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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeskauptſtadt
Wöchentliche iUnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 48
Sonntag, den 17. Februar 1924.
187. Jahrgang
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Konturs oder gerſchtlicher Beltreibung fäünlt eder
Rabat weg. Banſtonto. Deuſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nalionaibant.
Das endgültige Wahlergebnis in Thüringen.
Weimar, 16. Febr. Wie das thüringiſche Preſſeamt
mit=
teilt, haben nach dem nunmehr feſtſtehenden amtlichen
Ergeb=
nis bei den Wahlen erhalten: Ordnungsbund 421 883 Stimmen
(35 Sitze), V. S. P. D. 203 380 Stimmen (17 Sitze),
Kommu=
niſten 162 114 Stimmen (13 Sitze), Deutſchvölkiſche 81 706
Stim=
men (7 Sitze), U. S. P. D. 6864 Stimmen (keinen Sitz), Freier
Wirtſchaftsbund 3450 Stimmen (keinen Sitz). Die Zahl der
Wahlberehtigten betrug 985 607. Es wurden abgegeben 879397
gültige Stimmzettel. Ungültig waren 3557 Zettel.
Bahern gegen die Erhöhung der Perſonentarife.
München, 16. Febr. Anläßlich eines ſozialdemokratiſchen
Antrags, der ſich gegen die angekündigte Erhöhung der
Perſonen=
tarife der Reichsbahn richtet, wurde der Vorſitzende des
Haus=
haltsausſchuſſes des Landtags beauftragt, in der nächſten Sitzung
des Reichseiſenbahnrates im Sinne der Antragſteller, darauf
zurückzukommen. Die bayeriſche Regierung iſt bereits im Sinne
dieſes Antrags bei der Reichseiſenbahnverwaltung vorſtellig
ge=
worden und wird ihren ablehnenden Standpunkt auch auf der
nächſten Sitzung des Reichseiſenbahnrates weiter vertreten.
Zuſchläge zur Extverbsloſenunterſtützung.
Berlin, 16. Febr. Die Lage der öffentlichen Finanzen
zwingt auch zu ſparſamer Bemeſſung der
Erwerbsloſenunter=
ſtützung. Die ſich hieraus ergebenden Härten konnten zwar durch
die allgemeine Preisentwickelung ſeit Dezember einigermaßen
ge=
lindert werden, die Notlage beſteht aber bei Kinderreichen. Der
leichte Rückgang in der Zahl der Unterſtützten, insbeſondere der
Kurzarbeiter, ermöglicht jetzt im Rahmen der für die
Erwerbs=
loſenfürſorge bereitgeſtellten Mittel eine Aufbeſſerung der Bezüge
für kinderreiche Erwerbsloſe. Der Reichsarbeitsminiſter hat
dem=
gemäß durch Anordnung vom 14. Februar d obere Grenze der
Zuſchläge für die Familien Erwerbsloſer vom einfachen auf den
anderthalbfachen Betrag der Hauptunterſtützung feſtgeſetzt.
Vom Tage
Skeichsbankpräſident D.r Schacht iſt geſtern nach Paris gereiſt, um
franzöſiſche Finanzkreiſe für ſein Goldnotenbankprojekt zu intereſſieren.
Die landwirtſchaftliche Denkſchrift für die
Repara=
tionsſachverſtändigen wird dieſer Tage der Oeffentlichkeit übergeben.
Der Reichsminiſter des Aeußern Dr. Streſemann empfing
geſtern die diplomatiſchen Vertreter Oeſterreichs, Polens, der öſtlichen
Randſtaaten, Rußlands und Japans auf einem Geſellſchaftsabend bei ſich.
Wie gemeldet wird, hat der Reichskanzler mit der
bayeri=
ſchen Regierung Verhandlungen über die Frage der
Aufhebung des Ausnahmezuſtands in Bayern
ein=
geleitet.
Der Parteitag der Deutſchen Demokratiſchen
Partei wird in Weimar ſtattfinden, und zwar am 5. und 6. April,
nachdem die thüringiſche Regierung das Nationaltheater zur Abhaltung
des Parteitags freigegeben hat.
Nach einer Havasmeldung aus Koblenz hat die techniſche
Kon=
ferenz in Mainz, die ſich auf den Eiſenbahnverkehr in der Kölner
Zone bezieht, heute ihren Abſchluß gefunden. Es ſei ein
vollkom=
menes Einverſtändnis über den Waren= und Perſonenverkehr
erzielt worden.
Der Streik der Bauarbeiter des Wuppertals iſt
abgebrochen worden. Die Arbeiter nehmen die Arbeit zu den
Be=
dingungen des Schiedsſpruchs am Montag wieder auf. Damit hat der
Bauarbeiterſtreik, der vier Wochen gedauert hat, ſein Ende
er=
reicht.
In England iſt der Dockarbeiterſtreik, nachdem die
Ver=
handlungn mit den Arbeitgebern geſcheitert ſind, geſtern um 5,15 Uhr
nachmittags ausgebrochen.
Nach einer Havasmeldung aus Rom wird in gut unterrichteten
Kreiſen die Nachricht von der Ernennung eines ruſſiſchen
Botſchäfters beim Vatikan und der Errichtung einer
Nuntiatkr in Moskau dementiert.
Präſident Coolidge hat die Einſtellung der
Vorbe=
reitungen, für den geplanten Flug nach dem
Nord=
pol im nächſten Sommer angeordnet, und zwar aus Gründen
der Sparſamkeit. Der Kongreß wird Gelegenheit erhalten, ſeine
Anſicht darüber quszudrücken.
Die feierliche Einführung beim Präſidenten.
Paris, 16. Febr. Der Präſident der Republik
Hat heute in offizieller Audienz den deutſchen Botſchafter
von Hoeſchempfangen, der ihm das Screiben überreichte,
in dem er als außerordentlicher und bevollmächtigter Botſchafter
Deutſchlands in Paris beglaubigt wird. Der Einführer des
Bot=
ſchafters, Herr de Fouquieres, hat Herrn v. Hoeſch beim
Botſchaftsgebäude abgeholt und ihn im Wagen des
Präſi=
penten und in Begleitung einer Schwadron der
21. Küraſiere im Elyſée=Palaſt eingeführt. Bei
ver Ankunſt des Votſchaſters im Hofe des Palaſtes wurden ihm
vie militäriſchen Ehrungen von einem Bataillon
bes 5. Iufanterie=Regiments erwieſen. Herr von
Soeſch wurde am Fuße der Freitreppe von Admiral Buc
und dem Militärkommandanten des Palaſtes
mpfangen. Der Botſchafter wurde darauf von Herrn de Fou=
„uieres bei dem Präſidenten der Republik eingeführt,
an deſſen Seite ſich u. a. Poincaré befand.
Paris, 16. Febr. (Wolff.) Heute nachmittag wurde der
weutſche Botſchafter, Herr v. Hoeſch, von dem
Miniſterpräſi=
wenten der Republik, Herrn Millerand, empfängen. Der
Empfang fand unter dem üblichen militäriſchen Gepränge ſtatt.
Herr v. Hoeſch ü erreichte ſein Beglaubigungsſchreiben
uind hielt dabei eine Anſprache an den Präſidenten,
un der er ſagte:
Be eelt von dem Wunſche, einen neuen Botſchafter in Paris
ru haben, hat die deutſche Regierung mir dieſes Amt übertragen.
„Ich habe die Ehre, das Beglaubigungsſchreiben, mit dem der
Serr Reichspräſident mich beim Präſidenien der franzöſiſchen
Kiepublik einführt, zu überreichen. Bei der Uebernahme dieſes
ſgohen Amtes bin ich mir vollſtändig über die
Schwierig=
eiten klar, die zu überwinden ſein werden, um die
Be=
iehungen zwiſchen unſeren beiden Ländern
zu=
friedenſteuender zu machen. Euere Exzellenz können überzeugt
bein, daß ich, entſprechend den Weiſungen meiner Regierung,
alle meine Kräfte zur Ereichung dieſes Ziels einſetzen werde,
mnd daß ich daher einen Fortſchritt zuerzielen hoffe
un der Löſung der großen Fragen, von deren Regelung in ſo
leohem Maße die Zulunft Europas abhängt. Wenn ich mich
nrotz der beſtehenden Schwierigleiten nicht ohne Vertrauen an
ieſe Arbeit mache, ſo geſchieht das in der Hoffnung, auf die hohe
Unterſtützung Enerer Erzellenz und auf die Mitwirkung der
fran=
öſiſchen Regierung rechnen zu können. Indem ich dieſe
Unter=
irützung und dieſe Mitwirkung erbitte, habe ich die Ehre, den
glusdruck meiner Huldigung dem erſten Beamten der Republik
Barzubringen.
Der Präſident der Republik, Millerand, hat auf dieſe
Anſprache mit folgenden Worten geantwortet:
Herr Botſchafter! Ich beglückwünſche mich dazu, daß die
deutſche Regierung zum außerordentlichen, bevollmächtigen
Bot=
irhafter als Nachfolger des verſtorbenen Dr. Maier, Tie, einen
erfahrenen Diplomaten ernannt hat, der bereits als
Geſchäfts=
rräger in Paris gewürdigt und geſchätzt wurde. Es iſt in der
Tat höchſt wünſchenswert, daß der Vertreter des Reiches, dem
die Aufgabe zuſteht, mit der Regierung der franzöſiſchen
Repu=
belik die Beſprechung heikler Fragen fortzuſetzen, bei der
Ueber=
rahme ſeines Amtes die Wünſche und Abſichten Frankreichs
ken=
ren lernt. Der Aufenthalt unter uns hat es Ihnen erlaubt, ſich
darüber vollkominen zu unterrichten. Zu Beginn des Jahres
batte ich Gelegenheit, die Wünſche und Abſichten Frankreichs
b ffentlich zum Ausdruck zu bringen. Sie können in einem Wort
zzuſammengefaßt werden: „Wahrung der Verträge‟.
Sinter diefer Formel, die deutlich zum Ausdruck bringt, was ſie
beſagen ſoll, iſt kein Hintergedanke verſteckt. In dem
Vewußt=
ſein der großen, auf dem Spiele ſiebenden Intereſſen, wie auch
der Solidarität zwiſchen den Völkern ſind die Vertreter
Frankreichs in gleicher Weiſe entſchloſ en, nichts
von den Rechten aufzugeben, deren Wahrung
ihnen obliegt, aber auch in großzügigem Geiſte der Ver=
Die Woche.
ſöhnlichkeit alle Maßnahmen zu prüfen, die ihre
Aufrechterhal=
tung gewährleiſten. Wenn die franzöſiſche Demokratie es ſich
verſagt, ſich in die inneren Angelegenheiten fremder Nationen
einzumiſchen, ſo kann ſie doch nicht umhin, in ihrem Intereſſe
und im Intereſſe der Welt. Wünſche für den Fortſchritt und
den Triumph der Grundſätze, denen ſie ergeben iſt,
auszuſpre=
chen. Von Grund aus friedlich, hat ſie an dem Tage, an dem ſie
dazu gezwungen wurde, gezeigt, daß ſie zu allen Opfern bereit
iſt, um mit der eigenen Unabhängigkeit die Freiheit der Welt zu
retten. Ihr glühendſter Wunſeh iſt, daß eine ſo grauſame
Prü=
fung ihr fernerhin erſpart bleibe. Die Aufrichtigkeit ihrer
Ge=
fühle und ihre Wünſche würden zur Unfruchtbarkeit verdammt
ſein, wenn ſie nicht erwidert würden. Mit Befriedigung nehme
ich Kenntnis von den Verſicherungen, die Sie in Ihrer erſten
Rede haben zum Ausdruck bringen wollen. Seien Sie
ver=
ſichert, daß der Erfüllung Ihrer Miſſion, wie Sie ſie verſtehen
und begründen, weder mein Beiſtand noch der der Regierung
der franzöſiſchen Republik mangeln wird.
Nach der Audienz wurde der Botſchafter mit ſeinem Perſonal
unter feierlichem militäriſchem Gepränge nach der Geſandtſchaft
zurückgeführt.
Die franzöſiſche Propaganda in Italien.
Rom, 15. Febr. (Wolff.) Der Corriero Italiano
veröffent=
licht geheime Notizen aus dem Notizbuch Ricciotti
Garibaldis, in denen von franzöſiſcher Seite Inſtruktionen
erteilt werden, um die franzöſiſche Propaganda
nIta=
lien gegen Deutſchland und England zu ſchüren.
Zuerſt ſo Il die öffentliche Meinung in Italien erſchreckt werden
mit häufigen Nachrichten über Ankäufe von Induſtrien und
Zei=
tungen durch Hugo Stinnes. Dann ſoll gezeigt werden, daß
nur Deſerteure und Kriegsgefangene
deutſch=
freundlich ſeien. Endlich ſoll die Haßpropaganda
ge=
gen Deutſchland neu geſchürt werden. Gegen
Eng=
land ſollendiehohen
Kohlenpreiſeausgeſchlach=
tet und ferner ausgeführt werden, daß die Ruhrbeſetzung
Frank=
reichs nur als ein Vorwand dafür benutzt werde. Die
england=
freundliche Propaganda ſoll durch die ſtetige Erinnerung an die
verſprochenen Kolonialkonzeſſionen, wie im
Somali=
lande, unſchädlich gemacht werden. Frankreichfeindliche
Epi=
ſoden, wie der Streit Cadorna=Foch, ſollen dadurch
ent=
wertet werden daß ſie als Ausfluß eines inneren perſönlichen
Parteiſtreits hingeſtellt werden. Um zu verhindern, daß durch
gute Beziehungen zwiſchen Quirinal uned Vatikan der Einfluß
Frankreichs in den Miſſionsgebieten leide, ſollen Streitfälle
zwi=
ſchen dem Vatilan und Quirinal künſtlich geſchaffen werden.
Die Bündnispolitik Jialiens.
* Bukareſt 16. Febr. (Priv.=Tel.) In diplomatiſchen
Kreiſen verſtärkt ſich zurzeit der Eindruck, daß Italien, nachdem
es mit Jugoſlawien ein Bündnis abgeſchloſſen hat, in der
näch=
ſten Zeit mit energiſchen Anſtrengungen hervortreten wird, um
ähnliche Freundſchaftsbündniſſe mit Rumänien und Polen
abzu=
ſchließen. In rumäniſchen politiſchen Kreiſen ſieht man einer
derartigen Entwickelung mit großem Intereſſe entgegen, da die
ausgeſtreckten frankophilen Fühler der Kleinen Entente durch Dr.
Beneſch hier dielfach ſchon früher Bedenken hervorriefen.
Nach einem Brüſſeler Telegranun des Journal des Débats
erklärte eine aus Berlin zurückgekommene Perſönlichkeit, dem
Brüſſeler Soir, im Lauſe der Verhandlungen mit den
Sachver=
ſtändigen hätten die Deutſchen erklärt, daß ſie den Wunſch hätten,
zu einem moclus vivendi zu gelangen. Die hohe Perſönlichkeit
habe hinzugefügt, alles werde von der Haltung der Regierung
abhängen. Wenn die Regierung Maedonald und die Vereinigten
Staaten die Anſicht ihrer Delegierten teilten, werde der Tag nicht
mehr fern ſein, an dem ein Einverſtändnis erzielt werde.
Die Flammen, welche in der Nacht vom Dienstag zum
Mitt=
tvoch aus dem Regierungsgebäude zu Pirmaſens gen Himmel
aufloderten, mußten der europäiſchen Welt, weithin ſichtbares
Warnungszeichen ſein, ein Mene Tekel für die Väter jenes
Ver=
ſailler Diktats, jenes „Friedensſchluſſes”, der eine Welt um ihre
Friedenshoffnungen betrog. Die Verzweiflung einer unterjochten
und gequälten Bevölkerung brach ſich fürchterlich Bahn.
Mit allen Mitteln einer ſprupelloſen Propaganda wird von
der Seine aus verſucht, die wahre Sachlage zu entſtellen, ein
Verſuch, der erfreulicherweiſe nicht nur in Deutſchland auf ſtarken
Widerſtand ſtieß. Schärfer als von der führenden engliſchen Preſſe
konnte kaum zum Ausdruck gebracht werden, daß es die
franzö=
ſiſche Gewaltpolitik iſt, welche einzig und allein die Schuld an den
Pirmaſenſer Ereigniſſen trägt. Man hat in England erkannt,
wohin der Weg geht, wenn Herr Poincaré noch länger am Steuer
der europäiſchen Politik ſteht, und man wird alles verſuchen, um
zu verhindern, daß es dem gegenwärtigen franzöſiſchen Miniſter
präſidenten gelingt, Europa vollends in den Abgrund zu ſtürzen.
Kühle politiſche Erwägungen aber einzig und allein ſind es und
werden es ſein, welche die Politik der Downingſtreet beſtimmen,
nicht Gefühle und Illuſionen. Die klare und kühle
Unterhaus=
rede des neuen engliſchen Premierminiſters legt dafür beredtes
Zeugnis ab. Die Umſtellung der engliſchen Politik wird nur
langſam und allmählich erfolgen. Das iſt eine Tatſache, mit
welcher die deutſche Politik unter allen Umſtänden rechnen muß.
Inzwiſchen aber drängt das Reparationsproblem zur Löſung.
Die Sachverſtändigen=Kommiſſionen haben ihre Arbeiten in
Ber=
lin beendet und ſind nach Paris zurückgereiſt, und es hat den
An=
ſchein, als ob der Berliner Aufenthalt nicht wenig dazu
beige=
tragen hat, die Auffaſſungen" über verſchiedene entſcheidende
Fragen weſentlich zu klären. Erfreulich, daß alle Verſuche, die
Arbeit der Sachverſtändigen durch Quertreibereien zu ſtören,
reſt=
los geſcheitert ſind. Mit einem konkreten Plan werden aller
Vor=
ausſicht nach die Sachverſtändigen an die Reparationskommilſion
herantreten, und dann wird ſich die entſcheidende Frage erheben,
ob Frankreich auch diesmal wieder mit Erfolg die Nolle des
euro=
päiſchen Störenfrieds ſpielen wird. Die Tatſache, daß der
fran=
zöſiſche Frank in den letzten Tagen wieder ſeinen Rekordtiefſtand
annähernd erreicht hat, ift jedenfalls geeignet, gewiſſe Kreiſe in
Frankreich, weiche der wirtſchaftlichen Entwicklung mrit ſchwerer
Sorge entgegenſehen, Plänen zugänglicher zu machen, welche
wenigſtens die Möglichkeit in ſich tragen, den europäiſchen
Frie=
den und damit die europäiſche Wirtſchaft wieder herzuſtellen.
Von franzöſiſcher Seite iſt neuerdings wieder das „
Sichei=
heitsproblem”, d. h. die Sicherung des waffenſtarrenden
Frank=
reichs gegen das waffenloſe Deutſchland, ſtark in den
Vorder=
grund gerückt werden, und Herr Macdonald hat demgegenüber
die Aufnahme des Deutſchen Reiches in den Völkerbund
propa=
giert, weil nach ſeiner Anſicht auf dieſe Weiſe Frankreich die
Garantie haben würde, welche es angeblich braucht. An das
Deutſche Reich tritt damit eine ſehr ernſte Frage von neuem
heran, die Frage, ob für uns überhaupt die Möglichkeit
be=
ſteht dieſem Völkerbund beizutreten. Wir wollen doktrinäre
Erörterungen in dieſem Zuſammenhange beiſeite laſſen. Der
Völkerbund, ſo wie er jetzt beſteht, iſt eine Ausgeburt jener
Pariſer Verhandlungen nach dem Zuſammenbruch der
Mittel=
mächte. Die Völkerbundsakte iſt ein intergrierender Beſtandteil
des Verſailler „Vertrages”. Man mag die Folgen eines
Ein=
tritts des Deutſchen Reiches in den Völkerbund für noch ſo gering
einſchätzen — die bisherige Tätigkeit dieſer Inſtitution dürfte
nicht gerade große Erwartungen rechtfertigen —, der Gedanke,
in Anbetracht der gegenwärtigen politiſchen Konſtellation dem
Völkerbund beizutreten, wäre jedenfalls ſehr ernſthaft in
Er=
wägung zu ziehen — wenn dieſer Xeitritt nicht gleichzeitig auch
noch ſehr weſentliche andere Folgen haben würde. Der Verſailler
„Vertrag” enthält jenes erpreßte Bekenntnis, daß Deutſchland
der allein Schuldige am Ausbruch des Weltkrieges ſei, und es iſt
abſolut untragbar, daß dieſe ſchamloſeſte aller Lügen
deut=
ſcherſeits noch einmal ſanktioniert wird. Und auch alle jene
anderen Beſtimmungen, deren Anerkennung damals durch die
Gewalt der Waffen erzwungen wurde, der Raub urdeutſcher
Ge=
biete u. a., ſollen auch ſie jetzt freiwillig legaliſiert werden?
Die Frage ſtellen, heißt ſie verneinen, und es muß recht fraglich
erſcheinen, ob eine Möglichkeit beſteht, um dieſe Klippen
hekum=
zukommen.
Mehr und mehr treten jetzt auch die innerpolitiſchen
Ereig=
niſſe wieder in den Vordergrund. Der Reichstag wird demnächſt
wieder in die Erſcheinung treten, und damit taucht die Frage
auf, auf wie lange ſeine Lebensdauer noch zu bemeſſen iſt. Der
Streit um die Aufwertungsfrage und die Tatſache, daß eine
Eini=
gung nicht zu erzielen war, rückt es immerhin in den Bereich der
Möglichkeit, daß eine Reichstagsauflöſung den Termin für die
Neuivahlen weientlich näher rüet, als das urſprünglich
beab=
ſichtigt war. Noch gewiſſermaßen in letzter Stunde iſt die
Reichs=
regierung mit dem Vorſchlag eines neuen Wahlmodus an die
Oeſſentlichteit getreten, der gewiſſe ſehr böſe Folgen der
gegen=
wärtigen Liſtenwahl beſeitigen will. Leider beſteht, wenn wir
rech: unterrichter ſind, nur ſehr wenig Ausſicht, daß ſchon die
demnächſtigen Wahlen auf Grund dieſes Wohlmodus ſtattfinden
werden. Das iſt aber um ſo bedauerlicher, als der kommende
Reichstag ſich vor große Aufgaben geſtellt ſehen wird. Aber auch
ohne Aenderung des Wahlmodus wird der kommende Reichstag
dem jerigen gegenüber weſentliche Aenderungen aufweiſen. Das
läßt das Ergebnis der thüringiſchen
Landtags=
wahlen ebenſo wie der Bürgerſchaftswahlen in Lübeck klar
erkennen. Das Ergebnis der thüringiſchen Wahlen war die
Quittung der Bevölkerung auf eine beiſpielloſe Mißwirtſchaft.
Underkennbar, daß in unſerem Volke die ſtarke Sehnſucht lebt,
aus dem Nebel phraſenhafter Doktrin in die rauhe, aber klare
Winterluft der Welt der Tatſachen zurückzukehren. „Der Ruck
nach rechts” iſt zum Schlaawort geworden — und verleitet daher
nur allzu leicht zu recht ſchiefen Vorſtellungen. Cin Blick auf die
Stimmenzahlen der ſozialiſtiſchen Partei bei den Thüringer
Wahlen ſollte vor falſchen Schätzungen bewahren. Die
Nach=
wirkungen der hemmungsloſen Propaganda eines halben
Jahr=
hunderts verſchwinden nicht von heute auf morgen.
Die ſozialiſtiſche Mehrheit in Thüringen iſt gebrochen. Ein
klareres Wahlergebnis iſt kaum möglich. Wenn trotzdem ſofort
nach den Wahlen über die Neubildung der Regierung lebhafte
Seite
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 17. Februar 1924.
Rummer 48.
Meinungsverſchiedenheiten einſetzten, ſo iſt das nur ein neues
Zeichen für unſere eigenartigen parteipolitiſchen Verhältniſſe.
Sämtliche Parteien, von den Deutſchnationalen bis zu den
Demo=
täten, haben ſich für den Wahlkampf zu einem Ordnungsblox
zuſammengeſchloſſen. Dieſer Ordnungsblock hat einen
glänzen=
den Sieg erfochten, einen Sieg, den auch die elegiſchen
Kommen=
tare der ſozialiſtiſchen Parteipreſſe ohne weiteres zugeben müſſen,
ind die einzig mögliche Konſequenz aus dieſem Ergebnis kann
nach dem parlamentariſchen Syſtem eigentlich dech nur darin
beſtehen, daß diefe Sieger des Wahlkampfes nunmehr auch die
Regierung übernehmen. Das engliſche Vorbild der allerjüngſten
Vergangenheit ſcheint aber in manchen Kreiſen, und zwar gerade
in ſolchen, die fonſt ſehr demokratiſch denken, bereits vergeſſen zu
ſein. Wir haben ſtets zu den Verfechtern des Gedantens der
großen Koalition gehört. Die Ereigniſſe des letzten Jahres
haben bewieſen, daß dieſer an ſich und ſicherlich auch heute noch
durchaus richtige Gedanke vorerſt nicht realiſierbar iſt, nicht
reali=
ſierbar ſo lange, als im ſozialdemokratiſchen Lager die Stimme
der Vernunft durch den Radikalismus ſich im entſcheidenden
Augenblick niederſchreien läßt. Erſt wenn die harte Lehre der
Tatſachen im ſozialdemokratiſchen Lager neue Erkenntnis hat
heranreifen laſſen, wird die praktiſche Zuſammenarbeit zwiſchen
Sozialiſten und Nichtſozialiſten ſegensreiche Folgen haben
können. Nichts iſt gefährlicher in der Politik, als der Verſuch,
Ent=
ſvickelungsſtufen zu überſpringen. Ueber dem großen Ziel darf
ian die Steine, die auf dem Wege liegen, nicht überſehen. M.
Verkehrsſtockungen im Regienetz.
Düſſeldorf, 16. Febr. An zahlreichen Stellen des
Regie=
netzes ſind infolge großer Wagenſtauungen empfindliche
Verkehrsſtockungen eingetreten. Der Bahnhof Düſſeldorf=
Derendorf iſt vollkommen zugefahren; dort ſtehen zurzeit allein
etwa 500 mit Stroh beladene Wagen für das Militär. Die Wagen
ſpurden von einem Bahnhof zum anderen geſchoben, um
vorüber=
gehend Platz zu finden.
Am 9. Februar mußte die Preſſe des befetzten Nuhrgebiets
auf Befehl des kommandierenden Generals der 77. Diviſion eine
ſogen. Berichtigung von Mitteilungen über Wagenmangel,
Un=
ordnung und Diebſtähle bei der Regie veröffentlichen. Darin
wird der Wagenmangel bei der Regie auf die Schuld der
deut=
ſchen Reichsbahn, die Diebſtähle auf die Machiloſigkeit der
deut=
ſchen Polizei zurückgeführt. Hieran wird die Bemerkung g=, daß es in Deutſchland nicht nur Landſtraßen= und
Eiſen=
bahnbanditen zu geben ſcheine, ſondern auch Preſſebanditen, die
ihr Lügenhandwerk mit Eifer — wahrſcheinlich auch mit
klin=
gendem Erfolg — betreiben.
Die ſich hieraus offenbarende Gereiztheit und die
Inanſpruch=
nahme des Militärs für eine ſolche Berichtigung laſſen den Schluß
zu, daß es an fachlichen Gründen zur Entkraftung der Klagen
fehlt. Jedenfalls vermißt man eine genaue Angabe des
Geſamt=
wagenbeſtandes der Regie und des Leermaterials, das die
Reichsbahn bisher der Regie zugeführt hat und das nach
Berech=
nung der Reichsbahn die Zahl der zurückgebliebenen Wagen auch
heute noch weit überſteigt. Man vermißt ferner bei der
Begrün=
dung des Diebſtahls mit dem Verſagen der Polizei den
gerech=
terweiſe zu machenden Hinweis darauf, daß die Urſache dieſes
Verſagens die Zertrümmerung des alten polizeilichen Apparates
durch die Beſatzung iſt.
Keine Verlängerung der Micum=Verträge.
Berlin, 16. Febr. Die kürzliche Habasmeldung, daß auf
Grund einer neuen Vereinbarung zwiſchen der
Sechſer=
kommiſſion und der Micum anſtelle der prozentualen
Kohlen=
lieferungen eine feſte Monatsmenge treten ſollte, iſt bereits
zurück=
gewieſen worden. Eine ſolche Vereinbarung iſt nicht zuſtande
ge=
kommen. Die Veahandlungen ſind vielmehr auf den B. Februar
ver=
tagt worden.
Auf Grund der ſetzt hier vorliegenden eingehenden Berichte über die
kürzlichen Verhandlungen zwiſchen der Sechſerkommiſſion und der Micum
in Düſſeldorf können auch die weiteren Preſſemeldungen über
die Verlängerung der Mieumverträge über den 15.
April hinaus richtiggeſtellt werden. Bei den oben
erwähn=
ten Verhandlungen hatte die Micum verſucht, die Frage, die
Micumver=
träge über den 15. April hinaus zu verlängern, anzuſchneiden. Die
Sechſerkommfſſion hat ſich jedoch in ſachliche Verhandlungen darüber nicht
eingelaſſen, ſondern die Möglichkeit der Verlängerung des Vertrags=
Schemas grundſätzlich und auf das beſtimmteſte abgelehnt. Sie hat
da=
rüber keinen Zweifel gelaſſen, daß Kohlenlieferungen auf
Grund des Micum=Vertragsſchemas nach dem 15.
April nicht mehr ſtattfinden können.
Die Arbeiinehmer gegen die Abſchnürung des
Induſiriegebietes.
Berlin, 15. Febr. Wie die Telegraphen=Union erfährk, wurde
im Wirtſchaftspolitiſchen Ausſchuß des Reichswirtſchaftsrats eine von
der Arbeitnehmerſeite eingebrachte Entſchließung angenommen in der
gegen die rückſichtsloſe Abſchnürung des wichtigſten Induſtriegebiets an
*
Rhein und Ruhr durch die Beſatzungsmächte proteſtiert wird.
Dgmm
*Korruption.
Die Amerikaner ſind gern ſtolz auf „rscords” ihres Landes.
Alles „größte”, es ſei ein Gut oder ein Uebel, muß in ihrem
Lande gefunden werden. Das Wahrzeichen der Vereinigten
Staaten ſind ſeit langem ihre Wolkenkratzer. Wenn aus dem
puritaniſchen Urſprunge Neu=Englands nicht noch Reminiszenzen
altteſtamentlicher Anſchauungen in die Gegenwarr hinein
fort=
gepflanzt wären, härten ſie es ſich gewiß nicht nehmen laſſen,
einen balyloniſchen Turm aufzurichten. Aber auch ihre Uinfälle,
Naturkataſtrophen und Aehnliches müſſen immer die höchſten
Opferzahlen aufweiſen.
Auf einem Gebiet freilich will es ihnen nicht gelingen, an
der Spitze zu marſchieren. „Korruption” iſt ja auch drüben kein
unbekannter Begriff. Gegenwärtig ſpielt wieder ſo eine
Ge=
ſchichte, in die auch der Schwiegerſohn des ſoeben verſtorbenen
Wilſon, Herr Mac Ado (überſetzt: Sohn des Nadaus), verwickelt
iſt. Eben hatte der Brave ſeine Kandidatur für die bevorſtehende
Präſidentenwahl angemeldet. Der Schwiegervater konnte ihm
in gar keinem gelegeneren Augenblicke ſterben, denn Politiker
genießen nun einmal, ungleich den alten ägyptiſchen Pharaonen,
die unmittelbar nach ihrem Abſcheiden vor ein Totengericht
ge=
ſtellt wurden, in der übertünchten Höflichkeit unſerer Ziviliſation
das Privilegium, daß anſtändige Menſchen an ihrem offenen
Grabe nur Gutes von ihnen ſprechen mögen. Die Schonfriſt
des Sterbejahres wäre dem Schwiegerſohn des bei dieſem Anlaß
wieder populär gewordenen 14=Punkte=Mannes für ſeine
Be=
werbung gewiß zugute gekommen. Nun hat er ſich abſolut
un=
möglich gemacht.
Aber record=Korruption liegt auch in dieſem Falle nicht vor,
Den Ruhm laſſen ſich nun einmal die Franzoſen nicht entreißen!
Ihr „Panama” war nicht zu überbieten. Daß ein Unternehmen
bereits das Dreifache des Koſtenanſchlages verſchlungen hatte,
aber noch ſoweit zurück war, daß der Erwerber der Gant=Maſſe
von vorn beginnen mußte, wird ſobald in der Weltgeſchichte ſich
nicht wiederholen können. Kürzlich iſt ja noch einer der
Mata=
dore des großartigen Schwindels heimgegangen; der Herr Eiffel,
deſſen „Proviſion” in der faulen Geſchichte ſich ungefähr in den
Maſſen ſeines Turmes hielt. — An „Panama” — das übrigens
bemerkenswerterweiſe auch in Amerika liegt — reicht auch der
jüngſte Skandal ziffernmäßig nicht heran. Moraliſch freilich
liegt der Fall des unerhörten Betruges der „Wiederaufbau”=
Spekulanten beinahe ſchwerer, iſt er doch mit der ganzen
Er=
preſſerpolitik verquickt, die das nach Herrn Poincarés etelhaften
Phraſen immer ſo großmütige und gerechte Frankreich gegen das
von ſeinen engliſchen und amerikaniſchen Verbündeten
über=
wundene Deutſchland ins Werk geſetzt hatte. Aber der auch
noch lebende Herr Clemenceau mit ſeinen Erinnerungen aus der
Pangma=Zeit mag höhnen über die ſtümperhaften Epigonen, die
die hübſche runde Summe des Herrn Klotz, ſeines
Finanz=
miniſters, von 140 Milliarden Dollars auf der Konferenz von
London auf beſcheidene 132 Milliarden Goldmark herabdrücken
ließen.
Wenn es auch eine leppiſche Anmaßung iſt, daß die „große
Nation” an der Spitze der Ziviliſation marſchiere: die Spitze der
Korruption hat ſie von altersher eingenommen. Auf franzöſiſchen:
Boden experimentierte der Schotte Law in der Zeit des Regenten
das erſte Mal mit dem alle Alchymiſten überflügelnden
Hokus=
pokus, Papier in gutes Gold verwandeln zu wollen. In beinahe
noch großartigerem Maßſtabe wandelten die Männer der
„großen” Revolution mit ihrem Aſſignaten=Schwindel in ſeinen
Spuren, die Urbilder der Kaiſerhof=Szene in Goethes „Fauſt”.
Unter Louis Philippe wurden mehrere Miniſter zu Galeeren=
Strafen verurteilt. Und bei dem großen Raube der
Kirchen=
güter durch das 1906 in Kraft getretene „Trennungs=Geſetz”
ſind, ähnlich wie in der Aſſignaten=Periode, Milliarden ſpurlos
verſchwunden, durch die „Liquidatoren” verwirtſchaftet —
be=
zeichnenderweiſe auch unter einem Kabinett des großen
Pang=
miſten Clemenceau. Der Mann durfte, dank Wilſons
Kindlich=
keit, uns den Frieden von Verſailles diktieren — nicht zu
ver=
ſchweigen; unter Poincarés Republik=Präſidentenſchaft!
Unter Landesverratsanklage.
Berlin, 16. Febr. Auf Antrag des Reichswehrminiſters
und auf Amweiſung des Juſtizminiſters Emminger iſt gegen den
verantwortlichen Redakteur des Vorwärts, Ernſt Reuter, ein
Verfahren wegen Landesverrats eingeleitet worden. Das Delikt
teird in einem Aufſatz in der Weihnachtsnummer des Vorwärts
gefunden, der die Beſeitigung des Ausnahmezuſtandes förderte.
