Einzelnummer 15 Golpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verlehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattei.
Nummer 20
Sonntag, den 20. Januar 1924.
187. Jahrgang
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1 Dollar — 4.20 Marl). — Im Falle höherer
Hewalt, wie Krieg, Aufruhr Streil uſw erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtſicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banktonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Die neue Mächtegruppierung.
Ein franzöſiſch=ſüdſlawiſches Abkommen?
Paris, 19. Jan. (Wolff.) Das Oeupre weiſt darauf hin,
Saß neben dem Abkommen mit der Tſchechoſlowakei Frankreich
winen ähnlichen Vertrag mit Südſlawien zu ſchließen beabſich=
Eige, der auf der Konferenz der Kleinen Entente in Belgrad zur
BBeſprechung kommen ſollte. Dieſe Nachricht= die bereits einmal
Hementiert worden ſei, habe geſtern eine offizielle Beſtätigung er=
Fahren. Die zurzeit über das franzöſiſch=ſüdſlawiſche Abkommen
Deführten Verhandlungen würden als eine Fortſetzung der durch
Den Krieg unterbrochenen früheren Verhandlungen hingeſtellt.
Sie würden beim Beſuch des ſerbiſchen Königspaares im April
Dieſes Jahres endgültig zum Abſchluß kommen.
Beneſch in London.
London, 19. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter der Weſtminſter Gazette ſchreibt: Beneſchs Beſuch
n London und ſeine Unterredung mit Curzon, Macdonald
tind anderen politiſchen Führern ſcheinen gewiſſe
Miß=
werſtändniſſe, die ſeine Politik erwecke, beſeitigt zu
waben. Was auch immer im übrigen das ſchließliche Ergebnis
nein werde, ſo beſtehe kein Zweifel, daß Beneſch, wenn er auch ein
Nebereinkommen mit Frankreich ſuche, nicht wünſche, ſein Land
Enter die franzöſiſche Hegemonie zu bringen oder die franzöſiſche
Solitik im Ruhrgebiet zu ermutigen, indem er den Stahlring um
Seutſchland herum enger zuſammenziehe. Die tſchechiſche
Diplomatie ſtelle jedenfalls nachdrücklich in Abrede, daß ſie
Dre Initiative oder daß die Tſchechoſlowakei das Recht des
reien Enzſchluſſes aufgegeben habe, welche Haltung ſie im
Falle eines künftigen Krieges zwiſchen
Frank=
reich und Deutſchland einnehmen werde.
Vom Tage
Der ſächſiſche Volksbildungsminiſter hat die viel
befehdete Verordnung, durch welche das Gebet aus der Schule
verbannt worden war, aufgehoben. Gleichfalls annulliert wurde
die Verordnung, die den Schulkindern den Kirchenbeſuch an kirchlichen
Feiertagen, die nicht zugleich allgemeine Feiertage ſind, unmöglich machte.
Für die Einbcrufung des Reichstags hat Präſident Loebe
einen Termin noch nicht beſtimmt. Der Reichstagspräſident beabſichtigt,
den Aelteſtenrat auf Dieustag, den 29. Januar zu berufen.
Reuter meldet, daß die britiſche Regierung die Nachricht von einer
von der franzöſiſchen Regie veröffentlichte Proklamation
erhalten hat, die jeden Eiſenbahnverkehr mit der
briti=
lchen Zone ſo gut wie verhindert.
In einer Betriebsräteverſammlung der rheiniſchen
Braun=
kohlenbergarbeiter, in Köln wurde beſchloſſen, daß ſich die
Belegſchaften aller Gruben mit den im Ausſtand befindlichen Arbeitern
ſolidariſch, erklären und vom kommenden Montag ab in den
allge=
meinen Ausſtand treten ſollen.
Im Intereſſe der Licht= und Kraftſtromverſorgung für das britiſche
und franzöſiſch=belgiſch beſetzte Gebiet requirierte die britiſche
Beſatzungsbehörde etwa 600 Arbeiter aus dem
Braun=
kohlenrevier für die Lieferung von Braunkohlen und Arbeit im
Golden=
bergwerk. Die Requiſitionsſcheine wurden den hiervon betroffenen
Arbeitern bereits zugeſtellt.
Der ſteckbrieflich verfolgte ziveite Beteiligte an dem phantaſtiſchen
Komplott gegen General v. Seeckt iſt in Bahern derhaftet
worden.
Der engliſche Botſchafter in Paris wurde geſtern
nach=
mittag von Poinearé empfangen. Gegenſtand der Unterredung
ſoll, Preſſenachrichten zufolge, das Tangerabkommen geweſen
ſein.
Die Streikgefahr in England gilt nach dem bisherigen
Verlauf der Verhandlungen mit dem Generalrat der Gewertſchaften als
beſeitigt.
Amtlicher Oollarkurs 4 210 300 000 000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Stteſemanns Antwort an Poincare.
Berlin, 19. Jan. Heute abend fand in der
Preſſeabtei=
rng der Reichsregierung, auf Einladung des Preſſechefs der
Reichsregisrung, ein Empfang der ausländiſchen Preſſe ſtatt, zu
dem auch der Reichskanzler mit den Mitgliedern des
Reichs=
kabinetts und eine große Anzahl von höheren Beamten des
Xriches erſchienen waren.
Dr. Strefeinann führte etwa folgendes aus: Ich verrate.
eern Geheimnis, wenn ich ſage, daß die franzöſiſche und
belgiſche Antwort auf die von uns angeſchnittenen
tech=
nſſchen Fragen uns manche Enttäuſchungen bereitet
g”ben. Gleichwohl halten wir an der Hoffnung feſt, daß die
ortſetzung der in Gang befindlichen Diskuſſion noch zu einem
Eirgebnis führen kann. Manchem von Ihnen wird, dieſe
Hoffnung, angeſichts der letzten Rede des franzöſiſchen Herrn
M iniſtert räſidenten, vielleicht ſkeptiſch erſcheinen.
Es iſt unverſtändlich, wie es uns als Vorwurf vorgehalten
pverden kann, daß wir beſtrebt ſeien, unſeren Einfluß in den
Beſetzten Gebieten wieder zu erlangen. Selbſtverſtändlich
werfolgen wir dieſes Ziel, deſſen Legalität niemals ſtrittig
ſein kann.
Wenn der franzöſiſche Herr Miniſterpräſident verſichert,
ſeiß Frankreich nichts getan habe, um die deutſche Reichseinheit
1. zertrümmern, und daß Frankreich insbeſondere der
pfälzi=
aen Bevölkerung völlige Freiheit laſſe, ſo ſprechen
demgegen=
hiter die Tatſachen leider eine andere Sprache.
Die Politik des Generals de Metz hat die treudeutſche
Be=
völkerung der Herrſchaft einer ſeparatiſtiſchen
Räuber=
wande ausgeliefert, deren Treiben eine europäiſche
Kultur=
ſchande bedeutet.
Auf dieſen Punkt möchte ich. Ihre Aufmerkſamkeit ganz
be=
buders lenken, um ſo mehr, als der franzöſiſche Herr
Mini=
errpräſident in ſeiner geſtrigen Rede auch die Behauptung
auf=
ſe ttellt hat, daß die Bauern der Pfalz die Beſtrebungen der
Swaratiſten unterſtützen. Der Pfälzer Bauernbund und die
Freie Bauernſchaft haben in ihren freimütigen Ausſprachen
ge=
enüber dem engliſchen Generalkonſul Clive ſich unzweideutig
apin ausgeſprochen, daß ſie den Separatismus ablehnen. In
letzten Generalverſammlung der Freien Bauernſchaft
purde einſtimmig der Beſchluß gefaßt, daß weder die
Vor=
landsmitglieder, noch irgendwelche andere Mitglieder ſich an
ſeparatiſtiſchen Bewegung beteiligen dürfen. Von einer
nckerſtützung der ſeparatiſtiſchen Beſtrebungen durch die Pfäl=
Bauernſchaft kann alſo keine Rede ſein. Soweit die
aus=
üädiſchen Journaliſten Gelegenheit genommen haben, mit ihren
der Pfalz tätigen Berufskollegen perſönlich in Fühlung zu
en, werden ſie einen Eindruck davon bekommen haben, wie
hwer gerade die Preſſe unter dem furchtbaren Gewiſſenszwang
ie den täglichen Bedrohungen ſeitens der Separatiſten zu lei=
1t. Wir hofſen, nicht vergebens an das
Solidaritätsge=
der ausländiſchen Preſſevertreter zu appellieren, wenn wir
en, ſich mit uns dafür einzuſetzen, daß der
Vergewalti=
der Meinungsfreiheit im beſetzten Gebiet ein Ende ge=
und die Preſſefreiheit im beſetzten Gebiet wieder herge=
Rede des franzöſiſchen Herrn Miniſterpräſidenten ſtellt
als den Angelpunkt der franzöſiſchen Politik gegen
Deutſch=
lus hin, daß Deutſchland ohne die Feſthaltung der Pfänder an
hein und Ruhr zu keinerlei Reparationsleiſtungen zu
bewe=
en ſei, und daß andere von Deutſchland zu ſtellende Pfänder
icht zur Auflöſung ſondern nur zur Verſtärkung jener Pfänder
ſenen dürfen. Das Gegenteil iſt der Fall.
Solange die deutſche Wirtſchaftseinheit nicht
wiederher=
geſtellt iſt, iſt auch an eine deutſche Neparationsfähigkeit
nicht zu denken.
kommie damit auf den Grundgedanken, der deutſchen
urück, der kein anderer ſein kann, als den uns nach
Die Woche.
ränität ungeſchmälert zu erhalten. Würde dieſer Grundgedanke
verlaſſen, ſo wäre ſeine Folge nicht unr eine weitere Zerſtörung
Deutſchlands, ſondern zwangsläufig auch eine ſchwere. Zerrütd
tung des franzöſiſchen Wirtſchaftslebens, deren erſte
alarmie=
rende Anzeichen in den letzten Wochen ernſte Beſorgniſſe in der
franzöſiſchen Oeffentlichkeit ausgelöſt haben.
Hoeſch bei Streſemann.
Berlin, 19. Jan. Der deutſche Geſchäftsträger,
Bot=
ſchaftsrat v. Hoeſch, hat, einer amtlichen Meldung zufolge,
ge=
ſtern mehrere Stunden lang Vortrag beim Reichsaußenminiſter
ſchriftlichen Berichte durch die Wiedergabe der perſönlichen
Eindrücke ergänzt, die er bei der letzten Beſprechung und früher
bei Empfängen von Poincaré empfangen hatte. Die Ausſprache
dürfte ſich dann vornehmlich auf die Taktik erſtreckt haben, die
von der Gegenſeite des ehrlichen deutſchen Wunſche nach
Ver=
ſtändigung gegenüber beobachtet wird. Auch nach der
ergänzen=
den Berichterſtattung iſt der Eindruck der, daß jedenfalls kein
Grund zu optimiſtiſcher Beurteilung der weiteren Entwicklung
gegeben iſt, die die deutſchen Bemühungen nach einem
Ueber=
einkommen, zunächſt über die Einzelheiten und Grundfragen des
moclus vivendi im Ruhrgebiet nach ſich ziehen werden.
Einberufung des Auswärtigen Ausſchuſſes.
* Berlin, 19. Jan. (Priv.=Tel.) Die ſozialdemokratiſche
ler beim Außenminiſter Dr. Sreſemann anfragen laſſen, wie er
über die Einberufung des Auswärtigen Ausſchuſſes denke. Dr.
Streſemann hat dagegen keine Einwendungen erhoben. Es iſt
alſo damit zu rechnen, daß der Auswärtige Ausſchuß in der
näch=
ſten Woche zuſammentreten wird. An Stoff fehlt es ihm nicht.
Die belgiſche und die franzöſiſche Antwort auf die deutſche
Weih=
nachtsnote liegen vor. Auch die Politik an der Ruhr, am Rhein
und in der Pfalz im Zuſammenhang mit der Rheiniſchen
Gold=
notenbank und den Micumverträgen dürfte Gegenſtand der
Er=
örterungen ſein. Wir möchten annehmen, daß hier die
Reichs=
regierung mancherlei auf dem Herzen haben wird, was ihr
viel=
leicht eine Ausſprache mit den Reichstagsparteien nicht
unlieb=
ſam macht.
Ein Geheimſchreiben aus der Pfalz.
Saarbrücken, 19. Jan. Die bereits ſeit längerer Zeit
bekannte Tatſache, daß die ſeparatiſtiſche Bewegung in
der Pfalz nur mit Hilfe des franzöſiſchen Geldes
aufrechterhalten wird, erhält eine neue Beſtätigung durch ein
Geheimſchreiben, das die Saarbrücker Zeitung von
zuver=
läſſiger pfälziſcher Seite erfahren hat. In dem Schreiben wird
barüber getlagt, daß die Regierung in einer ſo
unverantwort=
lichen Weiſe geführt werde, daß es unmöglich ſei, dieſe
Machen=
ſchaften länger anzuſehen. Die von der franzöſiſchen
Negierung zur Verfügung geſtellten Gelder ſeien
verſchleudert worden, teilweiſe in die Kaſſen des
Herrn Bley. Die Mannſchaften ſeien leer ausgegangen.
Wenn dieſe Art der Regierung ſo weitergehe, ſo werde die nächſte
Folge die Einſtellung der finanziellen und moraliſchen
Unter=
ſtützung durch die Franzoſen ſein. Was das bedeute, brauche
man niemanden auseinanderzuſetzen. Das Schreiben ſtellt eine
Einladung zu einer ſeparatiſtiſchen Verſanunlung dar, die am
7. Januar in Ludwigshafen ſtattfinden ſollte, und iſt
unter=
zeichnet von dem vorbereitenden Ausſchuß mit etwa 20 Namen
aus verſchiedenen pfälziſchen Orten.
Es unterliegt keinem Zweifel: die Schwierigkeiten, die ſich
Herrn Poincaré entgegentürmen, ſind in letzter Zeit nicht
uner=
heblich gewachen, und jo ſpricht dennn auch aus der
Freitags=
rede des franzofiſchen Miniſterpräſidenten eine gewiſſe
Verlegen=
heit. Es iſt eine alte Wahrheit, in der Verlegenheit macht man
manchmal Dummheiten. In dem einen Jahr der Ruhrbeſetzung,
ſo meinte Herr Poincaré, habe Frantreich von Deutſchland mehr
bekommen als in den ganzen früheren Jahren zuſammen!
Erſtaun=
lich, daß gerade nach einem ſo gewaltigen Erfolg die Kriſis des
franzöſiſchen Franden in ein neues akutes Stadium getreten zu
ſein ſcheint. Aber Herr Poincaré mußte beweiſen, daß das
„Ruhrpſand” durch keine der Garantien des Herrn Herriot zu
erſetzen ſei, und daß Frankreich daher das Ruhrgebiet nicht
räu=
men könne. Auch die ſeparatiſtiſche Bewegung hat Franrreich in
keiner Weiſe gefördert. Durch ſtändige Wiederholung gewinnen
die ſtereotypen Phraſen des franzoſiſchen Miniſterpräſidenten
nicht an Wahrheit, und der engliſche Generalkonſul Clive, der
dieſer Tage die Pfalz bereiſte, dürfte an ſeine Regierung doch
wohl in weſentlich anderem Sinne zu berichten haben. England
ſchickt einen Beamten, in die franzöſiſche Beſatzungszone am
Rhein, um ſich über die dortigen Zuſtande zu vergewiſſern, und
die Franzoſen ſchicken einen Offizier nach Köln, angeblich, um
dort eine Unterſuchung anzuſtellen über „rechtsradikale
Orgaui=
ſationen”, die von Köln aus die „sureté” der franzöſiſchen
Ma=
roklaner und Senegalneger an Rhein und Rhur ſchrecklich
ge=
fährden. (Der Temps ertlärte allerdings gleich, daß man wohl
kaum etwas finden werde, „da die Engländer ſich beeilt hätten,
die deutſchen Stellen zu warnen”!) Das Verhältnis zwiſchen
England und Frankreich iſt zurzeit nicht gerade ungetrübt. In
Paris rechnet man bereits mit der kommenden Labour=
Regie=
rung, und wenn Herr Poincaré in ſeiner Kammerrede davon
ſpricht, daß England bereits am Tage nach dem Waffenſtillſtand
die Einheitsfront der Alliierten durchbrochen habe, ſo iſt er
offen=
bar der Meinung, daß es auf eine Unliebenswürdigkeit mehr
oder weniger nun auch nicht mehr ankomme.
Inzwiſchen ſind in Paris die internationalen Kommiſſionen
an der Arbeit, deren Aufgabe es iſt, das Reparationsproblem zu
unzerſuchen und der deuſche Reichsbankpräſident Dr. Schacht
wird am Montag in Paris erwartet, um dem
Sachverſtändigen=
ausſchuß einige Fragen techniſcher Art zu beantworten. Man
rechnet jedoch damit, daß diefer Befuch die Gekegenheit zu einem
eingehenden Meinungsaustauſch über das Geſamtproblem gibt.
Die Eröffnungsanſprache, die Herr Dawes, der amerikaniſche,
Vertreter, am vergangeitenr Montag hielt, eröffnet jedenfalls, die
dem Verſailler Vertrag gelaſſenen Grenzen die deutſche Souve= erfreuliche Perſpektive, daß dieſe Konimiſſionen praktiſche Arbeit
zu leiſten ſich bemühen werden. Ob allerdings die Ausführungen
des Generals Dawes Herrn Poincaré angenehm in den Ohren
geklungen haben, muß einigermaßen bezweifelt werden. Eine
ſchärfere Blößſtellung franzöſiſcher Heuchelei und
Verſchleppungs=
taktik kann man ſich wenigſtens kaum vorſtellen.
Auch ſonſt gehen die Dinge nicht nach den Wünſchen des
Pa=
riſer Zauberkünſtlers. Die Belgrader Konferenz, die
nach der Abſicht des Qugi d’Orſay den Schlußſtein bilden ſollte
zu dem kunſtvollen europäiſchen Bündnisgebäude unter
franzö=
ſiſcher Leitung hat ein ganz uerwartetes Ergebnis gezeitigt. Nicht
nur, daß man dem Agenten Poincares, Herrn Beneſch, ſehi
un=
mißverſtändlich zu verſtehen gab, daß man keinerlei Intereſſe da=
Streſemann gehalten. Herr v. Hoeſch hat die vorangegangenen ran hätte, einem gegen Deutſchland gerichteten Bünduisſyſtem
beizutreten, eröffnete man ihm auch gleichzeitig, daß Jugoſlawien
ein Abkommen mit Italien getroffen habe, welches die
ſchweben=
den Differenzen beſeitige. Ein Mißerfolg der franzöſiſchen
Po=
litik, wie er ſchwerer kaum gedacht werden kann.
Die franzöſiſche Kammer hat am Freitag ſelbſtverſtändlich
trotz alledem ihrem Herrn und Meiſter ihr uneingeſchränktes
Ver=
trauen votiert. Ob die demnächſt neu zu wählende Kammer
je=
doch ein ebenſo gefügiges Werkzeug in der Hand dieſes böſen
Geiſtes von Europa ſein wird, darf in Anbetracht der
franzöſi=
ſchen Währungskriſis füglich bezweifelt werden. In einer Woche
hat der franzöſiſche Franc ein Fünftel ſeines Wertes verloren,
ein immerhin beachtliches Tempo, wenn man bedenkt, daß der
franzöſiſche Franc erſt am Anfang ſeiner Abwärtsentwickelung
ſteht. Die kataſtrophale Wirkung dieſer Anfangsſtadien aber
Reichstagsfraktion, hat durch ihren Vorſitzenden Hermann Mül= kennen wir aus eigenſter bitterer Erfahrung recht gut. Der
deutſche Kleinrentner ſtarb, als die deutſche Mark auf etwa 30 bis
40 ſtand! Ein umfangreiches Sanierungsprogramm hat die
fran=
zöſiſche Regierung ausgearbeitet, aber es iſt nicht gerade
wahrſchein=
lich, daß die Mittel und Mittelchen des Herrn de Laſtehrie, das
weitere Abgleiten des Franc werden verhindern können.
Mög=
lich, daß dieſes Sanierungsprogramm in Frankreich noch einige
Hoffnung erweckt in Deutſchland, wo jeder Schuſterjunge ein
kleiner Valutaſachverſtändiger iſt und Experte für
Währungs=
kataſtrophen, wird man verſucht ſein, über manche Vorſchläge des
franzöſiſchen Finanzminiſters zu lächeln. Nicht die kleinen
Mit=
tel ſind es, die verhindern können, daß der Franc in immer
be=
ſchleunigterem Tempo der Mark folgt, ſondern nur eine
grund=
ſätzliche Umſtellung der franzöſiſchen Politik würde dem Verhäng
nis Einhalt tun können.
Mit klaren Worten hat der deutſche Außenminiſter die
Stel=
lung der Reichsregierung zu den außenpolitiſchen Problemen
ſkizziert, und die Aufnahme, welche ſeine Ausführungen in der
Pariſer Preſſe fanden, iſt immerhin bemerkenswert. Aber auch
zur innerpolitiſchen Lage des Reiches hat Dr. Streſemann
man=
ches Beherzigenswerte geſagt. Und wenn er mit ſcharfen Worten
den Parteidoktrinarismus und den Parteiegoismus geißelte, ſo
hat er jedenfalls uns damit aus der Seele geſprochen. „Das
Nationale fängt erſt da au, wo man Verautwortung übernimmt”,
und „Keine Partei darf glauben, daß ſie allein den echten Ring
beſitzt‟ Zwei Ausſprüche, von denen man wünſchen möchte, daß
alle Parteien ſie zum Motto für den kommenden Wahlkampf
er=
wählen. Eine Hoffnung zwar, aber vorerſt auch nur eine
Hofſ=
nung.
Herr Wirth, zwei Jahre laug Kanzler des Deutſchen Reiches,
hat es für nötig gefunden, die Aufmerkſamkeit der deutſchen
Oeffentlichkeit wieder einmal auf ſeine Perſon zu lenken, durch
einen offenen Brief, an ſeinen Fraktionskollegen Joos gerichtet,
der in erſter Linie allerdings wohl in der eigenen Partei für den
Briefſchreiber Stimmung machen ſollte, ein Brief aber, der
des=
wegen auch außerhalb des Zentrums ſtarkes Aufſehen erregte,
weil er recht trübe Erinnerungen zu erſvecken geeignet war, „Der
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924.
Rummer 20.
Feind ſteht rechts!” ſo rief Herr Wirth einſt im deutſchen
Reichs=
tag aus, und der Brief an Herrn Joos beweiſt, daß Herr Wirth
in der Zwiſchenzeit nicht gerade zugelernt hat. Mit allgemeinen
Redewendungen wird mian aber heute keine Gefolgſchaft mehr
werben. Herr Wirth iſt eine Reminiszenz — keine erfreuliche.
Poſitive Arbeit verlangt das deutſche Volk von ſeinen Vertretern,
die es demnächft ſin den neuen deutſchen Reichstag zu entſenden
haben wird.
II.
Poincaré und Millerand.
Preſſefehde gegen Poincaré.
VU. Paris, 19. Jan. Der Konflikt zwiſchen
Poin=
caré und Millerand ſpitzt ſich immer mehr zu und
ſwird auch mehr und mehr in die Preſſe hineingetragen. Nach
dem Figaro, der vorgeſtern in einem langen Leitartikel aus der
Feder des Senators Coty ſich auf die Seite Poincarés geſtellt
hat, unternimmt Tardien heute an dieſen Artikel anknüpfend
einen ungewöhnlich heftigen Angriff auf den
Miniſterpräſidenten. Tardien ſchreibt:
„Ich brauche an dieſer Stelle nicht den Präſidenten der
Re=
publik zu verteidigen, deſſen Niederlage Poincaré in hinterliſtiger
Weiſe ins Werk ſetzt. Zwiſchen dieſen beiden Männern gibt es
keinen Vergleich. Der eine, Millerand, hat immer ſeinen Mann
geſtellt; der andere, Poincaré, verſtand es ſtets, auszuweichen.
Die geſtrige Kammerſitzung bietet dafür ein Beiſpiel. Nachdem
Poincaré am Dienstag ſeine Finanzpolitik vom Dezember
desavouierte, hat er, um ſein Portefenille zu retten,
auch das am 15. entworfene Programm verleugnet und
die Erledigung der Tagesordnung angenommen.” Tardieu fällt
im übrigen
ein vernichtendes Urteil über die politiſche Tätigkeit
Poincarés.
„Poincaréhat 400 bis 500 Anſprachen auf
Fried=
höfen gehalten und die Rechte Frankreichs zum Ausdruck
gebracht. Damit geben wir uns zufrieden. Doch würde ein
Stadtrat dasſelbe geſagt haben. In der Frage der
Sicherungen haben wir ſeit 1922 die Kontrolle der deutſchen
Rüſtungen, die der Vertrag uns übergeben hatte, aus den
Hän=
den gegeben. Die Schuld dafürträgt Poincaré! Was
die Reparationen anbelangt, ſo ſind die Einnahmen, die 1921
als unzureichend bezeichnet wurden, 1923 auf Null geſunken.
Auch hier iſt der Verantwortliche — Poincar”.
Im nahen Oſten iſt alles wieder in Frage geſtellt und die von
Frankreich während fünf Jahrhunderten geleiſtete Arbeit zunichte
gemacht. Wer iſt der Schuldige? Poincaré! Die
finanzielle Lage hat ſich ſo verſchlechtert, daß das engliſche
Pfund von 50 Franes im Januar 1922 jetzt auf 93 Franes
ge=
ſtiegen iſt. Frankreich muß 4 bis 5 Milliarden neue Steuern über
ſich ergehen laſſen und die ergrauten Diener des Staates zum
Hungern verdammen."
Seinerſeits machte. Guſtave Hervé, ſcheinbar von
Millerand inſpiriert, Poincaré in der „Victoire‟
den Vorwurf, ſich am Donnerstag in der Kammer nicht
auf der Höhe der Situation gezeigt zu haben.
Der Artikel Hervés iſt mit den vielſagenden Worten
über=
ſchrieben:
„Das Kabinett Poincaré liegt in den letzten Zügen!“
Der Miniſterpräſident hätte, ſo ſchreibt der Wortführer
Mille=
rands weiter, von der Kammer auf der Stelle die Bewilligung
der beſchlofſenen Finanzmaßnahmen verlangen ſollen. Er wäre
nicht zu Fall gebracht worden, aber wenn es wieder Erwarten
doch zu ſeinem Sturz gekommen häre, ſo würde ihm jemand im
Elyſée unter die Arme gegriffen haben. Zum Schluß ſchreibt
Hervé: „Das Kabinett Poincaré liegt trotz des
unbeſtreitbaren Sieges an der Ruhr ſeit
vor=
geſtern im Sterben” „Die Nation” ſo fügt Hervé an
einer anderen Stelle hinzu, „hat begriffen, daß
Poin=
caré die Eigenſchaften eines Führers abgehen,
und zumal ſeit der Rede von Edreux fängt ſie an zu
be=
greifen, daß der wahre Führer heute nicht mehr
der Miniſterpräſident ift, ſondern der
Präſi=
dent der Republik.
