Darmstädter Tagblatt 1924


27. Februar 1924

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

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Wöchentliche iAuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 58
Mittwoch, den 27. Februar 1924.
183. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpſchung aul Gfüllng der Anzelgen=
aufträge
und Leiſtung ven Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beitrelbung fällt ſeder
Rabat weg. Banſlonto: Deutſche Bonk und Darm=
ſtädter
8 Naionalbank.

Der Rechenſchaftsbericht der Reichsregierung.
Das Bewußtſein der Pflichterfüllung. Die Regierung ſcheut keine Kritik. An den Notverordnungen darf nicht
gerüttelt werden. Das Kabinett droht mit der Reichstagsauflöſung. Ein letzter Appell an die Volksvertretung.

* DasUltimatum derRegierung.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Von einer Natur, wie die des Herrn Dr. Marx, kann man
irgend welche Ueberraſchungen nicht verlangen. Dazu iſt er viel
zu bedächtig und vorſichtig, iſt auch als Redner viel zu nüchtern,
man möchte ſagen, von einer erbarmungsloſen Sachlichkeit, die
immer nur auf das nächſte Ziel losgeht. Man kann ſich deshalb
ungefähr ausrechnen, was er dem Reichstag als Rechenſchafts=
bericht
der Regierung für die letzten Monate zu ſagen haben würde.
Die auswärtige Politik läßt er draußen. Hier will er Herrn
Dr. Streſemann nicht ins Handwerk pfuſchen. Das übrige Ge=
biet
iſt ja auch groß genug, und die nach außen hin meßbaren
Handlungen liegen ja auch eigentlich faſt nur im Innern. Was
die Regierung, als ſie mit dem Ermächtigungsgeſetz begann,
vor Augen hatte, präziſiert der Kanzler richtig nach drei Seiten;
Beibehaltung des Währungszuſtandes, Balanzierung des Etats
und Wiederbelebung der Wirtſchaft. Er ſtreiſt kurz alles, was
geſchehen iſt, um dieſes Programm durchzuführen. Daß es nicht
in allen Fällen eine ideale Löſung war, die gefunden wurde,
gibt er zu. Daß die einzelnen Verordnungen harte Eingriffe in
das Einzelleben bedeuten mußten, erkennt er an, aber er unter=
ſtreicht
auch, daß hier eben das Staatswohl Opfer verlangt.
Mit dieſen etwas brutalen Mitteln iſt es denn auch der
Regierung gelungen, die Mark in der Schwebe zu halten und
den Etat zu balanzieren. Aber, und das iſt der Kernpunkt, auf
den der Kanzler hinaus will, die Regierung will nun auch das
Ergebnis ihrer Anſtrengungen nicht gefährdet ſehen. Er ſuchte
dem Reichstag und darüber hinaus der Oeffentlichkeit klar zu
machen, daß es für ihn nur die Alternative gibt, entweder die
Zähne zuſammenzubeißen und eine Zeit lang noch die Pferdekur
der letzten Monate fortzuſetzen, oder erneut in die Inflation
hineinzurutſchen. Das würde für eine kurze Spanne Zeit viel=
leicht
ſcheinbares Wohlergehen bedeuten, dann aber den end=
gültigen
Sturz in den Abgrund. Dahin will die Regierung es
nicht kommen laſſen, und auf dieſer Alternative baut ſie ihre
Politik auf. Welche Abſichten ſie verfolgt, hat ſie in vertrau=
lichen
Beſprechungen den Parteien bereits in der vergangenen
Woche mitgeteilt.
Das Senſationelle iſt aber doch, daß der Kanzler in aller
Offenheit jetzt im Reichstag entwickelt, wie weit die Regierung
gehen will und wo die Grenze ihres Entgegenkommens gezogen
iſt. Eine ſolche Sprache iſt man im Reichstag, in den letzten
Jahren nicht gewohnt geweſen. Und es gab doch ein einiger=
maßen
betretenes Schweigen, zumal auf den Bänken der Linken,
als der Kanzler keinen Zweifel darüber läßt, daß er als letztes
Mittel die Auflöſung in der Taſche hat und dieſe Karte auch
ausſpielen will. Der Neichstag weiß jetzt, woran er iſt. Die
Negierung iſt bereit, über einzelne Verordnungen mit ſich reden
zu laſſen und auch Abänderungen zuzuſtimmen. Sie iſt dazu aber
nicht bereit bei denjenigen Notverordnungen, die grundlegend
für den Aufbau unſerer neuen Wirtſchaft ſind. Dazu iſt auch der
Perſonglabbau zu rechnen, der übrigens, wie der Kanzler nicht
ohne Bosheit feſtſtellt, ſeiner Zeit von den Sozialdemokraten
mit beſchloſſen worden iſt. Im übrigen hat die Regierung nichts
dagegen, wenn nach einer Karenzzeit von etwa 2 bis 3 Monaten
der Reichstag in eine Nachprüfung eintritt und im Wege des
Initiativgeſetzes Abänderungsvorſchläge macht, freilich nicht in der
Aufwertung. Hier vertritt das Kabinett die Anſchauung, daß
auch nur die Möglichkeit, daß ſpäter eine andere Löſung ins
Auge gefaßt werden könnte, eine ſchier endloſe Zahl von Pro=
zeſſen
bedeute.
Will der Reichstag ſich an dieſes Rezept nicht halten, dann
iſt ſein Schickſal beſiegelt. Die Negierung hat ſich ſo beſtimmt
ausgedrückt, daß es für ſie ein Zurück nicht mehr gibt. Der
Kanzler hat die Parieien gebeten, ihre Initiativanträge zurück=
zuziehen
und ſie zu interfraktionellen Beſprechungen eingeladen.
Halten ſie an dieſen Anträgen feſt, dann bedeutet auch das ſchon
für die Regierung unter Umſtänden den Konflikt.
Die Antwort des Sozialdemokraten Müller war nicht unbe=
dingt
ablehnend. Sie war ausweichend und ließ eine kleine
Hintertür offen. Allzu groß ſind aber die Ausſichten für eine
Verſtändigung nicht, weil die Deutſchnationalen zu erkennen
geben, daß ſie mit allen Mitteln auf eine Auflöſung hinarbeiten.
Uinter dieſen Umſtänden könnte das Ende der Woche auch das
Ende des Reichstags bedeuten. Die Regierung will ſich nicht in
die Defenſive drängen laſſen, ſondern, wenn ſie ſieht, daß der
Zuſamnienſtoß unvermeidlich iſt, ein Vertrauensvotum einbrin=
gen
, bei dem ſi= vermutlich in der Minderheit bleiben würde.
um auf dieſem Haken dann die Auflöſung des Reichstages aus=
zuhängen
.
Der erſte Tag der Ausſprache im Reichstag brachte von den
Parteien nur den Sozialdemokraten Müller=Franken zu Wort,
Nach ihm beanſpruchte der Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns den
Schluß der Sitzung für ſich mit einer gedankenreichen und ſehr
geſchickten Verteidigung ſeiner Haltung zum Achtſtundentag. Am
Mittwoch wird vermutlich zunächſt der Deutſchnationale Hergt
ſprechen, nach ihu der Außenminiſter Dr. Streſemann.

Sitzungsbericht.
* Berlin, 26. Februar. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichskanzler Dr. Marx, Innen=
miniſter
Dr. Jarres, Juſtizminiſter Emminger, Arbeits=
miniſter
Dr. Brauns, Poſtminiſter Höfle.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 2,20 Uhr und
gedenkt des Ablebens des Abg. Dr. Nöſicke (dntl.).
Auf der Tagesordnung ſteht dann als erſter Punkt die erſte
Leſung des Notetats; verbunden mit zahlreichen An=
trägen
auf Aufhebung und Aenderung der Verordnungen der
Regierung.
Reichskanzler Or. Marx
erhält ſofort das Wort. Er führt aus:
Als am 8. Dezember v. J. der Reichskanzler durch das Er=
mächtigungsgeſetz
der Reichsregierung die Vollmachten erhielt,
Maßnahmen zu treffen, die im Hinblick auf die wachſende Not
von Volk und Reich dringend erſorderlich waren, waren es drei
Ziele, die damals allen, denen es ernſtlich darum zu tun war,
Reich und Volk vor dem drohenden Verfall zu retten, als er=
ſtrebenswert
vor Augen ſtanden. Beibehaltung des
Währungsſtandes, wie er durch die vom Kabinett Streſe=
mann
eingeleiteten Reformen geſchaffen worden war, ferner
Balanzierung des 1924 vorzunehmenden Etats
und endlich die Wiederbelebung der Wirtſchaft. Bei
der großen Zahl von Verordnungen, die die Reichsregierung
auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes erlaſſen hat, hat ihr ſtets
das oben gekennzeichnete Ziel vorgeſchwebt. Ob die Verord=
nungen
in ihren Einzelheiten überall das Richtige getroffen
haben, oder ob der jeweils eingeſchlagene Weg der einzig mög=
liche
war, darüber kann man verſchiedener Meinung ſein. Die
Regierung will auch in keiner Weiſe die Kritik an ihren Maß=
nahmen
beſchräuken, aber ſie kann ſich mit ruhigem Gewiſſen das
Zeugnis ausſtellen, daß ſie mit Aufbietung aller Kräfte die unter
den augenblicktichen Verhältniſſen möglichſt vollkommene Errei=
chung
der Ziele erſtrebt hat. Bei objektiver, ruhiger Beurteilung
der ergangenen Verordnungen wird man zugeben müſſen, daß
es der Regierung im großen und ganzen gelungen iſt, die ihr
geſtellten Aufgaben zu erfüllen. Wie bedeutungsvoll iſt für unſer
Wirtſchaftsleben doch die Tatſache, daß
die Mark ſeit Mitte November auf derſelben Werthöhe geblieben
iſt. Die goldenen Zeiten des Spekulanten= und
Schiebertums ſind hoffentlich für immer vor=
über
. Der Haushalt, wie er in rohen Umriſſen den
Reparationsſachverſtändigen vorgelegt werden konnte, balan=
ziert
hinſichtlich der inneren Ausgaben des Reiches, freilich
nur unter mehreren Vorausſetzungen, deren wich=
tigſte
die freie Verfügung über die Steuern und
Zölle auch des Rhein= und Ruhrgebietes iſt. Den
Landgemeinden ſind die erforderlichen Steuerquel=
len
zur Balanzierung auch ihrer Haushalte zugewieſen. Aus
der Abnahme der Zahl, der Erwerbsloſen und
Kurzarbeiter iſt eine langſame Erholung der Wirt=
ſchaft
zu erkennen und
das Vertrauen der Bevölkerung zum Staat iſt wieder erſtarkt.
Allerdings muß unſer Wirtſchaftsleben noch ſo lange als
unſicher augeſehen werden, ſo lange noch die Schlagader unſerer
Wirtſchaft an Rhein und Ruhr durch eine fremde Militärgewalt
abgefunden iſt. Leider konnten die Erfolge nur erreicht werden
durch ungeheure Härte und rückſichtsloſe Maßnahmen, die für
manche Familien ſchwere Not und Entbehrungen mit ſich ge=
bracht
haben. Ich denke dabei in erſter Linie an die Perſonal=
abbauverordnung
, die freilich noch von dem erſten Ka=
binett
, dem Kabinett der großen Koglition, er=
laſſen
, aber unter der jetzigen Regierung zur
Ausführung gebracht worden iſt. Hierzu gehören ferner
die außerordentlich geringen Goldgehälter der Be=
amten
, die Verlängerung, der Arbeitszeit, die
Frage der Aufwertung, gewiſſe Einſchränkungen
der ſozialen Leiſtung, die ſchwer treffenden Steuern,
die in weitem Umfang die Subſtanz angreifen, die namentlich
auch die Landwirtſchaft ſchwer belaſten und damit Gefahren für
die Volksernährung heraufbeſchwören. Die Reichsregierung hat
ſich immer und immer wieder die Frage vorgelegt, ob ſie tat=
ſächlich
ſo ſchwere Laſten und Entbehrungen dem Volke aufer=
legen
dürfe. Aber die Reichsregierung iſt, oſt unter Wider=
ſtreben
ihres menſchlichen Empfindens, den Weg der Pflicht ge=
gangen
. Sie war ſich deſſen bewußt, daß es ſich in allem
um das eine Große handele: Den Zuſammen=
halt
des Reiches, das Fortbeſtehen und die Fort=
entwicklung
der deutſchen Nation zu ſichern.
Es gibt jetzt keinen anderen Weg: Entweder beißen wir die
Zähne zuſammen, nehmen eine Zeit lang auch ſchwere Laſten
und Sorgen auf uns, haben aber dann die Zuverſicht, daß
unſere Wirtſchaft wieder in Gang kommt, oder wir erfreuen
uns vielleicht noch einmal für eine kurze Spanne Zeit an
der Seifenblaſe anſcheinenden Wohlergehens, verlieren aber
dabei den feſten Stand der Währung und gehen dem end=
gültigen
Zuſayimenbruch unſeres ganzen Volkes und auch
des Einzelnen entgegen. Geraten wir noch einmal in eine
Inflation, dann iſt jeder Verſuch, unſere Mark zu ſtabili=
ſieren
, volliommen ausſichtslos. Dann iſt unſer wirtſchaft=
licher
Ruin und damit das Schickſal unſeres Volkes beſiegelt.
Das iſt nicht nur die Meinung einzelner Sachverſtändiger,
das iſt die überwiegende Meinung des Auslandes und aller
einſichtigen Teile unſeres Volkes,

Mit dieſer Einſicht unſerer Volksgenoſſen iſt es bisweilen frei=
lich
noch recht ſchlecht beſtellt. Man hatte erwartet, daß die Re=
gierung
mit einem großen Wurf die geſamte Lage beſſern und
in unſerem mit Illuſioniſten ſtark durchſetzten Volke wird nie
der Glaube ausſterben, daß eines Tages doch noch eine Regie=
rung
kommt, die wie mit einem Zauberſtabe alles zum Guten
wendet. Dieſen Unverbeſſerlichen muß geſagt werden:
Den Stein der Weiſen haben wir noch nicht gefunden. Wir
müſſen den Dornenweg gehen und unſerem gedrückten und
gequälten Bolk nach mühſeliger Kleinarbeit neue ſchwere,
auf die Dauer in dieſem Umfange kaum erträgliche Laſten
auferlegen, in der Hoffnung, daß wir es auf dieſem Wege
aus der Wüſte des Elends und der ungewißheit hinaus=
führen
.
Freilich wird eine Beſſerung unſerer außenpolitiſchen Lage trotz
aller Mühe und Arbeit nur Stückwerk ſein. Wir appellie=
ren
in der Reparationsfrage nicht an das Mitleid,
ſondern an die Vernunft der Welt, an den geſun=
den
Menſchenverſtand, der allein den Zu=
ſammenbruch
Europas verhindern kann. Sehr
ſpät, aber nicht zu ſpät ſcheint die Vernunft auf dem Marſche
zu ſein.
Das Reparationsproblem iſt Deutſchlands Schickſalsfrage.
Auch andere Staaten leiden an ſchwerer Verſchuldung an das
Ausland. Aber hinter ihrem Vermögen lauert nicht wvie hei
uns die ſtets aktionsbereite politiſch=militäriſche Gewalt.
Keinem anderen Kriegsteilnehmerſtagt drohen militäriſcher
Einmarſch oder wirtſchaftliche Gewaltmaßnahmen der Gläu=
biger
. Daher begrüßen wir es, daß Wirtſchaftsführer
mit der Prüfung der Reparationsfrage be=
traut
worden ſind und ſehen ihrer Eutſcheidung
zwar ohne übertriebenen Optimismus doch mit
Zuverſicht entgegen. Wie unſer Volk in ſeiner tau=
ſendjährigen
Geſchichte nach Leiden und Entbehrungen immer
wieder ſieghaft lichte Höhen erſtiegen hat, wird auch der jetzige
Leidensweg wieder in eine lichte Zukunft führen, wenn wir
einmütig und entſagend die Opfer für die Nettung und daß
Glück unſerer Kinder bringen. Insbeſondere erwarte ich
von den deutſchen Beamten treue Pflichter=
füllung
und Hingabe. Auch in die Volksvertret=
ung
ſetze ich das Vertrauen, daß ſie das Vor=
gehen
der Regierung billigen wird, wenn ſie ohne
Vorurteil die Verordnungen der Negierung unter dem Geſichts=
punkt
der großen Ziele betrachtet. Die Aufwertungsfrage wird
noch von dem zuſtändigen Reſſortminiſter näher begründet,
werden.
Mit dem Bewußtſein der Pflichterfüllung ſieht die Reichs=
regierung
auf ihre mühevolle Arbeit und erwartet, daß die
Volksvertretung ihre Zuſtimmung nicht verſagen wird.
Mag nachher auch in Einzelheiten eine andere Regelung als
beſſer erſcheinen. Kritik ſcheuen wir nicht und wir
werden gerne Verbeſſerungsvorſchläge entgegennehmen. Wird
ſich pflichtgemäß der Reichstag vom ernſten Verantwvortungs=
gefühl
durchdringen laſſen bei der Frage, ob er die Verordnun=
gen
aufheben will?. Das Ermächtigungsgeſetz
ſpricht nur von Aufhebung, nicht von Abänderung.
Abänderungsanträge ſind alſo ausgeſchloſ=
ſen
. Eine Abänderung der Verordnung kann nur durch neue
Geſetzesvorlagen oder vom Reichstag durch Initiativanträge
herbeigeführt werden. Mögen manche Verordnungen im Augen=
blick
nicht weſentlich ſein, aber eine große Zahl der Verordnun=
gen
iſt ſo weſentlich für die Erreichung unſerer Ziele, daß ihre
Aufhebung den Erfolg völlig in Frage ſtellen würde. Dieſe Ver=
ordnungen
ſind den Parteien als ſolche bezeichnet worden.
Es iſt nicht eine Laune der Regierung, ſondern ein ſtarker
Pflichtwille, wenn die Reichsregierung erklärt, daß ſie ihr
großes Reformwerk geführdet und gar vernichtet ſieht, wenn
eine dieſer unumgänglichen Verordnungen aufgehoben, oder
weſentlich verändert würde. Sie erklärt, daß ſie angeſichts
der Bedeutung deſſen, was auf dem Spiele ſteht, bei der
Annahme eines Aufhebungsantrages ſich genötigt ſehen
würde, die nach ihrer Anſicht pflichtmäßigen Folgerungen
daraus zu ziehen und beim Herrn Reichspräfiden=
ten
die Auflöſung des Reichstages zu bean=
tragen
, in der Ueberzeugung, daß es ſich in einem ſolchen
Falle für das wirtſchaftliche und nationale Leben des Vol=
kes
um unentbehrliche Maßnahmen handeln würde. Das=
ſelbe
gilt auch von der Annahme von Initiativanträgen,
die eine weſentliche Abſchwächung der als lebenswichtig
bezeichneten Verordnungen bedeuten würde. Die Regie=
rung
fordert entſchieden das Hohe Haus
auf, ſolche Anträge, die bereits geſtellt ſind,
z. Zt. abzulehnen. Naturgemäß gelten dieſe Verord=
nungen
nur ſolange, bis die Not einigermaßen behoben iſt.
Allerdings iſt die Regierung gewillt, die Aufhebung vder
Verbeſſerung der lebeuswichtigen Notverordnungen ſelbſt
vorzunehmen oder auch zuzulaffen. Zurzeit aber muß ſie
jede Veränderung der Verordnungen als für das geſamte
Wohl von Neich und Volk bedrohlich, und deshalb unmög=
lich
, ablehnen, die das Ziel der Stabiliſierung der Währung
und der Balanzierung des Etats in Frage ſtellen. Die
Regierung wird ſich mit aller Entſchieden=
heit
einem ſolchen Beginnen widerſetzen
und alles, was in ihren Kräften ſteht tun=
um
es zu verhindern.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mitttoch, den 22. Februar 1924.

Rummer 58.

Einige Verordnungen freilich tragen endgültigen Charakter,
insbeſondere die Aufwertung, durch die endlich Ruhe in un=
ſer
Wirtſchaftsleben kommen muß. Wer die Aufwer=
tungsregelung
in Frage zieht, macht ſich ſchul=
dig
, daß die Kreditnot nicht behoben wird. Kre=
dit
iſt das Lebensbedürfnis unſeres Volkes. Auch von der Be=
ratung
lebenswichtiger Verordnungen in den Reichstagsaus=
ſchüſſen
müſſe Abſtand genommen werden. Ausſtreuungen in
der Auslandspreſſe über angeblich ungünſtige Aeußerungen der
auswärtigen Sachverſtändigen genügen ſchon, die deutſche Mark
an den Auslandsbörſen vorübergehend zu erſchüttern, und die
Inlandspreiſe wichtiger Bedarfsartikel zu ſteigern. Der noch
immer ſtabile Stand unſerer Währung kann
auch durch kleine Vorkommniſſe gefährdet wer=
den
. Eine langwierige Verhandlung z. B. über die Steuerver=
ordnungen
würde verderbliche Stockungen der Steuerveran=
lagung
zur Folge haben und die Länder in größte Schwierig=
keit
bringen. Die Bitte, von Kommiſſionsberatune
gen abzuſehen, iſt mit dem Grundſatz der De=
mokratie
durchaus vereinbar.
Das Ermächtigungsgeſetz war eine Willenskundgebung des
Reichstages im Einklang mit dem demokratiſchen Gedanken
unſerer Verfaſſung. So muß auch die Auswirkung dieſer
Vollmachten den Schutz des Parlamentes finden.
Andernfalls würde der Sinn dieſes Geſetzes gefälſcht und das
Geſetz zur Phraſe werden. Das Weſen wahrer Demokratie
könne nur verkümmern, wenn das Parlament in der Zeit der
Not alle geſchäftsmäßigen Möglichkeiten erſchöpfen und damit
die Idee durch die Form erdrücken würde. In interfrak=
tionellen
Verhandlungen mit den Parteien
will die Regierung einzelne Beſtimmungen be=
raten
. Die Stabilität unſerer finanziellen
und wirtſchaftlichen Lage darf nicht zur Platt=
form
des Kampfes der Parteien werden. Wir
müſſen das Reich und das Leben der Nation
retten. Das ſteht höher als Parteidoktrin und
Wahlagitation. Alles, was die Regierung ge=
tan
hat, ſoll dem Wohl von Reich und Volk, der
Rettung vor dem Untergang dienen!
Die Rede des Reichskanzlers wurde vom Hauſe im ganzen
ruhig aufgenommen. Die bürgerlichen Parteien zollten dem
Reichskanzler lebhaften Beifall am Schluß ſeiner Ausführungen.
Nur bei der äußerſten Linken erſcholl vereinzelter Widerſpruch.

Die Ausſprache.
Abg. Müller=Franken (Soz.)

ergriff als erſter Redner das Wort., Er erklärte, wenn der Reihs=
kanzler
von der Möglichkeit einer Reichstagsauf=
löſung
geſprochen habe, ſo nimmt die Regierung hoffent=
lich
nicht an, daß ſich irgend eine Partei, durch ſolche Aeußerungen
irgendwie in ihrer ſachlichen Stellungnahme zu den Verordnungen
wird beeinfluſſen laſſen. Keine Regierung, welcher politiſchen Rich=
tung
ſie auch angehören mag, wird die Erfüllungspolitik ver=
meiden
können. Die Politiker der Rechten wollen die Laſten der Repa=
rationen
auf die Arbeiter abwälzen. Die beabſichtigte Herbeiführung
einer Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frank=
reich
begrüßen wir. Die Handhabung des Ausnahme=
zuſtandes
und des Ermächtigungsgeſetzes bietet
Anlaß zur ſchärfſten Kritik. Man kann der Republik wirk=
lich
nicht den Vorwurf machen, daß ſie zu viel Republikaner und Demo=
kraten
in die Verwaltung gebracht hätte. Die reaktionären Kreiſe haben
die Futterkrippen=Politik anders verſtanden. Der Redner wünſcht, daß
für die Abgebauten eine Inſtanz geſchaffen werde, an die ſie ſich wenden
könmen. Die Hungergehälter der Beamten bedürfen der
Aufbeſſerung. Alle Einkommen über 8000 Mk. müßten dazu
herangezogen werden. Der vorgenommene Juſtizabbau bedeutet
einen Rückſchritt. Wir fordern, daß in der Aufdeckung
geſetzwidriger Zuſtände kein Landesverrat erblickt
werden darf. Die Regierung müſſe endlich das Waſhingtoner
Abkommen über den 8=Stunden=Tag ratifizieren. Der
Ausnahmezuſtand ſei verfaſſungswidrig. Die Koſten
für den Ausnahmezuſtand ſeien ungeheuer groß. Man ſollte dieſe Gel=
der
lieber zur beſſeren Beſoldung der Schupo verwenden. Eine Nach=
prüfung
der zahlloſen Notverordnungen könne ohne Beeinträchtigung
unſerer Währung erfolgen. Der Anſicht des Reichskanzlers, daß die
erlaſſenen Verordnungen ein Ganzes bilden, können wir nicht zu=

ſtimmen.

Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns

weiſt Angriffe der Arbeitnehmerpreſſe, wonach die Regierung die Sozial=
politik
abbauen wolle, entſchieden zurück. Die furchtbare wirtſchaftliche
Not nötige zur Sparſamkeit auch auf ſozialpolitiſchem Gebiete. Ich
halte die Notwendigkeit der ſozialen Politik nach wie vor aufrecht. Vor

allem bleibt das Gebiet des Arbeitsrechts und des Tarifrechts unberührt.
Nur ſehr wenige Nationen hätten das Waſhingtoner Abkommen unver=
ändert
angenommen. Dem Arbeitsminiſter liege nichts
ferner, als den 10=Stunden=Tag zur Regel zu
machen. Die Haltung der Sozialdemokratie in der
Arbeitszeitfrage war eine andere zu der Zeit, wo
ſie an der Regierung beteiligt war, als heute. (Lebh.
Hört! bei den bürgerlichen Parteien.) An der Verſhleppungspolitik des
Arbeitszeitgeſetzes trägt die Regierung jedenfalls keine Schuld. Reichs=
arbeitsminiſter
Brauns fortfahrend: Er habe ſich ſtets bemüht
die ſchwierige Lage der Arbeiter zu erleichtern. An
eine beſtimmte Lohnhöhe habe er ſich niemals gebunden. Auf dem
Schlichtungswege habe er verſucht, beide Teile zu einer Arbeitsgemein=
ſchaft
zuſammenzuführen. Auf Perſonalabbau habe er ſtets gedrängt.
Durch die neue Verordnung könne die Sozialpolitik in eine beſſere Zeit
hinübergerettet werden.
Nunmehr wird die Weiterberatung auf Mittwoch,
2 Uhr, vertagt.

Zur Araufführung der Tanzſuite nach Couperin.

Von Richard Strauß.

