Darmstädter Tagblatt 1924


07. April 1924

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 98
Montag, den 2. April 1924.
187. Jahrgang

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ſtädter
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Der Wahltag in Bagern.

g. München, 7. April. (Priv.=Tel.) Am geſtrigen Sonn=
tag
wurde in Bayern die Wahl zum Landtag und die Volksent=
ſcheidung
über die Frage durchgeführt, ob der neu zu wählende
Landtag ermächtigt ſein ſoll, mit einfacher Mehrheit Verfaſ=
ſungsänderungen
zu beſchließen. Der Wahltag ſtand in Mün=
chen
vollkommen im Zeichen einer ausgedehnten völkiſchen Pro=
Paganda. Vor allen Wahllokalen ſieht man Sturmtrupps der
Dölkiſchen Bewegung in Zivil mit großen Hakenkreuzen, die
Stimmzettel und Flugblätter verteilen und für die Wahl ihrer
Kandidaten agitieren. Hier und da kam es auch zu lebhaften
Suseinanderfetzungen mit politiſchen Gegnern. Eine Anzahl
blumengeſchmückter Kraftwagen, die Schilder mit der Aufſchrift
Heil Hitler mit ſich führen, durchfuhren während des ganzen
Tages die Straßen der Stadt und warfen Flugblätter und
Slimmzettel ab. Zu beſonderen Störungen der Ordnung kam
es nicht, da die Landespolizei die Wahllokale ſtark geſichert hatte
Das Endergebnis der Wahl in München, das um 3 Uhr
rrachts feſtgeſtellt wurde, zeigte, daß die Proaganda der völkiſchen
Bewegung nicht umſonſt geblieben iſt. Die völkiſche Bewegung
teht in München mit 104 792 Stimmen von insgeſamt 300 876.
aan erſter Stelle. An zweiter Stelle folgt die Bayeriſche Volks=
partei
mit 59 636, die rund 50 000 Stimmen ihres Beſitzſtandes
on 1920 eingebüßt hat. An driter Stelle folgt die V. S. P. D.
mnit 51 489 Stimmen, an vierter Stelle die K. P. D. mit 47986
Stimmen. Die vereinigte uationale Rechte brachte es nur auf
721 Stimmen und ſteht an fünfter Stelle. Den 6. Platz
immt der deutſche Block in Bayern mit 7642 Stimmen ein. Die
Deutſche Volkspartei folgt an 7. Stelle mit 4175 Stimmen. An
4. Stelle ſtehen die Mittelſtändler mit 2853 Stimmen. Es fol=
een
dann die Beamtengruppe Kratoviel mit 2839 Stimmen, die
(hriſtlichſozialen mit 2319, die Nationalliberale. Landespartei
=ayerns mit 2055, die U. S. P. D. mit 1383, die Beamtenpartei

mit 282, die Mieterliſte mit 278 und der Bauernbund mit 106
Stimmen.
Im Vergleich zu 1920 ergibt ſich für die Mittelpartei und
die Deutſche Volkspartei zuſammengerechnet ein Verſuſt von
ungefähr 18 030 Stimmen. Der Bauernbund verliert ſeinen ge=
ſamten
Beſitzſtand, da er gegenüber 1920 mit 10 701 Stimmen
diesmal nur 106 Stimmen aufbringen konnte. Die Linkspar=
teien
, V. S. P. D., U. S. P. D. und K. P. D., verlieren, zuſam=
mengenommen
, 57 645 Stimmen, die Demokraten rund 18000
Stimmen.
Der Volksentſcheid hatte folgendes Ergebnis: Es
ſtimmten mit Ja 98 937 Stimmen, mit Nein 196 136 Stimmen.
Insgeſamt wurden abgegeben 302 923 Stimmen.
In München wurde die Wahl für Männer und Frauen ge=
trennt
durchgeführt. Bei den an erſter Stelle ſtehenden Par=
teien
verteilen ſich die Stimmen wie folgt: Deutſchvölkiſche 50 309
Männer, 54 663 Frauen, Baheriſche Volkspartei 21 129 bzw.
38 507, V. S. P. D. 26 844 bziv. 24645, K. P. D. 27 757 bzw.
20 229, vereinigte nationgle Rechte 5873 bzw. 6848.
Nach den bisher vörliegenden Teilergebniſſen aus dem Lande
nimmt man an, daß die Völkiſchen mit etwa 20 bis 25 Abge=
ordneten
in den neuen, aus 128 Abgeordneten beſtehenden Land=
tag
einziehen werden. Sie haben beiſpielsweiſe in der ſozial=
demokratiſchen
Hochburg 9800 Stimmen gegen 6500 ſozialdemo=
kratiſche
aufbringen können. Ueberhaupt hat die völkiſche Be=
hwegung
, wie die Stimmenziffern aus Franken zeigen, dort
Boden gefaßt. In Nürnberg dominiert die Sozialdemokratiſche
Partei und die Demokratiſche Partei, letztere mit 7000 Stimmen,
doch haben auch hier die Völkiſchen eine ſehr beträchtliche Stim=
menzahl
auf ſich vereinigt. In Oberbayern und Niederbayern
hat die Bayeriſche Volkspartei gemeinſam mit dent Bauernbund
im Vergleich zu den Wahlen von 1920 ihren Beſitzſtand wahren
können.

Eine Rede Dr. Streſemanns.

Kiel, 6. April. (Wolff.) In einer Verſammlung der Deut=
ſigen
Volkspartei ſprach Miniſter des Aeußern Dr. Streſe=
n
ann über die politiſche Lage. Der Miniſier berührte
de gegenwärtigen außenpolitiſchen Verhandlungen und führte
zu folgendes aus:
Der Bericht der Sachverſtändigenkommiſſion ſoll in der näch=
tm
Woche erſcheinen, er kommt alſo noch vor dem Ablauf der
Micumverträge
in die Oeffentlichkeit. Am Dienstag ſollen Verhandlungen
beiſehen der Micum und den deutſchen Induſtriellen ſtattfin=
ym
. Es iſt vor auler Welt klar, daß das Deutſche Reich
ſcht in der Lage iſt, die Finanzierung für die Fort=
hrung
der Micumverträge zu übernehmen. Das
eiche gilt auch für die deutſchen Induſtriellen.
genüber den franzöſiſchen Mitteilungen, nach denen ſich die
nrtſchen Induſtriellen bereit erklärt hätten, die Micumverträge
u verlängern, kann ich verſichern, daß die maßgebenden Vertreter
v dortigen Induſtrie dies für ganz unmöglich erklärten. Große
gliſche Banken habenljeden Kredit andeutſche
aternehmungen abgelehnt, ſolange die Micum=
erträge
beſtehen, da ſie dieſe Verträge als Erdroſſelungs=
e
träge anſehen, die die Rentabilität, ja auch auf die Dauer jede
irſtenz der deutſchen Unternehmungen vernichten. Unter dieſen
uſtänden hätte es nahe geilegen, zu verſuchen, an Hand der
(achverſtändigengutachten das Prinzip der Sachleiſtungen wäh=
en
d des Moratoriums, falls es von den Mächten anerkannt wer=
en
: ſollte, auch zur Grundlage der Belieferung Frantreichs zu
raachen, unid eine proviſoriſche Löſung der Finanzierungsfrage
riſo zu ſuchen, wie nur die deutſchen Sachleiſtungen während
Moratoriums, deren Finanzierung von außen ſichergeſtellt
erden muß. Gewiß kann dem entgegengehalten werden, daß das
eshverſtändigengutachten ſolange keine Kraſt beſäße, als es nicht
m. den Mächten angenommen wäre, aber ſchließlich könnte auch
ber dieſe Frage ein proviſoriſches Abkommen getroffen werden,
enn man den Willen hat, zu einer Geſamtverſtändigung zu kom=
ſten
. Preſſemeldungen engliſcher Blätter aus Paris ſagen, daß
rai von der Wiederaufnahme des paſſiven Widerſtandes an der
uhr in Frankreich rede. Wir müſſen uns entſchieden dagegen
envahren, daß die Unmöglichkeit von Leiſtungen ſeitens des
entſchen Reiches, die der franzöſiſche Miniſterpräſident ſelbſt an=
kannt
hat, jetzt zum Ausdruck einer
neuen Konſtruktion des paſſiven Widerſtandes
m acht wird. Unter dem Vorwand, daß der paſſive Widerſtand
ſch fortdauere, wurde im vorigen Herbſt jede Verſtändigungs=
uäſprache
über das Reparationsproblem zwiſchen Frankreich und
eutſchland franzöſiſcherſeits vereitelt. Soll jetzt, wo das Gut=
chien
der Sachverſtändigen eine große Diskuſſion über die end=
tiltige
Löſung der Reparationsfrage in die Wege leitet, dasſelbe
Gpiel wieder beginnen? Die Löſung der Reparationsfrage iſt
ur möglich, wenn an der Nuhr Friede und Arbeit herrſcht. Be=
mnt
aber eine
neue Aera von Zwangsmaßnahmen,
ift nicht nur die Atmoſphäre für eine Verſtändigung, ſondern
ſich die wirtſchaftliche Grundlage dafür gefährdet. Deutſchland
durch den Wunſch direkter Verhandlungen von Staat zu
ſtaat über dieſe Frage zu erkennen, wie ſehr ihm daran liegt, die
Fundlage der Verſtändigung nicht zu zerſtören. Die Verantwor=
für
das Scheitern dieſer Beſtrebungen würde bei denjenigen

liegen, die eine ſolche Verſtändigung unmöglich machen. Der
Temps hat kürzlich die Politik des franzöſiſchen Miniſterpräſiden=
ten
geprieſen, der geſagt habe, beginnen müßten wir damit, gute
Franzoſen zu ſein, um gute Europäer zu werden. Der einzige
Wunſch Frankreichs ſei, unſer Reſpekt vor denbeſtehen=
den
Verträgen. Man darf wohl fragen, durch welche inter=
nationalen
Abmachungen die Micumverträge Beſtandteile be=
ſtehender
internationaler Verträge geworden ſind und welche
alliierten Nationen Tei dieſen Verträgen mitgeſprochen haben.
Man darf weiter fragen, ob Poincaré glaubt, daß Europa, auf
was er in ſeinen Erklärungen beſonders hmweiſt, Vorteile davon
haben wird, wenn in dieſen reichen europäiſchen Wirtſchaftsgebie=
ten
Kampf und Erbitterung ſtatt Ruhe und Frieden herrſchen.
Unter Vezugnahme auf die Aeußerungen des franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten in der franzöſiſchen Kammer erklärte, der
Neichsminiſter des Aeußeren ferner: Derfranzöſiſche Mi=
niſterpräſident
hat ſich über die Neden deut=
ſcher
Miniſter beſchwert und ſie als ein Zeichen der in
Deutſchland herrſchenden Stimmung gekennzeichnet. Dabei iſt
Poincaré anſcheinend von irrigen oder tendenziö=
ſen
Berichten ausgegangen. So iſt es eine freie
Erfindung, wenn er behauptet, daß der deutſche Mi=
niſter
des Aeußern aufdas Urteil des Münchener
Volksgerichts eingewirkt und Ludendorff ver=
herrlicht
habe. Die
Wertſchätzung des Feldherrn Ludendorff
wird keine Kritik einer auswärtigen Macht einem deutſchen Mini=
ſter
verwehren können. Der Politiker Ludendorff muß ſich eine
Kritik gefallen laſſen, die jeder ertragen muß, der im öffentlichen
Leben ſteht. An dem Politiker Ludendorff habe ich in meiner
Rede in Hannover eine herbe Kritik geübt.
Von einer Beeinfluſſung des Münchener Gerichts durch die
Reichsregierung zu ſprechen, zeugt von einem vollkommenen
Mißverſtehen der deutſchen Verhältniſſe.
Man will weiter in Frankreich die Aufmerkſamkeit der Welt
auf angebliche deutſche Richtungen lenken, indem man den Begriff
vaterländiſche Verbände
gleichbedeutend erklärt mit bewaffneten Organi=
ſationen
. Auch gegen diefe Irreführung muß ich mich ver=
wahren
. Die vaterländiſchen Organiſationen nämlich, auch ſolche
der Jugend, ſind bekanntlich in Deutſchland zahlreich. Ebenſo iſt
bekannt, daß ſie nichts mit Putſchabſichten nach innen oder mit
geheimer Bewaffnung nach außen zu tun haben. Gegen die we=
nigen
Führer derartiger Organiſationen, die mit einem ſolchen
Gedanken ſpielen, habe ich mich entſchieden gewandt und ihre
Verantwortungsloſigkeit gegeißelt. Man gibt ſich ſchließlich im
Ausland und nicht nur in Frankreich großer Sorge
darüber hin, ob die deutſche Neichsverfaſſung ge=
gen
eine Erſchütterung im innern geſichert ſei.
Die Verfaſſung des Deutſchen Reiches iſt deutſche Vergangenheit.
Soweit das Ausland daran intereſſiert iſt, mag ihm aber das eine
geſagt ſein, daß einmal auch diejenigen Parteien, die program=
matiſch
nicht auf die republikaniſche Verfaſſung eingeſtellt ſind,
genügend Verantwortlichkeitsgefühl beſitzen, um das Deutſche
Reich in dem heutigen ſchweren Leiden nicht der Belaſtungsprobe
ſolcher Kämpfe auszuſetzen. Der Wiederaufbau Deutſchlands
kann nur auf der Grundlage der heutigen Staatsform erfolgen,
Fortſetzung auf Seite 2

* Poincar& reditzivus.
Die Programmreden, die für das neue franzöſiſche Mini=
ſterium
Poincaré in der Kammer und der Vizepräſident und
Juſtizminiſter Leſévre du Prey vor dem Senat verleſen haben,
beſchränkten ſich auf Allgemeinheiten. Man kanm aus ihnen
einen Kurswechſel des neuen Kabinetts Poincaré nicht entneh=
men
. Das Weſentliche an dieſen zweiten Kabinett Poincaré
iſt eben ſeine Zuſammenſetzung und die Aufnahme ſolcher Män=
der
gemäßigten Richtung wie Loucheur und de Jouvenel, die
Poincaré im gegebenen Augenblick ermöglichen, einen Rückzug
aus ſeiner bisherigen Ruhrpolitik anzutreten. Zur Zeit legt
Poincaré Wert darauf, vor den Wahlen noch als der ftarke
Mann der franzöſiſchen Außenpolitik zu erſcheinen. Dies kommt
am deutlichſten in ſeiner Auseinanderſetzung in der Kammer
mit den Angreifern von rechts und links Herriot und Daudet
zum Ausdruck. Das neue Kabinett Poincaré ſteht eben vor der
Sehlla der Neuwahlen und der Charybdis der Verhandlungen
mit den Sachverſtändigen und mit England. Poincaré hat be=
züglich
ſeiner Rhein= und Ruhrpolitik in der Kammer noch den
ſtarken Mann markiert. In England hat beſonders ſeine Er=
klärung
peinlich überraſcht, daß Frankreich auch das linke Rhein=
ufer
nicht verlaſſen werde, bis Deutſchland die letzte Goldmark
bezahlt habe. Das iſt ſogar eine Verſchärfung gegenüber der
früheren Theſe von Poincaré, daß Frankreich das Ruhrgebiet
nicht vor der völligen Bezahlung der Reparationen zu verlaſſen
gedenke. Daily Telegraph ſtellt demgegenüber feſt, daß die Be=
ſetzung
keutſcher Gebiete bis zur reſtloſen Schuldenbezahlung
keine Begründung im Verſailler Vertrag fände, ja, mit dieſem
ſogar im Widerſpruch ſtehe. Denn der Vertrag ſehe die pro=
greſſive
Räumung des beſetzten Gebietes vor, deren Beſetzung
im Falle deutſcher Verfehlungen nur durch gemeinſame
Vereinbarungen der Alliierten verlängert werden könne.
Daily Telegraph ſagt dann: Selbſt alſo, wenn England und
die Vercinigten Staaten Frankreich aus dem Ruhrgebiet heraus=
kaufen
würden, entweder durch Streichung der Schulden oder
durch eine Anleihe, dann werde man erleben, daß Poincaré auf
Grund der Sicherheitsfrage an der ſichtbaren oder unſichtbaren
Beſetzung feſthalten würde, wovon im Friedensvertrage keine
Nede ſei. Die engliſche Regierung befinde ſich deshalb in einer
peinlichen Lage, da ſie, wie man vorausſehen könne, keiner
Regelung zuſtinoien könnte, die dem Friedensvertrage zuwider=
laufe
. Man ſieht alſo bereits die Mauer, an die Poincaré in
Richtung England geſtoßen iſt.
Auf der anderen Seite iſt es außerordentlich intereſſant, feſt=
zuſtellen
, welchen Angriffen Poinearé in der nationaliſtiſchen
franzöſiſchen Preſſe wvegen ſeiner neuen Formulierung der fran=
zöſiſchen
Rhein= und Ruhrpolitik ausgeſetzt iſt. Libre Parole
ſchreibt, es ſei unmöglich, den Widerſpruch zwiſchen der fran=
zöſiſchen
Theſe und der interalliierten Solidarität miteinander
auszugleichen, zwiſchen den Intereſſen jener Mächte, die auf
Reparationen warten und denen der anderen Mächte, die eine
Wiederaufnahme der Handelsgeſchäfte wünſchen. Es wird nicht
möglich ſein, die Druckſchraube des Ruhrgebietes wieder in Be=
wegung
zu ſetzen, wenn man ſie einmal abmontiert hat. Alſo
ſihon die Andeutung Poincarés, daß er gegebenenfalls bereit
ſei, bei einer Reparationsregelung etwa auf Grund des Sach=
verſtäukigen
=Gutachten das Ruhrgebiet zu räumen, trifft auf
heftigſten Widerſtand bei der chauviniſtiſchen Rechten. Dort iſt
man keineswegs beruhigt durch die Erklärung Poincarés,
Frankreich könne ja gegebenenfalls das Ruhrgebiet immer von
neuem beſetzen.
Das neue Kabinett Poincaré ſteht eben, wie geſagt, außen=
politiſch
vor der Notwendigkeit, Verhandlungen auf Grund der
Sachverſtändigen=Gutachten mit England und den Vereinigten
Staaten eingehen zu müſſen. Es hat ſich für dieſe Verhandlungen
Männer wie Loucheur und de Jouvenel im Kabinett geſichert,
als Akteure, wohl verſtanden. Der unumſchränkte Leiter der
Außenpolitik iſt nach wie vor Poincaré. Poincaré muß ſich für
die Verhandlungen ſo ſtark als möglich machen, die Angriffe der
rechten Oppoſition klingen wie beſtellt. Denn Poincaré wird
mit dem Hinweis auf die nationaliſtiſche Strömung in Frauk=
reich
bei den Verhandlungen arbeiten. Man ſpricht in diplo=
matiſchen
Kreiſen in Paris ſchon jetzt davon, daß der Umfall des
Amerikaners Young und der italieniſchen Sachverſtändigen in
der Sachverſtändigenkommiſſion zugunſten Frankreichs darauf
zurückzuführen ſei, daß man vom Quai d’Orſay mit der Drohung
arbeite, Frankreich ſtände vor den Alternativen einer Revolution
oder eines Präventivkrieges, falls nicht eine Frankreich genehme
Löſung der Neparationsfrage gefunden würde. Mit dieſen
Dröhungen erreichte Poincaré immerhin, daß man in England
in dem ſchon erwähnten Daily Telegraph zugibt, man
müſſe Frankreich durch Streichung der Schulden und Gewäh=
rung
einer Anleihe aus dem Ruhrgebiet herauskaufen, Immer=

Phraſen des Siegrauſches aufgepäppelten franzöſiſchen Nation
kann keine Regierung große wirtſchaftliche Entbehrungen zu=
muten
. Die Erkenntnis der Wirklichkeit mag bei dem fran=
zöſiſchen
Charakter tatſächlich zu revolutionären Folgen führen.
Auf der anderen Seite wird General Foch in den Abbau ſeiner
militäriſchen Rüſtungen nur unter ſtärkſtem Druck willigen.
Das franzöſiſche Volk iſt dazu mit dem Gedanken napoleoniſcher
Hegemonie in Europa ſyſtematiſch berauſcht worden. Man darf
die Zuſpitzung der Lage in Frankreich nicht verkennen.
England und Amerika haben das ſichtliche Intereſſe, einen
neuen Krieg in Europa zu verhindern und ſcheinen zu Opfern
bereit. Zur möglichſt geringen Bemeſſung dieſer Opfer ſoll
Deutſchland aber eine übergroße Laſt aufgebürdet werden. Das
Sachverſtändigen=Gutachten wird dieſe Behauptung ſehr bald
erweiſen. Demgegenüber bleibt die Aufgabe der deutſchen
Außenpolitik, nur in ſolche Neparationslöſung einzugehen,
unter der Deutſchland nicht zuſammenbricht. Auch Deutſchland,
ſollte, wie Poincaré, mit den ſtarken nationalen Kräften im
deutſchen Volke bei den kommenden Verhandlungen operieren.
Je ſtärker der nationale Behauptungswille in Deutſchland, deſto
größer die Verhandlungsmöglichkeiten für die deutſche Außen=
politik.

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Darmſtädter Dagblatt, Montag, den 7. April 1924

Nummer 97.

