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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſiadt
Wöchentliche illuffrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck jämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 79
Mittwoch, den 19. März 1924.
187. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſtichtung auf Erfülung der
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auſträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtliſcher Beitreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bani und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbant.
Pie Amzingelung Deutſchlands.
Die geheimen Abmachungen zwiſchen Frankreich und der Tſchechoſlowakei.
Aus dem Geheimprotokoll der Belgrader Konferenz.
Die Verpflichtungen Beneſchs.
Aus dem gleichfalls veröffentlichten Geheimprotokoll anläß=
Berlin, 18. März. Das Berliner Tageblatt veröffentlicht
den Wortlaut der geheimen Abmachungen zwiſchen Frankreich
und der Tſchechoſlowakei. Am 25. Januar iſt bekanntlich
zwi=
ſchen beiden Staaten ein Freundſchafts= und Bündnisvertrag
ab=
geſchloſſen worden. Andere Abmachungen waren
vorausgegan=
gen. Am 28. Oktober 1918, alſo vor Ende des Krieges, wurde
ein Geheimvertrag unterzeichnet, wonach eine aus 68
franzöſi=
ſchen Offizieren gebildete Kommiſſion auf die Dauer von
zwan=
zig Jahren mit der Organiſation und im Falle eines Krieges
mit Deutſchland mit der Führung der tſchechiſchen Armee
be=
traut wurde. Dieſem Vertrage wurden am 24. April 1921
ergän=
zende Beſtimmungen angefügt, nach denen es die
tſchechiſchſlowa=
kiſche Regierung übernahm, im Falle einer ernſthaften
Entwick=
lung der Anſchlußbewegung Wien—Linz und Salzburg zu
be=
ſetzen. Am 8. November 1921 verpflichtete ſich Beneſch,
gemein=
ſam mit Frankreich wirtſchaftliche, politiſche und militäriſche
Schritte gegen Deutſchland im Falle einer Gefährdung des
mit=
teleuropäiſchen Friedens zu unternehmen.
Die neuen geheimen Abmachungen, die zu dem
Freund=
ſchafts= und Bündnisvertrag vom 25. 8anuar 1924 hinzutreten,
und die jetzt vom Berliner Tageblatt veröffentlicht werden,
be=
ſtehen in einem geheimen Protokoll vom 25. Dezember 1923, das
mit dem Beitritt Südſlawiens zu dem Vertrage rechnet, ebenſo
auf eine Verbindung mit Polen und Rumänien. Man erfährt
aus dieſem Protokoll, daß der Abſatz des geheimen Abkommens
vom 8. November 1921, der eine Störung des mitteleuropäiſchen
Friedens vorſieht, außer Kraft geſetzt worden iſt, weil die
dies=
bezüglichen Defenſivverträge eine andere Regelung vorſehen.
Dr. Beneſch ſichert geneigte Aufnahme und Unterſtützung der
von der franzöſiſchen Militärmiſſion in Prag vorgelegten neuen
Wehrvorlage vom 11. Dezember 1923 zu, Poincaré dagegen einen
nichtbegrenzten franzöſiſchen Kredit für den Ausbau der
Wehr=
macht zur reſtloſen Ausnutzung der tſchechiſchen Kräfte für den
Wehrzweck.
Die wichtigſten Punkte.
Das wichtigſte Aktenſtück iſt die am 25. Januar 1924, alſo
am Tage des Abſchluſſes zwiſchen Frankreich und der
Tſchecho=
ſlowakei, unterzeichnete Deklaration zu dieſem Bündnisvertrag.
Ihre wichtigſten Punkte lauten:
1. Die Tſchechoſlowakei tritt bei einem Kriege mit
Deutſch=
land mit ihrer geſamten Kriegsmacht auf die Seite Frankreichs,
und umgekehrt verpflichtet ſich Frankreich, bei einem Waffengang
der Tſchechoflowakei mit Deutſchland dieſem den Krieg zu
er=
klären.
2. Bei einem Krieg Polens mit Deutſchland, treten beide
Vertragsparteien an die Seite Polens.
3. Vor der Eröffnung von Feindſeligkeiten zwiſchen der
Tſchechoſlowakei und Ungarn gibt Frankreich die Unterſtützung
der Tſchechoſlowakei mit Kriegsmaterial zu erkennen.
4. Beide Vertragsteile verhalten ſich bei einem Konflikt
Po=
lens mit Rußland neutral.
5. Bei einem Wiederaufleben der Anſchlußbewegung in der
Bundesrepublik Oeſterreich machen beide Vertragsparteien durch
ihre Vertreter bei den Bundesbehörden in Wien auf die Folgen
des Anſchluſſes in Form einer Beſetzung der Bundesrepublik
durch die verbündeten Truppen aufmerkſam.
6. Die Wiederkehr der Habsburger in Ungarn verpflichtet
Frankreich zur ſofortigen Entziehung der Kredite und die beiden
Vertragsteile zum Hinwirken auf eine verſchärfte Kontrolle.
Ueber den weiteren modus procedendi einigen ſich die
Vertrags=
teile.
7. Der Verſuch einer Reſtaurierung der Hohenzollern in
Deutſchland oder in einem ſeiner Länder erfordert ſofort den
ſchärfſten Einſpruch ultimativen Charakters beider Vertragsteile
in gieichen Noten unter der Ankündigung weiterer Sanktionen
im Weſten und im Südoſten, unter Bezugnahme auf den
Ver=
ſailler Vertrag.
8. Zu Rußland ſind freundſchaftliche Beziehungen
anzu=
bahnen. Ein Ueberfall Rußlands auf Numänien erfordert die
Unterſtützung Rumäniens mit Kriegsmaterial.
9. Die Unterſtützung Rußkands durch Deutſchland bei einem
Krieg zwiſchen Rußland und Polen erfordert die gemeinſame
Kriegserklärung der Vertragsteile an Deutſchland.
10. Unabhängig bleibt die Stellung der beiden Vertragsteile
gegenüber Italien. Die Beſtrebungen Italiens zur Erlangung
einer Mittelmeerherrſchaft werden von beiden Vertragsteilen
bekämpft.
Die Bedingungen für Südſſawien.
Das nächſte Aktenſtück iſt ein Konzeptvertrag über den
Bei=
tritt Südſlawiens zu dem Bündnisvertrag, den Beneſch dem
ſüdſlawiſchen Miniſter des Aeußern Nintſchitſch vorgelegt hat.
Für den Fall eines ungariſchen Angriffs auf Südſlawien oder die
Tſchechoflowakei ſollten ſich die beiden Staaten, wie bereits
frü=
her feſtgelegt war, mit ihrer geſamten militäriſchen Macht
bei=
ſtehen, Frankreich aber ſich zu einer wohlwollenden Neutraliät
verpflichten. Für den Fall eines deutſchen Angriffs auf eine der
Vertragsparteien ſollten die beiden anderen dem Angegriffenen
mit voller Kriegsmacht beiſtehen und ein ſüdſlawiſches
Armee=
korps ſollte unter das tſchechiſche Oberkommando treten. Im
Falle eines Angriffs von anderer Seite als Deutſchland auf eine
der Vertragsparteien ſollten ſich die beiden anderen zur
wohl=
wollenden Neutralität verpflichten. Wenn jedoch die angreifende
Macht von Deutſchland oder Ungarn unterſtützt würde, ſollten
die vollen Verpflichtungen in Kraſt treten. Der Vertrag ſollte
auf unbeſchränkte Zeit geſchloſſen werden, jedoch ein Nücktritt
mit zweijähriger Kündigung geſtattet ſein.
lich der Belgrader Konferenz am 10. Januar 1924 geht hervor,
daß Nintſchitſch mit dem dem Vorſchlag und dem
Konzeptver=
trag zugrunde liegenden Gedanken ſich einverſtanden erklärte,
gegen den Abſchluß eines neuen Vertrages in der
vorgeſchlage=
nen Form und Ausdehnung jedoch Bedenken geltend gemacht
hat, die ihm nicht geſtatteten, dem König die Annahme des
Vor=
ſchlages in der erwähnten Faſſung zu empfehlen. Dagegen waren
ſich Nintſchitſch und Beneſch darüber einig, eine Habsburger=
Dynaſtie in Ungarn nicht zu dulden, und Garantien dafür zu
verlangen, daß der an Ungarn gewährte Kredit von 250
Millio=
nen keinesfalls für Rüſtungszweicke verausgabt werde.
Der franzöſiſche Wehrvorſchlag für die Tſchechei.
Das letzte Aktenſtück iſt das Inveſtitutionenprogramm zum
Wehrvorſchlag der franzöſiſchen Militärmiſſion vom 11.
Dezem=
ber 1923. Es ſieht den Bau von 2134 Kilometern neue
Eiſen=
bahnſtrecken, umfangreiche Straßenbauten, den Neubau von 18
und den Umbau von 4 Kaſernen vor.
Franzöſiſche Aufmarſchpläne am Rhein.
Oberſt Fabryüber den franzöſiſchen Grenzſchutz.
Paris, 18. März. (Wolff.) Die Kammer beſchäftigte ſich
heute nachmittag mit der Frage der allgemeinen Reorganſation
des franzöſiſchen Heeres. Bevor der Berichterſtatter das Wort
er=
greift, teilt der Kammerpräſident mit, daß die rumäniſche
Kam=
wer der franzöſiſchen Kammer den Dank dafür ausgeſprochen
habe, daß das Abkommen ratifiziert wurde, das Beſſarabien
Ru=
mänien zugeſteht.
Der Berichterſtatter über das Militärgeſetz Abg. Oberſt
Fabry, erinnert zu Beginn ſeiner Rede an die großen
Grund=
ſätze der franzöſiſchen Militärpolitik, die weſentlich defenſiv ſei,
was ihr gegenüber der Politik eine gewiſſe Unterordnung
ver=
leihe, die darin beſtehe, den Sieg zu einer gewollten Stunde
und zu einem beſtimmten Punkte vorzubereiten. Viele
Fraui=
zoſen, beſonders aber die Soldaten, hätten vor dem Kriege einen
ſolchen Abſcheu davor gehabt, daß die franzöſiſche Politik nur
auf die Notwendigkeit der nationalen Verteidigung wie auch
die Sicherſtellung des franzöſiſchen Rechts und der franzöſiſchen
Ehre eingeſtellt ſein könne. Dieſe Notwendigkeit entſpreche den
vier Zielen:
1. Das Land gegen jeden Einfall zu ſchützen.
2. In Kriegszeiten alle Hilfsquellen des Landes auf das
Heer zu konzentrieren.
3. Nicht zuzugeben, daß das franzöſiſche Gebiet an den
Gren=
zen der Metropole liegt, um für die Verteidigung die
größt=
möglichſte Zahl von Soldaten zur Verfügung zu haben, und
4. endlich vermittels Allianzen den Beiſtind der
größtmög=
lichſten Anzahl von Staaten zu ſichern.
Das Heer, das Frankreich unterhält, ſoll nach dem
vorliegen=
den Geſetzentwurf in 32 Diviſionen eingeteilt ſein. Dazu kämen
die Spezialtruppen, die Artillerie, Luftgeſchwader,
Tankgeſchwa=
der und allgemeine Reſerven. Das Heer ſolle in 16 Armeekorps
eingeteilt ſein. Sechs Diviſionen unter drei
Armeekorpskomman=
danten werden im Rheinland garniſoniert werden, der Reſt werde
im Innern Frankreichs auf. 13 Armeekorps verteilt. Frankreich
ſelbſt werde in 20 Mobiliſierungsbezirke eingeteilt, ſo daß alſo
jedem Armeekommandanten in ſeinem Befehlsbereich mehrere
Mobiliſierungsbezirke unterſtellt werden.
Der Berichterſtatter fährt fort: Die Grenzarmee hat den
Zweck, Frankreich den Frieden zu ſichern, damit es dadurch in
den Stand geſetzt wird, jederzeit eine ſtarke Flachfront auf dem
rechten Rheinufer herzuſtellen. (Bewegung auf verſchiedenen
Seiten.) Dieſe Armee erhebe keinen Anſpruch darauf, ſich ſelbſt
zu belügen. Sie würde alſo bei der Organiſation nicht von dem
Reſt der Nationalarmee iſoliert werden.
Paul Bounquert erklärte, daß die Sozialiſtiſche Partei
gegen den Antrag auf Eröffnung der Spezialdebatte über die
Reorganiſation der franzöſiſchen Armee ſtimmen werde. Die
Kammer hat darauf mit 405 gegen 150 Stimmen die
Spezial=
debatte über die Projekte, betr. die Reorganiſierung des
fran=
zöſiſchen Heeres, beſchloſſen.
Der Senat genehmigt das Finanzgeſetz.
Paris, 18. März. (Wolff.) Der Senat hat nach
Beendi=
gung der Beratung über die einzelnen Artikel des Finanzgeſetzes
das Geſetz in ſeiner Geſamtheit mit 151 gegen 23 Stimmen
an=
genommen. Die demokratiſche Linke, alſo die Mitglieder der
Nadikalen Partei, hat ſich der Abſtimmung enthalten. Der
Senat hat ſich darauf auf Donnerstag vertagt.
Die Stimmenenthaltung der demokratiſchen Linken iſt auf
einen Beſchluß zurückzuführen, den die Gruppe vor der Sitzung
gefaßt hat.
Das Finanzgeſetz iſt nach der Annahme im Senat wegen
ver=
ſchiedener Abänderungen wieder der Kammer zugegangen, die es
bereits in ihrer heutigen Nachmittagsſitzung an die
Finanzkom=
miſſion verwieſen hat.
Herabſetzung der Reparationsſchuld für die
Kleine Entente.
Wien, 18. März. Die Genfer Völkerbundstagung brachte
der Kleinen Entente die grundſätzliche Zuſtimmung zu einer
Herabſetzung ihrer Reparationsſchuld. Bisher hatte nur
Frank=
reich einer ſolchen Herabſetzung zugeſtimmt. Nunmehr haben
auch Italien und England die Zuſtimmung hierzu gegeben. Die
Befreiungsſchuld der Tſchechoflowakei an die Entente beträgt
750 Millionen Goldfranes, die Schuldübernahme=Verpflichtung
aus dem Vertrage von St. Germain beträgt 20—30 Milliarden
tſchechiſche Kronen.
Worauf kommt es an?
Wir erhielten aus Anlaß der kommenden
Reichs=
tagswahlen von unſerem geſchätzten Mitarbeiter,
dem heſſiſchen Landtagsabgeordneten D. Dr. M.
Schian=Gießen, die nachfolgende Zuſchrift, die
wir gern zur Kenntnis unſerer Leſer bringen.
Die Reichstagswahlen ſind feſtgeſetzt. Etwa 1½ Monate
haben die Wähler Zeit, ſich zu überlegen, welcher Partei ſie
ihre Stimme geben wollen. Auch diesmal wird eine große
Schar ſicherlich weniger der ruhigen Ueberlegung folgen, als
vielmehr gewiſſen Stimmungen und Strömungen, die gerade an
der Tageserdnung ſind. Das iſt ſcheinbar unabänderlich, aber
ſehr ſchmerzlich. Zu wünſchen, ja zu fordern iſt, daß jeder
Wäh=
ler klar und gründlich erwäge, worauf es bei den kommenden
Reichstagswahlen ankommt.
Von der Linken hört man öfter das Wort, es komme bei
dieſen Wahlen auf die Erhaltung der Republik an. Das iſt in
dieſem Zuſammenhang einfach falſch. Auch die bürgerlichen
Par=
teien ſtehen in ihrem weitaus größten Teil auf dem Standpunkt,
daß jetzt keinesfalls die Zeit dazu iſt, die republikaniſche
Verfaſ=
ſung umzugeſtalten. Rückſichtsloſe Bekämpfung dieſer Verfaſſung
iſt eigentlich nur von der Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei zu
er=
warten. Dieſe Partei wird aber keineswegs in die Lage kommen,
maßgebenden Einfluß auf die Reichsgeſchicke auszuüben.
Die Kommuniſtiſche Partei bekämpft zwar nicht die Republik
als ſolche, aber dieſe Republik. Von ihr allein wird das gleiche
gelten, was eben von der Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei
ge=
ſagt wurde. Daß aber dieſe beiden extremen Flügelparteien etwa
gemeinſame Sache zum Sturz der Republik machten, halte ich für
ausgeſchloſſen.: Dazu ſind dieſe Parteien einander doch allzu
gram. Somit wird in keinem Fall eine parlamentariſche
Mehr=
heit gegen die Republik herauskommen. Uind um
parlamen=
tariſche Situationen handelt es ſich doch bei der
Reichs=
tagswahl.
Nein, es kommt auf etwas ganz anderes an.
Deutſch=
land — davon iſt auszugehen — kann den ſchweren Weg
der nächſten Jahre nur gehen, wenn es mit
har=
ter Entſchloſſenheit die bitteren
Notwendig=
keiten vollzieht, die ſeine fchlimme Lage ihm
aufzwingt. Dazu braucht es me Regierung, die dieſe
Not=
wendigkeiten klar erkennt und unbeirrt durchführt. Es handelt
ſich dabei in erſter Linie um wirtſchaftliche Dinge. Sofern aber
das geſamte Leben des Volkes mit der Lage der Wirtſchaft
zu=
ſammenhängt, werden allerdings auch die übrigen Gebiete des
Volkslebens mitberührt. Es iſt eine Politik der ſorgſamen
Be=
ſcheidung, der gründlichen Sparſamkeit und der allergrößten
Vorſicht, die uns not tut. Eine Politik der Maſſen, die ihrer
unbeherrſchten Leidenſchaft oder ihren phantaſtiſchen Wünſchen
folgen, iſt das nicht. Aber es muß die Politik aller
Deut=
ſchen ſein, die Verantwortungsgefühl haben.
Was ſollte dann werden, wenn die extremen Flügelparteien ſo
ſtark würden, daß eine Regierung der ruhigen,
verantwortungs=
bewußten Politik, wie ſie uns not tut, nicht mehr gebildet
wer=
den könnte? Jene Parteien würden ſich an die uferloſen
For=
derungen oder Verſprechungen, die ſie kundgegeben haben,
ge=
bunden halten; ihre radikale Einſtellung würde zu
Unmöglich=
keiten führen. Je ſtärker die Extremen werden, um ſo ſchwächer.
würde die Poſition der — ſagen wir einmal — Mittelparteien;
um ſo ſchwieriger das Problem der Regierungsbildung. Sie war
ſchon jetzt ſchwierig genug. Man hat den nun aufgelöſten
Reichs=
tag nicht zuletzt deswegen für überaltert erklärt, weil er eine
Regierungskriſe nach der anderen werden und wachſen ließ. Bei
ſtarkem Anwachſen der Extreme könnte es begegnen, daß dem
neuen Reichstag eine Regierungsbildung noch viel ſchwerer fiele.
Sonach iſt ganz dringend zu hoffen, daß die Wähler es ſich
reif=
lich überlegen werden, ehe ſie, leidenſchaftlichen Aufwallungen
folgend, einer extremen Partei ihre Stimme geben.
Wir müſſen den Gedanken der zukünftigen
Regierungsbil=
dung noch weiter verfolgen. Bisher ſprach ich nur ganz allgemein
von Parteien der „Mitte‟. Dabei kann man an alle Parteien
denken, die nicht auf einem der Flügel ſtehen. Aber es wird wohl
niemanden geben, der eine künftige Zuſammenfaſſung dieſer
ſämtlichen Parteien — es ſind ihrer, wenn ich richtig zähle,
immer noch ſechs — in einer ganz großen Koalition für möglich
hielte. Wir haben die „große Koalition” — nicht einmal die
ganz große — im Sommer 1923 gehabt; ſie iſt raſch geſcheitert.
Geſcheitert an der Tatſache, daß die Sozialdemokratie
Maßnah=
men, die zur Rettung des Reiches unbedingt nötig waren, vor
ihrer Wählerſchaft nicht verantworten mochte. Damit iſt die
Nei=
gung zu einer ſolchen Koalition erheblich geringer geworden.
Täuſchen wir uns nicht: es kann ähnliche Situationen, wie der
Herbſt 1923 ſie in Sachſen und Thüringen brachte, auch in
Zu=
kunft geben. Die Sozialdemokratie hat aus Rückſicht auf die
Maſſen Notwendigkeiten der Reichspolitik verneint; ſo ergibt
ſich die Folgerung, daß die künftige Reichsregierung,
wenn irgend möglich, ohne Beteiligung der
So=
zialdemokratie zuſtande kommen muß. Sie wird
darum nicht etwa eine unſoziale oder gar arbeiterfeindliche
Poli=
tik führen; das fällt verſtändigen Menſchen gar nicht ein. Aber
ſie muß frei von den Hemmungen ſein, die die Rückſicht auf ihre
zu ſchärfſten Klaſſenforderungen neigenden, Mögliches und
Un=
mögliches nicht unterſcheidenden Wähler, der
Sozialdemokra=
tiſchen Partei auferlegt.
Wer dieſen Gedankengängen folgt, der muß, wie mir ſcheint,
auch eine weitere Folgerung ziehen: er muß zugeben, daß alles
darauf arkommt, eine ſtarke bürgerliche Negierungskoalition
im kommenden Reichstag zuſtande zu bringen. Sie muß ſo ſtark
ſein, daß ſie auf die Stimmen der Sozialdemokratie verzichten
kann. Im letzten Reichstag ging das nur knapp; keinesfalls darf
die Geſamtzahl der Stimmen der zur gemeinſamen
Regierungs=
bildung bexeiten Parteien ſchwächer werden. Die Not der letzten
Zeit war ja die, daß das Schickſal des Kabinetts letztlich von
den Stimmen der Sozialdemokraten abhing! Da nun aber die
Deutſchvöltiſche Freiheitspartei zweifellos als Koglitionspartei
nicht in Frage kommt, würde ihr Wachstum eine höchſt
uner=
wünſchte Wirkung haben: es würde die Bildung einer
bürger=
lichen Regierung erſchweren, vielleicht unmöglich machen. Es
könnte ſokommen, daß, werextrem rechts wählt,
— der Sozialdemokratie zum Anteil an der
Re=
gierung verhülfe. So liegen nun eimnal die Dinge im
Rummer 79
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 19. März 1924.
Seite 2.
parlamentariſchen Leben. Darum heißt es: Ueberlegen!
Sorg=
ſam die Folgen bedenken!
Wie die Koalitionsregierung, die der neue Reichstag zeitigen
wird, genauer geſtaltet ſein wird, das kann niemand
vorher=
ſagen. Ob ſie, wie zurzeit, vier, oder ob ſie vielleicht fünf
Par=
teien hinter ſich haben wird, das muß die jeweilige Situation
er=
geben. Eine Koalitionsregierung wird es auf alle Fälle ſein
müſſen. Aber eins kann gefagt werden: ſofern die Vorausſetzung
zutrifft, daß es ſich um eine bürgerliche Regierung handelt, wird
die Deutſche Volkspartei dazu gehören müſſen. Das
er=
gibt ſich mit zwingender Notwendigkeit aus ihrer Stellung im
Kreiſe der Parteien. Wer eine bürgerliche Regierung mit
par=
lamentariſcher Baſis will, muß mit der Deutſchen Volkspartei
echnen. Dieſe Situation iſt für die Deutſche Volkspartei ſelbſt
keineswegs leicht. Eine Oppoſitionspartei trägt nicht an der
Verantwortung, die die Regierungsparteien belaſtet. Daß auch
die Regierungen, denen die Deurſche Volkspartei angehörte,
nicht unmittelbar das deutſche Elend in ein deutſches Glück zu
wandeln vermochten, das werfen manche kurzſichtigen Deutſchen
ihr vor. Sie werden es nur ſolange können, bis einmal alle
Parteien ihr Heil verſucht haben. Aber jetzt geht die Deutſche
Volkspartei als eine Regierungspartei in die Reichstagswahlen
— und das in einer Zeit wirtſchaftlicher Not und Bedrängnis,
politiſchen ſchweren Drucks und immer noch mangelnder
Klä=
rung. Sie kann auf wichtige und weſentliche Erfolge hinweiſen:
das kommt ihr zugute. Aber da der Unbedachte nun einmal von
der Regierung das Unmögliche zu verlangen pflegt, iſt ihre
Lage nicht leicht. Umſo mehr ſollte jeder, der ihr nahe ſteht, es
ſich deutlich machen, daß ohne ſie eine bürgerliche
Reichsregie=
rung nicht möglich iſt. Und weil in Koalitionsregierungen meiſt
(wenn auch nicht ausnahmslos) der Einfluß der Parteien in
einem gewiſſen Verhältnis zum Gewicht ihrer Stimmen ſteht,
ſo wird die Deutſche Volkspartei ihre Gedanken dann am
ehe=
ſten zur Geltung bringen können, wenn ſie ihre reſpektable
Stärke behält. Dieſes Thema in ſeinen Einzelheiten zu
ver=
folgen, verſage ich mir; ich will eine allgemeine Betrachtung
geben und nicht eine Werberede für eine Partei. Aber in den
Rahmen der allgemeinen Betrachtung gehört, was ich oben ſagte:
die Deutſche Volkspartei iſt bei einer bürgerlichen Regierung
unentbehrlich.
Wir werden in den nächſten Wochen viele Wahlbetrachtungen
hören und leſen. Es iſt ſehr zu wünſchen, daß ſich die Maſſe der
Wähler und Wählerinnen dieſen Betrachtungen nicht entzieht,
ondern ſie ernſtlich durchdenkt. Und nicht nur unter dem
Ge=
ſichtspunkt des Pro und Contra mit Bezug auf die einzelne
Partei. Sondern in klarer Ueberlegung deſſen, was die künftige
Reichspolitik gebieteriſch fordert. Dazu wollten dieſe
Ausfüh=
rungen eine Anregung geben. Sie zu ergänzen wird im Lauf
der nächſten Wochen vorausſichtlich reichlich Gelegenheit ſein.
Abreiſe des Kanzlers nach Wien.
Berlin, 18. März. Reichskanzler Dr. Marx iſt heute
bend gegen 9 Uhr in Begleitung des Staatsſekretärs der
Reichs=
kanzler Bracht nach Wien zum Beſuche des Bundeskanzlers
Dr. Seipel abgereiſt. Außenminiſter Dr. Streſemann iſt bereits
heute nachmittag nach Leipzig gefahren, und wird unterwegs in
den Wagen des Reichskanzlers einſteigen. Die Rückreiſe erfolgt
am Freitag.
Einſpruchsrecht der Beamten gegen Entlaſſung.
Berlin, 18. März. Das Reichskabinett hat in ſeiner
heu=
ſigen Sitzung beſchloſſen, daß den Beamten gegen die Entlaſſung
aus dem Reichsdienſt oder die Verſetzung in den einſtweiligen
Ruheſtand auf Grund der Perſonalabbauverordnung
grundſätz=
lich ein Einſpruchsrecht eingeräumt werden ſoll. Dieſes
Ein=
ſpruchsrecht ſoll auch für bereits durchgeführte Entlaſſungen gelten,
ſoll aber nur Beamten, nicht auch Angeſtellten zuſtehen. Nähere
Einzelheiten werden durch die beteiligten Reſſorts noch bekannt
gegeben werden.
Erhöhung des Beamtengehalts um 13 Proz.
Berlin, 18. März. Der Reichsrat vertagte heute die
Ent=
ſcheidung über die Beamtenbeſoldung bis zum Donnerstag. Die
Reichsregierung hatte dem Reichsrat neue Vorſchläge
unter=
breitet. Die Grundgehälter der Beamten ſollen danach um 13
Prozent erhöht werden, während der frühere Vorſchlag der
Re=
gierung nur 10 Prozent vorſah. Ferner ſollen nach dem neuen
Vorſchlag die Ortszuſchläge erhöht werden auf 80 Prozent von
drei Viertel der früheren Wohnungsgelder, die im Frieden
ge=
zahlt wurden. Die Kinderzulagen ſollen auf 13, 15 und 17 Mark
und die Frauenzulage von 7 auf 8 Mark monatlich erhöht
werden.
Deutſchnationaler Reichsparteitag in Hamburg.
Berlin, 18. März. Als Auftakt zu den kommenden Wahlen
fin=
der am 1. April in Hamburg ein außerordentlicher Reichsparteitag der
Deutſchnationalen Volkspartei ſtatt. Unter anderem wird der
Partei=
vorſitzende, Staatsminiſter a. D. Hergt, über das Wahlprogramm
ſpre=
chen. Der Führer des „Stahlhelm”, Oberſtleutnant a. D. Doeſterberg,
wird über die deutſchnationale Jugendbewegung berichten.