Richard Strauß hat aus den Klavierſtücken des Francois Couperin
ine Suite von acht Sätzen geformt.
Fünf davon geben alte Tanzformen wieder, Pabane, Courante, Sa=
rabande
, Gavotte, Allemande, mit anſchließendem Menuett, während drei
Sätze Charakterſtücke darſtellen Carillon, Wirbeltanz, Marſch. Ir=
gend
welche Vorſchriften oder Andeutungen hinſichtlich der Inſzenierung
und tänzeriſchen Geſtaltung enthält die Partitur nicht.
Die Form der Suite läßt zwei Möglichkeiten zu.
Die erſte wäre die einer großen Feſtlichkeit im Stile der damaligen
Zeit, während der die alten Tänze in ſtilechter Ausführung zur Schau
ſebracht wurden, unterbrochen von einer Gruppe anderer Weſensark, die
nit den Charakterſtücken ſich ihrerſeits der Geſellſchaft der Tanzenden zu
produzieren hätte. Dieſe Ausdeutung ſtellt an die räumlichen Verhält=
niſſe
und an die Zahl der Mitwirkenden Anſprüche, die hier unerfüll=
jar
ſind.
Die zweite Möglichkeit beſteht in der Erfindung einer Handlung zu
der Muſik. Dieſe muß jedoch von äußerſter Einfachheit ſein, da ſie ſich nicht
Is Pantomime aufdrängen darf, ſondern die Möglichkeiten zur feinſten
tänzeriſchen Geſtaltung zu bieten hat und das traumhaft gelockerte Ge=
chehen
nur loſe verknüpfen darf, entſprechend der Zuſammenſchließung
der verſchiedenartigen Muſikſtücke zur Form der Suite. Dieſe zweite
Möglichkeit war unter Berückſichtigung der hieſigen Situgtion die
gegebene.
Der Kern des tänzeriſch Ausgedeuteten iſt folgender:
Die Pavane zeigt uns den Marquis, der den von ſeinen Hofleuten
vekomplimentierten Charlatan beauftragt, ſeine Tochter und den Cheva=
lier
, der um ſie wirbt, durch ſeine magiſchen Kräfte verſchiedenen Prü=
ungen
zu unterwerfen. Der Charlatan nähert ſich Blanche kavalier=
näßig
und ſucht Einfluß zu gewinnen, vorerſt ohne Erfolg.
Die Courante verſinnbildlicht das Zuſammenſtreben der beiden Lie=
genden
. Der Charlatan bemüht ſich, durch verſchiedenerlei Hemmungen
ſie einander fernzuhalten. Es gelingt ihm nur kurze Zeit, er gibt ſeine
Verſuche auf, um ſtärkere Mittel vorzubereiten.
Im Carillon ruft der Charlatan Geiſterweſen zu Hilfe, die als Pa=
goden
erſcheinen, und zaubert ein Scheingeſchöpf, die Marionetta, ins
Leben.
Die Sarabande zeigt die Liebenden vereint im Austauſch leiden=
ſchaftlicher
Gefühle.
Da tändelt die Gavotte dem Chevalier die Marionetta ins Bewußt=
ſein
, leidenſchaftlich wirbt er um ſie, immer mehr umſponnen von der
nagiſchen Gewalt des Charlatans, bis Blanche, zu jäher Eiferſucht ent=

Vom Tage.

Wie mitgeteilt wird, iſt es angeſichts der Tatſache, daß dem Reichs=
miniſter
des Innern die Anberaumung des Tages der
Reichstagswahlen überlaſſen iſt, möglich, daß der 6. April
Wahltag ſein wird.
Laut Vorwärts wurde auf Wunſch der bayeriſchen Sozialdemokraten
urch Beſchluß des Parteivorſtandes, vorbehaltlich der Zuſtimmung des
Parteiausſchuſſes, der ſozialdemokratiſche Reichspartei=
tag
auf den 13. April verſchoben.
Die Deutſchnationale Volkspartei des Landes
Braunſchweig hat einen Zulaſſungsantrag über einen Volks=
entſcheid
wegen ſofortiger Auflöſung und Neuwahl des
braunſchweigiſchen Landtages unter Verminderung der Zahl der
Abgeordneten auf 48 im braunſchweigiſchen Miniſterium des Innern
eingereicht.

Entgegen bielfach zum Ausdruck gebrachten Befürchtungen beab=
ſichtigt
die Reichsregierung nicht, die Gewerbe= und
Kaufmannsgerichte aufzuheben.

Die Reichswehrtruppen in Thüringen haben den Ab=
zugsbefehl
erhalten.

In ungefähr 50 Betrieben der Berliner Metallinduſtrie
ſind infolge Nichteinhaltens der neunſtündigen Arbeitszeit Ausſper=
rungen
der Arbeiter vorgenommen worden.

Die Hamburger Werftbeſitzer beſchloſſen, alle diejenigen,
die den verbindlichen Schiedsſpruch über die neunſtündige Arbeitszeit
nicht anerkennen, als vertragsbrüchig friſtlos zu entlaſſen.

Die Arbeiter der Flensburger Werften ſprachen ſich
mit 679 gegen 44 Stimmen gegen die Einführung des neun=
ſtündigen
Arbeitstages aus.
Die Howaldt=Werft in Kiel, welche 3500 Arbeiter beſchäf=
tigt
, iſt geſchloſſen worden, weil die Belegſchaft den 9= Stunden=
arbeitstag
abgelehnt hat.

Wie mitgeteilt wird, iſt die Mitteilung der Chicago Tribune,
wonach Dr. Streſemann Macdonald vorgeſchlagen
haben ſoll, er, Streſemann, wolle nach London kommen" was
Macdonald ablehnend beantwortet haben ſoll, frei erfunden.

Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph er=
fährt
, daß die unter dem Vorſitz des Oberſten d’Arbonneau ſtehende
Sonderkommiſſion demnächſt im Auftrage der interallier=
ten
Rheinlandkommiſſion wieder nach Speyer gehen
werde.
Die Demokraten Amerikas haben eine Reſolution
angenommen, in der Präſident Coolidge aufgefordert wird, ſämtliche in
den Petroleumſkandal verwickelten Beamten aus dem
Staatsdienſt zu entlaſſen.

Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph er=
lärt
, Macdonald habe, ohne ſich an irgend eine Entſcheidung zu
binden, Italien mitgeteilt, daß er die Jubalalandfrage ſo=
wohl
für ſich ſelbſt als auch in Beziehung auf die Frage des Dodekanos
erneut prüfen werde.

Nach einer Havas=Meldung aus Madrid hat der oberſte Ge=
richtshof
das Urteil in der Angelegenheit der Expedition nach
Tiſza gefällt. General Buro und Oberſt Sirven ſind zu je einem
Jahr, Oberſt Lacanal zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
General Cavalcanti wurde freigeſprochen.

Zur Aufwertungsfrage.
Die Stellungnahme der Induſtrie und des Handels.

Berlin, 26. Febr. Der Verband des Deutſchen Bank=
und Bankiergewerbes, der Deutſche Induſtrie= und Handelstag,
die Hauptgemeinſchaft des deutſchen Einzelhandels, der Reichs=
verband
der deutſchen Induſtrie und der Zentralverband des
deutſchen Großhandels wurden, veranlaßt durch jüngſt zutage
getretene Rechtsauffaſſungen in der Aufwertungsfrage, heute bei
der Reichsregierung vorſtellig und haben folgendes vorgetragen:
Ungeachtet ihrer Stellungnahme zu dem Inhalt der dritten
Steuernotverordnung überhaupt und insbeſondere zu der Frage,
ob und nach welchen Grundſätzen hätte aufgewertet werden ſollen,
erklären die Spitzenverbände, nachdem jetzt die Regelung der
Aufwertungsfrage erfolgt iſt, muß die Wirtſchaft unter den
gegenwärtigen Verhältniſſen den größten Wert darauf legen,
daß die durch die dritte Steuernotverordnung geſchaffene
Rechtsgrundlage in der Aufwertungsfrage
unter keinen Umſtänden weder durch die Rechtſprechung
noch durch die Geſetzgebung erneut erſchüttert wird. Dies
fordert das Intereſſe an der Aufſtellung der Goldbilanzen, an
der Ermöglichung der Kreditbeſchaffung, an der ordnungsmäßi=
gen
Finanzgebarung von Reich, Ländern und Gemeinden und
an der dauernden Beruhigung der Wirtſchaft überhaupt.

Aenderung des Mieterſchutzgeſetzes.

Berlin, 26. Febr. Durch eine Verordnung vom 14. Febr.
iſt das Mieterſchutzgeſetz in zwei Punkten geändert wor=
den
. Den Gemeinden wurde die Verpflichtung auferlegt, auch
den Inhabern von Räumen in öffentlichen Gebäuden, die zur
Räumung verurteilt ſind, beſchleunigt eine Erſatzwohnung
zuzuweiſen; ferner wird beſtimmt, daß die Entſcheidung über
die Koſten der Aufhebungsklage, ſofern die Koſten ganz oder
teilweiſe dem Vermieter auferlegt ſind, angefochten werden kann,
falls der Wert des Beſchwerdegegenſtandes 30 Goldmark über=
ſteigt
.

Geſchichten vom geiſtreichen Kopf.

Der Verſailler Vertrag.
Zur Unterhauserklärung Macdonalds über
die Rede Henderſons.

London, 26. Febr. (Wolff.) Der Parlamentsbericht=
erſtatter
des Daily Chronicle führt unter der Ueberſchrift
Miniſter, deren Anſichten auseinandergehen;
der Premierminiſter weiſt ſeinen Innenminiſter
zurück, zu der geſtrigen Unterhauserklärung Macdonalds über
die Rede Henderſons aus, die Arbeiterparteiler hätten
die Erklärung Macdonalds mit beſorgtem Stillſchwei=
gen
angehört. Da ſie gedacht hätten, daß die Reviſion des
Vertrages von Verſailles ein Programmpunkt
der Regierung ſei, hätte ihnen die Zurückweiſung Hender=
ſons
nicht gefallen. Noch vor einigen Wochen würde das ärger=
liche
Proteſte hervorgerufen haben, jetzt aber gewöhnten ſie ſich
an die Art Macdonalds.
London, 26. Febr. (Wolff.) Die Times ſchreibt, nach
der geſtrigen Mitteilung Maedonalds im Unterhauſe ſei es klar,
daß Henderſon keine Befugnis für die Sprache ge=
habt
habe, die er in Burnley geführt habe. Man könne ſich
nichts Unklügeres und Inopportuneres vor=
ſtellen
, als Henderſons unvorſichtige Erklärung,
gerade in den Tagen, da Maedonald alle Anſtrengungen mache,
um von neuem mit Frankreich bei der Regelung der europäiſchen
Probleme zuſammenzuarbeiten. Wenn der Verſailler Vertrag
für ungültig erklärt werde, auf welchem gemeinſamen Boden
ſolle dann noch aufgebaut werden? Die Friedensver=
träge
müßten als vollendete Tatſache hinge=
nommen
werden; ſie bildeten gemeinſam mit dem Völker=
bund
die Stiftungsurkunde des neuen Europas.

Reichslandbund gegen den Verſailler Vertrag.

Breslau, 26. Febr. Im Zirkus Buſch in Breslau fand
heute nachmittag die feierliche Eröffnung der vierten Reichsland=
bund
=Tagung ſtatt. Vorſitzender Dr. Hepp gedachte zunächſt
des unerwarteten Todes Dr. Röſickes und fuhr darauf fort:
Der Reichslandbund ſteht trotz aller Anfechtungen gefeſtigter da
als je und iſt gewillt, allen denen die Stirn zu bieten, die es
nicht gut mit der Landwirtſchaft meinen. Die Landwirtſchaft
ſteht heute am Ende ihrer Steuerleiſtungsfähigkeit. Es iſt unſere
Aufgabe, den verantwortlichen Stellen im Reich und in den
Ländern zu ſagen, daß die deutſche Landwirtſchaft am Erliegen
iſt. Wir fordern in erſter Linie langfriſtige und billigere Kredite
für die Landwirtſchaft. Der Redner ging dann auf die neue
Währung ein und erklärte: Wir müſſen vor allem unſerem
Freund Dr. Röſicke und Hilger für das Werk der Rentenbank
dankbar ſein. Es iſt eine geſchichtliche Großtat unſeres Volkes,
daß es, ſtöhnend unter der Laſt des Friedensvertrages, ausge=
räubert
und entblößt der letzten Wirtſchaftskraft, mit ſeinemr
Allerletzten, mit ſeinem Grund und Boden, und ſeinem Beſitz, in
wenig Wochen eine neue Währung aus dem Boden geſtampft hat.
Darauf ſind wir Landwirte ſtolz; denn wir ſind zu 50 Prozent
daran beteiligt. Die Rentenmark kann aber nur bleiben, wenn
die Arbeitsleiſtung bis zum Aeußerſten geſteigert wird. Wir
brauchen eine neues Parlament, ein Parlament, in dem der
berufsſtändige Gedanke zum Ausdruck kommt, ein Parlament,
in welches Männer hineinkommen können kraft ihrer Perfönlich=
keit
. Nachdem noch Freiherr von Richthofen den Landbundtag
begrüßt und Profeſſor Dr. Horneſſer=Gießen ſich für den deut=
ſchen
Staatsgedanken ausgeſprochen hatte, verlas v. Schwerin
Spandekow als Vermächtnis Dr. Röſickes die Entſchließung des
Reichslandbundtages, die einſtimige Annahme fand: Der vierte
Reichslandbundtag fordert:
1. Daß die Reichsregierung vor allen anderen Aufgaben end=
liche
den ungeheuerlichen Wortbruch in der Weltgeſchichte auf=
deckt
, der dem deutſchen Volk gegenüber begangen wurde, als es,
auf Wort und Unterſchrift der Feinde vertrauend, auf der auch
vom Gegner anerkannten Grundlage der Wilſonſchen Friedens=
punkte
die Waffen niederlegte.
2. Daß die deutſche Regierung die Lüge von der Kriegsſchuld
Deutſchlands endgültig zerſtört.
3. Daß ſie den Verſailler Vertrag mit allen ſeinen Folge=
rungen
durch das Unrecht des Ruhreinbruchs für zerriſſen erklärt.
Der Reichslandbund erwartet von einer wahrhaft deutſchen
Führung, daß ſie ſich ſtützt auf die Kräfte der nationalen Be=
wegung
und des bodenſtändigen Bauerntums und ſich offen
trennt von jedem irgendwie gearteten Marxismus, Internatio=
nalismus
und Pazifismus.

Verirauensvotum für die griechiſche Regierung

TU. Athen, 26. Febr. Nach zweiwöchentlichen Verhand=
lungen
hat heute nachmittag die Abſtimmung in der National=
verſammlung
ſtattgefunden. Die Regierung erhielt 233 gegen 107
Stimmen der Oppoſition. Veniſelos hatte ſeine Freunde noch
einmal aufgefordert, für die Regierung zu ſtimmen. Damit iſt die
Frage des Plebiſzits entſchieden. Die Regierung wird das Ple=
biſzit
durchführen und verſpricht die ungehinderte Teilnahme
aller Parteien. Es werden drei Fragen geſtellt: 1. Beibehal=
tung
der gegenwärtigen Dynaſtie, 2. Wahl einer neuen Dynaſtie,
3. Ausrufung einer Republik. Das Plebiſzit wird erſt im Mai
dieſes Jahres durchgeführt werden.

flammt, herbeiſtürzt. Feindliche Mächte kämpfen in Beiden gegen ihr
Liebesempfinden, ſie wehren ſich dagegen mit letzter Zuſammenfaſſung
ihrer Kräfte, aber immer ſchwächer wird ihr Widerſtand.
Im Wirbeltanz hat Charlatan alle ſeine Macht aufgeboten, die Pa=
goden
jagen und treiben alles durcheinander, wiederholt ſuchen Blanche
und der Chevalier der immer heftigeren Verwirrung zu entfliehen, ſie
werden immer wieder in den Wirbel geriſſen, bis ſie zuletzt in Be=
ſinnungsloſigkeit
verfallen.
Die Allemande bringt die Löſung. Der Marquis gebietet dem Chau=
latan
Einhalt. Es iſt genug der Prüfungen. Die Liebenden erwachen
wie aus phantaſtiſchem Traum. Durch den Irrgarten ihrer verwirrten
Gefühle taſten ſie ſich zueinander. Im anſchließenden Menuett vereint
der Marquis die Beiden und entläßt huldvoll den Charlatan. Der
Marſch vereint alles zu fröhlichem Ende. Der Charlatan ſpinnt ſich in
ſeine Zauberweſen ein und verſchwindet, der Chevalier und Blanche
ſchreiten fröhlich der Morgenröte des Kommenden entgegen.
Die Aufführung dieſer Idee in Tanz, bewegungsmäßig dem alten
Stile genähert, bildet die Grundlage der ſzeniſchen Geſtaltung der
Tanzſuite.
Joſeph Schlembach.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.

* Bad=Homburg v. d. Höhe. Major Alexander von
Holwede (Bad=Homburg) und Hofrat Ferdinand Meiſter,
Intendant des Pfalz=Orcheſters (Ludwigshafen), traten als
Direktoren in den Vorſtand der Bad=Homburg Kur= Aktiengeſell=
ſchaft
ein. Die Leitung der Saalburgfeſtſpiele wurde Herrn
Schauſpieldirektor Löhr übertragen.

Man ſchreibt uns: Zu dem Artikel Lichtenberg in der
Samstag=Nummer geſtatte ich mir zu bemerken, daß im Meyer=
ſchen
Konverſations=Lexikon L. als in Ober=Ramſtadt geboren
verzeichnet iſt. Dieſes iſt indeſſen ein Irrtum, da L. in einem
Brief vom 18. Oktober 1792 an G. A. Ebell in Hanover ſchreibt:
Ich bin Darmſtadinus von Geburt. Ferner in einem Brief
vom 6. Februar 1793 an F. H. Jacobi: Daß ich die Sache als
einen Scherz vortrug, rührt daher, 1) weil ich in Darmſtadt, und
halt! nicht in München oder Paderborn geboren bin. Das Kon=
verſations
=Lexikon ſchreibt übrigens von ihm: L. gehört zu
den beſten deutſchen Stiliſten. Vielleicht gibt eine
ſeiner Ephorismen, die ich im Nachſtehenden anführe, ein kleines
Bild davon. Keine Nation fühlt ſo ſehr, als die deutſche, den
Wert von anderen Nationen, und wird leider! von den meiſten
wenig geachtet, eben wegen dieſer Biegſamkeit. Mich dünkt, die
anderen Nationen haben recht: Eine Nation, die allen gefallen
will, verdient von allen verachtet zu werden. Die Deutſchen ſind
es auch wirklich ſo ziemlich. Die Ausnahmen ſind bekannt und
kommen nicht in Betracht, wie alle Ausnahmen."

Die Direktion des Operetten=Theaters am
Sophienplatzin Kiel hat die Operette Der falſche König,
(nach Die deutſchen Kleinſtädter) von Bruno Buckſtöver und
Emil Wabſchke, Muſik von Henri Weſtermann, erworben und
wird das Werk Ende März 1924 unter der ſzeniſchen Leitung
Direktor Carl Alvings zur Uraufführung bringen.
Zum Wiederaufbau der evangeliſchen
Preſſe. Vom 5.7. März findet an der Berliner Univerſität,
veranſtaltet vom Evangeliſchen Preßverband für Deutſchland und
unter Mitwirkung führender Vertreter der Tagespreſſe, der theo=
logiſchen
Fakultät, des evangeliſchen Schrifttums, ein journa=
liſtiſcher
Schulungskurſus, für evangeliſche Preſſe=
arbeiter
, Pfarrer, Theologieſtudenten ſtatt. Unter den Kurſus=
themen
ſeien genannt: Die Pſychologie der öffentlichen Mein=
ung
, Struktur der Tageszeitung, Technik der Berichterſtattung,
Was wir von der ausländiſchen Preſſe lernen können u. a. Mit
dem Lehrgang wird einie Ausſtellung des evangeliſchen Preſſe=
weſens
in Deutſchland, ſowie ausländiſcher Zeitungen verbun=
den
ſein.

I Fritz Reuters 50. Todestag. Am 12. Juli ſind
50 Jahre verfloſſen, daß Fritz Reuter ſtarb und in Eiſenach be=
erdigt
wurde. Der Allgemeine Plattdeutſche Verband mit dem
Sitz in Hamburg und der Landesverband Thüringen werden zu
Ehren Reuters an dieſem Tag ihre Zuſammenkünfte in Eiſenach
abhalten. Außerdem hat der Plattdütſche Vereen Fritz Reuter,
in Eiſenach ein Ehrenkomitee gebildet, deſſen Vorſitz der Eiſe=
nacher
Oberbürgermeiſter Dr. Janſon übernommen hat und dem
führende Männer der Wiſſenſchaft, der Kunſt und der Induſtrie
angehören, und das die Vorbereitungen zu großen und mehrere
Tage umfaſſenden Fritz Reuter=Feſtlichkeiten treffen wird.

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Rummer 58.

Darzſtädler D..blatt, Mittisoch, den 22. Februar 1924.

Seite 3.

Der Hitlerprozeß in München.
Wegen Hochverrats angeklagt. Verleſung der Anklageverfügung. Vernehmung Hitlers am Vormittag.
Hilters polſtſches Bekentnis. Schwoere Anklagen gegen Kohr, Loſſow und Seißer.

Auftakt.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.*)
g. München, 26. Februar.
Bajazzo ſteht auf der Gerichtsbühne. Das
Spiel kann beginnen. So läßt ſich ein demokratiſches
Organ der bayeriſchen Landeshauptſtadt heute zum Beginn des
Prozeſſes vernehmen, der Hitler, General Ludendorff und acht
führende Männer des Unternehmens vor die Schranken des Ge=
richts
führt, eines Unternehmens, das am 8. und 9. November
vorigen Jahres Bayern und mit ihm das ganze Reich in namen=
loſes
Unheil, unabſehbare außen= und innenpolitiſche Kämpfe zu
ſtürzen drohte, Bajazzo? Ein Spiel?. Vir halten
es für eine Leichtfertigkeit ſondergleichen, die mit
ernſthaftem Journalismus nichts, aber gar nicht gemein hat,
ſolchermaßen eine Verhandlung einzuleiten,
deren ungeheure politiſche Bedeutung nur Unwiſſenheit leugnen
kann. Man kann zu dem Unternehmen des 9. November ſtehen,
wie man will, daß auch die gerichtliche Klärung dieſer vielfach
noch dunklen Zuſammenhänge eine bitterernſte Angelegenheit des
ganzen deutſchen Volkes iſt, wird denen, die leichtfertig von dem
Spiel ſprechen, vielleicht eher zum Bewußtſein gebracht wer=
den
, als ſie es im Augenblick annehmen möchten.
Schon der äußere Rahmen läßt es deutlich werden, daß
hier keineswegs ein Spiel vor ſich geht. Die Wenigen, die
Einlaß zu dieſer Verhandlung finden können, haben ſcharfer
Prüfung ſtandgehalten. Landespolizei im Stahlhelm, kriegs=
mäßig
auch mit Handgranaten ausgerüſtet, übt die erſte Kon=
trolle
an den Zugangsſtraßen zur Kriegsſchule
aus, in der dieſer Prozeß durchgeführt wird, Drahtverhaue
ſperren die Zugangsſtraßen ab. Nur wenige Neu=
gierige
haben ſich in der frühen Morgenſtunde, auf die der Be=
ginn
des Prozeſſes angeſetzt iſt, eingefunden. Auch am Mittag,
als die Ausſetzung der Verhandlung die erſte Pauſe eintreten
läßt, ſind es nicht mehr geworden. Am Hauseingang der Kriegs=
ſchule
, die im weiten Umkreis kriegsmäßig geſichert, muß eine
zweite Sperrlinie durchſchritten werden, an der ſich
Landespolizei und Kriminalbeamte, in die Durchführung der
Kartenprüfung teilen. Vor dem Hauptausgang im
1. Stockwerk, der auf den Verhandlungsſaal mündet, hat
der Beſucher eine dritte eingehende Prüfung ſei=
ner
Ausweiſe und eine Waffenkontrolle über ſich
ergehen zu laſſen. Sodann erſt, nachdem er am Eingang des
Verhandlungsſaales nochmals ſeine Ausweiſe vorgelegt hat, kann
er den Saal ſelbſt betreten. Ueberall in den Gängen ſind
ſtarke Poſtierungen von Landespolizei mit
Piſtolen und Kriegswerkzeugen untergebracht, um
auch jedes Gelüſt zu Ordnungsſtörungen niederzuhalten. Meh=
rere
Hundertſchaften Landespolizei ſind im Gebäude ſelbſt und
in den benachbarten Kaſernenbauten für die ganze Dauer der
Verhandlungen untergebracht.
Die elf Verteidiger, die die Sache der Angeklagten des
Verfahrens zu vertreten haben, ſind die erſten, die von den
Hauptprozeßbeteiligten gegen 9 Uhr ihre Plätze im Verhand=
lungsſaal
einnehmen. Kurz darauf betritt auch Staatsan=
walt
Stenglein mit ſeinem Mitarbeiter den Sagl. Ihm
folgen die auf freiem Fuß befindlichen Angeklagten. Ihnen
voran General Ludendorff, der von den 15 zur Ver=
handlung
zugelaſſenen Preſſevertretern, beſonders ſcharf aufs
Korn genommen wird. Der General iſt tiefernſt. Ober=
landesgerichtsrat
Pöhner, der ihm auf dem Fuße folgt, lächelt
wie immer.
Kurz vor 9 Uhr werden dann auch die ſechs noch in
Haft befindlichen Angeklagten vorgeführt, als letzter
Hitler, der trotz langer Haft friſch ausſieht, aber deutliche
Spuren der Erregung zeigt. Nur einer von ihnen Leut=
nant
Wagner, der nach der Anklage die jungen Leute der Kriegs=
ſchule
auf dem Gewiſſen hat, trägt Uniform. Dann, während
ſich alle Anweſenden erheben, betritt das Gericht den Saal. Den
zwei Berufsrichtern und drei Laienrichtern, die den beſtehenden
Beſtimmungen gemäß den Spruch zu fällen haben, ſind ein
dritter Richter und ein vierter Laie zur Seite geſtellt, da die
lange Dauer der Verhandlungen auch Ausfälle durch Krankheit
in den Bereich der Möglichkeit rückt, für die vorgeſorgt werden
muß. Es folgen die üblichen Formalitäten, der Aufruf der
Angeklagten, die mit lautem, deutlichem Hier! antworten
und ſich erheben, und der Aufruf der Verteidiger.

Dann ſpricht der Staatsanwalt.
Die Anklagen des Staatsanwalts Dr. Stenglein
enthalten kaum neue Punkte. Sämtliche Angeklagten, außer Per=
net
, haben es unternommen, die verfaſſungsmäßigen
Regierungen des Reiches und des Freiſtaates
Bayern gewaltſam zu beſeitigen, die Verfaſſungen
des Reiches und des Freiſtaates Bayern gewaltſam zu ändern,
um eine verfaſſungswidrige Regierungsgewalt
aufzurichten. Ich erheb= gegen ſie Anklage wegen eines
gemeinſchaftlich verübten Vertu=chens des Hochverrats.
Bei Pernet nimmt der Staatsanwalt nur Verbrechen der
Beihilfe zum Verbrechen des Hochverrats an.
Die Verleſung der Anklageverfügung die Anklage=
ſchrift
im eigentlichen Sinn kennt das Volksgericht nach ſeinen Beſtim=
mungen
nicht überläßt der Staatsanwalt ſeinem Mitarbeiter. Faſt
zwei Stunden nimmt die Verleſung in Anſpruch. Es erſteht das Bild
der Novembervorgän ge wieder. Ein Glied fügt ſich an das
andere, um die Kette zu ſchließen, auf der ſich das Gebäude der An=
klage
aufbaut: Der planmäßigen Vorbereitung des planmäßigen Zu=
ſammenwirkens
und der vollendeten Ausführungshandlung des Hochver=
rats
. Wieder hört man, daß Kahr, Loſſotw und Seißer ihre Zuſage
nur uuter Zwang abgaben, daß ſie ungeſäumt, nachdem ſie ihre Freiheit
wiedererlangt hatten, an dio Niederwerfung des Hochverrats ſchritten.
Wieder hört man Hitlers Worte: Jeder hat den Platz ein=
zunehmen
, auf den er geſtellt wird. Wenn die Sache ſchief geht: Fünf
Schuß habe ich noch in der Piſtole; drei für Sie, die letzten für mich!
Wieder hört man Ludendorff: Meine Herren! Sie ſehen
mich ebenſo überraſcht wie Sie. Aber der Schritr iſt jetzt getan. Gehen
Sie mit uns und tuen Sie das Gleiche!
Neu hört man aus der Antlageverfügung, daß das
Generalſtaatskommiſſariat ſchon in den erſten No=
vembertagen
Kenntnis von dem Putſchplan erlangt
hatte, daß ſchon damals ein Aufruf Loſſows an die Reichs=
wehr
zum Marſch gegen Berlin in die Hände des General=
ſtaatskommiſſariats
gefallen war, von dem Loſſow nichts weiß.
An der entſcheidenden Beſprechunz am 7. November, in der die Nicht=
linien
für die Aktion vereinbart wurden, nahmen Hitler, Griebel, Dr.
Weber und Hauptmann Röhn teil. Hier wurde Hitlers Plan der Ueber=
rumpelung
im Bürgerbräukeller zur Ausführung beſtimmt. Ein an=
derer
Plan, am 10. November eine Nachtübung abzuhalten und im Mor=
geltttzurt
des 11. November in die Stadt einzurrücken, um den Umſturz
zu vollenden, wurde beiſeite gelegt. Vielleicht hat man doch dem Gene=
ralſtgatskommiſſariat
, das am 6. Nodember in einer Beſprechung der
Führer aller vaterländiſchen Verbände Waffengewalt gegen Putſch an=
drohte
, nicht ſo ganz getraut und angenommen, daß eine Nachtübung
ſelbſt im Geueralſtaatskommiſſarigt Erſtaunen und begründete Befürch=
tung
auslöſen könnte.
*) Von 300 Preſſebertretern, die ſich um die Zulaſſung zum Prozeß
beworben hatten, konnten, wie woir ſchon berichtet hatten, nur 6o berück=
ſichtigt
wuden, unter denen ſich guich unſer Münchener Korreſpondent
befindet.

