Darmstädter Tagblatt 1924


05. März 1924

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Einzelnummer 10 Goldpfenttige

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluffrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck jämtlicher mit X veriehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſit. Tagbl. geſfattet,

Nummer 65

Mittwoch, den 5. März 1924.

187. Jahrgang

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ſtädter 8 Nationalbanf.

Am die Aufföſung.
Von unſerer Berliner Redaktion.
des ſterbenden Reichstags ausgegeben wird, lautet neuerdings
etwas ungünſtiger. Die Verhandlungen zwiſchen dem Kanzler
und den Sozialdemokraten haben ein Ergebnis nicht gebracht.
Die Sozialdemokraten ſind halsftarrig geblieben, und rein theo=
retiſch
würde jetzt nichts anderes mehr übrig bleiben, als daß ſchen Landgebiet ergibt folgendes Bild: Die Soziademokraten verlie=
Herr Dr. Marx mit den Führern der Mittelparteien, die er im
Laufe des Tages empfangen will, die Einzelheiten verabredet,
wie der Konflikt zum Abſchluß gebracht werden ſoll. Ganz ſo
tragiſch aber braucht man die Lage deswegen noch nicht anzu= Die eine verbietet den Ver= und Ankauf von Gegenſtänden und Le=
ſehen
. Die Sozialdem katen werden zunächſt einmal Himmel / Bewohner des beſetzten Gebiets darauf aufmerkſam, daß die Gebühren
und Hölle in Bewegung ſetzen, um Zeit zu gewinnen. Das iſt und Geldſtrafen nur von Offizieren mit beſtimmten Ausweiſen einge=
auch
begreiflich; denn ſo ſehr ſie ſich auch in die Bruſt werfen,
glaubt ihnen doch niemand, daß ſie an einer raſchen Entſcheidung am Freitag vormittag deröffentlicht werden.
ſehr intereſſiert ſind. Sie müſſen Wert darauf legen, vorerſt ihren Poincaré wird bereits am kommenden Freitag in der
Parteitag durchzupauken, wenn ihnen nicht doch noch die Partei Kammer eine große politiſche Rede halten. Der Mini=
in
die Brüche gehen ſoll. Die Vorgänge am Sonntag in Berlin gemeinen Politik, namentlich über die Ruhrbeſetzung, machen.
haben jg gezeigt, daß die alten Gegenſätze mit unveränderter
Schärfe fortbeſtehen, daß jedenfalls die Gefahr des Zerfalls mittag am Quai dOrſay ratifiziert worden.
noch nicht verſchwunden iſt. Unter ſolchem Druck wird die Partei
dem Wahlkampf gern aus dem Weg gehen wollen. Dazu ſucht ſtände. Die Regierung dementiert das Gerücht in aller Form.
ſie hauptſächlich Zeit zu gewinnen. Sie läßt deshalb bereits Valfour hat in einer Rede die Unmöglichkeit für
lich noch nicht fallen würde. Sie hat alſo offenbar die Abſicht, barationen leiſten zu können.
durch unbegrenzte Redefreiheit noch in die nächſte Woche hinein= reiſen. In Börſenkreiſen iſt man der Anſicht, daß Morgan während
zukommen, was ihr vielleicht auch gelingt, wenn nicht vorher der ſeiner Anweſenheit in Europa zu einer Konferenz über deutſche und
Regierung der Geduldsfaden reißt, und nach den Aeußerungen ungariſche Auleihen eingeladen werden wird.
die wir vom Reichskanzler kennen, beſteht im Kabinett keine Nei= Präſidenten des Ausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten, Senator
gung dafür, ſich von den Sozialdemokraten an der Naſe herum= Lodge. Proteſt gegen den beabfichtigten amerika=
führen
zu laſſen. Wenn die Sozialdemokraten das einſehen, wer=
den
ſie vermutlich bereit ſein, nach ihrer Fraktionsſitzung am
Mittwoch nachmittag weſentlich billiger zu ſpielen.

Vom Tage.
Durch den bayeriſchen Landeswahlausſchuß wurde
das endgültige Ergebnis der beiden Volksbegehren feſtgeſtellt.
Das Bulletin, das am Dienstag morgen vom Krankenlager Cs durden abgegeben für die Landtagsauflöſung 1252415
und für die Verfaſfungsauflöſung 1157 490 Stimmen.
Der preußiſche Kultusminiſter Boelitz, der ſeit Ende
Januar an einer Bronchitis leidet wird in der zweiten Märzhälfte
eine ärztlicherſeits angeordnete Erholungsreiſe antreten.
Der Ausfall der Hamburger Wahlen zum Landesaus=
ſchuß
und zu den Gemeindevertretungen im hamburgi=
ren
27 Sitze, die Demokraten 2, die vereinigten Rechtsparteien gewin=
nen
18, die Kommuniſten 6, die Grundeigentümer 4 und die Völ=
kiſchen
einen.
General Degoutte hat zwei Verfügungen erlaſſen.
beusmitteln, die den Beſatzungsbehörden gehören. Die zweite macht die
zogen werden dürfen.
Das franzöſiſche Gelbbuch über die Sicherheitsfrage wird
ſterpräſident wird ausführliche Angaben über gewiſſe Fragen der all=
Der franzöſiſch=tſchechoſlowakiſche Bündnisvertrag iſt geſtern nach=
Havas berichtet aus Athen, in verſchiedenen Kreiſen wurde das
Gericht verbreitet, daß eine Miniſterkriſe unmittelbar bevor=
durchblicken
, daß auch in dieſer Woche die Entſcheidung vermut= Deutſchland betont, unter den gegenwärtigen Verhältniſſen Re=
Der Finanzmann Morgan wird demnächſt nach Europa
Amerikanifc Schiffseigentümer haben bei dem
niſch=deutſchen Handelsvertrag eingelegt.
Nach einer Habasmeldung aus Nio de Janeiro wird die bra=
filianiſche
Geſandtſchaft in Athen aufgelöſt und
eine neue Geſandtſchaft in Kairo errichtet.

Die beigiſche Kriſe.

Kehrt Theunis wieder?
Paris, 4. März. (Wolff.) Der Brüſſeler Korreſpondent
des Petit Pariſien meldet, es ſcheine, daß die gegenwärtige Ka=
binettskriſe
ſich ebenſo löſen werde wie die vom Juli vorigen
Jahres, und daß Theunis auch diesmal ſein eigener Nach=
folger
ſein werde. Wahrſcheinlich habe er im Laufe der langen
Unterredung, die er mit dem Könige hatte, dieſem noch einmal
erklärt, daß er den Auſtrag der Neubildung des Kabinetts nur
dann wieder übernehmen könne, wenn er ausreichende Garan=
tien
von der flämiſchen Minderheit erhalte, die dadurch, daß ſie
ſich von der Rechten trennte, ſeinen Sturz herbeigeführt habe.
Die Freunde van Couwelgerts, mit denen Theunis ſich zu einer
Zuſammenkunft anſchicke, ſeien alſo die Herren der Lage. Es
frage ſich, ob ſie die Zuſicherungen geben würden, die man von
ihnen verlaugen werde. Darauf komme es an. Ohne Zweifel
habe Theunis die Abſicht gehabt, ſie darüber aufzuklären, als er
geſtern zwei Flamenführer empfangen habe, die bei der letzten
Abſtimmung ſeiner Regierung treu geblieben waren, und zwar
van de Vyvere und Poullet. Falls, was ſehr wahrſcheinlich ſei,
eine Kombingtion in dieſem Sinne zuſtandekommen würde, ſo
würde das zurückgetretene Kabinett wieder vor dem Parlament
erſcheinen. Es würden dann nur zwei oder drei Miniſter erſetzt
werden.

Schwenkung der belgiſchen Sozialdemokratie.
Paris, 4. März. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Brüſſel hat heute vormittag um 9.30 Uhr der König den belgi=
ſchen
Sachverſtändigen in Paris Goutard empfangen. Dieſer
habe es abgelehnt, die Neubildung des Kabinetts zu übernehmen.
Der Brüſſeler Korreſpondent des Temps verzeichnet einen
unerwartet neuen Faktor. Es handele ſich um eine völlige
Schwenkung der Sozialdemokratie. Dieſe habe heute vormittag
den Generalrat ihrer Partei einberufen. Die Verhandlungen
waten geheim, aber es iſt eine Tagesordnung veröffentlicht wor=
den
, in der der Generalrat erklärt, der König würde ſeine ver=
faſſungsmäßigen
Kompetenzen überſchreiten, wenn er nicht erſt
den Verſuch machte, die Regierung mit derjenigen Mehrheit zu
bilden, die bei der Abſtimmung am 27. Februar zuſtande ge=
kommen
iſt. Die Tagesordung hält eine Wiederauffriſchung
der alten Koglition und der alten Regierung nach den Miß=
erfolgen
des Geſetzentwurfes über den Achtſtundentag und die
Ablehnung des franzöſiſch=belgiſchen Wirtſchaftsabkommens für
nicht zuläſſig. Die von den Sozialdemokraten aufgeſtellten Be=
dingungen
für eine eventuelle Beteiligung an einer Koalitions=
regierung
bis zu den Wahlen ſind nach dem Korreſpondenten:
Einſtellung der militäriſchen Beſatzungspolitik, Kampf gegen die
Teuerung, freundſchaftliche Regelung der Reparationsfrage.

Eine Miniſtierpräſidentenkonferenz?

Paris, 4. März. (Wolff.) Nach dem Intranſigeant wird
angenommen, daß im Anſchluß an die von der Reparationskom=
miſſion
den Alliierten zu machenden Vorſchläge eine Unterred=
ung
zwiſchen Macdonald und Poincaré, zu der auch vielleicht
Thcunis zugezogen werde, in London oder Paris, und zwar
noch vor Ende dieſes Monats ſtattfinden werde. Dieſe Nach=
licht
wird mit Vorbehalt wiedergegeben.

Verfrühtes Gerede über eine Konferenz.
London, 4. März. (Wolff.) Reuter berichtet, die allgemeine
Anſicht in verantwortlichen Londoner Kreiſen ſei, daß die eng=
liſch
=franzöſiſchen Beziehungen durch den neuen
Brieſaustauſch zwiſchen Macdonald und Poincaré in ein neues
Stadium gebracht worden ſeien. Es verlaute, daß dieſe Mittei=
lungen
durch keine beſonderen Ereigniſſe hervorgerufen ſeien und
nur die Fortſetzung der freundſchaftlichen Note bedeuteten, die
ausgetauſcht werden, ſeit Macdonald ſeinen Poſten übernommen
habe; ihr Zweck ſei zweifellos geweſen, einen gewiſſen Argwohn
und einige Zweifel zu beſeitigen, die auf beiden Seiten des Ka=
nals
in der letzten Zeit entſtanden ſind. Es handele ſich, was
England angehe, um die Vermutung annexioniſtiſcher Ideale
Frankreichs und was Frankreich betreffe, um die Ungewiß=
heit
über die Haltung der britiſchen Arbeiterregierung gegen=
über
Frankreich und ihre Stellungnahme zur Repara=
tionsfrage
im allgemeinen. In dieſen Punkten, werde die
Offenheit ſicher die gewünſchte Wirkung haben. Das beabſichtigte
Endziel des Meinungsaustauſches ſei vorausſichtlich eine Zu=
ſammenkunft
zwiſchen dem britiſchen und dem
franzöſiſchen Premierminiſter. Jede endgültige Zu=
ſammenkunft
aber werde, wie man annehme, weit größere Aus=
ſichten
auf Erfolg haben, wenn eine gründliche Klärung
der Atmoſphäre vorausgegangen ſei. Im übrigen
ſei jedoch alles Gerede über eine derartige Konferenz verfrüht,
bevor die Sachverſtändigenberichte eingegangen und erwogen
worden ſeien.
Erſt Sicherheit,.."
UU. Paris, 4. März. Heute früh macht Sauerwein
im Matin über die wahren Wünſche und Ziele Frankreichs ſehr
beachtenswerte Angaben. Der Außenpolitiker des Matin ſtellt
feſt, daß die Sicherungsfrage den Schlüſſel zu einer
franko=engliſchen Verſtändigung bilde.
Die Reparationsfrage ſei ohne Zweifel nicht zu ver=
nachläſſigen
, doch könne ſie, wie auch die Schlußberichte der
Sachverſtändigen ausfallen mögen, und ungeachtet ihres guten
Willens, zu praktiſchen Verwirklichungen nie und nimmer
gelöſt werden, wenn nicht gleichzeitig oder be=
reits
vorher das Sicherungsproblem geregelt
wird.
Italieniſche Skepſis.
* Mailand, 4. März. (Priv.=Tel.) Die italieniſche Preſſe
nimmt die neue Initiative Macdonalds bei Poincaré zur Her=
beiführung
einer Verſtändigung ſympathiſch auf, hofft aber, wie
zum Beiſpiel der Mailänder Sera, daß den Worten Poincarés
diesmal auch die Taten folgen möchten. Poincaré habe leider
ſchon zu oft dieſelben Ausdrücke gebraucht, ohne daß etwas an=
deres
geſchehen ſei. Der Sera bemerkt tveiter, der deutſche
Widerſtand ſei doch ſtärker geweſen, als der finanzielle Wider=
ſtand
Frankreichs im Ruhrgebiet. Nach dem Rückgang der fran=
zöſiſchen
Valuta ſeien in Frankreich viele Dinge gegen den Strich
gegangen, unter anderem auch die Demiſſion des belgiſchen Kabi=
netts
. Der Secolo ſchreibt, die franzöſiſche Militärpolitik
habe Bankerott gemacht, Frankreich müſſe das Ruhrgebiet räu=
men
, und es ſei zu hoffen, daß Deutſchland durch kluge Mäßi=
gung
dieſen franzöſiſchen Rückzug nicht erſchwere.

Rebetitio ...
Von
Dr. Kulenkampff, M. d. R.
Es iſt für den, der objektiv beobachtet, zu nett, ſich die Welt
unter dem Geſichtswinkel: Repetitio est mater studidrum an=
zuſehen
. Dieſes alte Wort iſt bisher immer zu wörtlich überſetzt
worden: Die Wiederholung iſt die Mutter alles Lernens. Etwas
weiter gefaßt, überſetze ich es: Auf dieſer Erde werden alle
Dummheiten mehrmals gemacht. Auf wirtſchaftlichem Gebiete
ſcheinen die Völker die unbezwingbarſte Paſſion für die Repe=
tition
zu haben. Wir hatten den Verfall von zwei Währungen
mit angeſehen, den der ruſſiſchen und der öſterreichiſchen. Aber,
wer vor Jahren darauf hinwies, man müſfe doch aus dieſen
Währungsverfall=Erſcheinungen lernen, bekam regelmäßig die
Antwort: Ja, aber bei uns liegen die Dinge ganz anders, des=
halb
kann man dieſe Erſcheinungen nicht miteinander vergleichen.
Stimmt. Bei uns liegen die Dinge anders als in einem
Agrarland mit Unterbevölkerung, anders als in einem Handels=
land
wie Oeſterreich. Aber es kommt auf die Dinge eben gar
nicht an. Es kommt auf etwas ganz anderes an. Es iſt ganz
gleichgültig, ob ein Land Handel treibt, von der Landwirtſchaft
lebt oder Induſtrieland iſt, für ſeine Valuta iſt maß=
gebend
die Frage, ob dieſes Land das Geſetz von
Leiſtung und Gegenleiſtung erfüllt, ob auch auf
keinen Fall der Verdacht beſteht, daß dieſes Geſetz vielleicht ſpä=
ter
nicht erfüllt werden könnte. Das allein iſt die Achſe der gan=
zen
Frage, um die ſich alles dreht.
Rußland brauchte Induſtrieprodukte, brachte aber ſeine
Landwirtſchaft auf den Hund. Es konnte gegen induſtrielle Lei=
ſtungen
anderer Länder die Gegenleiſtung nicht geben. Und für
die ruſſiſche Zukunft in Geſtalt von Krediten Wechſel auszuſtel=
len
, das machte keinem Menſchen großen Spaß. Denn die Ruſſen
hatten ſich durch Annullierung ihrer alten Schulden dem ſehr
ſtarken Verdachte ausgeſetzt, daß ſie keine ehrliche Wirtſchaft trei=
ben
würden, daß ſie in Zukunft das Geſetz von Leiſtung und
Gegenleiſtung ſo wenig ierkennen würden wie in der Gegen=
wart
. Und das Sowjet=Geld ging den Weg, den es gehen mußte,
es rutſchte ins Bodenloſe.
Oeſterreich ſtand unter dem Drucke des Friedensvertrages,
und jeder mußte ſich ſagen, daß es gar nicht in der Lage ſein
würde, in abſehbarer Zeit wieder ehrliche Wirtſchaft zu treiben.
Damit war das Schickſal der Krone beſiegelt. Sie rutſchte zwar
nicht ſo tief wie die Mark, aber doch auf eine ganz hübſch tiefe
Ebene. Und dann erſt ſagte ſich die Welt, daß das zuweit ginge,
und half. Nicht aus Liebe, ſondern damit das Geſetz von Leiſtung
und Gegenleiſtung erfüllt werde, das in der ganzen Welt die
Wirtſchaft beherrſcht.
Es gibt nämlich auf der Welt nur etwa 1000 Millionen Men=
ſchen
abendländiſcher Natur. Vorwiegend dieſe tauſchen ihre
Güter aus. Tauſchen iſt eine Sache, die zwei Seiten hat. Wer
nichts im Tauſch gegen das Produkt des anderen geben kann,
an den kann man nichts abſetzen. Es iſt im Geſchäftsleben ſinn=
los
, einen Kunden, der zurzeit nicht zahlen kann, kaputt zu
machen. Es iſt klüger, ihm zu helfen, damit er ſpäter wieder
zahlt. Wenn von den 1090 Millionen Menſchen als Käufer Ruß=
land
, Deutſchland, Oeſterreich und große Teile des übrigen
Oſtens ausfallen, ſo fallen halt 300 Millionen Menſchen als Tau=
ſchende
aus. Und die übrige Welt bleibt auf ihren Tauſchproduk=
ten
ſitzen, was ſie nicht gern mag.
Dieſe Erwägungen paſſen recht gut zu dem Sturz des fran=
zöſiſchen
Franken. Die Welt rechnet. Sie ſagt ſich: Wenn Frank=
reich
ſeine Politik ſo weiter macht, wird es eines Tages in große
Schwierigkeiten kommen. Und das eines Tages wird von der
Welt prompt diskontiert. Der Frank muß eine Riſikoprämie tra=
gen
, ob Frankreich mag oder nicht. Und er wird vorausſichtlich
weiter rutſchen, denn Frankreich repetiert alle die Torheiten, die
wir ihm in den letzten Jahren vorgemacht haben.
Ich nehme eine beliebige Zeitung zur Hand und finde fol=
gende
Notizen: Die Pariſer Warenbörſe iſt geſchloſſen. Das hat
zwar nicht den geringſten Sinn. Aber unſere Maßnahmen, wie
Deviſen=Razzien, hatten auch keinen Sinn. Sie waren aber emi=
nent
popnlär. Und, ob man dieſe oder jene eminent populäre
Dummheit macht, das iſt im Grundſatz gleichgültig. Ich glaube
nicht, daß ein Franzoſe mir die Frage beantworten kann, welchen
Einfluß die Schließung der Warenbörſe auf die Kursgeſtaltung
des Franken auf die Dauer haben ſoll. Ich leſe ferner, das Kabi=
nett
habe wegen der Steuererhöhung die Vertrauensfrage ge=
ſtellt
und ſei damit durchgekommen. Sehr nett. Aber die an die
Welt geſtellte Vertrauensfrage wird anders beantwortet werden.
Die Welt hält den Franken für faul, weil ſie die Pariſer Politik
für faul hält, und ſagt zur Vertrauensfrage eben nein. Die
Steuererhöhung macht Eindruck, aber nur auf den Franzo=
ſen
, am ſtärkſten auf den, der zahlen ſoll. Auf die Welt nicht.
Was kann der franzöſiſchen Wirtſchaft eine Steuererhöhung auf
die Länge helfen, wenn ihre Politik grundfalſch iſt, wenn ſie ſich
mit dem Ruhrgebiet belaſtet, das ſie beim beſten Willen nicht an
ihre Bevölkerung anhängen kann, ohne in Schwierigkeiten in
bezug auf den Ausgleich der Zahlungsbilanz zu kommen? Das
Ruhrgebiet gehört zu uns. Ethiſch und wirtſchaftlich. Von Frank=
reich
übernommen, bildet es einen Ballaſt, mit dem die Franzoſen
ethiſch und wirtſchaftlich niemals fertig werden. Ich leſe, daß
das langſame Tempo der Debatte über ein Geſetz die Urſache des
Frankenſturzes in der letztn Zeit geweſen ſein ſoll. Genau wie
bei uns. Irgend eine Entſchließung des Ermächtigungsausſchuſ=
ſes
ſollte ja der Grund dafür geweſen ſein, daß die Mark vor
ungefähr 14 Tagen an ausländiſchen Börſen etwas rutſchte.
Repetitio.
In Wirklichkeit liegt es ſo, daß die grundſätzlich falſche Wirt=
ſchaftseinſtellung
der Franzoſen den Franken kaputt macht, in
Wirklichkeit haben Debatten und Reden und Entſchließungen
vielleicht mal eine kurze Wirkung auf die Dauer folgt die
Währung dem Geſetz von Leiſtung und Gegenleiſtung, und daran
ändert kein Vertrauen oder Mißtrauen, keine Entſchließung, kein
Schlagwvort etwas.
Ich leſe von Standgerichten gegen alle, die in Deviſen ſpeku=
lieren
. Famos! Repetitlo. Kein Standgericht ſchafft auf die
Länge die Tatſache aus der Welt, daß die franzöſiſche Wirtſchaft
mit der laſtenden Hypothek eines gegen ſie eingeſtellten Ruhr=
gebiets
belegt iſt. lind dagegen iſt mit Standgerichten ſo wenig
anzukommen, wie wir gegen die Belaſtung mit einer paſſiven
Zahlungsbilanz mit Wucherbeſtimmungen ankamen. Es iſt ganz

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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924

Nummer 65

gleichgültig, an welcher Stelle man die wirtſchaftlichen Fehler
macht. Darin können vielleicht die Franzoſen noch origineller
ſein als wir, wenn es auch recht ſchwer ſein dürfte. Denn wir
haben ſo ziemlich alles durchprobiert. Mit der Nichtanerkennung
des Wiederbeſchaffungspreiſes, gegen die ich laute Proteſte von
ſeiten des Reichsgerichts niemals geleſen habe, desgleichen
Reichslandgerichtes, das neuerdings das jahrelang der Wirtſchaft
verboten geweſene Geſetz von Treu und Glauben wieder entdeckt
hat, fing es an, Deviſen=Verordnungen gehörten zur Tradition,
oder beſſer: bildeten die einzig ſtarke Tradition faſt aller Regie=
rungen
, ſeit dem Umſturz (Repetitio!), und mit der dritten
Steuernotverordnung, die immer noch von dem kümmerlichen
Standpunkte ausgeht, daß der Neid die Grundlage des Denkens
der Geſetzgeber ſein ſoll, hat es vorläufig geendet. Vorläufig.
Den Reſt muß man abwarten. Die Wege der Geſetzgeber ſind
ſonderbar, und ſelten werden ſie herrlich hinausgeführt.
Kurz, Frankreich repetiert raſtlos. Das ſieht ſich vom Stand=
punkte
deſſen, der nicht mit einer rutſchenden Währung behaftet
iſt, beſonders vom deutſchen, ſehr hübſch an. Wünſchen wir alſo
aus vollem Herzen, daß ſie weiter repetieren, bis ſie, genau wie
wir, einſehen, daß man die Maſern nicht heilen kann, indem man
die roten Flecke herausſchneidet, ſondern daß man die Krankheit
und nicht die Symptome behandeln muß
Und die Krankheit, für die das Symptom der Frankenſturz
iſt, lautet: Geſtörtſein des Wirtſchaftsgleichgewichts in Europa,
Störung des Geſetzes von Leiſtung und Gegenleiſtung. Je frü=
her
Frankreich das begreift, deſto beſſer für die Franzoſen. Aber,
und ſo geht es ſtets in den Dingen der Wirtſchaft: Umſo beſſer
auch für den andern. Und das ſind wir.

Die Kreditfrage.
Amerikaniſcher Kredit für Deutſchland?

Verletzung des Speherer Abkommens
General de Metz wahres Geſicht.
Pirmaſens, 4. März. Polizeioberkommiſſar Roth,
Polizeikommiſſar Walter, Feuerwehrkommandant Müller,
Amtsgerichtsrat Müller, die beiden Verleger der Pirmaſenſer
Zeitung Gebrüder Deil, ſowie der Schmiedemeiſter Zapf
wurden geſtern von den Franzoſen in das Amtsgerichts=
gefängnis
in Mainz verbracht, um wegen angeblicher
Beteiligung an der gemeinſamen Vertreibung der Separatiſten
vor ein franzöſiſches Kriegsgericht geſtellt zu werden.
Trotz des feierlichen Speyerer Abkommens vom 16. Februar,
das gegenſeitige Repreſſalien verbietet, ſcheint jetzt das Unglaub=
liche
wahr zu werden, daß ehrenwerte deutſche Bürger wegen
ihrer treudeutſchen Geſinnung von den Franzoſen kriegsgericht=
lich
verurteilt werden ſollen, während daneben die ſeparatiſtiſchen
Verbrecher heute noch unter dem Schutz der Franzoſen in Pir=
maſens
frei herumlaufen und die Bevölkerung durch Denunzia=
tion
uſw beläſtigen können. Angeſichts dieſes offenkundigen Ver=
rates
unter dem Schutz des Generals de Metz, der zwar die Ver=
antwortung
für die Repreſſalien ablehnt, weil ſie angeblich von
der Militärbehörde erfolgen würden, der jedoch in Wirklichkeit
ullein der Veranttvörtliche äafür iſt, iſt es höchſte Zeit, daß die
interalliierte Sonderkommiſſion möglichſt bald in die Pfalz
zurückkommt, uri hier nach dem Rechten zu ſehen, da ſonſt in
Pirmaſens die Ereigniſſe zu einer nochmaligen Kataſtrophe
führen werden.
Der Qugi d’Orſatz und die Erklärungen
Sauerweins.

Neu=York 4. März. (Funkſpruch.) Der Neu=York Herald
meldet aus Waſhington: Senator Dial brachte einen Geſetzent=
wurf
ein, durch den das Schatzamt ermächtigt wird, aus den vom
Treuhänder für feindliches Vermögen verwalteten Geldern 150
Millionen Dollar zur Begründung eines Kre=
dits
für Deutſchland und Oeſterreich zum An=
kauf
amerikaniſcher Waren zu verwenden. Dial iſt der
Meinung daß ſein Vorſchlag auf den Baumwollmarkt des =
dens
ſowie den Kupfermarkt und die Landwirtſchaft im Nord=
weſten
des Landes anregend wirken werde.
Der engliſche Budget=Entwurf.
* London, 5. März. (Priv.=Tel.) Geſtern iſt der Budget=
Entwurf für das kommende Jahr, mit Ausnahme des Verteidi=
gungsweſens
, veröffentlicht worden. Der Entwurf weiſt mit
289,8 Millionen Pfund eine Verminderung der Ausgaben um
37,3 Millionen Pfund gegenüber dem Vorjahre auf. Die Er=
ſparniſſe
in der Armee werden auf 7 Millionen Pfund, in der
Flotte auf 2,5 Millionen Pfund geſchätzt, ſo daß die geſamten
Erſparniſſe etwa 47 Millionen Pfund betragen würden. Ein
großer Teil der Ausgabenverminderung beruht auf dem auto=
matiſchen
Fortfall von noch aus der Kriegszeit ſtammenden Ver=
pflichtungen
. Daneben fällt die Herabſetzung der Beamtengehäl=
ter
ſtark ins Gewicht. Die größten Streichungen beziehen ſich auf
das Handelsamt, das Landwirtſchaftsminiſterium, das Münz=
weſen
und die Kolonialverwaltung. Dagegen weiſen die Aus=
gaben
für einige kulturelle Zwecke, darunter Muſeen, kleinere
Steigerungen auf. Die Ausgaben für den geheimen Dienſt wur=
den
von 200 000 Pfund auf 180 000 Pfund ermäßigt.
Frankreichs Schulden an England.
* London, 5. März. (Priv.=Tel.) Im Unterhaus gab
geſtern nachmittag Snowden bekannt, daß Frankreichs Kriegs=
ſchulden
an Großbritannien genau 3 Milliarden Dollar betragen.
Als Macdonald an Poincaré ſchrieb, daß er bereit ſei, für die
interalliierten Schulden in einer Beſprechung eine allgemeine Re=
gelung
vorzuſchlagen, gab er gleichfalls zu, daß er bereit ſei, in
der Frage der deutſchen Reparationen ein Kompromiß einzu=
gehen
. Nach Anſicht Großbritanniens müßte das Problem der
Sicherheit zuerſt gelöſt werden. Wenn Frankreich die Vorſchläge
des Völkerbundes annehme, ſo würden die Probleme der Repa=
rationen
und Kriegsſchulden bei weitem weniger ſchwierig ſein.
Eleichzeitig könnte dann eine bedeutende Verminderung der euro=
päiſchen
Abrüſtungen vorgenommen werden.
Neue Beamteneinſtellungen bei der Regie.
Gladbeck, 4. März. Durch die Einlegung einer großen Zahl
von Zügen auf den wichtigſten Eiſenbahnſtrecken hat ſich der Betrieb
erhöht und ſtellt neue und ſchwierige Anforderungen an die Betriebs=
leiter
, insbeſondere an die Stationsleiter, Bahnmeiſter und Gütervor=
ſteher
. Gerade an dieſen Beamten mangelt es in letzter Zeit ganz er=
heblich
. Die Regie hat deshalb eine Anzahl dieſer Beamten einberufen,
die bereits ihren Dienſt wieder aufgenommen haben. Danach iſt zu
erwarten, daß auch der Güterverkehr ſich ſchneller abwickelt.

* Paris 4. März. (Priv.=Tel.) Die heute früh im Matin
abgedruckten Erklärungen Jules Sauerweins hinſichtlich einer
bevorſtehenden Verſtändigung zwiſchen Frankreich und England
in der Sicherungsfrage haben in politiſchen Kreiſen gewiſſes
Aufſehen erregt und werden ſogar angeſichts der bekannten Be=
ziehungen
Sauerweins zum Elyſée als ein politiſches Ereignis
bewertet. Bekanntlich ſtellt der Außenpolitiker des Blattes an
Hand offiziöſer Auskünfte in ſehr beſtimmter Form eine engliſch=
franzöſiſche
Konferenz zur Behandlung der Sicherungsprobleme
und den Abſchluß gewiſſer Vorverträge noch für dieſen Monat in
Ausſicht. Am Quai d’Orſay haben die Indiskretionen Sauer=
weins
offenbar verſtimmt. Man ſtellt ausdrücklich feſt, daß zur
Einberufung einer franzöſiſch=engliſchen Konferenz, die die Siche=
rungsfrage
zur Sprache bringen würde, bisher keine offiziöſen
Schritte unternommen wurden. Ebenſo ſei bisher nichts ge=
ſchehen
, um eine Begegnung zwiſchen Ramſay Macdonald und
Poincaré herbeizuführen, die aber nach Abſchluß und Prüfung
der Sachverſtändigenberichte beſtimmt ſtattfinden werde. Auf
jeden Fall, ſo bemerkt man, ſei der Optimismus Sauerweins
reichlich verfrüht, und die Geſamtdarſtellung, die er von dem
Sicherungsproblem gebe, mache ſich einer allzu oberflächlichen Be=
urteilung
der zahlreichen Schwierigkeiten ſchuldig, die vor einer
endgültigen Verſtändigung mit England noch behoben werden
müßten. Dieſe Auffaſſung des Quai d’Orſay wurde heute mittag
gegenüber auswärtigen Journaliſten vertreten.
Kongreß für Ausdehnung der internationalen
Handelsbeziehungen.
Paris, 4. März. (Wolff.) Der Kongreß für die Ausdeh=
nung
der internationalen Handelsbeziehungen in Lyon hat
geſtern eine Reſolution angenommen, in der er verlangt, daß die
Freiheit der Rohſtoffproduktion und Rohſtoff=
ausfuhr
zur Grundlage der Wirtſchaftspolitik der Nationen
gemacht werde, und daß gegebenenfalls die Regelung bezüglich
des Austauſches der Rohſtoffe durch Vermittelung des Völker=
bundes
aufgeſtellt werde und ferner, daß bei der Feſtſetzung der
Zolltarife die Vertreter der einzelnen Produktionszweige und der
Verbraucher zum Zweck des Ausgleichs mit beratender Stimme
zugezogen werden.
Die engliſchen Delegierten Wedgewood Benn und
Vaiſh, die ſich bei der Annahme der Reſolution der Stimme
enthalten haben, haben erklärt, daß nach ihrer Auffaſſung
der freie Rohſtoffverkehr die ideale Löſung der gegenwärtigen
Kriſe nichtdarſtelle. Jeder Schritt auf dem Wege eines völ=
lig
freien Handels würde, von den engliſchen Delegierten mit
Freude begrüßt werden, aber England habe nur ein Austauſch=
projekt
, die Kohle, und wenn die Reſolution angenommen
würde, würde ſich für England die Lage ſehr ſchwierig geſtalten.
Profeſſor Hauſer von der Sorbonne entwickelte vor den
Kongreßteilnehmern ſeinen Bericht über die Hinderniſſe, die ſich
der Rückkehr zu dem internationalen Statut der Handelsbezie=
hungen
in den Weg ſtellen. Als das Haupthindernis ſehe
er den Stand der Reparationsfrage an, die er von
dem wirtſchaftlichen Problem als ſolches unterſcheide.