Vom Tage.
In der geſtrigen Sitzung des mecklenburgiſchen Landtags
wurde das neue Kabinett wie folgt gebildet: Freiherr von
Bran=
denſtein, Miniſterprädent und Inneres, Amtsgerichtsrat a. D. von
Oertzel Finanzen und Landwirtſchaft, Dr. Stammer=Roſtock,
Kultus und Juſtiz.
Unter der Bezeichnung „Sozialiſtiſcher Bund” hat der aus
der U. S.P. D. ausgetretene Reichstagsabgeordnete Ledebour eine neue
Partei gegründet.
Nachdem der Deutſche Tag in Kaſſel umſtändehalber
ver=
ſchoben werden mußte, wird er nunmehr endgültig am 31. Mai und
1. Juni dort abgehalten werden.
Nach einer Havasmeldung aus Waſhington hat Präſident
Coo=
lidge in einem ſehr freundlich gehaltenen Schreiben an die
Ober=
ammergauer ſein Bedauern über das Mißverſtändnis anläßlich
des Empfanges ausgeſprochen.
Die Schadenerſatzkommiſſion hat in 28 Fällen die
Schaden=
erſatzanſprüche deutſcher Schiffseigentümer, deren
Schiffe während des Krieges in amerikaniſchen Gewäſſern beſchlagnahmt
worden waren, verworfen. Die zurückgewieſenen Anſprüche
betra=
gen 350 Millionen Dollar.
Das Unterhaus lehnte mit 347 gegen 13 Stimmen den
An=
trag einiger Arbeitermitglieder, der die Verminderung des
britiſchen Heeres von 161000 auf 100 000 Mann forderte, ab
Die Regierung erklärte, zu der Politik der internationalen Abrüſtung
durch gegenſeitiges Uebereinkommen Zutrauen zu haben, ſie müſſe ſich
aber dieſem Antrag widerſetzen, der die britiſche Abrüſtung inmitten
der bewaffneten Welt fordere.
Deutſchlands Reparationszahlungen.
Nach den Angaben des franzöſiſchen
Wieder=
aufbauminiſters.
Paris, 18. März. (Wolff.) In ſeinem bereits mitgeteilten
Vortrag im Nationalkomitee für ſoziale und politiſche Studien
machte der Wiederaufbauminiſter noch folgende Angaben über die
Reparationszahlungen Deutſchlands: Vor allem die
Sachlieſe=
rungen. Nach den amtlichen Veröffentlichungen der
Reparations=
kommiſſion habe Frankreich bis zum 31. Dezember 1923 von
Deutſchland insgeſamt 1 804 172 000 Goldmark erhalten, von denen
für Beſatzungskoſten, Koſtenvorſchüſſe und die Währungsgarantie
1614 414 000 Goldmark abgingen, ſodaß alſo die Summe, die für
die Reparationen verwendet worden ſei, ſich nur auf ungefähr
190 Millionen Goldmark belaufe.
Der Dollarkreditfür Frankreich.
Etwa 30 Millionen.
London, 18. März. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt, der genaue Betrag des
Frankreich von den Vereinigten Staaten gewährten
Dollarkredits ſei zwar nicht bekannt gegeben, er komme
je=
doch der Summe von 30 Millionen Dollar nahe und
be=
trage nicht, wie bisher geſchätzt worden iſt, 100 bis 200 Millionen
Dollar.
FrankreichzAbhängigkeit von der angelſächſiſchen Finanz.
Paris, 18. März. (Wolff.) Die Ere nouvelle veröffentlicht
folgende Mitteilung: Es ſind Gerüchte von mehr oder minder
großer Wahrheit verbreitet worden, wonach die Morgananleihe
nicht allein auf der Grundlage von „Goldgarantien”, ſondern auch
politiſcher Garantien, d. h. der Räumung des Ruhrgebietes,
ab=
geſchloſſen worden wäre. Man werde ſich hüten, dieſe
Erzählun=
gen in Argumente umzumünzen, aber es müſſe anerkannt werden,
daß ſie das Symptom einer Stimmung ſeien, die Frankreich weit
weniger günſtig ſei, als man es dargeſtellt habe. Die Wahrheit
ſei, daß man von Frankreich nicht den Verzicht auf das
Ruhr=
gebiet, ſondern eine Umwandlung des Pfänderſyſtems verlange.
Die Geſte Morgans habe bewieſen, bis zu welchem Grade
Frank=
reich von der angelſächſiſchen Finanz abhängig ſei.
Morgans Bedingungen.
U. London 18. März. Der Pariſer Berichterſtatter des
Daily Herald beſtätigt, daß der Präſident der Bank von
Frank=
reich gegenüber Morgan die Verpflichtung habe eingehen müſſen,
daß Fraukreich während der amerikaniſchen Stützungsaktion ſeine
ſchwebende Schuld nicht vergrößern und keine Anleihe
heraus=
bringen dürfe, deren Verzinſung nicht aus den ſtändigen Mitteln
des Budgets gedeckt ſei. Die franzöſiſche Regierung habe ſich
ferner verpflichtet, die Empfehlung des
Sachverſtändigenaus=
ſchuſſes der Reparationskommiſſion über die Reform der
deut=
ſchen Finanzen und der Stabiliſierung der Währung
anzuneh=
men. Der Berichterſtatter bemerkt, daß die Bedingungen, die
Poincaré angenomemn habe, in Frankreich lebhafte Unruhe
er=
regt hätten, da man ſie jetzt, nachdem der Frane ſich ſo ſchnell
erholt habe, als „zu hart” empfindet.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Dienstag, 18. März.
Ruſſiſches Gaſtſpiel::
Ekaterina Zwanowna.
Drama von Leonid Andrejew.
Die Ueberſchwemmung Berlins mit ruſſiſcher Kunſt hat im
borigen Winter ihren Höhepunkt erreicht. Nachdem ſie inzwiſchen
dort abgeebbt iſt, hat eine ruſſiſche Truppe jetzt den Weg nach
Darmſtadt gefunden und in dem von ihr gemieteten Großen
Hauſe des Landestheaters den Ruſſen Leonid Andrejew mit
ſeinem Schauſpiel „Ekaterina Iwanowna” eingeführt.
Auf Tolſtoi und Doſtojewski, folgte in der Literatur
Ruß=
lands die Gruppe Gorki-Korolenko—Andrejew. Gorki war
der „Sturmvogel” der neuen Strömung der Lebensbejahung,
Korolenko ihr reifſter Vertreter, Andrejew ihr
unruhig=
ſter, lebhafteſter Sohn. Mit ſeinen erſten Novellen „Der
Ge=
danke‟, „Das Schweigen”, „Das rote Lachen” trat Andrejew raſch
in die vordere Linie der ruſſiſchen Literatur; ſeine ſpäteren
No=
vellen und Dramen löſten die geweckten Erwartungen nicht ein.
Er war eine in ſich geſpaltene Natur. Er brachte es, wie Gorki in
ſeinen Erinnerungen erzählt, fertig, in der nämlichen Woche dem
Leben ein jauchzendes Hoſiannah zu ſingen und es wiederum zu
verfluchen; je lauter er ſein Hoſiannah rief, deſto kräftiger tönte
als Echo ſein Anathema, und bezeichnend iſt für ſein ganzes
We=
ſen eine Aeußerung, die Gorki von ihm berichtet: „Ich haſſe ſolche
Subjekte, die es vermeiden, auf der Sonnenſeite der Straße zu
gehen, weil ſie fürchten, ihr Geſicht könne braun brennen oder ihr
Anzug verbleichen, — ich haſſe alle, die — aus dogmatiſchen
Er=
wägungen heraus — das freie, launiſche Spiel ihres inneren Ich
zu verhindern trachten., Während Gorki in dem Menſchen den
Sieger, den Schöpfer von Weisheit, Wiſſenſchaft und Kunſt ſieht
und liebt, iſt für Andrejew der Menſch ein geiſtig Armer, „ein
Ge=
webe von unverſöhnlichen Gegenſätzen, von Inſtinkt und
Ver=
ſtand”, ein Sklave des Todes.
Die Gegenſätze von Inſtinkt und Verſtand, von Leidenſchaft
und Beherrſchung treiben auch „Ekaterina Iwanowna”,
die Heldin des geſtern aufgeführten Schauſpiels, durch das Leben.
Enttäuſcht von der Schwäche des Gatten, angewidert von der
Beſtie, die in anderen Männern ſchlummert, verläßt ſie das
Le=
ben, dem ſie ſich nicht mehr gewachſen fühlt; reſigniert, müde, wie
die Seele des ruſſiſchen Volkes. Vor acht oder zehn Jahren mag
dieſes Werk Andrejews entſtanden ſein, weniger ein Drama als
ein Schauſpiel, erfüllt von Stimmungen, viel kleinen Trieben,
wenig großen Leidenſchaften, unterhaltend für einen Abend, doch
ohne Dauerwert.
Das „Dramatiſche Theater” in Moskau, das die
Aufführung ſtellte, nimmt neben dem Moskauer „Künſtler=
Thea=
ter”, in dem ſich von jeher Rußlands größte Schauſpieler
ver=
einigten, ſeit Jahren eine angeſehene Stellung ein. Es pflegt
bewußt den alten, realiſtiſchen Stil und ſteht in dieſer Hinſicht
in ſchärfſtem Gegenſatz zu den vor einigen Jahren gegründeten
Kammerſpielen, in denen Tairoff ſein, entfeſſeltes Theater”
entwickelt hat. So konnte die geſtrige Aufführung uns keine neue
Kunſt=Offenbarung bringen.
Frau Polewitzkaja befindet ſich mit ihrer aus dem
Kreiſe des „Dramatiſchen Theaters” gebildeten, aus
bodenſtän=
digen Ruſſen beſtehenden Truppe ſeit zwei Jahren auf
Gaſt=
ſpielen in Deutſchland und zuletzt in Prag. Die Truppe ſpielt
eine Komödie, wie man ſie vor zehn und zwanzig Jahren auf
einer gepflegten deutſchen Mittelbühne geſpielt hat. Die dauernde
Gaſtreiſe hat die Künſtler zu einem ſicher eingeſpielten Enſemble
zuſammengeſchloſſen, und dies iſt ihr weſentlicher Vorzug.
Auch Frau Polewitzka ja ſelbſt konnte ſtärkere
Erſchütte=
rungen nicht hervorrufen. Wohl ſpürt man bei ihr — mehr als
bei den ſchon abgeſchliffeneren Männern — den ruſſiſchen Typ.
die ſinnliche Hingegebenheit an das Spiel, bisweilen durch.
Stärke und Größe aber kamen nicht zum Ausbruch, und ſie mit
der Duſe zu vergleichen, iſt — nach der geſtrigen Leiſtung
wenigſtens — mehr als kühn.
Die Inſzenierung hielt ſich in den Bahnen der früheren Zeit
und ließ manche von Andrejew vorgeſehene Einzelheit, wie in
dem Atelier die Gefahr des Fenſters und den Blick auf die
ſchneebedeckten Dächer der Stadt, vermiſſen. Die Vorſtellung
war gut beſucht, und man war überraſcht, unter den Zuſchauern
in Darmſtadt ſo viele Ruſſen zu finden.
Kleines Haus. — Dienstag, den 18. März.
Der Barbier von Sevilla.
Komiſche Oper von Roſſini.
Lili Verra vom Stadttheater in Baſel gaſtierte heute als
Roſine. Die große Sicherheit der bühnengewandten Künſtlerin,
die ſich im Auftreten, Spiel und Geſang durchweg äußerte, nimmt
für ſie ein. Ihr kräftiger, in allen Lagen ſehr ausgeglichener,
doch nicht ſehr hoher Sopran, eine fertige Ausbildung im Kunſt=
Regierungsklärung in Brüſſel.
Theunis über Belgiſenz Außenpolitik und Finanzlage.
TU. Brüſſel, 18. März. Miniſterpräſident Theunis
hat heute nachmittag in der Kammer die Erklärung des neuen
Kabinetts verleſen. Sie behandelt ausführlich die auswärtige
Politik und nimmt ferner zu der finanziellen Lage des Landes
Stellung. Hinſichtlich der
auswärtigen Politik
ſagte der Premierminiſter: Die geſamte auswärtige Politik der
vergangenen Regierung war von dem Wunſche beſeelt, eine
an=
gemeſſene und praktiſche Löſung des Reparationsproblems zu
erzielen. Lange Zeit hindurch hatte ich verſucht, dieſe Löſung in
verſöhnlichem Geiſte durch Beſprechungen zu erreichen. Als das
Kabinett aber der Meinung war, daß Deutſchland beabſichtige,
ſich den Verpflichtungen des Verſailler Vertrages zu entziehen,
faßte es den ſchwerwiegenden Entſchluß, ſich an der Seite
Frank=
reichs unerfreulicher Druckmittel zu bedienen.
Das Reparationsproblem
iſt heute in ein neues Stadium eingetreten. Die Sachverſtändigen
der verhündeten Mächte, zu denen ſich amerikaniſche
Sachverſtän=
dige zugeſellten, haben die Prüfung der Hauptbeſtandteile des
Problems in Angriff genommen. Wir werden unerſchütterlich
das beanſpruchen, was wir als rechtmäßig, unerläßlich und
ver=
einbar mit prartiſchen Möglichkeiten halten. Die Ereigniße
ſchei=
nen übrigens unſere Anſtrengungen zu begünſtigen. Es ſcheint,
daß man zum erſten Male ſeit dem Waffenſtillſtand Optimismus
an den Tag legen darf. Die Löſung des Reparationsproblems
hängt nicht nur von der Ausarbeitung eines beſrimmten Planes
ab. Ihr Geheimnis liegt vielmehr in dem einen Wort:
Zuſam=
menarbeit. Das Einvernehmen z.viſchen den Verbündeten iſt die
notwendige Vorausſetzung für eine prompte und
zufriedenſtel=
lende Löſung. Daher waren wir auch ſtets und werden
ferner=
hin bemüht ſein, eine innige und aufrichtige Uebereinſtimmung
der Geſichtspunkte zu verwirklichen.
Die Arbeiten der Sachverſtändigen
in Paris ſchreiten fort. Der Bericht, an dem ſie gegenwärtig
ar=
beiten, wird in einigen Tagen eingebracht werden. Ueberall wird
er mit UIngeduld erwartet. Unmittelbar darauf werden
Beſpre=
chungen eröffnet, die für unſere Zukunft von ſchwerwiegender
Bedentung ſind. Die belgiſche Regierung muß, um im Verlauf
dieſer Beſerechungen die Rolle zu ſpielen, die ihr die Intereſſen
der Nation vorſchreiben, auf die Unterſtützung und das
Ver=
trauen des Parlaments rechnen können. Ich bitte Sie, ihr dies
vorbehaltslos zu bewilligen.
Theunis ging dann ausführlich auf
die Finanzlage Belgiens
ein. Er erinnerte daran, daß der ordentliche Haushalt
ausge=
glichen ſei und außerdem ein Ueberſchuß von 500 Millionen
Franken an Einnahmen übrig bleiben, die zur Deckung des
außerordentlichen Budgets verwendet werden könnten.
Ande=
rerſeits müſſe eine neue Anſtrengung zur Ausgleichung des
Bud=
gets der Reparationen unternommen werden. Berlgien habe
bereits 700 Millionen Franken zur Bezahlung der Zinſen der
nationalen Wiederaufbauanleihen aufbringen müſſen.
Zum Schluß kündigte Theunis ſeine Abſicht an, bis zur
Aus=
gleichung des Reparationsbudgets und der Einzahlung der
Be=
träge vom Parlament neue Steuern in der Höhe von 400
Millio=
nen Franken zu erbitten. Er bemerkte dabei, daß Belgien jährlich
ungefähr 1200 Millionen Franken an Zinſen und Penſionen habe
aufbringen müſſen.
Kommuniſtiſche Propaganda unter den
Beſatzungstruppen.
* Paris, 18. März. (Priv.=Tel.) Auf Verlangen des
Ge=
nerals Degoutte, des Oberkommandierenden der franzöſiſchen
Streitkräfte im Ruhrgebiet, hat die Pariſer Polizei heute
Haus=
ſüchungen bei einem Dutzend Mitglieder der kommuniſtiſchen
Jugendverbände vorgenommen. Es wurden antimilitariſtiſche
Flugſchriſten und ſonſtige belaſtende Dokumente zutage gefördert.
Sie ſind in verſiegeltem Zuſtande der Staatsanwaltſchaft zur
Eröffnung eines Verfahrens übergeben worden.
General Degoutte hatte, wie man erfährt, an das
Kriegs=
miniſterium einen langen Bericht über die verhängnisvollen
Auswirkungen der kommuniſtiſchen Propaganda unter den
Be=
ſatzungstruppen gelangen laſſen. Geſtern abend fand im
Kriegs=
miniſterium eine lange Sitzung ſtatt, in der beſtimmte
Maß=
nahmen zur Unterdrückung der kommuniſtiſchen Wühlarbeit
be=
ſchloſſen worden ſind.
Die ganze Angelegenheit dürfte gewiſſe Kreiſe ziehen. Es
heißt, daß die beſchlagnahmten Dokumente wichtige Tatſachen
entſchleiern. Das Hauptquartier des Generals Degoutte ſoll,
wie Echo de Paris verſichert, den Beweis erlangt haben, daß
franzöſiſche Kommuniſten zuſammen mit deutſchen
Organiſatio=
nen einen Aktionsplan entworfen haben, in der Abſicht,
Meute=
reien in den Reihen der Beſatzungsarmee hervorzurufen. Weitere
Hausſuchungen ſtehen bevor. Verhaftungen ſind zurzeit noch
nicht erfolgt.
geſang, gute Atemtechnik und Ausſprache ſind unſtreitig
Vor=
züge. Freilich fehlte jugendliche Erſcheinung, Leichtigkeit und
Anmut der Bewegungen, Wärme und Weichheit des Tons, auch
jene prickelnde Koketterie in Spiel und Ziergeſang, die hinreißt.
Perſönlich genug, indes nicht intereſſant. Im ganzen eine
tüch=
tige künſtleriſche Leiſtung aus einem Guß, die nicht ohne
ver=
dienten Erfolg war.
v. II.
* Nanuk, der Eskimo.
In ben Eiswüſten des hohen Nordens der kanadiſchen
Region hauſt Nanuk, der Eskimo. Sein Reich iſt von der
geo=
graphiſchen Größe Deutſchlands. In ihm herrſcht er mit kaum
300 Genoſſen über alles, was lebt. Nanuk iſt alſo allein in einer
Unendlichkeit von Eis, Schnee und Waſſer. In ſeiner nächſten
Umgebung iſt nur ſein Weib, ſeine Kinder und ein paar Hunde.
Was er beherrſcht in dieſer Unendlichkeit, iſt herzlich wenia. Nur
ſo viel, als er braucht, ſein Daſein zu friſten, ſeinem Weib, ſeinen
Kindern Nahrung und Kleidung zu ſchaffen. All das ſchafft er
ſelbſt. Kleidung für ſich und die Seinen gibt ihm der Eisbär, der
Seehund, der Polarfuchs. Auch was er an Gerätſchaften braucht,
liefert ihm dieſes Getier, das er ſelbſt erjagen muß, um es ſich
nutzbar zu machen. Das erlegte Wild und die Fiſche verzehrt er
meiſt roh, des Feuers bedarf er wohk nur, um Schnee zu Waſſer
zu ſchmelzen. Sein Brennmaterial iſt Moos. In Jahresfriſt
wohl einmal zieht Nanuk in bewohnte Gegenden, um die Felle
des erlegten Getiers einzutauſchen gegen etwelche Bedarfsdinge
und Zuckerwerk.
Nanuk, der Eskimo, der jahraus, jahrein wie eingebaut lebt,
hat ſelbſt wohl kein Gefühl dafür, in welcher unendlichen Größe
einer überwältigenden Natur zu leben ihm beſchieden iſt. Nanuk
hat wohl auch nie gedacht, daß er, deſſen Bedürfniſſe nicht über
das Nächſtliegende hinausgehen, einmal aus dem einförmigen
Leben in den Mittelpunkt des Intereſſes der ganzen Welt
ge=
ſtellt wird, noch weniger wohl, daß er berufen, einer modernſten
Technik, einer modernſten Kulturerrungenſchaft zu einem Triumph
ſondergleichen zu verhelfen. Der Film hat ihn entdeckt und ihn
rückſichtslos in dieſen Weltmittelpunkt gerückt.
Nanuk iſt Urmenſch, iſt der Anfang menſchlichen Lebens und
iſt doch gleichzeitig — und das iſt das zugleich Tragiſche an
ſei=
nem und an dem Menſchenſchickſal überhaupt, das Ende allen
Rummer 39.
Darmſtädter Tagblatt, Mittivoch, den 19. März 1924.
Seite 3.
Dee Hitlerprozeß in München.
Nochmals Hitler und Ludendorff.
Von unſerem Münchner Sonderberichterſtatter.
g. München, 18. März.
Am 18. Tag des großen Prozeſſes ſteht man endlich am Ende
der Beweisaufnahme. Den Auftakt dieſes letzten Tages gibt
Ge=
neral Ludendorff. Er verlieſt eine Erklärung, die ſich Punkt für
Punkt mit der Kundgekung des Kardinalerzbiſchofs von
Mün=
chen, Dr. Faulhaber, auseinanderſetzt und in der Feſtſtellung
gip=
felt, daß der General nur deshalb auf die Gefahrenquelle
ultra=
iontaner Politik verwies, um unter dieſem politiſchen
Geſichts=
winkel darzulegen, welche Motive ihn in die völkiſche Bewegung
führten. Er fügte an, daß ihm die nichtöffentlichen Sitzungen
auch nach ſeiner feſten Ueberzeugung den unumſtößlichen Beweis
erbrachten, daß Se. Majeſtät der König in der kritiſchen Nacht
keinen Einfluß auf Herrn v. Kahr genommen hat.
Die juriſtiſche Seite dieſes Prozeſſes tritt ſchärfer hervor, als
der Vorſitzende in einer Reihe von Fragen an Frick die Frage
der Verantwortlichkeit des damaligen tatſächlichen Chefs der
Polizei zu klären ſucht. Aus den politiſchen Kontroverſen der
letzten Tage und Wochen wächſt allmählich das Bild der Schuld=
und Straffragen ſchärfer heraus. Fricks Antworten vermögen
nur den bisherigen Ergebniſſen der Beweisaufnahme, ſoweit ſie
ihn betreffen, einzelne Lichter aufzuſetzen.
Anders bei Hitler und General Ludendorff. Hitler greift
wiederholt gefragt und ungefragt in dieſen letzten Kampf um die
Wahrheit ein. Was er heute produziert, weicht nicht um
Haares=
breite von dem ab, was er bisher vertreten. Er, der nach ſeinem
heute wiederholten Ausſpruch keine Beſcheidenheit kennt, wo ſie
nicht angebracht iſt, ſetzt ſeinen Stolz, ſeine perſönliche Ehre
darein, die Seele des Ganzen geweſen zu ſein: der politiſche
Führer, der die Abrechnung mit den „Novemberverbrechern” als
Lebensinhalt, als Sinn und Ziel ſeiner Miſſion betrachtet.
Wie=
der wirſt er ſeine Anklagen gegen das Syſtem der deutſchen
Re=
publik in den Saal, wieder bemüht er ſich, den militäriſchen
Füh=
rer der Nationalregierung, Exzellenz Ludendorff, ſtrafrechtlich
ſoweit als irgend möglich zu entlaſten und zu decken, ohne ihn
ſeines Nimbuſſes als Führer der völkiſchen Erneuerung zu
ent=
kleiden. Wieder beweiſt er dem, der in ſeine Pſyche einzudringen
verſucht, daß hier im Grunde ein kranker Mann vor den
Schran=
ken des Gerichts ſteht: ein Fanatiker des Nationalismus, des
Antimarxismus, dem eine ins Krankhafte gefteigerte
Selbſtüber=
hebung jeden Blick für die Realitäten des Daſeins und der
deut=
ſchen Politik von heute geraubt hat. Mit ſeinen Schlußworten,
die es als Sinn und Ziel der völkiſchen Bewegung umreißen,
innen= und außenpolitiſch in Deutſchland das Oberſte nach unten
zu kehren, um auf dieſem Trümmerhaufen das neue Deutſchland
aufzubauen, redet er ſich, juriſtiſch beſehen, um Kopf und Kragen,
bereit, für ſeine Taten und ihre Folgen bis zum Letzten einzuſtehen.
General Ludendorff dagegen nimmt in ſeinen Antworten
auf die vielfach überraſchend geſtellten Fragen des Vorſitzenden
heute ganz vorſichtig Deckung. Dieſes für jeden im Saal ſichtbare
Streben führt ihn offenbar weiter, als er vermutlich wollte: er
hat nichts von der Abſetzung Eberts gehört. Er war ſich nicht
bewußt, daß am 8. Nodember ein bayeriſches Kabinett bereits
abgeſetzt war, daß eine neue Reichsregierung und in ihr er ſelbſt
als militäriſcher Führer mit diktatoriſchen Vollmachten, wie der
Staatsanwalt betont, bereits gebildet war, er hat ſich lediglich
dieſer neuen Regierung, deren Verbreiterung im Sinne der „
Pa=
tentlöſung” des Direktoriums ihm auch am 8. November noch
vorſchwebte, zur Verfügung geſtellt. Er wollte keinen Marſch
nach Berlin, ſondern lediglich einen durch die Aktion geſtärkten
politiſchen Druck auf Berlin, wie er von Kahr und Loſſow gedacht
war. Er wollte es der Zukunft überlaſſen, ob der Reichspräſident
Ebert neben der nen gebildeten Reichsregierung als des
völki=
ſchen Reiches oberſter Beamter verblieben wäre. Er wollte noch
am 8. November Herrn v. Kahr in der Nationalregierung für
das völkiſche Reich ſehen, nicht nur als Landesverweſer für
Bayern. Er hat auch nicht in den Ereigniſſen vom 8. November
eine politiſche Umwälzung geſehen, deren erſter Akt ſchon
ge=
glückt war, wie in einem von ſeiner Hand korrigierten Artikel,
den der Staatsanwalt vorlegt, ausgeführt iſt, und deſſen
Ver=
faſſer er nicht kennt. Er kann endlich darauf verweiſen, daß die
fetten Ueberſchriften der völkiſchen Preſſe am 9. November: „
Lu=
dendorff und Hitler übernehmen die völkiſche Diktatur” nach dem
Zeugnis des Redakteurs nur gewählt wurden, um eine „
journa=
liſtiſch wirkungsvollere Aufmachung” zu geben.
Staatsanwalt Ehart bezweifelt, daß, dieſe Ueberſchriften
ſo von ungefähr und ohne tieferen Sinn in die Preſſe
hinein=
gekommen ſeien.
Ludendorff erklärt endlich auf Fragen des Vorſitzenden
über einen ſeiner Artikel zur völkiſchen Bewegung, den Anlaß
habe ihm gegeben, daß er in Breslau nach einer Definition der
bölkiſchen Bewegung gefragt wurde, und eine ſolche nicht geben
konnte. Deshalb habe er ſich nach ſeiner Rückkehr von Schleſien
hingeſetzt, den Artikel über die völkiſche Bewegung geſchrieben
und an ſehr viele Zeitungen verſchickt. Die deutſche
Kampf=
gemeinſchaft, wie er ſie auffaſſe ſtelle ſich nicht als
Kampfinſtrument zur Errichtung der völkiſchen Diktatur dar,
wenn ſie auch vorübergehend bis zur Errichtung der
Volks=
gemeinſchaft, dem erſtrebten Ziel, des Mittels der völkiſchen
Dik=
tatur nicht entraten könne. Der General bemerkt in dieſem
Zu=
ſammenhang ſchließlich, er müſſe ſich heute den Vorwurf machen,
der ihm auch von vielen im Lande gemacht werde, daß er im
Krieg nicht ſelbſt die Diktatur ergriffen habe, wie ſie in
Frank=
reich und Amerika von tatbereiten Männern in die Hand
genom=
men wurde.
Daneben hört man Hitler: „Es konute für uns gar keine
Frage ſein, daß der Reichspräſident Ebert, der noch 1918
Vor=
ſitzender einer Streikkommiſſion war, eine unerträgliche Belaſtung
für die deutſche Republik und das völkiſche Deutſchland
dar=
geſtellt hätte.”
