Darmstädter Tagblatt 1924


29. Februar 1924

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27 mm brelie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Goldpfg.
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezeile (92 mm
breit) 1 Goldmark. Anzeigen von auswärts 30 Goldpfg.,
Finanz=Anzeigen 45 Goldpfg., 92 mm breite Reklame=
zeile
1.50 Goldmart. Alle Preiſe in Goldmart
1 Doſlar 4.20 Mark). Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Tonkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalbank.

arragan kam aus dem Gefäng=
nis
und ging eilig, wie ein
Mann, der keine Zeit zu ver=
lieren
hat, durch die kahle Lindenallee.
Der Beamte, der das Tor auf=
geſchloſſen
hatte, blickte ihm nach und
ſchüttelte den Kopf. Dann trat er
ins Haus zurück.
Es war ein Vormittag im Fe=
bruar
mit frühlingshafter Sonne,
aber über die Felder blies ein
ſcharfer, kalter Wind.
Als Garragan das Ende der Allee
erreicht hatte, blieb er einen Augen=
blick
lang ſtehen, ſah zum Himmel
auf, der ihm unerwartet hoch und
weit erſchien, ließ ſeine Augen den
ganzen Horizont durchwandern, roch
feuchte Erde, holte tief, tief Atem und
ſtürzte dann faſt laufend weiter, als
wollie er den Zeitverluſt einbringen.
Einem Straßenbahnwagen, der eben die Halteſtelle durch=
fahren
hatte, jagte er in langen Sätzen nach, holte ihn ein und
ſprang auf. Von der ungewohnten Schnelligkeit des Fahrens
fühlte er ſich in den erſten Sekunden wunderlich berauſcht, ſe
daß er die Augen ſchloß. Wie ein Fallen oder Abſtürzen im
Traum war dieſes raſche Dahingleiten.
Dann kam der Schaffner und fragte nach dem Fahrtziel.
Garragan hatte in den langen Zuchthausjahren von den Ver=
ünderungen
im Weltbild Kenntnis bekommen, aber doch nur in
vagen Umriſſen, ſo daß er der Wirklichkeit wie ein vom Himmel
Gefallener gegenüberſtand. Er fragte, ſeinen Ohren nicht trauend,
zweimal, bevor er den Fahrpreis bezahlte, für den er damals,
als er ins Gefängnis gewandert war, im Frühling 1914, ein
Nittergut hätte kauſen können. Der Schaffner, ein alter Mann,
fagte menſchenkundig: Auf der Strecke wundern ſich viele.
Garragan wurde ernüchtert. Der Schnelligkeitsrauſch war ver=
flogen
. Wie langſam fuhr der Wagen durch verwahrloſte Straßen

PERSONEN:
Baron Joseph Garragan
Gloria, seine Frau
LeslieMacpherson, amerikanischer
Automobilfabrikant
Graf Clemens Henikstein
Oberst von Cuelas
Anna, Nikoline, seine Töchter
Professor Truckenbrod, Lehrer an
der Teclnischen Hochschule in
Charlottenburg
Eweding, Garragans Diener

an ſchmutzigen Häuſern vorbei, an
denen der Putz abgebröckelt warl
Er blickte in das Innere des Wagens
und betrachtete die Fahrgäſte, die wie
eine Horde biſſiger und hungriger
Tiere in gereiztem Schweigen bei=
ſammenſaßen
. Was für welke und
bedrohliche Geſichter, von Laſtern ver=
wüſtet
, von Sorgen entfleiſcht, von
Bitterkeit verzerrt, von Gier ent=
menſcht
, von Verzweiflung zerriſſenl
Garragan wendete ſich ab. Was
gingen ihn dieſe Leute an? Was be=
deutete
ihm die veränderte Welt? Er
hatte nur mit einem einzigen Men=
ſchen
abzurechnen. Nur dieſe eine
Rechnung mußte bezahlt werden.
Alles andere war gleichgültig. Er
ſprang, wie von einer Peitſche ge=
hetzt
, vom Wagen ab und lief zum
Halteplatz einer Autodroſchke. Unter
dem Arm trug er eine Ledermappe und preßte ſie vorſorglich an
ſeinen Leib.
Kurfürſtenſtraße! rief er dem Chauffeur zu und riß den
Wagenſchlag auf.
Der Autolenker ſtieg geruhſam vom Bock, kurbelte an und er=
kundigte
ſich dann nach der Hausnummer.
Endlich fuhr der Wagen los. Garragan fieberte vor Un=
geduld
. Wenn er die Augen ſchloß, erblickte er das Bild der
nächſten Viertelſtunde. Er würde ſeine Fran überraſchen. Si=
konnte
nicht ahnen, daß er heute käme. Man hatte ihm zwei
Monate ſeiner Strafe erlaſſen. Vielleicht lag Gloria noch zu
Bett. Sie war ja nie vor zehn Uhr aufgeſtanden. Er ſah ſich
ins Zimmer ſtürzen. Gloria ſchrie auf. And dann?
Garragan öffnete die Augen und ſah mit verwilderten Blicken
um ſich. Dann würde er Gloria erwürgen oder mit irgendeinem
Gegenſtand, der bei der Hand lac, erſchlagen. Das mußte ſein.

rungen. Man wird aber vielleicht doch ſagen dürfen, daß er
auch noch andere Anhaltspunkte dafür hat; denn er glaubt, daß
die Sachverſtändigen ſich auf ein Moratorium im Zuſammen=
hang
mit einer internationcen Anleihe einigen und daß ſie
dabei auch an der Wiederherſtellung der Steuerwirtſchaft und
Verkehrseinheit Deutſchlands feſthalten werden. Den Ge=
danken
eines Sonderfriedens mit Frankreich
lehnt er auch diesmal wieder ab. Er ſieht die einzige
Löſungsmöglichkeit in einer internationalen Regelung. Auf den
übrigen Gebieten ſeines Reſſorts, erinnert er an die Unter=
zeichnung
des engliſch=amerikaniſchen Handelsvertrags, mit dem
wvir im weſentlichen zufrieden ſein können. Er weiſt auf die
Verhandlungen mit England, die zu einer Herab=
ſetzung
der Reparationsabgabe geführt haben, und
begrüßt die deutſch=polniſchen Verhandlungen, die
gegenwärtig in Warſchau ſtattfinden. Auch auf die Frage der
Stellung Deutſchlands zum Völkerbund geht er
kurz ein. Er erkennt namens der Reichsregierung die Idee der
internationalen Solidarität an und iſt auch grundſätzlich nicht
abgeneigt, dem Völkerbund beizutreten unter der Vorausſetzung,
daß Deutſchland als vollberechtigtes Mitglied auch im Völker=
bundsrat
auftreten kann unter der weiteren Vorausſetzung, das

B urz Dersfcaf!
lichen Vorausfetzungen für einen Anleihekredit
gelten können:
Die Verfügung Deutſchlands über die Wirtſchafts= und
Steuerkräfte des Landes, ſowie die Wiederherſtellung der
deutſchen Verkehrseinheit.
Der Temps hat kürzlich gegen den Gedanken der
Wiederherſtellung der deutſchen Reichseiſen=
bahneinheit
die Einwendung gemacht, daß eine ſolche Wie=
derherſtellung
der Entwicklung in Deutſchland widerſpreche, die
durch die neuen mit Bayern getroffenen Abmachungen gekenn=
zeichnet
ſei. Dieſe Einwendungen ſind völlig unzutreffend. Die
im Gange befindlichen organiſatoriſchen Maßnahmen auf dem
Gebiete der Reichseiſenbahn verſprechen im Gegenteil eine wirt=
ſchaftliche
Höchſtleiſtung im feſten Rahmen des Geſamtunter=
nehmens
durch eine größere Selbſtändigkeit der einzelnen Be=
zirke
. Die Abtrennung von Rhein und Ruhr von der Reichs=
eiſenbahn
hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, zu welchen kataſtro=
phalen
und wirtſchaftlichen Folgen eine Zerſplitterung des deut=
ſchen
Eiſenbahnweſens führen müſſe. Die deutſche Regierung
hofft, daß auch die zurzeit abgetrennten Teile der Reichsbahn
baldigſt mit dieſer vereint werden. Wenn die franzöſiſche Regie=

druck der Sachverſtändigen=
ze
internationale Anleihe.
würde, für die Regiebahn die Regelung anzu=
chen
Bayern und dem Reich beſteht, ſo würde
e bereit ſein, darüber zu verhandeln. Es iſt
rmuten, daß ſich die Auslandspreſſe in einer
lie Natur dieſer Regelung mit Bayern befindet.
gung Deutſchlands über ſeine völligen wirt=
rkräfte
des Reiches, die Wiederherſtellung der
ürften von allen Kennern des Wirtſchaftslebens
g für das Gelingen einer internationalen An=
Herden. Wenn es Frankreich um eine
ge Löſung der Reparationen zu
irden immerhin Möglichkeiten ge=
ie
es kaum zurückweiſen könnte,
ter etwaigen internationalen Anleihe wirft
ig die Frage der internationalen Mit=
wirkung
auf.
ie Frage der internationalen An=
rennbar
verbunden mit der Mög=
jefreiung
von Rhein und Ruhr in
e uns angelegten vertragswidri=
Begenüber dieſer Befreiung erſcheint mir es
tig, daß das ausländiſche Kapital auch eine
lufſichtsrat derjenigen Inſtitute verlangt, für
al hergibt. Eine ſolche Vertretung, ſoweit ſie
oder den deutſchen Charakter der Verwaltung
ht als Grund für die Ablehnung ſolcher Ge=
werden
. Die Kreditnot der Indu=
dwirtſchaft
iſt ſo ſtark, daß wir mit einer
g. der Produktivität zu rechnen haben, wenn
Ifen wird. Deshalb dürfen wir am aus=
apital
nicht vorbeigehen, wenn wir
n. Eine finanzielle Mitwirkung vom Buſineß=
int
mir beſſer als eine vom politiſchen Geſichts=
he Geſichtspunkte könnten dahin zielen, Deutſch=
er
niederzuhalten, wirtſchaftliche Geſichtspunkte
+ ein Glück für die europäiſche Wirtſchafts=
Das fremde Kapital wird die Verzinſungs=
eliehenen
Kapitals nur in der wirtſchaftlichen
ing Deutſchlands erblicken. In dieſem Sinne
tſchaftliche Betätigung, des Aus=
utſchen
Unternehmungen direkt zur
vehr gegen eine etwaige Differenzierung im
Lirtſchaftsverkehr werden. Eine ſchleunige
1g über die Frage iſt notwendig, denn
n dem die Micum=Verträge ablaufen, iſt ein
kritiſcher Termin.
Reich kann eine weitere Finanzie=
Zerträge nicht leiſten, und wenn keine
kolgt, würden neue Erwerbsloſigkeit,
Thaos im beſetzten Gebiet wirt=
iedergang
, vielleicht eine wirtſchaft=
phe
die Folge ſein. Die Nichtverſtändi=
rerſeits
für Frankreich mit dem Aufhören der
en Micum=Verträgen einen Einnahme=Ausfall,
f die Währung nicht ausbleiben dürfte. Dieſe
gen zur Regelung der Reparationsfrage und
rundlage der Einigung kann nicht die Schaf=
chen
Neparationsprovinz ſein, ſondern eine
gelung, weil dieſe Notwendigkeit heut ſtärker
1 einzelnen Ländern erkannt wird. Deshalb
er bedeutendſten wirtſchaftlichen Sachverſtän=
berſtreifen
am düſteren Horizont. Die deutſch=
vill
darin nur einen Nebelſtreifen ſehen und
nen. Seitdem ich an der Spitze des Auswär=
hat
es von unſerer Seite nicht an Verſuchen
kreich zur Verſtändigung zu kommen. Wir
tuung feſtſtellen, daß in weiten Kreiſen Frank=
timmung
gegen früher geändert hat. Man
end noch mehr als früher, daß Frankreich trotz
differenzen in einer gewiſſen wirtſchaftlichen
aft mit Deutſchland ſteht. Wir können aller=
eßlich
deutſch=franzöſiſche Verſtändigung
in mit Frankreich ſchließen, denn wir ſind als
reinigten Gläubigerſtaaten verpflichtet. Wohl
8 nur begrüßen, wenn ſeitens der Alliierten
geſucht werden, um Frankreichs finanziellen
er Regelung der Reparationsfrage gerecht zu
vaß wir von unſerer Seite aus den Verſailler
Vertrag als zerriſſen erklären, kommt man in der Realpolitik
nicht weiter.
Frankreichs Entſcheidung wird maßgebend ſein für die wei=
tere
Entwicklung der europäiſchen Verhältniſſe, die Ent=
ſcheidung
, ob Frankreich Reparationen oder eine politiſche
Macht und wirtſchaftliche Ausbeutung will.
Jeder vernünftige Menſch in Deutſchland wird bereit ſein, ſich
mit Frankreich zu verſtändigen, aber es dient nicht zur Ver=
ſtändigung
, wenn der franzöſiſche Miniſterpräſident unſere Repa=
rationsleiſtungen
lengnet. Unſere Leiſtungen haben 42 Milliar=
den
Goldmark betragen. Frankreich hätte an Sachleiſtungen noch
weit mehr von Deutſchland beziehen können, wenn es nicht die
Rückſicht auf ſeine eigene Induſtrie höher geſtellt hätte, als die
Ausnutzung ſeiner vertragsmäßigen Anſprüche gegen Deutſchland.
Deutſchlands Produktivität kann nur erhöht werden durch
eine ruhige politiſche Entwicklung, durch das Aufhören der
ewigen Bedrängniſſe und durch eine Politik, die uns wirt=
ſchaftliche
Erholung gewährleiſtet.
Worin liegt Frankreichs Gegnerſchaft gegen eine
Verſtändigung auf der Baſis, die uns vorſchwebt? Es
ſcheint, als wenn in franzöſiſchen Kreiſen eine ſtarke Nervo=

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Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 28. Februar 1924.

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Telephon 2505

ein 1.

Das Schickſak befahl es. Die zehn Jahre im Zuchkhaus ſchrien
nach dieſer Sekunde der Vergeltung. Erſt wern Gloria mit
ihrem Leben büßte, gab es wieder Gerechtigkeit auf der Welt.
Und nach dem Mord? Was geſcheh nach dem Mord, Garragan?
Wieder ins Zuchthaus zurück? Er riß den Mund wie zu einem
entſetzlichen Schrei auf, der eine Stadt alarmiert hätte, wenn
er hörbar geworden wäre. Das Fieber goß Kälteſchauer über
ihn. Nein!. In das Zuchthaus führte kein Weg zurück. Es gab
nur mehr Tod, wenn Gloria erſchlagen war. Man mußte bar
bezahlen. Bar bezahlen. Bar bezahlen.
Das Auto hielt mit einem Ruck. Garragan erkannte das
Haus, in dem er gewohnt hatte, und ſprang aus dem Wagen.
Der Chauffeur berechnete die Fahrt und nannte die Summe.
So viel Geld habe ich nicht bei mir, ſagte Garragan ver=
wirrt
. Ich werde den Diener mit dem Eeld hinunterſchicken.
Er lief in das Haus hinein und jagte die Treppen hinauf.
Vor einer Tür in der zweiten Etage machte er kenchend halt
und erblickte zwei Viſitenkarten. Auf der einen ſtand: S. Sche=
nirer
, auf der andern: Juan Eſpogito. Garragan
begriff nicht. Hatte er ſich in der Etage geirrt? Nach einer Weile
erſt entdeckte er das blaß und unanſehnlich gewordene Schild mit
dem Namen Garragan und drückte auf den Klingelknopf, den
er nicht losließ, bis die Tür geöffnet wurde. Ein junges, zier=
liches
Hausmädchen erſchien und ſtarrte den aufgeregten Eindring=
ling
aus lafterhaften Puppenaugen verwundert an.
Iſt meine Frau zu Hauſe? fagte Garragan heiſer.
Hier iſt nur Madame Eſpogito, aber Madame cmpfängt jetzt
nicht. Darf ich etwas ausrichten?"
Garragan verſtand kein Wort. Er trat in das Voxzimmer,
ſchmetterte die Tür hiuter ſich zu und ſchrie mit einer vor Un=
geduld
rafenden Stimme: Ich frage, ob meine Fran zu Hauſe
iſt? Ob meine Frau zu Hauſe iſt?"
Das Mädchen wich ängſtlich wie vor einem Tobſüchtigen zwei
Schritte zurück. Eine Zimmertür, die in die Diele mündete, wurde
vorſichtig geöffnet. Ein kleiner, fetter Mann in Hemdärmeln,
Herr S. Schenirer aus Zolkiew, wurde ſichtbar und fragte un=
willig
: Was is das für ein Getamber? Sind wir im Wald?
Aber als er das magere, zerfurchte Geſicht mit den flackernden
Augen erblickte, zog er ſich lautlos wieder zurück.
Garragan ſtand ratlos. Dann erinnerte er ſich ſeines Dieners
und rief wie ein Mann in Not: Eweding! Eweding!
Das Mädchen ſaßte Mut und ſagte ſchüchtern: Ich werde
Herrn Eweding holen. Er iſt rückwärts in der Küche.
Garragan ſtarrte dem Mädchen nach. Was ging hier vor?
Was für Menſchen hauſten da? Hatte man aus ſeiner Wohnung
ein Hotel gemacht?
Da kam ſchon Eweding, gefolgt von dem neugierigen Haus=
mädchen
, und erkannte ſeinen Herrn. Herr Baron! rief er ver=
wirrt
und verſuchte, nach Garragans Hand zu greifen, um ſie zu
küſſen. Iſt meine Frau zu Hauſe, Eweding? Nein, Herr
Baron. Iſt ſie in Berlin? Rein, Herr Baron.
Garragan ſtarrte in die Luft. Die furchtbare Spannung, die
alle Nerven aufs äußerſte geſtrafft hatte, ließ nach. Seine Bexeit=
ſchaft
, einen Mord zu begehen, verſtrömte in nichts. In den
Kuien zitterte Schwäche. Er ſetzte ſich langfam und müde auf
die Bank, die in der Dieke ſtand.
Du weißt nicht, wo meine Frau iſt?
Ich weiß es nicht, Herr Baron, antwortete der alte Mann
uuſicher und mit gepreßter Stimme. Im nächſten Augenblick
rannen Träuen über ſeine Wangen.
Garragan raffte ſich auf.
Unten ſteht ein Auto, Eweding. Ich habe die Fahrt nicht
bezahlen können. Sie koſtet drei oder vier oder achtzig Milliarden
oder Billionen, ich weiß es nicht. Kannft du den Chanffeur be=
zahlen
?
Sehr wohl, Herr Baron, entgegnete der Diener dienſteifrig
und ohne Verblüffung.
Garragan begriff es nicht. Der alte Eweding konnte ohne
weiteres Milliarden oder Billionen bezahlen? Von einem leichten
Schwindelgefühl gepackt, erhob er ſich und fragte: Wus iſt denn
mit meiner Wohnung geſchehen, Eweding? Habt ihr ein Hotel
daraus gemacht?"
Ich werde dem Herrn Baron alles erkläxen. Er öffucte eine
Tür. Dieſe beiden Zimmer, das Arbeits= und das Schlafzimmer,
ſind dem Herrn Baron referviert. Ich will jetzt nur den Chauffeur
bezahlen."
Garragan trat in fein Arbeitszimmer. Nichts war ver=
ändert
. Das Zimmer ſchien auf ſeinen Herrn gewartet zu haben.
Behn Jahre waren wie ein Tag geweſen.

Garragan warf ſerne Mappe auf den Schreibtiſch und ging
mit zögernden Schritten nach dem Schkafzimmer. Pevor er die
Tür öffnete, fühlte er das wilde Schlagen ſeines Herzens, als
müßte er im nächſten Augenblick Gericht halten, unbarmherziges,
mitkeibioſes Gericht. Aber die, über die gerichtet werden ſollte,
war nicht in dem Zimmer. Nur ein blaſſer Duſt des Parfüms,
das Gloria geliebt hatte, war zurückgeblieben und haftete immer
noch an Vorhängen und Teppichen.
Die Welt iſt klein, Gloria, dachte Garragan in aufglühender
Rachgier und öffnete das Fenſter.
II.
Macpherſon faß in der Sonne am Ufer des Riefferſees und
bkickte, immer noch verliebt, Gloria nach, die mit dem jungen
Hexikſtein auf dem ſpiegelnden Eis lief.
Aber ſah Gloria nicht wie ein junges Mädchen aus? Leuchtete
nicht alles Glück in der Welt, wenn Gloria fröhlich war und
lüchelte? Und wenn Gloria lieber Leslie ſagte, verkaufte man
nicht die ewige Seligkeit? Allerdings, Gloria hatte viele Stunden
der Schwermut und lächelte nicht zu oft. Macpherſon war dem
jungen öſterreichiſchen Grafen dankbar, weil er Gloria zum
Lachen brachte.
Manchmal verfpürte Macpherſon leife Eiferſucht, nicht um
Glorias willen, der er vertrauen durfte wie keinem Menſchen auf
der Welt, aber Eiferfucht auf die ſtrahlende Jugend dieſes Pagen,
der niemals verdüſtert wie auf einer rofenroten Wolke durch das
Leben ſegelte. Wenn man alt war, wußte man, daß die roſen=
rote
Wolke ſchließlich zum grauen Regen wurde, der auf
ſchmutzige Vorſtadtſtraßen niederfiel.
Gloria gkitt mit Henikſtein heran und fragt beforgt: Frierſt
du, lieber Leslie?
Nein, gar nicht. Es iſt warm wie im Sommer, antwortcte
Macpherſon und lächelte beglückt.
Wir laufen noch zehn Minuten, Leslie. Noch fünf Minuten!
Sie winkte ihm zu und fuhr davon.
Haben Sie ſchon ſo einen Tag erlebt, Clemens Henikſtein?
fragte Gloria hingeriſſen und blickte zur Alpſpitze auf, die wie
ein ſchimmernder Dolch in den enzianblauen Himmek ſtach.
Es iſt ſo unbefchreiblich ſchön, daß man heulen könnt vor
lauter Glück.
Gloria wurde plötzlich ernſt.
Das Glück iſt kurg.
Das Glück iſt ohne Ende, Frau Glorig, rief Henikſtein über=
ſchwenglich
und ſah ihr in die Augen, die ſein funges Herz ent=
flammt
hatten. Es waren hellblaue Augen, die väterlichen
Kapitänsaugen, in einem brünetten und füdländiſchen Geſicht.
Das Glück dauert im beſten Fall noch zwei Monate.
Henikſtein lachte auf.
Wieſo gerad zwei Monate, Frau Gloria?
Gloria blieb ſtehen und ſtarrte auf das Eis.
Ju zwei Monaten wird Garragan frei ſein.
Und was dann?
Er wird mich töten.
Henikſtein lächelte überlegen.
Ex denkt gar nicht darau, Frau Gloria.
Sie wurde ärgerlich und rief geringſchätzig: Was verſtehen
Sie davon, kleiuer Clemensl, Keunen Sie Garragan?
Solange ich lebe, wird Ihnen kein Haar gkrümmt werden,
Frau Gloria, fagte der junge Meuſch ernſt und opferbereit.
Sie blickte ihn mit Augen an, aus denen wilde, beſinnungs=
loſe
, faft irrfinnige Angft hervorbroch, und fragte geheimnisvolk:
Aber wenn ich es verdiente, von ihm getötet zu werden?
Henikſtein öffnete den Mund, als wollte er etwas Entſchei=
dendes
ſagen, und ſchwieg.
Und wein ich mich danach ſehute, von Garragan getötet zu
werden?
Gloria begann ſtürmiſch zu lachen.
Machen Sie kein ſo entfetztes Geſicht, Baby! Sie werden doch
auf dieſen romantiſchen Schwindel nicht hereinfallen? Sie dürfen
einer Frau niemals auch nur ein Wort glauben, das iſt der
wertvollſte Rat, den ich Ihnen für Ihr Leben geben konn. Eine
richtige Frau muß lügen.
Sie halten mich ſchön zum Narren, Frau Gloria. Aber das
macht nichts. Sie dürfen alles. Sie dürfen ſogar die Wahrheit
ſagen.
Ach. wie ſchlau iſt das Baby! rief Gloria fröhlich. Aber
kommen Sie, jetzt müſſen wir Macpherfon erlöſen, ſonſt erfriert
er ung."

Grosses Orchester-Konzert

Sehenswerte Dekorationen / ausgeführt von der Möbelfabrik Ludwig Alter
Beleuchtung und MHumination / installiert von der Firma K. Hartnann

(2394

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

Bezugspreis:

Bei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 16. Februar
bis 29. Februar 117 Pfennig und 13. pfennig
Abtragegebühr al
Ant

Einige Minuten ſpäter fuhr Gloria mit Maepherſon im
Schlitten nach Partenkirchen. Graf Henikftein war noch auf dem
Eisplatz geblieben.
Da Gloria während der Fahrt kein Wort ſprach und wie
geiſtesabweſend in die Luft blickte, fragte Macpherſon behutſam:
Du biſt ſo ſtill, Gloria?
Sie ſchreckte zuſammen, als würde ſie aus dem Schlaf geriſſen,
und antwortete ſchüchtern: Ich bin traurig, Leslie. Ich möchte
weinen, Leslie.
Er griff ſanft nach ihrer Hand und ſtreichelte ſie.
III.
Der alte Eweding bemühte ſich, ſeinem Herrn das Weſen der
Wohnungsbeſchlagnahme und die Befugniſſe der Wohnungsämter
zu erklären; aber Garragan ſchien entweder nicht begreifen zu
können, welches Intereſſe das Amt habe, einem ſüdamerikaniſchen
Attaché und einem Schieber aus Galizien Wohnungen auf Koſten
der anſäſſigen Bevölkerung zuzuweiſen, oder er hörte nicht zu.
Herr Schenirer verläßt die Wohnung in acht Tagen, be=
richtete
der Diener. Herr Eſpogito bleibt wahrſcheinlich noch
einen Monat. Dann müſſen der Herr Baron Schritte unter=
pehmen
, um die Wohnung wieder allein behalten zu dürfen.
Garragan ſah ins Leere.
Hier, Herr Baron, ſind alle Belege über die Mieteinnahmen.
Es konnte nichts erſpart werden, weil die Koſten ſehr geſtiegen
ſind. Erſt in den letzten Monaten habe ich auf den Rat des gnä=
digen
Fräuleins von Qzeiß nur gegen Auslandswährung ver=
wietet
.
Fräulein von Queiß?
Ja, Herr Baron, Fräulein Nikoline von Queiß.
Garragan ſuchte in der Erinnerung. Nikoline, das war doch
das kleine Schulmädel mit Hängezopf geweſen, vor zehn Jahren
allerdings.
Der Rat des gnädigen Fräuleins von Queiß iſt ſehr gut
geweſen, denn ich habe von der letzten Miete vierzehn Dollar
erſparen können."
Du haſt keine Ahnung, Eweding, wo meine Frau jetzt iſt?
Nein, Herr Baron, antwortete der alte Diener ſo verlegen
und unſicher, daß ein ſchärferer Beobachter, als Garragan es in
dieſer Stunde war, mißtrauiſch geworden wäre.
Darf ich dem Herrn Baron etwas zum Eſſen holen, oder
werden Herr Baron auswärts ſpeiſen?
Und während der ganzen zehn Jahre hat ſich meine Frau
niemals um das Haus gekümmert?
Nein, Herr Baron.
Sie hat dir niemals geſchrieben?
Nein, Herr Baron. Die Frau Baronin iſt gleich nach
ſuchte das Wort nach dem Unglück krank geworden.
Was für eine Krankheit war das?
Ich weiß nicht recht, Herr Baron. Es ſoll eine Art von
Gemütsleiden geweſen ſein. Der Herr Sanitätsrat hat die Frau
Baronin ſogleich in ſeine Klinik bringen laffen.
Und nachher?
Später ift der Vater der Frau Baronin, Herr Kapitän Die=
drichſen
, gekommen und hat die Frau Baronin nach der Schweiz
in ein Sanatorium begkeitct.
Und dann?
Dann iſt der Krieg ausgebrochen, Herr Baron, und ich habe
nichts mehr gehört.
Garragan ſchwieg nachdenklich.
Der Diener hatte Tränen im Hals, während er das zerriſſene
und eingefallene Geſicht, aus dem mitkeidsloſe Augen blickten, ver=
ſtohlen
betrachtete. Wie bitter alt war ſein Herr geworden!
Was iſt deine Meinung? fragte Garragan plötzlich. Wo
iſt meine Frau?
Ich weiß es nicht, Herr Baron.
Du wirſt doch darüber nachgedacht haben, Eweding. Wo,
glaubft du, kann meine Frau ſein?
Eweding ſchüttelte gequält den Kopf und brachte kein Wort
über die Lippen.
Weißt du, auf welchem Schiff Kapitän Diedrichſen jetzt
fährt?
Herr Kapitän Diedrichſen fährt nicht mehr, Herr Baron.
Herr Kapitän Diedrichſen hat den Abſchied genommen und wohnt
jetzt in Blankeneſe.
Ich werde nach Blankeneſe fahren. Bielleicht weiß Kapitän
Diedrichſen, wo ſeine Tochter iſt.
Das iſt möglich, Herr Baron, ſagte der Alte aufatmend.
Darf ich dem Herrn Baron jetzt etwas zumt Eſſen holen?

Heſſiſche Neueſte Nachrichten

... A. ..4-

.

Nein! ſchrie Barragan gereizt.
Der Diener ſtand demütig.
Oder ja. Wie du willſt. Nur frag’ mich nicht ſoviel."
Sehr wohl, Herr Baron.
Als Garragan allein war, ſaß er eine Weile unbeweglich vos
dem Schreibtiſch, willenloſer Spielball ungeordneter Gedanken,
die heiß und wirr durch ſein Gehirn jagten.
Vielleicht iſt Gloria tot, dachte er und gab ſich inbrünftig
dieſem verlockenden Gedanken hin. Es wäre die beſte Löfung.
Ihm blieb erſpart, Abrechnung zu halten. Wenn es im Ablauf
menſchlicher Schickſale ausgleichende Gerechtigkeit gab, mußte
Gloria tot ſein= Aber gab es Gerechtigkeit? Warum hätte dunn
Gott ihn, den ſtillſten und geduldigſten aller Menſchen, zum
Mörder beſtimmt? Nein, Gloria war nicht geſtorben, er fühlte
es mit allen Nerven. Sie lebte, ihm zum Verderben, aufgeſpart
für ihn, damit ſein bitteres Schickſal ſich vollende.
Garragan nahm das Schlüffelbund und öffnete die Schreib=
tiſchkade
. Zuoberſt lag jener anonyme Rohrpoſtbrief, der ihm mit=
geteilt
hatte, daß Gloria ihn mit dem Grafen Werſchinin von der
Ruſſiſchen Botſchaft betrüge. Wenn dem Baron Garragan noch
irgend etwas an ſeiner Frau läge Gloria ſelber hatte den anony=
men
Brief geſchrieben, wie ſich im Verlauf der Gerichtsverhandlung
ergab , ſo möge er gegen vier Uhr nachmittags in die Wohnung
des Grafen Werſchinin, Aſchaffenburger Straße 47, kommen.
Er ſaß wie heute am Schreibtiſch, zutiefſt verſunken in das
Problem, das ſein Gehirn beherrſchte. Er arbeitete zu jener
Zeit, noch taſtend, aber dennoch im Gefühl, auf richtiger Fährte
zu ſein, an der Konſtruktion eines radiotelegraphiſchen Apparats,
der alle wiſſenſchaftlichen Ergebniſſe praktiſch verwirklichen follte.
Ganz nahe der Löfung ſchien er zu ſein. Er ahnte ſchon, daß er
einer Hochfrequenzmaſchine bedurfte. Er kannte bereits das Ge=
heimnis
der Durchdringungskraft ungedämpfter Wellen. Nur
einige Monate der Ruhe hätte man ihm laſſen müſſen, um alles,
was er gefunden oder intuitiv erraten hatte, zuſammenfaſſen zu
können.
Da brachte Eweding jenen Rohrpoſtbrief und jegte ihn ſchwei=
gend
auf den Tiſch. Garragan öffnete, ärgerlich über die
Störung, den Brief und las ihn, vorerſt ohne irgend etwas zu
verſtehen. Es ſchien ihm, als handelte es ſich um fremde Men=
ſchen
, mit denen er nichts zu tun hatte. Ein Graf Verſchinin,
deſſen Name ihm völlig unbekannt war, Ruſſiſche Borſchaft,
Aſchaffenburger Straße, Betrug? Wer betrog? Gloria? Gloria,
die ihn liebte, Gloria, die er vergötterte? Ein taktloſer Scherz
oder ein plumper Verſuch, Unfrieden zu ſtiften, dachte Garragan
und ſchob verächtlich den Brief von ſich weg.
Er begann wieder zu arbeiten, aber ſeine Gedanken ſchwankten,
ſprangen aus dem Gleis, verfehlten das Ziel, gerieten in Unosd=
nung
und galoppierten zügellos ins Leere. Es ſchien, als wäre
ein Fremdkörperchen in ſeine Denkmaſchine geraten und hätte den
ganzen Apparat zerſtört.
Hatte ſich zwiſchen Gloria und ihm irgend etwas geändert?
Gab es Verſtimmungen oder gar Zerwürfniſſe? Nichts geb es.
War dieſe zweijährige Ehe nicht Harmonie und Zuſammenklang?
Seine Arbeit allerdings drängte ſich in den letzten Monaten ein
wenig vor. Aber Gloria war doch eine kluge und ehrgeizige Frau,
die wußte, daß er nach den höchſten Kränzen griff.
Habe ich etwas verſäumt? fragte ſich Garragan jählings und
fühlte, wie eine kalte Hand auf ſein Herz ſich kegte. Da ſchlug die
Uhr vier. Wie ein Beſinnungsloſer ſprang Garragan auf, ſtürzte
aus dem Zimmer, ſtieg in einen Wagen und fuhr nach der
Aſchaffenburger Straße. Ein böſer Traum, ein lächerkicher Traur,
dachte er während der Fahrt und hörte ganz fern das Kkappern
ſeiner Zähne, die im Fieberfroſt aufeinanderſchlugen.
Dann ſtand er in einem ziemlich dunklen Vorzimmer. Ein
Diener erklärte höflich und beſtimmt, daß Graf Werſchinin nict
zu Hauſe wäre. Garragan ſtieß ihn brutal zur Seite und drang
in die Wohnung ein.
Werſchinin lag in einem Klubſeſſel. Auf der Lehne des E=ſſels
faß Gloria, ohne Hut, und rauchte eine lange, dünne Zigarette.
Garragan blieb bei der Tür ſtehen und ſah die beiden an. Er
war in dieſem Augenblick vollkommen außer ſich. Er hatte für
einige Sekunden ſeinen Körper verlaſſen und ſtand außerhalb
ſeines Lebens. Er konnte nicht nur Gioria und Werſchinin ſehen,
ſondern auch ſich ſelber, der gleich einer Holzſtatue an der Tüe
lehute. Plötzlich kehrte er wieder in ſeinen Leib zurück und er=

Verachtung lagen in dieſem hoffnung=
und Vergebung, Himmel und Hölle.

