Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Nummer 74
Dienstag, den 11. März 1924.
187. Jahrgang
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Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankionto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 N
Der Kampf un die Soziaſpolitik.
Eine Rede des Reichsarbeitsminiſters Dr. Brauns.
Köln, 10. März. In einer außerordentlich ſtark beſuchten
Ver=
ſammlung der Funktionäre der chriſtlichen Gewerkſchaften des Kölner
Wirtſchaftsbezirks hielt, der Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns geſtern
eine mehr als zweiſtündige Rede über das Thema „Der Kampf um die
Sozialpolitik‟. Der Miniſter wies hin auf die gewaltigen Anſprüche,
die nach dem Kriege an die Sozialpolitik geſtellt wurden, trotz aufs
äußerſte durch Gebietsverluſt, Ententedruck, Ruhrkampf und Inflation
ge=
ſchwächter Wirtſchaft. Ausführlich behandelte er die Frage des
Ar=
beitszeitgeſetzes, deſſen rechtzeitige Behandlung ganz vorwiegend durch
die Furcht der Sozialdemokratie vor der Verantwortung den Maſſen
gegenüber verhindert worden ſei. Von Arbeitgeberſeite werde leider
gegen den Geiſt des Arbeitszeitgeſetzes verſtoßen durch Beſtrebungen, die
auf die Einführung des ſchematiſchen Zehnſtundentages hinzielten. Trotz
der durch die Not gebotenen Verminderung der Leiſtun en der
Sozial=
geſetzgebung ſeien unangetaſtet geblieben der Arbeitsſchi. z, das
Arbeits=
recht, das Betriebsrecht und das Betriebsrätegeſetz. Die Induſtrie am
Rhein und an der Ruhr habe unter dem Ruhrkampf beſonders gelitten
und kämpfe heute durch die Kreditnot noch immer mit den größten
Schwierigkeiten. Die Laſten der Micumverträge müßten dieſer Induſtrie
abgenommen und bei der Geſantregelung der Reparationsfrage auf das
ganze Reich umgelegt werden.
Die Reichstagswahlen im beſetzten Gebiet.
Koblenz, 10. März. Die Reichsregierung hat durch ihre
diplo=
matiſchen Vertretungen bei den Beſatzungsmächten Vorſtellungen
er=
heben laſſen, um in den beſetzten Gebieten die unbeeinflußte Abhaltung
der Reichstagswahlen zu ermöglichen. Die Reichsregierung beruft ſich
auf die im Rheinlandabkommen feſtgelegte Verſammlungs= und
Preſſe=
freiheit für die Zeit der Wahlen und ihre Vorbereitung. Sie fordert
die Sicherheit der freien Meinungsäußerung in der Preſſe und für
Ver=
ſammlungsredner, ebenſo die Zuſage, daß zum Zwecke der
Wahlpropa=
ganda auch die Abgeordneten aus den unbeſetzten Gebieten als Redner
auftreten dürfen. Die Zahl der von den Beſatzungsbehörden
ausgewie=
ſenen Perſonen beträgt etwa 140 000, wovon rund zwei Drittel
wahl=
pflichtig ſind. Die Reichsregierung erwartet von den
Beſatzungsmäch=
ten, daß den wahlberechtigten Ausgewieſenen die Rückkehr in ihre Heimat
zur Ausübung ihres Wahlrechtes geſtattet wird.
Wie wir hierzu erfahren, will die Interalliiette
Rheinlandkommiſ=
ſion die geforderte Preſſefreiheit gewähren, „ſoweit die Sicherheit der
Beſutzungstruppen es zuläßt.
„Vom Tage.
Nach den neueſten Informationen beabſichtigen die Kunz=Leute, die
anſtelle der Separatiſten in der Pfalz gegründete Rheiniſche
Arbeiterpar=
tei, in allernächſter Zeit wieder loszuſchlagen und ſich in den Beſitz der
öffentlichen Macht zu ſetzen. Dieſe öffentliche Gefahr wird von den
zuſtändigen Stellen als ſehr ernſt betrachtet.
Der Senderausſchuß für die Pfalz wird im Laufe des heutigen
Tages zur weiteren Prüfung der Lage in der Pfalz in Speher
ein=
treffen, nachdem der engliſche Vertreter bereits geſtern hier
eingetrof=
fen iſt.
Hauptmann a. D. Weiß, der Herausgeber des Heimatland, iſt
nach ſeiner Vernehmung durch den Münchener Unterſuchungsrichter
wie=
der aus der Haft entlaſſen worden.
Dr. Schacht traf geſtern abend wieder in Paris ein und wird
heute Dienstag vormittag mit dem Bankierausſchuß über die
Statuten der Goldnotenemiſſionsbank verhandeln.
Die franzöſiſche Regierung hat auf Antrag des deutſchen
Botſchafters von Hbeſch den auf der Inſel St. Martin de
Réin=
ternierten deutſchen Staatsangehörigen Wilhelm
Deryer, der in dem bekannten Mainzer Sabotageprozeß zum Tode
verurteilt worden war, wegen ſchwerer Erkrankung in Freiheit
ge=
ſetzt und den Strafvollzug ſuspendiert.
Macdonald ſtellte im Unterhaus geſtern von neuem feſt, daß die
mündliche oder ſchriftliche Diskuſſion mit Poincaré erſt dann wieder
aufgenommen werden könne, wenn die vollſtändigen Berichte der
bei=
den Sachverſtändigenkommiſſionen vorliegen.
Von geſtern ab werden die Perſonentarife der franzöſiſchen
Eiſen=
bahnen für die dritte Klaſſe um 47,1 Prozent, für die zweite Wagenklaſſe
um 48,4 Prozent und für die erſte Wagenklaſſe um 50 Prozent erhöht.
Das Echo national, das Organ André Tardieus, ſtellt die
Frage, ob eine teilweiſe Umgeſtaltung des
Miniſte=
riums Poincaré bevorſtünde. In den Wandelgangen des Senats
habe man ein derartiges Gerücht geſtern abend verbreitet.
Das Madrider Direktorium, das in einer offiziöſen Note
die Befriedigung über die Leitung und den Ausgany der neuen militäri
ſchen Operationen in Mavorko ausdrückt, teilt mit, daß eine
weitere Strafaktion gegen die Kabylen bevorſtehe.
Havas verbreitet eine Depeſche aus Athen, daß Veniſelos
ſeine Reiſe nach Paris angetweten hat.
Die geſtrige Eröffnungsſitzung des Völkerbundsrats war geheim.
Eine öffentliche Sitzung findet erſt heute ſtatt. Neben dem Anhören
verſchiedener Kommiſſiensberichte ſteht heute auf der Tagesordnung
auch die Behandlung der Sgarfrage, über die Salandra Bericht erſtattet.
Oie Poincaré= und Frankenkriſe
„Poincaré kämpft um ſein Leben.”
London, 9. März. (Wolff.) Die „Poincaué= und
Franken=
kriſe” wird von der Preſſe weiterhin eingehend erörtert. Sunday
Dimes verkündet in Fettdruck, Poincaré kämpfe um ſein Leben. Unter
der Ueberſchrift „Ruhrnemeſis” führt das Blatt weiter aus, der
Fran=
ken falle und reiße Poincaré mit ſich. Seine Politik ſei es, die Wege
für einen augenblicklichen Sturz der franzöſiſchen Währung geebnet
zu haben. Poincares Hafardſpiel ſei fehlgeſchlagen. Wenn er Geld von
Deutſchland wolle, um den Franken vor dem Zuſammenbruch und ſich
ſelbſt vor ſchmählicher Niederlage bei den kommenden Wahlen zu retten,
ſo müffe er das Nuhrgebiet verlaßſen und alles zurücknehmen, was er
öffentlich während der letzten Wochen geſprochen habe. Es werde jetzt
von Frankreich klar erkannt, daß die Ausſicht, von Deutſchland Beld zu
erhalten, durch Poincarés Ruhrpolitik ſehr behindert worden iſt. Die
Ruhrbefetzung hat das deutſche Eiſenbahnſyſtem und die deutſche
Schwer=
induſtrie betroffen, ſo daß keine Finanzgruppe der Welt heute
Deutſch=
land leihen will, wenn nicht die Wirtſchaftseinheit Deutſchlands wieder
hergeſtellt werde, d. h. wenn die Franzsſen nicht aufhören, das
Ruhr=
gebiet zu kontrollieren.
Daily Chroniele ſchreibt, Poincaré ſei, bevou er in das
Ruhrgebiet gegangen ſei, vor den Folgen ſeiner Politik gewarnt
wor=
den. Er ſei jedoch entſchloſſen geweſen, ſeine eigene Politik der
Zer=
ſtückelung Deutſchlands zu verfolgen und Fraukreich zum militäriſchen
Diktator Europas zu machen.
Der diplomatiſche Berichterſtatter der Weſtminſter Gazette
ſchreibt, man nähere ſich der kritiſchſten Phaſe in der Geſchichte der
Re=
parationsfrage. Bei dem fortdauernden Sturz des Frauken und der
augenhlicklichen Stimmung des franzöſiſchen Senats fei es fraglich, ob
noch Poincarés Regierung die wichtigen Verhandlungen, die
bevor=
ſtehen, führen werde.
Die Times führt aus, als finanzielle Operation ſei die
Nuhr=
beſetzung geſcheitert, und dieſes Scheitern ſei dem franzöſiſchen Volte
durch die Störung ſeines eigenen finanziellen Gleichgewichts infolge
des raſchen Sturzes des Frankens und des Steigens der Preiſe klar
geworden.
Franzöſiſcher Kabinettsrat.
Paris, 10. März. (Wolff.) Der Kabinettsrat, der heute
vormittag unter dem Vorſitz Poincarés getagt hat, hat drei
Stun=
den gedauert. Der Miniſterpräſident nahm Kenntnis von den
finan=
ziellen Maßnahmen, die geſtern bei der Beratung im Elyſee zur
Sa=
mierung der Finanzlage und zur Stützung des
Fran=
kenkurſes ins Auge gefaßt worden waren. Der Kabinettsrat hat
ferner die Haltung der Regierung in der Diskuſſion der der Kammer
und dem Senat vorliegenden Geſetzentwürfe feſtgelegt.
Nach dem Kabinettsrat hat der Miniſterpräſident den Vorſitzenden
des Senatsausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten, de Selves,
empfangen.
Die erſchütterie Stellung Poincarés.
Paris 10. März. Nach einer Korreſpondenzmeldung wird in
Waris die Möglichkeit einer Demiſſion offen erörtert. Man rechnet
augenſcheinlich damit, daß bereits im Laufe dieſer Woche die Kabinetts=
Eriſe eintritt. Eine neue Regierung — man ſpricht von einem Kabinett
Steeg oder Briand — würde nur bis zu den Wahlen, alſo einige
Mo=
ate Lebensdauer haben, und ſich inſofern vor eine ſchwierige Aufgabe
geſtellt fehen, weil die Löſung des Reparationsproblems vor der Tür
ſteht, bei der das Gewicht Englands ſtärker als je in die Wagſchale
fällt. Außerdem obläge es der neuen Regierung, die Frankenbaiffe zum
Stillſtand zu bringen, wofür viele Rezepte, aber keine wirklichen
Heil=
mittel bisher gefunden worden ſind. Die Nervoſität über das
unauf=
haltſame Sinken der Frankenwährnug wächſt zuſehends. Man erkennt
in der Oeffentlichkeit die Urſache dafür immer mehr in der
Regierungs=
politik, deren Waghalſigkeit das Vertrauen der Weltfinanz erſchüttert
hat. In Zuſammenhang damit hat die bisher unbeſtrittene Autorität
Poincarés in bedrohlicher Weiſe gelitten. Er gilt in parlawentgriſchen
Kreiſen als toter Mann.
Neue Senatsoffenſive gegen Poincaré.
FU. Paris, 10. März. Die Finanzkommiſſion des
Se=
nats hat heute vormittag die Ausſprache über die
Regierungs=
vorlage fortgeſetzt und die Artikel 33 bis 50 erledigt. Die
Kom=
miſſion hat mut 15 Stimmen Mehrheit bei 4 Stimmenthaltungen
ſich gegen die Abſchaffung des Streichholzmonopols ausgeſprochen.
Dieſe neue Offenſive der Kommiſſion gegen die
Finanzmaß=
nahmen des Kabinetts erregt in Pariſer Kreiſen beträchtliches
Aufſehen. Die Kommiſſion hat heute nachmittag 4 Uhr die
Be=
ratungen wieder aufgenommnen und dürfte ſie noch heute abend
heenden. Der Bericht ſoll dann am Donnerstag nachmittag in
der Kammer gegeben werden. Die Debatte hierüber in der
Kam=
mek dürfte wahrſcheinlich am Freitag eröffnet werden.
Die Urſachen des Frankenſturzes.
Berlin, 10. März. Zu der neuerlichen Entwertung des
Fran=
ken ſchreibt der Matin: Alle Depeſchen, die man aus dem Auslande
erhalten habe, ſeien einig darin, daß die Bewegung einem Minnöver
des internationalen Syndikats, das ſeinen Sitz in Amſterdam habe,
zuzufchreiben ſei. Nach einer Timesmeldung derkaufe ſeit 2 Tagen
plötz=
lich auch Neu=York Franken. Dieſe Manöver ſeien durch ein mächtiges
Syndikat eingeleitet worden, an deſſen Spitze deutſche Großinduſtrielle
ſtänden. Dieſes Syndikat verfolge hauptſächlich einen politiſchen Zweck
und ſcheine entſchloſſen zu ſein, das Unternehmen bis zum Cnde
durch=
zuführen, ſelbſt wenn die Operation in rein finanzieller Hnſicht für das
Syndikat verhängnisvoll werden ſolle.
Es wäre intereſſant, vom Matin die Namen dieſer Großinduſtriellen
zu erfahren, die über das Schickfal eines ganzen Volkes zu entſcheiden
vermögen. Die Urſachen des Frankenſturzes liegen ſo klar zutage, daß
kein vernünftiger Menſch an die vom Matin behaupteten
geheimnis=
vollen Manöver glauben wird. Die Gründe ſind, wie im übrigen auch
aus zahlreichen Erklärungen franzöſiſcher und ausländiſcher
Sachver=
ſtändiger zu dieſer Frage hervorgeht, darin zu ſuchen, daß das Inland
und das Ausland das Vertrauen zur Pariſer Finanzwirtſchaft verloren
haben und daß Frankreich zu ſeinem eigenen Schaden ſeinen
Haupt=
ſchuldner ruiniert hat und Europa unter dem Druck eines bewaffneten
Friedens hält, der die Wiederkehr des normalen wirtſchaftlichen Lebens
verhindert.
Die Sicherheit Frankreichs.
London 9. März. (Wolff.) Der diplomatiſche Berichterſtatter
des Obſerver ſchreibt zur Frage der Sicherheit Frankreichs
ſoweit die britiſche Regierung in Betracht komme, ſeien noch keine
end=
gültigen Gedanken formuliert worden. Der Plon einer Neutraliſierung
des Rheinlandes unter Aufſicht des Völkerbundes bedürfe, wenn er
glücken folle, der Unterflützung Deutſchlands. Eine der dringendſten
Notwendigkeiten ſei daher, daß Deutſchland um Aufnahme in den
Völ=
kerbund erſuche. Deutſchlands Verantwortlichkeit ſei gegenwärtig ſehr
groß. Aber man ſei der Anſicht, daß Deutſchland weitdenkend genug
ſein werde, um edelmütig ſeinen Beitrag zur Herbeiführung einer
all=
gemeinen Regelung der Sicherheitsfrage zu leiſten.
Die ſchlimmſt= aller vorgeſchlagenen Löſungen ſei, daß der
Sepn=
ratismus im Rheinlande unter dem Namen Juternationgliſierung
orga=
niſiert werde, mit einem Worte, daß Deutſchland uuter den Auſpizien
des Völkerbundes zerſtückelt werde. Mgedonalds Ausdruck in ſeinem
Schreiben an Poincaré: „Oertliche Entmilitariſierung und
Neutraliſie=
rung”, die in ganz Deutſchland Beunruhigung verurſacht habe, ſei
falſch verſtanden worden. Macbonald habe auch nicht einen Augenblick
politiſche oder wirtſchaftliche Abtrennung des Rheinlandes von
Deutſichland gedaillt. Unter folchen Bedingungen wüt de weder
Delitſch=
land noch Rußland dem Vülkerbund beitreten. Streſemann ſpreihe für
das ganze deutſche Volk, wenn er erkläre, Deutſchland werde niemals
zuſtimmen, daß das Rheinland unter irgend welchem Vorwand oder
unter irgend jemandes Auſpizien in einen Pufferſtagt verwendet werde.
* Die Golddiskontbanf.
Das hat der Reichstag ſich nicht träumen laſſen, daß er
un=
mittelbar vor ſeinem vermeintlichen Ende noch mit der
Verab=
ſchiedung der Goldkreditbank oder, wie ſie Herr Dr. Schacht
gennant hat, der Golddiskontbank ein nützliches, ſein Andenken
ehrendes Werk vollenden würde. Die Entwicklung iſt in den
letzten Tagen ſo ſchnell gegangen, daß Dr. Schacht offenbar die
bevorſtehende Auflöſung des Reichstages gebremſt hat, um noch
vorher das Geſetz über dieſe Diskontbank unter Dach und Fach
zu bringen, damit die Bank möglichſt raſch gegründet werden
und dann arbeiten kann. Ueber ihre Konſtruktion hat der
Reichs=
bankpräſident im Hauptausſchuß des Reichstages berichtet. Sie
ſoll ein Kapital von 200 Millionen Gold haben, erhält außerdem
Kredite über 200 Millionen Gold und hat das Recht zur
Noten=
ausgabe in Höhe von 100 Millionen, daß ſie alſo im ganzen 500
Millionen Gald in Bewegung ſetzen kann. Immerhin ein Betrag,
der bei der angeſpannten Lage unſerer Wirtſchaft eine
weſent=
liche Entlaſtung bedeutet. Ueberraſchen muß es, daß die Bank,
obwohl ihr Sitz in Berlin iſt und das deutſche Kapital
über=
wiegt, dementſprechend auch die Verwaltung rein deutſch iſt,
nach engliſcher Währung, alſo mit Pfund Sterling, rechnen will.
Aber das hat vielleicht auch den Vorteil, ganz abgeſehen davon,
daß dadurch die internationale Flüſſigkeit dieſes Vankgeldes
erleichtert wird, daß ein gewiſſes Syſtem auch in die
Syſtem=
loſigkeit unſeres Umlaufgeldes kommt. Wir hätten ſonſt neben
der Papiermark und der Rentenmark noch eine
Golddiskont=
mark gehabt — ungerechnet die Goldanleihe und Dollarſchätze
alſo ein fünffach verſchiedenes Geld. Die Abſtellung auf engliſche
Pfunde will die Notenbank aus dem übrigen Rahmen
heraus=
heben und ihnen eine Sonderſtellung zuweiſen, die hoffentlich
auch davor ſchützt, daß dieſes Geld in den Strümpfen der
Geld=
hamſterer verſchwindet.
Denn der Zweck der ganzen Uebung iſt ja nicht ſo ſehr, ein
neues Verkehrsgeld zu ſchaffen für den Inlandsmarkt, ſondern
ein Zahlungsmittel, das uns nach außen hin Kredit beſorgt.
Unſer ganzes Unglück war ja eben, daß Privatwirtſchaft,
Staats=
wirtſchaft und Währung gleichzeitig, allerdings natürlich in
logi=
ſchem Zuſammenhang, zuſammenbrachen. Nach allen theoretiſchen
Erkenntniſſen hätten wir mit der Gefundung bei der
Privat=
wirtſchaft anfangen, dann zur Staatswirtſchaft übergehen müſſen,
um endlich mit der Stabiliſierung der Währung das Werk zu
krönen. Dazu aber war bei uns keine Zeit. Wir haben das
tollkühne Unternehmen tvagen müſſen, gerade umgekehrt
vor=
zugehen und mit Währung aüzufangen, ein Experimtent, das, wie
wir jetzt zugeben dürfen, zu unſerer Ueberraſchung gelungen iſt.
Aber doch nur für eine Uebergangszeit gelingen konnte. Denn
die Währung, die wir in der Rentenmark ſchufen, war ihrem
ganzen Charakter nach nur für den Inlandsverkehr, die Ausfuhr
der Rentenmark iſt ſogar verboten. Für die Privatwirtſchaft in
ihrem Verkehr mit der Weltwirtſchaft zur Beſorgung von
Roh=
ſtoffen war alſo die Rentenmark unbrauchbar. Wir haben
bis=
her gelebt von den Deviſen, die im Auslande deponiert und im
Inlande zurückgehalten waren, ſie ſind aber längſt aufgezehrt,
und der Augenblick, wo mit dieſen Vorräten nicht mehr
auszu=
kommen war, konnte nicht mehr allzu ſern liegen. Die
Redar=
tierungen an der Berliner Börſe waren ja in der letzten Zeit ſo
gering geworden, daß auch der legitimſte Bedarf davon nicht
mehr gedect werden konnte und das ganze kunſtvolle Gebäude
unſerer Rentenmark darüher ins Wanken zu kommen drohte.
Eine endgültige Befeitigung aller Fährniſſe iſt nur von einer
Goldnotenbank zu erwarten. Dafür aber ſehlen uns alle
Vor=
ausſetzungen, deshalb iſt dieſe Golddiskontbank, wie ſie Dr.
Schacht jetzt vorliegt, auch nur ein neues Zwiſchenglied, das
halten ſoll, bis die von den Sachverſtändigen empfohlene
Gold=
bank kommen kann, das deshalb auch ſo aufgezogen iſt, um ſeine
ſpätere Ueberleitung in die Goldnotenbank zu erleichtern. Bis
dahin aber wird die Diskontbank den Vorteil haben, daß ſie den
Druck beſeitigt, der jetzt auf der Rentenmark liegt, indei ſie durch
Ausgabe von Krediten an unſere Wirtſchaft das Hereinholen
von Rohſtoffen ermöglicht und dadurch unſerer Induſtrie neue
Arbeitsmöglichkeit zuführt.
Die erſte Wirkung wird und muß alſo die ſein, daß die
Rentenmark, eben weil ſie jetzt nicht mehr nach draußen getrieben
wird, als reines Inlandszahlungsmittel vom Deviſenmarkt
un=
abhängiger wird und die Befürchtung einer Entwertung von
draußen her beſeitigt iſt. Die zweite Wirkung, daß die furchtbare
Kreditnot vermindert wird und die Fabriken wieder in Gang
kommen, ſo daß ſich die Zahl der Erwerbsloſen wie auch der
Kurzarbeiter verringert. Die dritte liegt auf dem Gebiet des
internationalen Vertrauens. Es iſt das erſte mal, daß
lang=
friſtige Geſchäfte größeren Stils wieder mit Deutſchland gemacht
werden, und je mehr das Ausland dazu übergeht, ſeine
Kapi=
talien wieder bei uns zu inveſtieren, deſto ſtärker wird es auch
daran intereſſiert, daß ordnungsmäßige Zuſtände bei uns
er=
halten bleiben, daß alſo auch Deutſchland nicht mehr der
Spiel=
ball franzöſiſcher Gewaltpolitik bleibt. Die 200 Millionen Gold,
die das Ausland zunächſt zur Verfügung ſtellt, bedeuten zwar
an ſich nur einen Tropfen auf den heißen Stein, aber ſie ſind
doch immerhin ein Anfang. Und dieſer Anfang berechtigt zu der
Hoffnung, daß auf Umwegen über die Golddiskontbank die erſten
Anſätze zu einer Löſung des Reparationsproblems nicht auf
politiſcher, ſondern auf wirtſchaftlicher Grundlage gemacht ſind.
Wahlkundgebung der vaterländiſchen
Verbände Bagerns.
München, 10. März. Die Vereinigten daterländiſchen Verbände
Baherns haben an ihre Vertrauensleute eine Kundgebung zu den
Wah=
len ausgegeben, in der ſie ein unbedingtes Feſthalten am
Reichsgedan=
ken im Sinne Bismarcks und den Kampf für die Verwirklichung dieſes
Reichsgedankens ſowie die Ausgeſtaltung eines neuen großen Deutſchen
Reiches auf Grund bundesſtaatlicher Gliederung zu fordern. Der
mo=
narchiſtiſche Gedanke müſſe ſchon heute in der Staatsform ſeinen
Ausdruck finden. Ferner wird die Schaffung eines deutſch=chriſtlichen
Staates, wirtſchaftliche Sicherheiten für das Leben aller Volksſchichten,
die Bekämpfung jeder neuen Inflation, die Beſeitigung des
Klaſſen=
kampfes, Pflege des Wehrgedankens und die Wiederſchaffung einer
Wehrmacht gefordert,
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 10. März. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſche: Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Minuten.
Eine Erflärung Streſemanns.
Vor Eintritt in die Tagesordnung wendet ſich Außenminiſter Dr.
Streſemann gegen die Behauptung des Profeſſorz
von Freytag=Loringhoven in Breslau, daß Streſemanns
Schwiegervater an einer tſchechoflowakiſchen Waffenfabrik beteiligt ſei.
Herr von Laringhoben bezog ſich auf den Völkiſchen Beobachter, der
be=
hauptet hatte, Streſemanns Schwiegervater ſei ein Hauptaktionär der
tſchechoflowakiſchen Skodawerke, an denen auch franzöſiſches Kapital
beteiligt ſei. Herr von Loringhoven habe ausdrücklich hinzugefügt, daß
er jeden Gedanken daran abweiſe, als ob Dr. Streſemanns Politik durch
dieſe Tatſache beeinflußt ſei. Dem Einfluß der Deukweiſe ſeiner
Um=
gebung, ſo führte Herr von Loringhoben aus, könne ſich jedoch niemand
entziehen, und daher rührten Streſemanns Ausführungen über die
Mög=
lichkeit einer Verſtündigung mit Frankreich auf wirtſchaftlichem Gebiet.
Demgegenüber erklärte Dr. Streſemann daß ſein Schwiegervater ſeit
über 20 Jahren tot ſei. (Hört, hört!) Im Beſitze der Familie
Streſe=
mann befinde ſich auch nicht eine einzige Aktie der Skodauerke. (Hört,
hört!) Die Behauptung ſei völlig aus der Luft gegriffen. Der
Außen=
miniſter weiſt die gegen ihn ausgeſprochenen Verdächtigungen, die ſchon
den Weg ius Ausland gefunden hätten, zurück. (Bewegung und
Pfui=
rufe.) Herr von Loringhoven berufe ſich bei ſeiner Verteidigung jetzt
nur darauf, daß eine entſprechende Notiz in der Zeitung geſtanden habe.
Demgegenüber könne er, ſo erklärt Dr. Streſemann, von der
Verurtei=
lung des Verfahrens des Herrn von Loringhoven nichts zurücknehmen.
(Beifall.)
Das Haus tritt darauf in die Tagesordnung ein und überweiſt das
Reichspoſtfinanzgeſetz und das Geſetz über die Ausprägung von
Silber=
münzen der zuſtändigen Ausſchüſſen.
3. Leſung des Noteiats.
Nach bebatteloſer Erledigung der zweiten Leſung folgt ſogleich die
dritte Leſung des Notetats in Verbindung mit den Interpellationen
über den Schutz der Arbeitskraft und die Herabminderung der Laſten
der Landwirtſchaft.
In der allgemeinen Ausſprache beſpricht zunächſt Abg. Dr.
Dürin=
ger (Deutſche Vpt.) das Problem der Hyporhekenaufwertung, das ſo
große Beunruhigung hervorgerufen habe. Der Reichstag ſolle ſeine landes ließe ſich reden, wuenn Frankreich damit den Anfang mache. Aber
Lebensdauer ſelbſt beſchränken. Eine Auflöfung durch den
Reichspräſi=
denten oder die Reichsregierung kann erſt dann in Frage kommen, wenn
die Bedingungen des Ermächtigungsgeſetzes erfüllk worden ſind. Der
Reichstag hat das Recht, zu verlangen, daß er über die
Notverordnun=
gen urteilen kann. Die dritte Steuernotverordnung ſieht ſo aus, als
ob ſie gar nicht im Reichsfinanzminiſterium, ſondern in den
Direktions=
gebäuden der A. E.G. oder irgend eines anderen großinduſtriellen
Unter=
nehmens entworfen wäre. Das Vorgehen des Reichsfinanzminiſters hat
einen Sturm der Entrüſtung erregt. Ein Senatspräſident, der in einer
Eingabe betonte, daß der Staat ſtatt ergiebige Steuerquellen zu
er=
ſchließen, den Beamten oder Penſionären wohlverdiente Rechte kürze, iſt
vom Finanzminiſterium des Landesverrats beſchuldigt worden und
zwar weil er durch den Hinweis auf die Steuerquellen der Entente
Fingerzeige gegeben habe.
Reichsjuſtizminiſter Emminger betont, daß die Angaben des
verfahren ſei keine Rede.
Abg. Scheidemann (Soz.) erklärt, daß, wenn der
Reichsjuſtiz=
miniſter die Behauptung des Abg. Düringer nicht entkräften könne, es
ſich hier um einen himmelſchreienden Skandal handele. Es wäre un= die er als Vorausſetzung für das Gleichgewicht unſeres
Staatshaushal=
rats geplant wäre, weil er auf die wohlerworbenen Nechte der Beamten fand bei den zahlreichen Zuhörern lebhaften Beifall.
und Penſionäre hinwies. Der Redner hält an den ſozialdemokratiſchen
Anträgen feſt und nennt ſie ſachlich und maßvoll. Er wirft der
Land=
wirtſchaft vor, ſie weigere ſich jetzt, die Steuern zu zahlen. Eine
Er=
mäßigung der Börſenſteuer lehnt der Redner ab. Die Währung werde
durch die Steuerſabotage der Beſitzenden gefährdet. Der Nedner richtet
heftige Angriffe gegen den Neichsjuſtizminiſter. Er habe den Roßbach=
Skandal geduldet und ſei mit dem Fechenbach=Urteil belaſtet; er habe
ruhig zugeſehen, wie der aus Leipzig entflohene Roßbach in München
an offiziellen Kabinettsſitzungen teilnahm. Der Staatsgerichtshof müſſe
das Hochverratsverfahren gegen Kahr, Loſſow und Seißer einleiten, tionäre aus dem ganzen Reiche ab. Der Reichswirtſchafts= und
Der Redner beſpricht dann die Ausführungen Ludendorffs in München.
Nach den Aeußerungen Ludendorffs im Hitlerprozeß und in ſeinen
Kriegsbüchern tauchen die deutſchen Frauen nichts. Die Juben, die
Jeſuiten und die Freimaurer, die Demokraten und die
Sozialdemokra=
ten, alle tauchen ſie nichts, nur der kleine übrig gebliebene Reſt ſei nach
Ludendorff die Blüte der Nation. Die Negierung habe leider nichts
getan, um über den nationaliſtiſchen Schwindel über den Dolchſtoß aus
der Heimat aufzuklären. (Unruhe im Saal.) Der Redner beſpricht die
Vorgänge in Berlin im Oktober und November 1918 und erklärt, die
geſtanden. (Anhaltender großer Lärm im ganzen Hauſe und Zurufe: Bonn referierte über die europäiſche Kriſis und ſagte u. a.:
Dieſe Reden haben ſie ſchon dutzendmal gehalten!) Der Nedner
er=
örtert weiter eingehend die Friedensmöglichkeiten in den Kriegsjahren
und richtet dabei heftige Angriffe gegen die Rechte, die den Frieden
verbaut habe. Ludendorff habe eine verhängnisvolle Rolle geſpielt.
zweifelhaften Feldherrnruf, ſich gewunden habe. (Lebhafte Pfuirufe
rechts.) Poincaré ſei nur deswegen an der Macht, weil die
Nationa=
iſch gegenüber Deutſchland iſt.
Abg. Deglerk (Dnatl.) wirft dem Abg. Scheidemann vor, er
habe mit ſeinen Freunden die Waffen Ludendorffs ſtumpf gemicht.
(Lebhafte Zurufe rechts. Lärm links.) Scheidemann habe als Volrs= allein von den Intereſſentenverbänden beeinflußt werden. Wenn
beauftragter das deutſche Volk in den Dreck geführt. (Erneuter Lärm.
Gelächter der Sozialdemokraten.) Das habe ſein Kollege Emil Barth,
ebenfalls Volksbeauftragter, deutlich ausgeſprochen. 4Scheidemann ruft:
Das iſt mein ſchlimmſter Gegner!) Hoffentlich werden die Männer, die
den Zuſammenbruch verſchuldet haben, noch einmal vor ein objektives
Gericht geſtellt. (Stürmiſcher Beifall rechts. Lachen links.) Redner
fordert dann Aufhebung der Verordnungen, über den Beamtenabbau.
kauverordnung wurden ihre verfaſſungsmäßigen Rechte glatt über den
Haufen geworfen. Was hat denn die lebenslängliche Anſtellung
über=
haupt noch für einen Sinn? Unerhört ſind die Penſionskürzungen, die
noch weitergehen als das erſt im vorigen Jahre abgelehnte
Kürzungs=
geſetz. Die jetzigen Gehälter ſind auf die Dauer ganz unzureichend.
Wir bedauern, daß man nicht wenigſtens die ſozialen Zulagen erhöht
hat. Kein alter Beamter darf abgebaut werden, ſo lange noch Leute
ohne genügende Vorbildung in Beamtenſtellung ſich befinden. Wieviel
füdiſche Beamte gibt es eigentlich noch? Wir haben noch nicht gehört,
daß ein einziger Jude abgebaut iſt. Wir verlangen die Schaffung ener
objektiv rechtlichen Berufungsinſtanz für Beſchwerden von abgebauten
Beamten. Die Deutſchnationalen werden dem Abbau des
Berufsbeam=
tentums, das eine Erwingenſchaft der Monarchie iſt, den ſchärfſten
Widerſtand entgegenſetzen.