Seite 2.

weil jeder Verſuch ihrer Aenderung Erſchütterungen im Gefolge
haben würde, die dieſen Aufbau ſelbſt zerſtören würden.
Die Deutſche Volkspartei ſteht auf dem Boden der Verfaſſung,
d. h. ſie will Aenderungen der Verfaſſung nur auf verfaſſungs=
mäßigem
Weg erſtreben. Wenn aber das Wirken der verfaſ=
ſungstreuen
Parteien in Deutſchland nicht immer wieder aufs
neue erſchüttert wverden ſoll, dann iſt es vor allem nötig, daß man
einer vernünftigen Reparationslöſung zuſtrebt, Deutſchland die
Grundlagen wirtſchaftlicher Entwicklung und politiſcher Selbſt=
ſtändigkeit
gewährleiſtet, es vor fortgeſetzten nationalen
Demütigungen und Beleidigungen, wie ſie kürzlich erſi
ſeitens des franzöſiſchen Kriegsminiſters erfolgt
ſind, betpahrt und damit die Urſachen beſeitigt, die am meiſten
zur Entwicklung der Extreme in Deutſchland mitgewirkt haben,
die weit weniger ein Produkt deutſcher Auffaſſung, als ein Pro=
dukt
der gegen Deutſchland ſeit dem Friedensſchluß getriebenen
Politik ſind. Daß Deutſchland den guten Willen beſitzt, bei er=
träglichen
Leiſtungen zum endgültigen Frieden zu kommen, hat
auch der Führer der Deutſchnationalen, Hergt, auf
dem deutſchnationalen Parteitag in Hamburg betont, als er er=
klärte
: Es gibt niemanden in unſerer Partei, der nicht in Wür=
digung
des übermächtigen Druckes, unter dem wir ſtehen, wüßte,
daß es ſchwere Opfer zu bringen gilt. Es gibt auch niemanden,
der nicht für gine wirklich erträgliche Endlüſung alles darbringen
wollte, was ſich irgend aus der freien Arbeit eines arbeitsfreu=
digen
Volkes erübrigen ließe.
Der Miniſter erntete für ſeine Ausführungen den ſtürmiſchen
Beifall der Verſammlung, die unter Abſingen des Deutſchland=
liedes
auseinander ging.

Dr. Jarres über die politiſche Lage.
Elberfeld 7. April. (Wolff.) Reichsinnenminiſter
Dr. Jarres ſprach geſtern in einer Wahlberſammlung der
Deutſchen Volkspartei über die politiſche Lage. Der Miniſter
befaßte ſich vor allem eingehend mit der außenpolitiſchen Lage,
und erklärte, die letzte Urſache unſerer furchtbaren Not ſei der
Vertrag von Verſaillers, und mehr noch als dieſer Vertrag ſeine
Auslegung und der Mißbrauch, der von gegneriſcher Seite mit
dieſem Vertrag getrieben werde.
Kriegsſchuldlüge.
Die Behauptung, daß Deutſchland die alleinige Schuld am
Kriege trage, iſt eine Lüge. Allmählich würden ja auch die
Augen des deutſchen Volkes darüber geöffnet, daß es ſich um die
grotesteſte Lüge, die lügenvollſte Geſchichtsfälſchung, die jemals
in der Welt zu verzeichnen war, handele.
Das Gutachten.
Der Miniſter beſchäftigte ſich dann mit dem in den nächſten
Tagen zu erwartenden Gutachten, und betonte, es komme nicht
allein darauf an, daß die deutſche Wirtſchaft einheitlich geleitet
und verwaltet werde, es komme in demſelben Maße darauf an,
daß die Verwaltungshoheit des Reiches und der einzelnen Staa=
ten
wieder hergeſtellt werde wie früher. Staatshoheit und
Wirtſchaftsführung gehörten zuſammen. Eines ohne das andere
könne nicht beſtehen. Wir müßten eine unbeſchränkte Verfügung
über das beſetzte Gebiet im Rahmen des Friedensvertrages und
des Rheinlandabkommens verlangen. Leider höre man nichts
über eine Einſchränkung der Beſatzungskoſten, die ſeit dem
Waffenſtillſtand ſchon über 5 Milliarden betragen. Die Koſten
feien ungeheuerlich. Die Behauptung, ſie könnten von Deutſch=
land
getragen werden, daneben auch die Koſten für die Wieder=
herftellung
und die Sachlieferungen, ſei kein Zeichen geſunden
Menſchenverſtandes. Es müſſe daran gezweifelt werden, daß
das deutſche Volk die Koſten aufbringen könne, die es während
des vierjährigen ſogen. Moratoriums bringen ſolle. Das deutſche
Volk werde zu entſcheiden haben, ob es die ihm zugedachte Zu=
mutung
annehmen könne.
Zum Schluß beſprach der Miniſter die aus dem Ablauf der
Micumverträge entſtandene Gefahr, ferner die Frage der Ent=
laſſung
der Gefangenen, der Rückkehr der Ausgewieſenen, ſowie
die Militärkontrolle, und wandte ſich dann der Innenpolitik zu
wobei er vor allem die Währungsfrage und den Außenhandels=
zuſtand
behandelte. Seine Ausführungen ernteten ſtarken
Beifall.
Franzöſiſches Kontrollſyſiem.

Koblenz, 5. April. Auf Grund der Ordonnanzen 65, 71.
205, 236 und 245 wurden für das beſetzte Gebiet folgende drei
Beſtimmungen erlaſſen:
1. Den Vertretern der Rheilandkommtiſſion ſind von den
Ortsbehörden alle Mitteilungen über frühere deut=
ſche
Offiziere zuzuleiten, die im beſetzten Gebiet wohnen,
ſeien ſie noch aktiv oder Reſerbeoffiziere. Die Offiziere
ſollen ſtändig kontrolliert werden.
2. Beſondere Aufmerkſamkeit ſoll den angeb=
lichen
Studenten gewidmet werden, die in der letzten Zeit
im beſetzten Gebiet zahlreich auftreten und ſich der Spionage
und verſchiedener Attentate ſchuldig gemacht haben ſollen,
und
3. an den Grenzpunkten, ſollen alle Kontroll=
poſten
verſchärft werden.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Sonntag, den 6. April.
Die Walküre.

Erſter Tag des Bühnenfeſtſpiels Der Ring des Nibelungen
von Richard Wagner.
Nach zweijähriger Unterbrechung hat die Opernleitung den
Ring wieder hervorgeholt und heute mit eigenen Kräften eine
Aufführung der Walküre herausgebracht, ein Bruchſtück dieſes
in Anlage, Ausmaß und Ausführung gigantiſchen Nibelungen=
werkes
.
Es gab viele, die ſich daran erfreuten. Der ſtarke Beifall und
ein volles Haus bewieſen, daß Anziehungskraſt und Wirkung
zweifellos noch groß iſt. Ich ſtehe perſönlich ſchon ſeit Jahren
dem Ring gegenüber auf ablehnendem Standpunkt. Ihn zu be=
gründen
, muß ich mir hier verſagen. Mit wenigen Worten kann
ich Niemand überzeugen, und gerade im Fall Wagner muß von
jeher ein langer Kampf mit Parteien und Schlagworten geführt
werden, deſſen Ergebnis ſchließlich die Zeit von ſelbſt erbringen
wird.
Die Schwierigkeit einer Ring=Aufführung liegt heute in der
Infzenierung. Vorläufig iſt ſie überall die herkömmliche und mit
der Illuſionsbühne feſtverwachſen. Daß dieſe ein künſtleriſcher Irr=
weg
war, iſt offenkundig. Auf ihr aber iſt Handlung und Muſik
des Ringes aufgebaut. Ich bezweifle deshalb die Möglichkeit,
den Ring durch eine Inſzenierung im modernen Sinne zu retten,
weil alsdann das Ganze auseinanderfällt. Ich neige zu der An=
ſicht
, ihn, wenn er denn einmal aufgeführt werden muß, im Bay=
reuther
Stil zu laſſen.
Heute wurde im Bühnenbild des erſten Aktes ein Kompromiß
zwiſchen Neuem und Altem verſucht, den ich für mißglückt halte.
Er hatte denn auch zur ſinnloſen Folge, daß das Licht des
Wonnemonds ausgerechnet nur durch die kleine Seitentüre drang,
während der die ganze Oberbühne erfüllende Nachthimmel im
Dunkel blieb. Das Bild des zweiten Aktes glich zu ſehr dem
des dritten, das den Gipfel, nicht die Schlucht eines Felsberges
darſtellen ſoll.
Die Koſtüme gefielen mir; ſtörend wirkte nur der frechrote
Mantel Brünnhildens. Der Kopf Siegmunds war äußerſt un=
vorteilhaft
hergerichtet. Er und Hunding müſſen Bärte tragen,
das Kennzeichen jedes freigeborenen Germanen.
Die Aufführung war nicht ſchlecht, hatte manche glänzende
Höhepunkte Schwertgewinnung, Todesverkündigung, Abſchied
und wurde mit überlegener Straffheit von Meiſter Balling ge=

Eine Rede des Reichskanzlers

Barmen 7. April. (Wolff.) Reichskanzler Marxſprach
in der Aula des Gymnaſiums in einer öffentlichen Verſammlung,
die von der Zentrumspartei einberufen worden war, zu der
etwa 500 Perſonen erſchienen waren. Er führte u. a. aus:
Die Reichsregierung ſieht es als einen Erfolg ihrer Arbeit
an, daß in den letzten Monaten in den inneren Verhältniſſen
Deutſchlands eine gewiſſe Beruhigung Platz gegriffen hat. Auch
außenpolitiſch blieben wir vor ſchweren Erſchütterungen bewahrt.
Es ſcheint jedoch, als ob wir jetzt vor ernſten, für unſer Volk
entſcheidenden Ereigniſſen ſtehen.

Die Gutachten der Sachverſtändigen
werden in wenigen Tagen belannt ſein. In den nächſten Wochen
dürſte auch die Entſcheidung der Reparationskommniſſion über
die Sachverſtändigengutachten fallen. Die Regierung wird nach
dem Bekanntwerden der Gutachten mit aller Gewiſſenhaftigkeit
prüfen, ob die darin niedergelegten Folgerungen und Urteile
für das deutſche Volk tragbar und die errechneten Leiſtungen
richtig bemeſſen und erträglich ſind. Die trüben Erfahrungen
der letzten Zeit werden wohl auch dem kurzſichtigſten deutſchen
Staatsbürger die Augen darüber geöffnet haben, daß unſer
Handeln in erſter Linie ſich nach der Außenpolitik zu richten hat
und dadurch beſtimmt wird.
Die Außenpolitik verläuft nahezu zwangsläufig, da wir
mehr Objekt in der Politik fremder Mächte ſind, als daß wir
ſelbſt in ihre Geſtaltung einzugreifen vermöchten. Es iſt ein
unſeliges Verhängnis, daß unſere Gegner immer und immer
wieder das heilige nationale Feuer im deutſchen ,Herzen aus=
löſchen
wollen. Sie erreichen dadurch nur, daß unverantwortliche
Brandſtifter böſes Spiel mit dem deutſchen Volke treiben. Ge=
rade
, weil wir uns in tiefſter Scele deutſch ſühlen und die na=
tionale
Geſinnung nicht nur auf den Lippen tragen, darum muß
immer wieder betont werden, daß Politik nicht Sache des Her=
zens
, ſondern Sache ruhiger Ueberlegung und ehrlicher Ver=
nunft
iſt. Die kühle Ueberlegung muß uns fagen, daß nach dem
Verluſt des Weltkrieges auch die durch den Friedensſchluß uns
auferlegten Laſten getragen zerden müſſen, ſoweit das in den
Grenzen unſerer Leiſtungsfähigkeit liegt. Die Politik wird am
ſchärfſten von völkiſcher und deutſchnationaler Seite angegriffen
Man wirft uns Mangel an nationaler Geſinnung vor, weil wir
auf die Verſtändigung mit dem übermächtigen Gegner bedacht
geweſen ſind und jede Möglickckeit benutzten, um zu Verhand=
lungen
über unſere Leiſtungen auf Grund des Verſailler Ver=
trags
zu gelangen. Frankreich iſt nun einmal zurzeit die ſtärkſte
Militärmacht der Welt, und es iſt geradezu Wahnſinn, ein wehr=
loſes
Volk zum Widerſtand gegen eine hundertfach überlegene
Armee, ausgerüſtet mit allen Kriegswerkzeugen, aufzuſtacheln.
Es iſt ein Verbrechen am Vaterlande, durch Anfpeitſchung na=
tionaler
Leidenſchaften Zwietracht in unſer Volk hineinzutra=
gen
, wo uns allein einmütiges, entſchloſſenes Auftreten eine ge=
wiſſe
Stärke nach außen zu verleihen vermag. Es würde den
Zerfall des Reiches und die völlige Zerüitung des deutſchen Vol=
kes
zur Folge haben, wenn man dem wahnſinnigen Verlangen
rechtsradikaler Kreiſe nochkommen wollte. Es muß einnial mit
aller Entſchiedenheit feſtgeſtellt werden, daß kaum etwas mehr
den Beſtrebungen nationalſozialiſriſeher Phantaſien Vorſchub
leiſtet, als die Verletzung unſeres nationalen Empfindens durch
die Ententemächte, namentlich Frankreichs und Belgiens. Wenn
tatſächlich in Deutſchland die nationalſozialiſtiſche Welle ſtärker
angeſchtvollen iſt, und wenn vielfach die Befürchtung gehegt wird,
daß der kommende Reichstag durch Zunahme der extremen Par=
teien
nicht arbeitsfähig ſein wird, ſo wird daran die hemmungs=
loſe
Bedrückung Deutſchlands durch Frankreich einen großen
Teil der Schuld tragen. Oder will man gar Deutſchland in
dieſen Zuſtand hineintreiben? Manchmal könnte man es faſt
glauben, wenn in der franzöſiſchen Preſſe jedes Wort, das den
berechtigten nationalen Empfindungen des deutfchen Volkes
Rechnung trägt, zu nationaliſtiſchen Erzeſſen und zu reaktionä=
rem
Geſchrei verbreht wird. Ohne Achtung vor dem deutſchen
Nationalgefühl wird die internationale Atmoſphäre nie ent=
ſpannt
und entgiftet werden.
Die Verſammlung ſpendete den Ausführungen des Kanz
lers äußerſt lebhaften Beifall und ſchloß mit einem freudig auf=
genommenen
Hoch auf das deutſche Vaterland.

Der Sachverſtändigenbericht.
Paris, 6. April. (Wolff.) Das Komitee Dawes hat heute
vormittag von 10 bis 1 Uihr getagt, um Kenntnis von dem vom
Redaktionsausſchuß vorgelegten franzöſiſchen Text des Berichts
zu nehmen. Im Laufe der Nachprüfung wurden weitere
Ungenauigkeiten feſtgeſtellt, die der Redaktionsausſchuß
ausmerzen ſoll. Das Komitee iſt heute nachmittag 5 Uhr wie=
der
zu einer Sitzung zuſammengetreten. Man glaubt nicht, daß
der Bericht der Reparationskonunifſion am Dienstag übermittelt
werden kann. Der Temps iſt nicht einmal davon überzeugt, daß
der Bericht am Mittwoch vorgelegt werden kann.

leitet. Der Stil freilich ſchien mir noch nicht einheitlich gewon=
nen
zu ſein. Die Spielletung des Herrn A. M. Nabenalt hielt ſich
geſchickt an die überlieferten Formen, und brachte in allen Akten
manche gute Neuerungen.
Die Walküre Gertrud Gerckes war eine treffliche Leiſtung
Was an Intelligenz und Temperament der Auffaſſung und Dar=
ſtellung
mangelt, wird durch Fülle, Glanz und Schönheit ihrer
Stimme wettgemacht. Man hat ja glücklicherweiſe gelernt, die
Rollen des Ringes, die früher nur ſo durchgeſchrieen wurden,
nun auch wirklich zu ſingen. Das kam in der Todesverkündigung,
wenn auch hier die Tiefe fehlte, und im Abſchied zu ſpohltuendem
Ausdruck.
Herr Biſchoff gab dem Göttekdater eine durch die Wucht
der Erſcheinung und Stimmkraft überzeugende Verkörperung. Ich
muß den ausgezeichneten Künſtler bewundern, der in kurzer Folge
uns die Figuren eines Jagos, Falſtaffs, Heilings, Sachs, und
heute des Wotans in hoher künſtleriſcher Vollendung vor Augen
geführt hat.
Herr Verheyen iſt kein Siegmund. Wie ſeinem Rhadames,
Lohengrin, Stolzing fehlt auch ſeinem Siegmund eben zu weſent=
lich
die Jugend der Erſcheinung und ber Stimme, die Friſche,
Feſtigkeit und Müheloſigkeit der Tongebung. Trotz hochintelli=
genter
Auffaſſung und Durchdringung der Aufgabe mangelt
Kraft der Ueberzeugung. Immerhin zeigte er im Zwiegeſang
des erſten Aktes und im Geſpräch mit der Walküre ſtarke Einzel=
leiſtungen
.
Pauline Fack iſt als Sieglinde nicht heldiſch genng. Die
zarte, feine Perſönlichkeit der anmutigen Künſtlerin packt drama=
tiſch
nicht herzhaft genug zu und hat, von Einzelheiten der Dar=
ſtellung
befangen, noch nicht die Fähigkeit gewonnen, große Linien
zit ziehen. Dafür brachte ſie das Weibliche, Sentimentale der
Figur in hohem Maße zur Geltung und erfreute durch die Schön=
heit
ihrer warmen, wohlklingenden, wenn auch für dieſe Rolle
etwas kleinen Stimme. Wer ſollte nicht an die Zukunft der be=
gabten
Sängerin glauben, der ſie im zweiten Akt gehört hat?
Frau Jacobs iſt eine hervorragende Fricka. Sie befriedigte
alle Anſprüche an Srimme, Charakteriſtik und Stil mit einer ſiche=
ren
reifen Leiſtung von Größe. Auch Herr Hölzlin brachte den
Hunding in Auffaſſung, Maske und Geſang zu vollendetem Aus=
druck
. Das Walküren=Enſemble der Damen Stefanowa, Greeff,
Jacobs, Doepner, Japper, Albrecht, Porita, Liebel fand ſich gut
zuſammen, konnte ſogar meiſt ſiegreich der Orcheſterflut ſtand=
halten
.
Die Waberlohe der letzten Szene habe ich noch nie mit ein=
fachſten
Mitteln ſo wirkſam geſehen.
V H.

