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Morgenzeitung der Landeskauptſtadt
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Nummer 72
Mittwoch, den 12. März 1924.
187. Jahrgang
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auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fälli jeder
Rabatf weg. Bankionio: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 National
Die Lage in Frankreich.
Ein Havas=Dementi.
Paris, 11. März. (Wolff.) Der politiſche Mitarbeiter der
Havasagentur ſchreibt zur Lage, die phantaſtiſchſten und
tenden=
ziöſeſten Gerüchte würden in politiſchen Kreiſen verbreitet. So
habe man Poinearé die Abſicht zugeſchrieben, daß er das
Kabinett umbilden wolle. Dieſe Nachricht entbehre
jeder Begründun g. Auch habe man behauptet, die
Regie=
rung ſei entſchloſſen, die Dauer der Legislaturperiode
der Kammer, wenn nötig, durch Einberufung der
National=
verſammlung zu verlängern. Ein de artiges Verfahren wäre
vollkommen unnötig, da durch ein einfaches Geſetz, wie das
Ver=
fahren von 1919 bei der Verlängerung der Gültigkeit der 1914
gewählten Kammer bewieſen habe, die Legislaturperiode
ver=
längert werden könne. Auch nach dieſer Richtung ſeien alſo dem
Kabinett falſche Abſichten zugeſchrieben worden.
Der Kabinettsrat habe ſich geſtern nur mit dem Zeitpunkt
der Neuwahlen zur Kammer beſchäftigt.
Eine Sparkommiſſion in Paris.
Paris, 11. März. (Wolff.) Die franzöſiſche Regierung
hat ſich entſchloſſen, einen oberſten Rat einzuſetzen, der eine
Unter=
ſuchung darüber einleiten ſoll, welche Erſparniſſe der Staat
durch=
führen kann. Dieſer Ausſchuß ſetzt ſich zuſammen aus höheren
Beamten, darunter auch Vertreter des Generalſtabs der Armee,
vor allen Dingen aber aus Vertretern des Finanzminiſteriums.
Der Ausſchuß wird Berichterſtatter ernennen und ſoll ſeine
Ar=
beiten baldigſt beginnen.
Vom Tage.
Die Hambuiger Hafenarbeiter ſind in den Streik
ge=
treten. Die Arbeit im Hafen ruht vollſtändig.
Miniſterpräſident Poincaré hat mit dem aus Koblenz
einge=
troffenen Vertreter Frankreichs in der Rheinlandkommiſſion, Dirard,
verhandelt.
Die Sommerzeit wird in Frankreich, Belgien und
Holland in der Nacht vom 29. auf 30. März eingeführt werden.
Das dritte Kabinett Theunis iſt endgültig
gebil=
der worden. Das Miniſterium wird ſich am 18. März der Kammer
und dem Senat vorſtellen.
Die Konferenz der Außenminiſter Litauens,
Lettlands und Eſtlands iſt nunmehr auf den 28. März
an=
geſetzt. Die Konferenz wird vorausſichtlich drei Tage dauern. Es wird
als nicht ausgeſchloſſen bezeichnet, daß auch Finnland einen Beobachter
zur Konferenz entſendet.
Wie berichtet wird, hat ein Trupp bulgariſcher
Komi=
tatſchis die rumäniſche Grenze überſchritten und iſt
in der Dobrudſcha in rumäniſches Gebiet eingefallen. Es kam zu einem
heftigen Kampf mit rumäniſchen Gendarmen, bei dem es auf beiden
Seiten Tote und Verwundete gab.
Nach einer Meldung aus Mailand genehmigte Muſſölini
die Gewährung eines Darlehens von 100 Millionen
Goldfranken an Polen. Die Anleihe wird von italieniſchen
Bankiers gegeben werden zu einem Zinsfuß von 7. Prozent, rückzahlbar
in 20 Jahren.
Nach einer Havas=Meldung aus Angora ſtellt die Regierung
zurzeit eine Liſte ausländiſcher Spezialiſten auf, die ſie
zu engagieren gedenkt.
Hundert bevollmächtigte Abgeſandte aus derſhiedenen Teilen
Palä=
ſtinas haben nach einer Beſprechung mit dem mohammedaniſchen Hohen
Rat einſtimmig König Huſſein das Kalifat im Namen der
Mohammedaner Paläſtinas angeboten.
Nach einer Havas=Meldung aus Waſhington hat Marine
ſtaatsſekretär Denby ſein Amt verlaſſen. Sein
Nach=
folger ſei noch nicht beſtimmt.
Tagung des Volkerbundsrates.
Die Frage des Ausbaues der Gendarmerie im Saargebiet.
Völkerbundspolitik.
Das Völkerbundsbekenntnis des engliſchen Vertreters.
Genf, 11. März. (Wolff.) Bei Beginn der heutigen erſten
öffentlichen Sitzung des Völkerbundes begrüßten zunächſt
der Ratspräſident Guani=Uruguay den neuen engliſchen
Ver=
treter Lord Parmoor, der in einer längeren Rede antwortete.
Lord Parmoor erklärte, daß er als Vertreter Englands und einer
Regierung, deren erſter und Außenminiſte ſich ſo oft zur
Völker=
bundspolitik bekannt habe, erklären könne, daß die engliſche
Politik ſich aufden Völkerbundgründe. Solange
die Labour Party an der Macht ſei, dürfe man ſicher ſein, daß
England alles tun werde, um den Einfluß und das Anſehen des
Völkerbundes und ſeiner Politik zu erhöhen. Die Mehrheit des
engliſchen Volkes ſtehe hinter einer ſolchen Politik, die nur von
einer kleinen Minderheit bekämpft werde. Der Völkerbund habe
bereits in der Vergangenheit viele wichtige Fragen geregelt. „In
Zukunft, ſo fuhr der Redner wörtlich fort, werden zweifellos
zahl=
reiche andere Fragen von Weltbedeutung oder wenigſtens
euro=
päiſcher Bedeutung geregelt werden müſſen. Zu ihrer
befriedi=
genden Regelung iſt es ſicherlich von größter Bedeutung, daß
alle Länder, die an dieſen Fragen intereſſiert ſind, Mitglieder
des Völkerbundes werden müſſen. Auf dieſe Weiſe wird die
Autorität und der Einfluß des Völkerbundes gekräftigt werden
können. Der Völkerbund bedeutet grundſätzlich Univerſalität,
d. h. Einfluß aller intereſſierten Ländee, und nur durch eine ſolche
Univerſalität kann die Unparteilichkeit erzielt werden, die
hoffent=
lich bald bei ſeinen Beratungen die Zuſtimmung und
Unterſtütz=
ung der ziviliſierten Menſchheit aller Weltteile eintragen wird.
Hierauf trat der Rat in ſeine ordentliche Tagesordnung ein
und begann die Ausſprache über den Aufbau der Gendarmerie
im Saargebiet, wobei Lord Parmoor forderte, daß der
Auf=
bau den Wünſchen der Bevölkerung entſprechend beſchleunigt
werde. Branting betonte nachdrücklichſt die Notwendigkeit,
die Bevölkerung des Saargebietes ſelbſt in allen wichtigen
Fra=
gen vor dem Rat in irgend einer Form zu Worte kommen zu
laſſen. Der Präſident der
Regierungskommiſ=
ſion im Saargebiet wies auf die ſchwierige ſinanzielle
Lage hin, die den Aufbau der Gendarmerie im Saargebiet
be=
einträchtigte, worauf der Leiter der Finanzabteilung der
Regie=
rungskommiſſion, der Kanadier Stephens, einen Ueberblick
über die finanziellen Vorausſetzungen zu dieſer Frage gab.
*
Genf, 11. März. (Wolff.) In der heutigen erſten öffentlichen
Sitzung des Völkerbundsrats, die ſich, wie bereits gemeldet, mit
der Frage des Abbaues der Gendarmerie im
Saar=
gebiet, deren äußerſt geringer Beſtand (zur Zeit nur 355 Mann)
von der Regierungskommiſſion ſtets als Vorwand für die Beibehaltung
der franzöſiſchen Beſatzungstruppen angeſehen wurde, beſchäftigte,
wurde auf Antrag des engliſchen Vertreters Lord Parmoor ein
Zu=
ſatzantrag angenommen, der der Hoffnung Ausdruck gibt, daß ſich die
Finanzlage des Saargebietes im Laufe des Jahres 1924/25 derart
ver=
beſſern werde, daß die Gendarmerie noch in dieſem Jahre abgebaut
werden könne.
In der teilweiſe ſehr lebhaften Debatte wies der engliſche Vertreter
auf die Wünſche der Delegierten des Saargebietes, die perſönlich mit
ihm Fühlung genommen hätten, hin, und die dargelegt hätten, daß
durchaus nicht 4000 Gendarmeriebeamten, wie der Präſident der
Regie=
rungskommiſſion behatpte, zur Erſetzung der Beſatzungstruppen not=
wendig ſeien, ſondern daß 1000 Maun ausreichen würden, eine Zahl, die
im Jahre 1924/25 ſehr wohl erreicht werden könne. Lord Paruvor
ſprach im Namen der engliſchen Regierung den Wunſch aus, daß die
Gendarmerie ſo ſchnell wie möglich erhöht werden möge, um es
Frank=
reich zu geſtatten, ſich von der Laſt der Verantwortung, die ihm durch
ſeine Beſetzungstruppn auferlegt ſei, zu befreien.
Der Präſident der Regierungskommifſion Raoult gab einen
lieberblick über den bisherigen Abban der franzöſiſchen
Be=
ſatzungstruppen und erklärte, daß die von Parmoor erwähnten
1000 Mann nicht ausreichen würden, da das Saargebiet mit ſeinen
Vergwerken und Induſtrie ſtrengſte Aufrechterhaltung der Ordnung
er=
fordere. Man würde mindeſtens 3000 Mann benötigen, aber die
Finanz=
lage des Landes geſtatte dieſe Erhöhung nicht.
Das neue Mitglied der Regierungskommiſſion, der Kanadier
Ste=
phens, war der Anſicht, daß das gegenwärtige Defizit nicht erlaube,
die Verantwortung für eine Vermehrung der Gendarmerie zu
über=
nehmen.
Parmvor entgegnete darauf, daß es die Pflicht des Rates ſei,
für die Erhöhung der Gendarmerie und die Herabſetzung der
franzöſi=
ſchen Beſatzungstruppen zu ſorgen. Aber gerade die Schwierigkeiten,
die durch dieſe Frage aufgeworfen wurden, bewieſen von neuem, daß
man endlich auch die Vertreter der Saarbevölkerung ſelbſt hören müſſe.
Ueber den Modus, wie dies zu ermöglichen ſei, werde man ſich ſicher
verſtändigen können. Wenn man die Bevölkerung nicht höre, könne der
Nat unmöglich eine Entſcheidung treffen. Man müſſe daher endlich
irgend eine Form der Anhörung der Bevölkerung finden, damit auch im
Saargebiet die demokratiſchen Grundſätze verwirklicht würden.
Das franzöſiſche Mitglied Hanotaux polemiſierte darauf
lebhaft gegen die Auffaſſung der Saarbevölkerung. Man müſſe, ſagte
er, endlich der Legende über die franzöſiſchen Beſatzungstruppen
ent=
gegentreten. Beſatzungstruppen gebe es nicht, ſondern nur
Garniſon=
truppen, die bei dem komplizierten Wirtſchaftsſyſtem des Saargebietes
unbedingt zum Schutze der franzöſiſchen Gruben notwendig ſeien. Aus
gewiſſe Reden höre man immer wieder den Vorwurf des
Im=
pertalismus gegen Frankreich heraus, den er ablehnen
miiſſe. Als Branting den Redner hier mit der Bemerkung unterbrach,
er habe nicht von Imperialismus gefprochen, erwiderte Hanotauz, er
habe ſich wvohl gehütet, dieſes Wort zu gebrauchen, und führte dann
wei=
te= aus, daß es ſich bei dieſer Frage immer wieder um die von einem
früheren engliſchen Ratsmitglied gegeißelte Propaganda im Saargebiet
handele, vor der man ſich hüten müſſe. Nachdem Lord Parmoor
feſt=
geſtellt hatte, daß grundſätzlich Einigkeit über die Notwendigkeit des
Ausbques der lokalen Gendarmerie beſtehe, wurde der Bericht des
italieniſchen Ratsmitgliedes Salandra über die Denrſchrift des
Vülkerbundsrats zu der behandelten Frage zur Kenntnis genommen und
die Regierungskommiſſion aufgefordert, für das Betriebsjahr 1925/26
dem Nat ein neues Regierungsprogramm vorzulegen.
Nach Schluß der Debatte über die Gendarmerie wurde ohne große
Schwierigkeit durch die Annahme des Berichtes Salandra die Frage
der freien Durchrciſe der Saarbewohner durch das beſetzte deutſche
Ge=
biet geregelt. Dieſe Frage war durch eine Note der Neichsregierung
vom 6. September 1923 aufgeworfen wowrden, die dagegen proteſtiert
daß die Rheinlandkommiſſion den Bewohnern des Saargebiets die
Durchreife unterſagt hatte. Ebenſo hatte ſich die Saarbevölkerung mit
einer Petition an den Völkerbund gewandt. Am 5. Februar d. Js.
teilte der Präſident der Negierungskommiſſion dem Rat mit, daß auf
Grund ſeiner Bemühungen die Rheinlandkommiſſion das
Durchreiſe=
verbot für die Saarbewohner aufgehoben habe. Der Rat beſchloß
in=
folgedeſſen, daß die deutſche Note damit erledigt ſei und daß der
deut=
ſchen Regierung als Antwort die Mitteilung der Regierungskommiſſion
und eine Abſchrift des Berichts Salandra zugeſtellt werden ſollen.
Eine Saardelegation in Genf.
TU. Paris, 11. März. Der „Information” wird aus
Genf gemeldet, daß eine politiſche Delegation des Saargebiets
in Genf eingetroffen iſt, um bei der Völkerbundstagung die
Auf=
gebung des § 4 des Verſailler Vertrags durchzuſetzen, wonach
Frankreich das abſolute Vertretungsrecht über die
Saargebiets=
gruben beſitzt. Der franzöſiſche Botſchafter Hanotaux hat mit Lord
Parmor, dem engliſchen Delegierten, eine lange Ausſprache in
dieſer Angelegenheit gehabt. Sie führte zu keinem Ergebnis.
Lord Parmor hat vielmehr Inſtruktionen aus London erbeten,
Falls dieſe rechtzeitig eintreffen, wird die Sitzung heute
nachmit=
tag wieder aufgenommen,
1
auf dem Pege zum Aasverkauf.
Pariſer Wirtſchaftsbrief.
ur. Paris,, 7. Mälz.
Vor einigen Tagen erſchien ein Ausſveis der Bank von
Frankreich, der für die letzten acht Verichtstage des Jebruar
einen um 1 Milliarde erhohten Notennmlauf auswies.
Da=
mit iſt die franzöſiſche Währungsentwicklung in ein neues
Stadium getreten; bisher handelte es ſich nur um eine
dalutariſche Depreſſion des Franken, noch nicht aber um
eine innere Verwäſſerung; mit Ausnahme der
Noteninfla=
tion im Kriege und der verſchlechterten Inflation durch die
mit halber Banknotengeltung ausgegebenen
Wiederaufbau=
anleihen hatte Frankreich ſeit 1918 keine unmittelbare
Ver=
ſchlechterung ſeiner Währung vorgenommen, ſo daß der
1919 erreichte Kurs von einem Drittel des Vorkriegskurſes
noch bis vor kurzer Zeit ungefähr der tatſächlichen
Ver=
ſchlechterung der franzöſiſchen Währung entſprach; die
dar=
über hinausgehende valutariſche Verſchlechterung auf
weni=
ger als ein Fünftel des Vorkriegskurſes entſprach alfo noch
nicht einer fortſchreitenden Inflation. Nun ſcheint dieſe
aber begonnen zu haben, und es iſt fraglich, ob die
Not=
geſetze dieſe Inflation wieder eindämmen können.
Die Schriftleitung.
In England, Belgien, Holland und Deutſchland, aber auch
anderswo, werden Klagen laut über ein bedrohliches
franzö=
ſiſches „Dumping”. Süddeutſchland und das beſetzte Gebiet
wer=
den überſchwemmt mit Automobilen, Textilien, Halbfabrikaten
zu Preiſen, mit denen die deutſche Induſtrie kaum mehr
kon=
kurrieren kann. Eine eigentliche Schleuderkonkurrenz iſt das
frei=
lich nicht: denn die franzöſiſchen Waxen werden ja gar nicht unter
dem Selbſtkoſtenpreis abgegeben; es handelt ſich vielmehr um
das typiſche Valutadumping, das dadurch möglich iſt, daß der
Außenwert des Franken erheblich unter ſeinen Inlandswert
ge=
ſunken iſt, Dinge, die man in Deutſchland ja aus der erſten
Inflationszeit kennt. Ein Valutadumping iſt natürlich auch
möglich, wenn die im Ausland erzielten Preife höher ſind als
der Selbſtkoſtenpreis und der Inlandspreis. Der franzöſiſche
Exporteur verdient augenblicklich viel; die franzöſiſche Wirtſchaft
muß aber bei fortgeſetztem Valutadumping mehr leiſten. Da man
die Einfuhrwaren zum Weltmarktpreis bezahlen muß, bilden die
unter Valutadruck verkauften Fabrikate keinen Ausgleich mehr.
Der franzöſiſche Arbeiter muß ſich mit einer Verfchiechterung
ſeiner Lebenshaltung und mit einer längeren Arbeitszeit
be=
freunden, das franzöſiſche Volk mit einer
Vermögensumſchich=
tung, wie ſie dem deutſchen Volk widerfahren iſt. In dieſem
Zuſammenhang iſt die Erklärung intereſſant, die Laurent,
Präſi=
dent der „Union der Berg= und Hütteninduſtrie” (
zuſammen=
geſetzt aus dem Comité des Forges und dem Kohlenverband),
früher Botſchafter in Berlin, jüngſt abgegeben hat. Er hält den
Frankenſturz für eine Wohltat im Intereſſe der Induſtrie, weil
die Spargelder jetzt nicht mehr in Staatspapieren, ſondern in
Induſtrieaktien angelegt würden, und weil die Induſtrie dank
der Inflation (die er alſo ſchon für ſelbſtverſtändlich hält) ihre
Verpflichtungen ebenſo wie die des Staates abgebaut ſehe und
im Ausland konkurrenzfähig werden. Schon im Jahre 1920 hat
ja die franzöſiſche Induſtrie der Regierung empfohlen, mit der
Inflation wieder zu beginnen.
Die franzöſiſche Hochfinanz legt ihr Geld in den Aktien
großer Geſellſchaften an; der Mittelſtand dagegen traditionell
in Staats=, Kommunal= und anderen Papieren. Dieſe Papiere
wurden beſcheiden verzinſt, waren aber eine ſichere
Kapital=
anlage. Krieg und Nachkriegszeit haben nun den franzöſiſchen
Mittelſtand bitter enttäuſcht; gerade die Renten, alſo die Papiere
des Mittelſtandes, ſind erheblich geſunken, während die Aktien
großer Geſellſchaſten geſtiegen ſind. Beiſpiele: die typiſchen
Mittelſtandspapiere ſanken, und zwar die Zprozentige langfriſtige
Staatsanleihe von 87 (1914) auf 55 (Mittelkurs von 1923), die
3prozentige ruſſiſche Anleihe von 1896 von 75 auf 16, die 5
pro=
zentige ruſſiſche Anleihe von 1906 von 104 auf 30, die 5prozentige
türkiſche Anleihe von 1914 von 95 auf 32, die Zprozentige
Landes=
rente von 1903 von 460 auf 300. Auf der anderen Seite ſind
die Papiere, in denen die franzöſiſche Hochfinanz engagiert iſt,
geſtiegen, wie z. B. Zentralbergwerke von 175 auf 840, Rohal
Dutch von 400 auf 28700 (!), Baku Naphta von 1500 auf 2645.
Dabei muß man noch die Entwertung des Franken
berückſich=
tigen; die Daten für 1914 ſind in Goldfranken angegeben, die für
1923 in Papierfranken, und da dieſer der Valuta nach weniger
als 20 Prozent, der Kaufkraft nach noch rund 30 Prozent des
Goldfranken darſtellt, kann man annehmen, daß das Vermögen
des franzöſiſchen Mittelſtandes um rund 75 bis 90 Prozent
ver=
mindert wurde, das der Hochfinanz um höchſtens 30 Prozent.
Gerade die ruſſiſchen Anleihen, die naturgemäß am tieſſten
fielen, ſind beim Mittelſtand untergebracht, die großen Aktien
bei der Hochfinanz, wobei zu bemerken iſt, daß auch die Papiere
ber in Rußland enteigneten Naphta=Induſtrie nicht etwa
ge=
fallen, ſondern auf den Auslandsbörſen geſtiegen ſind. Die
Streichung des Zinſendienſtes und der Geſamtverpflichtung für
die Auslandsanleihen, wie ſie die Sowjetregierung durchgeführt
hat, traf alſo gerade die breite Maſſe der franzöſiſchen Sparer.
Aber man darf der Politik Moskaus nicht die Schuld an der
Verelendung des franzöſiſchen Mittelſtandes zuſchreiben; die
franzöſiſche Regierung ſelbſt trägt die Hauptſchuld, weil die
Politik Poincarés den Frankenſturz verurſachte, der erſt
ent=
ſcheidend die in Staatsanleihen auch Frankreichs angelegten
Erſparniſſe entwertet. Es iſt ja bekannt, daß vor dem Kriege
die franzöſiſche Preſſe mit Wiſſen der franzöſiſchen Regierung
beſtochen wurde, damit ſie die franzöſiſchen Sparer für die
ruſſi=
ſchen Anleihen in Stimmung bringe. Und die neuen Anleihen
an die kleinen Oſtſtaaten und an Polen für. Rüſtungszwecke
gehören in das gleiche Kapitel.
Vor dem Kriege ſchätzte man die jährlichen Erſparniſſe
Frank=
reichs auf 4 bis 5 Milliarden Goldfranken; das wären nach
dem Mittelkurs von 1923 rund 16 bis 17 Milliarden
Papier=
franken, heute natürlich ſchon weit mehr. In den letzten Jahren
wurden nun in inneren Anleihen durchſchnittlich jährlich 30
Mil=
liarden Papierfranken inveſtiert, alſo faſt das Doppelte der
Vor=
kriegserſparniſſe. Dieſe großen Zeichnungen haben es der
fran=
zöſiſchen Regierung ermöglicht, den Wiederaufbau zu beſtreiten,
der ja dann auf Koſten Deutſchlands gehen ſollte.
„Cör ſich
aber durch eine gänzlich falſche Politik die Regei
epara=
Rummer 72.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. März 1924.
Der Plan eines Garantiepaktes.
Engliſche Beirachtungen über eine
Entmilitari=
ſierung und Neutraliſierung des Rheinlandes.
London, 11. März. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt: Es gebe drei
Bedin=
gungen, die bisher von den Franzoſen mit Bezug auf einen
engliſch=franzöſiſchen Pakt gefordert worden ſeien,
denen keine britiſche Regierung, welches auch immer
ihre politiſche Zuſammenſetzung ſei, zuſtimmen könnte. Die
erſte ſei eine endgültige Militärkonvention, die
zweite ſei eine beſondere Garantie für die Staaten
von Oſt= und Zentraleuropa, die weitergehe als die
allgemeine in der Völterbundsſatzung enthaltene Verpflichtung,
und die dritte unmögliche Bedingung ſei die der Erteilung bezw.
der Beteiligung an irgend einer Garantie für
Frankreich, ſo lange dieſes im Nuhrgebiet
bleibe. Es ſei auch nicht wahrſcheinlich, daß Großbritannien
einen Palt eingehen werde, der beſtimmt ſei, Frankreich gegen
Deutſchland Sicherheit zu geben, wenn letzteres nicht auch auf
der Grundlage der Gegenſeitigkeit daran teilnähme.
Ueber die Gedanken der britiſchen Regierung hinſichtlich eines
gegenſeitigen Garantiepaktes zwiſchen beiden
Weſtmächten und Deutſchland führt der Berichterſtatter
folgendes aus: Ein breiter Gürtel rheiniſchen
Ge=
bieteswürde dauernd entmilitariſiert und
neu=
traliſiert werden unter einer kollektiven und
gegenſeitigen Garantie entweder der
Weſt=
mächte oder des Völkerbundes oder beider. Dies
bedeute, daß der Völkerbund oder die beſonders in Frage
kom=
menden Mächte oder beide garantieren würden, daß keine
Trup=
pen oder militäriſche Werke innerhalb dieſes Gebietes in
Zu=
kunft ſtehen würden und daß keine Truppen es durchreiſen
könn=
ten, ſei es von Deutſchland, von Frankreich oder von Belgien
aus. Inſpektoren des Völkerbundes werden allein die
Beobach=
tung der Klauſeln, die ſich auf die Entmilitariſierung bezögen,
überwachen, und nur der Völlerbund könnte unter gewiſſen
Um=
ſtänden zu dem Durchzug von Truppen durch dieſen Landgürtel
ſeine Ermächtigung geben. Ein Krieg zwiſchen
Frank=
reich und Deutſchland würde ſo zu einer materiellen
Un=
möglichkeit gemacht werden können oder ſo verzögert, daß die
In=
tervention anderer Mächte für eine Regelung oder zu Gunſten
der bedrohten Partei erleichtert werden.
Ein engliſches Blaubuch über die
Reparations=
konferenz von 1922.
TU. London 11. März. Auf eine Anfrage
Chamber=
lains ſagte Maedonald, die Regierung wäre vollkommen bereit,
das geſamte Material über die Reparationskonferenz vom
Auguſt 1922 zu veröffentlichen. Von Belgien ſei jedoch gegen
die Veröffentlichung gewiſſer vertraulicher Beſprechungen
Ein=
ſpruch erhoben worden. Die Regierung habe daher beſchloſſen,
in einem Blaubuch das vollſtändige Material zu veröffentlichen,
mit Ausnahme der Abſchnitte, gegen die ſich der Brüſſeler
Ein=
ſpruch richtete.
Die engliſche Arbeitsloſigkeit.
Ihre Bekämpfung durch die Regierung Macdonald.
London, 11. März. (Wolff.) Im Unterhaus kam
geſtern die Frage der Arbeitsloſigkeit zur
Erörte=
rung. Der vormalige konſervative Premierminiſter Bald;
win erklärte, wenn die Arbeiterpartei ein poſitives Mittel
be=
ſitze, um das Problem zu löſen, werde ſie die Unterſtützung des
Hauſes und des Landes erhalten. Wenn ſie kein Mittel beſitze,
dann werde ſie erfahren, daß das Problem ſie zu Grunde
rich=
ten werde, wie es jede Regierung zu Grunde richten werde,
welche es nicht fertig bringe, es zu behandeln.
Arbeitsminiſter Shaw erklärte, die Regierung betrachte
das Problem der Arbeitsloſigkeit ebenſo ſehr als eine
Angele=
genheit von nationaler Bedeutung, wie die Bezahlung der
Zin=
ſen der Kriegsanleihe in den kommenden Wochen. In den
kom=
menden Wochen hoffe er einen ziemlich weitgehenden
Geſetz=
entwurf über die Arbeitsloſigkeit einzubringen, der dafür
ſor=
gen werde, daß die Unterſtützungszahlungen nicht
länger als eine Wohltat, ſondern als ein Recht
angeſehen werden. Shaw legte dar, was die Regierung
tue, um Fonds für die Unterſtützungsarbeiten zu ſchaffen. Die
Regierung werde ſich bemühen, für die Arbeitsloſen in deren
eigenem Beruf Arbeit zu ſchaffen. Das einzige Mittel
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit ſei die
Wiederherſtellung des auswärtigen Handels.
Der Lebensunterhalt des Volkes hänge von
der Befriedung,der Welt ab. Bevor England nicht
ſeine auswärtigen Märkte wieder habe, werde alles, was getan
werden könne, doch nur den Charakter eines Linderungs= und
nicht eines Heilmittels haben.
tionsfrage hinausſchob, je mehr man Deutſchlands Zahlkraft für
alle Zukunft ſchwächte, deſto mehr ſchwand auch die Hoffnung,
alles wieder hereinzuholen, was man für den Wiederaufbau mit
Einſchluß der ſkandalöſen Ueberrechnungen der Geſchädigten
aus=
gegeben hatte. Hierdurch iſt der Mittelſtand, der dieſe Anleihen
zeichnete, gleichfalls verarmt, und ſeine älteren Erſparniſſe in
Staats= und Auslandsanleihen ſind erſt recht ſchlecht geworden;
die Hochfinanz aber iſt reicher geworden, und ſie hat ſich in der
Hoffnung auf eine reichliche Reparationszahlung in den letzten
beiden Jahren auch auf die Wiederaufbauanleihen geſtürzt. Die
Frankenkriſe iſt aber zunächſt nur für den Mittelſtand und den
ſparenden Arbeiter verhängnisvoll geworden. Was die Aktien
der in Rußland enteigneten Induſtrieunternehmungen betrifft,
ſo rechnen die franzöſiſchen Beſitzer damit, durch Erteilung von
Neukonzeſſionen entſchädigt zu werden; deshalb liegen dieſe
Kurſe an der Pariſer Börſe ſo merkwürdig hoch. Der
Intereſſen=
kampf zwiſchen der Hochfinanz, die gewiſſe Hoffnungen auf neue
rufſiſche Geſchäfte hat, und dem enteigneten Mittelſtand, der ſeine
Renten wiederhaben will, wird die franzöſiſche Politik gegenüber
Rußland wechſelnd beeinfluſſen.
Jedenfalls iſt der für Frankreich charakteriſtiſche Rentier durch
die Hochfinanz verdrängt worden, was auch politiſch bedeutſam
iſt und zeigt, daß auch in Frankreich die hochkapitaliſtiſche
Ent=
wicklung in vollem Gange iſt. Daher der linksbürgerliche
Wider=
ſtand gegen die hochkapitaliſtiſchen Blockrechte. Die franzöſiſchen
Staatsſchulden ſind übrigens von 25 Milliarden Franken im
Jahre. 1913 auf heute 500 Milliarden angeſchwollen; eine
Ver=
lockung mehr für den Staat, durch Inflation die innere Schuld
abzuwälzen.
Die franzöſiſche Politik vor entſcheidenden Wendungen:
* London 11. März. (Priv.=Tel.) Die ganze
Aufmerk=
ſamkeit der engliſchen Kreiſe richtet ſich gegenwärtig auf die
Vor=
gänge in Paris, die mit geſpannteſtem Intereſſe verfolgt werden.
Die Veröffentlichung des franzöſiſchen Gelbbuches, der Sturz
des Franken und die Zuſpitzung der inneren Lage in
Frank=
reich bilden ein Zuſammentreffen, durch das vielfach der Eindruck
erweckt wird, daß die franzöſiſche Politif vor entſcheidenden
Wen=
dungen angelangt iſt. Es herrſcht offonbar die Auffaſſung, daß
mit der Möglichkeit einer neuen Rechtsorientierung der Pariſer
Politik zu rechnen iſt und daß die Entwicklung der Dinge leicht
zur Errichtung einer mehr oder minder verſchleierten Diktatur
führen könnte. Der Standart erwartet angeſichts der nationalen
Kriſis die Einſtellung des franzöſiſchen Parteikampfes. Die
Möglichkeit eines Wechſels in Poincarés Außenpolitik wird hier
wohl nirgends mehr in Rechnung geſtellt.
Danziger Fragen vor dem Völkerbundsrat.
* Genf, 11. März. (Priv.=Tel.) In der
Nachmittags=
ſitzung des Völkerbundsrates wurden zunächſt Danziger Fragen
behandelt. Die Wahrung der Intereſſen der Danziger
An=
ſiedler und Hypothekengläubiger in Polen wurde an einen
juriſt=
iſchen Ausſchuß überwieſen, da nach Anſicht des Berichterſtatters
Quinones de Leon die Rechtslage derjenigen der deutſchen
An=
ſiedler gleiche, die im vergangenen September vom Haager
Schiedsgericht zugunſten der Deutſchen entſchieden wurde.
Dar=
auf forderte der Präſident Sahn: 1. Sofortige generelle
Feſt=
legung des Danziger Ausſchuſſes, 2. Schutz für die aus Polen
ausgewieſenen Danziger Staatsangehörigen. Er forderte
ent=
weder eine diplomatiſche Vertretung Danzigs in Warſchau oder
Schutz durch eine dritte Macht. Der Rat wird hierzu in den
näch=
ſten Tagen Stellung nehmen. Es fiel allgemein auf, daß der
Völkerbundskommiſſar für Danzig, ein Engländer, es nicht für
nötig hielt, ſich zu dieſer für Danzig lebenswichtigen Frage zu
äußern.
