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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iAuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck jämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 52 Donnerstag, den 21. Februar 1924. 187. Jahrgang
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ſede Verpſichtung auf Eifüllung der
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auffräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beltreibung fällt, jeder
Nabatt weg. Banffonto: Deuſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbant.
Das große Rätſelraten: Wirtſchaftliche Räumung des Ruhrgebieis. — Geſchäftliche Löſung
des Reparationsproblems. — Anpaſſung des franzöſiſchen Pfänderſyſiems an das allgemeine
Reparationsſyſiem. — „Diskrete” militäriſche Ueberwachung.
Dawes bei Poincaré.
Moratorium und Fortſetzung von Sachlieferungen.
TU. Paris, 20. Febr. Die Herren Dawes und Yuung
hatten heute vormittag mit Poincaré eine zweiſtündige
Un=
terredung. Laut Chicago Tribune liegt der
Schluß=
bericht des Komitees Dawes in ſeinen großen Umriſſen
nunmehr vor. Er wurde Poincaré geſtern von dem franzöſiſchen
Delegierten Parmentier mitgeteilt. Der Bericht ſieht
wirt=
ſchaftliche Räumung des Ruhrgebietes und eine
rein geſchäftliche Löſung des
Reparationspro=
blems vor. Poincaré hat ſich grundſätzlich mit den
Schlußfolgerungen des Berichtes einverſtanden erklärt.
Die Morgenblätter meſſen dieſer Konferenz, die geſtern
am Quai d’Orſay zwiſchen den Vertretern der Negierung
und den franzöſiſchen Mitgliedern der beiden
Sachverſtändigen=
ausſchüſſe recht große Bedeutung bei. Der franzöſiſche
Miniſterpräſident wünſchte genaue Aufſchlüſſe über den Stand
der Sachverſtändigenarbeiten zu erhalten. Im Verlaufe der
Be=
ſprechungen wurden dann hauptſächlich die eventuelle
Ein=
paſſung des franzöſiſch=belgiſchen
Pfänder=
ſyſtems in ein allgemeines Reparationsſyſtem
zur Sprache gebracht.
Der Plan der Sachverſtändigen.
Das Petit Journal glaubt zu wiſſen, daß die
Kon=
kluſionen der Sachverſtändigen im weſentlichen folgendes
vor=
ſchlagen:
1. zwei= bis dreijähriges Moratorium für die
Barzah=
lungen. Nach der Chicago Tribüne ſollen ſich die
Sach=
verſtändigen auf beſonderen Wunſch der franzöſiſchen Regierung
damit einverſtanden erklärt haben, daß Deutſchland nur ein
zweijähriges, und nicht, wie urſprünglich berichtet, ein
dreijähriges Moratorium zugeſtanden werde;
2. internationale Anleihe, garantiert durch
dasdeutſche Geſamteiſenbahnnetz mit Einſchluß der
Eiſenbahnen im Rheinland und im Ruhrgebiet. Die
deut=
ſchen Eiſenbahnen müßten, falls dieſe Löſung von der
deutſchen Regierung angenommen würde, nach Anſicht des Petit
Jeurnal von einer internationalen Geſellſchaft
in Betrieb genommen werden;
5. Aufhebung der Zollſchranken am Rhein;
4. Goldnoten= und Kreditbank mit 300
Millio=
nen Goldmark Kapital, von denen 150 Millionen von alliierten
oder neutralen Geldgebern und der Reſt aus deutſchen Mitteln
aufgebracht werden ſoll. Bekanntlich wird der Sitz dieſer
Vauk ins neutrale Ausland verlegt werden. Die
Direk=
toren ſollen aus Finanzleuten irgend eines neutralen Landes
gewählt werden;
5. innerdeutſche Goldanleihe, die den Zeichnern
Prämien und Privilegien in Ausſicht ſtellen würde. Außerdem
wird im Hinblick auf die wirtſchaftiche Geſundung Deutſchlands
der Fortfall der verſchiedenen franzöſiſch=belgiſchen Stellen
— ſo insbeſondere der Micum — verlangt.
Das Blatt glaubt zu wiſſen, daß Poincars ſeine
Zu=
ſtimmung zu ſämtlichen oben erwähnten Punkten gegeben,
aber ſelbſtverſtändlich der franzöſiſchen Regierung das Recht
vorbehalten habe, die Konkluſionen der Sachverſtändigen
im einzelnen zuprüfen und zu erörtern. Auf dieſe Weiſe,
fügt das Blatt hinzu, würde man annähernd zu einer Löſung
zurückkehren, die vor der Nuhrbeſetzung ins Auge gefaßt
ge=
weſen ſei.
Verzicht Frankreichs auf die Ruhrpfänder?
Vor der Aufhebung der wirtſchaftlichen
Be=
ſetzung. — Die Frage der militäriſchen Beſetzung
noch ungelöſt.
Der Chicago Tribune zufolge dürfte der Bericht noch
bor dem 5. März der Neparationskommiſſion
unter=
breitet und gleichzeitig veröffentlicht werden. Alles läßt
dar=
auf ſchließen, daß die Sachverſtändigen bei der Abfaſſung ihrer
Schlußfolgerungen ein und derſelben Endmeinung ſind. Das
Widerſtreben Frankreichs gegen den Verzicht
aufdie Ruhrpfänderhat ſeit denletzten 24
Stun=
den angeſichts der neueſten Frankenbaiſſe erk
heblich nachgelaſſen. In franzöſiſchen und
amerikani=
ſchen Kreiſen nimmt man an, daß Poincaré und Theunis
ſich, in ihren Parlamenten ſchwere Angriffe
in=
folge des Rückzuges aus dem Ruhrgebiet zuziehen
wer=
den. Man glaubt aber, daß die beiden Premierminiſter ſich
un=
ter Hinweis darauf, daß die Sachverſtändigen ihre
Be=
richte einmütig abgefaßt haben, zu decken verſuchen
werden. Die wirtfchaftkiche Beſetzung des
Ruhrgebie=
tes hört an dem Tage, an dem die Repko über das Gutachten:
der Sachverſtändigenvorſchläge beſchließen wird, nach Anſicht
Pariſer Kreiſe ohne weiteres auf.
Von der militäriſchen Beſetzung iſt in dem
Sach=
verſtändigenbericht nicht die Rede und man verſichert, daß die
Frage der Militärkontrolle in Deutſchland ſowie die
Frage der militäriſchen Sicherung Frankreichs ihrer
be=
ſonderen Löſung harre. Auf jeden Fall wäre der
ſran=
zöſiſche Standpunkt in dieſer Frage vorläufig unerſchüttert.
Wenn die Kohlenlieferungen abgelehnt
werden, .. . . ."
Paris, 20. Febr. (Wolff.) Nach einer Meldung des New=
York Herald ſoll von franzöſiſcher oder belgiſcher
Seite gegen die Vorſchläge der Sachverſtändigen wenig
Widerſtand zu erwarten ſein, vorausgeſ.etzt, daß
eine diskrete militäriſche Ueberwachung im
be=
ſetzten Gebiet aufrechterhalten bleibt, und daß
die Sachlieferungen, beſonders die Kohlenlieferungen
während des Moratoriums fortgeſetzt würden.
Sollte dagegen Deutſchland zurzeit die
Kohlenliefe=
rungen ablehnen, ſo würde das einen neuen
Kon=
flikt in der Ruhrfrage bedeuten und wahrſcheinlich zur
völligen Ablehnung der Vorſchläge der Sachverſtändigen
führen ſeitens der franzöſiſchen und der belgiſchen Vertreter in
der Reparationskommiſſion.
Das Blatt will davon unterrichtet ſein, daß Deutſchland nach
der Anſicht der Sachverſtändigen Sachlieferungen ſelbſt in
einem größeren Umfange als zurzeit durchführen kann ohne
den Ausgleich des Budgets oder die Stabiliſierung der Währung
zu beeinträchtigen. Nach dem New=York Herald wird es nicht
als wahrſcheinlich betrachtet, daß der Verſuch zu einer
großen internationalen Anleihe gemacht werde.
Amerikaniſche Finanzleute hätten in einer Beſprechung mit der
Reparationskommiſſion die Anſicht geäußert, daß der Anfang mnit
einer halben Milliarde Goldmark gemacht werden foll.
Der „Temps” für internationale Löſung.
Am Quaid’Orſay äußert man ſich nach wie dor zu den
Meldungen, wonach die Pariſer Regierung mit dem Vorſchlag
der Sachverſtändigen auf wirtſchaftliche Räumung des
Nuhr=
gebietes einverſtanden ſei, ſehr zurückhaltend, und
be=
zeichnet dieſe Meldung als verfrüßt. In eingeweihten Kreiſen
verſichert man, daß die franzöſiſche Regierung urſprünglich von
einem wirtſchaftlichen Abbau der Ruhrokkupation nichts wiſſen
wolle, ſich aber angeſichts der neuen Ereigniſſe auf dem
Deviſen=
markt eines beſſeren beſonnen habe.
Der Temps tritt heute in einem Leitartikel lebhaft für
dieinternationale Löſungdes
Reparationspro=
blems ein. Das Blatt verſpricht ſich dabon eine günſtige
Rück=
wirkung auf das Sicherungsproblem. Eine internationale
Lö=
ſung, ſo meint der Temps, macht es Deutſchland unmöglich,
ſeine Zuflucht zu den Waffen zu nehmen.
Ein Havas=Dämpfer für die Optimiſien.
Paris, 20. Febr. (Wolff.) In einer offenbar offiziöſen
Veröffentlichung ſucht die Havas=Agentur über die geſtern
vor=
mittag zwiſchen dem Miniſterpräſidenten Poincaré und den
fran=
zöſiſchen Delegierten ſtattgefundenen Verhandlungen
Mitteilun=
gen zu verbreiten, die den Optimismus bekämpfen ſollen, den
einige Morgenblätter glaubten feſtſtellen zu können. In der
halb=
amtlichen Erklärung heißt es, daß die franzöſiſche Regierung
hoffe, daß die Sachverſtändigen zu einmütigen und dem
fran=
zöſiſchen Standpunkt günſtigen Konkluſionen gelangen könnten.
Aber an offizieller Stelle weigere man ſich, das Urteil auf
Indis=
kretionen über das eventuelle Ergebnis der Arbeiten der
Sach=
verſtändigen zu ſtützen, da dieſe noch nicht mit der Ausarbeitung
ihrer endgültigen Vorſchläge begonnen hätten. Dieſe
Konkluſio=
nen hätten übrigens nur rein konſultativen Charakter, da es der
Reparationskommifſion vorbehalten ſei, allein Entſcheidungen zu
treffen, wie beiſpielsweiſe über das Moratorium. Was das
Pro=
blem der Beſetzung des Ruhrgebietes anbelange, ſo ſeien
hier=
für allein die intereſſierten Regierungen von Frankreich und
Bel=
gien zuſtändig, die in letzter Linie hierüber Entſcheidungen zu
treffen hätten.
Der Bericht über den deutſchen Etat fertiggeſtellt.
Jerlin, 20. Febr. Das Komitee Mac Kenna hat in
ſeiner Sitzung heute vormittag ziffernmäßige Angaben
der techniſchen Mitarbeiter über den Umfang der
deut=
ſchen Auslandsguthaben entgegengenommen. Das
Komitee dürfte ſich morgen von neuem verſammeln und den
erſten Teil ſeines Berichtes bereits Ende dieſer Woche abſchließen.
Der Währungsausſchuß des erſten Komitees
iſt heute nicht zuſammengetreten. Seine Mitglieder haben
zur=
zeit den Entwurf der Satzungen der neuen
Goldnoten=
bank in Händen. Der mit der Prüfung des deutſchen
Staatshaushalts beauftragte Unterausſchuß hat ſeinen
Bericht heute nachmittag abgeſchloſſen und wird ihn,
wvie man erfährt, übermorgen dem Komitee Dawes unterbreiten.
Dieſer Bericht bezieht ſich auf den deutſchen Staatshaushalt
1924 25. Der Unterausſchuß beabſichtigt jedoch, unverzüglich
mi= dem Studium des deutſchen Budgets für das folgende Jahr
zu beginnen und ſeine Schlußfolgerungen in einem beſonderen
Bericht abzufaſſen.
Das Komitee Dawes wird ſich morgen mit der Frage
der deutſchen Monopole auseinanderſetzen und einen
von italieniſchen und franzöſiſchen Sachverſtändigen verfaßten
Bericht entgegennehmen.
* Der Kampf um die Pfalz.
Von unſerem nach der Pfalz entſandten Sonderberichterſtatter,
In der Pfalz, 17. Februar.
II.
Das Ende der Separatiſtenherrſchaft.
Nicht nur für die Pfalz, auch für die Rheinfrage und damit
für das Schickſal Geſamtdeutſchlands ſind die Ereigniſſe, die ſich
in den letzten beiden Tagen in Speyer abgeſpielt haben, von
un=
abſehbarer Bedeutung. Die Groteske der ſogenannten autonomen.
Separatiſtenregierung in der Pfalz hat ebenſo kläglich geendet,
wie ſie erbärmlich angefangen hat. Diejenigen, die
verantwort=
lich ſind für dieſes der Welt gebotene Satyrſchauſpiel in der
Pfalz, die Drahtzieher in Paris und ihr Beauftragter, General
de Metz, haben ihre Geſinnung wie ihre Politik in einer nicht
mehr zu übertreffenden Weiſe bloßgeſtellt. Frankreichs
Rhein=
politik hat ſich durch die Separatiſtenepiſode in der Pfalz bis auf
die Knochen blamiert, und es darf durchaus nicht Aufgabe der
deutſchen Propaganda ſein, jetzt nach Abſchluß dieſer in ihren
Folgen für die Pfälzer Bevölkerung leider allzu tragiſchen Poſſe
einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen und den
Fran=
zoſen goldene Rückzugsbrücken zu bauen. Was ſich in den letzten
drei Monaten in der Pfalz abgeſpielt hat, iſt die treffende
Illu=
ſtration zu den von Poincaré ſo oft ausgeſprochenen
Beteuerun=
gen, Frankreich wolle den Verſailler Frieden reſpektieren und
treibe gegenüber Deutſchland eine durchaus lohale und keinerlei
annektionsſüchtige Politik. Die Niederlage, die Frankreich in der
Pfalz erlitten hat, muß ſich unbedingt auswirken auf die geſamte
Rheinlandfrage, und was jetzt bei der Abwicklung der
Separa=
tiſtenherrſchaft, nach dem Aufhören des Terrors dieſer von
Frankreich bewaffneten Banden an das Licht des Tages kommt,
das muß Waffe für die deurſche Politik bei den kommenden
Repa=
rationsverhandlungen mit Frankreich umſomehr werden, als die
Franzoſen mit heuchleriſcher Miene ſich ja immer auf die
Grund=
ſätze des Rechtes berufen.
Am 6. November vorigen Jahres fielen etwa 2000
bewaff=
nete junge Burſchen und Banditen im Alter von 16 bis 25
Jah=
ren über die einſchließlich der Polizei ſorgſam von den Franzoſen
enttaffnete Bevölkerung in der Pfalz her. Und die glorreichen
franzöſiſchen Truppen, die nach dem Rheinlandabkommen den
Schutz der Pfalz gegen Räuberunweſen hätten bilden ſollen,
zeig=
ten ſich hilflos gegen das aus dem ganzen Rheinland und Elſaß=
Lothringen zuſammengekaufte Geſindel mit ſeinen Schrotflinten
und verroſteten franzöſiſchen Militärgewehren. Es finden ſich
urPlötzlich auch etwa zwei Dutzend vorher von den Franzoſen
ſorgſam präparierte Einwohner der Pfalz, die ſich an die Spitze
dieſer ſeparatiſtiſchen Bewegung ſtellten. Aus den Reihen der
Arbeitsloſen mag ſich dieſe Zahl noch etwas erhöht haben, aber
die Pfälzer Bevölkerung hat in ihrer Geſamtheit mit dieſer
Separatiſtenbewegung des Generals de Metz nichts zu tun
ge=
habt. Nach dieſer Eroberung der Pfalz durch das lichtſchene
Ge=
ſindel des geſamten Rheingebietes ſetzte die franzöſiſche Leitung
ein, ſchickte die allzu verlauſten, allzu jungen Burſchen an die
franzöſiſchen Separatiſtendepots im Rheinland zurück und
klei=
dete die übrig bleibenden Sechshundert in ſchmucke Uniformen
ein. Es war denn doch ein allzu entehrendes Bild für die Gloire
der franzöſiſchen Armee geweſen, wenn die franzöſiſchen
ſchwar=
zen und weißen Soldaten Schulter an Schulter mit den
zerlump=
ten Galgenvögeln vor den Pfälzer Bezirksämtern auf Wache
ſtanden. Bis zur letzten Stunde der Separatiſtenregierung blieb
das Bild beſtehen, daß die wenigen koſtbaren Exemplare der
ſeparatiſtiſchen Regierungsſoldaten ſorgſam von den
Regimen=
tern des ſtolzen Frankreich bewacht wurden, damit ihnen ja kein
Häar von der Bevölkerung gekrümmt werden könne, und damit
die ſeparatiſtiſchen Regierungskommiſſare ungeſtört die
Weiſun=
gen des Generals de Metz aus den Bezirksämtern heraus an die
Bevölkerung weitergeben konnten. Von dieſem
Separatiſten=
geſindet ließ General de Metz die 600 000 Pfälzer in der
terro=
riſtiſchſten Weiſe drangſalieren, Ausweiſungen tauſender von
Pfälzern verfügen und pflichttreue Beamte und brader Bürger
in die Gefängniſſe werfen! Der Erfolg war: — trotz der
An=
wveſenheit der franzöſiſchen Diviſionen — die Schüſſe in Speher
und die erſten Exploſionserſcheinungen der Volksempörung in
Pirmaſens, Kaiſerslautern und Dürkheim.
Wenn jetzt die Franzoſen behaupten, daß alle dieſe
Vor=
gänge von rechtsrheiniſchen, landfremden Organiſationen
aus=
gegangen ſeien, ſo beweiſt das Zurückweichen der franzöſiſchen
Politik in der Separatiſtenfrage das Gegenteil der franzöſiſchen
Schwindeleien über die Pfälzer Volksſtimmung. Man wußte in
Speyer und Koblenz ſehr wohl, daß ohne ein Oeffnen der
Ven=
tile die Volksleidenſchaften in der geſamten Pfalz derart
explo=
diert wären, daß über die Frankreich zum Schutze anvertraute
Pfalz ſich Ströme von Blut ergoſſen hätten. Ein ſolches neues
Melac=Schauſpiel wagte Frankreich der Welt aber doch nicht zu
bieten, und darum ging es letzten Grundes auf ein Kompromiß
mit England in der Pfalzfrage ein. Den ausſchlaggebenden
Fak=
tor für die Nachgiebigkeit — merke dir das, deutſches Volk! —
bildete für Paris die Tatſache, daß das pfälziſche Volk zum
Aeußerſten bereit war und Proben dieſer Bereitſchaft in Speyer,
Pirmaſens, Kaiſerslautern, Neuſtadt und Dürkheim abgelegt
hatte. Vor dieſem blutigen Ernſt erſt gab Frankreich ſeine
Sepa=
ratiſtenmaskerade auf, aus Furcht vor noch blutigeren
Ereig=
niſſen. Das Ende der Separatiſtenherrſchaft in der Pfalz zeigt
dem deutſche Volke die Mauer, vor der allein der franzöſiſche
Im=
perialismus Halt macht: todbereite und Blut fordernde deutſche
Herzen.
Die Pfälzer Bevölkerung iſt bei alledem beſonnen. Sie
weiß, daß ſie mit der Beſeitigung der Separatiſtenherrſchaft ihr
Ziel erreicht hat, und daß ſie ſich mit der franzöſiſchen Beſatzung
auf dem Boden ſtrikteſter Einhaltung des Rheinlandabkommens
abfinden muß. In dieſer Beherrſchung der Volksleidenſchaften
und in dieſer außenpolitiſchen Einſicht liegt die
bewunderungs=
würdige beſonnene Stärke des Pfälzer Volkes. An dieſer
beſon=
nenen Stärke ſcheiterte auch der franzöſiſche Verſuch, aus der
Situation wenigſtens den Anfang zu einer politiſchen
Verfaſ=
ſungsänderung in föderaliſtiſchem Sinne für ſich zu retten. Der
Kreisausſchuß ließ ſich keine Konzeſſionen abpreſſen, und der
franzöſiſchen Drohung des Weiterbeſtehens der
Separatiſtenherr=
ſchaft konnte er den Hinweis auf die dann ſicher einſetzende
Gegenwehr der Pfälzer entgegenſetzen. Und es muß wiederum
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Nummer 52.
als ein Erfolg von Pirmaſens und Spehyer angeſehen werden,
daß dieſer Hinweis ſich als Machtſaktor ſtärker erwies, als die
Separatiſtendrohung des Generals de Metz.
Für den Augenblick haben die Pfälzer erreicht, was ſie
er=
reichen wollten und konnten. Jetzt braucht die Pfalz Ruhe, um
ohne Hemmungen bon innen und von außen die
verfaſſungs=
mäßige Regierungsmaſchine wieder in Gang ſetzen zu können.
Man überlaſſe dieſe Aufgabe getroſt den maßgebenden
Perſön=
lichkeiten der Pfalz. Das Schicſal der Pfalz wie ihrer engeren
bayeriſchen und weiteren deutſchen Heimat kann in keinen
beſſe=
ren Händen liegeu. Das übrige Deutſchland ſollte weniger
Rat=
ſchlage an die Pfalz geben, als ſich an ihr ein Beiſpiel nehmen,
und ſich prüfen, ob es im gegebenen Falle ebenſo einig wäre
in der Bereitſchaft, Blut und Gut zu opfern für die Freiheit,
wie die Männer und Frauen in der alten Kaiſerpfalz am Rhein.
Dr. Schachts Londoner Erfolg.
Paris, 20. Febr. (Wolff.) Nach dem Matin hat der
Reichsbankpräſident Dr. Schacht den Sachverſtändigen des
Bankunterausſchuſſes mitgeteilt, daß eine Goldkreditbank
mit einem Kapital von ungefähr 100 Millionon Goldmark
un=
verzüglich gegründet werde und daß deren Kapital
faſt vollſtändig, von engliſchen Finanzleuten
gezeichnet worden ſei.
Die Reiſe Dr. Schachts nach London ſei alſo fruchtbringend
geſpeſen. Man ſei bereits in eine Einzeldiskuſſion über die
Sta=
tuten eingetreten, und ein Abkommen ſei für die kommende Woche,
wenn Dr. Schacht wieder nach Paris zurückgekehrt ſein wird, über
die Bedingungen zu erwarten, unter denen die erſte Bank, die
gewiſſermaßen als ein Präludium ſſtr die Gründung der
Gold=
emiſſionsbank angeſehen werden könne, errichtet werden ſoll.
Reichsbankpräſident Dr. Schacht verläßt heute Paris und
wird vorausſichtlich in der nächſten Woche wieder nach Paris
zurückkehren, nachdem er in der Zwiſchenzeit im Einvernehmen
mit dem Sachverſtändigenkomitee die nötigen Vorbereitungen zur
Gründung der bon ihm in Ausſicht genommenen Goldkreditbank
getroffen hat.
Geheimrat Bücher über die Sachverftändigenkonferenz.
* Berlin, 20. Febr. (Priv.=Tel.) Auf der geſtrigen,
ordentlichen Mitgliederverſammlung des Verbandes
mitteldeut=
ſcher Induſtrieller hielt Geheimrat Dr. Bücher=Verlin einent
Vortrag über die Ergebniſſe der Berliner
Sachverſtändigenkonferenz und die
Repara=
tionsfrage. Aus den zum Teil vollkommen neuen
Ausfüh=
bands der Deutſchen Induſtrie entnehmen wir folgendes:
Kein Land kann eine ſtabile Währung haben, wenn es nicht
gelingt, das Budget des Staates zu balanzieren und wenn es
ſeine Zahlungsbilanz nicht in Ordnung bringt. Die
Beibehal=
tung der ſtabilen Währung iſt nur bei unbedingter Zahlung der
auf uns ruhenden Steuern möglich. Zum Ausgleich der
Zah=
lungsbilanz iſt Ausfuhr die erſte Bedingung. Importieren wir
inehr als wir exportieren, ſo muß die Währung notwendig
ver=
nichtet werden. An dieſem Faktor iſt auch die Papiermark zu
Grunde gegangen. Nur mit irgendeiner Hilfe, die es uns
er=
möglicht, die Zahlungsbilanz auszugleichen, vermögen wir die
Währung aufrechtzuerhalten. Wer wird uns nun die
notwendi=
gen Kredite geben? Ich bin der Anſicht, daß es für Deutſchland
garnichts anderes gibt, als die Vorſchläge der Sachverſtändigen
anzunehmen. Das Gutachten wird Anfang März fertiggeſtellt
und Ende April erſt beantwortet werden. Bis zur Einberufung
einer Konferenz wird es Mai werden. Wie aber kommen wir
über dieſe Monate hinweg? Wo bekommt die deutſche Wirtſchaft
die weitere Zukunft pptimiſtiſch.
Jaſpar über die Sachverſtändigenarbeiten.
* Brüſſel, 21. Febr. (Priv.=Tel.) Jaſpar hatte für
geſtern vormittag die Kommiſſion für das Auswärtige einberufen
und in ausführlicher Rede die Lage der franzöſiſch=belgiſchen
Regie und die Verhältniſſe in der Kölner Zone geſchildert. Er
ſpielte unter anderem auch auf die Situation in der Pfalz an.
Hinſichtlich der Unterſuchungen, die die beiden
Sachverſtändigen=
ausſchüſſe ſoeben in Berlin unternommen hatten, machte Jaſpar
verſchiedene Angaben über die Geſpräche, die er kürzlich mit den
belgiſchen Mitgliedern der beiden Ausſchüſſe geführt hatte.
Dem=
nach ſeien die Belgier von der Geſchicklichkeit, mit der die
Reichs=
regierung ihr Budget zu bemänteln verſuche, geradezu betroffen.
Der geringe Satz, den die Deutſchen an Steuern entrichteten,
hätte die Sachverſtändigen in größtes Erſtaunen verſetzt. Jaſpar
fügte hinzu, es beſtehe begründete Ausſicht darauf, daß die
Sach=
verſtändigenarbeiten in kürzeſter Zeit abgeſchloſſen würden. Man
ſei bereit, eine Reihe von Konzeſſionen, ſoweit ſie ſich vereinbaren
liefen, zuzugeſtehen. Auf Vorſchlag Hymans ſprach die
Kom=
miſion der Regierung das Vertrauen aus.
G
Großes Haus. — Mittwoch, den 20. Februar.
Martha.
Komiſche Oper von Friedrich, Muſik von F. v. Flotow.
Die beliebte Unterhaltungsoper — an ſich ein reichlich
ſen=
timentales, wenig wertvolles, verblaßtes Werk — fand heute
eine Aufführung, der ich im ganzen mehr Friſche gewünſcht hätte.
Zwar hatte die Spielleitung Heinrich Kuhns manche neue
Züge gebracht, auch die muſikaliſche Leitung Herrn Ephraims
war ſtraff, obgleich die Enſembles oft nicht recht klappen wollten,
im ganzen jedoch fehlten Schwung und Humor.
Die Beſetzung war mit wenigen Ausnahmen die gewohnte
lobenswerte. In der Rolle des Lyonel hat Herr Weller im
vorigen Jahre gaſtiert. Auch heute hatte er damit einen
befrie=
digenden Erfolg, wenn mir ſeine Leiſtung auch etwas matt
vor=
kam. — Als Nanch ſah ich Frau Jacobs zum erſten Male.
Wie bei ihrer Begabung fürs Komiſche vorauszuſehen, machte
ſie ein feines Stückchen aus dieſer Rolle. — Die Herren Kuhn
und Peterſen als Plumkett und Lord Triſtan boten wie
immer Treffliches.
Die Titelrolle, in der Martha Körner aus Graz auf
An=
ſtellung gaſtierte, iſt ein guter Prüfſtein für Ziergeſang und
ge=
wandtes Spiel. Die nicht mehr junge Künſtlerin ſchien mir heute
nicht zu genügen. Sie beſitzt eine vorteilhafte Erſcheinung, ein
ſicheres, wenn auch rein ſchematiſches Spiel und eine im
Zier=
geſang geförderte Stimme, die indes ſonderbar belegt, wie
um=
ſchleiert klang, keinen Glanz und keine Pikanterie entfaltet. Ihre
brabe Darſtellung entbehrte des Reizes und der Kraft einer
künftleriſchen Perſönlichkeit. Ein endgültiges Urteil wird erſt
morgen zu fällen ſein.
Die vielen kleineren Rollen lagen alle in bewährten Händen;
v.H.
auch der Chor machte ſeine Sache gut.
Wie die Mumie des Tutanchamon
gefunden wurde.
Die Oeffnung des Sarges des Pharao Tutanchamon iſt wohl
8 aufſehenerregendſte Ereignis, das die Geſchichte der
Archäo=
gie bisher aufzuweiſen hat. Zum erſtenmal wurde ein
ägyp=
ches Königsgrab ganz unverſehrt in dem Zuſtande aufgedeckt,
dem es 13 Jahrhunderte vor unſerem Zeitalter verlaſſen
wor=
nwar. Ueber den dramatiſchen Vorgang iſt bereits in kurzen
elegrammmen einiges berichtet worden; aber erſt die ausführ=
Vom Tage
Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungs=
koſten beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des ſtatiſtiſchen Reichsauts
für Montag, den 18. Februar aus das 1,04billionenfache der
Vorkriegs=
zeit, die Steigerung gegenüber der Vorwoche beträgt 1,0 Prozent.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 19. Febr.
ergibt gegenüber dem Stand vom 12. Februar eine Steigerung um
1,8 Prozent auf 117,5.
Der Gewerkſchaftsring deutſcher Arbeiter=
An=
geſtellten= und Beamtenverbände beruft zum 10. März
im Reichswirtſchaftsrat zu Berlin eine Konferenz der führenden
Mit=
glieder aus dem Reich ein.
Wie wir zuverläſſig erfahren, iſt vor einigen Tagen der Führer
des Wickingbundes, Heintz, glias Hauenſtein, verhaftet
wordelt.
