, Schwalbach, Baher von Bop=
part
, Ulner von Dieburg uſw. Kein Wunder, daß ihre Sitze
einen ſolchen Platz in Anſpruch nahmen.
(Fortſetzung folgt.)

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Fürth im Odenwald
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Gaſtwirtſchaft halte allen Beſuchern
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Wilhelm Gleue (sos6a
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Geſelſch, Vereine, Schulen ze. Vorzügl. Speiſenu.
Getränke. Volle Penſton zubill Preiſen. (Gnsta
J. M. Troser, Besitser.

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Garten und großer Saal zur Verfügrng.
Prima Weine, gute Küche.
und 15 Fremdenzimmer,
Telephon 211 Amt Jugenheim.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Zagstaft

20. Juni 1924 Nr. 170

De

*

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Weshalb ſind heute die Effekten faſt wertlos
geworden?. Drei Urſachen ſind es: fachliche, pſychiſche und techniſche.
Die erſten Urſachen waren ſachliche Momente. Zu ihnen kommen die
pſychiſchen; aber ein beſonderes Moment bilden die börſentechni=
ſchen
Gründe. Durch fortgeſetzte Baiſſemanöver werden die Kurſe her=
abgedrückt
, und zwar zum großen Teil mit Material, das für den Markt
gar nicht beſtimmt iſt und war. Es iſt heute nicht ſelten, daß einem
Induſtriellen ſein eigenes Geld zu hohen Zinſen angeboten wird, d. h.,
daß ohne deſſen Wiſſen ſeine Effekten verkauft und der Erlös ihm leih=
weiſe
wieder gegeben wird. Daß dadurch der Efektenmarkt ſchwer ge=
ſchädigt
wird, iſt klar. Es wäre zu wünſchen, daß behördlicherſeits dar=
auf
gedrückt wird, daß die Fauſtpfanddepots wieder vollzählig
in die Safes und Kaſſenſchränke zurückkehren; dadurch würde der Anfang
zu einer Geſundung des Effektenmarktes gemacht werden können.
w. Errichtung einer griechiſchen Handelskammer
in Berlin. In Berlin, iſt unter Mitwirkung des griechiſchen Ge=
ſandten
in Berlin eine griechiſche Handelskammer gegründet worden.
Die Handelskammer wird in Hamburg, Dresden, Leipzig und Köln
Zweigniederlaſſungen eröffnen.

Neugründungen.

Deutſche Induſtrie Gas=Vereinigunge. V. Unter
dieſer Firma haben 15 neue Sauerſtoffwerke einen Zuſammenſchluß be=
ſchloſſen
zu dem Zweck, die Aktionsfähigkeit der dieſer Vereinigung an=
gehörenden
Firmen zu erhöhen und die Wiederaufrichtung eines Sauer=
ſtoffmonopols
in Deutſchland durch die Gruppe Linde=Griesheim= Schwar=
zenberg
zu verhindern. Mit einer Reihe weiterer Firmen ſchweben
Verhandlungen wegen Beitritt zu dieſer neuen Vereinigung.
Erwerbsgeſellſchaften.

Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A. G., Frank=
furt
a. M. Die Generalverſammlung bewilligte dem Aufſichtsrat eine
Vergütung von 30 000 Goldmark. In den letzten Wochen ließ der Auf=
tragsbeſtand
nach und man habe zu Einſchränkungen ſchreiten müſſen.

Frankfurter Maſchinenbau A. G. vm. Pokorny
u. Wittekind in Frankfurt a. M. Die ordentliche Generalver=
ſammlung
genehmigte den Abſchluß und beſchloß, von dem Reingewinn
von 120 570 Bill. Mk. 22 000 Bill. Mk. als Vergütung für den Aufſichts=
rat
zu verwenden und den Reſt vorzutragen. Ueber die Höhe des Rein=
gewinns
wurde mitgeteilt, daß dieſelbe rein additionsmäßig feſtgeſtellt
und nicht valoriſiert feſtgeſetzt worden ſei, was eine erheblich höhere Ge=
winnziffer
ergeben hätte. Ueber den Geſchäftsgang verlautet, daß der
Auftragseingang faſt den Umfang der Vorkriegszeit erreicht habe und
daß die Beſchäftigung in den Monaten März, April und Mai durchaus
befriedigend geweſen ſei. Ueber die weitere Entwicklung könne nichts
beſtimmtes geſagt werden, da das Unternehmen in der Hauptſache an
den Kohlenbergbau und die Eiſen verarbeitende Induſtrie Fabrikate
liefere, die nicht immer gebraucht werden. Dieſes Abſatzgebiet ſei durch
die politiſche Lage ſehr beeinflußbar. Ueber die Goldmarkeröffnungs=
bilanz
ſei noch nichts bekannt.

Banken.

w. Die Reichsbank hat ihre Gebühren für die Auf=
bewahrung
von verſchloſſenen Depots neuerdings wie
folgt feſtgeſetzt: Für verſchloſſene Depots iſt je nach Umfang und Gewicht
der Stücke eine jährliche Hinterlegungsgebühr von 20 oder 30 Gmk.
zu entrichten. Bei Hinterlegung für ein Vierteljahr beträgt die Gebühr
für dieſen Zeitraum 3,6 oder 9 Gmk. Für die koſtenpflichtige vorüber=
gehende
Hck ausgabe eines Depots iſt eine Zuſchlaggebühr von 1 Gmk.
zu entrichten. Die Verſicherungsgebühr für Depots mit Wertangabe iſt
auf 0,25 Gmk. für jedes angefangene Tauſend des über 5000 Gmk. hin=
aus
angegebenen Wertes feſtgeſetzt. Einzelheiten über die Neuordnung
ſind bei den Reichsbankſtellen zu erfragen.

