Einzelnummer 10 Goldpfennige
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
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Nummer 84 
Montag, den 24. März 1924. 
187. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streik uſw. erliſcht 
jede Verpſichtung auf Erfüllung der 
            Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei 
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder 
Rabat weg. Banſlonto: Deutſche Bank und 
            Dam=
ſtädter 8 Nationalbank.
 Dr. Streſemann über die politiſche Lage. 
Vor wichtigen Entſcheidungen. — Die Politik der Kompromiſſe. — Für eine nationale Volksgemeinſchaft. — Die geiſtige 
Enſelung der Völker zu Deuſchland.—Diesuneppolifk der Deutſchen Bolspartei. Das Paterland über die Dortei.
 Darmſtadt, 24. März. Auf Veranlaſſung der Deutſchen 
Volkspartei fand geſtern vormittag in der Turnhalle am 
            Woogs=
platz eine große öffentliche Verſammlung ſtatt, die weitaus 
            über=
füllt war.
 Rechtsanwalt Abg. Dingeldey 
eröffnete die erſte Verſammlung in dieſem Wahlkampf mit 
            herz=
licher Begrüßung der ſo zahlreich Erſchienenen. Er begrüßte 
beſonders den Parteiführer, der hier ſchon oft geſprochen, und 
in ihm auch den deutſchen Reichsaußenminiſter; er begrüßte 
ferner den Reichstagsabgeordneten für Heſſen Dr. Becker. Der 
kommende Wahlkampf wird ſchwer werden, aber wir treten mit 
Vertrauen und mit beſten Ausſichten in dieſen Wahlkampf ein, 
denn ſowohl unſere Führer, wie wir alle, haben ſtets danach 
            ge=
ſtrebt, das Vaterland und ſeine Geſchicke über die Partei zu 
ſtellen. (Beifall.)
 Reichsaußenminiſfer Dr. Streſemann 
mit lebhaftem Händeklatſchen begrüßt, führte etwa aus: Das 
kommende Jahr bringt nicht nur für das deutſche Volk, es bringt 
faſt ſür die ganze ziviliſierte Welt wichtige Entſcheidungen, die 
die Weltpolitik ſehr ſtark beeinfluſſen werden. In England haben 
die Wahlen ſtattgefunden mit dem Reſultat, daß zum erſtenmal 
eine Regierung der Arbeiterpartei ans Ruder kam. In 
            Frank=
reich und Italien ſtehen die Wahlen noch aus, ebenſo wie bei 
uns. Wir ſollten, wenn wir jetzt in den Wahlkampf eintreten 
und demnächſt zur Wahlurne ſchreiten, nie vergeſſen, daß die 
Diesnaligen Wahlen von weltpolitiſcher Be= 
Deutung ſind. (Sehr wahr!) Wenn das alles auch im Vor= 
Dergrund des Intereſſes ſteht, ſo iſt für uns doch von gleich ſtar= 
Fem Werte
die deutſche Innenpolitik.
 Such ſie hat einſchneidendſte Bedeutung gehabt und ſteht auch 
bei den kommenden Wahlen vor entſcheidenden Entſchlüſſen. 
Solange wir in Deutſchland nicht die Zwei= 
Parteien=Konſtellation haben, wird es bei 
uins. nichts anderes geben können, als eine 
Politik der Kompromiſſe. Gewiß gibt es für jede 
PPartei durchaus gewichtige Grundſätze, um die ſchwer und ernſt 
gekämpft werden muß und darf. In dem Augenblick aber, wo 
rvir außenpolitiſch vor ſo ſchwer wiegenden 
            Entſcheidun=
gen ſtehen, müſſen all dieſe Dinge zurückgeſtellt werden. Müſſen 
wir nach außen hin nicht etwa das Bild innerer 
            Zerriſſen=
heit geben, ſondern das Bild geſchlofſener nationaler 
Einheit. (Lebh. Bravo!) Die einzigen Siege, die das 
            deut=
ſche Volk errungen hat, waren die Siege der Volkseinheit in den 
großen Abſtimmungen. Ich habe nie unterlaſſen, beſonders dem 
Auslande gegenüber immer wieder darauf hinzuweiſen, daß das 
von unendlich großer Bedeutung iſt. Daß es viel leichter iſt, ſich 
in Zeiten der Ruhe und des Wohllebens zum Vaterland zu be= 
Eennen, als in Zeiten der Verarmung, Zerſtückelung, da 
            Lockun=
gen mächtiger Feinde am Werke ſind, uns auseinanderzureißen. 
Hier hat ſich in den Abſtimmungen der feſte Wille zur nationalen 
Einheit gezeigt. 
Das ſollte uns immer Vorbild ſein. Die große Idee muß 
vie ſein, die Parteien zuſammenzuführen, nicht ſie 
            gegen=
einander aufzuhetzen, ſich gegenſeitig belämpfen. (Sehr richtig!) 
Ich ſelbſt habe nun in vier Miniſterien der Reichsregierung 
            mit=
gearbeitet. Gewiß, wir alle haben oft unter dem Eindruck 
            ge=
ſtanden, daß wir Siſyphusarbeit leiſten, daß wir immer 
twieder vergeblich eine.
 Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann 
Originalzeichnung für das Darmſtädter Tagblatt.
 iſt, meine ich, wenig erfreulich, daß der Miniſterpräſident eines 
Bundesſtaates in öffentlicher Volksverſammlung derart gegen 
die Reichsregierung Stellung nimmt. Das gibt kein Bild von 
geſchloſſener nationaler Einheit. Herr v. Knilling hätte 
            Gelegen=
heit gehabt, ſich jederzeit im Reichsrat darüber zu unterrichten, 
daß er auch ſachlich und tatſächlich im Irrtum war. Die 
            Reichs=
regierung kann nicht über alle Einzelheiten 
ihrer Tätigkeit öffentlich Rechenſchaft geben. 
Aber im Reichsrat hätte Herr von Knilling 
            er=
fahren können, daß doch ſehr viel in dieſen 
            Fra=
gengeſcheheniſtundgeſchieht. Gerade in der 
            Kriegs=
ſchuldfrage aber ſollte das ganze Volk geſchloſſen und einig 
daſtehen. (Sehr richtig!) 
Es iſt kein Zweifel, daß die
Löſung des Reparationsproblems
geiſtige Einſtellung der Völker
 und der übrigen wichtigen Probleme ſuchen. Aber was hätte es 
uns gefrommt, einfach zu ſagen, wir werfen nunmehr alles hin, 
es iſt zwecklos. Das wäre natürlich einfacher geweſen; aber war 
es nicht unſere Pflicht, immer wieder zu verſuchen, einen 
            Aus=
veg zu finden, der unſere Exiſtenz ſicherte, uns zum mindeſten 
ein Weiterleben ermöglichte. (Sehr richtig!) Gewviß wäre es 
eichter geweſen, eine Entſcheidung durch die Waffen 
            an=
zeurufen. Aber wäre es nicht Wahnſinn, das heute zu tun, da 
wir waffenlos einer Welt voll Waffen gegenüberſtehen. Ich 
onnte nun einmal keine andere Politik führen als die eines 
entwaffneten, reſtlos waffenloſen Volkes. Man hat uns das zum 
Vorwurf gemacht; waffenlos ſei nicht wehrlos. Aber das habe 
ſch nie behauptet. Unſere einzige Waffe, unſere einzige 
Wehr iſt eben die große nationale 
            Volksgemein=
ſchaft. (Lebh. Bravo) Immer wieder das betonen: wir ſind 
ein einiges Volk von 60 Millionen; wir ſordern unſer Recht, 
uinſere Exiſtenz. Nur das können wir in die Wagſchale werfen, 
Darum ſoll man aber keine Dolchſtoßpolitik treiben, die uns nur 
völlig in den Abgrund treiben kann. Gewiß iſt es leicht, zu 
fordern: zerreiß den 
Verſailler Vertrag!
 Olber was wäre damit gewonnen? Iſt es nicht richtiger, jedes 
Mittel zu verſuchen, unſeren Brüdern im beſetzten Gebict das 
Daſein erträglich zu machen, anſtatt ſie reſtlos der brutalen 
Sewalt auszuliefern. (Sehr wahr!) Gewiß kann man fordern, 
Frankreich gegenüber die Stellung der letzten Konſequenz 
            ein=
tunehmen. Das wäre die ultima ratio resis der Kriege, die 
Entſcheidung mit den Waffen. Wer wird das mit gutem 
            Ge=
wiſſen raten und verautworten können? 
Wir proteſtieren und demonſtrieren ſehr oft, bei allen 
            mög=
lichen Anläſſen. Ich meine, wir ſollten diel mehr und diel öfter 
demonſtrieren für die Zurücknahme der 
            Aus=
weiſungen, für die Freigabe der Gefangenen. 
Sehr wahr!) 
Mit ſtarkem Befremden habe ich geſtern die 
Rede des bayeriſchen Miniſterpräſidenten
 Dr. v. Knilling geleſen, der in einer Volksverſammlung der 
Reichsregierung den Vorwurf machte, daß ſie 
nder Kriegsſchuldfrage nichts tue u. dgl. m. Es
 Deutſchland gegenüber heute eine andere iſt, als ſie es vor Jahren 
— in der erſten Zeit nach dem Kriege — war. Es hat nach dem 
Kriege eine Zeit gegeben, in der man in Amerika überhaupt nicht 
von Deutſchland ſprechen durfte und wollte. Heute hat man 
drüben ſeine Anſicht über Deutſchland und die Kriegsſchuld 
geändert; heute kommen, amerikaniſche 
            Sachverſtän=
dige nach Deutſchland zur Prüfung der Reparationsprobleme 
und dergleichen mehr. Das kommt doch nicht von ſelbſt. Das iſt 
doch eine Folge der Einſtellung des deutſchen Volkes, der 
            deut=
ſchen Politik. Man hat drüben eingeſehen, daß wir geſchloſſen, 
unter Umſtänden mit brutalen Mitteln, gegen 
die eigenen Volksgenoſſen um unſere Exiſtenz 
ringen; daß wir uns trotz allem und allem behaupten. Dieſe 
geiſtige Umſtellung der Völker uns gegenüber iſt doch nicht von 
ſelbſt gekommen. Das kann nicht von heute auf morgen kommen. 
Dazu ſind Jahre ernſten Arbeitens erforderlich. Das 
            deut=
ſche Volk ſollte doch endlich mehr Verſtändnis 
für unſere Außenpolitik haben. (Lebh. Bravo) Sollte 
einſehen, daß das Außenminiſterium nicht ſchläft, ſondern 
            ziel=
bewußt das Notwendige und Erreichbare zu erreichen ſucht. Auch 
in England und auch in Frankreich war dieſe geiſtige Umſtellung 
dem deutſchen Volke gegenüber zu bemerken. 
Die 
Beſchlüſſe der Sachverſtändigen=Kommiſſion 
werden manches bringen, was uns unannehmbar, unmöglich 
            er=
ſcheint. Dieſe Kommiſſion hat in erſter Linie wirtſchaftliche 
            Be=
deutung. Man kann zwar ſagen, daß die Wirtſchaft nicht die 
Hauptſache in unſerer Politik iſt, aber ſie iſt für uns, die wir 
unter dem Kulturniveau leben, von ungeheuerer Wichtigkeit. 
Von den Beſchlüſſen bzw. Vorſchlägen der Sachverſtändigen= 
Kommiſſion iſt der der bedeutſamſte, daß die 
            Beſatzungs=
koſten in Zukunft von den Beſatzungsſtaaten 
ſelbſtzutragen ſind, d. h., daß jeder Staat ſoviel 
            Solda=
ten im beſetzten Gebiet unterhalten kann, wie er von unſeren 
Reparationsgeldern erhalten kann. 
Nedner kommt dann auf die Gründung der 
Goldnotenbank 
zu ſprechen, die ſchon vielfach bekämpft wurde, weil ſie eine 
            ge=
wiſſe Finanzkontrolle durch das Ausland bedeutet. Wenn wir
 aber dadurch erreichen können, daß die deutſchen Bahnen wieder 
deutſch werden, daß das Ruhrgebiet geräumt werde, daß alle 
Ausgewieſenen zurückkehren können und alle Gefangenen aus 
den Gefängniſſen entlaſſen werden, was iſt da höher zu 
            be=
werten?. Man hat mir, beſonders Herr Helfferich hat mir 
den Vorwurf gemacht, daß ich mich ganz auf eine Verſtändigung 
mit Frankreich eingeſtellt habe. Ich muß das auf das 
            ent=
ſchiedenſte zurückweiſen. Ich habe niemals ein 
            Ver=
ſtändnis mit einem Staat allein geſucht. Hätten wir ſonſt 
            er=
reicht, daß England uns eine Anleihe gewährt, daß es ſeine 
Reparationsabgabe von 25 auf 5 Prozent 
            her=
abſetzt?. Wir ſuchen beſonders in unſerer wirtſchaftlichen 
Entwickelung Verſtändigung, richtiger geſagt Beſſerung der 
            Be=
ziehungen zu allen ehemals feindlichen Völkern. Es iſt darum 
unverantwortlich, daß man von gewiſſer Seite beſonders im 
Auslande in Form von Interviews Stimmung gegen unſere 
Außenpolitik macht. Es iſt nicht richtig, daß wir eine Rede 
Muſſolinis nicht genügend beachtet haben. — Redner kommt 
dann kurz auf die 
deutſche Innenpolitik 
und beſonders auf die der deutſchen Volkspartei zu ſprechen, 
und tritt den gegen ihn erhobenen Vorwürfenwegen ſeiner 
Bildung der großen Koglition, ſeinem 
            Zuſammen=
gehen mit der Sozialdemokratie entgegen. Er erinnert an die 
Situation, die ſeinerzeit herrſchte. Die erſte Aufgabe war 
            da=
mals die, gegen den Kommunismus zu kämpfen. 
            Soll=
ten wir uns dieſem Kampfe nicht anſchließen, ſollten wir eine 
geſchloſſene Front der Linken gegen uns errichten? Wiekann 
man uns da Marxismus vorwerfen?. War es etwa 
marxiſtiſch, daß wir die Reichswehr in Sachſen 
            ein=
marſchieren ließen?. War es marriſtiſch, daß wir dem 
            deut=
ſchen Kronprinzen die Rückkehr in die Heimat 
            ermög=
lichten mit Einverſtändnis der Sozialdemokratie? So könnte ich 
noch eine ganze Reihe von Dingen anführen, die mich davor 
            be=
wahren ſollten, mir vorzuwerfen, ich habe die Politik der 
            Sozial=
demokratie gemacht. (Sehr wahr!) — In der 
Währungsfrage 
gab es für uns nur zwei Wege: Entweder ſo weiter leben wie 
bisher mit der endloſen Geldentwertung, oder Aenderung der 
Währung dadurch, daß wir uns wieder auf eigene Füße ſtellen 
dadurch, daß wir unſere Währung feſtigten. — Der 
Abbau der Beamten 
und der Beamtengehälter war unerläßliche Notwendigkeit. Wer 
das beſtreitet, iſt Demagoge. Der Währungswechſel iſt das 
Furchtbarſte geweſen, was uns paſſieren konnte. Wenn 
            Frank=
reich ſeine im Kriege zerſtörten Provinzen ſtark betonte, ſo war 
das gewiß ſchmerzlich. Richtig iſt, daß wir keine 
            zer=
ſtörten Provinzen hatten, daß die wenigen, die 
uns zerſtört wurden, wieder aufgebaut ſind. 
Der Vährungszerfall aber hat uns unendlich 
Schwereres gebracht, es hat das ganze Volk 
            de=
möraliſiert, hat uns einen Stand vernichtet, der einſtens 
Träger unſeres Volkes war, den geſamten Mittelſtand. Die beſte 
Bekämpfung des Separatismus war die 
            Schaf=
fung einer feſten Währung. Wenn man geſchichtliche 
Vergleiche gelten laſſen will, ſo erinnere ich an die Schaffung des 
franzöſiſchen Nationalfeiertags. Das ganze Volk zog hinaus, 
um der Vernichtung der Aſſignatenplatten beizuwohnen, die 
die Währung in Frankreich wieder feſtigte. Bei uns hat man 
das nicht nur nicht gefeiert, bei uns hat man die Feſtigung 
unſerer Währung mit heftigen Kämpfen gegen die Regierung 
begleitet. Es iſt töricht, heute um den Vater der 
            Währungs=
reform zu ſtreiten. Wir ſind Herrn Helfferich dankbar für ſeine 
Mitarbeit, wenn die Regierung ſchließlich auch andere, eigene 
Wege ging. 
Redner kommt dann auf den 
Putſch in Bayern 
zu ſprechen. Die Regierung, die im Kampfe gegen den 
            Kommu=
nismus die Reichswehr in Sachſen einmarſchieren ließ, hätte 
erwarten dürfen, daß ihr im Kampfe gegen die äußerſte Linke 
nicht die äußerſte Rechte in die Flanke fiel. (Sehr 
richtig!) Die Herren wollten nach Berlin marſchieren. Niemand 
ſcheint ſich darüber den Kopf zerbrochen zu haben, was man denn 
eigentlich da in der Wilhelmſtraße wollte, welche Außenpolitik 
man führen wollte. Man wollte die ſchwarz=weiß=rote 
Fahne über den Rhein tragen. Wenn man das will, 
muß man aber eine Armee hinter ſich haben, ſonſt bleibt das 
ein Verbrechen am Volk. 
(Langanhaltendes Händeklatſchen.) Man hat in Nürnberg einen 
Rütliſchwur von 60 000 Gewehren” geleiſtet. Was ſoll das? Es 
kann doch nur Herrn Nollet neue Handhaben für die Ausdehnung 
der Militärkontrolle geben. Hat man ganz vergeſſen, daß es 
auch nationale Pflicht ſein kann, ſchweigen zu 
können? (Stürmiſches Bravo)) 
Wir haben in unſerer Politik nichts anderes gewollt, als dem 
deutſchen Volke zu dienen. Das allein war uns ſtets Leitſtern. 
Wenn man nun heute uns weisſagt, wir werden Einbuße 
            er=
leiden, ſo weiß ich nicht, ob das Wahrheit werden wird. Ich 
weiß aber, 
daß die Verluſte im Schützengraben der 
            Veraut=
wortung ſchwerer ſind, als die in der Etappe 
der Oppoſition. 
Wir ſtellten ſtets einzig und allein das Vaterland, über 
die Partei. In dieſem Streben kann uns auch nichts 
            wan=
ken machen, wenn die Partei Schaden erleidet, wenn das 
            In=
ſtrument beſchädigt wird. Wenn nur dem Vaterland gedient 
wurde. (Langanhaltendes Händeklatſchen. Bravorufe.) 
Abgeordneter Dingeldey 
ſchloß mit herzlichen Worten des Dankes und mit einem begeiſtert 
aufgenommenen Hoch auf das deutſche Volk, das deutſche 
            Vater=
land, unſer geliebtes Deutſchland, die Verſammlung.
 Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. März 1924. 
Seite 2. 
Nummer 84. 
nach dem Umſturz der geſamten Staatsordnung eine Vertretung 
Vom Tage. 
zu wählen, die eine neue Verfaſſung beſchließen ſollte. In ein= 
Eine Rede des Reichskanzlers
 in Elberfeld. 
ſprach heute hier in der Stadthalle in einer öffentlichen 
Verſammlung, mit der die Zentrumspartei des 
            Wahl=
kreiſes Düſſeldorf=Oſt, die den Reichskanzler an die Spitze der 
Kandidatenliſte geſtellt hat, die Wahlbewegung eröffnete. Die 
von über 5000 Perſonen beſuchte Verſammlung bereitete, dem 
Reichskanzler einen überaus herzlichen Empfang. Der 
            Reichs=
kanzler dankte, indem er ſeiner langjährigen Tätigkeit als Richter 
in den Rheinlanden und auch beſonders in Elberfeld gedachte, 
für die äußerſt warme Begrüßung. Weiter gedachte er ſeines 
Beſuches in Wien und erklärte, die heutige Gelegenheit ſeines 
wollen, den öſterreichiſchen Brüdern herzlichen Gruß von dieſer ruſſiſche Delegation, unter Führung des Berliner ruſſiſchen Botſchaf= 
Stelle zu ſenden und ihnen öffentlich zu danken für den überaus 
herzlichen und warmen Empfang, den der Reichsminiſter Dr. 
Streſemann und er ſowohl in Regierungskreiſen als auch bei der 
geſamten Einwohnerſchaft Wiens gefunden hätten. Der 
            Reichs=
kanzler führte dann etwa folgendes aus: 
Der Reichstag iſt aufgelöſt. Das deutſche Volk ſoll durch 
Wahlen eine neue geſetzgebende Vertretung ſchaffen. Der erſte 
Reichstag der deutſchen Republik hat nicht das Ende ſeiner ver= ſierten Perſönlichkeit erklärt, die Konferenz zwiſchen Poincaré und 
faſſungsmäßigen Legislaturperiode erreicht, weil er angeſichts 
der großen Not des Vaterlandes eine Fülle geſetzgeberiſcher 
Arbeit, die zur Ablenkung der Kataſtrophe getan werden mußte, 
zu leiſten nicht imſtande war. Dieſe Feſtſtellung bedeutet nicht die nach Waſhigton gekommen iſt, um über die Konſolidierung der 
einen Vorwurf, denn nie hat ein Parlament vor größeren und 
ſchwereren Aufgaben geſtanden, wie nie ein Volk Größeres 
            ge=
leiſtet und Schwereres erlitten hat als das deutſche, das jetzt ſchon 
ſeit zehn Jahren in ſteter Not lebt. Wem ſoll der deutſche 
            Staats=
bürger ſeine Stimme geben? Das iſt eine Gewiſſensfrage, die 
von uns allen demnächſt beantwortet werden muß. Ueberlegen 
wir uns ohne Leidenſchaft und Voreingenommenheit: Was iſt geſtern aus Paris nach Brüſſel abgefahren. 
das Ziel unſerer politiſchen Betätigung angeſichts der Lage von 
erhaltung der Einheit des Reichs und die Aufrichtung 
unſeres infolge des Krieges und der Wirren der Revolution zu 
Boden geworfenen Volkes. Dieſes Ziel hat dem Zentrum und 
den von ihm maßgebend beeinflußten Regierungen der letzten 
Jahre vorgeſchwebt. Alle Kraft hat es für die Erreichung dieſes nommen, 
Zieles eingeſetzt. Wir ſtanden vor der Frage, die auch jetzt noch 
die Leidenſchaft in hohem Maß erregt: Welche 
            Außenpoli=
tik wollen wir treiben, um das geſteckte Ziel zu erlangen? Daß 
der Friedensvertrag von Verſailles untragbar iſt, iſt die klare 
Anſicht des ganzen Volkes. Insbeſondere ſchmerzt der Vertrag, 
weil die in ihm enthaltene Beſchuldigung Deutſchlands, allein wohl auch niemand von denen, die ſo gern das Wort „national” 
am Ausbruch des Krieges die Schuld zu tragen, durch die objek= im Munde führen, ſagen kann, wie bewaffneter Widerſtand für 
tive wiſſenſchaftliche Forſchung Lügen geſtraft iſt. Kein Wunder, uns möglich ſein ſoll. Weit mehr ſcheint mir echt nationale 
            Ge=
daß ein Teil des Volkes verlangt: Auflehnung gegen die 
            Be=
ſtimmungen dieſes Diktats mit aller Macht, keine Nachgiebigkeit Pflichten im Dienſte des Volksganzen auszuzeichnen „um Schwe= 
und keine Schwäche, ſondern Verweigerung jeglicher Erfüllung. reres von ihm fernzuhalten. So ſehr es verſtändlich iſt, daß gegen 
Was würde die Folge ſein, wenn dieſer Weg eingeſchlagen wer= die zahlreichen nationalen Demütigungen, die unſer Volk ſeit 1918 
den würde? Der Sieger von Verſailles iſt in vollem Beſitze hat ertragen müſſen, ein ehrenhafter nationaler Wille und der 
ſeiner Macht. Rückſichtslos bis zum Aeußerſten würde er ſie Wille zu nationaler Freiheit ſich aufbäumt, ſo iſt es doch 
            not=
anwenden, und ſtets angewandt haben, falls wir mit einer wendig, mit kühlem nüchternen Verſtande die unglückliche Lage 
großen Geſte die Erfüllung der uns auferlegten Verpflichtungen unteſeres Vaterlandes zu betrachten und ohne Parteihaß und 
abgelehnt hätten. Wir ſind ein waffenloſes Volk. Geradezu / Parteileidenſchaft geſchloſſen den opfervollen und ehrlichen Weg 
Wahnwitz wäre es geweſen, den Gegner zu äußerſter Gewalt= der Erfüllung der unabwälzbaren harten Verpflichtungen zu 
anwendung zu reizen. Das Zentrum hat ſich entſchloſſen, den gehen. Das iſt weit eher Befreiungs= als Erfüllungspolitik. Die 
Verſuch zu machen, die ſchweren Laſten des Verſailler Diktats Wahlbewegung wird den inneren Parteiſtreit um die 
            Füh=
dem Gedanken, auf dieſem harten Wege am eheſten die Befrei= iſt es meine Hoffnung und ſicherlich die Hoffnung der geſamten 
auſerlegten Feſſeln zu erreichen. Schwer ſind die Opfer, die das Parlament in ſeiner Mehrheit entſchloſſen iſt, die 
            Reparations=
deutſche Volk infolgedeſſen hat tragen müſſen; erhalten geblieben frage zur endgültigen Erledigung zu bringen. Dieſes Ziel muß 
das Joch, das der Friedensvertrag auf die Bevölkerung des be= Deutſchland Europa und die ganze Welt wieder ein würdiges 
lichen Bedrückungen, die der widerrechtliche Einmarſch im Ruhr= in friedlicher Arbeit neben den anderen Nationen die ihm von 
gebiet für die dortige Bevölkerung zur Folge gehabt hat. Mit / Gott geſetzte Aufgabe zu erfüllen. 
bewundernswertem Heroismus haben alle Deutſchen an Ruhr 
und am Rhein das ſchwere Schickſal getragen. 
kerung gedenken, insbeſondere derer, die jetzt noch in Gefäng= bringen wird, nicht zu meiſtern. Deshalb muß auch das Zentrum 
ſind Opfer der aus jedem deutſchen Herzen hervorbrechenden große Ziel der Rettung von Volk und Vaterland erſtreben. Wer 
Auflehnung gegen die widerrechtliche Vergewaltigung geworden, ſollen dieſe Bundesgenoſſen ſein? Wir ſind bereit, mit jeder Par= 
Waffenlos, wie wir ſind, hat das überfallene Volk nur den paſ= tei zuſammenzuarbeiten, die mit uns poſitive Arbeit zum 
ſiven Widerſtand als einzige Abwehrmöglichkeit gehabt; aber Segen des Ganzen und Einzelnen leiſten gewillt iſt. 