Darauf wird die Weiterberatung abgebrochen. Es folgen wieder
perſönliche Bemerkungen.
Abg. v. Gallwitz (Deutſchnatl.) beſtreitet die Angaben des Abg.
Scheidemann über die Vorgänge beim Abbruch des Krieges. Die
deut=
ſchen Armeen hätten den Kampf fortſetzen wollen.
Reichsjuſtizminiſter Emminger wiederholt gegenüber dem Abg.
Düringer, daß ein Diſziplinarverfahren gegen den Neich=
gerichtsſenats=
präſidenten Dr. Lobe in keiner Weiſe und in keinem Stadium angeregt
worden ſei. Es ſei auch niemals verſucht worden, auf die
Rechtſpre=
chung des Reichsgerichts einzuwirken.
Reichsfinanzminiſter Dr. Luther ſtellt feſt, daß das
Reichsfinanz=
miniſterium in keiner Weiſe an einem Diſziplinarverfahren gegen den
Senatspräſidenten beteiligt ſei.
Die Deutſchnationalen fordern in einem Antrage Feſtſetzung des
Wahltermins auf Freitag, den 11. April; die Sozialdemokraten erklären
ſich für Sonntag, den 13. April. Auch Abg. Leicht (Bayer. Vpt.)
bittet die Deutſchnationalen, ihre religiöſen Bedenken in dieſem Falle
zurückzuſtellen und ſich für die Neuwahl am Palmſonntag zu erklären.
Der Vorſchlag der Deutſchnationalen, dieſe Frage am Dienstag an erſter
Stelle zu verhandeln, wird abgelehnt.
Dienstag 2 Uhr: Dritte Leſung des Notetats, Goldkreditbank,
Anträge bzw. Beſchlußfaſſung über den Wahltermin. — Schluß nach
7 Uhr.
Eine Rede Kardorffs in Köln.
Köln, 10. März. Der volksparteiliche Führer von Kardorff
ſprach hier in einer von der Ortsgruppe der Deutſchen Volkspartei
ein=
berufenen, ſtark beſuchten Verſammlung. Von der Außenpolitik
aus=
gehend, betonte er, daß von einer Unterſtellung des beſetzten Gebiets
unter den Völkerbund nach den mit dieſem gemachten Erfahrungen
nichts zu erhoffen ſein dürfe. Ueber eine Entmilitariſierung des
Rhein=
an eine Neutraliſierung ſei nicht zu denken. Von der Freiheit des
Rheines hänge der Frieden der Welt ab. In innerpolitiſcher Hinſicht
be=
seichnete er die Weimarer Verfaſſung als verbeſſerungsfähig und
ver=
befferungshedürftig. Beſonders der 8 18 müſſe verſchwinden. Er
ſtreifte ferner den Münchener Prozeß und ſprach den Angeklagten
va=
terländiſche Beweggründe nicht ab. Er verurteilte aber gewaltſame
Umſturzverſuche. Auch bedauerte er die Auslaſſungen Ludendorffs
ge=
gen die Katholiken und den Vatikan, dem das deutſche Volk zu großem
Dank verpflichtet ſei. Zurückkommend auf die Notwendigkeit, die
Ver=
faſſung umzuſtellen, ſchlug der Redner vor, einen preußiſchen
Staats=
präſidenten zu beſtellen, der gleichzeitig Reichspräſident ſein müſſe. Er
bedauerte die Stellungnahme der Deutſchnationalen zur großen
Koali=
tion. Ihnen hätte Severing es vor allem zu verdanken, daß er noch
Vorredners richtig ſeien. Auf die erwähnte ſcharfe Eingabe ſei lediglich preußiſcher Innenminiſter ſei. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede wandte
eine entſprechende Antwort erteilt worden. Von einem Diſziplinar= ſich Kardorff gegen den Klaffenkampf und gegen den
Internationalis=
mus der Sozialdemokraten und forderte Umſtellung der
Gemeindever=
waltung und Beſteuerung. Beſonderen Wert legte er angeſichts der
ernſten Lage unſeres Vaterlandes auf die Stabilität der Rentenmark,
glaublich, wenn gegen einen Beamten ein Verfahren wegen Landesver= tes und damit für eine allmähliche Geſundung bezeichnete. Der Redner
Reichskonferenz des Gewerkſchaftsrihgs.
Berlin, 10. März. Der Gewerkſchaftsring
deut=
ſcher Arbeiter=, Angeſtellten= und
Beamten=
verbände hielt heute in den Räumen des
Reichswirtſchafts=
rates eine Reichskonferenz ſeiner führenden Beamten und
Funk=
der Reichsarbeitsminiſter hatten Vertreter entſandt. Erſchienen
waren auch Delegierte des Allgemeinen niederländiſchen
Fach=
verbandes. Nach Begrüßungsanſprachen des Vorſitzenden,
Land=
tagsabgeordneten Hartmann und des Miniſterialdirektors
Dr. Sitzler ſprach der holländiſche Delegierte Berghuis.
Der erklärte u. a., die militäriſche Unterdrückung der deutſchen
beſetzten Gebiete habe die holländiſchen Arbeiter tief empört;
ſie hofften mit Deutſchland, daß aus dem Schmerz und den
Oberſte Heeresleitung habe damals ihre Niederlage unumwunden ein= Tränen wieder beſſere Zeiten erſtehen. Univerſitätsprofeſſor
Das Kernſtück aller europäiſchen Dinge iſt das Verhältnis zu
Frankreich. Es gibt hierbei für uns keine Politik der
Nicht=
erfüllung oder Erfüllung, ſondern nur eine Politik der Befrei=
Man ſollte die Legende zerſtören, die um dieſen Mann, mit dem ſehr ung. Die Wege hierzu ſind verſchieden. In Deutſchland nun iſt
das Rentenkapital vernichtet und eine Art Staatsbankerott
ein=
getreten. Die Inflation wurde nicht von der Regierung gemacht;
liſten in Deutſchland dafür ſorgen, daß das Ausland wieder mißtrau= dieſe iſt in die Inflation hineingeſchlittert. Durch niedrige Löhne
aber vernichtet man die innere Kaufkraft noch mehr und
ver=
nichtet jede Sparmöglichkeit. Unſere Wirtſchaftspolitik darf nicht
die wirtſchaftlichen Fragen Europas nicht bald gelöſt werden,
wird unſer Erdteil nur noch ein intereſſantes Muſeum bilden.
Als zweiter Referent ſprach der Geſchäftsführer Lemmer über
den Gewerkſchaftsring im Jahre 1923 und ermahnte die
Gewerk=
ſchaften zur Bildung einer einheitlichen Front. Redner, der
ſich gegen die Politik vieler Arbeitgeber wandte, ſchloß: Zum
Die Nationalverſammlung habe dank der Mitarbeit der Oppoſition die Gedanken der Republik muß der Gedanke des ſozialen Geiſtes
Rechte der alten Beamten in der Verfaſſung feſtgelegt. Durch die Ab= treten. Der Kampf geht in erſter Linie um die Arbeitszeit.
Die geſetzliche Regelung dieſes Problems iſt nötig.
*Konzert.
E.N. Das ſechſte Konzert des Heſſiſchen
Landes=
theaterorcheſters im Großen Haus brachte eine
einheit=
liche Vortragsfolge romantiſcher Werke aus der ſchon durch
Richard Wagner beeinflußten Spätzeit. Anton Bruckner bildete
Anfang und Ende und umrahmte das Klavierkonzert von
Rach=
maninoff in C=Moll, Op. 18. In dem letztgenanten Komponiſten
äußert ſich am ſtärkſten die nationale Umbildung, die der im
weſentlichen von der deutſchen Kunſt beeinflußten ruſſiſchen
Muſik in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zuteil
wurde. Eine düſtere Schwermut liegt über großen Teilen des
Konzertes, unterbrochen von Ausbrüchen leidenſchaftlicher
Er=
regung, an einzelnen Stellen von idylliſchen Bildern. Am
ſchwerblütigften wirkt der erſte Satz, teilweiſe auffallend folgt
der zweite, und am zerriſſeſten und wildeſten gebärdet ſich der
Schlußſatz, deſſen Ueberſchrift Allegro ſcherzando in keiner Weiſe
als Inhaltsandeutung aufgefaßt werden kann, denn die weniger
leichter wirkenden Epiſoden werden überragt von der ſtets neu
hervorbrechenden Leidenſchaftlichkeit.
Die Art, wie Eduard Erdmann den Solopart ſpielte, war
kongenial. Alles entſtand von innen heraus, der Klavierklang
wühlte ſich in das Orcheſter hinein, ſo daß beides oft völlig
ver=
ſchmolz. Die fabelhafte Ruhe und Sicherheit des Künſtlers, ſeine
Anſchlagskraft und Farbengebung, ſeine geradezu unfehlbare
Technik riſſen zur Bewunderung hin. An improviſatoriſcher
Frei=
heit des Vortrags ging es beſonders im Mittelſatz bis hart an
die Grenzen, die bei Orcheſterbegleitung noch möglich ſind. Der
Eindruck war gewaltig, der Beifall ſtürmiſch, und da ſetzte Herr
Erdmann, um abzuziſchen, ein modernes Stück voll von
grotes=
kem Humor entgegen. Kann es denn gar nicht ohne Zugaben
gehen? Ich verſtehe, daß ein Künſtler, der ein Werk völlig
be=
herrſcht und heim Vortrag ganz in ihm lebt, leicht geneigt iſt,
ins Extreme zu verfallen, um ſich gewaltſam wieder ins
Gleich=
gewicht zu bringen. Im Publikum aber muß ein ſtarker
Ein=
druck nachwirken können, denn nicht jeder Hörer iſt ſo
geſchmei=
dig, daß er derartig ſtarke Ohrfeigen leicht überwinden kann.
Von Anton Bruckner hörten wir zuerſt eine Ouverture in
G=Moll, ein anſcheinend vor den Sinfonien entſtandenes Werk,
das aus dem Nachlaß herausgegeben wurde. Hält ſich die
Ouverture in Form und Inhalt ſtark an das Vorbild.
Beet=
hovens, ſo iſt ſie doch von ſofort erkennbarer Eigenart. Schon
die tiefſchmerzlichen Akzente der ruhigen, langſamen Einleitung,
dann im Hauptteil das Schwelgen in lyriſchen Gegenſätzen, die
eigenartige Behandlung des Bläſerchors und die meiſterhaft
kontrapunktiſch gearbeitete Durchführung laſſen die ſpätere
Meiſterſchaft vorfühlen. Die Breite des Aufbaues iſt ebenſo
charakteriſtiſch.
Den Schluß bildete die vierte Sinfonie, die „Romantiſche‟,
die ähnlich wie Beethovens Paſtoralſinfonie das Erleben des
Komponiſten der Natur gegenüber darſtellt, wobei mancherlei
Naturklänge die Vermittlung übernehmen. Dies aber auch
der einzige Vergleichspunkt. Denn dem gigantiſchen Menſchen,
dem Promotheus Beethoven, ſteht der feſt im Glauben
wur=
zelnde, ſich in frommer Ekſtaſe zum Himmel erhebende Bruckner
gegenüber. In mächtigen Formen türmen ſich die Sätze zu
gran=
dioſer Steigerung auf, dem beſonders romantiſchen erſten folgt
der düſter ſchreitende Marſch, eine weite Wanderung durch
ungewiſſes Nebelland ſchmerzlicher Empfindung. Wie eine
Epi=
ſode zieht das Scherzo vorüber, ein frohes Jagdſtück, die bange
Hornizene des Triſtan in helles Tageslicht übertragen, mit
hei=
terem, ländlerhaftem Trio. Und nun wächſt als bekrönender
Satz das machtvolle Finale in Höhen hinauf, wo ſich das
Ir=
diſche in der Gottnähe abſtreift.
Das Orcheſter ſpielte nicht überall gleichwertig. Nach dem
ausgezeiſchnet inſpirierten Vortrag der Ouverture und des
Kla=
vierkonzertes gab es in der Rieſenſinfonie von Bruckner
Augen=
blicke der Abſpannung. Auch abgeſehen von den mancherlei
Mißgeſchicken, denen die Hornſoli im Bruckner ausgeſetzt waren,
ſchien uns manches nicht ſo ausgeglichen, wie wir es gewohnt
ſind, ſo daß ſelbſt die faſt übermenſchliche Konzentration, mit der
Herr Generalmuſikdirektor Balling alles, zuſammenzufaſſen
und mitzureißen beſtrebt war, nicht überall völlig das Letzte aus
den Spielern herausholte. Wie der Soliſt des Abends, ſo gab
Balling wieder ſeine ganze Seele. Jede Faſer dieſes Küuſtlers
Nummer 71.
Die belgiſche Kriſe.
Die neue Miniſierliſte.
Paris, 10. März. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
aus Brüſſel werden die Fraktionen der beiden
Koalitionspar=
teien der Kammer und des Senats heute vormittag über die
Miniſterliſte beraten, die Theunis geſtern nach langen
Beratungen mit dem König unterbreitet hat. Nach
die=
ſer Beratung wird entweder das dritte Kabinett Theunis
end=
gültig gebildet ſein oder Theunis wird die Aufgabe der
Kabi=
netlsbildung dem König zurückgeben. Die Miniſterliſte, die
unterbreitet worden iſt, iſt folgende: Finanz Theunis, Juſtiz
Maſſon (liberal), Wiſſenſchaften Nolf (KaKtholik), Krieg
Porthomme (liberal), Eiſenbahnen Neujean (liberal),
Inneres Poullet (Katholik), Ackerbau und öffentliche Arbeiten
Ruzette (Katholik), Wirtſchaft van de Vyvere, Induſtrie
und Arbeit Heymann (chriſtl. Demokrat), Kolonien vermutlich
General Gillain.
Das Kabinett Theunis.
FU. Paris, 10. März. Nach einem vom Jutranſigeant
veröffentlichten Brüſſeler Telegramm hat Theunis ſein Kabinett
gebildet. Es ſetzt ſich folgendermaßen zuſammen:
Finanzminiſte=
rium und Miniſterpräſident Theunis, Miniſter des Arußerm
Hymans, Miniſter des Innern Poullet,
Unterichtsmini=
ſter Nols, Landwirtſchaftsminiſter, Ruzette,
Eiſenbahn=
miniſter= Neujean, Kriegsminiſter Forthomme.
Wirt=
ſchaftsminiſter van de Vyvere, Kolonialminiſter Carton.
Die Vertreter der parlamentariſchen Rechten und der
Libe=
ralen ſind heute in Brüſſel zu einer Beſprechung der Lage
zu=
ſammengetreten und haben dem Miniſterpräſidenten Theunis
ihr Vertrauen zum Ausdruck gebracht. Die neuen Miniſter
wer=
den heute ahend den Eid auf die Verfaſſung leiſten. Man
glaubt, daß Theunis bereits am Donnerstag ſein Parlament
dem Kabinett vorſtellen wird.
Kriſe in Serbien.
Belgrad, 10. März. (Wolff.) Anläßlich des
Zuſtande=
kommens eines oppoſitionellen Blockes zwiſchen
den Demokraten, die für die zentraliſtiſche Verfaſſung eintraten,
und den kroatiſchen, ſloweniſchen und bosniſchen Autonomiſten
bezw. Separatiſten legt das Regierungsorgan, die
Samou=
prawa” die großen Schwierigkeiten dar, welche hätten
überwun=
den werden müſſen um einen einheitlichen ſtarken
Staat der Serben, Kroaten und Slowenen zu
grün=
den. Leider hätten ſich die Erwartungen der Serben, daß die
Kroaten und Slowenen werktätig am Ausbau des Staates
mit=
wirken werden, nicht erfüllt. Die Serben würden jedoch Kraft
genug haben, den Staat zu verteidigen.
Die radikale Tribuna führte aus, daß die Teilnahme der
Krogten an der Verwaltung des Staates im Intereſſe der
völki=
ſchen und ſtaatlichen Einheit gelegen ſci. Die Löſüng aus der
gegenwärtigen Krife dürfe jedoch nicht in der Auflöſung
der Skupſchtina geſucht werden.
Seeckt gegen Quitte.
Der bekannte Pazifiſtenführer Dr. Quitte, der im Januar,
anſcheinend noch unter dem Eindruck der im Herbſt des
dirgan=
genen Jahres von der demokratiſchen und ſozialiſtiſchen Preſſe
über einen angeblichen Aufmarſch bayeriſcher nationaler Ver=
Verbändete verbreiteter Lügenberichte ſtand, glaubte Veranlaß
ſung zu haben, dem General v. Seeckt eine Lektion über
inten=
nationalen Pazifismus und die Durchführung des Verſailler
Ver=
trags halten zu müſſen. In dieſem Schreiben ſcheint er auch
über die von gewiſſen Blättern verbreiteten Mitteilungen über
geheime militäriſche Rüſtungen Deutſchlands eingegangen zu
ſein, und wie aus der Antwort des Generals hervorgeht, hat er
wohl damit gedroht, dieſe Angelegenheit in der breiten
Oeffent=
lichkeit zu verbreiten. Der Chef der Heersleitung hat ihm
ſeinet=
ſeits erklärt, daß er ein derartiges Verhalten Quittes als den
Gipfel der Würdeloſigkeit bezeichnen müſſe und daß er in einem
ſolchen Falle gegen ihn ein Verfahren wegen Landesverrats
er=
öffnen würde.
Profeſſor Quitte hat es aber doch nicht übers Herz bringen
können, von einer Beſprechung dieſer =Angelegenheit Abſtand
zu nehmen, hat es aber aus naheliegenden Gründen vorgezogen,
erſt die Aufhebung des Ausnahmezuſtandes abzuwarten. Heufe
kommt er nun in dem Organ des Herrn v. Gerlach auf dieſe
An=
gelegenheit zu ſprechen, ohne jedoch auf beſtimmte Fälle
hinzu=
weiſen. Trotzdem wird dieſer Artikel natürlich in Frankreich
lebhaftes Aufſehen hervorrufen, da Profeſſor Quitte ſeinen im
Januar an Hern v. Seeckt gerichteten Brief in dieſem Artikel
erwähnt und ebenſo von der Stellungnahme des Generals
Mit=
teilung macht. Auf Grund des Antwortſchreibens v. Seeckt Larf
man wohl annehmen, daß der Chef der Heeresleitung gegen den
Profeſſor Quitte auf gerichtlichem Wege vorgehen wird.
iſt Ausdruck, und wir bewundern es beſonders, daß er ſich nie
in ſeinen eigenen Gefühlen verliert, wie das bei Dirigenten, die
ähnlich impulſiv leiten, nicht ſelten vorkommt. Die genaue
Kenntnis der Partitur gibt ihm dieſe Freiheit des Geſtaltens.
Er wurde nach der Sinfonie begeiſtert gefeiert.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber Walte=
Beck liegen uns eine Anzahl Kritiken vor, von denen wir die
nach=
ſtehenden wiedergeben: Münch. N. Nachr.: Petruſchka von Jgor
Stra=
vinsky hatte bei der erſten Münchener Aufführung am Donnerstag
abend in dem Konzert des Konzertvereinsorcheſters mit ruſſiſcher Muſik
unter Leitung von Walter Beck, in dem man einen Dirigenten erſten
Ranges kennen lernte, einen glänzenden Erfolg. — Baher. Kurier:
Wem bot das Konzert „Ruſſiſche Muſik” unter der Leitung von Walter
Beck nicht ein ſtarkes Erlebnis, auch wenn ihm Borodin und
Glazou=
now nicht ganz unbekannt waren? . . . Dieſer große Erfolg iſt vor
allem dem Dirigenten Walter Beck gutzuſchreiben, der ſowohl Partitur
wie Orcheſter in vorzüglicher Weiſe beherrſchte und in der Ausdeutung
der Werke aber auch nichts ſchuldig blieb. — Münch.=Augsburger Ztg.:
Im Ernſt: Walter Beck, in dem man unbedingt einen Dirigenten von
hoher Intelligenz und gründlicher Partiturbeherrſchung kennen lernte,
hat in verſchiedenen Aufſätzen der Befürchtung Ausdruck gegeben, dieſe
Muſik könnte nicht auf den erſten Anhieb verſtanden werden, und aus
dem Grunde hat er wohl einen charakteriſtiſchen Teil des Werkes auf
den Applaus hin wiederholt. Die Befürchtung iſt unbegründet: die
Muſik iſt gar nicht ſchwer zu verſtehen, dazu iſt ſie viel zu deutlich; ſie
iſt aber ſicher ſchwer genau zu ſpielen. (Und hier ſei ds unbegrenzte
Lob für den Dirigenten und das verſtärkte Konzertvereinsorcheſter
ein=
ſchließlich des Pianiſten Franz Dorfmüller eingeſchoben.) — Staatsztg.:
Was aber dieſes Konzert ans Licht ſtellte, war die außergewöhnliche
Perſönlichkeit des jungen, hier bisher unbekannten Dirigenten W. Beck,
dem man nicht bloß hervorragende Berufenheit zur Interpretation von
modernſter Muſik, ſondern auch ein verblüffendes Könnertum, das er
an der raffiniert ſchwierigen Partitur erwies, nachſagen muß. Seiu
hochmuſikaliſches Temperament wurde weiterhin offenbar mit der ſchönen
Muſiziermuſik der Ouvertüre zu Borodins „Fürſt Igor” (zum erſten
Male hier!) und mit der recht epigonalen, flüſſigen, aber im Finale
raſſig=ruſſiſchen 5. Symphonie B=Dur von Glazounow, alſo mit
ge=
mäßigten Kozpoſitionen von ſchon hiſtoriſch klaxen Vertretern öſtlicher
Tonkunſt=
Rummer 31.
Aus der heffiſchen Politik.
Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 11. März 1924,
Seite 3.
Am 31. März geht die Friſt zu Ende, für die der heſſiſche
Landtag ſeinem „Sonderausſchuß” gewiſſe Vollmachten
über=
tragen hatte. Der Sonderausſchuß hat in dieſen Monaten eine
große Reihe von Sitzungen gehalten. Vor allem ſind es zwei
Aufgabenkreiſe geweſen, die ihn beſchäftigten: die
Perſonal=
abbaufragen und die Steuerfragen. Nun legt ihm die Regierung
gleichſam in letzter Stunde noch den Entwurf des
Staats=
haushalts für das am 1. April beginnende Rechnungsjahr
vor. Sie erklärt in ihrer Vorlage die Verabſchiedung dieſes als
vorläufig gedachten Haushaltplans vor dem 1. April für
not=
wendig, um die Grundlage für die Ausgabebewilligung und die
Möglichkeit der Deckung durch Steuern oder andere
Staatsein=
nahmen zu ſchafſen. Dieſe Begründung hat anſcheinend manches
für ſich. Denn es iſt ja richtig, daß eine Verlängerung des für
1923/24 geltenden Haushaltplans über den 1. April hinaus ſeine
großen Bedenken hat: es handelt, ſich bei jenem Plan um
Papiermarkziffern, die keinen rechten Inhalt mehr haben!
Dennoch kann eine ſolche Verlängerung doch wohl nicht
unmög=
lich ſein. Aus dem einfachen und wohl unwiderleglichen Grunde
nicht, weil die ſe Papiermarkziffern bereits ſeit dem Dezember
1923 inhaltlos geworden waren und trotzdem nun ſchon vier
Monate lang mit einem auf ſolchen Ziffern aufgebauten
Haus=
haltsplan gearbeitet worden iſt, weil eben damit gearbeitet
wer=
den mußte. Was dier Monate lang möglich war, kann auch für
einen fünften Monat nicht unmöglich ſein. Daher wird ſich
der Sonderausſchuß doch wohl beſinnen, ehe er die große und
ſchwere Aufgabe, einen vorläufigen Haushaltsplan zu
verab=
ſchieden, auf ſich nimmt. Um ſo mehr, als es immerhin
zweifel=
haft iſt, ob der Landtag, als er den Sonderausſchuß beſtellte, an
eine ſolche Aufgabe ſür ihn gedacht hat. Die Zeit, die dem
Sonderausſchuß zur Verfügung ſteht, iſt übrigens für dieſe
Auf=
gabe ſo knapp, daß ihm nicht viel übrig bleiben würde, als eine
faſt unbeſehene, wenn auch nicht völlig unberedete Annahme der
Regierungsvorlage. Eins freilich iſt richtig: eine lange
Land=
tagstagung, in der in der ſonſt üblichen Breite die allgemeine
politiſche Wäſche diele Tage oder Wochen lang gewaſchen würde,
wäre jetzt in jeder Hinſicht unerträglich. Mögen manche Parteien
auch bei uns Luſt zu einem ſolchen heſſiſchen „Schauturnen vor
der Wählerſchaft” haben, das Land hat nicht das Geld dazu,
und die Reichstagswahlen drängen zu ſtark. Aber es laſſen ſich
ſicher Mittel und Wege finden, um dieſe Debatten zu vermeiden
oder mindeſtens hinauszuſchieben, ohne jetzt den vorläufigen
Haushalt vom Sonderausſchuß — ohne jede vorherige
Einzel=
beratung — in kürzeſter Friſt übers Knie brechen zu laſſen.
Mit dem Haushaltsentwurf hat die Regierung dem
Sonder=
ausſchuß auch ein Finanzgeſetz vorgelegt, zu dem — abgeſehen
von der zu erhebenden Grundſteuer — zwei
Steuergeſetz=
entwürfe gehören. Dieſe Entwürfe müßten in der gleichen
kurzen Friſt verabſchiedet werden wie der Haushalt. Es handelt
ſich um eine vorläufige Gewerbeſteuer und um eine Steuer vom
bebauten Grundbeſitz. So ſoll alſo wirklich nach den Abſichten
der Negierung das eintreten, was ſo mancher, als die gleichen
Steuern im letztvergangenen Vierteljahr als „außerordentliche‟
Steuern erhoben wurde, fürchteten: dieſe beiden Steuern ſollen
chroniſch werden! Dieſe Nachricht wird wahrſcheinlich ſehr wenig
günſtig aufgenommen werden. Sowohl die Gewerbeſteuer wie
die Steuer vom bebauten Grundbeſitz haben ſchwere Belaſtungen
gebracht, die nicht als gerecht verteilt empfunden werden konnten.
Für die Gewerbeſteuer ſoll nun in Zukunft wenigſtens ein
anderer Berechnungsmodus eingeführt werden, der die
ſchlimm=
ſten Wirkungen beſeitigt. Die Regierung ſelbſt ſpricht davon,
daß es nicht möglich ſein würde, die Gewerbeſteuerpflichtigen
nach der Veranlagung für 1923 ſo, wie nötig, zu beſteuern, ohne
daß dies zu einer ſehr verſchiedenartigen und darum höchſt
un=
gerecht wirkenden Belaſtung führen würde. Ob die Methode,
als Grundlage die Vorauszahlungen zu wählen, die die
Gewerbe=
treibenden nach reichsgeſetzlichen Beſtimmungen zu leiſten haben,
die Laſt, die die neue Staatsſteuer auf das Gewerbe legt,
trag=
bar machen wird, das ſoll heute nicht näher unterſucht werden;
ſchwer und hart wird die Steuer jedenfalls wirken. Die Steuer
vom bebauten Grundbeſitz aber ſoll nach den gleichen
Maßſtäben erhoben werden wie die letzte außerordentliche
Ab=
gabe, und zwar für jedes Vierteljahr in der gleichen Höhe wie
dieſe außerordentliche Abgabe. Es kann kein Zweifel ſein, daß
dieſe Vorlage ſcharfen Widerſpruch finden muß. Sie iſt durchaus
ungerecht und muß, wenn ſie zu einer Dauereinrichtung wird,
geradezu erbitternd wirken. Sie beſteuert, da der Eigentümer
ſie auf die Mieter umlegt, die Mieter, und zwar nach dem
Ver=
hältnis einer Friedensmiete, die den Friedensverhältniſſen der
Mieter entſpricht, nicht aber ihren jetzigen weitaus veränderten
Verhältniſſen. Es iſt dem Mieter beim jetzigen Mangel an
Wohnungen oft nicht möglich, eine andere, billigere Wohnung
zu beziehen; er muß wohnen bleiben, ob er will oder nicht, und
wird dafür durch eine hohe Steuer beſtraft. Die Steuer wird
nicht bloß nach dem Wert des Gebäudes, ſondern auch nach dem
der zugehörigen unbebauten Flächen berechnet; ſo entfällt auf
die Mieter oft eine ganz unverhältnismäßig hohe Steuer. Die
Auseinanderſetzungen über die Berechnung der Steuer in ſolchen
Fällen ſind in hohem Grade geeignet, das Verhältnis zwiſchen
Hauswirt und Mietern einerſeits, zwiſchen den Mietern
ander=
ſeits zu vergiften. So beſonders in den Fällen, in denen ein
Teil die alleinige Benutzung der Gartenflächen hat, ohne daß
dieſer Umſtand in der Berechnung der Miete alſo auch in der
Berechnung der Steuer) ausreichend zum Ausdruck käme. Sehr
*Schimpf und Spott im Kaufmannsleben.
In der Zeitſchrift „Blätter für
junge Kaufleute” (Verlag
Deutſch=
nationaler Handlungsgehilfen=Verband) ſtellt
Hans Gloy unter dem Titel „Schimpf und
Spott im Kaufmannsleben”, das
neue volkstümliche „Sprachgut” zuſammen.
In aller Munde iſt heute der „Schieber‟ Es verſteht ſich,
daß der Schieber kein Kaufmann iſt, ſo wenig, wie der Wucherer
ein Bankherr. Der Wucherer, der die Verzweiflung eines
Man=
nes zu den ſchmutzigſten Darlehnsgeſchäften mißbraucht, heißt
„Menſchenfreund”. „Blutſauger” „Halsabſchneider” oder
„Krawattenmacher” Auch die „Schlittenfahrer” gehören nicht
zum ehrlichen Handel. Die Schlittenfahrer entziehen ſich ihren
Gläubigern durch fortgeſetztes Wohnungswechſeln; die
Wechſel=
reiter halten ſich über Waſſer, indem ſie den einen Wechſel immer
durch folgende ablöſen. Streiten läßt ſich darüber, ob der „
Bör=
ſenjobber” zum Beruf zu zählen iſt; eine Anerkennung für
werte=
ſchaffendens Kaufmannswirken liegt jedenfalls in der
landläu=
figen Fachbenennung nicht. Der Börſenjobber macht ſeinen
„Rebbach”, wenn ſeine „Kaffern” „klettern” oder „Laur anzieht”;
wenn aber ſeine Papiere ſtark „abbröckeln”, wird er leicht zum
„Debetmillionär‟. Er macht dann vielleicht „pleite”; die
hinein=
gefallenen Gläubiger ſind die Leidtragenden” der
Konkurs=
verwalter iſt der „Leichenkommiſſarius”. Aktienbeſitzer, die ſich
auf Generalverſammlungen nach den mehr oder minder guten
Ausſichten des Geſchäftsganges erkundigen, führen den
Spott=
namen der „Bellevue=Aktionäre‟.
Von Berlin iſt der „Koofmich” gekommen. In den
Hanſeſtädten, wo der „Königliche Kaufmann” zu Hauſe iſt,
konnte man auf dieſe Benennung nicht verfallen, weil die darin
ausgedrückte Geſinnung dort fremd iſt. Dagegen bezeichnet man
in Hamburg den kleinen Mann als „Püttjer”, womit im übrigen
in der Umgangsſprache jeder kleinliche, übergenaue Menſch
(alſo der „Kümmelſpalter” und „Erbſenzähler” in jedem
Bo=
rufe) gemeint iſt, ferner hier ohne Nebenbedeutung der Töpfer.
Der Chef iſt für die Angeſtellten „der Alte”, auch wenn er
noch jung iſt. Umgekehrt iſt für den Chef der Angeſtellte ſein
Laß dieſenigen Steuerzahler, die um einer
zahl=
reichen Familie willen große Wohnungen haben müſſen,
be=
ſonders viel zu zahlen haben: die Steuer bedeutet geradezu eine
Strafe auf den Kinderreichtum. Endlich kommt dazu, daß
Staats=
bürger, die aus irgend welchen Gründen vorübergehend nur
eine kleine Wohnung oder eine Notwohnung innehaben, ſehr
wenig von der allgemeinen Laſt zu tragen haben. In manchen
Fällen iſt es vielleicht als Ausgleich für die Entbehrung einer
ausreichenden Wohnung anzuſehen; aber nicht in allen Fällen
trifft das zu. Nun ſind die Mieten ſowieſo im Steigen
be=
griffen: die Schwierigkeiten, die ſich für viele Mieter gerade des
Mittelſtandes aus dem Widerſpruch zwiſchen der Wohnung, die
ſie von der Friedenszeit her innehaben, und ihren jetzigen viel
dürftigeren Verhältniſſen ergeben, werden immer größer. Dieſe
Steuer vom Gebäudebeſitz, die in Wirklichkeit eine Mietſteuer iſt,
würde ſie ins Unerträgliche ſteigern. Es darf daran erinnert
werden, daß bereits bei den Verhandlungen über die
entſpre=
chende außerordentliche Abgabe eine Partei, die Deutſche
Volks=
partei, die Steuer höchſtens nach der Hälfte des vorgeſchlagenen
Satzes bewilligen zu können glaubte und ſie dann, als dieſe
An=
ſicht nicht durchdrang, ganz ablehnte. Ob ſie jetzt, wo die Steuer
einmal erhoben worden iſt, wieder mit dieſer Haltung allein
bleiben wird? Das iſt doch wohl unwahrſcheinlich.