Die deutſche Anleihe im Dawes=Bericht.
TU. London, 6. April. Daily Telegraph teilt in einer
Beſprechung der Sachverſtändigen=Vorſchläge mit, daß nach den
Ausführungen des Dawes=Komitees Deutſchland zunächſt fol=
gende
Anleihen auf dem Weltfinanzmarkt aufnehmen könnte;
1 Milliarde Goldmark für die Goldnotenbank und
die Markſtabiliſierung,
5 Milliarden Goldmark (auf Grund der Eiſenbahn=
erträgniſſe
), die zunächſt der Finanzierung der Sachlieferungen
während des dierjährigen Moratoriums dienen ſollen.
Die Ausſichten auf eine internationale Anleihe.
IU. London, 6. April. Die Ausfichten Deutſchlands
auf eine internationale Anleihe werden hier nicht ſehr günſtig
beurteilt. Denn welches auch die Reichtümer Deutſchlands ſein
würden, ſchreibt die Weſtminſter Gazette, ſo würden weder England
noch Amerika deutſche Eiſenbahnobligationen oder ſonſtige ſtaatliche
Schuldſcheine annehmen, bevor der endgültige Betrag der Reparationen
feſtgeſetzt und eine Klärung der Reparationsfrage erzielt ſei, ,der auch
Deutſchland zuſtimme. Von der internationalen Anleihe hänge das
ganze Schickſal des Sachverſtändigenberichts ab. Denn ohne An=
leihe
ſei es unmöglich, die Koſten für die Sachlie=
ferungen
während des Moratoriums oder für die
Beſatzungsarmee aufzubringen.
Bolſchewiſtiſche Balkan=Pläne.
Athen, 6. April. Die griechiſche Regierung hat eine In=
formation
erhalten, daß die ruſſiſchen Bolſchewiſten dem kroa=
tiſchen
Bauernführer Naditſch den Rat erteilt haben ſollen, in
Kroatien die Republik auszurufen. Sie wollen gleichzeitig die
bulgariſchen Komitatſchis veranlaſſen, auf dem Balkan Wirren
hervorzurufen, um ſo dem Bolſchewismus zu weiterer Ausbrei=
tung
zu verhelfen. Auch nach Griechenland ſeien bereits bolſche=
wiſtiſche
Agenten entſandt worden,
Im früheren mazedoniſchen Gebiet in Monaſtir ſoll im Zu=
ſammenhang
mit dieſer Nachricht bereits das Standrecht prokla=
miert
worden ſein. Fünf albaniſche Komitatſchis, die als
Frauen verkleidet waren, wurden von ſerbiſcher Polizei und
Militär in einem Hauſe umzingelt. Als ſich die Komitatſchis
mit Handgranaten verteidigten, legten die Serben Feuer an das
Haus. Zwvei der Komitatſchis wurden ſchließlich als verkohlte
Leichen aufgefunden, die anderen wurden feſtgenommen.
Von den veseinigten vaterländiſchen
Verbänden.
Berlin, 6. April. Hier hatten ſich zahlreiche Vertreter
der vereinigten vaterländiſchen Verbände Deutſchlands zu einer
Vertreterverſammlung eingefunden. Der Vorſitzende, Reichs=
tagsabeordneter
Geißler, begrüßte u. a. auch den Prinzen
Oskar von Preußen, der als Vertreter eines vaterländiſchen
Verbandes erſchienen war. General Graf v. d. Goltz ſprach
über die Reichstagswahlen. Er erklärte, daß ein von den vater=
ländiſchen
Verbänden unternommener Einigungsverſuch zu
einem gemeinſamen Vorgehen bei den Reichstagswahlen leider
geſcheitert ſei.
Tagung der Poſi= und Telegraphenbeamten.
Berlin, 6. April. Der Reichsverband der deutſchen Poſt= und
Telegraphenbeamten hielt ſeine diesjährige Tagung in Berlin im Rah=
men
einer Bezirksvorſteherkonferenz ab, die von etwa vierzig Ver=
tretern
von Bezirksorganiſationen aus dem ganzen Reiche beſucht war.
Staatsſekretär Sauter überbrachte die Grüße des Reichspoſtmiiſters
Hoefle. Die Reichskonferenz beſchäftigte ſich in erſter Linie mſt dem
Perſonalabbau und mit dem neuen Reichspoſtſiuanzgeſetz. Staatsſekretär
Sauter erklärte, die Annahme des Reichspoffinanzgeſetzes vereitele die
Pläne, die auf eine Privatiſierung hinausgingen. Mit größerer Sicher=
heit
als bei der Eiſenbahn ſei jetzt die Garantie geſchaffen, daß die Be=
amten
der Reichspoſt unter allen Umſtänden Reichsbeamte bleiben. Die
Zuſammenſetzung des Verwaltungsapparates geße auch die Gewähr,
daß die wirtſchaftliche Geſundung der Reichspoſt nicht auf Koſten des
Perſonals geſchehen könne. Die Reichskonferenz faßte zur Abbaufrage
eine Entſchließung, in der ganz beſonders die Notwendigkeit der Ver=
ſorgung
der Abgebauten betont wird. Der nächſte ordentliche Reichs=
verbandstag
foll im Frühjahr 1925 ſtattfinden.
Deutſchfeindliche Ausſchreitunzen in Warſchau.
IU Warſchau, 6. April. In Warſchau kam es zu heftigen
andideutſchen Kundgebungen. Tauſende von Menſchen zogen
durch ſämtliche Hauptſtraßen und fangen Hetzlieder gegen Deutſchland.
Ununterbrochen wurden Rufe: Nieder mit Deutſchland! und Nieder
mit der preußiſchen Barbarei! laut. Durch rechtzeitige Abſperrung
des Straßenviertels, wo die deutſche Geſandtſchaft und die Paßſtelle
ſich befinden, gelang es, Ernſtes zu verhüten.
* Die taktloſen Preſſephotographen. Nachdem ich nun wohl
ein gutes Dutzend verſchiedener Aufnahmen von dem letzten
Rennunfall des Prinzen von Wales geſehen habe, kommt mir
der Verdacht, daß da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen
kann. Es iſt ja durchaus nicht verwunderlich, wenn Prinzen,
zumal wenn ſie ein Rennen reiten, =zig mal photographiert wer=
den
, aber: daß ein Prinz, ausgerechnet in dem Bruchteil einer
Fünftelſekunde, wo er zum ich weiß nicht wievielten Male beim
Nehmen eines Hinderniſſes vom Gaule ſauſt, von ſo vielen
verſchiedenen Apparaten mit Erfolg feſtgenagelt wird , das
kann nur die Folge und der ſorgfältig errechnete Effekt einer
höchſt undelikaten Voreingenommenheit gegen die reiterlichen
Qualitäten des Opfers ſein. Das kann nur zuſtande kommen,
wenn im Augenblick, tvo bekannt wird, daß, der Prinz da und
dann wieder in den Sattel ſteigen wird, hundert befliſſene
Preſſephotographengeſichter ſich zu ſiegesſicherem Grinſen ver=
zerren
und die dazu gehörigen Gehirne boshaft denken: Aha!
Das gibt wieder ein gutes Honorar. Und dann verteilen ſich in
der entſcheidenden Stunde die Scharen der Illuſtratoren der
ſiebenten Großmacht in Nudeln an den Stellen, wo ſie hoffen
dürfen, ſeine königliche Hoheit in der für einen Reiter peinſam=
ſten
Situation einfangen zu können. Nein, das iſt nicht ſchof=
Uind es iſt gut, daß Papa dem Prinzen das Reiten ſernerhin
verboten hat. Was, um Gotteswillen, ſollte daraus werden,
wenn ſie die Preſſephotographen daran gewöhnen würden, au=
ſtatt
auf die ſchönſten Toiletten, lediglich auf pechöſe Un= und
Umfälle prominenter Perſönlichkeiten erpicht zu ſein?
G. Das ſchöne Wunder. In der Zeit, als Jeſus an den
Ufern des Sees Tiberias wandelte, folgte ihm eine Menge
von 5000 Perſonen. Er nährte ſie mit 2 Fiſchen und 5 Gerſten=
broten
. Ein tüchtiger Prieſter verfehlte nie, in jedem Jahre
dieſes Wunder ſeinen Pfarrkindern zu erzählen. Einmal ge=
riet
er dabei ſo ins Feuer, daß er in den Zahlen irre turde
Ja, meine Lieben, dieſe 5 Perſonen nährte er mit 5000 Fiſchen
und 5 Gerſtenbroten. Der Schmied des Ortes erwartete ihn
an der Ausgangstür: Ei, Herr Pfarrer, ich würde es gerade ſ9
machen. Und er erzählte ihm den Irrtum. Im nächſten Jahl
erklärte der Pfarrer, als er wieder das Evangelium erläuterte,
das Wunder. Aber er war beſorgt, die Zahlen nicht zu vei=
wirren
. An der Kirchentür: Nun, Schmied, was haben Sie
zu meinem Wunder zu ſagen? Daxauf der Schmied: Bah=
ich
würde es ebenſo machen! Wie? Mit 2 Fiſchen nud
5 Gerſtenbroten würdeſt Du ernähren .. . /" Nun, mit dem
Reſt vom Jahr vorher.

[ ][  ][ ]

Rummer 98.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 7. April.
* Preſſefeſt
Selbſt wer die Vorbereitungen und umfangreichen Vorarbei=
ten
miterlebte, war überraſcht von dem ſchönen und feſtlichen
Eindruck, den die Feſträume im Olbrichtempel auf der Mathilden=
höhe
boten. Nur Pflanzen, Blumen und Fahnentuch war zu
der ſchlichten Dekoration und Ausſchmüdung verwandt worden
ind doch boten die drei ſchönen Säle ein Bild feſtlichen Charak=
rters
, das den Feſttoiletten der Damen und dem ſchlichten
Schtvarz der Herren einen eindrucksvollen und repräſentativen
Sahmen gab. Der Beweis iſt erbracht, daß Darmſtadt in ſeinem
Susſtellungshaus auf der Mathildenhöhe Feſträume beſitzt, die
Elle anderen übertreffen und denen eine ſtärlere Benutzung zu
Sihnlichen Zwecken durchaus zu wünſchen wäre. Es bleibt ein
Werdienſt des Landesvereins heſſiſcher Zeitungs=
Tedakteure, die Feſträume als ſolche der Oeffentlichkeit er=
chloſſen
zu haben. Freilich, manches iſt unzulänglich und konnte
niur mit großen Opfern verwendbar geſtaltet werden. Mit wenig
MMitteln ließe ſich hier ſicher Abhilfe ſchaffen. Mögen die zu=
Händigen Stellen die entſprechenden Schlüſſe hieraus ziehen und
ie möglichſt bald zu Beſchlüſſen erheben, es wird in erſter Linie
ven Intereſſen der Stadt Darmſtadt dienen, die ärmer iſt an
Feſträumen, als es ihre Größe und Bedeutung erträglich
heinen läßt.
Abgeſehen von einer kleinen, von den Beſuchern dankenstvert
jeduldig hingenommenen Verzögerung in der Platzanweiſung,
ie allerdings teilweiſe von einigen Beſuchern ſelbſt mitverſchul=
det
war, klappte die Organiſation des Feſtes ausgezeichnet und
gewährleiſtete eine flotte und reibungsloſe Abwiclung der an
wertvollen künſtleriſchen Darbietungen verſchiedenſter Art reichen
FFeſtfolge.
Zunächſt nach Vorſtellung und gegenſeitigem Bekannt=
wwerden
im Ehrenſaal gingen die Feſtteilnehmer zu Tiſch. An
(rinzeltiſchen zu je acht Perſonen nahm man das gemeinſame
Tbendeſſen ein, das gut, aber durchaus nicht ſchlemmerhaft
ear, denn weder der veranſtaltende Verein, noch irgend einer
der Feſtteilnehmer war ſich nicht der Verantwortung bewußt,
dre die Not der Zeit, die allgemeine Wirtſchaftslage des deutſchen
olkes erzwingt.
Während des Mahles nahm der Vorſitzende des Landes=
ereins
, Redakteur Max Streeſe, Gelegenheit, die Erſchie=
nenen
im Namen des Vereins auf das herzlichſte zu begrüßen.
Imſonderheit entbot er Gruß und Willkomm den Herren Finanz=
ſäiniſter
Henrich, der die Regierung vertrat, Landtagspräſident
ADelung und den Landtagsabgeordneten, Oberbürgermeiſter Dr.
(Mäſſing, den Vertretern der Kunſt, der Wiſſenſchaft ſowie den
twllegen und Freunden aus dem beſetzten Gebiet, denen unſere
Ferzen in alter, ſtets bewährter Herzlichkeit entgegenſchlagen und.
ſur die einzutreten ſelbſtverſtändliche Pflicht der Preſſe und ihrer
Aertreter immre geweſen iſt. Er wies dann kurz auch auf den
Bialen Zweck des Preſſefeſtes hin und richtete an den Herrn
2erbürgermeiſter als Repräſentant der Stadt die Bitte, aus
um, was die Veranſtaltung des Feſtes in dieſen Räumen als
ängend reformbedürftig erkennen ließ, die notwendigen Schluß=
gerungen
zu ziehen, damit künftigen Veranſtaltungen tragbar
nachende Erleichterungen werden. Der Redner ſchloß mit dem
winſche, daß der Abend den Verlauf nehmen möge, den alle
zuei ihm erhoffen. Ein Wunſch übrigens, der in reichem Maße
m Erfüllung ging; es herrſchte ſchließlich nur eine Stimme des
2übes und der Anerkennung.
Herr Finanzminiſter Henrich dankte namens der behörd=
igen
Vertreter für die Einladung und die Begrüßung. Man
5file immer gerne bei der Preſſe, obwohl gerade fie uns das
nicht nur ihr gutes Recht, ſondern ihre Pflicht heute mehr
enn je Kritik übe und manchem doch oft recht Unangenehmes
+e. Er ſelbſt habe dieſe Kritik nie anders empfunden, als ſie
(mieint ſei, als dringenden Wunſch, beſſer zu machen, was der
ö5ſſerung bedürfe, und mitzuhelfen am Aufbau des Vater=
Ides. Von ſeinem beſonderen Standpunkt als Finanzminiſter
dar der Bunſch und die Bitte an die Preſſe und ihre Organe
en echtigt, ihm ſeine ſchwere Aufgabe dadurch erleichtern zu hel=
,daß die Prefſe ihren Einfluß und ihre Macht doch auch dazu
(mutzen möge, die Steuerzahler zur Zahlungsfreudigkeit auch
den unangenehmſten Ausgaben, eben der Steuern, zu er=
Hen. Des Redners Hoch galt dem Landesverein und der
Freſſe überhaupt.
Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing, ſprach als Ver=
zer
der Hausfrau, die in dieſem Falle die Stadt ſei, da ſie
Feſträume zur Verfügung ſtellte, Dank für die Einladung
und beglückwünſchte den Verein zu dem ſchon jetzt offenſicht=
ſchönen
Gelingen des Feſtes. Auch er erkenne an, daß er
enme einmal ein paar Stunden bei der Preſſe verlebe, mit der
tets auch gerne zuſammenarbeite, auch wenn berechtigte Kritik
dieſem Zuſammenarbeiten verbunden ſei und ſein müſſe.
rrwolle gern die gewünſchten Schlüſſe aus der gelungenen Ver=
iraltung
ziehen und hoffe, daß die Stadtvertretung ihm die
ſorderlichen Mittel bewilligen werde, dieſe Feſträume ſo zu
ſualten, daß ihre öftere Verwendung erleichtert werde. Redner
giet auf die Preſſe, beſonders die Darmſtädter, und wünſcht
enr Landesverein weiteres Wachſen und Blühen im Intereſſe
Standes und der Oeffentlichkeit.
Herr Kollege Martin Wenck aus Worms hielt die launige
herzliche Rede auf die Damen, die mit beſonders herzlichem
effall aufgenommen wurde.
Das Mahl nahm dann den animierten und harmoniſchen
elllauf, dank der ausgedehnten und geſchickten Vorbereitungen,
inck der ausgezeichneten und wie ſelten flotten Bedienung, zu
Herr Schiel, Inhaber des Hotels Zur Poſt, den Kellner=
Wd, Ortskartell Darmſtadt, herangezogen, und dank vor allem
vorzüglichen Küche dieſes Hotels, die auch von den an=
ſtenden
bedeutenden Fachkollegen reſtloſe Anerkennung fand.
Die Tafelmuſik hatten die Herren Obermuſikmeiſter Hauske
Weber geſtellt.
Mach kurzer Pauſe begann die Abwvickelung des künſtle=
ſchen
Teils der Feſtfolge, die in zwei Sälen gleichzeitig
abſpielte. Das Orcheſter des Landestheaters unter der tem=
ryrmentvollen
und feinſinnigen Führung des Herrn Kapell=
eiters
Roſenſtock ſpielte in dem großen Oberlichtſaal
ch aikomskys Serenade Ein Streichorcheſter‟. Dann folgte die
eſtrufführung von Frank Wedekinds Schwank in drei Auf=
gaen
Der Liebestrank‟. Dieſer Schwank, ein Werk des
gen Wedekind, wird demnächſt in den Spielplan des Landes=
eatters
aufgenommen und dann der berufenen Kritik unterſtellt
Hier mag nur konſtatiert ſein, daß das Werk in der Ten=
von
harmloſer Satire, im künſtleriſch=literariſchen Ausdruck
ſtarkem Temperament iſt und einen der erſten Verſuche dar=
0., aus langgewohntem Rahmen des Luſtſpiels mutig heraus=
zuhen
. Dank der ſehr treffenden Inſzenierung durch Peter
ulhrkamp und dem von T. C. Pilartz erſtellten ebenſo

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 2. April 11924.
Tätigkeit unter Leitung des Herrn Intendanzrat Hans Bau=
meiſter
. Da es dem Referenten leider ebenfalls unmöglich
war, in zwei Sälen gleichzeitig zu ſein, kann hier nur das Pro= vollkommener Selbſtändigkeit ſeine eigenen Wege in echter Wag=
gramm
wiedergegeben werden mit der Feſtſtellung, daß alle
Künſtlerinnen und Künſtler ganz ausgezeichnetes boten und daß / Vaters nicht nur im Muſikaliſchen, ſondern auch im Stofflichen, das doch
der Beifall oft ſo ſtark war, daß er in den anderen Saal herüber= ganz beſonders von der Wahl ſeines Vaters verſchieden iſt. Die gehalt=
aus
Haag: Etude d=Dur, Impromptu üs=Dur, Scherzo g=Dur bekämpfte, daß der Boden der Tonalität heute erſchöpft ſein könne, ſo=
(Dirk Schäfer), Frau Gertrud Gercke: Hat Dich die Liebe be= lange noch ſolche reichen Melodien fließen wie in Siegfried Waguers
mann: Fünf Sonette an die Frauen (A. de Norg), Der Fackel=
träger
von Bernhard Napp, Darmſtadt, Föhn von Bernhard
Rapp, Darmſtadt, Nini Willenz, Walzer von Lanner, Hans
Höfflin: 5 Lieder: Heimat (Oskar Wöhrle), Der erſte Schnee doch mit größter Aufmerkſamkeit verfolgter, tief gehaltvoller) Vortrag
(Ludwig Thoma), Kinderbegräbnis (Joſef Patzock), Du biſt min
(Unbekannt), Wohin ich geh und ſchaue (v. Eichendorff), Kompo= Aufforderung, im Sinn der Grundſätze des Bühnenvolksbundes der
ſtock, Otto Drumm, Hugo Andreae: Letzter Satz aus dem
B=Dur=Trio für Klavier, Violine und Cello (Franz Schubert),
Ludwig Weller: Am Rhein (Obermeyer), Beim Wein (Rieß),
Johannes Biſchoff Weylas Geſang (Hugo Wolf), Fußreiſe
(Hugo Wolf), Hertha Greeff drei Lieder von Franz Schubert, Verein 1861 ſein 63. Stiftungsfeſt, verbunden mit einer Gabelsberger=
Otto Drumm Zigeunerweiſen (Pablo de Saraſate), Anna
Jacobs, Martha Kuhn=Liebel, Hedwig Werle: Viel
ſchöne Blümelein (J. Hermann Schein), Kanon (Carl Maria von als erſte deutſche Kurzſchrift weit über Deutſchlands Grenzen hinaus ſich
Weber), Ditirambo Karl Friedrich Curſchmann, Nini Willenz,
Aenne Osborn, Vera Donalies: Polka von Johann
Strauß, Quartett=Vereinigung Stimmbändchen: Heinrich
Hölzlin, Heinrich Kuhn, Ludwig Weller, Eugen Vogt. und Wettſchreiben fortgeſetzt neu erfolgreich zum Ausdruck komme. Ein
Am Flügel wirlten die Herren Berthold Sander und Max künſtleriſches Programm geſtaltete das Feſt ſehr ſtimmungs= und wun=
Ephraim. Der Ibach=Konzertflügel war von dem Lager der dervoll. Beſondere Erwähnung verdienen Frau Suſanne Horn
Firma Heinrich Arnold, Wilheminenſtraße Nr. 9, Sur Ver=
fügung
geftellt.
reichen Mitwirkung der Kräfte des Landes= Am Schluß der Veranſtaltung fand die Preisverteilung des am Vormit=
theaters
ein erheblicher Anteil am Erfolg des Feſtes zu dan= tag ſtattgefundenen Vereinswettſchreibens ſtatt. Das Ergebnis war ſehr
ken iſt. Die Bühne wurde von Herrn Fender erſtellt.

Seite 3.

eniartigen wie wirkungsvollen Rahmen gebenden Bühnenbild.
vor allem der ausgezeichneten, von nervenpeitſchendem und
üiſchaftlichem Temperament durchglühten Aufführung er=
der
Liebestrauk den immer erhofften durchſchlagenden
fo. lg. Um die Aufführung ſelbſt haben ſich alle mitwirkenden
lufftler gleich verdient gemacht. In den Hauptrollen waren
Aenne Kerſten, Joſeph Gielen, Gerhard Ritter,
rei e Carlſen, Franz Schneider, Käthe Gothe, in klei=
rem
Rollen noch die Damen Falckenſtein und Martin

d die Herren Laugheinz und Kroczak. Auf die Einzel=
ſtuingen
wird ebenfalls gelegentlich der Aufführung im Landes=
urückzukommen
ſein.

In der Zwiſchenzeit hatten die Damen der Geſellſchaft in
dem mittleren Saal ſchnell und mit gewohnter. Gewandtheit
geſchmackvele Stände errichtet, an denen Erfriſchungen aller
Art ausgegeben wurden. Die ebenfalls von jungen Damen der
Geſellſchaft verkauften Loſe zur Tombola fanden ſtarten Ab=
ſatz
. Deien Fortuna hold war, beſcherte ſie wertvolle Gewinne
an Gemälden, Kunſtblätern, Büchern, an Dingen kulinariſcher
und auch materieller Art. Der Gewinner des Eßſervices war
natürlich ein Junggefelle. (Um die Ausſtattung der Tombola
und auch ſonſt haben ſich hieſige Künſtlerinnen und Künſtler,
mehrere Firmen und Private beſonders dankenswert verdient
gemacht. Wir kommen darau noch zurück.)
Der Feſtball ebenfalls in neuem vornehmen Rahmen
ſtand unter der Leitung der Frau Tanzmeiſterin Luiſe Rehr,
die nach der Polonäſe die neueſten modernen Tänze mit einem
Herrn der Geſellſchaft muſterhaft unter lebhaftem Beifall vor=
tanzte
: Gelang es den Tanzpaaren auch nicht, dieſe Vollendung
alsbald zu erreichen, ſo bot doch das Vortanzen manchem wert=
volle
Hinweiſe und zeigte vor allem, daß die modernen Tänze
heute ſehr kultiviert getanzt werden und ſo durchaus äſthetiſch
und künſtleriſch wirken.

Der Geſamtverlauf des Feſtes war harmoniſch und ſchön.
Es herrſchte darüber nur eine Stimme der Anerkennung. Möge
das nach über 10jähriger Pauſe wieder aufgenommene Preſſe=
feſt
der Auftakt ſein zu kommenden beſſeren Zeiten, die es allen
Kreiſen wieder ermöglichen, an feſtlicher Veranſtaltung, wenn
auch in beſcheidenem Rahmen, teilzunehmen.