Zur Poſtkontrolle für die ſämtlichen aus dem
rechtsrheini=
ſchen Deutſchland in die Pfalz einlaufenden Briefſendungen iſt von der
franzöſiſchen Beſatzung ein Poſtamt Ludwigshafen
errichtet worden.
Reichsminiſter Dr. Streſemann wird am 27. Februar in
Hannover, in einer von der Deutſchen Volkspartei einberufenen
Verſammlung über die innen= und außenpolitiſche Lage ſprechen.
In Wien wurden dreißig politiſche
Perſönlichkei=
ten verhaftet, darunter hauptſächlich Führer und Mitglieder der
ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften.
Wie der Matin aus London meldet, hat der ſübafrikaniſche
Oberkommiſſar in London bei der Firma Krupp eine
Be=
ſtellung über 4000 Reifen für Lokomotivräder gemacht.
Nach einer Meldung der Chicago Tribune aus Waſhington
verlangt Senator Borah in einer offiziellen Erklärung den
Rück=
tritt des Generalſtaatsanwalts Daugherty, da Daugherty in
Petroleumpapieren ſpekulterte.
Der neue japaniſche Miniſter des Aeußern, Baron Matſui,
er=
klärte, die Politik Japans gegenüber Rußlands bleibe
unverändert. Japan wünſche ſeine vollen Beziehungen zu
Ruß=
land wieder aufzuntehmen, vorausgeſetzt, daß die noch ausſtehenden
Fragen geregelt wverden.
Der Reichseiſenbahnrat gegen die
Inter=
nationaliſierung der Reichsbahn.
Berlin, 20. Febr. Der ſtändige Ausſchuß des
Reichs=
eiſenbahnrates trat auf Einladung des
Reichsverkehrs=
miniſters heute vormittag zur Beratung von Vorlagen der
Ver=
waltung auf dem Gebiete des Tariſweſens zuſammen. Nach
Er=
rungen des geſchäftsführenden Präſidialmitgliedes des Reichsver= öffnung der Sitzung durch den Vorſitzenden Staatsſetretär
Vogt ergriff der Reichsverkehrsminiſter Oeſer zu
ausführlichen Darlegungen das Wort. Nach einem Ueberblick
über die Entwicklung der Reichsbahn in den vergangenen
Jah=
ren und der Auswirkung der Rhein= und Ruhraktion behandelte
er die eingeleitete Umſtellung durch die Bildung des
Unterneh=
mens „Deutſche Reichsbahn”, die noch zu löſenden Aufgaben und
die Bedeutung der allgemeinen Lage Deutſchlands für die
Reichsbahn ſelbſt und die von ihr betreute deutſche Wirtſchaft.
Zu den in der letzten Zeit mehrfach aufgetauchten
Nachrich=
ten über eine Internationaliſierung der deutſchen Eiſenbahnen
wurde folgender Antrag des Geheimen Kommerzienrats
Ar=
nold einſtimmig angenommen: Der heute verſammelte ſtändige
Ausſchuß des Reichseiſenbahnrates erblickt in der
Interna=
tionaliſierung der Neichsbahnen ihrer praktiſchen
Auswirkung nach eine Gefährdung der Tarifhoheit
des Reiches und damit eine „Schwächung der
Reichs=
bahn als dem Rückgrat der deutſchen Volkswirtſchaft er
ſpricht die Erwartung aus, daß die Reichsregierung die Gefahr
Geld her?. Das ſind die Kernpunkte. Trotzdem denke ich über der Auslieferung der Bahn an fremden Einfluß mit allem
Nach=
druck abwehren wird. Die Verſammlung trat dann in die
Be=
ratung der Tagesordnung ein. Die Verhandlung dauert an.
Die Rechtsanſprüche der deutſch en
Schiffahrts=
geſellſchaften an Amerika.
New=York, 20. Febr. (Wolff.) Die Aſſociated Preß
meldet aus Waſhington: Der Rechtsbeiſtand der deutſchen
Schiffahrtsgeſellſchaften, u. a. der Hamburg=Amerika=
Linie und des Norddeutſchen Lloyd, hat vor dem
zu=
ſtändigen Bundesgericht der Vereinigten Staaten geſtern
damit begonnen, die Anſprüche zu begründen, in denen
er ungefähr 300 Millionen Dollar als Entſchädigung für die im
Krieg von den Vereinigten Staaten beſchlagnahmten deutſchen
Paſſagier= und Frachtdampfer verlangt. Der Norddeutſche
Lloyd verlangt allein 98 Millionen Dollar für ſeine Schiffe, die
in amerikaniſchen Häfen interniert und bei der Kriegserklärung
durch die Vereinigten Staaten beſchlagnahmt wurden. Der
Rechtsbeiſtand behauptet, daß Schiffe als Privateigentum gegen
die Beſchlagnahme auf Grund der Kriegsgeſetze geſichert ſeien.
liche Schilderung der Times bietet uns einen vollſtändigen
Ein=
druck von den Herrlichkeiten, die hier nach mehr als 3200 Jahren
menſchlichen Augen wieder zugänglich wurden. „Um 3 Uhr führte
Howard Carter ſeine Gäſte in das Grab, in dem er ſie bat, ſich
ganz ſtill zu verhalten.” So heißt es in dem Bericht aus dem
Tal der Könige. „Der Flaſchenzug, der für die Aufhebung des
Deckels des gewaltigen Sandſtein=Sarkophags errichtet wörden
war, ſtand bereit. Die Grabkammer war von mächtigen
elektri=
ſchen Scheinwerfern erleuchtet, die durch ihr grelles Licht und
die Schatten das Eindrucksvolle der Szene noch erhöhten.
Schließ=
lich gab Carter den Befehl, den Flaſchenzug in Bewegung zu
ſetzen. Als der Deckel ſich allmählich immer höher hob, unter
all=
gemeinem tiefen Schweigen, und die Lichtbündel in die Tiefe des
Sarkophages leuchteten, wurde uns ein Anblick zuteil, der uns
zunächſt etwas verwirrte. Der Inhalt ſchien vollſtändig mit
irgendwelchen Geweben bedeckt zu ſein. Als der Deckel genügend
hoch gehoben war, um dieſe Decken genauer zu prüfen, zeigte es
ſich, daß es ein leinenes Leichentuch war, in der Farbe etwas
ver=
blaßt, aber noch im vortrefflichen Zuſtand der Erhaltung. Dieſe
Leinenhülle, die augenſcheinlich zum Schutze darüber gebreitet
war, bedeckte den Sarg faſt vollſtändig, von dem nur etwa ſechs
Zoll des reichvergoldeten Kopfes zu ſehen waren, während ein
Schimmer von irgendwelchen goldenen Gegenſtänden durch die
Gewebe hindurch dämmerte. Carter begann nun ſorgſam das
Leichentuch nach dem unteren Ende des Sarges zuzurollen, und
als dieſe Decke hinweggezogen war, zeigte ſich ein anderes,
ähn=
liches Leichentuch, ebenfalls aus feinſter Leinwand und in
vor=
züglicher Erhaltung, das ganz loſe über den Sarg gelegt war,
ſo daß ſeine Enden auf dem Boden des Sarkophages ruhten.
Auch dieſes Leichentuch wurde nach dem Fußende zu aufgerollt,
und nun wurde den Zuſchauern ein ſo wundervoller Anblick, daß
ihr Atem ſchneller ging und man in der Stille ein Keuchen der
Erregung hörte. Die Leichentücher hatten einen Sarg aus Holz
und Gips bedeckt, der vollkommen die Geſtalt eines Menſchen
hatte, von koloſſaler Größe, vergoldet und den Sarkophag faſt ganz
ausfüllend. Der Sarg ruhte auf einer niedrigen Bahre, die mit
wundervoll geſtalteten vergoldeten Löwenköpfen an ihrem
obe=
ren Teil geſchmückt war.”
Das Ausſehen des Sarges wird folgendermaßen beſchrieben:
„Die Hände waren über der Bruſt gekreuzt, die Rechte eine Art
Peitſche haltend, die Linke ein gebogenes Zepter, beide aus Gold
und Fayence. Es war der Schein dieſer Gegenſtände, den man
durch die Tücher geſehen hatte. Auf jeder Seite des Sarges war
die Geſtalt einer Schutzgöttin mit ausgebreiteten Armen und
Flügeln, die ſich über dem Körper kreuzten und eine höchſt
weihe=
volle Stimmung dem Sarg verliehen. Aber die
Hauptaufmerk=
ſamkeit und Bewunderung aller zog das Haupt auf ſich. Das
Der Frankenſturz.
Anklarheit und Heimlichtuerei der Finanz=Verwaltung.
Paris, 20. Febr. (Wolff.) Im Rahmen einer von
Qup=
tidien veranſtalteten Enquete über den Sturz des
franzöſiſchen Franken äußert ſich der Profeſſor der
Nationalökonomie Gaſton Jeze wie folgt:
„Die ungeheure Baiſſe des franzöſiſchen Franken erſcheint mir
als das Ergebnis des allgemeinen Mißtrauens des Auslandes
und auch vieler Franzoſen. Ueberall beſürchtet man, daß die
franzöſiſche Politik demnächſt zu einer beträchtlichen Inflation
führen werde und daß man auf dieſe Weiſe in eine
Finanz=
kataſtrophe hineingeraten müſſe, ähnlich wie Deutſchland. Was
die Finanzverwaltung anbelange, ſo geſtatte die
Un=
klarheit und die Heimlichtuerei, mit der ſie ſich umgebe,
keine Nachprüfung der optimiſtiſchen offiziellen Begutachtung. Der
Zweifel ſei für Frankreich nicht günſtig,
eben=
ſowie einenationaliſtiſche Politik,
gekennzeich=
net durch die Anleihen für die Verſtärkung der
Rüſtungen der kleinen Mächte und durch die
Beſetzung des Ruhrgebietes uſw.”
Loucheur über die interalliierten Schulden.
Paris, 20. Febr. (Wolff.) Der ehemalige Miniſter
Lou=
cheur hat der Chicago Tribune in einem Interview über die
interalliierten Schulden, erklärt: „Was wir wirllich
brauchen, iſt eine interalliierte Konferenz zur
Streichung der interalliierten Schulden,
aus=
genommen die Verpflichtungen gegenüber den
Vereinigten Staaten.
Poincaré droht mit ſeiner Oemiſſion.
* Paris, 21. Febr. (Priv.=Tel.) Poincaré hat geſtern im
Senai anläßlich der Debatte über die Wahlreform das Wort zu
einer längeren Rede ergriffen, in der er ſich gegen die
Wieder=
einführung des Bezirkswahlrechts wandte. Der
Miniſterpräſi=
dent meinte, daß das gegenwärtige Wahlſyſtem bis zu einem
ge=
wiſſen Grade die Rechte der Minoritäten wahrnehme. Er gab
der Hoffnung Ausdruck, daß der Senat auf den verſöhnlichen
Geiſt der Kammer und der Anhänger des Verhältniswahlrechtes
zu antworten verſtehen wird. Sollte aber der Senat den
An=
regungen ſeiner Kommiſſion Folge leiſten und die
Wiedereinfüh=
rung des Bezirkswahlrechts beſchließen, ſo würde er (
Poin=
caré) ſeine Demiſſion geben.
Dasfranzöſiſch=belgiſche Wirtſchaftsabkommen
* Brüſſel, 21. Febr. (Priv.=Tel.) Die Kammer hat geſtern
nachmittag die Ausſprache über das Wirtſchaftsabkommen mit
Frankreich fortgeſetzt. Die Regierung ſtellte die
Vertrauens=
frage. Vor zwei Tagen hatte es den Anſchein, als ob die
Re=
gierung in die Minderheit verſetzt würde. Die Situation ſcheint
ſich geſtern jedoch zugunſten der Regierung verändert zu haben.
Theunis erklärte im Laufe der Ausſprache, daß er an die Frage
des franzöſiſch=belgiſchen Wirtſchaftsabkommens auch ſämtliche
verſchiedenen Probleme, wie das Problem der
Lebensmittelver=
teuerung, der Geldkriſe und der Reparationspolitik anknüpfe.
Wie man die Regie finanziert.
Am 15. Februar erhielt die heſſiſche Regierung durch die
Rheinlandkommiſſion eine Schadenserſatzforderung der Regie in
Höhe von 85.000 Francs für die Zerſtörungen, die am 26. Jut
1923 durch eine Exploſion im Bahnhof Mettenheim in
Rhein=
heſſen angerichtet worden ſeien. Der angebliche Beſchluß der
Rheinlandkommiſſion ſtammt vom 29. Juli 1923. Von der
ſagenhaften Exploſion aber weiß weder die heſſiſche Regierung
noch überhaupt ein Menſch in ganz Rheinheſſen etwas. Dieſe
Schadenserſatzforderung, durch die ſcheinbar die Kaſſen der Regie
aufgefüllt werden ſollen, bildet eine treffende Parallele zu den
Reparationsforderungen, durch die der franzöſiſche Militarismus
finanziert werden ſoll.
Die preußiſche Mietregelung.
Der preußiſche Wohlfahrtsminiſter hat die Miete für den
Monat März auf 28 Prozent der Vorkriegsmiete feſtgeſetzt. Die
Verwaltungskoſten bleiben auf 5 Prozent beſtehen, die
Inſtand=
ſetzungskoſten ſind von 6 auf 8 erhöht. Der
Betriebskoſtenzu=
ſchlag bleibt mit 15 Prozent unverändert, jedoch hat der
Ver=
mieter das Recht, einen gewiſſen Mehrverbrauch von Waſſer auf
die Mieter umzulegen. Den Gemeinden wird das Recht
einge=
räumt, zu beſtimmen, daß, ſoweit der Gemeindezuſchlag zur
Grundvermögensſteuer 100 Prozent überſchreitet, dieſe
Mehr=
ſteuer auf die Mieter umgelegt werden darf.
Geſicht war ein einziges Stück aus maſſivem Gold mit Augen von
Kriſtall, auf der Stirn eine Uräusſchlange und ein Geier aus
Goldfayence; der Geier war umgeben von einem „Kranz der
Gerechtigkeit” aus Olivenblättern. Das Geſicht iſt ein erſtaunlich
realiſtiſches Porträt, und wenn man in dieſe fabelhaft
leben=
digen Züge ſchaute, konnte man vergeſſen, daß dieſe Figur in
Menſchengeſtalt vor uns nur ein Sarg war. Man glaubte, den
Körper einer großen Perſon vor ſich zu haben, die in voller
Pracht hier lag, ſo lebensähnlich waren die Züge und ſo
wun=
dervoll die Ausführung. Der Sarg iſt ein Meiſterwerk, das alle
ähnlichen Funde dieſer Art weit übertrifft, und die anweſendes
Archäologen hielten mit ihrem Entzücken nicht zurück. So was
denn endlich der langerſehnte Augenblick gekommen. Vor und
lag der Sarg eines Königs, deſſen Name ſeit einem Jahr in aller
Munde iſt, ein vollgültiges Zeugnis der glänzenden Kultur,
deren Vertreter der Herrſcher war, und die romantiſchen
Um=
ſtände der Aufdeckung dieſes Grabes werden das Andenken
die=
ſes Pharaos noch lebendig erhalten, wenn die meiſten Ereigniſſe
unſerer Zeit vergeſſen ſein werden.”
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben
— RudiStephan”s, des genialen, im Kriege gefallenen
Rheinheſſen einzige Oper „Die erſten Menſchen” (nach
Borngräbers bekanntem erotiſchen Myſterium) iſt nunmehr auch
an der Großen Volksoper in Berlin zur Aufführung in der
nächſten Spielzeit angenommen. Der Aufführung wird die von
Dr. Karl Holl=Frankfurt a. M. beſorgte Einrichtung für den
praktiſchen Bühnengebrauch zugrunde gelegt.
Von Paul Hindemith, erſcheint ſoeben bei Schott
(Mainz) eine Balletpantomime „Der Dämon”, nach einer Idee
von Max Krell. Die wieder für Kammerorcheſter geſchriebene
Muſik iſt ſowohl für die Bühne als auch für den Konzertſaal
beſtimmt.
Der Brand des Landestheaters in
Neu=
ſtrelitz gibt dem Präſidium der Genoſſenſchaft Deutſcher
Bühnenangehöriger Anlaß, zu einer Hilfsaktion aufzurufen. Es
wird dringend gebeten, den ſchwer betroffenen Mitgliedern, die
zum Teil ihren geſamten Garderobenfundus eingebüßt haben,
durch Spenden von Geld oder Garderobenſtücken zu Hilfe zu
kommen. Die Ortsverbände und Einzelmitglieder der
Genoſſen=
ſchaft werden erſucht, ſchnellſtens Sammlungen in die Wege zu
leiten und die einkommenden Geldbeträge mit Angabe der
Zweck=
beſtimmung an die „Brandſchadenkaſſe für die Mitglieder des
Neuſtrelitzer Landestheaters bei der Mecklenburgiſchen Hy0
o=
theken= und Wechſelbank in Neuſtrelitz” einzuſenden.
Rummer 52.
Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Seite 3.
Der Reichstag und die Pfalz.
Abſcheu vor den Separatiſten=Greueſn. — Lieber bayeriſch=deutſch ſierben als franzöſiſch
verderben. — Erſt das Vaterland und dann erſt die Sonderwünſche.
* Berlin, 20. Febr. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Außenminiſter Dr. Streſemann,
Innen=
miniſter Dr. Jarres, Juſtizminiſter Emminger.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 3.20 Uhr und ſtellt feſt,
daß der Reichstag nunmehr, nachdem das Ermächtigungsgeſetz am 15.
d. Mts. abgelaufen iſt, ſeine Arbeiten in vollem verfaſſungsmäßigem
Umfange wieder aufnimmt.
Drei Anträge auf Strafverfolgung des Abg. Wulle
(deutſchvölk.) wegen Beleidigung des Reichstags und auf
Strafverfol=
gung des Abg. Okonsky (Soz.) werden dem
Geſchäftsordnungsaus=
ſchuß überwieſen.
Vor Eintritt in die Tagesordnung fordert Abg. Barth (Komm.)
ſofort Rechenſchaft von der Regierung, die ſich mit ihren Verordnungen
die größte Geſetzesverletzung habe zuſchulden kommen laſſen. Die
Regie=
rung müſſe zu einer Erklärung genötigt werden. Es ſei unerhört, daß
die anderen Parteien ſich um eine große politiſche Ausſprache
herum=
drücken wollten, um keine Regierungskriſe heraufzubeſchwören. Der
Reichstag müſſe aber endlich Gelegenheit haben, zu den Vorgängen
Stel=
lung zu nehmen, die ſich in der Zwiſchenpauſe ereignet haben. Der
Redner verlangt ſofortige Aufhebung des Ausnahmezuſtandes und
Ve=
ſeitigung dre Notvzerordnungen. Dieſe Anträge müßten ſofort auf die
Tagesordnung geſetzt werden.
Abg. Müller=Franken (Soz.) ſtellt feſt, daß man im Aelteſten=
Ausſchuß einig darüber war, daß ſobald als möglich eine große politiſche
Debatte ſtattfinden ſolle. Die Reichsregierung hat ſich ebenfalls dazu
bereit erklärt, und zwar in den erſten Tagen der nächſten Woche. Dieſe
Erörterung brauche daher nicht heute ſtattzufinden.
Die Anträge Barth können nicht auf die Tagesordnung geſetzt
wer=
den, da Widerſpruch erhoben wird.
Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt ein Vertrag mit
Oeſter=
reich über Rechtsſchutz und Rechtshilfe.
Außenminiſier Dr. Streſemann
bringt die Vorlage ein. Der Miniſter weiſt darauf hin, daß eine
Rege=
lung der Rechtshilfe zwiſchen beiden Staaten ſeit vielen Jahren
ver=
langt worden iſt. Namentlich über die Frage der Vollſtreckung
gericht=
licher Entſcheidungen ſoll künftig nur ein einfaches Verfahren
entſchei=
den. Urkunden, die von den beiderſeitigen Verwaltungsbehörden
aus=
geſtellt worden ſind, ſollen weitgehendſte Anerkennung in beiden
Län=
dern finden. Der Miniſter ſprach dann auch dem ſtammverwandten
deutſch=öſterreichiſchen Volke aufrichtigen Dank aus für die warmherzige
Teilnahme und Unterſtützung in unſerer ſchweren Not. (Lebh. Beifall.)
Er drückte die Hoffnung aus, daß das öſterreichiſche Volk nach ſeinem
tiefen Fall auch beſſere Zeiten erleben werde, und hofft, daß wir ihm
dergelten können, was es an uns getan habe. Der Miniſter erwartet
und hofft, daß dieſe Verträge auch bei den Verhandlungen über den
deurſch=öſterreichiſchen Handelsvertrag eine Etappe auf dem Wege
im=
mer beſſerer Vebindungen zwiſchen unſeren beiden Völkern bilden
wer=
den. (Lebh. Beifall.)
Der Geſetzentwurf wird, in allen drei Leſung einſtimmig
ange=
nommen.
Die Pfulz=Interpellation.
Auf der Tagesordnung ſtehen dann die Interpellationen über die
ſeparatiſtiſche Bewegung in der Pfalz und der deutſchnationale Antrag,
betr. die Aburteilung der des Hochverrats im beſetzten Gebiet
beſchul=
digten Perſonen.
Abg. Hoffmann=Ludwigshafen (Zentrum) begründet die erſte
Interpellation und macht auf die troſtloſen Zuſtände in der Pfalz
auf=
merkſam. Sogar die Immunität der Reichstagsabgeordneten im
beſetz=
ten Gebiet erklärten die Franzoſen für null und nichtig. Trotzdem wolle
er als gewählter Vertreter der Rheinpfalz vor aller Welt der
Wahr=
heit und dem Recht Geltung verſchaffen helfen. Die Pfalzfrage ſei eine
Rheinlandfrage, die Rheinlandfrage aber die Lebensfrage des Deutſchen
Reiches. Der Redner ſchildert die vielfachen Verſuche der Franzoſen im
Laufe der Jahrhunderte, die Grenzen Frankreichs bis zum Rhein
aus=
zudehnen. Die Franzoſen hielten die Angriffe auf deutſches Gebiet
und deutſches Wirtſchaftsleben für viel wichtiger als Reparationsfragen.
Der Redner weiſt darauf hin, daß die Meuterei in München den
Pfäl=
zern mehr geſchadet als genutzt habe. Ohne Kahr ſei ein Fall
Hoff=
mann=Kaiſerslautern nicht denkbar, und ohne dieſen hätte es keine
ſepu=
ratiſtiſche Bewegung gegeben. In dem großen Katzenjammer nach dem
26. Oktober hätte dann die ſozialdemokratiſche Partei leider eine Zeit
lang Gewehr bei Fuß geſtanden. Vor dem Oktober 1923 habe es in der
Pfalz keinen Separatiſten gegeben.
Träger der ſeparatiſtiſchen Bewegung ſeien landfremde,
minder=
wertige Elemente mit durchſchnittlich je 20 Vorſtrafen geweſen.
und man nenne ſolches Gefindel in der franzöſiſchen Kammer die
Freunde Frankreichs. Um derartige Freunde ſei die franzöſiſche
Nation nicht zu beneiden.
Auch aus der Zahl der Erwerbsloſen, die von einem in Marſeille
geborenen Herrn geführt worden ſeien, hätten die Separatiſten Zulauf
bekommen. Die pfälziſche Bevölkerung ſtehe unerſchütterlich auf dem
Rechtsboden der Reichsverfaſſung. Der Redner wünſcht Ueberweiſung
des Antrags auf Todesſtrafe für Hochverräter an den Rechtsausſchuß.
Beſonders ſchwer habe die Preſſe der Pfalz zu leiden, deren leitende
Redakteure vielfach verhaftet und ſogar mißhandelt worden ſeien. Die
militäriſchen Formationen der Separatiſtien ſeien unvereinbar mit dem
Friedensvertrag und dem Rheinlandabkommen. Die franzöſiſchen
Be=
hörden in der Pfalz hätten das Gegenteil einer einwandfreien
Neutra=
lität bewieſen.
General de Metz habe erklärt, er werde alle Teufel auf die Pfalz
loslaſſen, bis die bürgerlichen Parteien Vernunft annehmen. Feſt
ſtehe, daß die franzöſiſche Militär= und Zivilgewalt und die
Eiſenbahnregie die Separatiſten unterſtützt und geſchützt haben.
Geueral de Metz habe auch verſucht, ſich der katholiſchen
Geiſtlich=
keit für ſeine Zwecke zu bedienen.
Die letzten Vorgänge in Pirmaſens ſeien als Taten der Notwehr
zu begreifen. Die ausländiſchen Journaliſten hätten ſich ein Bild von
den Intrigen und Schikanen der Franzoſen machen können. Eine
ſepa=
ratiſtiſche Herrſchaft werde nicht wiederkehren, dafür werde die deutſche
Treue und Geſchloffenheit ſorgen. Lieber bayeriſch=deutſch ſterben als
franzöſiſch verderben! (Lebhafter Beifall.)
Abg. Korell (Dem.) begründet die demokratiſche Interpellation.
Der Redner bittet auch der Leiden des beſetzten
Heſſen=
landes nicht zu vergeſſen. Hinter dem gauzen ſeparatiſtiſchen
Angriff von Trier bis Speyer habe offenbar ein einheitlicher
franzöfi=
ſcher Befehl geſtanden. Bewundernswert ſei die ſtandhafte Abwehr des
erſten Anſturms durch die katholiſche und die evangeliſche Geiſtlichkeit.
(Beifall.) Auch die Tapferkeit der anderen Berufsſtände ſei
anzuer=
kennen. Der Redner begrüßt den deutſchnationalen Antrag auf
Be=
ſtrafung der Hochverräter, wünſcht aber Beratung im Rechtsausſchuß.
Dank gebühre der Regierung für ihre würdige Note an Poincaré, deſſen
Antwort man nur als widerliche Lüge und Heuchelei bezeichnen könne.
Dieſe franzöſiſche Auffaſſung müſſe die Regierung gebührend
kenn=
zeichnen und ſich dabei auf das Urteil von Clive und anderer Neutraler
beziehen. (Außenminiſter Dr. Streſemann: Iſt bereits geſchehen!) Es
müſſe gewarnt werden vor dem plötzlichen Abbruch der Bezahlung der
Beſatzungskoſten ohne vorhergehende Verhandlungen. Dem
deutſch=
nationalen Antrag müſſe man mindeſtens hinzufügen: Unter Wahrung
der Lebensnotwendigkeiten der beſetzten Gebiete. Wir rufen: Zunächſt
das Vaterland, und noch einmal das Vaterland, und dann erſt die
Son=
derwünſche. (Beifall.)
Abg. Schultz=Bromberg (deutſchnatl.) begründet den Antrag
ſeiner Fraktion. Gegen Landesverräter müfſe auf Todesſtrafe erkannt
wverden.
Daraufhin wird die Weiterberatung auf Donnerstag, 2 Uhr,
vertagt. — Schluß gegen 6 Uhr.
* Berlin, 20. Febr. (Priv.=Tel.) Heute trat die
So=
zialdemokratiſche Partei erneut zu einer Sitzung
zu=
ſammen. Gegenſtand der Beratung war die Frage, ob
Ab=
änderungsanträge zu den auf Grund des
Ermäch=
tigungsgeſetzes von der Reichsregierung erlaſſenen
Notver=
ordnungen eingebracht werden ſollen. Man nimmt in
par=
lamentariſchen Kreiſen an, daß die Sozialdemokraten in dieſer
Beziehung im Hinblick auf die von der Regierung angedeuteten
Konſequenzen ſich große Zurückhaltung auferlegen werden.
In den Kreiſen der Koalitionsparteien wird man,
ſoweit bisher bekannt iſt, von Abänderungsanträgen dieſer Art
vollkommen abſehen. Dagegen mehren ſich die Aeußerungen
maß=
gebender Parlamentarier, die den Beſchluß des Aelteſtenrates
bedauern, wonach die von der Reichsregierung vorgeſehene
Wahlgeſetznovelle nicht mehr von dieſem Reichstag beraten
wer=
den ſoll. Man iſt gerade in den Kreiſen der Mittelparteien der
Auffaſſung, daß die kommende Neuwahl auf Grund kleinerer
Wahlkreiſe ſtattfinden muß, um die Gefahr ausgeſprochener
Radikaliſierung des Reichstags nach rechts und links
einzu=
ſchränken.
Reichsiagsneuwahlen noch vor Ablauf
der Legislaturperiode.
Berlin, 20. Febr. Der Reichsminiſter des Innern hat die
Länderregierungen durch Rundſchreiben aufgefordert, die
Ge=
meinden anzuweiſen, mit der Vorbereitung der Wählerliſten für
die Reichstagswahlen ſofort zu beginnen und die Arbeiten ſo
zu beſchleunigen, daß die Liſten bis zum 23. März
auflegungs=
fähiy ſind, da immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen iſt, daß
die Neuwahlen noch vor Ablauf der Legislaturperiode ſtattfinden.
Das bayeriſche Volksbegehren.
Nünchen, 20. Febr. In ſämtlichen bayeriſchen Städten
ſind 289 442 Stimmen für die Auflöſung des Landtags und
261 737 Stimmen für eine Verfaſſungsänderung abgegeben
wor=
den. In 36 bayeriſchen Bezirken hat die Abſtimmung für die
Ausflöſung des Landtags 227911 Stimmen und für die
Ver=
faſſungsänderung 221 539 Stimmen ergeben.
Ein verbrecheriſcher Wahnſinn.
Die neue franzöſiſche Politik der Verhaffungen.
Kein Zeichen für die Rückkehr von Gerechtigkeit
und Vernunft.
London, 20. Febr. (Wolff.) Die Daily News ſchreibt in
ihrem Leitartikel, die neue franzöſiſche Politik der
Verhaftungen in der Pfalz ſei kein ſehr
hoff=
nungsvolles Zeichen für die Rückkehr von
Ge=
rechtigkeit und Vernunft. Eingegeben durch
Tyran=
nei oder Haß, ſei ſie Frankreichs und jeder anderen Nation
unwürdig. Das Blatt tritt für die ſofortige Freilaſſung der
deutſchen Bürgermeiſter und der anderen Gefangenen ein, deren
Zahl mehrere Tauſend betrage und deren Vermehrung in der
jetzt in der Pfalz angenommenen rückſichtsloſen Weiſe ein
ver=
brecheriſcher Wahnſinn ſei.
Die Vermittlerrolle des pfälziſchen Kreisausſchuſſes.
