Darmstädter Tagblatt 1924


30. März 1924

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

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Nummer 90
Sonntag, den 30. März 1924.
187. Jahrgang

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Pariſer Kabinettsrat.

Politiſche Bilanz.
Streiflichier zur Lage in Bayern.

Der alte Kurs geht weiter.
Paris, 29. März. (Wolff.) Ueber den heute vormittag
abgehaltenen Kabinettsrat des neuen Miniſte=
riums
gibt Havas folgende Mitteilung aus:
Die Mitglieder des neuen Kabinetts ſind heute vormittag
um 9.30 Uhr im Miniſterium für auswärtige Angelegenheiten
unter dem Vorſitz Poincarés zu einer Beratung zuſammen=
getreten
, die bis 11.45 Uhr dauerte. Es iſt kein offizielles Kom=
muniqué
herausgegeben worden, doch haben die Miniſter am
Schluß der Sitzung erklärt, daß das Kabinett nach einer Nach=
prüfung
der auswärtigen Lage einmütig be=
ſchloſſen
habe, die Politik der voraufgegangenen
Regierung weiter zu betreiben. Der Kabinettsrat
hat ſich auch mit den auf den Tagesordnungen beider Parla=
mente
ſtehenden verſchiedenen Fragen beſchäftigt. Unmittelbar
darauf begaben ſich die Miniſter zum Elyſee, wo Miniſterpräſi=
dent
Poincaré dem Präſidenten der Republik ſeine neuen Mit=
arbeiter
vorgeſtellt hat. Heute nachmittag findet ein zweiter
Kabinettsrat ſtatt.

Um 5 Uhr hat ein neuer Kabinettsrat des neuen Miniſteriums
Poincars begonnen. Morgen nachmittag um die gleiche Zeit
treten die Miniſter im Elyſée unter dem Vorſitz des Präſidenten
der Republik zuſammen. Heute nachmittag wird der Wortlaut
der miniſteriellen Erklärung, die am Montag vormittag der
Kammer und dem Senat unterbreitet werden wird, verhandelt.

Die Beſchlüſſe des Kabinettsrats.
Zu den Verhandlungen im Kabinettsrat von heute vor=
mittag
iſt nachzutragen, daß beſchloſſen worden iſt, von der
Kammer unmittelbar nach der Verleſung der miniſteriellen Er=
klärung
die Annahme der Budgetzwölftel für die Geſamtaus=
gaben
der Monate April, Mai und Juni zu verlangen. Das
Kabinett wird ſich ſodann für die Interpellationsdebatte über
die allgemeine Politik zur Verfügung ſtellen, falls dies verlangt
wird. Hiernach ſoll nach dem Wunſche der Regierung die Kam=
mer
die Verhandlungen über den Penſionsgeſetzentwurf, der
bekanntlich den Sturz des Kabinetts herbeigeführt hat, fortſetzen.
Keine Hoffnung auf eine verſöhnliche Politik.
TU. Paris, 29. März. In parlamentariſchen Kreiſen ver=
ſtimmt
namentlich die Hältung, die Poincaré gegen=
über
ſeinem früheren Miniſter des Innern
Munoury eingenommen hat, der bekanntlich in der Kammer
am Mittwoch eine ſtarke Mehrheit erzielt hatte.
Painlevé, der Führer der Linken, gibt im Paris=
Soir ſeinem Erſtaunen darüber Ausdruck. In demſelben
Blatte ſchreibt der Senator Frangois Pery, der zur Op=
poſitionspartei
des Senats gehört: Wenn die Repu=
blikaner
im Senat das neue Kabinett annehmen, ſo ſind ſie wirk=
lich
nicht anſpruchsvoll.
In einigen Blättern war heute früh die Möglichkeit ange=
deutet
, daß das neue Kabinett namentlich infolge der Mit=
wirkung
, de Jouvenels und Loucheurs eine ver=
ſöhnlichere
Politik in der Frage der Reparationen und
eine Mitwirkung des Völkerbundes erſtrebe. In den Kreiſen der
Linken verneint man entſchieden dieſe Möglichkeit.

Der erſie Eindruck des neuen Kabinetis.
TU. Paris, 29. März. Alles in allem hat das neue Kabi=
jett
in der Kammer keinen ſehr günſtigen Eindruck zurückgelaſſen.
Die Abgeordneten der Mehrheitspartei machen Poincaré den
Vorwurf, daß er verſchiedene die anläßlich der Finanzdebatte und
er Diskuſſion über die Ermöchtigungsgeſetze gegen ihn ſtimmten,
um Eintritt in das Kabinett bewogen habe. Ferner beſchuldigen
ſe Poincaré, ſich zu weit nach links orientiert zu haben. Anderer=
eits
verwerfen ſo ziemlich alle Parteien einſtimmig die Haltung,
die Poincaré ſeinen früheren Mitarbeitern gegenüber eingenom=
nen
hat. Man hebt hervor, daß die Mitglieder des vergangenen
Kabinetts zum größten Teil ihrer Aufgabe gewachſen geweſen
daren und ſie, um die Richtlinien Poincarés befolgen zu können,
verſönliche Opfer gebracht haben. Man erinnert namentlich an
das Beiſpiel der Radikalſozialiſten, die ſich aus Ergebenheit für
den Miniſterpräſidenten von ihrer Parteileitung ausſchließen lie=
ßen
. Unter dieſen Umſtänden hält man es für zweifelhaft, ob
Zoincaré kommenden Montag in der Kammer die Mehrheit errei=
hen
wird. Wie weit ihm die Linke ihre Unterſtützung zuſagt, läßt
ſich noch nicht ſagen. Immerhin iſt der Kommentar, mit dem
re Nouvelle die Bildung des Kabinetts ankündigt, ſehr bezeich=
end
: Im Verlaufe unſerer parlamentariſchen Annalen iſt uns
nie ein Politiker begegnet, der ſeine Mitarbeiter in ſo ſang= und
langloſer Weiſe im Stiche ließ. Poincaré erklärte ſich mit ſeinen
Mitarbeitern ſolidariſch. Er bleibt es vor dem Parlament und
er öffentlichen Meinung. Er hat, indem er ſich von ihnen los=
gte
, ſein eigenes Urteil geſprochen.
Petit Bleu bezweifelt, daß die Regierung anläßlich der Mini=
ter
=Erklärung die Mehrheit ohne weiteres erlangen wird. Das
latt ſtellt feſt, daß die Abgeordneten zwar noch nicht offene Un=
ufriedenheit
ausdrücken, daß aber die Zuſammenſetzung des
ſeuen Kabinetts eine wenig ſympathiſche Erſcheinung bei ihnen
ervorgerufen habe. Der einzige Troſt, meint Petit Bleu, ſei,
daß an die Spitze des Finanzminifteriums ein Mann von der her=
vorragenden
Fähigkeit Francois Marſals berufen wurde.
Journge Induſtrielle ſchreibt: Poincaré wünſchte ohne
Zweifel ein Miniſterium zu bilden, das die Neuwahlen überlebt;
von dieſem allgemeinen Standpunkte aus iſt dieſer Wunſch ge=
echtfertigt
. Tatſächlich taucht aber zwiſchen dem Miniſterpräſi=
enten
und ſeiner früheren Majorität ein Mißverſtändnis auf
dieſe wird ihm nicht vergeben, daß er die Opfer, die ſie mit der
Abſtimmung über die Ermächtigungsgeſetze und das doppelte
Zehntel brachte, zu vergeſſen ſcheint. Wenn die Radikalen an=
vererſeits
in ihrer Haltung der Oppoſition gegen die auswärtige
Politik Poincarés verharren, ſo würde dieſe Oppoſition durch den
froll der geſamten Abgeordneten verſtärkt, die Exiſtenz des neuer
abinetts bedrohen. Sein Schickſal wird ſich ſofort in der erſten
5itzung am Montag entſcheiden.

Poincaré und ſeine neuen Mitarbeiter.
TU. Paris, 29. März. Die neuen Mitarbeiter
Poincarés ſpielen in politiſcher Beziehung alle eine füh= doppelt angefacht durch den dramatiſchen, hochpolitiſchen Schluß=
rende
Nolle und gelten im übrigen auf ihren Gebieten als akkord des letzten Verhandlungstages erwartet man in und
ſachverſtändige Kompetenzen. Man behauptet in
den politiſchen Kreiſen, daß Poincaré mit dem neuen Kabinett
Républicaine. Nach rechts iſt es durch die Unab=
und nach links von dem Block der Linken be=
grenzt
. Es umfaßt 4 Senatoren und 9 Abgeord= will, ſich an dieſen Brauch nicht mehr zu kehren. Hört man Dro=
nete
. Die vier Senatoren ſind: Poincaré, de Selves, Fran=
cois
Marſal (Republikaniſcher Verband) und Henry de Jouve=
nel
(Radikaldemokratiſche Linke). Die neun Abgeordneten ſind
nowsky, Fabry, Caquus (Partei der republikaniſch=ſozialen
des neuen Miniſteriums nehmen zum erſten Male an der Regie=
rung
teil; es handelt ſich um nachſtehende Perfönlichkeiten:
de Jouvenel, Louis Marin, Capus, Jean Fabry, Bokanowsky.
Die politiſche Einſtellung der Mitglieder
des neuen Kabinetts kann daraus erſehen werden, daß
bei der letzten Debatte über die Ermächtigungsgeſetze gegen
der Kammer Loucheur u nd Daniel Vincent. Der Senator
Francois Marſal, der Führer der Oppoſition im Senat, hatte
Regierung geſtimmt.
Kabinett von Grund aus im allgemeinen Intereſſe zur Herbei= wie es gewiſſe Intereſſenten heute verkünden, braucht hier nicht
daß Poincaré ſich ſchließlich ihrem Rate fügte.
Miniſter der neuen Regierung, der bei ihrem Zuſanmmenkommen, ſchließlich gerade von einem demokratiſchen Blatt das eben gegen
eine hervorragende Rolle ſpielte es dürfte ſich hier um Ma=
ginot
handeln einige Angaben über die Tendenzen des neuen bot als brutale Maßnahme der politiſchen Fauſt charakteriſiert
Kabinetts gemacht. Der Miniſter verweiſt auf den Umſtand,
er als hervorragendes Mitglied der Entente Républicaine den
tig die Beſprechungen mit den deutſchen Ruhrinduſtriellen leiten die Staatsautorität abermals vor die Hunde gehen ließ.
wird. Darauf antwortete Maginot: Keineswegs. Was die
Micum anbelangt, ſo werden, wie bisher, der Kriegsminiſter Wochen das Volk bis ins Innerſte aufgewühlt worden. Daß ein
Ländern verhandeln.
auch bereit iſt, eine Völkerbundslöſung in der was an Gewiſſenskonflikten für viele aus dieſem Prozeß geboren
handlungen über dieſen Wunſch würden zwiſchen Poincaré und
Maedonald fortgeſetzt. Die Havaserklärung iſt unverkennbar als Bedenken größten Ausmaßes wecken mußte. Darüber wird noch
Unterhaus erfolgt.
Freundliche Aufnahme in London.
Poinears findet in der engliſchen Preſſe keine ungünſtige Auf= nächſten Tagen und Wochen herandrängt, wird den Prozeß in
bekannt ſei, Poincars vielleicht zu gewiſſen Kompromiſſen be= friſche Luft zum Atmen, zur Arbeit am Staatswohl ſchafft.
wegen werde. Andererſeits werde de Jouvenel vielleicht einen
mäßigenden Einfluß ausüben.
daß Poincaré in der Neparationsfrage ſich eine gewiſſe Mäßigung mutete Ereigniſſe es erneut zuſammenrufen. Man ſteht vor den
neuen Kabinetts ſei alſo nur ſcheinbar.
hinter ihm. Angeſichts des gegenwärtigen Geiſteszuſtandes in ern auf dem Wege der Verfaſſungsänderung mit einfacher
Deutſchland komme es darauf an, daß Frankreich nicht nachgebe. Mehrheit zur Löſung zu bringen.

Von unſerem Münchener Korreſpondenten.
g. München, 29. März.
Der Hitlerprozeß iſt beendet. Mit ſeeliſcher Spannung
außerhalb Bayerns den Spruch des Gerichts, der, ein ſeltenes
eines der ſtärkſten Miniſterien ſeit 1912 zuſtande ge= Spiel des Schickſals, an dem Tage verkündet werden wird, der
bracht hat. Es umfaßt zwei Nadikalſozialiſten wie den Altreichskanzler Bismarck und in ihm den Schöpfer des
das letzte Kabinett und zwei Mitglieder der Enrente heiligen Reiches deutſcher Notion ſeinem Volke ſchenkte. Pa=
rallelen
drängen ſich auf . . . Wir übergehen ſie heute, da das
hängigen (Royaliſten und rechts gerichtete Konſervative) Gericht ſelbſt noch nicht geſprochen hat, um dieſem Spruch nicht
vorzugreifen, wenn es ſcheinbar auch gang und gäbe werden
hungen, wie ſie ein führendes Organ der völkiſchen Bewegung
Tag für Tag ſeinen Gläubigen vorſetzt (Die Verurteilung von
deutſchen Männern, die ihr Leben für Deutſchlands Ehre einge=
im
Einzelnen: Lefsore de Prey und Louis Marin (Demokr.= ſetzt haben, müßte die furchtbarſte Empörung unſeres
republikaniſcher Verband), le Troqueur (Linksrepublikaner), Volkes hervorrufen!), hat man in einem Falle bereits ſchau=
Maginot, Loucheur (Republikaniſch=demokratiſche Linke), Boka= dernd erlebt, daß Fanatismus oder Geldgier oder beides zuſam=
men
in einem jugendlichen Gehirn Mordpläne gegen den gehaß=
Aktion) und Vincent (Radikalſozialiſten). Fünf der Mitglieder ten Diktator Bayerns reifen ließen, hört man in öffentlichen Ver=
ſammlungen
Drohungen, die ſelbſt vor dem, ſeiner harten Pflicht
gehorſamen Gericht nicht haltmachen ſo iſt der Boden unge=
fähr
gezeichnet, auf den dieſes Urteil fallen wird.
Wer möchte es denen, gegen die ſich der fanatiſche Haß der
völkiſchen Kreiſe in erſter Linie richtet, verargen, daß ſie jetzt,
nachdem der Prozeß abgeſchloſſen iſt, mit Zuſtimmung ihrer vor=
Poinare abgeſtimmt haben: Im Senat: Henri de Jouvenel, in geſetzten Stelle, mit Zuſtimmung des Staatsanwalts, der das
Ermittlungsverfahren leitet, ſich wenige Tage zur Erholung nach
Italien begeben haben. Man vergeſſe doch nicht, daß ſie es waren,
bekanntlich an der Abſtimmung nicht teilgenommen. Die übri= die Herren Kahr, Loſſow und Seißer, die das Unternehmen vom
gen Mitglieder des neuen Kabinetts haben ſämtlich für die 8. November zum Scheitern brachten, ohne daß die Fackel des
Bürgerkrieges durch Deutſchlands Gaue lohte. Mag man poli=
Wie man jetzt erfährt, hatte Poincaré urſprünglich die Ab= tiſch zu ihnen ſtehen wie man will, mag man ihre Haltung am
ſicht, ſein vergangenes Miniſterium ohne Einſtellung neuer Per= 8. November und vor dieſem Tage beurteilen, wie man will
ſönlichkeiten umzubilden, doch ſollten die Präſidenten der bei= dieſes Verdienſt wird ihnen niemand nehmen können. Daß mit
den Kammern ihn mit ſolchem Nachdruck gebeten haben, das dieſer Fahrt keine Flucht vor dem Staatsanwalt eingetreten iſt,
führung einer Entſpannung in der politiſchen Lage umzubilden, beſonders erwähnt zu werden. Das Ermittelungsverfahren
nimmt ſeinen Fortgang und wird durch die auf 14 Tage berech=
Dem diplomatiſchen Mitarbeiter des Echo de Paris hat ein, nete Abweſenheit der Herren keineswegs berührt. Und wenn
zwei völkiſche Blätter verhängte und auf 8 Tage befriſtete Ver=
daß
de Selves das Portefeuille des Innern und Lefepre du wird, ſo ſei dem entgegengehalten, daß der ruhige Teil der Be=
Preh das Juſtizminiſterium übernommen haben, um hervor= völkerung, und der iſt immer noch eine recht beträchtliche Mehr=
zuheben
, daß die Mehrheitspartei über die Hal= heit, der Meinung iſt, es ſei höchſte Zeit, der unerhörten Hetze
tung der neuen Regierung beruhigt ſein dürfte, dieſer Organe gegen das Gericht, den offenen Drohungen mit
Was die Perſönlichkeit Lefevre du Preys anbelangt, ſo ſtelle Gewalt zur Sabotierung einer Verurteilung Hitlers endlich
einmal ein Ziel zu ſetzen. Wäre dieſes Verbot nicht ergangen,
Zuſammenhang zwiſchen der Regierung und den Mehrheits= ſo, ſind wir überzeugt, daß gerade aus dem Lager der Linkspar=
parteien
her. Der Mitarbeiter fragte den Miniſter, ob Lou= teien und anderer Intereſſenten in heftigſter Weiſe kritiſiert wor=
cheur
, der das Portefeuille des Handels übernommen hat, künf= den wäre, daß eine ſtillſchweigende Duldung dieſer Kampagne
Wie ſelten in der Geſchichte großer Prozeſſe iſt in dieſen
und der Miniſter für öffentliche Arbeiten alle damit zuſammen= Wahlkampf, wie er jetzt in Bayern nach der Selbſtauflöſung
hängenden Fragen, auch diejenigen, die ſich auf das Ruhr= des Landesparlaments entbrannte, daß Hunderte öffentlicher
problem und die Abmuachungen mit den Induſtriellen beziehen, Verſammlungen nach einer Periode abſoluter Verſammlungs=
regeln
. Loucheur wird ſelber zum gegebenen Augenblick über verbote die ohnehin gegebene Erregung noch bis zur Siedehitze
die Handelsverträge mit Deutſchland wie mit den anderen ſteigern mußten, iſt pſychologiſch durchaus verſtändlich. Man kann
heute da und dort lebhafteſtes Bedauern darüber hören, daß die=
ſer
Prozeß nicht in vollem Umfange hinter verſchloſſenen Türen
Der Völkerbund und die Sicherheitsfrage. geführt wurde. Wir geben dieſen Bedauernden in einem Punkte
recht: Was in ihm an Zündſtoff erneut in das Volk geworfen
Paris, 29. März. Havas verbreitet auf funkentelegraphi= wurde, was an politiſchen, konfeſſionellen und Ewigkeitswerten
ſchem Wege eine Erklärung, nach der Poincaré nunmehr für jeden Staatsgedanken zertrümmert und zerſchlagen wurde,
Sicherheitsfrage anzunehmen. Vorausſetzung dafür wurde, wäre beſſer niemals in das Licht des Tages geſtellt wor=
ſei
jedoch eine vorhergehende Ergänzung des Art. 10 des Völker= den. Und dennoch; der Staat war es, gegen den am 8. No=
bundsſtatuts
, der zunächſt nur einen finanziellen Druck auf die vember angegangen wurde, die Staatsautorität war es,
den Frieden bedrohenden Mächte vorſieht. Damit ſei Frankreichs die nach dem Buchſtaben des Geſetzes verletzt wurde, wo=
Sicherheit für den Fall, daß Deutſchland entgegen dem Vertrag bei völlig offengelaſſen werden ſoll, ob die Staatsautorität nicht
in der neutralen 5G=Kilometer=Zone rechts vom Rhein Truppen auch durch ihre Repräſentanten vor und am 8. November in
zu verſammeln beginnt, nicht zum mindeſten geſchützt. Die Ver= einer Weiſe vertreten wurde, die zum mindeſten politiſche
eine Ergänzung zu den letzten Ausführungen Macdonalds im zu reden ſein. Eines aber ſteht heute ſchon feſt: der vom
Staatsſtreich bedrohte Staat mußte diejenigen vor ſein Forum
ziehen, in denen er die Schuldigen erblickte. Die verletzte Staats=
autorität
konnte nicht durch ein Verhandeln hinter verſchloſ=
ſenen
Türen wiederhergeſtellt werden. Wer ſich im Geiſte ver=
* London, 29. März. (Priv.=Tel.) Das neue Kabinett gegenwärtigt, was ſich an Aufgaben hochpolitiſchſter Art in den
nahme. In den Kommentaren wird beſonders auf die Rolle ver= der Form, die vor uns abrollte, als ein reinigendes Ge=
wieſen
, die Loucheur und de Jouvenel im gegebenen Falle ſpie= witter empfinden, das mit Blitzſtrahl und Donnergrollen in
len könnten. Die Times meint, die Stellung Poincarss ſei eine Atmoſphäre zuckte, die ſchwül bis zur Hochſpannung mit
durch die Zuſammenſetzung des neuen Kabinetts geſtärkt worden. Krankheitskeimen geladen war. Ein Gewitter, deſſen Blitze auch
Der Umſtand, daß Maginot und Le Trocquer ihre Porte= da und dort zündeten, vielleicht Werte zerſtörten das aber
feuilles behielten, bedeute die Fortſetzung der Nuhrpolitik. Es ſei in ſeinen Auswirkungen die Reinigung erwarten läßt, die dem
indeſſen möglich, daß Loucheur, der als geſchickter Unterhändler Staate und in ihm der Volksgemeinſchaft der Staatsbürger
Wo ſtehen wir in Bayern? Das Parlament, überaltert,
Auch der Daily Herald bezeichnet die Wahl Loucheurs dem Willen des Volkes mindeſtens in den Perſonen ſeiner Ver=
und de Jouvenels als bemerkenswert und will daraus folgern, treter nicht mehr entſprechend, iſt aufgelöſt wenn nicht unver=
aufzuerlegen
gedenke, um mit Großbritannien vor den Wahlen Wahlen. Dieſer 6. April bedeutet für Bayern mehr als einen
eine gewiſſe Verſtändigung herbeizuführen. Dieſe Mäßigung des Wahltag ſchlechthin. Er wird Gerichtstag für das Syſtem ſein,
das ſeit der Miniſterpräſidentſchaft des Herrn v. Kahr die baye=
Die Morningpoſt äußert ſich am günſtigſten. Die Nach= riſche Innenpolitik beherrſchte. Er wird aber gleichzeitig die
richt von der erneuten Uebernahme des Kabinetts durch Poincars Grundlagen zu ſchaffen haben, auf denen das neue Bay=
werde
nicht nur in Frankreich, ſondern auch in anderen Ländern ern nach dem Willen der letzten Parlamentsmehrheit errichtet
ein Gefühl der Befreiung hervorrufen. Poincaré ſei der Staats= werden ſoll. Denn mit dem Wahltage zum Parlament fällt
mann, der das Vertrauen der franzöſiſchen Nation, des Präſi= der Volksentſcheid zuſammen, der den neuzuwählenden
denten der Republik und der Kammer genieße. Das Land ſtehe Landtag ermächtigen ſoll, tiefgehende Verfaſſungsfragen in Bay=

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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.

Rummer 90.

Was will der Volksentſcheid? Er ſoll den Staats=
präſidenten
dem Lande Bayern bringen, eine verfaſſungs=
mäßige
Spitze, für die bislang weder die Funktionen, die
er erhalten ſoll, noch die Perſon, an die gedacht wird, in der
Oeffentlichkeit ſchärfer hervorgetreten ſind. Eines iſt ſicher: Herr
v. Kahr, der erklärter Favorit war, als der Gedanke des über
dem Miniſterium ſtehenden Staatspräſidenten zum erſten Male
ſchärfer umriſſen in die politiſche Debatte geworfen wurde, wird
es nicht. Darüber iſt heute nicht mehr zu reden. Und Kron=
prinz
Rupprecht, der ſpäterhin in der ſozialiſtiſchen Preſſe
als Kandidat genannt wurde, wird es auch nicht. Hätte wirklich
irgendwer dieſe Kandidatur ernſthaft erwogen er hätte dem
Kronprinzen in ſeiner Perſon und dem monarchiſchen Gedanken,
den er als Erbe der Krone Bayerns repräſentiert, einen ſchlechten
Dienſt erwieſen. Sollen die Funktionen des Staatspräſidenten
der bayeriſchen Politik größere Stetigkeit ſchaffen, ſollen ſie der
Staatsperſönlichkeit Bayerns im Rahmen des Reichs=
ganzen
und ſeiner Verfaſſung erhöhtes Gewicht ver=
leihen
, ſo würde hier ein Ziel erreicht, das dem Lande Bayern
aufs innigfte zu wünſchen wäre. Wobei der Rahmen der Wei=
marer
Verfaſſung keineswegs als Dauerform betrachtet werden
ſoll, ſoweit er berechtigten Landesintereſſen heute nicht mehr
entſpricht. Zweite Grundforderung des Volksentſcheids iſt die
zweite Kammer. Von ihr ſteht heute noch keineswegs feſt,
wie ſie ausſehen, welche Zuſammenſetzung ſie erhalten ſoll, ob
mit ihr ein politiſches Korrektiv oder eine berufsſtändiſche Ver=
tretung
geſchaffen werden ſoll. Auch ſie könnte im einen wie im
anderen Falle ſegensreiche Wirkung erzielen, manche bedenkliche
Auswirkung des Einkammerſyſtems beſeitigen. Ob die dritte
Forderung des Volksentſcheids, Verfaſſungsänderun=
gen
grundſätzlich weſentlich zu erleichtern, nach dem Wahltag
noch aufrecht erhalten wird, dürfte ſehr weſentlich von dem
Ausgang der Wahlen abhängen
Um dieſe innerpolitiſchen Grundprobleme geht das Ringen
der Parteien. Neubau des Staates die Parole der einen, die
ſich in der Vaterländiſchen Arbeitsgemeinſchaft eine gemeinſame
Kampffront geſchaffen haben. Hier ſtehen die Bayeriſche Volks=
partei
, die Vereinigte Nationale Rechte, aus der deutſchnatio=
nalen
Mittelpartei und den Vaterländiſchen Verbänden Bayerns
mit den deutſchnationalen Landwirtebünden zuſammengeſchweißt,
die Sezeſſion aus der Deutſchen Volkspartei (genannt National=
liberale
Landespartei Bayern) und die Deutſche Volkspartei mit
einer Unzahl von nationalen, wirtſchaftlichen und chriſtlichen
Organiſationen zuſammen. Erhaltung des Beſtehen=
den
die Parole des anderen Lagers, in dem ſich neben dem
Bauernbund, den Sozialiſten und Gewerkſchaften auch der
Deutſche Block in Bayern findet nachdem die Deutſchdemo=
kratiſche
Partei in Bayern es vorgezogen hat, unter dieſem
Feldzeichen gemeinſam mit dem (demokratiſchen) Deutſchen Bau=
ernbund
und einem erſt wenige Wochen beſtehenden Liberalen
Kreisverband Schwabens, deſſen Stärke ſich der Kenntnis der
Oeffentlichkeit entzieht, in den Wahlkampf zu gehen. Kampf
gegen beide die Parole der Dritten, der Extremen rechts und
links. Daß Kommuniſten und Völkiſche, die in ſeltener Ueber=
einſtimmung
der Methoden bis jetzt noch faſt jede Wahlverſamm=
lung
der anderen Partei entweder geſprengt oder durch Abſingen
der Internationale auf der einen und des Hitlerſchen
Sturmliedes auf der anderen Seite des Saales beehrt
haben, nicht lachende Dritte werden, nachdem ſich das bürger=
liche
Lager ſelbſt i Bayern nicht zuſammenfinden konnte, wird
das Aufgebot auch des letzten Mannes zur Wahl und zum
Volksentſcheid notwendig machen. Daß der neue Landtag auch
das Konkordat mit dem Heiligen Stuhle zu ſanktionieren,
entſprechende Vereinbarungen mit der evangeliſchen Landeskirche
zu treffen und die Geſetzgebungsmaſchine im Gang zu halten hat,
rundet ſeinen Aufgabenkreis ab.
Für die Zerklüftung des Bürgertums in Bayern nur ein
zahlenmäßiges Beiſpiel: Dem geſchloſſenen völkiſchen Block auf
dem äußerſten rechten Flügel, der Vereinigten Sozialdemokratie,
1I. S. P.D. und K.P.D. auf dem linken Flügel ſtehen nach den
ſoeben veröffentlichten Wahlvorſchlägen 12 öffentliche Parteien
und Gruppen gegenüber. Neben den ſechs oben erwähnten Bür=
gerparteien
findet man: Eine Beamtenpartei, unbekannte Leute
mit unbekanntem Ziel; eine Beamtengruppe des aus der Baye=
riſchen
Volkspartei ausgeſchiedenen Poſtmannes Kratofil,
der nicht wieder aufgeſtellt wurde und ſich daher mit Hilfe ſeiner
ihm ergebenen Beamtengruppen ſelbſtändig machte; das baye=
riſche
Zentrum, die ſogenannte chriſtlich=ſoziale Partei; ein Mit=
telſtandsbund
als Abſonderung vom Bauern= und Mittelſtands=
bund
; eine Mieterliſte und endlich eine Republikaniſche Partei
Deutſchlands, ebenfalls unbekannter Herkunft und Prägung.
Deutlicher kann die parteipolitiſche Zerklüftung wohl nicht zum
Ausdruck kommen.
*
Wie ſteht Bayern zum Reiche? Wenige kurze
Striche mögen auch hier die Fülle der Aufgaben umreißen. Der
neuen bayeriſchen Regierung, deren Ausſehen der Ausgang der
Wahl wie die Möglichkeiten der Koalitionsbildung beſtimmen
werden, wird es vorbehalten bleiben, als wichtigſte Aufgabe die
Verhandlungen zur Reviſion der Weimarer
Verfaſſung weiterzuführen, die von entſcheidender Bedeu=
tung
für das Reich wie für die Länder werden können. Sie wird
im Reichsrat berufen ſein, bayeriſche Wünſche und Forderungen
zur großen Politik zur Vertretung zu bringen. Sie wird end=

Vom Tage.
Da zurzeit von den Beſatzungsbehörden wieder eine ſehr
ſtrenge Kontrolle ausgeübt wird, beſteht Veranlaſſung zu der
dringenden Mahnung, in Briefen an linksrheiniſche Empfänger
vorſichtig zu ſein, um die Adreſſaten nicht in Konflikt mit den
Beſatzungsbehörden zu bringen.
Die Lohnkämpfe im bayeriſchen Holzgewerbe haben
ſich bis zum Bruch verſchärft. Die Arbeitgeber in München und Nür=
berg
haben bereits Arbeiter ausgeſperrt. In der nächſten Woche
ſoll dieſe Maßnahme auf ganz Bayern ausgedehnt werden.
Das Deuvre glaubt zu wiſſen, daß der Bericht der Sachvev=
ſtändigen
nicht vor dem 8. oder 10. April fertiggeſtellt ſein wird.
Albert Sarraut, der im vergangenen Kabinett Poincaré das
Kolonialminiſterium inne hatte, wird nach dem Echo de Paris demnächſt
als franzöſiſcher Geſandter nach Tokio geſchickt, um dort Paul
Claudel zu erſetzen.
Dem Echo de Paris wird aus Genf gemeldet, daß Muſſolini das
Sekretariat des Völkerbundes von ſeiner Abſicht unterrichtete, im
Dezember perſönlich an der Sitzung des Völkerbundes teilzunehmen.
Die Zahl der Opfer der Kataſtrophe bei Amalfi ſteht
mumehr endgültig mit 85 feſt. Es drohen weitere Bergſtürze.
Die Times meldet aus Konſtantinopel, die Nationalver=
ſammlung
in Angora hat nach lebhafter und langwieriger De=
batte
einen Vertrauensantrag für das Kabinett Ismet
Paſcha angenommen.
Staatsſekretär Hughes hat dem Präſidenten Coolidge mit=
geteilt
, er halte den Augenblick zur Einberufung einer inter=
nationalen
Abrüſtungskonferenz nicht für gekommen.

lich einmal klare Bahn ſchaffen müſſen, um Verfaſſungs=
konflikte
und bedauerliche Begleiterſcheinungen dieſer ein für alle=
mal
zu bereinigen.
Ein Wort bei dieſer Gelegenheit zu der jüngſten Ausein=
anderſetzung
Streſemann Knilling, die in ihrem Ver=
lauf
auch der wenig ſchönen Preſſefehde nach bekannt ſein dürfte,
die die offiziellen Aeußerungen nach ſich zogen. Hier ſoll nur ein
weſentlicher Punkt herausgegriffen werden: Das Organ Dr.
Streſemanns, die Zeit, hat in ihrer Antwort auf die Aeuße=
rungen
bayeriſcher Organe wieder einmal den Finger auf eine
offene Wunde gelegt, wenn es feſtſtellte, daß Bayern auch in der
Frage der Kriegsſchuld die beſte Gelegenheit hatte, im Ausſchuß
für Auswärtige Angelegenheiten beſtimmt formulierte Anträge
in der Richtung ſeiner Wünſche zu ſtellen, daß ein ſolcher Antrag
bisher jedoch nicht geſtellt wurde. Wir möchten keineswegs
die Bedeutung der Frage der Kriegsſchuld irgendwie verkannt
ſehen. Wir glauben aber zu wiſſen, daß dieſe Frage auch in
Berlin in ihrer ungeheueren Tragweite durchaus erkannt und
durchaus gewürdigt worden iſt. Schließlich kommt es doch nicht
von ungefähr, daß die öffentliche Meinung in der Welt ſich in
ſteigendem Maße umorientiert, daß ſie mehr und mehr der
Wahrheit näherkommt. Man ſollte vorausſetzen, daß dies
auch in München bekannt iſt. Was wir damit ſagen wollen, iſt
dies: Man höre doch endlich auf, immer und immer wieder gegen
eine Reichsleitung anzugehen, die poſitive Erfolge auch dann
zu erzielen weiß, wenn nicht alles, was geſchieht, in der breiteſten
Oeffentlichkeit zur Debatte geſtellt wird. Volksverſamm=
lungen
ſind ein gefährlicher Boden. Sie können dazu verleiten,
mehr und anderes zu ſagen, als man vielleicht hätte ſagen wol=
len
. Wodas Forum iſt, vor dem alle Wünſche und Anregungen
ihre vollgewichtige Vertretung finden können das hat die
Zeit hier erneut wieder feſtgeſtellt. Wir ſind ſogar der unmaß=
geblichen
Ueberzeugung, daß mancher Konflikt zu vermeiden ge=
weſen
wäre, hätten beide Teile ſich auf die Inſtitutionen
rechtzeitig beſonnen, die in der Verfaſſung zur Vertretung
der Einzel= wie der Geſamtintereſſen vorgeſehen ſind . .
Ein kurzes Wort endlich zur Aufhebung der bayeriſchen
Volksgerichte, das das Bild der politiſchen Lage Bayerns im
gegenwärtigen Augenblick abrunden mag: Die Volksgerichte,
deren Bild wie kaum eines von Parteiengunſt und Haß verzerrt
in der Geſchichte daſteht, gelten mit dem 1. April nach der ſoeben
veröffentlichten Ausführungsverordnung des Geſamtminiſte=
riums
als aufgehoben. Damit tritt die ordentliche Gerichtsbar=
keit
wieder in ihre Rechte. Wie umſtritten dieſe Gerichte waren
ein poſitives Verdienſt dürfen ſie für ſich in Anſpruch nehmen:
daß ſie durch ihre Rechtſprechung weſentlich zur inneren Feſtigung
des von den Wirren der letzten Vorfälle erſchütterten Staats=
weſens
beigetragen haben. Daß ſie über Gebühr lange mit Fäl=
len
befaßt wurden, die, wie politiſche oder Preſſevergehen, beſſer
in das ordentliche Gerichtsverfahren verwieſen worden wären,
wo die Rechtsgarantien für die Beſchuldigten erheblich erweitert
ſind, iſt nicht Schuld der Volksgerichte ſelbſt, ſondern der poli=
tiſchen
Faktoren des Landes. Man möchte hoffen, daß die ein=
zige
Ausnahme bei der Aufhebung der Volksgerichte, die das
Volksgericht München I zur Erledigung der noch anhängigen
Strafverfahren wegen des Novemberunternehmens, längſtens
aber bis zum 15. Mai, fortbeſtehen läßt, auch tatſächlich eine
zeitlich begrenzte Ausnahme bleibt. Die Aufhebung der Volks=
gerichte
läßt ganz zweifellos die Ausſichten auf die Wiederher=
ſtellung
der Rechtseinheit im Reiche erheblich wachſen, da in
ihnen die Inſtitution verſchwindet, die es bisher in politiſch tiefe=
ren
Fragen des Landes möglich machte, Fälle, die nach der Natur

der Sache der Entſcheidung des höchſten Gerichts im Reiche zu=
kommen
, vor ihnen abzuwickeln.
Die Aufgaben ſind ſchwer. Sie ſetzen einen geſunden
Staat, aber auch verantwortungsbewußte Männer voraus, Män=
ner
, die ſich endlich auch vor eine der ſchwerſten Aufgaben
geſtellt ſehen werden, wenn ſie auch erſt am Ende dieſer Betrach=
tung
ſteht: Die zerriſſenen Fäden zur vaterländiſchen Bewegung,
zu den Wehrverbänden zu knüpfen, die dort vorhandenen natio=
nalen
Energien für den großen (e anken nationaler Gemein=
ſchaftsarbeit
wieder zu gewinne=, ſie für die Mitarbeit am
Staatswohl nutzbar zu machen. Sier wie dort lauern Fallſtricke,
Gefahren, Verſuchungen und damit kommen wir zum Aus=
gangspunkt
dieſer Betrachtung zurück:
Möchten die Verantwortlichen aus dem zurückliegenden
ſchwerſten Abſchnitt bayeriſcher Geſchichte nächſt dem von 1918
und 1919 gelernt haben. Möchten ſie erkennen, welche Feh=
ler
gemacht wurden, welche ſchweren Sünden wider den Geiſt der
Volksgemeinſchaft unter ihrer ſtillen Duldung möglich waren.
Möchten ſie die Konſequenzen daraus ziehen, nichts
anderes und mit der bayeriſchen Pfalz, der das rechts=
rheiniſche
Bayern in dieſen beiden Wochen in prächtigen Kund=
gebungen
, flammenden Worten und offenen Händen das Gelöb=
nis
unverbrüchlicher Treue erneuert, wird Deutſchland es
dem Bayernlande danken!
Warnungen der Münchener Polizeidirektion.
München, 29. März. Amtlich wird heute mittag folgendes
bekanntgegeben: Nach umlaufenden Gerüchten ſind an=
läßlich
der Urteilsverkündung zum Hitlerprozeß De=
monſtrationen
größeren Umfanges beabſichtigt,
was durch die Haltung verſchiedener Zeitungen eine gewiſſe
Beſtätigung findet. Die Münchener Polizeidirektion macht mit
ernſtem Nachdruck darauf aufmerkſam, daß ſie allen die allge=
meine
Ordnung und Sicherheit gefährdenden Kundgebungen und
Unternehmungen mit den ihr zu Gebote ſtehenden Machtmitteln
entgegentreten wird. Gleichzeitig weiſt die Polizeidirektion auf
die zurzeit noch geltenden Ausnahmebeſtimmungen über Land=
friedensbruch
und Aufruhr, Widerſtand gegen Staatsgewalt
uſw. hin.
Der Staatskommiſſar für München hat im Intereſſe
der öffentlichen Ordnung die Bekanntgabe des Urteils
im Hitkerprozeß durch Anſchlag oder Aushängen an Stra=
ßen
, Plätzen und Telegrammtafeln verboten. Zuwider=
handlungen
werden mit Strafen belegt.
In einer Verſammlung des völkiſchen Blocks wurde be=
ſchloſſen
, an Stelle der verbotenen völkiſchen Zeitungen ein Er=
fatzblatt
unter dem Titel Wahlzeitung erſcheinen zu laſſen.