* Zur Erinnerung an Generalfeldmarſchall
Graf Walderſee.
Am 5. März d. J. ſind es 20 Jahre her, daß Generalfeld=
marſchall
Graf Walderſee das Zeitliche geſegnet hat. Sein
Name erinnert lebhaft an den Boxeraufſtand in China vor 20
Jahren, bei deſſen Niederwerfung Walderſee ſich größte Ver=
dienſte
erworben hat.
Was war geſchehen? Schon in den letzten Monaten des
Jahres 1899 war unter der Blutherrſchaft der Kaiſerin=Witwe
Tſu=Hſi die Boxerbewegung mächtig aufgelodert. Durch dieſe
Horden war am letzten Tage des Jahres ein Engländer von
der Geſellſchaft zur Ausbreitung des Evangeliums, getötet
worden. Das war der Auftakt zu den folgenden Gewalttaten,
die mit der Abſetzung des Kaiſers Kuangſü und der Ernen=
nung
ſeines etwa fünfjährigen Sohnes Tuan zum Kaiſer der
Kaiſerin alle Gewalt in die Hand gaben. Am 16. Juni wurde
im Rat der höchſten Staatsbeamten beſchloſſen, alle Ausländer
zu töten. Am 20. Juni wurde der deutſche Geſandte, Freiherr
von Ketteler, in Peking ermordet. Alle Miſſionsniederlaſſungen
dort wurden niedergebrannt und viele eingeborene Chriſten
abgeſchlachtet. Die Geſandtſchaften konnten mit 400 Soldaten
und 190 anderen Enropäern und Amerikanern und 400 chineſi=
ſchen
Dienſtboten das Haus der engliſchen Geſandtſchaft und
die darin untergebrachten 147 Frauen und 76 Kinder, ſowie 2750
chineſiſche Chriſten wie durch ein Wunder zwei Monate lang
gegen die Belagerung verteidigen, bis die Truppen der Ver=
bündeten
ſie am 14. Auguſt befreiten. Im ganzen Lande brach
die furchtbarſte Chriſtenverfolgung aus, die jemals gewütet hat
(vgl. P. H. Coerper, Chinas Märtyrer).
Nun galt es, einen Oberbefehlshaber über die Truppen
der verbündeten Mächte zu beſtimmen. Rußland machte den
Vorſchlag, den Kaiſer Wilhelm II. zu veranlaſſen, einen Mann
für dieſen Poſten zu beſtimmen. Des Kaiſers Wahl fiel auf den
Feldmarſchall Graf Walderſee. Für die Deutſchen galt es
als höchſte Ehre, daß die Germanen in der Front die Erſten
am Feinde ſein durften. Mitte September 1901 finden wir
Walderſee im kaiſerlichen Palaſt in Pebing, in den er ſein Haupt=
quartier
verlegt hatte. Die Kaiſerin und ihre Helfershelfer wur=
den
verbannt und mit eiſerner Hand wurde dem Blutvergießen
ein Ende bereitet, wobei die Städte, in denen am meiſten Mär=
tyrerblut
gefloſſen war, durch Niederlegung ihrer Mauern be=
ſtraft
wurden. Am 17. April befand ſich der Feldmarſchall in
größter Gefahr. Eben war er in ſeinem feuerſicheren Asbeſt=
hauſe
, das in einem Hof des Kaiſerpalaſtes ſtand, ſchlafen ge=

gangen, als plötzlich Feuer ausbrach und in wenigen Minnte
der ganze Palaſt, deſſen Zimmerwände zum größten Teil aus
koſtbar geſchnitztem uraltem, trockenem Holz beſtanden, in Flan
aufging. Die Matten, die über dem Hofe ausgeſpannt waren
fielen brennend auf denſelben herab. Der General von Schwarz=
hoff
, der in einem Raume des Palaſtes ſelbſt gewohnte hatte
fand ſeinen Tod in den Flammen. Der Graf wurde nur durch die
tatkräftige Unterſtützung einiger Offiziere, die ihm halfen, aus dem
Fenſter zu klettern, da die Türe nicht mehr gangbar war, vor
dem Tode des Verbrennens gerettet; er hatte nur das nackt
Leben behalten; faſt alles, was er beſaß, wurde ein Raub de
Flammen.
Ende Mai gab Kaiſer Wilhelm den Befehl zur Auflöſung
des Oberkommandos in China, da inzwiſchen die Verhandlungen
auf diplomatiſchem Wege ſoweit gediehen waren, daß die groß
Truppenmacht dort nicht mehr nötig war.
Was der damals 68jährige Feldmarſchall für Deutſchland in
China geleiſtet hat, kann nicht beſſer geſchildert werden, als e
das von Kriegsteilnehmern verfaßte große Werk bei Schilderun
der Abreiſe von China mit den Worten getan hat: Wenn der
ſcheidende Oberbefehlshaber einen Blick auf die hinter ihm lie=
genden
neun Monate auf chineſiſchem Boden richtete, ſo konnte
er es wahrlich mit Befriedigung tun. Er ging, als er in Tſchil
landete, mit dem deutlichen Bewußtſein, vor einer dornenvolle
Aufgabe voller Schwierigkeiten zu ſtehen, einer unberechenbarer
Zukunft entgegen und konnte nun ſcheiden in dem Bewußtſein.
daß ihm ſein Werk gelungen ſei. Er hatte bei ſeiner Ankunft
eine durchaus verwirrte Lage gefunden. Es war ihm gelungen
den Knoten, der ſich nicht glatt und einfach durchhauen ließ, z
entwirren, geordnete Zuſtände zu ſchaffen und die ganze Provinz
Tſchili mit 25 Millionen Einwohnern in den Beſitz der verbün
deten Armeen, die bisher auf Tientſin, Peking und eine dünne
Etappenlinie zuſammengedrängt waren, zu bringen. Er hatte
es verſtanden, alle Differenzen zu ſchlichten, welche die doch nu=
ſehr
loſe Allianz zu ſtören drohten, auf beſtem Fuße zu ſtehen
ſie erkannten ſeine Autorität unbedingt an, und ſo hatte er haup=
ſächlich
hierdurch das Friedenswerk gefördert. Daß ein deutſche
Feldmarſchall eine ſo außerordentliche, in der Geſchichte einzis
daſtehende Stellung hat innehaben und unter Anerkennung alle
Beteiligten hat ausfüllen können, ſollte wahrlich das Herz ein=
jeden Deutſchen mit Stolz erfüllen.
Bemerkt ſei noch, daß an dem damaligen Chinafeldzug 190
auch Heſſen=Darmſtädter Truppenteile, Offiziere und Mann=
ſchaften
beteiligt waren, denen das in China Erlebte in lebendi=
ger
Erinnerung ſteht.
W. Römheld.

Die 3. Steuernotverordnung
rechtsgültig.
Eine Entſcheidung des Reichsgerichts.
Leipzig, 4. März. Der 5. Zivilſenat des Reichsgerichts
hat geſtern die die Aufwertung betreffenden Beſtimmungen der
3. Steuernotverordnung für rechtsgültig erklärt. Dieſe Entſchei=
dung
iſt um ſo bemerkenswerter, als ſie von demſelben Senat
ausgeht, der das bekannte Urteil vom 28. November 1923 gefällt
hat, durch das die ganze Aufwertungsbewegung in Fluß gekom=
men
iſt.
Die landwirtſchaftliche Steuerleiſtungsfähigkeit.
Berlin 4. März. (Wolff.) Im Verfolg einer großen An=
frage
der Deutſchen Volkspartei im preußiſchen Landtag, in wel=
cher
beantragt wird, durch Anhörung von Sachverſtändigen aller
Parteirichtungen die dandwirtſchaftliche Steuerleiſtungsfähigteit
zu prüfen und Wege zur Produktionsſteigerung zu ermitteln, hat
der Landwirtſchaftsminiſter mit den zu ſtändigen Referenten des
Landwirtſchafts= und Finanzminiſteriums, mit den Vertretern
der Parteien des Landtags und einer Reihe von Sachverſtändigen
eine Beſprechung abgehalten. Im Verlaufe derſelben gaben die
Sachverſtändigen ihre Gutachten ab, in denen u. a. dargelegt wird,
daß die für die ſteuerliche Einſchätzung der Landwirtſchaft ange=
wandten
Maßſtäbe, ſowohl der Wehrbeitragswert wie der Er=
gänzungsſteuerwert
, wegen des geſunkenen Reinertrages heute
für eine gerechte Bemeſſung und Abſtufung der ſteuerlichen Lei=
ſtungsfähigkeit
ungeeignet ſind. Die Steuern ſind in der jetzigen
Form und Höhe auf die Dauer für die Landwirtſchaft untragbar
und können zurzeit in der Regel nur unter einem gleichzeitigen
Eingriff in die Subſtanz bezahlt werden. Trotzdem wird in den
Gutachten im Hinblick auf die allgemeine Notlage und in der
Erkenntnis, daß eine neue Inflation unter allen Umſtänden ver=
hütet
werden muß, anerkannt, daß außergewöhnliche ſteuerliche
Opfer gebracht werden müſſen. Vorausſetzung dafür aber iſt, daß
die Produktionskraft der Landwirtſchaft erhalten bleibt. Hierzu
müſſen der Landwirtſchaft in erſter Linie im Wege des Perſonal=
und Realkredits die nötigen Betriebsanlagemittel zugeführt wer=
den
. Die Reichs=, Landes= und Kommunalſteuern ſind auf eine
einheitliche, den veränderten Ertragsverhältniſſen angepaßte
Wertermittelung zurückzuführen. Eine Veranlagung der gleichen
Objekte von mehreren Stellen zwecks Beſteuerung iſt unter allen
Umſtänden zu vermeiden. Die jetzt unzweckmäßig gelegten Steuer=
termine
ſind mehr den Verhältniſſen des landwirtſchaftlichen Be
triebes anzupaſſen. Die Steuererhebung iſt einfach und wirt=
ſchaftlich
zu geſtalten. Eine weitere weſentliche Erleichterung
muß durch eine den Belangen der Landwirtſchaft entſprechende
Gütertarifpolitik und eine angemeſſene Geſtaltung der zukünf=
tigen
Zollpolitik erreicht werden.
Eine neue Arbeiterpartei.
In Berlin hat ſich unter dem Namen Deutſche Arbeit=
nehmerpartei
eine neue politiſche Partei konſtituiert. Das Pro=
gramm
dieſer Arbeitergruppe, die anſcheinend alle mit der So=
zialdemokratie
unzufriedenen Elemente zuſammenfaſſen ſoll, ent=
hält
faſt durchweg ſolche Forderungen, wie ſie gerade in der letz
ten Zeit immer wieder von der K.P.D. in die Arbeitermaſſen
hineingetragen worden ſind. Es handelt ſich um ein Mittelding
zwiſchen Linksſozialdemokratie und Kommuniſtiſcher Partei. Das
neue poutiſche Unternehmen wird fürderhin unter der gerade
nicht ſehr ſchönen Abkürzung Darpa von ſich reden machen.
Ob es ſich hier um eine lebensfähige Organiſation handelt, muß
abgewartet werden. Vor allem muß erſt einmal Klarheit darüber
beſtehen, wer eigentlich hinter dieſem neuen Gebilde ſteht, und ob
es ſich um eine mit Hilfe der Kommuniſten gegründete politiſche
Partei handelt, welche, ſobald ſie die radikalen Elemente der
V. S. P. D. gefangen hat, vollſtändig in der K.P.D. aufgeht.
Die Erwerbsloſenfürſorge.
Berlin, 4. März. In der Verordnung über die Er=
verbsloſenfürſorge
vom 1. November 1921 heißt es, die Er=
werbsloſigkeit
ſei nicht als Kriegsfolge anzuſehen, wenn ſie in=
folge
Ausſtand oder Ausſperrung überwiegend verurſacht iſt,
Früheſtens vier Wochen nach Abſchluß des Ausſtandes oder der
Ausſperrung können die Gemeinden den Arbeitnehmern beim
Vorliegen der allgemeinen Vorausſetzungen Erwerbsloſenunter=
ſtützung
gewähren. In der Praxis ſind Zweifel darüber ent=
ſtanden
, ob in eine Prüfung darüber einzutreten iſt, ob das von
Arbeitgeber= oder Arbeitnehmerſeite angewandte Kampfmittel
zu Recht angewendet iſt. Im Einvernehmen mit dem Reichs=
arbeitsminiſter
entſcheidet der Miniſter für Volkswohlfahrt da=
hin
, daß eine derartige Nachprüfung nicht ſtattzufinden hat. Zu
prüfen iſt lediglich, ob Erwerbsloſigkeit vorwiegend durch Aus=
ſtand
oder durch Ausſperrung verurſacht worden iſt.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
* Zum Tode Dr. Guſtav Roeſickes. Die deutſche
Landwirtſchaft hat einen ſchweren Verluſt erlitten. Einer ihrer
Strategen vielleicht der beſte ſeit dem Jahre der Grün=
dung
des Bundes der Landwirte (1893), bewährt, unermüdlich
tätig innerhalb und außerhalb des Reichsparlaments, iſt plötzlich
vor Vollendung des 68. Lebensjahres geſtorben. Er war kein
Mann fortreißender Rede, aber kühler, zweckvoller Ueberlegung
und in beſonderem Maße befähigt, Differenzen innerhalb der
großen landwirtſchaftlichen Organiſation, dem aus Bund der
Landwirte und Deutſchem Landbund im Dezember 1920 fuſio=
nierten
Reichslandbund auszugleichen. Seine Autorität ſetzte
ſich da ſchnell durch. Juriſtiſche Vorbildung und taktiſches Geſchick
ergänzten ſich in ihm aufs glücklichſte, und die deutſche Landwirt=
ſchaft
verdankt ihm manche Einzelerrungenſchaften, für die er mit
ſcharfem Blick entſprechende Anträge im Parlament ausgearbeitet
und klug begründet hatte. Da er frühzeitig ſchon eigenen Land=
beſitz
in der Mark Brandenburg erworben hatte, war ihm auch
die landwirtſchaftliche Praxis nicht fremd. 1898 trat er in den
Reichstag ein als deutſchkonſervativer Vertreter des pfälziſchen
Wahlkreiſes Kaiſerslautern. Ein deutſchnationales Mandat für
die Nationalverſammlung gab ihm Danzig, ebenſo für den erſten
Reichstag der deutſchen Republik. Als Vertreter des landwirt=
ſchaftlichen
Gewerbes gehörte Dr. Roeſicke dem Verwaltungsrat
der Rentenbank an. Im Anfang ſeiner parlamentariſchen Lauf=
bahn
ergab ſich die Merkwürdigkeit, daß ihm ſein Bruder, der
Generaldirektor der Schultheiß=Brauerei Richard Roeſicke, als
freiſinniger Abgeordneter zuweilen ſachlich entgegentreten mußte.
Liebenswürdiges Weſen war beiden Brüdern eigen, geachtet
waren beide auch außerhalb des Kreiſes ihrer Geſinnungsfreunde.
Nun lebt wm der alten agrariſchen Führerſchar nur noch Frei=
herr
v. Wangenheim.
Die 10. Kunſtmeſſe zu Frankfurt a. M., be=
ginnend
am 30. März und endigend am 13. April d. J., wird
wieder im Römer abgehalten werden. Neben modernen
Werken ſwird auch diesmal wieder der deutſche Kunſthandel ſeine
Kunſtſchätze zur Ausſtellung bringen. Anmeldungen zur Beteili=
gung
werden umgehend, bei der Geſchäftsſtelle, Frankfurt a. M.,
Wedelgaſſe 3, Römerhöfchen, erbeten, woſelbſt auch die Aus=
ſtellungsbedingungen
zu erfahren ſind. Außer dieſer Ständeſchau
des Kunſthandels wird diesmal eine Ausſtellung Der Main
und ſeine Kunſtſtätten im Kaiſerſaal und Kurfürſtenzimmer
ſtattfinden, die gewiß in ihrer Reichhaltigkeit viel Intereſſantes
bieten wird.

[ ][  ][ ]

Nummer 65.

Seite 3.

Von unſerem Randſtaaten=Berichterſtatter.
St. Riga, den 1. März.
der lettiſchen und eſtniſchen Preſſe mit einer Gelaſſenheit be= genoſſenſchaft darſtellen, d. h. einen Staatenbund bilden, deſſen
ſprochen, die erkennen läßt, daß man in den leitenden Kreiſen Beſtand durch ſeine friedliche wirtſchaftliche Politik garantiert
dieſer Länder von vornherein keine beſonderen Hoffnungen auf
kunft nur Lettland ein größeres Intereſſe entgegenbringen kön=
nen
, da es bekannt iſt, daß der frühere Leiter des lettländiſchen fechter.
Außenminiſteriums, Herr Siegfried Mejerowiz, ſehr warme Ge=
fühle
zu Polen hegte, die er freilich in der allerletzten Zeit ſeiner
insbeſondere der ſtarken ſozialdemokratiſchen Fraktion des lett= Lettland und Eſtland einerſeits und Litauen andererſeits ſich
ländiſchen Landtages erheblich herabzumindern ſich genötigt ſah.
Der Nachfolger des Herrn Mejerowiz, Herr Sehjg, hat für
Polen nur ſehr wenig übrig, wohl aber iſt er bemüht, zwiſchen
Lettland und Rußland beſſere Beziehungen herzuſtellen, und er beſtimmte Zeit verſchoben werden müſſen.
iſt ſich deſſen bewußt, daß er in dieſer Hinſicht mit den Intentio=
konform
geht.
Wenn man auf lettiſcher und eſtniſcher Seite daher von vorn=
herein
ſich darüber klar war, daß die Konferenz ebenſo wie alle
ihre Vorgängerinnen ſich nur um untergeordnete, bereits früher ungeachtet etwaiger Preſſionen des Schutzherrn Polens, Frank=
doch
gewiſſe Hoffnungen auf eine Annäherung zwiſchen Polen
und Eſtland bzw. Lettland geſetzt haben;, darauf deutet ins=
beſondere
der höfliche Ton der polniſchen Preſſe ſowohl gegen=
über
Lettland wie auch Eſtland. Es iſt bekannt, daß es zwiſchen einſamt daſtehe, wie vor der Einberufung derſelben.
Polen und Lettland verſchiedene recht unangenehme Reibungs=
punkte
gibt, wie etwa die Frage von der Enteignung der früher
in polniſchen Händen befindlichen Güter in der lettländiſchen
Provinz Lettgallen (Polniſch=Lipland), für die ſeitens Lettlands
keine Entſchädigung gezahlt worden iſt. Der polniſchen Regie=
rung
iſt es natürlich auch nicht unbekannt geblieben, daß Herr
Sehja und die geſamte lettiſche Preſſe von ſehr warmen Gefüh=
len
zu Litauen beſeelt ſind, und daß dieſe Gefühle in der letzten
Zeit ſich auch in Eſtland zu regen beginnen. Schließlich weiß man
auch, daß Lettland und auch Eſtland mit Nußland geſondert ver=
handeln
und daß dieſe Verhandlungen trotz der im Augenblicke
ſehr geſpannten Beziehungen zwiſchen Rußland und Eſtland zu
beſtimmten Reſultaten führen werden, wie es ja im Hinblick auf
den Brückencharakter der genannten Staaten, für die der Durch=
gangsverkehr
zwiſchen Rußland und Weſteuropa eine große Nolle
ſpielt, gar nicht anders möglich ſein kann.
Sowohl die lettiſche als auch die eſtniſche Preſſe konſtatiert,
daß die überaus reſervierte Haltung Finnlands bewirkt habe,
daß man auf der Konferenz nicht über den Wunſch der Erhaltung
des Satus quo hinausgegangen ſei. Nach wie vor beſtehe bei
den in Betracht kommenden Staaten das Beſtreben, ſich in kon=
kreten
Fragen der Außenpolitik zu verſtändigen, ohne ſich jedoch
in feſtumriſſener Form zu binden. Die lettiſche Preſſe betont,
daß zwiſchen Lettland und Polen nur dann ein engeres Verhält=
nis
eintreten werde, wenn Polen ſich dazu verſtehen würde, die
Anſprüche der einſtigen Gutsbeſitzer in Lettgallen nicht in der
bisherigen oft ſehr aggreſſiven Form zu vertreten und mehr Ent=
gegenkommen
in bezug auf Handelsbeziehungen zu zeigen.
Wenn man in Lettland ſich mit der außerordentlich reſervier=
ten
Haltung Finnlands ſchon längſt als mit einer ungbänder=
lichen
Tatſache abgefunden hat, ſo liegen in dieſer Beziehung die
Dinge in Eſtland weſentlich anders, da Eſtland viel daran ge=
legen
wäre, mit dem blutsverwandten finniſchen Volke Hand in
Hand zu gehen. Daher wurde die Tatſache, daß die finnländiſche
Delegation ihren Weg nach Warſchau nicht über Reval und Riga,
ſondern über Stockholm und Berlin nahm, von der eſtniſchen
Preſſe mit aufrichtigem Bedauern regiſtriert, während die let=
tiſche
Preſſe ſich damit begnügte, einige hämiſche Bemerkungen
über die finnländiſch=deutſchen Beziehungen zu machen.
Der lettländiſche Außenminiſter Herr Sehja hat ſich Aus=
fragern
gegenüber über die Warſchauer Konferenz in ſehr zu=
rückhaltender
Form geäußert, doch gibt er zu, daß Polen nicht
das erreicht hat, was es mit dieſer Konferenz bezweckte; der
Miniſter konſtatiert, daß keine unüberbrückbaren Gegenſätze zu=
tage
getreten ſeien, doch habe man auch nicht reſtloſe Ueberein=
ſtimmung
erzielen können.
Das iſt ſehr vorſichtig ausgedrückt. Tatſächlich liegen die
Dinge ſo, daß der geplante Baltiſche Bund im Hinblick auf die
ablehnende Haltung Finnlands, die bisher für Polen condlitio
sine aug non geweſen iſt, nicht zuſtande kommen kann. Sowohl
in Lettland als auch in Eſtland hat man ſich ſchon ſeit geraumer
Zeit mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß ein Fünfbund
ſelbſt dann nicht zuſtande kommen könnte, wenn die zwiſchen
Polen und Litauen ſchwebende Wilna=Frage geregelt werden
könnte. Man zieht ſich daher immer mehr auf den Standpunkt
eines Dreibundes zwiſchen Lettland, Eſtland
und Litauen zurück. In Lettland vertreten große und ein=
flußreiche
politiſche Kreiſe den Geſichtspunkt, daß man die von
Mejerowiz eingeſchlagene polenfreundliche politiſche Linie end=
lich
dahin revidieren müſſe, daß man Polen aus dem Kreiſe der

*Die Zeitung im Spiegel der Sprache.
Die Bedeutung der Zeitung und ihre internationale Ver=
breitung
drückt ſich natürlich auch in der ſprachlichen Entwicklung
aus. Eine Fülle von neuen Worten, die ſich auf das Zeitungs=
weſen
beziehen und zum großen Teil aus dem Ausland ſtammen,
ſind in unſerer Sprache heimiſch geworden. In ſeinem grund=
legenden
Werk Die Entwicklung der deutſchen Kultur im
Spiegel des deutſchen Lehnworts, das Prof. Friedrich Seiler
jetzt beim Verlag der Buchhandlung des Waiſenhauſes in Halle
glücklich vollendet hat, betrachtet er auch das Zeitungsweſen im
Spiegel der Sprache. Das Wort Zeitung iſt entweder non
diſcher oder niederdeutſcher Herkunft und erſt durch Kaufleute
nach Deutſchland gebracht worden. Die Tidinge ſind urſprüng=
lich
Reiſeabenteuer; das Wort wurde dann an Zeit angelehnt
und erſcheint als Zitunge ſeit dem 15. Jahrhundert in Ober=
deutſchland
. Auf Reiſen erlebte man Neues und Abenteuer=
liches
; die Erzählungen davon erſetzten zum Teil das, was wir
heute Zeitung nennen. Geſchriebene Nachrichten über ſolche
Erlebniſſe in fernen Ländern wurden Briefen als beſondere Bei=
lagen
unter dem Namen. Neue Zeitung beigegeben und ſchon
am Ende des 15. Jahrhunderts nicht nur an einzelne Perſonen,
ſondern an weitere Kreiſe von Bekannten und Geſchäftsfreunden
gerichtet. Fürſten und Städte unterhielten an den Mittelpunkten
des Verkehrs ſtändige Korreſpondenten, deren Korreſponden=
zen
den Inhalt der Zeitung bildeten. Für Korreſpondenz ſchlug
Harsdörffer 1644 die Verdeutſchung Briefwechſel vor, die ſich aber
im Zeitungsweſen nicht einbürgerte. Hier blieb bis auf den
heutigen Tag der Begriff, Korreſpondenz für Zeitungs=
mitteilungen
beſtehen, obwohl Goethe dafür einmal Brief=
geſpräch
gebraucht. Auch große Kaufleute ſchufen ſich einen
beſonderen Nachrichtendienſt, wie es ſcheint, zuerſt in Venedig,
und dort erſchienen um 1560 die erſten geſchriebenen Zeitungs=
blätter
, die von ſolchen Korreſpondenten herausgegeben und ver=
kauft
wurden. Bald nannte man ein ſolches Blatt auch Gaz=
zetta
, woraus das im 18. Jahrhundert beliebte Wort Ga=
zetten
geworden iſt. Gazzette kommt entweder von einer
kleinen Münze namens Gaza, die für das Zeitungsblatt gegeben
wurde, oder noch wahrſcheinlicher iſt die Ableitung von Gazza,
Elſter, weil man den Zeitungsblättern dieſelbe Schwatzhaftig=
keit
nachſagt wie dieſem Vogel. Allmählich nahm ſich die Thurn=
und Taxis’ſche Poſt des Vertriebes der Zeitungen an, und die
Nachrichten liefen nun regelmäßig in den Hauptorten ein. Die
Poſtmeiſter ſtellten aus dieſen zuſammenſtrömenden Neuigkeiten

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924.
Bündnispläne ausſchalten und mit Litauen, ebenſo wie ſchon
mit Eſtland einen politiſchen Vertrag abſchließen müſſe. Als
Die Kunferenz verbaittiſchen Siaaten Ausfluß dieſer Strömung kann die Tatache berachtet werden,
daß man in Lettland eifrig um das etwas ſteifnackige Litauen
wirbt und gern bereit iſt, die zwiſchen beiden Staaten ſchweben=
den
, an ſich belangloſen Reibungsflächen zu applanieren. Die
Die Warſchauer Konferenz der baltiſchen Staaten wird von genannten drei Staaten ſollen ſo etwas wie Schweizer Eid=
wird
. Dieſen Standpunkt vertreten nicht nur die im lettländiſchen
dieſe Konferenz geſetzt hatte. Tatſächlich hätte dieſer Zuſammen= Landtage mächtigen Sozialdemokraten, ſondern er findet neuer= Der Kalif Abdul Medſchid hat erklärt, daß er ſich und ſeine Fa=
dings
auch unter den bürgerlichen Parteien nicht wenige Ver= milie dem Beſchluß des Volksparlaments unterwerfe uud inner=
Die Frage iſt nur die, wann man die Hinderniſſe wird aus
dem Wege räumen können, die im Hinblick auf die Verſchiedenheit
Amtstätigkeit unter dem Drucke der öffentlichen Meinung und der wirtſchaftlichen Intereſſen, dem Zuſammenſchluß zwiſchen Konſtantinopel iſt der Kalif heute nach der Schweiz abgereiſt.
entgegenſtellen. Sowohl die eſtniſche wie auch die lettiſche Preſſe
konſtatiert mit Bedauern, daß die geplante Konferenz in Kowno
im Hinblick auf die akut gewordene Memelfrage werde auf un=
Die hier dargelegten Anſichten einflußreicher lettiſcher Kreiſe
nen des gegenwärtigen Leiters des litauiſchen Außenminiſteriums, verdienen beſondere Beachtung; ſie ſind inſofern für die weitere Huſſein eine Rolle ſpielen dürfte.
Geſtaltung der Dinge von Wichtigkeit, weil Lettland die treibende
Kraft in der Frage des Zuſammenſchluſſes der baltiſchen Staa=
ten
, geweſen iſt, und in dieſer Beziehung wohl auch in Zukunft,
behandelte Gegenſtände drehen würde, ſo muß man in Warſchau, reichs, die Führerſchaft behalten wird. Es iſt daher beachtens= gänge in der Türkei, wie die Abſchaffung des Kalifats und die
wert, daß die dem lettländiſchen Außenminiſterium naheſtehenden ſonſtigen Reformpläne in der Türkei, werden in Paris als Be=
Blätter ſehr höflich, aber doch mit unverkennbar durchſchimmern=

Der amerikaniſche Petroleumſkandal.
Enthüllungen des Generalanwalts Daughertt
Paris, 4. März. (Wolff.) Nach einer Meldung der Chicago
Tribune aus Waſhington ſollen die Enthüllungen über die Betei=
ligung
des Generalanwalts Daugherty an dem Petroleumſkandal
von Dome ſenſationellerer Art ſein, als alles, was bisher über die
Angelegenheit veröfſentlicht wurde. Eine Gruppe von Politikern,
erklärt der Berichterſtatter, genannt die Bande von Ohio, habe
den Präſidenten Harding umgeben und aus ſeinem politiſchen
Einfluß Kapital geſchlagen. Hunderttauſende von Dollars hätte
dieſe Bande erworben durch die Vermittelung erträglicher Poſten,
durch die Erzielung von Freiſprüchen vor den Gerichten und durch
Deckung der Machenſchaften der Alkoholſchmuggler.
Die Lage in Spaniſch=Moroffo.
Madrid, 4. März. (Wolff.) Havas. Die Lage in Spaniſch=
Marokto iſt angeſichts des feindlichen Druckes von gewiſſem Ernſt.
In beſtimmten Abſchnitten haben die Spanier Teiloffenſiven vor=
genommen
. Indeſſen iſt das Oberkommiſſariat der Anſicht, daß
es notwendig iſt, ſofort eine Brigade einzuſchiffen. Zwei weitere
Brigaden ſollen folgen. In der Gegend vom Mtor explodierte
eine feindliche Handgranate auf der Brücke des Kreuzers Cata=
lonien‟
. Der Kapitän des Schiffes und zwei Matroſen wurden
getötet. Zwei Leutnants und acht Mätroſen ſind verletzt worden.
Im Laufe der letzten Kämpfe hatten die Spanier fünf Tote und
22 Verwundete.
Verhaftungen in Bulgarien.
Paris, 4. März. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Sofia verlautet: Auf das im Auslande verbreitete Gerücht,
daß bewaffnete Banden ſich anſchickten, Streifzüge auf ſüd=
flawiſches
Gebiet zu unternehmen, hat der Miniſterrat den Be=
hörden
der Grenzbezirke Anweiſung gegeben, alle Perſonen zu
verhaften, die ſich den Verdacht zuziehen, Zwiſchenfälle zu pro=
vozieren
und die Ruhe zu ſtören. Es ſind bisher in den verſchie=
denen
Grenzorten ungefähr 200 Verhaftungen vorgenommen
worden. Weitere Verhaftungen ſtehen bevor.
Militärkontrolſe durch den Völkerbund?
UT Paris, 4. März. Man vernimmt, daß das interalli=
ierte
Garantiekomitee in Verſailles, das bekanntlich ſeit einigen
Tagen über den Inhalt der letzten engliſchen Note, betreffend
die interallierte Kontrolltätigkeit in Deutſchland, beratſchlagt,
ſein Gutachten demnächſt der Botſchafterkonferenz unterbreiten
wird, und die deutſche Regierung, wie Daily Mail zu wiſſen
gläubt, inenrhalb der nächſten 14 Tage die Aufforderung erhält,
den Kontrollbeſuchen keine Schwierigkeiten mehr in den Weg zu
legen. Man würde der deutſchen Regierung zu verſtehen geben,
daß, wenn aus den Kontrollbeſuchen hervorgehe, daß die deut=
ſchen
Militärbeſtände nicht zu ſehr gegen den Vertrag verſtoßen,
die künftige Ueberwachung der deutſchen Rüſtungen dem Völker=
bunde
unterbreitet werden würde.

handſchriftlich eine regelmäßig erſcheinende Wochenzeitung her,
die den Namen Ordinarizeitung erhielt, weil ſie regelmäßig,
d. h. nordinarius, herauskam.
Von der handſchriftlichen Verbreitung der Poſtzeitung bis
zum Druck war nur ein Schritt. Die älteſte gedruckte Wochen=
zeitung
, die erhalten iſt, iſt die Straßburger Relation des Johann
Carolus aus dem Jahre 1609; aus demſelben Jahre iſt auch
eine Augsburger Zeitung nachweisbar, aber der Straßburger
Nelation gebührt doch der Vorrang, weil ſie, wie der Heraus=
geber
im Vorwort ſagt, damals ſchon etliche Jahre beſtand. Die
aufgeregten Zeiten des 30 jährigen Krieges ſteigerten das Be=
dürfnis
nach Neuigkeiten und förderten das Zeitungsweſen ſehr.
In den 20er und 30er Jahren des 17. Jahrhunderts gab es in
faſt allen größeren deutſchen Städten bereits ſolche regelmäßigen
Wochenzeitungen, die den Titel Ordinarizeitung oder Ordent=
liche
Poſtzeitung führten. Der Rückgang des ganzen kulturellen
Lebens in Deutſchland nach dem furchtbaren Krieg brachte es
aber mit ſich, daß das deutſche Zeitungsweſen hinter dem aus=
ländiſchen
zurückblieb. Die Weiterentwicklung erfolgte in Frank=
reich
, wo die Zeitungen bald täglich erſchienen und danach die
Bezeichnung Fournale erhielten, ein Wort, das aus dem
lateiniſchen Qiurnus, d. h. täglich, abzuleiten iſt. Das Journal,
die tägliche Zeitung, erſcheint um Mitte des 18. Jahrhunderts
auch in Deutſchland, zunächſt meiſt im Maseulinum, und wird
dann mit Tageblatt überſetzt. Allmählich trat der Begriff
des täglichen Erſcheinens zurück, ſo daß man auch Wochen= und
Monatsſchriften Journale nanute. Das Wort Fournaliſt
erſcheint im 18. Jahrhundert als vornehmerer Ausdruck für das
deutſche Zeitungsſchreiber. Aus Frankreich ſtammt auch der
Redakteur, der die eingehenden Nachrichten zu ſammeln,
lateiniſch redigiere, hat. Ebenſo iſt der Abonnent eine
Pariſer Erfindung, da man in Frankreich zuerſt die Zeitung
3 bon, d. h. auf ein Guthaben hin kaufen konnte, indem man
ſich durch einmalige Zahlung für längere Zeit den Genuß der
Zeitung ſicherte. Auch Annonce und inſerieren ſind frau=
zöſiſche
Erfindungen, die mit den Worten, zu uns kamen,
Inſerat, das urſprünglich für eine Verordnung der Ver=
waltung
gebraucht wurde, bedeutet ſeit dem 18. Jahrhundert
auch Zeitungsanzeige. Das Feuilleton taucht ſeit 1813
in Deutſchland auf; es iſt urſprünglich ein Blättchen, das dem
Hauptblatt beigegeben wurde und den Unterhaltungsteil enthielt.