Der Staatsanwalt beantragt Ausſchluß
der Deſſentichkeit.
Nachdem die Verleſung der Anklage beendet iſt, ſtellt der
Staatsanwalt unter allgemeiner Ueberraſchung im Saal und
wohl auch bei der Verteibigung, deren Erklärungen dieſe Ueberraſchung deutet, und es gehört zu ſeinem Rüſtzeug, das er heute, wie der Staats=
zum
Teil deutlich wieberſpiegeln, den Antrag, die Oeffentlichket für die
ganze Dauer des Prozeſſes in vollem Umfang auszuſchließen, da ein
öffentliches Verhandeln eine Gefährdung der Staatsſicherheit und der
öffentlichen Ordnung begründen würde. Soweit einzelne Teile abge=
trag
dahin zu ſtellen, daß die Oeffentlichkeit für dieſe Teile wieder her=
geſtellt
wird.
Die Verteidigung proteſtiert.
Die Geſamtverteidigung läßt dann durch Rechtsanwalt Dr. Hell=
München die Erklärung abgeben, daß auch die Anklageſchrift Punkte be=
rührt
hat, deren öffentliche Verleſung nicht im Intereſſe des Vaterlandes
liegen könne. Die Verteidigung lehne ſchon jetzt die Verantwortung
für alle daraus, entſtehenden außen= und innenpolitiſchen Folgen ab.
Jeder der Angeklagten wiſſe, was er in öffentlicher Verhandlung ſagen
kann und was nicht, um die Intereſſen des Vaterlandes nicht zu ſchä=
digen
. Alle aber haben das begründete Intereſſe daran, ihre Vertei=
digung
ſoweit irgend möglich in der Oeffentlichkeit durchzuführen. In
den Reihen der Mitverteidiger findet dieſe Erklärung lebhafte Zuſtim=
mung
. Alle betonen, daß jeder, der ſich hier vor dem Richter zu verant=
worten
hat, genau weiß, welche Grenzen er in ſeiner Verteidigung zu
ziehen hat, um das Land nicht zu gefährden. Rechtsanwalt Luetgebrune.
der Verteidiger Ludendorffs, betont, daß jeder, der hier vor Gericht
ſteht, ſein Leben ſchon für das Vaterland in die Schanzen ſchlug. Auch
er ſchließt ſich dem allgemeinen Verlangen, die Oeffentlichkeit ſoweit als
möglich im Sagle zu belaſſen, an.
Das Gericht läßt die Oeffentlichkeit zu.
Dann ergeht Gerichtsbeſchluß, der zunächſt einmal die Oeffentlich=
keit
für die Dauer der Verhandlungen über den ſtaatsanwaltlichen An=
trag
aus dem Saale verweiſt. Zugelaſſen bleiben lediglich die Vertreter
der höchſten Reichs= und Landesſtellen, des Auswärtigen Amtes, des
Reichsjuſtizminiſteriums, des Oberſten Landesgerichts, des Wehrkreis=
kommandos
u. a.
Um 11,45 Uhr wird die Oefentlichkeit wieder hergeſtellt. Der Be=
ſchluß
des Gerichts geht dahin, daß öffentlich zu verhandeln iſt. Das
Gericht behält ſich jedoch vor, von Fall zu Fall über den Ausſchluß der
Oeffentlichkeit zu entſcheiden. Man wird dieſen Beſchluß reſtlos be=
grüßen
können, da politiſche Notwendigkeiten geradezu zwingender Art
vorliegen, die Vorgänge vom 8. und 9. November ſo weit als irgend
möglich zu klären.
Der Vorſitzende tritt dann in
das Verhör Hitlers
ein. Hitler iſt nicht mehr der Redner, als den man ihn in den langen
Jahren ſeiuer ägitatoriſchen Redſamkeit und zuletzt noch im Bürger=
bräukeller
in Erinnerung hat. Er ſpricht leiſe, kaum mit Ausdruck, als
er auf die Fragen des Vorſitzenden ſeine Laufbahn bis zum Kriege ſchil=
dert
, als er mitteilt, daß er 1912 nach München kam, um dort als
Architekturzeichner ſein Brot zu verdienen. Nebenher hat er ſich auch
mit Studien über Weltgeſchichte Kulturgeſchichte und andere Bildungs=
fächer
abgegeben. Dieſe Detailſtudien haben ihn jedoch nicht davon ab=
gehalten
, ſelbſt Weltgeſchichte machen zu wollen, obwohl er ſich doch
hätte klar darüber ſein müſſen, daß dieſes Maß von allgemeiner politiſcher
Bildung nicht gerade das Maß iſt, das von dem Staatsmann in ſchwie=
rigen
Zeiten des Reiches und des Landes gefordert werden muß. Im
Weltkrieg hat ſich Hitler, wie der Vorſitzende feſtſtellt, größte Verdienſte
erworben. Er hat das Eiſſerne Kreuz 2. und 1. Klaſſe und andere Aus=
zeichnungen
. Er hat ein Regimentsdiplom für hervorragende Tapfer=
keit
vor dem Feinde aufzuweiſen. Seine Führung wird ihm als ſehr
gut beſtätigt. Zweimal verwundet und einmal durch eine Gasvergiftung
faſt erblindet, kam er ins Lazarett, aus dem er 1918 entlaſſen wurde.
Die Erbitternng über die damaligen Stürme der Revolution zittert ihm
in der Stimme nach, als er erklärt:
Wir ſind damals rudelweiſe angetreten. Wir wurden rubelteiſe
abgeſchoben. Alles war verludert und verlottert, als wir entlaſſen
wurden.
Im Juli 1919 kam er dann wieder nach München und wurde in der
damals erſt einige Köpfe zählenden nationalſozialiſtiſchen deutſchen Ar=
beiterpartei
1921 Vorſitzender. Sein politiſches Bekenntnis ſoll er am
Nachmittag ablegen.
nen, bleiben ſämtliche Gänge für den Transport der in Haft befind=
lichen
Angeklagten geſperrt. Erſt dann, nachdem dieſe unter ſtarker Be=
langſam
.
Hitſers: Ich flage an!
(Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.)
g. München, 26. Februar.
Bei der Wiederaufnahme der Sitzung am Nachmittag wird es aufs
neue deutlich, daß das Geſetz, nach dem der Hieb die beſte Parade ſein
denn Hitlers Verteidigung, die in zuſammenhängender, von keiner Seite
unterbrochener Rede über drei Stunden dieſer Sitzung ausfüllt, iſt ein
einziger Hieb, eine einzige Anklage gegen diejenigen, die im Bürger= Standpunkt geſtanden, lieber ſich in einem bolſchewiſtiſchen Deutſchland
Zuſage in der Nacht zum 9. November zurückzogen: Kahr, Loſſow und
Seißer. Wir möchten vorwegnehmen, daß uns Hitlers Erklärungen, die,
rein rethoriſch beträchtet, den Hitler von ehemals wieder lebendig wer=
geſſen
werden möchte Ausſagen, denen die Beweiskraft des Eides 1ac mit Exzellenz Ludendorff ſprechen. Loſſow habe immer ſtärker den
der Strafprozeßordnung naturgemäß fehlt. Sie nach ihrer poiſtiſchen
der Gang der Beweisaufnahme auch die von ihm in ſchwverſer Weiſe
Beſchuldigten zu Wort hat kommen laſſen.
Der Wucht ſeines Vorbringens aber mußte es, wenn er ſchon vor Ge=
richt
die aus ſeinen Verſammlungen ſattſam gehlohuten deuggogiſchen
Geſten nicht unterlaſſen wollte, in höchſtem Maße abiräglich ſein, daß
er nicht verſchmähte, daneben auch mit kleinen und kleinſten Mirtelchen
für die von ihm behauptete Schuld der damaligen Inhaber der tatſäch=
lichen
Gewalt in Bayern beizutragen, daß er auch ihre perſönliche Ehre,
ihren perſönlichen Mut in wenig ritterlicher Weiſe da und dort in den
Schmutz zog.
Eines aber glühte burch ſeine Worte hindurch und hob ihn ſtellen=
weiſe
weit über den Durchſchnitt des politiſchen Abenteurers hinaus:
Die glühende Begeiſterung für das Vaterland, ſein fanat ſches Empfin=
den
für das nationale Deutſchtum, das ihm, dem Oeſterreicher, nicht
Bayzern, nuicht Deutſchland, nicht ſein Heimatland Ober=Oeſterreich, ſon=
dern
bas Deutſche Reich aller, die die deutſche Zunge ſprechen, bedeutete,
und deſſen Not und Elend, mitverſchuldet durch das Notzemberverbrechen
von 1918, ſeinen fanatiſchen Haß gegen den Marxismus, in dem er den
Urheber dieſer Verbrechen erblickt, in hohem Maße mit veranlaßt haben
mag. Ein zueites, was ſympathiſch berührte: Daß er ſich allein mit der
Verantwortung für ſeine Tat belud, daß er mannhaft für alle Männer
eintrat, die die Tat, deren Seele er war, mit ihm auf die Anklagebank
führte, und uach ihm noch zu Hunderten vor die Schranken des Gerichts
führen wird.
Dafür möchte man ihm faſt nachſehen, wenn er mit billiger Ver=
ſchleierung
der im November 19B3 gegebenen Verhältziſſe patethiſch er=
klärt
: Gegen das Verbrechen von 1918 kann es keinen Hochverrat
geben!, denn die Verbrecher, denen Herr Hitler den Kampf angeſagt
haben will, als er zum Marſch nach Berlin aufrief, konnte er nicht mehr
in Berlin antreffen. Dieſe Rebolution von 1918 war tot und iſt tot, über=
wunden
durch die Evolution des republikaniſchen Deutſchland unter Füh= mir Befehl. Kahr habe am längſten gezaubert, nachdem ſchon 9 eines im November 1923 ſelbſt vom letzten Marziſten freien Kabinetts. und Seißer Lubendorff mit Handſchlag ihre Zuſtiummnng

Dieſem Deutſchland hätte ſein Streich gegolten, und wenn er im gleichen
Atem erklärt: Schuldig bekenne ich mich nicht. Wenn ich Hochverrat
begangen haben ſoll, dann haben Kahr, Loſſow, Seißer und viele andere
ebenſo Hochverrat begangen. Dann wollen wir uns beſinnen, daß
wir eingangs feſtſtellten, daß für Hitler, der Hieb die beſte Parade be=
anwalt
feſtſtellt, dem Gericht zum erſten Male vorlegt, während er ſich
in der Vorunterſuchung auf ganz knappe Angaben beſchränkte, wenn er
ſeinen Angriff gegen die damaligen Inhaber der Macht bis in die letzten
Konſequenzen hinein verfolgt.
Auf der Straße, als man nach dieſen drei Stunden die Stätte des
trennt werden könnten, will ſich der Staatsanwalt vorbehalten, den An= Gerichts verläßt, zeigen ſich die Früchte der demagogiſchen Arbeit Hitlers
und ſeiner Getreuen, das Pfeiſen und Gröhlen, ſowie das Sturmlied
Hitlers Geſtalten, denen man nicht zwiſchen Licht und Schatten allein
begegnen möchte.
*
Die Nachmittagsſitzung wird mit der Vernehmung Hitlers
eröffnet, der in über dreiſtündiger Rede zunächſt ſein politiſches
Programm entwickelt. Oberſte Maxime iſt ihm der Kampf
gegen den Marxismus, gegen den Internationalis=
mus
, in denen er den Urquell aller Schäden und allen Unheils ſieht,
das über Deutſchland mit der Novemberrevolution von 1918 herein=
gebrochen
iſt. Die Nevolution von 1918 bedeutet ihm keinen Hochver=
rat
, ſondern einen ſchamloſen, geheimen Landesverrat, ber niemals legg=
liſiert
werden könne. Sie allein habe einer tapferen Armee den Dolch
in den Nücken geſtoßen. Um ſie zu bekämpfen, ſei die natio=
nalſozialiſtiſche
Bewegung entſtanden, die keine Kom=
promiſſe
, keine faulen Kuhhändlel wie andere Parteien gekannt habe.
Sie habe es nicht notwendig gehabt, zum Papſte zu gehen und zu bet=
teln
, ſchütze Du uns, ſondern ſie habe ſich die Inſtrumente zu ihrem
eigenen Schutz ſelbſt in den Sturmabteilungen geſchaffen. Bis 1923 ſeien
die Sturmabteilungen dieſem Ziele der Abwehr durchaus treu geblieben
und von dieſer Grundlage nicht abgewichen.
Im Nuhrkampf hat Hitler die letzte Möglichkeit geſehen, das Volk
zur nationalen Befreiung zu rufen.
Damals iſt er zum erſten Male zu Loſſow gegangen. Als dann der
Ruhrkampf nach dem vergeblichen paſſiven Widerſtand abgebrochen
wurde, habe er weitere Unterredungen mit dem Wehrkreiskommando
für zwecklos gehalten. Für die nationalſozialiſtiſche Bewegung nimmt
er auch heute noch in Anſpruch, daß das Recht der Zukunft für ſie mit
ihr iſt und daß ihr der Fehlſchlag im November nur eine Etappe zum
weiteren Aufſtieg ſein könne. Den damaligen Regierungspräſidenten
v. Kahr hat Hitler 1920 kennen gelernt.
Das Urteil, das er über Kahr fällt, geht dahin, daß er in ihm einen
alten, biederen, ehrenhaften Begmten von einſt geſehen hat, aber
damit Schluß.
Eine beſondere Enttäuſchung habe ihm Kahr bereitet, als er ihm
zuſicherte, daß er mit der Einwohnerwehr ſtehen und fallen werde, aber
trotzdem nach wenigen Tagen der Auflöſung der Einwohnerwehr zu=
ſtimmte
.
In ſeinen weiteren Ausführungen ſetzt ſich Hitler eingehend mit
dem Vorwurf auseinander, daß er ſchon im September 1923
einen Putſch geplant habe und daß deshalb das Generalſtaats=
kommiſſariat
errichtet worden ſei. Er ſtellt dies entrüſtet in Abrede
und ſtellt die Gegenfrage, weshalb man ihn denn damals nicht ver=
haftet
hat, wenn man Beweiſe für einen angeblich von ihm geplanten
Putſch gehabt haben wolle. In der Tatſache, daß Kahr keinen Haft=
befehl
gegen Hauptmann Heiß diktierte, der erklärt hette, in der näch=
ſten
Zeit müſſe in Berlin mit baheriſchen Fäuſten Ordnung geſchaffen
werden, will Hitler herausleſen, daß Kahr mit dem Gebanken des Mar=
ſches
nach Berlin durchaus einverſtanden geweſen ſei.
Einzelheiten über die Vorbereitung des Marſches nach Berlin, die
von Loſſom und Seißer getroffen worden ſeien, behält er ſich für
die nichtöffentliche Sitzung vor.
Auch bei Loſſow will er ebenſo wie bei Seißer immer gefunden
haben, daß beide im Ziele durchaus einig, mit ihm geweſen
ſeien. Loſſow und Seißer hätten lediglich Bedenken
wegen des Zeitpunktes der Aktion gehabt. Loſſow
habe ihm auch eingewandt, daß nicht cher an eine Aktion gedacht wer=
den
könne, als man führende Perſönlichkeiten aus dem deutſchen Nor=
den
in das Direktorium hineingebracht habe, um die Landwirtſchaft zu
gewinnen.
Lubendorff iſt nach Hitlers Auffaffung der einzige geweſen, der
erkannte, daß der Krieg keine Frage des Materials allein, ſondern
eine Frage des Geiſtes und des fangtiſchen Siegerwillens war.
Ihn hat Hitler begeiſtert verehrt. Nachdem der Konflikt zwiſchen
Bahern und der Reichsregierung ausgebrochen war, bei dem Hitler in
Ehe die Preſſe und anweſenden Zuhörer den Saal verlaſſen kön= dem Falle des Völkiſchen Beobachters nur einen ganz untergeordneten
Anlaß ſieht, hat Hitler Loſſow mehrfach aufgeſucht. Er hat bei dieſer
Gelegenheit auch darauf bingewieſen, daß nach ſeiuer Auffaſſung Kahr
deckung aus dem Saal geführt ſind, leert ſich der Verhandlungsraum nicht der richtige Mann an der Stelle ſei, an der er
ſtehe. Dorthin gehöre Pöhner, und es ſei nur dann eine
erfolgberſprechende Aktioß durchzuführen, wenn mindeſtens Pöhner
dem damaligen Generzſt atskommiſſar v. Kahr an die Seite geſtellt
werde.
Daß Hitler ſich ſelbit die Leitung der Politik vorbehielt, erklärt er
damit, daß er es ableynen müfſe, in einer Sache, von der er wiffe,
daß er ſie kann, heſcheiden zu ſein. Wenn einer glaube, zu einer
Sache berufen zu ſein, dann habe er die Pflicht, ſie zu übernehmen.
Daß er Kahr oder Loſſow ein Ehrenwort gebrochen habe, wie es in
den amtlichen Kundgebungen nach den Novemberereigniſſen feſtgeſtellt
ſoll, auch für dieſen hochpolitiſchen Prozeß ſeine Geltung behalten wird; wurde, beſtreitet Hitler mit erhobener Stimme mit aller Entſchieden=
heir
. Er habe lediglich Loſſou verſprochen, treu zu ihm zu ſtehen, und
dieſes Verſprechen habe er ehrlich und treu gehalten. Anders ſei der
Sinn ſeines Chrenvortes nicht geweſen. Er habe immer auf dem
bräukeller am Abend des 8. November ihre Hilfe zuſagten und dieſe an die Laterne hängen zu laſſen, als in einem franzöſiſchen. Teile
Deutſchlands zu leben. Damals habe die Gefahr b=ſtanden, daß der An=
ſtoß
zur Aktion, auf den nach ſeiner Auffaſſung Kahr, Loſſow und
Seißer ſtändig gewartet hätten, von einer ganz anderen Seite hätte
den ließen, heute nur Parteierklärungen bedeuten und was nicht ver= ausgehen können, bei der nationale Motive nicht gegeben geweſen
wären. Loſſow habe ihm in einer weiteren Unteredung erklärt, er wolle
Standpunkt vertreten, er ſei entſchloſſen, zu handeln, er müſſe aber eine
und juriſtiſchen Bedeutung zu würdigen, wird erſt möglich fein, wenn / 5lprozentige Garantie für den Erfolg haben. Seißer ſoll Hitler nach
ſeinen weideren Bekundungen erklärt haben, die Herren wollten nur
noch die nötigen Machtmittel bereitſtellen, aber der Tag des Kampfes
Rethoriſch war Hitlers: Ich klage an! meiſterhaft herausgearbeitet, werde ſehr raſch kommen. Man ſolle nur noch Vertreter der Landwirt=
ſchaft
für das Direktorium gewinnen. Dabei ſollen angeblich auch aus
Berlin Herren in München erſchienen ſein, die von einer bevorſtehen=
den
Diktatus Sceckts geſprochen hätten. Loſſowu habe ihm hierzu er=
klärt
, ſchließlich wverde die Sache darauf hinauslaufen, daß er ( Loſ=
ſow
) Seeckt ſelbſt auffreſſen, oder daß Seeckt ihn
(Loſſow)auffreſſen werde.
Kahr habe dauals die geſamte Macht in ſeinen Händen gehabt.
Die Frage ſei nur geweſen, wann er dieſe Macht praktiſch in die Tat
umſetzen wollte, deshalb habe er am Abend des 6. November den Be=
ſchluß
gefaßt, den Anſtoß zu geben, und dieſen Beſchluß am 7. Novem=
ber
auch wenigen anderen Herren des Kampfbundes gegenüber, die er
nicht nennt, vertreten. Auch General Ludendorff habe er keinerlei
Kenntnis von dem Beſchluß gegeben. Er habe gewußt, daß er auf Ge=
neral
Ludendorff, den von ihm abgöttiſch verehrten Führer, rechnen
könne, wenn die Aktion in Gang gekommen ſei.
Hitler ſchildert dann eingehend die Vorgänge am Abend des
8. November im Vürgerbrä, keller und widerſprach
hierbei uuit beſonderer Entſchiedenheit der Behauptung, daß die
Herren Kahr, Loſſow und Seißer ihre Zuſagen unter Bwang und
mit vorgehaltener Piſtole abgegeben hätten. Die Sätze, die ihm
in den amtlichen Kundgebungen in den Mund gelegt wurden, ſeien
zum Teil aus dem Zuſammenhang herausgeriffen, zum Teil glatt
erfunben. Er habe die Piſtole ſofort zur Seite gelegt, als er das
Nebenzimmer betrat.
Vorher hube er lediglich Major Hunglinger die Piſtole vor die Stirn
gehalten, weil dieſer die Hand in der Taſche hatte und er vermutete,
daß Hunglinger eine Piſtole ziehen wolle.
Die Zuſagen Kahrs, Loſſows und Seißers ſeien völlig ohne Zwang
abgegeben worden.
Loffoiv habe Ludendorff, nachdem dieſer von den Beauftragten des
Kampſbundes Dr. Scheuhner, der an der Feldherrnhalle erſchof
abgeholt worden war, erklärt: Exzellen= Wunſch iſt
wurde

[ ][  ][ ]

Rummer 58.

Seite 4.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 22. Februar 1924.

hätten. Er habe wörtlich erklärt: Wir ſind doch hier alle Monarchiſten.
Wenn ich die Landesverweſerſchaft übernehmen ſoll, kann ich ſie nur als
Statthalter des Königs annehmen.
Ihm (Hitler) ſei dies einerlei geweſen, denn die Revolution von
1918 habe nach ſeiner Auffaſſung keine legalen ſtaatsrechtlichen Verhält=
niſſe
ſchaffen können. Wenn man ihm jetzt vorwerfe, daß er mit der
Piſtole hin= und hergefuchtelt habe, ſo ſei das eine unerhörte
Verdrehung. Eine mit der Piſtole erpreßte Zuſagel hätte auch
keinen Sinn gehabt.
Hitler kommt dann eingehend auf die im Laufe der Nacht von ihm
ergriffenen und angeordneten Maßnahmen zu ſprechen, und ſchildert
dann, wir er zu dem
Zug an die Feldhernhalle
kam, der bekanntlich eine große Reihe von Todesopfern ſo=
wohl
bei der Landespolizei wie auf ſeiten der Hitlerleute forderte. Er
hat gemeinſam mit Ludendorff dieſen Zug angeordnet und ſich ſelbſt
an die Spitze des Zuges geſtellt, weil er der Aufaſſung war, daß Kahr,
Loſſov und Seißer unter dem Druck der Bevölkerung, die Hitler und
Ludendorff zujubelte und ſchon begonnen hatte, trotz der ungeklärten
Situation, die Fahnen herauszuhängen, doch ihre zurückgezogene Zuſage
erneuern würden und ſo die Aktion weitertreiben könnten. Hitler er=
klärt
ertſchieden, daß ſeine Trupen nicht geladen hatten und daß die
erſten Schüſſe an der Reſidenz von der Landespolizei abgegeben worden
ſeien. Er ſchließt mit erhobener Stimme:
Wenn ich hier als Revolutionär ſtehe, ſo ftehe ich hier als Revo=
lutionär
gegen die Verbrechen von 1918. Ich bekenne mich zu dem,
was ich getan habe. Schuldig bekennen des Hochverrats kann ich mich
nicht; denn es gibt keinen Hochverrat gegen die Verbrechen von 1918.
Wenn ich aber Hochverrat begangen habe, ſo
haben es mit uns begangen Kahr, Loſſow, Seiſ=
ſerundviele
ander. Haben dieſe keine nHochverrat begangen,
ſo können auch wir keinen begangen haben; denn es wäre undenkbar,
daß daun ein Staatsanwalt keine Anklage gegen dieſe Leute erheben
würde.
Das Verhör Hitlers wird mit wenigen Fragen des Vorſitzenden und
des Staatsanwalts beendet.
In der Sitzung am Mittwoch vormittag wird Dr. Weber, der Führer
des Bundes Oberland, vernommen werden.
Die völkiſchen Blätter veröffentlichen einen Aufruf, in dem erklärt
wird, daß es nicht im Sinne Adolf Hitlers liegt, wenn während ſeiner
Rechtfertigung irgendwelche Störungen der Verhandlungen unternommen
werden.
Aus der Anklageverfügung.
G. München, 26. Febr. (Priv.=Tel.) Die Anklageſchrift, deren
Verleſung den Haupteil der Vormittagsverhandlung assfüllte, gibt zu=
nächſt
eine umfaſſende Darſtellung der Vorgänge vom 8. November im
Bürgerbräukeller und im Nebenſaal des Kellers, in dem Hitler mit
Ludendorff, Seißer, General Loſſow und Kahr verhandelte. Sie er=
bringt
kaum neues Material und deckt ſich in ihren weſentlichen Punk=
ten
mit den amtlichen Kundgebungen, für die bereits dieſe Vorgänge
von ſeiten der Staatsbehörden klargeſtellt wurden. Zuſammenfaſſend
bemerkt die Anklageverfügung:
1. Adolf Hitler war die Seele des ganzen hochverrä=
teriſchen
Unternehmens. Er hat die bayeriſche Regierung
und die Reichsregierung gewaltſam beſeitigt, ſich ſelbſt als Leiter der
Reichspolitik ausgerufen und an der Ausführung des Unternehmens den
tätigſten Anteil genommen. Er hat ſich u. a. auch an die Spitze des
Zuges geſetzt, der am 9. November nach der Innenſtadt marſchierte,
um Reichswehr und Landespolizei auf die Seite des hochverräteriſchen
Unternehmens zu bringen.
2. General Ludendorff hat ſchon am 8. November gegen=
über
führenden Perſönlichkeiten im Kampfbund und gegenüber den In=
fanterieſchülern
klar zu erkennen gegeben, daß er eine
gewaltſame, verfaſſungswidrige, völkiſche Bewe=
gung
mit ſeinem Namen ſtützen und ſich, ſelbſt zur
Verfügung ſtellen werde, wenn ſie in Fluß gekommen ſei.
Die völkiſche Preſſe hat ſchon damals Ludendorff als den Führer der
völkiſchen Erhebung gefeiert. Es iſt die Annahme begründet, daß
Ludendorff ſchon vor dem 8. November von dem Plan zum Umſturz
Kenntnis hatte. Sicher erhielt er Kenntnis, als er im Auto am Abend
des 8. November zum Bürgerbräukeller abgeholt worden war. Er
fragte Kahr und die anderen Herren im Bürgerbräukeller nicht nach
ihrer Anſicht, ſondern ſtellte ſich gleich auf die Seite der Bewegung, be=
tätigte
ſich in Anordnungen zur Eingliederung der Verbände in die
Reichswehr, zur Auflöſung der damals beſtehenden Verbände und die
Anordnungen zur Beſetzung des Kriegsminiſteriums als Führer der
nationalen Armee, begrüßte die unter Hakenkreuzfahnen anrückenden
Infanterieſchüler am 8. November abends vor dem Bürgerbräukeller
und ſchritt ihre Front ab. Er erteilte militäriſche Befehle an die In=
fanterieſchule
und ſtellte ſich am 9. November ebenfalls an die Spitze
des Zuges, der in die Stadt einrückte.
3. Oberſtlandesgerichtsrat Pöhner wurde von Hitler am 7. Novem=
ber
vom Umſturzplan in Kenntnis geſetzt und erklärte ſich be=
reit
den Poſten des Miniſterpräſidenten anzu=
nehmen
. Er hat ſelber in der Nacht Ausführungshandlungen vor=
genommen
und verſucht, ſich gewaltſam mit Hilfe von Kampfbund=
truppen
in den Beſitz der Polizeidirektion zu ſetzen.
4. Oberamtmann Frick war mit ſeiner Zuſtimmung als
Polizeipräſident der völkiſchen Regierung in Aus=
ſicht
genommen. Obwohl er von dem Plan zum Umſturz und
der Aktion am Abend des 8. November im Bürgerbräukeller Kenntnis
hate, unterließ er pflichtwidrig, die Landespolizei und Schutzpolizei zu
glarmieren und die Verbindung mit der Reichswehr aufzunehmen. Er
unterließ weiterhin pflichtwidrig, den Stellvertreter des Polizeipräſi=
denten
zu informieren, und traf Anordnungen, die nur dem rechtmäßigen
Polizeipräſidenten oder deſſen Stellvertreter zugeſtanden hätten.
5. Dr. Weber ſetzte den militäriſchen Apparat des
Bundes Oberland in Kenntnis von dem Putſchplan
und beſorgte ſelbſt die Alarmierung auswärtiger Ortsgruppen des
Bundes. Er ordnete Ausführungshandlungen, wie die verſuchte Be=
ſetzung
der Pionierkaſerne uſw., an.