Hitler betont weiter, er könne ſich auch heute noch niemand
anders als den Führer der kommenden großen Abrechnung
den=
ken, als General Ludendorff. Der politiſche Führer der
jungvöl=
kiſchen Bewegung ſei nun einmal er, der die Bewegung geſchaffen
habe. Ueber diktatoriſche Befügniſſe habe er mit General
Luden=
dorff nie vorher geſprochen. Hitler zieht zum Schluß eine
Paral=
lele zwiſchen ſich und dem Staatsmann Kahr, die naturgemäß
ſehr zu ungunſten des letzteren ausfallen muß. Man wird
ver=
ſucht, zu lächeln, wenn man Hitlers Bekenntnis hört, daß
Staats=
kunſt keine angewandte Staatswiſfenſchaft iſt, ſondern daß man
dazu geboren ſein muß.: Das ſei bei Herrn Kahr nicht der Fall.
Hitler betont ſchließlich, General Ludendorff habe ſchon früher
oft erklärt, Herr v. Kahr ſollte in die nationale Reichsregierung
kommen. Er glaube, daß auch am 8. November davon geſprochen
worden ſei.
Peinlich berührt es in dieſem dramatiſchen Epilog, dem Hitler
durch Phraſe und Geſte erneut lebendig pulſierendes Leben
ver=
leiht, als der Vorſitzende Ludendorff mehrfach pflichtgemäß
vor=
halten muß, daß er in ſeinen erſten Vernehmungen mehr
zuge=
geben hat, als er heute in vorſichtigen und doch oft überſtürzten,
überlegten und doch überhaſteten Antworten erkennen läßt. Es
verſöhnt mit dieſem ungewollten Zwiſchenſpiel um ein Geringes,
daß ſich General Ludendorff bei jedem Vorhalt männlich zu
ſeiner erſten Ausſage bekennt, daß er den pſychologiſchen Schlüſſel
zu dem Heute und dem Damals mit ſeiner Erklärung gibt: Er
habe nun vier Monate Zeit gehabt, um ſich darüber klar zu
wer=
den, was in den wenigen Stunden jener Nacht über ihn
herein=
ſtürmte. Einen letzten bitteren Reſt peinlichen Empfindens
wer=
den alle die bei dieſem Frage= und Antwortſpiel nicht los, denen
ungeachtet aller trennenden Momente gegenüber dem Politiker
Ludendorff, der ſich hier rechtfertigt, der Name Ludendorff als
ſolcher mehr bedeutet hat und noch bedeutet.
So begrüßt man es mit einem leichten Aufatmen, als der
Vorſitzende endlich der letzten Kontroverſe zwiſchen
Staatsanwalt=
ſchaft und der Verteidigung über die politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Folgen des Unternehmens vom 8. November, die Hitler
nochmals zu einem pathetiſchen Schlußakkord erweckt, mit dem
Schluß der Beweisaufnahme ein raſches Ende bereitet.
Dann verhandelt man hinter verſchloſſenen Türen über
Zu=
laſſung oder Ausſchluß der Oeffentlichkeit während der
Plä=
dohers. Die Geduld der Wartenden wird auf eine harte Probe
geſtellt. Endlich, nach faſt zweiſtündigem Verhandeln, hört man,
daß die Verhandlung geſchloſſen iſt. Die Entſcheidung des
Ge=
richts über die offenbar heißumſtrittene Frage der Oeffentlichkeit
ſoll am Freitag vormittag bekannt gegeben werden.
Zur Verhafiung Profeſſor Quiddes.
Berlin, 18. März. Zu der Verhaftung von Profeſſor
Quidde in München wegen Landesverrats; ſchreibt Profeſſor
Schücking: Die Sache hat ungeheure außenpolitiſche Bedeutung.
Die ganze übrige Welt wird ſagen, der Geiſt Deutſchlands ſei
da=
durch charakteriſiert, daß man verſuche, den Führer der deutſchen
Friedensbewegung, hinter dem einundzwanzig Organiſationen
ſtehen, hinter Kerkermauern verſchwinden zu laſſen. Frankreich
wird daraus neue Forderungen nach Sicherheiten und verſchärfter
Militärkontrolle ableiten. Jede legale Maßnahme muß verſucht
werden, um die Münchener Juſtizverwaltung darauf aufmerkſam
zu machen, wie ſehr ſie durch das Vorgehen gegen einen ſolchen
Ehrenmann die Rechtsintereſſen ſchädigt, damit das Verfahren
ſofort eingeſtellt wird. Damit könnte der Schaden noch zum Teil
abgeſchwächt werden. Es iſt furchtbar zu ſagen, daß das deutſche
Volk nicht nur durch die Bedrückung eines unerbittlichen Feindes,
ſondern durch die eigene Blindheit immer mehr geſchwächt wird.
Der Zeigner=Prozeß.
Der Fall Brand.
Leipzig, 18. März. Es wird zunächſt der Fall Brand
verhan=
delt. Der Angeklagte MMöbius erzählt, er habe durch einen gewiſſen
Götze erfahren, daß Leutnant Georg Brand wegen Getreideſchiebungen
zu zwei Monaten Gefängnis und 25 000 Mark Geldſtrafe verurteilt
wor=
den ſei. Er ſei an Brand herangetreten und habe geſagt: Machen
Sie mir ein Geſuch an das Juſtizminiſterium, ich werde das Zeigner
ſelbſt vortragen. Das Geſuch ſei in einem offenen Umſchlag geweſen,
er habe es Zeigner weitergegeben, aber die 5000 Mark, die dem Geſuch
beilagen, herausgenommen. Er habe angenommen, daß das Geld für
ihn beſtimmt geweſen ſei. Der Vorſitzende hält Möbius vor, er habe
früher geſagt, daß der Umſchlag geſchloſſen geweſen ſei. Möbius
er=
klärte, der Unterſuchungsrichter habe ihm das auch immer geſagt. Dann
habe er in ſeinem Aerger ſchließlich geſagt: „Na, dann ſuar es eben ſo.”
Später ſei Brand an ihn herangetreten, er ſolle mit ihm nach Dresden
fahren, da er perſönlich mit Zeigner ſprechen wolle. Erſt habe er
ge=
ſagt, er hätte keine Zeit, ſei aber ſpäter doch gefahren. Sie hätten ſich
dann zuſammen nach Loſchwitz begeben. Er ſei in die Wohnung
Zeig=
uers gegangen, habe ihn aber nicht angetroffen. Bei einem zweiten
Beſuch ſei Zeigner anweſend geiveſen. Er habe ihn in das Café Lippold
beſtellt, wvo Brand gewartet habe. Vorher habe er geſehen, daß Brand
einen Briefumſchlag mit 17 000 Mart hatte. Auf die Frage, was er
damit wolle, habe Brand erwidert: „Dem Doktor ſchenken.‟ Er habe
darauf geſagt: „Machen Sie das ja nicht, er nimmt es nicht!” Brand
habe erwidert: „Wenn er es nicht will, iſt es Dein!” Als Zeigner kam,
habe er ſich gar nicht erſt geſetzt. Brand habe ihm das Kuvert mit den
Worten überreicht: „Hier, Doktor das Geſuch!” Zeigner habe es
ge=
nommen und ſich entfernt. Er (Möbius) ſei Zeigner nachgegangen und
habe ihm geſagt: „Doktor, da iſt Geld drin.‟ Darauf habe dieſer zwei
Pakete von je 5000 Mark herausgenommen und ihm gegeben. Dieſe
10000 Mark habe er behalten, da Brand ja geſagt habe: „Dann iſt das
Geld Dein.” Einige Zeit ſpäter ſei Zeigner nach Leinzig gekommen
und habe ihm noch die übrigen 7000 Mark gegeben, mit dem Auftrage,
das Geld Brand zurückzugeben. Auch dieſe 7900 Mark habe er
behal=
ten. Am Tage vor Weihnachten habe er eine Zuſammenkunft Brands
mit Zeigner vermittelt. Brand habe eine Gans im Paket gehabt.
Brand habe das Paket Zeigner überreichen wollen mit den Worten:
„Herr Doktor, hier iſt eine Weihnachtsgans.” Zeigner habe das
be=
ſtimmt zurückgewieſen. Darauf habe Brand das Paket Zeigner in
den Arm gelegt. Zeigner habe dann die Gans Möbius gegeben, und
er habe ſie mit ſeiner Frau gegeſſen. An Hand ſeiner früheren
Aus=
ſagen hält der Vorſitzende Möbius eine ganze Reihe von Widerſprüchen
in ſeinen Ausſagen vor. Der Angeklagte bleibt bei der jetzigen
Dar=
ſtellung und erklärt, in der Vorunterſuchung habe er gelogen.
Angeklagter Zeigner ſagt zu dem Fall Brand aus, die Fälle
Trommer und Friedrichſen ſeien vorausgegangen. Im großen und
gan=
zen ſei es ihm damals gelungen, Möbius abzuſchüitteln. Er habe zu
Hauſe die beſtimmte Anordnung gegeben, daß er Möbius gegenüber
terleugnet werden ſollte, da er mit ihm nichts mehr zu tun haber.
wollte. Da Möbius bei ſeinem Beſuch in Dresden aber erklärt habe,
er ſei mit einem Herrn da, der ſeinen, Zeigners Vater, kenne, ſei
Mö=
bius gemeldet worden. Darauf ſei er mit ins Café Lippold gegangen.
Die Unterredung mit Brand habe nur wenige Minuten gedauert. Brand
habe ihm über den Tiſch ein Kuvert zugeſchoben, das ſo dick geweſen ſei,
daß außer dem Geſuch noch anderes darin enthalten ſein mußte. Auf
der Straße habe er das Kuvert geöffnet und feſtgeſtellt, daß es Geld
ent=
hielt. In höhſter Erregung habe er Möbius Vorwürfe gemacht und
geſagt: „Was iſt das wieder für eine Schweinerei, die Sie mir
einge=
brockt haben. Tragen Sie das Geld ſofort zurück und ſagen Sie Brand,
ich volle mit der Sache nichts zu tun haben.”
Möbius habe dies für unnötig gehalten, da Brand ein reicher Mann
ſei. Schließlich habe er in der Erregung um Möbius zu veranlaſſen,
daß er zunächſt den Mund halte, den Geldbetrag aus dem Kuvert
ge=
nommen und Möbius gegeben mit den Worten: „Nun laſſen Sie mich
endlich in Ruhe, wenn Sie wieder kommen, ſchmeiße ich Sie raus!‟ Den
Vorgang am 23. Dezember ſchildert Zeigner folgendermaßen: Er ſei
nach Leipzig gefahren, wo ihn Brand zu ſeiner Ueberraſchung auf dem
Bahnhof erwartet habe. Möbius ſagte, Brand wolle ihn ſprechen. Es
ſei ihm wvie eine Ohrfeige geweſen, als Brand geſagt habe: „Hier, Herr
Doktor, haben Sie eine Weihnachtsgans.‟ Er ſei dann mit Möbius
weiter gegangen und habe ihm geſagt: „Nun will ich mit der Sache
nichts mehr zu tun haben. Nehmen Sie die Gans und laſſen Sie mich
zufrieden.” Bei dieſer Gelegenheit habe er Möbius gefragt, ob er das
Geld abgeliefert habe. Möbius habe überlegen gelächelt, ſei aber
aus=
gewichen. Jedenfalls habe er das Gefühl gehabt, daß es nicht der Fall
ſei, weil ſonſt das Angebot Brands, ihm ein Weihnachtsgeſchenk zu
machen, unverſtändlich geweſen wäre. Zeigner erklärt weiter, er habe
ſich äußerſt ungeſchickt benommen und ſei auch entſchloſſen geweſen, nach
den Feiertagen mit Brand Rückſprache zu nehmen, habe dies aber immer
als unangenehm aufgeſchoben. Maßgebend dafür, das Gnadengeſuch
Brands zu befürworten, ſei der Umſtand geweſen, daß Brand 65 Jahre
alt und ein verbrauchter Mann war, und zudem ſeine Auffaſſung, daß
Freiheitsſtrafen bei älteren Perſonen überhaupt auszuſetzen ſeien. Der
Vorſitzende hält dem Angeklagten ſeine früheren Ausſagen vor.
Zeig=
ner erklärt, die falſchen Angaben habe er deswegen gemacht um ſeine
Militärſache nicht zur Sprache bringen zu müſſen, die in kurzer Zeit
verjährt geweſen wäre. Hätte er von Möbius geſprochen, ſo wäre
un=
bedingt die Rede darauf gekommen. Hierauf tritt eine viertelſtündige
Pauſe ein. Danach erfolgt die Beweisaufnahme zu dem Fall Brand.
Der Zeuge Brand wurde, da er ſchwer herzleidend iſt,
kommiſſa=
riſch vernommen. Brand hat nach ſeiner Ausſage im Café Lippold
Zeigner einen Umſchlag mit zirka 22000 Mark gleich nach der
Vor=
ſtellung mit den Worten überreicht: „Herr Doktor, kümmern Sie ſich
um meine Sache.” Zeigner habe den Umſchlag genommen und in
ſei=
nen Mantel geſteckt. Er habe der Eindruck gehabt, als ob Zeigner ohne
weiteres gemerkt habe, daß der Umſchlag Geld enthalte, und daß er ſich
darüber freue. Später habe er ihn, außer bei Ueberreichung der Gans,
niemals mehr geſprochen. Bei Ueberreichung der Gans habe Zeigner
freundlich gelacht und ſich bedankt. Etwaige Einwendungen Zeigners,
die der Zeuge für möglich erklärt, habe er nicht für ernſt gehalten.
Dinge. Um ſein Leben kreiſt das Geſchick einer Menſchheit. In
ſeinem Daſein ſpielen nur primitive Dinge eine Rolle, deren
Ur=
anfang der tieriſche Hunger, deren Höchſtes, von ihm wohl nur
dunkel Gefühltes, die Liebe iſt. Nanuk hat ein Weib und hat Kinder.
Er kennt nur das animaliſche Gefühl der Zuſammengehörigkeit
in allen Lebenslagen, kennt alſo nur die Liebe. Irgendwelche
da=
mit zuſammenhängenden abſtrakten Gefühle ſind ſeinem
Seelen=
leben fremd. Sein Schickſal iſt Tragödie und iſt Komödie.
Un=
endlich tragiſch iſt das Leben in der grandioſen Einſamkeit der
Schneewüſten, türmenden Eisberge, der Naturgewalten, der
un=
endlich langen Nacht und dem kurzen, einem Tag zu
vergleichen=
den Sommer. Tragiſch iſt ſein Kampf ums Daſein mit den
Natur=
gewalten, oft auch mit den Tieren, die er erjagen muß, und die
er mit den primitivſten Inſtinkten des Urmenſchen überliſtet und
ſich untertan macht. Zur Komödie wird für uns der Anblick
ſei=
nes Familienlebens, der halb wild aufwachſenden Kinder in ihrer
Fellkleidung, kleinen Eisbären gleich, deren Geſpielen die
Wolfs=
hunde ſind, die Nanuk braucht, und die ſein Leben mit ihm teilen
müſſen.
Der Film „Nanuk, der Eskimo” öffnet uns einen
erſchüttern=
den Blick in dieſes Menſchendaſein. 13 Monate hindurch hat ein
Filmoperateur Nanuk begleitet durch dieſe Spanne ſeines Lebens,
und hat unter Verzicht auf jegliches Beiwerk nichts getan, als
dieſe Primitivität eines Menſchendaſeins, das dem unſeren ſo
weltentrückt iſt, mit der Filmkamera ſo feſtzuhalten, daß er heute
der ganzen Kurlturwelt einen Einblick in dieſes
Urmenſchen=
daſein gewähren kann. Nur mit tiefem Ergriffenſein kann man
dieſen Film vor ſich abrollen ſehen. In beſonderen Abteilungen
wird Nanuks Leben vorgeführt, wir lernen ihn ſelbſt, Nyla, ſein
Weib, kennen, in getsiſſem Sinne eine Schönheit, ſeine Söhne
Allek und Rainbow und Kunayon, ſeine Schweſter, gleich ſchön
wie Nyla. Wir blicken in ſeine „Werkſtatt” dieſe Bezeichnung iſt
ſchon unendlich weit von der Primitivität ſeines Haushaltes
ent=
fernt, ſehen, wie aus Holzgeſtell und Fellen das Kajak gebaut
wird, das leichte Boot, in dem die ganze Familie Platz findet
und in dem er über meilenweite Strecken des Eismeeres rudert.
Wir begegnen Nanuk zuerſt, als er mit ſeiner Familie die
Aus=
beute an Fellen eines Jahres dem Pelzverkäufer überbringt,
und begleiten ihn dann zurück in ſeine Einſamkeit. So ſchlicht es
ſich aufzählen läßt, was wir weiter erleben, ſo tief innerſt
er=
ſchüttert erleben wir es mit, wie er ſeine Fiſche fängt, die er
durch einen Biß tötet, erleben eine Walroßjagd, joohl das größte
Ereignis in Nanuks Leben, gehen mit ihm auf weite Reiſen zur
Erſchließung neuen Jagdgebietes, ſind Zeuge, wie Nanuk einen
Weißfuchs aus ſeinem Bau holt, wie er dann, Schutz vor der
Nacht und dem hereinbrechenden Schneeſturm ſuchend, ſich
außer=
ordentlich geſchickt eine Schneehütte erbaut, einen Kuppelbau,
deſſen Baumaterial hohe geſchnittene Schneeſteine lieferten,
deſ=
ſen Fenſter eine geſchickt behauene Eisſcheibe iſt; wir ſehen, wie
er dieſe Wohnung einrichtet, mit Bärenfellen, einer Steinlampe
und einem Steintrog, in dem er Trinkwaſſer herrichtet, wie er
mit beſonderer Fürſorge für die jungen Hunde eine beſondere
Schneehütte baut, um ſie vor den Zähnen der hungernden großen
Brüder zu ſchützen, ſind Zeuge, wie er und ſeine Familie ſich
abends nackt unter dem Fell zur Ruhe legen und morgens zu
neuem Tagewerk ſich erhebt, ſehen anſpruchsloſe Spiele ſeiner
Kinder, begleiten ihn weiter auf ſeinem Jagdzug auf Seehunde,
Robben uſw., um dann zum Ende dieſes Lebensabſchnittes
Zeuge eines gewaltigen Naturereigniſſes zu werden, eines
Schneeſturms, der einen grauſigen Totenmantel breitet auf alles,
was ſich ihm lebend und ungeſchützt in den Weg ſtellt, ein
Schick=
ſal, dem Nanuk und die Seinen in ihrer Schneehütte entgehen,
während ihm die Hunde zu erliegen ſcheinen.
Dieſer Film war eine Tat, ſeine Vorführung ein Erleben.
Gelegentlich des erſten Geſellſchaftsabends im Heſſiſchen
Landesthcater wurde dieſer Film vorgeführt. Herr Dr.
Kalb=
fuß hielt einen einführenden Vortrag. Man hatte aus
tech=
niſchen Gründen zu den einzelnen Teilen Muſikvorträge des
Landestheaterorcheſters eingefügt, die an ſich unbedingt
künſt=
leriſche Genüſſe waren, aber aufs neue erwieſen, daß
Zwiſchen=
aktsmuſik unbedingt zu verwerfen iſt. Es iſt unmöglich, gute
Muſik und einen derartigen Film gleichzeitig reſtlos zu
verarbei=
ten. Der zweite Teil des Abends, die Uebermittlung von
Ge=
ſangsvorträgen aus Frankfurt a. M. durch den Radioapparat,
iſt leider, wie geſtern bereits kurz erwähnt, mißlungen. Die
ge=
plante „Ueberraſchung”, die, etwas geſchickter aufgemacht,
durch=
aus gut hätte wirken können, wurde zu einer allgemeinen
Ent=
täuſchung, zu einer Enttäuſchung nicht nur für die Zuhörer,
ſon=
dern in noch größerem Maße, wie uns von einem Fachmann
mit=
geteilt wird, für die Unternehmer dieſer Vorführung. Offenbar
ſtand die große Mehrzahl der Beſucher unter dem falſchen
Ein=
druck, als handele es ſich um — noch dazu ſchlechte —
Grammo=
phondarbietungen, es war alſo nicht genügend für Aufklärung
geſorgt worden.
Ueber die Vorführung ſelbſt geben wir nachſtehend die
fach=
männiſche Zuſchrift wieder:
Die Frankfurter Sendeſtation, die einen Umkreis von 150
Kilometern mit Unterhaltungsrundfunk vorſorgen ſoll, iſt am
Ende ihrer Vorverſuche angelangt und wird in kürzeſter Friſt als
„ſendeklar” übergeben werden. Die bis jetzt ſtattgefundenen
Proberundfunks gelangten hier in Darmſtadt in vorzüglicher
Wiedergabe, ausgezeichneter Klangreinheit und ſehr guter
Ton=
konſtanz zu Gehör. Noch ſind es wenige Privatleute, die einen
eigenen Empfangsapparat beſitzen und ſo den Erfolg dieſer
neu=
eſten techniſchen Errungenſchaft genießen können. Darum Dank
der Leitung des Landestheaters, die ihre Künſtler nach
Frank=
furt ſchickte, um die bekannten Stimmen zum erſten Male
draht=
los dem Darmſtädter Publikum zu übermitteln. Es gelang nicht
ſo, wie zu erhoffen war. Und das ſei einem dabei unbeteiligten,
alſo objektin urteilenden Fachmann geſtattet zu ſagen:
Die gelungenen Vorverſuche ließen mit Beſtimmtheit auf
ein günſtiges Empfangsergebnis hoffen. Der ausgezeichnete
Empfangsapparat wurde von Wiſſenſchaftlern bedient, die zwei
Tage vorher durch ihren Lautſprecher das ganze „Haus” mit
aus=
gezeichneten Darbietungen füllten. Vielleicht in der Abſicht,
be=
ſonders gute Wirkung zu erzielen, machte die Sendeſtation
irgend=
welche techniſche Umſtellungen; denn immerhin iſt ſie noch im
Stadium des Verſuches. Das Ergebnis war ungünſtig, die
Ma=
ſchine hörbar und die Sprache verzerrt. Dann mußte ſelbſt den
berufenſten Händen der Erfolg verſagt bleiben. Und das war
der Fall bei der geplanten Ueberraſchung.
Jedoch der Knall zuſchlagender Türen und das Geräuſch
klappernder Sitze geht nicht auf das Konto des Frankfurter
Sen=
ders. Das war nicht drahtlos, ſondern taktlos. Wenn auch ein
günſtiges Ergebnis nicht zu verzeichnen war, leichtfertig war die
Sache nicht unternommen. Ein ungünſtiger Moment verdarb
den Erfolg.
Im übrigen aber — und das iſt ſchließlich trotz allem
erfreu=
lich — hat der Abend in materieller Hinſicht einen ſchönen
Er=
folg gebracht.
M. St.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
— Bühnenrundſchau. Regiſſeur Albrecht Joſeph
vom Landesthealer in Darmſtadt, ein gebürtiger Frankfurter
und Schüler Nichard Weicherts, wurde als Regiſſeur an das
Staatstheater in Berlin verpflichtet.
Seite 4.
Nummer 79.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 19. März.
* Poſtperſonalien. Auf Grund der Perſonal=Abbauverordnung ſind
in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt: Die Ober= und Geheimen
Poſt=
räte Hirth und Scherpe ſowie der Oberporat Pretzſch von der
Oberpoſt=
direktion Darmſtadt, die Telegraphendirektoren Hoffmann in Darmſtadt
und van der Laan in Offenbach, und die Poſtdirektoren Gramling in
Worms, Zimmer in Bad=Nauheim und von Bultzingslöwen in Gießen.
Verſetzt ſind die Poſtdirektoren Klingelhöffer von Mainz nach Kaſſel und
Lorentz von Mainz nach Neiße. Uebertragen ſind die Vorſteherſtellen
des Poſtamts I in Mainz dem Poſtrat Abt aus Düſſeldorf, des
Poſt=
amts Worms dem Poſtrat Storck aus Bremen und des Telegraphenamts
Darmſtadt dem Telegraphendirektor Meier. Das ſelbſtändige
Telegra=
phenamt Offenbach iſt in eine dem Poſtamt daſelbſt angegliederte
Tele=
graphenbetriebsſtelle umgewandelt worden.
— Drei Kammermuſikgaſtſpielabende im Landestheater. Vom
Heſ=
ſiſchen Landesthea=er ſind für die nächſte Zeit für
Kammermuſikveran=
ſtaltungen folgende Gäſte gewonnen: Am Samstag den 22.
März, bringt der hier bekannte Komponiſt Julius Weismann
unter Mitwirkung von Hans Hocfflin und Otto Drumm eigene
Kom=
poſitionen zum Vortrag, am Donnerstag, den 27. März,
ſpielt das Amar=Quartett Werke von Paul Hindemith und
Arnold Schönbergl endlich iſt für einen Abend Anfang Mai mit dem
Roſe=Quartett abgeſchloſſen. Für die drei Abende werden
Zykluskarten abgegeben. Der Vorverkauf dieſer
Zyklus=
karten für Mieter und Sondermieter findet heute,
Mitt=
woch, an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes ſtatt. Preiſe für drei
Abende 6—12 Mk. Der allgemeine Vorverkauf der Zykluskarten iſt
Donnerstag, den 20., und Freitag, den 21. März. Preiſe für, die drei
Abende 7—15 Mk. Einzelverkauf für den erſten Abend Samstag, den
22. März. Preiſe: 3—6 Mk.
r. Die Bach=Kantate, die am nächſten Sonntag, 23. März, im
Hautgottesdienſt um 10 Uhr in der Stadtkirche durch den
Kir=
chengeſangverein zur Aufführung kommt, beſteht aus einem
Duett für Sopran und Alt, einem Rezitativ für Tenor, einem freien
und einem Choral=Chor und zeigt den Meiſter auf einer Höhe, an die
er mit keinem ſeiner früheren Werke hinanreicht. Dem Text liegt das
Evangelium Matth. 20, 29—34, zugrunde, das erzählt, wie Jeſus in
Begleitung ſeiner Jünger nach Jeruſalem hinaufzieht, um den
Er=
löſungstod zu erdulden. Zwei Blinde ſitzen am Wege und flehen den
Vorübergehenden an ſich ihrer Not zu erbarmen und erhalten das
Augenlicht wieder. Dieſe beiden Gedanken bilden des Werkes kirchlichen
Kern: das brünſtige Flehen um Hilfe und der Hinweis auf das düſtere
Ereignis, das ſie bringen ſoll. Der gwaltige Chor: „Aller Augen
war=
ten auf dich” ſteigt in prachtvollem Bogen auf; ſeine wiederkehrenden
Hauptrartien werden durch zweiſtimmige Zwiſchenſätze des Tenor und
Baß auseinander gehalten. Der Choral=Chor: „Chriſte, du Lamm
Gottes”, deſſen 3 Strophen Bach durchgarbeitet hat, iſt ein
überwäl=
tigendes Bekenntnis zur erlöſenden Kraft des Gekreuzigten. Für die
Soloſtellen haben die Damen Kuhn=Liebel und T. Walther
und die Herren Hoefflin und Kuhn ſich in dankenswerter Weiſe zur
Verfügung geſtellt. Die Leitung liegt in den bewährten Händen des
Herrn Stadtorganiſten Borngäſſer, der ſeinen Chor zu immer
voll=
kommeneren Leiſtungen zu begeiſtern weiß.
— Nanuk. Es iſt gelungen, den Eskimofilm „Nanuk”, der am
Montag abend im Großen Haus des Heſſiſchen Landsstheaters gezeigt
wurde, für weitere Vorführungen zu erwerben. Die Vorführungen
finden am Montag, den 24., Dienstag, den 25., und Mittwoch, den
26. März, im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt.
— Vortrag. Es ſei noch einmal auf den Vortrag hingewieſen, den
heute abend 8 Uhr, in der Aula des Ludwig=Georgs Gymnaſiums
Prof. Dr. Aufhauſer, von der Münchener Univerſität, über ſeine
„Reiſeeindrücke in Oſtaſien” halten wird. Prof. Dr.
Auf=
hauſer iſt ein feſſelnder Redner, und er wird das geſprochene Wort durch
eine Anzahl ausgezeichneter Lichtbilder unterſtützen. Der Vortragsabend
wird veranſtaltet vom Verein für das Deutſchtum im Ausland, in
Ge=
meinſchaft mit dem Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenverein. Das
Eintrirtsgeld iſt mäßig gehalten. Ein etwaiger Ueberſchuß iſt für die
deutſchen Schulen im Ausland beſtimmt. (Igl. die Anzeige.)