* Die Frau als Werberin. (Eine günſtige Gelegenheit im
Schaltjahr.) In manchen Ländern herrſcht die Sitte, daß die

Abſchaffung des Kalifats.
Abfällige Kritik in London.
London, 4. März. Nach einer Drahtmeldung aus Angorg
hat die Nationalverſammlung den Mehrheitsantrag angenom=
men
, der das Kalifat abſchafft und alle Mitglieder der früheren
Herrſcherfamilie für ewige Zeiten aus der Türkei verbannt. Der
Beſchluß ſpricht weiter die Trennung von Staat und Kirche aus.
halb zehn Tagen die Türkei verlaſſen werde. Wahrſcheinlich
wird er ſich nach Aegypten begeben.
Paris, 4. März. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
London, 4. März. Die Abſchaffung des Kalifats, die eine
ſtarke Rückwirkung auf die engliſche Politik haben kann, wird in
der Londoner Preſſe abfällig kommentiert. Für die engliſche
Diplomatie dürfte der Kampf in dieſer Frage nicht erledigt ſein.
Vielmehr iſt mit neuen Verſuchen zu rechnen, das Kalifat unter
engliſchen Einfluß zu bringen, wobei der König von Hedſchas
Frankreichs Verhälinis zu der Türkei.
* Paris, 5. März. (Priv.=Tel.) Die neuen politiſchen Vor=
weis
einer entſcheidenden Revolution aufgefaßt. Mit dieſer Feſt=
der
Fronie feſtſtellen, daß Polen nach der Konferenz ebenſo ver= ſtellung verbindet ſich ſogar die Erkentnis, daß die franzöſiſche
Regierung die Intereſſen Frankreichs in der Türkei nicht wahr=
zunehmen
verſtanden habe. Zu einem Zeitpunkt, wo man in
Paris auf die Unterzeichnung des deutſch=türkiſchen Freund=
ſchaftsvertrages
gefaßt war, wirke dieſe Erkenntnis beſonders
niederſchlagend. Bezeichnend iſt auch folgende Aeußerung des
Temps: Wenn man verſuche, in unparteiſcher Weiſe die Ent=
uicklung
der Türkei zu verfolgen, ſo werde man um ſo ſtärker
bedauern, daß das Anſehen Frankreichs im Schwinden begriffen
ſei. Keine Notwendigkeit verurteile Frankreich, ſeinen moraliſchen
Einfluß und ſeine materiellen Intereſſen in der Türkei aufs
Spiel zu ſetzen. Der Temps gibt ſich ſchließlich der Hoffnung hin,
daß doch noch eine Verſtändigung mit der Türkei herbeigeführt
werden könne.
Der deutſch=türkiſche Freundſchaftsvertrag
unter zeichnet.
Berlin, 4. März. Der deutſch=türkiſche Freundſchafts=
vertrag
, über den zwiſchen der Regierung der Angora=Regierung
und dem deutſchen Geſandten in Bukareſt, Freytag, ſowie dem
bisher der Schweizer Geſandtſchaft attachierten diplomatiſchen
Vertreter Deutſchlands in Konſtantinopel, Botſchaftsrat Hollſtein,
ſeit mehreren Wochen Verhandlungen in Konſtantinopel geführt
worden waren, iſt geſtern unterzeichnet worden. Die deutſchen
Vertreter hatten ſich zuſammen mit den Beauftragten des tür=
kiſchen
Außenminiſteriums, Sewfik Kiemil Bey, vorgeſtern
nach Angora begeben, wo die Unterzeichnung, vollzogen wurde.
Der Vertrag tritt mit der beiderſeitigen Ratifikation, die nach
Möglichkeit beſchleunigt wird, in Kraft. Er lehnt ſich in der Form
eng an den türkiſch=ungariſchen Vertrag an und umfaßt wie die=
ſer
nur einige wenige Artikel.
In der Einleitung wird zunächſt feſtgeſtellt, daß zwiſchen
Deutſchland und der Türkei, und ihren Bürgern Frieden und
Freundſchaft herrſche. In den übrigen Artikeln wird die Wieder=
aufnahme
der diplomatiſchen und konſulariſchen Beziehungen ge=
mäß
den Gepflogenheiten des internationalen Rechts angekündigt
und ferner der Abſchluß über die Regelung der konſulariſchen
Verhältniſſe und der Handelsbeziehungen ſowie die Gewährung
von Rechtshilfe in Ausſicht geſtellt. Fünfzehn Tage nach Aus=
tauſch
der Ratifikationsurkunden, welcher in Konſtantinopel er=
folgen
ſoll, wird der Vertrag in Kraft treten. Der Vertrag wird
ähnlich wie der Vertrag von Rapallo durch den Reichspräſidenten
ratifiziert werden. Einer Zuſtimmung des Reichstages bedarf
er nicht. Eine Entſcheidung über die Beſetzung der diplomatiſchen
und konſulariſchen Poſten in der Türkei iſt noch nicht getroffen,
wird aber unverzüglich nach dem Inkraftreten des Vertrages
erfolgen.
Das Programm des Völkerbundsrates.
TU. Genf, 4. März. Der Völkerbundsrat wird am 10. März
in Genf zu ſeiner 28. Seſſion, unter dem Vorſitz des Vertreters der
Republit Uruguay, Guani, zuſammentreten. Im Verlaufe der Seſſion
wird ſich der Nat mit der Memeler Frage beſchäftigen, die augenblick=
lich
von einem beſonderen Komitee, unter dem Vorſitz des früheren
amerikaniſchen Staatsſekretärs Norman Dawes, geprüft wird. Ferner
wird ſich der Nat mit der Abſteckung der polniſchtſchechoſlowakiſchen
Grenze in der Gegend von Jaworzina befaſſen und ſchließlich die zur
finanziellen Wiederaufrichtung Ungarns beſchloſſenen Maßnahmen
nachprüfen. Andere Fragen, die auf der Tagesordnung eingeſchrieben
ſtehen, ſind die folgenden: Die Ernennung der Mitglieder zur Regie=
rungskommiſſion
des Saargebiets, deren Mandat am 31. März abläuſt.

Frauen im Schaltjahr das Recht haben, dem Erwählten ihres
Herzens einen Antrag zu machen. Man führt dieſes Privileg
auf eine uralte Legende zurück, die von einem Heiligen und von
einer heiligen Frau erzählt, die beide in Frömmigkeit und Ein=
ſamkeit
in der ägyptiſchen Wüſte lebten. Die heilige Frau ſcheint
aber noch nicht ſo völlig alle weltliche Wünſche abgelegt zu haben,
daß ſie nicht den heiligen Mann gerne geheiratet hätte, und dieſer
ſoll in einer ſchwachen Stunde ihr verſprochen haben, ihrem An=
trag
Folge zu geben, wenn das Jahr um einen Tag länger
würde. Durch die Aenderungen des Kalenders, bei denen der
Schalttag eingeführt wurde, trat nun plötzlich unvermutet dieſes
Wunder ein, und die fromme Frau machte von dieſem ſichtlichen
Fingerzeig Gottes Gebrauch, wiederholte ihre Werbung, und der
Wüſtenvater ſah ſich wohl oder übel gezwungen, ſie zu erhören.
Sie lebten dann noch fromm und gottesfürchtig viele Jahre als
ein Paar. Von dieſer ebenſo ſchönen wie unwahrſcheinlichen
Legende ſoll ſich der Brauch herſchreiben, daß die Frauen im
Schaltjahr aus der ihnen durch die Sitte auferlegten Zurückhal=
tung
heraustreten und den Männern ihre Wünſche offenbaren
dürfen. Nun ſoll heutzutage es zwar auch ohnehin manchmal
vorkommen, daß junge Damen, die ſich dem Mann, nicht nur
gleich, ſondern überlegen fühlen, dem ſchüchternen Liebhaber
einen regelrechten Antrag machen. Aber das Schaltjahr bietet
doch immerhin eine beſonders günſtige Gelegenheit, die die
Damenwelt auch 1924 nicht ungenutzt laſſen ſollte, Ueber die
Frage, ob es nicht überhaupt beſſer wäre, wenn die Frauen all=
gemein
als Werberinnen aufträten, plaudert die engliſche Dich=
terin
Majorie Bowen, und ſie iſt durchaus geneigt, dem ſchwä=
cheren
Geſchlecht dieſes Recht einzuräumen. Man weiß ja.
ſchreibt ſie, daß die Frauen einen viel beſſeren Inſtinkt haben,
den Nichtigen für ſich und die Fortpflauzung der Naſſe zu wäh=
len
, als die Männer, die ſo leicht auf die Falſche verfallen. Die
Frau läßt ſich viel weniger durch äußerliche Umſtände beſtimmen;
ſie geht energiſch auf ihr Ziel los, und nicht ſelten iſt es nur die
leidige Sitte, die es ihr verwehrt, ſich ſelbſt und den Mann ihrer
Wahl glücklich zu machen. Der Mann aber weiß meiſtens nicht
den richtigen Augenblick zu wählen; er ſtellt ſich beim Antrag
furchtbar ungeſchickt, und da das Mädchen bei dieſer Szene ſo oft
der überlegene Teil iſt, könnte ſie auch ruhig die Initiative er=
greifen
. Es wäre deshalb gar nicht ſo übel, wenn das Recht des
Antrags dem weiblichen Geſchlecht nicht nur fürs Schaltjahr, ſon=
dern
überhaupt zugeſtanden würde. Doch wenn ſie eine rich=
tige
Frau iſt, hat ſie es gar nicht nötig, als Werberin aufzutreten,
ſondern wird den Mann ſchon dazu bringen, das entſcheiden
Wort zu ſprechen. Und dann wer weiß, ob ſie nicht auch
anderen Jahren ſchon jetzt ihr Schaltjahrsrecht geltend macht?

[ ][  ][ ]

Seite 4

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924.

Rummer 65.

Der Sitſerprozeß in München.
Der Generalangriff der Verteidigung gegen die Inhaber der vollziehenden Gewalt. Die geheime Oenkſchrift Loſſows. Uebereinſiimmung
der geheimen Denſcheſſ mit der Aufſggeſchiſſ.

* Oer Angriff geht weiter.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 4. März.
In der Vorverhandlung am Dienstag wird der Generalan=
griff
der Verteidigung gegen die Inhaber der
vollziehenden Gewalt im November fortgeſetzt. Die zunächſt
geladenen Zeugen werden vom Vorſitzenden nach ihrem Aufruf ent=
laſſen
, worauf ſofort Rechtsanwalt Roder namens der Geſamt=
verteidigung
und der Angeklagten erklärt, es ſei nach verſchiedener
Richtung
eine Zeugenbeeinfluſſung
erfolgt, und zwar
1. Knebelung der Wahrheit dadurch, daß in den Zeitun=
gen
die Meinung der Angeklagten nicht gedruckt werden durfte:
2. poſitive uud aktive Tragung der unwahrheit ins
Volk durch amtliche authentiſche Darſtellungen:
3. eine direkte Beeinflufſung beſtimmter Per=
ſonen
.
Zu dem letzten Punkt benennt Rechtsanwalt Roder eine an Offi=
ziere
verſandte
geheime vertrauliche Oenkſchrift
die dem Gericht vor einigen Tagen bereits überreicht wurde. Wenn
man keine Beeinfluſſung hätte treiben wollen, hätte man die Darſtel=
lungen
in aller Oeffentlichkeit machen können.
Auch durch
die weiß=blaue Schrift
von Veni Vidi ſei Propaganda getrieben worden. Die Ausſage des

MeLte e e e e
Seißer feſtgelegt habe. Es müſſe alſo entweder von Seißer ſelbſt oder
von ſeinen Hintermännern verfaßt ſein.
Als weiteres Schriftſtück benennt Rechtsanwalt Roder eine Schrift
vom 10. November an die Behörden, die
Zur Aufklärung
hinausgegangen ſei. Die Herren Kahr, Loſſow und Seißer ſeien ſogar
ſo weit gegangen, daß ſie die Ausſagen gemeinſam gemacht hätten. Es
ſei auffallend, daß Kahr, Loſſow und Seißer zum Schluß vernommen
wurden, daß ihnen alſo wahrſcheinlich das geſamte Material der Vor=
unterſuchung
zur Verfügung geſtanden habe. Viele Stellen in den
drei Ausſagen ſtimmten wörtlich überein, viele Stellen ſeien falſch und
uwahr und ſtimmten trotzdem bei den Herren überein. In der Aus=
ſage
Loſſows werde den Ausſagen Kahrs und Seißers zugeſtimmt, wo=
mit
bekundet werde, daß ſich die Herren zuſammengeſetzt und gemeinſam
ihre Ausſagen beſprochen haben müſſen.
Bei den 400 Militärs, die die Denkſchrift erhalten haben, und bei
den Zivilzeugen, bei denen die Schrift von Veni Vidi bekannt iſt, ſei
die Verteidigung gezwungen, feſtzuſtellen, ob und welche Beeinfluſſung
erfolgt iſt. Rechtsanwalt Roder ſchließt dieſen Frontalangriff mit dem
Antrag, die geheime Denkſchrift Loſſows und das andere
genannte Material ſofort zur Verleſung zu bringen. Er erhält dieſen
Antrag auch aufrecht, als der Vorſitzende erklärt, er werde im geeigne=
ten
Zeitpunkt darauf zurückommen.
Darauf erſucht Juſtizrat Zezſchwitz den Staatsanwalt zu
veranlaſſen, auch für die Begleitſchreiben zu ſorgen, mit denen die
geheime Denkſchrift den Kommandeuren zuging und mit denen die
Kommandeure ihrerſeits ſie an die Untergebenen weiterleiteten. Viele
der Protokolle ſeien mit dem Stempel des Staatsanwalts Dreſſel ver=
ſehen
. Die Uebereinſtimmung des Wortlauts der geheimen Denkſchrift
mit der Anklageſchrift mache die
Beeinfluſſung
ſonnenklan
Der Verteidiger Holl proteſtiert zunächſt gegen die Be=
weisanträge
des Juſtizrats Kohl, da er den Prozeß nicht zur Ueber=
führung
der Herren Kahr, Loſſow und Seißer ſondern zur Frei=
ſprechung
ſeines Mandaten Dr. Weber führe. Er erhebt weiter Ein=
ſpruch
gegen den Plan, von der Kanzel herab gegen Ludendorff vorzu=
gehen
, was bekanntlich von Kardinal Schulte verkündet worden ſein ſoll.
Er iſt ſchließlich in der Lage, den ſtreng vertraulichen Geheimbericht
Loſſovs in photographiſcher Wiedergabe vorzulegen.
Abwehr der Staatsanwaltſchaft

gierungsrat Bals verwieſen. Frick hätte nach ſeiner Bekun= allen Teilen, dem tatſächlichen Sachverhalt widerſpreche. Sie
verſtändigen und dem Offizier vom Dienſt Anweiſung zur Alarmie=
rung
der beluaffneten Macht zu erteilen.
ther, war als Leiter der politiſchen Abteilung im Bürgerbräukeller Kahrs, Loſſows und Seißers ſpricht und ihn als Folge des Zu=
präſidenten
feſtgenommen und in die Villa des Verlegers Lehmann. Der Exkronprinz ſtellt weiter feſt, daß er ſich in den fraglichen
verſchleppt worden.
Nachdem er dieſe Vorgänge und ſeine
Erfahrungen in der Haff
geſchildert hatte, fragt ihn Hitler im Tone des inguiſitoriſchen Staats= am 2. November und wegen des Dienſtſchluſſes der in Betracht
auwalts, weshalb das Generalſtaatskommiſſariat gegründet worden ſei, kommenden Orte um 8 Uhr abends nicht möglich geweſen.
Der Zeuge antwortet, daß der Polizeidirektion damals Mitteilungen
aber einen von rechts geblanten Putſch tatſächlich zugegangen ſind.
Er beſtätigte weiter, daß Herr von Kahr mit ihm in einer Verſamm=
lung
anweſend war, in der Rechtsanwalt Holl den Gedan=
ken
eines Marſches nach Berlin, wenn dort die rote Flut
hereinbreche, propagierte.
meint, es habe kein Anlaß beſtanden, ſich abſeits zu ſtellen, nachdem
mens geſtellt habe.
auch ihm bekannt geworden.
Einvernehmen mit Kahr.
Die weiteren Bekundungen des Zeugen, dem Frick die Leitung der
politiſchen Abteilung übertragen hatte, ſind für den Angeklagten eben=
falls
in dieſer Nichtung günſtig. Der Zeuge erzielt auf einen telepho= ihrer Erledigung auf mich wirken mußten.
niſchen Anruf in der Nacht vom Generalſtaatskommiſſariat eine aus= Hierzu erfahren wir von zuſtändiger bayeriſcher Stelle, daß
weichende Antwort auf ſeine Frage, was die Truppenbewegungen nach an der von Ludendorff mitgeteilten Preſſemeldung kein wahres
München zu bedeuten hätten. Als er dies Poehner mitteilte, er=
klärte
dieſer: Ich finde da gar nichts ſonderbar, Herr von
Kahr hat mir ſein Wort gegeben.
Die Zuſage Kahrs.
ten, wäre es ſelbſtverſtändlich geweſen, die Führer des geplanten Un=
ternehmens
zu verhaften, was nicht geſchehen ſei.
Zeuge erwidert:
Ich kann doch nicht wiſſen, was andere Leute gedacht haben.
mieren müſſen, erklärt der Zeuge:
zu einem zweckloſen Blutvergießen gekommen.
Er (Bals) würde ſich allerdings anſtelle Fricks mit dem Offizier
vom Dienſt in Verbindung geſetzt haben.
Die Abwehr für Eventualfälle.
Starken Eindruck macht es, als der Zeuge weiter erklärt, nach ſei=
ner
Auffaſſung wäre Kahr von den anderen Herren draußen im Bür=
Tage vorher hinausgegeben wurden.
wenig daß Ehrhardt, wie Juſtirat Kohl zitiert, ſeit dem Beginn des
Prozeſſes zu Schiff nach Frankreich verſchwunden iſt. Auf die Frage,
wer den Vollzug des Haftbefehls gegen Ehrhardt aufhielt, beruft ſich
hoben ſei.
Rechtsanwalt Holl erklärt hierzu: Dann weiß ich ſchon genug,
daß es nicht die Polizeidirektion, ſondern eine höhere Stelle war.
wollte, ſondern nur die Führung des politiſchen Kampfes.

Gegenüber dieſen Feſtſtellungen erklärt ſodann Staatsanwalt
Stenglein, die Anklageſchrift und die genannten Berichte und
Denkſchriften hätten nichts miteinander zu tun. Wenn in ihnen ähn=
liche
Stellen vorhanden ſeien, ſo erkläre ſich dies wohl daraus, daß die
Schriften ſich auf die gleichen Zeugen ſtützten. Die Staatsanwaltſchaft
habe in keiner Weiſe irgendwie unzuläſſig in das Vorverfahren einge=
griffen
oder auf das Vorverfahren eingewirkt.
Rechtsanwalt Luetgebrune nimmt den Angriff erneut
auf und ſtellt feſt, daß die Verteidigung aus den Daten der Abfaſſungen
der Denkſchrift Loſſows und der Anklageſchrift unbedingt den Schluß
ziehen müſſe, daß ſich die Zeugen nach der Denkſchrift gerichtet haben,
daß ſie alſo durch die Denkſchrift beeinflußt worden ſeien.
Auch Rechtsanwalt Hemmeter gibt einen Beitrag zu
dieſem Kapitel. Er führt an, bei der teilweiſe mehrere Stunden dau=
ernden
Vernehmung der Offiziere der Infanterieſchule als Zeugen im
Vorverfahren habe man diejenigen ſtundenlang ſtrammſtehen laſſen,
die günſtig für Wagner ausſagten.
Schließlich wird feſtgeſtellt, daß die Denkſchrift Loſſows am 24. No=
vember
an die Reichswvehroffiziere, am 12. Dezember von Oberſt
Seißer an die Landespolizeikommandeure und am 10. Januar an die
Vorſitzenden der Regimentsvereine hinausgegeben worden ſei. Das
Gericht ſtellt aus den Akten feſt, daß die Zeugen Kahr, Loſſow und
Seißer am 4., 6. und 8. Dezember vernommen wurden.
Der von der Geſamtverteidigung geſtellte Antrag, die Denkſchrift
Loſſows ſofort zur Vernehmung zu bringen, wird ſodann durch Ge=
richtsbeſchluß
abgelehnt. Der Zeitpunkt der Verleſung wird dem Er=
meſſen
des Vorſitzenden anheimgeſtellt.
Ausſchluß der Oeffentlichkeit.
Vor Vernehmung der für den Vormittag geladenen Offiziere der
Infanterieſchule ſtellt ſodann Staatsanwalt Stenglein den erwarteten
Antrag, die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatsſicherheit aus=
zuſchließen
. Dieſem Antrag tritt das Gericht nach geheimer Beratung
bei. Auch jetzt bleiben nur die Vertreter der höchſten Reichs= und Lan=
desbehörden
im Saale zugelaſſen.
Als wenig glücklich muß der Beſchluß des Gerichts bezeichnet wer=
ben
, der für die Vernehmung der Offiziere der Infanterieſchule auch
den Vertreter des Reichswehrminiſteriums und des Wehrkreiskomman=
dos
7 nicht zu der geheimen Verhandlung zuließ, obwohl von dem Ver=
treter
des Reichswehrminiſteriums im Hinblick darauf, daß weſentliche
Belange des Neichsheeres zur Verhandlung kommen, gebeten worden
war, ihm die Anweſenheit zu geſtatten. Auch der Vertreter des Wehr=
kreiskommandos
7 hatte ſich dem Erſuchen angeſchloſſen. Von der Ver=
teidigung
war darauf hingewieſen worden, ein zwingender Grund für
die Anweſenheit der beiden Herren ſei nicht vorhanden. Das Reichs=
wehrminiſterium
könne das Stenogramm jederzeit einfordern. Die An=
weſenheit
der militäriſchen Vorgeſetzten müſſe die Ausſagen der zu
vernehmenden Offiziere beeinfluſſen.
* Ernſtes und Heiteres amNachmittag.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 4. März.
Am Dienstag nachmittag wird die Oeffentlichkeit wiederhergeſtellt.
Zur Vernehmung kommen zunächſt die leitenden Beamten der Polizei=
direktion
München, ſoweit ſie zu der Anklage gegen Oberamtmann
Frick ausſagen können.
Der Stellvertreter des Polizeipräſidenten,
Oberregierungsrat Tenner, hat ſchon im Oktober eine
Mitteilung an den Polizeipräſidenten Mantel von Frick kennen ge=
lernt
, worin dieſer mitteilt, daß er das ihm von den Völkiſchen
angebotene Polizeipräſidium auch angenommen habe. Als er ( Ten=
ner
) vom Theater am Abend des Staatsſtreichs zur Polizeidirktion
kani, habe ihm Frick auf ſeine Fragen, was denn eigentlich vorgehe,
an deu von Frick zum Leiter der politiſchen Abteilung beſtellten Re=

Eine Erklärung Hitlers.
Hitler erklärt hierzu in ſteigender Erregung:
Ich habe ſchon wiederholt betont, daß ich Beſcheidenheit in dieſen
Dingen grundſätzlich ablehne. Wenn ich das Reichskanzleramt hätte
haben wollen, hätte ich es mir ja nehmen können. Tatſächlich habe ich
mir nur die Leitung des politiſchen Kampfes gegen die Novemberver=
brecher
vorbehalten.
Er wendet ſich hierauf zum Staatsanwalt und fährt fort:
Und dieſes Reſervat, Herr Staatsanwalt, behalte ich mir auch für
die Zukunft vor.
Die dann zur Vernehmung kommenden Kriminalbeamten haben
im Bürgerbräukeller Aeußerungen gehört, die Frick ſehr ſtark belaſten.
Den einen Beamten erwidert Hauptmann Göring, der Führer des
Kampfbundes, den er gebeten hatte, ihm das Verlaſſen des Saales zu
ermöglichen: Warten Sie bis 8.40, dann kommt Herr Frick.
Dem zwzeiten Beamten wurde ebenfalls geſagt: Die Polizei iſt
bei Frick in beſten Händen.
Der Angeklagte Frick bleibt auf Vorhalten des Vorſitzenden bei ſei=
ner
Angabe, er könne ſich das nicht erklären.
Glücklich entbunden.
Zum Schluß kommen noch zwei Mitglieder des Kampfbundes zur
Vernehmung. In dem einen, dem wegen unerlaubter Betätigung zu
Gunſten der nationalſozialiſtiſchen Partei aus der Münchener Polizei=
direktion
entlaſſenen früheren Wachtmeiſter Hofmann glaubte
die Staatsanwaltſchaft denjenigen ermittelt zu haben, der das Tele=
phonar
Glücklich entbunden am Abend des 8. Nobember im Löwen=
bräukeller
empfangen hat. Der Zeuge beſtreitet das unter ſeinem Eid.
Auch der Angeklagte Kriebel erklärt, dieſer Hofmann ſei nicht
der von ihm in ſeinem Notizbuch erwähnte Hofmann. Als der Vor=
ſitzende
dem Zeugen pflichtgemäß vorhält, daß es doch auffallend ſei,
wenn der Zettel mit dem Telephonat Glücklich entbunden gerade ſei=
nen
Namen aufweiſe, entgegnet der Zeuge unter großer Heiterkeit im
Sagle:
Wenn der Name Hofmann zufällig unter Glücklich entbun=
den
ſteht, brauche ich doch nicht die Hebamme geweſen zu ſein.
Er glaubt im weiteren noch ein Plädoyer für Hitler halten zu
müſſen, der ſich nicht bereichert habe und auch ſtets gegen Gewaltan=
wendung
aufgetreten ſei. Hitler habe im vergangenen Jahre nicht
einmal das Taſchengeld für einen Ausflug gehabt und ſich dieſes Geld
in ſeinem Beiſein von Göring geben laſſen.
Die Kampfgruppe, die ſeinerzeit das jüdiſche Speiſehaus in Mün=
chen
demolierte, habe Hitler ſofort aus der Partei ausgeſchloſſen, ob=
wohl
ihm der Führer der Gruppe erklärte, er habe ja das Partei=
abzeichen
bei der Tat abgelegt.
Der Zeuge Major a. D. Gruber wird dann noch unter
Ausſchluß der Oeffentlichkeit über die mehrfach erwähnte militäriſche
Beſprechung des Kampfbundes am B. Oktober gehört, in der Frick als
Polizeipräſident Münchens für den Fall des Staatsſtreiches beſtimmt
worden ſein ſoll. Alles in allem, ein Tag, der die ſchwarzen und die
heiteren Loſe für Herrn Frick ziemlich gleichmäßig gemiſcht hat. Die
Beweisaufnahme geht am Mittwoch weiter.
Wann Herr von Kahr als Zeuge vor die Schranken des Gerichts
treten wird, iſt die große Frage, die alle Gemüter auf das heftigſte be=
wegt
, aber noch nicht beantwortet werden kann.

