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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 29
Dienstag, den 29. Januar 1924.
187. Jahrgang
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Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Banl und
Darun=
ſtädter 8 Nationalbank.
Reich und Rheinland.
Die Frage der Beſatzungskoſſen.
* Berlin, 28. Jan. (Priv.=Tel.) Die große Ausſprache
über die Rhein= und Ruhrfrage, die am Samstag innerhalb des
Reichskabinetts unter Hinzuziehung des preußiſchen
Miniſter=
präſidenten Braun und des deutſchen Geſchäftsträgers in Paris
b. Hoeſch ſtattfand, hat, wie wir erfahren, die Richtlinien der
Politik des Kabinetts Marx neu befeſtigt. Es beſteht
Ueberein=
ſtimmung darüber, daß für die Erhaltung des
beſetz=
ten Gebiets in ſeiner nationalen Einheit und für ſeine
un=
veränderte Zugehörigkeit zum Reich auch die ſchwerſten
Opfer zu bringen ſeien. Insbeſondere werden dieſe
Richtlinien maßgebend ſein für die Frage der
Beſatzungskoſten. Man iſt entſchloſſen, alles zu tun, um
im beſetzten Gebiet auch nicht einen Augenblick das Gefühl
auf=
kommen zu laſſen, daß die Regierung materielle Hilfsopfer für
das Rheinland ſcheue.
Keine Streikluſt bei den Eiſenbahnern.
Berlin, 28. Jan. Von den Organiſationen der deutſchen
Eiſenbahner hat nur der Deutſche Eiſenbahnerverband unter den
Mitgliedern eine Urabſtimmung über die Verlängerung der
Ar=
beitszeit vorgenommen. Die Abſtimmung iſt am Samstag abend
zu Ende gegangen. Nach den bisher vorliegenden Reſultaten
dürfte für den Streik die notwendige Dreiviertelmehrheit nicht
uſtande kommen. In Gegenden, wo die radikalen Elemente die
Oberhand haben, iſt zwar eine überwiegende Mehrheit für den
Streik vorhanden, jedoch ſind die Bezirke, die ſich gegen den
Streik erklärt haben, in der Mehrheit geblieben.
Nach einer Meldung aus Augsburg hat das baheriſche
Ge=
eralſtaatskomnſſariat die Vornahme einer Urabſtimmung
cnter den Eiſenbahnern dauernd verboten. In Augsburg
wur=
den die Bureaus und Wohnungen der Betriebsratsmitglieder
urchſucht und das vorgefundene Material für die
Urabſtim=
niung beſchlagnahmt. Die Funktionäre des
Eiſenbahnerverban=
des wurden in einem- Wahllokal verhaftet.
Vom Tage
Regierungsvizepräſident Matthens früher beim
Bezirksamt in Ludwigshafen und dann Regierungsdirektor und
Vize=
präſident in Speyer, iſt zum Regierungspräſidenten der
Pfalz ernannt worden.
Die demokratiſche Reichstagsfraktion beſchloß, die
Regierung aufzuforhern, den militäriſchen
Aus=
nahmezuſtand aufzuheben und eine Wahlvorlage möglichſt
bald einzubringen, die noch im Februar im Reichstag erledigt werden
ſoll.
Die dritte Notverordnung der Reichsregierung wird auch
ein neues Wohlfahrtsgeſetz enthalten, das eine
Zuſammen=
faſſung und Vereinfachung der bisherigen Verordnungen auf dieſem
Ge=
biet darſtellen ſoll.
Der deutſche Landwirtſchaftsminiſter Graf Kanitz iſt
in München angekommen, um mit maßgebenden Kreiſen der
bayeriſchen Bauernſchaft verſchiedene Tages= und
Fach=
fragen zu beſprechen.
Im ſaarländiſchen Buchdruckerſtreik, haben die
Ar=
beitnehmer den gefällten Schiedsſpruch abgelehnt. Der Streik geht
weiter.
Im Laufe des geſtrigen Tages empfing der engliſche Miniſterpräſibent
Naedonald, die diplomatiſchen Vertreter von 34 auswärtigen
Staaten.
Der jugoſlawiſche Miniſterpräſident Paſchitſch iſt geſtern vom Papſt
empfangen worden, dem er den Wunſch ausdrückte, noch heute das
Konkordat zwiſchen Jugoſlawien und dem Vatikan abzuſchließen.
Außenminiſter Beneſch trifft heute, aus Paris kommend, wieder in
Prag ein und wird dann ſofort dem Auswärtigen Ausſchuß über ſeine
Neiſe berichten.
Die Baltenkonferenz iſt auf den 12. Februar
der=
ſchoben worden. Es nehmen Eſtland, Lettland, Polen und
Finn=
land teil.
Amtlicher Oollarkurs 4 210 500 000 000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Die Berliner Anterſuchungen.
Die Sachverſtändigenberatungen in Berlin.
* Berlin, 28. Jan. (Priv.=Tel.) Nach den an hieſiger
zu=
ſtändiger Stelle aus Paris vorliegenden Meldungen wird der
rſte Ausſchuß unter General Dawes heute abend die franzöſiſche
Hauptſtadt verlaſſen und morgen abend in Berlin eintreffen.
Die ziveite Sachverſtändigenkommiſſion, die morgen abend
von Paris abfährt, wird übermorgen hier erwartet. Die
Aus=
ſnhüſſe werden aus je 40 Perſonen beſtehen. Ein offizieller
Emp=
ſang durch die Reichsregierung wird bei der Ankunft der
Sach=
verſtändigen nicht ſtattfinden. Auf dem Bahnhof werden ſich
ediglich die deutſchen Perſönlichkeixen einfinden, die den
Sach=
erſtändigen aus Paris bekannt ſind. Auch der Vorſitzende der
deutſchen Kriegslaſtenkommiſſion, Staatsſekretär Fiſcher, wird
m Bahnhof anweſend ſein.
*
Nach der Mitteilungen eines Berliner Mittagsblattes werden
je beiden Sachverſtändigenausſchüſſe, die am Diens=
—g und Mittwoch in Berlin eintreffen, mit ihren Mitgliedern, Sekre=
—iren und Hilfskräften eine ziemlich große Zahl von Köpfen umfaſſen
Stwa 100) und gemeinſam in einem großen Berliner Hotel untergebracht
werden. Den Ausſchüſſen werden beſondere Arbeitsräume in einem
Reichsgebäude zur Verfügung geſtellt. Alle dieſe Vorbereitungen und
der aufgebotene Apparat laſſen darauf ſchließen, daß die Arbeiten der
heiden Kommiſſionen von der bisherigen Behandlung der Finanz= und
Heparationsfragen abweichen werden. In früheren Fällen kamen die
Unterſuchungen und Gutachten gewöhnlich in der Weiſe zuſtande, daß
ieſige Vertretungen von interalliierten Behörden die
Kriegslaſtenkom=
miſſion oder andere Reichsſtellen um einige Daten und Angaben erſuchten,
gieſe dann mit einem perſönlichen Kommentau verſahen und nach Paris
*hickten, wo man ſich dann mit mehr oder weniger gutem Willen ein
UUrteil zu bilden verſuchte. Die neue Art der Kommiſſionsarbeiten läßt
Aber zweifellos eher eine gründliche Prüfung der ganzen Finanz= und
Wirtſchaftslage und der Hilfsmittel des Reiches erwarten. Angeſichts
daer von den Unterſuchungsausſchüſſen bereits in Paris kundgegebenen
Ubſichten, die eine objektive Würdigung aller beteiligten Intereſſen
er=
arten laſſen, wird ſeitens der Reichsbehörden den Ausſchüſſen mit der
größten Offenheit und Rückhaltloſigkeit Einblick in alle Vorgänge
ge=
wvährt werden. Beſondere Beamte werden den Ausſchüſſen dauernd
uur Verfügung ſtehen.
Nach Londoner Meldungen rechnet man mit einer Dauer der
Ar=
beiten von mindeſtens einem Monat. Bei der Vielköpfigkeit und
Kom=
petenz der Bearbeiter iſt wohl ein Ergebnis zu erwarten, das zum min=
Weſten alle demagogiſchen Abſichten, Verdrehungen und Agitationen
ſernhält, und dem Märchen von dem „abſichtlichen Bankerott
Deutſch=
lands”, dem „Feldzug gegen den Franken” und ähnlichen übelwollenden
und törichten Gerüchten ein Ende bereiten wird.
Verbeſſerungspläne der Regiebahn.
Eſfen, 28. Jan. Ueber die kürzlich unter dem Vorſitz des
Präſidenten der Generaldirektion der Regiebahn in Mainz,
Breaud, und dem Arbeitsausſchuß für Eiſenbahnfragen, dem
Bertreter des Bergbaues, der Eiſen= und Hütteninduſtrie, der
ſoandelskammer, der Kanalwirtſchaft und der Rheinſchiffahrt
ſattgefundenen Verhandlungen wird berichtet: Um dem
Wagen=
niangel abzuhelfen, ſagt die Regie die größere Geſtellung von
2 okomotiven und die Ausbeſſerung der beſchädigten Materialien
auch durch die Privatinduſtrie zu. Die Regie hat gleichfalls die
Mbſicht, die Haftpflicht auf die Regie in dem gleichen Umfange
zet übernehmen, wie die deutſche Bahnverwaltung. Gleichzeitie
wurde mitgeteilt, daß vorausſichtlich ab 1. Februar die Bedienung
der Privatgleiſe zu denſelben Gebühren und in der gleichen
Weiſe geſchehen ſoll, wie bisher unter der deutſchen Verwaltung.
Z3ur Behebung der Schwierigkeiten der Frachtgebührenzahlung
wurde die Errichtung einer Zentralkaſſe in Eſſen ins Auge
ge=
frßt. Die Transportkoſten für die Reparationskohle werden,
ſo=
weit es ſich um den Verſand auf Privatanſhlüſſen der Zechen
bandelt, von der Micum wiedererſtattet,
Jaſpar — Poincaré.
Ein belgiſcher Vermitilungsvorſchlag.
Paris, 28. Jan. (Wolff.) Nach einer Meldung der Chicago
Tribune ſoll der belgiſche Außenminiſter Jaſpar ſich bei der
geſtrigen Beſprechung mit Poincaré erboten haben nach London
zu reiſen, um mit Macdonald im Namen der Beſatzungsmächte
des Ruhrgebiets zu verhandeln. Man nimmt an, daß Poincaré
dieſen Schritt für unnötig gehalten habe.
Paris, 28. Jan. (Wolff.) Der Außenpolitiker des Echo
de Paris beſchäftigt ſich mit der geſtrigen Beratung, die
Mini=
ſterpräſident Poincaré mit dem belgiſchen Außenminiſter
Jaſ=
par hatte. Er ſcheint aber der am Abend ſtattgefundenen
Un=
terredung zwiſchen dieſen beiden Miniſtern und dem
tſchecho=
ſlowakiſchen Außenminiſter Beneſch eine größere Bedeutung
beizulegen. Beneſch habe jetzt Ramſay Macdonald viel
Klugheit und Zurückhaltung gezeigt. Er erkläre, daß er eine rein
britiſche Politik verfolge, und daß er ſich nicht durch eine ſtarre
Theorie und durch keine vorgefaßte Meinung und durch keine
Parteilichkeit behindern laſſen werde. Aber zu welcher Methode
er auch ſeine Zuflucht nehmen werde, früher oder ſpäter müſſe er
ſich notwendigerweiſe für eine Reparationsmethode
ausſprechen, die ſchwer mit der franzöſiſch=belgiſchen Politik
ver=
einbar ſei, und aus dieſer Tatſache heraus könne ein gewaltſamer
Bruch nicht außerhalb der Möglichkeiten der nächſten Zukunft
liegen. Die Regierenden in Paris und Brüſſel müßten zwiſchen
dem Weſentlichen und Nebenſächlichen unterſcheiden, das
Neben=
ſächliche aufgeben und das Weſentliche aufrechterhalten.
Der Außenpolitiker beſtätigt im übrigen über den Verlauf
der geſtrigen Nachmittagsverhandlungen das, was von uns
be=
richtet worden iſt, und fügt hinzu, daß auch die Frage des
Ver=
kehrs in der engliſchen Zone beſprochen worden iſt. Um
dieſe Frage an Ort und Stelle regeln zu können, treffe heute der
ſei bhandelt 2 Nor vehe De Aſte Fächſch au die maierſel
len Intereſſen Englands nehmen. Wenn die Umſtände günſtig
ſeien, werde man die an den Tag gelegte Strenge mildern; aber
auf das weſentliche der angewandten Methoden könne man nicht
verzichten.
Auch das Echode Paris behauptet, man könne auf mehr
als eine Milliarde Franken Nutzen im Jahre
rechnen, deren Steigerung ſicher ſei. Das allgemeine
Repa=
rationsſyſtem, das die Sachverſtändigen ſchließlich in eine
For=
mel kleiden könnten, könnte dieſen Ergebniſſen nicht übergeordnet
werden. Mit anderen Worten: Die belgiſchen Studien, von
denen geſtern bei den Beratungen geſprochen worden ſei, ſeien
nichts als Ergänzungen zu dem, was augenblicklich funktioniere.
Nach dem Brüſſeler Berichterſtatter des Oeuvre ſei der
Hauptzweck des Beſuchs Jaſpars das
belgiſch=
franzöſiſche Wirtſchaftsabkommen geweſen, das
be=
kanntlich in Belgien auf ſtarken Widerſtand geſtoßen iſt.
Jaſpar wieder in Brüſſel.
TU. Paris, 28. Jan. Jaſpar iſt nach Brüſſel
zurückge=
kehrt, um an dem am Nachmittag ſtattſindenden Miniſterrat
teil=
zunehmen. Uieber den Ausgang ſeiner geſtrigen Unterredung mit
Poincaré wird an halbamtlichen Stellen keine Mitteilung
ge=
macht.
Münchener Brief.
Hetr von Kahr. — Die Parlamentskriſe. — Auf zumt Volks”
begehren! — Zum Hitlerprozeß. — München-Berlin.
g. München, 28. Januar.
Unſerer letzten, Herrn v. Kahr, dem Vielumſtrittenen,
ge=
widmeten Betrachtung haben wir das Bewußtſein vorangeſtellt,
daß dieſer Rann auch damals noch — und vielleicht für
längere Zeit — Amt und Würde des bayeriſchen
General=
ſtagtskommiſſars innehabe, daß er nichtsdeſtoweniger politiſch
aher e i toter Mann ſei. Unſere Erwartung, daß Herr v.
Kahr=
von ſich aus die Konſequenzen aus ſeiner Desavouierung von
allen Seiten, Freund und Feind, ziehen werde, hat er ſelbſt aus
Gründen, die ſich unſerer Kenntnis entziehen, nicht erfüllt. Was
aber dieſe letzten Tage auch für jeden, der damals noch nicht ſehen
wollte, klar genug entſchleiert haben, iſt die „splendick isolation”,
die hoffnungsloſe Vereinſamung, die den noch amtierenden
Ge=
neralſtaatskommiſſar heute auch für die allerletzten Getreuen zuut
toten Manne geſtempelt hat. Es iſt in dieſem Zuſammenhange
äußerſt lehrreich, zu hören, was der „Regensburger Anzeiger”
der Beſitztum und Organ des Führers der Bayeriſchen
Volks=
partei iſt, zu dem Kampf um das Generalſtaatskommiſſariat zu
ſagen wußte, desſelben Führers, der in den letzten
Parlaments=
debatten ſich als einziger auf die Dankespflicht beſann und ihr
Ausdruck gab, die gerade das Parlament dem Manne
ſchul=
det, der den törichten Novemberſtreich unter Aufopferung der
eigenen Perſon zunichte machte. (Wobei daran vorbeigegangen
werden ſoll, daß die Sozialiſten, dem Gerichtsverfahren
vorgrei=
fend und ſomit allgemeingültige Anſtandsregeln verletzend, Herrn
v. Kahr höchſtens den Strafausſchließungsgrund der „tätigen
Reue” zubilligten, worüber ſpäterhin nach Abſchluß des
Verfah=
rens vielleicht noch zu reden ſein wird!). Beſagter Artikel kommt
zu dem in ſolcher Eindeutigkeit auch von der regierenden
Par=
tei bisher noch nicht gehörten Ergebnis, daß die Frage des
Ab=
baus des Generalſtaatskommiſſariats weder Prinzipien= noch
Perſonenfrage, ſondern lediglich eine Frage des Termins
ſein kann. Dieſen Termin hält man dann für gekommen, wenn
die Staatsregierung ſelbſt ſich wieder in der Lage ſehen
wird, Garantien für die Sicherheit des Landes auch ohne die
außergewöhnlichen Mittel des Ausnahmezuſtandes und des
Generalſtaatskommiſſariats zu geben, das am gleichen Ort, unter
ſchmerzlichem Eingeſtehen der auf die Diktatur geſetzten und als
trügeriſch erwieſenen Hoffnungen, mehrfach ausdrücklich als
Notſtandsmaßnahme angeſprochen wird, deren
Voraus=
fetzungen entfallen, ſobald der Notſtand ſelbft nicht mehr
ge=
geben iſt.
Aber auch die Regierung ſelbſt hat in den letzten
par=
lamentariſchen Verhandlungen im Verfaſſungsausſchuß durch
den Mund des Innenminiſters gar keinen Zweifel gelaſſen, daß
ſie ſpäteſtens mit Ausſchreibung der Neuwahlen tief in den
Aus=
nahmezuſtand eingreifen, die Wahlfreiheit nach allen Richtungen
ſichern und zu dieſem Behuf auch die Zuſtändigkeit des
General=
ſtaatskommiſſars beſeitigen werde. Und einem ſozialiſtiſchen
Zwiſchenrufer erklärte der Miniſter ausdrücklich, daß ſolches
„auch in der Wahlſicherungsverordnung drinſtehen” werde, um
die letzten Zweifel an ſolcher Wende zu zerſtreuen. Und wenn
Herr v. Kahr auf Meldungen über ſeinen, kurz bevorſtehenden
Rücktritt wiederholt mit geharniſchten Dementis aufwartet, ſo
mag er damit formal zweifellos im Recht ſein. Daß ſeine
Amtsführung mit Rieſenſchritten dem Ende entgegengeht — und
daß ſie nach dem Hitlerprozeß dieſes ihr Ende ſpäteſtens
finden wird, ſteht für uns außer Zweifel. Und wie Herr v. Kahr
ſelbſt durch Zurücknahme des vielangefochtenen Streik= und
Ausſperrungsverbots und, ſeine Beſchränkung auf
lebenswich=
tige Betriebe mit dem Abbau ſeiner oft in mehr als einer Hinſicht
„außerordentlichen” Maßnahmen beginnt, ſo ſetzen ſeine Gegner
den Stellungskrieg gegen ihn mit täglich wachſendem
Erfolg fort.
Der Landtag hat in dieſem Grabenkampf in der
zurückliegen=
den Woche immerhin einige recht beträchtliche Abſchnitte in ſeine
Hand gebracht. Er hat die Regierung mit allen gegen die
Stim=
men der Bayeriſchen Volkspartei förmlich beauftragt, das in
jeder Richtung unſinnige Verbot der Auslegung von Zeitungen
außerbayeriſcher Herkunft, wie „Vorwärts”, „Frankfurter
Zei=
tung” uſw., in öffentlichen Lokalen zur Aufhebung zu bringen,
das ſchon um deswillen lächerlich berühren mußte, weil der
Poſt=
bezug dieſer Blätter nicht geſperrt, ihrer Einfuhr alſo nichts im
Wege war — von der Verletzung des Grundſatzes der
Preſſe=
freiheit durch ſolche hämiſche Nadelſtichpolitik ganz zu ſchweigen.
Er hat die Rücknahme der Ausweiſung des ſudetendeutſchen
Vor=
ſitzenden des Deutſchen Hochſchulrings Pleyer beſchlußmäßig
gefordert und endlich in dem Kampf um die Wahlfreiheit mit der
oben erwähnten Regierungserklärung und der Zuſicherung
vor=
heriger Vorlegung der den Generalſtaatskommiſſar
ausſchalten=
den Verordnung ein Kernſtück der gegneriſchen Linie erobert.
Man ſollte ſich im Landesparlament an dieſen politiſchen
Erfol=
gen genügen laſſen und in der jetzt beginnenden letzten
Plenar=
ſitzungsperiode die Auflöſung beſchließen, wenu die letzten
Reſte von Sympathie, die die bayeriſche Abart des
Parlamen=
tarismus überhaupt noch im Volke gelaſfen hat, nicht auch noch
verloren gehen ſollen. Ob das geſchehen wird, ob. man nicht
neue „Hinderungsgründe” entdecken wird, die die Auflöſung
„abermals inopportun” erſcheinen laſſen müſſen, um noch länger
zuſammenbleiben zu können, muß die laufende oder kommende
Woche erſt lehren.
Sollte ſich — woofür geſviſſe Anzeichen ſprechen — die
Auf=
löſung des Landesparlaments auch noch länger hinauszögern, ſo
ſteht man doch ſchon heute mitten im Wahlkampf drinnen: das
Volksbegehren der Bayeriſchen Volkspartei, das in Preſſe
und Oeffentlichkeit ſeit Bekanntwerden ſeine Schatten
voraus=
warf, iſt im Zuge, und damit bereits der friſchfröhlichſte
Wahl=
krieg entfeſſelt. So, wie die Dinge heute liegen, iſt dieſem
Unter=
nehmen der Erfolg zweifelhaft. Demokraten, Sozialiſten
und Bauernbündler lehnen eine Unterſtützung ab, ſelbſt die
deutſchnationale Mittelpartei und die Deutſche Volkspartei
ſchei=
nen — obwohl ſie ſich noch nicht definitiv erklärten — die regie
rende ſtärkſte Partei in ihrem Feldzug allein laſſen zu wollen,
da man auch hier den erſten, die Landtagsauflöſung
erſtreben=
den Teil des Begehrens als unnötig angeſichts des ohnehin
ab=
laufenden Mandats, den zweiten, einen mit einfacher
Mehr=
heit beſchließenden verfaſſunggebenden Landtag als höchſt be=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, ben 29. Januar 1924.
Rummer 29.
denklich, nicht ohne ſchwerwiegende Gründe, betrachtet. Eine
Unterſtützung hat die Partei dennoch gefunden: die völkiſchen
Blocks werden ihrem Auflöſungswunſch für das Parlament
Hilfe leiſten und ſo verſuchen, an ihrem Teil zum ſeligen Ende
des gegenwärtigen Landtags beizutragen. Aber weiter gehen
die Hilfspläne auch bei den Völkiſchen nicht, denen es vorbehalten
geblieben iſt, für den kommenden Landtag eine neue Spezies
von Abgeordneten aus ihren Reihen anzukündigen: Männer, die
als Geiſt gewordene Oppoſition „das lebende Gewiſſen der
Na=
tion” im kommenden Landtag ſein, das Parlament zerſtören
und umkrempeln und allen Parteien Kampf bis auf Meſſer
lie=
fern wollen. Hält man dazu noch, daß die völkiſchen Gruppen
für die kommenden Wahlen „Schutzabteilungen” wegen des
Ter=
rors der anderen aufſtellen wollen, ſo wird man ſich auf recht
erbauliche Dinge gefaßt machen dürfen, unter denen die
leben=
den Gewiſſen” vielleicht auch anatomiſche Volksbeluſtigungen
ver=
ſprechen! Bei dieſer Machtgruppierung mögen die
Volks=
begehren vielleicht die nötige Stimmenzahl aufbringen. Für
die Volksentſcheidung, die dann erſt anzuordnen wäre,
ſcheint eine Mehrheit ausgeſchloſſen. Und das dünkt auch uns
das beſte Ergebnis, das mindeſtens dem zweiten Volksbegehren
zu wünſchen wäre: Blankovollmachten, die es in das Belieben
einer einfachen Parlamentsmehrheit ſtellen würden, die beſtehende
Verfaſſung nach Belieben umzukrempeln, zweite Kammern,
Staatspräſidenten und ähnliche Inſtitutionen gegen ſtarke,
be=
deutſame Minoritäten zu ſchaffen, kann kein Volk einem
Par=
lament erteilen, deſſen Zuſammenſetzung durchaus ungewiß iſt.
Für vernünftige Löſungen dieſer Probleme werden ſich
mindeſtens die bürgerlihen Parteien keineswegs verſagen, was
auch in den Landtagsdebatten der letzten Tage mit aller
Deut=
lichkeit zum Ausdruck kam. Und überdies muß es höchſt
zweifel=
haft erſcheinen, ob die Pfalz, alſo ein gewichtiger Teil des
Bahernlandes, ſich an dieſen auch für ſie hochbedeutſamen
Ent=
ſcheidungen auf dem Wege der Volksabſtimmungen beteiligen
kann, was für Verhandlungen innerhalb des Parlaments
ohne weiteres durch ihre parlamentariſchen Vertreter gegeben
ift, die auch in den neuen Landtag, nötigenfalls ohne Wahl,
ein=
ziehen werden. Schon dieſe Erwägung allein ſollten den
par=
lamentariſchen Löſungsweg als einzig gangbaren in der
Gegen=
wart und einer nahen Zukunft, ſolange die Pfalz unter den
Be=
drückungen von Separatiſtengeſindel und ſeinen franzöfiſchen
Hintermännern leidet, erſcheinen laſfen.