In dieſem Artikel war Bezug genommen worden auf
Ausführun=
gen des früheren ſächſiſchen Innenminiſters Lipinski, der von
dem Zuſamenhang der Reichswehr mit illegalen Organiſationen
geſprochen hat. Außer dem Vorwärts ſoll, wie das
ſozialdemo=
kratiſche Blatt berichtet, auch die Welt am Montag und die
Frank=
furter Zeitung unter Landesverratsanklage ſtehen.
Die Hfakzregierung wieder im Amt.
Die vorläufigen Vereinbarungen in der Pfalz.
Speyer, 16. Fehr. Die Verhandlungen zwiſchen
dem interalliierten Komitee und dem
Kreistagsaus=
ſchuß unter dem Vorſitz von Geheimrat Dr. Bayersdörfer
zweds Wiederherſtellung von Ruhe und Ordnung in der Pfalz
ſind geſtern früh hier aufgenommen worden. Die
Verhand=
lungen haben einen günſtigen Verlauf genommen,
ſo=
daß man wohl annehmen darf, daß die vorläuſigen
Verhandlun=
gen der pfälziſchen Bevölkerung bald wieder geordnete Zuſtände
bringen werden. Die Beratungen ſind heute früh 10 Uihr in
Speher fortgeſetzt worden. Es wird wohl noch einige Tage dauern,
bis dieſelben beendet ſind. Wie verlautet, ſoll im Verlaufe des
heutigen Tages noch eine Kundgebung an die
Bevöl=
kerung erlaſſen werden, in der Einzelheiten über das Reſultat
der geſtrigen Beratungen bekannt gegeben werden.
Speyer 16. Febr. Die Verhandlungen mit der
inter=
alliierten Spezialkommiſſion ſtehen nahezu vor dem Abſchluß.
Regierungsdirektor Stehle ſollals Stellvertreter des
Präſibenten die Führung der
Regierungs=
geſchäfte übernehmen. Regierungsdirektor Stehle ſoll
ſeinen Sitz zunächſt im Bezirksamt aufſchlagen, bis das Regie
rungsgebäude von den Separatiſten geräumt iſt. Die vorläufig
getrofenen Vereinbarungen, über die wir bereits gemeldet haben,
ſollen zunächſt der Rheinlandkommiſſion in Kohlenz zur
Ein=
ſicht unterbreitet werden. Da die interalliierte
Spezialkommif=
ſion in ſtändiger Verbindung mit der Rheinlandkommiſſion in
Koblenz ſteht, darf angenommen werden, daß auch die
Rhein=
landkommiſſion dieſen Vereinbarungen ihre Zuſtimmung
ertei=
len wird. Es wird damit gerechnet, daß der ſtellvertretende
Re=
gierungspräſident, Regierungsdirektor Stehle, nech im Laufe der
nächſten 24 Stunden einen Aufruf an die Bevölkerung der Pfalz
erlaſſen wird.
Der ſtändige Ausſchuß des Reichstages tritt nach dem
Ab=
ſchluß der Verhandlungen wieder in den Hintergrund. Der
Ausſchuß hat ſich ja von vornherein gegen die formelle
Ueber=
nahme der Regierungsgewalt durch den Kreistag ausgeſprochen,
da dies eine Verfaſfungsverletzung wäre.
Tirard wendet ſich in einer Bekanntmachung zwvecks
Wie=
derherſtellung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
und Sicherheit an die Bevölkerung. Er will den Schutz der
Bürger gewährleiſten, aber er verlangt, daß jeder ſich ruhig
ver=
hält, und daß bei Vermeidung ſchwerſter Strafmaßnahmen jede
Repreſſalie gegen irgendwelche Perſon oder Partei unterbleibt.
Ludwigshafen, 16. Febr. Wie wir von zuverläſſiger
Seite hören, übernimmt morgen in der Frühe der Kreisausſchuß
unter Führung des Oberregierungsrats Stehle die Regierung.
Die autonome Regierung beendet zur gleichen Zeit ihre
Tätigkeit.
Speyer, 16. Febr. Die heute früh 11 Uhr zwiſchen der
Spezialkommiſſion und dem Vorſitzenden des Kreistages, Dr.
Beiersdörfer, dem Oberegierungsrat Stehle und dem
Oberregierungsrat Jakob geführten Verhandlungen haben einen
günſtigen Abſchluß gefunden. Die Verhandlungen waren von
gegenſeitigem Vertrauen getragen. Es ſei nur noch eine Frage
von Stunden, daß die Bevölkerung Kenntnis von dieſer neuen
Lage in der Pfalz erhalten wird, mit der die Bevölkerung
zu=
frieden ſein, kann.
Oemofratiſcher Bruderkampf.
Berlin, 16. Febr. Die Berliner Demokraten führen in
ihrer Organiſation ſchvn ſeit längerem einen erbitterten Kampf
über die Spitzenkandidatur für die konrmende Reichstagwahl. Sie
ſind ſo ſchtvach geworden, daß nur noch einen Abgeordneten
durchbringen. Der Bewerber aber ſind viele, denn jede einzelne
Ortsgruppe hat ihren beſonderen Liebling. Zuletzt aber ſpitzte
ſich der Kampf zu einem Duell zwiſchen dem gegenwärtigen
Ab=
geordneten v. Siemens und Profeſſor Dr. Bonn zu. Dr. Bonn
iſt der Kandidat der „entſchiedenen Demokraten”, während
v. Siemens als ruhiger, wirtſchaftlich orientierter Mann mehr
das demokratiſche Bürgertum repräſentiert. Die Entſcheidung
ſollte am Freitag abend ſtattfinden. Es ſcheint nach den
viel=
ſagenden Berichten, die über dieſen Kampf veröffentlicht
wer=
den, ſehr lebhaft zugegangen ſein. v. Siemens hat mit 135
Stimmen geſiegt, während 89 auf Profeſſor Dr. Bonn entfielen.
Aber die Oppoſition erklärte ſich damit nicht einverſtanden. Sie
behauptet, ſie ſei vergewaltigt worden, und hat bereits Proteſt
zu Protokoll begeben, und droht auch mit einem
Sonder=
vorgehen, was ſicher den Erfolg haben würde, daß die
demo=
kratiſche Liſte in Berlin überhaupt ausfallen wird.
*Konzert.
F. N. Der dritte Kammermuſik=Abend des
Schnurrbuſch=Quartetts begann mit der Uraufführung
eines Streichquartetts in A=Dur von dem Mannheimer
Kompo=
niſten Erich Bruckner. Das feingearbeitete Werk iſt äußerlich
völlig in der Form klaſſiſcher Vorbilder gehalten, übernimmt
ſo=
gas als Finale ganz die große Lieblings=Rondoform Beethovens.
Weit über ältere Kunſt hinaus, führen jedoch die techniſchen
Schwierigkeiten beſonders der temperamentvollen ſchnellen Sätze.
Der ſchöne, langſame Satz machte ſtarken Eindruck, und die feine
thematiſche Arbeit intereſſiert ſtets. Klanglich iſt die Kompoſition
recht konſervativ und bleibt im Harmoniſchen noch hinter Reger
zurück. Das gediegene Werk, das mit großer Sorgfalt einſtudiert
war, fand reichen Beifall, für den der anweſende Komponiſt
danken konnte.
Es folgte die reizende Serenade op. 141 a von Max Reger
für Flöte, Violine und Bratſche, ein entzückendes
Filigranwerk=
chen, in deſſen Außenſätzen Regers heitere Laune melodiſch wie
harmoniſch zahlreiche Ueberraſchungen auftiſcht. Der lockere,
kontrapunktiſch meiſterhafte Stil, der reiche Klang und die
Zier=
lichkeit der Zeichnung ſtempeln das Trio zu einem geradezu
klaſſiſchen Meiſterwerk, das in dem breiten, langſamen Satz und
den elegiſchen Unterbrechungen des Preſto wirkliche Gedankentiefe
nthält. Zu den Herren Schnurrbuſch und Horn geſellte
ſich hier noch Herr Geißler, der mit großartiger Technik und
für die Flöte ganz beſonders modulationsfähigem Ton ſpielte.
Die Feinheit der Ausführung entſprach durchaus dem Geiſt der
Serenade.
In dem Streichquintett von Anton Dvorak in Es=Dur op. 97
wurde das Schnurrbuſch=Quartett durch den Bratſchiſten Herrn
Steinmar ergänzt. Das klangvolle, urmuſikaliſche Werk zeiat
den Komponiſten auf der vollſten Höhe ſeines Schaffens. Nicht
ſo wähleriſch und auch nicht ſo gewählt in ſeinen thematiſchen
Gedanken wie gleichzeitige deutſche Komponiſten, benutzt Dvorak
ſtets Themen von ſolcher Prägnanz und Eigenart, daß ſie ſich
ſofort einprägen und dadurch dem Hörer leichte Ueberſicht über
das Eanze verſchaffen. So geht es mit dem ſcharf rhythmiſierten
Motiv, das im erſten Satz faſt wie eine fixe Idee überall erſcheint,
ſo mit der Melodie, die im Adagio von Inſtrument zu
Inſtru=
ment wandert und mit variierten Begleitungen verſehen wird.
Beſonders charakteriſtiſch für den Meiſter ſind ſolch ſcharfe
Gegen=
ſätze zwiſchen Haupt= und Nebengedanken, wie ſie im Scherzo
und ſeinem Trio untereinander gegenüberſtehen und auch im
Schluſſatz, deſſen Hauptteil ein richtiger Kehraus iſt, benutzt
wer=
den. Das Konzert erfreute ſich recht guten Beſuches, und mit
merkbarer Spannung folgte man dem feinen und
wohlvorberei=
teten Vortrag der Werke, ſo daß den Künſtlern reicher Beifall und
Dank zuteil wurde.
Kunſit, Wiſſenſchaft und Leben
* Kants Grab. Bei der Königsberger Kant=Feier Ende
April wird das Grab des Philoſophen in ſeiner neuen Form
ein=
geweiht werden. Man weiß, daß Jahrzehntelang wegen einer
würdigen Erneuerung der Grabſtätte Kants verhandelt worden
iſt. Ein Wettbewerb war ausgeſchrieben, an dem ſich namhafte
Künſtler aus dem ganzen Reiche beteiligt haben, aber das
Ergeb=
nis befriedigte nicht. Darum entſchloß man ſich zu einem zweiten
Wettbewerb, der auf oſtpreußiſche Architelten und Bildhauer
be=
ſchränkt war. Bei dieſem iſt nun ſozuſagen vor Toresſchluß eine
Löſung gefunden worden, die in jeder Weiſe befriedigt. Die
Ausführung der neuen Grabſtätte, die an Stelle der alten Stoa
Kantiana treten ſoll, wurde dem Architekten Bahrs von der
Königsberger Kunſtakademie übertragen. Sein preisgekrönter
Entwurf zeigt in ſchlichten, ruhigen Formen eine offene Halle,
über der eigentlichen Grabſtätte, die Kants Gebeine enthält. Die
Formen zeigen künſtleriſch ſelbſtändigen Charakter, ſechs ſchlanke,
einfache, viereckige Pfeiler an der Längsſeite, jedrei und vier an
den Querſeiten tragen ein flaches, wenig vorſpringendes Dach;
glatte ſchmale Platten ſtehen am Platz der Kapitelle. Jeder
auffällige Schmuck iſt vermieden, auch an dem ſchmiedeeiſernen
Gitter, das die Pfeiler verbindet und die Halle nach außen
ab=
ſchließt. Eine Inſchriftstaſel an der Wand, die ſich an den Dom
anlehnt, wird auf die Weihe und Bedeutung des Ortes hinweiſen.
Die ganze Halle iſt einige Stufen über den Boden erhöht. Die
Gebeine Kants bleiben an ihrem bisherigen Platz, und die
Oert=
lichkeit ſoll durch einen Sarkophag bezeichnet werden.
Zum 100. Geburtstag Friedrich Smetanas,
geboren 2. März 1824, wwird im Rahmen der „Klaſſiker der Muſik”
bei der Deutſchen Verlagsanſtalt, Stuttgart=Berlin, aus der
Feder des Prager Muſikhiſtorikers Ernſt Rychnowsky eine
Bio=
graphie des böhmiſchen Meiſters erſcheinen, das erſte
vollſtän=
dige Lebensbild des Schöpfers der Verkauften Braut”. Das
Werk enthält u. a. eine anſehnliche Reihe bisher unveröffentlichter
Briefe, die Smetanas irdiſchen Wandel begleiten von den
erſten Kompoſitions=Verſuchen bis in die Zeiten der Meiſterſchaft,
da ihn das Beethoven=Schickſal, die Taubheit, befiel, ja bis in die
Irrenanſtalt, wo der 60jährige Meiſter in geiſtiger Umnachtung
ſein Leben beſchloß.
Der Ausbau des Rundfunknetzes. Da die
Ber=
liner Sendeſtation ſchon ſeit längerer Zeit nicht mehr allein
in der Lage iſt, den Anforderungen an das Rundfunkweſen zu ge=
nügen, ſo iſt man eifrigſt am Werke, die geplanten
Sendeſtatio=
nen im Reiche zu errichten und ihrer Beſtimmung zu übergeben.
Die erſte große Station wird unter der Bezeichnung
Meßamt=
ſender der Reichstelegraphenverwaltung einen Tag vor
Eröff=
nung der Leipziger Frühjahrsmeſſe ihren Dienſt aufnehmen. Die
Sendeſtelle ſelbſt wird im Meſſehaus untergebracht, während die
Antennenanlage auf m Johannishoſpital errichtet wird; aus
techniſchen Gründen war ein anderer Aufbau der Station nicht
möglich. Etwa zu gleicher Zeit wird mit der Errichtung der
Sendeſtellen in Königsberg in Preußen und Frankfurt a. Main
begonnen werden. In Königsberg wird die Senderanlage unter
Benutzung einer 45 Meter hohen Antenne auf dem Fabri
grund=
ſtück der Firma Zabel erbaut, die Beſprechungsanlage befindet
ſich jedoch innerhalb der Stadt im Gebäude der Deutſchen Bauk.
In Frankfurt am Main hat man für die geſamte Anlage das
dortige Poſtſcheckamt gewählt.
Ein neues Theater in Würzburg. Die Direktion
des Stadttheaters in Würzburg will gemeinſchaftlich mit der
Stadt Würzburg die ſogen. Ludwigshalle, das alte
Bahnhofé=
gebäude, in ein neuzeitliches Theater umwandeln.
Eine neue Oper von Wilhelm Kienzl. Die
neueſte Oper von Wilhelm Kienzl „Haſſan der
Schwär=
mer” gelangt Ende Februar oder anfangs März in der Wiener
Volksoper zur Uraufführung.
* Von den Finſterniſſen des Jahres 1924.
Heuer werden wir 3 Sonnen= und 2 Mondfinſterniſſe haben, von
denen in unſeren Gegenden die erſte Mondfinſternis nur
teil=
weiſe, die zweite im ganzen Umfang ſichtbar ſein werden.
Ein=
totale Mondfinſternis am 20. ds. von 3 Uhr 18 nachm. bis 6
Uhr 58 nachm. Die Sichtbarleit der Finſternis erſtreckt ſich über
den äußerſten nordweſtlichen Teil von Nordamerila, Auſtralien,
Aſien, Europa und den größten Teil Afrikas. Für Deutſchland
geht der Mond nach der Mitte der Finſternis unter. Drei
par=
tielle Sonnenfinſterniſſe am 5. März, 31. Juli und 30. Auguſt,
ſind bei uns nicht ſichtbar, wohl aber die zweite Mondfinſternis,
am 14. Auguſt, die eine totale ſein wird.
— Zeitſchrift für Geopolitik. Im Kurt Vowinckel
Verlag, Berlin=Halenſee, erſcheint ſoeben, herausgegeben bon
Profeſſor Dr. Karl Haushofer=München, Profeſſor Dr. E. Obſt=
Hannover u. a., eine neue Monatsſchrift, die „Zeitſchrift für
Gegpolitik”., Sie ſetzt ſich die Aufgabe, mit den Mitteln der
Wiſſenſchaft das politiſche Geſchehen des geſamten Erdballs auſ
ſeinen Zuſammenhang hin und die Einflüſſe zu unterſuchen, die
von den natürlichen Gegebenheiten: Boden, Klima, Raſſe ung
Geſchichte her auf die Politik einovirken.
Nummer 48.
Darmſtädter Tagblatt, Sounsag, den 12. Februar 1724
Seite 3.
Opfertag für Pfalz und Rhein.
Auftuf des Heissansters Dr. Mark.
An die Bevölkerung!
Berlin, 16. Febr. In der Pfalzuummer des Heidelberger
Tagblatts wird nachſtehender Aufruf des Reichskanzlers Dr.
Marx zum Pfalz= und Rheintag veröffentlicht:
Das deutſche Volk hat ſeit langen. Jahren keinen fröhlichen
Tag mehr erlebt. Wenn ſich deutſche Volksgenoſſen
zuſammen=
geſunden haben, ſo iſt zumeiſt Not und Sorge der Grund ſolcher
Veranſtaltungen geweſen. Heute iſt es die Not des Aheinlandes
und insbeſondere die Sorge um die Pfalz. Das deutſche
Volk verlangt heute nichts, was andere Völker ſchädigen könnte.
Die Forderungen aller Deutſchen ſind Forderungen nach Frieden
und Gerechtigleit. Wir wollen für die Pfalz und das
Rhein=
land nichts als Frieden, und nichts als Gerechtigkeit, wenn wir
auf der Wiederherſtellung der verfaſſungsmäßigen Rechte und
Freiheiten beſtehen. Eine friedliche Verſtändigung zwiſchen den
Völkern kann nur erreicht werden, wenn endlich die Herde des
Unfriedens und der Ungerechtigkeit verſchwinden. Das
Schrek=
kensregiment der letzten Wochen darf ſich niemals mehr
wieder=
holen, wenn nicht Pfalz und Rheinland an den eigenen
ſchwe=
ven Wunden verbluten ſollen. Als Rheinländer habe ich die
Pfalz= und Rheinlandnot von ganzem Herzen mitgefühlt, und ich
bin ſtets beſtrebt geweſen, dieſe Not zu lindern. Ich weiß ſehr
wohl, was es heißt, fern von der Heimat leben zu müſſen. Das
Schickſal der Ausgewieſenen iſt unſagbar traurig, und das
Schlimmſte iſt, daß es ſich hier nicht um Einzelſchickſale,
ſon=
dern um das Schickſal vieler Tauſende handelt. Was wir tun
können, um den Ausgewieſenen die Rückkehr in ihre Heimat zu
ermöglichen, wollen und müſſen wir tun, und was geſchehen kann,
um die Not zu lindern, muß und wird geſchehen. Die
Regie=
rung hat es deshalb mit ganz be'onderer Freude begrüßt, daß
aus der Bevölkerung heraus der Wille laut geworden iſt, die
Kundgebung des 17. Februar zu einem Tag des Opfers für die
Pfalz und das Rheinland zu geſtalten. Große und viele Worte
braucht es nicht. Alle Volksgenoſſen in Stadt und Land werden
ſicherlich einer Pflicht des Herzens nachkommen, wenn ſie mit
dazu beitragen können, für die Pfalz und das Rheinland das
Ihrige zu tun.
Vor der endgültigen Befreiung der Pfalz.
Ludwigshafen, 16. Febr. Die Verhandlungen zwiſchen
den Pfalzvertretern und der Spezialkommiſſion wurden im
Ein=
verſtändnis mit der bayeriſchen rechtmäßigen Regierung geführt.
Es iſt zweifellos ein weſentlicher Schritt in der Löſung der
Pfalzfrage und der Separatiſten geſchehen. Die Separatiſten
werden wohl ſchleunigſt aus der Pfalz verſchwinden müſſen. Es
iſt allerdings damit zu rechnen, daß die Separatiſten ſich zum
Teil noch zur Wehr ſetzen und daß ſie ihre raſche Entfernung
richt ohne weiteres hinnehmen werden. Die pfälziſche
Bevöl=
kerung atmet auf in der Hoffnung, nunmehr erträglichen
poli=
tiſchen Verhältniſſen entgegenzugehen.
Vor dem Abzug der Separatiſien.
Speyer, 16. Febr. Die bisher gefangen gehaltenen
Mit=
glieder der Pfalzregierung in Speyer, darunter
Oberregierungs=
at Jacobs, ſind alle wieder freigelaſſen worden. Es
ſheißt, daß die rechtmäßigen Beamten, ſoweit ſie in der
Pfalz ſind, heute ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
SAlle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Separatiſten ſich
Bum Abrücken vorbereiten. Jedenfalls ſind ihre
Po=
fſten vor dem Regierungsgebäude bereits eingezogen.
DDa die Verhandlungen bei der Regierung von den
Zuſtändigen Stellen bisher als vertraulich behandelt werden,
Häßt ſich noch nicht nachprüfen, ob der Abzug der Separatiſten
einzig nur noch von der Frage abhängt, ob ihr Abmarſch
fins Ausland erfolgt oder ob eine Amneſtie gewährt
Gverden ſoll.
Verhaftungen durch die Franzoſen.
Pirmaſens, 16. Febr. Der Verleger und der
Chefredak=
tteur der Pirmaſenſer Zeitung, Deil und Otto Zobel, ſind von
franzöſiſchen Gendarmen verhaftet worden, ebenſo der
Kauf=
ann und Stadtrat Stope, führendes Mitglied der
Demokra=
ttiſchen Partei. Da ſie an den Ereigniſſen vom 12. Februar nicht
kbeteiligt ſind, herrſcht die Anſicht, daß ihre Verhaftung unter dem
Verdacht erfolgt ſei, daß ſie dem Times=Berichterſtatter Stoff zu
ffeinem Bericht über die Vorgänge geliefert haben.
Die Separatiſien flächten nach dem Elſaß.
Paris, 16. Febr. (Wolff.) Dem Matin wird aus Speyer
berichtet, daß etwa 1000 pfälziſche Separatiſten aus
den Bezirken an der franzöſiſchen Grenze, nach dem Elſaß
flüchten.
Immer noch Uebergriffe.
Kirchheimbolanden, 16. Febr. Geſtern erſchienen vier
mit Gewehren bewaffnete Separatiſten in Warnheim bei dem
Sägewerksbeſitzer Henrich, um einen Kraſtwagen zu „
requirie=
ren”. Es wurde Sturm geläutet und die Bevölkerung
umzin=
gelte das Haus, um die Beſchlagnahme zu verhindern. Daraufhin
eilten von Kirchheimbolanden weitere bewaffnete. Separatiſten
und drei franzöſiſche Gendarmen herbei und vertrieben die
Be=
wohner. Der Kraſtwagen wurde dann nach Kirchheimbolanden
gebracht.
Kuſel, 16. Febr. Nach dem Abzug der Separatiſten aus
Waldmohr wollten die rechtmäßigen Bezirksbeamten den Dienſt
wieder aufnehmen. Von dem franzöſiſchen Bezirksdelegierten
wurde jedoch die Wiederaufnahme der amtlichen Tätigkeit bei
Androhung ſofortiger Verhaſtung verboten.
Ein ungerechtes Kriegsgerichts=Urteil.
Landau, 16. Febr. Von dem franzöſiſchen
Kriegs=
gericht wurden heute die acht Betriebsratsmitglieder, die von
den Franzoſen beſchuldigt werden, die Urheber, der großen
Kundgebung in Ludwigshafen gegen die Separatiſten
am 17. Dezember 1923 geweſen zu ſein, zu
Geſängnisſtra=
fen von je 14 Tagen, mit Ausnahme von zweien,
verur=
teilt, die freigeſprochen wurden. Wenn man bedenkt, daß von
den wirilichen Ruheſtörern, den Separatiſten, bisher
kein einziger von den Beſatzungsbehörden zur
Rechen=
ſchaft gezogen worden iſt, obwohl von ihnen bereits 20
Per=
ſonen getötet, 150 verwundet und weit über 1000 ihrer Freiheit
beraubt worden ſind, ſo wird man die ungeheure
Unge=
rechtigkeit, die dieſem Urteil zugrunde liegt, ſo recht begreifen.
Die Geheim=Organiſationen in der Pfalz verboten.
Paris, 16. Febr. Die Rheinlandkommiſſion hat auf
ent=
ſprechenden Vorſchlag Tirards ein Ausnahmegeſetz gegen die
Ge=
heimorganiſationen im beſetzten Gebiet angenommen. In der
Verordnung hierüber ſind Strafen bis zu lebenslänglicher
Ge=
fängnishaft vorgeſehen.
Die Verkehrsſperre über Groß=Gerau
wieder aufgehoben.
Darmſtadt, 16. Febr. Der franzöſiſche Kreisdelegierte
von Groß=Gerau hatte heute vormittag eine Verkehrsſperre von
abends 7 Uhr bis morgens 6 Uhr verhängt, weil vor einigen
Tagen einige Separatiſten von Bewohnern verprügelt worden
waren. Auf Vorſtellungen der Bürgermeiſterei hat der
Dele=
gierte zunächſt von der Verhängung der Sperre abgeſehen, aber
zur Bedingung gemacht, daß Mißhandlungen von Separatiſten
unterbleiben müßten.
Eine Verordnung Oegouttes zum Schutze
des Franken.
Paris, 16. Febr. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Düſſeldorf hat General Degoutte durch eine Verordnung
verboten, im beſetzten Ruhrgebiet Steuern und
Ab=
gaben in belgiſchen oder franzöſiſchen Franken zu
erheben oder zu bezahlen, ſowie aus dem beſetzten
Ruhrge=
biet, außer nach einer beſonderen Genehmigung durch den
mili=
täriſchen Oberbefehlshaber der Beſatzungstruppen, auszuführen.
Es ſind Strafen bis zu 10000 Goldmark und bis zu 5 Jahren
Gefängnis, bzw. eine von dieſen Strafen ſowie Beſchlagnahme
der betreffenden Summen vorgeſehen.
Von der Betliner Preſſekonferenz.
Berlin, 16. Febr. Die Berliner Preſſekonferenz
konſti=
tuierte ſich auf Grund veränderter Satzungen in dieſen Tagen
neu und wählte folgenden Ausſchuß: Ewald Mendel (
Morgen=
poſt), erſter Vorſitzender, Dr. Kriegk (Weſer=Zeituny), zweiter
Vorſitzender, Beck (Düſſeldorfer Nachrichten), Schriftführer,
Vern=
ſtein (Vorwärts), Geſell (Telegraphen=Union), Dr. Thum (
Dres=
dener Anzeiger), Dr. Frankfurter (Frankfurter Generalanzeiger),
Huesgen (Schleſiſche Zeitung), Dr. Hellermann (Königsberger
Hatungſche Zeitung) und G. Schweitzer zu Verhandlungsführern.
Der natürliche Arbeitszwang.
Von Oscar A. H. Schmitz (Salzburg).
Nur eine verſchwindende Minderheit von Menſchen zeigt ihre
DDaſeinsberechtigung durch die Auswirkung ihres Daſeins
ſchlecht=
chin, die große Mehrheit findet ihre Rechtfertigung durch ihre
Funktion zum Nutzen der Geſamtheit, d. h. durch ihre Arbeit.
Mebenher ſei bemerkt, daß auch jene Minderheit ftets irgendwie
Der Geſamtheit dienen wird, nur liegt in dieſer Nebenwirkung
miicht ihr Weſen, während der Durchſchnittsmenſch erſt durch
ſolche Wirkung, nicht aus ſich ſelbſt Wert erhält. Nun erweiſt
Die Jahrtauſende alte Erfahrung, daß die meiſten zur Arbeit nur
wurch Zwang zu bringen ſind, da nun einmal zunächſt das
Luſt=
ſuchen im Menſchen weit ſtärker iſt, als das Wertſuchen.
Es gibt zwei Methoden, den Arbeitszwang auf die Maſſe
auszuüben. Die primitive, heute überwundene, lag in der
Ge=
wvalt. Die Oberklaſſe, eine Minderheit, die den Sinn ihres
Da=
ſeins in ſeinem hohen Niveau ſuchte, unterwarf die Maſſe und
ſſchuf aus ihr einen ſtets verfügbaren Sklavenſtand. Die nicht zu
interſchätzende Kehrſeite dieſes harten Zuſtandes war die, daß
Der Sklave dem Daſeinskampf zeitlebens entzogen war, denn es
bvurde für ihn geſorgt. Er kannte Schmerz und Demütigung,
aber Sorgen kannte er nicht, dieſe Geſpenſter der im Daſeinskampf
ßtehenden Menſchen. Dieſe Methode wurde abgelöſt durch eine
meue, deren Endentwicklung in das neunzehnte Jahrhundert fällt.
Es entſtand der freie Arbeiter, den niemand zur Arbeit zwingen
Xann. Selbſtverantwortlich übernahm er den Kampf ums Daſein,
aber der Zwang zur Arbeit war dennoch geblieben, er lag in
Her Sorge, mit den Seinen zu verhungern, wenn ſein
Arbeits=
wille ſich entſpannte.
Sehr bald zeigte ſich, daß dieſes ſcheinbar menſchlichere Ey=
5tem ebenſolche Härten beſaß, wie das alte, denn es gibt ja die
un=
werſchuldete Arbeitsloſigkeit durch Krankheit, Alter, Rückgang der
Markkonjunktur. Das Heilmittel dagegen war indeſſen ſchnell
gefunden: in dem Verſicherungsweſen. Hier hat man
mun einen ungeheuren Fehler gemacht. Man vergaß, daß das
WVerſicherungsweſen den Typus des freien, ſelbſtverantwortlichen
Arbeiters, als einer menſchlich über dem Sklaven ſtehenden Da=
5einsform, nur dann aufrecht erhält, ja fördert, wenn die Ver=
Hicherung Selbſtverſicherung iſt. In dem Augenblick, wo ſie ihm
wom Staate gewiſſermaßen geſchenkt wurde, wenn auch nur zum
Teil, war ein Rückfall in das überwundene Eyſtem des
Patriar=
shalismus eingetreten, als gar noch die Arbeitsloſenunterſtützung
auf Staatskoſten hinzukam. mußte wied rum der faule
wider=
willige Sklave ohne Verantwortungsgefühl entſtehen, der
Quali=
tätsarbeit verweigert, intereſſelos ans Werk geht, weil er ja
weiß, daß für ihn geſorgt iſt, und zwar ohne das Korrektiv der
Knute. Nicht dieſe iſt natürlich zurückzuwünſchen, wohl aber
der Zuſtand eines freien, ſelbſtverantwortlichen Arbeiterſtandes,
der ſie zu einem Unding macht.
Wie ganz anders wäre die Wirkung des
Verſicherungs=
weſens, wenn es ganz und gar der Arbeiterſchaft, d. h. den
Ge=
werkſchaften, in die Hand gegeben würde. Ich weiß, daß ich hier
etwas fordere, was im Augenblick an der Tatſache ſcheitern muß,
daß dieſe Dinge vorläufig nicht ſachlich, ſondern tendenziös
be=
trachtet werden. Nichtsdeſtoweniger ſcheint mir der Augenblick
gekommen, wo man einmal dieſe Gedanken, die übrigens nicht
durchaus neu ſind, in die Debatte werfen kann. Heute ſind die
Rollen völlig falſch verteilt. Die Gewerkſchaften maßen ſich
Hoheitsrechte an, die nur dem Staat gebühren und
verlangen vom Staat als Klaſſenprivilegien des Proletariats
Leiſtungen, die ſie ſelber zu bringen hätten.
Das richtige Verhältnis wäre dies: Um eine neue Gliederung der
Geſellſchaft zu erzielen, müßte der Organiſationszwang von der
überparteilichen Inſtanz des Staates jedem auferlegt werden.
So würde die Gewerkſchaft aus einer revolutionären zu einer
ordnenden Einrichtung. Wie einſt der Zunft, wären ihr gewiſſe
Machtbefugniſſe über ihre Mitglieder, Diſziplinargewalt, ja
eine begrenzte Gerichtsbarkeit zu übertragen, um in
innerſtändi=
ſchen Fragen, wie Verſicherung jede Klaſſenjuſtiz auszuſchalten.
Beſteht nun die Verſicherungsaſſe ausſchließlich aus den
Bei=
trägen der Verſicherten, ſo tritt ſofort bei den
Verſicherungs=
ſuchenden eine Hemmung ein, die Wohltaten zu mißbrauchen.
Sie ſtammt aus dem ſtarlen und ſchönen Solidaritätsgefühl, das
die Arbeiter unter ſich, nicht aber gegenüber dem Staat haben.
Wenn gleichzeitig die Kaſſen von den Erwählten der Arbeiter
geleitet würden, könnte man ſicher ſein, daß mit dem
Arbeits=
ſcheuen wenig Federleſens gemacht würde, während er heute
bekanntlich ſeine Bedingungen ſtellen darf betreff der Arbeit, die
er zu übernehmen bereit iſt.
Die ſtaatliche Arbeiterverſicherung iſt unter allen Umſtänden
vom Uebel. Beſitzt der Staat Autorität, dann wird man ſie
im=
mer zu bart nenen, beſitzt er keine, wie heute der Fall, dann
demoraliſiert ſie den Empfänger, indem ſie zur Prämie der
Faulheit wird. Känge die Verſicherung dagegen von den
Ge=
werkſchaften, dann beſtünde die Gefahr, daß die Arbeiter gegen
ihres Gleichen härter vorgingen, als es je Staatsjuſtiz
verant=
worten kann. Wahrſcheinlich würde ſich bald das Bedürfnis
gel=
tend machen nach einer Perufungsinſtanz gegen
Gewerkſchafts=
entſcheide. Dies müßte ſtaatlich ſein. So würde das
Standes=
gericht die harte Lebensnotwendigkeit darſtellen, das ſtaatliche
Gericht aber, war der Ausdruck höberer Gerechtigkeit, ia der
Gnade. Dadurch erhielte der Staat ſelbſt wieder eine ſittliche
Zur beſſiſchen Politik.
Von der Deutſchen Demokratiſchen Partei Heſſens wird uns
folgendes geſchrieben:
Ihr Kommentar zu den Beſchlüſſen des demokratiſchen
Landesparteitages in Nr. 39 Ihres geſchätzten Blattes gibt uns
zu einigen Bemerkungen Anlaß: Der Parteitag hat in knappſter
Form das für jeden Heſſen eigentlich Selbſtverſtändliche ſagen
wollen, daß er jeden Verſuch entſchieden ablehnt, an der
ſtaats=
rechtlichen Form und Geſtalt des Heſſenlandes, ſo wie es ſeit
mehr als hundert Jahren beſteht, und in ſeinem ſtaatsrechtlichen
Verhältnis zum Deutſchen Reiche etwas zu ändern. Für eine
Ausnahme läßt dieſe Formulierung keinen Raum, es ſollte alſo
auch ein Mißverſtehen oder Zweifel ausgeſchloſſen ſein. Heſſen
iſt ein „Rheinſtaat” der ſich ſelbſt genügt, und jeder Verſuch,
ihn anders zu geſtalten, iſt abzulehnen, mag er in
landesverräte=
riſcher Weiſe von den Separatiſten ausgehen, mag er auf die
Bildung eines „neuen Rheinſtaates” hinauslaufen, mag er ein
„Großheſſen” zum Ziele haben oder mag er endlich ein „
Ver=
ſacken” des beſetzten Gebietes begünſtigen. Und daß der
Ge=
dankengang, das beſetzte Gebiet ſeinem Schiclſal zu überlaſſen,
mindeſtens eine Zeit lang nicht nur bei Mitgliedern der
Reichs=
regierung, ſondern auch in Heſſen Anklang gefunden hatte, iſt
kein Geheimnis. Es iſt darum nicht überflüſſig, auch gegen
dieſen Gedanken die warnende Stimme zu erheben.