Somit werden die nächſten Wochen für Heſſen allerhand nicht
ganz leichte Entſcheidungen bringen. Täuſcht nicht alles, ſo
wird auch die Frage des Perſonalabbaues in der
näch=
ſten Zeit noch lebhafter erörtert werden als bisher. Soweit
Be=
amte in Frage kommen, haben ja bisher ganz überwiegend die
älteren den Schaden gehabt; ſie mußten, oft noch in ſehr friſcher
Kraft, ihr Amt verlaſſen. Die Empfindung iſt ganz allgemein,
daß der Staat, da er ja die Ruhegehälter bezahlen muß, an dieſer
Maßnahme wenig ſpart. Nun kommen jetzt die
Beamten=
anwärter an die Reihe. Junge Männer, die ſich oft in langen
Jahren der Berufsausbildung auf die Beamtenlaufbahn
einge=
ſtellt haben und die nun mit einem Male die Weiche umſtellen
müſſen! Da wird denn ſehr ſorgfältig zu prüfen ſein, ob
wirk=
lich nach ſtrenger Gerechtigkeit verfahren wird. Nach manchen
Anzeichen iſt zu ſchließen, daß im Volk die Meinung weit
ver=
breitet iſt, daß gewiſſe Umſtände, wie z. B. die
Parteizugehörig=
keit — entgegen der Reichsverordnung — nicht ohne Einfluß
auf die Beibehaltung mancher Staatsbedienſteten geweſen ſind.
Die Regierung wird hoffentlich in der Lage ſein, der
Oeffentlich=
keit den Gegenbeweis zu liefern. Sehr viel iſt auch die Frage
der Verlängerung der Arbeitszeit erörtert worden. Heſſen
iſt mit der Regelung dieſer Frage ſtark im Rückſtand. Das gilt
nicht bloß mit Bezug auf die Beamten, ſondern auch für die
Angeſtellten. Der Sonderausſchuß hat mit Mehrheit beſchloſſen,
im allgemeinen am Grundſatz des Achtſtundentages feſtzuhalten.
Die Feſtlegung der Arbeitszeit für das Pflegeperſonal in den
ſtaatlichen Krankenanſtalten und Heilanſtalten hat er beſonderer
Regelung vorbehalten. Dadurch ſind unhaltbare Verhältniſſe
ent=
ſtanden. Während bei den Anfang Januar vollzogenen
Kündi=
gungen Angeſtellter die verlängerte Arbeitszeit vorausgeſetzt
wurde, fiel dieſe Vorausſetzung nachher, wenigſtens fürs Erſte,
hin; und Wiedereinſtellungen mußten erfolgen. Auch dort, wo
Arbeitsbereitſchaft eine erhebliche Rolle ſpielt. Auch andere
Un=
gleichmäßigkeiten und innere Widerſprüche ſind die Folge
ge=
weſen. Es iſt ja, zumal aus Wahlgründen, fehr begreiflich, daß
die Sozialdemokratie den Achtſtundentag retten will, ſoweit ſie
vermag. Aber werden ihr die anderen Koalitionsparteien darin
angeſichts dieſer Lage wirklich dauernd folgen? Im Volk will
man allmählich Klarheit in dieſen Fragen; und Heſſen wird keine
Inſel bilden dürfen — auch nicht eine Inſel der Glücklichen des
Achtſtundentages.
Noch eine andere Frage hängt mit dem Abbau zuſammen:
die Frage des Arbeitsminiſteriums. Den Leſern wird
in Erinnerung ſein, daß in dieſer Zeitung (26. Februar) von
„ernſten Gegenſätzen in der heſſiſchen Regierung” berichtet wurde,
die dadurch entſtanden ſeien, daß das Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft das geſamte Wohlfahrtsweſen in ſeine Hand
be=
kommen wolle. Daraufhin hat das genannte Miniſterium eine
Erklärung zur Sache veröffentlicht. Es ſtellt die Nachricht, von
der die Notiz des Darmſtädter Tagblatts ausging, nicht in
Ab=
rede, ſondern es beſtätigt ſie. Das Arbeitsminiſterium hat
an das heſſiſche Geſamtminiſterium die Bitte gerichtet, die
ge=
ſamten Aufgaben, die ſich aus der Bearbeitung der
Reichsverord=
nung über Fürſorgepflicht vom 13. Februar ergeben, nunmehr
ihm zu übertragen, alſo die Armenfürſorge und die
Waiſen=
fürſorge dem Miniſterium des Innern, dem dieſe Zweige bisher
unterſtanden, zu entziehen. Trotzdem behauptet iſt, daß die
Notiz des Tagblatts geeignet ſei, „die öffentliche Meinung
irre=
zuführen‟. Da die berichteten Tatſachen richtig ſind, könnte ſich
die „Irreführung” nur auf die Motive beziehen. Das
Arbeits=
miniſterium erklärt, es habe aus rein ſachlichen Erwägungen
gehandelt; jene Notiz des Tagblatts hatte dagegen vermutet, es
ſolle angeſichts der von der Deutſchen Volkspartei erhobenen
Forderung auf Abbau dieſes Miniſteriums erſucht werden, mit
allen Mitteln die Notwendigkeit und Unentbehrlichkeit dieſes
Miniſteriums zu beweiſen. Wenn bei dieſer Sachlage das
Arbeits=
miniſterium das grobe Geſchütz der Anklage auf Irreführung in
Tätigkeit ſetzt, ſo kann ſich der ruhige Beobachter eines Lächelns
nicht ganz erwehren. Denn es wird dabei dem gutgläubigen
Leſer wirklich ein bißchen viel zugemutet. Aus dem Satz, daß
die mannigfaltigen Aufgaben der Fürſorge untereinander
zu=
ſammenhängen, ſoll er die zwingende Folgerung ableiten, daß
die Forderung auf Zuſammenlegung nur ſachlichen
Erwägun=
gen entſpringe und daß der Wunſch, dem Abbau zu entgehen,
„junger Mann”, gleichfalls ohne Rückſicht auf das Alter. Der
Prokuriſt iſt, weil er ſeiner Unterſchrift ein ppa. vorſetzt, der
„Pepea”. Ab und zu hört man vom Chef auch als vom „Meiſter”
ſprechen, ſeltener vom „Polier‟. Eine Geſchäftsinhaberin oder
die Frau des Chefs muß es ſich gefallen laſſen, daß man ſie —
natürlich immer nur in Abweſenheit — zur Hangvollen „Cheföſe‟
umbildet.
Der Gehilfe wird nach dem mittlerweile veralteten
Fremd=
wort „Kommie”, ſcherzhaft „Komiker” — „Handlungskomiker”
benamſt, dementſprechend ſeine Kollegin „Kommiſe‟. Aus dem
ſozialdemokratiſchen Sprachſchatz ſtammt der „
Stehkragenprole=
tarier”; damit verwandt iſt der „90=Mark=Kommis”. Mit beiden
Bezeichnungen verbindet der Sprechende die Vorſtellung von
einem Gehilfen, der ſich „ein Gehalt in die Taſche lügt”, das
größer als das tatſächlich bezogene iſt, und der auch demgemäß
auſtritt.
Die meiſten wirklichen Onkelnamen für die Gehilfen
be=
ziehen ſich auf ſeine beſondere Beſchäftigung. Erklärlicherweiſe
hat ſich der Geſchäftsreiſende die meiſten davon zugezogen, auch
wohl ſelber aufgebracht. Unzählig ſind die Verbindungen mit
Fritze” und „Onkel”, z. B. „Reiſeonkel, Teeonkel,
Schokoladen=
fritze, Speſenfritze‟. Aus der Sprache der Wanderburſchen und
der Landſtreicher („Monarchen”) hat er ſich den Titel des „
Klin=
riſten ſtreitig zu machen, die immer nur „ſtreckenweiſe” arbeiten
und ebenſo „ſtreckenweiſe” faulenzen. Auch der „
Kilometer=
ſreſſer” iſt nicht Alleinbeſitz des Reiſenden: ihm durchaus
eigen=
iſt, „liegt er auf der Laudſtraße‟. Eine Gegend wird von ihm
„abgekloppt” oder „abgeklappert”; er „ſucht Opfer”, denen er
ſeine Ware „aufhängt”. „Erbbegräbniſſe” vermeidet er. Das
ſchikos ſagt, zum „Matratzenverleiher”. Schon dort anweſende
Kollegen wollen ihn ſofort zum Kartien heranziehen; er lehut
aber ab, weil er zunächſt „ſeine Schularbeiten machen” muß, dienende, einem „Mariner” nicht recht traut, ruft er unauffällig,
womit er den Reiſebericht meint. Steigt er in ein
Eiſenbahn=
abteil, das andere Leut mit „zweimal zweiter Klaſſe”
umſchrei=
ben, ſo nennt er das „Bruſtbild fahren”, der „Verdrußkaſten”
überhaupt nicht in Frage komme. . .. Zugegeben einmal, daß
ſachliche Momente für die Zuſammenlegung angeführt werden
können, — nötigt dieſer Umſtand wirklich unbedingt zur
Zu=
ſammenlegung in der Hand des Arbeitsminiſteriums? Es könnte
ja auch an Zuſammenlegung beim Miniſterium des Innern
ge=
dacht werden? Zugegeben, daß ſachliche Motive mitſprechen,
müſſen ſie wirklich die einzigen ſein? Manchmal treffen
mehrere Beweggründe für die gleiche Handlung zuſammen.
Auf=
fallend iſt und bleibt eins: in dem Augenblick, in dem die
Ver=
minderung der Zahl der Miniſterien gefordert und die
Auf=
laſſung des Arbeitsminiſteriums von einer Partei beantragt
wird, ſtellt gerade dieſes Miniſterium den Antrag auf
Vermeh=
rung ſeines Geſchäftsumfangs. Dafür ſollen wirklich nur
ſach=
liche Erwägungen maßgebend geweſen ſein? Den ſachlichen
Rückſichten auf Zuſcmmenlegung ließe ſich doch auch Rechnung
tragen, wenn das gefamte Fürſorgeweſen bei einem „Landesamt”
zuſammengefaßt würde, das einem der anderen Miniſterien, in
erſter Linie dem des Innern, unterſtellt würde. Soweit zu
erkennen iſt, wird die Volksſtimmung nicht leicht bereit ſein, an
die Abweſenheit aller anderen als nur ſachlichen Motive bei
jenem Antrag zu glauben.
Und damit wären wir wieder bei der Frage der
Vermin=
derung des oberſten Verwaltungsapparates.
Sie wird doch auch in Heſſen einmal kommen müſſen. Von dem
Ergebnis der nächſten Wahlen ſie abhängig zu machen, dürfte
ſich wirklich nicht empfehlen. Denn erſtens vergehen bis dahin
noch faſt ½ Jahre, und wir müſſen doch raſch ſparen. Zweitens aber
könnten die nächſten Wahlen vielleicht eine noch ſtärkere
Partei=
zerſplitterung, ſogar eine Regierungskoalition aus mehr als drei
Parteien bringen. Soll dann wirklich „oben” gar nicht geſpart
werden?
Lynkeus.
Die parlamentariſche Lage.
Kein Gegenſatz zwiſchen Reichsregierung
und Reichspräſidenten.
Berlin, 10. März. Zur parlamentariſchen Lage
iſt, wie mitgeteilt wird, zu ſagen, daß die Reichsregierung
immer noch auf dem Standpunkt ſteht, keine
Spezial=
diskuſſionen über diejenigen Notverordnungen zulaſſen
zu können, welche ſie als lebenswichtig erkannt hat. Es
be=
ftehe in der Frage der Auflöſung des Reichstages
kein Gegenſatz zwiſchen der Reichsregierung und
dem Reichspräſidenten. Die Auflöſung müßte erfolgen,
wenn das Werk der Regierung gefährdet ſein würde. In dieſer
grundſätzlichen Auffaſſung ſtimmten alle überein.
Auflöſung des Reichstags am Donnerstag?
Neuwahlen am 11. Mai.
Berli, 10. März. Wie wir hören, hatte der
Reichskanz=
ler nach Schluß der Plenarſitzung des Reichstages eine
Beſpre=
chung mit den Führern der vier Regierungsparteien. Dabei
er=
gab ſich, daß das Kabinett und ſämtliche Negierungsparteien
völlig einig ſind darüber, daß die Auflöſung des
Reichs=
tages noch dieſe Woche erfolgen müſſe, ferner darüber,
daß ein möglichſt früher Wahltermin in Ausſicht zu
nehmen ſei, wobei jedoch Rückſicht darauf genommen werden
müſſe, daß die Wahlen im beſetzten Gebiet längere
Zeit zur Vorbereitung beanſpruchen. Unter welchen Umſtänden
die Auflöſung des Reichstages erfolgen wird, ſteht bisher noch
nicht feſt, da ein Einverſtändnis zwiſchen der Regierung und
den Koalitionsparteien über den von dieſen zu ſtellenden Antrag
bisher nicht erzielt werden konnte.
Berlin, 10. März. Wie wir aus parlamentariſchen
Kreiſen erfahren, hat der Reichskanzler heute in einer
Be=
ſprechung mit den Fraktionsführern mitgeteilt, daß
die Reichsregierung nunmehr doch die Abſicht habe, am
Donnerstag aufzulöſen und die Neuwahlen am
11. Mai ſtattfinden zu laſſen.
Der Anlaß zur Auflöſung dürfte ſich daraus ergeben, daß ein
Antrag der Mittelparteien auf Uebergang zur Tagesordnung über
die ſozialdemokratiſchen und deutſchnationalen Aufhebungs= und
Abänderungsanträge zu den „Notverordnungen der Regierung
vorausſichtlich abgelehnt werden wird. In parlamentariſchen
Kreiſen hält man es jetzt für ausgeſchloſſen, daß die Auflölung
noch vermieden werden kann durch die Annahme eines Antrages,
mit dem der Reichstag ſelbſt ſeine Lebensdauer beſchränkt.
Beſchlüſſe des Reichsrats.
Berlin, 10. März. Der Reichsrat hat dem Geſetzentwurf
über die hypothekariſche Belaſtung von Grundſtücken der
Reichs=
bahn angenommen, wonach im Intereſſe der von der Reichsbahn
beabſichtigten Kreditoperation die hypothekariſche Belaſtung von
Grundſtücken ohne Eintragung zuläſſig iſt. Der Reichsrat wandte
ſich alsdann den Geſetzentwürfen über die Schaffung der
Gold=
diskontbank und über die Aenderung des Bankgeſetzes zu, die
debattelos nach den Ausſchußbeſchlüſſen, die die Vorlagen im
weſentlichen nur ſtiliſtiſch und formell geändert haben,
angenom=
men wurden.
oder, weil er ſeine Kunden damit „einſeift”, das „Raſierzeug”.
Ausdrücke, wie der letzte und ſchon vorher aufgeführte, deuten
jedoch keineswegs auf böſe Abſichten gegen die Kundſchaft. Im
Gegenteil, wer dem Mitmenſchen etwas „aufhalſen” oder ihn
„übers Ohr hauen” will, der ſcheut, wie ſtets, das treffende
Wort.
Der Kontoriſt wird als „Tintenkuli” oder als „
Kontor=
knüppel” geuzt. Ab und zu ſtößt man auf den „Pultiklaven”;
ſehr gebräuchlich iſt der „doppelte Buchhalter”.
Der Lehrling iſt, wie weltbekannt, zum „Stift” umgetauft.
Genießt er das Vertrauen ſeiner Vorgeſetzten, ſo wird er mit der
Ehre betraut, die Portokaſſe zu verwalten. Selten mißbraucht
er das Vertrauen. Kommt es vereinzelt dennoch vor, ſo heißt
man ihn einen „Portokaſſenrendanten” oder — ganz verblümt —
einen „Portogieſen” Will man deutlicher werden, dann wird
erzählt, daß er Anſtellung bei „Klemm u. Lange” habe. Es iſt
indeſſen in jedem großſpurig auftretenden Jüngling ein ſolcher
„Portokaſſeumarder”, zu vermuten. Der kaufmänniſche
Nach=
wuchs iſt durchaus ehrenhaft. Der Stift „ſchuſtert” oder „buttert”
eher zu, als daß er mit einem Fehlbetrag in der Kaſſe ſein
Gewiſſen und ſeinen Ruf belaſtet.
Unter den Kunden ſind es die ſchlechten, die man nicht
ver=
kenputzers” geholt. Von ihm kommt auch der Streckenarbeiter”; ſchout gelaſſen hat. Der „faule Kopp” iſt enie Schmeichelei, die
unſer Chef pflegte ihm indeſſen dieſe Bezeichnung für Konto= keiner Erklärung bedarf. Aber auch der „patriotiſche Kunde‟
braucht ſich auf den guten Klang des Wortes nichts einzubilden.
Er heißt ſo, weil er erſt auf Zuſtellungen zahlt, die vor der
Revolution die Ueberſchrift trugen: „Im Namen des Königs”.
tümlich aber die „Kupeewanze‟. Wenn der Reiſende „auf Tour”. Ladenbeſucher, die ſich nur orientieren, nur Ware beſchauen, nur
etwas auſehen wollen, ſind die „Orientalen”, „Warſchauer” oder
„Seeleute‟. Seeleute werden auch zur ſinnverwandten „
Marine=
kundſchaft”. Von einem „Laufkunden”, der, ohne gekauft zu
ſind Geſchäftsläden, in denen nacheinander mehrere Inhaber haben, den Laden verläßt, ſpricht man als dem „Tippel‟. Der
kaputt” gingen. Abends geht er ins Gaſthaus oder, wie er bur= Verſuch eines anderen Käufers oder des Vorgeſetzten, dieſen
Kunden an der Tür noch umzuſtimmen, nennt man „den Tippel
retten”. Wenn ein Verkäufer, in der Regel der nicht ſelbſt
be=
wie wenn es gerade zu ſeiner Arbeit gehört: „D. L. M.‟. Die
Entſchlüſſelung dieſer drahtloſen Kriminaldepeſche lautet
unmiß=
verſtändlich: „Das Luder mauſt”.
Seite 4.
Nummer 7 1.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
Der Sitlerprozeß in München.
Die entſcheidende Phaſe des hochpolitiſchen Prozeſſes: Die Vernehmung der Kronzeugen beginnt. — Ein ſenſationeller Tag. — Die
Vor=
geſchichie der Ereſgniſſe vom 8. November. — Hilſers Worchruch. — Die kogſt des Generalsv. Loſſop. — „Der Feuerbeſehl des Siagtes.”
General Loſſow hat das Wort.
Der Schleier lichtet ſich.
Von unſerem Münchener Korreſpondenten.
g. München, 10. März.
Schon äußerlich kommt es am Beginn der dritten
Verhand=
lungswoche deutlich zum Ausdruck, daß die entſcheidende
Phaſe dieſes hochpolitiſchen Prozeſſes, die
Vernehmung der Kronzeugen, unmittelbar vor der
Tür ſteht: Die Kontrolle der Ausweiſe wird genauer als in den
letzten Tagen durchgeführt. Auch die Durchſuchung nach Waffen
wird mit peinlichſter Genauigkeit erledigt, auch die den
Ueber=
wachungsbeamten wohlbekaunten Preſſevertreter müſſen eine
ge=
naue Unterſuchung über ſich ergehen laſſen, die mit dem
höf=
lichſten Ausdruck des Bedauerns vorgenommen wird. Man hört
in den Gängen, daß die Anträge, die Angeklagten: Frick und
Brückner aus der Haft zu entlaſſen, bis zum Schluß der
Beweis=
aufnahme zurückgeſtellt worden ſind. Daß Gerüchte, wie ſie auch
umgehen, Herr v. Kahr ſei nach der Schweiz abgereiſt, oder er
habe ſeinen Mücktritt als Regierungspräſident von Oberbayern
genommen, unbegründet oder im letzten Punkt mindeſtens
ver=
früht ſind, braucht nicht beſonders betont zu werden.
Erwar=
tungsvolle Stille liegt über dem wie immer zum Berſten
be=
ſetzten Verhandlungsraum, als in die Montagsſitzung mit den
üblichen Feſtſtellungen und Formeln eingetreten wird. Man
kann ein Blatt Papier zur Erde fallen hören, als dann der erſte
der Kronzeugen, Generalleutnant a. D. Exzellenz von
Loſſow, der ehemalige Führer der 7. Diviſion, aufgerufen
wird, und er, eine hochgewachſene ſtraffe ſoldatiſche Erſcheinung
im ſchlichten blauen Zivilanzug, den er trägt, vor die Schranken
des Gerichts tritt.
Die erſte Senſation, wenn man von Senſationen in
dieſem an Spannungsmomenten überreichen Prozeß überhaupt
ſprechen will, iſt die Rechtsbelehrung des Zeugen durch den
Vor=
ſitzenden, der darauf hinweiſt, daß er die Ausſagen verweigern
kann, wenn er ſich ſelbſt einer ſtrafbaren Handlung durch ſeine
Ausſagen bezichtigen würde. Der Zeuge muß darüber
pflicht=
gemäß, wie der Vorſitzende feſtſtellt, belehrt werden. Die
zweite Senſation, als der Vorſitzende in dieſem
Zu=
ſammenhang darauf hinweiſt, daß gegen den Zengen ein
Ermittlungsverfahren eingeleitet iſt. Nach unſerem
Wiſſen dürfte es ſich hier nicht um einen angeblichen
Zuſammen=
hang mit der Hochverratsaffäre vom 8. November, ſondern um
die Vorgänge am Odeonsplatz handeln. Die dritte
Sen=
ſation, daß der General auf Grund dieſes
Ermittlungs=
verfahrens zunächſt undereidigt bleibt.
Und dann praſſelt es an Enthüllungen,
poli=
tiſchen Feſtſtellungen von ungeheurer Tragweite nur
ſo nieder, als der General mit ganz klarer, ſtellenweiſe ſich faſt
überſteigender Stimme über die Vorgeſchichte des 8. Novembers
ſpricht und dabei für unſer Gefühl in ſchonungsloſer und auch
das Letzte enthüllender Weiſe die letzten Schleier von den Plänen
wegzieht, die die Herren Kahr, Seißer und er inauguriert haben,
aus denen Hitler und die Seinen den Anſtoß zu ihrer Aktion
erhalten haben wollen. Was der General ſpricht, macht den
Ein=
druck unbedingter ſoldatiſcher Gradheit und Wahrhaftigkeit. Auch
die eine Tatſache, daß Herr v. Loſſow in der Erörterung dieſer
Dinge rückſichtslos aufzeigt, wie er ſelbſt zu dem Gedanken des
nationalen Direktoriums geſtanden hat, ſtützt die Annahme, daß
hier kaum etwas ungeſagt geblieben iſt, was geſagt werden
konnte.
Zu den Dingen abſchließend Stellung zu nehmen, zu
ent=
ſcheiden, ob es ſich in dieſem Plan eines national rechts
gerich=
teten Direktoriums um einen Hochverrat oder einen
ver=
ſuchten Hochverrat gehandelt habe, wird erſt möglich ſein,
wenn auch die anderen Herren geſprochen haben. Feſtzuhalten
iſt ſchon heute, daß bei dieſen Plänen, wie Herr b. Loſſow betont,
keineswegs an einen Marſch nach Berlin,
keines=
wegs an irgendwelche Gewalt gedacht war.
Viel=
mehr wollte man lediglich durch einen vom Süden und Norden
ausgehenden Druck auf die Reichsregierung das zuſtande
brin=
gen, was nationale Männer in allen Lagern angeſichts der
wahn=
ſinnigen Verheerungen durch den uferloſen Markſturz damals
als einzige Rettung erwarteten. An der ſtrafrechtlichen
Beurtei=
lung des hier in dieſem Sinne allein zur Erörterung ſtehenden
Falles Hitler und Genoſſen können auch dieſe Enthüllungen
nichts ändern. Iſt es richtig — und wir haben beſtimmte Gründe,
dies anzunehmen —, was Loſſow über ſeine Unterredungen mit
Hitler und General Ludendorff berichtet, was er über den Plan
eines Direktoriums im Norden enthält, dann ſchwindet der
letzte Zweiſel, daß die drei Herren am Abend des 8.
No=
vember im Bürgerbräukeller gewaltſam zu einer Aktion gedrängt
werden ſollten, die nicht in der Linie ihres eigenen Planes lag.
Dann könnte aber auch niemand aus dem von ihnen verfolgten
Plan den Schluß ziehen, daß ein kleiner Stups genügen würde,
um die Herren in das Waſſer ſpringen zu laſſen, das ihnen zu
kalt war. Dann ſollten Kahr, Loſſow und Seißer in
ein unternehmen gehetzt werden, das nach ihrer eigenen
Auffaſſung mit ihrem Projekt eines Druckes auf die
Reichs=
regierung zur Schaffung eines nationalen Reichsdirektoriums
nichts gemein hatte, das nach ihrer eigenen Ueberzeugung
Wahnſinn und Verbrechen war ....."
*Oer erſte Kronzeuge.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 10. März.
Zu Beginn der Verhandlung am Montag vormittag richtet
Rechts=
anwalt Dr. Götz eine Beſchwerde gegen die Deutſche Allgemeine
Zei=
tung, die die Verteidigung unter die Lupe genommen hatte Juſtizrat
Dr. Schramm teilt mit, ein Brief der Mutter des erſchoſſenen
Leut=
nants Caſella beſtreite mit aller Entſchiedenheit, daß dieſe mit dem
Oberleutnant Braun geſprochen und daß ſie die ihr von Oberleutnant
Braun in den Mund gelegten Aeußerungen gebraucht habe. Der
Ver=
teidiger ſtellt erneut feſt, daß niemals von ſeiner Seite oder von
Haupt=
mann Röhm behauptet wurde, Caſella ſei von Braun erſchoſſen
wor=
den. Vieluehr ſei immer betont worden, daß die letzten Aeußerungen
Caſellas nach den Ausſagen eines Zeugen lauten ſollten: „Merk dir s,
der Braun hat mich erſchoſſen!"
Der Vorſitzende verlieſt hierauf zwei Schreiben der Landespolizei,
in denen auf Veröffentlichungen zurückgekommen wird, die auf Freie
herrn von Godin zurückgehen ſollen. Das eine Schreiben ſtellt feſt.
daß Godin an dieſen Veröffentlichungen nicht beteiligt war. Ein
wei=
teres Schreiben erklärt es als abſolut unrichtig, daß Mitgliedern der
Landespolizei Beſtrafung angedroht worden ſei, falls ſie Ausſagen
machten. Ein ebenfalls verleſenes Schreiben des Reichsjuſtizminiſters
ſtellt erneut feſt, daß der Neichspräſident weder einen Neffen mit dem
Namen Fritz Ebert habe und daß von den drei Söhnen des
Reichspräſſ=
denten zwei im Jahre 1918 ſchon gefallen waren, während der dritte
1918 mit einer ſchweren Verwundung im Lazarett lag.
Rechtsanwalt Gademann erinnert an die Vernehmung in der
geheimen Sitzung und bezeichnet es als ausgeſchloſſen, daß die Herren
b. Kahr, v. Loſſow und v. Seißer als Kronzeugen auftreten könnten,
da ſie die Drahtzieher geweſen ſeien und der 8 83 des Strafgeſetzbuches
in Betracht käme. Erſter Staatsanwalt Stenglein erklärt, daß die
drei Herren nicht als Zeugen gegen die Angeklagten, ſondern als
Zeu=
gen zur objektiven Feſtſtellung der Wahrheit zu hören ſind. Es beſtehe
kein Anlaß, auf die Zeugen zu verzichten. Nachdem auch Rechtsanwalt
Noder verlangt hat, daß die drei Herren kommen ſollen, aber nicht
als vollgültige Zeugen, daß alſo eine Vereidigung nicht in Betracht
ge=
zogen werden könne, wird Exzellenz v. Loſſow, Generalleutnant a. D.,
in den Saal gerufen.
Die politiſche Grundeinſtellung Loſſows.
Der Vorſitzende belehrt den Zeugen, daß er nicht auszuſagen
brauche, wenn er ſich einer ſtrafbaren Handlung bezichtigen würde, daß
ein Ermittelungsverfahren gegen ihn anhängig iſt
und daß er zunächſt unvereidigt vernommen wird. Der Zeuge ſchildert
dann zunächſt ſeine politiſche Grunhsinſtellung, die darauf fußte,
ein nationales, rechts eingeſtelltes Direktorium mit diktatoriſchen
Vollmachten.
zu ſchaffen. So war es Loſſow von uorddeutſchen Herren als
notwen=
dig geſchildert worden. An die Spitze des Direktoriums ſollte ein Mann
von Namen treten. Unter ihm ſollten etwa vier bis fünf namiafte
Autoritäten die Sanierung Deutſchlands auf den verſchiedenen
Bebie=
ten durchführen. An Gewalt oder an einen Putſch war dabei nicht
ge=
dacht, ſondern an eine Anwendung des Art, 48 der Reſchsverfaſſung.
Loſſow fährt fort: Ich war mir darüber klar, daß an die Stelle einer
kompromittierten Regierung Männer treten mußten um Deutſchland
zu retten. Die Namen der für das Direktorium in Ausſicht
genomme=
nen Heuren hat man ja damals geleſen. Ich nenne Minoux,
Hen=
rich, Wiedfeld und andere. In den damaligen B=ſerechungen
habe ich immer wieder darauf hingewieſen, daß
brei Vorbedingungen
zunächſt erfüllt werden müßten:
1. Müßten die Männer des Direktoriums gefunden wverden und
auch bereit ſein, das Direktorfum zu übernehmen;
2. müßte ein Sanierungsprogramm von vornherein feſtſtehen, und
3. müßten die Männer die Gewähr bieten, daß die Reichswehr
ge=
ſchloffen hiuter das Direktorium treten kann.
In dieſer Nichtung bewegten ſich die Beſprechungen, die Kahr,
Seißer und ich mit politiſchen Freunden aus dem Norden führten. Wir
haben die Herren nicht gerufen, ſondern ſie ſind zu uns gekommen. Aus
dieſen Erwägungen haben nun die Leute, die in ihren Verſammlungen
den Mund nicht voll genug nehmen und über ihre nationgle Haltung
nicht genug aufreißen konnten, den
Marſch nach Berlin
gemacht, ein für meine Begriffe geradezu kindliches Schlagwort. Ich
ſtehe noch heute auf dem Standpunkt, daß das Direktorium auch heute
noch die geeignete Regierungsform für Deutſchland iſt. Seine
Schaf=
fung zu unterſtützen war für mich, wie auch für Kahr und Seißer die
brennendſte deutſche Frage.
Der Konflikt zwiſchen Bahern und dem Reich.
General Loſſow kommt dann auf den Konflikt zwiſchen
Bayernund dem Reich zu ſprechen, der ja auch mit der
Bezeih=
nung „Der Fall Loſſow” oftmals erwihnt wurde. Er erklärt
hierzu u. a.: Schon am N. September war andauernd von Berlin aus
telephoniert worden,
Lofſow ſoll Kahr an die Wand drängen und allein die vollziehende
Gewalt übernehmen.
Ihm ſei das angeſichts der Stellung Kahrs und ſeines Verhältniſſes zu
Kahr unerträglich geweſen. Der verhängnisvolſte Schritt Berlins aber
ſei geweſen, die rein politiſche Frage auf dem Wege einer brutalen
An=
wendung der Kommandogewalt löſen zu vollen. Deshalb habe er den
ihm gegebenen Befehl, den „Völkiſchen Beobachter”, mit Waffengewalt
am Erſcheinen zu verhindern, nicht ausgeführt. Dic Entſcheidung habe
keine Minute bei ihm gelegen, ſondern bei der haheriſchen Regierung,
die er ſtändig informiert habe. Der Zeuge fährt dann fort: Ich habe
riemals den Ehrgeiz gehabt, mich in der Politik zu betätigen oder eine
Yorkſpielerei in Szene zu ſetzen. Nur die durch die Schuld
Ber=
lins geſchaffenen Verhältniſſe haben mich, der ich für mich in Aufpruch
nehnen darf, militäriſch zu denken, in den Vordergrund der Politik
ge=
ſtellt. Auch
die Inpflichtnahme der baheriſchen Reichswehr hat keine
Abtren=
nung der bayeriſchen Diviſion vom Reichsheer bedeutet.
Der dienſtliche Verkehr mit Berlin lief dauernd weiter. Die Geſtellung
von baheriſchen Mannſchaften für das Wachregiment in Berlin war
ebenſowenig unterbrochen. Es iſt daher vollſtändig falſch, von einer
Meuterei oder Nebellion der 7. Diviſion zu ſprechen, die gut bayeriſch
und gut deutſch denkt. Für mich war es immer klar, daß ich ſofort nach
der Löſung des inneren Konfliktes das militäriſche Harokiri an mir
be=
gehen und verſchwinden werde. Die Infanterieſchule hat mir nie
unter=
ſtanden, obwohl ich durch ihre Gründung ein Stück von meinem
Herz=
blut ſehe. Auch durch die Inpflichtnahme der 7. Diviſion für Bayern
iſt die Infanterieſchule, die ſich aus Offizieren aller Diviſionen der
Reichswehr zuſammenſetzt, nicht betroffen worden. Ich habe nie etwas
von einer beſonderen Erregung dort gehört, auch nichts davon, daß ſich
Lie Schule mir zur Verfügung ſtellen ſollte. Es iſt mir ein Befehl zum
Vorwurf gemacht worden, mit welchem es folgende Bewandtnis hat:
Ich bin damals erſucht worden, nach der Inpflichtnahme der baheriſchen
Reichswehr
die ſchwarz=weiß=rote Kokarde
ableßnte, dieſem Antrag ſtattzugeben, da ich den Vorwürfen, die
baye=
riſche Reichswehr erſtrebe eine Spaltung, keine neue Nahrung geben
wollte. Ich habe der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Tag nicht
mehr ferne ſei, an dem die geſamte Reichswehr die ſchwarz=weiß=rote
Kokarde wieder tragen werde. Der Konflikt mit dem Reich hat mit
dem Beſtreben, das Direktorium angeſichts der immer verheerender
werdenden wirtſchaftlichen Lage herbeizuführen, nichts zu tun.
Loſſows Beziehungen zu Hitler.