Speyer, 20. Febr. In einer halbamtlichen, von der
fran=
zöſiſchen Preſſe veröffentlichten Meldung aus Koblenz über die
zwiſchen dem Kreisausſchuß und den Vertretern der
verfaſſungs=
mäßigen Regierung der Pfalz einerſeits und dem interalliierten
Sonderausſchuß andererſeits getroffene Vereinbarung iſt von
einem durch den Kreistag eingeſetzten
Regierungs=
komitee die Rede. Der Ausdruck „
Regierungs=
komitee” ſteht im Widerſpruch zu dem klaren
Wortlaut der getroffenen Vereinbarung. Jedes
der einzelnen Mitglieder des interalliierten Sonderausſchuſſes
hat ferner bei den Verhandlungen zwiſchen dem Biſchof von
Speher und dem proteſtantiſchen Kirchenpräſidenten Dr.
Fleiſch=
mann die beſtimmte Zuſicherung gegeben, daß an dem
ſtaats=
rechtlichen Zuſtand der Pfalz zwiſchen Bayern und dem Reich
nichts geändert werde. Daraus ergibt ſich, daß die rechtmäßige
Behörde der Pfalz nur die bayeriſche Regierung ſein kann. Da
der Regierungspräſident der Pfalz von der
Rheinlandkommiſſion während des Rhein= und
Nuhrkampfes ausgewieſen wurde und noch nicht
die Erlaubnis zur Rückkehr erhalten hat, werden die
Negie=
rungsgeſchäfte zurzeit von dem dienſtälteſten Beamten
der bayeriſchen Regierung in der Pfalz,
Regierungsdirek=
tor Stähler, als ſtellvertretender Regierungspräſident
ge=
führt. Der Kreisausſchuß hat dem Sonderausſchuß
gegen=
über lediglich die Vermittlerrolle zwiſchen der bayeriſchen
Regierung, der deutſchen Regierung und dem Sonderausſchuß
zur Ingangſetzung der rechtmäßigen deutſchen Verwaltung in
der Pfalz und die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der
Nuhe und Ordnung übernommen, bis die von den Separatiſten
ausgewieſenen und vertriebenen Beamten wieder zurückkehren
und ihren Dienſt wieder aufnehmen. Die
Wiederingang=
ſetzung der ordentlichen deutſchen Verwaltung in der Pfalz
wird durch die franzöſiſche Bezirksdelegation dadurch ſehr
er=
ſchwert, daß ſie ſich auf den Standpunkt ſtellt, daß auch
die=
jenigen pfälziſchen Beamten, die von den Separatiſten an der
Ausübung ihres Dienſtes mit Gewalt verhindert, jedoch von
die=
ſen nicht ausgewieſen worden ſind, erſt dann ihren Dienſt wieder
aufnehmen dürfen, wenn ihr Antrag zur
Wiederindienſt=
ſtellung von der Rheinlandkommiſſion
geneh=
migt worden iſt. Dieſer Standpunkt widerſpricht der
ge=
troffenen Vereinbarung, nach der nur die von den Separatiſten
ausgewieſenen pfälziſchen Beamten erſt im Benehmen mit der
franzöſiſchen Provinzdelegation ihre dienſtliche Tätigkeit wieder
aufnehmen dürfen.
Nach dem Abzug der Separatiſten
aus Groß=Gerau.
Groß=Gerau, 20. Febr. Nach dem Abzug der
Separa=
tiſten wurden nunmehr auch die franzöſiſchen Wachen, unter
deren treubeſorgtem Schutz die ſonderbündleriſchen Abenteurer
die Bevölkerung terroriſieren konnten, von ihrem Standort beim
Café Schöll zurückgezogen.
Die Beamtengehälter im März.
Berlin, 20. Febr. Die Beamtengehälter ſollen für den
Monat März nicht wie in den letzten Monaten in zwei Hälften,
ſondern mit Zweidrittel zu Beginn des Monats und mit einem
Drittel am 17. März ausgezahlt werden. Die genannte
Ab=
ſchlagszahlung von Zweidritteln ſoll dem Wunſche der
Beamten=
ſchaft entſprechend mit Rückſicht auf die am Monatserſten zu
be=
gleichenden größeren Ausgaben bereits am 29. Februar geleiſtet
werden.
* Berliner Brief.
Bettelnde Kinder.
Treibt der Winterfroſt dir ein Kind in den Weg, verfroren,
Herſtört, klammert ſich an dich, eiliger Paſſant der Straße, öffnet
ſeine Hand, und ſein Mund bettelt „Gib etwas”, kannſt du dem
widerſtehen, haſtender Zeitgenoſſe? Bleibe, ſieh dieſem Kind ins
Auge, das dich ſucht, warte nur, die Kälte ſchneidet nicht, wenn
das Blut vom Herzen ſie durchpulſt. Genügt es denn der Stimme
deines Gewiſſens wirklich, wenn du einen Schein dem Kinde in
die geöffnete Hand wirfſt und mit Stolz, ein „Wohltäter” zu
ſein, das „Danke ſchön, Herr!” in die Taſche deines wärmenden
Mantels ſteckſt?
Gewiß: es ſind ſo viele Kinder, die mich anbetteln, wie ſollte
man um jedes ſich kümmern! Gewiß; wer weiß auch, was dieſes
Kind mit dem Gelde anfängt, wo es herkommt, warum es
bet=
telt? Gewiß, gewiß! Welche trefflichen Gründe für die Trägheit
des Herzens, Zeitgenoſſe, der du mit dir ſelbſt ſo reichlich, ſo
überreichlich beſchäftigt biſt!
Ich habe nun ein paarmal das getan, was jeder von uns
tun müßte, auf ſeine Weiſe. Sprach mit dieſem und jenem Kinde,
das mir entgegentrat, fragte ein wenig nach ſeinem Daſein und
fand willige Antwort. Manchmal im Beginn ſtockte noch das
Wort im Munde — darf ich alles ſagen? Es iſt ſo neu, daß einer
von den „Gutangezogenen” freundlich ſich mit mir unterhält
aber das Vertrauen wuchs, und das Kind deckte ſein Daſein auf.
Merkwürdig verſchiedene Typen unter den bettelnden
Kin=
dern, die am Nachmittag zwiſchen 3 und 8 Uhr, ſpäter kaum noch,
im Weſten auf dem Kurfürſtendamm, der Tauentzienſtraße oder
in der Leipziger= und Friedrichſtraße dir in den Weg laufen!
Manche haben ſchon ganz die Routine der Bettler=Allüren,
die vibrierende Stimme, das wiederholte tränende „Ach bitte,
bitte!” Klettenzäh klammern ſie ſich zumeiſt an die Paſſanten,
die ihnen vertrauenswürdig ſcheinen, die Frauen im Pelz, den
Herrn, der ſeine Zigarre rauchend, gemächlich promeniert. In
Rudeln ſchwärmen ſie aus, von Moabit die einen, vom
Wedding die anderen, mit Streichhölzern bewaffnet, die ſie
zu dem übereinſtimmend feſten Preiſe von 15 Pfennigen die
Schachtel abgeben — das iſt natürlich kein faires Geſchäft mehr,
ſondern ein Verdienſt von zwei Pfennigen und dazu ein Bettel
um zehn Pfennig Zugabe.
Was treiben die Eltern, die ihre Kinder auf die Straße
hinausſchicken? Sind die Väter alle gefallen oder arbeitslos,
und alle Mütter ſind krank oder tragen Zeitungen aus? Höre
hin, was die Kinder reden, wenn ſie ganz unter ſich ſind! So ein
Zehnjäh iger berichtet dann: „Du, mein Vata haut ma eene,
wenn ick nich allens vakoofe, daß ma an de Wand kleben bleibt!“
Das ſagt der Junge mit einem Ton nicht der Furcht, ſondern der
Bewunderung einer Kraftleiſtung, mit der man unter
ſeines=
gleichen ronommieren kann. — Denke auch nicht, daß dieſe
bet=
telnden Kinder alle an der Bitterkeit des Bettelnmüſſens leiden!
Sie empfinden die Kälte, den Hunger, die Entbehrung; aber wie
ſollten ſie, an Armut gewöhnt, durch Armut entwöhnt, zu
unter=
ſcheiden wiſſen, welche Art, ſein Geld zu verdienen, in der
Ge=
ſellſchaft der Menſchen die niedere Rangſtufe einnimmt? „
Ver=
dienen” ſagt man, wenn man ſich Geld ſchafft, und „betteln” iſt
ein Begriff der Bourgeoiſie.
Da traf ich in ſchneidender Winterkälte am Potsdamer Platz
ein Viererkleeblatt bettelnder Kinder. Ein Junge, drei Mädels.
Alles aus der gleichen Straße am Wedding. Der Junge, elf
Jahre erſt, organiſiert den Bettel der Mädels, die ihm nicht nur
an Jahren, ſondern auch an Körperlänge „über” ſind. Verteilt
die Poſten und „ſteht Schmiere”, ob „n Iriener” in Sicht kommt
(die Kinder haben keinen Handelsſchein, natürlich). Es ſcheint,
die Mädels parieren dem Knirps wunderbar, und das Geſchäft
floriert: man bringt es auf 2 bis 3 Mark pro Kopf täglich. Sprich
mit dieſen frühreifen Bettelroutiniers, und ein Kübel echten
Spreewaſſers, nicht ſehr ſauber, nicht ſehr delikat, aber
unver=
fälſcht, ergießt ſich über dich Zuhörer, der bald kein Wort mehr
zu ſagen hat im Lärm dieſes Rummelplatzes von vier
entfeſ=
ſelten Berliner Mündern.
Im Weſten, in der Umgegend des Wittenbergplatzes, trieben
mir zwei Jungen zu, ungewohnt des Bettelns, verängſtet der
eine, ſich nur an weibliche Paſſanten heranwagend, der andere
auffallend ſchon dadurch, daß er für ſeine Streichhölzer viel
weniger forderte als die anderen alle. Dieſe beiden fragte ich
vorſichtig nach ihrem Zuhauſe und überzeugte mich am nächſten
Tage, ob ihre Ausſage ſtimme.
War es Lüge? Hat man mein Mitleid mit erfundenem
Schein getäuſcht? Das erſtemal fand ich alles beſtätigt, aufs
Haar genau. Nichts war übertrieben, nichts gefärbt. Das
zweite=
mal — du darfſt lächeln über meine Leichtgläubigkeit, wiſſender
Leſer! — hat man mich zunächſt mit einer falſchen Adreſſe in die
Irre geführt. Iſt das ſo unbegreiflich? Der Elfjährige, der mir
die Streichhölzer anbot, konnte er nicht Verdacht ſchöpfen, ich
ſei vielleicht einer von denen, die Bettler anzeigen und
einſper=
ren laſſen? Ich traf den Jungen am nächſten Tage faſt an der
gleichen Stelle wieder, warf ihm ſeine falſche Angabe entgegen,
ſagte ihm, daß ich es gut meine, und ich bekam mit einem
Hände=
druck die richtige Adreſſe.
Fritz N., ein Zwölfjähriger, lebt mit ſeiner Großmuiter, einer
65jährigen Frau, in einer Stube, vier Treppen hoch in Moabit.
Sauber und appetitlich ſieht es in dieſer ſchmalen Stube aus:
ein Bett, ein beſpauntes Holzgeſtell als zwveite Schlafmöglichkeit
für das Kind, ein Tiſch, ein paar Stühle und am Ofen ein
win=
ziger Kochherd mit zwei Töpfen ſind die Möbel, mit denen man
lebt. Wahrhaftig nicht leicht, ſich über Waſſer zu halten. Die
alte Frau bezieht eine Rente von insgeſamt 7 Mark im
Monat und muß 2 Mark für die Miete hergeben. (Sie zeigte mir
freiwillig die Unterlagen.) Ihren Enkelſohn hat ſie zu ſich
ge=
holt, weil der Junge es zuhauſe ſchlecht hatte. Der Vater iſt
ge=
fallen, die Mutter hat einen Witwer mit drei Kindern geheiratet.
„Sehen Sie,” erzählt die alte Frau, „der Junge will doch zu dem
neuen Vater nicht Vater ſagen. Und da iſt der Mann ſchlecht auf
ihm zu ſprechen. Geld bekommen wir keins; der Mann hat ja
auch mit ſeine drei jenuch. Ja, und nun geht der Junge auf die
Straße, was verdienen. Großmutter, fagt er zu mir, wir haben
doch kein Brot mehr und nichts Warmes. Um zwei, wenn er
aus de Schule kommt, manchmal kriegt er da was zu eſſen, weil
nämlich da eine Kochſchule is, dann geht er zu Fuß nach’m
Weſten und kommt um achte nach Hauſe. Sehen Se, Herr, da is
er doch ſehr ſtolz, wenn er mir ſein Geld vorzählt, das er
ver=
dient hat. Geſtern waren’s ja nur 900 Milliarden, aber
manch=
mal is es auch mehr.”
Der andere Junge, deſſen Angaben ich nachging, kommt aus
dem Wedding nach dem Weſten, faſt täglich ſeit einem Jahre.
Sein Schickſal erſcheint nicht ſo extrem wie das ſoeben geſchilderte.
Aber es iſt typiſch für zahlloſe ähnliche Fälle dieſer Zeit. Auch
dieſer Elfjährige, Herbert W., iſt ohne Vater. Seine Mutter,
eine Frau Ende der Vierziger, müht ſich, drei Kinder, den
Elfjährigen, ein fünfzehnjähriges Mädel und einen
Neunzehn=
jührigen, durchzuß=ingen. Das Mädel iſt eben eingeſegnet,
fin=
det keine Stellung, der älteſte Sohn verdient bei einer
Gelegen=
heitsarbeit 7 Murs die Woche. Ein Schlafburſche, in der guten
Stube gemeinſaß; mit dem Sohn untergebracht, jetzt arbeitslos,
half bisher die =iete aufbringen. Die Frau bezieht Renten von
ca. 23 Mark im Monat und hat dazu einen Teil vom Verdienſt
des Sohnes. Damit aber kann ſie nicht die drei Kinder ſpeiſen
und kleiden, Licht und Kohlen und Miete bezahlen. So hilft der
Jüngſte, mit Streichhölzern etwas zu verdienen. „E is ja nich
ſchön, daß man ſein Kind auf die Straße ſchicken muß, aber was
ſoll man denn machen? Es reicht ja zu nichts, das bißchen, was
man hat.
Der Junge aber, der mich beim erſten Male mit falſcher
An=
gabe in die Irre geführt hatte, in Furcht, ich ſei ein „
Kriminel=
ler” hatte ſich währenddeſſen unter dem Bett ſo feſt verkrochen,
daß er durch kein Zureden hervorzuholen war. Schämte er ſich
weil er gelogen hatte?
E. 91
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Nuumer 52.
* Penezuelg,
ein neues zukunſtsreiches Petroleumgebiet.
Von Wilh. G. Burckhardt.
Seit einigen Monaten mehren ſich die Nachrichten, welche
auch in Europa die Aufmerkſamkeit der intereſſierten Kreiſe auf
Venezuela als reiches Petroleumgebiet lenken. Schon lange
vor=
her hatte man in den Kreiſen beſonders der nordamerikaniſchen
und dann auch engliſchen Petroleum=Intereſſenten Kenntnis
da=
von erhalten, daß das Gebiet um den See von Maracaibo (
weſt=
liches Venezuela) und am Golf von Parig (öſtliches Venezuela)
Petroleumlager aufweiſe; aber erſt die Ergebniſſe einer
ſyſtema=
tiſchen Erforſchung der in Betracht kommenden Landkomplexe
führten zu einer intenſiven Belebung der venezolaniſchen
Petro=
leumförderung. Im Jahre 1912 kam es zur Entſendung einer
Kommiſſion von 35 nordamerikaniſchen Geologen (
Petroleum=
fachleuten), die im Laufe der beiden Jahre 1912/13 im ganzen
etwa 28 Millionen Hektar des in Frage kommenden
venezola=
niſchen Petroleumgebietes unterſuchten,
War bisher für das gewaltige Gebiet des lateiniſchen Amerika
Megiko als Haupt=Petroleumproduzent Trumpf geweſen,
ſolenk=
ten die bald einſetzenden Veröffentlichungen genannter
Fach=
kommiſſion die Aufmnerkſamkeit der intereſſierten Kreiſe ſehr bald
auf die überaus reichen venezolaniſchen Oellager. Hatte ſeit
1909 eine kleine venezolaniſche Geſellſchaft bei Pauji (
weſt=
liches Ufer des Maracaiboſees) auf einem Gebiet von nur 300
Hektar und von 1910 ab die „General Aſphalt Co.” am Guanoco=
Se, auf der Halbinſel Pedernales und am Golf von Paria iun
aller Stille insgeſamt 14 500 Hektar Petroleumland, für den
Eigenkonſum des Landes ausgebeutet, ſo ſehen wir ſeit 1912/13
drei weitere Großintereſſenten zunächſt mit Ankäufen von
Petro=
leumgelände auf den Plan treten: die „Caribbean Petroleum
Co.”, die „Nohal Dutch Shell” und die „Anglo Saxon Petroleum
Co. Ltd.”
Mitten im Verlaufe des Weltkrieges beginnt ſich dann die
benezolaniſche Petroleum=Produktion dank der energiſchen
Tätig=
keit genannter Geſellſchaften und der Bedürfniſſe des europäiſchen
Krieges auf dem Weltmarkt bemerkbar zu machen. — Die
amt=
liche Ausfuhrſtatiſtik per 1921, gibt bereits einen Export von
183 949 822 Kilogramm oder 15 329 151 Kilogramm
Rohpetro=
leum monatlich an; mit der angegebenen Ausfuhrmenge im Wert
von 9585 908 Bol. (gleich ebenſo viel ſchweiz, Franken) rückte
in 1921 das Petroleum als Landesprodukt an die dritte Stelle
gleich hinter den Kaffee und Kakao im Export, — und es iſt gar
nicht ausgeſchloſſen, daß ſein volkswirtſchaftlicher Wert für
Vene=
zuela noch weit bedeutendere Entwicklungsmöglichkeiten in ſich
ſchließt. Wir ſtehen hier am Anfange einer von Fachleuten
äußerſt günſtig beurteilten Produktion, und eine der bisher
be=
deutenderen Quellen, die erſt vor ganz kurzer Zeit erſchloſſen
wurde, ergibt augenblicklich ein regelmäßiges Tagesquantum von
100 000 Barriles oder 2800 000 Liter; es handelt ſich im
vor=
liegenden Falle um die ſehenswerte Quelle „Pozo de las Roſas”
der Compania Ingleſa „Venezuela Oil Conceſſions”, eine andere
Quelle, „La Maneta”, liefert täglich 80 000 Barril oder 2240 000
Liter.
So iſt es denn kein Wunder, wenn allmählich auch eine Reihe
von an der nachlaſſenden mesikaniſchen Petroleumförderung
intereſſierten Geſellſchaften ſich auf dem jungfräulichen Boden
Venezuelas eine Art von Nückverſicherung eingehen gegen die
Abnahme der Ergiebigkeit ihrer mexikaniſchen Bohranlagen. Ganz
offiziell behandelt dieſes Thema betreffend den Rückgang der
mesikaniſchen Quellen die „Standard Oil Co. New Yerſey” in
einem ihrer letzten Berichte und gibt ſogar bereits einen Verluſt
von 250 000 000 Dollars des auf 500 000 000 Dollars
veranſchlag=
ten (ſeinerzeit inbeſtierten) Betriebskapitals.
Nachdem auf dieſe Weiſe ausländiſches Kapital und
Unter=
nehmungsluſt den Weg geebnet hatte, kam es ſchließlich im Juni
1923 zu einer rein venezolaniſchen Gründung in der „Compania
Anonima Venezolana” mit einem Kapital von 25 000 000 Bol.
(ſchweiz. Franks); dieſelbe eröffnete ihre Tätigkeit auf einem
Gebiet von zunächſt 60 000 Hektar und war andererſeits auch
gegründet worden mit der Beſtimmung, als Treuhänderin die
Intereſſen des ſtaatlichen Grundbeſitzes an Petroleumländereien
ſowie von Privatbeſitzern ölhaltigen Grund und Bodens uſw.
zu vertreten. Genannte Geſellſchaft genießt daher auch das
wohl=
wollendſte Intereſſe der Regierung und ſteht mit dieſer eben
wegen Verwertung der Staatsländereien in ausgedehnter
ge=
ſchäftlicher Beziehung. Sie iſt in der Lage und auch beauftragt,
Petroleumintereſſenten über Venezuela zu informieren und bei
Kapitalinveſtierungen mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen. Ihr
Sitz iſt die Hauptſtadt Caracas.
Ein echt amerikaniſches Projekt ſoll übrigens demnächſt
ver=
wirklicht werden: man will dem Haupt=Petroleumlager des
Margeaibo=Gebietes direkt zu Leibe gehen und den Meresboden
auf Petroleum anbohren ...."
Der für 1921 angegebenen Ausfuhr von rund 184000 000
Kilogramm ſtand, ein Eigenkonſum des Landes von rund
23 000 000 Kilogramm gegenüber. 1922 ſtieg die Produktion
weiter auf rund 300 000 000 Kilogramm, von der etwa 30 Proz.
im Lande verbraucht wurden, der Reſt wurde ausgeführt. Der
größte Teil dieſer venezolaniſchen Nohpetroleum=Ausfuhr wird
vermittelſt (meiſt engliſcher) Tankmonitore in die große
Naffi=
nerieanlage auf der benachbarten holländiſchen Inſel Curacao
überführt, während nur ein geringer Teil dieſes Rohöles (und
dies auch erſt ſeit ganz kurzer Zeit) direkt nach Newyork gelangt,
im 1., 2. und 3. Quartal 1923 zuſammen 64 320 000 Liter.
Die für den venezolaniſchen Inlandskonſum beſtimmten
Pro=
dukte (wie Gaſolin, Keroſene, Gas=Oil und Fuel=Oil) werden ſeit
1917 in der einzigen in Venezuela exiſtierenden, jedoch
unzurei=
chenden Raffinerie von San Lorenzo (der „Caribbean Co”
ge=
hörend) hergeſtellt; hieraus erklärt ſich auch der für ein
Petro=
leumland wie Venezuela ſonſt unverſtändliche Import von
ver=
ſchiedenen Petroleumprodukten, die noch immer aus England,
den Vereinigten Stagten, Holland und ſogar auch wieder
Deutſch=
land nach Venezuela eingeführt werden (rund etwa z. B. 800 000
Liter Schmieröl).
Der Rohölexport aus dem Maracaibogebiet hat eine große und
koſtſpielige Schwierigkeit in der „Barre” (Schlamm= und
Sand=
ablagerung) am Eingang des Golfes zu überwinden; dieſe
Durchfahrtsſtraße iſt etwa in Höhe der Stadt Maracaibo für die
üblichen Ueberſeetankdampfer unpaſſierbar; Pläne zur Abſtellung
dieſes Uebelſtandes ſind von der Regierung Venezuelas
ange=
fordert und geprüſt worden; im Laufe des Jahres 1924 wird
nun, wie ich höre, dem Kongreß ein Geſetzesantrag zugehen, der
die benezolaniſche Negierung zur Inangriffnahme der
notwen=
digen Baggerarbeiten ermächtigen ſoll. Gegebenenfalls wird
letz=
tere ſich natürlich an leiſtungsfähige Unternehmungen durch
Aus=
ſchreibung wenden. — Wird es nach Beſeitigung der Barre
mög=
lich, die transatlantiſchen Tankdampfer bis in die Bucht von
Margeaibo zu dirigieren, ſo würde durch die Einſparung der
bisher notwendigen Umladung aus den flachgehenden Monitoren
in die großen Tankſchiffe eine Verbilligung ſchon der erſten
Speſen um 5 amerikaniſche Dollars per Tonne in die Erſcheinung
treten; eine weitere Verbilligung ergäbe ſich aus der Errichtung
von mindeſtens je einer leiſtungsfähigen Petroleum=Naffinerie
Indter in den biden Kaulterdutignsgeliten, der Wargsher.
bucht und des Golfes von Paria.
Wenn wir uns nun vor Augen führen, daß bis zum Jahre
1912/13 im ganzen nur drei einheimiſche Bankeu mit einem
Ge=
ſamtkapital von rund 30 000 000 Bolivares dem Handel und den
ſonſtigen wirtſchaftlichen Bedürfniſſen des Landes genügten und
nunmehr (nach kaum zehn Jahren), beſonders ſeit 1916, zu dieſen
drei einheimiſchen Inſtituten GBanco de Venezuela, Baucp de
Carzcas und Banco de Maracaibo) fünf weitere ausländiſche
Finanzinſtitute auf den Plan traten, ſo liegt es auf der Hand,
daß hier finanzielle Inveſtierungen vorgenommen wurden, die
mit der neuen Produktion des Landes als Oellieferant in engem
Zuſammenhange ſtehen. Denn die Zunahme des Warenverkehrs
in Ein= und Ausfuhr gibt hierfür keine genügende Erklärung:
1910/11 77 536 000 Mk. Ausfuhr, 64 160 000 Mk. Einfuhr,
zu=
ſammen 141696 000 Mk.: 1920 136 560 000 Mk. Ausfuhr,
241 600 000 Mk. Einfuhr, zuſammen 378 160 000 Mk.; 1921
106 800 000 Mk. Ausfuhr, 73 920 000 Mk. Einfuhr, zuſammen
180 720 000 Mk. Daran ändert auch nichts die durch den
Aus=
verkauf Mitteleuropas zu erklärende vorübergehende Aufblähung
der Handelsſtatiſtik pro 1921. Im Einzelnen liegen daher die
Zuſammenhänge des ausländiſchen Bankweſens mit den ſtarken
ausländiſchen Petroleum=Juntereſſen allem Anſchein nach
folgen=
dermaßen:
Amerikauiſch ſind von den Bankunternehmungen:
a) der Banco Mercantil Americano de Carzcas mit 10 Millionen
Kapital, b) die Commereial Bank off Spaniſh Ameriea Ltd.,
e) The National City Bank of New York; von den
Petroleum=
geſellſchaften: a) The Standard Oil Co. mit 7 Zweiggründungen
im Lande, b) The Sun Oil of Philadelphia unter dem Namen:
„Venezuela Oilfields Co. mit 9 Niederlaſſungen, c) The Gulf
Oil and Transport Co. mit 4 Zweigunternehmungen.
Engliſch iſt von den Bankunternehmungen: „The Royal
Bank of Canada, Cia. anznima, mit 77000 000 Bol. Kapital;
während die engliſchen Petroleumintereſſen ſich konzentrieren
in der „Dutch Shell and Barber Aſphalt Co.”, die mit 9
Zweig=
niederlaſſungen im Lande arbeitet, von denen die „Caribbean
Petroleum Co.” und die „Benezuela Oil Conceſſions” beſonders
zu nennen wären.
Die erſt im Laufe des Jahres 1923 ins Leben getretene, rein
venezolaniſche „Compania Anönima Venezolana” ſteht natürlich
mit den drei venezolaniſchen Finanziuſtituten (beſonders dem
„Banco de Venezuela”) in Verbindung.
Wie die Ausſichten Venezuelas als Petroleumproduzent
weiter günſtig beurteilt werden, ergibt ſich aus der jüngſten
holländiſchen Bankgründung, der „Hollandſche Bank voor Weſt
India” unter der Firma „Banco Holandés de las Indias
Occi=
dentales” und der auch auf holländiſcher Seite beſtehenden
Ab=
ſicht, ſich an der wertvollen Landesproduktion aktiv zu beteiligen.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 52.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Seite 5.
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 21. Februar.
Miete und Steuer.
E Durch zahlreiche Veröffentlichungen der Intereſſenten
üiber die Erhebung und Abwälzung der Grundſteuer uſw. iſt
Verwirrung eingetreten. Die Stadtverwältung erklärt deshalb:
1. Die geſetzliche Miete für den Monat Februar 1924
be=
trägt nach der Verordnung des heſſiſchen Miniſteriums für
Arbeit und Wirtſchaft vom 23. Januar 1924 in Darmſtadt
22 Prozent der Friedensmiete. Sie iſt auf volle 10 Pfennig
aufzurunden. In dieſer Summe ſind 2 Prozent
Verwal=
tungskoſten, 12 Prozent für laufende Unterhaltungsarbeiten
und 8 Prozent für große Inſtandſetzungsarbeiten ſowie die
Zuſchläge für Steigerung der Zinſen und die Grundmiete
einbegriffen.
Die Betriebskoſten werden, wie ſeit 1. November 1923
verordnet, auf alle Mieter anteilmäßig
ausge=
ſchlagen. Es betrifft dies die Grundſteuer (Staat und
Stadt), den Brandverſicherungsbeitrag, die Beiträge für
Haftpflichtverſicherung und Waſſerſchadenverſicherung, ſowie
die Schornſteinfegergebühren.
3. Der Hauseigentümer iſt nach dem Geſetz für den
Eingang der Grundſteuern und Brandverſicherungsbeiträge
haftbar. Er hat ſie an die Kaſſen abzuliefern und zieht die
Beiträge der Mieter ein.
4. Empfängt ein Mieter nach den beſtehenden Beſtimmungen
durch Vermittelung des Städtiſchen Wohlfahrtsamtes eine
Rente, eine Beihilfe oder eine Unterſtützung aus
öffentlichen Mitteln oder aus Vereinsmitteln oder
aus Privatmitteln, dann kann auf Antrag des
Hauseigen=
tümers der auf den zahlungsunfähigen Mieter anteilmäßig
ausgeſchlagene ſtädtiſche Grundſteuerbetrag von
der Stadtkaſſe erlaſſen oder geſtundet
wer=
den. Das gleiche geſchieht, wenn der Hausbeſitzer ſelbſt
ſei=
nen Anteil nicht bezahlen kann. Anträge ſind an die
Stadtkaſſe zu richten. Ein Erlaß tritt nicht ein,
wenn im Haushalte eines ſolchen Mieters Kinder oder
An=
verwandte mit eigenem Einkommen leben, deren Einkommen
zuſammen mit der dem Mieter zufallenden Unterſtützung
das mittlere Einkommen eines Arbeiters erreicht. Ein
Steuererlaß tritt nicht oder nur zum Teil ein, wenn ein an
ſich zahlungsunfähiger Mieter Teile ſeiner Wohnung gegen
entſprechendes Entgelt an andere Perſonen weiter vermietet
hat und aus dem Entgelt ganz oder teilweiſe der betreffende
Steueranteil dem Hauseigentümer erſetzt werden kann.