Der Senator Coty bricht heute im „Figaro” eine Lanze
für Poincaré. Im Verlaufe ſeines drei Spalten langen
Arti=
kels beſchuldigt der Senator Millerand, das
In=
tereſſe Frankreichs, aus perſönlicher Vorliebe für Eng
land, zu vernachläſſigen. Man darf geſpannt ſein, wie
ſich die Polemik in der Frage unn den Streit Poincaré—
Mille=
rand weiter entwickeln wird.
Der Bericht Clives.
Der Geſamteindruck der engliſchen Anterſuchung.
Berlin, 19. Jan. Wie den Blätttern mitgeteilt wird, hat
der engliſche Generalkonſul Clive Preſſevertretern, gegenüber
den Geſamteindruck ſeiner Unterſuchungen dahin
zuſammen=
gefaßt, daß die ſogenannte „autonome Regierung”
mehr als 90 Prozent der Bevölkerung gegen ſich
habe und daher auf die Dauer nicht zu halten ſei.
Die Vertreter der Bevölkerung hätten trotz der franzöſiſchen
Be=
gleiter des Generalkonſuls mit Mut und Offenheit einmütig
er=
klärt, daß ſie die ſeparatiftiſchen Beſtrebungen verurteilten und
am Reich und an Bayern feſthalten wollten. Auch die Vertreter
der pfälziſchen Bauernſchaft hätten ſich einmütig gegen die
Sepa=
ratiſten ausgeſprochen, ihre Mitglieder dürften ſich nicht an der
Bewegung beteiligen.
Ein Erfolg Clives?
Wie gemeldet wird, hatten die Unterſuchungen des engliſchen
Generalkonſuls Clive bereits den Erfolg, daß die ſogenannte
„autonome Pfalzregierung” ſich in einem Manifeſt gegen die
Trennung der Pfalz vom übrigen Deutſchland ausgeſprochen
habe. (?) Auch General de Metz ſoll plötzlich eine Schwenkung (2)
in dieſer Richtung unternommen haben.
Die engliſch=franzöſiſchen Beziehungen.
London, 19. Jan. (Wolff.) Daily News zufolge droht
die Frage der engliſch=franzöſiſchen Beziehungen akut zu werden,
wenn der Bericht Clives über die ſeparatiſtiſche Frage in der
bayeriſchen Pfalz, wie erwartet werde, am Montag in London
eintreffe. Dem Koblenzer Berichterſtatter des Blattes zufolge
wird ſich der Bericht Clives ſicher gegen die franzöſiſche
Behaup=
tung wenden, daß die ſeparatiſtiſche Bewegung ein ſpontaner
Furchthare Mishandlungen durch die Separatiſten.
Speyer. 19. Jan. Der 15. Januar war für die
Gefange=
nen im ſeparatiſtiſchen Gefängnis, das ſich im
Regierungsge=
bäude befindet, ein wahrer Schreckenstag. Separatiſtiſche
Trup=
pen drangen in die (Hefängniszimmer ein und mißhandelten
die wehrloſen Verhafteten in fürchterlicher und unmenſchlicher
Weiſe. Die Klagerufe und Schreie der Mißhandelten erfüllten
das ganze Gebäude. Mehrere Gefangene wurden ohnmächtig
geſchlagen. Beſonders herzergreifend waren die Klageſchreie
einer Frau, die weithin gehört wurden. Einige der
Mißhandel=
ten wurden nach dem 15. Januar ausgewieſen und ſind in
un=
beſetztes badiſches Gebiet gekommen. Einer von ihnen mußte
ſofort ein Krankenhaus aufſuchen.
Befürchtungen der Pfälzer.
München 19. Jan. Nach einer Meldung der Münchener
Neueſten Nachrichten ſteht nach Beendigung der Reiſe des
eng=
liſchen Generalkonſuls Clive in der Pfalz zu befürchten, daß
ge=
gen alle Zenſuren, welche die Wahrheit über die ſeparatiſtiſche
Bewegung ausgeſagt haben, von den Franzoſen entſprechend
vorgegangen wird. In der Pfalz iſt man erſtaunt, daß der
eng=
liſche Generalkonſul ſich die Begleitung franzöſiſcher Offiziere
gefallen ließ.
Einſchränfung der Vollmachten Kahrs.
München, 19. Jan. Wie verlautet, wird die
Staatsre=
gierung demnächſt dem Landtag eine Verordnung zur
Siche=
rung der Wahlfreiheit vorlegen, wonach das
Generalſtaatskom=
miſſariat, mindeſtens für die Wahlzeit, ſeine Hauptbefugniſſe an
das Miniſterium zurückgeben müßte.
*
München, 19. Jan. Zum Hittlerprozeß äußerte
Ober=
ſtaatsanwalt. Aul zu Preſſevertretern, daß die Anklage gegen
neun führende Perſönlichkeiten auf vollendeten Hochverrat
lau=
tete. Der Prozeß werde bis zum 1. April zum Abſchluß
kom=
men müſſen, da mnit dieſem Tage die Volksgerichte aufgehoben
würden. Die Verhandlungen werden öffentlich geführt, ſo weit
das Staatsintereſſe dies zulaſſe, v. Kahr, Loſſow und Seitzer
würden von ihren zuſtändigen Stellen vom Amtsgeheimnis
entbunden.
Die Regie verſagt.
Unhaltbare Zuſiände im Ruhrverkehr.
Berlin, 19. Jan. Von unterrichteter Seite erhalten wir
eine Mitteilung, in der es heißt:
„Als die deutſche Regierung im September den paſſiven
Widerſtand aufgab, war die Deutſche Reichsbahn
willens und fähig, den Betrieb ſämtlicher Bahnen des
beſetzten Gebietes wieder zu übernehmen. Uinter
dem Druck der Lage erklärte ſich die Reichsbahn bereit, der Ziegie
rollendes Material und ihr Perſonal zur Verfügung zu ſtellen.
Trotzdem verſagt die Regſe ſchon bei dem jetzigen
ge=
ringen Verkehr, und ſucht die Schuld der Reichsbahn
zuzuſchie=
ben. Die Regie hat nach eigenen Mitteilungen bei den Mainzer
Verhandlungen 3728 deutſche Lokomotiven in ihrer Hand. Ihre
Leiſtungen waren damals nach eigenen Angaben ſo gering, daß
hierzu ein Drittel dieſes Lokomotivenparks genügt hätte. Auch
bei dem Verkehr, den die Regie jetzt erſt erreichen will, würde die
Tagesleiſtung hinter der des Jahres 1922 zurückbleiben. Die
große Zahl der nicht betriebsfähigen Lokomotiden der Regie
hängt mit deren unzureichender Unterhaltung zuſammen.
Tat=
ſächlich iſt jetzt die Durchſchnittsleiſtungder
Lokomo=
tiven um faſt die Hälfte geringer als 1922. An Güterwagen
wurden der Regie bereits 34000 Kohlenwagen mehr bereitgeſtellt
als in das Reichsbahngebiet zurückgelaugten. Die Regie
be=
kommt es nicht fertig, die Wagen den Bedarfsſtellen richtig
zu=
zuführen. Die Regie ſchiebt weiter die Schuld an ihrem
Miß=
erfolg dem Hineinragen der Köluer Zone in ihr
Ge=
biet zu. Man hat von deutſcher Seite verſucht, den
Uieber=
gangsverkehr zwiſchen der Regie und den Reichsbahnen in der
Köluer Zone zu regeln. Die Regie ſtellt jetzt die ſtarke
Zumut=
ung, ihr auch den Reſt des wertvollen Eiſenbahnbeſitzes im
Weſten hinzugeben, um das gewaltſam Weggenommene heite
beſſer auszunützen.
Zu bemerken iſt noch, daß das Einkommen der in den
Dienſt der Regie getretenen Eiſenbahner trotz der Mainzer
Ab=
machungen nur die Hälfte, durch den Frankenſturz gar nur
ein Drittel der ohnehin ſchon knappen Bezüge der deutſchen
Eiſenbahner beträgt.
Feierſchichten infolge Wagenmangels.
Eſſen, 19. Jan. Schon ſeit Anfang Januar wurde aus
zahlreichen Orten des Ruhrgebiets, ein ſtarker
Wagenmangel gemeldet, der in vielen Fällen zur
Ein=
legung von Feierſchichten Anlaß gab. In der letzten
Zeit hat ſich die Lage derart verſchärft, daß die meiſten Zechen
gezwungen ſind, wiederholt Feierſchichten einzulegen oder die
Arbeiter vorzeitig ausfahren zu laſſen. Es drohen ernſte
Ver=
wickelungen, wenn dem Uebelſtande nicht in aller Kürze
abge=
holfen werden kann.
Die Arbeitszeit in den Reichsbetrieben
Ablehnende Haſiung der Reichsarbeiter und
Angeſiellten.
* Berlin, 19. Jan. (Priv.=Tel.) In den Reichsbetrieben
ſpielt gegenwärtig die Frage der Arbeitszeit, eine große Rolle.
Die durch die Abſicht der Regierung auf Einführung der
min=
deſtens neunſtündigen Arbeitszeit hervorgerufene Stimmung,
namentlich in den Kreifen der Reichs= und Staatsarbeiter, iſt
bereits durch den Plan einer deutſchen Gewerkſchaft, eine
Ur=
abſtimmung zu veranſtalten, hinreichend kritiſiert worden. Für
den 10. Januar hatte der Reichsfinanzminiſter die in Frage
kom=
menden Gewerkſchaften zu Verhandlungen über die
Arbeitszeit=
regelung für die Reichs= und Staatsarbeiter eingeladen und
da=
bei die Verhandlungsgrundlage dahin feſtgelegt, daß die
Ar=
beitszeit mindeſtens neun Stunden täglich betragen, zehn
Stun=
den aber nicht überſchreiten ſolle. Die Gewerkſchaften lehnten die
Einladung mit dem Hinweis ab, daß ſie über dieſe Frage nicht
mit dem Reichsfinanzminiſterium, ſondern nur mit den einzelnen
Reſſorts verhandeln können, mit denen ja die Tarifverträge
ab=
geſchloſſen worden ſeien. Von Regierungsſeite wurde daraufhin
erklärt, daß die Entſcheidung über die Arbeitszeit in den
Reichs=
betrieben dann beim Reichskabinett liegen werde.
Wie wwir hierzu ſpeiter erfahren, ſind die Verhandlungen der
Spitzenorganiſationen mit der Regierung in dieſer Frage noch
nicht beendet. Ebenſo wie die Arbeiter haben auch die
Angeſtell=
ten der Reichsbetriebe gegen die Abſicht der Regierung proteſtiert.
Man beabſichtigt, von dem Recht Gebrauch zu machen, das jedem
Arbeitnehmer bei Tarifkämpfen gegenüber dem Arbeitgeber zuſteht.
*Der deutſche Unterhaltungsrundfunf.
Von Wilhelm Kreiter,
Oberſekretär bei der Funkſtelle in Darmſtadt.
Der Bologneſer Galvani ſucht den myſtiſchen Stein der
Weiſen, die rärſelhafte Lebenskraft. Bei ſeinen Verſuchen ſieht er
die Schenkel eines zergliederten Froſches kurz aufzucken, wenn
ſein Seziermeſſer das noch lebensfeuchte Fleiſch berührte und an
einer abſeits ſtehenden Elektriſiermaſchine ein Funke überſprang.
Das war, hiſtoriſch betrachtet, die erſtmalige Offenbarung der
Kraft elektriſcher Wellen, ohne metalliſche Verbindung den Raum zu
überbrücken. Noch aber war die Zeit zu dieſer Erkenntnis nicht reif.
Erſt 1890 gelang es unſerem großen Bonner Phyſiker
Hein=
rich Hertz, nachzuweiſen, daß bei dem Ueberſpringen eines
elek=
triſchen Funkens elektriſche Schwingungen erzeugt werden, die
nicht an ihren Entſtehungsort gebunden ſind, ſondern ſich
wellen=
förmig in Lichtgeſchwindigkeit (300 000 Kilometer in der Sekunde)
ausbreiten und an geeigneten Apparaten (Empfängern)
nach=
gewieſen werden können. Dieſe Entdeckung gab Licht und Ziel.
Planmäßig und bewußt konnten nun die Verſüche einſetzen, dieſe
Erkenntniſſe in den Dienſt der Menſchheitsentwicklung zu ſtellen
Es war am 12. Mai 1897, da es Marconi gelang, eine Strecke
von 5 Kilometern drahtlos zu überbrücken. In der kurzen Zeit
von 25 Jahren hat ſich die Radiotechnik derart entwickelt, daß die
Ergebniſſe ſelbſt die kühnſten Erwartungen übertrafen. Zeit und
Raum ſind Kinder der Materie. Immer mehr aber wird letztere
von dem raſtloſen Menſchengeiſte unterworfen und rückwirkend
auch bis zu gewiſſem Grade Zeit und Ranm. Ein Druck auf den
Knopf der Sendetaſte, ein Ruf in das Radiomikrophon, und der
ſich darin offenbarende Gedanke wellt in gleichem Augenblicke an
allen Orten der Erde.
Im Weltkriege ſchon fand die drahtloſe Telegraphie höchſt
wichtige Verwendung. U=Boote, die lange und ſchwere Wochen
ſern vom Heimathafen weilten, verkehrten durch den elektriſchen
Funken mit ihren Küſtenſtationen, und jeden Abend ſchrieb des
Funkers eilige Hand den Kriegsbericht nieder, den ihm die
An=
tenne entgegenſprühte. Flieger erkundeten die feindliche Stellung
mit einer Sendeſtation ausgerüſtet, teilten ſie ihre Beobachtungen
der Front mit, die dann entſprechend handeln konnte. Aber auch
auf der anderen Seite gab es Funkempfang und Sendeſtationen.
Uind mitten im Kampf der Waffen ſpielte ſich ein nicht weniger
anſtrengender und techniſch hochintereſſanter Funkerkrieg ab.
Hier die kurze Schilderung eines derartigen Kampfes:
Auf hoher See begegnet ein deutſcher Keuzer einem
feind=
lichen Schiffe. Während die Geſchütze aus eiſernem Schlunde
Tod ſpeien, ſtürzen die Funker in ihre Kabinen. Der Feind ruft
ſein Geſchwader auf vereinbarter Wellenlänge an. Des Kreuzers
Telegraphiſt aber hat den Hörer auf das Ohr gepreßt, die
taſten=
den Finger an den veränderlichen Induktionsſpulen und
Kapa=
zitäten ſucht er des Gegners Welle zu finden. Entdeckt ſie und
ſendet mit höchſter Energie auf gleicher Welle. Bei der
Emp=
fangsſtation des Geſchwaders kommt jetzt ein undefinierbares
Gewirre von Zeichen an, das niemand entwirren kann. — Des
Feindes Funker merkt, daß ſein Ton von einem gleichhohen, aber
ſtärkeren, zerſchrien wird. Er ſchaltet um und ſendet auf einer
zweiten, ebenfalls vereinbarten, ſogenannten Ausweichwelle. Der
Telegraphiſt des Kreuzers hört nichts mehr. Er kennt die Parade
ſucht aufs neue, ſein techniſches Geſchick und noch etwas — man
nennt’s des Funkers ſechſten Sinn — läßt ihn die neue Welle
finden. In höchſten Touren raſt ſeine Maſchine. Der Hilferuf
wird wieder zerhauen. — Inzwiſchen iſt der Feind geentert, ohne
daß er melden konnte. Man findet ſein Funkprogramm und die
Rufzeichen der einzelnen Stationen. Mit des Gegners Sender
ruft man nun deſſen Geſchwader an. Mit der Gegners Station
geſchieht dies, um die Irreführung doppelt zu ſichern, denn ein
guter Funker erkennt die mit ihm verkehrenden Sender ſchon an
der einem jeden eigentümlichen Klangfarbe. Die falſche
Mittei=
lung nun, wo man den deutſchen Kreuzer geſichtet — und das
Geſchwader eilt auf die angegebene Stelle; der Kreuzer aber hat
ſich die Bahn freigemacht und erreicht unbehelligt ſein Ziel. —
Der Krieg hat unzweifelhaft die Entwicklung der
Radiotele=
graphie gefördert. Aber auch nach 1918 iſt noch viel geſchehen,
und beſonders die drahtloſe Uebermittlung des geſprochenen
Wortes hat glänzende Ergebniſſe gezeitigt. So iſt es jüngſt
ge=
lungen, zwiſchen der alten und neuen Welt (New=York — Net=
Southgate in England) drahtloſe Unterhaltungen am Telephon
zuſtande zu bringen, die von ſo ausgezeichneter Lautſtärke waren,
daß der Hörer abgelegt werden mußte, der Empfang einem
Trichter zugeführt wurde, und laut ſchallte aus ihm das in New=
York geſprochene und über den großen Teich geflogene Wort.
Nun will man dieſe neueſte techniſche Errungenſchaft in den
Dienſt der Allgemeinheit ſtellen. Man hatte zunächſt
Sende=
ſtationen eingerichtet und telephoniſche Nachrichten
verbrei=
tet, die ausſchließlich wirtſchaftlichen Intereſſen dienten. Große
Banken und Induſtrien ließen ſich von der Reichspoſtverwaltung
einen Empfänger aufſtellen, deſſen Abmeſſung und
Einſtellungs=
möglichkeiten ſo begrenzt waren, daß er nur zur Aufnahme dieſer
Nachrichten dienen konnte. Die Lieferung und Unterhaltung der
Apparate lag ausſchließlich in den Händen der Poſt. Die
ande=
ren Länder — alle wirtſchaftlich und vor allem innerpolitiſch
beſſer geſtellt wie unſer armes Vaterland — gingen weiter.
So ſind in Amerika ſelbſt Sendeſtationen zu privater
Be=
nutzung freigegeben worden. Amateure können Einzelteile für
Sende= und Empfangsgeräte von beliebigen Firmen beziehen.
Eine große Anzahl von Geſellſchaften betreibt, ſtärkſte
Sende=
anlagen und übermittelt Konzerte und ähnliches. Der Schrei
nach Freiheit, nach dem Rechte, mit Radio=Sende= und
Empfangs=
gerät exverimentieren zu dürfen, iſt dort erfüllt worden. In
New=York trägt faſt jedes Haus ſeine Antenne. Im Staate New=
York allein ſind mehr als zwei Millionen Radio=Amateure
ein=
getragen.
Und nun hat man in Deutſchland den Unterhaltungsfunk
eingerichtet. Sein Zweck iſt, der deutſchen Induſtrie neue Arbeit
und neue Abſatzgebiete zu verſchaffen, außerdem in unſer
ver=
armtes und Entbehrung leidendes Volk neue Freude und
Schön=
heit zu tragen. Es wurden Fachleute in das Ausland geſandt.
„Prüfet alles und behaltet das Beſte.‟ Die erkannten Vorzüge
der dortigen Organiſationen wurden übernommen, fallen ließ
man aber die als ſolche erkannten Nachteile.
Das Reich gibt nicht frei die Sendeſtationen. Nur empfangen
dürfen die Amateure und Rundfunkteilnehmer. Die
Privat=
induſtrie darf Apparate herſtellen. Dem Reich jedoch bleibt die
Nachprüfung, ob der Empfänger den Anforderungen entſpricht,
das heißt, ob er nicht zu großes Wellenbereich beſitzt (
Telegra=
phierwellen) und nicht Schaltungsſchemas hat, die — eventuell
bei Rückkoppelungen — Eigenſchwingungen erzeugen, die den
Reichsfunkbetrieb ſtörend beeinſtuſſen können. Nur zugelaſſene
Apparate kann der Amajenr benutzen. Die Induſtrie darf auch
Empfänger mit größeren Wellenbereichen herſtellen, doch können
dieſe nur an Ausländer zur Benutzung im Auslande verkauft
werden.
Jeder Deutſche kann die Genehiigungsurkunde für einen
Rundfunkempfänger gegen eine jährliche Gebühr von 60 Mark
erhalten und iſt dann berechtigt, jeden ſogenannten
Unterhal=
tungs=Rundfunk mitzuhören. Im Augenblicke ſendet in
Deutſch=
land allein Berlin auf Welle 400. Im Bau aber ſind weitere
Sendeſtationen, die je einen Umkreis von 150 Kiloneter mit
muſikaliſchen, wiſſenſchaftlichen und unterhaltenden Vorträgen
verſehen ſollen. Reichhaltige Programme werden geboten, deren
Träger erſtklaſſige Orcheſter und Künſtler ſind. Namhafte
Ge=
lehrte bieten ihre wiſſenſchaftlichen Forſchungsergebniſſe
draht=
los dem Volke.
Es iſt kaum auszudenken, welch machtvollen Faktor in der
Kulturentwicklung dieſer Rundfunk darſtellen kann. Man denke
ſich nur den in ländlicher Abgeſchiedenheit Wohnenden, dem
augenblicklich die geiſtigen Genüſſe, die die Großſtadt bieten kann,
verwehrt ſind, und der nun, behaglich in ſeinem Heim ruhend,
ſich von dem Klange einer Radio=Oper berauſchen läßt. Oder
man male ſich die Dankbarkeit des Arztes aus, der in ſeinem
Ge=
birgsdorfe dem Radio=Vortrage eines großen Mediziners lauſcht.
Mit Freude entſinne ich mich ſelbſt der verklärten Geſichter bei
einer hieſigen Amateurvorführung, als Mancheſter eine deutſche
Oper gab und trotz der großen Entfernung das Mithören einen
wirklichen Genuß bot. In kürzeſter Zeit wird die Frankfurter
Station klar ſein. Dann hat jeder Amateur ſchon von dort allein
einen täglichen Empfang, der an Schönheit und Wert auch den
verwöhnteſten Anſprüchen genügen wird.
Die Sonne des Radiofunks ſteht im Morgen. Aber es iſt ein
lärmender Tag, der ſie begleitet. Freiheit! ſchreien die Amateure.
Hintveg mit allen Klauſeln! In Wort und Schrift klagt man die
Reichspoſtverwaltung der Kleinlichkeit und des monopoliſtiſchen
Denkens au. Was ſchadet es, ruft der „Radio=Amateur”, wemn
and
Aber
zll, da
werden ſoll. Das
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Nummer 20.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1921.
Srite 3.
Zur beſſiſchen Politik.
Das Ende des alten Jahres brachte in den Verhandlungen
über die „heſſiſche Frage”, wie ſie das Auftreten des
Landtags=
abgeordneten Kindt zur Folge hatten, für das politiſche Heſſen
allerhand Aufregungen. Der Darmſtädter Verſammlung, die
den ſenſationellen Auftakt bildete, folgten andere in verſchiedenen
Teilen des Landes. Das neue Jahr dagegen fing politiſch ſtill an.
Zwar ſchlägt die „heſſiſche Frage” natürlich Wellen. Der
Landesausſchuß der Deutſchen Volkspartei nahm am
13. Januar in einer Erklärung zu ihr Stellung, die den
Gedan=
ken, unbeſetztes Gebiet deutſchen Landes einem, wie immer ſich
unter der Aufſicht franzöſiſcher Beſatzungsmächte bildenden
deut=
ſchen Gliedſtaate anzugliedern, als mit dem deutſchen Intereſſe
völlig unvereinbar bezeichnete. Für das Reich beanſpruchte die
gleiche Erklärung das alleinige Recht, in unmittelbaren
Verhand=
lungen mit den Beſatzungsmächten das politiſche Schickſal des
beſetzten Gebietes zu regeln. Das Reich hat entſprechende
Ver=
handlungen einzuleiten verſucht. Sie durchzuführen, wird bei
der Sinnesart Poincarés ſeine gewaltigen Schwierigkeiten haben.
Heſſen muß ſich, wenn dieſe Verhandlungen ſich hinziehen, ſagen,
daß das nicht Schuld des Reiches iſt. Nichts wäre falſcher, als
wenn nun Heſſen oder irgendwelche heſſiſchen Kreiſe im beſetzten
oder unbeſetzten Gebiet, weil jene Verhandlungen nicht in der
gewünſchten Schnelligkeit vorwärts kommen, ſelbſtändig handeln
wollten. Niemand darf ſich darüber im Unklaren ſein, daß es
zwar ganz gewiß möglich wäre, in Verhandlungen mit
Frank=
reich zu raſchen Ergebniſſen zu kommen; daß dieſer Fall aber
nur dann eintreten wird, wenn deutſche Kreiſe
Frankreich das zugeſtehen, was es begehrt. Nur
dann. Außerdem würden Sonderverhandlungen heſſiſcher Kreiſe
die Stellung des übrigen beſetzten Gebiets auf das allerernſteſte
gefährden. Solche Sonderverhandlungen würden nicht bloß gegen
die Reichsverfaſſung verſtoßen; ſie würden ſehr nahe an
Landes=
verrat grenzen.
Die Provinz Starkenburg iſt durch die ganz künſtliche
Beſetzungsgrenze, die ein großes Stück aus ihr herausſchneidet,
beſonders hart betroffen. Es iſt daher ſehr verſtändlich, daß der
Provinzialausſchuß dieſer Provinz in ſeiner vom 12.
Ja=
nuar datierten Erklärung die Fortdauer dieſer Zuſtände als
un=
haltbar bezeichnet, und daß er den dringenden Wunſch ausdrückt,
daß wieder geordnete Verhältniſſe herbeigeführt werden möchten.
Was er weiter zu der Frage der künftigen Regelung der
ſtaat=
lichen Verhältniſſe ſagt, das trifft in vieler Hinſicht das Richtige.
Bedenken aber muß eine Entſchließung der Handelskammer
Darmſtadt erwecken, weil ſie in ihrer Formulierung den Schein
riicht ausſchließt, als ſtelle die Handelskammer die wirtſchaftlichen
WGeſichtspunkte den vaterländiſch=außenpolitiſchen voran.
Selbſt=
werſtändlich hat ſie recht, wenn ſie davor warnt, „irgend einer
Regelung zuzuſtimmen, die eine politiſche oder wirtſchaft=
Tiche Teilung des Landes zur Folge haben würde‟.
Zuſtim=
unen darf weder Heſſen noch das Reich ſolcher Regelung jemals.