* Erlebniſſe beim Märchenſammeln.
Wir glauben wohl, daß in unſerem nüchternen Maſchinen=
zeitalter
das Märchen tot ſei, aber es lebt noch an verſteckten Win=
keln
in deutſchen Landen, und noch immer mag es alte Leute
geben, die nach uralter Ueberlieferung wunderſame Geſchichten
erzählen, die noch ein Klingen aus ferner Vorzeit zu uns her=
übertönen
laſſen. Der glücklichſte und zugleich erſtaunlichſte Be=
weis
für das Fortleben des Märchens im Volke ſind die groß=
artigen
Sammlungen plattdeutſcher Volksmärchen, die Profeſſor
Wilhelm Wiſſer in einem langen Leben geſammelt hat. Von
ſeinen Erlebniſſen im Märchenlande erzählt der greiſe Forſcher
in dem neueſten, dem Märchen gewidmeten Heft der bei Erich
Reiß in Berlin erſcheinenden Monatsſchrift Fauſt Zunächſt
wagte er nicht, die Geſchichten, die ihm alte Leute berichteten,
gleich aufzuſchreiben, um ſie nicht zu ſtören. Daß dies ein Irr=
tum
, daß es im Gegenteil dringend nötig ſei, gleich nachzuſchrei=
ben
, meint er, davon ſollte ich mich ſchon bald darauf, alſo
glücklicherweiſe noch zur rechten Zeit, überzeugen. Als ich näm=
lich
die in Griebel gehörten Märchen, die ich zu Hauſe immer
gleich niedergeſchrieben, aber doch nur flüchtig ſtiliſiert hatte, in
den nächſten Sommerferien ſorgfältiger ausarbeitete, wollte es
mir anfangs gar nicht gelingen. Es blieb immer ein fremder
Ton darin. Da endlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich hatte offenbar unter dem Einfluß der Grimmſchen Mär=
chen
immer geſchrieben: Dar weer mal n Köni, und die
Erzählerin hatte geſagt: Dar is mal n Köni weß. Ich hatte
geſchrieben: Do gung he hen, un do dot he dat, und ſie hatte
erzählt: Do geiht he hen un do deit he dat Alſo die Expoſi=
tion
im Perfekt und die Erzählung im Präſens. Sowie ich dieſe
Aenderung vornahm, war der fremde Ton verſchwunden und die
Geſchichten klangen mir vertaut. Die ſeltſamſte unter den Mär=
chenerzählerinnen
, die Wiſſer häufig erſt nach langen Schwierig=
keiten
ihre Schätze anvertraute, war eine alte Frau Schlichting,
die immer von Kindern umlagert war. Sie glaubte zunächſt, als
ſie zu dem fremden Herrn gerufen wurde, man wolle ihr etwas
tun, und erzählte in der Angſt eine köftliche Geſchichte vom
Köſter und Preeſter, die der Forſcher ſeit langem geſucht hatte.
Das zweitemal aber vvollte das alte Weib, das eine zigeunerhafte
Erſcheinung mit einem Goethekopf war, mit nichts mehr her=
ausrücken
. Lütt Kinner, ſagte ſie, vertell ick wul war, grot Lüd
nich. Wat ſchall dat bedüten? Js dat Gotts Woort? Se künnt
je man in de Bibel leſen. Und dabei blieb ſie. Den großen
Napfkuchen, den ich für ſie mitgebracht hatte, wies ſie ſtolz zurück.
Ebenſo ein Geldaverbieten. Geld? Dat weer je Sünn’, wenn ick

6. Hanptuann Röhm hat ſicher am Abend des 8. November Kennt=
nis
von dem Umſturzplan erhalten und die Anordnung der Bereit=
ſchaften
ſowie die Beſetzung des Kriegsminiſteriums
mit dem Bunde Reichskriegsflagge unter ſeinem Kommando durch=
geführt
.
7. Oberleutnant Brückner veranlaßte die Mobilmachung
des Kampfbundes. Er war an der militäriſchen Vorbereitung
der Ueberrumpelung des Bürgerbräukellers und an der Durchführung
des Unternehmens führend beteiligt.
8. Leutnant Wagner veranlaßte die Alarmierung der
Kriegsſchüler hinter dem Rücken ihrer Vorgeſetzten und brachte
ſie dazu, auf die Seite des Kampfbundes zu treten.
9. Oberſtleutnant Griebel war militäriſcher Führer des Kampfbun=
des
, wirkte bei der Beſchlußfaſſung über den Umſturzplan entſcheidend
mit, traf die militäriſchen Vorbereitungen des
Unernehmens und beſonders des Ueberfalls auf den Bürger=
bräukeller
.
Dieſe neun Genannten haben es unternommen, die verfaſſungs=
mäßige
Regierungsgewalt im Reich und in Bahern zu beſeitigen, die
Verfaſſung des Reiches und Vahe=us gewaltſam zu ändern und eine
verfaſſungswidrige Regierungsgewvalt im Reich und in Bahern zu er=
richten
. Dieſe Handlung begründet für jeben der neun Genannten je
ein Verhrechen des gemeinſchaftlich verübten Hochverrats nach 8 81 des
Strafgeſetzbuches.
10. Leutnant Pernet wollte dazu beitragen, das ihm
bekannte hochverräteriſche Unternehmen zu ſchützen
und fortzuführen. Er hat an Ausführungshandlungen teilge=
nommen
. Er überbrachte an Leutnant Psauer von der Infanterie=
ſchule
die Einladung des oberſten Kommandos des Kampfhundes, ſich
zu einer militäriſchen Beſprechung, die der Vorbereitung des Unter=
nehmens
diente, zum Oberkommando zu begeben. Er hat als Adjutant
an den weiteren Ausführungshandlungen teilgenommen und u. a. auch
Angehörige des Kampfbundes mit Geldern gelöhnt, die bei ben Drucke=
reien
Pareus und Mühltaler von Sturmtrutpen des Kampfbundes
widerrechtlich am 9. November weggenommen waren.


Dieſe Handlungen begründen ein Verbrechen der Beihilfe zum
Hochverrat.

Die Tarife der Reichsbahn.
Ermäßigung der Güter= und Tiertarife. Er=
höhung
der Perſonentarife,
Berlin, 26. Febr. Um den Bedürfniſſen der Reichs=
bahn
nach Steigerung ihres Umſatzes und zugleich einem Be=
dürfnis
der deutſchen Volkswirtſchaft Rechnung zu tragen, wer=
den
mit Zuſtimmung der Reichsregierung die Gütertarife
einſchließlich des Tiertarifs und des Kohlenaus=
nahmetarifs
vom 1. März ab um weitere 10 Pro=
zent
ermäßigt. Beſtimmte Ausnahmetarife bleiben von
der Ermäßigung ausgeſchloſſen.
Die Einnahmen der Reichsbahn müſſen aber auf alle Fälle
geſteigert werden. Es iſt daher die gleichzeitige Regulie=
rung
von Einheitsſätzen im Perſonenver=
kehr
notwendig. Die ſeitherigen Sätze der dritten und
vierten Wagenklaſſe ſind noch Friedensſätze und decken darum
bei weitem nicht die Selbſtkoſten. Dieſer Fehlbetrag von
rund 1 Million Goldmark täglich, über 300 Millionen
jährlich, der den Güterverkehr ſtark belaſtet, bedrückt die allge=
meine
Wirtſchaft, um den Perſonenverkehr zu ſchonen.
Die Fahrpreiſe werden nunmehr ab 1. März drei
Pfennig in der 4. Klaſſe, 4,5 Pfennig in der dritten Klaſſe,
6,6 Pfennig in der zweiten Klaſſe und 9,6 Pfennig in der erſten
Klaſſe betragen. Das bedeutet eine Erhöhung gegen den Frie=
denspreis
um 30 Prozent in der 4. und 3. Wagenklaſſe, um
47 Prozent in der zweiten und 37 Prozent in der erſten Klaſſe.
Um dem Bedürfnis des Berufs= und Sied=
lungsverkehrs
Rechnung zu tragen, werden die Prciſe der
Monatskarten, der Schülermonatskarten, der Wochenkarten, der
Kurzarbeiter=Wochenkarten und der Arbeiterrückfahrtkarten von
der Erhöhung ausgenommen. Für den Ausflugsverkehr ſind
die Sonntagskarten ausgedehnt worden. Außerdem werden zur
Ferienzeit Sonderzüge zu ermäßigten Preiſen gefahren werden.

Macdonald ſchlägt die Aufhebung der Kommiſſion Nollet und die Einſetzung eines Garantie=
komitees
zur Inventuraufnahme in Deutſchland vor.

TU. Paris, 26. Febr. Am Quai d’Orſay iſt man im
Augenblick mit der Note, die Lord Creve geſtern Poincaré per=
ſönlich
überreichte, beſchäftigt. Man gibt indeſſen zu verſtehen,
daß Macdonald darin einen Standpunkt zum Ausdruck bringt,
der ſich im Großen und Ganzen mit dem franzöſiſchen decke.
Auf alle Fälle ſei der engliſche Premier von der ihm zugeſchrie=
benen
Abſicht, dem Völkerbund anläßlich der Botſchafterkonferenz
die Militärkontrolle in Deutſchland anzutragen, abgekommen. In
gut unterrichteten Kreiſen, die nähere Beziehungen zu der eng=
liſchen
Diplomatie unterhalten, wird beſtätigt, daß allein die
letzte Rede des deutſchen Außenminiſters den überraſchenden
Schritt Macdonalds motiviere. Man behauptet, die Dresdener
Anſprache des deutſchen Außenminiſters habe in franzöſiſchen
Kreiſen eine geradezu vernichtende Wirkung ausgelöſt. Indeſſen
habe ſie eher in London, wie in der franzöſiſchen Diplomatie
gerüchtweiſe verlautet, ungleich mehr verſtimmt, und das wolle
viel beſagen. Man rechnet beſtimmt damit, daß die Botſchafter=
konferenz
bereits morgen zu einer entſcheidenden Beratung über
die Militärkontrolle in Deutſchland zuſammentreten wird.
Paris, 26. Febr. Havas. Aus offiziellen franzöſiſchen
Kreifen wird heute mergen die Meldung beſtätigt, daß die eng=
liſche
Regierung der Botſchafterkonferenz eine Note zugehen
ließ, in der die Wiederaufnahme der interalliierten Militärkon=
trolle
günſtig beurteilt wird. Dieſe Note ſoll dem interalliier=
ten
Militärkomitee in Verſailles unterbreitet worden ſein.
Was die Meldung der Chicago Tribune anbelange, wo=
nach
Macdonald in einer Note Poincaré die Wiederaufnahme
der Militärkontrolle in Deutſchland vorgeſchlagen haben ſoll,
ſo werde an Berliner unterrichteten Stellen es für ſehr un=
wahrſcheinlich
gehalten, daß in einer Note der engliſchen Re=
gierung
ein ſolcher Vorſchlag gemacht worden iſt.
Oer Inhalt der engliſchenMilitärkontrolſ=Note.
Paris, 26. Febr. (Wolff.) Dem Temps zufolge ſoll die
engliſche Regierung in einer Note an die Botſchafterkonferenz
über die Militärkontrolle in Deutſchland den Vorſchlag gemacht
haben, die jetzige interalliierte Militärkontrolle, deren Aufgabe
beendet iſt, durch einen Garantie=Ausſchuß zu erſetzen, ähnlich
dem, der für die Marine und Luftſchiffahrt beſteht. Dieſer Aus=
ſchuß
ſoll eine vollkommene Inventur über die Rüſtungen und
alles, was ſich auf die militäriſchen Einrichtungen in Deutſchland
an Menſchen und Material bezieht, aufnehmen.

Die franzöſiſche Auffaſſung.
TU. Paris, 27. Febr. Die neue engliſche Note zur deutſchen Ab=
rüſtungsfrage
bildet in der Pariſer Preſſe das Tagesgeſpräch. Das
Schriftſtück befindet ſich zurzeit in den Händen des Marſchalls Foch.
Ob. Frankreich auf den Vorſchlag Ramſay Macdonalds,
die Kommiſſion Nollet abzuberufen und dafür ein interalliier=
tes
Komitee einzuſetzen, eingehen wird, läßt ſich zurzeit noch nicht im
entfernteſten ſagen. Das Einverſtändnis der franzöſiſchen Regierung
hängt in erſter Linie von dem Gutachten ab, das Marſchall Foch vor=
ausſichtlich
erſt in einigen Tagen formulieren wird. Am Quai dOrſay
äußert man ſich nach wie vor ſehr zurückhaltend. Man betont jedoch,
daß der engliſche Standpunkt in der deutſchen Abrüſtungsfrage ſich der
franzöſiſchen Auffaſſung bereits ſehr ſtark genähert hat. Ein grund=
ſätzliches
Einvernehmen über die Wiederaufnahme der Militärkontrolle
ſei zwiſchen beiden Regierung bereits hergeſtellt, Es komme nur darauf
an, ſich über die Modalitäten der Kontrolle zu einigen. Auf jeden
Fall iſt erſichtlich, daß man infolge des zweiten Teils der engliſchen
Note, in dem auf die Notwendigkeit einer umfaſſenden Inventur=
aufnahme
der Materialbeſtände Deutſchlands hingewieſen wird,
viel freudiger zuſtimmt, als der Abberufung des Generals Nollet.
Eine Leberwachungskommiſſion für Deutſchland?
TU. Paris, 27. Febr. Das erſte Sachverſtändigenkomitee har
geſtern weiter über das deutſche Budget für 1925/26 beratſchlagt. Die
beiden Unterausſchüſſe waren am Nachmittag zuſammengetreten. Der
Währungsausſchuß hat ſich von neuem mit der Frage der deutſchen
Eiſenbahnen beſchäftigt, die zweite Unterkommiſſion mit den Maßnahmen
zum Ausgleich des deutſchen Haushalts.
Sir Arthur Salter, der Leiter der Wirtſchaftsabteilung des
Völkerbundes, wird am Donnerstag vor dem erſten Komitee erſcheinen
und einen ausführlichen Bericht über die zur finanziellen Wiederauf=
richtung
Oeſterreichs ergriffenen Maßnahmen erſtatten. Das erſte Sah=
verſtändigenkomitee
zieht die Schaffung einer beſonderen, von dem
Völkerbund abhängigen Kommiſſion in Betracht, der die Beaufſichtigung
des deutſchen Finanzweſens übertragen werden ſoll.
Die belgiſche Kabinettskriſe verſchärft.
TU. Brüſſel, 27. Febr. Das belgiſche Parlament hat geſtern
früh ſeine ſeit dem letzten Donnerstag unterbrochenen Arbeiten wie=
der
aufgenomen. Bekanntlich entſcheidet ſich heute anläßlich der Ab=
ſtimmung
über den franzöſiſch=belgiſchen Wirtſchaftsvertrag das Schick=
fal
des Kabinetts Theunis. In parlamentariſchen Kreiſen legt man
ſich Rechenſchaft vom Ernſt der Situation ab, die ſich auch noch verſchärft
hat, ſeitdem die chriſtlich=flämiſche Demokratie unter der Führung von
van Cauvelgert im letzten Augenblick noch nachdrücklich Stellung gegen
den Wirtſchaftsvertrag mit Frankreich genommen hat. Es heißt, daß
die Regierung angeſichts des plötzlichen Frontwechſels dieſer Partei be=
ſtimmt
in die Minderheit verſetzt werden wird.

dar noch Geld vör nehmen wull. Und dabei war ſie, wohl nicht
ohne eigene Schuld, ſo arm, daß man ſich erzählte, ſie fange ſich
nach Zigeunerart des Nachts Igel, um ihnen das Fett auszu=
braten
. Erſt ſpäter wurde ſie dann durch eine Liſt dazu gebracht,
ihren Geſchichtenreichtum mitzuteilen.
Die bedeutendſte Märchenerzählerin, der Wiſſer begegnete,
war eine gebrechliche alte Frau hoch in den Siebzigern, Frau
Stina Block. Sie war die Witwe eines Kutſchers und wohnte bei
ihrer verheirateten Tochter. Während ſie mir beim Kartoffel=
ſchälen
erzählte von Zeit zu Zeit mußte ſie im Stall auch der
Ziege was vorgeben wurde ſie fortwährend von einem läſtigen
Huſten gequält. Aber ihre großen Augen leuchteten, und ſie ſah
aus wie eine alte Prophetin. Ihre Geſchichten hatte ſie als Kind
teils von ihrem Vater gehört, teils von ihrem Onkel Jochen
Land, wenn he abens mit de Pip köm. Jochen Land hatte mit
anderen jungen Burſchen als ſchleswig=holſteiniſcher Däne den
Straßenkampf in Stralſund noch mitgemacht gegen Schill
Schild, da s je n Rebeller weß und muß wahre Räuber=
geſchichten
berichtet haben. So iſt Schill nicht etwa im Kampf ge=
fallen
. Jochen Land war dabei geweſen, der wußte es beſſer.
Als Schild ſik ne mehr hett bargen kunnt, do is he to Water an=
reden
, un dar is he mit ſin Peerd verſapen. Aber nicht nur die
Märchenfrauen, ſondern auch alte Männer lieferten Wiſſer rei=
chen
Stoff. Einmal traf er gleich drei Märchenbrüder zuſammen,
Johann Schütt, Fritz Wulf und Wilhelm Harms, die ihm bei
den erſten beiden Beſuchen gegen 40 Geſchichten und dann noch
etwa 20 erzählten. Schütt war 80 Jahre, Wulf 70, Harms in
den 40ern. Die erſte Sitzung, an der alle drei teilnahmen, fand
ſtatt bei dampfendem Grog. Es dauerte nicht lange, da riſſen ſie
ſich darum, wer weiter erzählen ſollte. Johann, nu lat mi eers!
Ik vergeet min ſüß weller. Ne, Fritz, eers kam ik. Drink du din
Grog man eers us. Der alte biedere Schütt erzählte ſehr lang=
ſam
und bedächtig, in wohlgebauten Sätzen, und ſprach ein klaf=
ſiſches
Platt. Wulf erzählte etwas tantenhaft und mitunter nicht
ganz klar. Harms, der wegen ſchwacher Bruſt für ſchwerere Ar=
beiten
zu ſchwächlich war und deshalb den Poſten eines Nacht=
wächters
verfah, hatte etwas Lehrhaftes und machte auch in ſei=
nem
Aeußeren den Eindruck eines Dorfſchulmeiſters. Mancher
der Erzähler flunkerte wohl auch etwas, ſo der unerſchöpfliche
Hans Lemke, ein Holzſäger. Der beſte Erzähler Wiſſers aber war
der 80jährige Maurer Johann Hünike, deſſen etwa 30 Geſchichten
den wertvollſten Teil ſeiner Sammlung bilden. Teils des Inhalts
wegen, teils wegen der glänzenden Form und des vorzüglichen
Platt. Die Aufzeichnungen, die in acht meiſt langen Sitzungen
geſchahen, füllten über 140 engbeſchriebene Quartſeiten.

* Wendungen aus berſch. amerikaniſchen Zeitungen.
Geſammelt und überſetzt von D. Schumacher.
Die Steuerpolitiker ſollten die Methode des ſchmerzloſen
Zahnziehens und der Daumenſchrauben mit Betäubung ein=
führen
, um ihre Patienten zu ſchonen.
Die Automobile haben jetzt genug Pferdekräfte. Nur den
Autolenkern wäre noch etwas mehr Pferdeverſtand zu wünſchen.

Bequemeſtraße führt nach Nirgendhin.

Trotz aller Gerüchte, daß Handel und Wandel ſich beſſern
werden ſo werden ſie ſich auch beſſern!
Wir ſind zwar keine Babys, aber es iſt doch ſehr ſchwer, uns
die Flaſche abzugewöhnen.
Flieger brechen jetzt mehr Rekorde als Hälſe.
Rußland hat bis Anfang 1922 11 Trillionen Rubel Papier=
geld
gedruckt. Was Rußland retten könnte, wäre ein hartnäckiger
Druckerſtreik. (Nur Rußland??)

Friedensware und Friedensgeld! Um die zu erobern, w
den Schlachten geſchlagen.
Es wurden amerikaniſche Briefmarken gefälſcht. Bei Me
Kronen, Rubeln iſt hierfür keine Gefahr.

Noch einen ſolchen Frieden und die Welt bliebe fürderz
hin befreit von noch einem ſolchen Krieg!!
Nichts iſt erfreulicher, als einen Fehler zu machen, der dann
von allen Zeitungen gläubig nachgedruckt wird.

Jedes Kind kommt auf die Welt mit ſeinem Anteil an Frei=
heit
, Gelegenheit, Erfolge zu haben und ſeinem Anteil an
den Kriegsſchulden.

[ ][  ][ ]

Nummer 58.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. Februar 1924,

Seite 5.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 27. Februar.
Das beſſiſche Oollargeld.
E Nach der Bekanntmachung des Heſſiſchen Miniſteriums
der Finanzen vom 15. Februar 1924 ſind die Stücke zu ¼,
½, 1, 2 und 5 Dollar der vom Volksſtaat Heſſen aus=
gegebenen
Dollarſchatzanweiſungen und der Heſſi=
ſchen
Dollaranleihe mit ausdrücklicher Genehmigung des
Reichsfinanzminiſters auch weiterhin als vollwertiges
Zahlungsmittel wie wertbeſtändiges Notgeld umlaufs=
fähig
.
Die Kaſſen der Reichsfinanzverwaltung, Finanz= und Zoll=
kaſſen
ſowie die zugehörigen örtlichen Hilfslaſſen ( Unter=
erhebſtellen
) nehmen die vorbezeichneten Werte ebenſo wie
ſeither bei der Zahlung heſſiſcher Steuern und Ge=
fälle
jetzt auch bei der Entrichtung von Reichsſteuern und
Reichsabgaben in Zahlung.
Die genannten Werte ſind ferner im unbeſetzten Bezirk der
Oberpoſtdirektion Darmſtadt für den geſamten Zahlungs=
verkehr
bei allen Poſtkaſſen zugelaſſen. Nur zu Ein=
zahlungen
, die verordnungsgemäß in Rentenmark zu leiſten ſind,
nämlich bei Einzahlungen auf Poſtſcheckkonto, auf Renten=
mark
=Poſtanweiſungen und auf Zeitungsgebühren, können die
bezeichneten heſſiſchen Anleiheſtücke ebenſo wie das übrige Not=
geld
nicht verwendet werden.
Die Oberpoſtdirektion Frankfurt a. M. iſt erſucht, für die ihr
unterſtellten Poſtkaſſen, die Oberpoſtdirektion Karlsruhe und
Kaſſel für die Poſtanſtalten ihrer Bezirke an der heſſiſchen Landes=
grenze
die gleiche Anordnung zu treffen.
Die bei den Reichskaſſen eingegangenen Anleiheſtücke werden
möglichſt weitgehend, zu allen Auszahlungen perſön=
licher
und ſachlicher Art wiederverwendet werden.
In der Verfügung des Reichsfinanzmininſters vom 27. De=
zember
1923 iſt ausdrücklich darauf hingewieſen, daß wertbeſtän=
dige
Zahlungsmittel von Privatperſonen auf Grund der Ver=
ordnung
des Inhabers der vollziehenden Gewalt vom 12. Nov.
1923 in Zahlung genommen werden müſſen.

Das Lebensmittelamt, dem nur noch die Verſorgung der
Stadt mit Milch obliegt, mußte ſeine Amtsräume, die mit der
Aerztlichen Kommiſſion geteilt werden, nach dem Hinterbau
desehemaligen Hauptſteueramts (Ecke der Pädagog=
und Kirchſtraße) verlegen.

Strauß=Couperin=Uraufführung liegt in den Händen von Nini
Willenz (Choreographie), Joſeph Schlembach SSpielleitung), den ſind. Wird die am 1. März fällige Steuer niht ſpäteſtens bis
Joſeph Roſenſtock (muſikaliſche Leitung) und T. C. Pilartz
(Bühnenarchitektur).
Städt. Akademie für Tonkunſt. Ein Kunſtgenuß erleſenſter Art
ſteht dem Darmſtädter Publikum bevor. Es iſt der Leitung der Städt.
Akademie gelungen, das Buſch=Quartert zu einem Quartettabend
am 8. März im Kleinen Haus zu gewinnen. Von allen Freunden edel=
ſter
Kammermuſik wird dieſe Nachricht ſicher mit größter Freude begrüßt,
nem erſten Auftreten hier hatte, allen in beſter Erinnerung. Das Quar=
die
es von Triumph zu Triumph führt. Den Kartenverkauf hat die
Fa. Heinrich Arnold (Konzert=Arnold), Wilhelminenſtr. 9, übernommen, die Teilſchuldverſchreibungen.
Des zu erwartenden Andrangs wegen empfiehlt es ſich, Karten vorzu=
beſtellen
. Preiſe 16 Mk.
Wichtig für Verſorgungsberechtigte nach dem Reichs=Verſorgungs= Einziehung nach 8 227 des Handelsgeſetzbuches der Rückzahlungsbetrag
Geſetz. Der Neichsbund der Kriegsbeſchädigten und =Hinterbliebenen auf einen Hundertſatz des Nennbetrages beſchränkt iſt, es ſei denn daß
teilt zur Aufklärung aller Verſorgungsberechtigten folgendes mit: Die es ſich um Aktien handelt, die ein über die Vorſchrift des 8 252 Abſ. 1,
in den hieſigen Tageszeitungen vom Verſorgungsamt Darmſtadt ge= 8 320 Abſ. 3 H.G.B. hinausgehendes Stimmrecht genießen.
brachte Mitteilung betr. Ruhen der Verſorgungsgebührniſſe, betrifft nur
die Empfänger von Penſionen nach dem Offizier=Penſions=Geſetz und Aktien gleich.
nicht die Rentenempfänger nach dem Reichsverſorgungsgeſetz. Das
kürzungsfreie Einkommen der Verſorgungsberechtigten des R.=V.= Ge=
ſetzes
beträgt auf der Goldmarkgrundlage monatlich Mk. 145. Für jedes
Kind, für das Kinderzulage gewährt wird, werden Mk. 25, für die
Ehefrau Mk. 6 monatlich ausbezahlt. Weiterer Steigerungsſatz Mk.
25. Beiſpiel: Ein lediger Verſorgungsberechtigter bezieht monatlich
160 Mk., 145 Mk. ſind kürzungsfrei. Alſo ruht ein Zehntel der Rente.
Beiſpiel: Ein verheirateter Verſorgungsberechtigter mit 2 Kindern hat
ein Monatseinkommen von Mk. 200 monatlich. Mindeſteinkommen 145 ordnung getilgt ſind (1. März 1924), erhöht ſich die Steuer um den
Mk. Jedes Kind Mk. 25 2 Kinder Mk. 50. Ehefrau Mk. 6. Ergibt Betrag, um den der Goldwert des für die Tilgung aufgewendeten Be=
201 Mk. Da alſo 200 Mk Monatseinkommen, ruht nichts. Beiſpiel:
Ein verheirateter Verſorgungsberechtigter hat ein Einkommen von Mk.
260. Grenze Mk. 145. Ehefrau Mk. 6, 2 Kinder Mk. 50, ergibt Mk.
201. Alfo Mk. 59 Mehrverdienſt, demnach ruhen drei Zehntel der
Rente. Wer einen Kürzungsbeſcheid erhalten hat und auf der Berechnung
Monatseinkommens Antrag auf Nachprüfung zwecks Zahlbarmachung der den bis zum 1. März 1924 nicht getilgten Schuldverſchreibungen iſt am
vollen Gebührniſſe.
Akademie für Tonkunſt) für dieſen Abend zur Verfügung geſtellt.
Was will der D.M.V.? Ueber dieſes Thema referieren morgen
abend im Fürſtenſaal die in Motorrad=Sportkreiſen beſtens bekannten Verkehrsſteuerabteilung (Infanterie=Kaſerne, Alexanderſtraße. Zimmer
Herren Kalinowsky, Fritz von Opel und der vorjährige Rekordfahrer 31) erhältlich. Sachdienliche Auskunft wird mündlich oder telefoniſch in
von Rund um die Ludwigshöhe‟, Herr Fritz Pullig. Die Veranſtal=
tung
iſt für jeden Motorfahrer von größtem Intereſſe, da die Referen=
ten
außer über die Gründe und Urſachen, die zur Loslöſung der Motor=
radfahrer
vom A. D. A.C. geführt haben, vor allem auch über die ſport=
lichen
Ziele, die geſamte Organiſation, die Austragung der Meiſter= Monatsverſammlung hielt Herr Dr. Sprenger einen Vortrag über das
ſchaften uſw. des D.M.V. ſprechen werden. Der Beſuch der Veranſtal= aktuelle Thema: Kinderreichtum ein Segen!? In eineinhalbſtündigen
tung, welche von dem Motorrad=Club Heſſen in Darmſtadt ins Leben Ausführungen verſtand es Redner, die Zuhörer zu feſſeln durch ſeine
gerufen worden iſt, kann deshalb jedem Motorradfahrer ſehr empfohlen von innigem Mitgefühl für die Sorgen, Mühen und Leiden der Kinder=
werden
. Näheres ſiehe Anzeigenteil.