In dieſe nach allen Richtungen noch recht ungeklärte Wahl=
und Kampfzeit ſchneit nun — der Linken willkommener Anlaß
zur Verzögerung des Landtagsendes — die Friſtſetzung zum
Hitlerprozeß hinein, der am 18. Februar bekanntlich
begin=
nen ſoll. Man hat klugerweiſe den erſten Plan, dieſes Verfahren
in Landsberg, und zwar in der Feſtungshaftanſtalt ſelbſt
abzu=
wickeln, fallen gelaſſen und die Durchführung des Prozeſſes in
München angeſetzt. So ſehr aus Gründen der
Staatsauto=
rität dieſer Entſcheidung zugeſtimmt werden kann, ſo ſehr hat
jedoch nanentlich die Preſſe Anlaß, gegen die in Ausſicht
genom=
menen Verhandlungsräume Einſpruch zu erheben, die für den
zu erwartenden Maſſenandrang an Prozeßbeteiligten — 9
An=
geklagte, 9 Staatsanwälte und Verteidiger und etwa 150 Zeugen,
von den Vertretern der Preſſe und Oeffentlichkeit abgeſehen".
durchaus unzureichend ſind. Es ſteht zu erwarten, daß bereits
eigeleitete Schritte zur Beftimmung anderer Räumlichkeiten den
erſtrebten Erfolg haben werden, ſo daß dieſer Monſtreprozeß
hoffentlich unter halbwegs erträglichen Bedingungen für die
Bereiligten, an die eine Verhandlungsdauer von drei bis vier
Wochen ohnehin einige Anforderungen ſtellen dürfte, zur
Durch=
führung gelangen wird. Neben Hitler und General
Luden=
dorff erſcheinen in dieſem Verfahren noch ſieben weitere
Haupt=
angeklagte, der „Miniſterpräſident” Pöhner (gegenwärtig
wegen Erkrankung in einem Xrankenhaus untergebracht), der
„Polizeipräſident” von Hitlers Gnaden Frick, die Führer von
„Oberkand” und der „Reichskriegsflagge‟ Dr. Weber und
Hauptmann Röhm, endlich der militäriſche Führer des
Kampf=
bundes Oberſtleutnant Kriebel, der ſich kürzlich erſt
freiwil=
lig ſtellte, und die bei der Ueberrumpelung des
Bürgerbräu=
kellers kommandierenden Unterführer Wagner und
Brück=
ner vor den Schranken des Gerichts. Wenn hier noch eine
grundſätzliche Forderung erhoben werden ſoll, ſo wäre es die,
daß durch öffentliches Verhandeln, von ganz beftimmten
Tatſachenkomplexen abgeſehen, auch der Schein einer
Verdunke=
lung aller Zuſammenhange vermieden werden muß. Dieſe
For=
derung iſt ſowohl von ſeiten der Regierung wie auch von der
Oberſtaatsanwaltſchaft grundſätzlich bereits als durchaus
berech=
tigt anerkannt worden. Man wird alſo annehmen können, daß
die Verhandlungen die Klarheit ſchaffen werden, die zur
Reinigung der politiſchen Atmoſphäre Bayerns mehr als je
von=
nöten iſt.
Als erfreuliches Ereignis in aller Wirrſal unſerer Tage
möchten wir ſchließlich auf die Tatſache verweiſen, daß die
Ver=
handlungen zwiſchen München und Berlin weiter
fort=
ſchreiten und, wie es ſcheinen will, in gutem Zuge ſind. Der
Begegnung Dr. v. Knillings mit dem Reichskanzler in Homburg
hat ſich ein Beſuch des Reichspoſtminiſters in München
ange=
reiht, als deſſen Ergebnis ſelbſt eine amtliche bayeriſche
Mittei=
lung „erfreuliche Uebereinſtimmung” über die grundſätzlichen
Fragen feſiſtellte. Es handelt ſich hier, um das Wichtigſte kurz
verauszugreifen, namentlich um die Neuregelung der
Eigentums=
verhältniſſe zwiſchen Reich und vormals bayeriſcher
Poſtverwal=
tung an dem Reichspoſtvermögen, das durch das
Reichspoſt=
finanzgeſetz geſchaffen werden ſoll, des weiteren auch um die
Er=
weiterung der bayeriſchen Rechte, die an Stelle der noch nicht
ge=
zahlten Abfindungsreſtſummen gewährt werden ſoll. Ueber die
Einzelheiten des geplanten Abkommens beſteht, wie wir zu
wiſ=
ſen glauben, auch in ſämtlichen Parteien des bayeriſchen
Landtags Uebereinſtimmung. Es iſt daher doppelt bedauerlich,
daß die Mehrheit eine grundſätzliche Ausſprache über die
baye=
riſche Verfaſſungsdenkſchrift in ihrer Geſamtheit ablehnen zu
müſſen glaubte, die Klarheit über die Stellung der
Volksvertre=
tung zu dem Geſamtproblem der Verfaſſungsfragen geſchaffen
hätte. Wir fürchten, daß extomporierte Ausflüge in dieſes
heikle Gebiet, wie ſie nun wohl in den kommenben
Landtags=
debatten zu verzeichnen ſein werden, mehr Porzellan
zerſchla=
gen können, als für Bayern ſelbſt und vielleicht auch für das
Reich lieb ſein wird. Das ſollte und darf die beteiligten
Unter=
händler nicht abhalten, pflichtmäßig nach ſachlichen
Geſichts=
punkten weiter zu verhandeln, denn Parteibrillen ſind
nie=
mals geeignete Inſtrumente zur Beleuchtung und Löſung
ſtaats=
politiſcher Fragen, wie ſie hier nun einmal gegeben ſind. Das
gilt für Oppoſitions= wie für Koalitionsparteien, wenn die
Ab=
lehnung der letzteren den Sinn gehabt haben ſollte, eine
Einig=
keit aufder ganzen Linie vorzutäuſchen, die in immerhin
wwichtigen der angeſchnittenen Fragen nicht vorhanden iſt ...."
Orohender Putſch in Bayern.
München; 28. Jan. Nach Blättermeldungen hat ber
Präſident des Blücherbundes, Regierungsbaumeiſter
Schäfer, in einer Verſammlung des Bundes in
Schwoben=
hauſen einen Putſch angekündigt, der noch vor dem
Hitlerprozeß ſtattfinden werde. Es würde dann mit roheſter
Ge=
walt vorgegangen. An maßgebender Stelle wird dieſen
Dro=
hungen als Zeichen der erregten Stimmung in
bölkiſchen Kreiſen eine gewiſſſe Bedeutung
bei=
gemeſſen. Es ſind jedoch alle Vorkehrungen
getrof=
en worden, um Ueberraſchungen vor oder währenb des
Hitlerprozeſſes vorzubeugen.
Günſtige Aufnahme des außenpolitiſchen
„
Oebüts Macdonalds.
London, 28. Jan. Die Aeußerungen Macdonalds
gegen=
über dem Mitarbeiter des Pariſer Quoditien, die mit Offenheit
die Bedingungen für ein Fortbeſtehen der franzöſiſch=engliſchen
Entente umſchreiben, werden von der geſamten liberalen Preſſe
außerordentlich beifällig begrüßt. Weſtminſter Gazette bezeichnet
ſie als eine offenherzige und klare Auseinanderſetzung mit dem
franzöſiſchen Standpunkt. Die konſervative Preſſe ſchweigt ſich
darüber aus, aber Chamberlain erklärte darüber in einer Rede
in Birmingham, daß Maedonald nicht nur auf die Unterſtützung
ſeiner Außenpolitik durch die Konſervative Partei rechnen könne,
ſondern daß die Arbeitsdauer der Arbeiterregierung
möglicher=
weiſe eine ziemlich lange ſein werde, da die Konſervative Partei
während der Zeit, in der Macdonald die außenpolitiſchen
Pro=
bleme zu löſen hat, auf jede engherzige Oppoſition in
außenpoli=
tiſchen Fragen, verzichten werden. Macdonald hat die Abſicht,
die Schuldenfrage, die Reparationsfrage und die Sicherungsfrage
gemeinſam in einer großen interalliierten Ausſprache zu
behan=
deln, ſobald Ende Februar das Gutachten der
Sachverſtändigen=
ausſchüſſe der Reparationskommiſſion vorliegt. In amtlichen
Londoner Kreiſen erwartet man, daß dieſes Gutachten einen
voll=
ſtändig ausgearbeiteten Plan enthalten werde, Deutſchland
finan=
ziell zu reorganiſieren. Nach den Mitteilungen Mac Kennas ſoll.
dieſer Plan vor einigen Tage Macdonald unterbreitet wordei
ſein und anſcheinend auf die Zuſtimmung der maßgebenden
poli=
tiſchen und amtlichen Kreiſe Frankreichs rechnen können.
Halbamtliche engliſche Erklärungen.
* Paris, 28. Jan. (Prib.=Tel.) Der Quotidien hat in
ſeiner geſtrigen Ausgabe ein angebliches Interview mit
Ram=
ſah Macdonald veröffentlicht. Eine ſoeben aus London
einge=
troffene halbamtliche Reutermeldung führt demgegenüber aus,
daß Macdonald ſeit ſeinem Amtsantritt keinem Journaliſten ein
Interview gewährt habe, ſondern ſich lediglich als Führer der
Arbeiterpartei ſeinerzeit privat ausgeſprochen habe. Dieſer
Mit=
teilung wird hinzugefügt, es beſtände kein Grund zu der
An=
nahme, daß die großen Linien der Politik Macdonalds ſich von
denen unterſcheiden, die mitgeteilt worden ſind. Es liege ferner
auf der Hand, daß die Entwickelung der großen Linien der
Poli=
tik eine Frage der Zeit ſei, und es wäre auch Irrtum, wollte
man annehmen, wie es beiſpielsweiſe vor einigen Tagen
hin=
ſichtlich Rußlands geſchehen ſei, daß dieſe Entwickelung mit
un=
gewöhnlicher Schnelligkeit vor ſich gehen werde. Die Frage der
Zeziehungen zu Rußland wie auch zu Frankreich, ſowie das
Reparationsproblem müßten vielmehr ſorgfältig mit Rückſicht
auf die Regierungspolitik geprüft werden.
Aus der Rheinpfalz.
Franzöſiſch=belgiſcher Räckzug in der Pfalz?
* Paris, 28. Jan. (Priv.=Tel.) Die franzöſiſche
Aktion in der Pfalz ſcheint mit einem vollſtändigem
Rückzug zu enden. Die geſtrige Unterredung des belgiſchen
Außemminiſters Jaſpar mit Poincaré hat dazu geführt, daß die
franzöſiſche und belgiſche Regierung von ihrem
Vorhaben, die ſeparatiſtiſche „Regierung” in der
Pfalz durch die Rheinlandkommiſſion
auerken=
nen zu laſſen und ihre Verordnungen zu unterſtützen,
zurückzutreten beabſichtigen. Der
franzöſiſch=
belgiſche Nückzug wird in der Pariſer Preſſe zum Teil
dadurch vertuſcht, daß man den Gegenſatz zwiſchen der
Regie=
rung und den franzöſiſchen Behörden im beſetzten Gebiet
feſt=
ſtellt und die Schuld an dem in der Pfalzfrage aufgetauchten
panzöſiſch=engliſchen Gegenſatz auf das Vorgehen der
Beſatzungs=
behörde, namentlich des Militärs, zurückführt. Macdonald und
Poincaré, ſo ſchreibt Paris a Midi, ſind in Wirklichkeit ganz
einer Meinung; dagegen hätten gewiſſe Generäle, die in
Preſſegeſprächen erblärten, Frankreich wünſche die Rheiniſche
Re=
ublik, zum engliſchen Vorgehen und dem Bericht des
Generalkonſuls Clives geradezu herausgefordert. Das
genannte Blatt ſchließt ſeine Bemerkungen mit einem Hinweis
darauf, daß der Amerikaner Dawes recht zu haben ſcheine, wenn
er ſage, daß gewiſſe Beamte in den verſchiedenen alliierten
Län=
dern eine Einigung ihrer Regierungen verhüten wollen, weil
ſi=
davon eine Minderung ihres Einfluſſes befürchten.
Der Standpunkt Macdonalds in der
Pfolzangelegenheit.
Londoi, 28. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche Berichterſtatter des
Daily Telegraph ſchreibt zum Empfang der auswärtigen Botſchafter am
Freitag durch Macdonald, daß die Unterredungen zwiſchen Macdonald
und dem amerikaniſchen Botſchafter durch beſondere Herzlichkeit
gekenn=
zeichnet waren. Der belgiſche Botſchafter habe Macdonald gegenüber
erneut erklärt, daß die belgiſche Politik in erſter Linie eine Politik ſei,
die niemals durch die eine oder andere Macht ausſchließlich beſtimmt
wer=
den könne, die aber auf ein Zuſammenwirben mit allen hinzielen müſſe.
Mardonald antwortete, daß unter den Umſtänden einem Einvernehmen
zwiſchen den beiden Ländern wenig im Wege ſtehen dürfte.
Belgien hoffe, daß ein von der Brüſſeler Regierung vorgeſchlahener
Mittelweg zwiſchen dem britiſchen und franzöſiſchen Standpunkt in der
Frage der ſeparatiſtiſchen Ordonnauzen für das Pfalzgebiet ſowohl für
London als auch für Paris annehmbar ſei, wenn die
Rheinlandkommiſ=
ſion in Koblenz die Erörterung in einigen Tagen wieder aufnehme.. Auf
belgiſcher Seite werde behauptet, daß die Rheinlandkommiſſion, wenn ſie
direkt durch eine gemiſchte Körperſchaft von Unterdelegierten die
Ver=
teilung der Arbeitsloſenunterſtützung überwache, eine unparteiiſche
Ver=
teilung ſicherſtellen würde. Die britiſche Regierung ſehe jedoch keinen
Grund für irgend ein derartiges Kompromiß in der Pfalzfrage. Dort,
wo die Sebaratiſten nicht die Kontrolle haben, beſtehe keinerlei
Schwie=
rigkeit in der Arbeitsloſenunterſtützung; man ſei in London daher der
Anſicht) daß alle Schwierigeiten verſchwinden würden, wenn die
Frau=
zoſen die Separatiſten dort, wo ſie die Kontrolle haben, nicht unterſtützen
würden. Wie vermutet werden könne, wurden Paris und Brüſſel in
dieſem Sinne unterrichtet.
Ein drakoniſches Urteiſ.
Landau, 28. Jan. Das hieſige Kriegsgericht verhandelte
geſtern gegen 12 in jüngerem Alter ſtehende, meiſt aus Speyer
ſtammende Perſonen, die an einem ſogenannten militäriſchen
Geheimbund teilgenommen haben follen. Das Gericht verhängte
über die Angeklagten Strafen bis zu zwei Jahren Gefängnis und
1000 Mark Geldſtrafe. Dr. Graf=Ludwigshafen und Dr.
Bär=
mann=Speyer wurden in Abweſenheit zu je 10 Jahren
Gefäng=
nis verurteilt.
Dieſes drakoniſche Urteil trifft in Wirklichkeit Angehörigé
einer Selbſtſchutzorganiſation, die mit der Verteidigung von
Re=
gierungsgebäuden gegen die Separatiften betraut war. Der
Um=
ſtand, daß dieſe Leute im Gefängnis teilweiſe ſchwer mißhandelt
wurden, um ihnen das Geſtändnis antifranzöſiſcher Anſchläge zu
erpreſſen, läßt wieder klar bas in einer der letzten Reden
Poin=
carös zum Ausdruck gebrachte Beſtreben erkennen, überall
mili=
täriſche Geheimbünde auszukundſchaften, um daraus eine Gefahr
für die Beſatzungsbehörden zu konſtruieren.)
Dem Urteil gegen die Angehörigen des angeblichen Geheim=.
bundes iſt noch nachzutragen, daß außer dem erwähnten Dr.
Baum in contumaciam noch acht weitere Angeklagte zu
mehrjäh=
rigen Gefängnisſtrafen verurteilt worden ſind.
Die Separatiſten haben die geſamten
Papiervor=
räte der Pfülzer Zeitung in Speher beſchlagnahmt.
Eine franzöſiſche Anleihe für Jugoſſawien.
Paris, 28. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Belgrad hat die Kammer, nach Anhörung der Erklärungen des
Finanzminiſters und des Kriegsminiſters, vorgeſtern mit 103
gegen 64 Stimmen die geplante franzöſiſche Anleihe in Höhe von
300 Millionen Franes gutgeheißen.
Heffenland=Ausſtellung.
Das Gewerbemuſeum hat zurzeit eine umfangreiche
Ausſtel=
lung von Baudenkmälern aus Heſſen veranſtaktet. Profeſſor
Carl Bronner aus Mainz, der ſeit vier Jahrzehnten in der
Denkmalpflege tätig iſt, hat in unermüdlicher Arbeit die
ſchön=
ſten Baudenkmäler Oberheſſens und Rheinheſſens
n Aguarellaufnahmen feſtgehalten und dieſe Sammlung von
240 Blättern dem Gewerbemuſeum für eine Ausſtellung
über=
laſſen. Dieſe Ausſtellung von dem reichen hiſtoriſchen Beſitz
unſerer Heimat würde zu jeder Zeit auf Teilnahme rechnen
kön=
nen. In der heutigen Zeit der Verkehrsbeſchränkung iſt ſie von
doppeltem Wert. Den Aelteren wird ſie manche freundliche
Er=
innerung wachrufen. Der jüngeren Generation gibt ſie
Gelegen=
heit, von dem Reichtum des Landes einen Begriff zu gewinnen.
Mit großer Deutlichkeit tritt in den Baudenkmälern der
Gegenſatz der Lage und Geſchichte beider Provinzen entgegen.
Oberheſſen mit der Wetterau, die Hauptſtraße zwiſchen Thüringen
und dem Mittelrhein, hat ſich mannigfach entwickelt.
Nebenein=
ander haben wir hier die größte Ruine romaniſchen Burgbaues
in Münzenberg, die mächtige Kloſterruine von
Arns=
burg, die köſtlichen Beiſpiele alter Städteanlagen in
Büdin=
gen und Friedberg, Herrenſitze in Eiſenbach, Lich und
Romrod und die Wunderwerke bürgerlichen Wohnbaues in
den Fachwerkhäuſern mit dem Reichtum ihrer farbigen
und konſtruktiven Wirkung. Das Bild, das uns hier in etwa 110
Aufnahmenlaus Oberheſſen geboten wird, iſt in keiner Weiſe
er=
ſchöpfend. Aber in ſehr glücklicher Zuſammenſtellung führt es
us ein in die ganze Fülle und Vielſeitigkeit der Geſchichte des
Landes, die in dieſen Baudenkmälern ihren Ausdruck fand.
Ganz anders ſtellt ſich das Bild Rheinheſſens dar.
Scharf klafft hier der Gegenſatz zwiſchen den großen rheiniſchen
Städten und dem flachen Land, das, ohne durchgehenden Verkehr,
ich in kleinſtädtiſcher Abgeſchloſſenheit auslebte. Neben
Bei=
ſpielen bürgerlichen Wohnungsbaues ſind es daher in erſter
Linie die Landkirchen, die hier unſere Aufmerkſamkeit wecken. Und
da bietet die Ausſtellung allerdings für den, der das Land wenig
kennt, ein überraſchendes Bild. Es iſt nicht nur die große
Schön=
heit der Lage in einſamer Landſchaft oder der Gruppierung im
Städtebild, die dieſen Bildern einen beſonderen Reiz gibt,
ſon=
dern in dem Kirchenbau auch der abgelegenſten Orte zeigt ſich
hier eine Größe und ein Schwung baukünſtleriſcher Ideen, den
ein Fremder hier kaum erwarten wird. Die Bautätigkeit der
rheiniſchen Städte findet einen mächtigen Nachklang vor allem in
einer Fülle romaniſcher Landkirchen. Das 17. und 18.
Jahrhun=
dert haben die meiſten dieſer Bauten in Aſche gelegt. Die alten
Langhäuſer ſind meiſt durch ſchlichte Notbauten erſetzt. Aber die
romaniſchen Türme ſind geblieben. Die Ausſtellung allein weiſt
16 von dieſen trotzigen Recken auf, darunter baugeſchichtlich ſo
wertvolle Typen wie die Türme in Guntersblum,
Dit=
telsheim und Alsheim mit ihrem maſſiv gebauten
Zelt=
dach, das dem Turm der Pauluskirche in Worms nachgebildet
iſt. Eine romaniſche Choranlage von größtem Reichtum zeigt die
Keloſterkirche in Pfaffenſchwabenheim, und in
Becht=
heim und Nieder=Ingelheim, über der alten
Pfalz=
kapelle Karls des Großen ſehen wir noch heute die romaniſche
Kirchenanlage im Grundriß und Aufbau völlig erhalten. Die
neun Blätter aus Ober= und Nieder=Ingelheim mit
den drei Kirchen, den Reſten der Befeſtigung und den Ruinen der
Kaiſerpfalz bilden einen der anziehendſten Punkte der
Aus=
ſtellung.
Neben den romaniſchen Bauten hat auch die Gotik nach dem
Vorgang von Oppenheim eine Reihe, künſtleriſcher
Kirchen=
bauten in Rheinheſſen geſchaffen. Neben der großen Hallenkirche
in Armsheim und der evangeliſchen Kirche in Ober=
In=
gelheim üben hier die kleinen Landkirchen in Udenheim
oder in St. Johann durch den eigenen Gegenſatz zwiſchen
der künſtleriſch hoch entwickelten Idee ihrer Choranlage und die
ländliche Umgebung einen beſonderen Reiz.
Die reichhaltige Ausſtellung iſt an allen Wochentagen von
11 bis ½1 Uhr, an den Sonntagen von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
Für Schulen und Vereine kann der Beſuch auch zu anderen
Tageszeiten ermöglicht werden. Die Oertlichkeit der einzelnen
Denkmäler iſt auf den Blättern ſelbſt vermerkt. Wer ſich näher
zu unterrichten wünſcht, ſei auf Dehios Handbuch der deutſchen
Kunſtdenkmäler verwieſen, das in dem Leſeſaal des Muſeums
eingeſehen werden kann. Daſelbſt ſind auch die bisher
erſchiene=
nen Inventare der heſſiſchen Bau= und Kunſtdenkmäler erhältlich.
In Betracht kommen für die Ausſtellung die Inventare von
Friedberg, Büdingen, Arnsburg, Oppenheim und Kreis Worms.
* Darmſtädter Erinnerungen.
Von Profeſſor Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
Nachträge.
10. Darmſtadt im Jahre 1725.
Der bekannte Schweizer Naturforſcher und Dichter Albrecht
von Haller (geb. zu Bern am 16. Oktober 1708, geſt. daſelbſt
am 12. Dezember 1776) kam, als er von Tübingen, wo er von
1723 bis 1725 ſtudiert hatte, zur Fortſetzung ſeiner Studien nach
Leiden überſiedelte, am 30. April 1725 nach Darmſtadt. In ſei=
nem Tagebuch (Albrecht Hallers Tagebücher ſeiner Reiſen nach
Deutſchland, Holland und England 1723—1727, mit Anmerkungen
herausgegeben von Ludwig Hirzel, Leipzig 1883, S. 23) entwirft
er folgendes Bild von der Stadt:
„Den 30. IApril 1725) Morgens frühe gleich nach Mitternacht
traten wir von Heidelberg) die Tagreiſe nach Frankfort an, die
von zehn Meilen iſt. Man durchgeht die ſogenannte Bergſtraße,
die ich mir als eine lange Allee von Bäumen eingebildet. Da
doch nichts dergleichen zu ſehen. Nachdeme wir Weinheim
und andre Pfälziſche Flecken vorbey gelegt, kamen wir nach
Darmſtatt. Dieſe Hauptſtatt eines heßiſchen Fürſtenthumes,
wozu nun auch die Grafſchaft Hanau kommen wird, liegt in
einem ofnen ebnen Korn=Lande. Nach einem großen Brand iſt
ſie ganz der Schnur nach, von einerley Bau=Art wieder
aufge=
bauen worden. Wie wohl dieſe Gleichförmigkeit mich nicht
ſonder=
lich vergnüget. Deß Fürſten Burg iſt nach Italiäniſcher Art, und
wie alles nur von Holz und Riegwerk gebauen. Um die Statt ſind
anſtatt Mauern nichts als Pfäle. Etwas weiter kamen wir an
zwey hölzerne Säulen, die 38 Schuh von einander entfernt, die
Länge des Sprunges bezeichnen, den ein gehezter Hirſch über
einen mit Heu geladenen Wagen gethan. Hier iſt ziemlich viel
höchſt angenehme und wohl außgehaune Waldung. Wir kamen
ferner durch ein ganz mit vertiehnen Franzoſen bewohntes Dorſ
Neu=Iſenburg), und endlich nach Frankfurt am Mayne,
die von den Stätten, die bißher geſehn, bey fernem die größte
ſchönſte und reichſte ware.”
1n
Die im „Darmſtädter Tagblatt” ſeit Nr. 355 bom 24.