Dr. Hilpert über den Marſch nach Berlin.
München 29. März. Der Vorſitzende der Bayriſchen Mit=
telpartei
, Abg. Dr. Hilpert, nimmt zu den Ausführungen des
Rechtsanwaltes Roder im Hitlerprozeß Stellung und erhebt
ſchärfſten Widerſpruch gegen die Behauptung, er habe den Marſch
nach Berlin gepredigt und der bayrifche Juſtizminiſter habe die=
ſen
Aufruf gebilligt. In ſeiner Rede am 3. November habe er
gewiß zur Tat aufgerufen, aber er ſei kein ſo armſeliger Politiker,
daß er zur Erreichung ſeines höchſten Zieles nur ein einziges
Mittel, die Gewalt, anwenden müſſe. Was er unter der Tat
verſtanden habe, ſei, die nationale Welle von Bayern aus nach
dem Norden überſpringen zu laſſen, nicht aber ein Gewaltmarſch,
ondern nur die Errichtung der nationalen Diktatur im Sinne
einer mit ausreichender Vollmacht ausgeſtatteten Direktorial=
Regierung im Rahmen des Artikels 48 der Reichsverfaſſung. Von
dieſer Regelung habe er auch eine dauernde Löſung des Kon=
fliktes
zwiſchen Bayern und dem Reich erhofft.
Unterzeichnung des bayeriſchen Konkordats.
g. München, 29. März. Das Konkordat Bayerns
mit dem Heiligen Stuhl, iſt heute vormittag im Staats=
miniſterium
des Aeußeren unterzeichnet worden.
Das Konkordat bedarf, wie an zuſtändiger Stelle aus=
geführt
wird, noch der Ratifizierung durch den
Landtag. Die Beſtimmungen werden erſt dann veröffent=
licht
, wenn das Konkordat dem Landtag zugegangen iſt.

Das Urteil im Zeigner=Prozeß.

3 Jahre Gefängnis für Dr. Zeigner,
2 Jahre für Möbius.
Leipzig, 29. März. Die Urteilsverkündung im
Zeigner=Prozeß erfolgte um 1.30 Uhr. Dr. Zeigner wird
wegen eines Vergehens nach § 331 Abſ. 1 des Strafgeſetzbuches
und zweier Verbrechen nach § 332 zu drei Jahren Ge=
fängnis
und drei Jahren Ehrverluſt, Möbius
wegen Beihilfe, und Unterſchlagung, zu zwei
Jahren Gefängnis, und zwei Jahren Ehrver=
luſt
verurteilt. Beiden Angeklagten wird die Unter=
ſuchungshaft
voll angerechnet.

Das Preſſefeſt Darmſtadt 1924.
Vom Landesverein Heſſiſcher Zeitungsredakteure wird uns
geſchrieben:
Mit dem Schwinden der fürſtlichen Hofhaltung, dem reprä=
ſentativen
Auftreten der Geſellſchaft und der Offizierskreiſe, iſt
das geſellſchaftliche Leben der Landeshauptſtadt vereinſamt. Ver=
gnügungen
und Veranſtaltungen öffentlicher Art erhoben ſich
nicht über ein gewiſſes Maß leichter Unterhaltung, das Wertvolle
blieb beſchränkt auf Darbietungen künſtleriſcher, vornehmlich
muſikaliſcher Art. Kurz, das geſellſchaftliche Leben Darmſtadts
iſt tot. Hingegen lebten auf Vergnüngungen ſeichter Art in Die=
len
, in Schlemmerlokalen, die gewiß keinen erwünſchten Erſatz
für das ehedem vornehme geſellſchaftliche Leben der Reſidenz
bieten.
Zunächſt ließ die allgemeine Not des Volkes, die ihren Höhe=
punkt
in den Monaten der Inflation erreichte, einen gewiſſen
inneren Widerſtand feſtſtellen gegen alles, was in irgend einer
Beziehung Lebensfreude, Lebensgenuß bedeutete. War man in
der erſten Zeit nach der Revolution in gewiſſen Kreiſen in dieſer
Beziehung zu weit gegangen, ſo ging man jetzt in anderen Krei=
ſen
wiederum zu weit. Das war nicht nur in Darmſtadt, das
war im ganzen Deutſchen Reiche ſo. Ein Volk von 60 Millionen
Menſchen, das auf der Höhe der Kultur ſteht, kann nicht ſein
ganzes Daſein in Sack und Aſche vertrauern. Auch nach dem
verlorenen Kriege nicht. Zur Bejahung ſeines Anrechts auf
Leben und auf einen, wenn auch noch ſo beſcheidenen Platz an
der Sonne ſeines Daſeins gehört doch das Anrecht auf Lebens=
freude
. Sie iſt ſicher ein ſtarker Faktor im Kampf ums Daſein,
und ihr Recht ſollte um ſo weniger umſtritten ſein, je ſchwerer
dieſer Kampf ums Daſein iſt. Dem kann man ſich um ſo weniger
verſchließen, als die Feſtigung unſerer Währung und die begin=
nende
Geſundung unſeres Wirtſchaftslebens das Daſein des
deutſchen Bürgers immerhin weſentlich erleichtern.
Die Hebung des geſellſchaftlichen Lebens in der Landes=
hauptſtadt
hat beſonders in den letzten Wochen auch mehrfach die
berufenen Kreiſe beſchäftigt. Man dachte und denkt behördlicher=
ſeits
an die Veranſtaltung geſellſchaftlicher Feſte eben aus vor=
genannten
Gründen. Dieſe Aufgabe ſoll mit eine ſolche des gan=
zen
Ausſchuſſes ſein, der für die Zukunft des Landestheaters
ſorgen ſoll. Früher, auch zu Zeiten der Hoffeſte, waren in Darm=
ſtadt
die Preſſe= und Künſtlerfeſte Veranſtaltungen der Art, daß

ſie die Darmſtädter Geſellſchaft in einem Rahmen vereinigten,
der in gewiſſem Sinne einer privaten Einladung gleichkam, die
Preſſefeſte inſonderheit waren die führende geſellſchaftliche Ver=
anſtaltung
Darmſtadts in mit gewiſſer Einſchränkung öffent=
lichem
Rahmen.
Wenn der Landesverein Heſſiſcher Zeitungsredakteure ſich
entſchloß, dieſes Preſſefeſt wieder aufleben zu laſſen, ſo war er
ſich der Schwere dieſer Aufgabe von vornherein bewußt. War
ſich auch bewußt, daß die Wiedereinführung des Preſſefeſtes nur
dann Berechtigung hat, wenn dieſe Veranſtaltung wirklich im=
ſtande
iſt, das zu erfüllen, was ſeine moraliſche Aufgabe ſein
ſollte: Die Darmſtädter Geſellſchaft zuſammenzuführen in einem
äußerlich gediegenen Rahmen, der Gelegenheit gibt, beſtklaſſifi=
zierte
Kunſtgenüſſe heiterer, literariſcher, muſikaliſcher und ge=
ſanglicher
Art zu genießen, regen Gedankenaustauſch zu pflegen,
das durch die neue Zeit immer mehr beſchränkte gegenſeitige Ken=
nenlernen
auch der Kreiſe, die neu erſtanden, neu erſtanden durch
die politiſche und geſellſchaftliche Umwälzung, aber auch durch
das Heranwachſen einer neuen Generation denn ſeit dem
letzten Preſſefeſt iſt über ein Jahrzehnt verfloſſen , zu berei=
chern
. Weiter aber auch, um in frohem Genießen erlebter Da=
ſeinsfreude
beſonders der Jugend einige Stunden zu ſchenken,
unter der Gewähr des Fernhaltens jeder irgendwie bedenklichen
Situation.
Der neuartige Rahmen, in dem das Preſſefeſt gedacht war,
hat bei dem einen oder anderen ein gewiſſes Mißtrauen hervor=
gerufen
, ein Mißtrauen, das von gewiſſer, wenn auch unbedeu=
tender
Seite geſchürt wird, deren Wünſche, die auf Bewilligung
von Freikarten gerichtet waren, aus naheliegenden Gründen ver=
ſagt
werden mußten. Vielleicht iſt man auch mißtrauiſch geworden
durch die Ueberraſchungen, die der erſte Geſellſchaftsabend
im Landestheater gebracht hat. Es ſei darum hier aufgezählt,
was das Preſſefeſt bringen wird. Zunächſt das Künſt=
leriſch
: Das Schauſpiel des Heſſiſchen Landestheaters bringt
eine ſehr unterhaltende Groteske von Wedekind. Faſt das ge=
ſamte
Opernperſonal hat ſich mitſamt dem Landestheaterorcheſter
zur Verfügung geſtellt und wird im bunten Reigen neben dieſer
geſchloſſenen Theateraufführung in den übrigen Feſtſälen oder
auch im Anſchluß an dieſe Theateraufführung aus dem reichen
Schatz ſeines künſtleriſchen Könnens in geſanglicher, inſtrumen=
taler
, humoriſtiſcher und feriöſer Form eine Fülle von Gaben

über die Beſucher ausſchütten, die im einzelnen noch mitgeteilt
werden.
Der geſellſchaftliche Teil des Feſtes wird einen modernen
Ball bringen, der von der Tanzkünſtlerin Frau Louiſe Rehr,
ehemalige Solotänzerin des Landestheaters, geleitet wird. Die=
ſer
Feſtball wird alle modernen Tänze bringen, die in vorbild=
licher
Form zunächſt von der Tanzmeiſterin und ihrem Partner
(einem Herrn der Geſellſchaft) vorgetanzt werden. Selbſtver=
ſtändlich
wird die Tanzordnung auch den Kreiſen Rechnung tra=
gen
, die der Schönheit des modernen Tanzes noch nicht ſo viel
abgewonnen haben, daß ſie ſich ſelbſt zum modernen Tanz ent=
ſchließen
konnten, alſo Walzer, Rheinländer uſw.

Es war weiter vorgeſehen, daß die Tiſchordnung von
dem Feſtkomitee feſtgeſetzt werden ſollte. Man hatte dabei den
ſicher nicht unberechtigten Wunſch, die Geſellſchaftsſchichten Darm=
ſtadts
einmal durcheinander zu würfeln. Man wollte verhindern,
daß Gruppen und Grüppchen ſich abſondern, daß nur die Men=
ſchen
, die ſich ohnehin kennen und ſchätzen, ſich an einem oder
einigen Tiſchen zuſammenfinden, und wollte einmal Klaſſen=
gegenſatz
tatſächlich verwiſchen. Der Gedanke iſt ſicher reizvoll,
und es hätte während der zwei Stunden des gemeinſamen Eſſens
ſich manch neue und vielleicht wertvolle Bekanntſchaft ſchließen
laſſen. Manchem wäre die Möglichkeit gegeben, in dem anderen
einen wertvollen Menſchen zu erkennen. Der Gedanke iſt aber
fallen gekaſſen, richtiger: auf ſpätere Zeit verſchoben worden.
Tiſchbeſtellungen finden, ſoweit ſie rechtzeitig dem Vorſtande des
Landesvereins bekannt gegeben werden, Berückſichtigung.

lungsſälen des Olbrichtempels auf der Math=
denhöhe
ſtattfinden. Wir haben leider in Darmſtadt kei=
durchaus
geeigneten Feſtſaal für eine Veranſtaltung wie die
plante. Der Saalbau iſt auf die Dauer unerträglich geworde
und es liegt durchaus im Intereſſe der Stadt wie auch komm
der weiterer Veranſtaltungen, einmal zu zeigen, daß die F
ſäle des Ausſtellungshauſes durchaus geeignet für derartige V
anſtaltungen ſind. Vielleicht läßt ſich die Stadt dann auch her
hier die noch notwendigen baulichen Ergänzungen vorzunehme
die ſich in erſter Linie auf die Möglichkeiten eines Wirtſchaf
betriebs erſtrecken müßten. Vorerſt war dieſe ſchwere Auf=
noch
Sache des veranſtaltenden Vereins. Da im Ausſtellun

[ ][  ][ ]

Kummer 90.

Staat Hannober oder Probinz?
Die Welfenfrage Preußens Schickſalsfrage.
Eindrücke einer Nundreiſe durch die Provinz Hannover.
Von unſerem Sonderberichterſtatter Siegfried Doerſchlag.
Osnabrück, 29. März.
Ueberall im Reich richtet ſich das Intereſſe auf die Reichs=
tagswahlen
richtet ſich auf das Kabinettsſpiel in Frankreich
richtet ſich auf den Endkampf im Hitler=Prozeß ſchließlich
noch auf Dr. Zeigner , an die 14 Tage nach den Reichstags=
wahlen
im Gebiet der Provinz Hannoper ſtattfindende Vor=
abſtimmung
über die Frage: Schaffung eines
freien Staates Hannover oder Verbleib bei
Preußen? denkt man kaum.
Und doch wird der 18. Mai, der Tag der Vorentſcheidung
der hannoverſchen Bevölkerung, ein Schickſalstag ſein für
Preußen und auch ein wichtiger Tag für das
Deutſche Reich.
Die Stimme des hannoverſchen Volkes wird darüber ent=
ſcheiden
, ob Preußen in ſeinem Beſtande erhalten
bleibt, oder ob Preußen zerfallen wird in viele Klein=
ſtaaten
. Die Stimme des hannoverſchen Volkes wird nicht nur
das Schickſal der Xrovinz Hannover entſcheiden, ſie wird
auch entſcheidend ſein für weitere deutſche Ge=
biete
, entſcheidend für andere preußiſche Landesteile. Das iſt
die große, in den breiten Maſſen noch unerkannte Bedeutung
der Wahlen des 18. Mai.
Auf Rundfahrten durch Mittel=, Süd= und Weſthannover
habe ich verſucht, Ueberblick über die Stimmung der Bevölke=
rung
zu gewinnen, Eindrücke von den Agitationsmethoden bei=
der
Parteien zu erhalten, die Lage kennen zu lernen. Das ſei
vorweg geſagt: hier liegen die Berhältniſſe beileibe nicht ſo
einfach, wie einſt bei den Abſtimmungen in Nordſchleswig oder
Oſtpreußen oder Oberſchleſien. Da gab es Deutſche oder Nicht=
deutſche
. Hier aber gibt es nur Deutſche. Gibt es überzeugte,
vaterlandstreue, höchſt ehrenwerte Deutſche aller Klaſſen und
Stände, von denen jeder behauptet, ſeinem deutſchen Vater=
lande
durch die von ihm verſochtene Meinung, die er im Wahl=
kampf
mit dem Stimmzettel bekräftigen wird, dienlicher ſein z
können. Die Deutſch=Hannoveraner, wie die Anhänger der wei=
fiſchen
Freiſtaatsanhänger ſich nennen, behaupten, daß ein von
der Vormundſchaft Preußens freies, ſtaatlich ſelbſtändig
mit dem Reich verbundenes Hannover auch außenpolitiſch der
Reichspolitik nützlich ſein müſſe, insbeſondere, ob der dyna=
ſtiſchen
Intereſſen Englands an dem einſtigen Cumberland=
ſchen
Welfenreiche. Sie glauben und hoffen, daß Frankreich,
wenn es Preußens Vormachtſtellung erſchüttert und das Werk
Bismarcks zertrümmert ſehen wird, ſeine Gewaltpolitik gegen=
über
Deutſchland mäßigen wird. Man mag zu der Welfenfrage
und der eines Freiſtaates Hannover ſtehen, wie man will
dem Realpolitiker und jedem, der durch Frankreichs Gewalt=
politik
der letzten Jahre nüchtern geworden iſt, werden dieſe
Gedankengänge und Hoffnungen zum mindeſten illuſoriſch vor=
kommen
.
Es wäre fehlerhaft, ſich der Tatſache zu verſchließen, daß
ein Ausſcheiden Hannovers aus dem preußiſchen Staatsverband
(und man braucht durchaus kein begeiſterter Preuße oder
Preußenfreund zu ſein, um das erkennen zu können) ſchwer=
wiegende
Folgen nach ſich ziehen würde. Die Idee eines freien
Rheinſtaates erhielte neue Nahrung. In Oſtpreußen er=
hielten
diejenigen Kreiſe, die ein von Preußen losgelöſtes
Oſtpreußen erſtreben, neue Nahrung für ihre Werbearbeit.
Der nicht zum Abſtimmungsgebiet der Provinz Hannover ge=
hörende
Regierungsbezirk Aurich würde ſich als von Preußen
losgelöſter Zipfel an Oldenburg anlehnen müſſen. Weſt=
falen
hätte nur in ſeinem ſüdlichen Ausläufer durch Heſſen
Zuſammenhang mit Preußen die heſſiſche Selbſtändigkeits=
bewegung
würde erſtarken, Loslöſungsbeſtrebungen würden
an allen Ecken und Enden einſetzen, Preußen wäre zerſchmettert
und Bismarcks Werk vernichtet. Das iſt die imens politiſche
Bedeutung der Hannover=Frage.
Was ift es denn, das gewiſſe hannoverſche Kreiſe zu ihrer
Kampfſtellung veranlaßt? Mehreres. Bei den einen, zu denen
ich beſonders den alteingeſeſſenen hannoverſchen Adel und das
hanoverſche Bauerntum zähle, die Tradition. Beim Adel eine
natürliche, konſervative, beim Bauern eine agitatoriſch er=
weckte
. Man redet ihm ein: du biſt kein Preuße, du biſt
Hannoveraner. In deinen Adern fließt niederſächſiſches Blut.
Du wirſt von Preußen nur ausgenutzt. Beſinne dich auf deine
hannoverſche Abſtimmung denke an deine hannoverſche Hei=
mat
mach ſie mit dem Stimmzettel frei von dem Joche,
unter das Preußen ſie 1866 zwang. Das etwa iſt der Grund=
zug
der welfiſchen Agitationsarbeit. Frei heraus: ſie iſt nicht
ohne Erfolg, und jene Kreiſe, die die Wahlſchlacht ſchon heute
für Preußen gewonnen glauben, ſind im Irrtum.
Wahlpropaganda iſt nie ſehr geſchwackvoll und ſelten ganz
ehrlich. Iſt immer ſubjektiv. Das iſt die deutſch=hannoverſche
(Welfen=)Propaganda auch. Ich habe mit mehreren Welfen ge=
ſprochen
und wohl ein Dutzend welfiſcher Propagandabroſchüren
durchgeleſen. Immer kehrt die Behauptung wieder: wir ſind

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.
Seite 3.

durch Preußen ausgenutzt worden. In vier der welfiſchen Pro=
pagandaſchriften
fand ich die Behauptung, daß der Berliner
Tiergarten ganz andere, ungerechtfertigt viel höhere Staats=
ſubventionen
erhalten habe, als z. B. der Herrenhauſer Park.
Daß alſo auch das hannoverſche Volk die Sumnen für die
Pflege des ihm gänzlich gleichgültigen Berliner Tiergartens
habe bezahlen müſſen. Weiter die Behauptung, die Univerſität
Göttingen ſei im Verhältnis zu den anderen preußiſchen Uni=
verſitäten
nicht genügend finanziert worden. (Was auch wieder
nur ſubjektiv richtig iſt.) Weiter die Behauptung, Hannover
habe beim Ausbau der preußiſchen Eiſenbahnen eine ſtief=
mütterliche
Rolle geſpielt. Alles in allem habe die Ueberſchuß=
provinz
Hannover keinerlei Intereſſe daran, preußiſche Schul=
den
mitzubezahlen . . . . Das alles mögen ganz hübſche Wahl=
parolen
ſein. Der ſachlichen Prüfung halten ſie nicht ſtand.
Preußen hat gewaltige Summen für Kulturarbeit mannigfacher
Art in Hannover hineingeſteckt Summen, die in einem an=
deren
Artikel genannt ſein mögen. Geldlich hat es Hannover

und die Hannoveraner fraglos nicht benachteiligt. Etwas
anders ſteht es um die Perſonalpolitik, um die Politik des
Vertrauens anders um das Ringen um die Sympathie der
Bevölkerung. Hierin hat Preußen, haben die Berliner Dienſt=
ſtellen
nicht immer eine glückliche Hand gehabt. Immerhin iſt
es erheblich anders geworden in den letzten Jahren. Auch wo
nichthannoverſche Beamte an der Spitze einer Behörde ſtehen,
haben ſie ſich in den weitaus meiſten Fällen die Sympathie und
das Vertrauen der Bevölkerung errungen.
Dieſer Abſtimmung iſt auch in ſeiner Führung nicht zu
vergleichen mit dem oberſchleſiſchen oder ſchleswigſchen oder
oſtpreußiſchen. Man ſchlägt ſich nicht die Köpfe blutig und
achtet ſich gegenſeitig. Gewiß auch Verſammlungsſprengun=
gen
ſind bereits vorgekommen, und zwar Sprengungen anti=
welfiſcher
Verſammlungen durch Welfen. Weil es ſich aber um
Deutſche untereinander handelt und weil, zum mindeſten auf
preußiſcher Seite, jeder Fanatismus fehlt, darum iſt (vorläufig
wenigſtens) die gegenſeitige Werbearbeit verhältnismäßig ruhig
von ſtatten gegangen.
Am lebendigſten iſt die welfiſche Bewegung in der Nord=
oſtecke
der Provinz, in der Lüneburger Gegend und um Celle
herum. Am flaueſten iſt ſie im Regierungsbezirk Aurich, der
auf Antrag der deutſch=hannoverſchen Partei hin aus dem Ab=
ſtimmungsgebiet
ausgeſchieden iſt, d. h., es wird nur in den
fünf Regierungsbezirken Hannover, Osnabrück, Hildesheim,
Lüneburg und Stade abgeſtimmt. Von insgeſamt 1 580 000
Stimmberechtigten der Stadt und Provinz Hannover müſſen
die Deutſch=Hannoveraner (Welfen), um über die Vorabſtim=
mung
hinaus den endgültigen Volksentſcheid herbeiführen zu
können, ein Drittel der Geſamt=Stimmenzahl, alſo etwa 530 000
Stimmen, mit Ja auſbringen. Für die Hauptabſtimmung
hätten ſie die Hälfte der Stimmberechtigten und gleichzeitig min=
deſtens
drei Fünftel der abgegebenen Stimmen notwendig. Bei
der letzten Wahl zum Preußenparlament hatten die Welfen
ihre Liſten mit denen des Zentrums vereint. Sie brachten es
auf 325 000 Stimmen. Hiervon wären rund 110 000 als Zen=
trumsſtimmen
zu betrachten. Danach alſo wären die Ausſichten
der Deutſch=Hannoveraner in der von ihnen beantragten Vor=
abſtimmung
nicht überragend. Es ſcheint aber das iſt der
perſönliche Eindruck meiner Rundreiſe , als ob die jetzt ſehr
intenſiv betriebene welfiſche Werbearbeit nicht ohne Erfolg ge=
blieben
ſei. In der prekären wirtſchaftlichen Lage weiter Be=
völberungsklaſſen
und (als landwirtſchaftliche Provinz) in der
Verſchlechterung der Lage der Landwirtſchaft ſowie in der not=

wendigen ſtrengen Steuerpolitik findet dies welfiſche Werben
nicht zu unterſchätzende Unterſtützungsfaktoren.
Die politiſchen Parteien ſind ihrer Gefolgſchaft nicht mehr
ſicher. Am ſicherſten iſt es noch die Sozialdemokratiſche Partei
(wenigſtens in der Welfenfrage), die abſolut antiwelfiſch, d. h.
gegen einen Freiſtaat Hannover, eingeſtellt iſt. Soweit die
Wählerſchaft der S. P. D. nicht nach rechts oder nach links abge=
ſchwenkt
iſt und damit den Zuſammenhang mit der Partei=
organiſation
verloren hat, wird ſie am 18. Mai die Welfen=
frage
mit dem Stimmzettel verneinen. Die Demokratie iſt nicht
übermäßig ſtark und ſpielt ziffernmäßig keine allzu gewichtige
Rolle. Die hannoverſchen Demokraten ſind aber in ihrer Hal=
tung
zwieſpältig. Die Partei als ſolche iſt pro=preußiſch. Viele
D. D. P.=Leute werden aber welfiſch wählen. Das gleiche trifft
für die Deutſche Volkspartei zu. Sie ſteht als Partei im ſchar=
ſen
Gegenfatz zu der welfiſchen Freiſtaat=Forderung. Ihre
Wählerſchaft aber iſt teilweiſe welfiſch orientiert. Noch bedenk=
r
liegen die Verhältniſſe bei den Deutſchnationalen. Deren
bative Ziele decken ſich vielfach mit denen der Welfen.
ölſiſchen ſympathiſieren mit den welfiſchen Mo=
ederum
halten mit ihren monarchiſtiſchen
dem Berge (innerlich bekennen ſie ſich
unumi=
ESiederkehr der Herrſchaft Cumberland),
um die a
Prohaganda nicht gegenüber den demokra=
tiſch
denenden Maſſen zu diskreditieren. Die Kommuniſten
werden ſo ſagte mir Oberbürgermeiſter Leinert=Hannover
letzten Endes das wählen, was Moskau für gut befindet.
Auch ſie ſind zwieſpältig, ſcheinen ſich aber naturgemäß für
dieſe Frage weniger zu intereſſieren.

Hannover, 29. März. In der Ausſtellungshalle der
Stadthalle zu Hannover trat heute vormittag der 5. Reichspartei=
tag
der Deutſchen Vollspartei unter zahlreicher Beteiligung aus
ganz Deutſchland zuſammen. Zu Vorſitzenden des Parteitages
wurden gewählt: Geh. Rat Prof. Dr. Kahl, Regierungspräſi=
dent
Dr. v. Campe, Reichsminiſter a. D. Dr. Scholz und
Frau Baſſermann.
Dr. Streſemann eröffnete den Parteitag, indem er unter
anderem ausführte: Der Zentralvorſtand ſchlägt vor, die Leitung
der Geſchäfte in die Hand des Mannes zu legen, unter deſſen
Auſpizien wir bisher jeden Parteitag der Deutſchen Volkspartei
abgehalten haben, in die Hände unſeres hochverehrten Geh. Rats
Kahl.
Dr. Kahl übernimmt hierauf den Vorſitz und führt aus:
Wir ſtehen vor einem ſchweren Wahlgang. Gefährdet iſt un=
ſere
Deutſche Volkspartei nicht, kann es nicht ſein etwa durch den
Vorwurf von Mißerfolgen, von Mangel an Leiſtungen. Man
nenne mir die Partei, die Größeres aufzuweiſen hat an poſitiven
Leiſtungen und an Erfolgen! Gefährdet kann unſere Partei auch
nicht entſcheidend ſein etwa durch Angriffe unſerer Gegner. Wenn
jeder an ſeiner Stelle ſeine Pflicht und Schuldigkeit tut, dann
wird ein guter Teil der Angriffe zurückgeſchlagen werden. Wür=
den
wir gefährdet ſein, ſo könnte es nur geſchehen durch Unklar=
heiten
und Unſtimmigkeiten in unſeren eigenen Reihen. Unſere
Gegner ſpekulieren auf unſere Uneinigkeit. Wenn es gelingt, dieſe
Spekulation zu zerſtören, dann hat der Parteitag ſeine Aufgabe
gelöſt und daher in dieſem Willensentſchluß an die Arkeit!
Nichts Perſönliches, Kleinliches, ſondern über alles nur die Sache
im Auge, das große Ganze, die höchſten Ziele!
Stürmiſchen Beifall löſt ein Begrüßungstelegramm
an Hindenburg aus, in dem der Parteitag verſichert, daß er
ſeiner in unerſchütterlicher Anhänglichkeit und unauslöſchbarer
Treue gedenkt.
Der Vorſitzende Dr. Kahl brachte dann unter brauſendem
Beifall eine Kundgebung zu Gunſten der Ruhrge=
fangenen
ein. In dieſer wird der vielen deutſchen Männer
gedacht, die hinter franzöſiſchen Kerkermauern ſchmachten und die
ganze Kulturwelt aufgefordert, ſofort mit Deutſchland für die Be=
freiung
der Ruhrgefangenen einzutreten.
Zur hannoverſchen Frage wurde eine Entſchließung
angenommen, in der betont wird, daß, wer an Preußen rüttele,
am Reiche rüttele. Alle Vertreter des Reiches müßten darin einig
gehen, daß von jedem Antrage auf Loslöſung einzelner Gebiete
von Preußen abzuſehen ſei, ſolange der franzöſiſche Feind noch
auf deutſchem Boden ſtehe, daher ſei die Politik der Welfen aufs
Schärfſte zu verurteilen.
Nunmehr wurde in die Tagesordnung eingetreten. Zunächſt
wurde über das Thema Der Mittelſtand im Ringen
um ſeine Exiſtenz geſprochen. Reichstagsabgeordneter
Duſche ſprach über die Landwirtſchaft.
Als nächſter Redner ſprach über Die Arbeitnehmer
der Deutſchen Wirtſchaft der zweite Vorſitzende der
chriſtlichen Gewerkſchaften, Reichstagsabgeordneter Thiel.
Der Abg. Morath ſprach über Die Sorgen und
Klagen der Beamtenſchaft
Abg. Dr. Everling behandelte das Thema Der gei=
ſtige
Mittelſtand.
Schließlich behandelten Abg. Dr. Düringer, der eifrige
Vorkämpfer der kleinen Sparer und Gläubiger und Frau Abg.
Matz den Schutz der Sparer und Kleinrentner

bau zurzeit Reſtaurationsmöglichkeiten nicht gegeben ſind, hat
man ein gemeinſames Eſſen vorgeſehen, das gut und ſo reichlich
ſein ſoll, daß ſpätere Nachverpflegung ausgeſchloſſen bleiben kann.
Es mußten natürlich die Feſträume möbliert werden, es iſt kein
Stuhl und kein Tiſch vorhanden, die Bühne muß erbaut werden,
eine Küche eingerichtet und vieles andere mehr, wodurch ſelbſt=
verſtändlich
nicht unerhebliche Nebenſpeſen entſtanden. Der Ver=
ein
hat es aber abſichtlich verſchmäht, die ohnehin ſtark belaſtete
Geſchäftswelt um Stiftungen anzugehen.
Unter Berückſichtigung aller dieſer Notwendigkeiten mußte
der Eintrittspreis auf ungefähr 20 Mark feſtgeſetzt wer=
den
. Wer dieſen Preis für zu hoch hält, berückſichtigt wohl nicht,
was dafür geboten wird: Eine geſchloſſene, vollgültige Theater=
erſtaufführung
(56 Mk.), ein überreicher Künſtlerabend (8 Mk.),
ein Feſtball (5 Mk.), ein gemeinſames Eſſen (67 Mk.). Für die=
ſes
Eſſen, das in Rückſicht auf die Verhältniſſe ausreichend ſein
muß, iſt vorgeſehen: Ochſenſchwanzſuppe, Paſtete, zweierlei Bra=
ten
und Gemüſe, junge Hahnen, Käſeſchnitte, ein Likör und eine
Flaſche guten Tiſchwein.
Nur die Selbſtloſigkeit, mit der ſich die Künſtlerinnen und
Künſtler ſowie das Orcheſter des Heſſiſchen Landestheaters zur
Mitwirkung bereit erklärt haben, hat es ermöglicht, den Eintritts=
preis
ſo niedrig feſtzuſetzen.
Außer dem Eintrittspreis werden zwangs=
weiſe
Ausgaben keinem Beſucher zugemutet. Eine
vorausſichtlich mit wertvollen und ausgezeichneten Gewinnen be=
ſchickte
Kunſt=Tombola wird Gelegenheit geben, Fortuna in
Verſuchung zu führen, und es dürfte intereſſieren, daß außer
Kunſtgegenſtänden ſehr wertvolle kunſtgewerbliche Dinge und ein
komplettes Eßſervice für die Verloſung geſtiftet wurden.
Junge Damen der Geſellſchaft und Künſtlerinnen des Lan=
destheaters
haben ſich liebenswürdig bereit erklärt, den Verkauf
der Loſe zu übernehmen, ſowie auch an einzelnen Ständen mit=
zuwirken
. Die Proben für die künſtleriſchen und die übrigen Vor=
bereitungen
nehmen die letzten Tage noch ſtark in Anſpruch, ſo
daß das ausführliche Programm erſt Mitte nächſter Woche mit=
geteilt
werden kann. Um die Beſtellungen für das gemeinſame
Eſſen rechtzeitig ergehen laſſen zu können, muß daran feſtgehal=
ten
werden, daß nur, wer bis zum Dienstag abend ſich in die
aufgelegten Liſten eingezeichnet hat, auf Zutritt und Teilnahme
am Eſſen rechnen kann.

Von Profeſſor Dr. R. Hennig.
Am 1. April 1874, vor gerade fünfzig Jahren, erblickte in
Wien Johann Strauß berühmteſte und bedeutendſte Meiſterope=
rette
, die Fledermaus das Licht der Welt. Dieſes nie übertrof=
fene
, wahrhaft klaſſiſche Werk der Operettenliteratur fand merk=
würdiger
Weiſe anfangs nur einen durchaus lauen Erfolg bei den
Wienern. Erſt als die Operette in Berlin aufgeführt wurde,
jubelte man ihr ſtürmiſchſt zu, und es begann jener Siegeszug
durch die Welt, der die Fledermaus zur meiſtgeſpielten und be=
liebteſten
Operette der letzten fünfzig Jahre gemacht hat. Auch
unter den übrigen Arbeiten Johann Strauß' fürs Theater ſind ja
Werke, die zu internationaler Berühmtheit gelangt ſind es ſeien
nur das reizende Wiener Blut Der luſtige Krieg‟ Der
Zigeunerbaron genannt aber die Fledermaus iſt doch die
eigentliche Königin der deutſchen Operette geworden
und wird es wohl auch ferner bleiben.
Bekannt iſt, daß ſelbſt ein ſo ganz anders gerichteter Muſik=
heros
wie Richard Wagner der Straußſchen Kunſt hohe Vereh=
rung
zollte. Sie iſt eben im Gebiete der heiteren Muſik geradezu
vorbildlich und auch rein muſikaliſch von hohem Wert. Strauß
große Inſtrumentierungskunſt, ſeine prickelnden melodiöſen, in
ihrer Einfachheit geradezu genialen Tanzweiſen, die ſo turmhoch
hinausragen über tauſende, oft mühſam genug zufammengeſetzten
Produkten anderer Komponiſten. Dazu die raffinierte Kunſt der
allmählichen Vorbereitung des Tanzrhythmus ſie ſind ſchlech=
terdings
unerreicht. Man denke nur an die üheraus geſchickte
Ausnutzung der Kontraſtwirkung, wie in der Fledermaus etwa
das berühmte, luſtige Terzett: O je, o je, wie rührt mich dies
durch eine faſt traurig klingende Moll=Weiſe vorbereitet wirdt
man denke an die dramatiſch wirkende Spannung im erſten Akt,
die dann in dem köſtlichen Walzer Mit mir allein in dem
Koſtüm ihre Entladung findet. Die Walzerrythmen der
Fledermaus ſind bekanntlich zumeiſt berühmt und gehören zu
den meiſtgeſpielten der Welt, aber auch die anderen Tanzweiſen
der Operette gehören mit ihren reizvollen Melodien und ihren
meiſt erſtaunlich einfachen Tonfolgen zu den genialſten Inſpira=
tionen
der fröhlichen Muſe, insbeſondere die verſchiedenen Ga=
lopps
, ſo das Wunderſchöne Vogelhaus und Im Feuerſtrom
der Reben im erſten Akt, das zum geflügelten Wort gewordene
8 iſt mal bei uns ſo Sitte im zweiten und das temperament=

volle Ja, ich bins, den ihr betrogen im dritten Akt, aber auch
die langſameren Rhythmen, wie etwa der menuettartige, ent=
zückende
Refrain Glücklich iſt, wer vergißt‟. Der literariſch nicht
eben bedeutende, aber geſchiclt gemachte und liebenswürdige Text
hat natürlich das Seinige dazu beigetragen, der Operette zu ihrem
ungeheuren Erfolg zu verhelfen. Das große Feſt beim Prinzen
Orlofsky atmet ſo echten Wiener Uebermut und Wiener Leicht=
lebigkeit
, daß es beim Publikum auch dann eine große Wirkung
haben würde, wenn Strauß nicht die Perle aller ſeiner Walzer
zum Tanz der Orlofskyſchen Gäſte geſchrieben hätte, und der an
Muſik arme 3. Att beweiſt, daß auch der Text an ſich das Publi=
kum
wohl zu feſſeln und zu amüſieren vermag, wobei der ur=
drollige
, pomeranzenfrohe Gerichtsdiener Froſch der Hauptträger
der Wirkung iſt. Gerade der dritte Akt, der, ganz im Gegenſatz
zum zweiten, nur wenige Muſiknummern bringt, zeigt aber auch,
daß der Muſiker Strauß ſehr viel mehr war als ein bloßer Ope=
rettenkomponiſt
, daß er in wahrhaft genialer Weiſe charakteriſie=
ren
konnte. Die Art und Weiſe, wie der vom Feſt heimkehrende,
ſtark angeſäuſelte Gefängnisdirektor geſchildert iſt, wie im Orche=
ſter
ſeine etwas wirren Gedankengänge duh Anklingen von
Bruchſtücken der gehörten Feſtmelodien illuſtriert werden, das iſt
wahrlich meiſterhaft und hat in der ganzen Muſikliteratur nur ein
einziges kongeniales Gegenſtück: die orcheſtrale Schilderung der
Empfindungen und Gefühle des in Hans Sachs' Werkſtätte ein=
dringenden
, arg verprügelten Beckmeſſer im dritten Akt der
Meiſterſinger.
Gute Walzer kann im allgemeinen nur der Deutſche ſchreiben.
Von dem einzigen, hervorragend guten Fauſtwalzer Gounods ab=
geſehen
, ſind wahrhaft gute Walzer ſtets nur auf deutſchem Boden
entſtanden. Das deutſche Walzerparadies iſt Wien ſchon ſeit hun=
dert
Jahren. Unter allen Walzern, die aber je an der Kaiſerſtadt
an der Donau entſtanden, ſind die Johann Strauß’ſchen unzwei=
felhaft
die muſikaliſch und künſtleriſch wertvollſten, und unter den
Strauß’ſchen Schöpfungen wieder nimmt von den kleineren Wer=
ken
die Schöne blaue Donau, von den größeren unſtreitig die
Fledermaus den oberſten Rang ein. All der minderwertige
Spuk der ſogenanten modernen Tänze wird in wenigen Jahren
vergeſſen ſein, der unmoderne alke Walzer wird dauern und viel=
leicht
unſterblich ſein; ſolange die Deutſchen ſich an Walzerrhythmen
erfreuen, wird man die nunmehr fünfzigjährige Fledermaus,
als ein großes Kunſtwerk preiſen, das der geplagten Menſchheit
unendlich viel Frohſinn und geſunde Muſik= und Lebensfreude
beſchert hat.

[ ][  ][ ]

Rummer 90.

Seite X.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.