Dann berichtete Beneſch über die Abrüſtungsfrage. Hier
wurde am Schluß bezeichnenderweiſe die Oeffentlichkeit
ausge=
ſchloſſen.
Die Sanierungspolitik Oeſterreichs.
Wien, 11. März. Finanzminiſter Dr. Kienböck hielt geſtern
im Gewerbemuſeum zu Innsbruck eine Rede. Er befaßte ſich
ſehr eingehend mit der öſterreichiſchen Währung. Die im
Vor=
jahre errungene Stabiliſierung habe die Regierung ermutigt,
wieder an die Ausgabe von Hartgeld heranzutreten. Der
Mini=
ſter machte genauere Mitteilungen darüber und ſprach dann über
die Sanierungspolitik. Er führte aus: Angeſichts des
Fort=
ſchreitens der Sanierungsaktion können wir uns fragen, wie wir
zum Abſchluß der Sanierung unſerer Staatsfinanzen gelangen
könnten. Die Genfer Reiſe des Außenminiſters bezweckt keine
Informierung der Mitglieder des Völkerbundes über unſere
Abſicht, die 1922 angeſetzten Ziffern für die Budgets 1923, 1924
und teilweiſe 1925 einer Reviſion zu unterziehen. Die Angabe,
daß bei der jetzigen Tagung des Völkerbundsrates eine
Verein=
barung über neue Ziffern erfolgen ſoll, iſt/mißverſtändlich. In
Genf wird es ſich höchſtens um die Feſtſetzung eines Modus,
nach dem verfahren werden ſoll, handeln. Um eine Reviſion der
Genfer Protokolle handelt es ſich nicht. Der Miniſter ſprach
weiter über die Steuerbelaſtung und drückte die Hoffnung aus,
daß es möglich ſein werde, ohne eine bedeutende Erhöhung der
Steuerfätze durchzukommen.
*Rudolf Hildebrand.
Zur Hundertjährung ſeiner Geburt.
Dich vor allem, heilige Mutterſprache,
preiſ’ ich hoch; denn was mir an Reiz des Lebens
je gewährt’ ein karges Geſchick, ich hab’ es
Dir zu verdanken.
Dieſe Strophe des Lobgeſanges auf die deutſche Sprache,
den der Schweizer Heinrich Leuthold unter dem Eindruck
der Taten von 1870 und 71 anſtimmte, kennzeichnet das
Lebens=
werk des wackeren Mannes, deſſen Name allen tener iſt, welche
mit Unterricht oder Forſchung der deutſchen Sprache dienen oder
ſonſtwie durch deren Pflege zur Ehre des Vaterlandes beitragen
wollen. In unſerer Sprache hatte Rudolf Hildebrand
eine unausſchöpfbare Freudenquelle, durch die ihm das äußerlich
eng begrenzte und mannigfach beſchwerte Daſein lebenswert
ward. Andre willig zu machen, damit auch ſie den Weg zu
ſolchem Zauberborne gehen und daraus trinken möchten, das
war ſein Streben, und er hat nicht vergebens gearbeitet.
Hildebrand war, und blieb ein Leipziger, wie Kant ein
Königsberger. Am 13. März 1824 geboren, kam er mit 12 Jahren
aufs Thomas=Gymnaſium, bezog dann die Univerſität, befliß
ſich zunächſt der Theologie, wandte ſich aber bald zur
Sprach=
wiſſenſchaſt, war von 1848 an 20 Jahre lang Lehrer an derſelben
Thomasſchüle, ward 1869 Univerſitätsprofeſſor und ſtarb als
ſolcher am 28. Oktober 1894. So entſprach ſein Leben fenem
alten Pſalmworte; es währte 70 Jahre, war Mühe und Arbeit,
aber köſtlich, weil es voll Liebe zu den Mitmenſchen war, voll
Hingabe ans Lehramt, voll Begeiſterung für Volk und
Vater=
land.
Ueber ſeinen zahlreichen Hörerkreis hinaus ward
Hilde=
brand durch ein Buch bekannt, das Paulſen in ſeiner
Ge=
ſchichte des gelehrten Unterrichts „Das liebenswürdigſte aller
Schulbücher” rühmt: Vom deutſchen
Sprachunter=
richt. 1867 zum erſten Male erſchienen, brauchte es 12 Jahre
zur zweiten Auflage; aber nun ſind 15 weitere gefolgt, und es
hat ſeinen Lauf noch lange nicht vollendet. Denn Hildebrands
gemütvolle Sprachlehre, die jede Gelegenheit ausnützt und
behag=
lich wie eindringlich vorgeht, fängt jetzt erſt an, in der Schule
herrſchend zu werden. Man ſtaunt, wenn man die Forderungen
die heute mit Nachdruck, ſogar mit Ungeſtüm vorgetragen
wer=
den, dort ſchon vor 60 Jahren erkannt ſieht: Der Lehrer des
Uebertreibungen.
Das Rätſelraten um den Sachverſtändigenbericht.
Paris 11. März. (Wolff.) Nach einer Meldung aus
Neuyork erfährt die Chicago Tribune, das
Sachverſtändigen=
komitee werde in ſeinen Konkluſionen für eine gewiſſe Reihe von
Jahren, bis Deutſchlands Wirtſchaftskraft wieder hergeſtellt iſt,
die jährliche Zahlung von 2 Milliarden Goldmark vorſchlagen.
Dieſe Summe ſoll dazu dienen, die Sachlieferungen an die
Alli=
ierten zu decken, alſo die Kohlen= und Kokslieferungen zu
beglei=
chen, mit anderen Worten, die Micum=Verträge, die am 15. April
ablaufen, ſollen durch dieſe Zahlungen erſetzt werden. Nach
Maßgabe der Erhebung der Finanz= und Wirtſchaftslage
Deutſch=
lands ſollen dieſe Zahlungen ſtaffelweiſe die Summe von 3,5
Milliarden Goldmark erreichen. Abkommen, wie das von
Wies=
baden und das Stinnes=Luberſac=Abkommen ſollen wahrſcheinlich
erneuert werden. Die deutſchen Staatsmonopole ſollen von den
Alliierten überwacht werden.
In Verbindung mit dieſer Meldung iſt es nicht ohne
Inter=
eſſe, anzuführen, was nach einer Mitteilung des Neuyork Herald
von Deutſchland verlangt werden ſoll, nämlich den Ertrag der
Staatsmonopole an die internationale Goldemiſſionsbank
abzu=
führen, die den Ertrag als Depot bewahren wird. Von dieſem
Depot ſollen die Sachlieferungen bezahlt werden. Nach dem
gleichen Blatt ſollen die Sachverſtändigen auch bereits praktiſch
die Frage der deutſchen Eiſenbahnkontrolle geregelt haben, um
die Rechte der Zeichner der geplanten Anleihe zu ſichern. Es
würden einer oder mehrere Verwaltungsräte ernannt werden, die
die Aktionäre vertreten ſollen, wie dies in Ameri’a der Fall iſt.
Ihre Aufgabe beſtehe beſonders darin, den Zinſendienſt für die
Anleihe aus den Einkünften der Eiſenbahnen ſicherzuſtellen.
In amerikaniſchen Kreiſen in Paris wird erklärt, die von der
Chicago Tribune gebrachte Nachricht, die Sachverſtändigen
wür=
den vorſchlagen, Deutſchland müſſe ſofort jährlich 2 Milliarden
Goldmark, für Sachlieferungen zur Verfügung ſtellen, müſſe mit
allem Vorbehalt aufgenommen werden. Auf alle Fälle ſei die
genannte Summe ſtark übertrieben.
Dr. Schacht vor dem Währungsausſchuß.
* Paris, 11. März. (Priv.=Tel.) Reichsbankpräſident Dr.
Schacht verhandelte heute vormittag über verſchiedene noch
ſtrittige Fragen, die mit den Statuten der geplanten
Goldnoten=
bank zuſammenhängen, nahezu drei Stunden mit dem
Wäh=
rungsausſchuß. Ein völliges Einvernehmen ſcheint noch nicht
erzielt worden zu ſein; denn Dr. Schacht iſt gebeten worden,
morgen nachmittag noch einmal vor dem Ausſchuß zu erſcheinen.
Der Ausſchuß wird, vorher zuſammentreten, um über ſeine
end=
gültige Stellungahme zu beraten. Der zweite Ausſchuß wird am
Sonntag über die endgültige Faſſung des Schlußberichts
be=
raten. Beide Ausſchüſſe werden ihren Schlußbericht in der
kom=
menden Weche der Reparationskommiſſion unterbreiten und ihr
gleichzeitig ein Begleitſchreiben zuſtellen.
„Der Rhein als Grenze und die Pfalz als
Sprungbreit”.
London, 11. März. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
ſchreibt in einem Leitartikel, das franzöſiſche Gelbbuch
ſei der kaum ermutigende Auftalt für Verhandlungen zur
Her=
beiführung eines Einvernehmens zwiſchen England und
Frank=
reich. Es zeige die franzöſiſche Politik, wenigſtens ſoweit ſie
von der augenblicklichen franzöſiſchen Regierung und beſonders
von dem jetzigen Premierminiſter vertreten werde,
als hartnäckig, unnachgiebig und vom britiſchen
Stand=
punkt als beinahe hoffnungslos. Tatſächlich ſtamme die
franzöſiſche Politik nicht von heute und geſtern, ſondern habe ihre
Wurzel in der 300jährigen Geſchichte: den Rhein als Grenze
und die Pfalz als Sprungbrett gegen
Deutſch=
land. Seien nicht Ludwig XI. und Poincaré ziemlich einer
Anſicht über dieſe Frage? Das Blatt hebt hervor, daß
Mac=
donalds freundſchaftliches und zu nichts verpflichtendes
Schreiben an Poincaré, kaum veröffentlicht, als das
Eingeſtänd=
nis aufgefaßt würde, daß Frankreich gerechten Grund zur Klage
habe und dazu benutzt werde, die extravaganteſten Forderungen
nach neuen Garantien vorzubringen.
Großbritan=
nien ſei erſucht worden, nicht nur die Grenze Frankreichs gegen
Deutſchland, ſondern auch die Grenze anderer Staaten, z. B.
der Tſchechoſlowakei zu garantieren. Dies ſeien
natürlich unmögliche Forderungen. Die Art
Garan=
tie, die Macdonald im Sinn habe, ſei ſicher eine Kollektivgarantie
unter der Autorität und mit Genehmigung des Völkerbundes.
Eine von England allein gegebene und von Frankreich erwiderte
militäriſche Garantie, die England vor einem deutſchen
Luft=
angriff ſchützen würde, vor dem es nicht die geringſte Beſorgnis
habe, würde tatſächlich eine militäriſche Allianz ſein und komme
überhaupt nicht in Frage.
Deutſchen darf nichts lehren, was die Schüler ſelbſt finden
können, und ſoll ſie alles unter ſeiner Leitung finden laſſen;
das Hauptgewicht ſoll auf die geſprochene und gehörte Sprache
gelegt werden, nicht auf die geſchriebene; das Schriftdeutſche ſoll
im engen Anſchluß an die Volks= und Hausſprache gelehrt
wer=
den, nicht wie ein anderes Latein; mit der Sprache muß zugleich
der Inhalt voll und friſch und warm erfaßt werden. Manches
davon ward bereits von Hildebrand geſagt; durch Jakob
Grimm hatte man ſchon eingeſehen, daß die Sprache kein
Leich=
nam iſt, den das herzloſe Meſſer beliebig zerfügen mag, ſondern
ein von jedem Sprechenden nen zu ſchaffendes Gebilde, und
ſeitdem war den Sprachwiſſenſchaftern und auch vielen
Schul=
männern die Sprachlehre eine Lebenskunde; aber noch nie war
dies als trocken verſchriene Unterrichtsfach ſo feſſelnd dargeſtellt
worden, wie Hildebrand es vermochte, der mit treffenden
Bei=
ſpielen aus reicher Schulerfahrung aufwarten und alles ſo
ge=
mütvoll, ſo frohſinnig, ſo ungezwungen, ſo witzig darlegen konnte,
daß man Verfaſſer und Sache lieb gewinnen mußte.
Die Zeitſchrift für den deutſchen Unterricht
hatte an Hildebrand ihren geſchätzteſten Mitarbeiter. Was er
beigeſteuert hat, entzückt durch den Reiz ſeines Gepräges, ſo auch
der letzte Beitrag, den man unvollendet auf ſeinem Schreibtiſche
fand, in ſchwerem Leiden kurz vorm Tode verfaßt: eine
Unter=
ſuchung des Ausdruckes „Schildwache ſtehn”, die mit dem
Be=
dauern endet: Ich muß abbrechen, ich kann nicht mehr.
Wie eine aufmerkſame und tapfere Schildwache diente
Hilde=
brand 1889 dem Sprachverein, da dieſer einen ſchweren
Angriff abzuwehren hatte. In den Preußiſchen Jahrbüchern war
eine merkwürdige Kundgebung erſchienen: 41 bedeutende
Wiſſen=
ſchafter und Schriftſteller warnten vor dem Sprachverein, wie es
neuerdings während des Krieges etliche Glieder der Berliner
Akademie taten, kürzlich noch Harnack. Sie betonten zwar
ausdrücklich, daß ſie jedem Uebermaße von Fremdwörtern abhold
ſeien und die Erſetzung vieler überflüſſiger Fremdlinge für
ge=
boten hielten; aber ſie fürchteten, der Sprachverein werde ſich
nach Art der franzöſiſchen Akademie eine dem deutſchen Weſen
nachteilige Herrſchaft anmaßen. So erhuben ſie feierlich
Wider=
ſpruch gegen die angebliche Fremdwortshetze und verlangten für
ſich und alle Geiſtesarbeiter dieſelbe freie Stellung, wie ſie unſre
großen Dichter hatten.
Hildebrand wies dieſen Anſturm, an dem ſich auch angeſehene
Tagesblätter beteiligten, mit Kraft und Gewandtheit ab. Schon
1879, ehe der Braunſchweiger Muſeumsdirektor Riegel den
Sprachverein gegründet hatte, gab Hildebrand ſeinem Buche vom
deutſchen Sprachunterricht einen umfangreichen Anhang „Ueber
die Fremdwörter”. Manches daraus holend, beleuchtete er nun
die Sache. Wenn ein urſprünglich fremdes Wort völlig
einge=
deutſcht iſt wie Fenſter, ſo iſt es eine willkommene Mehrung
unſeres Wortſchatzes. Dagegen iſt jedes Wort mit undeutſchem
Tone, z. B. Individualität, ein Schönheitsfehler, wie ein
anders=
farbiger Flialappen. Wenn es, wie Intereſſe, ein ganzes
Dutzend heimiſcher Wörter verdrängt, ſo bewirkt es keine
Be=
reicherung, ſondern Verarmung. Auch wo es ſich nicht an die
Stelle eines vorhandenen deutſchen Wortes ſetzt, iſt es ein
Uebel, weil die Einheitlichkeit der Wörter der beſte Helfer für
die von der Wiſſenſchaft erſtrebte pflanzenhafte Einheit der
Be=
griffswelt iſt. Ferner vertieft das Fremdwort die Kluft zwiſchen
den Schichten des Volkes und hindert eine gründliche
Volks=
bildung. Schließlich verträgt es ſich nicht mit der völkiſchen Ehre,
wenn ſich die Gelehrten die wichtigſten Wörter eines Satzes von
fremden Zungen ſchenken laſſen und aus der Mutterſprache nur
die Hilfs= und Formwörtchen nehmen: der, die, das, iſt, hat,
wird, wenn, und, aber uſw. Dazu wies Hildebrand an vielen
Beiſpielen nach, daß Schiller und Goethe es nicht
ablehn=
ten, bei ſpäteren Auflagen Fremdwörter zu tilgen. Er konnte
auch feſtſtellen, daß Guſtav Freytag, einer jener 41, genau
das vollzogen hat, was der von ihm angeklagte Sprachverein
wünſcht; nicht einige wenige, ſondern Hunderte fremder Wörter
hat er in neuen Ausgaben ſeiner Werke ausgemerzt!
Für eine ſolche Aufdeckung war Hildebrand der geeignetſte
Sachkenner; war doch die Wortkunde ſein Sondergebiet;
er=
ſtaunliche Beleſenheit und treues Gedächtnis befähigten ihn zur
Tätigkeit am Grimmiſchen Wörterbuch. Nachdem er
ſchon zu Lebzeiten der Brüder eifrig geſammelt hatte, ward er
nach ihrem Tode, als er noch Gymnaſiallehrer war, mit der
Fort=
ſetzung des Rieſenwerkes betraut; der Rat der Stadt minderte
ihm die wöchentlichen Lehrſtunden von 18 auf 8. Der faſt 1500 K=Band rührt faſt ganz von ihm her; vom Buchſtaben G
konnte er nur den Anfang bewältigen; dieſer Teil iſt heute noch
nicht fertig. Man darf ſich freuen, daß Hildebrand die wichtigen
Wörter Gedächtnis, Gedanke, Gefühl, Geiſt, Gemüt geliefert hat.
Den mehrfachen Sinn ſolcher Ausdrücke aufzuſpüren, die
Gebiete zu ſondern und wiederum die Uebergänge zu finden, den
Wandel rückwärts zu überſchauen bis in die Vorgeſchichte hinein,
alles zugleich wiſſenſchaftlich und allgemein verſtändlich
darzu=
ſtellen: dazu war niemand ſo ausgerüſtet wie Hildebrand, dem
die Gabe verliehen war, die er in der Vorrede zum K=Bande
an Goethe rühmt: gegenſtändlich zu denken. Weil er ſich
Rumuer 22.
Dartiſtäidter Tagblatt, Mittizoß, den 12. März 1924,
Seite 3.
Tor de Liſcelbang.
Uebereinſtimmung im Reichskabinett. — Auf der Suche nach einer Formel zur Auflöſung
des Reichstags.
Berlin, 11. März. Iu der heutigen
Kabinettsſitz=
ung erſtattete der Reichskanzler Bericht über die
allge=
meine politiſche Lage, die ſich aus der Haltung der verſchiedenen
Parteien im Reichstag ergibt und nunmehr zu überſehen iſt.
Zwiſchen dem Reichspräſidenten und der
Reichs=
regierung beſteht, wie als ſicher mitgeteilt werden kann,
völlige Einigkeit inder Auffaſſung der Lage
und, da die Reichsregierung zur Auflöſung des Reichstages
ge=
willt iſt, kann als unzweifelhaft angeſehen werden, daß
der Reichspräſident die Auflöſungsverordnung
unterzeichnen wird. Die Ereigniſſe werden ſich
voraus=
ſichtlich in der Weiſe abſpielen, daß, da an eine Zurückziehung der
Anträge auf Aufhebung der Notverordnungen nicht zu denken iſt,
auch ein Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung über dieſe
Anträge nicht erwartet werden kann, daß der Reichskanzler
nach Abſchluß der allgemeinen Beratung und vor
Eintritt in die Spezialberatung der Anträge die Auflöſung
erklären wird, deren Begründung in der Geſamthaltung des
Reichstages gegeben ſein dürfe. Bevor ſich dieſer Ausgang
voll=
ziehen wird, werden jedoch noch die eiligen Geſetze über die
Gold=
diskontbank und das Prüifinanzgeſetz ſowie der Notetat erledigt
werden. Gegen Ende der Woche wird mit dem Schluß der
Tagung des Reichstages gerechnet,
Reichstagsabgeſang.
Am Dienstag mittag hat eine neue Beſprechung zwiſchen
dem Reichskanzler und dem Reichspräſidenten ſtattgefunden, mit
der das Schickſal des Reichstages wohl endgültig beſiegelt iſt.
Der Reichspräſident hat anerkannt, daß aus der gegenwärtigen
verfahrenen Situation nur die Auflöſung des Reichstages noch
heraushelfen könnte. Er hat alſo ſeinen Widerſpruch, ſoweit er
ſich gegen die Auflöſung an ſich richtete, zurückgezogen. Die
letzten Schwierigkeiten beſtehen noch darin, eine Formel zu
fin=
den, mit der dem Reichstag der Abgang erleichtert werden ſoll.
Darüber iſt allerdings eine Verſtändigung noch nicht erzielt.
Es laufen da verſchiedene Projekte nebeneinander, auf der
einen Seite der Gedanke, daß die Regierung den Uebergang zur
Tagesordnung über die Anträge auf Einzelberatung der
Not=
verordnungen verlangen und nach der Ablehnung dieſer Anträge
der Reichstag aufgelöſt wird, daneben eine andere Verſion, die
aus dem Reichstag heraus einen Vertagungsantrag auf etwa
drei bis vier Wochen extrahieren möchte, um der Regierung
Gelegenheit zu geben, mit der Ablehnung dieſes Antrages die
Auflöſung zu vermeiden. Indeſſen, dieſe Etikektenfragen ſind
von untergeordneter Bedeutung. Darüber wird man ſich ſchon
klar werden, nachdem grundſätzlich die Notwendigkeit der
Auf=
löſung des Reichstages von allen maßgebenden Faktoren
an=
erkannt iſt. Allerdings, es würde ein etwas eigena tiges Bild
bieten, wenn ſchließlich das Ganze auf eine zwiſchen der
Regie=
rung und der Oppoſition abgekartete Komödie hinauslaufen
ſollte.
Mit der endgültigen Klärung iſt auch das Intereſſe an der
Fortſetzung der Rederei im Reichstag erſchöpft. Am Dienstag
beherrſchten noch die kleinen Kreiſe das Feld. Die Bayern
ſchickten gleich zwei Redner vor, um der Regierung Vorwürfe zu
machen, daß ſie die Sonderintereſſen Süddeutſchlands nicht
hin=
reichend berückſichtigt habe. Der Finanzminiſter Dr. Luther
kri=
tiſiert noch einmal die Haltung der Parteien, um nicht ohne
Bos=
heit der Oppoſition vorzuhalten, wie ſonderbar es anmute, daß
eine aus ſoviel Fehlern zuſammengeſetzte Regierungspolitik einen
ſolchen Erfolg haben könnte. Auf ſachliche Einwände des
Demo=
kraten Schulz gegen die Beamten=Abbauverordnung ſagt der
Miniſter zu, daß der Abbau ſpäteſtens im Jahre 1925 beendet
ſein ſoll.
Der Schluß des Tages gehörte dann den radikalen
Oppo=
ſitionsparteien von reihts und links. Herr v. Graefe gibt ſich
ehrlich Mühe, Ludendorffs Feſtſtellungen gegen den Vatikan zu
entſchuldigen und gerät darüber in einen heftigen Strei: init
dem Zentrum. Das Ganze iſt doch nur mehr Strohfeuer. Das
Programm für die nächſten Tag geht dahin, nach der endgültigen
Verabſchiedung des Notetats die Golddiskontbank und einige
kleinere Geſetze noch fertigzuſtellen, darunter vermutlich auch noch
eine Vorlage, die den Abgeorbneten bis zu den Neuwahlen ihre
Freikarte ſichert. Man hofft zur Erledigung dieſer notwendigen
Arbeiten mit zwei Tagen auszukommen, ſodaß etwa am
Frei=
tag oder Samstag die Schickſalsfrage nach der Beſprechung der
ſozialdemokratiſchen Anträge geſtellt werden könnte, an die ſich
die Auflöſung des Reichstages ſchließt. Nach den bisherigen
Aus=
führungen würde es uns allerdings nicht wundern, wenn es
dar=
über Samstag oder Montag werden ſollte. Aber länger läßt ſich
wohl auch beim beſten Willen das Ende des Reichstages nicht
hinausſchieben.
* Berlin, 11. März. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſche: Finanzminiſter Dr. Luther. — Präſident
Loebe eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Min. und macht Mitteilung
von dem Ableben des Abg. Körſten (S0z.).
Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Leſung des Geſetzenkwurfes
über die Deutſche Gold=Diskontbauk. Die Vorlage wird ohne Ausſprache
an den Haushaltausſchuß überwieſen, ebenſo der Geſetzentwurf zur
Aenderung des Bankengeſetzes.
Die allgemeine Ausſprache über die 3. Leſung des Notetats
der=
bunden mit den Juterpellationen über den Schutz der Arbeitskraft und
die Steuerlaſten der Landwirtſchaft wird fortgeſetzt.
Aba. Die nreiter (Baher. Vpt.) wirft der Regierung vor, ſie
treibe Naubbau am Volkskorper durch die unert=äglichen ſozialen und
ſteuerlichen Laſten und durch zu geringe Fürſorge für die Produktion,
namentlich der Landwirtſchaft. Der Redner bekämpft die ſtarke
Mehl=
einfuhr aus Böhmen und Italien, ferner das Kartellweſen. Er fordert
induſtriellen Preisabbau.
Abg. Ciſenberger (Baher. Bbd.) bedauert das Schickſal des
Reichstags, der an einer heimtückiſchen Krankheit leide; er foll nämlich
die Verordnungen der Regierung freſſen oder ſterben. Jeder habe die
Pflicht, Steuern zu zahlen, aber die Steuern dürfen den Mittelſtand
nicht erdrücken. Die höchſten und reichſten Herrſchaften ſeien durch die
Maſchen der Steuergeſetze hindurchgeſchlüpft. Der Abhau iſt, fo fährt
der Redner fort, ganz fehlerhaft gemacht worden. Wenn man eine
Stiege abputzen will, fängt man doch oben an. Statt bei den
Kriegs=
invaliden hätte man lieber hinten bei den weiblichen Beamten mehr
gbbauen ſollen. (Heiterkeit.)
Abg. Schuldt (Dem.) wendet ſich gegen die
Beamtenabbauder=
ordnung.
Reichsfinanzminiſter Dr. Luther wirft die Frage auf, wie aus ſo
vielen Fehlern, die die Oppoſition der Regierung vorwerfe, ein ſolcher
Erfolg hervorgehen könne. Der Miniſter betont, daß die Verwaltung
Erfolg hervorgehen könne. Der Miniſter betont, daß die
Verwaltungs=
abbaukommiſſion eine durchaus unpolitiſche Stelle ſei, die mit dem
Per=
ſonalabau nichts zu tun habe. Die Regierung hoffe, den geſamten
Ab=
bau ſpäteſtens im Laufe des Jahres 1925 zu beenden. Dem Kabinett
liege ein Entwurf zur Abänderung der Abbauverordnung vor, der eine
beſondere Nachprüfung im Sinne der preußiſchen
Ausführungsbeſtim=
mungen für ſolche Beſchwerden vorſehe, bei denen eine Verletzung der
politiſchen und regligiöſen Neutralität behauptet werde. Die neue
Ver=
ordnung werde bald erlaſſen werden. Vom 1. Dezember vorigen Jahrs
bis zum 31. März dieſes Jahrs ſeien an Steuern vom Beſitz erhoben
worden (nach der Vorausſchätzung) 54 Prozent der geſamten Steuern,
nach dem tatſächlichen Aufkommen 58 Prozent, an Steuern von dem
Arbeitslohn 12,5 bis 14 Prozent, an Steuern auf Genußmitteln 5,5
bzw. 4 Prozent, an Steuern vom Umſatz 28 bzw. 24 Prozent. Dazu
komme die Belaſtung durch die Steuern der Länder. Die Mietſteuer
würde keineswegs immer nur von den Mietern getragen. Die
Behaup=
tung, daß der Beſitz noch nicht bis zum Aeußerſten herangezogen ſei, ſei
abwegig. Ein induſtrielles Unternehmen mit einem Vermögen von
6 Millionen Goldmark habe 46,9 pro Mille an Vermögensſteuer zu
zahlen. 5 Prozent ſei eine große Belaſtung, wenn man bedenke, daß
die meiſten Unternehmungen einen Gewinn heute nicht abwerfen. Wenn
Dr. Helfferich meine Zahlen über die Steuerbelaſtung des deutſchen
Volkes beſtreite, ſo gehe er von irrigen Vorausſetzungen aus. Denn für
eine Schätzung des Nationalvermögens fehlen heute alle rechneriſchen
Grundlagen. Gegen die ungeheuere Verarmung des deutſchen Volkes
gibt es nur ein Allheilmittel. Das ſei die Steigerung der Einnahmen
und die Beſchränkung der Ausgaben aufs Aeußerſte.
Nach dem Miniſter kamen die Vertreter der kleineren Gruppen im
Nahmen der dritten Rednergarnitur zum Wort. Der Kommuniſt
Malzahn beklagte ſich namentlich über Beſeitigung der ſezialen
Für=
ſorge, als deren Henker er den Arbeitsminiſter Brauns bezeichnete. —
Der deutſchvölkiſche Abgeordnete Graefe bezeichnete die Leriode ſeit
November 1918 als eine einzige Pleite. Zum Schluß ſprach noch der
Abgeordnete Wegmann. Eine Abſtimmung fand nicht mehr ſtatt. In
ſpäter Abendſtunde vertagte ſich dann das Haus auf Mittwoc.
Mor=
gen ſoll die Beratung des Goldbank=Diskontgeſetzes ſtattfinden.
Parteipolitiſche Besſonglpolitik.
Wir haben leider während der letzten Jahre im Deutſchen
Reich vielfach die Erfahrung machen müſſen, daß immer wieder
verſucht wurde, die Beſetzung wichtiger Aemter von
parteipoli=
tiſchen Geſichtspunkten aus zu beeinfluſſen. Auch hier in
Heſ=
ſen waren leider derartige Verſuche zu vermerken; leider, denn
wenn einmal nicht mehr die Tüchtigkeit des Beamten, ſondern
ſeine parteipolitiſche Einſtellung für ſein Fortkommen
entſchei=
dend iſt, dann dürfte die deutſche Beamtenſchaft, auf die wir
ſtets und mit Recht ſtolz waren, am Ende ſein. Unter dieſem
Geſichtspunkt ſcheint uns eine Zuſchriſt beſonders beachtlich zu
ſein, welche ſich mit einem neuen Fall in Heſſen beſchäftigt, und
zwar handelt es ſich dabei um den Poſten des
Landgerichtspräſi=
denten für Oberheſſen in Gießen. Darnach hatte der Herr
Juſtiz=
miniſter die Abſicht, auf dieſen Poſten eine in Richterkreiſen
durchaus anerkannte und für dieſes ſchwierige
verantwortungs=
volle Amt beſonders qualifizierte, angeſehene Perſönlichkeit zu
ernennen, welche allerdings das ungeheure Verbrechen begangen
haben ſoll, Mitglied der Deutſchen Volkspartei zu ſein. Kaum
hörte die Sozialdemokratie von dieſer Abſicht, als ſie durch einen
bekannten Herrn im Staatsminiſterium, der bisher auch vom
Abbau verſchont geblieben iſt, gegen dieſe Ernennung Einſpruch
erhob. Der Herr Juſtizminiſter ſcheint nicht geſonnen, ſich
die=
ſem parteipolitiſchen Fanatismus zu fügen.
Wir ſind auf die Mitteilungen des ſtaatlichen Preſſeamts,
das in dieſem Falle ja wohl in doppelter Eigenſchaft zu einer
Aeußerung an die Oeffentlichkeit befähigt iſt, erwartungsvoll
geſpannt. Stimmen die vorerwähnten Mitteilungen mit den
Tatſachen überein, ſo muß gefordert werden, daß von den
Mit=
gliedern des Parlaments gegen eine derartige parteipolitiſch
be=
einflußte Beamtenpolitik auf das ſchärfſte Front gemacht wird.
Wiedereinführung der Sommerzeit?
Berlin, 11. März. Wie der amtliche Preußiſche
Preſſe=
dienſt meldet, hat das preußiſche Staatsminiſterium in ſeiner
Montagsſitzung beſchloſſen, an das Reich mit dem Antrag
heran=
zutreten, für das Sommerhalbjahr 1924 die Sommerzeit
ein=
zuführen. Maßgebend für die Beſchlußfaſſung waren
Erwägun=
gen finanzpolitiſcher Art und die Erkenntnis vom Werte der
Sommerzeiteinrichtung für die Volksgeſundheit. Schwierigkeiten,
die ſich durch die Einführung der Sommerzeit in einzelnen
Tei=
len der Landwirtſchaft ergeben, kaun nach Anſicht des
Staats=
miniſteriums durch verkehrstechniſche Umſtellungen und
Rück=
ſichtnahme auf ſpezielle landwirtſchaftliche Bedürfniſſe, z. B.
durch Späterlegung der Milchzüge u. a. mehr Rechnung getragen
werden.
Das Programm des Reichstags.