— Bühnenvolksbund. Zufolge der Ueberteuerung der Preiſe des
Landestheaters ſind bedauerlicher= aber begreiflicherweiſe eine Reihe
unſerer Theatergemeindemitglieder ausgeſchieden. Wir hoffen, in gutem
Einvernehmen mit dem kommenden Intendanten, auf eine zukünftige
er=
folgreiche Zuſammenarbeit und ein Anwachſen unſerer Mikglieder zur
Erſtarkung unſerer Ideale auf dem Gebiete der chriſtlichdeutſchen
Theater=
kultur. — Inzwiſchen erſchließen wir das G.biet der Volksbildung durch
Einrichtung von Vortragsabenden. Es werden ſprechen: 1. Geh.
Ober=
ſchulrat Prof. Dr. Bieſe=Frankfurt a. M. über „Grillparzer” am
Mon=
tag, den 24. März, abends 8 Uhr, in der Aula des Nealgymnaſiums;
2. Paul Pretzſch über „Siegfried Wagner und ſein Werk” mit
Erläute=
rungen am Flügel, am Freitag, den 4. April, abends 8 Uhr,
ebenda. Vorverkauf bei Chriſtian Arnold am weißen Turm. (S. Anz.)
— Vogelsberger Hähenklub. Am Sonntag, den 16. März,
verſam=
melte ſich in der feſtlich geſchmückten Woogsplatzturnhalle eine recht
ſtattliche Anzahl V.H.C.=Schweſtern und =brüder, um das diesjährige
Dekorierungsfeſt zu begehen. Auch dieſes Jahr galt es wieder,
eine zahlreiche Schar verdienter Klubiſten, die das vergangene Jahr
treu zur Fahne gehalten hatten, mit dem „Goldenen” zu ſchmücken. Ein
ſchneidiger Eröffnungsmauſch der Inſtrumentglabteilung leitete die Feier
würdig ein. Der erſte Vorſitzende, Herr Miniſterialrat Braun,
be=
grüßte alsdann die Erſchienenen aufs herzlichſte und dankte allen für die
rege Unterſtützung und Förderung der V.H.C.=Sache. Indem er
noch=
mals auf die dem V. S.C. geſteckten Ziele, wie Wanderluſt und
Heimat=
liebe, hinwies, wurde auch derer im beſetzten Gebiet gedacht, die ihre
Treue dem Vaterland bewahren! Mit dem „Goldenen” konnten diesmal
94 V. 6. C.er=Schweſtern und =brüder ausgezeichnet werden, darunter drei
Mitglieder (Bruchhäuſer, Möſer, Oechler), die zum 10. Male dieſe
Aus=
zeichnung erwandert hatten. Denſelben wurde als beſonderer Preis
ein Wanderſtock mit Widmung überreicht. Im Auftrag der Wanderer
dankte Herr Dr. Pitz nach echt kerniger oberheſſiſcher Art. Die übliche
Vortragsfolge wickelte ſich nach alter V. 6.C.=Art glatt ab und wurden
hierbei die Lachmuskeln der Zuhörer recht oft in Tätigkeit geſetzt. Die
Inſtrumentalabteilung, Jugendgruppe und Geſangsabteilung gaben nur
das Beſte her, und ſei ihnen, ſowie allen weiteren Mitwirkenden von
dieſer Seite aus nochmals herzlichſter Dank zugerufen. — Am nächſten
Samstag, 21. März, abends 8 Uhr, findet im gelben Saal der
Reſtau=
ration Sitte (Karlſtraße) die diesjährige Hauptverſammlung ſtatt.
Zahl=
reiche Beteiligung der Mitglieder iſt erwünſcht.
— Hauptverſammlung des Vereins ehem. 25er. Der Vorſitzende
begrüßte die Verſammlung, erſtattete im Verein mit dem Rechner den
Jahresbericht und gedachte der verſtorbenen Kameraden. Der Beitrag
für 1224 wurde auf 1 Mark vierteljährlich feſtgeſetzt; in dem Beitrag
iſt die Lieferung der halbjährlich erſcheinenden „Artilleriekorpsblätter”
einbegriffen. An kommenden Veranſtaltungen wurde feſtgeſetzt: „
Teil=
nahme am Bierabend des Verbands am 26. April in der Brauerei
Fah und für den Verein unter ſich am 11. Mai ein Familienabend,
Anfang Juni ein Ausflug nach Habitzheim u. a. m. Näheres wird
in den Tageszeitungen rechtzeitig bektannt gegeben. Der Vorſtand
wurde im allgemeinen wiedergewählt, anſtelle des 2. Vorſitzenden tritt
Kam. Griesheimer. In angeregter Ausſprache wurde auch für die
Zukunft ein völliges Fernbleiben des Vereins von jeder politiſchen
Be=
tätigung beſchloſſen. Bedauerlich war der verhältnismäßig ſchwache
Beſuch der Verſammlung. Wem irgend etwas nicht zuſagt im Verein,
der komme und ſage es. Die Meinung und Anregung
Andersdenken=
der iſt uns ſtets wertvoll. Mitarbeiten iſt auch hier die Loſung!
— Aus dem C. V. J. M., Wartburgverein Darmſtadt, Heim
Lieb=
frauenſtraße 6 (Gemeindehaus). Mit am Sonntag abend veranſtalteten
Familienabend fand die di Sjährige Winterarbeit des Wartburgvereins
ihren Abſchluß. Der Vörſitzende, Herr Walter Röver, brachte dies in
ſeiner Begrüßungsanſprache zum Ausdruck und wies gleichzeitig darauf
hin, daß auch das kommende Frühjahr die Wartburger beim frohgemuten
Jugendwirken finden ſoll. Der März brachte einen gut beſuchten Werbe=
und Familienabend am 2. März, der von dem reichen Kömen und dem
frohg muten Wollen der Wartburger zeugte. Ebenſo der am 9. März
veranſtaltete „Bunte Abend” bot eine Fülle des Schönen und Guten.
Die diesmalige Veranſtaltung ſtand unter dem Zeichen der Schattenſpiele,
die muſikaliſch umrahmt waren. Stürmiſche Heiterkeit riefen die
Schat=
tenſpiele: Das Ungeheurr, Nachtgeſichter und Nachtſpuk, Beim Zahnarzt,
Ein Tel g ugeſpräch und die Luſtigen Muſikanten, hervor. Ebenſo die
Kinderre, u von jüngeren und ein Jungfernreigen, von älteren
Wart=
urgerinnen. Drei Lieder zur Laute, geſungen von dem rühmlichſt
be=
kannten Sänger und Lautenſpieler Herrn Nudolf Freh, „Mein
Heimat=
land, An den Odenwald und Zillertal du biſt mei Freid!” wurden mit
dankbarem Beifall aufgenommen. Dazwiſchen ſpielten das altbekannte
Wartburgorcheſter und der unermüdliche Wartburgpoſaunenchor ernſte
und heitere Weiſen, die dem ganzen Abend ein beſonders fein
muſika=
liſches Gepräge gaben. Mit einem Ausklaug von Altfreund Weber über
Schatten auf dem Lebenswege und über Mißklang und frohe Kläng. im
Menſchenherzen und über das große Licht, das in all die Schatten und
Dunkelheiten der Menſchen ſeine Strahlen fallen läft, und dem, der unter
dem Schatten des Allmächtigen bleibt, ein ſicherer Bergungsort in allen
Dunkelheiten wird, ſchloß das reiche Abendprogramm, das wieder einmal
Zeugnis von dem frohgemuten Wirken und Schaffen der unermüdlichen
Wartburger Zeugnis ablegte. Nächſtes Treffen aller Wartburger Diens=
tag abend 8½ Uhr im Wartburgzimmer.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 19. Mä.z 1924.
Proteſi der ehem. Kriegsgefangenen gegen die
franz. Juſtiz=Entſchließung.
Die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener, Ortsgruppe
Darmſtadt, überſendet uns nachſtehende Entſchließung:
Die am 15. März 1924 im Vereinslokal „Zur Sonne” zahlreich
verſammelten Mitglieder der Reichsvereinigung ehemaliger
Kriegsge=
fangener e. V., Orts= und Bezirksgruppe Darmſtadt, erheben
flammen=
im Rheinland und in der Pfalz.
Ganz abgeſehen vom deutſchen Recht bietet weder der Verſailler
Vertrag, noch die franzöſiſche Rechktswiſſenſchaft, noch das auch von verſchiedener Beziehung recht ungewöhnlich.
Frankreich anerkannte Völkerrecht eine Rechtsgrundlage für das
Vor=
landen.
vom Mutterland abgetrennt werden und müſſen hierbei mit Bedauern. Weber vorſätzlich und überlegt durch Erwürgen getötet zu haben. Es
feſtſtellen, daß ſich bei den Abtrennungsbeſtrebungen Deutſche befinden,
die Hand in Hand ſich mit dem Willen der Franzoſen, unter dem Schutz
von Bajonetten und fremdraſſiger Söldner, einig erklären.
der Pfalz denken, die nur durch das Tun und Treiben der Separatiſten ſtigen Befund zweifellos durch Gewalt ums Leben gebrachten Frau
zu=
mit Unterſtützung der Franzoſen hervorgerufen wurden. Keinesfalls
wollen wir mit den ſeparatiſtiſchen Elementen etwas gemein haben und
erklären, daß wir in dieſer Geſellſchaft keine Deutſche mehr erblicken.
Wo bleibt Recht und Menſchlichkeit, wo die Ach ung vor dem
natio=
nalen Ehrgefühl, das eine jede Nation als ihr heiligſtes Gut betrachtet.
Millionen deutſch denkender Frauen und Männer rauben.
gehandelt haben wie es ihnen ihr Rechts= und Pflichtgefühl, ihre
Va=
terlandsliebe vorſchrieb. Viele haben ihre Handlung mit dem Verluſt dungsverfahren anhängig gemacht während andererſeits ſein eigens
ihrer perſönlichen Freiheit büßen müſſen.
Sie alle haben gehandelt, wie es jeder Staatsbürger in jeder
ande=
ren Nation „zur Ehre ſeines Volkes” getan hätte, wenn er
ſich ſelbſt und ſeinem Volke gegenüber nicht als Schuft und Verräter
gelten wollte.
Wir ſind der feſten Ueberzeugung daß Volksgenoſſen, die
be=
wußt, in voller Erkenntnis der Konſequenzen ihres Handelns, ihre
Pflicht getan haben, auch hinter Kerkermauern die Freiheit ihrer
Ge=
uinnung und die Liebe zu ihrem Vaterland nicht aufgeben werden.
Für uns gibt es nur eins:
hinter Kerkermauern büßen und fort mit den Schuften, genannt
Se=
paratiſten, die zuſammen mit den Franzoſen unſere Landsleute noch
mehr dem Tod und Verderben preisgeben.
— Zur Wiederkehr des 100. Geburtstages von Julius Blüthner.
Am 11. März d. J. waren es 100 Jahre, daß Julius Blüthner,
Grün=
der weltbekannten Leipziger Pianofortefabrik, das Licht der Welt
er=
blickte. Die Firma Julius Blüthner ehrte das Andenken ihres
Grün=
ders durch eine kleine intime Feier. Am Grabe Blüthners fand die
Riederlegung von Kranz= und Blumenſpenden ſtatt.
— Bund heſſiſcher Flieger „Heſſen=Flieger‟. Der Werbe= und
Vor=
tragsabend des Bundes am 21. d. M. verſpricht durch die Lichtbilder
und Vorträge erfahrener Fachleute ein intereſſanter und lehrreicher
Abend zu werden, der den Beſuchern zugleich Aufklärung über die
ſport=
lichen Ziele des Bundes gibt. Näheres ſiehe Anzeigenteil.
— Auf den Vortragsabend des Evangeliſchen Bundes, mit Vortrag
von Prof. D. Dr. Schian über „Moderner Roman und Religion”.
wird nochmals aufmerkſam gemacht. Die Weltanſchauungsfragen ſind
in ihrer das perſönliche, ja auch das politiſche und wirtſchaftliche
Le=
ben beſtimmenden Bedeu ung von neuem erkannt. Darum wird es
vie=
len willkommen ſein, daß der geſchätzte Redner den modernen Roman
von religiöſem Geſichtspunkt aus beleuchtet. Zum Schluſſe wird Frl.
Weimar mehrere Lieder religiöſen Inhalts vortragen. Der
Vor=
tragsabend findet nächſten Donnerstag abends 8 Uhr im Realgymnaſium
bei freiem Eintritt ſtatt.
— Ornis. In der Brauerei „Zum Anker” fand die übliche
Monats=
verſammlung ſtatt. Nach Bekanntgabe verſchiedener Einläufe
beſchäf=
tigte man ſich zunächſt mit der Ausſtellung im nächſten Jahre. Da mit
einer bedeutend ſtärkeren Beſchickung der II. Mittel=ſüddeutſchen Schau
zu rechnen iſt, wurde die Beſchaffung neuer Käfige einſtimmig
beſchloſ=
ſen. Auch die vom Vorſtand vorgeſchlagenen Preisrichter fanden die
Zuſtimmung der Anweſenden. Die von 2 Mitgliedern geprüfte
Jahres=
rechnung 1923 hat keinerlei Anſtände ergeben. Großes Intereſſe
erweck=
ten die von einem Mitglied gezeigten hellen Brahma. Lebhaft wußte der
Vortragnde die Vorzüge dieſer hühſchen Raſſe zu ſchildern und wurde
ihm reicher Beifall für ſeine Ausführungen zuteil. Ein kurzer Vortrag
über das Brutgeſchäft trug weiterhin zur Unterhaltung des Abends
bei. Eine reichhaltige Verloſung bildete den Schluß der Verſammlung.
* Segelflüge an der Bergſtraße. Die Akademiſche
Flieger=
gruppe Darmſtadt führte am Montag, den 17. März, zum erſten
Male bei Malchen an der Bergſtraße Segelflüge aus. Das
Wet=
ter war zum Segeln nicht günſtig. Wind war nur
andeutungs=
weiſe vorhanden. Es konnten deshalb nur kleinere Flüge
aus=
geführt werden, die aber zeigten, daß das Gelände zum Segeln
nicht ungeeignet iſt. Geflogen wurde mit der altbewährten
„Edith‟. Die längſte Flugdauer, die bei den ſieben ausgeführten
Flügen erreicht wurde, war 80 Sekunden. Am Abend gab es
einen kleinen Bruch, der die Verſuche, die bei günſtigerem Wind
mit mehr Erfolg fortgeſetzt werden, vorerſt abſchloß. Wir werden
dann weiteres berichten.
— Adreßbuch Darmſtadt 1924. Die erſten Korrekturabzüge
des neuen Adreßbuchs, umfaſſend den alphabetiſchen Straßenteil,
beginend mit „Adolf=Spieß=Straße” und endigend mit „
Drei=
brunnenſtraße”, liegen im Stadthaus, Zimmer Nr. 23, am
Don=
nerstag, den 20., bis einſchließlich Samstag, den 22. März,
wäh=
rend der Dienſtſtunden zu Jedermanns Cinſicht auf. Damit
das neue Adreßbuch möglichſt fehlerlos herauskommt, wird
dringend gebeten, die Korrektur einzuſehen und etwaige
Irr=
tümmer berichtigen zu laſſen.
8 Aprilmiete. Am 14. und 15. März hat in Weimar nach „M.
N. N.” eine Konferenz von Vertretern der Wohnungsreſſorts der Länder
getagt. Die Beratungen hatten den Zweck, eine möglichſt einheitliche
Bemeſſung und Ausgeſtaltung des Teiles der Miete zu erreichen, der
dem Hausbeſitzer für die Deckung der Verwaltungs=, Inſtandſetzungs=
und privatrechtlichen Betriebskoſten verbleibt. Die Beratungen haben ſich
mit der ſogen. Mietzinsſteuer, wie auch mit der Belaſtung
der Mieter für die öffentliche Hand überhaupt nicht befaßt.
Hinſichtlich des dem Hausbeſitzer verbleibenden Teiles der Miete beſtand
Uebereinſtimmung, daß über das durch die 3. Steuernotverordnung
feſt=
geſetzte Mindeſtmaß nicht hinausgegangen werden
könne wegen der hohen B=laſtungen der Mieter durch Grund= und
Hausſteuer, Umlagen hierzu und die ſogen. Mietzinsſteuer. Dieſe
Be=
laſtung der Mieter wird, wie es auch in der Vorkriegszeit der Fall war,
in den Ländern verſchieden ſein, je nach dem Steuerbedarf und der
Steuergeſetzgebung des einzelnen Landes. In Bayern werde im Monat
April die Geſamtbelaſtung der Mieter keineswegs 67½ Prozeut der
Friedensmiete oder auch nur annähernd eine derartige Höhe erreichen.
Die Geſamtmiete einſchließlich Steuern und Umlagen werde im
April vielmehr in Bahern ſehr viel niedriger ſein.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunier erſchelnenden Nolizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Aateigen zu beirachten,
m keinem Falle irgendwie als Beſtrechung oder Krilk.
— Werhilft mit, unſere Jungen zu feinen Kerlen zu erziehen?
Geredet wird viel, aber Hand angelegt wird wenig. Zu dem Zwecke,
die Knaben von der Straße wegzubringen und durch ſchöne, intereſſante
Geſellſchaftsſpiele in ſeinem Heim zu beſchäftigen und geiſtig anzuregen,
bittet der Chriſtliche Verein Junger Männer, Darmſtadt e. V., herzlich,
um hübſche, für Knaben geeignete Geſellſchaftsſpiele. Wer aus ſeinen
Kin=
dertagen noch ſolche Spiele hat, wird gebeten, dieſelben zu dieſem edlen
Zweck dem C.V. J.M. zu ſtiſten. Abzugeben in unſerem Heim,
Alexan=
derſtraße 22, 1. Hof links (täglich ab 8 Uhr abends), oder bei
Reichs=
jugendſekretär W. Stoeltzner, Karlsſtraße 61, H. 2, bei Flach oder bei
G. Hauptmann, Rheinſtraße 19.
— Bund der Kinderreichen zum Schutze der Familie,
Or’s=
gruppe Darmſtadt. Nächſten Freitag, den 21. ds. Mts. findet im
Ge=
meindehaus, Kiesſtraße 17, die zweite desjährige Mitgliederverſammlung
des Bundes ſtatt. Der reichhaltige Inhalt der Bundeszeitung ſowie der
Nachrichtenblätter des Reichsbundes, nähere Bekanntaabe über den
Reichs=
brotzuſchuß an kinderreiche Familien ſind für dieſen Abend von
ein=
gehender Bedeutung für alle Mitglieder, deren Pflicht es iſt, recht
zahl=
reich zu erſcheinen.
— Krieger=Verein 1874 Darmſtadt E. V. Der Beamtenverein Bund
ehem. Militärmuſiker, Ortsgruppe Darmſtadt, hat die Mitglieder des
Vereins zu ſeinem am Samstag, den 22. d. M., abends 8 Uhr, im
Konkordiaſaal, Waldſtraße, ſtattfindenden Stiftungsfeſt eingeladen. Wir
fordern unſere Mitglieder auf, recht zahlreich an dieſer Feier
teilzu=
nehmen, um ſo mehr, als der Kriegerverein dem ihm in Kameradſchaft
verbundenen Beamtenverein eine Ehrengabe überreichen wird. — Es
wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß jeden Mittwoch
von 3 bis 5 Uhr nachmittags Bücherausgabe in der Woogstarnhalle,
2. Stock, ſtattfindet. Das Geſamtpräſidium.
* Die Mordanklage Hofmann
vor dem Gerichte.
Die Vorgeſchichte.
n. Die Verhandlung, die geſtern vo: der Erſten hieſigen
Straf=
den Proteſt gegen die verbrecheriſche Juſtiz der franzöſiſchen Machthaber kammer unter Vorſitz von Landgerichtsdirektor Neuroth begann
und mehrere Tage beanſpruchen dürfte, wird von der Allgemeinheit mit
lebhaftem Intereſſe verfolgt werden. Der ganze Sachverhalt iſt in
Beſchuldigt iſt der 30jährige, bisher unbeſtrafte, aus Freinsheim in
gehen der Einbruchsmächte in der urdeutſchen Pfalz und den Rhein= der Pfalz ſtammende und hier wohnhafte Händler Fritz Hofmann,
am Abend des 8. April 1921 ſeine Ehefrau Paula, geb. Studt, aus Bad
Niemals können wir damit einverſtanden ſein, daß deutſche Gebiete / Dürkheim in Gemeinſchaft mit Kriminalpolizeinſpektor Chriſtian
ſoll nach der Auklage dieſes ſchwerſte Verbrechen während einer
Auto=
fahrt zum Speſſart bei Rohrbrunn (ungefähr 90 Kilometer von hier
entfernt) oder im dortigen Walde geſchehen ſein. Bekanntlich wurde
Mit Abſcheu müſſen wir an die letzten grauſamen Vorgänge in wenige Tage ſpäter die Leiche der nach dem ganzen örtlichen ſowie
ſon=
fällig von Holzleſern entdeckt, es fanden zwecks Ermittelung der
Per=
ſönlichkeit erfolgloſe Schritte der Staatsanwaltſchaft Aſchaffenburg ſtatt,
und erſt im März vorigen Jahres konnte die Identität jener
Ermorde=
ten mit Frau Hofmann feſtgeſtellt werden.
Sie war ihrem ganzen Charakter nach eine lebhafte, energiſche und
Die Franzoſen und ihre Handlanger, die Separatiſten, wollen dies durchaus nicht zum Selbſtmord neigende Frau, und es kommt als eines
der Belaſtungsindizien in Betracht, daß ſie damals ſowohl mit ihrem
Mit aller Achtung denken wir an die Tauſende unſerer Brüder, die Ehemann als auch mit Weber auf ſehr ſchlechtem Fuße ſtand. Erſterer
will von ihrer Untreue überzeugt geweſen ſein und hatte ein Schei=
Verhalten in der Ehe durchaus nicht einwandfrei geweſen ſein ſoll. Er
ſoll nämlich roh gegen ſie aufgetreten ſein, und Frau Hofmann hegte
gegen ihn ſowie gegen Weber, der ihr ſelbſt früher nähergeſtanden hat,
zur kritiſchen Zeit Erbitterung. Was Letzteren betrifft, ſo hatte ihn
Frau H. wegen mannigfacher Liebesabenteuer geſprächsweiſe bei
Drit=
ten bloßgeſtellt, und dies wiederholte ſich am Nachmittag des 7. April
1921 in der dem Polizeiamt benachbarten Weinreſtauration Brugal.
Hofmann war zur Vernehmung in einer Wücherſache vor die Polizei
geladen, kehrte in jenes Lokal ein, und ſeine Frau, die jeden Verkehr
mit Weber und die Freundſchaft Beider argwöhniſch beobachtete, war
Heraus mit den deutſchen Männern, die ihre nationale Geſinnung ihm dorthin ſowie ſpäter auf Webers Dienſtzimmer nachgegangen.
Weber, davon in Kenntnis geſetzt, gab ihr in Anweſenheit anderer
mehrere derartige Ohrfeigen, daß ſie zu Boden fiel, und nahm ſie
gleich=
zeitig aus Anlaß der früher von ihrem Mann gegen ſie erſtatteten
Ab=
treibungsanzeige in Polizeigewahrſam. Merkwürdigerweiſe iſt beſagte
Anzeige ſpäter verſchwunden, und ebenſo auffällig erſceint es, daß
Weber trotz Belaſtung der Angeklagten ſie anderen Abends eigenmächtig
aus ihrer Haft fortbrachte.
Die Entlaſſung und die ſich anſchließende nächtliche Autofahrt bis
in die Nähe des nachmaligen Fundorts der Leiche ſind völlig
unerklär=
lich, wenn man ſie nicht, wie die Anklage, als Teil des verbrecheriſchen
Unternehmens anſieht. Auch das weitere Verhalten Webers und
Hof=
manns verſtärkt ſolchen Schluß, denn erſt am 14. Juli, alſo ½ Jahr
nachher, fühlt ſich H. veranlaßt, bei Weber die Vermißtenanzeige zu
Protokoll zu geben, mit dem Anfügen, daß ſeine Fran ſeit & bis 10
Wochen verſchwunden ſei. Beide verlegen alſo dieſen Termin etwa in
die erſte Hälfte des Mai, und Weber beſchränkt ſich alsdann auf zwei
ſchriftliche Erkundigungen in Mainz und Bad Dürkheim, ohne
irgend=
welche Schritte in anderer Richtung zu tun. Als Hofmann Ende jenes
Jahres auf dem Dürkheimer Wurſtmarkt weilt und nach ſeiner Frau
gefragt wird, gebraucht er Ausreden und benimmt ſich ſehr ſonderbar.
Allmählich, und durch das Moment der Anſäſſigkeit von Frau Hofmanns
Angehörigen im beſetzten Gebiet verzögert, erwächſt deren
Beunruhi=
gung über den Verbleib der Tochter und Schweſter, die Mutter Studt
wendet ſich aufangs 1922 an die hieſige Behörde und veranlaßt dadurch
beſondere Nachforſchungen. Dieſe klären zwar die letzten hieſigen
Vor=
gänge bis zum Verlaſſen des Polizeiamts auf, doch bewahren H. und
W. über die Autofahrt uſw. völliges Schweigen, obwohl ohne ſolches
ſchon alsbald der Zuſammenhang mit dem Leichenfund ſich ergeben hätte.
Inzwiſchen hatte Hofmann in dem angeſtregten Prozeß
Scheidungs=
urteil im Heubſt 1922 erreicht und bereits ein anderes Verhältnis
ein=
gegangen, in dem er jetzt verlobt iſt. Webers dienſtliches und
außer=
dienſtliches Verhalten in mannigfachen anderen Fällen hatte zur
näm=
lichen Zeit die Einleitung eines Diſziplinarverfahrens und ſeine
vor=
läufige Enthebung vom Amte herbeigeführt, bis dann im März vorigen
Jahres ein nochmaliges Ausſchreiben der hieſigen Behörde über die
ver=
mißte Frau Hofmann die Spur nach Rohrbrunn lenkte und weitere
In=
dizien die Verhaftung beider Beſchuldigten beſvirkten. Weber brach
nach wenigen Wochen unter der Wucht der Belaſtung zuſammen und
machte in der Unterſuchungshaft ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende.
Seitdem verzögerte ſich das Verfahren durch die Notwendigkeit und
Schwierigkeit von Ermittelungen im beſetzten Gebiet, ſowie durch
um=
fangreiche Beweisanträge der Verteidigung, ſo daß nunmehr ſtatt des
Schwurgerichts die Strafkammer mit dem Fall befaßt iſt.
Die Verhandlung
findet unter ſtarkem Andrang des Publikums ſtatt, die Anklage iſt durch
Staatsanwalt Dr. Leoni vertreten, die Verteidigung wird durch die
Rechtsanwälte Kalbhenn und Neuſchäffer geführt. Geladen
ſind beiderſeits insgeſamt 70 Zeugen nebſt mehreren ärztlichen
Sach=
verſtändigen und Dr. Popp=Frankfurt a. M., welch letzterer ſich
über Wahrnehmungen und Verſuche am Fundort der Leiche ausſprechen
wird. Der Angeklagte H., deſſen Erſcheinung nichts Beſonderes bietet,
benimmt ſich während des zweiſtündigen Verhörs ſowie der
anſchließen=
den Beweisaufnahme mit größter Ruhe und gibt ſich in allem harmlos.
