Darmstädter Tagblatt 1924


22. Mai 1924

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Nummer 142
Donnerstag, den 22. Mai 1924.
187. Jahrgang

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DieDeſntecug iint venbemſcmamonaien

*Um die Regierungsbildung.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Verſuche zur Bildung einer neuen Regierung ſind am
Dienstag durch die Einladung der Deutſchnationalen, die zu=
nächſt
nur an das Zentrum, die Bayeriſche und die Deutſche
Volkspartei gerichtet, aber ſpäter auch auf die Demokraten aus=
gedehnt
wurde, in ein neues Geleiſe gekommen. Um die Mög=
lichkeiten
, die hier vielleicht vorlagen, nicht zu erſchweren, haben
die Mittelparteien ihre Taktik geändert. Sie hatten die Abſicht,
das von ihnen ausgearbeitete Programm der außenpolitiſchen
Richtlinien am Mittwoch mittag zu veröffentlichen, ſind jedoch,
einer Anregung der Deutſchen Volkspartei entſprechend, davon
abgekommen, um den Eindruck zu vermeiden, als ob die Deutſch=
nationalen
vor vollendete Tatſachen geſtellt oder gar durch ein
Kaudiniſches Joch gedrängt werden ſollten. Die außenpolitiſchen
Richtlinien ſtehen bereits im Wortlaut feſt. Sie ſind von den
drei Mittelparteien gebilligt. Es ſcheint auch, daß ſie der Auf=
faſſung
der Bayeriſchen Volkspartei entſprechen.
Die Ausſprache, die mit den Deutſchnationalen am Mittwoch
ſtattfand, hat leider zu einem poſitiven Ergebnis nicht geführt.
Sie ſoll am Donnerstag fortgeſetzt werden. Ueber ihre Ausſich=
ten
läßt ſich ſchwer etwas ſagen, weil die Parteien aus begreif=
lichen
und anerkennenswerten Gründen gegenſeitige Verſchwie=
genheit
zugeſichert und bisher auch gehalten haben. Aus der all=
gemeinen
Entwicklung laſſen ſich aber doch vielleicht beſtimmte
Gedankengänge entwickeln, die für den Gang der Ausſprache
maßgebend geweſen ſind, zumal, wenn man dazuhält, was aus
deutſchnationalen Parteikreiſen über deren Abſichten verlautet.
Die Deutſchnationalen ſind der Meinung, daß die Neubil=
dung
der Regierung in erſter Linie eine Frage der Perſönlich=
keiten
iſt. Sie glauben auch, einen Mann präſentieren zu können,
der gewiſſermaßen über den Parteien ſteht und ein überpartei=
liches
Kabinett bilden könnte, dem dann der weitere Gang unſe=
rer
Politik anzuvertrauen wäre. Bei den Mittelparteien dagegen
herrſcht die Auffaſſung vor, daß die Stellung zu dem Gutachten
der Sachverſtändigen gegenwärtig alles andere beherrſcht. Die
Entſcheidung über das Gutachten muß in den nächſten ſechs
Wochen fallen. Es hat alſo nur dann Sinn, eine gemeinſame
Regierung zu bilden, wenn wenigſtens die Einſtellung, zu dieſem
Gutachten einmütig iſt. Wir halten deshalb daran feſt, daß, ehe
man über einen Kanzlerkandidaten überhaupt verhandeln kann,
man wiſſen muß, wie er über das Gutachten der Sachverſtän=
digen
denkt.
Die Deutſchnationalen haben Herrn v. Tirpitz als einen
ſolchen Kanzlerkandidaten präſentiert, der von den übrigen Par=
teien
nicht abgelehnt worden iſt. Es wird aber wohl im Laufe
des Mittwoch der Verſuch gemacht worden ſein, aus Herrn v. Tir=
pitz
herauszubekommen, welche Haltung er zu dem Gutachten
der Sachverſtändigen einnehmen will. Soweit man hört, iſt er
grundſätzlich bereit, das Gutachten anzunehmen unter der Vor=
ausſetzung
, daß die Ehrenpunkte, vornehmlich alſo die Entlaſſung
der Gefangenen, zufriedenſtellend geregelt werden, und daß
außerdem beſtimmte Zuſagen über die Räumung des Ruhr=
gebietes
vorliegen.
Am Donnerstag vormittag wird darüber vorausſichtlich
Klarheit geſchaffen ſein, ſo daß dann die Möglichkeit beſteht, zwi=
ſchen
den Deutfchnationalen und Mittelparteien über die Per=
ſonenfragen
hinweg zu einer Auseinanderſetzung über die ſach=
lichen
Grundlagen der künftigen Kabinettsbildung zu kommen.
Die Reichsregierung ſelbſt hält zunächſt daran feſt, daß ſie mit
dem Zuſammentritt des Reichstags ihre Demiſſion einreicht, vor=
her
aber die leitenden Geſchäfte weiterführt, auch ſoweit die Vor=
bereitungen
zur Ausführung des Sachverſtändigengutachtens in
Frage kommen. Deshalb wird eine Vorlage über die Abänderung
des Bankgeſetzes und des Eiſenbahngeſetzes zurzeit im Kabinett
durchberaten, die beide dem Reichstag in der kommenden Woche
zugeleitet werden ſollen.
Die Plattform der Verhandlungen.
Die Auffaſſung der Mittelparteien.
Berlin, 21. Mai. Ueber die politiſche Lage, die die Platt=
form
für die Verhandlungen der Parteiführer bildet, erfahren
wir aus parlamentariſchen Kreiſen der Mitte folgendes:
Die Parteien mußten vor allen Dingen damit rechnen, daß
die Regierung Marx das Gutachten der interalliierten
Sachverſtändigen als Grundlage für eine ſchnelle =
ſung
der Reparationsfrage angenommen hat, daß es alſo
über dieſe Grundlage ſelbſt keiner Diskuſſion mehr bedarf. Das
iſt auch verſtändlich, da ja bei einer ſolchen Diskuſſion auch eine
Forderung, die von deutſcher Seite erhoben wird, von franzö=
ſiſcher
oder anderer alliierter Seite gleich mehrere Forderungen
zu erwarten ſind. Wohl aber kann es natürlich noch Streitig=
keiten
über die Auslegung und die Ausführung
des Gutachtens geben. Auf Grund dieſer Lage haben die
Mittelparteien am Dienstag ſich auch darüber geeinigt,
daß man an dem Gutachten grundſätzlich nicht rüt=
teln
könne. Sie hätten jedoch auch Einigkeit über den Wunſch
erzielt, daß bei Durchführung des Gutachtens die Rückkehr
der Ausgewieſenen, die Entlaſſung der Gefan=
genen
, die volle Souveränität Deutſchlands,
namentlich die Verwaltungshoheit im Rheinlande,
Sicherheit der Einwohner des beſetzten Gebie=
tes
für Leib und Leben und die Zurückziehung der
Truppen aus dem Ruhrgebiet durchgeſetzt würden,
weil von dieſen Vorausſetzungen auch die Durch=
führbarkeit
des Gutachtens abhängt. Dieſer
Standpunkt der Mittelparteien wurde jedoch am Dienstag abend
nicht mehr bekanntgegeben, weil inzwiſchen die Einladung der
Deutſchnationalen zu der heutigen Beſprechung eingetroffen war.
Inzwiſchen haben die Deutſchnationalen eine Einladung an
die Nationalſozialiſtiſche Freiheitspartei zu Beſprechungen er=
gehen
laſſen. Dieſe hat die Einladung angenommen und die
Beratungen ſollen heute Mittwoch ſtattfinden. Auch in dieſer
Sitzung will man die Frage der Regierungsbildung beraten. .

Die Verhandlungen abgebrochen.
Berlin, 21. Mai. Kurz nach 10 Uhr traten heute Mitt=
woch
früh auf Einladung der Deutſchnationalen im
Reichstag die Vertreter der bürgerlichen Parteien
zu beraten. Um 1 Uhr mittags wurden die Verhandlungen ab= Gewiß haben momentane Erwägungen der Innenpolitik bei der
gebrochen, da die von den Deutſchnationalen
aufgeſtellten Forderungen von den Parteien
der Mitte abgelehnt wurden. Die Beſprechungen wer=
den
am Donnerstag vormittag fortgeſetzt werden.
ſtattgefundenen Parteiführerbeſprechungen nahmen folgende Ab=
neten
Hergt, Schiele, Wallraf, Graf Weſtarp, Behrens; vom
Zentrum Dr. Peter Spahn, Brauns, Stegerwald, Giesberts
und Becker=Arnsberg; von der Deutſchen Volkspartei
Dr. Scholz, Kempkes, Dr. Curtius; von den Demokraten
Koch=Weſer und Erkelenz, und von der Bayeriſchen Volks=
partei
der Abgeordnete Leicht.
Der Berichi der Oeutſchnationalen.
Berlin, 21. Mai. Ueber das Ergebnis der heutigen Be=
ſprechungen
der Deutſchnationalen mit den Parteien der Mitte
und der heute nachmittag abgehaltenen Fraktionsſitzung der
Deutſchnationalen gibt die Deutſchnationale Preſſeſtelle folgen=
den
Bericht aus:
Die Deutſchnationale Volkspartei hat in der heutigen Be=
ſprechung
mit den Vertretern der Mittelparteien den Vorſchlag
gemacht, die Löſung der für die Regierungsbildung beſtehenden
Schwierigkeiten in einer Voranſtellung der Perſonenfrage zu
ſuchen. Eine nach Anſicht der Deutſchnationalen Volkspartei zur
Führung hervorragend geeignete überparteiliche Perſönlichkeit iſt
den anderen Fraktionen genannt worden. Die Verhandlungen
darüber haben eine Wendung genommen, auf Grund deren die
Deutſchnationale Volkspartei ihre Initiative in dieſer Richtung
zunächſt eingeſtellt hat.
Deutſchvölkiſche Forderungen.
* Berlin, 21. Mai. (Priv.=Tel.) Die Landesvertreter=
tagung
des Landesverbandes Berlin der Deutſchvölkiſchen Frei=
heitspartei
hat in einer Sitzung folgende Entſchließung ange=
nommen
: Der Landesverband Berlin der Deutſchvölkiſchen Frei=
heitspartei
ſtellt feſt, daß der Reichspräſident Ebert trotz des ſeit
langem feſtſtehenden Wahlergebniſſes keine Anſtalten zu einer
den veränderten Verhältniſſen entſprechenden Regierungsneubil=
dung
getroffen hat. Er erblickt in dieſem Verhalten eine Partei=
lichkeit
, die mit den von Herrn Ebert bislang vertretenen Grund=
ſätzen
in ſchroffem Gegenſatz ſteht und mit ſeinem gemäß Artikel
42 der Reichsverfaſſung geleiſteten Amtseid unvereinbar iſt. Der
Landesverband erkennt der Regierung Marx=Streſemann jedes
Recht zur Weiterführung der Regierungsgeſchäfte ab und fordert
ihre ſofortige Amtsniederlegung.
Berlin, 21. Mai. Wie die Deutſchvölkiſche Freiheitspartei
mitteilt, iſt die Meldung der Deutſchen Tageszeitung im Morgen=
blatt
vom 21. d. Mts., daß die Deutſchnationale Volkspartei auch
an die Nationalſozialiſtiſche Freiheitspartei mit der Aufforde=
rung
herangetreten ſei, in eine Beſprechung der politiſchen Lage
und der Regierungsbildung einzutreten, nich den Tatſachen ent=
ſprechend
. Die Deutſchnationale Volkspartei habe wohl die Par=
teien
der Mitte zu einer Beſprechung aufgefordert. Dieſe Aus=
ſprache
habe heute vormittag ſtattgefunden. Erſt im Laufe des
nalſozialiſtiſche Freiheitspartei zu einer Sonderbeſprechung ein= aufgemachten Meinungen über die üble Rückwirkung, die von
geladen. Es ſei immerhin von Wert, feſtzuſtellen, daß die erſte
Fühlungnahme der Deutſchnationalen mit den Parteien der
Mitte erfolgte. Daraus gehe hervor, daß der Gedanke eines aber gemeint ſind die ſüd=, ſüdoſt= und oſteuropäiſchen Auswan=
Rechtsblocks von den Deutſchnationalen fallen gelaſſen wor=
den
ſei.
Wie aus parlamentariſchen Kreiſen verlautet, werden die
Verhandlungen der Deutſchnationalen mit der Nationalſozia=
liſtiſchen
Freiheitspartei fortgeſetzt werden, ſobald die letztere ihre
Fraktionsſitzung, die für Samstag angeſetzt iſt, abgehalten hat. ſtiſchen Daten.
Paris, 21. Mai. (W. B.) Der Temps ſchreibt zu den
falls die Regierungsparteien und die Deutſchnationalen ſich über
eine gemeinſame Politik verſtändigten, ſei zu befürchten, daß dieſe
bericht weder Ja noch Nein zu ſagen. Man würde bereit ſein,
zu verhandeln, aber nicht bereit anzunehmen und man würde
keiten wären für niemanden von Vorteil. Sie würden die
Gläubiger Deutſchlands in einer unerträg=
lichen
Ungewißheit laſſen. Sie würden die Entwicklung
lung der engliſchen Regierung ſchwächen, die ſowieſo ſchon unter
der Verzögerung leide, die die Behandlung der Reparations=
dahin
zu bringen, daß ſie klipp und klar Stellung nehmen. Man
müſſe ihnen begreiflich machen, daß die Frage ſehr einfach liege:
entweder ſei man für die vollſtändige und endgültige Annahme
des Berichtes oder man ſei gegen das ganze Syſtem der Sach=
verſrändigen
. Schon vor Wochen hätte die Frage in dieſer
könnten in der Zwviſchenzeit, bis die franzöſiſche Regierung ſich
äußern köune, die engliſche Regierung in Berlin ein offenes hat ſie ziemlich unbeſehen geſchluckt und ſie in Geſetzesform von
Wort ſprechen.

Die Ausſchlußpolitik der Vereinigten
Staaten in der Einwanderungsfrage.
Von
Virgil Jordan, Neu=York.
Der kürzlich bei Gelegenheit der Neuregelung der Einwan=
derungsgeſetzgebung
mit ſtarker Mehrheit erfolgte Beſchluß des
amerikaniſchen Senats, die Japaner überhaupt von der Einwan=
zuſammen
, um über die Frage der Regierungsbildung derung auszuſchließen, entſpringt keiner unvermittelten Regung.
Annahme dieſes Teils des Einwanderungsgeſetzes ihre Rolle ge=
ſpielt
, wie ſie dieſe auch noch bei dem bevorſtehenden Veto (oder
ſeiner Zuſtimmung, je nachdem) zu dem Geſetz als ganzem ſpie=
len
werden. Die Wähler von Kalifornien und anderen Staaten
des Weſtens ſind beſtimmt für das Geſetz, ebenſo die Gewerk=
Berlin, 21. Mai. An den heute vormittag im Reichstag ſchaften; aber es gilt in dieſem Jahr der Präſidentſchafts= und
ſonſtigen Wahlen auch die Stimmen der Bindeſtrich=Amerikaner
geordnete teil: von den Deutſchnationalen die Abgeord= zu berückſichtigen. Aber, wie geſagt, weder die Ausſchließung der
Japaner noch die Reſtriktionspolitik als ſolche ſind dem Augen=
blick
entſprungen. Der Beſchluß über die Fernhaltung der Ja=
paner
mag durch das bekannte Schreiben des japaniſchen Bot=
ſchafters
an den Staatsſekretär Hughes, in dem er dieſen auf die
ernſten Folgen aufmerkſam macht, die dieſe nach ſich ziehen
müßten, beſchleunigt worden ſein; aber die Politik der vermin=
derten
Einwanderung und der völligen Ausſchließung, die hier
ihren bis dahin extremſten Niederſchlag gefunden hat, iſt das
Reſultat einer ſeit längerem im Gange befindlichen Entwicklung.
Die Vorſtellung, die in den europäiſchen Ländern noch viele
Leute in bezug auf die Einwanderung nach der Union haben,
dürfte, wenn überhaupt, nur für die Anfangszeiten der Union,
für ihre revolutionäre Zeit Geltung gehabt haben. Der Gedanke,
daß die Zulaſſung von Ausländern ſtreng unter dem Standpunkt
der Wohlfahrt des Landes zu betrachten ſei, iſt faſt ſo alt wie die
Union ſelber, und hat ſeither immer wieder in der Geſetzgebung
ihren Niederſchlag gefunden.
Am älteſten iſt der Gedanke des Ausſchluſſes gewiſſer Typen
von Einwanderungsluſtigen, zum Beiſpiel von politiſch Verdäch=
tigen
, von Leuten mit körperlichen und Geiſteskrankheiten, der
bis in das Jahr 1819 zurückzuverfolgen iſt. Die Bezeichnung ſol=
cher
undesirables, der unerwünſchten Zuwanderer, war be=
reits
beeinflußt durch politiſche, religiöſe und raſſenmäßige Er=
wägungen
. Die Agitation für einen grundſätzlichen Ausſchluß
einzelner Nationalitäten hat ihren Anfang um die Mitte des
letzten Jahrhunderts genommen, fand aber direkten Niederſchlag
in Geſetzesform erſt in den Einwanderungsverboten für die
Chineſen (1880) und für die Japaner (1907), die auf Grund von
ſpäteren Bills und diplomatiſchen Abmachungen dann im ein=
zelnen
abgeändert oder gemildert wurden. Der Ausſchluß ande=
rer
Nationalitäten oder die Beſchränkung in der Zulaſſung für
ſolche geſchah erſt durch die Per Centum Limit Act von 1921,
die die Zahl der jährlich aus einem Staate Zugelaſſenen auf
3 Prozent der im Jahre 1910 in den Vereinigten Staaten wohn=
haft
geweſenen Angehörigen dieſes Staates beſchränkte; dieſe
Akte wellte angeblich allen Nationalitäten gleiche Behandlung
angedeihen laſſen, kam aber praktiſch auf eine Begünſtigung der
erwünſchten Einwanderer aus den weſt= und nordeuropäiſchen
Staaten hinaus. In dieſem Geſetz fand auch der Gedanke der
grundſätzlichen Verminderung der Geſamteinwanderung ſeinen
erſtmaligen Ausdruck. Das jetzige vom Kongreß zu beſchließende
Geſetz ſchränkt dieſe noch weiter ein und trifft eine Reihe von
Staaten, für die die Auswanderung geradezu eine Lebensfrage
iſt (Italien beſonders), noch härter als die bisherige Regelung.
Dieſelben Gründe, aus denen ſchon früher die Ausſchließung
gewiſſer Auswanderergruppen, die Beſchränkung der Geſamt=
zahl
der Zugelaſſenen und die Begünſtigung oder Benachteili=
gung
gewiſſer Nationalitäten verlangt worden iſt und die wirt=
ſchaftlicher
politiſcher, ſozialer und religiöſer Natur im ſchönſten
Miſchmaſch geweſen ſind, haben auch noch zum jüngſten Geſetz
mitgewirkt; neu aber iſt die Begründung oder Rechtfertigung
heutigen Tages habe die Deutſchnationale Volkspartei die Natio= der jetzt beſchloſſenen Maßnahmen mit gewiſſen wiſſenſchaftlich
einem gewiſfen Teil der Einwandererſchaft, d. h. von beſtimmten
Nationalitätengruppen ſie ſind nicht ausdrücklich genannt,
derer auf die amerikaniſche Wohlfahrt, den amerikaniſchen
Lebensſtandard und auf die Homogenität des 100prozentigen
Amerikanertums ausgeübt würde. Die neue Regelung bedeute
den geſetzgeberiſchen Ausdruck gewiſſer biologiſcher und anthro=
pologiſcher
Vorſtellungen und die Folgerung aus gewiſſen ſtati=
Das iſt gewiß etwas Ueberraſchendes. Woher hat der Kon=
greß
ſolche Argumente übernommen? Das zu beantworten,
Der Temps zu den BerlinerVerhandlungen, würde ein langes und intereſſantes Kapitel der Geſchichte ameri=
kaniſcher
öffentlicher Meinung ergeben, die auf anderem
Berliner Verhandlungen über die Neubildung des Kabinetts, Niveau vielleicht aber doch in demſelben hochmütigen Raſſen=
aberglauben
ihren Sumpfgrund hat, der eben in jenem Mittel=
europa
ſich auslebt, deſſen Bevölkerung ähnlich gemiſcht iſt, wie
Politik ausſchließlich darin beſtehe, zu dem Sachverſtändigen= der Inhalt und das Enderzeugnis des amerikaniſchen Melting=
pot
(Schmelztiegel). Nun ſind die Einwanderungskomitees des
Kongreſſes nicht aus Wiſſenſchaftlern zuſammengeſetzt; ihre Mit=
ſich
ſogar vorbehalten, abzulehnen. Derartige Zweideutig= glieder ſind Politiker, und man erwartet von ihnen nichts ande=
res
, als daß ſie den Volkswillen zum Ausdruck bringen. Dies
verſuchten ſie auch im Fall der Einwanderung, und man muß
wohl ſagen, daß ſie ungefähr getan haben, was die öffentliche
der neuen franzöſiſchen Politik behindern; ſie würden die Stel= Meinung Amerikas von ihnen erwartet hat, die ihrerſeits zu füh=
ren
ſie freilich keinen nennenswerten Verſuch gemacht haben.
Ihre wiſſenſchaftlichen Vorſtellungen leiten ſie von jener Maſſe
frage erfahre; ſie würden Deutſchland einer neuen Währungs= populärer Literatur über Raſſenfragen her, die ſeit etwa fünf
kataſtrophe zutreiben laſſen. Alle dieſe Gefahren müßten ver= Jahren die Union überſchwemmt, und die ſtatiſtiſchen Beweiſe
mieden iverden. Es wäre nötig, die deutſchen Nationaliſten entſtammen hauptſächlich einem Bericht des Dr. H. Laughlin von
der Carnegie=Stiftung (Abteilung Eugenies Record Office‟,
Amt für die Feſtſtellung eugenetiſcher Tatſachen) an das Ein=
wanderungskomitee
des Repräſentantenhauſes, von dem Laugh=
lin
als Expert für Eugenetik herangezogen worden war.
Die von dieſem vertretenen Anſichten über die Beſtändigkeit
Form den Deutſchen klargeſtellt werden müſſen. Aber vielleicht von Eigenſchaften einer Raſſe oder Nationalität und über die
ſei es noch nicht zu ſpät, das Richtige zu finden und vielleicht naturgeſetzlichen Ergebniſſe von Raſſemiſchungen ſind, um das
wenigſte zu ſagen, im höchſten Maße kontrovers. Der Kongreß
ſich gegeben. Er hat ferner Laughlins Statiſtiken über die Häufig=

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Seite: B..

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Mai 1924.

Nummer 142.

keit von geſriſſen Erkrankungen bei gewiſſen Bevölkerungsgrup=
pen
und Nationalitäten unter den Einwanderern übernommen
und die Anſicht ausgeſprochen, daß Einwanderer aus ſolchen
Staaten dem amerikaniſchen Allgemeinwohl gefährlich werden
konnten. Da dies die Folgerungen waren, zu denen er von vorn=
herein
zu gelangen ſuchte, iſt er der Stichhaltigkeit der ihnen zu=
grundeliegenden
Ideen oder Statiſtiken nicht eben ſehr auf den
Grund gegangen. Es dürfte die ſorgfältige Arbeit von Gene=
rationen
erfordern, um feſtzuſtellen, ob die raſſebiologiſchen Ideen
von Laughlin irgendwie triftig ſind; aber ein guter Statiſtiker
braucht vielleicht nur eine halbe Stunde, um feſtzuſtellen, daß
ſeine Zahlen und ſeine Schlußfolgerungen aus ihnen wertlos
ſind, und mehrfach haben Statiſtiker dies auch feſtgeſtellt. Der
Kongreß war jedoch nicht willens, das Ergebnis mühſamer bio=
logiſcher
Studien abzuwarten, noch ſind die Männer des Kon=
greſſes
Statiſtiker. Und ſo hat die Union ein Einwanderungs=
geſetz
bekommen, in deſſen aus lächerlichen Theorien und unzu=
verläſſigen
Statiſtiken zuſammengeſtücktem Mantel ſich raſſen=
mäßige
und ſelbſt religiöſe Vorurteile, aber auch ſehr genau be=
rechnete
Intereſſen verſteckt halten.
Dieſes Geſetz vermindert die Zahl der fortab Zugelaſſenen
von 357 801, die das alte Geſetz vorſah, für die nächſten drei
Jahre auf 161990 pro Jahr; die Zahl der Zugelaſſenen einer
beſtimmten Nationalität entſpricht 2 Prozent der im Jahre 1890
in den Vereinigten Staaten anſäſſig geweſenen Angehörigen
dieſer Nationalität, anſtelle des bisher gültigen Satzes von
3 Prozent der 1910 in der Union wohnhaft Geweſenen. Dadurch
wird zum Beiſpiel die Zahl der zugelaſſenen Italiener von rund
42 000 auf 4000, die der Polen von 31000 auf 8000, die der Ruſ=
ſen
von 24 000 auf noch nicht 2000, die Zahl der Tſchechoſlowaken
von 14 000 auf ebenfalls noch nicht 2000, die der Rumänen, Un=
garn
, Jugoſlawen von 5000, 6000 bzw. 7000 auf unter 1000 und
die Quote der Griechen, Türken, Litauer und Portugieſen von
zwiſchen 2000 und 3000 auf einige hundert herabgeſetzt. Nach der
neuen Regelung würde überhaupt nur einem halben Hundert
Japanern der Zutritt erlaubt worden ſein; aber dieſe hat man
noch der Ehre der völligen Ausſchließung gewürdigt, ohne ſich
die Mühe und die Höflichkeit zu nehmen, dieſe Angelegenheit in
der Weiſe des alten gentleman’s agreement zu regeln. Die
Tolpatſchigkeit des Kongreſſes, das iſt zu betonen, hat die Politik
des Kabinetts, die ein Mindeſtmaß an internationalem Anſtand
zu wahren ſuchte, zunichte gemacht. Und auf dem außenpolitiſchen
Gebiet liegen wohl auch die unmittelbaren Folgen der Einwan=
derungspolitik
, die eine wachſende Mißſtimmung, wie jetzt ſchon
zwiſchen Japan und Amerika, auch zwiſchen Amerika und ande=
ren
Staaten hervorrufen werden, unter denen das Italien
Muſſolinis ſich als beſonders leicht in ſeinem Stolz verletzlich
hervortun dürfte.
Die italieniſch=ſchweizeriſchen
Zwiſchenfälle.
Bern, 20. Mai. (Wolff.) In dem amtlichen Bericht des
Politiſchen Departements heißt es: Der Bundesrat hat ſich in
ſeiner Sitzung mit den Zwiſchenfällen von Lugano, Pontetreſa
und Vareſe beſchäftigt. Was den Zwiſchenfall vom 11. April in
Vareſe betrifft, ſo hat die Unterſuchung nicht feſtgeſtellt, daß
gegenüber Pedro Tognetti, dem Gemeindepräſidenten von Ponte=
treſa
, Gewaltättigkeiten begangen worden ſeien. Der Bundes=
rat
iſt daher der Anſicht, daß dieſem Zwiſchenfall keine weiteren
diplomatiſchen Folgen zu geben ſeien. Ueber die Vorgänge vom
5. April in Lugano haben die Erhebungen des militäriſchen
Unterſuchungsrichters ergeben, daß ein Unteroffizier und mehrere
Soldaten unüberlegte Bemerkungen über die italieniſche Regie=
rung
gemacht und Gäſte eines Reſtaurants, in dem ſie ſich befan=
den
, beläſtigt haben; auch haben ſie ſich nach übertriebenem
Alkoholgenuß Verfehlungen zuſchulden kommen laſſen gegenüber
einem ihrer Offiziere. Das eidgenöſſiſche Militärdepartement
hat über die Schuldigen Arreſtſtrafen verhängt. Hinſichtlich der
Zwiſchenfälle von Pontetreſa vom 8. April hat die eingehende
militäriſche Unterſuchung ergeben, daß einige Soldaten, während
ſie ſich in unmitelbarer Nachbarſchaft der ſchweizeriſch= italieni=
ſchen
Grenze befanden, ſich diſziplinwidrig benommen und gegen=
über
dem Chef der italieniſchen Regierung beleidigende Rufe
über die Grenze erlaubt haben. Das eidgenöſſiſche Militär=
departement
bedachte die ſchuldigen Soldaten mit entſprechenden
Arreſtſtrafen. Die italieniſche Regierung, die über die getroffe=
nen
Maßregelungen verſtändigt wurde, hat davon mit Befriedi=
gung
Kenntnis genommen. Die Zwiſchenfälle haben die vor=
trefflichen
Beziehungen zwiſchen den beiden Staaten in keiner
Weiſe beeinflußt.
Internationale Währungskonferenz in Paris?
TU. Paris 21. Mai. Chicago Tribune will wiſſen, daß
die Vereinigten Staaten die Initiative zur Einberufung einer
internationalen Konferenz ergreifen werden, die Ende des Som=
mers
in Paris ſtattfinden werde. Auf dieſer Konferenz würden
amerikaniſche Finanzſachverſtändige den Verſuch machen, das
Pfund Sterling und die kontinentalen Währungen in ein dezi=
males
Verhältnis zu dem Dollar zu bringen.