Deutſcher Abend. Der für Montag, deu 7. ds. Mts., 8½ Uhr,
in der Turnhalle am Woogsblatz von der Deutſchen Demokrariſchen
Partei veranſtaltete Deutſche Abend begegnet in der Oeffentlichkeit
großem Intereſſe. Als Redner wirken der Reichstagsabgeordnete Pfarrer
Korell und der Rektor der Techniſchen Hochſchule Prof. Dr. Ing.
Heidebroak mit. Klinſtleriſche Mitwirkung haben zugeſagt, Opern=
ſängerin
Hedwig Werle, Kammerſänger Joh. Biſchoff und Schau=
fpieler
Ed. Göhel. Es iſt ein erleſenes Programm in Ausſicht genom=
men
. Karten ſind bei Buchhändler Saeng, Kirchſtraße, zu haben.
s. Frühlingsfeſt des Verbandes der weiblichen Handels=
und Büro=Angeſtellten. Der V. W. A. hatte geſtern nachmittag
im Fürſtenſaale zu einem Frühlingsfeſt eingeladen. Der Beſuch
ließ zu wünſchen übrig. Dies war allerdings verſtändlich, waren
doch noch mehr Feſte zur gleichen Zeit, dazu die Frühjahrsmeſſe
und nicht zuletzt rief die warme ſommerliche Witterung hinaus
in die Natur. Die 1. Vorſitzende Frl. Kraſinſki begrüßte die Er=
ſchienenen
in herzlich gewählten Worten. Die Gauleiterin von
Groß=Berlin, Frl. Toni Penk, früher Leiterin des Gaues Darm=
ſtadt
, gab ihrer Freude darüber Ausdruck, auf einer Vortrags=
reiſe
dem Feſte beiwohnen und Grüße der Hauptvorſtands=
leitung
überbringen zu können. In einem Rückblick auf die
Bewegung des Verbandes ſtellte die Rednerin feſt, daß gerade
in den letzten fünf Jahren für die Frauenbewegung in den
kaufmänniſchen Betrieben von einem Aufatmen geſprochen wer=
den
könne. Gegenwärtig allerdings ſtehen wir in einem Zeit=
punkt
, der befürchten läßt, daß alle Errungenſchaften wieder ver=
loren
zu gehen drohen. Es gelte daher, dafür zu ſorgen, daß
alle ſozialen und wirtſchaftlichen Errungenſchaften erhalten blei=
ben
. Darüber hinaus ſollen aus den Menſchen Perſönlichkeiten
werden, die froh und leicht und frei ſind, was die Arbeitsfreudig=
keit
hebt, die einen Anteil erlangen am Leben. Wenn heute ein
Frühlingsfeſt gefeiert wird, ſo geſchieht es in dem Gedanken,
daß nach einer langen Reihe von Kampfjahren hier ſei be=
ſonders
des letzten Jahres gedacht es wieder licht zu werden
ſcheink. Ein reichhaltiges Programm: Muſikvorträge, Geſänge,
Violinſolis, das Frühlingsſpiel Ideal und Verſtand (von der
Jugendgruppe), ein Bühnenbild Wandergruppen auf der Raſt
ſingen Lautenlieder und tanzen Volkstänze, ein Elfenreigen der
Jugendgruppen u. a. m. boten ein abwechſlungsreiches Bild
und erfüllten vollauf die Wünſche der Teilnehmer. Ein an=
ſchließender
Ball ſchloß das harmoniſch verlaufene Feſt ab.
Bühnenvolksbund. Am Freitag abend ſprach Paul Pretzſch über
Siegfried Wagner und erwies ſich als treuer Freund des Hauſes Wahn=
fried
. Ausgehend von der Aufführung der Sonuenflammen am. Revo=
lutionstag
1918 im Hoftheater, die in einer Mahnung gleichſam an das
deutſche Volk ausklangen, bedauerte er, daß ſeitdem die Pforten des
Landestheaters den Werken Siegfried Wagners verſchloſſen blieben.
Man pflegte Werke wie d’Alberts Sirocco, mit ſeinem ſeichten Stoff
und der Verherrlichung der Fremdenlegion, Rezuiceks Ritter Blau=
bart
, mit ſeiner abſtoßenden Handlung, Schrekers Ferner Klang, mit
ſeinem dirnenhaften Erlebnis, und Aichard Strauß, zuwar den gewal=
tigſten
und melodienreichſten Orcheſterklangzauberer, aber doch belaſtet
durch ſittlich keineswegs aufrichtende Operntexte und Verherrlichung
ſinnlicher Triebe in Salome und Elektra‟. So lobenswert die Auf=
führung
ſämtlicher Opern Mozarts an unſerer Bühne ſei, ſo tadelnswert
iſt die Bevorzugung Verdis und anderer ausländiſcher Komponiſten auf
Koſten beſter deutſcher Kunſt. Ekſt die Werke lebender und toter
deutſcher Meiſter, und dann erſt, ſowveit noch Naum für
Spielplan, die frendländiſchen ( eine Forderung ganz aus dem Geiſt
des Bühnenvolksbundes!) Solche Kritik ließ aber Pretzſch keineswegs
die Kunſt eines Richard Strauß verachten, ſie ſchien ihm aber notwendig,
um Siegfried Waguers Kunſt mit ſeinen kerndeutſchen Stoffen und ſei=
uer
wahrhaft deutſchen Art im Gegenſatz zu zeigen und ſein echtes Künſt=
lerbeſtreben
und ſeine urſprüngliche und kerngeſunde Begabung zu ver=
deutlichen
. Denn uicht ſein Vater hatte ihn zum Architekten beſtimmt,
ſondern ſein eigener Eutſchluß führte ihn zunächſt dieſem Studilim zu;
eu räng um die Erkeuntnis der muſiktliſchen Begabuſg, die kein gerin=
gerer
als Humperdink fürderte, der ſein Lehrer in Kompoſition wurde.
Auf eigenen Bahnen wandelnd ſchuf Siegfried Wagner als erſtes Werk
ſeinen Bärenhäuter, der ihm Erfolg brachte und ſeine folgenden
Werke u. a. Der Kobold, Bruder Luſtig Sternengebet‟ Der Rit=
ter
von Marienburg, An allem iſt Hütchen ſchuld, zeigen ſeine Reife
und die natürliche dramatiſche Begabung des Komponiſten. Sie weiſen
ſo viele Züge von Urſprünglichkeit auf und verraten eine ſo glückliche
natürliche Veranlagung, rein menſchliches Erleben zu geſtalten ent=
halten
ſo viel Schönes in der muſikaliſehen Geſtaltung. Lieder im Volks=
liederton
, Märſche, Voltstänze in meiſterhaſter Ausarbeitung, ſo daß ſie
echte deutſche Kunſt für unſer Volkstum bedeuten. Einige Bei=

Zur gleichen Zeit war im Ehrenſaal die Künſtlerbühne in ) ſpiele am Flügel brachten die Wahrheit dieſer Meinung zur Ueberzeu=
gung
und machten, im Gegenſatz zu mancher unwahrhaftigen, einſeitigen
Kritik, die in Siegfried Wagner nur den begünſtigten Sohn ſeines
großen Vaters und deſſen Nachahmer ſehen, glaubhaft, daß Siegfried in
nernachfolge geht, frei von unſelbſtändiger Nachahmung ſeines
ſchallte. Es wurde das nachſtehende geboten: Johan Verſter vollſten ſeiner Werke wurden vergegenwärtigt und am Flügel in hin=
gebendſter
Ausdeutung zu Gehör gebracht, wobei Pretzſch die Meinung
rührt und Japaniſches Regenlied (Marx), Herr Kurt Weſter= Werken. Zwar kein Feind der Neutöner, aber ein begeiſterter Verehrer
des großen Sinfonikers Bruckner, erfüllt von Hugo Wolfs herrlichen
Liedkompoſitionen, weiß ſich der Redner frei von Einſeitigkeit in ſeiner
anerkennenden Kritik des erfolgreichen Schaffens Siegfried Wagners.
Sein, für nicht der Muſik Ergebene nicht ganz leicht verſtändlicher, aber
ſchloß in einem treudeutſchen Bekenntnis zur deutſchen Kunſt und mit der
niſt Franz Philipp, Triovereinigung: Joſeph Roſen= chriſtlich=deutſchen Kunſt und deshalb auch Siegfried Wagner die Bühne
unſeres Landestheaters zu erſchließen. Reicher Beifall entlohnte Paul
Pretzſch. Mit dieſem erſten Vortrag hat der Bühnenvolksbund einen viel=
verſprechenden
Anfang mit ſeiner angekündigten Vortragsreihe gemacht,
s. 63. Stiftungsfeſt des Gabelsberger Stenographen=Vereins 1861.
Im Städt. Saalbau veranſtaltete geſtern nachmittag der Stenographen=
feier
. In einer Anſprache begrüßte der 2. Vorſitzende, Herr Beutel
die Erſchienenen und gedachte des Altmeiſters Gabelsberger, deſſen Werk
den Weg gebahnt hat. Gabelsberger iſt nicht geſtorben, ſein Geiſt und
ſein Werk leben weiter. Bezirksvorſitzender Roth=Eberſtadt über=
brachte
die Glückwünſche des Bezirks und wies auf die vorbildliche und
hervorragende Unterrichtstätigkeit des Vereins hin, die in Prüfungen
(Sopran), Herr Roemer (Violine), das Darmſtädter Männerquartett,
unter Leitung des Herrn F. Lang vom Heſſ. Landestheater, und Herr
Hildebrand (humoriſtiſche Vorträge), die ſich dem feſtgebenden Ver=
Es darf mit beſonderem Dank anerkannt werden, daß der ein zur Verfügung geſtellt hatten und zum Gelingen ihr Beſtes hergaben.
befriedigend. Es wurde geſchrieben bis zu 220 Silben. In dieſer Klaſſe
erhielt Frl. Schwöbel einen Ehrenpreis. Von den 93 Teilnehmern
konnte eine ganze Reihe mit wertvollen Ehrenpreiſen bedacht werden.
Es ſchloß ſich ein Feſtball an.
Neuorganiſierung der Heff. Arbeitsgemeinſchaft. Man ſchreibt
uns: In der am 29. März 1924 im alten Nathausſaal ſtattgefundenen
großen Künſtlerverſammlung, an der die Vertreter ſämtlicher bisher
der Heſſiſchen Arbeitsgemeinſchaft angehörigen Künſtlerverbände teil=
genommen
haben, wurde der ſeit Jahren angeſtrebte Zuſammenſchluß
zu einem Künſtlerkartell einſtimmig beſchloſſen und durchgeführt, wo=
durch
ein großer Erfolg gegenüber der ſeitherigen Zerſplitterung erzielt
wurde. Es wurde weiter einſtimmig beſchloſſen, das ſeitherige Verhält=
nis
zu der alten Arbeitsgemeinſchaft zu löſen und eine Neuorganiſation
derſelben ſofort vorzunehmen. Für die einzelnen Gebiete der bildenden
Kunſt wurden folgende Vertreter einſtimmig gewählt: Für Malerei und
Graphik: Paul Theſing=Darmſtadt, Hammann=Bensheim, Rückert=Mainz

ten Gebiet. Mit der Durchführung der Neuorganiſation der Heſſchen
Arbeitsgemeinſchaft wurden die Herren Paul Theſing und Em. J. Mar=
gold
von der Künſtlerkolonie, ſowie Frau Weſtermann=Pfähler betraut
und ſind die Verhandlungen bereits im Gange.
Orpheum. Heute Montag, 7. April, und folgende Tage Erſtauf=
führungen
: Die luſtige Witwe, Muſik von Franz Lehar.
Das Wiedererſcheinen dieſes Werkes, das ſeinerzeit den größten Erfolg
errang, der je einer Operette beſchieden war, weckt bei Tauſeuden Er=
innerungen
an vergangene glücklichere Tage. Ihre leichtbeſchwingten
Melodien haben ſich damals im Fluge die Welt erobert; es war ein
Siegeszug, der den Tondichter wie den Verleger zu reichen Leuten
machte. Eine neue Generation iſt inzwiſchen herangewachſen, die wohl
vielfach die bekannten Weiſen hörte, aber das Stück nicht kennt, und
dieſe werden ſicherlich die Gelegenheit begrüßen, dieſe gute alte Be=
kannte
kennen zu lernen, ebenſo wie viele dieſe Bekanutſchaft gerne
erneuern werden. Für die Rolle des Danilo wurde Hans Dauninger,
ein junger Wiener Operettenſänger, neu verpflichtet; die Titelrolle ſingt
Marga Peter.
Die Werbung für die Inſeratenteile des Katalogs der Süd=
weſtdeutſchen
Kunſtausſtellung Darmſtadt 1924
(herausgegeben von der Geſchäftsleitung, dem Vorſitzenden. Herrn Bür=
germeiſter
Mueller und dem Geſchäftsführer, Herrn Oberſt von Haln.
und der Feſtſchrift Das Heſſenland für die Tagung des
Reichsverbauds der Deutſchen laudwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften vom 6.10. Mai d. J. in Darmſtadt, Saal=
bau
, (herausgegeben von der Direktion und der Verlagsanſtalt der Heſſ
landwirtſchaftl. Genoſſenſchaften zu Darmſtadt, Marienplatz wurde der
neu gegründeten Erſten Darmſtädter Anzeigen=Annahme für Zeitungen
en des In= und Auslandes von Karl Menger u. Co Eck=

Fremdenverkehrs. Der Katalog und die Feſtſchift werden in vielen Tau=
ſenden
von Exemplaren, gedruckt von der L. C. Wittichſchen Hofbuch=
druckerei
, erſcheinen. Siehe auch das heutige Inſerat.

Dismarcks war von ruchloſen Bubenhänden von ihrem Sockel herab=
geſtürzt
und kurz und klein geſchlagen worden. Möge es gelingen, der
ruch= und ehrloſen Täter habhaft zu werden und einer esemplariſchen
Beſtrafung entgegenzuführen.
Steuerabzüge vom Arbeitslohn. Seit 1. Januar 1924 ſind, die
Arbeitgeber, die zu Beginn des Kalenderjahres mehr als 3 Arbeitnehmer
in einem Dienſtverhältnis beſchäftigen, verpflichtet, den Steuerabzug im
Überweiſungsverkehr durchzuführen. Da die Abführung der einbehalte=
nen
Betuäge an die Kaſſe des Finansamtes dreimal monatlich zu erfolger=
on
Wochenlohu=

finanzminiſter damiſt einderſtanden, daß die einbehaltenen Steuernbzugs=
beträge
, wenn ſie in einem Kalendermonat für die ſäutlichen bei einem
Arbeitgeber beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag von 12 Goldmark
nicht überſteigen, ſpäteſtens au 5. des folgenden Kalender=
monats
abgeführt werden. Wenn jedoch die in einer Monatsdekade
einbehaltenen Beträge allein oder zuſammen mit den für die vorher=
gehende
Dekade noch nieht abgeführten Beträgen 12 Goldmark überſteigen,
ſo ſind ſie zuſammen mit den etwa rückſtändigen Beträgen am Fälligkeits=
termin
für die Dekade abzuführen, in der der Betrag von 12 Goldmark
überſchritten wird. Für das Markenverfahen gilt dieſe Regelung nicht.
Jahresſchan Darmſtadt 1923/24. (leich zahlreichen an=
deren
deutſchen Städten hat die hieſige Stadtverwaltung mit
dem Montanus=Verlag in Siegen einen Vertrag des Inhalts
abgeſchloſſen, daß bis auf weiteres alljährlich auf Koſten des
Verlags ein Handbuch herausgegeben wird, das über die kommu=
nalen
, kulturellen und wirtſchaftlichen Leiſtungen der Stadt in
Einzelaufſätzen aus der Feder berufener Perſönlichkeiten Aus=
kunft
geben ſoll. Das Buch wird auf Kunſtdruckpapier in Groß=
quartformat
gedruckt und mit reichem Bilderſchmuck verſehen
ſein. Der Preis wird auf das geringſt mögliche Maß bemeſſen
werden. Die Redaktion hat Bürgermeiſter Mueller übernommen,
dem es gelungen iſt, zahlreiche erſte Mitarbeiter aus allen Krei=
ſen
unſerer Stadt zu gewinnen. Die erſte Jahresſchau wird
noch im Vorſommer erſcheinen und neben ihrem aktuellen Ju=
halt
, auf den bei der ganzen Unternehmung natürlich der Haupt=
wert
zu legen iſt, auch rückſchauende Betrachtungen zur allgemei
nen Orientierung des Leſers enthalten. Dns Buch wird in einer
großen Auflage erſcheinen, ſein Vertrieb im In= und Auslande
von dem Verlag in umfaſſender Weiſe organiſiert werden, ſo daß
auch für die in ſeinem Anhang inſerierenden Darmſtädter Fir=
men
die Gewähr für weiteſte Verbreitung ihrer Neklame gegeben
völlig neuer Typus des

Lokale Veranſtaltungen.
Oie Werunter erfcheinenden Notlyen And oudſchtießtich as ginweiſe auf Betsigen w ittrachte
imn leinem Falle irgendwie als Beſtprechung zder Mill.
Wartburgverein. (Heim: Liebfrauenſtraße 6
Gcmeindehaus der Martinsgemeinde.) Am Dienstag, abends 8½ Uhr
hält Herr Stadtpfarver Vogel bei den Wartburgern eine Familien=
bibelſtunde
, wozu Familienangehörige und Gäſte herzlich eingeladen ſind!

[ ][  ][ ]

Seiter 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 2. April 1924.

Nummer 98.

* Einweihung
des Erholungsheims des S. O.A.

Auerbach, den 6. April.
Ein wundervoller Frühlingsfonntag; ein Sennentag, der nach dem
fatal langen und peinlichen Winter die Herzen erſchließt und die junge,
werdende Natur wie mit einem Zauberſchlag belebt. Man ſieht faſt
die Knoſpen und die Knöſpchen ſich dehnen, ſchwellen, die ſchützende
braune Hülle ſprengen. An dieſem märchenhaft ſchönen Sonntag ſteht
Auerbach im Zeichen Merkurs und eines Feſtes ſeiner Jünger, auf deſſen
Urſach und Verlauf dieſe mit Recht ſtolz und frohgemut ſein dürfen.
Und dieſer Stolz leuchtet auch aus Aller Augen, dieſer Frohmut
macht ſich kund in fröhlichen Liedern und feſtlicher Stimmung. Die
mit dem Zuge zur Feier ankommenden Gäſte von Darmſtadt, Frankfurt,
Karlsruhe, Worms, Mannheim und anderswoher werden am Bahnhof
empfangen von den Jugendgruppen, die ſie mit ihren Fahnen und Wim=
peln
in feierlich=buntem Zuge zum Feſtblatz geleiten. Der G. D. A.
feiert die Einweihung ſeines jüngſten Erholungs=
heims
. Das altbekannte Hotel Zur Krone, die Krone von Auer=
bach
, wie es poetiſcher und doch berechtigt heißt, hat der Bund käuflich
erworben und zu einem Erholungsheim für ſeine Mitglieder hergerichtet.
Der ſchöne Garten iſt der Feſtplatz. Auf der Terraſſe hat man das
Rednerpult erſtellt. Um diaſes nehmen die zahlreichen Ehrengäſte, in
weitem Umkreis um die Terraſſe die übrigen Teilnehmer Platz und
Aufſtellung. Herr Staatspräſident Ulrich wird beſonders herzlich
begrüßt. Dann beginnt der