Meſſen.
Erweiterung des Haufes der Technik in Frank=
furt
a. M. Um dem empfindlichen Raummangel auf der Frankfurter
Meſſe abzuhelfen, wird das Haus der Technik zur bevorſtehenden Herbſt=
meſſe
, die vom 21.27. September ſtattfindet, beträchtlich erweitert. Es
iſt hierdurch möglich geworden, in der Techniſchen Meſſe Gruppen neu
aufzunehmen, die bisher aus Platzmangel nicht berückſichtigt werden
konnten, beiſpielsweiſe Kino, Optik, Photo, Automobile, Fahrräder und
Zubehör. Auch dem Maſchinenbau, der Elektrotechnik, dem Bauweſen
wird vorausſichtlich weiterer Raum zur Verfügung geſtellt werden
können. Bureaumaſchinen, die bisher in der Weſthalle C untergebracht
waren, werden in das Haus der Technik verlegt. Anmeldepapiere und
Auskünfte ſind beim Meßamt Frankfurt a. M. erhältlich.

Wiriſchaft des Auslandes.
Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Oeſter=
reich
. In der Generalverſammlung der Oeſterreichiſchen Kreditanſtalt
führte der Präſident Louis Rothſchild über die wirtſchaftlichen Verhält=
niſſe
in Oeſterreich aus: Die Entwickelung ſei in entſchiedener Weiſe auf=
wärts
gerichtet. Wenn ſich nun in der im großen Ganzen aufwärts ge=
richteten
Entwicklungskurve eine einſchneidende Unterbrechung ergebe, ſo
ſei dies eine Erſcheinung, wie ſie in allen Ländern als Folge des Ueber=
agngs
von einer Periode ſtarker Noteninflation zu ſolcher der Stabili=
ſierung
der Währung aufgetreten ſeien. Wenn auch im Verlaufe der
Kriſe bedauerliche Einzelerſcheinungen zutage getreten ſeien, ſo könne
doch mit voller Beſtimmtheit feſtgeſtellt werden, daß die Grundlagen der
öſterreichiſchen Kreditorganiſationen von dieſen Erſchütterungen nicht
berührt wurden. Die öſterreichiſche Volkswirtſchaft ſei geſund. Die
Lage und die Finanzgebarung des Landes dürfe nicht nach Ausnahme=
fällen
beurteilt werden.
Warenmärkte
w. Berliner Produktenbericht. Die Forderungen für
Auslandsgetreide ſind wegen der anhaltenden amerikaniſchen Aufwärts=
bewegung
der Preiſe weiter geſtiegen und werden auch am Weltmarkte
bezahlt, während in Deutſchland die wenigen Umſätze in fremder Ware
von der zweiten Hand merklich unter Auslandsparität abgegeben werden
mußten. In Inlandsgetreide hielt die Senkung des Preisſtandes für
Brotgetreide wegen des ſtockenden Mehlabſatzes an. Das Angebot von
außerhalb iſt weiterhin reichlich. Hafer iſt bei ermäßigten Forderungen
ſchwer unterzubringen, obwohl die Mehrzahl der angebotenen Qualitä=
ten
befriedigend ſind. In Gerſte, Futterartikel und Hülſenfrüchten fan=
den
bei wenig veränderten Preiſen wenig Umſätze ſtatt.
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 19. Juni. Amt=
licher
Bericht. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack. Wei=
zenmehl
, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilogramm):
Weizen Wetterau 16,7517,25, Roggen 15,2515,75 Sommergerſte für
Brauzwecke 16,5017, Hafer inländiſch 15,2516, Weizenmehl ſüddeut=
ſches
Spezial Null 27,2528,75, Roggenmehl 22,7523,50, Weizen= und
Roggenkleie 8,258,75. Tendenz ſtetig.
* Frankfurter Viehmarkt. Der Auftrieb des Nebenmark=
tes
beſtand aus 6 Ochſen, 5 Färſen und Kühen, ferner aus 1274 Kälbern,
257 Schafen und 1071 Schweinen. Notiert wurde der Zentner Lebend=
gewicht
: Kälber b) mit 5662, c) mit 5055 und a) mit 4249; Schafe
a) mit 2540, b) mit 2034; Schweine im Gewicht von 160200 Pfund
mit 5052, für ſolche unter 160 Pfund mit 4050, für ſolche von 200
bis über 300 Pfund mit 5052 und für Sauen und Eber mit 4046
Goldmark. Verglichen mit der Notierung des letzten Hauptmarktes
ließen die Preiſe für Kälber teilweiſe um 23 Gmk nach, während die
Schafe um 310 Gmk. anzogen. Auf dem Schweinemarkt gingen die
Preiſe um 28 Mk. p. Zentner Lebendgewicht zurück. Marktverlauf:
Schweinemarkt wird langſam geräumt, am Kleinviehmarkt bei lebhaftem
und ſpäter abflauendem Geſchäft Ausverkauf.
o
t. Nürnberger Hopfenmarkt. Zehn Ballen Zufuhr, Um=
ſatz
ebenfalls 10 Ballen. Preiſe unverändert. Tendenz ruhig.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 19. Juni. (Eigener
Bericht.) Die Börſe hatte heute einen Tag größter Geſchäftsſtille. In=
folge
des Feiertags in einem großen Teil des Reiches war der Order=
eingang
weſentlich kleiner als an den Vortagen und auch der Platz legte
ſich mangels beſonderer Anregungen größte Zurückhaltung auf. An den
Aktienmärkten blieb das Kursniveau auf allen Gebieten recht gut be=
hauptet
. Die Kursveränderungen, die ſich vereinzelt nach beiden Seiten
hin ergaben, ſind kaum erwähnensnert und erreichen nur am Montan=
Aktienmarkt bei Deutſch=Luxemburger, Phönix und Rheinſtahl 1 Bill.
Prozent nach oben. Abſchwächungen von Belang ſind kaum zu ver=
zeichnen
. Während die Aktienmärkte außerordentlich ruhig lagen, war
in heimiſchen Renten anfänglich wieder ſtarkes Geſchäft, wobei andauern=
des
ſpekulatives Intereſſe für die älteren Stadtanleihen feſtzuſtellen iſt.
3½proz. Konſols ſchwankten etwa zwiſchen 270 und 300,, 5proz. Kriegs=
anleihe
zwiſchen 130 und 146, Schutzgebietsanleihe waren zirka 1,6. Von
ausländiſchen Nenten waren Türken ſtärker gefragt, I. Bagdadbahn zur
Kaſſanotiz 7½/s rationiert. Zu erwähnen iſt außerdem das Intereſſe, das
ſich für die Anleihe der ehemaligen Kolonialgeſellſchaften bemerkbar macht,
anſcheinend auf die Schachtſchen Pläne über ein internationales Kolo=
nialſyndikat
. Sogar Schantung waren trotz der an ſich troſtloſen Lage
der Geſellſchaft daraufhin gefragt; eine Notiz kam indeſſen mangels ge=
nügenden
Angebots nicht zuſtande. Im weiteren Verlauf der Börſe kam
das Geſchäft an den Aktienmärkten nahezu vollkommen zum Stillſtand.
Die Kaſſakurſe wurden bei kleinſten Umſätzen auf kaum verändertem
Niveau feſtgeſetzt. Zu erwähnen iſt etwas Intereſſe für Anglo=Guano;
es handelt ſich hierbei hauptſächlich um Rückkäufe und Eindeckungen. Auch