Turngemeinde Beffungen 1865 e. V., Darmſtadt. Der diesjährige
erſte Kneipabend iſt vorüber. Es war eine Freude, die alten Turner
wieder einmal zu ſehen. Mit einer kleinen Verſpätung eröffnete der
1. Redewart um 9½ Uhr mit kurzen Worten die Kneipe. Als Eröff=
nungslied
wurde das echt deutſche Lied Frei und unerſchütterlich ge=
meinſam
geſungen. Dann kam die Singmannſchaft zu Worte, die trotz
kleiner Beſetzung Vortreffliches leiſtete. Die zu Gehör gebrachten Chöre
waren geſchickt ausgewählt. Darauf kam Herr Rektor K. Schäfer zu
Wort. Sein Selbſterlebtes war mit Schilderung der Reiſe ganz für
ſeine Zuhörer, zumal viele Turner anweſend waren, denen alte Erinne=
rungen
wach gerufen wurden. Von beſonderem Intereſſe war die Er=
läuterung
der rechtlichen Stellung der Saarländer. Wenn, wie der Red=
ner
ausführte, der Franzmann dort die Gewalt ausüben, könnte wie im
beſetzten Gebiet, ſicherlich hätte er alles, was irgendwie deutſch denkt oder
ausſpricht, ausgewieſen. Unſere deutſchen Brüder im Saarland
bilden ein Ganzes, ſind einig, ob links oder rechts, in dem gemeinſamen
Ziel des baldigen Verſchwindens der Franzoſen. Nektor Schäfer er=
läuterte
auch den Zweck ſeiner Reiſe, und gab, ein anſchauliches Bild,
wie die Saarländer Opfer zu bringen verſtehen, indem ſie eine große
Anzahl unterernährter ſowie ſchlecht gekleideter Kinder pflegen und ſo=
gar
neu einkleiden. Aus allem geht klar hervor, daß im Saarland wirk=
Hi.
liches Deutſchtum herrſcht.

y. Aus der Strafrechtspflege. Auf dem Gebiete des Abbaues und
der Vereinfachung greift nunmehr auch hinſichtlich der Schöffengerichte
unſeres Landes mit Wirkung vom 1. April d. Js. eine Maßnahme von
beſonderer Tragweite Platz. Das Juſtizminiſterium hat, wie das Amts=
blatt
kurz mitteilt, auf Grund der Gerichtsverfaſſung und der neueſten
Juſtizreform angeordnet, daß die Geſchäfte der mit dieſem Zeitpunkte
wieder unter Zuziehung von Schöffen tätig werdenden Amtsgerichte
(Schöffengerichte) zentraliſiert ſind. Es ſind demgemäß alle an die
Schöffengerichte der Provinz Starkenburg, mit Ausnahme der Bezirke
Offenbach, Seligenſtadt und Langen, erwachſenen Sachen vor dem
Schöffengericht Darmſtadt I zu erledigen, während dies im übrigen für
mmenen Schöffengerichte vor dem Schöffengericht zu

Shöſſenſachen, mit Ausnahne derfenigen von Worns. Pedersſein.
und Oſthofen, welch letztere dem Schöffengericht Worms zufallen, vor
dem Schöffengericht Mainz zu verhandeln, und in der Provinz Ober=
heſſen
iſt das Schöffengericht Gießen zur Erledigung für ſämtliche Amts=
gerichtsbezirke
beſtimmt. Nähere Ausführungsvorſchriften ſtehen noch
aus und ſind wohl u. a. bezüglich der richterlichen Beſetzung bzw. Er=
gänzung
der künftigen Zentralſchöffengerichte, ſowie der Amtsantvalt=
ſchaften
in Bälde zu erwarten. Ob letzten Endes ſolche Aenderung ſich
zweckmäßig erweiſt und eine weſentliche Erſparnis bewirkt, muß die Zu=
kunft
noch entſcheiden.

Obligationenſteuer.
E Vom Finanzamt Darmſtadt=Stadt wird uns geſchrieben:
Am 1. März 1924 iſt die erſte Zahlung auf die ſogenannte Ob=
ligationsſteuer
(Geldentwertungsausgleich bei Schuldverſchreib=
ungen
Dritte Steuernotverordnung, Artikel III 88 17 bis 23) fällig;
ſie iſt, ohne beſondere Aufforderung an die Finanzkaſſen zu zahlen.
Gleichzeitig iſt dem zuſtändigen Finanzamt eine Steuererklärung in zwei
Ausfertigungen einzureichen. Vordrucke zur Steuererklärung können
vom 26. Februar ab von den Finanzämtern und in Bezirken, in denen
die Verwaltung der Geſellſchaftsſteuer des Kapitalverkehrsſteuergeſetzes
beſonderen Finanzämtern (in Berlin: Finanzamt Börſe, Kleine Präſi=
dentenſtraße
7) übertragen iſt, bei dieſen bezogen werden. Steuerpflich=
tig
ſind alle natürlichen Perſonen, Perſonenvereinigungen oder juriſti=
ſchen
Perſonen des Priuatrechts, die ſelbſt oder deren Rechtsvorgänger
Schuldverſchreibungen begeben und nicht bis zum 1. Januar 1918 getilgt
haben. Schuldverſchreibungsähnliche Aktien, die bis zum 14. Februar
1924 getilgt ſind, werden wie Schuldverſchreibungen beſteuert. Die am
1. März fällige Steuer beträgt 2 v. H. des um 15 v. H. ( Aufwer=
tungsbetrag
der Dritten Steuernotverordnung) verminderten Goldmark=
betrags
der Schuldverſchreibungen, d. h. 1,7 v. H. ihres vollen Goldmark=
betrages
. Bei den bis zum 1. Januar 1918 begebenen Schuldverſchreib=
ungen
iſt der Goldmarkbetrag gleich dem Nennbetrag. Bei den ſpäter
begebenen Schuldverſchreibungen ſowie bei den Tilgungsbeträgen iſt der
Goldwert über den Berliner Dollarmittelkurs (1 Dollar 4,20 Gold=
mark
) zu errechnen. Für die Zeit bis zum 2. Februar 1920, dem
Wiederbeginn der amtlichen Dollarnotiz ſind vom Reichsfinanzminiſte=
rium
folgende Dollarkurſe feſtgeſetzt worden, auf Grund deren ſich die
in den Nebenſpalten augegebenen Umrechnungsſätze für 1 Goldmark er=
geben
:

Monat a
Wert von
1 1 Gold=
Dollar mark
in Papiermark
(Dollarkurs) 1919
Wert von
1 1 Gold=
Dollar; mark
in Papiermark
(Dollarkurs) a
Wert von
1 1Gold=
Dollar mark
in Papiermark
(Dollarkurs) Januar
Februar 8,19
903 1,95
2,15 64,89 15,45
Beiſpiel: März 5,25 1,25 10,50 2,50 A hat im Dezember 1918 April
Mai
Juni 12,60
12,81
14,07 3,00
3,05
3,35 1 Million Mk. Schuldver=
ſchreibungen
begeben.
Maßzebender Dollarkurs: Juli 5,88 1,40 15,12 3,60 8,40 Mk. daher 1 Gold= Auguſt 609 1,45 18,90 4,50 mark 2.00 Paxiermark. September 6,51 1,55 23,94 5,70 Boidmaxkbetrag d. Schuld= Oktober 6,51 1,55 26,88 6,40 verichreibun gen: 500 000. November 7,35 1,75 38,22 9,10 Am 1. März 1924 fällige Dezember 8,40 2,00 46,83 11,15 Steuex; 1,7h. 5 v. 500 000
Goldmk. 8509 Goldmk.

Für die ſpätere Zeit entſcheidet der Verliner Dollarmittelkurs
(Auszahlung Newyork) am Tage der Begebung.

Evangeliſcher Wohlfahrtsdienſt in Heſſen.
Vom 18. bis 22. Februar fand in Offenbach eine für die ge=
ſamte
Wohlfahrtsarbeit der evangeliſchen Kirche in Heſſen höchſt bedeut=
ſame
Tagung ſtatt. In Verbindung mit einer von den evangeliſchen Ge=
meinden
dieſer Stadt veranſtalteten Jugendwoche, in der einem
größeren Kreis in ſechs Abendvorträgen die Probleme, Aufgaben und
Arbeitswege evangeliſch=kirchlicher Jugendarbeit von berufener Seite vor=
getragen
wurden, hatten, der Landesverein, für Innere Miſſion, die
evang. Dekanatserziehungsvereine und das Landesjugendpfarramt Ver=
treter
aus allen Kreiſen des Landes zuſammengerufen, um in gemein=
ſamer
Beratung die Wege zu finden, auf denen die evangeliſche Kirche
unter den durch die gegenwärtige ſoziale und wirtſchaftliche Entwicklung
und durch die neueſte Geſetzgebung geſchaffenen Verhältniſſe ihrer ſozia=
len
Verpflichtung gerecht werden kann. Eingeleitet wurden die Ver=
handlungen
durch ein Referat des Herrn Pfarrer Wagner=Darmſtadt=
Beſſungen, in dem er in großen Zügen die im Werden begriffene Or=
ganiſation
evangeliſcher Stadt= und Kreiswohlfahrts=
dienſte
ſchilderte, die alle evangeliſche Wohlfahrtsarbeit in ihrem
Bereich zuſammenfaſſen, das Beſtehende ausbauen und neue durch die
Zeit gebotene Aufgaben in Angriff nehmen ſollen. An einem als Haupt=
verſammlung
der Dekanatserziehungsvereine ausgeſtal=
teten
Nachmittag führte Herr Dekan Röschen=Freienſeen, der bewährte
Vorkämpfer evangeliſcher Fürſorgeerziehungsarbeit, die in vieler Be=
ziehung
vorbildlich gewordene Tätigkeit der Dekanatserziehungsvereine
in ihrem geſchichtlichen Werden und ihrem praktiſchen Wirken vor, wäh=
vend
Herr Landesjugendpfarrer Zentgraf die durch die neue Geſetzgebung
geſtellten neuen Aufgaben aufzeigte. Die rege Anteilnahme der Verwal=
tungsbehörden
an dieſen Verhandlungen ſowohl das Miniſterium des
Innern als auch die meiſten Kreisämter und ſtädtiſchen Wohlfahrts=
ämter
hatten Vertreter entſandt bewies die Wertſchätzung der durch
die Dekanatserziehungsvereine geleiſteten Arbeit durch die berufenem
ſtaatlichen Stellen. Wie Frau Regierungsrat Keller, die als Vertreterin
des Miniſteriums erſchienen war, hervorhob, will und kann die ſtaatliche
Fürſorgetätigkeit nicht auf die Mitarbeit freier Liebesarbeit verzichten.
Der Mittwoch Vormittag diente der Vertiefung in die zurzeit geltenden
geſetzlichen Beſtimmungen für die Jugendfürſorge, die Herr Landes=
gerichtspräſident
Theobald in einem umfaſſenden Vortrag darſtellte, wäh=
nend
der Reſt der Verhandlungen der Arbeit an der körperlich und ſitt=
lich
geſunden Jugend gewidmet war, die im Anſchluß an Vorträge von
den Herven Pfarrern Zentgraf und Müller=Birkenau behandelt wurden.
Die ganze Tagung zeigte den entſchloſſenen Willen, der evangeliſchen
Kirche, in dieſer Zeit des Zuſammenbruchs die ſtarke Stütze für eine
wahrhaft aufbauende Arbeit zu ſein.

Reparationsabgabe. Die zweite Durchführungsverordnung vom
9. Februar 1924 zur Verordnung des Reichspräſidenten über Ausſetzung
der Erſtattung der engliſchen Reparationsabgabe vom 15. No=
vember
1923 iſt im Deutſchen Reichsanzeiger Nr. 36 vom 12. Februar
1924 abgedruckt. Intereſſenten, die nach den Beſtimmungen geſetzlichen
Anſpruch auf eine Entſchädigung haben, werden hiermit ausdrücklich auf
dieſe Vorſchriften hingewieſen. Dieſe können bei den Verwaltungs=
behörden
oder den Handelskammern eingeſehen werden.

Als Tag der Begebung gilt in jedem Falle der Tag, an dem die
Schuldverſchreibungen der betreffenden Emf; erſtmalig ausgegeben
Heſſiſches Landestheater. Die künſtleriſche Leitung der heutigen oder veräußert oder verpfändet oder zum Begenſtand eines Geſchäfts
unter Lebenden gemacht oder die erſten Zaßlungen auf jie geleiſtet wor=
zum
8. März entrichtet, ſo iſt für jeden auf den Zeii=unkt der Fällig=
keit
folgenden angefangenen halben Monat ein Zuſchlag von 5 y. H. des
Nückſtandes zu zahlen.
*
Zu vorſtehender Zuſchrift bemerken wir folgendes: Die Steuer wird
von natürlichen Perſonen (z. B. offenen Handelsgeſellſchaften) und juri=
ſtiſchen
Perſonen des Privatrechtes (z. B. Aktiengeſellſchaften) erhoben,
iſt doch noch der ungeheure Erfolg, den das Quartett im Herbſt bei ſei= die zur Tilgung von Schuldverſchreibungen berechtigt oder verpflichtet
geweſen ſind oder noch ſind. Schuldverſchreibungen im Sinne dieſes
tett befindet ſich augenblicklich auf einer großen Tournee durch Italien, Geſetzes ſind verzinsliche Schuld= und Neutenverſchreibungen falls ſie
auf den Inhaber lauten oder durch Indoſſament übertragbar ſind, ſowie
Als ſchuldverſchreibungsähnliche Aktien gelten Aktien, bei denen der
Gewinnanteil und der Anteil am Liquidationserlös ſowie im Falle der
Zwiſchenſcheine und Einzahlungen ſtehen den Verſchreibungen oder
Zuſtändiges Finanzamt iſt grundſätzlich das Finanzamt, in deſſen
Bezirk der Steuerpflichtige ſeinen Wohnſitz hat, bei Perſonenvereinigun=
gen
und juriſtiſchen Perſonen das Finanzamt, in deſſen Bezirk ſich der
Ort der Leitung befindet.
Die Steuer beträgt 2 Prozent des um den Aufwertungsbetrag ver=
minderten
Goldmarkbetrages der Schuldverſchreibungen. Soweit die
Schuldverſchreibungen bereits am Tage des Inkrafttretens dieſer Ver=
trages
hinter dem Aufwertungsbetrag zurückbleibt.
Als Goldmarkbetrag gilt bei Schuldverſchreibungen, die vor dem
1. Januar 1918 begeben ſind, der Nennbetrag. Der Goldmarkbetrag
von Schuldverſchreibungen, die ſeit dieſem Zeitpunkt begeben ſind, wird
dadurch feſtgeſtellt, daß der Nennbetrag nach dem Mittelkurſe der amt=
des
Oktobereinkommens und heute weſentlich weniger verdient, ſtelle lichen Notiz der Berliner Börſe für den nordamerikaniſchen Dollar am
beim Verſorgungsamt unter Vorlage der Beſcheinigung des letzten Tage der Begebung in Goldmark umgerechnet wird. Die Steuer zu
1. März 1924 fällig. Die Steuern zu den bis dahin getilgten Schuld=
Künſtlerabend des Jungdeutſchen Ordens. An Stelle des durch verſchreibungen am 1. Oktober 1924. Bei nicht friſtgemäßer Einzahlung
eine Vorſtellung im Kleinen Haus dienſtlich verhinderten Opernſängers tritt Verzinſung der Steuerſchuld nach den Beſtimmungen der Reichs=
Herrn Weller, hat ſich Herr Guitarrekünſtler Hinz (Lehrer an der ſtädt, abgabenordnung ein. Der Steuerpflichtige hat dem Finanzamt bis zum
1. März 1924 eine Steuererklärung in doppelter Ausfertigung abzu=
geben
. Die Vordrucke hierzu ſind beim Finanzamt Darmſtadt=Stadt,
Zimmer 35 der genannten Stelle erteilt.

Bund der Kinderreichen zum Schutze der Familien. In der
reichen und von vieler langjähriger Erfahrung zeugenden Worte. Das
Ideal iſt eine geſunde Familie; Mann, Frau und blühende Kinderſchar.
Leider fehlen hier beſonders in den Städten, viele Vorausſetzungen;
Wohnungsnot, Nahrungsſorgen, Unterernährung laſſen die Freude an
einer größeren Kinderſchar nicht aufkommen. Hierzu kommen die heuti=
gen
mißlichen Verhältniſſe, Arbeitsloſigkeit, Geldentwertung uſw., das
die Kinderreichen beſonders hart trifft. Ferner fehlt es noch ſehr an
ſtaatlicher und kommunaler Fürſorge für die Kinderreichen, teils aus
Finanznot, teils aus Mangel an Verſtändnis um den Kinderreichen
die nach der Reichsverfaſſung garantierte ausgleichende Fürſorge zu ge=
währen
. Die Folge iſt eine immer mehr ſchwindende Freude am
Kind und zunehmender Geburtenrückgang. Kann man es unter dieſen
Umſtänden einer armen mit großer Kinderſchar geſegneten Familie ver=
übeln
, wenn ſie mit Furcht und Sorge einer neuen Geburt entgegen=
ſieht
? Darum iſt es Pflicht des Staates, der Gemeinden ſowie des Ein=
zelnen
, alles daran zu ſetzen, den Kinderreichen beizuſtehen und den
Kindern eine möglichſt frohe und geſunde Entwicklung zu verſchaffen
zum Wohle des Staates, zum Nutzen der Gemeinde und zum Segen der
deutſchen Familie, denn der Jugend gehört die Zukunft. Nachdem der
Vorſitzende dem Redner für ſeine Ausführungen gedankt, entſpann ſich
eine längere Debatte über die vom Neiche angeordnete Brotverbilligung
für kinderreiche Familien, wovon die meiſten Mitglieder hier in Darm=
ſtadt
noch nichts gemerkt hätten, und es wurde beſchloſſen, hierüber bei
den zuſtändigen Behörden noch einmal vorſtellig zu werden. Darauf
wurde die anregende Verſammlung geſchloſſen mit dem Hinweis, daß
die nächſte am Freitag, den 2. März ds. Js. ſtattfindet.
* Hypothekengläubiger=Schutzverband, Landesgruppe Heſſen. Auf
die am Donnerstag im Feierabendſaale ſtattfindende Hauptverſammlung
machen wir ganz beſonders aufmerkſam. Dabei werden die Beſchlüſſe
der Heidelberger Tagung bekannt gegeben.
Einziehung Merck’ſcher Feſtmarkſcheine. Die von der Firma
Merck ausgegebenen Feſtmarkſcheine zu 44, ½, 1, 2 und 5 Mark,
die nur für den inneren Verkehr in der Firma beſtimmt waren,
ſind zur Einlöſung bis 31. März d. J. aufgerufen.
Ausſtellung von Erfindungen und Neuheiten. Der Deutſche Er=
finder
=Schutzverband e. V., München, gegründet 1912, veranſtaltet wäh=
rend
der kommenden Frankfurter Meſſe die 20. große Ausſtellung von
Erfindungen und Neuheiten, die allen Erfindern günſtige Gelegenheit
bieten ſoll, ihre Schutzrechte ohne große Koſten zu verkaufen. Vollſtändig
mittelloſe und arbeitsloſe Erfinder ſowie Kriegsbeſchädigte erhalten
gegen entſprechend behördliche Beſcheinigung Freiplätze. Die Anmel=
dungen
müßten bald erfolgen, da andernfalls die ausgeſtellten Gegen=
ſtände
nicht mehr im Ausſtellungskatglog aufgenommen werden können.
Bedingungen koſtenlos, Fragebogen über die Bedürftigkeit ( Vermögens=
zeugnis
) 0,50 Mk. durch die Geſchäftsſtelle des Verbandes, München, Fal=
keuſtraße
15b,

n. Strafkammer. In der Nacht vom 24. auf 25. September v.
hatte ſich auf der Ortsſtraße zu Viernheim, gegenüber drei dortigen
Polizeibeamten, Noßmann, Weidner und Bauer, ein recht gefährliche
Auftritt ereignet. Deshalb waren nunmehr der 32jährige, vorbeſtrafte
Weißbindergeſelle Ferdinand Martin I. und der 28jährige Taglöhner
Georg Adler XFII., beide von Viernheim, des gemeinſamen Mord=
verſuchs
beſchuldigt. Die Anklage legt außerdem noch dem M. Unter=
ſchlagung
eines angeblich Ende 1918 oder anfangs 1919 von einer Ein=
quartierung
bei ihm zurückgebliebenen Militärgewehrs, ſowie unter=
laſſene
, ſpätere Ablieferung desſelben zur Laſt, und mit erſterem Ver=
brechen
ſteht tätlicher Angriff auf Beamte in rechtmäßiger Dienſtaus=
übung
Widerſtand gegen die Staatsgewalt im begrifflichem Zuſammen=
hang
. Die Angeklagten waren nach jenem Vorfall flüchtig gegangen,
wurden auswärts feſtgenommen und befinden ſich ſeitdem in Unter=
ſuchungshaft
. Sie leugnen die Beſchuldigung, doch hatte Adler den An=
deren
früher mittelbar teilweiſe belaſtet. Bei vollem Mondſchein ſpielte
ſich der fragliche Angriff in der Nähe der Martinſchen Wohnung ab,
und es erſcheint nach dem ganzen Sachverhalt zweifellos, daß die Täter
über die Perſönlichkeit der Poliziſten durchaus im Klaren waren. Letz=
tere
ſtreiften damals beruflich den Ort ab kamen dabei an den auf
einer Haustreppe ſitzenden Angeklagten nach Mitternacht vorüber und
wollten nachher im Intereſſe der allgemeinen Sicherheit deren Ver=
bleib
näher ermitteln. So an Martins Garten gelangt, wurden ſie
plötzlich aus der Verborgenheit durch eine Anzahl ſcharfer Schüſſe
überfallen, ſo daß die offenbar gezielten Kugeln hart an den in Deckung
Gehenden vorüber, fiffen. Es lief glücklicher Weiſe alles ohne Verwun=
dung
ab, nachdem auch Wachtmeiſter Roßmann einmal gefeuert und
dann ſeine Piſtole verſagt hatte. M. gilt für gewalttätig, hat bei
früherer, ähnlicher Gelegenheit mehrere Hilfsfeldſchützen, weil ihm an=
ſcheinend
deren Verweilen bei ſeiner Behauſung unbequem oder ärger=
lich
war, mit Niederſchießen bedroht, was er trotz beſtimmter Zeugen=
bekundung
beſtreitet. Aus der Art der in jener Septembernacht er=
folgten
Schüſſe ſchloß die Anklage auf zwei Schützen, wenn auch nur
für den Gewehrbeſitz Martins ſichere Anhaltspunkte vorhanden ſind.
M., der jetzt alles in Abrede ſtellt, ſollte nach dem erwähnten Geſtändnis
ſeines Genoſſen bei dieſem geäußert haben, er habe auf die Schutzleute
gefeuert, aber nur, um ſie zu ſchrecken, während in der Anklage, mit
Ueberlegung verſuchter Tötungsvorſatz angenommen war. Es wurde
der Angeklagte Adler, da ſeine Beteiligung nicht ausreichend erwieſen
war, von der Beſchuldigung freigeſprochen und der Angeklagte Martin
wegen verſuchten Totſchlags uſwv. zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Deutſchnationale Krankenkaſſe Verwaltungsſtelle
Darmſtadt. Wir machen unſere Mitglieder auf die Einberufung der
Jahreshauptverſammlung unſerer Krankenkaſſe beſonders aufmerkſam.
(Siehe Anzeige.) Da ab 1. März wichtige Neuerungen in Kraft treten,
iſt es Pflicht jeden Mitgliedes, an der Verſammlung teilzunehmen.
Der Frauenverein der Paulusgemeinde veran=
ſtaltet
am 28. Februar, abends 8 Uhr, im Gemeindeſaal der Paulus=
kirche
ſeine Jahresverſammlung mit Teeabend. Vortrag von Pfarrer
Wagner II. über Zeitgemäße Lutherworte für Volk und Haus‟. Da=
nach
Muſik. Alle Mitglieder, auch Gäſte, herzlich willkommen. Teekarte
20 Pfg. beim Eingang.
Nentnerbund. Am 1. März, nachm. 3 Uhr, findet in der
Aula des Realgymnaſiums eine Tagung der Vertreter des Landesver=
bandes
Heſſen und im Anſchluſſe daran eine Mitgliederverſammlung der
hieſigen Ortsgruppe des Nentnerbundes ſtatt.
Bund der Kinderreichen: Es wird gebeten, die für das
heutige Konzert der Städt. Akademie für Tonkunſt ausgegebenen Kar=
ten
für die Wohlfahrtsorganiſationen, nur für die Eltern und Erwach=
ſenen
benutzen zu wollen.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Politiſcher Abend. Heute
Abend 8 Uhr ſpricht unſer Landtagsabgeordneter Juſtizrat Dr. Oſann
bei Sitte (Gelber Saal) über die: Politiſche Lage. Möglichſt zahl=
reiches
Erſcheinen unſerer Parteifreunde iſt dringend erwünſcht.

* Mißſtände im Auswanderungsweſen
betrifft eine Reichsverordnung vom 14. Februar 1924. Ge=
werbsmäßige
Erteilung von Auskunft oder Nat über die
Ausſichten der Auswanderung, namentlich über die Lebens=
Arbeits= und Niederlaſſungsverhältniſſe im Ausland, iſt
unterſagt.
Wer die Erteilung von Auskunft oder Rat über die Aus=
ſichten
der Auswanderung nicht gewerbsmäßig betreiben
will, bedarf dazu der jederzeit widerruflichen Erlaubnis der
Landesbehörde, die nur dann zu erteilen iſt, wenn ein Bedürf=
nis
für den Betrieb beſteht und die Erteilung durch ſachkundige
Perſonen gewährleiſtet iſt.
Wer die Anſiedlung von Auswanderungs=
willigen
im Ausland oder ſonſt die Unterbringung
von Auswanderungswilligen im Wirtſchaftsleben
des Auslandes betreiben und zu dieſem Zwecke öffentlich oder
durch Verbreitung von Schriften die Unternehmung bekannt
geben, oder Mitunternehmer oder Teilhaber werben, oder an
Auswanderungsluſtige herantreten will, hat dies der Landes=
behörde
anzuzeigen.
Mädchen unter 18 Jahren bedürfen zur Auswande=
rung
außer der Zuſtimmung desjenigen, der nach B.G.B. den
Aufenthalt zu beſtimmen hat, der Genehmigung des Vor=
mundſchaftsgerichts
. Die letztere iſt nicht erforder=
lich
, wenn ein eheliches Kind mit ſeinen zur Ausübung der
Perſonenſorge berechtigten Eltern oder nach Auflöſung der Ehe
mit dem Elternteil auswandern will, dem die Sorge zuſteht.