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rungen. Man wird aber vielleicht doch ſagen dürfen, daß er
auch noch andere Anhaltspunkte dafür hat; denn er glaubt, daß
die Sachverſtändigen ſich auf ein Moratorium im Zuſammen=
hang
mit einer internationaen Anleihe einigen und daß ſie
dabei auch an der Wiederherſtellung der Steuerwirtſchaft und
Verkehrseinheit Deutſchlands feſthalten werden. Den Ge=
danken
eines Sonderfriedens mit Frankreich
lehnt er auch diesmal wieder ab. Er ſieht die einzige
Löſungsmöglichkeit in einer internationalen Regelung. Auf den
übrigen Gebieten ſeines Reſſorts, erinnert er an die Unter=
zeichnung
des engliſch=amerikaniſchen Handelsvertrags, mit dem
wir im weſentlichen zufrieden ſein können. Er weiſt auf die
Verhandlungen mit England, die zu einer Herab=
ſetzung
der Reparationsabgabe geführt haben, und
begrüßt die deutſch=polniſchen Verhandlungen, die
gegenwärtig in Warſchau ſtattfinden. Auch auf die Frage der
Stellung Deutſchlands zum Völkerbund geht er
kurz ein. Er erkennt namens der Reichsregierung die Idee der
internationalen Solidarität an und iſt auch grundſätzlich nicht
abgeneigt, dem Völkerbund beizutreten unter der Vorausſetzung,
daß Deutſchland als vollberechtigtes Mitglied auch im Völker=
bundsrat
auftreten kann unter der weiteren Vorausſetzung, das

hang mir zwei Fragen, die gleichzeitig als die wirtſchaft=
lichen
Vorausſetzungen für einen Anleihekredit
gelten können:
Die Verfügung Deutſchlands über die Wirtſchafts= und
Steuerkräfte des Landes, ſowie die Wiederherſtellung der
deutſchen Verkehrseinheit.
Der Temps hat kürzlich gegen den Gedanken der
Wiederherſtellung der deutſchen Reichseiſen=
bahneinheit
die Einwendung gemacht, daß eine ſolche Wie=
derherſtellung
der Entwicklung in Deutſchland widerſpreche, die
durch die neuen mit Bayern getroffenen Abmachungen gekenn=
zeichnet
ſei. Dieſe Einwendungen ſind völlig unzutreffend. Die
im Gange befindlichen organiſatoriſchen Maßnahmen auf dem
Gebiete der Reichseiſenbahn verſprechen im Gegenteil eine wirt=
ſchaftliche
Höchſtleiſtung im feſten Rahmen des Geſamtunter=
nehmens
durch eine größere Selbſtändigkeit der einzelnen Be=
zirke
. Die Abtrennung von Rhein und Ruhr von der Reichs=
eiſenbahn
hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, zu welchen kataſtro=
phalen
und wirtſchaftlichen Folgen eine Zerſplitterung des deut=
ſchen
Eiſenbahnweſens führen müſſe. Die deutſche Regierung
hofft, daß auch die zurzeit abgetrennten Teile der Reichsbahn
baldigſt mit dieſer vereint werden. Wenn die franzöſiſche Regie=

ndruck der Sachverſtändigen=
je
internationale Anleihe.
würde, für die Regiebahn die Regelung anzu=
ſchen
Bayern und dem Reich beſteht, ſo würde
je bereit ſein, darüber zu verhandeln. Es iſt
ermuten, daß ſich die Auslandspreſſe in einer
die Natur dieſer Regelung mit Bayern befindet.
gung Deutſchlands über ſeine völligen wirt=
erkräfte
des Reiches, die Wiederherſtellung der
ürften von allen Kennern des Wirtſchaftslebens
ig für das Gelingen einer internationalen An=
verden
. Wenn es Frankreich um eine
he Löſung der Reparationen zu
urden immerhin Möglichkeiten ge=
ie
es kaum zurückweiſen könnte.
jer etwaigen internationalen Anleihe wirft
ig die Frage der internationalen Mit=
wirkung
auf.
ie Frage der internationalen An=
rennbar
verbunden mit der Mög=
Zefreiung von Rhein und Ruhr in
Se uns angelegten vertragswidri=
Begenüber dieſer Befreiung erſcheint mir es
tig, daß das ausländiſche Kapital auch eine
(ufſichtsrat derjenigen Inſtitute verlangt, für
al hergibt. Eine ſolche Vertretung, ſoweit ſie
oder den deutſchen Charakter der Verwaltung
It als Grund für die Ablehnung ſolcher Ge=
werden
. Die Kreditnot der Indu=
dwirtſchaft
iſt ſo ſtark, daß wir mit einer
g. der Produktivität zu rechnen haben, wenn
Ifen wird. Deshalb dürfen wir am aus=
apital
nicht vorbeigehen, wenn wir
n. Eine finanzielle Mitwirkung vom Buſineß=
int
mir beſſer als eine vom politiſchen Geſichts=
che
Geſichtspunkte könnten dahin zielen, Deutſch=
er
niederzuhalten, wirtſchaftliche Geſichtspunkte
r ein Glück für die europäiſche Wirtſchafts=
Das fremde Kapital wird die Verzinſungs=
eliehenen
Kapitals nur in der wirtſchaftlichen
ung Deutſchlands erblicken. In dieſem Sinne
tſchaftliche Betätigung des Aus=
utſchen
Unternehmungen direkt zur
vehr gegen eine etwaige Differenzierung im
Zirtſchaftsverkehr werden. Eine ſchleunige
ug über die Frage iſt notwendig, denn
n dem die Micum=Verträge ablaufen, iſt ein
kritiſcher Termin.
Reich kann eine weitere Finanzie=
serträge
nicht leiſten, und wenn keine
olgt, würden neue Erwerbsloſigkeit,
Thaos im beſetzten Gebiet, wirt=
iedergang
, vielleicht eine wirtſchaft=
phe
die Folge ſein. Die Nichtverſtändi=
rerſeits
für Frankreich mit dem Aufhören der
en Micum=Verträgen einen Einnahme=Ausfall,
f die Währung nicht ausbleiben dürfte. Dieſe
gen zur Regelung der Reparationsfrage und
rundlage der Einigung kann nicht die Schaf=
chen
Neparationsprovinz ſein, ſondern eine
gelung, weil dieſe Notwendigkeit heut ſtärker
2 einzelnen Ländern erkannt wird. Deshalb
er bedeutendſten wirtſchaftlichen Sachverſtän=
berſtreifen
am düſteren Horizont. Die deutſch=
vill
darin nur einen Nebelſtreifen ſehen und
nen. Seitdem ich an der Spitze des Auswär=
hat
es von unſerer Seite nicht an Verſuchen
kreich zur Verſtändigung zu kommen. Wir
tuung feſtſtellen, daß in weiten Kreiſen Frank=
timmung
gegen früher geändert hat. Man
end noch mehr als früher, daß Frankreich trotz
differenzen in einer gewiſſen wirtſchaftlichen
aft mit Deutſchland ſteht. Wir können aller=

eßlich deutſch=franzöſiſche Verſtändigung
en mit Frankreich ſchließen, denn wir ſind als
einigten Gläubigerſtaaten verpflichtet. Wohl
s nur begrüßen, wenn ſeitens der Alliierten
geſucht werden, um Frankreichs finanziellen
er Regelung der Reparationsfrage gerecht zu
werven. Tumi, daß wir von unſerer Seite aus den Verſailler
Vertrag als zerriſſen erklären, kommt man in der Realpolitik
nicht weiter.
Frankreichs Entſcheidung wird maßgebend ſein für die wei=
tere
Entwicklung der europäiſchen Verhältniſſe, die Ent=
ſcheidung
, ob Frankreich Reparationen oder eine politiſche
Macht und wirtſchaftliche Ausbeutung will.
Jeder vernünftige Menſch in Deutſchland wird bereit ſein, ſich
mit Frankreich zu verſtändigen, aber es dient nicht zur Ver=
ſtändigung
, wenn der franzöſiſche Miniſterpräſideut unſere Repa=
rationsleiſtungen
leugnet. Unſere Leiſtungen haben 42 Milliar=
den
Goldmark betragen. Frankreich hätte an Sachleiſtungen noch
weit mehr von Deutſchland beziehen können, wenn es nicht die
Rückſicht auf ſeine eigene Induſtrie höher geſtellt hätte, als die
Ausnutzung ſeiner vertragsmäßigen Anſprüche gegen Deutſchland.
Deutſchlands Produktivität kann nur erhöht werden durch
eine ruhige politiſche Entwicklung, durch das Aufhören der
ewigen Bedrängniſſe und durch eine Politik, die uns wirt=
ſchaftliche
Erholung gewährleiſtet.
Worin liegt Frankreichs Geguerſchaft gegen eine
Verſtändigung auf der Baſis, die uns vorſchwebt? Es
ſcheint, als wenn in franzöſiſchen Kreiſen eine ſtarke Nervo=

[ ][  ][ ]

Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 28. Februar 1924.

Nummer 59.

Ooatgelee
für

Nee Ve

TäS
Telephon 2505
Anfe.

Dann verließ Garragan ſtumm das Zimmer, durchſchritt den
Vorraum, ſtieg die Treppe hinab, ſtand in der Aſchaffenburger
Straße und wanderte zu Fuß nach Haus. Er marſchierte ruhig
und gefaßt, ſein Geſicht war geſammelt, nur die Augenlider zuck=
ten
bisweilen.
Um fünf Uhr ſaß er wieder vor ſeinem Schreibtiſch und konnte
arbeiten. Was er erlebt hatte, war wie ein Traum geweſen, an
den man ſich nach dem Erwachen nicht zu erinnern vermag.
Auch die weiteren Vorgänge jenes Tages blieben ihm ver=
ſchleiert
und unverſtändlich. Er wußte nur, daß Gloria zurück=
kam
, nicht ſchuldbewußt und ängſtlich, ſondern rätſelhaft beleidigt,
voll Zorn, den er nicht begriff, eine raſende und verzweifelte
Frau, die maßlos enttäuſcht worden war. Sie ſtand vor ihm,
als hätte ſie Rechenſchaft zu fordern, als wäre ſie aufs bitterſte
gedemütigt worden. Sie nannte ihn einen Egoiſten, ſprach ihm
Mut und Ehrgefühl ab, verhöhnte ſeine Feigheit.
Garragan hörte lange Zeit gleichmütig zu, aber mit einemmal
loderte ſein Blut auf und ſtand in Flammen. Die ganze Welt
um ihn herum war rot vom Widerſchein des Feuers, das Gloria
in ihm entzündet hatte.
Dann war er wohl davongeſtürzt, aber er konnte ſich nicht ent=
ſinnen
, welche Wege er gegangen oder ob er in einem Wagen
gefahren war. Jedenfalls ſtand er nach einer Weile wieder in
dem Zimmer des Grafen Werſchinin.
Werſchinin ſaß am Schreibtiſch und ſah den Eingedrungenen
verwundert an.
Verzeihen Sie, daß ich nochmals ſtöre, ſagte Garragan höf=
lich
und ohne 8orn, aber im Gefühl einer unentrinnbaren Not=
wendigkeit
. Ich habe vergeſſen, Sie zu töten. Dann richtete er
den Browning auf Werſchinin und gab zwei Schüſſe ab.
Werſchinin war ſofort tot.
Garragan konnte ungehindert die Wohnung verlaſſen und
ging zum nächſten Polizeirevier, um ſich zu ſtellen.
Als der dienſttuende Beamte ihn nach ſeinem Begehren fragte,
vermochte Garragan zuerſt keine Antwort zu geben. Er war den
Weg zum Revier ebenſo automatiſch gegangen, wie er die Schuß=
waffe
eingeſteckt hatte, ohne ſagen zu können, wo und wie er es
getan hatte.
Aber in der grauen Amtsſtuße wurde es jählings hell um
Garragan. Er ſah den Fragenden mit ſo entſetzten Augen an,
daß der Beamte den Eindruck gewann, einen Irrſinnigen vor ſich
zu haben. (Die Gerichtsverhandlung gab leider keine Gelegen=
heit
, dieſen Eindruck des Beamten feſtzuſtellen.)
In der grauenvollen Sekunde des Erwachens begriff Garra=
gan
, daß ihn, den Beherrſchten und Gelaſſenen, Gloria in einen
Mord hineingehetzt hatte.
Der Diener trat in das Zimmer und brachte das Eſſen. Garra=
gan
ſchreckte auf, taſtete ſich in die Gegenwart zurück und ſah dem
Alten zu, der ſorgſam den Tiſch deckte.
Es iſt ſerviert, Herr Baron.
Garragan erhob ſich und ging mit müden Schritten auf den
Tiſch zu. Aber der Anblick der Speiſen verurſachte ihm Uebelkeit.
Mein guter Eweding, ich kann nicht, ſagte er faſt bittend.
Sei nicht böſe, aber ich kann wirklich nicht.
Der Diener hatte ein bekümmertes Geſicht. Vielleicht befiehlt
der Herr Baron eine Taſſe Tee?
Nein, danke, Eweding, ich mag jetzt nichts. Vielleicht ſpäter.
Er kehrte zum Schreibtiſch zurück.
Der Diener räumte geräuſchlos den Tiſch ab.
Befiehlt der Herr Baron noch etwas?
Nein, danke, Eweding. Das heißt, gib mir, bitte, einen an=
deren
Anzug heraus. Ich habe doch noch Anzüge?
Sehr wohl, Herr Baron. Die Anzüge ſind im beſten Stand.
Und einen Mantel, Ewsding. Ich will nach Potsdam zu
meinen Eltern fahren."
Der Diener wurde ſehr blaß und begann zu zittern. Was iſt
dir, Eweding?
Der Alte verſuchte zu ſprechen, aber die zuſammengepreßte
Kehle ließ keinen Laut durch. Schwere Tränen ſtürzten aus
ſeinen Augen.
Was iſt denn los, Eweding? fragte Garragan mit atemloſer
Ungeduld. Menſch, ſprich doch!"
Eweding riß ſich zuſammen.
Der Herr Baron müſſen es ja doch erfahren.
Was denn? ſchrie Garragan und ſprang auf.
Der alte Herr Baron haben das Zeitliche geſegnet.
Garragan ſtand regungslos. Er hatte ein hohles Gefühl in
der Herzgrube.
Wann, Ewedina?

Im November vergangenen Jahres, Herr Baron.
Ein kurzes, jähes Zucken überlief Garragans Geſicht. Und
meine Mutter, Cweding?
Der Diener holte Atem, dann ſagte er, als erſtatte er eine
dienſtliche Meldung: Die gnädige Frau Baronin ſind zwei Stun=
den
nach dem Herrn Baron verſchieden.
IV.
Graf Henikſtein kam zu dem Tiſch zurück, an dem Gloria, in
großem Abendkleid, und Maspherſon ſaßen, und ſagte bittend:
Jetzt dürfen Sie mir aber keinen Korb geben, Frau Gloria.
Das kleine Orcheſter in dem ovalen weißen Saal des Parten=
kirchener
Hotels begann die erſten leiſen Takte der Geſchichten
aus dem Wiener Wald zu ſpielen.
Ich habe einen Wiener Walzer beſtellt, Frau Gloria. Zur
Erholung nach den Shimmys und Javas. Kommen Sie, Frau
Gloria, bitte. Dieſen einen Walzer müſſen Sie mit mir kanzen.
Nicht böſe ſein, Graf Henikſtein, aber ich habe wirklich keing
Luſt zu tanzen.
Nur dieſen einen Walzer, Frau Gloria!
Er ſah ſie ſo flehend und ſehnſüchtig an, daß ſie ſchwankend
wurde.
Warum willſt du nicht tanzen, Gloria? fragte Macpherſon,
um ihr Mut zu machen. Ihre Augen antworteten ſchwermütig:
Darf ich denn tanzen?
Nun war die Introduktion vorüber, und der Walzer begann
zu locken.
Sie ſind unausſtehlich mit Ihrem Walzer, ſagte Gloria und
ſtand langſam auf, als wäre ſie eine willenloſe Puppe, die von
unſichtbarer Macht an einem Draht emporgezogen wurde. Muß
ich wirklich tanzen?
Ja, Frau Gloria, Sie müſſen, ſagte Henikſtein erglühend
und nahm ſie in den Arm.
Und mit einemmal fielen alle Hemmungen ab. Zurüick blieb
nur ein mitreißender Walzer, der alles auslöſchte und vergeſſen
machte. Wenn man die Augen ſchloß, hörte man einen Sommer=
morgen
im Wiener Wald, einen Morgen, ſo voll vom Glück des
Daſeins, ſo durchrauſcht vom Zubel des Lebens, daß das ver=
zagteſte
Herz aufjauchzen mußte.
Da war ein junger, verliebter Tänzer, der ſo leicht und an=
mutig
tanzte, wie nur junge öſterreichiſche Grafen, die verliebt
ſind, tanzen können. Und ſeine Liebe war ſo ſtark, daß ſie ins
Leben zurückrief und einer mutloſen Frau Selbſtvertrauen gab.
Ich will leben, dachte Gloria, befreit von der Drohung der
Zukunft, hingegeben der glücklichen Minute, ſorglos zum
letztenmal.
Ein kleiner Boy trat in den Saal, kam zum Tiſch Mac=
pherſons
und überreichte ihm ein Telegramm. Als Macpherſon
es öffnen wollte, entdeckte er, daß die Depeſche an Gloria ge=
richtet
war.
Der Walzer wurde leiſer, langſamer, entſchwebte leichtfüßig
im lichten Wald.
Gloria kehrte mit Henikſtein zurück.
Wär es nicht ewig ſchad geweſen, dieſen Walzer nicht getanzt
zu haben? fragte der Page mit heißer Stimme. Sie lächelte,
und ihre Augen leuchteten. Niemals war Gloria Garragan
ſchöner geweſen als in dieſer Minute.
Sie könnten als Tänzer Ihr Brot verdienen, Graf Henik=
ſtein
, ſcherzte Macpherſon.
Du haſt recht, Leslie. Er tanzt zu gut. So gut zu tanzen,
iſt faſt nicht mehr vornehm.
Ich ſchäme mich fürchterlich, Frau Gloria, erwiderte der
junge Oeſterreicher geknickt und ſetzte ſich ſchuldbewußt nieder.
Gloria erblickte die Depeſche.
Ein Telegramm? Für mich?"
Za, Glorta.
Sie ſah, von dunklen Ahnungen überfallen, das Telegramm
an, wagte nicht, es zu öffnen, ſpürte zitternde Schwäche in den
Knien, fühlte ſich mit einemmal elend und verlaſſen.
Mit jähem Entſchluß griff ſie nach dem Telegramm, riß es
auf und las:
Herr Baron heute zurückgekehrt. Eweding.
Sie wurde ganz ſtarr, ihr Blut ſchien ſtillzuſtehen.

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

Eine Rede des deutſchen Außenminiſters.
Die Möglichkeiten einer Verſtändigung mit Frankreich? Die Außenpolitik unter dem Eindruck der Sachverſtändigen=
arbeit
. Die Begrenzung unſerer Leiſtungsfähigkeit. Die Vorausſetzungen für eine internationale Anleihe.

Das Schickſal des Reichstags.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Welchen Ausgang die politiſche Ausſprache im Neichstag
nehmen wird, iſt immer noch vollkommen ungewiß. Die Mei=
nungen
gehen auseinander zwiſchen den beiden Polen eines
Kompromiſſes, das ein natürliches Ende des
Reichstages mit anſchließenden Wahlen im
Juni ermöglicht und einer Auflöſung, die vorläufig
die Wahlen für den 6. April ins Auge faßt. Die
Stellung der Parteien zu dem Problem hat ſich wenig geändert.
Es iſt nur immer wieder zu ſagen, daß die Sozialdemo=
kraten
trotz aller ſtarken Worte, am offenſichtlichſten auf
eine Verſchiebung der Wahlen hinarbeiten.
Einen ganz neuen Weg hat die Deutſche
Volkspartei betreten, die einen Initiativantrag
im Reichstag einbringen will, worin gleichſam die Selbſt=
auflöſung
des Reichstages auf den 3. Mai, die
Neuwahlen zum kommenden Reichstag auf den 4. Mai
angeſetzt werden. Dieſer Antrag entſpricht einer Anregung,
die der Führer der Fraktion tags zuvor in ſeiner Rede machte,
als er erklärte, der Reichstag, hätte nur die eine
Aufgabe, in Schönheit zu ſterben. Verfaſſungsrecht=
lich
iſt der Vorgang ſo gedacht, daß dieſe Selbſtauflöſung
eine Abkürzung der natürlichen Lebensdauer des Reichstages
bedeutet, zu der eine verfaſſungsändernde Zwei=
Drittel=Mehrheit im Reichstag notwendig wäre.
Die Deutſche Volkspartei hat ihren Antrag geſtellt, ohne
ſich vorher mit den anderen Parteien in Verbindung zu ſetzen.
Sie rechnet aber zunächſt damit, daß die Regierungs=
parteien
dafür zu haben ſein werden und daß auch
die Sozialdemokraten zuſtimmen. Auf der anderen Seite ſind
aber im Parlament, wie auch in der Regietung
Kräfte am Werk, die eine beſchleunigte Herbei=
führung
von Neuwahlen erzwingen und als
Wahltermin bereits, den 6. April in Ausſicht
genommen haben. Dieſer Weg würde zu beſchreiten ſein,
falls die Sozialdemokraten ſich mit der Regierung über die Be=
handlung
ihrer Initiativanträge nicht verſtändigen könnten.
Der 6. April würde auch genügen, weil die Friſt für die Aus=
legung
der Wählerliſten bereits am 23. März abläuft. Der
Reichsminiſter des Innern kann jederzeit die Friſt für die Neu=
wahlen
anberaumen laſſen.
Auch politiſch wäre gegen die Wahlen in der erſten Hälfte
des Monats April kaum etwas einzuwenden, weil bis dahin
das Gutachten der Sachverſtändigen vorliegen dürfte
und auch die Verhandlungen über die Verlänge=
rung
der Micum=Verträge erledigt ſein müſſen, wäh=
rend
allerdings das Bedenken beſtehen bleibt, daß dann
vermutlich die deutſchen Wahlen vor den franzö=
ſiſchen
liegen würden. Daraus könnte unter Umſtänden
der bloe national in den letzten Tagen ſeiner Wahlagitation
Vorteile ziehen, denn wenn die kommenden Wahlen,
was anzunehmen iſt, einen ſtarken Ruck nach Rechts in
Deutſchland ergeben, werden die franzöſiſchen Chauviniſten
das ſofort ausnutzen, um die franzöſiſchen Wähler mit der Angſt
vor den deutſchen Revanchegelüſten kopfſcheu zu machen. Immer=
hin
: die Regierung ſelbſt ſchätzt dieſe Bedenken nicht ſo hoch ein
gegenüber der Notwendigkeit einer innerpolitiſchen Klärung.
Soweit wir wiſſen, drängt der Reichskanzler ſehr
ſtark auf eine raſche Entſcheidung, und der Außen=
miniſter
Dr. Streſemann wie auch der Reichsinnenminiſter
Dr. Farres ſind darin mit ihm einer Meinung.
Die Frage, was aus dieſem Wirrwarr ſchließlich heraus=
kommen
wird, iſt für die Abgeordneten, deren eigenes
Schickſal ja damit auf dem Spiele ſteht, ſo brennend, daß ſie
für die Beratungen im Plenum nur geringes
Intereſſe aufbringen.
Sogar die Rede des Außenminiſters Dr. Streſe=
rmann
hat darunter zu leiden. Zu Unrecht. Sie bringt
ikeinerlei Senſationen, aber ſie iſt doch eine klare
mnd überſichtliche Zuſammenſtellung der Grund=
linien
unſerer Politik, vorgetragen mit der form=
vollendeten
Redekunſt, die Herrn Dr. Streſemann eigen iſt. Er
geht aus von der Arbeit der Sachverſtändigen hier in Berlin
und gibt zu, daß es wenig erfreulich iſt, daß wir überhaupt einer
internationalen Prüfung uns unterziehen müſſen, iſt aber dar=
rüber
hinaus von der Tätigkeit der Sachverſtändigen befriedigt.
In der Zuſammenfaſſung ſtützt er ſich auf die Zeitungsäuße=
rungen
. Man wird aber vielleicht doch ſagen dürfen, daß er
auch noch andere Anhaltspunkte dafür hat; denn er glaubt, daß
die Sachverſtändigen ſich auf ein Moratorium im Zuſammen=
hang
mit einer internationchlen Anleihe einigen und daß ſie
Habei auch an der Wiederherſtellung der Steuerwirtſchaft und
Verkehrseinheit Deutſchlands feſthalten werden. Den Ge=
danken
eines Sonderfriedens mit Frankreich
Tehnt er auch diesmal wieder ab. Er ſieht die einzige
Löſungsmöglichkeit in einer internationalen Regelung. Auf den
üibrigen Gebieten ſeines Reſſorts, erinnert er an die Unter=
Zeichnung des engliſch=amerikaniſchen Handelsvertrags, mit dem
zvir im weſentlichen zufrieden ſein können. Er weiſt auf die
Verhandlungen mit England, die zu einer Herab=
fetzung
der Reparationsabgabe geführt haben, und
begrüßt die deutſch=polniſchen Verhandlungen, die
gegenwärtig in Warſchau ſtattfinden. Auch auf die Frage der
Stellung Deutſchlands zum Völkerbund geht er
kurz ein. Er erkennt namens der Reichsregierung die Idee der
internationalen Solidarität an und iſt auch grundſätzlich nicht
abgeneigt, dem Völkerbund beizutreten unter der Vorausſetzung,
daß Deutſchland als vollberechtigtes Mitglied auch im Völker=
bundsrat
auftreten kann unter der weiteren Vorausſetzung, das

ſteht wenigſtens zwiſchen den Zeilen, daß auch Rußland Mitglied
des Völkerbundes wird. Im übrigen ſei die Frage nicht aktuell,
weil von keiner verantwortlichen Stelle eine Aufforderung zum
Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund ergangen ſei. Auch die
Abneigung anderer Staaten ſprich Frankreich beſteht in
der alten Stärke fort. Damit iſt der Gehalt des Tages aber
eigentlich ſchon erſchöpft.
Der Demokrat Koch fordert Zuſammenfaſſung aller Kräfte
zur Bekämpfung der Inflation und mahnt zur Verſöhnung
zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Der bayeriſche Volksparteiler Leicht erklärt ſich im allge=
meinen
mit den Regierungsmaßnahmen einverſtanden, während
die Rede des Kommuniſten Fröhlich ſehr rüde wird und ſogar
noch weit über das Maß einer Volksverſammlung hinausgeht,
ſo daß der Präſident eingreifen muß. Ein Zuhörer ſucht auf das
Kaus durch Herabwerfen von Flugblättern einzuwirken, wird
aber ſchleunigſt von den Dienern an die Luft geſetzt.
Der Welfe Alpers drückt auf Beſchleunigung der Volks=
abſtimmung
in Hannover. Darauf vertagt man das Haus
auf Freitag, obwohl es nicht gelungen iſt, auch nur die erſte
Hälfte der Reden zu Ende zu führen.
Sitzungsbericht.
* Berlin, 28. Febr. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichskanzler Dr. Marx, Außen=
miniſter
Dr. Streſemann, Innenminiſter Dr. Farres.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr.
Die erſte Leſung des Not=Etats, verbunden mit den Anträgen
auf Aufhebung und Aenderung der Notverordnungen der Regie=
rung
, wird fortgeſetzt. Das Wort erhält ſofort der
Alußenminiſier Dr. Streſemann.
Der Miniſter ging in ſeiner Rede kurz auf den Not=Etat ein,
der das Auswartige Amt ermächtigt, die Botſchafterſtelle in Kon=
ſtantinopel
ſowie die Generalkonſulate in Smyrna und Dublin
zu beſetzen. Die Errichtung dieſer Stellen iſt ohne Perſonal=
vermehrung
möglich. Außerdem ſoll die deutſche Geſandtſchaft in
Havanna belaſſen werden. In der deutſchen Außenpolitik, ſo
fuhr der Miniſter fort, ſtehen wir unter dem Eindruck der Arbeit
der Sachverſtändigen=Ausſchüſſe. General. Dawes hat beim Ab=
ſchied
des Erſten Ausſchuſſes beſtätigt, daß die Mitarbeit der
deutſchen Regierung in loyaler Weiſe gewährleiſtet worden iſt.
Ueber die Verhandlungen mit der Kommiſſion wird ein Weiß=
buch
erſcheinen, ſobald der Bericht ber Sachverſtändigen ſelbſt
vorliegt. So wenig erfreulich es iſt, daß die politiſchen und
wirtſchaftlichen Verhältniſſe zu einer internationalen Pküfung
unſerer Lage führten, ſo ſehr muß man den Mitgliedern der
Kommiſſion für ihre mühevolle Arbeit danken. Von dem Erfolg
dieſer Arbeit wird es abhängen, ob eine Löſung der Repara=
tionsfrage
möglich iſt. Die baldigſte Löſung iſt die erwünſchteſte.
Deutſchlands wirtſchaftliche Lage erfordert ſie. Die Sachverſtän=
digen
dürften ſich von der Irrigkeit der Behauptung eines be=
trügeriſchen
Bankerotts Deutſchlands überzeugt haben.
Nach einem Hinweis auf die Notwendigkeit der Beſchrän=
kung
aller Staats ausgaben erklärte der Miniſter zu den
ſchwer auf Deutſchland laſtenden Beſatzungskoſten: Alle Par=
teien
der beſetzten Gebiete waren ſich darin einig, daß die Reichs=
regierung
verpflichtet ſei, ſie vor der Exekution der Beſatzungs=
armee
durch die Bezahlung zu bewahren, die im weſentlichen an
die Kommunen der beſetzten Gebiete bezahlt werden. Aber auch
hier iſt unſere Leiſtungsfähigkeit eng begrenzt.
Für abſehbare Zeit können wir aus eigener Kraft an
Reparationszahlungen nicht denken.
Wir müſſen vielmehr alle Kraft zuſammennehmen, um über=
haupt
unſere Währung zu halten, da das deutſche Volk ein
zweites Abgleiten nicht ertragen kann. Von dieſer wirtſchaft=
lichen
Lage haben ſich nun auch die Sachverſtändigen überzeugt.
Wir kennen nicht ihre Entſchließungenaber nach Preſſeberichten
zeichnen ſich ſchon heute einige Hauptfragen ab. Man ſcheint ſich
davon überzeugt zu haben, daß ein Moratorium für
uns notwendig iſt, ebenſo aber, daß während dieſer
Zeit eine internationale Anleihe, insbeſondere für
Frankreich, einen Erſatz für die ausfallenden deut=
ſchen
Zahlungen ſchaffen ſoll. Eine interna=
tionale
Anleihe, für die man Garantien in deutſchem
Reichsbeſitz ſucht, wird anſcheinend diskutiert im Zuſammen=
hang
mit zwei Fragen, die gleichzeitig als die wirtſchaft=
lichen
Vorausſetzungen für einen Anleihekredit
gelten können:
Die Verfügung Deutſchlands über die Wirtſchafts= und
Steuerkräfte des Landes, ſowie die Wiederherſtellung der
deutſchen Verkehrseinheit.
Der Temps hat kürzlich gegen den Gedanken der
Wiederherſtellung der deutſchen Reichseiſen=
bahneinheit
die Einwendung gemacht, daß eine ſolche Wie=
derherſtellung
der Entwicklung in Deutſchland widerſpreche, die
durch die neuen mit Bayern getroffenen Abmachungen gekenn=
zeichnet
ſei. Dieſe Einwendungen ſind völlig unzutreffend. Die
im Gange beſindlichen organiſatoriſchen Maßnahmen auf dem
Gebiete der Reichseiſendahn verſprechen im Gegenteil eine wirt=
ſchaftliche
Höchſtleiſtung im feſten Nahmen des Geſamtunter=
nehmens
durch eine größere Selbſtändigkeit der einzelnen Be=
zirke
. Die Abtrennung von Rhein und Ruhr von der Neichs=
eiſenbahn
hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, zu welchen kataſtro=
phalen
und wirtſchaftlichen Folgen eine Zerſplitterung des deut=
ſchen
Eiſenbahnweſens führen müſſe. Die deutſche Regierung
hofft, daß auch die zurzeit abgetrennten Teile der Reichsbahn
baldigſt mit dieſer vereint werden. Wenn die franzöſiſche Regie=

rung bereit ſein würde, für die Regiebahn die Regelung anzu=
nehmen
, die zwiſchen Bayern und dem Reich beſteht, ſo würde
Deutſchland gerne bereit ſein, darüber zu verhandeln. Es iſt
aber wohl zu vermuten, daß ſich die Auslandspreſſe in einer
Täuſchung über die Natur dieſer Regelung mit Bayern befindet.
Die Wiederverfügung Deutſchlands über ſeine völligen wirt=
ſchaftlichen
Steuerkräfte des Reiches, die Wiederherſtellung der
Verkehrseinheit dürften von allen Kennern des Wirtſchaftslebens
als Vorausſetzung für das Gelingen einer internationalen An=
leihe
angeſehen werden. Wenn es Frankreich um eine
wirtſchaftliche Löſung der Reparationen zu
tun iſt, ſo würden immerhin Möglichkeiten ge=
boten
ſein, die es kaum zurückweiſen könnte,
Die Frage einer etwaigen internationalen Anleihe wirft
aber gleichzeitig die Frage der internationalen Mit=
wirkung
auf.
Mir ſcheint die Frage der internationalen An=
leihe
als untrennbar verbunden mit der Mög=
lichkeit
der Befreiung von Rhein und Ruhr in
Bezug auf die uns angelegten vertragswidri=
gen
Ketten. Gegenüber dieſer Befreiung erſcheint mir es
als weniger wichtig, daß das ausländiſche Kapital auch eine
Vertretung im Aufſichtsrat derjenigen Inſtitute verlangt, für
die es ſein Kapital hergibt: Eine ſolche Vertretung, ſoweit ſie
nicht majoriſiert oder den deutſchen Charakter der Verwaltung
antaſtet, kann nicht als Grund für die Ablehnung ſolcher Ge=
danken
angeſehen werden. Die Kreditnot der Indu=
ſtrie
und Landwirtſchaft iſt ſo ſtark, daß wir mit einer
ſtarken Minderung der Produktivität zu rechnen haben, wenn
hier nicht abgeholfen wird. Deshalb dürfen wir am aus=
ländiſchen
Kapital nicht vorbeigehen, wenn wir
es erhalten können. Eine finanzielle Mitwirkung vom Bufineß=
Standpunkt erſcheint mir beſſer als eine vom politiſchen Geſichts=
punkt
aus. Politiſche Geſichtspunkte könnten dahin zielen, Deutſch=
land
auf die Dauer niederzuhalten, wirtſchaftliche Geſichtspunkte
werden darin nur ein Glück für die europäiſche Wirtſchafts=
entwicklung
ſehen. Das fremde Kapital wird die Verzinſungs=
möglichkeit
des geliehenen Kapitals nur in der wirtſchaftlichen
Aufwärtsentwicklung Deutſchlands erblicken. In dieſem Sinne
kann eine wirtſchaftliche Betätigung des Aus=
landes
an deutſchen Unternehmungen direkt zur
gemeinſamen Abwehr, gegen eine etwaige Differenzierung im
internationalen Wirtſchaftsverkehr werden. Eine ſchleunige
Verſtändigung über die Frage iſt notwendig, denn
der 15. April, an dem die Micum=Verträge ablaufen, iſt ein
kritiſcher Termin.
Das Deutſche Reichkann eine weitere Finanzie=
rung
dieſer Verträge nicht leiſten, und wenn keine
Verſtändigung erfolgt, würden neue Erwerbsloſigkeit,
Hunger und Chaos, im beſetzten Gebiet, wirt=
ſchaftlicher
Niedergang, vielleicht eine wirtſchaft=
liche
Kataſtrophe die Folge ſein. Die Nichtverſtändi=
gung
bringt andererſeits für Frankreich mit dem Aufhören der
Einnahmen aus den Micum=Verträgen einen Einnahme=Ausfall,
deſſen Wirkung auf die Währung nicht ausbleiben dürfte. Dieſe
Verhältniſſe drängen zur Regelung der Reparationsfrage und
zur Einigung. Grundlage der Einigung kann nicht die Schaf=
fung
einer deutſchen Neparationsprovinz ſein, ſondern eine
internationale Regelung, weil dieſe Notwendigkeit heut ſtärker
als früher in den einzelnen Ländern erkannt wird. Deshalb
ſprach einer unſerer bedeutendſten wirtſchaftlichen Sachverſtän=
digen
von dem Silberſtreifen am düſteren Horizont. Die deutſch=
nationale
Kritik will darin nur einen Nebelſtreifen ſehen und
warnt vor Illuſionen. Seitdem ich an der Spitze des Auswär=
tigen
Amtes ſtehe, hat es von unſerer Seite nicht an Verſuchen
gefehlt, mit Frankreich zur Verſtändigung zu kommen. Wir
können mit Genugtuung feſtſtellen, daß in weiten Kreiſen Frank=
reichs
ſich die Stimmung gegen früher geändert hat. Man
empfindet anſcheinend noch mehr als früher, daß Frankreich trotz
aller politiſchen Differenzen in einer gewiſſen wirtſchaftlichen
Schickſalsgemeinſchaft mit Deutſchland ſteht. Wir können aller=
dings
nicht durch
eine ausſchließlich deutſch=franzöſiſche Verſtändigung
einen Sonderfrieden mit Frankreich ſchließen, denn wir ſind als
Schuldner den vereinigten Gläubigerſtaaten verpflichtet. Wohl
aber können wir es nur begrüßen, wenn ſeitens der Allierten
Mittel und Wege geſucht werden, um Frankreichs finanziellen
Bedürfniſſen bei der Regelung der Reparationsfrage gerecht zu
werden. Damit, daß wir von unſerer Seite aus den Verſailler
Vertrag als zerriſſen erklären, kommt man in der Realpolitik
nicht weiter.
Frankreichs Entſcheidung wird maßgebend ſein für die wei=
tere
Entwicklung der europäiſchen Verhältniſſe, die Ent=
ſcheidung
, ob Frankreich Reparationen oder eine politiſche
Macht und wirtſchaftliche Ausbeutung will.
Jeder vernünftige Menſch in Deutſchland wird bereit ſein, ſich
mit Frankreich zu verſtändigen, aber es dient nicht zur Ver=
ſtändigung
, wenn der franzöſiſche Miniſterpräſident unſere Repa=
rationsleiſtungen
leugnet. Unſere Leiſtungen haben 42 Milliar=
den
Goldmark betragen. Frankreich hätte an Sachleiſtungen noch
weit mehr von Deutſchland beziehen können, weun es nicht die
Rückſicht auf ſeine eigene Induſtrie höher geſtellt hätte, als die
Ausnutzung ſeiner vertragsmäßigen Auſprüche gegen Deutſchland.
Deutſchlands Produktivität kann nur erhöht werden durch
eine ruhige politiſche Entwicklung, durch das Aufhören der
ewigen Bedrängniſſe und durch eine Politik, die uns wirt=
ſchaftliche
Erholung gewährleiſtet.
Worin liegt Frankreichs Geguerſchaft gegen eine
Verſtändigung auf der Baſis, die uns vorſchwebt? Es
ſcheint, als wenn in franzöſiſchen Kreiſen eine ſtarke Nervog

[ ][  ][ ]

Rummer 60.

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924.