Aufhebung des Sitaasgerichishofes.
Die Strafbeſtimmungen bleiben.
Berlin, 29. März. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfah=
ren
, iſt dem Reichskabinett ein Geſetzentwurf zuge=
gangen
, durch den der im Geſetze zum Schutze der Republik vom
27. Juli 1922 eingeſetzte Staatsgerichtshof aufge=
hoben
werden ſoll. Damit würde an Stelle dieſes
Gerichteswieder dasordentliche Gericht zu tre=
ten
haben. An den im Geſetz zum Schutze der Republik vorge=
ſehenen
Strafbeſtimmungen wird hierdurch nichts ge=
ändert
.
Der Reichskanzler über den Wahlkampf.
Braunſchweig, 29. März. Der Reichskanzler empfing
geſtern den Chefredakteur der Braunſchweiger Staatszeitung zu
einer Unterredung, in deren Verlauf er ſich über den Wahl=
kampf
wie folgt äußerte:
Wiederholt iſt darauf hingewieſen worden, daß dieſer Reichs=
tag
, deſſen Auflöſung erfolgt iſt, nicht mehr der wahren Volks=
meinung
entſpricht. Es wird ſich am 4. Mai erweiſen müſſen,
inwieweit dieſe Kritiker Recht erhalten ſollen. Es wird ſich
aber auch für jeden Deutſchen die zwingende Notwendigkeit er=
geben
, ſeiner Meinung durch die Abgabe ſeines Stimmzettels
Ausdruck zu verleihen. Der neu zu wählende Reichstag wird
ſich vor rieſenhafte Aufgaben geſtellt ſehen, die einer Löſung nur
zugeführt werden können, wenn eine entſchloſſene, verantwor=
tungsbewußte
und verfaſſungstreue Mehrheit das Rückgrat der
Regierung bildet, die für die Politik im Innern und nach
außen hin zu zeichnen haben wird. Es gilt, Realpolitik und
Vernunftpolitik, nicht aber Gefühlspolitik zu machen. Ueber
das Ziel dieſer Politik darf im deutſchen Volk kein Zweifel be=
ſtehen
.
Wir wollen keines unſerer Rechte aufgeben. Ehrlich und
aufrichtig wollen wir an die Arbeit gehen, um uns aus der
Schuldknechtſchaft zu löſen, die ſchwer auf uns laſtet, nicht mit
Krieg und Kriegsgeſchrei und mit der Waffe in der Hand. Nein!
Mit Hammer und Meißel und Hacke und Schaufel in der Hand
wollen wir Werte ſchaffen, jeder an dem Platz, an den er ge=
ſtellt
iſt. Es iſt notwendig, kühl und nüchtern die Dinge zu
ſehen, wie ſie ſind. Dieſe Erkenntnis erfordert einen unbeug=
ſamen
Willen, ganze Arbeit zu leiſten und Dienſt am Vaterland
zu verrichten, das wir retten können, wenn wir es ſelbſt wollen.
Dieſer Dienſt am Vaterland verlangt Opfer von jedem Einzel=
nen
von uns. Aber der Lohn wird ſicher nicht ausbleiben, da
jede Arbeit ihren Lohn in ſich trägt.
Die Reichsliſte der Oeutſchen Oemokratiſchen Parteſ.
Berlin, 29. März. Der Hauptvorſtand der Deutſchen de=
mokratiſchen
Partei hat ſich in zwei Sitzungen in dieſer Woche
mit der Aufſtellung der Reichsliſte beſchäftigt. An der Spitze der
Liſte ſtehen die Namen Koch, Bäumer, Erkelenz, Fiſcher, Geßler.
Ihnen folgen (als 6.) der bisherige ſtellvertretende Vorſitzende
der Reichstagsfraktion Dr. Ludwig Hags, 7. Otto Keinath, 8. der
Geſchäftsführer des Deutſchen Bauernbundes Dr. Karl Böhme,
9. der Vorſitzende des Gewerkſchaftsbunds der Angeſtellten Gu=
ſtav
Schneider (Sachſen). Als zweite Frau folgt auf der Liſte
die bisherige Abg. Frau Dr. Marie Eliſabeth Lüders. 11. Be=
amtenführer
Otto Schulot=Steglitz, ihm ſchließt ſich an: Tiſchler,
Innungsobermeiſter Knieſt=Kaſſel. Bis zu dieſem Platze kann
die Wahl der vorgeſchlagenen Vertreter als ſicher angeſehen
werden.

Der Bericht der Sachverſtändigen.
Die deutſchen Reparationsleiſtungen.
Paris, 29. März. (Wolff.) Nach der Information ſoll
der Bericht der Sachverſtändigen für die erſten drei Jahre eine
deutſche Reparationsleiſtung von je 300 Goldmark bei der Ver=
kehrsabgabe
vorſehen. Sie würde genügen, den Zinſendienſt
einer 6prozentigen Anleihe von 5 Milliarden Goldmark zu ver=
ſehen
und jedenfalls mit denkbar größter Sicherheit von An=
fang
an die Aufnahme der Hälfte dieſes Anleihebetrages ermög=
lichen
. Bei der Verkehrsabgabe handelt es ſich um eine reine
Budgeteinnahme. Darüber hinaus ſollen bekanntlich zehn=
prozentige
Obligationen auf Grund des landwirtſchaftlichen und
induſtriellen Beſitzes in Deutſchland ausgegeben werden. 60
Prozent von ihnen würden an die Reparationskommiſſion und
40 Prozent an Deutſchland gehen. Die Flüſſigmachung der Ob=
ligationen
ſoll nach Maßgabe ihrer effektiven Verzinſung (fünf
Prozent Zinſen, ein Prozent Tilgungsrate) erfolgen. Was die
Eiſenbahnen anbelangt, ſo würden ſie auf 50 Jahre in Kon=
zeſſionen
gegeben werden. Der Wert dieſer Konzeſſionen ſei
endgültig auf 26 Milliarden Goldmark feſtgeſetzt worden. Hier=
von
ſollen die Alliierten 2 Milliarden Vorzugsaktion und 11
Milliarden bevorrechtigte Obligationen, Deutſchland ebenfalls
2 Milliarden Vorzugsaktien, daneben jedoch 11 Milliarden Gold=
mark
gewöhnliche Aktien erhalten. Die Flüſſigmachung ſoll auf
dieſelbe Art erfolgen wie bei der Hypothekenanleihe.
Das Blatt errechnet wie folgt den Reparationsertrag für
den Fall, daß eine Anleihe ausgegeben wird:
1. 300 Millionen Goldwark aus der Verkehrsabgabe,
2. 300 Millionen Goldmark Zinſen für die Hypotheken bzw.
die daraufhin ausgegebenen Obligationen,
3. 660 Millionen Goldmark Zinſen für die Eiſenbahnobli=
gationen
.
Man errechnet, daß in etwa vier Jahren das deutſche Budget
genügend Ueberſchüſſe abwerſen wird, um ohne Zuhilfenahme
von Anleihen bis zu 2 Milliarden Goldmark jährlich zu erzielen.
Macdonald lehnt das franzöſiſcheProgrammab.
Paris, 29. März. (Wolff.) Das Echo de Paris kommt
noch einmal auf die vorgeſtrige Rede Maedonalds im
Unterhauſe zu ſprechen. Der engl. Premierminiſter, ſchreibt das
Blatt, ſchlage den Franzoſen eine Konferenz von Spa vor, auf die
eine Konferenz von Genua folgen ſoll, ohne irgend eine von
den kleinen Rückſichten, die Lloyd George wenigſtens ſeinen
Konferenzgäſten 1920/21 geboten habe. Um die Wahrheit zu
ſagen, lehne Maedonald das ganze franzöſiſche Pro=
gramm
, ſelbſt wenn man es auf ſeinen unerläßlichen Be=
ſtandteil
zurückbringen wolle, ab. Es ſei nicht weiter verwun=
derlich
, daß der engliſche Premierminiſter dieſe Haltung ein=
nehme
, es würde vielmehr außerordentlich ſein, wenn der Mann,
der im Juli und Auguſt 1914, gar nicht zu reden von den Mo=
naten
und Jahren, die darauf folgten, die deutſche Gefahr leug=
nete
, dieſer Gefahr die Augen öffnete, in der Zeit, wo ſie nicht
mehr mit Torpedos, Bomben und Maſchinengewehren zum
Ausdruck komme. Ueberraſchend ſei es dagegen, daß ſich nicht
in der Verurteilung einer ſolchen Politik, die ſo willkürlich mit
allen Verpflichtungen von 1919 umgehe, ſämtliche Franzoſen
einig ſein könnten. Es habe jetzt keinen Zweck, ſich über Taten
und Worte aufzuregen, an denen jetzt nichts mehr geändert
werden könne.

Miniſter Hamm über die Wirtſchaftslage.
München, 29. März. Im Zentralverband des deutſchen
Großhandels, Gruppe Bayern, ſprach Reichswirtſchaftsminiſter
Hamm über die Wirtſchaftslage: Es müſſe alles darauf ein=
geſtellt
werden, die ſchwere Kriſe der Geſundung entgegenzu=
führen
. Wir ſeien darin auch von außenpolitiſchen Ereigniſſen
abhängig. Unſere Vertreter in Paris ringen um den unge=
ſchmälerten
Beſtand der Reichsbahn und der Reichsbank.
Die dem deutſchen Volk auferlegten Steuern müſſen getragen
werden. Wir müſſen das ſchwer bedrohte Schiff der Wirtſchaft
in einen Nothafen ſteuern.
Eiſenbahnerſtreik im Mannheimer Rangierbahnhof.
Karlsruhe, 29. März. Die Reichseiſenbahn=
direktion
teilt mit: Am 28. März haben die Arbeiter
des Rangierbahnhofes Mannheim die Arbeitsſtätte
verlaſſen und in einer Verſammlung beſchloſſen, die
Arbeit niederzulegen. Heute vormittag haben die
Vertreter der Belegſchaft der Reichsbahndirektion folgende
Forderungen der Streikenden überreicht: 1. Sofortige
Lohnerhöhung, 2. Wiedereinführung der durchgehenden acht=
ſtündigen
Arbeitszeit, 3. Einſtellung des Perſonalabbaues.
Der ſtellvertretende Präſident der Reichsbahndirektion, Direktor
Pitterich, erklärte, daß die Reichsbahndirektion nicht ermächtigt
ſei, in dieſen Fragen grundſätzliche Entſcheidungen zu treffen,
daß ſie jedoch bereit ſei, über genau bezeichnete Einzelforderun=
gen
zu verhandeln und, ſoweit erforderlich, Entſcheidungen des
Neichsverkehsminiſteriums herbeizuführen. Ueber den Lohn=
tarif
ſeien lekanntlich bereits Verhandlungen zwiſchen den
Spitzenorganiſationen und dem Reichsverkehrsminiſterium im
Gange. Die Gewerkſchaften wurden dringend erſucht, ihren
ganzen Einfluß geltend zu machen, daß bis zum Abſchluß der
Verhandlungen die Arbeit wieder aufgenommen wird.
Inzwiſchen hat ſich der Streik auch auf das Bahnbetriebs=
werk
Mannheim=Rangierbahnhof und Perſonenbahnhof und
auf den Bahnhof Mannheim=Rheinau ſowie das Eiſenbahnaus=
beſſerungsamt
Schwetzingen ausgedehnt. Die Reichsbahndirek=
tion
wird mit allen Mitteln bemüht ſein, den Betrieb ohne
weſentliche Einſchränkungen aufrechtzuerhalten.
Regelung kolonialer Angelegenheiten.
Berlin, 29. März. Durch eine Verordnung des Reichs=
präſidenten
über die Regelung der kolonialen Angelegenheiten
vom 21. März iſt die Wahrnehmung der kolonialen Angelegen=
heiten
unter Abtrennung vom Reichsminiſterium für den Wieder=
aufbau
mit Wirkung vom 1. April ab dem Reichsminiſter des
Auswärtigen mit der Maßgabe übertragen, daß die noch zu er=
ledigenden
Abwicklungsgeſchäfte auf den Reichsminiſter der Fi=
nanzen
und die Verſorgungsangelegenheiten auf den Reichs=
arbeitsminiſter
übergehen. Die Verteilung und Ueberleitung der
Geſchäfte im einzelnen regeln die beteiligten Reichsminiſter.
Schgplachberg
MeiſterZgesenr
Wehbremerei Scherlachberg A.6. Bigen a. Rh.
Vertreter für Darmſtadt: Aures & Co., Rundeturmſir. 12.

Pgfbrſtbc
Mptee
Oiftot

Der Geiſt der Natur die Mutter Erde bald hüllet
Mit Pflanzen und Blumen in ein herrliches Gewand.
EEine jede derſelben, ob in Einfachheit oder Fülle,
Wie alle zuſammen, ſo ſtrengt ſie ſich an.
Zu Paaren die Vögel ſchon flattern und ſpielen;
Amſel und Lerche ſingen den Frühling ſchon an.

Seine kommende Pracht ſchon alle Weſen erfüllet;
Ein Sehnen, erwarten können ſie ihn kaum.
Taut ruft längſt den Menſchen die Macht der Liebe;
Ihre Wirkung ſucht die Schwachheit zu bannen.
ZumMenſchengeiſt ſprichtſie:erkämpft wird der Frieden.
Nur hörens ſo viele, halb wachend, im Traum.

Der Geiſt der Liebe ruft: Menſch, auch du ſchmücke
Deinen Körper zur Macht und zum Glanze;
Soweit es geſiatten deine eigenen Mittel.
Erhöhe auch du die Pracht von dem Ganzen;
Es iſt dir geboten ſo herrlich, vielfältig, ſicher,
Biſt du nur im Gleiſe, leicht iſts erſtanden!

inn Maſſen=Verkauf
Große Mengen eleganter, wahrhaft erſiklaſſiger Herren= und Knaben=Kleidung treffen forigeſetzt ein
Unſer oberſter Grundſatz war ſchon immer der, durch eine erſtklaſſige Ware zu niedrigſien Preiſen eine Stammkundſchaff an unſer im höchſten Grad modernes Unternehmen
zu feſſeln und dieſelbe auszudehnen. Obwohl die Not der Kriegs=, Nachkriegs= und Inflationsjahre dieſes Prinzip mitunter ſtichförmig kreuzen konnte, war die Wirkung
unſeres Grundſatzes mit jedem neuen Tage mehr und mehr zu erkennen. Mit der Rentenmark iſit der geſchäftliche und nun auch der natürliche Frühling bei uns eingezogen
und bringt unſerer werten Kundſchaft in jeder Beziehung eine höchſigradig reine, erſiklaſſige Herren= und Knabenkleidung zu den niedrigſten Preiſen. Nicht die Zeitungs=
oder
Schaufenſterpreiſe, ſondern die Stabilität und die Eleganz unſerer Ware lehrt die Kundſchaft, daß unſere Preiſe die niedrigſten ſind.

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[ ][  ][ ]

Nummer 90.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924

Seite 5.

UHOATHeALOR

Nur einige Tage der zweite
Kaſfke-Giim: Altes für Geid
In der Hauptrolle als Ober-Raffke
Wan60 oagenings

Ferner:

Dagny Servaes Ernst Schroth Reinhold Schünzel
Ein grotesker Film in 6 Akten. Vorführungsdauer 2½ Stunden.
Aus meiner Happe: Torheiten der Mode
Residenz-Theater Oentral-Theater
Fortsetzung und II. Teil 6 Akte
Der II. Teil 6 Akte
Die schwimmende Mine 1 Aus dem Schwarzbuch

Sensatſons-
Abenteurerilim mt EDD/EPOLO
Brownie als Lehriing

eines Polizeikommissars
Ein Glas Wasser / Die Liebe einer Königin

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heiter. Dichtung nach
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ſtets im Verkehrsb. zu
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u. Bügeln wird an=
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Waſchen, Stärken
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Zur Einſegnung (3660a
Vergrößerungen
aus eigener Vergrößerungsanſtalt
Photograph. Atelier 9
EueeTTeßct 6

Darmſtadt, Ballonpl.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.

Nummer 90.

Balast- Lichtspiel

Ludwigshöhe

Sonntag, den 30. März 1924f
Konzert
des Orpheum-Orchesters
Anfang 4 Uhr. Leitung: R. Ludwig.
Für Nichtkonzertbesucher ist die alte
Wirtschaft reserviert. (3955

Mannerge angberein Lhra
Sonntag, 30. März
Frühlings=Feſt
im Konkordiaſaal
Von 47 Uhr: Geſang und Theater
Von 7 Uhr ab: Tanz (egots
Hierzu laden wir unſere Mitgliederu Gönner
des Vereins herz ich ein Der Vorſtand

Kummelbrän
Jeden Sonntag
Künſtlerkonzert
Hezte Walzer=u. Liederabend

Im Feſtſaal
Geſangverein,Olympia
Anfang 6 Uhr.

Heute
Frühlingsfeſt

ehe
Großes Haus.
Sonntag, 30. März
Fremdenmiete r. 1.
Die Meiſterſinger
von Nürnberg
von Rich. Wagner,
Anfang 5. Ende 10 Uhr.
preiſe: 1.2012 Mk.
Kleineg Haus. UVP.
Vormittags 11½ Uhr
Vortrag
Dr. Joh. Mäller:
Bergpredigt
u. moderne Kultur.
Preiſe: 0,751,50 Mk.
Abends 8 Uhr
Marcell Salzer=
Abend.
Preiſe: 14 Mark.

Fr. Geſellſchaft
f. Muſik.
Montag, 31. März.
8 Uhr,
Foyer Landestheater.
Großes Haus,
Berke
von K. Szymanowski
und W. Peterſen.
Mitwirkende: Fräul.
Stefanowa, Drumm,
Roſenſtock, Peterſen.
Karten für Nicht=
mitglieder
2 Mk. an
d Abendkaſſe. (*9154

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Mittwoch, 2. April 1924,
abends 8 Uhr
Biumaliges Sonderkanzert
Dirigentengastspiel des 15 Jährigen
Bio dehhardt
gendl. Dirigent erster Philharm.
Opernore ester Deutschlands, Oster-
reichs
, Schgeis, Dänemark, tallen
Solist d. 13,ähr. Pianist (Mozartspieler)
Ferzy Gehhurdt
mit dem
Frankfurter
Symphonie-Orchester
Das Gastsplel bot im Frankfurter
Opernhaus, Mibelungen-Sasl Mann-
heim
, Städt Festhalle Karlsruhe.
Liederhalle Stuttgart, ein von der
gesamten Presse gewtürdigtes muelk.
Freſgnis.
Ibach-Konzertflügel von Heinrich Arnold.
Mühelminenstr. 9. Karten zu M. 5.
3.50, 2. 1. einschließlich Steuer bei
konzert-Amold, Mihelminenstr. 2.
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Kee
(3939
Großes
Wohltätigkeits=Konzert
in der Turnhalle am Woogsplatz zum
ABeſten d. Freiw. San.=Haupt=Kolonne b.
ARoten Kreuz, zw. Ausbau ihrer Verleih= F
Anſtalt für Kranken=pflege-Artikel
Gintritt 2. und 1. M. einſchließl.
Steuer und Programm.
Auserleſenes Programm
Vorverk. d. Eintrittskarten findet ſtatt bei
7. Malius, Herdweg 2, Cafe Petermann,
Hochſchule, W. Hublitz, Kirchſtr.,K. Corſch,
Fahrradh., Dankratiusſtr., A. Schneider A
(Damm Nachf.), Schulſir. ſowie b. ſämtl.
Mitgl. d. Kolonne, außerd. a. d. Abendi.

Babelsberg. Stenographenverein Darmſtadt

(gegr. 1861)

Sonntag, den 6. April 1924, nachm. 4 Uhr,
im ſtädtiſchen Saalbau
(8956
Stiftungsfeſt mit Feſtball

TOrpheUI
HEUTE und folgende Tage, MEU:
Der Schlager des Berliner Residenztheaters.
(Seit September v. J. auf dem Spielplan.)

Operette
in 3 Akten

Sonntagskarten:
von 1012
ab

(3985

Musik
von Hugo Hirsch

Verkehrsbüro
Orpheumskasse
3 Uhr

ze Srune sureTmm
renge -MKbK.
Neuaufnahmen In
Grammophon-Tanzplatten
Schachmeister-Kapelle
Die Mädels von Jaua
Tutankamen-Shimm)
Hot Lips, Blues, Foxtrot
0 Mägdelein, du bist mir sehr
verdächtig
Schau mir ganz scharf in die
Pupille (aus Dolly‟)
ich sag nicht ja, ich sag nlcht nein
Mas eine FrAu im Frühling träumt
(aus Marietta‟)
Komm in meine Arme, schöne R
Frau, Tango
Aufgepaßt, groſes Schlager- Pot-
pourri
mit Gesang
AManon-Boston
Oarrapatoso, Samba
Blau-Aeugelein (Marsch)
Bebe, Foxtrot Atlantic-Jazz Band
Bananas-Shimmy u. a. m. (4002
K. Jäger

Grammophon-Spezialhaus
Seorgenstr. 1
Tel. 2579 f

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am Böllenfalltor
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Heute Sonntag
Kaffee=Konzert
Anfang 4 Uhr

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Chauſſeehaus.

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[ ][  ][ ]

Rummer 90.

Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 30. Mürz 1924.

Seite 7.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 30. März.
Aus dem Schuldienſt entlafſen wurde am 7. Februar 1924 die
Vehrerin an der Volksſchule zu Spiesheim (Kreis Oppenheim), Marie
Diefenthäler auf ihr Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Februar
dieſes Jahres an.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 25. März d. Js. der Land=
gerichtsrat
bei dem Landgericht der Provinz Rheinheſſen Osk. Börckel
aus Anlaß der Veränderung in der Organiſation der Gerichte auf ſein
Nachſuchen gemäß 8 8 Abſ.3 des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes und des
Art. 104 Abſ. 3 der Reicheverfaſſung.
HK. Lizenznehmer engliſcher Patente. Deutſche Inhaber von Pa=
tenten
, die vom Patentamt in London erteilt und noch nicht erloſchen
ſind, können auf der Handelskammer Darmſtadt, Rheinſtraße 9, eine
wichtige Mitteilung bezüglich Erſtattung der Lizenzgebühren einſehen.
Landestheater. Spielplanänderung. Da es über=
raſchend
gelungen iſt, Mary Wigman für Mittwoch, den 2. April,
zu einem Tanzgaſtſpiel in Darmſtadt zu gewinnen, muß die für dieſen
Abend angekündigte Falſtaff=Aufführung ausfallen. Das Tanzgaſtſpiel
findet im Großen Haus um 7.30 Uhr ſtatt. Der Vorverkauf beginnt am
Montag an der Tageskaſſe des Großen Hauſes. Heute abend gaſtiert
Walter Kirchhoff von der Berliner Staatsoper als Stoltzing in
Meiſterſinger. Er ſang dieſe Partie bereits bei den Frühlingsfeſt=
ſpielen
im Jahre 1914 und iſt hier außerdem im Rahmen eines Geſamt=
gaſtſpiels
der Berliner Staatseper, das Verdis Maskenball, brachte,
im Jahre 1917 als Richard aufgetreten.
Vortragsabend Ludwig Hardt. Im Kleinen Haus wird am Mitt=
woch
, den 2. April, halb 8 Uhr, ein Vortragsabend von Ludw. Hardt
veranſtaltet. Das Programm umfaßt Balladen und Grotesken von
Goethe bis Morgenſtern, und einen zweiten Teil Schauſpielerporträts.
In dieſem Teile werden Pallenberg, Baſſermann, Moiſſi, Wegener und
Schildkraut, Elſe Lehmann u. a. charakteriſiert. Ludwig Hardt iſt der
bedeutendſte zurzeit lebende Vortragskünſtler.
Marcell Salzer=Abend. Der Marcell Salzer=Abend heute Sonn=
tag
im Kleinen Haus beginnt pünktlich um 8 Uhr. Nach Beginn wer=
den
die Türen geſchloſſen. Es iſt deshalb rechtzeitiges Erſcheinen drin=
gend
nötig. Karten im Vorverkauf und an der Abendkaſſe.
Einmaliges Gaſtſpiel Walter Kirchhoff. Walter Kirchhoff von
der Berliner Staatsoper, der in Darmſtadt durch ſeine Gaſtſpiele vor
dem Kriege bekannt iſt und bei den Bayreuther Feſtſpielen lange Zeit
große Wagnerpartien ſang, ſingt Sonntag, 30. März, den Stoltzing
in Meiſterſinger‟. Die Preiſe für dieſen Abend betragen 1.2012 Mk.
Auszahlungen an Kleinrenter für die erſte April=Hälfte finden
ſtatt im ſtädtiſchen Leihamt, wie folgt: Montag, den 31. März, ne

rentner mit den Anfangsbuchſtaben der Zunamen JR; Dienstag, den
1. April, nachm. von 1 bis 4 Uhr: Kleinrenter mit den Anfangsbuch=
ſtaben
der Zunamen S3. Für andere Zwecke bleibt das Leihamt an
dieſen Tagen geſchloſſen.

40jähriges Dienſtjubiläum. Es ſind heute 40 Jahre, daß Herr
Gg. Spichartz als Dachdeckergeſelle bei Jean Keller, Hofdachdecker=

meiſter, Darmſtadt, ununterbrochen tätig iſt, für einen Handwerkszweig
ein gewiß ſeltenes Ereignis. In Wind und Wetter, Sommer und
Winter, in guten und ſchlechten Zeiten, hat er bereits vier Geſchäfts=
inhabern
ſeine Kraft zur Verfügung geſtellt und ſieht die fünfte Gene=
ration
heranwachſen, ein guter Beweis einträchtiger Zuſammenarbeit
zwiſchen Meiſter und Geſelle. Möge ihm unter ſeinen Mitarbeitern,
die ebenfalls alle zwiſchen 27 und 17 Jahren bereits bei Herrn Keller
tätig ſind, auch das 50jährige Jubiläum in gleicher Friſche und Rüſtig=
keit
wie heute, beſchieden ſein.
Dienſtjubiläum. Am 1. April begehen die Herren Karl Engel
und Alfred Chantre bei der Darmſtädter und Nationalbank in Darm=
und Ehrenmitglied der Kaufmänniſchen Stenographengeſellſchaft Gabels=
berger
.
Freie Geſellſchaſt für Muſik. Die ſechſte dieswinterliche Ver=
anſtaltung
der Geſellſchaft, die ſich ausſchließlich die Pflege der modernen
Kammermuſik zum Ziele ſetzt, findet Montag, den 31. März, im großen
Foher des Landestheaters (Großes Haus) ſtatt. Außer einer intereſſan=
ten
Kompoſition für Violine von Karol Szymanowski, der lettes Jahr Hugo Hirſch wieder ein Zugſtück gefunden, bei dem ſich das Pub=
hier
mit der Oper Hagith zu Gehör kam, wird ein Teil des kammer=
muſikaliſchen
Schaffens des Darmſtädters Wilhelm Peterſen geboten wer=
den
. Konzertmeiſter Drumm wird die letzthin auf dem Frankfurter
Muſikfeſt uraufgeführte Violinſonate ſpielen, und Fräulein Stefanowa
einige Lieder ven ihm ſingen; in die Klavierbegleitung teilen ſich Kapeil=
meiſter
Roſenſtock und der Komponiſt. Zu dieſem Konzert findet dies=
mal
ein öffentlicher Kartenverkauf an der Abendkaſſe ſtatt. (S. Anz.)
Bund der Zivildienſtberechtigten. Man ſchreibt uns: Der Bund
der Zivildienſtberechtigten, der ſich über das ganze Deutſche Reich er=
ſtreckt
und nahezu 80 000 Mitglieder zählt, vertritt in ſeiner Geſamtheit
die ſämtlichen Intereſſen der Inhaber des Zivilverſorgungsſcheines.
(Militäranwärter.) Durch dieſe Großorganiſation haben die Inhaber
was Verſorgung, Anſtellung uſw. betrifft, ſchon vieles erreicht. Uner=
müdlich
vertritt der Bund, deſſen Sitz ſich in Berlin befindet, und die
einzelnen Landesverbände alle Angelegenheiten ſeiner Mitglieder, und
es kann geſagt werden, daß ein gutes Verhältnis zwiſchen ihnen und
der Reichsregierung und den Landesregierungen beſteht. Trotz dieſer
ſchweren Zeit und trotz der Not hat der Ortsverein Darmſtadt beſchloſ=
ſen
zur Hebung der Kameradſchaft ein Frühlingsfeſt am Sonntag, den
5. Abril d. J. im Städt. Saalbau zu feiern. Er hat dies für notwendig
gehalten, um ſeinen 500 Mitgliedern das Gefühl der Zuſammenge=
hörigkeit
mehr zum Ausdruck zu bringen. (Näheres Anzeige.)
Pfalz=Veranſtaltung des Bayernvereins. Zugunſten der bedräng=
ten
Brüder in der Pfalz hatte der Verein geſtern eine vaterländiſche
Feier im Kleine Hauſe veranſtaltet, die gut beſucht war. Als Mit=
wirkende
waren nur Mitglieder des Vereins tätig und, um es gleich
vorweg zu ſagen: Alle gaben ihr Beſtes! Ein ſchwungvolles Orcheſter
ſorgte für den muſikaliſchen Teil, und die geſanglichen Teile des Abends
wurden von gutgeſchulten Kräften beſtritten; die Chöre zeichneten ſich
beſonders durch eine deutliche Ausſprache aus, woran der Dirigent, Herr
Hippauf ſein gutes Teil haben dürſte. Urwüchſig und humorvoll zu=
gleich
gelangen die Tänze. Der vaterländiſch gehaltene Prolog des erſten
Vorſitzenden Herrn Ritter klang in das Fröhlich Pfalz, Gott erhalts
Nadlers aus. Das bekannte Vaterländiſche Tongemälde Morenas leitete
vom ernſten zum heiteren Teile des Programms hinüber. Den Be=
ſchluß
bildete 8 Lenei, ein alteres Dialektſtück Alois Dreyers, das
wacker geſpielt wurde und in deſſen Hauptrollen Frau Leipold, Fräulein
Nagelſchmidt und Herr Sölch noch beſonders hergehoben zu werden ver=
dienen
. Das Publikum war ſehr beifallsfreudig und auch wir können
einen gelungenen, ſtimmungsvoll verlaufenen Abend feſtſiellen. Möge
der rührige Verein fortfahren, ſolcher Heimatpflege in Geſang und Tanz
obzuliegen.
Die Abteilung Geſelligkeit der Kaufm. Stenographen=
Geſellſchaft Gabelsberger E. V. veranſtaltet am Sonntng,
den 3). März, im Stadtiſchen Saalbau eine Tanzunterhaltung. (Näheres
ſiehe Anzeige.)
Volkshochſchule. Im Feſtſaale des Gymnaſiums wird am 1. und
2. April, abends Schriftſteller W. Michel im Rahmen der Volkshoch=
ſchule
über Goethe ſprechen. Es handelt ſich dabei nicht um eine bio=
graphiſche
oder literaturgeſchichtliche Abhandlung, ſondern um die leben=
dige
Gewalt und Größe der Goetheſchen Weltſchau. Es handelt ſich um
eine perſönliche Darſtellung deſſen, was Goethe als vorbildlicher deut=
ſcher
und europäiſcher Menſch bedeutet; insbeſondere um ſeine Betrach=
tung
der Natur, um ſeine religibſe Haltung und um ſein kraftvolles,
ehrfürchtiges Lebenswiſſen. Mit dem Vortrag wird eine Rezitation der
wichtigſten weltanſchaulichen Dichtungen und Aeußerungen Goethes ver=
bunden
ſein. Karten für beide Abende zum Preiſe von 1 Mk. für Mit=
glieder
und 1,75 Mk. für Nichtmitglieder in der Geſchäftsſtelle ( Wilhel=
minenſtraße
3) und an der Abendkaſſe zu haben.
Stenographenvereinigung Gabelsberger. Auf den Beginn
neuer Unterrichtskurſe ſei hierdurch hingewieſen. (S. Anz.)
Eine aparte Sehenswürdigkeit auf der Meſſe in Darmſtadt ſind
unbedingt die winzig kleinen Liliputpferdchen: mit Nacht
die lebenden Schaukelpferdchen genannt, die Lieblinge der Damen und
Kinder. Dieſe goldig kleinen Geſchöpfe muß man geſehen haben, daher
verſäume niemand beim Beſuch der Meſſe, dieſe Weltwunder in Augen=
ſchein
zu nehmen, denn es ſind dies wirklich Zwerge der Pferde, daher
nicht zu vergleichen mit Ponys, wie ſie häufig von Zirkuſſen mitgeführt
werden.

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
von Sonntag, den 30. März, bis Sonntag, 6. April.
Großes Haus.
Sonntag: 5 Uhr: Einmaliges Gaſtſpiel Walter Kirchhoff: Die
Meiſterſinger von Nürnberg. Sonntags= Fremden=
miete
Er 1 (4). Preiſe 1,2012 Mk.
Montag: 8 Uhr: Im großen Foyer: Konzert der Freien Ge=
ſellſchaft
für Muſik.
Dienstag: 7 Uhr: Prinz Friedrich von Homburg. A 18, a 8,
Schülermiete gelb 6. Preiſe 0,707 Mk.
Mittwoch; 7 Uhr: Falſtaff, Oper von Verdi. E 17. Preiſe
0,808 Mk.
Donnerst.: Bismarckfeier der Deutſchnationalen Volkspartei.
Freitag: 7 Uhr: Hans Heiling, Oper von Marſchner. F 17,
Schülermiete grün 6. Preiſe 0,808 Mk.
Samstag: 6 und 8 Uhr: Volkskonzert der Städtiſchen Akademie
für Tonkunſt.
Sonntag: Nachm. 2 Uhr: Bühnen=Schauturnen der Freien
Turngemeinde Darmſtadt. Abends 6½ Uhr: Die
Walküre. B 17. Preiſe 110 Mk.
Kleines Haus.
Sonntag: Vorm. 11½ Uhr: Vortrag Dr. Johannes Müller:
Bergpredigt und moderne Kultur. Abends
8 Uhr: Marcel Salzer=Abend. Preiſe 0,751,50 Mk.
Montag: 7 Uhr: Bürger Schippel, Komödie v. Sternheim.
Sondermiete 17 (10). Preiſe 0,603 Mk.
Dienstag: 7 Uhr: Aleſſandro Stradella. Zuſatzmiete VII (7),
Schülermiete braun 6. Preiſe 0,703,50 Mk.
Mittwoch: 7 Uhr: Vortragsabend von Ludwig Hardt. Preiſe
0,603 Mk. Abends 9 Uhr: Radio=Vortragsfilm:
Im Bannkreis der tönenden Wellen (mit Ver=
ſuchen
). Preiſe 0,505 Mk.
Donnerstag und Freitag, je um 8 Uhr: Radio=Vortragsfilm:
Im Bannkreis, der tönenden Wellen, (mit Ver=
ſuchen
). Preiſe 0,505 Mk.
Samstag: Nachm. 3 Uhr: Der Barbier von Sevilla, Oper von
Roſſini. Samstags=Fremdenmiete Er II (6). Preiſe
0,804 Mk.
Sonntag: 7 Uhr: Bürger Schippel. Zuſatzmiete V (9). Preiſe
0,804 Mk.
Narrrngagggn
Heſſiſches Landestheater Großes Haus
Mittwoch, den 2. April, abends 7½½ Uhr
Einmaliges Tanzgaftſpiel
Marh Wigmann
Borverkauf ab Montag, den 31. März, an der Tageskaſſe
ſtadt ihr 25jähriges Dienſtjubiläum. Alfred Chantre iſt Mitbegründer Soooosooooooonoonorvooooooosonsoversoonooereoeasoars8
*Orpheum.
Herr Guſtav Bertram hat in der Operette Dolly
von Arnold und Bach mit einer flüſſigen Muſik von
likum trefflich amüſiert. Der flotte Backfiſch Dolly iſt eine Glanz=
leiſtung
von Marga Peter, deren ſprühendes Temperament
alles belebt. Famos als Sereniſſimus wirkt Herr Bertram, deſſen
ſtärkende Reparationspillen Stürme der Heiterkeit entfeſſeln.
Auch die übrigen Rollen ſind gut beſetzt. Mizzi Rauſchenberg
verkörpert eine Operettenſängerin, Ernſt Federlin den etwas
leichtſinnigen Vater von Dolly, Herm. Schüler einen Ameri=
kaner
, der mit Dollarmillionen nur ſo herumſchmeißt und Paul
Gehre den Tölpel vom Lande, der bei dem hochfürſtlichen Chor=
perſonal
in die Lehre genommen und ſchnell zum Lebemann er=
zogen
wird. Auch Adolf Jordan in der kleinen Rolle des an
Tippomanie leidenden Notars iſt vorzüglich am Platz, wie auch
die übrigen Mitglieder der leiſtungsfähigen Operettengeſellſchaft.
Das wie immer flotte Zuſammenſpiel, die wirkungsvolle Zu=
ſpitzung
aller Situationen, läßt manche Unvollkommenheit des
Bühnenbildes völlig vergeſſen. Die muſikaliſche Leitung iſt bei
P. Dietrich ausgezeichnet aufgehoben. Selbſtverſtändlich wer=
den
viele der Schlager allabendlich da capo verlangt.

Heſſiſches Landestheater Kleines Haus
Am 2., 3. und 4. April 1924
Radio-Grossfilm
Im Bannkreis der tönenden Wellen.
Begleitvortrag von Telegraphenoberſekretär Kreiter
von der Funkſtelle Darmſtadt mit prakt. Vorführungen.
Der Film wird allſeitig als das vorzüglichſte Mittel.
zur wiſſenſchaftlichen Erleuchtung dieſer ſchwer
verſtändlichen geheimen Vorgänge angeſehen.
(3944g1
Vorverkauf: Kaſſe des Kleinen Hauſes und Verkehrsbüro
ab Montag, den 31. März. preiſe 50 Pfg. bis 5 Mk.

Radio im Film! Ueber dieſen neueſten Film, den das Lan=
destheater
zur Vorführung am 2., 3. und 4. April angenommen hat,
ſchreibt die Berliner Zeitung am Mittag u. a. folgendes: Der Film
gibt einen Ueberblick über das Geſamtgebiet der heutigen Radiotechnik
und des drahtloſen Verkehrs. Er führt durch die Großſtationen, insbe=
ſondere
durch Nauen, Königswuſterhauſen uſw., ſowie durch die zu ihm
gehörigen Empfangsſtationen. An intereſſanten Darſtellungen ſind
der Bordfunkdienſt und der Nachrichtendienſt von Botſchaften, durch
ihn wiedergegeben. Die Einzelheiten des Blitzfunkdienſtes ziehen vor
unſern Augen vorüber, ebenſo die des Wirtſchafts= und des Induſtrie=
inanſpruchs
. Ganz beſonders muß aber hervorgehoben werden, in wie
eigenartiger Weiſe man es verſtanden hat, durch Trickaufnahmen das
ſchwierige Gebiet der Elektronenröhre und ihrer Wirkung deutlich zu
machen. Daß dies in Vorträgen ſelbſt dann nicht immer gelingt, wenn
ſie an Hand noch ſo guter ſchematiſcher Zeichnungen ſtattfinden, wer=
den
wohl viele empfunden haben, die auf ſolchem Wege in dieſe nicht
ganz einfachen und hobe Anforderungen an das Verſtändnis ſtellenden
Teile der drahtloſen Technik einzudringen verſuchen. Hier wird nun
die Röhre gleichfalls ſchematiſch dargeſtellt. Der Elektronenſtrom aber
fließt in Form kleiner Kreiſe oder Pünktchen von der Kathode zur An=
node
und geht hierbei durch das Gitter hindurch. Auf dieſes werden
nun in ſehr origineller Weiſe abwechſelnd poſitive und negatibe La=
dungen
gegeben. Wir ſtehen nicht an, zu behaupten, daß dies viel=
leicht
die beſte Darſtellung dieſer für den Laien ſchwierig zu erfaſſen=
den
Materie iſt, die wir im Laufe der vielen Bemühungen geſehen
haben, denen wir beiwohnten und die zu dem Zwecke angeſtellt wurden,
das Weſen der Röhre dem Verſtändnis weiterer Kreiſe näherzu=
bringen
. Der Film läuft mit Vortrag und praktiſchen Vorführungen,
und zwar nur einmal täglich von 8 Uhr ab. Empfänge werden auf=
genommen
von Frankfurt, Königswuſterhauſen und engliſchen Sen=
dern
. Der Vorverkauf beginnt an den bekannten Orten am Montag,
den 31. März.
+ Der Deutſche Evangeliſche Kirchenausſchuß, das Vertretungs=
organ
der im Kirchenbund zuſammengeſchloſſenen 28 deutſchen Landes
kirchen, wird am 3. April in Berlin zuſammentreten. Im Verlaufe
der mehrtätigen Beratungen wird u. a. über die für Mitte Juni vor=
geſehene
Einberufung des 3. Deutſchen Evangel. Kirchentags Beſchluß
gefaßt werden,

Radiovorträge am Realgtmnaſium.
Im Beſtreben, den Eltern und Schülern der Anſtalt Gelegenheit zu
geben, ſich über die neueſten Erfolge wiſſenſchaftlicher Forſchung zu
unterrichten, veranſtaltete das Realgymnaſium Vorträge über
Elektriſche Wellen und Radiotelephonie mit Ver=
ſuchen
. Die Vorträge, die bereits zweimal ſtattfanden, hielt Studien=
rat
Pfersdorff. Da die Anſtalt ein lautſprechendes Mikrophon
noch nicht beſitzt, hatte Herr Doll zunächſt die Liebenswürdigkeit, ſeine
Atparate in dankenswerter Weiſe zur Verfügung zu ſtellen. Die Ver=
ſuche
, radiotelephoniſche Verbindung aufzunehmen, gelangen, beſonders
am zweiten Abend, durchaus. Vorträge von Männerchören und ſon=
ſtige
Geſangsnummern den Sendeſtation Frankfurt a. M. waren deut=
lich
zu hören; ebenſo gelang es, Stücke der Sendeſtationen Mancheſten
und Paris, die erſt in ſpäter Stunde funken, aufzunehmen.
Der Vortragende legte folgendes etwa dar: Es galt, die hauptſäch=
lichen
, ehyſikaliſchen Vorgänge der Radiotelephonie an Hand von ein=
fachen
Experimenten begreiflich zu machen, ſoweit dies im Rahmen eines
Vortrags überhaupt möclich erſcheint. Der mühe= und entſagungsvollen
Forſchungsarbeit von vielen Hunderten in Laborgtorium und Studier=
ſtube
wurde gedacht, und ſo der Glaube zerſtreut, als könne man die
außerordentlichen Schwierigkeiten auch nur berühren. Wie die beim
Abſchuß eines Geſchützes nach allen Nichtungen ſich ausbreitenden Schall=
ſtrahlen
, ſo breiten ſich auch die von unſeren Sendeſtationen ausgeſtrahl=
ten
elektriſchen Wellen aus, um in einem in ihren Weg gebrachten
Metalldraht Schwingungen gleicher Art zu induzieren. Somit iſt das
Problem der drahtloſen Brücke gegeben, falls es überhaupt möglich
ſein ſollte, die winzigen Energien, die in den Empfangsantennen im
beſten Falle einhundertmillionſtel Ampere darſtellen, noch nachzuweiſen.
Im erſten Teil des Vortrags wurden nun die elektriſchen Wellen
behandelt, ihre Entſtehung. Ausbreitung und ihre Hörbarmachung. Zu=
nächſt
wurde das Weſen einer periodiſchen Bewegung als Störung von
Gleichgewichtszuſtänden an Beiſpielen und Verſuchen erläutert und auf
den grundſätzlichen Unterſchied zwiſchen gedämpfter und ungedämpfter
Schwvingung hingewieſen. Die akuſtiſchen Anglogieverſuche waren ſo
gewählt, daß ſie unmittelbar die entſprechenden elektriſchen Vorgänge
verſtändlich machen konnten (Fedderſen 1858; Lobge 1890). Die Art,
wie ſich elektriſchen Wellen von einem Bipol ausbreiten, zeigte ein Film
aus der Sammlung des Herrn Geh. Rat Münch. Die Bedeutung der
wichtigen Beziehung T 2II / 4.0 wurde erläutert.
Im zweiten Teil des Vortrags wurde die Anwendung elektriſcher
Wellen beſprochen. Die eutſprechenden Verſuche waren eng an die Ent=
wicklung
angelehnt (Hertz, Popoff, Marconi).
Die weiteren Ausführungen erſtreckten ſich im weſentlichen auf die
hochevakuierte Elektronenröhre und deren Wirkungsweiſe als Detektor
und Verſtärker. Verſuche mit Kathobenſtrahlen und Wehneltröhren, ſowie
des ſog. Ediſon=Effekt wurden zur Andeutung der nicht ganz einfachen
Vorgänge ausgeführt.
Der Vortrag wird, um auch einem weiteren Publikum die Teil=
nahme
zu ermöglichen, wiederholt werden, zunächſt am Mittwoch,
2. April, abends 8.30 Uhr, im Feſtſaal des Realgymnaſiums (Eingang
Kirchſtraße). Karten zu 1 Mk. am Sagleingang und durch die Schüiler.