am Rentenmarkt wurde das Geſchäft ſpäter ruhiger und die Höchſtkurſe
konnten ſich nicht voll behaupten. An der Nachbörſe war die Tendenz
der Aktienmärkte eher etwas ſchwächer bei ganz geringen Umſätzen. Man
hörte noch Badiſche Anilin 127/12¾½, Höchſter Farben 99/g. Kriegs=
anleihe
wieder befeſtigt 140.
w. Berliner Börſenbericht. Die Senſation des Tages
an der Börſe bildete bei ſtarkem Zulauf der Spekulation die fortſetzende
Aufwärtsbewegung des Kurſes der Kriegsanleihe; da die Begründung
dieſer anſcheinend rein ſpekulativen Bewegung mit Aufwertungshoff=
nungen
allein nicht ſtichhaltig erſchien, wurde unter anderem auch darauf
verwieſen, daß die Reichsanleihe=Aktiengeſellſchaft in großem Umfange
geſtern und heute Käufer geweſen ſei. Es wurden hieran allerhand
Kombinationen geknüpft, die in ſeriöſen Börſenkreiſen als in jeder Be=
ziehung
unzutreffend angeſehen werden. Jedenfalls war der Umſatz
ſehr bedeutend, und die Bewegung nahm zeitweiſe das Intereſſe voll=
kommen
gefangen. Vorbörslich ſetzte der Kurs mit 115 ein und ging
dann in raſchen Sprüngen über 150 und wurde amtlich anfangs mit 135
und weiterhin zwiſchen 135 und 140 notiert. Auf anderen Gebieten des
Rentenmarktes war keine große Rückwirkung hiexvon erkennbar. Die
Kurſe bröckelten namentlich für die alten Anleihen der Länder teilweiſe
wieder erheblich ab. Was den ſonſtigen Börſenverlauf anbetrifft, war
er unintereſſiert wie an den Vortagen, da eine Veränderung in der auf
allen Märkten herrſchenden Geſchäftsſtille nicht eingetreten iſt. Der
Kursſtand wurde gut gehalten. Einige Montan= und Induſtriewerte
ſtiegen um 1 2 Bill. Proz. Die Lage am Geldmarkte hit ſich weiter
flüſſig geſtaltet. Der Deviſenmarkt blieb unverändert.

Oeviſenmarkt.

18. Funf
Geld Brief e
Brief
Geld Weſe
tiert Amſterdam=Rotterdam .. 156.86 157.94 156.81 17.59 voll Brüſſel=Antwerpen ....." 19.45 19.55 19.65 19.75 voll Chriſtiania. . . . . . . . . . . . . 56.41 56,69 56.40 56.74 voll Kopenhagen".
....." 70,67 71.03 70.62 70.98 voll Stockholm .. 110 72 111.28 110.72 111.28 voll Helſingfors 10,47 10.53 10.46 10.52 voll Italien. 18.15 18.25 18.15 13.25 voll London 18.105 18.195 18.105 18.195 voll New=York 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris. 22.34 22.46 22.665 22.785 voll Schweiz. 73.91 74.29 73.91 74.29 voll Spanien. 56.06 56.34 55.86 56.14 voll Wien (i. D.=1
.). 5 89 5.91 5.90 5.92 voll Prag .." 12.37 12.43 12.37 12.33 voll Budapeſt. 4.59 4.61 4.59 4.61 voll Buenos=Aires. . . . .. . 1.335 1.345 1.335 1.345 voll Bulgarien. ..
3.04 3.06 3.04 3.06 voll Japan ..
. 1.685 1.695 1.685 1.695 voll Rio de Janeiro....." 0.44 0.45 0.44 0.45 voll Belgrad. 1.965 4.965 4.985 voll Liſſabon. 11.72 11.7 11.78 voll Danzig ......... 72.42 72.78 72.42 72.78 voll

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anilinfr. 18. 6.
8750 19. 6.
9125 Hanſa Dampfſch. . . . . . 18. 6.
8900 19. 6.
8750 AſchaffenburgerZellſtoff ! 15250 15000 Hemoor Zement ..... ! 31500 30500 Augsb.=Nürnb. Maſch.. 18750 18750 Hirſch Kupfer ........ 17750 16875 Berl.=Anhalt=Maſchinen 5250 5225 Höſch Eiſen .........." 27750 20500 Berl. ſ.Elektr. B.vorzug. 3750 3625 jHohenlohe Werke..... 13750 16375 Bismarckhütte ......." Kahla Porzellan ..... 6000 Braunkohlen=Briketts". 14500 14500 Lindes Eismaſch. . .... 560 5760 Bremer Vulkan ...... 42009 42000 Lingel Schuh .. .. . .." 1600 1600 Wolle........ 69250 69250 Linke u. Hofmann .... 8375 9000 Chem. Heyden ....... 2000 2100 L. Loewe u. Co. .... 796 00 7600 Weiler ......." 8000 8560
9125 C. Lorenz ..... 2600 2750 Deutſch=Atlant. Tel.. . . 9375 Meguin ........... 8500 8500 Deutſche Maſchinen. . . 29500 4090 Niederländiſche Kohle. 26000 25225 Deutſch=Niedld. Tel. .. 11000 11000 Nordd. Gummi ......" Deutſche Erdöl ...... 32600 33900 Orenſtein. . . . . . . . . . . . B00 Re Deutſche Petroleum .. Rathgeber Waggon. . . 3400 3400 Dt. Kaliwerke ... 29500 29400 Rombacher Hütten. . 9500 970 Dt. Waffen u. Munition 74009 74000 Roſitzer Zucker ..... 2300 23000 Donnersmarckhütte .. 65000 70000 Rütgerswerke .... 8225 8625 Dynamit Nobel .. 4675 5000 Sachſenwerk ....." 1125 1100
14750 Elberfelder Farben. . . . 9625 9625 Sächſiſche Gußſtahl. .. 15000 Elektr. Lieferung ....." 9000 9800 Siemens Glas .... 9300 8754 R. Friſter ... 2750 3000 Steaua Romana .... Gaggenau Vorz. .. . . . 3890 4100 Ver. Lauſitzer Glas ..." Gelſenk. Gußſtahl ...." 160360 9125 Volkſtedter Porzellan.. 3900 Geſ. f. elektr. Untern.. . 14700 15000 Weſtf. Eiſ. Langendreer 900 Halle Maſchinen. 9000 8300 Wittener Gußſtahl ... 15500 16750 Han. Maſch.=Egeſt.. 35500 41000 Wanderer=Werke .. 5600 6000 Frankenkurs in London: 80.60 Markkurs 18.00