[ ][  ][ ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Februar 1924.

Mummer 58.

* Arheilgen, 25. Febr. Der Frühling ſcheint näher, als wir
ahnen. In den letzten Tagen wurden wiederholt Scharen von Schnee=
gänſen
beobachtet, die in der bekannten Winkel= und Zickzackform unſere
Gemarkung in nördlicher Richtung überflogen. In dem Präſidium
des hieſigen Geſanavereins Liederzweig hat ſich ein Wechſel
vollzogen. Zum 1. Vorſitzenden wurde Herr Philipp Weſp gewählt.
Der Verein wird demnächſt ein großes Theaterſrück zur Aufführung
mers in Dieburg ſtatfindenden Geſangswettſtreit zu beteiligen. Unſer
durch die Penſionierung des Herrn Sartiſon verwaiſtes Po ſtamt wird
zurzeit proviſoriſch durch Herrn Poſtinſpcktor Georg Benz von hier
verwaltet.
St. Nieder=Ramſtadt, 26. Febr. Kommenden Donnerstag, den
B. d. M., abends. 8 Uhr beginnend, wird die Zentralſtelle zur Förde=
rung
der Volksbildung in Heſſen im Saale des Gaſthauſes BZur Poſt
(Beſ. Breidert), den in Darmſtadt mit großem Erfolg gegebenen wiſſen=
ſchaftlichen
Film Hygiene der Ehe zur Aufführung bringen.
Herr Frauenarzt Dr. med. Hoffmann aus Darmſtadt hat die Aufgabe
übernommen, den Film in einem Vortrag zu erläutern. Der Beſuch
dieſer Veranſtaltung iſt jedermann zu empfehlen, um ſo mehr, als das
Gebotene viel zur Förderung der Volksgeſundheit und zur Verhütung
ven Krankheiten beitragen kann. Die Eintrittsgelder ſind äußerſt nied=
rig
bemeſſen, es ſind Plätze zu 1 Mk. und zu 50 Pf. zu haben. Jugend=
liche
unter 18 Jahren haben keinen Zutritt. Vor= und nachmittags
finden für Kinder Filmvorſtellungen ſtatt, in welchen bekannte Märchen=
bilder
gezeigt werden.
Nieder=Beerbach, 26. Febr. In der Gaſtwirtſchaft Simmermacher
fand ein evangeliſcher Familienabend ſtatt. Durch den
Pfarrer der Gemeinde wurde ein Lichtbildervortrag gehalten. In 60
farbigen Lichtbildern wurde die Schönheit unſerer engeren Heimat, vor
allem der Provinz Starkenburg, einer zahlreich verſammelten Zuhörer=
ſchaft
vorgeführt. Von Darmſtadt ausgehend, führte der Vortrag die
Zuhörer die Bergſtraße mit all ihren Burgen und kleinen Städtchen
entlang nach Mannheim. Von hier aus gings dann neckaraufwärts über
Heidelberg, an all den ſchönen Neckarſtädtchen Neckargemünd, Neckar=
ſteinach
, Hirſchhorn. Eberbach vorbei nach Wimpfen, der Perle des
mittleren Neckars. Auch Michelſtadt, Schloß Breuberg und Lichtenberg,
Groß=Umſtadt, Alsfeld und Bad=Nauheim wurden im Bilde gezeigt.
Die ſchönen Bilder boten in ihrer Klarheit und guten Aufnahme einen
rein künſtleriſchen Genuß. Im zweiten Teil des Abends kamen Geſänge
des Kirchenchors und des Kinderchors zur Vorführung, ſämtlich unter
der bewährten und tüchtigen Leitung des Herrn Lehrers Jourdan,
Unter den Kindergeſängen fanden beſonders die ſzeneriſchen Vorfüh=
rungen
des Schützenliedes und des weißen Hirſches großen Anklang.
Zumal letzterem wurde von Alt und Jung mit großer Spannung ent=
gegengeſehen
und das Vorbeihuſchen des weißen Hirſches mit ſtarkem
Beifall gelohnt. Von den Konfirmandenmädchen wurden einige Gedichte
von Georg Lang und Nobert Schneider vorgetragen, die alle ebenſo
wie die vorgetragenen Lieder den heimatlichen Charakter des Abends
zu betonen ſuchten.
* Malchen, 26. Febr. Auf Grund des Beamtenabbaugeſetzes trat am
16. Februar Herr Lehrer Berck zu Malchen in den Ruheſtand. 43 Jahre
lang hat er im Schuldienſt geſtanden und über 26 Jahre in der Ge=
meinde
Malchen in treuer Gewiſſenhaftigkeit ſein verantwartungsvolles
Amt verſehen. Ein guter Erzieher der Jugend, ein Mann, der richt
nur ideal, ſondern gut chriftlich geſinnt, allzeit ein eifriger Förderen der
evangeliſchen Gemeindeſache und von gut deutſcher Art, ſieht ihn der
Kirchen= wie Schulvorſtand nur mit Bedauern aus ſeinem Amte ſchei=
den
. Auf Beſchluß des Kirchen= und Schulvorſtandes fand darum am
Sonntag nachmittag im Rahmen des Gottesdienſtes in der Kirche zu
Malchen eine kleine Feierlichkeit ſtatt, bei der die Schulkinder ſangen
ter Form für alle ſeine treue Arbeit der Dank der Gemeinde durch
den Mund des Pfarrers der Gemeinde zum Ausdruck gebracht wurde.
r. Babenhaufen, 21. Febr. Unſer Städtchen ſteht in dieſer Woche
im Zeichen der Holzabfuhr. Von morgens früh bis abends ſpät
durchfahren Hunderte von Fuhrwerken hochbeladen mit Holz oder
Wellen, die Straßen. Das im Gaſthaus Zum Löwen ſpielende
Kino bringt zurzeit den bekannten Film Friderieus Nex, der hieſige
und auswärtige Schulen wiederholt zum Beſuche angelockt hat.
r. Babenhauſen, 26. Febr. Zurzeit veranſtalten die Mitglieder des
hieſigen evangeliſchen Kirchenchors mit Genehmigung des
Kreisamts Dieburg eine Sammlung zwecks Anſchaffung eines
Glockenſeils für die 11=Uhr=Läuteglocke. Der übrigbleibende Geldbetrag
ſoll zur Ausbeſſerung der Kirche im Innern und Aeußern verwandt
werden. Die von dem Arbeitergeſangverein Vorwärts und
tenen Jahresbälle waren ſehr gut beſucht und nahmen einen aus=
gezeichneten
, würdigen Verlauf. Die bieſige Käwern= Geſell=
ſchaft
hält am Samstag, den 1. März ju Gaſthaus Zum Löwen
einen Maskenball ab, bei dem die beſten Koſrüme prämiiert werden.
Heubach, B. Febr. Am kommenden Sonntag, 2. März, hält der
hieſige Geſanaverein Liederkranz, wie alljährlich, eine Abendunterhal= von rund 60 000 Tonnen ergibt.
tung mit anſchließendem Ball ab. Durch Aufführung von einem Sing=
ſpiel
Kein Heimatland, kein Mutterhaus, Vortrag von Couplets ſo=
wie
verſchiedenen klaſſiſchen Chören wird allen Gäſten ein genußreicher

Abend beſchieden ſein.

* Habitzheim, 28. Febr. Der Männergeſangverein veranſtaltete
einen Unterhaltungsabend in Geſang und Theater. Der
große Saal des Herrn Ruſſenſchuck war bis auf den letzten Platz beſetzt.
Herr J. Maus begrüßte als Präſident des Vereins die Anweſenden.
Die Chöre, die zum Vortrag gelangten, waren Kunſtgeſang. Meiſter=
haft
verſtand es der Dirigent, Herr F. Möller, das feine Pianiſſimo
herauszuholen. Die Chöre, die geſungen wurden, legten das beſte
Zeugnis ab von dem Verſtändnis des Dirigenten. Ein Solovortrag
von Mitglied Lorenz Michel mit Klavierbegleitnug durch Herrn Dingel=
dein
fand ſtarken Beifall. Die Darſteller der einzelnen 3 Akte des
bringen; auch gedenkt er ſich an dem im Laufe des kommenden Som= Müllers Lieſel ſetzten ihr ganzes Können in die Aufgabe. Das Feſt
nahm den ſchönſten Verlauf.
* Beerfelden, 24. Febr. Geſtern abend beging im Beyſelſchen Saale
die hieſige Sektion des Odenwaldklubs ihr heuriges
Jahresfeſt. Einem Prolog, geſprochen von einem Fräulein, folgte
die Anſprache des Vorſitzenden, Herrn Willenbücher. Er betonte, daß
der übliche Charakter dieſer jährlichen Veranſtaltung als Dekorations=
feſt
diesmal wegfallen muß infolge der Verhältniſſe, die im letzten
Jahre die Wanderungen beſchränkten. In mannigfaltiger Folge wech=
ſelten
nun die Nummern, des ſehr geſchickt zuſammengeſtellten Pro=
gramms
: Solo= Dur= und Trioſzenen, meiſt mit Geſang und meiſt von
Damen ausgeführt. Die Stücke waren gut ausgewählt, fleißig eingeübt,
die Rollen waren mit großem Verſtändnis aufgefaßt, und darum wurde
durchweg Hervorragendes geboten. Nach Abwickelung des Programms
folgte eine Tombolaverloſung, und dann bewegte ſich der ſonſt weit=
ausgreifende
Wanderſchritt in ſchleifendem, zierlichem Walzer, oder
altem. Rutſch hin rutſch her oder ſchneidigem Dreher‟. Es wirkt
nämlich ſehr wohltuend, daß die heimatlicher. Tänze entſprechende Wür=
digung
finden. So können die Veranſtalter mit Befriedigung auf die
diesjährigen Leiſtungen zurückblicken.
* Vom ſüdlichen Odenwald, 24. Febr. Die Gräflich Erbach=
Fürſtenauſche Forſtverwaltung hielt dieſer Tage eine Holzverſtei=
gerung
ab, bei der hauptſächlich Brennholz aus den Diſtrikten
Etzean, Raubach uſw. zum Ausgebot kam. Die Preiſe erreichten das
Zwei= bis Dreifache der Friedenspreiſe. Dieſe Tatſache gibt zu beden=
ken
, hat aber wiederum auch natürliche Urſachen. Einual könnte man
glauben, ein Teil des lieben Puhlikums ſei ſich des Wertes der Mark
nicht mehr bewußt, und dies wird vielfach zutreffen, der Katzenjammer
und das Lamento beginnen, wvenn bezahlt werden ſoll. Für dieſe un=
verantwvortliche
Steigerungswut ſind die Holzhindler verantwortlich zu
machſen; aus Angſt, daß von dieſen das Holz weggeſchnappt wird, bieten
die Leute blind drauf los. Des weiteren hat die ſtrenge, anhaltende
Kälte die Holzvorräte aufgezehrt, da wird die Gelegenheit erfaßt, unter
allen Umſtänden ſich Holz zu verſchaffen. Not kennt hier nicht kein
Gtebnt, ſordern ſie ſteigert das Bieten.
Gernsheim, 26. Febr. Der Familienabend der evange=
liſchen
Gemeinde hatte den grüßten hieſigen Saal dicht gefüllt,
ein Zeichen, welch großer Beliebthent ſich dieſe Abende erfreuen. Auch
Andersgläubige waren zahlreich erſchiener Es wurde Auserleſenes ge=
hoten
. Der rührige Leiter des Kirchengeſangvereins, Herr Studienrat
Stövpſer, hatte nicht nur dieſen Virein zu trefflichen Leiſtungen ge=
ſchult
, ſondern auch aus 9 Damen und Heurex, meiſt Mitgliedern des
Lehrerkollegiums der Realſchule) ein Orcheſter zuſammengeſtellt, deſſen
Borträge allgemeine Bewunderung fanden. Frau Dr. Weiß ſowie
Frau Oberbahnmeiſter Weyer ſangen mit entzückendem Wohlklang,
feinſinnig begleitet von Frau Dr. Saßmannshauſen, Einzellieder und
Duette. Zwei Märchenſpiele, die bekannte Volksmärchen dramatiſierten,
fanden recht gute, zum Teil ausgezeichnete Darſtellung, die nicht zum
mindeſten dem unermüdlichen Spielleiter, Herrn Reallehrer Mößinger,
zu danken iſt. Ihm ſowohl wie Herrn Studienrat Stöpplex wurden
als Dank prächtige Lorbeerkränze geſpendet. Mit herzlichen Dankes=
worten
ſchloß der Präſident des Kirchengeſangvereins, Herr Herms, den
offiziellen Teil des Familienabends, der ſicher auch den zahlreich an=
und bei der ihm vor einer zahlreich verſammelten Gemeinde in ſchlich= weſenden Ausgewieſenen, deren Herr Dekan Vogel in ſeiner Ve=
grüßungsanſprache
beſonders gedacht hatte, ein Lichtblick in der ſchwe=
ren
Zeit der Verbannung von Haus und Hof geweſen iſt. Ein geſelli=
ges
Zuſammenſein, das durch Vorträge des Orcheſters ſowie eines Trios
für 2 Waldhörner ſowie Piſton verſchönt wurde und bei dem die jungen
Damen des Kirchenchors freundlich die Kaffeebedienung übernommen
hatten, ſchloß ſich an.
Gernsheim, 26. Febr. Durch die Freundlichkeit eines Stifters iſt der
hieſigen evangeliſchen Gemeinde der Erſatz der abgelieferten Orgel=
pfeifen
ermöglicht worden. Am Einweihungstag, vorausſichtlich am
9. März, wird eine kirchenmuſikaliſche Abendfeier ſtattfinden.
Erzhauſen, 25. Febr. Am Samstag abend hielt der Geſangverein
Sängerluſt feinen Familienball ab. An Stoff der Unterhaltung
fehlte es in den Zriſchenpauſen nicht, und ſo wurden die Ballgäſte bis
zum frühen Morgen zuſammengehalten. Geſtern abend ſpielte die
dem Geſangverein Eintracht am dergangenen Somstag abgehal= Wanderbühne in der Ludwigshalle. Nächſten Sonntag, den
2. Mäxz beabſichtigt der Sängerbund in ſeinem Vereinslokal Zur Lud=
wigshalle
ein Konzert abzuhalten.
Mainz, 25. Febr. Der Hafenverkehr an ſämtlichen ört=
lichen
Landungsſtellen betrug im zweiten Halbjahr 1923 140 723 Ton=
nen
, gegenüber 202 326 Tonnen im Vorjahre, ſo daß ſich eine Abnahme
Oppenheim, 25. Febr. Feuer brach an einem der letzten Tage
in früher Morgenſtunde in einem Wohnhaus Schmidt aus. Nur da=
durch
, daß das Feuer von Arbeitern frühzeitig entdeckt werden konnte,
iſt es gelungen, eine weitere Ausdehmung des Brandes zu verhindern.

8 Worus, B. Fehr. Brand. In einer der letzten Nächte iſt im
franzöſiſchen Militärkaſino ein erhebliches Schadenfeuer entſtanden.
Alzey, 25. Febr. Vereinsjubilänm. Der hieſige Steno=
graphenverein
Gabelsberger kann in dieſem Jahre auf ein 50jähriges
Beſtehen zurückblicken.
Gau=Algesheim (Rheinh.), 25. Febr. Ein großer Erd=
rutſch
iſt in der Gewann Michelskaut entſtanden, wo ſich ſtarke Erd=
maſſen
in einer Tiefe von 3 Metern 10 Meter weit fortbewegten.
Sprenbliugen (Rheinh.), 25. Febr. Nacheakt? Einem hieſigen
Einwohner ſind nachts ſämtliche Fenſterſcheiben ſeines Hauſes einge=
ſchlagen
worden.
Gießen, 25. Febr. Man ſchreibt uns: In dieſer Winterſpielzeit
wirkt am hieſigen Stadttheater als erſte Heldendarſtellerin und Salon=
dame
Freya Sturmfels aus Darmſtadt, eine ehemalige Schilerin
von Kurt Weſtermann. Zuſchauer und Preſſe ſind ſich raſch darüher
einig feſworden, daß die junge Künſtlerin eine außerordentlichte Be=
gabung
beſitzt: feinſtes Verſtändnis für die Dichtung, bedeutendes Dar=
ſtellungsvermögen
, gewandtes Spiel, reine und vornehme Sprechweiſe.
Die Kritik hat die vorzüglichen Leiſtungen von F. S. bei jedem Auf=
treten
freudig anerkannt: als Veiſpiel dafür mögen folgende Urteile
gelten: Kawan, Myſ rium von Stucken. Die Sylphengeſtalt, die
als Marie de Hautdeſert den Gawän prüft, gab Freya Sturmfels mit
ſo viel natürlicher, reizvoller Anmut, außerordentlich fein erwählter künſt=
leriſcher
De: ateſſe, daß man ihr unbedingt mit in allererſter Linie den
ſtarken Erfolg der Aufführung zuſchreiben muß. (Gieß. Anzeiger.)
Die Denkmalsſeihe von Sudermann. Freya Sturmfels als Irene
Herrenberg war, eine der beſten Leiſtungen, die wir hier je geſehen
haben. (Gieß. Anzeiger) Minna von Barnhelm von Leſſing. Voran
die prachtvolle Minna der Freya Sturmfels: als Erſcheinung und Schau=
ſpielerin
eine faſt ideale Geſtalt, von bezwingendem Wohllaut der
Sprache und edelſten Bewegungen. (Oberhefſiſche Volkszeitung.)
K. Gießen, 25. Febr. Unter ſehr ſtarker Beteiligung aus vielen
Teilen des Heſſenlandes fand geſtern hier der Gauturntag ſtatt.
Daß der Gau Heſſen neben dem eigentlichen Turnen auch die weiteren
Zweige der Gymnaſtik und des Sports mit Erfolg betreibt, ging aus
den Jahresberichten hervor, welche von Gauſportwart Luckhart und dem
Gauſpielwart, Oberlehrer Paul=Gießen, erſtattet wurden. Von Inter=
eſſe
iſt es, daß auch die ſeeliſchen Werte des Turnens berückſichtigt wer=
den
, wie aus dem Bericht des Gauwarts Schichmann=Friedberg zu
hören war. Lebhaft gepflegt wird auch das Frauenturnen; in Alsfeld
wird im Sommer ein Gaufeſt für Frauenturnen abgehalten. Das dies=
jährige
Gauturnfeſt findet in dem alten heſüiſchen Lahnſtädtchen Bieden=
kopf
ſtatt, der Turnverein Friedberg hat ſich für 1925 gemeldet. Zwecks
beſſerer Ausbildung der Kampfrichter wird im Frühjahr ein Lehrgang
für jeden Bezirk ſtattfinden. Ueber die turneriſche Arbeit im Jahre
1923 erſtattete Obergquturnwart Will einen ausführlichen Bericht. Die
Heſſenturner leiſteten auch in den größeren Verbänden der Deutſchen
Turnerſchaft nur Gutes, ſo auch auf dem Deutſchen Turnfeſt in Mün=
chen
. Der Gau Heſſen zählt in 170 Vereinen rund 16 000 Mitglieder.
e. Büdingen, 25. Febr. Eine heftige Fehde hat die Ge=
meindeverwaltung
unſeres ſonſt ſo friedlichen Kreisſtädtchens heim=
geſucht
und Gericht und Verwaltungsbehörden haben ſich bereits damit
beſchäftigt. Wegen einer Mehlkaufsangelegenheit hatte man den Bürger=
meiſter
und einige Bäcker verdächtigt, doch ergab ſich die Schuldloſigkeit
des Bürgermeiſters, und der Stadtvorſtand ſtellte ſich auf die Seite des=
ſelben
, während die Ankläger eine harte Abfuhr erhielten. In der Be=
völkerung
herrſcht heftige Entrüſtung gegen den Hauptangeber und
=ankläger, beſonders nachdem das Kreisamt Büdingen und ſogar die
Staatsanwaltſchaft Gießen trotz eingehender Unterſuchung keine Schuld
des Angeklagten feſtſtillen konnten. Aber der Ankläger will ſich damit
nicht zufrieden geben und hat nun gerichtliche Klage eingereicht gegen
den Beſchluß und die öffentliche Erklärung des Ortsvorſtandes und
Gemeinderates.
1. Alten=Buſeck, 25. Febr. In voller körperlicher Rüſtigkeit feierte
das Ehepaar Heinrich Schreines geſtern das Feſt der Goldenen
Hochzeit.
I. Beuern, 94. Febr. Ein Jagdhaus als Näuberher=
berge
benutzten zwei fremde Handwerker. Von hier aus bettelten
und ſtahlen ſie in den Nachbarorten, um die Beute in Gießen zu ver=
kaufen
. Ais Rauch aus dem Hauſe aufſtieg, ſchöpfte man Verdacht, und
die Gendarmerie umſtellte nachts das Haus. Man fand den einen Dieb
zu Hauſe, und der andere konnte ebenfalls abgefaßt werden, als er
gegen morgen reichbeladen und ahnungslos heimkehrte.

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Modelie erſter Häuſer Wiener Werkſtätten
Bluſen= und Modenhaus Alfred Wagner
Obere Wilhelminenſtraße 29.
(1816a
I

(edle. Die glückliche Geburt eines
geſunden Töchterchens
zeigen hocherfreut an
Polizeidirektor Dr. Uſinger
und Frau Maria geb. Matti.
Darmſtadt, 25. Februar 1924
Heidelbergerſtraße 81¾o-
(e5401

O

Statt beſonderer Anzeige.

Heute abend entſchlief im Herrn
nach ſchwerem Leiden mein innig=
geliebterMann
, unſer treubeſorgter
Vater, unſer lieber Bruder, Schwa=
ger
und Onkel

Ober=Regierungsrat
im 62, Lebensjahre.
Darmſtadt, 25. Febr. 1924,
Hochſtr. 56.
Für die tieſtrauernden Hinterbllebenen:
Frau M. Hiemenz, geb. Hlemenz.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 28. I. Mts., nachm. 3 Uhr,
von der Kapelle des Friedhofs an
der Nieder=Ramſtädterſtr. aus ſtatt
Von Beileidsbeſuchen bitten wir
abſehen zu wollen.
(5437

Dankſagung.

Allen, die an dem Tode meiner
lieben Frau, unſerer guten Mutter
ſo herzlich Anteil nahmen, innig=
ſten
Dank.,
Beſonders danken möchte ich noch
Herrn Pfarrer Rückert für die
tröſtenden Worte und der Handels=
gärtner
=Verbindung für die Kranz=
(*5449
ſpende.
Im Namen der Sinterbliebenen:
Wilhelm Beber, Gärtner.

agd
umſtändehalber ab=
zugeben
. Billige
Feſtpacht; Auer=
hahn
, Rehe, Not=
wild
, Haſen uſw.
Anfragen u. 0 86
an d. Geſchſt. (2301
8 Uhr ab.

Meine Frau war über
50Jahre mit einer
häßlichen

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe wärmſter
nteilnahme an unſerem ſchweren
eluſte und die zahlreichen Blumen=
ſenden
dankt herzlichſt
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Egner,

Fräulein
empf. ſich im Anfert
von Damen= u. Kin=
derlleidern
u. Wäſche,
ſpez. Konfirmanden=
kleider
, bei mäßigen
Preiſen Kranichſteiner=
traße
31, pi. (*5498

Schneiderin
empf. ſich für Kleider
u. Wäſche. (5459
Annaſtraße 35, 8. St.

Todes=Anzeige.
Allen Freunden und Bekannten
die traurige Mitteilung, daß es
Gott dem Allmächtigen gefallen
hat, unſere liebe Mutter, Groß=
mutter
, Schwiegermutter, Schwe=
ſter
, Schwägerin und Tante
Frau
Chriſtian Matheis Bo.
geb. Haas
wohlverſehen mit den heil. Sterbe=
ſakramenten
, heute vormitt. 5 Uhr
zu ſich in ein beſſeres Jenſeits ab=
zurufen
.
Dietrauernden Sinterbliebenen.
Darmſtadt, Seligenſtadt, 26, Febr. 24.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 28. Febr, 1a3 Uhr, vom
Portale des alten Friedhofs, Nieder=
Namſtädterſtr., aus ſtatt. (5t70

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[ ][  ][ ]

Nummer 58.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Februar 1924.

Seite 7.

Reich und Ausland.
Vom Eiſenbahnwagen geſtürzt.
Mannheim. Am vergangenen Samstag, vormittags zwiſchen
10 und 11 Uhr, bekam ein in der Neckarſpitze wohnender, 67 Jahre alter
Vagerarbeiter beim Beſteigen eines Eiſenbahnwagens mit Briketts auf
ſeiner Arbeitsſtelle in der Neckarvorlandſtraße das Uebergewicht, fiel
rückwärts zu Boden und blieb auf der Stelle bewußtlos liegen. Der
Verunglückte wurde nach dem Krankenhaus verbracht und ſtarb auf
dem Transport dahin.
Raubüberfall.
Ludwigshafen. Am Samstag abend zwiſchen ½ und 347 Uhr
drangen drei Perſonen in die im Hauſe Denisſtraße Nr. 17, parterre,
gelegene Wohnung der Geſchwiſter Sieber und verlangten unter Vor=
halten
eines Revolvers die Schlüſſel zum nebenan liegenden Bureau
und Kaſſenſchrank, welche ihnen auch ausgehändigt turden Unter An=
drohung
des Erſchießens hielten zwei von ihnen dic anweſenden Per
ſonen in Schach, während der Dritte ſich mit dem Schlüſſel ins Bureau
begab und den Kaſſenſchrank öffnete. Es fiel ihm jedoch nur etwa 100
Mark Silbergeld in die Hände, welches aus früheren Fünf=, Drei=, Ein=
mark
= und Fünfzigpfennigſtücken beſtand. Darunter waren eine Anzahl
Jubiläums=Dreimarkſtück= init dem Bildnis des Großherzogspaares von
Baden und dem früheren d=unſche: Kaiſerpaar. Zwei der Täter trugen
eine ſchwarze Halbmask; s Juch, welche die untere Geſichtshälfte ver=
deckte
, während der Drittz en rotes Taſchentuch mit hellen Punkten auf
die gleiche Weiſe vorgebunden hatte. Nach der Tat entfernten ſich die
Täter mit der Drohung, wenn ſich jemand vor 10 Minuten rühre, werde
er erſchoſſen.
Unglücksfall.
Pforzheim. Im Elfingen bei Leonberg (Württ.) trug der
13jährige Sohn des Schmieds W’lhelm Stendle ſeinen 10jährigen Bru=
der
auf der Achſel. Er kam dabei zu Fall, wobei der 10jährige Knabe
die Wirbelſäule brach und alsbald tot war.
Ein gerifſener Schwindler.
Köln. Ein großangelegter Kreditſchwindel iſt einem Kölner Berg=
werksdirektor
a. D. gelungen. Nachdem er vorher an verſchiedenen
Plätzen und Stellen einen großen Poſten wertloſer Effekten unter fal=
ſchen
Vorſpiegelungen angeboten, hat er in Verbindung mit einem
Sparkaſſenbeamten bei einer kleineren Kölner Bank, die dadurch ins
Wanken geraten, auf Gruuh ſeiner angeprieſenen Wertpapiere ein Dar=
lehen
von 500 000 Goldmari erhalten. Für dieſes befriſtete Darlehen
kaufte er eine Villa, Auts, Wohnungseinrichtung und Flügel, und be=
dachte
auch ſeine Freunde, ſodaß nuh einigen Tagen, nichts mehr von
dem Gelde da war. Obwohl e: mit großer Geriſſenheit zu Werke ging,
wurde ihm betrügeriſch. Abſich; nachgewieſen, und er wurde von der
Kriminalpolizei feſtgenommen.
Ein gemengefährlicher Hochſtabler.
Köln. Ein gemeingefährlicher Hochſtabler, der unter dem Namen
Freiherr von Waldenburg in Bonn, Godesberg und Umgebung aufge=
treten
und Wechſelbetrügereien und Logisſchwindeleien in großem Um=
fange
betrieben hat, iſt in der Perſon eines gewiſſen Heinrichs aus Dan=
zig
feſtgenommen worden. Heinrichs ſetzte ſeinem Treiben die Krone
auf, als er ſich auf Grund eines gefälſchten Dokumentes bei einer nord=
deutſchen
Bank 26 000 Dollar erſchwindelte. Er hielt ſich zuletzt einige
Tage in Köln auf und wurde, obwohl er eine andere Fluchtrichtung
durch geriſſene Machenſchaften vorzutäuſchen ſuchte, über München nach
Kufſtein und von da durch Vermittelung der Grenzpolizei von einem
dortigen Beamten nach Italien verfolgt und in Verbindung mit der
italieniſchen Kriminalpolizei in Meſſina feſtgenommen. Außer einer
vollſtändig neuen wertvollen Reiſeausrüſtung konnten noch 20 000 Dollar
bei ihm beſchlagnahmt werden.