            Da=
auch er blieb angeſichts der Uebermacht und der Rückſichtsloſigkeit mit glauben wir, wenn vielleicht auch nicht patentnational, ſo 
des Feindes ohne Erfolg. Trotz der Lehren, die jeder einſichtige, doch ganz gewiß echt national zum Beſten von Reich und Volk 
Deutſche aus den bitteren Erfahrungen des paſſiven Widerſtan= tätig zu ſein. Nationale Politik iſt unſerer Ueberzeugung nach 
des an der Ruhr ziehen muß, lauſchen noch weite Kreiſe des auch die Entſchloſſenheit, die Einheit des Reiches zu 
Volkes auf berauſchende Klänge von Mannesmut und nationaler 
Entſchloſſenheit. Man träumt von bewaffnetem Widerſtand, ob= nen Verfaſſung. Unrecht iſt es, ihr Rechtsverbindlichkeit 
            abzu=
wohl unſere Waffenrüſtung zerfetzt und zertrümmert iſt, und ob= ſprechen. Das deutſche Volk war kraft der Naturrechte berechtigt,
 Heute tritt in Paris die vom Völkerbund eingeſetzte 
            Unter=
ſuchungskommiſſion zuſammen, die alle Fragen durchberaten 
foll, die den internationalen Handel und die private Fabrikation von 
Waffen und Munition betreffen. In dieſem Ausſchuß ſind vertreten: 
Elberfeld, 23. März. (Wolff.) Reichskanzler Marx Frankreich, England, Japan, die Schweiz, Italien, Spanien, Belgien, 
Kolumbien, Kanada und die Teſchechoſlowakei. 
Die zuſtändigen deutſchen Stellen ſind ſeit längerer Zeit um die 
Zulaſſung des Rundfunks im beſetzten Gebiet bemüht. Leider iſt 
es bisher nicht gelungen, von der Rheinlandkommiſſion irgendwelche 
Zugeſtändniſſe zu erzielen. 
Die Trauerfeier für den tſchecho=ſlowakiſchen 
            Ge=
ſandten Tuſar wird am Dienstag, nachmittags 5 Uhr, im Hauſe 
der Geſandtſchaft ſtattfinden. Der Leichnam des Geſandten wird nach 
Prag übergeführt und auf Staatskoſten feierlich beſtattet werden. 
Zu der heute beginnenden ruſſiſch=rumäniſchen 
            Kon=
ferenz traf die rumäniſche Delegation, unter Führung des 
            rumäni=
erſten öffentlichen Auftretens nach der Reiſe gern benutzen zu ſchen Geſandten in Sofia, Langa=Rascano, geſtern in Wien ein. Die 
ters Kreſtinski, iſt am abend ebenfalls eingetroffen. 
Der polniſche Innenminiſter hat vor einigen Tagen 
ſein Demiſſionsgeſuch eingereicht, das angenommen wurde. 
Zu ſeinem Nachfolger wurde der Staatsanwalt beim Warſchauer 
Appellationsgericht, Hübner, ernannt. 
Der aus der Verdun=Schlacht 1916 bekannte General Nivelle iſt 
geſtern nachmittag an den Folgen einer Lungenentzündung geſtorben. 
Der Brüſſeler Berichterſtatter des Petit Pariſien hat einer 
            autori=
dem belgiſchen Außenminiſter werde nicht vor der 
            Ueber=
reichung des Berichts der Sachverſtändigen erfolgen. 
Hughes hat geſtern die ſerbiſche Finanzkommiſſion empfangen, 
ſerbiſchen Schuld zu verhandeln. 
Mae Kenna iſt in London angekommen. Er wird bis zu 
            Been=
digung der Arbeiten des erſten Komitees dort bleiben. Kindersley und 
Stamp kehren am Dienstag nach Paris zurück. 
Bradbury iſt geſtern nachmittag 4 Uhr von Paris nach London 
            ge=
fahren. 
Eine Miſſion argentiniſcher Offiziere, in Stärke von 40 Mann, iſt 
Die ruſſiſche Regierung dementiert das von einem Teil der Lon= 
Volk und Vaterland? Es kann nur eins ſein: Die Aufrecht= doner Preſſe veröffentlichte Gerücht, wonach ſie etwas gegen die 
            Er=
nennung des Abg. OGrady zum britiſchen Geſandten eingewandt habe. 
Er ſei ihr niemals offiziell vorgeſchlagen worden und ſei keineswegs 
unerwünſcht bezeichnet worden. 
Havas meldet aus Teheran: Der Thronfolger hat den 
Palaſt verlafſen und Wohnſitz außerhalb der Hauptſtadt ge= 
Der finniſche Geſandte hat 9 Millionen Dollar gezahlt, womit die 
Kriegsſchuld Finnlands bei den Vereinigten Staaten 
            be=
glichen iſt. 
 ſinnung zu ſein, ſich durch Uebernahme ſchwerer und ernſter 
bis an die Grenze der Leiſtungsfähigkeit zu tragen, erfüllt von rung der Außenpolitik wieder verſtärkt aufleben laſſen. Trotzdem 
ung Deutſchlands von den ihm durch den Verſailler Vertrag / Bevölkerung der ſchwerleidenden beſetzten Gebiete, daß das neue 
iſt dadurch aber die Einheit des Reiches. Schwer iſt vor allem in allernächſter Zeit erreicht werden, ſollen Deutſchland und mit 
ſetzten Gebietes gelegt hat. Schwerer noch ſind die ungeheuer= Daſein führen. Das deutſche Volk will frei ſein, um 
Nach einem Hinweis auf die bevorſtehenden Gutachten der 
Sachverſtändigen fuhr der Reichskanzler fort: Eine deutſche Par= 
Auch heute wollen wir der harten Opfer der Bevöl= tei allein vermag die ungeheueren Aufgaben, welche die Zukunft 
niſſen ſchmachten oder von ihrer Heimat vertrieben ſind. Viele, ſich nach Bundesgenoſſen umſehen, die gemeinſam mit ihm das 
ſchützen und zu ſichern auf dem Boden der in Weimar beſchloſſe=
 wandfreier Form iſt die eVrfaſſung zuſtandegekommen, die am 
14. Auguſt 1919 in Kraft getreten iſt. Von da ab hat das 
            Deut=
ſche Reich eine neue Rechtsgrundlage gefunden, die nicht nur 
rechtsverbindlich für jeden Staatsbürger, ſondern auch für jeden 
im Gewiſſen verpflichtend iſt. Ein Verbrechen begeht, wer 
es unternimmt, gewaltſam oder widerrechtlich die 
            Verfaſ=
ſung zu ſtürzen. Hochverrat iſt jeder Verſuch, auf nicht 
geſetzmäßigem Wege unſere verfaſſungsmäßig feſtgelegte 
            Staats=
form zu ändern. Wie wir im alten Reich der Staatsautorität 
mit ihrer monarchiſtiſchen Spitze in Treue gedient haben, ſo 
            die=
nen wir auch in gleicher Treue der deutſchen Republik, 
mag manch einer auch noch mit Wehmut an das alte ſtolze Reich 
zurückdenken und der Meinung ſein, die Monarchie ſei für 
Deutſchland beſſer und erſtrebenswert. 
Die Treue des Zentrums zur deutſchen Republik hat ſich 
darin bewährt, daß es ſtets bereit war, ſeine Männer zur 
            Ver=
fügung zu ſtellen, wo es galt, verantwortungsvolle 
            Regierungs=
ämter zu beſetzen. Selbſt in unſeren Reihen hat man oft den 
klugen Rat gehört, es ſei nicht notwendig, daß gerade wir den 
Kanzler oder den Finanzminiſter ſtellten oder andere, gerade zur 
Zeit beſonders ſchwierige und verantwortungsvolle Stellen 
            be=
ſetzten. Das mag nach kleinem Parteiſtandpunkr nicht immer 
klug geweſen ſein; aber das Zentrum hat ſtets über die Partei 
das Vaterland geſtellt. Echt nationak iſt die Pflichterfüllung, 
die das Zentrum durch ſeine opferwillige Mitarbeit an den Tag 
gelegt hat. Echt national wird das Zentrum auch künftig ſtets 
dann zur Tat und Arbeit bereit ſtehen, ſo oft der Ruf an die 
Partei ergehen wird. Stolz erfüllt das Zentrum, daß es die 
einzige Partei iſt, die ſeit der Revolution noch niemals ihre 
Unterſtützung der Regierung verweigert hat. 
Der Reichskanzler ging darauf in großen Zügen auf das 
Verordnungswerk der Reichsregierung ein und 
ſagte weiter: Eine geſunde Wirtſchaft ermöglicht allein die 
            mate=
rielle und kulturelle Wohlfahrt unſeres Volkes. Die Förderung 
der Produktion hat ſtarke Anforderungen an alle 
            Wirtſchafts=
kreiſe geſtellt, insbeſondere an die Arbeitnehmer, die 
            gezwun=
gen ſind, manche zur Beſſerung ihrer harten Lage geſchaffenen 
Erleichterungen vorübergehend preiszugeben. Es iſt 
            verſtänd=
lich, daß ſie das ſchweren Herzens getan haben, aber ſie haben 
ihre Opfer in Würdigung der ſchweren materiellen Lage 
            Deutſch=
lands gebracht. Die Zentrumspartei empfindet es entſprechend 
ihrer Tradition als ſittliche Pflicht, das harte Los der 
            arbeiten=
den Bevölkerung zu erleichtern, ſobald die Möglichkeit dazu 
            be=
ſteht. Mit Bedauern und zornigem Unmut hat die 
            Zentrums=
partei in der letzten Zeit von beklagenswerten 
            Zwangsmaß=
nahmen einzelner Arbeitgeber gehört; ſie hofft und erwartet, daß 
es Ausnahmen ſind. Sie ſieht ihre oberſte Aufgabe darin, die 
von Gott gewollte ſoziale Ordnung zu ſchützen. In dieſe 
            ſo=
ziale Ordnung gehört auch die große Maſſe des deutſchen 
            Vol=
kes, die Arbeit nehmen muß. Dieſe wird ſich nur dann als ein 
Teil des Volkes und als Blut vom Lebensblut der Nation 
            füh=
len, wenn ſie als lebendiges Glied der ſozialen Ordnung 
            gewer=
tet wird. — Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen bedauerte 
der Reichskanzler, daß das in der Verfaſſung vorgeſehene 
            Schul=
geſetz noch nicht zuſtande gekommen ſei, und verſicherte, daß 
die Zentrumspartei ſogleich nach dem Zuſammentritt des neuen 
Reichstags geeignete Schritte unternehmen würde, um ein den 
Wünſchen des chriſtlichen Volkes entſprechendes Schulgeſetz 
            zu=
ſtande zu bringen. 
Der Kanzler ſchloß: Ueber lebenswichtige Fragen des 
            deut=
ſchen Volkes wird der nächſte Reichstag entſcheiden müſſen. Seine 
Zuſammenſetzung iſt von ausſchlaggebender Bedeutung. In der 
Hand der Wählerſchaft liegt das Schickſal unſeres Reiches. Wenn 
die radikalen Parteien von rechts oder von links eine ſtarke 
            Ver=
mehrung ihrer Mitglieder erfahren, dann ſind die Folgen 
            un=
überſehbar. Für Poinears wird es nichts Willkommeneres 
geben, als bei den franzöſiſchen Wahlen auf eine ſtarke Zunahme 
der deutſchvölkiſchen Abgeordneten im Reichstag hinweiſen zu 
können. Handelte es ſich nicht um das Leben unſeres Volkes, 
dann wäre es intereſſant, den Herren Deutſchvölkiſchen einmal 
für eine Zeit die Herrſchaft zu überlaſſen. An das deutſche Volk 
kann nur die Aufforderung ergehen, dafür zu ſorgen, daß der 
Nadikalismus links und rechts nicht über Deutſchlands Zukunft 
beſtimme. Die Ruhe im Innern verbürgt am erſten eine 
            Ver=
ſtändigung nach außen und damit Friede und Freiheit, wonach 
Deutſchland ſich ſeit 10 Jahren ſehnt. — Den Ausführungen des 
Reichskanzlers folgte langandauernder, ſtürmiſcher 
            Bei=
fall. Die Verſamlung, die ohne Störung verlief, ſtimmte 
in das Hoch auf das beutſche Vaterland ein und ſang begeiſtert 
tas Deutſchlandlied.
 Reichstagskandidatur. 
* Darmſtadt, 24. März. Der Landesausſchuß der 
            Deut=
ſchen Volkspartei wählte in ſeiner geſtrigen Sitzung 
            einſtim=
nig Exzellenz Dr. Becker zum Spitzenkandidaten für den 
Wahlkreis Heſſen.
 Hefſiſches Landestheater. 
Großes Haus: — Sonntag, den 23. März. 
Hans Heiling 
Romantiſche Oper von E. Debrient, Muſik von H. Marſchner. 
Es iſt das typiſche Werk Marſchners und ein Ausdruck 
            deut=
ſchen Weſens. Der hochgebildete, gern philoſophierende Leipziger 
Ehrendoktor und Dresdener Generalmuſikdirektor hat ſich ſeine 
Aufgabe nicht leicht geſtellt. Schon im „Vampyr” der demr 
„Heiling” vorausgegangen war, zeigte er ſeine Neigung zum 
Myſtiſchen, Unheimlichen. Zehn Jahre, bevor Wagners „
            Hollän=
der” — ein verwandter Stoff — in Dresden ans Licht kam, 
            be=
gann ein denkender Künſtler dem Opernſtoff einen tieferen 
            In=
halt zu geben, den Schwerpunkt auf Seeliſches zu legen, den 
            Ge=
halt der Oper zu veredeln, zu vergeiſtigen. Hier liegt Marſchners 
Bedeutung. Mit ihm hat ſich die Umgeſtaltung der deutſchen 
Oper ſchon vor Wagner angebahnt, der ihn durch ſeine 
            über=
ragende dramatiſche und muſikaliſche Begabung in Schatten ſtellte 
und eine Zeitlang ganz zu verdrängen ſchien. 
Marſchner war kein impulſiv Schaffender, alles wird ſchwer 
erarbeitet. Seine Muſik, ſo meiſterlich, daß ſie wehrlos macht, 
ſtrahlt gleichwohl nichts aus, hat nichts Warmes, Mitreißendes. 
Es fehlt das Eigene, Zwingende der Perſönlichkeit. Doch atmet 
ſie echten deutſchen Geiſt. Der düſtere Heiling=Sagenſtoff hat 
den ſymboliſchen Kern: Keine Liebe kann erzwungen werden; 
ſie iſt ein freies Geſchenk zweier Seelen; hier iſt ſelbſt des 
            Höllen=
fürſten Macht zu Ende. Man muß den feſſelnden Briefwechſel 
mit Devrient geleſen haben, um zu erkennen, wie ſchwer es 
Marſchner wurde, dieſen Stoff zu bewältigen, wieviel Phaſen er 
durchzumachen hatte, bis ſeine letzte Form erreicht war. Auch 
hieraus ſpricht kerndeutſches Weſen. Ein wirkſames Drama zu 
geſtalten, iſt Devrient gelungen, nicht aber, eine wirkliche 
            Teil=
nahme an den liebenden und leidenden Perſonen zu erregen. 
Dazu hat denn auch der Stoff nicht genügend wirkliches 
            Inter=
eſſe. Innere Begründungen werden nicht gegeben; dem Helden 
fehlt die tragiſche Schuld, die Perſonen ſind blutleer, alles 
            er=
ſcheint willkürlich. Aber die Muſik findet in ihrer 
            ausdrucks=
vollen, ernſten Größe eine kraftvolle Sprache, fähig, die Seele 
mächtig zu erregen, ohne ſie freilich völlig erſchüttern zu können. 
Die Muſik hat die überlieferte Form der alten Oper und 
            ent=
hält herrliche Sätze, Enſembles und Chöre in großer Zahl. Fehlt 
auch zuweilen die letzte Ueberzeugungskraft, ſo ſteht trotz allem 
ein großzügiges, geiſtig geartete3 Msiſterwerk echt deutſcher Art 
bor uns.
 Es war vorauszufehen, daß die Neuinſzenierung der Oper 
dem Regiſſeur dankbare Aufgaben ſtellen würde. 
            Generalinten=
dant Hartung nahm ſie in die Hand und brachte, in ſeiner 
großzügig künſtleriſchen Art eine Aufführung heraus, die im 
            Zu=
ſammenwirken mit einer gleichgearteten muſikaliſchen Leitung 
Meiſter Ballings und einer glücklichen Bühnenarchitektur 
Arthurs Pohls von packender Wirkung war. Das Drama 
wurde ſcharf herausgeholt, ein gemeinſamer Grundton aller 
Szenen gefunden, Bühnenbilder lapidar gefügt, typiſche Perſonen 
hineingeſtellt, Beleuchtungen wirkſam gemacht. Da ſaß alles 
ſelbſtverſtändlich und monumental. Die Anordnung der 
            unheim=
lichen Geiſterſzenen, Leben und Farbigkeit der Tanzſzene muß 
als ſchlechtweg genial bezeichnet werden. 
Eindruck und Erfolg war demgemäß ſtark. Es trug hierzu 
auch die im ganzen gute Rollenbeſetzung bei. Charakter und 
Auffaſſung aller Perſonen iſt gegeben und nicht zu verfehlen. 
Ihnen Leben einzuflößen, wärmer, als es der Dichter vermochte, 
iſt die ſchwierige Aufgabe. Ein Vergleich mit den Perſonen des 
„Holländer” drängt ſich häufig auf. 
Herr Biſchoff ſchöpfte mit ſtarker Geſtaltungskraft und 
machtvoller Stimme die Titelrolle geiſtig völlig aus. Was ihm 
fehlt, liegt auf ſtimmlichem Gebiet. Es iſt der ſinnliche Wohllaut, 
der myſtiſche, romantiſche Klang, der poetiſch dieſe tragiſche 
            Ge=
ſtalt umwebt. Aber dieſe Züge zu geben, iſt dem vortrefflichen 
Künſtler verſagt geblieben. 
Die Rolle der Anna iſt etwas blaß, muſikaliſch aber äußerſt 
dankbar geſchrieben. Hedwig Werle lieh ihr Schönheit und 
Wärme der Stimme und ein ungemein gewandtes, 
            ausdrucks=
volles Spiel. Für die Königin der Erdgeiſter war Gertrud 
Gercke eine ſtimmlich wie darſtelleriſch hervorragende 
            Vertrete=
rin; die Szene im 2. Akt war Höhepunkt ihrer prachtvollen 
            Lei=
ſtung. Der Jäger Konrad wurde von Herrn Weller, herzhaft 
zupackend, mit Wärme und Natürlichkeit gezeichnet und tüchtig 
geſungen. Der junge Künſtler, der eine gute Erſcheinung beſitzt, 
iſt außerordentlich bühnenſicher, temperamentvoll und vielſeitig. 
Gelänge es ihm, Mängel im Tonanſatz und in der 
            Stimmbehand=
lung zu beſeitigen und ſeine Mittellage zu kräftigen, ſo dürfte viel 
von ihm zu erwarten ſein. 
Die kleineren Rollen der Gertrud, des Dorfſchmieds und 
des Schneiders lagen bei Gerta Doepner, Herrn Kuhn und 
Vogt in vorzüglichen Händen. Den Chören gebührt ein 
            beſon=
deres Lobeswort. Sie ſind von wichtiger Bedeutung und fanden, 
von Herrn Chordirektor Sander trefflich einſtudiert, 
            wirkungs=
volle Ausführung. 
E I.
 Kleines Haus. — Sonntag, den 23. März. 
Bürger Schippel 
Komödie von Carl Sternheim. 
Sternheims literariſches Schaffen hat ſich leergelaufen. 
Darmſtadt war in vorderer Linie Zeuge dieſes Leerlaufens. 
Die Mißerfolge des „Entfeſſelten Zeitgenoſſen” 1920 und des 
„Nebbich” 1922 ſind die kennzeichnenden Stationen. So greift 
man jetzt wieder zu Sternheims älteren Werken, um ihn auf der 
Bühne zu halten. 
Der „Bürger Schippel” 1912 entſtanden, zählt zu den 
Komödien, in denen Sternheim ſeine Pfeile gegen das „
            bürger=
liche Heldenleben” abſchießt. Sternheim, international geſinnt, 
kapitaliſtiſch fundiert, bald in dem belgiſchen La Hulpe, bald in 
der Schweiz, bald in dem nahen Königſtein ſich aufhaltend, ſieht 
als Spötter auf die Umwelt herab. Keine Zeile kenne ich von 
ihm, die mit dem Herzblut eines Dichters geſchrieben, die nur 
aus innerlicher Bewegtheit hervorgegangen wäre. Mit 
            hunde=
ſchnäutziger Kälte faßt er Dinge und Menſchen ins Auge und 
übergießt ſie mit der Lauge ſeiner Ironie. 
Die Engherzigkeit eines beſchränkten Bürgertums hat es ihm 
angetan, ſo daß er ſich in ſeinen Komödien der Vorkriegszeit 
            wie=
der und wieder gegen ſie gewandt hat. Dem bürgerlichen 
            Ge=
ſangsquartett fehlt der Tenor, der Preischor am fürſtlichen Hofe 
ſteht in Gefahr. Rettung iſt nur möglich, wenn man den 
            Prole=
tarier Schippel als vierten Sänger aufnimmt. Schippel 
            kenn=
zeichnet ſich ſelbſt: „Arm, aus der Hefe des Volkes, wie man in 
Ihren Kreiſen ſagt. Der Rock, den ich trage, iſt meine ganze 
Garderobe. Die Flöte ſpiele ich ſchlecht. Ich blaſe mehr aus 
            Ver=
zweiflung, eigentlich auf dem letzten Loch.” Nach Kämpfen wird 
Schippel aufgenommen, das Quartett erringt den Preis. 
            Schip=
pel hat Bürgerluft geatmet und ſtrebt nun ſelbſt nach 
            Bürger=
lichkeit, zumal das Bürgermädchen Thekla ſeine Wünſche reizt. 
Den Schein der Lächerlichkeit wirft Sternheim nun nach zwei 
Seiten: auf den Bürger wie auf den nach oben ſtrebenden 
Proletarier. Ein Zweikampf, zu dem Schippel im Zylinder 
antreten muß, bildet einen Höhepunkt der Komik. Doch ſchließlich 
winkt Schippel die Aufnahme in das Bürgertum. 
In der techniſchen Mache iſt „Bürger Schippel” Sternheims 
geſchloſſenſte Komödie. Die Handlung wird ſtraff und ſpannend 
durchgeführt. Die Sprache bringt die bei Sternheim beliebte 
            Ab=
kürzung in konzentrierter Form: ein Telegrammſtil, der bis zur 
Unverſtändlichkeit und Manier geht und dazu beiträgt, ſeinen 
            Ge=
ſtalten Fleiſch und Blut zu nehmen. Haben aber die Geſtalten 
kein eigenes Leben, ſind ſie nur Schemen, nur Träger von Wor:
Rummer 84.
Seite 3.
Darmſtädter Dagblatt, Moutag, den 24. März 1924.
 Franten und Mart. 
Von 
Profeſſor Dr. Hermann Levy, Berlin. 
Schadenfreude iſt weder im perſönlichen, noch im politiſchen 
Leben eine ſchöne Eigenſchaft. Noch dazu kann ſie ſchädlich ſein, 
indem ſie den objektiven Blick für die Lage des anderen trübt und 
damit auch die eigene Stellungnahme ungünſtig beeinflußt. Hüten 
wir uns daher auch, den Verfall des Franken mit anderen Augen 
als denen des objektiven Beobachters anzuſehen. Verhehlen wir 
uns nicht, daß das Herabgleiten der franzöſiſchen Währung nicht 
ausſchließlich die Genugtuung in ſich trägt, daß auch der „Sieger” 
einmal erfährt, was beginnende Verarmung bedeutet, ſondern 
daß ſie auch als Symptom ganz allgemein ſchädlicher Umſtände 
zu werten iſt, an deren Behebung alle Länder gleichzeitig 
            intereſ=
ſiert ſind oder intereſſiert ſein ſollten. 
Das „Abrutſchen” des Franken, der Eintritt Frankreichs in 
die Reihe der valutaerſchütterten Länder iſt ein Beweis dafür, 
daß man nicht, wie es die „Friedens”macher von Verſailles 
wähnten, die Welt in Länder teilen kann, die, weil ſie Sieger im 
Weltkriege blieben, nun auch eine garantierte Wohlhabenheit für 
alle Zeit genießen können, und ſolche, die als „Beſiegte” eben die 
wirtſchaftlichen Folgen ihres Mißgeſchicks zu tragen haben. 
            Ge=
rade der Verfall des Franken, der Verfall der Währung eines der 
drei „großen” Siegerſtaaten, zeigt, daß die Währung nicht von 
der Frage „Sieger” oder „Beſiegte” abhängig iſt, ſie zeigt, daß 
kein Land durch militäriſche Ueberlegenheit und kriegeriſche 
            Re=
ſultate ſich ſeinen Wohlſtand ohne weiteres garantieren kann. 
Was Frankreich in den letzten Wochen an wachſenden Valuta= 
Sorgen erlebt hat, beweiſt vielmehr, daß eine Bereicherung eines 
Landes auf Koſten anderer heute in der allgemeinen 
            wirtſchaft=
lichen Verwobenheit der Länder untereinander nicht mehr 
            mög=
lich iſt, daß vielmehr das Unglück und die Verarmung einzelner 
wichtiger Wirtſchaftsmächte, auf die Dauer nicht ohne gleichen 
Einfluß auf die Nachbarländer bleiben kann. Gewiß, einen 
            gro=
ßen Teil des Frankenverfalls, hat man auf die unproduktiven 
Ausgaben Frankreichs zu ſetzen. Aber einen andern, ſicherlich 
nicht minder wichtigen Teil auf die weltwirtſchaftliche 
            Desorgani=
ſation, das wirtſchaftliche Chaos Mitteleuropas, das wiederum 
der Entfaltung der produktiven Kräfte entgegenſteht, die für den 
Hochſtand der Valuta eines Landes ſo weſentlich iſt. 