Ein Dementi des baheriſchen Kronprinzen.
München, 4. März. Zu der Meldung eines Berliner Mon=
tagsblattes
, wonach Kahr, Loſſow und Seißer von einer weiteren
Beteiligung am Novemberputſch auf Grund einer telephoniſchen
Rückſprache mit Schloß Hohenburg Abſtand, genommen hätten,
wird der Allgemeinen Zeitung vom Kabinett des Exkronprinzen
Rupprecht mitgeteilt, daß die Meldung des Berliner Blattes in

dung die Pflicht gehabt, ihn als Vertreter des Polizeipräſidenten zu dürfte entſtanden ſein durch ein Interview Ludendorffs mit einem
Vertreter des Leipziger Tageblattes, in dem Ludendorff auf einen
Der nächſte Zeuge, Oberregierungsrat Berureu= Aufſatz der Prager Bohemia hinwies, der von einem Wortbruch
als Geiſel mit den Miniſtern, dem Grafen Soden und dem Polizei= redens von Kardinal Faulhaber auf den Exkronprinzen hinſtellt.
Tagen in Berchtesgaden aufhielt und von dem Putſch erſt am
Vormittag des 9. November Kenntnis erhielt. Die telephoniſche
Uebermittelung ſei wegen der Sperre der Telephonverbindungen
Ein bageriſches Oementi.
München, 4. März. General Ludendorff brachte bei ſei=
ner
Vernehmung vor dem Volksgericht vor, durch die Preſſe ſei
Den Zeugen Regierungsrat Werberger fragte Frick eine Aeußerung eines Abgeordneten der Baheriſchen Volkspartei
am Mittag des 8. November, ob und welche Sicherungsmaßnahmen für, über die Mitteilung eines baheriſchen Miniſterialrats gegangen,
die Verauſtaltung im Bürgerbräukeller getroffen ſeien. Daß Frick Niniſterpräſident Knilling und die Miniſter Schweyer und Matt
Keuntnis von dem Putſchplan gehabt habe, weiß der Zeuge nicht. Er wären für einen Zuſammenſchluß Bayerns und Oeſterreichs.
Herr von Kahr ſich in der Verſammlung auf die Seite des Unterneh= Nur die Frage ſei noch offen, ob ein bayeriſcher oder ein öſter=
reichiſcher
Fürſt den Thron beſteigen ſolle. Miniſter Schweher habe
Die Mitteilungen über Putſchabſichten ſchon im September ſind bei ſeiner Pfalzreiſe darüber mit dem franzöſiſchen General
de Metz verhandelt und die Zuſtimmung der Franzoſen erhal=
ten
. Die Pfalz und Nordbayern ſollten, wenn der Plan ver=
Im Auftrag oder im Einvernehmen mit Kahr, wirklicht würde, abgetrennt werden. Hinter dieſem Plan ſtän=
Oberregierungsrat Bals wohnte der Verſammlung im den auch Kardinal Faulhaber und der Papſt. Ueber das Ver=
Bürgerbräukeller ebenfalls bei. Er beſtätigt die Angabe Fricks, daß balten und die Geſinnung der genanten Miniſter ſeien ſelbſt die
Poehner dieſem das Amt des Polizeipräſidenten am 8. Nov. abends Miniſterialreferenten ungehalten. Sie ſeien damit dunchaus
mit dem Bemerken angeboten habe, er handle im Auftrage oder im nicht einverſtanden. Ludendorff ſagte dann weiter aus, ich
weiß gar nicht, was daran iſt, ich ſtehe nicht als Ankläger hier,
ſondern ich möchte nur ſagen, wie dieſe Gerüchte und die Art
Wort iſt. Miniſter Schweyer erklärte ſchon in der Sitzung des
Haushaltsausſchuſſes des Landtages vom 4. Mai 1923, daß die
ganze Sache erlogen ſei. Er ſei in der Pfalz geweſen, habe
aber General de Metz nie geſehen und ſelbſtverſtändlich auch nie
geſprochen. Gegen den Beamten, dem dieſe Aeußerungen zu=
Auch der Zeuge hat die Zuſage Kahrs im Bürgerbräukeller durch= geſchrieben waren, wurde ein Diſziplinarverfahren durchgeführt,
aus ernſt genommen. Wenn im September Putſchpläne beſtanden hät= das zu der Feſtſtellung führte, daß der Beamte die ihm in den
Mund gelegte Aeußerung tatſächlich nicht getan hat, und daß
Als Hitler auch dieſen Zeugen nach den Motiven für die Errich= ſein Verhalten nicht den mindeſten Anlaß zu einer dienſtlichen
tung des Generalſtaatskommiſſariats fragt, erregt es Heiterkeit, als der Beanſtandung gegeben hat. Auch hiervon machte Miniſter
Schweher in einer öffentlichen Sitzung des Landtages Mittei=
lung
. Unter dieſen Umſtänden berührt es merhwürdig, ſo heißt
Auf die Frage, ob Frick nicht pflichtgemäß die Polizei hätte glar= es in dem Dementi, daß Ludendorff dieſe längſt als Klatſch aus=
Gott ſei Dank, daß das nicht geſchehen iſt. Es wäre ſonſt ſicher gelegten Dinge bei der Anklage wieder aufgreift, die mit den
angeblichen Vorgängen gar nicht in Zuſammenhang gebracht
werden können.
Zu den Angriffen Ludendorffs.
München, 4. März. Generalvikar Dr. Duchberger wendek ſich
in einer Erklärung gegen den ſchweren Vorwurf Ludendorffs, die katho=
gerbräukeller
nichts geſchehen, wenn ſie ihre Zuſage verweigert hätten, liſche Kiuche habe zu Gunſten des Landesverräters Kühles eine Aus=
Auch die Abwehr hätte dann ohne weiteres einſetzen können, ſelbſt wenn nahme von dem Geſetz gemacht, nach dem Selbſtmörder nicht kirchlich
die Herrn verhaftet worden wären, da die Eventualfälle ſchon zwei beerdigt werden dürfen. Die Erklärung betont, daß der Generalvikat
erſt nachträglich durch den Prozeß Fuchs die Verwicklung des Kühles
Der Aufenthalt Chrhardts iſt dem Zeugen nicht bekannt, eben ſo in die Machenſchaften Fuchs erfuhr. Die Frage des kirchlichen Be=
gräbniſſes
wäre ſonſt anders zu behandeln geweſen. Der greiſe Bruder
des Kühles habe als Grund des Selbſtmordes mitgeteilt, daß ſein
der Zeuge auf ſein Dienſtgeheimnis, das für dieſen Fall nicht aufge= Bruder ſicher in einem Zuſtand geiſtiger Störung gehandelt habe, was
auf Erkundigung des Generalvikars auch ein angeſehener Bürger be=
ſtätigte
. Die Erlaubnis zum einfachen kirchlichen Begräbnis habe ſomit
dem kirchlichen Necht entſprochen, da die Erlaubnis nur verfagt werden
Der Zeuge hatte am Abend des 8. November den Eindruck, daß kann, wenn der Selbſtmord aus freiem Entſchluß in geiſtiger. Ge=
Hitler nicht das Amt des Reichskanzlers für ſich in Anſpruch nehmen ſundheit begangen wurde. Das Verhalten des Biſchofs von Speher
gegenüber dem Landesverräter Heinz=Orbis und die glänzende vater=
landstreue
Haltung der pfälziſchen Geiſtlichkeit gegenüber den ſepara=
tiſtiſchen
Landesverrätern hätten dem General Ludendorff zur Pflicht
machen müſſen, den katholiſchen Clerus nicht anzugreifen. Zu den An=
griffen
Ludendorffs gegen Papſt Benedikt XIl, teilt die Erklärung u. a.
noch mit, daß Ludendorff ſeinerzeit ſein Bedauern ausgeſprochen habe,
dem Trauergottesdienſt für den Papſt in der Domkirche, alſo einem Aktz
der Pietät und Verehrung, nicht beiwohnen zu können.
Die ziweite Kompagnie des Infanterieregiments 19 ſtellt in einer
Erklärung zu den Angriffen des Hauptmanns Röhm auf die Kom=
pagnie
und deren Führer, Leutnant Braun, feſt, daß Leutnant Braun
am 9. November beim Kriegsminiſterium, wo er den Leutnant Capella
angeblich erſchoſſen haben ſollte, während der ganzen Aktion keinen
Schuß abgegeben hat. Braun habe lediglich einem gewiſſen Herrn eine
undergeßliche Ohrfeige verabreicht. Die Haltung des Oberleutnants ſei
durchaus würdig geweſen. Auf Röhm werfe es ein beſonderes Licht,
daß er zu gleicher Zeit zwei Herren dienen wollte. Jedem Soldat ſei
ſicher ſchwer geworden, gegen Volksgenoſſen ſchießen zu müſſen. Soldat
ſein hieße, erfüllt ſein von Pflichtgefühl und Gehorſam, und das habe
Hauptmann Nöhm vergeſſen.
Neue Verhaftung in München.
München, 4. März. Heute nachmittag wurde in München
der Herausgeber der früheren Einwohnerwehrzeitung Bahe=
riſches
Heimatland, Hauptmann a. D. Wilhelm Weiß, gegen
den ſchon ſeit längerer Zeit ein Haftbefehl wegen Beihilfe zum
Hochverrat erlaſſen worden war. verhaftet. Weiß ſollte bekannt=
lich
nach dem Hitlerputſch der Preſſechef der neuernannten Re=
gierung
werden.
Luppe contra Streicher.
Nürnberg, 4. März. Geſtern begann, vor der hieſigen
Strafkammer der Prozeß des Oberbürgermeiſters Luppe gegen
den Hauptlehrer Streicher, den Führer der Nürnberger Gruppe
der nationglſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei wegen fortge=
ſetzter
öffentlicher Beleidigung bezw. übler Nachrede, die Luppe
darin ſieht, daß ihm die erforderlichenEigenſchaften für dieVerwal=
tung
des Oberbürgermeiſteramtes abgeſprochen ſowie eine Reihe
ſchwerer Amtsverbrechen und Vergehen und verſchwenderiſche Ge=
ſchäftsführung
vorgeworfen werden. Der Angeklagte Streicher,
der inzwiſchen vom Amte ſuspendiert worden iſt, erklärte, daß es
ihm nicht darum zu tun geweſen ſei, die Perſon Luppes anzugrei=
fen
, daß er vielmehr das Syſtem habe kritiſieren wollen. Luppe
wies in ſeiner Ausſage die Behauptungen Streichers als unbe=
gründet
zurück.
Eine Herausforderung zum Duell.
Berlin, 4. März. Der volksparteiliche Abgeordnete Dr.
Cremer hatte während der letzten Reichstagsdebatte Herrn von
Gräfe das Wort Hochverräter zugerufen. Darauf haben die
drei völkiſchen Abgeordneten v. Gräfe, Wulle und Henning einen
Kartellträger zu ihm entſandt und ihn auf Piſtolen bis zur
Kampfunfähigkeit gefordert. Dr. Cremer wird, zu Beginn der
Mittwochſitzung dem Reichstage davon Mitteilung machen.

[ ][  ][ ]

Rummer 65

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſiadt, 5. März.
* Nſchermittwoch.
Das Aſchermittwochs=Stimmungsbild folgte in früheren
ſchöneren Zeiten einer Reihe von Beſprechungen glanzvoller,
ausgelaſſen=fröhlicher Veranſtaltungen, in denen Prinz Karneval
ſein leichtſinniges Szepter ſchwang, das er ja erſt am Aſcher=
mittwoch
niederlegte, die närriſchen Farben und bunten Flitter
in Schmutz und Staub ſanken. Heuer iſt das anders. Der Aſcher=
mittwoch
iſt äußerlich heute ein Tag wie alle anderen. Das
macht, daß auch der luſtige, freudeſpendende Prinz mit der Schel=
lenkappe
ſeinen Thron verlor, er iſt in Deutſchland noch nicht
wieder zur Herrſchaft gelangt, ſeine Zeit noch nicht wiedergekom=
men
. Die Aſchermittwochsſtimmung wird als ſolche
nicht empfunden, weil dieſem denkwürdigen Tage nichts oder
doch ſehr wenig vorausging, das uns aus der Dauerherrſchaft
dieſer verteufelten Stimmung herausreißen konnte.
Dennoch, man hat Karneval gefeiert. In Darmſtadt und
auch ſonſt im Heſſenlande. Zwar, behördliches Verbot
hatte allzu lautes, ausgelaſſenes Treiben unterbunden, und in
den Straßen war wenig davon zu bemerken, aber in geſchloſſener
Geſellſchaft fanden Maskenbälle mancherlei Art ſtatt. Auch
Koſtümfeſte, Geſellſchaftsabende u. dal. wurden gewählt, um vor
allem wohl der Jugend Gelegenheit zu geben, auch einmal
nach hartem und entbehrungsreichem Alltagsleben Lebens=
freude
kennen und genießen zu lernen. Nur von dieſem Stand=
punkte
aus iſt ja all das zu verſtehen und zu rechtfertigen. Iſt
auch die Hoffnung zu rechtfertigen, daß es in abſehbarer Zeit
beſſer, ſo werden möge, wie es früher war. Wir dürfen nicht den
Eindruck aufkommen laſſen, als fühlten wir uns in irgend einer
Weiſe verpflichtet, in Sack und Aſche Buße zu tun. Wir wollen
leben. Allerdings, zum Schlemmen und Verſchwenden iſt kein
Anlaß, und es wurde auch, ſoweit wir uns überzeugen konnten,
nirgends geſchlemmt. Man war fröhlich und guter Dinge, aber
beſcheiden in ſonſtigen Genüſſen.
Wie immer nahm auch heuer, trotz der notwendigen Form
der geſchloſſenen Geſellſchaft, der große Maskenball der Kar=
nevalgeſellſchaft
Narhalla im Städtiſchen Saalbau
die erſte Stelle im Reigen der ähnlichen Veranſtaltungen ein. Die
Mitgliederſchaft hatte ſich vollzählig eingefunden und iſt bis über
tauſend angewachſen. Man blieb fröhlich und animiert beiſam=
men
, bis ein ſtarkes Polizeiaufgebot den Saal, in dem längſt
die Feſtbeleuchtung abgedämpft und die Muſik verklungen war,
räumte. Man darf die Frage aufwerfen, ob das nötig war
aber Ordnung muß ſein. Die Karnevalgeſellſchaft Narrhalla
hat übrigens ihren Ueberſchuß, der natürlich konſtruiert wer=
den
muß, denn es durfte keine Karte verkauft werden, für die
Heſſiſche Nothilfe beſtimmt, und zwar von vornherein, auch
ohne behördliches Gebot. Auch die Veranſtaltungen anderer
Vereine, beſonders Turngemeinde, Velociped=Club Darmſtadt,
Mozartverein uſw., waren ſehr gut beſucht und verliefen gleich
froh und heiter.
Eine vornehme, farbenfrohe Veranſtaltung war wie immer
der Geſellſchaftsabend am Roſenmontag in der Traube‟. Die
unteren Räume waren feſtlich in den Farben des Karnevals ge=
ſchmückt
und gaben einen ebenſo ſchönen wie wirkſamen Rahmen
für die feſtlichen Toiletten der Damen, die vielfach die Geſell=
ſchaftstoilette
mit karnevaliſtiſchem Aufputz verſehen hatten, was
dem Geſamtbild einen beſonderen Reiz verlieh. Die Muſik war
in der Mitte plaziert und die Räume ſämtlich miteinander ver=
bunden
. Die ausgezeichnete Stimmung ließ bald den Anſchein
erſtehen, als feiere man ein Feſt in allerdings großer Privat=
geſellſchaft
. Die frühe Polizeiſtunde ließ auch hier vielfach ein
bedauerndes Ach, ſchon Schluß! laut werden, aber man
fügte ſich.
Hoffen wir weiter auf beſſere und fröhlichere Zeiten. St.

Techniſche Hochſchule. Der Diplom=Ingenieur Nicolas vom
Taack=Trakranen aus Perlin (Abteilung für Architektur) hat ſich an
der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt der mündlichen Doktor=Ingenieur=
Prüfung unterzogen und dieſelbe ſehr gut beſtanden.
Heſſiſches Landestheater. Wegen Heiſerkeit von Herrn Rey=
mer
müſſen die Proben zum Prinzen von Homburg unterbrochen
werden, und kann die Premiere nicht am Freitag ſtattfinden. Statt
deſſen wird, mit Rückſicht auf die Hochſchultagung in Darmſtadt, die
Aufführung von Fritz von Unruhs Louis Ferdinand, au
Freitag verlegt. Am Samstag wird anſtelle von Louis Ferdinand
Lear gegeben. Die Mieten in der Freitag= und Samstagaufführung
bleiben dieſelben. Gelöſte Karten behalten für den Tag Gültigkeit oder
können bis zu Beginn der betreffenden Vorſtellung an der Tageskaſſe
zurückgegeben werden.
Sechſtes Sinfoniekonzert. Unter ſchweren finanziellen Opfern iſt
es dem Vorſtand des Orcheſters gelungen, einen unſerer berühmteſten
Pianiſten, Eduard Erdmann, für das am nächſten Montag, den
10. März ſtattfindende 6. Sinfoniekonzert zu gewinnen. Herr Erd=
mann
ſpielt das Konzert C=Moll von Rachmaninoff, mit dem er über=
all
geradezu ſenſationellen Erfolg hatte. Das Programm verzeichnet
weiter die vierte romantiſche Sinfonie von Bruckner und deſſen nach=
gelaſſene
Luvertüre G=Moll für Orcheſter. Die Mieter werden dar=
auf
aufmerkſam gemacht, daß die Mietkarten für das 6. Konzert ab
Donnerstag bei Schutter eingelöſt werden können.
Braunkohle als Helferin in Deutſchlands Not. Der Film zeigt
vor allen Dingen die volks= und hauswirtſchaftliche Bedeutung der
Braunkohle. Er verdeutlicht die für Wirtſchaftsleben und Hausbrand=
verſorgung
ſo unheilvollen Verluſte durch den Friedensvertrag. Da=
durch
hat ſich das Verhältnis der geförderten Kohlenmengen ſtark zu
Gunſten der Braunkohle verſchoben, zumal deren Hitzeausnutzung durch
verſchiedene techniſche Einrichtungen erheblich geſteigert werden kann.
Wer mit Vernunft bei den in jedem Haushalt großen Brennſtoffaus=
gaben
ſparen will, ſei auf dieſen Film hingewieſen. Er kann nur
viermal öffentlich vorgeführt werden, da die Kopien auf längere Zeit
hinaus für andere Städte beſetzt ſind. Jeder möge daher die Gele=
genheit
ausnutzen. Karten ſind im Vorverkauf an der Tageskaſſe des
Kleinen Hauſes, am Verkehrsbüro und in der Geſchäftsſtelle der Volks=
hochſchule
zu haben.
Vortrag Geheimrat Körte in der Humaniſtiſchen Vereini=
gung
. Es wird auf den heute Mittwoch abends 8 Uhr im
Feſtſaal des Ludwig=Georg=Gymnaſiums, Karlſtraße 2, ſtattfin=
denden
Vortrag des Leipziger Gelehrten verwieſen. Gäſte
auch Damen, willkommen. Nach der Veranſtaltung tref=
fen
ſich Freunde und Schüler des Gelehrten und Freunde der
Vereinigung im Reſtaurant Sitte.
Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung Darmſtadt 1924. In
dem Wettbewerb für das Ausſtellungsplakat 1924 hat das Preis=
gericht
beſchloſſen, keinen der eingereichten Entwürfe zum Druck
anzunehmen und folgedeſſen keinem den ausgeſetzten Preis zu=
zuerkennen
. Es iſt nunmehr an drei beſtimmte Künſtler unter
neuen Bedingungen ein engerer Wettbewerb ausgeſchrieben wor=
den
, aus dem mit Sicherheit ein brauchbares Plakat erwartet
werden darf. Eine Ausſtellung der Plakate zu veranſtalten, wird
nicht beabſichtigt. Es iſt jedoch allen, die Intereſſe haben, er=
laubt
, an jedem folgenden Donnerstag nachmittag von 4 bis
6 Uhr auf dem Geſchäftszimmer 70 im Stadthaus davon Einſicht
v. HI.
zu nehmen.
Ausgewieſen. Der am 27. 2. 1923 von den Franzoſen verhaftete
und zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr verurteilte Poſtſekretär
Stein aus Mainz iſt nach Verbüßung ſeiner Strafe aus der Haft
entlaſſen und ausgewieſen worden.
* Der Evangeliſche Kirchengefangverein für Heſſen veranſtaltet in
dieſem Jahre zum Gedächtnis an das 400jährige Beſt hen des deutſchen
evangeliſchen Geſangbuchs 3 Landes= bezw. Provinzialkir=
chengeſangfeſte
, am 22. Juni in Nierſtein, am 29. Juni in
Neinheim, am 27. Juli in Gedern. Mit dem 40. Landesfeſt am
29. Juni in Reinheim iſt zugleich die Hauptverſammlung des Lan=
desvereins
verbunden. Eine große Anzahl von Kirchengeſangdereinen
hat bereits die Mitwirkung bei dieſen Feiern zugeſagt, ſodaß auf einen
für die weiteſten Kreiſe anregenden, bedeutgsvollen Verlauf dieſer
Veranſtaltungen zu rechnen iſt. Die muſikaliſche Leitung derſelben liegt
in der bewährten Hand des heſſiſchen Kirchenmuſikmeiſters Profeſſor
D. A. Mendelsſohn.

Zum Opfertag für das beſetzte Gebiet.
Der Gedenk= und Opfertag, für die beſetzten rheiniſchen Ge=
biete
am nächſten Sonntag, den 9. März, ſoll in Darmſtadt und
im ganzen Heſſenlande den Beweis erneuern, daß auch wir voll=
ſtes
Verſtändnis für die Leiden unſerer vom Feinde bedrohten
Volksteile haben und voll Bewunderung und Dank auf ihren
Heldenkampf um Freiheit und Deutſchtum blicken. Darum ſoll
dieſer Gedenk= und Opfertag eine Maſſenkundgebung
werden, die klar und überzeugend zum Ausdruck bringt, daß
alle Volkskreiſe eines Willens ſind, ein Ziel nur kennen: Un=
ſere
Freiheit!
Im Rahmen der geplanten Veranſtaltungen wird der
feierliche Feſtakt im Großen Haus des Landes=
theaters
am Sonntag vormittag um 11½ Uhr eine hervor=
ragende
Stellung einnehmen. Hehre Kunſt wird die Miſſion er=
füllen
helfen, Knaben= und Männerchorgeſang deutſche Lieder er=
klingen
laſſen, und im Mittelpunkt des Feſtaktes wird eine An=
ſprache
ſtehen. Aus berufenem Munde eines von der Auswei=
ſung
betroffenen Intellektuellen werden die Beſucher ein, wenn
auch nicht erſchöpfendes, ſo doch eindringliches Bild der Lage
drüben erhalten und ein Bekenntnis zum Deutſchtum vernehmen,
das durch nichts erſchüttert werden kann. Nähere Mitteilung
folgt noch.

Vom Arbeits=Ausſchuß für den Pfalz= und
Rheintag wird folgende Mahnung verbreitet:
Heutfce in No.
So ſchallt es ſeit Jahren durch die deutſchen
Tande. Pfalz=Not Rheinland=Not! So
ſchallt es heute. Treue um Treue den deutſchen
Brüdern in der Pfalz und im Rheinland!
Wer hilft? Wer lindert die Not? Gebt
reichlich für den Pfalz= und Rheinopfertag,
am Sonntag, den 9. März 1924.

(Deutſche Pfalzſpende Poſiſcheckkonto Berlin 58700,
Preuß. Staatsbank, Berlin, Konto 101778.)

Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt wird zu Ende dieſer Woche
nach Berlin reiſen, um den Aufwertungsgläubiger=Schutzverband ( Lan=
desgruppe
Heſſen) bei der Tagung des Reichsverbandes zu vertreten.
Von der Landesbaugewerkſchule. Der Abgangsprüfung unter=
zogen
ſich am Schluß des Winterſemeſters 1923/24 27 Prüflinge, da=
von
18 in der Hochbau= und 9 in der Tiefbau=Abteilung. Erfreulicher
Weiſe haben alle beſtanden, die Schüler Fritz Haſſert=Mannheim
und Georg Joeſt=Weinheim von der Hochbauabteilung und Auguſt
Breuler=Lengfeld und Wilhelm Grimm=Straßebersbach ( Dill=
kreis
) von der Tiefbauabteilung mit Auszeichnung. 16 weitere
Schüler erhielten die Note gut beſtanden. Am Freitag wird durch
den Direktor der Anſtalt, Herrn Prof. Wienkoop, die feierliche Ent=
laſſung
ſtattfinden. Ein Teil der jungen Techniker hat bereits eine
ſofortige gute Verwendung in der Praxis in Ausſicht.
8 Wahlordnung für die Aerztekammer. Das Reg.=Blatt Nr. 6
vom 4. d. M. veröffentlicht die Wahlordnung. Bei der erſten vorge=
nommenen
Wahl geſchieht die Wahlleitung durch die Miniſterialabtei=
lung
für öffentliche Geſundheitspflege, ſpäter geſchieht ſolche durch den
Vorſtand der Aerztekammer.
Der Landwirtſchaftskammerausſchuß weiſt auf Anfragen Ge=
meinden
und Kaufliebhabern zuchtfähige Bullen nach, die von Herd=
buchkühen
und von Kühen mit nachgewieſener guter Milchleiſtung
(Milchleiſtungsprüfung) abſtammen.
8 Impfgebühren. Für jede in den öffentlichen Terminen
vorgenommene Impfung einer Perſon iſt vom 1. d. M. ab eine aus
der Gemeindekaſſe abzuführende Gebühr von 1 Goldmark zu entrich=
ten
. Für wiederholte Ausfertigung eines Impfſcheins iſt von den Be=
teiligten
dem Impfarzt vom 1. d. M. ab eine Gebühr von 50 Goldpfg.
zu zahlen.
Der Verband der mittleren Verwaltungsbeamten in Heſſen hielt
am letzten Sonntag in Offenbach a. M. ſeine diesjährige Hauptver=
ſammmlung
ab, die aus allen Teilen des Landes gut beſucht war.
In ſeinen Begrüßungsworten gedachte der Verbandsvorſitzende, Bureau=
direktor
v. Eiff, beſonders der aus dem beſetzten Gebiet zahlreich er=
ſchienenen
Kollegen. Er wies darauf hin, daß dieſe nun ſchon länger
als fünf Jahre unter dem Druck der franzöſiſchen Beſatzung auf ihrem
Poſten ausharrten, und daß ſie dies insbeſondere auch während des ver=
ſtarkten
Druckes zur Zeit des Ruhrkrieges und des Separatiſtenſpuks
getan und tren zum Reich und Land geſtanden hätten. Er ſagte ihnen
Dank für ihr treudeutſches und mannhaftes Ausharren und ſprach die
Hoffnung aus, daß die Leidenszeit des beſetzten Gebietes bald vorüber
ſein und in den von den Franzoſen geknechteten kerndeutſchen Landen
an Rhein und Ruhr bald wieder Recht und Freiheit einkehren möchten.
In die Tagesordnung eintretend, trug ſodann der Vorſitzende den
Tätigkeitsbericht für das abgelaufene Geſchäftsjahr vor, an den ſich eine
lange, mitunter recht lebhafte Debatte anſchloß. Natürlich ſpielte dabei
der Beamtenabbau eine große Rolle. Es wurde der Erwartung Aus=
druck
gegeben, daß das Land Heſſen bei dem Abbau mit mehr Rückſicht
verfahren werde als die Reichspoſt= und Reichseiſenbahnverwaltung,
und daß insbeſondere auch bei allen Beamtengruppen (oberen, mittleren
und unteren) gleichmäßig abgebaut werde. Bei dem Punkte des
Tätigkeitsberichts, der von den Aenderungen im Mitgliederſtand han=
delt
, gedachte der Vorſitzende des kürzlich verſtorbenen Kollegen Kaſſen=
inſpektor
Eich=Dieburg, deſſen Andenken von der Verſammlung durch
Erheben von den Sitzen geehrt wurde. Die vorgetragene Verbands=
rechnung
für das abgelaufene Geſchäftsjahr wurde nicht beanſtandet und
dem Rechner Entlaſtung erteilt. Einigen kleinen, vom Verbandsvor=
ſtand
empfohlenen Satzungsänderungen wurde zugeſtimmt. Die Vor=
ſtandswahl
ergab Wiederwahl der ſeitherigen Vorſtandsmitglieder. An
Stelle eines ſeine Wiederwahl ablehnenden Vorſtandswirgliedes wneo
Verwaltungspraktikant Kaufmann=Gieſſen gewählt. Nachdem der Ve= neu feſtgeſetzt und als Ort der nächſten Hauptverſammlung
Bensheim a. d. B. beſtimmt worden war, wurde die in größter Ein=
mütigkeit
und recht anregend verlaufene Hauptverſammlung durch den
Vorſitzenden geſchloſſen.
Darmſtädter Kinder an der Saar. Geſund und munter kehrten
in der vorigen Woche etwa 100 Darmſtädter Kinder in ihr Elternhaus
zurück, denen die Gaſtfreundſchaft evangeliſcher Familien an der Saar
einen vierwöchigen Erholungsaufenthalt in ihrem ſchönen Land gewährt
hatte. Man wollte dort den deutſchen Brüdern rechts des Rheins den
Dank abſtatten für treue Hilfe in harter Zeit und zugleich dem Vater=
land
in ſchwerer Not zu Hilfe kommen. So wurden unſere Kinder mit
großer Freude und Liebe aufgenommen; ſie konnten, neu geſtärkt durch
reichliche Verpflegung, in geſunder Luft, und vielfach neu ausgeſtattet
mit Kleidern und Schuhen, nach Hauſe zurückkehren. Wir Darmſtädter
wollen aber nicht die Hilfe unſerer deutſchen evangeliſchen Brüder, im
Saarland vergeſſen. Es ſoll auch hier heißen: Treue um Treue!
8 Grundſätze über Wegeſteuern der Länder. Gemäß § 12 des Fi=
nanzausgleichsgeſetzes
vom 23. Juni 1923 hat der Reichsrat beſchloſſen:
Zur Veranlagung und Erhebung der Wegeſteuer iſt nur dasLand berechtigt,
in deſſen Bezirk das Fahrzeug (Zugtier) den gewöhnlichen Standort ( Ein=
ſtellraum
) hat. Nach Einführung der Wegeſteuer in einem Lande iſt die
Erhebung von Chauſſee= und ähnlichen Wegegeldern für die gewöhnliche
Benutzung öffentlicher Wege mit Ausnahme ſolcher für ſelbſtändige Ver=
kehrsanlagen
unzuläſſig. Ausländiſche Fahrzeuge, die im Inland keinen
Standort haben, dürfen, wenn der Steuer unterworfen, im Tarife nur=
nach
folgenden Arten unterſchieden werden: 1. Perſonenfahrzeuge: a) mit
höchens 4 Sitzen, b) mit mehr als 4 Sitzen; 2. ſonſtige Fahrzeuge: a) mit
1 Zugtier beſpannt, b) mit 2 ſolcher beſpannt, c) mit mehr als 2 ſolcher
beſpannt. Die Steuer iſt bei der Steuerſtelle des Grenzübertritts zu
entrichten. Das Reich iſt von Wegeſteuer befreit, ebenſo ſeine Beamten
hinſichtlich der zu öffentlichem Dienſt gehaltenem Fahrzeuge ( Zug=
tiere
). (Der Sonderausſchuß des Heſſiſchen Landtags hat die von der
Regierung in Vorſchlag gebrachte Zugtierſteuer im Dezember 1923 abge=
lehnt
. Anm. der Schriftleitung.)

*Vom Werkunterricht.
Man ſchreibt uns: Nach der Reichsverfaſſung und dem Heſſ
Volksſchulgeſetz von 1921 iſt der Arbeitsunterricht (Werkunterricht) Lehr=
gegenſtand
der Schule. Daher muß dieſer Unterrichtszweig, der ſo oft
ſchon ein Gegenſtand heftiger Meinungsverſchiedenheiten war, es ſich ge=
fallen
laſſen, auch als zweifelhafte Errungenſchaft der letzten Jahre
ausgegeben und betrachtet zu werden. Wenn wir hier die rechte Stel
lung gewinnen wollen, müſſen wir wieder einmal zu Peſtalozzi zurück
kehren, der ſo bekannt iſt und doch von einem Schweizer Landsmann
der große Unbekannte genannt wurde. Er fordert, daß alle Unter=
richt
Geiſt, Herz und Hand ergreifen müſſe, er verlangt die Betätigung
der Hand nicht im Gegenſatz zur geiſtigen Tätigkeit des Schülers, ſon=
dern
um dieſer geiſtigen Tätigkeit willen, im engen Zuſammenhang da=
mit
. Der pädagogiſche Standpunkt von heute, wonach die Betätigung
der Hand in den Dienſt der geiſtigen Ausbildung treten muß, hat in
Peſtalozzi ſeinen Vertreter. Seitdem dieſer Große gegen das leere
Maulbrauchen gekämpft und betont hat, daß Unterricht und Bildung
nicht Sache des Wortes, ſondern Sache der Tat ſeien, war unſer Unter=
richt
bis zur Gegenwart immer noch zu ſehr auf Wort und Buch ein=
geſtellt
. Die Gegenwart betont dem Wort und Buch und dem mehr ge=
dächtnismäßigen
Lernen gegenüber wieder mehr den Umgang mit den
Dingen, den Unterricht der Tat, und ein Stück dieſes Unterrichts der
Tat iſt der die Betätigung von Auge und Hand fordernde Arbeits= oder
Werkunterricht.
Nach dem Zuſammenbruch in Preußen vor jetzt mehr als 100 Jah=
ren
hat man ſich auf Peſtalozzi beſonnen und in ſeinem Geiſte den Auf.
bau des Erziehungswerkes unternommen. Seit unſerem Zuſammen=
bruch
beleuchtet man wichtige Unterrichts= und Erziehungsfragen von
links und rechts parteipolitiſch.