Es iſt auch durchaus richtig, daß es Aufgabe beider iſt, die Ein=
Heit des Landes als eines Gliedſtaates des Deutſchen Reiches
su wahren. Aber es iſt doch mißverſtändlich, wenn die
Handels=
ammer will, daß dieſe Einheit „mit allen Mitteln” gewahrt
rwerden ſoll. Das Mittel, das unbeſetzte Heſſen mit dem beſetzten
nuch in dem Fall zu einer wirtſchaftlichen (natürlich auch Zoll=)
Einheit verbunden zu halten, daß das beſetzte Gebiet in einen
franzöſiſch beeinflußten Staat hineingezwungen würde, darf eben
ir icht zur Anwendung kommen. Hoffen wir, daß jedermann in
Heſſen ſich der außerordentlichen Tragweite der Angelegenheit
be=
wußt bleibe! Jedes Wort zur Sache muß gewogen werden.
Die innere Politik wird auch in Heſſen von den Franzoſen
eherrſcht, die mit der ungeheueren Finanznot des Staates
zſammenhängen. Es iſt von ſehr kompetenter Seite anerkannt
worden, daß Heſſen von allen deutſchen Ländern in der
aller=
rhwierigſten Lage iſt. Gerade dieſer Umſtand gibt für die
Zu=
lutnft zu beſenderen Beſorgniſſen um den Beſtand des heſſiſchen
Staates Anlaß. Braucht das Reich Steuern, ſo braucht Heſſen
ſte nicht minder, ja — wenn das möglich wäre— noch mehr. Der
Sonderausſchuß des Landtags, von deſſen Bewilligung die neuen
Steuern abhängen, hat die ſchwierige Aufgabe, zu entſcheiden, ob
täe von der Regierung geforderten Steuern die geeigneten ſind.
Da die Einkommenſteuer dem Reich gehört, müffen andere
Steu=
ern geſucht werden. Die Regierung hat die Realſteuern für ihre
swecke ins Auge gefaßt; alſo Grund= und Gebäudeſteuer, dazu
indirekte Steuern. Schon beſchweren ſich die Städte auf einer
beſſiſchen Städtekonferenz, daß ihnen damit die
eeſentlichen Einnahmequellen verſtopft würden. Sie haben von
* Unter dieſer Ueberſchrift werden wir künftig in zwangloſer Folge
4 etrachtungen bringen, die ſich mit dem politiſchen Leben des heſſiſchen
ataates beſchäftigen. D. Red.
9 ichtangemeldete als Zaungäſte ruhig die Darbietungen
mit=
hören?! Und ein Führender auf dem Gebiete der Radiotechnik
albt in ſeinem wertvollen Buche noch Ratſchläge, wie man
An=
tnnen unter dem Dache und doch empfangsbereit führen, ſie
aver dadurch auch dem Auge der Mitwelt entziehen könne. Auch
Sendeſtationen in gewiſſen Grenzen verlangt man.
Dem allen ſei kurze Erwiderung.
In Amerika ſchreit man wieder. Aber diesmal nach
Ord=
tnung. Wenn der Amateur ſeinen Empfänger einſchaltet, dann
timt ihm ein Wimmern und Heulen der ſich überlagernden
Aellen entgegen. Selbſt Schiffe, die in höchſter Seenot waren
und ihr hilfeheiſchendes SOS in die Lüfte warfen, was ſofortige
Feunkſtille bedeutet, damit in der Nähe befindliche Schiffe den
Nwtruf vernehmen, wurden nicht gehört.
Und Zaungäſte? Dem ſammelnden Teller auszuweichen, iſt
y mer unanſtändig. Wer bezahlt die Gehälter der Muſiker, die
hagen der Künſtler und den Stromverbrauch der Maſchine?
Znungäſte ſind Leute, die den Strom vor dem Zähler abnehmen,
ud wer ſie dies lehrt (verborgener Antennenbau), iſt ihr
Be=
günſtiger.
Freigabe der Sendeſtellen mit beſtimmten Wellen? Ich weiß
nicht, ob auch politiſche Bedenken bei der Ablehnung maßgebend
varen. Bei Putſchverſuchen wäre der Beſitz von Sendeſtellen
eine ſtarke Waffe, und den Maulwürfen des Reiches das
Grab=
ſcheit noch zu ſchärfen, wäre ein gefährliches Spiel.
Aber wie dem auch ſei, techniſch ſtehen der Freigabe von
Sendeſtationen die ſchwerſten Bedenken entgegen. Um
koſtſpie=
ige Neuanlagen von oberirdiſchen Telegraphenlinien zu
vermei=
ſeri, hat das Reich ſein Funknetz aufs ſtärkſte ausgebaut. Es iſt
eriaueſte Einteilung des Wellenbereichs der einzelnen Stationen
terroffen, und zur Verfügung ſtehen Wellenmeſſer, welche die
eimſte Abſtimmung des Sendegerätes ermöglichen. Und dennoch
ſt es manchmal ſchwer, ja direkt unmöglich, all den
Schwingun=
ſeir auszuweichen, die den Aether erfüllen. Es iſt dabei noch zu
ſeachten, daß infolge der zentralen Lage Deutſchlands der in den
ſachbarländern ſich abſpielende Funkverkehr die Zahl der
emp=
angsſicheren Wellen beſchränkt. Kommen nun noch weitere
Sta=
iomen hinzu, ſo wird aus der Ordnung ein Chaos. Der Induſtrie
o den Funkteilnehmern iſt nur dann gedient, wenn ein klarer
ub ſtörungsfreier Empfang gewährleiſtet wird.
Darum, Amateure, muß die Parole heißen: Nicht gegen das
teich, ſondern mit ihm. Die Poſtverwaltung wird dankbar alles
ſegrüßen, was den Rundfunk fördern kann. Zurückweiſen aber
ſnuß ſie, nicht zuletzt in Euerem Jntereſſe, alles, was die
Sicher=
ſeit und Möglichkeit des techniſchen Gelingens gefährdet.
Möge der deutſche Rundſunk neue Sonne, in unſerer
licht=
urmen Zeit bedeuten und Freude in die Herzen des Volkes
ragen. Freude aber gibt Kraft. Und dieſe brauchen wir. Denn
ſer deutſche Acker muß gedüngt werden mit dem Schweiße
ſäheſter Arbeit.
ihrem Standpunkt aus recht; aber — der Staat braucht Geld!
Die Regierung erklärt: die Finanzlage des Landes iſt aufs
äußerſte gefährdet. Im günſtigſten Fall braucht das Land bis
Ende März noch mindeſtens 3 Millionen Goldmark monatlich.
In der letzten Woche iſt nun eine einmalige hohe Steuer
vom Gebäudebeſitz beſchloſſen worden; auf je 100 Mark
Friedenswert werden 15 Goldpfennige zur Erhebung kommen.
Die Steuer ſcheint eine Vermögensſteuer zu ſein; aber ſie iſt
eine Mietsſteuer; denn ſie wird auf die Mieter im Verhältnis
ihrer Miete umgelegt. Man muß ſich klar machen, daß das eine
Abgabe bedeutet, die die gegenwärtige Monatsmiete weit
über=
ragt, wahrſcheinlich in manchen Fällen den doppelten Betrag
er=
reicht oder noch überſteigt. Es war wohl verſtändlich, daß die
Deutſche Volkspartei ſich nicht entſchließen konnte, die Steuer in
dieſer Höhe zu bewilligen; die Belaſtung der Mieter, die zum
weitaus größten Teile verarmt ſind, iſt überaus ſchwer; viele
werden die Steuer überhaupt nicht zu bezahlen imſtande ſein.
Nimmt man dazu, daß gleichzeitig noch eine gleichfalls ſehr
emp=
ſindliche Steuer auf den Gewerbebetrieb gelegt iſt, ſo begreift
man, was ſchon die allernächſte Zeit (denn die Einforderung
wird raſch kommen) an drückenden Steuern bringen wird. Alles,
was wir früher an Steuern bezahlt haben, wird gering erſcheinen
gegen die neuen Laſten. Und dazu kommt die Unregelmäßigkeit
der Zahlungen, die mit der immer neuen Berechnung,
Einforde=
rung und Bezahlung verbundene Beläſtigung und Bemühung!
Stundenlanges Warten hei den Finanzkaſſen! Und die Steuern
müſſen bezahlt werden von einem Einkommen, das in den
aller=
meiſten Fällen auch nicht von ferne an das Friedenseinkommen
heranreicht. Es wird ein böſes Steuerjahr geben, das Jahr 1924.
Die Aufgabe, unſer Steuerweſen aus ſeiner gänzlichen
Verwir=
rung wieder auf klare und einfgche Linien zurückzuführen, wird
ganz dringend. Erzbergers Steuerreform hat gründlich Fiasko
gemacht. Es werden nicht mehr allzu viele ſein, die das
beſtrei=
ten. Wie alle Einzelländer, ſo hat auch Heſſen unter ihr gelitten.
Die Geldentwertung hat freilich die Lage ſehr erheblich
verſchlim=
mert. Jetzt aber ſchreit das Volk nach Ordnung und Klarheit!
Nur von der überaus traurigen Finanzlage des Reiches wie
der Länder aus iſt die Summe tiefſchmerzlicher Maßnahmen zu
begreifen, die man unter dem Namen Beamtenabbau
zu=
ſammenzufaſſen pflegt. Das Reich hat befohlen, die Länder
müſ=
ſen folgen. Aber auch wenn das Reich nicht befohlen hätte,
wür=
den die Länder angeſichts der furchtbaren Ebbe in allen Kaſſen
an eine Verminderung des Aufwandes für die Beamten denken
müſſen. Richtig iſt ja auch, daß die Zahl der Beamten ſeit 1918
in ganz unheimlicher Weiſe geſtiegen iſt. Sie muß vermindert
werden; das beſtreitet niemand. Aber wie ſoll das geſchehen
ohne entſetzliche Härten? Wie ſo raſch, daß die finanzielle
Wir=
kung bald in die Erſcheinung tritt? Die
Reichsverwaltun=
gen — Poſt und Eiſenbahn — ſind vorangegangen. Nach dem,
was darüber bekannt geworden iſt, ſcheinen dabei böſe Mißgriffe
untergelaufen zu ſein. Es iſt natürlich ſchwer, die
einſchneiden=
den Maßnahmen genau individuell abzuſtellen. Aber gerade hier
iſt die allerhöchſte Vorſicht am Platz. Die von der Reichsbahn
für Ende Dezember 1923 vorgenommenen Kündigungen aber
mußten ſcharfen Widerſpruch herausfordern. Betrafen ſie doch
auch, und nicht in geringem Umfang, Arbeiter und Angeſtellte
im beſetzten Gebiet, die in der Zeit des paſſiven Widerſtandes
dem Reich die Treue gewahrt haben. Iſt doch ſogar Arbeitern
und Angeſtellten gekündigt worden, die infolge franzöſiſcher
Kriegsurteile zurzeit der Kündigung noch im Gefängnis ſaßen!!
Ein ſchlimmer Anfang!
Heſſen iſt bisher auf dem Wege des Abbaus noch nicht
weit vorgeſchritten. Es hat ſein erſt im Sommer 1923
beſchloſſe=
nes Dienſtaltersgeſetz geändert; jetzt beginnt der
Ruhe=
ſtand bereits mit dem 65. Lebensjahre; zeitiger, als viele wollen.
Wertvolle, erfahrene Kräfte müſſen den Dienſt verlaſſen. Das
wäre allenfalls erträglich, wenn nur nicht noch ſchärfer „
abge=
baut” werden müßte. Wie der heſſiſche Staat im einzelnen weiter
vorgehen will, ſteht nur im allgemeinen feſt. Der Sonderausſchuß
des Landtags forderte die Vorlage der Richtlinien; aber ſie
gingen ihm bisher nicht zu. Die Regierung wird ſich mit einem
Unterausſchuß des Sonderausſchuſſes im einzelnen zu
verſtän=
digen haben. Das „Geſetz zur Herabminderung des öffentlichen
Perſonalaufwands”, das der Sonderausſchuß beſchloſſen hat,
enthält lediglich den Rahmen für die erforderlichen Maßnahmen,
und zwwar einen ſehr weiten Rahmen. Etwas mehr beſagen
einige gleichfalls vom Sonderausſchuß beſchloſſenen Reſolutionen.
Deren weſentlicher Inhalt iſt folgender: Damit die kulturellen
und ſozialen Aufgaben nicht notleiden, ſollen durch ſteuerliche
Maßnahmen die Staatsfinanzen aufgebeſſert werden. Dem
Per=
ſonalabbau ſollen Erſparniſſe auf ſachlichem Gebiet zur Seite
gehen. Der Perſonglabbau foll nur im Nahiten, der
Verein=
fachung und Reorganiſation des Behördenapparates,
insbeſon=
dere durch Ausmerzen des vielfach leerlaufenden Kontroll= und
Aufſichtsweſens, erfolgen. In Berückſichtigung der großen
Be=
deutung der Pflege der Kultur und Volkswohlfahrt und der
gei=
ſtigen und körperlichen Jugendpflege für die Erhaltung der
nationalen Kraft ſollen die dieſem Zwecke dienenden Mittel erſt
in letzter Linie den Rückſichten der Erſparnis unterworfen
wer=
den. An allen Bildungsanſtalten ſoll mit dem Abbau nicht vor
Ablauf des Schuljahres begonnen werden. Entlaſſungen in den
Verwaltungen ſollen nur inſoweit erfolgen, als es ſich mit den
Erforderniſſen des Dienſtbetriebes vereinbaren läßt. Die
geſetz=
lichen und tarifverträglichen Kündigungsfriſten ſollen aufrecht
erhalten merden. Die zur Entlaſſung kommenden Beamten,
An=
wärter, Angeſtellten und Arbeiter ſind in eine
Wiederverwen=
dungsliſte einzutragen; ſie ſind bei Wiedereinſtellungen in erſter
Linie zu berückſichtigen. Man ſieht alſo, daß organiſch und
nicht ſchematiſch verfahren werden ſoll. Das iſt ein ſehr
guter Grundſatz; wie die Durchführung ausfehen wird, bleibt
abzuwarten. Auch in Heſſen wird peinlichſte Vorſicht am Platze
ſein. Die am 2. Januar erfolgten Kündigungen von Angeſtellten
bedeuten in vielen Fällen nicht die endgültige Entlaſſung; ſie
ge=
ſchahen, um der Regierung freie Hand zu geben. Daß dieſe
Maß=
nahme in beſonders glücklicher Form ausgeführt worden wäre,
wird nicht behauptet werden können.
Sehr geſpannt wartet man in weiten Kreiſen darauf, daß
auch mit dem Abbau oben, hoch oben, wie es der
Sonderaus=
ſchuß gefordert hat, Ernſt gemacht werde. Daß jetzt der fünfte
Miniſterſitz beſetzt würde (woran 1923 mehrfach gedacht wurde),
erſcheint ausgeſchloſſen. Aber auch vier Miniſter ſind bei
dieſer Finanzlage zweifellos zu viel; die Beſchränkung auf drei
(wie im alten Staat) iſt notwendige Forderung. Auch beim
Parlament wird einzuſetzen ſein. Heſſen hat, wie jüngſt in
dieſem Blatt in einem Münchener Brief ausgeführt wurde, auf
je 18 000 Einwohner einen Landtagsſitz. Württemberg will
künf=
tig einen auf 35 000 haben, Bayern einen auf 62 000 Seelen.
So=
mit hat Heſſen, (auch wenn man erwägt, daß kleinere Länder
mit einer anderen Verhäliniszahl rechnen müſſen als größere)
ſicher zu viel Abgeordnete. Von allen dieſen Abbaufragen wird
hier noch öfter die Rede ſein müſſen. Wenn es nur gelänge, ſie
bei aller ihnen naturnotwendig innewohnenden Härte
wenig=
ſtens gerecht zu regeln! Wer kann ohne tiefe Bewegung an die
betroffenen Beamten und Angeſtellten denken?
Das Jahr 1924 wird, wenn alles ſeinen Gang geht,
Reichs=
tagswahlen und gegen das Ende hin auch heſſiſche
Landtags=
wahlen bringen. Es wird alſo ein ſtark politiſches Jahr
wer=
den. Wahlen haben immer die Gefahr im Gefolge, daß ſie die
Gräben zwiſchen den Parteien verbreitern und vertiefen. Der
dringende Wunſch aller, die es mit dem Heſſenlande gut meinen,
muß ſein, daß die gemeinſame Not, in der wir ſtehen, dieſer
Grabenverbreiterung entgegenwirke. Es geht um unſer Land
und um uns alle.
Lynkeus.
England vor der Entſcheidung.
Vor dem Rücktritt der Regierung.
London, 19. Jan. (Wolff.) Die Times berichtet: Die
An=
ordnung für die entſcheidende Debatte am Montag iſt jetzt
feſt=
geſtellt. Die Debatte wird von Sir John Simon eröffnet
wer=
den. Vermutlich wird dann Lloyd George, im Anſchluß
vielleicht auch Baldwin das Wort ergreifen. Als letzter
Re=
gierungsvertreter wird der Attorney=General Hegg ſprechen.
Macdonald wird die Debatte beſchließen. Die Abſtimmung
wird 11 Uhr abends ſtattfinden. Nach der Annahme des
Abände=
rungsantrages wird das Unterhaus auf Dienstag vertagt. In
dieſer Sitzung wird Baldwin den Rücktritt der
Regie=
rung verkünden. Darauf erfolgt die Vertagung bis zur
Biſ=
dung des neuen Miniſteriums.
Die zukünftige Regierungsvertretung im Oberhaus.
London, 19. Jan. (Wolff.) Der Times zufolge unterſtützt
Lord Haldane Macdonald bei der Wahl die.
Perſönlich=
keiten, die die Regierung im Oberhaus vertreten
ſollen. Es beſtehe jetzt kein Zweifel mehr, daß
die Geſchäfte der Regierung im Oberhaus durch eine
genügende Anzahl Wortführer vertreten ſein werde. Sie
wür=
den größtenteils aus den Kreiſen nicht politiſcher Pairs
gewon=
nen werden d. h. Mitglieder des Oberhauſes, die unter den
ver=
ſchiedenen Regierungen und im Auslande gedient hätten und auch
bereit wären, ihre Zugehörigkeit zu jeder künſtigen Regierung
als Fortſetzung dieſes Dienſtes anzuſehen. Thomas ſei jetzt der
am meiſten begünſtigte Kandidat für das Kolonialamt, während
für das Kriegsamt der Brigadegeneral Thomſon genannt werde.
Thomſon war militäriſcher Berater der Arbeiterkommiſſion, die
1923 das Ruhrgebiet beſuchte.
* Vom Hoſpitalsweſen in Heſſen
vor der Reformation.
Von Dr. med. Heinz Loſſen=Darmſtadt=Frankfurt a. M.
(Schluß.)
III.
Schließlich kommen wir zur Beſprechung der einſchlägigen
Ver=
hältniſſe in Rheinheffen.
Zu Hangenweisheim (vor 1306), Mainz (1281), Worms
(1313) ſowie Oſthofen (1317) hatte der Johanniterorden
Kommenden. Von irgendwelcher krankenpflegenden Tätigkeit der
Mönchsritter iſt nichts bekaunt.
Gleiches iſt auch von den Deutſchherrn zu berichten, die
Kom=
menden zu Ibersheim (1285), Kaſtel (1219) bzw. Mainz (ca.
1270), Ober=Flörsheim (1237) und Worms (1324) beſaßen.
Der Orden der Hoſpitalbrüder vom Hl. Lazarus in
Jcruſalem hatte vor 1253 Beſitzungen zu Nierſtein.
1162 erhielt das Auguſtinerchorherrnſtift in
Flon=
heim das Necht des Krankenbeſuchs, eine rein ſeelſorgeriſche
Funktion.
Ein Krankenhaus, das wohl nur für die Kloſterinſaſſen beſtimmt
war, wird ausdrücklich im Benediktinerkloſter auf dem St.
Jakobsberg bei Mainz erwähnt.
Beguinen laſſen ſich nachweiſen zu Abenheim, Gau=
Algesheim, Hochheim und Sprendlingen. Die
Be=
guine zu Dienheim führte die Bezeichnung zu St. Nikolaus. Man
könnte dabei an eine charitative Tätigkeit der Klausnerin denten. In
großer Zahl befanden ſich Beguinen in Mainz und Worus.
Schon 1290 gab es in Worms 4 Beguinenklauſen. Beſonders
beach=
tenswert iſt daſelbſt der Brigittenkonvent. Um 1372 muß er ſich ſtark
einem eigentlichen Kloſter in der Form ſeiner Einrichtung geuähert
haben. Dem Konvent ſtand ein Pfleger vor, damit die Schweſtern
ungeſtört ihren Arbeiten (Weberei) und der Krankenpflege obliegen
konnten.
Die Hoſpitäler zu Pfeddersheim und in Vilzbach zu
Hl. Katharina ſeien nur genannt, desgleichen das 1299 urkundlich
er=
wähnte, Siechenhaus des Dominikanerinnenkloſters Himmels
krone bei Hochheim, die großzügige Stiftung des edlen Ritters
Dyrolf und ſeiner hochgeſinnten Gemahlin Agnes aus dem Jahre 127
1300 wird, das Nonnenkloſter vom Duden des H.
Geiſtes zu St. Johann bei Alzey urkundlich erwähnt. Ob
wi=
es hier mit einem Heiliggeiſtſpital zu tun haben, au dem uur Kloſter=
begeguet uns 1237 das Heilig=Geiſt=Spital, auch Hoſpital zu St.
Jo=
hannis genannt. Wie das 1260 erſtmalig erwähnte Hoſpital vor dem
Neutore ſtand es nicht uuter Ordensleitung
Ju Mainz kommt uns 1226 Nachricht von einem
Ausſätzigen=
haus, Feriar finde ich neben einem Hoſpital zu St. Johaunis ein
1353 gegründetes Barbarahoſpital als Herberge und Spital für fremde
Kraufe genaunt, an dem Beguinen pflegten.
Das älteſte Hoſpital lag am Dom an der Marktſeite und wird
zuerſt unter Erzbiſchof Heinrich I. um 1143 erwähnt. Dies alte
Spital — es wuar ein allgemeines Aumen= und Kraufenhaus für
Männer und Frauen — wurde 1236 durch Erzbiſchof Siegfried III.
von Eppſtein auf Bitten der Bürger und mit Beirat deu Geiſtlichen
am Nheinufer in die Nähe der St. Gereonskapelle verlegt und die
Leitung den Hoſpitalbrüdern vom Hl. Geiſt übergeben. Wie bei
zahl=
reichen andern Heiliggeiſthoſpitälern Frankfurt a. M., Ulm.
Nürn=
berg uſſ. beobachten wuir auch hier das Beſtreben, gewiß uicht ohne
geſundheitliche Nückſichtnahmen die Kraukenhausaulage in die Nähe
des Waſſers zu bringen. Das Hoſpital mit ſeiner großen,
kirchenähn=
lichen Krankenhalle kam an die Stadtmauer zu liegen und hatte nach
dem Rheine zu eine Pforte, durch die auſteckende Kranke, ohne die
Straßen der Stadt zu betreten, in das Krankenhaus gelaugen
konn=
ten. Waren die Tore nächtlicherweile geſchloſſen, ſo brauchte ein ſpät
ankommender Kranker nicht den Morgen ohne Obdach zu erwparten.
In ausführlichen Beſtimmungen ordnete Erzbiſchof Siegfried an,
daß Brüde= und Schweſtern gegen Ueberlaſſung ihres Ver mögens
Aufnahme finden könnten, um ſich nach den Regeln des Hl. Auguſtinus
zu Ehren des Hl. Geiſtes dem Dieuſt der Krauken zu widmen.
Wäh=
rend die Hoſpitalbrüder im Spital ſelbſt wohnten, bezogen die
Spital=
nonnen in der Nähe des Hoſpitals Wohnung. Wegen
Verwaltungs=
ſchvierigkeiten ſchieden ſie 1259 aus, nahmen die Regeln der
Ciſterzieu=
ſerinnen an und hieſien fortan „Frauen bei dem Hofpital”
Anfänglich wurde das Spital durch einen vom Erzbiſchof zu
er=
uennenden Rektor verwaltet. Noch Erzbiſchof Siegfried ordnete jedoch
au, daß ihm die Stadträte einen Geiſtlichen nach ihrer Wahl
präſeu=
tieren und ſelbſt die weltlichen Pfleger für die Verwaltung ernennen
ſollten. Bis zur Eroberung von Mainz durch den Kurfürſt=Erzbiſchof
Adolph II. von Naſſau blieben dieſe weltlichen Adminiſtratoren tätig.
Von da ab war der Domſcholaſter gleichzeitig Oberofleger oder
Ober=
reviſer des Hoſpitals. Das Bild des Heiligen Geiſtes, das auch ins
Hoſpitalſiegel aufgenommen wurde, mußte der Hoſpitalmeiſter ſtets auf
ſeinen Rock genäht tragen.
Gegen Uleberlaſſung ihres Vermögens konnten kinderloſe alte Leute
lebenslänglichen Unterhalt im Hoſpital finden. Seit Uebergang des
Goſpitals in erzbiſchöfliche Hoſpizienverwaltung wurden Krauke nicht
miehr aufgenommen.
frauen tätig wuaren, wage ich nicht zu entſcheiden, zumal eint Hoſpital
Das Rheintal und die Wetterau ſind der natürliche
in dieſem Kloſter erſt um 1500 beurkundet wird. Die Autoniter
beſaßen in Alzey ſeit 1341 eine Niederlaſſuing und dabei ein 1351 erſt= tueſen, durch den mittelalterliche Kultur gen Norden ſtrebte. Kann
es wunder nehmen, wenn auf ſolchem Boden Lokalgeſtichte deutſch
malig genanutes Spital.
In Bingen befand ſich ſchon 1167 ein von Schveſtern geleitetes / Geſchichte iſt? So ſehen wir in dem kleinen Bezirt unſerer Heimat
ſich auch ein gauzes Stück Medizingeſchichte abſpielen. Wenn die nach=
Hofpital. Das dortige Heilig=Geiſt=Hoſpital datiert von
1296. Iu ihu waren, wenigſtens aufänglich, Brüder und Schweſtern
als Warteperſonal tätig.
Oppenheim hatte ueben einem Ausſätzigenhaus ein 1230
an=
geblich von Kaiſer Friedrich II. erbautes Armen= und Kraukeuhoſpital
zum Hl. Geiſt. Jik einer Uirkunde von 1371 iſt ausdrücklich von den
Pfründnsrn des Hoſpitals die Nede.
Vor 1280 beſtand in Worms vor dem Martinstor das Hl.
Grab=
ſpital der Brüder vom Oiden des Hl. Grabes. Per der Leonardspferte
kommenden Jahrhunderte geſvollt und ungelvollt faſt alles
vernich=
teten „ſo daß es uns heute ſchwver iſt, ſelbſt die Gebäulichkeiten wieder
zu erkennen, geſchweige denn uns an Hand von Aufzeichnungen ſo
rgangenen
ohne wveiteres ein Bild chriſtlicher Liebestätigkeit
Tagen zit ttkatchen, muß doch alleint die tüMckene Aufzühlung der Nanten
R Rite
uns B.zuunderung abringen für die ſozia
fahren, d7 nicht wie wir in einem
gefeierten Zeitaltet lebent du
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924.