Noſiama=Brot.
Leichtverdaulichſte und wohlſchmeckendſte Form des Roggenvollkorn=
brotes
. Mit wenig Butter ein feines Brot zum Frühſtück und für
den Abendtiſch. Noſiama=Brot regelt wohltuend die Verdauung
und die Darmtätigkeit.
In Darmſtadt zu haben bet: Faßbender, Eliſabethenſtr. 6: Faßbender,
Ludwigſtr.; Held, Karlſtr. 24; Matzelt, Schulſtr. 4; Latz, Grafenſtr. 16;
Schmidt, Eliſabethenſtr.; Zoll, Eliſabethenſtr. 17; Reitinger, Soderſtr. 2;
(1959m m
Stemmer, Eliſabethenſtraße.

Die größte Textilmeſſe der Welt.
Es gibt kaum eine Induſtriebranche, die auf der Leipziger Meſſe in
einer verhältnismäßig kurzen Zeitſpanne eine derartig ſchnelle Entwick=
lung
durchgemacht hat wie die Textilinduſtrie. Als Sondermeſſe be=
ſteht
die Leipziger Textilmeſſe erſt ſeit wenigen Jahren, dabei iſt ſie
aber bereits die größte Textilmeſſe der Welt geworden und die führende
Verkaufsveranſtaltung des internationalen Textilmarktes. Noch auf der
Frühjahrsmeſſe 1900 gab es unter der Geſamtheit der Leipziger Aus=
ſteller
nur 37 Textilfirmen, jetzt geht ihre Zahl in die Tauſende. Die
Ausſteller ſtammen aus allen Teilen des Reiches, das Ausland dagegen
iſt beſonders durch Oeſterreicher, Tſchechoſlowaken und Schweizer ver=
treten
, alſo Angehörige der Staaten, die in eigenen nationalen Meß=
häuſern
ausſtellen. Das Warenangebot auf der Textilmeſſe präſentiert
ſich in einer Mannigfaltigkeit, die allen Bedürfniſſen der Käufer gerecht
wird, dabei beſonders aber auch die des Auslandes berückſichtigt. Die
Leipziger Textilmeſſe bildet ein beſonderes Meßviertel und wies bisher
ſchon dadurch eine Konzentration auf, daß die Textilmeßhäuſer, in denen
ſie in der Hauptſache untergebracht iſt, räumlich in allernächſter Nähe
der großen Textilmeßhalle Königsplatz liegen. Es ſind das die Textil=
meßhäuſer
Saxonia, Freyberg, Lehrervereinshaus, Ury Gebr., Textil=
haus
Müller, Steigerwald u. Kaiſer, Gebr. Joske und die Textilmeß=
halle
Graſſimuſeum. Da aber ſchon ſeit einiger Zeit nicht mehr die
Möglichkeit vorhanden war, allen den leiſtungsfahigen Textilfirmen, die
ſich neu an der Meſſe beteiligen wollten, die erwünſchte Ausſtellungs=
möglichkeit
zu bieten, war man daran gegangen, einen neuen großen
Textilmeßpalaſt zu errichten, das Graſſi=Textilmeßhaus, das nunmehr
nach ſeiner Fertigſtellung mit insgeſamt über 5000 Quadratmeter Aus=
ſtellungsfläche
in 7 Stockwerken einer der größten Meßpaläſte Leipzigs
und gleichzeitig das größte Textilmeßgebäude der Welt geworden iſt.
Dieſen gewaltigen Bau, bei deſſen Anlage und Einrichtung alle Erfah=
rungen
berückſichtigt worden ſind, die man auf dem Gebiete des Meß=
hausbaues
bisher gewvonnen hat, haben ſich die Ausſteller aus eigener
Kraft geſchaffen, nachdem ſie ſich in der Graſſi=Textilmeßhaus=A.=G. zu=
ſammengeſchloſſen
hatten. Die feierliche Eroffnung des Graſſi= Textil=
meßhauſes
wird zur jetzigen Frühjahrsmeſſe am Sonntag, den 2. Marz,
erfolgen.
* Aſtronomiſcher Rundfunk.
Die Verbreitung aſtronomiſcher Neuigkeiten auf drahtloſem Wege
wird jetzt jeden Dienstag und Freitag, abends 9½ Uhr, auf Welle 400
und 650 erfolgen. Es handelt ſich dabei um Mitteilungen der Geſell=
ſchaft
der Liebhaberaſtronomen, und zwar rührt der Stoff im weſent=
lichen
aus der im Verlage E. K. Mayer in Leipzig erſcheinenden Zeit=
ſchrift
Sirius, Rundſchau der geſamten Sternenforſchung her. Auf
dieſe Weiſe werden alle aſtronomiſchen Neuigkeiten, Entdeckungen und
Kometen uſw. ſchnellſtens bekannt. Auf der Welle 400 hört man in erſter
Linie in Berlin und Umgegend; auf der zweiten reicht die gute Ver=
ſtändigung
bis Belgrad und England.
* Hebung eines deutſchen Kriegsſchiffes in Tanganjika.
Nach angeſtrengter Arbeit von 14 Monaten und nach Ueberwindung
vieler Schwierigkeiten iſt von der engliſchen Admiralität, das deutſche
500 To.=Kanonenboot Graf von Götz vom Boden des Tanganf ka=Sees
gehoben worden. Das Schiff war verſenkt worden, als es von belgiſchen
Kriegsſchiffen 1916 angegriffen wurde. Die Deutſchen hatten das Schiff
unter Waſſer noch 5 Kilometer weit geſchleppt und dann verlaſſen.
Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 28. Februar:
Kalt, vereinzelt Schneefälle, Winde ſpäter zurückdrehend.

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Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Friſch auf mein Volk.
Wie an dieſer Stelle ſchon mitgeteilt, führt die Turngemeinde Darm=
ſtadt
1846 (Woogsplatz) am Sonntag, den 9. März, im Großen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters das Feſtſpiel des Münchener Turnfeſtes
Friſch auf mein Volk ſowie das große Bühnenſchauturnen zum ſechſten
Male auf. Dieſe Veranſtaltung beginnt um 21 Uhr und iſt um 41/=
Uhr beendet. Die Beſetzung im Feſtſpiel iſt die gleiche der früheren
Aufführungen, in die Turnfolge des Schauturnens ſind Neuerungen
eingefügt. Der Kartenverkauf beginnt am Dienstag, den 4. März bei
Muſik=Arnold, Ernſt=Ludwigſtr. 9. Für die Mitglieder der Darmſtädter
Turnerſchaft iſt ein Kartenvorverkauf am Sonntag, den 2. März, mit=
tags
von 111 Uhr in der Woogsplatzturnhalle (Gaſtſtube) eingerichtet.
Allen Beſuchern ſei geraten, ſich frühzeitig mit Karten zu verſehen. Eine
weitere Aufführung vorgenannter Veranſtaltung kommt nicht mehr in
Frage. Den Mitwirkenden des Feſtſpieles ſei mitgeteilt, daß eine
Hauptprobe am Mittwoch, den 5. Marz, in der Woogsplatzturnhalle,
abends 8½ Uhr, ſtattfindet. Die Mitwirkenden des Bühnenſchauturnens
finden ſich am Freitag, den 7. März, abends 8 Uhr, zu einer Probe
zuſammen. Näheres demnächſt im Anzeigenteil.
H. M.
Südweſtdeutſcher Turnerbund.
Der Südweſtdeutſche Turnerbund (Unterverband des Allgemeinen
deutſchen Turnerbundes) hielt am Sontag in Frankfurt unter der
Leitung des Bundesvorſitzenden Roth=Eberſtadt, ſeinen diesjährigen
Bundesturntag ab. Bei den Wahlen wurde Turnwart Jung= Wix=
hauſen
zum Bundesturnwart gewählt. Das Gaufeſt des Main= Rod=
gaues
findet in Wixhauſen ſtatt, dasjenige des Jahn=Starkenburg=Gaues
in Eppertshauſen und dasjenige des Lahn=Dunsbergbundes in Wald=
girmes
bei Wetzlar.
Handball.
Heſſen Verein für Leibesübungen.
Zum erſtenmale hatte die Handballmannſchaft des V. f. L. Heſſen
eine fremde Mannſchaft, nämlich die Handballmannſchaft des Wartburg=
Vereines=Mainz zu einem Freundſchaftsſpiele empfangen. Heſſen
ſtellte der jugendlichen, aber ſehr eifrig ſpielenden Mainzer Mannſchaft
eine kombinierte Mannſchaft gegenüber. Die erſte Halbzeit ſah die
Heſſen ſehr im Vorteil. Dieſe Ueberlegenheit drückte ſich auch in
den 2 Toren aus, die bis zur Halbzeit von den Heſſen geworfen
wurden. Nach der Halbzeit kamen die Gäſte auf und legten ſich mit
allem Eifer ins Zeug, konnten bald durch 2 Tore ausgleichen und durch
einen Torwurf kurz vor dem Schlußpfiff das Spiel mit 2:3 für ſich
entſcheiden.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus Anfang 6 und 8 Uhr: Konzert.
Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr, Zuſatzmiete IID):
Tanzſuite, hierauf Ariadne auf Naxos. Orpheum, 734 Uhr:
Ein Walzertraum Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. Liedertafel, abends 7½ Uhr, im
Kaiſerſaal (Weißes Zimmer): Generalverſammlung. Jungdeutſcher
Orden, abends 8 Uhr, im Saalbau: Künſtlerabend. Volksgemein=
ſchaft
Techn. wiſſenſchaftlicher Vereine, abends 8 Uhr, im großen Hör=
ſaal
des phyſikaliſchen Inſtituts Techniſche Hochſchule: III. Vortrag.
Verſteigerungskalender. Donnerstag, 28. Februar.
Nutzholzverſteigerung, vorm. 9 Uhr, im Roßdörfer Gemeinde=
wald
. Zuſammenkunft an der Kubig. Nutzholzverſteigerung, vorm.
10 Uhr, zu Burg Frankenſtein. Holzverſteigerung in Meſſel. Zu=
ſammenkunft
morgens 9 Uhr in Abteilung 26 (Abtriebsfläche).
Verſteigerung von Pappeln, vormittags 9 Uhr auf der Kreisſtraße
Ober=RamſtadtNieder=Modau. Jagdverpachtung, nachm. 3½ Uhr,
im Rathaus zu Wiebelsbach. Mobiliarverſteigerung, vorm. halb

t=Ludwigſtr.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill=ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Derantwortlich für Schlußd en!: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

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Gasautoritäten liegen vor.
2 Liter Waſſer bedürfen zum Kochen
mit dem alten Brenner ca. 165 Liter,
mit dem neuen Brenner dagegen nur
ca, 75 Liter Gas.
Aufträge erbitte per Karte.
(1909a)

Wegen Auflöſung der
Städt. Möbelſtelle
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(im gelben Hof) werden alle Einlieferer
von Gegenſtänden aufgefordert, bis
ſpäteſtens 29. Februar den Erlös oder
die nicht verkauften Gegenſtände in der
Zeit von 81 Uhr abzuholen. (st 2289

[ ][  ][ ]

Selte 8.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Februar 1924

Nummer 58.

Schauspiel in 5 Akten mit
ioletta Napterska Olga Engel
Ruth Weyher Ludwig Trautmann
Bis Aüste baldelseil
Eine Goldgräberepisode aus Alaska in 5 Akten.
Motto; Wild und weit sind meine Grenzen,
Ernst wie der Tod ist mein Streben.
Von meinem eisigen Throne aus
Regiere ich seit 1000 Jahren. (2279imd

Z
SüKuDa Süddeutſche
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am Sonntag, den 2. März 1924
im Fürſtenſaal Anfang 6 Uhr

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Papierhandlung, Grafenſtraße. (5294

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Donnerstag, den 28. Februar
abends 7½ Uhr
im Fürſtenſaal.
Es referieren die Herren:
Kalinowsky
Fritz von Opel
Pullig
über das Thema:
Su, win ver
D M. P..

Eintritt frei!

232

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nachmittags 4 Uhr
Generalverſammlung
Brauerei,Zur Krone‟ (Odenw.=Zimmer)

Tagesordnung:
Jahresbericht. Kaſſenbericht. Wahldes Vor=
ſtandes
. Verſchiedenes.
Um zahlreichen pünktlichen Beſuch bittet
(2302
Der Vorſtand.

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Landestheater.
Großes Haus.
Mittwoch, 27. Febr.
Abends 6 u. 8 Uhr
Konzert
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Donnerst., 28. Febr.,
abends 8 Uhr,
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im Feierabendſaal,
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wichtiger Fragen iſt
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findet gelegentlich der dieswöchigen
Zuſammenkunft am Donnerstag, den 28.,
abends 8½ Uhr, in der alten Geſchäfts=
ſtelle
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ſtatt. Wir bitten um vollſtändiges Erſcheinen
der Mitglieder.
(2316
Der Vorſtand.

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(Türkin)z. verl. Kirch=
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Heinheimerſtr 77, III.

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Kaupſtraße 27, pt.
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Sandbergſtr. 49, II., I.
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Die Einlöſung erfolgt durch die Hauptkaſſe der
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Briefkurs des Vortages.
Nach Ablauf des 31. März 1924 verlieren die
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Paar alte Schnürſchuhe,
1 Paar ſchw. Damenhandſchuhe. 2 Taſchen=
tücher
und 1 Paar Kinderhondſchuhe. Ein
ſchwarzwollener Handſchuh. 1 gelber Man=
telgürtel
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anweiſungen
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Fünfhundertmilliardenſcheine. 1 kleiner
brauner Kinderhandſchuh. 1 Paar graue
Handſchuhe. 1 Wagenrad. 1 gold Brille,
Im Hallenſchwimmbadliegengeblieben:
1 brauner gefü terter Herren= Glacéhand=
ſchuh
. 1 kleiner ſilberner Ring 1 Doublé=
Manſchettenknopf. Zugeflogen: 1 weiße
Kröpfertaube mit Klubring. Zugelaufen:
11 braungetigerter Jagdhund. 1 roter Hof=
hund
. 1 grauer Schnauzer. 1 Deutſcher
Schäferhund. 1 graue Katze, 1 br. Dackel,
NB. Die Fundgegenſtände, welche vom
1. 4. 22 bis 1. 3. 24 als gefunden abge=
liefert
und nicht abgeholt worden ſind, da=
runter
eine größere Anzahl Schlüſſel, ge=
langen
am 4. 3. 24, vorm. 10 Uhr, auf
Zimmer Nr. 16, Polizeiamt, Hügelſtr. 31/33,
zur öffentlichen Verſteigerung
Amtsränme des Lebensmittelamtes.
Unſere Amtsräume befinden ſich von
morgen (Donnerstag) ab im Hinter=
bau
des ehemaligen Hauptſteuer=
amts
, Pädagegſtraße 1.
Darmſtadt, den 27. Februar 1924.
Lebensmittelamt. (St. 2311

Für die Zeit vom 1. April 1924
bis 31. März 1925 ſoll vergeben werden:
1. Die Lieferung von etwa 3600 Kilo
Kochſalz, 3000 Kilo weiße Bohnen,
3000 Kilo geſpaltene Erbſen, 1500 Kilo
Linſen, 2000 Kilo geſchälte Gerſte,
1200 Kilo Gerſtengrütze, 1200 Kilo
Grieß, 2000 Kilo Haferflocken, 600 Kilo
Bandnudeln, 600 Kilo Sago, 2000
Kilo Reis, 400 Kilo Malzkaffee, 700
Kilo Kaffee=Erſatz, 6000 Stück Hand=
käſe
, 8 Tonnen Heringe, 500 Kilo
Ochſenfleiſch, 500 Kilo Schweinefleiſch,
500 Kilo Wurſt, 100 Kilo Speck, 500
Kilo Pflanzenfett, 500 Kilo Margarine,
500 Kilo Schweineſchmalz, 1200 Kilo
weiße Schmierſeife, 400 Kilo weiße
Kernſeife, 600 Kilo Soda.
2. Der Bezug der Küchenabfälle ſowie
der Knochen und der Lumpen.
Die Bedingungen liegen auf dem
Geſchäftszimmer des Oekonomen, Runde=
turmſtraße
8, vom 3. bis 7. März 1924,
vormittags 1012 Uhr, zur Einſicht offen.
Angebote und Warenmuſter (letztere
getrennt von den Angeboten) ſind ver=
ſchloſſen
und mit der Aufſchrift:
Lieferung 1924 verſehen, bis zum
Eröffnungstermin: Mittwoch, den
12. März 1924, vormittags 10 Uhr,
auf oben bezeichnetem Geſchäftszimmer
(2327
niederzulegen.
Zuſchlagsfriſt: 2 Wochen.
Darmſtadt, den 26. Februar 1924.
Geſſſches Landgerichtsgefäugnis.

Verſteigerung.
Dienstag, den 4. März d8. J8., vor=
mittags
9 Uhr beginnend, werden in der
ehemaligen Dragoner=Kaſerne, Holzhof=
Allee Nr. 25, öffentlich meiſtbietend gegen
(2317
Barzahlung verſteigert:
750 hg Neutuchabfälle, 65 kg Tuchkanten,
750 kg gemiſchte Lumpen, 300 kg Strick=
lumpen
, 130 kg Metallknöpfe, 70 k8
altes Eiſen,
1 Daimler=Laſtkraftwagen, 3 to., 38/45
PS., Lettenantrieb,
6 Motorräder (Wanderer und N. 8. U.),
z4½ P8.,
7 Hilfsmotorräder (Opel), 1½ PS.,
1 fahrbarer Werkſtattkrau, 2000 bg Trag=
kraft
,
2 Vergaſer, 1 Schwerölvergaſer,
2000 kg Eiſenſchrot, 500 kg Stahlſchrot;
200 kg Altgummi, 300 kg Blechabfälle,
Kannen, Tanks, Blechkäſten uſw.,
30 Stück Vorlegebracken, 800 Stück Ort=
ſcheite
, 80 Deichſeln, 60 Stück Räder,
für ehemalige Militärfahrzeuge paſſend,
einige Wagenachſen, Geſchoßblei, Pa=
pierſtoffabfälle
, Pappkartonabfälle uſw.
Die Verſteigerungsbedingungen liegen
am 3. März b8. J3. bei den Geſchäftsab=
teilungen
Bekleidung und Material zur Emn=
Entlaufen hirſchrote ſicht offen. Beſichtigung der Gegenſtände
Rehpinſcher= kann am Verſteigerungstage von 8 Uhr
Hündin. vormittags ab erfolgen.
Abzug. Schloßgarten= Darmſtadt, den 26. Februtar 1924,

platz 11, II. (5484 Berwaltung der Heſſiſchen Schutzpolizei,

[ ][  ][ ]

Varmſtädter Tagblaft

27. Februar 1924 Nr. 58

füddeutſchen Holzintereſſenten.
22. d8. Mts.:
Die von uns ſchon erwähnten Koblenzer Verhandlungen
zwiſchen der Rheinlandkommiſſion einerſeits und den vereinigten In=
tereſſenten
des beſetzten Gebietes und dem Großhandel und der Säge=
und der holzverarbeitenden Induſtrie andererſeits haben nun zu einem
vorläufigen Abkommen geführt, duech das ein Modus vivendi
geſchaffen werden ſoll, der den ſeit über einem Jahre beſtehenden Zu=
ſtänden
ein Ende bereiten ſoll. Denn wie zur Genüge bekannt, war
durch die Ruhrinvaſion das ſüddeutſche und rheiniſchweſtfäliſche Holz=
geſchäft
faſt ganz zum Erliegen gebracht worden, namentlich auch durch
die Beſchlagnahme des Materials im beſetzten Gebiet wie auch im Durch=
gangsverkehr
. In dieſem Abkommen verpflichten ſich die genannten In=
duſtrien
, gegen Ermäßigung der Zollſätze bei Ein= und Ausfuhr ſowie
gegen die Zuſicherung, daß in Zukunft keine Waren mehr beſchlagnahmt
werden, beträchtliche Mengen Keparationsholz ohne Bezah=
lung
zu liefern.
Es iſt ohne weiteres klar, daß die dem genannten Geſchäftszweig
auferlegten Zwangslieferungen eine ungeheure Belaſtrung bedeuten, die
nahe an die Grenze des Untragbaren ſieigt. Unter die den Beſatzungs=
behörden
gegenüber eingegangenen Verpflichtungen fällt die geſamie
Holzinduſtrie vom Stammholz bis zum fertigen Möbelſtück und alle
Holzwaren. Sollte das vorläufige Abkommen in em Definitivum ver=
wandelt
werden, ſo werden alls auf dieſer Grundlage ausgeführten
Zwangslieferungen dem Deutſ chea Reiche auf Reparationskonto gutg=. Es wird deshalb auch in den Kreiſen, die hier in Frage kom=
men
, erwartet, daß die Reichsregierung für dieſe Leiſtungen aufkommit.
Sollten aber die bei den Verhandlungen in Koblenz erzielten Verein=
barungen
nicht endgültige Geſteli annehmen, ſo werden die Alliierten in
der Beſchlagnahme der Holzvorräte wieder fortfahren. Es kam bei deit
Verhandlungen auch zum Ausdruck, daß dieſe Maßnahmen ſofort ergrif=
fen
werden würden, wie auch in dieſem Falle keiuerlei Ermäßigungen
für die Ein= und Ausfuhr zugeſtanden würden.
Die der fraglichen Fachgruppe angehörenden Vereine und Verbände
haben ſich mit der Frage der Zwangslieferungen, in einer Sitzung in
Eſſen, die amol3. und 22. d8. Mik. ſtytfand, beſchäftigr und ſich ihre
Beratungen namentlich auf die Frage erſtrect, wie die Sicherhé mn zur
Aufbringung der auferlegten Lieferungen geſchaffen werden köniſer
Die Schwierigkeiten, die ſich für die Finanzieruug dieſes Abkyenmens bei
der heutigen allgemeinen Geldknappheit ergeben, liegen auf der Eand.
Die erforderlichen Gelder ſollen durch GarantiezeiMhrungen beſchufft wer=
den
. Eine endgültige Entſcheidung dürfte in Anbetracht der ungeheuren
Wichtigkeit und Tragweite der hierzu zu trefſenden Beſchlüſſe nicht vor
10. März zu erwarten ſein. In der zweiten Märzwoche werden die Ver=
treter
des ſüddeutſchen Holzgewerbes mit der Rheinlandkommiſſion er=
neut
in Koblenz Verhandlungen pflegen, um die Frage endgültig zu
regeln und allenfalls das Abkommen zu ratifizieren.
Erwerbsgeſellſchaften.
* Neckarſulmer Fahrzeug=Werke, Neckarſulm. Die
Gefellſchaft konnte vor kurzem auf ihr fünfzigjähriges Beſtehen zurück=
blicken
. Ihr Begründer war Chriſtian Schmidt, der das heute 4000 Ar=
beiter
beſchäftigende Unternehmen als kleine Strickmaſchinenfabrik be=
gann
. Nach ſeinem Tode wurde die Neckarſulmer Strickmaſchinenfabrik
in eine A.=G. umgewandelt, die uter Leitung des Direktors Kommer=
zienrat
Ranzhaf raſch einen ſchönen Aufſtieg nahm. Dieſer Leiter er=
kannte
nechtzeitia die Bedeutung und die wirtſchaftliche Zukunft des da=
mals
in Deutſchland neu aufkommenden Fahrradſports, und nahm die
Herſtellung von Fahrrädern mit in das Fabrikationsprogramm auf. Mit
Beginn des neuen Jahrhunderts wurde mit der Herſtellung N.S.U.=
Motor=Zweirädern begonnen, die ſich raſch in Deutſchland, in weſteuro=
päiſchen
Ländern und den engliſchen Kolonien einführten. Zu einem
wichtigen Exportartikel wurde die N. S.UI.=Motorrad= Doppelüberſetzungs=
nabe
, die von der Mehrzahl der Motorradfabriken eingebaut wurde.
Nach baulichen Erweiterungen der Werke wurde 197 die Herſtellung von
Kraftwagen aufgenommen. Kraftwagen, Motorräder und Fahrräder
werden in großen Serien hergeſtellt. Nach Fertigſtellung der im Bau
befindlichen Erweiterungsbauten werden die N.S.U.=Werke bei Voll=
betrieb
alle 2½ Stunden ein Automobil, alle zwanzig Minuten 1 Motor,
alle fünf Minuten 1 Fahrrad herſtellen können. Trotz ungünſtiger In=
duſtrie
= und Wirtſchaftslage hatte die N. S.U. dank des Weltrufs ihrer
Fabrikate immer einen erfreulich großen Abſatz, der für die Wirtſchafts=
weitenentwickelung
der Werke das Beſte erhoffen läßt.
Warenmärkte.
wb. Amtl. Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide vom 26. Februar. (Getreide, Hülſenfrüchte
und Biertreber ohne Sack Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit
Sack.) Preis je 100 Kg.: Weizen Wetterau 18,7519,25, Roggen 16,75
bis 17,25, Sommergerſte für Brauzwecke 2121,50 Hafer, inländiſch
15,2515,75. Hafer, ausländiſch , Weizenmehl, ſüdd. Spezial Null
28,5029, Roggenmehl 24,7525,50, Weizen= und Roggenkleie 8,509,50,
Mais La Plata 19,2519,75.

Handelsbiat
wb. Berliner Produktenbericht. Bei kleinem Angebot
*ein Reparationsabkommen mit den aus der Provinz und vorſichtiger Kaufluſt blieb die Marktlage am Pro=
duktenmarkte
im weſentlichen unverändert. Weizen war vielfach begehrt,
namentlich für Schleſien, ſo daß z. T. höhere Preiſe als geſtern bezahlt
werden mußten. Für Roggen zeigte ſich einige Nachfrage nach Sachſen;
Unſer ſüddeutſcher Sonderberichterſtatter meldet uns unterm das Geſchäft blieb aber gering. Von Gerſte war wieder gutes Brau=
material
begehrt. Hafer wurde zur Einladung nach der Küſte gefragt.