Er ſchildert auf Befragen ſeinen Entwickelungsgang dahin, daß er nach
Erledigung der Volksſchule ſich in der Landwirtſchaft beſchäftigt und
dann auf das Hauſieren verlegt habe. Er lernte ſeine Frau als
Dienſt=
mädchen noch jugendlich kennen, lebte mehrere Jahre unverheiratet mit
ihr zuſammen, woraus 2 Kinder erwuchſen, ſchloß dann 1920 die Ehe
und ſiedelte von Mainz nach Darmſtadt über. Den Krieg hat er von
1915 an in der Front mitgemacht, büßte durch Verwundung das
Sehver=
mögen auf einem Auge ein und war alsdann bis zum Waffenſtillſtand
Burſche bei einem Reſerve=Pionieroffizier, Baurat Meier, der als Zeuge
ſich ſehr günſtig über H. äußert, unter anderem deſſen Weichheit und
Anſtändigkeit hervorhebt. Hiernach vermochte es H. trotz ſonſtigen
Dienſteifers nicht über ſich zu bringen, im Auftrag ſeines Herrn zwei
Hähnchen und Kaninchen zu ſchlachten. Hier wohnte das Ehepaar H.
in der Mornewegſtraße, das Einvernehmen verſchlechterte ſich und
er=
reichte zuletzt, kurze Zeit vor Frau Hofmanns Tod, das ſchon erwähnte
Stadium. Hofmann will die Mißhandlung ſeiner Frau in Webers
Dienſtzimmer nicht bemerkt haben, und beſtreitet auf Vorhalt auch, daß
Weber und er noch ſpät abends in der Haftzelle auf die Frau mit
Drohung oder Tätlichkeit eingewirkt haben, worüber jedoch
Zeugenans=
ſagen vorliegen. Nach ſeiner Schilderung verlangte ſeine Frau damais
aus dem Gewahrſam entlaſſen und alsdann von hier weggebracht zu
werden, um auswärts bei Bekannten in der Gegend von Miltenberg
getrennt von ihm zu leben. Uebrigens war damals bereits ein
gericht=
licher Sühneverſuch im Scheidungsverfahren anberaumt, der etwa Mitte
April abgehalten werden ſollte. Hofmann will an der Vorbereitung
der Autofahrt in keiner Weiſe beteiligt geweſen ſein, Weber hat alles
beſorgt und ihm ſtrenges Schweigen darüber anbefohlen. Am 8. April
beſtiegen beide mit Frau Hofmann das vor der katholiſchen Kirche
war=
tende Autymobil des Zeugen Lehe etwa um 8 Uhr. Hofmann hat ſich
angeblich um den Verlauf nicht weiter bekümwert und verließ mit den
Beiden den Wagen an einer einſamen Straßenſtelle, nachdem, wie er
behauptet, ſeine Frau ein Zeichen zum Ausſteigen gegeben habe. Von
ihm und Weber begleitet, ſei ſie eine Strecke abſeits in der Richtung
eines von fern her ſchimmernden Lichtes gegangen, und habe auf ſeine
Frage, wohin ſie nun wolle, barſch geantwortet, das gehe ihn nichts an.
Er habe ihr noch Lebewohl gewünſcht und ſei mit Weber zum Auto
zurückgekehrt, ohne daß ſie beide der Frau auch nur das geringſte
zu=
leide getan hätten. Bemerkenswert iſt, daß der Zeuge Lehe auf Webers
Anordnung ſofort das Automobil gewendet und etwa 1 Kilometer
ab=
närts gewartet hatte, wo nach etwa einer Stunde Weber und Hofmann
wieder einſtiegen. In Aſchaffenburg kehrte man in einer Weinwirtſchaft
ein, ſtürkte ſich und langte etwa um 1 Uhr nach’s in Darmſtadt an.
Dieſe nächtliche Fahrt wurde in dem Verfahren erſt voriges Frühjahr
dadurch bekannt, daß nach Verhaftung beider Beſchuldigten der Zeuge
Lehe Argwohn ſchöpfte und ſich bei der Behörde meldete. Ueber die
Auffindung der Leiche ſagen mehrere Zeugen, darunter ein dortiger
Gendarmeriewachtmeiſter, charakteriſtiſch aus, und dieſer Befund war
von Anſang an äußerſt verdächtig, legte auch die Vermutung nahe, daß
das Opfer eines Vrbrechens mit Wagen oder Auto dorthingebracht
wor=
den ſei. Die Schuhe waren ſauber, die an einem ſchwachen
Stämm=
chen hängende Leiche lag größtenteils in kniender Stellung auf der Erde
und wies am Halſe die Spuren zweier Strangulationen auf. Auch
waren die Hände nicht in den Boden gekrampft oder ſonſtige Merkmale
des Todeskampfes vorhanden. Frau Hofmann trug keinerlei
Geld=
mittel bei ſich, und es ſei noch bemerkt, daß ſie in der fraglichen Gegend
vorher noch niemals geweſen war und die Entſernung von dort bis
Miltenberg wohl einige Wegſtunden beträgt.
Auf alle Vorhalte des Vorſitzenden beteuert der Angeklagte immer
aufs neue ſeine völlige Schuildloſigkeit und verſichert in allem ſtreng
bei der Wahrheit zu bleiben, obwohl er aur eine ganze Reihe von
Wider=
ſprichen, Lüger und dergleichen feſtgelegt wird. Die Beſu=isaufnahme
wird vorausſichtlich noch den gauzen heutigen Tag ausfüllen, ſo daß
das Urteil erſt morgen zu erwarten iſt.
Rummer 79.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 19. März 1924.
Seite 5.
Die Deutſchen Hochſchulen
über die Schulreformen.
Die Rolle, welche die Hochſchulen im Geiſtesleben eines Volkes
bielen, iſt von hervorragendſter Bedeutung; es dürfte keine
Kultur=
epoche geben, in der ſich ihr tiefer Einfluß nicht nachdrücklichſt Geltung
berſchaffte. Daher iſt es ganz ſelbſtverſtändlich, daß in dem Streite um
Schulreformen, der wohl an ſich das Zeichen einer lebendigen
Ent=
wicklung iſt, aber dann höchſt gefährlich wird, wenn radikale
Wortfüh=
rer, wie in Thüringen, die Grundlagen alles geiſtigen Lebens mit
ſei=
ner reichen Tradition zerſtören, auch die Hochſchulen gerade in ſolch
kritiſchen Augenblicken das Wort ergreifen. Eine ſolche Kundgebung
liegt in der Denkſchrift vor, welche der Verband der Deutſchen
Hoch=
ſchulen zu den Fragen der höheren Schulen im September 1923
ver=
öffentlichte. Sie iſt ein ſchönes Zeugnis für den Ernſt und die Ge=
zu erſüllen hat: von allen Seiten aus die Wahrheit zu ſuchen und das
Ergebnis in fein abgewogener Sprache auszudrücken. Die vornehme
Ruhe zeigt den gründlichen Kenner.
Seit ſeiner Gründung hat der Verband der Deutſchen Hochſchulen
den Fragen des höheren Schulweſens die größte Aufmerkſamkeit
ge=
ſchenkt und auf allen ſeinen Verſammlungen, ſowie auf beſonderen
Tagungen ſeines Schulausſchuſſes ſorgfältig dazu Stellung genommen.
Seine maßgebenden Geſichtspunkte ſind die folgenden: Der Begriff der
Hochſchulreife hat zwar im Laufe der Zeit eine gewiſſe ſoziale
Bedeu=
tung bekommen und damit eine freiere Beziehung zum Leben; er kann
aber ſeinen poſitiven Inhalt angeſichts der unendlichen Menge der
Bil=
dungsmöglichkeiten immer nur von den tatſächlichen Bedürfniſſen der
Hochſchulen erhalten, und dieſe haben die Pflicht, darüber zu wachen.
Sie ſind als wichtige Stätten unſeres Geiſteslebens außerdem auch
be=
rufen, an der Beſtimmung allgemeiner Bildungsideale zu ihrem Teilé
mitzuwirken; die Sitzungen des Verbandes ermöglichen einen ſonſt nicht
gegebenen Austauſch der Intereſſen aller Wiſſenſchaften und zugleich der
Traditionen aller deutſchen Länder, und deshalb einen für unſer
Kultur=
leben bedeutungsvollen Ausgleich widerſtreitender Tendenzen. Der
Ver=
band iſt ſich andererſeits der Grenzen ſeiner Aufgaben und Erfahrung
durchaus bewußt; er hat es ſtets vermieden, ſich in Fragen pädagogiſcher
oder ſchultechniſcher Art einzumiſchen; ihre Bewältigung ruht bei
Be=
rufeneren; nur Zielforderungen auszuſprechen und zu begründen, iſt
er verpflichtet.
Als erſte dieſer Forderungen muß die Einheitlichkeit
unſe=
res Bildungsweſens betont werden. Es geht nicht an, daß nach
noch ſo idealen Motiven einzelne Länder, unbekümmert um die anderen,
ſo tiefgreifende Umgeſtaltungen und Neubildungen im Schulweſen
vor=
nehmen, daß ſowohl die Freiheit im Beſuch der Schulen beim
Orts=
wechſel wie die Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit der Vorbildung für
die Hochſchulen empfindlich leiden. Die Hochſchulen halten feſt an den
drei gegenwärtig auf das Studium vorbereitenden
Anſtalten: dem humaniſtiſchen Vollgymnaſium, dem Realgymnaſium
und der Oberrealſchule je in ihrem Bereich.
So ergibt ſich die zweite Forderung auf Erhaltung einer
ge=
nügenden Zahl humaniſtiſcher Vollgymnaſien, in
allen Teilen des Reiches. Die übereinſtimmende Meinung aller
Hoch=
ſchulen ſieht noch heute in dem alten Gymnaſium wegen ſeiner
Geſchloſ=
ſenheit, ſeiner idealen Richtung und ſeiner harten Erziehung zu ſtrenger
wiſſenſchaftlicher Arbeit die im Zweifelsfall beſte Form der Vorbildung
ſowohl auf das Studium, wie allgemein auf die ſogenannten höheren
Berufe, auch die praktiſchen. Es iſt bezeichnend, daß etwa in dem
Ab=
kommen mit Oeſterreich von den Gymnaſialabiturienten auch an den
Techniſchen Hochſchulen lediglich eine Nachprüfung in den zeichneriſchen
Leiſtungen verlangt wird (wozu unſchwer pridatim vorbereitet werden
kann), während die meiſten anderen Schulen nach allen unſeren
Ord=
nungen für die meiſten Fächer erheblichere Nachleiſtungen notwendig
machen.
Ergänzungen und Ergänzungsprüfungen während der akademiſchen
Semeſter ſind in jedem Sinne unökonomiſch. Nicht nur, daß die
akade=
miſchen Jahre überhaupt viel teurer zu ſein pflegen als die
Gymnaſial=
jahre; die ſchwerſten Bedenken liegen in der Lähmung der Arbeitsluſt
und Arbeitsfähigkeit gerade in den anfänglichen erſten Semeſtern. So
iſt die dritte Forderung der Hochſchulen gegenüber der Oeffentlichkeit,
wie insbeſondere gegenuber den Schulverwaltungen, daß man ſich über
den Frnſt der Verantwortung für eine unzulängliche Vorbildung keiner
Täuſchung hingebe. Die wiſſenſchaftliche Höhenlage im Sinne der
Beſt=
vorbereiteten muß erhalten bleiben.
Als vierte Forderung ſpricht der Verband aus, daß die
Unterrichts=
verwaltungen nicht neue oder umgeſtaltete oder verkürzte Schulformen
als zur Hochſchulreife führend bezeichnen, denen innerlich dieſe
Eigen=
ſchaft von den zunächſt Berufenen nicht zugeſprochen werden kann; denn
die Mängel einer ſolchen Vorbildung rächen ſich notwendig auf den
Hochſchulen an den Betroffenen ſelbſt und im Leben an ihren
Mit=
menſchen.
Dieſe Forderung bezieht ſich nicht nur auf neue Schulformen, denen
ein Erhebliches an ſprachlicher oder exaft naturwiſſenſchaftl. Bildung fehlt,
ſondern auch auf diejenigen Formen des Schulaufbaues, die für die
ent=
ſcheidenden Fächer ebenſo die langjährige wie die intenſive Schulung
entbehren. Es wäre unbillig zu verkennen, welche berechtigten
Erwägun=
gen zu dieſen Reform= und Aufbautypen geführt haben. Der Wunſch,
die Entſcheidung über Beruf und Studium möglichſt hinausſchieben zu
können, iſt alt. Neu iſt das Verlangen, im Sinne einer Einheitsſchule
ganz allgemein die Kinder möglichſt lange in einheitlichen Schulſtufen
zuſammenzuhalten. So ideal dieſer Gedanke anmutet, ſo ſehr ſcheint
uns ſeine ſoziale Tragweite überſchätzt und ſeine Gefahr für den ſtraffen
Aufbau einer wiſſenſchaftlichen Berufsbildung unterſchätzt zu werden.
Wie die gemeinſame Grundſchule für das vierte Jahr eine ſchwer zu
verantwortende geiſtige Kraftverſchwendung ſein dürfte ohne
entſpre=
chenden Gewinn, ſo dünkt uns auch die formale Befriedigung eines
rhythmiſch ſtrengen Stufenbaues größer als der Gewinn für die
Bil=
dungseinheit der Nation. Nicht durch die Formen, ſondern durch den
Geiſt der Bildung wird die innere Einheit verbürgt.
In ſprachlicher Beziehung — ſo betont der Verband wieder — ſind
mindeſtens zwei Fremdſprachen, am beſten eine alte
und zwei neue, unerläßlich. Die Sprachen allein ſind die Schlüſſel
zu den alten und neuen Weltkulturen. Dem Lateiniſchen kommt für alle
Fächer und für alle modernen Sprachen, einſchließlich des Deutſchen,
vol=
lends für die geſamite wiſſenſchaftliche Terminologie ein ſo unerſetzlicher
Wert zu, daß auf ſeinem grundſtändigen Betriebe jede Gelehrtenſchule
aufgebaut ſein ſollte; hier liegt bei aller Anerkennung bemerkenswerter
Leiſtungen der empfindliche Mangel der Oberrealſchule. Auf dem
La=
teiniſchen baut ſich das Franzöſiſche, Italieniſche, Spaniſche, ja ſogar
das Engliſche hiſtoriſch auf. Das Engliſche als nächſte Fremdſprache
zu fordern, iſt nach=Gegenſätzlichkeit, Wert ſeiner Literatur und
prakti=
ſcher Bedeutung wohl begründet; doch bleibt hier der Beweglichkeit
freier Spielraum. Der grundſätzliche Beginn mit dem Latein ſchließt
auch den weiteren großen Vorteil in ſich, daß in dieſem entſcheidenden
Punkt die Uebereinſtimmung mit dem humaniſtiſchen Gymnaſium
ge=
wahrt bleibt. Wir ſollten nach einer innerlich einheitlichen Schulreform
ſtreben und uns hüten, immer neue Thpen zu ſchaffen.
Die Frage der Dauer der höheren Schulen hat zwei
Sei=
ten. Die Herren Vertreter der Techniſchen Hochſchulen betonen mit
Recht, daß die Geſamtvorbereitung 12 Jahre nicht überſchreiten dürfe,
damit die Studierenden noch möglichſt jung und gewandt in den
prak=
tiſchen Dienſt treten. Da andererſeits eine Verkürzung der höheren
Schulen auf acht Jahre unfehlbar nicht auf Koſten der Sexta, ſondern
auf Koſten der Oberprima ginge, bleibt für den unbefangen Urteilenden
gar nichts anderes übrig, als die Grundſchule zum mindeſten für
ent=
ſprechend begabte Kinder von 4 auf 3 Jahre zu verkürzen. Die
Reichs=
verfaſſung ſteht dem nicht entgegen; fehlſame Geſetze kann man ändern.
Daß die Mädchenbildung als ſolche ihre beſonderen Geſetze
in ſich trägt, wird kein Erfahrener verkennen. Für die Vorbildung zu
den Hochſchulen aber müſſen grundſätzlich dieſelben Forderungen
er=
hoben werden wie für die Knabenſchulen.
Der Verband, heißt es im letzten Abſatz, unterläßt es, auf die tiefe
Beunruhigung des Schulweſens in einigen Ländern des Reiches
aus=
drücklich hinzuweiſen. Die Dinge liegen aber im Sinne der oben
ver=
tretenen Bildungseinheit ſehr ernſt. Es wird Sache der Hochſchulen
und der Regierungen ſein, ob ſie das Reifezeugnis von Schulen erheblich
geminderter Anforderungen noch als Ausweis für das Hochſchulſtudium
anſehen können, insbeſondere auch, ob Gymnaſien, in denen das
Latei=
niſche und Griechiſche auf annähernd die Hälfte der Stundenzahl
be=
ſchränkt iſt, die ihnen in Preußen und Bayern zur Verfügung ſteht,
noch als ſolche betrachtet werden dürfen. Die Meinungsverſchiedenheiten
zwiſchen den Ländern, wie ſie aus Anlaß des Problems der deutſchen
Oberſchule im Reichsſchulausſchuß vom 27.—29. April 1922
hervorgetre=
ten ſind, dürfen nicht noch vertieft werden. Die kleinen Länder, aber
auch die für die Einheit letzten Endes verantwortlichen Reichsminiſterien
tragen gegenüber der deutſchen Kultur zur Zeit eine ſchwere
Verant=
wortung.
Mit ſicherer Hand ſind hier die Linien der Entwicklung gezogen.
Vergleicht man dieſes Tatſachenbild mit demjenigen, das die
Neuord=
nung des Schulweſens in Thüringen bietet, das mancher Reformer trotz
der bitterſten Erfahrungen immer noch als pädagogiſches Eldorado
preiſt, dann kann man nicht genug über den Mangel an geſchichtlichem
Verſtändnis ſtaunen, mit dem hier alle Zuſammenhänge mit der
Ver=
gangenheit zerriſſen und auf Koſten der Eltern und ihrer Kinder
Neu=
bildungen geſchaffen wurden, die keine Ausſicht auf Lebensfähigkeit
haben, weil ſolche künſtlichen Machwerke im Mutterboden der
geſchicht=
lichen Entwickelung keine Wurzeln faſſen können. Nur wer hiſtoriſches
Empfinden und Verſtändnis hat, kann mit Erfolg ſchulreformeriſch tätig
fein. Erfreulicherweiſe hat das Landesamt für das Bildungsweſen ſeine
Stundentafeln den drei Hochſchulen in Darmſtadt, Gießen und Main;
zur Rückäußerung mitgeteilt, aber leider bis jetzt unſeres Wiſſens in der
Darmſtädter Zeitung noch kein Wort über den Inhalt der
Rückäußerun=
gen verlauten laſſen, ſo gebieteriſch auch die Intereſſen des Landes die
amtliche Veröffentlichung dieſer drei wichtigen Aktenſtücke verlangen.
Die Regierung ſchweigt. Allerdings kennt ſchon längſt faſt jeder die
Tatſache, daß die drei Hochſchulen einen ſcharf ablehnenden Standpunkt
gegen die Reformpläne der Negierung einnehmen; und ſchon längſt iſt
faſt jeder davon überzeugt, daß das Landesamt ſeinen Schulreformkrieg
auf der ganzen Linie verloren hat und hat verlieren müſſen, weil die
pädagogiſche Wiſſenſchaft eben keine Politik iſt. Aber der Landtag hat
das Recht und die Pflicht, die Veröffentlichung der Gutachten der drei
oberſten Bildungsinſtitute zu fordern, die zugleich die berufenſten Richter
ſind.
E. 8.
Parlamentariſches.
Aus dem Finanzausſchuß. In der heutigen Sitzung des
Finanzausſchufſes wurde zunächſt der Geſetzentwurf über die
Gewerbe=
ſteuer beraten. Es wurde von allen Seiten anerkannt, daß die
Be=
laſtung des Gewerbes in allen ſeinen Teilen, beſonders aber des
klei=
nen und mittleren Gewerbes, bereits eine ſolche Höhe erlangt hat, daß
jede weitere Beſteuerung größten Bedenken unterliege. Die Deutſche
Volkspartei hat deshalb den Antrag eingebracht, den geplanten Steuerſatz
von 1,6 v. H. des Umſatzes abzüglich der Löhne und Gehälter
herabzu=
ſetzen auf 1 v. H. Der Finanzminiſter erklärte darauf hin, daß die
Re=
gierung eine Herabſetzung der Steuerſätze nur anerkennen könne, wenn
für den Einnahmeausfall Erſatz geſchaffen werde. Der Sprecher der
Demokratiſchen Partei gab die Erklärung ab, ſeine Fraktion wolle ſich
bei den Abſtimmungen im Finanzausſchuß, und zwar ſowohl über die
Regierungsvorlage wie über die Abänderungsanträge, der Stimme ent
halten und die Entſcheidung dem Plenum überlaſſen. Dieſe
eigen=
artige Erklärung eines Mitgliedes der Regierungsparteien bewirkte
natürlich, daß Deutſche Volkspartei und Bauernbund für die Oppoſition
erklärten, daß ſie ſich ebenfalls der Stimme enthalten würden. Der
Verſuch, ſich durch ſolche Stimmenthaltungen von der Verantwortung
für eine beſtimmte Stellungnahme zu den Steuerfragen zu befreien,
führe alſo notwendigerweiſe dazu, daß im Finanzausſchuß überhaupt
kein poſitives Ergebnis erzielt werden könne. Nachdem auch von dem
Redner des Zentrums mit aller Schärfe die Unerträglichkeit der heutigen
Steuerlaſten für das Gewerbe und die Landwirtſ haft, aber auch füir die
ibrigen Steuerzahler unterſtrichen wurde, kann wohl kein Zweifel
dar=
über beſtehen, daß für die von der Regierung vorgeſehene Belaſtung
in voller Höhe eine Mehrheit nicht zu erzielen iſt. Der Redner der
Deutſchen Volkspartei erklärte dabei wiederholt, daß ſeine Partei um
ſo weniger Luſt habe derartig unerträgliche Steuerbelaſtungen zu
ver=
antworten, als alle Wünſche der Deutſchen Volkspartei auf (inſchränkung
der Staatsverwaltung bisher an dem parteipolitiſchen Widerſtand der
Regierung geſcheitert ſeien. Morgen ſoll die Beratung der Grundſteuer
beginnen. Auch zu dieſer Beratung liegt bereits ein Antrag vor, der
dahin geht, an Stelle der von der Regierung vorgeſchlagenen geſtaffelten
Sätze diejenigen Sätze zu beſchließen, welche bei der preußiſchen
Grund=
ſteuer angenommen worden ſind. Dies würde für die heſſiſche
Land=
wirtſchaft gegenüber der augenblicklichen Velaſtung und gegenüber den
Entwüfen der Regierung eine Enlaſtung von 60—70 Prozent bedeuten.
* Anfrage der Abgg. Hoffmann=Darmſtadt, Nuß und Gen. (Ztr.)
betr, ausgewieſene Eiſenbahnarbeiter und =
Be=
amten: Nach einem Erlaz des Reichsverkehrsminiſters Oeſer ſollen
nunmehr auch die ausgewieſenen Eiſenbahnarbeiter und =Beamten unter
das Abbaugeſetz fallen, trotz aller Verſprechungen, die ihnen vor und
nach der Ausweiſung von allen Regierungsſteilen bis zu den Miniſterien
hinauf gemacht wurden. Unter ihnen befinden ſich zahlreiche
Familien=
väter, die ohne Hab und Gut ins unbeſetzte Gebiet gekommen ſind, die
ſich infolge davon in den neuen Verhältniſſen überhaupt nicht einleben
konnten und denen es deshalb kaum möglich ſein wird, eine andere
Be=
ſchäftigung zu finden. — Wir fragen daher an:
„Iſt die Heſſiſche Regierung bereit, in Berlin nachdrücklickſt dahin
zui wirken, daß die Abbaumaßnahmen auf die Ausgewieſenen erſt dann
zur Anwendung kommen, wenn ſie wieder in ihre alten Verhältniſſe
zurückgeführt ſind, damit Treu und Glauben an die Reichsregierung bei
den Beteiligten nicht ganz verloren gehe?‟
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Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, deu 19. März 1924
Mummer 29.
Aus den Parteien.
— Der Frauenausſchuß der Deutſchen
Volkspar=
tei veranſtaltet am Mittwoch, den 26. d. M., abends 8 Uhr, ein
Kon=
zert im Saale des Muſikvereins, deſſen Ertrag für notleidende
Klein=
rentner beſtimmt iſt. Namhafte Künſtler des Landestheaters und andere
haben ſich in liebenswürdiger Weiſe zur Mitwirkung bereit erklärt. Das
Programm verſpricht allen Muſikfreunden einen großen Genuß.
Kar=
ten ſind ab Donnerstag, den 20. März, in der Geſchäftsſtelle der Partei,
Wilhelminenſtraße 5, zu haben.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Der
für heute abend angeſetzte Gruppenabend fällt wegen Lokalmangel aus
und findet dafür in acht Tagen im Feierabend, 8 Uhr pünktlich, ſtatt:
Vortrag von Herrn Schultz und muſikaliſche Darbietungen.
Deutſche Demokratiſche Partei. Der
Organiſa=
tions=Ausſchuß tritt am Donnerstag, den 20. ds., abends 8 Uhr,
im Parteibureau, Waldſtraße 45, zur Vorbereitung der Wahlarbeit
zu=
ſammen. Alle Parteifreunde, die mitarbeiten wollen, ſind herzlich
will=
kommen.
— Geſellſchaftsabend der Deutſchen
Demokrati=
ſchen Partei. Am Samstag, den 15. d. M., abends 8 Uhr, fand
in den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft der diesjährige
Geſellſchafts=
abend der Deutſchen Demokratiſchen Partei ſtatt. Es waren wohl 400
Perſonen, welche in angeregter Stimmung dem Unterhaltungsprogramm
folgten, das ihnen bewährte Kräfte des Darmſtädter Kunſtlebens boten.
Frau Kuhn=Liebel, die ſympathiſche Altiſtin des Landestheaters,
begann mit drei innigen Schumann=Liedern; ihr folgte Herr Biſchoff,
der ſtimmgewaltige Heldenbariton der Landesbühne, mit Liedern von
Schumann, Liſzt und Loewe; Eduard Göbel brachte ernſte und
hei=
tere Dichtungen, welche tiefe Wirkungen und ſchallende Heiterkeit
her=
vorriefen. Die vortragenden Künſtler lohnte ſtürmiſcher Beifall. In der
zweiten Abteilung des Programms wurden durch die Tanzmeiſterin
Frau Luiſe Rehr und Herrn Orbig moderne Geſellſchaftstänze
in vornehmſter Darbietung gezeigt, und Frau Kuhn ſang noch dankbar
aufgenommene heitere Lieder. Anſchließend an das Konzert hatte die
Jugend Gelegenheit, ihrer Freude am Tanz zu genügen, von welcher ſie
reichlich bis in die ſpäte Nacht Gebrauch machte. Ein in jeder Hinſicht
gelungener Abend war der verdiente Erfolg für die Mühen der
Ver=
anſtalter. — Am Sonntag, den 16. ds., fand ein Frühjahrs=
Ausflug nach Malchen an der Bergſtraße ſtatt, wo im Saale
von Weicker die aus Darmſtadt und den Orten der Bergſtraße zahlreich
erſchienenen Parteifreunde einige gemütliche Stunden verlebten.
C. Am 18. März tagte hier eine ſehr ſtark beſuchte Konferenz der
Arbeitnehmervereinigung der heſſiſchen
Zentrums=
partei. Landtagsabg. Knoll ſprach über die Zentrumspolitik im
Reichs=
tag, über die Tätigkeit der heſſiſchen Zentrumsfraktion und die Aufgaben
bei den kommenden Wahlen. Nach einer anregenden, von einheitlichem
Willen getragenen Ausſprache kam übereinſtimmend der Gedanke zum
Ausdruck, daß alles getan werden muß, um die Einigkeit und
Geſchloſſen=
heit der Partei zu wahren, zumal auch auf kulturellem Gebiete Gefahren
drohten. Zum Schluſſe wurde eine längere Entſchließung
ein=
ſtimmig angenommen, aus der Folgendes hervorgehoben werden ſoll:
Das deutſche Volk muß in ſeinen Parteien und Berufsſtänden in wahrer
Volksgemeinſchaft unter Hintanſetzung von Einzelwünſchen ernſtlich
ge=
willt ſein, am Wiederaufbau mitzuarbeiten. Fort mit dem einſeitigen
Parteiegoismus, fort mit dem Herrenſtandpunkt und Terror! Möchten
die Wahlen ohne Verhetzung und Gehäſſigkeit ſich vollziehen, damit das
Arbeiten der Parteien nachher nicht erſchwert iſt! Die vom Deutſchen
Gewerkſchaftsbund aufgeſtellten Richtlinien unte ſchreiben wir
vollinhalt=
lich. Von der Zentrumspartei wird erwarter, daß ſie alles tun werde,
um die Notlage des Volkes zu lindern, insbeſondere durch Ankämpfung
gegen die Preistreiberei und die wucheriſche Ausbeutung, durch ſcharfe
Ueberwachung der Truſte und Syndikate, von Banken und
Kreditanſtal=
ten. Der Achtſtundentag iſt grundſätzlich zu wahren und eine
Verlänge=
rung der Arbeitszeit nur da angängig, wo und in ſolange es das
all=
gemeine Volkswohl erfordert. Das Tarif= und Schlichtungsweſen iſt
ge=
ſetzlich zu ſchützen und das Betriebsrätegeſetz zu wahren. Ausgewieſene
Arbeiter und Angeſtellte dürfen nicht abgebaut werden und ihre Rückkehr
muß baldigſt ermöglicht werden. Die Fürſorge für die Erwerbsloſen und
Kriegsbeſchädigten iſt auszubauen.