Nummer 20.
Seite 4.
Das Wirtſchaftsjahr 1923.
Bericht der Handelskammer Darmſtadt.
(Schluß.)
Eine weitere Folge der verfehlten Steuerpolitik
war die, daß erhöhte Steuerzahlungen der verſchiedenſten Art gegen
Ende des Jahres zuſammenkamen, durch welche die durch die
vorher=
gehende Entwertungsperiode geſchwächte Wirtſchaft bis zur
Unerträglich=
keit belaſtet wurde. Geſuche um Steuerſtundung und Erlaß ſind daher
in einer noch nie früher erlebten Zahl aufgetreten. Selbſt der
Geſetz=
geber hat den vorliegenden Verhältniſſen in den letzten
Steuernotver=
ordnungen Rechnung tragen müſſen, indem er immer wieder die
Finanz=
behörden anwies, einen angemeſſenen Ausgleich herbeizuführen, wenn
die angeforderten Steuern im offenſichtlichen Mißverhältnis zu der
Leiſtungsfähigkeit des Steuerpflichtigen ſtehen.
Bei dem heutigen Stand der Diunge kann man jedoch ſagen, daß
ſelbſt bei äußerſter Auſpaunung der beſtehenden Steuergeſetze die für
die Geſundung des Staates erforderlichen Mitel kaum
auf=
gebracht werden können. Es iſt ein offenes Geheimnis, daß die
Ver=
anlagung und Erhebung der Steuern mehr als die Hälfte der
Ein=
nahuen verſchlungen haben, ungeachtet deſſen, daß die dem
Steuer=
pflichtigen ſelbſt auferlegten, im „Jutereſſe der Finanzbehörden zu
leiſtenden unproduktiven Arbeiten ſchätzungsweiſe die gleiche Summe
ausmachen. Der Ruf nach Vercinfachung des Steuerſyſtems und der
Wiederherſtellung der Wirtſchaftlichkeit in der Finanzverwaltung iſt
daher aus dem Kreiſe der Steuerpflichtigen ſowohl wie auch einſichtiger
Wirtſchaftspolitiker erfolgt, und ihm wird man ſich auf die Dauer nicht
verſchließen können. Die Kompliziertheit des derzeitigen Steuerſyſtems
mit ſeiner aus langjähriger Trabition, aus politiſchen oder ſonſtigen
Urſachen herausgewachſener Zerſplitterung in einer Unzahl wauig
er=
tragreicher, oft für den davon betroffenen kleineren Kreis als
Quäl=
ſteuern empfundener Steuern ten muß beſeitigt wverhen. Alle andesen
Geſichtspunkt haben zurückzutreten vor der Forderung uag
Einfachheit und Virrſchaftlichkeit des
Steuer=
ſyſtems.
Für den Einzelhandel, der auch im letzten Jahr= in der
Wuchergeſetzgebung und allen ähnlichen, aus der allgemeinen Not
end=
ſpringenden Maßnahmen als Stiefkind der Geſetzgebung behandelt
wvor=
den war, war entſcheidend die allerdings ſehr ſpäte Zulaſfung
der Kalkulation auf Goldmarkbaſis. Induſtrie und
Großhandel waren in richtiger Erkenntnis der Verhältniſſe hierzu ſchon
bedeutend früher übergegangen. Auch in anderer Beziehung hat ſich
der Geſetzgeber auf die Goldmark, als die einzige für den Kaufmann
geſunde Kalkulationsbaſis, eingeſtellt. Dies gilt vor allem für die noch
am 28. Dezember des abgelaufenen Jahres erſchienene Verordnung
über Goldmarkbilanzen, welche von Reichswegen dieſe
Materie regelt. Sowohl der Goldmarkkalkulation wie auch der
Gold=
merkbilanzierung iſt die Handelskammer ein Vorkämpfer geweſen. In
verſchiedenen Vorträgen wurden ſowohl die Kaufmannſchaft und die
Finanzbehörden als auch die breite Oeffentlichleit über die Bedeutung
dieſer Fragen aufgeklärt.
Im Anſchluß au die Arbeiten, wvelche im Jahre 1922 zwecks Schaffung
eiues Reichsrahmengeſetzes für die Juduſtrie= und Handelskammeri
ſtattgefunden haben, wurde im Berichtsjahr vom Reichsarbeitsminiſterium
der Referentenentwurf eines Geſetzes über die
Berufsvertretung von Induſtrie und Handel
vor=
gelegt. Deſſen Inhalt erweckte bei den Handelskammern dadurch ſtärkſte
Bedenken, daß er berechtigten Wünſchen bezüglich des künftigen
Auf=
baues der Jnduſtrie= und Haudelskammern, ſowie der Geſtaltung der
Arbeitnehmervertretung für Induſtrie und Handel und außerdem ihrer
Gemeinſchaftsvertretung kaum irgendwie Rechnung trug. Infolgedeſſen
wurde dieſer Referentenentwurf von den Handelskazimern einhellig
abgelehnt.
Nachdem bereits im Jahre 1922 zu einem Referententenwurf über
ein Arbeitsgerichtsgeſetz Stellung genouifien worden, war,
wurde im Berichtsjahr der Entwurf eines derartigen Geſetzes vorgelegt,
welcher vor allem inſofern eine Verſchlechterung brach”e, als die
Arbeits=
gerichte in erſter Inſtauz als Sondergerichte errichtet werden ſollen.
kammern, es müßten die Arbeitsgerichtsbehörden in allen drei Inſtanzen notwendig. Die Vorprüfung der Anträge lag in einer Anzahl von
bei den ordentlichen Gerichten gebildet werden, und die Beſtellung der Fällen der Handelskammer ob.
richterlichen Beamten und die Aufſicht über die Arbeitsgerichtsbehörden
ſei ausfchließlich der Juſtizbehörde zu übertragen. Weiter müßte die Bahn= wie auch die Poſtverwaltung zur Einführug
wert=
prozeßverfahren, und Rechtsanwälte ſollten ausnahmslos vor dem durch eine Höhe erreicht, wie ſie auf die Dauer wohl nicht beibehalten
Arbeitsgericht zugelaſſen werden.
licher wurde in der von der Reichsregierung vorgelegten Form und ihr Verkehrsweſen, unter Berückſichtigung der Wirtſchaftlichkeit,
durch die Handelskammern abgelehnt. Gewünicht wird, es müfſe ſich die wieder zu dem bedeutenden Faktor im Güteraustauſch zu machen, der
beabſichtigte Regelung auf das Lehrlingsweſen beſchränken und in den es in der Vorkriegszeit war, und hierdurch wieder zur Verbilligung der
einfachſten Formen geſchehen. Mißſtände auf dem Gebiete des Lehr= Gebrauchsgüter, ſowie zu deren Preisausgleich beizutragen. Hierzu
lingsweſens ſind auf dem Wege des weiteren Ausbaues vorhandener gehört auch, daß die für den Bezug der Rohſtoffe ſo wichtigen
Aus=
bureaukratiſchen Apparates zu beſeitigen.
tragsgeſetzes fand ebenfalls in zaßlreichen Punkten nicht die eintretenden Verhältniſſe nicht immer raſch geuug einſtellen können.
ordnung, im Handelsgeſetzbuch und im Bürgerlichen Geſetzhuch enthalten / Auch hier iſt zu hoffen, daß mit der eingetretenen Stabiliſierung eine
ſind. Irgend welche Entſchließung über die endgültige Ausgeſtaltung / Beſſerung eintritt und es der Poſt wieder voll gelingt, die
Wirtſchafts=
dieſes Geſetzentwurfs hat bis zum Ende des Berichtsjahres uicht vor= kreiſe zufriedenzuſtellen.
gelegen.
Da weſte Kreiſe der Gelverbetreibenden ſtarkes Jutereſſe daran Außerordentliche wirtſchaftliche und politiſche Schwierigkeiten werden
haben, in Streitfällen möglichſt raſch eine befriedigende recſtliche Ent= auch im neuen Jahre zu überwinden ſein. Hierzu bedarf es vor allen
ſcheidung zu erzielen haben ſich in den lesten Jahren zahlrei he Handels= Dingen des nötigen Vertrauens in die eigene Kraft. Leiſtet das
kammern mit der Schaffung amtlicher Schiedsgerichte bei den deutſche Volk zielbewußte Arbeit, und wächſt bei unſeren Gegnern die
wirtſchaftlichen Intereſſenvertretungen beſchäftigt. Auch hat das Reichs= Einſicht, daß nur ein gedeihliches Zuſammenwirken der Völter Europas
juſtizminiſterium eine Beſchleunigung des Zibilprozeßverfahrens durch eine beſſere Zukunft erwarten läßt, ſo darf man ſich der Hoffnung
hin=
verein hat die Schaffung eines ſtändigen Schiedsgerichts im Verein mit Reichsregierung und mit ihr der zielbewußte Teil des deutſchen Volks
kammer zu dieſem Zwecke aufgenommenen Beratungen haben zu der kunft verheißenden Weg in dieſer Richtung betreten, indem ſie ſich auf
Errichtung eines Schiedsgerichts der Handels= die gegebenen Verhältniſſe einzuſtellen gewillt ſind. Möge dieſes
Vor=
kammer Darmſtadt und der Hefſ. Handwerkskammer, gehen zum Erfolg führen!
geführt. Das geſamte Verfahren iſt durch eine Schiedsgerichtsordnung Zeichen der raſch fortſchreitenden Entwertung der Papiermark geſtanden.
dieſes Schiedsgericht meiſtenteils im Wege des Vergleichs erledigt
wordei:.
insbeſondere einer Winterhilfe für die notleidende heſſiſche
Be=
völkerung. Sowvohl aus den Kreiſen der Induſtrie wie des Handels
erſorderlich, wenn der herrſchenden Not geſteuert werden ſoll.
Für den beſetzten Teil des Handelskammerbezirks wurde zur Unter=
Beſchloſſen wurde in gemeinſamer Stellungnahms der deutſchen Haudels= ſtützung von Handel und Induſtrie die Schaffung einer Kredithilfe
Nach Einführung der Rentenmark in den Verkehr ſind ſowohl die
Berufungsmöglichkeit ebenſo geregelt werden wie im ordentlichen Zivil= beſtändiger Tarife geſchritten. Allerdings haben die Bahntarife
hier=
werden kann. Für die Bahnverwaltung muß es als höchſte Pflicht
Der Geſetzentwurf über die Ausbildung Jugend= bezeichnet werden, hier ſobald wie möglich wieder Abhilfe zu ſchaffen,
Einrichtungen, nicht aber durch Schaffung eines neuen koſtſpieligen nahmetarife und die für den Export unſeres Bezirks notwendigen
See=
häfentarife wieder eingeführt bzw. weiter ausgebaut werden. Auch die
Der Entwurf eines allgemeinen Arbeitsver= Poſtverwaltung hat ſich auf die mit der fortſchreitenden Geldentwertung
Billigung der Handelskammern. Dieſer Geſetzentwurf ſoll an die Stelle Ihre Maßnahmen haben daher ſeitens Handel und Induſtrie im Laufe
der verſchiedenartigen Beſtimmungen treten, welche jetzt in der Gewerbe= des Jahres häufig zu Klagen und Vorſtellungen unſererſeits geführt.
Die Handelskemmer kann auf ein arbeitsreiches Jahr zurückblicken.
verſchiedenerlei Maßnahmen angeſtrebt. Der Darmſtädter Anwalts= geben, daß allmählich eine Beſſerung der Verhältniſſe platzgreift. Die
den einzelnen Wirtſchaftsorganiſationen angeregt. Die von der Handels= hat gegen Ende des Berichtsjahrs einen, beſſere Ausſichten für die Zu=
1. Jahresſitzung
der Handelskammer Darmſtadt
am 15. Januar 1924.
Ju einer einleitenden Anſprache führte der Vorſitzende Fabrikaut
gemeinſau mit dem Daumſtädter Anwaltsverein, E. Schenck aus, das abgelaufeue Jahr habe vollſtändig unter dem
geregelt worden, und es ſind ſofort eine Anzahl von Streitigkeiten durch Gegen Ende des Jahres habe eine Umſtellung auf die gegebenen
Ver=
hältniſſe ſtattgefunden; man habe eine Stabiliſierung der Währung
er=
reicht, wodurch ein weſentlicher Schritt zur Geſundung der Staatsfinan=
Nach beſten Kräften hat die Handelskammer mitgewirkt an einer zen und zum Wiederaufbau unſerer Wirtſchaft auf der
Goldmartkalku=
durchgreifenden Organifation zur Regelung einer Nothilfe und lation getan worden ſei. Auch die in Paris tagenden Kommiſſionen
beſchäftigten ſich zur Zeit mit gleichen Fragen. Hoffentlich würde im
neuen Jahrs unſere Wirtſchaft geſunden und unſere Handelsbilanz ſich
konnten dieſem Hilfswverk namhafte Spenden in Geld und Naturalien wieder attid geſtalten. Trotz der Verſuche einzelner Beſatzungsmächte,
zugeführt werden. Eine weitere Unterſtützung iſt aber auch hier noch das beſetzte Gebiet nach Weſten zu orientieren, müſſe mit allen Kräften
darauf hingewicſen werden, daß die Verbindung zwiſchen dem beſetzten
und unbeſetzten Gebiet nicht verloren gehe, ſondern eher noch) verſtärkt.
und befeſtigt werde. In Anbetracht dieſer Sachlage wurde ſeitens der
Handelskammer die nachſtehende Entſchließuug angenommen:
„Die Kandelskammer Darmſtadt iſt einſtimmig der Meinung, daß
es für Heſſens wirtſchaftliche Zukunft ein unabſehbarer Schaden wäre,
wennt eine Zollinie im Lande beibehalten oder gar in Verbindung
damit eine Teilung Heſſens in politiſcher Beziehung eintreten würde.
Die Handelskammer Darmſtadt, deren Gebiet zum Teil beſetzt und
zum Teil unbefetzt iſt, erachtet ſich umſomehr berechtigt, ihre Meinung
öffentlich kundzutun, als ihre Teile im beſetzten und unbeſetzten Gebiet
wirtſchaftlich innig verbunden und aufeinander angewieſen ſind. Sie
warnt deshalb nachdrücklich daher, irgend einer Regelung zuzuſtimmen,
die eine politiſche oder wirtſchaftliche Teilung des Landes zur Folge
haben würde. Die Handelskammer hat das Vertrauen zur Reichs=
und Landesregierung, daß ſi= die Einheit des Landes, als eines
Glied=
ſtaates des Deutſchen Reichs, mit allen Mitteln wahren werden.”
Der von der Geſchäftsführung vorgelegte Bericht über das
Wirt=
ſchaftsjahr 192t wurde angenommen und beſchloſſen, deſſen allgemeinen
Teil in den Tageszeitungen zu veriffentlichen.
Bei der Neuwahl des Vorſtandes wurde der ſeitherige Vorſtand
wiedergeſählt, und zwar zum 1. Vorſitzenden Fabrikant Emil Schenck
und zu deſſen Stellvertretern Kaufmaun Wilhelm Kalbfuß und Direttor
Karl Lahlert.
Ku3 dem Geſchäftsführungsbericht ſeit der letzten Sitzung ſei noch
erſrähnt, daß bereits ſchon auf einer Vertreterbeſprechung der
Handels=
kaumern die auch in wirtſchaftlicher Hinſicht außerordentlich wichtige
Frage der politiſchen Zukunft Heſſens erörtert worden iſt. Es
wurd=
hierbei als ſelbſtverſtändlich erklärt, daß das Beſatzungsgebiet in
unzer=
trennlichen: Zuſammenhang mit dem Deutſchen Reich verbleiben müſſe.
— Eine Beſprechung über den Handelsverkehr mit Nußland
führte zu dem Ergebnis, daß es für intereſſierte Firmen am
zweck=
mäßigſten ſei, ſich direkt mit der ruſſiſchen Handelsvertretung in Berlin
in Verbindung zu ſetzen. — Eingehend hatten ſich die Kommiſſionen der
Kammer mit Eutwürfen der einzelnen
Steueruotverorduun=
gen befaßt. In Anbetracht der außerordentlichen Finanzuotlage des
Reiches, der Länder und Gemeinden konnten im allgemeinen gegen
dieſe Entwürfe keine Bedenken geltend gemacht werden. Lediglich in
einzelnen Punkten wurden Aenderungen vorgeſchlagen. Der
Ungleich=
heit jedoch aller dieſer Steuern wegen wird eine grundlagende
Um=
geſtaltung unſeres geſamten Steuerweſens nach dem Geſichtspunft der
Einfachheit und Wirtſchaftlichkeit notwendig ſein. — Mit der
Stadtver=
waltung hat auch eine Beſprechung wegen der ſtädtiſchen
Ge=
werbeſtener ſtattgefunden. Der von der Stadtverwaltung
vor=
geſehene Satz von 12 Goldpfennig pro 100 Mk. Anlage= und
Betriebs=
kapital 1922 mußte als entſchieden zu hoch zurückgelvieſen werden. Dieſer
Satz hätte die 6—9fache Vorkriegsbelaſtung dargeſtellt, was für unſere
geſchwvächte Wirtſchaft mit Rückſicht auf die geſaute Steuerbelaſtung
nicht tragbar war. Die Stadtverordnetenverſammlung hat ſpäter
trotz=
dem den zwar etwas ermäßigten, aber immer noch zu hohen Saßz von
8 Pfennigen beſchloſſen. — Dem Vorgehen der Stadt iſt ſehr ſchiell der
heſſiſche Staat gefolgt und hat den Entwurf einer außerordeur
lichen Steuer vom Gewerbebetrieb vorgelegt.
Bier=
nach ſollen, abgeſehen von allen ſchon geleiſteten Vorauszahlungen,
noch=
mals 3 Goldpfennige pro 100 Mk. Gewerbeſteuerkapital 1922 bezahlt
werden. Hiergegen wurde entſchieden proteſtiert, zumal dieſes Geſetz
dem Ausſchuß des Landtags vorgelegt wurde, ohne daß vorher die
gefetz=
liche Berufsvertretung von Handel und Induſtrie gehört worden war.
Der Entwurf iſt auch in dieſer Form von dem Ausſchuß des Landtags
bereits angenommen worden. Dies zeigt, wie wichtig das Verlaugen
nach allgemeiner Umgeſtaltung unſerer geſamten Steuergefetzgebung iſt.
Bei Beibehaltung der jetzigen Steuerverteilung wälzen Länder und
Gemeinden ihr Defizit zum größten Teil auf Handel und Jnduſtrie ab;
ein Vorgehen, das auf die Dauer unbedingt energiſch zurückgewiefen
werden muß.
Ueber die Frage der Goldmarkbilanzen wurde ein
Vor=
trag des Herrn Prof. Dr. Schmidt von der Univerſität Frankfurt a. M.
veranſtaltet, über welcher; bereits in den Zeitungen Näheres berichtet
wurde.
An der Organiſation der heſſiſchen Nothilfe wurde
mit=
gearbeitet. Die Lage der Sozial= und Kleinrentner iſt bedeutend
ſchlechter wie die der Erwerbsloſen. Alle bisher geleiſteten Speuden
an Geld und Naturalien reichen zur Steuerung der Not uicht aus. Die
Weiterunterſtützung des begonnenen: Hilfswverks kann daher nur Haudel
und Induſtrie warm empfohlen werden.
Ueber Anſchlußgleisfragen haben benfalls verſchiedene
Beſprechungen ſtattgefunden. Der in den neuen
Stundungsbeſtimmun=
gen trotz der veränderten Verhältniſſe vorgeſehene Zinsſatz von 1 Proz.
pro Tag wurde als ungerechtfertigt abgelehut, ebenſo wurde der für die
Stückgutbeförderung auf den Anſchlußgleiſen eingeführte ueue Goldſatz
von 50 Pf. pro 100 Kilo einer kritiſchen Prüfung unterzogen. Dieſer
Satz erſcheint im Vergleich mit dem Vorkriegsſatz (20 Pfennig) viel zu
hoch. Die Verhandlungen hierüber mit dem Eiſenbahnverkehrsamt
konnten noch nicht abgeſchloſſen werden.
Beethovenabende des Drumm=Qugrteits.
Erſter Abend.
Wenn Beethovens Sinfonien im ganzen dem Publikum beſſer bekaunt
ſiud als ſeine Kammermuſik, ſo iſt die eine Urſache dieſer Erſcheinung,
daß der Meiſter ſich als Sinfoniker populärer gibt, denn als
Kammer=
muſiker. Die andere liegt in dem Umſtand, daß die Sinfonien ſich zu
dem ſo beliebten vierhändigen Spielen auf dem Klavier beſſer eignen,
als z. B. die Quartette, beſonders die „letzten”. Und doch kennt jemand,
der dieſe Quartette nicht kennt und liebt, Beethoven nur halb. Denn
gerade in dieſen Werken, die ja uicht wie die Sinfonien ſich an die Maſſe,
ſondern an den engen Kreis befreundeter Hörer wenden, gibt der
Ton=
ſetzer von Zuſtänden, Empfindungen, Leidenſchaften ſo zarter und
per=
ſönlich geheimer Art Kunde, wie dies in den Sinfonien nicht der Fall
ſein kann und darf. Es iſt daher dankbar zu begrüßen, daß unſer
treff=
liches Drumm=Quartett ſämtliche Beethovenſchen Quartette in einer
Reihe von Spielabenden zu Gehör zu bringen die Abſicht hat. Der erſte
dieſer Beethoben=Abende bringt ſogleich eine Ueberſicht über die drei
Perioden von des Meiſters Quartetttunſt. Das F=Dur=Quartett Op. 18
trägt ausgeſprochen jugendlichen Charakter, ſowohl in der Energie, mit
der im erſten Satz der Rhythmus des Anfaugsmotivs ſich tummelt, wie
in dem ſchönen Pathos des laugſamen Satzes in dem balladesken
Ge=
bahren des dritten und der ſprudeluden Heiterkeit des Finales. und
hoch; wig würdig iſt auch dieſes Werk ſchon des großen Namens
Beetho=
ven! Wie mancher charakteriſtiſche Zug läßt uns ſchon hier das aus den
ſpäteren Werken des Meiſters ſo vertraute Antlitz erkennen. Das
E=Moll=Quartett Op. 39 eutſtammt den reifen Meiſterjahren und trägt
durchweg den ausgeprägten Beethovenſchen Stempel. Etwas elegiſch,
doch auch energiſch ſpricht ſich der erſte Satz aus, das erhabene Adagio
könnte die Ueberſchrift tragen: Gebet unter dem geſtirnten Nachthimmel,
Der tauzartige dritte Satz, ſehr eigentümlich uhythmiſiert, ähnelt in der
Grundſtimmung dem erſten; der Mittelſatz iſt auf ein ruſſiſches
Original=
thema aufgebaut. Das Finale beginnt frech und froh nicht in der
Haupt=
tonart, ſondern in C=Dur, wendet ſich aber bald nach E=Moll. Ohne aus
dem etwas elegiſchen Geſamtcharakter dieſes Quartetts zu fallen, hat der
Schlußſatz etwas Zündendes und Hinreißendes und ſchließt das Werk
außerordentlich wvirkſam ab. — Das Es=Dur=Quartett Op. 127 iſt nun
ſchon eines der ſogenannten „letzten” Quartette. Wenn der Hörer dieſen
Werken mit einer gewiſſen Scheu und der Befürchtung naht, ſie ſeien
ſchwer verſtändlich, ſo iſt dies nur bedingt begründet. In demjenigen,
was unter „Form” im Sinne von Anordnung der muſikaliſchen
Be=
ſtandteile des Gauzen ſowohl wie der einzelnen Sätze verſtanden wird,
unterſcheiden ſich dieſe Stücke nicht von den früheren. Nur iſt, der
Mei=
ſter hier noch mehr als in den älteren Werken beſtrebt, die Konſtruktion
zu verhüllen, und den Anſchein einer freien, ungebundenen Improvi=
ſation zu erwecken. Der erſte Satz des Es=Dur=Quartetts wird eröffnet
durch ein pathetiſches Maeſtoſo von 6 Takten, worauf ſogleich das
Allegro einſetzt, deſſen erſtes ſequenzartiges Thema mit Richard
Wag=
ners ſchön geprägtem Ausdruck als tief und zart leidenſchaftlich zu
be=
zeichnen iſt. Es folgt, noch zur erſten Themengruppe gehörig, eine mehr
rhetoriſch ſich gebärdende zweite Melodie, nach deren Abſchluß in der
Haupttonart eine kurze, intereſſant motivierte Ueberleitung zur zweiten,
ir G=Moll ſtehenden Gruppe führt. Eine edel elegiſche Weiſe bildet
deren Hauptinhalt, und den Abſchluß der Themenexpoſition führen
Wiederanklänge an das erſte Motio der Hauptgruppe herbei. Jur
üb=
rigen ſpielen ſich Durchführung, Repriſe und Coda in gewohnter
Ord=
nung ab; nur, daß jede konſtruktide Hauptverzahnung durch Wiederkehr
der Maeſtoſo=Einleitung markiert und doch verdeckt wird. Der zueite
innige Satz baut ſich auf einer Melodie auf, die durch Variationen
ent=
wickelt wird. Hier werden dem Hörer tiefe und letzte Geheimniſſe der
Seele offenbart; der Charakter des Satzes iſt Eutrücktheit. Das
fol=
gende Scherzando bivace bringt uns von den im Adagio erflogenen
ſphäriſchen Höhen wvieder auf die Erde zurück, auf der wir uns im letzten
Satz behaglich umſehen und einrichten. Freilich iſt die hier ſich ergebende
derbe Behaglichkeit uicht die des Philiſters, ſondern eben diejenige eines
Geiſtes, der ſich vom Flug in höchſte Höhen herabgelaſſen hat. Die
liebe=
volle Heiterkeit, mit der er die irdiſchen Dinge beſieht und behandelt,
behält immer den Charakter lächelnder Ueberlegenheit. So ſchlicht, ja
ſo derb die Themen dieſes Satzes ſich gebärden, ſo gewinnen ſie doch
durch die künſtleriſche Behandlung einen gewiſſen ätheriſch entrückten
Ausdruck, beſonders auch in der Coda. So könnte man denken, daß ein
abgeſchiedener Geiſt von ſeliger Höhe aus die Erde betrachtet.
Mendelsfohn.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben
Geh. Juſtizrat Prof. Emil Seckel, der berühmte
Lehrer des römiſchen und bürgerlichen Rechts an der Berliner
Univerſität, vollendete kürzlich ſein ſechzigſtes Lebensjahr. In
der hiſtoriſchen Rechtswiſſenſchaft, der ſich Seckel von den
An=
fängen ſeiner Laufbahn an mit gründlicher, vielſeitiger Arbeit
gewidmet hat, iſt er heute der erſte Vertreter des römiſchen und
des kanoniſchen Zweiges. Seckels Sondergebiete in der
römi=
ſchen Rechtsgeſchichte ſind das klaſſiſche, und das juſtinianiſche
Privat= und Prozeßrecht, ferner und ganz beſonders die Quellen
des römiſchen Rechts.