8 Aerzteordnung. Die vom Landtag beſchloſſene Aerzteordnung
tritt am 11. d. M. in Kraft. (Wir haben ſeinerzeit über den Geſetz=
entwurf
berichtet und werden demnächſt noch auf das Geſetz ſelbſt zu=
rückkommen
. Anm. d. Schriftleitung.)
Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 9. März, nachm. 9½ Uhr,
findet im Gemeindehaus der Kiesſtraße Taubſtummengottesdienſt mit
Feier des hl. Abendmahls ſtatt. Fahrtausweiſe vermittelt Pfarrer Heß,
Mühlſtraße 64½
n. Strafkammer. In zwei Berufungsfällen wurden die ſchöffen=
gerichtlichen
Strafen nach wiederholter Beweisaufnahme beſtätigt. Der
Dachdecker Jakob Born 4. aus Kelſterbach iſt hiernach wegen einfachen
und ſchweren Diebſtahls zu insgeſamt 3 Monaten, 3 Wochen Gefäng=
nis
verurteilt, obwohl er nach wie vor jede Schuld leugnet. Erſtere
Tat beſteht darin, daß er bei Ausführung einer Reparatur vom Dache
eines benachbarten Hauſes zwei dort hängende, geſchlachtete Gänſe ent=
wendete
. Beide Gebäude ſind zwar durch einen Reul getrennt, doch
ſcheint B. mittels einer Leiter hinübergelangt oder mittels einer
Stange in den Beſitz der fetten Beute gekommen zu ſein. Was den
anderen Diebſtahl betrifft, ſo verſchwanden dabei aus einem verſchloſſe=
nen
Stall zur Nachtzeit zwvei Enten, ebenſoviel Stallhaſen und ein
Huhn. Die Hausſuchung bei B. ergab zwei gleiche Enten nebſt einem
Haſenfell, und der Angeklagte verwickelte ſich über den Erwerb in
Widerſprüche. Ein von ihm aufgebotener Entlaſtungszeuge, Arbeiter
Joſeph Schmuck aus Kelſterbach, machte ſich in der jetzigen Verhandlung
des Meineids verdächtig, ſo daß er nach Niederſchrift ſeiner Ausſage
in Unterſuchungshaft gebracht wurde. Auch die von dem Reiſenden
Adolf Mayer aus Bürſtadt, eben zu Wiesbaden wohnhaft, eingelegte
Berufung blieb erfolglos. Er hatte im Jahre 1922 als Abonnenten=
ſammler
einer Mannheimer Zeitung im Odenwald gewirkt, bei zwei
Wirten unbezahlte Zechen hinterlaſſen und vereinnahmte Gelder ſich
angeeignet. Die Geſamtſtrafe für dieſe Betrügereien nebſt Unterſchla=
gung
beträgt 10 Wochen Gefängnis. Verſuchte, ſowie vollendete Er=
preſſung
fallen dem 41jährigen, vorbeſtraften Fabrikarbeiter Lorenz
Boſch aus Zell i. O., wohnhaft in Höchſt i. O., zur Laſt, und das Ur=
teil
lautet auf eine Geſamtſtrafe von 7 Monaten Gefängnis. Der An=
geklagte
hatte im November v. J. mittels mündlicher oder ſchriftlicher
Drohungen jüdiſche Familien, bzw. Geſchäftsleute, in Höchſt um Geld=
beiträge
für die Erwerbsloſen oder um ſolche, ſowvie Schuhwaren für
ſich angegangen. Er erwähnte u. a. die nicht lange vorher dort ge=
ſchehene
Brandſtiftung (Anzünden einer Scheune durch zwei erwerbsloſe
Arbeiter) und ſtellt: noch ſonſtige Gewalttaten in Ausſicht. Teils gab
man damals ſeinem Verlangen ſtatt, teils ſcheiterte es.
Lofale Veranſkeltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Auf die am Sonntag, abends 8 Uhr, im Bürgerhof (Stadt
Pfungſtadt) ſtattfindende feſtliche Vereinigung der ehema=
ligen
Leibgardiſten zur Feier des Stiftungstags des Regi=
ments
und der zehnjährigen Wiederkehr der Vereinsgründung wird
aufmerkſam gemacht. Wir bitten um recht zahlreiche Beteiligung.
Luiſenfeier am 11. März, 7½ Uhr abends, im Kleinen
Haus des Landestheaters. Die Vorbereitungen für die Gedächtnisfeier
der Königin Luiſe nehmen einen in jeder Weiſe erfreulichen Verlauf. Die
künſtleriſchen bewährten Kräfte, die ſich in gütiger Weiſe zur Verfügung
ſtellten, laſſen einen erhebenden Verlauf des Abends erwarten. Wir kön=
nen
bereits aus dem Programm verraten, daß die Großh. Hofſchauſpie=
lerin
i. R. Frau Ethel die lebenden Bilder leitet und Frau Baumeiſter=
Jacobs mit ihrer wundervollen Altſtimme einige Lieder zu Gehör brin=
gen
wird. Das ausführliche Programm wird in den nächſten Tagen ver=
öffentlicht
werden. Karten zu 3, 2 und 1 Mark ſind an der Theaterkaſſe
des Kleinen Hauſes ſowie am Verkehrsburean zu haben."
Aus den Parteien.
Die Deutſche Demokratiſche Partei hat im Februa=
vorigen
Jahres einen Kulturtag in Leipzig veranſtaltet, der fol=
gende
Entſchließung faßte: Der Deutſche Kulturtag erkennt, daß nur
ein Volk, mit religiöſem Leben den neuen Stagt im Sinne wahrer
Demokratie aufbauen kann. Der demokratiſche Staat hat darum ein
Lebensintereſſe an der Entwicklung der Volkskirche. Zur eindringenden
Bearbeitung der Fragen des Verhältniſſes des neuen Staates zur Volks=
kirche
ſoll deshalb ein eigener Ausſchuß der Deutſchen Demokratiſchen
Partei gebildet werden. Mit der Ausführung dieſes Beſchluſſes beauf=
tragt
der Deutſche Kulturtag den Kulturausſchuß der Deutſchen Demo=
kratiſchen
Partei. Aufgrund dieſer Entſchließung iſt als Unteraus=
ſchuß
des Kulturausſchuſſes, der ſeinen Sitz in Berlin hat, ein Kir=
chenausſchuß
gebildet worden, deſſen geſchäftsführender Vorſitz in
den Händen des Pfarrers Lic. Geibel, Appollensdorf bei Wittenberg,
liegt. Erſter Vorſitzender des Kirchenausſchuſſes iſt Profeſſor D. Rade=
Marburg a. d. Lahn. Die laufende Geſchäftsfu ng liegt Heim Kultur=
ausſchuß
der Partei, zu Händen der Frau Dorothea v. Velſen. Der
Kirchenausſchuß hat ſich mit Erfolg bemüht, in allen deutſchen Ländern
Vertrauensperſonen und Mitarbeiter zu gewinnen. Als ſeine nächſten
Aufgaben faßt er ins Auge: Orientierung der Partei und der Frak=
tionen
über kirchenpolitiſche Fragen, enge Fühlung mit den demokrati=
ſchen
Mitgliedern der Synoden und anderer kirchlichen Körperſchaften,
ſtärkere Betonung des kirchlichen Intereſſes der Partei in Preſſe und
Oeffentlichkeit, Beobachtung der Beſtrebungen innerhalb der Landes=
kirche
, die ſich gegen den heutigen Staat richten, und Einleitung ent=
ſprechender
Abhilfsmaßnahmen. Die Anregung zur Bildung des Kir=
chenausſchuſſes
mag wohl aus intereſſierten Kreiſen Preußens kommen.
Wer die Verhältniſſe kennt, wird es begreiflich finden, daß dort das Be=
dürfnis
, ſich von Parteiwegen mit kirchlichen Dingen zu befaſſen, be=
ſenders
ſtark empfunden wird. Namentlich eine Betätigung in der Rich=
tung
der zuletzt genannten Aufgabe iſt nicht in allen deutſchen Ländern
ſo notwendig, wie gerade in Preußen. Hier hat der demokratiſche
Kirchenausſchuß aus Anlaß der Landtagsverhandlungen über die neue
Kirchenverfaſſung bereits Erſprießliches leiſten können. Wenn auch in
Heſſen die Verhältniſſe, namentlich die kirchlichen, ganz anders liegen
als in Preußen, ſo wird es doch auch bei uns einem demokratiſchen
Kirchenausſchuß nicht an Aufgaben im Sinne der eingangs mitgeteilten
Entſchließung des Deutſchen Kulturtags fehlen. Diejenigen Partei=
freunde
, die ſich die grundſätzliche Stellungnahme dieſer Entſchließung
zu eigen machen, die alſo überzeugt ſind, daß nur ein Volk mit veligiö=
ſem
Leben den neuen Staat im Sinne wahrer Demokratie aufbauen
kann, und daß darum der demokratiſche Staat ein Lelensintereſſe an
der Entwicklung der Volkskirche hat, werden zu einer Verſammlung
eingeladen, in der die mir der Gründung eines Kirchenausſchufſes in
Zuſammenhang ſtehenden Fragen beſprochen werden ſollen. Die Ver=
ſammlung
findet am Montag den 10. März, nachmittags 3½ Uhr,
in Darmſtadt im Parteilokal, Waldſtraße 45, ſtatt.
Deutſche Volkspartei, Frauenausſchuß. Die mo=
natliche
Zuſammenkunft der Frauen der D V.P. am zweiten Samstag im
Monat findet kommenden Samstag, den 8. März, im Rummelbräu, nach=
mittags
4 Uhr, ſtatt. Beſonderen Genuß dürften die Geſangsvorträge
einer angehenden Künſtlerin bieten, und bitten wir unſere Mitglieder,
insbeſondere unſere Ausgewieſenen, um zahlreichen Beſuch. Brot mit=
bringen
.
Deutſche Volkspartei Ortsgruppe Darmſtadt.
Unſere Vertrauensleute werden durch die ſtärker einſetzenden Wahlvor=
bereitungen
immer mehr in Anſpruch genommen und ſind daher nicht in
der Lage, ſoviel Zeit wie bisher für die Einziehung der Mitgliederbei=
träge
zu opfern. Wir bitten daher unſere Parteifreunde, die die fälligen
Beiträge noch nicht gezahlt haben ſollten, freundlichſt, die Einzahlung
baldmöglichſt bei der Parteigeſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, beſorgen
zu wollen.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Rmmer 65.

Aus Heſſen.
Deutſcher landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaftstag.
ſchaftliche Genoſſenſchaftstag zum erſten Male in Darmſtadt ſtatt.
In Heſſen wurde dieſe Tagung zum letzten Male im Jahre 1908 deutſchen Lande wieder hergeſtellt ſei.
in Mainz abgehalten, anläßlich des 25jährigen Beſtehens des
Verbandes der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften.
ſchaftlichen Genoſſenſchaften in Darmſtadt angeſchloſſen iſt, um=
faßte
am 1. Januar d. J. 24 887 landwirtſchaftliche Genoſſen=
ſchaften
, die ſich in Landes= bzw. Provinzialverbände gliedern.
Alljährlich treffen ſich dieſe Verbände zur gemeinſamen Tagung,
um in ernſten Beratungen fern von jeder Partei= oder Landes=
politik
die genoſſenſchaftliche Arbeit im Intereſſe ihrer Mitglieder
zu fördern.
Zum 37. Deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftstag r. Babenhaufen, 3. März. Der Jugend zur Nacheiferung.
werden die Führer dieſer Verbände hier zuſammenkommen und
Darmſtadt wird ſeinen alten Ruf als Kongreßſtadt zu wahren
wiſſen, indem auch Bürgerquartiere in reichlichem Maße zur Ver=
fügung
geſtellt werden, da die Hotelzimmer bei weitem nicht aus=
reichen
. Wir möchten daher den Aufruf des Verkehrsvereins in
der geſtrigen Nummer unſerer Zeitung Darmſtadts Bürgerſchaft
auf das wärmſte empfehlen.

* Arheilen, 3. März. Die Nachtſperre wurde neuerdings von
abends 7 Uhr bis morgens 6 Uhr feſtgeſetzt. Dem Vernehmen nach
feiert der hieſige Turnverein (E.V.) im Jahre 1926 ſein 50jähriges
Stiſtungsfeſt; damit ſoll ein Gauturntag verbunden ſein. Mit den Vor=
bereitungen
ſoll ſchon in Kürze begonn n werden. Der hieſige Geſang=
verein
Sängerluſt wird ſich an dem im Juli in Königſtein i. T. ſtatt=
findenden
Geſangswettſtreite beteiligen und zwar hat er für die 1. Land=
klaſſe
gewertet. Durch den Kreisdelegierten ſind für dieſes Jahr alle
karnevaliſtiſchen Veranſtaltungen ſowohl auf den Stra=
ßen
als auch in geſchloſſenen Räumen verboten worden. In der Ge=
meinderatsſitzung
wurde der Vertrag mit der Heſſiſchen Eiſen=
bahn
=Aktiengeſellſchaft unterzeichnet und wird, ſobald es die Witterung
geſtattet, mit der Ausführung begonnen werden. Es iſt nun zu erwar=
ten
, daß noch im Laufe dieſes Jahres Arheilgen im Glanze elektriſchen
Lichtes erſtrahlen wird. Damit wäre unſere Gemeinde, wieder einen
bedeutenden Schritt weitergekommen. Da nun auch die elektriſche Bahn
bis zur Fabrik Merck in Bälde in Angriff genommen werden ſoll, ſo iſt
zu hoffen, daß deren Weiterführung nach unſerem Orte keine ſehr große
Schwierigkeit mehr entgegen ſteht.
* Roßdorf, 3. März. Man ſchreibt uns: Die Neubeſetzung der Un=
tererhebſtelle
hat in unſerem Orte ſchon viel Staub aufgewirbelt. All=
gemein
erſtaunt war man, als die Gemeinde die Kündigung der Stelle
wieder rückgängig machte, nachdem bereits zwei Bewerber vom Finanz=
amt
auf ihre Befähigung zur Uebernahme der Stelle examiniert waren.
In einer öffentlichen Gemeinderatsſitzung am 12. Februar erklärte nun
der Gemeinderat Noßmann I., daß die Rückgängigmachung der Kün=
digung
erfolgt ſei, weil bekannt war, daß vom Finanzamt eine Schiebung
vorgenommen werden ſollte. Da dieſer verletzende Vorwurf einer ſtaat=
lichen
Behörde gegenüber in der Oeffentlichkeit vom Bürgermeiſter weder
gerügt noch zurückgewieſen wurde, herrſcht heute noch allgemein die Au=
nahme
vor, daß etwas nicht geſtimmt hatte. Nachdem nun in der letzten
Gemeinderatsſitzung der Sohn des ſozialdemokratiſchen Gemeinderats
Engert mit dieſer Stelle betraut wurde, wird man ſehen, ob ſich die Ge=
müter
der Intereſſenten endlich beruhigen.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924.

Noßdorſ, 4. März. Zu einer eindrucksvollen Kundgebung geſtaltete ſich
am vergangenen Sonntag der Pfalzopfertag in unſerer Kirche,
Drei Geſangvereine, der Turnverein, der Militärverein und der Schützen=
verein
marſchierten geſchloſſen mit ihren Fahnen zum Gotteshaus, wo
duch Vortrag von erhebenden Liedern der drei Geſangvereine, Vortrag
von Gedichten durch Schüler und Schülerinnen, einer zu Herzen gehenden
Vom 6. bis 10. Mai findet, der 37. Deutſche landwirt= Anſprache des Herrn Pfarrer Berk erneut das Gelöbnis abgelegt wurde,
treu zu bleiben den Brüdern und Schweſtern übem Rhein, feſtzuhalten
am deutſchen Vaterlande und kein Opfer zu ſcheuen, bis die Freiheit aller
Klein=Zimmern, 3. März. Am letzten Sonntag hielt der hieſige
Sportverein in dem dicht beſetzten Saale Zum goldenen Löwen
Der Reichsverband der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſen= ſeinen Jahresball ab, an deſſen Anfang die Aufführung eines ſehr
ſchaften zu Berlin, dem der Verband der heſſiſchen landwirt= humorvollen Luſtſpiels geſtellt war. Herr Kunder eröffnete mit einer
kurzen Anſprache die Veranſtaltung, in deren Verlauf noch einige
Couplets recht temperamentvoll vorgetragen wurden. Unter den Klän=
gen
des Narrhallamarſches leitete die Kapelle Weber=Dieburg zum
Tanz über, der die Teilnehmer recht bald in die fröhlichſte Stimmung
verſetzte.
r. Babenhauſen, 3. März. Nicht weniger als drei Masken=
bälle
waren vergangenen Samstag in unſerem kleinen Städtchen.
Trotz der Schwere der Zeit und der Geldnöte bei vielen Familien waren
ſie alle drei glänzend beſucht.
Am 29. September vorigen Jahres fanden in ganz Deutſchland Reichs=
jugendwettkämpfe
ſtatt. An den vom Reichsturnwart vorgeſchriebenen
Fünfkampfübungeen beteiligten ſich auch Schüler der hieſigen Höheren
Bürgerſchule. Den Untertertianern L. Brunner und K. Rauth, die
in ihrem Jahrgang die vorgeſchriebene Punktzahl erreicht hatten, wurde
eine Siegesurkunde mit der eigenhändigen Unterſchrift des Herrn Reichs=
präſidenten
anläßlich der Schulfeier für die bedrängte Pfalz am letzten
Samstag durch den Leiter der Anſtalt mit Worten lobender Aner=
kennung
überreicht.
r. Ober=Roden, 3. März. In der Nacht zum 29. Februar wurde
hier ein frecher Diebſtahl ausgeführt. Von bis jetzt noch nicht
überführten Dieben wurde im Rathaus eingebrochen, der Schreibtiſch
des Herrn Bürgermeiſters gewaltſan geöffnet und etwa 100 Goldmark
Einnahmen von Holzgeld uſw.) geſtohlen. Nach der Spur zu urteilen,
ſind die Diebe von der Straße her durch das Kellerloch eingedrungen,
Die Unterſuchung iſt in vollem Gange.
Erbach, 3. März. Der Vorſtand des Kreisobſtbauver=
eins
für den Kreis Erbach hielt eine Sitzung ab in der der Vor=
ſitzende
, Herr Dr. Merck, den Bericht über die verfloſſene Zeit, unter
Vorlage der Rechnung erſtattete. Man kam weiter überein, am Sonn=
tag
, den 23. d. M., nachmittags 1½ Uhr, im Gaſthaus Zum Hirſch in
Erbach eine Generalverſammlung abzuhalten, um vor allem die Maß=
nahmen
zu beſprechen, die ergriffen werden müſſen, um den Verein
jetzt nach Einkehr ſtabilerer Verhältniſſe wieder zu neuem Leben zu
erwecken. Herr Schloßgärtner Giebenhain aus Fürſtenau wird
in der Generalverſammlung einen Vortrag aus der Praxis halten, deſ=
ſen
Thema noch bekannt gegeben wird. Es ſteht zu erwarten, daß die
Generalverſammlung ſich ſeitens der Mitglieder des Vereins oder
derer, die es werden wollen, eines recht zahlreichen Beſuchs erfreuen
kann.
Königſtädten, 3. März. Theaterabend. Der Turnverein
Königſtädten (Südweſtddeutſcher Turnerbund) hielt geſtern abend einen
gutgelungenen Theaterabend ab. Zur Aufführung gelangte das Volks=
ſtück
Veim Kreuzl am Tannengrund.
8 Kelſterbach a. M., 3. März. Dienſtjubiläum. Dieſer Tage
konnte Herr Pfarrer Koller ſein 2jähriges Dienſtjubiläum in der
hieſigen Gemeinde begehen. Dem Jubilar zu Ehren fand ein Evangel.
Gemeindeabend ſtatt, bei dem der Kirchenchor unter Leitung des Herrn
Lehrers Roth mitwirkte. Herr Bürgermeiſter Hardt, feierte die
Verdienſte des Jubilars in der hieſigen Gemeinde. Neue Kirchen=
glocken
. Der Kirchenvorſtand hat die Anſchaffung neuer Glocken be=
ſchloſſen
. Die eingeleitete Sammlung hat ſchon eine beträchtliche Summe
ergeben. Die Glocken, die aus der Glockengießerei in Apolda kommen,
ſollen an Oſtern eingeweiht werden,

Mainz, 4. März. Eiſenbahnunglück auf der Strecke
MainzAlzey. In der vergangenen Nacht hat ſich auf der Strecke
MainzAlzeh. bei Kleinwinternheim, ein Eiſenbahnunglück ereignet.
Nach bis jetzt vorliegenden Nachrichten wurden zwei Perſonen getötet und
ſechs ſchwer verletzt. Von den Verletzten ſollen ſich noch einige in Lebens=
gefahr
befinden. Das Unglück wird auf falſche Weichenſtellung zurück=
geführt
. Mit den Aufräumungsarbeiten iſt noch in der Nacht begonnen
worden, ſodaß der Verkehr heute früh wieder aufgenommen werden,
konnte.
Bad=Nauheim, 3. März. Die Trauerfeierlichkeit für
Herrn Dr. H. Krantz geſtaltete ſich zu einer eindrucksvollen Kund=
gebung
. Nach den herzlichen Worten und dem Segensſpruch des Herrn
Kirchenrat Wiſſig, legten am Sarge in der Friedhofskapelle der Vor=
ſitzende
des Reformbundes mit dankerfüllten Worten, Frhr. von Wan=
genheim
=Hayna, ſeine Gedanken in die Zukunft richtend, im Namen
des Aufſichtsrats der Gutsrcform e. G. m. b. H. Kränze nieder. Für
den Fürſten Franz Joſef zu Iſenburg=Birſtein ſprach trauernde Dankes=
worte
Herr Kammerdirektor Birnbaum, während Herr Baron von
Löw=Lich namens der Konferenz ſtandesherrlicher Verwaltungen in
Heſſen den Dank für die der heſſiſchen Großlandwirtſchaft erwieſene Hilfe
zum Ausdruck brachte. Als dienſtälteſter Mitarbeiter und im Namen des
Direktoriums der Gutsreform dankte Herr Dr. Oskar Kron dem Da=
hingeſchiedenen
für ſeine geniale Führerſchaft und herzliche Freundſchaft.
Sein Vorbild fordere von denen, die ſein Werk übernehmen, Verantwor=
tungsfreudigkeit
und treue Arbeitſamkeit. Nach dem Beauftragten des
Bundesgaues Starkenburg des Reformbundes der Gutshöfe legte der
Vertreter der Beamten, Angeſtellten und Arbeiter der von Herrn Dr.
Krantz geleiteten Betriebe einen Kranz nieder, mit dem aus tiefer Ver=
ehrung
entſpringenden Gelöbnis, durch treue Arbeit an ſeinem Werk den
Dank der Worte in Taten zu wandeln. Wie es dem Weſen und dem Be=
ruf
dieſes Führers der Landwirtſchaft entſprach, wurde er auf ſchwerem,
einfach geſchmückten, von zwei kräftigen Jungpferden gezogenen Acker=
wagen
in ſtillfeierlichem Zuge zum Bahnhof übergeführt, Frei, offen lag
der Sarg, von Tannengrün und Blumenſpenden umrahmt. Als der
umkränzte Transportwagen den Sarg aufgenommen hatte, klang dem
Toten das Lied nach: Ich hatt einen Kameraden‟. Die ernſte Feier=
ſtunde
erfaßte die Teilnehmer in tiefer, unvergeßlicher Bewegung.
K. Gießen, 3. März. Der Verein ehemaliger heſſiſcher
Leibdragoner des Kreiſes Gießen feierte geſtern ſein 3. Stif=
tungsfeſt
durch eine einfache, aber würdige Feier. Der Vorſitzende Eid=
mann
begrüßte die zahlreich erſchienenen Gäſte, unter dieſen beſonders
den letzten Regimentskommandeur und jetzigen Bundesvorſitzenden
General Meiſter, ſowie die Darmſtädter Kameraden. Er ſchloß mit den
Worten: Das Leibdragoner=Regiment iſt zu Grabe getragen, aber die
unauslöſchliche Kameradſchaft lebt. General Meiſter betont, daß der
Gießener Kreisverein ſich gut entwickelt habe, es gelte jetzt Bauſteine
zu ſammeln, um den gefallenen Kameraden in der Garniſon Darmſtadt
ein Denkmal errichten zu können. Den Schluß der Anſprache bildete
die Mahnung: Seid einig in der Liebe zum alten Regiment, zu den
Soldatentugenden und vor allem in der Liebe zum Vaterland. Hier=
auf
übergab er dem Vorſitzenden ein Bild in den ehemaligen Uniformen
des Regiments. Der Vertreter des Darmſtädter Unteroffiziervereins
ehemaliger heſſiſcher Leibdragoner, Spöhrer=Darmſtadt überbrachte
Glückwünſche und überreichte ein prachtvolles Tiſchwimpel in den Far=
ben
und mit dem Namenszug des Regiments. Darauf wurde die Volks=
hymue
geſungen. Oswald=Gießen gedachte der Treue der Rheinländer
und Pfälzer und brachte ein Hoch auf das Vaterland aus. Sehr er=
greifend
war die Gedächtnisfeier für die gefallenen Helden. Fräulein
Leipold ſorach einen Nachruf, worauf das Soldatenlied geſungen wurder
Ich hatt einen Kameraden.
e. Gießen, 1. März. Sechsunddreiviertel Jahre Zuchthaus erhielt
der Arbeiter Th. Schmidt von Eichelsdorf bei Schotten, der den H.
Möſer aus demſelben Dorfe erſtach und einen anderen Burſchen ſchwer
verletzte.
i. Gedern, 3. März. Die Kirchengeſangvereine Heſ=
ſens
halten am 20. Juli in unſerer Gemeinde ihr 40. Landesſänger=
feſt
ab. Der hieſige evangeliſche Kirchenchor trifft dazu ſeine Vorberei=
tungen
. Als Feſtplatz iſt eine Anhöhe in der Nähe des fürſtlichen
Schloſſes auserſehen.

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Darmſtädter Tagblatt

Handelsbla

5. März 1924 Nr. 65

Argentiniſche Wirtſchaftslage.
Die mangelnde Stabilität der Wechſelkurſe und die protektioniſti=
ſchen
Maßnahmen der europäiſchen Staaten, die obendrein noch durch
den Krieg ſtark verſchuldet ſind, hatten auf die Wirtſchaftslage Argen=
tiniens
in den letzten Jahren recht ungünſtig eingewvirkt, ſo daß die
reichen Bodenſchätze des Landes nur unter Schwierigkeiten mäßigen
Abſatz fanden. Dadurch wurde naturgemäß eine vermanente Depreſſion
hervorgerufen. Allerdings machte man gerade in den letzten Monaten
1923 die Beobachtung, daß der kriſenhafte Zuſtand langſam wieder ver=
ſchwindet
, um normaleren. Verhältniſſen Platz zu machen. Die zu Neu=
jahr
herausgegebenen Statiſtiken der Regierung für das Jahr 1923
laſſen auch dementſprechend günſtige Schlüſſe zu, wenn man die Ergeb=
niſſe
mit denen der Vorjahre vergleicht. Hierbei kommt man jedoch zu
der Feſtſtellung, daß noch lange nicht die gute Baſis der Vorkriegszeit
erreicht iſt. So belief ſich z. B. die landwirtſchaftlich benutzte Fläche
1914 auf 13,9 Millionen Hektar, 1922 dagegen nur auf 11.2 Mill. Hektar,
und 1923 trat hierin keine weſentliche Aenderung ein. Die Ernteerträg=
niſſe
haben ſich dagegen gebeſſert. Die Getreideausfuhr im Jahre 1923
ſtellte ſich auf rund 8,3 Millionen Tonnen gegen 7,8 Mill. To. 1922 und
6,3 Mill. To. 1921, wobei die Weizenpreiſe eine Senkung von 13,70 Doll.
auf 12.15 Doll. erfuhren.
Die Viehzucht hat am meiſten unter der Kriſe gelitten. Die
Rinder fanden trotz billigen Angebots nur wenig Abſatz bei den Fleiſch=
pakern
und Konſervierungsanſtalten. Die Staatsfinanzen befin=
den
chſi immer noch in mißlicher Lage. Noch immer herrſcht Unklarheit
über die Finanzpläne der Regierung, insbeſondere in der Schulden=
frage
, an der die Weltfinanz hervorragend intereſſiert iſt. Das Jahr
1924 würde eine Konſolidierung ſehr erleichtern. Die Ernteausſichten
ſind günſtig und die Abſatzmöglichkeiten für argentiniſche Produkte wer=
den
ſich weiter heben, während die Einfuhr infolge des neuen argen=
tiniſchen
Zolltarifs ſicherlich zurückgehen dürfte. Dadurch würde
aber eine Wertſteigerung der Deviſe Buenos Aires
bedingt werden. Die in dieſen Tagen ſtattfindenden Kongreßtagun=
gen
werden entweder ſehr einſchneidende Beſchlüſſe bringen oder aber,
was jedoch unwahrſcheinlich iſt, würde eine der beſten Gelegenheiten
zur Sanierung verpaßt werden. In engem Zuſammenhange hiermit
ſteht die geplante Ausgabe neuen Papiergeldes, durch die der Gold=
deckung
der Konverſionskaſſe eine neue Reſerve zugeführt werden mußte.
Damit würde der mit Gold gedeckte Prozentſatz des
Papiergeldes auf 80 Prozent ſteigen, mithin ein außer=
ordentlich
günſtiges Verhältnis gegenüber der Godldeckung anderer hoch=
valutariſcher
Länder annehmen. Hierbei muß aber vor allem bemerkt
werden, daß man in Argentinien mit einer für ſüdamerikaniſche Ver=
hältniſſe
geradezu bewundernswerten Genauigkeit beſorgt iſt, die Gold=
deckung
ſtet3 auf geſetzmäßiger Höhe zu halten. Die Vorausſetzungen
für eine Aufwertung des Peſoskurſes ſind alſo durchaus vorhanden.
Von Intereſſe iſt übrigens folgende Zuſammenſtellung des Status der

Depot: Wechſel: Kaſſe N.SA.
(in 1000 Doll.) Argentinie National 13,52, 942. 384, Spaniſch u. River Plate 384. 272. 110. London u. River Plate 384, 120. 58, Italian u. River Plate 390, 179. 49. Prov. Buenos=Aires 331, 257, 108. New Italian Bank 120. 96. 31. Anglo Süd=America 113. 74.- 41. Frenſh Italian Bank 79, 26. Beittiſch of Süd=America 72. 21. Friſt Natl. Bank of Boſton 72. 19. Natl. City=Bank of New=York 71. 15 Deutſch=Ueberſeeiſche Bank 68. 18. und 19 andere Banken 457

insgeſamt: 388

Man vergleiche hiermit die Abſchlüſſe nordamerikaniſcher Groß=
Banken, um zu erkennen, daß dem Buenos Aires=Finanzmarkt immerhin
eine Bedeutung zukommt, zumal obige Summen vom Peſo in den voll=
wertigen
Dollar umgerechnet ſind und naturgemäß einen bedeutend
höheren inneren wie äußeren Wert haben. Die Konkursſtatiſtik
in Argentinien ergab für 1923 ein Geſamtpaſſivum von 100 Millionen
Peſos (122,6 Mill. Peſos 1922) dem Geſamtaktiba von 96,9 Mill. Peſos
(116 Mill. Peſos 1922) gegenüberſtehen. Die Konkursziffer iſt alſo um
20 Prozent gefallen.
Handel und Wandel in Heſſen.
* Heinrich Kaiſer Waggonbau= und Maſchinen=
fabrik
. A.=G., in Ofenbach a. M. Die im Berichtsjahr 1922/23
durchgeführte Erhöhung des Aktienkapitals von 9 Millionen Mark um
26 Millionen Mark auf 35 Millionen Mark kam dem Geſchäftsbericht der
genannten Geſellſchaft zufolge dem weiteren Ausbau der Fabrikanlagen
zugute. Hierunter fällt vor allem die Errichtung einer eigenen Gießerei.
Die allgemeine Geſchäftslage in Verbindung mit der kataſtrophalen Ent=
wertung
der Mark hat in den letzten Monaten des Berichtsjahrs eine
nicht unweſentliche Einſchränknug der Fabrikation mit ſich gebracht.
Es war jedoch möglich, den Betrieb mit Einſchränkungen aufrecht zu er=

halten. Durch die inzwiſchen erfolgte Stabiliſierung der Mark, die eine
ganz weſentliche Reduzierung der Rohſtoffpreiſe mit ſich gebracht hat,
war es möglich, den Betrieb in einzelnen Abteilungen wieder voll zu
beſchäſtigen und die Nachfragen nach Fabrikerzeugniſſen der Geſellſchaft
zu befriedigen. Die per 30. September 1923 in vorſichtiger Weiſe auf=
geſtellte
Bilanz ergibt einen Bruttogewinn von 158 Milliarden Mark.
Nach Abzug von 133,5 Milliarden Mark Generalunkoſten und Ab=
ſchreibungen
bleiben zur Verfügung der Generalverſammlung 24,6 Mil=
liarden
Mark. Der Aufſichtsrat ſchlug vor, von einer Gewinnverteilung
abzuſehen und den erzielte Gewinn auf neue Rechnung vorzutragen.
In der G.=V. am Montag, den 25. Februar, wurde die Tagesordnung
glatt erledigt. Genehmigt wurde u. a. Geſchäftsbericht nebſt Vilanz
und Gewinn= und Verluſtrechnung. Ueber die Verwendung des Rein=
getinns
wurde entſprechend dem obigen Vorſchlag beſchloſſen. Dem
Aufſichtsrat und Vorſtand wurde Entlaſtung erteilt. Die Neuwahlen
zum Aufſichtsrat ergaben: Geheimrat O. Weißenberger=Dresden als
Vorſitzender, Bankdirektor Schünemann. Bankdirektor Aretz (Deutſche
Handelsbank A.=G.), Frankfurt a.M., Direktor Walter Pongs ( Glad=
hacher
Textilwerke A.=G.) München=Gladbach, Direktor Dr. Carl Bret=
ſchneider
(Deutſch=Luxemburgiſche Bergwerks= und Hütten=A.=G.).
Weiter wurde der Satzungsänderung zugeſtimmt, wonach die Firma in
Heinrich Kaiſer, Maſchinenfabrik, Aktiengeſellſchaft umgewandelt wurde.
Meſſen.
Die Mannheimer Erfindermeſſe geſichert. Nach=
dem
die Generalverſammlung des Reichsverbandes deutſcher Erfinder,
e. V., Mannheim K 3, 3, die Abhaltung der 5. Deutſchen Erfindungen=,
Neuheiten= und Induſtriellenmeſſe im Mannheimer Roſengarten vom
1. bis einſchl. 7. Mai d. Js. beſchloſſen hatte, wurden ſofort alle nähe=
ren
Vorbereitungen getroffen, die nunmehr beendet ſind. Die Anmelde=
bogen
gelangen bereits zum Verſand. Die Zahl der bereits eingegan=
genen
feſten Platzmieten überſteigt die Voranmeldungen früherer Meſ=
ſen
, ſo daß ſchon jetzt mit einer guten Beſchickung ſowohl aus Erfinder=
wie
aus Induſtriekreiſen gerechnet werden kann. Für eine etwa nötig
werdende Erweiterung ſind günſtig gelegene benachbarte Räume bereits
vorgemerkt.
Starkes Warenangebot auf der Leipziger
Frühjahrsmeſſe. Die Ausſtelleranmeldungen für die Leipziger
Frühjahrsmeſſe ſind ſo zahlreich eingegangen, daß die Ausſtellerzahl der
Herbſtmeſſe 1923 bereits weit überholt worden iſt. Vei Beginn der
Meſſe dürfte mit einer Geſamtzahl zu rechnen ſein, die 14 000 noch über=
ſteigt
. Unter den ausländiſchen Ausſtellern ſind beſonders ſtark die
Tfchechoſlowakei und Oeſterreich, ſodann aber auch Ungarn und die
Schweiz vertreten. Weiterhin ſind Ausſtellerfirmen aus Belgien, Ita=
lien
, Jugoſlawien, Polen, Schweden, den Vereinigten Staaten von
Nordamerika und anderen Ländern anweſend.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 4. März. Amt=
liche
Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack), Preis je 100 Kilogramm:
Weizen Wetterauu 18,7519, Roggen 16,7517, Sommergerſte für
Brauzwecke 2122, Hafer inländiſcher 15,5016, do. ausländ.
Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 22,2528,75, Roggenmehl 21,50
bis 25,25, Weizen= und Reggenkleie 8,759,75, Mais Laplata 19,25 bis
19,75. Tendenz: ruhig.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
entwickelte ſich das Geſchäft heute nur ſchwerfällig. Die Stimmung war
ruhig und Unternehmungsluſt fehlte faſt ganz. Blättermeldungen, wo=
nach
man in Rußland Veſchränkungen in der Ausfuhr von Roggen
beabſichtige, wurden viel beſprochen, machten zunächſt aber keinen Ein=
druck
, weil man ſich über die Tragweite noch nicht klar iſt und erſt nähere
Nachrichten abwarten will. Das Geſchäft in inländiſchem Brotgetreide
war zumeiſt ſtill; für Roggen iſt nur kleine Kaufneigung vorhanden
geweſen. In Gerſte wären die Umſätze unbedeutend. In Hafer ſcheint
ſich die Ausfuhr nicht immer glatt zu vollziehen, ſo daß die Unterneh=
mungsluſt
hierin zurüickhaltender geworden iſt. Mehl lag ruhig. Fut=
terſtoffe
, die geſtern flotteren Abſatz gefunden hatten, haben heute wie=
der
ruhiges Geſchäft.
Börſen.
Frankfurter Börſenbericht vom 4. März. (Eigener
Bericht.) Die Börſe eröffnete heute in ſchwächerer Haltung, und das
Kursniveau wurde zu den erſten Notizen faſt auf allen Gebieten ge=
drückt
. Beſonders neue Gründe hierfür liegen nicht vor; es iſt lediglich
das Fehlen jeglicher Aufnahmeluſt der Märkte, das die Kurſe unter
dem Einfluß auch des geringſten Angebots zurückgehen läßt. Verhält=
nismäßig
gut gehalten waren Holzmann, Wahs u. Freyztag und die
Großbankaktien. Stärker gedrückt dagegen weſtliche Montanwerte. Die
Kursrückginge erreichten hier bei einzelnen Papieren 5 Billionen Proz.
Die Abgabeneigung an dieſem Markt iſt wohl mit der erneuten. Ab=
ſchwächung
, des franzöſiſchen Franken (106½) gegen London in Zuſam=
menhang
zu bringen. Im Verlaufe der Börſe verſtärkte ſich die Ab=
gabeneigung
noch, und man ſchloß bei kleinſtem Geſchäft in ausgeſpro=
chen
ſchwacher Haltung. Am Kaſſamarkt waren die Kurſe bei geringen
Umſätzen überwiegend nachgebend. Behauptet blieben Gebr. Fahr. Dis

angebotene Material wurde hier von erſter Seite aus dem Markt ge=
nommen
. Ferner Gebr. Roeder=Aktien, die ihren Kurs mit 12 behaup=
ten
konnten. Heimiſche Renten waren wenig verändert. Das ſpekula=
tive
Intereſſe für Schusgebietsanleihen iſt ſtark abgeflaut. Man be=
obachtete
heute nur vereinzelte Umſätze etwa auf der Baſis des geſtrigen
Schlußkurſes von 3,6. Auslandsrenten gaben nach. Alte Pfandbriefe
wurden mit zirka 2¾ gehandelt. Im freien Verkehr hörte man: Api
, Beckerſtahl 10½, Beckerkohle 10¾, Brown Boveri 2½, Growag
0,375, Hanſa Lloyd 1,8, Kahſer Waggon 0,625, Krügershall. 11, Mez
Söhne 6½, Meher Textil 0,975, Petroleum 22, Kabel Rheydt 11½4, Ufa
3. An der Nachbörſe hörte man noch: Nordd. Lloyd 8 Geld, Api
7½ Brief.
wh. Berliner Börſenbericht. Hinſichtlich der Geſchäfts=
loſigkeit
hat der heutige Tag wieder einen Rekord geſchaffen. Die Um=
ſätze
hielten ſich auf allen Märkten in den benkbar engſten Grenzen. Die
Haupturſache liegt in der Löſung der entgegenreifenden innen= und
außenpolitiſchen Probleme, und vor allem auch an dem Unvermögen
weiter Kreiſe, bei den derzeitigen hohen Steuerabgaben ſich am Börſen=
geſchäft
umfangreicher zu beteiligen. Hierzu kam noch, daß für die
kleinere, in Zahlungsſchwierigkeiten geratene, an ſich zwar unbedeu=
tende
Börſenfirma Georg Meher Glattſtellungen vorgenommen wurden
und daß bei der allgemein herrſchenden Luſtloſigkeit nur recht geringe
Aufnahmeneigung beſtand. Der Kursſtand ging daher für Dividenden=
papiere
durchſchnittlich um 12 und für einzelne ſchwere Montanpapiere
bis vereinzelt 5 Billionen Proyent nach unten, ohne daß von dieſen
Verluſten im ſpäteren Verlaufe etwas eingeholt werden konnte. Feſt=
verzingliche
Werte hatten gleichfalls eine ſchwächere Veranlagung bei
unbedeutenden Einbußen. Am Geldmarkt war die Lage unverändert.
Bei den Deviſen war die Nachfrage wieder etwas größer, ſo daß die
Zuteilungen teilweiſe etwas eingeſchränkt werden mußten. Der Frank=
kurs
nahm ſeine rückläufige Bewegung wieder auf. Er wurde im Aus=
lande
im Vergleich zum engliſchen Pfund mit 106¾ bezahlt.
Oeviſenmarkt.