Die Demokratiſche Partei iſt nicht darauf eingeſchworen, daß
Heſſen vier Miniſter haben müſſe. Nach der Verfaſſung ſetzt der
Landtag jeweils die Zahl der Miniſter feſt. Umfang, Art und
Organiſation der Miniſterien ſind durch das ſachliche
Be=
dürfnis beſtimmt, über die Zahl der Miniſter entſcheidet
nach den jeweiligen Wahlen das politiſche Bedürfnis, d. h.
die Möglichkeit, eine auf ein tragfähige Mehrheit im Landtag
ge=
ſtützte Regierung zu bilden. Für die heute beſtehende Koalition
ſind vier Miniſter notwendig, aber auch ausreichend (dabei iſt
ein Miniſterium nicht beſetzt): Vielleicht hat der neue Landtag
— je nach dem Ausfall der Wahlen — andere Möglichkeiten.
Dem heute vorzugreifen, hat keinen Zweck. Anders iſt’s mit der
Zahl der Abgeordneten. Dieſe muß noch von dem heutigen
Landtag in der Höhe beſtimmt werden, wie man ſie für die
Zu=
kunft für notwendig und ausreichend hält.
Zu dieſer Zuſchrift bemerkt der Verfaſſer jenes Aufſatzes:
1. Im Mittelpunkt der ſogen. „heſſiſchen Frage” ſteht
be=
kanntlich der Gedanke, für den Fall, daß das beſetzte
Heſſen zwangsweiſe einem von den Franzoſen
abhängigen Rheinſtaat angegliedert werden
ſollte, das unbeſetzte Heſſen um der
Untrenn=
barkeit des heſſiſchen Landes willen irgendwie
in dieſen Rheinſtaat einzubeziehen, oder doch
ihm in irgend einer Weiſe anzugliedern. Dieſer
Gedanke ſchließt nach Vieler Meinung die ungeheure Gefahr
notwendig in ſich, daß unbeſetztes deutſches Gebiet freiwillig
mit unter franzöſiſchen Einfluß gebracht würde. Eine ohne
wei=
teres deutliche Stellungnahme gegen dieſen Gedanken enthielt
die Entſchließung der Demokratiſchen Partei nicht. Daß der
Pro=
teſt gegen das „Verſacken” des beſetzten Gebietes, der ja
keines=
wegs ohne weiteres inhaltlich völlig deutlich iſt, etwa eine
Zu=
ſtimmung zu jenem Gedanken bedeuten ſollte, dürfte lohaler
Weiſe doch nicht angenommen werden und iſt auch nach dem
Wortlaut der Entſchließung nicht anzunehmen. Auf dieſes Fehlen
einer Antwort auf den eigentlichen Kern der „heſſiſchen
Frage” bezogen ſich die Bemerkungen jenes Artikels. Auch die
obige Zuſchrift gibt die Antwort nicht.
2. Die Demokratiſche Partei macht die Zahl der Miniſter
in Heſſen von dem politiſchen Bedürfnis abhängig, alſo von der
Zuſammenſetzung der Regierungskoalition. Angeſichts des
furchtbaren Ernſtes der Finanzlage, zumal angeſichts des
Be=
amtenabbaues mit ſeinen ganz unendlich ſchweren Folgen,
wer=
den Viele im heſſiſchen Volk dieſen Standpunkt nicht teilen.
Sie werden fordern, daß auf alle Fälle bei den Miniſterien
abgebaut werden muß, und daß die Regierungsparteien bei der
Bildung der Regierung genau ſo ſehr der traurigen Finanzlage
Rechnung tragen müſſen, wie die jetzt vom Abbau betroffenen
Beamten.
Lynkeus.
Perſonalveränderung in der Reichspreſſeſtelle.
Berlin, 16. Febr. Die Zeit ſchreibt: Herr Dr. Spiecker=
Nagel, der ſeit längerer Zeit in der Reichspreſſeſtelle das Referat
für Rhein und Ruhr inne hatte, iſt auf ſeinen Wunſch hin von
ſeinem Amte ausgeſchieden. Die Preſſe hat von ſeinem Entſchluß
mit Bedauern Kenntnis genommen, in erſtere Linie die Preſſe
der Deutſchen Volkspartei, der Dr. Spiecker=Nagel als
Ver=
trauensmann beſonders nahe ſtand.
Würde oberhalb dem Nützlichen, die ihm ſeit langem gänzlich
abhanden gekommen iſt, er wäre wieder mehr als ein
notwen=
diges Uebel. Gleichzeitig würde durch die Gewerkſchaftsgerichte
der Arbeiterſtand unendlich gehoben werden. Seine Ehre
be=
ſtünde ini der Arbeit und ihrer Qualität. Die arbeitsſcheuen
Elemente würden ausgeſchieden und dem Staat zur
Zwangs=
arbeit überlaſſen werden. Nach einiger Zeit guter Führung
hät=
ten dann die Gewerkſchaften ſie wieder verſuchsweiſe
aufzuneh=
men. Unverbeſſerliche verfielen dauernder Zwangsarbeit bei
ſonſt menſchlichen Lebensbedingungen.
Dies iſt der einzige Weg, wie ſich der Arbeiter die bürgerliche
Gleichachtung und Menſchenwürde erringen kann, wie das
Bürgertum, das ja im Mittelalter durch das Zunftweſen
den=
ſelben Weg gegangen iſt, auf dem ſich Recht und Pflicht
entſpre=
chen. Dies iſt das Weſen wahrer Freiheit. Der nur
Verpflich=
tete iſt ein Sklave, der nur Berechtigte ein Paraſit der Geſellſchaſt.
Beide ſind gleich mißachtet.
C.K. Diamanten=Funde in Venezuela. Nachdem man vor
eiwa 10 Jahren in Venezuela die erſten Diamanten ent eckt hatte,
hat man ſich nunmehr der Ausbeutung in größerem Umfange
zu=
gewendet. Alle bisher in Venezuela geförderten Stücke fanden
ſich im Flußſande und ſind dort nicht ſelten. Dieſe
venezuelani=
ſchen Diamanten ſind hauptſächlich waſſerhell oder gelblich; doch
ſtößt man auch auf grünliche und ſchwarze und auf die beſonders
hochgeſchätzten roſa gefärbten Edelſteine. Es hat ſich jetzt eine
Geſellſchaft gebildet, die mit der ſyſtematiſchen Durchſuchung der
Flüſſe begonnen und ſchon größere Mengen der koſtbaren Steine
gefördert hat.
— Die Streichholzſchachtel als Sammelobiekt. Dem
Sammel=
eifer, dem nichts zu geringfügig erſcheint, iſt jetzt auch die
Streich=
holzſchachtel zum Opfer gefallen. Die Sammler wenden den
leeren Schachteln um ſo größere Aufmerkſamkeit zu, als man ſie
in machen Ländern neuerdings ſtatt mit dem Aufdruck der Fabrik
mit bunten Bildern oder Reklameterten verſieht. Franzoſen und
Italiener haben die bei ihnen beliebten Wachszündholzſchachteln
ſchon früher mit Bildern hübſcher Mädchenköpfe beklebt; jetzt
ſieht man auf den Schachteln der echten Schweden die ſchönſten
Anſichten der großen Weltſtädte, während die praktiſchen
Ameri=
kaner die Schachteln dazu benützen, um Ratſchläge für das
täg=
liche Leben, ja ſelbſt Kochrezepte zu verbreiten. In Rußland
benützt man, den veränderten Verhältniſſen entſprechend, noch
beute die Streichholzſchachtel als Mittel der politiſchen
Propa=
ganda. So ſieht man beiſpielsweiſe auf blutroten Schachteln
da=
engliſche Parlamentsgebäude, auf deſſen Mittelbau eine gi=
Fahne mit dem Sozjetſtern flattert.
Seite 4.
Rummer 48.
Darmſtädier Tagblatt, Sonntaa, den 17. Februaz 1924.
Raditſch und die Serben.
Das kroatiſche Problem.
Von unſerem ſtändigen Balkan=Korreſpondenten.
P. T., Belgrad, 11. Februar 1924.
Das Frageſpiel, das ſeit vielen Jahren die ſüdſlawiſche
Oeffentlichkeit beſchäftigt: „Kommt Raditſch nach Belgrad oder
kommt er nicht?”, iſt auch in dieſer Stunde noch unbeantwortet,
und niemand in dieſem Staate weiß, was derjenige über die
Löſung der jahrelangen innenpolitiſchen Situation Südſlawiens
denkt, von dem zuvor dieſe Löſung abhängt.
Stepan Raditſch, der Führer der republikaniſchen und
föde=
rativen Bauernpartei, Inhaberin von 70 der 313 ſüdſlawiſchen
Mandate, hat in der Mitte des vorigen Jahres überraſchend und
ohne Paß die ſüdſlawiſche Grenze überſchritten und hat ſich
be=
kanntlich ins Ausland begeben. Warum? War es die Furcht
vor Attentaten auf den temperamentvollen ſtarken Widerſacher
Belgrads?. War es Vorſicht gegenüber der Möglichkeit, daß man
ihn wegen eines ſcharfen redneriſchen Angriffes auf die junge
Königin aus rmäniſchem Hauſe ins Gefängnis werfen und
da=
mit politiſch kalt ſtellen könnte? Kurz und gut, Raditſch war
ins Ausland gegangen, er reiſte nach London, beſuchte dort
manchen Freund, aus der damals oppoſitionellen und heute
herrſchenden engliſchen Arbeiterpartei, und er verſuchte ſo, die
„kroatiſche Frage” zu internationaliſieren.
Hat er dabei Erfolge gehabt? Es durfte von dem Aufenthalt
Raditſchs in London natürlich nicht erwartet werden, daß nun
ſofort nach Raditſchs Ankunft die politiſch ſehr kaltblütigen und
zurückhaltenden Engländer ſich Kroatiens wegen in europäiſche
Abenteuer ſtürzen würden, und in der Tat iſt ſeitens engliſcher
Politiker in dieſer Frage ſeither weiter nichts erfolgt, als daß
man Raditſch anhörte und daß man ſich verſchwiegen über die
zukünftige Neugeſtaltung der Dinge im Donaubecken, die die
Engländer ſehr intereſſiert, gewiſſe Vorſtellungen machte. Das
viele Drum und Dran weglaſſend, das ſich monatelang um
Naditſchs politiſchen Londoner Aufenthalt rankte, wird man
feſt=
ſtellen können, daß kein Engländer ſich ſchon jetzt offen für eine
Aenderung der Friedensverträge hier im europäiſchen Südoſten
einſetzte und daß Raditſch angeraten wurde, die Löſung des
Konfliktes voererſt auf parlamentariſchem Wege, d. h. über das
Parlament in Belgrad, zu verſuchen.
Dieſe Ratſchläge widerliefen natürlich ſchnurſtracks der
ſeit=
herigen kolitiſchen und taktiſchen Haltung Raditſchs, und um ſie
zu befolgen, müßte Raditſch ſeine Theſe von der
Ungeſetzmäßig=
keit aller bisherigen ſtaatsrechtlichen Schöpfungen im
neugebil=
deten Südſlawien: alſo zuvor die der Ungeſetzmäßigkeit der erſten
verfaſſungsgebenden Nationalverſammlung und der daraus
reſultierenden heutigen Staatsverfaſſung verlaſſen und ſich auf
den Boden der Tatſachen ſtellen. Er müßte alſo, mit anderen
Worten, ſeine heutige intranſigente, außerparlamentariſche, mehr
oder weniger rebolutionäre Haltung zugunſten einer legalen
parlamentariſchen Tätigkeit aufgeben. Vorausſetzung dafür wäre
Anerkenntnis deſſen, was ſeither geſchehen, und geſetzmäßiges
Wirken in der Richtung der kroatiſchen Wünſche, alſo auf
födera=
liſtiſche Einrichtung des Staates, demnach auf Reviſion der
heutigen Verfaſſung.
Es fragt ſich nun, ob bereits heute ſchon der Boden in
Belgrad ſo geebnet iſt, um der eventuellen grundſätzlichen
Aen=
derung von Raditſchs Politik und Taktik entgegenzukommen, d. h.,
ob die Mitarbeit der kroatiſchen Bauernpartei am
parlamenta=
riſchen Leben Südſlawiens, die ſie ſeit Schaffung des Staates
bislang abgelehnt hat, mehr poſitive Werte zeitigen werde, als
die ſeitherige Taktik der politiſchen Abſentation. Ohne bei dieſem
erſten Artikel im einzelnen die innere Struktur der heutigen
Parlamentsoppoſition auseinanderzulegen, ſei nur feſtgeſtellt,
daß dieſe Oppoſition aus Demokraten, Sozialiſten und ſerbiſchen
Bauern innerlich bei weitem noch nicht ſo homogen iſt, als daß
G
ſie gegebenenfalls mehr könnte, als die negative Tatſache des
Sturzes des Paſchitſch’ſchen Kabinetts der ſerbiſchen Nadikalen
zu bewerkſtelligen. Aus programmatiſchen, aber auch aus
partei=
egoiſtiſchen Gründen iſt vielmehr anzunehmen, daß unmittelbar
nach dem eventuellen Sturze Paſchitſchs die heutige Oppoſition
poſitiv weder in einem Wahlkampfe, noch auch in einem
Koali=
tionskabinett beſtehen könnte, — und ſo iſt der Skeptizismus, den
die Oppoſition ſich ſelbſt entgegenbringt, nur zu berechtigt. Selbſt
den Fall vorausgeſetzt (der durchaus nicht wahrſcheinlich iſt), daß
ſich Paſchitſch ſtürzen ließe, würde eine arbeitsunfähige
Regie=
rung der heutigen Oppoſition bei den Wählern nur der
Oppo=
ſition ſchaden und den ſerbiſchen Radikalen nützen, — und auch
aus dieſen Gründen dürfte bei der heutigen noch unausgereiſten
innerpolitiſchen Lage der Wunſch der geſamten Oppoſition auf
Sturz der Regierung Paſchitſch nicht allzu aufrichtig und
flam=
mend ſein. Die Ankunft aber der ſozial und politiſch am meiſten
radikalen kroatiſchen Bauernpartei im Belgrader Parlament
würde die innere Scheidung der Oppoſition nur noch vertiefen,
und es würde ſo Raditſch in Belgrad vorerſt nur die heutige
Paſchitſch=Regierung zahlenmäßig rettungslos in die Minderheit
bringen, ohne aber ſofort die jahrelange innere ſtaatspolitiſche
Unausgeglichenheit beſitigen zu können.
UInd doch beſchloß dieſer Tage die kroatiſche Bauernpartei,
und das iſt in der Tat eine innerpolitiſche Senſation, nunmehr
am parlamentariſchen Leben teilzunehmen, und um den
Zeit=
punkt zu ergründen, von wann an dies zu geſchehen habe, ſandte
ſie wieder einmal zwei ihrer Führer, den Vizepräſidenten Dr.
Matſchek und ihren Sekretär Dr. Krujewitſch, nach Belgrad.
Geſtern nun hatten wir Gelegenheit, dieſe beiden Herren, die
mit ungewöhnlichem Intereſſe in Belgrad aufgenommen wurden,
hier zu erleben, und über Unterhandlungen mit dem Präſidenten
der Skupſchtina Ljuba Jowanowitſch und über die
Verhand=
lungen mit den Führern der Oppoſition ergab ſich genau das
gleiche Bild, wie es ſchon vor dieſem Beſuche allen einſichtsvollen
Politikern im Staate klar war: Die Raditſchianer mit ihrem
ſtaatspolitiſchen Programm auf föderative Einrichtung des
Staates, alſo auf Reviſion der Verfaſſung, fanden bei der
Oppo=
ſition nicht ſoviele Geſamtmandate, um dieſe Forderung im
Parlament durchzuſetzen, und ihr radikales Programm und ihr
Republikanismus noch weniger. So wuchs aus der Begegnung
keine Abmachung heraus, die die heutigen Dinge in Südflawien
tatkräftig hindern könnte und wollte, und nach wie vor leben
Belgrad und Agram politiſch noch getrennt.
Mittlerweile ſitzt Raditſch in Wien und wartet der Dinge, die
ihm die Rückkehr nach Agram ermöglichen. Wenn auch die
Bel=
grader Regierung bereit ſein ſoll, Raditſch bei ſeiner Nückkehr
zu verhaften wegen Vaterlandsverrat und anderen Gründen, die
ſich ja leicht gegen einen Politiker ſeiner Konſtruktion
zuſammen=
tragen laſſen, ſo darf doch angenommen werden, daß dieſe
Ab=
ſicht ſofort fallen gelaſſen würde, wenn Naditſch den ſerbiſchen
Radikalen ſich entgegenkommender zeigt. Seit einiger Zeit ſchon
wird Raditſch in Belgrad nicht mehr mit der Unerbittlichkeit wie
früher angegriffen, und man notierte ſeine Erklärung, daß er
Kroation durchaus im territorialen Rahmen des heutigen
Süd=
ſlawiens zu erhalten wünſchte, mit großer Befriedigung. Iſt
nun eines noch ſtrittig: Raditſch will ſich, wie er ausſpricht, gerne
mit den „wahren Vertretern des ſerbiſchen Volkes” zum Zwecke
der Schaffung eines glücklichen ſüdſlawiſchen Föderativſtaates
ausgleichen. Wer aber ſind dieſe „wahren Vertreter”? Seither
hat Raditſch in dieſer Beziehung, ſich immer heftig gegen die
Paſchitſch iſchen Radikalen gewandt, und er hat das „ſerbiſche
Volk” gegen ſie ausgeſpielt. Wenn aber, was wahrſcheinlich iſt,
die nächſten Wahlen den Klerikalen, noch mehr Wahlerfolge
bringen als bei den letzten Wahlen, — was dann? Wenn die
Demokraten völlig zerſchlagen werden? Es gibt manche
An=
zeichen, die darauf hinweiſen, daß Raditſch ſich dann mit den
Radikalen ausſöhnt, — und die Biegſamkeit dieſer ſerbiſchen
Partei iſt auch zu bekaunt, als daß ſie einer Ausföhnung nicht
manches Opfer brächte.
Deutſchlands Sanierung.
Franzöſiſche Auffaſſung über die wirtſchaftliche
Erholung Deutſchlands.
Paris, 16. Febr. (Wolff.) Die Journse
Indu=
ſtrielle ſchreibt zu der Rückehr der
Sachverſtändigen=
kommiſſionen nach Paris: Sind wir in eine neue
Sackgaſſe geraten? Nicht unter allen Umſtänden. Der
Aus=
weg iſt eng, aber er iſt vorhanden. Zugegeben, daß Deutſchland
die Reparationen nur dann ganz bezahlen kaun, wenn es in
wirtſchaftlicher Bfüte ſteht, ſo dürfen wir aber dieſe wirtſchaftliche
Wiedererhebung Deutſchlands nur dann
zuge=
ſtehen, wen ſie einen Beſtandteil eines umfaſſenden Syſtems
hildet, das auch uns in einem gewiſſen umfange
Genugtuung erſchafft. Frankreich kann ſeine Schulden
nicht zurückbezahlen, ſolange nicht auch ſeine Zahlungsbilanz
einen Ueberſ;ß aufweiſt. Das entſpricht übrigens der
allge=
meinen Do’trix hes Vertrags von Verſailles, der den zerſtörten
Gebieten eine rechtliche Priorität gewährt. Deutſchland
kann aber noch, bevor ſein wirtſchaftliches und ſein finanzielles
Gleichgelvicht wiederhergeſtellt iſt, eine gewiſſe Summe in
Kapitalien bezahlen, in Form der Abtretung von
Im=
mobilien, Bergwerken uſw., oder in Form wirtſchaftlicher
Vorzugsrechte. Auch das entſpreche dem Geiſte des
Ver=
ſailler Vertrags. Die ſofortige Bezahlung in
Immo=
bilten und Kapitalien würde eine
Umorgani=
ſation des Pfänderſyſtems zur Folge haben. Wie
dem auch ſei, es ſcheint auf der Hand zu liegen, daß die
Sanie=
rung Deutſchlands rechtlich und praktiſch nicht von dem
umfaſſeu=
den Problem der interallierten Zahlungsverpflichtungen und
des Gleichgewichts der Kräfte ziwiſchen ſämtlichen beteiligten
Nationen getrennt werden könne. Deshalb werden die
Arbei=
ten der Sachverſtändigenkommiſſionen nach mehr
oder minder langwierigen Verhandlungen zwangsläufig
zu einer neuen interalliierten Konferenz führen
müſſen.
Rätſelraten über die Ergebniſſe Mac Kennas.
Paris, 16. Febr. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung
aus Brüſſel wird, der Nation Belge zufolge, die Darſtellung
de=
mentiert, daß das Sachverſtändigenkomitee Mac Kenna
die Hoffnung auf eine eventuelle Rückführung der deutſchen
Auslandsguthaben aufgegeben habe. Es werde
viel=
mehr verſichert, daß Ausſicht beſtehe, zum Ziele zu gelangen.
Dem gleichen Blatte zufolge, ſoll ſich der Aufſichtsrat der
künftigen deutſchen Goldnotenbank zur Hälfte aus
deut=
ſchen und zur anderen Hälfte aus alliierten Mitgliedern
zuſam=
menſetzen. In Regierungskreiſen hofft man, daß Deutſchland
ſich den Bedingungen unterwerfen werde.
Einberufung der Schuldenfundierungskommiſſion.
Paris, 16. Febr. (Wolff.) Nach der Chicago Tribung
wird in Wafhington auf Grund der Einberufung der
Schuldenfundierungskommiſſion, für Montag
an=
genommen, daß in Bälde an Italien, Frankreich und andere
euro=
päiſche Länder eine Mahnung ergehen werde, ſich um die
Kon=
ſolidierung der Kriegsſchulden und der
rückſtändi=
gen Zinſen, insgeſamt 7½ Milliarden Dollar, zu bemühen. Aus
den von Zeit zu Zeit laut werdenden Anſpielungen ergebe ſich,
daß der Kongreß ungeduldig über die lange Verzögerung der
Konſolidierung ſei. Die Tatſache, daß die Einberufung der
Fun=
dierungskommiſſion mit Zuſtimmung des Staatsdepartements
erfolgt fei, werde als Anzeichen dafür betrachtet, daß man jetzt
die Zeit für gekommen hält, die europäiſchen Schuldner aufs neue
um Mitteilung ihrer Abſichten zu erſuchen.
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[ ← ][ ][ → ]Rumier 48.
Darmſtädter Tanblatt, Sonntag, den 17. Februar 1921.
Aus der Landeshaustſtadt.
Seite 5.
Notgeld.
Darmſtati, 17. Februar.
Von der inneren Wahrhaftigkeit.
(Gedanken zum Sonntag Septuggeſimae.)
„Wandelt nur würdig dem Evangelium
Chrifti, auf daß ihr ſtehet in Einem Geiſte
Phil. 1: 27.
und Einer Zeele.”
Die folgenden drei Sonntage bilden im Kirchenjahr
Ueber=
gungsſonntage zum Oſterkreis. Sie trazen nach der runden Zahl
der Tage ihrer Entſernung vom Ofterfeſte die lateiniſchen Namen
Söpbuagesima sesagesima und guindüggesima, wvozu dominica
zu erganzen iſt, was verdeutſcht heißt: der 70., 60. und 50. Tag.
Lieber dem Sonntage Septuageſimge ſteht als Evangelium
das bekannte Gleichnis von den Arkeitern im Weinberge, das
mit der Verheißung ſchließt: „2lſo werden die Letzten die Erſten
und die Erſten die Letzten ſein. Denn viele ſind berufen, aber
wenige ſind auserwählt.” Und die Cpiſtel, die aus dem
Korinther=
brief entnommen iſt, enthült die Worte: „Wiſſet ihr nicht, daß die,
ſo in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt
das Kleinod. Lauſet nun alſo, daß ihr es ergreiſet!“
Iſt es nicht wiederum ſo, als ſeien dieſe Verſe aus dem
alten, treuen Bibelbuch eigenſt für unſere Zeit geſchrieben?
Sehnen wir uns nicht alle ohne Unterſchied des Alters und
Geſchlechts und Standes in dem Laufen, Haſten, Kämpfen,
Lei=
den des täglichen Lebens ger aus der Alltagsnot? Aber iſt dieſes
Sehnen nur ein 2gemeines, kaum näher beſtimmbares
Unbe=
friedigtſein t—n dieſem Leben und dem, was es uns giht oder
urs Sorenth lt? Oder iſt es jenes tiefe Sehnen nach dem Siyen
Ziel, nach dem Einen Kleinod, nach dem Einen Lohn, den der
Weinbergsherr ſeinen Arbeitern bietet, jenes Ziel, jenes Kleinod,
jener Lohn, der in einem lebendigen Von=Gott=
erfüllt=
ſein beſteht? Es iſt ein hohes Ziel, das Mühen auferlegt,
Ent=
behrungen fordert, Opfergaben nötig macht, das zur
Selbſt=
vorausſetzung zwingt, das ſich in ſeinem Wert und in ſeinem
Segen immer gleich bleibt. Jenes Ziel, jener Lohn, jenes Kleinod
iiſt etwas tief Innerliches, und nur der erlangt es, der ſich
ſinnere Wahrhaftigkeit, angeeignet hat, die vor Gott
allein gilt.
Iſt aber unſere Zeit von jener inneren Wahrhaftigkeit, die
aus Gott ſtammt und zu Gott führt, nicht weiter entfernt, als
ges jemals eine Zeit war? Auf das Urteil kommt es an, auf
unſere Einſtellung zu der Leiſtung des andern. Sehen
wir, erkennen wir darin ein Stück Ewigkeitsarbeit, das für
uns alle getan wird? Oder legen wir vielleicht nicht dennoch
darauf Wert, daß unſer Werk und unſere Stellung höher gewertet
werde, daß wir kraft unſerer Leiſtung mehr bedeuten, als
der Nachbar, daß man uns eine tiefere Verbeugung mache und
uuns einen Stuhl anbiete, während es bei jenem nicht nötig
er=
ſſcheint? — Nur wenige unter uns ſind zu ſolcher geiſtigen und
ffſeeliſchen Reiſe emporgeſtiegen. Alle anderen, ob ſie hier auf
NErden zu den Armen oder Reichen gehören, zu den Oberſtänden
aoder zur Maſſe zählen, kranken an ſchlimmem Seelenhochmut!
Davon müſſen wir uns freimachen, ehrlich, tief innerlichſt und
Wvon ganzem Herzen. Wenn wir den Troſt der Liebe empfangen,
Die Gemeinſchaft des Geiſtes erleben wollen, dann müſſen
gpir, wie der fromme Apoſtel ſagt, Eines Sinnes ſein, ein=
„nütig und einhellig und untereinander gleiche Liebe haben.
Dr. W. S.
* Die Zukunft des Landestheaters. In Verfolg des kürzlich
won der Theaterkommiſſion des Finanzminiſtexiums durch die
(Preſſe veröffentlichten Appells an die Bürgerſchaft Darmſtadts
Fand geſtern abend im Foyer des Landestheaters eine von einem
proviforiſchen Ausſchuß einberufene Ausſprache ſtatt, zu der
ahlreiche Intereſſenten aus allen Schichten der Bevölkerung
ge=
aden waren. Im Namen des Ausſchuſſes begrüßte Herr
Ge=
heimrat Dr. Preetorius die Erſchienenen und wies in einer
ängeren Anſprache auf Zweck und Ziel der „Ausſprache” hin.
Mach dem einſtimmigen Beſchluß, grundſätzlich eine Aktion zur
inanziellen Sicherung des Theaters zu unternehmen, folgte, nach=
Hem verſchiedene Vorſchläge gemacht und Wünſche vorgetragen
wwaren, die Tildung einer aus etwa 100 Perſonen beſtehenden
großen Kommiſſion und die eines kleineren, etwa 10 Perſonen
unfaſſenden Arbeitsausſchuſſes, der alsbald die Vorarbeiten zur
Einleitung einer umfaſſenden Stützungsaktion in die Wege
eiten ſoll.
— Landestheater. Die Erhebung der Sondermieten für die
H. und 10. Vorſteüung findet am Montag, den 18. Februar, in
Der Zeit von 9½—12½ und 3½—5 Uhr an der Hauptkaſſe ſtatt.
s wird beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Sondec=
nieten 15 und 20 bis ſpäteſtens Mittwoch, den 20., und die
Sondermiete 11 bis ſpäteſtens Donnerstag, den 21., die Zahlung
geleiſtet haben mü ſen, da die Sondermieten 15 und 20 au
Mitt=
rvoch ihre 9. Vorſtellung, Flotows „Martha”, und die
Sonder=
riete 11 am Donnerstag ihre 9. Vorſtellung, Mozarts „
Entfüh=
rung aus dem Serail”, haben. Preiſe der Plätze: 4,80, 3,20,
2,10 Mark (1. Sperrſitz, 2. Sperrſitz, Parterre und 2. Rang).
— Die Aufführung von Sgambatis „Requiem” durch den Muſikverein
m Montag, den 18. Februar, im Großen Haus des Landesth aters
be=
g innt nicht, wie auf den Plakaten angekündigt, um 7, ſondern erſt um
Uhr. Prograuime mit Text ſind an der Abendkaſſe ſowie am
Vel=
hrsbureau und bei Konzert=Arnold zum Preiſe von 20 Pfg. zu haben.
— Liebesleben der Tiere und Pflanzen. Dieſer neueſte biologiſche
* Im erfüllt wirklich eine große Lücke unter den deutſchen Kulturfilmen.
Iufnahmetechuiſeh ſind die Tier= und Pflanzenwiedergaben geradezu
länzend geungen, wie wir uns bei der Vorbeſichtigung über zeugen
muten. Der Film zerfällt in ſechs Tele. Im erſten Teil „Geheimniſſe
des Werdens” wird der Unterſchied zwiſchen der ungeſchlechtlichen und
Ner geſchlechtlichen Fortpflanzung zum Teil in Naturaufnahmen, zum
Teil, beſondels bei den verborgenen Vorgängen, durch äußerſt inſtruktive
rickzeichnungen dargeſtellt. Der 2. Teil handelt vom Suchen und
Fin=
en der Geſchl.chter, der 3. Teil beſchäftigt ſich mit der Paarung im Tien=
Unter Hinweis auf die Bekanntmachung des Heſſiſchen
Mini=
ſteriums für 2 beit und Wirtſchaft vom 18. Januar 1:24 und die
Be=
kanutmachung des Reichsfinanzmiiſters vom 1. Februar 1921 über das
in Heſſen umlauſend: Aotg Id wirb folgendes ergunzen) bekannt gegeben:
1 Alles im unbeſetzten Gebiet H=ſſens ausgegebene, auf
Pa=
diermark lautende Notgeld j.der Arr (Gutſcheine und dergleichen
Zahlungszittel) hat ſeine Gültigkeit verlo en, bis auf das durch
Ve=
ſchluß des H ſſiſchen Geſamtminiſteriums vom 17. Auguſt 1923 mit
Ge=
nehmigung des Rechsfinanzminiſters ausgegebene Notgeld der
Heſſiſchen Landesbank in Darmſtadt, das nach wie vor als
Zahlungsmittel in Umlauf bleibt.
2. Das wertbeſtändige (auf Goldmark lautende) Notgeld,
deſſen Ausſteller in der Provinz Heſſen=Naſſau und in den Ländern
Ba=
den und Heſſen ihren Sitz haben, iſt zum 10. Februar 1924
aufge=
rufen; die Einlöſungsfriſt läuft bis 10. März 1924.
3. Nicht aufgerufen ſind die vom Volksſtaat Heſſen
aus=
gegebenen Dollarſchatzanweiſungen und Stücke der Heſſiſchen
Dollaranleihe. Der Reichsfinanzmin ſter hat ausdrücklich
geneh=
migt, daß die Stücke der Heſſiſchen
Dollarſchatzanweiſun=
gen und Dollaranleihe von 1 ½, 1, 2 und 5 Dollar als
Zah=
lungsmittel — wie wertbeſtändiges Notgeld — umlaufen und
angeord=
net, daß die im Lande Heſſen und in der Provinz Heſſen=Naſſau gelegenen
R. ichskaſſen dieſe Stücke in Zahlung nehmen; zugleich ſind das
Reichs=
poſt= und das Reichsverkehrsmini
Auch das von der Deutſchen Reichsbahn ausgegebene Notgeld bleibt
in Umlauf.
Die Handelskammer Mannheim teilt uns folgendes mit:
Verſchie=
dene Anfragen laſſen erkennen, daß in den Kreiſen der Bevölkerung
UIn=
klarheiten beſtehen über die Gültigkeit des Reichsbahnotgeldes. Sowohl
das auf Papiermark, als auch das auf wertbeſtändige Mark lautende
Notgeld der Reichsbahn iſt noch nicht aufgerufen; kann alſo nach wie vor
als geſetzliches Zahlungsmittel betrachtet werden. Wie uns von
zuſtän=
diger Berliner Seite mitgeteilt wird, ſteht ein Aufruf des
Eiſenbahn=
notgeldes in abſehbarer Zeit nicht bevor.
Nothilfe
für die Darmſiädter Studentenſchaft
Veranſialtung der Studentenſchaft
der Techn. Hochſchule Darmſiadt
zu Gunſten notleidender Studierender
am Montag, den 18. Februar 1924, 7 Uhr abends
im Kleinen Haus des Heiſiſchen Landestheaters
MidtIe
Schauſpiel in 5 Aufzügen von Hermann Burte
Die Studentenſchaft bittet alle ihre Freunde
und Gönner, zur Linderung der Not die
Auf=
führung zahlreich zu beſuchen
Täglich 11—1, 3 —5 Uhr iin Erd=
Kartenverkauf: geſchoß der Hochſchule, Eingang
kleines Weſiportal, Hochſchulſtraße.
(1743)
Silm, der in Wiesbaden, in Berlin uſw. beiſpielloſen Erfolg gehabt hat,
wmmt im Kleinen Haus des Landestheaters am 23., 24. und 25. Feb=uar
zr Vorführung. Der Vorverkauf beginnt in den erſten Tagen der
näch=
en Woche an der Kaſſe des Kleinen Haufes und am Verkehrsbureau.
— Bach=Kantate. Im Vormittagsgottesdienſt des 24. Februar, um
* Uhr, wird der Kirchengeſangverein der Stadtkirche
u nter Leitung d. Herrn Stadtorganiſten Borngäſſer J. S. Bachs
undervolle Kaniate: „Brich dem Hungrigen Dein Brot” (nach Jeſaia 58,
fen=
Jaßarie: „Wohlzütun und mitzuteilen vergeſſet nicht, denn ſolche Opfer
cfallen Gott woh!” (nach Eb=aer 13, 16). Eine Sopran=Arie und ein
Xlt=Rezitativ, geben dem Glück des Gebens dankbaren Ausdruck. Die
Solopartien ſerden in dankenswerter Weiſe von dem Ehepaar
Bi=
choff und Frau Kuhn=Liebel geſungen. Das Orcheſter ſetzt ſich
aus Muſikliebhabern und Mitgliedern der Landestheaterkapelle
zuſam=
uien. Der Chor hat durch zahlreiche Beitritte eine ſehr ſtattliche Höhe
unſt in dieſer Zeit der Not mithelfen, den
Deckung der Koſten der Kantare werben beim Ausgange erbeten.