General Loſſow kommt dann auf ſeine Beziebungen zu
Hitler zu ſprechen, die nach ſeiner Schilderung immck ſehr einſeitig
waren. Hitler habe in manchem Necht, aber keinerlei Wirklichkeitsſinn.
Er habe in den Beſprechungen meiſt allein das Wort geführt, denn es
ſei zwecklos geweſen, gegen Hitler mit Einwendungen kommen zu
wollen. Hitler habe geſagt, im Norden wären die Männer für das
Direktorium nicht zu finden. Die Reichswehr werde durch Ludendorff
ohne weiteres auf die Seite einer Diktatur geſtellt werden können.
Min=
deſtens vom Major abwärts werde niemand gegen Ludendorff
vor=
gehen. Auch Ludendorf ſelbſt habe ihm gegenüber ähnliche
Gedanken=
gänge geäußert. Hitler habe einmal ſo ohnehin erwähnt, er (Loſſow)
könne Reicklswehrminiſter, Seißer Polizeiminiſter werden. Er habe auf
dieſe Bemerkung durch eine lächelnde Ablehnung ſeine Stellung zu
er=
kennen gegeben. Er ſei ja kein berufsloſer Komitatſchi geweſen, ſondern
kommandierender General in Amt und Würden, der keinerlei
perſön=
war eben er ſelbſt!‟ Daß Hitler ihm einmal ſein Ehrenwort gegeben
habe, hinter ihn (Loſſow) zu treten, ſei nachträglich konſtruiert und
ab=
ſolut unwahr. Ebenſo unwahr ſei, daß er (Loſſow) einmal geſagt Piſtole herum. Er ſagte dabei: „Sie müſſen mit mir kämpfen, ſiegen
haben ſoll, es ſei letzten Endes beſſer, er freſſe Seeckt, als Seeckt ihn.
Loſſow und Ludendorff.
Mit General Ludendorff hat Loſſow, wie er weiter bekundet, nur
geſellſchaftliche Beziehungen unterhalten. Er habe von ihm die auch über Dinge ausgeſagt, bei denen er gar nicht im Zimmer anweſend
von ihm ſelber vorgetragenen Gedankengänge bezüglich der katholiſchen
Lirche einer ſeparatiſtiſchen Gefahr uſſp. zu hören bekommen. Am
3. Tktober bezeichnete Ludendorff in einer Beſprechung mit ihm den
Plan des Direktoriums als eine Patentlöſung. Dieſe Aeußerung ſei
ihm eine große Beruhigung angeſichts der ſtändig wachſenden
aktiviſti=
ſchen Neigung des Kampfbundes geweſen. Er habe Ludendorff auch
darüber unterrichtet, daß die Einſetzung eines
General=
ſtaatskommiſſariats nicht unter der blau=weißen,
ſondern unter der ſchwarz=weiß=roten Flagge
er=
folgte. Vor der Inpflichtnahme der bayeriſchen Reichswehr habe er
Wert darauf gelegt, Ludendorff zu informieren. Ludendorff habe dann
in einer Beſprechung mit ihm ausgeführt, er ſehe das Vorgehen
Baherns nicht als weiß=blaue Sonderaktion oder Meuterei an. Die
Dinge im Deutſchen Reich entſcheidend zu beeinfluſſen, habe er CCoſſon)
mit Kahr immer als über ihre Kraft gehend betrachtet. Gedacht ſei nur u
an einen Druck getveſen, um das nationale Direktorium herbeizuführen.
Eine Separation Bayerns vom Reiche habe für ihn wie auch für Kahr uns die Frage gerichtet hätte, ob wir denn einen Entſ hluß gefaßt hätten,
und Seißer ſtets außerhalb des Bereiches jeder Möglichkeit gelegen.
Der Plan eines nationalen Direktoriums.
Der Zeuge kommt dann zu den Beſprechungen im
Generalſtaats=
kommiſſariat. Am 25. Oktober habe es ſich, wie immer, bei dieſen
Be=
ſprechungen ausſchließlich um das Direktorjum gedreht. Hier habe
Minoux das Wort geführt. Ludendorff habe ſich gegen die
Pläne Minoux, ſcheinbar unter dem Druck Hitlers zur Löſung
der deutſchen Frage mit Gewalt, in der Unterredung gegenüber
Minouxziemlich ablehnend verhalten. Im Prinzip aber ſei
er (Loſſotwv) guch noch am 8. Noyember der Auffaſſung geweſen, daß
Ludendorff ſich im Grunde für die Patentlöſung des
Direktoriums einſetzte. Ludendorff habe eine Erklärung
ab=
gegeben, er werde das Loyalitätsverhältnis zu Loſſow
kündigen, wenn er nicht mehr mit ihm zuſammengehen könne. Erſt
dann wolle jeder ſeine Handlungsfreiheit wieder haben. Damals ſei
auch von einer Angoraregierung in Bayern von einem
Blatt geſerochen worden. Dieſen Gedanken habe er Koſſolv) als
Un=
ſinn immer reſtlos abgelehnt. Er hebe es auch nicht für gaugbar
ge=
halten, daß LuZeudorff als Träger der Diktatur in Frage konmen künne,
insbeſondrue au3 außenpolitiſchen Gründen. Hitler ſei nach ſeiner
Auf=
faſſung keinesnegs zur Diktatur befähigt geweſen. Er hätte für das
nationale Direktorium lediglich als „Trommler” in Frage kommen
können. Hitler habe ſchon ein Jahr vorher Schweher, ſein
Ehrenwort gegeben niemals einen Putſch zu
machen. Er iſt in dieſen Tagen von Schweher erneut gefragt
wor=
den, ob er etwas unternehmen wolle, und habe es entrüſtet abgelehnt,
ein zweites Ehrenwort zu geben. Es genüge, wenn er ſein Ehrenwort
gegeben habe. Am 6. November hat dann Kahr in der bekanuten
Be=
ſprechung mit den vaterländiſchen Verbänden poſitiv im „Sinne des
Direktoriums, uegativ mit aller Entſchiedenheit gegen jeden Putſch von
irgend einer Seite Stellung genommen. Auch er habe ſelbſt in dieſer
Beſprechung eindringlich vor der Anwendung von Waffengewalt
ge=
warnt. Der Staatsanwvalt unterbricht den Zeugen und beantragt, die
Erörterung dieſer Beſprechung in die geheime Sitzung zu verlegen,
Der Vorſitzende tritt dieſem Vorſchlage bei.
Der „Marſch nach Berlin”.
General Loſſow erklärt dann weiter, er habe in den kritiſchen Tagen
die drei ihm unterſtellten Generale, die als Zeugen gehört werdea
könn=
ten ſtändig orientiert, ebenſo ſeine Standortsälteſten. In keiner
die=
ſer Beſprechungen ſei das Wort „Marſch nach Berlin” von ihm
gebraucht worden oder ſonſt gefallen. Die Reiſe Seißers nach
Berlin habe lediglich einen informatoriſchen Zweck gehabt. Man
habe allerdings aus ihr entnommen, daß der Gedanke des Direktoriums
im Norden nicht ſo vorwärts ginge. In dem Admiral Scheer,
der ebenfalls auf dem Bohen des Direktoriums ſtehe, habe er
keines=
wegs einen Abgeſandten Dr. Streſemanns geſehen. Völlig unrichtig
ſei es, daß Admiral Scheer von ihm und Kahr nicht richtig bedient
wor=
den ſei. Beide ſeien gegenüber Scheer reſtlos offen geweſen. Seine
einzigen Beziehungen zu Scheubner=Richter ſeien ein
Brief geweſen, in dem er Scheubner=Richter eine von dieſem nachgeſuchte
Unterredung abſchlug. Zum Schluß der Vorgeſchichte der Ereigniſſe vom
8. November erklärte Loſſow noch, es ſei von den Angeklagten auch von
einer Aktion geſprochen worden, die am 12. oder 15. von Kahr und ihm
unternommen werden ſollte. Dieſen Sinn habe er aus Zeitungsnotizen
kennen gelernt. Alles, was ihm, Kahr und Seißer in dieſer Richtung
unterſtellt werde, ſei völlig aus der Luft gegriffen.
Die Vorgänge im Bürgerbräu.
Nach einer kurzen Verhandlungspauſe geht der Zeuge General
Loſſow, näher auf die Vorgänge vom 8. November im Bürgerbräukeller
ein. Daß dort irgendwie etwas paſſieren könne, ſei ihm niemals in den
Kopf gekommen, am allerwenigſten aber, daß national denkende
Min=
ner eine nationale Verſammlung brutal überfallen würden, daß
hio=
eine Felonie begangen werden ſollte, wie ſie nachher beganget
wurde. Deshalb habe er ebenſowenig wie die anderen Herren eine
Schußwaffe zu ſich geſteckt. Er habe genau beobachtet, daß die inmitten
der Rede Kahrs in den Saal ſtürmenden Hitlerleute mindeſtens eine
Maſchinenpiſtole mit ſich führten. Auf Kahr und auf ihn ſelbſt ſeien die
Piſtolen der Begleiter Hitlers ſtändig gerichtet geweſen. Der Zeuge
fährt fort: Es hat für mich von Anfang feſtgeſtanden, daß von Hitler
eine neue Reichsregierung ausgerufen werden ſollte. Die
Aufforde=
rung, die Hitler an uns richtete, in den Nebenſaal zu kommen, wurde
von ihm in barſchem Befehlston geſprochen. Das ſtärkſte Gefühl in
mir war das der Empörung und Verachtung über den ſkruvelloſen
Ueberfall. Das nächſte war das Gefühl einer tiefen Trauer über die
Folgen dieſer Tat für die nationale Bewegung. Auch an die
verhäng=
nisvollen Folgen für das Land und für das Reich, an die
außenvoli=
tiſchen Wirkungen dieſes Schrittes habe ich ſofort gedacht. Das drohende
Unheil wuar nur durch einen raſchen Entſchluß abzuwenben. Ju Saale
ſelbſt Hitler entgegenzutreten, war eine Unmöglichkeit. Das hätte eine
folgenſchwere Schießerei auslöſen können, da am Sagleingang ein
Ma=
ſchinengewehr poſtiert war.
„Die Herde ohne Hirten”.
Mit den Namen Kahr, Loſſow und Seißer wurde ſchon vorher in
Aufrufen, die in den tagelang vorher verſchickten Befehlen des
Kampf=
bundes ufſu, unerhörter Mißbrauch getrieben. Hätte uus Hitler im
Falle einer Weigerung für einige Tage verſchwinden laſſen, was ſchon
möglich geweſen wäre, ſo wäre es ohne weiteres möglich geweſen, unter
Mißbrauch unſerer Namen für einige Tage weiter zu regieren. Die
wieder einzuführen. Ich habe einen Befehl anſchlagen laſſen, der es Herde wäre alſo ohne die Hirten geweſen. (Gelächter im Saale wird
von dem Vorſitzenden gerügt und darauf hingewieſen, daß der Saal
ſofort geräumt wird, ſobald eine Beifalls= oder Mißfallsäußerung ſich
wiederholt.) Der einzige Weg war alſo der, Hitler zu
täuſchen, wie er auch uns getäuſcht hat.
Die „Komödie‟.
Mein Entſchluß war gefaßt, noch ehe Hitler ſeine Anſprache hielt,
noch ehe Kahr, Seißer und ich an der Rednertribüne ſtanden. Ich hatte
die Gewißheit, daß meine Genoſſen Kahr und Seißer genau wie ich
dachten. Kurze Blicke, kurz geflüſterte Worte, bei denen von meiner
Seite das Wort „Komödie” fiel, beſtätigten mir ihre Zuſicherung. Dieſe
Einſtellung konnte auch durch das Erſcheinen Ludendorffs nicht
beein=
flußt werden. Wir mußten damals den Eindruck haben, daß
Luden=
durff von dem Plan Hitlers gewußt hat. Ich mußte daher auch
Luden=
dorff als Gegner betrachten. Ich ſtelle heute nachdrücklich feſt:
1. Daß alle Behauptungen, Kahr ſei erſt nachher umgefallen,
un=
wahr ſind.
2, daß alle Behauptungen, ich ſei unter dem Druck meiner Offiziere
umgefallen, ebenſo unwahr ſind. Erſt das Vaterland, dann
die Perſon, war für uns die Löſung.
Die Vorgänge im Nebenſaal:
General Loſſow ſchildert dann ſchließlich die Vorgänge im
Neben=
lichen Chrgeiz hatte und nie einen York ſpielen wollte. Hitler habe ſaal des Bürgerbräukellers. Hier iſt weſentlich, daß Hitler erſt rief:
auch erklärt, den kommenden Mann brauche man nicht zu ſuchen. „Das. Niemand verläßt lebend das Zimmer ohne meine Erlaubnis. An der
Tür und im Zimmer ſelbſt ſtanden etwa vier ſchwer bewaffnete Leute
mit gezogenen Piſtolen. Auch Hitler ſelbſt fuchtelte ſtändig mit der
oder ſterben. Wenn die Sache ſchief geht, vier Schüſſe habe ich in meiner
Piſtole. Drei für Sie, wenn Sie mich verlaſſen, den letzten für mich.”
Hitler verbot auch, miteinander zu ſprechen. Auch vor den Fenſtern
ſtanden Poſten, die zum Teil ſofort die Gewehre in Anſchlag brachten,
als ſich Loſſow am Fenſter zeigte. Dr. Weber habe merkwürdigerweiſe
war. Auf eine Frage, wie ſich Ludendorff zur Sache ſtellte, habe
Hit=
ler geſagt: Lndendorff iſt bereitgeſtellt und wird
fo=
fort geholt werden. Dieſer erſte Akt ſtand, ſo erklärte
Loſ=
ſow weiter, im weſentlichen unter dem Zeichen der Piſtolen und des
brutalen Zwanges. Hitlers Darſtellung, die er hieraus konſtruierte iſt
unwahr. Er hat weder von mir noch von Kahr in dieſem Abſchnitt
eine Zuſage erhalten.
Im zweiten Akt erſchien Dr. Weber. Die Piſtolenträger
ber=
ſchwanden his auf einen. Weber ſetzte Hitlers Verſuche fort, wuährend
dieſer im Saal war, Kahr und mich zum Umfall zu bewegen. Auch er
hat keine Erklärung von uns erhalten, dagegen habe ich Kahr nochmals
das Wort „Komödie” zuflüſtern können.
Im dritten Akt kam Hitler aus dem Saale zurück. Auch hier
blieben wir im weſentlichen ſtumm. Hitler, der außerordentlich exaltiert
und fanatiſiert war, ließ ſeine Piſtole im Zimmer liegen.
Im dierten Akt kam dann Ludendorff dazu. Ohne daß er an
oder wie die Sache eigentlich gekommen ſei, erklärte Ludendorffi
Rummer 71.
„Meine Herten!. Ich bin ebenſo überraſcht, aber der Schritt iſt getan.
Es handelt ſich um das Vaterland und die große völkiſche nationale
Sache. Ich kann Ihnen nur raten, gehen Sie mit uns und tun Sie
das gleiche!‟ Es iſt unrichtig, daß ich Ludendorff geſagt hätte, es ſei
auch meine Anſicht, daß das Unternehmen jetzt weitergeführt werden
müſſe. Ich ſchloß aus dem Hergang= daß Ludendorff eingeweiht war.
Jetzt erſt, als Ludendorff gekommen war, verſchvanden die Piſtolen.
Im Sine meines längſt gefaßten Entſchluſſes gab ich nach längerem
Zureden General Ludendorff meine ſcheinbare Zuſtimmung mit dem
kurzen Wort „Gut” zu erkennen. Den Ausdruck: „Exzellenz, Ihr
Wille iſt mir Befehl!” ſtelle ich nachdrücklich in Abrede. Ein ſolcher
lakaienhafter Ausdruck liegt mir nicht. Wer mich kennt, kann das ohne
neiteres beſtätigen. Dann ſtimmten auch Seißer und zuletzt Kahr zu.
Kahrs Zögern war mir völlig klar, da Kahr offenbar nach einer
For=
mulierung für eine nichtsſagende neutrale Erklärung ſuchte.
Alles weitere iſt bekannt. Meine Erklärung im Saale habe ich
nicht aus eigenem Antrieb abgegeben, ſondern auf Veranlaſſung
Hit=
lers, der mich durch ſeine bekannte Handbewvegung dazu veranlaßte.
Das Handgeben konnte von uns nicht abgelehnt werden, da es im Sinne
des beſchloſſenen Täuſchungsmanüvers nicht zu vermciden war. Ich war
ſtets von tiefſter Erbitterung und Emnörung über den Treubruch
er=
füllt. Es wurde mir auch erzählt, daß Kriebel dem Major
Hunglin=
ger beim Verlaſſen des Bürgerbräukellers ſagte: „Dem Loſſow iſt es
nicht ernſt.”
„Der Treubruch”
Mit erhobener Stimme erklärte General Loſſow zum Schluß ſeiner
mehrſtündigen Darlegungen: „Es iſt mir geſagt worden, daß ein
Treu=
bruch Exzellenz Ludendorff auf die Anklagebank geführt hat. Ein
Treubruch hat Ludendorff auf die Anklagebank gebeacht, aber nicht erſt
von Kahr, Loſſotz und Seißer, fondern der Treuhruch, der am 8.
No=
vember an uns im Bü gerbräukeller legangen wurde. Wenn wir heute
mit Schmutz beworfen wverden, ſo ricktet ſich das nicht gegen unſere
Per=
fon, ſondern gegen die Staatsuutorität und das Anfehen des Staates.
Wir haben unſere Pflicht getan. ”
Die Verhandlungen werden darauf bis nachmittags 3 Uhr
unter=
brochen.
Loſſows Ankiagen.
Von unſerem Münchener Korreſpondenten.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924,
gegen deutſche Volksgenoſſen geboten hätte. Damals in den
ſich überſtürzenden Ereigniſſen der Nacht konnte dieſe Erkenntnis
weder bei Loſſow noch bei Kahr vorhänden ſein.
Die zweite Antwort aber, die den Feuerbefehl vom 9.
No=
vomber zum Gegenſtand hat, zeigt klar, wo die wahre Schuld
für die Toten dieſes Tages zu ſuchen iſt:
„Der Staat hat befohlen, wer gegen die Autorität des Staa= ihre Mitteilungen völlig orientiert. Ich könnte ihnen nichts neues
mit=
tes marſchiert, gegen den wird manu militari vorgegangen. Das
Blut, das floß, haben die auf dem Gewiſſen, die gegen die
Auto=
rität des Staates marſchiert ſind, nicht die, die geſchoſſen haben.” er den Ausſpruch Rebell in dieſem Zuſammenhang gebraucht habe, halte
Die Gefahr, in die Hunderte von jungen Leuten geführt
wurden, die zum mindeſten nach der Bekundung Loſſows Herrn
Hitler bekannt ſein mußte, der ſchon zwiſchen 6 und 7 Uhr
vor=
mittags von dem „niederträchtigen Verrat Loſſows und Kahrs”
geſprochen hatte, dieſe Gefahr wurde nicht von Loſſot, nicht
von Kahr ausgelöſt. Sie war im gleichen Augenblick latent
ge=
geben, als Loſſow und Kahr zu einer Aktion gezwungen werden
ſollten, mit der ſie nichts gemein hatten und nichts gemein haben
konnten.
Noch ſteht in vielem, beſonders in der Frage des „Marſches
nach Berlin” und des „nationalen Direktoriums” Behauptung /
gegen Behauptung, die große Linie der Dinge aber ſteht heute
wohl ſchon feſt. Die bittere Folge dieſes Schluſſes aber hat
Loſ=
ſom ſelbſt in die Worte zuſammengefaßt, die am Schluß ſeiner
von höchſter Erregung und Empörung getragenen Anklage
ſtehen: „Der Staat Bahern wird lange brauchen, bis er ſich von
dem ihm zugefügten Schaden erholt haben wird‟. Wir gehen
weiter. Der Streich vom 8. November traf nicht nur das Land,
er traf auch das Größere, von dem alle wahrhaften Patrioten
freudig bekennen ſollten: „Deutſchland muß leben, und wenn
wir ſterben müſſen!“
Nachmittagsſitzung.
Nach dem Putſch.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 10. März.
Auch der Nachmittag ſteht in ſeiner Gefamtheit noch im
Zeichen Loſſows. Was er zunächſi über die Vorgänge in der
Nacht zum 9. November bekundet, bietet — die eigentliche
Er=
härtung durch die von ihm angebotenen zahlreichen Zeugen
vor=
ausgeſetzt — den ſchlüſſigſten Beweis dafür, daß er mit Kahr
und Seißer keine Minute verloxen hat, um die ſchon während der
unwürdigen Szene im Bürgerbräukeller eingeleitete
Abwehr=
aktion durchzuführen.
Zwei Antworten auf zwei Fragen, die die breiteſte
Oeffent=
lichkeit in dieſem Drama vor Gericht bisher wohl am meiſten
be=
wegten, ſtehen am Schluß ſeiner Ausfagen, die eine, weshalb
General Ludendorff, der verehrte Führer der deutſchen Heere im
Weltkrieg, nicht offiziell von der Aenderung der Lage unterrichtet
wurde. Die Logik dieſer Antwort iſt ſchlüſſig: Auch in
Luden=
dorff mußte nach dem Vorgang im Bürgerbräukeller der in die
Pläne Eingeweihte geſehen werden. Die militäriſche
Notwendig=
keit gebot, nicht vorzeitig die Karten aufzudecken und der
nume=
riſchen Ueberlegenheit des Kampfbundes auf dieſe Weiſe einen
zweiten Vorteil beizufügen, der vielleicht zu einer gelungenen
militäriſchen Operation hätte führen können. Und wenn es
rich=
tig iſt, daß Kahr, Loſſow und Seißer im Bürgerbräukeller durch
die Aktion Hitlers brutal überfallen wurden, was nach den
bis=
herigen Ergebniſſen der Beweisaufnahme kaum mehr
bezwei=
felt werden kann, dann wird es menſchlich begreiflich, Laß der
Offizier Loſſow dem auch von ihm hochgeſchätzten Führer
Luden=
dorff als vermeintlichen Mitwiſſer des Anſchlags gegen ihn. mit
Mißtrauen gegenüber ſtand, ſo grundlos es ſich auch heute, da
die Dinge klarer zu überſehen ſind, darſtellen mag; denn
nie=
mand wird heute annehmen, daß General Ludendorff ſeine Hand
zu einer bewaffneten Aktion gegen die Reichswehr und damit
g. München, 10. März.
Bei Beginn der Nachmittagsberhandlung wird die Vernehmung des
Generals von Loſſow fortgeſetzt, der zunächſt eine ausführliche
Dar=
ſtellung der Ereigniſſe gibt, die ich an den Vorgang im
Birgerbräu=
keller anſchloſſen. Loſſow begab ſich, nach ſ iner Ausſage, auf dem kür
zeſten Wege zur Stadtkommandantur, ſo daß er keinesſalls au der
In=
fanterieſchule vorbeigefahren und dieſe begrüßt haben könne.
Charak=
teriſtiſch für die Einſtellung ſeiner Offizie ſei die Frage geweſen, mit
der ihn in der Stadtkommandantur, der Stadtkommandant v. Dannert
empfing: „Exzellenz, das war doch alles nur Bluff?” General Loſſolv
ſchilderte den Herren, den im Bürgerbräukeller begangenen Verrat und
Treubruch und erklärte ſich mit den ſchon vorher getroffenen
militä=
riſchen Maßnahmen einverſtanden. Ein Beweis dafür, daß niemand
ahnte, was im Bürgerbräukeller nachher möglich wurde, ſei darin zu
ſehen, daß ſämtliche Herren ſich in Zivil befanden.
Auch Herr von Seißer traf ſpäter in der Stadtkommandantur ein
und begab ſich von dort zur Türkenkaſerne zur Inſtruierung der
Lan=
despolizei. Loſſow fuhr zur Kaſerne des 1. Bataillons des Infanterie=
Regiments 19. Aus dieſer Kaſerne waren bewaffnete Nationalſozialiſten
ſchon vor ſeinem Eintreffen herausgewieſen und ein Laſtwagen mit
Waffen weggenommen worden. Die Verteidigung der Kaſerne war
eingeleitet. Bei der Pionierkaſerne wurden einige hundert Oberländer
entwaffnet und General Aechter, der dort weilte, um zu intervenieren,
in Schutzhaft genommen worden. Um 1 Uhr trafen Herr v. Kahr und
Herr von Seißer in der Kaſerne ein.
An alle deutſche Funkſtellen wurde bereits 2.,50 nachts ein
Funk=
ſpruch gerichtet, in dem darauf hingewieſen wurde, daß die Zuſagen
der drei Herren als erpreßt und nichtig anzuſehen ſeien, und daß ſie
feſt in der Hand der öffentlichen Gebäude ſeien. Gleichzeitig wurde ein
Aufruf entworfen, der in der Polizeidirektion gedruckt und am nächſten
Morgen angeſchlagen werden ſollte. Zu gleicher Zeit erſchien auch
das Verbot der Morgenblätter. Ein Hauptmann erhielt von Loſſow
ſelbſt den unterſchriebenen Befehl., die Infanterieſchule und deren
Offi=
ziere über die Stellung der Diviſion zu unterrichten. Dieſe
Unterrich=
tung über die Lage ſei alſo keineswegs eine private geweſen. General
v. Tieſchowitz und Oberſt Lehzbold von der Infanterieſchule berichtete
ſpäter, es ſei ihnen gelungen, einen Teil der Infanterieſchüler zu un=
Seite 5.
terrichten und zurückzuhalten. Die Maſſe aber ſei wieder unter der
Führung Roßbachs abgezogen. Leybold wurde erneut dienſtlich über
die Lage unterrichte.
Gegen 6 Uhr vorm. meldete er ſich nach der Rückſprache mit General
Ludendorff im Wehrkreiskommando zurück und erſtattere hierüber
Be=
richt. Ludendorff ſei alſo vollkommen über die Lage ins Bild geſetzt
worden. Er habe zu Leybold geſagt: „General Ludendorff iſt durch
teilen.” Auch für Major Siry, der ſpäter als Vermittler kam, habe er
keinen Auftrag gehabt. Da er Einblick in die Verteidigungsmaßnahmen
bekommen hatte, mußte er gegen Chrenwort zurückgehalten werden. Daß
er für unwahrſcheinlich. Ein Verhandeln habe es für ihn
ſelbſtverſtänd=
lich nicht gegeben, nur entwveder Kampf oder bedingungsloſe
Unter=
werfung.
Die Beſetzung des Wehr kreiskommandos.
General Loſſow kommt dann auf die Beſetzung des
Wehrkreis=
kommandos durch die Reichskriegsflagge zu ſprechen, wo die dort
befind=
liche Bekleidungskammer, wie eidlich unter Beweis geſtellt werden kanu,
ausgeräumt wurde. Daß dieſe Beſetzung nicht erfolgte, um „dem
neuen Reichswehrminiſter Loſſow und dem Reichspolizeiminiſter Seißer
eine Ehrenkompggnie zu ſtellen”, könne ebenfalls eidlich unter Beweis
geſtellt werden. Der Befehl zur militäriſchen Zurücknahme des
Wehr=
kreiskommandos erſchien deshalb erſ: am nächſten Vormittag, um nachts
Kämpfe zu vermeiden. Vorger ſei Röhm ausdrücklich durch einen
Offi=
zier, im Auftrage Loſſouus, darauf aufmerkſam gemacht worden, daß es
nutzlos ſein werde, gegen die Reichswehr Widerſtand zu leiſten. Röhm
habe erwidert, er müſſe dann erſt Befehle von Ludendorff einholen.
Weshalb Ludendorff nicht effiziell benachrichtigt
wurde.
General Loſſow fährt dann fort: „Die Frage, weshalb
Lu=
dendorff nicht offiziell von der veränderten Stellungnahme
benachrich=
tigt wurde, beantwortet ſich aus militäriſchen und auch aus nicht
mili=
tariſchen Gründen. Hitler hat mehrmals geſagt, der nächſte Morgen
findet uus entweder als Siegee oder tot. Ich kann auch heute noch nicht
dieſes Wert Hitlers uls reine Phraſe auffaſſen. Hitler war alſo wohl
zum Kampf entſchlofſen, ebenſo der Kampfbund, der den überaus
ſchwa=
chen Reichswehrkraften um die Zeit numeriſch weitaus überlegen war.
Es war ſelbſtverſtändliche militäriſche Notwendigkeit für uns, ſo lange
dieſes militäriſche Berhältnis beſtand ſich nicht vorzeitig zu
decouvrie=
ren. Andererſeits war Kahr, Seißer und ich von tiefſte: Empörung
er=
füllt. Auch uns hat man nicht benachrichtigt am Mittag des 8.
Novem=
ber, welche widerwärtige Szene wir am Abend im Bürgerbräukeller
zu erwarten hätten. Von uns, die wir an dieſem Abend verraten
wur=
den findet man es unerhört, daß wir wenige Stunden ſpäter unſere
wahre Anſicht nicht offiziell bekannt gegeben hätten. Zudem waren
Hit=
ler und ſeine Leute ganz genau orientiert. Schon gegen 6 Uhr morgens
hat Hitler an die Jufanterieſchüler eine Rede gehalten, in der er von
dem niederträchtigen Verrat von Loſſow und Kahr ſprach und eine Art
Vereidigung der Infanterieſchüler auf ſich ſelbſt oder auf Ludendorff
vornahm.
„Der Staat hat befohlen .. ."
Die zweite Frage iſt, wer den Feuerbefehl an der Feldherrnhalle
gegeben hat. Der Staat hat befohlen (Loſſow kommt hier in ſteigende
Erregung und ſchlägt auch mehrmals mit der Fauſt auf den Tiſch):
Wer gegen die Autorität des Staates marſchiert, gegen den wird manu
militari vorgegangen. Das Blut, das floß, haben die auf dem
Gewiſ=
ſen, die gegen die Autorität des Stactes marſchiert ſind, nicht die, die
geſchofſen haben. Die Träger der Autorität des Staates, deren ganzes
Leben Dienſtamt war und Pflichterfüllung war, die Reichswehr und
Landespolizei ſind hier in dieſem Saale ſchmählich augegriffen und
her=
abgewürdigt worden. Der Staat Bayern wird lange brauchen, bis er
ſich von dem ihm zugefügten Schaden erholt haben wird”.
Erſter Staatsanwalt Dr. Stengleiu beantragt hierauf, die
Oef=
fentlichkeit für die weitere Vernehmung des Zeugen auszuſchließen.
Hitler erklärt: „Ich halte meine Darſtellung reſtlos aufrecht bis
zum letzten Punkt. Die Darſtellung Loſfoſs iſt unwahr.
Das Gericht verkündet hierauf Beſchluß, daß die Oeffentlichkeit mit
den bereits früher bekannt gegebenen Einſchränkungen, ausgeſchloſſen
wird.
Nach etwa einſtündiger geſchloſſener Verhandlung wird die Sitzung
durch die Mitteilung des Vorſitzenden wieder eröffnet, daß die nächſte
Sitzung auf Dienstag vormittag, 9 Uhr, augeſetzt iſt.
Zur Vernehmung kommt der zweite der Kronzeugen, Herr von
Kahr.
durch die neuesten
Koeden-Gaskocher
mit Patent-Clasenbrenner
Empce 50gc4
Querschnitt
Nach den Gutachten der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt, der Lehr- und Versuchs-Anstalt des
Vereins der Gas- und Wasser-Fachmänner, e. V.,
Karlsruhe, und vieler städtischer Gasanstalten ist der
Wirkungsgrad des Clasenbrenners allen seitherigen
Brennersystemen weit überlegen.
Roeder-Gasherd
Stent-Olasenbrenner
Roeder-Gasherd
tent-Olasenbrenner
Wilhelm Hublitz, Eisenwaren, Kirchstr. 18
Reiner & Chrlstmann, Eisenwaren, Kirchstr. 21
Jakob Scheld, Eisenhandlung, Kirchstr. 6
C. J. Wyenz, Eisenhandlung, Elisabethenstr. 8. (
Georg Keil, Elektrotechn. Institut, Elisabethenstr. 36
Adolf Kling, Installationsgeschäft, Grafenstr. 35
G. W. Roth, Spenglerei und Installation, Moosbergstr. 97
Phil. Schäfer, Spenglerei u. Installation, Landwehrstr. 29
Franz Schulz, Szenglerei und Installation, Karlstr. 104½
Johannes Beck, Spenglerei und Installation, Karlstr. 39
L. Breitwieser, Spenglerei, Nieder-Ramstädterstr. 54
H. Brunner, Installationsgeschäft, Elisabethenstr. 33
Withelm Gelfius, Installationsgeschäft, Fuhrmannstr. 6
Adam lakob, Spenglerei u. Installation, Brandgasse 2
Seite G.
Rummer 21
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſiadi, 11. März.
Techniſche Hochſchule. Die Diplom=Ingenieure Heinrich Bohn
aus Allertshofen und Georg Gölz aus Darmſtadt haben ſich an der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt der mündlichen Doktor=Ingenieur=
Prüfung in der Abteilung für Chemie unterzogen und dieſelbe
beſtan=
den. Die gleiche Prüfung legte der Diplom=Ingenieur Robert Gaul
aus Darmſtadt in der Abteilung für Chemie mit „gut” ab."
— Nanuk, der Eskimofilm. Dem Heſſiſchen Landestheater
wurde das Erſtaufführungsrecht, für dieſen
wunder=
vollen Film, der in der ganzen Welt das größte Aufſehen erregt,
übertragen. Der Film wird am Montag, den 17., gelegentlich
des erſten Geſellſchaftsabends zur Erhaltung des Heſſiſchen
Landestheaters in der kommenden Spielzeit im Großen Haus
gezeigt werden. Die einleitenden Worte ſpricht Dr. Kalbus aus
Heidelberg. Das Landesorcheſter hat ſeine Unterſtützung für
dieſen Abend ebenfalls zugeſagt. Da auch in Darmſtadt bereits
allenthalben großes Intereſſe, für dieſes hervorragendſte aller
Filmwerke herrſcht — in Paris erlebte der Film 400
Vorfüh=
rungstage, in Berlin läuft er bereits ſeit einigen Wochen —,
eutſchloß ſich die Generaldirektion des Heſſiſchen Landestheaters,
für Mieter und Sondermieter ein Vorverkaufsrecht auf ermäßigte
Karten einzurichten. Dieſe können am Mittwoch und
Donners=
tag an der Tageskaſſe des Großen Hauſes erworben werden.