ſität gegenüber Deutſchland herrſcht. Man ſtellt die
Fragen der Sicherheit in den Vordergrund, als wenn Deutſch=
land
daran denke, Frankreich zu überfallen. Warum ſind alle
Anregungen wegen der Schaffung eines Rheinland=Traktates
und wegen weitgehender Sicherheiten für Frankreich bisher ohne
Antwort geblieben? Daß man mit den Separatiſten keine Poli=
tik
zur Zerreißung Deutſchlands machen kann, hat die Entwick=
lung
der letzten Zeit genügend bewieſen.
Man fürchtet in Frankreich die deutſche nationaliſtiſche
Bewegung.
Der Hitler=Prozeß weckt die Erinnerung an die Vor=
ſtellungen
, die Frankreich erhoben hat wegen der Gefahr, die
in dieſer Bewegung liege. Vor kurzem hat der Temps erſt davon
geſchrieben, daß England und Frankreich Deutſchland zur Demo=
kratie
bringen müßten. Möge man ſich im Ausland doch darüber
klar ſein, daß keine Staatsform oder politiſche Entwicklung mehr
geſchädigt werden kann, als dadurch, daß ſie als im Intereſſe
des Auslandes hingeſtellt wird. Das Selbſtbeſtimmungs=
recht
der Völker hat auch eine ſeltſame Beleuchtung er=
fahren
durch den Vertrag zwiſchen Frankreich und der tſchecho=
ſlowakiſchen
Republik. Wenn man eine national=radikale Ent=
wicklung
in Deutſchland fürchtet, ſo möge man ſich in Frankreich
doch daran erinnern, daß
bisher alle Politik in Deutſchland, die eine Verſtändigung
mit Frankreich erſtrebt hat, an der franzöſiſchen Politik
geſcheitert
iſt. Sonſt hätten wir auch keine radikale nationale Bewegung
gehabt. Der Temps rät dem deutſchen Außenminiſter zur Mäßi=
gung
angeſichts der Rede, die er tvegen der Zurückweiſung der
Pfalz=Note gehalten hat. Es ſei nicht richtig, zu ſagen, daß das
deutſche Volk durch die Zurückweiſung der Note zur Verzweif=
lung
getrieben ſei. Dieſen Satz habe ich auch niemals ausge=
ſprochen
, wohl aber muß ich darauf hinweiſen, daß die Politik
des Generals de Metz allerdings geeignet iſt, das pfälziſche Volk
zur Verzweiflung zu bringen. Gegenüber der Kritik einer von
mir gehaltenen Rede, wo ich bei einem geſchichtlichen Rückblick
auf die letzten 50 Jahre davon ſprach, daß wir ſtets mit Stolz
an unſere alte Armee und unſere Flotte denken werden und
worin ich mich dagegen wandte, daß man das deutſche Volk als
unfähig zu kolonialer Arbeit hinſtellen wolle, muß ich betonen,
daß uns
die Erinnerung an die große Zeit unſeres Vaterlandes
und Volkes
durch keinen Friedensvertrag genommen werden kann. Es iſt
töricht, daß derartige Aeußerungen als Vorbereitung zur Re=
vanche
hinzuſtellen. Eine völlig falſche pfychologiſche Einſtellung
des Auslandes wäre es, wenn es glaubte, moraliſche Erobe=
rungen
in Deutſchland dadurch zu machen, daß es das alte
Deutſchland in den Staub zieht.
Eine ruhige konſtitutionelle Entwicklung in Deutſchland iſt
am beſten gewährleiſtet durch eine Politik, die Deutſchland
leben läßt und nicht alle ſeine Anſtrengungen zur Ergebnis=
lofigkeit
verdammt.
Wir begrüßen mit Genugtuung die Beteiligung der Vereinigten
Staaten an dem Sachverſtändigen=Komitee und die jetzt erfolgte
Unterzeichnung des deutſch=amerikaniſchen
Handelsvertrages. Diefer Vertrag wird zwar nicht
allen unferen Wünſchen gerecht, aber er iſt auf dem Grund=
ſatz
der Meiſtbegünſtigung aufgebaut. Im Aus=
wärtigen
Ausſchuß des Senats iſt gegen die weitgehendſte Meiſt=
begünſtigung
Einſpruch erhoben worden. Wir hoffen, daß dieſer
Vertrag trotzdem ratifiziert wird und daß er die zukünftigen
Beziehungen beider Länder auf eine feſte und geſunde Grund=
lage
ſtellt. Inzwiſchen iſt auch durch ein deutſch=
engliſches
Abkommen die Reparationsabgabe von 26 auf
5 Prozent herabgeſetzt worden. Die Regierung wird die Aus=
fuhr
=Induſtrie für die Abgabe entſchädigen, ſobald ſie dazu in
der Lage iſt. Alle Gutſcheine aus der Zeit vom 17. November
1923 bis zumm 26. Februar d. J. werden wie bisher mit Schatz=
anweiſungen
eingelöſt werden. Die deutſch=engliſchen Verhand=
lungen
haben ſich trotz ihrer Schwierigkeiten in der freundlichſten
Form abgeſpielt. Mit den deutſch=polniſchen Verhandlungen iſt
das leider nicht der Fall geweſen und im polniſchen Parlament
ſind ſogar Anträge eingebracht worden, große deutſche Bevölke=
rungsteile
auszuweiſen und die Verhandlungen abzubrechen.
(Hört! Hört!) Die polniſche Verhandlungspraxis entſpricht
gleichfalls nicht den völkerrechtlichen Verpflichtungen Polens,
Der engliſche Premier hat
die Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völkerbund
erörtert. Die Reichsregierung ſteht auf dem Boden der dem
Völkerbund zugrunde liegenden Idee der internationalen Soli=
darität
. Dieſe iſt aber in der gegenwärtigen Form des Völker=
bundes
nur unvollkommen verwirklicht. (Sehr richtig!) Trotz=
dem
lehnt die deutſche Regierung den Eintritt nicht rundweg ab.
Allerdings liegt gegenwärtig keine Einladung zum Eintritt vor.
Sollte die Frage akut werden, ſo wird die Reichsregierung zu
w
G

Vom Tage.
Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei hat im Reichstag
einen Initiatibantrag eingebracht, in dem gefordert wird, daß die
gegenwärtige Legislaturperiode des Reichstags am 3. Mai für beendet
irklärt wird und die Reichstagswahlen für den 4. Mai feſtgeſetzt werden.
Der Reihtsausſchuß des Reichstags beſchäftigte ſich geſtern mit der
Genehmigung zur Strafverfolgung des Abgeordneten Hofmann=
Kaiſerslautern wegen Hochverrats. Nach erregter Debatte wurde auf
Antrag des Zentrums die Beſchlußfaſſung bis zur Beendigung des
Münchener Prozeſſes ausgeſetzt.
Im ſächſiſchen Landtag erhielt man durch einen kommuniſtiſchen An=
trag
auf Haftentlaſſung des Abg. Renner (Komm.) Kenntnis von der
Verhaftung von 66 Kommuniſten. Wie der kommuniſtiſche
Abg. Böttcher mitteilte, befindet ſich unter den Verhafteten eine
Reihe kommuniſtiſcher Stadträte. Bei verſchiedenen
Kommuniſten wurden Hausſuchungen vorgenommen.
Der baheriſche Finanzminiſter Krausneck hat ſich zu einer Be=
ſprechung
der Finanzminiſter der Länder nach Ber=
lin
begeben.
Zwiſchen dem Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes, Freiherrn
v. Maltzahn, und dem ſiameſiſchen Geſandten, dem Prinzen Cha=
ron
von Siam, wurde geſtern im Auswärtigen Amt ein vorläufiges
Wirtſchaftsabkommen unterzeichnet. Durch das Abkommen werden die
bislang noch von Siam ausgeſchloſſenen deutſchen Reichsangehörigen
dort wieder zugelaſſen.
Der Handelsminiſter Schürff trifft mit den Vertretern der öſter=
reichiſchen
Handelskammern am Montag, in Berlin ein, um die Vor=
beſprechungen
über den angekündigten öſterreichiſch=deutſchen Handels=
vertrag
zu führen.
In einer Meldung aus Koblenz wird die engliſche Blättermeldung,
der von der Rheinlandkommiſſion eingeſetzte Pfalzausſchuß werde
unverzüglich nach der Pfalz zurückkehren, als unzutreffend
bezeichnet.
Die Arbeitsloſigkeit hat in Brslau, die Anfang des
Jahres noch etwa 40 000 Arbeiter umfaßte, zurzeit eine Verringerung
bis auf rund 20 000 Erwerbsloſe angenommen. Die Kurzarbeit habe
faſt gänzlich aufgehört.
Durch die Schließung der Hamburger Werften ſind
25= bis 30 000 Arbeiter erwerbslos geworden.
Gegen die Polizeiwache im Arbeiterviertel von Gleiwitz iſt ein
Handgranaten=Attentat verübt worden. Es handelt ſich vermutlich um
eine Vergeltungsmaßnahme für die geſtern gemeldeten Verhaftungen.
Wie aus Amiens mitgeteilt wird, hat das franzöſiſche
Kriegsgericht den deutſchen Major Friedrich Friedeler,
der der 2. Armee angehörte, in contumaciam zu 10 Jahren Zucht=
hausverurteilt
. Friedeler wird zur Laſt gelegt, daß er im Jahre
1916 in St. Quentin Mobiliar geraubt habe.
In der franzöſiſchen Kammer wurde geſtern ein Entwurf des
Budgetzwölftels für die Wiederaufbquausgaben im Monat März ange=
nommen
.
Zwiſchen Spanien und Peru wurde ein Vertrag zum Schutze
des geiſtigen Eigentums abgeſchloſſen. Der Schiedsgerichtsvertrag
zwiſchen Spanien und Frankreich iſt auf weitere 5 Jahre ver=
längert
worden.
Habas meldet aus Athen, die Nationalverſammlung hat
mit 192 gegen 12 Stimmen eine Reſolution der Republika=
ner
abgelehnt, die die ſofortige Abſetzung der Dynaſtie verlangte.
Die Verſammlung hat durch Zuruf eine Reſolution angenommen, die
eine Volksabſtimmung für die Feſtlegung der griechiſchen Verfaſſung
vorſieht. Im Anſchluß an die Abſtimmung der Nationalverſammlung
über die Dynaſtie= und Verfaſſungsfrage haben einige Republikaner
demiſſioniert.
Nach den letzten Nachrichten aus den Balkanſtaaten hält man eine
Kriegserklärung von Jugoſlawien an Bulgarien für unmittelbar bevor=
ſtehend
. Jugoſlawien hat an der bulgariſchen Grenze über 500 000
Mann in kriegsmäßiger Ausrüſtung zuſammengezogen.
Wie aus Waſhington mitgeteilt wird, hat der Senatsausſchuß,
der mit der Unterſuchung über den Petroleumſkandal betraut
iſt, neue Aktien erhalten, aus denen hervorgeht, daß Beamte des Weißen
Hauſes in den Skandal verwickelt ſind.

prüfen haben, ob die Behandlung Deutſchlands als vollberech=
tigtes
Mitglied, insbeſondere ſeine Aufnahme in den Völker=
bundsrat
gewährleiſtet wird. Der Miniſter ſchließt mit den
Worten des Dankes für die außerordentliche Hilfstätigkeit des
Auslandes gegenüber der deutſchen Not. Er gedenkt in dieſer
Beziehung beſonders der Tätigkeit des Papſtes. Mittel= und
ſonders hervorzuheben iſt die Tätigkeit der amerikaniſchen Hilfs=
organiſationen
. So beſteht die Hoffnung, daß für künftige
Zeiten das Zuſammenleben der Völker auf der Grundlage
gegenſeitiger Achtung gewährleiſtet wird. (Lebh. Beifall.)
Abg. Koch (Dem.) betont die Notwendigkeit, alle Kräfte des
Volkes zuſammenzufaſſen, um der Gefahr einer neuen Inflation
zu begegnen. Die Steuererleichterungen, welche von den Deutſch=
nationalen
gefordert werden, ſind nicht dazu geeignet, die Wäh=
rung
zu ſtützen. Die Deutſchnationalen ſind alſo nicht, wie ſie
behaupten, der Vater der Rentenmark, ſondern ihr Rabenvater.
Die Ausführung der Perſonalabbau=Verordnung iſt nicht ein=
wandfrei
. Wir treten für die Bezahlung der Kriegsſchulden ein,
darf keine Rebarationsprovinz gemacht werden.
Eine große Gefahr liegt in der Verteuerung der Lebenshaltung
G
m

* Die Hapagflotte.
Von P. Singer.
Ju Seßtember des letztverfloſſenen Jahres ſchrieb ein italie=
niſcher
Politiker an eine ihm befreundete Darmſtädter Familie:
La Germania 6 salvata! Deutſchland iſt gerettet! Ich dachte
damals mit Altmeiſter Goethe: Die Kunde hör’ ich wohl, allein
mit ſehlt der Glaube! Und doch muß ſelbſt der größte Peſſimiſt
ugeben, daß ſich unſer Vaterland ſeit Endé 1923 wieder in auf=
ſteigender
Linie bewegt. Wohl erkennen wir ſeit Einführung der
Rentenmark, wie arm wir geworden, aber bei bleibender Stabi=
lität
unſerer Währung muß ein ſtrebendes Volk wie das unſere
fraglos nach und nach wieder in die Höhe kommen. Zu dieſer
Hoffnung ſind wir um ſo mehr berechtigt, als trotz des harten
Friedensdiktates von Verſailles und aller inneren und äußeren
Hemmniſſe und Schwierigkeiten ſchon bis heute ſeit dem unglück=
lichen
Ausgang des großen Krieges recht Bedeutendes auf vielen
Gebieten erreicht iſt. Ich wüßte kein beſſeres Beiſpiel zum Be=
weis
, als den Aufſchwung der deutſchen Schiffahrt in den letzten
drei Jahren. Nicht allein mit Hoffnung, ſondern auch mit Stolz
werden wir erfüllt, wenn wir davon hören. Die größte Ham=
burger
Schiffahrtsgeſellſchaft, die Hamburg=Amerika=Linie, möge
zur Veranſchaulichung dienen!
Es klingt unglaublich und doch iſt es wahr: die deutſchen
Ueberſeebeziehungen ſind ſchon großenteils wieder hergeſtellt,
Die Verkehrstätigkeit unſerer großen Schiffahrtsgeſellſchaften,
namentlich die Hapagflotte der Hamburg=Amerika=Linie, bewegt
ſich wieder auf ihren Hauptgebieten der Vorkriegszeit. Ja, noch
mehr, der Wiederaufbau unſerer Handelsflotte iſt bereits im
weſentlichen zum Abſchluß gekommen.
Die Hapagflotte verfügt gegenwärtig wieder über einen
Tonnagebeſtand von über 400 000 Br.=Reg.=T. Mehr als 80 000
Br.=Reg.=T. davon gewährt ſie ihrer Stammlinie Hamburg
Nordamerika. Allein im letztvergangenen Jahre konnte ſie einen
Tonnagezut achs von etwa 115 000 Br.=Reg.=T. verzeichnen.
Der Nordamerikadienſt der Hamburg=Amerika=Linie nach den
Atlantikhäfen geſchieht in Gemeinſchaft mit der United American
Lines, nach den Paziſikhäfen ebenfalls zuſammen mit Schiffen
der letztgenannten, ſowie der Kosmoslinie. Als Schiffsmaterial
ſtellt die Hapagflotte den Zwei=Schrauben=Turbinen=Dampfer
Albert Vallin mit drei Paſſagierklaſſen, die Deutſchland, die
Hanſa und die beiden neuen Schweſterſchiffe Thuringia und
Weſtphalia, Turbinendampfer mit Kajüts= und dritter Klaſſe,
Die Hapagflotte iſt ſomit am Kajütsverkehr der wichtigſten
HamburgNordamerika=Routen ſtark beteiligt. Der Paſſagier=
und Frachtverkehr nach Newyork geſchieht wieder wöchentlich.

Daneben beſtehen vor allem Atlantikfrachtlinien nach Baltimore,
Philadelphia und Boſton. Auch die Pazifikverbindung durch den
Panamakanal iſt regelmäßig, und es beſteht für Paſſagiere reich=
lich
Ueberfahrtsgelegenheit nach San Franzisko, Portland,
Vancouver uſw.
Der Mexiko=Weſtindien=Dienſt der Hamburg=Amerika=Linie
umfaßt außer der monatlichen Frachtlinie CubaMexiko wieder
eine vierzehntägige HamburgWeſtindien. Ferner ſtellen die
Dampfer Holſatia und Toledo einen monatlichen Paſſagier=
und Poſtſchnelldienſt nach Mexiko her.
Seitdem die Einwandererquote für Deutſche nach den Ver=
einigten
Staaten von Nordamerika erſchöpft iſt, wendet ſich der
Hauptſtrom deutſcher Auswanderung Südamerika und hier wie=
der
Braſilien zu. Um dem augenblicklich regen Betrieb dorthin
gerecht zu werden, hat die Hapagflotte ihre Dritterklaſſe= Sonder=
ſchiffe
für die Union Bayern und Württemberg dem Paſſa=
gier
= und Frachtverkehr nach Südamerika eingereiht, die neben
dem Sonderſchiff Baden und den Paſſagierdampfern Galizia,
Rugia und Teutonia, den ſchönen Reiſeweg regelmäßig
zurücklegen. Die Hamburg=Amerika=Linie und die Hamburg=
Südamerika=Linie arbeiten und fahren heute getrennt. Was den
Verkehr mit Pazifik=Südamerika betrifft, ſo hat ſich die Hamburg=
Amerika=Linie mit der Kosmos= und Roland=Linie unter dem
Namen Deutſche Weſtküſten=Linien zuſammengeſchloſſen, und
es beſteht heute auch nach der Weſtſeite Südamerikas wöchent=
licher
Paſſagier= und Frachtdienſt.
Aehnlich arbeitet in der Oſtaſienfahrt die Hapagflotte gemein=
ſam
mit dem Norddeutſchen Lloyd und der engliſchen Schiff=
Jahrtsgeſellſchaft The Ellermann and Bucknall Seampſhip und
Co., bzw. Alfred Holt und Co. Für dieſen wichtigen, Zukunft
verſprechenden Verkehr nach dem fernen Oſten ſtehen der Ham=
burg
=Amerika=Linie die Motorſchiffe Ermland, Havelland
Münſterland, Rheinland, der neue Dampfer Oldenburg
und die Turbinendampfer Saarland und Vogtland zur
Verfügung.
Auch an der Vereinigung deutſcher Schiffahrtsgeſellſchaften
unter der Bezeichnung Deutſcher Levante=Dienſt iſt die Hapag=
flotte
beteiligt. Vier Dampfer ſtehen im Dienſt mit dem ſchwarzen
Erdteil Afrika. Außer dieſen überſeeiſchen unterhält die Ham=
burg
=Amerika=Linie auch einige europäiſche Linien, namentlich
nach Rußland und den Randſtaaten. Auf faſt allen Linien können
Kajütspaſſagiere mitfahren. Die neueren Schiffe verfügen ſämt=
lich
über vornehm und behaglich ausgeſtattete Kabinen und
Geſellſchaftsräume.
Der Ausgang des Entſchädigungsprozeſſes, den die deutſchen
Schiffahrtsgeſellſchaften gegen die Vereinigten Staaten führen
wegen der Kriegsbeſchlagnahme deutſcher Paſſagier= und Fracht=

durch die Kartellpolitik, der unbedingt Einhalt geboten werden
muß. Der Achtſtundentag war leider nicht zu halten, aber die
einſeitige Taktik der Arbeitgeber hat eine Drachenſaat geſät, die,
wenn ſie aufgeht, ſicherlich nicht zur Verſöhnung zwiſchen Arbeit=
geber
und Arbeitnehmer führen wird. An Stelle der Miets=
ſteuer
wünſchen wir eine Vermögens= und Vermögenszuwachs=
ſteuer
. Der Redner weiſt Angriffe des Abg. Hergt gegen den
Reichspräſidenten zurück und betont deſſen Verdienſte um das
deutſche Volk. Wir ſind beſtrebt, das Parlament arbeitsfähiger
zu machen und wünſchen auch Reformen im Wahlrecht, insbe=
ſondere
durch Verkleinerung der Wahlkreiſe.
Als der Redner ſchließt, wirft ein Mann von der Tribüne
Flugblätter in den Saal und ruſt: Juriſten als Volksver=
brecher
, Juriſten als Verführer des Vylkes! Der Mann wird
von den Dienern hinausgeführt.
Abg. Leicht (Bayr. Vpt.) fordert eine Zuſammenſtellung
aller unter dem Ermächtigungsgeſetz erlaſſenen Verordnungen.
Der Redner ſtimmt den Verordnungen im allgemei=
nen
zu und begrüßt insbeſondere die Regelung der Aufwer=
tungsfrage
. Wir begrüßen auch die Erklärung der Regierung,
daß die Rechte der katholiſchen Kirche aus der Säkulariſation
nicht beeinträchtigt werden ſollen. Die Regierung ſoll ſich vom
Reichstag neue Vollmachten erbitten, um die Kriegs=, Revo=
lutions
= und Inflationsgewinnler ſteuerlich zu erfaſſen.
Abg. Alpers (Deutſch=Hann.) betont die Durchführung der
föderaliſtiſchen Wünſche ſeiner niederſächſiſchen Freunde, welche
ohne Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung möglich ſei.
Hannoder müſſe ſein heiligſtes Recht wiedergegeben werden. Der
Redner beſchwert ſich über die preußiſche Verwaltung und er=
klärt
, daß, wie einſt die Römer den Pharus, ſo habe man uns
den Noske ins Land geſetzt!
Miniſterialdirektor Meiſter legt im Namen der preußiſchen
Regierung Verwahrung gegen dieſe Agitationsrede ein. Die
reußiſche Regierung werde auch gegenüber dem Abſtimmungs=
antrag
der Hannoverſchen Partei die Verfaſſung treulich wahren.
Darauf werden die Verhandlungen abgebrochen.
Freitag 2 Uhr Weiterberatung. Schluß nach 7 Uhr.

Der Ausnahmezuſtand.

Verordnung des Reichspräſidenten über die Aufhebung des
militäriſchen Ausnahmezuſtandes und der Abwvehr ſtaatsfeino=
licher
Beſtrebungen vom 28. Februar 1924.
Berlin, 28. Febr. Auf Grund des Art, 48 der Reichsverfaſ=
ſung
verordne ich:
8 1. Die Verordnungen vom 26. Sebtember 1923 (Reichsg.=Bl. T. 1,
805), vom 8. November 1923 (Reichsg.=Bl. T. 88, 1084), vom B. Dezem=
ber
1923 (Reichsg.=Bl. T. 1, 88) werden mit Wirkung vom 1. März 1924
aufgehoben.
Außer Kraft treten mit dieſem Zeitpunkt insbeſondere die auf Grund
dieſer Verordnungen im Einzelfall verfügten Beſchränkungen der per=
fönlichen
Freiheit der Preſſefreiheit und des Vereinsrechts.
In Kraft bleiben bis auf weiteres lediglich biejenigen Beſchränkun=
gen
der perſönlichen Freiheit, die vom Stuatsgerichtshof zum Schutze
der Republik beſtätigt ſind. Auch dieſe Beſchcäakungen treten mit dem
15. März 1924 außer Kraft, ſoweit ſie nicht vom Reichsminiſter des
Innern vorher aufgehoben oder auf Grund des 8 2 dieſer Verordnung
erneuert worden ſind.
8 2. Zur Abwehr von Beſtrebungen auf geſetzwidrige
Aenderung der verfafſungsmäßigen Staatsform
kann der Reichsminiſter des Innern oder die von ihm beſtimmten Stellen
der deutſchen Zivilverwaltung die notwendigen Maßnahmen rreffen.
Zu dieſem Zweck ſind insbeſondere die Beſchränkungen der perſönlichen
Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäußerung, einſchließlich der
Preſſefreiheit, des Vereins=, Sprech= und Verſammlungsrechts, des
Brief=, Poſt= Telegraphen= und Fernſprechgeheimniſſes, Anordnungen
von Hausſuchungen und Beſchlagnahmungen, ſowie Beſchränkung des
Eigentums auch außerhalb der ſonſt hierfür beſtimmten geſetzlichen
Grenzen zuläſſig.
Die Artikel 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 der Verfaſſung des
Deutſchen Reiches werden vorübergehend außer Kraft geſetzt. Alle Zivil=
verwaltungsbehörden
des Reiches, der Länder und Kommunen haben
auf Grund des Abſ. 1 ergehenden Erſuchen des Reichsminiſters des
Innern oder der von ihm beſtimmten Stellen im Rahmen ihrer Zu=
ſtändigkeit
Folge zu leiſten. Auf Verbote von periodiſchen Zeitſchriften,
auf Verbote und Auflöfungen von Vereinen und Vereinigungen findet
der 8 5a, auf Beſchränkung der perſönlichen Freiheit der 8 5 der Ver=
Südamerika haben große Beträge aufgebracht, auch Kuba. Be= ordnungen vom 26. September 1923 (Reichsg.=Bl. T. 1, 8, 905) und
vom 23. Dezember 1923 (Reichsg.=Bl. 1924, T. 1, 88) Anwendung.
8 3. Oeffentliche Verſammlungen unter freien Himmel und Auf=
züge
auf öffentlichen Straßen und Plätzen ſind verboten. Die Landes=
zentralbehörden
oder die von ihnen beſtimmten Stellen können Aus=
nahmen
zulaſſen.
§ 4. Wer auf Grund dieſer Verordnung ergangenen Anordnungen
des Reichsminiſters des Innern oder der von ihm beſtimmten Stellen
zuwiderhandelt, wird, ſofern nach anderen Vorſchriften nicht eine ſchwe=
rere
Strafe verwirkt iſt, mit Gefängnis und Geldſtrafe oder mit einer
dieſer Strafen beſtraft.
8 5. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündigung in
Kraft. Der Reichsminiſter des Innern kann beſtimmte Teile des Reichs=
gebietes
von der Anwendung der 88 24 der Verordnung ausnehmen.
Berlin, den 28. Februar 1924.
lehnen aber die Kriegsſchuld ab. Aus den Rheinlanden Der Reichspräſident: Ebert. Der Reichskanzler: Marx. Der
Reichsminiſter des Innern: Jarres. Der Reichswehrminiſter:
Dr. Geßler.

dampfer, die rechtmäßig als Privateigentum auch gegen eine
Kriegsbeſchlagnahme geſichert ſind, wird im Falle der Recht=
ſprechung
zugunſten der deutſchen Geſellſchaften den Geſamt=
ſeeverkehr
wieder auf den vollſtändigen Friedensſtand bringen.
Wir ſehen, daß wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken
dürfen auf dem gewaltigen und wichtigen Gebiet, das unſerer
Zeit wie nichts anderes den Stempel aufdrückt: auf dem Gebiete
des Verkehrs. In dem Maße unſere Währungsſtabilität die
gegenwärtigen und vielleicht noch kommenden Erſchütterungen
wird aushalten können, werden auch Handel und Wandel lang=
ſam
, aber ſicher wieder aufblühen, und es wird der Tag kommen,
an dem die deutſche Flagge auf allen Meeren wieder geachtet ſein
wird wie in den beſſeren Zeiten vor dem unheilvollen Weltkriege.

Altoholverbots in den Vereinigten. Aw rit. Meng
Altohol genoſſen wird, iſt eine bekannte Tatſache. Aber nicht nu
durch den weit verbreiteten Schmuggel, ſondern auch auf geſet
lichem Wege weiß ſich der Amerikaner einen ſtarken Trunk z
verſchaffen. Das zeigt die erſte Statiſtik, die von dem Prohi
bitionsamt in Waſhington veröffentlicht wurde und die E. Simo
in der Deutſchen mediziniſchen Wochenſchrift mitteilt. Dana
ſind gegen 1½ Millionen Gallonen alkoholiſcher Getränke ar
11268 486 ärztliche Rezepte hin im Fiskaljahr 1922/23 zu med
ziniſchen Zwecken verabfolgt worden. Der Verkauf alkoholiſche=
Getränke gegen Rezept durch die Apotheken iſt in 27 Staate
geſetzlich geſtattet. Die meiſten Alkohol=Rezepte wurden im Sta
Newpyork geſchrieben, nämlich 3 638 751; dann folgt Illinois mi
2 168 788 und Kalifornien mit 759 742 Rezepten; die wenigſten
nämlich nur 171, wurden in Tenneſſee ausgeſtellt. Unter dieſer
alkoholiſchen Medizinen ſteht der Whiſky au erſter Stelle mi
1 347 563 Gallonen; Wein wurden 30 752 Gallonen, Brandy 9945
Gin 8174, Num 2015, reiner Alkohol 2156 Gallonen verſchriebe
Es iſt wirklich nicht nötig, mit noch mehr Zahlen aufzuwarten
ſchreibt dazu Dr. Simon aus St. Louis. Denn ſo groß ſie ſint
beſagen ſie doch viel zu wenig, da unendlich viel mehr Schnaps=
im
Geheimen fabriziert wird, von Wein und Bier ganz abge
ſehen. Natürlich läßt die Güte dieſer Getränke ſehr viel
wünſchen übrig, was Alkoholvergiftungen in ſchlimmſter Forn
zur Folge hat. Die Abteilungen für Alkoholiker in allen Kran
kenhäuſern ſind ſtets überfüllt, weit mehr als früher, und jede
Arzt kann über Zunahme ſeiner Alkoholikerpatienten berichten
Außerdem ich rede aus eigener Erfahrung kommen un
Fälle zu Geſicht von Vergiftungen mit denaturiertem Spiritus
Auch Aether und ſogar Paraldeyyo ſind als Erſatzmittel be
manchen Leuten beliebt, die ſich den Preis eines Whiſkyrezepte
nicht leiſten können.

[ ][  ][ ]

Srämmer 6D.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. F. bruar 1924

Seite 3.

Der Hitlerprozeß in München.
Schmerzliche Streiflichter. Die ſchamloſe Behandlung eines deutſchen Offiziers. Die
Saat des Haſſes. Das Endziel des Münchener Staatsſtreiches. Kriebels Utteil über Kahr.

* Die Wurzel des Lebels!
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
g. München, 28. Februar.
Am dritten Verhandlungstag des Hitler=Prozeſſes wird die
Geduld der nach wie vor den Saal bis zum letzten Platz
füllenden Zuhörer auf eine harte Probe geſtellt. Es
wird ½10 Uhr, bis Ludendorff, der mit dem Kraftwagen auf
dem Wege zum Gerichtsgebäude im Schnee liegen geblieben war,
im Saale eintrifft. Dann wartet man noch auf das Gericht. Die
Verteidigung nützt die unfreiwillige Pauſe zu einer großen Kon=
ferenz
aus. Die Angeklagten begrüßen ihre Freunde in den
vorderen Hörerreihen. Poehner und Hitler beluſtigen ſich offen=
ſichtlich
mit Berliner Blättern einer gewiſſen Richrung, die ſie
ausgebreitet vor ſich halten. Ob ſie wirklich auch im Innerſien
darüber Freude empfinden mögen, gewiſſen Gazetten Bauſteine
zu neuem Toben gegen Bayern geliefert zu haben, wie es dort in
grundloſer Verallgemeinerung bedauerlicher Einzelerſcheinungen,
die zudem noch nicht geklärt ſind, ſchon wieder zu beobachten
iſt? .. .
Dann, nachdem das myſteriöſe Protokoll der Be=
ſprechungen
im Generalſtaatskommiſſariat am 6, Nobember und
der Fall Ehrhardt in einem Vorpoſtengefecht
zwiſchen Verteidigung und Staatsanwaltſchaft
wieder ſchmerzliche Streiflichter auf die Wirrungen
dieſer hinter uns liegenden Tage geworfen hat, kommt der mili=
täriſche
Führer des Kampfbundes Oberſtleutnant
Kriebel, zur Vernehmung. Sie enthüllt nach unſerer
Ueberzeugung in ganz unwiderleglicher Weiſe die letzte
Wurzel allen Uebels, das mit dem Novemberſtreich über
Bayern und das Reich hereinzubrechen drohte. Dieſe Wurzel
iſt nichts anderes, als der ſchmachvolle Druck, den der
Haß Frankreichs und beſonders der franzöſi=
ſchen
Militärs, über Deutſchland gebracht hat.
Man höre, was Kriebel perſönlich unter dieſem ausgeklügelten=
Syſtem ſadiſtiſcher Rachſucht und Brutalität als Mitglied der
Waffenſtillſtandskommiſſion in Spaa und in der Pfalz, ſeiner
geknechteten Heimat, zu erdulden hatte, und es muß auch dem
letzten Ausländer, der ſich noch Objektibktät bewahrt hat, klar
werden, daß dieſes Syſtem gar nichts anderes großziehen kann,
als den Geiſt, der auch Kriebel zu ſeinem Schwur veranlaßte,
nicht zu ruhen und zu raſten, bis er ſein den Belgiern in Spaa
zugerufenes Verſprechen wahrmachen kann: Auf Wiederſehen in
einigen Jahren!"
Allerdings: Die Tat vom 9. November wird da=
mit
nicht entſchuldigt. Bei manchem Angeklagten mögen
perſönliche Motive ebenfalls eine mehr oder minder große
Rolle geſpielt haben, aber die Tat vom 9. November
wird begreiflich und menſchlich verſtändlich,
denn wenn ſich der Stoß damals auch zunächſt gegen die
eigenen Volksgenoſſen richtete, ſein Endziel lag nicht in
München, nicht in Berlin, nicht am Rhein, wenn die innere
Befreiung, wie ſie ſich in dieſen Köpfen malte, erſt einmal
vollendet ſei. Dieſe Stoßrichtung zielte über den
Rhein in das Herz des Erzfeindes, ihm heimzu=
zahlen
, was an deutſchem Stolz, aber an deutſchem ehrlichen
Verſtändigungswillen nach der Niederlage im großen Kriege
durch ſchamloſe Erpreſſerpolitik, ſadiſtiſche Grauſamkeit und
Unterdrückung geſündigt wurde.
Der militäriſche Teil der Aktion Hitler
wird dann hinter verſchloſſenen Türen erör=
tert
. Auch am Nachmittag bleibt die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen.
Man ſetzt ſich diesmal zur Berichterſtattung in dem Preſſearbeits=
ſaal
wie in einer Heringstonne aufeinander und geht nach zwei=
ſtündigem
ergebnisloſen Harren, nachdem verkündet worden iſt,
daß die Oeffentlichkeit erſt am Freitag vormittag
wieder hergeſtellt wird. Dieſe Verhandlung wird dann
wohl für den nationalen Deutſchen eines der bitterſten Kapitel
dieſes Prozeſſes aufrollen; Ludendorff vor dem
Richter.

g. München, 28. Febr. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlung des dritten Tages wird mit der Feſtſtellung des
Vorſitzenden eröffnet, daß die einſtündige Verſpätung des Sitzungs=
beginns
auf die Panne zurückzuführen iſt, die das Auto Ludendorffs er=
litten
hatte.
Das myſteriöſe Protokoll.
Verteidiger Juſtizrat Kohl gibt eine Erklärung ab, daß das Pro=
tokoll
über die Beſprechung im Generalſtaatskom=
miſſariat
vom 6. November in einer von General Epp gelei=
teten
Vertreterverſammlung der Münchener Studentenſchaft von
einem Major verleſen worden ſei, um nachzuweiſen, daß Kahr
ſein Wort am 8. November nicht gebrochen habe, um damit die Studen=
tenſchaft
hinter Kahr zu bringen. Dem Geueral Epp müſſe bei.
ſeiner geſtrigen, dem entgegenſtehenden informatoriſchen Mitteilung
ein Irrtum unterlaufen ſein.
Der Fall Ehrhardt.
Bezüglich des Aufenthalts Ehrhardts habe er (Kohl)
jetzt feſtgeſtellt, daß die angegebene Wohnung Ehrhardts nur ein Stock=
werk
über der des Oberſtleutnants Kriebel liegt. Das wäre doch auch
für andere leicht herauszubringen.
Staatsauwalt Stenglein: Wir haben den Aufenthalt Ehr=
hardts
damals nicht feſtſtellen können. Die Staatsanwaltſchaft
hat über die Fragen, die Ehrhardt vorgelegt werden ſollen, Kahr und
Seißer vernehmen laſſen und eine Ausſage Ehrhardts nicht
mehr für notwendig gehalten. Wir haben hier kein Straf=
verfahren
gegen Ehrhardt. Ein anderes Intereſſe, ſeinen Aufenthalt
zur zeugenſchaftlichen Vernehmung feſtzuſtellen, hatten wir nicht.
Die Verteibigung erklärt hierzu, ſchon Ende November ſei von ihr
in einem Schriftfatz die Ausdehnung des Hochverratsverfahrens auf
Kahr, Loſſow und Seißer verlaugt worden. Angeſichts dieſer Tatſa he
müſſe es befremden, wenn die Staatsanwaltſchaft die Ausfage des Zeu=
gen
Ehrhardt als entbehrlich erachtet und ſich mit den Vernehmungen
Kahrs und Seißers zu den Ehrhaidt vorzulegenden Fragen begnügt.
An dem Wort Ehrhardts, daß ihm mitgeteilt wurde, er werde bei einem
Auftreten als Zeuge vor Gericht verhaftet, ſei nicht zu zwveifeln. Die
Verteidigung behält ſich vor, die Stelle herauszubringen, die mit dem
Anſehen der Staatsanwaltfchaft Mißbrguch getrieben habe.
Darauf wird in die
Vernehmang des Oberſileutnants Kriebel
eingetreten. Kriebel iſt in Germersheim in der Pfalz geboren und
bat auch im Kriege eine pfälziſche Kompagnie vor dem Feinde geführt.
Auf Befehl wurde er der Waffenſtillſtandskommiſſion in Spaa zugeteilt.
die, wie die Friedensdelegation, eine ſchamloſe Behandlung erfuhr. Er
habe, als die Kommiſſion bei der Abfahrt von Spaa von betrunkenen
Belgiern mit Steinen beworfen wurde, gerufen: Auf Wiederſehen in
ein paar Jahren! Als Mitglied der Waffenſtillſtandskommiſſion wurde
Kriebel dann in die Pfalz abkommandiert. Dort hatte ich in Uniform
eine ſchmachvolle Behanblung durch de Metz zu ertragen. Ich konnte
dieſem ſogenannten Offizier nicht die richtige Antwort geben, weil die
Revolution damals ſchon die deutſche Uniform geſchändet hatte. Da=
mals
habe ich mir geſchworen, nicht zu ruhen und zu
raſten, bis ich erreicht habe, was ich will.
Kriebel war dann Staatsleiter der Einwohnerwehr in Bayern,
nachdem er ein Kommando zur Saargrenzkommiſſion abgelehnt ha te.
Ich hätte es nicht über mich gebracht, als Mitglied dieſer Kommiſſion
bei der Abtrennung von Teilen meiner geliebten pfälziſchen Heimat
mitzuwirken. Aus dieſer Zeit kennt er Kahr und alle anderen Perſön=
lichkeiten
der vaterländiſchen Bewegung.
Ueber Kahrs damalige Stellung
führt er aus: Ich bin es meinem alten Freund Eſcheriſch ſchul=
dig
, hier vor aller Oeffentlichkeit zu erklären, daß nicht er die
Schuld an der Auflöſung der Einwohnerwehr trägt.
Dieſe Schuld, die Eſcherich vor der Oeffentlichkeit damals auf ſich nahm,
trägt ein anderer Mann, der damals am Königsplatz erklärte:
Ich ſtehe und falle mit der Einwohnerwehr! und
der wenige Tage ſpäter ſie doch fallen ließ. Ich habe dann mein Ver=
hältnis
zu Herin v. Kahr, dem Mann der offenen Hinter=
türen
, weſentlich revidiert.
Von Eſcherich zu Hitler.
Kriebel war dann in der Organiſation Eſcherich und in der
deutſch=öſterreichiſchen Anſchlußbewegung tätig. Aus dieſer ſchied er
aus, da ihm zu Unrecht nachgeſagt wurde, er wolle eine Donaumonarchie
aufrichten. Später lernte er Hitler ktennen und wurde
dann militäriſcher Führer des Kampfbundes. Er
regt an, für die Erörterung dieſer ſeiner Tätigkeit die Oeffentlichkeit
wegen Gefährdung der ſtaatlichen Sicherheit auszuſchließen. Durch
Gerichtsbeſchluß wird hierauf die Oeffentlichkeit für die
weitere Vernehmung Kriebels ausgeſchloffen. Den
behördlichen Vertreteun, die zugelaſſen werden, wird Schweigegebot auf=
erlegt
.