Vom Tage.
Die Interalliierte Rheinlandkommiſſion har die erſte, zweite und
dritte Steuernotverordnung im beſetzten Gebiet unter be=
ſtimmten
Vorbehalten zugelaſſen.
Nach einer Meldung aus Düſſeldorf fordern die dortigen Beſatzungs=
truppen
von der Stadt einen weiteren Neubau und zwar eine Stallung
für 130 Pferde; für den Fall der Ablehnung wird damit gedroht, daß
Beſchlagnahmungen von anderen Gebäuden ſofort erfolgen ſollen,
Der bekannte Führer des radikalen Flügels der kommuniſtiſchen
Partei Maſſlow, gegen den ein Verfahren wegen Hochverrats ſchwebt,
wurde von der Abteilung Ia des Berliner Polizeipräſidiums feſtge=
nommen
.
Die völkiſche Fraktion des bayeriſchen Landtages
hat ſich konſtituiert. Sie hat den Abgeordneten Dr. Glaſer zu ihrem
1. Vorſitzenden gewählt.
Bürgermeiſter Dr. Horſtmann in Karlsruhe hat in Verbindung
mit dem geplanten Abbau der Bürgermeiſterſtellen um ſeine Zu=
ruheſetzung
nachgeſucht.
Die Anſprüche der ſozialdemokratiſchen Münchener Poſt auf
Erſatz der beim Hitlerputſch erlittenen Schäden ſind von der Regie=
rung
von Oberbahern, deren Präſident noch Herr von Kahr iſt, abge=
wieſen
worden. Der dem Blatte zugefügte Schaden beträgt rund 40 000
Goldmark.
Das nach Unterzeichnung durch die Botſchafterkonferenz nach Kowno
übermittelte Memelabkommen iſt am Samstag vom Miniſter=
präſidenten
Galvanauskas unterzeichnet worden. Nach Ratifikation durch
den litauiſchen Seim müſſen darauf ſtatutengemäß ſofort die Auto=
nomiebeſtimmungen
für das Memelgebiet in Kraft
treten.
Nach einer Havasmeldung aus Athen iſt der ehemalige griechiſche
Außenminiſter Politis zum Geſandten in Paris er=
nannt
worden.
Der Matin meldet aus ſüdſlawiſcher Quelle, in Nordalbanien
ſeien Unruhen ausgebrochen und die Aufſtändiſchen hätten
angeblich Skutari und einige andere Städte genommen.
Nach einem Telegramm aus Tokio hat der japaniſche Außenminiſter
erklärt, der japaniſche Botſchafter in Waſhington werde
ermächtigt, ſeine Demiſſion einzureichen. Nach dem Neu=York He=
rald
iſt die Frage des Ausſchluſſes der Japaner von der Einwanderung
in die Vereinigten Staaten jetzt in ein akutes Stadium getreten.
Die Regierung des iriſchen Freiſtaates hat die Gemeinde=
behörde
von Dublin aufgelöſt und drei Kommiſſare zur Wahr=
nehmung
der Verwaltungsgeſchäfte ernannt, da dieſe nicht ordnungs=
gemäß
ausgeführt worden ſind.
Wie verlautet, ſollen in nächſter Zeit Schritte zu einer endgültigen
Regelung der zwiſchen England und Italien ſchwebenden Jubaland=
frage
unternommen werden.
Von autoritativer Seite in Waſhington wird gemeldet, daß die
amerikaniſche Regierung aus Anlaß der Annahme der Bo=
us
=Bill alsbald eine nachdrückliche Aktion ins Werk ſetzen wird, um
die 11 Milliarden Kriegsſchulden bei ſeinen europäiſchen
Verbündeten einzutreiben.

Der neue deutſche Haushaltsplan.
Berlin, 21. Mai. Wie wir erfahren, wird der Reichsrat
in ſeiner nächſten Vollſitzung am Donnerstag mit der Beratung
des Reichshaushaltsplanes für 1924 beginnen. Der Reichs=
finanzminiſter
hat zu dieſem Zweck einen neuen, abgeänderten
Entwurf des Etats aufgeſtellt, der ſich von dem bereits vor
wenigen Wochen ſchon einmal vorgelegten Entwurf in verſchie=
dener
Hinſicht unterſcheidet. Der jetzige Entwurf iſt nach dem
Stand vom 1. April d. J. aufgeſtellt und berückſichtigt ganz
beſonders die durch den Perſonal= und Verwaltungsabbau er=
zielten
Erſparniſſe auf der einen Seite und die am 1. April
bekanntlich eingetretenen allgemeinen Erhöhungen der Gehälter
und Löhne auf der anderen Seite.
Nach dem neuen Entwurf erfordert der Etat des Reichs=
präſidenten
einen Zuſchuß von 250 000 Mark, der Etat des
Reichsminiſteriums des Reichskanzlers und der Reichskanzlei
einen ſolchen von rund 370 000 Mark. Die Ausgaben für Heer
und Marine ſind auf rund 450 Millionen veranſchlagt,
davon entfallen auf die Marine rund 100 Millionen Mark.
Das Miniſterium für die beſetzten Gebiete,
für das zum erſten Mal ein eigener Etat aufgeſtellt iſt, der aber
künftig als wegfallend bezeichnet wird, erfordert einen Zuſchuß
von rund 6 Millionen Goldmark. Das Reichsjuſtizmini=
ſterium
hat ſogar Ueberſchüſſe zu verzeichnen. Hier ſtehen den
Ausgaben von rund 7 Millionen Goldmark, Einnahmen in Höhe
von rund 8 Millionen Goldmark gegnüber. Von den Einnahmen
ſind bemerkenswert die Gerichtskoſten in Höhe von 100 000 Mk.,
die Einnahmen von patentamtlichen Gebühren in Höhe von 6,5
Millionen Goldmark. Der Reichstag erforder einen Zuſchuß von
rund 4 Goldmillionen. Beim Rechnungshof des Deutſchen
Reiches beträgt der Zuſchuß rund 1,5 Goldmillionen. Der allge=
meine
Penſionsfonds ſchließt mit einem Zuſchuß von
894 Goldmillionen ab. Der Reichswirtſchaftsrat for=
dert
einen Zuſchuß von 573 000 Mark. Da der Etat des
Reichsverkehrsminiſteriums und des Reichspoſt=
miniſteriums
der Begutachtung des Reichsrates und des
Reichstages nicht mehr unterliegt, iſt im Reichsrat nur ein Nach=
weis
über das erforderliche Miniſtergehalt vorgelegt worden.

Die Arbeitszeit im Ruhrbergbau.
Zuſammentritt der Unparteiiſchen in Berlin.
Berlin, 21. Mai. Im Reichsarbeitsminiſterium ſind heute
vormittag die vom Vorläufigen Reichswirtſchaftsrat vorgeſchlage=
nen
Unparteiiſchen zur Abgabe eines Rechtsgut=
achtens
zuſammengetreten. Der Reichsarbeitsmini=
ſter
eröffnete im Beiſein von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
die Verhandlungen perſönlich. Er bezeichnete die zu begutachtende
Frage dahin, welche Arbeitszeit, im Ruhrbergbau
unter Tage nach Ablauf des Manteltarifvertrages und der Ver=
einbarung
vom 29. November 1923 am 1. Mai 1924 zu Recht be=
ſtand
. Es handelt ſich alſo nicht, wie in der Oeffentlichkeit an=
ſcheinend
vielfach irrig angenomen wird, um die Beurteilung
der geſamten Rechtslage, ſondern lediglich um die Begutachtung
eines einzelnen Streitpunktes, der nach den bisherigen Erklärun=
gen
der Parteien für die Entſtehung des Kampfes von entſchei=
dender
Bedeutung war. Die Sachverſtändigen begannen unter
dem Vorſitz des Reichsgerichtsrats Bewes ſofort mit der An=
hörung
der Parteien. Ihr Gutachten dürfte noch heute zu er=
warten
ſein.
Das Gutachten der Sachverſtändigen über die Arbeitszeit
Berlin, 21. Mai. Von zuſtändiger Stelle erfahren wir:
Auf die vom Reichsarbeitsminiſter vorgelegte Frage Welche
Arbeitszeit galt am 1. Mai 1924 im rheiniſch=weſtfäliſchen Stein=
kohlenbergbau
unter Tage? haben die im Reichsarbeitsminiſte=
rium
einberufenen Sachverſtändigen das folgende Gutachten be=
ſchloſſen
:
Am 1. Mai d. J. war die Arbeitszeit in folgender Weiſe ge=
regelt
: 1. Die normale Arbeitszeit betrug 7 Stunden nach Maß=
gabe
des § 2 des Manteltarifs. 2. Zugleich beſtand die Verpflich=
tung
zur Leiſtung von Ueberſtunden nach Maßgabe des Tarif=
abkommens
vom 29. November 1923. 3. Bei der Schwierigkeit
der rechtlichen Beurteilung iſt nicht anzunehmen, daß die Wei=
gerung
der Arbeitnehmer zur Leiſtung von Ueberſtunden auf ein
ſchuldhaftes, vertragswidriges Verhalten zurückzuführen iſt.
Die Sachverſtändigen werden zu dieſem Gutachten eine Be=
gründung
ausarbeiten, die der Oeffentlichkeit gleichfalls mitgeteilt
werden wird.
Reichs= und Staatskommiſſar Mehlich hat die Parteien des
Ruhrbergbaues auf Freitag vormittag 10 Uhr nach Eſſen zu einer
Beſprechung der zwiſchen ihnen ſtrittigen Fragen eingeladen.
Der erſte Eindruck.
* Gelſenkirchen, 22. Mai. (Priv.=Tel.) Nachdem das
Gutachten der juriſtiſchen Sachverſtändigen über die Frage der
Arbeitszeit am 1. Mai vorliegt, werden die Ausſichten für eine
Verſtändigung in führenden Bergbaukreiſen des Ruhrgebiets
etwas günſtiger beurteilt. Man iſt der Anſicht, daß die Klärung,
nach welcher Seite ſie auch fallen werde, einen Vorteil bedeutet.
Die bereits angeſagten Verhandlungen über die Verbindlichkeits=
erklärung
deuten ja auch ſchon in eine poſitive Richtung. Auf alle
Fälle wird durch das Gutachten die Arbeitszeitfrage für den Mo=
nat
Mai geklärt. Da aber neben den Berliner Schiedsſpruchver=
handlungen
die Parteien bekanntlich vereinbart hatten, daß der
Berliner Schiedsſpruch für den Fall ſeiner Annahme ſchon für
den Reſt des Monats Mai in Kraft treten ſollte, iſt die Sachlage
an ſich noch etwas günſtiger, weil der Berliner Schiedsſpruch
gegenüber dem in Hamm für verbindlich erklärten den Arbeit=
nehmern
noch einige Vorteile bringt, ſo vor allem in der Deputat=
kohlenfrage
und in der Bezahlung der Kurzſchichten vom Sams=
tag
. Die Vorausſetzung iſt allerdings, daß die Gewerkſchaften
nun die juriſtiſche Klärung der Arbeitszeitfrage reſpektieren und
von ihrem ſchroffen Standpunkt heruntergehen. Das Gutachten
der Sachverſtändigen kommt ihren Intereſſen ganz offenſichtlich
inſofern entgegen, als aus dem Punkt 3 der Antwort hervorgeht,
daß eine ſchuldhafte Vertragsverletzung durch die Gewerkſchaften
nicht vorliegt. Dieſe Anſchauung dürfte ſo aufzufaſſen ſein, daß
man die Möglichkeit von etwaigen Vertragsklagen des Bergbaus
gegen die Gewerkſchaften von vornherein ausſchalten will. Es
fällt auf, daß die Frageſtellung des Reichsarbeitsminiſters nur
die Arbeitszeitgültigkeit vom 1. Mai, nicht aber die Rechtsgültig=
keit
von Hamm betrifft. In dieſer Beſchränkung ſieht man aber
immerhin einen Vorteil für die weitere Entwicklung. Die Be=
ſchlagnahme
der Kohlenbeſtände auf den Zechen wirkt ſich für
die Verwaltungen ſehr unbequem aus, weil jede Verwaltung
jetzt mit der Micum verhandeln muß, um genügend Kohlen frei=
zubekommen
, durch die die notdürftige Aufrechterhaltung der
Kokereien ermöglicht werden ſoll. Intereſſant iſt es übrigens,
daß die Franzoſen bereits vor einigen Tagen auf die Zeche
Rhein=Elbe, der Spitzenanlage von Gelſenberg, ein Kommando
gelegt haben, das die Anlage offenbar gegen irgendwelche Sabo=
tierungsverſuche
ſchützen ſoll.

4Beiſeiner Hochfrequenz dem Grafen Arco.
Von Dr. Eugenie Schwarzwald.
Wenn man Oskar Kokoſchka fragt, woher er ſeine reiche
Bildung habe, ſo antwortet er: Aus der Schule. Ich habe unter
der Bank immer Reclambüchlein geleſen; aber Lücken habe ich,
weil mich die Lehrer ſo oft geſtört haben.
Mich auch. Ich kann keine Phyſik, weil ich zwei Lehrer hatte,
von denen der eine die Gewohnheit hatte, in jedem Satz einmal
eben zu ſagen, und der andere immer alſo. Meine ſelbſt=
geſtellte
Aufgabe beſtand nun darin, zu zählen, wie oft das in
einer Stunde vorkam, und die Folge davon iſt, daß ich nichts ge=
lernt
habe, bis auf die Tatſache, daß in einem Erholungsheim
an der Stelle, an der ſich ein Menſch befindet, nicht zugleich auch
ein zweiter ſein kann.
Augenblicklich hat ſich dieſe Unkenntnis zu einer Kataſtrophe
für mich herausgewachſen, denn ich intereſſiere mich heftig für
die Radioſache.
Das hängt ſo zuſammen: Ich habe das leidenſchaftliche Be=
dürfnis
, mich zu wundern. Mein Antipode iſt jener Herr aus
der Wiener Finanzwelt, der, wenn man ihm was Schönes er=
zählt
, zu ſagen pflegt: Ehe ich mich wundere, glaube ich’s nicht
Alſo ich wundere mich gern, oft, immer. Aber ich bin wähleriſch.
Es genügt mir nicht, wenn dem Medium Laszlo Watte mit
Gänſefett aus dem Munde herauswächſt. Ich weiß nicht, ob das
glaubwürdig iſt, aber ich finde es nicht appetitlich. Auch mit
Tiſchrücken iſt mir nicht zu helfen. Die Zitierung großer Ver=
ſtorbener
aber ſcheint mir ganz beſonders indiskret und peinlich.
Es iſt ja ſchon unerträglich, wenn unbedeutende Leute Perſön=
lichkeiten
bei Lebzeiten mit ihrer Geſellſchaft behelligen. Die ver=
ſtorbenen
Großen aber nehmen furchtbare Rache, wenn ſie aus
ihrer wohlverdienten ewigen Ruhe aufgeſchreckt werden, indem
ſie dummes Zeug reden. Mein Leben lang hab’ ich wehmütig
gedacht, ach ja, wenn du Lichtenharg gekannt hätteſt, n Hätteſt
du lieben EEnnen:; Tetzthin hat er in einer Geſellſchaft in Dres=
den
eine Aeußerung über die Frauen getan, die mich zwingt,
jede zarte Beziehung zu ihm abzubrechen. Gelegentlich einer
Seance in Charlottenburg im März wurden zwei Perſonen ein=
vernommen
; die Waſchfrau, Frau Piefke aus der Cöpenicker
Straße, und Voltaire. Die beiden waren kaum zu unterſcheiden.
Zum erſten Mal ſeit langer Zeit war mein Bedürfnis, zu
Staunen, befriedigt, als ich im letzten Nobember nach Nauen
kam. Von dieſem wegen ſeiner landſchaftlichen Lage mit Recht
unbekannten Ort hatte ich mir gar nichts verſprochen. Ich wußte,

daß er achttauſend Einwohner hat, wovon einundſiebzug Juden
ſind, und daß es für dieſe eine eigene Synagoge gibt. Nauen
aber iſt was anderes. Dort ſteht ein verzaubertes Märchen=
ſchloß
, aufgebaut durch deutſche Arbeit und deutſche Erfindungs=
gabe
. Dort iſt das Zentrum des deutſchen Radioweſens, dort
herrſcht, wenn man bei dem beſcheidenen Mann von Herrſchen
ſprechen kann, ſeine Hochfrequenz Graf Georg Arco. Schon
ſeine Perſon gibt Anlaß zum Wundern. Dieſer Reiteroffizier,
Herr und Landmann von Tirol, iſt trotz vielſeitiger Bildung und
des Doktors honoris cauſa in ſeiner ganzen Haltung nichts als
ein moderner Arbeiter, will nichts anderes ſein. Fragt man ihn
nach ſeiner eigenen Bedeutung für die Radioſache, ſo erfährt man
eine große Menge bisher unbekannter Namen von Leuten, die
nach ſeiner Meinung mehr dafür getan haben als er. Nur wenn
man auf die Hochfrequenz zu ſprechen kommt, errötet er ſo
heftig, daß man merkt, er habe mit der ſchon was zu tun gehabt.
Den Leuten von Nauen dagegen fehlt es nicht an Selbſt=
bewußtſein
. Sie haben ſich eine Landkarte anfertigen laſſen,
auf der ſie den Mittelpunkt der Welt vorſtellen und ſie ſind
feſt entſchloſſen, der Menſchheit zu ſagen, wieviel’s geſchlagen
hat: jeden Tag um ein Uhr geben ſie an alle Schiffe das Welt=
zeitſingnal
aus. Mit ihrem Rieſen=Broadcaſting telephonieren
ſie mit der ganzen Welt. Die Revolution aber haben ſie, durch
eine Speziallinie mit Moskau verbunden, aus erſter Hand. Sie
haben ſich zwei Türme von zweihundertſechzig Meter Höhe auf=
gerichtet
, um von da aus ihre Fühler, ihre Antennen, auszu=
ſtrecken
. Wenn man merkt, auf wie merkwürdige und vielfache
Art Nauen mit der Welt verknüpft iſt, empfindet man die dort
herrſchende Stille als unheimlich.

Ich verließ Nauen, berauſcht von den tauſend Möglichkeiten,
die einer Kraft entſpringen, die ich nicht ganz verſtehe, weil ich
ſchlechten Phyſikunterricht gehabt habe. Aber ſo viel habe ich
bemerkt: die Radioſache iſt ſehr wichtig.
Das Unglück der Welt int das Mißverſtändnis. Es erzeugt
Kriege, wiſſenſchaftlichen Streit, Prozeſſe, unglückliche Ehen. Ver=
ſtändigung
iſt alles. Und hier wird ein gigantiſches Verſtändi=
gungsmittel
Wirklichkeit.
Das iſt natürlich vorerſt zum Erſchrecken. Alſo was wird
jetzt geſchehen? Ein neues Spielzeug, und ein gefährliches Spiel=
zeug
. Alle Torheit, alle Vorurteile, alle Langeweile werden jetzt
noch weitere Verbreitung finden als bisher. Die ſchlechteſte
Muſik, die elendſten Reden werden bis in den Urwald verbreitet
werden. Je ſchrecklicher die Vorgänge auf der Welt, deſto mehr
hätte man Urſache, zu wünſchen, es gäbe keine weitere Möglich=
keit
der Infektion. Iſt es denn notwendig, daß die Frauen in

Amerika Antennen als Kopfſchutz, und Kondenſatoren als
Strumpfbandſchnallen tragen? Das Radio iſt eigentlich eine
ſchreckliche Sache. Es kann noch mehr Betrieb, Haſt, Banalität
in eine Welt hineintragen, die daran keinen Mangel hat.
Aber warum gleich das Schlimmſte fürchten? In ein paar
Jahren wird kein Großſtadtmenſch mehr mit der Radioſache
ſpielen wollen. Er wird überſättigt ſein. Aber nützlich wird ſie
ſein. Im entfernteſten Gebirgsort in Tirol wird eine Mutter
erfahren, wie ſie ihren Säugling zu behandeln hat. In Galizien
werden die Leute lernen, die Fenſter aufmachen. In Oberholla=
brunn
wird armes junges Mädchen auf dem Wege des Fern=
unterrichts
herrlichſtes florentiniſches Italieniſch lernen. Das iſt
nur nützlich, aber es gibt auch viel Schönes dabei, Der Farmer
im Staate Ohio wird eine wunderſchöne Mozartoper hören, die
ſonſt nie zu ſeinen Ohren gelangt wäre. Im Kupferbergwerk in
Falun, im Zinnwerk in Cornwall werden die Grubenarbeiter
in ihrer Frühſtückspauſe den Schluß der neuenten Symphonie
venehmen und glauben, es ſeien Sphärenklänge. In einem Spi=
tal
in Marſeille werden kranke Menſchen eine lichte Frauenſtimme
hören, die in Amerika beruhigende Worte ſpricht, die ein Künſtler
zum Troſt für Kranke erdacht hat. Am Weihnachtsabend wird
der Leuchtturmwächter in den norwegiſchen Fjorden Weihnachts=
lieder
hören, die deutſche Kinder in Eiſenach ſingen. Das Schiff
auf der See wird dankbar eine Strumwarnung empfangen, die
Kindermärchen, die erzählt werden, wird man natürlich nicht
Kinder hören laſſen. Wohl aber wird die Mutter dankbar ſein,
ſie an ihre Kinder weitergeben zu dürfen. Parlamentsreden
wird man anhören und froh ſein, den Apparat mittendrin ab=
ſtellen
zu dürfen.
Jeder, der etwas Rechtes weiß, hätte eigentlich die Ver=
pflichtung
, es hinauszuſchreien in alle Welt. Sollte einmal der
Tag kommen, daß jemand wirklich etwas zu ſagen hat, dann
hat er Gelegenheit zu einem Manifeſt: an Alle.
Zuerſt wird natürlich alles geſchäftsmäßig gemacht werden,
von Leuten, die nur Geld verdienen wollen, aber noch nicht von
ihrer Miſſion erfüllt ſind. Aber allmählich werden ſie Reſpekt
bekommen, was ſie hineinſprechen oder hineinmuſizieren. Nie=
mand
wird ſich getrauen, es ganz ſchlecht zu machen, wenn er
weiß, wie unerhört groß der Kreis ſeiner Zuhörer iſt. Wer was
zu ſagen, zu lehren, zu muſizieren hat, wird genötigt ſein, immer
ſubtiler, immer zuverläſſiger, immer vollkommener zu werden.
Aber auch der, der zuhört, wird ſich frei machen müſſen von
Oberflächlichkeiten und Sprunghaftigkeit. Er wird alle ſeine
Seelenkräfte ins Hören legen müſſen, um jener Zuhörer zu
werden, welcher würdig iſt, ſ9 zu heißen, wie Mozart ſg4

[ ][  ][ ]

Nummer 142.

Darmſtcdter Tagblkatt, Donnerstag, den 22. Mat 1924,

Seite 3.

Der ſächſiſche Staatshaushaltsplan.
Die Geſundung der Finanzen eine internationale Frage.
Dresden, 21. Mai. In der heutigen Sitzung des Land=
tags
brachte Finanzminiſter Reinhold den Staatshaus=
haltsplan
für 1924 ein. Der Haushalt, ſo führte der
Miniſter in ſeiner Etatsrede aus, ſtehe dank der Stabiliſierung
der Währung auf einigermaßen ſicherem Boden. Gegen die
dritte Steuernotverordnung, die das finanzielle
Verhältnis zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden regele, habe
die ſächſiſche Regierung bis zuletzt ſchärfſten Widerſpruch
erhoben, da ihrer Meinung nach ein Finanzausgleich zugunſten
des Reiches erfolgt ſei. Die Mieten ſollen in Sachſen ein=
ſchließlich
der Mietzinsſteuer vom 1. Juli ab auf 60 Prozent be=
meſſen
werden, die übrigen Landesſteuern ſeien bereits ſo ſehr
aigeſpannt, daß eine weitere Erhöhung unmöglich ſei. Beim
Vergleich mit dem letzten Friedensetat von 1914 ergebe ſich, daß
der Staatsbedarf von 194,8 auf 213,4 Millionen Goldmark
geſtiegen iſt. Die Mehrbelaſtung ſei hervorgerufen durch die
Volksſchullaſten des, Staates, durch den geſteigerten Aufwand
für Gendarmerie und Polizei und durch die Erwerbsloſenfür=
ſorge
. Das Aufkommen an Landesſteuern ſei in dieſem Jahre
größer als der Geſamtbetrag der dem Staate zuſtehenden Reichs=
ſteuerüberweiſungen
. Alles in allem ſei die Vermögens=
bilanz
des ſächſiſchen Staates durchaus geſund, ſo daß,
falls der Geldmarkt wieder eine Belaſtung mit fundierten An=
eihen
erlaube, die Kreditunterlage des Staates die denkbar beſte
ſei. Sachſen habe im Reichsrat ſchwere Bedenken dagegen gel=
tend
gemacht, daß den privaten Hypothekengläubi=
yern
eine Aufwertung zuteil wurde, während die Gläu=
biger
des Staates für abſehbare Zeit völlig leer ausgingen. Der
Miniſter betonte, daß der Staat zielbewußt auf eine Geſundung
der Finanzen hinarbeiten werde und ſchloß ſeine Ausführungen
nit dem Hinweis, daß der vorliegende Etat zum erſten Male
wieder untrügliche Zeichen einer ſich anbahnenden Geſun=
ung
aufweiſe. Ob wir bald zu dieſer Geſundung kommen
vürden, ſei freilich keine ſächſiſche, nicht einmal eine deutſche, ſon=
dern
eine internationale Frage, die in erſter Linie davon
bhänge, ob bei den Siegerſtaaten vernünftige wirtſchaftliche Er=
vägungen
über den militariſtiſchen Vernichtungswillen die Ober=
hand
gewinnen. Für das deutſche Volk aber gebe es nur den
Veg angeſtrengteſter Arbeit und entſagungsvollſter Sparſam=
leit
mit dem Ziele der Wiederaufrichtung der Nation.
Die Waffenfunde im Reichstag.
Berlin 21. Mai. Zu den Gerüchten über die Auffindung
von Waffen im Reichstagsgebäude verlautet aus parlamentari=
chen
Kreiſen, daß geſtern anläßlich von Inſtandſetzungsarbeiten
ſom Heizerperſonal in einem abgelegenen Raum der Heizungs=
inlage
, der ſeit Jahren nicht betreten worden war, dreizehn
Militärgewehre und ein Karabiner in verſtaubtem Zuſtande ge=
unden
wurden, was darauf ſchließen laſſe, daß die Waffen be=
eits
ſeit der Beſetzung des Hauſes Ende 1918 durch das ſogen.
ſiegiment Reichstag dort lagern. Die Waffen wurden in Ver=
vahrung
genommen und der zuſtändigen Stelle zugeführt.
Die Kreditnot der Unternehmungen.
Berlin, 21. Mai. Geſtern legten die Zentrumsabgeord=
teten
Eſſer, v. Guerard und Lange=Hegermann in einer Unter=
edung
mit dem Reichsbankpräſidenten die große Kreditnot
er gewerblichen und induſtriellen Unternehmungen ins=
deſondere
der kleineren und mitleren Betriebe des beſetzten
Hebietes dar. Der Reichsbankpräſident ſicherte den vor=
etragenen
Wünſchen die wohlwollendſte Prüfung zu.
Die Großhandelsindexziffer.
Berlin, 21. Mai. Die auf den Stichtag des 20. Mai er=
echnete
Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamts er=
ibt
gegenüber dem Stand vom 13. Mai (123,8) einen Rückgang
uf 122,2 oder um 1,3 Prozent. Von den Hauptgruppen ſanken
m gleichen Zeitraum Lebensmittel von 108,5 auf 106,3 oder um
Prozent, davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln von 91,7
uf 89,7 oder um 2,2 Prozent; Induſtrieſtoffe von 152,4 auf 152,0
der um 0,3 Prozent, davon unverändert nur die Gruppe Textil=
koh
= und Halbſtoffe mit 211,/4, die Kohlen und Eiſen mit 145,2.
Die Inlandswaren gingen von 112,8 auf 111,7 oder um 1 Pro=
ent
zurück, die Einfuhrwaren von 178,9 auf 175 oder um 2,2
Prozent.
Seſchädigung des Karlsruher franzöſiſchen Konſulats.
Karlsruhe, 21. Mai. Heute nacht wurde am Hauſe des
ranzöſiſchen Konſulats von unbekannten Tätern das Wappen=
child
beſchädigt und das Meſſingtürſchild geſtohlen. Die Krimi=
ialpolizei
hat die ſtrafrechtliche Verfolgung aufgenommen. Wei=
ere
polizeiliche Maßnahmen ſind getroffen. Der Vorfall gibt in=
eſſen
den zuſtändigen Stellen Veranlaſſung, vor derartigen,
benſo unverantwortlichen wie törichten Ausſchreitungen aufs
indringlichſte zu warnen.
Lird er das aber, ſo kann er ſich auf ſeine Ohren verlaſſen.
Durchs Auge lieben, nichts iſt abgeſchmackter, der Kehlkopf nur
errät dir den Charakter. In hundert Jahren ſchon werden es
ie Leute ſo weit gebracht haben, daß ſie ſagen können: Das
var ein entzückender junger Menſch, der heute den Vortrag über
ie Kinderſeele gehalten hat. Er hatte ſchöne dunkle Augen und
in Geſicht wie der Mönch aus dem Concerto von Giorgione."
Schade iſt es, daß wir die neue Kunſt nicht erleben werden,
die ſich hier entwickeln wird. Wir haben geſehen, daß im Kino
das Drama für Taube entſtanden iſt, noch ſehr unvollkommen,
iber trotz ſeiner Beſchränkung mit neuen Möglichkeiten, die die
Bühne nicht hat. Hier aber iſt noch etwas viel Feineres möglich.
Das aviſuelle Drama für Blinde wendet ſich an einen noch
arteren Sinn. Wer weiß, was da geſchieht.
Hoffnungsreich ſcheint mir das Radio, weil ſeine Wirkung
rſt eine Stunde nach Sonnenuntergang anfängt, gerade um die
Zeit, in der die Menſchen aufnahmefähig werden für alle Dinge,
die ſie bei Sonnenlicht nicht gewußt oder nicht bedacht haben.
in dieſer Stimmung werden unzählige Wellen zu ihnen dringen.
Vollkommen werden ſie unter ihnen wählen dürfen, auf Glück
und Inſtinkt wird es ankommen. Mögen viele Wellen mit Geiſt,
Vahrheit, Schönheit und Gefühl befrachtet ſein. Möge es jedem
Aingen, die richtige Welle zu erwiſchen.