Berlin, 11. März. Der Aelteſtenrat hat die Dispoſitionen
für den Reſt der Tagung ſo getroffen, daß am Donnerstag oder
Freitag die Auflöſung des Reichstages erfolgen kann. Am
Mitt=
woch wird das Poſtfinanzgeſetz, das Geſetz über die Ausprägung
von Silbermünzen, der deutſchnationale Antrag wegen der Wahl
des Reichspräſidenten und am Donnerstag das Geſetz über die
Golddiskontbank erledigt werden. Eine Reihe kleinerer Vorlagen
ſoll ebenfalls verabſchiedet werden. Der Sparausſchuß des
Reichstages ſoll als Ausſchuß bei der Regierung fortbeſtehen.
Ueber die Verlängerung der Gültigkeit der Freifahrtſcheine bis zu
den Neuwahlen ſoll noch mit dem Reichsrat derhandelt werden.
Ferner iſt vorgeſehen, aber noch nicht beſtimmt, daß die
Wahl=
agitation während der Karwoche ruhen ſoll, ſo daß in dieſer
Woche keine Verſammlungen abgehalten werden.
Beratung des Reichspoſtfinanzgeſetzes.
Berlin, 11. März. Der Verkehrsausſchuß des Reichstags
behandelt zurzeit das Reichspoſtfinanzgeſetz. Nach längerer
Be=
ratung wurde beſchloſſen, daß der vorgeſehene Verwaltungsrat
beſtehen ſolle aus je ſieben Mitgliedern des Reichstages und des
Reichsrats, aus einem Mitglied, das vom Reichsſinanzminiſter
vorgeſchlagen wird, aus ſieben Mitgliedern aus den Kreiſen der
Wirtſchaft. In der Abſtimmung wurde die Regierungsvorlage
ohne weſentliche Aenderungen angenommen. Die Vorſchläge des
Reichsrates, darunter Erſetzung des Reichspoſtminiſters durch
einen Generalpoſtmeiſter, wurden ſämtlich abgelehnt.
Zur Abſchaffung des Kalifets.
Berlin 11. März. Wie aus Territet gemeldet wird
be=
ſteht die Abſicht, eine Erklärung des Kalifen Abdul Medſchid
zu veröffentlichen, die gegen den Beſchluß der Angoraregierung,
die ihn und ſeine Familie aus der Heimat vertrieb, proteſtieren
dürfte. Der Kalif wird den Standpunkt einnehmen, daß der
Beſchluß der Nationalverſammlung von Angora, wonach er
ab=
geſetzt ſei, nach mohammedaniſchem Recht null und nichtig ſei.
Wie aus Konſtantinopel gemeldet wird, hat der Präſident
der türkiſchen Republik dem Chef der Muſelmanen von Indien
ein Telegramm übermittelt, in dem ihm mitgeteilt wird, daß das
Amt des Kalifen jetzt von der Nationalverſammlung der Türken
ausgeübt wird.
bei jeder derartigen Erörterung den empfindenden und redenden
Menſchen in natürlicher Lebendigkeit dachte, ſo iſt ſeine
Wort=
deutung auch ſeelkundlich wertvoll, und die
Seelwiſſen=
ſchaft täte gut, Hildebrands Anteil an Grimms Wörterbuch
ſo zu beachten, wie die Altertumskunde ſchon längſt das
ver=
wendet, was Hildebrand für die Kenntnis der germaniſchen
Geſittung durch ſeine Tätigkeit im deutſchen Wortgartenk)
ge=
erntet hat.
Daß Hildebrand an ſeines Volkes Erlebniſſen innigſten
An=
teil nahm, iſt bei ſeinem Wirklichkeitsſinn ſelbſtverſtändlich. Der
ſchlimme Einfluß von Dampf und Elektrizität in die deutſche
Volksſeele mußte ihn betrüben; die damit verbundene
Sprach=
verwilderung ſah er ſchon vor 60 Jahren. Den Kummer aber
überwog die Freude über das Bismarckiſche Reich.
Das durch den preußiſchen Kronprinzen wieder gewonnene
Straßburger Münſter und die durch denſelben Kaiſer Friedrich
heim nach Heidelberg gebrachte ſogenannte Pariſer
Liederhand=
ſchrift waren für ihn zwei wonnige Wahrzeichen des neuen
Deutſchlands. In überſchwänglicher Zuverſicht meinte er, das
im Wachſen begriffene Selbſtgefühl werde auch der Sprache
zu=
gute kommen, ſo daß ſie an edler Haltung und Reinheit wieder
zunehme. Die Entwicklung iſt anders gelaufen; auch Weltkrieg
und Niederlage haben uns noch nicht dazu gebracht, uns
ſprach=
lich wieder auf uns ſelbſt zu beſinnen.
Hildebrand legte ſeine Anſicht gern in den „Grenzboten”
nieder. Daß er darin 1889 die Tagebuchsblätter eines
Sonntagsphiloſophen, namenlos veröffentlichte,
hin=
derte nicht, ihn als Verfaſſer zu erraten; ſo ſchrieb nur er. Ihn
außerhalb ſeines Faches kennen zu lernen, dazu ſind dieſe jetzt
als Buch vorhandenen Aufſätze trefflich geeignet. Man leſe
daraus etwa: Die Tonleiter; Etwas vom Sterben; Wie man
von Tieren lernen kann: Wie Lachen ſchön macht; Vom Tanzen;
Von der Stimme u. a. Als Probe für ſeine Denk= und
Aus=
drucksweiſe diene folgende Stelle über die Güte: Sie iſt die
perſonifizierte Güte, ſagt der Gebildete von einer
Frau, deren Weſen von Güte durchdrungen iſt. Wie ſagt denn
aber der noch nicht Gebildete? Sie iſt die Güte ſelber,
ſagt der, legt es freilich wohl pflichtmäßig ab, ſobald er den
gebildeten Ausdruck kennen lernt. Und doch ſteht der deutſche
Ausdruck an Wert über dem gelehrten. Er iſt uns eins jener
Bilder, die aus dem inneren Leben unſerer Väter auf uns ge=
*) Dieſen ſo gefälligen wvie zutreffenden Ausdruck hat Hildebrand
in einem Briefe an Stadtbibliothetar Noack gebraucht, der ſtolz
dar=
auf iſt, ihn zum Hochlehrer gehabt zu haben,
kommen ſind; man braucht das Bild nur gewiſſermaßen
anzu=
hauchen, da gewinnt es ſeine volle Farbe wieder. Der zuerſt
„die Güte ſelber” ſagte, dem erſchien in der ſo gelobten Frau
gleichſam die ganze Güte, die Güte an ſich wie verdichtet in
mehr als menſchlicher Geſtalt. Noch deutlicher ſagt, das die
leibhaftige Güte, die verkörperte Güte. Wer dagegen
„perſonifizierte Güte” ſagt, kommt ſchwerlich über den Gedanken
an einen gelehrten Dichter hinaus, der ſich aus der Zeit des
Gymnaſiums her jenes poetiſchen Kunſtmittels erinnerte.
So war Hildebrand immer mit ganzem Gemüte bei der
Sache; die gleiche ſchlichte Redeweiſe finden wir an allem, was
er ſchreibt, oder vielmehr ſpricht; papierenes Undeutſch gibt es
bei ihm nicht. Wie Konrad Burdach 1895 bei der Einweihung
ſeines Denkmales ſagte, wollte er die Philologie mit der
Philo=
ſophie und mit dem Leben verbinden. Alle ſeine Fachgenoſſen,
alle Gelehrten, alle Lehrer, alle Schriftſteller, alle, die gern ihr
Deutſch in Ehren ſähen, möchte man zur Hundertjährung ſeines
Geburtstages auffordern: Werdet deutſch wie
Hilde=
brand! Dann wird doch noch die Zeit kommen, wo
Schil=
lers Gedanke zu ſeinem geplanten Gedichte über Deutſchlands
Größe gilt: „Die Sprache iſt der Spiegel einer Nation; wenn
wir in dieſen Spiegel ſchauen, ſo kommt uns ein großes
treff=
liches Bild von uns ſelbſt daraus entgegen.”
Pickert.
*Moderne Philoſophie und Religion.
Immanuel Kant galt bisher als der Philoſoph des
Pro=
teſtantismus. Er hat die Gotteserkenntnis losgemacht von
ratio=
naliſtiſchen wie ſcholaſtiſchen Vorurteilen, beſonders von dem
Wahne, daß man das Daſein unſeres Gottes logiſch beweiſen
oder beſtreiten könne. Statt deſſen hat er ſeine „Poſtulate der
praktiſchen Vernunft” als den Weg zur religiöſen Gewißheit
be=
zeichnet, und ſo die Ideen der Freiheit, der Gottheit und der
Un=
ſterblichkeit als „Denknotwendigkeiten” nachgewieſen. Schiller hat
mit ſeinen Gedankendichtungen, zum Beiſpiel ſeinen „Worten des
Wahns” und ſeinen „Worten des Glaubens” dieſe Erkenntnis
zum Eigentum vieler gemacht. Von der Innenwelt aus geht auch
nach ihm der Weg zur religiöſen Gewißheit: „Es iſt nicht
drau=
ßen, da ſucht es der Tor; es iſt in dir, du bringſt es ewig hervor.”
Faſt ein Jahrhundert hindurch war dieſe Denkungsweiſe
bei uns herrſchend, ſie war das innerſte Weſen des ſogen.
Idea=
lismus. Jetzt aber beſinden wir uns in der großen geiſtigen
Kriſis, daß jener mit religiöſem Schwung erfüllte Idealismus
ſich im Zuſtande religiöſer Auflöſung beſindet und zum
Intellek=
tualismus geworden iſt, weil, wie zum Beiſpiel Lieberté
Schrift über „die geiſtige Kriſis der Gegenwart. / (Berlin,
Pan=
verlag) und Alb. Schweitzers Buch „Kultur und Ethik”
(München, Beck) geiſtvoll und eindringlich dartun, jene Ideen
jetzt „obdachlos umherirren”, und nicht mehr als „abſolut” und
„normgebend”, ſondern nur als Gedankengehilde gewertet
wer=
den. Der Hallenſer Philoſoph Vaihinger ging ſoweit, daß er
ein Buch ſchrieb mit dem Titel „Die Philoſophie des Als=ob”, in
dem er ausführte, daß Kants eigentliche und innerſte Meinung
geweſen ſei, man ſolle ſo leben, als ob jene religiöſen Ideen
Wirklichkeit ſeien; in der Tat ſeien ſie nur „Fiktionen”, alſo
Ein=
bildungen. Zwar hat Heinrich Scholz in ſeinem Buch „Die
Religionsphiloſophie des Als=ob” (Leipzig, Meiner) in
eingehen=
der Nachprüfung der Gedanken Vaihingers zu einem anderen
Verſtändnis Kants zurückgeführt, aber Vaihingers Als=ob=
Philo=
ſophie beleuchtet die Neuartigkeit der geiſtigen Lage und zeigt,
wie notwendig jetzt — wir feiern in dieſem Jahre Kants 200.
Geburtstag! — eine neue, abermalige „Kritik der praktiſchen
Ver=
nunft” notwendig iſt, d. h. eine Uinterſuchung, ob die praktiſche
Vernunft die religiöſe Gewißheit aus ſich ſelber allein
hervor=
bringt. Wenn irgendwann, ſo haben wir heute viel Anlaß, das
Fauſt=Wort nen zu verſtehen: „Wir ſehnen uns nach
Offen=
barung.”
Selten ſind ſb viele Schriften zu Fragen der Weltanſchauung
und Religion erſchienen wie jetzt. Die meiſten von den neueſten
unter ihnen wenden ſich von dem Intellektualismus und ſeinem
Gedanken, die religiöſen Fragen rein verſtandesmäßig löſen zu
können, ab. Nicht wenige, wie Bergſon, Scheler, Görland, ſuchen
in der Menſchenſeele die Provinz feſtzuſtellen, in der die Religion
ihr Eigenrecht hat. Auch der Offenbarung bringen ernſte Gelehrte
ein neues Verſtändnis entgegen, wenn ſie der Intuition und dem
Ahndungsvermögen große Bedeutung beimeſſen. Die
Schlag=
worte des Materialismus und des überlegen=tuenden
Liberalis=
mus ſind überlebt.
In dieſe neue geiſtige Lage wird der Vortrag einführen, den
am Donnerstag, den 13. März, abends 8 Uhr, Lic. Dr. Adolph,
der Verfaſſer einer vor kurzem erſchienenen Schrift über „Die
Weltanſchauung G. Th. Fechners” (Strecker u. Schröder, Leipzig)
halten wird. Ein Vortrag, den Dr. Adolph dieſer Tage in
Gie=
ßen über ein ähnliches Thema wie das für Donnerstag
angekün=
digte hielt, hat dort beſonderes Intereſſe gefunden.
D. Matthes,
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. März 1924.
Nummer 72.
Der Hitlerprozeß in München.
Das Zeugnis Kahrs. — Kahr bleibt unvereidigt. — Die verhängnisvolle Rolle Kahrs. — Eine Bilanz ſeiner politiſchen Wirkſamkeit.
Scherbengericht über ſeine politiſche Tätigkeit. — Der Zeuge verweigert mehrfach die Antwort.
Bekenntnifſe.
Von unſerem Münchener Korreſpondenten.
g. München, 11. März.
Ein überfüllter Zuhörerraum und vollbeſetzte Preſſeplätze
gaben dem zweiten im Zeichen der Kronzeugen ſtehenden Tag
das äußere Gepräge. Erwartungsvolle Stille, als Herr von
Kahr, der zweite der Kronzeugen, der kurz vorher
im Kraftwagen gekommen war und zum Entſetzen der auf ihn
harrenden Filmleute und Photographen durch ein Nebentor
ein=
fuhr, ſofort zu Beginn der Verhandlung aufgerufen wurde und
den Saal betritt.
Sein dunkler Anzug läßt den tiefen Ernſt, der über ſeinen
Zügen liegt, noch ſchärfer hervortreten. In feſtem Ton, aber
ruhigem Fluß der Sprache beantwortet er die pflichtmäßige
Be=
lehrung des Vorſitzenden, daß auch er angeſichts des
Vorbrin=
gens der Verteidigung über ſeine angebliche Mittäterſchaft
zu=
nächſt nur unvereidigt vernommen werden kann mit der klaren
Verſicherung:
„Ich werde, ob vereidigt oder unvereidigt,
das ſagen, was wahr iſt, ohne jede Rückſicht auf Am 8. November habe daun eine Unterredung zwiſchen Luden=
Perſonen.”
Was Herr v. Kahr dann in etwa dreiſtündiger, von tiefem
Ernſt getragenen Nede entwickelt, gibt dem, der ihn kennt, keine
neuen Rätſel auf. Es ſpiegelt die ſchlichte Gradheit dieſes
Mannes, ſeine ehrliche vaterländiſche Ueberzeugung wieder, die
immer und immer zu Unrecht weißblauer Sonderziele und — bei
dem Proteſtanten doppelt unglaubhaft — römiſcher Neigungen
verdächtigt wird. Was hier zu noch erſchütternderem Ausdruck
kommt, iſt der auch heute wieder klar zutage tretende
Zwie=
ſpalt zwiſchen dempolitiſchen Wollen und
Kön=
nen dieſes Mannes auf der einen und den von den
vater=
ländiſchen Verbänden Bayerns in den Staatsmann geſetzten
Hoffnungen und Erwartungen auf der anderen Seite. Daß Herr
v. Kahr an dieſem ihm zugedachten Aufgaben ſcheiterte und
ſchei=
tern mußte, konnte den nicht überraſchen, der wußte, wie Herr
v. Kahr ſich ſelbſt und ſeine Qualitäten einſchätzt. Er gibt dieſer
Einſchätzung auch heute wieder erſchütternden Ausdruck, als er
ſelbſt am Schluſſe ſeiner Ausſagen erklärt:
„Ich habe niemals den Chrgeiz gehabt, mich als Politiker zu
betätigen oder einen Miniſterpoſten anzuſtreben. Mir kann
nie=
mand zu dem, was ich bin, etwas geben oder etwas davon
neh=
men. Ich bin ein deutſcher Mann. Perſonen mögen bleiben oder
vergehen, wenn nur der Staat bleibt.”
Salus publica suvrema lex — des Staates Wohl iſt oberſtes
Geſetz, dieſem Grundſatz hat Herr v. Kahr am 8. November alles
geopfert, ſeinen guten Namen in der vaterländiſchen Bewegung
ſelbſt, ſeine perſönliche Chre, die er in den Schmutz ziehen laſſen
mußte, aufs Spiel geſetzt, und es wirkt eindringlich und
ergrei=
fend, dieſen ſchlichten Mann über die Empfindungen zu hören,
die ihn bei der Tat Hitlers beſeelen mochten, doppelt ergreifend,
wenn man ſich wieder in die Erinnerung zurüaruft, daß dieſer
Mann an einer übermenſchlichen Arbeit, die
natio=
nalen Verbände in Bayern
zuſammenzuſchwei=
ßen für das große deutſche nationale Ziel, von dem Streich
Hit=
lers ereilt und gefällt wurde, daß ihm da eine innere Welt
zer=
ſchlagen wurde, die nur für ihn, den Idealiſten, nicht aber für den
harten Realpolitiker beſtand, wird glaubhaft, hört man ihn heute
wieder in ſchlichtem Ton rekapitulieren, welche Ziele es waren,
die er in Bayern mit dem Generalſtaatskommiſſariat und dem
Plane des Direktoriums änſtrebte. Es will uns als unnötig
er=
ſcheinen, materiell juriſtiſch die einzelnen Punkte dieſer Ausſage
zu zergliedern. Hier ſpricht einer, dem man glauben darf, daß
er ſein Innerſtes ſchonungslos auf den Seziertiſch des Tribunals
ausgebreitet hat, der — menſchlich von erſchütterndſter Wirkung
— auch heute noch keinen Haß gegen die kennt, die ſeinen Weg
einer Befreiung mit Gewalttaten kreuzten und ihm dabei ſeine
Welt in Trümmer ſchlugen.
Der Tag Kahrs.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 11. März.
Sofort zu Beginn der Verhandlung wird Herr von Kahr als Zeuge
aufgerufen.
Vorſitzender: Es wird von der Verteidigung der Verdacht
der äußeren Mittüterſchaft gegen Sie geltend gemacht. Ich muß Sie
daher zunächſt unvereidigt vernehmen.
Kahr: Ich werde hier beeidigt oder unbeeidigt ſagen, was wahr
iſt, ohne Nückſicht auf Perſonen.
Kahr, der Generalſtaatskommiſſar.
Herr von Kahr beginnt ſeine Darlegungen mit ſeiner Einſetzung
als Generalſtaatkommiſſar, bei der er keinen Zweifel darübex gelaſſen
habe, daß er ſein Amt nicht nur im Sinne und Jutereſſe Bayerns,
ſondern im Sinne des großen deutſchen Gedankens verwalten werde.
Er ſtreift die politiſche Lage in Bayern und im Reich zu dieſer Zeit,
die Gefahr bewaffneter Erhebungen von rechts und links, die troſtloſe
rirtſchaftliche Lage infolge des Währungszerfalls und unterſtreicht, daß
er jedes ſelbſtändige Vorgehen Baherns in der Währungsfrage
ab=
lehute, um auch den Schein einer Wirtſchaftsſeparation zu vermeiden, Kaſernen ſeien in ſeiner Hand. Schließlich habe er dann von Loſſow
die Hoffnung aller Patrioten, die damals auf die ſtarke
Zuſammen=
faſſung der Regierungsgewalt im Reich auf ein überparteiliches
Direk=
torium im Ziele, national gerichtet, auf die militäriſchen und
wirt=
ſchaftlichen Machtmittel ſtützen konnte. Gedacht war nicht an eine
mili=
täriſche Aktion, ſondern an die Herbeifüihrung eines politiſchen Druckes.
Dieſer Plan ſei keineswegs hinter dem Rücken der batzeriſchen
Regie=
rung verfolgt worden. Hitlers Gedanken eine: Diktatur Hitler=
Luden=
dorff habe er mit Loſſot und Seißer von Anfang an auf das ſchärfte
zurückgewieſen. Ein Marſch nach Berliu, deſſen Folgen er innen= und
außenpolitiſch und nirtſchaftlich eindringlich ſchildert, hätte von
kata=
ſtrophaler Wirkung für Land und Reich ſein müſſen. Er habe daher
auf Hitler durch Loſſow und Seißer einzuwirken verſucht, um ihn von
ſeinen Plänen abzubringen. Er habe ihm erklären laſſen, daß
Neichs=
wehr und Landesbolizei für die Ausrufung einer Diktatur in Bayern
ſein würden. Sein Ziel ging dahin, die vaterländiſche Bewegung zu
ſammeln, um der Negierung einen feſten Rückhalt zu geben und ſie
gege=
henenfalls auf Anfordern gegen Generalſtreik und die kommuniſtiſche
Bewegung einzuſetzen, wie ſchon 1920 baheriſche Reichswehr im
Ruhr=
gebiet eingeſetzt wurde.
Die Konferenzen mit den vaterländiſchen Verbänden.
Herr v. Kahr kommt dann auf die verſchiedenen Konferenzen mit
den vaterländiſchen Verbänden im Generalſtaatskommiſſariat zu
ſpre=
chen und betont in dieſem Zuſammenhang, daß Hitler nach einer dieſer
Konferenzen dem Oberſten Seißer, als die nationalſozialiſtiſchen
Vor=
ſammlungen verboten wurden, erklärte, Kahrs Reiſe gehe nach Paris,
da er im Banne der Kurie ſtehe, ſeine (Hit ers) Reiſe gehe nach
Ber=
lin. Er habe durch Oberſten Seißer Hitler wegen dieſer Bemerkung
zur Nede ſtellen und auf ſeine Ziele eindringlich hinweiſen laſſen. Eine
direkte Beziehung zu Hitler habe er ſeit dem Mai 1923 nicht gehabt.
Erſt am 28. Novomber abends habe er ihn wieder geſprochen. Im
Oktober habe es im Bereich der Möglichkeit gelegen, daß baheriſche
Reichswehr, wie ſchon 1920 im Ruhrgebiet, diesmal in Sachſen und
Thüringen zur Wiederherſtellung der Ruhe eingeſitzt würde. Frick
habe ihn damals um eine Unterredung für Poehner gebeten, bei der
dunn aurch Kriebel und Frick anweſend waren. Er habe dabei von
der Möglichkeit eines Einſetzens bayeriſcher Neikswhr in Sachſen und
Thüringen geſprochen, und nach dem entſprechenden Vorgehen in
Nuhr=
gebiet auch einen Zivilkommiſſar für Sachſen und Thüriugen erzuogen.
nicht die Befugnis zur Ernennung eines Staatskommiſſars habe,
ſon=
dern daß dies Sache der Regierung ſein würde. Poehner habe ſich
bereit erklärt, das Zivilkommiſſariat gegebenenfalls anzunehmen, wenn
ihm ausreichende Vollmachten gegeben würden. Er habe in dieſem Zu= Von unſerem Münchener Korrefpondenten.
ſammenhang betont, daß ihn Nordbayern nicht intereſſiere.
Die Putſchgerüchte.
(Kahr) in der Beſprechung am 6. November im Generalſtaatskommiſſa= nachmittags unter dem gleichen beängſtigenden Andrang wie am
riat auf das ſchärſte gegen den mit ſeinem Namen und mit dem Namen Vormittag fortgeführt. Ihren Kauptteil beſtreiten diesmal die
ſame Vorgehen einzelner Verbände Stellung genommen. Auch hier
habe er von dem Direktorium geſprochen und erklärt, daß Verhandlun= gen die Poſition des Zeugen, Dr. v. Kahr, zu
er=
die bayeriſche Landespolizei würden niemals einen Putſch mitmachen,
Loſſow führte in der Beſprechung, wie Kahr bekundet, aus, er laſſe die
beiführung des nationalen Direktoriums habe ſich auch Loſſotu
einver=
ſtanden erklärt. Eine militäriſche Aktion gegen Verlin ſei weder für Scherbengericht über die politiſche Tätigkeit
bewaffneten Gewalt gedroht wurde.
dorff, Loſſow, Seißer und ihm ſtattgefunden, in der er ebenfalls von
glaube nicht, daß im Norden Männer für das Direktorium zu finden
bund zu einer Aktion dränge. Loſſot habe darauf erwidert:
„Ja, was wollen denn die Leute? Sie können doch nicht gegen die
Reichswehr kämpfen.”
Herr v. Kahr ſchildert dann den Beſuch des Admirals Scheer,
möglich bezeichnet habe.
„Eine ſchöne Schweinerei”.
Er kommt dann auf die Vorgänge im Bürgerbräukeller zu ſprechen
wurde. Er habe, als die Hiller=Leute in den Saal eindrangen, den
Eindruck gehabt, daß die Piſtolen auf ihn gerichtet ſeien. Den erſten
Gedanken, ſich in der Verſammlung gegen den Ueberfall zu wehren,
habe er ſofort verworfen, da er die drangvolle Enge im Saale bemerkte
und ſich bewußt war, daß eine Panik Menſchenleben gefährdet haben
würde. Seine Gefühle ſeien die des Ekels und der Empörung über den
brutalen Ueberfall, aber auch die der Sorge und Trauer um die Folgen
dieſes wahnſinnigen Streiches geweſen. Er habe ſofort zu Loſſow
ge=
ſagt: „Da ſind wir in eine ſchöne Schweinerei hineingeraten und müſſen
ſehen, wie wir wieder herauskommen.”
Schon hier ſei das Wort „Komödie” gefallen. Einer weiteren
Ver=
ſtändigung über die einzuſchlagende Taktik habe es nicht bedurft, da
jeder der drei Herren auf Grund der engen Zuſammenarbeit ſich
dar=
über klar geweſen ſei, daß nur durch eine Täuſchung Hitlers die
Hand=
lungsfreiheit wieder erlangt werden könne.
Als Herr v. Kahr im weiteren eine Darſtellung der Vorgänge im
Nebenſaal verlieſt, die ſich in der Hauptſache mit der Darſtellung
Loſ=
ſows deckt, unterbricht Rechtsanwalt Holl, der Verteidiger Dr. Webers,
den Zeugen mit der Feſtſtellung, die Ausſuge ſtimme wörtlich mit den
Bekundungen Kahrs im ſchriftlichen Verfahren überein. Der Vorſitzende
ermahnt hierauf den Zeugen, ſeine Ausſagen möglichſt frei
vorzu=
tragen.
Herr v. Kahr erklärt weiter, er habe im Nebenſaal deshalb ſo lange
mit ſeiner ſcheinbaren Zuſtimmung gewartet, weil er immer noch
ge=
hofft habe, daß die Polizei eine Aktion durchführen werde, die ihm die
Freiheit wiedergegeben hätte. An eine
Wiederherſkellung der Monarchie
oder eine Hereinziehung des Kronprinzen habe er bei Abgabe ſeiner
daß er Hitler die beiden Hände gegeben habe, ebenſo die weitere, daß
er ſich gegenüber Hitler darüber beſchwert habe, daß er ſeine Rede
nicht zu Ende ſprechen konnte. Nach der Abgabe der Erklärungen im
Saale habe Hitler die Herren Loſſow und Seißer wiederholt um
Ent=
ſchuldigung gebeten, nach ſeiner Auffaſſung deshalb, weil Hitler früher
verſichert hatte, daß er nicht illohal gegen die Herren vorgehen werde.
Der Vorſchlag, Frick zum Polizeipräſidenten zu ernernen, ſei niht
von ihm, ſondern von Poehner ausgegangen.
Auch die von Oberregierungsrat Sommer bereits beeidete
Aeuße=
rung, daß er nur gezwungen mitmackte, wird von Herrn v. Kahr im Generalſtatskommiſſariats hörte.
weiteren Verlauf dieſer Darſtellung beſtätigt.
Baron von Frepberg erklärt habe er, Loſſoiv und Seißer ſeien Dienſtgeheimnis. Auch der Vorſitzende weiſt dieſe Fragen als nicht zur
feſt entſchloffen, die Sache nicht mitzumachen. Um 11 Uhr habe dann
Miniſter Matt telephoniſch angerufen, dem er erwidert habe, er könne
ihn am Telebhon nicht über die Vorgänge ſprechen. Matt habe
dar=
auf geantwortet, wenn Hitler nach Berlin marſchieren welle, was Kahr
ihm mitgeteilt hatte, ſo werde er ſicher ſehr weit kommen.
Die Maßnahmen zur Niederwerfung des Putſches.
Maßnahmen, die zur Niederwerfung des Putſches getroffen wurden.
Sie fanden ihre Fortſetzung, als ſich Kahr zur Infanteriekaſerne gemein= und den Verſammlungsverboten her. In der Anklageſchrift ſei hiervon
wo er ſich hinwenden könne, und ob die Aktion von München aus oder
vom Lande aus ins Werk zu ſetzen ſei, da Hitler mitgeteilt hatte, die
die Nachricht erhalten, daß die Reichswehr nicht mitmache.
Das Telegramm, das von Frick und Poehner erwähnt wurde, in
dem er betont haben ſell, er halte die Statthalterſchaft Baherns feſt in
der Hand, ſei von ihm nicht hinausgegeben worden.
drücklich betont. Der Kronprinz habe damals in Berchtesaaden geweilt
und mit dem hochverehrten Kardinal habe er weder mittelbar noch
un=
mittelbar politiſche Beziehungen unterhalten. Er habe zuletzt den Kar= unerheblich und gegen die Dienſtgeheimniſſe der Zeugen verſtoßend
dinal gehört, als ihm dieſer beim Antritt ſeines ſchweren Amtes als nicht zugelaſſen.
Generalſtaatskommiſſar Gottes Segen für ſein ſchweres Amt wünfchte.
Sein Entſchluß, gegen Hitlers Aktion vorzugehen, habe ſchon im
Bür=
gerbräukeller feſtgeſtanden. Das politiſche Spiel, das er treiben mußte,
ſei für ihn eine severg neeessitas geweſen. Er ſei von dem Grundſatz
und ihr gewaltſames Vortragen nach dem Norden niemals zu haben ausgegangen: Lalus publieg guprema ler. Wenn die Vorgänge vom geſetzlichen Beſtimmungen Herr v. Kahr den Volzug der Haftbefehle
Jahre 1220 oder die vom November 1923 Gegenſtand eines neuen Er= gegen Hauptmann Ehrhardt und Heiß ſiſtierte, in die Zuſtändigkeit der
mittelungsverfahrens ſein ſollten, ſo habe er Rede und Antwort nicht Gerichte durch Verweiſung des Hitlerprozeſſes vos das Münchener
Volks=
zu ſcheuen.
bei meiner politiſchen Arbeit nur das Wohl des Staat’s im Auge hatte, richtsbeſchluß, ebenſo die Pragen, wer anordnete, daß das
Reichsbank=
oder einen Miniſterpoſten anzuſtreben. Wenn ich ehrenamtlich da8 Mi= batzeriſchen Finanzkaſſen ſeinerzeit nicht an die Reichsfinanzkaſſen
weiter=
niſterbräſidium übernommen hatte (im Jahre 1920), ſo tat ich das auf geleitet werden durſten und daß Ofiziersentlaſſungen und Verſetzungen
das Drängen nationaler Kreiſe. Ein Volk wie das deutſche kann rebo=, ſiſtiert wurden,
lutionäre Gärungen, in denen wir noch ſtehen, nicht auf die Dauer
er=
tragen. Darum wollte ich mit den vaterländiſ hem Verhänden der Ne= Haru v. Kahr entſchloſſen war, den Zuſammentritt des bayeriſchen
Land=
auch die vaterländiſchen Verbände in Zeiten großer Erregung dor die Verhängung der Schutzhaft, namentlich deren Volſtreckung in einer
Schritten bewahren, unter denen ſie ſelbſt am ſchwverſten zu leiden ge= Reihe von Fällen im Arbeitshaus, wird in dieſem Komtlex von Fragen
habt hätten. Es wird die Zeit kommen, in der es in Erſcheinung trit, aufgeworfen,
daß die Arbeit am vaterländiſchen Gedanken nicht völlig vergeblich
ge=
wpeſen iſt. Heute ſtehen ſich hier vor dem Tribungl Männer wie Feinde
gegenüber, die in den nationalen Grundgedanken übereinſtimmten, deren
Wege aber aus inandergingen. Nicht um Perſonen konnte es ſich in
tieſem Streit handeln, ſondern nur um den Staat. In der heutigen Komplex der Verfaſſungsverletzungen des Herrn v. Kahr um den
ſprin=
zu dem, was ich bin, etwas geben, oder etwas davon nehmen: Ich bin werden ſolle, daß Herr v. Kahr ſich über ſeine Befugniſſe weit
hinweg=
ein deutſcher Mann. Perſonen mögen bleiben oder vergehen, wenn nur geſetzt und dabei die Neichsverfaſſung außer Kraft geſetzt habe, ſo daß
der Staat bleibt.”