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Beſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 19. Juni 1924.
Die Notie ungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
6% Reichsanleihe ..........
oo-
....
3½%

Dollar=Golbanleihe per 1935 ..
1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
4½% T. u. V. Schatzanweiſg,
4½% VI.IX.
4% Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe .. . . ... ..
.
Zwangsanleihe ...."
4% Preuß. Konſols ........."

3½½

Bad. Anl. unk. 1935 .....
3½% v. 1907 ......."
1896 ......."
4½ Bahern Anleihe ........."
......."
8½
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 .... . . . . . . . . . ..
816% Heſſen Reihe XXXYI.
untilgb. b. 28.. . . . . . . . . . . .."
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . ..
3½%- ..............

4% Württemberger alte ......"

b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½ v. 1902 .........."
. . .
4%
5% Bulgar. Tabak 1902.. . . . . .
U/, % Griech. Monopol .......
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............"
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 .... ... .........
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ....
4% am. Goldrente konv.
4% am. v. 05 ..... ...."
470 Türk. (Admin.) v. 1903....
4% (Bagdad) Ser. I..
II..
4%
4% v. 1911, Bollanl. ..."
4½% Ung. Staatsr. v. 14
4% Goldrente ......."
Staatsr. v. 10 ....
Kronenrente .. ...."
47

Außereuropäiſche.
6% Mexik. amort. innere ... . ..
konſ. äuß. v. 99. . . . .
Gold v. 04, ſtfr. . . ..
konſ. inner. ... .. .."
Frrigationsanleihe
5½ Tamaulipas, Serie l......

Oblig. v. Transportanſt.
4½ Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . .
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . .
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. .

18. 6. 19. 6.
0.0825 0.132
0.400

4,2 4,2 4,2 79
78,4

1.3
1,5 1.3 1.5
Gozul
0065
9.340 0.309 0.350
0.400

0.370
0.370 4,2 4,2 S O 0,29 0.230 0.275 0,34 0.360 0,34

0,560

D

0,55


0,85
5,6


11
1,125 0.43



71o 5 1* 1,2 Al, Bl. 3,8



10. 1. *
6,5

2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
26%Neus
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. Em..
390 Oeſt.
9. Em. .. .."
v. 1885 ...."
2 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee. . . . . . . . . . . ..
.
4½%
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Golbobl.
I. Em. . . . . . . . .
5%0 Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em. . . . . . . . . . . . . . . . . .."
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23.......
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%Neckar A.=G. Stuttgart Gold=
anl
. b. 23... . . . ...... ....."
5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24.......... ...."
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5% Roggenwert=Anl. . .
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 .............."
5% Rhein=Main=Donau Gold=
anl
. v. 23 ................
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. 1 u. II......... ......."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein. . . . . . . . . ."
Baher Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . . .
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hhpot.=Bank Mein.. ..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . . .
Dresdner Bank. . . . . . . . . . . . . ."
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . .. .."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..."
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban . ..........."
Hypothekenbank ......"
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ......."
....
Wiener Bankverein .........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius.................."
Bochumer Bergb. .... . .. ...."
Buderus. . . . . . . . . . . .. ......
Dt. Luxemburger .... . . .. ...."
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . . .
Gelſenkirchen Bergw. ...... ..
Harpener Bergbau.... . . . . . .."

Tauſenk M Millionen M4 Milliarden 0Uohne Umſaz X rationiers,

18. 6. 19. 6. 71 25 2. 6.5
D

7:25
5.25
5 3 16 9 8,55 1.05 11 0,375 37 9,4 99
1,6 1.6 1.1 1,1 2,37 2.25 2,8 2.9 11 1,1 1,7 17 2,3 D
11. 1.15 1.25 1.2 1.1 1,2 1,75 1.7 20,25 19 3,75 32g 6 6 6,8 6.9 2I. 2,75 1,1 0,400 04 Pla 7Ua Pl. 4,5 1.025 1.15 2.25 12.5 12.4 1,4 1.65 0.3375 0,310 22,5 24 1.35 1.45 31/a 6 6 0.3 0,3 0.250 0,26 4
7,75 41,25 66 z 42,75 43,5 51

Kaliwerke Aſchersleben .... . .."
Salzdetfurth ... . . . ."
Weſteregeln ......."
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........"
Mansfelder ................."
Oberbedarf .. . . . . . . . . . . . ...."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. .. .."
Phönix Bergbau ............"
Rhein. Stahlwerke . .... .... ..
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte . . . . . . . . . . . ."
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte .. . . . . . . . . . .."

Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding) ........"
Werger ...................."

Akkumulat. Berlin ..........."
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit.4 ..."
5% Vorzug Lit. B...
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .. . ..
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . .
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano. .. . . . . . . ... . . .
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke ... .. . . . .
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf... . .
Cementwerk Heidelberg.... ..."
Karlſtadt . . . . . . .

Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . . .
Griesheim Elektron ...."
Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer ..... ..."
Daimler Motoren ...........
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl ........ ....

Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm) ......"
Düſſeld. Ratinger (Dürr) ....."
Dyckerhof & Widm. Stamm . . ."
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meher jr. .. . . .."
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . .. ....
Elſäfſ. Bad. Wolle......... . . .
Emag, Frankfurt a. M.. . . . . ."
Email.= E Stanzw, Ullrich ...."
Enzinger Werke ..... ... ..."
Eßlinger Maſchinen ........
Ettlingen Spinnerei ......."
Faber, Joh., Bleiſtift ......."

18. 6.

19. 6.
39 38 25.5 2.8 2,6 Pl. 9eig 19.2 20 22
23
33 951 13 1,25 5 20 29 3 9.3 9,25 11 11

1,25 6.75 13 2,6 2,6 1.75 1,6 2,6 1,8 9,75 8ig 9 15,6 15.1 0,8 0,8 12.75 19. 10.25 10 8,5 8,5 11 1.25 3,6 3,75 3,75 1,6 17
17 1,7
6,75 6,5 4.9
4,6
30 28 i= 8 9,25 2.1 2,2 3,3 3,3 31,5 34 12.3 12,4 3,5 1,5 1.5
2.8 2,8 2lls 2.15 0.,850 1. 1.2 1,5 91 9,75 0.6 0,55 9,1 91 8 6.8 5.9 0.225 0.22 2,6
2.5
38

Faber & Schleicher ..... . ...."
Fahr, Gebr., Pirmaſens .. . .."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Fetter). ........"
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.. .. . . .. .. ..."
Frankfurter Hof ............."
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. . . .
Ganz. Ludſvig. Mainz ......."
Geiling & Cie. .............."
Germania Linoleum .. . . . . . . ."
Gelenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. .... . . .. ...."
Gotha Waggon .............."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. .."
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück) ......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . .. . .. . .."
Hindrichs=Auffermann. ......
Hirſch Kupfer u. Meſſ. ... . . . .
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............"
Holzverk.=Induſtr. . . . .. . . . . . .
Hydrometer Breslau ........"
Fnag . . . .. ...............
Funghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........"
Karſtadt R... . . . .. . ........."
Klein, Schanzlin & Becker ..."
Knorr, Heilbronn... . . . .. .. .."
Kolb & Schüle Spinn. . . . . . . ."
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............"
Lech, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ..... ..."
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. ........
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach .. .. . .. .. .."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . .."
Meyer, Dr. Paul..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . . ."
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugverke...
Neckarwerke Eßl. Stamm .. . . .
Oleawerke Frankfurt a. M.... .
Beters Uinion Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. .... .. ......."
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Geöbert & Schall. . .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . .
Metall Vorzüge ......."
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen ........."
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ..............."
Shleußner (Frankfurt a. M.) ..
Shneider & Hanau... . . . . . ..
S hnellpreſſen Frankenthal. . .
Shriftgie zerei Stempel, Ffm.
S hukerk Elektr. (Nürnberg) ..
hrrmm Lackinbrif. . .. ......"

18. 6.
3,2
4,5

11
1,1
1,7

0.320
0,550
7

94/g
2
1.3
14,75
9
6,6
8l.
5,6
1,.95
3
4,25


9:/.
2.25
6,25

1,2

2.2
1,6
2,5
2.8)

0,720 19. 6.
3,6
4,5
10.
11
4,1
9
2
0 65
0.31
0,50
7.1

9

1,3

8,3

8,5
5,75
1,6
2,75
177

9.25
2,3
6.2
4,3
1.25
4,7
2.1
1,5
2,3
2.,6
6,75
0.73 Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz..........
Schuhf. Leander Offenbach ..
Schultz, Grünlack, Rdsh...
Seilinduſtrie Wolff ......"
Sichel & Co.. Mainz .......
Siemens Elektr. Betriebe.....
Siemens Glasinduſtrie .. . . . . .
Siemens & Halske.... . . . . . ."
Stöckicht=Offenbach=Gummi .. .
Süddeutſche Immobilien .. . ..
Thäring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach .....
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ...
Gummifabr. Bln.=Frkf.,
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin . . . . . . . . . .."
Zellſtoff, Berlin ......."
Bogtländ. Maſch. Vorzüge ...."
Stämme . . . ."
Voigt & Haeffner Stämme . . .
Voltohm, Seil ..............
Wayß & Freytag. . . . .
Wegelin Rußfabrik ....
Zelſtoff Waldhof Stamm ....
Zuckerfabr. Waghäuſel..
Frankenthal .
Heilbronn..
Offtein ........."
Rheingau .........
Stuttgart . . . . . . . . . 18 6.
2,2
1.95
0,40)
2la
37a
5
9,5
38
0, 051
3,7
2,6
6,8
13.5
1,8

8,5
0,.9
1,2
1.35
2.1
1.95
2 6
2,9
1.9
25,
23 19. 6.
2.1
1..
75
5.15
10
0,051
1,65
4
24
6,4
13,5
1, 75
1,75
7,6
0,9
1,1
1.35
1.35
17
6.25
2.5
2,95
2.3 Tran3port=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . . 17.,75 3 3,4 Schantung E. B............. 6.5 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .. 28 Flo 7.6 Hapag (Paketfahrt) .... . . . . . ." 23.5 15 45
1.92 Nordb. Llohd.. ............." 4,1 2.1 1,73
3.6
3,5 Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf............. . .. 0.9 1.4 1.7 Dampfkeſſel Rodberg.... ....." 1,8 1,5
2,25
Helvetia Konſervenfabrik. . . . . . 6 Gebr. Lutz .................. 5.5
9 Motorenbfarik Darmſtadt . . . . . 3.9 8,75 Gebr. Roeder ..............." 3.3 12.25
0,6 12,25
Venuleth & Ellenberger ......" 25 0.555
1.45 0.565
1.45
Nnnotierte Aktien.
Apf.."