Wir erwarten endlich, daß die heſſiſche Zentrumspartei nur ſolche
Kandidaten aufſtellt, die mit den Grundſätzen der Partei verwachſen und
gewillt und befähigt ſind, für die Wahrung der benannten ſozialen
Be=
lange einzutreten unter Berückſichtigung der Intereſſen der anderen
Be=
rufsſtände in ſtändiger Mitarbeit innerhalb der Reichstagsfraktion. Die
Konferenz verſpricht, ihrerſeits alles zu tun, um der ſturmerprobten
Zen=
trumsfahne zum Siege zu verhelfen.
Aus Heſſen.
— Roßdorf, 17. März. Hygiene der Ehe im Film. Wir
weiſen ausdrücklich nochmals auf dieſen hervoragenden Filmvortrag
hin, der am Freitag auch hier am Ort durch das Heſſiſche Wanderkino
veranſtaltet und durch Frauenarzt Dr. Klaus Hoffmann=Darmſtadt
er=
läutert wird. Die Darmſtädter Zeitung hat über dieſen Film
gelegent=
lich der Vorführung im Darmſtädter Landestheater unter anderem
Folgendes geſchrieben: „Mit erfreulich tiefem, wiſſenſchaftlichem Ernſt
werden — an Hand der Praxis der Wiener ſtädtiſchen
Eheberatungs=
ſtelle — die wichtigſten mediziniſchen Kapitel des Eheproblems entfaltet.
Den ſchlimmſten Gefahren einer jeden Ehe, der Tuberkuloſe, der
Syphi=
lis und dem Tripper, ſind die beiden erſten Teile des Films gewidmet.
Die Erſcheinungsformen tuberkulöſer und geſchlechtlicher Erkrankungen,
die wichtigſten Unterſuchungs= und Behandlungsmethoden zur
Ab=
ſchreckung, aber auch die grauſigen Folgen vernachläſſigter
Krankheits=
fälle werden in typiſchen Bildern gebracht. Der dritte und vierte Teil
reißt kühn den Vorhang des alttantenhaften Nichtwiſſens in
geſchlecht=
lichen Dingen herab. In inſtruktiven Druckzeichnungen und Modellen
wird der Bau der männlichen und weiblichen Geſchlechtsteile erläutert,
ebenſo die verborgenen inneren Vorgänge bei der Menſtruation, bei der
Befruchtung der weiblichen Eizellen durch eines der männlichen
Samen=
fädchen, beim Wachſen des Keimlings im Mutterleibe. Schwangerſchaft
und Geburt ſind heilige Naturerſcheinungen. Mit groben Schlägen
wird daher auf das Verbrechen der Abtreibung geſchlagen. Die
ſchreck=
lichen Folgen — qualvolle Krankheit, jahrelanges Siechtum,
Operatio=
nen auf Tod und Leben — finden anklagende Verbildlichung. Licht
muß in das Dunkel dieſer Sphären leuchten. Dann entgleitet dem
Schlüpfrigen, Obſzönen von ſelbſt der Boden.”
VV. Groß=Zimmern, 17. März. Einem alten Gebrauche folgend,
hat der hieſige Turnverein 1863 am Schluſſe des Vereinsjahres
ſeine aktiven und inaktiven Mitglieder nebſt Angehöirgen zu einem
Familienabend eingeladen. Zahlreich waren ſie dem Rufe
ge=
folgt, ſodaß der geräumige Kaiſerſaal dicht beſetzt war. Das reichhaltige
Programm enthielt in ſeinem erſten Teil Riegenturnen der Turner und
Zöglinge an Pferd und Barren und Volkstänze der Schülerinnen,
wäh=
rend der zweite Teil durch Stellen von Marmorgruppen, humoriſtiſche
Koupletts und Duette ausgefüllt wurde. Eröffnet wurde der Abend
durch ein markiges Turnerlied, worauf der 1. Vorſitzende die
Anweſen=
den begrüßte und noch zahlreiche rückſtändige Preiſe verteilte. Dem
Turner Pfaffmann überreichte er für 25jährige aktive Tätigkeit eine
prächtige, eingerahmte Ehrenurkunde. Weiter gab er einen kurzen
Ueberblick über Tätigkeit und Erfolge der aktiven Turner im
verfloſſe=
nen Jahre. Die Erfolge waren glänzend. Erwähnt ſoll nur werden,
daß unſere Muſterriege an Reck und Pferd, bei dem Kreisturnfeſt in
Aſchaffenburg unter 69 Mitbewerbern ſich den 2. Preis erringen konnte.
Was unſere Turner leiſten, das zeigte auch der gewaltige Beifall für
ihre heutigen Uebungen. Den Vogel des Abends abgeſchoſſen haben
un=
ſtreitig die Schülerinnen mit ihren Volkstänzen unter Leitung der
Tur=
ner Geiß und Krauß. Nett und zierlich, dabei exakt und taktvoll
entledigten ſie ſich ihrer Aufgabe. Ganz beſonders gefiel der Tanz auf
die Melodie des „Bummelpetrus”, entworfen von Frau Mahr, von
Nieder=Ramſtadt, der wiederholt werden mußte. Nicht endenwollender
Beifall lohnte den Eifer der Kleinen. Die Pauſe zwiſchen dem 1. und
2. Teil füllte Turner Pfaffmann mit ſeinen 3= und 4jährigen
Söhn=
chen aus. Reicher Applaus wurde dieſen kleinſten unſrer Turner zuteil.
Die geſtellten Marmorgruppen zeigten uns das Turnen und die
ver=
ſchiedenen Arten des Sportes und Spieles im Bild. Alle 8 Gruppen
erregten die Bewunderung der Anweſenden. Zum Schluſſe kamen
unſere unermüdlichen Humoriſten Geiß und Jordan zu Wort und
hatten von Anfang bis zu Ende die Lacher auf ihrer Seite. Auch unſer
1. Vorſitzender, Herr Heim, ein alter Humoriſt, konnte es ſich nicht
verſagen, aus ſeinem reichen Schatze uns einige Glanznummern zum
beſten zu geben. Die Klavierbegleitung hatte Lehrer Kapp in
liebens=
würdiger Weiſe übernommen. Es war ein genußreicher Abend, der allen
Teilnehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird.
— Schlierbach b. Babenhauſen, 17. März. Unſer allverehrter Lehrer
Schwörer hat infolge des Beamtenabbau=Geſetzes ſein Amt am 1. März
niederlegen müſſen. Herr Schwörer, der 42 Jahre Schuldienſt verſehen
hat, hat davon allein 37 Jahre in unſerer kleinen Gemeinde verbracht.
Deshalb beſchloſſen auch die beiden hieſigen Vereine Wanderklub Edel
weiß und der Kriegerverein, ihm ein Ständchen zu bringen. Beide
Vereine, denen ſich die ganze Ortsbevölkerung anſchloß, marſchierten
nach dem Schulhaus. Der Wanderklub trug ein Lied vor, worauf Herr
Fleckenſtein vom Kriegerverein Herrn Schwörer als bewährtes
Mit=
glied des Kriegervereins feierte. Herr Adam Leilich vom Wanderklub
feierte Herrn Schwörer als Erzieher und Lehrer, der der Liebe und
Hochachtung ſeiner ehemaligen Schiler gewiß ſei. Die Schülerinnen
Reinig und Tiſch, ſowie der Schüler Leilich übereichten unter
Dankes=
worten ihrem ſeitherigen Lehrer Geſchenke. Im Anſchluß daran fand
ein Familienabend in der Wirtſchaft von Roth ſtatt; hier wurden noch
mehrere Anſprachen gehalten. Auch hier wie vorher ſchon an dem
Schul=
hauſe dankte Herr Schwörer in bewegten Worten.
* Hirſchhorn, 17. März. Hohes Alter. Herr Rendant a. D.
J. Dapper hier feierte dieſer Tage ſeinen 90. Geburtstag. Der
ehr=
würdige Greis machte die Kriege 1866 und 1870 mit und erfreut ſih
noch verhältnismäßig guter Geſundheit.
— Habitzheim, 17. März. Der Jungdeutſche Orden hatte
zu einer öffentlichen Verſammlung eingeladen, in der der Geſchäftsführer
des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes, Herr Süß aus
Darmſtadt, über die Stellung des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes, d. h.
der Chriſtlichnationalen Arbeitnehmerſchaft, zu den Fragen der Zeit und
zum Jungdeutſchen Orden ſprach. Der Redner ging davon aus, daß
die Novembertage von 1918 eine allgemeine Umwertung aller Werte
mit ſich gebracht haben. Deshalb gelte es, ſich frei zu machen von
Schlagworten derer, die doch nur ihre perſönlichen Intereſſen zu fördern
ſuchten. Es lohnt wieder, für große Gedanken zu kämpfen. Aus der
Fülle dieſer großen Gedanken nur zwei Worte herausgegriffen: „Staat
und Volk”. Redner ſetzte ſich dann noch mit den Fragen auseinander:
Wozu brauchen wir Volk und Stact? Wie können wir wieder dazu
kommen, daß uns Volk und Staat nur als verſchniedene Ausdrücke für
denſelben Gegenſtand erſcheinen? Volk muß für uns das lebendige
Wer=
den, das ſich Geſtalten und Wachſen, das Vorwärtsdrängen und
Auf=
wärtsſtreben bedeuten. Staat gibt der Bewegung die Richtung an,
ſam=
melt die Kräfte, beſeitigt die Hemmniſſe. Was wir erſtreben iſt:
Völ=
kiſches Gemeinſchaſtsbewußtſein, oder, kurz geſagt, den ſozialen
Volks=
ſtaat. Die Staatsform iſt zunächſt nicht die Hauptſache, die
Staats=
geſinnung iſt alles. Redner ſchloß mit einer Mahnung an alle,
mitzu=
arbeiten, daß dieſe Staatsgeſinnung mehr und mehr zur Geltung käme.
Allſeitiger Beifall zeigte, daß der Redner es verſtanden hatte, mit
ſei=
nen Ausführungen die Anweſenden zu feſſeln und ſie für ſeine
Gedan=
ken zu gewinnen. Auf Befragen des Vorſitzenden gab Herr
Geſchäfts=
führer Süß unter wiederholtem Beifall der Verſammlung klare und
zweifelsfreie Stellung zu den politiſchen Parteien und zur
deutſchvölki=
ſchen (antiſemitiſchen) Frage kund. Der Vorſitzende ſchloß mit herzlichem
Dank an den Redner dieſe Verſammlung.
* Egelsbach, 17. März. Gemeinderatsbericht. Zu Punkt 1,
Geldbeſchaffung zu dem geplanten Bauprogramm (es handelt ſich um
Erbauung von Wohnungen für 26 Familien). Die Gemeinde erhält
12000 Mk. vom Zweckverband, 60 000 Mk. werden bei der Kommunalen
Landesbank als Anleihe aufgenommen. — Feſtſetzung des Gehalts der
Gemeindeſchweſter. Dies wird in einer nichtöffentlichen Sitzung des
Gemeinderats durch Verhandlung mit der Gemeindeſchweſter geregelt.
— Glöckner Gernandt werden jährlich 150 Mk. und zwei
Gemeinde=
grundſtüicke zugebilligt. — Zur Erlernung eines Handverks für einen
gebrechlichen Jungen werden ein Drittel der Unkoſten bewilligt.
Der Beitrag für den Heilſtättenverein wird auf 20 Mk. jährlich
feſt=
geſetzt. — Der Kartoffelpreis wird auf 2,50 Mk. feſtgeſetzt. — Geſuch
der Bauunternehmer A. Gernandt, K, Lotz und J. Lorentz 6. um
Lie=
ferung von Baumaterial. Es wird beſchloſſen, die Lieferung der
Bau=
materialien auf dem Submiſſionswege zu vergeben. Die Bauten führt
die Gemeinde unter Leitung eines Bauführers zur Behebung der
Woh=
nungsnot und der Erwerbsloſigkeit aus. — Zur Durchführung der
Schillerſtraße findet am Sonntag vormittag eine Beſichtigung durch
den geſamten Gemeinderat an Ort und Stelle ſtatt. — Das Geſuch der
Samariter=Kolonne wird der Baukommiſſion zur Erledigung
über=
wieſen. — Verſchiedenes. Die Abſchaffung des Faſelebers, die
Ver=
legung der Sperre am Wingertsweg, ſowie das Benehmen einzelner
Wohnungsinhaber gegenüber der Wohnungskommiſſion kamen zur
Er=
ledigung. Ein Wohnungsinhaber wird, dieſerhalb von der Belieferung
mit Holz durch die Gemeinde ausgeſchloſſen.
ch. Vom Rhein. Durch die anhaltende, kühle Witterung, es hak
ſogar in den letzten Nächten noch Eis gegeben, iſt der Rheinwaſſerſtand
ganz gewaltig zurückgegangen, wodurch die Schiffahrt ſtark
beeinträch=
tigt wurde. Nicht allein, daß die Schleppſchiffe nur ganz kleine Laſten
aufnehmen können, iſt auch für tiefergehende Schleppdampfer die Gefahr
des Feſtfahrens, und dies ganz beſonders im Oberrhein, ſehr groß. Eine
Nackenheim gegenüberliegende Stelle, die „Beckerau” genannt, iſt durch
die jetzigen Waſſerverhältniſſe dem Schiffer ſehr gefährlich. Durch die
flachen Flußbettſtellen hat der Strom eine gewaltige Einwirkung
auf die Schiffe die dadurch dem Schiffsführer leicht „verfallen” und
ein Feſtfahren in den meiſten Fällen iſt unvermeidlich. So ſind in der
vergangenen. Woche nicht weniger als drei Schleppkähne feſtgefahren,
die nur durch Leichterung freigemacht werden konnten.
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Nummer 79.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 19. März 1924.
Seite 7.
Reich und Ausland.
Eine Eigentümlichkeit des gegenwärtigen Winters.
Seit dem Spätherbſt bis zur Stunde war der heurige Winter ſehr
arm an Föhnerſcheinungen. In dieſem Winter waren nur 3—4
Föhn=
tage zu konſtatieren. Die Urſache liegt in der allgemeinen
Druckver=
keilung nord= wie ſüdwärts der Alpenſcheide. Der Föhn wird im
Früh=
ling um ſo ſtärker auftreten, denn im Ganzen iſt die normale Zahl von
Fohntagen des Winters und Frühlings zuſammengenommen 25—30. Soll
dieſe Ziffer auch nur annähernd erreicht werden, ſo ſtünden jedenfalls
eine Reihe ſchöner Frühlingstage bevor,
C. Ein artilleriſtiſches Genie im Weltkrieg
iſt durch ein kürzlich erſchienenes Buch von General Max Hoffmann,
be=
titelt „Der Krieg, der verſäumten Gelegenheiten” (Verlag für
Kultur=
politik, München) erſt recht bekannt geworden. Es iſt dies Oberſtleutnant
a. D. Bruchmüller, deſſen Genie bei der Wiedereroberung der im Herbſt
1916 am Naroczſee in Rußland verlovenen Stellung „entdeckt” worden iſt.
Der genannte Verfaſſer ſchreibt hierüber Folgendes: „Ich halte
Bruch=
müller in ſeiner Art für ein artilleriſtiſches Genie. Er hat die Gabe, die
ich in dieſem Maße bei keinem anderen Artilleriſten geſehen habe,
in=
ſtinktiv zu wiſſen, wie viele Mengen von Munition man auf jeden
ein=
zelnen Punkt einer Stellung werfen muß, um ſie ſturmreif zu machen.
Die Truppe hat auch ſehr ſchnell gemerkt, daß ein unter artilleriſtiſcher
Leitung Bruchmüllers vorbereiteter Angriff, immer eine ſichere Sache
war, und hat ihm volles Vertrauen entgegengebracht. Auch die
Wieder=
eroberung des verlorenen Brückenkopfes am Stochod am 3. April 1917
liefert dafür einen Beweis. Die Artillerie= und Minenwerferwirkung
war dank der vorzüglichen Anordnungen Bruchmüllers ſo überwältigend,
daß der Feind kaum Widerſtand leiſtete, der Erfolg des Tages war
über=
raſchend groß, neben vielem Kriegsmaterial 10 000 Gefangene. Auch der
Durchbruch vom 19. Juli in Oſtgalizien und die Erſtürmung des
Brücken=
kopfes von Jakobſtadt am 21. September iſt nicht zum mindeſten dem
Genie Bruchmüllers zu verdanken.
v. Ch.
Verhaftung des Doppelmörders Hundertpfund.
Die Staatsanwaltſchaft teilt mit, daß der Doppelmörder
Hundert=
pfund, dem ſeinerzeit das Ehepaar Köpfer in Saig zum Opfer fiel, nach
einer Meldung des Auswärtigen Amtes in Frankreich verhaftet worden
iſt. Er wird demnächſt ausgeliefert werden.
Verhaftete Falſchmünzer.
Mannheim. Die hieſige Kriminalpolizei konnte auf Grund
längerer Beobachtungen und entſprechender Fahndungsmaßnahmen in den
letzten Wochen drei verſchiedene Falſchmünzerbanden ermitteln, die Täter
feſtnehmen und das diesbezügliche Material beſchlagnahmen. In einem
Falle haben die Täter Notgeldſcheine der Handelskammer Mannheim zu
4,20 Goldmark — 1 Dollar, hergeſtellt. Außerdem befaßten ſie ſich mit der
Herſtellung und Verbreitung der Zwiſchenſcheine der Schatzanweiſungen
des Deutſchen Reiches zu 1,05 Goldmark — ¼ Dollar. Wegen dieſer
Fälſchungen ſind 10 Perſonen in Haft. — Im zweiten Falle handelt es
ſich um Verfälſchungen von 50 Millionenmark=Reichsbanknoten in 50
Bil=
lionen=Reichsbanknoten und um Verfälſchungen von Gutſcheinen der
Han=
delskammer für die Kreiſe Karlsruhe und Baden zu 0,42 Goldmark — u
Dollar in 42 Goldmark — 10 Dollar. In dieſem Falle ſiten 4 Perſonen
in Haft. — Im dritten Fall handelt es ſich um die Herſtellung und
Ver=
breitung von Schatzanweiſungen zu 84 Goldmark — 20 Dollar und zu
105 Goldmark — 25 Dollar, die ſowohl hier wie auch in Karlsruhe bei
berſchiedenen Metzgermeiſtern in Zahlung gegeben wurden. Bis jetzt
konnten in dieſer Sache 5 Perſonen ermittelt werden.
Tod durch Gas.
Neuſtadt. Tod aufgefunden wurde vor einigen Tagen in ihrer
Wohnung die in den 40er Jahren ſtehende Sprachlehrerin Auguſte
Wach=
ter. Die Anzeigen deuten darauf hin, daß ein Unglücksfall vorliegen mag.
Der Gasſchlauch, welcher an der Ausmündung anſcheinend ausgebraucht
war, hatte ſich losgelöſt, ſodaß Gas ausſtrömte. Nur mit Nachtgewand
gekleidet, lag die Dame entſeelt am Boden. Die Dame lebte in den beſten
Lebensverhältniſſen.
Vom Zug überfahren.
Ludwigshafen. Geſtern abend 7 Uhr wurde in der
Maudacher=
ſtraße in der Nähe der Gartenſtadt der Zimmermann Auguſt Frank, in
Mundenheim wohnhaft, vom Zug erfaßt und beide Beine abgefahren.
Im Krankenhaus, wohin er verbracht wurde, verſtarb er, ohne das
Be=
wußtſein erlangt zu haben. Wie der Unglücksfall geſchah, konnte bis
jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden.
Hochwaſſerſchäden.
Mutkerſtadr. Wer von der Neuſtadter Straße aus das Gelände
der Floßbachniederung überblickt, muß mit Bedauern wahrnehmen, daß
weite Flächen, viele Gewannen und Gemarkungen Mutterſtadts,
Dann=
ſtadts, Schauenheims uſw. zum Teil überſchwemmt ſind; zum Teil ganz
naß ſind. Gräben und Floßbach ſind bis zum Rande gefüllt, von einem
Abzug iſt gar nichts zu merken. Trotz der günſtigen kalten und trockenen
Witterung iſt hier an eine Feldbeſtellung und Ausſaat, jetzt Mitte März,
noch nicht zu denken.
Tiefſtand des Bodenſees.
Der Spiegel des Bodenſees zeigt einen großen Tiefſtand. Der
Hafenpegel im Konſtanzer Hafen zeigt 2.60 Meter. Am Abfluß des
Rheines und an der ganzen Seeſtraße entlang ſind die Sandbänke an
das Tageslicht getreten.
Das alte Lied.
Oberſtein. In einer Steinſchleiferei war das Kittmädchen
Chri=
ſtine Billig damit beſchäftigt, an einer Spirituslampe Steine aufzukitten.
Durch ein Verſehen" fiel eine große Flaſche Spiritus, gerade auf die
Lampe. Die Flaſche explodierte und das Mädchen verbrannte an
Ge=
ſicht und Bruſt derart ſchwer, daß es hoffnungslos daniederliegt.
Der Tiger=Löwe.
Aus London wird gemeldet: Der Radſcha Sahib von Nawanagar
hat dem Zoologiſchen Garten in London aus ſeiner Privatmenagerie
ein rätſelhaftes Wundertier, das halb Löwe, halb Tiger iſt, zum
Ge=
ſchenk gemacht. Man weiß in London bis jetzt noch nicht, ob das nach
ſeinem Beſtimmungsort unterwegs befindliche Tier Kopf und Mähne
eines Löwen und den Leib eines Tigers, oder den flachen Kopf des
Tigers mit einer Löwenmähne hat. Die engliſchen Zoologen ſehen
des=
halb dem Eintreffen dieſes Wundertieres, das man Anfang Mai in
London erwartet, mit begreiflicher Spannung entgegen.
Die Oberammergauer in Waſhington. — Ein Zwiſchenfall.
Paris. Die Pariſer Blätter veröffentlichen Meldungen aus
Waſhington über einen Zwiſchenfall, der ſich bei dem Empfang der
Ober=
ammergauer Paſſionsſpieler, durch den Präſidenten Coolidge ereignet
haben ſoll. Nach den unbeſtätigten, vielleicht tendenziöſen Mitteilungen
ſoll der Deutſch=Amerikaner Niſſen, der die baheriſchen Künſtler dem
Präſidenten vorſtellte, die Gelegenheit benutzt haben, bei dieſem
unpoli=
tiſchen Empfang eine nicht vorgeſehene Rede über die Reparationsfrage
und die Ruhrbeſetzung zu halten. Nach den Meldungen ſoll Präſident
Coolidge ſich darauf kurz abgewendet und ſeinen Sekretär beauftragt
haben, die nächſte Delegation vorzuführen.
Bau einer rumäniſchen Hauptſtadt.
Das Bukareſter Blatt „Vittorul” ſchreibt über das ſchon öfters
er=
örterte obige Thema: Die Frage der Verlegung der Hauptſtadt wurde
bereits bei der Verwirklichung des Gedankens eines Großrumäniens
aufgeworfen, und zwar als eine Notwendigkeit, die uns aus höheren
nationalen und Staatsintereſſen auferlegt wird. Die Idee wurde zwar
aufgeworfen, ohne daß ſie jedoch geprüft und bis in die Einzelheiten
ausgearbeitet worden wäre. Der geweſene Generaldirektor N.
Teodo=
rescu hat nun ein Memorandum ausgearbeitet, das das Problem der
neuen Hauptſtadt in jeder Hinſicht einer eingehenden Prüfung
unter=
zieht. „Die Urſache der Verlegung der Hauptſtadt” ſagt. Ingenieur
Teodorescu, „liegt in der geographiſchen, ſtrategiſchen, ungeſunden und
unäſthetiſchen Lage der gegenwärtigen Hauptſtadt. Die neu zu
grün=
dende Hauptſtadt müßte womöglich im Zentrum des Landes, umgeben
von Wäldern, Gebirgen, in einer maleriſchen Gegend liegen. Sie müßte
außerdem an den Ufern eines großen Fluſſes erbaut werden ſowie in
einer Gegend, wo Bau= und Heizmaterial leicht beſchafft werden kann.”
Laut den Rechnungen des Ingenieurs Teodorescu würde man zum
Aufbau der neuen Hauptſtadt einen Flächenraum von 5000 Hektar
be=
nötigen.
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Geſchäftliches.
Ein Schnell=Waſchapparat wurde in Darmſtadt (Fürſtenſaal,
Grafenſtr.) ſeit einigen Wochen mit großem Erfolg vorgeführt. Der
Vor=
tragende überzeugte die Anweſenden von der intenſiven Reinigungskraft
durch Luftwirkungen und der größten Schonung der Wäſche, indem
Papiergeld mitgewaſchen wurde. Ein großes Quantum Wäſche war
in 5 Minuten ſauber, ohne geweicht zu haben. Es ſei den Hausfrauen
aufs wärmſte ſempfohlen, die unwiderruflich letzten Vorführungen,
Donnerstag, den 20., und Freitag, den 21. März, nachmittags 3 Uhr
und 5 Uhr, zu beſuchen.
Wichtige Forſcherergebniſfe im ſtaatlichen
Material=
orüfungsamt. Die Tatſache, daß in den letzten 8 Jahren der
Wäſche=
beſtand des Deutſchen Reiches um die Hälfte zurückgegangen iſt, hat den
Profeſſor Dr. Heermann vom ſtaatlichen Materialprüfungsamt
ver=
anlaßt, in mehreren tauſend Einzelverſuchen Nachforſchungen auf
wiſſen=
ſchaftlicher Grundlage anzuſtellen, worauf dieſer ſtarke Rückgang des
Wäſchebeſtandes zurückzuführen iſt. Die Unterſuchungen haben ergeben
daß ein großer Teil der Schäden durch die ſauerſtoffhaltigen
Waſch=
mittel bewirkt wurde. Bei dieſen Verſuchen wurden Hunderte von
Kilo Waſch= und Bleichmittel verwendet und feſtgeſtellt, daß Sauerſtoff=
Waſchmittel eine um mehrere 100% größere Gewebeſchädigung
verur=
ſachten als fauerſtoffreie Waſchmittel. Vor dem Kochen der Wäſche
mit ſauerſtof haltigen Bleichmitteln wird vom Profeſſor Dr. Heermann
dringend gewarnt und empfohlen, nur ſauerſtoffreie Waſchmittel zu
verwenden.
Ein abſolut ſauerſtoffreies Waſchmittel iſt Dr. Gentners „
Gold=
perle mit Schnitzelſeife‟ Es kann nur jeder Hausfrau, weil altbewährt,
beſtens empfohlen werden.
(913346
Der heutigen Auflage unſeres Blattes liegt ein Proſpekt der
Ziga=
rettenfabrik A. Batſchari, Baden=Baden, bei, auf welchen wir
hierdurch beſonders hinweiſen.
(N13372
Tageskalender.
Landestheaker Großes Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr,
B 15: „Othello”. — Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende nach
10 Uhr, Sondermiete 13‟: „Frühlings Erwachen. — Orpheum
734 Uhr: „Die keuſche Suſanne‟. — Vortrag mit Lichtbil
dern des Univerſitätsprofeſſors Dr. Aufhauſer=München: „
Reiſe=
eindrücke in Oſtaſien” abends 8 Uhr, in der Aula des Ludwigs
Georgs=Gymnaſiums (Eingang Karlsſtraße 2). — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Donnerstag, den 20. März 1924.
Holzverſteigerungen: In Meſſel, Zuſammenkunft morgens
9 Uhr Urbacherſtraße-Klöpperſchneiſe; im Reſt. „Heiliges Kreuz”
vorm. ½9 Uhr; im Gaſthaus zur Poſt in Nieder=Ramſtadt vorm.
9 Uhr. Nutzholzverſteigerung, vorm. 9 Uhr, im Fürſtenſaal,
Grafen=
ſtraße 20. — Fiſcherei=Verpachtung nachm. 2 Uhr, auf
der Bürgermeiſterei in Pfungſtadt. — Mobiliarverſteige
rung, vorm. ½10 Uhr, Marienplatz, frühere Dragonerkaſerne.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill=ton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten
Sport, Spiel und Turnen.
Radfahren.
Heſſiſcher Motorradklub e. V., Darmſtadt.