Nach einigen ergäuzenden Fragen des Vorſitzenden an den Zeugen werden können. Ebenſowenig könne ein Hochverrat gegen Bayeun vor=
Er habe jedoch ausdrücklich betout, daß er als Generalſtaatskommiſſar wird die Weitervernehmung in nichtöffentlicher Sitzung durchgeführt, liegen, da der Gencralſtagtsanwalt in ſeiner Perſon die geſamte voll=
Scherbengericht.
g. München, 11. März.
Nachdem man am Vormittag noch faſt zwei Stunden hinter
Als ſich dann die Putſchgerüchte im November verdichteten, habe er, verſchloſſenen Türen verhandelt hat, wird die öffentliche Sitzung
Loſſons und Seißers getriebenen Mißbrauch, ſowie gegen jedes gewalt= Verteidiger, die in einem Kreuzfeuer von
Fra=
gen in dieſer Sache im Gange ſeien. Die bayeriſche Raichswehr und ſchüttern trachten. Kahr iſt am Nachmittag ſichtlich
gedrückt, was pſychologiſch ſchon daraus erklärlich wird, daß
er nun in Form und Fragen eine Bilanz ſeiner politi=
Reichswehr in keinen Papp=Putſch hineinziehen und nerde gegen jeden ſchen Wirkſamkeit vorgelegt erhält, die alles andere denn
Putſch manu militari vorgehen. Mit einem politiſchen Druck zur Her= eihebend iſt. So wird dieſes Inguiſitorium zu einem
Loſſow, noch für ihn ſelbſt oder Seißer in Frage gekommen. Auch das dieſes Mannes, der nie Polititer war, nie Politiker ſein
vertrauliche Schreiben Kriebels vom 7. November beweiſe klar, daß wird und dennoch — wer könute es leugnen? — eine
ver=
damals Veebänden, die keine Diſziplin hielten, mit dem Einſchreiten der hängnisvolle Rolle in der Reichs= und
Landes=
politik ſpielen konnte. Bei alledem, was die Verteioigung in
dieſer Richtung vorbringt, wird immer wieder eine fundamentale
Tatſache bekannt: Daß auch Verfaſſungsverletzungen der anderen
dem Plan des Direktoriuns ſprach. Ludendorff habe erklärt er Seite — und an denen hat es im Zeichen des „Falles Loſſow”
ſeien. Er habe auch auf die geſpannte Lage hingewieſen, die im Kampf= der Siſtierung der Republikſchutzgeſetze, des Falles Chrhardt und
andere, die heute wieder erſtehen, wahrlich nicht gefehlt — den
offen Hochverrat des 8. November nicht ſtraflos machen,
geſchweige denn entſchuldigen können. Daran würde es auch
nichts ändern, wenn die Verteidigung für alles, was ſie in Form
dem er den Gedanken einer Diktatur Hitler=Ludendorff als abſolut un= von Fragen dem ehemaligen Generalſtaatskommiſſar über ſeine
eigenen Direktorialpläne, über ſeinen „Marſch nach Berlin”
vor=
hält, Beweis erbringen könnte. Zu dieſem einzig möglichen
Standpunkt bekennt ſich auch das Gericht, wenn es dieſe
Fragen=
komplexe, ſoweit ſie nicht in unmittelbarem Zuſammenhang mit
und erkläri einleitend, daß er die Anregung dieſer Verſammlung nicht der Tat des 8. November ſtehen, durch Gerichtsbeſchluß ablehnt
gegeben hat, ſondern daß an ihn mit dieſem Vorſchlag herangetreten, und ſo den Kreis der Fragen auf das prozeſſual hier allein zur
Debatte ſtehende Gebiet beſchränkt.
Dennoch iſt der Strom der Fragen am Ende der
Sitzung noch nicht erſchöpft. Das Kreuzfeuer wird alſo
am Mittwoch mittag ſeine Fortſetzung finden, nachdem man
zuvor Herrn v. Seißer, den „Dritten im Bunde”,
ver=
nommen haben wird. Man munkelte auf den Gängen, daß ſich
die Verteidigung ihr ſchwerſtes Geſchütz für das
Trommelfeuer vor dem Generalangriff noch
aufgeſpart habe. Daß dieſes politiſche Scherbengericht
über=
haupt möglich war, daß es von nationalen Männern in Szene
geſetzt wird, die den heute inkriminierten und mit Recht
inkrimi=
nierten Kandlungen und Unterlaſſungen des Generalſtaats=
Kommiſſars Dr: v. Kahr damals begeiſtert zujubelten, gehört
mit zu den traurigen Begleiterſcheinungen dieſes
Prozeſſes, von dem oft reichlich höhniſchen, dem Ernſt der
Sache keineswegs angepaßten Ton, in dem dieſes Kreuzverhör
geführt wird, ganz zu ſchweigen.
Kahr im Kreuzfeuer.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 1I. März.
Zu Beginn der Nachmittagsverhandlung richtet die Verteidigung
zunächſt eine Reihe von Fragen über die Vorbereitung der Ausſage au
den ſofort wieder vorgerufenen Zeugen Dr. v. Kahr, die dieſet dahin
beantwortet, daß er von ſeiner ſchriftlichen Ausſage einige Durchſchläge
an die Herren v. Loſſow und Seißer zur Kontrolle ſeines Gedächtniſſes
gegeben habe. Eine gemeinſame Vernehmung vor dem Staatsanwalt
oder eine gemeinſame Beſprechung der drei Herren vor der Vernehmung
Erklärung im Hauptſaal nicht gedacht. Unrichtig ſei die Behauptung, habe nicht ſtattgefunden. Weitere Fragen in der gleichen Richtung läßt
der Vorſitzende als nicht zur Sache gehörig nicht zu.
Hitlſers Fragen an Kahr.
Darauf richtet mit Zuſtimmung des Gerichts Hitler eine Reihe;
von Fragen über die Mot ve zur Errichtung des
Generalſtagtskom=
miſſariats und den Zeitpunkt der Vorbeſprechungen hierzu an den
Zeu=
gen, der hierauf erwidert, daß er Anfang September angeſichts der
da=
maligen gefahrdrohenden Lage zum erſten Male von der Abſicht eines
Auf eine weitere Frage Hitlers über die internen Beſprechungen
im Miniſterrat zu dieſer Frage und den wahren Grund der Errich=
Er begab ſich dann zum Generalſtaatskommiſſariat, wo er dem tung des Generalſtaatskommiſſariats bezieht ſich der Zeuge auf ſein
Sache gehörig abermalig zurück.
Der Anlaß zurVerhängung des Ausnahmezuſkandes.
In weiteren Fragen der Verteidigung ſpielt die Frage, ob
national=
ſozialiſtiſche Putſchpläne den Anlaß zur Verhängung des
Ausnahme=
zuſtandes, zu dem Verbot der 14 im September geplanten,
national=
ſozialiſtiſchen Verſammlungen gaben, eine beſondere Nolle, wobei ſich
Die weiteren Ausſagen des Herrn v. Kahr behandeln dann die Staatsanwalt Ehart dagegen verwahrt, daß behauptet werde, die
An=
klageſchrift ſtelle hier einen Zuſammenhang zwiſchen Ausnahmezuſtand
ſam mit Oberſt Seißer begeben hatte. Er habe zunächſt nicht gewußt, kein Wort zu leſen. Kahr erwidert auf die Frage, daß die
Verſamm=
lungen unter das allgemeine Verſammlungsverbot fielen.
Der Umfang der Befugniſſe des
Generalſtaats=
kommiſſariats.
Auf weitere Fragen über den Umfang der Befugniffe des
General=
ſtagtskommiſſariats verweigert der Zeuge abermals mit Berufung auf
An allen Gerüchten, er ſei von dem Kronprinzen oder dem Kardi= das Amtsgeheimnis die Antwort, was die Verteidigung zu einem
Pro=
nal umgeſtimt worden, ſei kein wahres Wort, was Herr v. Kahr nach= teſt dagegen veranlaßt, da es im zwingenden Intereſſe der Angeklagten
ſei, den Umfang dieſer Befugniſſe genau zu klären.
Durch Gerichtsbeſchluß werden dieſe Fragen als materiell zur Sahe,
Das Kreuzverhör der Verteidigung.
Eine Reihe weiterer Fragen der Verteidigung auf Grund welcher
gericht eingriff, die Abſetzung Loſſows verhinderte, die Reichswehr auf
Bayern verpflichtete, endlich auch, weshalb er ſich befugt gehalten habe,
Er betonte zum Schluß: „Ich nehme für mich in Anſpruch, daß ich Geſetzg=bungserlaſſe zu publizieren, veranlaſſen abermals einen Ge=
Ich habe uiemals den Ehrgeiz gehabt, mich als Politiker zu betätiſgen, gold in Nürnberg zurückgehalten wurde, daß Steuererträge von den
Im gleichen Zuſammenhang wird auch gefragt, ob es richtig ſei, daß
gierung einen gewiſſen nationalen Rückhalt geben, andererſeits aber tags zu verhindern und gegebenenfalls das Miniſterium abzuſetzen. Auch
„Perfaſſungsverletzungen des Herrn v. Kahr”.
Die Verteidigung weiſt darauf hin, daß es ſich bei dem großen
Atmoſphäre muß das Mark des Staates verdorren. Mir kann niemand genden Nunkt d=8 Prozeſſes handele, da von der Verteidigung bewieſen
von den Angeklagten ein Hochverat gegen das Reich nicht habe begangen
MNummer 72.
ziehende und geſetzgebende Gewalt uſurpiert habe, und da er durch die
Aktion der Angeklagten nicht geſtürzt, ſondern ſogar zum
Landesver=
weſer an Stelle des Generalſtaatskommiſſars erhoben werden ſollte.
Durch Gerichtsbeſchluß werden die geſtellten Fragen in ihrem
ge=
ſamten Umfang abgelehnt, da der Zeuge in dieſer Richtung nicht vom
Dienſtgeheimnis entbunden iſt und die Fragen nichnt im Zuſammenhang
mit der Sache Hitler und Genoſſen ſtehen, alſo zur Würdigung der
Frage der Strafbarkeit und des Strafmaßes auszuſcheiden haben.
Die Verteidigung ſtellt darauf die weitere Frage, auf Grund
wel=
cher Beſtimmungen Herr v. Kahr das von Berlin geſtellte Erſuchen,
die Reichsbefehlsgewalt im bayeriſchen Teil der Reichswehr, wieder
herzuſtellen, ablehnte und damit die Reichsmilitärhoheit verletzte. Herr
v. Kahr lehnt die Beantwortung dieſer Frage ebenfalls ab. Auch das
Gericht weiſt die Frage zurück.
Eine weitere Frage, warum das Rumpfminiſterium Matt von
Herrn v. Kahr erſt um 3 Uhr von der geänderten Situation
verſtän=
digt wurde, beantwortet Herr v. Kahr dahin, daß er erſt habe feſtſtellen
müſſen, wo ſich die einzelnen Herren befanden. Am Telephon habe er
ſich nicht offen ausſprechen können. Er bemerkt unbedingt, daß er das
Geſamtminiſterium und das Rumpfkabinett als verfaſſungsmäßige
Re=
gierung anerkannt habe.
Die Verteidigung bezweifelt dies unter Hinweis darauf, daß
Mi=
niſter Matt noch um 2 Uhr nicht gewußt habe, ob Herr v. Kahr tatſächlich
auf der Seite Hitlers ſtehe oder nicht, und daß er ſich nur aus dieſem
Grunde nach Regensburg begeben habe.
Auch der Aufruf wird Herrn v. Kahr vorgehalten, in dem er ſich in
geſniſſem Sinne gegen die verfaſſungsmäßige Regierung noch am 9.
No=
vember gewandt und ſich ſelbſt als allein Verantwortlichen für die
Ge=
ſchicke Bayerns bezeichnete.
Die Frage des Direktoriums.
Ein weiterer großer Fragenkomplex betrifft die Frage des
Direk=
toriums. Hierzu erklärt Herr v. Kahr erneut, daß ſich das Direktorium
auf Artikel 48 der Reichsverfaſſung hätte gründen ſollen. Bei dem
Druck auf Berlin ſei lediglich an einen politiſchen Druck gedacht
ge=
weſen, den in erſter Linie Landwirtſchaſt und Induſtrie hätten
aus=
üben ſollen. Die Verteidigung erklärt hierzu, bei dem Plane des
Direk=
toriums handele es ſich nach ihrer Auffaſſung ganz offenſichtlich um
einen trockenen Hochverrat. Die weitere Frage, ob Herrn v. Kahr der
Verfaſſer der weiß=blauen Schrift über Ludendorff bekannt ſei,
beant=
wortet der Zeuge verneinend. Als er beſragt wird, weshalb dieſe Schrift
nicht verboten, dagegen Rothenbüchers Schrift „Der Fall Kahr”
ver=
boten wurde, erklärt der Zeuge, er habe die beiden Schriften nur
teil=
weiſe geleſen. Das Verbot ſei von ſeinem zuſtändigen Dezernenten
veranlaßt worden.
„Befehl zum Losſchlagen”.
Von der Verteidigung wird dann die angebliche Aeußerung Kahrs
vorgehalten, es müſſe neben dem normalen auch der anormale Weg
vorbereitet werden. Den Befehl zum Losſchlagen, werde er (Kahr)
geben. Kahr antwortet, es habe ſich bei dem anormalen Weg lediglich
um den ſchon erwähnten politiſchen Druck, bei dem normalen Weg um
den Weg der parteipolitiſchen Durchſetzung der deutſchen
Notwendig=
keiten gehandelt. Von einem Befehl, zum Losſchlagen habe er niemals
geſprochen. Es habe ſich bei der dieſem Sinn entſprechenden
Aeuße=
rung darum gehandelt, daß bayeriſche Reichswehr möglicherweiſe in
Thüringen und Sachſen zum Einſatz kommen könnte, und zwar auf
Anordnung von Berlin aus.
Die Verteidigung erklärt, daß dies unmöglich ſei, da damals ſchon
Reichswehr in Sachſen und Thüringen eingeſetzt war, worauf Herr
v. Kahr bemerkt, es ſei nach wie vor damit zu rechnen geweſen, daß
auch bateriſchen Truppen zur Verſtärkung hätten eingeſetzt werden
müſſen. Ein ſelbſtändiges Losſchlagen ſeinerſeits ſei natürlich niemals
in Frage gekommen.
Eine weitere Frage, ob der Reichspräſident über den Plan des
Direktoriums von München aus unterrichtet worden ſei, weiſt der Zeuge
als nicht zur Sache gehörig und unter ſein Dienſtgeheimnis fallend
zurück. An eine Unterredung mit drei Herren, bei der Kahr nach
Be=
hauptung der Verteidigung davon geſprochen haben ſoll, er wolle den
Vormarſch nach Berlin jetzt antreten, kann ſich Herr v. Kahr nicht mehr
erinnern, worauf Juſtizrat v. Zezſchewitz erklärt, er (Zezſchewitz) ſei
ſelbſt bei dieſer Unterredung dabei geneſen.
Dem Vorſitzenden der vaterländiſchen Verbände in Württemberg
ſoll Herr v. Kahr, wie die Verteidigung an Hand eines Briefes
feſt=
ſtellt, u. a. erklärt haben, er möge dafür ſorgen, daß die bayeriſche linke
Flanke bei dem von ihm geplanten Vormarſch nach Berlin gedeckt bleibe.
Herr v. Kahr kann ſich einer ſolchen Aeußerung nicht erinnern und hält
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. März 1924.
Seite 5.
ſie füir völlig ausgeſchloſſen. Wenn ſie gefallen ſein ſollte, wäre
Vor=
ausſetzung geweſen, daß er tatſächlich ſolche Pläne vorbereitet hätte,
was nicht der Fall war. Einen nach Behauptung der Verteidigung an
einen zweiten württembergiſchen Herrn gegebenen Auftrag, in dem
da=
von geſprochen wurde. Kahr ſei bereit zum Losſchlagen gegen Berlin
und des Enderfolges ſicher, hat der Zeuge nach ſeiner Bekundung
eben=
falls nicht gegeben.
Die Vernehmung wird damit vorläufig unterbrochen. Am
Mitt=
woch vormittag wird Herr v. Seißer vernommen. Die Vernehmung
des Herrn v. Kahr wird Mittwoch nachmittag fortgeſetzt.
Neuer Separatiſtenunfug.
Das Schutzverhältnis der Exſeparatiſten mit
den Franzoſen.
Speyer, 11. März. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß das
Büro der ſogenannten „Rheiniſchen Arbeiterpartei”
in der Hartmannſtraße eine direkte telephoniſche
Ver=
bindung mit der franzöſiſchen Kaſerne hat.
Deutlicher kann wohl das Schutzverhältnis der Exſeparatiſten
mit den Franzoſen äußerlich kaum in Erſcheinung treten.
Ludwigshafen, 11. März. In einer Verſammlung der
„Rheiniſchen Arbeiter=Partei”, in der bekanntlich das geſcheiterte
Separatiſtenunternehmen neu aufgezogen werden ſoll, wurde
erklärt, daß die ſogenannte „Rheiniſche Arbeiter=Partei”, die
Arbeiterbewegung in der Badiſchen Anilin= und Soda=Fabrik ins
kritiſche Fahrwaſſer gebracht habe und zuſammen mit
ſyndikali=
ſtiſchen Elementen die Arbeiterſchaft für den Separatismus zu
gewinnen ſucht. In dieſer Verſammlung wurde offen erklärt,
die Vorgänge in der Anilinfabrik wären die beſte Gelegenheit
zum Losſchlagen, und durch die Erregung der Maſſen würde der
Vorgang vorbereitet, um der „Rheiniſchen Arbeiter=Partei” d. h.
den Separatiſten, in der Pfalz wieder zur Macht zu verhelfen.
Es wurde offen ausgeſprochen, daß die „Rheiniſche Arbeiter=
Partei”, alsbald in Ludwigshafen, Kaiſerslautern und
Pir=
maſens ſich mit Gewalt in den Beſitz der öffentlichen Macht
ſetzen werde. Dort beſtänden bereits Ortsgruppen, deren
Mit=
glieder über genügend Waffen verfügten. Von dieſen drei
pfäl=
ziſchen Orten aus würde dann die ſogenannte „Rheiniſche
Ar=
beiter=Partei” die Herrſchaft über die ganze Pfalz ausdehnen.
Weiter wurde in der Verſammlung auch davon geſprochen, daß
weitere Terrormaßnahmen geplant ſeien, wenn der Bewegung
irgendwelche Hinderniſſe in den Weg geſtellt würden. U. a. denke
man an Sprengungen in der Badiſchen Anilinfabrik.
Spreng=
kommandos ſeien unter Führung eines früheren Offiziers bereits
gebildet und warteten nur auf das Losſchlagen.
Die Sonderkommiſſion in Spetzer.
Speyer, 11. März. Die von der Rheinlandkommiſſion
zur Prüfung der Pfalzfrage nach Speyer geſandte Kommiſſion
iſt im Laufe des geſtrigen Nachmittags hier eingetroffen und
wird die Verhandlungen heute aufnehmen. Wie das „Echo du
Rhin” hierzu mitteilt, wird ſich der Aufenthalt der Kommiſſion
nur auf wenige Tage beſchränken. Der Zweck der Reiſe ſei der,
feſtzuſtellen, ob die von ihr verfügten Maßnahmen überall
aus=
geführt worden ſeien und mit welchem Erfolge.
Beſchränkung der Befugniſſe der Pfalzkommiſſion.
London 11. März. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt: Die Bedeutung der
Ar=
beiten der alliierten Unterkommiſſion von drei Mitgliedern, welche
nach der Pfalz zurückgekehrt iſt, hat eine Einſchränkung erfahren,
die anſcheinend in London nicht gleich erkannt wurde, denn an=
dernfalls würde ihr ſicherlich nicht zugeſtimmt worden ſein. Der
Ausſchuß ſoll nämlich bezüglich der Verhaftungen, die
von den Beſatzungsbehörden vorgenommen worden ſind, ſich
nicht in den Lauf der Gerechtigkeit einmiſchen,
mit anderen Worten, er werde nicht in der Lage ſein, dieſe
Be=
hörden über die von ihnen angeordneten gerichtlichen
Verfolgun=
gen zu befragen oder Gefangene zu vernehmen, von deuen
zahl=
reiche ihrer Aburteilung vor den Kriegsgerichten in der Pfalz
ent=
gegenſähen. Er werde alſo eine ſeiner wichtigſten Pfliufen nicht
erfüllen können.
Beſprechungen mit der Sonderkommiſſion.
Speyer, 11. März. Heute vormittag 10 Uhr fanden die
angekündigten Beſprechungen zwiſchen dem
Son=
derausſchuß der Rheinlandkommiſſion und dem
Kreisausſchuß der Pfalz ſtatt. Die Beſprechungen
hat=
ten den Zweck, feſtzuſtellen, inwieweit die ſeinerzeit
getroffe=
nen Vereinbarungen zur Durchführung gebracht worden ſind.
Von allen Mitgliedern des Kreisausſchuſſes wurden
weit=
gehende Ausführungen über Wünſche und Anſichten der
pfälziſchen Bevölkerung gemacht, unter
beſon=
derer Berückſichtigung der Vorgänge in
Pir=
maſens und anderen pfälziſchen Städten. Heute Nachmittag
iſt Regierungsdirektor Stähler zur Beſprechung mit
dem Sonderausſchuß geladen. Morgen vormittag werden
die Bezirksamtsvorſtände und die Vertreter der Städte in
glei=
cher Weiſe Gelegenheit zur Aeußerung ihrer Wünſche haben. Wie
wir hören, wird der Sonderausſchuß noch einige Tage in der
Pfalz verweilen. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß
der Sonderausſchuß diesmal nicht mit Vollmachten, wie das
vorige Mal, ausgeſtattet iſt, ſondern daß er lediglich zu dem
Zweck in die Pfalz gekommen iſt, um ſich an Ort und Stelle über
die augenblicklichen Verhältniſſe und die Wirkung der
verſchie=
denen Maßnahmen zu unterrichten.
Ausprägung
neuer Reichsſibermünzen.
Rückgang des Notgeldumlaufes.
Berlin, 11. März. Im Haushaltsausſchuß des
Reichs=
tages, der heute den Geſetzentwurf über die Ausprägung neuer
Reichsſilbermünzen weiter behandelt, gab Geheimrat
Norden, der Dirigent der Währungsabteilung im
Reichsfinanz=
miniſterium, eine Ueberſicht über den Rückgang im Umlauf des
Notgeldes. Immerhin iſt der Umlauf gegenüber dem
Dezember=
ſtand 1923 zurückgegangen, von insgeſamt ziria 815 Millionen
Goldmark auf 380 Mill. Goldmark. Geheimrat Norden teilte
weiter mit, daß das Reich ſich bereits den ganzen Betrag an
Silber für die Ausprägung auf der Grundlage von 500 fein
ge=
ſichert habe. Jedes Hinausgehen über dieſen Feingehalt würde
zu der Notwendigkeit führen, Silber im Auslande zu kaufen,
was bei unſerer Deviſenlage nicht verantwortet werden könnte.
Weiter wurde von dem Ausſchuß ein Antrag angenommen,
dem=
zufolge in 8 1 der Vorlage ausdrücklich eine Beſtimmung
auf=
genommen wird, daß Silbermünzen nur in demſelben Maße in
den Verkehr gegeben werden dürfen, in welchem andere
Zah=
lungsmittel dauernd aus dem Verkehr zurückgezogen werden.
Auch wurde ein Antrag angenommen, wonach der geſamte
Be=
trag an neuen Reichsſilbermünzen, der bis auf weiteres 5 Mk.
für den Kopf der Bevölkerung des Reiches nicht überſteizen
ſoll, nur mit Zuſtimmung des Reichsrats und des Ausſchuſſes
des Reichstages bis auf 10 Mk. erhöht werden darf. Ohne
wei=
tere Veränderungen wurde hierauf die Vorlage vom Ausſchuß
genehmigt.
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Rummer 72.
Darmftädter Tagblatt, Mittwvoch, den 12. Mürz 1924,
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 12. März.
Zur Erhöhung des Milchpreiſes.
Die Städt. Preisprüfungsſtelle ſchreibt uns:
Vertreter der Landwirtſchaft haben am vergangenen
Sonn=
tag zuſammen mit einigen Milchhändlern den Stallpreis für das
Verſorgungsgebiet der Stadt Darmſtadt von 20 Pfg. auf 26 Pfg.
erhöht. Der Kleinverkaufspreis wurde im Anſchluß hieran auf
40 Pfg. heraufgeſetzt. Weder die Preisprüfungsſtelle noch das
Lebensmittelamt waren zu der Sitzung zugezogen. Die
Preis=
prüfungsſtelle hatte bereits in vergangener Woche, als man eine
Erhöhung des Kleinverkaufspreiſes beantragt hatte, mit den
Landwirten und Milchhändlern eine größere Beſprechung, in der
die Erhöhung des Milchpreiſes zunächſt inſolange abgelehnt
wurde, als die Arbeitsgemeinſchaft der Landwirte und
Städte=
vertreter in Frankfurt a. M. über eine Erhöhung des Stallpreiſes
noch nicht entſchieden hatte. Eine eventuelle Preiserhöhung ſollte
mit der Preisprüfungsſtelle zuſammen beſprochen werden,
insbe=
ſondere ſollten neue Richtlinien für den Kleinverkaufspreis
auf=
geſtellt werden, da die zurzeit beſtehende Spanne von 60 Prozent
vielfach als zu hoch befunden wird.
Wie wir hören, hat die Arbeitsgemeinſchaft bis heute noch
nicht entſchieden; auch wurde uns mitgeteilt, daß die kleineren
Landwirte im Kreiſe Dieburg und Erbach eine Erhöhung auf
26 Pfg. gar nicht verlangt hätten. Man ſprach vielmehr allgemein
von einer Erhöhung auf 23 Pfg. Vor der Höchſtpreisverordnung
der heſſiſchen Regierung, die im November v. J. erlaſſen worden
iſt, hatten die Landwirte einen Stallpreis von 24 Pfg.
verein=
bart, der durch die Verordnung auf 20 Pfg. herabgeſetzt worden
iſt. Wenn es richtig iſt, daß der Preis von 24 Pfg. den damaligen
Verhältniſſen entſprach, was unbedingt angenommen werden
muß, ſo iſt der Preis von 26 Pfg. heute als entſchieden
zu hoch anzuſehen, insbeſondere wenn man berückſichtigt,
daß inzwiſchen ein merklicher Preisabbau bei faſt allen
Gegen=
ſtänden des täglichen Bedarfs zu verzeichnen iſt. Die
Preis=
prüfungsſtelle deckt daher weder den erhöhten
Stall=
preis, noch den Verkaufspreis, da ſie
über=
haupt nicht gefragt worden iſt, und hält ſich
ver=
pflichtet, zuder vorgenommenenPreiserhöhung
Stellung zu nehmen.
Die weiteren Verhandlungen werden ergeben, ob der Preis
von 40 Pfg. einen übermäßigen Gewinn enthält oder ob er
an=
gemeſſen iſt. Näheres wird an dieſer Stelle berichtet werden.
— Heſſiſches Landestheater. In der heutigen Aufführung von
„Ariadne auf Naxos” ſingt Alice Orff=Solſcher zum erſten
Male die Ariadne und Paula Kapper zum erſten Male die
Zerbi=
netta. Den Bachus ſingt Alexis af Enehjelm.
— Mit der Erhebung der Mietpreiſe für den fünften Mietabſchnitt
der Voll= und Zuſatzmieten, ſowie der Schauſpielmieten wird
Donners=
tag, den 13. März, begonnen. Die Einziehung der Mietbeträge muß —
falls nicht eine frühere Einlöſung der Eintrittskarten durch die
Zu=
teilung von Vorſtellungen erforderlich wird — bis zum Ende dieſes
Monats durchgeführt ſein. Ein Rücktrittsrecht vom Mietvertrag ſieht
den Mietern nicht zu; auf die mit Beginn des fünften Mietabſchnittes
eintretende Ermäßigung der Mietpreiſe (20 Prozent) iſt bereits vor
kurzem hingewieſen worden. Die Eintrittskarten für alle Mietreihen
ſind bei der Hauptkaſſe (Oſtſeite des Großen Hauſes) gegen Zahlung
der Mietpreiſe abzuholen; die Hauptkaſſe iſt werktäglich geöffnet von
9—12¾ Uhr vormittags und 3½—5 Uhr nachmittags (ausgenommen
Samstag nachmittag). Von den Tageskaſſen im Großen und Kleinen
Haus werden weder Mieterkarten ausgegeben noch Mietbeträge
ent=
gegengenommen. Die bisher ausgeſtellten Quittungskarten ſind auch
zur Bezahlung des fünften Mietabſchnittes mitzubringen.
— Der Eskimofilm „Nanuk”, der am Montag, den 17. März, abends
8 Uhr, im Geſellſchaftsabend, für den Fonds zur
Er=
haltung des Landestheaters im Großen Haus des
Heſſi=
ſchen Landestheaters gezeigt wird, gibt knappe Momentbilder aus dem
Leben einer Eskimofamilie Kanadas. In dieſem Film gibt es keine
Handlung, es iſt nichts geſtellt, nichts erfunden, nichts geſchminkt, die
Menſchen wurden bei ihren täglichen Arbeiten vom Apparat
aufgefan=
gen, immer wieder und immer in neuen Momenten: auf der Fahrt im
Kajak, beim Fiſchfang, auf der Robbenjagd, auf der Wanderung, beim
Bau einer Schneehütte, in der Familie. Die Momentbilder wurden
zuſammengeſtellt, und es ergibt ſich, daß dieſe Bildfolge von
ſchmuck=
loſen Tatſächlichreiten, ohne „Poeſie”, ohne Problematik und ohne Geſte
wirkt wie eine große Dichtung. Die Vorführung des Films wird
um=
rahmt von Darbietungen des Landestheaterorcheſters. Der
Kartender=
kauf für Mieter iſt heute Mittwoch und morgen Donnerstag zu Preiſen
von 1,50—6 Mk. Der allgemeine Kartenverkauf beginnt am Freitag an
der Tageskaſſe des Großen Hauſes und im Verkehrsbureau.
— Theaterausſtellung im Landesmuſeum. Die Ausſtellung iſt noch
während dieſer Woche und am nächſten Sonntag geöffnet. Der alte
Teil derſelben wird dann aufgelöſt und an ſeine Beſitzer zurückgegeben,
der moderne Teil bleibt zuſammen und wandert; bis jetzt ſind
Hanno=
ver, Köln, Berlin, Frankfurt und München als Ausſtellungsſtädte
vor=
geſehen. Inzwiſchen bereitet das Kupferſtichkabinett eine Ausſtellung
ſeiner wichtigſten alten Handzeichnungen vor, welche dem Publikum ſo
gut wie unbekannt ſind, von den auswärtigen Fachgelehrten aber dauernd
aufgeſucht werden. Dieſe Ausſtellung wird Anfang April eröffnet
wer=
den können und ſoll bis nach Oſtern dauern.
— Lehrerführung in der Theaterausſtellung. Wünſchen aus
Lehrer=
kreiſen entſprechend, wird Kuſtos Dr. Freund am Donnerstag, den 13.
und am Montag, den 17. März, nachmittags halb 4 Uhr genau,
Füh=
rungen durch die Theaterausſtellung veranſtalten, welche ausſchließlich
für Lehrer und Lehrerinnen der Darmſtädter Lehranſtalten beſtimmt
ſind. Die erſte Führung behandelt den hiſtoriſchen Teil der Ausſtellung
bezw. das Thema „Sinnbild und Illuſion”, die zweite Führung den
modernen Teil b zw. das Thema „Stil und Realität”, Karten werden
für dieſe Führungen nicht ausgegeben, ſie ſind koſtenlos und ohne
wei=
teres für die Darmſtädter Lehrer und Lehrerinnen zugänglich.
Gewerbemuſeum. Als Leihgabe des Gürtlermeiſters Schäfer
in Darmſtadt ſind in der Metallabteilung einige Hirſchfänger ſowie
Modelle zu Stichblättern und Parierſtangen ausgeſtellt. Der Vergleich
der Modelle mit den ausgeführten Stücken gibt eine deutliche
Vorſtel=
lung, wie ſehr auch ein ſauberer Metallguß auf die nachträgliche
Be=
handlung durch den Ziſeleur angewieſen iſt, wenn die Feinheiten des
Modells nicht verloren gehen ſollen. Zur beſſeren Anſchauung iſt der
im Beſitz des Muſeums befindliche Arbeitsgang bei der Herſtellung eines
ziſelierten Bronzeguſſes neben den Hirſchfängern ausgelegt. Das eine
Stichblat iſt nicht gegoſſen, ſondern unter dem Fellhammer geſtanzt.
Die benützte Stahlſtanze iſt daneben ausgeſtellt.