Dezem=
ber 1922 veröffentlichten „Darmſtädter Erinnerungen” ſind
nun=
mehr als Band 3 der von dem Verfaſſer herausgegebenen „
Heſ=
ſiſchen Hausbücherei” unter dem Titel „Darmſtädter
Erinnerun=
gen. Ein Führer durch die Darmſtädter Memoirenliteratur” (139
Seiten) im Litera=Verlag dahier erſchienen und zum Preiſe von
75 Pfennig durch jede Buchhandlung zu beziehen. Das mit einem
alphabetiſchen Regiſter verſehene Werkchen iſt die erſtmalige
Be=
arbeitung ſeines Gegenſtandes, und wenn es auch, wie alle
Ar=
beiten dieſer Art, auf unbedingte Vollſtändigkeit keinen Anſpruch
machen kann und macht, ſo iſt es doch ein für jeden Freund der
Darmſtädter Geſchichte wichtiges und unentbehrliches Hilfsmittel,
das ihm durch ſeine genauen Inhalts= und Literaturangaben
eine Fülle verſteckten Quellenmaterials erſchließt. Die Nachträge
geben einen Begriff davon, wie das Werk urſprünglich gedacht
war, doch mußte dieſe ausführlichere Behandlung der einzelnen
Quellen wegen Raummangels und wegen der hohen Druck= und
Papierkoſten für den Haupteil aufgegeben und auf eine beſſers
Zeit verſchoben werden.,
Mummer 29.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 29. Januar 1921,
Seite 3.
Recht, Reichsregierang und Parteien.
Von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt.
Die Verurteilung des Schuldnerwuchers hat den Glauben
an den Rechtsſtaat wieder hergeſteut. Der Verſuch des
Reichs=
finanzmin ſters, den Spruch des hochſten Gerichts duich ein
Anſ=
wertungsverbot im Keime zu erſticten, iſt an dem Widerſtande
Süddeutſchlands geſcheitert. Bahern vor auem hat aus
recht=
lichen, ſittlichen, wirt chaftlichen und politiſchen Gründen
wider=
fprochen. Auch der Verſuch Dr. Luthers, die Glaubiger der
In=
duſtrieobliggtionen mit 10 Prozent abzufinden und burch
Ver=
quidung mit einer Mietzinsſteuer den landwirtſchaftlichen
Grund=
beſitz vor Steuer und Rufwertung zugleich zu ſchützen, mißlang.
Als Vorſitzender der Fuldger Biſchofskonferenz widerſprach der
Fürſtbiſchof von Breslau der verfaſſungswidrige.: Entrechtung
des Mittelſtandes und der Stiftungen. Gleich der katholiſchen
ſirche erhob das Reichsgericht Proteſt. Durch eine von hohem
ſittlichem Ernſt getragene Mahnung hat das höchſte Gericht
be=
wicſen, daß es nicht nur durch ſeine Sprüche, ſondern auch über
fein amtliches Wirken hinaus mannhaft dem Rechtsbruch
ent=
gegentri.t. Unbelümmert um Günſt und Ungunſt der Regierung
und die Stellung des Gewarnten. Im Voxhaus in Berlin und
im Ueberſeekub hat ſich ſeitdem der Reichsfinanzminiſter
ge=
äußert. Er will notgedrungen eine „beſcheidene”
Hypothekauf=
wvertung zulaſſen. Aber für einen „Zauberglauben” hält er cs,
tvenn Leute, die ihre Hypotheken innerſich längſt abgeſchrieben
hätten, wähnten, dieſe tönnten mit einem Federſtrich auf ihrmn
alten Goldwert oder einen erheblichen Teit davon wieder
auf=
gebaut werden und dabei könnten Staat und Wirtſchaft beſtehen.
Hätte doch das deutſche Volk in den letzten Jahren durch das
Mittol der Juflation von den Hypothelen und den übrigen
Er=
ſparniſſen ge ebt und dieſe verzehit. Was wir verloren hätten,
bleibe verloren. Wenn es gelungen ſei, die Währung zu feſtigen,
ſo dürfe man jetzt nicht die Mittel verlürzen, die das ermöglicht
hätten.
Ich laſſe dahingeſtellt, ob dieſen Ausführungen unklares
Den=
ken oder das Streben zugrunde liegt, durch abſichtliche
Unklar=
heit die Gegner zu verwirren. Jedenfalls hätte ein Reichsminiſter
keinen Satz von alledem ſprechen dürfen. Den raſchen Erwerb
müheloſer Spelulation mögen die Beteiligten leicht verloren
geben. Niemandem aber iſt es eingefallen, mit ſeinen
Hypo=
theken die Frucht mühevoller Lebensarbeit abzuſchreiben. Und
wenn pflichtwidrig unter ein eitigem Schuldnerdruck der
Geſetz=
geber überlange der Bedrohung der Gläubigerrechte untätig
zu=
geſehen hat, ſo gehen dieſe dadurch ebenſo wenig verloren, wie
das Unrecht der Schuldner zum Recht wird. Das hat das RG.
außer Zweifel geſtelli. Gewiß hat das deutſche Volk mittels
der Inflation jahrelang über ſeine Verhältniſſe geſeßt. Aber
dadurch hat es doch nicht gerade die Hypothel= und ansere alten
Geldforderungen verzehrt. Die Häuſer, die 7ücke, die
Fabrikanlagen und Maſchinen pp., die mit den Sdarlehen
angeſchafft wurden, ſind da. Und, auch wenn der 10
Pro=
zent für ſich in Anſpruch nimmt, liegt kein Grund vor, den Reſt
der Forderungen dem Schuldner zu ſchenken. Durch die Mittel
der Währungsfeſtigung wird das weder bedingt, noch
gerecht=
fertigt. Und wenn der Zauberglaube etwa dem warnenden
Reichsgerichte vorgeworfen wird, ſchuellt der Pfeil auf den
Schützen zurück. Das Reichsgericht ſteht weit über die deutſchen
Grenzen hinaus in hohem Anſehen. Es ſteht nicht nur auf der
Höhe der Wiſſenſchaft, ſondern es hat, wie ſeine Urteile dartun,
volles Verſtändnis auch für die Bedürfniſſe des
Wirtſchafts=
lebens. Ein Reichminiſter von heute kann ſeine Warnungen
nicht durch Redewendungen beſeitigen.
Auch der Reichsjuſtizminiſter hat ſich im Rechtsausſchuß des
Reichsrat zur Aufwertungsfrage geäußert. Er eikennt die
Ent=
ſche dung des RG. an, meint aber, ihre Durchführung würde
Deutſchland in Millionen von Prozeſſen ſtürzen. Deshalb ſei
es notwendig, ein mehr das Durchſchnittliche berückſichtigendes
Veifahren zu ſchaffen und bei Berechnung des Durchſchnittsſatzes,
abgeſehen von den Steuerlaſten des geſamten Grundbeſitzes, die
jetzige ſchwere Lage der Landwirtſchaft und des verarmten
ſtädtiſchen Hausbeſitzes zu berückſichtigen. Eine Aufwertung der
Schuldverpflichtungen von Reich, Ländern und Gemeinden komme
nach dem Reichsgerichtsurteil nicht in Frage, da dieſe durch ihre
Pflichten aus dem Friedensvertrag zahlungsunfähig ſeien. Wie
der Reichsjuſtizminiſter ſich die beabſichtigten Durchſchnittsſätze
denkt, darf vielleicht aus einem Gutachten entnommen werden,
das in ſeinem Auſtrage der Abgeordnete Dauch verfaßt hat.
Die=
ſer ſieht bei Hypotheken auf landwirtſchaftlichem Beſitz 40 v. H.
des Coldwertes der Forderung als Höchſtgrenze an. Bei
indu=
ſtriellem Beſitz ſchlägt er eine Aufwertung auf etwa 30 v. H. für
die vor dem 1. Januar 1919 noch nicht zurückgezahlten
Hypo=
theken vor. Bei ſtädtiſchem Grundbeſitz ſchlägt Dauch eine
vor=
läufige Regelung dahin vor, daß beim Verkauf eines Miethauſes
der Erlös zwiſchen Eigentümer und Hypothekengläubiger nach
folgendem Verhältniſſe geteilt wird: Wenn ein mit 60000
Gold=
mart belaſtetes Haus im Verkaufswert von 100 000 Mk. jetzt zu
50 000 Goldmark verkauft wird, foll davon der Hypcthekengläubi=
ger 10 Prozent ſeiner halben Forderung init 12000 Goldmark
er=
halken. Solange das Unterpfand nicht verkauft wird, ſouen die
Hypoiheken bis zur endgültigen Regetung geſperrt bleiben. Für
die dinglich nicht geſicherten Reichsmarkforderungen will Dauch
einen feſten Goldumrechnungsturs geſetzlich feſtgeregt wiſſen, der
lei Anleihen des Reiches, der Länder und Gemeinden etwa ein
Tauſendſtel des Nennwertes betragen ſoll. Dieſes Tauſendſtel
ſoll nicht bar bezahlt, ſondern durch Umtauſch der alten
Anleihe=
ſtücke gegen ein berzin liches Goldpapier geleiſtet werden. Die
„Verſchläge Dauchs ſtehen anſcheinend auf dem Boden des
Reichs=
gerichtsurteils. Aber nur inſoweit, als ſie die Aufwertung
grundſätzlich zulaſſen. Sie weichen davon inſofern ab, als
ſi=
den Umfang der Aufwertung weit enger ziehen als das Reich3. Deſſen ilrteil entſpricht grundfäglich der Mügelſchen
Formel. Das heißt, die Aufwertung hat in dem Verhältnis zu
erfolgen, in dem bei Begründung und Tilgung der Forderung
der Goldmarkwert des Un erpfandes zu dem der Forderung ſteht.
Das wäre in dem obigen Beiſpielsfalle die Hälfte von 60000
Mark, während nach Dauch der Glänbiger nur 40 Prozent von
30 000 Mk., d. h. 12000 Mk., erhalten, und bei landwirtſchaftlichem
und induſtriellem Grundbeſitz in der oben dargelegten Weiſe
be=
ſchränkt werden ſoll. Der Grund, den der Reichsjüſtizminiſter
fur die Aufſtellung eines Durchſchnittsſatzes anführt, trifft nicht
zu. Denn es geht im Rechtsſtaate nicht an, dem Berechtigten
deshalb ſein Recht zu ſchmälern, weil der Schulduer durch Klage
zur Zahlung gezwungen werden muß. Es trifft aber auch nicht
zut, daß Millionen von Prozeſſen entſtehen würden. Wenn man
alsbald Einigungsämter errichtet und ſtatt eines
Durchſchnitts=
ſatzes als grundſätzliche Richtlinie die Mügelſche Formel
auf=
ſtellt, wird ſich bei den alten Geldforderungen die Aufwertung
ebenſo leicht vollziehen, wie dies auf Grund der
reichsgericht=
lichen Rechtſprechung bei den Lieferungsverträgen der Fall war.
Die Aufſtellung eines Durchfchnittsfatzes iſt aber auch mit Treu
und Gläuben unbereinbar, weil dieſer Satz der Geſtaltung der
Grundſtückspreiſe nicht entſpricht. Beim landwirtſchaftlichen und
induſtriellen Grundbeſitz, Miethäuſern und ſolchen, die der
Eigen=
tümer allein bewohnt, hat ſich das Verhältnis des
Vorkriegs=
wertes zum damaligen Goldmarkwert aus naheliegenden
Grün=
den ganz verſchieden geſtaltet. Und es wäre durch nichts
gerecht=
fertigt, den Gläubiger, dem ein zum vollen Vorkriegswerte
ver=
kauftes Einfamilienhaus verpfändet iſt, deshalb auf die Hälfte
ſeiner Forderung zu beſchränken, weil Miethäufer meiſt nur den
halben Vorkriegswert oder weniger erzielen. Eine Notlage der
Landwirtſchaft weiſt die Statiſtik nicht aus. Ihre Produlte
er=
zielen zwar nicht mehr die früher übermäßigen, aber zumeiſt doch
höhere als Vorkriegspreiſe. Beſtände die Notlage aber, ſo käme
das ebenſo wie die Mietzwangswirtſchaft in den
Grundſtücks=
prei en zum Ausdruck und würde deshalb durch die Mügelſche
Formel berückſichtigt. Die Aufſtellung niedriger
Durchſchnitts=
ſätze iſt deshalb unveranlaßt, entrechtet zugunſten der Schuldner
die Gläubiger und ſteht mit dem Urteil des Reichsgerichts, das
auf Grund des § 242 BGB. Abſtellung auf den Einzelfall fordert,
in unlösbagem Widerſpruch. Gleichermaßen widerſpricht es dem
Urteile des RG. und dem Geſetze, wenn Dauch bei dinglich nicht
geſicherten Forderungen einen feſten Geldumrechnungskurs
be=
ſtimmt und dieſen bei Anleihen des Reiches und der anderen
öffentlichen Verbände auf ein Tauſendſtel des Nennwertes
be=
ſchränlt haben will. Das Landgericht Berlin hat kürzlich bei
einer günſtig ſtehenden Induſtriegeſellſchaſt deren Anleihen auf
75 Goldmark v. H. des Nennbetrages aufgewertet, und es
wider=
ſtröche Treu und Glauben und dem Geſetze, wegen des minder
günſtigen Standes einzelner Unternehmungen die Gläubiger
auch der gutgeſtellten zu deren Gunſten zu entrechten. Ebenſo
wenig geht es an, die ſämtlichen Sparkaſſeneinlagen und die
ſämtlichen Pfandbriefe deshalb auf das gleiche Mindeſtmaß zu
beſchränken, weil im Gegenfatz zu pflichtgetreueren einzelne
Spar=
kaſſen und einzelne Hypothekenbanken bei der Löſchung ihrer
Hypotheken beſonders — ſorglos derfahren haben und zur
Ver=
dunkelung ihrer Fehler, im Widerſpruch mit den von ihnen
pflichtmäßig zu vertretenden Intereſſen, die konfiskatoriſchen
Pläne des Finanzminiſters nicht ungern verwirklicht ſähen. Daß
mangels einer Bereicherung und wegen ihrer durch den
Frie=
densvertrag bedingten Zahlungsunfähigkeit die öffentlichen
Ver=
bände ihre Anleihen in abſehbarer Zeit nicht aufwerten können,
ſteht mit dem Urteile des RG. und meinen wiederholten
Dar=
legungen im Einklange. Das rechtfertigt es aber nicht, durch
Herabſetzung der öffentlichen Anleihen auf ein Tauſendſtel die
ſolideſten Kreiſe des Volkes ihrer Anſprüche dauernd zu
berau=
ben, obwohl vielleicht Reich, Länder und Geineinden zu einer
Aufwertung ſpäter in der Lage ſind. Daß die Verwirklichung
der Dauchſchen Pläne nicht nur unveranlaßt, unbillig und
geſetz=
widrig, ſondern auch verfaſſungswidrig, unſittlich und deshalb
rechtsunwirkſam wäre, geht aus der von mir veröffentlichten
(Nr. 15 des Tagblatts vom 15. ds.) Mahnung des Reichsgerichts
hervor. Denn dort wird darauf hingewieſen, daß die Gefahr
einer ſolchen Beurteilung durch das höchſte Gericht auch dann
beſteht, wenn die Regierung unter dem Drucke der aufgetretenen
Widerſtände die urſprünglich geplante völlig= Konſiskation auf
geben und die im Recht begründete Aufwertung nur zum Teil
verbieten ſollte. Reichsjuſtizminiſter Emminger hat ſich im
übri=
gen als ſachlich und klar denkender, energiſcher Mann erwieſen,
der ſich durch dämagogiſche Schlagworte nicht beeinfluſſen läßt.
Ohne darüber Näheres zu wiſſen, nehme ich deshalb an, daß
der Plan, das Maß der Aufwertung zugunſten der Schuldner
geſetzwidrig zu beſchränken, durch den Starrſinn des Finanz
miniſters veranlaßt worden iſt. Die Stellung der dritten Steuer
notverordnung zur Aufwertungsfrage und dem Urteile des RG.
geht aus den Preſſenachrichten über den Enturf nicht
zweifels=
frei hervor. Angeblich ſoll die Aufwertung unter gewiſſen
Ein=
ſchränkungen bis zu einer gewiſſen Höchſtgrenze zugelaſſen und
daran feſtgehalten werden, daß der „Geldentwertungsgewinn”
beim Schuldner mit 7—12 Proz. beſteuert wird. (Schluß folgt.)
Die Franzoſenfreunde kläglich abgeſchnitten.
Saarbrücken, 28. Jan. Die Wahlen zum
ſaar=
ländiſchen Landesrat ſind ruhig verlaufen. Die
Wahl=
bcteiligung ſcheint im allgemeinen etwas größer geweſen zu ſein
als bei den letzten Wahlen. Aus den bis jetzt vorliegenden
Teil=
ergebniſſen iſt erſichtlich, daß die ſaarländiſche
Landes=
partei (Partei der Franzoſenfreunde) ſehr
kläglich abgeſchnitten hat. Sehr ſtarken Zuwachs
ſcheinen die Hommuniſten errungen zu haben. Im Kreiſe
Ottweiler erhielien: Sozialdemokraten 10 185, Kommuniſten
7193, Hausbeſitzer= und landwirtſchaftliche Liſte 2500,
Deutſch=
nationale 165, Deutſche ſaarländiſche Volkspartei (Vereinigte
Liberale und Demokraten) 4938, Zentrum 19 520, Saarländiſche
Arbeitsgemeinſchaft (franzoſenfreundliche Partei) 1394.
Das Wahlergebnis aus der Stadt Saarbrücken
iſt noch nicht endgültig. Es fehlen noch der Stadtteil
Malſtatt ſowie die kleineren Vororte. Bis fetzt erhielten:
Sozial=
demokraten 5007, Kommuniſten 1981, Hausbeſitzer und Landwirt
ſchaftsliſte 2009. Deutſchationale 1360, Saarländiſche Volkspartei
7027, Zentrum 6162, Saarbund (Franzoſenpartei) 590, zerſplittert
396 Stimmen.
Saarbrücken, 28. Jan. Bei den vorjährigen Wahlen
(Stadtverordnetenwahlen) waren auf die einzelnen Parteien
folgende Stimmen entfallen: Sozialdemokraten 1346,
Kommuni=
ſten 1851, Hausbeſitzerliſte 2725, Deutſchnationale 1366,
Saar=
ländiſche Volkspartei (Liberale und Demokraten) 6965, Zentrum
6865. Der Saarbund hatte damals keine Kandidaten aufgeſtellt.
Saarbrücken, 28. Jan. Die Landesratswahlen im
Saar=
gebiet weiſen zur Stunde, 9 Uhr vormittags, folgendes Ergebnis
auf. Zentrum 98 662, Sozialdemokraten 44536, Deutſche
ſaar=
ländiſche Volkspartei (Liberale und Demokraten) 32 058,
Deutſch=
nationale Volkspartei 2791, Haus= und Grundbeſitzerpartei 9178,
Kommnniſten 39 311, Saarbund (Franzoſenpartei) 5586
Stim=
men. — Die Mandate verteilen ſich bisher wie folgt:
Zeutrum 14 (bisher 16), Sozialdemokraten 6 (5),
Kommuniſten 5 (2), Deutſche ſaarländiſche
Volks=
partei 4 (Liberale und Demokraten bisher zuſammen 5),
Haus= und Grundbeſitz 1 (2), Deutſchnativnale 0,
Saarbund 0.
Das endgültige Ergebnis.
* Saarbrücken, 28. Jan. (Prib.=Tel.) Bei den
Lan=
desratswahlen wurden insgeſamt abgeben: Zentrum 101810,
Mehrheitsſozialdemokratie 46 787, Kommuniſten 39 858,
Saar=
ländiſche Volkspartei (Liberale und Demokraten) 33075, Partei
für Hausbeſitz und Landwirtſchaft 8506, Deutſchnationale
Volks=
partei 3731, Saarländiſche Wirtſchaftsvereinigung (
Saarſepara=
tiſten) 6923 Stimmen. Wahlberechtigt waren 377 300, gewählt
haben 255 499, alſo 68,25 Prozent.
General Degoutte und der Beamtenabbau.
Düſſeldorf, 28. Jan. Der kommandierende General
Degoutte hat eine Verfügung, betreffend den Beamtenabbau im
beſetzten Ruhrgebiet und im Brückenkopf Düſſeldorf, den
leiten=
den Stellen der deutſchen Behörden zugehen laſſen. Danach hat
er beſchloſſen, ſich der Durchführung der Reichsverordnung vom
27. Oitober 1923 über den Abbau von Beamten und
Angeſtell=
ten ſich unter folgenden Vorbehalten nicht zu wiserſetzen: Durch
die Din ſionskommandeure und den lommiano erengen General
wird eine Ueberwachung der auf Grund der Reichsverordnung
durchzuführenden Entlaſſungen ausgeübt. Zu dieſem Zwecke
müſſen, ſämtliche erforderlichen Angaben über die entlaſſenen
Beamten und Angeſtellten, gleichzeitig auch der Entlaſſungsplan
(Abbauprojekt), durch die zuſtändigen deutſchen Behörden den
Militärbehörden zugeſtellt werden.
*Aus unbekannten Vorleſungen Fichtes.
C.K. Fichtes gewaltige Perſönlichkeit, die für uns
unver=
geßlich in ſeinen Reden an die deutſche Nation ausgeprägt iſt,
erſcheint im ſchönen Feuer der Jugend und mit der ganzen
Ueberzeugungskraft ſeiner Rednerbegabung in einigen
akade=
miſchen Vorleſungen, die ſoeben aus feinem bisher
unver=
öffentlichten Nachlaß von Siegfried Berger bei Felir
Meiner in Leipzig herausgegeben werden. Die drei Vorleſungen
führen den Titel „Ueber den Unterſchied des Geiſtes
und des Buchſtabens in der Philoſophie” und
wur=
den von ihm wahrſcheinlich im Sommerſemeſter 1794 in Jena
gehalten; ſie vermitteln uns einen unmittelbaren Eindruck von
der Lehrtätigkeit des großen Philoſophen. „Wie unſer
vorliegen=
der Text geſtaltet iſt,” ſagt der Herausgeber, „ſo ſprach wirklich
der große Lehrer, und zwar in der Enge einer Jenaer Hörſaals,
noch nicht von der hohen Warte eines Redners an die deutſche
Nation, wie das in der Art ſeiner ſpäteren Berliner Vorleſungen
liegt. Hier wendet ſich der Leiter ganz perſönlich an ſeine
Stu=
denten. In allem Pathos, mit dem Fichte ſeine Vorleſungen
ſtets beginnt und ſchließt, bleibt hier doch immer das intime
Moment unmittelbarer Fühlung mit ſeinen Schülern ſpürbar.
Das iſt der beſondere Reiz dieſer Jenaer Publika. Dieſe Sprache,
dieſe Leisenſchaft in der folgerechten Gedankenentwicklung war
es, die ihm die Gläudigkeit der Studenten an ſeine Sendung und
— den Haß der zopfigen akademiſchen Kollegen ſchuf. Fichte ſtellt
hier in hinreißenden Ausführungen den Sieg des Geiſtes in
ſei=
uer Philoſophie über den Körper und den Buchſtaben dar. „Ueber
die notwendigen Formen des Körpers im Raume,” ruft er aus,
„erhebt ſich der Geiſt zur freien Begrenzung des Urſchönen, dem
nichts in dieſer Sinnenwelt gleicht, über den Wechſel der
Emp=
findungen in der Zeit zur freien Begrenzung des Ergötzenden,
wo. Empſindungen Empfindungen drängen, ohne daß ſie
ver=
ändert zu ſein ſcheinen; über die Begrenzung alles Empfundenen
in Zeit und Raum ſchwingt er über Zeit und Raum ſich weg zum
Anſtaunen des Urerhabenen, über den Wechſel ſeiner
Ueberzeu=
gungen, zum Gefühl von der ewigen Wahrheit, über allen
Ein=
fluß der Sinnlichkeit hinweg zur erhabenſten Idee, der völlig
dargeſtellten ſittlichen Vollkommenheit, oder der Gottheit.‟ Die
praktiſchen Folgen für die Lebensweiſe jedes Einzelnen, die aus
feiner Philoſophie ſich ergeben, ſchildert er folgendermaßen: „Wie
er ſich in jedem Augenblick ſeines Lebens ſagt, und wieder ſagt,
und die Kraft hat, es zu glauben; alles, was mich umgibt,
ſind bloße Erſcheinungen, die für mich nicht da ſind, als inſofern
ich will, daß ſie für mich da ſeien; die mir nichts ſind, als
das, wozu ich ſie mir ſelbſt mache, die keinen Einfluß auf mich
haben als den, den ich ihnen ſelbſt gebe — was könnte den
be=
wegen, den aus ſeiner Faſſung bringen, dem ſeinen feſten Plan
verrüdlen? Der Erde Freuden? Er weiß, daß er in der Welt der
Täuſchungen lebt, und er will nirgends anders leben, als da, wo
er zu leben hat, und von dem vernunftwidrigen Wahnſinn, ohne
Zweck gegen die Natur anzukämpfen, iſt niemand freier als er.