Kärz
Ge
Brief Mi
Geld Brie Kfe
tiert Amſterdam=Rotterdam. 156.61 157.39 156,61 157.39 2 Proz. Brüfſel=Antwerpen ....." 15.36 15.44 14.96 15.04 3 Proz. Chriſtiania. . . . . . . . . . . .." 56 11 56 39 57.36 57.64 3 Proz. Kopenhagen .........." 66 37 66,63 66.37 66.63 3 Proz. Stockholm .. . .." 109.72 110 28 104.72 110 28 3 Proz. Heiſingfors 10 57 10.63 10 57 10 63 5 Proz. Italien .... 18 15 1825 18.15 18.25 3 Proz. London .. 18.055 18.145 18.055 18.145 2 Proz. New=York. 4.19 4.21 419 4.21 1Proz. Paris... 17 66 17.74 17.16 17.24 2 Proz. Schweiz .... 72 82 73 18 72.82 73 18 2 Proz. Spanien:. 52.67 52.93 52.47 52 73 3 Proz. Wien (i. D.=Oſterr, abg.). 6 28 6 32 6.38 6 42 25 Pr. Prag................" 1221 12 29 1221 12 29 2 Proz. Budapeſt.. ..
7.48 7.52 7.48 7.52 voll Buenos=Aires. . .... 1.435 1.445 1435 1.445 3 Proz. Bulgarien. .. 3.39 3 41 3.39 3.41 voll Japan . . ..
... 1.895 1.905 1.895 1.905 3 Proz. Rio de Janeiro ........" 0.495 0.505 0.495 0.505 5 Proz. Belgrad.. 5.68 5.68 5.72 voll Liſſabon ....." 14 46 14.54 14.46 14.54 10 Pr.

Die Notizen verſtehen ſich für Buenos Aires, London, Neu=York,
Japan, Rio de Janeiro für eine Einheit, Amſterdam, Brüſſel, Danzig,
Kopenhagen, Kriſtiania, Stockholm, Helſingfors, Italien, Paris, Liſſa=
bon
, Schweiz, Spanien, Prag, Jugoſlawien, Sofia für 100 Einheiten,
Wien und Budapeſt für 100 000 Einheiten.
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburger Bellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anholt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte ....."
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan ....."
Wolle. .......
Chem. Heyden ......."
Weiler ......"
Deutſch=Atlant. Tel.. .
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel. .
Deutſche Erdöl .....
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke.
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel ....
Elberfelder Farben. . .
Elektr. Lieferung .....
R. Friſter ..........."
Gaggenau Vorz. .....
Gelſenk. Gußſtahl ...."
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch.=Egeſt.. . . .
Hanſa Dampfſch.

3 4. 3. 1720 17000 Hemoor Zement .. 68000 64000 32100 31250 Hirſch Kupfer. 41000 38500 38500 33000 Höſch Eiſen .. 57000 50000 11600 1062 Hohenlohe Werke. 43000 39000 20500 10500 Kahla Porzellan". 18250 17500 69000 66000 Lindes Eismaſch. 10000 8500 37000 32750 Lingel Schuh .. 4500 4400 90000 90000 Linke u. Hofmann". 32500 30500 89000 89900 2. Loewe u. Co. .. 54500 52375 8000 17250 C. Lorenz..." 8000 7875 19750 17200 Meguin. 22000 23000 20750 25500 Niederländiſche Kohle. 54000 9000 8500 Nordd. Gummi .. 1000 1250 38000 Orenſtein. .. 21250 19500 66500 63500 Rathgeber Waggon. 13500 13500 Rombacher Hütten. 28009 25250 6:625 69000 Roſitzer Zucker .. 51500 51500 15125 118000 Rütge Zwerke 21700 19500 145000 138000 Sachſenwerk 3400 3100 10500 9750 Sächſiſche Gußſtahl 49000 49000 26300 20000 Siemens Glas 33500 32000 23250 22750 Thale Eiſenhütte 5500 5:00 Ver. Lauſitzer Glas 8000 6600 Volkſtedter Porzellan. 14900 14000 31000 28000 Weſtf. Eiſ. Langendreer 25000 17000 15500 Wittener Gußſtahl .. 42100 46000 2i500 26500 Wanderer=Werke .. 14250 12500 130000 135000 17400

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.

Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Frankfurter Kursbericht vom 4. März 1924.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ..........."
.

33.
.
3%
Dollar=Goldanleihe. . . . . . . . .. ."
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
Dt. Schatzanw. K Ausg. Iv. 23
II v. 23
Iv. 24
K, Nv. 24
% IV. u. V. Schatzanweiſg.
4½W VI.IX.
42 Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe .. . . . . . .."
Zwangsanleihe .............."
4% Preuß. Konſols ........."
.
8½%
..

329
40/ Bad. Anl. unk. 1935 .....
3½% v. 1907 ......"
42 Bahern Anleihe .........
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 ...
816% Heſſen Reihe XXXVI.
untilgb. b. 28. .. . . . .. ... . .."
49 Heſſen unk. 1924... . . . ....
3½% .................
................
4% Württemberger .........."
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
½ v. 1902 ....
...........
5% Bulgar. Tabak 1902,.....
120 % Griech. Monopol ..."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1918
....
ab 1918
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ...............
480 Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ...."
4% am. Goldrente konv.
4½ am. v. 05 . . ...."
4% Türk. (Admin.) v. 1903....
48 (Bagdad) Ser. I.."
I..
4½
4% v. 1911, Bollanl. ..."
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ....
4½ Goldrente ........"
4½ Staatsr. v. 10 ...."
4% Kronenrente .. . ..."
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere . . . . . .
5% konf. äuß. v. 99... ..
% Gols v. 04. ſtfr. . . . .
koni. inner. ......
Frrigationsanleihe .
5% Tamaulipas Serie l....

3 3. 4. 3. 0.114 0.105 0,54 108 4.2 4,2 9100 932o 49.50 49,5M 50 50 3,8 0.176 0.162 2,5 Md 2.5Mc 0.45 0.365 034 0.625 0.8 0,5 1,05 0,98 4,2 4,2 800M 05 0065 . 2,.9 7,5 3,75 19 105 1. 10ie 6,75 6,8 6,5 1,25

Oblig. v. Transportanſt.
4% Uliſabethbahn ſtfr. .
4% Gal. Carl Ludw.=Bahn..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr .
2,6%0 Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2 6%Neu=
26 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
Oeſt. 1. b. 8. Em..
9. Em. . . . .
v. 1885 ..
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
3% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee. .... .. . . .. .."
4½% ........"
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl.
6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe".
Roggenwert=Anl. .
5% Sächſ.Braunk.=Anl. Ser. Iu. II
5% Südd. Feſtwertbk. . . .. .. .
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein........"
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft ..."
Commerz= und Privatbank
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank ...
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ......."
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . . .."
Dresdner Bank.. ......

Frankfurter Bank ..
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . .
Mitteldeutſche Creditbank. . ..
Oeſterreichiſche Creditanſtalt .. ."
Reichsbank=Ant. . .. .. . . . . . . . ."
Rhein. Creditban . . . . . . . . ...."
Hypothekenbank .."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..... . . .. .........."
Wiener Bankverein .........."

Bergwerkö=Aktien.
Berzelius .. .. .. . ...........
Bochumer Bergb. ..........."
Buderus.. . . . . . . . .. . . . ....
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Berowerks=Akt. . . ..
Geſſenkirchen Bergw. .... ...."
Harpener Bergbau..........."
Kaliwerke Aſchersleben ......."
Salzdetfurth ... . ..."
Weſteregeln ......"
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........
Mansfelder ................."
Oberbedarf
.....
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) .....
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ...
Phönix Bergbau ......"

3 3.
725

3,75
8,5

7,5
15,75

3,3
4.25
1,8

3.1
3.1
42
5,25
54,5
8.2
14,75
14,4
6.3
3,1
15
18.1
8,75
3,1
22
0.6875
10
4,2
0.405

12,75

22,4
59
90,25
66,75
85
21,5
33,5
15
32

11

8,25
77

32,5

11,2
2,5
3,3
1.,6
1,7
41g
53,5
130g
13,5
5,9
17.3.
2,85
4.9
20
2,8
0,63
39
4,2
5,1
0.45

11.9
60
54
87,5
59
80

30
44
29

I Tauſend. M Millionen, Md Milliarden, 9U ohne Umſaz, X rationiert,

Rhein. Stahlwerke .. . . . . . . .
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte..... . . .."
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt. .
Ver. Laurahütte ..... .."

Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ...................."

Arkumulat. Berli
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit.A ...
5% Vorzug Lit. B...
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano ....."
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim)......"
Badiſche Anilin= n. Sodafabrik",
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano.. ..."
Baſt Nürnberg .............."
Bayriſch. Spiegel .........444
Beck & Henkel CCaſſel) ........"
Bergmann El. Werke ..... . .."
Bing. Metallverke .........
Brockhues, Nieder=Walluf....."
Cementwerk Heidelberg. ....
Karlſtadt ....."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . .
Griesheim Elektron ....
Fabrik Milch .."
Weiler=ter=mer .....
Daimler Motoren.........."
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm) ......
Düſſeld. Ratinger (Dürr) ....."
Dnckerhof & Widm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meyer fr. ......
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft ... . . .."
Elſäſſ. Bad. Wolle............"
Emag, Frankfurt a. M... . . . ..
Email. & Stanzw. Ullirich ...."
Enzinger Werke ............"
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift ........"
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten E Guilieaume. Carlsw...
Feinmechank (Fetter).
Feiſt Seitkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Ga8..... .. ..
Frankfurter Hof
Frf. Maſch. Pokornh. & Wittek.
Fuchs. Waggon Stamm ....
Ganz, Ludivig, Mainz ......"

42 38,5 29,6 38 33 ü. 18 19 18 49,5 110 3,0 1Bo 13i i. 5,3 5,5 5.5 8.,5 38,25 1,8 1.9 20,.25 18,5 25 44 12,75 13 6,25 20,5 39 5,3 13,6 12.75 16,6 ji= 10,75 70 18 2 172 22,5 20 18 5,2 26.5 5 3,4 65 6,.1 19.1 4.25 11.9 3,5 0,8 100 12 * 34,5 3,2 8.25 10 2.4 1.9 1

Geiling E Cie. ..............
Germania Linoleum ........."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. .. . ........."
Gotha Waggon..............
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger ..
......
Hammerſen (Osnabrück) ......"
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ. ...... .
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ..... ......."
Holzverk.=Induſtr. ....... . . .."
Hydrometer Breslau ........"
Inag
...
Junghans Stamm..
Karlsruher Maſchinen ........"
Klein, Schanzlin & Becker ..."
Knorr, Heilbronn ............"
Kolb & Schüle Spinn... . . . . ."
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Bokom. . .
Lahmeyer & Co. ..."
Lech, Augsburg ....."
Lederw. Rothe ............"
Lederwerke Spicharz ........"
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle ........"
Lüdenſcheid Metallw. ........"
Luther, Maſch.= u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . .
Meyer, Dr. Paul........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm ......."
Motorenſabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel .....
Reckarſulmer Fahrzeugwerke...
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . ..
Oleawerke Frankfurt a. M.. ..
Zeters UInion Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kahſer ......."
Philipps A.=G. .... ........."
Porzellan Weſſel ..........."
Meiniger, Gebbert & Schall.. .
Rhein. Eleftr. Stamm .. . . . . .."
Metall Vorzüge......."
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen .........
Rückforth, Stettin ........."
Rütgerswerke.
Schleuzuer (Frankfurt a. M.) .
Schneider & Hanau......"
Schnellpreſſen Frankenthal. . ..
Schramm Lackfabrik. .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürnberg)
Schuhfabrik Berneis=Weſſel.
Schuhfabrik Herz ...."
Schuhf. Leander Offenbach .
Schultz, Grünlack, Rosh....
Seilinouſtrie Wolff.
Sichel & Co., Mai
Sie gents Eleitr Vetriebe

17,5 4,8 32 40,5 19.1 1875 19,5 18,9 15 82 7,6 5,3 5,6 13.9 12.9 43,5 40 178 10. 4.25 3 14,4 10.5 1 4,15 13.75 5,8 7,5 9,75 20,75 2.2 9,2 18,5 777 10 10" 6,2 B,5 4,4 14 5,75 5,5 5,53
5,4 4,5 23 22,25 22,5 20 1,65 2,05 3.2 20 7.25 10 9.25 s 4,3 10,5 26 3.4 13.5 13,25 133 12,5 10,6 9.8 25 21. 20 5,3 6,5 15 15,1 775 6,75 8,8 4 49 3.9 3,6 10,25 3. Siemens Glasinduſtrie ....... Siemens & Halske.. ......... Stöckicht=Offenbach=Gummi ... 09 Süddeutſche Immobilien ..... 5,5 Thüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha 3,6 uhrenfabrik Furtwängler ..... 6.25 Beithwerke in Sandbach .. 8,5 Verein f. Chem. Induſtr. Frkft. 13,2 Verein deutſch. Olfabr. Mannh. 44 Faßfabriken Caſſel .. 6.3 6 Gummifabr. Bin.=Frkf.. 6,25 6.25 Pinſelfabr. Nürnberg .. 203X Ultramarin .... .. ... .." 29 275 Zellſtoff, Berlin ......." 2,.55 Vogtländ. Maſch. Vorzüge ...." 2.25 Stämme . . . . Voigt & Haeffner Stämme . . . 1. Voltohm, Seil.............." 5.3 3 Wayß & Freytag. . . . . ... .... ." 54 ,75 Wegelin Rußfabrik .........." 7. 6,75 Zellſtoff Waldhof Stamm .. .. 15 11.25 Buckerfabr. Waghäuſel ........ 5,9 5.6 Frankenthal ......" 5,6 5,2 Heilbronn. . ... . ... 6 5.5 Offſtein .........." 61 5,3 Rheingau ......... Stuttgart . . . 6.25 g Transport=Aktien. Schantung E. B. ..........." Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .. Hapag (Paketfahrt) . ........." 40,75 Nordd. Liohd.. ... ..........." 8,75

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf .. .. . . ......"
Dampfkeſſel Rodberg.. ..
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz
.
Motorenbfarik Darmſtadt .
Gebr. Roeder ............
Venuleth & Ellenberger ...

Unnotierte Aktien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf..."
Beckerkohle. ... . . . . . . . . ... ..."
Beckerſtahl ................ .."
Benz.. . . . . . . .. . .. .. . . ......
Brovn Boveri.............."
Cont. Handelsbank .........."
Deutſche Handelsbank ......."
Frankf. Handelsbank. ... . .. ..
Falconwerke ................"
de Giorgi Choc. ............."
Growag ...................
Hanſa Lloyd ..............."
Hero Conſerven ............."
Holſatiawerke, Altona . . . ....."
Kabel Rheydt .. . . ........."
Krügershall Kali
Metall Starkenburg .
Mez, Karl & Söhne, Freibg. . .
Neckar= Bummi ...
Petroleum Diſche. ...."
laſtatter Waggon" .
Remy Chem.
Textil= Ind. Barmen (Tiag)...
Ufa Film
Unterfranken Großkraftiv. ...

8s
305
17,4
29


0.32
0.1
0,09

35
27,5
3

Us
5,5
0,32
0.95
0,1

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Nachdem das Geſchäft auf der Leipziger Früh=
jahrsmeſſe
am Tage der Eröffnung einen außerordent=
lich
verheißungsvollen Anfang genommen hatte, dau=
erte
auf den meiſten Spezialgebieten die rege Nnachfrage auch
am zweiten und dritten Tage an. Es fragt ſich jedoch noch ſehr,
ob die Ausſteller von dem tatſächlich vorhandenen ſtarken Waren=
hunger
des Inlandes diesmal bereits in ſo großem Umfang pro=
fitieren
werden, wie dies unter Friedensverhältniſſen der Fall
geweſen wäre. Die Käufer ſtellen nämlich in verſchiedenen Bran=
chen
gewiſſe Bedingungen hinſichtlich einer Hinausſchiebung der
Zahlungstermine. Die Produzenten, die ſelbſt ſehr unter dem
Mangel an Betriebsigpital leiden, ſind in der Mehrzahl der Fälle
nicht in der Lage, in dieſer Beziehung größere Konzeſſionen zu
machen. Infolgedeſſen bleibt manches Geſchäft in der Schwebe,
das unter normalen Verhältniſſen ſofort zuſtande gekommen
wäre. Das gilt beſonders dort, wo es ſich um große und koſt=
ſpielige
Ojekte handelt, ſo vor allem in der Maſchinenbranche.
Leider zeigt ſich bei dieſer Gelegenheit, daß unſere Bankwelt vor=
läufig
abſolut nicht in der Lage iſt, zwiſchen Käufer und Ver=
käufer
vermittelnd einzutreten. Selbſt im Textilgewerbe, das auf
der diesjährigen Meſſe die ſtärkſte Nachfrage aufweiſt, iſt gerade
infolge der Schwierigkeiten der Kreditbeſchaffung nach ſehr leb=
hafter
Eröffnung ein bemerkenswertes Abflauen des Geſchäfts
eingetreten. Allerdings wird dieſe Tatſache von den Produzen=
ten
verhältnismäßig leicht getragen, da die meiſten Zweige der
Textilinduſtrie ſchon ſeit geraumer Zeit im Zeichen des flotten
Geſchäftsganges ſtehen und ihre Produktion auf drei bis ſechs
Monate hinaus ausverkauft haben. Ganz allgemein zeigt jeden=
falls
die Leixziger Meſſe, welche Schwierigkeiten unſere Wirtſchaft
in ihrem Erholungsprozeß noch zu überwinden hat. Der Reichs=
kanzler
Dr. Marx hatte zugeſagt, zur Leipziger Meſſe zu kom=
men
. Jetzt hat er dem Meſſeamt telegraphiert, daß es ihm zu
ſeinem lebhafteſten Bedauern unmöglich geworden ſei, die Meſſe
zu beſuchen, da dringendſte Angelegenheiten in dieſen Tagen ſeine
ſtändige Anweſenheit in Berlin erforderten. Er wünſche der
Meſſe beſten Erfolg.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
8 Die Notverordnung vom 24. Oktober 1923, betr.
Anſprüche aus dem Kriege und der Nachkriegszeit,
iſt durch Plenarentſcheidung des Reichsgerichts für gültig erklärt wor=
den
. Die aufgrund des Ermächtigungsgeſetzes vom 13. Oktober 1923
erlaſſene Verordnung hat alle Anſprüche gegen das Reich oder eine für
deſſen Rechnung handelnde Stelle, die 1. aus der Kriegswirtſchaft oder
Kriegsverwaltung herrühren, oder a) gegen den alten Heeres= und
Marinefiskus während der Vorkriegszeit oder b) im Zuſammenhange
mit der Abwicklung der Kriegswirtſchnft und Kriegsverwaltung oder
der Einrichtungen des alten Heeres oder der Marine während der Ueber=
gangszeit
nach dem Kriege, oder c) gelegentlich der politiſchen Umwäl=
zungen
der Nachkriegszeit oder der im Zuſammenhange damit getrof=
fenen
Abwehrmaßnahmen entſtanden ſind, unter Ausſchluß der
Zuſtändigkeit der ordentlichen Gerichte, des Reichs

Runiiner 65.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924.

wirtſchaftsgerichts einer Sonderſpruchbehörde
oder eines Schiedsgerichts einem beſonderen Verfahren
unterſtellt. Die Art der Abgeltung der Anſprüche und das Verfahren
regelt der Reichsfinanzminiſter. Die Vorſchriften der Verordnung fin=
den
keine Anwendung auf Anſprüche, die ſich auf das Verdrängungs=
ſchädengeſetz
, das Kolonialſchädengeſetz und das Auslandsſchädengeſetz
vom 26. Juli 1921, auf das Reichsverſorgungsgeſetz vom 12. Mai 1921
und auf den Feſtſtellungsanſpruch gemaß § 3 der Militärgutsverordnung
vom 31. März 1923 gründen. Die Zahlungen auf die in der Verord=
nung
vom 24. Oktober 1923 genannten Anſprüche hat das Reich bis auſ
weiteres eingeſtellt.
* Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Iron
Trade Review, Cleveland= Ohio, kabelt: Die Kauftätigkeit der Eiſen=
bahnen
iſt außerordentlich. Die Nen Yorck Central Geſellſchaft beſtelite
15 000 Eiſenbahnen und 170 Lokomotiven und fragt gleichzeitig 300 000
Stahlerzeugniſſe an. Weitere Aufträge über 30000 Eiſenbahnwagen
ſchweben noch. Die Werke arbeiten zurzeit mit 85 Prozent ihrer Höchſt=
leiſtung
. Die Ausſichten ſind günſtig. Für Japan wurden Aufträge über
8000 t Feinbleche und 20 000 t Schienen gebucht, für Holländiſch=Indien
6000 t Röhren. Alle dieſe Aufträge fielen dem Stahltruſt zu. Britiſches
Spiegeleiſen koſtet 3 36.00. Die Werke ſind mit Anfragen überhäuft.
Die Produktion der Walzwerke bleibt hinter den bis März zu tätigen=
den
Lieferungen zurück. Der Bedarf der Konſerven=Induſtrie an Ver=
packungsmaterial
ſichert volle Beſchäftigung der Weißblechwalzwerke bis
Juni. In Bauſtahl und Feinblechen liegen große Aufträge vor.
Kein Einſpruch der Rentenbank gegen die Prä=
gung
von Silbermünzen. Entgegen den Meldungen, daß die
Leitung der Nentenmarkbank gegen die geplante Ausprägung von Sil=
bermünzen
Einſpruch erhoben habe, erfährt die Telegraphenunion von
unterrichteter Seite, daß von der Rentenmarkbank keinerlei Einſpruch
gegen den Ausprägungsplan erhoben worden iſt, ſchon weil bisher keine
bindende amtliche Mitteilung vorliegt. Die Bank hat vielmehr nur an
das zuſtändige Miniſterium eine Anfrage gerichtet, die eine Beſprechung
über den Plan im Zuſammenhang mit einer etwaigen Inflationsgefahr
herbeizuführen bezweckt.
* Keine Wechſel= und Scheck=Duplikate mehr.
Straub, bekannt durch ſeinen Kommentar zur Wechſel=Ordnung, ſpricht
darin von dem bedenklichen Inſtitut des Wechſel=Duplikats
Bekanntlich iſt nach Artikel 66 der Wechſel=Ordnung der Ausſteller eines
gezogenen Wechſels verpflichtet, dem Remitenten auf Verlangen
mehrere gleichlautnde Exemplare des Wechſels, zu überliefern und nach
§ 9 des Scheck=Geſetzes können Schecks, die auf einen beſtimmten Zah=
lungs
=Empfänger geſtellt und im Auslande zahlbar ſind, in mehreren
Ausfertigungen ausgeſtellt werden. Im inländiſchen Verkehr kommen
dieſe Duplikate kaum vor, dagegen ſind ſie im Ausland, namentlich im
überſeeiſchen Verkehr, in allen Ländern gebräuchlich geworden. Ver=
anlaſſung
zu der Einrichtung der I., II., III. Ausfertigung uſw. bot die
in früherer Zeit vielfach lange und oft mit allerhand Fährlichkeiten ver=
bundene
Ueberſendung des Wechſels. Man übermittelte daher die
Duplikateuſw. auf verſchiedenen Wegen nach dem Beſtellungs=
ort
und erlangte dadurch eine Herabminderung der zweifellos unter den
damaligen Umſtänden vorhandenen hohen Verluſtmöglich=
keiten
. Die Wechſel=Duplikate müſſen im Kontext
ausdrücklich als Prima, Secunda Tertia uſw. be=
zeichnet
werden, widrigenfalls jedes Exemplar als
ein für ſich beſtehender Wechſel (Sola=Wechſel), er=
achtet
wird. Ebenſo muß bei den Schecks laut Geſetz jede Aus=
fertigung
im Text mit der Bezeichnung I., II., III. uſw. Ausfertigung
oder mit einer gleichbedeutenden Bezeichnung verſehen werden. Geſchieht
dies nicht, ſo gilt auch hier jede Ausfertigung als ein für ſich beſtehen=
der
Scheck. In dieſen Formvorſchriften, die unter allen Umſtänden be=
achtet
werden müſſen, liegt eine große Gefahr und eben das Be=
denkliche
der ganzen Einrichtung. Die II. Ausfertigung wird nicht ſelten
zu betrügeriſchen Zwecken benutzt und unter Vorſpieglung falſcher Tat=

ſachen zur Zahlung vorgelegt, wobei ihre Richtigkeit im Augenblick der
Vorlage zu prüfen nicht immer möglich iſt, oder unterlaſſen wird. Auch
bedeuten dieſe Duplikate, abgeſehen von dieſer Betrugsgefahr, an ſich
eine Arbeitslaſt auf der ausſtellenden, eine läſtige Kontrolltätigkeit auf
der empfangenden Seite. Andererſeits ſpielen die Vorteile, wie nament=
lich
der Schutz gegen Abhandenkommen der Wechſel oder Schecks heute
bei weitem nicht mehr die Rolle wie früher, ſelbſt bei einem Verluſt des
Wechſels oder Schecks kann durch entſprechende Gegenmaßnahmen ein
Schaden raſch vermieden werden. Unter dieſen Umſtänden iſt man mehr
und mehr dazu übergegangen, das Ausſchreiben von Duplikaten uſw.
entweder ganz zu unterlaſſen, oder wenigſtens erheblich einzuſchränken,
es höchſtens nur noch bei ſehr hohen Beträgen in Anwendung zu bringen.
In Deutſchland hat man ſchon vielfach davon abgeſehen. Neuerdings
ſollen auch die amerikaniſchen Banken ihre Aufmerkſamkeit auf dieſe
Frage gerichtet haben und es wäre zu wünſchen daß man in allen
Ländern, die für den ausländiſchen Verkehr in Betracht kommen, ſich
einmal mit dieſem Problem beſchäftigt, um hierin einheitliche Beſtim=
mung
in den Wechſel= und Scheck=Verordnungen jeden Landes zu
erzielen.
Die Wirtſchaft des Auslandes.
w. Der Text der engliſch=amerikaniſchen Konven=
tion
, die am 23. Januar in Waſhingtyn unterzeichnet wurde, und
die ſich auf den Alkoholſchmuggel bezieht, wurde nun veröffentlicht. Die
beiden vertragſchließenden Parteien erklären, es ſei ihre feſte Abſicht,
den Grundſatz der Dreimeilenzone aufrecht zu erhalten, doch ſtimmt
Greßbritannien der Durchſuchung von Schifſen unter britiſcher Flaggen
außerhalb der amerikaniſchen Territorialgewäſſer zu, vorausgeſetzt, daß
dieſe innerhalb des feſtgeſetzten Abſtandes von der amerikaniſchen Küſte
erfolgt.
Erwerbsgeſellſchaften.
* Badiſche Geſellſchaft für Zuckerfabrikation in
Waghäuſel. Der Reingeteinn beträgt 301,59 Milliarden, und wird
nach dem Beſchluß der Generalverſammlung ohne Dividendenverteilung
auf neue Rechnung vorgetragen. Der Geſchäftsbericht beklagt die Preis=
politik
der Zuckerwirtſchaftsſtelle, die einen Rückgang des Friedensan=
baues
, beſonders in Süddeutſchland, mit empfindlichem Umfange zur
Folge gehabt habe. Die Hackfruchternte der eigenen Landwirtſchaft be=
friedigt
ſehr. Die beiden Rohzuckerfabriken waren gut beſchäftigt. Die
Raffinerie kam nur knapp auf zwei Drittel ihres früheren Rohzucker=
einwurfes
. Die Kapitalserhöhung um 4,8 Millionen Vorzugs= und 168
Millionen Stammaktien iſt durchgeführt. Im neuen Geſchäftsjahre
konnte man eine gewiſſe Menge Rohwaren zu angemeſſenen Bedingun=
gen
erwerben, die Naffinerie bis heute beſchäftigen und ſich an der Ver=
ſorgung
des ſüddeutſchen Marktes mit Verbrauchszucker beteiligen. Da
auch die Rübenernte ziemlich gut ausgefallen iſt und die Zuckerpreiſe
ſeit Kampagnebeginn einen recht hohen Stand haben, glaube man, wenn
dieſe Preiſe ſich halten, ein angemeſſenes Ergebnis erwarten zu dürfen.
Von der vorläufig noch nicht unbeſchränkten Freiheit der Zuckerwirt=
ſchaft
erhoffe man die überaus wichtige Steigerung des Rübenanbaues.
Die Geſellſchaft ſteht ſeit Jahrzehnten mit der Badiſchen Domänenver=
waltung
in Pachtbeziehungen. Um dieſe zu feſtigen und die Pachtungen
auf eine längere Dauer zu ſichern, wurde dem badiſchen Staat, wie in
der Verſammlung mitgeteilt wurde, ein größeres Paket Aktien zu einem
Vorzugspreis überlaſſen, wogegen der Staat der Geſellſchaft die betref=
fenden
Güter auf eine längere Reihe von Jahren feſt verpachtet. Im
Zuſammenhang hiermit wählte die Verſammlung den badiſchen Finanz=
miniſter
und Staatspräſidenten Dr. Köhler und den Vorſtand der Do=
mänenabteilung
, Miniſterialrat Guſtav Ullrich, neu in den Aufſichtsrat.
Ferner wurden zur engeren Verknüpfung des Lieferungsvertrags auf
Rohzucker mit der Zuckerfabrik Neuwerk bei Hannover ein Aktienaus=
tauſch
vorgenommen und Bankier Erich Meyer vom Bankhaus Ephraim
Mayer u. Sohn in Hannover neu in den Aufſichtsrat gewählt.