Sabine Lepſins, die bekannte Berliner Malerin,
vollendete am 15. Januar ihr 60. Lebensjahr. J9r Vater war
Guſtav Graf. Die Kunſt ihres Gatten, des Malers Reinhold
Lepſius, hat ſie ſtark beſtimmt. Die Künſtlertradition der Familie
iſt nun bis in die dritte Generation lebendig geblieben: von den
drei Töchtern des Ehepaars Lepſius ſind wiederum zwei
Male=
rinnen geworden.
Die Münchner Maler Frhr. Hugo von
Haber=
mann, Ludwig v. Herterich und Beckex=Gundahl,
die zu den gefeiertſten und beliebteſten Lehrern der Akademie der
bildenden Künſte gehören, ſind infolge des Altersgrenzengeſetzes
jetzt in den dauernden Ruheſtand verſetzt worden. In den
künſt=
leriſchen Kreiſen Münchens begegnet dieſe Maßnahme
Wider=
ſpruch und Unwillen, da man den Verluſt, ſo überragender
Künſtler als einen ſchweren Schlag gegen die Heranbildung des
künſtleriſchen Nachwuchſes empfindet.
Rettung von Fresken Michelangelos. An den
Fresken Michelangelos in der Sixtiniſchen Kapelle des Vatikans
haben kürzlich Sicherungsarbeiten begonnen. Sie erſtrecken ſich
hauptſächlich auf die Geſtalten der Vorfahren Chriſti in den
Lünetten links vom Haupteingang. Die Arbeiten werden mit
größter Sorgfalt ausgeführt und beſchränken ſich darauf, den
Mauerbewurf zu befeſtigen, wo er abzufallen drohte. Dieſe
Ge=
ſtalten der Vorfahren, die neben den berühmteren Deckenbildern
und dem jüngſten Gerichte meiſt nicht beachtet werden, ſind ſeit
geraumer Zeit einem langſamen, mühſam aufgehaltenen Prozeß
der Zerſtörung ausgeſetzt.
— Franz Molnars „Liliom” am Wiener
Rai=
mundtheater mit Pallenberg in der Titelrolle. In
Anweſenheit des Dichters Franz Molnar wurde im Wiener
Raimundtheater die Vorſtadtlegende „Liliom” mit Max
Pallen=
berg als Gaſt herausgebracht. Dieſes bereits ſeit Jahren in
Wien bekannte Stück, das als eines der beſten und
bühnenkräf=
tigſten unter allen Werken Molnars bezeichnet werden kaun,
er=
zielte in der von Rudolf Beer inſzenierten Aufführung einen
großartigen Erfolg. „Liliom” gehört bekanntlich zu der Reihe
jener Stücke, die Max Pallenberg und ſein Enſemble auf die
nächſte Gaſtſpieltourné nach der Schwveiz und Skandinavien
mit=
nehmen wird. Franz Molnar ſowohl als auch Mar Pallenberg
waren der Gegenſtand ſtürmiſcher Ovationen. (Man beachte die
Rollenbeſetzung, die einen Schluß auf die Auffaſſung der
Ten=
denz des Stückes zuläßt, und vergleiche damit die Darmſtädter
Beſetzung.)
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924
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27. Januar 1924 einſchl. mit Vortrag des Nervenarztes
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Darmſtädter Dagblatt, Sountag, den 20. Januar 1924,
Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Januar.
Die Wohnungsnot und die Ausgewieſenen.
Von der Stadtverwaltung wird uns geſchrieben: Die
Wohnungsnot iſt groß. Größer ſind die Anforderungen, die an
das Wohnungsamt geſtellt werden. Zurzeit beträgt die Zahl der
Wohnungsſuchenden in Darmſtadt 4452. Die Schwierigkeiten,
die ſich den Bemühungen der Stadtverwaltung bei der
Unter=
bringung der Wohnungsſuchenden entgegenſtellen, ſind
unge=
heuer. Die finanzielle Lage des Reiches, der Länder und der
Städte iſt zurzeit ſo, daß die behördliche Bautätigkeit, die,
groß=
zügig angelegt, allein die Not lindern könnte, faſt ganz lahm
gelegt iſt. Die private Bautätigkeit liegt vollſtändig darnieder,
weil Hypotheken nicht zu haben ſind und weil die
Zwangswirt=
ſchaft im Wohnungsweſen jede Privatinitiative erſtiat. Es bleibt
deshalb zunächſt nur übrig, mit Hilfe der geſetzlichen Maßnahmen
im Zwangswege Räume aus beſtehenden Wohnungen
heraus=
zunehmen und eine Verordnung zu ſchaffen, die in brutaler (Goldmark) der Stadtkaſſe abgeliefert habe. Die Stadtverwaltung iſt
Weiſe jeden zwingt, ſich zu beſchränken, wenn in ſeiner Wohnung
noch Räume entbehrlich gemacht werden können. Zu den
ſtädti=
ſchen Wohnungsſuchenden, von denen viele ſchon jahrelang auf
Wohnungen warten, iſt im vergangenen Jahre eine große Anzahl
von Ausgewieſenen hinzugekommen, die laut geſetzlicher
Beſtim=
mung vor allen anderen mit Wohnungen zu verſehen ſind. Nach
einer Aufſtellung des Wohnungsamtes ſind zurzeit 380
Woh=
nungen den ausgewieſenen Familien zur Verfügung geſtellt
wor=
den. Außer dieſen ſind aber auch zahlreiche Familien freiwillig
in die Wohnungen derer aufgenommen worden, die noch
Ver=
ſtändnis und ein Herz für die troſtloſe Lage der Ausgewieſenen
haben und noch ſoviel Patriotismus aufbringen, daß ſie ſich auch
zeitweiſe eine unbequeme Wohnung gefallen laſſen.
Es ſollte ſich aber jeder Wohnungsinhaber im unbeſetzten
Gebiete einmal klarmachen, welche Bedrückungen und
unerträg=
liche Belaſtungen die Bewohner des beſetzten Gebietes vielfach
ſchon im ſechſten Jahre tagaus und tagein zu tragen haben, wie
ſie ſich gefallen laſſen müſſen, daß ſie auf das äußerſte
Mindeſt=
maß von Räumen herabgedrückt und eingeengt wohnen, daß, um
nur eines zu erwähnen, die Hausfrau nicht mehr in ihrer eigenen
Küche ſchalten kann, wie ſie will, ſondern daß der franzöſiſche
Wohnungsinhaber ihr vorſchreibt, wie und wann ſie ihre Küche,
ihr Küchengeſchirr, ihre Wäſche uſw. benutzen darf. Dies eine
Beiſpiel dürfte genügen, alle Wohnungsinhaber unſerer Stadt
zu dem Entſchluß zu bringen, daß ſie, die ſie von dieſem
furcht=
baren Zwange befreit ſind, freiwillig ſich mit den
notwendig=
ſten Räumen begnügen und Wohnungsteile, wie einzelne
Zim=
mer, unſeren ſtädtiſchen Wohnungsſuchenden und insbeſondere
den Ausgewieſenen zur Verfügung ſtellen. Wieviele Wohnungen
können noch ganz frei gemacht werden dadurch, daß der Vater
oder die Mutter zu den Kindern zieht, daß die Haushalte der
einzelnen Familien vereinigt werden.
Wenn dieſer letzte Appell ungehört verhallt, dann iſt die
Stadtverwaltung gezwungen, zu drakoniſchen Maßregeln zu
ſchreiten und den letzten Raum gewaltſam heranzuziehen. Es
wird von dem Patriotismus aller Mitbürger erwartet, daß ſie
ſich bis aufs letzte einſchränken und freiwillig ſich zur Aufnahme
von Wohnungsſuchenden und zur Abgabe ganzer Wohnungen
entſchließen. Anzeigen über Abgabe von Wohnungsteilen oder
von einzelnen Zimmern nimmt das Wohnungsamt an, für
Aus=
gewieſene auch die Heſſiſche Zentralſtelle für
Ausgewieſenen=
fürſorge im alten Palais.
B.
— Ernannt wurden am 14. Januar der Polizeikommiſſar Franz
Schäfer aus Wieſentheid (Unterfranken) zum Polizeiinſpektor und der
Polizeioberwachtmeiſter Bernhard Wahlig aus Lorſch (Kreis
Bens=
heim) zum Polizeikommiſſar, beide mit Wirkung vom 1. Februar 1924,
— In den Ruheſtand verſetzt wurden am 10. Jcmar 1924: der
Polizeiinſpektor Georg Breitbarth, der Polizeioberaſſiſtent Heinrich
Roth in Darmſtadt, beide unter Anerkennung ihrer dem Staate
ge=
leiſteten Dienſte, und der Polizeiwachtmeiſter Nikolaus Hirt in
Darm=
ſtadt, ſämtlich auf ihr Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Februar 1924;
der Gendarmeriewachtmeiſter Ludwig Knobeloch zu Gießen mit
Wir=
kung vom 1. Februar 1924.
— Hypnoſefilm im Landestheater. Der Hypnoſefilm ſoll den
Laien die primitivſten Kenntniſſe über Fragen des Oberbewußtſeins und
des Unbewußtſeins vermitteln und ſie in die Probleme der Suggeſtion
und Hypnoſe einführen. Der erſte Teil deutet, ausgehend vom
Zentral=
nervenſyſtem und ſeinen normalen Funktionen, ferner den vegetativen
Funktionen (Herzſchlag, Darmbewegungen uſw.) und ihrer Innervation
durch das „ſympathiſche Nervenſyſtem”, den gewaltigen Einfluß des
Unter= und Unbewußten im Leben, Denken, Fühlen und Handeln des
Menſchen an. Nach kurzem Eingehen auf das „Schlafwandeln”
und das Ueberwiegen der triebhaft unbewußten Kräfte bei Geiſtestranken
wird der Zuſammenhang zwiſchen künſtleriſchem Schaffen und dem
Unbewußten klargelegt. Eine getreu geſtellte Wiedergabe des bekannten
Bildes „Beethoven” von L. Balleſtrieri vermittelt den Hinweis, daß auch
beim Kunſtempfangenden unbewußte Regungen in den Tiefen
der Seele getroffen werden müſſen, wenn ein Kunſtwerk wirken und
hinreißen ſoll. Durch ſinnfällig einfache, ſchematiſierte Bilder, in denen
das Oberbewußtſein als „Gute Stube”, das Unbewußte als „Düſteres
Kellerloch” dargeſtellt iſt, wird das Problem der
Verdräng=
ung dargeſtellt. Grotesk deutlich wird die Anhäufung der im täglichen
Leben verborgen bleibenden Triebe: Geldgier, Grauſamkeit,
Gewiſſens=
biſſe, Todesfurcht, ſexuelle Begierden uſw. im Unbewußten klargelegt
und die Entladung in Träumen verſtändlich gemacht. Im dritten
Teil werden die von Prof. Kaufmaun=Halle eingeführten
Bewußt=
ſeinsringe grob ſchematiſiert veranſchaulicht. An Beiſpielen aus
dem täglichen Leben wird die teilweiſe Ausſchaltung des
Oberbewußt=
ſeins bei automatiſchen Handlungen, die Wirkung der Suggeſtion beim
Kaufmann, Rechtsanwalt, Arzt, Straßenverkäufer uſw. dargeſtellt und
ſchließlich auf die Grundbegriffe der Hypnoſen und ihre
verſchiedenen Methoden eingegangen. An einer Anzahl von
Fakirkunſtſtücken, wie das Tanzen mit nackten Beinen im Feuer und
anderes — die auf autr ſuggeſtiver Beeinfluſſung beruhen — werden
die körperlichen Erſcheinungen der Hypnoſe, Lähmungen, Katalepſie,
Aufhebung der Empfindungsanzeichen, Beeinfluſſung des Herzſchlags
uſw. gezeigt. Durch hppnotiſche Beeinfluſſungen werden pſychiſche
Affekte künſtlich hervorgerufen, das Perſönlichkeitsbewußtſein und die
Beziehung zur Umwelt völlig verändert. In der „Poſthypnoſe” werden,
wie der Film an ſehr augenfälligen Beiſpielen zeigt, in der Hyonoſe
gegebene Befehle nach dem Erwachen ausgeführt. Der letzte Teil
be=
handelt dann die Hypnoſe als Heilmittel, zeigt die Gefahren der
Laien=
hypnoſe und die Beziehungen zwiſchen Hypnoſe und Verbrechen. Alles
in allem ein Blick in die tiefen Gründe der Seele, der geeignet iſt,
phan=
taſtiſche Anſchauungen und verworrene Begriffe aufzuhellen.
Der Vorverkauf findet an der Kaſſe des Landestheaters, am
Ver=
kehrsbureau und (nur für die Mitglieder der Volkshochſchule) in der
Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule ſtatt.
Städt. Akademie für Tonkunſt. Eingetretener Hinderniſſe
we=
gen findet die Wiederholung des Vortragsabends der
Ausbildungs=
klaſſe des Herrn Richard Hinz (Gitarre, Mandoline, Laute) nicht am
Mittwoch, ſondern am Freitag, den 25. Januar, abends 8 Uhr, im
Saale der Städt Akademie ſtatt. Karten im Sekretariat. Herr Dr.
Bodo Wolf wird in ſeinen Vorträgen über „die muſikaliſche
Formen=
lehre mit Analyſen an Meiſterwerken”, in den nächſten Wochen
fol=
gende Werke durchſprechen: 1. Cherubini: Der Waſſerträger” (2
Vor=
träge; die Oper erſcheint augenblicklich im Spielplan des Heſſ.
Landes=
theaters); 2. Sgambetti: Requien (1 Vortrag; nächſtes Konzert des
Muſikvereins); 3. Bruckner: Romantiſche Sinfonie (2 Vorträge;
Aufführung im Konzert des Landestheaterorcheſters); 4. J. S. Bach:
— Bühnenvolksbund. Die Mitglieder unſerer Theatergemeinde
ſoll=
ten auch Einzelmitglieder unſeres Verbandes werden. Mitgliedsbeitrag
2 Mark; örtlicher Zuſchlag 50 Pfg. Anmeldung an der Geſchäftsſtelle
Chriſtian Arnold, am weißen Turm. Der diesjärige Sammelband:
Gemeinſchaftsbühne und Jugendbewegung, geht den Mitgliedern
koſten=
los zu. Der Inhalt dieſes Werkes gibt Aufklärung über die Ziele und
Stand unſerer Bew=gung, enthält eine Fülle von Anregungen
bedeu=
tenſter Fachleute. Schrift liegt in der G=ſchäftsſtelle auf. Auskunft dort.
* Sportverein Darmſtadt. Das für heute nachmittag ½3 Uhr
an=
geſetzte Verbandsſpiel gegen V. f. R. Bürſtadt findet unter allen
Umſtänden ſtatt, und zwar auf dem Hochſchulplatz,
Provinzialausſchuß.
8 1. Geſuch des Georg Bär zu Steinbach um Genehmigung
einer beſonderen Anlage gemäß Artikel 14 ff. des Bachgeſetzes; hier
Berufung der Firma Oberhammer Motorenwerke zu
Michelſtadt gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes Erbach
vom 16. März 1922. Die Verhandlung fällt aus. — 2. Geſuch des
Hch. Wagner zu Offenbach a. M. um Erlaubnis zum Betrieb, einer
Schankwirtſchaft mit Branntweinausſchank im Hauſe Großer Biergrund
Nr. 9. Erſchienen der Geſuchſteller. Die Sache wurde bereits am 22.
Auguſt 1933 verhandelt. Die Stadtverordnctenverſammlung ſollte ſich
nach damals gefaßtem Beſchluſſe eingehend über die Gründe der
Ab=
lehnung äußern. Seitdem iſt anderweite Gerichtsbeſetzung eingetreten.
Die Polizeiverwaltung ſteht im Gegenſatz zur Rechtsdeputation der
Stadtverordneten auf dem Standpunkt, daß ein Bedürfnis für die
Wirt=
ſchaft für Branntweinausſchank nachgewieſen ſei. Die Rechtsdeputation
beharrt auf ihrem Standpunkt. Geſuchſteller erklärt, es handle ſich um
das einzige Konzertkaffee Offenbachs und daneben um die größte
Licht=
bühne Heſſens. Samstags und Sonntags ſei das Unternehmen von
Be=
ſuchern überfüllt. Es träten dort auch Schauſpieler vom Frankfurter
Schauſpielhauſe und Neuen Theater auf. Wagner erklärt weiter, ſein
Lokal ſei vom nebenanſtoßenden Kino gepachtet. Die Frequenz ſei
der=
art, daß er an einem Montag allein an Vergnügungsſteuer 64 Mk.
für das Geſuch eingetreten. Das Geſuch wird genehmigt. 3. Berufung
des Wilh. Laufer zu Frankfurt a. M. gegen den Beſchluß des
Kreis=
ausſchuſſes Offenbach vom 18. Oktober 1923 wegen Nichterteilung eines
Führerſcheins. Erſchienen der Geſuchſteller. Dem Geſuchſteller iſt der
Führerſchein nicht erteilt worden, weil er ungeeignet ſei; er ſei ein
ge=
waltſamer Menſch (nach Auskunft des Polizeipräſidiums Frankfurt
a. M.) und durch Strafbfehl wegen Vergehens tätlichen Angriffs auf
einen Beamten, den Kriminalbetriebsaſſiſtenten Becker I., mit 5000 Mk.
beſtraft. Der Strafbefehl iſt rechtskräftig geworden. Laufer erklärt,
wegen der Straftat ſei er aus dem Poſtdienſt (Poſtamt 9 in Frankurt
a. M.) nach 5½ Jahren entlaſſen worden, er beſtreitet, daß er ein
ge=
waltſamer Menſch ſei, hier müſſe ſeitens des Polizeipräſidenten in
Frank=
furt a. M. eine Perſonenverwechſelung vorliegen, ſeit Oſtern 1923 ſei
er arbeitslos und beziehe Erwerbsloſenfürſorge. Wegen weiterer
Aus=
kunft über die Perſonalverhältniſſe L.s wird die Sache ausgeſetzt. 4.
Ge=
ſuch der Leonhard Schirmer Wwe, in Offenbach um Erlaubnis zum
Wein=, Branntwein= und Likörausſchank in ihrem Kaffee im Hauſe
Straße der Republik 63½, Für Wwe, Schirmer iſt deren Sohn
erſchie=
nen. Ein gleicher Antrag iſt vom Provinzialausſchuß am 17. Januar
1923 abgelehnt worden. Das Bedürfnis verneint die ſtädtiſche
Depu=
tation. Der Gaſtwirteverband hat keine Bedenken, während er früher
gegen das Geſuch war. Die Geſuchſtellerin motiviert das erneute
Ge=
ſuch mit der wirtſchaftlichen Lage, das Kaffee beſtehe ſeit 24 Jahren,
anderen gleichen Unternehmen habe man Likör= und
Branntweinaus=
ſchank genehmigt. Wwe, Schirmer betreibt mit dem Kaffee auch eine
Konditorei. Das Geſuch wird abgelehnt.
5. Beſchwerde des Herm. Frohmann 2., in Reinheim
ge=
gen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Dieburg, wegen
Entzieh=
ung der Großhandelserlaubnis. Zur Abkürzung werden die die gleiche
Angelegenheit betreffenden Verfahren (6 und 7) gegen Foſef und
Wilhelm Heil von Dieburg, mit der Sache zu 5
verbun=
den. Erſchienen H. Frohmann 2. und Joſef Heil, als
Aus=
die Erlaubnis zum Kartoffelhandel wieder zurückgezogen, weil die drei
Genannten Kartoffelhandel nicht getrieben hätten. Die Letzteren
er=
klärten in ihrer Eigenſchaft als Mehlverteilungsſtelle im Kreiſe
Die=
burg am Kartoffelhandel behindert geweſen zu ſein, dieſe Hinderung
ſei jetzt — Mai 1923 — weggefallen, ſie könnten wieder in Kartoffeln
handeln. Das Kreisamt erachtet dies nicht für ſtichhaltig, da eine
ge=
nügende Anzahl von Perſonen Erlaubnis zum Kartoffelhandel
be=
ſäßen. Rechnungsrat Weber beſtätigte, daß H. Frohmann 2.
wäh=
rend er für die Kreismehlverteilungsſtelle tätig war, keine Zeit für
den Kartoffelhandel hatte, nach dem die Tätigkeit für die
Mehlvertei=
lungsſtelle aufgehört hat. Dazu kommt, daß der Kleingetreidehandel
Konkurrenz findet, ſo daß der Kleingetreidehandel auch auf den
Kar=
toffelhandel angewieſen iſt. Wilh. Heil iſt 1919 aus dem
Kommunal=
verband ausgetreten, ihm, wie dem Joſef Heil, kann Rechnungsrat
Weber nur das beſte Zeugnis ausſtellen. H. Frohmann 2. erklärt, daß
in der Familie immer mit Kartoffeln gehandelt wurde, er habe ſchon
mit 15 Jahren im Kartoffelhandel ſeines Vaters mitgeholfen und habe
ſich nie etwas zu ſchulden kommen laſſen. In der Reinheimer Gegend
würden hauptſächlich auszuführende Saatkartoffeln gepflanzt, ſchon
früher ſeien in dieſen Teil des Kreiſes Dieburg Kartoffeln eingeführt
worden. H. Frohmann 2. legt Wert auf den Kartoffel großhandel,
das Geſchäft geſtalte ſich je nach dem Ausfall der Kartoffelernte
verſchie=
den. Jofef Heil, Sohn des Wilh. Heil, erklärt, auch er habe nicht viel
Zeit während der Tätigkeit als Mehlverteilungsſtelle für den
Kartoffel=
handel gefunden; er und ſein Vater hätten in den Rodgau immer eine gute Ausſprache über Zeit= und Lebensfragen bildet, iſt Dienstag,
viele Saatkartoffeln geliefert, zur vollen Zufriedenheit der Abnehmer,
es ſei deshalb unverſtändlich, warum ihm und dem Vater die Groß=
Beſchwerde wird ſtatt gegeben, und werden die Beſchlüſſe
des Kreisamts Dieburg aufgehoben. — 8. Beſchwerde des Philipp
Stein=Auerbach gegen das Kreisamt Bensheim, wegen
Ver=
ſagung der Großhandelserlaubnis für Obſt. Erſchienen: Ph. Stein.
Das Kreisamt hat die Erlaubnis verſagt, weil Stein nicht genügend
ſachverſtändig ſei und Gründe allgemein volkswirtſchaftlicher Art
ge=
gen die Genehmigung ſprächen. Stein ſei Taglöhner in der
Stein=
induſtrie geweſen, gegen ihn ſei ein Strafbefehl wegen unerlaubten
Großhandels ergangen, auch ſei kein Bedürfnis für die Erteilung der
Erlaubnis gegeben. Stein erklärt, aus der engliſchen Gefangenſchaft
zurückgekehrt, habe er ſich eine Exiſtenz gründen müſſen, 2 Jahre lang
ſei er Lagerhalter des Konſumpereins Auerbach geweſen, und ſei ihm
die Handelserlaubnis ſpäter erteilt worden, er halte ſich für
ſachver=
jetzt ſei dort eine Lagerhalterin beſchäftigt. Einem gewiſſen Umſtadt auf die Spitze des Mount Ebereſt zu klettern und hätte er Adleraugen,
von Auerbach habe das Kreisamt anſtandslos die
Großhandelserlaub=
nis für Obſt erteilt. Urteil: Die Beſchwerde wird als unbegrün= das er mit ſeinem Blick beherrſcht, eine Landſchaft ſchauen, die an
det abgewieſen. — 9. Unterſagung des Handels des Eugen grandioſen Formen, kühner Skulptur und wilder Schönheit alles
amts Darmſtadt, wegen Unterſagung des Handels mit Gegenſtänden gigantiſchen Gebirgsſyſtem des Himalaya befinden und die
ſchneege=
des täglichen Bedarfs. Für Kreisamt Darmſtadt erſchienen: „Reg.= krönten Gipfel bewundern, von denen ein Dutzend ſich über 7000
das Polizeiamt: Neg= Aſſ. Dr. Bernauer, als Sachverſtändiger kar würde tief unter ſeinem, in 8882 Meter Höhe liegenden Ausſichts=
und Zeuge: Obertierarzt Dr. Bauſch, als Zeugen: Nik. Schmitt, punkt erſcheinen. Er würde auf dem höchſten Punkte der Kruſte des
Franz Ries (von Veruf Bäcker), Pol.=Kommiſſar Eckler, Adolf Molter, Planeten ſtehen auf der Grenze des unendlichen Raumes.”
Frl. Emma Möricke. Eugen Hotz betreibt einen Metzgerhandel, zu dem
er nach Anſicht des Polizeiamts die nötige Sachkunde nicht beſitzt. Hotz Erde, nachdem die Pole durch ihre Entdeckung den Nimbus des
Uner=
iſt ein Schwager des Metzgers Derterer, dem vom Kreisausſchuß der reichbaren verloren hatten, nunmehr als eins der wenigen Ziele für
Handel mit Fleiſch unterſagt wurde. Es wird angenommen, daß Hotz geographiſche Expeditionen übrig blieb. So wurde denn von der Rohal
nur Oerterers Geſchäft fortſetze. Zeuge: Nik. Schmitt hat mit Oer= Geographical Society in London und dem Alpine=Klub gemeinſam ein
terer Pferdemetzgerei betrieben, und iſt ihm, wie Oerterer, die Erlaub= Komitee eingeſetzt, das die Expedition vorbereiten ſollte.
nis zum Handel entzogen worden. Zeuge hat vom Zeugen Nies
ge=
hört, daß Derterer nachts im Hotzſchen Geſchäft Wurſt mache, alſo ſei für menſchliche Kräfte und Fähigkeiten unüberwindlich. Der Mount
er trotz des Verbots im Metzgerhandel tätig. Zeuge iſt überzeugt, daß Evereſt iſt 8882 Meter hoch. Es gibt jedoch eine Höhengrenze, über die
bezüglichen Aeußerungen, die Derterer ihm (dem Zeugen) gegenüber, vertragen kann. Aber in England verbanden ſich geographiſcher.
Fou=
gemacht hat. Zeuge Nies wohnt neben dem Hauſe, wo das Geſchäft ſchungsdrang und ſportlicher Ehrgeiz, um alle dieſe Hinderniſſe und
zurzeit betrieben wird. Zeuge ſah, daß Derterer jeden Tag im Ge= Schwierigkeiten zu überwinden.