Oder könnten ihn die Leiden der Welt bewegen? Was dürfte es
wohl geben, was für ihn Leiden wäre? Solange es ihm ſich noch
der Mühe verlohnt, zu leben, d. i. ſolange er ſich des Lebens und
das Leben ſeiner noch ſür wert hält, hat er noch immer mehr
Freude als Leid; denn er hat die höchſte, alles überwiegende
Freude, die Freude an ſich ſelbſt, die nur ſtärker wird und höheren
Genuß gewährt, je mehr er durch Leiden von außen in ſich ſelbſt
hineingetrieben wird. Und das allerärgſte, was ihm widerfahren
kann, was iſt es denn? Das iſt es, was man gewöhnlich Tod
nennt. Und was iſt denn dieſer Tod, dieſes Aergſte, ſo oft
Ge=
fürchtete, was uns auf der Erde begegnen kann. Der Tod iſt eine
Erſcheinung wie alle anderen Erſcheinungen; keine Erſcheinung
aber trifft das Ich. Das Fürchterliche liegt bloß darin, wenn man
wähnt, er treffe das Jch. Aber dem, der ſeine Selbſtändigkeit
fühlt, iſt es phyſiſch unmöglich, ſich ſo etwas nur zu deuken. Der
Tod iſt ihm das Ende einer gewiſſen Reihe von Erſcheinungen,
und nichts weiter.
Zum Schluß bekennt ſich Fichte in ſtolzen und erhebenden
Worten zu ſeiner Lehre: „Im Leben Irrthümer anerkennen, die
man auf der Studierſtube widerlegt, in der Welt bewundern,
oder fürchten, was man an ſeinem Schreibpulte, oder auf dem
Lehrſtuhle verachtet, ſeiner Bemühungen, ſeiner Sorgen, und
ſeines Schweißes werthachten, was man in ſeinen Schriften für
unrichtig, nichtig, eitel erklärt, — das iſt der ſicherſte Beweis, daß
man die Philoſodhie noch nicht in ſeinem Geiſt aufgefaßt habe.
Wer mit Geiſt philoſophiert hat, in deſſen Aeußerungen und
Handlungen allein zeigen ſich ſeine theoretiſchen Grundſätze; aus
jeder derſelben kann derjenige, der ſelbſt Geiſt hat, das ganze
Syſtem des Mannes ſchließen, denn er hängt mit dem ganzen
Syſtem und mit allen einzelnen Momenten desſelben zuſammen.
Wo er iſt, da iſt er immer ganz, und wo er haudelt, da handelt er
immer ganz; denn er iſt eins, und es findet in ihm keine
Thei=
lung ſtatt. Dann auch, und nur dann gibt die Philoſophie
das=
jenige, ohne welches ſelbſt die einzig wahre Glückſeligkeit, die
Werthachtung unſerer ſelbſt, und die Billigung unſerer ſelbſt
un=
vollendet und unſicher bleibt, das gegründete Vertrauen
auf uns ſelbſt. Des erhabenen Gedaukens: nach den
Grund=
ſätzen, nach denen ich jetzt haudele, werde ich immer handeln,, weil
ich es immer wollen werde — iſt nur der fähig, der jene
Grund=
ſätze ganz in ſein Inneres aufgenommen hat, dem ſie zu ſeinem
Selbſt geworden ſind, und der in jedem Augenblicke ſeines
Lebens die phyſiſche Unmöglichkeit fühlt, von ihnen ſich zu
tren=
nen, wenn er ſich nicht von ſich ſelbſt trennen will. Was uns
be=
gegnen wird, wiſſen wir nicht und können wir nicht wiſſen. Nur
das können wir wiſſen, wie wir handeln werden; und wohl dem,
der es weiß, denn darauf allein beruht doch unſer ganzer Werth
und unſer ganzes Wohl!”
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
* Eine neue liraufführung am Heſſ.
Landes=
theater. Generalintendant Hartung hat das Luſtſpiel „
Aben=
teuer in Moll” von dem Münchener Schriftſteller Hanns
Braun zur Uraufführung erworben. Die zur Handlung
notwen=
dige Begleitmuſik ſtammt von dem Berliner Komponiſten Heinz
Tieſſen.
— Felix Weingartner, Generalmuſikdirektor
in Chiago? Felix Weingartner, deſſen Vertrag mit der
Wie=
ner Volksoper mit Ende Dezember 1924 abläuft, hat, wie
ver=
lautet, einen Antrag erhalten, als Generalmuſikdireſtor nach
Chicago zu kommen, welches Angebot er auch annehmen wird.
— Geheimrat Dr. Oskar Beck †. In München
ver=
ſtarb im 71. Lebensjahre der Aelteſtinhaber der C. H. Beckſchen
Verlagsbuchhandlung daſelbſt.
— Goethe=Ausſtellung in Kopenhagen. Die
Ausſtellungsſtücke der deutſchen öffentlichen und privaten
Samm=
lungen, die auf der Kopenhagener Goethe=Ausſtellung vom 29.
Januar bis 12. Februar gezeigt werden, ſind in Kopenhagen
ein=
getroffen. Es beteiligten ſich mit wertvollen Leihgaben das
Goethe=Nationalmuſeum, das Gvethe=Schiller=Archiv in Weimar,
das Frankfurter Goethe=Muſeum und die Univerſitätsbibliothek
mit der Hirzelſcmmlung in Leipzig, das deutſche Buchmuſeum
in Leipzig und ebenfalls, die dortigen Privatſammlungen von
Profeſſor Kippenberg und Dr. Stumme. Unter den
deutſcher=
ſeits zur Verfügung geſtellten Stücken ſind zahlreiche loſtbare
Originale, die ihren Standort bisher nie verlaſſen haben und
da=
her der Ausſtellung ein beſonderes Intereſſe verleihen.
* Ein neuentdeckter Dürer. Wie aus Wien
gemel=
det wird, hat der Vorſtand des Kunſthiſtoriſchen Muſeums, Dr.
Glück, ein bisher unbekguntes Gemälde von Dürer entdeckt. Es
iſt eines der ſchönſten Frauenbildniſſe, von dem Meiſter
eigen=
händig ſigniert und ſtammt aus dem Jahre 1505, aus der Zeit
der zweiten italieniſchen Reiſe Dürers. Das Bild ſtellt eine
junge, intereſſante Venezianerin mit blonden Locken in einem
karminroten Gewand mit zwei dunklen Maſchen dar. Das Stück
wurde für die Galerie des Kunſthiſtoriſchen Muſeums ſehr
gün=
ſtig ervvorben.
eite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 29. Januar 1924.
Nummer 29.
Franzöſiſche Kammerdebatte.
Ablehnung der Vertagungsanträge.
Paris, 28. Jan. (Wolff.) Die Kammer iſt heute
nachmit=
tag in die Einzelberatung der Finanzgeſetze eingetreten. Nach
der Geſchäftsordnung muß ſie ſich vorher mit drei
Vertagungs=
anträgen beſchäftigen, von denen zwei von den Kommuniſten und
einer von den Sozialiſten eingebracht werden ſoll. Danach würde
ſie ſich über das Ermächtigungsgeſetz ausſprechen und erſt dann
in die Einzelberatung der verſchiedenen von der Regierung
vor=
geſehenen Maßnahmen eintreten.
Der Vertagungsantrag des kommuniſtiſchen Abgeordneten
Leby, der die Beratung der vorliegenden Geſetze fordert, wenn
dem Plenum und dem Lande die Bilanz gegeben ſei, wird gegen
die Kommuniſten und Sozialiſten abgelehnt. Darauf begründet
der Abgeordnete Cachin ſeinen Antrag, der darauf hinausgeht,
die Geſetze erſt da. in zu beraten, wenn eine regelrechte Kontrolle
über die Ausgaben und Einnahmen ermöglicht ſei. Er erinnert
an die Skandale, die im beſetzten Gebiet aufgedeat wurden, und
kritiſiert die allgemeine Politik der Regierung, die das Mißtrauen
der ganzen Welt gegen Frankreich hervorgerufen habe. Die
Ruhrbeſetzung ſei ein verhängnisvolles Ereignis geweſen.
Der Redner verlangt die Räumung des Ruhrgebietes. (Ein
Ab=
geordneter der Rechten ruft ihm zu: Das würde den Deutſchen
Vergnügen machen!) Nein, erwidert Cachin, das würde gewiſſen
Deutſchen kein Vergnügen machen, denn es gibt deutſche
Kapita=
liſten, die erfreut ſind, daß ſie Truppen zur Verfügung haben,
um die Arbeiterklaſſe zu knechten. Nach ſeiner Anſicht würden
die neuen Steuern nur eine Erſchwerung der materiellen
Lebens=
bedürfniſſe der arbeitenden Klaſſen zur Folge haben. Der
Red=
ner ſpricht ſeine Befriedigung darüber aus, daß die ruſſiſche Re
bolution trotz allen Haſſes und aller Hinderniſſe von kapitaliſtiſcher
Seite ſiegreich geweſen ſei. Die Sowjetregierung werde nach und
nach von der ganzen Welt anerkannt, und Frankreich werde wohl
yder übel eines Tages auch dazu kommen müſſen, ſolange noch
nicht in Frankreich ſelbſt eine Arbeiter= und Bauernregierung
errichtet ſei.
Der Vertagungsantrag Cachin wird mit großer Mehrheit
durch Handauſheben abgelehnt, ebenſo ein Antrag der
Sozia=
liſten Moutert und Blum mit 410 gegen 125 Stimmen, der die
Vertagung der Regierungsentwürfe bis nach den Kammer
wahlen verlangt. Darauf beſchließt die Kammer mit 426 gegen
152 Stimmen zur Beratung der einzelnen Artikel der
Regie=
rungsentwürfe überzugehen und vertagt ſich auf morgen
vormit=
tag 9 Uhr.
Der Kampf der Regie gegen die Kölner Zone.
Köln, 28. Jan. Von gut unterrichteter Seite erfahren wir:
Der Güterverlehr in der engliſchen Zone iſt infolge der
franzö=
ſchen Blockademaßnahmen mit außerordentlichen Umſtänden
ver=
bunden, da alle Güter, die aus dem Kölner Bezirk herausgehen,
mit der Eiſenbahn oder Automobil nach der deutſchen
Grenz=
ſtation des Kölner Bezirks gebracht und dann dort neuerdings
bei der Regie aufgegeben werden müſſen. Dadurch wird der
Güterverkehr außerordentlich erſchwert und perteuert. Durch
dieſe Methode des ſogen. gebrochenen Verkehrs ſoll — das iſt
der allgemeine Eindruck in den rheiniſchen Wirtſchaftskreiſen
der Kölner Bezirk mürbe, d. h. für den Uebergang an die Regie
willig gemacht werden. Es kommt noch hinzu, daß der
Güter=
verkehr der Regie außerordentlich unregelmäßig iſt und daß von
einem eigentlichen Fahrplan für Güterzüge überhaupt nicht
ge=
ſprochen werden kann. In der letzten Zeit wenden die
Fran=
zoſen neue Schikanen an. Nach einer Ordonnanz der
Rheinland=
kommi ſion waren bisher aus dem Ausland kommende, von
einer deutſchen Grenzſtation ordnungsmäßig verzollte Waren
bei der Einfuhr ins beſetzte Gebiet zollfrei zu laſſen, wenn die
deutſche Verzollung nachgewieſen wurde. Im Gegenſatz zu den
Beſtimmungen der Rheinlandkommiſſion gehen, die Franzoſen
neuerdings dazu über, auch für ſolche Auslandswaren, deren
Verzollung durch deutſche Zollbehörden nachgewieſen iſt, einen
Einfuhrzoll beim Eintritt ins beſetzte Gebiet zu fordern.
Die Pfalzfrage noch immer in der Schwebe.
Paris, 28. Jan. (Wolff.) Nach dem Journal des Debats
ſollte ſich die Rheinlandkommiſſion heute wiederum mit den
Ver=
ordnungen der pfälziſchen Separatiſtenregierung beſchäftigen,
und zwar trotz der Mitbeteiligung des engliſchen Delegierten.
Da jedoch der belgiſche Delegierte Rollin=Jacquemyns mitgeteilt
hat, daß er nicht rechtzeitig zur Sitzung in Koblenz eintreffen
könne, ſei dieſe nahezu gegenſtandslos und ihre Tagesordnung
zwecklos geworden, ſo daß die Pfalzfrage in der Schwebe bleibe.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Januar.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 22. Dezember 1923 der
Rek=
tor an der Volksſchule zu Worms, Philipp Heinrich Gröbe, auf ſein
Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte
vom 1. Januar 1924 an. — Auf Grund des § 1 des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli / 19. Dezember 1923 ſin.
der Rechnungsrat Karl Gcorg Ludwig Kammer bei dem
Reviſions=
amt II, Abteilung der Oberrechnungskammer, der Polizeioberinſpektor
und Vorſtand des Polizeiamts Frliedberg Ludwig Weiß, der
Gen=
darmeriekreiskommiſſar Karl Seibel zu Offenbach, der Gendarm.
rie=
kreiskommiſſar, Friedrich Kern zu Bensheim, der
Gendarmeriekreis=
kommiſſar Guſtav Bückner zu Dieburg, der
Gendarmerieoberwacht=
meiſter Heinrich Buchhammer zu Ortenberg und der
Amtsober=
gehilfe Georg Schröbel bei dem Kreisamt Gießen am 31. Januar
1924 in den Ruhrſtand getreten. Aus dieſem Anlaß iſt ihnen die
Aner=
kennung der dem Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte
aus=
geſprochen worden.
Ernennung. Durch Entſchließung des Miniſteriums für Arbeit
und Wirtſchaft wurde der Landwirtſchaftsreferendar Otto Traut
mann zu Alz=y zum Landwirtſchaftsaſſeſſor ernannt
— Heſſiſches Landestheater. Die morgige Aufführung von Unruhs
Prinz Louis Ferdinand” iſt die achtzehnte ſeit der hieſigen
Urauf=
führung.
Anſelen Auſtäuennemen
empfehlen wir, ſofern dies noch nicht
geſchehen, die ſofortige Beſtellung ſür
Monat Februar bei dem zuſtändigen
Poſtamt, wenn eine Unterbrechung in
der Zuſtellung vermieden weiden ſoll.
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.
(928im
Das Poſtamt 1 hier teilt mit: Wegen der Notlage des
Reiches hatten wir in den letzten Jahren unſeren
Perſonal=
beſtand ſchon erheblich herabgeſetzt. Einen neuen Abgang der
Beamten ſieht bekanntlich die Perſonalabbau=Verordnung vom
27. Oktober 1923 vor. Solch ſtarke Verminderung des Perſonals
iſt nur bei Einſchränkungen in den Verkehrseinrichtungen
mög=
lich. Wir ſind daher leider gezwungen, ab 1. Februar die
werk=
täglich dreimalige Orts=Briefzuſtellung auf eine zweimalige
(7.45 Uhr vormittags und 2.45 Uhr nachmittags) zu beſchränken
und Land=Zuſtellungen zu kürzen. Uebrigens iſt für Städte von
der Größe Darmſtadts eine nur zweimalige Orts=Briefzuſtellung
die Regel, tatſächlich ſonſt auch eingeführt, zum Beiſpiel in dem
größeren Mainz; Land=Zuſtellung ſoll allgemein nur einmal
werktags ſtattfinden. Von einer ſpäteren Zuſtellung der Briefe
werden zahlreiche Empfänger betroffen werden. Beſchwerden
hiergegen und Anträge auf anderes Begehen der Straßen uſw.
können nicht berückſichtigt werden, zumal eine Berückſichtigung
nur anderen Empfängern Grund zu Klagen geben würde.
— Zur Aufwertungsfrage wird ein Urteil des Landgerichts
Han=
nover (5. Z.=K.) bekannt. Es handelte ſich um eine Vorkriegshypothek,
die zum 1. Oktober 1923 gekündigt war, wobei ſich die Parteien
übe=
die Höhe des rückzuzahlenden Betrags nicht einigen konnten, obwohl
Schuldner eine erhebliche Aufwertung geboten hatte. Im Klagewege
wurde Löſchung der Oypother verlangt, das Gericht wies die Klage ab.
Grund: Löſchungsbewilligung könne nur erfolgen, wenn die Tilgung
der hypothekariſch geſicherten Forderung vorausgegangen ſei. Es ſ
zunächſt darum zu entſcheiden, ob Kläger den von ihm geſchuldeten
Be=
trag mindeſtens angeboten habe. Dieſe Vorausſetzung liege nicht vor
Es handele ſich um eine Goldmarkverpflichtung, die in der Folgezeit
durch die geſetzlichen Vorſchriften nicht berührt worden ſei. Die Auf
faſſung, Mark ſei — Mark, entbehre jeglicher Rechtsgrundlage,
insbe=
ondere könne ſie nicht aus der Verordnung vom 4. Auguſt 1914 herge
leitet werden. Denn, wenn damals das Papiergeld mit einem
Zwangs=
kurſe ausgeſtattet worden ſei, ſo ſei damit nur geſagt, was man
an=
nehmen müſſe, nicht aber wieviel. Aus dieſem Irrtum entſpringe
auch, daß von aufwerten, ſtatt von herabwerten geredet werde. Nicht
darum handele es ſich, ob es aus beſonderen Umſtänden gerechtfertigt
erſcheine, weniger zu zahlen. Eine Berechtigung hierzu wäre nur dann
gegeben, wenn ſie von Treu und Glauben, mit Rückſicht auf die Ver
kehrsſitte gerechtfertigt wäre. In dieſer Hinſicht habe Kläger nichts
vorgebracht. Er ſei daher verpflichtet, 10 000 Goldmark zu bezahlen und,
da er ſich ſchließlich geweigert, mit der Klage abzuweiſen.
— Mozart=Verein. Die Chormitglieder werden darauf aufmerkſam
gemacht, daß die nächſte Chorprobe am Mittwoch, den 6. Februar, im
Vereinshaus, ſtattfindet mit anſchließender Chorverſammlung. — Am
16. Februar iſt im Saalbau ein bunter Abend mit Tanz vorgeſehen,
Näheres darüber folgt in Anzeigen.
— Aus dem Wartburgverein, Darmſtadt, Liebrauenſtr. 6,
Gemeinde=
haus. Der letzte Monat brachte neben der Vertiefungsarbeit, die im
Mittelpunkte des Wartburgvereins ſteht, auch wieder ſonſt allerlei
Ge=
legenheit, die Vielſeitigkeit der Vereinsarbeit kennen zu lernen. Er
zeigte, wie die Wartburger auch den Sinn für alles Große und Schöne,
was in unſerer Volksſeele ſchlummert, helle Augen und einen klaren
Blick haben. Der vorige Sonntag brachte nach dieſer Seite eine
Ein=
führung in die Entwickelung des Volksliedes in unſerem Heſſenlande,
Der muſikaliſch umrahmte Vortrag fand reichen und dankbaren Beifall,
An dieſem Sonntag war es das gemütstiefe Deutſche Märchen, das in
zahlreichen lebenden B.ldern an den Augen der Beſchauer vorüberzog,
Die jüngſten Wartburger hatten ihr B.ſtes geboten und die
Darbie=
tungen fanden eine gute Aufnahme. Auch diesmal war der Abend
wie=
der muſikaliſch umrahmt. Das nächſte Treffen aller Wartburger zu
wich=
tigen Vereinsbeſprechungen iſt am Dienskag abend, wie immer, im
Wartburgzimmer.
n. Strafkammer. Am Tatort eines Einbruchs in Finthen bei
Main=
feſtgeſtellte Fingerabdrücke belaſten den 87jährigen Arbeiter Pcter
Brenner aus Bechtheim, ſodaß er trotz entſchiedenen Beſtreitens jeder
Schuld vom Schöffengericht wegen ſchweren Diebſtahls im Rückfall zu
2 Jahren Zuchthaus nebſt 5jährigem Ehrverluſt verurteilt war. Jener
Dieb hatte im Dezember 1922 nachts aus einer dortigen Konſervenfabrik
zwei große Ledertreibriemen in hohem Wert entwendet, wovon jede
weitere Spur fehlt. Es fand ſich lediglich an einer von dem Einbrecher
zwecks Eindringens herausgenommenen Türglasſcheibe im Kitt der
Ab=
druck eines Daumens, und deſſen Linien uſw. ſind nach Gutachten des
Gerichtschemikers Dr. Popp=Frankfurt a. M. zweifellos identiſch mit
denen des Angeklagten. Die Ausführung des Verbrechens deutet auf
genaue Ortskenntnis hin, und Br. war kurz zuvor aus der Beſchäftigung
in erwähnter Fabrik entlaſſen worden. Dieſer an ſich ſchwere Verdacht
erſcheint jedoch durch ein Moment erſchüttert, und der Angeklagte hatte
deshalb mit ſeiner nun verhandelten Berufung Erfolg. Unmittelbar
vor ſeinem Austritt half er nämlich bei Verglaſung jener Tür, und er
behauptet, es müſſe ſich dabei der Finger abgedrückt haben. Die
ge=
wandte Verteidigung war nach Anuicht des Berufungsgerichts nicht zu
widerlegen, weshalb der mehrmals vorbeſtrafte Angeklagte
freigeſpro=
chen und aus der Unterſuchungshaft entlaſſen wurde. — Fortgeſetzter
Betrug nebſt ſchwerer Urkundenfälſchung iſt dem 45jährigen, b’sher
un=
beſtraften Bäckermeiſter Valentin Jgkob Döſcher aus Groß=Zimmern
zur Laſt gelegt und wird von ihm nach anfänglichem, zu Beginn des
Verfahrens abgelegtem Geſtändnis jetzt in Abrede geſtellt. Der Ang
klagte, Obermeiſter der Bäckerinnung des Kreiſes Dieburg und auch
ſonſtige Ehrenämter begleitend, genoß allgemeines Anſehen, bis Ende
Februar v. Js. der fragliche Fall erwuchs. Von der Groß=Zimmerer
Bäckerſchaft (acht an der Zahl) mit Beſorgung der Geſchäfts.
ohlenvor=
räte betraut, rechnete D. ſeit 1922 dieſen Beziehern fortgeſetzt höhere
Gewichtsmengen, als geliefert waren, an und vereinnahmte ſo
entſpre=
chende Mehrbeträge, die auf die damals noch recht bedeutende
Geſamt=
ſumme von 600 000 Mk. geſchätzt werk i. Die Entdeckung wurde dadurch
veranlaßt, daß er bei jener letzten Lieferung im vorigen Frühjahr eine
halbe Million Mark zuviel angeſetzt hatte. Die von Kohlenhändler
Heinrich Fröhlich 7. daſelbſt ausgeſtellte Rechnung lautete richtig auf
1300 000 Mk, ſpäter war aber auf dieſer in D.s Beſitz befindlichen und
ſeinerſeits den Kollegen als Ausweis vorgelegten Urkunde die 3 in eine 8
abgeändert. Wie der Angeklagte vorbringt, hatte er ſich geirrt und
letztere Zahl für die richtige gehalten. Verſchiedene Begleitumſtände
ent=
kräften ſolche Angabe, insbeſondere hatte D. zur kritiſchen Zeit von dem
Zeugen Fröhlich das Gegenteil jener Annahme erfahren, und er berief
ſich auch zuerſt keineswegs darauf. Bei dem einſchreitenden
Staats=
anwalt und einem Kriminalkommiſſär räumte er vielmehr unumwunden
ein, die Betrügerei in ſtets ſteigendem Maße zum Nachteil der übrigen
Meiſter verübt zu haben. In der Verhandlung bezeichnete er das
Ge=
ſtändnis als falſch und in Verwirrung ſowie Angſt zuſtande gekommen
will aus bloßem Verſehen zu Irrtümern geführt worden ſein und eigene
Anſprüche aus Zeitverſäumnis, Unkoſten uſw. mindeſtens in Höhe jener
Mehrbeträge gehabt haben. Er wurde des Betrugs und der einfachen
Urkundenfälſchung für überführt erachtet und zu 3 Monaten 2 Wochen
Gefänanis, nebſt 500 Goldmark Geldſtrafe evtl. weitere 2 Monate
Ge=
fängnis verurteilt. Schwere Urkundenfälſchung nahm das Gericht nicht
an, weil D. die Aenderung an der Rechnung nicht zwecks Erlangung
eines Vermögensvorteils, ſondern nur vorgenommen hatte, um ſeinen
angeblichen Irrtum zu belegen.
— Schiffsnachrichten der Hamburg=Amerika=Linie. Hamburg=
Nordam. D. Mount Clinton 17. ab Newyork. D. Cleveland 20. ab
Cherbourg n. Newyork. D. Alb. Ballin 21. in Hbg. D. Fürſt Bülow
21. Dover paſſ., Ausr. Weſtk.=Nordam.: D. Heſſen 19. San Miguel
paſſ., Ausr. D. Kermit 19. in Antwerpen, Ausr. Hbg.=Cuba=
Mexico=Weſtindien: D. Idarwald 17. ab Norfolk, Hr. D. Adalia
18. Queſſant paſſ., Ausr. D. Weſterwald 20. ab Vliſſingen, Ausr. D.
(upatoria 21. in Bremen, Hr. Weſtk.=Zentral=Amerika: D.
Otavi 17. ab Panama, Hr. Hbg.=Südamerika: D. Sachſenwald
16. in Mefillones, Hr. D. Wasgenwald 18. Pliſſingen paſſ., Ausr. D.
Galicia 17. ab Rio de Janeiro, Ausr. D. Altmark 19. Fernando de
Noronha paſſ., Ausr. D. Steigerwald 20. Oueſſant paſſ., Hr. D.