Luiſenfeier

am 11. März im Kleinen Haus des Hefſiſchen Landestheaters.
Man ſchreibt uns: In Wort und Shrift iſt die hochherzige Frau
und Königin Luiſe von Preußen ſo oft und viel gefeiert worden, daß ſie
in der Erinnerung ihrer engeren und weiteren Heimat fortlebt, eine
Lichtgeſtalt, die Verkörperung aller deutſchen Tugenden. Aber auch ſie
war nicht von Anfang an die große Frau und Deutſche, ſie erkämpfte
den unvergänglichen Lorbeer ihrer Größe burch Leid in den Tagen von
Not und Schnach, durch die ſie als Königin mit ihrem Volke ſchreiten
mußte.
Am ſtillen Darmſtädter Hof wuchs die junge meckienburgiſche Prin=
zeſſin
im Kreiſe ihrer Geſchwiſter, unter treueſter Obhut ihrer Groß=
mutter
mütterlicherſeits, Prinzeſſin Georg von Heſſen, zu einer Jung=
frau
heran, deren liebreizendes Aeußere nur das Abbild ihres innerſten
Weſens war. Das Glück innigen Familienlebens breitete einen ſonnigen
Glanz über ihre Kinderjahre und ließ ſie oft in ſchweren ſpäteren Zeiten.
Kraft ſchöpfen aus ihren Jugenderinnerungen. Am Darmſtädter Markte,
im Alten Palais, da, wo jetzt das Rothſchildſche Haus ſich erhebt, ſpielte
ſich das Leben und Treiben der Fürſtenkinder ab, wenn ſie nicht mit der
Großmutter im Fürſtenlager in Auerbach oder in Braunshardt weilten.
In Darmſtadt war es auch, wo Luiſe mit ihrer Schweſter Friederike zu=
ſammen
am 15. Juni 1792 vom Stadtpfarrer Lichthammer in der Stadt=
kirche
konfirmiert wurde. Sie ſchreibt am Tage ihrer Konfirmation an
ihre Schweſter Thereſe, die jung verheiratete Fürſtin von Thurn und
Taxis, die der Feier nicht beiwohnen konnte: Gelobt iſt Gott, die un=
verbrüchliche
ewige Treue; Gott, der unſeren Schwur hörte, wird uns
auch beiſtehen, ihn zu halten. Welch tiefe Religioſität, welch hohes ſitt=
liches
Verſtehen ſpricht aus dieſen ſchlichten Worten einer Sechzehnjäh=
rigen
! Dabei war ihr jedes Muckertum fremd; hübſch und ſchlank, oft
voll Uebermut und ſprudelnder Laune wurde ſie von den Geſchwiſtern
Jungfer Huſch genannt. Ihre Schönheit, ihr Liebreiz war bald in
aller Munde, Jean Paul widmete ihr überſchwengliche Huldigungen,
Goethe lugte im Kriegslager vor Mainz verſtohlen zwiſchen den Falten
ſeines Zeltes hervor und muſterte die liebliche Geſtalt mit Kennerblick;
ſeiner Mutter, der alten Frau Rat, lachte die Kinderluſt aus den brau=
nen
Augen, wenn die Prinzeſſinnen Lu=ſe und Friederike nach Frankfurt
kamen und im Dichterhauſe am Hirſchgraben Speckſalat aßen oder am
Brunnen im Hofe ſich ſelber einen Trunk holten, ſo erzählt Treitſchte
in einer Rede über die Königin Luiſe.
So menſchlich einfach, wie die Kindheit der Prinzeſſin verlief, iſt
auch der Schickſalstag der Frau in ihr Leben getreten. Iu Frantfurt
a. M. am Tiſche des Königs Friedrich Wilhelms II. von Preuße fand
ſie im Kronprinzen den Gatten, der ihr fortan der beſte aller Männer
werden ſollte. Nach der Thronbeſteigung ihres Gemahls lernte die junge
Königin die entlegenen öſtlichen Provinzen Preußens kennen, überall,
ſelbſt bei den Polen in Warſchau, derſelbe jubelnde Empfang wie der bei
ihrer Vermählung in der Hauptſtadt Berlin. Ihrem Manne ein treuer
Gehilfe in jeder Lebenslage, ein aufmunternder, nie verſagender Kame=
rad
, teilte ſie ganz die Traditionen des Hohenzollernhauſes. Schlicht
und beſcheiden, arbeitſam und pflichttreu, unberührt von adligen Vor=
urteilen
, wollte Friedrich Wilhelm III: ein König der Armen ſein nach

der Ueberlieferung ſeines Hauſes, ſchreibt Treitſchke einmal von dem
König. Dieſe hohe Auffaſſung ihrer königlichen Stellung war es auch,
die ihr die ſittliche Ueberlegenheit über Navoleon I. gab. So konnten
die niedrigen Anwürfe, als ihr politiſches Wirken ihm fühlbar wurde,
ſie auch nicht erreichen.
Ohne jede Ahnung ihres eigenen Wertes, wie ſie immer war, hat
Luiſe nicht ſelten ausgeſprochen: Die Nachwelt wird auch mich zu den
berühmten Frauen zählen, aber möge ſie von mir ſagen: Sie duldet
viel und ſie harrt aus im Dulden. Nur wenigen Glücklichen iſt ein ſo
reiches Leben nach dem Tode beſchieden geweſen, wie dieſer reinen deut=
ſchen
Frau. So feiern wir in dieſer Zeit der Not unſeres Vaterlandes
einen Luiſengedenktag, der uns ſtärken, aufmuntern und aufrichten ſoll,
ihr im Dulden, Ausharren im Glauben an Gott und die Zukunft nach=
zueifern
, um uns zu erquicken in der Erinnerung an ein geliebtes Men=
ſchenbild
. Die Gedenfeier findet am 11. März, abends 7½ Uhr, im
Kleinen Hauſe des Landestheaters ſtatt. Das reichhaltige und künſt=
leriſche
Programm wird in den nächſten Tagen bekannt gegeben. Vom
1. März ab ſind Karten zu 3, 2 und 1 Mk. an der Tageskaſſe im Kleinen
Haus und am Verkehrsbureau zu haben.

* Geſchichten von geiſtreichen Kopf.
Man ſchreibt uns: Zu der Notiz in der geſtr. Nr. des D. Tagbl.
habe ich zu bemerken, daß Georg Chriſtoph Lichten=
berg
nicht in Darmſtadt, ſondern in Ober=Ramſtadt am
1. Juli 1742 geboren iſt. Sein Vater war der Pfarrer Johann
Konrad Lichtenberg, der von 1729 bis 1745 in Ober=Namſtadt
wirkte und von 1745 an zuerſt als erſter Stadtprediger, dann
als Superintendent in Darmſtadt tätig war. Der Eintrag ſeiner
Geburt iſt im Ober=Ramſtädter Kirchenbuch von 1742 zu finden,
auch befindet ſich am dortigen Pfarrhaus eine Gedenktafel, die
auf die Geburt Lichtenbergs hinweiſt. Wenn Lichtenberg ſelber
ſich ſpäter in Briefen als Darmſtädter bezeichnet, ſo iſt das be=
greiflich
. Kam er doch ſchon als dreijähriges Kind dorthin, hat
er doch dort die Schule beſucht und ſeine Jugend verlebt. Aber
ein gebürtiger Darmſtädter iſt er nicht.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Zum Tode von Eugen Zabel. Im Alter von
74 Jahren ward der bekannte Berliner Theater=Schriftſteller,
Kritiker und Romantiker Eugen Zabel das tödliche Opfer eines
Sturzes auf dem Glatteis. Seit 52 Jahren wirkte der geborene
Königsberger ſchriftſtelleriſch in Berlin. Er gehörte zu den erſten
Vermittlern der beſten ruſſiſchen Literatur. Ein Freund von
Ludwig Pietſch, betätigte er ſich gleich dieſem jahrelang als
Geſellſchaftsplauderer und Reiſe=Feuilletoniſt in den beſten Zei=
tungen
und Zeitſchriften. Er war nicht nur ein in allen Sätteln

Dezentraliſation
in der Reichsbahnverwaltung.
Unbegründete badiſche Befürchtungen.
Karlsruhe, 28. Febr. Die in der letzten Zeit in der
Preſſe bekanntgegebenen Maßnahmen, zur Durchführung
einer ſtärkeren Dezentraliſation, in der Ver=
waltung
der Reichseiſenbahn, insbeſondere aber die
Vereinbarung, die nach Zeitungsnachrichten zwiſchen dem Reichs=
verkehrsminiſterium
und Bayern in dieſer Beziehung abgeſchloſſen
worden iſt, hat auch in Baden die Befürchtung auf=
kommen
laſſen, als würden durch die Neugliederung die badi=
ſchen
Belange vernachläſſigt. Wir glauben genügend
unterrichtet zu ſein, um verſichern zu können, daß zu der=
artigen
Befürchtungen kein Anlaß gegeben iſt.
Auch die badiſche Regierung hat in den letzten Wochen in ein=
gehenden
Verhandlungen mit dem Reichsverkehrsminiſterium die
Intereſſen des Landes, deren Verkehrs= und tarifpolitiſche Wich=
tigkeit
ſich aus der beſonderen Lage Badens an der Südweſtecke
des Reiches ergeben, mit allem Nachdruck vertreten. Es darf
erwartet werden, daß durch die vom Reichsverkehrsminiſterium
durchzuführende Dezentraliſation der Verwaltung der Eiſen=
bahnen
in Baden vollkommen gleichmäßig wie die übrigen Eiſen=
bahnländer
behandelt wird. Die Regierung wird, wie wir hören,
zur gegebenen Zeit dem Landtag das Ergebnis der Verhand=
lungen
unterbreiten.
Tagung des Reichsbahn=Organiſationsausſchuſſes.
Berlin 28 Febr. Heute trat hier der zu gleichen Teilen aus
Vertretern der Reichsbahnverwaltung und des Reichs=
bahnperſonals
beſtehende Organiſationsausſchuß des Neichsver=
kehrsminiſteriums
unter dem Vorſitz des Staatsſekretärs Kumbler
zu einer Sitzung zuſammen. Der Organiſationsausſchuß bedauerte ein=
mütig
auf das lebhafteſte, daß wiederholt durch Berliner Korreſpon=
denten
über die Verhandlungen des Ausſchuſſes Mitteilungen in der
Preſſe verbreitet wurden, die den Tatſachen nicht entſtrechen und ein
falſches Bild von den Veratungen des Ausſchuſſes geben. Es gelten
nur ſolche Nachrichten über die Verhandlungen des Ausſchuſſes als
authentiſch, die durch den Preſſeausſchuß des Organiſationsausſchuſſes
der Oeffentlichkeit übergeben werden. Die Denkſchrift des Unteraus=
ſchuſſes
über die Selbſtkoſtenermittlung und die Wirtſchaftskontrolle der
Betriebsdienſtſtellen, ſoll in den nächſten Sitzungen beraten werden. Die
vom Unterausſchuß ausgearbeiteten Nichtlinien, für, die geſetzliche Rege=
lung
der Neuorganiſation der Reichsbahn werden angenommen.
Tagung des Reichsbeamtenausſchuſſes
der Oeuiſchen Volfspartei.
Berlin, 28. Febr. Eine Vollverſammlung des Reichs=
beamtenausſchuſſes
der Deutſchen Volkspartei faßte nach zwei=
tägiger
Beratung mehrere Entſchließungen, in denen u. a. der
Fraktion des Reichstags der Dankefür die zur Erhaltung des
Berufsbeumtentums geleiſtete Arbeit ausgeſprochen wird. Es
wird eine ſofortige ausreichende Erhöhung der beſonders für
die unteren Gruppen völlig unzureichenden Bezüge ſowie die
ſtete Anpaſſung der Ruhegehälter gefordert. Die ungerechtfertig=
ten
Härten bei der Anwendung der Perſonalabbauberordnung
beſonders in den beſetzten Gebieten und der parteipolitiſche Miß=
brauch
werden verurteilt und eine kurzfriſtige Begrenzung der
Dauer der Abbauverordnung verlangt. Eine weitere Entſchlie=
ßung
wendet ſich gegen eine ſchematiſche Arbeitszeitverlängerung.
Von der Partei erwartet die volisparteiliche Beamtenſchaft, daß
ſie alles tut, um weiteres Unheil von der Beamtenſchaft abzu=
wenden
, im beſonderen eine Steuer= und Wirtſchaftspolitik be=
treibt
, die ausreichend Rüclſicht auf die Beamtenſchaft als Ver=
braucher
nimmt.
Der D.V.P.=Beamtentag ſpricht Herrn Dr. Streſemann tief=
gefühlten
Dank aus für die Energie, die er bei der Schaffung
der Nentenmark an den Tag gelegt hat. Die Beamtenſchaft iſt
ſich bewußt, da trotz der beabſichtigten Gehaltserhöhung auch
weiterhin eine karge Lebenshaltung für ſie in Frage kommt.
Sie wünſcht dringend, daß die Stabilität in der Währung zum
Wohl der Geſamtheit erhalten wird, da ihr, wie die Vergangen=
heit
gezeigt, mit Bergen entwerteten Papiergeldes nicht geholfen
wurde, ſi= vielmehr dabei vollends verelendet iſt.
Anträge der Deutſchen Volkspartei zur
Belebung des Baumarktes.
Zur Belebung des Baumarktes haben die volkspartei=
lichen
Reichstagsabgeordneten Beythien, Find=
eiſen
und Genoſſen folgenden Antrag im Reichstag ge=
ſtellt
: Der Reichstag wolle beſchließen, die Reichsregierung zu
erſuchen, zur Beſebung des Baumarktes, Verringerung der Ar=
beitsloſigkeit
, Abſchaffung der Wohnungsnot und zur Abwen=
dung
des baulichen Verfalls der Häuſer die Zwangswirtſchaft
im Wohnungsbau energiſch abzubanen mit dem Zicle der Herbei=
führung
der freien Wirtſchaft.
gerechter Journaliſt, ſondern bewies daneben ein hervorragendes
Erzähler= und Geſtaltungstalent in großen hiſtoriſchen Romanen
und geſchichtlichen Erzählungen. Er beſeelte wiederum die
Großen: Napolcon, Goethe, Friedrich der Große, Katharina von
Rußland, Richard Wagner. Mit den beiden erſteren beſchäftigt
ſich ſeine Darſtellung der Erfurter Zuſammenkunft zwiſchen dem
franzöſiſchen Kaiſer und dem Olympier von Weimar. Friedrich
und Katharina ſind in den beiden Romanen: Der Roman einer
Kaiſerin und Um einen Thron lebendigſt geſtaltet. Nach
einem Wort von Profeſſor Dr. Oſtwald=Berlin wollte Zabel ſtets
als Künſtler verſuchen, die pſychelogiichen Reſtprobleme, die alle
Fachwiſſenſchaft übrig laſſen muß, zu löſen oder der Löſung
näher zu führen. Der Unterhaltzugsſchriftſteller wollte zugleich
der Wiſſenſchaft dienen, an die er ſtets dom künſtleriſchen Stand=
punkt
aus herantrat, indem er ſeine dichteiiſche Phautaſie ſoweit
bändigte, daß er der Geſchichte ihr volles Recht ließ. Immer
blieb es das Tun und Laſſen, das Denken und Fühlen der
großen Perſönlichkeiten, das uns bei dieſen Schriftftellern feſſelte.
Zabels hiſtoriſche Romane ſind hiſtoriſche Gemäide, die ſeinen
Namen noch lange im deutſchen Volke erhalten werden.
Mannheim. In der Stadtratsſitzung wurde nach einer
Meldung des C.=A. auf Vorſchlag der Theaterkonmiſſion der
bisherige Aachener Intendant Franzesco Sioli einſtimmig
zum Intendanten des Nationaltheaters gewählt. Der Vertrag
wurde auf drei Jahre geſchloſſen. Intendant Sioli wird ſchon
in den nächſten Wochen die Amtsgeſchäfte übernehmen.
G Anton Bruckners 100. Geburtstag. Allerorten
rüſtet man ſich zur Feier des 4. September. Auch die muſikaliſche
Welt der Landeshauptſtadt wird nicht zurückbleiben, wenn es die
Ehrung des in Oberöſterreich geborenen Meiſters gilt.
Deutſcher Geburtenrückgang nur in
Städten. Nach einem Bericht des Reichsſtatiſtiſchen Amtes
iſt der Geburtenrückgang der letzten Jahre bisher nur in Städten
beobachtet worden und muß daher anders beurteilt werden, als
die gleiche Erſcheinung vor dem Kriege. Der Geburtenrückgang
iſt bisher nur eine Folge der wirtſchaftlichen Notſtände, die ſich
am meiſten in den Städten bemerkbar machen. Freilich beſteht
auch die Gefahr einer Ausdehnung aufs Land, die bereits durch
die letzten Zahlen kenntlich gemacht wird.
Berichtigung. Im geſtrigen Opernbericht iſt durch ein
Verſehen vergeſſen worden, folgenden Satz aufzunehmen: Im
Schlußduett floſſen die in Wohllaut ſchwelgenden Töne Gertrud
Gerckes mit der gleichgearteten Stimme Herrnc? oefflins
zuſammen, der die blaſſe Bacchus=Rolle wohl nicht feſſelnde:
machen konnte, aber geſanglich herrlich herausbrachte. v, II.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Ru ne: 60

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924.

Die beigiſche Kriſe.
Die Abſimmung eine Verurteiſung der Ruhrpolitik. Theunis lehnt ab. Die Schwierig=
keiten
der Kabinettsbildung.

Der Eindruck in Brüſſel.
Um die Nachfolge.
TU. Brüſſel, 28. Febr. Der allgemeine Eindruck in
Brüſſel iſt, daß die geſtrige Abſtimmung vor allem gegen Frank=
reich
gerichtet iſt. Die Flamen geben ihrer Freude über den
Sturz des Kabinets unverhohlen Ausdruck. Tatſächlich beab=
ſichtigten
die Vertreter der Flamen ſeit langem, der Nuhr=
politik
ein Ende zu machen. Wie ihr Führer vorgeſtern aus=
drücklich
zu verſtehen gab, iſt die geſtrige Abſtimmung als ener=
giſche
Verurteilung der von der belgiſchen Regierung im Ein=
verſtändnis
mit dem franzöſiſchen Kabinett erfolgten Politik
gegenüber Deutſchland aufzufaſſen.
Theunis erklärte dem bieſigen Koreſpondenten des
Matin geſtern bei Ausgang der Kammerſitzung: Heute Abend
wird man in Berlin Freudenfeuer anzünden.
Um 5 Uhr nachmittags begab ſich der Miniſterpräſi=
bent
zu Fuß nach dem Palaſt des Königs und über=
reichte
ihm die Demiſſion des geſamten Kabinetts. Der Sou=
verän
ſoll Theunis eindringlich gebeten haben, die
Neubildung des Kabinetts zu übernehmen.
Theunis hat ſich jedoch entſchieden geweigert,
auf den Vorſchlag des Königs einzugehen. Wie er dem Jour=
maliſten
erklärte, hat er im Gegenteil darauf gedrängt, daß ſein
Nachfolger ſo ſchnell wie möglich ernannt werde, denn er be=
abſichtige
nicht, die Verantwortung für die neu geſchaffene Lage
zu übernehmen.
Nach den parlamentariſchen Gepflogenheiten
müßte der Führer der ſozialiſtiſchen Partei Van=
dervelde
, der an der Spitze von 68 Sozialiſten und 5 Akti=
viſten
ſteht, mit der Bildung des neuen Kabinetts
beauftragt werden. Man erfährt indeſſen, daß Vander=
velde
ſich dazu nicht verſtehen wird. In dieſem Falle würde der
Führer der kathbliſchen Flamen die Führung der
Geſchäfte übernehmen. Die Rechtskatholiken treten
für eine neue Koalition mit den Liberalen ein.
Mit der Kabinettsbildung würde in dieſem Falle beauftragt:
Nenkin oder Van de Vyvere oder ſchließlich auch Car=
ton
De Wiart. Es heißt, daß Hymans das Miniſterium
des Auswärtigen und Houtart das Finanzminiſterium über=
nehmen
werden. Die Frage iſt nur, ob ein ſolches Kabinett den
Wünſchen der Mehrheit, die Theunis geſtürzt hat, entſpricht. Im
allgemeinen iſt man der Anffaſſung, daß über den Aus=
gang
der Regierungskriſe eine Neihe von Tagen
verſtreichen werden.

den Wahlen zu beſorgen. Mit letzteren rechnet der Berichterſtat=
ter
für Juli oder Oktober. Wenigſtens gehe dahin der Wunſch
der Sozialiſten. Die von dem Korreſpondenten angeführten Na=
men
der Kandidaten für das künftige Kabinett müſſen angeſichts
ſeiner ſtark auf die franzöſiſche Regierungspolitik eingeſtellten
einſeitigen Berichterſtattung mit Vorſicht aufgenommen werden.
Die Rückwirkung der belgiſchen Kriſe aufParis.
In franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſen wird nach dem
Urteil des Journée induſtrielle allgemein die Nückwir=
kung
der belgiſchen Kabinettskriſe auf Paris unter=
ſtrichen
. Der Zufall, ſo ſchreibt das Blatt, ziehe Frankreich unmittelbar
vom wirtſchaftlichen und politiſchen Standpunkte in Mitleidenſchaft. Das
habe man geſtern abend deutlich an der neuen Senkung des
Frankenkurſes geſehen. Die Journé induſtrielle führt das
Scheitern des franzöſiſch=belgiſchen Wirtſchaftsabkommens in der Brüſſe=
ler
Kammer vor allem auf deſſen Artikel 6 zurück, der eine gemeinſame
Zollſchranke gegen das Eindringen der deutſchen Waren aufrichten
wollte und demgemäß Gelegenheit geboten habe, die Oeffentlichkeit auf
eine drohende Verſchärfung der Teuerung hinzuweiſen. Dem Verfaſſer
fällt die Aehnlichkeit mit dem Sturz des Kabinetts Baldwin auf, den
ebenfalls die Zoll= und Steuerfragen zu Fall gebracht haben. Die Kam=
pagne
Vanderveldes gegen das Miniſterium habe ſich unter Geltend=
machung
derſelben Argumente vollzogen, wie die Wahlkampagne
Macdonalds.
Der Eindruck in England.
* London, 28. Febr. (Priv.=Tel.) Die belgiſche Kabi=
nettskriſe
wird hier mit größter Aufmerkſamkeit verfolgt,
da man bei aller Vorſicht und Zurückhaltung ihre Bedeutung für die
europäiſche Lage vollauf erkennt. U bereinſtimmend wird betont, daß
die politiſche Entwickelung Belgiens nach links gehe und die Sozialiſten
und Flamen gegen die bisheige Ruhrpolitik ſeien.
Die Schwere der Kriſe, ſo ſchreiben die Times, ſei unleugbar und
ihr Ende ſei nicht abzuſehen. Die Sozialiſten könnten die Regierung
nur mit Hilfe der katholiſchen Flamen übernehmen. Eine Koalitions=
regierung
ſei nicht ſo leicht zuſtande zu bringen.
Ebenſo ſchreibt der Brüſſeler Vertreter des Daily Chroniele,
daß die Lage für ſehr ernſt gehalten werde, wobei man befürchtet, daß
die Kriſe lange Zeit für ihre Löſung in Anſpruch nehmen würde.
Nach dem Korreſpondenten des Daily Chronicle bedeutet die
Kriſe vielmehr eine bloße Zurückweiſung, der wirtſchaftlichen Verein=
barung
, die nach dem Urteil der Mehrheit des belgiſchen Volkes ein Un=
glück
ſei. Bemerkenswert ſei ferner, daß das wirtſchaftliche Abkommen,
das zu dem Sturz der Negierung geführt hat, von der franzöſiſchen
Kammer bereits ratifiziert worden ſei. Trotzdem habe die belgiſche
Kammer es abgelehnt und ſo dem Preſtige Poincarés einen ſchweren
Schlag verſetzt.
Die Militärkontrolſe.

Die Sozialiſten für Auflöſung des Parlaments.
* Brüſſel, 28. Febr. (Priv.=Tel.) Der König hatte zur
Löſung der Kabinettskriſe heute nachmittag Beſprechungen mit
dem Präſidenten der Kammer und dem Senatspräſidenten.
Selbſt für den Fall, daß Franquis oder der frühere Kolonial=
miniſter
Renkin an die Spitze der neuen Regierung treten,
würde dieſe kaum lebensfähig ſein. Andererſeits würde ein
rein ſozialiſtiſches Kabinett unter der Führung von
Vandervelde ſich im Zuſtand der Minorität befinden.
Die Auflöſung des Parlaments, die von den So=
zialiſten
gefordert wird, erſcheint daher der einzig
logiſche Ausweg, wenn nicht eine liberale katho=
liſche
Regierung zur Führung der Geſchäfte bis zum Aus=
ſchreiben
der Neuwahlen zuſtande kommt.
Belgiſche Preſſeurteile.
TU. Brüſſel, 28. Febr. Die Preſſe gibt ſich alle erdenk=
liche
Mühe, den niederſchmetternden Cindruck, den die Demiſſion
des Kabinetts in Brüſſeler Kreiſen hervorrief, ſo weit wie mög=
lich
abzuſchwächen. Es wird ausdrücklich betont, daß das Miß=
trauensvotum
der Regierung lediglich in der Frage des geplan=
ten
Wirtſchaftsabkommens mit Frankreich ausgeſprochen wurde
und keineswegs eine Verurteilung ihrer auswärtigen Politik
bedeute.
Soir bedauert die neue Wendung der Dinge, namentlich
im Hinblick auf die Beurteilung im Auslande.
Libre Belgique ſchreibt: Welches auch die Ziele des
zurückgetretenen Miniſterpräſidenten ſein mochten, ſo iſt auf
keinen Fall ſeine allgemeine Politik verurteilt worden, ſondern
einzig und allein das unglückſelige Wirt=
ſchaftsprojekt
. Wenn Theunis den Hoffnungen, die
man auf ihn ſetzte, nicht zu entſprechen verſtand, ſo war die
geſtrige Abſtimmung aufkeinen Fall gegen ihn ge=
richtet
.
Das 20. Jahrhundert übt an der zurückgetretenen
Regierung ſchärfſte Kritik.

Erregung in Frankreich.
TU. Paris, 28. Febr. Die Pariſer Morgenblätter be=
ſprechen
den Sturz des belgiſchen Kabinetts in eregten Artikeln.
Nach der Ueberzeugung über das Fehlſchlagen des franko= belgi=
ſchen
Wirtſchaftsvertrages wird dem Bedauern über den Rück=
tritt
des Miniſterpräſidenten Theunis Ausdruck gegeben. Die
Niederlage der Brüſſeler Regierung wird von den
meiſten Blättern auf die Umtriebe der Sozialiſten
zurückgeführt, denen es hauptſächlich darauf ankam, einen
entſcheidenden Schlag gegen das Kabinett Poin=
caré
zu führen. Im Echo de Paris behauptet Pertinax, daß
Theunis die Schuld an ſeiner Niederlage ſelbſt treffe.
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Das Journal de Debats ge=
vinnt
der belgiſchen Miniſterkriſe eine Seite ab, der die übrige
franzöſiſche Preſſe wohlweislich bisher keine Beachtung geſchenkt
hat. Der Feldzug der Sozialiſten und der extremiſtiſchen Fla=
men
gegen das Kabinett, ſchreibt das Blatt, ſei mit einer Raſe=
rei
von der kleinen Gruppe der belgiſchen Nationaliſten ange=
ſtachelt
worden, die im Parlament keinen beſonderen Vertreter
hätte, aber ſehr rührig ſei. Dieſe Gruppe ſei es, die den Plan
eines unabhängigen Rheinlandes in drei Rumpfländer gefaßt
hätte, von denen eines an die Belgier fallen ſollte. Sie ſei es,
die bei dem fehlgeſchlagenen Experiment des Apothekers Deckers
in Aachen mitgewirkt habe. Sie hätten den belgiſchen Miniſtern,
die ſie in dieſer Angelegenheit zu kompromittieren ſich bemüht
haben, nicht verziehen, daß ſie Deckers nicht mit Waffen unterſtützt
hätten. Sie habe Theunis und Jaſpar als Verräter an den
Pranger geſtellt. Das ſei dieſelbe Gruppe, die Frankreich zu
den unvorſichtigſten Maßnahmen in der Pfalz gedrängt habe,
um es zu veranlaſſen, ſich in der Aachener Gegend mit ihnen zu=
ſammenzutun
. Dieſe Gruppe könne heute mit ihrer Arbeit zu=
frieden
ſein.
Der Brüſſeler Korreſpont des Temps beſtätigt den tiefen
Eindruck, den der Sturz des Kabinetts Thennis dort hervor=
gerufen
habe. Der König werde erſt am Nachmittag den Kam=
merpräſidenten
und ſozialiſtiſchen Abgeordneten Brunet ſo=
wvie
den Senatspräſidenten und katholiſchen Sengtor de
Roodenbecke, empfangen. Der Korreſpondent glaubt ſchon
jetzt vorausſagen zu können, daß die Kriſe ſich im Sinne einer
Kabinettsbildung orientiere, die ſich von neuem auf die Libera=
len
und Katholiken ſtützen werde. Allerdings ſoll dieſes Mini=
ſterium
ausſchließlich die Aufgabe haben, die Geſchäfte bis zu

Eine offizielle Havas=Note.
TU. Paris 28. Febr. Eine von den Abendblättern ver=
öffentlichte
offiziöſe Havasnote gibt eine intereſſante Entſtehungs=
geſchichte
der Verhandlungen, die in der Frage der Militär=
kontrolle
zwiſchen der Botſchafterkonferenz und der deutſchen
Regierung ſeit dem 29. September 1922 gepflogen worden ſind.
An dieſem Datum ſei von den verbündeten Regierungen der
Berliner Regierung mitgeteilt worden, daß, falls ſie in lohaler
Weiſe zur Abrüſtung beitragen und namentlich im Verlaufe
eines beſtimmten Zeitraumes fünf weſentliche Punkte erfülle,
die interalliierte Militärkontrollkommiſſion durch ein interalliier=
tes
Garantiekomitee erſetzt werden ſoll, welches nur mit be=
ſchränkten
Vollmachten und Befugniſſen ausgeſtattei werde. Die=
ſes
Komitee hätte ſeine Tätigbeit ſo lange auszuüben, wie die
Verbündeten bis zur völligen Entwaffnung für notwendig er=
achten
. Dieſer Vorſchlag ſei von der deutſchen Regierung aber
abgelehnt worden.
Die offizielle Havasnote über die Frage der interalliierten
Militärkontrolle in Deutſchland beſagt weiter: Die deutſche Regie=
rung
habe im letzten Januar, als die Kontrollbeſuche wieder auf=
genommen
werden ſollten, erklärt, daß die interalliierte Kon=
trollkommiſſion
ihre Tätigkeit auf die fünf in der Note der ver=
bündeten
Mächte vom 29. Dezember aufgeführten Punkte be=
ſchränken
müſſe. Dieſes Verlangen der Berliner Regierung ſei
durchaus unannehmbar. Einerſeits hatte ſie nämlich die von den
Verbündeten an ihren Vorſchlag vom 29. September geknüpften
Bedingungen nicht erfüllt, andererſeits ließ die lange Unter=
brechung
der Kontrolltätigkeit ſowie gewiſſe zur Kenntnis der
Botſchafterkonfernz gelangte Geſchehniſſe eine umfaſſende Prü=
fung
der Militärbeſtände Deutſchlands für dringend geboten er=
ſcheinen
. Die gegenwärtigen Beratungen der Botſchafterkonfe=
renz
, ſo heißt es zum Schluß der Note, beziehen ſich auf die durch
die Haltung Deutſchlands neugeſchaffene Situation, ferner auf
die Inſtruktionen, die an die Kontrollkommiſſion demnächſt ge=
langen
ſollen. Das von der engliſchen Regierung am Montag
abend überreichte Memorandum enthalte keine neuen Vorſchläge.
Das Dokument bringe hauptſächlich den Standpunkt der eng=
liſchen
Regierung in der Frage der Militärkontrolle zum Aus=
druck
und zeuge von einer richtigen Einſchätzung der Lage. Im
übrigen nähere ſich der engliſche Standpunkt ſtark der fran=
zöſiſchen
Auffaſſung. Das Memorandum werde in den techniſchen
Einzelheiten zurzeit bearbeitet.
Notruf der ſchwer gequälten Pirmaſenſer
Bevölkerutig.
Pirmaſens, 28. Febr. (Wolff.) Im Anſchluß an die blu=
tigen
Ereigniſſe vom 12. und 13. Februar ſind von der franzö=
ſiſchen
Befatzungsbehörde noch neue Verhaftungen vorge=
nommen
worden. Die genaue Zahl iſt nicht feſtzuſtellen, da niemand
Zutritt zu den Gefängniſſen hat; nicht einmal der Offizialverteidiger
wird zugelaſſen. Schätzungsweiſe ſind 50 Verhaftungen er=
folgt
, während etwa 200 Bürger ſich der drohenden
Verhaftung durch die Flucht entzogen haben. Die
Separatiſten halten ſich immer noch im Rathaus auf; ſie verhöhnen die
Bevölkerung täglich auf den Straßen, drohen mit Rache und verrichten
Spitzeldienſte für die Franzoſen. Unter dem Schutze des Belagerungs=
zuſtandes
treiben ſich zahlreiche Separatiſten in der Stadt herum. Die
ſtädtiſchen Schutzleute müſſen ihren Dienſt in Begleitung von Marok=
kanern
verrichten, Säbel und Schußwaffen ſind ihnen abgenommen.
Die Verkehrsſperre bis 7 Uhr abends und das Verbot des Fahrradver=
kehrs
werden mit aller Strenge auch bei Tage durchgeführt. Verbre=
cher
, die früher dauernd die Gefängniſſe bevölkerten, terroriſieren nach
wie vor die Bevölkerung, während angeſehene Bürger, die ſich der vollen
Autorität der Stadt und des Gerichts erfreuen, im Gefängnis ſchmach=
ten
. Da die Stadtverwaltung infolge der Verhaftung unentbehrlicher
Beamter nur mangelhaft durchgeführt werden kann, desgleichen auch
zahlreiche Privatbetriebe, deren Leiter verhaftet oder geflüchtet ſind,
leidet die Bevölkerung außerordentlich. Die Rückkehr des durch die Se=
paratiſten
ausgewieſenen Bürgermeiſters ſowie zweier Stadträte iſt
immer noch nicht möglich. Von den Separatiſten verfolgte Flüchtlinge,
die nach dem Zuſammenbruch der Separatiſtenherrſchaft zurückgekehrt
ſind, ſind von den Franzoſen aufs neue verhaftet worden. Sämtliche
Sportvereine ſind von den Franzoſen aufgelöſt und fämtliche Sport=
geräte
mitgenommen worden, ebenſo die Protokollbücher. Solange no=
toriſche
Verbrecher unter dem Schutze der Franzoſen in den beſetztn
Gebieten frei herumlaufen dürfen, muß es eine Forderung der geſitteten
Wlt ſein, die Freilaſſung der Gefangenen, die wegen ihrer Bekämpfung
der ſeparatiſtiſchen Bewegung verhaftet ſind, zu erwirken. Das iſt
der Notruf der immer noch ſchwer gequälten Pir=
maſenſer
Bevölkerung.

Macdonalds Außenpolitik.
Die Beziehungen zu Frankreich und Rußland.
Berlin, 28. Febr. (Wolff.) Daily Telegraph zufolge er=
klärte
Macdonald in einer Unterredung mit dem Londoner
Berichterſtatter der Neu=York Tribune, in England und Europa
habe bezüglich der Ausſicht auf eine Regelung der euro=
päiſchen
Verhältniſſe ein Gefühl des Optimizmus
platzgegriffen; er teile dieſes Gefühl. Im November habe
keine günſtige Stimmung zwiſchen Großbritannien und
Frankreich beſtanden, und man habe deshalb keine Einzel=
heiten
erörtern können. Jetzt könne man poſitivarbeiten,
und man werde es tun. Man müſſe jedoch Geduld haben und
nicht drängen.
Im Hinblick auf die Beziehungen der britiſchen
Arbeiterpartei zu Moskau erklärte Macdonald, nie=
mand
habe Moskau ſo bitter wie die britiſche Arbeiterpartei be=
kämpft
. Es ſei hauptſächlich die britiſche Arbeiterpartei geweſen,
die endgültig mit Moskau gebrochen habe. Sie habe es auf der
Berlimer Konferenz getan, wo Anſtrengungen gemacht worden
ſeien, um die zweite und die dritte Internationale zu vereinigen.
Die britiſche Arbeiterpartei habe Moskau bekämpft und geſchla=
gen
. Moskau ſei nicht länger eine Gefahr für England. Er,
Macdonald, wolle damit nicht ſagen, daß es niemals wieder eine
Gefahr werden könne. Es habe nie Gefahr beſtanden, als Mos=
kau
noch jung und ſtark geweſen ſei, und als Moskau ſich im
Wirrwarr befunden habe. Keine Partei ſei in Urſprung und
Geſchichte mehr britiſch geweſen oder werde mehr britiſch bleiben
als die britiſche Arbeiterpartei. Sie in irgend einer Weiſe mit
Moskau zu vermengen, ſei abſurd.
Rededuell zwiſchen Mac Neill und Macdonald.
Im Unterhaus wies Mac Neill darauf hin, daß die Preſſe des
Kontinents der Rede Henderſons ſehr große Bedeutung beigemeſſen habe.
Auf Maedonalds Frage: Welche Preſſe? erwiderte Mac Neill: Die
franzöſiſche, und nannte das Echo de Paris. Mac Neill fuhr dann fort,
bevor man den Verſailler Vertrag in dem von Henderſon an=
gedeuteten
Sinne revidieren könnte, müßte man die 32 Signatar=
ſtaaten
verſammeln und ihre Zuſtimmung zu der vorgeſchlagenen Revi=
ſion
erhalten. Er fragte zum Schluß den Premierminiſter, ob er end=
gültig
die von Henderſon als weſentlich bezeichnete Politik zurückweiſe,
und, falls er ſie zurückweiſe, was dann der Miniſter des Innern tun
werde?
Macdonald, der auf die ſcharfe Kritik Mac Neills nicht
weniger ſcharf antwortete bezeichnete die Rede Mac Neills
als eine ber ſchädlichſten, die je von einem unveraatwortlichen Mitgliede
des Hauſes aus reinen Parteizwecken gehalten worden ſei, und das zu
einer Zeit ſehr heikler Verhandlungen, die hoffentlich für immer die
Lage Europas ändern würben. Maedonald erinnerte daran, daß Mae
Neill ſeinerzeit als Unterſtaatsſekretär in ſeinem Wahlkreiſe, während die
britiſche Regierung mit der franzöſiſchen ſich wegen der Ruhr=
politik
im Streite befunden habe, öffentlich der Hoffnung
Ausdruck gegeben hatte, daß Frankreich Erfolg haben
möge, und fragte, auf Mac Neills Hinweis auf die Haltung der fran=
zöſiſchen
Preſſe bezugnehmend, ſeit wann denn Mac Neill ſich durch die
Angriffe des Echo,de Paris beunruhigen ließe. Wann habe er während
ſeiner Amtszeit auch nur ein gutes Wort vom Echo de Paris bekom=
men
? Und wann habe die britiſche Regierung je in ihrer auswärtigen
Pelitik ein Lob von Pertinax geerntet?
Macdonald fragte weiter, ob Mac Neill die guten Beziehun=
gen
Frankreichs zur britiſchen Regierung zu gefähr=
den
wünſche? Sei er etwa bereit, jedes nationale und iuternationale
Intereſſe zu opfern, um ſeine politiſchen Gegner in eine unglückliche
Stellung zu bringen? Macdonald erklärte, Henderſon habe im
Wahlkampf offenbar unter dem Eindruck geſtanden, daß er als
Miniſter der Krone als Privatmann ſprechen könne. Die Mini=
ſter
der Krone und die Mitglieder der Regierung müßten mit dem Ernſt
und der Zurückhaltung ſprechen, die ihnen angemeſſen ſeien. Wenn
Mac Neill den Rücktritt Henderſons verlange, werde er ihn nicht er=
halten
.
Mac Neill frage, ob Henderſons Rede der Ausdruck der Politik
der Regierung ſei. Darauf habe er, Macdonald, mit nein geant=
wortet
; er habe hinzugefügt, die Erklärung, die er über die auswärti=
gen
Angelegenheiten abgegeben habe, ſei die Erklärung über die Poli=
tik
der Regierung, und dazu ſtehe er. Der Premierminiſter fuhr fort,
dies ſei doch ſicher genügenb.