So bleibt es Frankreich nicht erſpart, jenen Prozeß der 
            Geld=
entwertung durchzumachen, den die Mark in ihrer 
            Leidens=
geſchichte der letzten Jahre durchgemacht hat. Schon ſieht man 
überall die gleichen Folgen. Der krampfhafte Verſuch, durch 
Erhöhung der ſtaatlichen Einnahmen, auch vor allem der 
            Bahn=
tarife, die Löcher zu flicken, die der Mehraufwand für die Ein= gen konnen. 
fuhr reißt. Aber wird damit dem Uebel ſelbſt geſteuert? 
            Keines=
wegs. Jede Erhöhung der ſtaatlichen Einnahmen, der 
            Bahn=
tarife uſw. führt ſofort zu einem Anziehen der Löhne, Steigerung ſind bereits ſeit einigen Tagen im Gange. 
der Lebensmittelpreiſe und damit zu erneuter Belaſtung von 
            Fis=
kus und Volkswirtſchaft. Die Schraube ohne Ende tritt in 
            Tätig=
keit. Das Schlimme aber iſt, daß — wie wir es ſelbſt erlebt 
haben — ſchon die bloße Tendenz der Geldentwertung (von deren 
poſitivem Ausmaß ganz abgeſehen) zu immer verhängnisvollen 
Reſultaten führt. Denn die Erfahrung der Mark lehrt, daß das 
pſychologiſche Moment das Entſcheidene iſt. Mögen ſich Miniſter 
mögen ſie mit großer Energie und nach ſchweren politiſchen 
Kämpfen neue Steuern aufhäufen und durchzwingen, mit dieſen 
„Deckungs”=Methoden erreicht man, nicht die Beruhigung des 
Währungsbeſitzers. Wenn ſich einmal das Gift des Mißtrauens 
eingeſchlichen hat, ſo iſt es nicht eher wieder auszurotten, als 
durch eine poſitive Neuregelung, wie wir ſie bei uns erlebt haben, 
das Vertrauen dadurch wieder hergeſtellt wird, daß dem „Gelde‟ 
der wertbeſtändige Charakter durch reale Unterlagen und nicht 
mehr durch einen bloßen Appell an die Kreditwürdigkeit des 
Staates untergelegt wird. Gerade dieſer Prozeß aber bedeutet, 
wie wir es ja ſeit der Rentenmark kennen gelernt haben, die 
            Ver=
wandlung des „Inflations=Reichtums” in die „Deflations=
            Ar=
mut”, Währungsverfall kann letzten Endes immer nur zu dieſem 
Reſultat führen, daß er das Volk ärmer zurückläßt, als er zur 
Zeit der geſunden Währung geweſen iſt. Das muß man ſich ſchon 
heute in Frankreich ſagen, wenn man in den Taumel der 
            Valuta=
hauſſe, der ſteigenden Effektenkurſe und der aufwärtsſchnellenden 
Warenpreiſe hineingerät und ſich vielleicht auch ſchon anfängt, in 
gewiſſen Kreiſen eines Valutadumpings zu freuen. Im Grunde 
genommen ſind alle dieſe Erſcheinungen Verarmungsſymptome, 
wie das Beiſpiel der Mark gelehrt hat. 
Es iſt fraglich, ob der Franken den Weg der Mark gehen 
wird, oder ob es gelingt, ihn zu „ſtabiliſieren”, ehe das 
            ſchreck=
liche Ende ereicht iſt. Man hat zu bedenken, daß Frankreich 
Wirtſchaft der Selbſtverſorgung ſtark ausgebildet iſt, und daß einen Antrag auf Streichung der für die holländiſche Vertretung 
die franzöſiſche Induſtrie nicht jenen gewaltigen Einfuhrbedarf 
verkörpert wie die deutſche. Immerhin iſt zu betonen, daß ge= die Oppoſition den Antrag unterſtützen wird. Man erwartet, daß 
rade das Moment des Einfuhrbedarfs weſentlich zu der 
            Ver=
ſchlechterung des Frankenkurſes in letzter Zeit beigetragen hat, 
und daß das neuerliche Steigen vieler Weltmarktpreiſe — wie
 ten, ſo entbehren ſie andererſeits auch der Aktualität. Die Zeit 
dieſes Bürgertums mit ſeinen kleinen Fürſtenhöfen liegt hinter 
uns, und ſo iſt die auf den Tag geſtellte Komödie durch die 
            Ge=
genwart überholt. 
Den Stil der Sternheimſchen Komödien, ſtelle ich mir vor: 
ganz leicht, in Worten aufgehend, ſich ſelbſt ironiſierend, ohne 
jede Erdenſchwere. So ſah ich früher auswärts den „Bürger 
Schippel”, ſo ſah ich vor einigen Tagen im Neuen Theater in 
Frankfurt die von Sternheim ſelbſt inſzenierte „Hoſe‟. Herr 
Albrecht Joſeph nahm als Spielleiter den Ton ſchwerer. Seine 
Menſchen — vielleicht mit Ausnahme von Theo Bögel, der in 
der kleinen Rolle des Arztes den Sternheim=Stil amüſant traf — 
nahmen ſich alle recht ernſt und ſpielten ein eindringliches, 
            dra=
matiſches Theater, wenn auch ſelbſtverſtändlich nach der 
            komi=
ſchen Seite gerichtet. 
Von dieſer Grundlage ausgehend, gab Franz Schneider 
als „Paul Schippel” einen neuen Beweis ſeiner ſtarken 
            Charak=
teriſierungskunſt. Wie er als Baſtard des Lebens zum erſten 
Male die Luft eines bürgerlichen Wohnzimmers atmet, wie er 
bei der Ablehnung von Theklas Hand über den Bürger 
            hinaus=
wächſt, wie er vor dem Zweikampf die ganze Unbequemlichkeit 
ſeines bürgerlichen Heldenlebens von ſich werfen will — dies 
waren Momente, deren Eindringlichkeit die Grenzen des 
            Un=
heimlichen ſtreiften. 
Gerhard Ritter erſchien als „Goldſchmied Hicketier” in der 
unverkennbaren Maske des Theatermalers Pilartz und nahm 
ſich gleichfalls ſehr ernſt; ſein Spiel war amüſant, wenn auch 
bisweilen allzulaut. Prächtig in der Komik war Ernſt 
            Lang=
heinz als Bürgertyp Wolke, geſchickt auch Kurt 
            Weſter=
mann als fürſtlicher Beamter und Duellant. Dem keuſchen 
Bürgermädchen Thekla gab Eliſabeth Lennartz einige famoſe, 
ſtilſichere Züge, ging aber ſonſt im Spiel nicht recht aus ſich 
            her=
aus. Kleinere Partien, verſahen Gillis von Rappard als 
„Fürſt” und Käthe Meißner als „Mutter Hicketier”. Z. 
Nauſikaa. 
Aeſthetiſche und religiöſe Werte von höchſter Bedeutung ſind 
in der Dichtung Homers vereinigt. Eine innige Frömmigkeit 
Durchzieht die homeriſchen Menſchen, die homeriſche Welt. Das 
Streben nach Wahrheit und das Streben nach Schönheit erfüllt 
Die heutige Jugend; auch ſie iſt von der Sehnſucht nach ewigen 
Werten, nach Religion, nach Gottheit beherrſcht. Deshalb hat ſie 
zvieder die große Freude an der homeriſchen Dichtung, die die 
früheren Geſchlechter beherrſcht hat. 
Mit dieſen einleitenden Gedanken eröffnete Dr. Ernſt 
Majer=Leonhard aus Frankfurt a. M. den Vortrag der
 der Baumwolle und Wolle z. B. — einen weſentlichen Einfluß 
auf den Stand des Franken auch weiterhin üben muß, 
            insbeſon=
dere, wenn Frankreichs Ausfuhr an fertigen Waren durch den 
billigen Franken” künſtlich geſteigert wird. Der Schlüſſel 
            frei=
lich zu dem Problem des verfallenden Frankens bleibt — wenn 
man von den allgemeinen Geſichtspunkten, wie der 
            weltwirt=
ſchaftlichen Desorganiſation, dem geſtörten Wirtſchaftsfrieden 
uſw., abſieht — die verſchlechterte Finanzlage Frankreichs. „Zu 
Recht oder Unrecht,” ſo ſchreibt der Mancheſter Guardian 
            Com=
mervial vom 28. Februar, „hat Frankreich Anleihe über Anleihe 
aufgenommen, bis es heute ebenſo abhängig von einer fremden 
Hilfe — ſei es durch Reparationszahlungen oder internationale 
Anleihen — geworden iſt, um den Franken zu retten, wie es 
Deutſchland zur Wiederherſtellung ſeiner Mark iſt.” 
Was nun die ſozialen Wirkungen des Frankenverfalls 
            an=
geht, ſo ſind dieſe — freilich in dem bisher noch relatib 
            be=
ſchränkten Ausmaß — ebenalls denen des Markverfalls ähnlich. 
Wenn auch Frankreich heute materiell keineswegs die Not leidet, 
die das deutſche Volk hat auf ſich nehmen müſſen, ſo iſt doch die 
Entäuſchung der Frankenbeſitzer um ſo größer, als ſie nach dem 
Kriege gehofft hatten, ihren Reichtum zu vermehren, nicht ihn 
geſchmälert zu ſehen. Dieſe pſychologiſche Einſtellung des mit 
Siegeshymnen zuverſichtlich gemachten Volkes unterſcheidet es 
von dem deutſchen, das von vornherein auf ſchwere materielle 
Opfer vorbereitet geweſen iſt, als es den Krieg verlor. Dazu 
kommt, daß Frankreich bekanntlich das Land der „kleinen 
            Rent=
ner” iſt, in einem viel breiteren Umfange, als ſich dieſe Klaſſe in 
Deutſchland vorfindet. Dieſe ſehen ſchon heute ihre Erſparniſſe 
an der ſtark geſchmälerten Kaufkraft ihrer Zinserträgniſſe 
            dahin=
ſchwinden. 
Es fragt ſich, inwieweit das Sinken des Franken von den 
führenden Männern des Landes als eine rechtzeitige Warnung 
aufgefaßt werden wird, den Kurs der Gewalt durch einen ſolchen 
des Möglichen zu erſetzen. Nur im Hinblick auf ſolche Einſicht 
iſt auch für uns der Verfall des Franken begrüßenswert. Die 
Währung iſt kein Problem, das ſich durch Gewalt und 
            Verord=
nungen löſen läßt. Der Verfall des Franken zeigt, wie ſehr auch 
Frankreich auf die internationale Verſtändigung in 
            wirtſchaft=
lichen Fragen angewvieſen iſt, und wie ſehr ſich die Mittel zur 
Erhaltung des Volkswohlſtandes von den Rezepten militäriſcher 
Diktatoren unterſcheiden.
 Herr von Hoeſch am Quai d’Orſag. 
TU. Paris, 23. März. Zu dem geſtrigen Beſuch Herrn 
von Hoeſchs am Quai dOrſay erfahren wir, daß die 
            ſtattgefun=
dene Unterredung der Frage galt, inwieweit die Vorbereitungen 
der Wahlen zum Reichstag im beſetzten Gebiet ungeſtört erfol= 
Beſprechungen, betr. einen Austauſch des Hauptmanns 
d’Armont gegen deutſche, an der Ruhr feſtgenommene Geiſeln 
Sachverſtändigenberatungen. 
* Paris, 23. März. (Priv.=Tel.) Wie der Matin 
            berich=
tet, hat das Komite Mac Kenna ſeine Arbeiten ſoweit beendet, 
daß zwei bis drei Sitzungen genügen werden, um den Bericht 
endgültig feſtzulegen. Das Blatt glaubt, daß ſchon am 
            kommen=
ihre Köpfe zerbrechen, wie ſie das „Valuta”=Defizit „decken”, den Donnerstag die gemeinſamen Debatten der beiden, 
            Sachver=
ſtändigenausſchüſſe über dieſe Beſchlüſſe beginnen werden, und daß 
es möglich ſein wird, den Geſamtbericht der 
            Reparatonskom=
miſſion vorzulegen und zu veröffentlichen. 
Erpreſſungsabſichten bei der Aufnahme 
Deutſchlands in den Völkerbund. 
TU. Paris, 23. März. Die franzöſiſche Regierung will, dem 
New York Herald zufolge, die Aufnahme Deutſchlands in den 
            Völker=
bund von folgenden Bedingungen abhängig machen: 
1. Soll Deutſchland unverzüglich und vorbehaltlos den 
            Sachverſtän=
digenplan annehmen und verwirklichen; 
2. Deutſchland ſoll ſeine militäriſchen Geheimverträge mit Rußland 
bekannt geben und ihren offiziellen Text dem Völkerbund zur 
Nachprüfung unterbreiten. 
Daß zwiſchen Deutſchland und Rußland keine militäriſchen 
            Ge=
heimverträge beſtehen, iſt Poincaré natürlich bekannt. Er ſucht 
            ledig=
lich eine Gelegenheit, wegen der recht unangenehmen Enthüllungen 
über die tſchecho=franzöſiſchen Geheimverträge ein Ablenkungsmanöver 
einzuſchalten. 
Neue Regierungskriſe in Holland.” 
U Haag, 23. März. Eine der drei Parteien, die die 
            Re=
ein ſtark agrariſch durchſetztes, kleinbürgerliches Land iſt, daß die gierungsmehrheit bilden, nämlich die „hiſtoriſchen Chriſten”, hat 
am Vatikan bereitgeſtellten Kredite eingebracht. Es ſcheint, daß 
die Regierung in die Minderheit gerät und entweder ihre 
            Demiſ=
ſion einreicht oder die Auflöſung des Parlaments beſchließt, um 
die Neuwahlen auszuſchreiben. 
Nauſikaa=Epiſode aus Homers Odyſſee, den die 
            Huma=
niſtiſche Vereinigung geſtern vormittag im Kleinen 
Hauſe des Landestheaters veranſtaltete. Fünf Schüler des 
Frankfurter Gymnaſiums waren die Träger des Vortrags. 
            Wäh=
rend Dr. Majer=Leonhard als Konferenzier in deutſcher Sprache 
den Gang der Handlung erklärte, trugen die Schüler die 
            ent=
ſprechenden Teile der Odyſſee in der griechiſchen Urſprache vor. 
Ein großer, ſchwarzgelockter Knabe ſprach die Partien des 
            Odyſ=
ſeus: Nauſikaa war durch einen zarten Jungen mit heller Stimme 
vertreten; ihr antwortete das dunkle Organ des königlichen 
Vaters. Auf dieſe Weiſe wurde der Vortrag in der griechiſchen 
Sprache, die doch wohl nur die Wenigſten ausreichend 
            beherr=
ſchen, einigermaßen verſtändlich. Mit Geſchick wurde trotz der 
durch den Inhalt gebotenen Betonung und Nüanzierung des 
Vortrages doch der Rhythmus des Hexameters eingehalten, ſo 
daß die Schönheiten der homeriſchen Dichtung plaſtiſch 
            hervor=
traten. 
Für weitere Kreiſe verlangt eine ſolche Darbietung zu hohe 
ſprachliche Vorausſetzungen. Trotz der umfangreichen 
            Vorankün=
digungen war der Beſuch ſchwach. Für den engeren Kreis der 
humaniſtiſchen Feinſchmecker war es ein Leckerbiſſen von der 
Tafel des Lukullus.
 * Zam jungen Drama. 
Wenn ſich in der Lyrik die Gefühlswerte einer Zeit am deutlichſten 
erſpüren laſſen, ſo ſchwingt im Drama, zu verdichtetſter Wucht geballt, 
das Leben einer Zeit in ſeiner ganzen Fülle. 
Neue Kunſt will neues Leben. 
Die kleine Welt der Bretter, welche die Welt bedeuten, wird zum 
läuft. Das Theater wird zum Sprechſaal der Lebensprobleme der 
Zeit, der Schauſpieler zum Künder neuer Lebensidegle, die der Dichter 
in ſeinem Werk ihn zu ſprechen heißt. 
Das junge Drama entſteht aus einer inneren Notlage. Ein neues 
Lebens geſtellt, und findet die Löſung der früheren ungenügend und 
ſchal. Gewiß, daß, wenn ſie nicht mit dem Leben fertig werden, 
            be=
ſtimmt dus Leben mit ihnen fertig werde, laſſen ſie ſich wie Oedipus geſtellt ſah. Sie entkleidete den Menſchen allen Pelzwerks, das er 
von der Sphinx die Lebensrätſel aufgeben und ſchauen mutig dem 
            Un=
geheuer in die faszinierenden Augen. Ihr ganzes Weſen fiebert in der 
Gewißheit des Augenblicks, da die Sphinx ſich vom Felſen ſtürzen wird. 
Das Rätſel iſt gelöſt, der Weg des Lebens iſt frei. Dies iſt die Lage. Mauſch des Zertrümmerns kam über ſie. Alles, um ſie her wurde zum 
*) Am Donnerstag, den 27. März abends 8 Uhr, ſpricht im Nah= Sterben der Leiber und Seelen im größten aller Kriege ein. 
men der Vorträge de 
ſchen Bundes, im Feſtſaal des 
            Reglaym=
naſiums, Studienra 
zämer über das Thema: „Das 
            Lebens=
gefühl in der modernen Lyrik und im Drama‟. Wir drucken im 
            Fol=
genden die einleitenden Worte einer demnächſt erſcheinenden Broſchüre 
des Redners ab.,Verlag G. Müller.) 
 Beileid des Reichspräfidenten zum Ableben Thyſars. 
Berlin, 24. März. Der Reichspräſident hat an die Witwe 
des geſtern verſtorbenen tſchechoſlowakiſchen Geſandten Thuſar 
das nachſtehende Beileidſchreiben gerichtet: In tiefer Bewegung 
vernehme ich die Trauernachricht von dem plötzlichen Hinſcheiden 
Ihres von mir hochverehrten Gatten, der mir auch ſeit langen 
Jahren perſönlich nahegeſtanden hat. Aus ſeiner glänzenden 
Laufbahn hat ihn ein jähes Geſchick ſeinem Vaterland, dem er 
in hervorragendſten Stellungen ſeine ganze Kraft widmen konnte, 
allzu früh entriſſen, und ſeinem ehrlichen Streben und raſtloſem 
Schaffen ein vorzeitiges Ende geſetzt. Ich bitte Sie, verehrte, 
gnädige Frau, meine und meiner Frau herzliche Teilnahme 
            ent=
gegennehmen zu wollen. 
Ebenſo haben der Reichskanzler und der 
            Reichsaußenmini=
ſter der Gemahlin des Verblichenen ihre wärmſte Teilnahme zum 
Ausdruck gebracht. 
Die Geſchäfte der Geſandtſchaft werden bis auf weiteres 
von dem Legationsrat Dr. Harliceck geführt. 
Beilegung des Hamburger Hafenarbeiterſtreiks 
Hamburg, 23. März. Die Einigungsverhandlungen im 
Hafenarbeiterſtreik, die am geſtrigen Samstag unter dem Vorſitz 
des Reichsarbeitsminiſters Dr. Brauns im Rathaus ihren 
            An=
fang nahmen, haben in ſpäter Abendſtunde zu einer Einigung 
geführt. Die Parteien erklärten nach 13ſtündiger Verhandlung, 
daß ſie ſich der Entſcheidung des Reichsarbeitsminiſters 
            unter=
werfen. Der Reichsarbeitsminiſter hat darauf folgenden Spruch 
gefällt: „Der Schiedsſpruch des Schlichters Hamburg vom 
18. März wird beſtätigt. Die Arbeit wird am Dienstag, den 
25. März, wieder aufgenommen.” 
Annahme der franzöſiſchen Finanzgeſetze. 
Paris, 23. März. (Wolff). Kammer und Senat 
beendeten nachts die Beratung der Finanzgeſetze. Gegen 11 Uhr 
kam es zur Einigung über die gemeinſamen Texte. Einige 
            un=
wreſentlichen Artikel wurden ausgeſchaltet. Die Kiammer nahm 
ſchließlich das Geſetz mit 370 gegen 172, der Senat mit 143 gegen 
12 Stimmen an. Kammer und Senat vertagten ſich dann auf 
kommenden Dienstag. 
Konferenz der Rüſiungsbeſchränkung? 
Paris, 23. März. (Wolff.) Wie der Neu=York Herald 
aus Waſhington berichtet, fordert das 
            Repräſentan=
tenhaus in ſeinem bereits gemeldeten Antrage, die 
            europäi=
ſchen Mächte zu einer Konferenz über die Beſchränkung der 
Rüſtungen einzuladen, u. a. noch, daß auch die Rüſtungen der 
Staaten, die den Vertrag von Waſhington nicht unterzeichnet 
hätten, Aufmerkſamkeit geſchenkt erhalten. Im übrigen vertritt, 
dem Blatt zufolge, Coolidge dem Konferenzvorſchlag des 
Repräſentantenhauſes gegenüber die Anſicht, daß das 
            Pro=
blem des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues das 
dringendſte ſei. 
Die Ausrufung der griechiſchen Republik geſcheitert. 
Athen, 23. März. (Wolff.) Wie die Blätter feſtſtellen, 
müſſen die Beſprechungen in Brindiſſi mit Metaxas über 
die Verſtändigung in der Frage der Ausrufung der 
            Re=
publik als geſcheitert angeſehen werden, da Metaxas auf 
einem ſofortigen allgemeinen Straferlaß beſtand, während die 
Regierung dieſen erſt nach Ausrufung der Republik verſprach, 
im Augenblick allen politiſchen Gefangenen nur einen Aufſchub 
gewähren wollte. Die Nationalverſammlung wird 
übermorgen wieder zuſammentreten. Nach Erledigung der 
            Ver=
trauensfrage wird ſie über die Ausrufung der Republik am 25. 
März, am Tage des Nationalfeſtes, Beſchluß faſſen. 
Gefälſchte franzöſiſche Banknoten. 
TU. Paris, 23. März. Das Echo de Paris veröffentlicht 
eine aufſehenerregende Meldung, wonach in der Schweiz falſche 
franzöſiſche Banknoten in Höhe von 100 Millionen Franken in 
Umlauf gebracht worden ſeien. Die falſchen Noten ſeien in Bern 
und Amſterdam hergeſtellt worden. Das Blatt behauptet, man 
habe Beweiſe dafür erlangt, daß eine ausländiſche Regierung an 
der Herſtellung der franzöſiſchen Banknoten beteiligt ſei und daß 
auf dieſe Weiſe eine neue Entwvertung des Franken herbeigeführt 
werden ſollte. In Chartres wurde eine große Anzahl gefälſchter 
Hundert= und Tauſend=Franken=Scheine beſchlagnahmt. 
            Gleich=
zeitig ſind zwei Verhaftungen vorgenommen worden. 
Die Bluttat von Queenstown. 
TU. London, 24. März. Die Lage in Irland iſt 
            unver=
ändert. Die maßgebenden Vertreter der iriſchen Nationaliſten 
verurteilen einmätig das bei Queenstown begangene 
            Verbre=
chen. Die Attentäter konnten bisher nicht ergriffen werden. Die 
engliſche Regierung hat einen zweiten Zerſtörer nach 
            Queents=
town entſandt. Es heißt, die engliſche Regierung beabſichtige 
niht, irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.
 des jungen Dramas der Gegenwart, wie es die Lage jedes für ſeine 
Zeit jungen Dramas geweſen iſt. 
Das junge Drama verſtehen, heißt den jungen Menſchen verſtehen. 
Das junge Drama lieben, heißt den jungen Menſchen lieben. Man 
kann den jungen Menſchen kennen und lieben, ohne das junge Drama 
zu kennen und zu lieben. Das junge Drama verſtehen und lieben 
kann man nicht, ohne den jungen Menſchen zu verſtehen und zu 
            lie=
ben. Gegen das junge Drama ſtehen, heißt auch, gegen die Art des 
jungen Menſchen ſtehen, die ſich darin ausſpricht. 
Die Kriſe des Dramas hebt nicht erſt mit dem Weltkrieg an, wie 
die große europäiſche Kulturkuiſe, in deren Ablauf wir noch mitten 
drinnſtehen, nicht mit dem Weltkrieg anhebt. Vielmehr iſt der Krieg 
nur eine Erſcheinung dieſer Kriſe, in die auch die nicht am Krieg 
            be=
teiligten Staaten hineingezogen wurden. 
Etwas Ungeheures war geſchehen. Eine Zeit, deren ſeeliſche 
            Ar=
mut kaum Ihresgleichen in irgendeiner Periode der Geſchichte hat, hielt 
ſich für die fortgeſchrittenſte. Weil man in lenkbaren Luftſchiffen hoch 
über dem Leben ſchwebend den Aether durchfurchte, hielt man ſich für 
erhaben über frühere Zeiten, in denen ſich mühſam ein wackeliges 
            Ge=
fährt durch den Sand der Straße ſchleppte. Man durfte ſich reich 
            nen=
nen da es an Geld und Arbeit nicht gebrach und der Bauch der Erde 
Kohle und Gold im Ueberfluß ſchenkte, weil gewaltige Maſchinen ſich 
in ihre Eingeweide bohrten. Aber man war ſo arm an irgendwelchen 
ſchöpferiſchen Ideen, daß alles erſtarrte und ſelber zur Maſchine wurde. 
Man war freier, wie man ſich ſelbſtbewußt ſchmeichelte, als je ein 
            Men=
ſchengeſchlecht, weil der Fortſchritt mit Siebenmeilenſchritten durch die 
Welt eilte und alles Rückſtändige unter ſich zertrampelte, aber man 
ſtand als Sklave der Maſchine an einem Hebel und gehorchte ihren 
Befehlen. Man hatte Gott entthront und durch den Menſchen, den 
aufgeklärten erſetzt. Aber die Menſchen haßten einander mehr als je. 
Unabläſſig ſchmiedeten ſie neue Waffen des Haſſes gegeneinander und 
wurden nicht müde, neue Grauſamkeiten zu erfinden. Die Gefängniſſe 
wurden nicht leerer und die Liebe ſchien erſtorben. Die jungen 
            Kna=
ben erzog man für das Leben, und meinte freilich nur das 
            Erwerbs=
leben damit, jene Form des Daſeins, deren Inhalt es iſt, den Anderen 
Schauplatz der großen Welt, die heute mit filmartiger Schnelligkeit ab= auf eine geſchickte und möglichſt maskierte Weiſe den Garaus zu 
machen. Das Wort „er iſt ein Idealiſt”, hielten viele, die nicht Schritt 
gehalten hatten mit der Zeit, plötzlich für eine Beleidigung und 
            be=
eilten ſich, ſolchen frevelhaften Vorwurf ſchnell Lüge zu ſtrafen, 
            in=
dem ſie hurtig dem Gelde nachjagten und ein Vermögen zuſammenraff= 
Geſchlecht von kühnen jugendlichen Geiſtern ſieht ſich vor die Frage des ten. Idealismus durſte man ſich allenfalls privatim leiſten, wenn man 
mindeſtens Beſitzer eines Autos und einer Villa war. 