Würt=
temberg 21. ab Giſon, Ausr. Weſtk.=Südam: D. Schwarzwald
vor=
ausſichtlich 24. nachts ab Rotterdam, Hr. D. Kellerwald 20. ab Panama,
Hr. Hbg.=Oſtaſien: M. S. Münſterland 17. ab Penang n.
Singa=
pore, Ausr. M. S Ermland 19. ab Genua, Hr. M. S. Havelland 20. in
Hbg. M. S. Rheinland 21. in Kobe, Ausr. D. Oldenburg 20. in Genua,
Ausr. D. Braſilia vorausſichtlich 22. ab Antwerpen, Ausr. Nord= und
Oſtſee=Dienſt: D. Duisburg 19. in Hbg. (Mitgeteilt durch
Ver=
treter Adolph Rady in Darmſtadt, Zimmerſtraße 1.
*Zehn Tage Mexiko.
Von Erich Weintraud.
I.
Die Fahrt.
In weiß=gelben Tropenfarben gleitet die „Toledo” der
Hamburg=Amerika=Linie ſtromab, weiß in grünen Gärten
ſchim=
mern freundliche Villen. In Cuxhaven werden bei ſchwerem
Wetter drei blinde Paſſagiere ausgeſetzt, die Kriminalpoliziſten
inzwiſchen in Kleiderſpinden aufgeſtöbert haben. In tiefſter
Nacht auf der Brücke. Unter den Füßen rollt das Schiff, an Bug
und Heck leuchtet Waſſer hell, Sturm heult in dem Maſt, klarerer
Sternenhimmel. Morgens Sonntagswetter, blaue Nordſee, weiße
Wölkchen im blauen Himmel, vereinzelte Segel noch am Horizont.
Das große Tier faucht und brüllt, dichter Nebel fällt ein im
Kanal; aber ſicher und geborgen fühlen ſich die Paſſagiere in den
wohnlichen Salons des Schiffes. Mittags tönen Landſirenen,
der Nebel ſteigt und enthüllt felſiges Land. Krauſen grünen
Wald, weiße Navigationsſtationen, Badezelte, rote kleine Häuſer.
Von Plymouth nur durch Glas blinkende Hotels. Paſſagiere
kommen von London, nach zwei Stunden geht es weiter in
den Nebel.
Die ſpaniſche Nordküſte.
Blutrot geht die Sonne über Santander auf. In der
Dämmerung ſucht die „Toledo” durch die zerklüfteten Felſen
Einfahrt. Vom Pier ſieht man in die ſtille Stadt. Lang ſchläft
der Spanier. Ein erſter Zeitungsjunge ſingt langgedehnt „El
Abricolo”! In den ſteilen Straßen reiten ſpäter auf kleinen
Eſeln gut gewachſene Mädchen zum Einkauf, rechts und links
pendeln Körbe. Ein Junge bettelt um Zigaretten; alle haben das
gleiche heitere Spitzbubengeſicht unter dem Franzoſenkäppi, der
üblichen Kopfbedeckung. Mit den Hüften kreiſend und mit
gra=
zilen Armbewegungen markiert er Tanz. Auch die Frauen ſind
ſchön: dunkler Teint, dunkle Augenbrauen, ſchwarzes Haar, weiche
Augen ohne „ſpaniſches Feuer” ſchwarze Kleider und
Spitzen=
ſchleier. In den Kirchen ſchlagen ſie mit Anmut und Inbrunſt
das Kreuz, ebenſo graziös knien ſie nieder und kokettieren ſie
hinter dem Fächer. Von der Höhe zwiſchen Villen, ſpärlichen
Palmen und reichen Blumengärten geht der Blick über gelbe
Sandbänke zur Brandung an der Steilküſte. In geſchützter Bucht
der blendende Badeſtrand von Sardinero, auf der Spitze
der Halbinſel das Schloß und auf Felſenklippen ein weißer
Leuchtturm. Zwiſchen Anhöhen belebte Geſchäftsſtraßen,
Wechſel=
ſtuben gibt es nicht viele, hingegen dicht gedrängt Kirchen; ein
altes, niedriges, höhlengleiches Gotteshaus, darüber eine ſtolze
Jeſuitenkirche. Davor muſizieren Bettler. In einer alten
Baſi=
lika glüht die Altarwand von oben bis unten in vergoldetem
Schuitzwerk.
Zwiſchen ſchnittigen Kriegsſchiffen, weißen Rennjachten, an
Schloß und Leuchtturm vorbei nimmt die „Toledo” Kurs nach
Weſten. Als Silhouette ſteht gegen den grauen Himmel die
Steilküſte: ein Sphynxkopf. Im Näherkommen iſt er bald Wiſhnu.
bald Fratze, ſchließlich eine große Hakennaſe. Durch den Dunſt
ſchimmern noch lange die roten Felſen und die weiße Brandung.
Tollſchön waren die Menſchen von Santander . ..
Der erſte Tag ſpaniſche See: glatte Fläche, warme
Mittel=
meerluft, ab und zu das Spritzen oder der große Rücken eines
Walfiſches, und Schweinsfiſche ſpringen rudelweiſe. Die Dünung
wird ſchwerer. Bei dieſem Wetter wird die Maſchine zum
Er=
lebnis. Sie iſt Seele und Herz des großen Tieres. Sieht man die
beiden Kolbenmaſchinen ihre Maſſen im Gleichtakt auf und ab
bewegen, ſo ſpürt man Ehrfurcht vor den Kräften. Wenn ſich
beim Rollen des Schiffes gewohnte Perſpektiven verſchieben,
wenn eine Maſchine durch verringerten Widerſtand der Schraube
ſekundenlang losdonnert, dann fühlt man ſich urzeitlichen
Mo=
tiven näher.
Die dritte Klaſſe wimmelt von Spaniern, die nach Cuba
aus=
wandern; aber die ſchönen Räume, der geräumige Speiſeſaal
der gemütliche Rauchſalon bieten jedem auch bei ſchlechtem
Wet=
ter behaglichen Aufenthalt.
Atlantik.
Coruna, der alte Hafen der Phöniker, und Vigo, felſig,
weit im Land gelegen, zogen wie ſchöne Bilder vorüber.
Lang=
ſam hebt und ſenkt ſich das Schiff, ſelten ſtreift ein verirrter
Vogel. Dunkelkarmin färben ſich die Wolken im Weſten. Einer
der Mannſchaft erzählt, er ſah den „Grünen Strahl”, das ſeltene
Phänomen, daß die letzten Sonnenſtrahlen blaugrün gefärbt ſind.
Auch Jules Verne beſchreibt es, ſagt er, und im Geſpräch über
franzöſiſche und deutſche Literatur, zeigt er ſich ſehr beleſen.
Lange noch ſprachen wir, während eine Wolkenbank in der
Däm=
merung nahes Ufer vortäuſcht: eine friedliche
Sonntagabend=
ſtimmung am Rhein.
Langſam fängt es an, heiß zu werden. In der
Zylinder=
ſtation werden ſchon 60 Grad notiert, und das erſtaunlichſte: das
Meer hat 29 Grad Wärme. Die Tage fliegen. In bequemen
long-chairs liegen auf dem ſchattigen Deck der zweiten Klaſſe die
Damen in leichter Toilette bei leichter Lektüre. An den Bars
drängen ſich die Herren um den Genuß erleſener Getränke.
Dau=
ernd macht man neue Entdecklungen auf dem Schiffe. Ueber
Lang=
weile hat man nicht zu klagen.
Blau leuchtet das Waſſer, faſt glaubt man auf den
Käm=
men Rot zu ſehen. Gewitterwolken ballen ſich weiß. Schon geſtern
ſahen wir in der Ferne wunderſames Wetterleuchten. Der
Mond hatte ein mächtiges Halo, und geſpenſtiſch erſchienen
Wel=
lenkuliſſen ſekundenlang als Silhouetten. Schon kennen wir
keine Dämmerung mehr. Kaum iſt die Sonne unter dem
Hori=
zont, ſo leuchten klar die Sterne. Die Nächte zeigen merkliche
Temperaturdifferenz gegenüber dem Tage. Der Wind flaut
be=
trächtlich ab; hört er ganz auf, dann fängt die Hitze erſt an.
Cuba.
Land! Land! . . . Nach elf Tagen morgens bald auf
Steuer=
bord, bald auf Backbord, vereinzelte Felsgruppen, Klippen,
Aus=
läufer der weſtindiſchen und Bahamainſeln, monotone Küſten,
mit Weide und wenigen Bäumen bewachſen. Anderntags
mit=
tags liegt die cubaniſche Küſte längsſeits. In dem kühlen
Speiſe=
ſaal der erſten Klaſſe, deſſen gediegene Eleganz uns die
jahr=
zehntelange Tradition der Hamburg=Amerika=Linie ſpüren läßt
wird unter Flaggenſchmuck das Abſchiedseſſen eingenommen, zu
dem die hervorragende Küche der „Toledo” das Erleſenſte
bei=
trägt. Paſſagiere und Offiziere haben ſich auf der langen
Ueber=
fahrt angefreundet, und mancher wird gerne in der neuen
Hei=
mat an dieſen letzten Genuß deutſchen Lebens zurückdenken. Die
großen Maſten der Radioſtation werden ſichtbar, der Leuchtturm
des Caſtillo del Morro, auf Felſen aus dem Meer gewachſen,
und plötzlich in großer Bucht Häuſerreihen, weiß in der Sonne
flimmernd: Habana. Durch ſchmale Einfahrt gleiten wir
ganz dicht an den voll kleiner Autos wie Ameiſenſtraßen
wim=
melnden Kolonaden in den großen Haſen. Neger kommen an
Bord, es wird mit dem Löſchen begonnen. Nicht einen
Augen=
blick laſſen die geſchmeidigen, aber tieriſch rohen Kerle die dicke
Habana aus dem Munde. Es wird Nacht, eine Motorgondel
bringt uns ans Ufer, ein Fordwagen führt uns weiter. Hier iſt
Auto Selbſtverſtändlichkeit. Die Boys raſen durch die
ſchacht=
tiefen Straßen. Schmutzige Hafenviertel, im Zentrum luxuriöſe
Kaufläden, weite Plätze, überall blenden Lichtreklamen, flimmern
Namen und Ornamente von flachen Dächern. Auf dem „Campo
del Marte” in weiter Rotunde unter Palmen Muſik und elegante
Welt. Nicht weit davon ſchwingen Wagen in wilden Kurven,
Achterbahn, Lunapark: Betrieb. In weithalligen, von
ſchwirren=
den Ventilatoren bedeckten Kaffeehäuſern Alkohol und Amerika
ner, Refreskos und raffinierte Limonaden. Dick und ſchwarz
wird eubaniſcher Kaffee in großes Glas Sahne gegoſſen. Der
Duft der Ananas, Zitronen, Bananen, der Crepefrüchte und des
tropiſchen Obſtes miſcht ſich mit dem Aroma ſüß=herber
Ziga=
retten und dicker Habanas. Auf den Straßen gutgekleidete
Men=
ſchen, keine Bettler, Negerfrauen, verblühte Spanierinnen,
Kre=
olen und Amerikaner. In den engen Straßen unten nur
Ge=
ſchäftsräume ohne Fenſterſcheiben, hölzerne Gittertüren und
Holzläden; die geräumigen Wohnungen liegen meiſt in den
oberen Stockwverken.
Die Frühſonne glüht über der Feſtung, verſilbert die weiße
Kuppel des Obſervatoriums, entzündet das Grün der Palmen
und Sträucher des üppig bwachſenen Ufers. Schiffe kommen und
gehen, Luxusdampfer von New=York, Eiſenbahnfähren von
New=Orleans, Frachtſchiffe nach Marſaille und Dreimaſter nach)
Buenos=Aires. Die Hitze wird unbehaglich. Abends fahren wir,
das Lichtmeer verſinkt. Elektriſche Entladungen erhellen magiſch
den Himmel. Ringsumher Gewitter. Eine leichte Briſe. In
zwei Tagen ſind wir in Mexiko.
Rummer 29.
Darmſtädter Zunb att, Deustag, den 22. Jauuar 1924.
* Möblierte Zimmer.
Von Geheimrat Welcker.
Das Tagblatt hat unter dem obigen Stichwork am 29. Dezember
v. J. eine eingehende Darſtellung gebracht. Aus dieſer wird, da
man=
ches davon in Vergeſſenheit geraten ſcheint, hier zunächſt wiederholt:
Nach der zwiſchen der Stadtverwaltung und dem Verband der
Zimmer=
vermieter getroffenen Verſtändigung betrug der Mietpreis für ein
ein
faches möbliertes Durchſchnittszimmer, das in der Vorkriegszeit etwa
20 Mark koſtete (ſog. Normalzimmer) im Dezember 10 Goldmark
(3 Mk. für den leeren Raum, 3 Mk. für
Frühſtück, Stiefelputzen, Kleiderreinigung und jede andere über den
Begriff der „gewöhnlichen Bedienung” hinausgehende beſondere Leiſtung
beſonders zu vergüten war. Mit Rückſicht auf die ſeit der vorgenannten
Verſtändigung geſtiegenen Aufwartefrauenlöhne iſt der Mietſatz für
ein Normalzimmer im Januar von 10 auf 11 Goldmark zu er=
Ha Geenche in Geteiefe er enge
der Friedensmiete auf 22 Prozent, d. h. um rund ein Drittel des
bis=
herigen Betrags. Es ſind deshalb für Februar bei den möblierten
Zimmern die in dem Januarſatz von 11 Goldmark für ein
Normal=
zimmer enthaltenen 3 Mk. für den leeren Raum auf 4 Mark zu
er=
höhen, ſo daß der Februarſatz für ein Normalzimmer 12 Goldmark
beträgt (4 Mk. für Raum, 4 Mk. für gewöhnliche Bedienung, 3 Mk. für
die Einrichtungsgegenſtände, 1 Mk. für Vetriebskoſten). Immer mit
der Maßgabe, daß, wie bei den urſprünglichen 10 Goldmark, ſo auch bei
dem Januar= und dem Februarſatz, die Zubereitung von Verpflegung
insbeſondere von Frühſtück, Stiefelputzen, Kleiderreinigung und jede
andere über den Begriff der „gewöhnlichen Bedienung
hinausgehende
beſondere Leiſtung beſonders zu vergüten iſt. — Wohlgemerkt: Die
vorſtehenden Sätze gelten nur für ein ſog.
Normal=
zimmer, d. h. für ein einfach möbliertes
Durch=
ſchnittszimmer, das in der Vorkriegszeit etwa
20 Mark koſtete. Für ganz primitiv eingerichtete Zimmer ſind
geringere, für wirklich beſſer möblierte Zimmer ſind höhere Preiſe z
berechnen, alles nach den Umſtänden des einzelnen Falles. Der in der
Vorkriegszeit für ein ſolches Zimmer üblich geweſene Mietſatz kann
da=
bei als Anhalt dienen. Alſo für Dezember etwa die Hälfte, für Januar
und Februar etwas mehr als die Hälfte des Friedensmieteſatzes. Den
vollen Friedensmieteſatz können die Vermieter nicht verlangen, da ſie
dem Hauseigentümer ja auch nicht den vollen Friedensſatz ihrer
Woh=
nungsmiete bezahlen.
In den obigen Sätzen ſind die bis Anfang dieſes Jahres gültig
ge=
weſenen Nebenkoſten für Waſſer Schornſteinfeger, Grundſteuer,
Kanal=
gebühren, Haftpflicht= und Waſſerſchadensverſicherung, Brandverſicherung
uſw. mit enthalten. Seitdem ſind aber folgende neue Koſten dieſer Art
von den zuſtändigen Stellen bekannt gegeben worden: Neue
Ge=
meinde=Grundſteuer von 20 Goldpfennigen auf 100 Mark
Grundſteuerkapital in vier, ſpäteſtens je bis zum 5. Februar, 5. März,
5. April und 5. Mai zahlbaren Teilbeträgen. Weiter
einmali=
ger beſonderer, ſpäteſtens bis zum 31. Januar zahlbarer
Brand=
verſicherungsbeitrag von 6 Goldpfennigen auf die Mark
Brandverſicherungskapital. Endlich eine einmalige beſondere
Staatsgrundſteuer von 15 Goldpfennigen auf 100 Mark
Grund=
ſteuerkapital, zahlbar ſpäteſtens bis zum 18. Februar. Alle dieſe neuen
Laſten werden von den Behörden bei den Hauseigentümern angefordert
und ſind von dieſen nach dem Verhältnis der Mieten auf
die Wohnungsinhaber, von den Wohnungsinhabern, im allgemeinen
nach dem Verhältnis, in dem die Flächengröße der untervermieteten
Zimmer zu der Flächengröße der dem Wohnungsinhaber, verbliebenen
Zimmer ſteht, auf die Untermieter zu verteilen. Man laſſe ſich in
Be=
zug auf dieſe Verteilungsfrage durch Gerede anderer und auch durch
die, aus beſonderen Gründen etwas eigentümliche Faſſung der neuen
ſtaatlichen Grundſteuerverordnung nicht irre machen; die Verteilung vom
Hauseigentümer auf die Wohnungsmieter und von dieſen auf die
Un=
termieter, wie ſie ſchon für die bisherigen Laſten zu Recht beſtand,
be=
ſteht auch für die neuen Laſten zu Recht. Die Vermieter möblierter
Zimmer müſſen aber aufmerken und ihren Untermietern ſagen, daß
die neuen Laſten nicht in die bisherigen Mieteſätze einkalkuliert
feien und deshalb dieſen noch hinzutreten. Um ein ungefähres Bild zu
geben, ſei bemerkt, daß auf ein Zimmer von durchſchnittlicher Größe
gerechnet (auf die Art der Ausſtattung, wie Möbel uſw., kommt
es bei der Laſtenderteilung nicht an) die neue
Gemeindegrund=
ſsteuer für die vier Zahlungsmonate je etwa 2 Goldmark,
Die neue einmalige Brandverſicherungsabgabe im
Zahlungsmonat etwa 1½ Goldmark, die neue einmalige Staats
Grundſteuer im Zahlungsmonat etwa 6 Goldmark beträgt. Die
meue ſtaatliche Grundſteuer, bzw. der auf den einzelnen en
Fallende Anteil, iſt nach der Verordnung unter gewiſſen Vorausſetzungen
wom Staate zu erlaſſen. In dieſer Hinſicht werden noch Ausführungs=
Seite 5.
Aus Heſſen.
beitsmarkt hat, was die Kurzarbeiter anbelangt, eine leichte Beſſerung burg entgegengenommen, dem wir entnehmen, daß nach dem in Berlin
Beginn der neuen Woche die Holzhaucrei ihrem Ende zugeht, wird die 1. April an die volle Goldmiete bezahlen ſollen. Vom 1.4.
dem hieſigen Milchhändler Sand aus Gründen höherer Anlieferungs= ſagte Nedner, Angeſtellte, Beamte und freie Berufe dieſe Miete tragen
koſten ein Kleinverkaufspreis von 30 Pf. genehmigt worden.
Jahre ſein 80jähriges Jubiläum feiern kann, hat in ſeiner heutigen. Forderungen und das Gehot, in Paviermark heimzuzahlen. Das bedeute
eines echten Geſangsfeſtes zu begehen.
Der hieſige Gemeinderat hat die Erhebung von 30 Prozent Grund=, R.M.G. ſollten auch das M. Sch.G. und die Wohnungszwangswirtſchaft
ſozialdemokratiſche Antrag (40 Prozent Grund=, 4 Prozent Gebäude=
und 1½ Prozent Gewerbeſteuer) und ein Vermittlungsantrag der Linken ſeitigung des R.M. G. die Goldmiete zugunſten des Hausbeſitzes und
wurden abgelehnt.
Obſtbauinſpektor, Herrn Behne, einen Obſtbaukurſus. Der in ſeiner inſoweit Goldzins werden, als alle Hauslaſten, zu deren Abgeltung er
Entwickelung hier zum Stillſtand gekommene ausgedehnte Obſtbau er= beſtimmt iſt, Goldlaſten ſein werden. So lange Hypotheken nicht voll
forderte dieſe Veranſtaltung. Während vormittags die wichtigſten Fra= verzinſt und zurückbezahlt werden, kann es keine Goldmiete, ſondern
gen des Obſtbaues theoretiſch behandelt wurden, wurde an den Nach= nur eine den Hauslaſter entſprechende geſetzliche Miete geben.
Wirt=
benötigen, als man ihnen bisher angedeihen ließ, und daß der Obſtbau kommen wieder erarbeitet werden kann. Nie darf die Goldmiete deu
bedürftig iſt. Die eingehende Behandlung der Sortenfrage zeigte, daß
eine große Anzahl weniger empfehlenswerter Sorten durch bekannte
auch gelegentlich der vom hieſigen Obſt= und Gartenbauverein am Mitt= ſie gerade die perſonenreichſten Haushaltungen in unbilligſter Weiſe
Gegen die Goldmiete.
Wie aus dem obigen erſichtlich, beginnt die Frage der möblierten
Zimmer, die im Dezember ſehr ſchön vereinfacht war, nun wieder
romplizierter zu werden. Die Beratungsſtelle für Zimmervermieter (imn
wer übrigens auch anfragende Mieter willkommen ſind) übt deshalb ihre
Tätigkeit jeden Montag, um 4 Uhr, in den Räumen des Hausfrauen=
„undes (frühere Artilleriekaſerne, Heidelberger Straße, Eingang
Wil=
helmſtraße) weiter aus.
Lokale Veranſtaltungen.
4Die bierunfer erſchelinenden Nokizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu Getrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Deutſcher Oſtbund E.V. (Ortsgruppe Darmſtadt). Unſere
Diſchſtandartenweihe findet am Samstag, den 8. März, im
Mathilden=
ksöhſaal, abends, mit Konzert, Theater, diverſen humoriſtiſchen
Vorträ=
uen ſtatt. Alle Flüchtlingsorganiſationen, wie Elſaß=Lothringer,
Hei=
mattreue Oberſchleſier, Saarländerbund und die Flüchtlinge von Rhein
und Ruhr, ſind zu dieſer Feierſtunde herzlichſt eingeladen.
Eintritts=
darten, ſind bei dem Schriftführer und Kaſſenwart Herrn G. Plötz,
Rhön=
ning 101, zu haben. Alles Nähere für die Mitglieder in der am 7.
Fe=
ruar ſtattfindenden Mongtsverſammlung und den ſ. Zt. in der Preſſe
arſcheinenden Anzeigen.
Parlamentariſches.
* Der Geſetzgebungsausſchuß trat geſtern nachmittag
zu=
ſmammen. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt der Vorſitzende
Abg. Nu ß, des durch Krankheit verhinderten Abg. Wünzer und wünſcht
zom gute Geneſung. Der Ausſchuß beſchloß hierauf dem Abg.
Wün=
zzer ein Schreiben in folgendem Wortlaut zu überſenden: Herrn
Land=
agsabgeordneter Wünzer, Darmſtadt. Der II. Ausſchuß des Heſſiſchen
Mandtags, dem Sie angehören, hat mit Bedauern von Ihrer Krankheit
tgenntnis genommen und hat einſtimmig beſchloſſen, Ihnen, verehrter
Herr Kollege, durch mich den Ausdruck herzlicher Teilnahme, mit dem
Psunſche baldiger Geneſung übermitteln zu laſſen. Ich komme dieſem
Beſchluß gerne nach und knüpfe hieran meine perſönlichen guten
Bsünſche für Ihre Geſundheit. Mit kollegialer Hochachtung und
freund=
lEhem Gruß: Nuß, Präſident des II. Ausſchuſſes. — Das Privat=
1rageverfahren gegen den Landtagsabgeordneten Adam Lang II.,
Ur=
mrrach, wegen Beleidigung, wird einſtimmig während der Dauer der
eätzungsperiode unterſagt. Die Verordnung über die Gebühren und
Auslagen in Pachteinigungsſachen vom 5. Oktober 1923 wird
nachträg=
läh gutgeheißen. Die Vorſtellung einer Anzahl Staatsbürger aus dem
bäſetzten Gebiet betr. Ergreifung geeigneter Maßnahmen im beſetzten
Geebiet, wird zurückgeſtellt und die Auswirkung der getroffenen
Maß=
uſahmen abgewartet. Zugeſtimmt wird der Verordnung über die
Ab=
aurderung des Art. 15, Abſ. 3 der Städteordnung und Art. 15, Abf. 4 der
Landgemeindeordnung. Die Verordnung zum Notariatsgeſetz wird
be=
fürtigt. Ein Antrag Roth—Steinhauſer, betr. Streichung der
Para=
gwaphen 218 und 219, wird abgelehnt und auf den Standpunkt der
Ne=
rung im Plenum verwieſen, wonach eine Milderung der Strafbeſtim=
eurs bereclidt ei. S. Der Auſchuß beſchlß, die Neoierung 2u
bi=
tenr, auf die Stadt Gießen einzuwirken, daß ſie dem Vorſteller durch
Zu=
meiſung eines Grundſtücks vollen Erſatz für das früher innegehabte
Gr-undſtück gibt. — Die Vorſtellung W. Klüpfel zu Wieſeck, betr. be=
Abel, ber. Nechlsſcutz. Die Vorſtellng der Abeſtgemeſnſchaſt der
Dr rektoren der höheren Lehranſtalten Heſſens, Maßnahmen für den
UA-bergang von der Grundſchule zur höheren Schule zu treffen, wird
dmrch die Regierungsantwort und eine Verordnung des Bildungsamts
üur erledigt erklärt. Die Verordnung zur Aenderung des Feld= und
Fa rſtſtrafgeſetzes wird nachträglich gutgeheißen.