Der Heſſiſche Motorradklub e. V., Sitz Darmſtadt, Ortsgruppe des
A. D.A C., hielt im Klublokal, Landwehr=Kaſino, ſeine diesmonatliche
Verſammlung ab, die ſehr ſtark beſucht war. Eingeleitet wurde die
Ver=
ſammlung durch eine Anſprache des Vorſitzenden und durch Ueberreichung
eines Lorbeerkranzes an den Klubmeiſter und Deutſchlandfahrer Fritz
Kappel, der in ſeiner Gegenrede nochmals im Namen des Klubs für
Motorſport Köln dem H.M.C. ſeinen wärmſten Dank übermittelte für
die vorbildlich geleitete Kontrolle und Gaſtfreundſchaft anläßlich der
Deutſchlandfahrt. Der Klub für Motorſport Köln hat es ſich nicht
neh=
men laſſen, die Herren, die ſich beſonderes Verdienſt bei der Kontrolle in
Darmſtadt erwarben, mit einer Klubehrennadel auszuzeichnen. Dem Klub
ſelbſt wurde eine Bronze zur Erinnerung an die 1. Deutſchlandfahrt
verliehen.
Auf der Tagesordnung ſtand u. a. das Hermann Sternfels=Erinne
rungsrennen „Rundum die Ludwigshöhe” am 18. Mai d. J.,
welches in dieſem Jahre mit dem Stiftungsfeſt verbunden wird und als
klaſſiſches Rennen für den ganzen Gau IIIa des A. D.A. C. offen iſt. Mit
den Vorarbeiten iſt bereits begonnen. Das Rennen dürfte ein großes
ſportliches Ereignis für Darmſtadt werden.
Handball.
Turn= und Sportverein Stockſtadt (Rhein), D. T.
Am letzten Sonntag trafen ſich Turngeſellſchaft Griesheim und
Sportabteilung des T. u. Sp.=V. Stockſtadt zum fälligen
Meiſterſchafts=
wettſpiel auf dem Platze des letzteren. Nach Anpfiff des Spielrichters
warf Stockſtadts rechter Läufer in der 6. Minute das erſte Tor. Da=
Spiel wurde nun lebhaft, und kurz vor Halbzeit holte Griesheim ſeinen
Nachteil auf. Halbzeit 1:1. In der zweiten Hälfte ſetzte das Spiel
nochmals lebhaft ein und bewegte ſich auf beiden Spielſeiten. Wenige
Minuten vor Schluß errang Gr. die beiden Punkte durch ein weiteres
Tor. Gr. ſetzte nochmals mit aller Kraft ein, aber nun ertönte der
Schlußpfiff des Spielrichters. Das Spiel war durchweg ſehr ſpannend
und für die Zuſchauer ſehr intereſſant. Den wahren Genuß des Spiels
hat jedoch nicht der Zuſchauer, ſondern nur der Spieler. Mögen daher
noch recht viele eifrige Anhänger dieſes ſchönen deutſchen Turnſpiels
werden. Spielrichter Fuchs=Wolfskehlen leitete das Spiel ſehr
einwand=
frei. Dem Handballſport in der Deutſchen Turnerſchaft ein dreifach
kräftiges „Gut Heil!”
Die neu gegründete Wanderabteilung des Turn= und Sportvereins
unternimmt am 6. April die erſte Tageswanderung. Ziel iſt Alsbach
(Alsbacher Schloß—Melibokus). Das Amt des Wanderwarten wurde
dem Turner Auguſt Merz übertragen. Von letzterem iſt nähere
Aus=
kunft bezüglich der erſten Wanderung zu erhalten. Im Laufe dieſes
Jahres ſollen noch mehrere Wanderungen ſtattfinden, und diejenigen
Turnerinnen und Turner, welche an einer beſtimmten Anzahl
Wande=
rungen teilgenommen haben, erhalten das Wanderabzeichen der
Deut=
ſchen Turnerſchaft.
M.
Tgd. Griesheim — Tv. 1876 Eberſtadt 8:1.
Fußball.
Germania=Eberſtadt — Sp.=V. Weiterſtadt=Braunshard 7:2.
Zu einem (allerdings ohne Konkurrenz) ſtattfindenden A=Kl.=
Ver=
bandsſpiel ſtanden ſich am Sonntag die erſten Mannſchaften von
Ger=
mania=Eberſtadt und Sp.=V. Weiterſtadt=Braunshardt gegenüber.
Ob=
wohl die Gäſte der Eberſtädter Mannſchaft körperlich überlegen waren,
machte ſich von vornherein ein Uebergewicht Eberſtadts bemerkbar, das
ſchließlich in dem hohen Reſultat 7:2 ſeinen Ausdruck fand.
Gaumeiſterſchaftsſpiel der C=Klaſſe des Gaues Bergſtraße,
Sportverein=Steinbach — Sportverein Roßborf 2:2.
Auf völlig aufgeweichtem Platze trafen ſich am Sonntag oben
ge=
nannte Vereine in Steinbach zum Vorſpiel um die Gaumeiſterſchaft.
Von Spielbeginn an vermögen die Einheimiſchen etwas zu drängen,
doch bald machen ſich die Gäſte frei und ſtatten ihrerſeits dem
gegneri=
ſchen Tor mehrere ſehr gefährliche Beſuche ab. Bei einem ſolchen
ge=
lingt es ihnen, nach ſchönem Zuſpiel des Halblinken, durch den
Halb=
rechten in Führung zu gehen. Kurz darauf macht Roßdorf Rechtsaußen
einen glänzenden Durchbruch und erzielt durch Prachtſchuß das zweite
Tor. Bei dieſem Stande bleibt es bei gegenſeitig gleichwertigem
Feld=
ſpiel bis zur Halbzeit. Nach der Pauſe nehmen die Gäſte das Spiel
vollſtändig in die Hand und liegen faſt dauernd in des Gegners Hälfte.
Steinbach kommt nur noch zu einigen Durchbrüchen, die allerdings recht
gefährlich werden, da Roßdorfs Verteidigung bis zur Mittellinie
auf=
gerückt iſt. So gelingt es ihm auch, durch zwei ſehr zweifelhafte Tore
en Ausgleich zu erzielen. Beidemale fängt der Torwächter, auf der
Torlinie ſtehend, den Ball, und jedesmal entſcheidet der Schiedsrichter
un=
erklärlicherweiſe Tor. Roßdorf läßt ſich durch den billigen Erfolg des
Gegners nicht entmutigen und drängt ihn ganz in ſeine Hälfte zurück,
vermag aber infolge des aufgeweichten Bodens und der zahlreichen
Verteidigung kein Tor mehr zu erzielen, ſo daß das Spiel beim
Schluß=
pfiff 2:2 ſteht. Beide Mannſchaften führten ein ſehr ſchnelles Spiel
vor. Der Schiedsrichter konnte mit ſeinen, oft ſehr zweifelhaften, die
Gäſte benachteiligenden Entſcheidungen, nicht deren Beifall finden.
V. f. R. Nierſtein.
ch. Der vorgeſtrige Wettkampf der 1. Mannſchaft des V. f. R.
Nier=
ſtein gegen die gleiche Mannſchaft der Sportfreunde Mainz endete mit=
4:3 für Nierſtein. Die Wettſpiele haben ſomit für dieſes Jahr ihr Ende
erreicht, und nach dem Stand der Spiele iſt das Aufrücken des V. f. R.
Nierſtein in die A.=Klaſſe geſichert. Das Spiel gegen Biſchofsheim, bei
dem es bekanntlich zu Unſtimmigkeiten gekommen war, gilt für Nierſtein.
auch als gewonnen.
Das Spiel der Jugendmannſchaft Nierſteins, gegen die gleiche von
Bodenheim wurde von Bodenheim abgeſagt. Ein ſchönes
Freundſchafts=
ſpiel lieferten ſich die beiden Schülermannſchaften von Nierſtein und
Bodenheim. Trotz der körperlichen und auch techniſchen Ueberlegenheit
Bodenheims endigte das Spiel 1:1.
Wetterbericht derGießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 20. März.
Leichter Nachtfroſt, ſpäter milder, zunehmende Bewölkung, ger. Niederſchl.
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 19. März 1924.
Rummer 29.
Familiennachrichten
Die glückliche Geburt eines
gesunden Jungen zeigen in
dankbarer Freude an
Adolf u. Wilma Koch
Aschbach i. Odw.,
den 16. März 1924
(3336
Die glückliche Geburt eines
gesund en Mädchens zeigen an
Dr.-Ing. Moldenhauer
und Frau Martha
geb. V. Linsingen
Berlin NW., den 12. März 1924
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Todes=Anzeige.
Unſere liebe Schweſter, Tante
und Schwägerin
Fräulein
Anna Hiſſerich
iſt nach kurzem Krankſein ſanft
verſchieden.
Die Hinterbliebenen.
Arheilgerſtr. 55.
Die Beiſetzung fand
Stille ſtatt.
in aller
(*7787
Heute nacht entſchlief nach
länge=
rem Leiden nach ſchwererOperation
im Eliſabethenſtift, Darmſtadt, unſer
lieber Sohn und Bruder
Georg Oreieicher
im 20. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Georg Dreieicher.
Gundernhauſen, 18. März 1924.
Beerdigung: Donnerstag 3 Uhr
Dankſagung.
Wir danken herzlich Allen,
welche uns durch ihre
Teil=
nahme in unſerem Schmerz
wohlgetan.
(*7850
Lolo Gürtler
Familie tho Rhade.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem
Heim=
gange unſerer lieben Entſchlafenen
ſagen wir auf dieſem Wege unſern
innigſten Dank.
(3343
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Auguſt Harreus
und Kinder.
Ernſtgemeint!
Inng. Herr, dem es an
Damenbekanntſch. f.,
w. auf dieſ. Wege mit
Dame aus bürgerl.
Kreiſe bek. zu w. zw.
Heirat. Daernſtgem.,
anonym zweckl. Ang.
mögl. m. Bild, d.
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rückgeſ. w., unt. U 77
Geſchſt. (*7849
Suche f. mein.
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der in Braſilien, 37 J.
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v. Kd. im Alter von
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Darmſtadt, Frankfurt, Mainz, 18. März 1924.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
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Die Beerdigung findet Donnerstag, den 20. März,
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binderkübel. 1 alte braune Brieftaſche mit
über 2 Mk. 1 kleine Armbanduhr. Eine
Anzahl verſchiedene Schlüſſel. —
Zuge=
laufen: 1 Fox. 1 Deutſcher Schäferhund.
Alle Knaben und Mädchen, die
nach acht=, bezw. neunjährigem
Schul=
beſuch die Schule verlaſſen haben, ſind
verpflichtet, noch 3 Jahre lang die
Fortbildungsſchule zu beſuchen, auch
ſolche, die von auswärts und hier
be=
ſchäftigt ſind.
Die Neuaufnahmen finden ſtatt
am Montag, den 24. Dienstag, den
25. und Mittwoch, den 26. März
1924, nachmittags 4—6 Uhr, und zwar
für Metallarbeiter und Bauhandwerker
jeder Art im Schulhauſe Landgraf=
Phi=
lipp=Anlage 6; für Schuhmacher, Sattler,
Kammacher, Schneider, Poſamentiere,
Metzger, Bäcker, Konditoren, Kellner,
Köche, Friſeure, Gäriner, Schriſtſetzer,
Buchdrucker, Landwirte, Fabrikarbeiter,
Hausburſchen, Taglöhner, Schneiderinnen,
Puzmacherinnen, Weißzengnäherinnen
im Schulhauſe Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße 8; für Kaufleute und Schreiber
männlichen und weiblichen Geſchlechts
im Schulhauſe Hermannſtr. (
Mittel=
ſchule II); für alle Mädchen, mi
Ausnahme der gewerblich und
kaufmän=
niſch tätigen, im Schulhauſe
Alex=
anderſtraße 27.
Alle von auswärts, neu zugezogenen
Fortbildungsſchulpflichtigen der drei
Jahrgänge haben ſich an den gleichen
Tagen in den betreffenden Schulhäuſern
zu melden.
Näheres wird bei der Anmeldung
(st3351
bekanntgegeben.
Darmſtadt, den 17. März 1924.
Der Vorſitzende des Schulvorſtandes:
Dr. Gläſſing, Oberbürgermeiſter.
Die Stammholz=Verſteigerung
vom 13. ds. Mis. (Forſtort
Klungsacker=
tanne) iſt genehmigt. Abfuhrſcheine
können bei der Gemeinde=Kaſſe Eberſtad
in Empfang genommen werden. (3330
Eberſtadt, den 17. März 1924.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
Aufforderung.
Anſprüche an den
Nachlaß des am 19.
Februar d8. Js. zu
Darmſtadt
verſtor=
benen Kaufmanns
Chriſtian Heß ſind
bis ſpäteſtens Ende
ds. Mts. bei dem
Unterzeichneten
gel=
tend zu machen. Bis
zu dem gleichen Tage
ſind Forderungen der
Nachlaßmaſſe zu
be=
gleichen. (3366
Darmſtadt, 18. März
1924.
Raab
Amtsgerichtstaxator
Wilhelminenſtr. 21.
Freibank Schlachthof
Mittwoch vormittag
von 8 Uhr ab. (3350
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In das Genoſſenſchaftsregiſter wurde
heute eingetragen der „Raiffeiſen=
Ver=
ein, e. G. m. u. H. zu Heubach. Statut
vom 31. 10. 1923. Gegenſtand des
Unter=
nehmens: Beſchaffung der zu Darlehen
und Krediten an die Mitglieder
erforder=
lichen Geldmittel und die Schaffung
weiterer Einrichtungen zur Förderung
der wirtſchaftlichen Lage der Mitglieder,
insbeſondere der gemeinſchaftliche Bezug
von Wirtſchaftsbedürfniſſen, die
Heiſtel=
lung und der Abſatz der Erzeugniſſe des
landwirtſchaftlichen Betriebs und des
ländlichen Gewerbefleißes auf
gemein=
ſchaftliche Rechnung, die Beſchaffung von
Maſchinen und ſonſtigen
Gebrauchs=
gegenſtänden auf gemeinſchaftliche
Rech=
nung zur mietweiſen Ueberlaſſung an
die Mitglieder.
(3331
Groß=Umſtadt, den 7. Jan. 1924.
Heſſiſches Amtsgericht.
Donnerstag, den 20. März 1924,
vorm. 10 Uhr beginnend, werden
aus dem Eberſtädter Gemeindewald,
Forſtort Prömſter, die nachverzeichneten
Holzſortimente öffentlich meiſtbietend an
Ort und Stelle verſteigert: 3329
75 rm Buch. Scheit., 36 rm Buch.=Knüpp.
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3 „ Eichen=
6 „ Birken= „ 29 „ Birken=
9 „ Buch.=Stöcke
1350 Stück Buchen=Stammwellen
=Aſtwellen
1705
400 „ Birken=
3670 „ Kiefern=
Zuſammenkunft der Steigerer auf der
Chauſſee nach Nieder=Beerbach an der
Waldmühle (frühere Mahr’s=Mühle).
Begen ſichere Bürgſchaft wird teilweiſe
Kredit bis zum 1. Juni ds. Js. gewährt.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
Pfänder, Forſthaus Sommersgrund.
Eberſtadt, den 17. März 1924.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
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Dienstag, den 25. März 1924,
nachm. 2/, Uhr, wird auf dem
Rat=
haus dahier die hieſige Gemeindejagd,
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da=
runter 353 ha Wald) mit
ausgezeichne=
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ſechs Jahre öffentlich meiſtbietend
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Biblis iſt Bahnſtation (
Kreuzungs=
punkt) an den Strecken Frankfurt a. M.—
Mannheim und Darmſtadt—Worms.
Verſteigerungsbedingungen können auf
der unterzeichneten Bürgermeiſterei
ein=
geſehen werden.
(3326
Biblis, den 14. März 1924.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Biblis.
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Die Bleiſtift=Induſtrie.
Das Emborblühen der deutſchen Bleiſtift=Induſtrie, die bekanntlich
ihren Hauptſitz in Nürnberg hat, fällt in die vierziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts. Kamen ihre Produkte ſchon vorher auf den
Weltmarkt, ſo waren ſie nur dadurch konkurrenzfähig, daß ſie als
fran=
zöſiſche oder engliſche Stifte ausgegeben wurden, denn nur engliſche oder
franzöſiſche Fabrikate ſtanden im 18. und zu Beginn des 19.
Jahrhun=
derts in Anſehen. Erſt als die Fabrikanten dazu übergingen, ſich vom
Einfluß des Zwiſchenhandels frei zu machen und ihre verbeſſerten
Fa=
brikate durch eigenen, von großzügigem kaufmänniſchem Geiſt geleiteten
Vertrieb in den Kulturſtaaten einzuführen, kam auch) dieſes
Nürn=
beiger Spezialprodukt zu ſeinem beſonderen
An=
ſehen in der Welt. Während des Krieges verſuchte ausländiſche
Konkurrenz dem Nürnberger Bleiſtift den Rang ſtreitig zu machen, jedoch
mit wenig Erfolg, obwohl gerade die Bleiſtiftinduſtrie Nürnbergs einen
ziemlich ungünſtigen Standort hinſichtlich ihrer Rohſtoffverſorgung hat.
Die hauptſächlichſten Nohſtoffe, das Zedernholz und der
Graphit, müſſen aus anderen Ländern herbeigeſchafft werden,
wäh=
rend nur Ton in Bahern ſelbſt gegraben wird. Für Zedernholz waren
Jahrzehntelang Nordamerika und Weſtindien die einzigen
Bezugsquel=
len; erſt wenige Jahre dor dem Kriege trat auch Deurſch=Oſtaſrika auf
den Plan. Als Fundſtätten für Graphit waren noch zu Beginn des
19. Jahrhunderts nur die in Cumberland vorhandenen Lager bekannt.
Im Jahre 1847 wurde dann das ſibiriſche Workommen entdeckt und
Nürnberger Fabriken, die ſofort die Güte dieſes Materials erkannten
ſicherten ſich ſchon 1856 den geſamten ſibiriſchen Graphitexport. Al
teitere, aber weniger bedeutendere Graphitlager ſind noch Vorkomien
in Spanien, Mezito, Ceulon, Böhmen und Bahern zu erwähnen. Die
Not des Krieges lenkte das Augenmerk beſonders auch auf die beiden
letzteren und veranlaßte deren zegeren Abbau. Als Abſatzgebiete für
ommen ſämtliche Erdreile in Frage. Allerdings
ha=
fertige P
bei bedenten” günſtigere Produktionsbedingungen und hohe
Schutz=
zölle in früher fehr guren Abſatzgebieten eigne Bleiſriftinduſtrien ins
Leben gerufen und dem Nürnberger Abſatz mitunter ſchweren Schaden
zugfügt. Nur Nürnberger Qualitätsware und Halbfabrikate können in
ſolchen Ländern noch Eingang finden. In beſonders ſtarkem
Maß=
gilt letzteres von den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die ſchon
im Jahre 1890 gehabten Befürchtungen, daß die Ame
irakonkurren=
die Nürnberger Beziehung auf dem Bleiſtiftmarkt teilweiſe abgraben
werde, haben ſich, wenn auch nicht doll, ſo doch bis zu einen gewiſſen
Grade als gerechtfertigt erwieſen. In den letzten Friedensjahren war
es der deutſchen Bleiſtiftinduſtrie nur durch knaßuſte Preisbemeſſung
möglich, die Ausfuhr zu ſteuern und die in den letzten Jahren
ſtar=
vergrößesten Betriebe voll auszunützen. Die weitere Zunahme der
ausländiſchen Konkurrens, die dur bedeutende Produrtionskoſten jind
Steuerlaſten noch derſchärfr wird, hat den Gedanken, die
Fertigfabrika=
tion mehr ins Ausland zu verlegen, ſchon wiederholt lebhaft erörtern
laſſen. Der einzige Weg der deutſchen Bleiſtiftinduſtrie, der heute als
gangbau augeſehen werden kann, um der überhandnehmenden
auslän=
diſchen Konkurrenz erfolgreich zu begegnen, iſr die Pflege der
Produr=
tion von nur beſten Qualitätsſtiften. Wer die Muſterſammlungen
aus=
ländiſcher, z. B. amerikaniſcher Firmen ſieht, wird dieſen Weg nicht
für allzu ſchwierig halten, zumal die deutſche Induſtrie techniſch auf
einer Höhe ſteht, wie vvohl nicht eine andere und ſie außerdem als
wei=
teren güinſtigen Produktionsfaktor auch einen geübten Arbeiterſtand in
die Wagſchale werden kann. Was heute vom Auslande begehrt wird,
ſind hauptſächlich feine und feinſte Qualitäten. Freilich wird dabei die
Käuferſchicht um ſo kleiner, je teiere der Stift wird. Aber die
fort=
ſchreitende Kultur ſchafft hier einen Ausgleich und wird den deutſchen
Fabrikanten imner wieder Abnehmer ſichern. Was die heutige
Ge=
ſchäftslage der deutſchen Bleiſtiftinduſtrie aubelangt, ſo kann von ihr
geſagt werden, daß ſie ſich von einer vorübergehenden kurzen Kriſis
wieder erholt hat und heute ſolvohl für In= und Ausland ſehr ſtart
beſ häfrigt in. Die Auslandsaufträge in beſter Markenware ſind
diel=
fach ſo beiangreich, daß die in Frage kommenden Fabrikauten auf
Mo=
nate hinaus beſchäftigt ſind. Sind auch die deutſchen Preiſe noch
et=
was hoch, ſo zeigt der ausländiſche Bezieher, daß er die erſten Marken
fonſt nirgends anders, wie von der deutſchen Bleiſtiftinduſtrie
be=
kommen kann.
Handel und Wandel in Heſſen.
örſenzulaſſung der Offenbacher Stadtanleihen.
200 Mill. (0proz.) Mark=Anleihe 1922, die 70 Mill. (10—18proz.) Mark=
Anleihe 1923 und die auf 16 000 Feſtmeter lautende wertbeſtändige
„Hokzwertanleihe 1923 (Kiefernſtammholz) ſind zur Frankfurter Börſe
zugelaſſeir worden.
* Meguin A.=G., Butzbach (Heſſen). Wie wir von der Ver
waltung hoxen, hat dieſe Firma, die im Beſitz der E. Poſſeyer G. m.
b. H., Eſſen=Bredney, befindlichen Patente erworben und eine neue
Ge=
ſellſchaft unter dem Namen Poſſeyer—Meguin A.=G., mit dem Sitz in
Butzbach, errichtet. Das Kapital des jungen Unternehmens beträgt
5 Millionen Mark. Zweck iſt die Ausbeutung der Patente, die
grund=
legende Aenderungen hinſichtlich der Waſſerwirtſchaft in der
Kohlenauf=
bereitung darſtellen. Dem Aufſichtsrat gehören an die Herren
Berg=
hauptmann Dr. Scharf=Halle, als Vorſitzender, Generaldirektor Brenner=
Eſſen, Bergiverksdirektor Bergaſſeſſor Sachſe=Bad Salzbrunn, Direktor
Vögler=Eſſen, Generaldirektor Dr. Möhring=Butzbach. Den Vorſtand
bilden die Herren Generaldirektor Dr. Schlapper=Butzbach und Direktor
Poſſeyer=Eſſen.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
w. Der Flugplan der Trans=Europa=Union
Trans=Europa=Union, die die ſchweizeriſche Luftverkehrs=Geſellſchaft „Ad
Aſtra”, ſowie drei deutſche, eine öſterreichiſche und eine ungariſche
Luft=
ſchiffahrtsgeſellſchaft umfaßt, hat ihren Flugplan für den Sommer 1924
aufgeſtellt. Neben dem bisherigen Kurs von täglichen Fahrten Genf—
Zürich-München—Wien-Budapeſt wird ein zweiter täglicher Kurs
zwi=
ſchen Zürich und Budapeſt eingerichtet und im Anſchluß an das von
Zürich morgens abgehende Flugzeng der neuen Linie ab München nach
Nürnberg—Frankfurt a. M. führen. Auf der projertierten Linie
Rot=
terdam-Brüſſel—Straßburg-Baſel ſoll in dieſem Jahre der Verſuch
gemacht werden, die ganze Poſt, ſoweit es ſich um Briefe oder
Poſt=
karten handelt, zwiſchen der Schweiz und Holland durch Flugzeug zu
befördern.
Erwerbsgeſellſchaften.
Bergban A. G. Fichtelgold, Brandholz.
den 22. März anberaumte a. o. Generalverſammlung mußte wegen der
noch fehlenden Ausführungsbeſtimmungen zur
Goldmarkbilanzverord=
nrung auf 28. April, vormi. 11 Uhr, verlegt werden. Verſammlungsort
bleibt München.
Waxenmärkte.
vh. Amtliche Notierungen der Fraukfurte=
Bürſe Abteilung Getreide, vom 18. März. (Getreide,
Hülfenfriichte und Biertreber ohne Sack; Weizenmehl, Noggenmehl und
Kleie mit Sack.) Preis je 100 Kilogramm. Weizen, Wettergu 18.25—
18.50, Roggen 16.25—16.50. Sommergerſte für Brauzwecke 20.50—21.50,
Hafer, inländ. 15.50—16.70), ausländ. —, Weizenmehl, ſüdd. Spez. 0
27—28, Roggenmehl 24.00—24.70, Weizen= und Roggenklcie 9.75—10.75
Mais, La Plata 19.50—20.00. Tendenz: leicht nachgebend.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmaukt
war geſtern nachmittag vereinzelt noch eine weitere Befeſtigung
einge=
treten, die erhöhten Preiſe konnten ſich heute behaupten. Das Angebot
war für alle Sorten verhältnismäßig gering. Für Weizen und
Rog=
gen beſtand ſeitens der Mühlen Nachfrage, außerdem iſt letzterer beſon
ders für Mitteldeutſchland gefragt. In den übrigen Artikeln war die
Marktlage unverändert.
r. Vom Holzmaukt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Die Rohholzpreiſe in den Staatsforſten ſteigen weiter, ohne daß
irgend eine Veranlaſſung oder Berechtigung hierzu vörliegt. So z. B.
ſind in den Forſten bei Landsberg a. W. Preiſe ſeitens der Sägewerke
bezahlt worden, die reilweiſe erheblich über 50 Mark je Feſtmeter ab
Wald liegen. Es ſind alſo dieſe Notierungen noch höher als die Preiſe,
von denen ſeinerzeit aus Oſtpreußen für hochwvertiges Rohholz berichtet
wurde. Auch in der Oberförſterei Groß=Schönebeck, unweit Berlin,
wonr=
den für Bauhölzer von verhältnismäßig geringer Güte Preiſe von etwa
42—45 Mark je Feſtmeter bezahlt. Vielfach wird der Aufſtieg der
Roh=
holzpreiſe mit der vor kurzem den Sägewerken eingeräumten
Berech=
tigung, kurzfriſtige Stundungen zu beanſpruchen, in Zuſammenhaug
bracht. Vor allem wird wohl die unbereihtigte Preisſteigerung am
Rok=
holzmarkt darauf zurückzuführen ſein, daß eine große Reihe von Säge
werken, die früher Rohholz auf dem Waſſerwege bezogen, ſich ſeit der
Ab=
tretung des Weichſelgebietes, ganz auf die inländiſchen Rohholzquellen
umſtellen mußten. Die Rohſtoffſubſtanz, von der die deutſche
Sägewerks=
induſtrie zehrt, iſt dadurch weſentlich zu klein geworden, um allen
Be=
trieben Beſchäftigung zu gewährleiſten. Hinzu kommt, daß in letzter Zeit
das Verkaufsgeſchäft am Schnittholzmarkt lebhafter geworden iſt, ſodaß
den meiſten Sägewerken der Verkauf größerer Mengen älterer Beſtände
möglich war und die feſtgelegten Mittel teilweiſe flüſſig wurden. Auch
im Holzverbrauch, ſo z. B. bei den Möbelfabriten und größeren
indu=
ſtriellen Unternehmungen, die Holz verarbeiten, hat eine gewiſſe,
aller=
dings nicht zu umfangreiche Einkaufstätigkeit begonnen. Es wurden
mehrere Abſchlüfſe in guter Stammware, teilweiſe auch in Zopfbrettern
und aſtreinen Seiten, bekannt, wobei durchwegs die Weltmarktpreiſe mit
den für den Konſum in Frage kommenden Zuſchlägen bewilligt wurden.
Auch der Handel kaufte einige größere Einſchnitte in Oſtpreußen, wobei
etwa 100 Mark, teilweiſe auch bei ganz guter Beſchaffenheit mehr, ab
oſtpreußiſchen Stationen gezahlt wurden.
Börſen.
* Fraukfurter Börſenbericht dom 18. März. (Eig.