— Aufruf der 5 Billionen=Reichsbanknoten. Das
Reichsbankdirek=
torium ruft dieſe Scheine zur Einziehung auf. Bis 5. April 1924
können ſie bei allen Kaſſen der Reichsbank in Zahlung gegeben oder
umgetauſcht werden. Nach dem 5. April werden ſie nur noch bei der
Reichsbankhauptkaſſe in Berlin bis 5. April 1925 eingelöſt.
— Luiſenfeier. Es ſei darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Luiſen=
feier im Kleinen Haus des Landestheaters heute Dienstag,
11. März, nicht, wie irrtümlich im Theaterzettel angegeben, um
7 Uhr, ſondern um 7 ½ Uhr beginnt.
* Ausgewieſen. Der Abteilungsdirektor Geh. Oberbaurat
Hum=
mel von der Reichsbahndirektion Mainz iſt am Samstag, den 8. d. M.,
nachmittags nach reſtloſer Verbüßung einer Gefängnisſtrafe von einem
Jahre, zu der er in dem bekannten Eiſenbahnerprozeß von dem
fran=
zöſiſchen Militärgericht in Mainz verurteilt worden war, als
Aus=
gewieſener in Darmſtadt angekommen. Hummel war
ſtellverrreten=
der Präſident der Reichsbahndirektion Mainz zu Beginn des
Ruhr=
abwehrkampfes.
i. Der Landeslehrerverein hält am 7. April in Darmſtadt ſeine
diesjährige Vertreterverſammlung ab.
* Turngemeinde Darmſtadt 1846. Auch die letzte
Feſtſpiel=
aufführung, verbunden mit Bühnenſchauturnen, im Großen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters war außerordentlich zahlreich
be=
ſucht und geſtaltete ſich wiederum zu einer eindrucksvollen
Kund=
gebung für die deutſche Turnſache. Der Männerchor „Bleib
deutſch, du herrlich Land am Rhein”, geſungen von der Turner=
Singmannſchaft, leitete die Feſtaufführung ein. Dann folgte das
Schauturnen, und zwar Maſſen=Freiübungen der
Turn=
abteilungen, Gruppen der Turnmannſchaft, Uebungen der
Volks=
turner (Leichtathleten), Stabübungen der Turnerinnen, Turnen
der erſten Turnerriege am Doppelreck und zum Schluß
Volks=
tänze der Turnerinnen und Turnſchülerinnen. Wiederum waren
das exakte, ſtraff diſziplinierte Turnen wie auch die friſch=freien
Volkstänze Gegenſtand lebhafter Ovationen. Das Feſtſpiel
„Friſch auf, mein Volk” von B. Krüger, das bereits
mehrmals Gegenſtand eingehender Beſprechung war, bildete den
Schluß und löſte wiederum oftmals ſpontanen Beifall aus, der
beſonders bei den lebenden Bidern einſetzte. — =Auch dieſe
Auf=
führung war ein voller Erfolg für die Turngemeinde.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Tie=Abend „Alt=
Darm=
ſtadt” Zum erſten Male im Jahre 1924 rufen die Tie=Warte wieder
die Mitglieder der Tde. D. 1846 zu einem Tie=Abend zuſammen. Die
ſo oft wiederholten Feſtſpielaufführungen und eine Reihe von
Turn=
tagen in den letzten Monaten hatten keine Zeit für Tie=Abende gelaſſen
und auch alle vorhandenen Kräfte zur Genüge mit turneriſcher Arbeit
belaſtet. Nun ſoll auch die Tiearbeit wieder zum Rechte kommen. Mit
Recht wurde ſie, die in gleichem Maße turneriſcher Geſelligkeit,
fröh=
licher Unterhaltung ſowie ernſter, tieferer Arbeit in Wort und Lied
ge=
widmet iſt, im vergangenen Jahre immer beliebter, ſo daß zuletzt der
geräumige Tieſaal ſchier zu klein geweſen. Und wer da an deutſchen
Liedern, deutſcher Muſik ſowie an herrlichen Einblicken in deutſches
Land und treudeutſches Turnerleben und Turnerweſen — ſei es in
Wort oder in Bild — Freude gefunden, der wird auch jetzt nicht fehlen
und vielleicht auch werben für eine Sache, die der Unterſtützung aller
wert iſt. — „Heimatliebe und Heimatpflege” könnte der für Samstag,
den 15. März 1924, geplante Tie=Abend überſchrieben werden. Alt=
Darmſtadt” das Darmſtadt der vergangenen Jahrhunderte, ſoll in Wort
und Bild zu uns ſprechen. Welchem Heiner ſchlägt nicht das Herz
höher, wenn ſeine an alten Erinnerungen und urwüchſigen
Begeben=
heiten und Perſönlichkeiten ſo reiche Woogsheimat verherrlicht wird!
Und wenn all die ſchönen Bilder erſt von einem allen echten
Darm=
ſtädtern ſo wohlbekannten Manne, wie unſer alter F. Harres es iſt,
mit einem Vortrage in unverfälſchtem „Heinerdeutſch” umkleidet
wer=
den, dann iſt doch kaum daran zu zweifeln, ein wie großer Hochgenuß
alle Beſucher erwartet. Wer kennt Alt=Darmſtadt denn beſſer wie er?
Und auch ſonſt wird der Abend wieder eine Fülle ſchöner Darbietungen
bringen. Darmſtädter Mundartgedichte ernſter und heiterer Art werden
nicht fehlen. Die Turnerſingmannſchaft und das Turngemeinde=Orcheſter
haben ebenfalls zugeſagt. So wird auch dieſer Abend Zeugnis ablegen
von turneriſcher Sinnes= und Denkungsart, die weit hinausgeht über
die Arbeit an Gerät und auf grünem Raſen. Eingeladen werden
hier=
mit alle aktiven und inaktiven Mitglieder, auch die Mitglieder der
Jugendabteilungen nebſt Angehörigen. Gäſte ſind herzlich willkommen.
Der Abend findet ſtatt Samstag, den 15. März, abends 8 Uhr, im
klei=
nen Turnſaal am Woogsplatz.
T. H.
— Der Evangeliſche Jünglingsbund in Heſſen (Heſſenbund) hielt
kürzlich ſeine diesjährige Frühjahrsvertreterverſammlung im
Landes=
kirchengebäude zu Darmſtadt ab unter zahlreicher Beſchickung
ſei=
tens ſeiner 61 Vereine und mit einem außerordentlich lebendigen
Vor=
trag des Studienrats Dr. Majer=Leonhard vom
Leſſinggymna=
ſium in Frankfurt über „Die Neubelebung des Laienſpiels in der
Gegenwart‟. Das Bundesfeſt iſt auf den 20./21. Juni nach
Offen=
bach gelegt worden und verſpricht einen ausgezeichneten Verlauf. Das
wiedererſcheinende Bundesblatt wird darüber nächſtens alles Wichtige
mitteilen. An Bibelfreizeiten iſt eine in der Karwoche zu Nidda und eine
zu eite über Pfingſten im Erholungsheim des Bundes in Herbſtein
geplant.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Mit der Wanderung am
letzten Sonntag hat der Odenwaldklub wieder einmal bewieſen, daß
auch Wanderungen unter erſchwerten Umſtänden von der erprobten
Wanderſchar glatt durchgeführt werden können. Wurde ſchon vorher
vermutet, daß es wohl eine ausgiebige Schneewanderung geben werde,
ſo wurden dieſe Vermutungen durch die Wirklichkeit weit übertroffen.
Von Eberſtadt ging es über den Frankenſtein nach Ober=Beerbach. Hier
wurde bei Gaſtwirt Egner kurze Frühſtücksraſt gehalten. Bis nach
Brandau waren die Schneeverhältniſſe dann noch erträglich. Dann aber
war der Aufſtieg nach Neunkirchen in dem tiefen, tiefen Schnee ermüden!
und koſtete viel edlen Schweiß, ſo daß das für die Mittagsraſt
vorge=
ſehene Gaſthaus Mayer in Neunkirchen freudig begrüßt wurde. Unſere
Freunde Mayer ſen, und jun. boten denn auch alles auf, um den
Wan=
derern wieder zu friſchen Kräften zu verhelfen. Küche und Keller des
gaſtlichen Hauſes ſpendeten das Beſte, und die Wanderer fühlten ſich
bei der vortrefflichen Aufnahme äußerſt behaglich und wohl, und ſie
merkten ſo recht, daß ſie ſich in einem Odenwaldklub=Freundeshauſe
be=
fanden. Nach der Ruhepauſe galt es dann, den Reſt der Wanderung,
und zwar, wie ſich herausſtellte, den ſchwierigſten Teil, zurückzulegen.
Der Weg von Neunkirchen nach dem Kaiſerturm mit gefüllten Ranzen
oder Ränzlein ging ſehr langſam von ſtatten, denn in der ungeheuren,
nicht mehr tragfähigen Schneemaſſe, verſanken die Wanderer Schritt
für Schritt. Meterhoch lag hier der Schnee. Auch vom Kaiſerturm
nach dem Knoden herrſchten die gleichen Schneeverhältniſſe, und erſt der
Abſtieg nach Bensheim brachte wieder feſten Boden. Und trotzdem,
wenn es auch eins große und teilweiſe beſchwerliche Wanderung war, ſo
war es doch eine herliche Wanderfahrt durch die im Winterkleid
pran=
gende Heimat. Der den beiden Führern, den Herren Gg. Behrmann
und Berntheiſel, für die ausgezeichnete Führung ausgeſprochene Dank
war ein wirklich wohlverdienter. Mit dieſer 12. programmäßigen
Wan=
derng nahm das Wanderjahr 1923/24 ſein Ende. Friſch auf zum
nächſten Wanderjahr! — Bockbier=Abend nächſten Freitag bei
Heß, Kirchſtraße (hinteres Lokal).
— Jutereſſante Tiefenbohrung. Die Fa. J. Nohl,
Inſtalla=
tionsgeſchäft in Darmſtadt, hat bei einer Bohrung nach Waſſer
auf dem Gelände der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G. am Dornheimer
Weg Neckarkies und Rheinſand aus einer Tiefe von 63
Meter zutage gefördert, ein Beweis dafür, daß vor Tauſenden
von Jahren der Neckar und zeitſveilig auch der Rhein an unſerer
Reſidenz vorbeigefloſſen iſt.
Zur Intendanten=Frage.
Wegen der Frage der Beſetzung der Intendanten=
Stelle an dem Heſſiſchen Landestheater haben in der letzten
Zeit wiederholt Beratungen der verſchiedenen Ausſchüſſe (
Ver=
waltungskommiſſion, Theaterfachrat, parlamentariſcher Beirat)
ſtattgefunden. Der Kreis der für den Intendantenpoſten in Betracht
kommenden Perſönlichkeiten hat ſich erheblich enger gezogen.
Dem Vernehmen nach hat die Verwaltungskbmmiſſion
drei Kandidaten in eine engere Wahl geſtellt. Der Theater=
Fachrat, der aus kunſtkritiſchen Sachverſtändigen aller
Rich=
tungen und aus Mitgliedern der einzelnen Theatergruppen
be=
ſteht, hat ſich in wiederholten eingehenden Sitzungen, die teils
intern, teils unter Teilnahme der Regierung ſtattfanden, mit der
Intendantenfrage beſchäftigt. Die überwiegende Mehrheit der
Stimmen des Theater=Fachrates hat ſich nach eingehender
Prü=
fung der Verhältniſſe nunmehr auf eine Perſönlichkeit
ver=
einigt, und zwar auf eine Perſönlichkeit, bei der die Grundlage
dafür gegeben iſt, daß alle Kreiſe ihr mit Vertrauen
entgegen=
ſehen können. Von dem Ergebnis der Abſtimmung wurde der
Regierung Kenntnis gegeben.
Im Intereſſe der weiteren Entwicklung des Landestheaters
wie im Intereſſe der hieſigen Künſtler iſt es dringend
wünſchens=
wert, daß die Entſcheidung über die Intendantenfrage
nunmehr baldigſt getroffen wird. Seit Januar ſchweben die
Beratungen. Am 15. Februar war die Friſt für die Einreichung
der Bewerbungen bereits abgelaufen. Verſchiedene hieſige
Künſtler verlaſſen — unabhängig von der Intendantenfrage —
mit Ende der Spielzeit Darmſtadt. Für ſie muß Erſatz gewonnen
werden, worüber die Entſchließung und Verantwortung
ſelbſt=
verſtändlich dem neuen Intendanten vorbehalten bleibt. Die
beſte Zeit für Engagements iſt Februar und die erſte Hälfte März.
Je länger ſich die Angelegenheit verzögert, um ſo ſchwieriger
iſt die Gewinnung geeigneter neuer Kräfte, da die beſten freien
Kräfte dann anderweit abgeſchloſſen haben. Jeder Tag der
Ver=
zögerung kann erheblichen Nachteil bringen und iſt ſchwer zu
verantworten. Andere hieſige Künſtler haben ihre Verträge
noch nicht berlängert, weil ſie zunächſt die Entſcheidung über die
Intendantenfrage abwarten wollen. Alle beteiligten Kreiſe haben
daher ein dringendes Intereſſe daran, daß die nunmehr
eingehend geprüfte Frage baldigſt entſchieden
wird, zumal, da unſeres Erachtens ein Grund
zu einer weiteren Verzögerung nicht vorliegt.
* Der Landesverband Heſſen des Reichsbundes der höheren
Beamten hat in ſeiner Vertreterſitzung vom 3. März 1924
ein=
ſtimmig folgende Entſchließung gefaßt und dem
Geſamt=
miniſterium mitgetilt: Es iſt dringend notwendig, daß die völlig
unzulängliche Beſoldung der Beamten ſofort erhöht wird. Wir
erheben Einſpruch dagegen, daß trotz des Verſprechens, mit der
Heraufſetzung der Mieten eine Aufbeſſerung der
Beamtenbeſol=
dung zu verbinden, dies bisher nicht geſchehen iſt, und fordern
eine nachträgliche Einlöſung dieſes Verſprechens mit
entſprechen=
der rückwirkender Kraft. — Wir fordern weiterhin, daß die
Un=
gerechtigkeiten, die die Ortsklaſſeneinteilung und die Gewährung
der Sonderzulagen zum Schaden insbeſondere der Beamten in
den kleineren Gemeinden zum Gefolge haben, baldigſt beſeitigt
werden. — Wir bitten das heſſiſche Geſamtminiſterium, bei der
Reichsregierung ſeinen Einfluß in dieſem Sinne geltend zu
machen.
— Der Deutſche Offizierbund, Ortsgruppe Darmſtadt, veranſtaltete
wviederum einen äußerſt gelungenen Herrenabend bei Sitte. Der erſte
Redner des Abends, Korvettenkapitän Freiherr von Forſtner, entwarf
ein feſſelndes Bild über „Die militäriſche Verwendung der U=Boote im
Weltkriege. Unvergeßlich werden den Hörern die Schilderungen der
ſchneidigen Fahrten, die erſtaunlichen Leiſtungen der Unterſeekreuzer
und die Heldentaten der Beſatzungen bleiben. Nach Bekanntgabe einer
Verfügung über Erhöhung der Werbungskoſten bei verminderter
Er=
werbsmäßigkeit Obſtlt. Kühl) trug Oberſt Lancelle heitere Dichtungen
aus Wilhelm Buſchs Meiſterwerken vor, die lebhaften Beifall fanden.
Angeregt durch drei muntere Seemannsgeſchichten des erſten Redners
forderte der Vorſitzende, Oberſt Krauſe, die Kameraden auf, aus der
Fülle ihrer Erlebniſſe während der Soldatenzeit die humorvollen
nieder=
zuſchreiben und ihm zwecks Sammlung einzureichen (Termin 1. April
1924). Die Beteiligung aus den Mitgliederkreiſen war noch lebhafter
als an den beiden Abenden im Februar und Januar. Wer fern blieb,
hat einen Genuß verſcherzt. Nächſter Abend Mittwoch, den 2. April,
im Gelben Saal bei Sitte, Vortrag des Generals Fehr: „Deutſchland,
eine kritiſche Skizze‟,
— Naturwiffenſchaftlicher Verein für Darmſtadt. In der 320
Sitzung am Donnerstag, den 13. März, abends 8 Uhr pünktlich, ſpricht
im Hörſaale des botaniſchen Inſtituts Profeſſor Dr. Behn über ſeine
vorgeſchichtlichen Forſchungen in der Provinz
Star=
kenburg im Jahre 1923 (mit Lichtbildern). Zutritt nur für
Mitglieder. Die Mitgliedskarte für 1924, Jahresbeitrag 1 Mk., kann
nach der Sitzung in Empfang genommen werden.
— „Der Stahlhelm”, Bund der Frontſoldaten, Gau Darmſtadt,
ſchreibt uns: Gemäß Verfügung des heſſiſchen Miniſteriums des Innern
vom 6. März 1924, Nr. 5965, iſt der „Stahlhelm”, Bund der
Front=
ſoldaten, in Heſſen nicht verboten. Das vom Kreisamt Alsfeld der
Ortsgruppe Grebenau (Oberheſſen) ausgeſprochene Verbot ſoll auf
Grund einer irrtümlichen Auskunft erfolgt ſein. Der „Stahlhelm” hat
niemals ſtaatsfeindlichen Beſtrebungen gehuldigt. Die bereits vor
län=
gerem in Ausſicht genommene Gründung der Ortsgruppe Darmſtadt
wird nunmehr in aller Kürze erfolgen. Aufklärungsflugblätter und
Anmeldeformulare ſind koſtenfrei vom Führer des Eaues Darmſtadt,
Friedrich Wilhelm Breitenbach, z. Zt. Siegen, Freudenbergerſtſtraße 22,
anzufordern.
R.D. V. Die Platzbelegung in den D=Zügen. Um die Verteilung der
Reiſenden in den Durchgangszügen und um auch den Fahrgäſten ſelbſt
das Aufſuchen von freien Plätzen zu erleichtern, weiſt der
Reichsverkehrs=
miniſter in einem beſonderen Erlaß auf die Notwendigkeit hin, die
be=
legten und freien Sitzplätze zu kennzeichnen: „Es ſei unter allen
Um=
ſtänden dafür zu ſorgen, daß die Nummernſchilder an den Abteiltüren
zur Kennzeichnung der beſetzten Sitzplätze nach Abfahrt des Zuges und
befm Wechſel der Reiſenden unterwegs durch die Schaffner richtig
ein=
geſtellt werden.” Beſonders wichtig ſcheint dieſe Anordnung für die
Nachtſchnellzüge, in denen durch gewiſſenhaftes Einſtellen der
Num=
mernſchilder das Aufreißen der Türen und die Störung ſchlafender
Reiſender durch Neu=Einſteigende vermieden werden könnte.
8 Vereinfachung der Staatsverwaltung in — Bahern. Nach
M. N. N. hat der Verfaſſungsausſchuß des bayeriſchen Landtages in
der letzten Woche die Beratung der Anträge auf Zuſammenlegung
der Miniſterien fortgeſetzt. Der Antrag der bayeriſchen
Volks=
partei wurde einſtimmig angenommen; er lautet: „Die
Staatsregie=
rung wird beauftragt, die Neuorganiſation der Miniſterien nach
gut=
achtlicher Einvernahme der in Betracht kommenden Intereſſentenkreiſe
ſo vorzubereiten, daß eine entſprechende Vorlage dem neugewählten
Landtag unverzüglich zur beſchleunigten Erledigung überwieſen
wer=
den kann.
Aus den Parteien.
— Deutſche Volkspartei Frauenausſchuß.
Mitt=
woch, den 12. März, abends 8 Uhr, findet bei Sitte, im
Alpenvereins=
zimmer, eine Sitzung des Frauenausſchuſſes ſtatt. Die Tagesordnung
enthält wichtige Punkte, und es wird darum dringend um vollzähliges
Erſcheinen gebeten.
* Die Deutſche Volkspartei hat folgenden Antrag
ein=
gebracht betr. neue Berufungen in das Landesamt für
das Bildungsweſen: „Es verlautet, daß der Direktor für das
Volksbildungsweſen Haſſinger und der Direktor der ſtaatlichen
Bera=
tungsſtelle für Werkunterricht Denzer als Referenten in das
Bildungs=
amt berufen werden ſollen. Wir wenden uns gegen dieſe Berufung
mit allem Nachdruck und beantragen: Der Sonderausſchuß möge
heſchließen, die Regierung zu erſuchen, dieſe Stellenbeſetzung zu
unter=
laſſen.
Der wiſſenſchaftliche Großfilm
„Die Braunkohle‟
dürfte, wie geſtern bereits kurz mitgeteilt, auf ſtarkes Intereſſe Anſpruch
erheben. Es gibt wenig Filme, die von gleich ſtarker Lehrhaftigkeit
und dabei doch ſo unterhaltend ſind, wie dieſer. Ueber die Bedeutung
der Braunkohlenförderung für die deutſche Wirtſchaft und Induſtrie iſt
in den verſchiedenen Vornotizen alles Wiſſenswerte geſagt worden. Es
fand intereſſante Ergänzung durch den Vortrag des Herrn Dr. Diehl,
der den Film begleitete:
Die beiden erſten Teile des umfangreichen Films waren Trickfilme,
die ſich jedoch nicht allein auf graphiſche Darſtellungen und
Strichzeich=
nungen beſchränkte, ſondern die in landſchaftlichen Bildern von
giganti=
ſchem Ausmaß das Entſtehen der Braunkohle überzeugend
veranſchau=
lichten. Man ſah gewaltige Wälder der Urzeit mit Mammuthbäumen
und rieſigen Farnen aufwachſen, erlebte naturgetreue Bodenſenkungen
und dadurch bedingtes Aufſteigen des Grundwaſſerſpiegels, das
ſchließ=
lich zum Untergang der Rieſenwälder, zum Abſterben und Brechen der
Stämme führte, die dann zu Torf vermoderten und nach dem zu
Braun=
kohlen wurden. Und man erlebte das Wiederaufſtehen der Wälder auf
dieſem Boden und wiederum den Untergang, dann das Herannahen der
Eismaſſen aus dem Norden (Eiszeit) und die dadurch bedingten
wei=
teren geologiſchen Umgeſtaltungen der Erdoberfläche
Der dritte und vierte Teil des Films zeigt die Gewinnung der
Braunkohle durch Tief= und Tagebau. Die wirtſchaftlichen Vorteile des
Tagebaues ſind für Deutſchland beſonders wichtig, da ſie eine
erkeb=
liche Verbilligung des Abbaues für Deutſchland bedeuten. Unſere
größ=
ten deutſchen Läger können über Tage abgebaut werden, was meiſt durch
rieſige Baggeranlagen erfolgt. Die Braunkohlengewinnung hät in
Deutſchland bereits einen ſo großen Umfang angenommen, daß ſchon
ganze Induſtrien und Kraftwerke ſich in unmittelbarer Nähe der
Braun=
kohlenwerke angeſiedelt und ſich ganz auf Braunkohlenfeuerung
umge=
ſtellt haben.
Der 5. Teil des Films zeigt die hochintereſſante dielſeitige
Verarbei=
tung der Braunkohle, die auch die deutſche chemiſche Induſtrie vor neue
wichtige Aufgaben ſtellte, deren größte, die der Gasgewinnung, noch der
letzten Löſung harrt. Oele und Brennöle werden bereits jetzt aus der
Praunkohle gewonnen. Es geſchieht alſo von Induſtrie und
Wiſſen=
ſchaft alles, uns von der unerſchwinglichen Steinkohle unabhängig zu
machen und die deutſche Wirtſchaft trotz des Verſailler Diktats mit ſeinen
Folgen wieder auf eigene Füße zu ſtellen. — Die letzten Bilder
der=
anſchaulichen ſodann die verſchiedenen Wohlfahrtseinrichtungen und die
ſanitären Maßnahmen für die Bergarbeiter, deren einer in
Parade=
uniform mit einem „Glückauf” die Bilderreihe beſchließt.
St.
Poſtaliſches. Der Briefverkehr hat hier in den letzten Monaten
bedeutend zugenommen. Beſonders ſtark iſt die Auflieferung in den
Abendſtunden zwiſchen 6—8 Uhr. Bei Maſſenauflieferungen iſt es trotz
Aufwendung aller zu Gebote ſtehenden Mittel oft nicht möglich, die ſpät
aufgelieferten Briefſendungen noch mit den Spatzügen zur Abſendung
zu bringen. Die beſte und ſicherſte Beförderungsmöglichkeit für
Sen=
dungen in der Richtung nach Frankfurt und darüber hinaus, ſowie nach
Payern und dem Ausland beſteht abends in dem D=Zuge 75 — 8.57 Uhr
— ab hier. Gelangen die Briefſendungen nicht mehr mit dieſem Zuge
zur Abſendung, ſo iſt bei entfernt liegenden Orten mit einer
Verzöge=
rung in der Zuſtellung, die u. U. bis zu 24 Stunden betragen kann, zu
rechnen. — Es liegt im eigenen Intereſſe der Abſender, ihre
Briefſen=
dungen ſoweit wie möglich ſchon in den frühen Nachmittagsſtunden zur
Auflieferung zu bringen, damit die Zuſtellung am Veſtimmungsort am
nächſten Vormittag tunlichſt ſichergeſtellt iſt. Die Auflieferung größerer
Mengen von Briefſendungen hat, um Ueberfüllungen der Briefkaſten
zu verhindern, ſtets bei den Poſtämtern zu erfolgen.
Wiederaufnahme des Poſtüberweiſungsverkehrs mit Danzig,
Vom 10. März an wird der Poſtüberweiſungsverkehr mit Danzig in
beiden Richtungen wieder aufgenommen werden. Demgemäß können
Poſtſcheckkunden Beträge von ihrem Poſtſcheckkonto in Deutſchland auf
ein Poſtſcheckkonto beim Poſtſcheckamt in Danzig und umgekehrt
Poſt=
ſcheckkunden beim Poſtſcheckamt in Danzig Beträge auf Poſtſcheckkonten
in Deutſchland überweiſen.
R.D. V. Durchgehender Schnellzugsverkehr durch das Ruhrgebiet?
Ende Februar haben zwiſchen der Regie und der Reichsbahn
Verhand=
lungen begonnen, die auf einen Durchgangsverkehr durch die Kölner
Zone und das Ruhrgebiet abzielen und dem Verkehrselend im Weſten
mit ſeinen „Tarifübergangspunkten” und „Kontrollſtationen” ein Ende
machen follen. Dieſe Verhandlungen haben bisher zu folgendem
Er=
gebnis geführt: auf den Strecken Köln—Düſſeldorf, Köln—Neuß-
Kre=
feld—Cleve, Horrem-Biblar, Horrem-Bedburg, Köln—Troisdorf—
Niederlahnſtein—Wiesbaden, Köln-Bonn-Koblenz, Köln—Euskirchen—
Trier und Köln—Düren—Aachen iſt Durchgangsverkehr (ohne
Umſtei=
gen, ohne Löſung neuer Fahrkarten) angenommen worden. Dann ſollen
auch die alten großen Schnellzugverbindungen Berlin— und Hamburg—
Köln über Eſſen—Duisburg—Düſſeldorf wieder aufgebaut werden;
fe=
doch dürften darüber noch einige Wochen vergehen. Infolge dieſer
Fahr=
planumgeſtaltung müſſen auf faſt allen Strecken Weſtdeutſchlands, die
das beſetzte Gebiet berühren, erhebliche Fahrplanänderungen
vorge=
nommen werden, ſo daß die beſtehenden Fahrpläne veralten. Jeder
Ateiſende wird deshalb gut tun, ſich vor dem Antritt einer Reiſe auf den
Bahnhöfen (Auskunftsſtelle, Pförtner, oder Aufſichtsbeamter!) zu
er=
kundigen; das gilt beſonders für die Bahnhöfe der Regie, die mehs
Sonderzüge als fahrplanmäßige Züge laufen läßt. — Schwieriger liegen
die Dinge im Güterverkehr, der unter ſehr verwickelten Zoll= und
Tarifbeſtimmungen leidet. Um den Verkehrtreibenden eine zuverläſſige
Grundlage für den Verſand und Verkehr nach dem beſetzten Gebiet zu
verſchaffen, hat Eiſenbahnoberinſpektor Quax eine nach dem neueſten
Stande bearbeitete Ueberſichtskarte der Reichsbahnen in dem beſetzten
Rhein= und Ruhrgebiet herausgegeben (5 Mk.; Poſtſcheckkonto Köln
Nr. 28 832 E.O.J. Quax, Elberfeld), die ſämtliche Strecken und
Bahn=
höfe im beſetzten und angrenzenden Gebiet, unter Kennzeichnung der
Bahnhöfe im Regie= oder Reichsbahnbetrieb, und außerhalb der
Zoll=
grenze, alle Tarifübergangspunkte, Zollkontrollſtellen,
Betriebsucchiel=
punkte uſw. enthält, dazu ein Stationsverzeichnis und eine
Zufummen=
ſtellung der Zoll= und Tarifbeſtimmungen, die beim Verſand in das
beſetzte Gebiet beachtet werden müſſen.
R.D.V. Neue Briefmarken mit dem Reichsadler. Die jetzt im
Ver=
kehr befindlichen Briefmarken, die nur die Wertzahl tragen, ſollen in
den Werten bis 50 Pfg. durch Marken mit dem Reichsadler (Entwurf:
Sigmund von Weech=München) erſetzt ſverden; es werden neue Marken
zu 3 5, 10, 20, 30 und 50 Pfg. auf weißem Waffelmuſterpapier in
ein=
farbigem Buchdruck hergeſtellt. Die Marken ſind ſchmal umrandet und
zeigen in der Mitte auf dunklem Grunde den Reichsadler, darunter die
Inſchrift „Deutſches Reich”; die 3 Pfg.=Marke iſt hellbraun, die 5 Pfg.=
Marke grün, die 10 Pfg.=Marke rot, die 20 Pfg.=Marke blau, die
30 Pfg.=Marke violett und die 50 Pfg.=Marke orange. Die 50 Pfg.=
Marke iſt bereits gedruckt. Die übrigen Werte ſollen erſt herausgegeben
werden, wenn die alten Beſtände aufgebraucht ſind.
— Sparmaßnahmen. Der Kreisſchulrat des Kreiſes Bensheim
verſieht ſeit 5. Auguſt b. J. die Kreisſchulratsſtelle in Heppenheim mit
und ſpart dadurch ſeit mehr als 7 Monaten dem Staat einen
Schral=
ratsgehalt. Aus „Sparſamkeitsgründen” mußte er in den Ruheſtand
treten.
Lokale Veranſtaltungen.
Die dlerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchlleßlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritſk.
— Ehemalige 6ler. Am Sonntag, den 23. März 1924, findet
im Reſtaurant Sitte (Gelber Saal) eine Hauptverſammlung ſtatt, zu
welcher alle ehemaligen 6ler dringend eingeladen werden. Als
Haupt=
punkt der Tagesordnung kommt zur Beſprechung die Erinnerungsfeier
zum Andenken an die 25. Wiederkehr des Gründungstages.
— Wartburg=Poſaunenchor Darmſtadt. Die nächſte
Prebe findet ausnahmsweiſe am Donnerstag abend im Schloß ſtatt.
Nächſte Veranſtaltung, bei welcher der Chor mitwirkt, kommenden
Sonn=
tag abend im kleinen Heim (großer Saal).
Ein Aufruf an die evangeliſchen Chriſten.
Im Anſchluß an den auf dem 1. Schleſiſchen Volkstag von Direktor
Hinderer gehaltenen Vortrag „Chriſtliche Kulturpolitik, Aufgaben
der evangeliſchen Kirche” wurde folgende Entſchließung einſtimmig
an=
genommen: „Der 1. Schleſiſche Evangeliſche Volkstag wendet ſich mit
folgendem Aufruf an die Glieder der evangeliſchen Kirche Schleſiens:
Die nächſten Monate bringen unſerem Volke die Wahlen, mit ihnen
Monate des Kampfes und ſchwerwiegender Entſcheidungen. Wir rufen
unſere evangeliſchen Volksgenoſſen auf, alles zu tun, daß dieſe Kämpfe,
ſo unausweichlich ſie ſind, in Vornehmheit und Sachlichkeit geführt
wer=
den, daß auch in ihnen die Volksgemeinſchaft gewahrt wird. Wir rufen
zugleich alle Mitglieder der evangeliſchen Kirche auf, ſich bewußt zu ſein,
daß auch das politiſche Leben für den Chriſten Aufgaben bringt und
daß jeder bei den Wahlen darüber klar wird, daß durch ſie nicht nur
über wirtſchaftliche, fondern in hohem Maße über bis ins innerſte
Leben greifende Kulturfragen entſchieden wird. Wer ſeine evangeliſche
Kirche lieb hat, wer im Chriſtentum den Grund geſunden Volkslebens
ſieht, der kann nur dort ſeine Stimme in die Wagſchale werfen, wo dieſe
Grundlage bejaht wird.”
Rummer 31.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
Selte 7.
Aus Heſſen.