Der Lauſanner Vertrag vor dem Oberhaus.
TU. London, 28. Febr. Lord Parmoor brachte heute im
Oberhaus die Vorlage der Ratifikation des Lauſanner Friedens=
vertrags
mit der Türkei zur zweiten Leſung. Lord Parmoor
hielt eine Rede über dieſe Frage und teilte mit, es handele ſich
um 11 verſchiedene Bereinbarungen, die in Lauſanne unterzeich=
net
worden ſeien. Die Vorlage ſtamme noch von der letzten
Regierung. Ihr Gewährsmann ſei Curzon geweſen. Curzon
ergriff hierauf das Wort und ſagte: Der Vertrag von Lauſanne
beende den langwierigen zerſtöreriſchen und unſeligen Krieg
zwiſchen der Türkei und den alliierten Staaten. Curzon fügte
hinzu, es gebe leider in der türkiſchen Politik verſchiedene Einzel=
fragen
, die tief zu bedauern ſeien. Er meine damit hauptſächlich
das Verhalten der türkiſchen Regierung gegenüber den Griechen
und Armeniern. Die Türkei ſei aber in finanzieller Hinſicht doch
unweigerlich von der Hilfe Europas abhängig. Der Friedens=
vertrag
von Lauſanne ſchließe endgültig die Tür zum Weltkrieg.
Der politiſche Himmel ſei gegenwärtig klar und rein. Er ſei
ſtolz darauf, ſagen zu können, wenn jetzt in der Türkei irgend
ein Land in höchſter Achtung ſtünde, ſo ſei es England. Er
fordere ſeine Landsleute auf, jetzt ihre Hilfeleiſtung der Türkei
in deren vielen Schwierigkeiten zu gewähren.
Der direkte Güterverkehr zwiſchen der
engliſchen Zone und der Regie.
* Köln 28. Febr. (Priv.=Tel.) Der direkte Güterverkehr zwiſchen
den Reichsbahnſtationen des beſetzten Gebiets und den in Regiebetrieb
befindlichen Stationen wird am 1. März aufgenommen. In der Rich=
tung
nach den Regieſtationen gelten die deutſchen Frachtbriefe und in
der umgekehrten Richtung die Regiefrachtbriefe. Nachnahmeſendungen
ſowie Angaben des Intereſſes an der Sendung ſind ausgeſchloſſen. Eine
Weiterleitung von Gütern über den Beſtimmungsort hinaus iſt niht
zugelaſſen. Die Fracht wird getrennt für die Reichsbahn= und die
Negiebahnſtrecken berechnet, wird jedoch in einem Geſamtbetrag erhoben.

Por dem Abſchluß des Sachverſtändigen=Berichtes.
TU. Paris, 28. Febr. Die Arbeiten der beiden Sachver
ſtändigenausſchüſſe waren geſtern Abend ſoweit gediehen, daß
nach Anſicht der Sachterſtändigen trotz der event. Verzögerung,
die ſich aus der belgiſchen Regierungskriſe ergeben könnte, in
nächſter Woche mit der Uebergabe des Berichts an die Repara=
tionskommiſſion
gerechnet werden kann. Die Sachverſtändigen
haben beſchloſſen, daß Deutſchland während des Moratoriums
die Sachlieferungen weiterleiſten müſſe. Die Unterkommiſſion
für die Budgetfrage beabſichtigte u. a. eine Verlängerung der
deutſchen Finanzkontrolle auf weitere 7 Jahre zu beantragen.
Es ſei daher mit einer internationalen Beaufſichtigung während
eines Zeitraumes von 10 Jahren zu rechnen. Die Sachverſtän=
digen
ſollen dieſen Zeitraum für unerläßlich halten, um den in=
ternationalen
Geldgebern die Beteiligung an der Anleihe zu
Gunſten Deutſchlands zu ermöglichen.

Paris, 28. Febr. (Wolff.) Das Komitee Dawes hat
heute vormittag ſeine angekündigte Beſprechung mit dem Leiter
der Wirtſchaftsabteilung des Völkerbundes, Sir Arthur Salter
gehabt, der ſeinen Ausführungen den ſchriftlichen Bericht zu=
Grunde gelegt, den er auf Erſuchen des Komitees über die Sa=
nierung
Oeſterreichs erſtattet hat. Salter hat nach einer Habas=
meldung
auf Grund der in Oeſterreich erzielten Ergebniſſe er=
klärt
, daß man, was Deutſchland anbelange, der Zukunft mit
Vertrauen entgegenſehen könne, falls zu ſeinen Gunſten etwas
Gleichartiges wie in Oeſterreich durchgeführt werden ſollte,

[ ][  ][ ]

Rummer 60.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924.

Seite

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadi, 29. Februar.
Die Milſchverſorgung Darmſtadts
liegt trotz merkbarer Beſſerung noch immer ſehr im Argen. Es
iſt Sache des Städtiſchen Lebensmittelamts, deſſen einzige Auf=
gabe
ja die Milchverſorgung u. W. noch iſt, hier noch zu beſſern
und zu helfen, denn es kann ſich im weſentlichen doch nur noch
um techniſche Fragen, wie Transport, Verteilung uſw. handeln.
Die Milchproduktion hat ſicher ſo ſtark zugenommen, daß
eine Milchknappheit wohl nicht mehr beſtehen kann. Aber
bei den Herren Milchhändlern ſollte man doch einmal nach
dem Rechten ſehen und die Frage aufwerfen, ob ſich denn nicht
vielleicht ein Unternehmer findet, der es fertig bringt, die Haus=
haltungen
Darmſtadts mit Milch zu verſorgen in der Weiſe, wie
es früher geweſen iſt und die ohnehin ſchwer bedrängten Haus=
frauen
entlaſtet.
Der Milchpreis iſt doch ſicher nicht mehr ſo niedrig und die
Spanne zwiſchen Stallpreis und Verkaufspreis ſo erheblich, daß
der Milchhandel nicht gerade ein ſehr ſchlechtes Geſchäft iſt. Da
fſollte man denn doch verlangen, daß die Milch ivieder, wie es
anderswo längſt der Fall iſt, ins Haus gebracht wird.
Es iſt allerdings in Darmſtadt noch ſo, daß die Milchhändler an
verſchiedenen Straßen ſtehen und die Milch geholt werden muß.
Die Bequemlichkeit der Milchhändler ging aber dieſer Tage ſo
weit, daß dagegen denn doch ein Veto eingelegt werden muß.
2Als am Dienstag ſtark Echnee gefallen war, blieben ſie kaltblütig
am Oſtbahnhof mit ihren Milchkarren und ließen in den einzelnen
Straßen bekannt geben, daß die Milch am Oſtbahnhof ab=
geholt
werden müßte. Und die gutmütigen Hausfrauen taten
ihnen auch den Gefallen. Vielleicht wäre ein einiger Streik in
dieſem Falle wirkſam geweſen. Alſo, wie geſagt, vielleicht findet
ſich doch bald ein Unternehmer, der den Milchhandel kaufmänniſch
zu leiten gewillt iſt und dazu in der Lage iſt.
Obligationenſteuer. Vom Finanzamt Darmſtadt=Stadt wird
runs geſchrieben: In Ergänzung der vorgeſtern in unferem Blatte ver=
aöffentlichten
Beſtimmungen über die Beſteuerung der Obligationen iſt
finzwiſchen nachſtehender Erlaß des Reichsminiſters der Finanzen er=
gangen
. Bei der Obligationenſteuer der Dritten Steuernotverordnung
fiſt eine Befreiung vorgeſehen für Schuldverſchreibungen, ſoweit für ſie

ſind. Haften gewerblich genutzte Grundſtücke (z. B. Fabrikgrundſtücke)
für die Schuldverſchreibungen, ſo iſt die Steuerpflicht gegeben. Dies
wird die in den nächſten Tagen erſcheinende Durchführungsverordnung
klarſtellen.
Verordnungen gegen die Hundetollwut. Mit Rückſicht auf die
Ein Darmſtadt ausgebrochene Hundetollwut weiſt das Polizeiamt Darm=
Itadt unter Bezugnahme auf die kreisamtliche Bekanntmachung vom
26. ds. Mts. darauf hin, daß 1. ſämtliche Hunde innerhalb der Hof=
eiten
bis auf weiteres feſtzulegen, d. h. anzuketten oder einzuſperren
Tind; 2. Hunde auf öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen mit einem
Das Beißen wirkſam verhindernden Maulkorb verſehen ſein müſſen und
an einer kurzen Leine zu führen ſind; 3. frei umherlaufende Hunde
runnachſichtlich eingefangen und ſofort getötet werden. Zuwiderhand=
lungen
werden ſtreng beſtraft.
w. Falſche Reichsbanknoten zu 5 Billionen Mark der 1. Ausgabe
wom 1. 11. 1923 in Umlauf. Vor Annahme wird, wie bereits anfangs
Dezember v. Js. geſchehen, nochmals gewarnt und darauf hingewieſen,
Saß nunmehr eine neue Nachahmung im Umlauf feſtgeſtellt worden iſt,
Die u. a. daran zu erkennen iſt, daß das bei echten Noten in den Papier=
Itoff eingearbeitete Waſſerzeichen ein Vierpaßmuſter darſtellend auf
ſder Rückſeite der Falſchſtücke durch einen Aufdruck vorgetäuſcht
kvorden iſt. Die Reichsbank zahlt nach ihrem Ermeſſen denjenigen Per=
ſſonen
, durch deren Mithilfe die Feſtnahme der Herſteller von falſchen
Seichsbanknoten ermöglicht wird, hohe Belohnungen.
Deutſcher Landesverſicherungsbeamtentag in Darmſtadt. Am 14.
ind 15. März ds. Js. findet hier eine Tagung der Vertreter der Deut=
ichen
Handelsverſicherungsbeamten ſtatt. Hierzu werden Beamte aus
allen Teilen des Deutſchen Reiches erſcheinen. Für den 14. März ſtehen
mur berufliche Fragen zur Beratung. Für den 15. März ſieht die Tages=
wrdnung
eine Ausſprache über die Reformen der Sozialverſicherung vor,
Die von allgemeinem Intereſſe iſt.
Staatliche Fürſorgepflicht. Die Verordnung vom 13. Februar
924 überträgt die Sonderfürſorge für Kriegsbeſchädigte und Kiegs=
Hinterbliebenen, Sozial= und Kleinventner auf Länder und Gemeinden:
DDarin liegt kein Abbau, keine Verſchlechterung oder gar Herabwür=
Digung dieſer Fürſorge. Die Fürſorge bleibt wie bisher Pflichtaufgabe
wind ſteht unter dem Schutze des zwingenden Rechts. Für die Durchfüh=
wung
erhalten die Länder und Gemeinden aus 3. Steuernotverordnung
Die nötigen Einnahmequellen. Für Vorausſetzung, Art und Maß dieſer
SSonderfürſorge ſind die bisherigen Vorſchriften bis auf weiteres maß=
ebend
. Damit bleibt der Fürſorge für die genannten Gruppen trotz
Wechſels im Laſtenträger die berechtigte Eigenart gewährt, was auch dem
WWunſche der Reichsregierung entſpricht.
Beſuch aus dem beſetzten Gebiet. Am Sonntag veranſtalteten die
gevang. Vereine von Weiſenau bei Mainz in den überfüllten Sälen der
BBetrusgemeinde einen Familienabend. Herr Pfr. Haupt ſchilderte in
Beredten Worten die Not des beſetzten Gebietes und forderte in ſeiner
wündenden Art zur Treue gegen die ſchwerduldenden Brüder am Rhein=
Ftrom auf. Der Kirchenchor, der ſchon morgens im Gottesdienſt der
SPaulusgemeinde treffliche Proben ſeines Könnens gegeben hatte, bot
mach Geſängen ernſteren Inhalts auch eine Reihe froher Volslieder dar.
Es war den Sängern ordentlich abzuſpüren, wie erleichtert ſich ihre
ffangesfrohen Herzen fühlten, endlich einmal, wenn auch nur für Stun=
Den, den Druck einer harten und ungerechten Beſetzung los zu ſein. Solo=
geſänge
, Tänze, eine Rheinliederſzene und die ſchneidigen Märſche des
Srcheſters füllten den Reſt des reichen Abends. Der lebhafte Beifall am
SSchluß war nicht nur ein Ausdruck des Dankes, ſondern auch ein Ge=
Höbnis neuer Verbundenheit mit den Brüdern am Rhein.
Aus ber Martinsgemeinde. Vielfachen Wünſchen aus der Ge=
Eneinde entſprechend, veranſtaltet die Männervereinigung nächſten
Sonntag, 2. März, abends 7½ Uhr, im Gemeindehaus (Liebfrauen=
Ftraße), einen geſelligen Unterhaltungsabend. Unſere hochgeſchätzte
wind allſeitig beliebte Künſtlerin Frau Horn, geb. Stoll, ſowie H.
Wandzettel, Organiſt unſerer Gemeinde, haben für den muſikaliſchen
TTeil ihre Mitwirkung zugeſagt. Außerdem ſind vorgeſehen ein Trio
ffür Violine, Cello und Klavier (H. Simon nebſt Tochter und H. Schmitt=
mer
) und Aufführungen der Jugendvereinigung. H. Pfarraſſiſtent
Sſteinhard wird über ſeine Erlebniſſe in britiſcher Gefangenſchaft berich=
en
. Unſere Mitglieder und Freunde ſind herzlichſt eingeladen mit dem
Bemerken, daß in der Pauſe Tee verabreicht wird. Mit Gebäck und
Zucker wollen ſich die Beſucher ſelbſt verſehen.
Mozartverein. Der Verein weiſt erneut darauf hin, daß zu der
geſelligen Veranſtaltung am 3. März nur Mitglieder Zutritt haben.
HMitglieder dürfen ihre Mitgliedskarte nicht weitergeben.
Arien= und Liederabend im Saalbau. Auf den heute abend
B Uhr im Großen Saal des Städt. Saalbaues ſtattfindenden Arien=
nd Liederabend von Fräulein Gertrud Geyersbach (Staatsoper
Wien), wird hiermit nochmals hingewieſen. Karten bei Konzert=Arnold,
Wilhelminenſtr. 9 und an der Abendkaſſe,
Erholungsheime des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten. Nach=
Dem vor kurzem der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten eines der größ=
ten
Penſionshotels an der Oſtſee, das Strandhotel im Oſtſeebad Banſin,
Für ſeine Mitgliedr durch ſeine Wirtſchaftsbank erworben hat, iſt es ihm
gelungen, auch in Süddeutſchland ein Ferienheim zu errichten. Das alt=
wekannte
, in ſchönſter Lage der Bergſtraße liegende Hotel Zur Krone‟
in Auerbach iſt von der gleichen Stelle aufgekauft worden und dürfte
ſchon in den nächſten Tagen eröffnet werden. In dieſer Erweiterung der
eigenen Bundesheime des G. D.A. verkörpert ſich der Selbſthilfegedanke
Dieſes Bundes, der in Zukunft noch mehr als in den letzten Jahren wie=
Der in den Vordergrund treten wird.
Die Mitgliedsbeiträge der Karnevalgeſellſchaft Narrhalla, für
Das laufende Jahr ſind bis ſpäteſtens 1. März 1924 an die Elferratsmit=
glieder
Theaterfriſeur Hermes, Luiſenſtraße, Parfümerie Müller, obere
Rheinſtraße, Bureaubedarf Bauer, Rheinſtraße 26, und A. Schmitt,
Schuchardſtraße, zu entrichten. Nur diejenigen Mitglieder, die bis zum
1. März 1924 ihren Jahresbeitrag entrichtet haben, haben zu der am
1. März 1924, abends 8 Uhr, im Saalbau ſtattfindenden Veranſtaltung
Zutritt.
Gemeindeſteuerzahlung. Das 2. Ziel der Gemeinde=Grund= und
Gewerbeſteuer (roſafarbener Steuerzettel) iſt bis zum 5. März I. J. an
Die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen.
* Treue Mieter. Am 1. März wohnt Frau Sophie Münch Wwe.
50 Jahre im Hauſe Langgaſſe 33.

*Der Jungdeutſche Orden E. P.
Bruderſchaft Darmſtadt
veranſtaltete im Städtiſchen Saalbau einen Künſtler=Abend zum
Beſten ſeiner ſozialen Einrichtungen, der zwar recht gut, aber leider nicht
ſo gut beſeicht war, wie der ſoziale Zweck und auch die künſtleriſchen
Darbietungen es verdient hätten.
Nach einleitendem Muſikſtück der kernhafte Folkunger Marſch
wurde vom Orcheſter geſpielt hielt der Großmeiſter der Bruder=
ſchaft
Darmſtadt eine den Zweck der Veranſtaltung erläuternde An=
ſprache
, in der er etwa ausführte: Die Bruderſchaft Darmſtadt des
Jungdeutſchen Ordens hat ſich entſchloſſen, den heutigen Abend zu ver=
anſtalten
zum Wohle der von ihr errichteten Geuſenküche am
Riegerplatz. Wir freuen uns, daß Sie unſerer Einladung Folge
geleiſtet haben, um ſo mehr, als wir glauben annehmen zu dürfen,
daß Ihr Erſcheinen nicht nur von dem Wunſche diktiert iſt, einige fröh=
liche
Stunden bei uns zu verleben, ſondern weil Sie tatſächlich Inter=
eſſe
für den guten Zweck, der mit dieſem Abend verfolgt wird, und
auch, wie wir hoffen, Intereſſe für unſere Bewegung hierher geführt
hat. Der Jungdeutſche Orden, die größte nationale Organiſation
Norddeutſchlands hat in ſeinem Bereich, der ſich über unſer ganzes
Vaterland erſtrect, überall Geuſenküchen errichtet, die unſeren armen,
hungernden Volksgenoſſen, gleich welchen Standes, gleich, welcher Par=
tei
, gleich, welcher Konfeſſion, über die bitterſte Not hinweghelfen ſoll.
Dieſe Tat iſt neben vielen anderen ein Beiſpiel, wie wir unſeren jung=
deutſchen
Gedanken in die Wirklichkeit umſetzen. Dieſen jungdeutſchen
Gedanken, der in dem ganzen deutſchen Volke, eine große Schickſals=
gemeinſchaft
ſieht, der in jedem Deutſchen den Bruder ſieht, der die
gleiche Not erduldet wie er, und der verſuchen will, das verlorene Ver=
trauen
vom Deutſchen zum Deutſchen zurückzugewinnen zu der großen,
gemeinſamen Tat der Befreiung unſeres Vaterlandes, die nur möglich
iſt wenn wir alle uns im innerſten Herzen als ein großes Ganzes
füihlen. Die Bruderſchaft Darmſtadt, die unter den beſonderen Ver=
hältniſſen
hier ſchon ſehr viel Unrecht erdulden mußte, hat bewieſen
daß auch in ihr der Wille zur jungdeutſchen Tat vorhanden iſt, und daß
ſie ſich allen Widerſachern zum Trotz behauptet und gefeſtigt hat. Ich
hoffe, daß Sie das gleiche Intereſſe, das Sie unſerer heutigen Veran=
ſtaltung
entgegengebracht haben, künftig in erweitertem und tieferem
Sinne auf unſere Bewegung übertragen. Und nun wollen wir ver=
ſuchen
, des grauen Alltags Mühe und Laſt für einige Stunden zu ver=
geſſen
und unſere Künſtler reden laſſen. Treu deutſch!
Dann begannen die künſtleriſchen Darbietungen, die in bunter und
reicher Folge eine Anzahl bewährter Künſtlerinnen und Künſtler auf
den Plan riefen, die in letzter Zeit ſo oft Gegenſtand anerkennender
Kritik an dieſer Stelle waren, daß wir früher Geſagtes heute nur
wiederholen könnten. Wir dürfen uns alſo wohl mit einer Aufzählung
begnügen: Frau Baumeiſter=Jacobs ſang ſeriöſe Lieder von
Schubert und Schmmann, Herr Eduard Göbel brachte ernſte und hei=
tere
Dichtungen (Geibel, Büchner, Robert Schneider uſw.) zum Vortrag,
Herr Hinz ſang ernſte und heitere Lieder zur Laute, Frl. Paula
Kapper ſang aus der Fledermaus und Frau Käthe Gothe=
Schneider ihre zwingend erheiternd wirkenden Couplets und Chan=
ſons
. Frau Aenne Osborn endlich entzückte durch Auswahl ihrer
grazibs=anmutigen Tänze. Daß alle dieſe Darbietungen wieder aus=
gezeichnet
waren, bewies der rauſchende Beifall, der immer wieder zu Zu=
gaben
zwang, ſo daß es faſt Mitternacht war, bis der ſchöne Abend
abgeſchloſſen werden konnte.
Die muſikaliſche Leitung hatte Herr Dr. Wedig, dem auch meiſt
die Begleitung oblag, die techniſche Herr W. Proeſer. Es bleibt
zu hoffee, daß das materielle Ergebnis des Abends dem künſtleriſchen
gleichkommt, damit dem ſozialen Zweck gedient iſt.
D. St.
Der Bunte Abend des Wilhelm Etzolöſchen Männerquartetts.
Der vom Wilhelm Etzoldſchen Männerquartett am 24. Februar im
Städtiſchen Saalbau veranſtaltete Bunte Abend kann als wohl=
gelungen
in ſeiner Art bezeichnet werden. Was hier an Volksliedern
und humoriſtiſchen Quartetten zum Vortrag gebracht wurde, hinterließ
bei den anweſenden Gäſten und Freunden des Deutſchen Männer=
geſangs
den Eindruck, daß das Quartett unter ſeiner bewährten Leitung
in beſter Schule iſt. Aber nicht zuletzt gebührt herzlicher Dank Fräulein
Unckel für ihre reizenden Lieder, die ſie mit klangreicher Stimme und
ſeelenvollem Spiel vortrug. Ebenſo leiſtete Herr Hildebrand als Ge=
ſangshumoriſt
Vorzügliches, er wußte durch ſeine humorvollen Vorträge
die Stimmung aufs beſte zu heben. Vergeſſen ſei nicht die Kapelle Weſp,
die durch zeitgemäße Muſikvorträge während des Konzertes und auch
ſpäter beim Tanz alle Zuhörer erbaute. Nochmals allen, die zur Ver=
ſchönerung
der Veranſtaltung beitrugen, herzlichen Dank.
Dgs. Darmſtadt-Berlin Schleſ. Bahnhof. An Stelle der im Dezem=
ber
vergangenen Jahres ausgefallenen Schnellzüge Frankfurt a. M.
Berlin Schleſ. Bahnhof wird vom 1. März ds. Js. ab ein Schnellzugs=
paar
Karlsruhe Mannheim Darmſtadt Frankfurt a. M.
Bebra Deſſau Charlottenburg Stadtbahn Berlin Schleſ.
Bahnhof und zurück befördert. Hiermit iſt zum erſten Male den
Reiſenden von und nach Darmſtadt die Möglichkeit gegeben, die
Stadtbahnhöfe in Berlin ohne Wagenwechſel in Frankfurt zu
erreichen. Für alle, die über Berlin hinaus nach dem Oſten weiter=
reiſen
wollen, iſt in Berlin der läſtige Uebergang von einem zum an=
deren
Bahnhof mit Elektriſcher, Droſchke oder zu Fuſt erſpart. Man
kann jetzt, ohne Berlin zu berühren, in Charlottenburg umſteigen nach
Schneidemühl, Danzig, Königsberg, Poſen, Breslau uſw. Die Fahrt=
zeiten
des Zugspaares ſind: Karlsruhe ab 6,52 nachm., Darmſtadt ab
9,05 nachm., Frankfurt a. M. ab 9,53 nachm., Berlin Friedrichsſtraße
an 8,38 vorm. In der Gegenrichtung: Berlin Friedrichsſtraße ab 8,33
nachm., Frankfurt a. M. an 6,43 vorm., Darmſtadt an 7,42 vorm.,
Karlsruhe an 9,54 vorm.
Koſten eines Volksbegehrens. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß in
nächſter Zeit Volksentſcheide herbeigeführt werden. Deshalb
intereſſieren die am 1. Oktober 1924 außer Kraft tretenden Beſtim=
mungen
: Die bei Reichs=, Staats= oder Gemeindebehörden bei der
Durchführung eines Volksbegehrens entſtehenden Koſten fallen, ſoweit
es ſich um Barauslagen handelt, den Antragſtellern zur Laſt. Zur Ab=
geltung
derſelben wird eine Pauſchſumme feſtgeſetzt, unter Berück=
ſichtigung
der Reichs= und Landeszentralbehörden durchſchnittlich erwach=
ſenden
Koſten und der nach Gemeindegrößen abzuſtufenden Aufwendun=
gen
der Gemeinden. Die Zulaſſung eines Volksbegehrens iſt von der
Leiſtung der Pauſchſumme abhängig zu machen. Iſt der begehrte Ge=
ſetzentwurf
im Reichstag oder auf Volksentſcheid unverändert angevom=
men
worden, ſo wird den Antragſtellern die bezahlte Pauſchſumme vom
Reiche erſtattet. Iſt die Pauſchſumme ganz oder teilweiſe durch öffent=
liche
Sammlung aufgebracht worden, ſo kann von Rückerſtattung ab=
geſehen
werden. (§ 4.) Dieſe Vorſchriften, ohne § 4, gelten ent=
ſprechend
für Vorabſtimmungen bei Durchführung des Geſetzes zur
Ausführung des Art. 18 R.=Verfaſſung, es ſei denn, daß es ſich um
Vorabſtimmungen handelt bezüglich deren der Zulaſſungsantrag vor
dem 29. Februar geſtellt iſt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Verein ehemaliger 25er: Familienabend mit Muſik am
Samstag, 1. März, abends 8 Uhr, in der Kanone‟, Heidelberger Straße.
Untffz.=Verein ehem. Heſſ. Leib=Drag. 24. Mo=
natsverſammlung
am 1. März, abends 8.30 Uhr, im Gutenberg, Gra=
fenſtraße
.
Verein ehem. 6ler. Kameraden, welche am Sonntag an
dem in Frankfurt a. M. ſtattfindenden Kolonnentag in der Reſtauration
Schneider, Frankfurt a. M., Kl. Kornmarkt, am Nathaus, teilnehmen
wollen, werden gebeten, ſich zum Zuge 10.45 vorm. Hauptbahnhof einzu=
finden
. Es wird um zahlreiche Beteiligung gebeten.
Offizierverein Artilleriekorps. Der Herrenabend
am Samstag fällt aus. Die Kameraden werden gebeten, ſich zahlreich
an dem Familienabend des Regimentsvereins in der Kanone zu be=
teiligen
.
National=Stenographenverein. Auf den morgen
im großen Saal des Feierabend ſtattfindenden Theaterabend
wird hierdurch nochmals hingewieſen. Zur Aufführung gelangen u. a.
das erfolgreiche Luſtſpiel in Darmſtädter Mundart Jwwerrumpelt
von H. Hohmann, ſowie Solotänze, ausgeführt von Frl. Anna Kraft
vom Heſſ. Landestheater. (Siehe Anzeige.
Im Café Fürſt Bismarck finden ab Samstag, den
1. März, bis 8. März große Elite=Konzerte unter Mitwirkung unſeres
bekannten kleinen Xylophonkünſtlers Walter Zacher ſtatt. (Näh. ſ. Anz.)
Doppel=Bock bei Heß Kirchſtr. 3. Doppel=Bock (hell)
im Ausſchank bei Heß. Gemütliche Näume reizen zum Dämmerſchoppen
an. Freunde des Bockbiers werden die Gelegenheit nicht ungenützt
vorübergehen laſſen.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. In der letzten Mit=
gliederverſammlung
erſtattete zunächſt der Vorſitzende, Nektor
Reiber, einen anſchaulichen Bericht über die letzten Reichstagsver=
handlungen
, die er als Zuhörer mitgemacht hat, und knüpfte daran
Erörterungen über die bevorſtehende Reichstagsauflöſung und die dann
folgenden Neuwahlen. Sodann wurden die Delegierten für den am
6. April in Weimar ſtattfindenden Reichsparteitag gewählt. Schließlich
hielt dann Dr. Th. Heuß=Verlin einen bedeutſamen Vortrag über
das Thema Die europäiſche Kriſe und die deutſche Lage‟. Redner
erörterte dabei in umfaſſender und hochintereſſanter Weiſe die außen=
politiſche
Geſtaltung der letzten Zeit. Der Redner erntete für ſeine
inſtruktiven Darlegungen den herzlichſten Dank der Verſammlung,

Stadlbergreneienderfammimiang
St. Darmſtadt, 28. Februar.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnet die Sitzung um 5½
Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragt Stadtv. Aßmuth,
die Generaldebatte zur Abbaufrage in die öffentliche Sitzung zu
verlegen. Der Antrag wird abgelehnt, da der Oberbürgermeiſter
ſich bereit erklärt, bis zur nächſten Sitzung noch entſprechende Infor=
mationen
zu erteilen.
Es wird dann in die Tagesordnung eingetreten. Der Abſchluß
der Stadtkaſſe und der ſtädtiſchen Nebenkaſſen für 1921 wird ohne
Beſprechung genehmigt.
Die Neufeſtſetzung der Schlachtgebühren wird bean=
tragt
, zurückzuſtellen. Beig. Ritzert ſpricht ſich gegen dieſen Antrag
aus, da er unter keinen Umſtänden eine Aenderung der Vor=
lage
bezw. Herabſetzung der Schlachtgebühren zulaſſen werde.
Stadtv. Hikle (Soz.) unterſtützt den Antrag der Demokraten auf Zu=
rückſtellung
, weil die Metzger heute eine Proteſtverſammlung abgehalten
haben, in der doch weſentlich neue Geſichtspunkte in die Debatte geworfen
würden. In gleichem Sinne ſpricht ſich Stadtv. Finger, auch Stadv.
Haury aus.
Der Vertagungsantrag wird angenommen.
Eine Polizeiverordnung, betr. Sperrung des weſtlichen Teils des
Paradeplatzes für den Laſtfuhrwerksverkehr, wird angenommen.
Die Leihamtsgebühren.
Der Betrieb des Leihamtes hat in der letzten Zeit mehrfach vorüber=
gehend
ſtillgelegt werden müſſen, da die für die Darlehenshingabe not=
wendigen
Gelder aus Mangel an Mitteln nicht mehr in dem Bedarfs=
maße
zur Verfügung geſtellt werden konnten und weil auch die zuletzt
durch Verwaltungsbeſchluß mit Wirkung vom 22. Oktober 1922 ab ge=
nehmigten
Zins= und Gebührenſätze eine Ausbalanzierung der Einnah=
unen
und Ausgaben nicht mehr gewährleiſteten. Durch dieſe veränderten
Verhältniſſe bedingt, hat ſich deshalb die Verwaltung eingehend mit
der Frage der Umgeſtaltung des Betriebes des Leihamtes beſchäftigt.
Nach vorheriger Fühlungnahme mit den benachbarten Städten und Leih=
ämtern
wird nun vorgeſchlagen, für das Städtiſche Leihamt in Darm=
ſtadt
mit ſofortiger Wirkung folgende neue Zins= und Gebührenſätze auf
Goldmarkgrundlage in Kraft zu ſetzen:
1. An Zinſen von den Verpfändern bei Auslöſung des Pfandes
den jeweiligen Zinsſatz, den die Leihamtskaſſe für die Darlehensauf=
nahme
zu zahlen hat z. Zt. 2½3 Prozent pro Monat.
2. An Gebühren. a) Annahmegebühr: 10 Prozent des Dar=
lehens
bei Einbringung des Pfandes; b) Verſäumnisgebühr: 10 Prozent
des Darlehens für die nach Ablauf der einmonatlichen Verfallzeit aus=
gelöſten
Pfänder; c) Verſteigerungsgebühr: 20 Prozent des Steigprei=
ſes
der verſteigerten Pfänder von dem Steigerer; d) Gebühr für Auf=
bewahrung
, Auszahlung und Verrechnung des Mehrerlöſes: aus den
verſteigerten Pfändern 10 Prozent des Mehrerlöſes; e) Gebühr für Ver=
packung
der von auswärts ausgelöſten Pfänder: die Selbſtkoſten; k) im
Ausgebotsverfahren: je 1 Prozent des Darlehens für Nachſchlagen der
Geſchäftsbücher, Sperren der Pfänder und Ausſtellung neuer Pfand=
ſcheine
; g) Umſchreibgebühren: für den Erſatz beſchmutzter oder zerriſſe=
ner
Pfandſcheine 10 Pfennig für den Schein.
Weiter wird vorgeſchlagen, die Pfänderverfallzeit von 1 Jahre zu=
nächſt
verſuchwsweiſe auf drei Monate herabzuſetzen, damit die gegebenen
Darlehen raſcher zur Leihamtskaſſe zurückfließen und die Pfänder ſelbſt
auch etwas höher beliehen werden können.
Der Antrag der Verwaltung geht dahin, die vorgeſchlagenen Zins=
und Gebührenſätze zu genehmigen und in Verbindung damit zu beſchlie=
ßen
, daß die zur Aufrechterhaltung des Leihamtsbetriebes erforderlichen
Mittel ohne Einſchränkung zur Verfügung geſtellt werden müſſen, oder
aber im Falle der Ablehnung ſich damit einverſtanden zu erklären, daß
das Städtiſche Leihamt aufgelöſt wird, weil der dann ohne Zweifel er=
forderlich
werdende Zuſchuß nicht verantwortet werden kann.
Die Leihamtsdeputation hat ſich für den erſteren Antrag vor=
läufig
auf die Dauer von 3 Monaten ausgeſprochen, jedoch noch ge=
wüinſcht
, daß bei Erneuerung eines Pfandes die Aufnahmegebühr nur
zur Hälfte zu berechnen iſt. Die Verwaltung hat ſich damit einverſtan=
den
erklärt.
Stadtv. Sames erſtatter Bericht im Sinne des Vorgeſagten und
beantragt Annahme der Vorlage. Stadtv. Bienſtadt findet in
der Vorlage noch zu große Härten, beſonders ſei die Verſteigerungs=
gebühr
von 20 Prozent zu hoch. Stadtv. Heß ſtimmt der Vorlage
zu, verwveiſt aber darauf, die ſchlechte materielle Lage des Leihamtes
im weſentlichen durch die Belaſtung mit Ruhegehalten hervorgerufen
wurde. Er beantragt, daß Ruhegehalte nur nach einer beſtimmten Reihe
von Jahren gewährt werden oder dieſe Ruhegehalte nicht zu Laſten des
Leihamtes gehen dürfen. Die Vorlage wird angenommen.
Die Ausſtellung auf der Mathildenhöhe.
Der Ständige Rat zur Pflege der Kunſt in Heſſen und die Heſſ. Ar=
beitsgemeinſchaft
für bildende Kunſt haben der Stadt mitgeteilt, es ſei
von ihnen beabſichtigt, im Sommer 1924 wiederum auf der Mathilden=
höhe
eine Ausſtellung für Malerei, Graphik und Plaſtik zu veranſtalten.
Außerdem ſoll für 1926 eine Ausſtellung für Architektur, Innenarchitek=
tur
und Kunſtgewerbe vorbereitet werden. Die Ausſtellung 1924 ſoll
Südweſtdeutſchland (Heſſen, Württemberg und Baden) umfaſſen. Die
Stadt wird gebeten:
1. für 1924 das Ausſtellungsgebäude zu überlaſſen und zur teilweiſen
Deckung der Koſten einen Beitrag von 10 000 Goldmark zu leiſten, der
zurückgezahlt wird, ſoweit er nicht erforderlich iſt;
2. für die Ausſtellung 1926 das Ausſtellungsgebäude und ſeine Um=
gebung
zur Verfügung zu ſtellen.
Die Verwaltung beantragt Bewilligung dieſer Wünſche.
Die Vorlage wird ohne Debatte angenommen.
Ein Licht= und Luftbad im Woog.
Für den Ausbau der ſog. grünen Inſel im Woog als Licht= und
Luftbad liegt ſeit Jahren ein öffentliches Bedürfnis vor. Da dieſer
Ausbau eine geeignete Verwendungsmöglichkeit für Erwerbsloſe bietet,
wurde er vorbehäktlich ſpäterer Zuſtimmung der Stadtverordnetenver=
ſammlung
einſtweilen veranlaßt. Gleichzeitig ſcheint es ratfam, die Bau=
lichkeiten
der ſeitherigen Inſel auf dieſe grüne Inſel zu verlegen, da
hierdurch eine größere Badefläche gewonnen und auch das Landſchafts=
bild
ganz bedeutend gehoben wird. Die Verbindung zwiſchen der grünen
Inſel und dem ſüdlichen Uferdamm ſoll durch einen kurzen Steg geſchaf=
fen
werden. Im Einvernehmen mit der Woogs= und Bäderdeputation
und der Baudeputation wird beantragt, die Herſtellungen zu genehmigen.
Stadtv. Schembs befürwortet nach kurzer Berichterſtattung die
Vorlage. Die Halle ſoll 20000 Mk. koſten, die Erdarbeiten 15 000 Mk.
Die Arbeiten ſollen in Angriff genommen werden, ſobald Mittel dafür
vorhanden ſind. Stadtv. Bienſtadt wünſcht hierbei die Schaffung
von Arbeitsgelegenheit am Woog, in der mindeſtens den Verheirateten
Tariflohn gewährt wird. Stadtv. Leuſchner wünſcht, die Arbeiten
zu beſchleunigen. Die Vorlage wird angenommen.
Verlegung der Städtiſchen Leſe= und Bücherhalle.
Die Stadtverwaltung hat die Abſicht, das als Zollamt aufgegebene
ſtädtiſche Haus Pädagogſtraße 1 für die Leſe= und Bücherhalle einzu=
richten
, dabei auch die Leſeräume für das Publikum entſprechend zu
erweitern. Es wird um Bereitſtellung des hierfür erforderlichen Koſten=
betrags
von 3000 Mark gebeten. In den Räumen, die die Leſe= und
Bücherhalle in dem Hauſe Grafenſtraße 30 verläßt, ſollen Läden ein=
gerichtet
werden.
Stadtv, Haury erſtattet Bericht und befürwortet die Vorlage.
Ratskeller=Bnu?
Stadtv. Stemmer hat grundſätzlich gegen die Vorlage ſelbſt nichts
einzuwenden. Da ihm jedoch bekannt iſt aus Aeußerungen des Beig.
Buxbaum, daß dieſe Verlegung ein gewiſſer Vorläufer zum Bau
des Natskellers ſein ſoll, möchte er Gelegenheit nehmen, dagegen
zu proteſtieren. Auch ſei er keineswegs gegen den Bau des Ratskellers,
halte ihn ſogar für durchaus begrüßenswert, aber heute, da noch ſo un=
endlich
viel Wohnungen fehlen und Gewerbe und Handel ſo ſtark mit
Steuern belaſtet ſind, müſſe dieſer Rathausbau doch noch zuruckgeſtellt
werden. (Beifall.)
Stadtv. Kleinert ſpricht ſich in ähnlichem Sinne aus. Ebenſo
Stadtv. Schlitt.
Beig. Buxbaum ſtellt feſt, daß das Projekt wohl vorliege, daß
aber in dieſem Jahre an den Bau noch nicht zu denken iſt, daß man
ſelbſtverſtändlich zuerſt, ſoweit es möglich iſt, Wohnungen bauen werde.
Ueberdies ſtehe der Rathausbau nicht zur Debatte. Die Vorlage
wird angenommen.
Einige kleine Vorlagen werden ohne Debatte angenommen.
Auch=Deutſche‟
Bei Beratung über einen Beitrag von 20 Mk. zum Saarverein
bringt Stadtv. Bienſtadt (K.P.D.) es fertig, feſtzuſtellen, daß das
Saargebiet ja doch gar nicht mehr deutſch ſei (Entrüſtungs= und
Pfuirufe, die ſich dauernd wiederholen), und daß man, ehe man für die
Deutſchen im Auslande (!) eintrete, erſt einmal für die Inlands=
deutſchen
ſorgen ſolle. (Wiederholte erregte Entrüſtungsrufe auf allen
dtv. Schäfer riet dem Vorredner, doch ein=
Seiten des Hauſe
mnal nach Saarbrücken zu fahren, wo er ſich ſehr bald von dem Deutſch=

[ ][  ][ ]

reite

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924.