— Der Verkehrsverein hat früher ſchon die Verbände,
Ver=
eine uſw. erſucht, alle im Jahre ſtattfindenden größeren
Ver=
anſtaltungen, Kongreſſe uſw. dem Verein zu melden, damit
ver=
hütet wird, daß derartige Veranſtaltungen zuſammenfallen.
Bekanntlich reichen die hieſigen Hotelzimmer für eine größere
Zahl Beſucher nicht aus, es müſſen Privatwohnungen genommen
werden, und wenn mehrere Veranſtaltungen gleichzeitig ſind,
wird es nicht gelingen, die Teilnehmer befriedigend
unterzu=
bringen. Es liegt alſo im Intereſſe der Veranſtalter und der
Stadt, wenn vor Feſtlegung der Termine Erkundigungen beim
Verkehrsverein eingezogen werden, daß aber auch alle
Veran=
ſtaltungen frühzeitig dem Verkehrsverein gemeldet werden.
Auszahlungen an Klein= und Sozialrentner. Auszahlungen für
die zweite Märzhälfte finden bereits ſtatt an: 1. Kleinrentner;
im ſtädtiſchen Leihamt am Mittwoch, den 12. März, von vorm. 9 Uhr
ab wie folgt: vorm. vond9—12 Uhr Kleinrentner mit den
Anfangsbuch=
ſtaben der Zunamen A—F, nachm. von 1—4 Uhr Rleinrentner mit den
Anfangsbuchſtaben der Zunamen G—K; Donnerstag, den 13. März:
vorm, von 9—12 Uhr Kleinrentner mit den Anfangsbuchſtaben der
Zu=
namen 9—R, nachm. von 1—4 Uhr Kleinrentner mit den
Anfangsbuch=
ſtalen der Zunamen S—Z. Nicht abgeholte Beträge können nur am
nächſtfolg, den Tage auf der Stadtkaſſe in Empfang genommen
wrden. Für andere Zwecke bleibt das Leihamt an dieſen Tagen
ge=
ſchloſſen — 2. Sozialrentner: auf der Stadtkaſſe, Grafenſtraße
28, am Freitag, den 14. März, wie folgt: von 8—9 Uhr vorm. für die
Feſtſet ungsbeſcheide 1—400, von 9—10 Uhr vorm. für die
Feſtſetzungs=
be clieide 401—800, von 10—11 Uhr vorm. für die Feſtſetzungsbeſcheide
1200, von 11—12 Uhr vorm. für die Feſtſetzungsbeſcheide 1201 und
zu. Nicht abgeholte Beträge werden nur am nächſtfolgenden Tage
auf der Stadikaſſe ausbezahlt.
— Arbeitsiubiläum. Herr Peter Trinkaus, Kaupſtraße 37
begeht am 13. März ſein 25jähriges Jubiläum bei der Firma E. Merck.
* Feier zum Gedächinis der Königin Luiſe.
Zum Gedächtnis an die größte Frau auf Preußens Königsthron,
mit deren Lebensjahren die ſchickſalsſchwerſten Jahre des preußiſchen
und deutſchen Volkes engſt verbunden ſind, an die Königin Luiſe,
hatte die Frauengrupre der Deutſchnationalen Volkspartei geſtern abend
im Kleinen Hauſe des Landestheaters eine Feier veranſtaltet, die ein
ausverkauftes Haus erzielte und einen äußerſt eindrucksvollen Verlauf
nahm.
Die Feier wurde mit der Wiedergabe von Beethovens Coriolan=
Ouverture durch das Orcheſter des Beamtenbundes ehemaliger
Militär=
muſiker unter Leitung des Herrn Greilich ſtimmungsvoll
einge=
leitet. Es folgten Rezitationen von Frl. Lorle Wünzer, die Kleiſts
„An die Königin Luiſe” und danach Th. Körners Dichtung „Vor Rauchs
Büſte der Königin Luiſe” mit ausgezeichnetem rhetoriſchem Können und
gutem Vortrag ſprach. Nach weiteren Muſikſtücken folgte die
Gedächtnis=
rede von Frl. Toni Naumann. In ſachlich klarem, indrucksvollem
Vortrag ließ die Rednerin das Lebensbild der Königin Luiſe von ihrer
Kindheit an, die bekanntlich ſehr enge Beziehungen auch zum heſſiſchen
Fürſtenhauſe und zu Darmſtadt hatte, erſtehen. In die geſchichtlichen
Daten hineinverflochten ward eine treffende Charakterzeichnung der
hohen Frau, die nicht nur Preußens Königin, ſondern vor allem und
in allem das leuchtende Vorbild einer deutſchen Frau war, der
das Vaterland über alles ging. Bilder tiefſter Schmach aus Preußen=
Deutſchlands Geſchichte, aber auch der Erhebung und Geſundung
tauch=
ten aus der Erinnerung auf, weckten Parallelen und —
Zukunftshoff=
nungen. Mit rauſchendem Beifall dankte man der Rednerin.
Künſtleriſche Darbietungen von ſtärkſtem Niveau beſchloſſen den
erſten Teil der Feier: drei Lieder von Hugo Brückler „Gebet‟
Ver=
rat” und „Hell ſchmetternd ruft die Lerche mich”, die von Anna
Bau=
meiſter=Jacobs in gewohnter Vollendung des Geſangs und des
Vortrags geſungen wurden. Ein Hugo=Wolf=Lied wurde der Künſtlerin
noch durch ſtürmiſchen Beifall abgerungen. Herr Oberregierungsrat
Grospietſch hatte die Begleitung übernommen, welcher Aufgabe er
ſichh mit feinem künſtleriſchen Verſtändnis entledigte.
Der zweite Teil des Abends ſah nach langer Zeit wieder einmal
eine Künſtlerin auf der Bühne, die, wie die herzliche Begrüßung bewies,
noch viele Freunde in der Darmſtädter Geſellſchaft hat: Frl. Anna
Ethel. Die Künſtlerin hatte die Erſtellung von lebenden Bildern
aus dem Leben der Königin Luiſe übernommen und ſprach auch zu jedem
Bild erläuternden Begleittext. Die Bilder ſelbſt bewieſen, daß
künſt=
leriſcher Geſchmack und gleiches Können am Werke waren. Obwohl nur
wenig Zeit für Prohen zur Verfügung ſtand, kamen die lebenden
Bil=
der, vielfach mit Maſſenſzenen, ſowohl in bezug auf Arrangement und
Erfindung, wie auch auf farbige und Bildwirkung und in
entſprechen=
der Umrahmung durch ſtilechte Szenerie ganz a=sgezeichnet zur
Dar=
ſtellung und löſten mehrfach ſpontanen Beifall aus. Gezeigt wurden:
Prinzeſſinnen Luiſe und Friderike von Mecklenburg=Strelitz in
Frank=
furt a. M., Vermählung am preußiſchen Hof, Die Königin als
Wohl=
täterin, Kinderfeſt auf dem Gutshof in Paretz, Begegnung mit
Napo=
leon I. in Tilſit 1807 und zum Schluß Notopfer 1813. Die
Umſtell=
fauſen wurden durch Orcheſtervorträge entſprechend ausgefüllt.
Nach dem letzten Bild ſprach Frl. Anna Ethel allen Helfern
am Werk, beſonders dem techniſchen Perſonal des Theaters, herzlichſten
Dank für die treue Mithilfe aus. Man bereitete der Künſtlerin dan:
Ovationen, als ſie in wehmütig=humorvoller Form mitteilte, daß es
nunmehr 50 Jahre ſind, daß ſie zum erſten Male in Darmſtadt, und
zwar im gleichen Theater, gaſtierte und gefiel, ſo daß ſie engagiert
wurde und mehrere Jahrzehnte hindurch der Kunſt dienen konnte.
Eine weitere Rezitation von Lorle Wünzer „Geſicht im Walde‟
von Emanuel Geibel, und der gemeinſame Geſang des Liedes „Der Gott,
MI. St.
der Eiſen wachſen ließ” beſchloſſen die Feier.
*Orpheum.
Ein heiterer Gaſt iſt mit der „Keuſchen Suſanne” in
das Orpheum eingezogen. Als die junge Dame im
hochgeſchloſ=
ſenen ſchwarzen Kleide im Salon des Baron von Aubrais
er=
ſcheint, um ſich für den von der Akademie ihr verliehenen
Tugend=
preis zu bedanken, ahnt man nicht, welch’ toller Teufel in der
jungen, eleganten Frau ſteckt. Als dann aber Suſanne mit dem
jungen Hubert von Aubrais in der feſchen Gaſtſtätte der „Roten
Mühle” auftaucht, werden alle Lebensgeiſter in ihr lebendig. Sie
ſoupiert, ſingt, tanzt und wirbelt die überaus luſtige Geſellſchaft
durcheinander. Die Verwirrung erreicht ihren Höhepunkt, als
ſchließlich die ganze Familie von Aubrais ſich zur gegenſeitigen
Ueberraſchung in dem Tanzſaal entdect. Die „keuſche Suſanne‟
iſt, wie man ſchon vermuten kann, die reizende Marga Peter,
die wieder rechte Gelegenheit hat, ihre verführeriſchen Soubretten=
Künſte in Spiel, Gefang und Tanz zu entfalten und zugleich
elegante Toiletten zur Schau zu tragen; eine Soubrette von
entzückender Charme. Guſtav Bertram verkörpert mit
komi=
ſcher Würde den überraſchten Abenteurer, Fräulein Poſin und
M. Zieſing ſeine lebensluſtigen Kinder. Adolf Jordan iſt
in der „Roten Mühle” ein höchſt drolliger Gaſt, der dem
amü=
ſanten Oberkellner Hermann Schüler viel zu ſchaffen macht.
Durch hübſche Erſcheinung und friſches Spiel fiel Tilli
Hoch=
ſtätter unter den Ballgäſten auf. Hans Süßengut, Paul
Gehre und Julie Bayer verdienen noch Erwähnung. Jean
Gilberts gefällige Muſik kam unter der Leitung von
Kapell=
meiſter Dietrich beſtens zur Geltung. Für eine
geſchmack=
volle Bühnenausſtattung hatten die Herren E. Fink und Georg
Ranzow geſorgt, ſo daß die ganze Vorſtellung äußerſt
genuß=
reich iſt.
* Die Landesbaugewerkſchule hat bis zur Eröffnung des
Sommer=
ſemeſters am 1. April ihre Tore geſchloſſen. Mit dem Winterſemeſter
iſt ein bedeutungsvoller Abſchnitt in ihr m Werden zu Ende gegangen.
Am 1. März trat Herr Gewerbelehrer Brohm, der Sekretär der
Schule, in Auswirkung des Beamtenaltersgeſetzes in den wohlverdienten
Ruheſtand. Der Direktor der Anſtalt, Herr Profeſſor Wienkoop,
ſchil=
derte anläßlich des Semeſterſchlußattes in warmen Worten, wie der
Auf=
ſtieg der Landesbaugewerkſchule aus beſcheidenen Anfängen zu ihrer
heutigen im ganzen Reich hochangeſehenen Stellung von dem
Scheiden=
den nicht nur miterlebt, ſondern an verantwortungsvollem Poſten in
zielbewußter Arbeit tatkräftig gefördert wurde. 34 lange Jahre war
das Leben des hochverdienten Mannes unzertrennlich mit der Schule
verbunden. Durch ſeine liebenswürdigen menſchlichen Eigenſchaften war
Herr Brohm allen Kollegen ein guter Freund, den Schülern ein
väter=
licher Berater. Unvergeſſen wird er ſein, ſo lange die
Landesbaugewerk=
ſchule ſteht. Zum Zeichen der Treue überreichte der Direktor ein
ver=
größertes Gruppenbild des ganzen Lehrkörpers. Tiefbewegt dankte der
Gefeierte und nahm Abſchied. Den Schülern rief er zu, dann wird
Deutſchland nicht untergehen, wenn jeder ſo wie er ſtets bemüht war,
ſeine Pflicht tut. Auf das deutſche Vaterland und die
Landesbaugewerk=
ſchule brachte er ein dreifaches Hoch aus, in das alle begeiſtert
einſtimm=
ten. — Möge dem noch in voller Rüſtigkeit Stehenden ein glücklicher
Lebensabend beſchieden ſein, im Kreiſe ſeiner Familie und auf dem
Felde ſeiner Lieblingstätigkeit, der Gartenbaubewegung, zum Dank
weiteſter Kreiſe Darmſtadts.
— Ueber „Beamtenrecht — Beamtenentrechtung — Perſonalabbau,
und was damit zuſammenhängt, ſpricht nächſten Samstag, abends 8 Uhr,
im Städtiſchen Saalbau Herr Geh. Admiralitätsrat Greß aus
Berlin, Mitglied der Bundesleitung des Deutſchen Beamtenbundes und
Abteilungsvorſtand für Rechtsfragen. Herr Greß iſt der Beamtenſchaft
und der Oeffentlichkeit bekannt als glänzender Redner und ein
Sach=
kenner erſten Ranges. Es kann dah r nich dringen
emofagl-
werden, die Verſammlung zu beſuchen, um ſich aus beſter Quelle zu
unterrichten über die wichtigen Fragen, die eben die Herzen und Sinne
von Tauſenden deutſcher Staatsbürger bewegen. Man ſichere ſich durch
pünktliches Erſcheinen einen Platz, denn bei dem Ruf des Redners und
bei der Wichtigkeit der Sache iſt ein üb rfüllter Saal ſicher zu erwarten
Die Einladung (ſiehe Anzeige) richtet ſich an die weiteſten Kreiſe. Der
Eintritt iſt frei.
— Der Alte Herrenbund der Abſolventen der Landes=
Baugewerk=
ſchule Darmſtadt — Ortsgruppe Darmſtadt — hatte ſeine Mitglieder mit
Angehörigen und Freunden zu einem gemütlichen Abend im Perkeoſaal
geladen, der ſehr gut beſucht war. Ernſte und heitere Vorträge, die
reichen Beifall fanden, wechſelten einander ab. Beſonderes Lob und
warmer Dank gebührt der Singmannſchaft der Turngemeinde
Darm=
ſtadt ſowie den übrigen Vortragenden aus den Reihen der Gäſte und
Mitglieder für ihre in uneigennütziger Weiſe dargebrachten vorzüglichen
Leiſtungen. Auch das Direktorium der Landesbaugewerkſchule hatte es
ſich nicht nehmen laſſen, durch Entſendung einer Abordnung des
Lehr=
körpers ſein Intereſſe für den Ahe=Bund zu bekunden und dadurch das
allſeitige gute Verhältnis zwiſchen Schule und ihren einſtigen Jüngern
zu beſtärken. Unter dem abwechſlungsreichen Programm des
Vergnü=
gungsausſchuſſes vergingen die Stunden des gemütlichen
Beiſammen=
ſeins nur allzu ſchnell und erſt als die Uhr nach Mitternacht zeigte,
trennte man ſich im Bewußtſein, einen wirklich abwechſelungsreichen
und vergnügten Abend in beruflich vertrautem Kreiſe verlebt zu haben.
Vereinfachung der ſtädtiſchen Verwaltung.
Die Fraktion der Deutſchen Volkspartei für die
Stadtverordneten=
verſammlung, die bekanntlich den Grundſatz vertritt, daß ein
organi=
ſcher Abbau der ſtädtiſchen Verwaltung durchgeführt werden muß, daß
alſo eine Anzahl ſelbſtändiger Verwaltungs= und Dienſtſtellen darauf
geprüft werden müſſen, ob und wie dieſe abgebaut werden können, hat
an den Herrn Oberbürgermeiſter und die Stadtverordnetenverſammlung
folgenden Antrag geſtellt:
„Das von der Verwaltung in Vorſchlag gebrachte Abbau=Programm
kann in keiner Weiſe eine Beſſerung der ſtädtiſchen Finanzlage
gewähr=
leiſten. Um dieſes zu erreichen, muß unſerer Auffaſſung nach ein
durchgreifendes Programm zur Vereinfachung der ſtädtiſchen
Verwal=
tung aufgeſtellt und baldigſt durchgeführt werden. Der Abbau darf ſich
nicht nur auf die Beamten erſtrecken, ſondern der Aemterabbau muß
Hand in Hand damit gehen. Auch muß der Abbau in erſter Linie
Hilfskräfte und Angeſtellte umfaſſen, und dann erſt dürfen
Berufs=
beamte in Mitleidenſchaft gezogen werden. Um das geſteckte Ziel,
Ver=
kleinerung des ſtädtiſchen Apparates, zu erreichen, müſſen in erſter Linie
alle in der Kriegs= und Nachkriegszeit entſtandenen Wirtſchaftsbetriebe
der Stadt aufgelöſt werden. Es geht nicht an, daß in einer Zeit. in
der von allen Handel= und Gewerbetreibenden größte Opfer verlangt
werden, auch noch die Stadtverwaltung durch Regiebetriebe dieſen
Ge=
werbetreibenden Schaden zufügt. Die Erfahrungen mit den
Kommu=
naliſierungsverſuchen der Städte haben unſere Partei veranlaßt, ſich
gegen jede Kommunaliſierung auszuſprechen. Für viele dieſer
Ein=
richtungen lag wohl im Krieg eine gewiſſe Berechtigung vor, jetzt aber,
nach Eintritt normaler Verhältniſſe, fehlt hierfür jede Begründung.
Wir ſtellen daher den Antrag, daß ſämtliche gewerblichen Betriebe der
Stadt, wie Fuhrpark, Buchbinderei, Schuhmacherwerkſtatt,
Bürſten=
fabrik, Wäſcherei uſw. eingeſtellt werden.
Ferner müſſen auch innerhalb der Verwaltung einige
Unterabtei=
lungen aufgelöſt und deren Tätigkeit den einzelnen Reſſorts zugewieſen
werden. Hier iſt vor allem die Materialverwaltung abbaufähig, denn
dieſe Arbeit kann leicht wie früher von den einzelnen
Verwaltungs=
zweigen übernommen werden. Um ein genaues Bild über alle
Ein=
ſchränkungsmöglichkeiten zu gewinnen, beantragt die Fraktion der
Deut=
ſchen Volspartei:
Es wird ſofort ein Ausſchuß (Sparausſchuß) aus 9 Mitgliedern
der Stadtverordnetenverſammlung gebildet, der die Aufgabe hat,
ſämtliche Reſſorts einer Prüfung zu unterziehen, um, wo irgend
mög=
lich, Zuſammenlegungen und Vereinfachungen zu beantragen. Die
Mitglieder ſind mit Vollmachten auszuſtatten, die erlauben, auch
außerhalb der offiziellen Sitzungen Einſicht in die Betriebe zu nehmen.
Die Fraktion der Deutſchen Volkspartei
für die Stadtverordnetenverſammlung.”
1. Landeslehrerverein. Der Vorſtand des Landeslehrervereins
wendet ſich mit aller Entſchiedenheit dagegen, daß die zurzeit freien
Kreis=
ſchulratspoſten wiederum nach parteipolitiſchen (bekenntnismäßigen)
Rück=
ſichten beſetzt werden. Er erwartet von der Regierung, daß ſie ſich bei
der Berufung von Schulverwaltungsbeamten nur von dem Geſichtspunkt
der pädagogiſchen und rein menſchlichen Eignung der Bewerber leiten
läßt und dieſe Poſten nur Männern überträgt, die auf dem Boden der
ſimultanen Volksſchule und Schulgeſetzgebung ſtehen.
— Markusgemeinde. Der Gemeindeverein veranſtaltet Freitag,
den 14. März, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17, einen
Vortragsabend. Herr Studienrat Dr. Zimmermann, der ausgezeichnete
Kenner der Religionsgeſchichte, wird ſprechen über Sadhu Sundar
Singh, den Apoſtel des Evangeliums in Indien, deſſen Leben und
Lehre ein wunderbares Zeugnis von der Kraft des lebendigen
Hei=
lands ablegen. Zu dieſer Veranſtaltung ſind Gäſte herzlich willkommen.
— Vortragsabend des Evangeliſchen Bundes. Auf den Vortrag von
Studienrat Liz. Dr. Adolph, Privatdozent zu Gießen, Donnerstag,
13. März, abends 8 Uhr, im Realgymnaſium wird nochmals
aufmerk=
ſam gemacht. Nach dem Vortrag wird Fräulein Aßmuth — von
unſerer Juli=Verſammlung in lieber Erinnerung — mehrere Lieder
ſingen, in denen auch dem Gemüte die religiöſe Gewißheit bes
evange=
liſchen Chriſten nahe gebracht wird. Der Eintritt iſt frei.
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft „veranſtaltet amn
nächſten Freitag, den 14. März, 7.30 Uhr, im Mathildenhöhſaale
einen Romantiſchen Abend, der die wundervollen künſtleriſchen
Werte der deutſchen Romantik in Ton und Wort erſchließen ſoll. Das
Darmſtädter Kammerorcheſter das unter der Leitung
ſeines jungen Dirigenten Auguſt Bogt kürzlich im Landestheater einen
ſo ſtarken Erfolg erzielte, wird einige der reizdollſten Tonſtücke von
Schumann, Schubert und Felis Mendenlsſohn ſpielen; Wilh. Michel
wird in den Geiſt der deutſchen Romantik einfuhren, worauf Cliſabeth
Stieler, die beliebte Darſtellerin des Landestheaters, ausgewählte
Proben romantiſcher Dichtung vortragen wird. Der genußvolle Abend
dürfte eine ſtarke Anziehung ausüben. Der Vorverkauf iſt in der
Buch=
handlung Bergſträßer eröffnet. (S. Anzeige.)
— Der Geſangverein „Liederzweig” hielt ſeine 70.
General=
verſammlung, ab, die äußerſt zahlreich beſucht war. Der erſte
Vorſitzende Herr Schneider eröffnete die Verſammlung mit einem
kurzen Rückblick auf das verfloſſene Geſchäftsjahr, worin er beſonders
den Fortſchritt und die Erfolge in geſanglicher Hinſicht betonte, was
ganz nur der Energie und umſichtigen Leitung unſeres unermüdlichen
Chormeiſters Herr W. Etzold zu verdanken ſei. Nachdem der
Schrift=
ſührer A. Hauf den überſichtlich abgefaßten Jahresbericht verleſen,
erſtattete der Rechner Herr F. Volk den Kaſſenbericht, der allerdings
nicht ſehr erfreulich ausſah; man muß ſich jedoch mit der allgemeinen
Lage tröſten, und wieder von vorne anfangen. Bei der Vorſtands vahl
wurde der ſeitherige Vorſtand faſt vollſtändig wiedergewählt, bis auf
die Herren Köhler, Emig, Adelberger und Kranz; die drei erſteren
Herren wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, als Anerkennung ihrer
langjährigen Verdienſte um den Verein. Neugewählt wurden die
Her=
ren Martin ſen., Heberer und Lorenz. Mit dem Wunſche, daß auch im
neuen Vereinsjahre der Sängerchor ſich neue Erfolge erringen möge,
um mit an erſter Stelle der hieſigen Geſangvereine zu ſtehen, ſchloß
der erſte Vorſitzende die anregend verlaufene Verſammlung.
— Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für den Monat
März d. Js. für nicht im Erwerbsleben ſtehende Schwerbeſchätigte,
Hinterbliebene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am
Sams=
tag, den 15. d. Mts., vorm. von 8—12 Uhr, auf der Stadtkaſſe.
C. Todesfall. Am 6. d. M. ſtarb hier, im hohen Alter von 85
Jah=
ren, Herr Jakob Schumacher, Lehrer i. R., geboren im Jahre
1839 in Kleinhauſen bei Beusheim. Sein ſegensreiches Wirken,
nament=
lich in Viernheim, wo er längere Jahre angeſtellt war, iſt unvergeſſen
geblieben. Im Jahre 1902 in den Ruheſtand getreten, ſiedelte er nach
Darmſtadt über. Hier machte er ſich beſonders als Organiſt verdient
und als Rechner des St. Vincenzvereins, deſſen Verwaltungsrat ihn zum
Ehrenmitglied ernannte. Er war auch ein eifriges Mitglied des
katho=
liſchen Lehrervereins, in deſſen Auftrag Herr Lehrer Goy den
Verſtor=
benen warme Worte des Dankes widmete.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlſeßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Vortrag für junge Männer. Reichsjugendſekretär
Willy Stoeltzner ſpricht heute Mittwoch abend über „Das große
Heimweh und ſeine Stillung!” Wer von der Mannesjugend, einerlei
in welchem Lager der Jugendbewegung ſtehend, den Jugendſekretär
Stoeltzner in ſeiner friſchen, packenden Art jemals gehört hat, wird
gerne wieder eine Stunde mit ihm zuſammen ſein wollen. Selbſt aus
lebendiger Jugendbewegung heraus geboren, kennt er genau das Sehnen
von uns Jungen und kann uns darum Führer ſein. In dem letzten
großen Ringen gegen den äußeren Feind durfte er vielen Kameraden
als Kompagnieführer ein rechter Freund und Bruder werden, der mit
ſtarker Seele Freud und Leid mit den Brüdern an der Front teilte.
Aus Liebe zu ihnen hat er ſich nach Ende des Weltkrieges ganz in den
Dienſt der Jugend geſtellt und dürfte wohl manchem jungen Mamn
aus den vielerlei Nöten den Weg zur rechten Freiheit zeigen. Darum,
Freunde, kommt heute abend um 8 Uhr in das Heim des C.V.J.M.,
Alexanderſtraße 22 (Infanterie=Kaſerne), 1. Hof links,
Aus den Parteien.
— Deutſche Volkspartei, Ortsgruppe Darmſtadt.
Der Große Ausſchuß der hieſigen Ortsgruppe wird am
Mitt=
woch, den 19. März, abends 8 Uhr, bei Sitte (Gelber Saal)
zu einer wichtigen Sitzung zuſammentreten. Nähere Mitteilung
er=
folgt noch.
— Mitgliederverſammlung der
Deutſchnationa=
len Volkspartei. Es wird noch einmal an die Mittwoch abend
um 8 Uhr im Gelben Saal des Gaſthofes Sitte ſtattfindende
Mitglie=
derverſammlung zwecks Wahlvorbereitungen erinnert. In der
Schick=
ſalsſtunde des deutſchen Volkes iſt es Pflicht auer deutſchnationalen
Männer und Frauen, ihre Kraft in den Dienſt der guten Sache zu
ſtel=
len. Mit großer Freude werden es die Mitglieder begrüßen, daß der
Vorſitzende der Ortsgruppe, Herr Abg. Kindt, über die Wahlen
ſprechen wird. Der Saal iſt geheizt.
Rummer 72.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. März 1921,
Seite 7.
Aus Heſſen.
* Arheilgen, 10. März. Neuerdings wurde die Nachtſperre
durch die frauzöſiſche Beſatzungsbehörde für unſere Gemeinde von 9 Uhr
abends bis 6 Uhr morgens feſte
meinde, der Ludpia Avemarie, dieſes Am.
td=
kündigen. Ein eingetretenes Augenleiden, das den jederzeit
pflicht=
treuen und zuvorkommenden Beamten ergriff und faſt zur Erblindung
führte, macht ihm eine Weiterführung der Geſchäfte unmöglich. Möge
es dem über 70jährigen Manne vergönnt ſein, noch einen wohlverdienten
Lebensabend zu genießen. Bewerber um die freigewordene Stelle können
ſich bis zum 13. März beim hieſigen Pfarramt melden und daſelbſt das
Nähere erfahren.
A. Eberſtadt, 10. März. Pfalzſpende. Die am vorletzten
Sonntag abgehaltene Hausſammlung zugunſten der Pfalz= und
Ruhr=
ſpende hat noch nicht einmal 1000 Mk. ergeben. Insgeſamt gingen 886
Mark ein. — Aufgehobene Sperre. Die anlaßlich der in eiuer
Hofreite in der Pfungſtadter Straße ausgebrochenen Maul= und
Klauen=
ſeuche über den hieſigen Faſelſtall verhängte Sperre iſt jetzt wieder
auf=
gehoben werden. — Nach achttägiger Unterbrechung nahm die hieſige
Volksſchule heute Montag den Unterricht wieder auf.
B. Dieburg, 10. März. Der vierte der vom Odenwaldklub
in dieſem Winter veranſtalteten Vorträge war der engeren Heimat, der
Stadt Dieburg, gewidmet.
Melt, dror che Workrag Hafte iſnes uereſſersgde. Feß mnaife
uie=
der umkehren mußten, da der dichtgefüllte Saal des „Mainzer Hofs”
keine Gäſte mehr aufnehmen konnte. Für den lehrreicſen Vortrag
dauk=
ten die Hörer mit lebhaftem Beifall, dem ſich der Vorützende der
Orts=
gruppe, Herr Amtsgerichtsrat Vecker, mit warmen Worten anſchloß.
Den wohlgelungenen Abend beſchloß der Vortrag eines humorvollen
Gedichtes von Franz Herg=Mginz über Dieburg durch Fräulein Diehl,
der ebenfaüs freudigen Beifall fand.
O) Aus dem Odenwald, 10. März. Die „Bergſvacht
Oden=
wald”, die zurzeit im Begrife ſteht, Zweigalteilungen von
Heidel=
berg und Eberſtadt bis nach Darmſtadt einzurichten, hat in letzter Zeit
wieder feſtgeſtellt, daß Händler ganze Wagenladungen von Trieben der
Douglastanne und von Palnkätzchen aus dem Odenwald in die
benach=
barten Großſtädte fahren, um dort einen ſchwunghaften Handel mit
dieſen Pflanzen zu treiben. So z. B. wurden in dieſen Tagen unter
Mitwirkung der Abteilung Weinheim der „Bergwacht Odenwald” auf
dem Mannheimer Wochenmarkt ungeheure Mengen von
Douglas=
tannentrieben und Palmkätzchen beſchlagnahmt. Es wurde feſtgeſtell,
daß dieſe Pflanzen auf zweiſpännigen Fuhrwerken aus Leutershauſen.
Schriesheim und anderen Orten der Bergſtraße nach Mannheim geſchafft
wurden. Gegen die betreffenden Händler iſt Strafantrag geſtellt
wor=
den. Ebenfalls auf Antrag der „Bergwacht Odenwald” iſt jetzt das
Be=
ſtreben der Behörden darauf gerichtet, den Verkauf von Waldblumen
und insbeſondere den Handel mit Mai= und Schlüſſelblumen, ſoweit
als irgend möglich iſt, mit Rückſicht auf ein gedeihliches Weiterbeſtehen
dieſer Pflanzen einzuſchränken. Cs iſt auch miniſterielle Fürſorge g=, daß vor Schulſchluß im Frühjahre die Schüler und
Schüle=
rinnen auf den Nutzen und die Pflege der Pflanzenwelt hingewieſen
werden. Man darf ſomit hoffen, daß dank der Beſtrebungen der „
Verg=
wacht Odenwald”, die ſich ſehr gut bewährt hat, dem Schutze der
ein=
heimiſchen Pflanzenwelt endlich ein nachdrückliches Augenmerk
zuge=
wpandt wird.
r. Wixhauſen, 9. März. Am 6. Juli d. J. findet hier das 38. Gau=;
kurnfeſt des Mainrodgaues ſtatt. Dieſes Feſt mußte im
vorigen Jahre wegen Unterbrechung des Zugverkehrs ausfallen und
wurde auf dieſes Jahr verſchoben. Zu dem Mainrodgau gehören heute
19 Vereine, und es wird demnach eine recht anſehnliche Anzahl
Wett=
turner und Turnfreunde ſich einfinden. Die Vorarbeiten zu dieſem Feſt
ſind bei dem ſehr rührigen hieſigen Turnverein ſchon begonnen,
haupt=
ſächlich werden eine Menge Freiquartiere für die am Tage vorher ſchon
eintreffenden Turner und Kampfrichter benötigt, die ja auch in unſerem
Orte gewiß in zuvorkommender Weiſe zur Verfügung geſtellt werden,
aus Intereſſe für den ſehr geſunden Turnſport. Hoffentlich kommt
dieſes Jahr kein Hindernis in den Weg und macht der Wettergott an
dieſem Tag ein freundliches Geſicht.
r. Wishauſen, 9. März. Der hieſige Kohlenverein, der vor
dem Kriege in ſchönſter Blüte ſtand und einer der leiſtungsfähigſten
Kohlenvereine war, durch die Geldentwertung aber zur Unfähigkeit
ver=
urteilt wurde, lebt jetzt wieder auf, um ſeinen Mitgliedern möglichſt
billige Kohlen und ſonſtiges Brennmaterial zu günſtigen Bedingungen
zu verſchaffen. Bei der am Sonntag ſtattgefundenen
Generalverſamm=
lung wurde der ſeitherige Vorſtand zum größten Teil wieder gewählt.