II. Ober=Ramſtadt, 9. März. Gemeinderatsſitzung. Unter
Punkt „Mitteilungen” erſtattet Bürgermeiſter Rückert dem Gemeinderat
Bericht über die durch die eigens hierzu beſtimmte, aus den
Gemeinde=
ratsmitgliedern Bendorf. Fornoff und Gunkel beſtehende Kommiſſion
nachträglich vorgenommene Verloſung von Allmendgrundſtücken dritter
Klaſſe an Georg Emil Weber und drei Konſorten. — Das von Lehrer
Adelberger am Wolfsbuſch in Pacht gehabte Gemeindegrundſtück ſoll
von Jahre 1925 ab dem Veſchwverdeführer Weber als Erſatz zugeteilt
werden. Des weiteren gab der Bürgermeiſter bekannt, daß der
ſeiner=
zeitige Gemeinderatsbeſchluß über die Anbringung von Anſchlagetafeln
zur Veröffentlichung der bürgermeiſteramtlichen Bekanntmachungen
durch Klage des Wilhelm Keck und Konſorten, vertreten durch
Mechts=
anwälte Dr. E. E. Hoffmann II. und Dr. F. Mattern, Darmſtadt, beim
Kreisausſchuß angefochten wurde. Die in Abſchrift vorliegende
Klage=
ſchrift wurde wörtlich verleſen. — Der Gemeinderat erhält weiter davon
Kenntnis, daß die Reichsbahndirektion Mainz (zurzeit in Darmſtadt)
die Genehmigung zur Anlegung eines Fußpfades von der Aliceſtraße
bis zum Bahnhof längs des Bahnkörpers aus techniſchen (Hründen
ver=
ſagt hat. — Infolge der Niederlegung des Amtes als Mitglieder der
An= und Verkaufskommiſſion für Grundſtücke durch die Gemeinderäte
Matthes und Würtenberger iſt eine Neuwahl dieſer Kommiſſion
not=
wendig geworden, die heute nach längerer Ausſprache mit der
Wieder=
wahl der beiden Herren Matthes und Würtenberger endigte.
Gleichzei=
tig fand eine Neuwahl der Kommiſſion für An= und Verkauf von
Faſel=
vieh ſtatt, die nunmehr aus den Gemeinderatsmitgliedern Finger.
Mat=
thes und Georg Jacoby 8. beſteht. — Wohnungsinſpektor
Würten=
berger hat ſein Amt mit Nückſicht auf die ihun ſeitens des Gemeinderats
nicht bewilligte höhere Vergütung niedergelegt. Der Gemeinderat nimmt
hiervon Kenntnis, ſetzt die für das Ri. 1924 auszuzahlende Vergütung
auf jährlich 100 Goldmark feſt und beſchließt, die Beſetzung dieſer Stelle
öffentlich auszuſchreiben. — Georg Nau I. hat „egen den
Gemeinderats=
beſchluß vom 26. Febr. 1924, der ihm für das Reiuigen der
Feuerwehr=
geräte in der Zeit vom 1. 8. 23 bis 31. 3. 24 eine Vergütung von
25 Gmk. zuſpricht, Einſpruch erhoben und verlangt für den genannten
Zeitraum eine Vergütung von mindeſtens 50 Mk., und ſür das Ri. 1224
eine ſolche von 150 Mart. Dem Antrag wird ſtattgegeben. — Das
ſeither von der Gemeinde auf Antrag geſtellte Holz für Särge ſoll bis
zum Ablauf des Ri. 1923 von den Intereſſenten mit 1,85 Goldmark pro
Quadratmeter vergütet werden. Einem geſtellten Antrage zufolge wird
beabſichtigt, vom 1. April d. Js. ab ſogenannte Einheitsſärge hier
ein=
zuführen. Mit dieſer Angelegenheit ſoll ſich zunächſt die betreffende
Kommiſſion befaſſen. — Bäckermeiſter Hermann Finger 4. hatte
ſeiner=
zeit dem damaligen Mitbewohner des Gemeindebauſes Langbeuneveg 2.
Ernſt Michael Mink, geſtattet, angrenzend an ſeine Scheune einen
pro=
viſoriſchen Holzſchuppen zu errichten. Mink iſt inzwiſchen umgezogen
und beantragt Finger nunmehr Aufhebung des ſeitherigen Zuſtandes.
Die Verwaltung wird beauftragt, mit F. in Verhandlungen über die
Möglichkeit der Beibehaltung des gegenwärtigen Zuſtandes einzutreten.
— Dem Obſtbauverein wird für das Ri. 1994 ein Beitrag von 50 Gmk.
aus der Gemeindekaſſe bewilligt. — Zu einem von Karl Klenk 2.
ein=
gereichten Antrag auf Vergütung von Dung für ein in das Baugelände
gefallenes Allmendteil an der Jahnſtraße wird zunächſt feſtgeſtellt, daß
eine geſetzliche Verpflichtung der Gemeinde Klenk gegenüber hierzu nicht
beſteht. Aus Billigkeitsgründen wird jedoch eine anderweite gütliche
Regelung der Angelegenheit rorgeſehen. — Ueber die Herrichtung einer
Wohnung im Hauſe Sonngaſſe 4 liegt in heutiger Sitzung ein
Vorun=
ſchlag in Höhe von etwa 300 Goldmark vor. Auf Grund deſſen
geueh=
migt der Gemeinderat die Ausführung der notwendigen Arbeiten und
beſchließt, die entſtehenden Koſten von der Hauseigentümerin in Naten
zurückzuerheben. — Zur Linderung der Wohnungsnot ſoll auf Antrag
des Kreisamts eine von dieſem im Hauſe Nieder=Ramſtädter Straße 50
beſchlagnahmte Wohnung hergerichet werden. Die Verwaltung wird
beauftragt, hierüber zunächſt einen Voranſchlag aufſtellen zu jnſſen.
Ferner wird beſchloſſen, die Wohnung des Chriſtian Philipp Rau zuecks
eventueller Herſtellung durch die Baukommiſſion beſichtigen zu laſſen. —
Die Bauhütte Darmſtadt hat um Beitritt der Gemeinde Ober=Nauſtadt
als Geſellſchafterin nachgeſucht. Ueber den Antrag wurde ſchriftlich
ab=
geſtimmt. Das Neſultat war 6 Stimmen für, 8 Stimmen gegen den
Beitritt und 2 unbeſchriebene Zettel. — Ein Antrag des Ga.
Noden=
häuſer 10. auf Erlaß eines Drittels Anzahlung auf erſteigertes Holz
wird der Konſequenz halber abgelehnt. — Nach einem Befundbericht des
Kulturbauamts Darmſtadt iſt eine Reparatur des Peltonrad=Pumpwerks
oberhalb der Waldmühle und der Erſatz verſchiedener Zubehörteile
dringend notwendig geworden. Da dieſe Pumpſtation im Intereſſe der
Waſſerverſorgung der Hochzone auf ihrer vollen Leiſtungsfähigkeit
er=
halten werden muß, werden die notwendigen Arbeiten hieran und
Lie=
ferungen hierzu vom Gemeinderat genehmigt. — Dem Hilfsverein für
Geiſteskranke in Heſſen wird für das Rechnungsjahr 1923 ein Beitrag
in Höhe von 15 Goldmark aus der Gemeindekaſſe bewilligt. — Danach
wird in die Beratung von Wohlfahrtsſachen eingetreten.
* Noßdorf, 10. März. Man ſchreibt uns: Ein großer Kreis der
hieſigen Leſer Ihres Blattes findet den in Nr. 66 enthaltenen Nachtrag
zum Gemeinderatsbericht ſonderbar. Der Einſender dieſes Nachtrags
kann es nicht überwinden, an zwei Punkten des bereits in Nr. 59 Ihres
Blates enthaltenen Gemeinderatsberichts, der ſachlich gehalten iſt, zu
kritiſieren. Der erſte Punkt des Nachtrags bezeugt einwandfrei, daß
hierin nur ein perſönlicher Angriff gegen den Bürgermeiſter
unter=
nommen werden ſoll. Man ſollte perſönliche Unſtimmigkeiten nicht in
die Oeffentlichkeit tragen. Was den zweiten Punkt des Nachtrags
an=
langt, ſo ſei doch darauf hingewieſen, daß in dem urſprünglichen
Ge=
meinderatsbericht nicht behauptet worden war, der Gemeinderat habe
einſtimmig die Uebertragung der Untererhebſtelle genehmigt. Zwei
Gemeinderäte haben allerdings gegen eine Haftung der Gemeinde
gegen=
über dem Reich geſtimmt. Charakteriſtiſch iſt, daß aber einer dieſer
bei=
den Herren trotzdem zu gleichem Zeitpunkte den Vertrag zwiſchen der
Gemeinde und dem Konrad Engert mitunterzeichnet hat. Feſtſteht, daß
der Gemeinderat einſtimmig dafür war, die ausgeſprochene
Kün=
digung, betr. Untererhebeſtelle zurückzunehmen und einen Vertrag
mit Engert abzuſchließen. Nach dieſer Beſchlußfaſſung war die Folge,
daß ein Ausſchluß der Haftung ſeitens der Gemeinde gegenüber dem
Reich unmöglich iſt. Hinterher will man nun in Form eines Nachtrags
zum Gemeinderatsbericht an dieſen unumſtößlichen Tatſachen
kritiſie=
ren. Derartige Kritik iſt zwecklos und findet ſehr wenig Freunde. —
Anmerk. der Ned.: Wir geben dem Einſender Necht und erſuchen unſere
Herren Berichterſtatter wiederholt, bei allen Einſendungen durchaus
Objektivität und ſtrenge Sachlichkeit obwalten zu laſſen. Perſönliche
Dinge gehören nicht in die Oeffentlichkeit.
Pfungſtadt, 10. März. Die durch die Ortsgruppe der D.V.P.
ab=
gehaltenen gut beſuchten und gut verlaufenen erſten
Wählerver=
ſammlungen zeigten, daß man in den Kreiſen des Bürgertums
leider immer noch große Intereſſenloſigkeit an dem uns nun einmal
aufgezwungenen politiſchen Kampfe feſtſtellen muß. Es ſcheint, als
ob man in dieſen Kreiſen noch immer nichts aus den vergangenen
Jahnen gelernt hat. Es wanen noch Plätze da für Bauern.
Hand=
werker, Kleingewerbetreibende und Kaufleute. Wo waren dieſe Leute?
Wo waren die Mitglieder der ſogenannten Vereine, die noch
vater=
ländiſche Geſinnung auf ihre Fahnen geſchrieben haben?. Sie alle
ſind notwendig, um bei dieſen Gelegenheiten den Beweis zu
erbrin=
gen, daß das Bürgertum entſchloſſen iſt, bei der Reichstagswahl deutſch,
baterländiſch zu denken und zu handeln. Bürgerliche
Wählerverſamm=
lungen, ganz gleich von welcher Partei ſie einberufen ſind, müſſen für
die Zukunft machtvolle Kundgebungen des deutſchen Bürgertums werden.
Der als Redner gewonnene Abg. Dingeldey=Darmſtadt hat es in
ſeinen nahezu zweiſtündigen ſachlichen, mit großer Aufmerkſamkeit
ver=
folgten Ausführungen meiſterhaft verſtanden, ein Bild unſerer
inner=
politiſchen und wirtſchaftlichen Lage unter dem Geſichtspunkte einer
na=
tionalen Außenpolitik zu entwerfen. Immer wieder erklang im
Grund=
ton der Rede der Appell an die Einigkeit des deutſchen Volkes ohne
Unterſchied kleinlicher Partei= und Meinungsverſchiedenheiten und daß
wir uns nur auf einem nationalen Grund alle zuſammenfinden müßten.
Wir müſſen das in den Vordergrund aller Betrachtungen ſtellen, was
uns eint und nicht das, was uns trennt. Der Ruhrkrieg, ſeine Folgen,
ſeine Auswirkungen auf uns und Frankreich waren längere Zeit
Gegen=
ſtand eingehender, ernſter Betrachtungen. Auch die Aufwertungsfrage
bildete ein Glied in der Kette der mit größter Aufmerkſamkeit
ge=
hörten Worte des Vortragenden. Jeder Wähler betrachte bei der
kom=
menden Reichstagswahl ſeine Innenpolitik, die er im Parlament
ver=
treten wünſcht unter nationalen Geſichtspunken der Außenpolitik.
In der Diskuſſion entwickelte der kommuniſtiſche Redner ſein in allen
Kreiſen bereits genügend bekanntes Programm, von dem er immer
noch das Heil für das Proletarigt erwartet. Die dann durch Profeſſor
Mierus aufgeworfene Impffrage lößte ſtürmiſche Heiterkeit der
Ver=
ſammlung aus. Im Schlußwort ſtellte Abg. Dingeldey die
Ausfüh=
rungen der Diskuſſionsredner richtig und betonte, daß er für eine
Auf=
hebung des Impfgeſetzes nicht ſtimmen kann. — Der Vorſitzende dankte
der Verſammlung für die erwieſene Aufmerkſamkeit während des
Vor=
trages, erwähnte das beſonders korrekte und ſachliche Verhalten der
Gegner und ſchloß dann die Verſammlung.
— Von der Bergſtraße, 9. März. Rebſchäden. Die Reben in
den Weinbergen haben durch die ſtrenge Kälte in dieſem Winter recht
empfindlich gelitten. Der Schnitt der Reben erfordert in ſeiner
Aus=
führung größte Vorſicht.
A Auerbach, 10. März. Hotelverkauf. Das altbekannte Hotel
„Zur Krone”, das vor etwa zwei Jahren von ſeinem Beſitzer
Difen=
bach verkauft wurde, iſt letzter Tage wieder verkauft worden und zuwar
an den Geſamtbund deutſcher Angeſtellten‟ (G. D.A.), Sitz in Hamburg.
Die Uebernahme ſoll ſchon am 1. April I. J. erfolgen. Das Hotel
wird in der Hauptſache als Erholungsheim für die Mitglieder des
Bun=
des eingerichtet. — Glockengeläute. Das Tagesgeläute wurde
kürzlich auf nur ein zweimaliges Läuten der Kirchenglocken beſchränkt
und zwar um 11 Uhr vormittags und des Abends bei beginnender Nacht.
Das Läuten um 10 Uhr vormittags und um 5 und 8 Uhr nachmittags
wurde eingeſtellt. Dieſe Aenderung erfolgte aus Sparſamkeitsrückſichten.
— Bensheim, 10. März. Zum Kreisfeuerwehrinſpektor wurde
an=
ſtelle des ſeitherigen Inſpektors Schuhmann, der geſtorben iſt,
Bau=
inſpektor Bräunig vom ſtädtiſchen Bauamt ernannt.
B. Gernsheim, 10. März. Im Winter dieſes Jahres wurden
einem Biebesheimer Landwirt einige Säcke Frucht geſtohlen.
Heute wurden 6 junge Männer aus Biebesheim wegen Verdacht
ver=
haftet, und dem Gernsheimer Gericht vorgeführt, nach dem Verhör
wurden zwei dem hieſigen und wegen Ueberfüllung 4 Mann durch die
Gendarmerie nach Darmſtadt ins Gefängnis überführt. — Bei der
Holzverſteigerung am 6. März aus dem Gernsheimer Walde
wurden folgende Preiſe erzielt: für 2 Meter Eichen=Scheiter 50—60
Goldmark; für 2. Meter Eichen=Knüppel 35—40 Goldmark; für 2
Meter Tannen=Knüppel 48—50 Goldmark; für 1 Meter Knüppel=Reiſig
12—15 Goldmark; für 2 Meter Stockholz 30—35 Goldmark.
8 Wixhauſen, 10. März. Gauturnfeſt. Der Main=Rodgau
hatte bekanntlich ſchon im vergangenen Jahre das 39. Gaufeſt dem
hieſi=
gen Turnverein übertragen. Leider mußte aber das geplante Feſt ein
paar Wochen vorher wegen der Verhältniſſe im beſetzten Gebiet
abge=
ſagt werden. Nunmehr ſoll es dieſes Jahr beſtimmt ſtattfiuden. Als
Termin iſt der 6. Juli feſtgelegt worden.
k Gießen, 9. März. Muſikdirektor Krauße, einer der wenigen
noch lebenden Zeugen der Kaiſerproklamation im Schloſſe zu
Verſailles, iſt an Lungenentzündung unerwartet geſtorben. Trotz ſeiner
30 Lebenzjahre konnte er am 18. Jnnuar noch an der
Reichsgrün=
dungsfeier teiinehmen. Er war eine allgemein geachtete und beliebte
Perſönlichkeit, und beſonders alle in Gießen gedienten, ehemaligen
Sol=
daten ehrten den alten Kapellmeiſter der 116er, der ihnen nach
anſtren=
gendem Dienſt auf dem Heimmarſch oder im Kaſernenhof durch ſeine
Muſik manche Freude und Erholung bot. Seit 1872 leitete er die hieſige
Regimentsmuſik, bis er 1909 in den Ruheſtand trat. Durch ſeine
üffentlichen Konzerte hier und in anderen Städten errang er glänzende
Erfolge beſonders oft konzertierte er auch in Darmſtadt und Bad=
Nauheim, ſo daß er auch dort noch in guter Erinnerung ſteht. Das
hieſige Bataillon, der 116er Verein und alle anderen Militärveweine
wer=
den dem alten Kapellmeiſter das letzte Geleite geben.
I. Gießen, 9. März. Der Kreisziegenzuchtverein lädt ſeine
Mit=
glieder zu der am 14. März in Gießen ſtattfindenden
Hauptverſamm=
lung ein.
k. Hungen, 9. März. Die Arbeiterſchaft auf den
Braunkohlengru=
ben bei Treis=Horloff hat den Streik abgebrochen und der
größte Teil der Arbeiter hat die Arbeit wieder aufgenommen. Lange
und mit äußerſter Heftigkeit hatten ſich die Arbeiter der geplanten
Ar=
beitszeitverlängerung widerſetzt. Schwere Angriffe erfolgten mehrere
Wochen gegen die Aufrechterhaltung des Betriebs, ja einmal war es
den Streikenden faſt gelungen, die Gruben unter Waſſer zu ſetzen. Die
Verwaltungsperſonen und Arbeitswillige wurden wiederholt tätlich
au=
gegriffen, ſo daß eine Hundertſchaft der Schutzpolizei in das Werk
ge=
legt werden mußte. Jetzt endlich iſt über die Verlängerung der
Ar=
beitszeit eine Einigung zuſtande gekommen, die den erſten Vorſchlägen
der Grubenverwaltung nahezu gleichkommt.
i. Lollar, 9. März. Gendarmerieoberwachtmeiſter Georg Brück
wurde heute unter ſtarker Beteiligung beerdigt. Er hat bei den
Leibdragonern Nr. 24 in Darmſtadt gedient, und ſo gab ihm der
Gieße=
ner Verein ehemaliger heſſiſcher Leib=Dragoner, ſowie der hieſige
Krie=
gerverein das letzte Geleit.
nach Geheimrat Prof. Dr. N. Zuntz fördert den ?
Haarwuchs durch ſpeziſiſche Ernährung der Haare.
Geſellſchaftsabend für die Erhaltung des Landestheaters
Montag, den 17. März 1924, 8 Uhr, im Großen Hauſe
Einmalige Vorführung
des Eskimo=Films:
Autiat
Nager
Alfred Kerr ſchreibt im Berliner
Tageblatt:
Hier ſind (skimos vor die Linſe
gebracht, nördlich von der
Hud=
ſonbai —
— — wo die Erde
ſtarr wird.
Man ſieht, wie Mann und Weib
und Kind und Hunde leben.
Wal=
roßmord. Robbenfang.
Kajak=
paddeln. Bau von Schneehütten
für die Nacht. EEis=Einſamkeit.
Polarſturm. Etwas Erſchütterndes
oder H. Fhering im Berliner
Bör=
ſencotrier:
Ein packender, ein ergreifender
Film — ohne arrangierte
Hand=
lung . . . Man wird ohne Abſicht
an den Anfang zurückgeführt: es
geht um Nahrung, um Kampf.
Die Wanderung iſt die Bindung.
Tag und Nacht, Stille und Sturm
iſt die Einteilung. Ein
erſchüt=
ternd ſchlichter Film. — Ein
herr=
licher, faſi könnte man ſagen: ein
homeriſcher Eilm.
Vorverkauf für Mieter und Sondermieter Mitiwoch und Donnersiag (Preiſe 1.50 bis 6.— M.). — Allgemeiner Vorverkauf
von Freitag an (Preiſe 2.— bis 9.— M.) an der Kaſſe des Großen Hauſes und am Verkehrsbüro.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
Nummer 71.
Reich und Ausland.
Kirche und Preſſe.
Unter der Mitwirkung journaliſtiſcher, akademiſcher und kirchlicher
Fachkreiſe fand vom 5.—7. März an der Berliner Univerſität ein vom
Evangeliſchen Preßverband für Deutſchland veranſtalteter
Preſſe=
kurſus ſtatt, an dem zirka 200 Tagesſchriftſteller, Schriftleiter evgl.
Blätter, Pfarrer, Studenten aus allen Teilen des Reichs und aus dem
ebgl. Auslande teilnahmen. Vorleſungen des Direktors des Wolffſchen
Telegraphen=Bureaus Dr. Diez, ſowie des Leiters der
Zeitungswiſſen=
ſchaftlichen Kommiſſion des Reichsverbandes der deutſchen Preſſe Dr.
Mohr boten eine fachmänniſche Einführung in die moderne
Arbeits=
weiſe des Journalismus. Im Mittelpunkte der Beratungen ſtand das
Thema „Kirche und Tagespreſſe” über das Direktor
Hin=
derer vom Evangeliſchen Preßverband für Deutſchland und
Chef=
redakteur P. Baecker, Leiter des Reichsverbands der deutſchen Preſſe,
berichteten. Beide Redner gaben dem Willen zu einer vertrauensvollen
Zuſammenarbeit der beiden großen Erziehungsmächte der Gegenwart
Ausdruck. Während der Vertreter der Tagespreſſe von den kirchlichen
Kreiſen ſachverſtändige Mitarbeit, Verſtändnis für die Sonderart jeder
Zeitung, ein Verhältnis perſönlichen Vertrauens zu den Redakteuren
rwartet, wurden als die Wünſche der Kirche an die Tagespreſſe von
dem erſten Redner bezeichnet: Pflege der Ehrfurcht, eine gerechte,
exten=
ſiv und intenſiv zureichende Berückſichtigung des kirchlichen Lebens, „ein
Magiſtrat des öffentlichen Gewiſſens”, Beſondere Beratungen galten
dem Wiederaufbau der kirchlichen Preſſe. Den Schluß bildete ein
Vor=
trag von Univerſitätsprofeſſor D. Dr. Seeberg=Berlin über „
Grund=
linien einer chriſtlichen Kulturpolitik”. Verbunden war mit dem Kurſus,
der eine Förderung nicht nur der praktiſchen kirchlichen Preſſearbeit
be=
deutete, ſondern auch der Journaliſtik als Wiſſenſchaft, eine faſt 1500
Zeitſchriften umfaſſende Ausſtellung des Preſſeweſens des deutſchen und
des ausländiſchen Proteſtantismus.
Die neuen Silbermünzen.
— Der Geſetzentwurf über die Ausprägung von neuen
Reichsſilbermünzen mit welchem ſich der Reichsrat kürzlich
beſchäftigte, ſieht die Ausprägung von Geldſtücken im Werte von 1, 2, 3
und 5 Mk. vor; zunächſt ſoll ein Betrag von 300 Millionen ausgegeben
werden. Der Vertreter der Reichsbank hat ſich mit der Vorlage
ein=
verſtanden erklärt. Die Bedenken, daß durch die Ausprägung neuer
Reichsſilbermünzen eine neue Inflation herbeigeführt werden kInnte,
wurden durch eine Erklärung der Reichsregierung entkräftet, die wie
folgt zu Protokoll gegeben wurde: „Das zur Zeit noch umlaufendc
Nat=
geld wird mit möglichſter Beſchleunigung aus dem Verkehr gezogen
werden. Der Reichsminiſter der Finanzen wird dem Reichsrat jeden
Monat den in den Verkehr gegebenen Betrag an Silbermünzen und den
Vetrag der aus dem Verkehr zurückgezogenen Zahlungsmittel
bekannt=
geben und, wenn der Reichsrat nach dieſer jeweiligen Bekanntgabe
Be=
denken gegen die weitere Ausgabe der Silbermünzen erhebt, dieſe
Aus=
gabe einſtellen und nur nach Einvernehmen mit dem Reichsrat wieder
aufnehmen.‟ Die Ausſchüſſe des Reichsrats haben an der Vorlage noch
die Aenderung vorgenommen, daß das Miſchungsverhältnis geſetzlich
feſtgelegt wird, und zwar ſollen es 500 Teile Silber und 500 Teile
Kupfer ſein. Zunächſt ſollen ſoviel Münzen geprägt werden, daß auf
den Kopf der Bevölkerung fünf Mark entfallen. Im Laufe der Zeit
ſoll dieſe Summe mit Zuſtimmung des Reichsrats auf 10 Mark erhöht
werden. Der Reichsrgt erklärte ſich mit den Ausſchußbeſchlüſſen
ein=
verſtanden.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein gefährlicher Penſionsdieb treibt ſeit einiger Zeit
im Weſten Berlins ſein Unweſen. Er führt ſich unter der Vorſpiegelung
ein, einen Gaſt beſuchen zu wollen, der in der Penſion wohne. Sobald
man iyn einläßt, beſtiehlt er die Penſionsinhaber und die Gäſte und
verſchwindet mit der Beute, die oft ganz erheblich iſt. Der Schwindler
und Dieb iſt etwa 35 Jahre alt.
Eine Bande von internationalen Scheckfälſchern
wurde von der Berliner Kriminalpolizei geſprengt und ein Beteiligter
feſtgenommen. Bei hieſigen Banken wurden in der letzten Zeit
wieder=
holt kleine Deviſenverkäufe getätigt, wobei es ſich in einzelnen Fällen
nur um 20—30 Dollars handelte. Die Verkäufer ließen ſich kein bares
deutſches Geld geben, ſondern Dollarſchecks auf Banken in Holland, in
England und Amerika. Dieſe Banken wurden aber nicht
ordnungs=
gemäß den bezogenen ausländiſchen Banken vorgelegt, ſondern dienten
den Deviſenverkäufern zu Fälſchungen. Sie wuſchen die Summen
ſorg=
fältig aus und ſetzten bedeutend höhere Summen, die in die Tauſende
gingen, dafür ein. Dieſe aufgefälſchten Schecks gaben ſie dann bei
an=
deren Banken in Zahlung, die ſo um erhebliche Beträge geſchädigt
wur=
den. Der Verdacht der Kriminalpolizei fiel auf galiziſche und
unga=
riſche Leute, die ſich in dem Vorraum einer Bank in der Friedrichſtraße
zu treffen pflegten. Der Verdacht fiel auf einen gewiſſen Lehrmann
aus der Kneſebeckſtraße und einen Vallentin Farkas Famos aus
Buda=
peſt. Es gelang vorgeſtern, Famos zu verhaften. Er hat ein
Geſtänd=
nis abgelegt. Hiernach hat Lehrmann mit ſeiner Bande auch ſchon in
anderen Großſtädten, ſo in Kopenhagen, Amſterdam, Rotterdam und
London ſeinen Spezialſchwindel mit Erfolg betrieben.
Römiſcher Schmuck in der Goldſchmelze.
Von der Dortmunder Kriminalpolizei wurden die Kaufleute
Kaltz und Korbmacher und eine Verkäuferin wegen
gewerbsmäßi=
ger Hehlerei verhaftet. Kaltz und Korbmacher hatten in der
Prinzen=
ſtraße eine Goldankaufsſtelle, in der ſie von Einbrechern Gold= und
Silbergegenſtände, die in der Gegend von Worms und Mannheim
ge=
ſtohlen worden waren, aufkauften. Den im Gerichtsgefängnis zu Mainz
in Unterſuchungshaft ſitzenden Einbrechern ſind bisher 23 ſolcher
Ein=
brüche nachgewieſen worden. Unter anderem wurde ein Einbruch in
das Paulusmuſeum in Worms ausgeführt, wo den Dieben faſt ſämtliche
altrömiſchen Gold= und Silbermünzen, ſowie römiche
Schmuckgegen=
ſtände aus dem fünften Jahrhundert, die bei den Ausgrabungen in
Palermo gefunden worden waren, in die Hände fielen. Es befand ſich
darunter auch ein Schmuckſtück einer römiſchen Kaiſerin, das die Stadt
Worms in Friedenszeiten von der italieniſchen Regierung für mehrere
hunderttauſend Mark erworben hatte.
Koloniale Gedenkfeiern.
Kw Auf Anregung der Kolonialen Reichsarbeitsgemeinſchaft ſollen
am Kolonialen Gedenktage, am 24. April, der in ganz Deutſchland
be=
gangen wird, in den Schulen im Anſchluß an die Schulerinnerungsfeiern
Gedenk=Eichen gepflanzt werden zur Erinnerung an das, was
Deutſch=
land während vierzig Jahren als eines der erfolgreichſten Kolonialvölker
der Erde geleiſtet hat, und zur ſteten Belebung und Förderung des
kolo=
nialen Gedankens im deutſchen Volke.
Verſteigerung deutſchen Beſitzes in Kamerun.
KW. Am 15. Januar fanden, wie das Journal Officiel des
Terri=
toires du Cameroun meldet, in Duala eine öffentliche Verſteigerung
deutſcher Beſitztümer ſtatt. Am 3. März wurde eine zweite Verſteigerung
abgehalten. Ueber eine Reihe deutſcher Firmen iſt neuerdings die
Li=
quidation verfügt worden.
Am 15. Januar wurden die Beſitztümer folgender Firmen verſteigert:
Pilz u. Paul Muth in 9:Goula=Makong; Morſtedt, Leopold Kutz, Otto
Holtfoth, Otto Bahr, Gaſt u. Nager in Duala; von der Wettern u.
Wis=
dorf bei Manoka; Bremer Weſtafrika Geſellſchaft im Kribibezirk und
in Ebolowa.
Am 3. März wurden verſteigert die Grundſtücke der Firmen: De
Haas in Duala; Hermann Wenk u. Co. im Kribibezirk; Bremer
Kolo=
nial=Handelsgeſellſchaft im Kribibezirk; Hamburg=Afrika=Geſellſchaft in
den Bezirken Kribi, Dengdeng, Duala, Jaunde; Nordweſtkamerun=
Geſell=
ſchaſt in Duala; Holtmann u. Sulter, Bernauer u. Schrader, Rütte u.
Co. im Kribibezirk.
Liquidation folgender Firmen wurde verfügt: Molivepflanzungs=
Geſellſchaft. Yabaſſi Banya Handelsgeſellſchaft, Franz Behrendt de
Cuvry (Mlondon), Green u. Bilfinger, Afrikaniſche Kompagnie A. G.
Victor u. Freefe, Hamburg=Kamerun=Handelsgeſellſchaft, Mayer (Bid
joka=Jaunde), Hans Pachen, A. Kunderling G.m.b.H., Krauſer u.
Fehr=
wann, Oskar Mayer u. Baſchian, H. u. A. Schmidt (Ungar), Kleit. Stein
u. Dreſcher, Sanga Handelsgeſellſchaft, Steyer.
Luft=Schmuggler.
*Die Bewohner von Kriſtiania beobaclſteten in verſchiedenen
mond=
hellen Nächten ein ſehr großes Flugzeug, das an der norwegiſchen
Küſte entlang nach Fosnges flog. Nach dem Lärm, den die Propeller
verurſachten, muß es ſich um ein Flugzeug mit außerordentlich ſtarken
Maſchinen handeln, das mit ſehr hellen Scheinwerfern ausgeſtattet iſt
Man zerbricht ſich den Korf über dieſen geheimnisvollen „Fliegenden
Holländer der Luft‟. Die Polizei aber glaubt nach genaueren
Erkun=
digungen, daß es ſich um Schmuggler handelt, die von einem großen
Schmugglerſchiff, das irgendwo in einem Fiord in der Nähe von
Trond=
hiem verankert liegt, auffliegen und Waren befördern.
Ehetreue übers Grab hinaus.
* Eine ergreifende Geſchichte von Gattentreue wird aus dem
eng=
liſchen Städtchen Sunderland berichtet. Hier lebte ein Ehepaar namens
Foreman, beide 70 Jahre alt. Der Mann war ſeit einigen Wochen
krank, und als die Frau eines Nachmittags an ſein Bett trat, und zu.
ihm ſprach, antwortete er nicht. Sie glaubte, daß er tot ſei und geriet
darüber in den größten Kummer. Sie legte ſich nun ſelbſt zu Bett und
ſtarb bald darauf. Der Mann aber war tatſächlich nicht tot, ſondern
erwachte wieder aus ſeinem ſchweren Schlaf. Als er hörte, daß ſeine
Frau vor ihm geſtorben ſei, ſtarb er auch zwei Stunden ſpäter.
Internationale Mittelſtandsunion.
Am 23. und 24. Februar fand im Rathaus in Straßburg (Elſ.,
eine Tagung des Direktoriums der Jnternationalen Mittelſtandsunion
ſtatt, bei der 14 Staaten vertreten, weitere ſieben entſchuldigt waren.
Als Verhandlungsgegenſtände waren vorgeſehen: der Bericht über die
bisherige Arbeit des Sekretariats, die Feſtſetzung des
Abſtimmungs=
modus und des endgültigen Wortlauts der Satzungen, Ort, Zeit und
Dauer des Kongreſſes für 1924 und deſſen Vorbereitung, Beſtimmung
der Referate hierfür uſw. Die Tagung nahm unter Vorſitz von
National=
rat Kurer von Olten, dem unermüdlichen Vorkämpfer für die
Mit=
telſtandsintereſſen, unter Beihilfe des ſprachgewandten Sekretärs Dr.
Senngrüber=Bern einen recht günſtigen Verlauf. Der große
internationale Kongreß ſoll vom 2.—5. September 1924 in Bern
ab=
gehalten und die Union zu einer fruchtbringenden, Länder und Völker
umſpannenden Einrichtung ausgeſtaltet werden.
Arbeitsloſigkeit, Tenerung und Kriminalität in Frankreich.