An unſere verehrl. Leſer!
Den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen
Rech=
nung tragend, haben wir uns entſchloſſen, für
Familien=
anzeigen und Stellengeſuche eine bedeutende
Preis=
ermäßigung eintreten zu laſſen.
Wir berechnen jetzt für genannte Anzeigen pro
Zeile 15 Pfg. aus Stadt und Kreis Darmſiadi,
25 Pfg. für auswärtige.
Des ferneren gewähren wir unſeren Abonnenten
bis 31. ds. Mis auf die
Kleinen Anzeigen
(Privatanzeigen) bei Vorlegung der letzten
Abonne=
ments=Quittung einen
Rabatt von 10%o=
430) Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.
woch abend abgehaltenen Obſtbauverſammlung ſtatt, in der der
Kurſus=
leiter über „Maßnahmen zur Förderung des Obſtbaues, Zweck und Ziel
der Obſtbaukurſe und der hier gemachten Wahrnehmungen” ſprach. Die kamp iſt dauernd verhindert, an den Sitzungen der Sradtverordneten=
Ausführungen gaben der Verſammlung einen äußerſt anregenden
Ver=
lauf. Der mit dem hier ſtattgefundenen Kurſus verbundene
Veredelungs=
kurſus wird vorausſichtlich Ende April ſtattfinden. Die im vorigen
Jahre geplante Obſtbauausſtellung wird dieſen Herbſt abgehalten, die
für die Löſung der Sortenfrage jetzt noch notwendiger als vorher
er=
ſcheint. Zweifellos werden dieſe hier von der obſtbautreibenden
Be=
völkerung freudig begrüßten Veranſtaltungen zu einer weſentlichen
Ver=
breitung und Verbeſſerung des Obſtbaues beitragen.
O Aus dem Kreiſe Heppenheim, N. Jan.
Fiſchereiverpach=
tungen. Nachfolgende Domanialfiſchereien werden auf weitere 12
Jahre verpachtet: Am Mittwoch, den 6. Februar, nachmittags 2½ Uhr,
im Hotel „Zum Naturaliſten” in Hirſchhorn die Fiſchereien der
heſſiſchen Oberförſtereien Hirſchhorn und Rothenberg, und am
Donners=
tag, den 7. Februar, nachmittags 2½ Uhr, im „Kaiſerhof” zu
Wald=
michelbach die Fiſchereein der heſſiſchen Oberförſtereien Birkenau
und Waldmichelbach=Nord und =Süd. Pachtliebhaber haben ſich binnen
acht Tagen über ihre Qualifikation bei den einſchlägigen Oberförſtereien
auszuweiſen.
) Waldmichelbach, 27. Jan. Wahlen machen Qualen.
Un=
ſerer Nachbargemeinde Wahlen machen die Wahlen Qualen, denn auch
die zweite Bürgermeiſterwahl war für die Katz. Bei der erſten Wahl
erhielt Herr Roth 70 und Herr Horle 62 Stimmen, bei der zweiten
er=
hielt jeder Kandidat 71 Stimmen, aber beide Wahlen wurden wegen
ein=
gelaufener Formfehler für ungültig erklärt. Es muß mun eine neue
Wahlliſte aufgeſtellt und eine dritte Wahl vorgenommen werden.
O Birkenau, N. Jan. Schlechte Geſchäfte machte die hieſige
Gemeinde mit einer Kartoffellieferung. Obſchon die Beſtellung ſchon
im Herbſt vorigen Jahres geſchah, kamen die zwei Waggons mit etwa
500 Zentnern erſt am erſten Weihnachtsfeiertage an, zu welcher Zeit
ge=
tade die Kälte einſetzte. Die Kartoffeln wurden dann, ſtatt die Annahme
zu verweigern, ſofort eingekellert. Nach kurzer Zeit merkte man aber,
i ſch.
* Die Abgeordneten des Bauernbundes haben, die
Au-fhebung der heſſiſchen Verordnung über den Verkehr mit Milch, But=
und Eiern und der verſchiedenen Höchſtpreisverordnungen für Milch
ſemm Landtag beantragt.
daß der Kartoffelhauſen rapid zuſammenſchrumpfte, und als man ſie
durchlas, fand man die Knollen zum größten Teile verfault. Die
Be=
ſteller von Kartoffeln bekamen ihr vor etwa drei Monaten eingezahltes
und gänzlich wertloſes Geld dieſer Tage wieder zurückbezahlt.
* Mörlenbach, V. Jan. Schadenfeuer. Dieſer Tage brach
in dem Anweſen des Gaſt= und Landwirts Helfrich hier Feuer aus, dem
die beiden Scheuern ſamt den Vorräten zum Opfer fielen; das
Wohn=
haus blieb verſchont. Ob Brandſtiftung vorliegt, wird die eingeleitete
Unterſuchung feſtſtellen. Im April 1922 wurde dasſelbe Anweſen
eben=
falls von einem Brande heimgeſucht.
2 Aus dem Ulfenbachtal, 27. Jan. Jagdverpachtung. Bei
der unlängſt ſtattgefundenen Verpachtung der Jagd der Gemeinde
Langenthal wurden 3820 Mk. jährliche Pacht erzielt. Mit Steuern
ſtellt ſich der Pachtpreis auf über 6000 Goldmark, ein reſpektables
Sümmchen!
— Semb. 28. Jan. Ganz in der Stille, im engſten Familienkreiſe,
feierten am Sonntag die Eheleute Schreinermeiſter Heinrich Storck.
und Katharina, geb. Pfeiffer, das Feſt ihrer Goldenen Hochzeit
Dem beſcheidenen Sinn des ehrwürdigen, allgemein geachteten Paares
entſprach es nicht, den Tag durch eine größere Feier zu begehen. Daher
wußten auch nur wenige in der Gemeinde von dieſem ſeltenen
Jubi=
läum. Nach dem Sonntagsaottesdienſt erſchien mit dem Geiſtlichen,
Pfarrer Briegleb aus Groß=Umſtadt, der Geſamtkirchenvorſtand in der
Wohnung des Jubilars, wo der Pfarrer in herzlicher Rede die Bedeu
tung des Tages für die Eheleute ſelbſt, für ihre Kinder und Enkel, wie
für die Kirchengemeinde — Storck iſt ſeit 40 Jahren Mitglied des
refor=
mierten Kirchenvorſtandes — würdigte, zugleich die Glückwünſche de
Kirchenvorſtandes ſowie der oberſten Kirchenbehörde übermittelnd, wel
letztere mit einem freundlichen Schreiben ein koſtbares Geſangbuch über
reichen ließ. Das Mitglied des Kirchenvorſtandes, Bürgermeiſter Hehl,
gratulicrte in bewegten Worten namens der Gemeinde. Dem ehren
haften Paar möge noch ein langer Leebnsabend beſchieden ſein!
Groß=Umſtadt, 28. Jan. Der „Verein für Vogel= und
Geflügelzucht Groß=Umſtadt” hält am Sonntag, den
3. Februar im Gaſthaus „Zum weißen Roß” ſeine diesjährige
Ge=
flügelausſtellung ab.
— Wiebelsbach, 27. Jan. Bei der heute ſtattgehabten Beigeor
netenwahl wurde Herr Jakob Hild 1. mit 30 Stimmen Mehrheit
als Beigeordneter gewählt. Die Gegenkandidaten, Herr Jakob Weiß 1.
und Georg Gilch, erhielten zuſammen 92 Stimmen, der erſtere 71, der
zweite 21 Stimmen.
z. Babenhaufen, 27. Jan. Am 24. d. M. wurde eine Bauersfrau
aus dem Nachbarorte S., die wegen Milchentrahmung (40 Prozent) von
der bieſigen Gendarmerie zur Anzeige gebracht worden war, vom
Amts=
gericht Seligenſtadt zu 300 Goldmark Geldſtſtrafe verurteilt. B=
uers=
frauen, die eine gewiſſe Veranlagung zur Milchtaufe zu beſitzen
ſchei=
nen, mögen ſich dieſen Vorfall als abſchreckendes Beiſpiel dienen laſſen.
dertigen Gemartung mui der Winterweide ſch befand. Genaue Gründe
wegen der Verhaftung ſind bis jetzt nicht bekannt geworden. Haftbefehl
war von der höheren Behörde ergangen,
— Der Mieterſchutzberband München und Um=
* Eberſtadt, 26. Jan. Arbeitsmarkt. Die Lage auf dem Ar= gebung hat ein Referat des Rechtsanwalts Dr. Scherer=
Augs=
erfahren. Arbeitslos ſind in dieſer Woche 320 Perſonen. Da aber zu ausgearbeiteten Entwurf einer Steuernotverordnung die Mieter vom
Ziffer der Erwerbsloſen in den nähſten Tagen wieder ziemlich anſteigen, an follen hiervon 30 Prozent dem Hausbeſitzer zuſtehen, vom 1. Juli au
Eberſtadt, 26. Jan. Milchpreis. Der Kleinhandelspreis für 40 Prozent und vom 1. Oktober an 50 Prozent. Die übrigen Anteile
Milch darf hier 28 Goldpf. nicht überſteigen. Ausnahmsweiſe iſt jedoch follen Reich, Ländern und Gemeinden zugute kommen. Wie ſollen, ſo
8.Gberſtadt, 27. Jan. Aus demVereinsleben. Der älteſte können, wenn ſie bft nur noch die Hälfte des Friedenzeinkommens haben?
Geſangverein Eberſtadts der Geſangverein „Frohſinn”, der in dieſem Die Notverordnung enthalte auch ein Verbot der Aufwertung ſämtlicher
eine Entſchuldung des Hausbeſitzes, dem ſeine Vermögensſubſtanz er=
Hauptverſammlung beſchloſſen, dieſes am 21. und 22. Juni in Geſtalt halten bleibe und der außerdem noch eine Grundrente erhalten ſolle,
Auerbach, 26. Jan. Die neuen Gemeindeſteuern, die nicht durch Arbeit erworben wurde. Den Abſichten der
Reichsregie=
rung müſſe ein Unannehmbar entgegengeſetzt werden. Denn mit dem
5 Prozent Gebäude= und 4½ Prozent Gewerbeſteuer beſchloſſen. Der falen. Die Entſchließung ſagt: Die Reichsregierung fordert unter
Be=
der allgemeinen Staatsfinanzen. Dagegen ruft die Mieterſchaft Mün=
— Nordheim, Kr. Bensheim, 2. Jan. Der Landwirtſchafts= chens die bayeriſchen Mieter zum Volksbegehren und
Volks=
kammer=Ausſchuß veranſtaltete vorige Woche hier durch ſeinen entſcheid auf. Nach Recht und Billigkeit kaun der Mietzins nur
mittagen die Praxis ausgeüut. Hie bei kam den Teilnehmern erſt recht ſchaftlich kann eine Goldmiete erſt getragen werden, wei ſich die
zum Bewußtſein, daß die Bäume im allgemeinen doch mehr Pflege übrige Lebenshaltung verbilligt und mindeſtens das frühere
Goldein=
auch im übrigen, insbeſondere hinſichtlich der Sorten, verbeſſerungs= Prozentſatz überſteigen, den im Frieden der Mieter aus ſeinem
Ein=
kommen an den Vermieter bezahlte. Der Mietzins bietet keine
vernünftige Grundlage für die Steuererhebung.
beſſere erſetzt wedren müſſen. Hierüber fand eine lebhafte Ausſprache Eine ſolche Kopfſteuer muß als roh und ungerecht abgelehnt werden, da
belaſtet.
r. Babenhauſen, 28. Jau. Seit voriger Woche hat ſich Dr. med. K.
Zülch, praktiſcher Zahnarzt, hier niedergelaſſen. — Die hieſige
Volksbank gibt bekannt, daß ſie für Rentenmark Konten ab 1.
Ja=
nuar, bei täglicher Verfügung 8 Prozent, bei Feſtlegung auf 2 Monate
10 Prozent Jahreszinſen vergütet.
r. Babenhauſen, 27. Jan. Volks=und Schülerkonzert am
3. Februar 1924. Ein muſikaliſches Ereignis erſten Ranges
ver=
ſpricht der kommende Sonntag uns und der näheren Umgebung zu
bringen. Eingeladen vom hieſigen Volksbildungsausſchuß, gibt die
Städtiſche Akademie, für Tonkunſt Darmſtadt unter
Leitung des Herrn Muſikdirektors Schmitt am kommenden Sonntag
zwei Konzerte. Ungefähr 10 Damen und Herren der Ausbildungsklaſſe
haben in entgegenkommender Weiſe ſich bereit erklärt, ihre Kunſt in den
Dienſt der guten Sache zu ſtellen und hierher zu kommen. Den
uver=
geßlichen muſikaliſchen Auftakt in unſerem Kunſt= und Muſikleben b.
l=
dete vor kurzem das Kirchenkonzert, das uns die Darmſtädter
Madrigal=
vereinigung mit Herrn Dr. Noack bot. Dies zweite Konzert iſt als
Volks= und Schülerkonzert gedacht. Die Vortragsfolge ſetzt ſich
zuſan=
men aus: Sonate in B=Dur für 2 Viol. und Klavier von F. Haendel,
volkstümlichen Liedern Gbearbeitet von H. Reimann), einem Trio Nr.
G=Dur für Klavier, Viol. und Cello von J. Haydn, fünf däniſchen und
ſchwediſchen Volksliedern und der Serenade Nr. 1 Op. 56 in G=Dur von
Ch. Sinding. Dieſes Programm, das abends 7 Uhr den Erwachſenen
geboten wird, kommt nachmittags 3 Uhr für die Schüiler und
Schülerin=
nen der hieſigen Schulen und der Schulen der näheren Umgebung zum
billigen Preiſe von 20 Pf. zu Gehör. Die muſikaliſchen Damen und
Herren, vor allem die Geſangslehrer, werden ihre Kinder vorher in die
Werke etwas einführen, ſie mit unſeren großen Tonkünſtlern bekannt
machen, um das muſikaliſche Verſtändnis für dieſes Konzert aufnahme
fähiger zu machen. Einer ſchönen, hohen Aufgabe werden ſich die
Künſit=
ler kommenden Sonntag hier unterziehen. Sie helfen mit am Aufbau
unſeres Volkes und unſerer ländlichen Jugend. Wann wird dieſer mal
gute geiſtige Koſt geboten? Doch nur ſelten. Darum freuen wir uns
dankbar auf dieſen Genuß, der uns bevorſteht. Dieſer Samen des
Schönen, Wahren, Guten, der in die Herzen der Jugend geſät wird,
muß ja reiche Früchte bringen.
A+ Offenbach, 27. Jan. Der kommuniſtiſche Stadtverordnete
See=
verſammlung teilzunehmen. Er iſt, wie man hört, über die Grenze des
beſetzten Gebiets gegangen, da er vier Monate Gefängnis wegen Mi
handlung des Dachdeckermeiſters Neſſel gelegentlich des kommuniſtiſ hen
Jugendfeſtes im September 1922 verbüßen ſoll. Die
Stadtverordneten=
verſammlung wird entſcheiden müſſen, ob er, da er dauernd verhindert
iſt, der Verſammlung noch angehören kann. Auf Vorſchlag ſeiner
Frak=
tion gehörte er dem Stadtſchulamt, dem Schulausſchuß und dem
Schul=
vorſtand an. Es war eines ſeiner Lieblingsfächer, in der Stadtverord
netenverſammlung angebliche Ueberſchreitungen des den Lehrern
geſetz=
lich zugeſtandenen väterlichen Züchtigungsrechtes zur Sprache zu bringen,
obgleich er ſelbſt durch körperliche Züchtigung unbefugterweiſe einen
Er=
wachſenen, einen Mann, erziehen wollte.
Heuſenſtamm, 27. Jan. Der hieſige Landwirt Heinrich
Fried=
rich Holzamer wurde vom Wuchergericht Offenbach wegen
Preis=
wuchers mit Milch zu drei Tagen Gefängnis und zweihundert
Goldmark Geldſtrafe verurteilt. Die Einziehung des Ueberpreiſes wurde
ebenfalls ausgeſprochen.
Worms, 27. Jan. Ein Beweis für die Mentalität
der Franzoſen wird durch nachſtehendes Vorkommnis geliefert. Ein
höherer Beamter der Reichsbahn, der hier ſeinen amtlichen Wohnſitz
hatte, wurde im Vorjahre von dem franzöſiſchen Kriegsgericht in Mainz,
auf Grund vager Beweiſe, zu einer längeren Freiheitsſtrafe verurteilt,
die er im Gefängnis zu Wiesbaden zurzeit verbüßt. Seine Ehefrau
be=
gab ſich letzthin zum Beſuche ihrer Schweſter, traf aber dort in ſo
krankem Zuſtand ein, daß ſie ſich alsbald in das Hoſpital nach Mülheim
am Rhein begeben mußte. Von der ſchweren Erkrankung wurde der
Ehemann verſtändigt, traf aber im Spital ſeine Frau nicht mehr lebend
an. Die in Darmſtadt geborene Frau ſollte auf dem alten Friedhof
in Darmſtadt, wo ſich das Erbbegräbnis befindet, beſtattet werden. Nach
Geiſelſtellung erhielt der Mann die Erlaubnis, der Beiſetzung
beizu=
wohnen, natürlich in Begleitung eines Offiziers. Da aber der Gefangene
das beſette Gebiet nicht verlaſſen durfte, mußte die Beerdigung auf dem
im beſetzten Gebiet liegenden Darmſtädter Baldfriedhof, auf einem
eigens erworbenen Grab ſtattfinden. Nach der Trauerfeier kehrte der
Witwer in ſeine Gefangenenzelle wieder zurück.
D Oſthofen, 28. Jan. Die Gemeinde will einen beſoldeten
Bürgermeiſter anſtellen. Geſucht wird eine energiſche Kraft, die in allen
Zweigen des Kommunalverwaltungsdienſtes bewandert iſt. Beſoldung
nach Gruppe 10, Ortsklaſſe B.
+ Friedberg, 27. Jan. Die Winterhilfe Friedberg iſt dank
der Unterſtützung aus allen Kreiſen der Bürgerſchaft in der Lage, zirka
300—400 Perſonen täglich ein warmes Mittageſſen verabfolgen zu
können. In den letzten Tagen konnte ſogar ein zweiter Keſſel aufgeſtellt
werden. Man hofft, die Speiſung bis zum April durchführen zu können.
O Gießen, 26. Jan. Gegen den Schulabbau. Eine gut
be=
ſuchte Verſammlung der hieſigen Elternſchaft hat in entſchiedener Weiſe
gegen den geplanten Schulabbau proteſtiert. In der vom Staatsanwalt
Knauß geleiteten Elternverſammlung ſprachen die Landtagsabgeordneten
Reiber, Profeſſor Werner und Dr. Schian. Ihre grundlegenden
Ge=
danken wurden in einer Entſchließung zuſammengefaßt, in der betont
wird, daß bei dem geplanten Abbau in letzter Linie an den Bildungs
anſtalten geſpart werden müſſe. Die geſundheitlichen Gefahren unſerer
Jugend ſollten vor allen Experimenten bewahren. An der Erziehung
und Ausbildung unſerer Jugend ſparen, hieße die Zukunft unſeres
Volkes untergraben.
Queckborn, 28. Jan. In eirem benachbarten Dörfchen verkündete
ein Fremder, eine Schafherde befinde ſich auf der Durchreiſe, nähcre ſich
der Ortſchaft, er brauche für ſie Futter und werde je einen Zentner Heu
und Stroh mit einem Schaf bezahlen. Das Geſchäft ſchien lohnend. Die
Bündel wurden bereit gelegt, der Mann aß und trank ſich ſatt, meinte
nach einiger Zeit, er müſſe doch einmal ſehen, ob die Herde nicht bald
komme, und verſchwand. Auch in einem anderen, unweit gelegenen Dorf
ſollen die Heu= und Strohbündel zum Abholen vor den Haustüren
ge=
legen haben. Man glaubt in dem Schwindler einen früher in der
hie=
ſigen Gegend bedienſteten Schäfer erkannt zu haben und hofft auf ſeine
Feſtnahme.
Wetterfeld, 28. Jan. Eine merkwürdige Beobachtung, die
Natur=
freunde und Jäger beſonders intereſſieren dürſte, wurde in dieſen
Tagen an der Straße Wetterfeld—Laubach gemacht. Man ſah einen
Raubwürger (Krickelſter, Buſchfalke, Neuntöter) einen vier= bis fünfmal
größeren Eichelhäher in der Luft wütend angreifen. Der Hährr
flüch=
tete in eine Dornhecke. Auch hier verfolgte ihn der grimmige Feind.
Er brachte den Häher wieder hoch, griff ihn fortgeſetzt von ob. 7 mit
Schnabelhieben auf den Kopf an und drückte ihn endlich zu Boden. wier
machte er ihn mit Kopſſtößen kampfunfähig und zerriß ihn. Der R
ub=
würger greift in der Regel nur kleinere Vögel an, ſowie gerne Mäuſe
Offenbar war, der Eichelhäher durch Mangel an Nahrung ſehr ermattet,
können ſich die nötige Nahrung wegen der ſtarken Schneemaſſen nicht
mehr beſchaffen.
Seite 6.
Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 29. Januar 1924.
M mme 29.
Reich und Ausland.
Reichstagung der Kriegsopfer.
Der Reichsverband Deutſcher Kriegsbeſchädigter und
Kriegerhinter=
bliebener, der einige 100 000 verſorgungsberechtigter Kriegsopfer
umfaßt, auf parteipolitiſch und konfeſſioneu ſtreng neutralem Boden
ſteht und in erſter Linie rein wirtſchaftliche Zwecke verfolgt, hatte in den
Tagen vom 18. bis 22. Januar 1924 ſeinen Verbandsausſchuß nach
Leipzig einberufen. Aus allen Teilen des Reiches waren die Vertreter
äußerſt zahlreich erſchienen, um in eingehenden Beratungen zu den auf
Grund des Ermächtigungsgeſetzes von der Reichsregierung eingeleiteten
Abbaumaßnahmen auf dem Gebiete des Verſorgungs= und
Fürſorge=
wſens Stellung zu nehmen.
den Opfern des Weltkrieges nicht nachgekommen ſind. Es wurde daxauf
hingewieſen, daß die neuen Goldrenten ſofort einer den tatſächlichen
Lebensbedürfniſſen Rechnung tragenden Aufbeſſerung bedürfen, wenn
wieder Ruhe und Zufriedenheit in den Kreiſen der Kriegsopfer einkehren
ſollen. Den Enttäuſchungen, die das Abänderungsgeſetz vom 30. 6. 23
fum Rechsverſorgungsgeſetz den deutſchen Kriegsopfern gebracht hat,
fei mit der Perſonalabbau=Verordnung vom 27. 10. 23 eine noch
ſchwerere gefolgt. Die Wiedereinführung der Kürzungsparagraphen, die
am 15. Juni 23 einſtimmig vom Reichstag abgelehnt wurden, die ſtarke
Beſchneidung des Rechtsmittelweges, die Einführung der Gebührenpflicht
im Neutenſtreitd rfahren, die Zahlungsverweigerung für rückſtändige
Verſorgungsgebührniſſe, der Fortfall jeglicher Abfindung, die Ablehnung
irgendſelchen Valutaausgleichs, die im Fluß befindliche
Maſſenentlaſ=
ſung von ſchwerkriegsbeſchädigten Angeſtellten und Beamten in
Be=
hördenbetrieben wurden in dieſer Hinſicht ebenfalls erwähnt.
Der Verbandsausſchuß beauftragte einſtimmig die Verbandsleitung,
das ſozialpolitiſche Programm des Verbandes nach wie vor als
Grund=
lage zur Erreichung der wirtſchaftlichen Sicherſtellung der Kriegsopfer
zu nehmen und alles zur Erreichung des geſteckten Zieles aufzubieten.
Es müſſe angeſtrebt werden, die nachteil’gen B ſtimmungei der
Per=
fonal=Abbau=Verordnung, ſoweit ſie die Belange der Kriegsopfer
be=
rühren, ſchnellſtens rückgängig zu machen und ſpeziell die
Arbeitsſchutz=
beſtimmungen für Schwerkriegsbeſchädigte durch entſprechenden Ausbau
des beſtehenden Schwerbeſchädigtengeſetzes zu verbeſſern und ihre
ge=
naueſte Beachtung allen Arb itgebern zur geſetzlichen Pflicht zu machen.
Nicht Abbau, ſondern Ausbau der ſozialen Kriegsbeſchädigten= und
Gegen Schluß der Tagung nahm der Verbandsausſchuß in
eingehen=
der Erörterung zu den kommenden Reichstagswahlen Stellung und
be=
vollmächtigte die Verhandsleitung, ſchon in den nächſten Tagen Schritte
einzuleiten, um den Kriegsopfern im neuen Reichstage die bisher als
großen Mangel empfundene Intereſſenvertretung zu ſichern.
* Schweizer Schützenfeſt in Frankfurt.