— Keßiſche Reiſekoſtenverorbnung für die Zivilbeamten. Die am
24. Mai 1922 erlaſſene Verordnung iſt ab 13. Febr. in Art. I § 6
abge=
andert: „Bei mehreren Reiſen an einem Kalenderkag wird jede Neiſe
zir ſich entſchädigt. Es barf jedoch für einen Kalendertag nicht mehr
rls. ſ,o (ſeither ein volles) Tagegeld und, wenn die Reiſen zuſammen
gicht über 8 Stunden gedauert haben, nicht mehr als die Hälfte des
völlen Tagesgeldes gezahlt werden.
Im Realgymnaſium ſpricht am Dienstag und Mittwoch den
uar Studienrat Dr. Maſer über „Vererbung”
Eintrittskarten 1 Mark. Beginn 6 Uhr.
* Sanitätsrat Dr. Ludwig Noellner begeht heute den 60.
Geburtstag. Dr. Noellner iſt ein Mann, der ſchon lange im
öſſentlichen Leben ſteht, der in ganz Darmſtadt in allen
Schichten der Bevölkerung bekannt und beliebt iſt. Im Berufe
eine zuvorkommende, ſtets hilfsbereite, auf der Höhe der
Wiſſen=
ſchaft ſtehende Perſönlichkeit, iſt er in allen, auch den mit dem
Berufe auch nur entfernt verknüpften Verhältniſſen, zahlreichen
Familien ein treuer Berater. Aber in dieſer ſtillen Tätigkeit
erſchöpft ſich nicht ſein Wirken für die Mitmenſchen; im
Gemein=
weſen der Stadt ſteht Noellner ſeit 1902 als Staotverordneter an
hervorragender Stelle. Geſtützt auf große Kenntniſſe im Gebiete
der Hygiene, iſt es ihm gelungen, ſich in die verſchiedenen Zweige
der Stadtverwaltung einzuarbeiten, und er beherrſcht das
kom=
munale Arbeitsgebiet der Vaterſtadt. Auch aus der Kriegszeit
müſſen wir ſeiner raſtloſen Tätigkeit eingedenk bleiben, die er
namentlich im Lazarett auf der Mathildenhöhe entfaltete und die
ihm in der „Lazarett=Mathildenhöhe=Stiftung”
zu krönen beſchieden war. Indem wir unſere Glückwünſche
dar=
bringen, möchten wir der Hoffnung Ausdruck verleihen:
Ad multos annos!
— Verband „Kameradſchaftliche Vereinigung der Krieger= und
Marinevereine Darmſtadt 1923‟ Sämtliche Kameraden des Verbandes
und ihre Angehörigen werden aufgefordert, an der am 1. Februar
ſtattfindenden Wohltätigkeitsaufführung der Studentenſchaft: Hermann
Burtes Schauſpiel „Katte” teilzunehmen. Der Reinertrag iſt für die
notleidenden Studierenden der hieſigen Techniſchen Hochſchule beſtimmt.
Karten ſind zu haben täglich vorm. von 11—1 Uhr und nachm. von 3—5
Uhr im Deſtportal der Techniſchen Hochſchule. Preiſe von 1—4 Mk.
Den Kameraden des Verbandes wird in Anbetracht des guten Zweckes
rege Beteiligung anempfohlen.
— Orpheum. Der Kartenverkauf findet ſtatt: Verkehrsbüro von
10—12 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr.
— Ziegenzuchtverein e. V., Darmſtadt. Bei überfülltem Saale
fand die Monatsverſammlung ſtatt. Nach Eröffnung der
Verſamm=
lung übergab der Vorſitzende dem Vertreter der
Landwirtſchaftskam=
mer das Wort. Dieſer führte an Hand der Stallbücher die ſach= und
fachgemäße Führung derſelben aus. Er beleuchtete ſcharf die Rechte
und Pflichten des Zuchtbuchführers nebſt der geſetzlichen
Veranttoi=
tung, die insbeſondere die Stallkommiſſion angehe. Die
Stallbuchfüh=
rung ſei die Grundlage der Zuchtbuch= und ſomit Herdoncführung.
Als Zuchtverein müßten die Ziele der Aufzucht genau befolgr, durch
die Stallbuchführung fehlerhafte Böcke feſtgelegt und ausgemerzt
wer=
den und der Abſtammungsnachweis durch Deckbelege einwandfrei
nach=
gewieſen werden können. Herr Dr. Schuchard gab im weiteren
Er=
läuterungen über Anämie durch Ziegenmilchernährung bei
Säuglin=
gen, die die Wechſelbeziehungen zwiſchen falſcher Stallernährung der
Ziegen, im Gegenſatz zur abwechſelungsreichen Grünfütterung, bzw.
Weidegang, ergeben. Mangel an Grünfutter bzw. kalkreichen Heues
bei Fütterung ergibt immer einen Fehlteil von Vitamen im
Milcher=
trag. Ein weiterer Vorſchlag über eine in Ausſicht zu nehmende
Jungviehweide wurde wegen mangelnder Erfahrung abgelehnt. Die
Wieſenverteilung erfolgte durch das Los. Zuletzt wurde in eine
Ver=
loſung von Garneelen, Gerſte, Heu uſw. eingetreten, die für viele
recht ſpannende Augenblicke ergab, und erſt gegen Mitternacht
ge=
langten die Beſucher, mit ihren „ollen Gamellen”, bei Mondſchein
und Stadtbeleuchtung bei Muttern wieder an.
— Darmſtädter Adreßbuch. Es hat ſich herausgeſtellt, daß
eine ganze Anzahl Darmſtädter Einwohner aus irgend welchen
Gründen polizeilich nicht gemeldet ſind. Es muß im
Jutereſſe der Vollſtändigkeit des Adreßbuches dringend erſucht
werden, daß unterlaſſene polizeiliche Anmeldungen und
Woh=
nungsänderungen umgehend nachgeholt werden.
Einkommen=Körperſchaftsſteuervorauszahlung. Vom Finanzamt
wird uns geſchrieben: In der geſtrigen Veröffentlichung iſt ein
Ver=
ſehen unterlaufen. Unter Großhandel im 2. Abſatz muß es heißen:
Der Binnengroßhandel zahlt grundſätzlich 1 v. T. (nicht 1 Proz.).
Händler ſind nur ſolche Perſonen, die Ware kaufen und ſie, ohne ſie
zu be= oder verarbeiten, unmittelbar an den Konſumenten
weiterver=
äußern. Für Handelsgeſellſchaften, die nicht juriſtiſche Perſonen ſind,
iſt beſtimmt, daß die Geſellſchaft ſelbſt die Betriebseinnahmen
insge=
ſamt ermittelt. Die —f die einzelnen Geſellſchafter entfallenden
Vor=
auszahlungen ſind P die für die Geſellſchafter zuſtändigen Kaſſen
einzuzahlen. Eine Geſamtvoranmeldung iſt durch die Geſellſchaft
auf=
zuſtellen. Eine Ausfertigung hiervon iſt für die Geſellſchafter beim
zuſtändigen Finanzamt abzugeben. Der Anteil des Geſeſlſchafters iſt
hierbei erſichtlich zu machen.
— Die fällige Vermögensſteuererklärung. Die notwendigen
Ansfüh=
rungsbeſtimmüngen, ohne die die Steuererklärung zu fertigen nicht
mog=
lich iſt, liegen noch nicht vor. Es ſei nur auf die außeror entliche
Be=
deutung hingewiefen, de z. B. der richtigen Bemeſſung der Zu= und
Ab=
ſchläge bei den Wehrbeitragswerten zukommt. Selbſt die erforderlichen
Vorbereitungen für die Verſendung der Deklarationsformulaie ſcheinen
durch die Finanzamter noch nicht getroffen zu ſein. Die Beſtimmung,
daß, wenn bis 29. ds. die Steuererklärung nicht abgegeben ſei,
gegebenen=
faus das Vielfache der Botverſorgungsabgabe an Stelle der
Vermögens=
ſteur trete, war in der Abſicht erlaſſen, auf die Steuerpflichtigen einen
gew’ſſen Druck auszuüben, die Deklaration auf alle Fälle bis zum 29.
Februar abzugeben. Wie aber ſoll nun verfahren weaden, wenn den
Steuerpflichtigen bei dem Fehlen der Ausführungsbeſtimmungen und
ſonſtigen Unterlagen gar nicht die Möglichkeit gegeben wird, die Steuen
erklärung rech zeit’g abzugeben? Die Frage iſt umſo mehr berechtigt,
als die Bemeſſung der erſten Zahlung nach der Brotverſorgungsabgabe
den Steuerpflichtigen im Augenblicke größere Laſten auferlegt, als ſich
ſolche bei ordnungsmäßiger Abgabe, der Steuer rklärung ergeben
wür=
den. (Es muß verlangt werden, daß das Landesfinanzamt Darmſtadt
aus der in der Angelegenheit, ſeither beobachteten Reſerve heraustritt.
Anm. der Schr ftleitung.)
— Vom Mieterverein wird uns geſchrieben: In einer ſtark
be=
ſuchten Verſammlung ſeiner Mitglieder hat der Mieterverein
Darm=
ſtadt zu der ungeheuerlichen Belaſtung der Mieter durch die
ſtaat=
lichen und ſtädtiſchen Grundſteuern Stellung genommen. Der erſte
Vorſitzende, Herr Stadtv. Kleinert, hieß die Erſchienenen
willkom=
men und gab zunächſt einen kurzen Rückblick über die bisherige
Tä=
tigkeit des Vereins. Er hob namentlich hervor, daß der Berein
nun=
mehr für ſeine Beratungsſtelle für Mitglieder (Mittwochs von
6—7 Uhr im Feierabend, Stiftsſtraße 51) eine rechtskundige Kraft
ge=
wonnen hat. Dann wandte er ſich der Steuerfrage zu und führte aus,
daß der Verein ſeinerzeit bei den Beratungen nur ſchweren Herzens
und unter der Vorausſetzung, daß eine weitere Belaſtung der Mieter
nicht erfolgen werde, der Einfüyrung der ſtädtiſchen Grundſteuer
zu=
geſtimmt habe, daß aber die Laſten, die gegenwärtig den Mietern
zu=
gemutet werden, in hochſtem Maße unſozial und ungerecht, ja ſogar
rechtswidrig ſeien. Er ließ ein juriſtiſches Gutachten verleſen, nach
dem die Grundſteuern nicht auf die Mieter ausgeſchlagen werden,
viel=
mehr, kraft der Mußvorſchrift des § 3, Abſ. 2 Reichsmietengeſetz, als
Betriebskoſten nur in Hundertfätzen der Grundmiete zugeſchlagen
wer=
den dürfen, und daß eine Haftpflichtverſick erung niemals zu den
Be=
triebskoſten gehört. Im Laufe der Diskuſſion wurde folgende
Ent=
ſchließung einſtimmig angenommen: „Die im Chriſtlichen Hoſpiz
tagende, ſtark beſuchte Mitgliederverſammlung des Mietervereins
Darmſtadt erhebt entſchieden Einſpruch gegen die Feſtſetzung der ſog.
Grundſteuern — ſtaatlicher und ſtädtiſcher —, die in dieſer Höhe von
den Mietern nicht getragen werden konnen. Es ſind dies keine Grund=,
ſondern lediglich als ſolche benannte Einkommenſteuern, welche wir in
dieſer ungerechten und unſozialen Art ablehnen. Die im Mieterverein
Darmſtadt organiſierte Mieterſchaft fordert von den zuſtändigen
ſtäd=
tiſchen und ſtaatlichen Behörden Beachtung der Geſetze, ſie verweiſt
auf § 3,, Abſ. 2 des Reichsmietengeſetzes, in dem es heißt: „Die
Zu=
ſchläge zu 2. und 3., alſo Betriebskoſten und laufende
Inſtandſetzungs=
koſten, müſſen in Hundertſätzen zur Grundmiete, feſtgeſetzt werden”
Die Beſtimmungen des § 22 gelten daher nur für die Zuſchläge 1. und
4., d. h. für Zinserhöhungen und große Inſtandſetzungsarbeiten. Die
Umlage der Betriebskoſten iſt ungeſetzlich und nur eine Quelle 1 gen
Unfriedens zwviſchen Hausbeſitzer und Mieter. Wir verlangen eine
gerechte, auf geſetzlicher Grundlage ruhende Feſtſetzung der Mieten,
die auch die Leiſtungsfähigkeit weiter Volkskreife berückſichtigt,
Auf=
hebung der ſtädtiſchen und ſtaatlichen Grundſteuer und ihre
Mückfüh=
rung in das richtige und erträgliche Maß. Die ſtaatliche Grundſteuer
wird von der Mieterſchaft nicht bezahlt."
— Der Mieterverein ſendet uns eine Auslaſſung, der wir das 9
ſtehende entnehmen: Die Grundſreuern, welche jetzt als w llkommene (
nahmequellen von Gemeinden und Staat erhoben werden, ſtogen gan;
naturgemäß auf den heftigſten Widerſtand der B völkerung. Die Grund=
und Gebäudeſteuern ſollen den Staat oder die Gemeinde entſchädigen für
die ſtaatlichen bezw. ſtädtiſchen Aufwendungen, welche zur Erhaltung,
Beſſerung und Sicherung des Beſitzes notwend’ g ſind und müſſen als
Beſitzſteuer auch vom Beſitz getragen werden. Wie aber wirken ſich nun
die auf dieſe Art benannten neuen Grund= und Gebäudeſteuern aus und
ſind ſie überhaupt noch als ſolche zu bezeichnen? Wir jagen nein, das ſind
unter falſcher Flagge ſegelnde Einkommenſteuer, welche zu erheben
weder Staat noch Stadt ein Recht haben, und ſie wirfen ungereht,
ver=
hitternd und vor allem unſoz al im hüchſten Grade, ja wir bezeichnen dieſe
Art von falſch benannten Einkommenſteuern geradezu als unſittlich
und im höchſten Grabe verderblich. Ohne die Leiſtungsfähigkeit weiteſter
Volkskceife — wir erinnern an Gehalts= und Lohnabbau, auch nur m
geringſten zu prüfen, wird ſchematiſch eine ungeheuerliche Belaſtung
feſt=
geſetzt, die ſich dann bei Erfüllung nach bewährtem Muſter, in
Unter=
ernährung, Hunger und Verelendung zeigen würde. Und andererſeits,
tie ſieht es mit der Sparſamkeit aus? Wiederholt iſt auf falſche
Per=
ſonaldolitik des Staates und der Sradt verwieſen. Wenn ſolche Opfer
von der Bevölkerung verlangt werden, dann kann dieſe auch v.rlangen,
daß ſparfam gewirtſchaftet wird, und der Abbau nicht unten, ſondern
endlich einmal oben in Angriff genommen wirb. Auch die ſtaatliche
Brandverſicheruneg dürfte in ihrer jetzigen Höhe einer ernſtlichen
Prü=
fung auf ihre Berechtigung nicht gewachſen ſein. Wir behalten uns vor,
demnächſt auf die Fragen noch näher einzugehen.
— Grunöſteuer und Micterverein. Der Haubeſitzerverein ſendet uns
zu der vom Mieterverein gegen die Belaſtung durch Grundſteuern
gefaß=
ten Entſchließung ene längere Ausführung, der wir Nachſtehend s
eut=
nehmen: Der Proteſt kommt viel zu ſpät. Der Hausbeſitzerverein hat
ſowohl gegen die neue Gemeindegrundſteuer wie die außerordentliche
Staatsgrundſteuer energiſch Stellung genommen, mit dem Erfolg, daß
der Steuerſatz der Gemeindeſteuer von 30 auf 20 Pfg. herabgeſetzt wurde,
bei der Staatsſteuer leider ohne ſolchen. Was die Frage
der Abwälzbarkeit der Steuern anbelangt, ſo beſteht über deren
Rechtmäßigkeit trotz des verleſenen jwriſtiſchen Gutachtens keitt
Zweifel. Die heſſiſche Regierung hat von der Befugnis des § 22 R.MG.
mit Zuſtimmung des Reichsarbe tsminiſters Gebrauch gemacht, und damit
iſt jede weitere Diskuſſion abgeſchnitten.
— Verkehr mit unedlen Metallen. Ab 20. Februar beträgt die
Ge=
bühr für Erteilung der Erlaubnis: für den Kleinhandel 5—20
Gold=
mark, für den Großhandel 20—50 Gmk.; die Gebühr für Erteilung der
Beſcheinigung nach § 11 des Reichsgeſetzes beträgt 20—50 Gmk.
Ermäßi=
gung der Gebühren bei geringerer Leiſtungsfähigkeit des Schuldners
und geringem Umfang des Betriebs bis zur Hälfte des Mindeſtſatzes
iſt zuläſſig.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinn eiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Schwedenfahrt. Der Nerother Wandervogel entſtand kurz
nach dem Krege in Neroth im Hunsrück. Der alte große Bund des
Wandervogels wurde auf der Kronacher Tagung im Mai 1920 aufgelöſt.
Wohl an 4000 Teilnehmer waren damals zuſammengekommen. Der Krieg
und die Revolution haben ihr gut Teil Arbeit am Untergang dieſes
mächt’gen Bundes Beigetragen. Bei dem Thing im Burghof heriſchte
äußerlich wohl Ordnung und Ruhe, aber man ging auseinander, ohne
das erlöſende Wort gefunden zu haben. Nur einige wenige Bünde haben
ſich wieder zuſammengeſchloſſen, um neue Wege und Formen. zu finden,
die Heimat zu ſuchen. Da entſtand auch der Nerother Wandervogel.
Im vorigen Jahre erzählte uns Hanns Schmidt von einer Fahrt nach)
Italien. Er fand begeiſterte Zuhörer. Auch dieſes Jahr kann der
Vor=
trag nur einmal ſtartfinden. (S. Anz.)
— Volkskonzert auf der Ludwigshöhe. Es ſei an
dieſer Stelle nochmals auf den heute nachmittag ſtattfindenden
Rhei=
niſchen Tag hingewieſen.
— CV.J.M. Wartbrraverein Darmſtadt
Liebfrmen=
ſtraße 6, Gemeindehaus. Dienstag abend 8½ Uhr: Familienbibelſtunde
von Profeſſor Miſchlich. Familienangehörige, Gäſte, auch Frauen,
will=
kommen.
Von Rheuma, Gicht,
Kopfſchmerzen, Ischias
und Hexenſchuß (IMnt712
ſowie auch von Schmerzen in den
Ge=
lenken und Gliedern. Influenza, Gr ppe
und Nervenſchmerzen befreit man ſich
durch das bervorragend bewährte
Togal. Die Togal Tabletten ſcheiden
die Harnſäure ans und gehen direkt
zur Wurzel des Uebels. Togal wird
von vielen Aerzten und Kliniken
in Europa empfohlen. Es
hinter=
läßt keine ſchädlichen
Nebenwir=
kungen. Die Schmerzen werden ſofort
behoben und auch bei Schlafloſigkeit
wirlt Togal vorzüglich. In all. Apoth.
salig., 0405% Ghinin. 12,60 Lith. ad 10/Ampl.
[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Dagblatt, Sonntaa, den 12. Februar 1924
Seite 6.
Rummer 48.
*Oie Falcon=Werke in Ober=Ramſtadt.
Die Vereinigung ehemaliger Reſerve=Offiziere. Darmſtadt
veranſtaltete geſtern nachmittag eine Beſichtigung der
Automobil=
fabrik „Falcon=Werke” in Ober=Ramſtadt, an der auch der
Vertreter unſeres Blattes teilnahm.
Etwa 25 Perſonen fanden ſich nach einem genußreichen
Spa=
ziergang durch den wundervollen ſonnigen Wintertag gegen 2 Uhr
am Portale der ausgedehnten Fabrikanlagen ein, wo Herr
Divek=
tor G. Hartlieb die Exkurſionsteilnehmer in kurzen,
herz=
lichen Worden begrüßte und einen Abriß aus der jungen
Ge=
ſchichte des Werkes gab, das ſchnell einen bedeutſamen
Auf=
ſchwung genommen hat. 1921 in Heilbronn gegründet, wurde
das Werk noch im November desſelben Jahres nach Darmſtadt
bzw. Ober=Ramſtadt verlegt, wo ſchnell große Fabrikräume
erſtan=
den, die bereits mehrfach vergrößert werden mußten und
dem=
nächſt weiteren Ausbau erfahren ſollen. Wenn Herr Direktor
Hartlieb die Beſucher alſo darauf aufmerkſam zu machen ſich
ver=
anlaßt fühlte, daß ſie kein großes Werk beſichtigen werden,
ſon=
dern eines, das erſt groß werden will, ſo war dieſe
Beſcheiden=
heit nur ſehr bedingt am Platze, wovon die Beſucher ſich bald
überzeugen konnten.
Unter der liebenswürdigen Leitung des Herrn
Oberinge=
nieurs Tutſchka begann dann der Rundgang durch das Werk,
der an Hand der fachlichen Erläuterungen der beiden genannten
Herren einen höchſt intereſſanten Einblick in den Betrieb einer
der bedeutendſten Induſtriezweige Deutſchlands öffnete. Man
erfuhr, daß die Falcon=Werke im weſentlichen einen kleinen
Wagentyp von 6/20 PS. herausbringen, an deſſen immer
inten=
ſiverer und wirtſchaftlicherer Leiſtungsfähigkeit dauernd
gear=
beitet wird, um einen der Qualität nach den ausländiſchen
Fa=
briken überlegenen Wagen herzuſtellen, denn die Erkenntnis, daß
nur deutſche Qualitätsarbeit imſtande und geeignet iſt, der
Schleuderkonkurrenz des Auslandes wirkſam zu begegnen, hat
ſich im allgemeinen bei der deutſchen Induſtrie hindurchgerungen.
Die Falcon=Wagen werden bis auf einen Spezialteil vollſtändig
im eigenen Werk hergeſtellt und auch mit Motor eigener
Kon=
ſtruktion verſehen.
Die Beſichtigung begann in der Karoſſerieabteilung,
in der eine große Anzahl Karoſſerien der verſchiedenſten Art in
allen Stadien des Entſtehens beſichtigt werden konnten, und
zuoar handelt es ſich durchweg um Beſtellungen, der Bau auf
Vorrat konnte bisher nicht vorgenommen werden und erübrigt ſich,
da die Nac,frage auf Monate noch das Angebot überſteigt. An
die Karoſſerieabteilung ſchloß ſich die Sattlerei, und hier ſchon
konnte man beobachten, daß alle Fa rikationszweige entſprechend
dem Arbeitsgang ineinandergreifen, was ein rationelles
Arbei=
ten bedingt. Im Anſchluß daran folgte die Beſichtigung der
Lackiererei, und dann gings in den rieſigen
Maſchinen=
raum, in dem über 160 Bearbeitungsmaſchinen der
verſchie=
denſten Art bis zu Halb= und Ganzautomaten in Tätigkeit ſind,
die vom ſchweren eiſernen Chaſſisgeſtell bis zu den kleinſten
Schrauben und Ventilen alles liefern, was zum Automobil= und
Motorenbau erforderlich iſt. Es war für den Laien beſonders
intereſſant, hier zu ſehen, wie viel Maſchinen= und
Menſchen=
kräfte erforderlich ſind, und wie viel Hunderte von Einzelteilen
hergeſtellt werden müſſen, bis ein Auto fertig daſteht. In
die=
ſem Maſchinenhaus iſt es von beſonderer Wichtigleit, daß die
Fabrikation ſtreng auf den Arbeitsgang eingeſtellt iſt, um Zeit
und Arbeitskräfte nach Möglichkeit zu ſparen. Die an den
Ma=
ſchinen erſtellten Einzelteile unterliegen in allen Stadien ihrer
Entſtehung der genaueſten Kontrolle in einer beſonderen
Kontroll=
ſtation, bis der letzte „Schliff” ihr Einpaſſen in Motor und
Ge=
triebe geſtattet. Nur ſo iſt Gewähr gegeben, daß der vollendete
Wagen tatſächlich eine Qualitätsleiſtung darſtellt. In einem
be=
ſonderen Prüfungsraum ſtehen Materialprüfungsmaſchinen
und Photo= und Vergrößerungsapparate bereit, in denen das
Rohmaterial zunächſt einer genauen Prüfung auf ſeine Güte
unterzogen wird, ehe es zur Verarbeitung gelangt. — Weiter
wurden beſichtigt die Montageabteilung, wo Gelegenheit
gegeben war, das Funktionieren eines Motors und die
Ueber=
tragung ſeiner Tätigkeit auf das Getriebe in allen Einzelheiten
zu ſehen, bis ſchließlich eine Probefahrt in einem Falcon=Wagen
die Beſichtigung abſchloß.
Eine inmitten der Maſchinen eingenommene Erfriſchung gab
Zeit und Gelegenheit, dem Werke und den Herren Hartlieb
und Tutſchka den herzlichſten Dank der Erkurſionsteilnehmer
für die ebenſo intereſſante wie belehrende Beſichtigung
auszu=
ſprechen und den Falcon=Werken ein herzliches Blühen und
Ge=
deihen zu wünſchen..
M. St.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Wir erſuchen
un=
ſere Mitglieder an der vom Schutzverband der Hypothekengläubiger
auf Dienstag, den 19. d. M., in den „Saalbau” einberufenen
Ver=
ſammlung zahlreich teilzunehmen. Die für denſelben Tag geplante
außerordentliche Vorſtandsſitzung fällt aus.
das Haarnährmittel nach Prof. Dr. N. Zuntz, wurde
bis=
jetzt von 1400 Arzten ſchriftlich auf das günſtigſie beurteiit.
Schweden Fahrt
Morgen abend 8 Uhr Turnhalle
(1861
Aus Heſſen.
St. Nieder=Ramſtadt, 16. Febr. Gemeinderatsbericht. Vor
Eintritt in die Tagesordnung gibt die Verwaltung bekannt, daß die
Ge=
nehmigung der Aufſichtsbehörde zur freihändigen Verpachtung der
Ge=
meindejagd an G. Molnar=Eberſtadt zum Preiſe von 4000 Goldmark
jähr=
lich erteilt wurde. — Zum Zwecke der Aufſtellung des Voranſchlags
für 1924 werden die in Betracht kommenden Kommiſſionen beauftragt,
der Verwaltung alsbald geeignete Vorſchläge zu unterbreiten, die
Be=
rückſichtigung finden ſollen. Bei dieſer Gelegenheit werden noch aus dem
Gemeinderat heraus gewiſſe Mißſtände bei der Steuerveranlagung,
ins=
beſondere aber die ungleichmäßige Bewertung der Gebäude bei der
außerordentlichen Gebäudeſteuer zur Sprache gebracht.
Wäh=
rend der zweiwöchentlichen Offenlegungsfriſt des Ortsbauplans
über Verlegung bzw. Verlängerung der Straßen= und Bafluchtlinien
der Ludwigſtraße wurde ſeitens verſchiedener Ortseinwohner Einſpruch
dagegen erhoben, daß die geplante Straßenverlängerung jetzt ſchen
aus=
geführt werden ſoll, um ſo mehr, als ein dringendes Bedürfnis nicht
vorliege. Die Meinungen des Gemeinderats gingen auseinander. Die
Sache wurde ſchließlich vertagt. In der Zwiſchenzeit ſoll verſucht
wer=
den, ob der jetzt bereits beſtehende Fußweg nicht breiter gemacht werden
kann, womit zunächſt allen Intereſſenten gedient wäre. — Dem Geſuch
des Arbeitergeſangvereins „Modauluſt” hier um Befreiung von der
Vergnügungsſteuer anläßlich des vergangenen Sonntag abgehaltenen
Konzerts wird ſtattgegeben, da nach Anſicht der Kommiſſion die
Veran=
ſtaltung durchaus volksbildend war. — Der Aenderung der
Haftpflicht=
verſicherungsbedingungen bzw. deren Umſtellung auf Goldmark ſtimmt
der Gemeinderat zu. — Die infolge Einſtellung der Fuhrleiſtungen
unterbrochenen Herſtellungsarbeiten des Griesbachwegs ſollen unbedingt
fertiggeſtellt werden unter der Annahme, daß der hieſige Bauernverein
ſein der Gemeinde gegebenes Verſprechen, die Fuhrleiſtungen
unentgelt=
lich auszuführen, auch hält. Wegen einer an Ad. Dieter zu leiſtenden
Entſchädigung für abgegebenes Steingeröll aus ſeinem Steinbruch wird
die Wegekommiſſion beauftragt, das Weitere zu veranlaſſen. — Einem
Anſinnen des Kreisamts entſprechend, beſchließt der Gemeinderat die
Erhebung von Zuſchlägen für Steuerrückſtände gemäß Art. 1 des
Ge=
ſetzes vom 17. v. Mts. (Reg.=Bl. S. 35). — Die hieſigen Kohlenhändler
führen Beſchwerde darüber, daß die Gemeindeverwaltung Brennſtoffe
an hieſige Einwohner verkaufsweiſe abgibt, und beantragen, bei dem
Gemeinderat zu veranlaſſen, daß dies in Zukunft unterbleibt. Erreicht
wurde mit dieſer Beſchwerde aber gerade das Gegenteil, weil die hieſigen
Kohlenhändler bis jetzt noch nicht im geringſten den Beweis erbracht
haben, die Einwohnerſchaft ſtets mit preiswerten Brennſtoffen zu
be=
liefern. Beiſpielsweiſe iſt gegenwärtig bei den hieſigen Kohlenhändlern
auch nicht ein einziger Zentner Briketts zu erhalten, und obendrein
waren die bisher geforderten Preiſe gegenüber denjenigen in den
Nach=
bargemeinden entſchieden zu hoch. Die Beſchwerde wurde für erledigt
erklärt. — Verſchiedene Vorſchläge der Verwaltung in
Faſelviehange=
legenheiten, insbeſondere die Neuanſchaffung eines jüngeren Bullen,
fanden die Zuſtimmung des Gemeinderats. — Die bisher von Johs.
Wenner gepachtete gemeindliche Wieſe ſoll mit Aufhebung des
Pachtver=
hältniſſes nicht mehr weiterverpachtet werden, da die Gemeinde das
Futter für den Faſelſtall ſelbſt benötigt. — Unter Punkt Verſchiedenes
werden noch verſchiedene kleinere Anfragen erledigt. Aus Anlaß eines
in der heutigen Sitzung zutage getretenen Falles, wo ein Zuhörer, der
als Intereſſent einige Erläuterungen gab, einem gewiſſen Teil des
Ge=
meinderats Fraktionsmache vorwarf, wurde beſchloſſen, es in Zukunft
möglichſt zu vermeiden. Nichtgemeinderatsmitglieder während der Sitzung
ſpreihen zu laſſen, gleichzeitig aber auch der Bürgermeiſter erſucht,
der=
artige Vorfälle in Zukunft ganz energiſch zurückzuweiſen, damit die
Autorität des Gemeinderats gewahrt bleibt. — Zum Schluß werden noch
Armenſachen verhandelt.
* Ober=Ramſtadt, 16. Febr. Arbeitsmarkt. Zurzeit ſtehen
hier noch rund 190 Erwerbsloſe in Unterſtützung, darunter nur wenige
Frauen. Alle Kammacher uſw. kamen wieder in Arbeitsſtellen in ihrer
Branche unter da die in Ober=Ramſtadt überwiegende Kamminduſtrie
wieder vollbeſchäftigt iſt. Die Fabriken arbeiten wohl in der
Haupt=
ſache für das Inland. Die derzeitige Konjunktur iſt aber weniger auf
die Kaufkraft des Publikums, als auf die den Fabriken infolge der
Wäh=
rungsſtabiliſierung bedeutend erleichterte Rohſtoffbeſchaffung
zurückzu=
führen. Die noch vorhandenen Erwerbslöſen, die zu einem großen Teil
jetzt wieder aus der im Gemeindewald beenbigten Holzhauerei
über=
getreten, werden an acht Stunden jeder Woche mit
Aufräumungsarbei=
im Steinbruch, Wegearbeiten und dergleichen produktiv beſchäftigt.
Nieder=Beerbach, 15. Febr. Der hieſige „Deutſche
Turnver=
ein” veranſtaltete im „Darmſtädter Hof” einen Theaterabend. Zur
Auführung gelangte die Lokalpoſſe „Datterich” von E. E. Niebergall,
Lie an die Spieſer große Anforderungen ſtellt. Es iſt dem 1.
Vorſitzen=
den des Vereins, Herrn Lehrer Jourdan, zu danken, wenn die
Vor=
führung glatt von ſtatten ging. Er wußte den wenigen, zur Verfügung
ſtehenden Raum ſehr vorteilhaft auszunutzen, er ſchuf originelle
Bühnen=
bilder und übte auch das Stück in verhältnismäßig ſehr kurzer Zeit ein.
Die Aufführung war ſehr gut, denn alle Spieler gaben ſich redlich Mühe,
das zahlreich erſchienene Publikum voll und ganz zufrieden zu ſtellen,
und alle, die gekommen waren, dürften reſtlos auf ihre Rechnung
ge=
kommen ſein. Eine Glanzleiſtung war der „Datterich” des Herrn Hh.
Bernhardt. Ferner verdienen rühmen genannt zu werden Herr Gg.
Bernhardt, der ſeinen „Schmidt” auch mimiſch richtig darzuſtellen
ver=
ſtand, Herr Johs. Krämer (Dummbach), W. Plößer (Bennelbächer),
Adam Schwinn (Spirwes), Lina Schwimm (Frau Dummbach) und
Gret=
chen Schwinn (Marie). Auch die anderen Spieler ſetzten alles daran,
ihren Nollen gerecht zu werden. Sie mögen ſich mit einem Geſamtlob
begnügen. Mit dieſer Aufführung hat der Turnverein wiederum
bewie=
ſen, daß er nicht mr körpererziehend, ſondern auch volksbildend zu
wir=
ken vermag.
8 Erbach i. O., 15. Febr. Eulbacher Markt. Der diesjährige
Eulbacher Markt ſoll anläßlich ſeiner 100. Wiederkehr in größerem
Maß=
ſtabe als Jubiläumsmarkt abgehalten werden. — Todesfall. Der
älteſte Einwohner Erbachs, Polizeidiener i. R. Weidmann, iſt im 92.
Lebensjahre geſtorben. — Die kleine Gemeinde Hebſtahl im
Senz=
bachertal erlöſte für die nächſte 9jährige Jagdpachtperiode 9000
Gold=
mark. Der Pächter iſt aus Worms. Das ſo vereinahmte Geld ſoll zur
Elektriſierung des Ortes dienen.
König i. O., 15. Febr. TreueGemeindebeamte.
Polizei=
diener Adam Berle und Flurſchütz Wilh. Schäfer 4. feierten dieſer
Tage ihr 25jähriges Jubiläum im Dienſte der Gemeinde. Den
Jubi=
laren wurden reiche Ehrungen zuteil, nicht zuletzt ſeitens der Gemeinde.
* Beerfelden, 15. Febr. Seit einiger Zeit haben auch hier die
Fa=
briken ihren vollen Betrieb wieder aufgenommen; eine neue
Zigarren=
fabrik erſtand in der Form einer Filiale einer Fabrik in Pfungſtadt.