Sprachverein. Robert Schneiders Gedichte aus Eduard
Göbels Munde zu hören, das war am Freitag im Realgymaſium
ein wahres Entzücken. Viel bisher Ungedrucktes ward geboten: Früh=
ling
, Frühling des Spießers, Begegnung, Odenwaldmarkierung, Mein
Schädel, Bur kommenden Reichstagswahl. Tief zu Herzen ging das
nicht in der Mundart abgefaßte Deutſchland, ein Traum des den
Rhein beſuchenden Heinrich Heine. Profeſſor Dr. Efſelborn gab
zuvor eine Ueberſicht der Dichtung in hieſiger Mundart von Anfang
bis jetzt, eine Zuſammenſtellung von der zuverläſſigen Vollſtändigkeit
und Genauigkeit, die man an dieſem Heimatsforſcher ſchätzt. Beide
Vorträge werden, dank der anerkennenswerten Bereitwilligkeit der
Redner, nächſten Dienstag um 8 Uhr bei freiem Zutritt wiederholt.
Profeſſor Dr. Bergmann legte die Aufgaben des Sprachvereins
dar: Sprachpflege in weiteſtem Sinne wovon die Bekämpfung der
Fremdwortſeuche nur eine wenn auch ſehr wichtige Seite iſt. Er be=
grüßte
es als etwas ſehr Willkommenes, daß dafür wie vor etlichen
Wochen die Auslaſſung der Nähterin Bienchen Bimbernell zeigte, das
Verſtändnis in weitere Kreiſe gedrungen iſt.
Markusgemeinde. Die Veranſtaltung des Jugendbundes am
Sonntag Abend im Gemeindehaus Kiesſtraße 17 beginnt bereits 18
Uhr, nicht wie irrtümlich im kirchlichen Anzeiger angegeben, um 8 Uhr.
Der Krankenpflegeverein Barmherzige Schweſtern hält ſeine
Mitgliederverſammlung am Montag, den 31. März d. J., abends,
Nieder=Ramſtädterſtraße 30 ab. Um zahlreiches Erſcheinen wird ge=
beten
. Näheres Telephon Nr. 2542.
Orpheum. Der Kartenverkauf findet ſtatt: Vexkehrsbüro von
10 bis 12 Uhr und an der Orpheumskaſſe ab 3 Uhr. (Siehe Anzeige.)
Reichsbund der Kinderreichen. Für das am Samstag, 5. April,
abends 8 Uhr, ſtattfindende Konzert der Städt. Akademie für Tonkunſt
im Heſſ. Landestheater ſind Karten erhältlich bei dem 2. Vorſitzenden
des Bundes, Herrn Wilh. Dietz, Grafenſtraße 27.
Das Polizeiamt teilt mit, daß durch kreisamtliche Bekannt=
machung
vom 28. lſd. M. auf Grund von Artikel 1 der Verordnung
über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe und in Apotheken
vom 5. Februar 1919 in der Stadt Darmſtadt die Beſchäftigung von
Perſonal im Handelsgewerbe am 30. März 1924, dem erſten Meß=
Sonntag der Darmſtädter Frühjahrsmeſſe, für die Zeit von 11 Uhr
vormittags bis 6 Uhr nachmittags geſtattet iſt. In dieſen Stunden iſt
der Gewerbebetrieb in offenen Verkaufsſtellen alſo zuläſſig.

Lotele Veranſialtungen.
Die blerunter erſchelnenden Notlzen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu befrachten,
in feinem Felle Fgendwie ale Brſpensdhung eder Rrill.
Marionettentheater auf der Meſſe. Muntere,
kleine Theatergeiſter haben auf der Meſſe ihr Zelt aufgeſchlagen. Aus
München kommen ſie und bringen die beſte Laune mit. Marionetten
vom guten alten Schlag. Eine große kleine Welt mit Feen, Akrobaten,
Tänzern, gruſeligen Gerizpen, Zaubereien und, wenn man will, auch
mit ein wenig Philoſophie und nicht der ſchlechteſten. Das Zelthaus
iſt ausverkauft, man ſitzt auf engen, plüſchbeſchlagenen Bänken und harrt
mit den vielen neugierigen Geſichtern der Dinge, die da kommen ſollen.
Und wenn ſie dann erſcheinen, die kleinen zappeligen Geſellen an ihren
langen Fäden mit ihren ulkigen Geſichtern und prunkhaften Koſtümen,
dann lacht man, ob man will oder nicht, ob man ernſt oder gar durch
die böſen Tage verſtimmt iſt, und läßt ſich gern in die geheimnisvolle
Puppenſpielerwelt einführen.
Die von der Anthropoſophiſchen Geſellſchaft ver=
anſtaltete
Vortragsreihe Welt und Menſch findet Dienstag,
den 1. April, ihren Abſchluß. Durch anderweitige Vergebung der Aula
des Realgymnaſiums findet der letzte Vortrag am Dienstag abend
um6Uhr ſtatt, nicht wie vorgeſehen um 8 Uhr.

Aus den Parteien.
Mitgliederverſammlung der Deutſchnationalen
Volkspartei (Ortsgruppe Darmſtadt). Alle Mitglieder werden
noch einmal aufgefordert, vollzählig die Mitgliederverſammlung der
Ortsgruppe im Gelben Saal des Gaſthofes Sitte, Montag, den 31. März,
abends 8 Uhr zu beſuchen. Anſtelle des Herrn Abg. Kindt wird Herr
Pfarrer Heß den Jahresbericht halten.
Frauengruppe der Deutſchen Demokratiſchen
Partei. Mittwoch, den 2. April, nachmittags 4 Uhr, findet in dem
Parteilokal (Waldſtraße 45) ein gemütliches Zuſammenſein der Partei=
freundinnen
bei einer Taſſe Tee ſtatt. Frau Direktorin Buckſath=Mainz
und Fräulein Pöpperling werden über die Mannheimer Tagung des
Bundes Deutſcher Frauenvereine berichten.
Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Am
Mittwoch abend 8.15 Uhr Heimabend. Die Stellungnahme der Demo=
jugend
zur Reichstagswahl.
Deutſche Demokratiſche Partei. Wir machen unſere
Mitglieder nochmals auf den am Montag ſtattfindenden Vortrag des
Herrn Regierungsrats Dr. Spieß im Fürſtenſaal (Grafenſtr.), abends
8 Uhr, aufmerkſam.
Deutſche Demokratiſche Partei. Mittwoch, den
2. April, abends 8.15 Uhr, findet im Parteilokal (Waldſtraße 45) eine
Zuſammenkunft folgender Ausſchüſſe ſtatt: Organiſations=, Agitations=
und Finanzausſchuß.

H
Bei Rheumatismus,
Reißen, Iſchias,
Neuralgie, Folgeer=
ſcheinungen
von Gicht
und Influenza: ein=
fach
mit Salit einrei
ben:Überraſchende Wirkung
In allen Apothelen: Tube 1 Mark
Flaſchen zu 1,20 Mk. und 2 Mk.
H.D

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 80. März 1924,

Hummer 90.

* 60. Verbandstag der heſſiſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften.
Der Verbandspräſident Bill eröffnet die Tagung, begrüßt
die erſchienenen Ehrengäſte, die Vertreter der Regierung, der
Landwirtſchaftskammer, ſowie die Mitglieder. Dem Gutsbeſitzer
Wernher=Nierſtein widmet er einen ehrenden Nachruf. In
Paul Wernher iſt ein echter Genoſſenſchafter dahingegangen.
Der Verbandstag wurde auf frühen Zeitpunkt einberufen, um
möglichft frühe an den Wiederaufbau heranzutreten. Die Repara=
tionsfrage
müſſe endlich gelöſt werden, um zu den Fragen der
Aufwertung Stellung nehmen zu können. Die Landwirtſchaft
gehe keinen roſigen Zeiten entgegen; aber ſie tue ihr Aeußerſtes;
die Regierung ob links oder rechts regierend müſſe die Land=
wirtſchaft
unterſtützen, müſſe ſorgen, daß ſie erhalten bleibe. Die
Landwirte verließen ſich auf den alten Herrgott.
Direktor Berg verweiſt auf den in Kürze den Mitgliedern
zugehenden gedruckten Geſchäftsbericht und glaubt ſich deshalb
heute, die Anführung der ſtatiſtiſchen Zahlen verſagen zu können.
Die Genoſſenſchaften hätten ihre Subſtanz verloren. Mit Schaf=
fung
der Rentenmark ſei eine Beruhigung eingetreten. Die Zeiten
der Landwirtſchaft ſeien ſehr ernſt, die Produktion gehe immer
mehr zurück. (Rückgang des Kunſtdüngerbezuges!) Die Notlage
ſei immer mehr eine gemeinſame geworden. Die ungeheuerliche
Steuerbelaftung müſſe beſeitigt werden. Kredit bedürften die auf
Slbſthilfe geſtellten Genoſſenſchaften. Der Verband zählt 942 Ge=
noſſenſchaften
, zu hoffen ſei, daß in dieſem Jahre die Zahl 1000
erreicht werde. Von Aufwertung der Geſchäftsanteile könne keine
Rede ſein. Im Gegenteil ſei die Neuſchaffung neuer Geſchäfts=
anteile
nötig.
Neben dem Geldgeſchäft ſei der Warenbezug zu pflegen, die
Herrſchaft der Monopole ſei zu brechen, der Borgwirtſchaft ent=
gegen
zu wirken. Der Arbeitsmethode des Großhandels müßten
ſich auch die Genoſſenſchaften anpaſſen. Die Geldknappheit be=
drohe
auch die landwirtſchaftliche Erzeugung; notwendig ſei Auf=
klärung
über die notwendige Ertragsſteigerung; erforderlich ſei
Bezug einwandfreien Saatgutes, Ausnützung des notwendigen
Düngerkredits. Der Großgrundbeſitz müſſe in die genoſſenſchaft=
liche
Organiſation einbezogen werden.
Auch im landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſen müſſe der
Geſchäftsanteil auf Rentenmark umgeſtellt werden. Direktor Berg
erinnert an die Verdienſte von Haas, Dettweiler und Wal=
ter
und erwähnt, daß anläßlich der Tagung der landwirtſchaft=
lichen
Genoſſenſchaften Anfang Mai in Darmſtadt ein Denk=
mal
für Haas enthüllt werden würde.
Die aufgeſtellte Goldbilanz per 1. Januar 1924 weiſe einen
Reingewinn von 1 Million Goldmark auf. Die ordentliche
Generalverſammlung der Zentralgenoſſenſchaften werde ſich mit
der Frage der Aufwertung und Umſtellung der Geſchäftsanteile
zu beſchäftigen haben.
Das Jahr 1923 iſt das traurigſte, das wir in der Wirtſchaft
erlebt haben, hoffentlich iſt die Rentenmark nicht zu ſpät gekom=
men
. Mit dieſen Worten ſchließt Direktor Berg den Jahres=
bericht
für 1923, wobei er auf größte Spartätigkeit als nötig hin=
weiſt
. (Lebh. Beifall.)
Direktor Saal erläutert die in Goldmark aufgeſtellte Rech=
nung
. Jahresbericht, Rechnung und Bilanz werden genehmigt.
Entlaſtung des Verbandsdirektors und des Engeren Ausſchuſſes
bezüglich der Geſchäftsführung wird erteilt. In den Verbands=
ausſchuß
wird für Wernher und Nierſtein Oekonomierat Kaſ=
ſel
in Schwabsburggewählt. Die nur mit Mitgliedern
arbeitenden landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften haben im Land=
tage
in den letzten Tagen die Befreiung von der Gewerbeſteuer
(Staat und Gemeinde) durchgeſetzt, worüber Direktor Saal ein=
gehende
Mitteilungen macht. Die weitere Debatte berührte mehr
Gegenſtände, die rein genoſſenſchaftliche und geſchäftliche Fragen
betrafen.
*Xl. ordentliche Generalverſammlung
der Landesgenoſſenſchaftsbank, e. G. m. b. H.
in Darmſiadt.
Aus der in Mill. Mark aufgeſtellten Verluſt= und
Gewinnrechnung für 1923 ſei bemerkt:
1. Zinſen: Der Bankerbehr bedang 37 373 436 722 M.
Mark, an Geſchäftserträgniſſen erbrachte er 3 436 140 466 M.
Mark; er ſchließt ab auf der Sollſeite mit 105 937 678572 M.
Mark, auf der Habenſeite mit 216 057 713 713 M. Mk. 2. Pro=
viſionen
ergeben ein Haben von 15054 832959 M. Mk.
3. Koſten (Gehälter, Verſicherungen, Miete, Heizung, Beleuch=
tung
, Druckſachen, Steuern, Porti) bedangen 50 548 441 642 M.
Mark. 4. Abſchreibungen ergeben 161826 493 M. Mk.
5. An Kursverluſten und Kursgewinnen ſind ver=
zeichnet
auf der Habenſeite 10 000 029 M. Mk. Es ergibt ſich
für 1923 ein Reingewinn mit 74 474600000 M. Mk. Die
Vermögensbilanz per 31. Dezember 1923 ergibt u. a. in M.

Mark: auf der Aktivſeite: Kaſſenbeſtand 92397 310000 M.
Mark, Guthaben bei Banben 226 367 000000 M. Mk., eigene
Wertpapiere 6 627 550 000 M. Mk., Guthaben bei Genoſſenſchaf=
ten
256 464 170 000 M. Mk., in Summa der Aktiva 805 140 410 000.
Auf der Paſſivſeite: Schulden bei Banben
217819 970000 M. Mk., Schulden an Genoſſenſchaften
211 356 440 000 M. Mk., an Zinſen 45 000 000 000 M. Mk., ſon=
ftige
Schulden in laufender Rechnung 210 775 830 000 M. Mk.
Die Goldmarkbilanz per 1. Januar 1924 weiſt u. a.
auf: an Aktiven: Kaſſenbeſtand 92 397,31 Mk., Guthaben
bei Banken 226367. Mk., eigene Wertpapiere 6627,55 Mk.,
Guthaben bei Genoſſenſchaften zuſammen 256 464,17 Mk., ſon=
ſtige
laufende Rechnungen 98 585,25 Mk., Beteiligungen 124 001
Mark. (Mobilien ſtehen mit 1. Mk. zu Buch.) Summa der
Aktiva 805 140,/41 Mk., an Paſſiven: Schulden bei Banken
217819,97 Mk., ſolche an Genoſſenſchaften 211 356,44 Mk., ſon=
ſtige
Schulden in laufender Rechnung 210 775,83 Mk., Summa
der Paſſivzen: 730 665,81 Mk. Der Reingewinn, in Goldmark
ausgedrüc!, beträgt 74 474,60 Mk.
Dies vorausgeſchickt, ſei über den Verlauf der General=
verſammlung
bemerkt:
Rektor Keidel=Michelſtadt, Vorſitzender des Aufſichts=
rats
, eröffnet mit bilderreichen Worten die ungemein zahlreich
beſuchte Verſammlung. Er betont die weſentlichen Erforderniſſe
des Kredits und erläutert ſeine verſchiedenen Arten. Für die
Genoſſenſchaften kommen Perſonal=, Wirtſchafts= und Betriebs=
kredite
in Frage.
Die Angriffe, die exponierte Stellen gegen das landwirt=
ſchaftliche
Genoſſenſchaftsweſen erhoben haben, weiſen wir zu=
rück
. Wir laſſen uns von unſerer Bahn nicht abbringen, wir
ſtehen feſt zuſammen zur Feſtigung unſeres Perſonalkredits,
gerade in ſchwerer Zeit, in der Hoffnung, beſſeren Zeiten ent=
gegenzugehen
. (Lebhafter Beifall.)
Geh. Rat Pilger von der Preußenkaſſe iſt dem
Rufe hierher zur Tagung gern gefolgt, die Kaſſe verfolgt die
Entwicklung der hieſigen Bank, ſie wird nach ihren Mitteln
die hieſige Bank gerne unterſtützen. Die Preußenkaſſe iſt zur=
zeit
auf die Reichsbank angewieſen und auf deren Kontingen=
tierung
beſchränkt. Danach errechnen ſich die zu gewährenden
Kredite. In die Selbſwerwaltung der Genoſſenſchaften will die
Preußenkaſſe nicht eingreifen. Die Preußenkaſſe wünſcht ein
kräftiges Aufblühen der Genoſſenſchaften. (Beifall.)
Direktor Mager verweiſt auf den vorliegenden Geſchäfts=
bericht
; es ſind in 1923 neu beigetreten 33 Genoſſenſchaften und
34 Einzelperſonen. Am heutigen Tage (29. d. M.) zählt die
Bank 590 Mitglieder. Das erſte Vierteljahr 1924 zeigt einen
Umſatz von 73 Millionen. In dieſer ſchweren Zeit tut not:
Ruhe und kalt Blut, nicht Hinhören auf alles Gerede, jeden
Tag unſere Schuldigkeit tun, dann iſt kein Grund, zu ver=
zweifeln
. . . . Man muß nur auf das Inſtrument der
Genoſſenſchaften zurückgreifen. Aufgabe der Genoſſen=
ſchaften
muß es ſein, die Kräfte zuſammenzufaſſen zum Wohle
des Ganzen. (Beifall.)
Jahresrechnung und Bilanz werden genehmigt. Gewinn=
verteilung
geſchieht derart, daß der Gewinn je zur Hälfte der
Betriebsrücklage und dem Reſervefonds zugewieſen wird. Der
Vorſtand wird entlaſtet. Es ſcheiden aus dem Aufſichtsrat aus:
Hirſch, Arheilgen, Scheuermann, Ober=Ingelheim,
Schlabach, Alsfeld; ſie werden durch Zuruf wiedergewählt.
Keidel=Michelſtadt berichtet über die geſetzliche Revi=
ſion
. Der Geſamtbetrag, den Einlagen der Genoſſenſchaft und
Spareinlagen bei derſelben nicht überſchreiten ſollen, wird auf
20 Mill. Goldmark feſtgeſetzt; bis zu 200 000 Mk., mit Zuſtim=
mung
des Aufſichtsrats bis zu 600 000 Mk., ſollen Kredite ge=
währt
werden können.
Es wird beſchloſſen: 1. Gemäß § 14 Ziff. 1 des Statuts
ein Eintrittsgeld don 30 Mk. zu erheben; (es betrifft die Fälle,
in denen nicht der Verband die anderen Mitglieder zuführt.).
2. Die Haftſumme gemäß § 14 Ziff. 6 des Statuts wird auf
30000 Mk. feſtgeſetzt. 3. Der Geſchäftsanteil gemäß 8 38 Abſ. 1
des Statuts wird auf 30000 Mk. feſtgeſetzt. 4. Die Kredit=
ſumme
, für die jedes Mitglied einen Geſchäftsanteil zu über=
nehmen
hat, beträgt gemäß § 38 Abſ. 2 des Statuts 30 000 Mk.
5. Die Höchſtzahl der Geſchäftsanteile, die ein Genoſſe über=
nehmen
kann, iſt 30. Die Zuſammenlegung der Geſchäftsanteile
wird beſchloſſen.
Bezüglich der Kapitalbeteiligung bei der Preuß. Zentral=
genoſſenſchaftskaſſe
in Berlin, die immer mehr ein gemeinwirt=
ſchaftliches
Inſtitut wird, wird. 1 Million beſchloſſen.

Aus Heſſen.
* Arheilgen, N. März. Der Film des beſſ. Wander=
kinos
die Hygiene der Ehe lief geſtern im hieſigen Kino vor aus=
verkauftem
Hauſe. Herr Dr. Klaus Hoffmann, Frauenarzt aus
Darmſtadt. Hugelſtr., erklärte und erläuterte im Vortrag die gezeigten
Bilder. Nicht auf die Quantität der Nachkommen, ſondern auf die
Qualität derſelben kommt es an; deshalb dürfen nur geſunde Men=
ſchen
heiraten, Kranke müſſen ſich vorher ausheilen laſſen. Herr Traſer
dankte dem Vortragenden und forderte die Erſchienenen auf, die Volks=
bildungsbeſtrebungen
zu unterſtützen.
8 Eberſtadt, 28. März. Verbotenes Kinderſpiel. Durch
eine Verordnung der Bürgermeiſterei iſt das Fußballſpielen der Schul=
jugend
innerhalb des Ortes erneut unterſagt worden. Die Milch=
verſorgung
wird inſofern eine dringend notwendige Beſſerung er=
fahren
, als durch Eröffuung einer weiteren Milchhandlung täglich ra.
300 Liter Vollmilch mehr der Einwohnerſchaft zugeführt werden können.
* Pfungſtadt, 28. März. Turner=Ehrung. Der hieſige Turn=
verein
hat beſchloſſen, ſeinen im Weltkrieg gefallenen Mitgliedern und
Turnbrüdern einen Gedenkſtein zu errichten. Das Denkmal ſoll auf
dem Sportplatz Aufſtellung finden.
* Roßdorf, 29. März. Ein ſchwerer Unglücksfall ereig=
nete
ſich im Steinbruch auf dem Roßberg dahier. Der ſehr beliebte
Arbeiter Georg Friedrich Emig wurde von einem ins Rutſchen gekom=
menen
Stein ſo unglücklich im Rücken getroffen, daß er auf der Stelle
tot war. Emig iſt 25 Jahre alt und verheiratet.
* Aus dem Odenwald, 97. März. Holzpreiſe. Es iſt eine
auffallende Tatſache, daß dieſes Frühjahr gerade in den holzreichſten
Gegenden, wie im Odenwald, die Holzpreiſe ganz enorm hoch ſind,
während dieſe in wenig waldreichen Gegenden, wie im Ried, ſich viel
niedriger ſtellen. So koſtete ein Raummeter Buchenſcheiter im
Gerſprenztal 3540 Mk., im Löhrbacher Tal 30 Mk., im Gorxheimer
Tal 2530 Mk. uſw., während dasſelbe Quantum in Gernsheim nur
12 Mk., in Langen nur 12,50 Mk. koſtete. In Oberheſſen werden wieder
normale Preiſe erlöſt.
8 Unter=Finkenbach, 28. März. Ein günſtiger Jagdpacht=
vertrag
. Die hieſige Jagd wurde dem ſeitherigen Pächter, Wein=
gutsbeſitzer
Mahler aus Worms, auf weitere 10 Jahre verpachtet. Als
Gegenleiſtung hat ſich der Pächter außer der Entrichtung gewiſſer jähr=
licher
Barbeträge verpflichtet, die Herſtellung des elektriſchen Orts=
netzes
einſchließlich des Anſchluſſes an die Ueberlandzentrale herzuſtellen.
r. Wixhauſen, 27. März. Gmeinderatsſitzung. Die viel
beſprochene Kocheinrichtung für die Mädchenfortbildungsſchule wird
vom Gemeinderat genehmigt und ſoll alsbald eingerichtet werden. Die
Deckgebühren wurden neu feſtgeſetzt und koſtet ein Stück Großvieh 3.
Mark, Zuchtſchweine 2,50 Mk., Ziegen 0,30 Mk. Deckgebühren. Der
dritte Punkt der Tagesordnung, Beitritt zur Bauhütte ür Darmſtadt
und Umgegend, hat eine lebhafte Auseinanderſetzung unter den Par=
teien
hervorgerufen. Während die ſozialdemokratiſchen Gemeinderats=
mitglieder
dafür waren, der Bauhütte beizutreten, lehnte die bürger=
liche
Seite ganz entſchieden ab; einesteils im Intereſſe des Handwirks
und hauptſächlich wegen der geringen Finanzkraft der Gemeinde, die
bei etwaigen übrigen Mitteln ganz andere Projekte zu löſen hätte. So
haben z. B. viele Landwirte vom letzten Herbſt noch Geld für Kar=
toffeln
, die auf Bürgſchaft der Gemeinde an hieſige Familien geliefert
wurden, zu bekommen. Es wurde Antrag auf Vertagung geſtellt, bis
die Sache genau geklärt iſt, und dieſer Antrag wurde gegen die Stin=
men
der bürgerlichen Seite abgelehnt. Darauf traten die bürgerlicen
Gemeinderäte geſchloſſen in Oppoſition, verließen den Saal und die
Sitzung mußte geſchloſſen werden.
z Erzhauſen, 26. März. Am verfloſſenen Sonntag fand in der
Kirche eine Kirchenvorſtandsſitzung mit den Kirchenvertretern
ſtatt. U. a. wurde der Voranſchlag beraten und geprüft, derſelbe liegt
zurzeit dem Gemeinderat zur Genehmigung vor. In ſeinem Ver=
einslokal
zum Erzhäuſer Hof gab der Arbeitergeſangverein eine
Theatervorſtellung, die zahlreich beſucht war. Der Geſangverein
Sängerbund führte zum wiederholten Male das Volksſtück Blous
a Maad auf.
Mainz, 28 März. Ueberfall. Ein 27 Jahre alter Arbeiter
lauerte nachts zwei Männern aus der Nachbarſchaft auf und mißhandelte
beide. Die Polizei mußte ſchließlich eingreifen und den Täter feſtnehmen,
der den Beamten heftigen Widerſtand entgegenſetzte.
X Bretzenheim bei Mainz, 29. März. Siedlungsbauten.
Auf beſonders von der Gemeinde zur Verfügung geſtelltem Gelände
an der Domherrnſtraße werden gegenwärtig 16 Wohnhäuſer errichtet.
Die Inangriffnahme neuer Bauten ſteht bei fortſchreitender Jahres=
zeit
bevor.
N Worms 29. März. Bewußtlos aufgefunden wurde
hier in den Anlagen ein angeblich aus Köln ſtammender gut geklei=
deter
Mann. Er war ſo erſchöpft, daß er ins Krankenhaus einge=
liefert
wurde.
i. Gießen, 27. März. Lahn und Wieſeck führen infolge der heftigen
Niederſchläge Hochwaſſer und treten über ihre Ufer. Zwiſchen
Heuchelheim, Dutenhofen und Wetzlar ſteht das Lahntal bereits unter
Waſſer. Heute mittag 1 Uhr hatten wir das erſte Frühjahrs=
gewitter
, verbunden mit heftigem Regen.
1. Gießen, 27. März. Am 17. Auguſt beabſichtigen die heſſiſchen
Regimentsvereinigungen hier ein Verbandsfeſt abzuhalten,
damit ſoll die zehnjährige Wiederkehr des Tages von Anloy= Neuf=
chateau
gefeiert werden, an welchem die heſſiſche Diviſion ihre Feuer=
taufe
erhielt.

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Reich und Ausland.
Eine Giftmörderin.
Nürnberg. Die Schloſſersfrau Eliſe Eckert und deren Stiefſohn
Georg Hofmann, wohnhaft am Ludwigsfeld, ſind wegen Verdachts des
Giftmordes verhaftet und in Unterſuchungshaft verbracht worden. Im
Herbſt vorigen Jahres hatte die Eckert einen Untermieter namens
Schlerf, der 84 Jahre alt war, bei ſich wohnenen. Im November 1923
ße. *s
2

-.
ſtarb dieſer. Der Stiefſohn Hofmann gerier mit ſeiner Stiefmutter
Eckert in Streit, was zur Folge hatte, daß er bei der Kriminalpolizei
eine Anzeige dahin erſtattete, daß er im Auftrag der Mutter im ver=
gangenen
Jahre giftige Pilze ſammelte, die die Mutter dann jeweilz
Schlerf in gekochtem Zuſtande reichte, um ihn aus der Welt zu ſchaffen
und darauf in den Beſitz ſeiner Kleider und Schuhe zu gelangen. Nach=
dem
auf den Genuß der Pilze nur Sebrechen ſich einſtellte und weitere
Folgen nicht entſtanden, reichte die Mörderin ihm Rattengift, um auf
dieſe Weiſe ſicher ihr Ziel zu erreichen. Sie miſchte dieſes Gift unter
das Gemüſe, und zwar ſtets einen Löffel voll. Die Leiche wird im Süd=
friedhof
exhumiert. Die Unterſuckung wird das weitere ergeben.
Ein grauenvolles Verbrechen in München.
München. In München wurde am Donnerstag nachmittag 1 Uhr
ein grauenvolles Verbrechen verübt. Der 51 Jahre alte Geſchäftsführer
Zerr tötete die 19 Jahre alte Tochter der Inhaberin eines Bettengeſchäfts
Brielmayer im Keller des Auweſens an der Auguſtenſtraße durch zwei
Schüſſe, weil ſie ihm bei unziemlichen Anträgen nicht willfährig war.
Er übergoß dann die Leiche mit Benzin und zündete ſie an. Die zu
Hilfe kommende Mutter ſtreckte er ebenfalls durch zwei Schüſſe nieder.
Um das Verbrechen zu verwiſchen, entzundete er dann Aether, wodurch
eine heftige Exploſion entſtand. Der Täter ſelbſt erhielt dabei ſchwere
Brandwunden. Die Feuerwehr löſchte den Brand und fand dabet die
Leichen der ermordeten Frauen. Der lebensgefährlich verletzte Täter
wurde in die Chirurgiſche Klinik gebracht. Er ſoll früher mit der Frau
in Beziehungen geſtanden und ſich dann der Tochter genähert haben.
Unter dem Verdacht des Sittlichkeitsverbrechens an der Tochter war er
bereits verhaftet, wurde aber wieder auf freien Fuß geſetzt.
Ein intereſſantes Bauprojekt.
Bonn. Ein intereſſantes Bauprojekt iſt hier von einer im März
gegründeten Gruppe rheiniſcher Künſtler und Pädagogen unter der
Bezeichnung Das rheiniſche Werkhaus im Werden begriffen. Auf dem
landſchaftlich ſchön gelegenen Nheinhühenweg zwiſchen Bonn und Godes=
berg
ſollen zunächſt Werk= und Wohnhäuſer, vorläufig im Holzbau, er=
richtet
werden. Hier ſoll unter Leitung erfahrener Fachmänner Hand=
werk
und Kunſt praktiſche Förderung erfahren. Bei genügender Beteili=
gung
ſollen die zu errichtenden Holzbaracken vermehrt evtl. als Schüler=
wohnhäuſer
benutzt werden. Für ſpäter iſt dann die Errichtung eines
Feſtſpielhauſes geplant und fernerhin die Aufnahme erholungsbedürſtiger
Kinder im Sommer unter der Oberauficht eines Arztes. Das Werk=
haus
iſt keine Kapitalgründung, iſt alſo auf Stiftungen angewieſen,
deren einige bereits von Gönnern der Werkhausbewegung vorliegen.
Vom Umfang der Unterſtützung wird natürlich auch das Maß der Aus=
führung
dieſes Planes akhängen.
Grauenhafter Leichenfunb.
Meckenheim. Am Dienstag nachmiltag wurde in Anweſenheit
einer Gerichtskommiſſion aus Frankenthal und zahlreicher Zuſchauer
bei ſtrömendem Regen das Rumpffkelett und auch die Arm=, Bein= und
Schädelknochen des vor zweieinhalb Jahren verſchwundenen Pflanzers
Grund auf dem Schlackenſchuttplatz an der Bahnlinie ausgegraben. Die
Leiche ſcheint in 2 Säcken zerſtückelt dorthin verbracht und vergraben
wuorden zu ſein. In wieweit die Ehefrau und der Sohn ſowie deſſen
Freund Göbbels im einzelnen an der Tat beteiligt ſind, wird die Unter=
ſuchung
ergeben.
Kleine Urſachen ... . ."
Diedesheim. Der Wagnermeiſter und Winzer Andreas Platz
von hier verletzte ſich vorige Woche beim Rebenſchneiden an einem
reſtigen Drahte. Da er die Verletzung nicht von Bedeutung hielt, arbei=
tete
er weiter und nahm auch noch andere landwirtſchaftliche Arbeiten
vor. Unter anderem ſäte er Kalkſtoffdünger und der feine Staub trat
in die Hautritze ein, wodurch eine Blutvergiftung ſich bildete. Er erlag
der Vergiftung.
Die Unwetterkataſtrophe in Italien.
Rom. Die Kataſtrophe, von der der Golf von Salerno heimgeſucht
wurde, iſt, wie jetzt feſtſteht, nicht einem blötzlich zufällig eingetretenen
Unwetter, ſondern telluriſchen Urſachen zuzuſchreiben. Geſtern wurden
in der ganzen Gegend, auch in Neapel Erdſtöße verſpürt, die eine Panik
hervorriefen. Nach dem bisherigen Verlauf der Kataſtrophe ſtellt ſich
dieſe als Folge einer Art Zyklon dar. Bisher ſcheint aber das Unheil
noch nicht zu Ende zu ſein, denn noch immer treffen Meldungen ein,
daß neuerdings Gebäude eingeſtürzt ſind. In Amalft iſt der Palazzo
Latino und ein Schulhaus eingeſtürzt, und auch in Salerno haben eine
Reihe von Gebäuden Beſchädigungen erlitten. Die Erdbewegung zieht
ſich bis nach Poſitano hin. Außer den genannten Orten haben auch St.
Antonie und Nanalon de Molini ſchwer gelitten. In Vettica maggiore
iſt ein Haus eingeſtürzt. Hierbei kamen ſechs Menſchen um. In Marine
Priano ſind 13 Oxfer zu beklagen, in Vettive monore ſind 20 Häuſer
zerſtört worden und 65 Opfer zu beklagen. In Amalfi ſind fünf neue
Todesopfer feſtgeſtellt warden. Auf die Ortſchaft Poſinteno iſt heute
früh ein neuer Steinrutſch herniedergebrochen, der 12 Opfer forderte.
Die Brücke zwiſchen Cieco und den Straßen zu den umliegenden Ort=
ſchaften
iſt ebenfalls zuſammengebrochen. Die Steinrutſche dauern an.
Telegraph, Telephon und Elektrizität ſind unterbrochen. Die Behörden,
die Nationalmiliz und die Truppen ſenden weiterhin Hilfe an Ort und
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.

Seite 9.

Sport, Spiel und Turnen.

25 Jahre Peloziped=Club Darmſtadt.
Der im Bunde Deutſcher Radfahrer beſtens bekannte Veloziped=Club
1899 Darmſtadt feiert in den Tagen des 16., 17., 18, und 19. Mai das
Feſt ſeines 25jährigen Jubiläums.
In den 25 Jahren ſeines Beſtehens hat der Veloziped=Club Darm=
ſtadt
Hunderten von Bundesvereinen die Feſte verſchönern helfen und
ſich an deren Wettbewerben beteiligt. Niemals iſt ein Nuf nach Darm=
ſtadt
ſei es im Kunſtreigen oder Schulreigen geweſen ungehört
verhallt. Jederzeit hat der V.C. D. die Bundesvereine unterſtützt, und
hrfft aus dieſem Grunde, dieſe Unterſtützung auch zu ſeinem 25jährigen
Jubiläum bei den anderen Bundesvereinen zu finden.
Die Tage vom 16. bis 19. Mai ſollen in Darmſtadt der Treffpunkt
bekannter Bundesmannſchaften werden.
Die Ausſchreibungen hierzu ſind ergangen; im 2er Nadballſpiel
kommt der Jubiläumspreis des V.C.D zum Austrag. Wertvolle Preiſe
ſind bereits geſtiftet und beſchafft worden; der Jubiläumspreis iſt mit
300 Gmk. und für den zweiten Sieger mit 200 Gmk. dotiert. Auch für
die Kunſtreigen und Jugend=Nadballſpiele ſind wertvolle Preiſe aus=
geſchrieben
.
Im Mittelpunkt der Kämrfe dürfte das Radballſpiel der Deutſchen
gegen eine Schweizeriſche Mannſchaft ſtehen; die Verhandlungen über
eine erſtklaſſige Schweizer Mannſchaft werden zurzeit noch gepflogen.
Gleichzeitig bitten wir alle ehemaligen Angehörigen des Veloziped=
Clubs Darmſtadt, die durch Weggang von Darmſtadt ihren Wohnſitz in
einer anderen Stadt haben, umgehend ihre Adreſſe an den V.C.D z. H.
des 1. Vorſitzenden, Herrn Jakob König. Eliſabethenſtraße 30. zu
richten, denn das 25jährige Jubiläum foll alle Angehörigen des V.C. D.
umfaſſen. Ebenſo bitten wir alle Klub=, Gau= und Bundeskameraden,
ſofern ihnen ſolche Adreſſen bekannt ſind, dieſe ebenfalls dem Vorſitzen=
den
des V.C.D. mitzuteilen. Die Auslagen werden zurückvergütet.
Die geſchätzten Gau= und Bundesvereine bitten wir ſchon heute, ſich
die Darmſtädter Feſtage vorzumerken und dieſe Tage freizuhalten.
Nähere Mitteilungen ergehen noch.
Siewener.

Motorradſport.