2,25 g 9 Beckerkohle. . .. 3,5 3,35 Beckerſtahl ..." 3,2 3,4 Benz... . . . . ..
Brovn Boveri.. 2,4 1,4 1,4 1 Chem. Andrege. 12 1,25 Deutſche Petroleum .... 8,75 8,75 Diamond Shares 6 6,5 Entrepriſe. 1,25 1.25 Falconwerke". 4,4 4,2 Großkraftw. Württemb. Growag) 0.140 0,140 3,75 3g Unterfranken (Ufra) ..." 0.30 0.300 4,15 4.15 Hanſa Lloyd ..
.... 0,550 0,550 9,5 9,5 Hero Conſerven 0,480 0.5 Holſatiawerke, Altona 0,27) 037 85, 8l= Kabel Rheydt.. 3,25 3.25 1.3 1.3 Krügershall Kali 25g 25l. 2,25 2.3
3. 21 Metall Starkenburg ........." " 3.25 Otto & Quanz.... . . . . ..... ." 1,6 16 3,25
5,75 3,2) Raſtatter 48aggon ........... 2 2 5,5 Textil=Ind. Barmen (Tiag).... Ufa Film .... .. . .. .. ........ 3,75 3,75 [ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924.

Seite 13.

Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
6)
(Nachdruck verboten.)
Und nun eilten die beiden, ohne ein weiteres Wort zu wech=
ſeln
, dem Hochwalde zu. Als ſie ihn erreicht hatten, ſahen ſie das
Goldblech der Poſaune links unter ſich durch die Büſche blitzen.
Der Einſiedler aber arbeitete, ohne aufzuſehen, Stunde um
Stunde, bis der Mond über den Berg geſtiegen war, und vol=
lendete
den ſechſten Sarg.
Da löſte ſich der Trompetenklang los von dem übrigen
Klingen und Singen, Dröhnen und Rauſchen, und klar und rein
ſcholl durch die Luft die Weiſe des Grabliedes. Zuerſt wirbelten
und ſchwirrten die übrigen Töne verwirrt um die majeſtätiſchen
Klänge her, dann wurden ſie mitgezogen, zuerſt der Baß und ein
Klang nach dem andern, bis in voller Harmonie der Choral her=
überklang
:
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende?
Hin geht die Zeit, her kommt der Tod.
Wie plötzlich, ach, und wie behende
Kann kommen meine Todesnot!
O Gott, ich bitt durch Chriſti Blut,
Mach’s nur mit meinem Ende gut!
Der Einſiedler hielt die Fuchsmütze an ſeine Bruſt gepreßt.
Aus ſeinen Augen ſtürzten Tränen. Als die Weiſe vorüber war,
fiel er auf die Knie zu brünſtigem Gebet. Dann erhob er ſich
und ging mit großen Schritten durch den ſchwarzen Wald dem
Schloſſe zu.
Drittes Kapitel.
! ſagte der Torwärter Peter, als der letzte Gaſt draußen
war. Er zog die Torflügel herein, legte den Querbalken da=
hinter
und riegelte das Pförtchen. Dann ging er in die Stube,
entledigte ſich ſeiner Hochzeitsſtiefel und ſeines Feſtgewandes
und kam bald wieder in den Torbogen heraus in ſeinen Schlap=
pen
und im Hauswams. Er ſchlurfte ein wenig herum, um ſich
wieder ins gewohnte Leben hineinzufinden; er ſchlappte zur
inneren Torbrücke und ſpuckte über das Geländer, dann ſchlitterte
er wieder herunter und goß Milch in das Katzenſchüſſelchen, dann
tappelte er noch einmal hinauf, ſtieg auf die Zwingmauer und
ſtellte eine Mauſefalle vor den Meiſenkäfig. Eine Weile ſtand er
tiefſinnig vor den Schweineſtällen. Dann kam er an den Brunnen
heran und zog einen gefüllten Eimer herauf, ließ ihn aber in

der Kette hängen, wie es die nächtliche Burgordnung gebot.
Dann ſchleifte er ſeine Schlappen wieder zum Tor hinunter, in
die Stube hinein und kreuz und quer über die ſandigen Dielen.
Endlich kam er mit einem dick geſtrichenen Käſebrot heraus, ſetzte
ſich auf ſein Bänklein, ſagte ! und biß ein.
Da klopfte es an das Pförtchen, und eine tiefe Stimme ſagte:
Ich bin’s, der Hannes.
Peter ſchob den Riegel zurück. Ein ſtämmiger Burſche kam
herein, ſchloß das Pförtchen und ſetzte ſich neben den Wärtel.
Heute nacht kommt noch ein Wetter, und was für eines!
ſagte er. Die Muſikanten täten geſcheiter und blieben hier.
In der Johannisnacht iſt der Neckar aufs Erſäufen aus, und
Schiffer Stapf iſt heute der rechte Mann, ihm dabei zu helfen,
denn er hat einen Mordsrauſch.
Der Burſche redete vor ſich hin, ohne zu beanſpruchen, daß
ihm jemand zuhöre. Wie es zum Abſchluß des Feſttages dem
Peter ein Bedürfnis war, herumzuſchlurfen, ſo war es dem
Hannes ein Bedürfnis, vor ſich hin zu pappeln.
Herrſchaft, war das ein Weſen, bis ſie alle untergebracht
waren! Mit den Junkern ging’s noch, die machten ſich’s be=
quem
und ſchlenderten zu Nachttrunk in den Löwen. Aber die
Edelfrauen. Einer Mutter und einer Tochter hab ich den Mantel=
ſack
ins Zimmer getragen. ,Hier riecht es nicht gut, hat die
Alte geſagt. Es ſtinkt, ſagt’ ich drauf; aber es geht natürlich
zu.: Drauf fragte die Junge: Ob es hier wohl Flöhe gibt? Ich
ſchätze, daß es gibt, ſagt ich drauf. Denn hier ſind zwei Weibs=
leute
und in der oberen Kammer ſind drei. Darauf haben ſie
mich zur Stube hinausgejagt.
Der Torwärter ſtand auf, tappelte in den Hof hinauf und
betrachtete im Zwielicht einen liegen gebliebenen Stallbeſen.
Friedrich von Hirſchhorn und ſeine angetraute Braut Urſula
von Sternenfels ſtanden aneinandergelehnt auf dem Balkon. Hin=
ter
ihnen war alles finſter. Wohl brannte in der Kemenate die
Ampel, aber hinter einem Schirm, ſodaß die Fenſter dieſes Ge=
maches
gerade ſo ſchwarz waren wie alle übrigen. Auch nicht das
ſchärfſte Auge konnte vom Tale oder von der Stadt her die beiden
Geſtalten aus dem Schatten löſen, der ſchwer und ſchwarz den
Berghang hinunter hing bis auf die Dächer der Bergſtadt. Sie
ſelber aber ſchauten wie zwei ſchwebende Vögel vor ſich und unter
ich das wunderſame Bild, das vom bewegten Himmel groß und
lebendig zu ihnen herankam und das wie ein phantaſtiſches
Kinderſpiel ſchwirrend und flimmernd die ſtille, nächtliche Erde