— In den letzten Jahren wurde an verſchiedenen Stellen der hieſigen
Gemarkung und auch in der Nachbargemarkungen auf Schwerſoat
geſchürft. Die Arbeiten haten Erfolg, indem eine Reihe von
Fund=
ſtellen dieſes Geſteins feſtgeſtellt wurden. Die betreffende Geſellſchaft
beutete anfangs einzelne Gruben entſprechend aus, ließ aber den Betrieb
wieder ruhen, wohl auch infolge der Witterung. Es ſcheint uns, als ob
e8 im Frühjahr friſch an die Arbeit ginge, dies wohl auch deshalb, weil
der hier gefundene Spat von guter Beſchaffenheit und Farbe iſt.
Während in den umliegenden Tälern die winterliche Hülle der Landſchaft
zerfloſſen iſt, huldigt die Jugend unſerer Höhen noch immer eifrig dem
Winterſport.
O Von der Bergſtraße, 16. Febr. BeiGrabungen aufdem
Wachenberge machte man unterhalb der Wachenburg bei Weinheim
einen geſchichtlich intereſſanten Fund. Man ſtieß nämlich auf einen tief
in den Felſen eingehauenen, rund um die Bergkuppe ziehenden Graben,
ber eine mittelalterliche Verteidigungsſtelle darſtellt. Unter Leitung des
Altertumsforſchers Karl Zinkgraf aus Weinheim werden dieſe
Grabun=
gen fortgeſetzt, da man durch Freilegung des Grabens wertvolle
Auf=
ſchlüſſe der Vorgeſchichte der Gegend zu erlangen hofft.
* Offenbach, 15. Febr. Großfeuer. In der Wellpappenfabrik
iſt geſtern abend gegen 8 Uhr ein Großfeuer ausgebrochen, das das ganze
Lager vernichtete. Mit 10 Schlauchleitungen mußte die Feuerwehr den
ausgedehnten Brand bekämpfen. Der Schaden iſt außerordentlich hoch,
A+ Aus Starkenburg, 16. Febr., wird uns geſchrieben: Der
weit=
aus größte Teil der heſſiſchen Lehrerſchaft erfuhr erſt dieſer Tage dunh
eine Notiz in der Fachpreſſe, daß der Lehrer Denzer in Worms zum
Schulrat ernannt ſei. Man ſprach zwar in eingeweihten Kreiſen
ſchon ſeit Neujahr von ſeiner Ernennung. Genaueres aber wußte
nie=
mand, und eine amtliche Bekanntgabe der Ernennung iſt, wie
be=
hauptet wird, immer noch nicht erfolgt. Dabei muß die Ernennung
ſchon im Oktober vollzogen worden ſein, ehe alſo die Abbauverordnung
des Reiches herauskam. Herr Denzer ſoll Schulrat für den
Arbeits=
unterricht im ganzen Freiſtaat Heſſen ſein. War ſeine Ernennung
ge=
rade in dem Augenblick ein zwingendes Bedürfnis, in dem die
Regie=
rungen aller deutſchen Länder erkannten, daß „abgebaut” werden müſſe?
Der Arbeitsunterricht iſt zudem immer noch umſtritten wem er
auch ſchon beinahe fünf Jahre in der Reichsverfaſſung „verankert” iſt,
Bekannt iſt ja der Streit, ob die Stelle im Reichsgrundgeſetz, die ihn
feſtlegt, den Arbeitsunterricht als Unterrichts grundſatz, oder als
Unterrichts fach gefördert haben will. Eins aber ſteht in Heſſen für alle
Fälle feſt: Wo er gepflegt wurde, geſchah es dem Vorgeſetzten, der
da=
für ſchwärmte, zuliebe. So war es in ſeinem Hauptſtützpunkte Worms,
ſo auch in dem Kreiſe Büdingen. Kaum war dort Schulrat Scherer
weg=
gegangen, ſo ſchlief auch ſein Lieblingsfach, der Werkunterricht,
faſt ein. Eine Arbeitsſchule iſt nach der Anſicht bewährter Schulmänner
jede Schule, in der gearbeitet wird, mag dieſe Arbeit auch mehr
geiſtiger als handwerklicher Art ſein. In den heſſiſchen Schulen wurde
bis zur Revolution eine Unſumme von Arbeit, nicht nur geiſtiger,
geleiſtet, ohne daß ein Schulrat für Arbeitsunterricht eine
Daſeinsberech=
tigung gefunden hätte. Dieſe Summe von Arbeit hat mit dazu
beige=
tragen, Deutſchland ſeine Stellung in der Welt, ſeine Weltgeltung,
zu erringen. Was damals möglich war, muß auch heute ohne einen
beſonderen Fachſchulrat für Arbeitsunterricht möglich ſein. Der Abbau
darf an einer ſolchen Stelle nicht mit einem ſanften, ſtillen Säuſeln
vorübergehen.
Oppenheim a. Rh., 15. Febr. Die Nachtſperre, die von
der Beſatzungsbehörde über Oppenheim verhängt war, iſt aufgehoben
worden.
Worms, 15. Febr. Proteſtverſammlung. Gegen den
Schul= und Lehrerabbau wendete ſich auch hier eine gut beſuchte
Proteſt=
verſammlung. Vertreter der Lehrerſchaft, der Geiſtlichkeit und der
Bür=
gerſchaft nahmen entſchieden gegen die regierungsſeitig geplanten
Maß=
nahmen Stellung.
Worms, 15. Febr. Unterſchlagungen. Auf dem
Arbeits=
amt ſind große Unterſchlagungen vorgekommen. Wie verlautet, haben
einige Angeſtellte des Arbeitsamtes auf fingierte Perſonen
Unter=
ſtützungsgelder bezogen. Die Unterſuchung iſt in vollem Gange.
Mainz, 15. Febr. Ferienurlaubnach Dänemark.
Die=
ſer Tage ſind mehrere hundert Schulkinder aus Mainz zu einem mehn
wöchentlichen Erholungsurlaub nach Dänemark abgereiſt.
Bingen, 15. Febr. Zurückgenommene
Ausweifun=
gen. Die Rheinlandkommiſſion hat die Ausweiſung von fünf hieſigen
Poſtbeamten zurückgenommen. Auch die Witwe eines Eiſenbahners, der
in der Fremde verſtorben iſt, darf nach hier zurückkehren.
O Friebberg, 15. Febr. Landfriedensbruch. Wegen
Be=
teiligung an den im Herbſt vorigen Jahres vor einem
Lebensmittel=
geſchäft vorgekommenen Unruhen ſind von dem hieſigen Schöffengericht
der Händler Geier und Dechant zu je einem Jahr Gefängnis
ver=
urteilt wordm. — Die Stadtverordneten=Verſammlung hat die
Errich=
tung einer amtlichen Gold= und Silberankaufsſtelle einſtimmig abgelehnt.
* Bad=Nauheim, 15. Febr. Wegen Unterſchlagung frem
der Gelder iſt gegen einen hieſigen Bankangeſtellten Anzeige erſtattct
worden. Es handelt ſich um Unterſchlagungen im An= oder Verkauf von
Effekten.
8 Butzbach, 15. Febr. Schulaufbau. Der hieſige Gemeinderat
ſtimmte mit großer Mehrheit einem Antrag der Direktion der
Real=
ſchule auf Einführung der Unterprima=Klaſſe zu. Gegen dieſes Projekt
ſtimmten nur die Sozialdemokraten.
O Gießen, 15. Febr. Neuregelung der Arbeitszeit,
Unter dem Vorſitz eines Vertreters des Reichsarbeitsminiſteriums fanden
nochmals Verhandlungen über die Arbeitszeit in der Metallinduſtrie
des Lahngaues und Oberheſſens ſtatt. Es wurde ſchließlich eine
dahin=
gehende Vereinbarung erzielt, für die im Schiedsſpruch vorgeſehene
Ar=
beitszeit einzutreten. Weitere Streitpunkte wurden durch
Verbindlich=
keitserklärungen erledigt. Ebenſo wurde ein vom Arbeitgeberverband
bgelehnter Schiedsſpruch über die Löhne für verbindlich erklärt.
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im Alter von 47 Jahren.
Darmſtadt, den 16. Febr. 1924.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
W. Heß.
Die Beerdigung findet Dienstag
nachm. / 2 Uhr von dem Portale
des Friedhofs,
Niederramſtädter=
ſtraße, aus ſtatt.
(*4564
ie Beerdigung der
gebt Sche
findet Montag nachmittag 3 Uhr
vom Eliſabethenſtift, Erbacherſtr.,
aus auf dem Friedſof an der
Nie=
der=Ram ädterſtraße ſtatt. ( 447e
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 17. Februar 1924.
Rummer 48.
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Der 3-U, dsitzige Gebrauchswagen U. Sieger selner Klasse
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Darmstadt, Februar 1924
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DhreſitattgefundeneVermählung
beehren ſich anzuzeigen
Emil Schiller
Liſel Schiller
geb. Maul
Düſſeldorf, Goetheſtraße 71
GGß
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Tilnahme an dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte unſeres lieben
Entſchlafenen ſagen wir allen unſeren
innigſten Dank.
Beſonders danken wir Herrn
Pfairer Wagner für die troſtreichen
Worte, den Brüdern im Herz=Jeſu=
Hoſpital für die liebevolle Pflege.
ſeinen Vorgeſetzten und den Kollegen
derGewerkſchaft deutſcher
Lokomotiv=
führer und des Zither=Klubs
Beſ=
ſungen für die Kranzſpenden und
letzten Gruß am Grabe.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Geipel.
Darmſtadt, 16. Februar 1924.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim
Heim=
gang unſeres lieben
Entſchla=
fenen ſagen wir Allen
auf=
richtigen Dank.
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Seeheim, 15. Febr. 1924.
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erzielt wurden, sind darauf zurückzuführen,
indem eine Neubelebung und Kräftigung der
Nervenzellen im ganzen Körper und -peziel!
im kranken Teil erreicht wird: gleichzeitig
wird die Blutzirkulation reguliert und die
Ausscheidungsorgane (Darm, Nieren, Haut
und Lunsen) zu vermnehrter Arbeit ungeregt.
Durch Erfällung dieser Grundbedingungen
wurden selbst noch in solchen Fällen
Hei-
lung erzielt, wo alle anderen Heilmethoden
versagten.
Behandlung akuter und chronischer innerer und
Ausserer Krankheiten, besonders altersct weren!
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DARMSTADT
LVDWIGSPLATZ8A
Nummer 48.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Söuntag, den 12. Februar 1924.
Reich und Ausland.
Gelegenheit macht Diebe.
Frankfurt. Taſchen= und Warenhausdiebinnen in hellen
Scharen werden von den augenblicklich in den meiſten
Geſchäftsräu=
men veranſtalteten weißen Wochen neben ungezählten Käuferinnen
und Neugierigen angelockt. In einem Warenhauſe hier wurden
in=
nerhalb ciner Stunde nicht weniger als 7 Diebinnen auf friſcher Tat
ertappt und feſtgenommen. Eine der Diebinnen wandte folgenden
Trick an: Sie trug ein in einen langen Tragmantel gehülltes Kind
auf dem Arm, unter ihrem langen Mantel aber eine ſackartige
Taſche, in die ſie alle erreichbaren Sachen hineinbugſierte. Das
Re=
ſuitat einer Unterſuchung an dem Frauenzimmer war nicht weniger
als 12 Handtücher, 4 Nachtjacken, mehrere Hemden, Strickwolle und
zahlreicher Kleinkram. Auf dem Polizeibüro ſtellte es ſich zudem
her=
aus, daß die Perſon ſteckbrieflich geſucht wird.
Hotelgewerbe und Frembenverkehr.
— Wie wir der „N. Bad. Landesztg.” entnehmen, ſollen nach dem
Ent=
zurf des Sommerfahrplans verſchiedene Schnellzüge, die bisher in
Karlsruhe endeten, wieder bis Baſel durchgeführt werden. Auf der
Schwar zwaldbahn werden zwei Eilzüge eingelegt werden und die
Höllen=
talbahn eine Zugsvermehrung erfahren. Eiſenbahnoberſekretär Gauger
trat in der bezüglichen Sitzung des ſüdweſtdeutſchen
Handelkammeraus=
ſchuſſes für Hotelgewerbe und Fremdenverkehr für die Einführung
des Kilometerheftes in ganz Deutſchland ein. Der
Vorſitzende des Landesverbandes der badiſchen Hotelinduſtrie,
Bierin=
ger, ſprach über die der Hotelinduſtrie auferlegten Steuern; die
ſchwe=
ren heutigen Steuerlaſten müßten auf ein tragbares Minimum
zurück=
geſchraubt werden, wenn der Fremdenverkehr nen aufgebaut und die
alte Konkurrenzfähigkeit wieder hergeſtellt werden ſolle. Vom
Fremden=
verkehr habe nicht nur das Hotelgewerbe, ſondern auch Induſtrie, Handel
und Gewerbe Vorteile,
Der Raubmord in Oberkaſſel.
Königswinter. Zu dem Raubmord in Oberkaſſel erfährt
das Echo des Siebengebirges: Das Ehepaar Heck bewohnte eine Villa
für ſich allein. Der Mann war angeblich zum Dorfe gegangen, um ſich
raſieren zu laſſen. Als er zurückkam, fand er ſeine Frau
blutüber=
ſtrömt im Bette liegen. Ein Kampf hatte nach der Lage der Leiche
nicht ſtattgefunden. Man nimmt an daß der Täter von der Hofſeite
her ins Haus gekommen iſt. Das Beil, welches unter dem Bette lag,
hatte er aus dem Keller geholt. Das Gericht aus Königswinter war
bald zur Stelle. Dem Vernehmen nach wurde der Ehemann der
Er=
mordeten unter dem Verdacht der Täterſchaft verhaftet.
Tötlicher Unfall.
Dackenheim. In Abweſenheit der Eltern rutſchte der 21 Jahre
alte Theodor Weigel auf dem Stallboden aus und erlitt eine
Gehirn=
erſchütterung, an deren Folgen er nach 4 Tagen ſtarb.
Seehunde im Rhein.
Neuß. Ein ſeltener Rheinbewohner wurde dieſer Tage bei
Grimlingshauſen im Rhein beobachtet. Es handelt ſich um einen
See=
hund. Auch auf der rechten Rheinſeite hat man das ziemlich große
Tier wiederholt, 30 bis 40 Meter vom Ufer entfernt, im Waſſer
ge=
fehen. Bei Grimlingshauſen ſoll er auch verſchiedentlich gelandet
ha=
ben. (Dieſe ſommerliche „Seeſchlange” taucht denn doch gar zu früh
auf. Vermutlich war dieſer Scehund ein babender Neger; es ſoll
nämlich ſogar bei den farbigen Truppen vorkommen, daß ſie einmal
baden.)
Dampfer „Saarland”, ein neues deutſches Oſtaſienſchiff.
Die Ausgeſtaltung der Paſſagierfahrt nach China und Japan iſt
eines der neueren Ziele der Hamburg=Amerika=Linie. Nachdem die
Ree=
derei bereits vor längerer Zeit mehrere vorwiegend der
Frachtbeförde=
rung dienende Motorſchiffe und Dampfer mit kleiner
Paſſagiereinrich=
tung in die Oſtaſienfahrt einſtellen konnte, hat ſie kürzlich mit dem
Dampfer „Oldenburg” ein Schiff auf den Weg nach dem Fernen Oſten
gebracht, das eine größere Anzahl Paſſagiere aufzunehmen vermag.
Neuerdings iſt nun ein weiteres Schiff dieſer Art, der 7000 Br.=Reg.=T.
große Turbinendampfer „Saarland”, fertiggeſtellt und nach erfolgreicher
Probefahrt in die Oſtaſienflotte der Hamburg=Amerika=Linie eingereiht
worden.
„Saarland” bietet in geräumigen und modern eingerichteten Kabinen
über 50 Jahrgäften vorzügliche Unterkunft; ein behaglicher Speiſeſaal,
ein gemütliches Rauchzimmer und ein elegantes Damenzimmer geben
ausreichend Gelegenheit zur Entfaltung geſelligen Bordlebens. Ein
aus=
gedehntes Promenadendeck, eine Schiffsbibliothek in deutſcher und
engli=
ſcher Sprache und anderes mehr vervollſtändigen die
Paſſagiereinrich=
tungen. „Saarland” wird vorausſichtlich am 23. Februar von Hamburg
aus ihre erſte Reiſe nach dem fernen Oſten antreten.
Das Geſellenſtück.
Karlsruhe. Ein tragiſcher Vorfall ſpielte ſich in Wittelsheim
ab. Der Blechſchmiedelehrling Mahr hatte ſeine Lehrzeit beendet und
fertige das vorgeſchriebene Geſellenſtück an. Als ſein Meiſter die Arbeit
beſichtigte, wies er dem angehenden Geſellen verſchiedene Mängel und
Fehler nach und forderte ihn auf, das Stück neu anzufertigen. „Ich
werde nun ein ganz anderes Geſellenſtück machen!” entgegnete, höchſt
aufgeregt, der Jüungling, und verließ die Werkſtatt. Zwei Stunden
ſpäter fand man ihn im Magazin erhängt vor, bereits erſtarrt.
Die Auswanderungskrankheit.
Hagen. Die Auswanderungsſucht nimmt im Hagener Bezirk
trotz aller Warnungen immer mehr zu. In den letzten Tagen gingen
wieder drei größere Transporte nach Braſilien ab. Für März iſt ein
beſonders umfangreicher Sondertransport vorgeſehen. Den
auswan=
derungsluſtigen Familien wird es immer ſchwerer, ihren Hausrat zu
Geld zu machen, ſo daß er ſchon vielfach verſchleudert wird. Für einige
hundert Mark iſt jetzt ſchon manches junge Ehepaar in den Beſitz
gan=
zer Wohnungseinrichtungen gekommen. Wertvolle
Zimmereinrichtun=
gen werden täglich zu einem Spottpreiſe feilgeboten, ohne daß ſich ein
Käufer dafür findet.
Gefährliche Filmaufnahmen.
Die italieniſchen Blätter ſchildern ausführlich ſchreckliche Szenen, die
ſich am Dienstag bei der Aufnahme des deutſchen Films „Quo vadis”
in der Filmſtadt bei Rom abſpielte. Die Inſzenierung wurde von dem
deutſchen Regiſſeur Jacobi und dem Sohn d’Annunzios, Gabrielino,
ge=
leitet. Für die Zirkusſpiele, in der Chriſten den Löwen vorgeworfen
werden, hatte der in Rom befidnliche Zirkus Pepitow 50 Löwen mit dem
Tierbändiger Schneider zur Verfügung geſtellt. Auf der Filmbühne
war eine Ecke des Koloſſeums nachgebildet worden, in der die Römer
Neros voll Freude dem Martyrium der Chriſten zuſchauen. Die
Dar=
ſtellung dieſer Szene war mit allerlei Tricks beinahe erfolgreich zu Ende
geführt. Abwechſelnd waren die Löwen und die Stariſten in die Arena
gelaſſen worden, als plötzlich die Löwin Europa mit einem mächtigen
Satze in die Loge ſprang, in der ſich als zuſchauende Römer verkleidete
Statiſten befanden. Die Löwen waren ſchon zwei Tage lang im Käfig
eingeſchloſſen geweſen und dadurch ſehr erregt. Die Löwin faßte mit
einer Tatze einen älteren Mann und riß ihn über die Einfaſſung in die
Arena hinuter, um ihn dann noch 10 Meter weit fortzuſchleppen und tot
liegen zu laſſen. In den Zuſchauertribünen der Bühne kam es zu einer
wilden Panik. Viele Frauen wurden ohnmächtig. Der Tierbändiger
hatte die größte Mühe, die Löwin zu überwältigen und wieder in den
Käfig ſchleppen zu laſſen.
Vierzehnjährige Staatsbeamte.
Der Rat der Volkskommiſſare des Sowjetbundes befaßt ſich zurzeit
mit dem Geſetzentwurf über die Regelung des ſtaatlichen
Verwaltungs=
dienes. Nach dieſem Entwurf ſind, wie der Oſt=Expreß berichtet, nach
Erreichung des achtzehnten und bei erteilter Genehmigung des
zuſtän=
digen Arbeitsamtes ſogar ſchon des vierzehnten Lebensjahres alle Bürger
des Sowjetbundes zum Eintritt in den ſtaatlichen Verwaltungsdienſt
berechtigt. Allerdings ſollen Perſonen, denen das Wahlrecht nicht zuſteht,
zur Beamtenlaufbahn nicht zugelaſſen werden. Nach Ablauf von je 5
Jahren Dienſtzeit haben die Beamten Anſpruch auf einen Monatsurlaub.
Die Namen der beſonders verdienten Beamten ſollen in der Preſſe
be=
kannt gemacht werden und dieſe durch eine erhöhte Penſion und den
Orden der Roten Arbeitsfahne eine Auszeichnung erhalten.
Im „wildeſten Weſt”.
Ein Piſtolenduell, deſſen Verlauf bewe’ſt, daß die Sitten von
Wild=
weſt noch keineswegs in Amerika ausgeſtorben ſind, ereigncte ſich kürzlich
in der Stadt Palmetto in Louiſiana. Die beiden Gegner waren eine 56 Dame R. W. Clark, die bei ihrer Kandidatur für den
Bürger=
meiſterpoſten der Stadt durchgefallen war, und ein 50jähriger Bürger
Loup Meyers, der ſie in der Wahlſchlacht geſchlagen hatte, und
Bürger=
meiſter geworden war. Mehers, ein angeſehener Kaufmann von
Pal=
metto, ſoll die Wiederwahl der Mrs. Clauk, die bis dahin Bürgermeiſter
geweſen war, dadurch hintertrieben haben, daß er ſeinen Bruder von
Port Arthur in Texas nach Palmetto „importierte‟. Dieſe einzige
Stimme entſchied zu ſeinen Gunſten. Die Unterlegene griff nun
zu=
ſammen mit ihrer Tochter Wilda Mehers auf dem Perron der
Eiſen=
bahnſtation von Palmetto an, und nach einem kurzen Wortwechſel zog
ſie aus den Falten ihres Kleides eine Piſtole, die ſie auf Meyers
ab=
feuerte. Mehrere Kugeln durchbohrten ihm Lunge und Magen. Er
rang aber trotzdem mit ihr, worauf die Tochter in den Zwe kampf
ein=
griff und die Mutter befreite. Trotz ſeiner ſchweren Verwundung zog
nun Mehers ſeinen eigenen Revolver und tötete Mrs. Clark mit dem
erſten Schuß. Die Tochter Wilda riß die Piſtole aus der erſtarrten Hand
der Toten und feuerte auf Mehers, der aber beſſer zielte und ſie an
der Hüfte verwundete. Nun trat der junge Sohn der Mrs. Clark in
den Kampf ein, indem er ein hinter Gepäck verborgenes Maſchinengewehr
abfeuerte und durch einen Hagel von Kugeln Mehers erledigte. So
lagen die beiden Ridalen ſchließlich beide tot auf dem Perron — ein
Zeichen für die wilden Leidenſchaften, die noch in dieſen entfernten Teilen
von Louiſiana toben.
* Luſtiges aus der Welt der Reverende.
Die engliſche Geiſtlichkeit iſt wegen ihres guten Humors bekannt, und
deshalb enthalten auch die Erinnerungen an den früheren Erzbiſchof von
Canterbury, Dr. Benſon, die ſein Sohn A. C. Benſon, ſoeben in einem
Buch veröffentlicht, viele luſtige Geſchichten von ſeinem Vater und ſeines
Vaters Freunden. Der Erzbiſchof hatte in ſeiner Diözeſe einen
Geiſt=
lichen, deſſen Zerſtreutheit nicht mehr zu überbieten war, da es ihm
öfters paſſierte, daß er mitten während des Gottesdienſtes, wenn in ſeiner
Tätigkeit beim Geſang der Gemeinde eine Pauſe eintrat, ſofort vom
Altar wegging, ſich umzog und nach Hauſe ſtiefelte. Um dieſe peinlichen
Zwiſchenfälle zu vermeiden, peflegte er ſich mit einer Hundekette an den
Altar anſchließen zu laſſen, und ſeine Schweſter, die ſich ſtets in ſeiner
Nähe aufhielt und den Schlüſſel trug, gab ihm einen gelinden Puff,
wenn er die heiligen Handlungen ausführen mußte. Am Ende des
Gottesdienſtes öffnete ſie das Schloß, nahm ihm die Kette ab und ließ
ihn frei. Dr. Benſon borate ſich einſt ein Buch von einem Dechanten.
Es war ein Band eines 12bändigen Werkes. Er war noch nicht lange
da=
mit zu Hauſe, als der Diener des Dechanten mit einem großen Paket
anlangte, in dem ſich die anderen 11 Bände befanden. Am nächſten Tag
fragte Benſon den anderen, warum er ſich die Mühe gemacht habe, ihm
das ganze Werk nachzuſenden. „Das tue ich immer”, ſagte dieſer. „Ich
habe die Erfahrung gemacht, daß die meiſten Leute einen einzelnen Band
wiederzugeben vergeſſen, aber wenn ſie ein 12bändiges Werk haben, dann
ſchicken ſie es immer zurück, ſchon weil es ihnen zuviel Platz wegnimmt.”
Einſt beſuchte der Erzbiſchof das Wellington=Kollege in Oxford, und
dort wurde ihm ein Fräulein Marſh vorgeſtellt. „Sind Sie vielleicht
mit meinem alten Freunde, dem Biſchof von Peterborouah verwandt?”
fragte ſie Benſon und fuhr gleich fort: „Ich leſe jeden Abend in den
Pre=
digten des alten Marſh. Sie ſind das vorzüglichſte Schlafmitt l. Man
braucht nur eine Seite zu leſen, um ſofort einzuſchlummern.” „Er war
mein Onkel”, ſagte nun die Dame, ſtark beleidigt, „und ich habe ſtets
ge=
hört, daß ſeine Predigten ſehr bewundert wurden” „Sie ſind auch
vor=
trefflich” begütigte der Erzbiſchof, „und zwar beſonders wegen der
Eigenſchaft, die ich erwähnte. Wenn Sie einmal nicht einſchlafen
kön=
nen, mein liebes Fräulein, machen Sie doch ja einen Verſuch, und wenn
es nichts hilft, dann ſchreiben Sie mir. Ich werde Ihnen einen Band
meiner Ausgabe ſchicken.”
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Nummer 48.
Seite 9.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. Feb ur 1924.
Deutſchlandfahrt.
Von dem Heſſiſchen Motorradklub e. V., Sitz Darmſtadt,
Orts=
gruppe des A. D.A. C., wird uns weiter noch mitgeteilt:
Wenn man je für eine Veranſtaltung die Worte prägen konnte,
daß man die Geiſter, die man rief, nicht mehr zu bannen vermocht
hat, ſo kann man dies füglich bei der vom Klub für Motorſport=Köln
ab Sonntag, den 17. d. M. geplanten Deutſchlandfahrt behaupten.
Wenn die Fahrt nur dazu beſtimmt wäre, ſportlichen Ehrgeiz zu
be=
friedigen, dann wäre es ſchade um jede Zeile, die man der Sache
überhaupt widmete. Der Zweck der Fahrt liegt tiefer, und das mag
auch mitbeſtimmend geweſen ſein, daß die Veranſtaltung eine
Popu=
larität erlaugt hat, wie keine Fahrt zuvor. Viel wird hierzu auch
beitragen, daß ſich die Fahrt durch ſämtliche deutſchen Gaue windet.
Die Fahrt hat ſich zu einem Kampf ausgewachſen zwiſchen der
deut=
ſchen Induſtrie und fremdländiſchen Erzeugniſſen. Die meldenden
Fabriken, bzw. Privatfahrer, mußten ſich von vornherein darüber klar
ſein, daß ſie als Gegengewicht gegen die Elite der Auslandsmaſchinen
anzutreten hatten, daß von ihnen Leiſtungen erwartet werden, wie
man ſie ähnlich überhaupt noch nicht in der ganzen Welt verlangt hat.
Ohne Zweifel ſind ſich die Fabriken deſſen wohl bewußt geweſen, als
ſie ihre Meldungen abgaben.
Bei dieſem Wettkapf wird und muß es ſich zeigen, wer der
Ueber=
legenere iſt. Ein Kampf auf 3100 Kilometer Länge bringt unbeding
eine Entſcheidung; das Wort „Unentſchieden” dürfte hier wohl nicht
in Anwendung zu bringen ſein und die Frage „Wer wird Sieger”
wird beſſer noch zu präziſieren ſein durch die Worte: „Welches Land
wird Sieger?‟ Dann erſt werden die einzelnen Fabrikate eine Rolle
ſpielen. Die Fahrt iſt eben zu einem Machtkampf um die
Vorherr=
ſchaſt ganzer Ländererzeugniſſe ausgewachſen und muß entſprechend
gewürdigt werden. Wenn man die Namen überfliegt, welche
Aus=
landsfabrikate ſich hier auf deutſchem Boden meſſen, ſo könnte man
ver=
ſucht ſein, zu behaupten, der Sieg neige näher nach ihrer Seite, wenn
man nicht wüßte, daß ein Hauptaugenmerk unſerer deutſchen Induſtrie
von jeher der Herſtellung einer guten Straßenmaſchine gegolten hat.
Dies und der Gedanke, daß unſere Fahrer keine Neulinge auf unſeren
Straßen ſind, mögen vielleicht bei dem Ergebnis etwas in die
Wag=
ſchale fallen. Fällt der Sieg an eine der ausländiſchen Nationen, dann
werden unſere Fabriken nicht umhin können, einen Vergleich zu
ziehen und zu lernen. Selbſtverſtändlich geht unſer Wunſch dahin,
daß der Sieg im eigenen Lande bleiben möge, denn es ſind immerhin
eine ganze Anzahl Maſchinen mit guten und ſehr guten Namen
da=
bei, nicht allein ſtarkpferdige Fahrzeuge, ſondern auch ſolche kleinſter
und leichteſter Bauart. Jedenfalls iſt es ſehr intereſſant, daß nur
ein ganz kleiner Bruchteil der deutſchen Fabrikate der Veranſtaltung
ferngeblieben iſt. 98 Prozent aller deutſchen Erzeugniſſe haben
ge=
meldet.
Kommen wir zur Fahrt ſelbſt. Ohne Rückſicht auf
Witterungs=
verhältniſſe und Zuſtand der Straßen rollt ſie am Sonntag, den
17. d. M., früh 8.30 Uhr in Köln beginnend. Die Strecke iſt 3100
Kilometer lang und geht von Köln wieder nach Köln zurück. Es ſind
16 Etappen vorgeſehen und zwar Frankfurt, Stuttgart,
Mün=
chen, Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Görlitz, Breslau, Grünberg, Berlin,
Stettin, Roſtock, Kiel, Bremen, Hannover, Dortmund.
Da die Fahrt durch ganz Deutſchland geht und Köln die Wege=
Organiſation nicht ſelbſtändig bewältigen konnte haben deren
Durch=
führung die Gaue übernommen, desgleichen liegt die Einrichtung der
Etappenſtationen in den Händen der Gaue. Zur Markierung der
Strecke haben ſich unſere namhafteſten Betriebsſtoff=, Gummi= und
Verſicherungsfirmen hergegeben. Hierauf kommen wir im weiteren
Verlauf dieſer Ausführungen nochmals zurück.
Ganz erfreulich iſt es, daß die Behörden ohne Ausnahme,
größ=
tes Entgegenkommen zeigen und die Durchführung der Fahrt überall
genehmigten. Die Fahrer werden in den meiſten Etappen von den
Behörden begrüßt. In Berlin findet offizieller Empfang ſtatt, bei
welchem der Reichspräſident anweſend ſein wird, der überdies auch dem
Ehrenausſchuß, gemeinſam mit dem Regierungspräſidenten Grafen
Adelmann und dem Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer, angehört.
Der Start in Köln geſtaltet ſich zu einer großartigen
Demonſtra=
tion für die geſamte Sportwelt. Der Bund Deutſcher Radfahrer
kommt mit ſeinen ſämtlichen Vereinen und Bannern und bildet das
Ehrenſpalier bei der Durchfahrt der Fahrer. Alle umliegenden
Automobil= und Motorradklubs beteiligen ſich ebenfalls hieran.
Gleichzeitig mit dem Senken der Startfahne werden 5000 Brieftauben
aufſteigen, um nach allen Richtungen die Kunde von dem Ablaſſen der
Fahrer zu bringen.
Wie groß das Intereſſe des Auslandes an der Veranſtaltung iſt,
wird dadurch bewieſen, daß allein 14 ausländiſche Berichterſtatter die
Fahrt begleiten werden.
Wir haben in kurzen Umriſſen ein Bild von der beabſichtigten
Veranſtaltung gegeben. Die Fahrt iſt als Vorläufer für ſpätere
große Veranſtaltungen gleicher Art gedacht. Die Durchführung ſolcher
Veranſtaltungen wird ohne Zweifel einen Prüfſtein für die Qualität
der Maſchinen abgeben, und die heute noch fehlenden Fabriken werden
nicht umhin können, ebenfalls dann mitzumachen, wenn in der großen
Anzahl der Konſumenten nicht der Gedanke aufkommen ſoll, daß ſie
eine ſolche Daueranſtrengung für ihre Maſchinen fürchten.
Hoffen wir, daß die Fahrt überall glücklich von ſtatten geht, daß
der Wettergott den Fahrern ein einigermaßen gutes Geſicht zeigt, und
daß man den Fahrern überall das Intereſſe und Entgegenkommen
beweiſe, das ſich gehört, einerlei, ob ſie deutſches oder ausländiſches
Fabrikat zum Siege ſteuern wollen. Vor allem aber wollen wir
hof=
fen, daß unſere Fahrer aus dem Kampf als Sieger hervorgehen
mögen!
Der Heſſiſche Motorradklub e. V. hat die Kontrolle in
Darmſtadt übernommen. Kontrollſtation iſt, wie bereits
bekannt gegeben, Theaterplatz (Kaffee Oper). Dortſelbſt
wer=
den die Fahrer am Montag vormittag, von 9 Uhr ab, erwartet.
Die Fahrer, die von Frankfurt aus durch das beſetzte
Gebiet kommen, werden von Arheilgen aus durch die
Frank=
furter Straße—Rhönring—Kranichſteiner=Lauteſchlägerſtraße—
Hochſchule bis zum Theaterplatz (Kontrolle) geleitet, woſelbſt
die Herren von der Behörde und den beteiligten Klubs begrüßt
werden. Von vormittags 9 Uhr ab findet an der Kontrollſtelle
Promenadekonzert ſtatt. Nach der Begrüßung und Kontrolle
geht die Fahrt über den Paradeplatz—Rheinſtraße—
Heidelber=
ger Straße nach Mannheim—Stuttgart weiter.
Kleinaktionäre, ſchützt Euch
vor drohendem Kapitalsverluſt durch Beitritt zum „Verband der
deutſchen Kleinaktionäre”, Berlin SW. 48, Wilhelmſtraße 1a,
An=
waltsvertretungen im ganzen Reich.
Ausführliche Aufklärungsſchrift „Was jeder Kleinaktionär wiſſen
ſollte” mit Beiträgen bekannter Juriſten und Finanzſchriftſteller,
Sat=
zungen, Programm uſw. iſt gegen Einſendung von 50 Pfennig
Reichs=
geld von der Geſchäftsſtelle des „Schutzverbandes” zu beziehen. (IV,1647
Geſchäftliches.