Da kam eine Jugend, die ſich plötzlich vor die Urfrage des Lebens 
mit erlauchter Gebärde ſich um die Schultern geſchwungen hatte. 
Und ſiehe da. Er war ein Gerippe. 
Nun ſchrie die Jugend auf. Sie ſchrie nach ihrer Seele. Ein 
Chaos. Alte Formen zerſprangen. Und dann ſetzte das grauenhafte 
Das Fieber hat nachgelaſſen. Wir ſehen klarer. Was ſagt uns 
heute das junge Drama über das Lebensgefühl, aus dem heraus ein 
neues Geſchlecht eine neue Zeit ſchaffen will? 
Wie Diogenes ſucht dieſes junge Drama nach dem verſchütteten 
Menſchen. Leidenſchaftlich ringt es um ein neues Menſchentum.
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. März 1924
Rummer 84.
 Aus der Landeshauptſtadt. 
Darmſtadt, 24. März. 
— Das Königlich ungariſche Generalkonſulat in Berlin iſt auf 
gehoben und die Königlich ungariſche konſulariſche Vertretung für 
            deſ=
ſen Amtsbezirk der Königlich Ungariſchen Geſandtſchaft in Berlin 
            zu=
geſvieſen worden. Die Paßamthandlungen werden im Rahmen einer 
Paßkanzlei der Geſandtſchaft im bisherigen Amtslokale des 
            General=
konſulats, Berlin W. 57 Bülowſtraße 21, vorgenommen werden. 
            Zu=
ſtändig iſt dieſe Dienſtſtelle u. a. für den unbeſetzten Teil des Volksſtaats 
Heſſen. 
— Mieterhebung des Lanbestheaters. Die Vollmieter werden auſ 
die zurzeit ſtattfindende Erhebung der Mietpreiſe für den fünften 
            Ab=
ſchnitt hiermit nochmals hingewieſen. Insbeſondere die Mieter der 
Vollmiete A ſeien darauf aufmerkſam gemacht, daß die Mietkarten zur 
Vorſtellung am kommenden Dienstag bis ſpäteſtens 25. März, 
            nach=
mittags 5 Uhr bei der Hauptkaſſe eingelöſt ſein müſſen. Von der 
            Tages=
kaſſe des Großen Hauſes werden Mieterkarten nicht abgegeben. — 
            Er=
wähnt ſei ſchließlich auch nochmals, daß für verſäumte Vorſtellungen 
infolge verſpäteter Einlöſung der Mietkarten uſw. Erſatzkarten nicht 
ausgeſtellt werden und den Mietern ein Rücktrittsrecht vom Mietvertrag 
jetzt nicht mehr zuſteht. 
* Vortragsabend des Edangeliſchen Bundes. Nachdem der erſte der 
Vorträge des Evangeliſchen Bundes über Religion und geiſtiges Leben 
einen außenordentlich großen und dankbaren Hörerkreis gefunden hat, 
darf auch der nächſten Donnerstag im Realgymnaſium 
            ſtattfin=
dende Vortrag unſeres durch ſeine ebenſo anmutigen wie gehaltvollen 
Erzählungen und Novellen bekannten Landsmanns Studienrat Dr. 
Krämer auf großes Intereſſe rechnen. Die Faſſung ſeines Themas 
„Das Lebensgefühl in der Lyrik und in dem Drama 
der Gegenwart”, zeigt an, daß der Redner in das neue Weſen 
einführen wird, das der Lyrik und dem Drama der Gegenwart (z. B. 
Unruh) charakteriſtiſch iſt. Vielen ſind dieſe Erzeugniſſe der neueſten 
Literatur ganz oder teilweiſe unbekannt, nicht wenige haben an manchem 
Anſtoß genommen, andere dagegen darin den Ausdruck ihres eigenen 
neuartigen Erlebens und eines neuen, der früheren Generation fremden 
Lebensgefühls gefunden. Ihnen allen wird der Vortrag eine auf 
            ein=
gehendem Studium eines Mitſchaffenden beruhende Einführung in dieſe 
eigenartigen und in mancher Hinſicht neuartigen, zum Teil 
            ungewohn=
ten Gebiete der Kunſt der Gegenwart geben. Der Eintritt iſt frei. 
— Gartenbauverein. Zu Beginn der ſehr gut beſuchten 
            Monats=
verſammlung wurden Mitteilungen über die Vereinszeitſchrift gemacht, 
ferner über den Bezug von Kunſtdünger und über die demnächſtige 
Filmvorführung für den Verein, die die Gewinnung von Stickſtoff aus 
der Luft, zivecks Herſtellung von Stickſtoffdüngern, und weiterhin die 
Erzeugung von Kalidünger veranſchaulichen wird. Am Schluſſe 
            er=
folgte eine Verloſung von Blumenſtöcken und Sämereien. 
            Oberberg=
rat Prof. Dr. Steuer behandelte in ſeinem Vortrag die Sintflut 
vom Standpunkt des Naturwiſſenſchaftlers und Geſchichtsforſchers aus. 
Die bibliſche Erzählung über dieſe Kataſtrophe hat viel Aehnlichkeit 
mit einer Darſtellung der Sintflut, die uns durch die Ausgrabungen 
bei dem aſſyriſchen Ninive bekannt geworden ſind. Auf Tontafeln in 
Keilſchrift aufgeſchrieben ſtammt dorther ein Epos von 12 Geſängen, 
worin auch eine Beſchreibung der Sintflut enthalten iſt. Der 
            Schau=
platz der Flut liegt darnach am Euphrat und Tigris, in der 
            meſopota=
miſchen Tiefebene, die weithin überflutet war. Welcher von beiden 
Berichten, der isrgelitiſche oder der aſſyriſche, iſt nun der 
            urſprüng=
lichere? Die geologiſche Wiſſenſchaft hat ſich für den letzteren 
            eut=
ſchieden. Einmal bezieht ſich der aſſyriſche Bericht auf Orte des 
            Euph=
ratlandes, deren ehemalige Exiſtenz nachweisbar iſt, während im 
            bib=
liſchen Bericht jede Beziehung zu Paläſtina fehlt. Dann läßt ſich eine 
natürliche Erklärung der Sintflut mit dem aſſyriſchen Bericht beſſer in 
Uebereinſtimmung bringen. Verwüſtungen großer Länderſtrecken und 
beſonders von Küſtengebieten ſind auch in der Geſchichte mehrfach 
            ver=
zeichnet. Oft ſind ſie hervorgerufen worden durch Ueberflutungen 
            ſei=
tens des Meeres infolge von Vulkanausbrüchen, insbeſondere 
            unter=
ſeeiſcher, und damit verbundener Erdbeben und Wirbelſtürme. 
            Be=
rühmt ſind die Zerſtörung von Liſſabon (1755) und die Kataſtrophe von 
Krakortau (1883). Es ſind nun genügend Anhaltspunkte dafür 
            vor=
handen, daß ehedem auch das Euphratgebiet durch Sturmfluten vom 
Meere aus verheert worden iſt, was zur Sintflutſage Anlaß gegeben 
hat. Dieſer Sage liegt offenbar eine wirkliche Begebenheit zu Grunde, 
die Juden haben den Sintflutbericht nur aus dem Euphratland 
            über=
nommen und umgeſtaltet. 
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V., Darmſtadt. Die 
            Turnge=
meinde iſt rühriger denn je. Am Samstag, den 22. März I, J. fand 
auf vielſeitigen Wunſch die Wiederholung des Bunten Abends ſtatt. 
Wenn auch der Beſuch nicht ſo war, wie man erwartete, ſo kamen 
wenigſtens die Anweſenden voll auf ihre Rechnung. Die Leitung hat 
wiederum ihr Beſtes gegeben. Man muß die Sache geſehen haben, wie 
die einzelnen Mitwirkenden alles hingaben, um vollwertige Leiſtungen 
zu bieten. Als Turner muß man die Stuhlpyramide der Riege „Jahn”, 
was Ausführung Schwierigkeit und Eleganz anbetrifft, hoch anſchlagen, 
es waren eben Meiſterleiſtungen. Der Niege „Jahn” kann nur 
            Einig=
keit und unbedingte Unterordnung von größtem Nutzen ſein, denn wie 
die Turner heute wieder zuſammen gearbeitet haben, läßt die ſchönſten 
Hoffnungen aufkommen. Alſo Turner heraus, zeigt uns ihr leiſten 
könnt. Was den humoriſtiſchen Teil anbelangt, kann man nur des 
Lobes voll ſein, wie einzelne Mitwirkende ihrer nicht leichten Aufgabe 
gerecht wurden. Reicher Beifall lohnte auch diesmal wieder ihre 
            Ar=
beit. — Der Schlager des Abends war wiederum der Zirkus. Was 
hier der Geiſtesturnwart mit ſeinen Turnern zu Wege brachte, war 
nur dadurch möglich, daß jeder einzelne mit ſeiner Rolle eng 
            verwach=
ſen war. Dies war unſtreitig der Fall. Ein richtiger Zirkus mit 
allem Drum und Dran. Die einzelnen Artiſten, welche ſich die 
            Zirkus=
leitung verſchrieben hatte, die Turner Eigenbrodt (Kunſtreiter), 
            Krü=
ger, Heck und Künzel als Auguſte, Heß als Miß Telefona, Dörr als 
Menſchenaffe, Schmahl und Ritter als langer Joſef, Geher als Athlet 
boten wirklich Ergötzliches. Das Ringerpaar Müller und Schrauther, 
das Boxerpaar Scherer und Schrauther, Turner Riedel mit ſeinen 
            zu=
ſammengefeſſelten Menſchenfreſſern Liſtmann und Becker, waren 
            wei=
tere Attraktionen im Zirkusprogramm. Feuner verfügte die 
            Zirkuslei=
tung über eine vierköpfige Akrobatentruppe (Scherer, Ritter, Heymann 
und Horan). Was dieſe vier Turner vorführten, war geradezu 
            ver=
blüffend: mit welcher Sicherheit und Ruhe dieſelben arbeiteten, war 
erſtaunlich. Auch hier war zu erkennen, daß ſtrenge Diſziplin herrſchte. 
Hier gelten vor allem die Worte: „Ohne Müh’ kein Preis.” — 
            Wah=
rend den Zwiſchenpauſen ließ eine gute Kapelle ihre ſchönen Weiſen 
erklingen. — Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, die Turngemeinde 
muß nicht immer rein turneriſche Sachen zeigen, ſondern kann ganz 
gut ihren Mitgliedern und Gäſten einmal etwas anderes bieten, denn 
daß dies möglich iſt, haben die Turner bei dem Bunten Abend zu 
            Ge=
nüge bewieſen. 
Hi.
 *Verwaltungsgerichtshof. 
1. Antrag des Kreisamts Mainz auf Entziehung der der Eliſabeth 
Müller in Mainz erteilten Erlaubnis zum Betrieb einer 
            Schankwirt=
ſchaft im Hauſe Hintere Bleiche Nr. 23 daſelbſt. Erſchienen ein 
            Ver=
treter des Kreisamts Mainz, Rechtsanwalt Dr. Walz in Vertretung des 
Rechtsanwalts Dr. Mannheimer=Mainz. Die Wirtſchaft wird ſeit 1918 
betrieben. Weil der Ehemann Müller wegen Hehlerei beſtraft iſt, hat 
der Provinzialausſchuß Rheinheſſen die Konzeſſion entzogen, zumal der 
Ehemann Müller in häuslicher Gemeinſchaft mit der 
            Konzeſſionsinhabe=
rin lebt. Es iſt dagegen Berufung an den Verwaltungsgerichtshof 
            ver=
folgt. Es werden drei Zeugen: Vereinsdiener Mundo, Bahnſchaffner 
Weyerhäuſer und Gaſtwirt Ullmann vernommen; nachträglich iſt Frau 
Müller erſchienen. Die Zeugen, ſämtlich Gäſte im M.ſchen Lokal, haben 
keine Wahrnehmungen gemacht, wonach die Wirtſchaftsführung zu 
            bean=
ſtanden wäre. Ein weiter als Zeuge erſchienener Mainzer 
            Polizeinſpek=
tor beſtätigt, daß bei einer polizeilichen Streife eine wegen 
            Gewerbs=
unzucht beſtrafte Kellnerin im Lokal angetroffen wurde; es wird dazu 
feſtgeſtellt, daß franzöſiſche Soldaten ſolche liederliche Frauenzimmer 
in die Wirtſchaften mitzubringen pflegen, was auch Gaſtwirt Ullmann 
beſtätigt. Der Vertreter des Kreisamts Mainz ſtellt Antrag auf 
            Aus=
ſetzung der Verhandlung und will weitere Beweismittel herbeiſchaffen 
Der Anwalt der Berufungsklägerin ſucht das Urteil des 
            Provinzial=
ausſchuſſes, das ſich nur auf die Beſtrafung des Ehemannes Müller ſtützt, 
aus Rechtsgründen (unrichtige Anwendung der Artikel 33 und 53 Gew.= 
Ordnung) zu entkräften; eine Beſtrafung, die Frau Müller wegen 
            un=
rechtmäßigen Erwerbs von Brotkarten 1918 erlitten, könne unter 
            objek=
tiver Würdigung der damaligen Verhältniſſe nicht ins Gewicht fallen, 
auf ſie ſei auch das Provinzialausſchußerkenntnis gar nicht gegründet, 
auch der Antrag des Kreisamts Mainz gar nicht geſtützt. Der 
            Ver=
treter des Kreisamts bringt die Verurteilung der Frau Müller, die im 
Zuſammenhange mit der Wirtſchaftsführung ſtehe, in Verbindung mit 
der gegen den Ehemann Müller erkannten Strafe wegen Hehlerei und 
der Wirtſchaftsführung der Ehefrau, was das Niveau der Wirtſchaft 
beweiſe. Der Vertreter des Staatsintereſſes erklärt, im Rahmen dieſer 
Inſtanz könnten andere Gründe, als die in 1. Inſtanz gewürdigten, 
nicht nea herangezogen werden; er ſchließt ſich in rechtlicher Beziehung 
den Ausführungen des Anwalts an. Sein Antrag geht dahin, das Urteil 
des Provinzialausſchuſſes Rheinheſſen aufzuheben und den Antrag des 
Kreisamts Mainz abzuweiſen. Urteil: Das Urteil des 
            Provinzial=
ausſchuſſes Rheinheſſen wird aufgehoben und der Antrag des Kreisamts 
Mainz zurückgewieſen. 
2. Antrag der Eheleute Noſenbaum in Friedberg auf Erlaß 
einer Vorentſcheidung gegen den Notar Jöckel in Friedberg als 
            Vor=
ſitzenden des Mieteinigungsamts. Erſchienen Notar Jöckel und der 
            Ver=
treter von Roſenbaum Eheleuten, Rechtsanwalt Gutenſtein von 
            Frank=
furt a. M. Roſenbaum Eheleute wollen den Notar Jöckel wegen 
            Scha=
denerſatzes belangen, weil das Mieteinigungsamt eine wegen 
            Beſchlag=
nahme einer Wohnung ausgeſprochene Entſcheidung im 
            Beſchwerde=
wege beſtätigt hat. Das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft hat 
Vorentſcheidung gemäß Art. 77 Heſſ. Ausf.=Geſetz zum B.G.B. 
            bean=
tragt. Der Anſpruch wird beſonders darauf geſtützt, daß es ſich hier 
um Beſchlagnahme rein gewerblicher Räume handele, bezüglich deren 
eine Beſchlagnahme geſetzlich unzuläſſig ſei. Bezügliche Beweiſe ſeien 
bei dem Mieteinigungsamt ſeinerzeit erboten, aber nicht erhoben worden. 
Notar Jöckel beſtreitet entſchieden, daß er als Vorſitzender des 
            Miet=
einigungsamts aus Pflichtverletzung gehandelt und aus unſachlichen 
Motiven heraus entſchieden habe. Roſenbaum habe Wohnung und 
Zahnpraxis aufgegeben gehabt und ſei nach Frankfurt a. M. verzogen 
geweſen, deshalb habe es ſich nicht mehr um gewerbliche Räume 
            gehan=
delt. In die Exekution des Wohnungsamts habe er nicht eingegriffen. 
Der Vertreter des Staatsintereſſes betont, daß Jeder beim 
            Mieteini=
gungsamt Abgewieſene ſich als ungerecht behandelt fühle. Im Fragefall 
ſolle eine Schadenerſatzklage künſtlich aufgebaut werden, um die 
            Ent=
ſcheidung des Mieteinigungsamts auszuſchalten. Er glaube aber, daß 
im Fragefalle der Rechtsweg unzuläſſig ſei, die Sache kompetiere ganz 
den Verwaltungsbehörden, die Frage, ob die Räume gewerbliche ſeien 
oder nicht, unterſtehe nur der Entſcheidung der Verwaltungsbehörde, ein 
Verſchulden des Vorſitzenden des Mieteinigungsamts ſei aber im übrigen 
in keiner Weiſe zu begründen. Urteil: Der Notar Jöckel hat ſich in 
der Sache einer Ueberſchreitung der Amtsbefugniſſe nicht ſchuldig 
gemacht.
 Bühnenvolksbund. Der Vortrag bes Prof. Bieſe muß 
heute abend ausfallen nachdem das Landestheater, zufolge 
            un=
vorgeſehener Spielplanänderung, für unſere Sondermiete 22 heute 
abend „Prinz von Homburg” angeſetzt hat und eine „
            Ab=
ſetzung der Vorſtellung angeblich bei der Spielplangeſtellung nicht mehr 
möglich iſt. Unſer Vortragsabend war allerdings dem Landestheater 
rechtzeitig bekannt gegeben worden! Zu dem Vortrag gelöſte Karten 
behalten Gültigkeit oder werden bei Chriſtian Arnold eingelöſt. 
Luſtiger Senff=Georgi=Abend. Die Fülle des großen 
            Saalbau=
ſaales am vergangenen Samstag erbrachte den Beweis für das ſtarke 
Verlangen nach mehr oder weniger harmloſem Humor, wie ihn Senff= 
Georgi mit ſprühender Laune auszuteilen verſteht. Daß der in ſeiner 
Vielſeitigkeit kaum zu übertreffende Vortragsmeiſter die witzige 
            Anek=
dote und das zu grotesk=mimiſcher Ausgeſtaltung geeignete 
            Vortrags=
ſtück aus praktiſchen Gründen bevorzugt iſt begreiflich. Selbſt 
            ſtoff=
lich minder Gutes ſchluckt man mit vergnüglichem Behagen, wenn es in 
ſolch erſtklaſſiger Zubereitung ſerviert wird. Die größten Wirkungen 
erzielte Senff=Georgi auch diesmal wieder dadurch, daß er die 
            vor=
kommenden Perſonen nicht nur ſpricht, ſondern figürlich darſtellt und 
auf dieſe Weiſe ganze Szenen vorſpielt. Von beſonderem Reiz ſind die 
geſchickten, ſelbſt verfaßten Ein= und Ueberleitungen zu den 
            derſchie=
denen Programmabſchnitten. Luſtiges von Ludwig Fulda, Hirſchberg= 
Jura, Auernheim, Schüler, Reimann Uzarski u. A.; neu=bayeriſches, 
preußiſch=berliniſches ſächſiſches und oſtpreußiſches zogen an dem 
            ver=
gnügten, ſtärkſten Beifall ſpendenden Publikum bunt vorüber. Zum 
Schluß ein famoſer, ſelbſtgedichteter „Aprilſcherz” aus dem 
            Familien=
leben als Zugabe. 
Zur Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am Donnerstag, 
den 27. März 1924, nachmittags 5 Uhr, iſt folgende Tagesordnung 
feſtgeſetzt: 1. Erlaß einer Polizeiverordnung, die Abhaltung der 
            Früh=
jahrs= und Herbſtmeſſe betreffend (Meſſeordnung). 2. Errichtung von 
Schulgärten für die allgemeine Knabenfortbildungsſchule und die 
            Mäd=
henfortbildungsſchule; hier: Bewilligung von Mitteln, 3. Ueberſicht 
über die Einnahmen und Ausgaben der höheren Knabenſchulen für 1922. 
4. Wahl des Vorſtandes der Simon und Charlotte Fulda=Stiftung. 5. 
Abſchluß der Kaſſe der Knabenarbeitsanſtalt für 1922. 6. Verpachtung 
des bade= und ſchwimmtechniſchen Betriebes der Badeanſtalten am Woog 
an das Amt für Leibesübungen. 7. Errichtung einer Handelsſchule, 
8. Mitteilungen.
 * Provinzialausſchuß. 
1. Klage des Auguſt Fendt zu Darmſtadt, Langgaſſe 29, gegen 
Kreisamt Darmſtadt wegen Nichterteilung der Hauſiererlaubnis. Fendt 
iſt bei Althändler Chriſt beſchäftigt geweſen und will ſelbſtändig werden. 
Da er noch nicht 25 Jahre alt iſt, mußte das Geſuch verſagt werden. 
2. Klage des F. Wilh. Herbold II. zu Groß=Rohrheim gegen 
Kreisamt Bensheim wegen Nichterteilung einer Legitimationskarte. 
H. will die Großhandelserlaubnis haben. Das Kreisamt erachtet, er 
beſitze nicht die nötige Sachkenntnis. Urteil: Der Klage wird 
            ſtatt=
gegeben, Legitimationskarte iſt zu erteilen. 
3. Geſuch der Frau Adolf Groß Wwe. zu Offenbach=Bürgel um 
Erlaubnis zum Betriebe einer Schankwirtſchaft im Hauſe Niethgaſſe 1. 
Die Rechtsdeputation der Stadtverordneten hat die Bedürfnisfrage 
            ver=
neint. Urteil: Die Konzeſſion wird erteilt. 
4. Klage der Deutſchnationalen Volkspartei 
            Offen=
bach, des Hausbeſitzervereins E.V. daſelbſt und des 
            Bun=
des der Wohnungſuchenden daſelbſt gegen Stadtgemeinde 
Offenbach wegen Anfechtung eines Stadtverordnetenbeſchluſſes. Am 15. 
November 1923 wurde zwecks Wohnungsverteilung von den 
            Stadtver=
ordneten eine aus dem Stadtparlament parteipolitiſch zuſammengeſetzte 
Kommiſſion gewählt, während die ſeither fungierende paritätiſch 
            zuſam=
mengeſetzt war. Die Klage begehrt Aufhebung des 
            Stadtverordneten=
beſchluſſes, ohne daß erhellt, auf welche Beſtimmung der Städteordnung 
ſie ſich ſtützt; anſcheinend kann nur Artikel 98 in Frage kommen. Die 
durch Beig. Aull vertretene Stadtverwaltung betont die formale 
            Un=
zuläſſigkeit der Klage, auf die das Gericht erkennt. 
5. Klage des Jakob Bierbaum zu Geinsheim gegen den Beſcheid 
des Kreisamts Groß=Gerau vom 15. September 1923 wegen 
            Nichtertei=
lens der Großhandelserlaubnis. Das Kreisamt erachtet, es ſeien ſchon 
genügend Händler (mehr als 54) zugelaſſen, daher fehle Bedürfnis. Das 
Geſuch wird abgelehnt. 
6. Klage der Frau Babette Sattler zu Bensheim gegen den 
            Be=
ſcheid des Kreisamts Bensheim vom 9. Januar 1924 wegen 
            Nichtertei=
lens der Handelserlaubnis für Obſt und Gemüſe im Umherziehen. Frau 
S. iſt wiederholt wegen Schleichhandels beſtraft und erſcheint deshalb 
unzuverläffig. Urteil: Klageabweiſung. 
7. Klage des Anton Souard zu Neu=Iſenburg gegen den Beſcheid 
des Kreisamts Offenbach vom 29. Juni 1923 wegen Nichterteilung der 
Großhandelserlaubnis. Erſchienen: Ant. Souard und mit ihm Juſtizrat 
Dr. Oſann. Das Geſuch war aus volkswirtſchaftlichen Gründen abge 
kehnt worden. S. betrieb ſchon vor dem Kriege Bäckerei und 
            Mehl=
handel. Der Klage wurde ſtattgegeben. 
8. Klage der Frau Agnes Neumann zu Neu=Iſenburg gegen den 
Beſcheid des Kreisamts Offenbach vom 26. September 1923 wegen 
            Nicht=
erteilung der Großhandelserlaubnis. Das Kreisamt hatte das Geſuch 
mangels Bedürfniſſes abgelehnt. Aus ſozialen Gründen und weil gegen 
Geſuchſtellerin nichts Belaſtendes vorliegt, wird Großhandelserlaubnis 
erteilk.
 Zuſchüſſe zu den Ankaufskoſten von Herdbuchballen und ſolchen 
aus Leiſtungskühen an Gemeinden und Pridatzüchter. Den Gemeinden 
und Privatzüchtern wird hierdurch bekannt gegeben, daß der Vorſtand 
des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes für die Provinz Starkenburg 
beſchloſſen hat, Zuſchüſſe zum Ankauf von Zuchtfaſeln des heſſiſchen 
Fleckvieh= und des Odenwälder Rotviehſchlages auch im kommenden 
Frühjahr wieder zu bewilligen. Es werden gewährt für: einen 
            Herd=
buchfaſel Mk. 25.— und für einen Herdbuchfaſel, der gleichzeitig einer 
guten Leiſtungskuh entſtammt Mk. 35.—. Die Auszahlung dieſer 
            Zu=
ſchüſſe erfolgt nur auf Grund einer Eingabe beim 
            Landwirtſchafts=
kammer=Ausſchuß. Die Eingabe muß den Einkaufspreis des Faſels 
enthalten und muß ihr der zugehörige Abſtammungsnachweis beiliegen. 
Eingaben, die dieſe verlangten Unterlagen nicht enthalten, bleiben 
            un=
berückſichtigt. Die Geſchäftsſtelle des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes 
Starkenburg iſt in der Lage, junge zuchtfähige Faſel, von guten 
            Leiſtungs=
kühen abſtammend, nachzuweiſen. 