beunruhigte. Das feuerhauchende Gewölk überſpannte Gebirg
und Tal. Noch ſtand der Mond am öſtlichen Himmel und um
ihn her eine kleine Schar von tröſtlichen Sternen. Aber dieſe
Inſel, von der Wolkenflut umringt, wurde kleiner und kleiner,
und Urſula wollte nimmer zu ihr emporſchauen, weil jeder Stern,
der verſchwand, ſie traurig machte. Das ferne Grollen war hinter=
haltig
und kam nicht näher; das Ohr hatte ſich daran gewöhnt,
und wenn die Braut darauf lauſchte und ihrem Gatten ſagte:
Hörſt du, wie es dort hinten murrt und knurrt, dann tröſtete
er ſie: Laß die Beſtien murren und knurren; ſie kommen nicht
zu uns herüber." Zu Füßen der Schauenden lag das ſchatten=
erfüllte
, ſchweigende Finkenbachtal, und die ſchwarzen Stücke
finſterſter Nacht, die hier und dort dicht unter der Burgmauer
die Schatten umhüllten, verrieten den gähnenden Schloßgraben.
Der Zug des Neckars flimmerte zwiſchen den Bergen vor und
im Tale her und zeigte die huſchenden Himmelsflammen im
ſtillen Abbild. Es ſah aus, als ob er, ein Verbündeter der Wetter=
wolken
, aus ihrem Dunkel herwärts käme, während er doch in
Wirklichkeit dem Gewitter entgegenflutete.
Gegenüber dieſen machtvollen Vorgängen am Himmel und
auf Erden erſchien alles, was die Menſchen taten, winzig und
putzig: Das Feuer auf dem Berg, die glühenden Scheiben und
flammenden Räder, die hin und wieder huſchenden Fackellichter,
die ſchwarzen Geſtalten am Strand mit ihrem wunderlichen Hin=
und Herlaufen. Nur die freundlichen Lichtlein des Städtleins
taten den Augen wohl, in ihrer Ruhe und Traulichkeit; ſie
erinnerten an die Sterne am Himmel, wie Menſchliches an
Göttliches erinnern kann.
Hörſt du die Trompete? fragte Urſula zu ihrem Gatten
und beugte ſich lauſchend über die Brüſtung. Ihr Ton ſchwingt
ſich in die Höhe wie ein Falke.
Grollſt du ihr nicht, daß ſie dir Tränen entlockt hat? fragte
Friedrich und ſtemmte ſich auf das Geländer.
Ich bin ihr dankbar, und es tat mir leid, daß du dem Trom=
peter
zürnteſt.
Es war nur für einen Augenblick.
Ich ſah den jähen Grimm und erſchrak.
Friedrich ergriff ihre Hand und drückte ſie leiſe. Es war wie
ein Gelöbnis.
Du brauchſt dich nicht vor mir zu fürchten. Früher war ich
der wilde Hirſchhorn. Ich habe es gelernt, meinen Zorn nieder=
zuringen
.
(Fortſetzung folgt.)

Weiblich

Frau, 36. J. alt, im
Haushalt erfahren,
eht tagsüber od. b.
n. dem Spülen, am
liebſten als (*1778
Haushälterin
eht a. in frauenloſ.
Haushalt. E. Scholl,
Paldſtraße 23. S

Junge Dame
ſ. Wirkungskr., auch
halbtags. Ang. T 181
a. d. Ge

Saub. Frau n. Hein=
arbeit
im Flicken an
Näht a. H.=Hemd. N.
Geſchäftsſt. (17763

Min

Gutt eingefahrener
Chauffeur
Alter 22 Jahre, ſucht
ſof. Stellung
für Perſonen= ode
Laſtwagen. G. Zeug=
niſſe
vorh. Angeb. u
T 142 a. Geſchſt.

Junger ſtrebſamer
Mann
vom Lande ſ. Ver=
trauenspoſten
, gleich
welcher Art. Ang. ar
Drucherei Himmelheber.
Eroß=Umſtadt. (*17833

Ehrl. junge Frau ſ.
Laufſtelle. N. Hein=
richſtr
. 15

Kartonnagen=
urbeiterin

1416jährig; ſofort
8017
geſucht.
Reißzeugfabrik
Karl Traiſer
Schleiermacherſtr. 23.

ichtige (*17825
Friſeuſe
Wallhäuſers Damen=
Friſeur=Salon
Wilhelminenſtr. 10. (*

Alteres kräft. Mäd=
chen
(unabh. Frau),
d. koch. k., z. b. Ein=
tritt
nach Gernsheim
(unb.) geſ. Hilfe vh.
Lohn, n. Übereink. o.
briefl. u. T 129 a. d.
5
Bei

Tüchtige
Friſeuſe
für ſofort oder ſpät.
geſucht.
E17554mt
Hans Weißmann
Damen= und Herren=
friſeur
. Schützen=
ſtraße

oder
Mädchen srau
b. n. d. Spülen geſ.
Friedrichſtr. 18, I.
Sauberes ordentlich.
Mädchen
für Hausarbeit tägl.
vm. 3 Stdn. geſucht.
Vorzuſtell. 121 Uhr
Seekatzſtr. 10 II.
hes, brabes
od. Frau
Mädchen für vorm.
2 Stund. geſ. (*17829
Prinz: Chriſtianweg 15.
Stutze
jeſucht.
Hausmädch.
und Waſchfrau vor=
handen
. Gehalt nach
Uebereink. Familien=
anſchl
. wird gewährt.
Ang. u. T 121 a. d.
Geſchäftsſt.
Mädch, a. g. Hauſe,
kinderl., z. Unterſtütz.
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Haush. tagsüib. geſ
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mit Stickerei-Einsatz
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Hohlsaum, voll groß
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Größe, ringsum Hohl-
saum
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Wir machen ganz besonders darauf aufmerksam, daß es
sich bei den hier angebotenen Waren nur um allerbeste
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ſowie ganze Ausſteuer=Anfertigung und
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[ ][  ]

Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juni 1924,

Nummer 120.