Am Sonntag fand unter überaus ſtarker Konkurrenz von Wies=
baden, Mainz, Frankfurt a. M., Kaſſel, Darmſtadt und Mannheim in
der Loge „Karl” das Schweizer Schützenfeſt ſtatt. Das Preisſchießen
ging in erſter Linie um den von Wiesbaden geſtifteten Wanderpreis
Bogenſchütze in Bronze), der im letzten Jahre von Frankfurt errungen
und ſich in deſſen Beſitz befand. Sieger blieb die Schützengeſellſ haft
Darmſtadt mit 197 Punkten. Ebenſo gelang es den Darmſtadtern, ein
ganze Reihe Einzel=Ehrenpreiſe zu erringen und auch im Serienſchießen
zute Erfolge zu erzielen. Im Ehrenpreis=Cinzelſchießen errang den
erſten Preis Ingenieur Knöpfl=Darmſtadt. In dieſem Jahre kommt
das nächſte Wanderpreisſchießen in Darmſtadt zum Austrag.
Großfeuer in Mariendorf.
Feuter von enormer Ausdehnung kam heute früh um 6 Uhr in
Mariendorf, aus noch unbekannter Urſache, in der Apparatefabrik „
Ge=
einer Zweigſtelle der Motorenfabrik von Siemens u. Halske, zum
ruch und verurſachte unüverſehbaren Schaden. Als die Gefahr
be=
merkt wurde, ſchlugen die Flammen ſchon hell aus den Fabrikräumen,
und zwar an mehreren, Stellen, weithin ſichtbar empor. Es war kur
vor Beginn der Arbeit. Spfort wurden mehrere Feuerwachen in 1
ſüdlichen Vororten alarmiert. Oberbranddirektor Gempp eilte
ranbſtelle, wo ſchon der 11. Löſchzug aus Berlin und die Wehren a=
Neukölln, Britz, Mariendorf, Marienfelde, Tempelhof uſw. eingetroffen
waren und arbeiteten. Die Brandſtelle bedeckt eine Fläche von 6000
Quadratmeter Größe. Sie bildete ein einziges Flammenmeer, das eine
derartige Hitze ausſtrahlte, daß man ſich der Brandſtelle nur mit großet
Gefahr nähern konnte. Gegenſtände, die in einer Entfernung vor
9 Metern von der Brandſtelle lagerten, fingen plötzlich Feuer. 2
Mannſchaften an den Mündungen der Schlauchleitungen hatten einen
ſehr ſchweren Stand. Haushoch ſchlugen die Flammen und meterweit
die Stickflammen. Von zahlreichen Motorſpritzen und Hydrauten wurde
mnit 15 Schlauchleitungen unausgeſetzt kräftig Waſſer gegeben. Dadurch
felang es ſchließlich, den Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken. Die
lppavatebaufabrik konnte aber nicht mehr gerettet werden. Sie iſt in
ihrer ganzen Ausdehnung bis auf die Mauern niedergebrannt. Die
an=
grenzenden Fabriken, die Drutſche Motorenbau=A.=G., die Eiko=Film=
Geſeltſchaft, die Firma Fonrobert u. Reimann uſw., konnten von der
Feuerwehr wirkſam geſchützt werden. Um 8 Uhr wurden die bis dahi
tätigen Löſchzüge durch die Schöneberger Wehr und Züge der 1.
Kom=
pagnie abgelöſt. Dieſe hatten mit der Ablöſchung noch längere Zeit zu
tun. Von den alten Fabrikgebäuden konnten niur kleine Teile gerettet
werden, dagegen war es möglich, die an der Straße ſtehenden und
Wohn=
zwecken dienenden Gebäude vollſtandig zu ſchützen. Auch der anliegende
uinfangreiche Neubau blieb unverſehrt.
— Der Betrieb der Fabrik
für elektriſche Apparate muß vorläufig eingeſtellt werden, ſoll aber in
Kürze an anderer Stelle und in dem Neubau wieder aufgenommen
werden. Ueber die Höhe des Schadens und über die Urſache des
Bran=
des ſchweben noch Ermittlungen.
Nach 9 Jahren wieder ein Lebenszeichen.
Windecken. Der letzte Windecker Kriegsgefangene Heinrich
Muth, der im Jahre 1915 bei Auguſtowo in ruſſiſche
Kriegsgefangen=
ſchaft geraten iſt, hat nach 9 Jahren das erſte Lebenszeichen aus
Sibi=
rien von ſich gegeben. Er bittet ſeine Verwandten um Ausweispapiere
von der hieſigen Bürgermeiſterei, um die Reiſe nach Deutſchland
an=
treten zu können. Seit der ruſſiſchen Revolution betreibt er ein
ſelbſt=
ſtändiges Schuhmachergeſchäft, iſt mit einer Ruſſin verheiratet und hat
eine Tochter. — Muth hat, dem „Hanauer Anzeiger” zufolge, in einem
Hanauer Tapezierergeſchäft gelernt.
Schutz der Kleinaktionäre.
— In einer Verſammlung des vorläufigen Arbeitsausſchuſſes des
Schutzverbandes der Kleinaktionäre in München bezeichnete. Abg.
Dr. Zahnbrecher als den ſchwerſten Fehler der
Goldmartbilanzver=
ordnung, daß man in Deutſchland nicht wie in England und Belgien, die
ſchon im Frieden Pfund= und 5 Franes=Aktien hatten, auch kleine Aktien,
vielleicht zu 5 Mark, geſchaffen habe. Die Anordnung, daß nur
100 Mark=Aktien als untere Grenze gelten ſollen, ſchneide tief in unſer
Wirtſchaftsleben ein. Der Schutzverband im Bereich der Münchene=
Börſe ſolle in einer G. m. b. H. eine Treuhandgeſellſchaft ſein, die nicht
ſelbſt Kleinaktien kaufe und verkaufe, ſondern nur
Vermögensverwalte=
rin ſei. Etwaige Gewinne ſollen den betr. Aktienbeſitzern zufallen. Abg.
Walterbach erklärte, daß die Landtagsfraktion der Bayeriſchen
Volkspartei mit dem Programm des Schutzverbandes, beſonders mit dem
Streben nach Schaffen von Kleinaktien einig gehe. In einer
Ent=
ſ chließung an Staatsregierung und Landtag wurden dieſe erſucht
bei der Reichsregierung auf Schaffung einer 5 Goldmarkaktie
hinzu=
wirken.
Die Vereinigung der Oberbeamten im
Bankge=
werbe bittet in einer Eingabe an den Reichsverband der
Bankleitungen an zuſtändiger Stelle darauf hinzuwirken, daß ein
eſetzgeberiſcher Schutz der Kleinaktionäre über den
Rahmen der Verordnung vom 28. Dezember hinaus in die Wege geleitet
werde. Eine Verhinderung der Expröpriierung der Kleinaktionäre müſſe
um ſo mehr angeſtrebt werden, als nach den Erfahrungen der letzten
Jahre anzunehmen ſei, daß in den Kleinaktien liegende Vermögenswerte
in Geſtalt von Umſtellungsgewinnen wirtſchaftlichen Kreiſen zufließen
würden, die der allgemeinen Wirtſchaft einen annähernden Ausgleich
bringen würden.
Deutſcher Zirkus in Südamerika.
Aus Montebideo wird uns gemeldet: Die Sarraſani=Schau iſt hier
eingetroffen und von den Behörden und der Einwohnerſchaft begrüßt
worden mit einer Anteilnahme und Herzlichkeit, deren ſich bisher noch
kein künſtleriſches Unternehmen jemals erfreuen konnte. Die beiden
Extradampf r der Stinneslinien, „Ludendorff” und „Danzig”, die da=
Rieſenmaterial, die Menſchenmaſſen und Tierſcharen des einzigartigen
Unternehmens nach Montev dev brachten, wurden von einer
tauſend=
öpfigen Menſchenmenge mit lautem Jubel begrüßt, der ſeinen
Höhe=
punkt erreichte, als die Zirkuskapelle die Nationalhymne von Uruguay
und darauf das Deutſchlandlied anſtimmte. Es war für die Deutſchen
ein erhebender Moment, als die uruguayſchen Zuſchauer beim Klange
des „Deutſchland, Deutſchland über alles” die Hüte abnahmen, die
Sol=
daten und Matroſen ſalutierten. Die Ausladungsarbeiten werden von
großen Menſchenmaſſen, die ſtändig am Kai auf und ab fluten, mit
reg=
ſtem Inter ſſe verfolgt. Wenn abends die Schiffskapelle konzertiert,
promeniert ganz Montevideo in vergnügter Stimmung am Strande.
Der Präſident der Republik, der Oberbürgermeiſter, der deutſche
Gene=
ralkonſul gehörten zu den erſten Beſuchern des Wunderſchiffes „
Luden=
dorff”, das ununterbrochen von Unzähligen beſucht wird, die ſtaunend
die langen Ställe mit den Hunderten von Pferden, Elefanten, Löwen,
Bären, Zebras Kamelen, Nilpferden durchwandern. Die Artiſtenſcharen,
die mit der „Danzig” angekommen ſind, die Rieſen und Zwerge,
Ja=
baner, Chineſen, Marokkaner ſind in den Straßen Montevideos ſchon
popnlär. Alle Zeitungen haben in ſeitenlangen Aufſätzen und
Inter=
diews, in zahlloſen Abbildungen über die Ankunft der Dampfer berichtet.
Das ſüdamerikaniſche Gaſtſpiel der Sarraſani=Schau beginnt unter den
b=ſten Auſpizien und ſcheint demnach ein ſtarker deutſcher Erfolg zu
werden.
Ein berühmter Juwelendieb.
Die engliſchen Blätter beſchäftigen ſich mit einem Toten, der in
ſeiner Art auch eine Berühmtheit geweſen iſt. Es handelt ſich um einen
der verwegenſten Juwelendiebe, der die Aufmerkſamkeit der europäiſchen
Soliz=ibehörden auf ſich gelenkt hat. Dieſer gefürchtete Hochſtapler heißt
Zalter Bachmann alias Walter Grove. Nachdem man jetzt in einer
Villa bei Zürich auf ſeine großen Reichtümer geſtoßen iſt, weiß man erſt,
mit was für einem Genie man es zu tun gehabt hat. Aber die engliſchen
Zeitungen ſcheinen nicht dafür eingenommen zu ſein, ſeinen Schädel dem
anatomiſchen Zollſtock auszuliefein. Sie beſchränken ſich auf die
Feſt=
ſtellung, daß Bachmann das Haupt der größten Verbrecherbande war,
und daß Scotland Yard ihn einmal beinahe, aber nicht ganz, erwiſcht
habe. Er hat grundſätzlich nur ganz große Dinge gedreht. Einmal
ſtahl er einem Reiſenden im Madrid=Barcelona=Schnellzug Juwelen im
Werte von hunderttauſend Pfund Sterling. Ein andermal begnügte er
ſich mit 15000 Pfund; aber das geſchah nur deshalb, weil in dem
Lon=
doner Hot=I, wo dieſer Diebſtahl vor ſich ging, die Detektive ſchon über
die Korridore ſchlichen. Seitdem er ihnen auch diesmal durch die Finger
gegangen war, wurde er geadelt zum „König der Juwelendiebe‟
Ge=
fängnisluft hat er nie atmen brauchen. Als er jetzt in Baſel das
Mal=
heur hatte, gefaßt zu werden, war es auch nur ein Zufall. Der
Schutz=
mannsarm war um die Hälfte zu kurz. Aber die hinterdrein gefeuerte
Kugel holte ihn auf. In Baſel wird er unter andeten Verbrechern ein
Grab ohne Hügel bekommen. Aber wenn ſich die Geſchädigten aus ſeiner
Villa am Zürcher Sce ihre Juwelen zurückholen, werden ſie doch nicht
ſo ganz reſpektlos von ihm denken. Mancher reiche Mann hat ihm den
größten Schreck ſeines Lebens zu verdanken.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Spielvgg. 1921 — Turn= und Sportvgg. Arheilgen 4:5 (3:1).
Für den, der Tore zu ſehen wünſchte ein intereſſantes Treffen.
Nachdem die Spielvereinigungsmannſchaft bei Halbzeit mit 3:1 klar in
Füh=
ung gelegen hatte, mußte ſie ſich zum Schluß mit 5:4 Toren geſchlagen
bekennen. — 2. Mannſchaft — 2. Mannſchaft Arheilgen 1:0 (0:0). —
1. Jugendmannſchaft — 1. Jugendmannſchaft Erbach 0:7.
Spoxtverein Meſſel — Sportverein Roßdorf 1:5.
Zum fälligen Verbandsſpiel hatte Meſſel am Sonntag den
Sport=
verein Roßdorf zu Gaſt, für den es galt, den letzten noch fehlenden
Punkt zur Meiſterſchaft zu erringen. Die Gäſte zeigten ſich dieſer
Auf=
gabe auch vollſtändig gewachſen und führten ein durchweg überlegenes
Spiei vor. Zwar gelingt es Meſſel ſchon nach 10 Minuten in
Füh=
rung zu gehen, doch kann Roßdorf bald darauf ausgleichen und acht
Ecken erzwingen, die jedoch nichts einbringen. Nach der Pauſe drängt
Roßdorf ſeinen Gegner vollſtändig in ſeine Spielhälfte zurück und
ver=
mag noch vier weitere Tore zu erzielen, ſo daß das Reſultat beim
Schlußpfiff 5:1 für Roßdorf ſtand. Schiedsrichter Becht, vom V. f. B.
Oberramſtadt, leitete das Spiel zuu beiderſeitigen Zufriedenheit.
V. f. R. Erbach—Sportverein 1913 König i. O. 2:2 (1:1).
M. M.- Zum fälligen Verbandsrückſpiel hatte König den V. f. R.
Er=
bach zu Gaſt. Dank eines forſchen, eifrigen Spieles ſind die Gäſte
zu=
nächſt leicht überlegen, können jedoch einen Erfolg der Königer Elf inr
der 35. Minutc nicht verhindern. Auſchließend bringt ein wegen Hände
gegebener Elfmeter (man kann hierüber auch anderer Meinung ſein) den
Ausgleich. Mit 1:1 geht es in die Pauſe. Mit Wiederanſtoß iſt Erbach
vorübergehend wieder im Vorteil und kaun mit einem 2. Tor die
Füh=
rung übernehmen. Die bis dahin ſehr luſtlos und äußerſt zerfahren
ſpielenden Königer (Mittelläufer flottere und beſſere Ballverteilung,
auch rechts ſtehen Spieler) kommt auf und dräugt Erbach vollſtänedig in
die Verteidigung. Nur ſelten kommt Erbach noch über die Mittellinie,
aber alle wohlgemeinten Schüſſe der Königer gehen an oder über die
Latte oder können vor lauter Beinen den Weg ins Tor nicht finden.
Endlich gelingt es König, mit ſcharfem Flachſchuß längſt verdient
gleich=
zuziehen. Mit dem Stande 2:2 trennen ſich die Gegner. Der
Schieds=
richter, ein Herr G. von Darmſtadt, ließ ſich das Spiel völlig aus der
Hand nehmen und irrte Eilflos umher.
Turnen.
Südweſtdeutſcher Turnerbund.
Der S. T. B. hielt am Sonntag in Frankfurt eine Bundesausſchuß=
Sitzung ab, in der das Arbeitsprogramm für das laufende Jahr
feſtge=
legt wurde. Es wurde beſchloſſen, den Gautag des Main=Rodgaues am
10. Februar in Erzhauſen abzuhalten. Das Bergfeſt auf dem
Franken=
ſtein am 24. und 25. Mai wird für beri ganzen Bund offen ſein. Der
diesjährige Bundesturnertag ſoll am 24. Februar in Frankfurt
abgehal=
ten werden. Die Ausſcheidungskämpfe für Stuttgart werden am 4. Mai
in Klein=Karben (Wetterau) abgehalten.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keineriei
Ver=
des 521 Abſ. 2
eſſegeſetzes in vollem Umfang
vortung; für
Gru
plei
ſendungen, die
verwendet werden, können nicht
der (inſender vei
zurückge andt, die Ablehnung nicht begrünzet werden
— Am nächſten Mittwoch ſoll der 2. Beethoven=Abend des Drumm=
Quartetts ſtattfinden. Die Direktion des Landestheaters wird höflichſt
geb ten, doch Störungen dieſes Kunſtgenuſſes, wie ſie am letzten
Diens=
tag durch das rückſichtslöſe Zuſpätkommen einer Anzahl von Beſuchern
entſtanden, diesmal zu verhüten. Das Konzert fing um 1/,8 Uhr an,
aber bis beinahe 8 Uhr war noch ein beſtändiges Kommen, ſodaß
nament=
lich die Zuhörer, die in der Nähe der Türen ſaßen, durch den dauernden
Lärm, das Suchen in dem verdunkelten Hauſe nach den Plätzen uſw.
auf das empfindlichſt= aus ihrer Stimmung herausgeriſſen wurden. So
ging das erſte Streichquartett für Viele faſt verloven. Es iſt unerhört,
wenn die große Zahl der pünktlichen Beſucher durch die Unſitte einer
Minderzahl von unpünktlichen zu leiden hat. Die Türſchließer ſollten
auf das ſtrengſte angewieſen ſein, die zu ſpät Kommenden erſt nach
vollſtändiger Beendigung einer Programmnummer einzulaſſen, wie dies,
ſoweit uns bekannt, früher ſtets der Fall war.
Häßlich m
gefärtte AdffU
O
ntſtellen das Wonſte
A.
abſtoßen
Nundgeruch u
Abel werden ſofe
in vollkommen
Sädliche=
durch die
baf
jährte
UBtorodont.
In allen
Ap=
n Beruch lohnt!
theben
Dro=
md Tarfümerien.
Tageskalenber.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr
(Sondermete F 11, 15, Schülermiete grün 3): „Antigone”. Kleines
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete 19: „Der Barbier
von Sevilla”. — Orpheum, 7¾4 Uhr: „Madame Pompadour”.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichſtſpiele: Kino=
Vor=
ſtellungen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwärte.
Wettervorherſage für den 30. Januar 1924
Zunächſt wieder leichter Froſt, dann milder, meiſt bedeckt und
Nie=
derſchläge.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortl 4 f
Politik und Wirtſch
ſchN
erantwortlich für Feuill ton und Heſſi
Nackrchten: Max Streeſe
So
Zerantwortlich ſ.
rort: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd en : Andreas Bau
Verantwrtlich für den nſ ratente l: Willy Kuhle
Truck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
De hentige Rummer hat 10 Zeiten
8/ Die Geburt eines
/ kräftigen jungen zeigen
B
hochertrect an
Polizeisekretär
Eritz Aulbach u. Frau
Elisabeth, geb. Schwinn
(939
Dankſagung.
Für die uns erwieſene liebevolle
eilnahme beim Heimgange mneiner
nvergeßlichen Frau, unſerer lieben
Rutter, auch für d e Blumenſpenden
danken tir herzlichſt. Beſonderen
Dank Herrn Pfarrer Goethe für die
troſtreichen Worte am Grabe, ſowie
der Schweſter Eliſabeth für ihre liebe=
(993
volle Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Pullmann, Landwirt.
Darmſtadt, den 28. Januar 1924,
Feldber,ſtr 28.
Todes=Anzeige.
Hierdurch die ſchmerzliche
Mit=
teilung, daß heute früh 9 Ur
meine liebe Frau, unſere gute
Mutter, Tochter, Schweſter,
Schwiegertochter und Tante
geb. Härtmann
nach langem ſchweren Leiden
ſanft verſchieden iſt.
Im Namen der trauernd. Hfnterbliebenen:
Gg. Mantel, Pareusſtr. 3.
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 30. Jan., nachm. 2 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt. (*2470
Dankſagung.
Für die vielen Bewveiſe herzlicher
Teilnahme bei dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte, unſerer
innigſt=
geliebten, unvergeßlichen Mutter
Kriodoricka Weicker Wp.
Frau zenberme Beinet !
geb. Horſt
ſowie für die zahlreichen
Blumen=
penden ſagen wir Allen unſeren
nnigſten Dank,
Dankfagung.
Zurückgekehrt vom Grabe meines
geliebten Mannes und unſeres teurer
Heute nacht verſchieb ſanft nach
langem, ſchwerem mit großer
Ge=
duld ertragenem Leiden, geſtürkt
durch die Tröſtungen ſeiner heil.
Kirche, mein lieber Mann, unſer
guter Vater, Bruder, Onkel und
Schwiegervater
donn Wilholm
Derr Sihelaf grann
im Alter von 69 Jahren.
Darmſtadt, 27. Januar 1924,
(Schulſtr. 9.)
In tiefer Trauer:
Sidon e Frank, geb. Niepott
Wilhelmine Frank
Lina Frank
Wiihelm Klappker.
Die Beerdigung findet Mittwoch,
nakmit. 3 Uhr auf dem Friedhof
Nieder=Ramſtädterſtr. ſtatt. (*2461
Vaters
973
Die trauerngen Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 26. Jan. 1924. (*21.
PaulClauſius
iſt es uus ein Herzensbedürfnis, allen
denen zu danken, weiche ihm während
ſeiner Krankheit mit Rat und Tat zur
Seit ſtan en ſeinen Sara mit Blumen
ſchmückten, ihm das letzte Geleit zur
ewwigen Ruhe gaben und uns ihr
Berleid ausdrückten.
Die Beweiſe herzlicher Anteilnahme
ſind ſo zahlreich, daß es uns nur auf
dieſem Wege möglich iſt, unſeren
herz=
lichſten Dank auszuſprechen.
(zoddelau, deu 25. Januar 1921,
Die trauernden Hinterbliebenen.
Dankſagung.
Allen denen, wvelche uns ihre
liebe=
volle Teilnahme während der
Krank=
heit und dem Ableben unſeres lieb
Vaters bekundeten, ſagen vir hierdurc
unſern innigſten Dank
(9
Darmſtadt, Neue Niederſtraße 7,
26. Januar 1924.
Familie Hch. Aßmuth.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte unſeres lieben
Vaters ſagen wir allen Teilnehmenden
ſowie für die zahlreichen
Blumen=
ſpenden unſeren innigſten Dank.
Be=
ſonders danken wir dem Vorſtande
des Heſſ. Polizeiamtes, den Beamten
des V. Pol.=Reviers und Herrn Pfarrer
Gerſtenmeier.
(22415
Helene Rühl.
Heinrich Rühlund Familie.
Dankſagung.
Für die überaus herzl. Teilnahme,
ſowie zahlreichen Kranzſpenden beim
Heimgang der t. Entſchlafenen ſagen
wir innigen Dank. Beſonderen Dank
Herrn Pfarrer Kleberger für die
trö=
ſtenden Einſegnungsworte, ſowie den
barmh. Schweſt. d.
Niederramſtädter=
ſtraße für die liebevolle und
auf=
ppfernde Unterſtützung während der
Krankheit der Verſtorbenen, (*2420
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Eugenie Alberti.
Meine liebe Frau, unſere gute Mutter,
Schweſter und Schwägerin
Frieda Barthel
geb. Germann
iſt heute in die ewige Heimat eingegangen.
Darmſtadt, den 27. Jan. 1924.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Dr. Guſtav Barthel
Hanitätsrat.
Die Beerdigung findet auf beſonderen Wunſch der
Verſtorbenen in der Stille ſtatt. (*2419
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Nummer 29.
Daruſtädter Tagblatt, Dienstag, den 29. Januar 1924.
Seite 2.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
82)
(Nachdruck verboken.)
„Lieber Junge,” der Mutter Stimme klang ſehr
zurecht=
weiſend, „gewöhne Dir nicht ſolch Uelortreiben an; überhaupt
dieſe Art Traum=Denken, dieſe Einbildungen und Vorſtellungen
— darin ſollte Dich niemand beſtärken — auch der Herr Stettner
nicht. So ein bißchen Stricheln, damit beſchäftigen ſich viele
Jun=
gen in Deinem Alter, dabei iſt gar nichts Beſonderes, mein Kind,
gar nichts — —
Aber mit einer beſtimmten Art legte Hans Peter ſeine Hand
auf die Blätter und ſpielte dann mutig ſeine höchſte Karte aus:
„Kleiner Malmann hat er zu mir geſagt — der Herr Stettner.”
Und er ſchaute erwartungsvoll.
„So verdreht er Dir den Kopf, dieſer Herr Stettner! Dem
will ich aber ein ſchnelles Ende machen. Denkſt Du, ich habe Dich
erzogen, ein Herumſtreicher und Zeitvergeuder zu werden? So
ein Strichler und Tagedieb, bekleaſt wie ein Stieglitz!” Sie griff
nach den Blättchen: „Fort mit dem Kram!“
„Nein, Mutter!” Hans Peter deckte ſie und ſtand unbewegt.
„Die Hand weg!” befahl ſie zornig. Da ſchob er ſeine ſchlanke
Jungengeſtalt nur dichter vor ſein Eigentum.
Bleich vor Erregung faßte Merete nach dem Ungehorſamen,
zog ihn mit Gewalt vom Tiſch und ſtieß ihn von ſich, daß er
tau=
melte. Ob er ſich ge Zen hatte? Sie beachtete es nicht, ihre
Hände griffen ihn no. als und ſchüttelten ihn hart: „Nie und
nimmer ſollſt Du ein — ein Malmann werden! Maler und
Muſi=
kanten! Gott behürte jeden ehrlichen Menſchen vor ſolchem
Ge=
lichter.” Sie riß die Bildchen mitten durch und warf ſie in den
Ofen. Den Knaben aber ſchob ſie vor ſich her und ſteckte ihn in
die Schrankkammer. „Beſinne Dich, mein Sohn!” Und der
Schlüſſel draußen wurde umgedreht.