Eine Tatſache ſteht feſt: in Frankreich gibt es keine
Arbeitsloſig=
keit. Dieſe Feſtſtellung kann weder Wirtſchaftler noch Arbeiter in
Er=
ſtaunen ſetzen. Das „Bureau international du Travail”, das ſoeben
eine Unterſuchung über die wirtſchaftliche Produktion veröffentlicht hat
ſtellt in der Tat eine ſehr enge Beziehung zwiſchen der Bewegung der
Arbeitsloſen und der Preisgeſtaltung feſt.
Wenn die Preiſe ſteigen, verſchwindet die Arbeitsloſigkeit oder nimmt
ab, ſinken die Preiſe, ſo ſtellt die Arbeitsloſigkeit ſich ein oder nimmt zu.
Dieſe Tatſache konnte in abſoluter Weiſe in England und Schweden
während der Jahre 1920 und 1921 Beſtätigung finden. Aber die
Arbeits=
loſigkeit iſt es nicht allein, zu ihr treten andere Plagen. Die Steigerung
der Kriminalität iſt eine ſolche. So hat man Arbeitsloſigkeit und
Kri=
minalität in England graphiſch darſtellen können. — Wenn die
Arbeits=
loſigkeit die Höhencote 2 erreicht, hält ſich die Kriminalität auf Cote 158,
Vmmnm
aber ſie ſteigt bis auf Punkt 194, wenn die Arbeitsloſigkeit ſich bis zu
Punkt 7 ſteigert. Und die Krankheitsziffer folgt einer gleichlaufenden
Kurve.
Die neue Provinz
des Königreichs Italien mit der Hauptſtadt Fiume trägt den Namen
Provincia del Carnaro; ihr wird der bisher zu Iſtrien
ge=
hörende Kreis Voloska Abbazia angegliedert.
Die Grippe auf dem Säntis.
Das Wetterwartsehepaar kann infolge Grippe nur mit Mühe den
täglichen Dienſt erfüllen.
Ueberfremdung im Ausland.
* Nun ſetzen die Budenbeſitzer des Quartier Latin in Paris ihre
Studenten vor die Tür, um die Zimmer für Amerikaner und andere
Beſitzer wertbeſtändiger Währung freizumachen, die Paris anläßlich der
Olympiſchen Spiele überſchwemmen werden. Nach den Olympiſchen
Spielen wird die Dekorierungsausſtellung und dann die
Kolonialaus=
ſtellung an die Reihe kommen. Kurz, der Handel genießt im Voraus für
einige Jahre den Zuſtrom Gelder ausgebender Fremden in Paris. An
ſeiner Stelle wäre Mißtrauen am Platze. Zunächſt, iſt der Fremde ſo
verſchwenderiſch? Man verwechfle ihn nicht, ein wenig leichthin —
mit dem angelſächſiſchen Säufer — eine ſehr ſeltene Spielart — der,
weniger wie die Neureichen — in Montmartre ſein Weſen treibt. Mit
einem Beiſpiel iſt zu dienen: Letzte Woche landeten 420 amerikaniſche
Touriſten in Tunis. Sie ließen Wagen herbeiſchaffen und verteilter, ſich
in den Straßen, wo die Kaufleute auf ſie lauerten. Als aber am Abend
der tuneſiſche Handel die Bilanz der Yankeeankäufe zog, hatte er nur
einige Geldtäſchchen, zwei oder drei Dutzend Orangen und ein Kilo
Früchte (es handelt ſich um eine Frucht von der Größe einer Bohſie und
kakaoähnlichem Geſchmack). Und um die Reihe zu vervollſtändigen, die
420 Touriſten verbrachten, angeekelt von den Hotelpreiſen, die Nacht
auf dem Paketboot „Schthia”, das ſie herbeigeführt hatte. Offenbar
werden die Paketboote im nächſten Frühjahre nicht die Seine
herauf=
fahren.
Ein Aerzteduell.
Zwei berühmte Pariſer Chirurgen fochten letzte Woche einen
Zwei=
kampf auf Säbel aus. Der Grund war eine Hausfreundgeſchichte. Die
beiden Meiſter haben alſo die Klingen gekreuzt. Chantilly war als
Kampfplatz auserſehen, als Meſſimy — der Leiter des Zweikampfes —
den Duellanten bemerken ließ, daß, wenn ſie ſich ſo weit von Paris um
8 Uhr früh ſchlugen, ſie zur Beſuchsſtunde in den Krankenhäuſern in
Paris nicht wieder zurück ſein könnten. Deshalb fiel die Wahl auf
Neuilly und der Zweikampf wurde auf 3 Uhr nachmittags feſtgeſetzt. Am
Morgen lagen beide Kämpfer noch dem Berufe ob, ohne daß ihre Hand
auch nur zitterte. Und als ſie in ſo gefährlicher Weiſe ihren Handel
aus=
getragen hatten, — der eine hatte im Ganzen 6 Stunden Fechtunterricht
genommen und der andere war kurzſichtig —, waren ſie, den Arm in der
Binde, bemüht, jeder ſeinerſeits ſich zu den Betten der von ihnen am
Morgen Operierten zu begeben. Sie wollten boch die Stunde des zweiten
Krankenbeſuchs nicht verſäumen!
Ein zufriedener Entthronter.
* „Wahrſcheinlich iſt niemand mit der Abſchaffung des Kalifits
mehr zufrieden als der entthronte Kalif ſelbſt”, ſo leitet G. Ward Price
ein Charakterbild des Exkalifen in einer Londoner Zeitung ein. „Die
Stellung des Kalifen mag, aus einiger Entfernung betrachtet, einen
romantiſchen Zauber haben, aber für einen älteren feinfühligen Türken
von ungewöhnlich modernem Geſchmack, wie es Abdul Mejid iſt,
über=
wiegen die Kehrſeiten die Annehmlichkeiten, und er wird zweifellos die
Sicherheit einer Verbannung nach der Schweiz den Gefahren vorziehen,
die das Amt eines Führers aller Gläubigen umſchließen. Obwohl
Ab=
dul Mefid nur der Vetter von Sultan Hamed war, ſo iſt er doch
wäh=
rend deſſen Regierung in ſtrengſter Abgeſchloſſenheit gehalten worden.
Merkwürdigerweiſe für einen Türken, entfaltete er in dieſer
erzwun=
genen Muße einen feinen Sinn für Bildung und Kunſt. Er iſt fetzt
55 Jahre alt, ein kurzer dicker Herr mit ſcharf gezeichneten Zügen und
einem angenehmen, liebenswürdigen Benehmen. Seit er Kalif wurde,
hat er ſeiner Erſcheinung einen würdigen weißen Backenbart beigefügt.
„Ich beſuchte ihn kurz nachdem er die Würde erlangt hatte in ſeinem
Sommerpalaſt auf der aſiatiſchen Seite des Bosporus. Das Haus war
ein intereſſanter Spiegel ſeines Charakters, denn es verband eine
ge=
wiſſe orientaliſche Schönheit mit einem gemütvollen Gemiſch von
deut=
ſchen Kuckucksuhren, Porträtbüſten Wagners und Beethodens und von
Porträts in Oelmalerei, die der Beherrſcher der Gläubigen ſelbſt
ge=
ſchaffen hat. Muſik und Malerei waren nämlich die Hauptintereſſen des
Kalifen. Er erzählte mir, daß er den Ehrgeiz habe ein Konſervatorium
der Künſte in Konſtantinopel zu errichten; „aber”, fügte er hinzu, „dieſe
ewigen politiſchen Kriſen machen es ſchwierig.” Als er von dem
türki=
ſchen Parlament 1922 zum Kalifen erklärt wurde, beſtand ſeine einzige
Pflicht darin, dem wöchentlichen Selamlik beizuwohnen und am Freitag
ie Moſchee zu beſuchen. Er tat dies in ſehr feierlicher Weiſe. Bald
ritt er auf einem weißen Pferd, von einer glänzenden ſcharlachroten
Leiblvache umgeben, bald fuhr er in einer großartigen Staatsbarke zu
einer Moſchee auf der gegenüberliegenden Seite des Bosporus.
Sicher=
lich war er der erſte Kalif, der eine Armbanduhr trug, aber trotz dieſer
modernen Geſte blieb er unter der Regierung von Kemal Paſcha ebenſo
ein Gefangener, wie er es unter der Herrſchaft des alten Sultans
ge=
weſen war."
erzielen Sie ſchon durch
9 1—2 maliges Putzen mit der
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Nummer 21.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924,
Seite 9.
* Das Nordlicht=Problem.
Die herrlichen, vor allem des nachts in der nördlichen Polargegend
auftretenden, alles mit einem faſt überirdiſchen Grün übergießenden
Leuchtfarben und die Himmelsbläue haben ſeit vielen Jahren die Forſcher
mit deren wiſſenſchaftli her Ergründung beſchäftigt. Man hat
verſchie=
dene Theorien aufreſtellt, die teils nicht haltbar waren, teils nicht
alle Erſcheinungen und Wahrnehmungen reſtlos erklärten. Immer
fehlte ein Stück daran.
Nun iſt es, nach Berichten nordiſcher Blätter, Prof. Vigard=
Chri=
ſtiania, gelungen, eine bedeutende Entdeckung zu machen, die die
Ur=
ſace des Nordlichtes erklärt, auch in manch anderer Hinſicht
bemerkens=
werte Aufſchlüſſe gibt.
Bisher hatte man die verſchiedenen Erſcheinungen und
Farben=
kompoſitionen des Nordlichts feſtgehalten, ihre Perioden beſtimmt und
einen Zuſammenhaug mit dem Erdmagnetismus und der
Sonnenakti=
bität vermutet. Die Urſache und den eigentlichen Kern der Erſcheinung
hatte man noch nicht erfaßt. Die Vermutungen gingen nicht bis zur
Erkenntnis der Art der Strahlungserſcheinungen, die die Veränderung
in der atmoſphäriſchen Elektrizität mit der Sonnenenergie
übereinſtim=
mend macht.
Prof. Vigard hat nun eine Seite des Nordlichtes, die der Farbe,
durch ſeine Entdeckung erhellt.
Durch ſpektroſkopiſche Unterſuchungen hat man die Natur der
Licht=
erſcheinungen feſtzuſtellen verſucht. Unter den erhaltenen
Spektral=
linien kannte man alle, mit Ausnahme einer einzigen. Unter den
be=
kannten trat beſonders die des Stickſtoffes hervor. Dieſes gab Prof.
Vigard einen Fingerzeig der unbekannten aber intenſivſten und
frap=
panteſten, die die tiefe warme grüne Farbe der Erſcheinung verurſachte,
zu ergründen.
Sollte dieſe durch Aurora berealis eigentümliche Linie nicht doch
irgend eine Beziehung zum Stickſtoff haben, obſchon gerade dieſe
leuch=
tende Linie im Stickſtoffſpektrum nicht vorkam?. Bisher war man der
Meinung, daß mit immer größerer Entfernung von der Erde die Luft
ſich nicht nur immer mehr verdünne, ſondern daß die Atmoſphäre
aus=
ſchließlich aus Gaſen beſtünde.
Prof. Vigard nahm an, daß infolge der ungeheuren Kälte des faſt
leeren interplanetäriſchen Raumes der Stickſtoff an den äußerſten
Gren=
zen der Atmoſphäre ſich kriſtalliſiere, und daß ſich ſomit eine
Kriſtall=
ſchicht rund um die Erde forme.
Um dieſe Behauptung zu beweiſen, mußte man das Stickſtoff=
Spek=
trum bei dieſer äußerſt niedrigen Temperatur des Stickſtoffs von 210
Grad unter Gefrierpunkt ſtudieren. In Chriſtiania und noch ſonſtwo
fehlte Prof. Vigard die inſtrumentare Einrichtung dazu. Es gab nur
einen Ort, wo er hoffen durfte, ſeine Verſuche in der Geſamtheit zur
Löſung zu bringen. Dieſes war das Kältelaboratorium vom gr. Prof.
ban Kamerlingh Omnes zu Leiden.
Mit Hilfe des Inſtrumeteriums gelang es, den Stickſtoff zu einer
zarten, dünnen Kriſtallſchicht zum Erfrieren zu bringen. Sie wurde nun
ungefähr in derſelben Weiſe, wie nach der Annahme von Prof.
Birke=
land, dem Vorgänger und Lehrer von Prof. Vigard, die Atmoſphäre
elektriſch von der Sonne beſtrahlt wird, elektriſcher Beleuchtung
ausge=
ſetzt.
Die Stickſtoffoberfläche begann zu leuchten, und mit äußerſter
Spannung folgten die Gelehrten der Entwicklung im Apparate und es
wurde in der Tat das grüne Licht der „Aurora borealis” ſichtbar.
Ganz gewiſſenhafte Unterſuchung zeigte nun, daß das Licht auch
voll=
kommen dieſelben Wellenlängen hatte wie die unerklärliche
Nordlich=
linie. Man hatte alſo auf experimentellem Wege künſtliches Nordlicht
erzeugt das auch alle Merkmale des natürlichen Nordlichts aufwies.
Un=
gefähr fünf Minuten nachdem die elektriſche Beſtrahlung beendigt war,
leuchtete der Stickſtoff nach, und es traten dabei dieſelben
gardinenar=
tigen Lichterſcheinungen auf, die man vom echten Nordlicht her kennt.
Hiermit ſind auch die Farbenveränderungen des Nordlichts erklärt.
Denn dadurch, daß die Stickſtoffkriſtalle infolge elektriſcher Beſtrahlung
eindampfen, vermindert ſich die Intenſivität des grünen Lichtes,
wäh=
rend allmählich mehr und mehr das rote Licht auftritt, das für
Stick=
ſtoffgas charakteriſtiſch iſt.
Durch die Annahme nun, daß unſere Erde von einer kriſtallenen
Stickſtofflage umgeben ſei, ſoll die Tatſache erklärt werden, daß das
Nordlicht beſonders in den Polargegenden und des nachts auftritt. Auf
niederen Breitegraden und tagsüber werden die Kriſtalle, infolge der
höheren Temperatur der Atmopſhäre, teilweiſe verdampfen, ſo daß
die Intenſivität des grünen Lichts zu gering wird, um von uns
wahr=
genommen zu werden. Dieſe Tatſache ſoll jedoch die blaue Farbe des
Himmels hervorrufen.
Auch für die Schallverſuche iſt dieſe Entdeckung von Prof. Vigard
von Bedeutung. Der Schall ſoll nämlich von der atmoſphäriſchen
Grenzlage wie von einer Decke zurückgeworfen werden, ſo daß ſchwere
Exploſionen auf beſchränkt größere Entfernung hörbarer ſind, als dicht
dabei.
Ebenſo ſollen die drahtloſen Wellen von dieſer Kriſtallage
zurück=
geworfen werden, womit man erklären will, daß ſie den ganzen Erdball
umkreiſen können, ohne ſich in den Weltenraum zu verlieren. Hierdurch
ſoll es auch kommen, daß die drahtloſen Verbindungen beſſer des Nachts
als des Tags zuſtande kommen. Durch die hohe Temperatur wird die
Grenzlage weicher, ſo daß die Wellen ſodann zum größten Teil nicht
zurückgeworfen, ſondern abſorbiert werden.
Geſchäftliches.
Ein Schnell=Waſchapparat wurde in Darmſtadt (
Fürſten=
faal, Grafenſtraße) ſeit einigen Tagen mit großem Erfolg vorgeführt.
Der Vortragende überzeugte die Anweſenden von der intenſiven
Rei=
nigungskraft durch Luſtwirkungen und der größten Schonung der
Wäſche, indem Pabiergeld mitgewaſchen wurde. Ein großes Quantum
Wäſche war in fünf Minuten ſauber, ohne geweicht zu haben. Es ſei
den Hausfrauen aufs wärmſte empfohlen, die unwiderruflich letzten
Vorführungen, Dienstag, den 11. und Mittwoch, den 12. März,
nach=
mittags 3 Uhr und 5 Uhr, zu beſuchen.
Sport, Spiel und Turnen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 12. März.
Keine weſentliche Aenderung des herrſchenden Wetters, trübe.
Fußball.
Germania Eberſtadt — Viktoria Griesheim, 2:4.
Zum erſten Male konnte Griesheim ein Spiel gegen Eberſtädt
ge=
winnen. Das iſt umſo erſtaunlicher, als bis zur Halbzeit Eberſtadt
be=
reits 2:0 führte. Der Stand des Spieles hätte bis dahin eigentlich
um=
gekehrt ſein können, hätte Griesheims Stürmerrreihe ihre techniſche
Ueberlegenheit durch Schießen auf das Tor ausgenutzt, denn die
günſtig=
ſten Gelegenheiten waren vorhanden. Aber wie es ſchien, hatten die
Vik=
torianer unter ſich vergeſſen, feſtzulegen, wer das erſte Tor ſchießen ſoll.
Eberſtadt und ſeine anweſenden Anhänger waren natürlich über ihren
„Sieg” hochefreut, und ſchienen mit einer eventuellen Niederlage gar nicht
mehr zu rechnen. Beim Stand von 2:0 für E. ließ man Brieſtauben als
Siegesmelder abfliegen. Welche Enttäuſchung wird aber nachher die
Tatſache der Niederlage gebracht haben! Woran nämlich niemand mehr
glaubte, es wurde zur Wirklichkeit. Griesheims Mannſchaft fing nach
Halbzeit an, glänzend zu arbeiten und konnte in einem Zeitraum von
etwa 10 Minuten 4 Tore erzielen. Eberſtadt kam in der zweiten
Spiel=
hälfte nur noch einige Male auf, konnte jedoch nicht mehr ernſtlich
ge=
fährlich werden. Der Leiter des Spieles, ein Herr aus Darmſtadt, war
einfach großartig und es wäre zu begrüßen, ſolche wirklich unparteiſchen
Pfeifer immer im Amte zu ſehen.
Berlin—Hamburg.
Der Fußball=Städtekampf Hamburg-Berlin,
der am 16. März, 3½ Uhr nakmittags, im Berliner Stadion vor ſich
geht, wird von den beteiligten Verbänden in eifrigſter Weiſe vorbereitet.
Als Schiedsrichter iſt Hans Tuſch=München verpflichtet. Ein
Schüler=
mannſchaftsſpiel wird dem Hauptkampf vorausgehen. An 30 in allen
Berliner Stadtteilen liegenden Vorverkaufsſtellen werden zu ermüßigten
Preiſen Einlaßkarten ausgegeben, um dem ſicher zu erwartenden
Maſſen=
andrange zu genügen. Die Preiſe ſind wahrhaft volkstumlich. Alle
Schüler werden wieder freien Eintritt erhalten, an alle Schulen Groß=
Berlins ſind Einladungen ergangen. Die Hoch= und Eiſenbahn wird am
Spieltage Sonderwagen fahren und den Betrieb bis zur Station Stadion
durchführen, ſo daß auch eine glatte Abwicklung des Verkehrs geſichert
erſcheint. Der Kampf geht neuerdings auch um einen geſtifteten Pokal,
der, nach viermaligem Siege endgültig gewonnen, bisher von beiden
Stadtvertretungen je einmal errungen wurde, während drei Kämpfe
in=
nerhalb dieſer Pokalkonkurrenz unentſchieden blieben.
Leichtathletik.
Quer durch Berlin.
Das internationale 25=Kilometer=Laufen und
Gehen, das der Berliner Athletik=Klub am R. April, unter dem
Protektorat von Oberbürgermeiſter Dr. Boeß veranſtaltet, verſpricht in
dieſem Jahr einen ganz ungewöhnlichen Umfang anzunehmen. Hunderte
von Zuſagen aus Rheinland, Weſtfalen, Sachſen, Thüringen Pommern,
Hannover, Bayern, Schleſien uſw. liegen bereits vor. Die
Verhandlun=
gen mit dem deutſch=freundlichen Auslande nehmen einen guten Verlauf.
Feſt gemeldet iſt u. a. die geſamte erſte Nennmannſchaft des S. C. Wacker=
Wien, mit Franz, Kühnel, Jakobi, Kucharik und Blaſchek. Studienhalber
begleitet Herr Harand vom Oeſterreichiſchen Marathon=Comitee die
Mannſchaft. Von außerordentlichem Intereſſe dürfte es ſein, zu höven,
daß ein namhafter deutſcher 10=Kilometer=Läufer entdeckt worden iſt,
der außerordentliche Fähigkeiten für die lange Strecke zu beſitzen ſcheint,
da er gleich beim erſten Trainingsverſuch über 25 Km. den Rekord
unter=
boten hat. Sein Name ſoll aber aus taktiſchen Gründen geheim gehalten
bleiben. Außerordentliche Propagandamaßnahmen werden vom
Veran=
ſtalter für dieſes Jahr getroffen. Zwei Radioſtationen auf Rennautos
montiert, begleiten die Spitzengruppen der Läufer und Geher, zahlreiche
Autos der Preſſe, der Klubs, der Aerzte, Sanitäter uſw., Tauſende von
Radfahrer=Schrittmacher werden wie in den Vorjahren vor dem
Nieſen=
feld der Startenden herziehen. — 80—100 wertvoller Ehrenpreiſe
und weitere 100—200 Bronzeplaketten winken den Preisträgern. Die
Anſchreibung kann don allen intereſſierten Vereinen jetzt angefordert
werden. Sie umfaßt Klaſſen für Senioren, Junioren, Anfänger, alte
Hernen über 36 und über 40 Jahre Sonderklaſſen für Fußballſpieler die
keinem Leichtathletik=Verband angehören, und Sonderklaſſe für ſonſtige
Nichtverbandsvereine (Turner, Schwimmer, Wanderer, Schwerathleten
Boxer, Radfahrer, Ruderer, Hockeh=, Tennis, Handballſpiele uſw.)
Außerdem Mannſchaftswertung und auf dem „Sportplatz 1500 Mtr.
Jugendlaufen. Meldſchluß am 13. April bei W. Schlick, Berlin
N.W. 87, Agricolgſtraße 6.
Turnen.
Südweſtdeutſcher Turnerbund.
Mit der am Sonntag in Weiterſtadt abgehaltenen Gau=
Vorturner=
ſtunde hat der Main=Rodgau ſeine turneriſche Arbeit für dieſes
Jahr begonnen. Zum Turnwart für den Unteren Bezirk wurde Turner
Vollhart=Dornheim b. Gr.=Gerau ernannt.
Winterſport.
Ski=Wettlauf im Taunus.
Am Sonntag kam bei günſtigen Schneeverhältniſſen der Staffellauf
um den Wanderpreis der Ortsgruppe Frankfurt a. M. des Deutſchen
Reichsausſchuſſes für Leibesübungen zum Austrag. Die geſamte
Renn=
ſtrecke war in vier Teilen 36 Km. lang. Sie führte zunächſt von
Schmit=
ten über die Höhe nach dem Weihersgrund, von hier nach dem
Sand=
placken, 8 Km. erſter und dritter Wechſel, ferner vom Sandplacken über
den Weißen Berg nach den Laudenbach=Wieſen, Krätenbach=Wieſen,
Sän=
gelbergtal nach Schmitten, 10 Km., zweiter und vierter Wechſel. Die
Ergebniſſe ſind: 1. Skiklub Taunus 3:52:55, 2. Skiabteilung des Spkl.
Frankfurt 80 4:11:21, 3. Skiberein Maingau 4:12:56.
Strecken=
markierung und Organiſation fanden den allgemeinen Beifall der Läufer,
Boxen.
Der Proteſt Breitenſträters zurückgewieſen.
Der Vorſtand des Verbandes Deutſcher Fauſtkämpfer beſchäftigte ſich
am Donnerstag mit dem vom Ch. C. Buß nach dem Meiſterſchaftskampf
Samſon=Breitenſträter eingebrachten Proteſt und faßte u. a.
nachſtehen=
den Beſchluß einſtimmig: „Der Proteſt iſt inſofern als berechtigt
aner=
kannt worden, als die Zeugen in ihrer überwiegenden Majorität erklärt
haben, daß ſich Breitenſträter vor „aus” weder mit den Knien noch mit
den Händen am Boden befand. Aus ſportlichen Gründen iſt aber der
Proteſt laut § 87 der Sportlichen Regeln zurückgewieſen worden. —
Da=
mit iſt eine mehr als peinliche Angelegenheit aus der Welt geſchafft
wor=
den. Man geht aber wohl nicht fehl, wenn man hinter den „ſportlichen
Gründen”, die zur Zurückweiſung des Proteſtes veranlaßt haben, die
Angſt vor der öffentlichen Meinung ſucht. Wir ſtehen jedenfalls nach
wie vor auf dem Standpunkt, daß der Proteſt eben aus ſportlichen
Grün=
den von vornherein verwerflich war, und verſtehen nicht, wie ſich der
V. D. F. mit der ganzen Angelegenheit ſo lange beſchäftigen konnte.
Samſon nicht disqualifiziert.
Der Verband Deutſcher Fauſtkämpfer hat in ſeiner letzten Sitzung
den Gerüchten, wonach der deutſche Schwergewichtsmeiſter im Boxen,
Paul Samſon Körner, auf 6 Monate disqualifiziert ſein ſoll, den Boden
entzogen, indem er feſtſtellte, daß nach den Erklärungen der amtlichen
Funktionäre im Kölner Kampf Samſon=Reeve keine dermaßen
belaſten=
den Ausſagen vorliegen, daß ein Scheinkampf feſtzuſtellen iſt. Mit der
Erklärung beider Kämpfer, daß ſie einen ehrlichen Kampf ausgefochten
haben, iſt der Fall als erledigt betrachtet worden.
Schwimmen.
Nationales Wettſchwimmen des Erſten Frankfurter Schwimm=Klubs
am 16. März 1994.
Nach langer Pauſe hat der 1. F. S. C. den Hellas=Magdeburg als
Teilnehmer zu ſeinem großen nationalen Schwimmen gewonnen, dem
ſich eine große Reihe hervorragender Schwimmer aus dem ganzen Reiche
anſchließt. Allgemein freut man ſich auf den Start Rademachers, welcher
zum erſten Male in Frankfurt ſein großes Können zeigen wird. Leute
wie Hilmar, Bennecke, beides deutſche Meiſter, Fröhlich, Rekordhalter im
Rückenſchwimmen, alle vom Hellas=Magdeburg, werden auf ſcharfe
Kon=
kurvenz ſtoßen. Leute wie Mayer=Absberg=München, Erber=Nürnberg,
Becker=Offenbach, Jeniſch=Frankfurt, Fauſt=Göppingen, gehören zur beſten
Seniorklaſſe und werden alles aufbieten, als Sieger aus den ſchweren
Kämpfen hervorzugehen. 2.ie großen Staffeln weiſen glänzende
Beſetz=
ungen auf, die Springkonkurrenz iſt mit Pforte=Darmſtadt, Scheck=
Stutt=
rart und Riedel=München gut beſetzt, leider fehlt hier ein Frankfurter,
Die Damenwettkämpfe ſind offen, und rechnet man hier mit einem guten
Abſchneiden der Frankfurter. Die Waſſerballwettkämpfe werden von fünf
Mannſchaften beſtritten.
Die deutſche Waſſerballmeiſterſchaft,
die von nun an außerhalb, der Verbandsfeſte des Deutſchen
Schwimm=
verbandes durchgeführt wird, kommt am 31. Auguſt zur Entſcheidung.
Der Austragungsort wird noch beſtimmt. Die deutſche
Strommeiſter=
ſchaft wird in dieſem Jahre vom Kreis VI (Oſtpreußen) vor der
Marien=
burg ausgetragen. Verteidiger ſind Vierkötter (Köln) und Elſe Döbler
(Neukölln).
Neue Bücher.
* Deutſches Muſikjahrbuch 1923 herausgegeben von Rolf
kraftvollen Ermahnung: Klare Scheidung!. Ein intereſſanter Aufſatz
über die Entwicklung des Nationalbewußtſeins von Hans Joachim Moſer
folgt. Wilhelm Altmann tritt für die lebenden Tonkünſtler ein.
An=
dere Berufene ſchreiben über das Weſen der Kritik, über neue Wege der
Inſtrumeltierung. Zuſammenfaſſende Berichte über das Muſikleben
ein=
zelner Städte ſind vorhanden aus Berlin. Hamburg, Köln, Mannheim,
Karlsruhe, Stuttgart, Wiesbaden, Darmſtadt. Kaſſel, Stettin,
Königs=
berg, Dresden, Leivzig, Dortmund uſw. Auch Inſzenierungsfragen,
Tanzkultur, Arbeitermuſikpflege werden in mehreren Eſſahs behandelt.
Das Jahrkuch gibt einen guten Ueberblick über die weſentlichſten
muſika=
liſchen Zeitſragen und wird jedem Muſikfreund Quelle ſtarker
Anregun=
gen ſein können.
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Muſikblätter des Anbruch. Monatsſchrift für moderne
Muſik. Wien, Univerſal=Edition. Oktoberheft 1923. Aphorismen von
Paul Bekker, eine eingehende Studie über Alban Bergs „Wozzeck”, dieſer
intereſſanten Verbindung von Oper und abſoluter Form, Aufſätze über
Paul Grgeners Opern Max Springer als Kirchenmuſiker u. a. m. geben
dem Heſt ueben den Nachrichten über neueſte Muſik und ihre Aufführun=
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gen beſonderen Wert.
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Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr
(Sondermiete 120 und 151): „Roſengarten‟. Kleines Haus, abends
7 Uhr: Königin Luiſe=Gedächtnisfeier der Deutſchnationalen Partei.
—Orpheum, abends 734 Uhr: „Die keuſche Suſanne‟. —
All=
deutſcher Verband, abends 8½ Uhr im Fürſtenſaal, Thema:
„Das Schickſal der Deutſchen im Gebiete des früheren Habsburger=
Reiches”. — Anthropoſpphiſche Geſellſchaft, abends
8 Uhr in der Aula des Realgymnaſiums Dr. med Huſemann: „Neue
Wege in der Medizin durch Anthropoſophie‟. — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender, Mittwoch, 12. März:
Verſteigerung von 19 Kiſten Likör, 20 Sack Weizengrieß u. a.
vorm. 10 Uhr im Lager der Speditionsfirma Monnard (Ecke
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Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Mar Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratentei!: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
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der, aus eigener Überzeugung, auf Dunlop Cordreifen
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Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
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Darmſtädter Tagblaft
4
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Der Reichsbankausweis. Wie der Ausweis der
Reichsbank vom 29. v. M. erkennen läßt, hatte die Kreditbeanſpruchung,
die nach wie vor überwiegend in Rentenmark befriedigt wurde, etwa
das Ausmaß der Vorwoche. Die geſamte Kapitalsanlage ſtieg um 88.8
auf 1472.3 Trill. Mark, wobei ſich die Beſtände an Rentenmarkwechſeln
und =ſchecks um 69.1 auf 667.2 und die Rentenmark=Lombardforderungen
um 2.4 auf 185.1 Mill R.=Mk. erhöhten, während im
Papiermarkkredit=
geſchäft einer Vermehrung des Wechſelkontos um 28.8 auf 498,4 eine
Abnahme des Lombardkontos um 11.5 auf 121.5 Trill. Mk.
gegenüber=
ſtand. Auf der Paſſibſeite war zum Monatsſchluß eine neue
Steige=
rung des Banknotenumlaufs ſowie ein erheblicher Abfluß bei den
frem=
den Geldern zu verzeichnen. Die Banknotenausgabe wuchs um 51.2 auf
587.9 Trill. Mark. Die Einlagen gingen insgeſamt um 133 auf 650.5
Trill. Mark zurück, und zwar belief ſich die Verminderung bei den
Pa=
viermarkguthaben auf 51.3 Trill. Mark, bei den Rentenmarkguthaben
ruf 81.7 Mill. R.=Mk. Die Ablehnung von Rentenmark im
Girover=
kehr und die erwähnten Neuausleihungen von Rentenmark wurden aus
dem Beſtande der Reichsbank an Rentenbankſcheinen beſtritten, der
demgemäß von 172.5 auf 15.6 Mill. Rentenmark zuſammenſchmolz. Das
von der Reichsbank bei der Rentenbank aufgenommene Darlehn erfuhr
in der Berichtswoche keine Veränderung. Bei den Reichsdarlehnskaſſen
wurden 0.3 Trillionen Mark zurückgezahlt, ſo daß der Darlehnsbeſtand
auf 9.5 Trillionen Mark abnahm. Auf den gleichen Betrag ſanken: die
Beſtände der Reichsbank an Darlehnskaſſenſcheinen, da ein den Dar=
11. März 1924 Nr. 71
lehnsrückzahlungen entſprechender Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen von
der Reichsbank an die Darlehnskaſſen zurückgeliefert wurde.
w. Der Geſetzentwurf über die Goldkreditbank
wurde geſtern im Reichsrat von dem Reichsfinaazminiſter vertreten,
an=
ſtelle des Reichsbankpräſidenten, der zu neuen Beſprechungen mit den
Sachverſtändigen nach Paris gereiſt iſt. Auch in der morgigen Plenar=
ſitzung des Reichstags wird für den Geſetzentwurf Reichsminiſter des
Inuern Dr. Luther ſprechen. Der Entwurf ſelbſt hat folgenden
Wortlaut: § 1. Die Reichsbank wird ermächtigt, Aktien der deutſchen
Golddiskontbank zu erwerben und zu beleihen. § 2. Die Reichsbank iſt
berechtigt und verpflichtet, die geſamten Geſchäfte der deutſchen
Gold=
diskontbank für deren Rechnung zu führen. Der Präſident und die
Mit=
glieder des Reichsbankdirektoriums werden ermächtigt, in den Vorſtand
und die übrigen Verwaltungs= oder Aufſittsratsorgaue der deutſchen
Geldiskontbank einzutreten.