Weiheakt.
Herr Henry Schaper aus Hamburg, Mitglied des Bundesvor=
ſtandes
und Abgeordneter der Hamburger Bürgerſchaft, hält die Feſt=
rede
. Herzlich und ſchwungvoll begrüßt er an dieſer lenzesfrohen
Stätte die Gäſte, beſonders den Herrn Staatspräſidenten, und führt
dann aus: Wir freuen uns auch, Vertreter des Gemeinderats und
ſomit auch der Einwohnerſchaft von Auerbach, unter uns zu ſehen. In
allen Orten, wo der G. D.A. Erholungsheime errichtet hat, knüpfen ſich
freundſchaftliche Bande zwiſchen den Verwaltungen der Heime und
ihren Beſuchern einerſeits, der Bevölkerung aber andererſeits. Man
ſagt nicht zu viel, daß die Gemeinden und kleinen Städte, die jetzt Er=
holungsheime
und Ferienſtätten des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtell=
ten
in ihrem Weichbilde beherbergen, erſt durch den G.D.A. im großen
Vaterlande, ja in der ganzen Welt bekannt geworden. Wer wußte
früher etwas von Walsrode, von Niederſchlema, Banſin und den au deren
Plätzen unſerer Heimſtätten? Durch die 350 000 Mitglieder des G. D,A.,
von denen Tauſende in der ganzen Welt verſtreut wohnen, von Kenada
bis Feuerland, von Sibirien bis Auſtralien durch ſie iſt der Ruf und
Ruhm jener Orte allüberall laut geworden. In jedem deutſchen Kon=
tor
, in jedem Laden, kurz in jeder Betriebsſtätte wiſſen es nicht nur
die dem G.D.A. angehörenden Kontoriſten, Verkäufer, Werkmeiſter,
Techniker, Bankbeamten und Apotheker, ſondern auch die mit ihnen in
beruflicher Arbeitsgemeinſchaft berbundenen anderen Angeſtellten,
daß in Auerbach die Krone heute ihre Pforten als
Erholungsheim des G. D. A. öffnet.
Es folgt ein kurzer Abriß aus der Geſchichte der Krone und das
Gelöbnis, dieſe hiſtoriſchen Erinnerungen hüten zu wollen. Dann wei=
ter
: Seit November 1920 ſind unlösbar die Kronen von vier alten
und ſtarken Baumſtämmen ineinander gewachſen. Ein ſchützendes Dach
breiten ſie über die Hunderttauſende deutſcher Angeſtellter, die ſich unter
ihm verſammelt und die Hand zum Bunde gereicht haben. Woraus aber
zogen dieſe alten knorrigen Bäume ihre Kräfte und Säfte, die jetzt ver=
eint
ſich noch weit ſtärker auswirken? Es war die Selbſthilfe, das Ver=
trauen
auf die eigene Kraft. Daran reiht ſich ein intereſſanter Abriß
aus der Geſchichte des G. D. A., der eine der ſozialen Organiſationen
überhaupt darſtellt. Aus vielen alten Eizelverbänden iſt der Bund
erſtanden, und der Zufammenſchluß hat ihn ſtark und leiſtungsfähig
gemacht. Die Gründung von Kranken=, Unterſtützungs= und anderen
Kaſſen krönte die Schaffung von Erholungsheimen, die eine Einrichtung
der Selbſthilfe darſtellen, wie kein anderer Berufsverband der Welt ſie
in dieſem Umfange aufweiſen kann, die im weſentlichen dem Gründer
des Verbandes deutſcher Handlungsgehilfen, Georg Hiller, zu ver=
danken
iſt. Gerade vor 25 Jahren wurde das erſte Heim bei Nieder=
ſchlema
im Erzgebirge eröffnet. Dazwiſchen liegt, im Jahre 1911, die
Errichtung des Erholungsheims des 58er Vereius zu Walsrode in der
Lüneburger Heide. Den Verwalter, der ſeitdem das Haus betraut,
ſehen wir heute in unſerer Mitte. Zum goldenen Jubiläum des Kauf=
männiſchen
Vereins von 1858 hatten die Mitglieder das Walsroder
Haus und ſeine Einrichntung geſtiftet. Faſt an demſelben Tage, an dem
das Heim in Walsrode eröffnet wurde, hatte auch der Handlungsgehil=
fenverein
zu Breslau, gegründet 1774, die Pforten ſeines Erholungs=
heims
Waldfrieden in Krummhübel, am Fuße der Schmneekoppe im
Rieſengebirge, eröffnet. Vor wenigen Wochen iſt dieſes Haus in den
Beſitz des G. D. A. übergegangen, nachdem ſich der 1774er Verein, am
Ende einer ruhmvollen Laufbahn, mit unſerem Bunde endgültig ver=
ſchmolzen
hatte. Schon ein Jahr ſpäter entſtand, 1000 Meter über dem
Meeresſpiegel gelegen, am Fuße des Fichtelberges und des böhmiſe
Keilberges, das ſächſiſche Ferienheim der 58er. Auch hier waren die
Mittel durch freiwillige Beiträge aufgebracht worden, und noch heute
ſind die Männer, die damals das Werk ſchuſen, ſtolz darauf, daß ſie
keinerlei Mittel vom Hauptverein in Anſpruch nahmen, ſondern alles
benötigte Geld unter den ſächſiſchen Kollegen zuſammengebracht hatten.
Es kommt nicht von ungefähr, meine Damen und Herren, daß ge
rade in den verfloſſenen Monaten der Erholungsgedanke in unſeren
Reihen tiefere Wurzein denn je geſchlagen hat. Soweit die Angeſtellten
bei der ungünſtigen Wirtſchaftslage überhaupt noch die Möglichkeit
ſehen, allein oder mit ihrer Familie einen Ferienplatz aufzuſuchen, ſind
ſie auf gemeinnützige Einrichtungen angewieſen; denn die Preiſe in den
Häuſern des allgemeinen Verkehrs ſind ſchier unerſchwinglich geworden.
Der G. D. A. hat daher, tatkräftig unterſtützt durch ſeine junge Deutſche
Wirtſchaftsbank, im Sommer vorigen Jahres ein Erholungsheim an
der vommerſchen Oſtſeeküſte erworben, und den Beſitz vor wenigen
Wochen glücklich abgerundet durch den Hinzukauf eines zweiten, noch
größeren Hauſes.
Aber nicht nur an die Mitglieder und ihre Familien denkt der
G. D. A. bei ſeiner Fürſorge, ſondern er hat durch die Schaffung eines
Kinderheims am Bundesſitze in Zehlendorf bei Berlin ein beſonders
ſegensreiches Werk getan an dem jungen Nachwuchs ſeiner Mitglieder.
Dort in dem weiten Park tummeln ſich, betreut von liebevollen Pflege=
rinnen
, die Kleinen von 4 Jahren bis zu den Vierzehnjährigen. Einen
großen Teil der Koſten trägt der Bund aus allgemeinen Mitteln, die
Quäker in Amerika tun ein übriges. So rundet ſich das Bild der Für=
ſorge
des G. D. A. für die Geſundheit und Kräftigung ſeiner Mitglie=
der
und ihrer Familien glücklich ab.
Erwähne ich noch, daß der G. D. A. überdies in dieſem Jahre
14 Studienreiſen veranſtaltet, ſo ſehen wir, daß gerade auf dem Gebiet
der Ferienfürſorge der G. D. A. Leiſtungen vollbringt, die ihm ſo leicht
keine andere Organiſation wird nachmachen können. Und dabei handelt
es ſich hier doch nur um einen kleinen Ausſchnitt des Wirkens unſeres
Bundes überhaupt. Wie vielſeitig iſt ſeine Tätigkeit auf gewertſchaft=
lichem
, ſozialem und kulturellem Gebiete. Fürwahr, die deutſche An=
geſtelltenſchaft
kann ſtolz darauf ſein, daß ſie, auch wieder aus eigener
Kraft, ſich eine Berufsvertretung geſchaffen hat, die zu jeder Zeit den
Mitgliedern eine wirtſchaftliche Stütze, und für die Zeit, wenn die Not
an die Türen pocht, ein tröſtender Helfer iſt. Und daher ſoll, wenn wir
nachher mit frohem Hochgefühl durch die Räume der Krone ſchreiten,
dankbar gedacht werden der ſtolzen Gemeinſchaft, der wir dieſes Werk
verdanken. Wir wollen uns geloben, wo immer ſich die Möglichkeit
bietet, für die Ausbreitung unſeres Einheitsverbandes zu wirken und
werben. Die Hſitglieder im Volksſtaat Heſſen, im Lande Baden, in der
Pfalz und an der Saar aber werden inſonderheit dies Haus im ihre
treue Obhut nehmen. In dieſer Gewißheit überantworte ich das Er=
holungsheim
Zur Krone namens der leitenden Körperſchaf=
ten
des G.D.A. in die Hände des Heimausſchuſſes.
Möge dieſes Haus vielen Hunderten von ſtärkungsbedürftigen Mit=
gliedern
, ihren Frauen und Kindern eine Stätte reiner Freude und
geſundheitlicher Kräftigung werden! (Lebhaftes Bravo!)

(Glückwünſche:
An die Feſtrede ſchloſſen ſich weitere von Abordnungen der Bruder=
zerbände
und Ortsgruppen. Herr Schöfer=Mannheim übernahm im
Namen des Bundes das Heim, dankte beſonders dem Herrn Staatsprä=
ſidenten
für die Teilnahme an der Feier, dann dem Feſtredner für ſeine
zerzlichen Worte. Die deutſche Treue und Einigkeit allein konnten es
ermöglichen, in der ſchwerſten wirtſchaftlichen Lage Deutſchlands dieſes
ſchöne Heim zu errichten. In treuer Bruderliebe begrüßt er beſonders
die Kollegen und Mitglieder aus dem beſetzten Gebiet, mit denen er ſich
eins fühle in dem Wahr= und Wahlſpruch: Up ewig eens und
ungedeelt!
Herr Neubert vom Gauverband Frankfurt verlieſt ein Glück=
wunſchſchreiben
des Vorſitzenden des Aufſichtsrats Hugo Sommer=Berlin,
der am Erſcheinen verhindert iſt, und heißt dann namens des Gaues
beſſen und HeſſenNaſſau die Teilnehmer herzlich willkommen. Seine
Rede iſt ein Dank= und Treugelöbnis mit der Krönung des Bundes=
wahlſpruches
: Das Ziel all unſerer Arbeit muß das Gemeinwohl ſein,
durch Einheit zur Macht, durch Macht zur Freiheit! Redner über=
reicht
dann ein Bild als Andenken an die Feier und zum Schmucke des
Heimß...

Herr Staatspräſident ulrich dankt als Vertreter der Heſſiſchen
Regierung für die Einladung, der er gefolgt ſei, weil dieſes Feſt nicht
nur für Heſſen Bedeutung hat, ſondern für ganz Deutſchland und dar= 4Dte (toffnung der Stanffürter
über hinaus für die ganze Menſchlichkeit. Ich beglücktünſche die Ge=
werkſchaft
zur Erbauung dieſes neuen Heimes, das von beſonderer Be=
deutung
ſei, weil gerade heute, in dieſer unendlich ſchweren Zeit, da es
immer ſchwerer wird, die Maſſen zuſammenzuhalten, das Werk der
Einigkeit und des treuen Zuſammenwirkens vollbracht werden konnte.
Der Abbau iſt eine der gefährlichſten Situationen, in der Deutſchland Bei ſtrahlendem Sonnenſchein und unter ſtärlſtem Andrang.
ſich je befunden hat, und wenn in dieſer Situation es einem Verband
gelingt, ein derartiges Heim zu errichten, dann iſt das ein ſchöner Be=
weis
von der ſtarken Kraft, die in dem Gedanken der Solidarität liegt.
Ich wünſche, daß das Heim dem G.D.A. und ſeinen Mitgliedern zum
Segen gereichen werde, daß ſie hier Stärkung und Geſundung finden
her kommen. Ich begrüße beſonders herzlich die Volksgenoſſen aus dem
beſetzten Gebiete, die hier wieder einmal auf deutſchem Boden deutſch
fühlen und deutſch denken und handeln können. Das Vaterland wieder / rend beim ſtärkeren Geſchlecht Strohhüte ſo gut wie gar nicht zu
aufbauen, wie es einſt geweſen iſt, muß unſer aller Ziel ſein. Mit einem
Hoch auf die Organiſation und auf das deutſche Vaterland ſchloß der
Staatspräſident. Dann ſang man das Deutſchlandlied.
Weiter ſprachen noch und überbrachten Glückwünſche und Geſchenke:
Herr Beigeordneter Fuchs von Auerbach, Herr Martin von Frei= Aus Darmſtadt waren zahlreiche Einkäufer zur Meſſe er=
burg
, Herr Töpfer von der Ortsgruppe Frankfurt, der verſprach,
dem Heim ein Frankfurter Zimmer einzurichten. Herr Kempf= Lud=
wigshafen
, Herr Jayme=Darmſtadt und Herr Hofferberth von
Mainz.
Dem Weiheakt folgte ein Rundgang durch das Heim, das 57 Räume
bietet und das in allen Teilen ſchön, gemütlich=wohnlich und ſanitär ein=
gerichtet
iſt und mit ſeinem ſchönen Garten und der Möglichkeſt herr=
licher
Ausflüge in die Bergſtraße ſicher ſtark frequentiert werden wird,
Ein gemeinſames Mahl in dem großen Feſtſaal, an dem über 250
Perſonen teilnahmen, bildete den Schluß der offiziellen Feier, an die
ſich eine inoffizielle ſchloß, die die an 1000 Feſtteilnehmer noch lange zu=
ſammenhielt
.
M. St.

Aus Heſſen.
F Eberſtadt, 5. April. Hilfsausſchußſitzung. Der im
Vorjahre gebildete Hilfsausſchuß zur Linderung der Not der Erwerhs=
loſen
, Sozial zund Kleinrentner in der Gemeinde Eberſtadt, hielt am
2. d. Mts. unter dem Vorſitze des Bürgermeiſters Schäfer ſeine Schluß=
ſitzung
ab. Der Ausſchuß beſchloß, nachdem die Zahl der Erwerbsloſen
von 650 auf 160 zurückgegangen iſt und das Hilfswerk auch nur für das
Winterhalbjahr gedacht war, ſeine Tätigkeit zunächſt einzuſtellen. Der
Vorſitzendo konnte in ſeinem Rechenſchaftsbericht mitteilen, daß in der Zeit
des Beſtehens des Ausſchuſſes außer den geſpendeten und geſammelten
Lebensmitteln im Werte von mehreren tauſend Goldmark, an baren Ein=
nahmen
1563,72 Gm. zu verzeichnen waren, wovon für Anſchaffung von
Lebensmitteln uſw. 1417,33 Gm. verausgabt wurden, ſo daß ein Reſt von
146,39 Dm. verbleibt, der zum Ankauf von Mehl dienen ſoll. Dieſes
wird vor Oſtern an die Bedürſtigen der Gemeinde verteilt werden. Der
Ausſchuß nahm dankend Kenntnis von dem Anerbieten des Herrn Hofrat
Behrend, der ſich durch Veranſtaltung eines weiteren Wohltätigkeits=
abends
in den Dienſt des edlen Hilfswerks ſtellen will. Der Reinerlös bes
Abends ſoll für eine im kommenden Winter eventuell neu einſetzende
Hilfstätigkeit aufgeſpart werden, bezw. zur freien Verfügung des Bürger=
meiſters
ſtehen. Der Vorſitzende ſchloß die Sitzung und ſprach namens
der Gemeindeverwaltung den Mitgliedern des Ausſchuſſes für die tatkräf=
tige
Mitarbeit ſowie allen Mitbürgern, die das Hilfswerk durch Zuwen=
dung
von Naturalien und Geldmitteln unterſtützt haben, wärmſten Dank
aus. Seitens des Ausſchuſſes wurde dem Bürgermeiſter für die muſter=
gültige
Durchführung und Leitung des Hilfswerkes vollſte Anerkennung
ausgeſprochen.
Bensheim, 4. April. Ernennung. Zum Direktor des Gym=
naſiums
wurde, wie wir hören, Direktor Krämer vom Progymna=
ſium
in Dieburg erngunt.
Von der Bergſtraße, 3. April. Anweſen=Verkauf. Das
in den letzten Jahren von Herrn Jürgens, einem holländiſchen Staats=
angehörigen
, in hübſcher Höhenlage an der Straße von Zwingenberg
nach Auerbach erbaute Wohnhaus, umgeben mit großem Gelände, giung
durch Verkauf an einen Herrn aus Mainz über. Herr Jürgens iſt
nach Holland wieder zurückgekehrt. Da in letzter Zeit auch in Auer=
bach
eine Ville von einem Amerikaner und das Hotel Zur Krone‟
daſelbſt, ſeither im Beſitz von Franzoſen, wenigſtens dem Namen nach,
verkauft wurden, ſo hat es den Anſchein, daß die Ausländer, die ſich
ſeit dem Kriege in unſerer Gegend angeſiedelt hatten, wieder Deutſch=
land
den Rücken kehren und nun allmählich in ihre alte Heimat wie=
der
abreiſen. Die bei uns ſich wieden anders geſtalteten Verhältniſſe
gegenüber dem fremden Gelde laſſen den Aufenthalt auf deutſchem
Boden jedenfalls nicht mehr vorteilhaft genug erſcheinen. Auch die
ſteuerlichen Abgaben kommen dabei noch in Betracht.
Nieder=Ramſtadt, 4. April. Der Turnverein hielt im Saale Zur
Poſt ein in allen Teilen wohlgelungenes Schau= und Werbeturnen ab.
Schon der allgemeine Aufmarſch verriet, daß hier turneriſcher Geiſt, ge=
pflegt
mit Idealismus zu den hohen Zielen der edlen Turnerei, heruſcht.
Die Veranſtaltung ſelbſt ſtand unter der Leitung des Ehrenturuwartes
Mahr. Der erſte Vorſitzende, Herr Voll ſen., begrüßte die Erſchienenen
mit herzlichen Worten und dankte beſonders den erſchienenen Gründern
und den geladenen Ehrengäſten ſowie den aus Holland zurückgekehrten
Geſchwiſtern Plößer und überreichte dem oberſten Leiter Mahr eine künſt=
leriſch
ausgeführte Adreſſe und den genannten Damen ein Angebinde von
Blumen. Hierauf ſprach Frau L. Mahr einen eigens für den Abend ver=
faßten
Prolog und führte auch den ſchönen Zigeunertanz mit den Schile=
rinnen
vor, der großen Beifall erntete. Es folgte das Geräteturnen der
einzelnen Abteilungen, welche faſt alle als Gipfelleiſtungen zu bezeichnen
waren, beſonders geſiel die ſtattliche Damen=Abteilung. Im Mittelpunkt
der Veranſtaltung ſtanden die von der T.G.D. im Landestheater mit
großem Erfolg aufgeführten Volkstänze, welche Herr E. Bauer mit den
Damen des Vereins in ſo herrlicher Weiſe zur Vorführung brachte und
großen Beifall erntete. Den Schluß bildete die erſte Niege am Hochreck,
welche wahre Glanzleiſtungen hervorbrachte.
D. Offenbach, 4. April. Unſere Stadtverwaltung hat bereits, wohl
als erſte unter den heſſiſchen Städten, den Entwurf eines Goldvor=
anſchlags
für das Rechnungsjahr 1924 vorgelegt. Der Haushalts=
plan
iſt ein ziemlich umfangreiches Heft von 141 Halbbogenſeiten. Eine
vergleichende Ueberſicht über die Voranſchläge 1914 und 1924 iſt, wie
es ſcheint, auf einen Wunſch, der in der letzten Stadtverordnetenſitzung
geäußert wurde, beigegeben. Darnach ſchloß der Plan von 1914 mit
17 148 680 Mark ab, der diesjährige verlangt in Einnahme und Aus=
gabe
21 253 280 Goldmark. Die Koſten für die Wohlfahrtspflege
ſind von 1181 000 auf 2030 256 diejenigen für Kunſt und Wiſſen=
ſchaft
von 23 000 auf 31 000 Mark geſtiegen. Geſunken ſind die Koſten
für die allgemeine Verwaltung von 906 000 auf 723 000 der Schulen
von 1 570 000 auf 752000, der Polizei von 361 000 auf 59 000. Die
Bauverwaltung erforderte einſt 281 000, jetzt 365 000 Mark. Die ſtäd=
tiſchen
Betriebe und Unternehmungen werfen einen Geſamtüberſchuß
von 203 000 Mark ab. Das Gaswerk ſchießt wieder 420 000 zu. Das
Elektrizitätswerk erhöht ſeinen Ueberſchuß, den es an die Stadt ablie=
fert
, von einſt 57 000 auf 360 000 Mark. Das Waſſerwerk kann ſtatt
208 000 Mark heute nur 60 000 Mark überweiſen. Die Entlaſtung des
Voranſchlags durch Polizei und Schulen iſt auf die Uebernahme dieſe:
Koſten auf die Staatskaſſe zurückzuführen. Für die Volksſchulen wer=
den
ſtatt 1 262 000 nur 441 000 Mark angeführt. Bemerkenswert iſt,
daß der ſtädtiſche Zuſchuß zum Gymnaſium und zu den Oberrealſchu=
len
geſtiegen, derjenige zur höheren Mädchenſchule dagegen geſunken
iſt. Das Stadtkrankenhaus verlangt rund 100 000 Mark mehr und
ſchließt mit 549 000 Mark ab. Die Sparkaſſe die 1914 noch 100 000
Mark Ueberſchuß an die Stadtkaſſe abliefern konnte, trägt ſich heute,
wenn die Spartätigkeit nicht wieder ſtockt. Die Verbrauchsabgaben er=
brachten
einſt 175 000, jetzt nur noch 25 000 Mark. Die Finanzverwal=
tung
erzielte früher 4 552 000 Mark Ueberſchuß und muß auch heute
noch 3 759 000 Mark abliefern. Die Anleihen, die im Voranſchlag von
1914 über zwei Halbbogenſeiten füllten, ſind vollſtändig in dem Haus=
haltsplan
verſchwvunden. Man findet nur noch die neue Holzwertan=
leihe
im Betrage von 461 000 Mark, die an Zinſen 27 700 Mark erfor=
dert
. Durch die dritte Steuernotverordnung erſpart die Stadt auf
Koſten ihrer Gläubiger rund 1000 000 Goldmark. Sie iſt faſt vollſtän=
dig
ſchuldenfrei geworden. Für neue Schulden ſind an Zinſen 52000
Mark vorgeſehen. Für den Wohnungsbau gedenkt man 200 000 Mark
zu verwenden. Der Vorauſchlag ſoll, wie man hört, in den verſchie=
denen
Ausſchüſſen ſo raſch beraten werden, daß der Entwurf im Mai
wieder die Stadtverordnetenverſammlung beſchäftigen kann.

Geſchäftliches.
In England wird neuerdings gegen die Verwendung von Zahn=
bürſten
Sturm gelaufen. Man motiviert dies damit, daß die Zahnbür=
ſten
Brutherde von Bazillen darſtellen, welche beim Zähneputzen in das
Zahnfleiſch hineinmaſſiert werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß
etwas Wahres daran iſt. Zweifellos wird aber auch hier maßlos über=
trieben
, denn bisher ſind alle Verſuche, die Zahnbürſte zu erſetzen, fehl=
geſchlagen
. Wenn die Zahnbürſten Infektionsträger darſtellen, ſo liegt
dies wohl an den Mitteln, die zur Mundreinigung benutzt werden.
Während des Krieges hat ein bedeutender Bakteriologe Unterſuchungen
über den Keimgehalt der Zahnbürſten angeſtellt und dabei konſtatiert.
daß es Zahnpaſten gibt, die jede Keimbildung in der Zahnbürſte ver=
hindern
. Als ſolche hat ſich die bekannte Biox=Zahnpaſta erwieſen.
Dadurch ſind alls Befürchtungen einer Infektionsmöglichkeit gegenſtands=
los
geworden.