Ihre Friſur.
kann niemals einen gefälligen Eindruck machen, wenn Sie eine
zweck=
entſprechende Haarpflege verabſäumen, denn Reichtum und Schönheit
des Haarwuchſes beruhen einzig und allein auf ſorgfältiger Pflege und
Geſunderhaltung der Kopfhaut. Hierbei nimmt die Reinlichkeit und der
durch regelmäßiges Waſchen bedingte Anreiz zur Belebung der
Blut=
zirkulation die erſte Stelle ein. Man verwendet zur Kopfwäſche mit
beſtem Erfolg das altbekannte „Schaumpon mit dem ſchwarzen Kopf”,
es befreit von Staub, Kopfſchuppen und allen Abſonderun en der
Kopf=
haut und verleiht dem Haar Glanz ſowie üppige Fülle. Wir verweiſen
auf das Inſerat in vorliegender Nummer.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 11½ Uhr, Ende 1 Uhr
Requiem von Sgambati. Nachm. 5½ Uhr. Ende 9/= Uhr (
Sonn=
tagsfremdenmiete Fr. 12): „Lohengrin”. Kleines Haus, Anf.
11 Uhr, Ende gegen 1 Uhr: Luſtige Matinee. Abends 7 Uhr, Ende
10 Uhr (Zuſatzmiete IX2): „Frühlings Erwachen” — Orpheum
7½4 Uhr: „Das Fräulein vom Amt”. — Ludwigshöhe
Anfang 4 Uhr: Volkskonzert, ab 7 Uhr: Tanz. — Hotel
Darm=
ſtädter Hof: Konzert. — Hotel Schmitz: Konzert. —
Zum Roten Ochſen: Konzert. — Eisbahn am Ober
waldhaus, ab 4 Uhr: Konzert. — Reichsvereinigung
ehem. Kriegsgefangener, 6 Uhr: Tanz, im Konkordiaſaal.
Rummelbrau: Konzert und Tanz. — Sportplatz
Reſtaurant, am Böllenfalltor: Konzert. — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Montag, den 18. Februar.
Brennholzverſteigerung im Gemeindewald Pfungſtadt.
Zuſammenkunft um 2 Uhr nachm. an der Holzbrücke. —
Holz=
verſteigerung, vorm. 9 Uhr, in Griesheim, Reſtauration
„Zur Straßenbahn”. — Kiefern=Stammholzverſteige
rung im Pfungſtädter Gemeindewald. Zuſammenkunft vorm. 9)
Uhr an der Holzbrücke.
Kraftloſe Nerven.
Wenn eine Saite ſpringt, ſo gibt es einen ſchrillen Mißklang,
mit der Harmonie des Inſtrumentes iſt es aus. Geſprungene
Saiten laſſen ſich nicht mehr reparieren.
Was die Saiten für das Inſtrument ſind, das ſind Ihre
Ner=
ven für Sie! Solange ſie nur verſtimmt ſind, iſt es möglich, ſie
wieder in Ordnung zu bringen.
Mancher leidet an dauerndem, nicht
beſon=
ders heftigem Kopfweh, mancher an leichtem
Händezittern, Ziehen in den Gliedern,
Taub=
werden einzelner Hautſtellen, Zucken der
Augen=
lider, ſeeliſchen Verſtimmungen und
Angſtzu=
ſtänden, innerer Unruhe ohne beſonderen Grund,
Verdauungsſtörungen bei der kleinſten
Auf=
regung, Reizbarkeit und ärgerlicher, Stimmung
morgens nach dem Aufſtehen, Hautjucken,
über=
mäßiger Erregbarkeit, Zuckungen im Geſicht
oder in den Gliedern, Alpdrücken, ſchweren
Träumen und ähnlichen, ſcheinbar ziemlich
harmloſen Zufällen, und achtet nicht darauf.
Dieſe Symptome ſind durchaus nicht harmlos!
Solange die Störungen noch keinen ernſten Charakter
ange=
nommen haben, iſt Hilfe möglich durch eine ſyſtematiſche
Kräfti=
gung der Nerven. Jeder kann ſeinen Nerven ausreichende
Nähr=
ſtoffe zukommen laſſen. Man ſollte aber rechtzeitig daran denken,
nicht erſt, wenn es faſt oder ganz zu ſpät iſt.
Es gibt nun ein außerordentlich wirkſames
Nervenkräfti=
gungs= und Nährmittel, Dr. med. Robert Hahn’s „Nerviſan”;
be=
ſtehend aus den am meiſten in Betracht kommenden organiſchen,
phosphorſauren Verbindungen, über welches in kurzer Zeit viele
herzliche Dank= und Anerkennungsſchreiben unaufgefordert aus
allen Kreiſen eingingen.
Folgender Fall z. B. iſt charakteriſtiſch:
Schon einige Jahre litt ich infolge Krankheit und ſcharfer
Arzeneien an großer Nervenſchwäche, die ſich durch Kopfſchmerzen,
Gliederzucken, großer Reizbarkeit und Gedankenſchwäche fühlbar
machte. Nun gebrauchte ich 3 Sendungen von dem im Katholiſchen
Sonntagsblatt empfohlenen Nerviſan, das mich nun von all
die=
ſen Uebeln befreit und mich vollſtändig geheilt hat. Ich ſpreche
Ihnen, geehrter Herr Doktor, meinen herzlichſten Dank für die
ge=
leiſtete Hilfe aus und werde dieſes Mittel in meinem Bekanntenkreiſe
beſtens empfehlen. Rexingen, 8. April 1923. Georg Dettling.
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In einem
Spielplan
1 2
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Monte Carlo, die Perle der Riviera — umspült von
den azurblauen Wellen des Mittelmeeres, geküßt von
dem erfrischenden Haucb der Alpengletscher,
Metro-
pole der Fürsten und Rochstapler, der Aristokratie
und Halbwelt. Staut der Liebe und des Betrugs.
Beide Teile
in einem
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Großes Orcheſter=Konzert
„An den deutſchen Rhein:
Der Ruf der Rheinländer u. Rheinpfälzer.
Wir fragen nicht nach Würde, Rang und Titel
Nicht nach Pirrei, nach Bildung, Geld u. Gut;
Uns gilt der Stuntsrock wie der Maurerk ttel
Wir ſeh’n dem Nann ins Herz und in den Mut
Zu deutſchen Namens Reiuheit,;
Zu deutſchen Volkes Einheit.
Drum Brüiderkommt! Der Schwur klingt klar
und jein:
Wir wollen Deutſche, Deutſchlands Helfer
ſein
Ble64)
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Vormittags 11 Uhr
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Leitung: Angust Vogt.
Solistinnen: Frl. Hathilde Neex
Frl. Gpssy von Bellersheim / Klanier
Vortragsfolse:
I. Conzerto grosso Nr. 13 . . . . . G. Fr. Händel
für Streichorchester 23. 2. 1685—14. 4. 1759
2 Soloviolinen und Solorioloncell
Andante larghetto. — Allegro —
Largo — Allegro, ma non troppo
II. Suite für Streicher . . . .
G. Ph. Telewann
(bearbeitet von Ang. Vogt) 14 3. 1681—25.6 1767
1. Onverture: „La Putain”; 2. Masguerade: Die
Schneckenpost; 3. Loure: Die Bauren Kirchweyh;
4. Menuet; 5. Rondeau: Der Hexentanz; (i.
Sara-
bande; 7. Marche; 8. Gasconnade in der
Laus-
herberg: 9. Bourrée: Die Baaß Lissabeth; 10.
Hornepipe: Der Vetter Michel Ziehbart
III. Konzeit in C-moll für 2 Klaviere
mit Orchester . . . . . . . . Joh. Seb. Bach
1685—1750
IV. Symphonie C-dur (mit dem Bärentanz) Jos. Haydn
1 4. 1732—31. 5. 1809
Vivace assai — Allegretto — Henuetto. Trio —
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Nummer 22
Die religiöſe Unterweiſung in
der geiſtigen Kriſis der Gegenwart.
Von D. Matthes.
Es gab eine Zeit, von der wir nicht allzu fern ſind, in der
man meinte, für die religiöſe Erziehung genüge es, die bibliſchen
und Katechismus=Lehrſtoffe den Kindern einzuprägen. Dann
kam die Zeit, in der wir jetzt noch ſtehen, da man dieſe als
„dogmatiſch” bezeichneten Lehrſtoffe geringer ſchätzte und für
mehr oder weniger entbehrlich hielt, weil man meinte, die
Reli=
gion erwachſe allein aus den der menſchlichen Seele eingeborenen
Ideen und Gefühlen: die Zeit des ſogen. Rationalismus und
des Idealismus. So kam es, daß man bislang faſt allgemein
den Religionslehrern der höheren Schulen ſagte, ihre
Hauptauf=
gabe ſei, die Jugend von dem materialiſtiſchen zum idealiſtiſchen
Denken zu führen. Das iſt noch der Hauptinhalt des im Jahre
1911 erſchienenen „Handbuchs für den ev. Religions=Unterricht
erwachſener Schüler” von H. Nichert (Leipzig, Quelle u. Meyer.
352 S.). Wer ſcharf zuſieht, kann feſtſtellen, daß auch in der
religiöſen Unterweiſung der Volksſchulkinder derſelbe Verſuch
gemacht worden iſt, wenn z. B. in 8 1 des mir handſchriftlich
vorliegenden Konfirmandenunterrichts des heſſiſchen Prälaten
Zimmermann in einer den Kindern ohne Zweifel eingeprägten
Definition die Religion als „die Richtung des Gemütes auf das
Ueberſinnliche” beſtimmt wird. (Man beachte, daß in dieſer
Weſensbeſtimmung nicht nur der Name Jeſu, ſondern auch der
Name, Gottes fehlt))”
Lange hat man in dieſer Verbindung von Idealismus und
Chriſtentum einen beſonderen Vorzug geſehen. Dieſe
Verbin=
dung, die auf den Bund zwiſchen der Reformation und dem
Humanismus zurückgeht, hatte ihre große Bedeutung für das
geiſtige Leben des Abendlandes. Aber die neuere
Religions=
geſchichte hat uns den Blick dafür eingeſtellt, in dem Idealismus
eine religiöſe Erſcheinung neben den großen Weltreligionen
zu erkennen. So wird in Lie. Dr. Fricks Schrift über
Reli=
giöſe Strömungen der Gegenwart” (Leipzig, Quelle u. Meher,
1923. 140 S. 3 Mk.) im Platonismus „Die Stunde des
Silber=
blicks” der Religion feſtgeſtellt. Auffallend und unklar iſt
in dieſem Zuſammenhange ſeine Bemerkung: „Der tiefe
Ein=
ſchnitt in deutſche Frömmigkeit — Luther und die Reformation
— kann ſchon wegen der bis heute mächtig nachwirkenden
Zwie=
ſpältigkeit, die er in die Nation gebracht hat, unmöglich (!) jenen
Ruhmestitel für ſich in Anſpruch nehmen.‟ Dagegen aben die
religionsgeſchichtlichen Forſchungen des aus dem Katholizismus
gekommenen Marburger Profeſſors Fr. Heiler, uns in dem
Verſtändnis der Reformation weiter geführt durch ſeinen
vor=
trefflichen Vortrag über „Luthers religionsgeſchichtliche
Bedeu=
tung” (München, Beck; etwa 32 S.) und ſein großes Werk über
„Das Gebet” dadurch, daß er nachweiſt, daß keine der geiſtigen
Religionen dem Platonismus gegenüber ſelbſtändiger iſt als die
reformatoriſche und eben dadurch hoch über dieſem ſteht. Reich
an Inhalt und überraſchenden Feſtſtellungen iſt auch
Lüt=
gerts. Buch „Die Religion des Idealismus und ihr Ende‟
(Bertelsmann, Gütersloh, 1923. 272 S.), in dem der Anſpruch
des Idealismus, Erſatz für die bibliſche und kirchliche Neligion
zu ſein, beleuchtet, ſeine Grundlage in dem antiken Heidentum
mit ſeinem Schönheitskult aufgedeckt und ſeine religiöſe Schwäche
mit vielen Belegen aus Literatur und perſönlichem Leben
nach=
gewieſen wird.
Die Klarheit über die religiöſe Seite der geiſtigen Lage der
Gegenwart war bisher dadurch erſchwert, daß die deutſche
Philo=
ſophie in ihren klaſſiſchen Vertretern Kant, Fichte, Hegel,
Scho=
penhauer mit verhältnismäßig wenigen Ausnahmen idealiſtiſch
gerichtet war und daß ſie ſich zur Richterin über die
konfeſſionel=
len kirchlichen Religionen aufwarf. Aber ſeit dem Ausbau des
beſonderen Zweigs der Religions=Philoſophie iſt die Erkenntnis
bei den Fachleuten Allgemeingut geworden, daß dieſe
Philo=
ſophie ebenſo wenig wie die materialiſtiſch=atheiftiſche unmöglich
als unparteiiſche Richterin von überlegener Warte aus dieſes
Nichteramt über die konfeſſionellen Religionen ausüben darf,
ſondern deshalb, weil ſie ſelbſt Vertreterin ihrer eigenen
Reli=
gioſität iſt, wenn ſie es tut, Richterin in eigener Sache iſt. Eine
vorzügliche Einführung in dieſe Erkenntniſſe gewährt die „
Reli=
gionsphiloſophie” von Scholz (Berlin, Reuther u. Reichard.
2. Auflage 1922. 332 S.). Sie iſt ſchon deshalb wertvoll, weil ſie
den Leſer nicht mit den primitiven Religionen aufhält, ſondern
nur diejenigen Religionen vergleicht, zwiſchen denen wir
Abend=
länder zu wählen haben, die chriſtliche und die idealiſtiſchen
Religionsformen der pantheiſtiſchen und myſtiſchen Art. Er weiſt
nach, daß auch hier religiöſe Erlebniſſe, ja Offenbarungen
vor=
liegen; den Unterſchied beſtimmt er ſo, daß er dort „aprioriſtiſche
Offenbarungen” und ein „freies Offenbarungsbewußtſein”
feſt=
ſtellt, das Chriſtentum aber als Religion mit normiertem
Offen=
barungsbewußtſein bezeichnet, und daß er das Weſentliche in
ihm in dem Eintreten „des Chriſtusereigniſſes” ſieht. Obwohl
Scholz ſich für ſeine Perſon zum reformatoriſchen Chriſtentum
bekennt, unternimmt er es nicht, wiſſenſchaftlich die
Alleinberech=
tigung dieſer ſeiner Religion nachzuweiſen. Wer über dieſe
Schranke, die ſich die Religionsphiloſophen ſelbſt zu ziehen
pfle=
gen, und über das Unbeſriedigende der Ungewißheit
hinaus=
geführt ſein und Antwort haben will auf die große Frage: „Was
iſt Wahrheit”” findet viel in der ungemein reichhaltigen, bei
Mohr in Tübingen erſchienenen Schrift D. F. Kattenbuſchs,
zu der ſein im Jahre 1921 zu Gießen gehaltener Vortrag: „Gott
erleben oder an Gott glauben?” ausgebaut iſt (90 Seiten. 19231
Kattenbuſch orientiert über das in den letzten Jahren in
über=
raſchender Fülle zu dieſer Frage entſtandene Schriſttum; er führt
zu feſten Poſitionen und leuchtet mit klaren Erkenntniſſen in die
Wirrnis der herrſchenden Unklarheiten hinein.
Neuartig iſt, daß in den neueren Unterſuchungen das
Ueber=
ſinnliche jetzt mehr und mehr zurücktritt, daß das
Chriſtuserleb=
nis in das Zentrum des religiöſen Lebens tritt, und daß
Katten=
buſch anſtelle jener unbeſtimmten Myſtik, die in dem eigenen
„Seelengrund” einkehrt, die „Chriſtuskontemplation”, alſo die
Chriſtusandacht, fordert. Da iſt es verſtändlich, daß jetzt die
Reichsdrucke
das sind: Kupferstiche, Radierungen
Holz-
schni te, Gemälde, Aguarelle u. Pastelle alter
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Schriften des im Jahre 1891 verſtorbenen Schweizer Pfarrers
Zündel, des Schülers und Jüngers von Pfarrer Blumhard, neu
entdeckt werden: ſein Buch über, Jeſus” (Kaiſer=Verlag,
Mün=
cher) und ſein Buch. Aus der Apoſtelzeit” (ebenda. 390 S. Neue
Ausgabe 1923. 5 Mk.). Hier wird man eingetaucht in die Fülle
der Chriſtuserlebniſſe, und vieles Unverſtandene und noch nicht
Verſtandene tritt im geheiligten Perſonenleben der Apoſtel faſt
leibhaftig vor die Seele, weil es geſchaut und ein Stück des
empfangenen Chriſtuserlebniſſes geworden iſt, in der Seele eines
Theologen voll ungewöhnlichen Geiſtes. Nicht allein in die
Apoſtelgeſchichte, ſondern auch in die pauliniſchen Briefe als
Zeugniſſe des Chriſtuslebens wird man eingeführt. Daß
Zün=
dels Bücher neu aufgelegt und geleſen werden, daß neuerdings
auch H. Lhotzky in ſeinem Buch. Der Wunderpfarrer” (Lhotzky=
Verlag, 1922, 32 S. 3,50 Mk.) als Verkünder dieſer
Frömmig=
keit auftritt, iſt ein Zeichen der Entwicklung, die ein Kommen
iſt, nicht zum wenigſten in der evangeliſchen Jugendbewegung,
die ſchon an Ausdehnung die freideutſche Jugendbewegung
über=
flügelt hat. Wer ſich dieſem Strom anſchließt, hat die Zukunft
für ſich. Die Zeit iſt vorüber, für die O. Baumgartens Wort
S. 74 ſeines Büchleins über die religiöſe Erziehung im neuen
Deutſchland” (Tübingen, Mohr. 1922. 98 S.) Geltung hatte:
„In einer gewiſſen Verdünnung kommt der Geſamtkultur
das chriſtlich=proteſtantiſche Element zu. In dieſer Verdünnung
ſpricht ſich die wahre religiöſe Situation unſeres Volkes aus,
der die Schule Rechnung tragen muß.” (1) Im übrigen enthält
dieſes Büchlein, das in 4. Auflage ausgeht, viele treffliche
Be=
merkungen über die religiöſe Erziehung, beſonders über die
Volkserziehung, und orientiert gut über die konfeſſionelle, die
Simultanſchule und die weltliche Schule.
Auch auf dem Gebiete der Pſychologie hat die Religion ſich
ihren Platz erobert, und die zuerſt in Amerika durch Starbuck
und James ausgebaute Religionspſychologie hat ihre
frucht=
baren Anregungen für die religiöſe Erziehung gebracht. Jetzt
ſteht es ſo, daß keine Darſtellung des Religionsunterrichts auf
der Höhe ſteht, wenn ſie ſich nicht des Aufbaues auf
pſychologi=
ſcher Grundlage rühmen kann. So hat das große, jetzt in 6.
Auf=
lage erſchienene Werk des im Jahre 1914 gefallenen R. Kabiſch:
„Wie lehren wir Neligion?” den Untertitel: „Verſuch einer
Methodik des ev. Religions=Unterrichts auf
pſychologi=
ſcher Grundlage” (Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht. 1923.
274 S. 5 Mk.). Das Buch gibt im erſten grundlegenden Teil
eine eingehende Darſtellung der Grunderſcheinungen des
Seelen=
lebens im allgemeinen und des religiöſen Lebens des Kindes
im beſonderen. Am wertvollſten und neuartigſten aber ſind,
nachdem ſo lange das Schlagwort umging, daß Religion nicht
lehrbar ſei, ſeine auf Meumanns Pſychologie aufgebauten
Unter=
ſuchungen zu der Theſe, daß Gefühle, auch religiöſe Gefühle,
„übertragbar” ſind. Auf pſychologiſche Erkenntniſſe ſind
auch ſeine Anleitungen zur praktiſchen Erteilung des
Religions=
unterrichts gegründet, in denen Kabiſch und der Herausgeber
der Neuauflage, H. Tögel, den unfruchtbaren Intellektualismus
der bisherigen ewigen Entwicklungsfragen meidend, auf die
Wichtigkeit gefühlsbetonter Darbietung nicht allein bei Erteilung
des bibliſchen Geſchichtsunterrichts, ſondern auch bei der des
Katechismus=Unterrichts hinweiſt und feine Regeln gibt, wie die
Kunſt wirkungskräftiger Darbietung zu lernen ſei. Auch
E. Pfennigsdorfs im Jahre 1921 erſchienene Methodik, die,
antithetiſch gegen Kabiſchs Buch gemeint, den Titel hat: „Wie
lehren wir Evangelium?”, führt einen ähnlichen Untertitel: „Ein
Methodenbuch auf pſychologiſcher Grundlage für die Praxis des
Religionsunterrichts in Schule und Kirche” (Leipzig, A. Deichert.
237 S.). Auch hier iſt ein Teil des Buches der „pſychologiſchen
Grundlegung des Unterrichts im Evangelium” gewidmet; ein
weiterer iſt überſchrieben „Der ev. Religionsunterricht im Lichte
der Kinder= und Jugendpſychologie‟. Am neuartigſten ſind
hierin die Abſchnitte „Die Lebensnot beim Kinde” und „Die
An=
knüpfung an das jugendliche Erlöſungsverlangen”. Am
wichtig=
ſten aber iſt der Abſchnitt „Formale oder pſychologiſche Stufen?”
Hier wird nachgewieſen, daß die bisher im Unterricht, zumal in
dem ſonſt hochverdienſtvollen 10bändigen Unterrichtswerk von
Reukauf=Hehn, meiſtens verwandten Herbart=Zillerſchen
forma=
len Stufen durch die von Pf. empfohlenen „pſychologiſchen
Stu=
fen” zu erſetzen ſind derart, daß auf die „Darbietung” eine „
Be=
wertung”, eine „gewiſſensmäßige Vertiefung” und „ein Aufruf
zur Tat” folgen müſſen; Forderungen, die ſich unbedingt
durch=
ſetzen werden, und neue Bahnen, die beſchritten werden müſſen.
Wertvolle Förderung hat der Religionsunterricht auch von
der Praris der Einführung in literariſche und bildneriſche
Kunſt=
werke entnommen. Man lernte von dort die Einſicht, daß das
Weſentliche des Inhalts die Stimmung iſt, und dazu die Kunſt,
ſolche Stimmung zu erzeugen. In ſeinem Buch „Der neue
Religionsunterricht” Langenſalza, 1922: etwa 300 S.) hat
Niebergall eingehend und lichtvoll dieſe Kunſt beſchrieben
und gezeigt, wie zu erreichen iſt, daß die „Stimmungskräfte‟
der religiöſen Lehrſtoffe mobil werden. Für die praktiſche
Be=
handlung der bibliſchen Geſchichten in dieſer Art haben, angeregt
durch Scharelmann, E. und O. Zurhellen, einen Weg gezeigt in
ihrem Buch. Wie erzählen wir den Kindern die bibliſche
Ge=
ſchichte?” (Tübingen, Mohr. 1913) derart, daß bei ihnen die
bibliſchen Geſchichten zu kleinen Novellen werden. In mehr
ſchulmäßiger Weiſe zeigt, ſich auf Wundts Pſychologie berufend,
Max Paul den Weg in ſeinem Buche „Für Herz und Gemüt der
Kleinen” (Leipzig, Wunderlich. 1911. 207 S. 3 Mk.). Anregend
ſind auch die in den „Bauſteinen für den Religionsunterricht”
gegebenen Einzeldarſtellungen: Krohn: Moſe (43 S.); Krohn;
Amos (40 S.); Meyer: Jeſaja (31 S.): Krohn: Debora
:32 S.), Suſ. Tank: Vätergeſchichte (48 S.), Suſ. Tank:
Jo=
ſephsgeſchichte (35 S.). (Göttingen, Ruprecht.) Sehr empfohlen
wird auch von denen, die ſie benützt haben, Frankhauſer:
„Bibliſche Geſchichte in Sonntagsſchule und
Religionsunter=
richt‟ Das größte neuere Präparationswerk, modern methodiſch
wie inhaltlich, iſt H. Tögels jetzt 4bändiges Werk „Der
Werde=
gang der chriſtlichen Religion”; I. Band: Das Volk der
Reli=
gion” 208 S., geb. 6 Mk. 3. Aufl. 1921. II. Band: „Der Herr
der Menſchheit”, 287 S., geb. 8 Mk. 3. Aufl. 1921. III. Band:
„Die erſten Chriſten” 209 S., geb. 6,40 Mk. 1920. IV. Band:
„Bilder deutſcher Frömmigkeit” 320 S., 10 Mk. 1923. (Verlag
von J. Klinkhardt, Leipzig.) Hier ſind die Ergebniſſe
religions=
geſchichtlicher, bibliſcher und kirchengeſchichtlicher Forſchung zu
harmoniſcher Grundauffaſſung durchdrungen und zu
farben=
ſatten Bildern geſtaltet, ſo daß ſchon das Leſen dieſer Bücher
ein Genuß iſt; ſie ſpannen und laſſen uns nicht los; Freudigkeit
und Begeiſterung können ſie auf den Lehrenden ausſtrömen, der
ſich damit vorbereitet. Es wird ihm auch über gar manche
theo=
legiſche Schwierigkeiten hinweggeholfen dadurch, daß alles zum
greifbaren Bilde wird. Beſonders ſind manche Kapitel der
Kir=
chengeſchichte, die bisher noch ein von den Methodikern wenig
bebautes Feld war, in feiner Schönheit dargeboten. Doch leidet
die Behandlung m. E. an Tögels Grundauffaſſung der Religion,
die nicht ſcharf genug ſcheidet zwiſchen Chriſtusreligion und
Myſtik, Idealismus und reformatoriſcher Frömmigkeit. (Heiler
wäre gewiß nicht einverſtanden mit Tögels Behandlung von
Meiſter Ekkehart und von Goethes Frömmigkeit.)
Am meiſten paßt jenes Vorbild der Methode der Einführung
in Kunſtwerke für die Behandlung des Kirchenlieds. Hierfür
hat Lehmenſicks Buch „Kernlieder der Kirche in
Stim=
mungsbildern”, (Dresden, Bleyl u. Cämmerer) bahnbrechend
gewirkt. Es führte endgültig über die Methode der „Zerklärung”
der Lieder hinaus und gab Vorbilder zur „Einſtimmung” durch
Darbietung gefühlsbetonter, Bilder”. Wem Lehmenſicks
Be=
handlungsart zu phantaſievoll iſt, der greife zu dem 1923 im
Verlag der Konkordia zu Bühl (Baden) erſchienenen, mit vie
Liebe und feinem pädagogiſchen Takt ausgearbeiteten Büchlein
von Lie. Kühner: „Das Kirchenlied im Unterricht”. (108 S.;
Hier werden 58 Kirchenlieder und 11 geiſtliche Lieder erklärt;
aber die Einſtimmung iſt knapper und einfacher, und die
Be=
handlung iſt meiſtens ſo gedacht, daß ſie in weuigen Minuten
zum Beginn der Stunde oder zur Einleitung des Choralgeſangz
geſchieht. Der Wert des Büchleins wird durch die inhaltreiche
methodiſche Einführung und durch mancherlei Winke (z. B. gute
Hinweiſe auf Werke der bildenden Kunſt) erhöht.
Lehmenſick hat ſeine Methode, die man wegen der
phan=
taſievollen, zum Miterleben befähigenden Darbietung als die des
Erlebnisunterrichts bezeichnen kann, auch auf den
Katechismus=
unterricht angewandt in ſeinem zweibändigen Buch „
Anſchau=
licher Katechismusunterricht: Die zehn Gebote”, (I. Bd. 222 S.
3,50 Mk. II. Band 204 S. 380 Mk. Leipzig, Köhler, 1915)
und mit ihm neue Bahnen gewieſen dadurch, daß er durch das
Miterlebenlaſſen die Kinderſeelen zum Gefühl für den Wert
des Guten und zum Abſcheu vor dem Böſen führt, während der
bisher herrſchende Katechismusunterricht bei aller Anſchaulichkeit
mit ſeinen ewigen Entwialungen der Begriffe, z. B. des groben
und feinen Diebſtahls, Freude und Wohlgefallen daran erregen
konnte.
Auch das neueſte pädagögiſche Prinzip, das im Mittelpunkt
der heutigen pädagögiſchen Erörterungen ſteht, das Prinzip der
Arbeitsſchule und der Arbeitsgemeinſchaft, iſt ſchon auf
den Religionsunterricht angewandt worden. Der Führer in
dieſer Beſtrebung iſt O. Eberhard. In ſeinem 1920
erſchie=
nenen Buche „Arbeitsſchule und Religionsunterricht, ein Beitrag
zur Tat= und Lebenserziehung” (Berlin, Union, Deutſche
Ver=
lagsgeſellſchaft 147 S.) gibt er eine gründliche und lichtvolle
Einführung in das Weſen der Arbeitsſchu e und in das Weſen
des Chriſtentums als „Religion der Tat” und zeigt, daß das
Arbeitsſchulprinzip und das Chriſtentum innerlich
zuſammen=
gehören, um dann die Anwendung dieſer neueſten Methodik auf
die Praxis zu zeigen. Aus den an Anregungen reichen
Aus=
führungen ſeien hervorgehoben die Abſchnitte „
Religionsunter=
richt und Handbetätigung”, „Die Technik des ſchaffenden Lernens
als didaktiſches Prinzip”, „Das Spiel” (die ſzeniſche Darſtellung),
„Die Geſtaltung der Anwendung”, „Uebung im guten Handeln”,
„Sozialethiſche Pflege des Klaſſengeiſtes”, „Moralpädagogiſche
Methoden der Willensbildung‟. Die Anwendung der neuen
Ge=
danken auf den Katechismusunterricht hat er in einer beſonderen
Schrift „Der Katechismus als pädagogiſches Problem im Lichte
des Arbeitsſchulgedankens, ein Beitrag zur Theorie und Praxis
der Lebenskunde” (Oſterwieck im Harz, A. W. Zickfeldt, 1923,
1,30 Mk.) gegeben. Mit Recht gilt das Wort: „Feder
Katechis=
musunterricht mit dem ihm eigenen logiſchen und theologiſchen
Apparat' bringt ſich ſelbſt um den Erfolg, das hat das
intellektualiſtiſch=ſcholaſtiſche Verfahren vergangener Zeiten zur
Genüge erwieſen.” „Voreingenommener Pädagogengeiſt hält
ihn ſich vom Leibe mit der billigen Rede von unpſychologiſchem
Nachſprechen, Nachglauben, Nachbeten; ſyſtemhungriges
Theo=
logentum beharrt zäh in den Geleiſen einer dem Weſen des
Lutherbüchleins fremden katechetiſchen Tradition.” „Man laſſe
ſich von dem kundigen Verfaſſer in die Probleme, in die neuen
Methoden und Erfahrungen einführen. An ſeinen beiden
Büchern darf niemand vorübergehen, der ein Urteil über den
Religionsunterricht haben will.
Auch die fortlaufende Orientierung über den Stand der
Fragen des Religionsunterrichts und der religiöſen Erziehung
iſt notwendig. Das findet man in den beiden Fachzeitſchriften,
den „Zeitſchrift für den evangeliſchen Religionsunterricht an
höheren Lehranſtalten”, die ſeit kurzem in den Verlag von
Dieſterweg, Frankfurt a. M., übergegangen iſt, und in den bei
Ruprecht, Göttingen, erſcheinenden „Monatsblättern, für den
evangeliſchen Religionsunterricht”. Aus den letzten Heften der
„Zeitſchrift” ſeien hervorgehoben die Aufſätze von Mahling
über „Die Erziehung zum chriſtlichen Frömmigkeitsideal im
Religionsunterricht” und Braucharts ſchöne Schulandacht
über Albrecht Dürer im erſten Heft und Bruno Meyers Auffatz
über „Johanneiſche Grundbegriffe” Miſſionsdirektor D. Wittes
Aufſatz über „Die beſonderen Aufgaben des Chriſtentums in
Oſtaſien” im zweiten Heft. Aus den Heſten der zugleich der
religiöſen Erziehung in der Volksſchule dienenden „
Monats=
blättern”, der als Korrektiv einer übertriebenen
Arbeitsſchul=
methode bedeutſame Aufſatz von Lic. Hofmann über. Die
reli=
giöſe Selbſtändigkeit der kindlichen und jugendlichen Seele” im
2.,3. Heft, der von M. Fochland über, Religiöſe Unterrichtsſtoffe
außerhalb des Religionsunterrichts” im 4./5. und 6. Heft und
Niebergalls, Religionsp’ychologiſche Analyſe” im 7.,8. Heft.
Be=
ſonders werwoll ſind für den, der in dieſen für den
Neligions=
unterricht ſo kritiſchen Tagen den Gang der Entwickelung,
ins=
beſondere die Erörterungen über den Religionsunterricht in den
Parlamenten und Lehrertagungen, verfolgen muß, die in beiden
Zeitſchriften ſich findenden chronikartigen Berichte. Wer über
den Schulkampf, beſonders den politiſchen Schulkampf und den
Kampf mit den Todfeinden des Religionsunterrichts und die
Er=
folge des neugegründeten und raſch ausgebreiteten
Reichseltern=
bundes, unterrichtet ſein will, muß ſich bei dem Evang.
Preß=
verband in Berlin=Steglitz die dunch die Poſt zu beziehende
„Schulfrage” beſtellen.
Nur auf einige der mancherlei Neuerſcheinungen konnte in
dieſer kurzen Einführung hingewieſen werden. Sie wollte vor
allem zeigen, daß die Fragen des Religions=Unterrichtes und der
religiöſen Erziehung höchſt komplizierte ſind, nicht bloß Fragen
eines eng begrenzten Faches, ſondern, daß ſie mit den tiefſten
Seelenfragen unſerer Zeit zuſammenhängen und daß, wer ein
kompetentes Urteil darüber haben will, auch die
Religions=
geſchichte, die Religionsphiloſophie und Religionspſychologie ver=
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MIK8
B.
folzen muß. Dazu vvollte ſie Anregung geben. Es wäre
wahr=
lich unrech”, wenn die guten Bücher, die in den letzten fünf
Jah=
ren erſchienen und in ihrer Bedeutſamkeit die Literatur des
berangegangenen Jahrzehnts weit überbieten, ohne Auswirkung
blieben. Sie wollte aber auch zeigen, daß derjenige, der zur
religiöſen Gewißheit durchgedrungen iſt, im Zentrum des
Geiſtes=
leb=s ſteht, in dem die Ehriſtusreligion heute weit mehr ſteht
als vor dem Cintritt der großen heutigen Zeitenwende. Sie, die
unter der Vorherrſchaft des auf die Antike zurückgehenden
„Idealismus aus der ihr gebührenden beherrſchenden Stelle
ver=
drängt war, beginnt wieder den ihr gebührenden Platz
einzuneh=
men, und man beginnt zu erlennen, daß, wer ſie verachtet, nicht
auf der geiſtigen Höhe ſteht, ſondern rügſtändig iſt.
Chara teriſtiſch für die geiſtige Wende, in der wir ſtehen, iſt
die in tieſen Tagen erſchienene Schrift von Liebert: „Die
geiſtige Kriſis der Gegenwart” (Berlin, Panverlag. 1923. 300 S.).