* Schubart=Ausſtellung.
Man ſchreibt uns: In Blumen und Kunſt (Inhaber E.
Schulenburg) iſt eben eine größere Anzahl Gemälde von Clara Maria
Schubart ausgeſtellt, die eine hervorragende Stellung im künſtleri=
ſchen
Schaffen Darmſtadts einnehmen.
Durch das vielfach Quälende und Zermürbende, das in der faſt nur
ſoch expreſſioniſtiſch ſich geſtaltenden Kunſtweiſe unſerer Tage ſich uns
uufdrängt, iſt man neu hervortretenden Künſtlern gegenüber kritiſcher
eingeſtellt denn je. Jede Kunſt iſt der Ausdruck ihrer Zeit, und der
Sxpreſſionismus in ſeiner weiten Verbreitung auf allen Gebieten künſt=
eriſcher
Produktion widerſpiegelt die ganze Verworrenheit der Gegen=
wart
mit ihrem ſchmerzhaften Ringen und Suchen nach einer Erlöſung,
die, noch ungekannt, verborgen der Zukunft angehört. So mühſam das
Runſtwerk ſich vom Künſtler losringt, ſo ſchwer findet es auch ſeinen
Veg zum vollen Verſtändnis des Schauenden.
In den Schubart’ ſchen Bildern iſt die Stärke des Ringens um
4oſung künſtleriſcher Probleme, vereint mit dem zielſicheren Erkennen
des eigenen Weges. Aus den Bildern weht ein Geiſt, den ich mit gotiſch
bexeichnen möchte. Es iſt eine Beherrſchung der Form mit tiefſter ſeeli=
ſcher
Belebung; Verwendung einfachſter Mittel, die aber bis ins letzte
Asgenutzt werden. Es iſt die hohe künſtleriſche Qualität dieſer Bilder,

Die belgiſch=italieniſchen
Derhandlungen.
Gegen die Herabſetzung der Reparationen.
Paris, 21. Mai. (Wolff.) Ueber die belgiſch= ita=
lieniſchen
Verhandlungen in Mailand ſchreibt, das
Echo de Paris Muſſolini und Theunis hätten über
den Sachverſtändigenbericht und ſeine Durchführung verhandelt.
Sie hätten ſich von neuem auf den Grundſatz feſtgelegt, daß eine
Regelung der deutſchen Schulden nicht ohne gleichzeitige Rege=
lung
der interalliierten Schulden erfolgen könne. Die italieni=
ſchen
und belgiſchen Miniſter ſtänden auf dem Standpunkt, daß
der Sachverſtändigenbericht eine ſehr ſtarke Verkürzung
der alliierten Forderungen gegenüber Deutſchland mit ſich
bringe. Sie ſchlöſſen ſich der Auffaſſung Poincarés an
und hielten es für gefährlich, für die Staaten, die zugleich
Gläubiger Deutſchlands und Schuldner Englands und Ameri=
kas
ſeien, ihre Zuſtimmung zu ihrer Herabſetzung zu geben, ohne
daß ſie im voraus die Gewißtheit hätten, daß ihre eigenen Ver=
pflichtungen
entſprechend herabgeſetzt würden. Die Londoner Re=
gierung
werde ſich über dieſe Beſchlüſſe nicht beſonders freuen.
Das in Mailand veröffentlichte Communiqué ſtelle feſt, daß
Muſſolini und Theunis ſich für ein im voraus feſtgelegtes
Sanktionsſyſtem ausgeſprochen haben. Auch das ſei ein
Punkt, in dem der Widerſtand Macdonalds am 2. Mai in Che=
quers
zutage getreten ſei und wahrſcheinlich beſtehen bleiben
werde. Der engliſche erſte Miniſter behaupte, der Bericht des
Generals Dawes ſehe ausreichende Sanktionen
vor. Aus dieſen Einzelheiten könne man den Schluß ziehen,
daß die engliſch=belgiſch=italieniſche Einheitsfront in der Repara=
tionsfrage
noch in der Bildung begriffen ſei.
Rückkehr der Belgier aus Mailand.
TU. Brüſſel 21. Mai. Theunis und Hymans wer=
den
heute früh aus Mailand zurückerwartet. Sie werden im
Laufe des Tages vom König empfangen werden und vermutlich
wird im Anſchluß an die Unterredung ein Kabinettsrat ſtattfin=
den
, in deſſen Verlauf die beiden Miniſter über die Beſprechun=
gen
mit Muſſolini Bericht erſtatten werden.
Ein engliſch=italieniſcher Meinungsaustauſch geplant.
London 21. Mai. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt, in London gewinne die
Anſicht an Boden, daß die Unterredung zwiſchen Macdonald
und Muſſolini als Vorſpiel für eine größere
Konferenz über den Dawes=Plan, die etwa in einem Monat
ſtattfinde, von Wert ſein werde. Wenn Muſſoloni das italieniſche
Königspaar bei ſeinem Staatsbeſuch in London nicht begleite,
beſtehe jedoch kein Grund, weshalb der geplante engliſch= ita=
lieniſche
Meinungsaustauſch nicht etwa ſpäter ſtattfinden würde,
ſobald die neue franzöſiſche Regierung im Sattel ſitze.
Beneſch’s Verbandlungen mit Muſſolini.
Paris, 21. Mai. (Wolff.) Der Berichterſtatter des Petit
Pariſien in Rom erfährt aus diplomatiſcher Quelle, daß Beneſch
bei ſeiner Ankunft in Taormina dem Präſidenten Maſaryk die
Ergebniſſe ſeiner Verhandlungen mit Muſſoloni auseinanderge=
ſetzt
habe. Der Präſident habe die getroffenen Abmachungen in allen
Punkten gebilligt. Unter dieſen Umſtänden werde Beneſch am
27. Mai nach Rom zurückkehren, wo der Vertrag zwiſchen Ita=
lien
und der Tſchechoſlowakei unterzeichnet werden ſoll.
Muſſolini über die außenpolitiſchen Probleme.
Rom 21. Mai. (Wolff.) Im Miniſterrat berichtete Muſſo=
lini
über den Stand der hauptſächlichſten außenpolitiſchen Pro=
bleme
und erklärte bei dieſer Gelegenheit, das herzliche Ueber=
einkommen
über die Zuſammenarbeit Italiens mit der Tſchecho=
ſlowakei
ſtelle einen weſentlichen Beſtandteil des Friedens in
Mitteleuropa dar. Zu den Beſprechungen in Mailand, über die
er den Miniſterrat gleichfalls unterrichtete, bemerkte er, ſie hätten
die Einheitlichkeit der Aktion und der Richtung der italieniſch=
belgiſchen
Politik in der Reparationsfrage herbeigeführt.

Coolidges Stellung zum Weltgerichtshof.
Waſhington, 21. Mai. (Wolff.) Präſident Coolidge
teilte den republikaniſchen Mitgliedern des Senatsausſchuſſes
für auswärtige Angelegenheiten mit, daß ſein Standpunkt gegen=
über
dem Weltgerichtshof der gleiche geblieben ſei, wie er ihn in
der Botſchaft an den Kongreß am 6. Dezember 1923 und in ſpäter
gehaltenen Reden dargelegt habe. Der Vorſitzende des Aus=
ſchuſſes
, Lodge, ſagte, der Ausſchuß werde verſuchen, einen Plan
aufzuſtellen, der den Gedanken des Präſidenten entſpreche und
den bereits von Harding befürworteten Beitritt zum Internatio=
nalen
Gerichtshof anempfehle. Heute wird der Ausſchuß die
Angelegenheit in einer Vollſitzung beſprechen.

e ſchnell den Weg durch unſer Auge zur Seele findet; leicht verſteht
tan, warum hier dieſe Farbe, dort jener Ton als leitend gewählt wer=
en
mußte. Es ſind zumeiſt Porträte, faſt alle inaWaſſerfarben ausge=
ührt
, die das Charakteriſtiſche der Perſönlichkeit zu ſtarkem Ausdruck
ingen in wohlgefälliger und einnehmender Weiſe. Die Köpfe ſind
rk plaſtiſch modelliert und zeigen den ganzen ſchimmernden Reichtum
ner Farbenſkala, die von einem das Bild beſtimmenden leuchtenden
frundton ausgehend, in weichſten Schattierungen ausklingt.
Manche Bilder ſind geſtellt, wie im Bildnis der Frau Sch., auf das
jefe Blau der Augen in Beziehung zum hellen Blond der Haare, die
Intertöne dieſer Farben vereinigen ſich im Hintergrunde. Im Bildnis
er Freiin von O. iſt das leuchtende Grün des Hutes von grauen Tönen,
der ähnlich dem perlmutterfarbig ſchillernden Grau umfaßt und das
eſicht empfängt damit eine erſtaunliche Lebendigkeit. Im Bildnis der
rau W. ſind es die großen dunklen Augen und der feingezeichnete
ütige Mund, die dem ganz in hellen, dem Silberhaar angepaßten
farbtönen ausgeführten Geſicht den bekannten edlen Ausdruck verleihen.
eben dem ſehr ruhigen, aber beſtimmt ausgeführten Kopf der Frau
G. leuchtet der hellblonde Mädchenkopf wie Sonnenſchein auf dem
rbigen Kiſſenmuſter des Hintergrundes. Prachtvoll in ſeinen Farb=
nen
iſt der friſche, kräftige Knabenkopf mit ſeinem ſonnigen Blond=
gar
vor einem pfaublauen Hintergrund.
Von den frei gewählten Stoffen iſt es in erſter Linie ein Babykopf
* mit ſeinen großen ſtaunenden Augen und dem feingeführten Aerm=
hen
den Beſchauer feſſelt und durch die erſchöpfende Wiedergabe als
yp anzuſprechen iſt. Die Frau mit Vogel zeigt ſtarken Nhythmus
er Linien und iſt wie die Leſenden Frauen auf das gotiſche Blau der
ſewänder eingeſtellt.
Gerade bei den Bildniſſen berührt die Genauigkeit der Zeichnung
id die kultivierte Behandlung der Farben ſo ſympathiſch, und wir hof=
n
, daß Maria Schubart uns nach dieſem erſten größeren Hervor=
reten
noch manches Werk ihrer jetzt ſchon gereiften Künſtlerſchaft wird
vis.
ben können.

Ein neues Handbuch des guten Tons und der feinen
Sitte von K. v. Franken iſt bei Max Heſſes Verlag, Berlin
W. 15, erſchienen. Guter Ton und einwanfreies Benehmen ſind
gerade in unſerer Zeit erſtrebenswerter denn je. Von all den
zahlreichen Büchern der gleichen Art iſt uns keines bekannt, das
ſo viele Vorzüge in ſich vereinigt wie gerade dieſes. Es iſt ge=
ſchmackvoll
gebunden und äußerſt billig. Nichts von blutleeren,
ſteifen Förmlichkeiten, überall geht Verfeinerung der äußeren
Formen mit innerer Veredelung, ſtets Höflichkeit mit Herzlichkeit
Hand in Hand. Selbſt der Erwachſene, der geſellſchaftlich Fein=
gebildete
wird vieles aus dem Buche lernen. Kein Alter, kein
Stand, keine Lebenslage iſt unberückſichtigt gelaſſen. Jedenfalls
möchten wir das Buch als beſſeres Geſchenk zu jeder Gelegenheit
wärmſtens empfehlen.

Die franzöſiſche Finanzlage.
Empfänge bei Millerand.
Paris, 21. Mai. (Wolff.) Der Präſident der Republik,
Millerand, hat heute vormittag den Vorſitzenden des Senats,
Doumergue, und Finanzminiſter Frangois Marſal emp=
fangen
. Um 12 Uhr hat die angekündigte Beſprechung des Präſi=
denten
mit den Abgeordneten Painlevé und Herriot im
Beiſein von Miniſterpräſident Poincaré begonnen.
Der Information erklärte Herriot bei ſeiner Ankunft
in Paris, er wolle aus den Wahlen vom 11. Mai die Konſe=
quenzen
ziehen, alſo ein Miniſterium des Blocks
der Linken bilden. Seine Haltung werde endgültig beſtimmt
werden durch den Parteikongreß vom 11. Juni.
Die Beſprechungen im Elyſee.
Paris 21. Mai. (Wolff.) Die Beſprechung im Elyſee, die,
wie gemeldet, um 10 Uhr vormittags begann, wohnten bei: der
Präſident der Republik, Millerand, Miniſterpräſident Poincaré,
Finanzminiſter Marſal und die Führer der neuen Kammermehr=
heit
, Heriot und Painlevé. Sie dauerte annähernd zwei Stun=
den
. Es wurde folgendes Communigué ausgegeben:
Auf Veranlaſſung des Miniſterpräſidenten hat im Kabinett
des Präſidenten der Republik eine Sitzung ſtattgefunden. Mini=
ſterpräſident
Poincaré und der Finanzminiſter Frangois Mar=
ſal
haben den Abgeordneten Heriot und Painlevé im einzelnen
die franzöſiſche Finanzlage auseinandergeſetzt. Painlevé und
Herrigt haben die Ueberzeugung ausgeſprochen, daß ein ſtrenger
Ausgleich des franzöſiſchen Budgets für jede Regierung, wie ſie
ſich auch zuſammenſetzen möge, geboten ſei.
Der Beſuch, den heute vormittag der Vorſitzende des Senats,
Doumergue, dem Präſidenten der Republik abſtattete, ſtand,
Havas zufolge, nicht im Zuſammenhang mit den finanziellen Be=
ſprechungen
, denen die Führer der neuen Kammermehrheit bei=
wohnten
. Der Beſuch Doumergues ſei ſeit mehreren Tagen ver=
abredet
geweſen.
Bei der heutigen Beſprechung im Elyſee hatte Miniſterpräſi=
dent
Poincaré eine Unterredung mit dem Finanzminiſter Mar=
ſal
über die von der Regierung beibſichtigten Maßnahmen gegen
die Deviſenhauſſe.
Der Abendpreſſe zufolge wird der Miniſterrat, der für
heute angekündigt war, morgen unter dem Vorſitz des Präſi=
denten
abgehalten.
Painlevé über die Befriedung Europas.
London, 21. Mai. (Wolff.) Painlevé erklärte in
einer Unterredung mit dem Pariſer Berichterſtatter des Daily
Herald zum Ergebnis der franzöſiſchen Wahlen, der
Wunſch Frankreichs, an der endgültigen Befriedung Europas
teilzunehmen, ſei von jetzt an unanfechtbar. Aber gerade des=
halb
ſei es wichtig, zu verſtehen, daß der gute Wille nicht als
Verzichtleiſtung auf rechtmäßige Reparationen ausgelegt werden
könne. Wenn der gute Wille der franzöſiſchen Regierung auf
einen ebenſo guten der deutſchen ſtoße, werde es nicht lange
dauern, bis die neue Aerader franzöſiſch=deutſchen
Beziehungen beginne. Die Annäherung zwiſchen Groß=
britannien
und Frankreich werde, ſich unmittelbar vollziehen.
Beide würden zuſammenwirken, um dem Völkerbund einen
größeren Einfluß, eine größere Macht und ein größeres Preſtige
zu verleihen. Hinſichtlich der interalliierten Schulden
werde ſich Frankreich als lohaler Schuldner zeigen. Es könne
jedoch keine unerfüllbaren Verpflichtungen eingehen, und um er=
füllen
zu können, müſſe es wiſſen, was es von Deutſchland zu
erwarten habe. Painlevé erklärte weiter, er ſei für den Eintritt
der Sozialiſten in die Regierung, als deren dringendſte Auf=
gabe
er die Stabiliſierung des Franc betrachte.
Oeutſchlands Reparationslaſten an England.
Eine engliſche Aufſtellung.
London 21. Mai. (Wolff.) Der Finanzſekretär des
Schatzamtes Graham, teilte geſtern im Unterhauſe ſchriftlich
mit, daß die von der deutſchen Regierung für Rechnung der Re=
parationen
während des Finanzjahres 1923/24 geleiſteten Be=
träge
ſich auf 11 111000 Pfund, einſchließlich der in Papiermark
gezahlten Summe von 784 000 Pfund, beliefen, die in Deutſch=
land
ſelbſt gezahlt worden ſind. Die Koſten, die England für die
Beſatzungstruppen erwuchſen, betrugen 1 510 000. Die Summe,
die Deutſchland jedoch als Beſatzungskoſten zu zahlen verpflichtet
ſei, betrage nach den interalliierten Uebereinkommen etwa
1 200 000 Pfund, die in dem oben genannten Geſamtbetrage von
11 111000 Pfund einbegriffen ſeien. Großbritannien werde da=
her
von der Reparationskommiſſion für das Rechnungsjahr
1923/24 mit einer Summe von 9911000 Pfund belaſtet werden.

Der Menſch das Schnellſte in der Welt. Jahrtaüſende
lang iſt der Menſch, was die Schnelligkeit der Fortbewegung
anbetrifft, hoffnungslos hinter Vögeln, Säugetieren und Fiſchen
zurückgeblieben. Aber in neueſter Zeit hat er durch ſeine tech=
niſchen
Erfindungen ſie alle überflügelt und kann ſich ſogar in
der Luft ſchneller fortbewegen als der ſchnellſte Vogel. Die Be=
obachtungen
im Flugzeug haben gezeigt, daß viele Vögel durch=
aus
nicht ſo ſchnell fliegen, als man früher gedacht hatte. Wild=
enten
und Wildgänſe z. B. ſind nicht einmal imſtande, 2 Km.
in der Minute zurückzulegen, während Schnepfen und Regen=
pfeifer
es auf etwa 16 Km. in der Stunde bringen. Der ſchnellſte
unſerer europäiſchen Vögel dürfte wohl nach den Beobachtun=
gen
des engliſchen Zoologen Kenneſh Dawſon der Wanderfalke
ſein, deſſen durchſchnittliche Geſchwindigkeit mit 150 Km. in der
Stunde angegeben wird: doch kann er beim jähen Herabſtoßen
von der Höhe auf ein Opfer dieſe Geſchwindigkeit verdoppeln.
Die Mauerſchwalbe, die in den Gebirgen des nordöſtlichen Aſien
niſtet, dürfte wohl der ſchnellſte Vogel der Welt ſein; ihre Flug=
geſchwindigkeit
wird auf etwa 300 Km. in der Stunde geſchätzt.
Aber ſelbſt das iſt noch weniger als die Leiſtungen, die die mo=
dernſten
Flugzeuge vollbringen. Den Rekord der Schnelligkeit
hält augenblicklich eine amerikaniſche Marine=Rennmaſchine mit
einem Motor von 500 P.S., die eine Schnelligkeit von über 400
Km. in der Stunde erreicht hat. Dieſe Geſchwindigkeit wurde
natürlich bei einem Flug in der Luft erreicht, und da jedes Flug=
zeug
etwa dreimal ſo ſchnell heruntergehen kann, als es beim
normalen Fluge erzielt, ſo könnte man bei dieſer Maſchine im
Abſtieg wohl ſogar mit einer Geſchwindigkeit von 1000 Km. in
der Stunde rechnen. Bei der Fortbewegung auf dem Lande
hat der Kraftwagen die ſchnellſten vierfüßigen Tiere bereits weit
hinter ſich gelaſſen. Der gegenwärtige Rekord auf eine Entfer=
nung
von 1 engl. Meile (1,6 Km.) betrug bei einer Fahrt zu
Brooklands mehr als 200 Km. in der Stunde. Damit verglichen
iſt die Leiſtung des ſchnellſten Vierfüßers, des indiſchen Jagd=
leoparden
, außerordentlich beſcheiden, denn er kann auf hrze
Entfernungen höchſtens 90 Km. in der Stunde zurücklegen. Selbſt
im Waſſer hat der Menſch alle Tiere geſchlagen. Zwar kann
er nicht ſchneller ſchwimmen als etwa 4 Km. in der Stunde,
aber mit Hilfe des Motorbootes läßt er die ſchnellſten Fiſche
weit hinter ſich zurück. Der Megalops atlanticus, der ſür den
ſchnellſten Fiſch gilt, ſoll etwa 125 Km. in der Stunde zurück=
legen
, und dieſe Schnelligkeit wurde bereits im Jahre 1923 von
dem Schiff Miß America I auf ſeiner Fahrt bei Detroit über=
troffen
. Seitdem hat dies Motorboot, mit einer Maſchine von
1800 P.S. ausgerüſtet, eine Schnelligkeit von mehr als 130 Km.
in der Stunde erreicht.

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Heſſ. Bürgermeiſterei.
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öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlu
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 21. Mai 1924.
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[ ][  ][ ]

Nummer I42.

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 22. Mai 1924.

Seite 5.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. Mai.
*Der alte Palaisgarten.
Man ſchreibt uns: In aller Stille iſt in Darmſtadt das Projekt der
Bebauung des alten Palaisgartens erwogen und durchgeſprochen worden.
Die Oeffentlichkeit hat keinerlei Notiz davon genommen, denn die Sache
ſchien in beſten Händen zu ſein. Nachdem nunmehr der Heſſiſche Staat
ſeine prinzipielle Genehmigung gegeben hat, erheben ſich aus der Oeffent=
lichkeit
heraus Stimmen, die in ſchärfſter Form gegen die Bebau=
ung
des Gartens proteſtieren. Es muß zugegeben werden,
daß der heutige Zuſtand des Gartens der Anſchauung eines gebildeten
Menſchen Hohn ſpricht. Es muß zugegeben werden, daß die ganze Auf=
gabe
zu einer Löſung drängt und es muß auch zugegeben werden, daß
ſich der Architekt bemüht hat, eine Verſchönerung des Stadtbildes herbei=
zuführen
. Unter Anerkennung aller Punkte iſt es aber doch die Pflicht
eines jeden Darmſtädter Bürgers, laut ſeine Stimme zu erheben gegen
die Durchführung des Projekts in dieſer Form, denn der jetzige Entwurf
ſtellt ein Kompromiß dar und opfert ideelle Werte, die unerſetzbar ſind.
Wir ſind ſo arm geworden, daß jeder Kompromiß eine Verſchwendung
und Vergeudung darſtellt, und wir ſollten lieber danach ſtreben, eine ge=
gebene
Einheit zu vervollkommnen, zu ergänzen. Dieſe gegebene Ein=
heit
iſt das alte Palais.
Der Staat hat leider die geſchloſſene Linie durch den kaſtenartigen
Aufbau der beiden Wirtſchaftsflügel geſtört. Es exiſtiert ein Projekt, das,
ſoweit mir bekannt iſt, von Profeſſor Albin Müller ſtammt, und das
einen Abſchluß des alten Palais in der Eliſabethenſtraße durch ein gro=
ßes
Quergebäude vorſieht. Die Verbindung Schuchardſtraße und Wald=
ſtraße
wird durch zwei Bogen hergeſtellt, der Verkehr geht unter dem
Gebäude hin. Direkt anſchließend an den jetzigen Toreingang in der
Wilhelminenſtraße iſt eine Kolonnadenreihe vorgeſehen, in der bis zur
Schuchardſtraße 12 ſchöne große Geſchäftslokale zur Verfügung ſtehen.
In den oberen Stockwerken ſollten Beamtenwohnungen nach dem Garten
zu, und Bureauräume mit dem Blick in den Hof untergebracht werden.
Das Wichtigſte an dieſem Projekt iſt die Erhaltung des Gar=
tens
, und es muß geradezu als barbariſch bezeichnet werden, wenn man
dieſen Baumbeſtand abholgen will.
Seltſamerweiſe hört man aus dem Munde der beteiligten Herren,
die geborene Darmſtädter ſind, die Meinung, daß man hier genug Bäume
habe. Es wird darauf hingewieſen, daß ſich quer durch die Stadt ein
Gürtel von Bäumen ziehe. Angefangen am Herrngarten, Mathilden=
platz
, Luiſenplatz, Palais, katholiſche Kirche, und die ganze rechte Seite
der Wilhelminenſtraße. Vergeſſen denn dieſe Herren vollſtändig, daß es
gerade dieſe Bäume ſind, die Darmſtadt ſo ſchön machen? Ueberlegen
ſich dieſe Herren gar nicht, wieviel ſchlechte Dünſte der Chemiſchen Fa=
briken
und der Grube Meſſel durch dieſe Gartenanlagen abſorbiert wer=
den
? Jeder Fremde, der Darmſtadt aufſucht, ſpricht ſein Entzücken über
die herrlichen Gärten aus, und Darmſtädter ſelbſt wollen nun daran
gehen, etwas zu zerſtören, was die jahrzehntelange gewiſſenhafte Pflege
von Generationen geſchaffen hat.
Wenn davon geſprochen wird, daß die Wilhelminenſtraße ausgebaut
werden muß, dann beginne man an der Ecke der Waldſtraße, denn die
alte Infanteriekaſerne iſt kein ſchöner Fleck, und wäre dieſe Ecke gerade
für die Handwerkskammer wie geſchaffen. Der Geſchäftsverkehr der Wil=
helminenſtrae
liegt auf der rechten Seite, und wäre dieſe Unterbrechung
fehr gut zu entbehren. Es muß vom Staate gefordert werden, daß er
ſich ſeiner Pflichten gegenüber dem alten Palaisgarten bewußt wird.
Hierzu gehört Niederlegung der Mauer bis auf eine Höhe von 60 Zente=
meter
, Schaffung kleiner Durchgangswege, Beaufſichtigung durch den an
der Ecke der Wilhelminenſtraße poſtierten Schutzmannspoſten, rückſichts=
loſes
Vorgehen gegen Erwachſene wie gegen Kinder) die ſich nicht an die
Spielplätze halten, ſondern einfach die Raſenflächen zum Fußballplatz
machen. Hätte jeder Paſſant ſeine Pflicht und Schuldigkeit getan und
die Kinder auf das Unrechtmäßige ihres Benehmens hingewieſen, dann
wäre nie eine derartige Zerſtörung eingetreten.
Wir müſſen Darmſtadt ſeine Lungenflügel unter allen Umſtänden
erhalten und dürfen hier nicht unerſetzliche Werte zerſtören laſſen, ohne
daß Beſſeres an ihre Stelle tritt.
Ernannt wurden am 24. April 1924 der Studienrat an der Ober=
realſchule
zu Worms, Dr. Willy Krämer, zum Studienrat an dem
Gymnaſium zu Worms mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts ab;
der Studienrat an der Handelsrealſchule zu Mainz, Heinrich Schnei=
der
, zum Studienrat an dem Realgymnaſium zu Mainz mit Wirkung
vom Tage des Dienſtantritts ab; am 14. Ma der Polizeiſekretär Ludwig
Weiß aus Büttelborn (Kreis Groß=Gerauk) zum Polizeioberſekretär;
der Polizeiaſſiſtent Oskar Kraus aus Metz und der Polizeioberaſſiſtent
Heinrich Zinſer aus Strebendorf (Kreis Alsfeld) zu Polizeiſekre=
tären
; die Polizaſſiſtenten Karl Bingel aus Friedberg, Wilhelm
Dieterich aus Adelmannsfelden, Franz Herz aus Dieburg und
Willy Seupel aus Pforten (Kreis Gera) zu Polizeioberaſſiſtenten, der
Kanzleigehilfe Karl Müller aus Marburg zum Polizeiaſſiſtenten und
der Polizeiwachtmeiſter auf Probe Johann Dippell aus Appenrod
zum Polizeiwachtmeiſter, ſämtlich mit Wirkung vom 1. Juni 1924; am
16. Mai 1924: der Lehrer Rudolf Meyer zu Friedberg zum Rektor an
der Volksſchule daſelbſt.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 12. Mai der Lehrer an der
Volksſchule zu Lampertheim im Kreiſe Bensheim Wilhelm Reitz; am
15. Mai der Lehrer an der Volksſchule zu Gadernheim im Kreiſe Bens=
heim
Georg Bertſch; der Lehrer an der Volksſchule zu Wattenheim
im Kreiſe Bensheim Joſeph Schumacher, ſämtliche auf ihr Nach=
ſuchen
mit Wirkung vom 1. Juni 1924 ab; am 16. Mai der Gendarmerie=
oberwachtmeiſter
Jakob Keſſel in Heßloch auf ſein Nachſuchen mit
Wirkung vom 1. Juni 1924 an. Die Urkunde vom 16. April 1924 über
die Ernennung des Studienrats an der Liebigs=Oberrealſchule zu Darm=
ſtadt
, Dr. Albert Streuber, zum Studiendirektor an der Real=
ſchule
in Grünberg iſt zurückgenommen worden.
Landestheater. Heute abend wird um 7 Uhr im Kleinen Haus
Cimaroſas Heimliche Ehe zum erſten Male wiederholt. Das
Werk konnte nach der Premiere infolge mehrerer Erkrankungen im Per=
ſonal
bis jetzt nicht mehr gegeben werden. Es wird noch einmal beſon=
ders
darauf aufmerkſam gemacht, daß heute im Großen Haus Der
Liebestrank gegeben wird, da infolge Erkrankungen im Perſonal
die Aufführung von Unruhs Louis Ferdinand nicht gehalten werden
konnte.
D. Doehring Erſter Vorſitzender des Evangeliſchen Bundes.
Seit dem Tode von Exz. D. Dr. Lisco am 7. November 1923 hat der
Evangeliſche Bund eines erſten Vorſitzenden entbehrt. Nun iſt es ge=
lungen
, für dieſen verantwortungsvollen Poſten eine geeignete Perſön=
lichkeit
zu gewinnen den Hof= und Domprediger D. Doehring in
Berlin. Am 3. Februar 1879 in Mohrungen (Oſtpreußen) geboren, hatte
er nach ſeiner Promotion zum Lic. theol. die Stelle des Direktors des
Evangeliſchen Predigerfeminars in Wittenburg (Weſtpreußen) inne und
urde 1914 an den Dom zu Berlin berufen. Eine große Gemeinde hat
ſich unter ſeiner Kanzel geſammelt, und während des Weltkrieges und
nach ſeiner Beendigung hat D. Doehring in Wort und Schrift einen heil=
famen
Einfluß ausgeübt. Neben ſeinen kirchlichen Aemtern führte er
den Vorſitz des Oſtdeutſchen Jünglingsbundes, gründete die Martin=
Luther=Volkshochſchule in Berlin zur Pflege evangeliſcher Weltanſchau=
ung
und im Verein mit Profeſſor D. Holl die Berliner Ortsgruppe der
Luther=Geſellſchaft, die die Kenntnis der Schriften des deutſchen Refor=
mators
in weitere Volkskreiſe hineintragen will, damit der Geiſt Luthers
immer mehr das Denken unſeres Volkes durchdringe und zu evangeliſcher
Tat begeiſtere. Während ſeiner Berliner amtlichen Tätigkeit hat D.
Doehring wiederholt bei Feſtverſammlungen des Evangeliſchen Bundes
Feſtpredigten und Anſprachen übernommen und der Sache des Evangeli=
ſchen
Bundes wertvolle Dienſte geleiſtet. Den Einwohnern Berlins iſt
die von ihm am 10. April 1924 im Dom veranſtaltete Verſammlung noch
in lebhafter Erinnerung. Daher hat der Zentralvorſtand des Bundes
beſchloſſen, Herrn D. Doehring das Amt des erſten Vorſitzenden zu über=
tragen
. Dieſes neue Amt ſtellt dem Gewählten hohe Aufgaben in einer
Zeit, in der die Wahrung der deutſch=proteſtantiſchen Intereſſen unge=
wöhnliche
Umſicht und Tatkraft erfordern. Unſer herzlicher Wunſch iſt,
daß es dem Evangeliſchen Bunde vergönnt ſei, unter ſeinem neuen Vor=
ſitzenden
ſegensreich zu wirken zum Segen für die evangeliſche Sache und
unſer deutſches Vaterland.
Turngemeinde Darmſtadt 1846. Zur Jugendfeierſtunde in der
Paulskirche zu Frankfurt a. M. wird die Woogsplatz=Turngemeinde eine
ſtattliche Zahl Teilnehmer entſenden. Die Einzeichnungsliſten für Eiſen=
bahnfahrt
und Eintrittskarten zur Paulskirche werden am Freitag Abend
geſchloſſen, bis dainn müſſen auch die Beldbeträge beim Hausmeiſter ein=
gezahlt
ſein. Diejenigen, welche an der Zuſammenkunft mit Neuendorff
im Turnhaus des Turnvereins 1860 teilnehmen, fahren früh 7,57 Uhr.
Um 10,15 fahren die Teilnehmer der Feierſtunde in der Paulskirche.
Dieſe verſammeln ſich 9,45 in der Vorhalle des Hauptbahnhofs am Brun=
nen
. Die zwiſchenliegende freie Zeit wird mit Beſichtigung von Sehens=
würdigkeiten
Frankfurts ausgefüllt. Verpflegung iſt mitzunehmen. Für
die Mitglieder der Wanderabteilung zählt der Beſuch der Feierſtunde
als erſte Wanderung des neuen Wanderjahres. Die Wimpelträger
(trägerinnen) der einzelnen Abteilungen tragen in der Paulskirche Turn=
bezw
. Sportkleidung. Rückkunft aller Teilnehmer am Hauptbahnhof
Darmſtadt, abends 6,28 Uhr. Für die Bahnfahrten iſt ein Paß nicht
H. M.
erforderlich:

Zur Beamtenbeſoldung.