H. Wird von einem Mieter ohne triftigen Grund der Erſatz
ſei=
nes Steueranteils an den Hauseigentümer verweigert, ſo
kann letzterer ſeinen Anſpruch an die Stadt Darmſtadt
ab=
treten. Der betreffende Steueranteil wird dann durch die
Stadtkaſſe von dem Mieter eingezogen.
6. Kann ein Mieter die ſtaatliche Grundſteuer nicht
bezahlen, ſo kann Erlaß durch das Finanzamt Darmſtadt
Stadt (Infanteriekaſerne) erfolgen, wenn der Mieter bereits
vor dem 15. Januar 1924 eine Unterſtützung bezogen hat
und noch bezieht, nämlich Unterſtützung für Sozialrentner,
aus der Kleinrentnerfürſorge, Erwerbsloſenunterſtützung
oder Wohlfahrtsunterſtützung. Sofern ein Steuerpflichtiger
Anſpruch auf gänzlichen oder teilweiſen Erlaß der Steuer
hat, bleibt ihm anheimgeſtellt, nur den übrigen Teil der
Steuer zu entrichten und Erlaßantrag nebſt
Verteilungs=
berechnung und Beweisſtücken bei dem Finanzamt
einzu=
reichen. In Höhe des beantragten Erlaſſes gilt die Steuer
einſtweilen als zinslos geſtundet. Das Finanzamt gibt dem
Erlaßantrag entweder ſtillſchweigend ſtatt oder lehnt ihn
ganz oder teilweiſe ab. Im letzteren Falle wird der
hier=
nach rückſtändige Betrag nebſt Koſten und Zuſchlägen
bei=
getrieben.
6. Kann der Hauseigentümer die
Brandverſicherungs=
beiträge nicht oder nur zum Teil bezahlen, ſo kann er
Antrag bei der Brandverſicherungskammer (Frankfurter
Straße 2) auf Stundung dieſer Beträge ſtellen. Der
Brand=
herſicherungsbeitrag iſt keine Steuer, ſondern eine Prämie,
B.
die nicht erlaſſen werden kann.
— Richard Strauß=Uraufführung in Darmſtadt. Das
Lan=
destheater bereitet gegenwärtig die tänzeriſche Uraufführung der
von Richard Strauß bearbeiteten Tanzſuite von Frangois
Cou=
perin vor. Der muſikaliſchen Uraufführung in Wien folgte dieſer
Tage die Erſtaufführung in Amerika, die ſtärkſten Erfolg hatte.
— Das Großruſſiſche Balalaikgorcheſter (Dirigent: Georg
Waſſi=
lieff), das bereils mehrmals mit großem Erfolg gaſtierte, iſt vom
Aus=
land zurückgekehrt und gibt am Montag, den 25. Februar, 8 Uhr, im
Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters, ein
Gaſtſpiel mit vollſtändig neuem Programm. Der Abend, an dem auch
wieder die ruſſiſchen Tänzer mitwvirken, bietet allen Freunden dieſer
eigenartigen Volkskunſt genußreiche Stunden. Der Vorverkauf beginnt
am Donnerstag, den 21. Februar, an der Tageskaſſe des Großen Hauſes.
Walter einen Sittlichkeitsvortrag für Männer und junge Männer.
— Liebesleben der Tiere und Pflanzen. Es iſt erfreulich, daß in der
heutigen Zeit auch für wiſſenſchaftliche Filme ein ſo großes Intereſſe
be=
ſteht, wie es ſich bei den Kulturfilmvorführungen des Landestheaters
bereits ſeit einigen Monaten zeigt. Die Filmvorführungen ziehen ihr
Publikum nicht nur aus der Stadt, ſondern im bemerkenswertem Maße
auch aus der näheren und weiteren Umgebung herbei und ſtellen ſo ein
weiteres — ſtarkes — Bindemittel zwiſchen Theater und Land dar. Die
Leitung des Theaters bemüht ſich, nach ſchärfſter kritiſcher Würdigung,
nur das wirklich hervorragendſte Filmmaterial, der neueſten deutſchen
und ausländiſchen Produktion hier bekannt zu machen. Und ſie findet
ſtarken Widerhall bei ihren Beſtrebungen. Auch der jetzige Film, der in
allgemein derſtändlicher Weiſe die geheimnisvollen und ſo unendlich
man=
nigfaltigen Erſcheinungen des Liebeslebens bei den Tieren und Pflanzen
in Bild und Wort behandelt, erweckt wieder ſtarkes Intereſſe. Der
Vor=
verkauf findet an der Kaſſe des Kleinen Hauſes und am Verkehrsbüro
ſtatt. Es werden nur nummerierte Karten zum Preiſe von 0,50 bis
4 Mark ausgegeben. Von billigen guten Plätzen ſind ſür die erſte
Vorſtellung nicht mehr viele vorhanden. Es empfiehlt ſich daher, daß
elle diejenigen, die die Abſicht haben, den Film zu beſuchen, ſich
mög=
ſchſt bald ihre Karten ſichern. Da die Kopien auf lange Zeit hinaus
für andere Städte belegt ſind, kommen für Darmſtadt außer den ſieben
angeſetzten Vorführungen keine weiteren Vorführungen mehr in
Be=
tracht. — Den Mitgliedern der Volkshochſchule werden auf deren
Ge=
ſchäftsſtelle Karten zu ſtark ermäßigtem Preiſe ausgegeben.
— 30jähriges Geſchäftsjubiläum! Am 1. März 1894 gründete Herr
J. W. Schneider mit den beſcheidenſten Mitteln eine Kartonagenfabrik
und mietete zuerſt ein Lokal in der Alexanderſtraße 5. Durch eine
Erb=
ſchaft war er in der Lage, den Betrieb mit den (damals) modernſten
Maſchinen zu verſehen. Seinen erſten Auftrag erhielt er von der Firma
Merck, Chem. Fabrik, und zwau 5000 Stück Etikettkaſten, für den Anfang
ein Nieſenauftrag. Weitere Geſchäftslokale waren Eliſabethenſtraße 42
und Luiſenſtraße, bis es ihm mit Hilfe eines Freundes gelang, 1899 das
Anweſen Lauteſchlägerſtr. 26 zu kaufen. Durch peinlich ſaubere Arbeit
und hierdurch treue Kundſchaft vermehrte er ſein Perſonal auf 50 Köpfe.
Sein Sohn geriet im Krieg in engliſche Gefangenſchaft, 1919
zurückge=
kehrt, trat er wieder ins Geſchäft ein. Auf ſein Betreiben hin wurde
das Fabrikgebäude Kirſchenallee 30 von der Schokoladenfabrik Haſſia
käuflich erworben. Die Zeit forderte nunmehr modernſte Maſchinen, die
gekauft wurden. Geſtützt auf dieſe ſowie einen Stamm geſchulten
Per=
ſonals war er bald in der Lage, ſelbſt die größten Aufträge in
über=
zogenen und Rohkartonagen zu erledigen. Um ſeinem Sohn und ſeinem
Schwiegerſohn Herzer (welcher inzſviſchen in das Geſchäft eingetreten
war) mehr Bewegungsfreiheit und Anxeiz zu geben, kam es am erſten
Januar 1923 zur Umwandlung in eine G.m.b.H., in welcher die drei
Herren alleinige Geſellſchafter ſind. Bemerkt ſei noch, daß Herr
Schnei=
der Mitgründer der Süddeutſchen Kartonagenverbände iſt, aus welchen
dann der Zentralverband der Deutſchen Kartonagenfabrikanten entſtand.
II.K. 1ieber die Wiener Internationale Meffe vom 2. bis 15. März
d. Js. wird nähere Auskunft erteilt durch Hündelskammerſundikus Dr.
Human auf dem Bureau der Handelskammer Darmſtadt. Daſelbſt
könzien Meſſeausſseiſe, Paßviſumkupons, Wohnungsbeſtellkarten und
ſonſtriges auf die Wiener Meſſe bezüigliches Material entgegengenommen
tue
— Feſtkonzert des Darmſtädter Schwimmklubs „Jung=Deutſchland”
Es war eine anzuerkennende. Tat des Darmſtädter Schwimmklubs
„Jung=Deutſchland”, ſeine alljährliche Stiftungsfeier zu einem
größeren Feſte umzugeſtalten und den Beſuch weiteren Kreiſen möglich
zu machen. Wer einmal einem ſolchen Feſte beiwohnen durfte, dem
werden die ſchönen Stunden des friſchen, fröhlichen Lebens und
Trei=
bens in angenehmer Erinnerung bleiben. Auch zu dem am Samstag,
den 23. Februar, in den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft
ſtattfin=
denden 12jährigen Stiftungsfeſt hat ſich der Klub wieder
tabfer gerüſtet: Erſte beliebte Künſtler unſeres Landestheaters haben
ihre Mitwirkung zugeſagt, darunter unſer vortrefflicher Konzertmeiſter
Drumm mit ſeinem Quartett und einigen weiteren Künſtlern des
Orcheſters. Beſonders vielverſprechend iſt auch das Quartett aus den
Damen Albrecht und Jacobs und den Herren Biſchoff und Höfflin, das
die achr Zigeunerlieder von Brahms vortragen wird. Das beliebte
Luſtſpiel „Jwwerrumpelt” von Heinrich Hohmann wird den heiteren
Teil des Abends eröffnen unter Führung von Herrn Hans Baumeiſter,
dem ſich die künſtleriſch geleitete „Bunte Bühne” anſchließen wird. Der
Feſtball wird natürlich ebenfalls dem Feſte ein vornehmes Gepräge
geben. Auch für das leibliche Wohl iſt durch Anrichten verſchiedener
Art hinreichend geſorgt. Die durch Mitglieder eingeführten Gäſte
können Karten noch bis Samstag vormittag 12 Uhr bei Konzert=Arnold
(Wilhelminenſtraße 9) abholen. Eine Abendkaſſe findet nicht ſtatt.
— Zur Förderung des Wohnungsbaues. Man ſchreibt uns: Die
hieſige Ortsgruppe des Bundes Deutſcher Architekten, B. D.A., hat ſich
die Aufgabe geſtellt, im Intereſſe der Arbeitsloſigkeit und
Wohnungs=
nor, unter Berückſichtigung der großen Geldknappheit, in großzügiger
Weiſe die Errichtung von Wohnbauten bzw. Schaffung von
Wohnun=
gen zu ermöglichen. Wie aus dem Inſerat erſichtlich, werden die
Mit=
tel, die von den Bauintereſſenten und Wohnungsſuchenden aufgebracht
werden können, zuſammengefaßt und unter Zuziehung des noch
erfor=
derlichen Hypothekenkredits die entſprechenden Baukapitalien gebildet.
Die beſtehenden Häuſer, in denen Aus= oder Aufbaumöglichkeit
vorhan=
den iſt, ſind der Ortsgruppe zu melden. Ebenſo wird erſucht um
An=
gabe und Bereitſtellung von Bauplätzen, bei denen Anbaumöglichkeit
durch vorhandene Brandgiebel gegeben iſt. Sonſtiges Baugelände iſt
in allen Lagen der Stadt vorhanden. Durch einfache, der Zeitlage
an=
gepaßte Bauweiſe, bei ſolider Ausführung und beſter Raumausnützung,
werden niedrigſte Baukoſten erſtrebt. Die Ortsgruppe iſt ſich der
Schwierigkeit der Aufgabe bewußt und rechnet damit, daß ſie in ihrem
tatkräftigen Vorgehen bei allen maßgebenden Behörden und ſonſtigen
Stellen in Berückſichtigung der unaufſchiebbaren Möglichmachung von
Arbeitsgelegenheit die gebührende Unterſtützung findet. Es iſt nur
dann möglich, greifbare Erfolge zu erzielen.
— Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Der Wiederbeginn der
ſtaatlichen Klaſſenlotterie, deren Ziehung 1. Klaſſe bereits am 7. März
d. Js. vorgenommen wird, begegnet einem allgemeinen lebhaften
Inter=
eſſe, wie es ſich aus dem flotten Abgang der Loſe zeigt. Die bisherigen
Spieler werden daher gebeten, ſich recht bald zu entſcheiden, ob ſie die
ihnen zugeſandten Loſe zu behalten wünſchen oder nicht, damit die
ſtaatlichen Lotterieeinnehmer über den Losbeſtand Klarheit gewinnen
und rechtzeitig für den Bedarf an Loſen ſorgen können. Der äußerſt
mäßige Lospreis und die günſtigen Gewinnausſichten ziehen viele neue
Spielluſtige an, ſo daß ſehr bald mit einem Ausverkauf der Loſe
ge=
rechnet werden kann. Wer daher noch ſchwankt, möge ſich bald
entſchei=
den, um ſich ſein Los rechtzeitig zu ſichern.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchuſſes der
Pro=
vinz Starkenburg am Samstag, den 23. Febr., vorm. 10 Uhr:
1. Klage des Gemeinderatsmitgliedes Seigel zu Viernheim gegen
den Beſchluß des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Heppenheim vom 18. 12.
1923 wegen Ausſpruch einer Ordnungsſtrafe gegen den Kläger. 2. Klage
des Freiherrlich Wamboltſchen Rentamts gegen den Beſchluß des
Be=
zirkswohnungskommiſſars Dieburg vom 20. 12. 1923 wegen Enteignung
von Baugelände in Kleeſtadt. 3. Beſchwerde des Johannes Koch II.
in Klein=Krotzenburg gegen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle)
Offenbach a. M. wegen Verſagung der Großhandelserlaubnis. 4.
Ge=
werbebetrieb der Moſes Sobernheim Ehefrau von Mörfelden;
hier: Antrag des Kreisamts Groß=Gerau auf Entziehung des
Wander=
gewerbeſcheins gemäß § 35 der Ge verbeordnung. 5. Beſchwerde des
Adam Arnold I. zu Ober=Abſteinach gegen den Beſchluß des
Kreis=
amts (Handelszulaſſungsſtelle) Heppenheim wegen Nichterteilung der
Großhandelserlaubnis.
— Orpheum. Der luſtige Operettenſchwank von J. Gilbert „Das
Fräulein vom Amt” wird nur noch heute und morgen, Donnerstag und
Freitag, gegeben. — In Vorbereitung „Ein Walzertraum”,
Muſik von Oskar Straus.
— Gleichſtellung der Reichskupfermünzen mit den Rentenpfennigen,
Es intereſſieren nachfolgende privatrechtliche Beſtimmungen:
Lautet eine Schuld auf Reutenmark, ſo iſt der Gläuhiger nicht
verpflich=
tet, Kupfermünzen im Geſamtbetrage von mehr als 5 Rentenmark in
Zahlung zu nehmen. Werden mit den Kupfermünzen zugleich Münzen
über 1, 2, 5 und 10 Rentenpfennige in Zahlung gegeben, ſo iſt der
Gläubiger nicht verpflichtet, von dieſen insgeſamt einen Betrag von
mehr als 5 Rentenmark anzunehmen. Lautet eine Schuld auf
Renten=
mark, ſo kann die Zahlung auch in Rentenpfennigen erfolgen, der
Gläu=
biger iſt jedoch nicht verpflichtet, über 50 Rentenpfennige lautende
Münzen im Betrage von mehr als 20 Rentenmart, über 1, 2, 5 und
10 Rentenpfennige lautende Münzen im Geſamtbetrage von mehr als
5 Rentenmark in Zahlung zu nehmen.
— 145 Arten Reichsbanknoten. Einer in der Zeitſchrift „Das
Not=
geld” (Berlin S.W. 68) erſchienenen Tabelle entnehmen wir, daß
Deutſchland vom 1. 8. 1914 bis Ende 1923 Papiergeld in 37 Wertſtufen
von 1 Mk. bis 100 Billionen ausgegeben hat. Da von den meiſten
Wer=
ten mehrere Ausführungen gedruckt wurden, ergeben ſich 87 verſchiedene
Scheine (die ſpäter aufgewerteten, nie ausgegebenen Stücke zu 1000 und
5000 Mk. mitgerechnet); bei Berückſichtigung der verſchiedenen
Waſſer=
zeichen erhöht ſich dieſe Zahl gar auf 145 Scheine. Davon ſind 16
Dar=
lehnskaſſenſcheine, 129 Reichsbanknoten. Schließlich kommen noch dazu
die Zinskupons der Kriegsanleihen von 1915 bis 1918 in den Stufen
2,50, 5, 12,50, 25, 50, 125 Mk., ſoweit ſie am 2. 1. 1919 fällig waren,
die während der Zahlungsmittelknappheit Ende 1918 vorübergehend zu
geſetzlichen Zahlungsmitteln erklärt wurden, alſo weitere 24 Werte. Von
den Scheinen ſind eine ganze Reihe, beſonders die beiden 50 Mk.=Scheine
von 1918, abſolut nicht mehr aufzutreiben und zu großen Seltenheiten
geſvorden.
Wegen angeblich geplanten kommuniſtiſchen Unruhen war geſtern
die Schutzpolizei in Alarmbereitſchaft. Das ehemalige Reſidenzſchloß
war in weitem Umkreis durch Poſten abgeſperrt.
— Ausführungsverordnung zum Geſetz über die Beſchäftigung
Schwerbeſchädigter (Faſſung der Bekanntmachung vom 12. Jan. 1923).
Am 14. Febr. trat in Kraft: Ein Arbeitgeber, der über 20 bis einſchl.
50 Arbeitsplätze verfügt, muß wenigſtens einen Schwerbeſchädigten, ein
Arbeitgeber, der über mehr Arbeitsplätze verfügt, auf je 50 weitere
Arbeitsplätze wenigſtens einen weiteren Schwerbeſchädigten beſchäftigen.
Ein Ueberſchuß von 20 wird dabei vollen 50 gleich gerechnet. Verfügt
eine öffentlich=rechtliche Körperſchaft über weniger als 20 Plätze, ſo
kann auf Antrag der Hauptfürſorgeſtelle die Aufſichtsbehörde beſtimmen,
daß ein Arbeitsplatz für Schwerbeſchädigte vorzubehalten iſt, wenn
dieſer Platz ſich für den Schwerbeſchädigten eignet und die Einſtellung
für den Arbeitgeber keine beſondere Härte bedeutet. Für private
— Evangeliſcher Beſuch aus dem beſetzten Gebiet. Der evangeliſche
Kirchenchor Mainz=Weiſenau (86 Sänger), begleitet von
ſeinem Orcheſter, kommt am nächſten Sonntag nach Darmſtadt. Chor
und Orcheſter werden den Gottesdienſt um 10 Uhr in der Pauluskirche
verſchönen, bei dem Herr Pfarrer Haupt (früher Darmſtadt) die
Pre=
digt hält. Abends 7 Uhr geben die Weiſenauer einen Familienabend im
Beſſunger Gemeindehaus, wobei auch zwei Theaterſtücke zur
Auffüh=
rung gelangen.
n. Strafkammer. Schöffengerichtlich wegen Bedrohung und
gefähr=
licher Körperverletzung zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, verfolgte
der 76jährige Philipp Röthner von Ginsheim Berufung zwecks Frei
ſpruchs, erreichte aber nur, daß erſteres Vergehen verneint und für das
letztere auf 100 Goldmark Geldſtrafe erkannt wurde. Er iſt
Zwangs=
mieter des außerhalb Ginsheims wohnenden Fabrikwächters Neinhard
Krombach, und Beide leben miteinander in Feindſchaft. Wiederholt hatte
ſich dieſes Verhältnis in Zwiſtigkeiten geäußert, bis es dann eines Abends
auf dunkler Landſtraße zu dem fraglichen Auftritt kam. Kr. befand ſich
auf dem Weg zur Nachtſchicht in der Guſtavsburger Fabrik, und bekundet
zeugeneidlich, R. ſei plötzlich aufgetaucht, habe ihn mit einem Prügel
vom Fahrrad heruntergeſchlagen und mehrmals geſtochen. R. beſtreitet
dies und will, von Kr. angegriffen, nur in der Abwehr geweſen ſein.
Schwerere Folgen des Zuſammenſtoßes blieben abgewendet, und es
wurde R. zwar auch in zweiter Inſtanz der Mißhandlung ſchuldig
er=
achtet, jedoch bisherige Unbeſtraftheit nebſt den ganzen Begleitumſtanden
mildernd berückſichtigt. — Schwere Urkundenfälſchung mit mildernden
Umſtänden trug dem Schäfer Friedrich Steckroth aus Echterdingen
2 Wochen Gefängnis ein. Er dure
mehr Arbeitsplätze verfügen, kann die Hauptfürſorgeſtelle eine ſolche
Andrdnung treffen. Als Schwerbeſchädigte gelten auch Perſonen, die
von der Hauptfürſorgeſtelle vor 1. Januar 1923 den Schwerbeſchädigten
gleichgeſtellt worden ſind, ſo lange nicht die Hauptfürſorgeſtelle gemäf
§ 8 des Geſetzes die Gleichſtellung widerruft. Bußen (§ 18 Geſ.) ſind
vom Gericht an die Hauptfürſorgeſtelle abzuführen, die ſie für Zwecke
der Schwerbeſchädigtenfürſorge verwendet.
— Reichspenſionsamt. Dieſe für die ehemalige Wehrmacht beſtehende
Reichsbehörde wird mit 31. März 1924 aufgelöf
— Arbeitszeit in Krankenpflegeanſtalten. Ab 1. April 1924 gilt:
Das Pflegeperſonal darf in der Woche — einſchließlich der Sonn= und
Feiertage — bis zu 60 Stunden, die Pauſen nicht eingerechnet,
beſchäf=
tigt werden. Die tägliche Arbeitszeit ſoll in der Regel 10 Stunden
nicht überſchreiten und durch angemeſſene Pauſen unterbrochen ſein.
Als ſolche Anſtalten gelten öffentliche und pridate, in denen Kranke
oder Sieche verſorgt iverden, die ſtändiger ärztlicher Aufſicht oder Pflege
bedürfen; ferner Entbindungsanſtalten, Säuglingsheime und
Jrreu=
auſtalten. Zum Pflegeperſonal zählen auch im Arbeits= oder
Lehrver=
hältniſſe ſtehende, ſowie ſolche Perſonen, die Arbeiten häuslicher oder
ſonſtiger Art verrichten, die unmittelbar der Verſorgung der Kranken
dienen. Die Anſtaltsleitung regelt die Dauer und Verteilung der
Arbeitszeit und der Pauſen, ſowie die wöchentlichen Freizeiten nach
Anhörung der leitenden Aerzte und der Betriebsvertretung. Die
Rege=
lung iſt durch Aushang an ſichtbarer Stelle bekanntzugeben. Die
Be=
ſchränkungen der Arbeitszeit finden auf vorübergehende Arbeiten, die
in Notfällen unverzüglich vorgenommen werden müiſſen, keine
An=
wendung.
— Gebührentarif für gewerbsmäßige Stellenvermittler im Kreiſe
Darmſtadt. Auf Grund des § 5 des Stellenvermittlergeſetzes vom 2. 2.
1910 und Vollzugsverorönung vom 2. 9. 1910 iſt der Tarif (II) vom
uig erſetzt: Perſonal im Haus=
jeden Vermittelungsfall 0,20 Mk. Der Tarif iſt am 19. Febr, in Kraft
getreten.
gefunden habe. Auf Grund des Viehſeuchengeſetzes iſt zwecks Bekämpfur
der Maul= und Klauenſeuche eine Verordnung erlaſſen, wbnach ſol
Herden alle drei Tage zu beſichtigen ſind. St. beſaß nur eine ältere V
ſcheinigung aus Oberheſſen, hatte deren Datum entfprechend abgeändert
und zeigte ſie zwecks Verſchleierung der Säumnis vor. — Verſworfeir
wurde die Berufung des ſchöffengerichtlich wegen Hehlerei zu 100 000 Mk.
Geldſtrafe verurteilten Althändlers Jüdoe May aus Geinsheim,
ob=
wohl dieſer das rechtswidrige Bewußtſein beſtreitet. Es handelt ſich um
den Ankauf zweier Rehfelle und eines Haſenfells, und dieſe ſtammten
von Fallwild her, das ſich dortige Leute nach dem Hochwaſſer im vorigen
Jahre angeeignet hatten. Sie ſind deshalb rechſtsträftig wegen Wilderei
beſtraft worden, und der Angeklagte May konnte damals über den
un=
redlichen Erwerb Jener nicht im Zweifel ſein. — Eine größere, unker
Ausſchluß der Oeffentlichkeit geführte Verhandlung endigte mit
Verur=
teilung des 24jährigen Muſikers Karl Kreutz wegen Bedrohzing und
Notzucht zu 1 Jahr 7 Monaten Gefängnis, abzüglich 1 Monats
Unter=
ſuchungshaft. Der Angeklagte iſt Zigeuner, und die Tat geſchah in
No=
vember p. Js. abends in der Eſchollbrücken Straße, wo mehrere
Wohn=
wagen ſolcher fahrenden Leute hielten. Der ſtark angetrunkene Kr. ſuchte
zuerſt, mit dem Revolver in der Hand, nach einem dieſer Inſaſſen, mit
dem er früher Streit gehabt hatte, fand den aus Angſt ſich verbergenden
Mann nicht und vergriff ſich dann an deſſen Frau, die ins Freie
flüchtet war.
— März=Fahrplan des Norddeutſchen Lloyd Bremen. (O. Geſpähr.
1. Bremen-Neu=York: „Hannover” (weiter nach Philadelpyia)
ab Bremen 1. März; (Bremen” (über Halifax) ab Bremerhaden
„Preſident Rooſevelt” ab Bremerhaven 8. März; „Preſident Harding
ab Bremerhaven 15. März; Stuttgart” (über Halifax) ab
Bremer=
haven 20. März; „George Waſhington” ab Bremerhaven 22. März;
„America” ab Bremerhaven 26. März; „Yorck” ab Bremerhaden 2
— 2. Bremen-Philadelphia-Baltimore-Norfolk
„Hannover” (über Neu=York) ab Bremen 1. März; „Porta” ab
Bre=
men 15. März. — 3. Bremen-Kanada: „Bremen” ab
Bremer=
haben 8. März; „Stuttgart” ab Bremerhaden 20. März. — 4. Bre
men—La Plata: „Werra” ab Bremen 2. März, ab Hamburg 7
Paſſagiereinſchiffung in Bremerhaven 8. März; „Gotha” ab Bremen
16. März, ab Hamburg 21. März, Paſſagiereinſchiffung in Bremerhaben
22. März; „Weſer” ab Bremen 23. März, ab Hamburg 28. März,
Paſ=
ſagiereinſchiffung in Bremerhaven 29. März. — 5. Bremen—
Bra=
ſilien: „Minden” ab Bremen 1. März; „Hornſund” ab Bremer
29. März. — 6. Bremen-Kuba: „Raimund” ab Bremen 5. März.
— 7. Bremen—Oſtaſien: Automedon” (Holt) ab Bremen 1.
„Pfalz” (Nd. L.) ab Bremen 8. März; „Preußen” (H.A.L.) ab Bremer
15. März; „City of Tokio” (Ellermann) ab Bremen 22. März; „
Hol=
ſtein (Nd. L.) ab Bremen 29. März. — 8. Bremen—Auſtralien=
„Halle” ab Bremen 22. März.
Lokale Veranſtaltungen.
Dſe bſerühier erſcheſuenden Nofizen ſind ausſchließlich als Kinweiſe auf Anzeigen zu
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
— Volkstümliche Sonntagsmorgenmuſik im Reh
gymnaſium (Oberregierungsrat Grospietſch). Auf den am nächſten
Sonntag, 24. Februar, um 11.15 Uhr. ſtattfindenden Liedervortrag vor
Fräulein Margarete Albrecht, ſei nochmals hingewieſen. Es
kom=
men Perlen der Liebeslyrik, nämlich der „Brautliederzyklus
von Cornelius und eine Auswahl von Liedern aus Hetzſes. „Italieni
ſchem Liederbuch” in der Kompoſition von Hugo Wolf zur Aufführung.
— Ludwigshöhkonzerte. Die beliebten
Sonntagsnachmit=
tagskonzerte auf der Ludwigshöhe haben nach längerer Zeit wieder
gonnen. Der Veranſtalter und Leiter, Herr Obermuſikmeiſter Micklet
hatte einen Rheiniſchen Tag arrangiert, der ſehr ſtimmungsvoll verlief
Die Säle waren bis auf den letzten Platz beſetzt. Herr Mickley hatte,
wenigſtens in der Muſik, das Publikum an den deutſchen Rhein verſetzt.
Die Leiſtungen des Orcheſters waren ausgezeichnet. Am kommenden
Sonntag wird das zweite Orcheſterkonzert auf der Ludwigshöhe
ſtatt=
finden. Das Orcheſter unter Mickleys Leitung wird im erſten Teil
künſt=
leriſches Können zeigen. Im zweiten Teil des Programms wird demr
Humor der Vorrang gelaſſen. Es kommen in dieſem Teil muſikaliſche
Erinnerungen des Prinzen Karneval zum Vortrag, u. a. Narrhallas
Ein=
zugsmarſch; auch hat ein Mainzer Büttel aus den Zeiten des Prinzen
Carneval aus deſſen Hofleben etwas in den Zwiſchenpauſen zu erzählen
— Weißes Kreuz. Am kommenden Freitag hält Sekrctar
Walter einen Sittlichkeitsvortrag für Männer und junge Männer.
(Stadtmiſſion, Mühlſtr. 24). Siehe Anzeige.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei
Mitgliederver=
verſammlung am Samstag, 23. ds., abends 8½ Uhr, im „Feierabend”,
Stiftsſtraße. Abg. Reiber wird über eine Konferenz von
Beamten=
vertretern im Reichstag und in den Landtagen berichten. Darauf findet
ein Vortrag von einem bedeutenden auswärtigen Redner ſtatt über das
Thema „Die europäiſche Kriſe und die deutſche Lage‟. Alle Mitglieder
ſind freundlichſt eingeladen.
Parlamentariſches.