Bericht.) Ueber den Verlauf der heutigen Börſe iſt kaum Neues zu
be=
richten. Unter dem Druck der immer noch anhaltenden Realiſationen
ging das Kursniveau auf allen Gebieten weiter zurück, wenn auch der
Markt ſich als widerſtandsfähiger erwies, als man nach der flauen
vor=
börslichen Stimmung erwartet hatte. Die Kursrückgänge hielten ſich in
etwas engeren Grenzen als geſtern und überſchritten nur bei einzelnen
ſchweren Montanpapieren eine Billion Prozent. Von dariablen
Wer=
ten blieben Sichel, die anfänglich in größeren Poſten geſucht waren, gut
behauptet. Bemerkenswerte Feſtigkeit wies auch der Maukt der
Zucker=
werte auf. Am Einheitsmarkt gaben die Kurſe durchweg nach, ohne daß
beſondere Vorgänge zu erwähnen waren. Ausländiſche Renten und
heimiſche Fonds neigten gleichfalls zur Schwäche bei kleinſten
Um=
ſätzen. Auf die türkiſchen Renten blieb die anhaltende Feſtigkeit des
19. März 1924 Nr. 79
franzöſiſchen Franken ohne Eindruck. Im freien Verkehr handelte man
etwa zu nachſtehenden Kurſen: Beckerſtahl 9½, Beckerkohle 94/,,
Benz 4½, Brown Boveri 2,8, Falcon 0,3, Growag 0,3, Hanſa Lloyd
1,825, Kahſer Waggon 0,550, Krügershall 9,5, Petroleum 174/a, Raſtatter
Waggon 7, Kabel Rheydt 9½, Ufa 71/.. An der Nachbörſe hörte man
noch Sichel 10½., Lloyd 6‟/8, Bad. Anilin 17½ und Scheideanſtalt 20.
Die Umſätze waren aber nirgends nennenswert und die Stimmung blieb
ſchwach.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Da dem
ver=
hältnismäßig geringen Angebot nur wenig Kaufluſt gegenüberſteht,
er=
fuhren die Kurſe überwiegend weitere Rückgänge. Die ſachlichen Gründe
hierfür ſind bereits genügend erörtert. Wie geſtern, brachte man die
Verkäufe mit den angeblich noch nicht behobenen Schwierigkeiten
ein=
zelner Metallfirmen in Zufammenhang und erwähnte in dieſer Hinſicht
gerüchtweiſe auch eine Hamburger Firma, worüber aber Beſtimmtes
nicht zu erfahren war. Bei unvermindert andauernder Geſchäftsſtille
betrugen die Kurseinbußen durchſchnittſich 1 Billion Prozent und
er=
reichten bei einigen ſchweren Papieren auch bis 3 Billionen Prozent.
Ganz dereinzelt ergaben ſich für wenige Papiere aus maukttechnifchen
Gründen auch Kurserholungen. Der Abbröckelungsprozeß kam erſt gegen
Verkehusſchluß etivas zum Stillſtand, als ſich herausſtellte, daß bei den
zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriepapieren das Angebot etwas
nachgelaſſen und dementſprechend auch die Kursverluſte nicht denen im
Großverkehr entſprachen. Auch am Rentenmarkt herrſchte bei wenig
ver=
änderten Kurſen ſtarke Geſchäftsſtille. Die Verhältniſſe am Geld= und
Deviſenmaukt erfuhren keine Beränderung von Bedeutung.
Deviſenmarkt.
G iffee Meetier 155.91 156.69 155.71 156.49 2 Proz. 16.86 16.94 17.26 1734 2Proz= 56.96 57 24 56.86 5f.14 2 Proz. (5 04 (5.36 65.04 65.36 2 Proz. 110.72 111.28 110 72 11128 2Proz. 10 57 10.63 10.57 10 63 2 Proz. 18 05 18.15 18.05 18.15 2 Proz. 18.005 18.095 18.005 18.095 2 Proz. 419 4.21 419 4.21 1Proz. 20 55 20.65 21.05 21.15 2 Proz. 72.82 73. 18 72.62 72 98 2 Proz. 54.06 54 34 52.37 52.63 2 Proz. 6 08 6 12 6.08 612 3 Proz. 12 21 122 12.21 12.23 2 Proz. G. 28 6.32 6.28 7.02 volll 1.405 140 141 1 50 Pr.
Amſterdam=Rotterdam . :
Brüſſel=Antwerpen ....."
Chriſtiania. . . . . . . . . . . . .
Kopenhagen ...
Stockholm . . . .
Helſingfors ...."
Italien ......"
London ......"
Neiv=York......"
Paris.... . . . . . .
Schteiz .. . . . .."
Spanien ......."
Wien (i. D.=Oſterr. abg.).
Prag ..........
Budapeſt. .. . .. . . . . .. . ."
Buenos=Aires. . . . . . . . . ."
Bulgarien. .. . . . .. ....."
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1.785 3 Proz.
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Belgrad.. . . . . .."
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Liſſahon .. . . . . . . ... ...
12.96
13.04 10 Pr.
Danzig ..........."
72.01
72.:
72.01 72.39 2 Proz.
Die Notizen verſtehen ſich für Buenos Aires, London, Newyork,
Japan, Rio de Janeiro für eine Einheit, Amſterdam, Brüſſel, Danzig,
Kopenhagen, Kriſtiania, Stockholm, Helſingfors, „Italien, Paris,
Schweiz, Spanien, Liſſabon, Prag, Jugoſlawien, Sofia für 100
Ein=
heiten, Wien und Budapeſt für 100 000 Einheiten.
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1090 000000.
15250 AſchaffenburgerZellſtoff 23500 28000 Hemoor Zement .. Rede Augsb.=Nürnb. Maſch. 33500 31000 Hirſch Kupfer. 37250 35750 Berl.=Anhalt=Maſchinen 11750 13303 Höſch Eiſen. 46000 43500 Berl. f. Elektr. W. vorzug. 9000 Hohenlohe Werke. 34800 35000 Bismarckhütte 52000 51009 Kahla Porzellan 14300 14700 Braunkohlen=Briketts 32000 31250 Lindes Eismaſch. 9500 9000 Bremer Vulkan .." 84000 84000 Lingel Schuh .. 4400 4400 Wolle.. 82000 84000 Linke u. Hofmann .. 26000 25250 Chem. Heyden. 6000 5400 L. Loewe u. Co. . 46500 49125 Weiler . 15000 13250 E. Lorenz. 6750 6000
25000 Deutſch=Atlant. Tel.. 21250 20500 Meguin 24000 Deutſche Maſchinen. 13000 6900 Niederländiſche Kohle. 48000 46750 Deutſch=Niebld. Tel. 34000 32100 Nordd. Gummi". 1100 1000 Deutſche Erdöl". 65250 59000 Orenſtein. . . 16300 16750 Deutſche Petroleum 17750 17375 Rathgeber Waggon 9100 9500 Dt. Kaliwerke 55000 50000 Rombacher Hütten.. 22500 21250 Dt. Waffen u. Munitior 100000 96090 Roſitzer Zucker ... 46000 47000 Donnersmarckhütte" 130000
8100 125000 Rütgerswerke. 17000 16100 Dynamit Nobel .." Sachſenwerk 2625 Elberfelder Farben. 17800 17009 Sächſiſche Gußſtahl. 400 40000 Elektr. Lieferung 18250 18900 Siemens Glas". 17100 R. Friſter . 5000 5000 Thale Eiſenhütte Gaggenau V 6000 6 Ver. Lauſitzer Glas". Gelſenk. Gußſtahl 22500 Volkſtedter Porzellan.. 11000 10100 Geſ. f. elektr. Untern.. . 20000 18095 Weſtf. Eiſ. Langendreer 26000 26000 Halle Maſchinen .. 27000 2050 Wittener Gußſtahl. 36000 34000 Han. Maſch.=Egeſt. — Wanderer=Werke". 12100 12000 Frankenkurs in London: 90.— Markfurs 19.—
Europäiſche Staatspapiere, 17. 3. 18.3.
a) Deutſche.
......... 032
3½% „
„......
3%
Dollar=Goldauleihe. .... . . . ."
Dollar=Schatzanweifungen .
Dt. Schatzanw. K Ausg. Tv. 23
ITv. 23 25
Tv. 24
K HTv. 24
4½% IV. u. V. Schatzanweiſg.
4½% VI.—IK.
47 Dt. Schutzgebiet 1.0,8-11u. 13 3.B
v. 14 3,5
Sparprämienanleihe ......... 0.17 0,1651 41%
Zwangsanleihe . . . . . . . . . . . . . . 2.2Md
4% Preuß. Konſols ......... 0.34 0.36
3½½ „
........ 0,53
3%
4½ Bad. Anl. unk. 1935 ......"
v. 1907 ......."
3
40 Bahern Anleihe .........
3½
....... 0,66
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rckz. 26 ......"
8—16% Heſſen Reihe XXXVI.
untilgb. b. 28 . . . . . . . . . . . . ..
4½ Heſſen unk. 1924.. . . . . . ..."
3½%„ ............... 0.36
3% „ ..............."
4% Württemberger ........"
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.. 3.25
5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½ „ v. 1902 ........."
...
40
5% Bulgar. Tabak 1902.. . . . . . 20
12/ Griech). Monopol ...."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .......
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ................."
4½ Oeſt. Goldrente ........."
4½ einheitl. Rente ...... 0,6
5% Rum. am. Rente v. 03....
4½% Goidrente v. 13 ....
4½ „ am. Goldrente konv.
4½ „ am. v. 05 ..... ....
Oblig. v. Trausportanſt.
O1 iliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
O: Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . .
2,6%0 Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2 6%Neue
40 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...."
Oeſt. „ 1. b. 8. Em..
„ 9. Em. . . .."
„ v. 1885 ..."
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4‟ Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
410 Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepec. . . . . . . .. .. .."
„.......
Nach Sachſvert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5‟ Badenw. Kohlenwertanl.
6‟ Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
50 Preuß, Kaliwert=Anleihe. ..
Roggenwert=Anl. . .
5½ Sächſ. Braunk.= Anl. Ser. Iu, II
5% Südd. Feſtwertbk. . . . . . . . .
Bank=Aktien.
Allig. Deutſche Creditanſtalt. . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein. . . . . . . . ..
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
0,35 Berliner Handelsgeſellſchaft . .."
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........"
1
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . . . ."
Dresdner Bank. . . .. . . . . . . . . .
Frankfurter Bank ...........
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . ..
.
Mitteldeutſche Creditbank. . . . ..
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . . ."
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban ... .. . ....."
Hypothekenbank .. .."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
2,75 ) Weſtbank ..................."
Wiener Bankverein .........."
13
Bergwerks=Aktien.
4% Türk. (Admin.) g. 1903....
Berzelius .. . . .. . . . . .. ......
4% „ (Bagdad) Ser. L .. 10,5
Bochumer Bergb. .. ....... .."
„ II.. 9,75
Buderus... . . . .. . ...... ....."
4½ „ v. 1911, Zollanl. ...
Pie
Dt. Luxemburger .. . . .. . . . ..."
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . ..
1O UIng. Staatsr. v. 14 ....
L42 I Gelienkirchen Bergw. .... ...."
Goldrente ........"
5/g
455
4.5 Harpener Bergbau........ . ..
„ Staatsr. v. 10 ....
Kaliwerke Aſchersleben .... . .."
Kronenrente ...... 0.8
0,7
42
Salzdetfurth .. . . . . ."
Weſteregeln ......."
Außereuropäiſche.
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren........"
50 Mexik. amort. innere . . . . . .
fonſ. äuß. v. 99. .. . .
Mansfelder ................"
5%
Oberbedarf .. .. . . . . . . . . ... ..
GGcls u. 04. ſtfr. . . . .
4%o
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ....
konſ. inner. . . . . .
3%0
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...."
½%0 Irrigationsanleihe .
Phönix Bergbau ........"
520 Tamaulipas, Serſel......
Ia Tauſend. M— Millionen, M4 — Milliarden, 0Uohne Umſaß, X—ratloniert,
Die Notie 17. 3. 18. 3. L6 5,6 725 6,75 4,1 6,5 13 — 5,75 10.,5 10 2,5 „5 3,8 3,6 1,4 1.45 1.4 2,5 2,5 2,55 3,5 3/s 40 39,25 5. 5,3 11 10,75 11,5 11,05 4,6 2.9 1.25 14 6,9 2.3
3,5 33 19.25 18.25 2.1 0,525 0,51 35,25 34 3,9 3,5 4,25 3,75 12,1 12,1 0.,8 0,8 0,3875 0.35 9,5 18. 7.2 48,5 z7,3 73 56,75 53,25 70 65.25 3 12.25 11.9 23.7 34,5 32,5
Frankfurter Kursbericht vom 18. März 1924.
Rhein. Stahllverke ... . . . . .. . .
Riebeck Montan. . . . . . . . . . . . .."
Rombacher Hütte .. . . ... .. . ..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver, Laurahütte . . . . . . .. . . . .."
Aktien induſtr. Nuternehmnng.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbrän München .. . . . . .."
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ...... .............."
Akkumulat. Berlin ... . .....
Adler & Oppenheimer .. . . . .."
Adlerwerke (v. Kleher) .. . .. .."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% „ „ Vorzug Lit.4 ...
5% „ „„Vorzug Lit. B..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano ... ..
Anilin Bln.=Treptow. . . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff....."
Badenia (Weinheim) .. . ."
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik..
Bad. Maſchf. Durlach .. .. ..
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano. .. . . . . . . . . .. . ."
Baſt Nürnberg .............."
Bayriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel (Caſſel) ........
Bergmann El. Werke ....... .."
Bing. Metallwerke .... . . . . . . ."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Cementwerk Heidelberg. ... . . .
„ Karlſtadt . . . . . . .."
„ Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . . .
Griesheim Elektron ...."
Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer .. . . . . ."
Daimler Motoren .......
Deutſch. Eiſenhandel Berlin.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ... . . . ..
Dresdener Schnellpreſſen .. . ."
Dürkoppwerk (Stamm) .. . . . ."
Düſſeld. Ratinger (Dürr) .....
Dyckerhof & Widm. Stamm .. ."
Eiſenwerk Kaiſerslautern ... .."
L. Meyer jr. .. .. ."
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer=u. Meſſingwv.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......
Licht und Kraft . . . . . . .
Elſäſſ. Bad. Wolle......... .. ."
Emag, Frankfurt a. M.. . . . . ..
Email. & Stanzw. Ullrich ...."
Enzinger Werke ............."
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift........"
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens .... ."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Fetter). ...."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas.... .."
Frankfurter Hof ...."
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. . . .
Ganz. Ludwig, Mainz ......."
Geiling & Cie..........."
Germania Linoleum .. . . . . . . ."
Gelſenkirchen Gußſtahl .....
Goldſchmidt, Th. ..
Gotha Waggon..
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. . .
Grün & Bilfinger ..........
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ..........
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen ......"
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſf. .. . . . . .
Hoch= und Tiefbau.
...
Höchſter Farben ..."
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtr.
Hydrometer Breslau
Jnag .. . . . ....."
Junghans Stamm . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. .."
Karſtadr R..
Klein, Schanzlin & Becker
Knorr, Heilbronn ... ........"
Kolb & Schüle Spinn. . . . . . . .
Konſervenfabrik Braun .. . . .."
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............
Lech, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz .. . . . . .."
Lingel, Schuhw. Erfurt .. . . .."
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metallw. ........"
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin; Butzbach ..........."
Metallgeſ. Frkſt. . . . . . . . . . . . . .
Meyer, Dr. Paul..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . .."
Motorenſabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke . ..
Neckarwerke Eßl. Stamm . . . . .
Dleawerke Frankfurt a. M.. .. .
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. ............."
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall. . .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . ."
„ Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen ..........."
Niedinger, Maſchinen .. . . . . . . ."
Rückforth, Stettin ...........
Rürgerswerke .. ....... .... .
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau.... .. . . . ."
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . ..
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnberg) ...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ..
Schuhfabrik Herz
Schuhf. Leander Offenbach ...
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . . . .
Seilinduſtrie Wolff.........."
Sichel & Co., Mainz ........."
15,5
16,75
16.5
47
65
12,5
38
3,4
14‟
8,75
3.45
11
4,25
3,3
4,6
7,6
1,8
83
64
10,5
5,2
4,2
14
4,35
24,5
19
1,52
2,7
19,75
62
7.4
6,75
3.4
75
12
8,2
17.5
4,8
5.1
12
78
A
3,3
2,45
0.88
8.75
10.1
147g
ü=
7,6
46
6,5
10.25
14½/,
3,6
11.5
8.25
2.95
10.6
41
3.25
9,75
5,2
4
25,5
13
1,5
„6
2,6
18,75
73
8,5
2,65
11
10
175
16
4,9
5,1
9,25
0,995
8.25
10,3
... Wayß & Freytag. . . . . . . . . . . . ." 19 Wegelin Rußfabrik".
.... 6 5,75 Zellſtoff Waldhof Stamm .. . . 13.25 12,2 Zuckerfabr. Waghäuſel ..... . .. 4,5 Frankenthal .. . . .." 4,9 4,1 Heilbronn. . . . . . . ." 4,6 4.5 Offſtein ........." 5,4 4,2 Rheingau ... ......" Stuttgart . . . . . . . . . 4,8 Transport=Aktien. Schantung E. B. ..... Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .. Hapag (Paketfahrt) ........." 34,5 Nordd. Lloyd.. . . . . 7,2.
Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf.. . .. ......."
Dampfkeſſel Rodberg... . .
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz ..............
Motorenbfarik Darmſtadt .
Gebr. Roeder ...........
Venuleth & Ellenberger .
Unnotierte Aktien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf
Beckerkohle. . .. . . . . . . . ."
Beckerſtahl .. . . . . . . . . . .....
Benz.. . . . . . . . . . . . .. . ....
Brown Boveri ..... ......."
Cont. Handelsbank ... ......
Deutſche Handelsbank ......
Frankf. Handelsbank. .
Falconwerke".
de Giorgi Choc
Growag .."
....
Hanſa Lloyd .. . . . . ......."
Hero Conſerven
Holſatiawerke, Altona . . . . . .
Kabel Rheydt
Krügershall Kali
Metall Starkenburg .. .."
Metz, Karl & Söhne, Freibg..
Neckar=Gummi ..
Petroleum Dtſche.
Raſtatter Waggor
Remy Chem. . . . . . . . . . . .."
Textil=Ind. Barmen (Tiag).
Ufa Film .. . . . . . .. .. . . . . ..
Unterfranken Großkraftw. ..
2,6
13,5
10,5
30
2,8
0,2
0,1
0.06
0,3
1.9
0,8
10
0,25
0,23
17,5
9,5
0.825
065
30
0.09
9,25
9,25
2,25
—
0.1
0,065
0.35
0.8
0.3
1,8
0,8
1,6
0,2
6iag
[ ← ][ ][ → ]Rummer 29.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 19. März 1921.
Seite 11.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten.)
Am Himmel war die Morgenſonne heraufgeſtiegen, und auch
aus Hans Peters Sinn und Gedanken ſtieg’s hell und licht empor.
Hätte Titje den Freund geſehn, wiederum hätte er geſagt: „Dir
wird an Erkenntnis nichts abgehn."
Er hielt den Hut in der Hand: „Du ſollſt recht behalten,
Titje! Es ſoll werden was du geſchaut haſt,” rief er in den
Morgenglanz hinein. „Nicht nur Verdienſt will ich denen geben,
die in meinem Verdienſt arbeiten, Heimſtätten, will ich ihnen
ſchaffen! Heimſtätten, in denen ein beſcheiden Wohlſein umgeht.
Die Kammern mit Sonne erfüllt, daß auch die Alten und die
Kindlein an Licht nicht zu kurz kommen!“
Wußte er nicht von Titjes Liebesgängen her, wie ſie hauſten,
dieſe Werkleute und Arbeiter? Auf Hinterhöfen, in Hauswinkeln,
die dunkler waven als Gefängniſſe. O! Es gab noch genug ſolcher
Wohnungen” auf dem Lande und in den Städten erſt recht.
Man mußte nur gehörig herumgekommen ſein.
Gans feſt ſtieß Hans Peter den Stock ins Gelände. Es war
noch der Stock der Großi Bum=Bum. Beide Hände über den
ſilbernen Knauf gelegt, ſtand er tief in Gedanken: „Dein eigner
Herr und dein eigner Knecht.” Auch Ottchen ſollte mit ihrem
Wort zu Recht kommen. Dienſt tun wollte er, Dienſt! Mit
erwor=
benen Mitteln da ſein für die wirtſchaftlich Schwächeren. Menſch
und Mitmenſch zugleich.
Und das — das ſollte des Vaters Weihegeſchenk ſein an den
kleinen Gerd: Die Heimſtätten! Gegen die Hügel hin konnten
ſie gebaut werden. Da würde ein Duſten ſein von Kiefern und
Birken, und nach unten hin lonnte jedem eine eigene Scholle
Land zugelegt werden, eine Feſſel von Erde um den unſteten
Fuß dieſer Beſitzloſen.
Ja, ſo ſollte es werden! So konnte es werden. Titje ſollte
it ihm zufrieden ſein.
As dann die Sonne gegen Mittag ſtand, war der alte
Meiſter=Ingenieur Bureck und mit ihm ſein Sohn Andres auf
dem Werkplatz eingetroffen.
Um die Gebäudeſparren ſchlangen ſich grüne Gewinde, bunte
Fähnlein flatterten, und die Arbeiter, mit Lude Spatt an der
Spitze, ſtanden am Tor verſammelt, um Hans Peter und den
jungen Erben zu empfangen.
Die Arbeiter hatten über Nacht auf der Mitte des Platzes
einen mächtigen Findling aufgerichtet und mit jungen Birken
überlaubt. Dorthin trug der Vater ſeinen Knaben, dort hob er
den kleinen Jahr=Menſchen dem großen Licht entgegen, während
Bureck, der Lebensarbeiter im weißen Bart, auf dem Steinbock
fußend, den duftenden Saft der Burgunderin über das junge
Haupt ſprengte, es weihend mit gutem Wort. Als er die
Um=
gebenden befragte, ob es ihr reiner und redlicher Wille wäre,
daß aus dem Büblein ein deutſcher Mann werde, tüchtig, treu
und gut, da rief der kleine Menſch, als hätte er die Frage
ver=
ſtanden, ein deutliches und vernehmbares „Ja” hinauf zu dem
Weißbärtigen, die Tröpflein Weines aber ſchleckte er ſorglich
auf und ſchmatzte mit dem Mündlein, als wüßte er bereits einen
guten Trunk zu ſchätzen.
Dann legte ihm der Vater die Hände aufs Haupt und ſprach:
„Heiliges Urlicht — Gott! Wieder haſt du deine Geſtalt und
Schöne offenbart in einem Menſchen. Du haſt ihn erſchaffen
nach deinem Bilde — durch uns. Laß ihn wachſen! Daß er im
Glanz geſonderten Bewußtſeins der Lebendigkeit die Seele trage
im blutarmen Leibe — von Ufer zu Uſer — Amen.”
Amen! ſprachen ſie alle, die rundum ſtanden.
Und noch einmal erhob Bureck die Burgunderin. Und alle
lauſchten ſie zu ihm hinauf. „Die Zeiten ſind ſchwer,” ſagte er,
„ſchwerer für den Arbeitgeber, als für den Arbeitnehmer.” Er
zeichnete kurz die Entwicklung des Platzes, und dann ſchwenkte
er die Rundbäuchige hochauf: „So ſoll nun dieſer Platz der Hans=
Peter=Platz heißen, dem zu Ehr und Andenken, der einſt im
fremden Land geſtorben in ſeinem Beruf. Dem Großvater des
Enkels, den wir geweiht — dem Sohn aber, dem tüchtigen,
ſo=
wie allen, die ehrlich auf dieſem Grunde ſchaffen, Segen und
Heil! Heill Heil!” Weithin in der Runde verſprengte er das
köſtliche Naß, und der feine alte Weinduft vermiſchte ſich mit dem
Wohlgeruch der bunten Gewinde und der jungen Birken.
Ein Danken gab’s, ein Händeſchütteln. Dann ging’s zu
den Zelten, wo für alle mit einander, für Arbeiterſchaft und
Gäſte, ein Imbiß gerichtet und maucherlei Erfriſchungen
auf=
geſtellt waren. Und dann ſtand Hans Peter ſelber auf dem großen
Findling und rief: „Werkleute! Der kleine Menſch, den wir
ſo=
eben dem Leben dargeſtellt und geweiht haben, der den Geiſt
guten Willens mit einem vernehmbaren „Ja” von ſelber
be=
kräftigt hat — er kam nicht mit leeren Händen auf dieſen Platz.
Werkleute! Kein Geſchenk, ſondern Wohlſein, das euer
frei=
williger Erwerb ſein ſoll, trägt der kleine Gerhard Kromm euch
zu: Heimſtätten will er ſchaffen! Wißt ihr, was das bedeutet?
Dort gegen die Hügel hin ſollen ſie geſtellt werden, diefe
Behau=
ſungen für Menſchen, dieſe unſere neue Sonnenſiedelung! Gut
gebaut ſollen ſie ſein, die Häuschen, in denen ihr wohnen ſollt,
dicht und ſicher wie Noahs Arche, aber auch freundlich und
farbenfroh, mit hellen Fenſtern, die ſauber ins Land blicken!
Werklkeute! Und ein Gärtlein ſoll dazu gehören, eine
Boden=
ſcholle, daß euch der Hahn auf eignem Miſte kräht und die Henne
daneben gackert, die euch Eier legt.. Damit aber ſolches
auszu=
führen möglich iſt, wird eure redliche Mithilfe aufgeruſen! Es
ſoll fortan die Arbeitszeit, die dieſem Platze gehört, von neun
Stunden auf zehn geſetzt werden in der guten Hoffnung, daß ihr
fröhlichen Herzens und aus freiem Willen mitſchafft an den
Hügelhäuschen, die euch, und was euch lieb iſt, bergen ſollen.
Es iſt das keine Sache, die übers Knie zu brechen wäre.
Beſprecht euch untereinander, beſprecht euch auch mit euren
Frauen, die ja ſchließlich faſt mehr daran beteiligt ſind, denn
ihr ſelber. Am Sonntag nach dem Erſten kommt wiederum
hier=
her. Eure Anſichten ſollen gehört, eure Einwendungen in
Be=
tracht gezogen werden. Noch eins: Dieſe Heimſtätten ſollen
gegen geringen Zins ausgegeben werden. Der Ertrag ſoll dazu
dienen, ſie inſtand zu halten. Wer von euch eine Meinung dafür
hat, ſchwenke mir ſeine Sonntagsmütze zu: Los!”
(Fortſetzung folgt.)
Weiblich
Perfekte Kontoriſtin
geſtützt auf gute
Zeug=
uiſſe u. Referenze
ſucht Stellung zur
1 April. Ang. u. U 7(
a. Geſchäftsſt. (*7833
Gebildete Dame, perf
Stenothpiſtin, bisher
in Maſchinenfabrik
tätig, ſucht alsbald
Stellung Ia
Zeug=
niſſe und Referenzen.
Angeb u. U 62 an
die Geſchſt (3356ms
Gebild. jung Dame,
tpelche 1 Jahr die
höhere Handelsſchule
beſucht hat und ſehr
gute Kenntniſſe in
Buchführung,
Steno=
graphie u.
Maſchinen=
ſchr beſitzt, ſucht
Stel=
lung anf
kaufmän=
niſchem od. techniſch.
Büro. Ang. u. U 57
an d. Geſchſt. (e7749
—
Junge, ordentl. Frau
ſucht Laufuelle. /*7794
Erbacherſtraße 9, Manſ.
3
Aelt. Fran (Köchin)ſ.
Stellg. als
Haushä=
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Waſch= ſpart 34 an Kohlen
ſchont die Wäge
APpArAraiK für jeden Haushalt paſſend.
Seit einem Jahre hunderttauſende
verkauft. Viele Anerkennungen.
Niemand verſäume, dieſem
hochinte=
reſſant. Schauwaſchen beizuwohnen.
Um pünktliches Erſcheinen wird höfl gebe en.
Eintritt frei. Kein Kaufzwang.
NB. Die bei der letzten Vorführung
beſtellten Apparate mögen am
Donnerstag zwiſchen 3 und 6
Uhr im Vorführungsraum
abge=
holt werden.
R
reines Terpentinöl
wird zur Herstellung von
Dr. Gentners Schuhputz
Nigrin
Extra —
verwendet.
(M.3346