Von der Leitung des Landeskartells Heſſen des D.B.B. wird uns
geſchrieben:
In der Preſſe wird vielfach die Entwicklung der Beamtengehälter
völlig falſch dargeſtellt. Nach der amtlichen Statiſtik beträgt
das Gehalt des ledigen Beamten in Gruppe II 64 Prozent, des ver=
heirateten
90 Prozent des Nominal=Friedensgehalts. Dieſe Pro=
zentſätze
ſteigen bis Gruppe IV auf 73 Prozent für den ledigen und
95 Prozent für den verheirateten Beamten, fallen dann aber bis zur
Gruppe XIII auf 50 für den Ledigen und 54 für den Verheirateten.
Der ledige Sekretär in Gruppe VI bezieht 56 Prozent, der verheiratete
Sekretär 69 Prozent des Nominal=Friedensgehaltes. In Gruppe X
betragen die Sätze 57 Prozent für den ledigen und 64 Prozent für den
verheirateten Beamten. Bei dieſer Rechnung muß aber unbedingt her=
vorgehoben
werden, daß die Prozente ſich lediglich auf die Nominalge=
hälter
beziehen; die veränderte Kaufkraft des Geldes iſt dabei nicht
berückſichtigt. Der Herr Reichsbankpräſident hat ſelbſt geſagt, daß das
heutige deutſche Goldgeld nur noch 60 Prozent der Kaufkraft der Vor=
kriegszeit
habe. Bei einem Vergleich müſſen alſo jedesmal zwei Fünftel
des jetzigen Gehaltes abgezogen werden, um auf den Nealwert zu
kommen. Z. B.: das Durchſchnittsgehalt eines Oberſekretärs in Gruppe
UII betrug vor dem Kriege 317 Mk. monatlich, heute beträgt es für den
ledigen Oberſekretär 197 Mk., für den verheirateten 235 Mk. Die Kauf=
kraft
iſt aber für den ledigen Beamten nur 118,20 Mk. und für den ver=
heirateten
Beamten nur 141 Mk. gegenüber 317 Mk. der Vorkriegszeit.
Es iſt tief bedauerlich, daß immer wieder völlig falſche Gehaltszahlen ver=
öffentlicht
werden, und daß dadurch die öffentliche Meinung irregeführt
und eine begreifliche Erregung in der Bcamtenſchaft erweckt wird.

8 Hausbeſitzerverſammlung. Die neuen Steuern und ihr unerträg=
licher
Druck hatten geſtern die Mitglieder des Hausbeſitzervereins in un=
gemein
reicher Zahl in die Turnhalle geführt, Saal und Tribünen waren
trotz der herrſchenden Hitze gut gefüllt. Der Vorſitzende Haury be=
grüßte
die zahlreich Erſchienenen. Die Hausbeſitzer würden als Steuer=
büttel
benutzt, die Erzbergerſche Finanzreform habe Gemeinden und
Staat zu Koſtgängern des Reichs gemacht. Nach der 3. Steuernotver=
ordnung
müſſe der Hausbeſitzer dieſe Steuer (die Hauszinsſteuer) vor=
legen
und reklamieren, wenn Zahlung nicht erfolge. Stadt und Staat
ſollten wiſſen, daß die Hausbeſitzer ſich ſolche Behandlung nicht mehr ge=
fallen
laſſen. Das Geſetz zwingt beide, in ſolcher Form vorzugehen.
Reklamationen werden auf der Stadtkaſſe erledigt. Die Staatsſteuer
(Sonderſteuer) könne noch koſtenlos bis 13. Juni gezahlt werden. Mehr
war nicht zu erreichen. Unſer Proteſt muß ſich gegen die geſamte Steuer=
geſetzgebung
erheben. Die Steuern muß der Staat erheben von dem,
der ſie ſchuldig iſt. Das muß man dem Landtag klar machen. (Lebhafter
Beifall.) Ein Mieterverein ruft zum Volksentſcheid auf. Redner iſt gegen
eine einſeitige, für eine allgemeine Aufwertung, und kritiſiert zwei Ur=
teile
des hieſigen Oberlandesgerichts, (Ruf: Pfui), die ſich auf den Boden
des V. G.B. ſtellen hinſichtlich der Reparaturpflicht des Vermieters. Ab=
fällig
beurteilt er auch die vom Miniſterium aufgeſtellte Berechnung des
Waſſergeldes. Die Zwangswirtſchaft müſſe abgebaut, die gewerblichen
Räume freigegeben werden. Mit Wohnungen (möbliert oder unmöb=
liert
) dürfe nicht länger ein ſchwunghafter Handel getrieben werden.
Eine vorgelegte Entſchließung beſagt, daß einmütig Proteſt erhoben
wird gegen die Erhebung der neuen Sonderſteuern durch den Haus=
beſitzer
. Solche Erhebung trage in viele Häuſer Zwietracht zwiſchen
Vermieter und Mieter. Die Belaſtung des Hausbeſitzers mit den Rekla=
mations
=, Stundungsgeſuchen ſeiner Mieter ſei durch nichts gerechtfertigt
und untragbar. Die Verantwortlichmachung des Vermieters mit den
durch Zahlungsverzug und Zahlungsverweigerung entſtehenden Verzugs=
koſten
, Prozeß= und Zwangsvollſtreckungskoſten bedeute eine Härte, die
unter allen Umſtänden beſeitigt werden müſſe. Das Heſſiſche Miniſterium
ſolle ſchleunigſt zur normalen Art der Steuererhebung zurückkehren,
die Steuern alſo direkt bei den Steuerpflichtigen anfordern. Man habe
das Vertrauen, daß die Gründe, die zu dieſer Stellungnahme zwingen,
beim Miniſterium volles Verſtändnis finden. Die Entſchließung findet
einſtimmige Annahme.
Die ſtädtiſche Sparkaſſe und die 3. St.N.V. Nach § 7 werden die
Sparguthaben in der Weiſe aufgewertet, daß eine Teilungsmaſſe aus
dem nach der Verordnung aufgewerteten Sparkaſſenbermögen und einem
aus dem ſonſtigen Vermögen des Schuldners zu leiſtenden Betrag gebil=
det
wird. Die Gläubiger ſollen dann nach einer beſtimmten Rangord=
nung
berückſichtigt werden. Zur Beurteilung der Verhältniſſe in Darm=
ſtadt
muß man deshalb darüber Aufklärung verlangen, wie viele Hypo=
theken
ohne Vorbehalt und wieviele mit ſolchem zur Löſchung gebracht
wurden und insbeſondere, wie nach der Reichsgerichtsentſcheidung vom
28. November 1923 verfahren wurde. Wie ſchon füngſt in der Preſſe
bemerkt wurde, wäre es gut geweſen, wenn die Sparkaſſen ſelbſt zu dieſer
Frage aus ihrer Reſerve herausgetreten wären und auf die Folgen der
St. N. V. für ihre Sparguthaben aufmerkſam gemacht hätten, zumal ſie
an dieſer Frage faſt mehr noch als ihr Publikum intereſſiert ſind. Durch
ihre Abhängigkeit von den für ſie bürgenden Gemeinden iſt ihnen, ſo ur=
teilt
R.=A. Dr. Graff=Freiburg i.Br., anſcheinend die Kritik verſagt. Wäre
dem ſo und träfe dies auch für Darmſtadt zu, ſo müßte die Stadtver=
waltung
endlich reden oder in der Stadtverordnetenverſammlung zu
einer Aeußerung veranlaßt werden, natürlich in öffentlicher Sitz=
ung
, dies um ſo mehr, als die Aeußerungen des Beig. Daub in der
Saalbauverſammlung ſich wohl nur auf die ſtädtiſchen Anleihen bezogen
und einen amtlich=offiziellen Charakter nicht trugen.
Die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt veranſtaltet am Samstag,
den 24. ds. Mts., vormittags 9 Uhr, auf dem an der Landſtraße
vom Bahnhof Lengfeld nach Habitzheim gelegenen Franzoſenfeld des
Herrn Gutsbeſitzer K. W. J. Walter=Lengfeld eine Vorführung einer
neuen Hackmaſchine Haſſia der Firma Tröſter=Butzbach.
Orpheum. Nach kurzer, durch Erkrankungen im Perſonal
bedingter Pauſe folgt am Samstag, den 24. Mai, als letzte Neu=
einſtudierung
die Erſtaufführung der Operette Das Radio=
mädel
, Text von Hans H. Zerlett, Muſik von Paul Weiner.
Mit dieſem Stück werden ſich demnächſt Marga Peter und
Guſtav Bertram nebſt Enſemble verabſchieden.
Kreisausſchuß. 1. Beſchwerde des P. Eſſinger in Niederbeerbach
wegen Verweigerung des Losholzes. Die Sache wurde bereits verhan=
delt
, um die Güte zu verſuchen. Letzteres war erfolglos, da der Ge=
meinderat
auf ſeinem ablehnenden Beſchluß beharrt. Urteil: Die Be=
ſchwerde
wird abgewieſen. 2. Ortsbürgernutzen; hier: Beſchwerde
des Bürgermeiſters Rückert gegen den Gemeinderatsbeſchluß in Ober=
Ramſtadt vom 24. März 1924 auf Grund des Art. 97 Landgemeindeord=
nung
. Erſchienen: der Bürgermeiſter und 2 Gemeinderatsmitglieder.
Ueber die Verloſung der Allmendäcker beſchwerten ſich verſchiedene In=
tereſſenten
. Der Gemeinderat beſchloß Aländerung der Loſe und ſetzte
eine Kommiſſion ein, die die Loſe anderweit verteilte. Dieſe Verteilung
genehmigte der Gemeinderat. Für Beſtellarbeiten wurde einem Intereſ=
ſenten
eine Vergütung bewilligt. Der Bürgermeiſter beanſtandete den
Gemeinderatsbeſchluß, der gegen die Lokalſtatuten (§ 15) verſtoße. Es
handelt ſich um 3 Beſchlüſſe des Gemeinderats, die der Bürgermeiſter mit
Beſchwerde angriff. Urteil: Der Beanſtandung des Bürgermeiſters wird
ſtattgegeben, inſoweit es ſich um die Gemeinderatsbeſchlüſſe vom
13. Februar und 7. Mai 1924 handelt, ſie wird zurückgewieſen, inſoweit
ſie ſich gegen den Beſchluß vom 24. März 1924 richtet. (Vergütung an
einen Intereſſenten.) Die Koſten hat die Gemeinde zu tragen. 3. Klage
des Verlegers Wilh. Keck und Gen. von Ober=Ramſtadt gegen die Ge=
meinde
daſelbſt wegen Anfechtung eines Gemeinderatsbeſchluſſes. Für
die Kläger iſt R.=A. Hoffmann, für Beklagte R.=A. Neuſchäffer erſchie=
nen
. Der Gemeinderat hat beſchloſſen, in der Folge die Bekanntmachun=
gen
der Gemeinde an Anſchlagstafeln zu veröffentlichen, während ſolche
früher in den Odenwälder Neueſten Nachrichten erſchienen. Die Kläger
erachten durch dieſe neue Art der Bekanntmachungen die Intereſſen der
Einwohner für verletzt, auch die Gemeinde, vertreten durch den Bürger=
meiſter
, ſteht auf dem Standpunkt, daß die Form der Bekanntmachungen
durch die Preſſe die richtige und zweckmäßige ſei, auch früher ſeien die
amtlichen Bekanntmachungen durch den Volksfreund erfolgt. Der Ge=
meinderat
beharrt auf dem gegenteiligen Standpunkt. Oekonom Fritſch=
Dilshofen beſtätigt als Zeuge, daß er 3 Km. vom Orte entfernt wohnend,
ſich durch die neue Art der Bekanntmachungen benachteiligt fühle, die er
früher regelmäßig durch die Odenwälder Neueſten Nachrichten vermit=
telt
erhielt. Von Dilshofen gehört ein Drittel zur Gemeinde Ober=
Namſtadt, zwei Drittel ſind bei Zeilhard. Der Zeuge F. W. Fiſcher weiſt
noch darauf hin, daß Zerſtörungen der Anſchlagstafeln ſchon zweimal
vorkamen und die Täter oder der Täter nicht zu ermitteln waren, trotz
Ausſetzung von Belohnung. Die Anzahl der Anſchlagstafeln bezeichnet
Zeuge als ungenügend. Die Holzverſteigerungen und die Hundeſperre
ſeien auf dieſe Art nur ungenügend bekannt gemacht worden. Der Ve=
ſchluß
des Gemeinderats iſt, wie bemerkt ſei, nur mit 9 gegen 7 Stim=
men
zuſtandegekommen. R.=A. Neuſchäffer als Vertreter der Gemeinde
bemängelt, daß F. W. Fiſcher als Gemeinderatsmitglied nach Art. 98
Abf. 3 der Landgemeindeordnung nicht zur Klage legitimiert ſei, eben=
ſowenig
der nicht ins Vereinsregiſter eingetragene Bürgerverein. Auch
könne ein Gemeinderatsbeſchluß nur innerhalb einer Notfriſt mit
Klage angefochten werden, dieſe Notfriſt ſei verſtrichen, da nur die Ge=
meinderatsbeſchlüſſe
vom 11. und 21. Dezember 1923 mit Klage angefoch=
ten
ſeien. Seit dieſer Zeit ſei keine Veränderung des tatſächlichen und
rechtlichen Zuſtandes eingetreten. Rechtsanwalt Hoffmann erklärt, die
Klage richte ſich gegen den Gemeinderatsbeſchluß vom 31. Januar 1924,
die Klage ſei am 26. Februar 1924 erhoben, alſo rechtzeitig. Urteil;
Klagegbweifung:

Der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband ſchreibt uns:
Wer ſich ſeiner ſozialen Verantwortung bewußt iſt und ſich um den Auf=
ſtieg
unſeres Volkes ſorgt, darf nicht an dem Lehrling in ſeinem Be=
triebe
vorübergehen, darf ihn nicht als Arbeitskraft ausnützen! Jeder
Lehrling, gleichgültig ob in Großinduſtrie, in Großhandel oder im Klein=
handel
, hat an ſich Erziehungsarbeit zu leiſten. Das gilt heute mehr
denn zu irgend einer anderen Zeit. Heute ſitzt auf dem Kontorſchemel,
ſteht in der Werkſtätte und hinter der Ladentheke unſere Kriegsjugend.
Sie hat manches, was wir Aelteven in unſerer Jugend hatten, entbehrt;
fie iſt ſchwächlich und im Wachstum vielfach zurückgeblieben. Ihr muß
noch Gelegenheit geboten werden, ſich zu ſtrecken und ſich zu kräftigen.
Jeder Lehrherr ſollte deshalb in ſozialem Verſtändnis und in Verant=
wortlichkeitsgefühl
Sorge tragen, daß ſeine Lehrlinge mindeſtens 14 Tage
Erholungsurlaub erhalten. Wie dieſer Urlaub am beſten verwandt wird,
das zeigt für den männlichen Kaufmannslehrling der Bund der Kauf=
mannsjugend
im D.H.V., der, wie früher, ſo auch in dieſem Jahre Lehr=
und Wanderfahrten veranſtaltet. Darunter ſolche nach Hamburg und
Helgoland, Bremen und aufwärts der Weſer, eine Meßwoche in Leip=
zig
, eine Wanderfahrt durch das Ruhrgebiek zur Bereicherung des Wiſ=
ſens
über Kohle und Eiſen. Ferner nach der Mark Brandenburg, Be=
ſuch
der Städte und Burgen Thüringens, des Mittelrheins, ſodann
Grenzlandfahrten nach Oſtpreußen und Schleswig und eine Fahrt vom
Neckar zur Donau durchs Schwabenland, in den Schwarzwald, ins Ober=
bayeriſche
Bergland und auch vom Vogelsberg zur Waſſerkuppe. Dieſe
Lehr= und Wanderfahrten dienen neben der Vertiefung des Berufswiſ=
ſens
bei Enthaltung von Alkohol und Nikotin und zweckmäßiger ſport=
licher
Veranſtaltung, vornehmlich der Erholung. Sie ſind ſo eingerichtet,
daß in meiſt 8= bis 14tägiger Dauer unſere Kaufmannsjugend gegen ſehr
geringe Gebühren außerordentlich Wertvolles geboten wird. Wir hof=
fen
, daß unter dieſen Umſtänden die einſichtigen Lehrherren ihren Kauf=
mannslehrlingen
durch weitherzige Urlaubsgewährung die Möglichkeit
geben, an dieſen Fahrten teilzunehmen. Auch dürfte es angebracht er=
ſcheinen
, beſonders eifrigen Lehrlingen durch Gewährung der Teilnahme
eine beſonder Belohnung und Anſporn für die Zukunft zuteil werden
zu laſſen.
Chriſtliche Kulturpolitik und Preſſe. Die diesjährige Berufs=
arbeiterkonferenz
des Evang. Preßverbandes für
Deutſchland findet vom 26. bis 28. Mai in Rothenburga, d. T.
ſtatt. Im Mittelpunkt der Verhandlung ſteht die für die evangeliſche
Preſſearbeit immer gebieteriſcher zur Löſung drängende Frage nach
Möglichkeit und Aufgabe einer chriſtlichen Kulturpolitik ſowie das Be=
rufsethos
des evangeliſchen Preſſearbeiters. Eine kritiſche Preſſeſchau
wird über die Einſtellung der führenden Großzeitungen wie der Provinz=
und Heimatpreſſe zu den Beſtrebungen der evangeliſchen Preſſearbeit um=
faſſend
unterrichten. An den Verhandlungen werden auf beſondere Ein=
ladung
als Gäſte eine Reihe führender Vertreter des kirchlichen und lite=
rariſchen
Lebens in Bayern teilnehmen.
Lokale Veranſkaltungen.
Die bierunter erſchelnenden Nofizen ſind ausſchſleßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Tafeldeck= und Servierkurſus. Montag, 26. Mai,
eröffnet die bekannte Fachſchriftſtellerin Helene Wehand im Fürſtenſaal,
Grafenſtraße, wieder einen ihrer beliebten Kurſe für Damen aller
Stände. (Siehe Anzeige.)
Die Darmſtädter Vereinigung aus Elſaß= Loth=
ringen
Vertriebener findet ſich dieſen Monat ſtatt zu einer Mit=
gliederverſammlung
zu einem Familienſpaziergang zuſammen, der näch=
ſten
Sonntag ſtattfindet. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Reichsbund der Kinderreichen zum Schutze der
Familie E. V., Ortsgruppe Darmſtadt: Auf die am Freitag, den 23. d.
Mts. ſtattfindende Verſammlung mit Lichtbildervortrag über Süd=Weſt=
Afrika im Feierabendſaal, Stiftsſtraße, ſei nochmals hingewieſen.
Heſſ. Fechtverein Waiſenſchutz, Zweigverein Darm=
ſtadt
. Samstag, den 24. Mai 1924, findet Abendunterhaltung ſtatt (S.
Anzeige.)
Aus den Parteien.
Bismarckjugend der D.N.V.P., Ortgsruppe Darmſtadt.
Die nächſte Zuſammenkunft iſt Freitag, den 23. d. M., im Hauſe Rückert=
ſtraße
6. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen wird erwartet, da Fra=
gen
der Organiſation und der Tätigkeit, für die nächſte Zeit beſprochen
werden ſollen. Herr Lehrer Kayſer und Herr Geſchäftsführer Süß haben
ihre Mitarbeit zugeſagt.

Parlamentariſches.

* Der Geſetzgebungsausſchuß ſetzte am Mittwoch ſeine
Beratungen fort. Zunächſt wird der Geſetzentwurf über Abänderung
des Geſetzes, die Brandverſicherungsanſtalt für Gebäude, besaten. Dieſe
Vorlage bezweckt die Verſicherung bei der Brandverſicherungsanſtalt und
insbefondere auch die Leiſtungen auf Goldmarkbaſis wertbeſtändig feſt=
zulegen
. Es iſt dies erforderlich, nachdem allgemein die Goldmarkrech=
nung
eingeführt iſt. Die Abſchätzung und Feſtſtellung der Verſicherungs=
ſumme
und Brandſchäden erfolgt auf der Grundlage der durchſchnitt=
lichen
ortsüblichen Baupreiſe vom 1. Auguſt 1914. Der Geſetzentwurf
wurde in der Faſſung der Regierungsvorlage angenommen. Der von
dem Abgeordneten Fenchel gegebenen Anregung auf ſchnellere Auszah=
lung
der Brandſchäden an die Beſchädigten (ſtatt wie bisher ein Viertel,
nunmehr die Hälfte der Summe innerhalb 14 Tagen) wurde von den
Regierungsvertretern zugeſtimmt. Der Antrag des Abgeordneten Mann,
die Vergütung für erhöhten Feuerſchutz von ½ Pfg. auf 1 Pfg. zu er=
höhen
, wurde abgelehnt. Dasſelbe geſchieht zu der Vorſtellung des Bür=
germeiſters
Denkert zu Neu=Iſenburg, der die gleiche Erhöhung wünſcht.
Eine Vorſtellung der Stadt Mainz zu dieſem Geſetz wird bis zum Ein=
treffen
der ſchriftlichen Regierungsantwort zurückgeſtellt. Die Vorſtellung
des Hermann Holzapfel und Bruno Wittich zu Butzbach wird durch die
Regierungsantwort für erledigt erklärt. Dasſelbe geſchieht mit einer
Anzahl Vorſtellungen von Staatsbürgern aus dem beſetzten Gebiet, be=
treffend
Ergreifung geeigneter Maßnahmen im beſetzten Gebiet. Die
Regierungsvorlage zu dem Geſetz über die Umlegung von Bauland, die
für die Gemeinden Eberſtadt, Viernheim und Weiſenau in Frage kom=
men
, werden angenommen. Eine eingehende Ausſprache im Ausſchuß
veranlaßten die beiden Vorſtellungen der Schutzgemeinſchaft für die
höheren Schulen und die Vorſtellung des Bundes der Freunde der
humaniſtiſchen Bildung in Alzey über die künftige Geſtaltung des höhe=
ren
Schulweſens in Heſſen. Die beiden Vorſtellungen der Schutzgemein=
ſchaft
wurden der Regierung als Material überwieſen. Die Vorſtellung
der Freunde der humaniſtiſchen Bildung wurde durch die Regierungs=
antwort
für erledigt erklärt.
Die Ueberſchwemmungen im Niddatal.
Durch die ſich immer wiederholenden Ueberſchwemmungen
im Kreiſe Friedberg ſowie im anliegenden Landkreiſe Hanau
und ben Vororten von Frankfurt a. M. infolge des Ueber=Ufer=Tretens
der Nidda und Nidder iſt neuerdings wieder großer Schaden entſtanden.
Tauſende von Morgen fruchtbarſten Landes und beſter Wieſen ſtehen
nunmehr in dieſem Jahre bereits zum dritten Male, teilweiſe wochen=
lang
, unter Waſſer. Güter, wie der Gronauer und Dottenfelder Hof,
die für, die Verſorgung der Städte Offenbach, Frankfurt und Vilbel maß=
gebend
ſind, erleiden einen Schaden, der kaum abzuſchätzen iſt; Beamte
und Arbeiter, die mit Mühe ein Stückchen Pachtland beſtellt haben, ſind
um den Ertrag ihrer ganzen ſeitherigen Arbeit gebracht.
In der Frankfurter Preſſe iſt die Anfrage an die preußiſche Be=
hörde
geſtellt worden, wann endlich dieſem nunmehr ſchon jahrzehnte=
lang
andauernden Notſtande, der durch die jährlich wiederkehrende Ueber=
ſchwemmung
der Nidda und Nidder entſteht, Einhalt geboten werde.
Dieſelbe Frage iſt auch an die heſſiſche Regierung zu richten. Eine
durchgreifende Abhilfe iſt nur möglich im zielbewußten Zuſammenwirken
der preußiſchen und heſſiſchen Behörden. Aber gerade in den Grenz=
gebieten
der benannten Länder beſteht bei der Bevölkerung das Ge=
fühl
, daß für dieſe ſo wichtige landwirtſchaftliche Kulturfrage, daneben
aber auch für die ganzen Verkehrsverhältniſſe auf den Straßen und
Brücken des Grenzgebietes, ſo gut wie gar nichts geſchieht. Ich erlaube
insbeſondere beiſpielsweiſe darauf aufmerkſam zu machen auf den
geradezu lebensgefährlichen Zuſtand der Brücke über die Nidda zwiſchen
Gronau und Dorfelden, die, zwar auf preußiſchem Gebiet gelegen, gleich=
wohl
den Hauptteil des Verkehrs zwiſchen dem ſüdlichen Teil des Krei=
ſes
Friedberg und den oben genannten Städten vermittelt. Die Unter=
haltungspflicht
obliegt dem Landkreis Hanau; dieſer aber läßt nichts
herſtellen, ſo daß der Unterbau der Brücke ſelbſt ſo gebrechlich und der
Belag der Brücke ſo ſchadhaft geworden iſt, daß das Paſſieren derſelben
für Menſchen und Tiere, namentlich in der Dunkelheit, zu einer direkten
Gefahr geworden iſt.
Wie ich zu wiſſen glaube, beſteht ſchon ſeit Jahrzehnten ein Plau
der Regulierung der unteren Nidda und Nidder. Man ſollte an=
nehmen
, daß in der Zeit der großen Arbeitsloſigkeit (ähnlich wie bei der
Selz in Rheinheſſen) im Zuſammenwirken der preußiſchen und heſſiſchen
Behörden nicht nur ein gutes Stück produktiver Arbeitsloſenfürſorge,
ſondern auch berechtigte landwirtſchaftliche Kulturforderungen verwirk=
licht
worden wären. Aber nichts iſt geſchehen; noch nicht einmal eine
Beſichtigung der zuſtändigen Behörden hat ſtattgefunden.
Abg. Schreiber (Dem.) fragt daher beim Landtag an: 1. Sind
der Regierung dieſe unerhörten Mißſtände bekannt? 2. Iſt ſie gewillt,
alsbald mit den preußiſchen Behörden in Verbindung zu treten, um
unter Hinzuziehung aller intereſſierten Kreiſe die Regulierung der
Nidda und Nidder in Angriff zu nehmen und auch erträgliche Verkehrs=
verhältniſſe
in dem in Frage kommenden Grenzſtreifen zu ſchaffen?

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Mai 1924.

Nnmmer 142.