Und dann ſtand ſie wie zerbrochen. Hatte der Herr Lehrer
Engerlingk nicht recht gehabt? Die Verwechſlung von gerade und
ſchräg, das war der Anfang, hier war ſchon etwas im Aufſchießen,
was ſchlimmer genannt werden mußte: Widerſtand gegen der
Mutter Wort und Zucht! Das mußte bekämpft, das mußte
aus=
gereutet werden! Wie verſtockt er dageſtanden! Keine Bitte war
über ſeine Lippen gekommen. Stumm und ſtarr hatte er ſich
ein=
ſperren laſſen. Das war noch nie vorgekommen.
Und dennoch — hatte die junge ſich wehrende Geſtalt nicht
ein Erinnerung gewedt? So hatte ſein Vater ausgeſehen, da
er ſich einmal als Knabe ungerecht angefallen ſah. Merete griff
ſich nach der Stirn und bemerkte Blutflecken auf ihrer Hand. Sie
erſchrak: Blut! Ihres Kindes Blut! Herrgott im Himmel, hatte
ſie es im Zorn vergoſſen?. Wie mit lauten Stimmen ſchrie dieſes
Rote ſie an: „Du mein Lachen, mein Freuen! Du mein
Men=
ſchenſohn — geliebte Hauptperſon meines Daſeins — kleiner
Hans Peter Kromm!‟ . . .
Schnell, ſehr ſchnell ging ſie an die Kammertür: „Möchteſt
Du heraus?” fragte ſie unſicher. Da hörte ſie drinnen reden. Aber
nicht mit ihr ſprach dieſe Stimme: „Lieber Gott, ich ſag’s nur
dir — ich mag Mutter nicht leiden — aber ſag’s ihr nicht wieder,
lieber Gott” betete, der ihr Sohn war.
Mit bebenden Händen ſchloß ſie auf. „Peterle!” Zwei Augen
blitzten ihr in offenbarer Abwehr entgegen. Ihr Junge drehte
lautlos das Geſicht zur Wand.
Da überkam ſie ein Zittern: „Hans Peter!” rief ſie
ſchmerz=
lich,” willſt Du Dich nicht bei mir entſchuldigen?”
Der Knabe blieb ſtumm.
„Du biſt auf ſchlechtem Wege, mein armer Burſch. Sieh Dein
Unrecht ein.”
Peterle wandte den Kopf ein wenig. War da nicht im Grunde
dieſer Augen ein kleines — Auslachen?
Sie ſtand hilflos.
Wo hatte er das her?. Natürlich von dem Verkehr bei dieſem
ſonderbaren Herrn Stettner! War deſſen Junge nicht verrufen?
Rauchen ſollte er ſchon und Biertrinken. Sie, die Höfnerin auf
der Sonnenmühle, hatte das für Rederei gehalten und den
Um=
gang zugegeben.
Ihr war ſo verquält zumute.
„Haſt Du Dir weh getan, Kind?”
„Gar nicht.”
„Aber Du bluteſt — —‟
„Macht nichts — die Naſe ein bißchen.”
„Komm, bitte um Verzeihung.”
„Ich kann nicht, Mutter.”
„Was ſoll ich dann mit Dir tun, lieber Junge?”
„Mir meine Blätter wiedergeben.”
„Ich habe ſie verbrannt. Komm, wir wollenmiteinanderreden.”
Kopfſchütteln.
„Möchteſt Du denn allein hier bleiben?”
„Ja.”
„So bleib!” Ihre Geduld war zu Ende. Bleib, ſolange Du
magſt — meinetwegen die Nacht über.‟ Der Schlüſſel drehte ſich
im Schloß.
Und dann ſaß ſie nieder am alten Rollenſchreibtiſch, ſaß
nieder am Fenſter und fand keine Ruhe. Sie legte ſich, in ihre
Schlafkammer, da war’s beklommen. Sie ging auf die Diele
hin=
unter, da ſchien’s ihr dumpf. Schließlich ſtieg ſie wieder hinauf und
blieb vor der alten Kommode ſitzen, die noch von ihrer Mutter
Hausrat war. Oben auf der gehäkelten Decke ſtanden die
Fami=
lienbilder. Vornan „Väterchen”, daneben ſeine Begräbnisſtätte,
Bilder, die der kleine Hans Peter oft nachdenklich betrachtet, oft
mit ſeinen jungen Lippen geküßt hatte. Wie war der Bube dem
Vater ähnlich geweſen vorhin — aber wie abwehrend die tiefen,
verſonnenen Augen. War’s denn möglich, daß ihr Kind ſich ſo
verändert hatte!
Sie ſtützte den Kopf in die Hand und weinte — weinte
wirklich.
(Fortſetzung folgt.)
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Verpachtung.
Freitag, den 1. Februar 1924,
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mittags 3 Uhr, wird die Ober=Klinger
ffeld= und Waldjagd im Gaſthaus von
Michael Daum dahier, öffentlich an den
Meiſtbietenden auf weitere 6 Jahre
ver=
pachtet. Der Jagdbezirk umfaßt 825 ha
Feld und Wald. Der Waldſtand iſt
ein ſehr guter, beſonders für Haſen, Rehé,
Feldhühner, und iſt in 10 Minuten von
Station Werſau zu erreichen.
Pachtbe=
dingungen werden bei der Verſteigerung
bekannt gemächt.
Ober=Klingen, den 27. Januar 1924.
Heſſ. Bürgermeiſterei Ober Klingen.
(988
Lutz.
Darmſtädter Tagblatt
29. Januar 1924 Nr. 29
Handel und Wandel in Heſſen.
Handelsblatt
R Heſſiſche Dollar=Schatzanweiſungen. Es wird
darauf aufmerkſam gemacht, daß von den Heſſiſchen Dollar=
Schatzan=
weiſungen nur diejenigen Stücke in Frankfurt a. M. lieferbar ſind, die
den Aufdruck tragen: „Die Heſſiſche Landesbank hat die
ſelbſtſchuldne=
riſche Bürgſchaft gegen Verpfändung von ſtaatl. Waldbeſitz
übernom=
men‟. Die außerdem in Umlauf befindlichen Heſſiſchen Dollar=
Schatz=
anweiſungen vom 1. Dezember 1923 ſind nicht lieferbar.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Die Eintragung von Hypotheken in
auslän=
diſcher Währung. Wie der amtliche preußiſche Preſſedienſt
mit=
teilt, gibt der Miniſter für Handel und Gewerbe die Einwilligung zur
Eintragung von Hypotheken in ausländiſcher Währung nur
ausnahms=
weiſe und in der Regel nur dann, wenn durch ſie für den deutſchen
Han=
del und die deutſche Induſtrie die Beſchaffung von Rohſtoffen im
Aus=
lande ermöglicht wird. Im übrigen werden die Antragſteller auf das
Geſetz über wertbeſtändige Hypotheken vom 23. Juni 1923 verwieſen.
Inbetriebnahme des Walchenſee=Werkes. Am
Samstag nachmittag hat ſich ein für das bayeriſche Wirtſchaftsleben
außelordentlich bedeutendes Ereignis durch die teilweiſe Inbetriebnahme
des Walchenſee=Werkes und des Bayernwerkes vollzogen. Der bayeriſche
Miniſterpräſident Dr. v. Knilling, mehrere bayeriſche Miniſter ſowie
Vertreter der Reichsregierung und der württembergiſchen Regierung
wohnten der Inbetriebnahme bei. Im Sommer dieſes Jahres wird
auch die große Kraftanlage an der mittleren Iſaar ihren Betrieb
auf=
nehmen, ſodaß dann die Verſorgung des ganzen bayeriſchen Landes mit
elektriſchem Strom und mit Licht durchgeführt ſein wird.
* Die hohe Börſenumſatzſteuer. Der Zentralverband des
deutſchen Bank= und Bankiergewerbes hat, und zwar gleichzeitig auch in
Namen und Auftrag des Reichsverbands der deutſchen Induſtrie, ſowie
des Zentraldorſtandes des deutſchen Großhandels, eine Beſeitigung der
während der Inflationsepoche im Verordnungswege eingeführten
Zu=
ſchläge zur Börſenumſatzſteuer und demnach die Wiederherſtellung der
fenigen Sätze beantragt, welche in den 8§ 52, 53 des Kapitalver
ſteuergeſetzes vom 8. April 1922 für normale Zeiten vorgeſehen ſind
In der Eingabe wird u. a. betont, daß infolge der ſeit Dezember v. J.
eingetretenen Stetigkeit der Deviſenkurſe die für die Bemeſſung der
geltenden Börſenumſatzſteuergeſetze maßgebend geweſenen
Vorausſetzun=
gen eine völlige Veränderung erfahren haben.
Anleihen.
* Zulaſſung 4proz. badiſcher Staatsanleihen zur
Frankfurter Börſe. Mit Wirkung vom 30. Januar 1924
wer=
den zur Notierung mit veränderlichen Kurſen 4proz. Bad. Staatsanleihe
von 1901, 1919, 1908/14 zugelaſſen. Mindeſtbetrag 10 000 Mk. und
wei=
tere durch 5000 Mk. teilbare Beträge.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
kreidebörſe, Abteilung Getreide, vom 28. Januar.
Ge=
treide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack, Weizenmehl,
Roggen=
mehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilogramm. Weizen, Wetterau
17.50—17,75, Rogcen 16.40—16,60, Sommergerſte für Brauzwecke 17,50—
18,00. Hafer
inländiſch 13,50—14,00 ausländiſch —; Weizenmehl, ſüdd.
Spezial 0 28,00—29,25, Roggenmehl 24,50—25,00, Weizen= und
Roggen=
kleie 7,75—8,75, Erbſen 32—40, Heu, ſüddeutſches, gut, geſund
7.50—8,25, Weizen und Roggenſtroh 4,50—5,00. Tendenz ruhiger.
Frankfurter Viehmarkt vom 28. Januar. Der Auftrieb
zum Hauptmarkt beſtand aus 1141 Rindern, darunter 277 Ochſen,
86 Bullen, 778 Färſen und Kühen, ferner aus 29 Kälbern, 120 Schafen
und 2425 Schweinen. Gehandelt und notiert wurde nach Goldmark.
No=
tiert wurde für den Zeutner Lebendgewicht Ochſen: Klaſſe a) 40—45,
—, c) 33—39 d) 25—32; Bullen: Klaſſe a) 32—38, b) 25—30, c) —
Färſen und Kühe: a) 36—44, b) 35—40, c) 30—35, d) 28—34, e) 20—25,
afe:
5) 10—15; Kälber: a) —, b) 50—60, c) 40—45, d) —,
: Sch
a) 35—40, b) 30—35, Merzſchafe —: Schweine im Gewicht von 80—100
Kilo 55—60, unter 80 Kilo 45—55, von 100—120 Kilo 60—65, von 120 bis
über 150 Kilo 55—60, Sauen und Eber 48—58 Goldmark. Verglichen
mit der Notierung vom 21. Januar wurden Ochſen um etwa 2
Gold=
mark per Zentner Lebendgewicht niedriger bezahlt. Bullen, Färſen und
Kühe behaupteten ihre Notierung, Kälber verteuerten ſich um 5—10
Goldmark, Schafe ließen teilweiſe um 5 und Schweine um 12—15
Gold=
mart nach. Mit dieſen Notierungen ſind die Preiſe aus der
Vorkriegs=
zeit erreicht. Marktverlauf: In allen Viehgattungen langſamer
Han=
del, bei Rindern und Schweinen Ueberſtand. — Der Markt war
Be=
obachtungsgebiet. Abtransport mit Atteſt und Legitimation war
ge=
ſtattet. — Nach den feſtgeſetzten Fleiſchgroßhandelspreiſen ſollte
Ochſen=
fleiſch 2. Qual. mit 0,50, Bullenfleiſch mit 0,40—0,50, Kuhfleiſch 1. Qual.
mit 0,45—0 55, Kalbfleiſch mit 0,68, Schafsfleiſch mit 0,50—0,65 und
Schtreinefleiſch mit 0,95—1.10 Goldmark per Pfund verkauft werden.
* Mannheimer Produktenbörſe. Die Börſe war ſtark
beſucht, Kaufneigung kam jedoch nicht auf, weil die Mühlen ſich weiter
im Einkauf zurückhalten. Verlangt wurden für die 100 Kg. bahnfrei
Mannheim in Goldmark: Weizen 18—191 Roggen 16½—17, Gerſte
18—19½, Hafer 13½—14½. Ab badiſchen Stationen koſtete Gerſte 173
ab württembergiſchen 17½, ab bayeriſchen 16 Mark. Futterartikel blie=
ben gefragt, insbeſondere Malzkeime, Biertreber und Rapskuchen bei
unveränderten Preiſen. Man nannte Weizenkleie mit 8½—8½,
Wei=
zenfuttermehl 1034—11½, Weizenauszugmehl 15—18, Heu 7—8 Preßſtroh
4½—5½, Galfoxma’s mit 18½½ bahnfrei Mannheim. Die
Mühlenfor=
derungen beliefen ſich für den Doppelzentner auf 291 Roggenmehl
24½)/=, die zweite Hand gab Weizenmehl bei 28, Roggenmehl bei 24 Mark
ab und bot franzöſiſches Weizenmehl frei Mannheim mit 26½ Mark an.
Für im Mai lieferbares ausländ ſches Weizenmehl wurden 24½ Mark
frei Grenze verlangt. — Die Kolonialwarenbörſe war feſt,
insbeſondere für Kaffee auf Käufe des Konſums. Verlangt wurden ür
Kaffee Santos 3,70—4,20, gewaſchen 4,90—6,20, für Tee, mittel 6,50—7,
gut 7—8 fein 8—10, Kakav inl. 2—2,40, holländiſcher 2,40—2,60
Bur=
man=Reis 0,40, Weizengrieß 0,38, Hartweizengrieß 0,40, Kriſtallzucker
0,88, alles per Kilogramm.
* Mannheimer Viehmarkt. Zum Viehmarkt am Montag
waren zugeführt und wurden per 50 Kg. Lebendgewicht gehandelt: 176
Ochſen 20—40, 106 Bullen 24—33, 449 Kühe und Rinder 14—42 380
Kälber 36—48, 122 Schafe 22—34, 1568 Schweine 46—66. — Zum Pf.
rde=
markt waren zugeführt 97 Arbeitspferde, die per Stück 500—1500 Mark
und 38 Schlachtpferde die 40—100 Mark koſteten. Tendenz: Mit
Groß=
vieh, Kälbern und Schafen mittelmäßig, ausverkauft; „mit Schweinen
mittelmäßig, nicht geräumt: mit Pferden mitt lmäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
machte ſich heute die gleiche Luſtloſigkeit wie in der Vorwoche b merkbar.
Bei reichlichem Angebot blieben die Käufer aus. Die Mühlen
beob=
achteten Zurückhaltung infolge des ſchlechten Mehlgeſchäfts. Gerſte war
nur in guter Brauware verlangt. Von Hafer konnte eingetroffene Ware
an den Konſum billiger, abgegeben werden, als wie ihn der Großhandel
beſchaffen kann. Auch in Hülſenfrüchten und Sämereien hat das
An=
gebot zugenommen.
—r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: In den Holzverkaufsterminen der Staatsforſten ſind die Preiſe,
die für gutes Nohholz gezahlt werden, trotzdem der Andrang
Kauf=
luſtiger nicht übermäßig groß zu ſein pflegt, ſehr hoch. Sie überſteigen
die Bewertung der Termine Anfang Januar teilweiſe nicht unweſentlich.
Von einem Abbau der Rohholzpreiſe kann im großen und ganzen alſo
keine Rede ſein.: Auch die Preiſe für geringwertigeres Rohholz,
insbe=
re für Bauholz, die ganz abſonderliche Schwankungen von etwa
16—20 Mark je Feſtmeter zeigen, entſprechen zurzeit keineswegs der
Be=
wertung des geſägten Bauholzes. Auf dieſem Gebiete begegnet man, im
Gegenſatz zum Handel mit Tiſchlerhölzern, der recht feſt liegt, den wüſte
ſten Preisunterbietungen. Die Sägewerke wollen ihre Bauware
ab=
ſetzen, das Baugewerbe nimmt die Mengen, die angeboten werden, nicht
r=
auf. Dazu kommt, daß gewaltige Offerten aus der Tſchechoſlowakei v.
liegen. Kurz und gut, alle dieſe Momente wirken dahin zuſammen, daß
die Preiſe für Bauhölzer abbröckeln, ſtatt ſich, entſprechend der
Bewer=
tung des Rohſtoffes zu befeſtigen. Einſtweilen wird in dieſem Zuſtand
keine Aenderung eintreten, zumal auch in Süddeutſchland, namentlich in
Bayern, große Mengen unverkaufter Bauhölzer, wie beſäumter Ware
und ähnlicher Sortimente lagern. Ob der Baumarkt den
Bauholzhand=
lungen Beſchäftigung und Anregung bieten wird, ſcheint bei den
augen=
blicklichen Geldverhältniſſen mindeſten ſehr zweifelhaft. Ganz ruhig
ſieht es am Schwellenmarkt aus. Das Eiſenbahnzentralamt hat
einſt=
weilen noch nichts gekauft und auch das Geſchäft in Waggonbohlen liegt
vollkommen darnieder. Man begegnet hier Angeboten bis zu 58 Mark,
und es gelingt trotzdem nicht, Abſatz fuü dieſe Mengen zu ſchaffen. Am
Laubholzmarkt iſt die Lage ziemlich verworren. Es durchkreuzen ſich
hier die Angebote in durchaus geringwertigem, gewöhnlichem
Eichen=
ſchnittholz mit den Offerten in hochwertiger Ware, die z. B. aus dem
Speſſart vorliegen, und man begegnet Preisunterſchieden bis zu
100 Mark je Kubikmeter.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 28. Januar 1924.
(Eigener Bericht.) Die heutige Börſe eröffnete nicht ſo feſt, wie man
nach den Kursnennungen im vorbörslichen Freiverkehr erwartet hatte.
Tan hatte bei Börſenbeginn vielmehr den Eindruck, daß die leichte
Er=
holung des Kursniveaus in den letzten Tagen eher Neigung zu
Reali=
ſationen hervorgerufen, als einen Anreiz zu neuen Engagements geboten
atte. Die bekannt gewordene Ermäß gung des Zinsſatzes durch die
Preußiſche Seehandlung konnte einen anregenden Einfluß auf die
Ten=
denz nicht ausüben, da man ſich vollkommen darüber klar iſt, daß in
ab=
ſehbarer Zeit nennenswerte Kapitalien für ſpekulative Zwecke nicht zur
Verfügung ſein werden, ſodaß eine Ermäßigung des Geldſatzes kaum
mehr als theoretiſche Bedeutung beſitzt, und vor allem gegenüber den
immer noch prohibitiv hohen Börſenumſatzſteuern nicht in Wirkung
tritt. Immerhin konnten ſich bei Börſenb=ginn an den großen Märkten
faſt überall leichte Kursbeſſerungen durchſetzen, wobei ſich das Intereſſe
auf die in letzter Zeit bevorzugten Märkte der Chemiewerte, Bankaktien
und heimiſchen Renten konzentrierte. Am Chemieaktienmarkt beachtete
man die Nachricht über die Unterhandlungen der deutſchen Anilingruppe
mit dem engliſchen Farbenkonzern, worüber allerdings Einzelheiten noch
nicht bekannt ſind. Die Kurserhöhungen an dieſem Markte betrugen
durchſchnittlich 1 B. Proz. Von Großbankaktien eröffne
Darmſtädter
Bank mit 21½ B. % + 2 B. %, Diskonto konnte mit 22½ B. % etwa
in gleichem Maße profitieren, während Deutſche und Dresdner Bank
ca. 1 B. % gewannen. Weiterhin ſehr feſt waren Berliner
Handels=
geſellſchaft 72
2 + 6 B. %. Demgegenüber blieb der
Elektrizitätsaktien=
markt verhäl
mäßig ruhig. A. E=G. 14½ — 1 B. %, Lahmeyer
18 + 1½ B. %. Licht und Kraft 13¾ — 0,2 B. %, Bergmann 22 +
2,2 B. %. Von Maſchinenwerten waren Karlsruher mit 5 B. % etwas
feſter, die übrigen blieben behauptet. Zuckeraktien waren auch heute
ver=
hältn smäßig vernachläſſigt. Bei kaum veränderten Kurſen und auch
am Montanaktienmarkt waren die Kursveränderungen prozentual ſehr
gering. Nach Feſtſt=llung der erſten Kurſe verſtärkte ſich die
Reali=
ſationsneigung und die Kaſſakurſe lagen in vielen Fällen unter den
Er=
öffnungsnotizen. Vielfach gingen die bei Börſenbeginn erzielten
Er=
holungen dabei wieder verloren. An der Nachbörſe ſtellt ſich an den
gro=
ßen Märkten eher wieder Kaufneigung ein. Man hörte zun
Schluß:
2
Deutſche Bank 19½ B. % Nordd. Lloyd 97/ B. %, Höchſter
B. V,
Diskonto 22 B. %, Badiſche Anilin 27½ B. %. Der Einhe tsmarkt
zeigte geringe Kursveländerungen, die Tendenz kann hier im großen und
ganzen als gut behauptct bezeichnet werden. Im freien Verkehr handelt
man zu überwiegend leicht erholten Kurſen. Man hörte hier: Apf
117½ B. %, Becker Stahl 11½ B. %, Becker Kohle 1134 B. %, Benz
4,5 D. V. Brown Boveri 2,5 B. %, Georgi 0,7 B. %, Growag 0,35 B. %,
Hanſa Lloyd 1,8 B. %, Karſtadt 23/ B. %, Kreichgauer 0,5 B. %0,
Krü=
gershall 11 B. %, Mez Söhne 6½ B. %, Petroleum 26 B. %, Raſtatter
Waggon 7 B. %, Ufa 10 bis 9½ B.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die beſſere
Stim=
mung in Börſenkreiſen, wozu ſchon kräftige Anſätze bereits in der
ver=
gangenen Woche hervortraten, machte ſich heute ſtärker bemerkbax. Zu
Beginn herrſchte auf allen Umſatzgebieten offenbar ziemlich rege
Kauf=
luſt ſeitens der Spekulation, was den Kreis der Papiere, die
Kursſteige=
rungen erfuhren, weſentlich erweiterte. Das Geſchäft erfuhr damit auch
eine nicht unerhebliche Belebung. Die Kursſteigerungen hielten ſich
aller=
dings noch immer in ziemlich mäßigen Grenzen. Beſſerungen um 3 bis
4 Prozent bildeten bei ſchweren Montanwerten ſo ziemlich das
Höchſt=
maß. Darüber hinausgehende Gewinne hatten Humboldt=Maſchinen zu
verzeichnen, die von 27½ auf 38½ ſtiegen, und ferner Stettiner Vulkan
mit einer Erhöhung um 6 Billionen Prozent. Auch Deutſche Kaliaktie
ſind als weſentlich beſſer hervorzuheben. Lebhaft geſtalteten ſich die
Um=
ſätze in Bankaktien. Beſonders Berliner Handelsgeſellſchaft waren
be=
liebt und wurden weiterhin in die Höhe geſetzt. Das Geſchäft wurde
im Verlaufe zwar ruhiger, weil die Gefolgſchaft bei dem Berliner
Pri=
vatpublikum fehlte; die günſtige Stimmung konnte ſich aber behaupten,
zumal die Flüſſigkeit des Geldſtandes anhielt.
Deviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Brief
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Brief
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576 578000.— 000.— denhagen .........." 100 — 68/697000.— 318900.— 32000.- Stockholm L ...aaaaa! 3000. 1089717000. 1a88273000. 372700. Helſingfors .. . . . . . . .." 104737000.— 105263000.— 104986100.— 55 14000.— Italien .. ............" 204 4000.—
956000.— 3540000.— 84460000.— ondon .............. 05625000. 17794375000 500000 785450000( New=York .......... .. ." 10000.
9500000. V 0000. Paris. . ... .. . . . . . . . . .. Bi00.— 189472000.— 232000 weiz .. . . . . . . . . . . . . B688000.— 727314000. Rait 100.— anien ............." 375000.— 53
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50.
36 3660000 006 — Bulgarien. .......... .. 25000.—
200h.— 29925000 000.— — Japan ..............." 5325000, 187467500 1874675000. Rio de Janeiro .. ......" 00.-
18850000.— 4611- 1000.— — Belgrad. . ............ 47979000 — 48221000 97000 — We2100.— — Liſfabon .............." 7000.— 1.
100.—1 1a
77000.— P
3000.— — —
Berliner Kurſe (Eigene telegr. Meldunc.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.
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lugsb.=Nürnb. Maſe
erl.=Anhalt= Maſchinen
Berl. f. Elektr. W. vorzug.
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Braunkohlen=Briketts
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h.... 18000 13000 erke ..... 16000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 28. Januar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
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Stämme ...
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„V— 4,52,
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Seite 10.
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