Rnmmer 60.

tum der Saarländer überzeugen könne; es ſei geradezu erſchitternd,
wie ein Stadtverordneter Derartiges ſagen könnte. (Sehr richtig.)
Die Vorlage wird gegen die Stimmen der drei K.P.D.=Stadtverordneten
angenommen, deren Abſtimmung ein ſtark betontes Pfui! auslöſt.
Fürſorge für jugendliche Erwerbslofe.
Fortbildungsſchulzwang!
Infolge der ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſind etwa 50
Jugendliche im fortbildungsſchulpflichtigen Alter erwverbslos geworden.
Dazu kommen noch 50, die überhaupt noch keine Arbeitsſtelle finden
konnten.
Von den an Oſtern 1924 zur Entlaſſung kommenden Schulkindern
konnten bis jetzt noch 330 Knaben und 153 Mädchen keine Lehrſtelle bzw.
Arbeitsſtelle finden.
Mit Rückſicht auf die möglichen Folgen der Untätigkeit und des
Müßiggangs, die gerade in dieſem Alter bsſondere Beachtung erfordern,
ſind zur Abwendung derartiger Folgen folgende beſondere Maßnahmen
geplant:
Die erwerbsloſen jugendlichen Knaben ſollen erweiterten Fort=
bildungsſchulunterict
erhalten bis zu 20 Stunden nöchentlich. Sie
haben bereits an zwei Halbtagen acht Pflichtſtunden, ſo daß jeder Schü=
ler
noch neitere 12 Stunden an drei weiteren Halbtagen die Fort=
bildungsſchule
zu beſuchen hätte. Der Samstag ſoll ſchulfrei ſein. Be=
ſondere
Klaſſen brauchen nicht gebildet zu werden, auch ſind beſondere
Lehrer nicht nötig, da dieſe Jugendlichen in die beſtehenden Fortbil=
dungsſchilklaſſen
eingereiht werden könnten.
Für die an Oſtern 1924 zur Entlaſſung Kommenden ſoll in der Weiſe
geſorgt werden, daß auch ſie einen 20ſtündigen wöchentlichen Fort=
bildungsſchulunterricht
bis zur Einſtellung in ein Arbeitsverhältnis er=
halten
. Zur Einſchulung dieſer Jugendlichen iſt die Einrichtung beſon=
derer
Klaſſen und auch die Beſtellung von fünf Lehrern zu Laſten der
Staatskaſſe erforderlich. Bezüglich dieſer Maßnahmen ſoll das Landes=
amt
für das Bildungsweſen um Zuſtimmung gebeten werden.
Im Einverſtändnis mit den Schulvorſtänden der Fortbildungs=
ſchulen
wird Zuſtimmung zu dieſen Maßnahmen empfohlen.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing vertritt die Vorlage.
Stadtv. A,ßmuth unterſtreicht die geradezu erſchütternde Tatſache, daß
über 300 Familien nicht wiſſen, wie ſie für ihre heranwachſenden Kin=
der
ſorgen können. Es ſei ein bemerkenswertes Zeichen unſerer wirt=
ſchaftlichen
Geſamtlage. Es ſollte alles verſucht werden, Gewerbe und
Induſtrie zu veranlaſſen, neue Lehr= bzw. Arbeitsſtellen zu ſchaffen.
Das könne und müſſe ſich ermöglichen laſſen.
Stadtv. Schembs weiſt darauf hin, daß für viere Handwerker,
wie Glaſer, Gärtner, Spengler uſw. keine Lehrlinge zu haben ſeien.
Alles wolle Tiſchler und Schloſſer werden. Das gehe natürlich nicht.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläfſing gibt bekannt, daß demnächſt
in einer Elternberatung dementſprechend gewirkt werden ſoll. Stadtv.
Finger weiſt darauf hin, daß die beantragten Maßnahmen nur ein
Notbehelf ſein ſollen, daß natürlich die Unterbringung in Lehrſtellen und
Fahriken des Hauptziel bleiben muß. Stadtn Bienſtadt fürchtet
natürlich, daß dieſe Fortbildungsſchule der Jugend Monarchismus
anlernen ſoll, und iſt darum gegen die Vorlage.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſfing verzichtet auf eine Erwiderung,
um den außerordentlichen Ernſt der Vorlage nicht abzuſchwächen, was
der Vorredner bedauerlicherweiſe getan hat.
Nach weiteren Ausführungen der Stadtvv. Schäfer 1. und 2.,
Hühner Schlitt (der die Verſammlung über eine halbe Stunde
zu einer Karnevalsſitzung geſtaltet, was Stadtv. Bienſtadt ausdrück=
lich
feſtſtellt), Aßmuth, Sames, Nordmann, Leuſchner.
der ſcharf mit der K.P.D. ins Gericht geht, und Wieſenecker wird
die Vorlage angenommen.
Nach Erledigung der Tagesordnung folgen noch
Mitteilungen.
Der Oberbürgermeiſter gibt die Zuſammenſtellung des Schulvor=
ſtandes
bekannt. Beig. Ritzert teilt mit daß in die Kommiſſion
zur wirtſchaftlichen Prüfung des Gaswerls die Herren
Stadtyv. Stemmer Hummel, Sames und Heß und die Herren
Dr. Röhm und Prof. Heidebroek gewählt ſind. Von dem Prü=
fungsergebnis
wird die Geſtaltung des Gaspreiſes abbängen.
Stadtv. Schäfer 2. erſucht in einer Interpellation, endlich den
Weg zum Ausbau des alten Palaisgartens frei zu machen.
Beig. Buxbaum berichtet kurz über den Stand der Angelegenheit.
Der Herr Finanzminiſter wird das vorliegende Projekt vertreten.

Stadto. Leuſchner beſbricht die Eigenheimgenoſſenſchaft am
Dornheimer Weg und beanſtandet die hier hindernd und hem=
mend
bemerkbar gewordene Haltung der Stadtverwaltung, die zu hohe
Mieten fordert und dergleichen mehr. Beig. Buxbaum erörtert
die Verhältniſſe, wie ſie ſich durch die geänderte Wirtſchaftslage geſtaltet
haben. Die Miete wird nach dem Neichsmietengeſetz berechnet und be=
trägt
zurzeit monatlich etwa 3 Mk., was gewiß nicht zu hoch iſt. Die
Häuſer werden zurzeit genau berechnet und ſollen vertragsgemäß in
den Beſitz der Mieter übergehen.
Ein bemerkenswerter Vorſtoß.
Umgehung der Darmſtädter Geſchäftswelt durch
die Stadt?
Stadtv. Stemmer (Dtſch. Vpt.) führt aus: In der letzten Stadt=
verordnetenſitzung
teilte Herr Beigeordneter Delp mit, daß er für die
Arbeitsloſen 400 Paar Stiefel angeſchaſſt habe. Auf meine Umfrage
mußte ich in Erfahrung bringen, daß von dieſen Stiefeln nicht ein Paar
in Darmſtädter Geſchäſten gekauft wurde. Wenn auch die hieſige Ge=
ſchäftswelt
gewohnt iſt, daß die ſtädtiſche Verwaltung auf ſie keine Nück=
ſicht
nimmt, ſo zwingt mich doch der Ernſt der jetzigen Zeit, dieſe An=
gelegenheit
einmal öffentlich anzuſchneiden. Das gleiche Verfahren wird
beim Einkauf von Lebensmitteln angewandt, von denen das Wohl=
fahrtsamt
ganz bedeutende Mengen benötigt, dieſelben aber durch
Beamte auf Einkaufsreiſen beſorgen läßt. Kommen Sie mir nicht mit
der Ausrede, daß Sie auswärts billiger kaufen, denn erſtens müſſen
Sie mir hierfür erſt den Nachweis erbringen, und zweitens darf dies
bei einer ſtädtiſchen Verwaltung nicht allein maßgebend ſein, vor allem
muß auf den Handel in den eigenen Mauern Rückſicht genommen wer=
den
. Das Wohlfahrtsamt kennt derartige Rückſichten nicht, es will ſie
auch nicht kennen, den Leitern iſt es vielmehr nur darum zu tun, ihren
Apparat recht groß auszubauen und ſich nach und nach eine wirtſchaft=
liche
Zentrale anzulegen. Als Neueſtes betreibt das Wohlfahrtsamt
jetzt den Verkauf von Lebensmitteln an das Städtiſche Kraukenhaus
und den Kleinverkauf an Arbeitsloſe und Unterſtützungsbedürftige. Zu
einer Zeit, da von Handel und Gewerbe unglaubliche Opfer gefordert
werden, ſchämt ſich die Stadt nicht, dem Kleinhandel Abſatzgebiete zu
entreißen. Da wäre es doch Pflicht der Stadtverordneten= Verſamm=
lung
, den Aufbau des ſtädtiſchen Apparates einer Prüfung zu unter=
ziehen
. Der Herr Obepbürgermeiſter behauptet immer, daß die Stadt
nicht abbauen könne, weil ihr vom Staat immer neue Aufgaben zuge=
wieſen
werden, aber die Arbeiten, die die Stadt ohne Notwendigkeit an
ſich geriſſen hat, nennt er mit keinem Wort. Daß abgebaut werden
muß, iſt heute jedem Einſichtigen klar, aber es iſt nichſt nötig, dieſen
Abbau nur auf Koſten der Beamten zu betreiben, ſondern es müſſen
vor allen Dingen die überflüſſigen Aemter verſchwvinden. Nicht Beam=
tenabbau
, ſondern Aemterabbau muß die Loſung der Stadtverwaltung
ſein. Es gibt ſo viele Aemter, die unnötig ſind; vor allem nenne ich
hier die Materialienverwaltung, deren Tätigkeit ganz gut wieder auf
die einzelnen Reſſorts verteilt werden kann. Die Beſchaffung von Tinte
und Papier rechtfertigt niemals die Exiſtenz einer ſelbſtändigen Ver=
waltungsſtelle
. Die Wirtſchaftlichkeit dieſer Stelle müßte auf jeden Fall
einmal nachgeprüft werden. Weiter ſind unbedingt abbauwürdig alle
gewerblichen Stellen, wie die Buchbinderei, die Schuhmacherwerkſtatt,
die Bürſtenfabrik und die mit der Beſchaffung von Lebensmitteln be=
faßten
Amtsſtellen des Wohlfahrtsamts. Ich ſpreche den Beamten des
Wohlfahrtsamts die erforderliche Sachkenntnis für den Einkauf von
Lebensmitteln ab und fordere, daß dieſe Einkäufe von einer Kommiſ=
ſion
geprüſt werden; ferner fordere ich die Verwaltung auf, dafür Sorge
zu tragen, daß der letzte Pfennig ſtädtiſcher Gelder, wenn dies irgend
möglich, in Darmſtadt bleibt.
Beig. Delp ſtellt feſt, daß die Stadtverwaltung bisher durchaus
nach den Grundſätzen verfahren iſt, die Herr Stemmer fordert. Redner
verbreitet ſich dann über die vom Wohlfahrtsamt beſchaffen Waren uſw.
Von atwa 700 Paar Schuhen z. B. wurden 400 Paar allerdings in
Frankfurt gekauft, weil Herr Wildau erklärt hatte, die Schuhe könn=
ten
hier nicht geliefert werden. Auswärtige Käufe würden nur im
Einverſtändnis mit den hieſigen Geſchäften betätigt. Was die Lebens=
mittel
betrifft, ſo ſind allerdings aus Pommern Kartoffeln bezogen
worden, was ſehr notwendig war. Ein Waggou war ſchlecht, der wurde
auch verweigert. Jedenfalls wurde ſtets zuerſt die hieſige Geſchäftswelt
befragt, ſowohl hinſichtlich der Preiſe wie der Qualität und der Liefe=
rungsmöglichkeiten
hier. Bei Hülſenfrüchten, Kaffee und Haferſlocken
wurden 12 000 Goldmark erſpart dunch auswärtige Käufe. (Hört!) Die
Ausgabe von Gutſcheinen für hieſige Geſchäſte hat ſich nicht bewährt,
weil die Gutſcheine oft verkauft wurden und das Wohlfahrtsamt dem=
nach
für Lebensmittel ſorgen mußte. Mit der Einſetzung einer Kom=
miſſion
ſei das Wohlfahrtsamt durchaus einverſtanden, allerdings würde

iei Wermter, zur Perflaung gefel uerhen, uos eine Pelaſtung
bedeutet.
Stadtv. Haury: Die Ausführungen des Herrn Beig. Delp kön=
nen
uns nicht befriedigen. Nach Anſicht auch Linksſtehender wachſen
ſich die beregten Dinge beinahe zu einem öffentlichen Skandal
aus. Es wird behauptet, daß vielfach ungenießbare Lebens=
mittel
ausgegeben werden. Die Stadt ſelbſt habe ein Intereſſe daran,
daß dieſe Dinge reſtlos aufgeklärt werden. Die Auswärtskäufe ſind
durchaus zu beanſtanden. Man ſollte die beantragte Kommiſſion ſofort
wählen.
Stadtv. Itmann: Den Aeußerungen meines Parteifreundes
Stemmer muß ich ergänzend hinzufügen, daß ich in meiner Eigenſchaft
als Mitglied der Krankenhaus=Deputation zurzeit mit der Prüfung des
Eſſens im Stadtkrankenhaus beauftragt bin und zu meiner Freude feſt=
geſtellt
habe, daß dort faſt alle Lebensmittel und ſonſtige Anſchaffun=
gen
für die Küche mit wenigen Ausnahmen von hieſigen Geſchäftsleuten
bezogen werden. Nur wenige Male hat das Krankenhaus Lebensmittel
von dem Wohlfahrtsamt bezogen, in der Annahme, ſie ſeien aus Darm=
ſtadt
. Dem Verwalter Berger, der dort die Beſchaffung der Lebens=
mittel
zu erledigen hat, iſt deshalb für ſeine korrekte Handlungsweiſe
zu danken.
Des weiteren hat Herr Stemmer in ſeinen Aeußerungen auch den
Beamtenabbau erwähnt. Daß der Beamtenabbau notwendig iſt, wird
von niemanden beſtritten. Die Form aber unter dem dieſer Abbau
ſich vollziehen ſoll, gibt zu den allerſchwerſten Bedenken Anlaß. Der
Artikel 15 der Perſonalabbau=Verordnung verlangt z. B. die Ent=
laſſung
von Angeſtellten und verbietet künſtige Einſtellungen. Damit
iſt die berehtigte Sorge beſeitigt, daß durch die Entlaſſung von Beam=
ten
und Schonung oder ſogar Neueinſtellung von Angeſtellten der
Beamtenkörper allmählich in einen Angeſtelltenkörper umgewandelt wird.
M. E. kann deshalb auch kein Beamter auf Wartegeld (80 Prozent ſer=
nes
Gehalts) geſetzt werden, ſolange noch eine ſo große Anzahl von An=
geſtellten
auf Privatdienſtvertrag bei der Stadt beſchäftigt
wird. Aber auch dort müſſen bei der Entlaſſung die perſönlichen und
wirtſchaftlichen Verhältniſſe eines jeden ernſtlich geprüft werden. Es
können zunächſt nur Leute zur Entlaſſung kommen, die nicht unbedingt
auf den Erwerb angewieſen ſind, oder ſolche, die doppelten Verdienſt
haben.
Beig. Buxbaum: Die größten Eiykäufe betätigt die Mate=
rialverwaltung
, die den ſtrikten Auſtrag hat, alles hier zu
kaufen und auswärty nur dann, wenn mindeſtens 50 Prozent Erſparniſſe
erzielt werden.
Stadtv Stemmer: Bei der Preisbemeſſung kemmt in erſter
Linie die Qualitätsvergleichung in Frage. Zu beanſtanden iſt jeden=
falls
, daß jetzt, wie behauptet wird, Lebensmittel durch Lohnabzug
verkauft werden.
Stadtv. Hütſch erinnert daran, daß vor einiger Zeit die Stadt
Schurlutenſilien billig eingekauft hat, dieſe aber auf Drängen der Ge=
ſchäftswelt
dann ebenſo teuer verkaufen mußte, wie dieſe.
Die Stadtvv. Wieſenecker und Leuſchner ſtellen feſt, daß
allgemein hier die Anſicht verbreitet iſt, daß die Darmſtädter Geſchäſte
teurer ſind wie auswärtige, (Widerſpruch! Die hieſigen Geſchäfte
müßten alles daran ſetzen, mit Frankfuut konkurrenzfähig zu bleiben.
Man könnte allerdings die Frage prüfen, ob die Einkäufe nicht beſſer
von Fachleuten als von Beamten betätigt werden. Stadtv. Ar=
nold
bemängelt die Preiſe im allgemeinen, die noch viel höher ſind
als im Frieden, trotz der niedrigen Löhne und Gehälter. Redner be=
anſtandet
, daß die Stadt Koks, das Hektoliter zu 2.50 Mk. verkauft, was
viel zu teuer ſei; darum gehen auch die Kohlenhändler nicht mit den
Preiſen für Briketts herunter, die auswärts billiger ſeien.
Beig. Delp verteidigt die Verwaltung gegen die Angriffe des
Stadtv. Stemmer. Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing erachtet die
Angelegenheit für geklärt durch die heutigen Ausführungen. Die Ver=
waltung
wolle zwei ſachverſtändigen Herren, Stemmer und Nord=
mann
, den nötigen Aufſchluß geben. Es wird beſchloſſen, die Kom=
miſſion
aus dieſen beiden Fachleuten und den Stadtverordneten, den
Frauen Diehl und Kern, und den Herren Werner und Bien=
ſtadt
, beſtehen zu laſſen.
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[ ][  ][ ]

Rummer 60.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924

Seite 7.

Aus Heſſen.
F Arheilgen, 28. Febr. Die Verſorgung mit elektri=
ſchem
Strom. In dieſen Tagen verhandelte eine Kommiſſion, be=
ſtehend
aus Mitgliedern des hieſigen Gemeinderats mit Vertretern der
Heiſiſchen Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft, zwecks Verſorgung unſerer Ge=
meinde
mit elektriſchem Strom. Aller Vorausſicht nach wird noch im
Laufe dieſes Jahres unſer Ort mit elektriſchem Lichte verſorgt werden.
Man hofft, daß ſich hieran auch die Elektriſierung der Dampfbahn
ſelig anſchließen wird. Eine auf nächſten Sonntag angeſetzte außer=
ordentliche
Gemeinderatsſitzung wird ſich mit der Einführung elektriſchen
Lichts zu befaſſen haben. Hier iſt ſeit einigen Tagen unter den Kin=
dern
die Mumps ausgebrochen. Um die Erlaubnis zu erhalten, über
die angeſetzte Sperrzeit hinaus auf den Feldern tätig zu ſein, müſſen
die landwirtſchaftlichen Betriebe Geſuche an den Herrn Kreisdelegierten
inreichen. Auch Fuhrwerksbeſitzer, welche die Grenze paſſieren wollen,
müſſen im Beſitze eines Fahrpaſſes ſein, der koſtenlos ausgeſtellt wird.
Es iſt jedoch für ein Fuhrwerk mit zwei Pferden eine Hinterlegungs=
ſumme
von 600 Franken, bei einem Fuhrwerk mit einem Pferd eine ſolche
von 400 Franken, die bei Rückgabe des Paſſes zurückgezahlt wird, zu
entrichten.

8 Eberſtadt, 28. Febr. Auswanderer In den nächſten
Tagen werden mehrere hieſige Familien nach Südamerika auswandern.
H. Ober=Ramſtadt, 28. Febr. Gemeinderatsſitzung.
Zum erſten Punkt hatte Gemeinderat Gunkel Beſchwerde wegen An=
kauf
eines Faſels erhoben, weil dazu nicht alle Mitglieder der Ankaufs=
kommiſſion
zugezogen worden ſeien. In der Ausſprache hierüber leg=
ten
Beigeordneter Hofmann und Gemeinderar Matthes ihr Amt als
Mitglieder der An= und Verkaufskommiſſion von Faſelvieh nieder und
ſoll dieſe Kommiſſion in einer demnächſtigen Gemeinderatsſitzung neu
gewählt werden. Durch die Erweiterung des Baublocks in der Lichten=
bergſtraße
und die Anlegung eines Verbindungsweges zwiſchen Lichten=
bergſtraße
und Brückengaſſe iſt die Ueberbrückung des den Beſitzern der
Hammermühle gehörigen Hammerteiches erforderlich geworden. Nach
einiger Debatte wurde beſchloſſen, ſämtliche Anlieger des Hammerteichs
demnächſt zu einer Ausſprache mit der Baukommiſſion einzuladen. Der
Gemeinderat genehmigt die Herrichtung der Wohnräume im Hauſe des
Chriſtian Hofmann, Sonngaſſe, vorlagsweiſe auf Koſten der Ge=
meinde
. Ueber den Ausbau des Hauſes des Redakteurs Keck, Darm=
ſtädterſtraße
31, hat das Kreisamt eine nochmalige Abſtimmung des
Gemeinderats gewünſcht. Dieſe ergab 7 Stimmen für und 9 gegen
das Projekt. Zur Ausführung der Waſſerleitungsarbeiten in der
oberen Adlergaſſe werden auf Vorſchlag des Kulturbauamts Darmſtadt
die Lieferung der gußeiſernen Muffenrohre laut Angebot der Firma
Deutſcher Gußrohrverband, Köln, zu insgeſamt 197,40 Goldmark, die
Lieferung der Formſtücke. Abzweige uſw. den Buderus=Eiſenwerken,
Wetzlar, zu Mk. 21,78, die Lieferung von 1 Waſſerſchieber 80 Milli=
meter
der Firma Bopp und Reuther, Mannheim, zu Mk. 34,32, die
Ausführung der Rohrgraben= und Verlegungsarbeiten dem Michgel
Schnauber II. und Friedrich Jgkoby II. zum Preiſe von Mt. 118,40 als
Wenigſtfordernden übertragen. Gegen das Baugeſuch des Adam
Herdt III. und Lehrer Adelberger ſtehen Bedenken nicht entgegen, ſo=
weit
dasſelbe nicht den Beſtimmungen der Baupolizeiordnung für Ober=
Namſtadt vom 20. 5. 1915 widerſpricht. Wahrend Gemeinderat
Würtenberger den Sitzungsſaal verläßt, wird demſelben nunmehr als
endgültige Vergütung für das Rj. 1923 in ſeiner Eigenſchaft als Woh=
nungsinſpektor
der Betrag von 50 Goldmark aus der Gemeindekaſſe
zugeſprochen. Der Hausbeſitzerverein hatte beantragt, das Waſſergeld
künftig nicht dem Vermieter wie ſeither allein, ſondern anteilsmäßig
dem Mieter direkt anzufordern. Hierüber wurde ſchriftlich abgeſtimmt.
Das Reſultat war 12. Stimmen für und 4 gegen den Antrag. Die
neue Erhebungsweiſe tritt darnach vom 1. April ds. Jus. ab in Kraft.
Dem Heilſtättenverein für Heſſen werden als Jahresbeitrag für 19241
insgeſamt 20 Goldmark zugeſprochen, worauf die bereits im Januar ds.
Js. gezahlten 10 Gm. aufgerechnet werden. Der Gemeinderat ge=
nehmigt
der Verwaltung die Anerkennung der Wertbeſtändigkeitsklauſel
für die bei der Bezirksſparkaſſe Reinheim aufguommenen Kredite.
Bekanntlich haben die hieſigen Holzhauer bei Beginn der Holzhauerei
1924 die zwiſchen dem Forſtarbeitsamt und den Arbeitnehmergewerk=
ſchaften
abgeſchloſſenen Tariflöhne urſprünglich anerkannt, einige Zeit
darauf aber erhöhte Lohnforderungen geſtellt, die der Gemeinderat
ſchließlich genehmigte, obwohl die Verwaltung ſich ſtrickte an den Tarif=
vertrag
halten wollte. Das Kreisamt Darmſtadt hat nun dem dama=
ligen
Beſchluß des Gemeinderates, der die Stücklöhne pp. erhöhte, ſeine
Genehmigung verſagt und verlangt, daß die Differenzbeträge zwiſchen
Tariflohnſätze und den tatſächlich gezahlten Löhnen, von den Betref=
fenden
an die Gemeinde zurückzuvergüten ſind. Dem Gemeinderat lag
heute die betr. kreisamtliche Verfügung vor und lehnte er eine Rück=
forderung
der Differenzbeträge von den Holzhauern ab. Die Ver=
ſammlung
nimmt davon Kenntnis, daß vorausſichtlich im April ds. Js.
eine Quäkerſpeiſung hier wieder errichtet werden wird, an der vor=
ausſichtlich
75 Kinder teilnehmen können. Bezüglich der Tarifholz=
verloſung
kam man dahin überein, daß ſämtlichen hier anſäſſigen Nicht=
ortsbürgern
Tarifholz im Wege der Verloſung zugeteilt werden ſoll,
einerlei ob dieſe ſchon Anzahlungn hierauf geleiſtet haben oder nicht.
Die Abfuhrſcheine ſind ſodann innerhalb 4 Wochen vom Ausgabetag
an einzulöſen und bar zu bezahlen, andernfalls das zugeteilte Holz von
der Gemeinde verſteigert wird. Der Gemeinderat genehmigt die
Beſtellung von 10 kompletten Straßenlampen bei Jakob Kögel II.,
hier. Verſchiedene kleine Vorlagen fanden entſprechende Erledigung.
Richen, 28. Febr. Der hieſige Turnverein veranſtaltete im
Saale des Gaſtwirts Fritz Eidmann, hier, einen Unterhaltungsabend.
Der dicht gefüllte Saal gab Zeugnis davon, daß von Seiten der hie=
ſigen
Einwohnerſchaft der guten Sache mit größtem Verſtändnis ent=
gegen
gekommen wird. Auch an auswärtigen Gäſten fehlte es nicht.
Die vorgeführten Uebungen der Turner= und Schülerriege, ſowie die
Geſangvorträge von Männer= und gemiſchtem Chor dann die muſi=
kaliſchen
Darbietungen der Wanderabteilung des Turnvereins, ab=
wechſelnde
Gedichtvorträge und humoriſtiſche Schattenſpiele gaben dem
Abend einen recht angenehmen Verlauf. Alles in Allem iſt ein Be=
weis
, daß in unſerem Orte durch das Zuſammenwirken vereinter Kräfte
etwas geleiſtet werden kann.

Die 3. Steuernotverordnung
hat am 19. d. M. auch eine ſtark beſuchte Verſammlung des Schutz=
verbandes
der Hypotheken=, Pfandbrief= und Obligationengläubi=
ger
in München beſchäftigt. Verbandsſyndikus Dr. Jacobi er=
achtete
, daß die Verordnung gegenüber den früheren Entwürfen zwar
einige Verbeſſerungen (durch das Eingreifen des Verbandes!) erfahren
habe, unerhört ſei aber, was die Reichsregierung mit den Beſtimmun=
gen
über die 15prozentige Aufwertung zum 1. Januar 1932 den Sparern
zu bieten wage. Der Verband wolle den Reichstag anrufen, nötigenfalls die
Verfaſſungswidrigkeit der Verordnung höchſtrichterlich zum Austrag zu
bringen. Die einſtimmig gefaßte Entſchließung beſagt: Die ethiſch und
politiſch bedenkliche, wirtſchaftlich und ſozial unhaltbare Droſſelung des
reichsgerichtlich ankerannten Aufwertungsanſpruchs zur Goldmarkwie=
derherſtellung
für geſicherte Schuldverſchreibungen und für andere Spar=
gelder
in der 3. Steuernotverordnung macht ein berichtigendes
Eingreifen des Reichstags unumgänglich notwen=
dig
. Im einzelnen wird gefordert:
1. Vermeidung einer jeden Prozentualbeſchränkung des nachweisbaren
Rechtsanſpruchs auf Goldmarkwiederherſtellung von Schuldver=
ſchreibungen
. Beſcheidene Sonderſteuerbelaſtung nur nach Höhe
und Heimzahlungszeit des Aufwertungsbetrags. Würdigung der
wirtſchaftlichen Geſamtlage des Schuldners für Höhe und Zeit der
Heimzahlung (Goldmarkſchuldanerkenntnis Jahrestilgungsraten
Annuitäten!) Aber auch gerechte Berückſichtigung der wirtſchaft=
lichen
Bedrängnis verarmter Sparer=Gläubiger.
2. Fälligkeit des Aufwertungsanſpruches für das Darlehnskapital je
nach deſſen Kündigungstermin und der wirtſchaftlichen Geſamtlage
des Schuldners.
3. Sofortige Wiederherſtellung des Goldmarkwertes der Zinsleiſtung
bei zeitweiliger Zinserleichterung für nachweisbar zahlungs=
unfähige
Schuldner oder in der Ertragsmöglichkeit geſetzlich ein=
geſchränkte
Pfandgüter (Miethäuſer mit geſetzlicher Mietzinsbil=
dung
).
4. Erhaltung des Aufwertungsanſpruchs für alle unterwertig heim=
gezahlten
Schuldverſchreibungen, wofern nicht der Gläubiger auf
alle weiteren Rechtsanſprüche ſchriftlich verzichtet hat, desgleichen
für unterwertig gezahlten Zinſen und Tilgungsraten.
5. Klares und einwandfreies Goldmark=Schuldanerkenntnis für alle
öffentlichen Anleihen.
6. Stimmberechtigte Vertretung des ſparenden
Volkes in allen Kammern und Ausſchüſſen, die
für den Vollzug des Aufwertungsverfahrens
einzurichten ſind.

Nieder=Beerbach, 28. Fehr. Der hieſige Deutſche Ver=
ein
1894 e. V. hielt im Vereinslokal Darmſtädter Hof, ſeine
Hauptverſammlung ab. Der erſte Vorſitzende, Herr Lehrer Jourdan,
erſtattete eingehend Bericht über das abgelaufene Jahr 1923 und ge=
dachte
der guten Leiſtungen der Turner, Turnerinnen und Schüler. Ge=
lang
es doch dem Verein unter anderem den 3. Preis im Zwölfkampf
auf dem Gaufeſt und den 15. Preis im Dreikampf auf dem Deutſchen
Turnfeſt in München mit nach Hauſe zu nehmen. Auch die übrigen
internen Veranſtaltungen erfreuten ſich eines zufriedenſtellenden Ver=
laufes
. Für das Jahr 1924 wurden ebenfalls wieder verſchiedene tur=
neriſche
Veranſtaltungen vorgeſehen u. a. Ende Juli das 30jährige
Stiftungsfeſt, das ſich dem Ernſte der Zeit entſprechend nur in kleine=
rem
Nahmen abſpielen ſoll. Nach Entgegennahme des Kaſſenberichts,
der als zufriedenſtellend gelten darf, löſten Turnerlieder und Deklama=
tionen
den geſchäftlichen Teil der gut beſuchten Sitzung ab und gaben
der Zuſammenkunft den Schluß.
Reinheim, 25. Febr. Arbeiter=Samariter. Man ſchreibt
uns: An jedem Ort, zu jeder Zeit, ſind wir zur erſten Hilf bereit!
Dies war der Gedanke, den einige junge Leute trugen und ſich im
vorigen Herbſt zuſammenfanden, um eine Samariter=Kolonne ins Leben
zu rufen. Obwohl anfangs ein gewiſſes Mißtrauen der Kolonne ent=
gegengebracht
wurde, das zum Teil bis heute noch nicht ganz geſchwun=
den
iſt, ſo iſt doch anzunehmen, daß vom größten Teil der hieſigen
Einwohnerſchaft der beſtehenden Kolonne Anerkennung zu teil geworden
iſt. Dies bewies die Hausſammlung, welche am 10. und 17. ds. Mts.
vorgenommen wurde, bei welcher aus allen Kreiſen der Bevölkerung
ganz gute und ſchöne Beträge, zur Anſchaffung von Utenſilien zur Kran=
ken
= und Geſundheitspflege, trotz der großen Not in der wir zur Zeit
leben, gezeichnet wurden. Auch verſchiedenes Material, wie Verbands=
ſtoffe
, Ausrüſtungsgegenſtände uſw. wurden von einzelnen Einwohnern
zur Verfügung geſtellt. In zuvorkommender Weiſe, ſtellte ſich die
Gemeindevertretung auf den Standpunkt die beſtehende Kolonne in
der Form zu unterſtützen, ihr ſämtliches Material, das in der Gemeinde
vorhanden war, wie Lehrtafeln, Tragbahre, Verbandskaſten uſw. leih=
weiſe
für Lehrzwecke, ebenſo ein Lokal zum Abhalten des Lehrkurſus
zu Verfügung zu ſtellen.
Reichelsheim i. O., 28. Febr. Eine gut empfohlene Wander=
bühne
gibt hier und in der Umgebung Theatervorſtellungen. Trotz der
vielen winterlichen Vereinsveranſtaltungen werden die Thaterabende
gut beſucht.
/ Reichelsheim i. O., 28. Febr. Wiedereröffnung der Göttmann=
ſchen
Heilanſtalt. Die ſeit Herbſt vorigen Jahres geſchloſſene Gött=
mannſche
Heilanſtalt für Lungenkranke hat ihren Betrieb wieder er=
öffnet
. Außer den von den Krankenkaſſen zugewieſenen weiblichen
Kranken werden auch ſonſtige Heilung Suchende dort aufgenommen.
Aus dem Oſterntal, 27. Febr. Einſtellung des Berg=
werkbetriebs
. Das in der Gemarkung Rohrbach im Odenwald
belegene Manganerz=Bergwerk wird gegenwärtig wegen geringer Er=
giebigkeit
ſtillgelegt. In ihm fanden viele Arbeiter der Umgegend
während mehrerer Jahre lohnenden Verdienſt.
* Bensheim, 28. Febr. Im Laufe des Frühjahres werden hier zwei
große Fabrikneubauten erſtehen, welche einigen Hundert Ar=
beitern
Verdienſtmöglichkeiten bringen.
* Reichenbach i. Odw., 28. Febr. Eine große Freude und Wohltat
iſt unſerer Gemeinde durch eine ſeit Montag, den 18. d. M., hier ein=
gerichtete
Quäkerſpeiſung für fehlernährte Kinder widerfahren.
Dank dem Verſtändnis und wohlwollenden Entgegenkommen des Lan=

desausſchuſſes für Kinderſpeiſung können wir täglich 60 und demnächſt
75 Kindern ein köſtliches Frühſtück reichen. Schwer war die Auswahl der
Kinder, da wir in unſerer beſonders notleidenden Induſtriegemeinde
wohl die doppelte Zahl hätten nehmen können. So traf die ärztliche
Entſcheidung nur die geſundheitlich gefährdetſten. Da Ausſicht vorhan=
den
iſt, daß die Speiſung bis zum 1. Juni fortgeſetzt werden kann,
hoffen wir auf einen guten Erfolg. Wie manchen Eltern iſt damit eine
ſchwere Sorge der Ernährung ihrer Lieblinge abgenommen. Die Ge=
meinde
ſtellte den Saal, in dem gekocht und gegeſſen wird. Mitglieder
unſeres Jungfrauenvereins beſorgen abwechſelnd das Kochen. Keſſel
und Feuerung geben einige Gemeindeglieder, und die hieſigen Bäcker
backen ganz koſtenlos die guten Brötchen. Den Spendern aber, den
Freunden, gebührt der herzliche Dank Aller!
Aus dem Lautertal, 28. Febr. Man ſchreibt uns: Es iſt eben eine
an Steuerzetteln reich geſegnete Zeit. Die meiſten Steuern kön=
nen
zwar an den Untererhebſtellen bezahlt werden, doch dieſe ſind ſchon
überlaſtet und ſtundenlanges Warten an Hauptzahltagen gehört nicht zu
den Seltenheiten; dazu kommen noch weite Wege. Nun gibt es aber
auch noch Steuern, welche unmittelbar bei der Finanzkaſſe bezahlt wer=
den
müſſen. Zum Einzahlen an das Finanzamt auf Zahlkarten oder
Poſtanweiſungen muß man erſt das richtige Geld haben, daran fehlt es
aber meiſtens. Bleibt mithin kein anderer Weg übrig, als perſönlich
zum Finanzamt bezw. zur Finanzkaſſe zu gehen. Drei bis vier Weg=
ſtunden
muß man ſein Geld ſpazieren tragen, wenn man nicht Poſtauto
und Bahn benutzen, alſo noch Geld dazu daranhängen will. Warum,
ſo fragen ſich die Steuerzahler, Landwirte, Geſchäftsleute, Handwerker
uſw., iſt nicht Bensheim, wo man bei ſeinen Behörden doch immer zu
tun hat, oder Geſchäfte anderer Art zu erledigen hat, der Sitz des
Finanzamtes? Von Bensheim aber iſt vor Jahresfriſt aus Sparſam=
keitsgründen
die Finanzkaſſe nach Zwingenberg verlegt worden. Die
daraufhin in Bensheim errichtete Untererhebeſtelle arbeitet mit faſt eben=
ſo
diel Beamten als vorher die Finanzkaſſe. Von der Stadt Bens=
heim
waren damals die nötigen Gebäulichkeiten zur Aufnahme des
Finanzamtes zur Verfügung geſtellt worden, da möglichſt Finanzkaſſe
und Finanzamt am gleichen Platz ihren Sitz haben ſollten. Statt nun
Bensheim das Finanzamt zu geben, nahm man ihm das, was es hatte,
und die Bewohner des Lautertales ſind die am härteſten Betroffenen.
Vielleicht wird die Frage doch noch einmal aufgerollt, dann heißt es:
Alle Mann an Bord! Wenn man auch nie frohe Steuerzahler bekommt,
kann man ihnen aber das Bezahlen angenehmer geſtalten.
+ Offenbach, 28. Febr. Es iſt eine Tatſache, die in den Kreiſen
der Staatsbeamten Heſſens und auch der hieſigen Bürgerſchaft mehr
oder weniger bekannt iſt daß die hieſigen ſtädtiſchen Beamten faſt
durchweg eine oder zwei Gehaltsgruppen zu hoch eingeſtuft ſind. Man
verlieh irgend einer Beamtengruppe den Titel, den ſie haben mußte,
um in die betreffende Gehaltsgruppe zu kommen, und die Vorbedingun=
gen
für die Einreihung und Hebung der Beamten in die erſtrebte Ge=
haltsgruppe
waren erfüllt. Man kennt ſo mehrere Bauräte, die
im Staatsdienſt auf dieſen Titel keinen Anſoruch hätten. Den
Beamten der unteren Gehaltsgruppen wurde auch das ſogenannte
Exiſtenzminimum zugeſtanden, was zur Folge hatte, daß
die Beamten bis zur Gruppe /III faſt die gleichen Bezüge hattten.
Als das Reich anfing, die Zuſchüſſe zu den Beamtengehalten zu droſ=
ſeln
, mußte das Exiſtenzminimum wieder abgebaut werden.
Es ſoll dies ſchon im November geweſen ſein. Neuerdings hat ſich
nun, wie man immer beſtimmter hört, zudem herausgeſtellt, daß die
Gehaltsgruppen UIII bis X in unſerer Stadt verhältnismäßig viel
ſtärker beſetzt ſind, als dies in den übrigen heſſiſchen Städten der Fall
iſt. In der gegenwärtigen Zeit des Abbaues iſt Gelegenheit, die Fol=
gen
der Beſoldungspolitik der Sozialdemokraten in der Stadtverwal=
tung
einigermaßen zu mildern. Es wird behauptet, daß die Sozial=
demokratie
, die in der Stadtverordnetenverſammlung im Verein mit
den Kommuniſten die Mehrheit hat, von dieſer Gelegenheit und Mög=
lichkeit
gar nicht ſo ungern Gebrauch macht. Der Umſtand, daß die
Städte von Reich und Ländern nur noch in beſchränktem Maße und vom
1. April ab gar nicht mehr unterſtützt werden, ſcheint das Verantwor=
tungsgefühl
der Partei zu ſtärken.
Mainz, 28. Febr. Unfall. Beim Aufſpringen auf eine
Elektriſche trat ein in den 30er Jahren ſtehender junger Mann fehl,
geriet unter die Räder des Anhängewagens und wurde ſo ſchwer ver=
letzt
, daß er bald darauf, noch ehe ärztliche Hilfe herbeikam, ſtarb.
Einem ähnlichen Unfall iſt ein Oberkellner, der vor zirka 14 Tagen
von der Straßenbahn überfahren worden war, jetzt im Krankenhaus,
wo er ſeinen Verletzungen erlag, zum Opfer gefallen.
Worms, 28. Febr. Umfangreichen Kohlendieb=
ſtählen
, die von ſechs Perſonen bei der Regie wochenlang begangen
wurden, iſt man jetzt endlich auf die Spur gekommen. Die Täter ſind
feſtgenommen worden. Bluttat. In Verfolg einer Streitigkeit,
die in einer hieſigen Wirtſchaft unter mehreren Gäſten entſtanden war
und ſich auf der Straße fortſetzte, erhielt ein Arbeiter einen tödlichen
Stich in die Bruſt. Er ſtarb noch in derſelben Nacht. Der Täter
konnte feſtgenommen werden.
j. Göbe(nrod, Kreis Gießen, 21. Febr. Unſere Halteſtelle
iſt ſeit 1. Februar ſtillgelegt, angeblich aus Sparſamkeitsrückſichten. Die
Bewohner der vier intererſſierten Dörfer Queckborn, Beltershain, Rein=
hardshain
und Göbelnrod fühlen ſich dadurch ſehr benachteiligt und
haben ſich in einer Eingabe an Regierung und Eiſenbahnbehörde ge=
wandt
. Die Station liegt an der Strecke GießenFulda. Die reiſende
Bevölkerung, beſonders die Arbeiter, empfinden nicht nur die Schließung
der hieſigen Halteſtelle, ſondern auch das Ausfallen mehrerer Züge als
ſehr unangenehm. Viele müſſen in den Arbeitsſtätten, wie Wetzlar und
Bießen, überrnachſten.