Aus dem Tätigkeitsbericht
der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und
Jugendpflege in Heſſen für das Geſchäftsjahr 1923/24.
Rückblick und Ausblick.
Abermals liegt ein Jahr angeſtrengter Arbeit hinter uns. Wie wir
bisher ſchon, aus dem Geiſte unſeres Tuns heraus, die Oeffentlichkeit
ſtets zur Teilnahme an unſeren Leiſtungen und Plänen, zur freundlichen
Kritik und zur tätigen Mithilfe eingeladen haben, ſo ſoll es auch dies=
mal
geſchehen.
Ueber die Tätigkeit der Zentralſtelle iſt vor allem immer wieder
das Grundſätzliche zu ſagen, daß ſie dem geſamten Volke gilt, nicht irgend
einer Partei. Unſere oſt betoyte Auffaſſung von der Volksbildung iſt es,
über alle einzelnen Anſchauungen hinweg, einen gemeinſamen Boden
zur Vertiefung des Gemeinſchaftsgedankens zu ſuchen. An dieſem Grund=
ſatz
haben wir ſtets feſtgehalten. Er wird auch weſterhin unſer Führer
ſein. Unſere Bemühungen laufen alle in dem einen Punkte zuſammen,
durch gemeinſames geiſtiges und ſeeliſches Erleben unſere Volksgenoſſen
zu befreien und innerlich zu verbinden. Des Trennenden gibt es viel,
wohl allzuviel unter nus. Unſere Arbeit ſoll in den politiſchen und
wirtſchaftlichen Kämpfen der Gegenwart ein Element der Verſöhnung
und Gemeinſchaft, der Verbindung und des Ausgleichs ſein. Sie ge=
ſchieht
im Sinne des Aufbaues. Ihr Wirken zeigt ſich nicht von einem
Tage zum andern, es prägt ſich auch nicht in meßbaren und aufzähl=
baren
Ergebniſſen aus, aber es geht umſo ſicherer in die Tiefe unſeres
Volkslebens hinein.
Wir ſind allerdings der Ueberzeugung, daß der Staat in ſeinem
eigenſten Intereſſe viel mehr als bisher die Volksbildung und Jugend=
pflege
unterſtützen muß. Man hat wohl bei den verſchiedenſten Parteien
und auch an manchen Regierungsſtellen wohlwollende Worte für uns,
aber an dem Willen zu durchgreifenden Taten und an der Vereitſchaft,
die notwendigen, ſich reichlich lohnenden Mittel zur Verfügung zu
ſtellen, fehlt es noch vielfach. Wir werden nicht müde werden, dieſe
Läſſigkeit zu bekämpfen, da ſie ihrer Meinung nach dem Staats== und
Volksintereſſe widerſpricht. So gern wir unſere eigene Arbeit beiſteuern, ſo
ſehr ſie uns im höchſten Sinne Berufs= und Lebensaufgabe iſt, ſo ernſt=
lich
müſſen wir betonen, daß Volksbildung und Jugendpflege eine Ge=
meinſchaftsarbeit
iſt und ſein muß. Unverkennbar treibt die Entwick=
lung
, dahin, daß die Sache der Volksbildung und Jugendpflege im
Rahmen der ſtaatlichen Kulturarbeit einen angeſehenen Platz und breiten
Naum einnimmt. Dies ſobald als möglich zu erkennen, iſt Pflicht aller
Berufenen.
Allgemeine und organiſatoriſche Tätigkeit.
Die Zentralſtelle hat die Aufgabe, alle Volksbildungs= und Jugend=
pflegebeſtrebungen
in Heſſen zuſammenfaſſend zu fördern, und das
Landesamt für das Bildungsweſen, ſowie die anderen Regierungsſtellen,
über alles auf dem Laufenden zu halten, was auf dieſen Gebieten ge=
ſchieht
. Sie hat weiterhin die Aufgabe, mitzuhelfen, daß der Volks=
bildung
und Jugendpflege als einer Sache von allgemeiner nationaler
Bedeutung die ihr gebührende Anerkennung und Unterſtützung zuteil
wird. Dieſe ihre Hauptziele ſucht ſie neben zahlreichen anderen Wegen
im weſentlichen zu erreichen:
1. durch Förderung der Forſchung und theoretiſche Klärung der man=
nigfachen
Probleme auf dieſen Gebieten,
2. durch Gewinnung und Heranbildung von Mitarbeitern an den Auf=
gaben
der Volksbildung und Jugendpflege,
3. durch Zuſammenarbeiten mit allen Organiſatinen und Einrich=
tungen
dieſer Art ſowie Unterſtützung ihrer Beſtrebungen,
4. durch Beratung, Auskunftserteilung und Anregung an alle Volks=
bildungs
= und Jugendpflegeorganiſationen,
5. durch ſonſtige die geſamte Volksbildung und Jugendpflege för=
dernde
Veranſtaltungen und Einrichtungen, wie z. B. Lehrkurſe,
Führerkurſe, allgemeine Volksbildungstage, Jugendtage, Landes=
wanderbühne
Bild= und Filmdienſt uſw.,
6. durch Herbeiführung eines Austauſches der Erfahrungen unter den
einzelnen Organiſationen,
7. durch Veranlaſſung eines Austauſches von Vortragenden und Lehr=
mitteln
, demit alle Teile des Landes gleichmäßig damit verſorgt
werden.
Der Hauptausſchuß hatte am 18. April 1923 ſeine dritte, Sitzung.
Wie im Anſchluß an die Schulvorſtände Ortsausſchüſſe, ſo wurden
bei den Kreisſchulämtem Kreisbeiräte für Volksbildung
und Jugendpflege eingerichtet.
Darnach haben wir begonnen, in den einzelnen Verwaltungskreiſen
Kreiskurſe abzuhalten, in denen das hauptſächlichſte der Volks=
bildung
und Jugendpflege behandelt wurde: die Pflege von Volkstum
und Heimat und die Gliederung der praktiſchen örtlichen Arbeit. In
Bensheim. Dieburg, Erbach i. O., Lauterbach, Alsfeld und Schotten,
haben dieſe Kurſe ſchon ſtattgefunden.
Ebenſo veranſtalteten wir mit Erfolg Bezirkstage und
Dorftage zur Vertiefung unſerer Arbeit.
Durch viele perſönlichen Beſprechungen außerhalb
(etwa 500), durch Beſuche der verſchiedenſten Mitarbeiter aus allen
Teilen des Landes auf unſerer Geſchäftsſtelle (rund 6000) gelang es uns,
in die Organiſation Bewegung zu bringen und überall belebend zu
wirken.
Auch die Teilnahme an Vereinsveranſtaltungen
und die Mitwirkung durch Referate, Vorträge, Feſtreden, bei den ver=
ſchiedenſten
Vereinen (etwa 250) gab uns Gelegenheit, den Gedanken
unſerer Tätigkeit in weite Kreiſe unſerer Bevölkerung zu tragen.
Ein überaus reicher Schriftverkehr ſorgte neben den mannig=
fachen
Reifen für die notwendigen Verbindung mit allen in der Volks=
bildungs
= und Jugendpflegearbeit ſtehenden Kreiſen. Die Zahl unſerer
Poſt=Ein= und Ausgänge beträgt etwa 25 000.
Die Verfolgung der einſchlägigen Literatur
und die Teilnah’me auch an außerheſſiſchen Tagungen
und Beſprechungen, z. B. in Hohenrodt, Stuttgart, Frankfurt
a. M., Berlin, München, Leipzig, Wertheim a. M., Jena, Gotha, Weimar
uſw. half unſere Arbeit weſentlich fördern.
Volkstümliches Büchereiweſen.
Durch die Verteuerung im Buchhandel und durch die Entwertung
des Geldes im letzten Jahre waren die meiſten Bibliotheken, beſonders
die kleineren Volks=, Schul= und Arbeiterbüchereien kaum mehr in der
Lage, ihre Beſtände zeitgemäß zu ergän en. In einem Rundſchreiben
an die bedeutenſten heſſiſchen Schriftſteller und Verleger baten wir
daher um Ueberſendung von Rezenſions=Exemplaren, die wir in unſerem
Kulturpreſſedienſt beſprechen wollten. Viele Verlage gingen auf unſeren
Vorſchlag ein. So gelangten wir in den Beſitz von Büchern, mit denen
wir die verſchiedenſten Bibliotheken unterſtützen konnten. An etwa
100 ärmere Büchereien unſeres Landes konnten wir rund 2000
Bücher überweiſen.
Einem vielfach geäußerten Wunſche von Lehreren nach Bücher=
prämien
zur Verteilung an beſonders begabte und fleißige Schüler bei
der Entlaſſung konnten wir durch Beihilfen ausländiſcher Freunde
und verſtändnisvolles Entgegenkommen von Herrn Prälgt Dr. D. Diehl
entſprechen. Das von ihm herausgegebene Rheinheſſiſche Heimatbuch
erſchien uns zu dieſem Zweck beſonders geeignet. 148 Lehrer aus allen
drei Provinzen konnten wir mit etwa 700 Bücherprämien bedenken.
Ein Verzeichnis von empfehlenswerten Jugend=
ſchriften
, das die vereinigten deutſchen Prüfungsausſchüſſe heraus=
gaben
, verfandten wir an die in Frage kommenden Volksbildner des
Landes zum Selbſtkoſtenpreis.
Volkstümliche Theater= und Kuuſtpflege.
Das allgemeine Niveau der Volkskultur auf allen Gebieten des
Lebens zu heben, iſt tiefſter Sinn der Volksbildung. So richtete ſich unſer
Augenmerk immer mehr auf jene Bildungsveranſtaltungen, die ſich durch
Vermittlung von Auge und Ohr an das Gemüt wenden. Theater und
Muſik dem Verſtändnis des Volkes zu erſchließen, feine Feſte und ge=
ſelligen
Stunden zu veredeln, iſt eine der dringlichſten Aufgaben jeder
Volksbildung.
Wir haben deshalb für Theateraufführungen von Vereinen die
Flugſchrift des Dürerbundes Theaterſtücke für Dilettanten=
bühnen
in 400 Fällen koſtenlos abgegeben. Von zwei weiteren
Flugſchriften dieſes Bundes über das Deutſche Volksſchau=
ſpiel
und über die Laienbühne haben wir etwa 150 Exem=
plare
zum Selbſtkeſtenpreis hinausgegeben. Eine Liſte geeigneter
Heiſiſcher Volksſtücke haben wir in einer Flugſchrift zu=
ſammengeſtellt
. Daneben wurden für die Jugend geeignete Bühnen=
und Freilichtſpiele aus den Verlagen Bühnenvolksbund Frank=
furt
, Kaiſer=München und aus dem Arbeiterjugend=Verlag Berlin, em=
pfohlen
. Herr Lehrer Hübner=Hofheim ſtellte auf unſere Veran=
laſſung
auf Grund eigener Erfahrung in unſerer letzten Flugſchrift
empfehlenswertes Material auf dieſem Gebiet zuſammen. Ein altes
deutſches Weihnachtsfpiel (nach verſchiedenen alten Krip=
penſpielen
von Lina Hilger zuſammengefügt und vom Dürerbund her=
ausgegeben
) wurde auf unſere Anregung in etwa 100 heſſiſchen Gemein=
den
über 400 mal vor mehr als 100 000 Menſchen aufgeführt. Die Vor=
arbeiten
zu einem Kurſus für Leiter von Jugend= und
Volksbühnen ſind in Angriff genommen. Dieſer Kurſus ſoll um
Pfingſten 1924 in Verbindung mit dem Rhein=Mainiſchen Verband für
Volksbildung in Frankfurt und dem Bühnenvolksbund in Frankfurt

in drei Tagen alle wichtigen Jugend= und Volksbühnenfragen erörtern.
Die Heſſiſche Kleinkunſtbühne deren Schöpfer der frühere
Mitarbeiter der Zentralſtelle Herr Franz Harresiſt, hat gelegentlich
mit Puppenſpielen viel Freude hervorgerufen.
Wir ſammelten Material und Literatur für alle mögliche Volks=
unterhaltung
für Volks= und Heimatabende, für Eltern=
abende
, die Schule und Elternhaus einander näher bringen, für Schul=
entlaſſungsfeiern
, für Weihnachtsfeiern uſwv. In mehr al3 2000 Fällen
erteilten wir briefliche Auskunft und Ratſchläge auf dieſem Gebiete.
Dabei trugen wir überall für eine künſtleriſche Ausführung dieſer Ver=
arſtaltungen
Sorge.
Das Auto der Landeswanderbühne iſt an die Kurverwaltung Bad=
Nauheim vermietet. Hierfür wurde dem Landesamt für das Bildungs=
weſen
eine größere Menge Kohlen zur Unterſtützung notleidender Künſt=
ler
(Beheizung der Ateliers) zur Verfügung geſtellt.
Heimatpflege und Volkshochſchulweſen.
Profeſſor Dr. Karl Bergmann, dem Herausgeber des Deut=
ſchen
Wörterbuches, haben wir zu einer Sammlung volkstümlicher erledigt. Hervorzuheben iſt aus den erſtatteten Berichten der Vertreter
Wörter= und Redewendungen aufgefordert, ebenſo baten wir für einen
anderen wiſſenſchaftlichen Mitarbeiter Herrn Sanitätsrat Dr. Heil in
einer Flugſchrift um Einſendung von volksmediziniſchem Material. Unſer
Heimatpflegekurs mit Herrn Profeſſor Günther=Freiburg
ſoll wegen des großen Zuſpruchs, den er fand, an drei Tagen wiederholt
werden. Schriftſteller Hans Reyhing, der ſchwäbiſche Heimatmann,
hielt in unſerem Auftrage gelegentlich ſeiner Wanderung durch Heſſen
Lichtbildervorträge über Land und Leute der Alb in Darmſtadt und
Butzbach. Einer ganz beſonderen Förderung bedürfen die Heimat=
muſeen
. Wirkkonnten zu unſerer Freude einige mit Geldmitteln
unterſtützen.
Pflege des Geſangs.
Der Tätigkeit der Geſangvereine wandten wir unſere volle Auf=
merkſamkeit
zu; denn ſie verdient nach unſerer Meinung eruſteſte Be=
achtung
. Der Zentralſtelle wurde daher ein Fachausſchuß für
Geſangvereinsweſen angegliedert, der paritätiſch aus Ver=
tretern
der Arbeitergeſangvereine und der Männergeſangvereine zu=
ſammengeſetzt
iſt. Ein mehrtägiger Dirigentenkurs hat, wie im
Jahre 1922, ſo auch diesmal zahlreichen Geſangsvereins=Dirigenten
und Lehrern zur Fortbildung gedient.
Staatsbürgerliche und wirtſchaftliche Bildung.
Ohne jede Inanſpruchnahme ſtaatlicher Mittel, lediglich mit Geldern,
die dem Leiter der Zentralſtelle geſpendet wurden, konnten wir im
latzten Geſchäftsjahr ein Werk durchführen, das wir ſchon lange ge=
plant
und wofür wir die berufenſten Mitarbeiter gefunden hatten.
Als wir danach zu einer Kulturpolitiſchen Woche auf=
riefen
, kamen die Anmeldungen aus allen Prooinzen Heſſens wieder= letzten Samstag die 1884er von hier und Harreshauſen
um ſehr zahlreich. Sie fand ſtatt vom 24. bis 27. September 1823.
Im Rahmen unſeres ſtaatsbürgerlichen Kursprogramms haben wir
dann am 28. und 29. Dezember 1923 im Sitzungsſaale des Landtags
einen Lehrgang über Politik, Wirtſchaft, Währung
und Steuern veranſtaltet.
das bewvies der überaus ſtarke Beſuch; denn wenn ſchon die wirtſchafts=
politiſche
Tagung nahezu 250 Teilnehmer hatte, ſo vereinigte die letzte
ſtaatspolitiſche Tagung am 23. und 24. Februar 1924 bereits
deutſchen Innenpolitik vertraut machen wollten.
Jugendpflege und Jugendbewegung,
Förderung von Turnen, Sport, Spiel und Wandern.
Der Jugendpflege und Jugendwohlfahrt war der von uns organi=
ſierte
Erſte heſſiſche Landesjugendtag gewidmet, wobei
Amtsgerichtsrat Neuroth über das Neue Jugendgerichtsgeſetz und
Regierungsrat Dr. Krebs über das Jugendwohlfahrtsgeſetz aus=
führlich
referierten. Eine Ausſtellung guter Bücher zeigte viel wert=
volles
auch an Bildern und Kunſtmappen.
Mit der gleichen warmen Anteilnahme, die wir der Jugendbewe= und Offenbach eine Bezirkstierſchau und eine landwirt=
allen
uns zu Gebote ſtehenden Mitteln zu fördern.
und Tat und verſchafften nach Möglichkeit der Jugend Näume in Schulen, gen, iöylliſchen Miltenberg. Alle Teilnehmer kehrten hochbefriedigt von
Volkshäuſern zunächſt noch ein ſchöner Traum. 20 Jugendherbergen
konnten wir mit wertvollen Steinzeichnungen bedenken.
Kino und Lichtbilb.
Unſere Abteilung Bildſtelle, die unter der Leitung von Stu=
bildungsorganiſationen
und Schulen in Heſſen 16 Steh= und Laufbild=
werfer
, 21 Projektionslampen, 2428 Lichtbilder verkauft, außerdem eine Treiben entwickelte. Herr Altbürgermeiſter Jakob begrüßte die zahl=
mann
=Karten und Photographien. An eigenen Beſtänden beſitzt die
bilder. Ein Beſtand von etwa 2000 Diapoſitiven aus dem Homann=
Nachlaß iſt infolge des Fehlens der notwendigen Arbeitskräfte noch nicht
in die Leihfammlung aufgenommen. Im Beſitz der Bildſtelle ſind ferner
noch fünf Filme und 95 Bücher.
Erwerbung des Homnnn=Nachlaſſes durch den heſſiſchen deswegen zum Ehrenmitgliede ernannt und ihm als Anerkennung ein
Staat getan. Dadurch kamen in unſeren Beſitz rund 5000 hervorragend Ehrendiplom überreicht. Auch dem auf dem Felde der Ehre ge=
gelungene
Negativplatten, der im März vorigen Jahres verſtorbenen fallenen früheren erſten Turnwart, Adam Büchler, ein überaus
Poſtkartenſerien und eine ganze Menge techniſches Material.
mit Filmen ſchloſſen wir im Herbſt vorigen Jahres mit der Deulig=
Film=A.=G. in Berlin einen Vertrag ab, wonach dieſe uns monatlich
weiterwandernde Wechſelſtöcke von Filmen und Lichtbildern zu
einem erheblich verbilligten Leihpreiſe zur Verfügung ſtellte.
In der zurzeit noch laufenden Spielzeit des Landestheaters haben
wir die Filmberatung für die Vorführungen im Kleinen
Haus übernommen. Dadurch wurden dieſe regelmäßiger veranſtaltet
und die Filmwahl bewußt in der Richtung des Lehr= und Kulturfilms
eingeſtellt. An anderer Stelle iſt bereits berichtet, daß Studienaſſeſſor Vorſtande, auch an dieſer Stelle der herzlichſte Dank geſagt.
Maurer in der Abſicht, in der Jugend die aktiven Kräfte beim Kampf
für den guten Film nicht einſchlafen zu laſſen, gelegentlich des heſſiſchen
bewegung ſprach.
Ausblick.

Wir ſind damit am Ende des Tätigkeitsberichtes der Zentralſtelle
zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege für das Geſchäfts=
jahr
1923/24 angelangt. Der Kundige, der ſich das oft trockene Material
der Angaben in die Sprache des Lebens zu übertragen weiß, wird er=
meſſen
können, welche Fülle von Kleinarbeit erforderlich war, um die
angeführten Leiſtungen und Ergebniſſe zu erzielen. Manchmal zeigte
ein eingeſchlagener Weg ſich als irrig, mit Zähigkeit wurde ein neuer
Anſatz geſucht. Anfeindung und Verkennung unſerer Arbeit, wirtſchaft=
liche
und fonſtige in der Zeitlage begründete Erſchwerungen wirkten
zeitweilig als drückende Laſt, und es war oft nicht leicht, Glauben, Ver=
trauen
und Arbeitsfreude zu bewahren. Aber über alles Kleinliche und
Allzumenſchliche, das wir erleben mußten, half uns die warme Teil=
nahme
und die werktätige Mithilfe ſiegen, die ſich überall im Lande zu
uns geſellte. Wir fanden Treue bei vielen, denen wir, treu unſerer
Arbeit, Treue gehalten hatten; das wurde uns zum Antrieb, mit vollem
Ernſt und tiefſtem Verantwortungsgefühl die Hand am Steuer zu
behalten.
Zu jenen Erſchwerungen, von denen ich ſprach, gehörten auch die
einſchneidenden Veränderungen, die die Abbaumaßnahmen am
Schluſſe des Berichtsjahres unſerem jungen Amte gebracht haben. Der
ſeitherige Aſſiſtent Hofrat Ottenheimer, ſowie die drei Schreib=
gehilfinnen
, Frau Schropp, Frl. Trautmann und Frl. Schmitt,
ſind aus dem Verband der Zentralſtelle ausgeſchieden. Es ſei ihnen auch
an dieſer Stelle für ihre wertvolle Mitarbeit herzlichſter Dank und
wärmſte Anerkennung ausgeſprochen.
Zum Schluſſe trete ich heute vor alle heſſiſchen Volksbildner und
Volkserzieher in Land und Stadt als ein Bittender: Glaube jeder von
Ihnen an das Fruchtbringende und Notwendige der Volksbildungs= und
Jugendpflegearbeit! Suche ſich jeder zu durchdringen mit der Würde,
herzhaften Einſtellung zu der Pflicht, die ihm zuwächſt!
Und damit ein herzliches Glück auf zu weiteren Taten! Ein An=
fang
iſt gemacht, Erfahrungen und Ergebniſſe liegen vor, die Unent=
behrlichkeit
unſerer Arbeit für Volk und Stant iſt nachgewieſen. Der
höchſte, ja der einzige Lohn für vollbrachte Leiſtungen kann nur darin
liegen, daß ſie uns Raum und Möglichkeiten für weiteres Schaffen geben.
Ein Ausruhen iſt nicht vergönnt; denn unſer Ziel überſteigt ſeinen
Natur nach alles Erreichbare. Es heißt nur ſich ihm gegenüber in be=
ſtändiger
Tätigkeit und Bewegung erhalten.
Dies iſt es, was wir im neuen Arbeitsjahr erwar=
ten
: Trotz aller Abbaumaßnahmen eine gedeihliche
Fortſetzung des Begonnenen und dielleicht eine
Zunahme des Verſtändniſſes für unſere Ziele und
Abſichten.
Heinrich Haſſinger.

Aus Heſſen.

Arheilgen, 21. Mai. Bei dem in Groß=Zimmern abgehaltenen
ſtenographiſchen Wettſchreiben konnte der Verein Arheil=
gen
mit einem Ehrenpreis in 260 Silben in der Minute die zweithöchſte
Leiſtung des Tages erzielen. Außerdem errang der Verein noch weitere
fünf Ehrenpreiſe ſechs erſte Preiſe acht zweite Preiſe und einen dritten
Preis. In Anbetracht deſſen, daß in dem verfloſſenen Winter die Ab=
haltung
von Unterrichtsſtunden ſozuſagen unmöglich war, iſt dieſer Er=
folg
hoch anzuſchlagen.
Ober=Ramſtadt, 22. Mai. Der Kaufmann Moſes Muhr von
hier wurde geſtern nachmittag gegen ½4 Uhr bei Pfungſtadt vom Zuge
überfahren. M. war ſofdrt tot.
* Groß=Zimmern, 20. Mai. 19. Bezirkstag Gabelsberger=
ſcher
Stenographen. In der Vertreterverſammlung, welche die
Tagung am Sonntag nachmittag eröffnete, wurde der geſchäftliche Teil
eine ſtarke Zunahme faſt aller Bezirksvereine an Mitgliederzahl und
die Gründung einiger neuer Vereine. Der Bezirksbeitrag für 1924
wurde auf 25 Pf. für jedes ſtenographiekundige Mitglied feſtgeſetzt. Der
Bezirksvorſtand wurde einſtimmig wiedergewählt. Als Vorort für den
nächſtjährigen Bezirkstag wurde Groß=Gerau beſtimmt. Abends fand
im Kaiſerſaal die Feier des 15jährigen Beſtehens des feſtgebenden Ver=
eins
ſtatt, wobei der Ehrenvorſitzende des Vereins, Fabrikant Michell=
Groß=Zimmern, der Bezirksvorſitzende Roth in Eberſtadt, der Verbands=
vertreter
Puſch=Mainz und namens der Gemeinde Groß=Zimmern
Bürgermeiſter Brücher Begrüßungsanſprachen hielten und die Kunſt der
Kurzſchrift einer ernſten Würdigung hinſichtlich ihrer Vedeutung und
Verbreitung unterzogen. Im übrigen wartete der Verein mit einem
reichhaltigen Programm auf, das glatt abgewickelt wurde und alle Gäſte
auf ihre Koſten kommen ließ. Das Bezirkswettſchreiben am Sonntag
ſtand unter der bewährten Leitung des Bezirks=Wettſchreibeobmanns,
Peter Heißt=Eberſtadt, deſſen muſtergültige Organiſation es trotz der
großen Zahl der mit Extrazügen eingetroffenen Wettſchreibteilnehmer
ermöglichte, am Abend das Ergebnis zu verkünden. Von 356 Teil=
nehmern
konnten 315 mit Preiſen ausgezeichnet werden. Es erhielten:
190 Teilnehmer 1. und davon 68 Ehrenpreiſe, 72 Teilnehmer 2., 41 Teil=
nehmer
3. Preiſe und 12 lobende Erwähnungen. Die Höchſtleiſtung
wurde von Telephon=Stenograph Karl Böhmann in der Abteilung 280
Silben erzielt. Er erhielt als Ehrenpreis ein wertvolles, von einer
Firma in Groß=Zimmern geſtiſtetes Gemälde. Ein Feſtball des Steno=
graphenvereins
Groß=Zimmern am Abend gab der Tagung den üblichen
Abſchluß.
r. Vabenhaufen, 20. Mai. Im ſchönen, mit friſchem, jungem Maien=
grün
geſchmückten Saale des Gaſthauſes Zum Deutſchen Hof feierten
gemeinſam ihren 40. Geburtstag. Aus nah und fern fanden ſich die ehe=
maligen
Schulkameraden mit ihren Angehörigen ein, um einige frohe
Stunden wieder miteinander zu verleben und alte Jugenderinnerungen
miteinander auszutauſchen. Muſikvorträge der Kapelle Lautz. An=
ſprachen
und Reden ernſten und heiteren Inhalts verſchönten die Feier,
die in der ſchönſten harmoniſchen Weiſe verlief und allen Teilnehmern
Wie ſehr dieſe Tagungen einem allgemeinen Bedürfnis entſprachen, noch lange Zeit in Erinnerung bleiben wird. Vergangenen Sonn=
tag
fand die Ueberreichung der Geſellenbriefe an zehn
Junggeſellen hier ſtatt, die alle mit der Note gut beſtanden hatten,
Nachdem der Vorſitzende des Prüfungsausſchuſſes, Herr Sattlermeiſter
gegen 300 Teilnehmer, die ſich eingehend mit den Grundproblemen der H. Jackel, auf die Bedeutung der Geſellenprüfung hingewieſen hatte,
übermittelte der Vorſitzende des Ortsgewerbevereins, Herr Gg. Krapp,
die Glückwünſche der Handwerkskammer, die am Erſcheinen verhindert
war, und des hieſigen Ortsgewerbevereins. Im Anſchluß an dieſe Feier
fand die Hauptverſammlung des Ortsgewerbevereins ſtatt, in der der
Vorſitzende einen Bericht über die Vereinstätigkeit, im abgelaufenen
Jahre gab. Die Jahresrechnung wurde nicht beanſtandet und die Er=
gänzungswahl
des Vorſtandes ergab die Wiedewwahl der ausſcheidenden
Vorſtandsmitglieder.
r. Babenhauſen, 2. Mai. Der Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß
für Starkenburg plant, im Herbſt dieſes Jahres für die Kreiſe Dieburg
gung entgegenbringen, ſuchten wir auch die Turn= Spiel= und ſchaftliche Ausſtellung hier abzuhalten. Diesbezügliche Ver=
Sportbeſtrebungen, das Wandern und die weyt= handlungen ſollen in nächſter Zeit mit dem Stadtvorſtand darüber ge=
vollen
Arbeiten der konfeſſionellen Verbände mit pflogen werden. Der hieſige katholiſche Kirchenchor machte
vergangenen Sonntag ſeinen erſten Sommerausflug nach Klingenberg,
Wir unterſtützen das Werk der Jugendherbergen mit Nat dem ſchön gelegenen Wallfahrtsort Engelsberg und dem altehrwürdi=
wo
ſie ihre Zuſammenkünfte abhalten kann. Leider bleibt der Bau von dem Geſehenen abends zurück und trennten ſich mit dem Wunſche, daß
ein zweiter Ausflug bald folgen möge.
* Birkenau, 20. Mai. Sommernachtsfeſt. Anläßlich der
Einweihung des vergrößerten und neu eingerichteten Turnpkatzes
auf dem Tannenbuckel veranſtaltete der hieſige Turnverein ein in allen
Teilen wohlgelungenes Sommernachtsfeſt. Bei einbrechender Dunkelheit
dienaſſeſſor Maurer ſtand, hatte im vergangenen Wirtſchaftsjahr bewegte ſich ein ſtattlicher Fackel= bzw. Lampionszug, die gutgeſchulte
ebenfalls reiche Arbeit. Durch ſie wurden an die verſchiedenſten Volks= Muſikkapelle Lieberknecht an der Spitze, durch die Straßen des Dorfes
nach dem beim Ort gelegenen Turnplatze, wo ſich alsbald ein munteres
größere Menge von Fachliteratur, von Apparatzubehörteilen, von Ho= reich erſchienenen Gäſte mit herzlichen Worten und entwarf emn Bild
über die Geſchichte des Turnplatzes, früher ein ſteiniges, unebenes Wald=
Bildſtelle zwei Bildwerfer, 6 Projektionslampen und rund 2900 Licht= gelände, jetzt durch den raſtloſen Fleiß der Turner zu einem herrlichen,
in luftiger Höhe gelegenen, prächtigen Turn= und Spielplatz umge=
ſchaffen
, ſowie über die Gründung, erfreuliche Entwickelung und rühri=
ges
Schaffen des Vereins, und ſein Dank dafür galt allen Mitgliedern.
In erſter Linie dankte aber der Redner dem unermüdlichen Mitgliede,
Herrn Ludwig Delſchläger, der ſchon wochenlang die nötigen
Einen bedeutenden Schritt vorwärts hat unſere Bildſtelle mit der Vorbereitungen zum Gelingen des ſchönen Feſtes getroffen. Er wurde
Photographien Suſanne Homann, rund 200 Diapoſitive, rund 20 000 rühriges Mitglied wurde in ehrender un dankbarer Weiſe gedacht. Nach
der mit großem Beifall aufgenommenen Anſprache kamen dann die tur=
Zur beſſeren Verſorgung der heſſiſchen Vereins= und Schulkinos neriſchen Vorführungen zu ihrem Rechte. Dieſe, ſowie die mit großer
Gewandtheit und Präziſion ausgeführten Vorführungen des Weinheimer
Turnvereins, die Aufſtellung großartiger Pyramiden, die Vorführung
gut eingeübter Damenriegen uſw. fanden den ungeteilten Beifall und
Dank der vielen Gäſte. Umrahmt war das Ganze von eingelegten
Muſikſtücken und den Liedervorträgen des Geſangvereins Eintracht,
Der inzwiſchen eingetretene klare und helle Mondſchein verfehlte nicht,
bezaubernd auf die herrliche Feſtveranſtaltung einzuwirken. Alles in
allem: Es waren einige vergnügte Abendſtunden, die uns der Turn=
verein
darbot, und dafür ſei ihm, und beſonders auch dem verehrlichen
* Aus dem Weſchnitztal, 20. Mai. Honigtracht. Unſere
Bienenväter machen nun wieder freundlichere Geſichter: Seit acht
Landesjugendtages im Kleinen Haus über Filmſchund und Jugend= Tagen ſind die fleißigen Bienen damit beſchäftigt, von reichgedecktem
Tiſche den ſüßen Nektar zu ſammeln und in den Zellen aufzuſpeichern.
Wenn das günſtige Wetter noch einige Tage anhält, werden die Honig=
ſchleudermaſchinen
allenthalben in Tätigkeit treten. Die Korbvölker
haben bereits Schwärme abgeworfen.
* Hirſchhorn, 20. Mai. Die Perſonendampfſchiffahrt
auf dem Neckar ſoll im kommenden Sommer wieder aufgenommen wer=
den
. Die Schiffe werden von Himmelfahrt ab vorerſt an den Sonn= und
Feiertagen und vom 19. Juni ab auch an den Donnerstagen zwiſchen
Heilbronn und Heidelberg verkehren.
Wolfskehlen (Ried), 20. Mai. Die Pferderäude iſt in unſe=
rem
Dorfe erloſchen. Die Sperrmaßnahmen konnten infolgedeſſen auf=
gehoben
werden.
+ Groß=Gerau, 20. Mai. Bannerwzihe. Der hieſige kath.
Jungmänner=Verein begeht am kommenden Sonntag in wür=
diger
Weiſe ſeine Bannerweihe. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung
ſteht nach gemeinſamer Generalkommunion der Jungmänner ein Feſt=
gottesdienſt
.
+ Naunheim a. M., 20. Mai. Gefallenen=Denkmal. An
Pfingſten ſoll hier auf dem Friedhof ein Denkmal für die im Weltkrieg
Gefallenen enthüllt werden.
Nidda, 21. Mai. Die Geſangsabteilung des Zweigvereins Darm=
ſtadt
des Vogelsberger Höhen=Klubs traf auf ihrem Aus=
flug
nach Oberheſſen in unſerer Stadt ein, zur großen Freude der
Niddger V. H. C.=er, die ſie bei ſich beherbergten. Der Niddaer Zweig=
verein
hatte es ſich nicht nehmen laſſen, zu Ehren ſeiner Gäſte einen
Familienabend zu veranſtalten, und die Beteiligung daran war ſo ſtark,
daß der große Saal des Gambrinus bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Der Abend war durch ein äußerſt abwechſelungsreiches Programm aus=
gefüllt
. Bald konnte man ſagen: Was blaſen die Trompeten bald
hieß es: Und es ſang ein Chor von Männern‟. Die Niddaer V. H.C=
Kapelle und die Darmſtädter Chöre wetteiferten darin, ihr Schönſtes und
Vortrefflichſtes darzubieten. Für den heiteren Teil ſorgten die Darm=
ſtädter
durch verſchiedene Vorträge und Vorſtellungen, wie Nacht=
wächter
und Liebe‟. Die Pantoffelritter und allen voran der uner=
müdliche
, Herr Kreutzer mit ſeinem unnachahmlichen Jeſchke‟.