* Sonderausſchuß des Landtages. Zu Beginn der
geſtrigen Sitzung machte der Finanzminiſter, in Beantwortung einer
ſozialdemokratiſchen Anfrage, längere Ausführungen über die Kritik, die
an die Ausgabe der heſſiſchen 8—16prozentigen Anleihe in der
Frank=
furter Zeitung geübt worden war. Er ſtellte die durch die Preſſe
ge=
gangenen Behauptungen, als habe der heſſiſche Staat mit
unvollſtän=
digen Angaben das Publikum getäuſcht, richtig und wies nach, daß die
ganze Kritik ſachlich ohne Verechtigung war. Uebrigens konnte er
mit=
teilen, daß auch der Vorſtand der Frankfurter Börſe ſich von der
Halt=
loſigkeit ſeiner Bedenken überzeugt habe. — Zum Beamtenabbau wurde
eine Regierungsvorlage ohne Debatte angenommen, durch die eine
Reihe von nachträglichen Verbeſſerungen der
Reichsperſonalabbauver=
ordnung in die heſſiſche Geſetzgebung hinein genommen wird. — Die
zweite Leſung des Urkundenſtempelgeſetzes ergab nur unbedeutende
Aenderungen. So wurden die Stempelſätze für die Eintragung einer
Hypothek auf die frühere Höhe herabgeſetzt. — Schließlich beſchloß der
Ausſchuß, unter Ablehnung eines weitergehenden Antrags v. Helmolt,
die Regierung zu erſuchen, mit der Gemeinde Burggräfenrode bei
Il=
benſtadt wegen Ausübung der Ilbenſtädter Jagd in Verhandlungen
ein=
zutreten. — Zu unſerem Bericht über die letzte Sitzung bemerken wir
noch ergänzend, daß der angenommene Antrag des Zentrums, betr.
die Beamtengehälter, für eine durchgängige Erhöhung der
Gehäl=
ter, insbeſondere aber der unteren und mittleren Klaſſen eintritt.
Bauintereſſenten, bezw. Wohnungsſuchende, die über
einiges Kapital verfügen, werden hiermit gebeten, zwecks
Zuſammenfaſſung dieſer Mittel ſich an die unterzeichnete
Ortsgruppe zu wenden. Es iſt beabſichtigt, unter Zuziehung
von Hypothekenkredit in großzügiger Weiſe die Schaffung
von Wohnungen zu ermöglichen. Geeignetes Baugelände
(2030ds
in allen Lagen der Stadt iſt vorhanden.
Bund Deutſcher Architekten, B. D.A.,
Ortsgruppe Darmſtadt.
Der Obmann: K. Klee, Heinrichſtr. 82, Tel. 555.
Seite 6.
Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Rummer 52.
Aus Heſſen.
8 Eberſtadt, 19. Febr. Arbeitsmarkt. Durch die Beendigung
ber Holzhauerarbeiten iſt die Zahl der Arbeitsloſen um zirka 100
Per=
ſonen angewachſen. Die Zahl der Arbeitsloſen beträgt jetzt 400. —
Statiſtiſches. Eberſtadt umfaßt zurzeit zirka 2100 Familien. Die
Zahl der Häuſer beträgt rund 1200.
— Traiſa, 19. Febr. Die hieſige Ortsgruppe des
Oden=
waldklubs iſt am letzten Sonntag mit der erſten Wanderung in das
neue Wanderjahr eingetreten. Mit etwa 70 Teilnehmern zog die
fröh=
liche Wanderſchar mit Sang und Klang am Forſthaus Eiſernhand
vor=
bei nach Ober=Ramſtadt über den Galgenberg nach Hahn, Rohrbach und
Nieder=Modau. Hier wurde bei Mager in den gur geheizten Räumen
Einkehr gehalten und jeder konnte ganz nach Belieben aufs beſte
be=
wirtet werden, dafür hatte die Familie Mager geſorgt. Nachdem der
Vorſitzende in ſeiner Begrüßung den Teilnehmern für das rege
Inter=
eſſe an der guten Sache dankte, konnte er 7 Wanderer namhaft machen,
die ihren Beitritt zur Ortsgruppe erklärten. Beſonders ſei noch die
Sängerabteilung erwähnt, die in altgewohnter Weiſe einige ſchöne Chöre
zum Vortrag brachte. Um 346 Uhr wurde der Heimweg über den
Breitenſtei angetreten.
— Frankenhauſen i. O., 20. Febr. Auf vielſeitigen Wunſch wird der
Turnverein Frankenhauſen am Sonntag, den 24. Februar, abends 8 Uhr,
im Saale von Krämer das von unſerem Odenwalddichter Georg Löffler
verfaßte Charakterſtück „Blous e Moad” zum zweitenmal zur
Auf=
führung bringen. Das Theaterſtück, das bei der Erſtaufführung mit
großem Beifall aufgenommen wurde, wird auch diesmal ſeine
Be=
ſucher zufrieden ſtellen.
— Groß=Zimmern, 18. Febr. Am Samstag abend veranſtaltete der
Geſangverein Liederkranz zu Groß=Zimmern im vollbeſetzten Saal
„Zum goldenen Löwen” ſeinen Jahresball. Nach einem Marſch der gut
geſchulten Kapelle B. Reitzel ergriff der ſtellvertretende Vorſitzende das
Wort, indem er die geladenen Gäſte und Sänger begrüßte und Ihnen
ein herzliches Willkommen zurief. Ferner führte er aus, daß der
ge=
nannte Verein mit der Veranſtaltung ſein 50jähriges Beſtehen feiert
und auch die Einwohnerſchaft von Groß=Zimmern in den erſten
Sonn=
tagen des kommenden Juli mit einem großzügigen Jubiläumskonzert
und anſchließendem Liedertag erfreuen wird. Er dankte weiter den
un=
vergeßlichen Gründern und Förderern des Vereins, welche immer dem
Wahlſpruche huldigten: Treu im Liede, treu in Wort, treu in Eintracht
immerfort.
— Klein=Zimmern, 20. Febr. Am 24. Febr. gilt es, in hieſiger
Ge=
meinde ein ſeltenes Feſt zu feiern, das auch weit über die Grenze der
Gemeinde hinaus regen Anteil finden dürfte. Herr Pfarrer Doktor
Booß feiert an dieſem Tage ſein ſilbernes Prieſterjubiläum. In ſeiner
Beſcheidenheit hat ſich der Jubilar jede weltliche Ehrung verbeten, und
will ſeinen Ehrentag im Rahmen eines Gottesdienſtes unter Mitwirkung
von ausſärtigen Patres begehen.
— Groß=Umſtadt, 19. Febr. Die „Liebhaber=Bühne 1922
Darmſtadt” gab am 16./17. ds. Mts. hier eine
Wohltätigkeitsveran=
ſtaltung unter gütiger Mitwirkung des Männergeſangvereins. Den
muſi=
kaliſchen Teil führte in geſchickter Weiſe die Kapelle der Vereinigung
durch, die größere Kompoſitionen (Opernouvertüren u. a.) bekannter
Tonmeiſter brachte. In dem jungen Soliſten Herrn H. Hardt lernten
wir einen Violiniſten kennen, der u. a. „Peer Gynt” von Grieg ſehr
geſchickt vortrug. Zwei kleinere Theaterſtücke ſtanden auf dem
Pro=
gramm und wurden flott geſpielt. Das eine Stück „Die Landſtreicherin”
erinnerk an die rührſeligen Stücke aus der Biedermeierzeit, das andere,
der Schwank „Die Reiſe nach Amerika” rief viel Heiterkeit hervor. Wir
wollen weiter des Sängers Lang gedenken, der in angenehmem Variton
mehrere Lieder vortrug, ſowie der Geſänge unſeres
Männergeſangver=
eines. Die Vorführungen waren an beiden Tagen gut beſucht.
r. Babenhaufen, 19. Febr. Heute morgen brannte, die beim
Altdörfer Hof gelegene Stellwerksſchloſſerei aus bis jetzt unerklärlichen
Gründen vollſtändig nieder. In dem dabeiſtehenden Magazin lagerten
einige Teerfäſſer und mehrere Rollen Kabel, die bald lichterloh
brann=
ten und alle ein Raub der Flammen wurden. An den
Aufräumungs=
arbeiten beteiligte, ſich eine Abteilung der hieſigen Schutzpolizei. —
Seine ordentliche Generalverſammlung hielt am letzten
Sonn=
tag der Veteranen= und Militäxverein Babenhauſen—
Harreshauſen ab. Nach Begrüßung durch den Präſidenten, Herrn
Buchhändler Gg. Krapp, wurde Bericht über die Pereinstätigkeit im
Jahre 1923 erſtattet, aus dem erſichtlich iſt, daß der Verein am Ende
des vergangenen Jahres 145 Mitglieder zählte. Die
Evgänzungs=
wahl des Vorſtandes ergab die Wiederwahl der ausſcheidenden
Vor=
ſtandsmitglieder. Es wurde beſchloſſen, vom 1. Januar d. J. ab 20 Pfg.
monatlichen Beitrag zu erheben. Außerdem wurde beſtimmt, daß vom
12. bis 14. Juli die Feier des 50jährigen Beſtehens ſtattfinden ſoll. Ein
Feſtausſchuß wurde mit der Erledigung der Vorarbeiten betraut. —
Das von der Freiwilligen Feuerwehr am letzten Sonntag
veranſtaltete Konzert mit Ball nahm einen ausgezeichneten Verlauf.
Die Muſikvorträge der verſtärkten Kapelle Weigand und die
ſoliſti=
ſchen Darbietungen des Frl. Greb=Hainhauſen (Geſang), des Herrn
Moſt (Trompete) und des Herrn Römer=Darmſtadt (Cello) wurden
mit lebhaftem Beifall aufgenommen. — Der Betrieb und Verkauf in
der hieſigen Oelmühle wird ab 1. März bis zur neuen Ernte
ein=
geſtellt.
* Beerfelden, 18. Febr. Die Verhältniſſe im Herbſt und zu Anfang
des Winters zwangen manche Geſangvereine, mit Rückſicht auf
Licht und Heizmaterial, die Singſtunden zu beſchränken. Auch die
Sängerriege mußte ſich entſprechend einrichten. Die ſtabileren
Verhältniſſe brachten wieder den regelmäßigen Betrieb, ſo daß geſtern
abend in der Turnhalle den Angehörigen der Aktiven und den Paſſiven
ein Unterhaltungsabend geboten werden konnte. Männerchöre, Duette
und muſikaliſch=theatraliſche Darbietungen füllten den Abend aus, die
Mitwirkenden ſangen und ſpielten mit Verſtändnis und Hingabe,
wo=
durch den Anweſenden mehrere Stunden froher Unterhaltung beſchieden
war — auch ein Stück Volksbildung.
* Birkenau, 18. Febr. Unſere Badeanſtalt im neuen
Schul=
hauſe wurde im Sommer 1222 wegen Waſſermangel eingeſtellt.
Nach=
dem dieſer durch Faſſung neuer Quellen behoben war, wurde dann das
Bad im Sommer vor. Js. wieder in Betrieb genommen, doch nach
eini=
gen Wochen wegen Kohlenmangels abermals geſchloſſen. Auf Drängen
einiger Badefreunde ließ ſich die Ortsbehörde endlich herbei, das Bad
wieder zu eröffnen. Am Freitagnachmittag baden die Frauen und am
Samstag die Männer. Ein Wannenbad koſtet 40 Pf., ein Brauſebad
20 Pf. Möchten doch recht viele Birkenquer von dieſer wohltätigen und
hygienen Einrichtung fleißigen Gebrauch. machen.
* Aus dem Weſchnitztal, 17. Febr. Der erſte
Reinigungs=
ausflug der Bienen konnte unlängſt an einem ſchönen
Nach=
mittag ſtattfinden. In normalen Jahren kann dies gewöhnlich Mitte
Februar geſchehen; muß der Ausflug länger hinausgeſchoben werden,
iſt Gefahr vorhanden, daß ſich bei den Völkern die Ruhrkrankheit
ein=
ſtellt.
Offeubach, 19. Febr. Geſtern abend wurde in einer
Eltern=
verfammlung der hieſigen höheren Mädchenſchule eine
„Schulgemeinde” der höheren Mädchenſchule gegründet. Der
Zweck der neuen Schulform iſt der Ausbau der ſtädtiſchen
Mäd=
henſchule auf Koſten der Unterhaltungspflichtigen der Schülerinnen zu
einer Vollanſtalt. Es ſollen im Verlaufe von drei Jahren drei
weitere Klaſſen aufgeſetzt und mit der Oberſekunda bereits nächſte
Oſtern begonnen werden. Mitglieder der Schulgemeinde können
El=
tern der Schülerinnen und Freunde und Gönner der Schule werden.
er Mindeſtbeitrag wurde auf 10 Mark feſtgeſetzt, doch hofft man, daß
Freunde und Gönner der Anſtalt über dieſen Betrag recht oft
hinaus=
gehen werden, da die Koſten im erſten Jahre etwa 4000 Goldmark, im
zweiten Jahre bereits 8000 Mark und im dritten Jahre und dann
dauernd etwa 15 000 Goldmark betragen werden. Die Schulgemeinde
chende Betrag ſchon vor Beginn des Schuljahres ſicherzuſtellen iſt. Die
Schulgemeinde ſoll ſolange beſtehen, bis die wirtſchaftliche Lage des
Staates und der Stadt ſo geklärt ſind, daß eines von beiden die
ausge=
baute Schule übernehmen kann. Ein etwaiges Vermögen ſoll dann der
höheren Mädchenſchule überwieſen werden. Nach außen wird die
Schul=
gemeinde von dem Vorſitzenden und deſſen Stellvertreter vertreten,
da=
mit, da die Schulgemeinde gerichtlich eingetragen werden ſoll, nicht zu
große Koſten entſtehen. Ein Ausſchuß von ſechs Mitgliedern ſteht
bei=
den zur Seite. Ständige Mitglieder der Schulgemeinde ſind der
je=
weilige Oberbürgermeiſter und der Direktor der Anſtalt. Die
Schul=
gemeinde verpflichtet ſich, ſich jeden Eingriffs oder Einfluſſes in den
in=
neren Betrieb der Schule zu enthalten. Die Satzung der Schulgemeinde
wurde einſtimmig genehmigt. Wie man hört, ſoll man auch in Worms
und in Gießen die Abſicht hegen, die dortigen höheren Mädchenſchulen
nach Offenbacher Muſter zu Vollanſtalten auszubauen. Der
Schulaus=
ſchuß der Stadtverordnetenverſammlung hat bereits ſeine Zuſtimmung
zu der neuen Schulform, ſtädtiſcher Unterbau und
nichtſtädti=
ſcher Oberbau. gegeben. Die Zuſtimmung des Landesbildungsamtes
und des Staatspräſidenten, der der Vorſitzende des Landesamts für das
Bildungsweſen iſt, iſt ebenfalls bereits eingeholt. In
Regierungskrei=
ſen wird das Vorhaben der Schulgemeinde auch aus dem Grunde gern
geſehen, weil dadurch einer der abgebauten Studienräte untergebracht
werden kann. Sobald zu Oſtern die Oberſekunda der Mädchenſchule ins
Leben tritt, dürfen keine Mädchen mehr in die Sekunden der
Knaben=
ſchulen übertreten. Damit wird ein Zuſtand beſeitigt, den das
Landes=
amt für das Bildungsweſen ſelbſt nicht als vollkommen oder ideal an=
Ausdrücklich wurde noch in der Elternverſammlung betont, daß
nun nicht alle Mädchen, die das Zeugnis der Reife an der Anſtalt
er=
würben, auch ſtudieren ſollten oder müßten, wenn auch der Ausbau nun
einmal den Namen Studienanſtalt träge.
— Stockſtadt, 20. Febr. Der hieſige Turn= und
Sportver=
ein der deutſchen Turnerſchaft veranſtaltete am vergangenen Samstag
ſeinen Bunten Abend. Es waren dies einige humorvolle und ſchöne
Stunden, bei denen man einmal den Ernſt der Zeit vergeſſen und ſich
einmal erfreuen konnte, daß doch der alte deutſche Humor bei den
deut=
ſchen Turnern noch nicht vergeſſen iſt. Es gab dies einen klaren Beweis
dafür welche große Arbeit die deutſche Turnerſchaft leiſtet, denn nicht
nur Turnen und Jugenderziehung ſind ihre Ziele, ſondern auch Pflege
des deutſchen Humors. Auch der beſonders feſtlich geſchmückte Saal
zeigte, daß die Turnerinnen und Turner in Einigkeit alles aufgeboten
haben, um dieſen Bunten Abend zu einem recht gemütlichen und
ge=
nußreichen Abend zu geſtalten. — Alſo Turnerinnen und Turner bleibt
auch weiterhin treu und einig bei der Arbeit: „Großes haſt du geſehn,
doch was größeres ſollſt du leiſten”: — „Großes Werk gedeiht, nur durch
Einigkeit”. Gut Heil!
N— Mühlhemm, 20. Febr. Der Vorſteher der hieſigen
Er=
ziehungsanſtalt, Herr Hofmann, tritt am 1. April ebenfalls
in den unfreiwilligen Ruheſtand. Er vollendet heute das 65.
Lebens=
jahr und muß deshalb auch abgebaut werden. Die Nachricht von ſeinem
Abbau erhielt er merkwürdiger Weiſe durch ein amtliches
Ausſchrei=
ben ſeiner Stelle zur Wiederbeſetzung auf den 1. April. Es iſt
feſtge=
ſtellt, daß den Kreisdirektor an dieſer merkwürdigen Benachrichtigung
eines Abzubauenden keine Schuld trifft. Ein untergeordneter Beamter
hatte das Schriftſtück, das Herrn Hofmann benachrichtigen ſollte, liegen
laſſen. Herr Hofmann ſteht der Kreiserziehungsanſtalt ſeit 1895 vor.
Oppenheim, 18. Febr. Warnung an
Auswanderungs=
luſtige. Schwindelhaften Auswandererunternehmungen ſcheinen aus
unſerer Stadt nicht weniger als zehn Familien zum Opfer gefallen zu
ſein. Dieſe Familien ſind vor einiger Zeit ſchon nach Südamerika
aus=
gewandert; aber es fehlt bis jetzt jede Nachricht von ihnen. Man
be=
fürchtet, daß die ganzen Familien Schwindlern in die Hände fielen.
Worms, 19. Febr. Einbruchsverfuch. In einer der
letz=
ten Nächte verſuchten mehrere Einbrecher, in das Warenhaus Knopf
einzudringen. Als ſie gerade eine große Schaufenſterſcheibe eingedrückt
hatten, wurden ſie bemerkt. Obwohl es ihnen anfänglich glückte, zu
ent=
kommen, gelang es bald darauf der Polizei, die Täter feſtzunehmen.
j. Gießen, 20. Febr. Drei Kinder ſind geſtern nachmittag in
der Lahn ertrunken, während zwei noch gerettet werden
konn=
ten. Die Knaben hatten ſich auf das nicht ſehr feſte Eis der Lahn
ge=
wagt und ſanken plötzlich ein, ſo daß ein nicht großes Loch entſtand. Der
14jährige Bruder des einen Knaben eilte herbei, brach aber auch ein,
ſein Bruder umklammerte ihn, beide ſanken unter und verſchwanden
unter der Eisdecke mit einem 8 Jahre alten Kameraden. Zwei
konn=
ten noch lebend herausgezogen werden. Soldaten wurden beordert und
ſprengten das Eis, um die Leichen zu bergen, aber ohne Erfolg. Heute
nachmittag konnten die Leichen der drei ertrunkenen Knaben geborgen
werden durch den Auktionator Benner. Sie lagen nur einige Meter
unterhalb der Unfallſtelle.
K. Gießen, 20. Febr. Ueber die Umgehungsbahn, die von
Großenlinden durch Klein=Linden nach Wetzlar abbiegt, ohne Gießen
zu berühren, ſollen mehrere Schnellzüge geführt werden, die aus
Süd=
deutſchland nach Weſtfalen und Köln führen ud früher die Rheinlinie
nahmen.
9a
* Der Exiſtenztamnpt vei Peamten.
Dieſes Thema behandelte in einer vom Ortsausſchuß des
Allg. Deutſchen Beamtenbundes einberufenen
Verſamm=
lung im Saalbau das Mitglied des Hauptvorſtandes Berlin, Kuntze.
Redner wendet ſich gegen die verlängerte Arbeitszeit, für die
Hunger=
löhne bezahlt werden. Der Kampf wird ſchon ſeit Jahren geführt. Die
Beamtenſchaft hat mehr zu tun, als Dienerin des Staates zu ſein. Iſt
der Staat ſchwach, ſo iſt auch die Beamtenſchaft ſchwach. Wie konnte
alles ſo über uns hereinbrechen und was müſſen wir tun, um das, was
wir noch haben, zu erhalten und verlorenes Terrain
wiederzugewin=
nen? Die Beamtenſchaft iſt auch nur ein Glied des Volksganzen. Die
bisherige Steuergeſetzgebung hielt die Beamten an, ihre Pflicht reſtlos
zu erfüllen, dieſer Pflicht entzogen ſich Banken und Landwirtſchaft. So
ging das Vertrauen beim Ausland verloren. Der Beſitz hatte ſich der
Beſteuerung entzogen. 90 Prozent der Steuern brachte die
Beamten=
ſchaft auf, nur 10 Prozent der Beſitz. — Stinnes ſtrebte nach der
Herrſchaft über den Staat.
Redner erinnert an die Kredite, die die Reichsbank Induſtrie und
Landwirtſchaft gewährte, an die Inflationsperiode, den größten
Volks=
betrug, den man geſehen, alles um den Beſitz zu vermehren. Die
Landwirtſchaft hat ſich ſchuldenfrei gemacht und ihren Beſitz
aufgebeſ=
fert. Jetzt kommt man mit Geſundungsvorſchlägen. Der Niedergang
der Staatswirtſchaft hat den Niedergaug der Beamtenſchaft zur Folge
gehabt. Jetzt heißt es, die Exiſtenz der Beamtenſchaft zu retten. Da
kam die Perſonalabbauverordnung, die wir längſt kommen ſahen. Die
Rentenbank iſt jetzt der Diktator über den Staat. Dem Beamtenabbau,
ſo forderten wir, müſſe eine Reform der Staatsverwaltung, ein
Beam=
tenrätegeſetz vorausgehen. Penſionierung der Beamten mit 60 Jahren,
Beſeitigung der Doppelexiſtenzen, dieſe unſere Verlangen wurden
abge=
lehnt. Der Abbau wird in einer Weiſe betrieben, der unſere Bedenken
nur beſtätigt. Wer als aufrechter Mann ſich unliebſam gemacht hat,
wird beſeitigt. Harte Beſtimmungen ſind gegen die weiblichen Beamten
in Kraft, ſo daß ſie ohne Kündigung entlaſſen werden. Der Abbau ſoll
ſo bis 31. März 1927 betrieben werden! Aehnlich ſollen Länder und
Gemeinden abbauen. Mit dem Abbau läuft gleich die Verlängerung
der Arbeitszeit (Einführung des Neunſtundentages)! Minderleiſtungen
in Teilen des Jahres ſind durch Mehrleiſtungen auszugleichen. Man
will die Beamtenſchaft wieder in ein Joch einſpannen. Die
Beamten=
ſchaft muß aufgeklärt und aufgerüttelt werden. Hungeklöhne bei teuren
Preiſen! In dieſer Periode iſt keine Geſundung der Staatswirtſchaft
herbeizuführen. —
Was haben die Gelverkſchaften getan, um das zu verhüten, was über
uns gekommen iſt? Es ſollte eine einheitliche Beamtenfront
geſchaf=
fen werden, das war die Forderung des Allg. Deutſchen Beamtenbunds.
Das Streikrecht der Beamten ſollte das letzte gewerkſchaftliche
Kampf=
mittel ſein, was die höheren Beamten ablehnten. Der deutſche
Beam=
tenbund und der Gewerkſchaftsring waren für das Streikrecht, die
an=
deren Organiſationen zogen ab. Eine Preſſefehde erhob ſich gegen die
Kampfgemeinſchaft. Ein Aufruf an die Beamten ſollte eine
Urab=
ſtimmung, bezüglich eines Vertrauensvotums fordern. Der Deutſche
Beamentbund verſagte. Das war der Beginn des Niedergangs. Wo iſt
die Solidarität der geſamten Beamtenſchaft? Wir allein konnten die
Dinge nicht meiſtern. Die Beamtenſchaft kann nicht lernen, ſich
gewerk=
ſchaftlich einzuſtellen. Der Macht auf der einen Seite, muß die Macht
auf der anderen Seite geſchloſſen entgegentreten. Hier muß der
Ent=
ſcheidungstampf einſetzen! (Lebhafter Beifall.7 Eine eingebrachte
Neſo=
lution fordert die Vereinigung der geſamten Beamtenſchaft, dieſelbe wird
mit einer Stimmenthalty
Reich und Ausland.
Radio=Telephonie als Werbemittel.
Das Frankfurter Meßamt, das häufig neuartige und faſt (immer
wirkungsvolle Werbemittel benutzt, läßt diesmal auch durch
Radiotele=
phonie zum Beſuch der Frankfurter Meſſe einladen. Von Anfang
Februar bis zum 6. April, dem Tag des Beginns der diesjährigen
Frühjahrsmeſſe, werden alle an den wirtſchaftlichen Rundfunk
ange=
ſchloſſenen Firmen — ſchon heute zahlreiche, faſt alle größeren
Unter=
nehmungen von Handel und Induſtrie, ſowie ſozuſagen ſämtliche
Ban=
ken — zweimal täglich an die Frankfurter Meſſe erinnert.
Ein ſeiner „Regierung” würdiger Gendarm.
Speher. Ein Haftbefehl der Staatsanwaltſchaft Zweibrücken
ſollte in den letzten Tagen gegen den 1896 geborenen Fabrikarbeiter
Georg Frombold, von Waldſee, vollzogen werden. Dieſer hatte vom
Schwvurgericht Frankenthal, vor dem er wegen Raubs ſich zu
verantwor=
ten hatte, unter Annahme eines Diebſtahls eine Gefängnisſtrafe von
10 Monaten erhalten, außerdem war er von dem Schöffengericht Speher
ebenfalls wegen ſchweren Diebſtahls zu 2 Monaten verurteilt worden,
welche Strafe zu einem Jahr Gefängnis zuſammengezogen war. Der
Haftbefehl zu der Strafvollſtreckung konnte nicht vollzogen werden, da
Frombold inzwiſchen zum Gendaum der Autonomen Pfalz ernannt
wor=
den iſt. Er iſt ferner wegen Forſtdiebſtahls und Beamtenbeleidigung
vorbeſtraft.
Die Zunge abgebiſſen.
Koblenz. Die Zunge abgebiſſen hat ſich eine in den 30er
Jah=
ren ſtehende Frau aus Lützel. Sie iſt auf einer achtlos weggeworfenen
Apfelſinenſchale ausgeglitten. Die Verunglückte mußte auf einem
Zet=
tel dem Perſonal des Krankenhauſes mitteilen, wo ſie wohnt, da ſie
nicht mehr ſprechen kann.
Ein dummer Scherz.
Bocholt. Bei einer Feſtlichkeit zog jemand aus Scherz einem
jungen Mann, als er ſich ſetzen wollte, den Stuhl fort. Der etwa
zwanzigjährige Mann ſtürzte rücklings zu Boden und klagte gleich über
heſtige Kopfſchmerzen. Er konnte ſich noch allein nach Hauſe begeben,
wo ein Arzt Gehirnerſchütterung feſtſtellte. Am nächſten Morgen fand
man den jungen Mann tot im Bett liegen.
Verbrannt.
Köln. Mit einer brennenden Petroleumlampe ging hier am
Blau=
bach eine Frau in den Keller, vermutlich ließ ſie aber die Lampe
fal=
len, wodurch die Strohverbände mehrerer im Kellereingang ſtehender
Porzellankiſten in Brand gerieten. Die Flammen müſſen auch ſofort die
Kleider der Frau in Brand geſetzt haben, denn Hausbewohner hörten
laute” Schreien. Eine Verwandte der Frau wollte ihr zu Hilfe eilen,
mußte aber auf der Treppe ſtehen bleiben, weil die Flammen das
Vor=
dringen in den Keller unmöglich machten. Sie ſelbſt erlitt ungefährliche
Brandwunden im Geſicht. Dagegen konnte die andere Frau von der
Feuerwehr nur als Leiche geborgen werden. Der Brand ſelbſt wurde
dann ſchnell gelöſcht.
Vom Auto geſtürzt.
Auf tragiſche Weiſe kam neulich abends, gegen 7 Uhr der Ackerer
Georg Bollinger von Hachelheim ums Leben. Auf dem Heimweg von
Bergzabern ſtieg er unterwegs auf das Auto eines ihm befreundeten
Beſitzers hinten auf und hielt ſich feſt, da kein Platz im Auto ſelbſt war.
Bei einer ſcharfen Kurve verlor er den Halt, ſtürzte ab und brach dabei
das Genick, ſo daß ein ſofort herbeieilendes Mädchen ihn ſchon tot
fand. Die Inſaſſen des Aatos hatten von dem Vorfall nicht das
ge=
ringſte gemerkt.
Die tote Kompngnie.
Bei den Aufräumungsarbeiten am „Toten Mann”, der Höhe, die
aus den Kämpfen um Verdun bekannt iſt, haben Arbeiter bei
Auf=
deckung eines verſchütteten Unterſtandes eine grauenhafte Entdeckung
gemacht. Eine Kompagnie deutſcher Soldaten, über 100
Mann, ſtanden und ſaßen da, alle bis an die Zähne bewaffnet —
ver=
ſteinert. Eine bernichtende Gaswelle hat die Soldaten hier ereilt,
die ſie erſtickte. An den Leichnamen iſt nicht die geringſte Spur der
Ver=
weſung feſtzuſtellen, was eine Wirkung des Giftgaſes iſt.
Wie man Bankier wird.