Eröffnungs=Klubrennen des H.M. C.
Den Auftakt zur diesjährigen Rennſaiſon dürfte für Darmſtadt
wohl das am Sonntag, den 30. März, ſtattfindende Eröffnungs= Klub=
rennen
1924 des Heſſiſchen Motorrad=Club e. V. Sitz Darmſtadt, Orts=
gruppe
des A.D.A.C., bilden. Der Start beginnt vormittags 8 Uhr an
der Rennbahn (Heidelberger Straße), und endigt die zirka 60 Kilometer
lange Strecke an dem Ziel (Oberwaldhaus). Da in der Rennſtrecke z. T.
ſehr ſteile Bereſtrecken eingelegt ſind, außerdem die Straßenverhältniſſe
teilweiſe ſehr ungünſtig genannt werden dürfen, werden an Fahrer ſowie
Maſchinenmaterial die größten Anforderungen geſtellt werden, ſo daß
mit dem Eintreffen der euſten Fahrer am Ziel um 9 Uhr gerechnet wer=
den
kann. Da die bekannteſten Motorradſportleute Darmſtadts zu die=
ſem
Nennen gemeldet heben, außerdem über beſtes Maſchinenmaterial
verfügt wird, wird dieſer Veranſtaltung das regſte Intereſſe entgegen=
gebracht
, und ſieht man dem Reſultat mit Spannung entgegen. Nach.
dem Rennen Frühſchoppen im Oberwaldhaus, daſelbſt Bekanntgabe der
Reſultate. Abends 8 Uhr gemütliches Zuſammenſein nur für Mitglie=
der
im Klubheim. Gäſte können eingeführt werden.

Hockey.

Heute vormittag 10.30 Uhr ſpielt die erſte Mannſchaft des Darm=
ſtädter
Hockeyklubs gegen die erſte Mannſchaft der Hockehab=
teilung
des F.K. Union’Niederrad. Union verfügt über eine
gut eingeſpielte Mannſchaft. Das Vorſpiel in Frankfurt gewann der

9.H.C. 4: 3.

Fußball.

B. C. Eintracht.
Zu dem heute bormittag ſtattfindenden Spiel der 1. Eintracht=Elf
gegen die Ligamannſchaft der Bag. Eſchersheim werden die Hie=
ſigen
mit kompletter Mannſchaft antreten, da den disqualifizierten Spie=
lern
bis zur Entſcheidung der gegen das Urteil der Gaubehörden ein=
gelegten
Berufung Spielerlaubnis erteilt wurde. Da die Vereinigten
auch mit ihrer ſtärkſten Mannſchaft antreten, dürſte ſich auf dem T.G. D.=
Platze ein Kampf entſpinnen, wie er auf dieſem vielleicht noch nicht
gezeigt wurde.
Durch ſpäteres Eintreffen der Frankfurter mußte der Spielbeginn
auf halb 11 Uhr feſtgeſetzt werden.
EberſtadtPfungſtabt.
Am heutigen Sonntag treffen ſich in Pfungſtadt die 1. Mann=
ſchaften
Germania=Eberſtadt und R.Sp. Germania=
Pfungſtadt. Man kann auf das Reſultat ſehr geſpannt ſein.
Jugendkämpfe in Seeheim.
In Seeheim ſtehen ſich heute Sonntag die 1. Jugendmannſchaften
von F.V. GermaniaEberſtadt und Sportklub. See=
heim
gegenüber. Beide Mannſchaften werden ſehr auf dem Damme
ſein.

AAl
Wisberskgesen

Norbdeutſche Fußballmeiſterſchaft.
Bwei große Kämpfe werden am heutigen Sonntag ausgetragen. Der
Hamburger Sportverein, tritt einen ſchweren Gang nach
Braunſchweig an. Tull Harder wird gegen ſeinen Stammverein Ein=
tracht
=Braunſchweig mitſpielen, trotz aller warnenden Stim=
meu
. Denn ab 1912, wo Harder ſeiner Heimat und damit der Eintracht
den Rücken kehrte, hat er m allen Spielen in Braunſchweig noch kein
Tor geſchoſſen. Die torhungerigen Eintrachtler werden ſich aber an der
Läuferreihe des Sportvereins die Zähne ausbeißen, dazu hinten Beier
und Riſſe; Meiſter Buckendahl wird mit dem Sturm der Braunſchwei=
ger
kein 6:2 wie gegen Arminia=Gannover oder ein 4:0 wie gegen
den Weſermeiſter rausholen. H.S.V. wird das Rennen wohl machen.
aber auch nicht mit 8:0 oder 6:1, denn die Braunſchweiger haben neben
einer feſten Verteidigung einen Tormann von Klaſſe, Großvater Theiß
iſt nicht unbekannt.
Union=Altona iſt in Kiel. Holſtein iſt ein zäher Gegner, und noch
dazu auf eigenem Platze. Unions Läuferreihe wird alles tun, Eſſer,
Gragenzeter und Nitter kaltzuſtellen; ob aber Union ſiegt, kann man
nicht ſagen. Wir berichten über die Spiele.
Altona 93 war letzten Sonntag in Münſter bei einer Tribünen= Ein=
weihung
. Adolf Jäger war in großer Form; er ſpielte wie einſt in
jungen Tagen, ſechs Tore ſchoß der alte Hamburger. Mit einem Siege
von 8:0 fuhr Altona 93 nach Hauſe.
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Geſchäftliches.

Ueber den Bohlgeſchmack. Unſere feinſten Geſchmacks=
nerven
liegen nicht vorn auf der Zunge, wie man gewöhnlich annimmt
ſondern hinten an der Zungenwurzel. Beweis: der volle Geſchmack
einer Speiſe kommt noch nicht zum Ausdruck, wenn man ſie bloß in den
Mund nimmt, ſondern erſt, wenn man ſie ſchluckt. Je langſamer das
Verſchlucken, deſto intenſiver die Geſchmackswirkung.
Die Sorgfalt, welche die Küche auf Erzielung des Wohlgeſchmacks
verwendet, iſt nicht Luxus. Wohlgeſchmack iſt nötig. Fader Geſchmack
läßt gleichgültig, Wohlgeſchmack dagegen regt ſowohl die Eßluſt wie die
Verdauung an. Eine gutſchmeckende Speiſe wird lieber gegeſſen und
intenſiver verdaut, d. h. ausgenützt, als eine fade oder gar unangenehm
ſchmeckende Speiſe. Wohlgeſchmack ſchlägt an. Deshalb muß auch
die einfache Küche auf Wohlgeſchmack halten, und ſie kam es. In
Maggis Würze haben wir ein Mittel, das nichts anderes will, als juſt
den faden Sutpen, Soßen und Gemüſen zu Wohlgeſchmack verhelfen.

Auffallende Erfolge, glänzende Erfolge‟,
eklatante Erfolge erzielten zahlreiche Arzte bei
Haarausfall mit
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Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 5 Uhr, Ende 10 Uhr
(Fremdenmiete Ur 14): Die Meiſterſinger von Nürnberg. Kleines
Haus, vormittags 11.30 Uhr: Vortrag Dr. Johs. Müller: Berg=
bredigt
und moderne Kultur. Abends 8 Uhr: Marcell Salzer=Abend.
Orpheum, 734 Uhr: Dolly im Himmelbett, Kaffee
Haſſia; Künſtler=Konzerk. Kaufm. Stenographen=
Gefellſchaft, 7 Uhr abends im Saalbau: Tanz=Unterhaltung.
St. Eliſabeth, nachmittags 5 Uhr ſpricht Dr. Deſſauer in der
Kirche über Das Göttliche im gegenwärtigen Leben der Menſchen.
Heſf. Zimmerſchützenverband, vorm. 10 Uhr in Ober=
Roden, Reſtauration Gotha. Turnhalle Woogsplatz,
nachm. 3 Uhr und 5 Uhr: Goſtſpiel der 20 Wunderzwerge. Chauf=
ſeehaus
: Bockbierfeſt. Unione, Reſidenz, Zentral=Thegter, Pglaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
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Nutzholzverſteigerung, morgens 9 Uhr im Germannſchen
Saale zu Meſſel. Nutzholzverſteigerung vorm. 9 Uhr in
der Gaſtwirtſchaft Zur Poſt in Nieder=Ramſtadt. Fiſcherei=
Verpachtung nachm. 2.30 Uhr im Rathaus zu Jugenheim.

Hauptſchriftleitung: Rudelf Maupe
Deranwortlich für Politih umd Wirtſchaft : Rudolf Maupe
Perentwortlich für Feutlleton und Haſſiſche Nachr chten: Mar Streeſo
Derantwornich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Beramtwortlich für Schlußd ene: Andreas Bauer

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[ ][  ][ ]

Beilage zum Daimſtädter Tagblatt

Nummer 90

Sonntag, 30. März

1924

* Dem Andenken
der großen Landgräfin.
Nach Papieren des Hausarchivs des ehemal. Großherzogs.*)
Von Dr. Hermann Bräuning=Oktavio.**)
Mütter leben in ihren Söhnen weiter! Die Wahrheit die=
ſes
Satzes trifft auch auf Caroline von Heſſen, die große Land=
gräfin
, wie ſie Goethe nannte, und ihren älteſten Sohn, den
ſpäteren erſten Großherzog, zu.
Was das Bild der Fürſtin ſo anziehend macht, was ihr auch
bei den Größten ihrer Zeit Verehrung und Bewunderung eintrug,
war die aufopfernde Liebe, mit der ſie als einſichts=
volle
Mutter für ihre Kinder lebte. Wenn ſie auch der Er=
ziehung
und Verſorgung ihrer fünf Töchter, die als Gemahlin=
nen
der Thronfolger an den Höfen von Heſſen=Homburg, Preu=
ßen
, Rußland, Baden und Sachſen=Weimar ihren Einzug hielten,
ſchließlich durch die Petersburger Reiſe 1773 ihre Geſundheit
opferte, ſah ſie doch höchſte Pflicht und höchſtes Glück in der Auf=
gabe
, die ihr allein überlaſſen blieb, in ihrem älteſten Sohn den
zukünftigen Thronfolger zu erziehen.
Wenn man die Geſchichte aller Männer genau wüßte, ſagt
Iſelin, die ſich durch Tugenden ausgezeichnet haben, ſo würde
man unter zehn immer neun finden, die dieſen Vorteil ihren
Müttern ſchuldig wären. Es iſt noch nicht genug anerkannt, wie
wichtig eine unſchuldig und untadelhaft verbrachte Jugend für
das ganze Leben eines Menſchen iſt; wie faſt alle, welche dieſen
Vorteil genoſſen haben, ihn niemand ſchuldig geweſen ſind als
ihren Müttern, und wieſehr überhaupt die Vollkommenheit und
das Glück der Menſchheit ſich auf Weiberverſtand und Weiber=
tugend
gründet.
Schon 1763 hatte Caroline an ihren Schwiegervater, Land=
graf
Ludwig VIII., geſchrieben: II parait aus tons mes enfans
deriendront fort grands, il le sont pour leur age. Chacun a pro-
portion
; jaimerais bien mienz gependant, auil se distingnent par
leur esprit et par leurs vertus gue par leur taille. (Pirmaſens
2. Auguſt 1763). und als ſich der junge Prinz 1764 wäh=
rend
einer Blatternkrankheit gegen Jedermann dankbar und
freundlich zeigte, ſchrieb ſie an Moſer am 8. Januar 1764: Ich
will nicht, daß ſich ein Kind von mir einbildet, es ſei mehr wert
als die übrigen Menſchen, und darum was andeue für es tun
für Pflicht hält. Bitten wir den lieben Gott für Louis, daß er
einſt ſein Land glücklich mache, das iſt alles was ich wünſche.
Seit 1763 war ſie eifrig bemüht, einen geeigneten Erzieher
für den Prinzen zu gewinnen und hatte Moſer, den nachmaligen
Miniſterpräſidenten, zu Rate gezogen. Es heißt da in ihrem
Briefe vom 3. Juli 1763: Der Erzieher würde meinen Sohn
unter der Oberleitung ſeines Gouverneurs zu unterrichten
haben; er wird ihn nacheinander all das lehren, was zur Litera=
tur
, Geſchichte, Philoſophie und Mathematik gehört; er ſollte
auch etwas vox dem öffentlichen Recht wiſſen. Verlangt wird,
daß er ein guter Chriſt iſt, ohne Engherzigkeit und Heuchelei;
eine weiſe Lebensführung, die als Beiſpiel dienen ſoll, und viel
Milde und, wenn es ſich machen läßt, die Kunſt, in ſeinem Unter=
richt
das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Er würde
verpflichtet ſein, ſich täglich 4 bis 5 Stunden mit meinem Sohne
zu beſchäftigen; der Unterricht wird in deutſcher Sprache er=
teilt
; aber wir wünſchen, daß er ſo gut franzöſiſch kann, um die
Dichtungen in dieſer Sprache gründlich zu verſtehen. Man will
auf keinen Fall einen Theologen.
Hamann, der Magus des Nordens, lehnte ab; Helferich
Peter Sturz, der große heſſiſche Eſſayiſt, fand nicht den Beifall
des Landgrafen. Schließlich ſcheiterte die Berufung eines Erzie=
hers
an der Geldfrage und fand erſt eine Löſung, einigermaßen
im Sinne der Landgräfin, als ſie 1765, wie ſchon 1763 erwogen,
aus finanziellen Gründen mit ihren Kindern nach Darmſtadt
an den Hof des Schwiegervaters überſiedelte, und Helfrich Bern=
hard
Wenck, Heſſens großer Geſchichtsſchreiber, damals noch
Subconrector am Pädagog, von Ludwig VIII. als Erzieher aus=
erſehen
ward. Bis zum Jahre 1769 hat Wenck den Unterricht
des Prinzen vom 13. bis 16. Lebensjahre mit gutem Erfolg ge=
leitet
.
Da über die Jugend des ſpäteren erſten Großherzogs wenig
bekannt iſt, möchte ich aus einem Bericht, der ſich mit der Er=
ziehung
des Prinzen befaßt und möglicherweiſe von Wenck
herrührt, einige weſentliche Stellen mitteilen: Punkt I. handelt
davon, daß der Prinz ein vernünftiger, denkender, ehrlicher und
rechtſchaffener Bürger der Welt und vornehmlich zu ſeinem wah=
ren
Wohl ein wahrer Chriſt werde; denn ohne wahres und täti=
ges
Chriſtentum wird er auch die Würde eines Menſchen, nur
halb oder vielmehr ganz und gar nicht verdienen‟. Zwei=
tens
: Ein Prinz muß in Dingen unterrichtet werden, die eine
Zierde ſeines Standes ausmachen, und wodurch er die Vorzüge
ſeiner hohen Geburt auf eine reizende Art andern in die Sinne
fallen läßt. (Mathematik, Mythologie, Heraldik, Geſchichte, Zeich=
nen
, Dichtkunſt und Muſik). Drittens: Ein Prinz muß be=
ſonders
in dem unterwieſen werden, was er als künftiger Re=
gent
wiſſen muß, damit er nicht durch Unwiſſenheit in den eigent=
lichen
Angelegenheiten, die die Vorſehung in ſeine Hände ge=
geben
, und durch die Untüchtigkeit zu einem großen Amte eine
Laſt des Staates, eine Marter und Geißel des Volks und ein
Schlachtopfer der göttlichen Gerechtigkeit durch notwendige Folge
himmelſchreiender Sünde werde. Zu dieſem dritten Punkt wird
weiter ausgeführt: Die Sittenlehre zeiget hier dieſe Pflichten
im Großen . . und lehrt ihn, daß ein Fürſt ſeyn, nicht eine
Eigenmächtigkeit ſondern ein Amt bedeute, deſſen Wichtigkeit nach
dem Tode viel zu ſpät eingeſehen werde. So weit iſt es eine
chriſtliche Staatslehre, die ein geiſtlicher Lehrer als eine Gewiſ=
ſens
Sache zu unterrichten hat, beſonders in den Jahren des
Nachdenkens. Doch iſt ſie auch die Haupt Pflicht eines Hof=
meiſters
, der gleichſam die Sorge des ganzen Landes für den
künftigen Regenten übernimmt, die Wahl der zu leſenden Bücher,
die Unterredungen, den Umgang, die Neitzung guter Affecten,
damit nicht böſe unterdrückt werden müſſen. Die Eintheilung
des Tages, den Haß des Müßiggangs zu ordnen, kurz ſelbſt
Fürſt nach ſeinen Geſinnungen und edlen Eigenſchaften zu ſehn,
um das thätige Muſter eines Prinzen zu werden.
Doch ſezt dis den Prinzen noch nicht im Stande, die ganzen
Entwürfe zur guten Einrichtung des Staats zu beurtheilen, und
mit einer weiſen Stärke die Hand an ſeinen Pflichten zu legen.
daher muß er in denen dahin gehörigen Wiſſenſchaſten beſonders
unterrichtet werden und zwar:
a) in dem Rechte der Natur, wo die Gerechtigkeit, Billigkeit
und die Abüichten der Natur Geſetze geben, und die Grundlage
aller bürgerlichen und willtührlichen Geſetze legen. Das Recht
der Natur iſt ein Stück der Welt Weisheit und kan alſo in dem
philoſophiſchen Laufe mit getrieben werden. Hiervon weiß der
Prinz noch nichts.
b) Es erfordert die Ehre eines Prinzen, die bürgerliche Ver=
faſſungen
, Freyheiten, Rechte und Verbindungen des deutſchen
*) Für die Erlaubnis zur Benutzung der Archivalien bin ich dem
ehemaligen Großherzog Ernſt Ludwig von Heſſen zu Dank verpflichtet.
*) Zur Erinnerung an die 150jährige Wiederkehr des Todestags
der Fürſtin laſſe ich im Verlag der L. C. Wittichſchen Hofbuchdruckerei
eine bibliophile Gabe von fakſimilierten Brieſen von und an Caroline
erſcheinen. Die Auswahl der Briefe ſoll ſowohl den Kreis der Korre=
ſpondenten
als auch wichtige Ereigniſſe im Leben der Landgräſin charak=
teriſieren
.

Reichs zu kennen, um weder durch übertriebene Hitze noch durch
alzugroße Furchtſamkeit ſich zu vergeben oder verächtlich zu
werden.
In ſeinem eigenem Lande ſeine Rechte, und die Rechte des
Landes gegen ihn zu wiſſen. In den eigentlichen Urſachen, warum
Länder aus einer Wüſte ein Garten geworden, wodurch der
Staat bevölkert, bereichert und groß geworden, und in den Quel=
len
des Verfalls eines Landes geübt zu ſeyn. Die eigentlichen
Mittel zur Vermehrung der Einkünfte zu finden, die ein Menſch
ohne Seele in der Marter des armen Volkes ſieht, und der ver=
nünftige
in dem Fleiß der Unterthanen, der Anlage der Manu=
facturen
und Fabriquen, dem Comercio, der Anbauung unbe=
nuzter
Plätze, der Verbeſſerung des Ackerbaues, Benutzung der
Berg und Salz Werke, Vermeidung unnützlicher Aufwände und
der guten Einrichtung nach den Regeln der wahren Sparſamkeit
durch Leute, die nicht blos das Siegel einer unverdienten Gnade
tragen, ſondern durch Redlichkeit und Einſicht ſie verdienen.
Er muß die eigentliche Rechts Gelehrſamkeit wiſſen, theils
die Richter des Volks wählen zu können, theils ſelbſt dieſes Amt,
das ihm vorzüglich zukomt mit verwalten zu können. Hierzu wird
der Anfang gemacht durch die Geſchichte der Staatsverfaſſung.
1769 im November bezog der Prinz, ſeit 1768 Erbprinz, die
Univerſität Leyden, begleitet von ſeinem Gouverneur, dem
Herrn von Rathſamhauſen, den Herren v. Pelliſſary und Leuch=
ſenring
als Hofmeiſter. Schwer fiel es der Landgräfin, ſich von
dem Sohn auf zwei Jahre zu trennen; aber er ſollte hinaus, um
zu ſtudieren und Lebensart der großen Welt kennen zu lernen.
Ueber das Studium und den Aufenthalt in Holland geben die
ungedruckten Briefe Pelliſſarys an die Landgräfin Auf=
ſchluß
. J möchte hier nur einen Brief vom 11. Dezember 1770
ausziehen, da darin auch von der muſikaliſchen Veran=
lagung
und Neigung des Prinzen die Rede iſt; es heißt darin:
Je napergois, Madame aucnn gout ass6 fort pour tendre 2
derenir passion aue selni de 1a Mnsigue, II aime le Militaire, ges
jd6es ont changé, 11 men a sonrent parlé, i1 trouve aue Von a tort
den faire un jonjon, i est persnadé anil fant en aroir ou beauconp
on tres pen, auil ne faut pas cet esclavage dur, et puis assurer
V. A. S. auil servira avee honnenr ... ."
II parle guelguefois de chasse, i1 naime gue celle du cerf. II
wen parle plas cependant anec eet enthonsiasme aue jadis ...
Pour ce gui regarde la Musiaue, il est vrai, Madame, aue le
gout est extremement fort; je Ven ai averti, ai cherché petit a petit
4 en diminner les occasions; je voyais au une partie de son argent
Stait emgloré en Mnsiaue, aue tous les momens vnides, T etzient
sonsacrés, due le spectacle Lamusait pen; guand i1 ny arait pas
dopera comianes, 11 ma sonvent parlé sur le prix dune opera. Je
fs sentir à. Mr. de Ratsamhansen, gui joue avec Ini, guil fallait
prendre garde aue cela derenait habituel et passion; i me repondit
guil ne pourait refuser au Prince ce divertissement. Pour en öter
les occasions, je cherchai, Madame, 2 procurer à S. A. une maison
2 aller tons les soirs, ce aui est tres difficile 2 Leide; 1F ai 2 peu
pres reussi; 1 Ta pen de jours aue Monseigneur son fls vaile
Dasser la soirée chés quelgu un. Sil F a des jours vuides, 7ai besoin
daroir du monde à souper chés lni, par ce moyen 14 i ne lui reste
dheure entiére vnide aue celle de 4 3 5, je Lai prié de la consacrer
3. la lecture ou à Peeriture de ses lettres; je ne lai pu encore obtenir,
1e violon a le dessus; des gue son maitre danglais est sorti, i1 passe
chés Monsienr de Rathsamhausen, pour le prier de vonloir bien venir
joner de 1a basge.
Das muſikaliſche Talent hatte der Sohn von väterlicher und
mütterlicher Seite ererbt; an Hand der an die Landgräfin ge=
richteten
ungedruckten Briefe des Enchelopädiſten Grimm läßt
ſich verfolgen, wie eifrig dieſer ſeit 1765 die Landgräfin mit
Muſikalien verſorgte. So ſchreibt er am 22. Februar 1766:
Paurai soin de mettre dans les paduets ce due je connäifrai
de plns joli en musiane; mais je suppose auel les ordres de rotre
Altesse ne sentendent pas jusauä la mnsigne instrumentale? Nous
anons iei trois on guatre alemandsF) de 1a plns grande foree pour le
Glaveein; 1s ont tont tait graver des sonates; mais je ne les enverrai
aue je ne sache les intentions de Totro Altesse.
Die verkehrte Methode des Herrn von Pelliſſary hat das
Talent des Prinzen nicht unterdrücken können, und Darmſtadt
dankt ihm einige der ſchönſten Liebhaberaufführungen (nach
1777) und ſchließlich die Pflege der Darmſtädter Hofoper, die
ihr einen Nuf weit über Darmſtadt hinaus ſicherte.
Als Herr v. Pelliſſary im Sommer 1771 erkrankte, bat die
Landgräfin Baron Grimm, ihren Sohn auf einer Bildungs=
reiſe
nach England zu begleiten. Von nun an wird Grimm
der ſtändige Berater der Fürſtin; er hat wiederholt ausführlich
Vorſchläge entwickelt, wie für die folgenden zwei bis drei Jahre
der Bildungsgang des Prinzen zu regeln ſei. Der endgültige
Plan, der nach dem wertvollen Aufenthalt in England eine
Reiſe nach Frankreich und in die Schweiz, im folgenden Winter
nach Italien und von da zurück nach Deutſchland über die Höfe
in Wien und Berlin vorſah, hat ſich nicht ganz verwirklicht; die
Reiſe nach Italien unterblieb, und dafür erfolgte 177375 der
Aufenthalt in Rußland, wohin Grimm ſelbſt den Prinzen be=
gleitete
. Die ſchwierigſte Frage dabei war die der Mittel;
die heſſiſchen Landſtände hatten für die Reiſe des Prinzen im
Jahre 1769 den Geſamtbetrag von nur 40 000 Gulden bewilligt,
den die Landgräfin in einem Briefe an ihren Gemahl als un=
genügend
bezeichnete. Als im Herbſt 1771 der Aufenthalt in
England und die weitere Reiſe gefährdet ſchien, brachte die
Fürſtin das ſchönſte Opfer einer Mutter: ſie verpfändete ihren
Schmuck für 12 000 Gulden, um die Erziehung des Sohnes nicht
an der Geldfrage ſcheitern zu laſſen.
Die eigentliche Reiſe nach England, die von Windſor nach
Oxford Salisbury Portsmouth Plymouth Bath
Briſtol Gloceſter Worceſter Birmingham Litchfield
Derby in die höchſten Berge von England (Peak Foreſt) über
BurgleighNeumarket in die Grafſchaft Norfolk. (Houghton
Park, Nainham, Holkham) führte, war zurückgelegt, ſie hatte
gerade 4 Wochen (16. September18. Oktober) gedauert und
die Nückkehr nach dem Continent war auf Ende des Monats
feſtgeſetzt, als die 12000 Gulden und der Brief der Landgräfin
am 22. Oktober 1771 in London eintrafen. Den ſo charakteriſti=
ſchen
Brief Grimms, in dem er beides beſtätigt und warme
Worte der Verehrung und Dankbarkeit findet, teile ich hier mit:
Aujourdhui pendant gue nous étions 4 table, on nous a apporté
les lattres de V. 4. du 5, Gela niest pas de kraiche date, mais les
vents ont 6t6 contraires. Eh bien, Madame, vons triomphez les
12000 Horins sont dans notre caisse meme le 22 au lien de 23,
mais rotre triomphe me serre le coenr et marrache des larmes.
Ouelle mere! guelle ame! Puisauc k ciel vous a donné Pame
Spartiate, gue ne vous a-t-il dispens6 den faire si souvent la preuve?
Cette ioie daroir reussi A engager vos diamans gue toute votre
lettre respire ma tant troublé aue 1e Prince a ern aue je me tron-
vais
encore mal. Oue V. 4. triomphe de son succ6s et due nous en
pleurions! UI fant aue chacnn fasse son röle. Tai communiaus 4
Monseignonr le Prince h6röditaire le plan ane jai eu Uhonnenr de
tracer 3 V. A. dans ma lettre de 20; i1 1a approuvé dans tons ses
points; il ge felieite de passer auelaue mois sons los veux de sa
respectable mere. Ouant 3 moi, plus jF pense, et plus ce plan me
parait 1e genl sonrenable. Sofex assurse, Madame, pue je ne verrai
pas depenser un 6eu de cette somme aue nous venons de recerolr,
sans aue le coeur me saigtle.
Grimm hatte den ihm bekannten Sohn eines Dr. Maty
als Cicerone für die Engliſche Reiſe gewonnen und in der Wahl
Eckard.
*

des jungen Theologen einen guten Griff getan; dabei konnte er
an die Landgräfin die Bemerkung nicht unterdrücken: Dieſer
junge M. iſt ein Diener des Evangeliums, alſo werden wir alle
geheiligt werden. Maty hat ein genaues Fournal der
Reiſe geführt, das 60 geſchriebene 4 Seiten ſtark, unter den
Papieren des Hausarchivs verwahrt wird; in Verbindung mit
den Briefen Grimms gibt es ein lebendiges, farbiges Bild
alles deſſen, was der Prinz mit ſeinen Begleitern an Menſchen
und Gegenden ſah und erlebte. Aus Grimms Briefen
gebe ich folgende Auszüge: 13. September 1771: Dem Erbprin=
zen
geht es glänzend. Wir haben bereits Blenheim, Stow,
Windſor und mehrere andere intereſſante Orte geſehen. Vor
der Abreiſe von London hat der Prinz einer Kriminalverhand=
lung
in Old Bailey beigewohnt; wir ſind von 10 Uhr morgens
bis 7 Uhr abends dort geblieben. Der Oberbürgermeiſter, der
den Vorſitz führte lud den Prinzen zum Eſſen ein, und wir
nahmen an. Dieſe Gerichtsverhandlung war ſehr intereſſant,
und ich war zufrieden über die Art, wie der Prinz ihr bei=
wohnte
; er hat geſehen mit welcher Gerechtigkeit, welcher
Menſchlichkeit und Nachſicht es üblich iſt, über das Leben von
Menſchen oder ihre Chre und Vermögen zu entſcheiden, wenn
ſie angeklagt ſind. Das engliſche Gerichtsverfahren iſt in dieſer
Hinſicht vorbildlich.
20. September: Am Tag danach haben wir entzückende
Stunden bei Garrick verlebt, nachdem wir mit beſonderer
Genehmigung das Palais der Königin beſichtigen durften,
was ſeit einigen Jahren jedermann und zuletzt auch dem Prin=
zen
von Holſtein verweigert worden war . . . Ew. Durchlaucht
möchten gerne, daß der Prinz auch den Engländern gefalle,
nachdem er dem Königlichen Haus gegenüber ſo glänzend. be=
ſtanden
; aber das wird keine leichte Sache ſein. Nämtich des=
halb
, weil es eben keine Engländer in England gibt, wenigſtens
befinden ſich gerade jetzt keine in der Hauptſtadt; alles iſt auf
dem Land; und wenn das Parlament, wie man ſagt, nicht vor
Weihnachten zuſammentritt, ſo brauchen wir uns gar keine Hoff=
nung
zu machen, London in ſeinem Winterkleid zu ſehen; des=
halb
iſt es auch ziemlich gleich, ob wir um 14 Tage früher oder
ſpäter abreiſen oder noch bleiben. Ich erwarte die Befehle Ew.
Durchlaucht über unſer Schickſal.
25. September: Der Erbprinz iſt in dieſem ſtolzen Hafen
(Portsmouth), der allein eine Reiſe wert iſt, mit allen Ehren
empfangen worden. Der kommandierende Admiral, Mr. Pye,
und der Kommiſſar, Sir Hudges, haben den Prinzen auf Be=
nachrichtigung
durch den 1. Kommiſſar der Admiralität, Mylord
Sandwich, in allen Ateliers, Magazinen ze. und in dem ganzen
Hafen herumgeleitet. Wir ſind dann auf der Jacht des Kom=
miſſars
an Bord der Royal Chéne mit 74 Kanonen und der
Admiral le Barfleur mit 94 geweſen. Der Prinz iſt bei ſeiner
Ankunft und Abfahrt mit 19 Salutſchüſſen auf jedem Schiff
begrüßt worden; man hat ihm an Bord die militäriſchen Ehren
erwieſen, und bei der Abfahrt hat die Schiffsbefatzung, die die
Rahen beſtiegen hatte, ein 3faches Hurrah ausgebracht, worauf
unſere Chaloupe antwortete. Da wir vom Wetter begünſtigt
waren, haben wir alles geſehen; zu Tiſch hatten wir einige
höhere Offiziere geladen; für das Feſteſſen, zu dem man uns
für morgen einlud, ſagten wir ab, indem wir uns auf die
wenige Zeit beriefen, die uns zu unſerer Reiſe zur Verfügung
ſtehe. So reiſen wir morgen in aller Frühe wieder ab, um
uns nach Plymouth zu begeben, das, wie man erzählt, einzig=
artig
iſt. .. . Was ſchließlich unſere Befriediguug beſonders
erhöhte, ſo haben wir uns mit ungefähr 4045 Guineen aus
der Affaire gezogen, und man hat uns verſichert, daß der Prinz
ſehr ehrenwert gehandelt habe; Herr v. Rathſamhauſen hat das
Geheimnis entdeckt, dieſe 40 Guineen aus den übrigen Reiſe=
tagen
wieder herauszuholen, d. i. vorausgeſetzt, daß uns Ply=
mouth
nicht ruiniert, was ich auch nicht hoffe, da wir nun nicht
wieder an Bord eines Schiffes gehen werden.
1. Oktober: In Plymouth wurden uns keine Ehren=
bezeugungen
erwieſen, da der kommandierende Admiral und
der Kommiſſar beide abweſend waren; aber wir haben dafür
alles in viel größerer Ruhe geſehen, da uns ſubalterne Offiziere
alles bis zu den kleinſten Einzelheiten zeigten. Nachdem wir
den Morgen im Hafen und den Reſt des Tages auf Mont
Edgcumbe, Wohnſitz des Admirals gleichen namens auf der
andern Seite des Hafens, verbracht hatten, rechneten wir da=
mit
, am andern Tag in aller Frühe weiter zu fahren, als uns
ein Billett von Mylady Edgeumbe unſeren Plan ändern ließ.
Wir waren der Anſicht, eine ſo auszeichnende Höflichkeit durch
Aufſchub unſerer Reiſe beantworten zu müſſen und haben mit
Mylady, einer ſchöngeiſtigen und klugen Frau von großer Welt=
kenntnis
, einen ſehr angenehmen Tag verbracht. Der Prinz
wurde bei ſeiner Ankunft und Abfahrt mit 19 Salutſchüſſen be=
grüßt
und zwar von einer Batterie, die auf dem Mont Edgeumbe
aufgeſtellt iſt. Der Ort iſt einzig durch ſeine Lage.
Für die Befriedigung, wie ſie Kunſteindrücke, Cegend,
Charakter des Landes und ſeine immer wieder begeiſternde
Gaſtfreundſchaft in der Reiſegeſellſchaft auslöſten, mögen die
Stellen aus Matys Journal zeugen, die des Aufenthaltes
in Burgleigh bei Lord Exeter gedenken; es heißt da: Es
iſt unmöglich, zuvorkommender zu ſein, als es Lord Exeter war;
obwohl er nicht ein Wort franzöſiſch verſtand. Als er nach dem
Frühſtück bemerkte, daß uns ſeine Gemälde außerordentlich gefie=
len
und wir ſie mit Aufmerkſankeit betrachteten, bat er uns drin=
gend
zu bleiben und mit ihm im Kreiſe ſeiner Familie zu Mittag
zu ſpeiſen . . . Lord Exeters Schloß iſt außerordentlich groß und
ſchön im gothiſchen Stil gebaut, das ſchon ſeit den Zeiten des ſeli=
gen
Schatzkanzlers Burgleigh ſteht, deſſen Porträt es ebenſo wie
das der Königin Eliſabeth und das der unglücklichen Königin
Maria enthält. Das iſt zwar ein bißchen wunderlich; aber Maria
ſieht ja hier nicht ſchön aus. Vielleicht waren ſie ein Geſchenk an
ihn von einem Hofmaler. Gärten und Park ſind von ungeheurer
Ausdehnung und ſind ſo gut, wie es die Gegend, die flach iſt, ge=
ſtattet
. . . . . Er würde erſtaunt ſein über die Zahl bon Bächen
und Brücken, die ſich in den Parks unſerer Engländer finden, und
über die Selbſtverſtändlichkeit, mit der ſie davon ſprechen, ſie bei
uns einzuführen. Die Räume in Burgleigh ſind zahllos, einige
groß und alle äußerſt wohnlich. Aber keiner ausgeſucht ſchön,
höchſtens die Kapelle, die in einem ſehr eleganten und anſprechen=
den
Stil gebaut iſt, mit 7 Rieſen=Gemälden, 3 an jeder Seite und
eines über dem Altar; und dann die Küche. Worin beſteht denn,
werden Sie ſagen, die ſo gerühmte Pracht in Burgleigh bei einer
ſolchen Ueberfülle von Gemälden, Kupferſtichen 2e., die uns meh=
rere
Stunden in einem nur flüchtigen Ueberſchauen der erſteren
verbringen ließ, und uns bei der anderen zwang, der allgemeinen
Stimme des Ruhmes zu glauben, ohne im Vorbeigehen mehr als
den Schimmer von einer ſilbernen Badewanne, inmitten von Ur=
nen
, Lampen, Bechern, 2e. 2c. aufgefangen zu haben. Es iſt un=
möglich
, auch nur annähernd einen Begriff von dem Reichtum
Lord Exeters zu geben, wenn ich Ihnen ſage, daß er uns, nachdem
er uns glücklich dreieinhalb Stunden herumgeführt hatte, in ſein
ſogenanntes Magazin führte, deſſen Schlüſſel er immer bei ſich
verwahrt. Und da lagen vielleicht 150 Bilder, eins auf dem an=
dern
, darunter Gemälde von Titian, für die er vorläufig noch kei=
nen
Raum ſchaffen konnte. Seine Hauptſchätze beſtehen in Lucas
Guiondanos Gemälden, deſſen Bedeutung nur hier ermeſſen wer=
den
kann, da nirgends in Europa eine gleich große Zahl ſeiner
Bilder vorhanden iſt.
as berühmteſte aber iſt der Tod
Senecask)..
*) Gs folgt noch die Beſchreibung weiterer Gemälde, darunter ſolche
von Murillo, Correggio, Titian.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924,

Rummer 90.

Seite 12.