* Letztes Contingent=Jahr für zollfreie
Ein=
fuhr elſaß=lothringer Waren. Auf Grund des Verſailler
Vertrages mußte Deutſchland bekanntlich für eine Reihe von
Erzeug=
niſſen elſaß=lothringer Herkunft fünf Jahre nach Friedeusſchluß zollfreie
Einfuhr innerhalb gewiſſer Contingente gewähren. Die neue, kürzlich
veröffentlichte Contingenz=Liſte unterſcheidet ſich, wie die Textil=Woche
er=
fährt, von der letzten nur ganz unweſentlich. Ee ſind z. B. die
Poſitio=
nen Seidengarne, Seidengewebe, Bänder, Stickſeide, Wollgarne,
Woll=
gewebe und Kämmlinge, Baumwoll=Gewebe, Leinen und Jute gänzlich
unverändert geblieben. Für Konfektion und Wäſche ſind folgende
Con=
tingente (in Tonnen) feſtgeſetzt worden. Arbeitskleider 408 Herrenkleider
90, Damen= und Kinderkleider 50, Wäſche für Herren 27, für Damen und
Kinder 300, andere Wäſche 80, Regenſchirme, Sonnenſchirme, Stöcke und
Einzelteile 80, Modewaren und künſtliche Olumen 27.
Banken.
* Deutſche Grundkreditbank Gotha. Dieſes
Unter=
nehmen macht bekannt, daß es ſich im Hinblick auf die
Aufwertungsbe=
ſtimmungen der dritten Steuernotverordnung alle Entſchließungen
hin=
ſichtlich der Rückzahlung ausgeloſter ehemals Schwarzburgiſcher 3
½pro=
zentiger und 4prozentiger Hypothekenpfandbriefe vorbehält. Die
Gläubi=
ger werden wohl ihrerſeits ſich alle Rechte vorbehalten.
Erwerbsgeſellſchaften.
* Thüringer Uhrenfabrik, Edmund Herrmann
A.=G., Berlin. Die Geſellſchaft hat mit mehreren ausländiſchen
Fir=
men, beſonders in Schweden und in der Schweiz, Lieferungsverträge
ab=
geſchloſſen, durch die die Abnahme der Erzeugniſſe ſichergeſtellt iſt. Die
Fabrik iſt auf längere Zeit mit Aufträgen reichlich verſehen.
Zulaſ=
ſungsantrag zur offiziellen Berliner Börſennotiz ſoll in Kürze geſtellt
werden.
Warenmärkte.
wh. Frankfurter Getreidemarkt vom 10. März. Das
Geſchäft hat, da ſich der Markt weiter abwartend verhält, nur geringe
Umſätze zu verzeichnen. Die Geldknappheit ſcheint eine gewiſſe Rolle
zu ſpielen. Weizen und Roggen wurden nur wenig gehandelt, und die
Preiſe entſprechen den letzten Notierungen. Für Gerſte iſt etwas
Nach=
frage vorhanden, auch Hafer war etwas begehrter. Mehl liegt ruhig.
Futtermittel liegen feſt.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Börfe Abteilung Getreide vom 10. März. Getreide,
Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack; Weizenmehl, Roggenmehl und
Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilogramm. Weizen, Wetterau 18.75—19,
Roggen 16.75—17, Sommergerſte für Brauzwecke 21.75—22.50, Hafer,
inländ. 15.50—16, ausländ. —, Weizenmehl, ſüdd. Spez. 0 28—28.50,
Roggenmehl 24.25—25, Weizen= und Roggenkleie 9.25—10, Mais, La
Plata 19.50—20, Erbſen, je nach Qualität 25—35, Heu, ſüdd., gut 8.50
bis 9.—, Weizen= und Noggenſtroh 4.50—5, Biertreber, getrocknet 15.50
bis 16.— Tendenz: ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 10. März. Der Auftrieb
zum Hauptmarkt beſtand aus 1067 Rindern, darunter 278 Ochſen, 38
Bullen und 750 Färſen und Kühen, 1 Freſſer, ferner 314 Kälbern, 113
Schafen und 2260 Schweinen. Gegenüber dem Auftrieb des letzten
Hauptmarktes war das Angebot von Rindern ſchwächer das von
Schweinen beſſer. Notiert wurde nach Goldmark für den Zentner
Le=
bendgewicht: Ochſen: Klaſſe 2) 50—56, c) 40—48, d) 33—38; Bullen:
a) 40—45, b) 35—39; Färſen und Kühe: a) 46—53, b) 40—48, c) 38—
45 d) 36—41, e) 28—36, 5) 10—20; Kälber: b) 63—68, c) 55—62, d) 45
bis 55; Schafe: z) 42—46, b) 35—40: Schweine im Gewicht von 80—
100 Kilo 69—73, für ſolche unter 80 Kilo 60—70, für ſolche von 120 bis
über 150 Kilo 69—73 und für Sauen und Eber 60—65 Goldmark.
Ge=
meſſen nach der letzten Hauptmarktnotierung wurden die beſſeren und
mittleren Klaſſen von Rindern um 2—4 und Kälber um 3—5 höher
be=
zahlt, während Schafe nur teilweiſe um 3—4 und Schweine nur 5—7
Goldmark per Zentner Lebendgewicht im Preiſe nachließen.
Markt=
verlauf: Großvieh ruhig, Kleinvieh reger, Schweine gedrückt. Bei
Schweinen Ueberſtand. — Nach den feſtgeſetzten
Fleiſchgroßhandelsprei=
ſen ſollte für das Pfund Ochſenfleiſch mit 65—72. Kuhfleiſch mit 60—70,
Kalbfleiſch mit 80—84, Schaffleiſch mit 80 und Schweinefleiſch mit 85—
100 Goldpfennigen bezahlt werden.
* Mannheimer Produktenbörſe. Die Vörſe war ſtark
Heſucht, das Geſchäft nahm jedoch einen ſchleppenden Verlauf. Verlangt
wurden für die 100 Kg. bahnfrei Mannheim in Rentenmark: Weizen inl.
19,10—3, ausl. 20,5—21,5, Roggen 17, Gerſte 22—22,5, Mais 20. Am
Mehlmarkt hat der weitere Rückgang des franzöſiſchen Franken billige
Angebote in franzöſiſcher Herkunft gebracht, wodurch der Markt etwas
in Anordnung geraten iſt. Verlangt wurden für die 100 Kg. Weizenmehl
Spezial Null von den Mühlen 28,5, für Roggenmehl 24,5, bei der zweiten
Hand lagen Angebote in Weizenmehl ſchon zu 27 Mark vor. Franzöſiſches
Weizenmehl wurde ab Grenzſtation mit 152—155 Franken angeboten.
Kleie koſtete 9,5 Mk. die 100 Kg. An der Kolonialwarenabteilung war
die Tendenz ſtetig. Verlangt wurde per Kg. Kaffee Santos 3,70—4,20,
gewaſchen 4,50—6,20, Tee mittel 6,50—7, gut 7—8, fein 8—10, Kakao inl.
2—2.20, holl 2.50 Reis Burmah 0,38, Weizengrieß 0,37,
Hartweizen=
grieß 0,42, Kriſtallzucker 0,42.
* Mannheimer Viehmarkt. Der Zutrieb betrug und es
wurden per 50 Kilo Lebendgewicht bezahlt: 225 Ochſen 26—46 130
Bul=
len 32—42, 586 Kühe und Rinder 18—45, 350 Kälber 56—66, 103 Schafe
30—40 1347 Schweine 58—75. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig,
Ueberſtand; mit Kälbern ruhig, langſam, geräumt; mit Schweinen
ruhig, Ueberſtand. — Zum Pferdemarkt waren zugeführt 148
Arbeits=
pferde und 45 Schlachtpferde. Arbeitspferde wurden bei mittelmäßigem
Geſchäft mit 400—1800, Schlachtpferde bei ruhigem Handel mit 25—80
Mark pro Stück bezahlt.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hielt die Geſchäftsſtille an. Von keiner Seite zeigte ſich größerer Bedarf,
was man für Getreide damit erklärte, daß die Reichsgetreideſtelle mit
ihrem Angebot die Nachfrage befriedigt. Das Angebot vom Inlande
war gering bei aufrecht gehaltenen Preisforderungen. Gerſte litt unter
vermehrtem Angebot in beſſeren Sorten. Hafer wurde nur in feinſten
Sorten nach der Küſte etwas begehrt, während für Mehl ſich kein
In=
tereſſe zeigte, war Kleie begehrt und feſt.
Frankfurter Börſenbericht vom 10. März 1924.
(Eigener Bericht.) Die Börſe zeigte heute zunächſt eine gut behauptete
Haltung. Nennenswertes Angebot lag zu Beginn nicht vor, dagegen war
das Publikum vereinzelt mit Kaufaufträgen in beſcheidenem Umfang am
Markt. Die erſten Kurſe waren infolgedeſſen überwiegend gehalten.
Bei einzelnen Papieren konnten ſich ſogar beſcheidene Erholungen
durch=
ſetzen. So bei Anilin, Scheideanſtalt und Eßlinger Maſchinen. Auf
niedrigere Berliner Kursmeldungen und eintretende ſtarke Abgaben der
Kuliſſe trat indeſſen raſch ein Stimmungsumſpwung ein und die Kurſe
gaben ſo zimlich auf allen Märkten ſcharf nach. Realiſationen ſind wohl
hauptſächlich auf die zunehmende Verknappung des Geldmarktes
zurück=
zuführen. Neben den Auswirkungen, die die Auflöſung der
Darlehns=
kaſſen und die Aufhebung des Aktienlombardes mit ſich bringen, ſprach
man heute auch von Kreditkündigungen der Seehandlung, doch war über
dieſe Gerüchte nichts Beſtimmtes in Erfahrung zu bringen. Eine
Er=
holung trat im weiteren Verlauf nicht ein, die Börſe blieb ausgeſprochen
luſtlos und ſchwach. Beſondere Bewegungen ſind am
rit nicht
zu erwähnen. Heimiſche Renten, die in letzter Zeit verhältnismäßig
be=
hauptet lagen, gaben heute gleichfalls ſtärker nach — ſo war 5prozentige
Kriegsanleihe, die mit 84 eingeſetzt hatte, ſchließlich 65.
Schutzgebiets=
anleihe zum Schluß mit 3,1 angeboten nach einem Eröffnungskurs von
3,25. Auch ausländiſche Renten neigten zur Schwäche. Der Deviſenmarkt
ſteht nach wie vor unter dem Eindruck der erneuten ſcharfen Franken=
Baiſſe. Nachdem man heute im Frühverkehr London gegen Paris bis
121 gehandelt hatte, (die ausländiſchen Paritäten lagen vorübergehend
für Paris noch ngünſtiger), trat auf Interventionsgerüchte eine
Er=
holung bis etwä 114 ein, die jedoch bald einer erneuten Abſchwächung
weichen mußte. Die Parität ſtellte ſich um 1,30 etwa wieder auf 117. Im
Terminhandel trat eine Erholung für den Franken nicht ein, der Ende
Mai ſtellte ſich London gegen Paris unverändert auf zirka 133. Die
Nach=
börſe war ſehr flau. Man hörte Bad. Anilin 18,5 Brief, A. E. G. 10,7
Brief, Schutzgebietsanleihe 3 Brief. Im freien Verkehr handelte man
etwa zu nachſtehenden Kurſen: Beckerſtahl 9,75, Beckerkohle 10, Growag
0,375, Hanſa Lloyd 2, Kayſer Waggon 0,650, Kreichgauer 0,5,
Krügers=
hall 10,5, Mez Söhne 5,5, Meyer Textil 0,850, Petroleum 18, ütafkatrer
Waggon 8,5, Ufa 8,5.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbilb. Die Effektenbörſe
bot bei Beginn der neuen Woche ein recht unerfreuliches Bild. Käufer
haben ſich in größerer Zahl nicht eingeſtellt, dagegen ſchienen ſpekulative
Abgaben auf den Kursſtand zu drüchen. Angeblich hat die
Samstag=
kundgebung die für den Geſchäftsverkehr an der Börſe vernichtende Höhe
der Umſatzſteuer noch ſchärfer zur Erkenntnis gebracht. Veſtimmend
wirkten auch die geſpamte innerpolitiſche Lage und die außenpolitiſche
Schwierigkeit der Regierung durch die erneuten Forderungen der
Militärkontrolle. Am empfindlichſten wurden naturgemäß wieder
Mon=
tanwerte betroffen, die auch das hauptſächlichſte Angriffsobjekt der
Baiſ=
ſiers zu bilden ſchienen. Von dieſen verloren Deutſch=Luxemburger,
Gel=
ſenkirchner, Harpener und Hohenlohe über 5 Villionen Prozent, auch
Deutſche Kaliwerke hatten eine Einbuße in gleichem Umfange zu
ver=
zeichnen. Von Maſchinenaktien konnien ſich Deutſche Maſchinen, Berlin=
Anhalter Maſchinen, Berlin=Karlsruher Induſtrie, Hartmann Maſchinen,
Humboldt Maſchinen und Krauſe u. Co. gut behaupten. Bankaktien
wur=
den ungünſtig beeinflußt auf das Gerücht, daß in der morgigen
Bilanz=
ſitzung die Zuſammenlegung der Berliner Handelsgeſellſchaftsaktien von
3 auf 1 vorgeſchlagen werden ſoll. Berliner Handelsgeſellſchaft ging um
7 Bill. Prozent zurück, gewannen aber davon 2 Billionen zurück. Elektr.
Hochbahn ſtellten ſich um über 5 Billionen Proz. niedriger. Deutſche
An=
leihen bröckelten etwas ab. Am Deviſenmarkt erholten ſich Brüſſel und
Paris im Einklang mit den beſſeren Auslandsnotierungen, während die
übrigen ausländiſchen Zahlungsmittel ſich meiſt etwas abſchwächten. Der
Dollar blieb unverändert. Die Zuteilung konnte bei gleichbleibenden
hohen Anforderungen nicht erhöht werden.
Oeviſenmarkt.
Amſterdam=Rotterdam:
Brüſſel=Antwerpen ....."
Chriſtiania. . ...........
Kopenhagen .. ..... ..."
Stockholm .. ..
Helſingfors ..
Italien .....
London ...
New=York.
Paris. . . .
Schweiz.
Spanien.
Wien (i. D.=Oſterr, abg.).
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Bulgarien.
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Die Notizen verſtehen ſich für Buenos Aires, London Newhork,
Japan, Rio de Janeiro für eine Einheit, Amſterdam, Brüſſel, Danzig,
Kopenhagen, Kriſtiania, Stockholm „Helſingfors, „Italien, Paris,
Schweiz, Spanien, Liſſabon, Prag, Jugoflawien, Sofia für 100
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Bismarckhütte .. . . . ."
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Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel...
Deutſche Erböl ....
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke
Dt. Waffen u. Munitior
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Dynamit Nobel
Elberfelder Farben.
Elektr. Lieferung
R. Friſter
ſaagenau V=
Gelienk. Gußſtak
Geſ. f. elektr. Untern..
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch.=Egeſt.. . .
Hanſa Dampfſch. . .. .
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
10. 3.
61800
50000
33700
10303
9250
4009
27500
48000
7000
2 750
46500
1000
15125
10000
21100
50009
18000
2625
15300
29500
2500
28300
13000
Frankfurter Kursbericht vom 10. Märe 1924.
väiſche Staatöpapiere,
) Deutſche.
ichsanleihe .........
.......
Boldanleihe..........."
Schatzanweiſungen .
atzanw. K Ausg. Tv. 23
K IIv. 23
K. Iv. 24
k, Nv. 24
V. u. V. Schatanweiſg.
VI.—IX.
Schutzgebiet v. 0,8-11u. 13
v. 14
„
rämienanleihe ........."
anleihe .... ... . ......"
ß. Konſols
b. Anl unk. 1935 ......
v. 1907 ......."
ihern Anleihe ........."
......."
ollar Goldmk.=Schatzanw.
26..
% Heſſen Reihe XXXfI.
ilgb. b. 28.. . . . . .. ......"
ſſen unk. 1924... . . . . . ..
„
„.......
fürttemberger .........."
)Ausländiſche.
8nien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
„ v. 1902 .........."
lgar. Tabat 1902.. . . . ..
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918
...
Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
„
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Goldrente v. 13 ...."
am. Goldrente konv.
„ am. v. 05
trk. (Admin.) v. 1903....
(Bagdad) Ser. I..
„ II..
v. 1911. 8ollanl. ..
Ung. Staatsr. v. 14 ....
Goldrente ........"
Staatsr. v. 10 ...."
Kronenrente ......"
7. 3.
0,086
0.285
0.98
4,2
Ae
30 0
30 M
3ic
0.18
2 Md
0305
0,55
0.4
0,67
4,2
0275
1.2
3.1
19
10. 3.
0,075
42
88.250
0G9
3,2
3,2
0 175
16M0
0.275
0.525
0,54
4,2
1. innere .. .
äuß. v. 99..
v. 04 ſtfr. ..
inner .. ....
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Serie l......"
4 — Millionen. Md
03‟
0,31
3,5
38
19
Oblig. v. Transportanſt.
26 Cliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . ."
% Gal. Carl Ludw.=Bahn. . ..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. . .
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2 6%Neus „
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
% Oeſt. „ 1. b. 8. Em..
„ „ 9. Em. ... ."
v. 1885 ...."
26 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz:
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
% Anatolier I..........."
Salon. Conſt. Jonction ...
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5% Tehuantepee. ...........
......
4½%
Nach Sachwert verzinsl.
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5% Badenw. Kohlenwertanl.
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl.v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
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5% Sächſ.Braunk.=Anl. Ser, Iu,IiI
5% Südd. Feſtwertbr. . . . . . . . .
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Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
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Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft ...
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank.........
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........"
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Dresdner Bank......... .. . .."
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Metallbank. . . . . . ."
...
Mitteldeutſche Creditbank. ... .."
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92 85
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DiSd 1 Kaliwerke Aſchersleben ......."
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..........."
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.......
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—
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—
..
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— Milliarden, 0U—ohne Umſaz, X —rationiert.
3.
7.25
14.25
12
1,6 3X
4,25
131.
13,5
6.25
15.9
7,8
2.5
3,8
201
2.6
0.,675
3
3.9
43
13,5
0.95
0.45
10,5
45.1
13,25
32,5
32,5
40,5
10 3.
79
7775
8.
32
11,3
30
1125
12,6
5,4
135
19.,6
75
2.35
3.8
2
76=
4,4
12,1
095
0.45
19.9
50
26,75
41.75
13
29,5
32.5
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Geiling & Cie. .............."
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79 Motorenſabrik Deutz ........."
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Verein f. Chem. Induſtr. Frkft.
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1025
45
625
0.085
0.07
08
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10
09
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10
03
ſi
1ö4
073
Nuntmer 31.
AOffene Stellen F
Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 11. März 1924.
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Darmſtädter Tagblast, Dienstag, den 11. März 1924,
Seite 13.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
70)
(Nachdruck verboten.)
„Wenn ich ſo ſtill liege,” ſagte er, „fühle ich mein Blut wie
geronnen und die Adern wie Stricke, die mich gebunden halten.
Manchmal fährt’s über mich hin wie Rauſchen duntler Waſſer,
dann tut’s mir wohl, den stlang Eurer Stimmen zu vernehmen;
darum ſprecht nicht leiſe und tut nicht auzu vorſichtig, damit ich
weiß, ob noch die Grenzen des Lebeus mich halten.”
Hans Peter riß ſich zuſammen bei ſolchen Worten: er merkte,
welche Erleichterung es dem Kranken war, damit
herauszukom=
men, und wie es ihm wohltat, die Regſamkeit der geliebten
Men=
ſchen zu verſpüren.
„Was ſinnſt Du, Peterle?. Willſt Du mich fragen, ſo tu’s.
Ich möchte noch ſo gern nützlich ſein,” rief Titje den
Nachdenk=
lichen neben ſeinem Bette an. „Du brauchſt mich nicht zu ſchonen,
Du weißt ja. Laß mich das Leben wenigſtens hören.”
„Ich dachte nach über den Zug unſerer Zeit, der mit Gewalt
die Menſchen gleich machen will. Es iſt aber doch ein
Unter=
ſchied zwiſchen Menſch und Menſch. Wo liegt das Rechte, Titje?”
Mich deucht, auf beiden Seiten.
Gott ſchuf den Menſchen ihm zum Bilde! Nicht die Menſchen.
Und doch iſt die Menſchenwelt ein Ganzes. Eine
Ausgeſtal=
tung des Göttlichen.
Nicht der Einzelne kann es darſtellen; im Rahmen von
Him=
mel und Erde, unter den Wirkungen des Sichtbaren und
Unſicht=
baren gehören alle dazu. Der Baum des Lebens mitten im
Garten!
Als Krone oder Haupt die Wenigen, die Erſtlinge des
Da=
ſeins, Lichtmenſchen, die ihre Rechte in ſich ſelber tragen, auf
heimlichen Flügeln über Niederes hinweggleiten, ihrem Ziel
entgegen.
Dann der Stamm oder Leib, viele — wachſend über
man=
cherlei Ebenen des Seins, durch ungekannte Geſetze ausgeſondert
für erwählte Aufgaben.
Danach die Wurzel, die Füße der Menge und Maſſe, die es
im Staub der Gaſſen mühſam hat. Ihr fallen alle Reſte zu, und
wo irgendeine Lücke iſt, muß ſie ſtücken und ſtopfen — und iſt doch
Gewalt bei ihr!” Titje ſchwieg.
„Wie aber meinſt Du, daß ſich der ſchließliche Ausgleich
voll=
zieht?” fragte Hans Peter nach einer Pauſe. Er war begierig,
Endliches zu wiſſen.
„Lieber Menſch, auf die einfachſte Weiſe: In unſeres Vaters
Hauſe ſind viele Wohnungen; aber durch das Gewicht ſeiner Art
wird jeder dahin gezogen, wohin er gehört, und was zu ihm
ge=
hört, wird er dort vorfinden.
Unſere heimlichſte Sehnſucht, unſer verbogenſter Trieb wird
ſich da herausmachen und wird ſich zu erfüllen ſuchen — —. Und
„Gott” wird ſein „das Gute unter erhöhten Bedingungen‟
Da=
rum, Bruderherz, wir haben es alles als Macht, aber es frommt
nicht alles.”
Titje wandte ſein Angeſicht zur Wand und verblieb reglos. —
Es hatte ſich herumgeſprochen, daß der gute Doktor Bernd
totkrank ſei. Viele Herzen überſchlich ein Bangen, und viele
wan=
derten zu der kleinen Pforte, um Nachfrage zu tun. Manche
ärmliche Frauengeſtalt, manch helläugiges Kind und Männer,
Arbeiter verſchiedenſter Berufe, kamen den grünen Gartenſteg
entlang und gingen davon mit geſeniten Köpfen — — ihnen allen
hatte er wohlgetan mit ſeiner Kunſt als ein geſchickter Arzt und
mit ſeiner Güte als Menſch — der gute Doltor Bernd.
Die Glocke war abgeſtellt. Die Jungmannen hatten ſogar
die Erlaubnis erwirkt. Stroh auf das Pflaſter vor Titjes Haus
zu kreiten, damit die vorüberfahrenden Laſtwagen ihn nicht
auf=
ſtörten. /
Ein Vielgeliebter war er! Vielleicht hatte man hie und da
über den Armennarr gelächelt, feind konnte ihm niemand ſein,
dieſem Stillen, Tiefinnerlichen, der mit Wunderaugen auf die
Menſchen ſchaute und ſie durchſchaute. Am neunten Tage der
Krankheit ſetzte ein Gliederkrampfen ein. Die Beſchwerden, die
Titje zu ertragen hatte, wurden ſo groß, daß ſein Geiſt ſchier
überwältigt wurde und wie zerbrochen hin= und herflatterte.
Von Spanne zu Spanne rangen ſich kleine, wehe Laute der Qual
durch ſeine feſtgeſchloſſenen Zähne, und wenn er für Augenblicke
die Augen öffnete, lag jetzt ein Nebel darüber.
Gegen Frührot beſſerte ſich der Zuſtand wieder, und als er
nach kurzem Schlaf erwachte, fragte er gleich, ob Lydia etwas
Gutes zu eſſen hätte.
„Wir haben ſchöne friſche Barſche mit Dilltunke und
Kartof=
felmus,” erwiderte ſie freudig überraſcht, „Du haſt es immer mit
Vorliebe gegeſſen.”
„Gib mir,” ſagte er mit Heiterkeit. „Oder ſeid Ihr auf
mei=
nen Hunger nicht eingerichtet?”
„Wir werden Dich noch eben ſatt bekommen.” Und die
Schweſter eilte, das Herz mit Hoffnung erfüllt, zur Küche.
Er aß, und es ſchmeilte ihm. Er ließ ſich ſogar noch ein
Bröck=
chen nachgeben und lag wie ein geſtilltes Kindlein in ſeinen
Kiſſen.
„Haſt Du nicht eben an Hilde gedacht?” fragte er den Freund.
„Ich tat’s,” erwiderte Hans Peter, „ich denke oft an ſie.”
„Und willſt nicht gehen und ſie zurückholen?”
„Nein. Ich ſag zu Dir, wie ich zu Kläschen geſagt: Von
ſelber iſt ſie gegangen, von ſelber muß ſie wiederkommen. Wie
ſollte ich mich ſonſt ihrer freuen?”
Titje ſann. „Haſt Du Dich oft gefreut in Deinem Leben,
Peterle?‟
„Laß ſehen,” gab dieſer zurück: „als kleiner Junge, da die
alte Fiſchfrau mir Röschen ſchenkte, die kleine Schildkröte, dann
über die Schweinslederne mit den Bildern und nachher über die
Schäftenſtiefel. Na und über das Stiftchen! Das Stiftchen,
des=
wegen ich dem armen Euchen den Zopf herunterrieß und die
Schleife zertrampelte — — Ja, und auch als Herr Wilfried
Stett=
ner „kleiner Malmann” zu mir ſagte, und nachher, als ich in der
Schule den Erich verhaute — dann konnte ich jedesmal zittern
vor dem Unausſprechlichen, das ich empfand, ein Grenzenloſes
war in mir — im Stiftchen — da wollte es heraus.”
„Bei mir kommt nicht ſoviel zuſammen,” lächelte Titje
ſin=
nend. „Kinderfreuden habe ich kaum gekannt. Ich war ſehr
ſchwächlich, man hütete mich mit beängſtigender Sorgfalt, und
ich hatte doch nur die eine Sehnſucht, zu den Straßenkindern zu
kommen! Nicht etwa, um mit ihnen zu toben — nur um ihnen
zuzutragen, alles was mein war.
(Fortſetzung folgt.)
ist MAOOP Würze
Nachgefült
A
man achte aber darauf, daß die Würze aus
O
MAGGIS großer Orisinalflasche gefüllt wird;
denn in diesen Flaschen darf gesetzlich nichts anderes als MAGGl‟ Würze Feilgehalten werden.
(V,2621
Familiennachrichten
Die Geburt eines
kräftigen
Sonntags-
jungen zeigen
hoch-
erfreut an
Peter Traude u. Frau
Margarete, geb. Becker
(e6638
Statt Karten!
Gretel Flander
Walter Lösch
VERLOBTE
Darmstadt, 11. März 1924
(eR492
Todes=Anzeige.
Heute vormittag entſchliefnach
langem qualvollen Leiden mein
lieber Mann, unſer treubeſorgter
Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Schwager und Onkel
Herr
Chriſt. Thomas
Oktroi=Erheber i. R.
im Alter von 70 Jahren.
Um ſtilles Beileid bitten
Die trauernden Hinterbllebenen:
In deren Namen
Anna Thomas.
Darmſtadt. den 9. März 1924.
Mollerſtraße 46.
Die Beerdigung findet Mittwoch
nachmittag 3 Uhr auf dem
Wald=
friedhof ſtatt. Sammlung der
Leidtragenden an der Sperre
um 21 Uhr. (*6666
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft und
un=
erwartet unſere liebe Tante,
Groß ante, Urgro tante und Ur=
Urgroßtante
Statt beſonderer Anzeige.
Sonntag vormittag 10 Uhr
entſchlief ſanft nach längerem
Leiden unſer lieber Bruder, Onkel
und Großonkel
im 74. Lebensjahre.
Ii Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Georg Palmy III.
Gundernhauſen, 10. März 1924.
Die Beerdigung findet Mittwoch
nachmittag 3 Uhr vom
Sterbe=
hauſe, gegenüber der Kirche, aus
ſtatt.
(*6657
Geſtern abend entſchlief plötzlich infolge eines
Herzſchlages unſere über alles geliebte Mutter,
Schwiegermutter und Großmutter
Brüu espye v. Aintſingen
geb. Epner
im 66. Lebensjahre.
Berlin NW., den 8. März 1924
Klopſtockſtraße 47.
Manfred v. Linſingen
Maria v. Linſingen
Martha Moldenhauer, geb. v. Linſingen
Dr.=Ing. Leo Moldenhauer u. 1 Enkelkind
Die Beerdigung findet in Darmſtadt ſtatt. Tag und Stunde
werden noch bekannt gegeben.
(2952
Südwestdeutsche —
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und
Be=
kannten die traurige Nachricht, daß
es Gott dem Allmächtigen
ge=
fallen hat, meinen unvergeßlichen
Gatten, unſeren treubeſorgten
Vater, Schwiegerſohn, Bruder,
Schwager und Onkel
Herrn
Otto Neutzſch
nach kaum vollendetem 45
Lebens=
jahr zu ſich in die Ewigkeit
ab=
zurufen.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Anna Neutzſch, geb. Kahl,
und Kinder.
Die
den
von
Beerdigung findet Mittwoch,
12. März 1924, nachm. 2 Uhr,
dem Portal des alten Fried=
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe
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Hin=
ſcheiden unſeres lieben Sohnes
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und Bettwäſche, Gardinen, Bluſen,
Kragen und Manſchetten, ſind bitte
mitzubringen. (*6627
(wäſchtb. größter Seifenerſparnis
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Ein=
richtung vorh. iſt. Ang.
u. 8 77 Gſchſt. (*6672
Einträge in das Handelsregiſier A:
Am 27. Februar 1924: Neue Firma:
Auguſt Beck, Darmſtadt. Inhaber:
Auguſt Beck, Kaufmann, Darmſtadt. —
Am 27. Februar 1924: Fabaku=
Werk=
ſtätte Thekla Raiß, Darmſtadt:
Ge=
ſchäft ſamt Firma iſt auf Heinrich Raiß,
Diplom=Ingenieur in Darmſtadt,
über=
gegangen. Die Firma iſt geändert in
Fabaku=Werkſtätte Heinrich Raiß;
am 29. Februar 1924: Ph. Ullrich &
Co., Darmſtadt: Kaufmann Wilfried
Rumpe in Darmſtadt iſt in die
Geſell=
ſchaft als perſönlich haftender
Geſell=
ſchafter eingetreten. Die Prokura des
Wilfried Rumpe iſt erloſchen. (2921
Darmſtadt, den 3. März 1924.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Montag, den 17. März 1924,
vor=
mittags 9 Uhr, werden in der
Bart=
ſchen Gaſtwirtſchaft zu Roßdorf aus
verſchiedenen Diſtrikten der Förſterei
verſteigert:
(2942
Stämme: Eiche 1 II. 1,49, 8 III. 7,52,
17 IV. 10,53, 3 V. 103: Buche 3 II. 3,55,
8 III. 7,12, 4 IV. 3,56; Eſche 5 III. 5,34,
21 IV. 13,32, 18 V. 8,05, 12 VI. 3,15;
Birke 2 IV. 1,10; Erle 5 IV. 3,88, 3 V.
1,40; Fichte 1 I. 1,77, 11 II. 15,68, 23
III. 23,81, 20 IV. 19,42, 69 Va 40,44,
182 Vb 50,10; Lärche 1 III. 0,80, 18 V.
5,15; Derbſtangen: Lärche I. 8 — 1,36,
Fichte I. 217 — 28,06, 60 II. — 4,78:
Nutzſcheiter, rm: 15 Eſche (r.), 20 Erle
r.), 72 Kiefer (r.).
Nähere Auskunft durch Herrn Förſter
Hoffmann=Eiſernhand und die
Ober=
förſterei.
Ober=Ramſtadt, den 6. März 1924.
Heſſ. Oberförſterei Ober=Ramſtadt.
Hoffmann.
Am Mittwoch, den 12. Ifd. Mts.,
vorm, um 10 Uhr, ſollen im Lager
der Speditionsſirma Monnard in
Darmſtadt (Ecke Feldbergſtr. und
Bis=
marckſtr.) gepfändete Gegenſtände, als:
19 Kiſten Likör, 20 Sach
Weizen=
grieß, 152 Kiſten Nudeln, 111/. Sack
und 34 Karton Haferſlocken, 294
Karton Keks, 17 Karton Exbswurft,
6 Doſen Bonbons, 6 Kiſten Kerzen,
2 Rohrſeſſel, 2 Schreibmaſchinen,
1 elektr. Ofen, 2 Pferde, 2
Roll=
wagen, 1 Poniwagen, 1 Teetiſch,
1 Bild, 1 Schrank mit Glastüren,
1 Steh= und 1 Schreibpult, öffentlich
neiſtbietend gegen Barzahlung
verſtei=
gert werden.
(291001
Darmſtadt, den 9. März 1924.
Jungermann
Gerichtsvollzieher
(*6668
Versteigerung.
Nächſten Donnerstag, 13. März, vorm.
½10 Uhr, Marienplatz, früh. Dragonerkaſ.
U. a.: Kleiderſchränke, Küchenſchränke,
Aus=
ziehtiſch, 2 Büfetts, Schreibtiſche, vollſtänd.
Betten mit Oberbetten, Kommoden,
Waſch=
tiſch m. Marmor, 1 Spiegelſchrank, Sofa,
Seſſel, 1 Nähriaſch. uſw. Geſchirre, Gläſer,
Kleider, Stiefel, WBiſche. Anzuſ.½Std. vorh.
Hch. Hilsdorf
Darmſtadt
Amtsgerichtstaxator
Waldſtr. 3