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1. Firmenlöſchungen: Am 21 Febr. 1924:
Georg Hagg, Darmſtadt; am 22. Febr.
1924: Georg Walter & Cie., Darm=
ſtadt
; 2. Aenderungen: Am 22. Februar
1924: Friedr. Eiermann, Darmſtat:
lig zu verkaufen Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt. Geſchäft
ſamt Filma iſt auf die Friedr. Eiermann
Attiengeſellſchaft in Damſtadt überge=
gangen
. Die Firma wird hier gelöſcht;
L. Witimer Hoflieſerant Inh. Thiele
* Böttinger, Darmſtadt: Die offene
Handelsgeſellſchaft iſt aufgelöſt. Geſchäft
ſamt Firma, iſt auf den ſeitherigen Ge=
ſellſchafter
Louis Böt inger in Darmſtadt
als Einzelkaufmann übergegangen. Die
Firma iſt geändert in Thiele & Böt=
tinger
.
(2375
Darmſtadt, den 25. Febr. 1924.
Amtsgericht Darmſtadt I.
In das Handeloregiſter Abt. 4 wurde
heute bezüglich der Firma Jakob
Seippel II. in Groß=Umſtadt einge=
tragen
: Die Firma iſt geändert in J.
Seippel & Co. Perſönlich haftende
Geſellſchafter ſind: a) Marie Margarete
Seippel und b) Gottfried Seippel, beide
in Groß Umſtadt, offene Handelsgeſell=
ſchaft
. Beginn 1. Januar 1924. (2385
Groß=Umſtadt, den 25. Februar 1924.
Heſſiſches Amtsgericht.

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Abt. 41, 44, 46, ſowie Saufang, Abt. 24
hier bloß Knüppelreiſig u. Buchenſtöcke);
Nutzſcheiter: 2 rm Eichen; Scheiter:
1 Buche, 15 Eichen, 6 Birken; Knüppel:
4 Eichen, 77 Birken, 149 Kiefern, 1 Fichte;
Knüppelreiſig: 40 Buchen, 74 Echen,
2 Bitken, 34 Kiefern: Reiſig, rm: 58 Hain=
buchen
; Stöcke: 96 Buchen, 33 Eichen.
Auskunft bei Herrn Förſter Lang=
Meſſel.
(2305
Darmſtadt, den 27. Febr. 1924.
Heſſ. Oberförſterei Kranichſtein.
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1,87 II., 10,84 III., 16,52 IV., 0.0 V. Kl.;
Eiche: 3,57 IV., 5,02 V., 10,34 VI. Kl.;
Lärche: 6.96 TV., 14,97 V. Kl.; Fichte:
1,13 III, 4,06 IV., 8,29 Va, 30,24 Vb Kl.
Derbſtangen, im: Fichte: 17.24 I.,
3,54 II. Kl.; 0.42 fm Fichte Reisſtan=
gen
; 2 rm Eiche Nutzknüppel (Abt.
33) 2,5 m lang.
Die Fichten=Stämme in Abt. 20 ſind
nicht einbegriffen.
Auskunft durch Hrn. Förſter Schmidt
zu Forſthaus Thomashütte. (2384
Meſſeler Forſthaus, 27. Febr. 1924.
Heſſ. Oberförſterei Meſſel.
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Nummer 60.

Darmſtädter Tagblatt, Fr itag, den 29. Februar 1924.

Seite 9.

Reich und Ausland.

Jägerkongreß in Mannheim.
Mannheim. Der Badiſche Bund deutſcher Jäger hält ſeinen
diesjährigen Bundestag am 5., 6. und 7. April in den Mauern Mann=
heims
ab. Es wird mit einem ſehr regen Beſuch aus ganz Baden ge=
rechnet
, da der Bund weit über 4000 Mitglieder zählt.
Die Säuglingsſterblichkeit in Mannheim.
Mannheim. Das Städt. Nachrichtenamt Mannheim teilt mit;
Die Säuglingsſterblichkeit in Mannheim hat unter Berückſichtigung des
Geburtsmonats der geſtorbenen Säuglinge und der verſchiedenen Länge
der einzelnen Kalendermonate im Jahre 1923 11,16 Prozent der Lebend=
geborenen
betragen. Dies iſt die niedrigſte Säuglingsſterblichkeit, die in
Mannheim jemals verzeichnet worden iſt. Seit 1919 iſt ein ſtetiger
Rückgang feſtzuſtellen. Unter den Todesurſachen iſt die angeborene
Lebeusſchwäche, entſprechend dem Rückgang der Geburtenzahl nur mit
196 Sterbefällen vertreten, aber auch die anſteckenden Krankheiten des
Kindesalters haben vor allem Dank dem Nachlaſſen des Keuchhuſtens
nur 23 Opfer gefordert. An Lungenentzündung ſind nur 67 Säuglinge
geſtorben, dagegen hat die größere Sommerhitze die Zahl der Todes=
fälle
an Magen= und Darmkataruh auf 86 anſchwellen laſſen, von denen
59 auf die Sommermonate entfielen.
Einbruch auf der Hellerhütte.
Neuſtadt a. d. H. Ein ſchwerer Einbruch wurde am Freitag
abend in die Neuſtädter Hütte auf dem Hellerplatz verübt. Im Haupt=
wirtſchaftsraum
erbrachen die Diebe mit einer Axt den Wandſchrank und
nahmen den Vorrat an Zigarren, Zigaretten und eine Rehkronpfeife mit.
Auch ein getragener Sportanzug wird vermißt. Zum Nachteil der
Holzmacher eigneten ſie ſich deren Lebensmittel, Schnhe und Kleider an.
Ertrunken.
Oppau. In der Nacht zum Montag begab ſich der 25jährige Ar=
beiter
Petr Ott aus Oppau mit mehreren Freunden gegen 12 Uhr auf
den Heimweg, den ſie auf dem Kanaleis zurücklegten. Ott verſuchte,
während die anderen etwas zurückgeblieben waren, unter der Schwar=
zen
Brücke hindurchzugehen. Da aber dort faſt kein Eis mehr war, brach
er ein und ertrank. Die anderen hörten noch ſeine Hilferufe, konnten
ihn aber nicht mehr retten. Die Leiche wurde vorgeſtern früh geborgen.
Der Vater und ein Bruder des Ertrunkenen waren beim Oppauer Un=
glück
umgekommen.
Ein Studentenheim in Speyer.
Speher. Mit Beginn des kommenden Schuljahres wird in Speye=
das
n ue Studentenheim Et. Joſeph eröffnet. Damit wird einem lang=
jährigen
Bedürfnis abgehoffe.. Waren doch ſeither die Eltern, die nicht
an einem Schulorte ſelbſt ohnen, in großer Verlegenheit wegen der
Unterbringung ihrer Kinder. Dieſen Mangel ſoll das neue Studenteii=
heim
beſeitigen. Es iſt beſtimmt zur Aufnahme von Schülern der drei
höheren Lehranſtalten in Speyer. Große ſonnige Studier= und Schlaf=
ſäle
, Muſik= und Bibliothekzimmer, Leſe= und Spielräume bieten den
Knaben angenehmen Aufenthalt.
Von der Falkenburg.
Annweiler. Lange Zeit war dieſe Ruine, die noch an die
Raubritterzeit erinnert, dem Verfall preisgegeben. Nun hat es ſich der
Pfälzer=Waldverein, Ortsgruppe Wilgartswieſen, zur anerkennenswen=
ten
Aufgabe gemacht, die eingefallene Burgtreppe wieder neu herzurich=
ten
und die hiſtoriſchen Mauerreſte, an denen der Zahn der Zeit bedenk=
lich
nagt, auch dem kommenden Geſchlecht zu erhalten. Außerdem ſollen
Tiſche und Bänke aufgeſtellt werden.
Der Arbeitskampf im Weſterwald.
Marienberg. Der Arbeitskampf auf Grube Alexandria
(Höhn=Weſterwald) dauert noch immer an, ſo daß die Techniſche Not=
hilfe
nun bereits 4 Wochen lang das dortige Kraftwerk mit Kohle ver=
ſorgt
. Zudem mußten inzwiſchen auch 38 Nothelfer zu Verzimmerungs=
arbeiten
in der Grube eingeſetzt werden. Die Zahl der tätigen Nothelfer
beträgt jetzt 91 Mann die geförderte Kohlenmenge 10 000 Tonnen.
Die Arbeit der Nothelfer vollzieht ſich weiter ohne jede Störung.
Das gefährliche Bismarckſchild.
DAI. Ein ſlowakiſcher Bezirkshauptmann hat eine ergötzliche Helden=
tat
vollbracht, zu der ihn die Karpathenpoſt beglückwünſcht indem ſie
den näheren Sachverhalt ſchildert. Die Gendarmerie in Einſiedeln hatte

vor kurzem das dortige Turnerheim verſperrt und ein in demſelben
hängendes Bismarckbild beſchlagnahmt, mit der Begründung, daß man
ſolche Bilder nicht halten dürfe. Einige Wochen ſpäter wurde der Vor=
turner
vom Bezirkshauptmann wegen dieſes Bismarckbildes mit 20 Kr.
Ordnungsſtrafe belegt, und zwar berief ſich der Bezirkshauptmann auf
den § 25 des Geſetzes 40 vom Jahre 1879, das die Bismarckbilder ver=
böte
. Nun hat es aber in Ungarn niemals ein ſolches Geſetz gegeben,
das vielmehr ein altes öſterreichiſches Vermächtnis ſein dürfte. Ohne=
dies
hat ſich der Herr Bezirkshauptmann unſterblich blamiert, da das
öſterreichiſche Geſetz bereits in der öſterreichiſchen Monarchie ſeine Gül=
tigkeit
verloren hatte. In Oeſterreich konnte man faſt in allen Turn=
hallen
, ja vielfach ſogar in den Klaſſenzimmern der Schulen Bismarck=
bilder
fehen. In der demokratiſchen tſchechoſlowakiſchen Republik iſt
dies jedoch ſtrafbar; allerdings nicht auf Grund eines neuen Geſetzes.
ſondern, wie der vorliegende Fall beweiſt, unter Heranziehung längſt
aufgehobener Geſetze des alten Kaiſerreiches. Wir hoffen, daß der
tapfere flowakiſche Bezirkshauptmann auf Grund dieſer Heldentat dem=
nächſt
ſeine Berufung in ein Prager Miniſterium erhalten wird.
* Eine Geſchworene, die ihre Meinung ändert.
Unter Berufung auf das Recht ihres Geſchlechtes, erklärte eine
weibliche Geſchworene, Mrs. Emma Ware, vor dem Bzirksgericht in
Philadelphia, daß ſie ihre Meinung geändert habe und daher das Urteil,
dem ſie zugeſtimmt, für ungültig erklären müſſe. Es handelte ſich um
einen ganz gewöhnlichen Schadenserſatzprozeß, bei dem die Erben eines
bei einem Eiſenbahnunfall Umgekommenen die Eiſenbahngeſellſchaft
verklagt hatten. Da man die Schuld der Geſellſchaft nicht einwandfrei
nachweiſen konnte, ſo kam man zu einem Freiſpruch. Das Urteil wurde
verkündet, die Urkunde feierlich beſiegelt, und die Geſchworenen, unter
denen ſich auch eine Frau befand, wurden entlaſſen. Als am nächſten
Tage der Gerichtshof ſich wieder verſammelt hatte und in eine neue
Verhandlung eintretei wollte, ſprang die Geſchworene Mrs. Ware
plötzlich auf und ſchrie: Das Urteil von geſtern war falſch. Ich konnte
die ganze Nacht nicht ein Auge zutun, weil ich es mitunterzeichnet habe.
Dieſe Erklärung rief natürlich große Aufregung hervor, aber die Dame
erklärte, daß ſie als Frau ein Recht habe, ihre Meinung zu ändern
und darauf beharre, daß das Urteil für ungültig erklärt werde.
Japans künftige Kaiſerin.
In Tokio hat die mehrmals angeſetzt geweſene und immer wieder
verſchobene Vermählung des Prinzregenten Hirohito und der Prin=
zeiſin
Ragako ſtattgefunden. Prinz Hirohito führt die Recierungs=
geſchäfte
in Japan ſeit November 1921. Er hat mit der alten Tradition
gehrschen, indem er als erſter japaniſcher Kronprinz eine Auslandsreiſe
unternahm. Er iſt heute 23 Jahre alk, ſeine Gemahlin etwa zwei Jahre
fünger. Sie ſtammt väterlicherſeits von einem früheren jadaniſchen
Kaiſer ab und mütterlicherſeits von der Familie Shamazu, der vor=
nehmſten
des alten Feudalclans von Satſuma. Die Prinzeſſin hat ſich
durch ihre beſcheidenes Auftreten größte Beliebtheit erworben. Der
Kreis ihrer Studien umfaßte auch franzöſiſche Sprache, auswärtige
Politik und Wirtſchaftslehre. In ihren Mufeſtunden liebt ſie es, ſich
an den Werken der Poeſie und Muſik zu ergötzen, malt ſelbſt und ver=
ſteht
nebenbei die Schreibmaſchine zu bedienen. Bemerkenswert iſt ihr
Trouſſeau, der neben Nationaltrachten auch europäiſche Toiletten um=
faßt
, ſowie Juwelen, deren Wert auf 100 000 Pfund geſchätzt wird. Das
intereſſanteſte Stück dürfte ihr juni hitoe ſein, ein Kleidungsſtück,
das einen aus zwölf ineinandergewebten Kimonos beſtehenden Kimono
darſtellt und gleich den in Kyoto hergeſtellten Zeremoniegewändern die
nicht geringe Summe von 2000 Pfund (etwva 600 Millionen Kronen)
koſtete. Die Vermählung fand in den erſten Vormittagsſtunden vor
dem ehrwürdigen Heiligtum im kaiſerlichen Palaſt Chiyodo ſtatt. Der
Prinz und die Prinzeſſin kamen mit großer Eskorte in Automobilen
vorgefahren, die Prinzeſſin in Begleitung des Kammerherrn Vicomte
Iriye, der ſie aus des Prinzen Kuninomiya, ihres Vaters, Haus ab=
geholt
hatte. Sie trug den traditionellen juni Litoe‟ Die Zeremonie
ſelbſt war höchſt einfach. Nachdem das Brautpaar in einer Schile
klaren Waſſers die Hände gewaſchen hatte, wurden dem Prinzen ein
Zepter, der Prinzeſſin ein Fächer ausgehändigt, worauf beide vor dem
Heiligtum Platz nahmen. Prinz Kujo, der höchſte geiſtliche Würden=
träger
, nahm hierauf die gottesdienſtliche Handlung vor und brachte
verſchiedene Opfer dar. Nun betrat das Brautpaar das Heiligtum und
verrichtete unter tiefen Verneigungen die vorgeſchriebenen Gebete. In
die Vorkapelle zurückgekehrt, wechſelten Braut und Bräutigam mit
geweihtem Trunk gefüllte Becher. Tiefe Verneigungen vor dem Aller=
heiligſten
ſchloſſen die Zeremonie. Dieſe Hochzeit im kaiſerlichen Haus
befeſtigte in Japan den Brauch der Einehe, die vom gegenwärtigen
Kaiſer eingeführt worden iſt.

Die Deutſchlandfahrt.
10. Etappe GrünbergBerlin Starker Froſt Die gaftfreien Frank=
furter
Enttäuſchungen beim Einzug in Berlin.
Von unſerem Sonderberichterſtatter Siegfried Doerſchlag.
Berlin, 26. Februar.
Nun haben die Deutſchlandfahrer mehr als die Hälfte ihrer gewal=
tigen
Fahrt zurückgelegt und die Reichshauptſtadt erreicht, um es vorweg
zu nehmen, der Empfang, in Berlin war ihnen eine Ent=
täuſchung
. Ueberall in Weſt und Süd und Oſt waren die Deutſch=
landfahrer
, ſelbſt in kleinen Ortſchaften mit ſpontaner Begeiſterung be=
grüßt
worden. In Berlin kümmerte ſich kaum Jemand um ihre Ein=
fahrt
, wie bisher wieſen die Schutzmannſchaften den Weg, nicht wie
bisher Winken, Jubeln und Grüßen, ſondern laueſte Paſſivität. Wer
nicht zufällig auf den Straßen war, nahm von der Fahrt keine Kennt=
nis
und zum Schluß, nachdem die Kolonne auseinandergeriſſen war, ver=
fuhren
ſich die in Berlin unbekannten Teilnehmer, und fanden nur mit
Mühe die Abſtellgarage. Dem Gau 1 Berlin des A. D.A. C., der die
Berliner Organiſationsdurchführung übernommen hatte, wird kaum ein
Vorwurf zu machen ſein. Berlin iſt eben für nationale Sportſachen
ſoweit ſie nicht mit Rieſentamtam vorbereitet werden und Nervenkitzel
mit vereinen, nicht zu haben.
Schneidend kalter Wind fegte über die ſchleſiſchen Weinberge als
es heute 71 Uhr vormittags hieß: Antreten zum Start! 92 Fahrer
waren zur Stelle. Von dieſen ſind rund 60 bisher alle Etappen durch=
gefahren
; der Reſt hat weniger als eine, oder eine, oder mehrere Etap=
pen
mit der Bahn zurückgelegt, und kann mithin für die Geſamtbewer=
tung
als ausgeſchieden betrachtet doerden. Unter den Deutſchlandfah=
rern
herrſcht Sportgeiſt, das beiveiſt auch der Fall Gaul. Dieſer war
mit ſeinem Blackburn=Beiwagenrade am erſten Fahrtage geſtürzt und
hatte umfangreichere Reparaturen vorzunehmen, nach deren Behebung
ſetzte er vom Weſterſvald aus die Deutſchlandfahrt auf eigene Fauſt
fort und jagte hinter dem Felde einher. Auf der ſchleſiſchen Etappe
nach Breslau fand er Anſchluß an die Kolonne, er hatte ſich von 37
Polizeiämtern an der Fahrtſtrecke ſein Durchkommen beſcheinigen laſſen.
Auf der heutigen Etappe Grünberg=Berlin tat Merrettig=Köln auf
ſeiner N. S.U. Beiwagenmaſchine einen böſen Sturz. Sein Beifahrer
mußte ſich in ärztliche Behandlung begeben. Viſé=Aachen, der uner=
müdliche
Spitzenreiter der Fahrt, hatte kurz vor Berlin Maſchinen=
ſchaden
. Sein Einzug in Berlin erfolgte am Schleppſeil. Schirmer=
Berlin, der 24=Stundenrekordfahrer, ſetzte ſeinen Ehrgeiz darein, Ber=
lin
als erſter der Deutſchlandfahrer zu errei= . So verweilte er nicht
in der Zwangskontrolle Frankfurt a. O., adern fuhr ſchnurſtracks
durch und traf ſchon um 12 Uhr mittags uie großem Vorſprung in
Biesdorf bei Berlin ein. Roggenbuch, der alte Straßenmatador fuhr
vor der Kontrolle Frankfurt 5 Km. auf der Felge. Die Megola= Mann=
ſchaft
blieb dicht beiſammen und war regelmäßig wie ſtets. Von den
Kleinkrafträdern halten ſich D.K.W. und Newe am beſten. Forſch fuhren
die K.M.B.=Fahrer, der N.S.U.=Fahrer Schmitz=Wiesdorf Juriſch=
Leipzig auf Jonas und noch ſo manche andere, die hier nicht alle auf=
geführt
werden können, weil der Deutſchlandfahrer Leiſtungen ja an
ſich gleichwertig und hervorragend ſind.
So gerade und ſo gut die Straßen des heutigen 10. Fahrtages wa=
ren
, ſo glatt waren ſie auch. Ueberdies gabs wieder einmal tüchtigen
Schnee. Glänzend war die Aufnahme durch den Bezirk Oſtmark des
9. D. A. C. in Frankfurt a. O. Hier war eine Zwangspauſe von einer
Stunde anberaumt, während welcher den Fahrern Speiſe und Trank
ſo reichlich es ſie nur wollten, geboten wurde. Tiſchmuſik und An=
ſprachen
, Willkommensgrüße des Vertreters des Regierungspräſidenten.
des Landrats, des Frankfurter Bürgermeiſters. Unter den Klängen:
Muß i denn . . . . . durch Menſchenmauern und Guirlanden ge=
ſchmückte
Starßen weſtwärts nach Berlin.
Um 12 Uhr war Schirmer eingetroffen, um 1 Uhr die eigentliche
Spitzengruppe unter Führung des Berliner Friedrichs auf Mabecco ans
Ziel, dichtauf folgen die anderen Deutſchlandfahrer. Sie werden vor
den Toren Berlins in Biesdorf geſammelt, um 3 Uhr ſetzt ſich die Ko=
lonne
zur Einfahrt in die Stadt in Bewegung . . . . ſchade, daß die Ber=
liner
den Deutſchlandfahrern ſolche Enttäuſchung bereiteten. Bisher
ind 1900 Km. zurückgelegt.

Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorherſage für den 1. März:
Trübe, milde Winde aus weſtlichen Richtungen, noch Niederſchläge.

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aus den verschiedenen Abteilungen:
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schwlerigen wirtschaftlichen Lage Gelegen-
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zu geben, sich notwendlge debrauchs-
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Herrenunterhosen la wollsemischt.
.. . . Stück 4 50, 3.95, B.00
Oualität
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gangbaren Farben . . . . . . . . Stück 1.75, 4.40
Damenschürzen aus besten Stoff,
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aschentücher weiß u bunt in großer
9
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Ludwigstraße 12

396

Ludwigstraße 12

A

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt; Freitag, den 29. Februar 1924.

Rummer 60.

Erbſchaftsſteuer.
In einem Aufſatz über die 2. Steuernotverordnung vom
19. Dezember 1923 ſchreibt der Mitherausgeber Dr. P. Marcuſe=
Berlin in N.St.R.: Die Erbſchaftsſteuer, welche einſt für
weitere Kreiſe das Signal zur Kapitalflucht war, iſt durchweg
ſtark ermäßigt; die Steuerfreiheit des Erwerbs des Ehegaiten
iſt, wie ſchon ſeit 2 Jahren, beſchränkt auf den Fall, daß die Ehe
weniger als fünf Jahre beſtanden hat und der Aitersunterſchied
mehr als 20 Jahre beträgt. Für Kinder beträgt der Steuerſatz
nur noch 2 Prozent und ſteigt auf 14 Prozent; der Zuſchlag bei
eigenem Vermögen des Erben iſt beſeitigt. Anfälle der Kiuder
und Enkel bis zu 33 Mk., der Aſzendenten, Geſchwiſter, Neffen,
Nichten, Schwiegrelter; und Schwiegerkinder (Klaſſe 3 und 4)
bis zu 2000 Mk., und alie übrigen Erben (Kl. 5) bis zu 500 Mk.
ſind völlig ſteuerfrei, Hausrat und bewegliche körperliche Gegen=
ſtände
(mit Ausnahme hochwertiger Kunſtgegenſtände und
Sammlungen, bei denen der Verdacht der Abſchaffung zwecks
Steuerver; inderung beſteht) ſind bei Kindern und Enkeln völlig
ſteuerfrei; und da heute das Vermögen der in weiteſtem Umfang
verarmten fegen. beſſeren Stände der Vorkriegszeit nur noch aus
Hausrat und Tamilienſchmuck beſteht, darf man getroſt ſagen,
daß das Kindererbe der nüchſten 10 Jahre erbſchaftsſteuerfrei
ſein wird. In Klaffe 3 und 4 ſind Hausrat bis zu 5000 Gold=
mark
und körperliche Gegenſtände bis zu 2000 Goldmark befreit.
Die 1. Klaſſe des § 9 des Erbſch. St. G. iſt erhehlich erweitert;
ſie umfaßt nun auch die Stieſkinder und die an Kindes Statt
angenommeren Pcrſonen. In die 2. Klaſſe gehören neben den
Enkeln auch die Abkömmlinge der an Kindes Statt angenom=
menen
Perſonen, auf welche ſich die Annahme an Kindes Statt
erſtreckt, in der 2. Klaſſe außer den Eltern auch die Stiefeltern
einbegreift. (Die Stiefeltern rangierten ſeither in der 4. Kl.)
Der Steuerſatz erhöht ſich, wenn der Wert des Erwerbes

5000 Goldmark überſteigt, um 10 v. H., 10 000 v 20 v. H., 15000 30 v. H., 20000 40 v. H., 25 000 50 b. H., 30 000 60 d. H., 35 000 70 v. H., 40 000 80 v. H., 45 000 90 v. D., 50 000 10 v. H., Als Erwerl gilt die Bereicherung de= Erwerbe

vorgeſchrieben iſt, der geſamte Vermögensanſall an den Erwer=
ber
dar. Bei der Zweckzawendung tritt an die Stelle des An=
falls
die Verpflichtung des Beſchwerten.
Steuerfrei bleiben weiter:
a) ein Erwerb, der einem Steuerpflichtigen der Steuerkl. I, II,
Eltern, Stief= oder Großeltern des Erblaſſers anfällt, ſo=
fern
der Erwerb zuſammen mit dem ſonſtigen Vermiögen
des Erwerbers 5000 Goldmark nicht überſteigt und der Er=
werber
infolge körperlicher oder geiſtiger Gebrechen und
unter Berückſichtigung ſeiner bisherigen Lebensſtellung als
erwerbsunfähig anzuſehen iſt oder durch die Führung eines
gemeinſamen Hausſtandes mit erwerbsunfähigen oder in
der Ausbildung zu einem Lebensberufe begriffenen Ab=
kömmlingen
an der Ausübung einer Erwerbstätigkeit ge=
hindert
iſt;
b) ein Erwerb, der Perſonen anfällt, die dem Erblaſſer in Er=
wartung
einer letztwilligen Zuwendung unentgeltlich oder
gegen unzureichendes Entgelt Pflege oder Unterhalt gewährt
haben, ſoweit das Zugewendete als angemeſſenes Entgelt
anzuſehen iſt;
c) Vermögen, das leibliche Eltern, Großeltern oder entferntere
Voreltern ihren Abkömmlingen durch Schenkung oder
Uebergabevertrag, zugewendet hatten und das an
dieſe Perſonen zurückfällt;

d) der Verzicht auf den Pſlichtteilsanſpruch;
e) Zuwendungen unter Lebenden zum Zwecke des an=
gemeſſenen
Unterhalts oder zur Ausbildung des Bedachten;
5) Ruhegehalte und ähnliche Zuwendungen, die ohne rechtliche
Verpflichtung früheren oder jetzigen Angeſtellten oder Be=
dienſteten
gewährt werden, ſowie Zuwendungen an Pen=
ſions
= und Unterſtützungskaſſen des eigenen Betriebs;
g) die üblichen Gelegenheitsgeſchenke;
h) Anfälle an das Reich, ein Land oder eine inlän=
diſche
Gemeinde (Gemeinbeverband), ſowie ſolche An=
fälle
, die ausſchließlich Zwecken des Reichs, eines
Landes oder einer inländiſchen Gemeinde ( Gemeindever=
band
) dienen;
1) Zuwendungen an inländiſche Kirchen, an inländiſche Stif=
tungen
, Geſellſchaften, Vereine oder Anſtalten, die aus=
ſchließlich
kirchliche Zwecke verfolgen, ſofern ihnen die
Rechte juriſtiſcher Pcrſonen zuſtehen, ſowie Zuwendungen
zu ausſchließlich kirchlichen Zwecken innerhalb des Deutſchen
Reichs oder ſeiner Schutzgebiete oder zugunſten deutſcher
Reichsangehöriger im Auslande, ſofern die Verwendung zu
dieſem Zweck geſichert iſt.
k) Zuwendungen:
1. an ſolche inländiſchen Stiftungen, Geſellſchaften Vereine
oder Anſtalten, die ausſchließlich mildtätige oder oder
gemeinnützige Zwecke verfolgen, ſofern ihnen die Rechte
juriſtiſcher Perſonen zuſtehen;
2. die ausſchließlich mildtätigen oder gemeinnützigen Zwecken
innerhalb des Deutſchen Reichs oder ſeiner Schutzgebiete
oder deutſchen Reichsangehörigen im Auslande gewidmet
ſind, ſofern die Verwendung zu dem beſtimmten Zwecke
geſichert und die Zuwendung nicht auf einzelne Familien
oder beſtimmte Perſonen beſchränkt iſt;
1) Zuwendungen (früher hieß es: Zweckzuwendungen), die
der Pflege des Andenkens oder dem Seelenheile des Zu=
wendenden
oder ſeiner Angehörigen dienen.
§ 24, der unter gewiſſen Vorausſetzungen Beiträge und
Zuwendungen an eine politiſche Vereinigung ſteuerfrei läßt, er=
hält
folgende Faſſung: Beiträge an eine Perſonenvereinigung,
die nicht lediglich die Förderung ihrer Mitglieder zum Zwecke
hat, ſind ſteuerfrei, ſoweit die von einer Perſon dieſer Perſonen=
vereinigung
geleiſteten Beiträge in einem Kalenderjahr 50 Gold=
mark
nicht überſteigen. Auf Beiträge an eine Perſonendereini=
gung
, die ausſchließlich kirchliche, mildtätige oder gemein=
nützige
Zwecke verfolgt, finden die Vorſchriften oben unter 1) und
k) Anwendung.
Beiträge und Zuwendungen an eine politiſche
Vereinigung ſind ſteuerfrei, ſoweit die von einer Perſon
dieſer Vereinigung geleiſteten Beiträge und Zuwendungen in
einem Kalenderjahre insgeſamt 100 Goldmark nicht überſteigen.
Soweit ſie dieſen Betrag in einem Jahre überſteigen, werden ſie
mit 5 v. H. beſteuert. (Seither beſtand Steuerfreiheit ſolcher
Zuwendungen und Beiträge bis zu insgeſamt 5000 Mark in
einem Kalenderjahre, bei einem Geſamtbetrage bis zu 10 000
Mark trat Beſteuerung mit 5 v. H., bei höherem Geſamtbetrage
ſolche mit 10 v. H. ein.)
Eine weſentliche Aenderung bringt § 32 hinſichtlich der Be=
wertung
der Vermögen. Nach dem Geſetze vom 20. Juli 1922
galten hierfür die Vorſchriften der R.Abg.Ordnung. Nun gelten
diesbezüglich die Beſtimmungen des Vermögenſteuer=
geſetzes
. Bei Erwerben, für die die Steuerſchuld in der Zeit
zwiſchen 1. Juli 1923 (dem Tag des Inkrafttretens der neuen
Vorſchriften) und 31. Dezember 1924 entſteht, ſind die Beſtimmun=
gen
über die Wertermittelung bei der Vermögenſteuerveranlag=
ung
für 1924 anzuwenden (jedoch gelten die Beſtimmungen über
Bewerting von Wertpapieren Steuerkurswert vom 31. Dez.
1923 hier nicht! Die näheren Beſtimmungen erläßt Reichs=
Finanzminiſter). Während § 33 Abſ. 2 des Geſetzes vom 20. 7.
1922 eine Verzinſungspflicht hinſichtlich der Steuer nach
Ablauf von drei Monaten nach dem Zeitpunkt des Anfalls der
Erbſchaft, bei Schenkungen unter Lebenden mit dem Zeitpunkt
der Ausführung der Zuwendung, bei Zweckzuwendungen mit

dem Eintritt der Verpflichtung des Beſchwerten ſtatuierte, iſt
nun beſtimmt, daß die Steuer nach dem Goldwert zu leiſten iſt.
Auf Grund der Steuererklärung iſt der ihr entſprechende Betrag
der Steuer als vorläufige Zahlung zu entrichten. Das Finanz=
amt
ſetzt die vorläufige Zahlung feſt; ſie iſt binnen einem Monat
nach der Zuſtellung des Steuerbeſcheids fällig. Beſtim=
mungen
mit dem Zwecke beſchleunigter Entrichtung der Steuer
erläßt der R. F. Miniſter. Für Erwerbe, für welche die Steuer=
ſchuld
vor 1. Juli 1923 entſtanden iſt, gelten die bisherigen Vor=
ſchriften
.
Steuerrundſchau.
Durch die Einkommenſteuergeſetze der Jahre 1922 und 1923
war ein beſtimmter Betrag ſteuerfrei, wenn er bei einer Spar=
kaſſe
für eine beſtimmte Zeit oder bis zum Lebensende des Ein=
zahlers
hinterlegt war. Dieſe Beträge ſind ſ. Z. bei Genoſſen=
ſchaften
und öffentlichen Sparkaſſen eingezahlt worden.
Durch die Verordnung über die Aufſtellung der Goldbilanz
macht ſich auch eine Klärung in dieſer Frage notwendig. Die
ſ. Z. eingezahlten Beträge haben heute keinen Wert mehr, aber
es muß doch Klarheit darüber geſchaffen werden, mit welchen
Beträgen oder welcher Bewertung dieſe Beträge in die Bilanz
eingeſetzt werden können. Seitens des Reichsſinanzminiſteriums
muß das in Frage kommende Geſetz aufgehoben werden und
wären die Finanzämter entſprechend zu verſtändigen. (Nach den
Bl. für Gen.=Weſen.)
Geſchäftliches.
Wertvoll für Jedermann! Es handelt ſich um die ſeit
Jahrzehnten von Millionen verwendete Meys Stoffwäſche.
Dieſe iſt mit feinem Wäſcheſtoff überzogen und unerreicht in Sitz und
Ausſehen. Sie koſtet heute noch nicht ein Siebentel der Leinenwäſche.
Ihre Vorzüge ſind ganz bedeutende. Abgeſehen davon, daß Waſch= und
Plättkoſten überhaupt in Wegfall kommen, iſt Meys Stoffwäſche immer
neu in Form und Ausſehen, dabei anſchmiegend wie Leinenwäſche und
auch ſehr bequem für die Reiſe. Es liegt im Intereſſe jedes Einzelnen,
ſich von den Vorzügen und pekunjären Vorteilen von Meys Kragen zu
überzeugen. Abgabe von Aufklärungsmaterial erfolgt koſtenfrei duuch
die Firmen: H. Nau u. Sohn, Schuſtergaſſe 16; Adolf Schaffner, Luiſen=
platz
1: Meiſter u. Weißheimer, Gr. Ochſengaſſe 24; L. Engelhardts
Nachf., Inh. J. Scheuermann, Gr. Ochſengaſſe 27.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). Große Synagoge iſt geheizt.
Freitag, den 29. Febr. Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 00 Min.
Samstag, den 1. März. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. Schrift=
erklärung
. Sabbatausgang 6 Uhr 50 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr, Abends
6 Uhr.
Gottesdienſt in der Eynagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 1. März. Vorabend 5 Uhr 25 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr 30 Min. Sabbatausgang 6 Uhr 50 Min.
Donnerstag, den 6, und Freitag, den 7. März: Rauſch Chau=
deſch
Ador II.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 2. März an: Morgens
6 Uhr 30 Min. Nachm. 5 Uhr 15 Min. Abends 6 Uhr 50 Min,

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines

Haus. Anfang 7½ Uhr, Ende 1 0Uhr (Zuſatzmiete TV,7): Was Ihr
vollt. Orpheum, 734 Uhr abends: Ein Walzertraum.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
tellungen
. Martinskirche, abends 8 Uhr; Konzert. Städtiſcher
Saalbau, abends 8 Uhr: Arien= und Liederabend von Frl. Getrud
Gehersbach. Neſtaurant Bender; Großes Orcheſter=Konzert ( Bock=
ierwoche
).