Auf dieſer Reiſe hatte Grimm die Einſichten in den Charakter
des Prinzen gewonnen, die ihm Recht und Pflicht zugleich gaben,
ſich mit der ganzen Kraft ſeiner Ueberzeugung und der gewinnen=
den
Liebenswürdigkeit ſeines durchaus rechtlichen Weſens dafür
zu verwenden, daß bei dem Aufenthalt in der Schweiz 1772 die
Fehler, wie ſie während der Studienzeit in Holland ſowohl in der
Art des Unterrichts als in der Lebensweiſe des Prinzen begangen
worden waren und auf Rechnung Pelliſarys und Leuchſenrings
kommen, vermieden würden. Der Prinz war von Hauſe aus
ſcheu, und neigte zur Einſamkeit; die Mutter fürchtete, daß wie
beim Vater, ſo auch bei ihm düſtere Stimmungen überhand neh=
men
und ſeinen Charakter beeinträchtigen könnten. Grimm lag
daran, den guten Einfluß der engliſchen Reiſe, den auch die Land=
gräfin
bei dem Beſuch des Prinzen (von Dezember 1771 bis
März 1772) dankbar anerkannte, wenn ſie ihn einen guten Sohn
und guten Bruder nannte, erhalten zu ſehen und nach Möglichkeit
zu verſtärken. Grimm wandte ſich in ſeinem wichtigen Briefe
vom 26. März 1772 gegen Leuchſenrings Erziehungsmethode,
nachdem er im Januar die Fürſtin in Darmſtadt beſucht hatte,
ohne bei dieſer Gelegenheit Leuchſenring ſprechen zu können. Daß
dieſer beſtrebt war, jede Minute im Tageslauf des Prinzen aus=
zufüllen
, um ihm Langeweile zu erſparen, mißbilligte er ſcharf;
denn er ſah als Folge davon einen Negenten, der von ſeiner Um=
gebung
beherrſcht und mißbraucht werde. Vielmehr wünſchte er
einen Fürſten, der Menſchen und Dinge genau kenne, der um das
Leben, auch mit ſeiner Langeweile, wiſſe, um alle Energie, allen
Willen zu wecken, zu üben und zu ſtählen.
Grinm kämpfte für die Herrſchaft der Aufklärung, in der
durch Friedrich den Großen das Bewußtſein der Pflicht: erſter
Diener ſein zu wollen, lebendig geworden war. Hatte
die Mutter durch Blut und Erziehung dem Prinzen das gegeben,
was ihn zum edlen Menſchen machte, ſo weckte in ihm der
Verkehr mit Grimm, was klarer Verſtand und feſter Wille an
Selbſtändigkeit und Größe zu formen vermögen, ohne daß er ſeine
muſiſchen Talente verkümmern laſſen mußte.
Der Brief ſelbſt lautet: Je snis charmé, Madame, que M.
Leuschenring accompagne S. A. S., iI donners du conrage et de 1a
sonfance 4 M. de Rathsamhansen; mais je différe totalement de ses
id8es par rapport 3 Lexscntion du plan. Je pense aue le Prince
na rien de mienz à faire due darriver le plutst gnil pourra 2.
Lausanne, d’y prendre une maniere de virre uniforme et dy
rester le plus long temps guil se pourra. Je moppose surtont
formellement A ce guil partage son séiour entre Lausanne et Gensve.
Pi on le promene ainsi en Snisse comme on a fait en Hollande,
Votre Altesse peut compter due ce séionr sera encore perdn. 11
mest d8montré que le plus grand mal ga’on ait fait au Prince vient
des voyages hebdomadaires de Leide u la Hape, de la Haye 4 Leide.
Je Lai souvent dit 4 M. de Rathsamhausen; elstait deranger la tete
périodiquement par la dissipation, par un changement de lien et
dobjets au moment ou elle commencait se rassoir. Je suis faché
que D. Leuschenring ne soit venu A Darmstadt gu'aprés mon départ:
nous anrions discnté ce point et celni de la maniere dont il faut

chercher 2 appliguer le Prince II craint surtont auil ne sennuie.
Et pourguoi ne faut-il pas guil siennnie? Est-ce auon ne doit pas
apprendre & sennnyer? La vie pour les Princes ne doit elle Stre
guun changement de dissipations et de plaisirs? Et nos devoirs
sont-ce des amusemens? Je veux done que le Prince sache gu il
faut sennuger, auil faut vainere cet ennni, guiil faut conspirer avec
ceux gui seront 2 portée de Laider. II ne saura samuser aue lors-
guil
aura appris à sennnger. U’est actnellement que sa vie est un
ennni continnel meme au milien des plaisirs parcequiil fant auz
hommes de Poccupation pour supporter les amusemens et de Lamn-
sement
et du délassement pour supporter le trarail. Dailleurs
Lausanne niest pas une ville triste et deserte comme Leide. Le
Prince y trouvera tous les amusemens et tous les agremens de 1a
Société, jadésire guil erite celles il Fatrop de bel esprit, et
gu il s'attache de préférence aux Sociétés sensées. Mais si Von veut
obtenir le but guon se propose, jinsiste auil faut auil mene une
vie uniforme, södentaire, eloignée de toute dissipation. Le temps
auil F aura diei A son vovage dItalie niest pas trop long pour cela
mais il fant faire ce gu’on fait. Quand on vovage, il faut toujours
étre par voie et par chemin; guand on doit sappliguer, il faut
mener une vie riglée et Sloigner le bruit et le mouvement. Je
suis dailleurs daccord gulon naccable pas le Prince de maitres, iI
Iui en faut pen, mais guils cherchent A lni ourrier Vesprit, 2 faire
travailler sa téte, sa raison, son entendement, 4 exercer la sensibilité
de son coeur. Je me rapelle aussi davojr oui dire A M. de Rath-
samhausen
gue M. Leuschenring avait souvent cherché à faure trouver
au Prince des livers sous la main, sans faire semblant de rien, pour
lni donner Lenvie de sinstruire sur tel et tel objet. Moi, je fais
semblant de tout ce que je veux et je soutiens guil ue faut Jamais
user de ces finesses, mais attaguer droit Vennemi dans le fort et
associer le maitre du fort & la conspiration afn gue Lennemi soit
chass6 dautant plus sürement et plus promptement. Si je navaie
eu Thonneur de passer aveo Monseigneur le Prince héréditaire
quelgues mois, je serais plus rösérvé sur ces idées, mais je suis si
sür du succés de ma msthode, je suis si convainen que tonte autre
fera manduer le but gu on se propose, due je ne men départirai
jamais. Aprés cela je nenremets pas moins toutes mes idées au
jugement de Votre Altesse Sérénissime, et guoigue je ne puisse
mengager 2 en changer, je ne prötends Das les voir regarder comme
infaillibles."
Der Brief könnte vielleicht Grimm zu einfeitig als Verſtandes=
menſchen
erſcheinen laſſen, der er in ſeinem Leben war; wir
werden den Einfluß, den er auf den Prinzen in England, Frank=
reich
und Rußland ausübte, richtig beurteilen und in ſeiner gan=
zen
Tiefe erfaſſen, wenn wir folgende Stelle eines viel früheren
Briefes heranziehen. Am 24. Februar 1767 hatte er an die Land=
gräfin
geſchrieben: Ich wünſche den Anſichten Ew. Durchlaucht
hinſichtlich des Wechſels in der Erziehung des Prinzen allen Er=
folg
. Ich merke ſehr wohl, daß er einen Menſchen braucht, der der
Augsburger Confeſſion angehört, wie ich; aber wenn man das
Glück hat, in der einzigen wahrhaften Religion geboren ſein,
die es auf Erden gibt, dann iſt, ſollte ich meinen, in dieſer Hinſicht

alles geſagt. Und wird derjenige, der die Erziehung des Prinzen
leiten wird, verpflichtet ſein, täglich Rechenſchaft von ſeinem
Glauben zu geben? Ich wünſche, daß er vor allem glaubt an
Rechtſchaffenheit und Tugend, an die Bildungsmöglichkeit und
Würde der Seele, und dann werden wir uns nach dem Artikel
über die Dreieinigkeit umſehen. Ebenſowenig aber würde mir
ein Menſch behagen, der zu gewagten Geſinnungen neigt; denn
Weisheit, Diskretion und Achtung für die überkommenen An=
ſchauungen
ſind notwendige Eigenſchaften für einen Menſchen, der
ſich in Erziehungsgeſchäfte miſchen will. Die Sorge ein morſches
Gebäude auf eigne Gefahr niederzureißen, muß er den Philoſo=
phen
überlaſſen; es heißt auch hier, Schuſter bleib bei deinem
Leiſten!
Die Landgräfin erlebte nicht mehr, was die Bekanntſchaft mit
Grimm in dem Sohne reifen ließ; während beide noch in Ruß=
land
weilten, ſtarb die Landgräfin am 30. März 1774 in Darm=
ſtadt
. Der Erbprinz kehrte erſt 1776 nach Darmſtadt zurück, nach=
dem
er den Winter in Weimar mit ſeinem Schwager Karl Auguſt
und Goethe verbracht hatte. Bekannt ſind die Worte, die Goethe
in Dichtung und Wahrheit als ſeinem vieljährigen, unabänder=
lichen
gnädigen Herrn widmete und wie ſehr er ihn Merck emp=
fahl
: Er iſt eine große, feſte treue Natur, mit einer ungeheuren
Imagination und einer geraden tüchtigen Exiſtenz. Wir ſind die
beſten Freunde; zu Dir hat er ſchon viel Zutrauen, ſei nur ganz
wie Du biſt gegen ihn, er bedarf ſehr Menſchen zu finden.
Der Prinz fand eine ſtille Reſidenz, in der ſich nach Mercks
Ausſpruch, nach dem Tode der Landgräfin alles geändert hatte.
Aber die Erinnerung an die Mutter und die unter ihrem Schutz
verbrachte Jugend, geleiteten ihn, als er, 23 Jahre alt, in die einſt
von ihr bewohnten Räume im Schloß einzog, um allerdings den
Sommer der folgenden Jahre gewöhnlich in ſeinem geliebten,
heute leider ſo verwahrloſten Fürſtenlager bei Auerbach zu ver=
bringen
. Daß über ſeiner Jugend das Auge einer Mutter und
Fürſtin gewacht, die, wie der Dichter Gleim meinte, mehr als
Fürſtin war vermag kaum ein anderer Brief ſchöner zu ſagen
als der des Oberjägermeiſters v. Riedeſel an die Schweſter des
Prinzen, Großfürſtin Natalie von Rußland, geſchrieben am 21.
März 1776 in Pirmaſens, kurz ehe er mit dem Prinzen in den
Wagen ſtieg, um nach Mömpelgard zu fahren:
Ich habe dieſesmahl in dem Zimmer logiret, worinnen Sie,
allergnädigſte Großfürſtin, und die Frau Erbprintzeſſin von Bag=
den
(ihre Schweſter Amalie) gewohnet haben, mit welchem emp=
findlichen
Vergnügen erinnere ich mich der verfloſſenen glückſeli=
gen
Zeiten, alle Nahmen von Ihnen ſind hier noch angeſchrieben,
alle meubles ſtehen noch ſo wie ſie daſſelbige Mahl geſtanden
haben, die Wände ſind noch von denen Spritzer der Frau Hertzo=
gin
von Weimar (ihre Schweſter Luiſe) und des Herrn Erb=
printzen
verdorben; erinnern Sie ſich allergnädigſte und an=
bethenswürdigſte
Großfürſtin noch der ſchönen Muſie mit dem
großen Lavoir, und der Bataille, ſo darauf erfolget? Wie fehr
hat ſich alles mit dieſer Zeit verändert!

Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme
bei dem Hinſcheiden unſerer
lieben Mutter ſagen wir hier=
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Nummer 90.

Darmſtädter Tagblatt, Sountag, den 30. März 1924.

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[ ][  ][ ]

4DerHaushaltsplan im Frühjahr
Wohl die Mehrzahl aller Hausfrauen bewältigen ihr tägliches
Pflichtenmaß gänzlich nach Zufall und Gutdünken. Sie laſſen
ſich mehr treiben, als daß ſie ſelbſt tun, d. h., als daß ſie ihre
Arbeit nach einem beſtimmten Plan einteilen und möglichſt ohne
Abweichungen von ihm durchführen. Kommen Zwiſchenfälle,
Störungen und ungeahnte Zeitverſäumniſſe dazu, die eine ge=
plante
Arbeit aufſchieben oder wohl gar am gleichen Tage unmög=
lich
machen, dann ſchicken ſie ſich entweder raſch ins Untermeid=
liche
oder verrichten ſie nur oberflächlich, gleichſam im Fluge.
Selbſtredend kennen dieſe Art Frauen ohne einen feſten
Arbeitsplan, auch keine beſtimmten Ruheſtunden für ſich ſelbſt.
Sie haben einfach immer zu tun. Ihre fleißigen, nimmer=
müden
Hände müſſen immer irgend etwas arbeiten. Sind es
nicht Hausfrauenpflichten im engeren Sinne, wie Kochen, Zim=
merreinigen
, Waſchen und Plätten, dann iſt es Nähen, Flicken,
Stopfen, Stricken und Handarbeitenausführen, das ihre Zeit in
Anſpruch nimmt und ſie nie zu ſich ſelbſt kommen läßt. Ja, es
ſind keineswegs nur vereinzelte Vertreterinnen des weiblichen
Geſchlechts, die ſich auf dieſe ihre ſtändige Ruheloſigkeit noch
etwas zu gute tun und ſich förmlich damit brüſten, daß ſie
weder zum Leſen eines guten Buches oder Schreiben eines wich=
tigen
Briefes, noch zum Beſuch eines guten Vortrags, eines er=
hebenden
Konzertes eines neuen Theaterſtückes und ähnlichem
Belehrenden und Zerſtreuenden mehr, die nötige Zeit finden.
Von Körper= und Geſundheitspflege oder Kräftigung durch Sport,
Spiel oder ähnlichen regelmäßigen Uebungen ganz zu ſchweigen.
Sind das nun aber tatſächlich jene bewundernswerten, als
Vorbild dienenden Hausfrauen, als die ſie gern gewertet werden
möchten? Wir ſagen nein, eingedenk des alten Sprichworts:
Immer findeſt du die beſte Hausfrau dort, wo das Räderwerk
des Haushalts am unſichtbarſten und geräuſchloſeſten geht.
Gott ſei dank iſt auch das, als Folge durchdachter, überlegter und
genaueſt berechneter Arbeitseinteilung, ſchon in zahlloſen Haus=
haltungen
zu finden. Die denkende Hausfrau hat es gelernt, ſo,
wie ſie einſt in glücklicheren Zeiten der neu eintretenden Haus=
angeſtellten
einen feſt umriſſenen, genau eingeſtellten Arbeitsplan
als Richtſchnur für ihre neue Tätigkeit vorlegte, auch für ſich
ſelbſt einen ſolchen auszuarbeiten und was noch viel wich=
tiger
iſt nicht mehr geduldig tragende und ausführende Skla=
vin
ihres Hausweſens, ſondern beherrſchende Dirigentin und
Führerin desſelben zu ſein. Sie weiß ſo ſorgſam und haushäl=
teriſch
, wie mit ihren Kräften, auch mit ihrem koſtbarſten täglichen
Beſitz: der Zeit, hauszuhalten. Sie weiß, daß die Ruhepauſen,
die ſie ſich gelegentlich zwiſchen ihren Arbeiten zu kurzer Erholung
vergönnt, ihr erhöhte Spannkraft und dadurch vermehrte und be=
ſchleunigte
Leiſtungen ſichern und kam längſt zu der Erkenntnis,
daß ihre eigene, ſtändig ungetrübte, durch keine Anfälle und Ge=
brechen
geſtörte Geſundheit zugleich auch für ihre Familie der
köſtlichſte Beſitz iſt.
Jetzt im Frühjahr weiß ſie die täglich früher aufgehende
Sonne und ihre verjüngende und bluterneuernde Wirkung aus=
zunützen
, wo ſie es nur immer vermag. Sie hält auch ihre Fa=
milie
immer, im Hinblick auf die außerordentlichen geſundheit=
lichen
Wohltaten, die der ausgedehnte Genuß friſcher, freier, ſon=
nendurchwärmter
und durchleuchteter Luft dem Körper bereiten,
zu möglichſt ausgiebigem Genuß derſelben außerhalb des Heims
an und beeilt ſich, ſo raſch wie möglich am Nachmittag der
Zimmerhaft entrinnen zu können. Geſchickte Zeit= und Arbeits=
einteilung
, planmäßig, zielbewußt und mit unbeugſamem Willen
durchgeführt, ermöglicht ihr Stärkung und Kräftigung der eigenen
Geſundheit, wie der ihrer Lieben, ohne jedwede Medikamente.
So wird ſie dank ihrer Energie, bei der Durchführung des neuen
Arbeitsplanes im Frühjahr, zur Mehrerin des größten und be=
ſten
zinstragenden Beſitzes: der Familie Geſundheit.
Dr. Hertha Eiſenſchmidt.
*Wie behandle ich meinen Mann?
C. K. Goldene Regeln für das Eheglück werden der
Frauenwelt in den Zuſchriften gegeben, die ein engliſches
Frauenblatt auf die Umfrage hin erhalten hat: Wie behandle
ich meinen Mann? Es zeigt ſich, daß die Frauen, die ſich ganz
der Familie widmen und für nichts anderes mehr Intereſſe
haben, nicht auf dem richtigen Wege ſind, ſondern daß ſich dieſe
Einſeitigkeit in dieſem Eheleben rächt. Eine Frau ſchreibt: Ich
trat in die Ehe mit der felſenfeſten Abſicht, eine ideale Gattin
und Hausfrau zu werden. Ich habe meinen Mann nicht einen
einzigen Tag im Laufe unſerer Ehe allein gelaſſen. Ich hatte
keine Freundinnen mehr, ich ging nie aus. Ich verbrachte meine
Tage in der Küche, um den Meinigen etwas recht Gutes vor=
zuſetzen
. Alle meine Intereſſen, meine ganze Welt lag in meinem
Hauſe. Und was war der Erfolg? Ich verlernte die Fähigkeit,
mit meinem Mann und meinen Kindern geiſtig mitzuleben. Ich

*Finale
Von Elſe Robatzek=Borsdorff.
Sie hatte ihm nun doch ihr Wort gegeben. Es war wohl
auch das Beſte, was ſie tun konnte. Fünfundzwanzig Jahre alt,
ohne großes Vermögen, klug, begabt, ſchön , ja dieſe letzten
Eigenſchaften wogen im allermeiſten Fall wenig.
Er iſt in guter Stellung, wohlhabend, ein Durchſchnitts=
menſch
. Dazu aus der erſten Jugend hinaus, und nun ſich an
ihrer friſchen Kühle berauſchend.
Worauf wollte ſie warten? Die wunderſame Zweiſamkeit,
auf die ihre Frauenſeele ſo inbrünſtig gehofft, hatte ſie nicht ge=
funden
. Es war das Beſte, was ſie tun konnte ohne Sternen=
nähe
, ohne Wunder, aber auch ohne Wahn, glatt, liebenswürdig
und ruhig würde ihr Schickſal ſich geſtalten.
Doch dieſe vier Wochen gehörten noch ihr, waren völlig ihr
Eigen! Er hatte ſich dieſer Eigentümlichkeit lächelnd gefügt die
Frauen, wer kannte ſich in ihnen aus? War er nicht Kenner?
Aber bei dieſen Geſchöpfen war alles möglich die
Frauen
Nun war Irene acht Tage im kleinen Kurort. Wundervoll
ließ es ſich träumen in dieſen Sommertagen. Und es war, als
ob dieſe Wochen, die vor dem Anderen, Neuen blieben, wie ein
wundervoller Akkord verrauſchen ſollten.
Hügel und Wälder des Landes lagen ſonnenüberglänzt am
Tage, und nahm er Abſchied, war es in reichem Farbenſpiel. Der
See gab ihnen nichts nach; ſo lebte Irene, hingegeben an die Na=
tur
, tiefſchöne Zeiten.
Sie bekümmerte ſich nicht viel um ihre Genoſſen, und ihre
Freundlichkeit war nicht ſo lebhaft, daß ſie die anderen fing. Doch
ſie ſah ſich die Menſchen ihrer Umgebung an, und da fiel ihr der
ſchlanke Junge auf, der in köſtlicher Jugend in den Tag wuchs.
Hans Jürgen von Runitz konnte kaum zwanzig Jahre ſein.
Ert trug den blonden, raſſigen Kopf hoch, und ſah ſchmalgeſichtig,

Arbeſt iſt die Miſſion des Menſchen auf dieſer Erde.
(s kämpft ſich ein Tag herauf, es wird ein Tag kommen,
an dem der, welcher keine Arbeit hat, es nicht für geraten
halten wird, ſich in unſerem Bereich des Sonnenſyſtems
zu zeigen, ſondern ſich anderwärts umſehen mag, ob irgend=
wo
ein fauler Planet ſei.
Ein weiter und weiteſter Umriß ſollte eigentlich in
ſeder Beziehung uns klar ſein, nämlich der, daß ein Glanz
Gottes in einer oder der anderen Form ſich aus dem
Herzen auch dieſes unſeres induſtriellen Zeitalters entwickeln
muß.
Thomas Carlyſe (17951881)

wurde ihnen langweilig. Sie ſuchten die Anregung, die ſie bei
mir nicht fanden, außer dem Hauſe, und die trefflichen Lecker=
biſſen
, die ich ihnen vorſetzte, konnten ſie nicht entſchädigen für
den Mangel an Verſtändnis, der bei mir aus einer Unkenntnis
des Lebens herkam. So habe ich dann an eigener ſchmerzlicher
Erfahrung gelernt, daß auch die Familie nicht vom Brot allein
lebt und daß die Frau ſich in der Welt umtun muß, vertraut
ſein muß mit den Fragen des Lebens, um ihrem Mann eine
verſtändnisvolle Gefährtin, den Kindern eine gute Mutter ſein
zu können. Ich rate deshalb jeder jungen Frau, ſich nicht in
der Häuslichkeit zu vergraben und ganz in den Pflichten der
Wirtſchaft und der Küche aufzugehen, ſondern ſich weiter zu bil=
den
, ſich auf dem Laufenden zu halten. Nur dann wird ſie
ihren Mann richtig behandeln, ihre Kinder verſtändnisvoll er=
ziehen
können. Dieſes Geſtändnis wiederholt ſich in vielen Ant=
worten
und wird dadurch beſtätigt, daß andere Frauen, die von
vornherein den altmodiſchen Standpunkt der guten Hausfrau
aufgaben, mit ihren Männern ſehr viel beſſer fertig geworden
ſind. Eine Frau, die kein Intereſſe außer ihrer Häuslichkeit
hat, kann dem geiſtigen Bankerott nicht entgehen, heißt es in
einem ſolchen Schreiben. Sie wird mit ihrer Familie nicht
jenes innerliche Band des gemeinſamen Fühlens und Lernens
knüpfen können, das feſter hält als jede Verwöhnung in mate=
riellen
Dingen. Sie wird aber ihre geiſtige Verarmung in ihrem
eigenen Schickſal vielleicht am ſtärkſten ſpüren. Wenn die Kinder
verheiratet ſind, wenn ihr der Mann ſtirbt, dann erſt ermißt ſie
ganz, wie arm ſie geworden iſt. Daher kommt es, daß ſo viele
Frauen, die ſehr gut unabhängig leben könnten, bei ihren Kin=
dern
wohnen und die undankbare Rolle der Schwiegermutter
ſpielen. Dieſe Frauen können nicht allein leben, wie ſie niemals=
ihr
eigenes Leben gelebt haben. Sie haben keine Intereſſen
außer ihrem Mann und ihren Kindern und ſie werden den
Ihrigen gerade dadurch zur Laſt.
4Die Tafelordnung
Wir haben ein gut berwahrtes weißes Käſtchen mit einer
blauen Seidenſchleife. Die Seide iſt ſchon ganz verblaßt.
Heute, in einer ſtillen Stunde haben wir unſern Schatz auf
den Schoß genommen und wie herzklopfende Kinder die blaue
Seidenſchleife gelöſt.
Da haben wir wieder deinen Myrthenkranz geſehen und ein
paar Roſen aus dem Hochzeitsſtrauß. Sie träumten von unſerem
wunderſchönen Feſt. Die vielen Telegramme und Glückwunſch=
ſchreiben
lächelten uns ſelig an. Sie haben ein paar Jahre lang
geſchlafen.
Wir haben auch ei Blatt gefunden, mit ein paar rechtwinke=
lig
angeordneten Linien und den Namen lieber Menſchen: die
Tafelordnung.
Unſere Augen gingen langſam über das Blatt, und unſere
kleine Stube wurde uns zur hochzeitlichen Feſthalle. Die wunſch=
trunkenen
Feſtesfreunde kamen und drückten uns die Hände. Wir
ſaßen eng aneinandergeſchmiegt und hießen ſie willkommen, bis
uns der Herzſchlag ſtockte bei einem lieben Namen. Der ſchwarze
Allbezwinger hatte den fröhlichen Gaſt fortgenommen.
Unſere Augen flogen wie neſtgeſcheuchte Vögel über die Ta=
felordnung
. Sie wurden wehmutfeucht, als ſie die leren Plätze
gewahrten. Wir haben ſieben kleine Kreuze in die Tafelordnung
eingezeichnet. Das war ſo ſchwer.
Einmal wird einer von uns ſo bettelarm werden: wenn
die zitternden Finger neben den liebſten Namen ein kleines Kreuz
zeichnen müſſen.
Das aber wird am ſchwerſten ſein.
Franz Mahlke.

Die Zunahme des Frauenſtudiums an Tech=
niſchen
Hochſchulen. In auffallendem Maße hat ſich die
Zahl der ſtüdierenden Frauen in techniſchen Fächern vermehrt.
Vor dem Kriege waren es nur 83, die als Studentinnen die
Techniſchen Hochſchulen beſuchten. Im Jahre 1922 war dieſe
Zahl auf 346 geſtiegen, und jetzt ſind es ſogar 483 Frauen, die
dem techniſchen Studium obliegen. Von dieſen haben 39 Archi=
tektur
, 5 Bauingenieurweſen, 6 Elektrotechnik, 11 Maſchinenbau,
183 Mathematik und Naturwiſſenſchaften, 3 Pharmazie und
203 Frauen weitere allgemein bildende Fächer gewählt.
Ein Frauenberuf, den es nur auf Kuba gibt.
Ein Vorgehen, das in geeigneten deutſchen Betrieben Nach=
ahmung
verdiente, verhalf den kubaniſchen Zigarrenarbeiterinnen
zu einer wirkſamen Belebung der ſonſt ſo eintönigen Arbeit, wie
zur umfaſſenden Bereicherung ihres Wiſſens: die Anſtellung
einer Vorleſerin im Arbeitsſaal. Sobald ſie ſich an ihre Arbeits=
ſtätten
begeben haben, beginnt dieſe ihre Tätigkeit und lieſt ihnen
das nach vorangegangener Abſtimmung Gewählte vor. Einmal
ſind es Tageszeitungen, dann wieder Romane, Dichtungen,
wiſſenſchaftliche Abhandlungen oder Werke politiſchen oder natio=
nalökonomiſchen
Inhalts, je nachdem die Arbeiterinnen d nach
Verlangen tragen. Bei dieſer geiſtigen Koſt arbeiten ſie flink
und ohne Unterbrechung, mit Ausdauer und Hingabe, ſo daß
die Arbeitgeber bis jetzt keinerlei Einſpruch gegen dieſe Einrich=
tung
erhoben.
K. M.
Ehrenſpende für eine Schriftſtellerin. Der be=
kannten
Erzählerin aus der Nordmark: Charlotte Nieſe, iſt
von der Stadt Altona eine jährliche Ehrenſpende von 800 Mark
zur Verfügung geſtellt worden. Die von der Inſel Fehmarn
ſtammende und ſeit einer Reihe von Jahren in Altona lebende
Schriftſtellerin hat durch ihre feinſinnigen Schilderungen von
Land und Leuten, unter denen die Arbeiten: Aus däniſcher
Zeit und Geſchichten aus Holſtein ſowie Klabunkerſtraße‟
Kajus Rumpolt und Minnete von Söhlenthal, an erſter
Stelle ſtehen, ein Stück Heimatkunſt geſchaffen, die mit zu den
beſten Stücken der Frauenliteratur auf dieſem Gebiete gezählt
werden muß.
K. U.
Die Frauen auf den deutſchen Hochſchulen.
Unter den von Frauen am meiſten beſuchten deutſchen Hochſchu=
len
ſteht Berlin mit 1561 weiblichen Studierenden an erſter Stelle,
während München mit 1004 an zweiter Stelle ſteht. Dann folgt
Köln mit 601, Frankfurt mit 530, Leipzig mit 453, Hamburg mit
407, Heidelberg mit 380, Bonn mit 371, Breslau mit 357, Mün=
ſter
mit 336, Marburg 295, Göttingen 255, Jena 246, Tübingen
227, Würzburg 223, Königsberg 218, Kiel 198, Halle 169, Gießen
129, Greifswald 107, Roſtock 97 und Erlangen mit 75 ſtudieren=
den
Frauen.
R. H.
* Aus der Kinderſtube
* Welche Art des Schreiens verrät das
Hungergefühl des Säuglings? Für die junge
Mutter iſt es bekanntlich anfänglich ſehr ſchwer, die Urſachen des
Schreiens beim Erſtgeborenen feſtzuſtellen. Gewöhnlich bietet ſie
dem ſchreienden Säugling zur Beruhigung ſofort die Bruſt oder
Flaſche an, ohne ſich an die vorgeſchriebenen Pauſen der Nah=
rungsaufnahme
zu halten oder die wahren Urſachen des Schrei=
ens
ihres Kindes zu erkunden. Bei genauer Beobachtung des
Schreiens kann ſie nun genau feſtſtellen, ob dieſes wirklich durch
Hunger, oder durch Schmerz und andere Unluſtgefühle verurſacht
wird. Bei Hungergefühl ſchreit das Kind nur kurz und in Ab=
ſätzen
. Es kneift die Augen dabei feſt zu, ſpitzt öfter den Mund
und ſucht mit dieſem zu lutſchen oder an Fingern und Händchen
zu ſaugen. Bei Schmerz= oder Unluſtgefühlen fehlen alle dieſe
Anzeichen und es wendet und wälzt ſich auch im Bettchen hin
und her, alles Zeichen, daß es durch verſchobene oder drückende
Windeln in ſeinem Wohlbefinden geſtört oder durch Schmerzen
gepeinigt wird.
H.
Kleinkinder mit ſchwachem Rücken. Wenn es
auch durchaus nicht notwendig iſt, den Säugling allzu früh zum
Aufrichten und Sitzen anzuhalten, ſo ſollte doch jede Mutter ihr
Augenmerk darauf richten, ob es den Trieb danach zeigt. Ein kräf=
tiges
Kind wird immer wieder den Verſuch dazu machen, während
ein ſchwächliches Kind meiſt vornüberfällt. Das letztere iſt nun
auf leichte Weiſe nach und nach im Rücken zu kräftigen; wenn es
recht viel auf dicker, wollener Decke auf den Bauch gelegt wird,
auf dieſe Weiſe ſtärkt es bei jeder Bewegung, bei jedem Hoch=
heben
des Köpfchens ſelbſt das Rückgrat, weil dieſes durch dieſe
unfreiwillige Gymnaſtik immer wieder gedehnt und geſtreckt und
dadurch beſſer durchblutet und gekräftigt wird.

aus dunklen Augen in die Welt, die ihm gern nah geweſen wäre.
Zumal die beiden Mädel, die auch im Hauſe waren, hätten ſich an
ihm einen luſtigen Kameraden gewünſcht. Er aber hielt ſich zu
ſeinem Begleiter, einem älteren Herrn, und blieb für ſich, bis der
Zufall ihn eines Tages an gemeinſamer Tafel mit Irene zuſam=
menführte
.
Die Ranitz ſchienen immer ein bißchen hochmütig, wenn ſie
es im eigentlichen Sinne auch nicht waren. Sie beſaßen aber
jenes Temperament, das ruhig, wenn auch hell beobachtend, in die
Welt ſah. Hatten ſie aber etwas für gut erkannt, hielten ſie es
mit einem kraftvollen warmen Herzen.
Irene freute ſich ihrer Bekanntſchaft. Bald wurden ſie Ka=
meraden
, und wenn es mal ſehr weit ins Land zu wandern kam,
oder ein ganzer Tag im Boot verlebt wurde, ließ ſein alter Leh=
rer
, Doktor Braun, ſie gewähren, rauchte in einem ſtillen Winkel
ſeine Zigarre, berichtete über ſeines Zöglings faſt völlige Gene=
ſung
und ſah am Abend ſeine beiden Schützlinge geſund und
ſtrahlend wieder.
Eine prachtvolle Kameradſchaft war bei Irene und Hans=
Jürgen in dieſen Wochen gewachſen. Beide gaben einander viel.
Das Mädchen von ihrem gütigen, ſchönen Frauentum, er von
herrlicher Jugend, Aufnahmefähigkeit und Kraft. Kraft hatte er
zu vergeben, der bei wildem Ritt Arm und Schlüſſelbein ge=
brochen
hatte und darum, wie er lachend ſagte, zur Wiederher=
ſtellung
und Erholung im kleinen Kurort war. Von manchem
tollen Ritt konnte er Irene erzählen, vom Leben daheim, von den
blonden Zwillingsſchweſtern, den Eltern. Und ſie kannte Ritter=
gut
Schönberge, als wäre ſie da geweſen.
Ja, es war prachtvolle Kameradſchaft, Irene, Hans=Jürgen
und der gute Doktor Braun. Und ein unendlich zartes Liebhaben
zwiſchen den Beiden. Jugend zu zweit, wenn auch Sommer und
Lenz.
Eines Abends, er war fröhlich geweſen mit Muſik im Kur=
park
, hellen Kleidern und Sommerabendweichheit, war Hans=

Jürgen merkwürdig ſtill. Sein Händedruck nicht feſt, wie ſonſt,
leiſe, faſt zögernd, und in den dunklen Augen im ſchmalen Ge=
ſicht
da brannte etwas ihr Gefühl war fein . Da brannte
das Erwachen.
Irene wollte faſt traurig werden in dieſer Erkenntnis. Dann
aber ſprangs auf ſie über, umſchmiegte ſie wie Duft und Lindig=
keit
des Sommerabends, ſie tauchte hinein, ward eins mit
ihm im gleichen Gefühl: Du!
Dann dachte ſie plötzlich des Andern. Nicht wußte ſie von
ihm. Dieſer junge reine Knabe aber war durch ſie zum Mann
gereift. Das zu denken war ſchön. Und er ſollte auch wiſſen, daß
ſie ihn verſtand, ſie wollte ihm noch mehr geben, als bisher.
So waren die Tage beiden zur völligen Eigenheit geworden.
Irene hatte das Amt, das die Liebe ihr auferlegte, ſchön und
gut verwaltet. Sie wußte, daß Hans=Jürgen ihrer noch lange
gedachte, und ſie war ſtolz, daß er es auch dann tun würde, wenn
ihm einer Liebe völlige Erfüllung gegeben war. Dann dachte er
ihrer, als der erſten, die ihm als Frau gegenübergeſtanden, in
ſtiller Erinnerung.
So war der Abſchied gekommen. Beiden wars eigen ums
Herz. Da barg er, überwältigt vom rauſchenden Quellgefühl,
den Kopf in ihren Schoß.
Sein Blondhaar! Sie ſtreichelte es mit ſachten Händen.
Er dankte in geſtammelten Worten für alles Vorwärts=
bringen
, für alle Güte, heiß, jungenhaft überſchwenglich, und in
ſeinen Augen ſtand das erſchauernde Licht, das ihr Nahſein über
ihn goß.
Und auch ſie überkams: Dieſe lenzliche Jugend iſt ganz dein
Eigen nimm und gib!
Doch das ebbte zurück. In leiſer Wehmut küßte ſie ihn leicht
auf die Stirn. Hans=Jürgen, auch Sie gaben mir viel. Leben
Sie wohl! Ein letzter feſter Händedruck.
So gingen ſie voneinander im Bewußtſein eines ſchönen Er=
lebens
, und der letzte Akkord löſte ſich auf in einem janften,
klingenden Finale.

[ ][  ][ ]

Gabardine=Mantel
mit neuartigem Kragen

Flotter Sommer=Anzug,
Rock= und Winkelform, aus weißem Gabardine. Bluſe flotte Form, mit echter Hand=Palenclenne

Modelle aus dem Spesialhaus der Firma D. Rebfeld & Co., Darmstadt, Laudavigstraße Modelle aus dem Blusen- und Modehaus Alfred Wagner, Darmstadt, Obere Wülhelminenstr. 28

4Wie die erſten orientaliſchen
Schals insAbendland fomen
Jene weichen, ſchmiegſamen, farbenprächtigen,
orientaliſchen Gewebe, die aus dem zarten
Flaum der edlen Ziegenraſſe von Kaſchmir ge=
fertigt
, die tägliche Arbeit ſchöner Frauen im
Harem während eines ganzen langen Jahres
erforderten, ſtellten, ſofern ſie in Indien oder
Perſien angefertigt wurden, wahre Wunder=
werke
des orientaliſchen Frauenfleißes dar und
erregten mit ihren Palmen und Blumen, ihrem
ſich niemals gleichbleibendem farbenprächtigem
Muſter auf zumeiſt gelblich=weißem Grund das
Entzücken der Trägerin, den Neid der beſitzloſen
Frauen. Koſteten doch damals ſchon gute Stücke
1000 bis 6000, einzelne von ihnen ſogar bis zu
10000 Talern. Keinem Geringeren als dem
damaligen Obergeneral Bonaparte iſt das Ver=
dienſt
zuzuſchreiben, die erſten indiſchen Schals
in Europa eingeführt zu haben. Im Jahre 1798
ſandte er während eines Aufenthalts im Orient
ſeiner Joſephine, von der er im Zorn geſchieden
war, zwei dieſer morgenländiſchen Koſtbarkeiten
als Verſöhnungsgeſchenk. Zunächſt wenig durch
ſie erfreut, zeigte dieſe ſich doch einmal damit in
der Oeffentlichkeit, weil ſie noch völlig unbekannt
waren und erregte den Neid der ſchönen Frauen
ihrer Umgebung. Natürlich wurden ſie ihr ſelbſt
nun raſch lieb und wert. Bald eiferte ſie mit den
anderen um die Wette, ihren Beſitz an echten
Schals zu vermehren und brachte es bis auf 150
Stück dieſer orientaliſchen feinen Kaſchmir=
gewebe
. Eine noch größere Vorliebe für dieſes
ſo vielfältig verwendbare Kleidungsſtück zeigte
jedoch ſpäter Königin Viktoria von England, die
überhaupt die größte und ſchönſte Sammlung
den je eine europäiſche Frau aufzuweiſen hatte. und Handſickerei
Die einſetzende außerordentlich ſtarke Nachfrage
nach dieſer Koſtbarkeit führte raſch zur Einfüh=
rung
der Kaſchmirziegen in Frankreich und Ter=
neaux
verſuchte ſogar, durch Kreuzung dieſe Raſſe noch zu ver=
ebeln
. Doch trotz vereinzelter vorzüglicher Reſultate dieſer Zucht
ging man bald dazu über, nur echtes Rohmaterial zu beziehen
und in Frankreich unter der Bezeichnung Chäles imites den
echten Schal zu kopieren. Deutſchland und Oeſterreich wiederum
ahmten den franzöſiſchen Schal nach und brachten es bald zu ſol=
cher
Fertigkeit darin, daß das echt franzöſiſche Erzeugnis von
deutſchen und öſterreichiſchen Fabrikaten kaum mehr unterſchieden
werden konnte. Die Maſſe des Volkes konnte freilich auch dieſe
Imitation nicht kaufen, ſo ſtark ſie auch danach begehrte und be=
gnügte
ſich entweder mit ſchmalen Plaids, die England verfer=
tigte
, oder dem gewöhnlichen Umſchlagtuch, das ſeinen Vorgänger
im Regentuch hatte, das im Jahre 1730 den Zorn des Kurfür=
ſten
Georg von Trier derart erregte, daß er mit einer Strafe von
3 Goldgulden nebſt öffentlicher Beſchimpfung alle jenen Frauen
bedrohte, die in ſeinem Erzſtift und Kurfürſtentum noch ferner
damit betroffen würden. Sowohl der echte Schal, wie ſeine ver=
ſchiedenen
Abarten bedurften aber der geſchickten Hand, um ihn
ſo zu drapieren, daß er der Figur als wirkſame Folie diente und
nicht ihre Reize neidiſch verhüllte. Ob der neu auftauchende,
lange ſchmale Schal genügend Material zu ſolchen Drapierungs=
künſten
der Frauen bieten wird und was ungleich wichtiger
iſt die Frauen unſerer Zeit ſich ſeiner ſo zu bedienen wiſſen
werden, wie ihre Geſchlechtsgenoſſinnen jener Zeits
Hanna Brenken.
* Modeſchau
Die Firma Gebr Robinſohn, Frankfurt a. M., veranſtal=
tet
, anläßlich der Frühjahrsmeſſe, am Montag, den 7. April,
nachmittags 4½ Uhr, im großen Saale des Frankfurter Hofes,
eine Modeſchau, verbunden mit 5 Uhr= Tee, bei welcher Gelegen=
heit
die neueſten Modeſchöpfungen vorgeführt werden.
Karten zu der Veranſtaltung ſind ab 4. April, im Geſchäfts=
lokal
der Firma Gebr. Robinſohn, Zeil 127. oder beim Portier
des Frankfurter Hofes, ſowie bei Ling Schott, Rathenauplatz,
erhältlich.

Tragröckchen
Tragkleid aus Voile Lätzchen
von indiſchen Kaſchmirſchälen beſeſſen haben foll, mit Handhohlſaum mit Stickerei aus gelblichem Köper mit Stickerei ſchuhe mit Nöschen. Sieh aufmerkſamen Auges um dich, ob du Be=
mit
Seidenſtickerei und Spitze
Die Modelle stammen aus dem Atelier der Firma H. & F. Becker, Darmstadt

* Die Eleganz des fertigen Anzugs
Der fertige Anzug wird von Herren, die auf ihre Kleidung
viel geben, gewöhnlich mit einem verächtlichen Achſelzucken abge=
tan
. Für den Dandy gibt es nur den Maßanzug, der allein den
ſtrengen Stil und die notwendige Eleganz beſitzen ſoll. Dieſe
Verachtung des fertigen Anzuges iſt aber nicht berechtigt, wie
der Herausgeber einer engliſchen Herrenmoden=Zeitſchrift,
Fonthillbeckford, ausführt. Der fertige Mantel iſt bereits nahe
daran, den Mantel nach Maß zu verdrängen. Es werden ſchon
heute fertige Mäntel in ſo eleganter Ausführung hergeſtellt, daß
ſie weder nach Ausſehen noch Sitz von einem Maß=Mantel zu
unterſcheiden ſind. Ebenſo iſt es auch mit Sportanzügen, bei
denen die fertigen Waren ſogar den nach Maß gemachten vorge=
zogen
werden. Beim Anzug liegt die Sache etwas ſchwieriger,
denn die Nuancen ändern ſich in jeder Saiſon ein wenig. Die
Breite der Schultern, die Weite der Aermel, die Länge des
Jacketts, die Anordnung der Knöpfe, all das ſind Punkte, die
berückſichtigt werden müſſen, wenn ein Anzug ganz nach der
neueſten Mode wirken ſoll. Aber alle dieſe Einzelheiten werden
jetzt auch bei den fertigen Anzügen berückſichtigt. Ich habe fer=
tige
Anzuge geſehen, ſagt der Verfaſſer, die im Schnitt und in
der Ausführung ſo elegant waren, wie nur die eines vornehmen
Schneiders. Jede kleine Einzelheit war berückſichtigt, und ich bin
der Anſicht, daß man heute in England fertige Anzüge kaufen
kann, die in Stil, Schnitt und Verarbeitung den beſten Maß=
ſachen
gleichwertig ſind. In den Vereinigten Staaten iſt die Zahl
derer, die fertige Sachen tragen, ſehr viel größer, weil die ameri=
kaniſchen
Fabrikanten bereits ſeit längerer Zeit den Nuancen der
Mode die größte Aufmerkſamkeit zuwenden. Dieſe Entwicklung
greift nun auch auf die anderen Länder über, und die fertige
Herrenkleidung wird daher bald nicht mehr die Nichtachtung ver=
dienen
, der ſie heute noch vielfach in der eleganten Welt be=
gegnet
.