Die glückliche Geburt
eines Sonntagsjungen
zeigen in dankbarer
Freude an

Plarrassistent Johannes Reinhardt
u. Frau Hagdalene, geb. Reiueke
Darmstadt, 2. März 1924
(*7176

Todes=Anzeige.
Gott hat heute abend 7½ Uhr
unſere treubeſorgte liebe Schweſter
und Tante
Frl. Johanna Steinmetz
nach langem, ſchwerem mit großer
Geduld ertragenem Leiden zu ſich
gerufen.
In tiefer Trauer:
Frau Aug. von Zangen Bwe.
geb. Steinmetz
Frau Elſe Borck, geb. Steinmetz.
Darmſtadt, 3. März 1924,
Beckſtraße 65.
Die Beerdigung findet Freitag
vormittag 11 Uhr von der Leichen=
halle
des Friedhofs, Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
, aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Heute vormittag 4 Uhr wurde
unſere liebe Schweſter, Schwägerin
und Tante
Frau

geb. Schad
durch einen ſanften Tod in die
(*7075
Ewigkeit abgerufen.
Darmſtadt, 3. März 1924.
Dietrauernden Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 5. ds. Mts., na m. 2½ Uhr,
auf dem Beſſunger Friedhof ſtatt.

Für die vielen Beweiſe aufrich=
tiger
Teilnahme bei dem Ableben
meines guten Mannes, unſeres
lieben Vaters, ſagen wir herzlichen
Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Heß für ſeine troſtreichen
Worte am Grabe, ſowie der Firma
E. Merck, den Beamten und Ar=
beitern
für die Kranzniederlegung.
Frau Kath. Rodemich Wwe.
066) Lindenhofſtr. 7.

Todes=Anzeige.
Nach kurzer, ſchwerer Krank=
heit
hat es Gott gefallen, meinen
lieben Mann, unſeren treubeſorg=
ten
Vater, Schwiegervater und
Bruder

im Alter von 50 Jahren heim
zu holen.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 4. März 1924.
Mauerſtr. 26.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 6. März, nachm. 2‟/, Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man
abzuſehen. (*7172

Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten
hiermit die traurige Mitteilung,
daß unſere liebe Mutter, Groß=
mutter
und Schwiegermutter

Frau

2t

geb. Vetter
heute früh 6 Uhr nach längerem
Leiden im 79. Lebensjahr ſanft
entſchlafen iſt.
(*7181
Darmſtadt, den 4. März 1924.
Riedeſelſtr. 39, I.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Suſanne Wagner.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 6. März, nachmittags
2:/, Uhr, auf dem alten Fried=
hof
, Nieder=Ramſtädterſtr., ſtatt.

Ar.
Zei unſerem Wegzug von
9 2 Darmſiadt rufen wir 8
Freunden und Bekannten ein A
herzliches Lebewohl zu.
Familie Schmidt 8
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden meiner
innigſigeliebten Frau, unſerer guten
Mutter, ſagen wir innigen Dank.
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relativ günstige Tabakeinkäufe im Orient für längere
Zeit sichergestellt werden. Wir sehen uns dadurch be-
fähigt
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klasse
zu bieten, die nur durch direkte Einkäufe und
eigene Manipulation im O-ient ermöglicht werden kann.
REEMTSMA
AKTIENGESELLSCHAFT

J. Hbg.2666

[ ][  ][ ]

Nummer 65.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924.

Seite 9.

Reich und Ausland.

Das künſtleriſche Feſtprogramm der Leipziger Meßwoche.
Für die Leipziger Frühjahrsmeſſe iſt wiederum ein äußerſt reichhal=
tiges
künſtleriſches Feſtprogramm zuſammengeſtellt, das die verwöhnte= Von unſerem Sonderberichterſtatter Siegfried Doerſchlag.
ſten Meßbeſucher befriedigen dürfte. Den Höhepunkt der Konzerte und
muſikaliſchen Veranſtaltungen bildet auch auf dieſer Meſſe wiederum
am Meßdienstag ein Gewandhauskonzert mit Wilhelm Furtwängler als
Dirigent und Roſa Lind als Soliſtin. Zu nennen ſind ferner ein Chor= und Rußetag unterwegs ſind. Sie haben Ungeheueres geleiſtet, haben
und Orcheſterkonzert des Niedelvereins in der Thomaskirche am Meß= ſportliche Taten vollbracht, die faſt ans Unmögliche grenzen. Als nach
maskirche am Abend des Meßmontag, ein Chorkonzert der Singaka= war, glaubte man, das Schwierigſte ſei überſtanden. Man hoffte auf
demi= und des Leipziger Männerchors in der Thomaskirche am Mitt=
wochabend
und ſchließlich die täglich ſtattfindenden Nachmittagskonzerte bereitete eine ſchlimme Enttäuſchung ob der großen Schneemengen
im Völkerſchlachtdenkmal. Das Spielprogramm der Leipziger Theater die Etappe BreslauGrünberg war eine Art Crholungsetappe trotz der
iſt wiederum mit beſonderer Sorgfalt zuſammengeſtellt. Das Neue
Theater verzeichnet 6 Meßfeſtſpiele, bei denen zum Teil berühmte aus= bitteren Kälte , auch bis Berlin ging es leidlich auf dem Wege nach
wärtige Gäſte mitwirken. Zur Aufführung gelangen am 1. März
Wallkütre, am 2. März Carmen, am 3. März Salome, am
4. März Cavalleria Ruſticana und Bajazzo, am 5. März Fra infolge des am Nachmittag einſetzenden Schneeſturms eine Fahrt auf
Diavolo und am 6. März Hoffmanns Erzählungen, Schauſpiele Tod und Leben für alle, die nicht bis 3½ Uhr nachmittags Kiel erreicht
und Luſtſpiele werden im ſtädtiſchen Alten Theater, im Schauſpielhaus hatten die Etappe Kiel-Bremen mit zur ſchwerſten Etappe geworden
und im Kleinen Theater gegeben, während das ſtädtiſche Operetten=
theater
mit einigen beliebten Operettenſchlagern aufwartet; der Bah=
ern
=Verein veranſtaltet für ſeine Landsleute am Meßdienstag, einen Schnees, und dann auf der zweiten Hälfte der Strecke infolge Tauwet=
großen
Bayernabend im Palmengarten. Die großen Variétés Kryſtall=
Palaſt und Drei Linden haben ein glänzendes Meßprogramm zuſam=
mengeſtellt
, und auch die zahlreichen Kabaretts und Lichtſpielhäuſer tre=
wird
alſo jeder Meßbeſucher, mag er nun ein Freund ernſteren Kunſt=
genuſſes
oder der leichter geſchürzten Muße ſein, nach den ernſten Ge=
ſchäſtsſtunden
des Tages am Abend einige ihm zuſagende Erholungs= Ringen mit den Schneeemaſſen war eine Marter. Das Material iſt
ſtunden genießen können.

Todesſturz vom Königſtuhlturm.
Heidelberg. Am Freitag ſtürzte ſich vom Turm auf dem
Königsſtuhl ein 19jähriger Handlungsgehilfe. Er war auf der Stelle
tot. Es ſoll der dritte Selbſtmord von dieſem Turm geweſen ſein.

Geſalzene Strafen.
Freiburg. Hohe Zuchthausſtrafen hat die Sträfkammer Frei=
burg
gegen die Einbruchsgeſellſchaft ausgeſprochen, die im Frühjahr
1923 einen ſchweren Einbruchsdiebſtahl in dem Schloß der verwitweten
Grafin Bismarck in der Gegend von Siegen ausführte, wobei den Die=
ben
ungeſähr 300 000 Mark und verſchiedene Wertſachen in die Hände
fielen. Außerdem hatten ſie einen Einbruch in eine Jagdhütte und Konto der Kundgebungen zu ſetzen iſt, deren ſich die Deutſchlandfahrer
einen Kircheneinbruch in Mittelbaden ausgeführt. Der 24jährige Kon=
ditor
Karl Köpke von Ihringen und der Mechaniker Wilhelm Thömke,
die beiden Hauptangeklagten, wurden zu 8 Jahren Zuchthaus, der
Händler Georg Schenk von Dornbach ebenfalls zu 8 Jahren Zuchthaus
und Michgel Reblamm von Stuttgart ſowie der Schloſſer Ernſt Huber
von Baſel zu je 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurden al=
len
Angeklagten die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von
10 Jahren aberkannt.

Eine Diebeskomödie.
Bei der Berliner Kriminalpolizei erſchien vor einigen Tagen
ein gutgekleideter junger Mann und klagte, daß ihm auf einer Reiſe
von Wittenberg nach Berlin in einem D=Zugwagen zweiter Klaſſe ſein
ganzes Hab und Gut geſtohlen worden ſei, während er geſchlafen habe,
Er nannte ſich Landwirtſchaftsinſpektor Hans von Dorndorf und
gab dem entſprechend auch die Zeichen auf den geſtohlenen Koffern, den
Kleidungsſtücken uſtu. an. Zum größten Unglück war dem Reiſenden
auh noch die krokodillederne Brieftaſche geſtohlen worden, die 800 Gold=
mark
und die Papiere enthielt. So konnte ſich der Beſtohlene nicht ein=
mal
über ſeine Perſon ausweiſen, was er ſehr bedauerte. Noch ſchlim=
mer
aber war es für ihn, daß er nun, abgeſehen von den paar Zehr=
pfennigen
, kein Geld mehr hatte. Er müſſe ſchon zuſehen meinte er
wie er zunächſt durchkomme. Das tat er denn auch, wie ſich ſpäter
ergab, mit großem Eifer und gutem Erfolg. Von Anſtalten und Pri=
vatleuten
, denen er ſein Mißgeſchick und ſeine Not ſchilderte, bekam er
genug, um gut leben zu können. Bei der Kriminalpolizei ging aber
unterdeſſen aus Leipzig die Meldung ein, daß von dort ein Schneider
namens Otto Ueckert nach Verübung von Diebſtählen und Betrü=
gereien
verſchwunden ſei, und in Berlin vermutet werde. Die Beſchrei=
bung
paßte genau auf Hans von Dorndorff. Als dieſer wieder erſchien,
wurde er zwar ebenſo freundlich, wie bei dem erſten Beſuch, aber doch
mit einem für ihn unerwarteten und unangenehmen Ergebnis empfan=
gen
. Es war ſchon aufgefallen, daß die Menge des Gepäcks, die dem
Reiſenden geſtohlen ſein ſollte, für ein Handgepäck, wie man es in einem
D=Zugabteil zweiter Klaſſe unterzubringen pflegt, doch etwas zu um=
fangreich
war. Man begrüßte den Beſtohlenen, als er ſich nach dem
Stande ſeiner Sache erkundigen wollte, ſofort als Herrn Ueckert. Er
tat zwar ſehr erſtaunt, ließ ſich aber keineswegs aus der Ruhe bringen.
Erſt nach längeren Verhandlungen bekannte er ſich zu ſeinem richtigen
Namen. Er war in der Tat auf der Reiſe beſtohlen worden, aber nur
um einen Pappkarton mit etwas alter Wäſche. Das hatte er zu dem
großen Diebſtahl aufgebauſcht, in der Hoffnung, von der Eiſenbahn=
verwaltung
Schadenerſatz, zunächſt aber von mildtätigen Leuten einmal
reichliche Unterſtützungen zu erhalten. Seinen Schaden hatte er auf
10 000 Goldmark angegeben. Die Kriminalpolizei brachte ihn nach
Moabit.
Der Friedenspreis des Mr. Bok.
Der von dem früheren Beſitzer und Herausgeber des Ladies
Journal, eiuer Hausfrauenzeitung, Mr. Edward W. Bok, geſtiftete
Preis von 50 000 Dollar für den beſten Vorſchlag zur Sicherung des
Weltfriedens iſt von dem Sachverſtändigen= und Preisrichterkomitee
einem Mittelſchullehrer, Dr. Charles Levermore, einem Schulkamera=
den
Wilſons, zugeſprochen worden. Sein Plan erſchien darum dem
Komitee als der praktiſchſte der originellſte iſt er bei weitem nicht
weil er auf einen Weg weiſt, der für die amerikaniſche Außenpolitik be=
reits
angebahnt iſt, den von Harding und Hughes ſchon vor Jahres=
friſt
anempfohlenen Beitritt zum Ständigen Gerichtshof im Haag.
Wenn die im Gange befindliche natürlich private Abſtimmung
eine qualifizierte Mehrheit für den preisgekrönten Plan ergibt, ſo wer=
den
dem Gewvinner noch weitere 50 000 Dollar zufallen. Seltſamerweiſe
hat dieſer Preis, der teils wohl einem Reklamebedürfnis, beſtimmt aber
auch idegliſtiſchen Motiven entſpringt, beim amerikaniſchen Senat An=
ſtoß
erregt. Mr. Bok wurde beſchuldigt, in die außenpolitiſche Präro=
gative
des Senats eingegriffen zu haben, und wurde deswegen vor ein
Komitee dieſer Körperſchaft geladen. Man glaubt, es müßten etwelche
ſchlimme finanzielle oder politiſche oder ſonſtige internationale‟ Ein=
flüſſe
hiuter dieſem Unternehmen ſtehen. Mr. Bok, als armer Aus=
wanderer
in jungen Jahren aus Holland nach den Vereinigten Staa=
ten
gelangt, gab dem neugierigen Senat zur Antwort, daß es ihn, den
Senat, nicht das Geringſte anginge, wieviel ſeines Geldes er für dieſen,
ihm gut erſcheinenden Zweck hergebe, daß ihm das Geld von dem ame=
rikaniſchen
Volke zugefloſſen ſei, und daß er beabſichtige, einen Teil
davon zu dieſes Volkes Beſtem, zu einem konſtruktiven Zweck aus=
zugeben
. Mr. Bok ging weiter; er bot dem Senat an weitere 100000
Dollar auszuſetzen, für einen Friedensplan, den der Senat unter den
eingereichten 22 164 Plänen als den beſten bezeichnen würde, vorausge=
ſetzt
, daß Senat oder Senatskomitee dieſe alleſamt leſen würde.
* Wölfe im Ballſaal.
Nach Meldungen aus Rumänien hat der ungewöhnlich kalte Winter
dort eine beſondere Wolfsgefahr geſchaffen. Vom Hunger getrieben,
brechen die Wölfe in Scharen aus den Wäldern hervor, und haben ſchon
verſchiedentlich ganze Schafherden mitſamt dem Schäfer aufgefreſſen,
von denen nur noch die Knochen gefunden wurden. Kürzlich drangen bei
Nacht ein paar Wölfe in die Stadt Braſoff ein und griffen Männer und
Frauen an, die ſich gerade bei einem Ball befanden. Ein Prieſter von
Foscani namens Corbea, der mit einem Freund einen Beſuch zu Schlit=
ten
in einem benachbarten Dorf gemacht hatte, wurde viele Stunden von
hungrigen Wölfen verfolgt. Die beiden Bedrohten feuerten zunächſt mit
ihren Gewehren auf die Wölfe; als ihre Munition erſchöpft war, warfen
ſie den hungrigen Tieren ihre Pelze, Hüte und Handſchuhe zu, die von
dieſen verzehrt wurden. Sie erreichten glücklich das Dorf, worauf die
Bauern mit Flinten und Aexten gegen die Wölfe zu Felde zogen.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 6. März.
Zeitweiſe aufklärend, Temperaturen ſchwankend, meiſt trocken.

in tadelloſem Sitz, beſten Stoffen und Verarbeitung
Rieſenhafte Auswahl, in den modernſten Streifen

Bluſen= und Modenhaus Alfred Wagner
Obere Wilhelminenſtraße 29.
(1815a

Die Oeutſchlandfahrt.
15 Tage unterwegs. Start im Schneegeſtöber. Das ſportsfrohe
Hannover.
Hannover, 2. März.
15 Tage ſind es nun ſchon, daß die Deutſchlandfahrer ohne Raſt=
ſonntag
, eine Motette des weltberühmten Thomanerchors in der Tho= Ueberquerung des Thüringer Waldes am 5. Fayrtoge Erfurt reicht
ebene, ſchneefreie Straßen. Weit gefehlt! Die Fahrt durch Schleſien
Stettin wieder überreichlich Schnee und gleichfalls ſtarker Froſt dann
wieder bis Roſtock durch Schneeverwehungen die Etappe nach Kiel
durch Schneegeſtöber und unendliche Schneemaſſen , die heutige, 15.
Etappe, BremenHannover bis Nienburg, wieder im Zeichen des
ters eine Schmutzpampe und Regen, der die Fahrer von oben wie von
unten durchweichte. So war denn auch dieſe Tagesſtrecke (ſtatt über
Soltan auf Wunſch der durch die ſtändigen Witterungsunbilden ermüde=
ten
mit einem erſtklaſſigen und zeitgemäßen Feſtprogramm auf. Es ten Fahrer geradeswegs über NienburgNeuſtadt durchgeführt) wie=
wohl
ſie die kürzeſte aller Ctappen war, recht ſtrapaziös. Die Fahrer
haben wunde Hände und Füße geſchwollene Gelenke , das ſtändige
weniger durch die Fahrt au ſich in Anſpruch genommen und in Mit=
leidenſchaft
gezogen, als viel mehr durch die zahlloſen Stürze infolge
der Schneehinderniſſe und der Straßenglätte.
Auch Bremen feierte die Deutſchlandfahrer in ſehr würdiger Weiſe.
Iſt auch der Grundton aller offiziellen Reden, die allabendlich den
Fahrern anderswvo gewidmet werden, etwa derſelbe, ſo bietet doch jede
Begrüßungsanſprache ihre beſondere, intereſſierende Eigenheit. Vor
allem aber bedeuten dieſe herzlichen Borte, die die Deutſchlandfahrer,
wohin ſie auch kommen mögen, von Vertretern der Behörden oder von
anderen Perſönlichkeiten hören, für ſie eine Stärkung, die nicht zu ge=
ring
veranſchlagt werden darf. Ich wage zu behaupten, daß das he=
wundernswerte
Durchhalten dieler Fahrer zum guten Teil auf das
allerorts außer in Berlin! zu erfreuen hatten.
Dichtes Flockengerieſel wallte vom Himmel, als heute vormittag
8½ Uhr den Kleinkrafträdern der Start erteilt wurde. Es war ein
unfreundlicher Morgen mit ſchneidendem Wind, der die Flocken den
mutigen Kämpen der Landſtraße ſcharf und ſchmerzhaft ins Geſicht
ſchlug. Da ſo mancher die Etappe ſtiel Bremen mit der Baln be=
endet
hatte, und da auch einige Fahrer, die tagszuvor in Lübeck auf=
gegehen
hatten, ſich wieder von Bremen ab beteiligten, traten 85 Deutſch=
landfahrer
von Bremen aus die Reiſe nach Hannover an. Es uar wie=
der
ein gefährliches Balancieren im Schnee, beſonders gefährlich durch
den beißenden Flockenfall, der den Fahrern die Ueberſicht über die
Straße raubte. Haarſcharf kommt unſer, für die Etappe Bremen
Hannober Ihrem Korreſpondenten von den Hanſa Lloyd=Werken zur
Verfügung geſtellter Hanſa=Lloyd 18/60 PS=Preſſewagen einmal an
einem unverſehens zu Fall gekommenen Fahrer vorbei. Ein andermal
wieder helfen wir einem Fahrer, deſſen ſchwere Maſchine ihn einge=
klemmt
und hilflos gemacht hat. Trotz aller Hemmniſſe ziehen die
Kleinmotorräder, die heute eine halbe Stunde vor den Großkrafträdern
geſtartet ſind, in ſo flottem Tempo den Weg, daß unſer famoſer Danſa=
Lloyd mit 7080 Kilometer Geſchwindigkeit die Schneemengen durch=
queren
muß, um an die Spitzenreiter heranzukommen. An der Spitze
jagt der Neſtor der Deutſchlandfahrer dem Felde voran: der 52jährige
Ernſt Neumann=Neander, auf ſeiner kleinen Allright=Neandermaſchine.
Er iſt von ſolcher Sportbegeiſterung erfüllt, daß er die in letzter Stunde
infolge der Streckenkürzung eingelegte Zwangspauſe in Neuſtadt nicht
einhält, ſondern ſchnurſtracks nach Hannover neiterfährt, wo er denn
auch als Erſter eintrifft. Auch Schlömer durchjagt die Zwangskontrolle
und landet vor allen übrigen Fahrern am Tagesetappenziel Hannover.
Von denen, die unentwegt durchhalten und durch ihr tapferes Fah=
ren
auffallen, mag heute der Kölner Knibbecke auf Allright K.=G. er=
wähnt
ſein. Knibbecke war vor wenigen Monaten ſo ſchwer geſtürzt,
daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wurde. Bei der unendlich ſchwe=
ren
Deutſchlandfahrt hält er ſo wacker mit, daß es erſtaunlich iſt.
Gerade in ihm finden wir einen Fahrer von unverwüſtlichem Drauf=
gängertum
und bewundernswerter Energie. Ferner ſei noch des K.M.
B.=Fahrers Fritz Stüpp=Ohligs gedacht, der als einer der Senioren der
Fahrt Auffallendes leiſtet. Der Herrenfahrer Schmitz=Wiesdorf beweiſt,
daß auch eine ſchon viel gefahrene Maſchine die Deutſchlandfahrt durch=
halten
kann: mit ſeiner ſchon über zwei Jahre alten Wanderer=Maſchine
iſt er nach wie vor einer der ſchnellſten und der zuverläſſigſten Fahrer.
Buch, Siemons und Juriſch, die Jüngſten der Deutſchlandfahrer, ſind
trotz aller Schwierigkeiten in ausſichtsreicher Poſition mit dabei. Auch
Wronker=Köln hat auf ſeiner Apex gezeigt, was ſportlicher Wille und
eine gute Maſchine zu leiſten vermögen. Die Nede=Maſchine lag heute dafür, daß die Bezüge der Staatsbeamten, Angeſtellten und Arbeiter zu=
bis
zur letzten Kontrollſtation Neuſtadt, von wo dann kolonnenweiſe
gefahren nurde, mit an der Spitze der Leichtkrafträder.
Hannoter wurde auf Umwegen erreicht, weil man von Buchholz
aus auf den urſprünglich vorgeſehenen Straßen einfahren wollte. Auch
dieſe Zickzackwvege waren durch die Continental= und durch die Agrip=
ping
=Pfeile ſo muſtergültig markiert, daß ein Verfahren ausgeſchloſſen beſchritten werden. Eine dauernde gewaltſame Droſſelung der Ein=
war
. In Hannover wies die Sivo den Fahrern den Weg , außerdem
aber Menſchenmaſſen, deren Zahl mit 25 000 ſicherlich nicht zu hoch ge=
griffen
iſt. Infolge des Straßenſchlamms bis zur Unkenntlichkeit be=
ſchmutzt
, aber ſonſt durchaus guter Dinge, trafen die Deutſchlandfahrer wußt zu ſein, da ſonſt ſein unter dem 14. Januar an den Herrn Reichs=
unter
Führung unſeres ſchnellen Hanſa Lloyd=Wagens und des Ober= arbeitsminiſter gerichtetes Schreiben wohl unterblieben wäre. Wenn
reihen paſſierten. Vor der imboſanten Stadthalle unüberſehbares Schreibens ablehnen, ſo begrüßen wir die in ihm ausgeſprochene Tat=
Menſchengewimmel. Ein Tuſch bei der Ankunft der Spitzenkolonne, ſache trotzdem, weil dieſe Zuſchrift erkennen läßt, daß auch innerhalb
Und dann Märſhe und flotte Lieder. Begrüßungsanſprache des Bür=
germeiſters
Fink. Nach Ablauf einer halben Stunde gemeinſamer Auf= gegenwärtigen Bezüge der Staatsbedienſteten unzu=
hruch
der Deutſchlandfahrer und der Begleitwagen zur Huldigung des reichend ſind. Einmal unzureichend im Verhältnis zu der Preis=
Generalfeldmarſchalls v. Hindenburg. Still ſehr gealtert, doch immer lage deshalb die Forderung nach weiterem Preisabbau zum ande=
noch
gewaltig und imponierend ſeine deutſche Heldengeſtalt , ſo ſteht
zuninkenden Deutſchlandfahrer. Oberingenieur Jeckel entbietet in ker= die der Staatsbedienſteren hinausgehen dürſten.
nigen Worten dem greiſen Feldherrn die Grüße der dem Rhein wieder
zuſtrebenden Deutſchlandfahrer. Ein dreifaches Töff=töff=hurra! klingt
von Hindenburg dann geht es weiter, der Abſtellgarage zu. Die durch Verlängerung der Arbeitszeit erhöhte Anforderung an dasſelbe
Bis 8½ Uhr abends waren 72 Fahrer eingetroffen.
Vorletzte Etappe. Regen und arundloſe Straßen. 95 Fahrer uns hierdurch, dem Herrn Neichsfinanzminiſter den Antrag zu unter=
am
Start.
Von unſerem Sonderberichterſtatter Siegfried Doerſchlag.
Dortmund, 3. März.
Der Empfang in Hannover hatte auf die Deutſchlandfahrer vorzüg=
lich
gewirkt. Ueber die Gaſtfreundſchaft und den Feſtabend aus Anlaß
der Ankunft der Deutſchlandfahrer in Hannover gab es nur eine
Stimme: die höchſten Lobes. Je länger die Deutſchlandfahrt gedauert
hatte, deſto freudiger ſind die Empfänge geweſen, umſo größer die Gaſt=
freiheit
, die vielfach etwas Rührendes an ſich hatte.
fügung geſtellte komfortable Dürkopp.Limuſine heute früh aus Hannover, größtem Erfolg vorgeführt wurde, wird hier in Darmſtadt Donnerstag
entführte, peitſchte Regen gegen die Scheiben, und ſchon nach wenigen
Kilometern waren ſie ſo ſchmutzbekruſtet, daß ein Hinausſehen ſchier un= praktiſch vorgeführt. Mit dieſer Maſchine wäſcht man bei größter
möglich war. Die Straßen glichen eher ruſſiſchen Sümpfen als deutſchen
Landſtraßen; die Schneemengen des Vortages waren weggetaut, dazu lend leichter Handhabung die Wäſche in fünf Minuten ſauber. Es ſei
der Regen, ſodaß die Fahrſchwierigkeiten auch nicht ein Jota geringer den Hausfrauen aufs wärmſte empfohlen, dieſem Schauwaſchen beizu=
waren
, als an den Vortagen. Trotzalledem waren 95 Fahrer in Han= wohnen. (Siehe Anzeige.)
nover geſtartet eine überraſchend große Zahl, die ſich daraus erklärt,
daß ſelbſt Fahrer, die mehrere Etappen ausgeſetzt haben, ab Hannover
bis Köln wieder dabei ſein wollten. Es dürſte etwa 45 Fahrer geben,
die bisher noch keine Ctappe ausgeſetzt haben; eine genaue Zahl läßt ſich andacht. 1. Kreuzeswort. Pfarraſſiſtent Wolf.
nicht nennen, weil ja die Kontrolliſten von den kontrollführenden Gauen
und Vereinen des D A.C. ſtets direkt an den rheiniſchen A. D. A.C.=Gau
nach Köln geſandt werden, damit dieſer bis zur Ankunft der Deutſchland=
fahrer
in Köln alle Streckenergebniſſe errechnet.
Die Deutſchlandfahrer verließen Hannover mit friſchem Mut. Wenn Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr (Zuſatzmiete I1): Figaros
auch der Schmutz nach allen Seiten ſpritzte und die Straßen ſchlüpfrig
waren, ſo ſchien doch endlich das Schneetreiben und der Kampf mit den Reſidenz=, Zentraltheater, Palaſtlichtſpiele: Kinovorſtellungen,
Schneemaſſen vorbei. Dies leider nur bis zum Teutoburger Walde. Als
deſſen Steigungen erklommen wurden, hieß es wieder hindurch durch tie=
fen
, verharſchten Schnee und ſo hatten die 17 Tagefahrer auch auf ihrer
16. Etapp= Schneebarrikaden zu ſtürmen. Einige Fahrer, wie z. B. Fritz
Gyr=Köln (Sunbeam). Fritz Schulze=Düſſeldorf (Ardie), Högl=München
auf BMW., Baur=Köln (Panther), Schumacher=Aachen (Sarolea) Theo
Schwarz=Düſſeldorf (Sarolea), die Megola=Mannſchaft Bauhöfer, Stelzer
uned Tomafſi=München, Klingebeil und Buſſinger, beide München, auf
Ardie, der Münchener Moto Guzzi=Fahrer Orl Geißler, der Berliner
Friedrich (Mabeco), Ernſt André Klein=Berlin (N. S.U.), Wolf=Nürnberg

(Neſtoria) haben ſich vorzüglich auf das Schneefahren eintrainiert, daß
es ihnen keine Schwierigkeiten mehr zu machen ſcheint. Was für dieſe
hier Genannten gilt, die wir von unſerem Dürkopp=Preſſewagen aus zu
beobachten heute Gelegenheit hatten, das gilt auch für viele andere Fah=
rer
, die man nicht immer auf der Strecke ſieht, ſo z. B. beſonders für
die, die von jedem Start weg, ſolch Höllentempo vorlegen, daß es bei den
miſerablen Straßenverhältniſſen kaum einem Wagen möglich iſt, ihnen zu
folgen, beſonders dann nicht, wenn der Preſſewagen unterwegs noch dieſe
oder jene Information einholen will.
Beſonders nett und gaſtlich war heute die Aufnahme in Paderborn,
wo deſſen Motorradklub die Deutſchlandfahrer zu einem Imbiß einlud.
Ab Paderborn hatte der den Fahrern entgegenſtehende ſcharfe Weſtwind
die Straßen teilweiſe abgetrocknet trotz des böigen Gegenwindes ein
Labſal für Alle! Hinter Unna gings dann über die Zollgrenze. Die
franzöſiſchen Zollbeamten wauen rechtzeitig verſtändigt worden, und ſo
fand eine Kontrolle nicht ſtatt; auch die Begleitwagen konnten glatt paſ=
ſieren
. Schon etliche Kilometer vor Dortmund hatten ſich viele Sport=
freunde
auf der Landſtraße eingefunden. Als die Stadt begann, mußte
unſere Dürkopp=Limuſine, die die ſchwere Strecke ohne jeden Anſtand in
jedem gewünſchten Tempo durchfahren hatte, ſich einen Weg durch Men=
ſchenmauern
bahnen, wie die Deutſchlandfahrer ſie bisher doch noch nir=
gendwo
geſehen hatten. Dröhnendes Hurral, ſobald einer der Fahrer in
Dortmund eintraf. So dichtgedrängt die von Polizeimannſchaften von
der Fahrſtraße zurückgehaltenen Menſchenmengen vorm Ziel, dem Dort=
munder
Rathaus, daß auch nicht eine Stecknadel hätte zur Erde fallen
können. Im Natskeller wurden den Angekommenen Erfriſchungen ge=
boten
.
An der Spitze des Feldes war auch diesmal wieder Fritz Gyr auf
ſeiner Sunbean eingetroffen, der mit ſeiner Rekordfahrt von Hannover
nach Dortmund eine ſchöne ſportliche Leiſtung vollbracht hatte. Ihm
folgt H. Werth=Köln auf Brough Superior vor Woodhouſe=Köln auf
Sunbeam mit Seitenwagen. Dann trafen Peter Viſé=Aachen (Harleh=
Davidſon) und Schlömer=Köln auf Brough Superior, beides Beiwagen=
maſchinen
, ein, gefolgt von Schumacher=Aachen auf Sarolea. Walter
Hemming=Suhl (Allright K. G.) und Schulz=Hamburg (Haſveka) waren die
nächſt folgenden und zugleich die erſten Fahrer mit deutſchen Maſchinen.
Um falſchen Auffaſſungen vorzubeugen, ſei hier erneut betont, daß die
Reihenfolge der Ankunft weder für den Fahrer noch für das Fabrikat
ausſchlaggebend iſt, denn die Deutſchlandfahrt iſt kein Rennen, ſondern
eine Prüfungsfahrt für ſehr unterſchiedlich ſtarke Maſchinen. Es kommt
nur darauf an, Regelmäßigkeitsbeweiſe, Zuverläſſigkeitsbewveiſe, zu voll=
bringen
. Die aber haben, beſonders in den Mittel= und Kleinkraftrad=
klaſſen
, die deutſchen Maſchinen in hervorragendem Maße vollbracht,
Bis 919 Uhr abends waren 63 Fahrer am Ziel eingetroffen, das nach
wie vor von dichten Menſchenketten umgürtet war, die jeden Ankömm=
ling
jubelnd begrüßten. Nun geht es morgen nach Köln, und dann hat,
noch ehe dieſe Zeilen im Druck erſchienen ſind, die gewaltigſte aller je
ſtattgefundenen Motorradprüfungsfahrten ihr Ende erreicht. Die Fahrer
ſind froh darüber, denn trotz aller erhebenden Tage, die ſie in allen deut=
ſchen
Gauen erlebt haben, ſind ihre phyſiſchen Kräfte bis ins Aeußerſte
angeſpannt worden. Morgen aber wollen ſie bis zur rheiniſchen Haupt=
ſtadt
, auf der kürzeſten ihrer Tagesetappen (108 Kilometer) noch zeigen,
daß ſie trotz der ſchier unermeßlichen Anſtrengungen der 17 Tage wohlauf
ſind, guten Muts, und daß ſies leiſten konnten, ſie und ihre Maſchinen!
Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Allen Teilnehmern an den Maſſenfreiübungen und Volkstänzen die
Mitteilung, daß für die Aufführung im Heſſiſchen Landesthegter am
nächſten Mittwoch und Freitag, je 8 Uhr abends, im großen Saal
Proben ſtattfinden. Vollzähliges und pünktliches Erſcheinen iſt unbe=
dingte
Pflicht.
H. M.