Sie weiſt nach, daß die Ideale, an die ſich der Idealismus mit
religiöſer Andacht hält, urſprünglich als unbedingt und normativ
angeſehen worden ſind, daß jetzt aber unter der Vorherrſchaft des
Relativismus — man denke an Einſtein — der Idealismus zu
jedem Widerſtand gegen dieſe geiſtige Welle zu ohnmächtig ſei
und ſich überhaupt in der Auflöſung befindet. Das ſei eben die
für die religiöſe Erziehung ſo verhängnisvolle geiſtige Kriſis der
Gegenwart, daß bisher alle großen Pädagogen „hochgeſtimmte
Idealiſten und unbedingte Normativiſten” waren und es nun
nicht mehr bleiben können — um abzuſchließen mit dem Hinweis
auf die Chriſtusreligion und ſogar auf das bisher von den
Püda=
gogen bis in die Reihen der Religionspädagogen verhorreszierte
ſogenannte „Chriſtusdogma” und mit dem Urteil über die
idealiſtiſche Bhiloſophie, daß ſie „die Kulturmiſſion der
chriſt=
lichen Religion” nicht verſtanden hat: „Es iſt, als ob die
ſpeku=
lative Kraft die Problematik der Religion mehr umſchreibt, als
ſie in voller Entſchiedenheit und Entſchließung anpackt, denn ſie
hat die eigentliche Apriorität der Religion nicht, in aller
Ein=
deutigleit aufgedeckt bzw. ſeſtgehalten. Zu beachten iſt auch, daß
Spranger in ſeiner Schrift „Kultur und Erziehung”
nach=
dem er in ſeinen „Lebensformen” den „religiöſen Menſchen” in
hohem Maße als Myſtiler, d. h. damit eben als Adepten
ideali=
ſt:ſch geſtimmter Religion, denn hier rangiert die Myſtik —
reli=
gionsgeſchichtlich betrachtet — dargeſtellt hat, hier den
funda=
mentalen Unterſchied der Religion Luthers von der der Myſtik
feſtſtellt: Er unterſcheidet die Chriſtusreligion ausdrücklich von
der Religion, die „nur innerlich” bleibt, und er ſagt von Luther:
„Es iſt und bleibt das Weſentliche an Luthers Art, daß er zur
Myſtik neigt und doch nicht in ihr bleiben konnte.” Vom
Chriſtentum ſagt er: „Es iſt von ſeiner Geburt an zugleich
Innerlichkeit und Weltgeſtaltung. Es vollzieht eine harte
Tren=
vung zwiſchen Seele und Welt, aber es will zugleich von der
Seligkeit der Gotteskindſchaft aus das Leben erneuern.”
Dieſe geiſtige Lage, das neu aufgehende Verſtändnis bei den
Vertretern der Philoſophie und Pädagogikk) für die
Chriftus=
religion als Offenbarungs= und Erlöſungsreligion bedeutet,
ge=
rade weil ſie die Situation einer Kriſis iſt, Morgenluft für die
chriſtliche Erziehung. Wer heute ſich an ſeinem beſcheidenen
Teile bemüht, ihr lehrend zu dienen und dafür das Beſte zu geben
und zu leiſten, kann von dem Bewußtſein getragen ſein, daß die
Zahl derer ſehr im Steigen begriffen iſt, die erkannt haben, daß
er damit in der Tat das Beſte leiſtet, was für unſer heute geiſtig
ebenſo wie wirtſchaftlich ſo armes Volk und ſeine Jugend
ge=
ſchehen kann. Die Zeit des Ueberlegenheitsdünkels der Neligion
des Idealismus iſt vorüber.
*) Eine vorzügliche Einführung in die geiſtige Lage durch einen
Thcologen haben wir in Hans von Schuberts Buch „Unſere
religiös=
ſichliche Lage in ihrem geſchichtlichen Zuſammenhang‟. Eine Vorleſung
während Weltkrieg und Revolution (Tübingen, Mohr. 1920. 28 S.).
Sie deckte ſchon damals den Schaden auf, daß die Kirche ſich allzu ſehr
der Bildungsreligion hingegeben hat. Derſelbe Gelehrte hat auch dem
Religionslehrer eine vortreffliche Handreichung gegeben in ſeinem Buch
„Große chriſtliche Perſönlichkeiten”, in dem er zeigt, daß die Geſchichte
nicht als Evolution von Ideen zu verſtehen iſt, ſondern als Erſtehen
großer Perſönlichkeiten und deren Nachwirkung auf die Nachwelt. Etwas
ungemein Tröſtliches liegt in dieſen Nachweiſen für unſere
hoffnungs=
arme Zeit.
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Der Chriſt in der Geſellſchaft. Von Karl Barth. Chriſtian Kaiſer=
Veriag. München.
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„Der Bund”, Nürnberg, Walter Günther Sckreckenbach.
Aus dem Verlag „Der Bund”, Nürnberg, Walter. Günther
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Muh. die Geſchichte einer Kuh. Von Alfred Graf.
Die Stadtreiſe. Von Fr. Schnack.
Die Kirche Gottesgüte. Von Heinrich Höhn.
Hunger. Novelle von Eliſabeth Dauthendey.
Nachtwächter Kronos Von Julius Maria Becker.
Der Sturz auf die Erde. Von Wilh. Lehmann. Friebn, Lintz,
Verlag. Trier.
Emile Zola: Der Zuſammenbruch. Geh. 3.—, geb. 5.— Kurt Wolff,
Verlag.
Emile Zola: Germinal. Geh. 3.—, geb. 5.—. Kurt Wolff, Verlag.
Brechende Kuoſpen. Gedichte von Ludwig Metzger. Verlag der
Jungdeutſchen Bücherſtube, Berlin=Mitte, Fiſcherſtraße 32.
Anfbau Biologiſcher Ahnentafeln. Von Dr. B. Völlick. Peſter
Buch=
druckerei A.=G.
Kurhefſiſche Bilderbogen. Studien zur Kulturgeſchichte des 19. Jahrh.
Von Joachim Kühn. Deutſche Verlagsgeſellſchaft für Politik und
Geſchichte m. b. H., Berlin.
Kriegsſchuldfrage und Außenpolitik. Von Dr. Eugen Fiſcher,
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b) Hch. Blank & Co., Geſellſchaſ
mit beſchränkter Haftung,
Darm=
ſtadt: Auguſt Boiyner und Gottlie
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fchäftsführer ausgeſchieden. — Am 9
Fe=
bruar 1:24: A. Henninger & Co.,
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(188
Maik.
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Amtsgericht Darmſtadt I.
22
Montag, den 18. Februar 1924,läß
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Nummer 48.
Darmſtädter Tagb’att, Sonntag, dau 12. Februtar 1924,
Seite 13
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
49)
(Nachdruck verboten.)
„Halt, Mutter!‟ Er war ihr diesmal zuvorgekommen. „Mein
Eigentum iſt das.‟ Er faßte Väterchens Bild und riß es mitten
durch: „Da! Nun biſt Du der Mühe enthoben!‟ Die Hälften
glitten ihr zu Füßen auf den Boden. Dann wiſchte er mit
bei=
den Händen auch die Goldſtücke vom Tiſch, daß ſie auf der Diele
umherklirrten: „So! Nun kannſt Du in Deiner Mühle ruhig
ſchla=
fen.” Und er lachte wieder, ſo ein ſonderbares Lachen.
Und dann war er gegangen ..
War denn der Junge von Sinnen? Zu Herrn Stettner ging
er, ſein Recht zu ſuchen . . „Hungern und durſten und zerriſſene
Stiefel tragen — aber malen!” tönte es ihr ins Ohr. Und weiter
klangs: Malen! Malen! Malen! aus allen Ecken. Doch es war
niemand im Raum. Sein Schritt war auf der Treppe
verklun=
gen, ſie hatte das genau verfolgt bis zur letzten Stiege und weiter
— weiter — weiter.
Mechaniſch hob ſie die Hälften des Bildes auf und paßte ſie
aneinander, aber der Eindruck war verzerrt durch die leere graue
Linie, die der Riß gezogen — der würde jetzt bleiben auch
zwi=
ſchen ihr und ihrem Jungen, der Erbe war in der Sonnenmühle.
Sonnenmühle? Die Leute hatten recht: „Düſtermöhl” war ſie,
„Düſtermöhl” blieb ſie. Eine Närrin mußte heißen, die ſich an
ein Umſchaffen herangemacht. Merete ließ für ihre
Handlungs=
weiſe Gründe und Gegengründe aufmarſchieren, die kämpften
einen Kampf mit ihrem beſſeren Menſchen, aber der verlor den
Kampf, und da er nichts Beſſeres zu tun bekam, legte er ſich
wieder ſchlafen: Sie meinte es gut mit ihrem Einzigen. Sie
wollte das Beſte!
Und kein Schlafpülverchen hat im Leben ſo gute Wirkung
getan, wie das Bewußtſein, es gut gemeint und das Beſte
ge=
wollt zu haben. Daß man das Schlechte getan, kommt dagegen
gar nicht in Betracht
Der Frühſtückstiſch wurde abgeräumt, der Mittagstiſch
ge=
derkt, und Malchen mußte abermals allein eſſen. Hans Peter
erſchien nicht, und ſeine Mutter ließ ſich ein Weniges aufs
Zim=
mer bringen — ſie hätte Kopfſchmerzen, ſagte ſie; daß ſie
Herz=
ſchmerzen hatte, ſagte ſie nicht.
Am Fenſter ſaß Merete in dem großen Stuhl, in dem Ottchen
geſeſſen. Ottchen und Euchen! Beide lagen nun draußen. Es
war immer ſo friedlich auf dem kleinen Gottesacker. Ob ſie
hin=
wandern ſollte? Ein Vaterunſer beten an den Gräbern? Aber
was wollte ſie bei den Toten? Der Lebendige konnte ja
zurück=
kommen und die Mutter nicht finden, die er vielleicht brauchte, in
deren Schoß er vielleicht den Kopf bergen wollte! Ob ſie ihn
nicht hätte fortlaſſen ſollen? Guter Gott, einen Menſchen ſeines
Alters konnte man boch nicht mehr in die Schrankkammer ſperren
oder ſonſtwie mit Gewalt an ſich feſſeln. Wo er nur ſein mochte?
Je länger er ausblieb, deſto unruhiger wurde ſie. Ihr Blick flog
unftet über die Haide — dort — das war er! Doch der dunkle
Punkt bewegte ſich nicht — — ein Holderbuſch hatte ſie getäuſcht.
Jeder Schritt auf der Treppe machte ihr Herzklopfen, — ſie
war=
tete — wartete —
Hätte ſie ihn geſehen, wie er zur Holderruh ſtürmte! Wie
er die Glodke zog! Wie er mit bebender Hand klopfte und
aber=
mals klopfte. Dann gegen die Pforte ſtieß und ſtampfte. Da war
niemand zu Haus. Alles lag ſtill wie ausgeſtorben, nur der
Quellbrunnen tropfte in den Stein. Hans Peter ſah dem eine
Weile zu, dann ging er und legte ſich ins Haidekraut, lag und
ging dann wieder, um zu klopfen, zu ſtoßen, zu ſtampfen. Kein
Laut, kein Regen hinter der Mauer. Nie war’s ihm hier ſo
ein=
ſam vorgekommen, ſo troſtlos. Einmal vermeinte der Ungeſtüme
ſchlurfende Schritte zu hören, als ob ein Kranker, Totmüder
da=
her käme — er lauſchte, äugte durch die Pfortenritzen — nichts,
er mußte ſich geirrt haben. Ach, wär doch Hilde dageweſen! Hilde
— Hilde — Blondi!
Der Flüchtling fühlte es heiß in ſich aufſteigen, warf ſich
ins Kraut und rief den lieben Namen der kleinen Jungfrau in
die Erde hinein. War er eingeſchlafen? Blondi ſtand neben ihm:
„Weine doch nicht”, ſagte ihre Stimme, ſie legte ihm ihre runden
Kindesarme um den Hals und wiſchte ihm mit ihrem Aermel die
Tränen ab. „Kleiner Malmann, kleiner Malmann” — — Und
dann küßte ſie ihn — mitten auf den Mund.
Hans Peter fuhr auf. Wirklich, er hatte geſchlafen, und
ge=
träumt dazu. Ihm war, als fühle er noch Hildes Lippen weich
und kühl, wie Blumen. Und nochmals ſprang er zum Holderhaus.
Manchmal hatte Herr Stettner ein Zettelchen in der
Mauer=
ritze gelaſſen, heute war nichts da. In der Ferne ſchlug eine
Dorfuhr, Peterle hörte Glockenläuten, das kam von Wöllmen
herüber. Wie feierlich es klang! „Ich bin allein auf weiter Flur”
— aber im Grunde hatte er nur den einen Gedanken, was er
be=
ginnen ſollte.
Hungern hatte er wollen und durſten und mit zerriſſenen
Stiefeln gehen — und dann gleich wiederkommen, ſich demütigen
und alles zugeben, was man von ihm verlangte — nein, das
durfte er nicht. Das ging nicht an. Er war kein Junge mehr
Er lag bei einem Graben, daraus riefen die Unken, immer zwei
zuſammen und eine dazwiſchen. Er ſchob ſich an den Rand und
ſah zu, wie am Kopf der Tiere die Luftblaſen aufſtiegen bei dem
jämmerlichen Laut. Es mußten noch Junge ſein. Große gelbe
Mäuler hatten ſie, ihre Körperchen waren mit Warzen bedeckt
und die Pfoten ziemlich breit; ſie ſpreizten ihre langen feinen
Zehen und ſtießen vergnüglich um ſich. Als Hans Peter ſich
tie=
fer bückte, entſtand ein kleines Geräuſch — da ſtarrten ſie mit
den Aeuglein, die ſo fein waren wie Stecknadelſpitzen, gerade zu
ihm hin, und das Rufen hörte auf — blitzgeſchwind ſchoſſen ſie
in den Grund.
Wenn ich doch eine Unke wäre! dachte Hans Peter, dann
würde ich auch ſo in den Grund ſchießen. Ach Gott, ich wollt, ich
wäre tot. Er dämmerte vor ſich hin; trugen ihn nicht glänzende
Aetherwellen durch weiten Raum?. War er nicht in allem, was
Da=Sein hieß? Einer kleinen beweglichen Unke gleich ſtieß er im
Leichten rundum und fühlte ſich von etwas erfüllt, das größer
als er ſelber war: Sehnſucht! Und plötzlich ſchoß er, — ſchoß tief,
tief hinunter — hinein in einen dunklen blutwarmen Grund —
Eine Weile lag er in ſich zuſammengekrochen, verdämmert;
wo war der Glanz geſonderten Bewußtſeins geblieben und die
Lebendigkeit der Seele? Hatte er ſie ſchon in einem blutwarmen
Leibe getragen? Oder war er nur aus einer ſchönen Helle in
äußerſte Finſternis gefallen? Er ſtöhnte: „Wenn ich tot wäre,
Mutter würde mich nicht vermiſſen. Sie hat den Hof und die
vielen Schweine und Hühner, die Gänſe und Enten. Sie freut
ſich mehr über ihre Pferde und Kühe als über mich.” Verkauft
und verraten kam er ſich vor. Peterle ſann zurück in die Zeit, da
er klein geweſen, vieles wußte er noch, noch lagen die
Liebkoſun=
gen der Mutter über ihm. Das war lieblich und heiter geweſen,
aber jetzt . . .?. Wozu lebte man eigentlich, wenn man doch nicht
ſchaffen durfte, wie man wollte . . .? Wenn ich jetzt in einen
Kolk falle und ſteil die Arme überwärts halte, ginge ich bald
unter, dachte er. „Ob dann wenigſtens Hilde traurig wäre?”
Malchen? Darauf kam es weniger an. Die war derzeit zu
Hauſe geweſen, und er hatte ſich nicht im geringſten nach ihr
ge=
bangt. Als ſie dann wiederkam und die Agnes eine ſchlimme
Stiefmutter ſchalt, war ihm das einerlei geweſen, und wenn ſie
jetzt in eine Schweizer Penſion ſollte, hatte er auch nichts dagegen.
Eigentlich mochte er die Kleine nicht leiden! Sie verſtand ſich
bei der Mutter in ein gutes Licht zu ſetzen, ſchmeichelte und
ſchwänzelte bei ihm herum und wußte immer zu ſagen, was gern
gehört wurde. Und die Mutter mochte das! Die konnte ſich ja
auch von dem Malchen tröſten laſſen. — In dieſem Augenblick
haßte er das Mädchen, die Mutter, die ganze Welt. Nur Hilde
nicht. Und Kläschen. Kläschen, der die drei Kleeblüten
aufge=
geſſen hatte! Ob er das auch verſuchen ſollte? Vielleicht war’s
ebenſogut für den Hunger.
Hans Peter ſtieß einen Laut aus, kläglich wie die Unken im
Waſſergraben.
Und ob ihn keiner zu Hauſe vermißte?
Den ganzen Tag war er nicht zum Eſſen gekommen. Gegen
den Durſt hatte er ſich mit der hohlen Hand ein wenig Waſſer
ge=
ſchöpft aus der Steinmulde beim Holderhaus. Aber für den
Hunger! Hätte er jetzt nur ein recht großes Butterbrot gehabt,
mit der guten Mettwurſt belegt, die die Mutter ſo vortrefflich zu
bereiten verſtand — ſo eine Wurſt war nicht übel. Und die
But=
ter! Keine ſchmeckte ſo rein wie die vom Sonnenhof. Das alles
ſchaffte die Mutter. War das etwa keine Kunſt? Was wäre der
Hof geweſen ohne ſie? Jedermann ſah das ein — nur er — er
wog es auf der Hand und ſchob’s beiſeite . ..
So dachte der arme Burſch hin und her und wußte nicht
aus noch ein. Wenn doch jetzt etwas käme und ihn mitnähn
Antje glaubte an Geiſter, an Schatten, einerlei. Nur heraus!
Dieſe unerträgliche Stille wurde zuviel für ihn. Er ſchrak auf
und hörte ſich ſelber weinen.
Aber dort! Kam da nicht etwas durch die Haide gewandelt
— mitten durchs Kraut? Erſt war’s ein ſchwarzer Punkt, der ſich
bewegte, dann wurde es eine breite hutzliche Geſtalt, die
ſchlen=
kerte mit langen Armen und ſah aus, als ob ſie keinen Kopf hätte.
Ab und zu blieb die Erſcheinung ſtehen, horchend, wie es den
Anſchein hatte, oder rufend; dann reckte ſich jedesmal ein
Häupt=
lein heraus, als gäb’s irgendwo etwas zu ſehen, was
außer=
ordentlich bemerkenswert ſei. Peterle wußte Beſcheid.
„Dunnerklaas!” rief er, aufſtürzend, dem Hutzelmann
ent=
gegen und lief, ſprang, rannte ſchließlich in ein paar Arme
hin=
ein, die ihn aufgriffen und feſthielten — ſo feſt. (Fortſ. folgt.)
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17. Februar 1924 Nr. 48
Wirtſchaftliche Rundſchau.
—Geſchäftsbedingungen der Reichsbank. Für offene
Depots bei dem Kontor für Wertpap ere in Berlin, S.W. 19, ſind neue
Gebühren in Kraft getreten, ebenſo für Mündeldepots bei den
Reichsbank=
anſtalten, worauf wir hinzuweiſen nicht verfehlen.
— Unzuträglichkeiten im Durchgangsverkehr
be=
handeln nach einem in der Handelskammer München erſtatteten Referat
die „M. N. N.” Geklagt wird über ſchlechte Verbindung über
Mün=
chen-Kufſtein, Brünn-Pag—Schwandorf—Munchen, Lindau, über
Simbach (wo Tagesſchnellzug Mannhe m—München—Wien zu ſchaffen
iſt), nach Mannheim und Pfalz, Schweiz (einzige Verbindung München
ab 7.55 vorm.!), Frankfurt a. M. (nur 2 Schnellzüge zurzeit 8.10 vorm.
und 11.00 nachts), über ſchlechte Reiſeverbindung über den Brenner.
De Verbindung München—Mailand via Zürich iſt ſchlechter als die
Ver=
bindung Stuttgart—Mailand via Zürich. Die geſetzlich berufenen
gut=
achtlichen Vertretungskörper (Reichseiſenbahnrat und
Landeseiſenbahn=
rat) wurden kaum noch gehört. Die Beiräte müſſen zu einer Zeit berufen
werden, wo ſie noch einen Einfluß auf die Fahrplangeſtaltung ausüben
können. Es muß im Reichsciſenbahmat ein eigener
Fahrplanausſchuf=
gebildet werden, in dem eine Anzahl beſonders ſachkundiger
Perſönlich=
keiten aus den Mitgliedern des Reichseiſenbahnrats zu berufen wäre
Auch ſachverſtändige Kaufleute müßten dabei gehört werden. Die vom
Refexenten Direktor Schulz unterbreiteten Anträge fanden einſtimmige
Annahme.
— Die neue Börſenſteuer. Eingeführt ſind eine
Börſen=
beſuchs= und eine Börſenzulaſſungsſteuer. Als
Grund=
betrag, der Beſuchsſteuer wird feſtgeſetzt: bei der Wertpapierbörſe in
Balin für jeden ſelbſtändigen Börſenbeſucher vierteljährlich 180 Mk.,
für jeden Angeſtellten 45 Mk., in Frankfurt a. M. und Hamburg 120
Mk. bezw. 30 Mk., bei den übrigen Wertpapierbörſen 100 Mk. bezw.
25 Mk. Die Reichsregierung iſt ermächtigt, dieſe Sätze unter
Zuſrim=
mung des Reichsrats zu erhöhen, oder zu ermäß’gen. Die
Börſenzulaſ=
ſungsſteuer beträgt in Berlin für jeden zugelaſſenen Börſenbeſucher 5000
G.=Mk., für jeden Angeſtellten 500 G.=Mk. (Vorſchlag der Reichsregierung
10000 G.=Mk. bezw. 1000 G.=Mk). Bei den übrigen Börſen b=trägt die
Zulaſſungsſteuer die Hälfte der genannten Beträge. Die Steuern ſind
den Ländern überwieſen (vgl. 3. Steuernotverordnung). Die
Verord=
nung tritt für die Beſuchsſteuer mit 1. Januar 1924, im übrigen mit
15. Februar in Kraft.
w. Eine Entſcheidung über die Zinſeszinsfrage.
Das Landgericht I, 27. Zivilkammer, hat letzter Tage in Sachen der
Zinſeszinsfrage ein Urteil gefällt, das, wie uns aus Bankkreiſen
mitge=
teilt wid, geeignet iſt, für die nachfolgenden Prozeſſe als Leitſtern zu
dienen. In dem Urteil wird die Berechtigung des Bankiers zur
Berech=
nung von Zinſeszinſen grundſätzlich anerkannt. Der Kunde hatte, wie
das in faſt allen Fällen geſchehen iſt, beim Kauf der Effekten, deren
Ge=
genwert er ſchuldig gebl eben iſt, bemeikt, daß hohe Zinſen keine Rolle
ſpielten, da ja durch die Kursentwickelung dieſe bald wieder eingeholt
würden. Das Urteil ſagt ausdrücklich, daß der Kunde bei der
fortſchrei=
tenden Entwertung der Mark mit der Berechnung ſehr hoher Znsſätze
rechnen mußte, und daß ſomit in den täglich belaſteten Zinſen auch das
Riſiko der Entwertung enthalten ſein durfte. Der Bankier hat durch
Vorlage ſeiner Bücher glaubhaft dargelegt, daß er ſelbſt ſich tägliches
Geld von Geldgabein zu hohen Zinsſätzen beſchaffen mußte. Somit war
er jedenfalls berechtigt, die gezahlten Zinſen von dem Kommittenten
zu=
rückzuverlangen, der darüber hinausgehende höhere Zinsſatz iſt als
Ge=
ſchäftsverdienſt zu betrachten. Es ſei vollkommen gleichgültig, wenn
Großbanken niedrigere Sätze angerechnet hatten.
* Die Beckergruppe und das Kohlenſyndikat. Aus
dem Induſtriegebiet wird uns berichtet: Zu den Bergwerksgeſellſchaften,
welche neben der Zeche de Wendel, dem inzwiſchen an de Wendel
über=
gegangenen Steinkohlenbergwerk „Friedrich Heinrich” und der
Berg=
wertsgeſellſchaft „Dahlbuſch” der neuen Vertriebs= und
Verkaufsvereini=
gung für Ruhrkohle nicht beigetreten ſind, gehören nach
Informatio=
nen auch die beiden, die Steinkohlenbergwerke „Becker A.G.” umfaſſende
Kohlenzeche „Präſident” in Bochum (die ehemalige Bochumer
Berg=
werks A. G.) und die Herbeder Steinkohlenbergwerke. Den übrigen an
der Erneuerung beteiligten Zechen war die ablehnende Haltung der
Beckergruppe ſeit langem bekannt, und man wußte, daß der Widerſtand
von dorther nur ſchwer zu überwinden ſei. Mit dem Beitritt der
Bek=
kerzechen iſt deshalb von vornherein nicht gerechnet worden. Die Gründe,
welche die Beckerzechen zu ihrer ablehnenden Haltung veranlaßt haben,
liegen auf der Hand. Seit mehreren Jahren beſteht wegen des von
Becker mit der Schweiz abgeſchloſſenen Kohlenlieferungsvertrags
zwi=
ſchen der Zeche und dem Syndikat eine ernſthafte
Meinungsverſchieden=
heit, die ſchließlich im vorigen Jahre dazu führte, daß das Syndikat im
Gegenſatz zur Reichsregierung den Vertrag für nichtig erklärte, ohne
daß dadurch an der Ausführung der Vereinbarung zwiſchen Beckerkohle
und der Schweiz etwas geändert worden iſt. Eine zweite
Meinungs=
derſchiedenheit lag in der Hüttenzechenfrage, da man dem
Stahlwerk Becker die Hüttenzecheneigenſchaft in Verbindung mit
Stein=
kohle=Becker nicht zubilligen wollte. Die Erwerbung der
Zeche „Präſident” und der Ausbau der „Herbeder
Steinkohlenberg=
werke” erfolgte ſeinerzeit in der Hauptſache, um für die
Stahl=
werksanlagen und das inzwiſchen in Betrieb genommene
Hoch=
ofenwerk eine eigene Kohlen=Baſis zu ſchaffen. Die Anträge,
die Hüttenzecheneigenſchaft im Sinne des umlagefreien
Selbſt=
verbrauchs, den beiden Bergwerken zuzuerkennen, ſind regelmäßig
ab=
gelehnt worden, wobei in wenig ſchöner Weiſe auch die alten Gegenſätze
aufgerollt worden ſind, die zwiſchen dem Generaldirektor Becker und
den anderen Induſtriellen des Weſtens ſeit langem beſtehen. Wenn die
Steinkohlenbergwerke Becker jetzt außerhalb des Syndikats ſtehen, ſo
bringt das nach Auffaſſung, die man in Kreiſen der Geſellſchaft ſelbſt
über dieſen Zuſtand empfindet, mit ſich, daß ſie ſich ſowohl hinſichtlich
der weiteren Erfüllung des ſchweizeriſchen Kohlenlieferungsvertrages
vollſtändig unabhängig bewegen kann, daß ſie weiter die Verſorgung
ihrer Werke mit Kohlen aus eigenen Zechen nach Wunſch vorzunehmen
in der Lage iſt, und daß ſie ferner mit der überſchüſſigen Kohle am
Markte ſo zu offerieren in der Lage iſt, wie es den Anforderungen des
Geſamtkonzerns entſpricht.
Aus Geſchäftsberichten.
* Geſchäftsbericht der A. E. G. Die A.E.G. legt den
Be=
richt für zwei Geſchäftsjahre für das Jahr vom 1. Juli 1922 bis
30. Juni 1923 und für das Zwiſchengeſchäftsjahr vom 1. Juli 1923 bis
30. September 1923 vor. Aus dem Bericht, der intereſſante Verſionen
enthält, find folgende Mitteilungen von beſonderem Intereſſe: Rege
war die Nachfrage nach Fabrikaten der Apparatefabriken, insbeſondere
nach Zähl= und Schreibmaſchinen. Wir hatten deshalb in Gemeinſchaft
mit der Deutſche Werke A. G. die A. E.G.=Deutſche Werke A. G.
gegrün=
det und unſere Schreibmaſchinenfabrikation mit der der Deutſchen
Werke A.G. in Erfurt vereinigt. In Oberſchöneweide war der
Auf=
tragseingang nach Kabeln für den Inlandsbedarf zurückgegangen, da
die deutſchen Elektrizitätswerke den Ausbau ihrer Netze einſchränken
mußten. Die Beſchäftigung in Hochſpannungskabeln für das Ausland
war zufriedenſtellend. Die Lokomotivfabrik hat ihre Fabrikation wieder
für den Bau von Dampf= und elektriſchen Lokomotiven eingeſtellt. Die
großen Maſchinenfabriken waren während des ganzen Jahres voll
be=
ſchäftigt, dagegen iſt der Auftragseingaug der Bahnfabriken
unzurei=
chend geweſen. Die Entwicklung der Turbinenfabrik kann als ſtetig und
ihre Beſchäftigung als befriedigend bezeichnet werden. Ueber die
Unter=
nehmungen, an denen die 2..E.G. beteiligt iſt, liegen ebenfalls günſtige
Aeußerungen vor. Allerdings wird feſtgeſtellt, daß das
Straßenbahn=
geſchaft weiter zurückgegangen iſt.
Erwerbsgeſellſchaften.
— Konkurseröffnung über die Firma Matthäus
Silperius Rimmelspacher in Muggenſturm bei
Ra=
ſtatt. Wie wir hören, iſt über die Firma Matthäus Silverius
Rim=
melspacher in Muggenſturm bei Raſtatt Konkurs eröffnet worden. Zum
Konkursverwalter wurde Rechtsanwalt Roth in Raſtatt ernannt. Die
zahlungsunfähig gewordene Firma betrieb urſprünglich ein mittleres
Kolonialgeſchäft und eine kleine Brennerei. Vor einigen Jahren hat ſie
ſich dem Mehlgroßhandel zugewandt und iſt in der Inflationszeit gaoße
Kontrakte eingegangen. Da es dem Inhaber jedoch an der nötigen
Er=
fahrung auf dieſem Spezialgebiet fehlte, war er bei dem einſetzenden
Rückgang der Preiſe auf dem Mehlmarkt nicht in der Lage, ſeine
kon=
waktlichen Verpflichtungen abzuwickeln. Wie verlautet, iſt der
Maun=
heimer Großhandel an dieſen Kontrakten kaum beteiligt, da er der Firma
gegenüber ſchon ſeit einiger Zeit Zurückhaltung übte. Inwieweit
ſüd=
deutſche norddeutſche oder ausländiſche Firmen an den Kontrakten
be=
teiligt ſind, entzieht ſich ebenſo der Kenntnis, wie vorläufig auch die
Höhe der Verpflichtungen ziffernmäßig nicht bekannt iſt. Nach dem
Gerichtsblatt iſt die Firma S. Rhonheimer in Merch ngen,
Zweignieder=
laſſung Mannheim, auf Grund der Börſenbeſtimmungen von dem
Bör=
ſenbeſuch ausgeſchloſſen worden.
— Die Uhrgläſerwerke deutſcher Uhrmacher e. G.
m. b. H. in Teuchern (Bez. Halle) haben ſich mit der Deutſchen
Präziſions=Uhrenfabrik=Glashütte (Sa.) e. G. m. b. H. in
Glas=
hütte (Sa.) unter der Firma Deutſche Präziſions=Uhrenfabrik=Glashütte
(Sa.) verſchmolzen,
* Elite=Wagen A.=G., Berlin. Die G.=V. genehmigte die
Regularien und ermächt gte den Aufſichtsrat und Vorſtand, die
Ver=
mögenswerte der Geſellſchaft teilweiſe in Selbſtverſicherung zu nehmen.
Auf Anfrage aus Kreiſen der Aktionäre teilte der Vorſitzende mit, daf
die Ausſichten des laufenden Geſchäftsjahres im allgeme nen günſtig ſeien.
Allerdings habe infolge von Nachrichten, daß die Einfuhr ausländiſcher
Wagen geſtattet werde, zurzeit eine gewiſſe Zurückhaltung Platz
gegrif=
fen. Die Geſellſchaft glaubt jedoch, daß ſie ſehr wohl im Stande ſei,
wenn auch das Einfuhrv rbot aufgehoben würde, abgeſehen von den zu
erwartenden Zöllen, mit den ausländiſchen Fabrikaten zu konkurrieren.
insbeſondere was ihre elektriſchen Wagen betreffe. Ueber die Bilanz=
Umſt llung könnte noch keine nähere Mitteilung gemacht werden. Man
will zunächſt die Ausführungsbeſtimmung der Verordnung abwarten.
Sicher ſei jedoch, daß die Geſellſchaft gezwungen iſt, ihr derzeitiges
Akt enkapital von 85 Mill. zuſammenzulegen.
Verſicherungsweſen.
* Gewerkſchaft Graf Bismarck. Die a.v. Gewerken=
Ver=
ſammlung beſchloß, den Vorſtand zur Aufnahme einer oder mehrerer
An=
leihen bis zur Geſamthöhe von 10 Mill. Goldmark zu ermchtigen und
dagegen das unbewegliche Vermögen, insbeſondere das
Bergwerkseigen=
tum bis zur genannten Höhe zu verpfänden. Zur Begründung verwies
der Vorſitzende von Cahlen, Düſſeldorf, auf den dauernd großen und
wachſenden Geldbedarf der Induſtrie, beſonders der rheiniſchen
Unter=
nehmungen. Letztere müßten die rückſtändigen Kohlenſteuern bezahlen,
Graf Bismarck z. B. in Höhe von 360 000 8. Hiervon ſei eine Rate in
bar abgetragen, der Reſt in monatlichen Wechſeln der Micum übergeben.
Zur Einlöſung dieſer Wechſel müßten in erſter Linie Mittel bereit geſtellt
werden. Weiter gehen 7 Prozent der Kohlenförderung zu
Wiederher=
ſtellungszwecken an die Micum ab. Benzol muß ohne jegliche Bezahlung
gelieſert werden. Die Förderung ſei mit 10 Frs. pro Tonne im voraus
belaſtet. Aus all dieſem leitet ſich der Geldberdarf der Geſellſchaft her.
Die Begebung der Anleihe ſoll zunächſt nicht durchgeführt werden,
ſon=
dern nur vorſorglich die Möglichkeit dazu geſchaffen werden. Je nach der
Börſen= und Geldmarktlage wird man die Beſchaffung von
Betriebsmit=
teln im Wege der Zub ſe, Wertpapierveräußerung oder Begebung der
Anleihe am offenen Markt vornehmen. Die Einzelheiten der Begebung
auf die man möglicherweiſe überhaupt wird verzichten können, ſtehen noch
nicht feſt. Irgend welche beſonderen Bedingungen mit naheſtehenden
Gruppen ſeien damit nicht verknüpft. Der im Vorjahr geſchloſſene
Ver=
trag zwiſchen Graf Bismarck und der Deutſchen Erdöl=A.=G. hat ſich nach
Meldung der Kölner Zeitung durch die Stillegung von Graf Bismarck
bisher nur beſchränkt auswirken können, insbeſondere was die
Stein=
kohlen=Verſchwelung betrifft. Jedoch hofft man, vielleicht ſchon in den
nächſten Wochen die Schwelanlagen wieder in Betrieb. bringen zu
kön=
nen. Dagegen hat die D.E.A. durch die vereinbarten Benzol=Lieferungen
die gewünſchten Vorteile erlangt.
— Die Geldbewegung bei der Reichshauptkaſſe.
Dem Ausweis über die Geldbewegung bei der Reichshauptkaſſe vom 1.
bis 10. Februar ſtehen den Einzahlungen in Höhe von 79,5 Millionen
Goldmark Auszahlungen im Betrage von 113,4 Millionen Goldmark
gegenüber. Der Zuſchußbedarf beträgt mithin etwa 34 Millionen Gmk.