Erſtlingskleidung
Auf dem Gebiet der Erſtlingskleidung gibt es
jetzt viel Hübſches und Neues. Taufkleidchen
werden aus feinſtem Voile oder Seidenbatiſt
hergeſtellt und mit eingearbeiteten Spitzenmotiven
und Einſätzen verziert. Durchbrüche, Hohlſäume
und Bändchenroſetten geben wunderhübſche Ver=
zierungen
, die auf die verſchiedenſte Art ange=
bracht
ſind. Auch niedliche Tragröckchen mit
Durchſteckverſchluß ſieht man, die mit Handſticke=
rei
, Spitzen und Ziernähten geſchmückt ſind. Der
neben abgebildete praktiſche und dabei ſehr ele=
gante
Bahykorb, deſſen ganze innere und
äußere Bekleidung abnehmbar und waſchbar iſt,
ſoll nicht unerwähnt bleiben. Der Korb iſt innen
mit weißem Köperbarchent ausgelegt und außen
mit hellblauem Satin beſpannt, über den ſich die
duſtige Bekleidung aus weißem Voile, der leicht
eingereiht und mit Vallanciennesſpitzen verziert
iſt, legt.
Es gibt wahre Wunderwerke von Babykörben,
mit Spitzen und Handhohlſaum geſchmückt, aber
nicht jeder dürſte ſo appart und praktiſch ſein,
nebenſtehendes Modell der Fa. Becker, Wilhel=
minenſtraße
17.
4 Der gute Ton außer dem Hauſe
Gehſt du in Begleitung einer Dame, ſo laß ſie
nur ſo lange zu deiner Rechten gehen, als du die
rechte Straßenſeite benutzt, ſie alſo vor dem Fahr=
verkehr
durch dich geſchützt iſt. Aendere aber dei=
nen
Platz ſofort, wenn du mit ihr zur linken
Straßenſeite hinüberpilgerſt, ſie alſo an der Bord=
Batiſthäubchen Fraisfarb. Seiden= ſchwelle entlang gehen müßte, die ſtets dein allei=
niges
Gebiet in Damengeſellſchaft ſein ſollte.
aus Seidenband kannte trifſt. Damen wie auch Vorgeſetzte geben
durch ihr eigenes Verhalten dir raſch einen un=
merklichen
Wink, ob du einen Gruß anbringen
darfſt oder unterlaſſen mußt. Wenden ſie ſich ſchein=
bar
unabſichtlich weg und meiden deinen Blick, dann dränge
ihnen deinen Gruß nicht auf, da er als läſtig empfunden würde.
Sehen beide dir jedoch freundlich entgegen, ſo ſei dein Gruß
höflich und artig, ohne devot zu werden. Wende nie bei Begeg=
nungen
im Weiterſchreiten den Kopf rückwärts und ſtarre keinem
Bekannten nach, ſelbſt wenn ſie noch ſo überraſchend für dich
deinen Weg gekreuzt hätten. Ebenſo vorſichtig ſei im Hemmen
deiner Schritte beim Erblicken Bekannter, wenn du nicht fühlſt.
daß auch ſie zu einer kurzen Ausſprache bereit ſind. Sprich auf
der Straße in Geſellſchaft nicht zu laut und geſtikuliere nicht leb=
haft
mit den Händen, beides verrät Mangel an guter Lebensart.
Schneuze dich nicht zu geräuſchvoll, bohre nicht mit dem Finger
im Ohr, putzte bei Erhitzung nicht auffällig den Schweiß von
Stirn und Hals, fuchtele als Herr nicht mit dem Stock in der
Luft oder trage ihn gar oder den Schirm mit der Spitze nach
oben oder wagerecht unter den Armen und verhüte das läſtige
Anſtarren dir begegnender Bekannter auf der anderen Straßen=
ſeite
, ebenſo ſorgſam, wie das Streifen ihrer Fenſter im Vorüber=
gehen
.
L. H.
4Der zeitgemäße Haushalt
Peterſilie behält ihr volles Aroma und ihre
ſchöne grüne Farbe nur dann, wenn man ſie kurz vor dem An=
richten
den Speiſen zuſetzt. Auch ſollte man die ungefüllte der ge=
füllten
als Speiſewürze vorziehen, da ſie einen kräftigeren Ge=
ſchmack
wie jene beſitzt, die ſich dagegen ihres ſchöneren Ausſehens
wegen wieder beſſer zum Garnieren der Speiſen eignet. E.
Speiſezettel.
Sonutag:
Flädleſuppe, Rotkraut und Haſenläufchen.
Montag:
Kartoffelſchmarrn.
Dienstag:
Selleriekartoffeln mit Cornedbeef
Mittwoch:
Erbsbrei mit Sauerkraut und Bratwurſt.
Donnerstag: Weiße Bohnen mit Pflaumen.
Freitag:
Fiſchbällchen mit Kapernſoße.
Samstag:
Kartoffelbrei mit gebr. Zwiebel und Speck.

[ ][  ][ ]

Nummer 90.

Darmſtädter Tagblatt, Sountag, den 30. März 1924,

Seite 17.

ſe=
ind

Poſtſchkribdum (ausnahmsweis am Afang): Do is
mer aus Bernem en herzzerreißende Brief zugange vun aam
namens Jobber Bumbeſchwengel (wie kann mer in Bernem aach
annerſter haaße!), un die ganz Welt dhet jetz vum Rundfunk=
radio
ſchwärme, un ich mißt doch aach ſchun was devo geheert
hawwe, un do wollt=der emol bei mer affrage, ob der Radiofunk
en Nutze odder en Schade, en Fortſchritt, odder en Zurickſchritt
for die Menſchheit is. Dorch mei geiſtvolle (geiſtvolle! ſeegt der)
Sunndags=Noochmiddags=Bedrachtunge weer er zu der Erkennt=
nis
kumme, daß ich e ausgezeichnet Menſchekenntnis ( Menſche=
kenntnis
! ſeegt der) beſitze dhet, un iwwer en große Sack voll
Läwensweisheit (Läwensweisheit! ſeegt der) verfiege dhet.
Awwer iwwer den Funkrundradio, do kennt er ſich kaa eiche Ur=
daal
erlauwe, un wann mer in Geſellſchaft eigelade weer un
kennt net iwwer Alles mitbabbele, do dhets haaße, mer hett
kaa Bildung; un deßdewege dhet er ſich emol an mich wende, ganz
im Verſchwiegene, ich ſoll’s kaam Menſche weiter ſage, un ich ſollt
em emol mit meim Wiſſe e bische unner die Aerm greife, damit
er net, wann die Redd uff’s Radio kumme dhet, e dumm Geſicht
dazu mache mißt; Hochachtungsvoll un ſo
Alſo, dem Mann kann geholfe werrn, dann vun dere Radio=
Rundfunkerei verſteh ich nemlich aach nix; un iwwer Sache, vun
dene mer kaan blaſſe Schimmer hott, kann mer bekanntlich am
beſte e Urdaal abgewe, indem daß deß ewe in keiner Weis vun
ergend ere Sachkenntnis gedriebt is. Un ich garandier jetzt ſchun,
daß ich mich mit 51 Prozent Wahrſcheinlichkeit, ſauwer um die
Sach erumredd (Sie ſehe, daß ich vum Loſſow ſchun was gelernt
hab!). Un ſo will ich alſo dem Bernemer emal en leichtfaßliche,
ſozuſage en bobbuläre, Vortrag iwwer’s Radio halte.
Uffgebaßt!
Erſtens: Vorbemerkunge! (Nemlich die ſin net zu
umgeh, un des werrn ſe ſchun ſelbſt gemerkt hawwe, wann Aaner
iwwer was en Vordrag halte will, zum Beiſpiel iwwer die Gas=
preiſe
, do ſchwäzzt er erſt emol e paar Stund iwwer die Schuld=
lüge
, iwwer die Wärrſailler Vertrag, iwwer m Erzberjer ſei
Steierbolledick, iwwer die ſchwarz=blauweiß=rote Gefahr un
iwwer gottwaaßwas all, un bis er uff die Gaspreiſe
kimmt, heert die aa Hälft net mehr zu un die anner ſchleeft,
un er kann dann des Blaue vum Himmel erunner behaubte.)
Alſo, erſtens: Vorbemerkunge!
Wann mer ſich ſo den ganze Kitt iwwerlegt un in eme ruhige
Stindche iwwer die Welt noochdenkt, do muß mer ſich oft ſage,
mer macht ſich gor kaan Begriff devo, was es heit all for Sache
gibt. Wo hott mer zum Beiſpiel frieher ebbes vum Dellefon
gewißt, ohne deß heit der Dorchſchnitts=Menſch iwwerhaubt net
mehr äckſeſtiern kann? Die Dibblomade vun de ganze runde
Welt weern mit ihre Geheimberichte glatt uffgeſchmiſſe, wann ſe
*s Dellefon net hette, ganz abgeſehe vun de Fraa Geheime Owwer=
betriebsratinſpecktern
, dere wo’s fimf Minute vor Zwelf erſt ei=
fellt
, daß mer zu de Gereeſte aach Fett brauch un dellefoniert ihrm
Metzger.
Odder de Dellegraf. Wann frieher als in de Derkei,
odder ſunſt wo in ſo eme goddvergeſſene Kuhheft, Krach un Rad=
dau
war, ſo hott mer deß meiſtens erſt erfahrn, wann’s ſchun
widder pabei war, un hott ſich den Schlammaſſel uff de Meß im
Guckkaſte in aller Gemiedsruh ageguckt for zehe Fennig. Heit,
wann heit aaner in Deitſchland erjendwo noch e Gewehr find,
deß wo mer vergeſſe hawwe abzuliwwern, ſo waaß deß morje
ſchun die ganz Welt
Odder 1s Kino. Frieher, do hott mer geſſe un getrunke,
gearweit un geſchlafe, geheirat un Kinner krickt wann’s Zeit war.
Heit, do dhun ſe’s aam erſt per Film ausenannerſetze wie des
is mit dere Higjene in de Eh!
Odder die Eiſebah! Ich kann mich noch ganz gut erinnern,
daß mer frieher, verrzeh Dag bis vier Woche, kreiz un kwehr un
iwwerzwerch uff de Eiſebah erum rutſche hott kenne, wann mer
e Rundraaſebilljädd gehatt hott. Bei dem Rieſeverkehr, den wo
die Eiſebah heit zu bewäldiche hott, muß ſogar uff jeder Monats=,
Woche=, Schieler= un Zeitkadd aach noch e Foddografie druff=
gebabbt
werrn. Deß haaßt mer Fortſchridd wenigſtens bei de
Eiſebah. Un es ſoll mich dorchaus net wunnern, daß wann aaner
demnechſt emal raſch zu ſeim Friſeer nooch Frankfort fahrn will,
daß die Eiſebah’ aach noch die Foddografie vun de ganze Ver=
wandſchaft
verlangt un ſchließlich de Geburtsſchei un die bolle=
zeilich
beglauwichte Fingerabdrick un ſo.
No, un es Gas, un ’s Elektriſch? Deß is aach noch net ſo arg
lang her, daß mer deß hawwe, un es ſin doch lauter Sache, ohne
die mer ſich die Welt kaum noch vorſtelle kann. Un es Villezibeed,
un erſt es Automobill? Wie lang es es denn her, daß ſe als
noch e Kuh defor geſpannt hawwe, weils net mehr gedho hott?
Wie die Neehmaſchin endeckt is worrn, deß is mer aach noch im
Gedächtnis, weil domals mei Mudder geſagt hott: Geht mer eweg
mit eiere Neehmaſchin, es geht nix iwwer Handgeneeht! Un
e paar Johr denooch ham=mer geſunge:
Alles neht die Filippiene
Jetzt uff ihrer Nehmaſchine.
Awwer es gibt noch viel neierere Sache, wie zum Beiſpiel
s Flugſchiff, ’s Hibbnodiſiern, de Völkerbund, ’s Reichsmiede=
geſetz
, die Dollarſchatzaweiſunge, de Abbau, die Notverordnung,
de Hittler, die Uffwertung, die Telekineſe, die Autonomie, de
Ausnahmezuſtand, die Sebbariſte, die Stabbiliſierung, de haus=
loſe
Hausbeſitzerverein, des Sparöfche, de Aexbräſſionismus, die
Indendantefrog un was waaß ich noch all. Awwer des haute
nuwaudſte, deß is alſo (Ende der Vorbemerkunge) es Nadio.
Zweitens, Haupttema: Der Radiorundfunk! Ladeiniſch
A: Wos is un wos haaßt Radio?
Alſo des Radio is wedder en alt=bayriſche Jodler, noch e
Kraftnehrmiddel, womit’s meiſtens verwexelt werd. Aach derf
mer net glawe, es weer Gabelsberger Mundart, wie zum Beiſpiel
die Stenoſchwäzzie (vergleiche Rebko, Mikum, Heag), wo aus de
Fröbel=Heminar
Saalbauſtraße 8
Bildungsanſtalt für Fröbelſche Erzieherinnen
und Kindergärtnerinnen
Dienstag, 29. April, beginnt ein neuer Kurſus. An=
meldungen
werden Montag und Donnerstag von 24 Uhr
(*9170
Bismarckſtraße 18 entgegengenommen.
Die Borſteherin:
Proſpekte jeden Vormittag
in der Anſtalt
Saalbauſtr. 8 zu erhalten. Th. Schultz=Gora,

Alfangsbuſchſtawe vun e paar Wörter e nei Wort gebild werd.
Wer aſo glaabt, Radio deß dhet ſoviel haaße wie: Raus aus
Deitſchland, ihr Olwell der ſchnerrt ſich gaſchdich. Aach mit
Rebbe=radio=ne hott’s nix zu dhu, ſundern des Radio is nix mehr
un nix weniger als wie (mit gehobener Stimme) eine Entdeckung
vun ganz emenender Dragweite!
Ladeiniſch B: Wie is mer druff kumme? Ja, ſo eifach wie
des Ei vum Kolumbuß war des net. Wie der damals aus Ver=
ſehe
Ameriga endeckt hott, do is er eifach drufflosgefahre un wie
er driwwe war, hott er gefragt: Js des Ameriga!? un do hawwe
die Wilde geſagt: Jawohl! un do hott de Kolumbuß geſagt:
Vun heit ab ſeid ihr endeckt! Alſo, ſo eifach war des mit
dem Radio net, un wann ich deß richdich erzehle wollt, mißt ich
ſtreng genumme ganz vorne vun der Erſchaffung der Welt
affange, odder vielleicht noch e klaa bische frieher, deß dhet
awwer entſchiede zu weit fiehrn. Korzum, es gibt bekanntlich
e Maſſe Dinger zwiſche Himmel un Erd, vun dene wo ſich unſer
Schulweisheit nix draame leßt, un ſo is mer aach eines ſcheenen
Dags uff’s Radio kumme, un zwar dorch die Elektrizidäd. Was
awwer Elektrizidäd is, deß waaß heit jeder klaane Bub. (Bis
uff die, die wo ſich prinzibinell domit befaſſe, nemlich die
elektriſche Gelehrte. Der Setzer=Lehrling.)
Ladeiniſch C: Wie werd ’s Radio fawriziert?
Alſo, des is die einfachſt Sach vun de Welt. Man nehme eine
Elektriziermaſchine (im Notfall kann mer aach die Bernſtaaſpitz
vun eme Zigaaröhrche
odder e ſchwarz Katz
nemme, nor muß mer
die ſolang reiwe, bis ſe
warm werd un gibt
elektriſche Funke vun
ſich; beſſer is alſo gleich
e ferdich Maſchin), un
wann mer e geniegend
Portzion Elektrizidäd
beiſamme hott, macht
mer’s Vendill uff, die
Elektrizidäd entweicht
un dhut ſich im Aether
welleordich fortbewege.
Die elektriſche Welle
dhun dann alles deß
weitertranspordiern,
essit was mer de Welt un
umliegende Ortſchafte
Hdd kund un zu wiſſe dhu
will. Nadierlich miſſe
die, die’s heern wolle,
widder e Radio=Antenne an de Dachkaub hawwe mit eme Gramo=
fontrichter
unedro. Sowas awwer find mer heit ſchun in jedem
beſſern Haushalt.
So, deß weer alſo deß, wos im Allgemeine un im Beſondere
iwwer’s Radio zu ſage weer. Wer domit net befriedicht is, der
muß ſchun worte, bis widder aaner im Saalbau en Vortrag
driwwer halte dhut.
Nun kemt ich alſo uff de Rundfunk, un do muß ich ſage,
dodermit ſin mir ſpäziäll in Darmſtadt, in der letzte verrzeh. Däg
verhältnismäßig e bische frieh in de Abril geſchickt worrn. No,
was mer im Allgemeine aach vun Theriater=Iwwerraſchunge zu
halte hott, deß waaß mer jo. Ich bin vun Iwwerraſchunge ſo=
wieſo
kaa Freundin un vun Theriater=Iwwerraſchunge ſchun gor
net, dann deß ſin meiſtens kaa Iwwerraſchunge, ſundern gladde
Reiffäll. Un wann ich mich in Bezug uff den neie Indendant do
e bische deiſche ſollt, ſoll’s mich freie.
Wos awwer erſt die Rundfunk=Iwwerraſchunge a belange
dhut, ſo bin ich vor’s Erſte der Uffaſſung, daß die mit ere ziem=
liche
Neigung ins Negadiefe behaft ſin. Freilich, die Radio=
Sporzler, die ſin Feier un Flamm un ſchweern Staa un Baa
druff. Wann mer die fandaſiebegabte Leitcher ſo redde heert, ſo
is demnächſt es Dagbläddche en iwwerwundener Standpunkt,
kaa Menſch lieſt dann mehr e Zeidung, ſundern jeder fuſchelt mit
ſeine Andenne im Näwwel erum un horſcht, wos in de ganze
runde Welt vorgeht un gebabbelt werd. Jeder Kichedragoner
hott newerm Waſſerſtaa ſei Empfangsſtatzion un is uff Die
gefunkte neiſte Nachrichte abboniert. Die Gnädig geht in kaa

Kunzert mehr, ſundern ſie leiht dehaam uff de Schäſſelong,
blottſcht Zigarette un hott ihr Hörrohr an’s Ohr geſchnallt, un
wann ere m Balling ſein Muſick net gefellt, dann ſtellt ſe
ihrn Radioabarat uff die drahtloſe Reichweite vun Leibzig, Ber=
lin
, Frankfort odder Minche ein, un heert, was ſie dort for en
Stiefel zuſammeſpiele. Wann’s ihr Spaß macht, kann ſe ſich
aach en Akt vum Lohegrien im Frankforter Owernhaus aheern,
dodenooch en Akt vum Wodan vun de Stuttgadder Ober un zum
Schluß en Akt vun de Meiſterſinger im Minchener Oberhaus.
Mein Liebchen, was willſt du noch mehr. Nadierlich werd aach
die Kunſt dorch den Rundfunk uff’s bladde Land enausgedrage,
un ich ſtell mer des aißerſt amiſant vor, wann de Balling mit
ſeine Trubbe dem Beedhofen ſei Neunt ſpielt un in Schimmel=
dewoog
ſeegt dann ſo e Bauerndruſchel: Wos, des ſoll Muſik
ſei, do kann mer jo noch net emol en Schimmi druff danze!

Nadierlich kann mer aach in Zukunft Wort for Wort heern,
was ſe im Reichsdag odder im Landdag odder im Stadtrat zu=
ſammedebbadiern
, un wann’s aam net baßt, hengt mer ganz
a fach die Leidung aus, un do kenne die ſich Franze un Quäſte
an’s Maul babbele mer heert un ſieht nix devo. Deß is jeden=
falls
en kolloſale Fortſchritt.
Eweſo brauch mer aach in kaan Vortrag mehr zu geh, un der
daawe Deiwelsbeſchwörer, der wo dieſerdag die Darmſtädter
iwwer die Freimaurerei uffgekleert hott, der kann diräkt
vun Moßgau aus drahtlos ſein hahnebiechene Zimmt verzabbe.
Do brauche ſich wenigſtens die klaane Buwe un Mädercher beim
Haamgeh net zu ferſchte, indem ſe for lauter Angſt wege dene
ſchauerliche Enthillunge in jedem Ladernepoſte en verkabbte
Freimaurer ſehe mit Brotwerſcht in de Aage. (Beſſer wer’s aller=
dings
, wann ewe unſer gudmiediger Bollezeidiräkter
dene ausländiſche Uffkleerungsrednen emal e bische uff die Fin=
ger
, odder in dem Fall, uff’s Maul gucke dhet; mir is jedenfalls
unſer gut deitſch Jugend zu ſchad defor, als daß ſe nooch jedem
hergeloffene Raddefänger ſeine Peif danzt!)
Daß nadierlich der Radiorundfunk aach in die Schul ei gefiehrt
werd, is emol ſicher. Un ſo werd in Zukunft de Lehrer, allaa
hinner ſeim Kadedder ſitze un werd ſein Unnericht per Rundfunk
abhalte; un wann dann ſo e Schlauberjer nis gelernt hott, dann
ſeegt er eifach, er hett e Leidungsſteerung, un der Lehrer fregt
de nechſte. .
Schließlich werd aach de nechſte Krieg per Radiorundfunk
ausgefiehrt, indem mer die Schmiß un die Ebbel, mit dene wo
mer ſich gegeſeidich regalieren will, eifach dene elektriſche Welle
averdraue dhut zur gefelligen Weitergabe‟. Noochher heert’s
uff, daß aaner ſeegt, er hett in de Etappe vier Johr lang de Kobb
hiegehalte. .
Awwer die Haubtſach hett ich beinah vergeſſe, nemlich die
Reklame! Die Annongſel Deß werd erſt be=
luſtigend
, wenn mer beiſpielsmeeßig grad den Berliner Helden=
tenor
vun de Staatsober ſinge heert: Alljährlich naht vom Him=
mel
eine Schraube . . . . un dann kreiſcht uff aamol aaner mit
des Baſſes Grundgewalt dezwiſche:
Hiehneraage uff de Sohl
Werſte los durch Kukirol!
Odder mer dhet ſich mit ſeine, drahtloſe Reichweite uff en
Vortrag vum Willem Michel iwwer Hölderlin eiſtelle, un uff
aamol dhet aam de Klaader=Hörr ſei neiſte Dichtung vorleſe
Der Sturm ins Glick!
Ich glaab, nooch dene diefgrindiche un eigehende Ausfüh=
runge
iwwer de Radiorundfunk brauch ich die Frag, ob die Er=
findung
en Nutze odder en Schade, en Fortſchritt odder en Zurück=
ſchritt
bedeite dhut, net weiters zu beleichte, deß mag jeder nach
ſeim eichene Guſto dhu. Un ich mecht aach kaa filleſofiſche Sprich
klobbe, des ſteht mer net, awwer deß kann mer ruhig ſage: Jeder
Fortſchritt is zu gleicher Zeit aach en Rickſchritt, dann unſer Herr=
gott
ſorgt ſchun defor, daß die Beem net in de Himmel wachſe! Je
mehr Beförderungsmiddel erfunne werrn un je ſchneller als es
geht, deſto weniger Zeit werrn die Menſche for ſich iwwrich be=
halte
. Mege ſe des kumfortabelſte Flugſchiff erfinne un dodemit
am Himmel erumkutſchiern in de Himmel kimmt dodemit
kaaner. Un mege ſe ſich drahtlos mit de
ganze Welt unnerhalte und ſogar mit
de Marsbewohner wann ſe die
Stimm net heern, die aus ihrm Innern
zu en ſpricht, hott des alles kaan Wert.
Ich werr mich alſo dem neie Radioſport
net a’ſchließe, dann die Börſe= und Parla=
ments
=Neiigkeite indräſſiern mich net, un dere
foddografierte Muſik, un wann ſe meintswege
gottwaaß woher kimmt, kann ich kaan Ge=
ſchmack
abgewinne. Wer awwer glaabt, ich
dhet mer demnechſt en Radio=Abberad uff de

Buckel henke un dhet mer e Telegrafeſtang
uff’s Kaboddche binne, un dhet dodemit uffs Dach kraßwele, um
mei Sunndags=Noochmidags=Bedrachtunge in die Welt enaus zu
funke, der werd ſich eklich in die Finger ſchneide.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribdum (ſteht diesmol vorne). Awwer deß
mecht ich noch raſch ſage: im Stadtbarlament werd ſich neierdings
ſcheints net mehr bardei=böllidiſch geeinigt, ſundern dem Alfabeed
iooch. Die briederliche Iwwereiſtimmung vun de Herrn Ben=
der
und Binſtadt in de Woogsa’gelegenheit macht en allerhand
ragwirdige Eidruck. Odder wolle ſich die zwaa demnechſt uff
de Meß ſehe loſſe, als ſiameſiſche Zwilling? Jedenfalls, in de
Woogsa gelegenheit is, drotz Beſchluß, noch net des letzte Wertche
geſproche, dann die hawwe uff em Rothaus ſchun mehr beſchloſſe,
wos ſe ſich hinnenooch widder abdiſchbediert hawwe. Loßt’s
nor emol Summer werrn! Dem Herr Bender un em Herr
Binſtadt, dene kann ich’s heit ſchun ſage, ſie ſolle ſich nor net im
Damebad ſehe loſſe, ſunſt geht’s en ſchlecht; die ganz Innung
mach ich mobil, un wann ſe im Läwe noch net gedunckt ſin worrn,
do werrn ſe mol gedunckt; awwer grindlich. Vorausgeſetzt, daß
ſe net waſſerſchei ſin un gehn iwwerhaubt enaus in de Woog!

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Darmſtädter Tagblatzt

30. März 1924 Nr. 90

Udere

Forderungen über die
zukünftige Handelspolitik.

Vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund in Elberfeld wird
uns geſchrieben:
Die deutſche Volkswirtſchaft war vor dem Kriege aufs engſte in
die Weltwirtſchaft verflochten. In Anlehnung an eine ſtarke heimiſche
Induſtrie beſaß der deutſche Außenhandel führende Stellung neben
dem engliſchen und amerikaniſchen. War dieſe intenſive Weltwirt=
ſchaftsbetätigung
die Vorausſetzung für Ernährung und Beſchäftigung,
für den damaligen Grad der Lebenshaltung unferes Volkes, ſo hatte
ſie doch eine ſtarke Abhängigkeit vom Ausland zur Folge. Unſere
Außenhandelspolitik war demgemäß nicht auf die Befolgung extremer
Theorien, ſondern auf den zweckmäßigen Mittelweg des Grundſatzes
eines gemäßigten Schutzes der nationalen Arbeit und der Förderung
unſeres Auslandsabſatzes durch ein Syſtem von Tarifverträgen ein=
geſtellt
.
Der Krieg legte unſeren Außenhandel nahezu völlig brach. Die
ausländiſche Konkurrenz übernahm die Verſorgung unſerer bisherigen
Abnehmer. Dieſe ſelbſt gingen großenteils durch Errichtung eigener
Induſtrien zur Selbſtverſorgung über. Bei Kriegsende ſah ſich
Deutſchland infolgedeſſen einer bei weitem ſtärkeren Selbſtgenügſam=
keit
des Auslandes gegenüber, während auf der anderen Seite infolge
der zwangsweiſen Abtrennung wichtiger eigener Verſorgungs= und
Abſatzgebiete ſeine wirtſchaftliche Abhängigkeit vom Ausland ſehr ge=
wachſen
war.
Unter dieſen Umſtänden waren die handelspolitiſchen Bedingun=
gen
, unter denen Deutſchland ſeinen Außenhandel nach Kriegsende
wieder aufzubauen ſich genötigt ſah, denkbar ſchwer. Der Krieg hatte die
Handelsverträge mit ſämtlichen Feindſtaaten zerſtört; darüber hinaus
nötigte der Verſailler Vertrag Deutſchland, nicht nur die mit ſeinen
Verbündeten während des Krieges getroffenen Vereinbarungen als nich=
tig
zu erklären, ſondern hob auch alle Verträge auf, die es mit Ruß=
land
, Ländern, die einen Teil des ruſſiſchen Reiches ausmachten, und
Rumänien vor oder ſeit dem 1. Auguſt 1914 jemals geſchloſſen hatte. Er
hinderte uns bis zum 10. 1. 1923 an jedweden Zollerhöhungen und ver=
pflichtete
uns, die Alliierten mindeſtens bis zum 10. 1. 1925 bei der
Wareneinfuhr nach Deutſchland und bei der Warenausfuhr aus Deutſch=
land
als meiſtbegünſtigt mit dem übrigen Auslande und dem Inlande zu
behandeln. Er zwang uns obendrein für den gleichen Zeitraum dem
Umfang des Vorkriegsverkehrs entſprechende Warenmengen aus Elſaß=
Lothringen, Luxemburg, Danzig und den an Polen abgetretenen Gebie=
ten
zollfrei hereinzulaſſen und ſprach uns im Artikel 281 ſogar überhaupt
jede Souveränitätsrechte auf dem Gebiet, des internationalen Handels
ab. Erſchwerend wirkte endlich, daß ſeit 1914 in Europa 11 neue ſelbſt=
ſtändige
nationale Staaten und 5 neue Staaten ähnlichen Gebildes ent=
ſtanden
waren.
Während ſo Deutſchland einer Ueberſchwemmung mit ausländi=
ſchen
Waren gegenüber nahezu wehrlos gemacht war, war es dem
freien Belieben der meiſten anderen Staaten überlaſſen, ſich gegenüber
der Einfuhr aus Deutſchland abzuſperren. Dieſe Möglichkeit haben dieſe
ſich im vollen Umfange zunutze gemacht. Die meiſten Länder, die
vor dem Kriege Hauptabſatzgebiete unſerer Induſtrie waren, haben in
den letzten Jahren durch Erhöhung der Zölle, bevorzugte Behandlung
unſerer Konkurrenzländer, durch Einfuhrverbote und die Erhebung über=
mäßiger
Valutaaufgelder uſw. der Wiederanknüpfung von Handelsbe=
ziehungen
mit uns den ſtärkſten Widerſtand bereitet. Andere Länder,
vornehmlich Rußland, ſchalteten aus anderen Gründen als Abſatzge=
biete
aus.
Es iſt charakteriſtiſch für unſere handelspolitiſche Lage nach dem
Kriege, daß ſich unſere aktive. Handelspolitik in der Hauptſache in
Form der Außenhandelskontrolle auf Maßnahmen rein
prohibitiver Bedeutung beſchränkte. Dabei hatten aber dieſe Maßnahmen
eine ſo bedingte Wirkſamkeit, andererſeits den Handel ſelbſt nachteilig
beeinfluſſende Nebenwirkungen zur Folge, daß man ihre jüngſt großen=
teils
erfolgte Beſeitigung begrüßen muß.
Immerhin ſcheint in der letzten Zeit die Einſicht im Ausland Raum
zu gewinnen, daß die handelspolitiſche Unterdrückung Deutſchlands den
eigenen Intereſſen zuwiderläuft. Da aus dieſer Einſtellung heraus vor=
ausſichtlich
auch die uns aufgezwungene, im nächſten Jahr ablaufende
einſeitige Meiſtbegünſtigung der Alliierten nicht verlängert wird, ſo
iſt mit der Möglichkeit zu rechnen, daß Deutſchland in abſehbarer Zeit
in der Lage ſein wird, eine umfaſſende aktive Außenhandelspolitik im
Sinne der Vorkriegszeit zu treiben.
Unter dieſen Umſtänden ſieht ſich der Eiſen= und Stahlwaren= Indu=
ſtriebund
, als die Vertretung eines der wichtigſten Zweige unſerer Ex=
portinduſtrie
, verankaßt, folgende
allgemeinen Grundſätze und Forderungen

zum Ausdruck zu bringen:
1. Handelspolitiſche Freiheit und Gleichberechtigung
Deutſchlands iſt oberſte Vorausſetzung für eine gedeihliche Entwicklung
unſeres Außenhandels.
2. Der Grundſatz gemäßigten Schutzes der nationalen Ar=
beit
, der vor dem Kriege unſere Zoll= und Handelspolitik beſtimmte,
hat ſich bewährt. An ihm dürfte unter den veränderten gegenwärtigen
Bedingungen feſtzuhalten ſein.
3. Deutſchlands Wirtſchaftsaufgabe beſteht im Kern darin, die
Deckung des Bedarfs des deutſchen Volkes auf der billigſten Grundlage
zu erreichen. Nachdem nach dem Kriege in der Verſorgung mit Roh=
ſtoffen
eine ſehr ſtarke Verſchiebung gegenüber dem Zeitraum vor dem
Kriege eingetreten iſt, hat ſich die Notwendigkeit ergeben, Rohſtoffe in
größeren Mengen einzuführen, weiter auch ausländiſche Materialien
wiederum für das Ausland zu verarbeiten. Um den erforderlichen Aus=
gleich
in der Handelsbilanz aber herbeizuführen, wird das erſte Erfor=
dernis
ſein, eine möglichſt große Ausfuhr zu erreichen. Deutſchland
kann ſich daher in ſeiner Zollpolitik weder für einen ſtarken Zollſchutz,
noch für reinen Freihandel erklären, ſondern muß den Mittelweg eines
gemäßigten Zollſchutzes gehen. Dementſprechend ſind auch
die bei der gegenwärtigen Agrarkriſe laut werdenden Forderungen nach
einem Hochſchutzzoll für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe abzulehnen. Des=
gleichen
dürften finanzpolitiſche Erwägungen für die Beſtimmung der
Zollhöhe nicht maßgebend ſein.
4. Aus dem gleichen Grunde muß die Außenhandelskon=
trolle
, die in den Zeiten der Markentwertung eine gewiſſe Daſeins=
berechtigung
hatte, als dauernde Einrichtung abgelehnt werden. Dem=
entſprechend
muß die im Abbau befindliche Ausfuhrkontrolle reſtlos
durchgeführt werden. Auch die Einfuhrverbote müſſen möglichſt beſei=
tigt
werden. Dies gilt insbeſondere auch für Rohmaterialien. Eine
Aufrechterhaltung der Einfuhrverbote iſt ausſchließlich für ſolche Er=
zeugniſſe
vorübergehend anzuerkennen, bei denen eine ſtarke inländiſche
Fertiginduſtrie beſteht, die aus währungspolitiſchen und ähnlichen nach=
kriegswirtſchaftlichen
Urſachen vorübergehend nicht konkurrenzfähig ge=
genüber
dem Ausland iſt.
5. Vorausſetzung für die Einführung eines neuen deutſchen Zolltarifs
ſind ſtabile Währungsverhältniſſe im In= und Ausland, da
andernfalls eine auf längere Zeit den Bedürfniſſen entſprechende Feſt=
ſetzung
der Zollſätze unmöglich erſcheint. Ebenſo muß unſer Zollge=
biet
feſt umgrenzt und die Zollgrenze zwiſchen dem beſetzten und dem
unbeſetzten Gebiet beſeitigt ſein.
6. An dem bisherigen Syſtem ſpezifiſcher Zölle muß feſt=
gehalten
werden. Die Vorzüge (Anpaſſungsfähigkeit an ſchwankende
Wirtſchaftsverhältniſſe) eines Wertzollfyſtems ſind kleiner als die Nach=
teile
(Gefahr der Umgehung uſw.). Für Deutſchland insbeſondere fehlen
die techniſchen Vorausſetzungen für ein Wertzollſyſtem (ausgedehntes
Konſulatsſyſtem: Notwendigkeit eines ſachverſtändigen Beamtenappa=
rates
). Ein Doppeltarif erſcheint für Deutſchland in Anbetracht ſeiner
handelspolitiſchen Lage unzweckmäßig.
7. Der Tarif muß ſyſtematiſch von Rohmaterial zum hochwertigen
Fertigerzeugnis hin aufgebaut werden. Eine progreſſive Stei=
gerung
der Zollſätze nach dem Verarbeitungsſtadium, unter dem
Geſichtspunkt des Schutzes der in der Ware enthaltenen Arbeit, iſt als
notwendig anzuſehen. Der Zoll darf bei den Rohmaterialien der eiſen=
verarbeitenden
Induſtrie nicht mehr als 710 Prozent des Preiſes be=
tragen
und wird bei hochwertigen Erzeugniſſen geſteigert werden müſſen.
Bei dem Vorliegen beſonderer Gründe (beſonders hochwertige Erzeug=
niſſe
, ſehr ſtarker ausländiſcher Wettbewerb uſw.) kann unter Umſtän=
den
eine Abweichung nach oben oder unten von dieſem Grundſatz er=

folgen.

Abänderung der gegenwärtigen Beſtimmungen, betr. den Veredelungs=
verkehr
insbeſondere eine Beſeitigung der verwaltungstechniſchen
Schwierigkeiten ſowie eine Vereinfachung des Identitätsnachweiſes
erwirkt werden.
9. Auf handelspolitiſchem Gebiete iſt in erſter Linie eine möglichſt
baldige Beſeitigung der Antidumpingmaßnahmen des
Auslands anzuſtreben, da infolge der vorausſichtlich dauernden Stabili=
ſierung
unſerer Währung dieſe Maßnahmen völlig unbegründet ſind und
eine vollſtändige Lahmlegung unſeres Handelsverkehrs mit dem betref=
fenden
Lande zur Folge haben. Dies gilt ſowohl hinſichtlich der abſolu=
ten
Höhe der Zollſätze, als auch hinſichtlich der Berechnung beſonderer
Valutaaufgelder und dergl. bei der Einfuhr aus valutaſchwachen
Ländern.