In Braunſchweig beſteht in einer etwas abgelegenen Stadtgegend,
im dritten Stock eines obſkuren Hauſes, nur notdürftig eingerichtet,
ſeit einiger Zeit ein Bankhaus Gebrüder Künneke u. Co. Seine
In=
haber waren drei Brüder, der 28jährige Otto, der 24jährige Robert
und der 19jährige Rudolf Künneke. Rudolf war Tiſchlerlehrling, Otto
und Robert waren Nieter auf einer Hamburger Werft. Nunmehr ſind
die drei, deren Machinationen auch nach Berlin herüberführen, plötzlich.
verhaftet worden, weil das Bankhaus ſich als ein „Schwindelgebäude‟
erwies. — Zu Hauſe und auf Reiſen übten ſich die drei fleißig iſt
Nachahmungen von Unterſchriften, bis ſie jeden Namen bankmäßig
nach=
zeichnen konnten. So fälſchten ſie auch nach Muſtern, die einem
Ham=
burger Bankhaus vor einiger Zeit abhanden gekommen waren, Bank
ſchecks einer Newyorker Firma, Schecks, die von einer Bank auf die
andere gezogen werden und ſo gut wie bares Geld ſind, machten große
Einkäufe im In= und Ausland und bezahlten mit dieſen Schecks die
überall angenommen wurden. Vor einiger Zeit tauchte ein ſolcher Scheck
in Magdeburg auf. Zwei junge Männer kauften dort zwei Kilogramm
Feingold und gaben einen Bankſcheck der Hamburger Firma in
Zah=
lung. In Magdeburg war man aber ſo vorſichtig, in Hamburg
anzu=
fragent. Als die beiden das merkten, verzichteten ſie auf das Geſchaft
und verſchwanden. Die Berliner Kriminalpolizei, die von dem
ver=
unglückten Verfuch benachrichtigt wurde, traf ſofort die erforderlichen
Sperrmaßnahmen und uahm auch hier mit ihren Beamten die
Er=
mittlungen nach den Fälſchern auf. Am Sonnabend erſchien bei einer
Berliner Großbank ein Mann mit einer Anweiſung einer hieſigen
Fiuma, nach der ihm 7½ Kilogramm Feingold gegen Deviſenſchecks
ausgehändigt werden ſollten. Man erinnerte ſich aber der
Sperrmaß=
nahmen und ließ den jungen Mann feſtnehmen. Es war der
Ban=
kier”, Rudolf Künneke, der ehemalige Tiſchlerlehrling. Sein Bruder
Robert, der ihm beim Transport des Goldes helfen ſollte, entwiſchte
und fuhr mit dem nächſten Zuge nach Braunſchweig, wo Otto, der Chef
des Hauſes, ſeine beiden Brüder mit der Goldbeute erwartete. Die
Braunſchweiger Kriminalpolizei wurde kofort durch den Fernſprecher
unterrichtet, nahm auch Otto und Robert Künneke feſt und
beſchlag=
nahmte die ganze Korrefpondenz, die beweiſt, daß das ſaubere
Drei=
blatt ausgedehnte Verbindungen, ſelbſt in Ueberſee, angeknüpft hatte.
Am Grabe Tutanchamons.
London. Das Verhältnis zwiſchen Howard Carter dem
eng=
liſchen Forſcher der die Ausgrabungen im Grabmale Tutanchamons
vollführt, und der ägyptiſchen Regierung iſt ſchon immer nicht
beſon=
ders gur geweſen; Carter hat häufig über eine Politik der Nadelſtiche
geklagt, welche die ägyptiſchen Behorden ihm gegenüber verfolgten.
Nach der Oeffnung des Sarges griff die äghptiſche Polizei wiederum in
die Anordnungen Carters ein, ſo daß die Vorführung der Entdeckung
dor einer Anzahl geladener Damen unterbleiben mußte. Die
Ein=
ſprüche Carters gegen die Behandlung durch die äghptiſchen
Behör=
den wurden durch entrüſtete Kundgebungen namhafter engliſcher
Aegyptologen unterſtützt. Die Folge ſcheint aber nur eine
Verſchär=
fung der feindlichen Haltung der Aegypter geweſen zu ſein, denn es iſt
ſetzt ſo weit gekommen, daß man Carter, als er am Freitag die
Fund=
ſtatte wieder aufſuchen wollte, um allerlei perſönliche Habe zu holen,
eine Polizeiverordnung vorhielt, wodurch ihm und ſeinen Gehilfen das
Betreten der Fundſtätte verboten wird!
Warum man in Amerika nicht einwandern darf!
D.A. I. Aus einer Statiſtik des Einwanderungsbüros in Waſhington
ſür das Jahr 1923 geht hervor, daß in der letzten Periode nicht ganz
4 Prozent der Geſamtheit der Einwanderer nicht landen durften,
größ=
tenteils deshalb, weil ihr Lebensunterhalt nicht genügend verbürgt ſchien
oder ſie einen körperlichen Mangel aufwieſen, der ſie daran hindern
konnte, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das waren 8239
Einwan=
derer. Weitere 1088 Ausländer dieſer Kategorie wurden im Laufe des
Jahres von den Einwanderungsbehörden aufgegriffen und abgeſchoben.
Ausgeſchloſſen von der Landung wurden 2059 Analphabeten, da das
Einwanderungsgeſetz verlangt, daß der Einwanderer leſen kann. Die
drittgrößte Gruppe der Ausgeſchloſſenen bilden die ſog. „
Kontrakt=
arbeiter”, die bereits einien Arbeitskontrakt unterzeichnet haben.
Be=
merkenswert iſt in der Mitteilung der „Lincoln Freie Preſſe”, der wir
dieſe Zahlen entnehmen, daß, wer im Ausland eine Stellungsanzeige
geleſen hat und dadurch veranlaßt worden iſt, nach Amerika
auszuwan=
dern, genau ſo als Kontraktarbeiter betrachtet wird, wie jemand, deſſen
Reiſe von einer Geſellſchaft bezahlt worden iſt, die ihn als Arbeiter zu
beſchäftigen ſucht. Ueber 1000 Perſonen durften nicht landen, weil ſie
gefährliche und anſteckende Krankheiten, 780 Perſonen, weil ſie
körper=
liche Mängel hatte, 156 weil ſie geiſtig minderwertig waren und 55
weil ſie chroniſche Trinker waren. Ferner wurden auch 262 Kinder
un=
ter 16 Jahren ausgeſchloſſen, die allein reiſten oder ſich zu einem ihrer
Eltern begaben; 198 Erwachſene wurden ausgefchloſſen, die ſolche
Kin=
der, kranke oder invalide Perſonen begleiteten, obwohl ſie ſelbſt
zuge=
laſſen worden wären, wenn ſie allein gekommen wären. Uebernimmk
alſo jemand die Begleitung von Kindern auf der Reiſe nach Amerika,
ſo muß er ſich zuerſt vergewiſſern, ob der Vater oder die Mutter oder
beide Eltern das Kind erwarten und auch fähig ſind, für das Kind zu
ſorgen. 141 Perſonen wurden ausgeſchloſſen, die ungeſetzlich von
an=
grenzenden Ländern, wie Mexiko und Kanada, ins Land zu kommen
verſuchten, 364 die eines Verbrechens überführt waren, 4 die zugaben,
Anarchiſten zu ſein, 1 der ſich als Anhänger der Vielweiberei bezeichnete.
Nicht gerechnet ſind natürlich diejenigen, die zurückgewieſen wurden, weit
die Einwandererquote für ihr Geburtsland ſchon erſchöpft war, und d0s
waren im letzten Jahre nicht weniger als 2680 Ausländer.
Nummer 52.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Seite 7.
Sport, Spiel und Turnen.
A
Die Deutſchlandfahrt.
Die dritte und längſte Tages=Etappe Stuttgart—München.
Von unſerem Sonderberichterſtatter Siegfried Doerſchlag.
München, 19. Februar.
Heute galt es dem Kampf mit Schnee und Eis. Um es vorweg zu
nehmen: er iſt in einer Weiſe beendet worden, die alle Erwartungen
über=
t traf. Bis 5 Uhr nachmittags waren 50 Fahrer am Ziel München
einge=
troffen — der Geſamtausfall aller drei Tagesſtrecken dürfte noch nicht 10
F Prozent betragen.
97 Fahrer hatten in Stuttgart die 2. Tagesſtrecke beendet. Das
be=
deutet, daß auf den erſten beiden Etappen nur 4 Fahrer ausgeſchieden
waren. Bei der abendlichen Fahrerverſammlung in Stuttgart, die, wie
f überhaupt der ganze Stuttgarter Betrieb, im Zeichen der glänzenden
Or=
ganiſation des A. D. A.C. (Gau Württemberg) und des Aggripping=
Kon=
zerns ſtand, wurde vom Fahrtleiter, Oberingenieur Jockel, die erlöſende
Parole gegeben: auf der Etappe Stuttgart=München keine Mindeſtzeiten
— jeder kann ſo zeitig in München eintreffen, wie er nur will! Lauter
Jubel der ſportsfrohen Deutſchlandfahrer, denn nun konnten ſie einmal
aufdrehen und zeigen, was ihre Maſchinen zu leiſten vermögen.
Not=
wendig war dieſe Maßnahme dadurch geworden, weil dieſe längſte aller
Etappen der Deutſchlandfahrt an Streckenlänge wie auch infolge ihrer
Wegſchwierigkeiten bei Innehaltung des ſonſt auf den Etappen
vorge=
ſchriebenen Durchſchnittstempos die Fahrer in die Dunkelheit geführt
hätte. So gab es denn heuer nur Höchſtzeiten, die nicht überſchritten
werden durften.
Es war ein uebliger, naßkalter Morgen, als von 7½ Uhr ab
paar=
weiſe die Fahrt angetreten wurde. In gewaltigem Tempo zogen die
Deutſchlandfahrer des Wegs. Wieder allerorts Begeiſterung bei der
Durchfahrt, wieder einwandfreie Streckenmarkierung. Die Strecke bietet
in ihrem Anfang mancherlei Fährniſſe, weil ſie durch langgeſtreckte
Ort=
ſchaften mit winkligen Straßen führt. Dennoch ging alles glatt
von=
ſtatten. Bei Göppingen wurde die Welt weiß. Weicher Neuſchnee
knirſchte unter den Pneus — hier und da gab es ſchon Rumpler und
Ausrutſche im Schnee — die eigentliche Schwierigkeit fing jedoch erſt bei
der Rauen Alp an. Da waren die Straßen verharſcht, ſo daß wohl die
Maſchinen mit Beiwagen glatt die Bergſtraßen herauf und
herunter=
kamen, die anderen Kraftfahrer aber mächtig auf der Hut ſein mußten,
wenn ſie nicht im Graben landen oder ſich auf der glatten Straße im
Kreiſe herumdrehen wollten. Hier landete Schlömer=Köln, der auf allen
Etappen mit an der Spitze lag und ebenſo wie ſein ſchärfſter Gegner,
Viſé=Aachen ſchöne ſportliche Bravourleiſtungen vollbracht hat, mit ſeiner
Beiwagenmaſchine im Graben. Sein Mitfahrer, Meder=Köln, lag unter
dem Beiwagen. Im Nu aber war die Maſchine wieder aufgerichtet, und
flott und heil an Maſchine und Knochen ging es weiter. Menges=Minden
tat mit ſeiner N. S.U. in der Rauen Alp einen ſchweren Sturz. Man
fand ihn bewußtlos neben der Maſchine im Schnee . . . eine halbe
Stunde ſpäter ſetzte er im 60 Km. Tempo der Kolonne nach. Es iſt
er=
ſtaunlich, welche Energieproben hier von dieſer Schar auserleſener
Sport=
leute vollbracht werden. Eſch=Köln war gleichfalls ſchwer geſtürzt.
Schlömer und ſein Beifahrer halfen ihm wieder auf die Beine. In Ulm
gaſtlicher Empfang und Imbiß. Um die Spitze gab es einen heißen
Kampf. Denn war es auch für die Wertung der Regelmäßigkeits= und
Zuverläſſigkeitsfahrt, die ja die Deutſchlandfahrt iſt, an ſich durchaus
gleichgültig, wer München als Erſter erreickte, ſo ließ der Sportsgeiſt
die Fahrer doch aus ihren Maſchinen herausholen, was nur drin war.
Peter Viſé fuhr, an der Spitze liegend, die Geradſtrecken im 80—100
Km. Tempo, unbekümmert um Schnee und Eis. Dicht auf den Ferſen
ſaß ihm der Münchener Lokalmatador Högl, der auf ſeiner B.M.W.=
Maſchine gern als Erſter in ſeine Vatzerſtadt einziehen wollte. Faſt wäre
es ihm gelungen; da er ſich aber in der Kontrollſtation Augsburg, von
Sportsfreunden umringt und bewirtet, zu lange aufhielt, hatte Viſé,
der mit ſeiner Befwagenmaſchine ohnedies im Vorteil war, einen
Vor=
ſprung, den Högl nicht mehr aufholen konnte. So kam er denn hinter
Viſé und Franz Ullrich=Köln, die beide auch ſtärkere Maſchinen fuhren,
als Dritter an, nicht minder warm von den Münchenern, die ans Ziel
gekommen waren, begrüßt, als wenn er Spitzenreiter geweſen wäre.
Auf ſeiner B.M.W.=Maſchine konnte er immerhin den Ruhm für ſich in
Anſpruch nehmen, der Erſte ſeiner Klaſſe und ſogar ſchneller als der
ſchnellſte Fahrer der nächſtfolgenden Klaſſe geweſen zu ſein. Als ſehr
ſchöne Sportleiſtung mag auch die von Klingebeil auf Ardie
hervorge=
hoben ſein, der ſchon an fünfter Stelle eintraf. Als führender
Klein=
kraftradfahrer der Klaſſe II (250 ccm.) traf Schulz=Bielefeld auf Herko
ein. Da die Leichtmotorräder naturgemäß weniger ſchnell ſind, als die
großen, ſtarken Maſchinen, kommen ſie bei Rekordfahrten, wie der
heu=
tigen Tagesetappe, nicht ſo zur Geltung. Feſtgeſtellt aber ſei, daß ſie ihre
Aufgabe glänzend löſen, und immer wacker mithalten, wie man es von
einer Maſchine ſo geringer Stärke und ſo ſparſamen
Betriebsſtoffver=
brauchs nur wünſchen kann.
Hauptvorſtand und Hauptſportausſchuß des A.D.A. C. waren teils
deu Fahrern bis Ulm entgegengefahren, teils hießen ſie die
Ankommen=
den in München, dem Sitz des Präſidiums des A. D. A.C., willkommen.
Durch menſchenbelagerte Einfahrtsſtraßen gings zur Abſtell=Garage.
Wieder war ein Fahrtag zu Ende, und wieder war an
Organiſations=
arbeit ſo Vorbildliches geleiſtet worden, daß man zum bisherigen
Ver=
lauf der Deutſchlandfahrt deven rheiniſche Veranſtalter nur
beglückwün=
ſchen kann. Wenn es weiter ſo bleibt, wird die 3000 Km. Fahrt zu
einem Erfolg, wie er gewaltiger im deutſchen Kraftradſport bisher nicht
zu berzeichnen war.
* Der Heſſiſche Motorrad=Club e. V., Sitz Darmſtadt, Ortsgruppe
des Allgemeinen Deutſchen Automobil=Clubs, gibt, um Irrtümer zu
ver=
meiden, auf die verſchiedentlich an ihn gerichteten Anfragen bekannt, daß
die Kontrolle der Deutſchlandfahrt in Darmſtadt lediglich
von dem bereits im vorigen Jahre gegründeten „Heſſ. Motorrad=
Clube. V., Sitz Darmſtadt, Ortsgruppe des A. D. A. C.*
geführt wurde, der auch durch ſeine im vorigen Jahre ins Leben
ge=
rufene Motorrad=Prüfungsfahrt. Rund um die Ludwigshöhe” bei dem
Darmſtädter Publikum und in Sportskreiſen beſtens bekannt iſt. Wir
weiſen ausdrücklich darauf hin, daß wir mit dem in Gründung
be=
griffenen „Motorradklub Heſſen” weder identiſch ſind, noch in
irgend=
einer Verbindung ſtehen.
Die Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Motorrad=Clubs e. V. befindet ſich
Mathildenhöhweg 6, Telefon 50.
Wir werden erſucht, mitzuteilen, daß die Muſik nicht, von einer
ehemaligen Militärkapelle, ſondern von einer Abteilung von 16 Mann
der Harmonie=Muſik=Vereinigung Darmſtadt unter Leitung ihres Diri=
genten Herrn Kammervirtuoſen Louis Kümmel geſtellt wurde.
Boxen.
Nationale Wettkämpfe bes 1. D. B. C.
Nach längerer Pauſe veranſtaltet der 1. D.B.C. am kommenden
Samstag, abends 7½ Uhr, in der Turnhalle am Woogsplatz ſeinen
erſten diesjährigen Kampfabend. Die Abſchlüſſe mit den
teilneh=
menden Vereinen ſind ſo weit gediehen, daß man jetzt ſchon mit einem
ſehr verſprechenden Pregramm rechnen kann. Die Boxabteilung von
Viktorig”=Aſchaffenburg; Frankfurter Tv. 1860,
Polizei=Sportverein Frankfurt und der 1. Mainzer
Boxklub werden zu dieſem Abend ihre beſtin Vertreter ſchicken.
Die Leute des 1. D.B.C. ſind durch ein hartes Training und mehrfache
Kampfgelegenheit in den Nachbarſtädten zur Zeit alle in beſter Form.
Es kämpfen im Federgewicht Hochrain (Aſchaffenburg)Bär
(1. D. B. C.) Beide Kämpfer ſind noch etwas unbeſchriebene Blätter, die aber
als Erſtlinge zu den beſten Hoffnungen berechtigen. Da ſich ſchon
oft=
mals gezeigt hat, daß gerade Anfänger mehr Feuer und Kampfeseifer
zeigen wie ſogen. Kanonen, ſo kann man hier mit einem anregenden
Kampfverlauf rechnen.
Als zweites Paar im Federgewicht kämpfen Muthig (
Aſchaffen=
burg)—Bruder (1. D.B. C.). Harten Sport dürſte es bei dieſem
Tref=
fen geben, denn M. ſoll ſeinem Namen alle Ehre machen, und B. iſt
ein kommender Mann, der gegen früher eine weſentliche
Formverbeſſe=
rung aufzuweiſen hat. Wenn es ihm gelingen ſollte, ſeine Hauptwaffe,
einen harten Schlag, genau zu landen, dann ...
Als drittes Paar im Federgewicht kämpfen Schellenberger (
Aſchaf=
fenburg) — Ritſer (1., D.B.C.). Durch das Erſcheinen R.s im Ning
dürfte dieſes Treffen einer beſonderen Beachtung wert ſein. R.
er=
kämpfte ſich erſt am letzten Sonntag bei den Ausſcheidungskämpfen um
die Süddeutſche Meiſterſchaft in Frankfurt a. M. gegen einen
ausgezeich=
neten Gegner einen eindrucksvollen Sieg. Hoffentlich findet er in dem
Aſchaffenburger einen gleichwertigen Gegner, der ihn auch zur
Ent=
faltung ſeines ganzen Könnens zwingt.
Im Leichtgewicht kämpfen Baumann (Aſchaffenburg)—
Rip=
per (1. D.B.C.). Zwei ausgezeichnete Leichtgewichtler werden ſich hier
gegenüberſtehen. Beide hart im Geben und Nehmen. Aber R.s Energie
und größeres Stehvermögen ſind vielleicht in dieſem Kampfe
ausſchlag=
gebend.
Als zweites Paar im Leichtgewicht kämpfen Weber (Aſchaffenburg)
gegen Blatz (1. DB.C.). Eine Begegnung für Anhänger ſchönen
Sports, denn B. iſt ein Amateurboger wie er ſein ſoll. Rein in der
Arbeit, fair, von Schulung und Kopf. Ob ſein Gegner alle dieſe
Fähig=
keiten mitbringt, dürfte fraglich ſein, doch iſt er als äußerſt zäh und
hartnäckig bekannt. Im übrigen erhielt B. am letzten Samstag bei den
Ausſcheidungskämpfen in Frankfurt a. M. abermals den Sieg in der
Leichtgewichtsklaſſe zugeſprochen, nachdem ſein Gegner in der zweiten
Runde, bis zu welcher B. führte, wegen eines Regelverſtoßes
disquali=
fiziert wurde.
Im Halbſchwergewicht kämpfen Wolff (Frankfurt a. M.)—
Trumpfheller (1. D.B.C.). Mit Beiden erſcheinen in Darmſtadt zum
erſten Male zwei Halbſchwergewichtler im Ring. Mit bedeutenden
Körperkräften ausgeſtattet, werden ſie ſich ſicher einen harten Kampf
liefern, auf deſſen Ausgang man geſpannt ſein kann.
Im Weltergewicht kämpfen Martin (Aſchaffenburg)—Knöpp
(1. D. B. C.) Ein vollſtändig offenes Treffen, da ſich hier zwei Leute
von gleichen Qualitäten gegenüberſtehen werden. Körperlich wird K.
ſeinem Gegenüber wohl etwas im Vorteil ſein, aber mehr Technik und
Kopf auf ſeiten M.s dürften dies ſicher ausgleichen.
Als zweites Paar im Weltergewicht kämpfen Schmidt (Frankfurt
a. M.)Kunkel (Aſchaffenburg). Zwei Kämpfer von reinſtem Waſſer
geraten hier aneinander, deren ganzes Beſtreben vom erſten Gongſchlag
an darauf gerichtet iſt, den Gegner mit allen erlaubten Mitteln reſtlos
fertig zu machen. Ein Kampfſtil, der vielleicht weniger ſchön für das
Auge iſt, aber an die Leiſtungsfähigkeit der Kämpfer die größten
An=
forderungen ſtellt.
Drittes Paar im Weltergewicht: Ludwig Eckert (Mainz)—Staudt
(Pol.=Sp. Frankfurt a. M.). Eckert hat ſich bei den letzten
Ausſcheidungs=
kämpfen um die Süddeutſche Meiſterſchaft bis zum Bezirksmeiſter des
Rhein=Pfalzbezirks durchgekämpft und iſt Anwärter auf den Titel eines
ſüddeutſchen Meiſters. Dies dürfte genügen, um von ihm ein
hervor=
ragendes Boxen zu ſehen, zumal ſein Gegner St. ein ſchwer zu boxender
Mann iſt der Schlag und Technik beſitzt. Einer der ſpannendſten Kämpfe
iſt auf alle Fälle von Beiden zu erwarten.
Als viertes Paar im Weltergewicht kämpfen Karl Eckert (Mainz)—
Behnke (Pol.=Sp. Frankfurt a. M.). Der Kampf des Abends. E. wie
ſein Bruder Bezirksmeiſter und Titelanwärter. B. Berliner
Schupo=
meiſter 1923. Beide repräſentieren beſte Amateurklaſſe, beſitzen
Schlag=
kraft, eine hochentwickelte Technik und ſind flink auf den Beinen. Für
dieſen Kampf beſonders vorbereitet, werden Beide den Schlußkampf
des Abends liefern, von dem zu erwarten iſt, daß er den beſten Sport
zeigen wird,
Sämtliche Kämpfe gehen über drei Runden zu drei Minuten.
nach den Beſtimmungen des Deutſchen Neichsverbandes für
Amateur=
boxen. Als Ringrichter iſt Herr Renneberg (Frankfurt a. M.)
verpflichtet; als Punktrichter die Herren Weiß (Frankfurt a. M.), Dr.
Feder (Aſchaffenburg), Proll (Darmſtadt). Die techniſche Leitung
liegt in Händen von Herrn Gollaſch und Frick. Für jeden Sieger
iſt ein Ehrenpreis vorgeſehen; außerdem ſtellen zwei hieſige
Geſchäfts=
leute als Anhänger des Bosſports in liebenswurdiger Weiſe je einen
wertvollen Ehrenpreis zur Vepfügung, wovon der eine für den techniſch
beſten Boxer der Schutzpolizei und der andere für den Beſten des
Bog=
klubs beſtimmt iſt. Die Kämpfe beginnen pünktlich halb 8 Uhr in der
geheizten Turnhalle. Da mit einem ſtarken Beſuche zu rechnen iſt, ſo
empfiehlt es ſich, den Vorverkauf im Sporthaus Adelmann (Rheinſtr.)
zu benutzen, der heute beginnt.
Alles in allem, ein Großkampfabend, bei dem alle Anhänger des
Boxſports voll auf ihre Koſten kommen werden, und der ſicher dazu
beitragen wird, dieſem edlen Herrenſport neue Jünger zuzuführen.
Turnen.
Turngemeinbe Beſſungen 1865 e. V., Darmſtadtk.
— Turner und Turnerinnen, es iſt Euch doch noch allen in
Erinne=
rung, daß aus den Reihen der Mitglieder der Wunſch geäußert wurde,
wie in Friedenszeiten ſich wieder Samstags abends im Kneipſaale
zu=
ſammenzufinden. Aus dieſem Anlaß machen die Redewarte erſtmals
am Samstag, den 23. Februar, den Verſuch, die Mitglieder zu einem
gneipabend zuſammenzurufen. Das Programm, das ſie
zuſam=
mengeſtellt haben, läßt darauf ſchließen, daß einige genußreiche Stunden
geboten werden. Es iſt ihnen gelungen, Herrn Rektor Karl Schäfer
zu einem Vortrag: „Eine Neiſe ins Saargebiet”, zu
ge=
winnen. Dieſes Thema dürfte Viele locken, denn manchem von uns
dürfte es noch unbekannt ſein, wie es drüben ausſieht und wie es
unſe=
ren armen deutſchen Brüdern ergeht. Die Perſon des Rektors Schäfer
bietet Gewähr dafür, daß dieſer Vortrag recht feſſelnd wird. Ferner iſt
es gelungen, die Singmannſchaft für dieſen Abend zu gewinnen, um
den erſten Kneipabend durch echte deutſche Lieder zu verherrlichen, denn
deutſche Klänge ſind etwgs für das deutſche Ohr. Turner und
Turne=
rinnen, folgt dem Rufe der Nedewarte recht zahlreich, opfert Eure Zeit,
macht Euch los vom Alltag, es wird ſich lohnen. — Zum Schluß ſei noch
der Wunſch geäußert, daß nicht nur junge Turner kommen, ſondern
auch die alten Mitglieder erſcheinen, denn dies wirkt erzieheriſch für die
Jugend.
Hi.
Fußball.
Tv. Bickenbach 1897 I. — Tv. Eberſtadt 1876 I. 2:1.
Tv. Bickenbach 1897 II. — Tv. Eberſtadt 1876 II. 0:0.
Zum fälligen Gaumeiſterſchaftsſpiel der B=Klaſſe trafen ſich am
Sonntag in Bickenbach die erſten Mannſchaften der
obengenaun=
ten Vereine. Schon in der erſten Halbzeit zeigte ſich eine leichte
Ueber=
legenheit Bickenbachs; aber das ungenaue Zuſammenſpiel der Stürmer
verhinderte vorerſt jeden Erfolg. Halbzeit 0:0. Kurz nach Wieder
anſtoß geht Bickenbach durch 13=Meterwulf, den der Linksaußen Herpel
verwandelt, in Führung. Bald darauf gelingt es jedoch Eberſtadt durch
ſeinen Mittelſtürmer Simon, gleichzuziehen: 1:1. Daraufhin ſetzte
bei=
derſeits ein ſcharfes Tempo ein. Bei dieſem Endſpurt fällt für
Bicken=
bach das entſcheidende 2. Tor, das der Halbrechte Völger plaziert
ein=
ſchoß. Eberſtadt gelingt es trotz eifrigen Bemühens nicht, dieſes
Er=
gebnis zu ändern, und der Schlußpfiff des einwandfreien
Schiedsrich=
ters Darmſtädter vom Turnverein Pfungſtadt beendet ein ſcharfes, aber
ſchönes Treffen.
Das Spiel der zweiten Mannſchaften endete unentſchieden 0:0.
Germania=Eſchollbrücken — Sp. Vg. Arheilgen II. 5: 2.
=L= Auf dem Platze in Eſchollbrücken ſtanden ſich die obigen
Mannſchaften gegenüber. Arheilgen hatte ſeine beſten Leute im Sturm,
während die Verteidigung nicht immer ſicher war. Bis zur Pauſe war
Arheilgen mehr im Angriff, konnte jedoch an der zähen
Hintermann=
ſchaft der Germanen nicht vorbeikommen. Eſchollbrücken legte ein Tor
vor. Pauſe 1:0. Durch Selbſttor eines Arheilger Verteidigers
er=
höhte Germania ihren Vorſprung auf 2:0. Arheilgen holt nunmehr
ein Tor auf. Doch nicht lange dauert die Freude, und Eſchollbrücken
ſendet Nr. 3 in die Maſchen. Arheilgen ſtrengt ſich jetzt gewaltig an
und kann ſein zweites Tor erzielen. Nunmehr kommt Eſchollbrücken
erſt richtig auf und noch zweimal muß der Torwart von Arheilgen den
Ball paſſieren laſſen. Der Schlußpfiff ſah Eſchollbrücken mit 5:2
Toren als ſicheren Sieger.
Briefkaſten.
Anonymus. Warum bleiben Sie anonym? Es wäre ſehr erwünſcht,
wenn Sie gelegentlich zu einer Ausſprache über dieſe Dinge ſich einmal
zu uns bemühen wollten.
St.
W., hier. § 108, Abſ. 1 R.=Abg.=O. ermächtigt den R.=
Finanzmini=
ſter Steuern, deren Einziehung eine unbillige Härte darſtellen würde
zu ſtunden oder zu erlaſſen. Dieſe Beſtimmung gilt auch ſinngemäß für
Landesſteuern nach Art. 7 des heſſiſchen Geſetzes zur Ausführung
des Landesſteuergeſetzes. Sie würden alſo, geſtützt auf die Darlegung
der tatſächlichen Verhältniſſe, einen Antrag beim Finanzamt zu ſtellen
haben.
S. V. S. Es heißt: „genieſt”.
H. H. Wenden Sie ſich an die Landwirtſchaftliche Zeitſchrift (Ve
lag Landwirtſchaftskammer, Darmſtadt).
R. O., hier. Nach dem Gemeindeumlagengeſetz kommt allein der
für die Beſteuerung 1914 angenommene Friedenswert des
Immobiliar=
beſitzes allein in Frage. Der Hausbeſitzer hat an Staat und Gemeinde
die Grundſteuer zu zahlen und kann nur nach ſolcher Zahlung Erſatz
von den Mietern verlangen, unter Nachweis der Zahlung und anteiliger
Berechnung nach dem Mietwerte, wie dies aus der im Tagblatt
abge=
druckten Bekanntmachung des Finanzminiſteriums vom 25. Januar 1924
unzweifelhaft hervorgeht.
V. H. in B. Wir möchten empfehlen, mit einer
Hypotheken=
bank in Verbindung zu treten.
TSa
R
die beste Lilienmilchseife für zarte weiße Haut.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 22. Februar.
Wechſelnd bewölkt, Temperatur ſchwankend, unerhebliche
Nieder=
ſchläge.