Das Reit= und Fahrturnier im Berliner Sportpalaſt, das am Sonn=
tag
ein glanzvolles Ende fand, brachte eine für Berlin noch vollſtändig
neue Konkurrenz, den Preis der Mark, eine Eignungsprüfung für
Geſchäftswagenpferde, die von Berliner Firmen zu beſchicken war. Dieſe
beſonders in den angelſächſiſchen Landen ſehr beliebte Prüfung fand
vielen Beifall. In die Preiſe der ſtark beſuchten Konkurrenz teilten ſich
zwei Berlimner Großbrauereien und die Zigarettenfabrik Garbaty.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für dſe Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerſei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 521 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Stabilität der deutſchen Währung iſt unzweifelhaft etwas, der
zunächſt alles andere untergeordnet werden muß. Die hinter uns lie
gende Inflationsperiode hat den untrüglichen Beweis dafür erbracht,
daß namentlich die Arbeitnehmer und in erſter Linie die Staatsbedien=
ſteten
wie überhaupt alle Feſtbeſoldeten, im weſentlichen die Koſten des
fortwährenden Währungzerfalles zu tragen haben.
Angeſichts dieſer Erfahrungen und der Tatſache, daß nur bei aller
größter Einſchränkung der Staatsausgaben die Erhaltung der Stabili=
tät
unſerer Währung möglich iſt, haben wir auch durchaus Verſtändnis
nächſt in einem ſehr beſcheidenen Umfange feſtgeſetzt wurden. Die hier=
durch
erzwungene Konſumeinſchränkung hat ja auch inzwiſchen dazu
geführt, daß auf faſt allen Gebieten ein erheblicher Preisrückgang ſtatt=
gefunden
hat. So notwendig und begrüßenswert dieſe Wirkung iſt, ſo
kann dieſer Weg nicht ohne Schaden für die Geſamtheit beliebig lange
kommensbezüge aller Arbeitnehmer würde eine ebenſo ſtarke Einſchrän=
kung
des Verbrauchs und damit ein allmähliches Erliegen der Volks=
wirtſchaft
im Gefolge haben.
Dieſer Tatſache ſcheint Herr von Schlieben ſich nicht genügend be=
leitungswagens
in Hannover ein. Jubel, wo immer ſie die Menſchen= wir auch gleich dem Herrn Reichsarbeitsminiſter die Forderung dieſes
des Reichsfinanzminiſteriums die Erkenntnis vorhanden iſt, daß die
ren unzureichend im Vergleich mit den Bezügen der Privatwirtſchaft.
er am Fenſter ſeines Landhauſes. Grüßt freundlich=bäterlich die ihm Deshalb die Forderung, daß die Bezüge der Privatinduſtrie nicht über
So lagen die Verhältniſſe Anfang Januar. Inzwiſchen iſt durch die
erfolgte Erhöhung der Wohnungsmieten eine weitere Belaſtung der
viellundertſtimmig durch die ſonſt ſo ſtille Straße. Ein Abſchiedsgruß Beamten, Angeſtellten und Arbeiter des Reiches erfolgt, hat das Reich
drittletzte Etappe der großen Deutſchlandfahrt hat ihr Ende erreicht. Perſonal geſtellt und wir dürfen wohl annehmen, daß dieſe Verhält=
niſſe
im Reichsfinanzminiſterium bekannt ſind und entſprechend gewürdigt
werden.
Ausgehend von vorſtehend herausgeſtellten Tatſachen geſtatten wir
breiten, umgehend mit den Organiſationen über eine Angleichung der
Bezüge der Staatsbedienſteten an die wirtſchaftlichen Verhältniſſe in
Verhandlung zu treten. Wir hoffen, daß der Herr Reichsfinanzminiſter
dieſe Verhandlungen ſo zeitig einberuft und ſo beſchleunigt, daß die
Aufbeſſerungen mit Wirkung vom 1. März d. J. in Kraft treten können.
Gewerkſchaft deutſcher Eiſenbahner.

Geſchäftliches.
Ein Schnell=Waſchaptarat. Die beſte und billigſte
Als uns unſere von den Dürkopp=Werken als Preſſewagen zur Ver= Waſchmaſchine der Welt, die in Frankfurt und anderen Städten mit
und Freitag, 6., 7. März, nachm. 3 und 5 Uhr im Fürſtenſaal (Grafenſtr.)
Seifen= und Kohlenerſparnis, ſowie ſchonendſter Behandlung und ſpie=

O
Pauluskirche. Mittwoch, den 5. März, abends 8 Uhr: 1. Paſſions=

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
Hochzeit. Orpheum, 734 Uhr: Cin Walzertraum. Union=,

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Mar Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd en:: Andreas Bauer
Verautwortlich für den Iinſeratente!: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924,

Nummer 65.

Linienſchiff Braunſchweig
als Eisbrecher in der Oſtſee.
Von Kapitänleutnant Steinmetz.
Strahlend ging am Sonntag, den 17. Februar, morgens die
Sonne über Stadt und Hafen Kiel auf. Braunſchweig liegt
ruhig an ſeiner Boje, ihre Beſatzung freut ſich nach der arbeits=
reichen
Uebungswoche des ſchönen Tages, und überall im Schiff
herrſcht lebhafte Unterhaltung darüber: Wo gehen wir heute
hin? Der eine will das ſchöne Wetter zu einem noch ſchöneren
Spaziergang mit darauffolgendem Kaffee und Kuchen bei guter
Muſik in einem netten Reſtaurant benutzen, ein anderer hat zarte
Verabredungen, wieder ein anderer will Theater oder Reichs=
hallen
beſuchen, wie es einem waſchechten Wilhelmshavener ge=
ziemt
, kurz, es herrſcht eitel Freude. Da kommt plötzlich der
Befehl: Um neun Uhr ſeeklar! Wir müſſen Eis brechen. Zu=
erſt
ſieht man einige enttäuſchte Geſichter, aber dann bricht ſich
doch die Freude über die zu erwartende und ſicher ſehr inter=
eſſante
Seefahrt Bahn.
Der Blaue Peter flattert ſchon im Topp. Heuler und
Sirene werden probiert, und ſchon um neun Uhr ſoll der letzte
Dampfer denn der Verkehr mit dem Land iſt bei den Eisver=
hältniſſen
nur noch durch einen kleinen Dampfer zu bewerkſtelli=
gen
von Land abſetzen. Noch ſind einige unſerer über Sams=
tag
und Sonntag beurlaubten Mannſchaften nicht an Bord, der
Waſchmann hat die Wäſche noch nicht gebracht, kurz, es geht Hals
über Kopf in See, und was nicht an Bord iſt, muß eben an Land
bleiben. Denn eiligſt muß eine größere Zahl Dampfer, die ſich
im Eiſe der Oſtſee feſtgefahren haben und teilweiſe nur mit ge=
ringem
Proviant und Kohlen noch verſehen ſind, aus dem Eis
geholt werden. Der Kreuzer Meduſa, der bisher Eisbrecher=
arbeit
geleiſtet hat, hat gemeldet, daß ſeine Kraft bei dem immer
ſtärker werdenden Eis nicht mehr ausreiche, den Dampfern zu
helfen. Da muß dann das Linienſchiff mit ſeinen 18000 PS.
ſtarken Maſchinen eingreifen.
Wir werfen von der Boje los, und mit hoher Fahrt geht es
hinaus, Richtung Fehmarn=Belt, denn dort ſoll eine Anzahl
Dampfer feſtſitzen. Noch iſt die See teils eisfrei, teils mit nicht
allzu ſtarken Eisflächen bedeckt.
Nachmittags 2.45 Uhr ſichten wir den erſten Dampfer in der
Höhe von Marienleuchte. Es iſt der deutſche Dampfer Follart,
und dicht in der Nähe iſt noch einer zu ſehen: der deutſche Damp=
fer
Iris. Beide haben Notſignal geſetzt, und mit Freude be=
grüßen
ſie unſer Schiff, denn nun wiſſen ſie, es ſoll ihnen ge=
holfen
werden. Vor den Dampfern wird eine Rinne geſchaffen,
und beide erhalten Anweiſung, ſich dem großen Bruder anzu=
hängen
. Mit ihren unbeholfenen und verhältnismäßig ſchwachen
Maſchinen macht ihnen auch dieſes Mühe, aber es geht. Etwas
weiter ſüdlich treffen wir den Dampfer Helene aus Flens=
burg
, ein Schiff von 2000 Tonnen, welches ſchwerfällig mit ſei=
nem
breiten Bug ſich nun auch in unſere Fahrrinnen hinein=
ſchiebt
. Wir nehmen Kurs auf Gjedeer=Riff Feuerſchiff, nördlich
Warnemünde, und treffen auf unſerem Wege immer mehr
Dampfer. Da ſind die Dampfer Henny und Eddy aus Stet=

tin, der Dampfer Corvus, ein Norweger, Danefjord, ein
Däne, die ſchwediſchen Dampfer Kare, Grunbök und Grim
Alle werden aufgegriffen, und nun haben wir ſchon ein ſtattliches
Geſchwader hinter uns. Mit internationalem Signalbuch wird
ſignaliſiert, und es bildet ſich ſchon wie in einem Geſchwader von
Kriegsſchiffen ein flotter Signalverkehr heraus. Leider haben
aber nicht alle Dampfer gleich ſtarke Maſchinen, ſind teils ſchwer
geladen und ſteuern nicht ganz einwandfrei, und ſo kommt es
häufig, daß der eine Dampfer ſtecken bleibt, und alle hinter ihm
befindlichen Dampfer müſſen ſtoppen. Es entſteht an manchen
Stellen eine größere Wuling; da müſſen wir den vorderſten
Dampfern Anweiſung erteilen, zu warten, gehen ſelbſt wieder
zurück und helfen dem Unglücksraben, der wieder feſtſitzt, aus
ſeiner Not. Wie ein Schäferhund ſeine Herde, ſo umkreiſen wir
unſer Geſchwader, und ſchließlich gelingt es uns doch,, ſie alle
hinter uns zu halten. Einigen Kummer macht uns die Helene‟,
die fromme Helene, wie wir ſie ſchon ſcherzweiſe genannt
haben; ſie iſt ſchwerfällig und kann nur geringe Geſchwindigkeit
laufen. Inzwiſchen haben ſich weitere Dampfer angefunden und
alle hängen ſich an, ſind aber ſtets bemüht, den beſten Platz in
der Linie, nämlich möglichſt dicht hinter uns, zu ergattern. Mit
viel Getute und wahrſcheinlich manchem kräftigen Seemanns=
fluche
auf der Brücke der in Frage kommenden Dampfer wird
dann ſchließlich doch immer wieder die Linie hergeſtellt. Beſon=
ders
geſchidt und ſchneidig fährt der Dampfer Helmuth Helm=
ſoth
, der nach Königsberg geht; er hat ſich durch tatkräftiges
Manöver an die Spitze der Linie geſetzt. Sein Kapitän iſt des
Winkens kundig, und ſiehe da, er macht uns folgenden Wink=
ſpruch
: Kapitän an Kommandant. Ich freue mich, nach ſo lan=
ger
Zeit wieder unter Ihrem Kommando fahren zu dürfen.
Unterſchrift: Oberſignalgaſt König, ehemals Linienſchiff Weißen=
burg‟
. Das erklärte uns vieles.
Gegen Abend treffen wir eisfreies Waſſer, und nun können
die Dampfer allein weiter. Ein Teil bleibt aber bei uns. Das
Vergnügen mit dem eisfreien Waſſer dauert auch nicht allzu
lange. Und bald hat ſich ein Teil der Dampfer, die auf eigene
Fauſt weiter zu kommen verſucht haben, wieder angefunden. So
erreichen wir gegen 4 Uhr morgens Barßer=Ort, und nun
ſtoppt die ganze Linie. Es ſoll für einige Stunden gewartet
werden, um die Nachzügler aufzunehmen und neue Kräfte für
den folgenden Tag zu ſammeln. Denn unermüdlich hat der
Kommandant, Kapitän zur See Wieting, und der Navi=
gationsoffizier
, Korvettenkapitän Herſing, der bekannte
U=Boots=Kommandant, auf der Brücke geſtanden, ohne ſich auch
nur einen Moment Ruhe zu gönnen. Die Mahlzeiten werden
teilweiſe gar nicht, teilweiſe auf der Brücke eingenommen, denn
die Verantwortung iſt groß, und Zeit darf nicht verloren gehen.
Ein eiſiger Wind bei 8 Grad Kälte macht den Aufenthalt auf
der Brücke nicht gerade angenehm, aber dafür doppelt ermüdend.
Beim Hellwerden nimmt die Arbeit von neuem ihren Fort=
gang
. Wir haben jetzt 18 Dampfer hinter uns. Das Eis iſt
ſtellenweiſe bis zu 15 Zentimeter ſtark, teilweiſe auch nur leichtes,
brüchiges Treibeis. Einige Dampfer müſſen wieder losgeeiſt
verden, aber es gelingt ſchließlich wieder, die Linie herzuſtellen.
Noch im Laufe des Vormittags machen ſich wiederum einige
Dampfer ſelbſtändig. Vor allem die Schweden, die mehr nörd=
liches
Reiſeziel haben und auf unſerem öſtlichen Kurs zu weit

von ihrem Ziel abkommen würden. Schließlich haben wir nur
noch 9 Dampfer hinter uns. Die Linie iſt nun etwas kürzer, und
es geht ganz gut vorwärts. Auf dieſe Weiſe geht es den ganzen
Tag durch. Abends haben wir noch 6 Dampfer bei uns, die
anderen ſind allein weitergefahren. Ob ſie weitergekommen ſind,
darüber fehlt uns jede Nachricht. Abends beim Dunkelwerden
wird das Eis immer ſtärker. Nun haben wir ſogar ſchon Mühe,
das 20 bis 25 Zentimeter ſtarke Eis zu brechen, und die Maſchi=
nen
müſſen ihr Beſtes hergeben, um den enormen Anforderungen
gerecht zu werden. Der Druck auf die Drucklager der Schiffs=
ſchrauben
iſt außerordentlich groß, und es erfordert geſpannteſte
Aufmerkſamkeit, das Heißlaufen mit Oel und Waſſer zu verhin=
dern
. Die zahlloſen, von höchſter Fahrt auf Stopp und
Zurück lautenden Maſchinenkommandos beanſpruchen das
Perſonal der Maſchinen in hohem Maße. Im Heizraum muß
der Dampfdruck in den Keſſeln dauernd hochgehalten werden, da
hohe Leiſtungen gefordert werden, und der ſtetige Wechſel von
hohen auf niedrige Fahrtſtufen macht die Bedienung der Keſſel
zu einer Leiſtung, wie unſer Schiff ſie bisher noch nicht erlebt
hat. Eine vollkommene und langerſehnte Uebung für das Per=
ſonal
! Mit einer Maſchinenumdrehungszahl für eine Geſchwin=
digkeit
von 16 Seemeilen in der Stunde brechen wir uns durch
das Eis, und doch bleiben wir öfters ſtecken. Wir müſſen zurück=
gehen
, nehmen in der vorher gebrochenen Fahrrinne einen An=
lauf
und boxen mit höchſter Geſchwindigkeit gegen die hem=
mende
Eisfläche. Das bringt uns wieder ein gutes Stück vor=
wärts
, bis wir wieder zu einem neuen Anlauf gezwungen wer=
den
. Das Eis wird immer ſtärker, und an manchen Stellen hat
es die Stärke von über 40 Zentimetern erreicht.
Noch ſind die Dampfer hinter uns. Wieder arbeiten wir uns
bis in die frühen Morgenſtunden des Dienstag weiter. Um
3.20 Uhr morgens wird geſtoppt, da das Eisbrechen nachts und
Erkennen der Fahrrinne zu ſchwierig iſt, und um allen einige
Stunden Ruhe zu gönnen.
Abermals bei Hellwerden beginnen wir wieder, uns unſeren
Weg durch die Eisfläche zu bahnen. Wir ſelbſt haben Schwierig=
keiten
, aus dem dicken Eis, das ſich im Laufe der Ruheſtunden
um uns gepreßt hat, herauszukommen. Mit aller der Braun=
ſchweig
zur Verfügung ſtehenden Kraft gelingt uns dies. Dann
müſſen die hinter uns befindlichen Dampfer, ſoweit ſie nicht ſelbſt
loskommen können, freigemacht werden. Und weiter müſſen wir
wie ein Rammbock den Weg öffnen, indem wir immer wieder
neuen Anlauf nehmen, eine Strecke weit uns ins Eis hinein=
preſſen
, um dann von neuem durch Rückwärtsgang neuen An=
lauf
zu nehmen.
So erreichen wir gegen Mittag 12 Uhr unſer eigentliches
Ziel Swinemünde, wo die See faſt eisfrei iſt, ſo daß wir unſere
Dampfer entlaſſen können. Vor dem Hafen wird Kehrt gemacht
und wieder geht es hinaus in das weite Eisfeld, denn zahlreiche
funkentelegraphiſche Hilferufe haben wir noch vernommen.
Mit Genugtuung dürfen wir auf die ſtattliche Zahl von
Dampfern zurückblicken, die wir aus Eis= und Seenot gerettet
haben. Mit beſonderer Freude erfüllt es uns, daß wir unter
deutſchen Dampfern auch ſchwediſchen Dampfern helfen konnten,
denn die ſchwediſche Gaſtfreundſchaft, die wir im Sommer Ge=
legenheit
hatten in ſo reichem Maße zu genießen, iſt uns allen
noch in guter Erinnerung.
(Schluß folgt.)

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[ ][  ][ ]

Nummer 65.

Darmſtädter Togblatt, Mitltvoch, den 5. März 1924,

Seite 11.

Union-Theater
G Unwiderruflich heute und morgen letzte Tage!
Jeder Deutsche, gleich weicher polltischen Richtung, muß
diesen kulturhistorischen Eilm sehen!

Die Greuel der französischen Soldateska im Ruhrgebiet
Einzig existierende Original-Aufnahmen der
Erschießung Schlageters
Von den Franzosen seibst hergestelkä und jetzt in deutschen Händen!
Merr v. Rastineller hat monatelang im Brennpunkt des Ruhk-
kampfes
gestanden und war Augenzeuge der
Erschießung der Krupp’schen Arbeiter
Herr v. Bastineller wird diesen Film persönlich erläutern!
Der zweite Film, ebenfalls mit Vortrag des Herrn Dr. TGpfer
Der Freiheitskämpfer von 1813 Theodor Körner

Residenz- Theaten
Ein Raubtiergroßfilm in 6 Akten
Mildmis
nach einer Anregung von
John Hagenbeck
In der Hauptrolle:
Ernst Hoffmann, Niveau
Gibson, Dornneau Shirley,
Heinrich Peer
Ferner das nord, Drama in 5 Akten
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Zigeuner
mit Hugo Swoboda
Olga Augustowa.

Gentral-Theater

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Bedark!!

Der Meisterspringer von Kürnberg

Aufgen. von der
Kultur-Abt. d. Ufa

Es werden 10 Pfg. für jede Eintrittskarte mehr erhoben, welche dem Gedenk-
u
. Opfertag der Rhein-, Ruhr-, Hessen- u. Pfalzgebiete überwiesen werden.

Die Sterbende Stadt
Roman in 6 Akten.
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in dem Schauspiel in 6 Akten
Tänzerin Tod.

Schloß-Café

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Darmſtadt
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8 Uhr, im Bundeslokal Reſtaurant
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g-moll und Sinfonie
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Koch, nicht erf. Vorzuſt
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[ ][  ][ ]

Nummer 65.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
64)
(Nachdruck verboten).
Und ſonderbar, da war noch einer, dem es gleicherweiſe er=
ging
: Kläschen! Den Kopf noch tiefer in die Schultern gezogen, man immer. Und ich ſtöhne ja auch nicht. Weg müſſen wir alle
lenkte das Knechtlein durch den dunklen Abend ſein Geſpann zu= einmal Und der Marten, der iſt geraten. Man immer
Grund nachgegangen wäre hätte man den Zwillingswunſch vor= gewölk merkt’s und geht dorbei, ich habs ausprobiert.
gefunden, mit dem er den Erich zu ſegnen pflegte. ....."
Nicht daß Kläschen den jungen Lumpen mit Titie Bernd in dich zurechtmachen, da wollen wir alle nach dir ſehn, beſonders
einen Topf tat. Er empfand den Unterſchied wohl, aber wie er Antje, für die iſts dann bequemer, ſiehſt du.
jenen zu ſchwarz ſah, ſah er dieſen zu weiß, ungewohnt weiß!
unten mußten ſie unbrauchbar ſein. Der kleine Mann dachte an ich auch abfahren.
Engel, die er auf Bildern geſehen, und ſchauerte ſich, wie Antie
ſich vor Geſpenſtern ſchauerte. Das iſt ein Gefährlicher, dachte
er, der iſt grade ſo gefährlich, wie der Feſus, von dem Ottchen gut genug. Meine alten Knochen ſind dran gewöhnt, und die
erzählte . . . Und was wollte er eigentlich hier?. Was wollte ſchöne Kule, die ich mir eingelegen tjia! Wer weiß, ob ich mir
Hans Peter bei ihm?
lehmfarbenen Häuptlein. Er dachte an einen Satanskolk, an die Letzt noch n andres verſuchen? Und Kläschen ſtreckte ſich.
Füchſe, die bäumten, und und
Hätten wir den Luder man erſaufen laſſen, knurrte er aus
ſchiefer Mundecke. Welches das wußte er ihm Augenblick
ſelber nicht.
*
*
Am Morgen darauf konnte Kläschen nicht aus dem Bett
heraus.
die mit Binden und Salbentopf bei ihm ſtand.
Den Kopf tief eingezogen; ſtrich er ſich die Beine, und ſie ſah,
daß ſeine Schläfen eingefallen waren und die kleinen klugen
Augen vertrübt ſchauten.
Klaas, mein guter, alter Klaas, wollen mal wwieder den knecht zufrieden war.
Doktor kommen laſſen, was? Aber du mußt vom Feld bleiben
mein beſter Menſch, und auch von Vieh und aus der Wirtſchaft.
Freilich! S geht ſchon ohne mich, knurrte Kläschen, der
Marten hats gelernt; ſein Vaterunſer, wenn er in Schlag änge=
ſät
hat, iſt grad ſo gut, wie meins ich zieh die Kappe auch nicht
anders, tia.
Schäm dich! Merete ſchüttelte den Alten herzhaft. Du
weißt recht gut, wie es iſt und wie ichs mieine. Haben doch mehr Prüfung heimfuhr. Bunte Bänder flatterten über den Köpfen
als einen Scheffel Salz zuſammen gegeſſen und ſo einen wie
dich ihr wurden die Augen naß, ſie wandte ſich ab: Ein blan=
ker
Tropfen fiel nieder auf ſeinen alten Flauſch.
Der kleine Mann äugte darauf hin und grabbelte dann ſacht
nach ihrer Hand. Das ganze Runzelgeſicht zuckte wie an Fäden ge=
wurde
. Nicht für Geld wollte ich das, wiſſen. Er drüickte die

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. März 1924.
Hand ſeiner Höfnerin, und Merete merkte, daß dem Anechtlein Bernd fand Tand an Männerhänden greulich; da hatte ſein Jün=
noch
Kraft in den Knochen ſaß.
Es iſt, wie’s iſt, fuhr Kläschen fort, und die Herbſtſaat
wird der Marten einbringen.
Das ſagſt du wohl, aber das lann man doch nicht ſo wiſſen, Auge darin.
beſchwichtigte Merete.
Aber Dunnerklags ſah gradaus vor ſich hin: So was weiß
rück. Auch Dunnerklags dachte, Und dachte auf Dinge, die ihm hübſch die Kappe vom Deetz ziehn, dann geräts. Das Vaterunſer
zu ſchwer waren, Und wenn man ſeinem Sinnen auf den letzten hat auch ſeinen Teil am Gedeihen. Son Gewitter= und Hagel= ein feines, blondes Frauchen, und Kinder wären da, mit lieben
Klags, ich will lieber eine Kammer bei uns im Haus für
Für Antje mags bequemer ſein, für mich nicht. Ich bleib,
Solche Augen mochten für das Leben im Himmel taugen, hier wo ich hingehöre; bei den Tieren. Hier hab ich gelebt, hier will
Aber ein anderes Bett ſollſt du haben
Dank für den guten Willen, Frau, aber mein Wandbett iſt
die in dem andern noch zurechtliegen könnte hab immer
und Dunnerklags trug ungebornes Verbrechen in ſeinem meine gute Ruhe gehabt in dem Bett, warum ſoll ich jetzt für
Zu lang war’s nicht! Na aber ’s wird ja wohl zupaß ſein
zum Einreiben. Kläschen Wunderſam ſchluckte das zum Ein= Mutter und Sohn umher. Wir müſſen treu ſein und es ab=
kam
ihm auch merkwürdig gut, er ſtieg andern Tags aus ſeinem täuſchung, als Nachrichten ausblieben.
Wandbett und ſtatt grabwärts ging er feldwärts und ſchaute
nach dem Heuen. Merete fiel ein Stein vom Herzen. Wenn er gangen, um ſeine innere Unruhe Hildes wegen in angeſtrengter
Es will grabwärts mit mir, Frau, ſprach er zu Merete, nur da war, der Tunnerklags! Wenn nur ſeine Aeuglein über Tätigkeit zu überwinden. Titje aber war dagegen; nach der
Hofund was da jehörte, hingingen.
Füße ſind geuug dal Kopf ſein Auge! Darauf kams an. zeit feſt, die er in Mutters guter Pflege verleben ſollte.
Der Marten gab ſich mit Händen und Füßen redliche Mühe,
Kopf und Auge aber wollten nicht immer ſo mit, daß der Meiſter= Nun ſollte ſich erfüllen, worauf ſie geharrt. Wirſt Du jetzt die
nicht vorſtellen. Der Pfarrer hatte in der Kirche geſagt: Gott
und das war dem Knechtlein ein Troſt.
bekränzten Wagen das Freundchen nach glücklich überſtandener Eigentlich hab ich mich immer darauf verlaſſen. Aber freilich,
ſeiner Pferde, wie Wegzeichen in eine glückliche Zukunft hinein. können: der Hof iſt doch zu klein für Dich und die Mühle,
Als dann der Hübſche, Schlanke der Mutter in die Arme
ſprang, ſchob Kläschen ſich in den Stall. Hans Peter aber ging ihren beiden Händen über den dünn gewordenen Scheitel, und
dem Alten nach und tat mit ihm, wie er eben mit der Mutter ihre Augen gingen den Sohne nach, wie er im Raume auf= und
getan.
a
zogen. Frau! Fran! Der Lohn war immer gut, das Eſſen Voller Seligkeit drückte Merete ihrem Sohn bei Tiſch die will Dir gewiß nicht dreinreden, mein Jung, aber mich deucht,
und die Reinlichkeit auch aber das das! Er reckte den neuen Beſuchskarten in die eine Hand und ein fein Samtkäſt= ſolche wie Du tun auch in der Heimat not.
Hals nach dem Tropfen, der langſam vom Stoff eingeſogen lein in die andere. Wenn es nur kein Siegelring iſt, dachte
Hans Peter und beſah mißtrauiſch das kleine Käſtchen. Titje

Seite 13.
ger ſich vorgenommen, ſeine anſtändigen Menſchenhände unver=
dorben
zu halten. Als er nun die Feder ſpringen ließ, fiel dem
Beſchenkten die Gabe beinahe zu Boden. Es war ein künſtliches
Damit Du eins im Vorrat haſt, ſagte die fürſorgliche
Mutter. Ich war in beſtändiger Angſt, es könne Dir mit dem
kleinen Ding etwas zuſtoßen, dann wärſt Du in Verlegenheit
gekommen. Die gute Merete, ſie blieb ſich immer gleich ...
Sie ſaß und träumte ſchon, ihr großer, kluger Bub hätte
luſtigen Springbeinen, und die alte Großi müßte: Barbuſchken,
Barbuſchken an kleinen Schlummerſtätten ſingen. Da ſchickte
Hilde, die am ganzen Tag vergeblich erwartete Hilde, noch am
ſelben Abend Botſchaft: der Vater ſei ſtill und friedlich in ihren
Armen verſchieden.
Nachdem Hans Peter die Beſtattungsangelegenheiten geord=
net
hatte und das Begräbnis vorüber war, klopfte er an die
Pforte zum Holderhaus: Hillde war abgereiſt zur Tante Ge=
heimrat
hin.
Wieder bei Doktor Hexel. Kläschen ſtirbt.
Das Leben iſt wie eine Wunderblume,
es wächſt dem ewigen Geleucht entgegen.
Ueber Hildes Fortgehen ſprach man nicht viel.
Die Leute in der Sonnenmühle waren nicht gewohut, ſich
Der Landdoktor verſchrieb ein Abführöl und etwas Neues über ihre Gefühle auszulaſſen. Wortkarg nach Haidjerart, gingen
reiben hinunter, und das Abführöl tat er auf die Beine. Es be= warten, ſagte Merete. Sie verſchwiegen ſich auch ihre Ent=
Nun wäre Hans Peter am liebſten ſofort in die Fremde ge=
Prüfung ſetzte er dem Freunde zunächſt eine ausgiebige Nuhe=
Merete hatte nun den Sohn zu Hauſe. Und ſie war froh.
Mühle bauen? Er ſchwieg und zögerte. Nein, Mutter, gab
Daß es Selige gäbe, die faulenzten, konnte ſich Dunnerklags er dann in klarer Antwort zurück, nich möchte fort ich will
ins Ausland gehen, weit fort. Merete fühlte ihren Herzſchlag
wird abwiſchen alle Tränen von ihren Augen, aber daß er den ſtocken: Fort! Ins Ausland gehen, wiederholte ſie wie ver=
Schweiß von den Stirnen trocknen wird, das hat er nicht geſagt, loren und ich dachte, Du wollteſt die Sonnenmühle wieder
bauen. Sie ſaß ganz ſtill. Haſt Du nicht zu Ottchen geſagt.
Und wie ein Hochzeiter ſah er aus an dem Tage, da er im begann ſie ſchüchtern, Du wollteſt der Dunnerklags ſein?
wo Du ſo viel gelernt haſt! Ich hätt’s mir ja am Ende denkei
die Mühle wird’s auch nicht machen Hilflosfuhr ſie mit
abſchritt. Und da er immer noch ſchwieg, fuhr ſie fort: Ich
(Fortſetzung folgt.)

Was Frauen beneiden und Männer bewundern!
Einige Damen ſcheinen das Geheimnis zu beſitzen, zu jeder Zeit am
vorteilhafteſten auszuſehen. Die andern ſtaunen ſie neidiſch an und wun=
dern
ſich, wie jene dies fertig bringen. Dabei ſind dieſe bezaubernden
Weſen nicht immer beſonders mit Schönheit begnadet.
Woher erregen ſie aber dennoch ſoviel Bewunderung der Männer?
Die hauptſächlichſte Anziehungskraft bildet oft nur die verlockende Friſche
und Sanſtheit der Haut, welche alle Männer anzieht. Haben Sie ſchon
jemals geſehen, daß eine Dame mit ſchlechtem Teint viel Aufſehen erregt
hat?
Wollen Sie ſelbſt gern die bewunderte Dame ſein?
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freien. Sie können Ihr Antlitz geſund erhalten bis in ſeine feinſten Ge=
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Mit Waſſer und Seife allein iſt dies nicht möglich. Seife entzieht
der Haut das Fett und macht ſie mit der Zeit ſpröde und rauh. Auch
verklebt ſie die Poren der Haut, die doch gerade zur Abſonderung der
Hautdrüſen ofen gehalten werden follen. Verſtopfte Hautporen erweitern
ſich zu Miteſſern, die aber ausarten können in Pickel, Furunkel und Ge=
ſchwüire
, beſonders, wenn der Staub Krankheitskeime enthält. Sie haben
nicht mehr nötig, ſich vor dem Gebrauch der Seife zu fürchten, wenn Sie
außerdem Marhlan=Creme anwenden, welche das ganze Geheimnis ſo
mancher viel bewunderten Schönheit iſt. Die Creme hat die außerordent=
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Seite 14.

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Nach Auflöſung der ſtädtiſchen Möbelſielle führe ich unter der Firma
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die Verkaufsvermittelung für gebrauchte Einzelmöbel, Zimmer=
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und Haushaltungsgegenſtände weiter. Hiermit biete ich jeder
Privatperſon Gelegenhett, ihre überflüſſigen, in gutem Zuſfande befind=
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Möbel uſw. bei mir zum Verkauf auszuſtellen. Ich übernehme auch
bei Auflöſung von Haushaltungen, Todesfällen, Auswanderungen uſw.
den Verkauf des geſamten Mobiliars.
Gleichzeitig ſtelle ich denſenigen Handwerksmeiſtern, welche keine Ver=
kaufsräume
haben, meine Geſchäftslokalitäten zum Ausſiellen zur Verfügung
und übernehme ich die Verkaufsvermittelung.
Durch Aushang eines Schaukaſtens werde ich täglich die vorgemerkten
Kaufgeſuche bekannt geben.
Ich unterhalte ein reichhaltiges Tager in fabrikneuen und guterhaltenen
Einzelmöbeln und Beiten, Korbmöbeln, Tiſchen, Stühlen aller Art, Sport=
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Es wird mein Beſtreben ſein, durch reelle Bedienung die Zufriedenheit
meiner Kundſchaft zu erwerben und bitte, das mir bisher als Leiter der
ſtädtiſchen Möbelſtelle entgegengebrachte Vertrauen auch fernerhin auf
mein Privatunternehmen übertragen zu wollen.
ROBERT HEERWAGEN

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06

Geſchäfts=Eröffnung
und Empfehlung
Am Donnerstag, den 6. März, eröffne
ich die käuflich übernommene

66

Sch. Schulz

und halte mich der geehrten Einwohnerſchaft
beſtens empfohlen.
Hochachtungsvoll

Gg. Schallenberger

Telephon 2694.

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