Du kriegſt die Motten
nicht los, wenn nicht deren Brut bereits abgetötet wird. Dies geſchieht
nicht durch Naphthalin oderähnliche ſtark riechende Materialien, ſondern
nur durch
Dr. Weinreichs Mottenaether.
Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Aufklärende Schriften durch
Pbarmakon A.=G., Frankfurt a. M.
(I.4495

[ ][  ][ ]

Heute wurde uns ein geſunder,
kräftiger Junge geboren. In dankbarer
Freude
Zahnarzt Wilh. Heinemann
und Frau Minnie, geb. Keller.
Darmſtadt, Nieder=Olm, 19. Mai 4924.
Gaſtellſches Hoſpiz. Mombach.
(*14880

Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwartet verſchied heute
unſer lieber Vater, Bruder, Schwager,
Onkel und Neffe
Herr
Friedrich Heeb
Metzgermeiſter
im faſt vollendeten 49. Lebensjahre.
Um ſtilles Beileid bitten
Die trauernden Hinierbliebenen:
J. A.:
Karl Heeb, Weißbindermeiſter.
Darmſtadt, den 10. Mai 1924.
6709

Die Trauerfeier,welche der Einäſcherung voraufgeht,
findet Donnerstag, den 22. d8. Mts., 4 Uhr nach=
mittags
, in der Kapelle des alten Friedhofs ſtatt.

Die Beerdigung findet am 22. Maſ, vormittags 11 Uhr,
von der Leſchenhalle des iſrael. Friedhofes aus ſiatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten. 6682

Bankbeamter
20 J. alt, erfahr. in ſämtlichen Sparten
des Betriebes, zuletzt erſter Effekten=
kaſſierer
größerer Privatbank, in un=
gekündigter
Stellung, ſucht geeigneten
Poſten in Bank, Handel od. Induſtrie
Ang. u. M 112 a. d. Geſchäftsſt. (*14956

Mit Atz putzt es sich famos:
Der Ata.cngel-seht doch bloß!-
Will es sogar dazu benukzen
DemMand die Naſe bilank zu pitzen!
Sa paitzt u reinigt großartig!

Sofort zur Aushilfe
tücht. Mädchen, das
kochen kann, geſucht.
Hoher Lohn. (*14863
Weyprechtſtraße 3

encht. Schneiderin

für Herren=Wäſche u.
Kindergarderobe geſ.
Heidenreichſtr. 37, II.

Mädchen
für alle Hausarbeit
geſ. Frau Dohmen,
Ludwigſtr. 10,I.

Statt beſonderer Anzeige.
Heute abend 11½ Uhr verſchied nach
kurzem, ſchwerem, mit rührender Geduld
ertragenem Leiden mein unvergeßlicher,
guter, ſelbſtloſer Vater, der zärtlich liebende
Großvater ſeines einzigen Enkels, unſer
lieber Schwiegervater, Stiefſohn, Bruder,
Schwager, Onkel und Vetter
Herr
Rudolf Wiener
Geſchäftsführer
im Alter von 62 Jahren.
Bis zuletzt noch war er um das Wohl
der Seinen beſorgt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Schmitt, geb. Wiener
Peter Schmitt
Rudolf Schmitt, als Enkel.
Köln=Braunsfeld,Wiethaſeſtr. 44, Darmſtadt,
Weilburg a. d. L., Berlin, Frankfurt a. M.,
Worms Hamburg, Schwenningen,
den 18. Mai 1924. 6710
Der liebe Verſtorbene wird nach Darmſtadt über=
führt
, woſelbſt die Beiſetzung auf dem Familien=
grab
am Freitag, den 23. Mai 1924, nachmittags
3 Uhr, von der Kapelle des Friedhofes, Nieder=
Ramſtädterſtraße aus, ſtattfindet.

Todes=Anzeige.
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ſohn
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Herr Muſex Magt
wurde uns heute durch Unglücksfall plötzlich
(6722
entriſſen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Johanna Muhr
geb. Weil.
Ober=Ramſtadt, 21. Mai 1924.
Die Beerdigung findet Freitag, den 23. Mai 1924,
nachm. 1 Uhr, auf dem iſraelit. Friedhof in Dieburg ſtatt.

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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 22. Mai 1924.

Nummer 142.

Sonderbericht des Darmſtädter Tagblatts.
London, im Mai 1924.
Unter dem Schlagwort der europäiſchen Verſtändigung wur=
den
in ganz England, Schottland und Wales etwa 35 Verſamm=
lungen
abgehalten. Friedensfreunde aus Deutſchland, Frankreich,
Dänemark und der Schweiz ſprachen zu dem britiſchen Publi=
kum
von der Not und Angſt ihrer Völker, ſowie von deren Sehn=
ſucht
nach Frieden. Meiſtens erſchien auf den Verſammlungen
ein Deutſcher und ein Franzoſe auf der gleichen Rednerbühne,
wodurch das Zuſammenwirken der Pazifiſten beider Länder an=
ſchaulich
dargeſtellt wurde.
Dieſe internationale Zeit wurde von den meiſten pazifiſti=
ſchen
Verbänden Großbritanniens unterſtützt. Der engliſche Ver=
ſöhnungsbund
hatte es übernommen, die Zuſammenkünfte zu
organiſieren und die Redner herüberzubringen.
Der Nationalökonom Dr. R. Kuczynski aus Berlin, Heraus=
geber
der Deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftskorreſpondenz, erklärte
ſeinen Plan von einer gerechten Löſung der Reparationsfrage.
Dr. F. Siegmund Schultze, Leiter des Deutſchen Verſöhnungs=
bundes
, berichtete von der tiefen Not des deutſchen Volkes und
befürwortete die Gründung einer kriegsfreien chriſtlichen Inter=
nationale
. Aus Frankreich war M. d’Eſtournelles de Conſtant
gekommen, der Sohn des bekannten Senators. Er brachte Grüße
von ſeinem Vater, befürwortete die Stärkung der Entente Cor=
diale
zwiſchen Frankreich und England für die Sicherung des
Friedens. Er ſprach von der in Frankreich herrſchenden Furcht
und den Gefühlen der Unſicherheit und machte es klar, daß dem
franzöſiſchen Volke an der Sicherheit mehr liege als an den Re=
parationen
. Graf F. Gouttenoiſe de Toury, der die Ruhrbeſetzung
ganz entſchieden verurteilt, ſprach von der Sünde des Verſailler
Friedensvertrages und forderte dringend die Reviſion desſelben.
Paſteur V. H. Guiton aus Paris vertrat den Standpunkt eines
chriftlichen Pazifiſten und forderte die Kirchen auf, ſich ernſtlich
mit der Frage zu beſchäftigen, ob der Krieg überhaupt vom chriſt=
lichen
Standpunkte aus zu rechtfertigen ſei. Dr. Pierre de Céré=
ſole
aus der Schweiz ſprach von dem Plane, einen internationalen
Dienſt für diejenigen zu gründen, die aus Gewiſſensgründen den
Militärdienſt verweigern. Im Namen der kontinentalen Frie=
densfreunde
ſprach er den engliſchen Kriegsdienſtverweigerern,
die während des Krieges in England ſchwer zu leiden hatten,
einen herzlichen Dank aus. Herr und Frau Svelmöe=Thomſen
erzählten von den Friedensbewegungen der ſkandinaviſchen Län=
der
, ſowie von dem Leben und Wirken der Mathilde Wrede in
Finnland. Mehrere der Verſammlungen waren ſehr groß, wie
die in Birmingham, wo 3000 Menſchen den beiden Rednern Dr.
Kuczynski und M. de Toury lauſchten, die im Verein mit den
Vertretern aller politiſchen Parteien in England redeten. Zwei
Beſchlüſſe dieſer impoſanten Verſammlung verlangten, daß das
Problem der europäiſchen Verſtändigung einer internationalen
Konferenz überwieſen werden ſollte, an der ſowohl Amerika wie
Deutſchland und Rußland teilnehmen müßten, ferner, daß Eng=
land
als ein Beweis des Wohlwollens gegen Frankreich
gewiſſe Gebiete abtreten und andere Opfer bringen ſollte.
Man hatte Sorge getragen, daß dieſe Friedenspropaganda
in ganz Britannien durch die Zeitungen bekannt gemacht wurde,
und über mehrere Verſammlungen wurde in wichtigen Tages=
zeitungen
wie The Mancheſter Guardian eingehend berichtet.
In Frankreich erſchienen mehrere Artikel von einem der fran=
zöſiſchen
Redner in radikalen und ſozialiſtiſchen Blättern, in
denen von dem Friedenswillen unter dem Volke Englands be=
richtet
wurde und die Reden Gouttenoires de Toury und Dr.
Kuczynskis erſchienen in der Deutſch=franzöſiſchen Wirtſchafts=
korreſpondenz
nebſt einem Bericht über die Verſammlung in Bir=
mingham
. Ueberall, wo dieſe Verſammlungen ſtattfanden, ſprach
man ſich ſehr anerkennend über dieſe Methode aus, das inter=
nationale
Wohlwollen zu fördern, und man ſcheint allgemein der
Anſicht zu ſein, daß ſolche Verſuche wiederholt werden ſollten.
Friedrich Wilhelm Fuchs.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver=
anwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 5 24 Abſ. 2 des preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Wäre es nicht möglich, die Hundeſperre in der heißen Jahreszeit
etwas zu erleichtern? In Schweinfurt, Aſchaffenburg, Pforzheim, wo
genau wie hier (Kreis Dieburg) kein Fall von Tollwut vorgekommen,
iſt die Sperre erleichtert, ſo daß Hunde mit Maulkorh frei laufen dürfen
und nur Hunde ohne Maulkorb an der Leine zu führen ſind. Was für
Qualen die armen Tiere an warmen Tagen erleiden, erlebte ich am
14. und 15. Mai 1924, bei meinem eigenen Hund. Es waren richtige
Sommertage, 20 und 22 Grad Celſius im Schatten. Ich führe meinen
Hund, ein großes kräftiges Tier (deutſcher Schäferhund) tagtäglich mit
Maulkorb an der Leine. An ein Maulaufmachen und Luſtſchnappen iſt
bei der Einſchnürung des Kopfes durch den Maulkorb gar nicht zu den=
ken
. Auf einmal gings nicht mehr; das Tier legte ſich auf die Straße
und konnte nicht mehr weiter. Mit Grauen denke ich an den kommenden
Sommer. Und leider iſt es Tatſache, daß die gutmütigſten Tiere durch
dieſe ſtrengen Maßnahmen ſchon böſe Hunde geworden ſind. Vielleicht
ginge es doch mit einer Erleichterung.
Ein Hundefreund.
Höfl. Anfrage an die Stadtverwaltung.
Seit einigen Tagen wird jeden Abend am Steinplatz, hinterm
Schlachthof, nach Eintritt der Dunkelheit ſcharf geſchoſſen; geſtern abend
ſind wieder zwei Schuß gefallen. Iſt der Stadtgemeinde dieſer neue
Schießſtand bekannt? Dürfte es da nicht angebracht ſein, die Polizei
würde ihr Augenmerk etwas mehr auf dieſen Platz richten?

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Reich und Ausland.
600jähriges Jubiläum der Stadt Hildburghauſen.
Hildburghauſen. Rüſtig ſchreiten die Vorbereitungen fort,
die für die Tage vom 12. bis 21. Juli getroffen werden, um die Feier
des 600jährigen Stadtjubiläums würdig und ſtilvoll zu begehen. Dabei
ſind aber auch, wie das jetzt vorliegende Programm zeigt, die wirtſchaft=
lichen
, kulturellen und ſonſt nützlichen Belange nicht außer Acht gelaſſen
worden. Nach der Feſtordnung werden am Sonnabend, 12. Juli, die
Stadtbücherei und das Heimatmuſeum mit Nebenausſtellungen (fränkiſche
Kunſt, Keramik, Kupferſtecherei, Hildburghäuſer Münzen u. a. m.) er=
öffnet
. Am Nachmittag des gleichen Tages ſetzt der Empfang der offiziell
geladenen Gäſte ein. Um 7 Uhr abends wird ein Feſtſpiel im Stadtthea=
ter
geboten, ſodann ein zwangloſes Beiſammenſein der Feſtbeteiligten in
verſchiedenen Lokalitäten. Um 9 Uhr abends ſoll ſich ein Zapfenſtreich
durch die Straßen der Stadt bewegen. Der Sonntag (13. Juli) wird mit
einem großen Wecken eingeleitet. Um 9½ Uhr findet der Feſtgottesdienſt
bei guter Witterung im Irrgarten ſtatt. Es folgt im Anſchluß der Er=
öffnungsfeier
des Stadtjubiläums auf dem Marktplatz und dann ein
Marktkonzert. Der große hiſtoriſche Feſtzug iſt für die Nachmittagsſtun=
den
vorgeſehen. Am Abend findet eine Wiederholung des Feſtſpiels im
Theater ſtatt, ſowie Feſttagungen im Kaiſerſaal und im Schützenhof. Der
Dienstag (15. Juli) iſt den Veranſtaltungen von Jugendſpielen und
Sportfeſten gewidmet. Der darauffolgende Mittwoch einer dritten Wie=
derholung
des Jubiläumsfeſtſpieles. Der Donnerstag (17. Juli) ſoll ein
großes Marktfeſt mit Konzertmuſik bringen. Am Freitag, den 18. Juli,
wird die Gewerbe= und Induſtrieausſtellung eröffnet, die bis einſchießlich
28. Juli dauern ſoll. Die landwirtſchaftliche Ausſtellung, die am Sonn=
abend
, den 19. Juli, eröffnet wird, wird nur drei Tage dauern. Sie wird
unter anderen Veranſtaltungen auch ein Pferderennen bringen. Der letzte
Feſtſonntag, iſt im allgemeinen einem würdigen Abſchluß der eigentlichen
Feierlichkeiten gewidmet. Gelegentlich eines Feldgottesdienſtes auf dem
Kriegerehrenfriedhof, wird daſelbſt die Grundſteinlegung für ein Ehren=
mal
zum Gedächtnis der im Weltkriege gefallenen Hildburghäuſer vorge=
nommen
werden. Nachmittags vollzieht ſich das in einem großzügigen
Rahmen gedachte Heimat= und Trachtenfeſt und abends iſt eine aber=
malige
Wiederholung des Feſtſpiels vorgeſehen. Zur Nachfeier gibt es
am Montag, den 21. Juli, eine Viehausſtellung mit Prämierungen und
abends Schlußfeierlichkeiten in einigen Sälen. Schon jetzt deuten alle
Anzeichen darauf hin, daß der Fremdenzuzug während der Jubiläumsfeſt=
uoche
ein äußerſt reger zu werden verſpricht, ſo daß es ſicherlich viele
Gäſte unterzubringen gilt und die Feſtleitung überreich mit Vorberei=
tungsarbeiten
beladen iſt. Mag der Wettergott durch ein recht freund=
liches
Geſicht die großen Mühen lohnen.
Wieder ein deutſcher Beamter in franzöſiſchem Zuchthaus.
Düſſeldorf. Am 30. September 1923 wurde der Polizeihaupt=
mann
Pohl von einem franzöſiſchen Kriegsgericht in dem bekannten
Düſſeldorfer Schupoprozeß zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er
in Ausübung ſeines ſchwierigen Dienſtes als Organ einer rechtmäßigen
Negierung bei der Separatiſtenbewegung in Düſſeldorf auf deutſche
Rebellen ſchießen ließ. Er verbüßte ſeine Strafe im franzöſiſchen Ge=
fängnis
in Düſſeldorf, und ſeine Angehörigen lebten in der Hoffnung,
daß wenigſtens für ihn die ſo oft von unſerer Regierung vorgebrachte
Amneſtie baldigſt wirkſam würde. Jetzt wird bekannt, daß Polizeihaupt=
mann
Pohl ganz plötzlich am 13. Mai ohne irgendwelche vorangegan=
gene
Benachrichtigung zugleich mit fünf franzöſiſchen gemeinen Ver=
brechern
in das Zuchthaus nach Nancy gebracht worden iſt. Ein zuver=
läſſiger
Augenzeuge berichtet hierzu, daß Pohl durch Handſchellen mit
einem franzöſiſchen Verbrecher, der wegen Sittlichkeitsverbrechens zu
ſchwerer Zuchthausſtrafe verurteilt worden iſt zuſammengefeſſelt ab=
transportiert
worden iſt. Den Eltern war keine Gelegenheit gegeben,
vor dem Abtransport noch einmal ihren Sohn zu ſehen.
Vier Kinder beim Baden ertrunken.
St. Blaſien. Beim Baden im Mühlbach ſind am Sonntag vier
Schulkinder ertrunken. Die Leichen konnten geborgen werden.
Folgenſchweres Autounglück.
In dem Oberharzort Zorge trug ſich am Sonntag abend ein furcht=
bares
Automobilunglück zu. Einem mit 25 Perſonen beſetzten Laſtauto,
das von Braunlage nach Braunſchweig zurückehren wollte, verſagte
beim Ausweichen in Zorge die Bremſe. Der Wagen durchſchlug in
voller Fahrt eine drei Meter hohe Mauer und ſtürzte in die Zorge.
Sämtliche Inſaſſen wurden ſehr ſchwer verletzt, eine Perſon war ſofort
tot. Der Führer rettete ſich im letzten Augenblick durch Abſpringen.
Große Heringsſchwärme in der Oftſee.
In der Oſtſee an der Holſteiniſchen und Mecklenburgi=
ſchen
Küſte ſind große Heringsſchwärme aufgetreten. In der Fiſch=
länder
Bucht, öſtlich von Warnemünde, zogen die Fiſcher nachts 200 Ztr.
Heringe an den Strand. Der Abſatz der großen Fiſchmengen ſtößt auf
Schwierigkeiten. Die Heringe werden größtenteils als Schweinefutter
verwendet, da es zur Konſervierung an Hilfsmitteln und Vorbereitungen
fehlt. Dieſe von T.U. verbreitete Nachricht klingt ſo unglaublich, daß
die Behörden ſich mit ihr beſchäftigen ſollten. Von Zeit zu Zeit wird
die Bevölkerung immer wieder aufgefordert, ſich doch ja der nahrhaften
Seefiſche zu bedienen, und wenn ſie da ſind, dann ſoll es an Hilfsmitteln
und Vorbereitungen fehlen, ſo daß die nahrhaften Seefiſche Schweinen
zum Fraß hingeworfen werden.
Ein Dampfer mit 46 Mann untergegangen.
Paris. Nach einer Havasmeldung aus Saut=Saint=Maris ( On=
tario
) iſt der Dampfer Orinoco auf dem Ontgrieſee untergegangen.
46 Mann der Beſatzung ſind ertrunken.
Vulkanausbruch auf Hawaf.
Paris. Aus Neu=York traf geſtern abend die Meldung ein von
einem verheerenden Ausbruch des Kiloana, des großen Vulkans auf den
Hawai=Inſeln. Die Meldung beſagt, daß der Ausbruch ſehr ernſt ſei.
Es werden bereits Tote und Verwundete gemeldet. Die Eingeborenen
flüchten aus den Dörfern nach dem Meere.
Exploſion auf einem franzöſiſchen Dampferkreuzer.
Paris. Nach einer Meldung aus Tonlon hat ſich geſtern nach=
mittag
um 5 Uhr auf dem franzöſiſchen Dampferkreuzer Patrie wäh=
rend
der Schießübungen eine ſchwere Exploſion ereignet. 13 Mann der
Beſatzung ſind verletzt, mehrere haben ſogar ſehr ſchwere Verletzungen
davongetragen. Einzelheiten fehlen noch.
Der Weltflug.
London. Der Times wird aus Tokio gemeldet, daß die ame=
rikaniſchen
Flieger, die glücklich Hiſtokapu auf der Inſel Mſtorofo er=
reichten
, wegen dichten Nebels ihre Abfahrt nach Ominto aufſchieben
mußten.
Aus Kalkutta wird gemeldet, daß der Kommandant Me. Laren und
ſeine beiden Gefährten vorgeſtern ihren neuen Motor aus Bombah er=
hielten
. Während des geſtrigen Tages beſchäftigten ſie ſich damit, ihn
in ihren Aparat einzubauen. Sie teilten mit, daß ſie heute früh beim
Morgengrauen nach Ramgoon aufſteigen werden.

onnefeldtsiet
Hiederlagen In ailen Stadtteil

Das Gepäck des abeſſiniſchen Regenten.
Seine Hoheit Nas Taffari, der Regent von Abeſſinien, der eine Be= in Frankreich, England und Italien im Auftrage der Kaiſerim
Zauditu unternimmt, wird ſeinen Einzug an den europäiſchen Höſem
mit gru ßartigem Prunk halten. Er wird von einem Gefolge ven 30
abeſſiniſchen Fürſten begleitet, von denen vier den Titel Ras oder Prins
führen und über große Provinzen des weiten Neiches herrſchen. Unter=
den
großen Maſſen Gepäck, die dieſer exotiſche Machthaber mit ſich führt,
befinden ſich viele merkwürdige Dinge, die zu Geſchenken beſtimmt ſind.
Außer großen Mengen Gold und Elfenbein bringt er ſechs Löwem
mit, von denen je zwei als kleine Aufmerkſamkeit für den Präſidentem
Millerand und für die Könige von England und Italien beſtimmt ſind.
Auch ein Dutzend wundervoller Zebras befindet ſich unter ſeimem
Gaben, und auch dieſe werden zu gleichen Teilen nach London, Nom
und Paris geſpendet werden.
* Ein neuentdeckter Turm von Babel.
Bei den Ausgrabungen, die die Expedition des Londoner Britiſchem
Muſeums zuſammen mit der der Univerſität von Pennſylvania auf der=
Stätte der alten Chaldäerſtadt Ur veranſtaltet hat, war die ſchwierigſte
Aufgabe, den großen Terraſſenturm oder Ziggurat freizulegen.
Bevor die Arbeit begonnen wurde, war dieſer Turm, deſſen gewaltigem
Ausmaße der bibliſchen Erzählung vom Turmbau zu Babel am nächſtem
kommen, nur ein großer Trümmerhaufen mit ſteil abfallenden Hängen,
der ſich von den anderen Trümmerhaufen durch nichts als durch ſeine
Höhe unterſchied. Heute ragt ein mächtiger Ziegelbau in den Himmel,
deſſen Größe und vortreffliche Erhaltung ihn zu dem großartig=
ſten
Monument des Altertums in Meſopotamien
macht. Auf einer künſtlich aufgeführten Terraſſe, die ſich hoch über der
Ebene, in der die Stadt liegt, erhebt, ſteht ein rechteckiges Bauwerk vom
195 Fuß Länge, 150 Fuß Breite und 60 Fuß Höhe. Der ganze Bau iſe
in einem Mauerwerk aufgeführt, das für die Ewigkeit berechnet zu ſeim
ſcheint. Die Maſſe der unteren Terraſſe mit ihrem dreifachen Treppen=
weg
wurde von Ur=Engur erbaut, der um 2350 v. Chr. Könia von U
war. Die gewaltige Anlage des Ganzen ſowie die mächtige Würde der
Formen iſt vohl einem König angemeſſen, der hier eine neue Dynaſtie
begründete. Der obere Teil des Baues, ſoweit er erhaltea iſt, ſtammt
aus der Zeit des letzten Königs von Vabylon Nabonidus, der etwa um
535 v. Chr. die Wiederherſtellung des alten Turmes in die Hand nahm.
Die Ziegel weiſen Stempel mit ſeinem Namen auf und unter dem
Trümmern hat man Tonzylinder mit Inſchriften gefunden, auf denen
die Geſchichte des Baues und das fromme Werk der Wiederherſtellung
erzählt wird. Wenn man die ungeheure Maſſe dieſes 4000 Jahre
alten Denkmals betrachtet und an die Arbeit denkt, die das Auftürmen
dieſer Ziegelmaſſen erforderte, heißt es in dem Vericht der Times, dann
wird man unwillkürlich an den Turmbau von Babel erinnert, und man
fragt ſich, warum Menſchen jemals ſolch eine ungeheure Leiſtung unter=
nommen
haben und warum jede bedeutendere Stadt Meſopotamiens
ſeinen Ziggurat hatte. Die Antwort iſt einfach. Die Summeria, die
Erbauer dieſer Türme, waren keine Eingeborenen des Landes, ſonder
ſie hatten es erobert, und ihre urſprüngliche Heimat lag in dem Ge=
birgsland
des Nordoſtens. Dort hatten ſie ſich, wie alle Bergvölker,
daran gewöhnt, ihre Götter auf hohen Oertern zu verehren und
Altäre auf jeder größeren Erhebung aufzuſtellen. Als ſie nun in die
flachen Ebenen des Euphrattales kamen, fanden ſie hier keine Ge=
legenheit
, ſich den in der Höhe wohnenden Göttern ſo zu nähern, wie
ſie es wünſchten und gewohnt waren, und deshalb bauten ſie ſich ſelbſe
Türme, deren Spitzen bis in den Himmel reichen ſollten‟. Auf der Höhe
dieſer von künſtlichen Terraſſen emporſtrebenden Türme fühlten ſie ſich
erſt ihren Göttern nahe.
* Das Teſtament der Ex=Diebin.
Sophie Lyons, die eine bekannte Verbrecherin war, ſich dann be=
kehrte
und eine Philanthropin wurde, iſt in Neuyork im Alter von 76
Jahren geſtorben. Sie erregte großes Aufſehen durch eine Schrift
Warum Verbrechen ſich nicht bezahlt macht, in der ſie alle ihre Uebel=
taten
, Abenteuer und Gefängniserlebniſſe erzählte. Sie hat wirklich be=
wieſen
, daß ſich ein rechtſchaffenes Leben beſſer bezahlt macht, als ein
verbrecheriſches, denn ſie hinterließ ein Vermögen von 350 000 Dollar
und eine große Menge koſtbarer, Schmuckſachen. Dieſe Schnuckſachen
ſtammen noch z. T. aus der Zeit, als ſie eine gefeierte Schönheit der Ver=
brecherkreife
war. In ihrem Teſtament hat ſie den größten Teil ihres
Vermögens einem von ihr gegründeten Kinderheim hinterlaſſen, in dem
nur Kinder Aufnahme finden, von denen eines der Eltern oder beide im
Gefängnis ſind. Andere letztwillige Beſtimmungen zeigen, daß ſie auch
in ihrem ſpäteren Leben die einſtigen Genoſſen der Unterwelt nicht
vergeſſen. So vermachte ſie einem berüchtigten Verbrecher Jeſſe Po=
meroh
, der bereits 50 Jahre ſeiner lebenslänglichen Zuchthausſtrafe in
Zuchthaus von Charlestovn verbüßt hat, 800 Dollar. Dem Beſſerungs=
haus
von Detroit beſtimmt ſie ein ſchönes Klavier, das für den Pr=
von
1000 Dollar gekauft werden ſoll. 150 Dollar jährlich ſind ausgeſetzt,
um den Kranken und den zum Tode Verurteilten in dem Neuyorker
Sing=Sing=Gefängnis Erleichterungen zu verſchaffen.
Geſchäftliches.
Die große Ueberlegenheit des Dunlop=Cordreifen, bedingt durch
ſeine techniſche Vollkommenheit, hat ſich erſt jüngſt wieder gezeigt, indem
Herr Ing. Karl Kappler auf dem am 18. Mai ds. Js. ſtattgehabten
Herkules=Bergvennen gegen ſchärfſte Konkurvenz den Wanderpreis für
Rennwagen errang und außerdem noch die Nekordzeit des Tages gegen=
über
ſämtlichen Teilnehmern aufſtellte.