Ra
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende nach 10½
Uhr (Sondermiete 212): „König Lear”. — Kleines Haus, Anfang
7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Sondermiete 112): „Die Entführung aus dem
Serail”. — Orpheum, 734 Uhr: „Das Fräulein vom Amt”. —
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtellun=
gen. — Café Fürſt Bismarck, Anfang 8½ Uhr: Großes Sonder=
Konzert. — Oeffentlicher Vortrag von Dr. med, Rhaban Liertz: Der
Fortpflanzungstrieb. Das ſexuelle Problem unſerer Zeit, Die moderne
Ehe. 8 Uhr, Saalbau. — Darmſtädter Vereinigung aus Elſaß=
Loth=
ringen Vertriebener, abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal:
Mitgliederver=
ſammlung. — Gaſthaus „Zum Ochſen” Beſſungerſtraße, abends 8 Uhr:
Mieter=Verſammlung. — Gartenbauverein, abends 8 Uhr, im
Fürſten=
ſaal: Lichtbildervortrag.
Verantwortlich
Derantwortlich
Berantwortlich
Derantwortlic
Hauptſchriſtleitung: Rudolf Mauve
für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
ür Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
für Schlußd enn: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratentelk: Willy Kuhle
Druckh und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die henzige Rummer hat 12 Seiten
Nervöse Zustände
finden stch jetzt allgemein, da die Ernährung viel zu wünscher
übrig läßt. Es tst Klagheit und Pflicht eines ſeden, dem Körpe
neuer frisches Blut zuzuführen, woderch die Nerven gekräftig
werden, und dte nervösen Zustände dann verschwinden, bierfür
wird Leciferrin ärztlich gerne verordnet. Preis M. 3.—. (T.1007
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Darmſtädter Tagblatt
21. Februar 1924 Nr. 52
* Bank= und Bauſchwindel.
Wer noch nicht davon überzeugt iſt, daß unſere Wirtſchaft allmählich
wieder zu vorkriegsmäßigen Verhältniſſen zurüchkehrt, der wird ſich auf
die Dauer dieſer Erkenntnis doch nicht verſchließen können, wenn er hört,
daß wieder Unterſchlagungen und Betrügereien bei Banken vorkommen,
und daß auch am Baumarkte bereits der erſte Krach zu verzeichnen iſt.
Dieſe Erſcheinungen ſind zwar ſehr unangenehme Begleiterſcheinungen
der Umwertung aller Weaſe, aber ſie beiveiſen jedenfalls, daß auch die
unſoliden Elemente der
ſchaft den hohen Wert der neuen Währung
wieder erkannt he
ſohnt ſich offenbar, für Gold= und
Renten=
mark auf einige Z.
Befängnis zu wandern. Die Summe von zwvei
Millionen Goldmaut
auch heute, wo wir noch alle finanziellen Dinge
unter der Nachwirkung
Währungskataſtrophe etwas läſſig beurteilen,
immeuhin kein Papt
Manche mittlere oder kleinere Bank wäre
durch einen ſolchen Berl
infach ruiniert. Die Deutſche Giro=Zentrale,
die das En
rieitu
tlicher deutſcher Girozentralen iſt, wird den
Schlag au
Immerhin wird ſie auch an dieſem Verluſte
ſchwer 3u
a die Girozentralen die Träger des
Geldyer=
kehrs der arkaſſen und Kommunalbanken ſind, erregt der Vorfall das
Intereſſe
breiten Oeffentlichkeit in ganz beſonderem Maße, denn
letzten E=
Schaden doch Inſtitute mit öffentlichem Charakter.
Es zeigt ſich)
daß nicht nur bei der Deutſchen Giro=Zentrale,
ſondern überhauft in Bankgewerbe ein ſtrafferes Anziehen der Zügel
der Organiſation uno ontrolle dringend not tut. So lange die Mark
ſich unaufhaltſam entſertete, und die Banken mit Arbeit überlaſet
waren, ließ man den Dingen ziemlich freien Lauf, gelegentlich durch
un=
geſchicktc:; Manipulieren der Angeſtellten entſtehende Verluſte wurden
mit Leichtigkeit ertragen und weggebucht. Wie oft mag das, wos man
für einen Jrum hielt, eine vorſätzliche Schädigung geweſen ſein! Man
hatte nicht die Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das muß
jetzt anders werden.
Die Sanierung der Währung bedingt auch eine Sanierung der
ge=
ſchäftlichen Arbeitsmethoden. Vor allem im Bankgewerbe! Man wird
auch in der Gewährung von Krediten wieder etwas vorſichtiger ſein
müſſen, die Kreditwürdigkeit des Einzelnen muß heute auf ganz neuer
Baſis vön Fall zu Fall feſtgeſtellt werden. Die Tatſache, daß in Berlin
ſchon vereinzelte Wohnhausbauren mangels ausreichender Mittel
ſtillgelegt werden mußten, zeigt, daß das Sciebertum zunächſt ſkrupellos
verſucht, auch weiterhin große geſchäftliche Objekte ohne binreſchende
Mittel in Angriff zu nehmen. Das war in den vergangenen Jahren
der normale Weg, um Sachwerte und Reichium zu erwerben. Im
Zeit=
alter der ſtabiliſierten Mark muß derartigen Ve ſuchen aber möglichſt
raſch die Baſis entzogen werden. Kredite an Bauſchieber dürfen unter
keinen Umſtänden gegeben werden, denn ſie bringen von vornherein das
ſolide Baugewerbe und die mit ihm arbeitenden Branchen in größte
Ge=
fahr. Bei dem großen Mangel an Wohnungen und der unzweifelhaft
in weiten Kreiſen vorhandenen Neigung zur Jnangriffnahme von
Bau=
projekten könnte ſich ſehr leicht ein neues gefähr!3 Schiebertum am
Baumarkte entwickeln. Welche Folgen daraus für uifere deutſche
Volts=
wirtſchaft entſtehen könnten, kann nur der ermeſſen, der die
eutſprechen=
den Vorgänge der Vorkriegszeit klar vor Augen hat. Man erinnere ſich
nur der Schwierigkeiten, die das Baugewerbe und die verwandten
Branchen zu überwinden hatten, um den Baumarft vom Schiebertum
zu ſäubern. Gerade den Banken erwächſt auch hier ſehr dankbare
Auf=
gabe, von vornherein dem leicht wuchernden Uniraut die Nahrung zu
entziehen.
*Waggon= und Maſchinenfabrik A.=G., vorm.
Buſch, Bautzen. Die kürzlich wieder in Betrieb genommene
Ma=
ſchinenfabrik „Phoenix” in Riga, die bekanntlich der Geſellſchaft nahe
ſieht, ſoll, Preſſemeldungen nach, als erſte Lieferung drei Eiſenbahn=
Poſtwagen an die lettländiſche Eiſenbahnverwaltung abgeliefert haben.
Ueber Lieferung von Perſonenwagen ſoll die Geſellſchaft mit der
glei=
chen Verwaltung in Verhandlungen ſtehen.
Banken.
— Gr ündung einer neuen internationalen
Kre=
ditbank. Ueber ein ſolches Vorhaben ſchreibt die „Berl. Börſenztg.”
Die Abſicht, ein weiteres Kreditinſtitut (über die Gründung der
Inter=
nationalen Bank in Amſterdam wurde bereits berichtet. Anm. d.
Schriftleitg.) auf breiter internationaler Baſis, Sitz ebenfalls
Amſter=
dam, ins Leben zu rufen, hat mit Konſtituierung der Internationalen
Credit=Compagnie mit Grundkapital von 20 Mill. holl. Fl. bei
Volleinzahlung von 11 Mill. Fl. ihre Verwirklichung gefunden. Die
Führung hat die Nederlandiſche Handel=Maatſchappy, Amſterdam.
Außer engliſchen und holländiſchen Banken ſind von deutſchen Firmen
beteiligt: Mendelsſohn u. Cie., Amſterdam in Amſterdam, Deutſche Bank
Filiale, Amſterdam in Amſterdam, Handelsmaatſchappy H. Albert de
Bary u. Cie Amſterdam (als Bevollmächtigte der Direktion der
Dis=
kontogeſellſchaft, Berlin), Proehl u. Gutmann, Amſterdam (als
Bevoll=
mächtigte der Dresdener Bank, Berlin), ſchweizeriſcher Bankverein, Baſel
und Skandinaviska Kreditaktiebolaget, Stockholm. Im Präſidium des
Direktoriums iſt Deutſchland durch Dr. Fritz Mannheimer, Mitinhaber
der Firma Mendelsſohn u. Cie., Berlin und Amſterdam, vertreten.
Neugrundungen.
* Karoſſeriebedarf Aktiengeſellſchaft; Berlin.
Unter dieſem Namen iſt am 11. Februar don den Firmen Hilgers u.
Knorr G.m.b.H., Berlin, Eichhelz u. Cv., Meinerzhagen, Stimming u.
Ventzlaff, Altenburg, und mehreren anderen Werken der Karoſſeric=
Beſchlagteil= und Autozubehörbranche in Berlin eine Aktiengeſellſchaft
gegründet worden, die ſich mit dem Verkauf der einſchlägigen Artikel
befaſſen wird. Durch den Zuſammenſchluß geben die Werke dem neuen
Unternehmen die Gelegenheit zum günſtigen Einkauf und zur
Unter=
haltung eines reichhaltigen, aſſortierten Lagers, ſo daß die
Automobil=
werke, Karoſſeriefabriken und Bubehörhandlungen ihrerſeits ſofort
greifbare Ware zu Fabrikpreiſen beziehen können. Es werden in erſter
Linie geliefert: Schlöſſer, Scharniere, Profilſchienen, Beſchlagleiſten,
Aluminiumbleche und alle in Frage komimenden Beſchläge, ſowie
Zu=
behörreile für Wagen und Motorräder. Uhren, Signalinſtrumente,
Scheinſverfer und komplette Anlagen, Tachometer uſw. Als Vorſtand
übernimmt Herrn Direktor Walter Hilgers die Leitung des
Unterneh=
mens, während Herr Lothar Herbſt Prokura erhält. Der
Aufſichts=
rat ſetzt ſich zuſammen aus den Herren Rechtsanwalt Kurt Danziger,
Kaufmann Nikolaus Hebicht und Direktor von Lengerke. Eine
Zweig=
niederlaſſung für Süddeutſchland wird in Weinheim a. d. B. errichtet.
Die Errichtung weiterer Zweigniederlaſſungen iſt in Ausſicht
genom=
men. Das neu= Unternehmen, deſſen Zweck es iſt, wie der Name ſchon
angibt, ſcine ganze Tätigkeit in den Dienſt der Deckung des
weitver=
zweigten und komplizierten Bedarfs der deutſchen Karoſſeriefabriken zu
ſtellen, wird die Aufgabe durch den Kontakt mit den Gründerwerken am
allerbeſten löſen können. Hierdurch wird endlich eine Lücke, die ſich bei
der Belieferung der in Betracht kommenden Abnehmer in der letzten
Zeit gezeigt hat, beſeitigt werden. Gleichzeitig ſcheint dieſe Gründung
darauf hinzuweiſen, daß die deutſche Induſtrie nach neuen Wegen ſucht,
um den für die nächſte Zeit zu erwvartenden Anſturm der ausländiſchen
Konkurrenz auf die deutſche Induſtrie wirkſam begegnen zu können.
wh. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hat die feſte Tendenz auch heute angehalten. Die Inlandsforderungen
ſind weiter erhöht worden, doch bleiben die Käufer nach wie vor
vor=
ſichtig. Die Umſätze haben keinen großen Umfang angenommen. Die
Preiſe der Inlandswaren nähern ſich mehr und mehr denen des
Aus=
landsgetreides, was beſonders bei Weizen bewirkt hat, daß die großen
Mrühlen weniger als bisher für Inlandsofferten Intereſſe zeigen. Für
Roggen waren ſchleſiſche Mühlen Reflektanten und zahlten auch höhere
Preiſe, als von anderer Seite geboten wurden. Gerſte blieb in feinen
Brauſorten wie immer geſucht, wogegen andere Sorten ſchwerer
unter=
zubringen waren. Für Hafer beſtand ſeitens der Berliner Verbraucher
und des Handels Kaufintereſſe. Das Mehlgeſchäft verlief ruhig; bei
den anderen Artikeln traten Preisveränderungen kaum ein.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 20. Febr.
Amt=
liche Notierungen (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack,
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack; Preis je 100 Kilo in
Gmk.): Weizen Wetterau 18,75—19,25, Roggen 16,75—17,25,
Sommer=
gerſte für Brauzwecke 20—21, Hafer inländiſch 15—15,50, do. ausländ.
—.—, Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 28—28,50, Roggenmehl
24,50—25,25, Weizen= und Roggenkleie 8,50—9,50, Mais Laplata 18,75
bis 19,50, Biertreber getrocknet 14,75—15. Tendenz feſt, beſonders
Fut=
termittel gefragt.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 20. Febr. (Eigener
Bericht.) Nach der geſtrigen ſtarken Abſchwächung des Kursniveaus
war die Stimmung heute vorbörslich und zu Beginn der Börje recht
zurückhaltend und weiter ſchlrach. Man handelte zu Beginn zu Kurſen,
die ſich wieder weſentlich unter den geſtrigen Notierungen bewegten.
Im weiteren Verlaufe machte ſich indeſſen eine gewiſſe Kaufneigung
be=
merkbar teils von lokaler Bankſeite, teils vom Ausland ausgehend. Es
ſcheint ſich dabei aber nicht um Meinungskäufe, ſondern um Eindeckung
der Spekulation gehandelt zu haben. Immerhin bot dieſer Umſtand
dem Markt gegenüber den umfangreichen Verkaufsaufträgen, die vom
Publikum vorlagen, eine gewiſſe Stütze und die Kurſe konnten ſich im
Großen und Ganzen beſſer behaupten, als man vorbörslich nach den
vorliegenden Aufträgen erwartet hatte. Von beſonderen Vorgängen und
Anregungen iſt heute wenig zu berichten. Holzmann wurden auf
er=
mäßigtem Niveau wieder von guter Seite gekauft. Behauptet blieben
auch Junghans, in denen man ausländiſche Käufe ſieht. Sonſt
über=
wogen an den variablen Märkten allgemein die Abſchwächungen. Von
Kaſſawerten ſind Frankfurter Allg. Verſicherungen zu erwähnen, die
heute ſehr lebhaft gehandelt wurden und nach einem Kurs von zirka
123 bei Börſenbeginn gegen 140 anziehen konnten — amtlich 137½. Die
Intereſſengemeinſchaft mit der engliſchen Gruppe iſt nunmehr
abge=
ſchloſſen, und man legt dieſer Transaktion weittragende Bedeutung für
das ganze deutſche Verſicherungsgewerbe und insbeſondere für die
Frankfurter Allgemeine bei, die damit an dem engliſchen
Verſicherungs=
geſchäft beteiligt wird. Rerink waren heute nach der ſtarken Steigerung
der letzten Tage von verſchiedenen Seiten angeboten, was zu einem
leichten Rückſchlag führte. Sonſt war der Kaſſamarkt überwiegend
ab=
geſchwächt. Am Rentenmarkt waren Ungarn und Türken faſt geſchäfts=
los, dagegen Ruſſen lebhaft geſucht, O2er 6 Billionen Proz. Geld. Im
freien Verkehr hörte man: Api 8, Beckerſtahl 10½, Beckerkohle 10
Benz 6, Brown Boberi 3, Georgi 0,9, Crowag 0,425, Kayſer
Wag=
gon 0,850, Kreichgauer Maſchinen 0,7, Krügershall 12½, Mez Söhne 71
Meher Textil 0,95, Petroleum 23½, Naſtatter Waggon 11½, Kabel
Nheydt 14, Schebera 434, Tiag 3½, Ufa 9½. Die Nachbörſe war faſt
geſchäftslos; einige Werte waren etwa zu den Kaſſakurſen geſucht.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Börſe
zeigte heute im allgemeinen bei unveränderter Zurückhaltung das gleiche
Bild, der hochgradigen Geſchäftsloſigkeit wie an den Vortagen.
Unluſt veränderte den Kursſtand im großen und ganzen nicht erheblich.
Für die wenigen Papiere, in denen Umſätze von einiger Bedeutung
ſtattgefunden haben, hat er ſich freilich weiter, und zwar um einige, bis
vereinzelt 5 Billionen Prozent geſenkt. Diefe Verkaufsneigung wird in
der Hauptſache mit Verkäufen ſeitens des Publikums wegen der
bepor=
ſtehenden großen Stehterzahlungen i Verbindung gebracht, wogegen
von Begründungen mit den Exekutionen von Auslandsverkaufen heute
weniger zu hören war. Von der allgemein herrſchenden Geſchäftsſtille
heben ſich zeitweilig nur Schiffahrtsaktien ab, in denen die Spekulation
im Zuſammenhange mit amerikaniſchen Meldungen über den Prozeß
der deutſchen Schiffahrtsgeſellſchaften wegen der Entſchädigung für die
während des Krieges von den Vereinigten Staaten beſchlagnahmten
deutſchen Schiffe eine größere Bewegung nach oben hin zu
entfachen=
ſuchte. Erfolge hatte ſie damit aber nicht. Nur Deutſch=Auſtralier und
Kosmos ſtellten ſich weſentlich höher. Die übrigen Aktien blieben
zu=
meiſt unverändert. Weiterhin zeigte die Börſe gute Widerſtandskraft,
Cinige Montanwerte berſuchten babei, die Kurſe anzuziehen. Am
Geld=
markt hat die bisherige Flüſſigkeit etwas nachgelaſſen. Die
Deviſen=
preiſe wurden hai unveränderten Zuteilungen mit geringen
Abweichun=
gen gegen geſtern feſtgeſetzt. Im Frankenſturz ſcheint nach den aus
Paris und Brüſſel vorliegenden Kursmeldungen heute ein Stillſtand
ein=
getreten zu ſein.
Deviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Deviſen=Zuteilungen: Holland 4 Proz., Brüſſel 10 Proz.;
Kriſtiania 10, Kopenhagen 5, Helſingfors 10, Italien 5, London 4,
Neu=York 4, Paris 5, Schweiz 5, Spanien 5, Wien 10, Prag 5 Proz.,
Budapeſt voll, Buenos=Aires 5. Bulgarien 20, Japan 5 und Rio de
Janeiro 10 Proz. Belgrad voll und Liſſabon voll.
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.
Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f.Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan”.
„ Wolle. ..
Chem. Hehden ..."
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel..
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel.
Deutſche Erdöl ....."
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke
Dt. Waffen u. Munitio
Donnersmarckhütte
Oynamit Nobel.
Elberfelder Farben
Elektr. Lieferung
R. Friſter .
Gaggenau Vor
Gelſenk. Gußſtahl
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch.=Egeſt.. ..
Hanſa Dampfſch. . . .. .
134000
18500 26500
125000
18875 Wanderer=Werke .. 15875 14500
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 20. Februar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Enropäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
..
0 Reichsanleihe ..
.
3½%
Be
„....
Dollar=Goldanleihe. . . . . . . . . .."
Dollar=Schatzanweiſungen ..."
Dt. Schatzanw. K Ausg. Tv. 23
.. IIv. 23
Iv. 24
k, IIv.24
4½½ T. u. V. Schatzanweiſg.
4½%HI.—IK.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v.14
Sparprämienanleihe .... ... .."
Zwangsanleihe .. . . . . . . .. . . . .
0 Preuß. Konſols ........."
3½ „ „..
.........
48 Bad. Anl. unk. 1935 .....
„ v. 1907 ......."
4½ Bahern Anleihe ........"
3½‟
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatanw.
rckz. 26 ...
3—16% Heſſen Reihe XXXvI.
untilgb. b. 28.. . . . . .
4½ Heſſen unk. 1924... . . . . . ..
.
3½% „.......
5% „ ..........
2 Württemberger .........."
b)Ausländiſche.
5½ Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inpeſt.=Anl. v. 1914
„ v. 1902 .........."
.......
."
5% Bulgar. Tabak 1902.. .. . ..
12/,% Griech. Monopol .......
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ..........."
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ..............."
40‟ Oeſt. Goldrente ........."
4½ „ einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% „ Goldrente v. 13 ...."
4% „ am. Goldrente konv.
4½ „ am. v. 05 ..... ...."
40/ Türk. (Admin.) v. 19038....
4% „ (Bagdad) Ser. I ..
„II..
4
v. 1911, 8ollanl. ..."
47
0 Ung. Staatér. v. 14 ....
Goldrente ........
Staatsr. v. 10 ....
Kronenrente . . .. ..
47
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere ......
„ konf. äuß. v. 99... ..
Gols v. 04, ſtfr. .. . .
5% konſ. inner .......
Frigationsanleihe .
naulipas Serie 1......"
5%
19. 2.
01275
0.48
0.32
0,95
4,2
60 M
60 M
33
0.,181
3 Mc
0,44
0,37
4,2
0,94M
0.4
0.63
3io
1,9
11,75
20 2.
0.12
094
42
60 M
60 1
3,027
3.027
2,5 Me
0,42
0.35
—
0.59
20,6
0.98
42
0,Saus,)
0,.46
063
1,6
21
3.9
15
0,9
4,35
3.
117e
1,6
Oblig. v. Transportanſt.
4% Cliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
4% Gal. Carl Ludiy.=Bahn. . . .
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. ..
42
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.)
2 6%Neue „
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
380 Oeſt. „ 1. b. 8. Em.,
„ 9. Em. ...."
v. 1883 ...."
Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz:
4½ Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
% Salon. Conſt. Jonction ..."
Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee. . ....... . ..
4½½ „ „........"
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwertanl.
6% Heſf. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5% „ Roggenwert=Anl.
5½ Sächſ. Braunk.=Anl. Ser. Iu, II
5% Südd. Feſtwertbl. . . . . . . .
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtaſt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein.. . . . . . .
Bayer Hypothelen= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft . . ."
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank ..............
DeutſcheEffekten= u. Bechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. ..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft ........."
Dresdner Bank. . . .. .. .... .."
Frankfurter Bank ..........."
„ Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . ...."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . ..
Reichsbank=Ant. . .. . . . . . . . . . ."
Rhein. Creditban ..........."
Hhpothekenbank.
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ........."
Wiener Banwerein ..........
Bergwerks=Altien.
Berzelius .."
.
Bochumer Bergb. ...
Buderus.... . . . . . .."
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . . .
Gelſenkirchen Bergw. .......
Harpener Bergbau......... ..
Kaliwerke Aſchersleben ......."
„ Salzbetfurth ... . ..."
„ Weſteregeln ......"
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........"
Mansfelder ................"
Oberbedarf ................."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
Phönix Bergbau .........
19. 2.
13
8,9
16,5
12
35
4,4
19
3,6
3,3
Ple
61
775
15,5
15,25
7,5
3.9
1,8
194
3,5
5,8
B.1
2,9
0,735
41.25
4,87
145
0.5
13.9
2,75
94
81.5
20,25
39
35,5
43,5
20 2.
*
82
3
11.6
3,5
4.8
17
3,2
4,6
58
73
14,625
15,2
6,75
3,6
1,65
18,5
92ig
23
0,6625
4,7
1
9.475
12,9
22,75
ſis
63
Rhein. Stahlwerke . . . . . . .
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt. . .
Ver. Laurahütte . ..........."
Aktien indnſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ...................."
4—Miſliarder aU ohne Umſatz, X — rationiert,
Arruümulat. Berlin .........
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% .„ Vorzug Lit. 4 ..."
5% „ „ „ Vorzug Lit. B..."
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .. . . .
Anilin Bln.=Treptow. . .. . . ..."
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) ........
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. . . . . . . . . . . . . . ."
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke ...... . . .
Bing. Metallwerke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Eementwerk Heidelberg.. .. . ..
Karlſtadt . . . . . . . ."
„
„ Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . .."
„ Griesheim Elektron ....
„ Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ............"
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm) ......
Düſſeld. Ratinger (Dürr)....."
Dhckerhof & Widm. Stamm ... 63
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
L. Meher jr. .. . . .."
Elberfelder Farbw. v. Baher ..
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......"
Licht und Kraft . . . . . . ."
Elſäſſ. Bad. Wolle......... . .."
Emag, Frankfurt a. M... . . .
Email. & Stanzw. Ullrich ...."
Enzinger Werke .........
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........"
Faber, Joh., Bleiſtift ......."
Faber & Schleicher .........
Fahr, Gebr., Pirmaſens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Jetter). ......
Feiſt Seitkellerei Frankf. a. M.,
Frankfurter Gas... . . . . . . . . ..
Frankfurter Hof...........
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. . .."
Ganz. Ludwig. Maimz ....... 1,8
Geiling E Cie. .............."
Germania Linoleum ........."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. . .
Gotha Waggon .........
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. ..
Grün & Bilfinger . . . . . . . . . . .
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . .. . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ....... . . . . ."
Holzverk.=Induſtr. . . ...... . ..
Hydrometer Breslau .......
Inag ..
..."
Junghans Stamm..
..
Karlsruher Maſchinen ........"
Klein, Schanzlin & Becker ..."
Knorr, Heilbronn............"
Kolb & Schüle Spim. . . . . . . .
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . .. .. . .
Lahmeyer & Co. ............
Lech, Augsburg .............
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ......."
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallv. ........"
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . .
Meher, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. ........."
Motorenfabrik Deutz........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. . .
Neckarwerke Eßl. Stamm....."
Oleawerke Frankfurt a. M.....
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kahſer ........
Philipps A.=G. ..........."
Porzellan Weſſel.........."
Reiniger, Gebbert E Schall.. .
Rhein. Elektr. Stamm . . . . . . . ."
Metall Vorzüge.... ...
Rhenania, Aachen ...........
Niedinger, Maſchinen ........."
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau.. . . . . ."
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . .....
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert Elektr. (Nürberg) ...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel..
Schuhfabrik Herz
Schuhf. Leander Offenbach ...
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . ...
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel & Co., Mainz........."
Siemens Elektr. Betriebe .....
Siemens Glasinduſtrie ... . . ."
Siemens & Halske. . . .. ..
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Süddeutſche Immobilien .....
Thüring. elektr. Lief.-Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ...."
Beithwerke in Sandbach
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft,
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
„ Faßfabriken Caſſel
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin ..........."
„ Zellſtoff, Berlin ......."
Vogtländ. Maſch. Vorzüge ...."
Stämme . . . .
Voigt & Haeffner Stämme . . .
Voltohm, Seil.............."
Wahyß & Freytag. . . . . . . . . . . . .
Wegelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Waldhof Stamm .. . .
Zuckerfabr. Waghäuſel ... . . . . ."
Frankenthal ......"
Heilbronn. . ... . ...
Offſtein .........."
Rheingau ........."
Transport=Aktien.
Schantung E. B. ......."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ.
Hapag (Paketfahrt) .........
Nordd. Lloyd.. . . . . . . . . . . . .
Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf........ .....
Dampfkeſſel Rodberg. . .. .."
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz ......"
....
Motorenbfarik Darmſtadt ..
Gebr. Roeder ...........
Venuleth & Ellenberger ..."
Unnotierte Altien.
Allg. Bankverein Düſſeldorf
Beckerkohle. . . ............
Beckerſtahl ..... .........."
Benz......... . . ... . . . . . .
Brown Boveri ............
Cont. Handelsbank ........"
Deutſche Handelsbank ....."
Frankf. Handelsbank.
Falconwerke ......."
de Giorgi Choe. ....
Growag ..........
Hanſa Lloyb ......."
Hero Conſerven ...........
Holſatiawerke, Altona . . . . . .
Kabel Rheydt ............"
Karſtadt R. .............
Krügershall Kali ........."
Metall Starkenburg .......
Metz, Kark & Söhne, Freibg.
Neckar=Gummi .. . . . . . . . . .
Petroleum Dtſche. ........."
Raſtatter Waggon ........."
Remy Chem. .............
Textil=Ind. Barmen (Tiag).
Ufa Film .... ..... . ......
Unterfranken Großkraftv. .
1,59
üe
8,3
— 8.25 75 0.14 25,5 12 125 1.5 102 [ ← ][ ][ → ]
Rummer 52.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 21. Februnt 1924.
Seite 9.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Abſchlußzahlungen auf Einkommen= und
Kör=
berſchaftsſteuer. Aus den Durchführungsbeſtimmungen zur
2. Steuernotverordnung (vom 3. Januar 1924) haben die Finanzämter
das Recht hergeleitet, bei der Feſtſetzung der Abſchlußzahlungen auf
Ein=
kommen= und Körperſchaftsſteuer in überaus weitgehendem Umfange die
Mitberückſichtigung des Verbrauchs heranzuziehen und ihre
diesbezüg=
lichen Schätzungen zur Grundlage kurzfriſtiger Zahlungsaufforderungen
bei den Steuerpflichtigen zu machen. Gegen dieſe Praxis bei der
Durch=
führung der Steuergeſetze hat der Hanſa=Bund dem Reichsfinanzminiſter
gegenüber energiſch Stellung genommen. Der Entwurf zur 3.
Steuer=
notverordnung zeigt nun, daß die Abſichten des Finanzminiſteriums, ſich
diktatoriſche Machtbefugniſſe bei der Feſtſetzung der Zahlungen der
Steuerpflichtigen anzueignen, durch die Einſprüche der Wirtſchaft nicht
gehemmt ſind, ſondern im Gegenteil darauf hinauslaufen, immer weitere
Kreiſe unter den Rechtszwang der vorläuſigen Erfüllung von Diktaten
der Finanzämter zu ſtellen. § 55 des Entwurfs der 3.
Steuernotver=
ordnung will auch die Einkommenſteuerpflichtigen, die nach dem Geſetz
vom 9. Juli und 11. Auguſt 1923 von den erhöhten
Steuervorauszah=
lungen befreit waren, der Beſtimmung unterwerfen, daß die
Finanz=
ämter ihre Abſchlußzahlung beſonders unter Berückſichtigung des
Ver=
brauchs ſeſtſetzen können. Gleichzeitig ſoll die Rechtsbaſis für die
gegen=
wärtige Praxis der Finanzämter durch einige Abänderungen der 2.
Steuernotverordnung hergeſtellt werden. Gegen dieſen Verſuch, die
ſteuerliche Rechtsunſicherheit zu erhöhen und auf immer weitere Kreiſe
auszudehnen, hat der Hanſa=Bund gegenüber der Reichsregierung, dem
Reichsrat und den politiſchen Parteien erneut Einſpruch erhoben.