Es wurde beſchloſſen, den Verein in das Vereinsregiſter einſchreiben
zu laſſen und den Verein als Einzelmitglied bei dem Darmſtädter
Konſumverein anzumelden. Die Mitgliederzahl beträgt ungefähr 280,
und iſt bei den ſehr hohen Holzpreiſen wieder ein recht netter Umſatz
zu erwarten. Um ſchnell einige Barmittel in die Hand zu bekommen
wird vorerſt ein Geſchäftsanteil von 2 Mark erhoben, die ſofort
be=
zahlt werden müſſen, und ſpäter ſoll der Geſchäftsanteil entſprechend
erhöht werden. Wir hoffen, daß es dem Verein gelingt, den
Geſchäfts=
betrieb ſo zu geſtalten, wie er vor dem Kriege war, zum Wohle aller
ſeiner Mitglieder.
ch. Nierſtein, 11. März. Geſtern fand im Nathausſaale hier eine
gut beſuchte Intereſſentenverſammlung zwecks Gründung
einer gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft Nierſrein ſtatt. Der
Referent Licht=Nierſtein verſtand es, in eindrucksvollem, überzeugendem
Referate die Zuhörer von der Notwendigkeit der Geſundung unſeres
geſamten Wirtſchaſtslebens zu überzeugen, die eine Vorbedingung ſei,
um das ſtaguierende Wirtſchaftsleben überhaupt wieder in Gang zu
bringen. Mit Recht betonte der Redner, daß nur dunch die Aufnahme
der zurzeit noch brachliegenden Produktion erſt wieder Handel und
Wandel in Fluß kommen. Die weitere Notwendigkeit der
Arbeits=
betätigung bewies der Redner durch die kraſſe, menſchenunwürdige
Wohnungsnot in Deutſchland, welche ja allerorts eine total
nieder=
drückende Erſcheinung unſerer Zeit iſt. Somit war der Kernpunkt der
Sache in den Vordergrund getreten und der Referent vertrat den
Standpunkt, daß durch die Belebung des Baumarktes das Geſpenſt der
Arbeitsloſigkeit in allen Induſtriezweigen verdrängt würde und
gleich=
falls die grauenvolle Wohnungsnot beſeitigt werden könnte.
Erläute=
rungen über die verbilligte Bauweiſe, Baupläne, die Grundlagen der
Genoſſenſchaft, bildeten den Schluß der trefflichen Ausführungen. Herr
Kehl=Nierſtein, ebenfalls ein ernſtlicher Vertreter der gleichen Ideen,
wies noch nachdrücklich auf die Notwendigkeit der Gründung einer
gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft hin und ſtellte die Ausführungen des
Referenten zur Diskuſſion. An der regen Debatte beteiligte ſich
vor=
nehmlich Herr Bürgermeiſter Eckert=Nierſtein und gab die Verſicherung
eines wohlwollenden Verſtändniſſes und die Förderung ſeitens der
Bürgermeiſterei und des Gemeinderats ab. Darauf wurde durch
ein=
ſtimmigen Beſchluß die Genoſſenſchaft gegründet und hat ſich bereits ein
großer Teil als Mitglieder eingetragen. Möge dieſe Tat, die lebt, zum
Wohle der Allgemeinheit reiche Früchte tragen. Auskinft für
Intereſſen=
ten erteilen die Herren Kehl und Licht=Nierſtein.
k. Gießen, 9. März. In einer
Landſiedlungsverſamm=
lung im Katholiſchen Vereinshaus beſchäftigte ſich der Nedner des
Abends, Juſtizinſpektor Walther=Büdingen, mit der Frage: Die Löſung
der Kleingartenbau= und Heimſtättenfrage durch das Heſſiſche
Land=
geſetz. Obwohl mehrere Vereinigungen, wie Arbeitsgemeinſchaft für
Siedlungsweſen, Bund deutſcher Bodenreformer, Obſt= und
Garten=
bauverein, Naturheilverein und Mieterverein, zu dem Vortrag
einge=
laden hatten, war bedauerlicherweiſe der Beſuch gering. Der Redner
will in ſeinen Ausführungen über die wichtige Siedlungsfrage aufklären,
Zweifel beſeitigen und neue Hoffnungen ins Volk tragen. Die
Wun=
den des Krieges ſollte man in agrarpolitiſcher Hinſicht zu heilen ſuchen,
ähnlich wie es Friedrich der Große und Stein nach großen Kriegen
in Preußen getan hätten. Eine innere Koloniſation müſſe ſtattfinden,
was auch in dem Reichsſiedlungsgeſetz vom Auguſt 1919 betont werde.
Mehr oder weniger müſſe man zum Agrarſtaat zurückkehren, da viele
Induſtriegebiete verloren gegangen ſeien. Der Bodenertrag ſei zu
ſteigern. Der Ruf nach Land iſt groß infolge der
Ernährungsſchwierig=
keiten, Kriegsbeſchädigte müſſen angeſiedelt werden, Induſtriearbeiten
verlangen Land, und die Kleinbauern müßten auf ihr eigenes Ackerbrot
geſetzt werden. Dem deutſchen Krieger gehöre die deutſche Scholle.
Jeder Arbeiter und Beamte ſollte ſoviel Land haben, daß er die freie
Zeit ausfüllen könne. Deutſchland habe genügend Boden, um dies
ausführer zu können. Das Siedlungsweſen ſei mit Enteignungsrecht
verſehen. Als erſter Bundesſtaat ließ Heſſen das Landgeſetz erſcheinen,
und zwar im November 1919. Dieſes Geſetz hat drei Aufgaben, der
wirtſchaftlich Schwache ſoll lebensfähig werden, es ſoll der
Seßhaft=
machung und einer geſunden Lebenshaltung dienen und bei
Feldbe=
reinigungen und Meliorationen will es die Siedlung bedacht wiſſen.
Dem Arbeiter und Beamten gebe man mindeſtens 600—1000
Quadrat=
meter damit er ſeine Küchenbedürfniſſe. G=müſe uſw. ziehen könne,
beſonders bedenke man die Kriegsbeſchädigten und mache man den
Kleinbauern durch weiteren Bodenzuwachs exiſtenzfähig. Siedlungs=
land bleibt immer Siedlungsland, der Staat behält das
Wiederkaufs=
recht. Der Reichsregierung wurde bereits 1920 ein Geſetz gegen die
Bodenſpekulation vorgelegt, leider iſt aber noch nichts darüber
be=
ſchloſſen worden. Redner kommt dann auf die heutigen hohen Pacht=
und Kaufpreiſe zu ſprechen, die oft bis zum zehnfachen des
Friedens=
preiſes gingen. Das führe zu einer Verteuerung der L.
bensmittel=
preiſe und ſei eine ſchwere Gefahr für die Zukunft. Wir fordern
des=
halb ein neues Bodenrecht, damit die Sp=kulation nicht unverdiente
Gewinne einſtecke. In Büdingen habe ein Grundbeſitzer für einen
Bau=
platz das ſechsfache an Ackerland gefordert. Daß die Siedlung möglich
ſei, zeige ein Fall im Kreiſe Büdingen. Dort wurde ein Gutsyof
ge=
ſiedelt im Jahre 1922, der Morgen wurde zu 2000 Mk. abgegeben und
der Pächter übernahm den Reſt nebſt den Hofgebäuden für 300 000 Mk.
Aehnlich ſeien im Kreiſe Dieburg Kleingarten=Siedlungen
ent=
ſtanden. An den überaus klaren Vortrag ſchloß ſich eine rege
Aus=
ſprache, in der auch die Gießener Fragen über Eigenheimgründung,
Kleingartenbau, Wohnungsbau uſw. erörtert wurden.
K. Gießen, 10. März. Die Kaninchenzüchter Oherheſſens hielten
geſtern hier ihre Jahresverſammlung ab. Es wurde beſchloſſen, die
Kaninchenzucht wieder eifrig zu pflegen und wieder Ausſtellungen
ab=
zuhalten, da jetzt wieder ſtabile Verhältniſſe eingetreten ſeien. Im
Herbſt ſollen in Gießen eine Kreisausſtellung, in Darmſtadt eine
Landesausſtellung ſtattfinden; die erſte übernigmt der Verein
Gießen, die letztere der Verein Darmſtadt=Süd. In den Vorſtand
wur=
den gewählt: 1. Vorſitzender Kreiling=Gießen, Stellvertreter Walther=
Daubringen, Schriftführer Molius=Gießen, Rechner Schmidt=Gießen. —
Die Leiche des ſeit November verſchollenen Poſtſchaffners Schäfer
wurde dieſer Tage in der Lahn geländet.
* Ulrichſtein, 10. März. Der vergangene Sonntag ſtand hier im
Zeichen des Pfalz= und Rheintages. An dem Gottesdienſt
nahm der Kriegerverein offiziell teil; das Gotteshaus war dicht gefüllt.
Durch muſikaliſche Darbietungen des Orcheſters des Muſikvereins und
durch Beteiligung des Geſangvereins wurde der Gottesdienſt zu einer
erhebenden Feier. Die Kollekte ergab die recht beträchtliche Summe
von 47,05 Mark. In der Mittagszeit war eine Hausſammlung. Am
Abend war im Pfannſtielſchen Saale eine ſehr gut beſuchte
Verſamm=
lung, in der Herr Bürgermeiſter Appel die Erſchienenen herzlich
be=
grüßte und, wechſelnd mit muſikaliſchen Darbietungen des Muſikvereins=
Orcheſters, die Herren Dr. Bruchhäuſer, Pfarrer Kornmann,
Poſt=
meiſter Mattheis (dieſer ſelbſt aus Trier ausgewieſen) und Lehrer
Breit=
wieſer Anſprachen hielten. Der Tag hat hier gezeigt, daß auch im hohen
Vogelsberg ſtarkes vaterländiſches Mitgefühl vorhanden iſt mit Pfalz
und Rhein.
j. Aus Oberheſſen. 11. März. Allgemein wird über die
Ueber=
handnahme des Bettelunweſens Klage geführt. Mag auch
bis zu einem gewiſſen Grade die Not der Zeit die Urſache ſein, ſo ſuchen
doch beſonders Unberufene die Not auszunutzen. Dieſe wiſſen, daß das
Betteln in den Straßen und von Haus zu Haus oft beſſer ſeinen Mann
ernährt als ehrliche Arbeit. Die Gebefreudigkeit iſt nie ſo groß
ge=
weſen als heute bei dem Bewußtſein des allgemeinen Elends. Und
dies nutzen Bettler Männer und Frauen, aus, ja ſie ſchicken ihre
Kin=
der von Ort zu Ort, und dieſe wandern oft zu zweien oder dreien auf
der Landſtraße dahin, um abends mit gefüllten Säcken heimzukehren.
Selbſt in Wirtſchaſten und Kaffehäuſern iſt man nicht ſicher vor
bet=
telnden Perſonen, hauptſächlich Kindern, welche Streichhölzer,
Anſihts=
karten uſw. anbieten oder auch direkt betteln. Die Schilderungen der
Kinder über ihre Not ſind faſt immer dieſelben und ſelten der
Wahr=
heit entſprechend. Dieſe Kinder werden nicht ſelten vom Vater zum
Betteln gezwungen, der dann das Erbettelte in Schnaps und Zigaretten
umſetzt. Ja man hat Knaben beobachtet, die direkt von dem erbettelten
Geld Zigaretten kauſten. Das Betteln iſt zu einem groben Unfug
ge=
worden, das Kinderbetteln iſt aber eine große Gefahr für die Jugend.
Rieſenhafte Auswahl, in den modernſten Streifen
Bluſen= und Modenhaus Alfred Wagner
Obere Wilhelminenſtraße 29.
(1815a
rennt das Polk, was wälzt ſich dort die langen Saſſen brauſend fort? ..."
Werft einen Blick nur durch glänzende Scheiben
Und raſch verſieht Ihr das lärmende Treiben.
„Hörr! Was Du bietſi, war noch nicht mir gegeben,
Hörr! Oeine Preiſe ſind Wohltat im Leben.”
Wie donnernd des Meeres wildeſie Wogen
Zur raſenden Flut kommt nach es gezogen.
„Zum Hörr! Zum Hörr!” ſchallt toſender Schrei,
„Zum Hörr! Zum Hörr!” kommt alle heibei.
„Hörr! Oeine Kleider ſind prächtig im Schnitt,
Was ſonſt ich getragen, kann lange nicht mit.
Hörr‟ Oeine Hilf” macht zum Grafen den ſchlichteſien Mann,
Hörr! Nur bei Dir ſchaff Bekleidung ich an.”
Seite B.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. März 1924.
Nummer 72.
Reich und Ausland
Berliner Volkstrauertag.
Am Sonntag mittag vor den Toren des Großen Schauſpielhauſes
Menſchenmaſſen, die keinen Einlaß finden; in dem gewaltigen Gebäude
Kopf an Kopf eine vieltauſendköpfige Menge aller Stände ohne
Unter=
ſchied der Partei und der Religion: Der Volksdund Deutſche
Kriegs=
gräberfürſorge hat mit dem Präſidenten des Evangeliſchen
Oberkirchen=
rats D. Moeller, dem Biſchof Dr. Dietmer, dem Rabbiner Dr.
Blumen=
thal, dem Bund Deutſcher Frauenvereine, dem Deutſchen
Caritasver=
band, dem Deutſch=Evangeliſchen Frauenbund, dem Deutſchen
Gewerk=
ſchaftsbund, dem Deutſchen Offiziersbund, dem Deutſchen
Reichskkrieger=
bund „Kyffhäuſer” dem Deutſchen Roten Kreuz, dem Deutſch=Iſraeliti
ſchen Gemeindebund, der Geſverkſchaftsleitung Deutſcher Arbeiter=,
An=
geſtellten= und Beamtenderbände, dem Jüdiſchen Frauenbund
Deutſch=
lands, dem Katholiſchen Frauenbund Deutſchlands und dem
Zentral=
verband Deutſcher Kriegsbeſchädigter zu einer Gedenkfeier für unſere
teueren Toten, zu einer Ehrung aller Opfer des Krieges aufgerufen.
Während der Kosleckſche Bläſerbund unter Leitung des Armee=
Muſik=Inſpektors Profeſſor Theodor Grawert den Trauermarſch aus
Händels Oratorium „Saul” feierlich erklingen ließ, nahmen Delegierte
der Kriegervereine und der Studentenſchaf: mit einem Wald von
Fah=
nen im Hintergrund der Bühne Aufſtellung. Sie umrahmten den
Erck=
ſchen Männergeſangverein, der unter der Leitung ſeines Dirigenten,
Profeſſors Max Stange, zunächſt Ernſt Moritz Arndts. Des Deutſhen
Vaterland” und dann „Vaterland” von Wohlgemuth hinreißend zum
Vortrag brachte. Wie eine tröſtliche Verheißung ſenkten ſich die Töne
des Kielſchen „Die mit Tränen ſäen, werden mit Freuden ernten” in
die Seelen der Zuhörer. Dann gab der Präſident des Volksbundes,
Pfarrer Siems, ſeiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß endlich ei.
Trauertag zuſtande gekommen iſt, an dem ſich alle beteiligen, der erſte
Sonntag in der Paſſionszeit. Leider ſei es noch kein geſetzlicher
Feier=
tag, obwohl ein diesbezügliches Geſuch dem Reichstag bereits ſeit Juni
1923 zur Beſchlußfaſſung vörliege. Dann ſprach Pfarrer Siems
er=
greifend und ſelbſt ergriffen Worte des Dankes an unſere zuvei
Millio=
uen Tote, die zerſtreut in aller Welt auf 40 000 Friedhöfen ruhen, und
die er uns als Vorbilder im Glauben, Lieben und Hoffen ſchilderte.
Wenn wir jenen nacheiferten, würden wir den Glauben an uns ſelbſt
wiedergewinnen und den alles zerſetzenden Egoismus aus unſerem
Volke verbannen. Der Redner ſchloß ſeine Ausführungen mit den
Worten: „Hoffen wir, daß unſerem Volke ein ſchöner Morgen tagt,
Glaube, Liebe, Hoffnung: Deutſchlands Zukunft!“
In den folgenden Augenblicken atemlofer Stille hörte man das
Schluchzen der Vielen, die ihre Toten niemals vergeſſen werden. Dann
brauſte, vorgetragen von den Sängern unter Orgelbegleitung, Mag
Bruchs „Heldenfeier” durch den hohen Kuppelbau. Der Trauermarſh
über das Lied. „Ich hatt’ einen Kameraden” vertont von
Generalleut=
nant von Kirchoff, bildete den Abſchluß der ergreifenden Feier. Unter
den Klängen des Hoheufriedberger Marſches, geſpielt von der Muſik
des 2. Bataillons des Inf.=Regts. 9 unter Muſikdirektor Heinrich
Dip=
pel, löſte ſich der Fahnenwald und mit ihm die große Trauergemeinde
langſam auf.
Der Volksbund bittet im Anſchluß hieran alle Organiſationen, die
bezüglich der Einführung eines allgemeinen Volkstrauertages mit ihm
gehen wollen, ſich an den Volksbund in Berlin W. 10.
Matthäikirch=
ſtraße 17, zu wenden.
Aufklärung eines rätfelhaften Vorfalles.
Kirn. Der von uns gemeldete geheimnisvolle Vorfall in dem
Oberhausner Wäldchen hat nun ſeine Erklärung gefunden. Der ganze
Vorfall hat ſich nun als Schwindel aufgeklärt. Der 17fährige Eduard
H., der durch ſeine Ausſagen zuerſt den Verdacht auf drei Unbekannte
lenken wollte, hat nun im polizeilichen Verhör eingeſtanden, daß er
den ganzen Vorgang inſzeniert hatte, um ſeine „Braut”, die ſich von
ihm abwenden wollte, reumütig in ſeine Arme zurückzuführen, indem er
ſie glauben machen wollte, daß er ſich ihretwegen das Leben nehmen
wollte. Um ſein Vorhaben auszuführen, fah er ſich im Kino den Harry
Viel=Film „Harry Piels ſchwerſter Sieg” an, in dem der bekannte
Detektiv neben einer Höllenmaſchine gefeſſelt wird. Die Methode, wie
die Feſſelung vor ſich ging, verſuchte er nachzumachen, was ihm indeſſen
nicht gelang. Die Knebelung mit dem Taſchentuch im Munde vollzog
er ſo geſchickt, daß er noch durch die Naſe atmen konnte.
Beſtrafte Gefälligkeit.
Oberhauſen. Einen Meineid aus Gefälligkeit geſchworen hatte
in einer Privatklageſache vor dem Schöffengericht in Oberhauſen der
Schneider Hans Krüger aus Oberhauſen. Er hatte damals unter Eid
ausgeſagt, daß die Privatklägerin von dem Beklagten die Trepppe
hin=
untergeſtoßen worden war und daß er dieſen Vorgang geſehen habe.
Das traf jedoch nicht zu. Er geſtand vor der Strafkammer ein, er habe
den Meineid nur aus Gefälligteit gegenüber der mit ihm befreundeten
Privatklägerin geleiſtet. Der „freundliche Meineid” wurde zu 1 Jahr
6 Monaten Zuchthaus verurteilt.
Mutter und Kind in den Tod.
Neunkirchen. Selbſt den Tod geſucht hat eine Frau aus
Neunkirchen mit ihrem Kinde, indem ſie an der Eliasmühle ins Waſſer
ſprang. Die Frau konnte noch rechtzeitig aus den Fluten entriſſen
wer=
den, das Kind jedoch ertrank. Wie wir hören, ſoll völlige Erblindung
ihres Kindes die Frau, die ins katholiſche Krankenhaus eingeliefert
wurde, zu dieſer Verzweiflungstat getrieben haben.
Ein raffinierter Schwindler.
München. Ein junger Bankbeamter mit nur dreimonatiger
Praxis, der in der Hauptſache mit Deviſen zu tun hatte, verübte eine
Reihe ſchwerer Betrügereien. Eines Tages erfuhr er von einer
ſchwä=
biſchen Firma, die einen ſtillen Teilhaber ſuchte. Mit dieſer Firma
trat er in Verbindung, und der junge Mann beſchloß, mit 120 000
Gold=
mark Einlage der Firma als Teilhaber beizutreten. Er übergab ſofort
zwei Schecks, einen von ihm unterſchriebenen über 100 000 Mark und
einen von einem Freund unterzeichneten über 2000 Mark, beide auf
1. April vordatiert. Im Verlauf der Unterhandlungen machte der
junge „Kapitaliſt” den ſchwäbiſchen Geſchäftsleuten den Vorſchlag, mit
Wertpapieren zu handeln, da damit viel Geld verdient werde. Er bot
ihnen öſterreichiſche Goldrentenaktien an, wovon er 700 Stück im
Auf=
trag ſeiner Bank gekauft hatte. Die beiden Geſchäftsinhaber gaben dem
„ſtillen Teilhaber” 20000 Mk. zum Kauf der Aktien, und als Deckung
erhielten ſie einen auf den 21. Februar datierten Scheck. Einem Bruder
der ſchwäbiſchen Geſchäftsinhaber lockte der junge Menſch zudem noch
6000 Mark zum Ankauf ſolcher Goldaktien heraus. Der Betrüger nahm
das Geld an ſich, kaufte aber keine Aktien. Mit dem Geld kaufte ſich der
Schwindler ein Automobil, einen Klubſeſſel, einen fahrenden Teewagen
und anderes, leiſtete ſich einen Chauffeur, machte mit dieſem große
Touren, woran ſich auch ſein Vater beteiligte, hielt mit Damen
Sekt=
gelage. Auf ſeinen Auloſpritztouren lernte der Lebemann bei
Augs=
burg einen weiteren Firmeninhaber kennen, der ſeinen Betrieb
ver=
größern wollte. Dieſem gegenüber erbot er ſich, 150 000 Aktien
abzu=
kaufen. Beim Sekt wurde der Vertrag abgeſchloſſen. Am folgenden
H
trotz unveränderter Güte
Gilliger!
M ſube 40 Pf. ½elube 25 pf.
K
Tage wollte der Betrüger die Aktien abholen. Der Firmeninhaber war
aber ſchlau genug, die Aktien nicht ohne Bezahlung abzugeben, worauf
der jugendliche Betrüger den Ankauf unterließ. Als das Geld zu Ende
war, reiſte der Scheckbetrüger auf Schuſtersrappen im Lande herum,
bis er nun der Polizei in die Hände fiel.
Der Ueberfall in Wildbad.
Tübingen. In Tübingen kam dieſer Tage ein Raubanfall zur
Aburteilung, den zwei junge Athener an einer jungen Athenerin letzten
Sommer in Wildbad verübten. Die 25jährige Modiſtin Helene Papulla
aus Athen traf auf der Reiſe nach Berlin in Dresden auf dem Bahnhof
zwei junge Leute, die ſie an der Sprache als Griechen erkannte. Nach
kurzer Unterhaltung und weil ſie merkten, daß die Athenerin Geld hatte,
ſchloſſen ſich die jungen Burſchen zur Mitreiſe nach Berlin an. Die
Papulla entſchloß ſich dann, nach Wildbad, zu befreundeten griechiſchen
Familien zu fahren und von dort aus zum Einkauf nach Paris
weiter=
zureiſen. Die jungen Leute fuhren mit nach Wildbad, ſtiegen dort im
gleichen Hotel ab und beſchloſſen ſchließlich, die Papulla zu berauben.
Zu dieſem Zweck lockten ſie dieſelbe zu einem Spaziergang in den Wald,
überfielen ſie, banden ihr Hände und Füße feſt und den Mund zu und
nahmen ihr Werte im Betrage von zirka 4500 Goldmark ab. Sie
fuh=
ren ſofort nach der Tat mit einem Auto nach Baden=Baden und
ſchick=
ten ſchließlich von Frankfurt aus eine Poſtkarte des Inhalts: „Bitte,
ſorgt für Helenchen, welche gebunden iſt auf dem Hügel gegenüber dem
„Deutſchen Hof‟. Die Poſtkarte bot Anhaltspunkte zur Verfolgung,
ſo daß man in Dresden die beiden Verbrecher, den 25fährigen
Kauf=
mann Nikolaus Heliopoulos und den Studenten Chriſtos Bofanis, beide
aus Athen, feſtnehmen und der Papulla den größten Teil ihres
geraud=
ten Gutes wieder zuſtellen konnte. Gegen den einen der Angeklagten
konnte wegen Krankheit nicht verhandelt werden, während Heliopoulos
wegen ſchweren Raubes und Urkunden=Scheckfälſchung zu der
Geſamt=
ſtrafe von einem Jahre, ſechs Monaten Zuchthaus, abzuglich ſechs
Mo=
naten Unterſuchungshaft und Bezahlung der Koſten verurteilt wurde.
* Ein gigantiſcher Bewäſſerungsplan.
Der gewaltige Plan der Bewäſſerung des Sudan in der großen
Ebene, die innerhalb des Weißen und Blauen Nil, die ſich bei Khartum
treffen, liegt, iſt vom engliſchen Unterhaus genehmigt und eine Summe
von 13 Millionen Pfund Sterling dafür bewilligt worden. Man hofft
auf dieſe Weiſe ein Gebiet von 400 000 Hektar für den Baumwollanbau
erſchließen zu können. Wenn die gegenwärtig in Ausſicht genommenen
Anlagen durchgeführt ſind, werden 120 000 Hektar fruchtbar gemacht;
doch ſoll dann noch eine Erweiterung ſtattfinden. Das Staubecken
näm=
lich, das ſich über eine Entfernung von 90 Kilometer den Strom
auf=
wärts ausdehnen ſoll, wird gegen 36 Millionen Kubikmeter Waſſer
faſ=
ſen können, wodurch die tatſächliche Bewäſſerung von gegen 400 000
Hek=
tar möglich wird. Der zunächſt ausgeführte Plan umfaßt einen Damm
bei Makwar am Blauen Nil, einen Hauptkanal von 95 Kilometer Länge.
Die erſten 55 Kilometer dieſes Kanals haben ein Bett von etwa 87 Fuß
Breite und ein Netz kleinerer Kanäle von 750 Kilometer, wozu noch
Hilfskanäle von 5000 Kilometer und Feldkanäle von 8000 Kilometer
Ausdehnung kommen. Die geſamten Ausgrabungsarbeiten dieſer
klei=
neren Kanäle allein, ohne den Hauptkanal, beivegen eine Erdmaſſe, die
etwa das achtfache des Volumens der großen Phramide von Gizeh
um=
faßt. Eine anſchaulichere Vorſtellung noch von dieſen ungeheuren
Erd=
maſſen, die bewegt werden, bietet die Tatſache, daß, wenn die
ausge=
grabenen Erdmengen in Ziegel verwandelt werden könnten, ſie genügen
würden, um eine 5 Fuß hohe und 1 Fuß dichte Mauer rund um den
Aequator zu bauen. Die Errichtung dieſes rieſigen Kanalnetzes liegt
in der Hand des Pflanzungs=Syndikats des Sudan, das bereits große
Erfahrungen im Baumwollanbau hat. Das Syndikat wird die zunächſt
fruchtbar gemachten 120 000 Hektar in 20 verſchiedene Abteilungen
zer=
legen, deren Anbau einem beſonderen Inſpektor unterſteht. Dieſes neue
Baumwolland wird etwa ſiebenmal ſo groß ſein, als das Gebiet, das der
größte Baumwollkonzern der Vereinigten Staaten beſitzt. Der Damm
beſteht in einem ſoliden Mauerwerk aus Granitquadern, die aus den
benachbarten Steinbrüchen von Segadi ſtammen. Nach den Schätzungen
ſind für dieſen Damm 15 400 000 Kubikfuß Mauerwerk nötig, und
außerdem werden noch 100 000 Tonnen Zement für die Anlage
verwen=
det. Die Länge des Dammes beträgt 3 Kilometer, die größte Höhe faſt
90 Fuß. Die Anlage ſieht 80 Hauptſchleuſen vor, jede 27 Fuß hoch und
7. Fuß breit, außerdem 14 Kanalſchleuſen von je 17 Fuß Höhe und
10 Fuß Breite und 112 Ablaßkanäle. Für die Schleuſengitter und
Ma=
ſchinen werden 3300 Tonnen Eiſen verwendet. Die Vollendung dieſes
gigantiſchen Bewäſſerungsplanes wird der Welt ein neues Baumwoll=
Land erſchließen.
* Erntebeginn in der „Stadt der Düfte‟.
Die altertümliche kleine Stadt Graſſe in der Provence, die
„Stadt der Düfte”, wie ſie als Mittelpunkt der franzöſiſchen
Parfüm=
fabriken genannt wird, beginnt ſich wieder mit dem blühenden, duftenden
Kranz zu ſchmücken, der ſie in den weiten Blumenfeldern umgibt. Die
erſte Ernte, die der Veilchen, hat bereits begonnen und wird mehrere
Wochen dauern; dann kommen die Ernten der anderen Blumen, die den
ganzen Sommer hindurch währen. Ungeheure Mengen ſtark duftender
Blumen werden in dieſem fruchtbaren und üppigen Umkreis der Stadt
der Düfte alljährlich gewonnen. Die wichtigſten Blumen, die hier für
Parfüms gezüchtet werden, ſind Roſen, Jasmin, Mimoſen, Veilchen,
Narziſſen, Orangenblüten, Jonquillen, Hyazinthen, Tuberoſen, Nelken,
Flieder, Lilien, Heliotrop und Wicken. Alle dieſe Blumen ſprießen in
zahlloſen Mengen auf den Feldern empor, und die Bewohner von
Graſſe und Umgegend ſind eifrig tätig, die duftige Ernte zu bergen.
Am eifrigſten iſt die Arbeit im Mai, wo die Roſen, Orangenblüten und
Nelken in voller Entfaltung ſtehen. Die Parfüm= und Seifenfabriken
von Graſſe ſind mit den letzten und beſten Methoden vertraut, um den
Duft, den dieſe Millionen von Blumen ausatmen, ohne jeden Verluſt
aus ihnen herauszuziehen. Die verſchiedenen Blumen werden dabei
verſchiedenen Verfahren unterworfen, und die einzelnen Firmen haben
ihre beſonderen Geheimniſſe, durch die ſie ſchon bei der Gewinnung des
Duftes für die Eigenart ihrer Parfüms ſorgen. Ziemlich allgemein iſt
die Methode, die ſorgfältig gepflückten Blüten in Fett oder Oel zu legen,
in dem ſie einige Stunden bleiben, worauf ſie durch friſche Blüten
er=
ſetzt werden. Dies geſchieht ſo lange bis das Fett oder Oel mit dem
Duft ganz durchtränkt iſt. Aus dem duftgeſätrigten Fett oder Oel wird
dann der Duft mit Hilfe von Alkohol herausgezogen, und zwar ſo
gründlich, daß in dem mit Alkohol behandelten Fett auch nicht die
ge=
ringſte Spur des Geruchs mehr zurückbleibt. Einige koſtbare Parfüms
werden durch Deſtillation gewonnen, indem der Duft aus den Blüten
deſtilliert wird. Auf dieſe Weiſe erhält man z. B. das berühmte „
Ro=
ſenwaſſer”, ebenſo Eau de Cologne. Dieſes letztere Parfüm wird in
Graſſe aus den Blüten und Blättern der Orangenbäume und aus der
Schale der Orangen mit Alkohol deſtilliert, wozu dann noch einige
an=
dere Eſſenzen kommen.
Freimaurerlogen.
— Aus freimaueriſchen Kreiſen wird uns mitgeteilt:
Bekanntlich werden in neuerer Zeit von verſchiedenen Seiten
wieder unbegründete und beleidigende Angriffe gegen die deutſche
Freimaurerei erhoben, insbeſondere wegen ihrer angeblich
inter=
national=pazifiſtiſchen unchriſtlichen Beſtrebungen. Gegenüber
ſol=
chen zum Teil auf Unkenntnis und irriger Auffaſſung
beruhen=
den Behauptungen erlaſſen die drei ſogenannten altpreußiſchen
Großlogen folgende Erklärung:
Die große National=Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln”, die
Große Landesloge der Freimaurer von Deutſchland, zu deren Lehrart
u. a. die Loge „Zum flammenden Schwert” in Darmſtadt gehörr, und
die Großloge von Preußen, gen. „Zur Freundſchaft”, ſtehen mit ihren
Grundſätzen auf dem Boden deutſcher und chriſtlicher Anſchauung.
Dieſe drei Großlogen, die drei Viertel aller deutſchen Maurer
um=
faſſen, ſind keine Geheimgeſellſchaften, ſondern haben ihre Zwecke und
Ziele, früher ſogar unter dem beſonderen Schutz der preußiſchen
Kö=
nige, offen bekannt und verfolgt. Es ſind Vereinigungen deutſcher
Männer die nach Veredelung ſtreben, nach einer ſymboliſchen, auf
ur=
alten Ueberlieferungen beruhenden Erziehungsmethode in fyſtematiſch
fortſchreitenden Erkenntuisſtufen.