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten

ie Verlebung ihrer Tochter
Heine Verlobung mit Fräu-
L Erna mit Herrn Dr. Ing. 1WI lein Erna vonLubsee-
Georg Blass beehren sich / Kaweczynski beehre ich
anzuzeigen
mich anzuzeigen.

Dr. Ing. deorg Blass
Regiorungshanmeister

Gegeralmafor a. V.
duard von Lahsee-Kaweeryiski
n. Frau Hraa, geb. von Hülsen
Eberstadt, Haus Waldfriede
Darmstadt, Annastr. 59
Februar 1924
(2376

Meine Verlobung mit
Mariakeitz, Braunshardt,
erkläre ich hiermit für auf-
gehoben
.
Adam Hennemann
Weiterstadt.
(45724

Todes=Unzeige.
Donnerstag morgen um ½8 Uhr
entſchlief ſanft meine liebe Frau,
unſre herzensgute Mutter, Schwie=
germutter
, Schweſter, Großmutter
und Tante

geb. Ulrich
im 51. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Heinrich Traum
Lina Landzettel, geb. Traun
Mathilde Traum
Ludwig Ulrich
Unna Ulrich, geb. Müller
Willi Landzettel
und Enkel.
(*571e
Darmſtadt, Wölfersheim, Södel.
den 28. Februar 1924.
Die Beerdigung findet Montag,
den 3. März, nachm. 3 Uhr, vom
Portale des alt, Friedhofs aus ſtatt

Todes=Anzeige.
Mittwoch nacht ½1 Uhr ent=
ſchlief
nach kurzem ſchweren Leiden
mein treuſorgender Gatte, unſer
guter Vater Großvater, Schwieger=
vater
und Onkel

im Alter von 75 Jahren.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen
Frau Kath. Rodemich. geb. Schweizer
nebſt Kindern
Bilhelm, Marie, Franz Rodemich.
Darmſtadt, Traiſa, 28. Febr. 1924.
Die Beerdigung findet Samstag
den 1. März, vorm. 11 Uhr, auf
dem Friedhof an der Nieder= Ram=
ſtädter
Straße ſtatt.
(*5694

Mittwoch früh verſchied nach
kaugem ſchweren Leiden unſere
liebe Schweſter, Nichte, Couſine
Schwägerin und Tante
Diakoniſſe
Hedwig Müller.
Die trauernden Anverwandten.
Darmſtadt, 28. Febr. 1924.
Die Beerdigung findet Freitag.
den 29. Febr., 21, Uhr, auf dem
Friedhof, Nieder=Ramſtädterſtr.,
ſtatt. (*5717

Todes=Anzeige.
Nach langem ſchweren Leiden
verſchied heute abend mein lieber
Gatte, unſer guter Vater, Schwie=
gervater
, Großvater, Schwager
und Onkel
Ludwig Chriſt
im vollendeten 59. Lebensjahre,
Darmſtadt, 27. Februar 1924,
Schützenſtr. 7.
In tiefer Trauert
Frau Anna Ehriſt, geb. Kabey
Karl Chriſt und Frau Sofie
geb. Koch
Herm. Wetzel und Fran Helene
geb. Chriſt
und 1 Enkekind.
Die Beerdigung finder Montag,
den 3. März, nachm 3 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt, (*5721

Todes=Unzeige.
Heute vormittag 1/,12 Uhr iſt unſexe liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Dorothea Kraft
geb. Wenz
im 71. Lebensjahre nach kurzem Krankſein ſanft
verſchieden.
Darmſtadt, den 28. Februar 1924.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Samstag mittag 12 Uhr
auf dem alten Friedhof ſtatt. (*5742

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, unſeren innigſtgeliebten,
guten Vater, Großvater, Schwa=
ger
und Onkel
Herrn
Peter Heppenheimer
Hotelier
plötzlich und unerwartet zu ſich
zu rafen.
(*5760
Paris, R.=Ramſtadt. 28. Febr. 24.
In tiefer Trauer:
Hanne Mahr, geb. Keppenheimer
Kelen Mahr
Fam. Georg Heppenheimer I. Bwe.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, Mittwoch nachm. 3 Uhr
unſere liebe Mutter, Schwieger=
mutter
und Großmutter
Frau
Magdalene Michel Witwe
im Alter von 76 Jahren nach kurzem
Krankſein zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
In tiefer Trauer:
Faytilie Ang. Michel
Familie Hih. Michel
Familie Geoeg Fornoff, geb. Michel
Faiilie Jul. Belz, gev. Michel
Farnilie Fried. Michel.
Darmſtadt, 28. Febr. 1924.
Die Beerdigung findet Samstag
den 1. März, vorm. 11½ Uhr, auf
dem alten Friedhof, Nieder Ram=
ſtädter
Straße, ſtatt.
(*5695

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[ ][  ][ ]

Darmſkädter Tagblaff

29. Februar 1924 Nr. 60

Handelsblatt

Vom ſüddeutſchen Holzmarkt.
(Von unſerem Sonderberichterſtatter.)
Die abgelaufene Berichtswoche ſchloß mit einer weiteren Be=
hauptung
und Befeſtigung, der Preiſe auf dem Holzmarkt.
Da die neue Hauſſe, die von den in den letzten 14 Tagen in ſämtlichen
ſüddeutſchen Waldgebieten abgehaltenen Verſteigerungen ihren Anfang
nahm, immer noch mit einer äußerſt ruhigen Geſchäftstätigkeit einher=
ging
, iſt ihre tiefere Urfache noch nicht erſichtlich, wie in Bayern bereits
auch eine geringe Abſchwächung aufzutreten ſcheint. Feſt ſteht lediglich,
daß Handel und Holz veraxbeitende Induſtrie durch Ueberbieten die
Preiſe in die Höhe trieben, wobei mit in vorderſter Linie die kleinen
Steigerer, Schreiner, Wagner uſw., marfchieren. Im allgemeinen iſt ja
der Umſatz noch äußerſt gering, da auch ſelbſt namhafte Holzfirmen unter
der beſtehenden Geldknappheit nicht an größere Käufe denken können.
Vielfach nimmt in der letzten Zeit der Großhandel ſeine Zuflucht zu
Nenten=Akzepten, die von den Sägen ohne Schwierigkeiten entgegen=
genommen
und von deren Bankgeſchäften, ſoweit es ſich beiderſeits um
vertrausvolle Firmen handelt, anſtandslos diskontiert werden. Die
Rundholzpreiſe gehen ſichtlich von Tag zu Tag in die Höhe und
ein Ueberſchreiten der Landesgrundpreiſe um 125 bis 136 Prozent muß
noch als durchaus normal angeſprochen werden, wurden doch bei For=
len
= und Lärchenſtammholz ſogar 131 bis 186 Prozent der
Taxe erlöſt. Der Langholzhandel hält ſich allerdings von dieſer
künſtlichen Preistreiberei fern. Bei einer am vergangenen Samstag ab=
gehaltenen
Verſteigerung im heſſiſchen Odenwald wurden ſo beiſpiels=
weiſe
loko Wald für 1.= und 2=klaſſiges Fichten= und Kiefern=
langholz
im Durchſchnitt 60 Mark erzielt.
Die ſteigende Tendenz hat auch natürlicherweiſe auf den Markt der
Schnittware übergegriffen. 16 1 unſortierte, ſägefal=
lende
Bretter mußten im allgemeinen mit mindeſtens 4044 G.M.
je Kbm. bezahlt werden; gelegentlich werden zwar auch noch um 40 Mark
herum Käufe getätigt, doch kann bei dem augenblicklich beſtehenden Miß=
verhältnis
zwiſchen Rund= und Schnittholz der Säger nicht auf ſeine
Rechnung kommen. Die gleiche Ware wurde ab Karlsruhe
Mannheim kaum unter 5257 Mark gehandelt, 16: 12 2 durch=
ſchnittlich
6570 Mark. Bauholz, ſcharfkantige Ware, war unter
den nämlichen Bedingungen wohl kaum unter 70 Goldmark an Hand.
Auf dem Brettermarkt überwog das Angebot bei weitem die Nach=
frage
. Auch hobelfähige Bretter fanden nur geringen Abſatz.
Man notierte 21/22 mm ſtarke, unſortierte Fichten= und Tannenhobel=
ware
zu 1,65 bis 1,75 GM., für la Ware bis 1,90 G.M. und für
IIa Ware 1,35 bis 1,50 G.M. je am ab ſüddeutſchen Verſandſtationen.
Einzöllige Rauhſpundbretter wurden etwa zu 1,30 G.M. gehandelt.
Franko Mannheim waren Tannen= und Fichtenbretter, Aus=
ſchußware
, zu 60 bis 70 G.M. angeboten. Tannen= und Fichten=
dielen
16: 12 1½ und 2 wurden im Erzeugergebiet zu 50 bis 55
G.M. je ebm notiert und ſtellten ſich franko Mannheim auf 65 bis 75
G.M. Nur geringes Intereſſe beſteht augenblicklich noch für geſchnitte=
nes
Tannen= und Fichtenbauholz, das mit üblicher Wald=
kante
geſchnitten und in den üblichen Dimenſionen ab Mannheim zu 53
bis 60 G.M. angeboten war, Ueberlängen bis 65 G.M. Kiefer=
Blockware franko Mannheim ſtellte ſich auf 70 bis 80 G.M. je nach
Qualität, Modellholz notierte durchſchnittlich 70 G.M., Glaſer=
holz
7580 G.M. Das Geſchäft in Möbel=Kiefern ruhte faſt
vollſtändig, da ſeitens der Möbelfabrikanten kaum mehr Einkäufe ge=
tätigt
werden. Die jüngſten Notierungen bahnfrei Mannheim lauteten
je ebm 7582 G.M. Dieſelben Preiſe gelten für Ware ab Mittel=
rhein
.
Weiterhin zeigt ſich unerklärlicherweiſe lebhaft geſteigertes Intereſſe
für den Brennholzmarkt. Ganz außerordentlich hohe Preiſe
wurden bei einer in der Vorwoche veranſtalteten Nutz= und Brennholz=
verſteigerung
im Rheinheſſiſchen erzielt, bei der hauptſächlich
Tannen=Stammholz uud Brennholz zum Verkauf gelangten. Die Kauf=
luſtigen
trieben die Hölzer tüchtig in die Höhe, ſodaß durchſchnittlich 60
bis 80 G.M. pro Feſtmeter bezahlt wurden. Käufer waren meiſtens
Landwirte und Saararbeiter, auch Käufe von der Nahe ſtellten ſich ein,
die Stangen 3. und 4. Klaſſe hauptſächlich zur Verwendung für Wein=
bergpfähle
erwarben. Auch bei dieſer Verſteigerung war die bemerkens=
werte
Tatſache feſtzuſtellen, daß es nicht die Holzhändler, ſondern der
Eigenbedarf war, der die Preiſe in die Höhe trieb. Die Fachkreiſe be=
teiligten
ſich nicht an der wahnſinnigen Preistreiberei, ſondern machten
auf mittlerer Preislinie Halt. Bei einer Holzverſteigerung in der
Weſtpfalz wurden erzielt je Ster Kiefern=Schnittholz 15,60 G.M.,
Kiefern=Prügelholz 16,55: G.M., Buchenſcheitholz 23,26 G.M., Buchen=
prügelholz
zwveitklaſſig 17 G.M., Eichenſcheitholz 20 G.M. und Eichen=
prügelholz
17,50 G.M.
Auch der Markt in Nadelpapierholz hat ſich ſo ſehr ge=
feſtigt
, daß wie beiſpielsweiſe dieſer Tage in der Oberpfalz Ver=
käufe
völlig ergebnislos verliefen. So boten auch die Forſtämter Gei=
ſenfeld
, Stammham, Schrobenhauſen und Bettbrunn in Ingolſtadt rund
7000 Feſtmeter Rundholz aus. Die zahlreich erſchienen Kaufluſtigen
boten aber nur 60 bis 80 Prozent der Forſttaxe, weshalb der Zuſchlag
nicht erteilt wurde. Bei Papierholz wurde die Taxe knapp erreicht, der
Zuſchlag aber auch vorbehalten. Die Papier= und Zellſtoff=Fabriken
ſind nicht mehr in der Lage, die auf dem deutſchen Markt geforderten
Papierholzpreiſe zu zahlen und decken ihren Bedarf zum mindeſten zu
80 Prozent in der Tſchechoſlowakei. Tſchechoſlowakiſches Holz

wird in Maſſen angeboten und zu 90 bis 95 Kronen an Hand gegeben,
ſtellt ſich alſo auf durchſchnittlich 10 bis 11,50 bis 12 GM. Neuerdings
wird auch Hobelware aus nordiſchen Ländern, aus Finnland und Polen
und amerikaniſche Pitch=PineHobelbretter, von oberrheiniſchen Hobel=
werken
in gewiſſem Umfang angeboten.
Eine außerordentlich wichtige Frage ſpielen noch die Holztarife.
Eine gewiſſe Erleichterung haben ja die bis jetzt eingetretenen Fracht=
ermäßigungen
gebracht. Stellt man dem prozentualen Anteil der
Frachten vor dem Kriege, der auf 400 Km. Entfernung bei Rundholz
32,7, bei Schnittholz 16,5 Prozent betrug, den heutigen Anteil von 79
bezw. 34,5 Prozent gegenüber, ſo ergibt ſich daraus ein Mißverhältnis,
das dringend der Abhilfe bedarf und die von den Intereſſenten vertre=
tene
Forderung nach Wiedereinführung von Ausnahmetarifen für die
Hölzer der Tarifklaſſe D im Ausmaß einer Ermäßigung von 15 Pro=
zent
gegenüber dem normalen Frachtſatz und für Rundholz der gleichen
Parifklaſſe nach Maßgabe des früheren ſüddeutſchen Stammholztarifs
mit einer Ermäßigung von 12 Prozent gegenüber dem Schnittholz voll=
auf
rechtfertigt.
Welche Richtung die Entwickelung der Holzpreiſe auf den deutſchen
Märkten nimmt, läßt ſich heute ohne weiteres noch nicht erkennen. Die
ſtarke. Auslandskonkurrenz, namentlich aus der Tſchechoſlowakei, aber
auch aus den nördlichen Randſtaaten Deutſchlands, die mit preiswerten
Angeboten an den deutſchen Holzmarkt herantraten, könnten der Auf=
wärtsbewegung
einen Riegel vorſchieben. Andererſeits läßt ſich nicht
leugnen, daß das Reparationsabkommen der ſüddeutſchen
Holzintereſſenten mit der Rheinlandkommiſſion, von dem wir neulich
berichteten, mit ſeinem Zuſtandekommen naturnotwendig ein erhöhtes
Geſchäft zeitigen muß, das allerdings vorerſt von der verarbeitenden
Induſtrie finanziert werden muß. Wie wir zu unſerem Spezialbericht
ergänzend bemerken können, ſoll zur Finanzierung dieſer Zwangsliefe=
rungen
von den Intereſſenten eine beſondere Stelle geſchaffen werden,
der von den Alliierten die Zu= und Ablaufsgenehmigungen übertragen
werden. Die von Frankreich und Belgien verlangten Holzlieferungen
ſollen durch eine Treuhandſtelle der Reparationslieferungen bis Anfang
1925 erfolgen. Der Einfuhrzoll für die Nrn. 7483 und 85 des deut=
ſchen
Zolltarifs wird auf 10 Prozent des autonomen Zollſatzes und für
die Nummern 615634 auf 4 Prozent ermäßigt. Die Ausfuhrabgabe
für die genannten Nummern wird von 10 bezw. 8 auf 1 Prozent des
Wertes herabgeſetzt. Dieſe Stelle wird auch die entſprechenden Abgaben
zu regeln haben, um dadurch teilweiſe den geldlichen Anſprüchen zu ge=
nügen
. Trotz der ungeheuren Belaſtung wäre zu wünſchen, daß das
vorläufige Abkommen in ein definitives übergeführt werde, da ſeine
Durchführung auf der anderen Seite auch reiche Beſchäftigung bringen
wird.
Warenmärkte.
wb. Amtl. Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide vom 28. Februar. (Getreide, Hülſen=
früchte
und Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie
mit Sack). Preis je 100 Kg.: Weizen Wetterau 18,7519,25 Roggen
16,7517, Sommergerſte für Brauzwecke 2122, Hafer, inländiſch 15,50
bis 16 Hafer, ausländiſch Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 28,50 bis
29, Noggenmehl 24,7525,50, Weizen= und Roggenkleie 8,509,50,
Mais La Plata 19,2519,75.
Frankfurter Viehmarkt vom 28. Februar. Der
Nebenmarkt hatte einen Auftrieb von 9 Färſen und Kühen, 1 Freſſer,
881 Kälbern, 230 Schafe und 779 Schweinen. Notiert wurde nach Gold=
mark
für den Zentner Lebendgewicht: Kälber: Klaſſe b) 6065 c) 50
bis 58, d) 4550; Schafe: a) 4248, b) 3540; Schweine im Gewicht
von 80100 Kg. 6570, unter 80 Kg. 4065, von 100150 Kg. 6870.
Nach der Notierung, vom letzten Hauptmarkt wurden Kälber um 38
und Schafe um 25 Goldmark höher bezahlt, während Schweine um
24 und die geringſten Gewichte ſogar um 515 Goldmark per Zentner
Lebendgewicht nachließen. Marktverlauf: Schweine ruhig, Kleivnieh
lebhaft gehandelt. Markt wird geräumt.
wb. Berliner Produktenbericht. Bei mäßigem Inlands=
angebot
und kaum veränderten Preisforderungen erfuhr die Lage des
Produktenmarktes keine Aenderung. Die Mühlen kaufen wegen des
Arbeiterſtreiks wenig. Für Roggen iſt der Abſatz nach Mitteldeutſch=
land
ins Stocken gekommen infolge von Verkäufen der Reichsgetreide=
ſtelle
an dorkige Müller. Von Gerſte wird nach wie vor gute Brau=
gerſte
verlangt bei feſter Tendenz. Hafer iſt ſowohl nach der Küſte als
auch für den hieſigen Konſum mehr gefragt. Mehl wurde wenig um=
geſetzt
. Für Futtermittel zeigte ſich teilweiſe eine feſtere Tendenz,
beſonders auf ſpäteren Abruf.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 28. Februar
1924. ((Eigener Bericht.) Das Angebot war an der heutigen Börſe ent=
ſchieden
geringer als geſtern, jedoch genügte das herauskommende Ma=
terial
noch in vielen Fällen, um das Kursniveau erneut zu drücken,
wenn auch die Tendenz im Großen und Ganzen gegen geſtern als
beſſer behauptet angeſprochen werden muß. Die Notierungen vollzogen
ſich wieder unter allerkleinſten Umſätzen, ſo daß die Kurſe vielfach
beſonders am Kaſſamarkte von mehr oder weniger zufälligen Auf=
trägen
beſtimmt wurden. Die Werte der Großchemie zeigten zu Be=
ginn
der Börſe durchweg behauptete Kurſe. Dagegen lag der Elektri=
zitätsaktienmarkt
eine Kleinigkeit ſchwächer. Vom Markte der Ma=
ſchinenwerte
und ſüddeutſchen Zuckeraktien iſt beſonderes nicht zu be=

richten. Bei Montanwerten konnte man in einzelnen Fällen beſcheide=
nes
Intereſſe beobachten. Mannesmann blieben auf die kürzlich er=
wähnte
Nachricht über Syndikatsverhandlungen weiter feſt. Am Kaſſa=
markte
überwogen die Abſchwächungen. Intereſſe beſtand für Ultra=
marin
und Brokhues. Ebenſo ſind Roeder gefragt, die leicht anziehen
konnten. Herminghaus, bei denen man auf das verhältnismäßig kleine
Kapital verweiſt, blieben auf die Erwartung eines günſtigen Abſchluſſes
weiter feſt. Auslandsrenten ruhig bei behaupteten Kurſen. Gegen
Börſenſchluß entwickelte ſich im freien Verkehr etwas Geſchäft in 41 Budapeſter Stadtanleihen von 1914, ſogenannte leere Stücke
waren mit 5 B. Prozent geſucht. Heimiſche Renten ſind wenig ver=
ändert
. Lebhafteres Geſchäft war wieder in Schutzgebietsanleihen, die
heute mit 3,6 B. Prozent einſetzte und nachbörslich bis 44 B. Prozent
anzogen. Es handelt ſich hierbei um rein ſpekulative Käufe aus den
bekannten Gründen. Der freie Verkehr zeigte verhältnismäßig gut be=
hauptete
Kurſe. Man hörte hier: Api 8 Bill. Proz., Beckerſtahl 11
Bill. Proz., Beckerkohle 11 Bill. Proz., Benz 6 Bill. Proz., Brown
Boveri 2,5 Bill. Proz., Georgi 0,850 Bill Proz., Growag 0.380 Bill.
Proz., Hanſa Lloyd 2,2 Bill. Proz., Kaiſer Waggon 0,630 Bill. Proz.,
Kreichgauer Maſchinen 0,6 Bill. Proz., Krügershall 12,75 Bill. Proz.,
Mez Söhne. 6,75, Bill. Proz., Meher Textil 0,950 Bill. Proz., Petroleum
22,5 Bill. Proz., Raſtatter Waggon 11,5 Bill. Proz., Kabel Rheydt
11,75 Bill. Proz., Tiag 4.25 Bill. Proz., Ufa 10,25 Bill. Proz;
wb. Berliner Börſenbericht. Eine Belebung des Ver=
kehrs
an der Effektenbörſe hat zwar nicht ſtattgefunden, die Haltung
bewies aber eher eine verſtärkte Widerſtandsfähigkeit gegen weitere
Abſchwächungen. Nur ganz vereinzelt waren Rückgänge über 2 Bill.
Prozent hinaus zu bemerken. So bei den ſchweren Papieren wie Rie=
beck
Montan, ſchleſiſche Zink und Ludwig Löwe u. Co. Dagegen hat
die Zahl der Papiere, die ihren Kursſtand gut behaupten konnten, zu=
genommen
. Mehrfach wurden auch anfängliche Abſchwächungen z. T.
wieder wettgemacht; ſo bei Gelſenkirchen, Köln, Neueſſener und Rhein=
ſtahl
. Schwach waren Mannesmannröhren, die 27/s Billionen Proz.
verloren. Maſchinenaktien bekundeten eine ziemlich gute Haltung. Im
übrigen beſchränkten ſich die Kursabſchwächungen auf Bruchteile eines
Billionen Prozentes. Im Verlaufe trat eine Kaufluſt für Schutzgebiets=
anleihen
bei anziehenden Kurſen hervor, ſonſt waren deutſche Anleihen
wenig verändert. Ausländiſche Anleihen waren behauptet. Auch in
der zweiten Vörſenſtunde bewegte ſich das Geſchäft in engſten Grenzen.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

* We
Geld
Brief 2 Amſterdam=Rotterdam .. 1566075000 1573925000 1566075000 1573925000 Brüſſel=Antwerpen ....." 153615000 154385000 149625000 150375000 Chriſtiania. . . . . . . . . 552615000 555385000 552615000 555385000 Kopenhagen .." 664335000 667665000 664335000 667665000 1 Stockholm .... 1097250000 1102750000 1097250000 1102750000 Helſingfors .. 105735000 106265000 105735000 106235000 Italien ..... 181543000 182455000 174550000 180045000 London .... 18054750000 18143250000 18054625000 18145375000 New=York. 4189500000 4210500000 4189500000 4210500000 Paris. . . . 177555000 178445900 174563000 175437000 Schweiz 728175000 731825000 728173000 731825000 1 Spanien.. 532665000 535335000 530670000 533330000 Wien (i. D.=Oſte 62842 63158 62842 63158 Prag ...." V ze2ig8000 1228/77000 122193000 122807000 Budapeſt. . . . . 6982) 70175 79999 80401 Buenos=Aires. . 1432410000 1439543000 1416450300 1423550000 Bulgarien. .. 32917000 33083000 32917000 33043000 Japan. 1845250000 1904750000 1895250000 1904750000 Rio de Janeiro 498750000 561250000 498750000 501250000 Belgrad. 55860000 56140000 55860000 56140000 Liſſabon ........... 144667000 145633000 144667000 145633000

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000000.

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135000
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Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 28. Februar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ..........."

3½ ...

33
Dollar=Goldanleihe. .........."
Dollar=Schatzanweiſungen ..."
Dt. Schatzanw. K Ausg. Iv. 23
K IIv. 23
Tv. 24
K
K, IIv. 24
4½% I. u. V. Schatzanweiſg.
4½%VI.IX.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe .......... .
42 Preuß. Konſols ..
3½%

3%
4%0 Bad. Anl. unk. 1935
3½% v. 1907
49 Bahern Anleihe ..
33
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rck. 26 ...
816% Heſſen Reihe XXXII.
untilgb. b. 28........
4½ Heſſen unk. 1924... . . . . . .
3½%..................."
............
39
4% Württemberger .........."
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914.
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
v. 1902 ........."
......
5% Bulgar. Tabat 1902.. .....
12/,% Griech. Monopol ......"
4½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ...
4½% Oeſt, Schatzanweiſ,, ſtfr.
v. 1914 .................
4% Oeſt. Goldrente .........
4% einheitl. Rente ......
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ...
4%0 am. Goldrente konv.
48 am. v. 05 ...
4%0 Türk. (Admin.) v. 1903...
49 (Bagdad) Ser. I
II
4%
4% v. 1911. 8ollanl. .
4½%0 Ung. Staatsr. v. 14 ...."
Goldrente ........"
Staatsr. v. 10 ...
4½ Kronenrente ....."
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort, innere . . . . ..
fonſ. äuß. v. 99.....
Gol- v. 04. ſtfr. . . . .
koni, inner.
Frrigationsanleihe
5% Tamaulipas Serie I.

27. 2. 28 2. Oblig. v. Transportanſt. 27 2 28 2. 42 Uliſabethbahn ſtfr. ...... 4% Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . . 0.12 0.1225 5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. .. 11. 035 0.36 2,680 Alte Oeſt. Sſidb. (Lomb.) 8.3 42 101
4,2 2 69Neu=
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...." 4,7 54 M 54. 750 3% Oeſt. 1. b. 8. Em..
. 9. Em. ...." 54 M 54,730 v. 1885 ...." 30 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz 85 8,25 4% Rudolfl. (Salzkammerg.) .. 4½%0 Anatolier I............" 15,5 16.25 3% Salon. Conſt. Jonction ..." 3,6 3½ Salonique Monaſtir ......" 5% Tehuantepec. . . . . . . . . . . .." 0.191 ......
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[ ][  ][ ]

Rummer 60.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924.

Seite 13:

UeT

deder Deutsche, gleich welcher politischen Richtung, muß
diesen kulturhistorischen Film sehen!

9

Die Greuel der Französischen Soldateska im Ruhrgebiet‟
Einzig existierende Original-Aufnahmen der
BpschieBang Schlagetens
von den Franzosen selbst hergestellt und letzt in deutschen Händen!
Herr v. Bastineller hat monatelang im Brennpunkt des Ruhrkampfes gestanden und
war Augenzeuge der
Erschießung der Krupp’schen Arbeiter
Herr von Basfineller wird diesen Film persönlich erläutern!

Der zweite Filmn, ebenfalls mit Vortrag des Herrn Dr. Töpfer
Der Freiheitskämpfer von 1813
Theoder Körner
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John Hagenbeck
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Dornnea Shirley, Heinrich Peer
Ferner das nordische Drama
in 5 Akten
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mit Hugo Swoboda
Olga Augustewa.

Es werden 10 Pfennig für lede Eintrittskarte mehr erhoben, weiche dem Gedenk- u. Opfertag der Rhein-
(2410
Ruhr-, Hessen- und Pfalzgebiete Uberwiesen werden.

Ein Kammerspiel in 6 Akten mit
Lucle Höflich, Olga Tschechowa
Carl Ebert u. Frltz Kortner
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Die beiden nord. Komiker in dem
Haktigen Lnstspiel
Die Braut aus
Australien

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Seite 1X.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924,

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aus dem Verbot ergebenden finanziellen Schäden bereit
gefunden hat,
die Veranſtaltung
unter der Bedingüng, daß der geſamte Reinertrag min=
deſiens
aber ein Betrag von 1000 Goldmark zu Gunſten
der Nothilfe der Stadt Darmſtadt zur Verfügung geſtellt
wird, ausnahmsweiſe
zu genehmigen,
ſo muß das von uns dankbar anerkannt werden.
Der Elferrat der Darmſtädter

Karneval=Geſellſchaft Narrhalla‟

(rklärung.
Wir bedauern, als Beauftragte der Darmſtädter
Karneval=Geſellſchaft Narrhalla, daß wir in Unkenntnis
der geſetzlichen Beſtimmungen unſeren
Maslen.Sa
in unzuläſſiger Weiſe im Darmſtädter Tagblatt angekündigt
haben und haben uns überzeugt, daß das Verbot des
Polizeiamts vollkommen gerechtfertigt war.

(2413

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Rummer 60.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924,

Seite 15.

Hans Peter Kromm der Lelendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
60)
(Nachdruck verboten).
Der da ſtand mochte um die Mitte der Dreißig ſein. Die
Stirn war grade und kühn herausgeſchnitten, auch die Naſe
hätte dieſem Geſicht zu einem Heldenausdruck verhelfen können,
wäre da nicht dieſer Mund geweſen, dieſer ſanfte Mund, mit
dem Zug einer unbeſchreiblichen Güte um Lippen und Kinn
bis zu den Wangen hinauf. Ja, als Hans Peter dieſem Zug
unvillkürlich nachging, ſchien ihm dies ganze Männerangeſichr
nur Güte, lauterſte, reinſte Güte zu ſein, niemals hatte er in
einem Menſchenantlitz ſolchen Ausdruck geſehn!
Und das war Doktor Titje Bernd.
Hans Peter ſah den Mann au und liebte ihn . ..
Der in der Niſche erhob die Hand: Wir fangen an, ſagte
er mit einer Stimme voll tieſen Wohlklangs.
Sie erhoben ſich alle, ſacht, und ſtanden aufrecht, ernſt und
wie aufmerkend nach innen. Titje Bernd ſtand da, ihnen gleich,
und ſprach hingegeben an ein Unſichtbares:
Heiliges Urlicht! Unſer Vater, der du biſt in den Himmeln.
Geheiligt werde der Name Menſch in dir.
Laß kommen dein Reich!
Daß ein göttlicher Wille geſchehe, wie in den Himmeln,
alſo auch auf Erden. Amen.
Amen, klang es wie aus einem Munde zurück. Man ſetzte
ſich nieder.
Titje Bernd lehnte am Pult. Liebe Menſchen, liebe
Menſchenbrüder! ſo begann er zu reden, durch manche Abend=
ſtunde
ſchon ſind wir miteinander gewandert, mancherlei habe
ich euch nahebringen und anderes klarlegen können, damit zu
euch käme das Einfache und das ganz Natürliche, das ſo ſchwer
zu begreifen iſt.
Gott ſagen wir! Aber Gott iſt keine Abgrenzung. Alles
Göttliche iſt unſrer Art und unfresgleichen. Wir ſind zumer
mitten drin. und noch der, den wir Vekſiehei und köfe
ſchelten, iſt ganz und gar davoi umfangen.
Wir leben, das heißt: Wir rinnen in den Adern bes Seins.
Aber noch einmal ſage ich, dieſes Sein und diefes Leben um=
ſpannt
Himmel und Erde, Diesſeits und Fenſeits, Sichtbares
und Unſichtbares! Jeder Atemzug iſt das Heben und Senken

einer Flut, die ſehr gewaltig iſt, ein Kreiſen von Ringen, die
weit hinausgehn wir gehören ins Ganze!
Darum, ſo wahr ſich die Geheimniſſe dieſes ſichtbaren Lebens
nicht im geringſten erſchöpft haben, ſollen wir ruhig glauben,
daß Geheimniſſe eines unſichtbaren Lebens da ſind, deſſen Kräfte
ſchon in unſer Erdendaſein hinüberſpielen . .
Wir wollten heute miteinander reden über das Gebet.
Gebet iſt Anſchluß ſuchen an das Unerforſchte. Offenſein:
bereit, einen ſchaffenden Gott zu empfangen. Guten Willens
ſein dem Unſichtbaren das iſt Gebet!
Liebe Menſchen liebe Menſchenbrüder! Im Geiſte dieſes
guten Willeus geloben wir:
redlich zu ſehaffen unſer täglich Brot,
unſern Schuldigern zu vergeben, wie uns vergeben wird,
nicht zu führen in Verſuchung,
zu erlöſen vom Uebel,
auf daß zu uns komme die Kraft und die Herrlichkeit in Ewig=
keit
. Amen.
Eine Weile blieb’s lautlos ſtill.
Amen! tönte es dann voll und ſtark zurück.
Hans Peter ſaß wie ein Träumender.
Ihm war, als brächen da auf vor ihm alle Brunnen der
großen Tiefe, als öffneten ſich Fenſter des Himmels ein
Strömen und Brauſen ging umher.
Und ſein Herz ſein Herz ſprang dem Dunkeläugigen ent=
gegen
. Er war ſo hingenommen, daß er eine Weile für weiteres
Geſchehen kaum eine Wahrnehmung hatte.
Etliche der Jungmannen waren zu den Borten geeilt, andere
hatten Wandſchränke geöffnet, ſie holten wiſſenſchaftliche und
mediziniſche Dinge und Geräte hervor. Die jungen Leute taten
ſehr bekannt damit, führten leiſe Unterhaltungen und machten,
ſich auf dies und jenes aufmerkſam. Die Stimmung war durch=
aus
zwanglos, aber doch geſchult, und gute Gewöhnung merkte
man in allem.
Titie ſelber ging von Reihe zu Reihe, lehnte in dieſer Bank
und ſaß nieder in einer anderen, Fragen beantwortend, Er=
klärüngen
erteilend, oder hie und da einem Beſucher aufmerk=
ſamer
ins Geſicht ſchauend. Und für jeden ſchienen ſeine Augen
ein beſonderes Leuchten zu haben, jedem Einzelnen ſchien die
Belehrung angepaßt.
Es wurde noch ein wenig Geographie mit anſchließender
Politik getrieben. Man war bei Portigal: Titie Bernd zeich=
nete
die Portugieſen nicht grade als ein hochſtehendes Volk:

verwahrloſt und von Geſchlechtsſeuchen befallen, würden ſie
über See in Wahrheit niedriger geachtet als die Farbigen.
Und welche Kolonien durfte dieſes Volk beſitzen! Während man
Deutſchland einem 70=Millionen=Volk, das fleißig, tüchtig und
kulturtragend daſtand jeden Fußbreit Boden mißgönnte,
jede Spanne ſtreitig machte. Nicht Gerechtigkeit, ſondern Ge=
walt
verteilte die Welt! Und wir Deutſchen wären zu ſpät ge=
kommen
. Die Erde hätte Raum und Nahrung für alle, ver=
kehrte
Machtſtellung aber ließe keine richtige Ausnutzung zu.
Die Stimmung im Saal war lebhafter geworden, hinüber
und herüber geneigt, führten die jungen Leute gedämpfte Unter=
haltungen
, da ſtaud Titje Bernd abermals am Pult und rief ſie
an: Ihr, die ihr mich hört, ſagt nicht, daß Deutſchland verflucht
ſei verflucht zu Uneinigkeit und Bruderzwiſt legt eure
Hände ineinander und ſchwört ab allem Zank und Hader der
Parteien. Vaterland über alles! Es trägt mit gleicher Güte
Proteſtanten und Karholiken trägt, die unſerem Blute fremd
ſind die Juden. Verratet die Heimat nicht.
Das Haupt zurückgeworfen, die Augen brennend wie zwei
Flammen in dem blaſſen Geſicht, ſtand Titje Bernd da wie ein
Seher. Ein Jahrhundert iſt zu Ende gegangen, in allen
Landen brauts ſo fuhr er fort, ein Neues ringt um Werden
und Geſtalt. Das Leben will etwas! Wir aber ſetzen unſeke
Füße Schritt für Schritt. Mehr als Menſch ſein können wir
nicht. Oder ſollte jetzt das Leben Jarauf ausgehn, daß aus dem
Menſchen der Mit=Menſch geboren werde? dann ſehet wohl zu,
daß dieſer Mit=Menſch nicht mit Naubtierkrallen zur Welt
komme, ſondern Hände mitbringe gebende, ſegnende
Menſchenhände. Möge der Geiſt der Bruderliebe ihm den Odem
geben ... Gott aber, der da iſt die höchſte Lebendigkeit, ſei mit
uns allen. Amen.
Langſam wurde der Saal leer. Etliche der Jungmannen
wechſelten bei den Wandſchränſen Bücher aus, andre räumten
die Sachen fort, und alles geſchah mit Ordnung und Sorg=
ſamkeit
.
Hans Peter war einer der letzten, die hinaustraten. Er ſah
Titie Bernd vor der Tür ſtehn; da gab’s ihm innerlich einen
Ruck, er zögerte vorbeiizuſchreiten. Hatte der auf ihn gewartet?
Merkwürdig! Zu gleicher Zeit wandten ſie beide den Kopf,
ſchauten ſie einander ins Geſicht und hielten ſich, wie längſt
bekannt, an den Händen:
Ein Bruder= und Freundesbund war geſchloſſen ohne Wort
und Verſicherung.
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Seite 16.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Februar 1924.

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