Die Durchführungsbeſtimmungen über die Vorauszahlung auf
Ein=
kommen= und Körperſchaftsſteuer im Kalenderjahr 1924 auf Grund der
2. Steuernotverordnung vom 5. Februar d. J. (Umfang 20 Druckſeiten)
find zur Weitergabe an intereſſierte Wirtſchaftskreiſe auf Veranlaſſung
des Hanſa=Bundes für Gewerbe, Handel uned Induſtrie dieſem in
grö=
ßerer Anzahl vom Reichsfinanzminiſterium zur Verfügung geſtellt und
können gegen Einſendung der Selbſtkoſten von 60 Pfennigen von der
Zentrale des Hanſa=Bundes, Berlin N.W. 7, Dorotheenſtraße 36,
be=
zogen werden.
— Die Aufhebung der Einfuhrverbote. In
Ergän=
zung unſerer Meldung über die Ausführungen des
Reichswörtſchaftsmini=
ſters über die geplante Aufhebung der Einfuhrverbote entnehmen wir
einem halbamtlichen Bericht über die Sitzung des wirtſchaftspolitiſchen
Ausſchuſſes des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats noch folgende
Mittei=
lungen: Der Sitzung lag ein Antrag Baltruſch zugrunde, der Ausſchuß
möge zu der Frage der geplanten Aufhebung der Einfuhrverbote
Stel=
lung nehmen und die Reichsregierung erſuchen, die in Betracht
kom=
mende Verordnung vor ihrer Inkraftſetzung dem Reichswirtſchaftsrat zur
Begutachtung vorzulegen. Der Antrag wurde damit ! ründet, daß von der
Aufhebung der Einfuhrverbote eine einſchneidende nwirkung auf die
deutſche Induſtrie, auf das deutſche Gewerbe, auf die Reichsfinanzen und
auf die Währung zu erwarten ſei. Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Hamm
erklärte dazu, Abbau und Aufhebung der Einfuhrverbote ſei notwendig,
weil dadurch unſerer Inlandwirtſchaft wieder friſche Impulſe gegeben
würden, und zweitens der notwendige Anſchluß an den Welthandel
ge=
funden würde. Angeſichts ſeiner Lage ſei Deutſchland auf die geſteigerte
Ausfuhr angewieſen. Man könne aber nicht grundſätzlich Ausfuhr
for=
dern und Einfuhr ſperren. Deshalb müßten wir vom Syſtem der
Ein=
fuhrverbote zum Syſtem des Zollſchutzes übergehen dort, wo es nötig
werde. Das werde nicht mit einemmal und bedingungslos geſchehen
kön=
nen. Der Miniſter verbreitete ſich dann ausführlich über die Gründe,
warum wir heute mehr denn fe auf den Welthandel angewieſen ſeien.
Er wies in dieſem Zuſammenhang auf die dringende Notwendigkeit des
Sparens hin, wodurch allein ſich Kapital bilden und zum Antrieb unſerer
Wirtſchaft nutzbar machen könne. Im Inland ſparen, um arbeiten und
auch ausführen zu können, ſei der beſte Erſatz für die Einfuhrverbote.
In der anſchließenden Ausſprache wurde allgemein betont, daß man die
Einfuhr nicht verhindern dürfe, ſie aber ſo geſtalten müſſe, daß ſie mit
Waren, das heißt mit Arbeitsleiſtung, nicht mit Noten bezahlt werde.
Weiter wurde betont, daß nach Aufhebung der Einfuhrverbote die
Er=
richtung von Schuitzzöllen nicht grundſätzlich abgelehnt werden könne.
Ein Zollſchutz ſei ſchon deswegen erforderlich, um das Auslands=Dumping
zu verhindern. Der Außenhandel müſſe gepflegt werden auf der
Grund=
lage eines geſunden deutſchen Marktes, der einen Zollſchutz erfordere. Die
Kernpunkte des Problems lägen daher eimmal in dem Wiederaufbau der
deutſchen Wirtſchaft durch Vergrößerung und Verbreiterung der
Konſum=
baſis, dann aber auch in der Verbeſſerung der Lage der Landwirtſchaft,
Die Landwirtſchaft dürfe nicht ohne Schutz bleiben. Die Frachtenpolitik
des Verkehrsminiſteriums wurde ſcharf angegriffen und auch die
Beſtim=
mungen der dritten Steuernotverordnung vielfach kritiſiert.
Reichswirt=
ſchaftsminiſter Dr. Hamm nahm zu den Ausführungen der einzelnen
Redner Stellung und erklärte, für die dauernde Orientierung der
Außen=
handelspolitik werde der Gedanke der Förderung und des Schutzes der
nationalen Arbeit der geſamten Wirtſchaft einſchließlich der Landwirtſchaft
im weſentlichen allgemein betont werden. Gerade nach der Entwickelung
der nationalen Wirtſchaft anderer Länder ſtehe feſt, daß wir ohne eigene
Landwirrſchaft nicht gedeihen können. Es ſei ſchwierig, hier in der
gegen=
wärtigen Kriſis zu halfen, doch ſeien Reichsregierung und Reichsbank
be=
müht, durch Kredithilfe alles zu tun, was in ihren Kräften ſtehe. Der
Miniſter bedauerte dann den jetzigen Tiefſtand des Neallohnes und
be=
tonte, daß die Gefahr einer neuen Inflation unter allen Umſtänden
ver=
mieden werden müſſe. Einem ſolchen Unglück vorzubeugen, ſei der Zweck
der Steuernotverordnungen. Wir müſſen uns eben für eine gewiſſe
Uebergangszeit mit äußerſten Erſchwerungen abfinden. Es ſei zu
be=
grüßen, wenn von Arbeitgeberſchaft und Arbeitnehmerſchaft in
wachſen=
dem Maße die Notwendigkeit erkannt werde, die gelernte und hochwertige
Arbeit wieder zu Ehren zu bringen und im Lohn anzuerkennen. Die
Regierung ſei bemüht, aus außen= wie innerpolitiſchen Gründen einer
weiteren Preisſenkung die Bahn zu ebnen. Deurſchland müſſe, ſo ſchloß
der Miniſter, die Wiedereinreihung in die internationale Arbeit= und
Wirtſchaftsgemeinſchaft der Völker erſtreben mit einer dauerhaften, aus
den Erzeugniſſen der inländiſchen Arbeit geſchöpften aktiven
Handels=
bilanz. Das erfordere die Anſpannung aller Kräfte in Arbeit und
Sparen. Der Ausſchuß nahm hierauf den Antrag Baltruſch an.
— Ermäßigung der Glühlampenpreiſe. Die
deut=
ſchen Glühlampenfabrikanten haben beſchloſſen, für normale, luftleere
und gasgefüllte Metalldrahtlampen ab 15. ds. eine Ermäßigung der
Preiſe um etwa 13 Prozent vorzunehmen. Der Preis für die in
Deutſch=
land wichtigſte Type (25 Kerzen 220 Volk) ift damit von 2,15 Mk.
Frie=
denspreis einſchl. Steuer auf 1,20 Mk., alſo um etwa 40 Prozent,
ge=
ſunken.
* Die Lage des Oberſchleſiſchen Kohlenmarktes.
Die Kohlen=Förderung im Oberſchleſiſchen Revier iſt ſeit Jahresbeginn
normal geweſen. Der Kohlenmarkt ſteht im Zeichen des Preis=Abbaues.
Am 4. 2. iſt für Deutſch=Oberſchleſiſche Kohle eine neue Preis=Ermäßigung
eingetreten, nach elcher die Preiſe nunmehr nur noch 120 Prozent
des Friedenspreiſes betragen, wozu allerdings noch die
Neben=
belaſtungen treten, die im Frieden nicht zu tragen waren, wie Umſatz=
Steuer, Beitrag zur Treuhandſtelle uſw. Die Preisſtaffelung entſpricht
nun im weſentlichen der vor dem Kriege üblichen, d. h. die Abſchläge auf
die geringeren Sorten ſind wieder verhältnismäßig größer, als in der
letzten Zeit. Der Abſatz in Groben= und Mittel=Sortimenten iſt recht
gur, der der kleineren Sortimenten ließ in letzter Zeit zu wünſchen
übrig. Die Halden=Beſtände ſind zwar etwas angewachſen, mit einer
Geſamtmenge von rund 60 000 Tonnen, aber erträglich. Auch der
Koks=Abſatz war gut. Schwieriger liegen die Verhältniſſe in Oſt=
OOberſchleſien, wie ſchon aus der einen Tatſache hervorgeht, daß die
Halden=Beſtände dort immer noch weit über 600 000 Tonnen betragen.
Man iſt bemüht, durch eine entſprechende Preispolitik den Abſatz der
Kohle im Auslande zu fördern, doch iſt man ſich darüber im klaren, daß
die Exportpreiſe weſentlich unter den jetzigen Inlandspreiſen liegen
müßten. Nach Deutſchland kommt die Oſt=Oberſchleſiſche Kohle trotzdem
noch mehr als die deutſche. Es müſſen aber nun gezwungenermaßen
gewiſſe Mengen abgenommen werden, da die eigene Produktion bezv,
die Lieferung aus dem Ruhrgebiet nicht ausreichte. Die Oſt=
Oberſchle=
ſiſche Montan=Induſtrie iſt infolgedeſſen lebhaft bemüht eine
Ermäßi=
gung der Kohlenpreiſe herbeizuführen, von der 10 Prozent durch einen
Abſchlag der Kohlenſteuer erreicht werden. Der Preisabſchlag ſoll
hauptſächlich der Verbilligung der Kohlen in Polen ſelbſt dienen. Da
unter dem Einfluß der Stabiliſierung der Polen=Mark bereits eine
gewiſſe Senkung der Preishöhen für die Gegenſtände des täglichen
Be=
darfs eingetreten iſt, hatte der Arbeitgeberverband der Oſt=
Oberſchleſi=
ſchen Montaninduſtrie verſucht, eine Herabſetzung der Geſtehungskoſten
für die Kohle durch eine Lohnkürzung zu erreichen. Der
Schlichtungs=
ausſchuß hat jedoch die Lohnkürzung abgelehnt. Der
Arbeitgeberver=
band ſieht ſich genötigt, dem Ziel einer Verbilligung der Produktion
energiſch zuzuſtreben und hat aus dieſem Grund ſämtliche in der
Mon=
tan=Induſtrie beſtehenden Tarifverträge gekündigt, um über neue
Ab=
machungen zu verhandeln. Insbeſondere wird eine Regelung der
Ar=
beitszeit nach deutſchem Vorbilde angeſtrebt. Ein Hindernis für die
Be=
lebung des Abſatzes der Oſt=Oberſchleſiſchen Kohle ſind, abgeſehen von
den Preiſen, auch die dauernden Verkehrsſchwierigkeiten. Durch die
un=
günſtige Witterung, durch Froſt= und Schneefälle wurde der Bahnver=
kehr daſelbſt noch dauernd ſo ungünſtig beeinflußt, daß der
Abtrans=
port der Kohlen große Störungen erlitt.
* Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Jron
Trade Review, Cleveland, Ohio, kabelt: Im Dezember wurden 182000
To., im ganzen Jahr 1923 insgeſamt 2 Millionen To. Eiſen und Stahl
ausgeführt. Die Einfuhr an Manganerzen betrug im Dezember 12000
To., an Ferromangan von England 1900 To., an Eiſen und Stahl
über=
haupt 25 000 To., womit die Geſamteinfuhr für das Jahr 1923 auf
719 000 To. ſteigt. Die Roheiſenpreiſe ſind feſt. Die inländiſchen Werke
ſetzten unter dem engliſchen Wettbewerb den Preis für Ferromangan auf
Dollar 109,00 herunter. Der Auftragseingang in Eiſenbahnwagen iſt
ſehr lebhaft. Der Auftragseingang in Stabeiſen iſt der umfangreichſte
ſeit Monaten. In Halbzeug wurden Aufträge ſchon über das erſte
Vierteljahr hinaus erteilt. Grobbleche für Eiſenbahnwagen,
Rohrleitun=
gen und Gasbehälter bleiben weiter gefragt. Die Weißblechwalzweike
ſind für das erſte Vierteljahr voll beſchäftigt.
Perſicherungsweſen.
v. Die Frankfurter Allgemeine Verſicherungs=
Aktiengeſellſchaft iſt mit der Commercial Union in London
eine weitgehende Intereſſenverbindung eingegangen. Dieſe beſteht
da=
rin, daß ſich die beiden zu den größten Verſicherungsgeſellſchaften ihrer
Länder zählenden Unternehmungen gegenſeitig an ihrem
Verſicherungs=
geſchäft beteiligen. Der Intereſſenverbindungsvertrag iſt auf die Dauer
von 10 Jahren verabredet.
Meſſen.
* Leipziger Frühjahrsmeſſe. Vom Meſſeamt für die
Muſtermeſſen in Leipzig wird uns mitgeteilt; daß jede gewünſchte
Aus=
kunft über die Meſſe erteilen der ehrenamtliche Vertreter des
Meſſe=
amts für den Handelskammerbezirk Darmſtadt: Gg. Arnold, i. Fa.
C. Arnold u. Sohn, Darmſtadt, Ecke Erbacher Straße, die
Handels=
kammer in Darmſtadt und die Vertretung des Norddeutſchen Lloyd in
Darmſtadt, Frankfurter Straße 12/14. Durch die ehrenamtlichen
Ver=
treter, ſowie durch das Meßamt ſelbſt iſt auch das Meßabzeichen bis
20. Februar zu Vorzugspreiſen zu beziehen geweſen. Die Fahrkarten
zu den nach Leipzig fahrenden Geſellſchaftsſonderzügen mit 25 Prozent
Fahrpreisermäßigung ſind zu erhalten bei der Vertretung des
Nord=
deutſchen Lloyds in Darmſtadt,
Die Wirtſchaft des Ausſandes.
* Die tſchechiſche und die deutſche
Anilinindu=
ſtrie. Aus Prag wird berichtet, daß der Außiger Verein für chem.
Produktion verſucht hat, Beziehungen zur deutſchen chemiſchen Induſtrie
anzuknüpfen und insbeſondere mit der Chem. Fabrik Griesheim=
Elektron Verhandlungen gepflogen hat, die ſich jedoch vollkommen zer
ſchlagen haben. Der Grund für die in letzter Zeit wiederholt zu Tage
getretenen Beſtrebungen des Außiger Vereins, ſich an ein deutſches füh
rendes Farbwerk anzuſchließen, dürfte in dem Mißerfolg der einheim
ſchen Anilinfarbenproduktion der genannten Geſellſchaft zu ſuchen ſein
der ſich in der Prager Zeitſchrift „Wirtſchaft” in einem
bemerkenswer=
ten Aufſatz damit befaßt, wo behauptet wird, daß die Konkurrenz de
Außiger Vereins bei einem deutſchen Farbwerk überhaupt nicht zu ſpü
ren ſei. Für die Richtigkeit dieſer Behauptung ſpricht der Umſtand, daf
der genannte Verein nur eine ſehr geringe Anzahl von Marken, z. B.
nur 4 oder 5 Arten von Schwefel=Schwarz erzeugt, während die dent
ſchen Agnilinfabriken viele hunderte handelsüblicher Arten dieſes Farb
ſtoffes herſtellen. Da es für die Textilinduſtrie von größter Wichtigkeit
iſt, ganze Farbenkollektionen zu bekommen, um Nuancen miſchen zu
können, blieb der tſchechiſchen Geſellſchaft nichts anderes übrig, als ihren
inländiſchen Abſatz durch Zollſchutz und Abſperrungsmaßnahmen, die
ſie dank ihrer Beziehungen zur Negierung durchzuſetzen wußte zu er
zwingen und den deutſchen Werken bei der Einfuhr alle erdenklichen
Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Bei der Aufnahme der
Produk=
tion von Schwefel=Schwarz beiſpielsweiſe wurden den ausländiſchen
Erzeugern keine Einfuhrbewilligungen erteilt, ſondern man verlangte
daß der inländiſche Verbraucher ſelbſt darum erſuche. Dabei ſollte e
nachweiſen, daß er zwei Drittel ſeines Bedarfes im Inland gedeckt habe
Obwohl dies praktiſch nicht durchführbar war und auch nie ſo
gehand=
habt wurde, behält man dieſe Beſtimmung doch bei, und ſo wird es
ga=
nicht verſchleiert, daß der Verein dadurch eine Kontrolle des inländiſcher
Bedarfs durchführt, da er in der ſtaatlichen Bewilligungskommiſſion
durch ſeine Beamten vertreten iſt, die über die Einfuhr mitentſch
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Kirſch=
bäume 4,21 Fm., 1 Ahorn 0,35 Fm., 2
Linde 0,98 Fm., 36 Lärche 11,5 Fm.
(Bauholz), 2 Fichte 0,39 Fm. (2003
Derbſtangen: 160 Lärche 23,98 Fm.
(Zaunpfoſten und Baumpfähle), 13 Fichte
1,15 Fm., 7 Weißtannen 1,38 Fm.
Auskunft erteilt Herr Förſter
Pfän=
ider, Forſthaus Sommersgrund bei
Eberſtadt.
Eberſtadt, den 15. Februar 1924.
Oberförſterei Eberſtadt.
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Neue Rollmöpſe . . . . ca. 8 Pfund. Doſe 4.50
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niederzulegen, worauf Einladung
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Abt. 8, und Buchnutzſcheiter aus Abt. 12
bis 17 Keltersgrund und Sauſteige.
Nutzſcheiter: Buche geſpalten, 1,25m
lang, 37 Rm., Ahorn rund 1 Rm.,
Kirſch=
baum rund 4 Rm., Weym.=Kiefer 1 Rm.
Scheiter: Buche 309, Eiche 10,
Kirſch=
baum 3, Kiefer 2; Knüppel: Buche
399,8, Eiche 7, Birke 4, Kirſchbaum 1,
Kiefer 1, Lärche 3,4; Knüppelreiſig:
Eiche 6, Kirſchbaum 2; Gew. Reiſig:
Buche Stammwellen 410, Aſtwellen 4660;
Stöcke: Buche 36, Eiche 4.
Blauunterſtrichenes Holz kommt nicht
zum Ausgebot.
(2004
Eberſtadt, den 15. Febr. 1924.
Oberförſterei Eberſtadt.
Nuhzyolg
Verſteigerung.
Montag, den 25. Febr. Ifd. Js.,
vormittags 9 Uhr anjangend,
wer=
den im Gundernhäuſer Gemeindewald
2216 St. Fichten=Derbſtangen mit
168,30 Fm. ſowie 26 Linden=Stämme
mit 6,45 Fm. Inhalt
öffentlich verſteigert.
Ein Linden=Stamm liegt im Ort und
iſt vorher einzuſehen.
(2014
Zuſammenkunft auf dem Meſſeler
Weg am Eingang des Waldes.
Gundernhauſen, den 15. Febr. 1924.
Bürgermeiſterei Gundernhauſen.
Schütz.
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Ante An Mod
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Geſchäfts=Ubernahme.
Einem geſchätzten Publikum zur gefl. Kenntnis, daß
ich durch das Hinſcheiden meines Mannes deſſen Geſchäft
(Herren=u. Damenſalon, Pankratiusſtr. 1)in all. Inſtanzen
übernommen habe, und bitte das gefchätzte Publikum,
das meinem verſtorb. Manne geſchenkte Vertrauen fernerh.
auch mir zukommen zu laſſen. Durch gutes Perſonalwerde
ich jederzeit in der Lage ſein, allen Wünſchen meiner
werten Kundſchaft gerecht zu werden.
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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 21. Februar 1924.
Seite 11.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
53)
(Nachdruck verboten.)
Als die beiden Getreuen das nächſte Mal auf der Lauer
lagen, hatte Antje leider recht herzhaft nieſen müſſen; ſeitdem
war die Laube beim Würzgärtchen leer geblieben.
Nachts träumte Hans Peter manchnnal von Hilde. Er ſehnte
ſich nach ihr war in ſich froh, wenn Erich von ihr erzählte . . .
Der nach jenem harten Kampf aus ſeiner Kammer getreten
mit weicher und aufnahmefühiger Seele, der hatte die große
Liebe und das weite Verſtehen bei der Mutter nicht gefunden.
Im Kleinen blieb ſie auch jetzt wieder ſtecken: ſie verquälte ihm
das Gemüt mit Plänen über Vorteile und Zukunftsausſichten,
mit denen ſeine Ueberwindung nichts zu ſchaffen hatte. Da zog
es ſich über dem Faeie in ſeiner Seele zuſammen wie eine
dunkle Decke, und iiaſtcherlei hätte darunter niſten können, wäre
er nicht als ein von Grund aus Sauberer auf die Welt
gekom=
men. Körperlich ſtreckte er ſieh noch immer in die Länge, und
auch in der Breite begann e: ſi=h zu dehnen; ein Zuviel an
Kräf=
ten machte dem Fleißigen keine Beſchwerden; was der Leib
ſparte, brauchte der Geiſt auf.
Mit Leidenſchaft trieb Hans Peter das Fechten; Säbel ſowohl
als Florett verſtand er meiſterlich zu handhaben. Es beſtand auf
dem Polytechnikum ein Zuſamnenſchluß für dieſe edle Kunſt,
Hans Peier und Kolja Rabuſchin, ein langer junger Reiſſe,
tour=
den als Vormänner gerühmt. Auch Kolja Raßiſchin lieh dem
Erich Geld; heute lebten die beiden in dickes Freundſchaft
mitein=
ander, um ſich andern Tags auf Leben und od zu balgen; dann
ſchworen ſie einander für ewige Zeiten Frieden zu und lagen ſich
gleich wieder in den Haaren.
„Alte Weiber ſeid Ihr,” ſagte Hans Peter, da der Ruſſe ihm
gelegentlich ſein Leid klagte.
Der Sohn der Steppe umarmte ihn und erklärte begeiſtert:
„Wir müſſen uns fechten! Wir müſſen uns auf jeden Fall
fechten.”
„Warum? Wofür?” fragte der andere verwundert.
„Ruſſen ſcin keine alte Weiber! Wir fechten uns für die
Eyr=
von unſere Vatcrland.”
Selbſtverſtändlich nahm Hans Peter an.
Am nächſten Tag traf man ſich wie verabredet.
Die Fechter grüßten ſich mit dem Säbel. Sie reichten ſich
die Hand.
m
Geb. D. ſucht Zätigk.
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* Zahuarzt (Sprechſt.).
Weiblich Ang. erb. unt. N 55
an die Geſchſt. (*487
Zuverläſſig.
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Geſchäftsſtelle. (*4829 Durchaus rüſtiger,
Der Ruſſe war größer, hatte aber im Verhältnis zu kurze
Arme, ſo wurde durch geſchmeidige Geſchicklichteit des anderen
dieſer Vorteil aufgehoben.
Nach aufregendem Hin und Her ſaßen drei Einſchläge bei
dem aus der Sonnenmühle, und bei Kolja Rabuſchin füuf. Noch
einen, und er mußte die Waffe ſinken laſſen, die Unparteiiſchen
riefen Halt und erklärten den Ehrenhandel für beendet. Hans
Peter fühlte ſich von den Armen der Bundesbrüder umſchlungen,
auf die Wangen geküßt — ſah aber nur einen roten Nebel vor
den Augen — Blut!
Er dachte daran, wie er als ſchmaler Junge den ſtärkeren
Erich geworfen, und wie derſelbe Ekel über ihn gekommen
der Blutekel, grad wie heute auch.
Nun mußte der Sieger natürlich „geſpippt” werden.
Das „Wippen” war eine Ehrenbezeugung, die zur Sitte
ge=
worben war; Ausländer hatten ſie eingeführt und die deutſchen
Jungen ſchwärmten dafür. Zwei hüben, zwei drüben, legten ſie
die Hände zuſammen zum „goldenen Stuhl”, zwei Reihen
ent=
lang, warfen ſie den Gefeierten auf dieſem Sitze hoch und fingen
ihn wieder auf. Und je höher einer ſlog, deſto größer die
Ehrung. Mit dem Ruſſenbeſieger meinten es die Kameraden
ſonderlich gut; er war totenbleich, nachdem er dieſen Ausdruck
der Hochſchätzung an ſeinem ſterblichen Leibe erfahren hatte . ..
Um die Zeit aber kam der Sonnenhöfnerin etwas
Unerwar=
tetes zu Ohren, ihr Junge, der bis jetzt als einer der Fleißigſten
und Strebſamſten galt, ſei „ſchlapp” geworden — geradezu
faul — — Der Herr Lehrer Engerlingk hatte es von ſeinem
Schſwager, bei dem Hans Peter noch immer in Koſt und
Woh=
nung war, der hatte es von einem Merete befreundeten Profeſſor,
alſo mußte es wahr ſein. Sie war wie gelähmt, doch ſie wollte
nicht gleich auf den Sohn einfahren.
Als er dann am Samstag heimkam, ſchaute ſie ihn daraufhin
an. Etwas blaß und müde ſah er aus, die Kaffeetaſſe zitterte ihm
in der Hand.
„Iſt Dir nicht wohl, Peterle?‟ Doch, ihm war ganz wohl.
„Haſt Dich wohl übernommen mit den Nerven, ſag?‟ Er
hätte keine Nerven. Aegerlich wandte er ſich ab; im übrigen ſah
er nicht aus, wie einer, den ein bös Gewiſſen plagt, er tat mit
Dunnerklags auf dem Hof herum wie imer.
Ohne ſein Wiſſen ſchrieb die beſorgte Mutter an den
Be=
kannten und erbat Aufklärung und Bericht über den Sohn, der
ihr einziger war.
Kurz und bündig lautete die Autſport: „Hat ſich von
eindrin=
gender Faſſungskraft erwieſen, verfügt über ausgezeichnetes G=. Iſt auch ſonſt begabt, aber letztes Semeſter ſtinkend
faul geweſen. Urſache unbekannt.”
Schlveigend legte die Mutter das Blatt vor den ſo übel
Be=
leumundeten hin.
Merkwürdig! Er brach in ein ſchallendes Gelächter aus.
Selten hatte ihn Merete ſo herzlich lachen gehört.
Verdrießlich ſah ſie nach ihm hin. „Wär’s Dir vielleicht
lie=
ber, der gute Mann hätte geſchrieben brad und fleißig, aber
ſau=
dumn?”, fragte er heiter.
Sie mußte mitlachen. Die Urſache ſeines Verſagens gab
er nicht an. Aber Schlimmes ſteckte gewiß nicht dahinter — noch
nicht.
Was war’s? Hans Peter vvollte Geld verdienen.
Die tauſend Mark, die Merete als Preis für ſeine
Enthalt=
ſamkeit im Rauchen auf der Sparkaſſe für ihn eingezahlt, waren
ſchon um einige hundert vermehrt worden. Durch Stundengeben
hatte er ſie gewonnen. Taten nicht andere junge Leute dasſelbe?
Sie gaben am Tage Nachhilfeunterricht und nachts machten ſie
ihre eigenen Arbeiten fertig. Und lebten auch. Aber der Sohn
vom Sonnenhof uterkte, daß ſo zu leben mühſam war.
Dreitauſend Mark wollte er beiſammen haben! Eine runde
Sume, anſtändig auszuſprechen. Ins Holdechaus wollte er
gehen. Den „Suſtergrund” — den großen Wandſchinken wollte
er erwerben und ganz in der Stille heimtragen, als ſein
Eigentum.
Zweimal hatte er mit ſcheuem Finger bei Wilfrid Stettner
angeklopft; der hatte ihn nicht ſehen wollen. Wenn er zum dritten
hinging, wollte er anders klopfen, wollte die alte Haushälterin
zur Seite dräugen und vielleicht — vielleicht würde dann Hilde
wieder da ſein. Blondi! Und Hans Peter träumte — träumte
auch des Tages mit offenen Augen; im Hörfaal hatte er Geſichte
—er ſah, wie die kleine nackte Hilde ſich über einen blauen Krug
neigte. War’s nicht ein Ringlein, das ſie heraufholte? Er
ſeufzte — es wurde bemerkt, er verlor den Faden des Vortrags
— es wurde gerügt. Man fragte ihn — er fuhr auf und ſtrich
ſich über die Stirn: Sie wußten ja alle nicht, wie Hildes Lippen
ſo ſanft und ſo rötlich waren, ach, und ihre Haarwvellen ſo
ſchim=
mernd und licht .. . Mir ſeinem Wachstum war er jetzt auf
der Höhe. „Wie ein Gottchen ſchön und ſtark!” dachte Kläschen
reckte das Häuptlein und zog es befriedigt wieder zurück.
Jedes=
mal, wenn das Freundchen erſchien, tauchten die alten klugen
Augen forſchend in den franken Jungmannsblick . .
„Uns Ingenör!” pflegte Antje ſchon auf Vorſchuß zu ſagen
Ging nicht unter den Haidjern die Meinung um, ein Ingenieur
könne ſo ziemlich alles? „Der kann nachher hexen,” ſagte Antje,
„Burek Nicklaſſen kann’s auch, und das iſt hier herum der älteſte,
der drauf gelernt hat.”
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Darmſtadt.
Mitglieder=
Verſammlung
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im Feierabend, Stiftsſtraße.
Tagesordnung:
1. Bericht des Abg. Reiber, über eine
Konferenz der Beamten=Vertreter im
Reichstag und in den Landtagen;
2. Vortrag: „Die europäiſche Kriſe und die
deutſche Lage.” Redner von auswärts;
3. Verſchiedenes.
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Alle Mitglieder ſind zu dieſer Veranſtaltung
eingeladen.
Der Vorſtand.
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Anfang: „Der verlorene Schuh” 3 und 7 Uhr
„Tragödie der Liebe‟ 5 „ 1a9 „
In Vorbereitung:
Die Finanzen des Grossherzogs
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Der Wunderknabe Tachle Loogan.
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hervorgehoben: Die „Zigeunerlieder” von Brahms,
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Jakobs und den Herren Biſchoff und Hoefflin, ferner
Vorträge des erweiterten Drumnquartetts und ein
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leitender Vorſpruch von Herrn Baumeiſter.
Als Cebergang zu dem gemütlichen Teil wird das Luſiſpiel
„Jwwerrumpelt” von H. Hohmann aufgeführt. Anſchließend
daran iſt Ball im großen Saal, Bunte Bühne unter
Lei=
tung von Herrn Hans Baumeiſter und Anrichten aller Arf.
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Karten für Gäſte können noch bis Samstag morgen 12 Uhr
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