Schäfer Aſt’s Heilverfahren
wird wie ſeit Jahrzehnten nur in Radbruch bei Lüneburg von
ſeinen Sühnen A. und O. Aſt ausgeübt. Alle ähnlichen Methoden
ſind Nachahmungen. Bei brieflichen Anfragen Einſendung einiger
Nackenhaare erforderlich.
(UV,6716

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 23. Mai:
Heiter bis wolkig, wenig veränderte Tempevaturen, Nachlaſſen der
Gewitterneigung.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr
(C 21, 9): Der Liebestrank. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr Ende
9½ Uhr (Zuſatzmiete 1 10): Die heimliche Ehe‟. Orpheum:
Heute geſchloſſen. Sportplatz=Reſtaurant, abends
8 Uhr: Abendkonzert. Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaſt: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 12 Seiten

Sieger

auf

Herkules-Bergrennen
18. Mai 1924

Kappler a Mertedes
eFringt gegen schärfste Konkurrenz Wanderpreis
für Rennwagen mit Relordkelt gegen sämtliche Teilnehmer!
Die Weltmarke bürgt für Qualität!

(T,6696

[ ][  ][ ]

Nummer 142.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Mai 1924.

Seite 9.

Sport, Spiel und Turnen.

Deutſcher Spieſplatzwerbetag.
e- Am Sonntag, den 25. Mai 1924, findet auf Veranlaſſung des
Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen im ganzen Reiche der
deutſche Spielplatzwerbetag ſtatt. An dieſem Tage ſollen ſich
alle Turn= und Sportvereine zu einer Maſſenkundgebung zuſammen=
finden
. Alle Freunde der Sache, Rlle Schulen, kurze Alle, die Spielplätze,
Uebungsſtätten jeder Art benötigen, oder ihre Notwendigkeit für die
deutſche Zukunſt erkennen, ſollen mitmachen. Der deutſche Spielplatz=
werbetag
ſoll die Oeffentlichkeit aufrühren, alles, was Leibesübung trei=
bende
Gemeinſchaften an Wünſchen und Forderungen für ihre Sache auf
dem Herzen tragen, ſoll in einer Maſſenkundgebung Gemeinden=, Staats=
und Reichsbehörden unterbreitet werden. Jene ſollen ſich davon über=
zeugen
, welcher Volkswille hinter einer Bewegung ſteckt, die nicht achtlos
beiſeite geſchoben werden kann. Zum vierten Mal wird am kommenden
Sonntag in ganz Deutſchland ein großer einmütiger Werbetag für den
Gedanken und den Urſprung des deutſchen Reichsſpielblatzgeſetzes abge=
halten
werden. Die Leitung und Durchführung in den einzelnen Städten
liegt in den Händen aller dem Reichsausſchuß angeſchloſſenen Verbände,
die für die gemeinſame Sache der Spielplätze und Uebungsſtätten werben
ſollen. Der Deutſche Fußballbund hat für dieſen Tag ſeinen Unterver=
bänden
einheitliche Richtlinien für die Durchführung der Kundgebung zu=
gehen
laſſen. Für Darmſtadt und Umgebung hat der Süddeutſche Fuß=
ballverband
dem Gau Bergſtraße (Sitz Darmſtadt) nähere Anweiſungen
für die Durchführung des Spielplatzwerbetages erteilt, ſodaß alle dieſem
Gau angeſchloſſenen Sportvereine ſich ohne Ausnahme beteiligen werden.
Auf die einzelnen Veranſtaltungen werden wir noch beſonders zurück=
kommen
.
Turnen.
Frauen=Wett= und Werbeturnen.
Am Samstag und Sonntag, den 17. und 18. d. Mts., hielt der
5. Bezirk des Main=Rhein=Gaues Deutſcher Turnerſchaft in Reichenbach
verbunden mit dem 30jährigen Jubelfeſt des dortigen Turnvereins, ſein
erſtes Frauen=Wett= und Werbeturnen ab. Das außerordentlich gaſt=
freundliche
Reichenbach nahm die auswärtigen Turnſchweſtern und Tur=
ner
in großer Herzlichkeit auf und beherbergte und verköſtigte dieſelben
ganz borzüglich. Die Feſtvorbereitung für den Samstag lag in Händen
des Turnvereins Reichenbach und der Feſtkommers wurde durchwirkt
mit trefflichen Freübungen und Volkstänzen der Turnerinnen von
Auerbach, Bensheim und Groß=Rohrheim. Beſonders erwähnt ſeien
hier nur die ſchönen Darbietungen der Bensheimer Damen. Am Wett=
turnen
beteiligten ſich 73 Turnerinnen und Schülerinnen. Es wurde in
2 Gruppen geturnt und zwar die Turnerinnen im ſ= und 9=Kampf, die
Schülerinnen im 5= und 7=Kampf. Schöne Leiſtungen der Kraft und
Anmut waren zu ſehen und zeugten von großem Fleiß. Der am Nach=
mittag
ſtattgefundene Feſtzug von ſtattlicher Länge gab den Auftakt zu
den anſchließenden Freiübungen auf dem Feſtplatze. Vor dieſen be=
grüßte
Turnfreund Julius Becker vom Turnverein Reichenbach die
Feſtberſammlung aufs herzlichſte und richtete treffende Worte der Er=
mahnungen
an die Nichtturner und Außenſtehenden. Alles in Allem
ein echt deutſches Wetturnen, wenn auch im kleinen, doch anregend und
hoffentlich reiche Früchte tragend.
.
Fußball.
Deutſche Hochſchulmeiſterſchaften.
Am Samstag, den 24. Mai, beginnen im ganzen Reiche die Fußball=
wettſpiele
um die deutſche Hochſchulmeiſterſchaft. Unſere Techn. Hoch=
ſchule
wird auf dem hieſigen Hochſchulfportplatz als Gegner die Hoch=
ſchulmanſchaft
Karlsruhe empfangen. Die Spiele finden nach dem
Pokalſyſtem ſtatt, d. h. die geſchlagene Mannſchaft ſcheidet aus. Bei der
Stärke beider Mannſchaften iſt ein heſtiger Kampf um den Sieg zu er=
warten
. Hoffen wir, daß unſere Hochſchulmannſchaft bei dem Spiele
nicht ſchlecht abſchneidet.
EnglandFrankreich 3: 1.
Der im Perſhing=Stadion zu Paris ausgetragene Fußball= Länder=
kampf
EnglandFrankreich ſah die engliſche Mannſchaft nach durchweg
ſtberlegenem Spiele mit 3:1 ſiegreich.

Handball.

Deutſche Handballmeiſterſchaft.
Nachdem der Polizeiſportverein Berlin im erſten Vorrundenſpiel der
DSB.=Meiſterſchaften vergangenen Sonntag den V. f. L. Nordmark=
Flensburg mit 15:2 abfertigen konnte, lieferten ſich am 18. Mai in
Hagen der weſtdeutſche Meiſter Hagen 09 und der mitteldeutſche Meiſter
Polizeiſportverein Halle das zweite Vorrundenſpiel. Der Kampf wurde
knapp mit 2:1 zugunſten des weſtdeutſchen Meiſters entſchieden. Das
dritte Vorrundenſpiel führt am 25. Mai in Breslau die Meiſter von
Süd= und Südoſtdeutſchland zuſammen. Die beiden erſten Vorrunden=
ſpiele
der D. T.=Meiſterſchaft ſind gleichfalls am Sonntag entſchieden
worden. Der mehrfache brandenburgiſche Meiſter TSV. Spandau 1860
unterlag überraſchend gegen den MTV. Leinhauſen mit 1:3 (1:1) und
in Halle blieb der mitteldeutſche Meiſter MTV. Saalfeld gegen TV.
Vorwärts Breslau mit 4:3 erfolgreich. Die beiden Zwiſchenrundenſpiele
am 1. Juni führen nunmehr den MSV. Leinhauſen mit dem weſt=
deutſchen
Meiſter in Duisburg und dem MTV. Saalfeld mit dem ſüd=
deutſchen
Meiſter in Chemnitz zuſammen.
Rudern.
3. Rennkaja=Regatta bei Halle a. d. Saale.
Am Sonntag findet auf der Saale bei der Röpziger Fähre die
dritte Saale=Rennkaja=Regatta ſtatt, die vom Halleſchen Ruderverein
Böllberg veranſtaltet wird. Neun Vereine des deutſchen Kanu= Ver=
bandes
aus Halle. Leipzig, Dresden, Kaſſel, Roßlau, Merſeburg. Am=
mendorf
mit 70 Rennpaddlern und 46 Rennkajaks haben zu 11 Rennen
gemeldet. Darunter befinden ſich die deutſchen Meiſter Turich (Halle=
Böllberg), Weingärtner (Halle=Böllberg) und Kobbig (Aegir=Leipzig).

Leichtathletik.

Die Mitteldeutſchen Leichtathletikmeiſterſchaften ſind auf den 13. Juli
nach Halle a. S. anberaumt worden.
Neuer deutſcher Staffelrekord in Hamburg.
Die nationalen Leichtathletikwettkämpfe des Hamburger Sportvereins
brachten einige bemerkenswerte Ergebniſſe. So gelang es der Mann=
ſchaft
Lulies, Simon, Schoemann des Sportklub Charlottenburg in der
3 mal 1000 Meter Staffel mit 7:54,9 eine neue Beſtleiſtung aufzuſtellen,
die den alten Rekord um faſt eine Sekunde übertrifft. Die Leiſtungen
von Altmeiſter Dr. Reinhardt im 100 und 200 Meter=Laufen verdienen
Erwähnung. Die Reſultate: 100 Meter: 1. Dr. Reinhardt=Hamburg
11 Sek.: 2. v. Eberſtein=Hamburg 11,2 Sek. 200 Meter: 1. Dr. Rein=
hardt
22,4 Sek.; 2. Franz=Frankfurt a. M. 3 mal 1000 Meter=Staffel:
1. SC. Charlottenburg 7:54,9 (Rekord); 2. Hamburger SV. 7:57; 3.
München 1860 8:01,8. 400 Meter: 1. b. Eberſtein 59 Sek.; 2. Aletzt=
Magdeburg 52,6 Sek. 800 Meter: 1. Jacobs=Magdeburg 1:69,6; 2.
Oſterhoff=Hamburg 2:01,4. 1500 Meter: 1. König=München 4:15,5;
2. Eckſtröm=Hamburg 4:17,4. 5000 Meter: 1. Frandſen=Oldeslohe 15.27;
2. Huſen=Hamburg 15,/47. 4 mal 100 Meter: 1. H. S. V. 43,9 Sek.;
2. Viktoria 96 Magdeburg 44 Sek. Weitſprung: 1. Schumacher= Ham=
burg
6,87 Meter; 2. Lambrecht=Hannover 6,68 Meter. Olympiſche
Staffel: 1. Viktoria=Magdeburg 3:46,8; 2. H. S. V. 3:48,4. Schweden=
ſtaffel
: 1. H. S. V. 2:03,7; 2. Jahn=Magdeburg 2:05,6. 4 mal 100 M.
für Jungmannen: 1. Berl S. C. 45,9 Sek.; 2. Zehlendorf 88:46,9 Sek
Fünfkampf: 1. Weinhold=Dresden 268 Pkte.; Gierke=Hamburg 261 P.;
3. Dähnert=Magdeburg 248 P. Sperwerfen: 1. Bolonni=Frankfurt
am Main 53,67 Meter.
Quer durch Neukölln.
Die große Propaganda=Veranſtaltung der Neuköllner Sportfreunde
über 7 Kilometer war von beſtem Erfolge begleitet, da die Anteilnahme
ſeitens der Bevölkerung außerordentlich groß war. Jede Mannſchaft
beſtand aus 20 Läufern. Um den Sieg gab es einen erbitterten Kampf
zwiſchen dem Stettiner Sportklub, dem Polizeiſportverein Berlin und
dem SC. Charlottenburg, den die Stettiner in 14 Min. 29,9 Sek. nur
mit zwei Meter Vorſprung vor der Polizei für ſich entſcheiden konnten.
Nur um Bruſtbreite getrennt folgte der SC. Charlottenburg als Dritter
vor den Neuköllner Sportfreunden, die mit 14:57 in Klaſſe B den erſten
Platz belegten.
Krawalle bei den olympiſchen Spielen in Paris.
In Paris haben ſich bei dem amerikaniſch=franzöſiſchen Fußball=
kampfe
im Rahmen der olympiſchen Spiele, in denen Amerika mit 17:3
Sieger blieb, ernſte Straßenkrawalle zugetragen. Ein Photograph, der
zu Ehren der ſiegreichen Mannſchaft die amerikaniſche Flagge hißte,
wurde von der Menge verprügelt und einen Amerikaner, der ſeine
Landsleute hochleben ließ, bearbeitete man ſogar mit einem Totſchläger,
ſodaß die Polizei mit Gummiknüppeln eingreifen mußte.
Hocken.
Hockey=Länderkampf DeutſchlandSchweiz.
Für den am kommenden Sonntag in Zürich ſtattfindenden erſten
Länderkampf DeutſchlandSchweiz hat der Deutſche Hockeybund folgende
Mannſchaft aufgeſtellt: Bingler (Nürnberg): Fiſcher (Jahn=München),
Lieglein (Wacker=München) Sprengel (OHC.=Hannover), Heyden (HT.HC.=
Hamburg), Heymann (BHC.=Berlin); Schlemmer (Jahn=München), Dr.
Deſſart (HTHC.=Hamburg). Oehmke (BSC.=Berlin), Lühmann (HTHC.=
Hamburg), Haverbeck (OHC.= Hannover). Die Schweizer Ländermann=
ſchaft
iſt noch nicht bekannt, hat aber bereits in verſchiedenen Länder=
ſpielen
ihre hohe Kunſt unter Beweis geſtellt, während die deutſche Län=
derelf
ihr erſtes internationales Repräſentativſpiel austrägt.

Schachſport.

Weltrekord im Schachblindſpiel.
Der ruſſiſche Großmeiſter Aljechin hat im New Yorker Hotel
Alamae, der Stätte des letzten von Dr. Gmanuel Lasker gewonnenen
großen Turniers, eine Leiſtung im Blindſpiel vollbracht, die als ge=
radezu
phänomenal bezeichnet werden muß. Aliechin ſpielte gleichzeitig
26 Partien ohne Anſicht der Bretter. Nach 19ſtündiger Spielzeit hatte
er 16 Partien gewonnen, 5 remis gemachtz und 5 verloren, ein neuer
Weltrekord auf dieſem Gebiete. Die bisher beſte Blindſpielleiſtung
hatte der Ungar Julius Breger aufzuweiſen. Dieſer geniale, leider
zu früh verſtorbene Meiſter hatte gegen 25 der ſtärkſten Kaſchauer
Spieler gleichzeitig 25 Partien ohne Anſicht des Brettes geſpielt. Nichard
Reti hat in Holland 24 Partien geſpielt und Pillsburg führte 1903 in
Hannover 21 Partien durch, von denen er 3 gewann. 11 remis machte
und 7 verlor. Pillsburg hatte dabei aber die ſtärkſten Gegner, die
unter den Hauptturnierſpielern auf dem 13. Kongreß des Deutſchen
Schachbundes aufzutreiben waren. Die beſte Leiſtung eines Deutſchen,
die Sämiſch mit 15 Partien aufzuweiſen hat, ſieht dagegen jedenfalls
ſehr beſcheiden aus.

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beſeitigt ſchnell.
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Mt

Kleinauto=Rennen im Taunus am 25. Mai 1924.
Das Taunusrennen hat, wie aus den bis jetzt vorliegenden Mel=
dungen
zu erſehen iſt, eine Beſetzung erfahren, die man nicht erhofft
hatte. Unſre heutige Mitteilung zeigt noch nicht das endgültige Ergeb=
nis
, da bekanntlich der Nennungsſchluß am 19. d. M. iſt und eine ganze
Anzahl Fabriken ihre Meldungen unterwegs haben bzw. abzugeben
beabſichtigen. Im ganzen liegen bis 17. mittags 12 Uhr, 44 Meldungen
vor, die wir des Intereſſes halber anführen:
Nabagg 1. Alan 2, Aga 3, Kieling 1. Dixi 2. Falcon 3, Freha 3,
B. A. W. 2, N. S. U. 3, Hag 2, E.M.G. 2, Garbaty 1. Fafag 2. Ome=
gron
2, Ego 2, Hatag 3, Appolo 2, Peter Moritz 1, Grade 3, Maja 3,
Alft 1.
Es befinden ſich darunter eine ganze Reihe Fabrikate, die aus man=
chem
harten Kampf als Sieger hervorgegangen ſind. Vor allen Dingen
ſind eine Anzahl Fahrer dabei, die ſich in manchem Autorennen bewährt
haben. Als Meiſter der Straße werden ſie unbedingt dazu beitragen,
daß es äußerſt ſpannende Kämpfe gibt. Vielleicht iſt es nicht uninter=
eſſant
, eine Gegenüberſtellung zum Gordon=Bennet= bzw. Kaiſerpreis=
rennen
, bei welchem auf erſterem 19 Wagen und beim letzteren 27
Wagen ſtarteten, zu machen.
Der Start iſt nunmehr auf Punkt 8 Uhr an die Karlsbrücke hinter
Dornholzhauſen feſtgelegt. Ab einhalb 8 Uhr iſt die Strecke polizeilich
geſperrt, und iſt es demzufolge ratſam, die Strecke zur Tribüne vorher
zu paſſieren, oder aber den Weg über HomburgFriedrichsdorf als An=
fahrt
zu wählen, der den ganzen Tag neutral iſt und der beſonders
kenntlich gemacht werden wird.
Ein Zufahrtsweg geht von Homburg über Friedrichsdorf und Köp=
pern
. Hinter Köppern, auf der Landſtraße nach Oberroßbach-Friedberg
führt eine Abzweigung links nach Wehrheim; vor Wehrheim führt die
Zufahrtsſtraße entlang dem Pfahlgraben über Kloſter Thron direkt zu
den Tribünen. Die Zufahrtsſtraße iſt an allen Kreuzungen deutlich
markiert. Eine weitere Zufahrtſtraße zur Saalburg geht ab Dornholz=
hauſen
durch die Waldwege. Die direkte Anfahrtſtraße Karlsbrücke.
Saalburg iſt ab 7 Uhr für jeden Verkehr geſperrt. Dafür ſtehen die
ſonſt für den Automobilverkehr geſperrten Straßen durch Entgegenkom=
men
des Landratsamts für den Renntag zur Verfügung. An den Tri=
bünen
iſt ein Standplatz für etwa 800 Wagen vorhanden. Standplatz=
karten
werden auf allen Zufahrtsſtraßen durch eigens dazu beſtellte und
gekennzeichnete Verkäufer zum Preiſe von 5 Goldmark abgegeben. Die
Aufſtellung der Wagen erfolgt ſo, daß jeder Wagen jederzeit ſeinen Platz
verlaſſen kann.

Pferdeſport.

Trabrennen zu Ruhleben.
Ein vom Wetter verdorbener, ſchwach beſuchter Renntag, der aber
manches Anregende brachte. Zuerſt das Verſagen des heißen Favoriten
Franko I im Meum=Preis, für das der Fahrer Neuenfeld vor die
Rennleitung gerufen wurde. Seine Auskunft genügte. Dann das Zu=
ſammentreffen
zwiſchen Johannes und Stella Harf im Blau=Gelb=Preis,
in dem Stella Harf als beſſere Steherin einen leichten Sieg davontrug.
Das Debut von vier neu importierten Pferden im Kiautſchau=Preis und
der Start des Derbyfavoriten Petz im Puck=Renen wurden mit beſon=
derer
Spannung erwartet. Von den Importierten führte ſich Doritha
am beſten ein. Sie gewann entſprechend ihrer Wiener Form überlegen
und trabte auf tiefer Bahn 1:27,3. In dem Ausgleich des Puck=Rennens
war Petz mit der enormen Zulage von 150 Metern bedacht worden. Er
holte dieſe ſchnell auf, flog in der letzten Runde am ganzen Felde vor=
bei
, um verhalten in 1:31.9 zu gewinnen, ein Beweis, in wie glänzen=
der
Verfaſſung der Derbyfavorit iſt. Die Reſultate: Meum=
Preis, 2300 Mark, 2400 Meter: 1. D. Koppraſchs Erſter Wolfer=
ſomer
(Knöpnadel jr.); 2. Cobra; 3. Konprinz I; Tot.: 323, Pl. 70,
19, 35. F.: Gawein (1. D. Wetten), Della, Hauptmann, Lady Petauriſt,
Koranna, Franko I, Fürſt. 36 La. Hidalgo=Ausgleich,
2000 Mark, 2400 Meter: 1. Fr. A. Weils Mirabelis 1 (Lemzer); 2. Ji=
miene
; 3. Ginori; Tot.: 115, Pl. 36, 37 17. F.: Herzkönig, Lasbeker,
Blaumeiſe, Lumpi. Elſe B 1, Johannisfeuer, Zu Ende, Erich 1I, Lu
Watts, Nathan IV. Federnelke, Batſchari 66 Lg. Siegmund=
Rennen, 200 Mark. 2500 Meter: 1. C. Lewins Ludmill I (Rößler);
2. Alpenfex: 3. Bella Dawſon; Tot.: 65, Pl. 17, 27 19. F.: Karneval,
Bismarck. Jaſon jr., Pontreſina, Prinz Kuckuck. Harlekin, 24 Lg.
Long Ago=Rennen, 2000 Mark, 2300 Meter: 1. Stall Moskvas
Imperialiſt (Allen); 2. Omega; 3. Leuchtturm: Tot.: 15, Pl. 18, 56.
F.: Schwarzwaldmädel, Salome, 1.55 Lg. Gelb=Blau=Preis,
4000 Mark, 2400 Meter: 1. Stall Dahas Stella Harf (Buhrmeſter);
2. Jchannes 3. Axworthy I. Tot.: 22, Pl. 11, 11, 12. F.: Kreolin,
Palme 1, Clematis blau, Feuerwehr. 510 Lg. Kiautſchau=
Rennen, 3000 Mark, 2600 Meter: 1. Geſt. Floigerhofs Doritha
(J. Mills): 2. Leon; 3. Wilaſka; Tot.: 17, Pl. 16. 59. F.: Libanon,
King Watts. 202 Lg. Puck=Rennen, 2600 Mark, 2400 Meter:
1. Geſt. Damsbrücks Petz (Großmann); 2. Lindenhofer: 3. Korona Mc.
Kinneh; Tot.: 25. Pl. 17, 18, 16. F.: Peralta, Prinzeß Pic. Roſa
Forbes (zurückgez.) Peter Harveſter, 31 Lg. Prachtmädel=
Rennen, 2600 Mark, 2400 Meter: 1. Stall Helios Arrak I ( Linz=
meier
); 2. Angriff: 3. Adler, Tot.: 35, Pl. 12, 13. 12. F.: Willie I,
Simplex, Ballſpieler (o. W.), Durchbruch, Gudrun II, Nebel. 1,51 Lg.
Abendwolke erſchoſſen.
Abendwolke, die 3jährige Stute v. Nuage=Abendröthe des Herrn
Sißle, brach am Dienstag früh bei der Morgenarbeit auf der Neuen=
hagener
Grasbahn ein Vorderbein und mußte erſchoſſen werden. Ihr
Reiter, ein Stallburſche, zog ſich bei dem Sturz durch Ausrutſchen eine
Gehirnerſchütterung zu.

Tennis.

Davis=Pokal OeſterreichSchweiz.
Die Ausſcheidung zum Davis=Pokal zwiſchen Oeſterreich und der
Schweiz ſah nach den erſten drei Spielen die Schweiz mit 2:1 in Führung.
Die Entſcheidung fällt am Montag in den beiden reſtlichen Einzelſpielen.
Die bisher ausgetragenen Spiele endeten wie folgt: Eiſchlimann=Schweiz
gegen Brick=Oeſterreich 6:2, 6:3, 6:3; Graf L. Salm gegen Martin=
Schweiz 8:6, 6:4, 6:2; EiſchlimannSautter (Schweiz) gegen Graf L.
und O. Salm 2:6, 6:3, 6:4, 6:4.