ſchäft (Wurſtküche) war und dort Wurſt machte, es war gewöhnlich
nie=
mand außer Oerterer da, nur ſpäter ſei ein Burſche dabei geweſen, bis
das Geſchäft geſchloſſen wurde. Hotz war, ſoweit er wiſſe früher Bahn= Teilnehmern. Einzelheiten über dieſe gigantiſche Expedition: 1500
arbeiter. Hotz erklärt, er habe von Schmitt die Pferdemetzgerei ge= Menſchen nahmen daran teil. Aus tropiſcher Hitze der indiſchen Gbene
kauft, die Maſchine zum Wurſtmachen habe ihm Derterer geliehen. Dies mußten über 8000 Meter erſtiegen werden, bis in die
Nieſengletſcher=
habe die Polizei (1. Rebier) gewußt, auch ihm erlaubt, Derterer und welt des Himalaha, wo eine ſtetige Temperatur von mehr als vierzig
Schmitt als Geſellen im Betrieb zu verwenden, aber nicht als Teil= Grad Kälte herrſchte. 8321 Meter wurden erklommen, mit einem
Ge=
haber. Hotz erklärte, er ſei in einer Metzgerei früher tätig geweſen, päck von 1 Zentner pro Perſon (Sauerſtoff=Flaſchen uſw.).
habe auch bei Oerterer in deſſen Metzgerei geholfen, nachdem er zwei
Jahre Schaffner bei der Heidelberger Straßenbahn geweſen. Neg= uung des Forſchers Howard Bury ſtehenden Expedition, die ſich in
nach Auskunft des Reviers und außerdem Oerterers Schwager war. Fremdling war es gelungen den Gipfel des Mount Evereſt in einer
Hbertierarzt Dr. Bauſch: Ich habe Hotz öfter geſehen, wie er Der= näheren Entfernung als 40 Meilen zu ſehen. Das alles hat ein
Teil=
terer half. Die Pferdemetzgerei wird von Leuten getrieben, die nicht nehmer der Expedition, allen Lebensgefahren zum Trotz, gefilmt und
daß man zur Pferdemetzgerei nur gelernte Metzger zulaſſen ſolle, aber läßt dieſer Film erleben, was kein Schriftſteller, ſo vollendet und mit ſo
tage keine beſonderen Vetriebsmittel, auch wirft die Pferdemetzgerei ſtählerner Wille beſiegeln dieſes heldenhafte Unternehmen.
ſoviel ab, daß ſich der Inhaber des Geſchäfts einen Metzgerburſchen
del weiter, weshalb ihm die Lokale Langgaſſe 7 und Alexanderſtraße 25 ein von 400 Mönchen und Nonnen bewohntes Kloſter. Hier trifft man
endgültig geſchloſſen wurden. Hotz erklärte dem Zeugen damals, wenn Mönche, welche täglich nicht mehr als 10 Gerſtenkörner eſſen. Eine
ihm die Polizei ſeine Exiſtenzmöglichkeit nehme, werde er zu den Fraus Nonne iſt 138 Jahre alt. Noch nie iſt hier ein Schuß gefallen, denn
zoſen gehen und dort Spionage treiben. Darauf ließ der Zeuge den kein Tier darf dort getötet werden.
Hotz dem Polizeiamt wegen Landesverrats vorführen, Hotz wurde aber
vom Polizeiamt bald wieder entlaſſen. Hotz war bei der Aeußerung,
die der Zeuge wiedergibt, ſehr erregt. Zeuge Molter iſt bei Hotz Turnhalle am Woogsplatz vorgeführt wird, dürfte deshalb von
allge=
ſeit Anfang Dezember beſchäſtigt als Zeuge eintrat, wurde zweimal
geſchlachtet, da war Derterer nicht dabei tätig. (Der Beſchluß vom
1. Dezember, wegen Schließung des Ladens, wurde erſt am 6. Dezbr.
zugeſtellt.) Als Zeuge bei Oerterer eintrat, war der Laden noch offen.
Zeuge iſt gelernrer Schweinemetzge: und auch bei Pferdemetzgern in
Dienſt geweſen. Zeugin Möricke iſt in Derterers Haushaltung ſeit
2 Monaten tätig. Sie erklärte, daß nach dem polizeilichen Verbot
Derterer nicht mehr im Hotzſchen Geſchäft tätig war. Zeu=” weiß dies
daher, daß Derterer es ihr geſagt hat, Reg.=Aſſ. Dr. Bernauer gibt
Seite F.
eine eingehende chronologiſche Darſtellung der ganzen Angelegenheit
und erklärt, er habe dem Hotz öfter erklärt, daß, wenn er den Oerterer
in ſeinem Betrieb beſchäftige, er (B.) beim Kreisamt den Antrag
ſtel=
len werde, ihm wegen der hierdurch hervorgetretenen Unzuverläſſigkeit
den Handel als Pferdemetzger zu unterſagen. R.=A. Carnier legt
dar, daß die Polizei gleich bei Beginn des Geſchäfts Hotz” unter dem
Eindruck geſtanden habe, Hotz ſei nur der Deckmantel für Oerterer und
habe hiernach auch in der Folge verfahren. Hotz habe das Haus
ge=
kauft, in dem Nik. Schmitt früher ſein Geſchäft betrieben, mit dem
Gelde, was er ſich als Heidelberger Bankangeſtellter geſpart, bzw.
er=
ſpekuliert hatte, weil er ſich ſagte, daß er bei dem Abbau der Banken,
als nicht gelernter Bankangeſtellter, einer der Entlaſſenen ſein werde.
Hotz habe auch deshalb nicht gegen das Geſetz verſtoßen, indem er
Der=
terer beſchäftigte, er ſei dabei im guten Glauben geweſen. Daß Hotz
nur der Deckmantel für Oerterer ſei, ſei beweislos geblieben, es ſei
auch nach dem Geſagten unlogiſch dies anzunehmen. Pferdemetzgerei
dürfe wie Obertierarzt Dr. Bauſch erklärt habe, jeder treiben, eine
Pferdemetzgerzwangsinnung beſtehe ja heutzutage noch nicht. Die
Po=
lizei ſolle nicht ſofort das Geſchäft ſchließen und den Inhaber
erwerbs=
los machen, ſie ſolle erſt verwarnen; in normalen Zeiten könne man,
wi: die Polizei getan, ſo handeln, aber nicht in den anormalen Zeiten,
in denen wir heute lebten. Der Vertreter des Kreisamts tritt für
Beſtätigung der Geſchäftsſchließung ein, die Beſtimmungen hierfür, als
vorbeugende Maßnahmen, ſeien gerade zum Schutze der Allgemeinheit
geſetzt. Strafbar ſei zudem, wer durch eine vorgeſchobene Perſon den
Handel betreiben laſſe, weie es hier nachgewieſen ſei. Urteil: Die
Beſchwerde des Hotz wird als unbegründet
ver=
worfen.
— Geſellenprüfungen 1924 finden für das geſamte Handwerk und
Induſtrie im Monat Februar ſtatt. Es foll auch an dieſer Stelle
auf die Wichtigkeit der Ablegung der Prüfung aufmertſau gemacht
wer=
den, zumal die Geſellenprüfung die zwingende Verbedingung für die
ſpätere Zulaſſung zur Meiſterprüfung iſt. Anmeldung von Mittwoch,
den 23., bis Montag, den 28. Januar, einſchließlich, bei
Weißbinder=
meiſter G. Kraus, Luiſeuſtr. 40, im Hofe linls, nur in der Zeit von
12—4 Uhr nachmittags. Nach dem feſtgelegten Termin können
Anmel=
dungen nicht mehr berückſichtigt werden, und werden die Eltern und
Lehrmeiſter gebeten, die Prüflinge zur ſofortigen Anmeldung
anzu=
halten. Nur durch die Einſicht und Mithilfe aller beteiligten Stellen iſt
es möglich, bei der großen Anzahl der Prüfungen für eine glatte
Ab=
wicklung bis zu den feſtgeſetzten Terminen zu garantieren. Nach
Zu=
ſtellung der Akten an die Prüfungsmeiſter iſt ſofort mit den Prüfungen
zu beginnen. (Näheres in den Anzeigen.)
— Verein für Vogel= und Geflügelzucht. Wie aus dem Anzeigenteil
erſichtlich, findet die diesjährige Hauptverſammlung des Vereins am
Montag im Vereinslokal ſtatt. Außer der üblichen Rechnungsablage und
der Neuwahl des Vorſtandes ſoll in dieſer Verſammlung auch über die
künftige Tätigkeit des Vereins unter Berückſichtigug der derzeitigen
Verhältniſſe beſchloſſen werden, und liegt es deshalb im Intereſſe der
Mitglieder, zahlreich zu erſcheinen und etwaige Wünſche zum Ausdruck
zu bringen. Infolge der jetzt eingetretenen Währungsbeſtandigkeit kann
der Zuchtberatung und Förderung wieder mehr Aufmerkſamkeit
zuge=
wendet werden, wie dies bei der ſteten Geldentwertung der Fall war,
und hofft der Vorſtand hierbei auf die Unterſtützung der Mitglieder und
auf zahlreichen Beſuch.
urtstag. Am 21. Januar begeht Herr M. Fuchs,
kunftsperſon Rechnungsrat Weber. Das Kreisamt Dieburg hatte Schwanenſtraße 73 in ſeltener geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen
70. Geburtstag. Der Jubilar, der ſeit zwei Jahren vollkommen allein
ſteht — der größte Teil der Kinder lebt in Amerika — verſieht trotz des
hohen Alters noch ohne jede Hilfe ſeinen ganzen Haushalt.
Volkstheater. Es ſei nochmals auf die heutige Erſtaufführung von
„Sherlok Holmes” hingewieſen. Alle, welche ſich für die Abenteuer
des genialen Detektivs, die Conan Doyle ſo trefflich in ſeinen
Roma=
nen geſchildert, intereſſieren, werden bei der dramatiſchen Darſtellung
ſich ein paar Stunden angenehm unterhalten. Karten ſind im
Ver=
kehrsbüro und heute von 11—1 Uhr an der Theaterkaſſe zu haben.
Auch die Jugend möge nicht vergeſſen, daß nachmittags das Märchen
in der Tätigkeit der Genoſſenſchaften (mit Hilfe der Sparkaſſen) ſtarke „Lügenmäulchen und Wahrheitsmündchen” in Szene geht. (S. Anz)
Lokale Veranſkaltungen.
Die dierunter erſchelnenden Notlzen ſind ausſchließtich als Hinweiſe auf Anzelgen m betrachten,)
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Evangeliſation. Herr Dr. Avemarie ſpricht am
Sonn=
tag, abends 8.15 Uhr, im Heim des Chriſtl. Vereins Junger Männer,
Alexanderſtraße 22 (Infanteriekaſerne), 1. Hof links. Der Cintritt iſt
frei für jedermann. Auch Damen ſind wilkommen. Der Saal iſt gut
geheizt.
C. V. J. M., Wartburgverein, Darmſtadt, Liebfrauens
ſtraße 6. (Gemeindehaus). Die nächſte Bibelbeſprechſtunde, die immer
abends 8½ Uhr. Die Leitung hat Herr Prof. Miſchlich, langjähriger
Bezirksleiter von Deutſch=Togo, übernommen. Gäſte, auch
Familien=
handelserlaubnis für Kartoffeln entzogen werden ſolle, Urteil: Der angehörige und Frauen, ſind an dieſem Abend willkommen.
Gleichzei=
tig wird auf den am Sonntag, den 27. Januar, abends 5 Uhr,
ſtattfindenden Märchenbilderabend, wobei das Deutſche Märchen in
le=
benden Bildern dargeſtellt wird aufmerkſam gemacht. Karten hierzu
ſind bei Hausmeiſter Hof und allen Wartburgmitgliedern zu haben,
Die Beſteigung des Mount Evereſt.
Die Bezwingung des Himalaha=Rieſen.
Wäre es einem Manne möglich”, ſo ungefähr begann der
Tibet=
forſcher Sven Hedin auf der Naturforſcherverſammlung im Herbſt 1922
ſtändig genug. Der Konſumperein Auerbach zähle, 250 Mitglieder, in Leipzig ſeinen Vortrag über Tibet, „wäre es einem Mann möglich,
ſo würde er bei klarem Wetter in dem weiten Gebiet der Erdkruſte,
Hotz=Darmſtadt, hier: Beſchwerde gegen den Beſchluß des Kreis= übertrifft, was die Erde zu bieten vermag. Er würde ſich auf dem
Rat Büchler, für den Geſuchſteller: Rechtsanwalt Carnier, für Meter erhebt, die 7146 Meter hohe Spitze des naheliegenden Gauriſan=
Kein Wunder, daß die Erreichung dieſes höchſten Gipfels der
Die Schwierigkeiten ſchienen außergewöhnlich groß und zum Teil
Derterer das Geſchäft nach wie vor betreibe, dies ſchließt er auch aus hinaus die Körperkonſtitution des Menſchen die Luftverdünnung nicht
Seltſamſte Dinge und ungeheure Ueberraſchungen boten ſich den
Voll Spannung verfolgt man die Erlebniſſe der unter der Füh=
Aff. Dr. Bernauer erklärte dem Hotz, daß er (B.) ihn nur als Stroh= das Gebiet zwiſchen Nepal und Tibet, der Lage des Mount Evereſt,
mann für Oerterer betrachten könnte, weil Hotz kein gelernter Metzger wagten, deſſen Betreten bei Todesſtrafe verboten iſt. Noch keinem
den Metzgerberuf gelernt haben. Ich ſelbſt ſtehe auf dem Standpunkt, photographiert. In packendſter Wirklichkeit und erſchütternder Tragik
wir haben ja Gewerbefreiheit. Die Pferdemetzgerei erfordert heutzu= tiefem Eindruck wiederzugeben vermag. Unbeſchreiblicher Wagemut und
Der Film entfaltet eine wahre Wunderwelt vor dem Beſchauer.
halten kann. Polizeikommiſſar Eckler: Hotz führte, trotz polizei= Namentlich das eigenartige Kloſterleben Tibets entrollt ſich in
uner=
lichen Verbots, das mit Verfügung vom 5. Dezember erging, den Han= hört myſtiſchen Bildern. 5030 Meter hoch, in Schikar, ſtößt man auf
Der Film, der von heute an täglich, abends 6 und 81 Uhr, in der
meinem Intexeſſe ſein.
Nummer 20.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 20. Januar 1924.
Seite 2.
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Aus Heſſen.
II. Eberſtadt, 18. Jan. Gemeinderatsſitzung.
Bürger=
meiſter Schüfer eröffnete die Sitzung als erſte im neuen Jahre und
ſchil=
derte in einer Anſprache die mißlichen wirtſchaftlichen Verhältniſſe des kung erfuhren. Für das laufende Jahr ſind vorgeſehen: Eine Pfoſten=
Jahres 1923 im allgemeinen und die ungünſtige finanzielle Lage der
Ge=
meinde im beſonderen. Er wies darauf hin, daß neben dem Verfall
unſerer Währung die Auswirkung der Reichsſteuerreform, mit deren
Ein=
führung die Gemeinden ihres Beſtenerungsrechts zum größten Teil
ent=
kleidet worden ſeien, die ſchweren Kriſen gezeitigt hätten, in denen ſich
faſt alle Gemeinden heute noch befänden. Es ließe ſich heute noch nicht geſtellt und werden durch ihre lehrreichen Vorträge ſicher das Intereſſe
überſehen, wie alles in dieſer Beziehung einmal enden würde; ſicher ſei
aber, daß der Höhepunkt der ungünſtigen Entwickelung trotz der
Stabi=
liſierung unſerer Währung noch nicht überſchritten ſei, zumal die 75
pro=
zeutigen Beſoldungszuſchüſſe des Reichs auf 35½ Prozent herabgeſetzt
worden ſeien und demnächſt ganz aufhören würden. Letzteres folle auch
bezüglich der den Gcmeinden in der letzten Zeit gewährten
Betriebs=
mittelvorſchüſſen eintreten. Womit aber die Gemeinden ihre Ausgaben geſtern abend geſtorben.
decken ſollten, wenn keine entſprechende Einnahmen gegenübergeſtellt
wer=
den könnten, ſei ein Nätſel. Die Maßnahmen der Regierung auf dieſem
Gebiete könnten umſoweniger verſtanden werden, als den Gemeinden in
den letzten Jahren dauernd neue Laſten — er erinnere nur an die
geſetz=
lichen Anteile der Gemeinden zur Erwerbsloſen=, Klein= und Sozialrent=
„nerfürſorge — von dem Reiche auferlegt worden ſeien. Aus dieſen
Gründen müſſe immer von neuem wieder und eindringlich die Forderung
erhoben werden, den Gemeinden das, frühere Selbſtbeſteuerungsrecht
zu=
rückzugeben. Damit würde auch die Selbſtverantwortung der Gemeinden
wieder geſtärkt und der Sparſamkeitsſinn geſchärft werden. Solange der
jetzige Zuſtand noch andauere, müſſe es Pflicht des Reiches ſein, die
Ge=
meinden durch raſchere Ueberweiſung von erhöhten Reichsſteueranteilen
zu ſtützen. Der Bürgermeiſter erwähnte, daß entſprechende Vorſtellungen
bei dem Landesverband der Bürgermeiſter und dem Heſſ.
Landgemeinde=
tag durch die kürzlich ſtattgefundene Konferenz der Bürgermeiſter der
Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt erhoben worden ſeien.
Zuſam=
menfaſſend meinte der Bürgermeiſter, daß der leitende Gedanke in der
kommenden Gemeindepolitik äußerſte Sparſamkeit ſein müſſe. Geeignete
Maßnahmen hierzu würden der Gemeindevertretung an die Hand
ge=
geben ſein, es gelte, ſie reſtlos in die Tat umzuſetzen. Er gab dem
Wunſche Ausdruck, daß es der Gemeindevertretung im Verein mit der
Gemeindeverwaltung gelingen möge, der kommenden Aufgaben zum
Wohle der Gemeinde gerecht zu werden. (Beifall.) — Die ſeit letzter
Ge=
meinderatsſitzung in den Kommiſſionen gefaßten Beſchlüſſe fanden
Zu=
ſtimmung, ſo hinſichtlich des Pachtvertrags mit dem Apotheker Becker, des
Perſonalabbaus zur Verminderung der Ausgaben der Gemeinde, der
Feſtſetzung des Preiſes für das Ortsbürgerholz (14 Mk. pro Los), der
Feſtſetzung des Preiſes des auf dem von der „Holka” erworbenen
Ge=
meindegelände befindlichen Holzbeſtandes (700 Mk.) des Gutachtens des
Gemeinderats Kalbfuß wegen der Erhöhung des Gaspreiſes, der
Zuſam=
menlegung von Baugelände und Ausbaus des Orts (im Induſtriegebiet)
nach den von der Verwaltung ausgearbeiteten Plänen und einer Reihe
von Geſuchen und Petitionen. Die Verſteigerung zweier abgängiger
Ziegenböcke findet ebenfalls Zuſtimmung. Den Zuſchlag erhielt
Mann=
heimer=Pfungſtadt als Meiſtbietender. Für die Verloſung des
Orts=
bürgerholzes wurde eine Kommiſſion, beſtehend aus den Gemeinderiten
Mahr, Harniſchfeger, Meidinger und Krug, gebildet. Dem Geſuche des
kath. Kirchenvorſtandes um Ueberlaſſung, eines Erbbegräbnisplatzes für die
barmherzigen Schweſtern findet Geuehmigung. Gemäß Beſchluß ſoll
an=
fangs nächſter Woche aus den Beſtänden der Gemeinde eine weitere
Kar=
toffelausgabe ſtattfinden. Näheres hierüber wird amtlich bekannt gemacht
werden. Einige Steuerſtundungsgeſuche werden der Finanzkommifſion
zur Beratung überwieſen. Dabei ſoll auch gleichzeitig die Verzinſung
der geſtundeten Beträge grundſätzlich geregelt werden. In geheimer
Sitzung: Wohlfahrtsaugelegenheiten.
2 Pfungſtadt, 17. Jan. Hänſerverkäufe. Durch
Auswan=
derung mehrerer Familien nach Amerika ſind hier einige Häuſeu
ver=
käuflich geworden. Dieſe werden unter Herabſetzung der früheren
For=
derungen zu 5—10 000 Goldmark angeboten.
* Gerusheim, 18. Jan. Die hieſige Wald= und Feldiagd,
welche ſeither Freiherr v. Heyl gepachtet hatte, endigt dieſen Monat.
Die Jagd wird im nächſten Monat öffentlich verſteigert. Die Jagd hat
einen guten und großen Wildſtaud. — Jeder Ortsbürger ſoll dieſes
Jahr 2 Meter Brennholz erhalten. — Von dem großen
Hafer=
diebſtahl wurden wieder vier Männer aus Biebesheim aus der Haft
entlaſſen. — Am 21. Januar findet auf dem Peter Schöfferplatz
Ferkel=
markt ſtatt. Beginn um 9 Uhr vormittags. — Durch die
Ueberſchwem=
mung der Rheinwieſen, ſogen. Wörtchen, iſt das Waſſer zurückgegangen.
Die Wieſen bilden jetzt eine große Eisfläche, welche von alt und jung
benutzt wird.
* Roßdorf, 19. Jan. Die Holzhauerarbeiten in der
hie=
fſigen Gemeindewaldung mußten infolge ſtarken Schnees und Eiſes
ein=
geſtellt werden. Die Zahl der Erwerbsloſen hat ſich dadurch um etwa
70 Mann vermehrt und beträgt jetzt 120, wozu noch 80 Kurzarbeiter
ttreten. — Beim Schlittenfahren erlitt ein 24jähriges Mädchen von
lhier einen Beinbruch. — Zurzeit trägt man ſich hier mit dem
Gedan=
lken wegen Beſchaffung neuer Glocken. Die Kirchenkaſſe, die
(früher reich war, jetzt aber infolge der allgemeinen Geldeutwertung
nauch arm geworden iſt und aus den laufenden Einnahmen nur die
lau=
ffenden Ausgaben beſtreiten kann, kann die Koſten nicht aufbringen.
AAnleihen bei einer Kaſſe würden ungeheure Zinſen verſchlingen. Der
Mirchenvorſtand hat daher eine Glockenhilfeanleihe nach
fol=
igendem Plan beſchloſſen: Es werden Anteilſcheine ausgegeben, und
Swar: 45 Stück zu je 100 Goldmark, 300 Stück zu je 50 Goldmark, 420
Ktück zu je 25 Goldmark und 1500 Stück zu je 10 Goldmark.
Zurück=
ggezahlt werden die Anteilſcheine durch Ausloſung von je 151 Stück.
je=
ſdesmal an Weihnachten (beginnend Weihnachten 1925), in wertbeſtän=
Digem Geld mit einem Dididendenzuſchlag (mindeſtens 3 Proz.), welcher
fjährlich auf Grund der kirchlichen Einahmen feſtgeſetzt wird. Die
An=
kteilſcheine lauten auf den Inhaber und können innerhalb der
Ge=
meinde auch als Zahlungsmittel verwendet werden. Werden
Verpflich=
ungen, insbeſondere Pachtzahlungen der Kirche gegenüber beglichen,
ſo werden dem Einſender 10 Proz. Rabatt gewährt, ſo daß z. B. ein
Wächter bei Zahlung ſeiner geſamten Pachtperiode in Anteilſcheinen ein
Wachtjahr frei hat. Schlußtag der Zeichnung iſt der 29. Februar 1924.
DDieſes Verfahren hat ſich bis jetzt als praktiſch erwieſen, und es ſind
Tbereits über 7000 Goldmark gezeichnet worden. Hoffentlich tragen alle
Einwohner dazu bei, daß wir recht bald längſtverklungene Töne wieder
Chören.
— Ober=Rauſtadt, 18. Jan. Die hieſigen
Gendarmeriebe=
mmten unternahmen heute früh verſchiedene Hausdurchſuchungen, die
szur Verhaftung eines der Beteiligten führten und eine Meuge geſtoh=
Uener Gegenſtände, die aus teilweiſe ſchon vor Monaten hier verübten
DDiebſtählen herrühren ſollen, zu Tage förderten. — In der
vergan=
rgenen Nacht wurde einem hieſigen Landwirt ein Spanferkel aus dem
Stalle entwendet. Die von der Gendarmerie aufgenommene
Unter=
ſuchung konnte bis jetzt noch nicht zu einer Feſtſtellung des Täters
fführen.
M. Babenhauſen, 18. Jan. Dieſen Sonntag ſpielt die erſte Elf
der Sportabteilung „Germania” ihr fälliges Verbandsſpiel gegen
Gold=
bach 1. Mannſchaft. Ein harter Kampf um die Punkte ſteht bevor.
r. Babenhauſen, 18. Jan. Die diesjährige ordentliche
General=
verſammlung des Vereins der Hundefreunde im
Gaſthaus. Zum Löwen” war gut beſucht. Der geplante
Zuſammen=
ſchluß der Ortsgruppe Nieder=Roden des S.V. mit dem hieſigen Verein
der Hundefreunde iſt Wirklichkeit geworden. Das iſt inſofern als ein
Erfolg zu buchen, weil dadurch beide Ortsgruppen eine weſentliche
Stär=
ſchau für die Schäferhunde, verbunden mit einer
Polizeihundevorfüh=
rung und eine Jugendveranlagungsprüfung, d. h. junge Hunde werden
von fachmänniſcher Seite auf ihre Veranlagung geprüft. Weiter ſind in
Ausſicht genommen zwei bis drei kynologiſche Vorträge.
Be=
währte Kynologen haben ſich ſchon dem hieſigen Verein zur Verfügung
für das Polizeihundeweſen und den Schutzhund fördern. Der Vorſtand
iſt zum größten Teil geblieben; ein erweiterter Vorſtaud wurde durch
Schaffung von Vertrauensleuten in der Umgebung gebildet.
r. Babenhauſen, 18. Jan. Der hier wohnhafte und auch in der
Um=
gebung bekannte Uhrmachermeiſter Herr Fritz Kaffenberger, iſt
nach längerem ſchweren Leiden im beinahe vollendeten 38. Lebensjahre=
Dei Sriefkräger komnmt
in den Tagen vom 21. bis 25. Januar
und kaſſiert
bei unſeren Poſtbeziehern den Bezugspreis für
Monat Februar
in Höhe von 2,60 Goldmark ein. Unſere
verehrlichen Poſtbezieher werden gebeten,
damit keine Unterbrechung im Bezuge
ein=
tritt, für ſofortige Einlöſung der Quittung
beſorgt zu ſein. Die Poſt kaſſiert nach den
neueſten Beſtimmungen die Zeitungsgelder
nur noch in Rentenmark, doch ſind
Zah=
lungen in Papiermark ausnahmsweiſe
zuge=
laſſen, wenn ein Bezieher überhaupt nicht,
oder nicht in genügender Menge über
Rentenmark verfügt.
(710go
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.