Die Einzahlungen ſind gegenüber der Vordekade zurückgeblieben, weil
in der erſten Februardekade keine größeren Steuerzahlungen fällig
waren. Andererſeits ſind aber auch die Ausgaben von 199 auf 113
Millionen Goldmark zurückgegangen und bleiben damit unter dem
Durchſchnitt der drei Januardekaden.
Die Wirtſchaft des Auslandes.
— Deutſch=tſchechiſches Abkommen. Halbamtlich wird
gemeldet: Die Beſprechungen zwiſchen der deutſchen und der
tſchecho=
ſlowakiſchen Regierung über die Regelung einiger ſchwebender
Wirt=
ſchaftsfragen ſind am Feitag zum Abſchluß gelangt. Das darüber auf
genommene Protokoll iſt von dem Vorſitzenden der deutſchen Delegation,
Miniſteriald rektor im Auswärtigen Amt von Stockhammer und dem
Vorſitzenden der tſchechoſlowakiſchen Delegation Legationsrat Dr. Jbl,
unter zeichnet worden.
— Teuerung in Frankreich. Der neuerliche Frankenſturz
und der fortſchreitende Ausverkauf zahlreicher franzöſiſcher Waren iſt
die Urfache einer immer größer werdenden Erregung. In St. Pol de Lyon
iſt es nach dem Echo de Paris anläßlich des Aufkaufes großer
Blumen=
kohlmengen zu hohen Preiſen zu Manifeſtationen gekommen, die dielfach
antideutſchen Charakter trugen. Es wird behauptet, zahlreiche deutſche
Aufkäufer ſeien die Urſache der immer größer werdenden Teuerung.
* Der Außenhandel der Vereinigten Staaten im
Jahre 1923. Die Außenhandelsbilanz der Vereinigten Staaten für
1923 ſchließt mit einem Ausfuhrüberſchuß von 375 948 917 Dollars ab
gegen einen Ueberſchuß von 719 030 636 im Kalenderjahre 1922. Daß
im letzten Jahre noch ein ſo ſtarker Ausfuhrüberſchuß zuſtande
gekom=
men iſt, trotzdem durch mehrere Monate hindurch die Bilanz paſſiv
geweſen war, iſt zum großen Teil auf die ſtarke Ausfuhr, beſonders von
Baumwolle, in den Monaten November und Dezember zurückzuführen.
Im Dezember ſtieg die Ausfuhr auf 425 Mill. Doll. ihrem Werte nach
(bei einer gleichzeitigen Einfuhr im Werte von 285 Mill. Doll.), und
war damit größer als in jedem anderen Monat ſeit Februar 1921. Die
Ausfuhr des geſamten Jahres hatte einen Wert von 4 164 831 132 Doll.,
die gleichzeitige Einfuhr einen ſolchen von 3 788 882 215 Doll. Die
Ein=
fuhr von Gold belief ſich für das Kalenderjahr auf 322 715 812 Doll.
(im Monat Dezember allein auf 32 641 226 Doll. bei einer Ausfuhr im
Dezember von 711 529 Doll. Gold) gegen 275 169 785 Doll. im Jahre
1922 und 891 248 297 Doll. im Jahre 1921, bei einer relativ geringen
Goldausfuhr der Vereinigten Staaten von 28 643 417 Doll. im Jahre
1923, 36 874 894 Doll. im Jahre 1922 und 23 891 377 Doll. im Jahre
1921. Die Einfuhr von Silber belief ſich für 1923 auf 74 453 530
Dollars bei einer gleichzeitigen Ausfuhr von 72 468 789 Dollars.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkten. Die Haltung des Produktenmarktes in der verfloſſenen
Woche muß als ungleichmäßig bezeichnet werden. Zu Wochenbeginn
zeigte ſich zwar Zurückhaltung, aber noch eine feſte Unterſtrömung in
den Preiſen, die ihre Stütze in der Hauptſache von den Vorgängen
am Deviſenmarkt bezog, an dem ſtarker Kaufbegehr kleinſte
Zutei=
lungen zur Folge hatte, was die Verkäufer vorſichtiger machte und die
Mühlen kaufgeneigter. Trotzdem ging man nicht aus einer gewiſſen
Zurückhaltung heraus, die der weitere Wochenverlauf auch als
berech=
tigt erwvies. Eine Ausnahme machte Braugerſte, für die in guten
Be=
ſchaffenheiten ſtärkere Nachfrage auftrat, die ſowohl von den
Brauereien, als auch von den Malzfabriken ausging. Einer
durch=
greifenden Beſſerung der Brotgetreidepreiſe ſtand dagegen die
Abnei=
gung der Großmühlen entgegen, ſich auf umfangreiche Käufe
feſtzu=
legen, ſo lange der Mehlabſatz ſo ſtark zu wünſchen übrig läßt wie
augenblicklich. Das Ausland bot u. a. an: Weizen, Manitoba I,
Do=
minion, rheinſchwimmend, zu Fl. 12,85 cif. Mannheim, Manitoba III,
Dominion, rheinſchwimmend, zu Fl. 12,55 eif. Mannheim, Manitoba I,
auf Febr.ſerſte Hälfte Märzabladung Fl. 12,90 eif. Rotterdam;
79 Kilogramm je Hektoliter ſchwerer Roſario in „Rotterdam fällig,
Fl. 12,40 cif. Mannheim Kaſſe bei Ankunft. Ruſſiſcher Roggen wurde
zum Teil von den Verkäufern zurückgekauft und zog an. Man
ver=
langte für 75/76 Kilo=Ware, rheinſchwimmend Fl. 10.20—10,25 eif,
Mannheim, für ruſſiſche Gerſte, 61/63 Kilo ſchwer, mit 3 Proz. Beſatz,
Febr. /März=Abladung, wurden Fl. 10,85 cif. Mannheim verlangt,
al=
les je 100 Kilo. Die inländiſchen Forderungen vergleichen ſich mit
je=
nen der Vorwoche wie folgt: Roggen 17,25 Mk. (Vorwoche 16,5—
16,75), Weizen 19—19,5 (18,25—19,25), Braugerſte 19—20,5 (18,5—
19,5), Hafer 14,75—15,25 (14,25—14,75), Mais 18,75—19 (18,25—18,75)
Mais wurde vielfach für Brennereizwecke verlangt. Für Hafer fehlt
der Abfatz an die Proviantämter, die früher namentlich für Elſaß=
Loth=
ringen große Mengen aus der Südweſtecke des Kreiſes aufkauften.
Zu=
dem iſt die Ausfuhr nach der Schweiz noch verboten, die um ſo
aufnah=
mefähiger ſein würde, als Frankreich und die Tſchechoflowakei die
Ha=
ferausfuhr dorthin gleichfalls geſperrt haben. Da große Haferbeſtände
vorhanden ſind, wünſcht man in der Landwirtſchaft an der Südecke
des Reiches, im Hegau, der Baar, im Gebiet der Rauhen Alp und in
den angrenzenden Teilen Bayerns daß der Haferabſatz nach der
Schlveiz freigegeben wird. Dieſe Gebiete ſind auf den Haferanbau in
großen Mengen angewieſen und werden, wenn ſie dafür keinen
loh=
nenden Abſatz haben, wirtſchaftlich zurückgeworfen. An der hieſigen
Produktenbörfe hieß es, daß Württemberg darin bereits ſelbſtändig
vorgegangen ſei und ſeinen Ernährungsminiſter beauftragt habe, die
Ausfuhr von Hafer freizugeben. Daß die ſtarke Zunahme des
Kraft=
fahrverkehrs und die damit Hand in Hand gehende verminderte
Pferdehaltung bei bisher gleichgroß gebliebener Anbaufläche für
Ha=
fer, bei der ungünſtigen Preisentwicklung mitſpricht, liegt auf der
Hand.
Im Mehlhandel war feſtzuſtellen, daß die für dieſe Woche
angekündigt geweſenen größeren Angebote in niederrheiniſchen
Meh=
len ausgeblieben ſind; niederrheiniſche Angebote waren faſt ganz aus
dem Markt verſchwunden. Da der Weizenpreis gegen Wochenbeginn
ſchließlich etwas nachgiebiger war, haben die ſüddeutſchen Mühlen den
Mehrpreis für Weizenmehl, Spezial 0, auf 28,75 Fm. die 100 Kilo
herabgeſetzt. Ihr Abſatz iſt aber auch weiterhin ſtockend geblieben,
weil man ſich ziemlich vorverſorgt hat, als die erſten Nachrichten über
ein frauzöſiſches Mehlausfuhrderbot kamen. Franzöſiſches Mehl blieb
auch weiterhin angeboten mit 130—135 franzöſiſchen Franken ab
Grenze die 100 Kilo, die Ankunft geſtaltet ſich jedoch ſchleppend, weil
ſich die Grenzbahnhöfe mehr und mehr zu verſtopfen drohen. Die
Wirtſchaft der Regiebahnen wirkt ſich bereits bis auf den Mannheimer
Güterbaynhof hin aus, an dem auch bereits Anſammlungen ſich
zei=
gen. Im übrigen heißt es aber, daß ſich die elſäſſiſchen Mühlen
be=
mühen, ihre Lieferungsverträge zu erfüllen, weil ſie keine Neigung
haben, ſich von Paris aus ihr natürliches Abſatzgebiet, das
rechtsrhei=
niſche Deutſchland, abſchnüren zu laſſen. Vorläufig erfreuen ſie ſich
aber der mütterlichen Fürſorge Frankreichs, indem ſie für jeden
ein=
zelnen Wagen eine beſondere Ausfuhrgenehmigung einholen müſſen.
Argentiniſches Mehl war zu 6,10—6,25 Dollar, amerikaniſches Mehl in
beſſerer Beſchaffenheit zu 6,5—6,75 Dollar die 100 Kilo eif. Mannheim
erhältlich. Italieniſche und tſchechiſche Mehle kamen nicht in Frage,
zumal man angeſichts der Deviſenverſteifung, die inzwiſchen ja wieder
behoben iſt, Zurückhaltung von dorther übte.
Futterartikel blieben verlangt. Dies galt namentlich für
Weizenkleie, die ſtark befeſtigt war und mit 8,5—9 Goldmark die 100
Kilo gehandelt wurde. Roggenkleie koſtete 7,5 Goldmart, Futtermehl
5—12 Goldmark die 100 Kilo. Biertreber und Malzkeime wurden bei
12—12,5 Goldmark die 100 Kilo verlangt; Trockenſchnitzel ſtellten ſich
auf 11 Goldmark frei Mannheim; vollwertige Zuckerſchnitzel koſteten
bis zu 24 Goldmark die 100 Kilo ab Mannheim. Rapskuchen gingen
zu 12 Goldmark die 100 Kilo, ab ſüddeutſchen Oelfabrikſtationen, um.
Melaſſefutter hatte ruhigen Markt, doch ſind die Preiſe, infolge
Er=
höhung der Rohmelaſſepreiſe, um etwa 12 Goldmark die 100 Kilo für
Melaſſemiſchfutter nicht mehr weiter heruntergegangen. Sie bewegten
ſich auf vorwöchentlicher Höhe mit 8—9 Goldmark die 100 Kilo ab
Station, je nach Melaſſeträger,
Hülſenfrüchte hatten ruhiges Geſchäft, das ſich gegen
Wochenende etwas beſſerte, was man mit der kalten Witterung in
Zu=
ſammenhang brachte. Bezahlt wurden für kleine Linſen 43—45
Gold=
mark, für Hellerlinſen 55—58 Goldmark, für weiße Donaubohnen 35
bis 36 Goldmark die 100 Kilo ab ſüddeutſcher Station.
Am Hopfenmarkt hat, infolge der verſtärkten Einfuhr ausl.
Hopfens, die Nachfrage der Brauereien nachgelaſſen und das
Markt=
bild hat ſich gegen die Vorwoche vollſtändig geändert. Gegen die
Vor=
woche haben die Preiſe um 50—100 Goldmark je Zentner nachgegeben.
Soſvohl Kundſchafrshandel wie Brauereien nehmen eine abwartende
Haltung ein, um ſo mehr, als die Eigner von Hopfen ſich bisher
nicht entſchließen können, größere Preisnachläſſe zu machen.
Das Malzgeſchäft verlief zwar ruhig, doch ſind die
Forde=
rungen der Mälzereien, auf die Erhöhung der Gerſtenpreiſe hin,
ge=
genüber der Vorwoche um 1—2 Goldmark die 100 Kilo erhöht worden.
Im Malzhandel bezeichnet man die heutigen Malzpreiſe, gemeſſen an
den Gerſtenpreiſen als ſehr billig und für die Mälzereien unlohnend.
Geringere Malze ſind wohl billiger erhältlich, kommen aber nur für
Breunzwecke in Betracht. In alten Malzen wurde einiges ab
frän=
kiſch=bayeriſchen Stationen mit etwa 23 Goldmark die 100 Kilo mit
hohem Waſſergehalt gehandelt.
Von den fermentierten Bauern=Tabaken kamen in
Secken=
heim, Plankſtadt, Großſachſen und Heddesheim einige tauſend Zentner
zu 78—90 Goldmark je Zentner zum Verkauf. Im badiſchen Oberland
und in der Rheinpfalz ſind von Pflanzern an Händler und
Fabrikan=
ten einige tauſend Zentner zu 50—60 Goldmark verkauft worden. Die
Steigerung der überſeeiſchen Tabake hat auch für deutſche Tabake
höhere Preiſe gebracht. Rippen gefragt, Preiſe anziehend.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
blieb die feſte Haltung beſtehen, da aus erſter Hand wenig angeboten
wird. Die Beſorgnis von Froſtſchäden wird als hauptſächlicher Grund
der Zurückhaltung der Erzeuger angegeben. Auch liegt bei den
Land=
wirten dringender Geldbedarf nicht vor, weil ihnen für die
Dünger=
anſchaffungen längere Kredite gewahrt werden. Weizen war höher
ge=
halten. Es lagen Kaufaufträge einiger Mühlen vor. Für Roggen
zahlten die Mühlen etwas höhere Preiſe. Braugerſte war ſehr knapp
und auch andere Qualitäten waren weniger reichlich angeboten. Fur
Hafer lag Begehr ſeitens der Küſte und des Konſums vor. Mehl war
lebhafter begehrt und feſter.
* Marktbericht des Stickſtoff=Syndikats G. m.
b. H. Berlin für den Monat Januar 1924. Die Nachfrage nach
Stickſtoffdüngemitteln im Inlande ſich hat im Januar weiter belebt; der
Verſand iſt entſprechend geſtiegen. Für die bevorſtehende
Frühjahrs=
beſtellung ſtehen alle Sorten Stickſtoffdünger zur Verfügung, doch es
empfiehlt ſich ſofortiger Bezug, da mit der herannahenden
Hauptver=
brauchszeit eine ungewöhnliche Zuſammendrängung und damit eine
Gefährdung der rechtzeitigen Erledigung der Aufträge auch bei
un=
geſtörten Verkehrsverhältniſſen zu befürchten iſt. Die Preife blieben
unverändert und betragen zur Zeit frachtfrei Empfangsſtation bei
Bezug ganzer Waggonladungen (in Goldmauk):
Schwefelſaures Ammonial
Stickſtoff
1 Kilo danach 1 Ztr.
Stickſtoff „Ware rd.
nicht gedarrt und nicht gemahlen ca. 20,5
gedarrt und gemahlen
Salzſaures Ammoniak
Leunaſalpeter
Kaliammonſalpeter
ca. 20,8
ca. 25
ca. 25—27 %o 1.15
ca. 16
ca. 25 % Kali
ca. 16
ca. 18—22 % 1,10 11.00
Mk.
1,15
1,17
1.15
1,15
Mk.
11,80
12,15
14,40
14,95
12,55
1,35 10,80
Natronſalpeter
Kalkſtickſtoff
Dieſe Preiſe liegen bis zu 13 Prozent unter den Vorkriegspreiſen;
eine Ermäßigung derſelben iſt nicht zu erwarten. Im Auslande war
im allgemeinen der Markt der Stickſtoffdüngemittel im Januar ruhig,
wozu in den europäiſchen Ländern das herrſchende Froſtwetter und die
Valutaſchwankungen beitrugen. Für Chileſalpeter war die Stimmung
feſt bei anziehenden Preiſen, da auch die Seefrachten von Chile geſtiegen
ſind. Auch die Nachfrage nach ſchwefelſaurem Ammoniak blieb gut, da
offenbar noch ein größerer Bedarf für das Frühjahr zu decken iſt.
Börſen.
* Börſenbericht vom 11. bis 16. Februar 1924. (
Mit=
geteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Das Intereſſe der
Börſe war in den letzten Tagen in höherem Maße, als man das ſeit
langem gewohnt iſt, dem Deviſenmarkte zugewandt. Nachdem hier in
der Vorwoche eine dauernde Steigerung der Deviſennachfrage zu
beob=
achten geweſen war, die ſchließlich zu einer nicht unweſentlichen
Steige=
rung der Preiſe für die ausländiſchen Zahlungsmittel im beſetzten
Ge=
biet geführt hatte, trat in den erſten Tagen der Berichtswoche eine
fühl=
bare Entſpannung der Lage ein, ſodaß die Reichsbank die ſtark
ermäuig=
ten Zuteilungsquoten langſam wieder erhöhen konnte. Die Rückwrkung
dieſes Tendenzumſchwungs machte ſich auch an der Wertpapierbörſe
be=
merkbar. Zunächſt lagen natürlich die vorher bevorzugten Valutawerte
ruhiger und verloren den größten Teil ihrer Kursſte gerungen wieder.
Aber auch die Märkte der deutſchen Induſtrieaktien wurden in
Mitleiden=
ſchaft gezogen und zeigten mit wenigen Ausnahmen eine ſchwächere
Hal=
tung. Es kam noch hinzu, daß in Zuſammenhang mit den
Veruntreu=
ungen bei der deutſchen Girozentrale anſcheinend größere Zwangser
ku=
tionen erfolgten, die beſonders am Montanmarkt auf die Kurſe drückten.
Die Börſe v. rmochte auch bis zum Wochenende de luſtloſe und apath ſche
Stimmung nicht zu überwinden, und nur für einige Spezialwerte machte
ſich wieder lebhaftes Intereſſe geltend.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Der
Deviſen=
markt war außerordentlich ruhig. Die Anforderungen hatten eine
weitere Abnahme erfahren und im Einklang mit den heutigen
günſti=
gen ausländiſchen Marknotierungen wurden die Preiſe für eine ganze
Reihe von Deviſen niedriger notiert, ſo für Amſterdam und vor allem
für Paris; London und Newyork blieben unverändert. Auffallend feſt
lagen Jugoſlawien und Budapeſt, die ſich bemerkenswert höher
ſtell=
ten. Die Zuteilung erfolgte in gleicher Höhe wie geſtern, nur für
Jugoſlawien wurden 50 Prozent zugeteilt, gegen 10 Prozent geſtern.
Der Effektenverkehr ruhte vollſtändig. Kurſe wurden ſo gut wie gar
nicht genannt und ſoweit dies geſchah, war eine Abweichung von den
geſtrigen Schlußnotierungen nicht zu bemerken.
DOeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
e
Geld—
Brief.
We
B60
2.
Amſterdam=Rotterdam .
Brüſſel=Antwerpen .. . . .
Chriſtiania. . . . . . . . ....
Kopenhagen ..
Stockhelm
Heiſingfor
Italien
London
New=Ye
Paris.
Schwei;
Spanien
Wien (i.
rr. abg.)
Prag.
Budapeſt
Buenos=Aires.
Bulgarien.
Japan
Rio de Janeiro,
Belgrad. . .
Liſſabon ..
157 1063000.
161595000.—
E64585000.—
66-335000.—
184538000.—
4180547.,0000. 1814 250600.
14189500000. 4210500000
1895 25000.—
730130000.—
K36u65000.—
59351.— 59619.-
121695000.—
147630.—
31521000.—
4987,0000.—
53865000.—
1124687000.—
1578937000.
162405000.—
567415000.—
367665000.—
1097250000. 1102750000.
10.5735000.— 106265000.—11057.35000.— 106265000.—
185462000.—
1904 75000.— 187530000.—
539345000.—
12230 000.—
148370.—
/1404 80000. 1411520000. 1140 470000.
31679000.—1 32418000.—
1895 250000. 1904750000
501250090.—
54135000.—
1568070000. 1575930000.
159600000.—
466240000.— 665660000.—
1093260000. 1098740000.
184538000.—
44189500000. 4210500000.
733880000.— 4730130000.— 7334.30000.—
5346 0000.—
59371.—
118952,0000. 1904750000.
4418750000.—
55361000.—
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Rummer 48.
* Sunndags=Noochmiddags=Bedrachtunge.
Sie werrn ſich valleicht noch
ſo gans dunkel erinnern
kenne, daß ich neilich, nach
dem ſchauerliche Awendeier
in dem rehmiſch=irriſche
Dampfkawinätt, e eigehend
Ausſprach mit eme heechere
Organ der effentlichen
Sicher=
heit gehatt hat, in beträffs
vun wege Bekembfung der
Gribbe un was dodemit
zu=
ſamme henkt, un der hott
gemaant: Kunnjack. —
Alſo ich will die
Glaabwer=
digkeit vun dem Biamte, ſowie
aach die Sach= un Fachkenntnis dorchaus net in Zweifel ziehe;
be=
wahr mich de Himmel. — Awwer es is mer dodebei doch der
Ausſpruch vun dem bekannte Schlunſer eigefalle: „Sauerkraut
hilft bloß bei Grobſchmidd.” — Dann, wie geſagt, die
Behaun=
lung mit Kunnjack kimmt gleich hinnerm Dambfbad, die is
nem=
lich eweſo grußelich. Die kann ich mit meine ſchwache
Konſchdie=
dudzion doch net mehr ſo verdrage. So e alt Nehmädche wie ich,
no ich ſteh jo zwar ewe grad im beſte Mannesalter, awwer — mer
is halt doch kaa Jingling mehr. Un wann mer widder mol was
fehlt un es is mer net ganz exdra, dann loß ich mer doch lieiver
widder en Dockder hole, der wo aam de Puls fiehlt und dhut aam
von oizwe bis unne abklobbe, un dhut hinne und vorne horſche,
un dhut aam abfiſſediern nooch alle Regele der Kunſt wie e
ge=
lernter Zollfiſſedadöhr an de franzeſiſche Grens, un dhut aam
dann e ellelang Rezäbbt verſchreiwe, wo e Abbedehker gut un
gern ſei acht Dag dra zu ſtudiern hott, bis er waaß, was es
be=
deite ſoll, un wo mer deshalb zwaa Stund druff worde muß, bis
es gemacht is, un des noochher pinktlich un uff die Minud
drobbe=
weis eigenumme muß werrn, damit des viele Geld net umſunſt
ausgewwe is. Un wann mer die Azzenei ſchließlich aach net
ei’nimmt, weil ſe ſo bidder is, daun kann mer dodemit immerhie
ſchließlich ſeine „gude” Freundinne en Spaß un e klag Freid
mache, indem daß mer ſe ihne ſchenkt, un die ſchlucke ſe unbeſehe,
ſchun weil ſe nix koſt, un uff die Art kimmt wenigſtens nix um.
Un was e richdiger Dockder is, der wo ſei Sach verſteht, der
berſchreibt aam net bloß Rezäbbte, ſundern aach allerhand Diäte,
wo mer ſich denooch richte muß, un wo mer bei ſeine Bekanute,
die tvo aam beſuche, mit dick dhu un Brulljes mache kann, damit
die aach ſehe, wie krank mer is. Dann ſchließlich, wann mer
ſchun emol krank is, do will ier aach was devo hawwe.
Awwer wie geſagt, uff ſo läwensgefehrliche Gewaltkuhrn
wie Dambfbad un Kunnjack, do loß ich mit net mer ei; do geb
ich mich net mehr dezu her. Schließlich, aus dem Schwitzolimb
bin ich fo noch mit knabber Nod erauskumme, eh’s brenslich
worrn is; die Kunnjackaffähr is leider net ſo gladd abgange.
do hott’s Scherwe gewve, un mei Zwangsmiedern lagft heit noch
dehaam rum mit eme verbunnene Kobb. Awwer ich will net
vorgreiſe, ſundern will’s de Reih nooch verzehle.
Warn Se ſchun emol im Theriater, wann ſe des Stickelche
gewe: „Chriſtian un Jſolde‟? Do kimmt nemlich aach ſo e beeſer
Suff drinn vor, der wo im erſte Akt ganz gut ſchmeckt; im zweite
Akt werrn dann im Duſel allerhand Unglicker a geſtellt, un im
dritte Akt, do kimmt dann de Katzejammer, un dann haaßt’s:
„Der forſchtbare Drank, verpflucht wer ihn gebraut” un ſo, un
die Fraa Baumaaſter krickt die Sach in die Schuh geſchowe.
Ge=
nau ſo ungefehr is mer’s mit dem Kunnjack gange. Ich hab mer
alſo in meine kindliche Unſchuld un weils der „Blaue” ſo geſagt
hott, e Kaffeekennche voll Grogg gemacht un hab aa Kobbche ums
annere gedrunke. Un weil der „Blaue” gemaant hott, Kunnjack
puhr wer ſichererer, un do hab ich mer zwiſchedorch als noch
emol en Kunnjack puhr eigeflößt. Un je mehr ich gedrunke hab,
um deſto beſſerer is mer’s worrn, un nooch und nooch un ſo ganz
peeh a peeh hab ich gemerkt, wie ſich ſo aa Krankheit um die
an=
ner devo ſchleicht. Erſt hott’s Kobbweh nochgeloſſe, un dann des
Halsweh, des Zahreiße, die Nei= un die Altralſchie, 1s Ohrnſauſe
unſoweiderfort. Nor bloß es Iſchiaß, des war am hattnäckichſte.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Februar 1924.
Seite 15.
Awwer ich hab kag Korddel noochgewve, ich hab mer als noch
emol e Kaffeekennche voll Grogg ageſetzt un hab meim lewende
Leichnahm grindlich eigeheizt un bin ſo mit der Zeit ganz
ver=
gniegt un ſeelich worrn, ſo daß ich ſchließlich zuletzt gor net mehr
gewißt hab, ob ich bereits nu „werklich” ſeelich oder „bloß” ſeee
lich bin. — Un wie ich dann noch
verſchiedene Kaffeekobbcher voll
Grogg eigenumme hat, hab ich aach
nix mehr vun meim Iſchieaß un
Reißmadißmuß geſpiert. Un dann
hab ich noch emol e Kobbche voll
gedrunke for den Fall, daß es am
End widder kumme kennt, deß mit
alle Fäll noch en kräftige Schluck
is; Gott, die hawwe aam for’s Singe gedha.
No, un ſo hab ich nooch de Reih all die ſcheene Liedcher
ge=
ſunge aus meine Jugend: „Mariechen aß auf einem Stein”
„Heiurich ſchlief bei ſeiner Neuvermählten, einer reichen Erbin
an dem Rhein”, „Fiſcherin du kleine‟, „Denn ſo wie du, ſo lüblich dibblomadiſche Konnfuſſione zu ſtertze brauch, do hatt er
jeden=
märzliche Zeit damals gehaaße hawwe, un zum Schluß hab ich
die „Wacht am Rhein” geſchmeddert, daß die Fenſter geziddert
ruhig ſein, feſt ſteht un drei die Wacht am Rhein” — ſtredt uff
hawwe de Werſailler Verdrag verletzt, un dodruffhie muß ich
Rebräßalije ergreife un Sankzione, un vun morje ab geht die fellig, glaawe Se valleicht, deß braicht ich mer zu gefalle zu ge=
Bangertsvertel muß abgedrede werrn, die Braunkohlegrub werd eraus hawwe . . .?!
beſetzt un uff em große Woog er Unnerſeeboodſtatzion eigericht.”
„Weider nix!” hab ich geſagt, hab die erſt beſt Handgranat
verwiſcht, die wo mer in die Hand kumme is, un hab ſe dem ver= net ganz extra is, loß ich mer en Dockder kumme, deß is billiger
Ponkarzeeche net gefaßt, dann der war gewehnt, daß er
deitſcher=
ſeits nor mit Glaſſeehandſchuh agegriffe werd. Bei mir is er do
allerdings emol aus Verſehe an die Unrecht kumme, ich verſteh
mich net uff die diblomadiſche Verkehrsforme, ſundern bei mir
er mei Stuwedhier zugeſchmiſſe hott, un ich hab mich dodruff hie
ſeeleruhig uff die anner Seit gelegt un hab gedenkt, des Weitere
werd ſich finne.
Awwer geſpannt bin ich doch emol, wie die deitſch Reſchie= de Kobb verbricht, weer die Addickel ſchreibt, un daß die aane
be=
rung mit dem Knibbelche aanich werd, deß wo dorch mein wohl= haubte, den Name Bimmbernell gebt’s bloß in Pungſcht un in
gezielte Worf dem Ponkarreeche an de Wärrſching gezauwert is
worrn. — Heechſtwahſcheinlich werd de Streſemann nix
Eiliche=
res zu dhu hawwe, als wie an die franzceſiſch Reſchierung e dir= annern fage, deß weer ganz der geiſtvolle Stiehl vom Willem
muidiſches Beſembfdigungsſchreiwe zu richte. Es kann aach ſei,
daß die deitſch Boddſchaft in Waſſington a gewieſe werd, der
Vorſicht halber emal uff Halbmaſt zu flagge. Aans is ſicher,
unnernimmt, fraglos des Allerverkehrteſte is, was ſe dhu kann.
No, ich miſch mich net enei, ich ſag net ſo und ſag net ſo, damit net
hinnenooch aaner kimmt un ſegt, ich hett ſo oder ſo geſagt, —
ſundern: ich ſtelle anheim. Un de Streſemann mags ausdunke,
dodefor is er ja do, dodefor bezahle merin ja.
Un ich mecht aach gleich bemerke, eh: daß Zweifel uffkumme:
es is mer gans egal, ob ich wege dem Kuibbel als
Natzional=
heeroß gefeiert odder als Volksſchädling gebrandmarkt werr;
ob’s die gane for e Heldentat halte odder die annern for en
dumme Buweſtraach; ob mers als Geiſt vun
neunzeh’hundert=
verrzeh odder als Geiſt vun neunzeh’hundertachtzeh a guckt. Vun
mir aus kann deß jeder halte wie er will, un wie’s em in de
Kram baßt, ich hab nix dagege. — Jedenfalls, ich hab ganz gut
druff geſchloofe.
E bißche ſchwummerig war mer’s ja, wie ich am Morgend
Beziehung hatt der „Blaue” doch Recht gehatt — mei ganz
Sam=
melſurium von Krankheite war wie eweggebloße.
Wie ich grad beim Kaffe ſitz, kimmt
uff amol mei Zwangsmieder
ereigeſtol=
wert. Ich hab meine Aage net gedraut,
ſo hott die ausgeſehe, de ganze Kobb hatt
ſe verwiggelt. — No, ſag ich, Fraileinche,
Sie hatte geſtert Awend awwer en
ſtir=
miſche Liebhawer?! — Sie hott mich
do=
druffhin bloß ageguckt un hott nix
ge=
ſagt; dann war ſe ruhig. No, ſag ich,
redde Se doch Buſchſtawe un gucke Se
mich net ſo vergaaſtert a‟. Dodruffhin
hott ſe e paarmal nooch Luft geſchnabbt,
un dann hott ſe losgelegt, un
dem Iſchieaß, un dann hab ich for ich weer e Schee, hott ſe geſagt, un ich ſollt mich ſcheeme, ſeegt ſe,
un deß hett ſe net hinner mir geſucht, un daß ich de Leit
uff=
aus de Flaſch puhr geta un binne dhet, ich weer doodſterwenskrank un dodebei dhet ich mich
bin in mei Bett gekroche. Es war ins Bett lege un dhet Schnabbs drinke wie e Kohlebrenner, un
mer uff aamol ſo wohl, ich hab ſogar widder mal Luſte krickt dhet fidele Lieder ſinge, daß die Nachbarſchaft driwwer uffwache
zum Singe, was mer in de letzte paar Johr net mehr vorkumme, dhet, un Leit, die wo ſich noch meim Befinne erkundige wollte,
dene dhet ich die leere Schnabbsflaſch an de Kobb feiern . . . No,
wie die noch ſo weiderbabbelt, do is mer langſam e elektriſch
Gasbeleichtung uffgegange, un im Stille, hab ich gleich dem
Streſemann herzlich graddeliert, daß er ſich wege mir net in
und ſo ſcheen” — no, un wie die ſcheene Schlager aus de vor= falls widder emol Glick. Un zu meine Zwangsmiedern hab ich
geſagt, Fraileinche, hab ich geſagt, do is ſcheints e klaa
Verwex=
lung baſſiert, awwer bei verrzig Grad Reomier, unnerm Arm
hawwe. Wie ich an die Stell kumm: „Lieb Vaderland machſt kann aam deß niemand iwwel nemme, ich hab Ihne jedenfalls
aus Verſehe vor de Ponkarree a geguckt, un do kenne Se ſich noch
aamol der Ponkarree ſein Kobb de Dier erei un kreiſcht mich aa e Ehr draus mache; — awwer, hab ich geſagt un hab mich in
und ſeegt: „Madmoſäll Bimmbernäll, damit Se’s wiſſe, Sie meine ganze Greeß uffgeſtellt, wie is dann deß mit dem
Dambſ=
bad, wo Se mich eneigeluxt hawwe, Sie Haamduxern, Sie aa=
Linie eins vun de Elektriſch in die franzeeſiſch Reſchie iwwer, des laſſe, he, Sie iwwerzwerch Geſteck, un Sie wolle aach noch was
No, korz un gut, ich hab dere des Needige verzehlt, die war
froh un war ruhig. Awwer, wie geſagt, wann ner’s widdermal
logene Lijener an de Kobb gefeiert. Dodruff war ſcheints mei wie die lewensgefehrliche Radſchläg vun dene ſogenannte gude
Freinde. — Un ſchließlich, Dockder un ſo Art Leit wolle aach läwe.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribdumm: Wiſſe Se, Herr Redackdeer, ſo hette Ee
geht’s friſch vun de Läwer weg. Ich hab bloß noch geheert, wie aach net zu ſei brauche, daß Se gleich mei Portegravieh dem
Ooſepfeil gewe, um damit, daß der en Kubferſtich devo macht.
Ich ſcheem mich zu dod, un jetzt glaawe die Leit am End, ich weer
die Heuny Porten, odder die Mia May. Net genug, daß mer ſich
Grießem, un hinner dem Bſeudoniehm dhet ſich deshalb kaa
Ge=
ringerer verberche, als wie die Herr Graf Kaiſerling, un die
Michel, un die dritte ſage, ſoviel Gedankeſtrich dhet bloß noch de
Kaſiemier verbrauche, un die vierte behaubte ſogar, ich weer
greeßewahnſinnig worrn un wollt de Briehinkel kobbiern.
nemlich, daß deß, was aach die deitſch Reſchierung in dem Fall Naa, deue Verdächdichunge will ich endlich emol die Spitz
ab=
breche, un wege mir ſolle die Herrn net in Ungelegenheite kumme.
Un ſo will ich dann in Gottesname de Schleier lifte, alſo: die
Addickel ſchreibt niemand annerſter als . . . . . ach, ich ſchenier
mich ſo .. . . . ich . . . . . ich ſag’s doch liewer erſt ’s nechſtemol.
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Seite 16.
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Nummer 48.
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