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(6703

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Darmſtäbter Tägblaft

22. Mai 1924 Nr. 142

Dondesdett

Handel und Wandel in Heſſen.
Kommunale Landesbank. Die im Juni 1922 hier ins
Leben getretene Kommunale Landesbank gibt ſoeben ihren Bericht über
das zweite Geſchäftsjahr (1923) heraus. Nach demſelben hat ſich die
Zahl der angeſchloſſenen Kommunen, die ſich bei der Gründung auf acht
belief, bis zur Drucklegung des Berichtes auf 130 erhöht. U. a. zählen
die Provinzen Starkenburg und Rheinheſſen zu den Mitgliedern der
Bank. Die im Berichtsjahre in Mainz errichtete Filiale hat ſich gut
entwickelt. Die Bank betrachtet es als ihre vornehmſte Aufgabe, ihren
Mitgliedern bei der Kreditbeſchaffung eine tatkräftige Stütze zu ſein. Die
an die Bank gelangten Vorſchußgeſuche konnten reſtlos befriedigt werden.
Der am 31. Mai I. Js. ſtattfindenden Hauptverſammlung wird vom
Vorſtande vorgeſchlagen, aus dem Erträgnis des Jahres 1923 einen Be=
trag
von Mk. 475 000 Billionen in Reſerve zu ſtellen und außerdem eine
Sonderrückſtellung zu ſchaffen, die die volle Aufwertung (100 Prozent
des Goldwertes) der von der Bank ausgegebenen Schuldverſchreibungen
gegebenenfalls ermöglicht. Auch im Jahre 1924 bewegte ſich die Entwick=
lung
der Bank in aufſteigender Linie. Der Umſatz in Papier= und Ren=
tenmark
betrug auf der einen Hauptbuchſeite in den erſten vier Monaten
dieſes Jahres rund 220 Millionen Goldmark. Intereſſenten wird der
Geſchäftsbericht von der Bankverwaltung (Darmſtadt, Paulusplatz 1) auf
Wunſch gerne koſtenlos zur Verfügung geſtellt.
Gasapparat= und Gußwerk A.=G., Mainz. Die T.O.
der auf 14. Juni, vorm. 11 Uhr, anberaumten 63, ordentlichen General=
verſammlung
enthält die Regularien, ſowie Umwandlung von nominal
Mk. 300 000 Vorzugsaktien in Stammaktien.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Deviſenumſatzſteuer. Wie wir vom Zentralverband des
Deutſchen Großhandels erfahren, haben trotz der völligen Unſicherheit,
die bezüglich der Deviſenumſatzſteuerpflicht bei Warengeſchäften beſteht,
die Finanzämter in letzter Zeit von zahlreichen Firmen Aufſtellung über
die bei Warengeſchäften geleiſteten oder empfangenen Deviſenzahlungen
verlangt und zum Teil einen Deviſenumſatzſteuerbetrag feſtgeſetzt und
im Zwangsverfahren beigetrieben. Bekanntlich ſchweben über die Re=
gelung
der Deviſenumſatzſteuer für die Zukunft ſowie für die Abgel=
tung
der im Jahre 1923 getätigten deviſenumſatzſteuerpflichtigen Ge=
ſchäfte
Verhandlungen des Zentralverbandes des Deutſchen Großhandels
mit dem Reichsfinanzminiſterium. Auf Anregung des Zentralverbandes
des Deutſchen Großhandels wird das Reichsfinanzminiſterium nunmehr
den Finanzämtern von dieſen ſchwebenden Verhandlungen Mitteilung
machen, und eine völlige Neuregelung, beſonders der Nachverſteuerung
in Ausſicht ſtellen, und den Finanzämtern nahelegen, von der Einfor=
derung
von Aufſtellungen ſowie von der zwangsmäßigen Beitreibung
der Deviſenumſatzſteuer bis zum Abſchluß dieſer Verhandlungen abzu=
ſehen
.
* Eiſen= und Stahlwareninduſtrie und Indu=
ſtrielle
Vereinigung In einer Preſſenotiz über die Grün=
dung
der Deutſchen Induſtriellen=Vereinigung iſt geſagt worden, die
neue Organiſation ſcheine nur bei einzelnen Teilen der Kleineiſennduſtrie
neue Organiſation ſcheine nur bei einigen Teilen der Kleineiſeninduſtrie
bund, Elberfeld, die Spitzenorganiſation der deutſchen Eiſen= und Stahl=
wareninduſtrie
, und Fachgruppe der Eiſen= und Stahlwaren= ſowie
Werkzeuginduſtrie im Reichsverband der Deutſchen Induſtrie bittet uns
um die Veröffentlichung der Feſtſtellung, daß die im genannten Bund
zuſammengeſchloſſene Eiſen= und Stahlwareninduſtrie an dieſer Neu=
gründung
nicht beteiligt iſt. Wenn einzelne Eiſen= und Stahlwaren=
induſtrielle
daran teilgenommen haben ſollten, dann kann es ſich nur um
Perſönlichkeiten handeln, die der Organiſation der Eiſen= und Stahl=
wareninduſtrie
fernſtehen. Der Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund
und die ihm angeſchloſſenen Verbände ſehen nach wie vor ihre Intereſſen
im Reichsverband der Deutſchen Induſtrie genügend gewahrt.
* Roheiſenverband Eſſen. In der Verſammlung
des Roheiſenverbandes wurde berichtet, daß die Nachfrage nach
Roheiſen weiterhin ſehr ſtark ſei und durch die derzeitige inländiſche
Erzeugung nicht gedeckt werden könne. Einer Vermehrung der Noh=
eiſenerzeugung
durch die Inbetriebsſetzung weiterer Hochöfen ſtünden
die verluſtbringenden Preiſe entgegen. Es beſtehe ſogar die Gefahr, daß
infolge der erheblichen Verluſte, die für viele Werke auf die Dauer
untragbar ſeien, Außerbetriebſetzung von Hochöfen erfolgen werde.
Wenn die Roheiſenverbraucher in Zukunft nicht in erheblichem Maße
auf den Bezug ausländiſchen Roheiſens angewieſen ſein ſollen, ſei
zwecks Aufrechterhaltung und möglichſter Steigerung der Erzeugung
eine Preiserhöhung in den durch den ausländiſchen Wettbewerb ge=
zogenen
Grenzen unvermeidlich. Nach eingehender Erörterung aller in
Betracht kommenden Verhältniſſe wurde trotz der grundſätzlichen Ver=
hältniſſe
, die bei der allgemeinen Wirtſchafts= und Geldlage gegen die
weitere Heraufſetzung der Roheiſenpreiſe vorhanden ſind, beſchloſſen,
die Preiſe wie folgt zu erhöhen: Stahl=, Spiegel= und Siegener Zuſatz=
eiſen
3 Mark pro Tonne, Hämait von 150 bis 3 Mark pro Tonne je
nach Abſatzgebiet. Gießereiroheiſen 1 und 3 von 2 bis 9 Mark pro
Tonne, je nach Abſatzgebiet. Maßgebend für dieſen Beſchluß war, wie
der Roheiſenverband mitteilt, auch die Erwägung, daß vom allgemeinen
volkswirtſchaftlichen Geſichtspunkte aus eine Erhöhung der Roheiſen=
preiſe
leichter zu ertrtgen ſei als eine ſtark vermehrte Einfuhr von
ausländiſchem Roheiſen mit der dadurch bedingten weiteren Belaſtung

des Deviſenmarktes. Ein teilweiſer Ausgleich für die neue Preiser=
höhung
des Roheiſenverbandes ergebe ſich für die Roheiſenverbraucher
übrigens durch die ſeit einigen Tagen eingetretene rückläufige Preis=
bewegung
des Luxemburger Gießereiroheiſens, deſſen Preis in den
letzten Monaten infolge der Steigerung des Frankenkurſes ganz erheb=
lich
über dem Preis des hochwertigeren Gießereiroheiſens 1 und 3 und
ſogar über den Preis des Hämatitroheiſens hinaus geſtiegen war. Die
Differenz zwiſchen den Verkaufserlöſen und den Selbſtkoſten beträgt
nach den übereinſtimmenden Feſtſtellungen der Werke bei verſchiedenen
Roheiſenſorten 10 Prozent und mehr des ganzen Verkaufserlöſes. Dieſes
Mißverhältnis zwiſchen Erlös und Geſtehungspreis ſei in erſter Linie
nicht nur für die Hochofeninduſtrie, ſondern für die geſamte deutſche
Wirtſchaft unerträglich und auf die Höhe der Brennſtoffpreiſe und
Eiſenbahnfrachten zurückzuführen.

Erwerbsgeſellſchaften.
* Geſellſchaft für Linde’s Eismaſchinen. Für die
Aktien des Unternehmens hat ſich in letzter Zeit lebhaftes Intereſſe an
der Börſe geltend gemacht. Die Geſellſchaft, die mit einem Friedens=
Aktienkapital von 12 Mill. arbeitete, nahm bis zum Dezember 1922
Kapitals=Erhöhung auf 112,2 Mill. Mk. vor. Aus der letzten Erhöhung
vom 14. Dezember 1922, wo das Aktienkapital von 51 Mill. auf 112,2
Mill. Mk. gebracht wurde, wurden der Geſellſchaft 10 Mill. Mk. der neu
zur Ausgabe gelangenden Stammaktien zur Verfügung geſtellt, mit der
Beſtimmung, dieſe bei paſſender Gelegenheit zu Angliederungszwecken
zu verwenden. Aus guter Quelle verlautet, daß eine Verwendung bis=
her
nicht erfolgt iſt. Die G.=V., die zum 30. ds. Mts. einberufen iſt, ſoll
über Dividenden=Verteilung in Höhe von 5 Bill. Mk. pro Aktie Beſchluß
faſſen. Gleichzeitig ſoll die Gold=Eröffnungs=Bilanz per 1. 1. 24 vor=
gelegt
wverden, jedoch wurde über das Zuſammenlegungsverhältnis bis=
her
nichts bekannt.
wb. Aus dem Bergbau. Am 14. Mai haben die Aufſichts=
räte
der Gelſenkirchener Bergwerks=A.=G., des Bochumer Vereins für
Bergbau= und Gußſtahlfabrikation und der Deutſch=Luxemburger Berg=
werks
= und Hütten A.=G. getagt und beſchloſſen, den Generalverſamm=
lungen
, die auf den 3. Juni einberufen werden, vorzuſchlagen, von einer
Dividenden=Verteilung abzuſehen.

Meſſen.
w. Radioausſtellung in Genf. In Genf wurde geſtern
vormittag die Landesausſtellung für drahtloſe Telegraphie= und Tele=
phonie
in Anweſenheit von Vertretern der eidgenöſſiſchen, kantonalen
und Gemeindebehörden, der ſchweizeriſchen Univerſitäten, der konſula=
riſchen
Korps und der in= und ausländiſchen Preſſe eröffnet. In ſeiner
Rede wies Bundesrat Haab auf die Bedeutung der Radiotelephonie hin,
welche nicht mehr den ſtaatlichen Monopolanſtalten reſerviert bleiben
dürfe, ſondern als Gemeingut des Volkes jedermann zugänglich ſein ſolle.
Aufgabe des Bundesrgtes ſei es zum Zwecke der Verbreitung des neuen
Verkehrsmittels unter möglicher Schonung des Einzelnen Ordnung in
das Radioweſen zu bringen, doch ſollen dabei keine Härten geſchaffen,
ſondern unterſtützend gewirkt werden. Die Ausſtellung umfaßt zwei Ab=
teilungen
, eine wiſſenſchaftliche, an der die ſchweizeriſche Obertelegcaphen=
direktion
, die militäriſchen Amtsſtellen, die ſchweizeriſche Marconigeſell=
ſchaft
, die eidgenöſſiſchen techniſchen Hochſchulen, die Univerſitäten Genf
und Baſel und die franzöſiſche Telegraphengeſellſchaft beteiligt ſind. In
der zweiten induſtriellen Abteilung ſind von 40 ſchweizeriſchen Firmen
Apparate für drahtloſe Telegraphie und Telephonie ausgeſtellt.
Transport und Verkehr.
* Deutſch=Rumäniſcher Güter= und Kohlenver=
kehr
. Wie uns vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund mitgeteilt
wird, klagt die Reichsbahnverwaltung darüber, daß insbeſondere im
Verkehr nach Rumänien durch Ungarn vom Abſender vielfach die Vor=
ſchrift
der Grenzübergangsſtationen und der Frankierung bis zu den
ungariſch=rumäniſchen Grenzübergangsſtationen unterlaſſen wird. Zur
Vermeidung von Verzögerungen in der Beförderung der Sendungen und
von Beſchwerden der Verſender über den gebrauchten Beförderungs=
weg
ſollen auftragsgemäß die Verſandgüterabteilungen bei der Ueber=
mahme
der Frachtbriefe ſtreng darauf achten, daß der Abſender im
Frachtbrief den Beförderungsweg durch Anführung der Grenzübergangs=
ſtationen
und die Frankierung der Fracht, Nebengebühren uſw. bis zur
ungariſch=rumäniſchen Uebergangsſtation vorgeſchrieben hat. Wenn die
erforderlichen Angaben fehlen, ſollen die Frachtbriefe den Verſendern
zur Richtigſtellung zurückgegeben werden.
Warenmärkte.
Amtl. Notierungen der Frankfurter Börſe. Ab=
teilung
Getreide. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne
Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack). Preis je 100 Kg.:
Weizen Wetterau 16,2516,50, Roggen 14,2514,50, Sommergerſte für
Brauzwecke 16,7517,25 Hafer, inländiſch, 14,5015, Hafer, ausländiſch,
, Weizenmehl, ſüdd. Spezial Null, 25,5027,75, Roggenmehl 21,50 bis
22,50, Weizen= und Roggenkleie 9,2510.
wb. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmarkt
zeigte gegen die Vortage kein weſentlich anderes Bild. Weizen war trotz

des ziemlich billigeren Angebots ſchwer zu verkaufen wegen des mangeln=
den
Mehlabſatzes. In Mitteldeutſchland wird Weizen verſchiedentlich
billiger als Roggen gehandelt. Roggen blieb von den Provinzmühlen
zu verhältnismäßig niedrigeren Preiſen gefragt. Auch fand Roggen=
mehl
leichter Abſatz. Inländiſche Gerſte begegnete nur geringem Inter=
eſſe
, ausländiſche hatte ziemlich feſte Haltung. Hafer behauptete ſeinen
Preisſtand infolge einiger Verkäufe nach der Küſte. Mais war aus
reichlich eingetroffener Plata= und Javazufuhr viel angeboten und lag
ſchwach. Andere Artikel wurden wenig umgeſetzt.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Die Börſe eröffnete bei
angeregter Geſchäftstätigkeit. Gerüchte von guten Ausſichten für eine
Beilegung des Bergarbeiterausſtandes ſowie die durch franzöſiſch=
Zeitungsäußerungen erweckte Hoffnung auf eine baldige Räumung de
Ruhrreviers, veranlaßten angeſicht des niedrigen Kursſtandes Intes
ventionskäufe, die im Verein mit Auslandskäufen und Deckungen der
Baiſſeſpekulation für bevorzugte Werte namentlich des Montmnmarktes
namhafte Kursbeſſrungen herbeiführten. Natürlich profitierten beſonders
die in den letzten Tagen ſtark mitgenommenen Werte. So gewannen
Bochumer 5 Bill., Harpener 2,5 Bill. Klöcknerwerke 4 Bill., Kattowitzs
ziemlich 3 Bill., Berlin Korlsruher Induſtrie 6,75 Bill., Ludwig Löwe
2,5 Bill. Proz. Auch Phönix zögen um ziemlich 2 Bill. Prozent trotz
angekündigter Stillegung des Werkes wegen Kohlenmangel an. Das
Geſchäft wurde zwar nach Erledigung der anfangs vorliegenden Kauf=
aufträge
ruhiger, die Feſtigkeit konnte ſich aber behaupten. Am Deviſen=
markte
waren die Kurſe im allgemeinen unverändert; infolge der weite=
ren
Abnahme der Anforderungen konnten die Zuteilungen vereinzelt
erhöht werden, ſo für Neuyork von 1 auf 2 Prozent, für Chriſtiania
von 50 auf 100 Prozent.

Oeviſenmarkt.

Brief
Geld Kfe
Rf Ve
tiert Amſterdam=Rotterdam .. 157.60 158.430 57.60 18.40 2Proz= Brüſſel=Antwerpen ....." 19.55 19.65 19.55 19.65 voll Chriſtiania. . . . . .. . .. .. 58,65 58.95 58.85 59.15 voll Kopenhagen 71.32 71.78 7142 71.78 10 Prz. Stockholm.. 111.97 112.53 111.97 112.53 10 Prz. Helſingfors 10.62 10 68 1062 10.68 voll Italien 18.85 13.95 18.80 1890 voll London 18.355 18.455 18.355 18.455 2 Proz. New=Yorl 4.19 4.21 4.19 4.21 2 Proz. Paris. 22.74 22.86 22 94 23.06 voll Schweiz 74.56 74 94 74.51 74.89 2 Proz. Spanien. 58.45 58 75 58.45 58.75 voll Wien (i. D.,O 5.98 6 02 598 6.02 voll Prag... 12.46 12.54 12.56 12.64 25 Prz. Budapeſt. 4.58 4.62 4.58 4.62 voll Buenos=Aire 1.375 1.385 1.375 1.385 voll Bulgarien. 3.09 3.11 3.065 3.085 voll Japan". 1.685 1.698 1.685 1.695 voll Rio de Janeiro ..:
0.455 0.465 0.45 0.46 voll Belgrad..
5.23 5.27 5.23 5.27 voll Liſſabon ..
12.56 12.64 12.56 12.64 voll Danzig ..... .......... 73.41 73.79 73.41 73.79 10 Prz.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anilinfr. 10375
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch., V 20000 1 20000
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W.vorzug. 5100
Bismarckhütte .
Braunkohlen=Briketts.
Bremer Vulkan ......"
Wolle...... .."
Chem. Heyden ......."
Weiler ....."
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen. .
Deutſch=Niedld. Tel. .
Deutſche Erdöl ......"
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ...
Dt. Waffen u. Munition 64000
Donnersmarckhütte ..
Dynamit Nobel ....."
Elberfelder Farben.. ..
Elektr. Lieferung .....
R. Friſter ........."
Gaggenau Vorz. .. . .
Gelſenk. Gußſtahl ...."
Geſ. f. elektr. Untern...
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch.=Egeſt.. .

20.5. 21. 5.
11000 Hanſa Dampfſch. . .. 20. 5.
9250 13000 Hemoor Zement .. 31600 Hirſch Kupfer .... 18600 6125 6125 Höſch Eiſen 33500 5250 Hohenlohe Werke. 20000 25250 23000 Kahla Porzellan 7250 19000 19500 Lindes Eismaſch. . 6500 44250 45000 Lingel Schuh .. 2500 77000 76250 Linke u. Hofmann .. 13250 3375 3300 L. Loewe u. Co. .. 51750 9000 9000 C. Lorenz .... 3300 10750 11250 Meguin .......... 14250 4750 5125 Niederländiſche Kohle. 15500 16250 Nordd. Gummi .. 35000 37100 Orenſtein. .. 11000 Rathgeber Waggon.
Rombacher Hütten. . . 4600 31000 32350 12300 Roſitzer Zucker .. 80000 79500 Rütgerswerke". 11900 5500 5700 Sachſenwerk ........ 1 12600 12750 Sächſiſche Gußſtahl . .. 10000 11250 Siemens Glas ... 3800 3250 Steaua Romana .. . 3750 3750 Ver. Lauſitzer Glas... 14000 13000 Volkſtedter Porzellan. 12500 12750 Beſtf. Eiſ. Langendreer 10000 10000 Wittener Gußſtahl .... 56000 54000 Wanderer=Werke .....

21. 5.
9250
32000
19250
2 4000
7300
6125
2250
14750
54250
3500
12500
30000
500
11750
4600
13300
27500
12625
1500
21000
13000

8500
10500
18250
7700

Frankenkurs in London: 73.73
Markkurs
18.753

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 21. Mai 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ..........."
4
..........

3½%0
.....
3
Dollar=Goldanleihe. . . .. . ....."
Dollar=Schatzanweiſungen ....
Dt. Schatzanw. K Ausg. Tv. 23
K IIv. 23
K. Tv. 24
K IIv. 24
u. V. Schatzanweiſg.
4½% HIX.
4½Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe ......... 0.1
Zwangsanleihe . . .. . . . . . . . . . . 6,9 Md
4%0 Preuß. Konſols ........."
8½% ..... 0 175
.....
4% Bad. Anl. unk. 1935 ......"
3½% v. 1907 ......."
4½ Bayern Anleihe ........."
...
3½
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rch. 26 .........."
816% Heſſen Reihe XXXVI.
untilgb. b. 28 . . . . . . . . . . . . . .
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . . . .
3½% ................."
...................
4% Württemberger .........."
b)Ausländiſche.
6% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914 15
4½ v. 1902 ........"
.
5% Bulgar. Tabak 1902.... ...
12/.% Griech. Monopol ...."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .............
4½%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ......h...."
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ......"
50 Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ....
4% am. Goldrente konv.
4½ am. v. 05 ..... ....
420 Türk. (Admin.) v. 1903...
4½ (Bagdad) Ser. I..
II..
4%
4% v. 1911, Bollanl. ..."
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10 ....
4So
Kronenrente .. . ... 0.44
42

Außereuropäiſche.
5% Mexik, amort. innere .. . . .."
. konſ. äuß. b. 99.....
* Gold v. 04. ſtfr. . ...
3% konſ. inner. ......
4½% Frrigationsanleihe".
20 Tamaulipas, Serie l......"

20, 5. 21. 5. 0,074 0.071 0,425 08 4,2 4,2 76,9 76,6 58 125 1 1,25 0,091 5,5 Md 026
0,25 035 4,2 4.2 550 550 0,21 0,22 8 10
1.65 0,7 0,645 O 0,725 0,825 O
Lfg 1 3.7 0,44 20 1

Oblig. v. Transpyrtanſt.
48 Cliſabethbahn ſtfr. .... . ..
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . .
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
4
2,68 Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2 6%Neue
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
3%6 Oeſt. 1. b. 8. Em..
3% 9. Em. .. ..
v. 1885 ...."
30 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4½ Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
3½ Salon. Conſt. Jonction ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee. . . . . . . . . . . . ."
4½% ........."
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl. .
6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%0 Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5% Roggenwert=Anl.
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser, Iu, II
5% Südd. Feſtwertbk. .......
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein. . . . . . . . .."
Bayher Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . . .
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank .."
Deutſche Bank ............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. ..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .. . . ... . .
Dresdner Bank. . .. . . . . . . . . ..
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . .."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . . .
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban t..........."
Hypothekenbank .. . . .."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ......... .........."
Wiener Bankverein ..........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ..........."
Buderus. .. . . . . . . . . . ... .....
Dt. Luxemburger .... . . . ....."
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . . .
Geſſenkirchen Bergw. ........
Harpener Bergbau..... .... ..
Kaliwerke Aſchersleben ......."
Salzdetfurth .. . . . . .
Weſteregeln ......."
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........"
Mansfelder ..... ... ... ......"
Oberbedarf .. . . . . . . .. ... ...."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...
Phönix Bergbau ..........."

Tauſend. M Millionen Md Milliarden 0U-ohne Umſaz X rationiert,

20. 5. 21. 5. 0.: 13 115 6 6.1 73 85 85 5,5 4,75 4,75 9,5 19 2,5 2,5 1,2 11 1,5 14 1,55 1,4 1.4 2 4.25 7,2 8,4 2,75 2.75 1.15 0.560 454 8,6
5,4 110
1,6 1.15 13.5 13,75 1.7 0.375 19 23,75 2: 1,7 2.15 2.15 6,25 6.25 0,4 0.4 0.3 5,4 10.: 3= 4475 48 68 46 54 50 9,5 13 14 27,2 29,35 4,2 13,5 14,5 15.25 16 19,25 24,25 26,25

Rhein. Stahlwerke ... . . . . . .
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . ..
Rombacher Hütte. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver, Laurahütte . . . . . . ..... . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ....................

Akkumulat. Berlin .. .. ... ...
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kleher)......."
A. E. G. Stamm.. . . . . . . .
6% Vorzug Lit.A ..."
5% Vorzug Lit. B...
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano ... .."
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . ..
Aſchaffenburger Zellſtoff....."
Badenia (Weinheim).........
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Dürlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano. . . . . . . . . . . . . ..
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke .... . . . . .
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf....."
Cementwerk Heidelberg.... ..."
Karlſtadt . . . . . . . .
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . . ."
Griesheim Elektron ...."
Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren...........".
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .. . .
Dürkoppwerk (Stamm) ... . . ."
Düſſeld. Ratinger (Dürr)....."
Dyckerhof & Widm. Stamm .. .
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
2. Meher jr. ..
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft ... . . . ."
Elſäſſ. Bad. Wolle.......... ..
Emag, Frankfurt a. M.. . . . . . .
Email.= & Stanzw, Ullrich ...."
Enzinger Werke ...... .. ....."
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........"
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Jetter). .... .. .
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.... . . . . . . .
Frankfurter Hof............."
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm ....."
Ganze Ludwig, Mainz ....."

20. 5. 21. 5. 23,25 25 37 12,5 13,6 1,8 7.25 15.25 15,25 29 28,5 11,75 11,5 45 8.15 2,75 2,8 2,5 1,5 149 15.25 1,25 125 14 14,5 9,75 10 12 1,7
1,5 4,75 4,6 2.,2 2.1 11.25 1I. 2,3 5,25 8.75 8,4 5,5 38,25 39,2: 10,75 11.25 8,25 2,6 2,6 3.4 13,1 12,6 4,1 1,7 1.5 1. 1,75 12,5 12,75 1,6 10,5 18 8,75 7,75 0.35 3 425 10. 10 2,75 2,6 16 1.6 4,25 1.2 13 0.575

Geiling & Cie. ..............
Germania Linoleum .. . . . . . ..
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt, Th. .
Gotha Waggon...
.:
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach...
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück) ......
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. ..... .. ....."
Holzverk.=Induſtr. . . . .. . . . . . .
Hydrometer Breslau ........
Jnag .. . . . . . ..............
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .......
Karſtadt R... . . . . . . ........."
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn... . .. . ....."
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17
102
1,8
1,5
16
8.25
8,3
6,2
2,75
3
18,75
2,9
11
6i5
1,7
5,25
2,5
1,4
3.3
3,5

0.81
3,7
7.,6
8l,
2.7
Pla

2.25
2,75
6,5
4,6
14
131
0,65
0.8
1,4
21. 5.
19
10,6
19
1,5
16,75
8,75
7.½g
6
2,6
2,7
4,5

2,4
11.25
2.85
4,75
1,8
5,25
2.25
1.4
3.3
3.9
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9,4
175
4

1,
0.
1,3

69
2.7
3.1
2.3
2,5
2,4 21. 5/
ü=
0.22
1,5
4
33
21
1.95
8,75
10.75
1.25
2.45
2,6
2,75 775
8,5

2,6

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Nummer 142.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. Mai 1924.

Seite 11.

Der Mann mit dem Pelz.
Detektiv=Roman von J. Davids.
(Nachdruck verboten.)
Ich geſtattete Ihnen alle möglichen Fragen, Mr. Jackſon.
Warum auch nicht?
Schon recht, doch wenn ich eine Frage ſtelle, möchte ich ſie
auch gerne beantwortet haben!
Da muß ich doch einige Vorbehalte machen. Sie könnten
mir ja eine Frage ſtellen, deren Beantwortung mir unmöglich
wäre, wie zum Beiſpiel wieviel Eisberge zurzeit im Atlantiſchen
Ozean treiben?
Sie machen mir kein Kompliment, John Gillis, wenn Sie
glauben, daß ich hierher käme, um idiotiſche Fragen an Sie zu
richten. Ich wollte nur fragen . . . welches Ihr Verhältnis iſt zu
Lady Dunck?
Ach du lieber Himmel, Mr. Jackſon! Um das zu erfahren,
machen Sie ſich ſo viele Umſtände und Mühe? Das hätten Sie
doch einfacher haben können, wenn Sie nur antelephonierten.
Sie begreifen doch wohl, daß ich vor jemandem wie Sie, keine
Geheimniſſe habe und auch nicht haben könnte, denn unter uns
geſagt . . . Sie würden wir doch nicht weiß machen können, daß
Sie mein Verhältnis zu Lady Dunck nicht kennten? Sie ſind
gewöhnt, eine Frage ſtets mit einer anderen Frage zu beant=
worten
?
Nicht immer. Es gibt Fragen, die ich überhaupt nicht beant=
vorte
, doch dazu gehört die Ihrige nicht. Wünſchen Sie eine poſi=
ive
Antwort? Nun denn, Lady Dunck, die Frau des Chefs der
engliſchen Polizei, iſt . . . . meine Schweſter, dabei wies er auf
das Porträt an der Wand. So nun kennen Sie das Geheimnis,
ich hoffe, daß Sie als Mann von Ehre keinen Mißbrauch damit
reiben. Meine arme Schweſter hat ſchon Verdruß genug.

Hatte John Gillis erwartet, daß dieſe Mitteilung dem Detek=
tiv
Anlaß geben werde, für einen Augenblick ſich ſeinen Gedanken
hinzugeben, die ſeine Aufmerkſamkeit, wenn auch nur wenige
Sekunden von den Dingen ſeiner Umgebung ablenken würde, auf
daß er ſelbſt einen zweiten Verſuch machen könne, den Detektiv
zu beſeitigen, ſo hatte er ſich getäuſcht. Die Drähte an dem
Stuhl, in dem Jackſon ſaß, wurden durch den Strom einer ſtarken
Batterie im Kopfe des Tigers geſpeiſt und Gillis verſuchte un=
auffällig
dieſen Kopf ſich näher zu bringen, um dann das geöff=
nete
Maul mit dem Fuße zu ſchließen, wodurch der Kontakt in
Wirkung treten würde.
Jackſon, der dies bemerkte lachte laut auf. Ich danke Ihnen
für Ihr aufrichtiges Bekenntnis, Mr. Gillis. Halten Sie aber
den Tigerkopf nur ruhig geöffnet ich ſterbe lieber eines natür=
lichen
Todes, als durch Ihre Höllenmaſchinen. Ich war ſo frei,
die Drähte durchzuſchneiden und ſo die Gefahr abzuwenden.
John Gillis warf dem Detektiv einen wilden Blick zu, doch
wußte er ſich noch zu beherrſchen.
Sie halten mich wohl für erfinderiſcher als ich bin, Mr.
Jackſon, ſagte er, glauben Sie im Ernſt, daß ich ſolche ſchwarzen
Pläne hege?
Nun wir wollen ein Ende machen, antwortete der Detek=
tiv
. Ich kann Stundenlang den Duft einer Roſe aufnehmen.
aber die wenigen Minuten, die ich hier Ihnen gegenüber ver=
bringe
, ſind bereits im Stande, mir für Tage jeden Geſchmack zu=
verderben
und mir meinen Humor von Grund auf zu zerſtören.
Ich erſuche Sie, mir zu folgen,
Ihnen folgen? Wohin? fragte John Gillis, ſich erhebend.
Nach Scotland Yard!
Was ſoll ich dort? Fürchten Sie nicht, daß ich dort meinen
Humor verlieren könnte?"
In Scotland. Yard verfügt man ſchon über das nötige
Gegengift. Es iſt an der Zeit, daß Sie endlich einmal Ihre Strafe
Vr

finden für Ihre Betrügereien, Ihre Mordtaten und für . . .
Menſchraub, Sie kennen doch gewiß Bob Stewans?
In dem Augenblick, als Jackſon dieſes ſagte, ſprang Scrubb
auf den Detektiv zu und verſetzte ihm mit einem auf dem Tiſche
ſtehenden ſchweren Leuchter einen heftigen Schlag über den Kopf.
Zur gleichen Zeit aber ſank auch er, von einer Kugel aus dem
Revolver Hunderſons getroffen, zu Boden.
Binden . . . Sie . . . beide . . . an das . . . Gitter, Inſpek=
tor
, konnte Jackſon noch mit Mühe hervorbringen. Dann ſank
er bewußtlos in den Stuhl zurück.
Hunderſon beugte ſich über den Detektiven und hielt ihm ein
kleines Fläſchchen mit Riechſalz unter die Naſe. Bald hoben ſich
langſam ſeine Augendeckel und Jackſon kam wieder zu ſich.
Fühlen Sie ſich etwas beſſer, Mr. Jackſon?
Ja, es geht wieder langſam, Hunderſon, ich danke Ihnen.
Ein Lächeln zog über ſein bleiches Geſicht, als er John Gillis
und Serubb bei dem Gitter gefeſſelt ſah.
Ich werde ſie bekennen laſſen, Hunderſon, ſagte er, während
er ſich aufrichtete.
John Gillis und Serubb, der nicht ſo ernſtlich verletzt war,
wie es zuerſt ſchien, ſahen ihn mit angfterfüllten, zugleich giftigen
Blicken an. Jackſon öffnete die Tür zum Gange.
Eigentlich müßte ich hier ein Ende machen, ſagte er mit
Nachdruck. Mit Ihnen, die Sie ſo viele Menſchen unglücklich
gemacht, die Sie ſo viel Leid verurſacht haben, ſollte man kein
Mitleid fühlen. Dabei machte der Detektiv eine Bewegung, als
wollte er den elektriſchen Strom einſchalten.
Um des Himmels willen nur das nicht, ſchrie John Gillis
mit angſtverzerrten Zügen.
Wo iſt Bob? frug Jackſon kurz.
(Fortſetzung folgt.)

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