K.
D. Dieburg, 17. Jan. Der dritte dieswinterliche
Vortrag=
abend, der hieſigen Ortsgruppe des Odenwaldklubs brachte
einen Lichtbildvortrag des Herrn Oberſteuerinſpektors Schmidt über
das Thena „Was wir verloren haben‟. Der Vortragende führte in
Wort und Bild die dem Deutſchen Reich durch den Schandvertrag von
Verſailles entriſſenen Gebiete in Weſt, Nord, Oſt und Süd vor und fand
bei ſeinem warmen vaterländiſchen Empfinden eine ſehr beifällige
Auf=
nahme bei den Hörern. Die Frage, ob der Odenwaldklub, der nach
ſeiner Satzung keine Politik treibt, ſich mit Fragen, wie ſie dieſer letzte
Vortrag aufwarf, befaſſen darf, bejahte auch der Vorſitzende der
Orts=
gruppe, Herr Amtsgerichtsrat Becker, in ſeinen Dank= und
Schluß=
worten, da die Betätigung vaterländiſcher Geſinnung ſich überhaupt
nicht als Politik darſtelle. Herr Bahnvorſteher Landgraf erfreute
durch muſikaliſche Vorträge die Gäſte.
* Erzhauſen, 17. Jan. Die hieſige Zivilkapelle veranſtaltete
am letzten Sonntag einen Volksliederabend unter Mitwirkung des
ge=
ſamten Orcheſters. Die Liedervorträge wurden ausgeführt von einem
dem Drcheſter angehörenden Quartet. Die Lieder wurden mit ſehr
gutem Rhythmus vorgetragen; beſonders hervorzuheben iſt. „Hymne
an die Kunſt” von Mangold und das „Wiegenlied” von Brahms. Mit
großem Beifall wurde die von dem Orcheſter ausgeführte Ouvertite zur
Oper „Zigeunerin” von Balſo und die beiden Cellovorträge
aufgenom=
men. Der Saal war vellbeſetzt, und den Beſuchern war ein kunſtvoller
Abend geboten.
r. Langſtadt, 18. Jan. Hier iſt in mehreren Gehöften die Maul=
und Klauenſenche ausgebrochen, ſo daß laut Verfügung des
Kreisamtes Dieburg, unſer Ort und die Gemarkung Sperrbezirfe bilden.
Offenbach, 18. Jan. Nach vierwöchiger Pauſe traten geſtern die
Stadtverordneten zum erſtenmal im neuen Jahre zuſammen.
Es lag ein Dringlichkeitsantrag der Erwerbsloſen vor, wonach für
Er=
werbsloſe und Kurzarbeiter verlangt wird, daß die Miete auf die Stadt
übernommen wird, Lebensmittel an ſie unentgeltlich abgegeben, Holz
und Kohlen unentgeltlich geliefert, wöchentlich ein Bad im Stadtbad
koſtenlos abgegeben, Wärmehallen errichtet und die Beträge für Eßkarten
an der Unterſtützung nicht abgezogen werden. Die Anträge gingen nach
einſtündiger Ausſprache, die faſt nur von den Kommuniſten und
Sozia=
liſten, die ſich heftig befehdeten, beſtritten wurde, an den Finanz= und
Sozialen Ausſchuß. Die Kommuniſten wandten ſich beſonders dagegen,
daß Arbeitsloſe wöchentlich vier Stunden zur Arbeit heraugezogen
wer=
den. Es ſei nicht recht, daß man dieſe „umſonſt” arbeiten ließe. Von
ſozialdemokratiſcher Seite wurde feſtgeſtellt, daß unter den 26
Arbeits=
loſen die die Arbeit verweigerten, vier Verheiratete und 22
Jugend=
liche geweſen ſeien. Für die Errichtung einer Baracke für Obdachloſe
wurden 6480 Goldmark bewilligt. Die Feſtſetzung der Grund= und
Gewerbeſteuer für die zweite Hälfte des Rechnungsjahres 1923
rief ebenfalls eine ausgedehnte Ausſprache hervor. Die Verſammlung
beſchloß am 20. Dezember, für je 100 Mark Steuerkapital der
Grund=
ſteuer 30 Goldpfennig und für Gewerbeſteuer 8 Goldpfennig zu erheben.
Die Regierung genehmigte für die Grundſteuer nur 20 Pfenuig, und die
Steuerzettel wurden mit dieſem Satze ausgegeben, ohne daß der
Ober=
bürgermeiſter die Verſammlung von der Abänderung verſtändigte. Die
Beträge, die als Gewerbeſteuer angeſetzt ſind, haben unter den
Pflich=
tigen ebenfalls eine gewaltige Erregung hervorgerufen. Sie ſind, auf
ein Jahr gerechnet, dielfach doppelt bis ſogar neunfach ſo hoch als ſie
im letzten Friedensjahre waren. Es wurde von dem Redner der
Deut=
ſchen Vollspartei verlangt, daß die Gewerbeſteuer, die in zwei Zielen
erhoben werden ſoll, in vier Zielen erhoben wird, und daß ſofort die
Gewerbeſteuer im Ausſchuß einer Ueberprüfung unterzogen wird.
Die Verwaltung beſtritt, daß aus beiden Steuern mehr herausgezogen
werde, als man für den Haushalt der Stadt bis 31. März brauche. Die
geſtellten Anträge auf Nachprüfung und Erleichterung in
der Zahlung wurden ſchließlich angenommen. Die Stadt gibt
neuer=
dings ſtädtiſches Gelände nur auf Erbbauvertrag ab. Die Sätze
für das Quadratmeter Gelände wurden auf 4 Goldpfennig für
Woh=
nungsbauten und 10 Pfennig für Induſtriebauten erhöht. Waſſer, Gas
und elektriſcher Strom kann küntig nur mit Zahlungsmitteln bezahlt
werden, die mindeſtens 0.1 Goldpfennig betragen. Von einem
Abneh=
mer waren nämlich 82 Milliarden in ſo kleinen Papierſcheinen bezahlt
worden, daß ein ſtädtiſcher Beamter zwei Stunden daran zu zählen
hatte! Eine Anfrage, ob die Städtiſche Sparkaſſe mit dem Deutſchen
Sparkaſſenverband gegen die Aufwertung ihrer Einlagen aufgetreten ſei,
veranlaßte eine längere Erörterung über die Aufwertung, bei der
Freunde und Gegner davon zu Wort kamen. Von den Deutſchnationalen
ſprach ein Redner für, und einer gegen die Wiedererſtattung des
Goldwertes an die Einleger.
Mainz, 19. Jan. Der falſche Schulrat. In einem hieſigen
Schreibwarengeſchäft erſchien ein unbekannter Herr, der ſich als Schulrat
aus Mainz ausgab und den Beſuch eines Reiſenden in Ausſicht ſtellte,
der Federhalter zum Kaufe anbiete. Der Herr Schulrat empfahl dieſen
Handlungsreiſenden beſonders und gab dem Ladeninhaber auch
gleich=
zeitig die Verſicherung, er würde den Alleinverkauf der Federhalter
fü=
die Mainzer Schulen bekommen, wenn er den Reiſenden berückſichtige.
Durch das Verſprechen des „Schulrat” kaufte der Schreibwarenhändler
von dem ſpäter erſcheinenden Reiſenden 1000 Federhalter, für die er
100 Goldmark zahlte. Nachträglich kamen dem Käufer Bedenken und
er verfolgte den Verkäufer, der den Laden eines Konkurrenten betrat,
woſelbſt der inzwiſchen verſchwundene „Schulrat” das gleiche
Verſpre=
chen gegeben hatte. Nun ſah der Schreibwarenhändler, daß er getäuſcht
worden war und ließ den Verkäufer der Federhalter feſtnehmen.
K. Gießen, 18. Jan. Auf dem Rangierbahnhof ſtießen bei
Block „Bergwald” zwei Güterzüge zuſammen; der eine Zug kam auf der
Umgehungsbahn von Wetzlar her und ſtieß in voller Fahrt auf den
zwei=
ten Zug. Das Fahrperſonal rettete ſich rechtzeitig durch Abfpringen.
Die Maſchine und mehrere Wagen wurden aufeinandergeſchoben, der
Materialſchaden iſt bedeutend.
i. Aus dem Kreiſe Gießen, 18. Jan. Die anhaltende Kälte hat
in der Vogelwelt und beſonders auch unter den Wildbeſtänden erheblichen
Schaden angerichtet. Die Rebhühner kommen bis in die Dörfer, die
Haſen bis in die Hausgärten.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion kelnerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwartlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, köunen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung zuicht begründet werden.
Um ein Lebensjahr.
Das Landesamt für das Bildungsweſen in Heſſen hat beſtimmt,
daß diejenigen Kinder, welche vor dem 1. April 1915 geboren ſind und
in die dritte Klaſſe der Einheitsſchule gehen, in die höheren Schulen
aufgenommen werden können. Den Kindern aber, welche nach dem
31. März 1915 geboren ſind und in dieſelbe Klaſſe gehen, hat man dieſe
Vergünſtigung verſagt. Unter dieſen befinden ſich eine Anzahl
körper=
lich und geiſtig gut entwickelte Kinder, die ſehr wohl dieſelbe
Vergün=
ſtigung verdienten. Die Lehrer empfinden dieſe Entſcheidung der
Schulbehörde, als eine Härte, die Eltern müßten den Verluſt eines
Schuljahres für ihr Kind ertragen und die Kinder ſelbſt empfinden die
Maßnahme der Schule als ungerecht. Das Landesamt für das
Bil=
dungsweſen ſollte auch dieſen Kindern das Recht geben, die Prüfung
für den Eintritt in die höheren Schulen mitzumachen.
— Auf die Bitte an die Städt.
Gaswerksverwal=
tung unter „Eingeſandt” im Darmſtädter Tagblatt vom 13. Januar
d. J. wird mitgeteilt, daß ſchon ſeit Jahren im Hauſe Grafeuſtraße 30
an dem Fenſter im Erdgeſchoß rechts, neben dem Haupteingang, eine
Tafel aufgehängt iſt, an der der ſtündliche Gasverbrauch der einzelnen
Brenner in Litern angegeben iſt. Nachdem jetzt ein einheitlicher
Gas=
preis eingeführt wurde, ſind von jetzt ab auch die Koſten für eine
Brenn=
ſtunde wieder angegeben. Eine gleiche Tafel iſt in der Auskunftsſtelle,
Waldſtraße 6, angebracht. Jede weiter noch erforderliche Auskunft
er=
teilt dort der hierzu beauftragte Beamte bereitwilligſt.
In Nr. 17 wird mitgeteilt, daß die Steuerzettel, über die weit
Gemeinde=, Grund= und Gewerbeſteuer für 1933 ausgetragen
wer=
den. Die Steuer wird nach dieſer Mitteilung in 4 Zielen (je bis
ſpäte=
ſtens 5. Februar, März, April und Mai 1924) erhoben. Der Ausſchlag,
ſo heißt es weiter, beträgt für ein Ziel 5 Goldpfennig für je 100
Mark Grundſteuerwert und 2 Goldpfennig für je 100 Mark Anlage= uud
Betriebskapital einſchließlich Ertragszuſchlag der land= und
forſtwirk=
ſchaftlichen und ſonſtigen Gewerbebetriebe. Soweit man ſich aus dem
Re=
gierungsblatt unterrichten kann, ſind (vgl. Nr. 45 vom 11. Dezember
1923), bisher nur die Grund= und Gewerbeſteuerſätze für die 2. Hälfte
1923 hinſichtlich der Staatsſteuer auf Gold abgeſtellt. In Art. 4 des
Geſetzes vom 29. November 1923 iſt das Miniſterium des Innern
ermäch=
tigt, deſſen Beſtimmrungen ſinngemäß auf die Erhebung der Gründ= und
Gewerbeſteuern in den Gemeinden anzuwenden. Aber dieſes
Mini=
ſterium muß doch die auf Gold geſtellten Gemeindeſteuerſätze erſt
geneh=
migen und bekannt geben, was bisher noch nicht geſchehen iſt.
Leute und folgende Tage"
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H. L. 8., in Tr. Das Landesgeſtüt in Darmſtadt iſt eine ſtaatliche
Anſtalt, die der Landwirtſchaftskammer unterſtellt iſt, nicht aber von
letzterer finanziert wird. Natürlich hat die Negierung bei der Anſtalt
etwas mitzureden, dieſe unterſteht dem Miniſterium des Innern, als
der vorgeſetzten Behörde. Der Staat leiſtet, ſoweit erforderlich,
Zu=
ſchüſſe. Im Uebrigen verweiſen wir auf Kapitel 84 des
Staatsvoran=
ſchlags 1823/24.
H. R. Wenden Sie ſich an das Reichswehrminiſterium.
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im Saale des Reſtaurants Rummelbräu, Rheinſtraße.
Tagesordnung:
Die Rentenfeſtſetzung und der Abbau der Kriegs=
Opfer bei den staatsbehörden.
Referent: Gauleiter Momberger.”
Hierzu ſind alle Kriegsopfer ſowie die Behörden eingeladen.
Der Vorſtand.
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Seite 8.
Familiennachrichten
Darmſtädter Tagblatt, Sonptag, den 20. Januar 1924.
Die Gebart einer
ge-
sunden Tochter
zeigen hochertreut an
Willy Hartmann
und Frau
Darmstadt, Roßdörferstr, 28
(*1732
Johanna Dillmann
Otto Döll
VERLOBTR
Darmstadt, 20. Januar 1924
At
Rosel Wacker
Hugo Jung
Ober-Steuersekretä=
VERLOBTE
Darmstadt
Rhöurtag 35
Remscheid
Rhld.
1543
Todes=Anzeige.
Am 17. Jan., abends 7½ Uhr,
entſchlief ſanft im 72.
Lebens=
jahre nach kurzem ſchweren
Lei=
den unſer lieber Vater,
Schwie=
gervater und Großvater
Peter Gräf.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Frau Gräf nebſt Kindern.
Die Beerdigung findet in
Jugen=
heim Sonntag nachmittag 4 Uhr
vom Portale des Friedhofes
aus ſtatt. (*1658
Dankſagung.
Für die erwieſene Teilnahme beim
Heimgehen meiner unvergeßlichen
Frau, ſowie für die vielen
Blumen=
ſpenden ſagen wir allen herzlichen
Dank. Beſonderen Dank Hrn. Pfarrer
Marx für die Troſtesworte am Grabe
und die tröſtenden Beſuche während
der langen Krankheit, ſowie den
beiden Schweſtern Käthe u. Eliſabeth
der Johannesgemeinde ſür ihre
liebe=
volle, aufopfernde Pflege. (*1735
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Jakob Speyer und Kinder.
Darmſtadt, Blumenthalſtr. 115.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden unſeres
unvergeßlichen Vaters, Bruders und
Großvaters
(*1678
Heinrich Ph. Hahn
Gemeinderechner
ſagen wir allen, insbeſondere Herrn
Pfarrer Von der Au und der
Ge=
meinde Ober=Modau für die
Blumen=
ſpenden unſeren tiefgefühlten Dank.
Im Namen der tleftrauernd. Hinterbliedenen:
Georg R. M. Hahn.
Ober=Modau, den 18. Januar 1924.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe
liebe=
voller Teilnahme an dem uns
be=
troffenen ſchweren Verluſt ſagen
wir unſeren Freunden und
Bekann=
ten herzlichen Dank. Insbeſondere
danken wir noch dem Darmſtädter
Männergeſangverein, für den
er=
hebenden Grabgeſang und den
ehren=
vollen Nachruf und dem
Norddeut=
deutſchen Lloyd für die Ehrung
uuſeres lieben Verſtorbenen.
Darmſtadt, 18. Januar 1924.
Frau Anton Fiſcher
7181 und Familie.
Totenamt am Montag, den 21. ds.,
ſrüh 7 Uhr, in der Eliſabethenkirche.
Dankſagung.
Für die bei dem Hinſcheiden
unſerer lieben Verſtorbenen
bewieſene Teilnahme ſagen wir
auf dieſem Wege herzl. Dank.
Darmſtadt, 19. Jan. 1924.
1675)
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Reich und Ausſand.
Aus der Reichshauptſtadt.
Freitag mittag um 12 Uhr trat der Magiſtrat in
außerordent=
licher Sitzung zu einer Trauerkundgebung aus Anlaß des jähen
Todes des Bürgermeiſters Ritter zuſammen. Der Oberbürgermeiſter
gedachte in warmen Worten des verdienſtvollen öffentlichen Wirkens, das
den Verſſorbenen ſchließlich in das Amt des Bürgermeiſters der Stadt
Berlin geführt habe, und lieh neben dem Schmerz um den entriſſenen
Arbeitsgefährten dem tiefen Dank für ſeine unermüdliche Arbeit für die
Stadt Berlin bewegten Ausdruck.
Der erſte Mordprozeß ohne Geſchworene.
Im großen Schwurgerichtsſaale in Berlin begann — ohne
Ge=
ſchworenen — die Verhandlung gegen die Franziska Schmielevski wegen
Raubmordes. Die Angeklagte eine 30 Jahre alte Frau, macht einen
wenig intelligenten Eindruck. Ihre Geſichtszüge weiſen aber neben
hoch=
gradiger Sinnlichkeit etwas Gewalttätiges auf. Die Angeklagte, die ſich
in hochſchwangerem Zuſtande befindet und, obwohl underheiratet,
Mut=
ter von zwei Kindern iſt, wird beſchuldigt, im Auguſt vorigen Jahres
die Händlerin Bock in der Fürſtenberger Straße 11 erwürgt und daun
ihrer Schmuckſachen beraubt zu haben. — Unter großem Andrange des
Publikums eröffnete Landgerichtsdirektor Jung als Vorſitzender der
Hilfsſtrafkammer die Verhandlung. Rechtsanwalt Dr. Brandt machte
darauf nach dem Zeugenaufruf den Einwand der ſachlichen
Unzuſtändig=
keit der Strafkammer. Der Termin ſei bereits vor dem Schwurgericht
angeſetzt geweſen. Die Verordnung beſage, daß Schwurgerichte nicht
mehr zuſammentreten ſollen. Das könne nach dem
Gerichtsverfaſſungs=
geſetz aber nur bedeuten, daß keine neuen Schwurgerichtsperioden
ein=
berufen werden dürfen. In zweiter Linie bemängelte der Verteidiger
die Rechtsgültigkeit der Verordnung, die den Rahmen des
Ermächti=
gungsgeſetzes weit überſchreite. Weiterhin rügte der Verteidiger, daß
eine Verletzung des Artikels 105 der Reichsverfaſſung vorliege, nach der
niemand ſeinem ordentlichen Richter entzogen werden dürfe. Die
Ver=
ordnung erkenne als ordentliches Gericht nur das Schwurgericht in der
Beſetzung mit drei Nichtern und ſechs Geſchworenen an.
Staatsanwalt=
ſchaftsrat Kailer trat dieſen Ausführungen entgegen und beantragte,
ſie abzuweiſen. Nach langer Beratung kam das Gericht zu einer
Zu=
rückweiſung der drei vom Verteidiger gemachten Einwände. Das Gericht
hielt ſich für zuſtändig. Von einem Sondergericht könne keine Rede
ſein. Durch die Verordnung ſei das Laienelement ausgeſchieden. Es
begann dunn die Vernehmung der Angeklagten. Die Angeklagte
be=
ſtritt, ſich des Naubmorkes ſchuldig gemacht zu haben. Sie will nur die
Tat aus Wut und Eiferſucht begangen haben. Der Vorſitzende machte
die Angeklagte darauf aufmerkſam, daß das Gericht auf Tötung ohne
Ueberlegung und Unterſchlagung nach der Tötung annehmen könne.
Großer Diebſtahls= und Hehler=Prozeß.
Mannheim. Das Schöffengericht hatte ſich am Freitag in
zweieinhalbſtündiger Sitzung mit einem großen Diebſtahls= und
Hehler=
prozeß zu befaſſen. Angeklagt waren 15 Perſonen, von denen vier in
den letzten drei Jahren aus der Güterhalle des Hauptbahuhofes eine
große Menge Bahngüter, die hier in bahnamtlichem Gewahrſam
lager=
ten, entwendet hatten. Die Eheleute Schm. und Schw. brachten die
geſtohlenen Sachen faſt ausnahmslos durch Schenkenlaſſen an ſich. Das
Urteil lautete für die Cheleute Schm. auf je 2 Monate Gefängnis; die
Eheleute Schw. erhielten je 2 Monate, die übrigen Angeklagten erhielten
einer eine an ſich verwirkte Gefängnisſtrafe von 1 Mongt und einer eine
Geldſtrafe von 75 Mk.
Der falſche Prieſter feſtgenommen.
Ludwigshafen. Die Nachricht, daß der falſche Prieſter aus
Mün=
chen in Ludwigshafen verhaftet worden ſei, beſtätigt ſich.
Bekannt=
lich hat er auch in München längere Zeit gewirkt”. An dem nach
München eingeſandten Lichtbild wurde der Mann als der geſuchte
Betrüger erkannt. Er trat in Ludwigshafen als Dr. Gg. Joſeph Kaul
von Bamberg auf und amtierte als Geiſtlicher. Durch die
Ausſchrei=
bungen aus München wurde man auf ihn aufmerkſam und nahm ihn
feſt. Anfangs leugnete er überhaupt in München geweſen zu ſein,
auf Grund vorgefundener Korreſpondenzen überführt, mußte er jedoch
ſeinen Münchener Aufenthalt zugeſtehen.: Der Gauner, deſſen richtige
Perſonalien noch unbekannt ſind, wird nach München gebracht.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924.
Seite 9.
Zugzuſammenſtoß in Dresden.
Dresden. Am Freitag morgen iſt der Perſonenzug 337 bei der
Einfahrt in den Bahnhof Dresden=Friedrichſtadt mit einer
Rangier=
gruppe unbeſetzter Perſonenwagen zuſammengeſtoßen, wobei die
Loko=
motive und ein Wagen beſchädigt wurden. Von den Reiſenden meldeten
ſich 18 als verletzt. Von dem Lokomotiv= und Zugverſonal ſind vier zu
Schaden gekommen.
Kampf mit einem Verbrecher.
Züllichau. Als der Arbeiter Kubaſik in Leimnitz in der Nacht
zum Donnerstag von zwei Landjägern wegen verſchiedener Straftaten
verhaftet werden ſollte, verletzte er laut den Züllichauer Nachrichten den
einen leicht, den anderen ſchwer durch Schüſſe und entfloh. Ein
Land=
jägermeiſter, aus Schwiebus, der den Verbrecher heute früh verhaften
wollte, wurde von dieſem er” z ſſen. Als nunmehr ein Kommando des
Büllichauer Reiterregiments u. 2r Führung des Landrats zur Feſtnahme
des Verbrechers in Leimnitz eintraf, tötete ſich der Verbrecher durch einen
Schuß.
Hartnäckiger Einbrecher.
Hamburg. In der Nacht zum Sonntag verſchafften ſich Einbrecher
durch Herausnahme eines Türdrückers Einlaß in einem am
Stein=
damm belegenen Hauseingang. Dort brachen ſie eine
Bretterverſcha=
lung los und gelaugten von hier aus über eine unbenutzte Treppe in
einen zu einem größeren Konfektionsgeſchäft gehörenden Lagerkeller.
Im Keller bearbeiteten ſie eine eiſerne Tür, die ſchließlich nachgeben
mußte. Ein weiteres Hindernis war eine Gittertür. Nachdem aus
dem Scherengitter das Schloß herausgebrochen war, war der Weg
zum Laden frei. Die Täter wühlten im Keller und in den
Lager=
räumlichkeiten alles durcheinander und ſtahlen Stoffe. Seiden, Herren=
und Damenſtrümpfe, Handſchuhe und anderes mehr im Werte
von über 10000 Goldmark. Einen grünen, blaugeſtreiſten
Wollſchal ließ einer der Täter am Tatort zurück. Die Einbrecher
hatten, damit der Einbruch nicht ſofort entdeckt wurde, den
Bretter=
verſchlag im Treppenhaus wieder hergeſtellt.
Der Eisgang auf der Elbe.
Auf der Unterelbe hat der ſtarke Eisgang in den letzten Tagen zu
Stauungen geführt, die dem Schiffahrtsverkehr beſonders in der Zeit
des Tidenwechſels gefährlich wird. An verſchiedenen Stellen gerieten
Dampfer im Eiſe feſt, die erſt mit dem Einſetzen der Strömung flott
werden konnten. Eisbrecher können nicht Hilfe leiſten, da auch ſie in
Gefahr geraten, feſtgehalten zu werden. Seit vorgeſtern hat erneut
ſtarker Froſt eingeſetzt, der die Schwierigkeiten noch vermehren dürſte.
Im Hafen leiden beſonders die Qugihäfen unter der Eisverſtopfung.
Eisbrecher ſind ununterbrochen bemüht, Fahrrinnen zu ſchaffen.
Zwei Kinder an Maul= und Klauenſeuche erkrankt.
In England wütet die Seuche in erſchreckendem Maße. Im
Diſtrikt von Glasgow wurde die Krankheit auf zwei, acht und zehn
Jahre alte Knaben übertragen. Die Zunge ſchwoll an und war mit
kleinen Geſchwüren bedeckt, ſodaß beide ſchließlich nicht mehr ſprechen
konnten und die Nahrungsaufnahme große Schmerzen verurſachte.
Die Uebertragung auf Menſchen kommt ſelten vor, die Infektion
er=
folgt bekanntlich meiſt durch Genuß von Milch eines erkrankten Tieres,
Rae H He
„Ich bin der Arzt”, ſagte ein gutgekleideter Unbekannter, der
plötzlich vor der Inhaberin einer Wohnung in Hamburg ſtand, als
die Frau zufällig auf den Korridor trat. Da tatſächlich der Beſuch
des Arztes erwartet wurde, führte man den Unbekannten, den man
für einen Vertreter des Hausarztes hielt, ins Zimmer zu der
Patien=
tin. Der falſche Arzt ordnete an, daß die Kranke ihr Gebiß mit
wert=
vollen Platinfaſſungen herausnehme. In dieſem Augenblick erſchien
der richtige Arzt, der keine Ahnung von dem Schwindel hatte und den
Unbekannten für einen Familienangehörigen hielt. Der freche
Ein=
ſchleicher dem ſchließlich doch der Boden unter den Füßen zu heiß
wurde, nutzte eine paſſende Gelegenheit aus und verſchwand unter
einigen Höflichkeitsworten mit dem Gebiß.
Die „Leviathan” vor Neu=York auf Grund.