Früßjahrsmeſſe.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
der Geſchäftswelt, der ſchon morgens früh um 9 Uhr eitſetzte,
fand am Sonntag die Eröfſnung der diesjährigen Frankfurter
Frühjahrsmeſſe ſtatt, d. h. von einer eigentlichen Eröffnung kann
man nicht ſprechen, denn ganz formlos, ohne Sang und Klang,
mögen, wenn ſie einmal ausſpannen müſſen aus der Tretmühle und hier= ſetzte der Betrieb ein. Die Damenwelt brachte anſcheinend dem
Sonnenſchein noch kein rechtes Vertrauen entgegen, denn neben
verſchiedenen Strohhüten ſah man noch reckt viel Pelz, wäh=
ſinden
waren. Auch auf der Meſſe ſeibſt waren ſolche kanm
ausgeſtellt, man rechnet wohl doch noch mit einer Fortdauer der
hutlofen Mode.
ſchienen, hatten doch auch verſchiedene Darmſtädter Firmen aus=
geſtellt
; ſo konnte man z. B. den vom letzten Rhönſegelflug her
berühmten Konſul bewundern, und ſeinen kleineren Bruder,
das Flugzeug Heſſen‟. Die Darmſtädter begrüßte noch vor
dem Eintritt in das Meßgelände in Geſtalt des Darmſtädter
Hochzeitsturmes die Reklame einer ällerdings nicht. Darm=
ſtädter
Firma. Die Meſſe ſteht unter dem Zeichen des Radio=
Verkehrs. Apparate in allen Größen, bis zum Taſchenhörer für
ein paar Mark, zum Anſchluß an die elektriſche Lichtleitung, und
an allen Ständen ſtehen die Zuhörer, beſonders Damen, den
Kopfhörer umgeſchnallt, und lauſchen entzückt den aus rätſel=
hafter
Ferne anrauſchenden Klängen. Im Freien ſtcht ein
Riefen=Radio=Apparat aufgebaut, mit vielen metergroßen Schall=
trichtern
aus Holz, davor die andächtig lauſchende Menge. Neben
mir behauptet ein ganz beſonders Mißtrauiſcher, hinter dem
ganzen Kaſten ſtehe ja nur ein Grammophon! Noch unter einem
anderen Zeichen ſteht die Meſſe, immer noch, unter dem des
ſeligen Tutauckamon. Er iſt immer noch Trumpf, Windjacken,
Krowatten, Bluuſen und Zierpuppen 3 Ia Tutanchamon, und
eine Wiener Kunſtgewerblerin zeigt auf ihrem Gewand außer=,
dem noch die Sphinx und ſämtliche Pyramiden. Draußen im
Freien, vor den dort untergebrachten Ständen, hat ſich allmäh=
lich
ein lebhaftes, buntes und munteres Treiben entwickelt. Zur
Belebung, wenn auch nicht in jedermanns Sinne, tragen die
vielen mehr oder weniger lauten Spielinſtrumente für die kleinen
und großen Kinder bei, Poli und Molly und wie die kleinen
Lärm=Quälgeiſter alle heißen mögen. Am Ende des freien
Platzes führt eine Firma ihren Schaum=Feuerlöſcher vor, und
richtig, kurz darauf raſſelt klingelnd und mit Trompetenſignalen
die Feuerwehr heran. Ein Haufen Packmaterial war draußen
in Brand geraten, und mit einer Schlauchleitung iſt die Gefahr
bald beſeitigt. Die meiſten Meſſebeſucher haben von dem kleinen
Zwiſchenfall überhaupt nichts bemerkt. Hierbei ſei eingeſchaltet,
daß der Feuerſchutz auf der Meſſe muſtergültig organiſiert iſt.
Auf dem Meſſegelände ſelbſt befindet ſich eine Wache, die mit
einer Autoſpritze ausgerüſtet iſt, und auf jeden Alarm von der
Meſſe aus, der als Großfeueralarm gilt, rücken mehrere Löſch=
züge
aus.
In wenigen Zeilen ein Bild zon allem zu geben, das auf
der Meſſe gebogen wurde, iſt bei der hohen Zahl der Ausſtellen,
unter denen das beſetzte Gebiet erfreulicherweiſe in beſonders
ſtarkem Maße vertreten iſt, und bei der Fülle der einzelnen
Stände unmöglich. Im Folgenden ſollen nur einzelne Eindrücke
wiedergegeben werden, die beim Durchſchreiten der Näume be=
ſonders
im Gedächtnis haften geblieben ſind.
Im Kunſtgewerbe herrſcht Meſſing vor, als Neuheit mögen
ſchmiedeeiſerne Lampen erwähnt werden. Wien bringt ent=
zückende
Arbeiten aus Holz und Emaille. Leder iſt immer noch
die große Mode, Damenhüte in Leder werden in den verſchie=
denſten
Farben und mit ganz eigenartigem Beſatz gebracht, auch
in der Herrenmode erobert ſich das Leder nicht nur bei aus=
geſprochenen
Sportanzügen überall ein immer weiteres Feld.,
Neben Ledertiſchdecken und Lederkiſſen in den bizarrſten Formen
ſieht man Kiſſen mit aparter Wollſtickerei und gehäkelte Puffs.
Damenſchirme bleiben weiter klein und maſſig, Sonnenſchirme
mit Handmalerei öder ſolche, die nur aus einer über das Geſtell
gelegten geſtrickten Decke beſtehen, wirken beſonders zart. Als
Auswuchs der Mode, wohl mehr als Reklame gedacht, mag ein
Sonnenſchirm, der aus Notgeldſcheinen beſteht, erwähnt ſein.
Bei Krawatten bleiben die Streifenmuſter modern. Im Haus
der Technik finden beſonderes Intereſſe zahlreiche Strick= und
Klöppelmaſchinen, auch ein ſogenannter Taſchengrammophon
wird viel beachtet. Die deutſche Motorradinduſtrie hat allerhand
Neuheiten herausgebracht, die Minimum=Garage, in kurzer
Zeit verſchlußſicher für Motorräder und kleine Wagen aufgebaut,
hätte eigentlich ſchon längſt erfunden werden müſſen! Die Be=
leuchtungsinduſtrie
zeigt Lampen in allen Formeu und Farben,
aus allen nur möglichen Stoffen, Lampenſchirme aus Papier
und Schalen auf hohen Ständern werden allem Anſchein nach
bevorzugt. Das Aufblühen der Anſichtspoſtkarteninduſtrie, die
viel Neues ausſtellt, zeigt, daß bei der ſtabilen Währung und
den Friedensportoſätzen die alte gute Angewohnheit des Anſichts=
kartenſchreibens
wieder aufkommt. Kinderſpielzeug iſt viel zu
ſehen, aber nicht viel Neues, nur der Schnellfahrer bekommt
eine Konkurrenz im Stoßroller und in einem kleinen hölzernen
Fahrrad, das eine Darmſtädter Firma herausbringt. Auch im
Haus der Bücher iſt der Andrang erfreulich groß, wenn auch ſehr
viel an reinen Luxusdrucken geboten wird und an koſtbaren
Künſtlereinbänden, deren Kauf heute weiten Schichten unſeres
Volkes nicht mehr möglich iſt. Von den Ständen im Freien
werden mit regem Intereſſe die Boote, beſonders die Motor=
boote
, beſichtigt und die mannigfachſten Arten ſparſamer Bau=
weiſe
, meiſtens im Modell aufgebaut.
Die Zahl der Ausſteller iſt ſehr groß und faſt alle Stände
ſind ſchon fertig, nur ſehr wenige noch leer. Auch die Zahl der
Einkäufer iſt recht beträchtlich, doch das Ausland iſt nicht ſo
ſtark vertreten. Einige Schweizer ſind ſogar ſchon abgereiſt,
durch die neuen Maßnahmen der deutſchen Regierung über die
Erſchwerung der Auslandsreiſen verärgert. Die Geſchäftswelt
hält mit Einkäufen und Beſtellungen noch ziemlich zurück, nur
in Lederwaren und Textilwaren, vorzugsiveiſe Wäſche, war das
Geſchäft ſchon lebhafter. Die Knappheit an Zahlungsmitteln,
die Schwierigkeit der Kreditbeſchaffung und die Meldungen von
Angriffen auf die Rentenmark im Ausland wirken auf die
Stimmung. Wie in Leipzig, ſo iſt auch in Frankfurt die Frage
nach den Zahlungsbedingungen faſt wichtiger als die Frage nach
den Preiſen. Es iſt jedoch Hoffnung vorhanden, daß bei dem
allgemeinen Hunger nach Waren, falls nicht außenpolitiſche
Momente einwirken, das Geſchäft wach wird. H. W. W.
Mathe
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9 Uhr:
Siebentes Konzert. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(Sondermiete 161) Was Ihr wollt. Orpheu
34 Uhr:
Die luſtige Witwe‟. Deutſcher Abend, abends 8½ Uhr,
in der Turnhalle am Woogsplatz. Union=, Reſidenz=, Central=
Thegter, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. Dienstag, 8. April.
Stammholzverſteigerung, vormittags 10 Uhr im Ggſthaus
Zum Deutſchen Haus in Erfelden. Holzverſteigerung=
vormittags
½9 Uhr, in der Wirtſchaft Zum heiligen Kreuz.

Die beutige Rymmer hat 8 Geiten

für Bolliſt und Mrtſchaft: Audolf Maup=
für
Fentllagton und Heſſiſche Nachnichten: Mar Btrcelt
für Sport: Dr. Eugen Buhimann
für Schlußdtenn: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratentell: Willy Kuble

Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Rummer 98.

Darmſtädter Tagblatt, Bkontag, den 7. Afprik 1924.

Seite 5.

Sport, Spiel und Turnen.
BergesJung=Deutſchland Darmſtadt ſchwimmt einen neuen deutſchen Rekord über 1000 Meter.

Schwimmen.
Berges Jung=Deutſchland ſielſt einen neuen
Rekord auf.
Berges, Jung=Deutſchland=Darmſtadt, ſtellte Samstag
in Magbeburg, bei den Einladungswettkämpfen des Hellas,
mit 14 Min., 32 Sek. einen neuen deutſchen Nekord über 1000 Me=
ter
auf, damit den ſeitherigen Rekord um 13 Sel. unterbietend.
Sein angeblich gefährlichſter Gegner, Vierkötter=Köln, gab bei
800 Meter auf. Am Tag vorher belegte Berges mit 5.29.3 über
90 Meter bel. mit 2/₁0 Sek. hinter Vierkötter einen glänzenden
Zweiten Platz, bei ſchärfſter deutſcher und ausländiſcher Konkur=
renz
. Näherer Bericht folgt.
Dr. HI.
Leichtathletik.
Frühjahrswaldlauf des Sportvereins 1898.
Rund um den Dachsberg hieß die Lofung für die 25 Mann=
Echaften, die ſich dem Starter geſtellt teil. Man hatte den Start auf
Sen ſüdlichen Teil der Golfwieſen verlegt, um den Mannſchaften genü=
gend
Raum zur Entwicklung zu geben, da ſich die ſchmalen Wege vom
Stadion weg in den Vorjahren als unzweckmäßig erwieſen hätten. Aber
mit dem freien Raum, der der Maſſe der Läufer gegeben war, war
auch gleichzeitig eine Gefahr entſtanden, der nicht alle entgiagen, beſon=
wers
die auswärtige Jugend und Jungmannen hatten ſich ſchwer
ächende Fehler begaugen. Wir meinen damit die Regelung des An=
ſangstempors
, auf das wir ſchon gelegentlich der Klubkämpfe über die
leiche Strecke hingewieſen hatten. Da nun nach dem neuen Startplatz
ie Strecke ſofort mit einer deutlich ſichtbaren Steigung beginnt, mußte
as Anſangstempo gedrückt werden, um die Höhe in gleichmäßigem
Sempo zu erreichen. Daß die Einheimiſchen den Fremden gegenüber im
Berteil waren, zeigen die Ergebniſſe und der Verlauf auf der Strecke.
Es muß zugegeben werden, daß darin eine gewiſſe Bevorzugung der
Sinheimiſchen liegt, die ſich aber kaum ausgleichen läßt, ſobald Aus=
ärtige
dabei ſind.
Der Verlauf: Die Jugend= und Jungmannen=Klaſſe ſtartete
uierſt über die 2,5 Kilometer lange Strecke. In der Jugendklaſſe=Ein=
Eklauf ſiegte Hornſchuch (Sportverein) und konnte Leunig (Eintradt=
Frrankfurt) auf den zweiten Platz verweiſen, dem der beſte Heſſen=
Mann Schönwolf als Dritter folgte. Im Jugendmannſchaftswettbewerb
ſratte Sportverein gegenüber Heſſen’=Mörfelden eine Scharte auszu=
retzen
, was ihmn gelang. 29, 36, 55, waren die Zahlen der drei erſten
MMannſchaften.
In der Jungmannenklaſſe war Sportverein mit ſeinen zwei gleich=
räßigen
Mannſchaften als Sieger zu erwarten. Allerdings ſiegte die
LMannſchaft mit Harres an der Spitze gegen Jugendkraft=Frankfurt.
41s dritte kam die 4=Monnſchaft des Sportvereins an, die ſich nicht voll
zur Geltung bringen konnte. In der 4=Klaſſe gab es einen Kampf
ziſchen Sportverein und Arheilgen, die das Reſultat des Vorſonntags
ten Frankfurt korrigieren wollten. Außerdem griff noch der Polizei=
Spportverein Frankfurt in die Entſcheidung ein.
Sportverein erreichte als erſter Sieger 10 Punkte, während Arheil=
gin
mit 23 Punkten folgte. In der B= und C=Klaſſe ſiegte Polizei=
ſuortverein
Frankfurt mit 26 Punkten vor der zweiten Arheilger
Lannſchaft, die mit 44 Punkten in der Geſrmtwertung eiue achthare
zeiſtung zeigte. Die Ergebniſſe:
Klaſſe 4. Einzellauf: 1. Gellweiler, Sp.V.D. 98, 11:34,
Wilh. Lorz, Sp.Vgg. Arheilgen, 3. Werner Pfeil, Sp.V. D. 98.
1-annſchaftslauf: 1. Sp. V. D. 98 4. 10 Punkte, 2. Arheilgen
Punkte, 3. S. V. D. 98 B 60 Punkte.
Klaſſe B und C. Einzellauf: 1. Gg. Ritter=Griesheim,
Gath, Polizei Frankfurt a. M., 3. Stölting, Polizei Frankfurt.
9 annſchaftslauf: 1. Polizei Frankfurt 26 Punkte, 2. Sport=
weinigung Arheilgen 44 Punkte, 3. Heſſen, V. f. L., 54 Punkte.
Jungmannklaſſe. Einzellauf: 1. Harres, Sp. V.D. 98,
.29,2, 2. Portuer, Sp.V. D. 98, 3. Engelhard, Sp. V. D. 98. Mann=
caftslauf
: 1. Sp. V. D. 98 B 16 Punkte, 2. D.J.Kr. Frankfurt=
ASſtend 48 Punkte, 3. Sp. V. D. 98 A 55 Punkte.
Jugendklaſſe. Einzellauf: 1. Hornſchuch, Sp.V.D 98
29.2, 2. Leunig, Eintracht=Frankfurt, 3. Sch. Schönwolf, Heſſen,
V. f. 2. Mannſchaftslauf: 1. Sp. V. D. 98 29 Punkte,
Heſſen, V. f. L., 36 Punkte, 3. Sp.V. Mörfelden 55 Punkte.
Turnen.
* Der Main=Rodgau (S. T. B.)
viült am Sonntag in Klein=Gerau, im Lokale des dortigen Turn=
ereins
, eine Gau=Vorturnerſtunde für Turnerinnen und Schüle=
in
nen der im beſetzten Gebiet gelegenen Vereine ab. Die
lcbungsſtunde erfreute ſich zahlreicher Beſucher. Unter Leitung
78 Gauturnwarts Jung=Wirhauſen wurden insbeſondere die
lcbungen für das Gauturnfeſt durchgeturnt. Die nächſte Vortur=
ſtunde ſoll vorausſichtlich in Darmſtadt oder Eberſtadt ſein.

Fußball.

Hocken.

armſtädter Hockehklub I T.=.V. Mannheim 1846 T 5:4 (3:4).
Einen ſchönen Erfolg hat der D. H. C. zu verzeichnen, der
eſtern ſeinen ſtarken Geguer aus Mannheim in ſchönem, ab=
uahſelungsreichen
Spiel geſchlagen hat. In der erſten Spiel=
äffte
iſt Mannheim durch ſeinen durchſchlagskräftigen Sturm
In Vorteil und geht mir 4:3 Führung in die Pauſe. Nach Sei=
mwechſel
ändert ſich das Bild. D. H. C. hat meiſt mehr vom
tiel, gleicht aus und erzielt nach 20 Minuten den ſiegbringenden
zeffer. Trotz zeitweiſe überlegenen Spieles kann kein Erfolg
chr errungen werden; auch die mit aller Energie ſpielenden
ſißte können gegen die ſicher arbeitende Hintermannſchaft der
trheimiſchen nichts mehr ausrichten: Mit 5:4 Toren hat der
H. C. einen neuen beachtenswerten Erfolg errungen.
Berliner H.=C.Sp. C. 80 Frankfurt, 6:2.
Sp. C. 80 Frankfurt, Damen T. V. 60, Damen, 2:0.
* (Amtlich.) Das Vorrundenſpiel um den Silberſchild des
entſchen Hockeybundes zwiſchen Mittel= und Süddeutſchland fin=
itt
am kommenden Sonntag vormittag 11 Uhr auf dem Sport=
as
des Sportklubs 1880 Frankfurt ſtatt.

Rugby.

Eintracht Frankfurt Heidelberger T. V., 3:12.
Hann.=Minden, 27:3.
Sp. C.
Sp. C. 80 Frankfurt
Rudern.
Das geſtrige Bootsrennen zwiſchen den Achtermannſchaften
ge und Oxford endete mit einem Sieg
Univerſitäten Cambri
Cambridge,
Schach.
Im Neſv=Yorker Schachturnier hat Capablanca Emanuel
in fünfzig Zügen geſchlagen.

Sportverein DarmſtadtV. f. B. Bürſtadt 1:0.
** Die Auserwählten des Sportvereins waren geſtern ge=
drückter
Stimmung, als ſie Darmſtadt verließen, um nach Bür=
ſtadt
zun fälligen Verbandsſpiel zu fahren. Ins Ried fahren
von jeher die Daumſtädter Fußballer nicht gerne. In jener Ecke
des Heſſenlandes hatten ſie ſchon vielmals keine gute Aufnahme
gefunden. Es lag auch heute nicht am Sportverein, Oel ins
Feuer zu gießen. Seine Mannſchaft über dieſes Spiel hinweg=
zuhringen
, ohne Anſtaß zu geben, war der Leitung Hauptauf=
gabe
. Die Fahrt mit dem ſchnittigen Benswagen die Berg=
ſtraße
entlang flößte Mut ein. Viele Bekannte aus dem Sta=
dion
per Rad auf dem Wege nach Bürſtadt waren anzutreffen.
Hinter Beusheim wird es lebhafter. Die Wege im Lorſcher
Wald, an deſſen Nande der Sportplatz liegt, zeigen das bekannte
Vild. Sporwereins Elf bildet in dieſem Jahre das beſte Zug=
mittel
, um unſerem Vereinsſäckel auf die Beine zu helfen, hört
man am Eingang. Der Mannſchaft große Leiſtungen in den
Verbandspolalſpielen erregen auch dort die Aufmerkſamkeit,
Alles, wer einigermaßen Fußball kennt oder ſchon davon gehört
hat, Alt und Jung aus der näheren und weiteren Umgebung
hat ſich eingefunden, um die Darmſtädter ſpielen zu ſehen. Als
Herr Liſt aus Stuttgart zum Spiele anpfiff, faßte der Sport=
platz
eine Zuſchauermenge, wie noch bei keinem Spiel. Bürſtadt
mit dem Wind im Rücken, läßt während der erſten Halbzeit eine
kleine Ueberlegenheit erkennen. Hin und her wandert der Ball,
bald muß Ellenbeck eingreifen, daun hält Heilmann wieder eine
gefährliche Scche. Beiderſeits ſieht es manchmal, beſonders für
die Darmſtädter, recht brenzlich aus. Hätte Bürſtadt beſſere
Stürmer, ſo wäre das Spiel in dieſer Zeit ſicher zu ihren Gun=
ſten
entſchieden worden. Mit 5 Ecken für Bürſtadt und 1 Ecke
für Darmſtadt werden die Seiten gewechſelt. Die 6. Ecke, für
Bürſtadt bringt das Darmſtädter Tor in große Gefahr; nur um
ein Haar bleibt ihr Erfolg aus. Ganz allmählich erſt erkennt
die Darmſtädter Mannſchaft den Ernſt ihrer Lage. Man merkt
es ben einzelnen Spielern an. Tacacz geht in den Sturm. Die
Hintermannſchaft iſt aufgerückt und will durch Druck aufs feind=
liche
Tor mehr als bisher die Oberhand gewinnen. Zuſehends
wird es dadurch lebhafter. Schon naht das Spiel ſeinem Ende,
niemand mehr glaubt an einen Erfolg. Die Darmſtädter, ſich
gegenſeitig anfeuernd wollen unbedingt gewinnen. Stephan,
der ſchon manchmal für den Sieg den Ausſchlag gab, kämpft un=
ermüdlich
mit an der Spitze ſeiner Mannſchaft. Was die Stür=
mer
trotz vieler Mühen nicht fertig bringen, gelingt ihm. Einen
flachen Ball von weither ſchießt er dem Tormann in die Hände.
Jedoch, zu ſcharf geſchoffen, entgleitet er dieſem über ſeinen Kopf
ins Tor. Erſt 6 Minuten vor Schluß iſt das erſte und einzige
Tor des ganzen Spiels damit gefallen. Die Darmſtädter, die
gegen Schluß die Eifrigeren geweſen ſind, haben damit heute
einen nicht gerade imponierenden Sieg errungen. Das gut
über ihr ſonſtiges Können hinausragende Spiel Bürſtadts ver=
dient
volle Anerkennung. Bürſtadt nahm die Niederlage be=
dauerlicherweiſe
nicht ſo hin, wie man dies von einer diſzipli=
nierten
Sportgemeinde unter allen Umſtänden erwarten muß.
Die Leitung des Sportvereins mußte ihre Spieler, durch
Auto eilends in Sicherheit bringen laſſen. Das Verdeck des
Wagens hieſt die Steine, die geworfen wurden, ab. So kam
man heil nach dem Sammelpunkt Beusheim und war froh, das
heutige Spiel unter Dach und Fach gebracht zu haben. Eine
Schaude jedoch iſt und bleibt es, daß man dauernd in dieſer
Gegend ſolche üblen Erfahrungen machen muß. Der Oeffent=
lichkeit
dürfen ſie nicht vorenthalten bleiben.
Sportvereins weitere Mannſchaften haben ſich am geſtrigen
Sonntag allen ihren Gegnern gegenüber gut behaupten können.
Die Ensgraber=Mannſchaft ſchlug den Fußballverein aus Eber=
ſtadt
mit 7:2 Toren. Die Sondermannſchaft ſchlug den Fußball=
klub
Frankfurt=Oberrad mit 5:1. Auch die beiden Schülermann=
ſchaften
des Sportvereins konnten über die gleichen der Spiel=
vereinigung
04 Arheilgen mit 5:0 bzw. 7:0 ihre Spiele ge=
winnen
.
F. C. Eintracht I V. f. R. Liga 2:4 (1:2).
Uch. Spiel iſt Glück. Dies beſtätigte ſich bei dem zwiſchen
beiden Maunſchaften ausgetragenen Spiel voll und ganz. Die
techniſch überlegen ſtielenden Einträchtigen mußten gegen die
durch die diesjährigen Ligaſpiele erlernte Spielweiſe der Raſen=
ſpieler
ſich als underdient geſchlagen bekennen. Den Raſen=
ſpielern
kam die durch einen Zuſammenprall hervorgerufene Ver=
letzung
v. Dungens im Eintrachttore zugute. Es ſei hier nur
das 3. und 4. Tor der Raſenſpieler erwähnt, die bei voller
Beweglichkeit des Torhüters nie erzielt worden wären.
Dem als Unparteiſchen amtierenden Herrn Leiderer (Sp=
V. 98) ſtellten ſich folgende Mannſchaften:
V. f. R. (ſchwarz)
Friedmann.
Nungeſſer
Dittmann I.
Friedrich
Meier
ſeicker
Müller Rückert. Schneider
Cchwartt
Reie
Heeſe Mühlbach II. Mühlbach I. Klotz Neeb
Nauſch II.
Rauſch I.
Günter
Bauer
Frey
v. Dungen
Eintracht (blau)
Spielverlauf: Der Anſtoß von V. f. R. kommt bis zur
Läuferreihe und ſchon ſind die Blauen im Angriff. Jedoch die
Verteidigung der Schwarzen klärt. Angriffe wechſelu hüben und
drüben, bei denen diejenigen der Eintrachtler durch ſchöne Flan=
ken
Neebs und ſcharfes Dazwiſchenfahren Mühlbachs heikle Si=
tuationen
vor dem V.f. N=Tore hervorrufen, die aber mit Glück
geklärt werden. Bei einem Angriff der Raſenſpieler wehrt
Bauer ſchlecht ab und Rückert kann zum erſten Tore einſenden.
Eintracht, nicht entmutigt, greift immer wieder an, jedoch die
mit Glück ſpielende V.f. N.=Verteidigung läßt keine Erfolge zu.
Auch einige durch ſcharfes Spiel hervorgerufene Strafſtöße brin=
gen
keine Erfolge für den Platzverein. Mühlbach I. kann, nach=
dem
er ſich bis vor das Tor durchgeſpielt hat, den Ball an Fried=
mgun
nicht vorbeibriugen. Bei einem ſchnellen Vorſtoß des
V. f. N.=Sturmes wehrt die Eintracht=Verteidigung ſchlecht und
ſchon können ſie für ihren Verein den zweiten Erfolg erringen.
Einen wegen Handſpiel gegen Eintracht verhängten Elfmeter
ſchießt Berger an den Pfoſten. Die immer eifriger ſpielenden
Eintrachtler drängen und bringen das V.f. N.=Tor andauernd
in Gefahr. Eine ſchöne Durchlage von Rauſch I. kann Mühl=
bach
I. an dem herauslaufenden Friedmann vorbei zum ſchönſten
Tor des Tages verwandeln. Die das Spiel des H. S. V. be=
liebenden
Raſenſpieler können dem Eintracht=Tor ſelten gefähr=
lich
werden, denn die blaue Verteidigung iſt auf der Hut. Die
ſchönſten Flanken der Außenſtürmer des Platzvereins verſtreichen
durch falſche Stellung des Innenſturms ergebnislos, und ſo
werden mit 2:1 für den Gaſt die Seiten gewechſelt. Der
Anſtoß ſieht V. f. N. im Angriff. Aber auch Eintracht geht ener=
giſch
ins Zeug. Da naht das Verhängnis: Günter ſcheidet in=
folge
Verletzung aus, und die rechte Seite der Schwarzen kann
durch einen leichten Schuß, den v. Dungen infolge ſeiner Ver=
letzungen
mit dem Fuße abwehren muß, ins eigene Tor beför=
dert
, ſeinen Verſprung vergrößern. Aber Mühlbach I. hält uach
Vorlage von Klotz ein Tor auf. Jetzt glaubt jeder an ein Auf=
holen
der Blauen, deun dieſe ſind dauernd im Beſitze des Valles,
jedoch die Verletzung des auf Halblinks gegangenen Neebs ver=
urteilt
den Sturm zur Erfolgloſigkeit. Eine Flanke Bergers
kann v. Dungen nicht erreichen und drei Schwarze können ein=