— Gefetz vom 26. Juli 1848, die Ausübung der Jagb und Fiſcherei 
betreffend. Nach Art. 4 iſt derjenige Grundeigentümer, der eine 
            zu=
ſammenhängende Grundfläche von 300 Morgen Flächeninhalt und 
            dar=
über beſitzt, ſelbſt — gleichgültig, ob dieſe zuſammenhängende Fläche 
in einer oder in mehreren Gemarkungen gelegen iſt — mit Ausſchluß 
der Gemeinde, zur Ausübung der Jagd auf dieſer Grundfläche ſelbſt 
oder durch Dritte berechtigt. (Abſ. 1.) — Hierzu beantragen v. 
            Hel=
molt und Genoſſen folgenden Zuſatz als Abſatz 2: „Auf 
            Grund=
eigentümer, die eine zuſammenhängende Grundfläche von 300 Morgen 
Flächeninhalt und darüber erſt nach 1. Januar 1924 erworben oder die 
eine vor 1. Januar 1924 erworbene Berechtigung bis dahin nicht in 
Anſpruch genommen haben, findet die Beſtimmung des Abſ. 1 keine 
Anwendung.”
 Parlamentariſches. 
8. Ein Antrag Hattemer will die wohltätige Einrichtung der 
heſſiſchen Beamtenkrankenkaſſe auch denjenigen heſſiſchen 
Penſionären und Witwen, die ſelbſt oder deren Gatten heſſiſche 
            Be=
amte in früher heſſiſchen Behörden und Stellen waren, die jetzt auf 
das Reich übergegangen ſind, zugänglich machen. 
Pachtſchutzordnung. Während, die Regierung mit Druckſache 997 
Aenderungen der Pachtſchutzordnung vom 25. Juli 1921/11. Auguſt 
1922 vorſchlägt, ſtellt Abg. Schott Antrag auf Aufhebung. Die 
            Wäh=
rung, ſo beſagt die Begründung, ſei ſtabiler geworden, es werde 
            über=
all wieder mit Mark gerechnet, die Inflation habe aufgehört, 
            Verpäch=
ter und Pächter könnten ſich in der Folge gütlich einigen. Vielfach 
            hät=
ten die Entſcheidungen der Einigungsämter auch beide Teile nicht 
            be=
friedigt und zu neuen Streitigkeiten geführt.
 Wetterbericht derGießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für Dienstag, den 25. März. 
Weiterhin milde, vorwiegend bedeckt, noch Niederſchläge. 
Die feine Zigarette 
„BCHLOSS AMERONGEN 
Großformat 
Stück 5 Pf. 
(3197a 
RIMOFA-Zigarettenfabrik, Frankfurt a. M.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
 Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer 
von Johanna Wolff. 
(Nachdruck verboten.) 
83) 
Und Gudrune, das Buckelchen, zernähte ſich die Hände. Auch 
die alte Antje wurde mit herangezogen und mußte bei der 
            Be=
aufſichtigung mithelfen. Sie tat’s nicht ungern. Hier kam ihre 
Gabe, Geſchichten zu erzählen, wieder in Geltung. Antje ſaß 
unter der Jugend und erzählte, und die Kinder aus der Stadt 
ſchauderten ſich, ebenſo wie ſich früher der kleine Hans Peter 
geſchauert hatte. 
Und ſie aßen und wurden alle ſatt. Die erſten Pfleglinge 
wurden rund und rotbackig, und nach dieſen kannen andre, die 
tuch hochgebracht wurden. 
„Hilde,” ſagte der Ingenieur, da er eines andern Tages aus 
der Stadt heimgekommen war: „Es ſind arme Frauen da, die 
ſind nach der Seuche verkrankt geblieben, der Krieg hat ihnen 
den Mann genommen — ſchlecht ernährt und ſchlecht gekleidet
 Ae4 
„Bringe ſie,” erwiderte die Freundliche. „Wir rücken noch 
wehr zuſammen. Vielleicht auch ſetzen deine Leute vom 
            Werkk=
platz ein Sommerhäuschen auf — Holz iſt ja noch vom Bauen
 vorhanden.” 
„Und die Ernährung?” fragte er zurück, „könnteſt du es 
ſchaffen?” 
„Noch geht’s!” lachte Hilde. „Frag Mutter, wie ſie den 
            Be=
ſtand unſerer Felder findet!“ 
Auch die Frauen kamen. Und ſie aßen und wurden alle ſatt. 
Wenn ſie ihr Zunahmegewicht erreicht hatten und an ihrem 
ganzen Menſchen aufgefriſcht waren, zogen andre ein. 
Den Kindern hatte wan einen Tummelplatz beim 
            Würz=
gärtchen gegeben; ſie leiſteten kleine Dienſte in der Wirtſchaft, 
die Frauen aber griffen bei aller Arbeit fröhlich zu, in der Küche 
im Gemüſegarten und bei der Nähterei. 
Weit hinaus in die Haide erſchallte das helle Lachen, das 
Rufen und Süngen der großen und kleinen Pfleglinge. Manch=
 mal blieben die Haidjer verwundert ſtehn, lauſchten oder ſteckten 
die Köpfe über die Mauer: „Düſtermöhl?” Ne! Sünnemöhl!” 
Und ſie nickten den Fremden zu. Es geſchah ſogar, daß im 
            Däm=
mern ein Haidier oder eine Haidjerin mit gefüllter Kiepe auf 
dem Hof erſchien, die wurde dann abgeſetzt und gelaſſen und 
ſchweigend vor Merete ausgepackt. Butterſtücken und 
            Kümmel=
käs, Buchweizengrütze und Obſt; mit ſtummem Fingerzeig auf 
die Noteſſer entfernte man ſich wieder. 
Und Deutſchland rang. Es ſchlug ſich um ſein Leben. 
Und es ſtand auf in ihm all ſein Böſes. Was gemein und 
verkemmen, was geil und gierig war, machte ſich hervor und 
fand ſeinen Boden, wo es gedeihen konnte. Selbſtſucht und 
Eigennutz nahmen überhand und rankten über Zaun und Gatter. 
Und es ſtand auf in ihm all ſein Gutes. Was edel und 
            hoch=
herzig, was rein und ſelbſtlos war, drängte zur Betätigung 
Bruderliebe und Opferſinn bewährten ſich in einer nie 
            dage=
weſenen Weiſe. 
Da wurden Hungrige geſpeiſt und Nackte gekleidet, Frierende 
wurden gewärmt und Heimloſe beherbergt, und dabei ging doch 
das Beſte, was aufzutreiben war, hinaus — hinaus ins Feld zu 
den Männern, die mit ihrem Leben einſtanden für die Grenzen 
der Heimaterde. 
Nicht vom Ueberfluß wurde geſpendet. Die, deren Hände 
zum Geben offen waren, litten ſelber Mangel. Mühſam bis zum 
Verzagen kümmerte man ſich durch. Ach, Deutſchlands Not ſtieg 
ins Unerhörte. 
Und Deutſchland wurde überwältigt — — Deutſchland 
mahm den Waffenſtillſtand an. 
Am kleinen bleigefaßten Fenſter der Diele ſeines 
            Stroh=
dachhauſes lehnte Hans Peter, die Wöllmer Zeitung in der 
Hand. Vom Werkplatz gekommen, hatte er danach gegriffen, 
nun war ihm, als hätte er Feuer angefaßt. Er fühlte ſeine 
            Ein=
geweide brennen und ſich krümmen in einem ungeheuren Wut= 
und Wehgefühl. Das Blut war ihm heftig zu Kopf geſtiegen: O 
dieſe Schmach! Der Kaiſer geflohen! Deutſchland im Staube, 
um Gnade winſelnd, wie der gröblichſte Verbrecher! Wurzeltiefe 
wurde zur Kronenhöhe gekehrt, Hände, die je beinen Zügel 
            ge=
halten, riſſen Gewalt und Recht an ſich. Und die Furcht, die
 blaſſe Furcht und Feigheit einer haltloſen Regierung den 
            Fein=
den gegenüber! Die jetzt das Steuer hielten, die ließen ſich 
            an=
ſpeien und ſagten: danke. 
Der Tropfen, der ihm ins Ein=Auge ſtieg, ſaß da, wie 
            ge=
ſchmolzenes Blei, aber der Brand in dem andern, der war nicht 
auszuhalten. Er faßte nach dem Künſtlichen, riß es heraus und 
ſchleuderte es zu Boden, und da es doch ganz blieb und wie 
vorwurfsvoll zu ihm emporſtarrte, trat er’s mit dem Fuße gegen 
die Wand, wieder und wieder und noch einmal, als wär’s der 
Schmachfriedenswiſch, und Hans Peter ſtöhnte vor Qual — vor 
Mannes=Seelenqual. 
Die Mutter war hereingekommen und ſah verängſtet zu, ſah, 
wie unter ſeinem Fuß die kleine zarte Sache mit Knirſchen in 
Splitter ging. Zagend faßte ſie den Geiſtesabweſenden bei der 
Hand, zagend, unendlich behutſam drückte ſie ihn auf die hölzerne 
Ofenbank. War ſein Geſicht nicht wie in Blut geſchvollen? Die 
Adern an ſeiner Stirn lagen wie Stricke auf. 
Peterle!” ſagte ſie mit kaum hörbarem Bitten, „Peterle!” 
Da preßte er ſeinen Kopf gegen ihren Leib und weinte — 
weinte, ob mit einem Auge oder mit beiden — er wußte es nicht. 
Und ſie ſtreichelte an ihm heruri, ſo ſänftiglich, wie ſie dem 
Knäblein getan, ging davon, kam wieder und drückte ihm den 
kleinen Kaſten in die Hand — ihre Freudengabe von beſtandener 
Prüfung — das Erſatzauge. Der es verfertigt, war im Krieg 
gefallen, ſeine Arbeit lebte 
Deutſchland lag am Boden. Mehr als totgeſchlagen — 
            ent=
ehrt. 
Eine Zeit der Natloſigkeit und Verwirrung begann. 
Unſicherheit ging um wie ein Geſpenſt. Dumpfe, ſtumpf= 
Hoffnungsloſigkeit beſchlich die Seelen der Beſten; die breite 
Maſſe aber, faul, feil und feige, wurde zugänglich allem 
            Schlim=
men und Schlechten, das niemand hemmen wollte. 
Und dann empfand man nichts mehr. Man praßte, man 
tanzte, tanzte auf heißen Füßen dem Abgrund zu, oder man 
ſchwieg und litt das Unſagbare. 
Viermal zehn Jahre Sklavennot, 
viermal zehn Jahre Hungerbrot, 
viermal zehn Jahre Henkergericht, 
viermal zehn Jahre — wir tragen es nicht 
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 84.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. März 1924
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
 Fußball. 
Sportverein Darmſtadt—Olympia=Lorſch 3:0. 
e In der Fortſetzung der Verbandsſpiele 1923/24 ſtieg am 
geſtrigen Sonntag im Darmſtädter Stadion das Spiel Lorſch= 
Darmſtadt. Zahlreich hatten ſich wieder die Anhänger des 
Lederballs eingefunden. Sie kamen alle auf ihre Koſten, weniger 
in ſpieleriſcher Hinſicht, mehr aber an heiteren Momenten, den 
der faſt größte Teil des Spielverlaufs ihnen bot. Lorſch hatte 
ſeinen beſten Spieler Bechtel als Mittelſtürmer aufgeſtellt, eine 
Maßnahme, durch die dieſer ſonſt talentierte Mittelläufer mit 
weniger Erfolg ſpielen konnte. Die Darnſtädter 
            Hintermann=
ſchaft iſt für ihn allein ein zu großes Hindernis. Seine 
            Neben=
leute brachten nicht die für ihn hierzu notwendige Unterſtützung 
mit. So kam es, daß Bechtel ſeiner Mannſchaft weniger Nutzen 
brachte, als dies ſicher auf ſeinem ihm eigenen Poſten der Fall 
geweſen wäre. Sonſt ſpielten die Mannen aus Lorſch recht brav. 
An Eifer waren ſie den Einheimiſchen ſogar überlegen. Die 
Letzteren konnten heute nicht ſo recht gefallen, beſonders der 
Sturm ſpielte manchmal zu unentſchloſſen und konnte ſich nicht 
ſo recht durchſetzen. Glückte ein Angriff, und ſolcher waren es 
zahlreiche, ſo wurde der Ball in allen Fällen neben das Tor 
            ge=
treten, ſo daß ſich die Zuſchauer ob dieſer vor dem Tore 
            manch=
mal beiſpielloſen Treffunſicherheit und verpaßten Gelegenheiten 
geradezu ergötzten. Auch heute brachten ſie es trotz 
            andauern=
der Belagerung des Lorſcher Tors nicht fertig, die Torzahl zu 
erhöhen. Nur ein einziges Mal brach Mülmerſtadt dieſen Bann. 
Am Eckballverhältnis 12:3 für Darmſtadt wird niemand, die 
Ueberlegenheit der Einheimiſchen bezweifeln. Hierdurch 
            konn=
ten ſich die einzelnen Spieler mit Recht auch den andauernden 
Wechſel ihrer Plätze erlauben, da ja an und für ſich keine 
            Ge=
fahr beſtand, das Spiel zu verlieren. Der Gegner war nicht 
ſterk genug, um dem Sportverein den heutigen Sieg ſtreitig zu 
machen. Daß bei dieſer Tatſache nicht mehr als die drei Tore 
erzielt worden ſind, ſtellt den Stürmern heute nicht gerade das 
beſte Zeugnis aus. Der Lorſcher Torwächter hat ſeinen guten 
Ruf bewahrt. In manchwal waghalſiger Weiſe holte er ſich 
ſtets im letzten Moment noch den Ball. Andererſeits ſchoſſen 
ihm zu Gefallen die Darmſtädter Stürmer den Ball vielmals 
fanggerecht zu. Die übrige Mannſchaft aus Lorſch zeigte gute 
Anlage und hat ihren jetzigen Tabellenſtand wohl verdient, wenn 
auch ihr Torwächter den größten Anteil für ſich in „Anſpruch 
nehmen kann. Daß das Spiel ſich in einenn angenehmen und 
ſportlichen Rahmen abwickelte, iſt ohne Zweifel das Verdienſt 
des Herrn Freudenberger=Stuttgart. Es verdient hervorgehoben 
zu werden, daß ſogar heute die Zuſchauer in nicht einem 
            ein=
zigen Falle ihren Unwillen gegen dieſe vielangefeindete 
            Tätig=
keit zum Ausdruck brachten. Das will von den Darmſtädter 
            An=
hängern des Fußballs außerordentlich viel heißen. Am nächſten 
Sonntag iſt den Einheimiſchen wieder Gelegenheit geboten, ihr 
beſſeres Können zu beweiſen. Die Fahnen am Eingang des 
            Sta=
dions werden einen Großkampftag verkünden. In der 
            Pokal=
runde hat das Los beſtimmt, daß die Liga des Sportvereins 
gegen den Bezirksligaverein Fußballklub Ludwigshafen 03 
            an=
zutreten hat. Hoffentlich holt ſich der Sturm der Einheimiſchen 
mehr als beim geſtrigen Spiel und ſchießt den Ball genauer, 
ſonſt wird ihr Siegeszug um den Süddeutſchen Verbandspokal 
mit Mannheim=Feudenheim ſeinen Abſchluß gefunden haben. 
Sportvereins 2a Mannſchaft gewann ihr fälliges 
            Verbands=
ſpiel gegen die 2. Männſchaft des Fußballvereins aus Weinheim 
nnt 1:0. Die 1. Jugendmannſchaft des Sporwereins ſpielte 
gegen die 1. Jugend des F. C. Olympia=Frankfurt 
            unent=
ſchieden 0:0.
F. C. Eintracht I. — Vgg. Weiterſtadt=Braunshardt I. 7:0.
 Meh. Der F.C. Eintracht ſah ſich genötigt, zu dem geſtern 
            vor=
mittag ausgetragenen Verbandsſpiel außer Konkurrenz mit fünf 
Mann Erſatz anzutreten. Dieſe löſten ihre Aufgabe ſehr gut, 
            in=
dem ſie der Vgg. Weiterſtadt=Braunshardt mit obigem Reſultat 
das Nachſehen gaben. Das Halbzeitreſultat von 5:0 gibt vollauf 
den Verlauf dieſer Spielzeit wieder, während in der zweiten 
Hälfte die Vereinigten ſich energiſcher ihrer Haut wehrten und 
das Eintrachttor öfter in Gefahr brachten: das Ehrentor blieb 
ihnen jedoch verſagt, dagegen konnte der Platzverein noch 
            zwei=
mal einſenden. 
Das anſchließend ſtattgefundene Spiel der I. Eintrachtjugend 
gegen dieſelbe von 1860=Hanau, konnten die Darmſtädter nach 
ſchönem techniſchen Kampfe mit 1:0 für ſich entſcheiden.
 Eintracht I. Jgd. — Hanau 1860 I. Jgd. 
Griesheim I. M. — Hahn I. 1:1. 
Union — Bürſtadt 0:2.
 V. f. R. Darmſtadt — F. V. Weinheim 0:4 (0:3). 
Ka. Die Liga=Mannſchaft des V. f. R. unterlag geſtern in 
Weinheim dem dortigen F.V. mit 0:4. Weinheim rächte ſomit 
ſeine Niederlage gegen den Sportverein 98 kräftig. Die 
            Mann=
ſchaft kämpfte überaus hitzig, um ja recht hoch zu gewinnen, und 
verlieh daher dem Spiel keine allzu gute Note. — Die Liga=
            Erſatz=
mannſchaft des V. f. R. trennte ſich nach anregendem, 
            intereſſan=
tem Spiele mit den „Alten Herren” der Frankfurter Eintracht 
mit 2:2. Herr Dröll (A. S. C.) war dem Spiel ein vorzüglicher 
Leiter. — Ferner wurden folgende Reſultate erzielt:
 Sp.=V. Frankfurt—Sp.=Vgg. Fürth 0:2 (0:1). 
Das große Spiel um die deutſche Meiſterſchaft lockte rund 
7000 Zuſchauer auf den Sportplatz Bornheim, die ſehr enttäuſcht 
nach Spielende heimpilgerten, ließ doch die letzte Begegnung der 
Rivalen ein hochklaſſiges Treffen erwarten, und wie jämmerlich 
war das Spiel. Zeitweiſe wurde nicht nur geholzt, ſondern 
geradezu unfair geſpielt, ſo daß ſchließlich zwei Mann von 
            Frank=
furt und einer von Fürth den Platz verlaſſen mußten. Der 
            Un=
parteiiſche, Hermann aus Luwigshafen, war ſehr ſicher und 
            kor=
rekt in ſeinen Entſcheidungen. Er hätte nur noch ſchärfer 
            drein=
fahren ſollen. Das zahlreiche Publikum war auch mal wieder 
kräftig dabei. Es iſt eigentlich ſchade um die unnütze 
            Lungen=
kraft, die an einem Sonntag nachmittag auf dem Sportplatz 
            ver=
ſchwendet wird. Wie ſchon eingangs erwähnt, bot das Spiel 
keine überragenden Leiſtungen, wenn auch die Fürther Spieler im 
einzelnen techniſch und taktiſch ihrem Gegner meiſt über waren. 
Das erſte Tor fiel in der 13. Minute durch Seiderer, der einen 
von Koch abprallenden Ball einſandte. Wer nun glaubte, daß 
Fürth jetzt Fußballkunſt demonſtrieren würde, wurde ſtark 
            ent=
täuſcht. Wohl ſah man hüben und drüben ſchnelle Durchbrüche 
und manchmal auch techniſch ſchöne Einzeleiſtungen, aber Tore 
fielen bis zur Pauſe nicht mehr. 
In der zweiten Hälfte wurde das Spiel zeitweiſe ſehr hart. 
Beiderſeits gabs viele Strafſtöße, und ungefähr nach 30 
            Minu=
ten Spielzeit der zweiten Spielhälfte mußten drei Spieler ſich 
das Spiel von außen anſehen. Der Kampf wurde nun gänzlich 
unintereſſant. Es war zeitweiſe nur ein Fortſchicken des Balles. 
Als zum Ueberfluß noch Gattermann vom Sportverein verletzt 
den Platz verließ, kämpfte dieſer mit 8 Spielern gegen die 10 
von Fürth. Trotzdem wurde das Spiel offen durchgeführt. 
            Zeit=
weiſe konnte Sportverein ſogar das Fürther Tor belagern. Hier 
war aber Müller, der eine der Verteidiger, einfach nicht zu 
            über=
winden. Das Innentrio des Sportvereins war heute mehr als 
mäßig. Faſt gleichzeitig mit dem Schlußpfiff erringt Fürth eine 
ſeiner vielen Echen, und im Anſchluß daran erringt Kißling den 
zweiten Erfolg. Das Eckballverhältnis iſt 11:5 zugunſten von 
Fürth. 
Boruſſia=Neunkirchen—F. Cl. Nürnberg 0:5. 
Die Nürnberger waren geſtern in großer Form. Die geſamte 
Elf funktionierte tadellos. Dabei wurden noch zahlreiche 
            Tor=
gelegenheiten durch abſeits verdorben. Drei Tore fielen in der 
erſten Hälfte, das erſte Tor in der 16. Minute durch Wieder, 
der einen Ball ſcharf in die rechte untere Ecke lenkte, das zweite 
in der 20. Minute durch Popp. Es war dies ein unhaltbarer 
Schuß. Das dritte Tor erfolgte in der 30. Minute durch Träg 
nach ſchöner Vorlage von Wieder. Ohne Pauſe ſpielte man 
            wei=
ter. Auch die zweite Spielhälfte bringt eine ſichtliche 
            Ueber=
legenheit der bayeriſchen Gäſte. In der 21. Minute iſt es 
wiederum Wieder, der nach vielen Fehlſchüſſen das vierte Tor 
            er=
zielt, und bereits nach 6 weiteren Minuten fällt das fünfte durch 
Bombenſchuß von Träg. Die letzte Viertelſtunde kam Boruſſia 
ſehr gut auf und arbeitete auch ziemlich Torgelegenheiten 
            her=
aus. Im gegneriſchen Strafraum war es jedoch mit der 
            Schieß=
kunſt zu Ende. Außerdem hielt geſtern die gut ſpielende 
            Nürn=
berger Verteidigung ſehr ſchwere Bälle. Die Spielleitung war 
einwandfrei. 
Weitere Ergebniſſe: 
Ta. Jgd.=M. V. f. R. — Ta. Jgd. Eintracht Frankfurt 1:2. 
Ib. Jgd.=M. V. f. R. — I. Jgd. F.V. Weinheim 2:2. 
Ta. Schl.=M. V. f. R. — Ta. Schl. Eintracht=Frankfurt 2:0. 
III. Mannſchaft V. f. R. — III. M. Griesheim 3:2. 
T. u. Sp.V. Waldhof — Kickers=Stuttgart 3:2. 
Eintracht=Frankfurt — Union=Niederrad 0:0. 
Hanau 93 — Germania=Frankfurt 1:2. 
V. f. R. Frankfurt — Helvetia=Frankfurt 5:1. 
Sportfreunde Frankfurt — Vgg. Fechenheim 1:0. 
Hanau 94 — Boruſſia=Frankfurt 7:0. 
Hanau 94 — Hetternheim 3:1. 
Viktoria=Aſchaffenburg — Kur=Heſſen=Kaſſel 4:0. 
Vgg. Groß=Auheim — Sp.=Freunde Frankfurt 1:4. 
V. f. L. Iſenburg — Helvetia=Frankfurt 2:1. 
Schiedsrichterausſchuß im D. F.B. 
Die kürzlich erfolgte Anregung zur Zentraliſierung des 
Schiedsrichterweſens im Deutſchen Fußballbund hat, in allen 
Landesverbänden lebhaften Widerhall gefunden. Die 
            verſchie=
denen Schiedsrichterausſchüfſe der D.F.B=Unterverbände 
            unter=
ſtützen den Antrag, ſodaß der Bundesſchiedsrichterausſchuß bald 
greifbare Formen annehmen dürfte. 
Der Fußball=Länderkampf Ungarn—Italien, 
der für den 13. April nach Budapeſt vereinbart worden war, ſoll 
auf Wunſch der Italiener um eine Woche, auf den 6. April, 
            vor=
verlegt werden. Der ungariſche Verband wird ſich in der nächſten 
Sitzung mit der Angelegenheit beſchäftigen. 
Handball. 
Hannover—Berlin. 
Am 1. Oſterfeiertag ſtehen ſich in Hannover zum dritten Male 
die Turner=Auswahlmannſchaften von Berlin und Hannover im 
Handballkampf gegenüber. Das erſte Treffen dieſer beiden 
            Mann=
ſchaften wurde von Hannover mit 4:3 gewonnen, während ſich im 
zweiten Spiel Berlin mit einem 4:0=Sieg revanchierte.
 Leichtathletik. 
Turngemeinde Darmſtadt 1846. 
Mit gutem Erfolge kehrte die Leichtathletik=Abteilung von 
dem Frühjahrs=Waldlauf des Main=Rhein= 
Gaues der D. T. zurück. Sie beteiligte ſich mit 4 
            Mann=
ſchaften und 7 Einzelläufern. Bei einer zahlreichen Beteiligung 
ſeitens der Gauvereine und guten Leiſtungen errang die 
            Abtei=
lung: Im Mannſchafts=Lauf A=Klaſſe den 1. Sieg, im 
            Mann=
ſchafts=Lauf B=Klaſſe den 3. Sieg, im Mannſchafts=Lauf Jugend= 
Klaſſe den 1. Sieg. Im Einzel=Lauf, Oberſtufe, den 2. Sieg 
Ferd. Meyer, im Einzel=Lauf, Mittelſtufe, den 1. Sieg 
Wilh. von Dungen, im Einzellauf, B=Klaſſe, den 2. Sieg 
Fr. Beck, im Einzel=Lauf, Jugend=Klaſſe, den 2. Sieg 
Gahron. 
Mittelrheiniſcher Meiſterſchuftswalblauf der D. T. in Darmſtadt am 
6. April 1924 
Der Darmſtädter Turnerſchaft wurde der ehrenvolle Auftrag 
            zu=
teil, den „Mittelrheiniſchen Meiſterſchaftswaldlauf” 
vorzubereiten, der am 6. April, nachmittags 3 Uhr in Darmſtadt 
            ſtatt=
findet. Start und Ziel befindet ſich auf dem Sportplatz der Hochſchule. 