Wir lehnen daher jede politiſche Tätigkeit, welcher Art ſie ſei,
be=
ſenders aber wie ſie die romaniſche Freimaurerei betreibt, als unſerem
Weſen und unſeren Zwecken widerſprechend ab.
Ebenſo entfernt ſind wir aber von irgend einem
Internationalis=
mus. Nach unſerem Grundgeſetz nehmen wir nur Männer auf, die
neben einem guten Ruf den an jedes Mitglied unſeres Bundes zu
ſtel=
lenden Anforderungen genügen. Zu dieſen Anforderungen rechnen
wir neben einer beſtimmten Vildung eine chriſtlich=religiöſe
Weltanſchau=
ung und eine im innerſten Weſen begründete nationale deutſche
Geſin=
nung. Wir fordern dieſe Geſinnung neben Achtung vor den Rechten
anderer, weil wir davon durchörungen ſind, daß es kein allgemeines
Menſchheitsideal gibt, ſendern daß, wie jede Perſönlichkeit in ihrem
Stamme wurzelt, auch nur die unbedingte Liebe und Treue zu dieſem
Stamme die Perſönlichkeit zu entwickeln vermag, und daß in einer
Gemeinſchaft, die höhere Menſchheitsziele erſtreben will, ebenſo wie
die religiöſe auch die nationale Grundanſchauung und Geſinnung die
gleiche ſein muß.
Unſer Verkehr mit den Logen der neutralen Staaten beſchränkt ſich
auf den Gedenkenaustauſch und die Höflichkeitsbezeugungen, die
zwi=
ſchen wiſſenſchaftlichen und ethiſchen Vereinigungen befreundeter Volker
üblich ſind. Unſere Beziehungen zu den Logen noch jetzt feindlicher
Staaten ſind dagegen vollſtändig abgebrochen. Wir würden den
Deut=
ſchen verachten, dem die Ehre ſeines Volkes ſo wenig gilt, daß er die
Schmach und die Unbill, die Deutſchland durch und nach dem Verſailler
Diktat erlitten hat, ſo vergeſſen kann, daß er mit dem Angehörigen
eines anderen Volkes in Verkehr treten kann, ehe dieſer nicht das uns
zugefügte Unrecht rückhaltlos anerkennt.
Für die Erneuerung und die Wiederherſtellung der Ehre unſeres
Volkes zu kämpfen, iſt eine der erſten ſittlichen Pflichten unſeres Bundes.
Berlin, den 16. Februar 1924.
Große National=Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln”, (gez.); Karl
Habicht, Pfarrer, National=Großmeiſter.
Große Landesloge der Freimaurer von Deutſchland. (gez.): Eugen
Müllendorff, Dr. phil., Ingenieur, Landes=Großmeiſter.
Große Loge von Preußen gen. „Zur Freundſchaft”. (gez.): Dr. jur.
Otto Zimmer, Juſtizrat, Großmeiſter.
Neue Bücher.
Werner Janſen: Heinrich der Löwe. Roman. (In
Ganzleinen 4,50 Goldmark. Verlag Georg Weſtermann, Braunſchweig.)
Werner Janſen nimmt im Schrifttum unſerer Zeit eine Sonderſtellung
ein: eine ſehr hohe Kunſt, der das Wort Part pour Part nichts gilt,
ſtellt ſich völlig in den Dienſt des Volkes und gräbt aus dem Ehemals
verſunkene Tugenden, läßt aus der Geſchichte Männer auferſtehen, die
mit ihrem neugeſchenkten Leben die Gegenwart aufs tiefſte erregen
müſ=
ſen. Die Kraft ſeiner Sagenromane, der Bücher Treue, Liebe,
Leiden=
ſchaft ſcheint in dem eben ausgegebenen Roman „Heinrich der Löwe” noch
verſtärkt, noch geläuterter, ſie iſt bei aller Ruhe des meiſterlichen Stils
ſo voll hinreißender Wucht, daß kaum wer das Werk anders als in
einem Zuge zu Ende leſen wird. Zwiſchen zwei Blitzen verläuft das
Buch; zwei der mächtigſten Geſtalten deutſcher Geſchichte, Friedrich
Bar=
baroſſa und Heinrich der Löwe, treten mit unheimlicher Gegenwärtigkeit
aus den Vergangenheiten und gewinnen in einem Kranz prachtvoll
ge=
ſchilderter Begebenheiten ein Leben, das ſeit dieſer kühnen, klaren
Dich=
tung ſo, und nur ſo, im Herzen Deutſchlands verankert bleiben wird.
* Ernſt Haeckel: Kunſtformen der Natur. Niedere
Tiere. 30 Tafeln. Bibliographiſches Inſtitut, Leipzig. Preis gebunden
Mk. 16.—. Seit Haeckels klaſſiſchem Atlas der Radiolarien, der vor
etwa 35 Jahren erſchien, lernten wir kein zweites Werk kennen, welches
das Gebiet der Protozoen wiſſenſchaftlich wie künſtleriſch in ſolchem
Maße erſcköpfte. Der Forſcher Haeckel war ja auch ein Meiſter der
Zeichnung, und ſo ſind ſeine zoologiſchen Tafelwerke auch für jeden
Laien eine Fundgrube des Schönen in der unendlichen Mannigfaltigkeit
wunderbarſter Naturformen im niederen Tiereich. Hgeckel hatte hier
aus ſeiner umfangreichen Literatur die ſchönſten und äfthetiſchen
wert=
vollſten Formen ausgewählt und zuſammengeſtellt, und ſo ſind dieſe
formenſchönen Organismen, ſonſt nur in teueren und ſeltenen Werken
verſteckt, Freunden der Natur und Kunſt zugänglich geworden. —vis.
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Nummer 72.
Darmſtädter Dagblatt, Mittſvoch, den 12. März 1924.
Seite 3.
Sport, Spiel und Turnen.
Radſport.
Die Gründung des Gaues 70 „Heſſen=Darmſtadt”.
Mit der Bundeshauptverſammlung des Bundes Deutſcher
Rad=
fährer am 16. Februar in Halle ging ein ſchon lange gehegter Wunſch
der heſſiſchen Bundesradler in Erfüllung. Das ſeitherige Bundesgebiet
wurde in Halle neu eingeteilt, die Anzahl der Gaue erhöht, ſo daß
heure Deutſchland in 12 Landesverbände mit 180 Gauen zerlegt iſt.
Durch dieſe Einteilung wurde uns ein ſelbſtändiger Gau „Heſſen=
Darm=
ſadt” der die geſamte Provinz Starkenburg, mit Ausnahme der Stadt
Offenbach, Iſenburg und Sprendlingen umfaßt. Die Orte Groß=Gerau
und Langen, die wegen ihrer Lage im beſetzten Gebiete eigentlich nicht
zu Darmſtadt gehörten, haben ſich jedoch zu Darmſtadt bekannt und ſind
ſo in den Gau „Heſſen=Darmſtadt” eingereiht.
In Ausführung der Hallenſer Beſchlüſſe fand in Gießen die
Grün=
bung des Landesverbandes „Heſſen” ſtatt, zu welcher der bekannte
Bundesvertreter Karl Noll, Kirchhain die neuen Gaue 68 Rheinheſſen,
69 Taunus, 70 Heſſen=Darmſtadt, 71 Frankfurt, 72 Sieg=Lahn und 73
Raſſel eingeladen hatte. Dieſe 6 Gaue bilden den neuen Landesverband
„Heſſen”, der Sitz der Geſchäftsſtelle dieſes Verbandes iſt bei dem
Bundes=
vertreter Karl Noll in Kirchhain.
In Gießen ging die Grenzfeſtſetzung der einzelnen Gaue ſehr raſch
und glatt von ſtatten, kleine Diffevenzen ſollen mit der Zeit
ausge=
merzt werden. Zum Vertreter des Landesverbandes „Heſſen” in Sachen
des Saalſportes wurde der bekannte Fahrwart Louis Hax vom hieſigen
Veloziped=Club 1899 einſtimmig gewählt.
Nachdem der L.=V. gegründet war, ging man am Sonntag, den 9.
März, dazu über, hier in Darmſtadt den Gau „Heſſen=Darmſtadt” zu
konſtruieren. Die Tagung ging im Klubheim des V. C.D. 1899 vor ſich
und nahm in allen Teilen einen glatten reibungsloſen Verlauf in echt
kameradſchaftlichen Geiſt. Als der Vorſitzende des V.C.D., Herr Jakob
König, um 3½ Uhr die Verſammlung eröffnet, waren die Vereine:
Darmſtädter Radſportklub, R.=V. Langen, R.=V. Groß=Gerau, R.=V.
1899 Dieburg, Radſportklub Dieburg, R.=V. Michelſtadt, R.=V. König,
V.=C. Darmſtadt 1899, ferner als Gäſte die Vereine von Pfungſtadt, Gr.=
Zimmern und Gr. Umſtadt anweſend.
Die Vorſtandswahl ergab: 1. Vorſitzender Jakob König, V. C.D. 1899,
ſtellv. Vorſ. O. Margurth, R.=V. Michelſtadt, Schriftführer E. Jacobi,
V. C. D. 1899, Protokoller W. Engel, V. C.D. 1899, Zahlmeiſter L. Sauer,
V. C. D. 1899, Saalfahrwart L. Hax, V.C.D. 1899, Rennfahrwart L.
Raab ſen., V. C. D. 1899, Wanderfahrwart und Jugendfahrwart J. Jung,
R.=V. 1899 Dieburg, jur. Beirat A. Kern, V. C.D. 1899,
Rechnungs=
prüfer A. Rauch I., R.=V. Groß=Gerau, Fr. Klein, R.=V. Michelſtadt,
Beiſitzer S. Levi, DR.C. 1919, W. Hermes, V. C.D. 1899, W. Jänicke,
R.=V. Langen, H. Schildgen, II. R.=V. Groß=Gerau, K. Stenger, R.=V.
1899 Dieburg, Ph. Künzel, R.=V. Michelſtadt, W. Almann=Ritter, R.=V.
Könia, J. Ciemenz, R. S. C. Dieburg.
Die Berichte über Halle und Gießen erſtattete der Vorſitzende, Herr
König, der beiden Tagungen ſeiner Zeit angewohnt hatte.
Das erſte Gaufeſt des neuen Gaues wurde auf
Antrag dem R.=V. 1899 Dieburg übertragen, der den
Termin noch bekannt gibt. Auf Antrag erhielt der Gau 70 Darmſtadt
noch den Zuſatz „Heſſen”, ſo daß der Gau nunmehr unter dem Namen
Gau 70 „Heſſen=Darmſtadt” geführt wird. Die nächſte
Gauvor=
ſtandsſitzung findet am 23. März im Clubheim des V. C.D. ſtatt.
Der bei der Verſammlung anweſende Bundesſaalfahrwart, Herr
Karl Bauer, gab dem neuen Gau wertvolle Anregungen aus ſeiner
lang=
jährigen Tätigkeit im Radſport und verſprach dem jungen Gau ſeine
tatkräftigſte Unterſtützung.
Mit einem „All Heil!” auf Bund und Gau ſchloß der Vorſitzende,
Herr König, um 6½ Uhr die Sitzung.
„Siewener”.
Fußball.
Fußballfpiele in Nierſtein.
ch. Die geſtern hier ſtattgefundenen Fußballſpiele, die nur auf
freundſchaftlicher Baſis beruhten, hatten unter den außerordentlich
ſchlech=
ten Platzverhältniſſen ſehr ſtark zu leiden. Es wäre ſehr wünſchenswert,
dieſen Platz etwas — wenn auch nur für einen kleinen Waſſerabfluß
ge=
ſorgt würde — umzugeſtalten, damit Spiele, wie ſie gerade am Sonntag
hier ausgetragen werden ſollten und die vom Publikum ſo gern verfolgt
werden, auch wirklich zur Geltung kommen können.
Der Spielplan für Nierſtein war geſtern ein guter, da ſich nicht
weniger als drei Mannſchaften im Freundſchaftsſpiel gegenüberſtanden.
Als erſte Mannſchaft betrat pünktlich um 12½ Uhr die hieſige
Alte Hervenmannſchaft” den Platz, um ſich mit der erſten Mannſchaft
des Lörzweiler Sportvereins zu meſſen. Das Spiel endete mit 2:1 für
Nierſtein.
Weniger intereſſant war das Spiel der Jugendmannſchaft Nierſteins
gegen die gleiche von Weiſenau. Das Spiel wurde während der
Halb=
zeit abgebrochen, nachdem für Nierſtein 3 Tore gefallen waven.
Die erſte Mannſchaft, die gegen Eich ſpielte, verlor 3:1.
Ueber den Spielplan für den kommenden Sonntag werden wir in
einer unſerer nächſten Nummern berichten.
Tv. Babenhauſen I. — Tv. Sprendlingen I. 8:3 (3:2).
Nach langer Spielpauſe trafen ſich am Sonntag die beiden 1.
Mann=
ſchaften des Tv. Sprendlingen und Babenhauſen zum fälligen
Verbands=
ſpiel. Das Spiel, vom ſchönen Wetter begünſtigt, verlief infolge des
einwandfreien Spielens beider Mannſchaften zur Freude der zahlreich
erſchienenen Zuſchauer. Der Schiedsrichter, Herr Steinmetz,
Pfung=
ſtadt, war dem Spiel ein gerechter Leiter und leitete es zur
Zufrieden=
heit beider Mannſchaften.
Tv. Babenhauſen 1. Jgd. — Tv. Seeheim 1. Jgd., 1:0.
Eine allgemeine deutſche Tagung für körperliche Erziehung
wird, wie ſeit längerer Zeit geplant, in den Tagen vom 23.—25. Mai
in Berlin ſtattfinden. Veranſtalter iſt der Deutſche Reichsausſchuß für
Leibesübungen. Für die Beratungen, die den 23 /24. Mai ausfüllen,
ſteht der große Saal des Reichswirtſchaftsrates in der Bellevueſtraße 15
zur Verfügung. In den Vordergrund gerückt ſind die Fragen der
täg=
lichen Turnſtunde und der Lehrer= und Turnlehrerausbildung. Zur
Berichterſtattung ſind u. a. namhafte Gelehrte wie Bier und Spranger
aufgefordert. Sonntag der 25. Mai, wird in den Vormittagsſtunden
das Kuratorium der D.H.f.L. im Stadion verſammeln; für den
Nach=
mittag iſt daſelbſt eine turnſportliche Veranſtaltung vorgeſehen.
Zahlreiche Anfragen aus allen Teilen Deutſchlands laſſen erkennen, daß
die Tagung ein Gebot der Zeit iſt. Sie ſoll einen Ueberblick über den
Stand der körperlichen Erziehung zur Stunde bieten, die wichtigſten
Erfahrungen zuſammenleiten und eine planvolle und tatkräftige
Weiter=
arbeit ermöglichen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 13. März:
Anhalten des vielfach heiteren, morgens dunſtigen und trockenen
Wetters.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentſſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abf. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begrünvet werden.
Wer zahlt Steuern?
Nach den Ausführungen des Einſenders des Artikels in Nr. 62
müßte eine Lohnerhöhung ſeit November vorigen Jahres eingetreten
ſein, und zwar um die Einkommenſteuer, die doch ſchon ſeit Jahren den
Lohnempfängern in gleicher Höhe von 10 Prozent vom Arbeitslohn
ein=
behalten wird.
Jedem Arbeitnehmer wird es völlig unbekannt ſein, daß das
Ein=
kommenſteuergeſetz nennenswerte Aenderungen zu Gunſten der
Lohn=
empfänger erfahren hat. Noch viel weniger kennen die Arbeitnehmer
irgendeinen Lohn= oder Gehaltstarif, in dem eine erhöhte
Einkommen=
ſteuer beſonders eingearbeitet oder, wie ſich der Einſender ausdrückt,
auf die Arbeitgeber überwälzt iſt.
Der Einſender beweiſt, daß er die Steuern als läſtige
Geſchäfts=
unkoſten einkalkuliert. Er wird ſich aber nie mit derartigen
Geſchäfts=
unkoſten belaſten, ſondern er wird ſie ſchnell abwälzen, d. h. die
Konſu=
menten ſind die eigentlichen Steuerträger. Welcher Arbeitgever kann
dann heute noch die Perſonalſteuern ſeiner Angeſtellten völlig
über=
nehmen? — Iſt es aber irgendeinem Arbeitnehmer möglich, Steuern
ab=
zuwälzen? Hier ſei nur an die „gemachte Ueberwälzung” der
außer=
ordentlichen ſtaatlichen Grund= und Gebäudeſreuer erinnert. Wen treffen
dieſe abgewälzten Steuern in der Mehrheit? Doch in der breiten Maſſe
nur den Lohnempfänger, die dadurc) zum Hauptſteuerträger der
Per=
ſonalſteuern werden. Wenn dieſes noch keine Beweiſe für den Einſender
ſind, dann wird zum Studium die Ueberſicht über die ſeit Beginn des
Rechnungsjahres 1923 erhobenen Reichsſteuern im Reichsanzeiger
em=
pfohlen. Er wird ſich überzeugen müſſen, daß die anderen
Erwerbs=
gruppen doch lächerlich geringe und vor allem entwertete Beträge an
Perſonalſteuern aufgebracht haben.
Sollte auch dieſes kleine Zahlenmaterial nicht genügen, dann
em=
pfehle ich noch das unparteiiſche Gutachten der internationalen
Sach=
verſtändigenkommiſſion. Die Steuerlaſten in Deutſchland ruhen auf den
Schultern der breiten Maſſe, dieſe muß unter allen Umſtänden entlaſtet
werden. Es wird deshalb eine gerechte Steuerverteilung dringend
empfohlen.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete VIII2): Tanzſuite,
hierauf: „Ariadne auf Naxos”. — Orpheum 7¾ Uhr: „Die
keuſche Suſanne‟ — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele: Kinovorſtellungen. — Jüd. Jugendverein, abends 8½ Uhr,
im Fürſtenſaal: Muſikaliſch=deklamatoriſcher Abend.
Verſteigerungskalender. — Donnerstag, 13. März 1924.
Stammholzverſteigerung, vormittags 10 Uhr, im Eberſtädter
Gemeindewald. Zuſammenkunft auf der Kreisſtraße Eberſtadt=
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ſtadt am Main=Neckav=Bahnhof.
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Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wietſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſch= Nachr chten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich ſür Schlußd en:: Andreas Bauer
Verantw rtlich für den Inſeratente’l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
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Seite 10.
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Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekannrachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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Verſteigerung bon
Markſtand=
plätzen d. Darmſtädter
Bochen=
marktes.
Am Montag, den 17. März 1924,
vormittags 9 Uhr, werden in der
Turnhalle am Woogsplatz die ſtändigen
Marktſtandplätze auf dem Marktplatz
und Schillerplatz für die Zeit vom 1. April
1924 bis Ende März 1925 öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert. Der Belegungsplan
und die Verſteigerungsbedingungen liegen
bei dem ſtädt. Marktmeiſter (Stadthaus
Zimmer 26) zur Einſicht offen. Der
Zu=
ſchlag wird erſt dann erteilt, wenn der
Nachweis der Zahlung der
Markrſtand=
gelder aus dem Jahr 1923 erbracht iſt.
Darmſtadt, den 10. März 1924. (st2931
Der Oberbürgermeiſter.
Jagd=
Verpachtung.
Samstag, den 15. März 1924,
nachmittags 2 Uhr, wird die Jagd
der Gemeinde Dorf Erbach bei Karl
Müller auf weitere 6 Jahre öffentlich
verpachtet. Die Jagd hat einen guten
Wildſtand aufzuweiſen und iſt 20 Min.
von Station Erbach entfernt und umfaßt
425 ha.
(2863gm
Dorf Erbach, am 5. März 1924.
Heſſ. Bürgermeiſterei Dorf Erbach.
Walther.
Jagdliebhaber
geſucht.
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ſetztes Gebiet; doch werden Päſſe koſtenlos
beſorgt. Pachtpreis 1000 G.=M. ½ Std.
von Darmſtadt Angeb, an 2r. Wolters,
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Griesheim b. Darmſt.
Darmſtädter Tagblatt
Wirtſchaftliche Rundſchau.
w. Zur Ablieferung ausländiſcher
Vermögens=
gegenſtände. Die Deviſenbeſchaffungsſtelle gibt bekannt: 1. Durch
die fünften Durchführungsbeſtimmungen zur Verordnung über die
Ab=
lieferung ausländiſcher Vermögensgegenſtände (Goldwertabgabe) iſt der
Schlußtermin für die Ablieferung auf den 25. März 1994 feſtgeſetzt
wor=
den. Wer noch nicht abgelieſert hat, muß bis zu dieſem Termin ſeiner
Ablieferungspflicht genügen. 2. Goldmarkquittungen werden vom 7. 3.
1921 nicht mehr ausgeſtellt. Ausnahmsweiſe kann die
Deviſenbeſchaf=
fungsſtelle für Ablieferungen vor dem 25. November 1923 noch
Gold=
markquitungen erteilen. Ueber die Vorausſetzungen hierfür können
die Ablieferungsſtellen Auskunft geben. 3. Die Entrichtung des
Gegen=
wertes erfolgt weiter in der bisherigen Weiſe. Bei Ablieferungen, für
die fetzt keine Goldmarkquittungen mehr ausgeſtellt werden, wird der
Gegenwert ohne Einreichung einer Goldmarkquittung in Sprozentigen
Schatzanweiſungen entrichtet. 4. Alle Goldmarkquittungen, die ſich in
den Händen der Ablieferer befinden, ſind zur Entrichtung des
Gegen=
werts bis zum 25. März 1924 einzureichen. Verſpätet eingereichte
Gold=
markquittungen werden nicht eingelöſt.
—Vereinigte Hauſener Brotfabriken A.=G., Sitz
Frankfurt a. M.,=Haufen. Gegenſtand iſt Herſtellung von Brot
und verwandten Backwerken, ſowie deren Vertrieb. Das Grundkapital
beträgt 58 000 Goldmark, zerlegt in 99 Stamm= und 17 Vorzugsaktien.
Die Aktien auf Inhaber haben einen Nennwert von je 500 Goldmark,
die Ausgabe erfolgt zum Nennwerte. Die Vorzugsaktien ſind mit
dop=
peltem Stimmrecht und 4proz. Vorzugsdividende ausgeſtattet. Die
Hauſener Brotfabrik G. m. b. H. bringt Maſchinen. Gerätſchaften uſw.
gegen Gewährung von 17 Vorzugsaktien ein, die Firma Lautz u.
Hofmann Bäckerei, Fuhrpark, Kontor, Mehlboden Magazin ſowie
Immobilien (Bez. Hauſen) gegen Gewährung von 96 Stammaktien und
1500 Goldmark in bar ein. Gründer ſind: 1. Hauſener Brotfabrik G.
m. b. H.: 2. Firma Lautz u. Hofmann in Frankfurt a. M.=
Hauſen; 3. Prof. Bahlke=Frankfurt a. M.; 4. Fabrikant Karl
Hofmann=Darmſtadt; 5. Kaufmann Eduard Bach=Frankfurt
a. M. Die Gründer haben ſämtliche Aktien übernommen. Zu
Vor=
ſtandsmitgliedern ſind beſtellt: 1. Fabrikant Louis Hofmann=
Darmſtadt: 2. Fabrikant Karl Hofmann=Darmſtadt;
3. Fabrikant Robert Lautz=Darmſtadt. Mitglieder des
Auf=
ſichtsrats: 1. Prof. Bahlke, 2. Oskar Rudolf=Stuttgart, 3. Direktor
Hch. Burkard=Frankfurt a. M., 4. Juſtizrat Dr. Jak. Liebmann=
Frank=
furt a. M., 5. Kaufmann Eduard Bach=Frankfurt a. M.
12. März 1924 Nr. 72
* Vereinigte Stralſunder Spielkautenfabrik
A.=G. — Umſtellung auf Goldmark. Der Abſchluß für
das Ende Juni 1923 abgelaufene Geſchäftsjahr zeigt einen
Betriebs=
überſchuß von 193 058 Goldmark (i. V. 20 077 040 Papiermark).
Allge=
meine Geſchäftsunkoſten erſorderten 184 740 G.=Mk. (i. V. 14011 998
P.=Mk.). Es verbleibt ein Reingewinn von 8318 G.=Mk. Hiervon ſollen
5 3.— in Goldanleihe oder Rentenmark (4.20 Rentenmark —
8 1.—) auf je nom. 3000 Mk. Aktien verteilt und der Reſt von 2438
Goldmark auf neue Rechnung vorgetragen werden. In der Bilanz
er=
ſcheint das Aktienkapital unverändert mit 1,4 Mill. G.=Mk. Ferner
erſcheinen u. a.: Anlage mit 500 000 G=Mk. (i. V. 100 000 Papier=Mk.),
Wertdapiere mit 8400 G.=Mk. (i. V. 586 228 P.=Mk.), Außenſtände mit
248 269 G.=Mk. (i. V. 6 603 024 P.=Mk.), Vorräte mit 874 927 G.=Mk.
(i. V. 5 267 817 P.=Mk.) Dieſen Aktivpoſten ſtehen an Verpflichtungen
gegenüber: 9805 G.=Mk. (i. V. 4 412248 P.=Mk.), Rücklagen werden
mit 165 000 G.=Mk. ausgewieſen (i. V. 730 000 P.=Mk.), Schreib=
Stif=
tung mit 50 000 G.=Mk. (i. V. 1 Mill. P.=Mk.). Dem Bericht des
Vor=
ſtands entnehmen wir folgende Ausführungen: „In dem abgelaufenen
einundfünfzigſten Geſchäftsjahr waren wir in allen Abteilungen
be=
friedigend beſchäftigt. Der Betrieb konnte ohne größere Hinderniſſe
fort=
laufend aufrecht erhalten werden. Der weitere Verfall unſerer
Wäh=
rung brachte ſteigende Preiſe für die Herſtellungsmaterialien. Löhne,
Gehälter und ſoziale Laſten erhöhten ſich von Woche zu Woche und
dem=
entſprechend mußten auch unſere Verkaufspreiſe annähernd
heraufge=
ſetzt werden. Dieſe Verhältniſſe bedingten wiederum einen enormen
Geldbedarf, dem wir, dank unſerer Reſerven aus früheren Jahren, ohne
jede Kapitalserhöhung begegnen konnten. Die inzwiſchen erſchienene
Geſetzesvorſchrift zur Umſtellung der Bilanz auf Goldmark veranlaßte
uns, die vorliegende Bilanz ſchon dementſprechend aufzuſtellen.
Da=
durch ſind unſere Reſerven aus früheren Jahren zunächſt verloren
ge=
gangen und wir waren gezwungen, das bis auf 100 000 Mark
abge=
ſchriebene Anlagekonto um 400 000 Mk. zu erhöhen. Wenn auch die
eingeſetzten Zahlen ein klaues Bild über die Lage unſeres Unternehmens
nicht geben können, ſo haben wir doch, infolge vorſichtiger Bewertung
bei der Beſtandsaufnahme die Ueberzeugung, daß wir keine
Subſtanz=
verluſte erlitten haben. Für das laufende Geſchaftsjahr ſind die
Aus=
ſichten nicht überſehbar. Die in den erſten Monaten weiter rapid
ſin=
kende Währung mit allen üblichen Wirkungen und die enorme ſteuerliche
Belaſtung der Spielkarten brachten eine Unſicherheit ins Geſchäft, die
einen zeitweiligen völligen Stillſtand im Abſatz verurſachte. Das
Per=
ſonal mußte eingeſchränkt, die Arbeitszeit verkürzt und hohe teure
Bank=
kredite in Anſpruch genommen werden. Nachdem in neuerer Zeit ſich
un=
ſere Währung ſtabil geſtaltet hat, iſt die Kaufluſt in den letzten Wochen
etwas gebeſſert worden, und wenn dieſe Erſcheinung von Dauer iſt
hof=
fen wir, auch dieſe Kriſe überwinden zu können. Allerdings bleibt die
Gefahr beſtehen, daß bei der drohenden weiteren Verſchärfung der
Steuergeſetzgebung das noch vorhandene Betriebskapital außerordentlich
geſchwächt wird. Schwere wirtſchaftliche Erſchütterungen ſtehen uns
be=
vor, die auf den Geſchäftsgang nicht ohne Einfluß ſein können.
Banken.
t. Eröffnung der 14. Breslauer Meſſe. Die 14.
Bres=
lauer Meſſe wurde am Sonntag vormittag ohne beſondere Feierlichkeit
eröffnet. Die Beſchickung der Meſſe iſt wie bei der Königsberger und
der Leipziger Meſſe über Erwarten ſtark. Nach dem Beſuch der
Geſamt=
meſſe am erſten Tage zu urteilen, wird mit einem vollen Erfolg der
Ausſteller und einigermaßen normalen Ein= und Verkaufsmöglichkeiten
zu rechnen ſein.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 11. März.
Amt=
liche Notierungen. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack,
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack.) Preis je 100 Kilo:
Weizen Wetterau 18,75—19, Roggen 16,50—16,75, Sommergerſte für
Brauzwecke 21,50—22,25, Hafer inländiſcher 15,50—16, Weizenmehl
ſüd=
deutſches Spezial Null 27,75—28,50, Roggenmehl 24,25—25, Weizen= und
Roggenkleie 9,50—10,25, Mais Laplata 19,50—20.
wh. Berliner Produktenbericht. Bei andauernd ſehr
ſtillem Geſchäft erfuhren die Preiſe heute am Produktenmarkt nur
ge=
ringfligige Aenderungen. Weizen war ſeitens der Mühlen wegen des
ſchlechten Mehlabſatzes wenig begehrt, Roggen war wenig angeboten,
begegnete aber auch keiner Kaufluſt. Gerſte war ruhig, Hafer war zu
Preiſen, zu denen neue Ware zu beziehen iſt, nicht zu verkaufen. Kleie
blieb feſt, auch Futterartikel waren eher etwas beſſer.
=Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Den Bemühungen der in Frage kommenden Fachverbände iſt es
gelungen, die Staatsforſtverwaltungen zur Wiedereinführung eines
kurzen Stundungskredites in Akzeptform zu bewegen. Freilich kommt
nur eine gedeckte Stundung in Frage. Die in den Forſten gekauften
Hölzer dürfen nur in Höhe der abgezahlten Beträge aus dem Walde
entfernt werden. Immerhin bedeutet die kurze Stundung ſie gewiſſe
Erleichterung für die Sägewerksinduſtrie. Man muß nur de Hoffnung
ausſprechen, daß die Wiedereinführung einer Zahlungserleichterung
nicht zu einer weiteren Steigerung der an und für ſich außerordentlich
hohen Rohholzpreiſe und zu einer Verteuerung des Schnittholzes
füh=
ren möge. In letzter Zeit zeigen ſich am Holzmarkt Tendenzen, die
Verkaufspreiſe zu erhöhen. Wenn auch einſtweilen Verſuchs dieſer Art
geſcheitert ſind, ſo iſt es doch immerhin möglich, daß bei einer weiteren
Steigerung des Abſatzes auch die Schnittholzpreiſe mäßig in die Höhe
gehen. Die Leipziger Meſſe hat unter allen Umſtänden eine Belebung
des Geſchäftsganges am Holzmarkt hervorgerufen. Verſchiedene
Mößel=
fabriken haben verhältnismäßig gute Aufträge hereinbekommen und
Veranlaſſung genommen, mit ihren alten Lieferern Abſchlüſſe in
Schnitt=
hölzern zu tätgen. Insbeſondere ſcheint der Abſatz in den lange
voll=
ſtändig vernackläſſigten aſtreinen Seitenbrettern, die hauptſächlich
Ab=
ſatz in der mittel= und weſtdeutſchen Holzinduſtrie fanden, zu ſteigen.
Es ſind verſchiedene größere Verkäufe nach der Gegend von Hannover,
Bielefeld, Oeynhauſen und auch in letzter Zeit nach dem Ryeinlande
getätigt worden. Die rheinländiſchen und weſtfäliſchen Firmen zeigen
ſeit kurzem erhöhtes Intereſſe an den Angeboten oſtpreußiſcher
Säge=
werke, und es ſind auch verſchiedene Abſchlüſſe mil Firmen, die in den
beſetzten Gebieten ihre Niederlaſſungen haben, bekannt geworden zu
Preiſen bon 90—100 Mark je Kubikmeter ab Oſtpreußen für gute
un=
fortierte Stammware.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 11. März 1924.