10. Als wichtigſtes Ziel unſerer kommenden Handelsvertragspolitik
iſt die gegenſeitige allgemeine und unbeſchränkte Meiſtbegünſti=
gung
für alle Waren und Vertragsſtaaten anzuſtreben. Daneben ſind
durch Tarifverträge, im Wege der Reziprozität, von den einzelnen Ver=
tragsſtaaten
die im Intereſſe der Wirtſchaft liegenden Zugeſtändniſſe
auszuhandeln. Das bereits vorliegende, gegenüber dem geltenden erheb=
lich
ſtärker ſpezialiſierte Tarifſchema des kommenden Zolltarifs bietet
hierzu die notwendige Unterlage.
11. Im Intereſſe einer ſtetigen Wirtſchaftsentwicklung ſind die
Handelsverträge auf möglichſt lange Dauer abzuſchließen,
ſobald die allgemeinen Wirtſchafts=, beſonders Währungsverhältniſſe, in
den einzelnen Ländern die Vorausſetzung hierzu bieten.
12. Bei der Vorbereitung, der kommenden Handelsverträge
ſind, ebenſo wie bei den Vorbereitungen zum neuen Zolltarif, die In=
tereſſenkreiſe
hinzuziehen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
w. Der Reichsbankausweis. Die Neubeanſpruchung von
Krediten bei der Reichsbank ging nach dem Bankausweis vom 22. d. M.
in der dritten Märzwoche über das Ausmaß der Vorwoche etwas hinaus.
Die geſamte Kapitalanlage zeigt eine Vermehrung um 82,6 (gegen 56,5
vorher) auf 1750,5 Trillionen Mark. Die Zunahme entfällt ausſchließ=
lich
auf das Wechſeldiskontgeſchäft. Während die Papiermark= Lombard=
forderungen
um 17,3 auf 27,7 Trillionen Mark und die Rentenmark=
Lombardforderungen um 43 auf 128,2 Millionen Rentenmark zurück=
gingen
, erhöhten ſich die Portefeuillebeſtände an Papiermarkwechſeln
und Schecks um 33,1 auf 596,5 Trillionen Mark, das Rentenmark=
Wechſelkonto um 109,8 auf 977,6 Millionen Rentenmark. Der Bank=
notenumlauf
, der in der Vorwoche keine nennenswerte Veränderung ge=
zeigt
hatte, nahm in der Berichtswoche um 6,7 auf 606,5 Trillionen
Mark ab. Die fremden Gelder erhöhten ſich im Papiermark=Giroverkehr
um 29 auf 345,4 Trillionen Mark. Im ganzen ſtiegen die Einlagen um
74,7 auf 792,5 Trillionen Mark. Die Reichsbank nahm ein neues Dar=
lehen
von 50 Millionen Rentenmark bei der Rentenbank auf, die Dar=
lehensſumme
erreichte damit 500 Millionen Rentenmark. Da die Zu=
flüſſe
an Rentenmark von ſeiten der Rentenbank, im Giroverkehr und
in ſonſtigen Geſchäften die Ausleihungen von Rentenmark übertrafen,
ſo ergab ſich für den Beſtand der Reichsbank an Rentenbankſcheinen
eine Zunahme, und zwar um 4,2 auf 81,1 Millionen Rentenmark. Die
Darlehensbeſtände der Reichsdarlehenskaſſen haben ſich weiter um 2,9
auf 6,2 Trillionen Mark vermindert. Die Beſtände der Bank an Dar=
lehenskaſſenſcheinen
gingen auf den gleichen Betrag zurück.
* Gemeinſchaftsgruppe norddeutſcher Zucker=
fabriken
?. Die Aktien verſchiedener norddeutſcher Zuckerfabriken zei=
gen
in letzter Zeit, abweichend von der allgemeinen Tendenz, infolge
Gerüchten von weiteren Konzentrationsbewegungen in der Zuckerindu=
ſtrie
, ſteigende Tendenz. Bereits ſeit längerer Zeit wurden in den
Aktien der Zuckerfabrik Fröbeln A. G. und der Zuckerfabrik Frauſtadt
A. G. größere Käufe der Bankfirma Bernheim, Blum u. Co. beobachtet,
die ſchon vorher über große Aktienpakete der beiden Geſellſchaften ver=
fügte
. Nunmehr verlautet, daß dieſe Aktienpakete durch Vermittelung
der genannten Bankfirma an eine Gruppe unter Führung der Kom=
merz
= und Privatbank übergegangen ſind. Letztere hat be=
kanntlich
ſchon maßgebenden Einfluß auf die Zuckerfabrik Genthin.
Anſcheinend iſt beabſichtigt, dieſe norddeutſchen, noch freien Zuckerfabri=
ken
zu einer Intereſſengemeinſchaft zuſammenzufaſſen. Die Zucker=
fabrik
Genthin hat ſich Ende vor. Js. an der Zuckerraffinerie Hamburg=
Schulau vorm. G. Bach u. Co. gegen Gewährung junger Aktien betei=
ligt
. Ebenſo wie bei der Gemeinſchaft Süddeutſcher Zuckerfabriken han=
delt
es ſich bei der vorausſichtlich zu bildenden Norddeutſchen Gemein=
ſchaft
um größere Geſellſchaften, ſo daß die norddeutſche der ſüddeut=
ſchen
Gruppe an Bedeutung kaum nachſtehen dürfte.
* Erlaubte Deviſenzahlungen beim Handel, in
Golddiskontbankaktien. Der Reichswirtſchaftsminiſter ver=
Effentlichte unter dem 22. März eine Verordnung, nach der das Verbot
von Zahlungen mit ausländiſchen Zahlungsmitteln bei Inlandsgeſchäf=
ten
(Verordnung vom 8. Mai 1923 8 2) auf den Handel in Aktien der
deutſchen Golddiskontbank keine Anwendung findet.
8. Die Bayeriſche Zelluloidwarenfabrik. A.=G.,
vorm. Albert Wacker Nürnberg hält die o. G.=V. am
12. April in Nürnberg ab. Auf der T.=O. ſtehen die Regularien, Aen=
derung
der Statuten (feſte Vergütung des Aufſichtsrats) und Ermäch=
tigung
des Vorſtandes zur teilweiſen Selbſtverſicherung gegen Brand=
ſchaden
.
Aus Geſchäftsberichten.
Sinner A.=G., Karlsruhe=Grünwinkel. Laut Mit=
teilung
der Verwaltung zum Geſchäftsbericht über das mit dem 31, 12.
abgelaufene Geſchäftsjahr 1923 hat die Brauerei während des ganzen
Jahres zufriedenſtellend gearbeitet und ihren Abſatz weiterhin erhöht.
Dagegen habe die Preſſhefe=Induſtrie ſtark gelitten. Die
fehlerhafte Konſtruktion des Hefe=Syndikats habe durch die Inflation
jeden Gewinn illuſoriſch gemacht, ſodaß das geſamte Gewerbe ſich be=
müht
habe, aus dieſem Vertrag loszukommen. Die Geſellſchaft habe
deshalb ihre Zugehörigkeit bei dem Syndikat gekündigt und dieſe Kündi=
gung
wurde auch durch das Kartell=Gericht für gültig erklärt und der
genze Hefe=Verband damit aufgelöſt. Hierdurch hat die Geſellſchaft
ihre alte Bewegungsfreiheit zurückerhalten und hofft nunmehr auf eine
weſentliche Erholung des Geſchäfts. Ungünſtig liege zur Zeit die ſüd=
deutſche
Mühleninduſtrie. Der Markt wäre mit franzöſiſchem Mehl
überſchwemmt, das zollfrei und mit Exportprämien der franzöſiſchen
Regierung über die Grenze gebracht werden ſoll. Abgeſehen von dieſer
Schädigung der deutſchen Mühlen=Intereſſenten ſei vor allen Dingen die
Tatſache zu bedauern, daß durch eine ſolche Konkurrenz die Lage unſerer
Landwirtſchaft noch mehr bedroht werde. Die Raffinerie der Geſellſchaft
arbeite nach wie vor für die Reichs=Monopol=Verwaltung. Das Roh=
mittel
= und Likör=Geſchäft entwickele ſich zur Zufriedenheit. Auch der
Betrieb der Glashütte hat günſtig gearbeitet. Auf der Tagesordnung
der zum 14. 4. einberufenen G.=V. ſteht bekanntlich ein Antrag auf Er=
höhung
des Grundkapitals um 8 Mill. Stamm=Aktien. Dieſe Trans=
aktion
ſoll zum Erwerb der Preßhefe=Fabrik Groß=Maſſow dienen, die
bisher dem Generaldirektor der Geſellſchaft, Geh. Rat Sinner, gehörte.
Als Begründung für dieſe Transaktion führt der Aufſichtsrat an, daß
die Geſellſchaft im Norden des Reiches nicht nur für ihre Hefeproduk=
tienen
, ſondern auch für ihre weiteren Belange eine entſprechende Pro=
duktions
= und Vertretungswerkſtätte brauche. Die Gewinn= und Verluſt=
rechnung
per 31. 12. 23 ergibt einen Bruttogewinn von 446 038 Billionen
Mark, Unkoſten erforderten 234 668 Billionen Mark. Nach Berückſichti=
gung
von 13 705 Billionen Mark Abſchreibungen verbleibt demnach ein
Reingewinn in Höhe von 210 000 Billionen Mark, aus dem eine Divi=
dende
in Höhe von 1,05 Goldmark pro Aktie 4 nom. 1000. Mark zur
Auszahlung gelangen und nach Berückſichtigung der 8 Prozent Dividende
auf Vorzugsaktien die reſtlichen 52 500 Billionen Mark auf neue Rech=
nung
vorgetragen werden.
Warenmärkte.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und Produkten=
märkten
. Die Geldknaptheit hat ſo ſcharfe Formen angenommen,
daß ſie etwa an die Zeit vom September 1922 gemahnt. Der jetzige
Friſenhafte Geldmangel wirkt immer tiefer auf das induſtrielle und
ſonſtige geſchäftliche Leben ein und wird namentlich am Warenmarkt
durch die ſich immer mehr einengende Geſchäftstätigkeit ſchwer empfun=
den
, zumal auch die Ausſtellung von Warenwechſeln bearenzt iſt.
Das Geſchäft am Warenmarkt iſt unter Umſtänden in reht
ruhige Bahnen eir gelenkt, dies umſomehr, als bei den in Franken lau=
fenden
Engagments die Banken, angeſichts der Frankenbeſſerung, eine
Durchſicht ihrer Konten vorgemmen haben dürften. Um welche Beträge
es dabei unter Umſtänden gehen kann, zeigten die großen Mehlverſteige=
rungen
an der Mannheimer Produktenbörſe, bei denen 19750 Sack
Weizenmehl die Friedensproduktion etwa einer Woche der ſämtlichen
Mannheimer Großmühlen, zum Verkauf gelangten. Es handelte ſich
um franzöſiſches Mehl, das von der Käuferin, einer württembergiſchen
Firma, mangels Deviſen, nicht angenommen worden war. Die Gegen=
kontrahentin
, eine Mannheimer Großfirm, ſoll durch inkorrektes Ver=
halten
der württembergiſchen Firma dazu veranlaßt worden ſein, auf
dem Rechtswege vorzugehen. Bei der Verſteigerung wurden folgende
Preiſe für je 100 kg erzielt: 900 Sack Weizenmehl, Fabrikate der Grands
Moulins de Paris, waggenfrei Kehl oder Wintersdorf, auf Cannſtadt
rollend, 100 Franken; 1300 Sack, gleiches Fabrikat, auf Kehl=Wintersdorf
rollend, 100 Franken; 1050 Sack Weizenmehl Nr. 0, Fabrikate der Ill=
kircher
Mühlenwerke in Straßburg=Illkirchen, bahnfrei Kehl oder
Wintersdorf, Dezember=Januar=Abladung, bei der Mühle abgerufen,
jedoch nicht verladen, 104 Franken; 750 Sack fleur d’exportation. Fabrik.t
Grands Moulins Vilgrain in Nanch oder Grands Moulins de Paris,
nach Verkäufers Wahl, und 15 000 Sack, Fabrikats Moulins Vilarain,
davon je 5000 Sack per Februar=März=Abril=Abladung, ab franzöſiſcher
Grenze, abzüglich 25 Prozent, die die Mühle nicht liefert. 100 Franken;
300 Sack Weizenmehl III (Brotmehl), Fabrikat Vilgrain Nanch. ſvaggon=
frei
deutſch=franzöſiſcher Grenze, März=Abladung, Originalmühlenbedin=
gungen
, 71 Franken; 300 Sack Weizenmehl, Fabrikat Grands Monlins

de Corbeil in Paris, rollend nach Wintersdorf, 103 Franken; 150 Sack
Weizenmehl Null, farine ſuperieur d’exportgtion, Fabrikat Marſeil
Auerbach (Heſſen), bahnfrei, Frachtparität Wintersdorf, zuzüglich 2,5
Prozent Umſatzſteuer, 91 Franken. An der kommenden Montagsbörie
ſtehen weitere Verſteigerungen bevor.
Am Mittwoch waren auch in Straßburg große Poſten franzöſiſches
Mehl verſteigert worden, wobei durchſchnittlich 8598 Franken geboten
wurden. Der ſüddeutſche Mehlwarkt kann von dieſen Vorgängen natur=
gemäß
nicht unbeeinflußt bleiben. Das Geſchäft liegt vollſtändig ftill,
Die Forderungen lauteten zuletzt für Weizenmehl, Spezial 0, 27, 75 bis
23 Mark, Roggenmehl 24 Mark bzlv. 23 Mark frei Mannheim, angeboten,
Für Weizenfuttermehl wurden 1212,5 Mark, Noggenfuttermehl 11,20,
Nachmehl 1616,5 Mark, Weizenkleie 10,25 Mark, Roggenkleie 9,25 Mk.
die 100 kg ab ſüddeutſchen Stationen, verlangt.
Am Getueidemarkt wurde rheiniſcher Weizen mit 19 Mirb
die 100 kg, bahnfrei Mannheim, angeboten (Vorwoche 19,50); Aus=
landsweizen
19,8021 Mk.; Roggen 1616.5 Mk. (Vorwoche 16,25
bis 16,5 Mk., Gerſte 2121,5 Mk., ab rheiniſch=pfälziſchen Stationen
2020,5 Mk. ab württembergiſchen Stationen 2021 Mk.; ab fränkiſchen
22 22,5 Mk.; Hafer 14,515,5 Mk. (15,7516 Mk.), Mais 2020,5 Mk.,
per April 19,75 Mk. (Vorwvoche 2020,5 Mk.). Die höheren Gerſtenpreiſe
nurden nur für Ausſtichware bewilligt; ſonſt hielten ſich die Brauereien
und Mälzereien angeſichts der Jahreszeit und ihrer Geldknappheit
zurück. Angeboten waren noch Tunisgerſte mit 10,25 hfl., ruſſiſche Gerſte
gleichfalls mit 10,25 hfl., Parität Mannheim, tſchechoſlowakiſche Gerſte
mit 190 Kr. ab Grenze, bplniſche Gerſte mit 11,25 Schill. ab Rotterdam.
Hafer hielten ſich auf lettwöchentlicher Höhe von ca. 14,515,75 Mk.
Das Exportgeſ häft ſcheint ziemlich abgewickelt zu ſein.
Der Weltgetreidemarkt lag ruhig und brachte keine be=
ſonderen
Anregungen. Hier lagen folgende Angebote vor: Weizen, Bar=
letto
Ruſſo, 80 kg, rheinſchwimmend 11.90 hfl., Roſe , 80 kg, ſee=
ſchwimmend
, 12 hfl., je 100 Kils eif Mannheim; Manitoba I, April=Mai=
Abladung, 12,10 hfl. eif Rotterdam; Hafer, La Plata, rheinſchwimmend,
hfl. 9, Petersburger Hafer. 52 kg, 14tägige Abladung von Rotterdam,
11,25 hfl., Plata=Mais, rheinverladend, 11,60 hfl. eif Mannheim, Weſtern=
Roggen II, April=Mai=Abladung, ſeeſchwimmend, 9,25 hfl.eif Rotter=
dam
, ruſſ. Roggen, 9 Pud 15/20, ſeeſchwimmend, 9,60 hfl. eif Rotterdam.
Futtermittel waren anfangs der Woche noch ſtark, namentlich
linksrheiniſch, geſucht, beſonders Kleie und Futtermehle. Mit Eintritt
der wärmeren Witterung, die Ausſicht auf baldige Beendigung der
Stallfütterung erkffnet, hat die Nachfrage nachgelaſſen. Verlangt werden
für die 100 kg Rapskuchen 24 Mk., Erdnußkuchen ab Heilbronn 24 Mk.,
ſonſt Parität Mannheim; ferner für Biertreber 1415 Mk., engliſche
1515,75 Mk., Malzkeime, ſtaubfrei, 16 Mk., aus der Putzerei 1314 Mk.,
ausländiſche, dunkel, 8,90 hfl. helle 9 hfl., Trockenſchnitzel, ab Station,
11,512 Mk., ab Regensburg 10,5 Mk., Haferſchalenmelaſſe 10 Mk. mit
Sack, Frankenthaler Torfmelaſſe 9,50 Mk. mit Sack.
Hülſenfrüchte hatten kleinen Markt. Verlangt wurden für
geſpaltene geſchälte gelbe Erbſen 28 Mk., weiße Dongubohnen 35 Mk.,
Hellerlinſen 70 Mk., Mittellinſen 5658 Mk. die 100 kg franko Mann=
heim
.
In Sämereien lag das Geſchäft ruhig. Die Forderungen laute=
ten
: für 100 kg Rotkleeſamen 150160 Mk., Luzerne 160 Mk., Eſparſette
45 Mk., Natalmais 22 Mk.,
Hopfen hatte wieder ruhigere Geſchäftsſtimmung, aber die Preiſe
ſind unverändert geblieben. Sie bewegen ſich angeſichts der kleinen Vor=
räte
zwiſchen 850 und 870 Mk. je Zentner, je nach Qualität. Amerikani=
ſche
Hopfen ſind immer noch ziemlich umfangreich angeboten. Neuerdings
werden auch wieder gute elſäſſiſche Hopfen am ſüddeutſchen Markte
offeriert. Verkäufe in alten Hoxfen ſind dieſe Woche nicht bekannt ge=
worden
. Angeſichts der jetzt eingetretenen wärmeren Witterung können
die Vorarbeiten in den Hoxfenanlagen aufgenommen und die Verſpätung
im Schnitt eingeholt werden.
Malz hatte unveränderten Markt. Die Preiſe der Malzfabriken
ſind die gleichen geblieben wie in der Vorwoche, nämlich 4042 Mk. die
100 kg für prime Qualitäten. Ab linksrheinifchen Stationen wurden
kleinere Poſten altes Malz, argeblich für Brennzwecke, zu etwa 29 Mk.
die 100 kg ab Station, gehandelt. Von kleineren Mälzereien und Braue=
reien
lagen Angebote zu 36,538 Mk. ab Württemberg bzw. Bayern
vor. Wenn das Wetter weiterhin warm bleibt, wird die Mälzerei=
kampagne
in vier bis ſechs Wochen beendet ſein. Deshalb halten auch
die großen Malzfabriken, die mit ihren Vorräten vorverkauft ſind, zurück,
ſodaß kein drängendes Angebot herauskommt.
Am ſüddeutſchen Tabakmarkt iſt das Geſchäft infolge
der anhaltenden Geldknappheit etwas ruhiger geworden. Umgeſetzt
wurden einige hundert Zentner Bauerntabake bis zu 110 Mk. per Ztr.
Rippen blieben zu unveränderten Preiſen geſucht.
ab. Berliner Produktenbericht. Nachdem geſtern nach=
mittag
für Getreide die Nachfrage ſich etwas belebt hatte und demge=
mäß
angebotene Lagerware zu erhöhten Preiſen umgeſetzt worden
war, geſtaltete ſich auch heute die Tendenz bei ſehr geringem Angebot
feſt. Für Weizen und Roggen zahlte die Provinz zum Teil höhere
Preiſe als hier zu erzielen waren. Von Gerſte war die knapp ange=
botene
gute Brauware weiter begehrt. Für Hafer übertraf die Nachfrage
vom Inlande das hier verfügbare Material. Mehl war bei regerer
Nachfrage feſter. Kleie war vielfach begehrt.
Börſen.
Börſenbericht vom 24.29. März. (Eigener Bericht.)
Die Börſe zeigte in der Berichtswoche zum erſten Male ſeit langer Zeit
wieder eine etwas freundlichere Stimmung und ſteigende Kurſe. Die
anhaltenden Realiſationen, die von verſchiedenen Seiten in letzter Zeit
vorgenommen wurden, hatten das Kursnibeau ſchließlich auf einen der=
artig
niedrigen Stand herabgedrückt, daß die Kaufluſt des Puhlikums
beim geringſten Anlaß geweckt werden mußte. Schon die Montagsbörſe,
die noch in durchaus ſchwacher Haltung eröffnete und überwiegend Kurs=
abſchwächungen
aufwies, brachte einen gewiſſen Stimmungsumſchwung,
da es ſich zeigte, daß die dringendſten Franken=Engagements ohne ern=
ſtere
Komplikationen abgewickelt werden konnten, ja daß die Gefahren,
die den Märkten von ſeiten der Frankenſpekulation des In= und Aus=
landes
drohten, infolge von übertriebenen Nachrichten vielfach über=
ſchätzt
worden waren. Da man gleichzeitig auch Interventionskäufe der
Großbanken bemerken wollte, ſchritt die Spekulation zur Eindeckung ihrer
niht unbeträchtlichen Blankoverkäufe und bot damit dem Markte eine
weitere kräftige Stütze. An den folgenden Tagen lagen vor allem von
Publikumsſeite recht zahlreiche Kaufaufträge vor, und die Kurſe konnten
auf allen Gebieten Steigerungen erzielen, die im Durchſchnitt etwa
10 Prozent betragen haben dürften. Die reichliche Verſorgung des
Marktes mit täglichem Geld trug ebenfalls das ihrige dazu bei, die Kauf=
neigung
an der Börſe zu erböhen, und in der gleichen Richtung wirkte
die Hoffnung auf eine baldige Herabſetzung des Börſenſtempels und
ettl. auch der Bankproviſion, die zu einer allgemeinen Belebung des
Effektengeſchäfts führen dürfte. Eine beſondere Anregung zog die Börſe
auch aus dem Rücktritt Pcincarés, dem ſie allerdings, wie ja der weitere
Verlauf der franzöſiſchen Kabinettskriſe zeigte, eine viel zu weitgehende
Bedeutung beimaß. Gegen Ende der Woche war die Tendenz zwar nicht
mehr ganz einheitlich, es wurden vielfach bereits wieder Gewinnrealiſa=
tionen
vorgenommen und die Kurſe bröckelten da und dort wieder etwas
ab. Die Grundſtimmung blieb aber bis zum Schluß durchaus feſt und
die Umſatztätigkeit blieb lebhafter, als man dies ſeit langem gewöhnt=
war
.
ab. Berliner Börſenbericht: Bei gleichbleibendem Be=
darf
wurden die Deviſenkurſe unverändert feſtgeſetzt. Auch die Zutei=
lungen
erfolgten in ungefähr gleichem Umfange wie bisher. Vermin=
dert
wurden ſie ſogar für Buenos Aires und Brüſſel, Kriſtiania, Spa=
nien
, Jugoſlawien und Sofia. Unter den Effektenhändlern herrſchte
vollkommene Luſtloſigkeit. Es wurden Kurſe nicht genannt. Es hieß,
die geſtrigen Schlußkurſe ſeien Brief, etwas niedriger vielleicht Geld.

Oeviſenmarkt.

V

Brief Ne
Bſ0 Mefe
tie Maee 157.36 16.14 155.36 16.14 1 Proz. Brüfſſel=Antwerpen .. . . ." 18.35 18.45 18.35 18.4 1 Proz. Chriſtiania. . . . . . . . . . . . . 57.36 57.64 57.36 57.,64 1 Proz. Kopenhagen .. ........" 66 63 66.97 66.88 66.17 1 Proz. Stockholm . . . 111.22 111.78 111.22 111.78 1 Proz. Helſingfors 1057 10.63 10.57 10 68 2 Proz. Italien .... 18 25 18.35 18.25 18.35 1Proz. London .. 18.055 18.145 18.055 18.145 1 Proz. New=York. 4.19 4.21 4.19 4.21 1 Proz. Paris.. B3 24 23.36 23.24 23.36 1 Proz. Schweiz". 72.71 73.09 72.71 73 09 1Proz. Spanien. 54.46 54 74 54.46 54 74 1 Proz. Wien (i. D.=Oſterr. 6 08 6.12 6.08 6 12 3 Prox. Prag ... 1236 1244 12.71 12.79 1Proz. Budapeſt. . . . 6.38 6.42 6.38 6.32 voll Buenos=Aires. .. 1.405 1.415 1.405 1.415 1 Proz. Bulgarien. 3.29 3 31 3.29 50 Pr. Japan 1.775 1.785 1.775 3 Proz. Rio de Faneiro.. 0.495 0.505 0.435 158 5 Proz. Gelgrad.. 5.58 5 62 5.58 5. 62 25 Pr. Liſſabon .. 12 96 13.04 12.96 13.04 5 Proz. Danzig .. . . . .. .. 72.21 72.59 72.21 7259 5 Proz [ ][  ][ ]

Nunimer 90.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer

von Johanna Wolff.
89)
(Nachdruck verboten.)
Und Kreipels waren es. Nur jämmerlich verändert erſchie=
nen
ſie, und gehörte noch ein Dirnchen von etwa drei bis vier
Jahren zu ihnen.
Schwerfällig ſetzte ſich der Mann in Bewegung und führte an
einer Hand das Kind, an der andern das Malchen. Die ging an
der Vaterhand, wie eine, die keinen Willen kennt und keinem
Ziel zuſtrebt. Sie ließ ſich fortziehn und ſtapfte unſicher, mit er=
loſchenen
Augen.
Herr Kreipel! rief Merete dem Beſuch unter der Türe ent=
gegen
. Malchen! Sie blieb ſtehn und ſchaute: Was war das?
War dies Häuflein Elend ihr Pflegetöchterchen? Das muntere
Hexlein, das ſüße Perſönchen? Man war ja Kummer gewöhnt
in dieſer Zeit, aber ſolch ein Anblick! Sie fragte auch nicht weiter,
griff zu und führte die drei Ankömmlinge ins alte Strohdach=
haus
. Und erftmal ſetzte ſie ihnen etwas zu beißen und zu bre=
chen
vor, denn hungrig waren alle in dieſer Zeit.
Malchen ſteckte in den Mund, was der Vater ihr in die Hand
gab, und trank, was ihr eingeſchenkt wurde, lautlos, leblos
und darüber nickte ſie ein. Sie und ihre kleine Tochter, die ſehr
bewegliche Gret, wurden in Meretens Schlafkammer gepackt.
Und dann ſaß Willy Kreipel allein mit ſeiner alten Liebe.
Er hockte am Tiſch, gebückt, die Hände zwiſchen den Knien gefal=
tet
, als hätte ihm etwas die breiten Schultern zuſammengeſtubbſt.
Wie ſchäbig ſah doch der Beſitzer der Villa Königin aus! So
verfallen, der einmal ſo ſtattlich auf derſelben Stelle geſtanden!
Er hob den Kopf. Er reckte die Hände: Frau Nachbarin,
liebe, gute Frau Nachbarin Und wieder ſchwieg er bedrückt.
Wo ſollte er zu erzählen anfangen? Er hatte ſich ja geſchämt, zu
ſchreiben, bis es kein Schämen mehr gab, bis die Verzweiflung
ihn handeln ließ, blindlings und einfältig. Nun war er da. Nun
mußte er doch dem Geweſene Worte geben. Das war aber ſchwe=
rer
als dieſes und jenes, was er durchgemacht.
Frau Nachbarin Ja Ja, was ich ſagen wollte
nämlich es iſt alles zu Ende. Den Anfang wiſſen Sie ja, und
was nachkam, werden Sie ſich denken können: Ein Lump iſt er
geweſen, der Stettner=Erich! Geſpielt, Wechſelgeſchichten gemacht
mein gutes Geld verpowert Prügel für Malchen und Schul=
den
für mich! Das war der Schluß. Und dann dann iſt er
Gott ſei Dank gefallen, der Erich. Ja, Gottlob! Und wir waren
froh, wieder in unſerm Bierkeller zu ſein. Herr Kreipel ſtand auf
und reckte ſich ein wenig. Noch jetzt merkte man, welche Erleich=
terung
ihm dieſes gefallen gebracht hatte.
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.

Seite 19.

Die Agnes, die iſt immer ein Herz und eine Seele mit dem
Menſchen geweſen. Die beiden haben von meinem Hab und Gut
an die Seite gebracht, was ſie konnten. Und dann hat mich das
Weib doch verlaſſen. Ja. Und diesmal hab ich ſie nicht zurück=
geholt
. Ich hatte ihr ja auch nichts mehr zu bieten. Und wiſſen
Sie, ich fühlte mich doch noch ſchuldig dazu. Warum? Weil ich
die Agnes im Grund nie habe leiden mögen. Ja, Frau Nach=
barin
, iſt alles ganz ſchön und Ihre Anſicht in Ehren, aber ein
bißchen Gutſein und Liehaben muß dabei ſein, wenn zweie zu=
ſammenkommen
, ſonſt ſonſt geht’s nicht. Geht’s nicht auch
nicht bei kleinen Leuten Ne!
Vor der grauhaarigen Frau, die er in jungen Tagen geliebt
hatte, ſtand Herr Kreipel ſtill, ſeine waſſerblauen Augen ſahen
ihr ins Geſicht mit der gleichen Inbrunſt, mit der er ihr damals
den fortgerollten Kohlkopf aufgehoben hatte, und die gleiche red=
liche
Treue ſtand in ſeinen Zügen, als er fortfuhr: Frau Nach=
barin
, Sie meinten damals, es ginge mit der Agnes, und weil
Sie es wünſchten, bin ich ihr nachher auch nachgereiſt und hab
ſie zurückgeholt, und ich verdenke ihr auch weiter nichts, gar
nichts Wie ſollt ich von ihr verlangen, was ich ſelber nicht
aufbringen konnt, was? Nur, daß ſie mit dem Malchen ſchlecht
war, grundſchlecht und falſch , er zuckte die Achſel, aber 18
war ja nicht ihr Kind
Merete, die Hände im Schoß gefaltet, hörte ihm zu. Sie hatte
es ſo gut gemeint, damals. So vernünftig ſchien’s, ſo folgerichtig,
und war doch ſo verkehrt ausgeſchlagen!
Nein, wiederholte Willy Kreipel noch einmal, der Agnes
verdenke ich nichts, ſie war auch bloß ein armes Menſch bei mir;
nur dem lieben Herrgott verdenke ich, was er weiter über mich
und mein armes Malchen gebracht hat. s wär genug geweſen
an dem, das wir zu koſten bekommen, was? Er wiſchte ſich die
Augen. Sehn Sie, ich ſaß arm, ausgepfändet, den letzten Rock
am Leibe, mit ihr und den beiden Würmchen im alten Bierkeller,
Und ſie war brav, Frau Nachbarin! Keine Klage! Kein Gewin=
ſel
! Jetzt merkte ich, was in guten Kern in ihr drin war. Sie lief
treppauf, treppab, ging von einem Tiſch zum andern und kehrte
ſich an keine ungewaſchenen Reden denn die Kutſcherbrüder
und Dreckwagen=Männekens, die bei mir verkehrten, die foppten
mich natürlich nach Kräften mit dem Rentier und der vertrackten
Villa da oben. Und was in der Zeit das beſte war, Frau Nach=
barin
, mein Malchen betreute ihre Kinder! Damit hat ſie bei
ihrem Vater manches gutgemacht. Die kleine Gret und noch das
Jüngelchen, das Mäxchen! Ein Kind, wie’n Sonnenſcheinchen,
ſag ich Ihnen. Wie’n Engelchen, wahrhaftig! Die Leut blieben
auf der Straße ſtehn ſo’ne Locken! Und Augen, wien paar
mächtige Vergißmeinicht. Und all die liebe Pracht lag dann un=
verhofft
im Straßendreck. Ja Herr Kreipel ſchluckte und
ſchluckte wieder. Als müſſe er einen gewaltigen Biſſen noch ein=
mal
hinunterwürgen.

Keiner hat geſehn, wie das Auto übers Mäxchen wegge=
fahren
iſt, keinen Schrei hat’s gegeben war grad um die ſtille
Veſperzeit Bloß das Malchen kommt die Stiegen herauf=
geſprungen
, nachzuſchaun, und wird ſein buntes Kleidchen ge=
wahr
ſieht und ſieht, was noch übrig vom Kind entſetz=
lich
! Was, Frau Nachbarin?
Ja! nickte Merete erſchüttert. Das iſt entſetzlich, mein guter
Kreipel das arme kleine Weib!
Na, was ſoll ich Ihnen ſagen, fuhr der Mann fort, ſie
redete nicht; ihre Mutter, die im Wochenbett ſtarb, war ja eben=
ſolch
Gemüt. Kommt die Kleine mir alſo plötzlich in den Keller
geſtapft, ganz ruhig ſcheinbar, ſchiebt Biergläſer und Wurſtpellen
auf dem Tiſch beiſeit und packt etwas aus dem zuſammengeraff=
ten
Rock, ſo mitten auf den Tiſch, und ſackt dann hin aufs Lino=
leum
So iſt’s geweſen, Frau Nachbarin, und ſeitdem iſt ſie
ſo Ja ...
Aber was ſagt der Doktor, Kreipel? Man muß einen Ner=
venarzt
fragen! rief Merete, außer ſich vor Erregung und Mit=
leiden
.
Hab ich getan, Frau Nachbarin, hab ich mehr denn einmal
getan, gab der verſtörte Menſch zurück. Sie ſoll weinen, ſagt
der Doktor. Wie ſoll ſie weinen, wenn ſie doch nichts fühlen tut!
Und fühlen tut ſie nix, das iſt ſicher. Hundertmal hab ich ſie ge=
fragt
, ob ſie irgendwo Schmerzen hätt; da hat ſie mich angeſehn,
genau als ob ſie den hölzernen Tiſch anſieht. Und in die Anſtalt,
Frau Nachbarin Ne! In die Anſtalt kommt ſie nicht!
Nicht, ſo lange ich leb! Hauen kann ich mein Malchen ſelber,
wenn’s mir zuviel wird. Und manchmal hab ich ſchon gedacht,
s wär angebracht
Kreipel! Mein armer, guter Kreipel! Merete war auf=
geſtanden
und hatte ihren Arm um ſeine Schulter gelegt. Frü=
herl
, Früher, ja, da hat ſie wohl manchen Rutenſtreich zu wenig
gekriegt, die kleine Dirn aber jetzt! Nein, mein lieber Menſch,
jetzt muß man andre Mittel anwenden, das beſte, was einem in
der Seele ſitzt. Und den großen Willy feſt an der Hand, ſetzte ſich
Hans Peters Mutter mit ihm aufs geſchnitzte Ofenbänklein.
Und ans Vergangene denken Sie gar nicht ſtieß er
gewaltſam heraus, was mein Kind Ihnen angetan hat.
Nein, gar nicht, lieber Kreipel, laſſen wir das!
Und der Herr Sohn ich hab von ihm in der Zeitung ge=
leſen
, ich weiß allerlei.
Na, dann wiſſen Sie auch, daß er anderes zu tun hat. Im
Augenblick iſt er verreiſt. Sonſt könnte er Ihnen ſelber ſagen, was
er über Vergangenes denkt, mein Sohn. Sie lauſchte zur Schlaf=
kammer
hin. Mir iſt, als hört ich da etwas.
Malchen? Ne, die liegt, wo ſie liegt.
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Seite 20.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. März 1924.

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daß die Beiträge vom 31. März bezw. 1. April laufenden
Jahres ab nur noch 6 Prozent der Bruttoarbeitsvergütung
(Barlohn und Naturalbezüge) betragen.
Die Beiträge werden von vorgenannten Tagen ab bei
den Arbeitgebern alle 4 Wochen abgeholt mit Ausnahme der
Arbeitgeber von Dienſtboten, bei denen die Beiträge monat=
lich
eingezogen werden.
Die mit dem Einzug Beauftragten der Kaſſe ſind mit
Legitimation verſehen.
Die Berechnung der Beiträge erfolgt auf Grund des in
der Lohnnachweiſung in einer Summe angegebenen Lohnes
Um nun die Beitragseinziehung zu erleichtern, werden
ſämtliche Arbeitgeber mit Vordrucken für die vereinfachter
Lohnnachweiſungen verſehen, auf die die wöchentlich oder
monatlich gewährte Arbeitsvergütung einzutragen iſt.
Dieſe Vordrucke ſind, von Mitte nächſter Woche ab auf
dem Büro der Kaſſe, Schalter 3, erhältlich.
Darmſtadt, den 29. März 1924.
Der Vorſtand:

Bebauungsplan.
Der gemäß Verfügung des Mini=
ſteriums
des Innern vom 6. ds. Mts.
feſtgeſtellte Bebauungsplan über die
Verſchmälerung der Schloſſerſtraße
liegt bei dem Städt. Hochbauamt zur
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Einſicht offen.
Darmſtadt, den 25. März 1924.
Der Oberbürgermeiſter.
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1 Plattenleger, 2 Friſeure, 2 Schneider,
1 Bäcker, 1 Konditor, 1 Schreinermeiſter,
3 Schreiner, 2 Wagner, 1 Dreher, 1 Dach=
decker
, 2 Schmiede, 3 Inſtallateure, ein
Werkzeugmacher, 1 Bauſchloſſer, 1 Ge=
ſenkeſchloſſer
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2 Metallarbeiter, 1 Ankörner, 4 Schuh=
macher
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Arbeiter, 2 Fabrikarbeiter, 2 Landar=
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Darmſtadt, Alexanderſtr. 22.
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vom 27. März 1924 iſt genehmigt. Ab=
gabe
der Abfuhrſcheine und Ueberweiſung
am 8. April 1924. Zahlungsfriſt vom
8. April bis 22. April 1924. (3963
Heſſ. Oberförſterei Ober=Ramſtadt.
Hoffmann.
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bezirks
entrichten.
Die beſonderen Zahlſtellen für Umſatzſteuer ſind von
dieſem Tage an aufgehoben.
Die Steuerzahlſtellen für die 7 Steuer= oder Polizeibe=
zirke
befinden ſich vom 1. k. Mts. an ſämtlich in den Räumen
der Kaſerne Alexanderſtr. dahier, und zwar:
die Steuerzahlſtelle des I. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 45
(II. Obergeſchoß),
die Steuerzahlſtelle des II. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 8
(Erdgeſchoß, rechts vom Torweg),
die Steuerzahlſtelle des III. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 9
(Erdgeſchoß, rechts vom Torweg),
die Steuerzahlſtelle des II. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 36
(II. Obergeſchoß),
die Steuerzahlſtelle des V. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 38
(II. Obergeſchoß),
die Steuerzahlſtelle des II. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 3
(II. Obergeſchoß),
die Steuerzahlſtelle des III. Steuerbezirks in Zimmer Nr. 30
(II. Obergeſchoß).
Die Zahlſtelle für Gerichtskoſten, Polizei= Forſt= und
Feldſtrafen und heſſ. Stempelmarken befindet ſich von dem
genannten Zeitpunkte an in den Kaſſenräumen des Finanz=
amtsgebändes
, Lindenhofſtr. Nr. 15. dahier.
(3994
Stroh.

3,20
z 8,09
6,66
19.90
73,65
79,02

Lärchen Kl. IN 4
Kl. V 22
Fichten Kl. III 5
Kl. IV 23
Kl. Va 130
Kl. Vb 256
Derbſtangen:
Fichten Kl. I 2 Stück 0/48 fm
Zuſammenkunft am erſten Tage in
den Griesbach=Fichten. Am zweiten Tage
am Breitenſtein (Vizinalweg Nieder=
RamſtadtNieder=Modau). Das im Forſt=
ort
Schorrsberg lagernde Nutzholz (Nr.
1022 bis 1087) wird vorausſichtlich nicht
vorgezeigt.
Nähere Auskunft durch Förſter
Trantmann.
Ober=Ramſtadt, den 28. März 1924,
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.

Donnerstag, den 3. April, vor=
mittags
9 Uhr, werden im Ro dörfer
Gemeindewald aus Abt. 3, 4, 5 und ver=
ſchiedenen
anderen Abteilungen verſteigert:
Lärche Stämme 1 St. III. Kl. 0,56 fm

Fichte

11
44
401

III.
TV.
Va.
Vb.

Geſchäftsſtelle: Darmſtadt, Grafenſtraße 43.

Fliegende Arbeitskolonne der
Arbeitszentrale für Erwerbs
beſchränkte
erledigt vorübergehende Arbeiten und
Beſorgungen jeder Art durch zuverläſſige
Kräfte gegen amtlich feſtgeſetzte Ver=
gütung
.
(st3949
Fernruf Stadtamt.

S0mmerſproſſen
Ein einfaches wun=
derbares
Mittel reile
gern jed. koſtenlos mit
Frau M. Poloni,
bannover 0. 73
Edenſtr.30 4, (I. Blm i

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9,65
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geg. Motorrad. Ang.
u. Z 65 Gſchſt. (*9231

Derbſtangen 400 Stück 28,00
Zuſammenkunft an der Kubig.
Roßdorf, den 29. März 1924.
Heſfiſche Bürgermeiſterei.
Lorenz.
Trunkſucht
Neimarbel in heibar, Verheſ=
end
zu vergeben

Adreſſen u 2 93 Ge=
ſchäſtsſt
. erbet. (19290

fertes, wirklich u
ſchädl. Mittel
Hannover 50,
ſchließrach 121

modefarben,
k.
Taiuu

Ludwigsplatz