drücken. Der bald darauf erfolgende Schlußpfiff macht dem
ſcharfen Kampfe ein Ende und wieder hatte der Glücklichere über
den Beſſeren geſiegt.
ka. Die Ligamannſchaft des V. f. R. ſchlug am geſtrigen Vor=
mittag
auf dem Platz am Finanzamt die 1. M. der Eintracht mit
4:2. V. f. N. lieferte ein einwandfreies, überzeugendes, techniſch
und taktiſch vollkommenes Spiel, an dem mein ſeine Freude ha=
ben
konnte, das dem Gegner in jeder Richtung überlegen war,
Herr Leiderer, Sportv. 98, leitete gut.
F.C. Eintracht I. Hanau 1860, 1. Jgd., 4:0 (2:0).
Bei dieſem Spiele in Hanau hatte das Eintracht=Innentrio
ſeine Schießſtiefel an und konnte uach hervorragendem Spiel der
geſamten Maunſchaft 4 Tore erzielen gegen die Hanauer, die durch
2 Spieler, der Ligaelf verſtärkt, antraten. Die Hieſigen hinter=
ließen
, ſowohl in ſportlicher wie ſpieleriſcher Hinſicht des beſten
Eindruck und machten ihrem Verein und ihrer Vaterſtadt alle
Chre.
F. C. Eintracht I. Jgd. Sp.=Verein 98 I. Jgd., 1:2 (1:2).
Sch. Am Samstag fand das mit großer Spannung erwartete
Treffen obiger Mannſchaſten ſtatt. Das Spiel war von Aufang
bis zum Schluſſe vollkommen offen. Wie in allen den letzten Spie=
len
der Eintrachtjugend, ſo trat auch hier die körperliche Unter=
legenheit
gegenüber ihrem Gegner kraß zu Tage. Sportverein er=
zielte
durch Wenner I1 das erſte Tor. Eintracht glich durch weiten
Schuß von Garbs aus. Wenner I. erzielte dann das ſiegbringende
Tor für Sportverein. Bei Sportverein gefielen vor allem der
Torwächter, der kurz vor Schluß, als er einen ſcharfen Schuß von
Lang abwehrte, eine Leiſtung vollbrachte, die ihm ſo leicht keiner
nachmacht; ferner noch der Mittelläufer Koch durch ſein gutes
Kopf= und Abwehrſpiel und die Gebrüder Wenner. Eintracht
hatte ſeine beſten Leute ebenfalls im Torwart, dem Mittelläufer
und dem Innentrio, das nur viel härter werden muß, um Er=
folge
zu erzielen. Das Spiel wurde von Herrn Knopf, V.f.R.,
einwandfrei geleitet.
Eintracht II V. f. B. Ober=Ramſtadt 5 : 2.
Eintracht 1. Jugend Sp.=V. 1. Jugend 1:2.
Eintracht 2. Jugend V. f. R. 2. Jugend 1:2.
Eintracht 1. Schüler V. f. R. 1. Schüler 0:2.
Jugendwettkampf in Eberſtadt.
* Das Spiel der Jugendmannſchaften Germania 1911= Eber=
ſtadt
gegen Eintnacht=Frankfurt mußte wegen Abſage der Frank=
furter
ausfallen.
V. f. R., Ligareſerve Viktoria=Aſchaffenburg, Ligareſerve
4:2 (2:0).
Im Rückſpiel machte V. f. R. ſeine in Aſchaffenburg erlittene
0:5=Niederlage durch obiges Reſultat wieder wett. Es war ein
prächtiges Spiel, das ſich zeitweiſe durch hervorragendes Zuſam=
menſpiel
auszeichnete. Aſchaffenburg war ein ebenbürtiger Geg=
ner
. Herr Rapp=Gernsheim konnte als Spielleiter gefallen.
Vor dem Spiel unterlag die 4. M. V. f. R. der gleichen von Vik=
toria
=Aſchaffenburg mit 0:2. Hier fiel das unſportliche Verhal=
ten
der Aſchaffenburger beſonders auf, das einen ungünſtigen
Eindruck machte.
V. f. R. Darmſtadt 1. F.=C. Pforzheim in Pforzheim,
1. Jgd.=Mannſchaften 0:0.
Die 1. Jgd.=Mannſchaft von V. f. R. erzielte in Pforzheim
ein äußerſt gutes Neſultat von 0:0 und bewies damit, daß ſie es
verſteht, Darmſtadt und den V. f. R. würdig zu vertreten. Der
Kampf war durchweg ausgeglichen. 2 Strafftöße während des
ganzen Spieles zeugen von der Spielauffaſſung beider Mann=
ſchaſten
.
2b Jgd.=M. V. f. R. 1. Jgd.=M. Weiterſtadt 0:2
Um die Süddeutſche Meiſterſchaft.
Fußballſportverein Frankfurt-Boruſſia=Neunkirchen, 2:0.
Spielvereinigung FürthMannheim=Waldhof, 1:3.
Stuttgarter Kickers1. F.C. Nürnberg, 1:3.
Liga=Geſellſchaftsſpiele im Maingebiet.
Sportfreunde FrankfurtSp.=Vgg. Rückingen=Lan,
diebach, 1:1.
Hanau 93Union Niederrad, 3:2.
Viktoria Hanau 1894Alemannia Worms, 2:1.
V.t.R. Olympig FrankfurtKickers=Viktoria Mühlheim, 1:1.
V.f.L. Neu=IſenburgSp.=V. Offenbach, 4:0.
Sp.Cl. BürgelGermania 94, Frankfurt, 2:2.
Helvetia FraukfurtBoruſſia Frankſurt, 2:0.
Mainbezirksliga auf Reiſen.
1. F.=C. PforzheimEintracht Frankfurt, 3:3.
V.f.L. KrefeldV.f.R. Kickers Offenbach, 2:1.

Handball.

T. V. Schwanheim T.G. Seckbach, 1:4.
Frieſenheim Eintracht Frankfurt, 2:2.
Boxen.
Amateur=Box=Meiſterſchaften 1924.
Die deutſchen Amateur=Boxmeiſterſchaften 1924 werden, nach=
dem
nunmehr die Meiſter aller Landesverbände ermittelt ſind, au
den Oſtertagen, 19. und 20. April, in Chemnitz durchgeführt.
Zu gleicher Zeit findet auch der 3. Kongreß des Deutſchen Reichs=
verbandes
für Amateurboxen ſtatt.
Juternationale Voxkämpfe.
In New=Yerſey kam der Repanchekampf zwiſchen dem Leich=
gewichtsweltmeiſter
Mike Mc. Tigue und Young Stribb=
ling
zum Austrag. Letzterer führte vom erſten Moment an und
brachte ſeinen Geguer, der ſich lediglich auf die Defenſive be=
ſchränkte
, in der 10. Nunde dem k. o. nahe. Noch ganz benommen
ging der Weltmeiſter in die letzten Runden, über die er nur durch
dauerndes Halten kam und mußte ſeinem Gegner nach der 12.
ſchließlich einen glatten Punktſieg überlaſſen. Der Europa=
meiſter
im Leichtgewicht, Harry Maſon, ſpielte in Detroit in
einem 10 Nundenkampfe gegen Sid Barbarian eine klägliche
Rolle. Er konnte nicht eine einzige Nunde für ſich buchen und ver=
lor
nach Punkten. Weltmeiſter Jack Dempſeh hat mit einer
Filmgeſellſchaft einen Vertrag abgeſchloſſen, bei der er für ſein
Auftreten in 10 Filmen die Kleinigkeit von einer Million Dollar
erhält,
Motorradſport.
Rheinſtaffel=Motorradrennen.
Weſtdeutſchlands größte Propagandaveranſtaltuug, die Rheinſtaffel
wird alle ihre Vorgänger in Bezug auf Reichhaltigkeit des Gebotenen
in den Schatten ſtellen. Im Rahmen der Rheinſtaffelveranſtaltungen
fündet am 18. Mai eine große Straßenmotorradfahrt mit Start und
Ziel in Neuß ſtatt, die als Ohne=Halt=Fahrt gedacht iſt. Das Rennen
vor offizieller Bekanntgabe
iſt offen für alle Motorradfahrer. Se
der Ausſcheibung haben die bekannteſten hriniſchen Motorradfahrer
ihre Teilnahme, zugeſagt. Neben den Rheinſtaffeldiplomen, die für alle
ind, winken den drei Erſten in den verſchiedenen
Klaſſen Plaketten, denen ſich weitere Chrengaben anſchließen werden.
egt in den Händen des Düſſeldorfer Motor=
Die ſpor
gelub (ADAC). Das Reunen wird in 6 verſchiedenen Klaſſen, vom
Klaſſe, gefahren. Meldeſchluß iſt am
Hilfsmotop I.
zur ſchwv
4. Mai bei W. Zondervan, Düſſeldorf, Friedrichſtr, 26,

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 7. Aprfl 1924.

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Nummer 98.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 7. April 1924.

Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen

Jungbiehweide Groß=Breitenbach.
Die Weidezeit dauert vorausſichtlich von Ende April bis
Ende September. Zugelaſſen werden:
1. Nur Rinder des heſſiſchen Fleckvieh= und des Oden=
wälder
Rotviehſchlages. Aufnahme von ſchwarzbuntem Niede=
rungsvieh
findet uicht ſtatt.
Die Rinder müſſen bei der Aufnahme mindeſtens 1 Jahr
alt und zur Zucht beſtimmt ſein. Sowoh ſchlecht entwickelte
Rinder (unter 175 Kilogramm Lebendgewicht) als auch ſolche,
die erkennbar dem heſſiſchen Fleckvieh= oder Odenwälder Rotvieh=
ſchlag
nicht angehören, werden von der Aufnahme aus=
geſchlofſen
.
Ueberſteigt die Zahl der eingelaufenen Anmeldungen die zu=
läſſige
Beſchickungsziffer, ſo wird aus jedem landwirtſchaftlichen
Betrieb nur 1 Weidetier (Rind oder Fohlen) aufgenommen.
Sodann haben Tiere, die von im Herdbuch eingetra=
genen
Elternabſtammen, den anderen Tieren gegenüber
bei der Aufnahme den Vorrang. Im übrigen iſt für die Auf=
nahme
die Zeitſolge der Anmeldung entſcheidend.
Ausdrücklich bemerkt wird, daß mit Läuſe behaftete Rinder
nicht aufgenonmen werden.
2. Nur Stutfohlen des Arbeits= und des Wagenſchlags
und, tenn möglich, gut entwickelte Wallache dieſer Schläge.
Pferde anderer Schläge, wie Ruſſen=Panje=Pferde uſw., ſind
grundſätzlich von der Aufnahme ausgeſchloſſen. Aus heſſiſchen
Stammbuchſtuten gefallene und in Heſſen gezüchtete Fohlen wer=
den
bei der Aufnahme vor allen anderen berückſichtigt. Der Nach=
weis
, daß es ſich tatſächlich um Stammbuchſtuten handelt, iſt
durch Vorlage des Abſtammungsnachweiſes (erhältlich
von der Landwirtſchaftskammer) zu erbringen. Iſt dieſer Nach=
wveis
nicht erbracht, ſo wird das Fohlen wie die übrigen zur An=
meldung
gekommenen Fohlen behandelt.
Das Weidegeld beträgt für das Jahr 1924:
für ein Rind . . . . 40 Goldmark,
für ein Fohlen . . . . 80
Das Weidegeld wird zur Hälfte beim Auftrieb und zur
Hälfte beim Abtrieb gezahlt.
Um unnötige Rückfragen zu erſparen, ſind bei den Anmel=
dungen
von Weidetieren unter allen Umſtänden nachſtehende
Angaben zu machen:
1. Zugehörige Raſſe der angemeldeten Tiere;
2. Alter der Tiere:
3. Geſchlecht der Tiere.
Die Rinderzuchtvereine des heſſiſchen Fleckvieh= und des
Odenwälder Rotviehſchlages haben ihre Anmeldungen auf
Sammelbogen anzumelden. Dieſe ſind auf Antrag beim Land=
wirtſchaftskammerausſchuß
erhältlich.
Die Anmeldungen ſäntlicher Weidetiere haben ſchriftlich
beim Landwirtſchaftskammerausſchuß Darmſtadt bis ſpäteſtens
10. April l. Js. zu erfolgen.
Später eingehende Anmeldungen haben keinen Anſpruch auf
Berückſichtigung.
Es empfiehlt ſich, die aufzutreibenden Tiere einige Zeit
vor Beginn des Weideganges auf Tummelplätzen oder im
Hofe an den Aufenthalt im Freien zu gewöhnen. Auch iſt dann
Trockenfütterung der warmen Träuke vorzuziehen.
Der Landwirtſchaftskammerausſchuß entſcheidet über die
Aufnahme der Tiere gegen Mitte April und gibt dem Anmelden=
den
über die getroffene Entſcheidung alsbald Nachricht. Auch
erteilt die genannte Stelle jede weitere Auskunft. Schriftlichen
Anfragen, iſt Rückparto beizufügen.
*DieAuswahlund Behandlung
der Zuchtkähne.
Zu den wichtigſten Faktoren, um mit der Hühnerzucht hoch=
zukommen
, gehört die richtige Auswahl und Behandlung der
Zuchthälne. Nur von geſunden Vatertieren iſt eine geſunde und
Kräftige Nachzucht zu erwarten.
Die aus den eigenen Bruten zu entnehmenden Tiere ſollen
Fich leicht gefiedert und gut und raſch entwickelt haben. Innere
Wigenſchaften laſſen ſich bekanntlich nicht durch reine Aeußerlich=
Reiten, wie Körperformen, Temperament, Gefieder uſw. feſtſtellen
aund deshalb iſt bei der Auswahl oder dem Ankauf von Hahnen,
wvelche zur Verbeſſerung der Zucht dienen ſollen, beſonderes
Sewicht auf ihre Abſtammung zu legen. Auf hohe Nutzeigen=
ſchaſten
gezüchtete Tiere vererben ihre wirtſchaftlichen Eigeu=
ſechaften
in der Negel ſicherer als ſolche, welche, trotzdem ſie aus
Einer als leiſtungsſähig anerkanuten Raſſe ſtamuen, ohne Wahl
Sder gar nur auf Aeußerlichkeiten gezüchtet wurden. Nicht die
ENaſſe allein verbürgt die wirtſchaftlichen Eigenſchaften, ſondern
eiun zig und allein eine Anzahl auf Leiſtungen gezüchteter Stämme
nzeihalb der Raſſe. Ungemein wichtig iſt es, die Abſtammung
ion Hühnern, die man zu Zuchtzwecken erwerben will, zu kennen,
rpcil hierdurch bis zu einem gewiſſen Grade ein richtiger Schluß
auf die Vererbungsfähigkeit gezogen werden kann. Paart man
Sühner aus ſolchen Reinzuchten, bei denen auf Leiſtungsfähigkeit,
werbunden mit typiſchent Körperbau, jahrelang gezüchtet wird,
mit minder edlen und weniger produktiven Hennen, ſo iſt mit
aller Wahrſcheinlichkeit darauf zu rechnen, daß die Nutzeigen=
bchaften
der Vatertiere wenigſtens in halb ſo konzeutrieter Form
muf die Nachkommen vererbt werden. Hähne unbekanuter Her=
tunſt
, mögen ſie auch noch ſo ausgeglichen und ſchön von Figur
uind Farbe ſein, ſind für eine rationelle Zucht ſo gut wie wert=
os
, da bei ihnen alle Garantien für eine ſichere Vererbung
behlen.
Es iſt falſch, bei Hühnern viel Wert auf die Raſſenmerkmale
ſoes Sportſtandards zu legen, weil alle dieſe Tiere vielfach nur
rruf Aeußerlichkeiten gezüchtet ſind. Immer wähle man Eier
eder Junghähne von ſolchen Züchtern, welche auf Leiſtung
füchten.
Was die Pflege und Haltung der zur Zucht beſtimmten
Hähne anbetrifft, ſo iſt driugend anzuraten, dieſelben bis zur
Buſammenſtellung der Zuchtſtämme, weſche im Januar oder
Februar erfoldt, von den Heunen getrenut zu halten, damit
nicht durch zu frühe und unnötige Ausübung der Begattung
die ſpütere Zuchtfähigkeit geſchwächt wird. Die Fütterung muß
ſ ei genügender Bewveguungsfreiheit eine zweckeutſprechende ſein;
er allem ſind hitzende und mäſtende Füttermittel zu vermeiden.
Man reicht an: beſten morgeus ein Weichfutter miſt Fleiſch=
wiſſeln
, mittags Küchenabfälle oder einige gekochte Kartoffeln
mit Weizenkleie, abends nur Körnerfutter, und zwuar am beſten
wafer oder Gerſte, Kalt und Fiſch= oder Fleiſchmehl, Trink=
waſſer
und Staubbad müſſen den Zuchthähneu ſtets zur Ver=
ſ
igung ſtehen.
Falſche Behandlung des Gemüſes
vor dem Kochen.
Nicht ſelten werden beim Reinigen von Gemüſe Fehler
gemacht. Es iſt grundfaliſch, z. B. Spinat oder Salat zur Neini=
gung
in eine Schüſſel mit Waſſer zu tun und ihn darin längere
Beit liegen zu laſſen. Blumenkohl gar oder Sellerie verlieren,
wie auch alle Suppenkräuter, beimt Stehen in Waſſer au Kraft
und Würze. Ein Abipülen und Duraſchtzenken geuügt voll=
lommen
zur gründlichent Aeinigung und erhält ben Gemtüfen ihre
Eigenart.