4
Seelenhandel
Sechs Akte aus dem Leben eines amerik. Filmstars.
Von dem Leben der Filmstars in den großen amerikani-
schen
Ateliers wird der Schleier des Geheimnisvollen
gezogen und zum erstenmal mit der Geschichte eines
jungen Mädchens, das aus der Verborgenheit zu dem
Rang einer berühmten Künstlerin emporsteigt, das Dasein
gezeigt, wie es wirklich ist.
(8014fsgo
Mitwirkende:
Charlie Chaplin / Douglas Fairbanks
Priscilla Dean / Griffith / Lew Cody-

Menschen u. Masken
2. Teil: Ein gefährliches Spiel
6 spannende Akte. In der Hauptrolle:

Rheinstr. 2

Schloss-Oafé

Rheinstr. 2

Freitag, den 20. Uuni 1924
Grosses Extra-Konzert
Rheinisches TonkUnstler-Orchester
Kapellmeister: Willy Schlupp
5. Ouvertüre zu Ruy Bläs
1. Onintett aus Heistersinger
Wagner
Mendelssohn

2. Ouvertüre Euryanthe
Weber
3. Andante a. d. V. Sinfonie
Beethoven
4. Große Fantasie aus Lohengrin
Wagner

6. Fantasie aus Oberon Weber
7. a) Peer Gynts Heimkehr
drieg
b) Solveys Lied
8. Ein Immortellenkranz
auf Lortzings Grab
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feiert am 21., 22. und 23. Juni 1924
das Fest der
Fahnenweihe
PROGRAHZM:
Samstag, den 21. Juni 1924, abends 8½, Uhr:
Konzert in der Festhaile unter gütiger Mitwirkung
des Darmstädter Streichorshesters unter Leitung des
Herrn Kammermusikers Handke.
Enthüllung der Fahne.
Sonntag, den 22. Juni 1924, vormittags 7½½. Uhri
Totenehrung auf dem Friedhof.
mittags 1 Uhr: Festzug.
ab 3 Uhr: Chorgesänge der am Feste teilnehmenden
Vereine. Festrede von Herrn Direktor Hassinger
vom Landesamt für Bildungswesen.
abends 8 Uhr: Festball im Hessischen Hof‟ (Ph.
Walter) und im Goldenen Löwen‟ (Fr. Seibert),
Montag, den 23. Juni 1924:
Volks- und Kinderbelustigungen auf dem Festplatz.
Eintritt: Samstag 1 , Sonntag 50 J (*17839
Es ladet höfl. ein
Der Festausschuß.
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Großes Volksfeſt
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Feſtkommers mit Fahnenenthüllung.
Vorführungen von hiſtoriſchen Tänzen, Original= Schuh=
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in echter Tracht. Sonntag, 29. Juni, nachmitt. /,3 Uhr
Großer impoſanter
Sracftenjag
durch die Haupiſtraßen der Stadt zum Feſtplatz. Dortſelbſt
Fortſetzung der Vorführungen der verſchiedenen Ehren=
tänze
. Montag und Dienstag von nachmittags 4 Uhr ab
Großes Feſikonzert u. Ehrentänze.
Mittwoch nachmittag 4 Uhr
Großes Kinderfeſt und abends Schluß=
Konzert uſw.
Karten im Vorverkauf durch die durch Plakate erkennt=
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Stellen. Dauerkarte für alle 5 Tage 2 Perſon 3 Mk.
Einzelkarte für Samstag abend 2. Perſon 1 Mk. Tages=
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für Sonntag 2. Perſon 1.50 Mk. Kinderkarten 2.50 Pfg.
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Vereinigung früherer
Leibgardiſten. Darmſtadt
10jährigesStiftungsfeſt
verbunden mit Fahnenweihe
Samstag, 21. Juni, abends 8 Uhr:
Großes Militär=Konzeri
im Saalbau
55 Mann Infanterie=Muſik

Der falsche
Dimitny
Ein Zarenschicksal in 6 Akten
Hauptdarsteller:
Hanni Welße, Alfred Abel,
Friedrich Kühne,
Paul Hartmann
Kleinautorennen
im Taunus 1924
Einlage:

Juchie sosan
in dem Zirkusdrama in 6 Akten
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Sonntag, 22. Juni, vormitt. 11 Uhr:
Frühkonzert im Bürgerhof
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Nachmittags 21, Uhr:
Weihe der neuen Fahne
in der Stadtkirche
anſchließend
Volks=Konzert und Tanz
in ſämtlichen Räumen des
Rummelbräu
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Mark 1.30, für Nichtmitglieder
Mark 2.60, einſchl. Steuer.
Vorverkaufsſtellen: Schneiber,
Schulſtr.; Haas (früher Zigarren=
geſchäft
Ohnacker) Ludwigſtraße;
Ludwig, Zigarrengeſchäft, Karls=
ſtraße
; Kadel, Zigarrengeſchäft,
An der Hochſchule; P. Walther,
Zigarrengeſchäft, Mühlſtr.; Hart=
mann
, Friſeur, Grafenſtr.; K. F.
Bender, Papierhandl.; Beſſunger=
ſtraße
47; L. Simon, Papierhdlg.,
Grafenſt.15; Weißmüller, Rhein=
ſtraße
, Ecke Georgſtraße, (8050

Muttertränen
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Hauptrolle:
Mary Phibin, House Peters
Der
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Drama in 2 Akten, Hauptdarsteller:
EDDIE PoLo

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pünktlich, im großen Saale des Gaſthauſes
Bürgerhof, Eliſabethenſtraße 2
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