Die Läufe führen durch den ſüd= und ſüdöſtlich vom Sportplatz gelegenen 
Hochwald. Außer dem Meiſterſchaftslauf über 5000 m für Männer der 
Jahrgänge 05 und älter iſt noch ein beſonderer Lauf über 2500 m für 
männliche Jugend, Jahrgang 06, 07, 08, vorgeſehen. Jeder Lauf wird 
gleichzeitig als Einzel= und Mannſchaftskampf ausgetragen. Die 
            Ver=
anſtaltung iſt offen für ſämtliche Mitglieder des 9. Kreiſes der deutſchen 
Turnerſchaft. Es werden alſo zu dieſem Meiſterſchaftslauf Sportler aus 
dem Saargebiet, der Rheinlande bis Koblenz, dem Lahn= und 
            Taunus=
gebiet aus Heſſen und Heſſen=Kaſſel, dem vorderen Speſſart, ſowie aus 
Frankfurt und Umgebung ſtarten. Der Bevölkerung von Darmſtadt und 
Umgebung iſt ſomit die ſeltene Gelegenheit geboten, einem bedeutenden 
ſportlichn Ereignis beiwohnen zu können. Nach dem Lauf werden ſich 
noch zwei auserwählte Mannſchaften aus dem Main=Rheingau im 
Handballſpiel gegenüberſtehen. 
HI. S. 
Schwimmen. 
S. S. „Möwe‟ Darmſtadt, e. V. 
Das interne Schauſchwimmen am geſtrigen Sonntag 
            nach=
mittag im Städtiſchen Hallenbad war trotz geringer Propaganda 
ſehr gut beſucht. Nach einem Aufſchwimmen ſämtlicher 
            Teil=
nehmer begrüßte der 1. Vorſitzende die Beſucher und vor allem 
den V. f. L. Heſſen” Darmſtadt, der ſich in uneigennütziger 
Weiſe zur Verſchönerung des Feſtes zur Verfügung geftellt hat. 
Der Redner wies darauf hin, daß es ſich hier um ein 
            Schwimm=
feſt handelt, bei dem nicht ſportliche Höchſtleiſtungen gezeigt 
            wer=
den, ſondern um ein Schauſchwimmen, das mehr volkstümlichen 
Charakter tragen ſoll. Nach einigen einführenden Worten des 
Herrn Gießmann (Jung=Deutſchland Darmſtadt) nahm das Feſt 
ſeinen Anfang. Von den Staffeln, die mit V. f. L. Heſſen 
            aus=
getragen wurden, gewann S. S. Möwe die Lagenſtaffel 4X2 
Bahnen, ſowie die Creszendobruſtſtaffel 2:4:6:4:2 Bahnen, 
während er die Freiſtiegſtaffel 4X2 Bahnen verlor. Es muß 
jedoch bemerkt werden, daß V. f. L. ohne ſeinen beſten 
            Bruſt=
ſchwimmer Ober antrat. Der Ausgang der letzten Staffel hat 
gezeigt, daß der Verein ſich mit aller Tatkraft auf das 
            Freiſtiel=
ſchwimmen verlegen muß. Das Waſſerballſpiel gewann S. S. 
„Möwe” gegen V. f. L. Heſſen 4:1. Das Spiel wurde nach 
            inter=
nationalen Regeln geſpielt. Es litt ſehr unter der kurzen Länge 
des Hallenbades. S. S. „Möwe” ſtellte, die techniſch beſſere 
Mannſchaft, während V. f. L. die ſchnellere war. Sehr gut 
            ge=
fiel der Tormann des V. f. L. Heſſen, der recht gute Leiſtungen 
zeigte. Das Spiel wurde von Herrn Gießmann einwandfrei 
            ge=
leitet. Am Abend fand im Perkeoſaale die Preisverteilung mit 
anſchließendem Tanz ſtatt. 
Nachſtehend die Ergebniſſe des Feſtes: 
1. Eröffnungslagenſtaffel, 4X2 Bahnen: I. S.S. 
Möwe 1,43, Hedtler, Petry, Fritz, Schmidt, Klein; II. V. f. L. 
Heſſen 1,/43.2. 
2. Knabenbruſtſchwimmen, Sieger: Luley, Trinkaus, 
Mion, Lahl, Weingärtner, Weber. 
3. Jugendſeiteſchwimmen, 3 Bahnen: I. Herzig. 
4. Knaben=Vorgabeſeiteſchwimmen: I. Gimbel. 
5. Tellertauchen, a) für Knaben; I. Gimbel, Hans; 
b) für Herren: I. Schneider, Hans. 
6. Geſteigerte Bruſtſtaffel, 2:4:6:4:2 Bahnen: 
I. S.S. Möwe 4,41 Min., Hergo, Drieß, Späth, Hedtler, Hergt; 
II. V. f. L. Heſſen 4,43 Min. 
7. Vorgabe=Bruſtſchwimmen, 4 Bahnen: I. 
            Bend=
haus. 
8. Rückenſchwimmen für Herren, 3 Bahnen; I. 
Schmidt, H. 
9. Jugenb=Bruſtſchwimmen, 3 Bahnen: I. Katz, J. 
10. Herren=Seiteſchwimmen, 3 Bahnen: I. Petry, 
Fritz. 
11. Knaben=Rückſchwimmen, 2 Bahnen: I. 
            Gim=
bel, Hans. 
12. Freiſtielſtaffel 4X2 Bahnen: I. V. f. L. Heſſen 
1,35.3 Min. (Gerbig, Trumpfheller, Petry, Weiß). 
13. Waſſerballſpiel: S.S. Möwe — V. f. L. Heſſen 4:1. 
S. S. Möwe ſpielte mit der Mannſchaft: Maldinger, Hedtler, 
Klein, Vogt, Scheid.
 Der Alpen=Skikurs des Skiklub Darmſtadt. 
Ein ſkiſportlicher Rückblick. 
Hoch, oben in 1386 Meter Höhe, am Südoſthang des Schönjochels, 
ſteht das frühere Kloſter und heutige Kurhaus obladis bei Landeck in 
Tirol. Die Kloſterleute, welches dieſes Haus in alter Zeit hier 
            auf=
gebaut haben in luftiger Höhe, hatten Sinn für landſchaftliche 
            Schön=
heiten, wenn auch dieſer Umſtand nicht allein ausſchlaggebend geweſen 
ſein mag für die Wahl dieſes Platzes, denn hier entſpringen auch 
            heil=
kräftige Schwefelquellen und ein lieblich mundender Sauerbrunnen 
erlabt den Menſchen. Das beſchauliche Leben, welches die Kloſterbrüder 
hier wohl geführt haben, iſt heute abgelöſt durch ein lebendigeres und 
lebensfreudigeres. Der Winterſport hat vor Jahren ſchon ſeinen 
            Sieges=
zug angetreten und hat auch dieſem einſt ſtillen Hauſe an anderes 
            Ge=
präge gegeben, Schneeſchuhe und Rodelſchlitten ſtehen in den Gängen 
herum und ein von der Winterſonne dunkelgebräuntes Skiläufer=
            Völk=
chen belebt die Räume. Manche ſehnige Sportgeſtalt iſt darunter, der 
man den zünftigen Skiläufer ſchon von weitem anſieht. — Von den 
Fenſtern des Hotels aus hat man einen prachtvollen Blick auf das tief 
unten liegende alte Tirolerdorf Ladis mit ſeiner auf ſteilen Felſen 
            auf=
gebauten maleriſchen Burgruine und das obere Inntal. Als Abſchluß 
dieſes ſchönen Bildes dient auf der anderen Seite des Inntales die 
machtvolle bis zu 3000 Meter aufragende Kette des Naunergrades. Dieſes 
alpine Landſchaftsbild erhält einen beſonders impoſanten Bug durch die 
Grundtöne der drei Winterfarben: blau der Himmel, weiß die 
            Schnee=
flächen und dunkel die Tannen. Dieſe Farben werden wieder belebt 
von Minute zu Minute, in wechſelnder Beleuchtung durc) bſtufungen 
aller Art wie ſie mir der Winter und am ſchönſten bei auf= und 
            unter=
gehender Sonne hervorbringen kann. 
Hier auf dieſem ſchönen Erdenfleck hatte der Skiklub Darmſtadt 28 
ſeiner Mitglieder geführt,um ſie teilnehmen zu laſſen an einem Kurſus, 
der die Anfänger einführen ſollte in die Technik des Skilaufs und 
            an=
dererſeits den Fortgeſchrittenen Gelegenheit geben ſollte, ſich weiter zu 
bilden und alpine Lauftechnik und Hochbeſteigungen kennen zu lernen. 
Die geſtellten Aufgaben waren nicht leicht, da es lange dauerte, bis ſich 
unſere Mittelgebirgsläufer an die dortigen ſteilen Hänge gewöhnt hatten. 
Weiter iſt zu berückſichtigen, daß die körperlichen Anforderungen in den 
Alpen bedeutend höher ſind als in unſerem gewohnten Odenwald. Der 
Hauptwert des Kurſes lag wohl darin, daß jeder Teilnehmer ſehen 
konnte, wo es bei ihm am meiſten fehlte und daß der Alpenſkilauf doch 
gtwas gmz anderes iſt als in unſeren Mittelgebirgen.
 Beſonders befriedigend war für jeden derjenige Teil des Kurſes, 
der dazu diente Geländefahrten und alpine Hochbeſteigungen 
            vorzu=
nehmen. Dieſe Aufgaben waren die körperlich anſtrengendſten, aber auch 
abwechſlungsreichſten und brachten ſtändige Fühlung mit der uns 
            um=
gebenden herrlichen Landſchaft. Wer wird wohl den prächtigen 
            Auf=
ſtieg zum Schönjochel je vergeſſen? Wie wir an einem ſchönen 
            Winter=
morgen mit unſeren fellbeſpannten Schneeſchuhen durch dichten 
            Zirbel=
wald ſteil hochſtiegen, bis wir die Waldgrenze bei der Frühſtückshütte 
erreicht hatten. Dann weiter in großen Kehren über weite Schneefelder, 
bei einer Sonnenbeſtrahlung, die infolge der Schneereflexen und dünner, 
klarer Luft, unſere durch Gletſcherſalbe geſchützte Haut in kurzer Zeit 
braun färbte. Und endlich, nach faſt 4ſtündigem Aufſtieg, bei einem 
Höhenunterſchied von über 1000 Meter, war der Gipfel des 
            Schön=
jöchels (2494 Meter) erreicht, und Gipfelraſt mit herrlichem Rundblick 
über die um uns liegende Alpenpracht war unſer Lohn. Das Beſchauuen 
eines ſolchen großartigen Bildes iſt mehr als ein Augenblicksgenuß. In 
der Erinnerung desjenigen der es geſehen hat, wird es nachwirken und 
noch in ſpäteren Jahren Form und Geſtalt annehmen. — Dann dieſe 
alpine Abfahrt über 1000 Meter Gefälle bei einer ſehr kurzen 
            Zielent=
fernung! In großen Kehren über prachtvolle Schneehänge bei 
            unter=
gehender Sonne ging die Fahrt in ſauſender Geſchwindigkeit. Da 
reihte ſich für manchen Sturz an Sturz, da gab es wohl zitternde Knie. 
Aber vorwärts hieß die Loſung, wenn wir vor Anbruch der 
            Dunkel=
heit unſer Ziel noch erreichen wollten. Und alles erreichte glücklich das 
Ziel, obwohl der letzte vereiſte und verharrſchte Hang große 
            Schwierig=
keiten bereitete. 
Ein anderes Bild brachte uns der Aufſtieg nach der Compadellalp 
und anliegende Gipfel. Auf faſt 2000 Meter Höhe liegt die Alpe in 
großartiger, erhabener Wintereinſamkeit. Nur nach einer Seite offen, 
iſt die Alpe umgeben von felſigen, ſchneebedeckten Gipfeln, die das 
Hochtal nochmals um 1000 Meter überragen. Keinen Vogel ſieht 
man hier oben nur die Spuren von Schneehaſen und Schneehühnern 
kreuzen den Weg, der hier nur aus Skiſpuren beſteht. 
Im Sommer werden hier Edelmetalle gegraben, und in einer 
tiefverſchneiten Hütte des Bergwerks verbrachten wir eine Nacht auf 
Strohſäcken. 
Am Abend vorher, in der Vollmondnacht des 20. Februar, 
            konn=
ten wir die Alpe beim magiſchen Lichte des Mondes bewundern. 
Und am anderen Morgen, als das Hochtal noch im tiefſten Schatten lag. 
zogen drei Teilnehmer auf die Scheid und auf das Arezjoch, während 
andere im Laufe des Vormittags den Lazidkopf beſtiegen. Am 
            Nach=
mittag brachte uns eine ſchöne Abfahrt über die unteren Hünge des 
Sattelkopfes, den Beutekopf ſtreifend, nach Obladis zurück.
 Alle dieſe Abfahrten über ſteile Hänge, welche oft zerklüftet, von 
ſchroffen Einſenkungen unterbrochen und über wechſelnden Schnee 
            füh=
ren, bilden die beſte Uebungsgelegenheit. Und was man an Hilfen im 
ſteilen, alpinen Gelände am meiſten braucht, das iſt immer wieder der 
Stemmbogen und insbeſondere der noch wirkſamere Stemmkriſtiania. 
Auch die gerade, aufrechte Haltung des Mittelgebirgsläufers iſt hier 
nicht immer durchzuführen. Hinderniſſe, die wir öfters durch 
            Stemm=
bogen oder Schwünge zu umgehen ſuchen, die nimmt der Tiroler durch 
Schußfahrt, aber dabei duckt er ſich zuſammen und geht federnd in die 
Knie. Begünſtigt durch ſchöne, ſonnige Witterung und günſtige 
            Schnee=
verhältniſſe, konnte der Kurſus befriedigend zu Ende geführt werden. 
Es bleibt zu hoffen, daß auch dieſer Kurſus, wie alle früheren, dazu 
beitragen wird, die Freude an der winterlichen Natur und am 
            Schnee=
ſchuhlauf zu fördern. Mögen weiterhin die große Zahl der 
            Erwachſe=
nen, die ſich in den letzten Jahren immer mehr dem Skilauf zuwendet, 
die Jugend nicht vergeſſen. Dieſer ſchöne Sport ſoll auch bei uns das 
werden, was er im Schwarzwald und anderen Gebirgen ſchon längſt iſt, 
ein volkstümlicher Sport. Dazu brauchen wir in den höheren Lagen 
der nächſtliegenden Gebirge „Hütten für die Jugend”. 
Zum Nutzen unſerer Skiläufer und die es werden wollen, ſoll 
            hier=
mit noch folgendes geſagt ſein: 
Wer den Skilauf wirklich ernſt treiben will, der bereite ſeinen 
            Kör=
per im Laufe des ganzen Jahres dafür vor, insbeſondere durch 
            Wan=
dern, Schwimmen, Turnen, Eislauf, Springen, Laufen uſw. 
            Jeden=
falls durch Leibesübungen, welche Herz, Lunge, Muskeln ausbilden, 
Spannkraſt und Gewandheit des Körpers fördern. 
Der Skilauf iſt und ſoll kein tändelndes Spiel ſein, ſondern eine 
ernſte körperliche Arbeit. Das iſt ſchon bedingt durch das Weſen dieſes 
Sportes, der einen ſtändigen Kampf darſtellt mit den Unbilden des 
Winters, mit Kälte, Eis und Schnee, ebenſo wie Ueberwindung der 
Steigungen und Gefälle bei der Abfahrt, welche im ſchwierigen Gelände 
angeſpannteſte Aufmerkſamkeit erfordert. 
Weiterhin ſoll darauf aufmerkſam gemacht werden, daß einige Tage 
Skiſport im Winter, das was man an Körperübund im Laufe eines 
Jahres verſäumt hat, nicht nachholen können. Es wäre nicht gut und 
würde zur Verflachung des Skilaufes führen, wenn die Früchte des 
            voll=
endeten Könnens dem Einzelnen ſo leicht in den Schoß fallen würden. 
Darum muß die Loſung jedes Skiläufers, der es mit ſeinem Sport ernſt 
meint, heißen: Durch Arbeit zum Erfolg! Dann wird auch der 
            Ski=
lauf, wie jede andere Leibesübung, über die Perſon des Einzelnen 
            hin=
wea dem Ganzen dienen. 
Bießmann,
  
Seite 6. 
Turnen. 
„Heſſen”, V. f. L. 
Nachdem die das Schwimmen und Leichtathletik 
            betreffen=
den Betriebe ſich in erfreulichem Maße entwickelt haben, ſo daß 
die Schwimmer einem Vereinswettkampf mit dem 
            Ludwigs=
hafener Schwimmverein und dem 1. Wormſer Schwimmwerein 
hier entgegenſehen können, und die Leichtathleten demnächſt mit 
beſonderer Veranſtaltung hervortreten werden, hat auch das 
Turnen ſeine Anhänger gefunden. Die Jugend heranzuziehen 
und auszubilden, hat man ſich hier zur beſonderen Aufgabe 
            ge=
macht. Eine turnbegeiſterte wackere Schar junger Mädchen und 
Knaben übt wöchentlich zweimal, Mittwochs und Samstags, 
nachmittags zwiſchen 6 und 7 Uhr, in der Turnhalle in der 
Soderſtraße uuter bewährter Leitung und geeigneten 
            Vortur=
nern. Die übrigen Niegen üben an den gleichen Tagen, abendz. 
Wandern. 
Turngemeinde Darmſtadt 1846. 
Zur vorletzten Wanderung des laufenden Wanderjahres 
ruft der Wanderausſchuß der Woogsplatz=Turngemeinde ſeine 
Getreuen auf Sonntag, den 30. März, zuſammen. Die 
            Wande=
rung beginnt in Ober=Ramſtadt und führt über Lichtenberg, 
Lützelbach nach der Ruine Rodenſtein. Die Heimfahrt erfolgt 
von Fränkiſch=Crumbach. Die Abfahrt nach Ober=Ramſtadt 
            er=
folgt am beſten ab Oſtbahnhof früh 6,15. Jugendliche unter 20 
Jahren müſſen ſich wegen der Fahrpreisermäßigung bis 
            ſpäte=
ſtens Freitag, den 28. 0. M., in die beim Hausmeiſter aufliegende 
Liſte einzeichnen. Gemeinſamer Mittagstiſch iſt nicht vorgeſehen. 
Liederbücher mitbringen. Gäſte ſind herzlich willkommen. II. AI. 
Pferdeſport. 
Mannheimer Frühjahrs=Pferderennen. 
Das Direktorium des Badiſchen Rennvereins. Mannheim 
hat ſich mit Rückſicht auf den Termin der Reichstagswahlen 
            ent=
ſchloſſen, den Eröffnungstag des dreitägigen Mai=Meetings 
vom 4. Mai auf Samstag, den 3. Mai, zu verlegen. Die 
            Mann=
heimer Renntermine werden alſo Samstag, den 3. Mai, 
            Mai=
markt=Dienstag, den 6. Mai, und Sonntag, den 11. Mai, 
            aus=
füllen. Der Entſchluß der Vereinsleitung iſt um ſo erfreulicher, 
weil dadurch der Eröffnungstag nicht ausfallen muß und das 
bereits im Wochenrennkalender veröffentlichte Programm im 
Intereſſe der Ställe ſich abwickeln kann. Die Finanzierung des 
Meetings geſtaltet ſich allerdings viel ſchwieriger, da der 
            beſon=
ders ſtark beſuchte Maimarkt=Sonntag mit den 
            Einnahmemög=
lichkeiten eines Wochentages bei weitem nicht verglichen 
            wer=
den kann. 
Flugſport. 
Der Flieger Linnekogel abgeftürzt. 
Der Flieger Linnekogel ſtürzte am Samstag nachmittag 
bei ſeinem erſten Alleinflug nach 6jähriger Unterbrechung in 
            ge=
ringer Höhe ab. Er war ſofort tot. Linnekogel iſt beſonders 
durch ſeine Erfolge im Höhenflug vor dem Kriege vekannt 
            ge=
worden. Aur bekannteſten iſt ſein 6750=Meter=Höhenrekordflug 
ohne Paſſagier, den er am 9. Juli 1914 auf einem Rumpler= 
Eindecker ausführte. 
Neuer deutſcher Flugrekord. 
Soeben kehrte der Dornier=Eindecker=Düſſeldorf des neuen 
Aero=Lloyd vom Beſuch der Wiener und Prager Meſſe zurück. 
Während der Flug Berlin—Wien 4 Stunden 15 Minuten in 
Anſpruch genommen hatte, wurde der Rückflug von Prag über 
Dresden nach Berlin in 3 Stunden 58 Minuten durchgeführt, 
was einen neuen Rekord darſtellt. 
Boxen. 
In der überfüllten Turnhalle des Frankfurter Turnvereins 
1860 fanden am letzten Samstag die letzten Ausſcheidungskämpfe 
um die Süddeutſche Meiſterſchaft ſtatt. Vom I. Darmſtädter 
            Box=
klus mußten ſich Blatz (Leichtgew.) und Ritzert (Federgew.) dem 
Ringrichter ſtellen. Um den Titel eines Bezirksmeiſters des 
            Main=
bezirks kämpfte Blatz gegen Schellhorn, F. T. V. 60, und Ritzert 
gegen Milke, Eintracht=Frankfurt. Beide Kämpfe waren 
            ſport=
lich die beſten des ganzen Programms, was auch aus der 
            leb=
haften Anteilnthme der zahlreichen Zuſchauer erſichtlich war. In 
einem ſehr bewegten Treffen holte R. in drei Runden ein glattes 
Unentſchieden heraus. Erſt in der Zuſatzrunde unterlag er knapp 
gegen den brillanten Techniker M.. Wenn man in Betracht zieht, 
daß M. als der beſte Boxer des Mainbezirks gilt, ſo iſt dieſes 
Reſultat für den jungen R. immer noch ſehr ehrenvoll und 
            be=
rechtigt für die Zukunft zu den beſten Hoffnungen. In dem nun 
folgenden Treffen zwiſchen Blatz und Schellhorn kam es etwas 
anders, als man in eingeweihten Kreiſen allgemein annahm. Der 
Frankfurter iſt als ſchwerer k. o.=Schläger bekannt, gegen den 
ſchon Mancher die Waffen ſtrecken mußte. Daß B. ihn in der 
3. Runde zur Aufgabe zwang, ſtellt ſeinem boxeriſchen Können 
ein gutes Zeugnis aus. Gleich in der 1. Runde landet der 
            Darm=
ſtädter nach voraufgegangenem ſchweren Schlagwechſel bei ſeinem 
Gegner einen harten Rechtshänder in der Herzgegend, von dem 
ſich Letzterer im weiteren Verlauf, nicht mehr richtig erholen 
konnte, und der für den Ausgang des Kampfes entſcheidend war. 
Nach verzweifelter Gegenwehr, gibt er dann vor Ablauf der 
3. Runde auf, B. ſomit als Sieger und Bezirksmeiſter 
            zurück=
laſſend. 
Am kommenden Samstag werden nun in Mannheim 
die Endkämpfe um die Süddeutſche Meiſterſchaft 
ausgetragen, wobei Blatz jedenfalls auf den Titelhalter Frank= 
Mannheim treffen wird., Hoffen wir, daß er hierbei die 
            Darm=
ſtädter Farben ſo ehrenvoll wie in Frankfurt vertritt.
 Blinde Fußballſpieler. 
Uns wird geſchrieben: Daß ſelbſt Blinde den Fußballſport pflegen, 
wird überraſchen. Es zeigt ſich damit, welche Ausdehnung der 
            Fußball=
ſport erfahren hat und welcher Beliebtheit er ſich erfreut. 
Einen regelrechten Match gegen eine gewöhnliche 
            Fußballſpieler=
mannſchaft, alſo gegen ſehende Fußballer, wagte unlängſt eine aus 
Blinden des Kentuckh=Inſtituts für Blinde in Amerika zuſammengeſetzte 
Mannſchaft. Es muß hierbei gleich vorweg bemerkt werden, daß die 
blinde Fußballſpieler=Mannſchaft ganz ausgezeichnet ſpielte und der 
ſehenden Gegenpartei als achtenswerter Gegner gegenüberſtand. Der 
Eifer und die Begeiſterung der blinden Fußballer übertraf faſt noch die 
der ſehenden Gegner, und wenn das Ergebnis auch zu ungunſten der 
Blinden ausfiel, ſo mußte bei einer Bewertung des Spiels doch die hohe 
Spielleiſtung der blinden Fußballſpielermannſchaft anerkannt werden. 
Wie ein derartiges Blinden=Fußballſpiel verläuft? 
Bekanntlich beſitzen die Blinden durchweg ein außerordentlich fein 
ausgebildetes Gehör und Gefühl. Dies muß ihnen beim Fußballſpiel 
das Sehen des Balles erſetzen. Sie ſtehen lauſchend vorgebeugt und 
erwarten das Herannahen des Balles, 
Als Vergünſtigung verlangen ſie bei einem weit ins Feld 
            zurück=
gefauſteten Balle oder bei einem ſonſtigen Wurf des Balles ins Feld die 
Angabe der Richtung. Man hat ihnen auch die meiſten Regeln des 
Rugby zugeſtanden; es iſt alſo beinahe alles von ſeiten der Blinden 
erlaubt. Da ſie das Stoßobjekt nicht ſehen, greifen ſie mit den Händen 
im ſchnellen Laufe nach dem Balle, ehe ſie zum Stoße anſetzen. Sie 
erreichen eine große Geſchicklichkeit darin. 
Ueber die Wirkung des Fußballſports auf die Blinden in 
            geſund=
heitlicher Hinſicht bleibt noch einiges zu ſagen. Durch die Eigenart 
ihres Gebrechens waren die Blinden bisher faſt ausnahmslos auf die 
ſitzende Lebensweiſe angewieſen. Darunter litt natürlich die körperliche 
Entwicklung, und darüber hinaus wurde auf das Allgemeinbefinden 
durch die mangelhafte Verdauung infolge der ſitzenden Lebensweiſe ein 
ungünſtiger Einfluß ausgeübt. Durch die Bewegungsſpiele wird den 
ſchädlichen Einflüſſen dieſer Art entgegengewirkt, und der Fußballſport 
als Kampfart, die Mut und Entſchloſſenheit neben Geſchicklichkeit 
            ver=
langt, lenkt die Blinden aych in ſeeliſcher Hinſicht ab und erleichtert 
ihnen ihr Schickſak. 
K, I.
 Darmſtädter Tagblatt, Moltag, den 24. März 1924. 
 
Aus Heſſen. 
* Langſtadt, 21. März. Hier ſpurde geſtern ein Düngerkurſus des 
Landwirtſchaftsamts Groß=Umſtadt mit 30 Teilnehmern eröffnet. 