Mehr Hülſenfrüchte durch Stickſtoffdüngung.
Schon lange iſt es den Landwirten bekannt, daß die Nach=
frucht
der Bohnen, Erbſen, Lupinen vorzüglich gedieh; aber man
wußte die Löſung des Rätſels nicht zu finden. Dadurch, daß der
Lanwirt in ſeiner Wirtſchaft bereits ſeit Jahrhunderten die rich=
tige
Fruchtfolge einführte, erreichte er die größtmögliche Aus=
nutzung
und Ertragfähigkeit ſeines Ackers. Der Wechſel im An=
bau
von Stickſtoffmehrern (Leguminoſen) und Stickſtoffzehrern
(Getreide, Hackfrüchte uſw.) verhindert faſt gänzlich das Abwirt=
ſchaften
der Felder, beſonders ſoweit der Stickſtoff, der teuerſte
und wertvollſte Nährſtoff für alle Pflanzen, in Frage kommt.
Dieſe Erfahrung ſuchte der Landwirt ſich deshalb anfänglich
in der Weiſe nutzbar zu machen, daß er Erde von einem Felde,
auf dem die betreffende Pflanze zu ganz beſonders hervorragen=
der
Eutwicklung gelangte, auf dem neu zu bebauenden ausſtreute.
auch unzuverläſſig. Den babſichtigten Zweck erreicht man heute
ſicher und höchſt einfach durch unmittelbare Verbreitung der
kleinen Lebeweſen, die den Pflanzen der Hülſenfrüchte den Stick=
ſtoff
der Luft zugänglich machen. Der Agrikulturwiſſenſchaft und
bakteriologiſchen Technik iſt es nämlich gelungen, dieſe nützlichen
Bakterien geſondert zu kultivieren. Heute ſind ſie im Handel und
jeder kann ſich ihrer mühelos bedienen. Die Bakterienkultur, in
der ſich viele Millionen ſolch nützlicher Kleinlebeweſen befinden,
wird in einer entſprechenden Meuge reinen kalten Waſſers ver=
teilt
und über die Samen geſprengt; dieſe rührt man ſo lange
um, bis jeder Samen angefeuchtet, d. h. genügend mit Bakterien
umhült. iſt. Alsdann ſchreitet man ohne weiteres zur Ausſaat.
Die Bakterien ſind keineswegs ſchädlich oder giftig, ſondern
durchaus harmlos und nur nützlich. Ein längeres Liegenlaſſen
des geimpften Saatgutes muß vermieden werden, weil die Bak=
terien
ſonſt abſterben.
In der neueſten Zeit werden die Reinkulturen in einer
Form hergeſtellt, die größtmögliche Gewähr für die ſichere Wirk=
ung
bietet. Der neue Impfſtoff iſt von faſt unbegrenzter Halt=
barkeit
, eine dreijährige Wirkſamkeit und Lebensfähigkeit der
Bakterien wird zugeſichert. Für jede Pflanzenart, alſo für die
Bohnen, Erbſen, Puffbohnen, Sojabohnen, für Rot= und Weiß=
klee
uſw., auch für gelbe und blaue Lupinen, ſind die Bakterien
berſchieden, und deshalb muß man bei Beſtellungen genau au=
geben
um welche Pflanzenart es ſich beim Anbau handelt. Auch
dort, wo die Bakterien ſchon im Boden vorhanden ſind, macht Bei den Kalthaus= und Kübelpflanzen iſt dieſes nicht notwendig.
ſich die Impfung reichlich durch höheren Ertrag bezahlt; wo die
Stickſtoffbakterien aber fehlen, dort ſollte man gar kein ungeimpf=
tes
Saatgut verwenden. Die Anweſenheit der Bakterien iſt an
den Pflanzenwurzeln erſichtlich. Sie bilden Knöllchen an den
Wurzeln. Wo ſie im Boden fehlen oder nur in geringer Zahl
vorhanden ſind, tritt dieſe Knöllchenbildung nur vereinzelt auf.
Man muß ſie deshalb dem Boden durch Bakterienkulturen zu=
führen
.
Die Knöllchenbakterien werden durch die Wurzel=
ausſcheidungen
der Leguminoſenpflanzen angelockt. Auf der
Oberfläche der Leguminoſenwurzeln eutſtehen dann kleine Au=
ſiedlungen
ſolcher Bakterien, die zuweilen durch die Wurzelhaare
in das Innere eindringen. Dort veranlaſſen ſie eine Wucherung
der Zellen und bilden auf dieſe Weiſe die Knöllchen. Dafür, daß
dieſe Bakterien Nährſtoffe von der Pflanze beziehen, ſtellen ſie
ihr den Stickſtoff zur Verfügung, den ſie aus der Bodenluft in
reichlicher Menge zu ſammeln und in Eiweiß zu verwandeln
imſtande ſind. Gerade dieſes Eiweiß iſt für die Pflanzen die
zuträglichſte Stickſtofform und wird deshalb mit großer Begierde
aufgenommen. Aus der gegenſeitigen Unterſtützung (Symbioſe)
erklärt ſich, daß diejenigen Pflanzen beſonders gut gedeihen,
welche die meiſten Bakterien und Knöllchen beſitzen.
Obſi= und Gemüſegarten im April.
Der April dieſes Jahres findet ein volles Maß rückſtändiger
Arbeiten vor. Da heißt es, alle Kraft zuſammennehmen, wenn
noch alle Freilandbeſtellung ordnungsgemäß und mit der Jahres=
zeit
Schritt haltend erledigt werden ſoll.
Im Gemüſegarten ſollte alles Land ſchon jetzt zur
Aufnhme von Samen und Pflanzen bereit ſein, denn faſt alle
Gemüfe und Küchenkräuter können in normalen Jahren ſchon
in bieſem Monat ins Freie ausgeſät werden, und zwar Anfang
April: Mairüben, Spätkohlrabi und ſpäte Weiß= und Notkohl=
ſorten
; Mitte April: Sommerrettich, Maugold und Gpünkohl;
Mitte bis Ende April: Rote Nüben, Kohlrüben, Grünkohl; Ende
April: Noſeukohl, ſpäter Blumenkohl und ſpäter Wirſing. Die
Küchenkräuter, wie Bohnenkraut, Majoran, Tymian, Dill, ſäen
wir nach Bedarf an die Beetccken und =enden an ſonniger Stelle.
Gepflanzt werden im April: überwinterte und in Frühjahr her=
augezogene
Setzlinge von Kohlrabi, Kohlarten und Kopfſalat,
Steckzwiebelu, Schnittlauch, Esdragon. Auch die womöglich
ſchon vorher angetriebenen Frühkartoffeln werden jetzt gelegt.
Nur nit dem Säen oder Auspflanzen von Gurken und Kürhis
wartet man beſſer bis Mitte Mai. Auch mit dem Legen von
Bohnen, namentlich Stangenbohnen und zarten Wachsbohnen,
übereile man ſich nicht. Kommen dieſe in gut durchwärmten
Boden, ſo gedeihen ſie freudiger und holen die unter weniger
günſtigen Verhältniſſen gelegten ein. Um Gurken, Kürbis Und dem Felde Weiß= Not=, Wirſing= und Blumenkohlreihen abwech=
Melonen zeitiger ernten zu können, ſäe man den Samen in Töpfe
oder unter Glas und pflanzt dann Mitte Mai, wenn keine Nacht=
fröſte
mehr zu erwarten ſind, die jungen Pflanzen in gut vor=
bereitete
Beete. Im Frühbeetbetrieb iſt, je ſchöner die Witte=
rung
wird, deſto reichlicher zu lüften, und bei beſonders ſchönellt,
windſtillen Wetter kann man während mehrerer Stunden die
Fenſter auch ganz abnehmen. Alle Ausſaaten ſind bei trockenenl allmählich immer oberflächlicher, das Herz ſchwverer, der Blut=
Wetter ſeucht zu halten. Neue Spargelbete werden angelegt
ginnenden Ernte recht lange Pfeifen erzielt werden. Den Nha=
barber
, der uns ſchon im Lauſe dieſes Monats die erſten Ernten
bringt, verhindern wir durch Ausbrechen der Anoſpen am
Blühen.
Im Obſtgarten können Bäume, die noch nicht ausge=
trieben
haben, noch gepflanzt werden. Bei ſo ſpäter Pflauzung
iſt aber reichliches Angießen und, wenn möglich, das Einbinden
der Stämme oder das Anſtreichen mit Lehut und das Belegen Toilette zu uachen. In leichter, lockerer Kleidung, die allen
der Baumſcheiben mit Dung ratſam. Bei trockenem Wetter
müſſen die friſchgepflanzten Bäume in Abſtänden von einigen wegung geſtattet, gehe man zur Gartenarbeit. Am beſten eine
Tagen regelmäßig bewäſſert werden. Dies iſt auch bei den in
Blüte ſtehenden Obſtbäumen wünſchenswert, namentlich bei
Spalierbäumen, die gewvöhnlich nur von einer Seite auf natür=
lichem
Wege Waſſer erhalten. Bis zur Blüte düngen wir alle
Obſtbäume mit Jauche und phosphorhaltigen Düngemitteln. Der
Schnitt der Obſtbäume muß beendet ſein, höchſtens iſt er noch
bei Pfirſichen erlaubt. Umveredelungen durch Spalt= und Rin=
denpfropfung
werden jetzt vorgenommen. Für die Obſtſpaliere
aller Art hält man leichtes Deckmaterial für drohende Nachtfröſte
bereit. Gegen Schädlinge gehe man energiſch vor. Hauptſächlich
ſtnd es die Naupen des Ringelſpinners, und des Stachelbeer=
ſpanners
, die jetzt zu vernichten ſind. Auch für den Kaupf gegen
die Blutlaus iſt die Zeit noch günſtig, weil die vor ihr beſetzten
Flecke au den laubloſen Bäumen leicht wahrzunehmten ſind. Mau
ſuche den Schädling auch au Wurzelhalfe der Buſch= und Form=
bäume
auf, wo er gern überſpintert.

Vom Umtopfen der Zimmerpflanzen.
Die beſte Zeit für das Umſetzen von Topfgewächſen iſt die
Zeit vor dem neuen Trieb, alſo der Frühling, weil die Neubil=
dung
und Vermehrung der Wurzeln das Anwachſen erleichtert.
Oft ſind indeſſen bei holzartigen Gewächſen die Triebe im Früh=
linge
ſchon ſo weit fortgeſchritten, andererſeits ermangelt es in
dieſer Jahreszeit auch häufig an der nötigen Zeit zum Umſetzen,
und ſo verſetzt man Kamelien, Azaleen, Eriken und andere Heide=
krautgewächſe
auch noch mit Erfolg nach der Reife des Triebes,
alſo von Juli bis Auguſt. Krautartige, ſowie viele halbholzi=
gen
Blüten= und Blattpllanzen, wie Fuchſien, Heliotrop und
Geranien werden durch mehrmaliges Verpſlanzen üppiger und
ſchöner, als wenn ſte lange Zeit in demſelben Topfe ſtehen. Da=
gegen
bleiben viele Kübelgewächſe, deren Verpflauzen nicht nur
große Mühe verurſacht ſondern auch die Pflanzen ſtört, mehrere
Jahre in ihren Behältern. Sie erhalten nur alljährlich ſoweit
eine Erneuerung der Erde, als dieſe von oben, ohne die Wurzeli=
Dieſe Impfung des Bodens war nicht allein umſtändlich, ſondern zu berletzen, entfernt werden kann. Dieſes gilt ganz beſonders
von den älteren Palmen, die ohnehin das häufige Verpflanzen
ſchlecht vertragen. Pflanzen, die ſtändig in günſtigen Verhält=
niſſen
und im Wachſen ſich befinden, z. B. Warmhausgewächſe,
können zu jeder Jahreszeit verpflauzt werden, weil die Bildung
neuer Wurzeln ungehindert ſtattfinden kann. Beim Verpflanzen
dürfen die neuen Gefäße, Töpfe, Käſten oder Kübel nur um ein
Geringeres größer ſein als die alden. In großen Töpfen ver=
ſauert
die Erde, bevor die umgeſetzte Pflanze ſie durchwurzelt.
Deshalb dürfen auch bewurzelte Stecklinge nicht gleich in große
Töpfe gepflanzt werden. Bei Topfpflanzen iſt es beſſer, den
Wurzelballen zu lockern und einen Teil der Wurzeln mit einem
ſcharfen Meſſer wegzuſchneiden.
Auf das Abzugsloch des Topfes legt man einen Scherben,
um das Verſtopfen durch Erde zu verhindern und den Abfluß zu
ſichern. Dann füllt man eine Handvoll Erde auf, ſetzt die Pflanze
mit dem Wurzelballen möglichſt in die Mitte des Topfes und
füllt den Zwiſchenraum mit Erde auf. Dieſe wird mit den
Fingern nachgedrückt. Bei tiefen Töpfen und feſtem Wurzel=
ballen
geſchieht das Nachſtopfen mit einem meſſerförmig zuge=
ſchnittenen
Holzſpan. Leichtes beiderſeitiges Anklopfen mit den
Händen an den Topf gleicht die G de vollends aus. Die über=
flüſſige
Erde wird von oben ſo weit abgeſtrichen, daß der nötige
Gießrand verbleibt. Dann gießt man die Pflanze reichlich mit
der Brauſe an.
Empfindliche Pflanzen und ſolche, bei denen eine ſchnelle
Neubildung der Wurzeln erwünſcht iſt, werden in einen warmen
Miſtbeetkaſten oder im Warmhaus auf ein Warmbeet geſtellt.
Vernichtet die Larven der Okuliermade.
Die Okuliermade iſt ein ſchlimmer Feind des Noſenfreundes.
Nicht nur an Veredelungen findet ſie ſich, auch an Schnittſtellen
legte die kleine Mücke ihre Eier ab. Größere Schnittflächen über=
ſtreicht
man deshalb mit Baumwachs ebenſo wie man die friſchen
Veredelungsſtellen damit überzieht. Auch dem Edelauge ſchadet
ein leichter Ueberzug nicht, es treibt durch ihn hindurch. An vielen
Noſenpflanzen befindet ſich im Herbſt noch eine Anzahl uicht zur
Entwicklung gekommener dürrer Knoſpen; dieſe ſind meiſt um=
gebogen
und werden nicht weiter beachtet. Namentlich an den
Zentifolien bemerkt man ſie. Dieſe dürren Ueberbleibſel ſind die
Ueberwinterungsplätze der Larven der Okuliermade. Derartige
Schlupftvinkel müſſen auf alle Fälle vernichtet werden. Man hat
in ſolchent dürren Knoſpen oft bis 13 Stück Larpen gefunden. An
der roſaroten Farbe ſind ſie leicht zu erkennen, trotz ihrer winzi=
gen
Größe. Empefhlenswert iſt, ſolche Larvenherde zu ſammeln
und zu verbrennen.
Werden gefrorene Pflanzen durch raſches
Auſtauen geſchädg?
Theoretiker und Praktiker, alſo Gärtner und Wiſſenſchaftler.
ſind im allgemeinen der Meinung, daß die Pflanzen meiſt erſt
durch das Auftauen und nicht ſchon durch den Troſt getötet wer=
den
. Neuere Unterſuchungen führen aber, jo fagt C. Schneider,
zu der Schlußfolgerung, daß es für die Erhaltung des Lebens
einer Pflanze gleichgültig iſt, ob mau raſch oder langſam auf=
taut
. Noch immer aber gibt es Vertreter der Wiſſenſchaft, die
der Anſicht ſind, daß es wenigſtens in gewiſſen Fällen ſchädlich
ſei, wenn das Auftauen raſch erfolgt. Und auch die Gärtner be=
tonen
immer wieder, daß dies beſonders bei zartlanbigen,
ſaftreichen, im Glashauſe herangeozgenen Pflanzeu zutrifft. Der
ſchwediſche Botaniker A. Ackerman hat nun neuerdings auch tat=
ſächlich
auf Grund zahlreicher Verſuche feſtgeſtellt, daß es Pflan=
zen
giß, denen ein ſchnelles Auftauen iu lauem Waſſer viel
mehr ſchadet, als ein langſames in Luft. Das ſchuelle Auftauen
iſt um ſo ſchädlicher, je niedriger die Temperatur war, der die
Blätter ausgeſetzt waren.
Ein Kunſigriff bei Frühfoblausſagten.
Frühkohlarten ſät man mit Vorteil nicht ſortenweiſe, ſondern
bunt durcheinandergemiſcht in den Kaſten. Man hat nämlich
beobachtet, daß Blumenkohl und Weißkohl, die am meiſten zu
Wurzelſäule oder Schwarzbeinigkeit neigen, ſich mitten unter
anderen Kohlarten geſünder erhalten. Auch bei dichtem Stande
der anderen Sorten zeigten ſich die zufällig dazwiſchen geratenen
Blumenkohlpflauzeu ſtämmig und kräftig. Man kaun auch auf
ſeln laſſen.
Der gefundheitliche Wert der Gartenarbeit.
Stubenhocker und alle Menſchen, die eine ſitzende Lebens=
weiſe
haben, ſind nicht von beſter Geſundheit. Die Atmung wird
kreislauf träger, der gauze Körper ſchlaff und ſchlapp. All dieſen
und die alten angehäufelt, damit bei der Ende des Monats be= Meuſchen wird von den Aerzten immer wieder geraten: Sie
müſſen ſich mehr Beivegung mahen. Durchgreifende Hilfe aber
kemn, ſo ſagt Dr. O. Gotthilf, nur eins ſchaffen: ſich ausarbeiten
durch körperliche Tätigkeit! Denn das gewöhnliche Spaziereu=
gehen
, das in der Regel mehr ein Schleichen oder ein Schlendern
iſt, wirkt nur wie eine Art Beruhigungspulver. Wann und wo
gibt es nun aber eine beſſere und augenehmere Gelegenheit, ſich
tüchtig auszuarbeiten als im Garten?. Da braucht man nicht erſt
Muskeln freien Spielraum, allen Körperteilen ungehinderte Be=
Stunde frühmorgens vor der Berufsarbeit. Dann ſchmeckt auch
das Frühſtück noch einmal ſo gut. Und abends verſchaffe man
ſich dann wieder durch Gartenarbeit einen geſunden Ausgleich
zu der meiſt einſeitigen geiſtigen Berufstätigkeit des Tages.
Wohlig ermüdet legt ſich daun ſelbſt der Nervöſe, Schlafloſe zu
erquickendem, tiefem Schlafe ins Bett. Gartenarbeit bewirkt
auch die beſte und natürlichſte Bauchmaſſage. Sie weitet aber
auch die Bruſt, bewirkt tiefe, ausgiebige Atmung, regt die Herz=
tätigkeit
an, ſchafft geſundes Blut und gute Säfte. Die Haut
wird widerſtandsfähig gemacht gegen Hitze und Kälte, ſowie
gegen die Launen der Witterung. Ueberhaupt der ganze Körper
wuird wind=, wetter= und ſeuchenfeſter. Und es iſt ſtatiſtiſch be=
vvieſen
, daß der Gärtnerberuf in bezug auf Gefundheit und
Lauglebigkeit die Augehörigen aller anderen Gewerbe übertrifft
und auch aut wenigſten von Nerveu= und Geiſteskrankheiten heim=
geſucht
wird.

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Togblatt, Montag, den 7. April 1924.

UNlON-THEATER
Der Emelka-Großfilm
Der Löwe von Venedis
Ein Monumentalfilm d. Hochrenaissance in 6 Akt.
Großartigste Ausstattung! Die Hauptdarsteller:
Hanny WVeiße, welche demnächst persönlich
nach Darmstadt kommt, Grete Reinwald,
Fritz Greiner, Paul Binsfeld,
Wilh. Diegelmann. (1018180
brechern
Er untel
2 Akte, mit Harold Lovd in der Hauptrolle.
Eintrittspreise ab heute: 3. Platz 80 5, 2. Platz
1.10, 1. Platz 1.50, Balk. 2.20, Loge 3.

Residenz-
Theater
Die 3. Fortsetzung
von
Die geheimnisrollen Vier
heißt
Der wandernde Schatten
Sens.-Abent i. 6 Akt.
In der Hauptrolle:
Eddie Polo.

Nuumer 98.

Gentral-
Theater

Judith
Trachtenberg
Die Tragödte einer
Jüdin in 7 Akten
In der Hauptrolle:
LeontineKühnberg

Harry heiratet
Lustspiel Harry
Sweet, 2 Akte.
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Die Direktion
verlobt sich
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An die Herren Fabrikanten, Kaufleute und Handwerksmeiſter!
Die Werbungfür den Inſeratenteil der Feſtſchrift
a6
Ba8 Heosenland
für die Tagung des Reichsserbandes der deutſchen landw. Genoſſenſchaften
am 7. bis 10. Mai 1924 in Darmſtadt (Saalbau) hat bereits mit autem Erfolg
eingeſetzt und naht dem Abſchluß. Die Herren Firmeninhaber, die bei der Wer=
bung
nicht anzutreffen waren, belieben ihre Aufträge bis zum 15. d. M. einzuſenden.
Für den Katalog der
Südweſtdeutſchen Kunſtausſtellung Darmſtadt 1924
beginnt die Inſeraten=Werbung heute. Den verehrl. hieſigen Firmen iſt ſonach
Gelegenheit geboten, durch Inauftraggebung einer wirkungsvollen Geſchäfts=
anzeige
ihren Abſatz zu heben und ſogleich ihr Intereſſe an der Erhaltung und
Förderung der Darmſtädter Kunſipfiege zu bekunden. Die ausgeſtellten und
abgeſetzten Erzeugniſſe der vorausgegangenen D. K. A. trugen den Namen
der Landeshauptſtadt in die weite Welt und viele Werke aus Erz und Stein
ſollen ſetzt hier den Willen ſtärken zum Arbeiten und nicht Verzweifeln!
Hochachtungsvoſl
Erſte Darmſtädter Anzeigen=Annahme für Zeitungen u. Zeitſchriften des In=
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