Auch Mitteldeutſchland zeigte dafür einiges Intereſſe. Noggenmehl
wurde für den Konſum verlangt. Futterartikel fanden wenig Beachtung.
* Vom ſüddeutſchen Holzmarkt. Wenn nicht alle An=
zeichen
trügen, iſt mit einer beginnenden Hauſſetendenz auf dem Holz=
markt
zu rechnen, die beim Rundholz ihren Ausgang nahm und ſich be=
reits
ſtark für das Schnittwarengeſchäft ausgewirkt hat. Dies bewei=
ſen
auch weiterhin die in den letzten acht Tagen in den ſüddeutſchen
Forſten abgehaltenen Verſteigerunge

Wieheteſehtite eier Dir e uhehtlide Geie
darf durch Gelegenheitskäufe in der Eifel und im Speſſart zu decken.
In verſtärktem Maße macht ſich die Befeſtigung auf dem Brennholz=
markte
bemerkbar, wo in den ſüddeutſchen Produktionsgebieten und
auch in der Pfalz ſowohl die Vorkriegspreiſe wie auch die den Verſtei=
gerungen
zugrundegelegten Taxen weit überſchritten wurden. Der
Stammholzverkauf erbrachte, namentlich in Württemberg, durchſchnitt=
lich
über 130 Prozent der Landesgrundpreiſe. Man begegnet hierbei
der Erſcheinung, daß die Pribatwaldbeſitzer durchweg noch höhere
Preife als die ſtagtlichen Forſten verlangen, da man allgemein der An=
ſicht
zuneigt, daß dem Anziehen der Preiſe in Kürze auch eine Bele=
bung
des Geſchä4ts folgen werde. Im einzelnen geſtaltete ſich der Markt
in der zweiten Februardekade wie folgt: Brennholz erzielt ſteigend
höhere Pretfe. So wurde bei Brennholzverſteigerungen in Baden
ausſchließlich Fuhrlohn erlöſt für Buchenſcheitholz durchſchnittlich 8 bis

10 Goldmark, Tanne 5,607,00, Eiche 79 Goldmark, Prügel, durch=
ſchnittlich
je eine Mark billiger je Ster. Noch höher ſtellten ſich bei den
Brennhslzuerſteigerungen die Preiſe in der Pfalz, wo für Kieſerbrenn=
holz
im Durchſchnitt etwa 1215 Goldmark und für Buchenſcheite
2535 Goldmark je Ster erzielt wurde, wobei die Zuſchläge jeweils
die Taxe und die früheren Verſteigerungserlöſe zum Teil bedeutend
überſtiegen. Auf dem Brettermarkt waren 16 Fuß 1 unſortierte ſäge=
fallende
Bretter, faul= und bruchfrei frei Mannheim-Karlsruhe je Kubik=
meter
angeboten zu 4045 Goldmark. Hobelfähige Bretter ſchwankten
zwiſchen 4857 Goldmark; die höheren Preisforderungen blieben aber
gänzlich unberückſichtigt. Tannen= und Fichtenbauholz war zu 4555
Goldmark, bahnfrei Mannheim-Karlsruhe zu Hand.
=Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Es unterliegt keinem Zweifel: Die Nachfrage aus Rheinland und
Weſtfalen iſt in letzter Zeit etwas ſtärker geworden. Dieſe Belebung iſt
aber keineswegs auf einen vergrößerten Bedarf des Verbrauchs zurück=
zuführen
, ſondern allein auf die Erwartung, daß die kommenden Monate
eine Belebung der Geſchäftslage bringen werden. Es gibt eine Reihe
von weſtdeutſchen Holzhändlern, die ihre erſchöpften Beſtände ergänzen
wollen. Aus dieſem Grunde konnte die Sägewertsinduſtrie in den aller=
letzten
Tagen über den ſtärkeren Eingang von Nachfragen nach gutem
Tiſchlerholz, insbeſondere auch nach polniſcher Kiefer, berichten. Freilich
ſind die Preiſe, die von den Platzholzhändlern geboten werden, für die
Sägewerksinduſtrie unbefriedigend, denn es iſt unmöglich, zu den Preiſen
aus dem neuen Nohholz hochwertiges Schnittholz zu erzeugen. Man
braucht ſich bloß das Ergebnis des vor einigen Tagen in Oſterode ( Oſt=
preußen
) ſtattgefundenen Rohholzverkaufstermines der Oberförſterei Ta=
berb
uick zu betrachten, ſo wird man unſchwer erkennen, daß Peiſe bis
zu rund 37 Mark für kieferne Langhölzer den Einſchnitt von Stamm=
ware
, für die 115 Mark frei weſtdeutſchen Stationen von Händlern ge=
botzen
werden, unmöglich erſcheinen laſſen. Noch viel teurere Preiſe er=
gab
der Verkauf von Langhölzern, der Staatsoberförſterei Regenthin
(Bezirk Fraukfurt a. O.), in dem für die hervorragenden Hölzer Preiſe
bis zu 47,70 Mark gezahlt wurden. Da auch das weſtdeutſche Holzabſatz=
gebiet
eng mit den Märkten in Nord= und Oſtdeutſchland ſowie Schleſien
verknüpft iſt, verlohnt es der Mühe, die Ergebniſſe der großen Holzver=
käufe
kritiſch zu betrachten. Andererſeits findet am Bauholzmarkt eine
Schleuderei ſtatt, die geradezu unverſtändlich iſt. Es werden tatſächlich
Kanthölzer, die nach Liſte eingeſchnitten ſind, zu Preiſen von 4749
Mark, ſogar frei Bauſtelle, angeboten. Auch in Polen ſind die Roh=
holzpreiſe
ſtark in die Höhe gegangen. Vor einigen Tagen wurden an
ein Danziger Exporthaus, das mehrere Sägewerke im Pommerellen be=
treibt
, etwa 7500 Fm. auf der Weichſel überwinterte Rundkiefern ver=
kauft
.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 26. Februar 1924
(Eigener Bericht). Die Börſe zeigte heute bei Beginn gegenüber geſtern
ein ziemlich unverändertes Ausſehen. Die im vorbörslichen Freiverkehr
genannten Kurſe waren anfänglich faſt vollkommen behauptet, die Um=
ſätze
allerdings wieder äußerſt klein. Bald machte ſich jedoch, ohne er=
ſichtlichen
beſonderen Grund, eine ausgeſprochene Realiſationsneigung
des Publikums bemerkbar. Als dazu Berlin überwiegend niedrigere
Anfangskurſe meldete und die Berliner Abitrage hier Abgaben vornahm,
anſcheinend zur Bereitſtellung flüſſiger Mittel für den Ultimo, trat ſo
ziemlich auf allen Märkten eine Abſchwächung ein und die erſten Kurſe
zeigten gegen geſtern durchweg Ermäßigung. Das Geſchäft vollzog ſich
im ganzen Verlauf der Börſe ſehr ſchleppend und beſondere Bewvegungen

traten nirgends in Erſcheinung. Von variablen Werten blieben Holz=
mann
und Wahs und Freytag gut behauptet, ebenſo Zuckeraktien, da=
gegen
waren die geſtern bevorzugten Montanwerte zu niedrigeren Kur=
ſen
angeboten. Etwas Intereſſe beſtand für Junghans, in denen größere
Umſätze bei etwa unverändertem Kurs ſtattfanden. Der Kaſſamarkt lag
überwiegend ſchwächer. Etwas Nachfrage zeigte ſich für Verſicherungs=
Aktien. Für Gebr. Fahr beſtand hei unverändertem Kurs einiges In=
tereſſe
, die Umſätze ſind aber zurücksegangen. In den Aktien der Frank=
furter
Gas=Geſellſchaft beobachtete man Käufe von intereſſierter Seite.
Chem. Brockhues wurden von der Beriiner Abitrage aus dem Markt
genommen und konnten nachbörslich bis 15 anziehen. Im Freien Ver=
kehr
hörte man: Beckerſtahl 11, Beckerkohle 112½, Benz 6,5, Brown
Boveri 3, Georgi 1,1, Growag 0,450 Hanſa Lloyd 2,4, Kahſer Waggon
0625, Krügershall 13,75, Mez Söhne 7,5. Petroleum 24 Tiag 4,5,
Ufa 10 75. Die Nachbörſe war nahezu geſchäftslos. Man hörte noch:
Caro 34,5 Geld, und Elberfelder Farben 20,75 Geld.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die freundlichere
Färbung, die der Börſenverkehr geſtern durch die Käufe am Montan=
markte
angenommen hatte, war heute wieder getrübt. Es zeigte ſich all=
gemein
Neigung zur Regliſierung, und namentlich Montanwerte hatten
hierunter zu leiden. Die Kurseinbußen erreichten zum Teil 3 Billionen
Prozent und gingen in einzelnen Fällen im Verlaufe um Kleinigkeiten
darüber hinaus, z. B. für Mannesmann. Auf den anderen Gebieten
ſchwächten ſich die Kurſe gleifalls faſt durchgängig ab. Eine Ausnahme
machten Deutſche Kali, die zunächſt über 2 Billionen gewannen, ſpäterhin
aber dieſe Aufbeſſerung nicht voll behaupten konnten. Stark begehrt
waren von Elektrizitätsaktien Geſellſchaft für Elektr. Unternehmungen,
die um 1 Billion Prozent ſtiegen. Ferner erfuhren von Waggon=
fabriken
Linke und Hofmann eine Aufbeſſerung um 3 Billionen Prozent;
Schiffahrts= und Bankaktien ſchloſſen ſich der allgemeinen Abwärts=
bewegung
in gleichem Maße an. Hamburg=Südamerikaniſche Dampf=
ſchiffahrt
verloren ſogar 3,75 Pro=. Deutſche Staatsanleihen veränder=
ten
ſich wenig, Kriegsanleihen 4 Milliarden. Der Verkehr zeigte durch=
weg
eine hochgradige Luſtloſigkeit, was man mit der Spannung über
den Ausgang der Reichstagsverhandlungen neben der wirtſchaftlichen
Depreſſion erklärte. Am Deviſenmarkt erfuhr die Lage keine beſondere
Veränderung. Die Hauptdeviſen blieben unverändert, Brüſſel und
Paris ſtellten ſich in Parität mit den Auslandsnotierungen niedriger.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Me
Be e
Re
Geld B Amſterdam=Rotterdam .. 1571063000 1578937000 1571063000 1578937000 Brüſſel=Antwerpen ....." 161545000 182405000 159600000 160400000 Chriſtiania. . .... 562613000 555385000 652615000 355385000 Kopenhagen .. 666330009 669670000 666330000 669670000 Stockholm... 1097 70000 1102750000 1097250000 1102750009 Helſingfors 105735000 106265000 105735000 106265000 Italien ... 188540060 184460000 183540000 184460000 London. 181016250is 12188375000 18104525000 18185375000 New=York. 4189503998 421050000 4188500050 4210500000 Paris... 18553500e 185485050 188549000 184460000 Schweiz .. 728173005 7313800e 728175000 731825000 Spanien. 532605003 523235000 532665000 535335000 Wien (i. D.=Oſterr, ab 62642 65158 62842 63158 Prag ... 1221983060 122807000 122193000 122807000 Budapeſt.. 10472 105263 99750 100250 Buenos=Aires. 14463750100 43625000 1441388000 1448612000 Bulgarien. 32917007 33033000 32917000 0ckh0g9 Japan 1885250003 1304750000 1845250000 1904750000 Rio de Jan 49875000) 391250000 498750000 501250000 Belgrad. 54862300 55138000 56857000 57143000 Liſſabon 144667000 145333000 144667000 145633000

Berliner Kurſe. /(Eigene teſegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000 000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f.Elektr. W.vorzug.
Bismarchütte
Braunkohlen=Briketts .
Bremer Vulkan.
Wolle. ..
Chem. Heyden ..."
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel.
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ....."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte ..
Dynamit Nobel ..."
Elberfelder Farben. .
Elektr. Lieferung
R. Friſter ....
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl".
Geſ. f. elektr. Untern..
Halle Maſchinen .
Han. Maſch.=Egeſt.
Hanſa Dampfſch.

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

25. 2. 26. 2. 25. 2. 26. 2. 1900 19125 Heinoor Zement .. 70000 35500 33800 Hirſch Kupfer . 45250 43500 41000 33509 Höſch Eiſen 59250 55750 1 1000 11506 Hohenlohe Werke. 49250 47500 12625 12500 1 Kahla Porzellan
Lindes Eismaſch. 19375 19125 7106 71439 11300 11500 34000 Linzel Schuh . 5000 5000 3209 92000 Linke u. Hofmann. 36000 34300 84039 7063 L. Loewe u. Co. 58250 56000 8000 8339 &. Zorenz, 875 8625 19700 130u66 Meguin 27005 Niederländiſche Kohle 58000 10375 M59 Nordb. Gummi 1125 41000 Oreuſtein. 2750 22000 68500 66125 Rathgeber Waggon.. 15250 14250 Nombacher Hütten. 32750 32500 6e000 68500 Roſitzer Bucker 51000 120000 120509 Rürgerswerke B750 22400 160000 160000 Sailſenwerk 3300 11250 10750
21509 Sächliſche Gußſtahl 47500 47500 22000 Siemens Glas 34250 25500 24700 Thale Eiſenhütte. 5500 6000 Ver Lauſitzer Glas: 8000 7000 Volkſtedter Porzellan. 14800 31000 31500 Weſtf. Eiſ. Langendreer 30500 17000 18000 Wittener Gußſtahl. 46000 44750 29500
131000 20000
132600 Wanderer=Werke.. 15000 18875 21500 20500

Frankfurter Kursbericht vom 26. Februar 1924.

Europäiſche Staatspapiere.
) Deutſche.
5%6 Reichsanleihe ..........."
.
.........
t3e
.
39
Dollar=Goldauleihe..........."
Dollar=Schatzanweiſungen ..
Dt. Schatzanw. K Ausg. Tv. 23
ITv. 23
K

k, Tv.24
K Tv. 24
4½% TF. u. V. Schaßanweiſg.
4½%HI.Ix.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe .. . . . . . . . . . . .."
490 Preuß. Konſols ........."
3½½ ."

3%
4% Bad. Anl. unk. 1935 ....."
3½9 v. 1907 ....."
4½ Bahern Anleihe ......
3½%
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rckz. 26 ......"
916% Heſſen Reihe XXXvI.
untilgb. b. 28 ...... .. ......"
4½ Heſſen unk. 1924.. . ... . . .."
3½% ................."
5% ................"
4% Württemberger .........."
b)Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½ v. 1902...."

25. 2.
0.11
42
* M
6 M

3,4
0.182
3 Mc
0,325
0.35
0,55

0.99
42
850 TBX

ulgar. Tabal 1902.. .....
Griech. Monopol ......
Oeſt. Staatsrente v. 1913
918 ........."
Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
914 ...............
eſt. Goldrente ... ......"
einheitl. Rente ......"
im. am. Rente v. 03.
Goldrente v. 13 ...
am. Goldrente konv.
% am. v. 05 ......."
v Türk. (Admin.) v. 1903....
2. Bagdad) Ser. I ..
II..
b v. 1911, Zollanl. ... 12
½%0 Ung. Staatsr. v. 14 ....
Goldrente ........"
6 Staatsr. v. 10 ...."
2 Kronenrente ...... 15 125

0,49
0,69

16

3,6
7,5
12
0,75

26 2.
0,113

t=

50 M
50

7=
3.2Me
0,425
035
0,68
0,55

4,2
038
Uan

1.

11,5
0,7
19
12,5
121,

Oblig. v. Transportanſt.
48 Eliſabethbahn ſtfr. . ......"
4½ Gal. Carl Ludw.=Bahn. . . ."
585 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtir. ..
42
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Loinb.)
2 6%Neus
4% Oeſt. Staatsb, v. 1883 ...."
3% Oeſt. 1. b. 8. Em..
9. Em. ....
v. 1885 ...."
Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
Nudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
39 Salon. Conſt. Jonction ...
32 Salonique Monaſtir ......"
5½ Tehuantepee. . . . . . . . . . . .."
4½%0
.........
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
35 Badenw. Kohlenwertanl.
68 Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl.v.23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
Roggenwert=Anl.
5% Sächſ. Braunk.=Anl. Ser, Iu. I1
5% Südd. Feſtwertbk. . . . . ..
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein.. ........"
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . . .
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
..."
Deutſche Bank ......
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſelſchaft . ...."
Dresdner Bank. . ... ... ... .
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . .
....
Mitteldeutſche Creditbank. .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ...
Reichsbank=Ant. .. . . .. . . . .
Rhein. Creditban ...........
Hypothekenbank
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ............
Wiener Bankverein .........

Berowerks=Aktien.
Berzelius .................."
14,5 Bochumer Bergb. .... . .. . . . ."
Buderus..... . . . . . .. . . . . . .. .
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ..
Gelſenkirchen Bergw. . ......
Harpener Bergbau..........."
Kaliwerke Aſchersleben .......
Salzbetfurth... . . . .
Weſteregeln ......."
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Außereuropäiſche.
Mannesmann Röhren........"
25 Mexik. amort, innere . ... .."
Mansfelder ...............
70 konſ. äuß. v. 99.....
..
Oberhedarf ....
%o Gold v. 04. ſtfr. ...
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
konſ. inner. ......."
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
Frrigationsanleihe .
,2
Phönix Bergbau ..........
2 Tamaulipas Serie l.....
Milliarden aU ohne Umſatz, X ratloniert.
Tauſend. M

25 2
1,55

1.
z
9,75
16.25

32,5

11,9
3,5
4,7
1.85
1,8
3,25
3,05
78
15
15
6,8
1.
18,5
9.9
3,5
5.I
B,8
33
63
14,5
11
0.475

13,25
23.1
60
100
68
2B
34,25
525
15,2
35,2
4,5

26.

275

2is

12,1
3,5
1,8
3,25
4,75
4,8
7.75
1,6
14,75
6,6
1,65
18,5
*.
4,75
2.5
3.
40,25
4,75
5,3
14
0.46
12,1

Rhein, Stahlwerke .
Riebeck Montan.. . ..
Rombacher Hütte..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . . . . ..
Aktien indnſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ...................."
Akkumulat. Berlin ...........
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% Vorzug Lit. 4 ...
5%o n. n n Vorzug Lit, B...
Amme Gieſecke & Konegen ....
Anglo=Continental=Guano ....."
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . .
Aſchaffenburger Bellſtoff .....
Badenia (Weinheim) ........."
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piand. .............
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck e Henkel CCaſſel) ........"
Bergmann El. Werke ........"
Bing. Metallwerke .........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Cementwerk Heidelberg.. ....."
Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . ..
Griesheim Eiektron ...."
Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ............"
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrüicken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm) ......
Düſſeld. Ratinger (Dürr) .....
Dyckerhof & Widm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
L. Meyer ir. ......"
Elberfelder Farbw. v. Baher ..
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . ......
Elſäſſ. Bad, Bolle. ..........
Emag, Frankfurt a. M.. ... .
Email.= & Stanzwv. Ullrich ....
Enzinger Verke ............."
Eßlinger Maſchinen .......
Ettlingen Spinnerei ......
Faber, Joh., Bleiſtift ........
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens .....
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechank (Fetter).
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frantfurter Gas..... . .."
Frankfurter Hof.........
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .....
Ganz. Ludwig, Mainz aauas

25. 2. 26. 2. 45,25 30,5 3325 3.9 14 B.25 32,75 53,5 1 21,5 3, 65 33,75 2.1 * 3 29 3,5 1,5 135 14,25 16.75 67.5 9= 19 23,25 18,5 5,1 28,3 7.35
3,6 205 41 12,25 1 * 305 8,5 3. 16 525 5.1 2.45 2,4 18 18

Geiling & Cie. ..............
Germania Linoleum ........."
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt, Th. ..........
Gotha Waggon .............."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grin & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück) ......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Aupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . .. ...
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............
Holzverk.=Induſtr. ..........."
Hydrometer Breslau .....
Inag ................
Junghans Stamm.. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........"
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn..........."
Kolb & Schüle Spinn. . . . . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ....."
Lech, Augsburg ....
Lederw. Rothe ..........."
Lederwerke Spicharz .......
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .......
Lüdenſcheid Metallw. ........"
Luther, Maſch.= u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ...........
Metallgeſ. Frkft. .......
Meyer, Dr. Paul ...........
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm ........ ...!
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke...
Neckarwerke Eßl. Stamm:. ..
Oleawerke Frankfurt a. M...
Peters Uinion Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. ........ .....
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall.. .
Rhein. Eleſtr. Stamm . . . . . . . ."
Metall Vorzüge ... . . . ."
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen ........."
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ..........."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanaul.. ......."
Schnelipreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . ... ....
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Eleltr. (Nürnberg) ...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel...
Schuhfabrik Herz
........"
Schuhf. Leander Offenbach ...
Schulz, Grünlack, Rdsh.. . . . . ..
Seilinduſtrie Wolf ..........
Sichel & Co., Mainz........."
Sieinent Elektr. Betriebe ....,

25. 2. 26. 2 20 3,2 3.1 42 42 18 21 17 8,5 6,5 6.1 133 4= 15.5 118 ji= 455 4,35 13,5 135 6,4 625 7.1 115 11 20,25 2,75 2,6 9,5 11,5 105 74 4,15 4,5 16 15,5 6,75 6,3 6,4 18 4,8 4,75 28 28,5 24,25 2,75 2,75 25,75 B.2 12 42 10 3,75 15,25 13 14,25 j. 10,4 2,75 25 23.05 15,9 18 85 7,75 1 9,25 50 38 3,75 5,75
3,3 5.75
3,4 108 10,75 113 11 22 21,75 1

Siemens Glasinduſtrie .. . . . .."
Siemens & Halske. . ........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Süddeutſche Immobilien .....
Thüring. elektr. Lief.Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach .....
Berein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ...
Gummifabr. Bln.=Frkf.,
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..........."
Zellſtoff, Berlin ......."
Vogtländ. Maſch. Vorzüge ....
Stämme ....
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Rummer 58.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Februar 1924.

Seite 15.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
58)
(Nachdruck verboten).
Herr Stettner trat an das Fenſter und wieder zurück. Und
wan will wirklich nicht auf die Kunſt zurückkommen? fragte er.
Man will nicht, klang es mit Heiterkeit zurück.
Sollte ſollte auch der Verluſt des Auges dabei mitbeſtim=
mend
ſein? fragte der Maler, und einer ſeiner forſchenden
Sprungblicke haftete auf dem Jungmann, dann ſage ich dir:
Wir haben Leute in unſrer Zunft, die mit einem Auge größere
Könner geweſen, als viele mit zweien.
Ich würde es nicht ſein, ſagte Hans Peter gelaſſen.
Weiß man das ſo beſtimmt?
Der auf dem Lagen lachte leiſe: So was weiß man immer
, ſagt Kläschen. Ich habe zu meiner Kunſtbefähigung das Zu=
trauen
verloren, ſie war nicht ſtark genug, mich zu halten
jetzt bei Erdbohrer und Erdpickel muß ich bleiben, wenn ich
mich nicht ganz verlieren ſoll. Und nun Schluß, wenn ich wün=
ſchen
darf.
Der alte Herr erhob ſich: Biſt doch ein Ganzer und wirſt
als Ganzer durchs Leben gehn. Ich mußte das wiſſen er
zögerte Hildes wegen
Vater!" Zwei Hände reckten ſich dem Alten zu und Wil=
fried
Stettner faßte ſie beide. Gut! Gut! Alſo dann hat die
Sache ihre Richtigkeit, mein Junge . .." Rührung kam über
ihn: Mein Fleiſch und Blut hat übel an dir getan, mein Fleiſch
und Blut wird’s wieder gut machen. Griff ſeinen alten
Schlapphut und ging aus der Tür.
Hans Peter ſaß aufrecht. Kraſt und Wollen durchſtrömten
ihn. Abgelebtes ſank zurück. Jetzt erſt meinte er, ſeinen Weg
ganz unter den Füßen zu haben ...
Wer ſich aber nicht gab, das war Merete. Nun ſie in die
Neue hineingekommen, konnte ſie nicht zuieder herausfinden:
Mir zu Liebe haſt du dem Malen entſagt, mir zuliebe nimm
es jetzt auf, ſo drängte ſie wvieder und krießer.
Da endlich fuhr er gegen ſie auf: Nichts tu ich dir zulieb!

Allein mir zulieb will ich handeln, Mutter! Beinahe feindlich
glänzte das Ein=Auge ſie an. Kom nicht mehr darauf zurück.
kat er dann; die Sache iſt abgetan und quälſt nur uns beide.
Da wurde ſie ſtill und war im Grunde ihres Herzens doch froh
darüber.
Hans Peter ſollte fort. Er ſollte zu Doktor Hexel in die
Klinik der Hauptſtadt; in der kleinen leeren Augenhöhle war
chirurgiſch noch ein wenig nachzubeſſern, der drunter liegende
Nerv mußte eingehend unterſucht werden, denn vielleicht
vielleicht wülde dem künſtlichen Auge die Beweglichkeit ver=
bleiben
.
Menſchenkunſt iſt weit vorgeſchritten, ſagte der Arzt,
aber ein paſſendes Auge zu finden wird ſchwer halten. Unter
den etlichen hundert Augen, die ich in meiner Klinik ausgeſtellt
habe, wird ſich keines finden, das Ihnen, junger Mann, zu Dank
ſein könnte. Sie haben eine ganz ſelten ſchöne und beſondere
Zeichnung der Fris von Mutter Natur mitbekommen werden
ſchon einen Fachkünſtler in Nahrung ſetzen müſſen ..."
Daß ein Meuſchenauge nachzubilden unendlich ſchwierig, er=
fuhr
nun Hans Peter am eigeuen Leib; ein Anſchaun, Meſſen
und Proben begann, eine Unterſuchung folgte der andern, end=
lich
rieb der gute Hexel ſich die Hände: Ich hab mein Teil ge=
ſchafft
: der Newv bat weder Schaden genommen, noch hat er be=
merkbare
Veränderung erlitten; das Künſtliche wird beweglich
ſein und wird alſo der Natur ſo nahe wie möglich kommen.
Hans Peter drückte ihm wortlo3 die Hand. Er ſtand vor den
Glaskäſten, in denen Reihe, für Reihe, die vielen Augen auf
Sammet gebettet lagen, alle an Form und Farbe verſchieden;
für ihn war wirklich keines dabei, genau wie Hexel geſagt hatte.
Aber die Zeichnung des Künſtlers war gut gelungen, das feine
bemalte Porzellan=Käppchen hatte nur noch das Brennen zu
überſtehen, dann kam das letzte Proben und Nachſchleifen.
Reizbar und ſchmerzempfindlich waren die kleinen Wände,
in denen das Auge ruhte! Sie entzündeten ſich leicht und muß=
ten
immer wieder gekühlt werden. Zuerſt vermeinte Hans Peter,
er könne den Fremdkörper nimmer an ſich leiden, er haßte ihn
beinahe und war in ſteter Angſt, die Koſtbarkeit könne heraus=
fallen
. Oft genug ſtöhnte er auf.
Allein, wie ſo vieles im Leben Sache der Gewohnheit, Sache
der Uebung iſt, ſo auch dieſes. Er lernte mit dem Aeuglein um=

ELL Zuerſt wuche 8
nur ein Weilchen gelitten, dann Stunden, zuletzt trug er es den
Tag über,
Als er zum erſtenmal damit auf die Straße ging, meinte er,
jedermann müſſe ihm das anſehn. Doch die Welt ging ihren
Lauf, niemand kümmerte ſich um den Aengſtlichen, und als er
nach dem Weg fragte, erhielt er unbeachtet die gewünſchte Aus=
kunft
. Da fiel ihm ein Stein vom Herzen. Welch Glück, ein ge=
wöhnlicher
, ein unauffälliger Menſch zu ſein!
Doktor, ſagte er heimkehrend, nich fühle mich beinahe wie
einer, der zwei Augen hat!
Bitt ſchön, die haben Sie auch! gab der Arzt lächelnd
zurück. Meins iſt eigentlich ſo gut wie das vom lieben Gott
und hat mehr Mühe gemacht. Aber bei Ihnen ſind trotz des
Unglücks noch glückliche Umſtände zuſammengetroffen die
Sache hätte übler ablaufen können. Nur, fügte Hexel ernſt
hinzu, vor ſchweren Erregungen und übergroßen Anſtrengun=
gen
werden Sie ſich immer in acht nehmen müſſen Sie ſind
ja auch verſtändig Wie?
Hans Peter war entlaſſen ..
An der Bahn hielt Dunnerklags mit dem Wagen. Der kleine
Mann wagte erſt gar nicht, das Freundchen anzuſehn. Guckte
auf ſeine alten Schäftenſtiefel und ſteckte dem Pferde die Leine
zurecht; um ſeine Mundwinkel zuckte es ſonderbar.
Na ſchau mir doch mal ins Geſicht! ermunterte ihn der
Heimkehrende, ob ſie mich auch hübſch ausſehu gemacht haben.
Da ließ das Knechtlein ſo ein halbes Blicken auf ihn fallen, dann
kam der Kopf heraus und weiter, ſtand und behielt den Mund
offen: Meiner Seel wenn ich’s nicht wüßte Das
ganze Runzelangeſicht ſtrahlte durchleuchtet: Wie lebig iſts!
Als hätt’s der Herrgott wieder eingebaſtelt Kläschen
zögerte: Aber ſitzt es denn feſte? Ich meine ſo beim Fahren
Ziemlich! rief Hans Peter und ſprang mit großem Satz
in den Wagen.
Wenn du ſo ſpringen kannſt Menſch! Halleluja
Amen!
Und Dunnerklags fuhr darauf los, was das Pferdchen
laufen konnte. So kam das Ein=Auge zurück auf den Sonnenhof,
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 27. Februar 1924.

Nummer 58.

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