D Offenbach, 21. März. In der geſtrigen Sitzung der 
            Stadt=
verordneten machte die Verwaltung die Mitteilung, nach einem 
Schreiben des Miniſteriums werde der Bahnhofsumbau fortgeſetzt 
            wer=
den, ſobald die Eiſenbahnverwaltung die nötigen flüſſigen Mittel zur 
Verfügung habe. Das ſei jedenfalls ſchon im April der Fall. Mit der 
Anſchüttung des Bahndammes iſt vor einer Wchoe ſchon begonnen wor= 
Antrag der Deutſchen Volkspartei, die Kündigung der ſtädtiſchen 
            Vor=
kriegsanleihen zurückzunehmen und Veräußerungen ſtädtiſchen Grund 
Finanzausſchuß übexwieſen. Die Verwaltung legte dann den 
            ſogenann=
ten Zahlenvoranſchlag für 1924 vor, der in Einnahme und Ausgabe mit 
ſchloß mit 9 500 000 Mark ab. An Steuern ſind 4 491 570 Mark 
            vor=
geſehen, worunter der Anteil der Reichseinkommenſteuer mit 1,3 
            Millio=
nen eingeſtellt iſt. Bei der Umſatzſteuer rechnet man mit 400 000 Mark. 
Die Grundſteuer ſoll wieder 20 Pf. auf je 100 Mark Steuerwert 
            be=
tragen und 0,6 Millionen einbringen. Aus der Gewerbeſteuer hofft Jugend in der Bibel und in den großen puritaniſchen 
            Schrift=
man 1,6 Millionen Mark ziehen zu können. Kleinere Steuern ſollen 
198 000 Mayk zum ſtädtiſchen Haushalt beitragen. Als eine 
            Sonder=
grundvermögensſteuer will man 60 Pf. auf je 100 Mark Steuerwert 
erheben und dadurch den Betrag von 1,2 Millionen Mark aufbringen. 
Die Mietzimsſteuer wird man noch mit 800 000 Mark einſtellen. Die 
            Er=
höhung der Beamtengehalte wird 300 000 Goldmark erfordern. Der 
Wegfall des Zinſendienſtes infolge der dritten Steuernotverordnung 
erſpart der Stadt rund eine Million Mark. Das iſt alſ. eine 
            Sonder=
halfen. Die Erhebung des vierten Zieles Grund= und Gewerbeſteuer, 
die einem beſonderen Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung 
            vor=
behalten war, braucht nicht zu erfolgen. Der Oberbürgermeiſter ſchloß 
ſeine Rede, wvomit er den Haushalt begründete, mit der Forderung, 
dieſer Voranſchlag dürfe nicht überſchritten werden, und es dürfe keine 
Ausgabe erfolgen, wenn nicht ſofort auch die nötige Deckung bereitgeſtellt 
würde. Die Gepflogenheiten der Inflationszeit müßten endgültig 
            vor=
bei ſein. — Von den Siedlungshäuſern, die die Stadt erbaut hat, kommt 
hart=Hauptmann=Straße. Die Straßenbahnfahrpreiſe für Kinder, 
Kriegsbeſchädigte und Arbeitsinvaliden wurden von 7 auf 5 Goldpfennige 
herabgeſetzt, weil das Herausgeben der 3 Pfennige die Schaffner zu 
lange aufhält. Die öffentliche Sitzung war ausnahmesweiſe ſchon um 
7.30 Uhr zu Ende. 
*+ Offenbach, 19. März. Arbeitsmarkt. Die Zahl der 
            Voll=
erwerbsloſen iſt um 200 auf 1368 Perſonen zurückgegangen. Die Zahl der 
Kurzarbeiter beträgt 460; dieſe Zahl iſt allerdings in den letzten Tagen 
etwas geſtiegen. 
Mainz, 21. März. Verhaftete Falſchmünzer. In 
            letz=
ter Zeit wurden in derſchiedenen hieſigen Geſchäften falſche 50 
            Billio=
nenſcheine verausgabt. Die Fälſchungen wurden dadurch begangen, nalen und internationalen Leben verwirklicht werden. Und weil, 
daß bei den Millionenſcheinen der Anfangsbuchſtabe M in B umgeän= wie Clynes es ausdrückt, „die ſozialiſtiſchen Lehren Chriſtentum 
dert wurde. Am Samstag nachmittag ſollte wieder ein ſolcher 50 
            Bil=
lionenſchein in einem hieſigen Geſchäft verausgabt werden. Der 
            Ge=
ſchäftsinhaber war aber vorſichtig und entdeckte alsbald die Fälſchung. 
Er wies den Schei zurück und ließ gleichzeitig den Beſitzer des 
            fal=
ſchen Scheines verhaften. Der Feſtgenommene erklärte, den Schein giös” bezeichnet. Und echte Religion habe am wenigſten ſich vor 
von ſeinem Freunde erhalten zu haben, der ebenfalls verhaftet wurde. 
Vermutlich hat man nun die Täter, die in letzter Zeit mehrere 
            der=
artige Falſchſcheine in Verkehr brachten. Die Verhafteten kamen in 
Unterſuchungshaft. 
lohn prellte ein gefährlicher Schwindler Auswanderungsluſtige um 117 
Billionen Mark und erhielt dafür 7 Monate Gefängnis. Es handelt ſich 
um den Kaufmann Ludwig Prooſt, der vor 2 Jahren in Bingen zu 
einem Jahr 8 Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Bei den 
damaligen Schwindeleien gab er ſich als ſchwediſcher Attache von Koſör 
aus, beſchäftigt bei der Geſandtſchaft in Berlin, und prellte als „
            Auf=
käufer der ſchwediſchen Regierung” eine Anzahl Firmen um erhebliche 
Beträge. 
Gießen, 20. März. Der Beſuch der Univerſität. Die 
Univerſität wies in dieſem Winterhalbjahr 1783 eingeſchriebene 
            Studie=
rende (hierunter 129 Studentinnen) auf. Der Staatsangehörigkeit nach 
waren 866 Heſſen, 621 Preußen, 125 aus den übrigen deutſchen 
            Bundes=
ſtaaten und 171 Ausländer. Dazu kamen 10 Hoſpitantinnen, 121 Hörer 
und 178 Hörerinnen. Der Geſamtbeſuch betrug 2092. 
O Grünberg, 22. März. Mißgeburt. Eine Kuh des 
            Metzger=
meiſters Schmitz brachte ein totes Kalb zur Welt, das 2 Köpfe, 4 
            Vorder=
beine, 2 Hinterbeine und 2 Schwänze hatte. Die Kuh mußte geſchlachtet 
werden. 
X Rüdinghain, Kr. Schotten, 22. März. Lehrer=Jubiläum. 
Lehrer Link konnte dieſer Tage ſein 40jähriges Dienſtjubiläum an der 
hieſigen Volksſchule feiern. In beſonderer Würdigung ſeiner Verdienſte 
ernannte ihn die Gemeinde zu ihrem Ehrenbürger. Aus Anlaß des 
Jubiläums fand eine kleine Feierlichkeit ſtatt, in deren Mitte der 
            Jubi=
lar Gegenſtand zahlreicher Ovationen war. 
Wartburgfahrt.
 Der Weſtdeutſche Jünglingsbund unternimmt am 
18. Mai 1924 eine Tagesfahrt auf die Wartburg. In dankenswerter, 
liebenswürdiger Weiſe hat der Mainkreisvorſtand die Teilnahme an 
dieſer Fahrt auch Bläſern und Freunden unſerer chriſtlichen Vereine 
geſtattet, die dem Weſtbund nicht angehören. Bei Benutzung eines 
Sonderzuges, der in Ausſicht genommen iſt, tritt 25 Prozent 
            Preis=
ermäßigung auf den tarifmäßigen Preis 3. Klaſſe ein. Es iſt wohl eine 
ſeltene Gelegenheit, für einen verhältnismäßig ſehr billigen Preis bei 
angenehmer Fahrt und in lieber Geſellſchaft in einem Tage von 
            Frank=
furt bis nach Eiſenach auf die Wartburg und wieder zurück zu kommen. 
Alle Anmeldungen ſind bis ſpäteſtens zum 1. April 1924 direkt an 
Herrn Sauerwein, Frankfurt a. M.=Süd, Darmſtädter Landſtraße 81, 
zu richten. Mit der Anmeldung ſind zugleich 14 Mark nur in 
Eiſenbahn=Wertzeichen pro Kopf abzuliefern (an den 
            Fahr=
kartenſchaltern zu haben). In dieſem Fahrpreis iſt die 25prozentige 
Ermäßigung noch nicht in Anrechnung gebracht. Zuviel gezahltes Geld 
wird zurückvergütet. Für Verpflegung wolle ſich jeder ſelbſt ſorgen, 
doch iſt Gelegenheit gegeben, an einem Mittags= oder Abendtiſch 
            teilzu=
nehmen. Wer bis zum 1. April nicht angemeldet iſt und das Geld 
bzw. die Eiſenbahn=Wertzeichen nicht eingeſandt hat, kann auf 
            Teil=
nahme nicht rechnen. 
Die Poſaunenchor=Verbände weiſen auf die 
            Wartburg=
fahrt am 18. Mai 1924 hin, die eine ſeltene Gelegenheit bietet, für 
            ver=
hältnismäßig wenig Geld in das herrliche Thüringer Land zu fahren 
und die ſtolze Wartburg zu beſuchen. An alle Poſaunenchöre wird die 
Bitte gerichtet, ſich recht zahlreich zu beteiligen und durch ihre 
            Mitwir=
kung den Tag verſchönern zu helfen. Bis ſpäteſtens 1. April 1994 ſind 
die Anmeldungen zu erfolgen, und zwar unter Beifügung des Geldes 
(14 Mark in Eiſenbahn=Wertzeichen) an Herrn Auguſt Kolaß, Bad 
Homburg v. d. H.. Schmidtgaſſe 5, oder Herrn Hans Sauerwein, 
Frankfurt a. M.=Süd, Darmſtädter Landſtraße 87. Ebenfalls bis 
1. April 1924 ſind die Anzahl der Bläſer, (nach Stimmen getrennt) 
Herrn Organiſt Oskar Endreß, Frankfurt a. M.=Oberrad, 
            mit=
zuteilen. — Das für Auguſt 1924 geplante große Bundes=
            Poſau=
nenfeſt fällt leider aus, es wird lediglich ein kleineres Bezirksfeſt 
            ab=
gehalten, über welches den in Betracht kommenden Chören noch nähere 
Mitteilungen zugehen. Ferner ſei auf die 20jährige Jubelfeier, des 
Lampertheimer Poſaunenchors am 1. Juni 1924 in Lampertheim a. Rh. 
(unbeſetztes Gebiet) aufmerkſam gemacht, desgleichen auf das am 
22. Juni 1994 in Offenbach a. M. ſtattfindende Heſſenbundfeſt. Am 
29. Juni findet in Nieder=Ramſtadt das Kreisfeſt der 
            Mainkreisver=
bindung des Weſtdeutſchen Jünglingsbundes ſtatt. Die in Betracht 
kommenden Poſaunenchöre werden ſchon jetzt gebeten, ſich die Tage 
18. Mai, 1. Juni, 22. Juni, 29. Juni zu notieren und 
            frei=
zuhalten. 
Ein guter alter Bekannter iſt nach jahrelangem, durch 
den Krieg und die Nachkriegswehen hervorgerufenen Ausbleiben 
            nun=
mehr zur Freude vieler wieder eingetroffen, nämlich die „Wartburg” 
Monatsblatt des Wartburg=Vereins Darmſtadt. Im alten Gewand, mit 
der hiſtoriſchen Wartburg als Kopfſchmuck, von einem in der 
            Jugend=
arbeit groß gewordenen Altfreund geleitet, wird der Anzeiger, der 
            zu=
gleich ein vorzügliches Inſertionsorgan iſt, wieder in vielen Tauſenden 
Exemplaren in Stadt und Land verbreitet. Möge der Anzeiger die 
rechte Verbindung mit dem Elternhaus und den Freunden des 
            Ver=
eins und den Brudervereinen herſtellen und dazu dienen, dem rührigen, 
aufblühenden C. V. J. M. „Wartburg” neue Freunde und Mitglieder 
zu werben.
 Warum ſchätzt der Sportsmann Salit? 
Weil regelmäßige Maſſage mit Salit die 
Muskeln elaſtiſch und widerſtandsfähig 
            er=
hält. Weil der Körper nach jeder ſportlichen oder turneriſchen Arbeit 
durch Maſſage mit Saltt erfriſcht und gekräftigt wird. — In alle 
Apotheken. — Tube 1.— M./ Flaſchen 1.20 und 2.— M. 4II.D7.3298
Nummer 84.
 Die engliſche Arbeiterpartei und die Religion. 
In der engliſchen Oeffentlichkeit war in den letzten Wochen 
die Stellung der jetzt zur Regierung gekommenen Arbeiterpartei 
und ihres Führers, des Miniſterpräſidenten Ramſay Macdonald 
zur Religion der Gegenſtand einer lebhaften Erörterung. Auf 
eine Anfrage der vielgeleſenen Wochenſchrift „The Britiſh 
Wcekly”: Wo ſteht die engliſche Arbeiterpartei?, die immerhin 
zeigte, daß man in den kirchlichen Kreiſen Englands in dieſer 
            Be=
ziehung nicht ohne Beſorgniſſe iſt, ſprachen ſich eine Reihe 
            hervor=
den. Im ganzen ſind noch 200 000 Kubikmketer Erde erforderlich. Ein ragender Führer der Partei, darunter der jetzige Miniſter des 
Innern Arthur Henderſon, der erſte Lord des Privatſiegels und 
und Bodens nur noch in öffentlicher Sitzung vorzunehmen, wurde dem Leiter des Unterhauſes Clynes, der Herausgeber des politiſchen 
Organs der Arbeiterpartei „Daily Heralde und andere 
            Parla=
mentsmitglieder, auch verſchiedene Geiſtliche in höchſt bemerkens= 
20 453 280 Goldmark abſchließt. Der letzte Friedensvoranſchlag (1914) werten, eingehenden Worten über jene Frage aus. Das Ergebnis 
der Erörterung dürfte gerade in Deutſchland ſtarke Beachtung 
finden. 
Ueber Ramſay Macdonald erfährt man, daß er in ſeiner 
ſtellern ſeine geiſtige Heimat hatte. Noch jetzt iſt er einer der 
            will=
kommenſten religiöſen Sprecher bei den Zuſammenkünften der 
Freikirchke, eine freiwillig übernommene Verpflichtung, der er 
ſich auch als Miniſterpräſident nicht entzieht. „Die einzige 
            Lö=
ſung für unſere Probleme liegt im Chriſtentum”, bemerkte er 
wenige Tage vor ſeinem Regierungsantritt zu dem Sekretär des 
Free Churche Council. Und dieſer urteilt: „Der gegenwärtige 
ſteuer für die Bürger, die früher der Stadt mit ihrem Vermögen aus= Premierminiſter iſt ein Chriſt und bringt für ſeine große Aufgabe 
eine chriſtliche Betrachtungsweiſe und Geſinnung mit, die nach 
ſeiner Ueberzeugung der Ausdruck ſeines Glaubens iſt.” 
Auch ſonſt ſollen zahlreiche Arbeiterführer aus den 
            Freikir=
chen hervorgegangen ſein, und keine andere engliſche Partei, wird 
verſichert, habe ſo viele Prediger in ihren Reihen. Einer der 
Hauptgründe für dieſes den deutſchen Beobachter überraſchende 
Verhältnis von Arbeiterſchaft und Kirche, wird in der 
            Unab=
eines auf 2000 Goldmark. Eine neue Straße erhält den Namen Ger= hängigkeit der engliſchen Freikirchen geſehen, zu der man das 
Staatskirchentum des kaiſerlichen Deutſchland in Gegenſatz ſtellt. 
Daß der Partei Tauſende und Abertauſende lebendiger Chriſten 
angehören, wird auch von dem (neutralen) Herausgeber des „The 
Britiſh Weekly” hervorgehoben. Und aus der einen oder anderen 
Antwort klingt der warme Ton eines ganz perſönlichen 
            Bekennt=
niſſes zur Religion. 
Darüber ſind ſich die Schreiber einig, daß im Grunde 
            ge=
nommen das Programm der Arbeiterpartei nichts anderes iſt als 
praktiſches Chriſtentum. Die chriſtlichen Ideale ſollen im 
            natio=
ſind, angewandt auf das wirtſchaftliche Leben, hat ohne das 
            Chri=
ſtentum auch der ſozialiſtiſche Staat keinen Beſtand.” In dieſem 
Sinne alſo wird die engliſche Arbeiterbewegung als „tief 
            reli=
dem Sozialismus zu fürchten. 
Freilich wird hier auch ſofort die Grenze deutlich, die einem 
tieferen, eigentlich religiöſen Verſtehen des Chriſtentums gezogen 
Bingen, 19. März. Auswandererſchwindel. In Iſer= iſt. Auch das andere gilt es bei Wertung jener Aeußerungen zu 
bedenken, daß ſie nicht ohne Tendenz niedergeſchrieben ſind. Aber 
auch dann ſpringt der gewaltige Unterſchied in Theorie und 
Praxis der deutſchen Sozialdemokratie — man denke an das Wort 
Bebels „Sozialismus und Chriſtentum ſtehen ſich entgegen wie 
Feuer und Waſſer” — ſcharf in die Augen. Eine innere 
            Umſtel=
lung hat zweifelsohne in den Nachkriegsjahren auch in deutſchen 
ſozialiſtiſchen Kreiſen da und dort eingeſetzt. Ob ſie zu einer 
            wirk=
lichen Neuorientierung nach dem Vorgang der engliſchen 
            Bruder=
partei führen wird?
 Reich und Ausland. 
* Chineſiſche Krabben in der Elbe. 
Ein naturgeſchichtliches Rätſel, deſſen einwandfreie Löſung noch 
nicht gelungen iſt, wird der Forſchung dadurch aufgegeben, daß einige 
Finkenwärder Fiſcher in der Unterelbe Krabben gefunden haben, die 
ſich als Angehörige einer aus chineſiſchen Gewäſſern bekannten Form 
herausſtellten. Mit der Frage, wie dieſe Tiere in die Elbe gelangt 
ſind, beſchäftigt ſich W. Schnakenbeck in den „Naturwiſſenſchaften‟. Es 
wurden im ganzen 12 Tiere gefunden, von denen 6 genauer beobachtet 
werden konnten. Vorher war ſchon eine ſolche Krabbe im Juli 1922 an 
einer anderen Stelle von Fiſchern erbeutet worden, und man muß 
            an=
nehmen, daß dieſe Fremdlinge aus dem Reiche der Mitte an 
            verſchiede=
nen Orten des Stromes in größerer Zahl, eingeſchleppt ſind. Die 
Krabbenart findet ſich in chineſiſchen Gewäſſern, auch im Brack= und 
            Süß=
waſſer; in Japan ſteigen die Tiere ſogar in die Bergflüſſe hinauf, heißen 
hier geradezu, Bergkrabben” und werden häufig auf dem Trockenen 
beobachtet. Daß ſie ſich lange Zeit außerhalb des Waſſers lebendig 
            er=
halten, geht daraus hervor, daß die eingelieferten Tiere 5—6 Tage auf 
den Fahrzeugen ohne Waſſer lebten. Zweifellos iſt der Schiffsverkehr 
der Vermittler geweſen, der die Krabben nach der Elbe brachte. Solche 
Verſchleppungen kommen ja überaus häufig vor und ſind bei vielen 
Inſekten beobachtet. Merkwürdig iſt es aber in dieſem Falle, daß die 
Ladung der Schiffe, durch die ſonſt die Verpflanzung erfolgt, bei dieſem 
chineſiſchen Krebs nicht in Frage kommen kann. Auf dieſem Gebiete 
            er=
eignen ſich die merkwürdigſten Sachen: So fand man vor einiger Zeit 
ein Krokodil in der Elbe, was großes Aufſehen erregte. Dieſer 
Fall klärte ſich aber ganz einfach auf denn beim Entladen eines 
            Hagen=
beck=Transports war eines der Krokodile in die Elbe gefallen, wo es 
eine Zeitlang munter weiterlebte. Es ließe ſich nun ebenfalls denken, 
daß dieſer ziemlich große Krebs von einem Matroſen aus Sport oder 
Spielerei oder zum Verkauf aus China mitgenommen und die Tiere 
dann kurz vor der Ladung über Bord geworfen worden ſind. Es wäre 
aber anzunehmen, daß dieſer Seemann ſich dann gemeldet hätte 
            nach=
dem überall nachgefragt worden war. Die wahrſcheinlichſte Erklärung 
beſteht wohl darin, daß die Krabben, die man auch ſonſt an 
            ſchwimmen=
dem Holz gefunden hat, ſich an einem Anwuchs von Muſcheln oder ſonſt 
an einer Ritze des Schiffskörpers feſtgeklammert haben und dadurch 
mitgeführt wurden. Da die Tiere, als ſie gefunden wurden, 
            vollkom=
men ausgewachſen waren, iſt es wahrſcheinlich, daß die Krabben in 
jugendlichem Zuſtand eingeſchleppt wurden, die weite Reiſe übers Meer 
am Schiffsrumpf mitmachten und, als ſie an der Unterelbe in ein ihnen 
genehmes Brackwaſſer kamen, ſich dort anſiedelten. Jedenfalls beſteht die 
Tatſache, daß dieſe chineſiſche Krabbenform in der Elbe vorhanden iſt, 
und ſie wird ſich dort halten können, da nicht nur die Lebensbedingungen, 
ſondern auch die für die Fortpflanzung günſtig ſind.
 O 
Ihre Nachbarin iſt immer ihre Kleider, Bluſen uſw 
nur mit den weltberühmten echten Heitmann’s Farben, Mark 
Fuchskopf im Stern, ſelbſt färbt. Tun Sie es auch und Si 
ſind eben ſo elegant gekleidet. Heitmann’s Farbe ſpart den Färber,
 Tageskalender. — Montag, den 24. März. 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 934 Uh 
Sondermiete 1042 und 2211. Schülermiete rot 6): „Prinz Friedrich vo 
Homburg” — Kleines Haus, 6 und 8 Uhr, Film: „Nanuk de 
Pelzjäger” — Orpheum, 72 Uhr: „Dolly (im Himmelbett)” 
Republikaniſcher Reichsbund, abends 8 Uhr, im 
            Saal=
bau: „Ueber Bahern und Reich”. — Union=, Reſidenz=, Zentral= 
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: „Kinovorſtellungen.
 Verſteigerungskalender. — Dienstag, den 25. März. 
Nutzholzverſteigerung, vorm. 9½ Uhr, im Bahnhofshotel zu 
Bensheim. — Jagdverpachtung, nachm. 2/. Uhr, auf dem 
Rathaus, zu Biblis. — Verſteigerung von 2 Arbeitspferden, 
10 Milchküken uſw., vorm. 10 Uhr, auf dem Gut Karlshof zu 
            Darm=
ſtadt, Kranichſteiner Straße 65.
 Veranwontlich für Feuillten und Heſiſche Nachnichten: Mar Streeſt 
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann. 
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer 
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuble 
Lruck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Rummer 84.
Darmſtädter 2e blati, Bn
Seite 7
Zei
24. MRä1z 1324.
* Beitrag
 Wie aus dem Bericht über die Provinzialausſchutzſitzung 
vom 8. d. in Nr. 69 hervorgeht, wurde mit der Klage der Firma 
Benz & Cie. Rheiniſche Automobil= und Motorenfabrik 
A.=G. in Mannheim, gegen einen Beſchluß des Kreisausſchuſſes 
Heppenheim eine ſowohl für die Automobilinduſtrie wie für die 
Kreiſe bedeutſame Frage erörtert. 
Das Kunſtſtraßengeſetz vom 12. Auguſt 1896 verdankt mit 
ſeine Entſtehung einem von einer ſtattlichen Reihe von 
            Land=
tagsabgeordneten der Zweiten Kammer der Landſtände 
            ein=
gebrachten Initiativgeſetzentwurf. Der von der Regierung 
            dehi=
nächſt eingebrachte Geſetzentwurf enthielt — nach dem Vorgange 
Badens — den Art. 16, der in der erwähnten 
            Verwaltungs=
ſtreitſache nun wieder eine Rolle zu ſpielen berufen iſt. „Wird”, ſo 
heißt es, in dem aus Vorberatungen der Zweiten Kammer 
            her=
vorgegangene Entwurf, „eine Kreisſtraße für die Zwecke eines 
dem Erwerbe dienenden Betriebes dauernd oder 
            vorüber=
gehend in erheblichem Maße gebraucht oder 
            ab=
genützt, ſo iſt der Kreisausſchuß befugt, zu den Koſten der 
Unterhaltung von dem Betri=bsunzernehmer einen 
            angemeſ=
ſenen Beitrag zu verlangen.” In der Plenarſitzung in 
der Zweiten Kammer am 11. Juni 1896 nahm nur der Aby. 
Schmitt zu Art. 16 das Wort. Er erklärte ſein Einverſtändnis 
mit der Jeſtimmng. Er wollte von der Regierung wiſſen, was 
ſie unter den Worten „zu den Koſten, der Unterhaltung” 
            ver=
ſtehe. „In einem Falle, ſo fuhr Schmitt fort, wo eine 
            Zement=
fabrik die Staatsſtraße in ungeheuerlicher Weiſe abnutzte, kam 
es zu gerichtlicher Entſcheidung, ob das ſog. Abkratzen des 
koloſſalen Schlamms, der durch das Fuhrwerk entſteht, mittelſt 
eiſerner Schaufeln zu den Unterhaltungskoſten oder zu den 
Reinigungskoften gehört. Ich bin zu der Anſicht gekommen, es 
gehört zu den Unterhaltungskoſten. In der Gemeinde Nieder= 
Ingelheim mußten 50, 60 und 70 Karren in einer einzigen Woche 
tveggebracht werden, und zwar nur verurſacht, durch die eine 
Zementfabrik dort.”
 Geh. Rat Dr. Schäffer: „Das Abziehen hat zu geſchehen, 
wenn die Unterhaltung der Straßen es erforderlich macht und 
ſobald durch irgend einen Betrieb die Vermehrung des 
            Abzieh=
materials herbeigeführt wird, ſo würde das unbedingt zu den 
Uinterhaltungskoſten zu rechnen ſein. Das, was techniſch nötig 
iſt, um eine Straße ordnungsmäßig zu unterhalten, das gehört 
nicht zu den Reinigungsarbeiten.” Schmitt: „Das Abziehen iſt 
alſo zu den Koſten der Unterhaltung zu rechnen.” 