(Eigener Bericht.) Die Börſe eröffnete nach den ſchweren Kurseinbrüchen,
die an der geſtrigen Nachbörſe eingetreten waren, heute auf den
gro=
ßen Märlten etwas widerſtandsfähiger. Das Angebot war entſchieden
geringer als geſtern, daneben ſchritt die Spekulation in größerem
Um=
fange zur Eindeckung geſtern getätigter Leerverkäufe, was dem
Kurs=
niveau eine gute Spitze bot. Auch Meinungskäufe beſcheidenen
Um=
fangs konnten vereinzelt beobachtet werden. Die Situation hat ſich im
großen und ganzen zwar nicht geändert, aber ſtimmungsmäßig iſt
gegenüber dem geſtrigen Peſſimismus ohne Zweifel eine leichte
Beſſe=
rung zu verzeichnen. Man hofft, daß die Ermäßigung des Stempels,
wvorüber morgen die Sachverſtändigen gehört werden ſollen, dielleicht doch
eine kleine Anregung für die Effektenmärkte bieten wird. Zu ſtarken
Kurseinbußen kam es noch am Kaſſamarkt, wo das Publikum mit
um=
fangreichen Verkaufsorders am Markte war. Beſonders ſtark
herab=
geſetzt wurden einige Werte mit kleinem Intereſſenkreis, wo die
Inter=
vention ausblieb. Am Auslandsrentenmarkt waren Türken gut
be=
hauptet — Zolltürken und II. Bagdad ſchließen zirka 8,375 Geld, Ruſſen
ſind vernachläſſigt 02er zirka 3, gemiſchte zirka 2. Heimiſche Renten
hielten ſich etwa auf dem geſtrigen Niveau. Am Deviſenmarkt war
Aus=
zahlung Paris nach vorübergehender Erholung per Kaſſe ziemlich wieder
118,5 gegen London per Ende Mai 141,5. Im freien Verkehr hörte
man: Beckerſtahl 9, Beckerkohle 9,25, Brown Boveri 2,4, Falcon 0,4,
Georgi 0,8, Growag 0,34, Hanſa Bank 0,3, Kayſer Waggon 0,6,
Kreich=
gauer 0,5, Krügershall 9,75, Mez Söhne 5,5, Meher Textil 0,85,
Petro=
leum 17,5, Raſtatter Waggon 8,25, Schebera 37/ Ufa 9. Die Nachbörſe
war vollſtändig geſchäftslos, aber nicht ſchwächer.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die geſtern
ungünſtig wirkenden Gerüchte über eine Zuſammenlegung der Aktien
bei der Berliner Handelsgeſellſchaft und über Kreditfündigungen bei der
Seehandlung haben keine Beſtätigung bzw. eine beruhigende Aufklärung
gefunden. Infolgedeſſen konnte der heutige Effektenverkehr mit einer
ſeichten Erholung beginnen. Guten Eindruck machte auch die
Zeitungs=
meldung, daß die Referenten der Samstag=Kundgebung für Herabſetzung
der Börſenumſatzſteuer zu einer Beſprechung in das
Reichsfinanzmini=
ſterium geladen worden ſeien. Demgemaß fanden Rückkäufe ſtatt, die
namentlich am Montanmarkte die Kursgeſtaltung günſtig beeinflußten.
Hier erzielten die noch im Kurs ſtehenden Papiere, wie Bochumer und
Eſſener Steinkohle, Harpener und Kattowitzer ſowie Rheinſtahl,
Auf=
beſſerungen um 1½—3 Billionen Prozent. Von chemiſchen Papieren
zeichneten ſich nur Oberſchleſiſche Kokswerke durch Höherbewertung —
nämlich um 4 Billionen Prozent — aus. Von Elektrizitätsaktien waren
Siemens u. Halske 2 Billionen Prozent höher. Maſchinenfabrikaktien
waren wenig verindert, auch Bank= und Schiffahrtsaktien lagen ſtill auf
dem geſtrigen Kursſtand. Ein gleiches kann von den ausländiſchen
Renten geſagt werden, dagegen ſchwächten ſich deutſche Anleihen weiter
ab. Nach der Erledigung der erſten Kaufaufträge erlahmte das Geſchäft
aber wieder vollkommen und nahm die jetzt bereits gewohnte
Luſtloſig=
keit an. Im allgemeinen beſtand aber, von gelegentlichen
unbedeuten=
den Abbröckelungen abgeſehen, Widerſtandsfühigkeit gegen weitere
Nück=
gänge. Schleſifche Montanpapiere blieben feſt und beſſerten ſich zum
Teil ſogar etwas, namenklich Oberſchleſiſche Eiſeninduſtrie.
Oeviſenmarkt.
Die Notizen verſtehen ſich für Buenos Aires, London, Newyork,
Japan, Rio de Janeiro für eine Einheit Amſterdam, Brüſſel, Danzig,
Kopenhagen, Kriſtiania, Stockholm Helſingfors, Italien, Paris,
Schweiz, Spanien, Liſſabon, Prag, Jugoſlawien, Sofia für 100
Ein=
heiten, Wien und Budapeſt für 100 000 Einheiten.
Berliner Kurſe. /Eigen telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſh mit 1000 000 000,
Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch
Berl.=Anholt=Maſchinen
Berl.f.Elektr. W.vorzug.
Vismarckhütte.
Braunkohlen=Briketts .
Bremer Vulkan .....
„ Wolle. ....
Chem. Heyden..
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel.. .
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel. .
Deutſche Erdöl ....
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke.
Dt. Waffen u Munitio=
Donnersmarckhütte
Dynamit Nobel
Elberfelder Farben.
Elektr. Lieferung.
R. Friſter
Gaggenau Vor
Gelſenk. Gußſtahl
Geſ. f. elektr. Untern
Halle Maſchinen
Han. Maſch.
Hanſa Dampfſch.
Frankenkurs in London: 145.62
Markkurs „
19.—
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Frankfurter Kursbericht vom 11. März 1924.
fiſche Staatspapiere.
a) Deutiche.
hsanleihe .. . . . . . ...."
.......
olbanleihe. .........
hatzanweiſungen ...
zanw. K Ausg. Iv. 23
k IIv. 23
Tv. 24
K
K, IIv.24
u. V. Schaßanweiſg.
lk.
ſutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
eihe .. . . . . . . . . . . .."
Konſols ........"
Anl. unk. 1935 ......
v. 1907 ......."
ſern Anleihe ........."
.....
llar Goldmk.=Schatzanw.
Heſſen Reihe XXX11.
b. b. 28 ... . . . . . . ....."
en unf. 1924... . . . . . .."
........
......
ttemberger .........."
Ausländiſche.
tien L.=E.=B. v. 1914.
L.=Inpeſt.=Anl. v. 1914
v. 1902 .........."
...
gar. Tabal 1902. ......
driech. Monopol..
Oeſt. Staatsrente v. 1913
8 ......."
eſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
....... . . ........
Goldrente ........."
einbeitl. Nente ......"
m am. Rente v. 03 ....
Goldrente v. 13 ...."
am. Goldrente konv.
am. v. 05 ........"
1. (Admin.) v. 1903...
(Bagdad) Ser. I
„ II.."
v. 1911, Zollanl. ...
nn. Staatsr. v. 14 ...."
Goldrente ........"
Staalsr. u. 10 ..."
Kronenrente ......
innere .. . . . .
uß. v. 99.....
1.01. ſtfr. ...
nner. . ..
utionsanleihe
Serie l.....
4 — Millionen
88.25‟
— Ri. 0.059
33
0,175
1,6 Md
0275
0.525
0.54 2.9‟
2,99
1.3M.
0.20
0,2) 4,2
0.39
0.31 3,5 1 Reke 105 3,5
15 125 1,4 925
8.75
8,5 535 62
4,73
Oblig. v. Transportanſt. 10 3
15
2 Cliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
4% Gal. Carl Ludwv.=Bahn. ..
15
65
5%0 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtir ..
2,6% Ulte Oeſt. Südb. (Lomb.) 7.75
2 6%Neu=
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. Em.. 8,2
% Oeſt.
„ 9. Em. ...
v. 1885 ..
% Oeſt. Staatéb. b. Erg. Netz.
% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
%o Salon. Conſt. Fonction ..."
2 Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuautepee. . ..........."
4½2% „ ..
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl.
11,3
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
Roggenwert=Anl.
5%
4,2:
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser. Iu, II 1.
5% Südd. Feſtwertot. . ...... 1,5
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Crebitanſtalt. . .
Bank für Brauinduſtrie ...... 2,6
Barmer Bankverein..
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
031 / Berliner Handelsgeſelſchaft . ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
112
12,6
Deutſche Bank..
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 5.4
Deutſche Hypot.=Bauk Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........ 1.35
Disconto=Geſellſchaft . ........ 15.6
Dresdner Bank... . . . . . .. . ..."
1.
Frankfurter Bank
3.8
Hypotheken=Bank.
Metallbank. ..
20
Mitteldeutſche Creditbank. .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
76
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditban
„ Hypothekenbank
Süddeutſche Discunto=Geſellſch. 12,1
Weſtbank .......... .. . . . . .. . ! 095
Wiener Bankverein .......... 0.45
Bergwerk3=Aktien.
............. 10
Berzelius
Bochumer Bergb. ...... . .. ..
Buderus. ........... .. . .. .. 19.9
Dt. Luremburger ............"
Eſchweiler Verqwerks=Akt. . ...
Gelſenkirchen Bergw. ........
Harpener Bergbau .........."
Kaliwerke Aſchersleben ....... 18.
Salzoerfurth. .....!
Weſteregeln ......"
25,75
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmaun Röhren........ 41,75
Mansfelder ................." 1
Oberbedurf ... . . . . . . . . . . . . . . 29,5
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ...... 32.5
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...."
Phönix Bergbau ............ 37,5
11. 3
1.65
19.
6.
4,5
7,5
11.25
28,5
111
üs
45
13
375
19.73
36
3.75
08
0.4125
98
No,
48,5
52,75
18
44,5
41
13
26,5
33
urden 0U —ohne Umſaz. X —rationiert.
Rhein. Stahlwerke ... ..
Riebeck Montan.. . . . ..
Rombacher Hütte..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte .. ..... . . ...."
Aktien induſtr. Auternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . ."
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ..................."
—
Akkumulat. Berlin .. . . . .."
Adler E Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kieher) ......."
A. E. G. Stamm.. . . . . . . .
6% „ „„ Vorzug Lit.A ..."
5% „ „ „ Vorzug Lit. B..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano ....."
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim)...
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano. ..... . . . ......"
Baſt Nüruberg .............."
Bahriſch. Spiegel............"
Beck & Henkel Caſſel) ........"
Bergmann El, Werke ........."
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Eementwerk Heidelberg.......
Karlſtadt ......."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . ........"
„ Griesheim Elektron ...."
„ Fabrik Milch .........."
Beilerster=mer ........"
Daimler Motoren............"
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Golb= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken .. . . . ..."
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stami) ......"
Düiſſeld. Ratinger (Dürr)....."
Dyckerhof & Widm. Stamm .. .
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meher jr. .. . . .."
Elberfelder Farbw. v. Bayer.."
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft ... . . .."
Elſäſſ. Bad. Wolle........ ..."
Emag, Frankfurt a. M... ... .."
Email.= & Stanzw Ullrich ...."
Enzinger Werke .......... . . .
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift........"
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten E Guilleaume. Carlsiv...
Feinmechunk (Jetter).
Feiſt Seitkellerei Frankf. a. M.
Fraukfurter Gas.
Frantſurter Hof.
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs. Waggon Stamnm ...."
Ganz. Ludlbig. Mainz ......."
3
18,25
115
11,6
825
45
1925
20,5
275
44
10
10,5
19,75
115
15,125
10.3
16.5
66
16.4
ſi.
4,6
22.5
2,5
69
29
4,75
19
3.6
10.75
0,9
19
N.
115
28.25
24
6.9
14
Plo
2
1.65
ie,
19
10,85
1425
26,5
.
20,25
26
13
18,5
4,2
10.25
14,2)
10,4
17,5
63
16
3,75
21.5
*
6,6
10,7
6,5
935
16
1.
14
Geiling & Cie....
Germania Linoleum .. . . . . .
Gelſenkirchen Gußſtahl ......"
Goldſchmidt, Th. .... . . . . .."
Gotha Waggon ...."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach..
Grün & Vilfinger ........."
Hammerſen (Osnabrück)....."
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtgedt, Gießen ......"
Hilpert Armaturenf. . .. . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Bhil. . ......
Holzverk.=Induſtr.
Hydrometer Breslau
Inaa ..."
Junghans Stamm
Karlsruher Maſchinen.
K rutade R.
Klein, Schanzlin & Becker
Knorr, Heilbronn......
Kolb & Schüle Spinn. ....
Konſervenfabrik Braun ...."
Krauß & Co., Lokom.
Lahmener & Co. .
Lech. Augsburg ......
Lederw. Rothe ..........
Lederwerke Spicharz ......."
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. .. . . . . . ."
Luther, Maſch.= u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie .........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . .
Meyer, Dr. Paul.."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm..... ....
Motorenſabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. ..
Neckarwerke Eßl. St unm .....
Oleawerke, Frankfurt a. M.....
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. .............
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall. . .
Rhein. Elettr. Stamm .. . .. ...
„ Metall Vorzüge ... . . ..
Rhenania, Aachen ...........
Riedinger, Maſchinen ........."
Rückforth, Stettin ..........."
Nütgerswerke .............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau......
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik.
Schrift gießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Rürnberg)
Sch uhfabrit Berneis-Weſſel ...
Sch uyfabrik Herz
Schuhf. Leunder Offenbach ...
Sch als, GBrünlack, NoZh... ... ..
Seilinouſtrie Wolff.........."
Sichel & Co., Mainz ........."
Sie nens Elektr. Betriebe ... .."
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens & Halske..........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..."
Süddeutſche Immobilien ....
Thüring. eleftr. Lief.-Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler .....
Beithwerke in Sandbach .
Verein f. Chem. Inouſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
„ Faßfabriken Caſſel
„ Gummifabr. Bln.=Frkf..
„ Pinſelfabr. Nürnberg .."
„ Ultramarin ..........."
Zellſtoff. Berlin ......."
Vogtländ. Maſch. Vorzüge ....
Stämme ....
Voigt & Haeffner Stämme ...
Voltohm, Seil..............
Wayß & Freytag. . . . . . . . . . . .."
Wegelin Rußfabrik ..........
Zeliſtoff Walohof Stamm ....
Buckerfabr. Waghäuſel ........
Frankenthal ......"
Heilbronn. ......
Offſtein .........."
Nheingau .........
Stuttgart . . . . . ...
Transport=Aktien.
Schantung E. B........"
Süddeutſche Eiſenbahn=Gef.
Hapag (Paketfahrt! ........"
Nordd. Llond. . ........."
Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf
............"
Dampfkeſſel Rodberg........."
Helvetia Konſervenfabrik. . .. ..
Gebr. Lutz
....
Motorenbfarik Darmſtadt .....
Gebr. Roeder
............"
Venuleth & Ellenberger ..."
5
Unnotierte Aktien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf
Beckerkohle. . . ..... .. ... ..
Beckerſtahl ................
Benz..... ........ . . ......"
Brovn Boveri............
Cont. Handelsbank ......."
Deutſche Handelsbank ......
Frankf. Handelsbank. . . . . . .
Falconwerke ..............
8,5 de Giorgi Choe.......... . .
Growag ..... . . . ..........
Hanſa Liond ............"
Hero Conſerven ...........
Holſatiawerke, Altona ......"
Kabel Rhyeydt
..
Krügershall Kali ....
Metall Starkenburg
Mez, Kurl & Söhne, Freibg. . .
Netkur=Bummt
Petroleuim Diſche. .......
Naſtatter Waggon ..........
Remy Chem.
......"
Textil= Fnd. Barmen (Tiag)...
Ufa F
Unterfranken Großkraftw. „.
1
025
0,1
0,065
07
0.36
1.9
0,8
10
03
5.
0.25
75.
Eeite 1:
Darmſtädter Dagblatt, Mitttvoch, den 12. März 1924.
Ae Teunes Karoleens
der neueste Mara-Monumentalfilm
nSAitenmt CHAHATA LeTtelteleig
Weiter wirken mit: Ludwig Hartau als Napoleon
Reinrich Peer — Magnus Stifter — Charles W. Kauser
Aiberk Patry — Ernst Hofmann — Georg Schnell
Bie deschiente
Sittendrama in 5 Akten mit
Tatiana Paglota
Ab Freitag
Der klassische
Groß=
film in 2 Teilen
1. Teil: Der Raub der Helena.
2. Teil: Die Zerstörung Trojas.
Heieng
Wir laden Euch ein zu einer großen Verſammlung auf
Samstag, den 15. März 1924, abends 8 Uhr
im Städtiſchen Saalbau!
Herr Geheimrat Greß aus Berlin ſpricht über:
„Beamtenrecht / Beaintenentrechtun
Perſonglabban”.
Befundet Zuſammenhalt und Entſchloſſenheit durch zahlreiches
und pünktliches Erſcheinen.
(3010
Freie Ausſprache
Freier Eintritt!
Landeskartell Heſſen des Deutſchen Beamtenbundes.
Landestheater.
Großes Haus.
Mittwoch, 12. März
Keine Borſtellung.
Rleines Haus. (V2‟‟
Zuſatzmiete VIII:.
Tanzſuite
von Fr. Couperin.
In der Bearbeitung
v. Nichard Strauß.
Hierauf:
Ariadne auf Naxos
von R. Strauß.
Anfang 7, Eide 10 Uhr.
Preiſe: 1—5 Mark.
Fr. Lit. Künſtl.
Geſellſchaft.
Freitag, den 14.März
7½ Uhr
im Mathildenhöhſaal
Romantiſcher
Abend:
Darmſtädter
Käinmerorcheſter
Eliſabeth Stieler
Wilhelm Michel.
Eintrittskarten für
Nichtmitglieder zu 1,
2 u. 3 Mk.
Zuſchlag=
karten für Mitglieder
zu 50 Pf. bei Buchh.
Bergſträßer (
Rhein=
ſtraße 6).
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Schuchardſtr. 14,part.
Offen v. 9-7uhr, (2ns
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und Kuaben=Anzüge
werden ſchick u. eleg.
angefertigt. (gs35
Näh. Geſchäftsſtelle.
Schillereck
Marktplatz 12
empfiehlt ſeine
beſt=
eingerichteten (742a
Fremdenzimm.
zu ſoliden Preiſen.
Kammelptatz des Bebens
(Merry Go Round)
war seit der Draufführung im Rialto-Theater in New Tork
unter den amerikanischen Großflmen der letzten Saison
mit der erfolgreichste. Von einer selbst in Amerika noch
nicht dagewesenen Reklame unterstützt, eroberte sich
dieser Universalflm in wenigen Wochen die ganze Welt.
Rummeiptatz des Beßens
spielt in Wien vor und nach Ansbruch des Weltkrieges.
Für diesen Film wurden in Universal City die gewaltigsten
Filmbauten errichtet, die man jemals gesehen hat. Der
Wiener Prater mit all seinen Herrlichkeiten, die
Bing-
straße, die Stefanskirche sind so getreulich nachgebildet,
daß man kaum glaubt, künstliche Bauten vor sich zu haben.
Kummeintatz des Bebens
ist mit einem verschwenderischen Anfwand hergestellt
worden. Die Fabrikationstrma brachte an ihrem New
Vorker Bürohaus ein riesenhaftes Thermometer an, das die
wachsenden Herstellungskosten dem Pnblikum anzeigte.
Kummetptatz des Bebens
bringt als besondere Selenswürdigkeit Kaiser Franz Joseph,
der von einem ehemal. österreich. Offzier dargestellt wird,
stellt dar das goldene Wien, wie es lacht, lebt, liebt u.
weint. Glanzvolle Bilder des Wiener Hofes mischen sich
mit den Gestalten des Praters. Eine Schlacht im Weltkriege,
für die Tausende österreichischer Uniformen gekauft
wurden, bildet den technischen Höhepunkt des Films.
Rummelntatz des Bebens
ist bis jetzt der größte und bedeutendste Auslandsflm
der Spielzeit 1924
Als Einlage
Ougenil geht zur Schupo
Das Wunderpferd in vollendeter Dressur
Beginn der Aufführung heute am 12. März im
ALOlTIIEAIER
Kassenöffnung 2½ Uhr
Anfang 3, 51ſa und 8 Uhr
Pharao Lutankhamon”
Redner:
Profeſſor A. Behn, Darmſtadt
wird am
Samstag, den 15. März
abends 8 Uhr
im
Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters
wiederholt.
(2979
Dr D La
Heute Mittwoch
Titelrolle: Marga Peter
Verstärktes Orchester
203
Brauerei Schul
Schloßgaſſe 25. (5774
Kartenverkauf: de Waal, Rheinstrasse Nr. 14
und Verkehrsbüro am Ernst-Ludwigsplatz
Hotel „Prinz Karl”
EiSKappeS
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Holzstraße 22 imd
Treffpunkt der Feinschmecker
Morgen: Donnerstag, den 13. März
Schlacht-Fost
mit Konzert (M. Weber)
Hierzu ladet höflichſt ein M. Schnellbacher
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875
Bapr. Hualitätsbiere
eigener Braustätte
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Karabiger u. Limmerstutzeu, Cal. Gmm, Flobertgewehre u. Patronen
Rob. Hüßner, Waffenhandlung, Ernst-Ludwigstr. 71
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und Backwaren, Kakao,
Tee und sonst. einschl.
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Samstag, den 15. März, abends 8 Uhs
Papier
(Feierabendſaal, Stiftſtraße)
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Btutnaſtik, Sport und Kuſtur)
von Prof. Flaigh.
Die nächſte Vereinswanderung Sonntag 23. März.
Mämnerturnen — Freitags
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Heute Mittwoch und Donnerstag
Großes
S m. Künſtlerkonzert
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Im Ausſchank der beliebte Fay=Doppelbock
Jakob Heermann.
Es ladet höflichſt ein
(
[ ← ][ ][ → ]Rummer 72.
71)
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten).
Kleine=Leut=Wohnungen waren mit der Zeit ſehr nahe an
unſer Haus herangekommen. Ich hörte, wie man die Kinder
ſchlug, wie Manner ſchalten und Frauen aufweinten, und ſo lebte
ich, in unſern behaglichen Verhältniſſen gepflegt und gehätſchelt,
doch das fremde Leben mit, litt Schmerzen um die Geprügelten
und ſtand Angſt aus um die Geſcholtenen. Ich wußte nichts
Beſſeres zu tun, als den ſcheu Voruberflitzenden mein bißchen
Obſt und Kuchen durchs Gitter zuzuſtecken. Ob ſie mir dan ten
oder mich auslachten, ob ſie mir trauten oder abweiſend fragten:
„Was will der von uns, daß er uns mit Wohltaten nachläuft” —
— ich liebte ſie! Ich liebte alles, was ärmlich war und in ſich
geduct gehen mußte.”
„Und willſt uns jetzt allein laſſen,” ſtieß Hans Peter heraus.
„Titje, Du darfſt nicht dahinfahren! Du haſt einen Beruf und
Werre, die Dich benötigen. Oh, daß ich für Dich ſterben könnte.
Titje Bernd! Sieh her,” rief er inbrünſtig, „ich heb meine Hände
auf zu Dir und bitte Dich um Dein Leben — ich umklammere
Deinen Leib, der keuſch war, und Deine Seele halte ich feſt, die
licht iſt, Deinen kleinen Finger noch will ich nicht loslaſſen —
Titje.”
Die Fenſter ſtanden offen — von unten herauf drang
Stim=
mengeräuſch, von fernher kam das Raunen der großen Stadt.
Hatte Titje das Flehen des Freundes vernommen? Er lag
ſo ſtill, ſeine Hände waren gefaltet.
Er betet, er wünſcht ſein Leben von der göttlichen Kraft
zu=
rück, dachte Hans Peter.
Titje regte ſich: „Hör, Peterle, ich habe einen Wunſch.”
„Sag ihn.”
„Ich habe da einen edlen Tropfen aufgeſpart, drei Flaſchen
Burgunder im Keller. In der kleinen runden Ecke liegen ſie
Lydia weiß. Die möchte ich jetzt herauf haben. Bitte ſetze mich
recht hoch in die Kiſſen.‟ Es war ein ſeltſam Licht in ſeinem
ganzen Antlitz.
Hans Peter ſah ihn an, zweifelnd: „Möchteſt Du nicht lieber
ruhen?”
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 12. März 1924.
Seite 13.
„Erguicken! Nicht quälen! Her mit den Flaſchen! Und Gläſer
dazu!‟ Es kam wie Ungeduld in ſeine Stimme.
Da wurden die drei alten Rundbäuchigen heraufgeholt und
vor ihn hingeſtellt. Er konnte es kaum erwarten, bis die erſte
ge=
öffnet war und ein Glas und ein zweites gefüllt auf dem
Tiſch=
lein ſtanden. Köſtlich Duften erfüllte den Raum. Mit einem
haſtigen Entzücken prüfte Titje die Blume und ſtieß hellen Auges
mit nur leicht bebender Hand ſeinen Kelch an den des Freundes.
„Solches wirſt Du tun zu meinem Andenken!” ſagte er, das Glas
niederſetzend. „Dieſe beiden ſind Dein. Du wirſt die eine trinken
an dem erſten Abend, da Titje draußen liegt. Die andere —
da=
mit taufſt Du einmal Deinen Erſtgeborenen, wenn er einjährig
wird. Sonnenlicht und dieſer edle Saft ſollen ihm meinen
Se=
gen bringen."
Er drehte das Glas zwiſchen den Fingern, daß die tiefe
Weinröte ihre Bläſſe durchleuchtete: „Und nun will ich dir noch
die größte Freude meines Lebens berichten: Es war immer
mein Wunſch, für eine große Sache ſterben zu können; das iſt
mir nicht gegeben. Aber ich habe mir einmal ein paar
Bluts=
troffen aus den Händen geſchunden für einen armen Mann,
dem ich die Steine geklopft am Weg. Das freut mich noch heute!
Im brennenden Sonnenſchein ſaß er mit durchlöchertem Hut,
ein Auge mit buntem Sacktuch zugebunden — ihm war ein
Schürflein Stein hereingeſprungen. Ich kam und fand es heraus.
Meinen Nanzen packt ich aus im nahen Baumſchatten, und
wäh=
rend der Arme ſich dort labte und ruhte, tat ich die Arbeit für
ihn. Nur eine einzige Stunde lang! Mir tropfte das Blut.
Sieh, Lieber! Des fremden Blutes von Golgatha kann ich
mich nicht getröſten und ob’s ein Heiland vergießt — dies mein
eigenes macht mich fröhlich lächeln — jetzt!“
Noch ein ſtrahlendes Aufblicken in des Freundes Geſicht —
dann am Boden ein feines Klirren — — das Glas war der
bleichen Hand entglitten —
Hans Peter vermeinte einen kleinen weißen Blitz
wahrzu=
nehmen, von der Lagerſtätte zum Fenſter hin; kein Glied
ver=
mochte er zu regen, keinen Laut hervorzubringen — — Er ſtarrte
dem kleinen Glänzen nach und dann in die Kiſſen: Der da ruhte,
Las Haupt zur Seite geſunken mit halboffenem Blick — war das
noch Titie? Behutſam, Schritt für Schritt ging Hans Peter
auf ihn zu, hielt den Odem zurück und lauſchte, als müſſe der
leiſe Wohlklang der geliebten Stimme gleich wieder auftönen,
und wußte doch ſo gewiß: nur das ſtille Kleid war es, das er
vor Augen hatte! Die Seele, die darin umgegangen, war
ent=
wichen. Wie ein Tropfen, aufgeſogen vom großen Licht, war
ſie dahingefahren.
Wie weit dieſe Stille! Wie tief dieſe Ruh!
Sogar die Straße hielt, den Frieden — — Da tat Hans
Peter einen tiefen Atemzug, neigte ſich und küßte den Freund
auf den Mund, küßte ihn noch einmal und barg das Geſicht in
die kühle Hand des Toten. Danach erſt fühhrte er Lydia herein
und überließ es ihrer ſchweſterlichen Liebe, die Augen des
Bru=
ders zu ſchließen.
Hans Peter ſtand auf dem kleinen Altan. „Titje!” ſagte er
immer wieder. „Titje Bernd! Wie viele werden dich vermiſſen!“
lind wie ein Zwang kam’s über ihn: „Hilde!‟ Das — — mußte
ſie erfahren — wiſſen! Irgendwie war auch ſie geheimnisvoll
mit ihm verbunden geweſen. „Titje iſt eben geſtorben.” Nur
dieſe vier Worte enthielt die Depeſche, die Hans Peter abfandte.
Um Mitternacht, als der Eilzug aus der Hauptſtadt
durch=
kam, ging er zum Bahnhof. Sie war da. Und war eine
unaus=
ſprechliche Trauer in ihrem Weſen, ganz ſtumm und ſtill.
Es gab ſich alles ganz ſchlicht und natürlich, wie verabredet
und ſo, als hätte da nichts zwiſchen den beiden gelegen, eine
lange Zeit.
Wortlos wanderten ſie durch die nachtdunklen Straßen zu
Titfes Haus. Da war der kleine grüne Gartenſteg. Hildes Hand
umfaßte das Gitter: „Du — du nimmſt mich mit dir hinauf
läßt mich ihn fehn —
„Komm.” Und führte ſie an der Hand die Stiegen empor.
Allein ſtand Hilde im abgehellten Raum, Lydia war
hinaus=
geglitten, und Hans Peter hatte die Tür hinter ihr zugezogen.
Auf ſeinem Lager ruhte Titje. Die kleine Nachtlampe warf
den Schein auſ ſein unverhülltes Geſicht. Wie ſchön es war!
Wie übererdlich ſchön! Sie wagte ſich gar nicht herzu. Von der
Schwelle her ſtreckte ſie die Hände nach ihm — ſehnſüchtig ihn
anzurühren.
„Titje!” Auch ihre Lippen raunten ſeinen Namen; wie
gezogen glitt ſie ihm näher. Ja, ſie kannt: dieſe hohe reine
Mannesſtirn, in ſchöner Linie von Dunkelhaar umſchloſſen, die
Naſe und den Mund — wer hatte einen Mund, wie Titſe! Fein,
keuſch und ſo männlich hold! . . . Aber die Augen,, die waren
geſchloſſen.
(Fortſetzung folgt.)
Ernſt Lu
Familiennachrichten Sanit
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(3009
gezwirnte Herrenſocken * Taſchentücher
Unterzeichneter erfüllt
hier=
mit die traurige Pflicht, ihre
lieben Ehrenmitglieder, Alten
Herrn und auswärtigen
Bundes=
brüder von dem am 6 März 1924
erfolgten Ableben ihres lieben
Alten Herrn
(*r6760
Oberforſtrat
Ernſt Kallenbach
aktiv 6. 6. 1887
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
In tiefer Trauer:
die Gießener Burſchenſchaft
Frankonia
J. A.: Hans Dexheimer X.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat
es gefallen, meinen
innigſtgelieb=
ten Gatten, unſerer Kinder
treu=
beſorgten Vater, Bruder,
Schwa=
ger und Onkel
Herrn
Karl Zöller
nach langem Leiden heute früh
76 Uhr zu ſich in ein beſſeres
Jenſeits abzurufen.
Um ſtille Teilnahme bitten
Babette Zöller nebſt Kindern.
Die Beerdigung findet Freitag
nachmittag 2 Uhr auf dem Wald:
friedhof ſtatt. Zuſammenkunft an
der Sperre. (*6813
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute früh entſchlief nach
längerem Leiden mein geliebter
(*6828
Mann
Ernſt Freiherr
von Hoiningen, gen. Huenel
Kgl. Preuß. General d. Infanterle g. D. K
Darmſtadt, 11. März 1924.
Wilhelminenſtr. 44.
Ilma Freifrau von Hoiningen
gen. Suene
geb. Freiin von Gienguth.
Die Beiſetzung findet in aller
Stille ſtatt. Seelenamt 14. März,
6½ Uhr, St. Martinkapelle.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden unſeres
lieben Entſchlafenen, insbeſondere
für die Kranzniederlegung von ſeiten
der Beamten und Arbeiterſchaft des
E. A. W. I und dem E. V. Da,
ſowie für die opferfreudige
Anteil=
nahme der Bewehner der
Wald=
kolonie, ſage ich herzlichen Dank.
Frau Klara Schell Wwe.
nebſt Kind. (ctss
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Dankſagung.
Für die zahlreichen
Beileids=
kundgebungen beim Hinſcheiden
meines lieben Mannes, unſeres
unvergeßlichen Vaters, ſowie
für die vielen Kranzſpenden,
die ſinnreiche Ausſchmückung
ſeiner letzten Ruheſtätte und die
erhebenden Troſtesworte an
ſeinem Grabe ſagen wir auf
dieſem Wege unſeren
herz=
lichſten Dank.
(2974
Im Namen
der Hieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Charlotte Kallenbach
geb. Meßing.
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