Die Automobilfirma Benz hat angeſichts der ſchſveren 
            wirt=
ſchaftlichen Lage den Betrieb ſtark eingeſchränkt und leidet, wie 
viele andere Firmen der Branche auch unter dem ausländiſchen 
(insbeſondere franzöſiſchen und italieniſchen) Wettbewerb, 
            wo=
gegen die Automobilinduſtrie dieſer beiden Länder eine ſtarke 
Konkurrenz der Vereinigten Staaten wiederum ſchwer trifft. 
Benz ließen die Probewagen früher mehr in der nahen 
Pfalz laufen und haben ſich erſt nach deren Beſetzung die 
            heſſi=
ſchen Kreisſtraßen zu Probeverſuchen erwählt. Wenn der 
Juſtitiar des Unternehmens in der Verhandlung vom 8. d. 
            zu=
nächſt bemängelte, Heſſen könne nicht außerhalb Heſſens Sitz 
habende Firmen zu den Unterhaltungskoſten heranziehen, ſo war 
dieſe Anſicht fehlſam. In dem vom Grafen zu Solms=Laubach 
in der Erſten Kammer der Landſtände erſtatteten Bericht heißt 
es: „Art. 16, der von Betriebsunternehmern, die eine Kunſtſtraße 
in erheblichem Maße benutzen, einen Beitrag zur Unterhaltung 
fordert, iſt durch Beſchluß verehrlicher Zweiter Kammer inſofern 
in modifizierter Geſtalt angenommen worden, als jetzt nicht bloß 
im Großherzogtum wohnende Unternehmer allein herangezogen 
werden ſollen. Freilich wird es darauf ankommen, ob man von 
nicht dem Großherzogtum angehörigen Perſonen die Leiſtungen 
erhalten kann. Immerhim iſt die allgemeine und außerdem 
kürzere Faſſung vorzuziehen." 
Dem Beſchluß vom 17. Juli 1923 liegen Zählungen an den 
6 letzten Wochentagen des Juni 1923 zugrunde, die der Vertreter 
des Unternehmens nach verſchiedenen Richtungen bemängelte, 
uhne daß die Verhandlung ſelbſt noch weitere Aufklärung 
            ge=
bracht hätte. Etwas Weſentliches muß bei dem 
            Kreisausſchuß=
beſchluß und dem Provinzialausſchußerkenntnis auffallen: Die 
Heranziehung zu einem Beitrag (und deſſen Beſtätigung mit der 
Klageabweiſung) durch Lieferung von 29 Kubikmetern 
            Hart=
ſteinſchotter. Das Kunſtſtraßengeſetz bennt nur einen Beitrag in 
Geld, nicht aber einen Beitrag, der, wie der Kreisausſchuß will, 
in Straßenunterhaltungsmaterial beſtehen ſoll. Das Geſetz gibt 
Lafür keinen Anhalt. 
Der Art. 16 des Geſetzes vom 12. Auguſt 1896 hat auch ſchon 
den Verwaltungsgerichtshof beſchäftigt, allerdings in Fällen, 
die mit den Kriegsverhältniſſen in einem äußeren 
            Zuſammen=
hange ſtanden. — In einem Falle waren zu der Zeit, als die 
Zuckerrüben für die Volksernährung erfaßt wurden, mit 
            Laſt=
automobilen ſolche Vorräte zur Bahn gebracht worden mittelſt 
ron der Militärverwaltung beigeſtellter Fahrzeuge; hier wurde 
der abliefernde Rübenpächter von Heranziehung zu den 
            Straßen=
unterhaltungskoſten freigeſtellt, weil er nicht das 
            Erwerbsunter=
nehmen repräſentierte, das die Kreisſtraße be= und abnützte. 
Im anderen Falle, der in Oberheſſen ſpielte, handelte es ſich um 
vom preußiſchen Forſtfiskus von einer Holzhandlung zur 
            Weiter=
lieferung an Zechen bezogenes Grubenholz. Die 
            Holzhand=
lungsfirma — alſo das Erwerbsunternehmen — führte das 
Holz in der zweiten Hälfte des Jahres 1916 auf einer 
            Kreis=
ſtraße des Kreiſes Lauterbach mit Pferden und einem 
            Laſtkraft=
wagen (nebſt Anhänger) der Heeresverwaltung zur 
            Eiſenbahn=
halteſtelle Hutzdorf. Die mit 800 Mark angeſonnene 
            Beitrags=
leiſtung hat der Verwaltungsgerichtshof mit Urteil vom 12. Jan. 
1918 beſtätigt. In dieſem überaus gründlichen und 
            ausführ=
lichen Erkenntniſſe ſind alle Fragen hinſichtlich der 
            Anwend=
barkeit des Art. 16 erörtert und die Haftung des 
            Betriebsunter=
nehmens auf das Kauſalitätsprinzip zurückgeführt. 
Der Gebrauch der Straße in erheblichem Maße bedingt deren 
Abnützung mit. Auf das Maß irgend welchen Verſchuldens wird 
nicht abgeſtellt. (Vgl. im übrigen Entſcheidungen des Heſſ. 
Verwaltungsgerichtshofs Band 3 S. 245 ff.) 
Die Entwicklung der Induſtrie hat auch im Automobilweſen 
in rechtlicher Beziehung ſtarke Veränderungen zur Folge gehabt. 
Die Benutzung von Kraftfahrzeugen wird ſteuerlich durch 
die Beſtimmungen des neuen Kraftfahrzeugſteuergeſetzes, ſchwer 
getroffen. Die Regelung nach dem Reichsſtempelgeſetze iſt 
            ver=
laſſen und ſeit 1. Juli 1922 das neue Kraftfahrzeugſteuergeſetz 
in Kraft: Für das Halten von ſolchen Fahrzeugen twurden neue, 
den heutigen Verhältniſſen entſprechende Beſtimmungen 
            feſt=
geſetzt. Der Steuer unterliegt die Benutzung ſolcher 
Fahrzeuge, die zur Beförderung von Perſonen und Gütern 
dienen, zum Befahren öffentlicher Wege und Plätze. 
            Steuer=
ſchuldner iſt der Eigenbeſitzer des Fahrzeugs, die Höhe der 
Steuer bemißt ſich nach der Höhe der Pferdeſtärke bzw. dem 
Eigengcſvicht des betriebsfertigen Kraftfahrzeugs. 
Beſonders einſchneidend iſt die Beſteuerung, der 
            Probe=
fahrtbennzeichen. Nach Art. XI. der 2. Steuernotverordnung 
vom 21. Dezember 1923 beträgt die Steuer für eine auf die 
Dauer eines Jahres ausgeſtellte Steuerkarte für 
            Probe=
jahrtkennzeichen, die für Kraftfahrzeuge jeder Art gelten, die 
horrende Summe von 200 Goldmark. Nun beſtimmte § 18 des 
Kraftfahrzeugſteuergeſetzes vom 8./20. April 1922, daß „in den
 Läudern zu Zwecken der öffentlich=rechtlichen Wegeunterhaltung 
eine Steuer für die Benutzung der Wege durch andere 
Fahrzeuge als Kraftfahrzeuge zu erheben iſt.” „Zu 
läſſig bleiben Beiträge (Vorausleiſtungen) zur Deckung der 
Koſten für eine außergewöhnliche Abnützung der Wege. Der 
Reichsrat hat nähere Beſtimmungen über die Grundſätze zu 
eilaſſen, die einer gemeinſamen Regelung bedürfen, insbeſondere 
um Doppelbeſteuerungen auszuſchließen” (ſ. RGBl. Nr. 16 vom 
1. März 1924). Eine weſentliche Aenderung hat hier das Geſetz 
zur Aenderung des Landesſteuergeſetzes vom 30. März 1920 vom 
23. Juni 1923 gebracht: Mit Wirkung vom 1. April 
1923 (Art. TX, Abſ. des Geſetzes, RGBl. Nr. 49 vom 5. Juli 
1923) iſt § 18 des Kraftfahrzeuggeſetzes 
            aufge=
hoben, ſtatt deſſen in das neue Landesſteuergeſetz ein § 11a. 
(und § 43c) eingefügt. Dieſer § 11a befreit Kraftfahrzeuge im 
Sinne des Geſetzes vom 8./20. April 1922 von einer 
            landesrecht=
lichen Steuer für Benutzung der Wege und erklärt ab 1. April 
1923 Beiträge zur Deckung der Koſten nur noch für eine 
außergewöhnliche Abnutzung der Wege für 
zuläſſig. Eine gemäß § 11a vom Lande Heſſen für die 
            Be=
nutzung der Wege durch Fahrzeuge im landwirtſchaftlichen 
            Be=
triebe zu erhebende Zugtierſteuer hat der Sonderausſchuß des 
Landtags abgelehnt. Es bleibt abzuwarten, welche anderen 
Vorſchläge die Heſſiſche Regierung dem Landtage ſelbſt 
            dem=
nächſt machen wird. 
Während das 1896er heſſiſche Geſetz nur von einem 
in erheblichem Maße ſtattfindenden Gebrauch oder 
            des=
gleichen Abnützung der Kreisſtraße ſpricht und bei dieſem 
            Tat=
beſtandsmoment eine Heranziehung des Betriebsunternehmers 
zuläßt, erklärt s 11a des Reichsgeſetzes ſolche Beiträge für 
            Kraft=
fahrzeuge nur im Falle einer außergewöhnlichen 
            Ab=
nützung der Wege für zuläſſig. Für das Jahr 1923 kann 
alſo ein Automobilbeſitzer mit Wirkung vom 
1. April 1923 nur dann noch zu Beiträgen zur 
Deckung der Koſten für Zwecke der 
            öffentlich=
rechtlichen Wegeunterhaltung mit 
            Erfolgheran=
gezogen werden, wenn behauptet und bewieſen 
wird, daß eine außergewöhnliche Abnutzung der 
Wege durch den Automobilverkehr verurſacht 
wurde. Die Verhandlungen der Benzſchen 
            Verwaltungsſtreit=
ſache geben bisher für dieſe Beurteilung keine genügenden 
Unterlagen. Da vorausſichtlich der abgewieſene Klageteil den 
Verwaltungsgerichtshof anrufen wird, wird ja dieſe gerade für 
den Automobilverkehr prinzipiell wichtige Frage in Heſſen zu 
höchſtriehterlicher Entſcheidung gelangen. Nur der 
            Vollſtändig=
keit halber ſei zum Schluſſe noch angefügt, daß nach § 45 der 
3. Steuernotverordnung vom 14. Febr. 1924 das ganze 
            Aufkom=
wen an Kraftfahrzeugſteuer den Ländern in voller Höhe zufällt 
abzüglich 4 v. H. für die Verwaltung der Steuer durch das 
Reich. Die eine Hälfte der Steuer iſt nach der Bevölkerungszahl, 
die andere nach dem Gebietsumfang auf die einzelnen Länder 
zu verteilen. Die Länder haben die auf ſie 
            ent=
fallende Steuer mindeſtens zur Hälfte zu 
Zwecken der öffentlichen Wegeunterhaltung zu 
verwenden (vgl. den Entwurf eines Geſetzes über die 
            Re=
gelung des Staatshaushalts für das Rechnungsjahr 1924, 
            Druck=
ſache Nr. 985, S. 2). 
Durchführungsbeſtimmungen zu 8 11 
des Grunderwerbſieuergeſetzes. 
(Faſſung des Art. VIII Nr. 3 der 2. StNV. vom 19. Dez. 1923.) 
Für die Feſtſtellung des gemeinen Wertes, in Goldmark 
findet die RAbgO. Anwendung. Iſt nach dem 21. Dezember 
1923 der Wert des Grundſtücks für die Veranlagung zur 
            Ver=
mögensſteuer feſtgeſtellt worden, ſo hat dieſe Wertfeſtſtellung bei 
der Wertermittlung für die Zwecke der Grunderwerbſteuer den 
Ausgangspunkt zu bilden. Bieten ſich, insbeſondere bei 
            Ver=
gleichung von Kaufpreiſen weſentlich gleichartiger Grundſtücke, 
einwandfreie Anhaltspunkte für eine erhebliche Abweichung des 
Vermögensſteuerwertes von dem gemeinen Werte, ſo iſt dies bei 
der Wertfeſtſtellung zu berückſichtigen. 
Wird bei der Feſtſtellung des gemeinen Wertes von 
            Pck=
piermarkpreiſen im weſentlichen gleichartiger Grundſtücke 
            aus=
gegangen, ſo ſind dieſe Grundſtückspreiſe nach dem zur Zeit der 
Preisvereinbarung geltenden Goldumrechnungsſatze für 
            Reichs=
ſteuern in Goldmark umzurechnen. 
Als Stichtag für die Feſtſtellung des gemeinen Wertes gilt 
im allgemeinen der Tag, an dem die Steuerſchuld (Eintragung 
der Rechtsänderung im Grundbuch oder Vorgang, der die 
Rechtsänderung bewirkt) entſteht, in den Fällen des § 5 Abſ. 1, 
3 und 4 des Grunderwerbſteuergeſetzes der Tag, an dem das 
zur Uebertragung des Eigentums verpflichtende 
            Veräußerungs=
geſchäft abgeſchloſſen wird. Beim Uebergang des Eigentums 
im Wege der Zwangsverſteigerung (88 13, 14 des Geſ.) iſt 
            Stich=
tag der Tag, an dem der Zuſchlag erteilt wird. 
Liegt der Stichtag vor 1. September 1923, ſo hat die 
            Um=
pechnung in Goldmark nach dem Mittelkurſe der amtlichen 
            Ber=
liner Börſennotiz für den Dollar (Auszahlung New=York) am 
letzten dem Stichtag vorausgegangenen Börſennotiztage zu 
            er=
folgen. Dieſe vom 27. Februar 1924 datierende Verordnung iſt 
rückwirkend am 22. Dezember 1923 in Kraft 
            ge=
treten. 
* Kraftfahrzeugſieuer 
Durch die 2. Steuernotverordnung iſt auch die 
            Kraftfahr=
zeugſteuer mit Wirkung vom 4. Januar geändert: 
Die Steuer beträgt für die Dauer eines Jahres für: 
1. Krafträder mit Ausnahme der Kleinkrafträder bis 1,5 PS 
10 G.=Mk., über 1,5 bis 3 PS 15 G.=M., über 3 bis 3,5 PS 
20 G.=Mk., über 3,5 bis 4 PS 28 G.=Mk., über 4 PS 35 G.=Mk. 
2. Perſonenkraftwagen mit Ausnahme der Kraftomnibuſſe 
für jede Pferdeſtärke oder einen Teil davon von den erſten 6 PS 
(1—6) 20 G.=Mk., von den nächſten 4 PS (7—10) 40 G.=Mk., von 
den nächſten 4 PS (11—14) 60 G.=Mk., von den weiteren 
            Pferde=
ſtärken 80 G.=Mk. 
3. Kraftomnibuſſe und Laſtkraftwagen mit Ausnahme der 
unter 4. genannten bei einem Eigengewichte des betriebsfertigen 
Kraftfahrzeugs bis 500 Kg. 30 G.=Mk., über 500 bis 1000 Kg. 
60 G.=M., über 1000 bis 1500 Kg. 90 G.=Mk., über 1500 bis 
2000 Kg. 120 G.=Mk., über 2000 bis 2500 Kg. 140 G.=Mk., über 
2500 bis 3000 (g. 160 G.=Mk., über 3000 bis 3500 Kg. 180 G.=Mk., 
über 3500 bis 4000 Kg. 190 G.=Mk., über 4000 Kg. 200 G.=Mk. 
4. Elektriſche oder mit Dampf angetriebene Laſtkraftwagen 
ſowie Zugmaſchinen ohne Güterladeraum bei einem 
            Eigen=
gewichte des betriebsfertigen Kraftfahrzeugs bis 500 Kg. 
15 G.=Mk., über 500 bis 1000 Kg. 30 G.=Mk., über 1000 bis 
1500 Kg. 45 G.=Mk., über 1500 bis 2000 Kg. 60 G.=Mk., über 2000 
bis 2500 Kg. 70 G.=Gk., über 2500 bis 3000 Kg. 80 G.=Mk., über 
3000 bis 3500 Kg. 90 G.=Mk., über 3500 bis 4000 Kg. 95 G.=Mk., 
über 4000 Kg. 100 G.=Mr. Bruchteile einer Goldmark ſind auf 
volle Goldmark aufzurunden. Die Steuer iſt vor Benutzung des 
Kraftahrzeugs gegen Löſung einer Steuerkarte nach dem 
            Gold=
wert zu leiſten. 
Die Steuerkarte koſtet für Probefahrtkennzeichen, die für 
Kraftfahrzeuge jeder Art gelten, auf die Dauer eines 
200 G.=Mk., für ſolche Zeichen, die nur ſür Kraftref). 
30 G.=Mk., auf die Dauer von 6 Monaten zwei Driitel, 
Monaten ein Viertel der Jahresſtener.
 * Pereinfachung der Steuerrechtspflege. 
Die 3. Steuernotverordnung vom 14. Februar 1924, die ja 
bezüglich des zivilrechtlichen Inhalts ſchon kurz nach 
            Bekannt=
wverden ſo ſtarkem Kopfſchütteln und immer ſtärkerer Ablehnung 
fortdauernd begegnet, hat uns eine Vereinfachung der 
            Steuer=
rechtspflege Art. VII (§§ 45 bis 55) gebracht, die man mit einem 
draſtiſchen Ausdruck als eine „Verkümmerung” der Rechtspflege 
zu bezeichnen keinen Anſtand nehmen ſollte. Wir können dies 
an der Beſtimmung des § 51 beweiſen, der lautet: 
„Iſt Einſpruch, Berufung, Anfechtung oder Rechtsbeſchwerde 
eingelegt worden, ſo kann der Vorſitzende der 
            Rechtsmittel=
behörde verfügen, daß der Beſchwerdeführer an die zuſtändige 
Finanzkaſſe einen Koſtenvorſchuß zu zahlen hat. Der Vorſchuß 
iſt in Goldmark ſo hoch feſtzuſetzen, daß die Koſten, die im Falle 
der Zurückweiſung des Rechtsmittels dem Beſchwerdeführer zur 
Laſt fallen, vorausſichtlich aus dem Koſtenvorſchuß gedeckt 
            wer=
den können. In der Verfügung iſt ferner eine Friſt zu 
            beſtim=
men, innerhalb deren der Nachweis der Vorſchußzahlung dem 
Vorſitzenden der Rechtsmittelbehörde zu erbringen iſt. Gegen 
die Verfügung iſt ein Rechtsmittel oder 
            ſon=
ſtiger Rechtsbehelf nicht gegeben.” 
Der Geſetzgeber ſcheint ſich gar nicht mehr der Tatſache 
            be=
wußt zu ſein, daß es auch im Steuerverfahren etwas gibt, was 
zan im gewöhnlichen Leben „Armenrecht” nennt. (§ 293, Abf. 3 
RAbgO. und vgl. dazu den Aufſatz: „Das Armenrecht in der 
Reichsabgabenordnung” in der „Steuerrundſchau” März 1923.), 
Zum Armenrecht ſind heute — man kann es ruhig ſagen — 
große Maſſen von Perſonen qualifiziert, die zu der 
            Bevölkerungs=
ſchicht des breiteſten Mittelſtandes gehören, die gar nicht in der 
Lage ſind, innerhalb der vom Vorſitzenden beſtimmten Friſt 
einen in Goldmark feſtgeſetzten Koſtenvorſchuß zu erlegen. Dieſe 
Perſonen müſſen ſich ſchon bei der Rechtsmitteleinlegung mit 
einem Armenzeugnis bewaffnen und um Stundung nachſuchen, 
damit ſie nicht an der Klippe des einzuzahlenden 
            Gebühren=
torſchuſſes ſcheitern. Als ein Rückfall in weit hinter uns 
liegende Zeiten des ach! ſo verpönten gemeinen 
            Zivilprozeß=
rechts, das im Reich bis 1. Oktober 1873 galt, mutet 8 50 an: 
„Hat im Beſteuerungsverfahren ein Beteiligter aus 
            Mut=
willen oder in der Abſicht die Finanzbehörden 
irrezuführen ein Rechtsmittel eingelegt, ſo kann 
die Rechtsmittelbehörde die im § 289 Abſ. 2 RAbgO. 
            vorgeſehe=
nen Gebühren bis auf das Doppelte erhöhen.” 
Im alten gemeinen Prozeßrecht, wie geſagt, kannte man 
ſolche „Fribolitätsſtrafen”, wie man es nannte. Will man 
            wirk=
lich ſolche verbrauchte und verſtaubte Rechtsbehelfe aus der 
juriſtiſchen Rumpelkammer wieder hervorholen? Ich dächte doch, 
wir hätten eben Beſſeres zu tun, als uns mit derartigen 
            Ver=
ſchlimmbeſſerungen, in der großen Wiſſenſchaſt lächerlich zu 
wachen. „Gest le ridicule, aui tue” ſagt ein franzöſiſches 
Sprichwort! 
§ 48 beſtimmt, daß bei Berufungen, deren 
            Beſchwerdegegen=
ſtand keinen höheren Wert als 50 Goldmark hat, die 
Rechtsmittelbehörde, ohne daß es einer weiteren 
            Auf=
klärung des Sachverhalts oder einer Stellung 
nahme zu Rechtsfragen (!) bedarf, nach freiem 
Ermeſſenentſcheiden kann. Zur Begründung einer 
            ſol=
chen Entſcheidung genügt der Hinweis, daß auf Grund dieſer 
Verordnung nach freiem Ermeſſen entſchieden 
            wor=
den iſt. Da werden ſelbſt die freidenkeriſchſten Prozeſſualiſten 
bedenklich den Kopf ſchütteln. 
Wir ſtehen glücklicherweiſe mit einer glatten Ablehnung 
ſolcher neueſten Verordnungsfabrikation nicht allein, befinden 
uns dielmehr in der beſten Geſellſchaft der erleuchteten 
            Wiſſen=
ſchaft. Kein Geringerer wie der Senatspräſident Kloß 
am Reichsfinanzhof hat in den „M. N. N.” Nr. 57 vom 
27. Februar über ſolche Verſchlechterung des Rechtsſchutzes der 
Steuerpflichtigen den Stab gebrochen. Sieht ſo der Rechtsſchutz 
aus, den die Reichsregierung nach der Erſtattung des Gutachtens 
am Bamberger Juriſtentag in Erkennung der 
            Reform=
bedürftigkeit der RAbgO. nach dieſer Richtung uns bieten will, 
ſo danken wir für ſolche Reform, der Reichstag möge, wenn er 
noch die Kraft beſitzt zu gedeihlichem Arbeiten, dem Art. FII 
8§ 45 bis 55 getroſt die Genehmigung verſagen, ſolche Tat dürfte 
nur zu Nutz und Frommen der Steuerpflichtigen ausſchlagen 
können. 
Beſteuerung der Landwirte. 
Nach Anhörung eines Referats über „Reinertrag und 
            Ein=
kommen als Quelle der Steuerkraft der Landwirtſchaft” faßte 
die Geſellſchaft ſchweizeriſcher Landwirte in Zürich nachſtehende 
Entſchließung: 
Die landwirtſchaftlichen Organiſationen ſollen einſtehen: 
1. Für die dem Ertragswert entſprechende Bewertung des 
Grundbeſitzes; 
2. für die Einſchätzung der Viehhabe nach dem Nutzungswert; 
3. für die Einſchätzung des toten Inventars nach dem 
            Ver=
kaufswert oder dem amortiſierten Verkaufswert im 
            Zeit=
punkt der Einſchätzung; 
4. für die Anerkennung des Grundſatzes, daß nur die zum 
Verkauf beſtimmten landwirtſchaftlichen Vorräte der 
            Be=
ſteuerung unterliegen, ſofern überhaupt die Vorräte von 
Geſetzeswegen beſteuert werden müſſen; 
5. für eine richtige dem wahren Verhältnis 
entſprechende Einſchätzung des 
            Einkom=
mens als Ausgangspunkt der Einſchätzung. 
Für alle Gemeinden ſollen Normalzahlen 
über die Höhe des volkswirtſchaftlichen 
Einkommens aufgeſtellt werden; 
6. ſoweit als immer möglich für die Ablehnung der 
            Fami=
lienbeſteuerung einzutreten, weil dieſe unter den heutigen 
Verhältniſſen nur Anſtoß zu Unbilligkeiten geben kann. 
Dieſe Reſolution wird ſämtlichen landwirtſchaftlichen 
Vereinen der Schweiz ſowie ſämtlichen Kantonsregierungen 
unterbreitet.
 Ertragsklaſſen und Nahmenſätze für die Berichtigung des 
Wehrbeitragswertes landwirtſchaftlicher Grundſtücke. Der Reichs= 
Finanzminiſter hat für die Bezirke der einzelnen 
            Landesfinanz=
ämter Ertragsklaſſen feſtgeſetzt, insgeſamt 6, und für jede Klaſſe 
eine Preisſpanne für je 1 Hektar. Für Darmſtadt ſind 
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gende Ertragsklaſſen feſtgeſetzt: I. 4800—3900; II. 3900—3000; 
III. 3000—2300; TV. 2300—1700; Va. 1700—1000; Vb. unter 
1000 Goldmark für je 1 Hektar. 
— Steuerliche Zinsſätze. Ab 1. April 1924: Der Zinsfuß 
für ſteuerliche Verzugszinſen beträgt bis auf weiteres 18 Proz. 
jährlich, bei Zahlungsaufſchub 12 Proz., ſoweit Zinſen zu 
            ent=
richten ſind. Im Falle der Stundung beſtimmt das Finanzamt 
(Landesſinanzamt) den Zinsfuß, ſowei 
Stundung 
ewährt iſt. Der Zinsſuß beträg 
Proz. und 
höchſtens 12 Proz.
Seite 8.
Nummer 84
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zu versuchen und ist entzückt davon, denn 
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Herren, die auf Körperpflege halten, ganz 
unentbehrlich. 
Nachdem sich das Kukirol-Fussbad” so 
vortrefflich bewährt hat, zweifelt sie nicht 
mehr an der Wahrheit des Sinnspruchs: 
„Hühneraugen gross und klein, beseitigt 
Kukirol allein” und gibt ihren Hühneraugen 
Einfamtlienhausfmit derselben Seelenruhe den Absehied, Nie 
a. d. B., 8 Zimmer, sonst ihren Verehrern, Binnen drei Tagen 
Kleinviehſtallungen, sind sie (die Hühneraugen) schmerzlos und
 großer Garten und gefahrlos erledigt, als wären sie nie da- 
Park (4 Bauplätze an gewesen. 
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