Der Rieſendampfer „Leviathan” iſt auf ſeiner letzten Amerikareiſe
bei Staten Island feſtgefahren. Dreiundzwanzig Schlepper hatten
ſieben Stunden ununterbrochen zu arbeiten, den 55 000 Tonnen=Koloß
von Nobbins Reef, wo er aufſaß, abzuſchleppen und ihn glücklich nach
Hoboken zu bugſieren. Eine Unterſuchung, ob das Schiff beſchädigt iſt,
konnte noch nicht gemacht werden. Aber es wird, wie die Beamten deu
United States Lines erklären, vier Monate nach Boſton auf Trockendock
gelegt werden. Die Kajütenpaſſagiere des „Leviathau” mußten nach dem
Feſtfahren auf See ausgebootet werden. Es herrſchte größte Aufregung
an Bord, die von der Schiffsbeſatzung nur mit Mühe unterdrückt
wer=
den konnte. Aber auch an Land, wo die Angehörigen und Freunde der
Leviathan=Paſſagiere ſtanden, war die Erregung groß. Man ſah in
der Ferne den Damrfer feſtliegen und wußte nicht recht, was paſſiert
war. Die Erregung wuchs, als man einige Dutzend Schlepper und
Hafenboote mit Volldampf auf den Rieſendampfer zuſteuern ſah. Die
Uebernahme der Paſſagiere erfolgte ohne Schwierigkeit, doch könnten
ſie nur ihr Handgepäck mitnehmen, ihre Koffer mußten an Bord bleiben.
Etwa 1000 Perſonen, die auf dem Pier 45 Stunden ununterbrochen
gewartet hatten, unternahmen, ſobald ſie erfuhreu, daß ihre Freunde
an Bord der Fährboote waren, einen Sturm auf den Anlegeplatz, und
die Polizei konnte nur mit Mühe die Ordnung aufrecht erhalten. Die
Zollbeamten erleichterten den Paſſagieren nach Möglichkeit die Reviſion
des Handgepäcks, damit ſie möglichſt ſchnell unter Dach kamen. Wie der
Unfall entſtanden iſt, konnte noch nicht aufgeklärt werden. Der Lotſe
meint, es ſei Verfügung gekommen, die „Leviathan” trotz des Nebels
einzufahren, was für einen Dampfer dieſer Dimenſionen geradezu eine
Unmöglichkeit iſt.
AGeschlechtsleiden
Blutunterzuchg. Ohne Berufssibrung. Kein Gueeksilber.
Spezialarzt Dr. Hollaender’ss
Ambalatorium Berlin-Hamburg, Frankfurt a. M., Bethmannstr. 56.
Bu e OoMide e
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang nachm. 3 Uhr, Ende 5 Uhr:
Turn= und Feſtſpiele; abends 6½9 Uhr ( 12, d6), Ende 9½ Uhr:
„Die Verſchwvörung des Fiesko zu Genug”. Kleines Haus, Anfang
7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete IIIe): „Der Waſſerträger”. —
Or=
pheum, 734 Uhr abends= „Fräulein Puck” — Volkstheater,
abends 8 Uhr: „Sherlok Holmes”. — Hotel Darmſtädter Hof:
Konzert. — Rummelbräu: Konzert und Tanz. — Union=,
Reſi=
denz, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Hauptſchriſtleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuillinton und Heſiſche Nachr chten: Mar Streeſe
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Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtade.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten
R. 1. G. Krause
VOrNNMMMIOTNNONNO
vollständig löslich, rein, ohne Zusätze, beste Kinder- und Kranken- Mahrung
Erhältlich in allen Feinkost-, Lebensmittel- und Milchgeschäften.
Hergestellt unter laufender Kontrolle des Hygienischen Instituts des Staates Hamburg und ständig überwacht vom Nahrungsmittel-
(IV.680
Untersuchungsamt der Stadt Frankfurt und vom Laboratorium der Rohstofftrocknungs-Gesellschaft.
Engros-Lager u. Vertrieb: Georg Fr. Diehl, Darmstadt, Heinrichstr. 93. Tel. 2471.
[ ← ][ ][ → ]Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924.
Nummer 20.
Motto: „Der größte Schuft im ganzen Land,
das iſt und bleibt der Oenunziant”.
„Der getroffene Hund bellt”,
Zwei ſehr wahre deutſche Sprichworte, die nicht nur in Fabeln, ſondern auch im täglichen Leben
oft verblüffend klar illuſtriert werden. Dies beſonders, wenn der Konkurrenzneid ſich zu Unwahrheiten
hin=
reißen läßt, die ſich im Augenblick der Behauptung ſchon als bewußte Lüge dokumentieren. Einige Beiſpiele,
worüber Zeugen und Zeugen=Material zur Verfügung ſtehen:
Man ſchreibt: „Wir zahlen jeden überzahlten Betrag zurück, wenn es ſich herausſtellen ſollte, daß
Sie ein Paar Stiefel anderweitig billiger gekauft hätten”.
1. Ein Paar Damen=Halbſchuhe koſten dort Mf. 13.50, bei uns
Mk. 9.50, das entſpricht einer Preis=Differenz von 44 Prozent,
alſo faſt die Hälfte mehr.
2. Ein Paar Herren=Stiefel koſten dort Mk. 19.50, bei uns
Mf. 9.50, das entſpricht einer Preis=Oifferenz von über 4100 Prozent,
alſo mehr als das Doppelte.
3. Ein Paar Damen=Hausſchuhe mit Beſatz und Fleck koſten dort
Mk. 7.50, bei uns mit Abſatz und in nachweislich bedeutend beſſerer
Qualität Mf. 5.—, das entſpricht einer Preis=Differenz. von
50 Prozent, und bei Berückſichtigung des Qualitäts=Unterſchieds von
(a. 80 Prozent, alſo um Oreiviertel mehr.
Wir werden gegebenenfalls noch mehr Beiſpiele anführen und beionen dabei ausdrücklich, daß es ſich im
Falle 1 und 2 um dieſelben Fabrikate und die gleichen Artikel handelt. Im Falle 2. wurden zwar nach
Reklamation Mk. 3.— zurückvergütet. Das dürfte jedoch von jedem recht denkenden Menſchen nicht als
Entlaſtungs=, ſondern als Belaſtungs=Moment angeſehen werden.
Wir beionten in einer unſerer letzten Anzeigen:
„Reklame muß wahr ſein”
Und immer wieder kommen Beweiſe auf Beweiſe,
daß wir die billigſten, daß wir konkurrenzlos ſind.
Überzeugen Sie ſich und urteilen Sie ſelbſt!
ſten Inſeraten???“
„Wer betört das
Laagorträu Einantart
Darmſtadt
G. m. b. H.
Ludwigsplatz 2.
Frankfurt a. M., Gewerkſchaftshaus, Gießen, Seltersweg 31, Wiesbaden, Schützenhofſtraße 3.
Krr3
ungtttntt unr ſagenſelnnt!
20. Januar 1924
Darmſtädter Tagblatt
Deutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
XyIII.
Felicitas Roſe.
Im allgemeinen erweckt eine ſehr reiche Produktion bei
ern=
ſten Leſern ein gewiſſes Vorurteil. Lieſt man die ſtattliche Zahl
Uan urs weim Seſen ſnell ſch eooch des Geſthl angenehmer
Ueberraſchung ein. Sind viele der im Deutſchen Verlagshaus
Bong u. Co., Berlin, erſchienenen Arbeiten auch gute
Unterhal=
tungslektüre, ſo ſchaut uns dagegen aus einzelnen Bänden das
ſinnende Dichterauge an, das Menſchen und Dingen ſein eigenes
Leben verleiht. Das gilt von dem Buch „Der Heideſchulmeiſter
Uwe Karſten”, ganz beſonders aber von „Der graue Alltag
und ſein Licht”, das ſich nur mit Agnes Günthers „Die
Hei=
lige und ihr Narr” vergleichen läßt, aber nichts weniger als
eine Nachahmung iſt. Nur die wundervolle Wald= und
Märchen=
ſtimmung iſt beiden Büichern gemeinſam. Die weibliche
Haupt=
figur Brigitte Freiin v. Lage gehört zu jenen ſeltenen
Edel=
naturen, die überall, wo ſie ihre Wirkſamkeit üben, Licht und
Sitte verbreiten. Die Philanthropin großzügigen Stils vereint
ſich in ihr mit der Opferfreudigkeit des liebenden Weibes, das
ein letztes Glück in ein Mannesdaſein trägt, das ſich ſchon ſelbſt
aufgegelen hatte. „In unſerer Familie iſt ſeit Generationen
ein Suchen nach Licht geweſen, ein Hunger nach Freuden und
Sonntagen, und ein Durſt nach Arbeit, Pflichterfüllung und
ſchöner Ruhe.” Mit dieſem Leitmotiv hebt die Handlung an,
die ſich nicht im modernen Autotempo, ſondern in echt epiſcher
Schilderung fortbewegt. In unſerer Oede wirken ſolche Bücher
erfriſchend und auch anregend, denn ſie führen, ohne jede
Teg=
denz, dem beſinnlichen Leſer zum Bewußtſein, daß Fürſorge und
Nächſtenliebe in der Hauptſache immer das Werk Einzelner
blei=
ben werden, die ihr Herz in die verwickelten Aufgaben
hinein=
tragen, daß unmöglich der Staat allein damit belaſtet
wer=
den kann. Alle Wärme müßte aus der Welt verſchwinden, ſobald
die private Liebestätigkeit ausgeſchaltet würde.
Irmgard Spangenberg.
Sie gehört zu denen, die im Begriff ſtehen, ſich einen Nammn
in der Schriftwelt zu erobern, nicht mit irgend einem
ſenſatio=
nellen Anlauf, ſondern in ſolid aufbauender Arbeit. Bücher wie:
„Peter Quiddes Weg zum Licht” (J. Steinkopf,
Stutt=
gart) hat man nicht ausgeleſen, wenn man es durchgeleſen hat.
Dieſer Roman aus dem Leben der wandernden Leute, der
Jahr=
marktsſchrubudenbeſitzer, wie wir ſie von Kirmeſſen und
Jahr=
märkten her kennen, gibt im Rahmen eines Einzelſchickſals
gleich=
zeitig ein Kulturbild. Es liegt uns Deutſchen leider im Blut,
bei einer epiſchen Erzählung, die in liebevoller Kleinmalerei das
Leben des Helden von der Wiege bis zur Bahre verfolgt,
aus=
zurufen: Dickens. Als, ob wir nicht unſere eigenen
Auf=
faſſungsmöglichkeiten und Ausdrucksfähigkeiten beſäßen!
Irm=
gard Spangenberg jedenfalls hat beides. Was ſie gibt, iſt
deut=
ſches Leben und Fühlen. Und bei aller guten epiſchen
Gemäch=
lichkeit vermeidet ſie die Breite und Umſtändiſchleit des
Eng=
länders.
Peter Quidde, der mit Willenskraft aus der Welt eines
Wachsfigurenkabinetts, an welches ſich, trotz allem, ſeine ſchönſten
Kindheitserinnerungen klammern, einer ſoliden bürgerlichen
Sphäre zuſtrebt, erreicht beinahe ſein Ziel, als ihn das in ſeiner
Familie haftende Erbübel, die Schwindſucht, aus der Ringbahn
wirft: „Das, was einem unüberwindlich ſcheint, zerfliegt wie
Seifenblaſen, aber das, womit man gar nicht rechnet, das wächſt
urplötzlich zu einem rieſenhaften Gebirge an und zermalmt einen,
gerade wenn man’s am wenigſten erwartet.‟ Der heimatloſe
Gaukler ringt ſich, angeſichts des Hafens, in den ſein
Lebens=
ſchifflein nicht mehr einlaufen kann, zu einer edlen, religiöſen
Entſagungsſtimmung durch, ſeine letzten Tage noch erfüllend mit
Fürſorgegedanken für andere.
Würdig reiht ſich Irmgard Spangenbergs Peter Quidde der
Gattung jener Jünglingsgeſtalten an, die Gott ſuchen, ohne dabei
die Welt aus den Augen zu verlieren. Der Einzelne kann
ſter=
ken, aber das deutſche Volk, in deſſen Jugend noch Peter Quiddes
atmen, wird aufrecht bleiben.
El=Correi.
An der Grenze zwiſchen romaniſcher und germaniſcher
Kul=
tur, am Gardaſee, hatte Ella Thomaß (El=Correi) ihr
Dichterheim aufgeſchlagen. Der Sturm des Weltkrieges fuhr
früh in ihre Träume und in ihren Glauben an
Völkerverbrüde=
jung. Sie ſah die italieniſche Volksſeele in ihrem „unheiligen”
Egoismus, und ſcheut ſich auch nicht, dieſe ſchmerzliche Erkenntnis
in Skizze wie Roman zum Ausdruck zu bringen. Der
Kauf=
mannsroman „Das Haus Moletti=Haupt” der uns
nach Genua führt, vor Ausbruch des Krieges, taſtet an die oft
unüberbrückbaren Raſſengegenſätze. An pſychologiſchen
Proble=
men verſucht El=Correi ſich mit Vorliebe. So in ihrem
jüngſten Opus „Das geſtohlene Geſicht‟ Ein auf
roman=
tiſche Erlebniſſe und auch ein wenig Senſation eingeſtelltes
Geſchöpf. „Tiſſa Beownſov”, verliebt ſich in einem internatio=
Der Feinſchmecker.
Skizze von Paul Bliß.
Alle Herren von der Tafelrunde wußten, daß Herr
Walde=
mar ein Geizhals war, aber trotzdem hatte ihn jeder gern: er
war ein guter Geſellſchafter kannte eine Unmenge luſtiger
Ge=
ſchichten, er war ein trinkfeſter Mann, der inniges Verſtändnis
hatte für einen guten Tropfen, und er nahm es auch nicht übel,
wenn man ſich einmal einen kleinen Scherz mit ihm erlaubte;
eine empfindliche Stelle nur hatte er, und dies war ſein
Geld=
beutel; wenn ihn jemand anborgen wollte, oder wenn ein
Neu=
ling am Stammtiſch wagte, ihm etwas im Spiel abzugewinnen,
oder wenn man ihn gar drängte, eine gute Flaſche zu
ſpendie=
ren, dann konnte der ſonſt ſo gemütliche Mann recht ungemütlich
werden.
Herr Waldemar war Junggeſelle. Er lebte in guten
Ver=
hältniſſen, hatte eine nette Rente und Penſion außerdem, er
krauchte alſo nicht ſo zu geizen; er litt aber an der fixen Idee,
daß er einmal ſein Vermögen verlieren könne, und um dann
nicht hungern zu müſſen, ſpare und knauſere er.
Seine Wirtſchafterin, Frau Krauſe, hatte es herzlich ſchwer
bei ihm: er machte immerhin Anſprüche, hatte eine verwöhnte
Zuuge und liebte die Behaglichkeit, trotzdem aber bemaß er das
Wirtſchaftsgeld ſo knapp, daß die gute Frau in dieſer teuren Zeit
oft nicht wußte, wie ſie alle ſeine Wünſche erfüllen ſollte.
Dieſer Herr Waldemar wurde nun fünfzig Jahre.
Und um dieſes Feſt zu feiern, kamen ſämtliche
Stammtiſch=
genoſſen auf einen kurioſen Einfall.
Sie luden ſich alle bei Herrn Walbemar ein. Da aber dem
Geburtstagskind dadurch keine Koſten eutſtehen durften, ſo
brachte jeder Stammgaſt Eß= und Trintbares mit. Am
Vor=
mittag kamen ſie, gratulierten, luden ihre leckeren Geſchenke ab,
ſehen habe?” „Ja, gewiß.” „Und daß ich darauf riet, den
Ver=
fertiger dieſer Zeichnungen Maler werden zu laſſen?” „Ja, das
taten Sie.” „Dann,” ſagte der alte Meiſter, „muß ich mich vor
mir ſelbſt ſchämen, daß ich ſo dumm war.”
Ck.
nalen Kurort in die blendende Erſcheinung des Geſellſchafters
eines kranken, vom Weltſchmerz gefolteren Fürſten Porphyrio,
den ſie für den Fürſten ſelbſt hielt. Heinrich Lenn — ſo
heißt die männliche Hauptfigur des ſoeben bei Mar Seyfert
(Dresden) erſchienenen Romans — läßt das geliebte Mädchen
in dem Glauben, was zu allerhand, bis an die Kataſtrophe
gren=
zenden Verwickelungen führt. Schließlich läutern ſich beide,
Mann wie Frau, und gelangen dahin, eine ſchlichte Wirklichleit
dem trügeriſchen Schein vorzuziehen. An einigen Stellen hätte
die Verfaſſerin etwas tiefer greifen können, unbeſchadet der
äußeren Spannung. Ich konnte beim Leſen den Eindruck nicht
ganz los werden, als habe ſich El=Correi durch die Kinotechnik
beeinfluſſen laſſen, was ja heute häufig vorkommt. Sicher gäbe
„Das geſtohlene Geſicht” ein packendes Filmſchauſpiel!
*Die Letzten werden die Erſten...
Es hat einmal in einer heſſiſchen Schule eine berühmte „letzte
Bank” gegeben, die ſchlechte Schüler drückten, die nachher
ſämt=
lich hochberühmte Männer wurden. Darunter waren der große
Chemiker Juſtus von Liebig und der bekannte
Natur=
wiſſenſchaftler Karl Vogt. Daß die guten Schüler nicht immer
die tüchtigen Menſchen im Leben ſind, und daß ſich auch hier
das Bibelwort bewahrheitet, daß die Letzten die Erſten werden,
iſt ja allgemein bekannt. Gar viele große Männer ſind in ihrer
Jugend Taugenichtſe oder Träumer, die ſich für die
Anforderun=
gen des Unterrichts am wenigſten eignen; erſt allmählich erfaßt
ihre Begabung das für ſie paſſende Gebiet und entfaltet, ſich
dann zu ungeahntem Höhenflug. In einer engliſchen Zeitſchrift
werden eine große Anzahl von Beiſpielen ſolcher ſchlechter
Schü=
ler angeführt, die dann im Leben ihre ſo viel tüchtigeren
Schul=
kameraden weit hinter ſich zurücklaſſen. Der Begründer des
eng=
liſchen Reiches in Indien, Robert Clive, bildete die Verzweiflung
ſeiner Lehrer. Jede Anſtalt, die er beſuchte — und er verſuchte
auf 4 Schulen ſein Glück — wies ihn wegen ſeiner ſchlechten
Lei=
ſtungen fort. Schließlich ſchickte ihn ſein Vater, weil er mit dem
Dummkopf” nichts anzufangen wußte, nach Indien, und in
die=
ſem Milieu entfaltete nun der junge Mann raſch ſein Genie.
Auch Nelſon, der Abgott der engliſchen Geſchichte, galt auf der
Schule für höchſt unbegabt, und von Napoleon wird berichtet,
daß ſeine Leiſtungen auf der Militärakademie weit hinter denen
ſeiner Kameraden zurückſtanden. Der große Gegner des Korſen,
der Herzog von Wellington, zierte in der Schule die letzte Bank.
und von dem anderen Ueberwinder Napoleons, von Blücher,
wiſſen wir, daß er es nie ſo weit gebracht hat, einen
orthographi=
ſchen Brief zu ſchreiben. Andere bedeutende Heerführer, ſo die
beiden Oberbefehlshaber der feindlichen Armee im amerikaniſchen
Bürgerkrieg, General Grand und Stonewall Jackſon,
entwickel=
ten ſich als Knaben überaus laugſam und kamen auf der Schule
nicht fort. Das gleiche gilt von dem großen Naturforſcher Fſaak
Newton, der auf der Schule nicht weiterkam und die letzte Bank
geradezu als den für ihn reſervierten Platz betrachtete. Carlyle
erzählt, daß in derſelben Klaſſe des Edinbourger Gymnaſiums
zwei Jungen ſaßen, von denen der eine die Zierde der Schule
war und ſtets als Erſter verſetzt wurde, der andere aber immer
ſitzen blieb und die Verzweiflung ſeiner Lehrer bildete. Der
Muſterſchüler wurde ein einfacher Mr. John Hunter, von dem
die Geſchichte nichts weiter zu berichten weiß; aus dem
Dumm=
kopf und Faulpelz wurde — der große Dichter Walter Scott.
Carlyle ſügt die Bemerkung hinzu, daß ja auch unter allen
Pflau=
zen am raſcheſten und beſten ſich — der Kohl entwickelt. Von
Darwin ſagt ſein Vater: „Der Beugel hat nichts anderes im
Kopf als Schießen, Hunde und Ratten fangen. Er wird noch
eiumal die Schande der ganzen Familie bilden,” und dieſer „
un=
geratene Sohn” wurde nicht nur zu einem der größten Gelehrten,
ſondern auch zu einem vorbildlich edlen Menſchen, der ſein
Ehrengrab in der Weſtminſter Abtei wie wenige andere verdient
hat. Daß Dichter ſehr ſchlechte Schüler waren, iſt auch eine
häu=
fige Tatſache. Es ſei nur an Heinrich v. Kleiſt erinnert, und an
Gottfried Keller, der von der Schule gejagt wurde und die
Tra=
gödie ſeiner Schulzeit im „Grünen Heinrich” ſo wundervoll
dar=
geſtellt hat. Die Verzweiflung aller ſeiner Lehrer bildete auch
Oliver Goldſmith, der Schöpfer des unſterblichen „Vikars von
Wakerfeld” In dem Sohn des edlen Geiſtlichen, dem kleigen
Moſes, der lauter Dummheiten macht, hat ſich der Dichter ſelbſt
geſchildert. Der berühmte engliſche Maler W. P. Frith erzählt
in ſeiner Selbſtbiographie, als er ein halbwüchſiger Junge war
und in der Schule gar nicht fortkommen wollte, habe ſein Vater
einige ſeiner Zeichnungen einem bekannten Maler gezeigt, und
dieſer habe geraten, den Knaben Maler werden zu laſſen. Viele
Jahre ſpäter, als Frith ſchon berühmt war, begegnete er dieſem
Künſtler und erinnerte ihn daran, daß er ihm eigentlich ſein
Glück verdanke. Der anderde bat, ihm die Zeichnungen doch noch
einmal zu zeigen. Er fah ſie lange an und meinte dann: „Wollen
Sie mir wirklich einreden, daß ich dieſe Sachen ſchon einmal ge=
und om Abend wollten ſie dann das Feſt feiern und alles Eß=
und Trinkbare vertilgen.
Herr Waldemar freute ſich herzlich über den guten Einfall
ſeiner Zechgenoſſen, und mit ſchhunzelndem Lächeln nahm er
all die appetitlichen Herrlichkeiten in Empfang.
Als aber die Gratulanten wieder fort, waren und Herr
Waldemar mit all den Leckeruiſſen nun allein war, da ſah er voll
Wehmut auf all die Schüſſeln und Teller und Flaſchen, und es
ward dem guten Herrn ganz ſchwül, wenn er an all die Genüſſe
dachte, die ſeine lieben Freunde ihm bereiten wollten.
Plötzlich aber kam ein anderer Gedanke in ihm hoch — all dieſe
Herrlichkeiten hatten ſie ja gar nicht ihm geſchenkt, nein, damit
hatten ſie ſich ja nur ſelber beſchenkt, denn heute abend wollten
ſie ja alles wieder verzehren.
Ein Groll überkam ihn.
und dann plötzlich ein neuer Gedanke.
Wie, wenn er die Herrlichkeiten einfach nicht wieder
heraus=
geben würde?. Man hatte ſie ihm doch geſchenkt!
Ordentlich angeregt wurde er darüber, einen ſo guten
Ge=
danken gehabt zu haben. Erregt rieb er ſich ſchmunzelnd die
Hände und ſah liebkoſend zu den Leckerbiſſen, indem er dachte:
Ja, nun werde ich euch in aller Gemächlichkeit verſpeiſen und
ver=
trinken! Dann rief er ſeine Wirtſchafterin herein, gab Auftrag,
all die ſchönen Sachen gut zu verwahren, und nur eine Flaſche
nahm er mit ſich in ſein Zimmer, und mit dieſer edlen
Rhein=
länderin feierte er nun in aller Stille ſeinen Geburtstag.
Als dann abends die Stammtiſchfreunde mit hungrigen
Magen und durſtigen Kehlen komen, mußten ſie enttäuſcht
wie=
der von dannen ziehen, denn der gute Waldemar lag im Bett=
und bat vielmals um Entſchuldigung, daß das Feſtmahl nicht
ſtattfinden könne, weil er gegen Abend einen Anfall ſeines alten
Leidens gehabt habe.
Abend aus der
So rettete ſich der Beinſt
heiflen Situation.
688888: Wiſſenſchaft und Technit !
T. Torfverwendung für Elektrizitätswerke in Dänemark.
Ein von den Leitern der däniſchen Elektrizitätswerke eingeſetzter
Ausſchuß berichtet nach „Waſſer und Gas”: 1. Es hat bei den
zurzeit gültigen Arbeitslöhnen den Anſchein, als ob der Torf
eines normalen Moores bei Verbrauch desſelben in einem bei
dieſem erſtellten Elektrizitätswerk im Dampfturbinenbetrieb mit
Kohlen mittelguter Qualität konkurrenzfähig iſt ſelbſt wenn der
Kohlenpreis etwa 25 Kr. je Tonne beträgt und die Kohle in der
Nähe des Werbes gewonnen wird. Gasmaſchinen, mit Torf von
vormalem Moor betrieben, ergaben höhere Herſtellungskoſten
als Dampfturbinen; auch iſt der Betrieb mit Gasgeneratoren
unſicherer als bei Dampfbetrieb. Nur bei einer ſehr großen
Ausnutzung des Werkes iſt die Stromerzeugung durch
Gas=
maſchinen ewas günſtiger oder gleich der Erzeugung durch die
Dampfturbinen. 2. Die techniſchen Schwierigkeiten bei der
Keſſel=
feuerung mit Torf können jetzt im weſentlichen als
überwun=
den gelten. Dagegen kann ein endgültiges Urteil über die
Preis=
frage, Einfluß der Witterungs= und Arbeitsverhältniſſe bei der
Errichtung eines reinen Verſuchswerkes nicht gefällt werden;
hierzu iſt nur ein dauernd im praktiſchen Betriebe befindliches
Werk in der Lage. 3. Ein mit Torf zu betreibendes
Elektrizitäts=
werk darf nur auf einer Stelle errichtet werden, wo Moor zur
Verfügung ſteht und normale Möglichkeiten für die Ausnutzung
der Elektrizität in nicht zu großer Entfernung vorhanden ſind.
4. Bei der Wichtigkeit der Frage der Torfverwendung für
Elek=
trizitätswerke wird behördliche Unterſtützung verlangt, wenn von
privater oder ſonſtiger Seite die Erſtellung eines Torfkraftwerkes
beabſichtigt wird.
Der Naturfreund
L. Wildſtand und Wolfshunde. Wir entnehmen Schweizer
Blättern: Daß ein ab der Hand gegangener Wolfshund eine
Beſtie ſchlimmſter Sorte iſt und unter dem Wildſtand mehr
Schaden anrichten kann, als zehn menſchliche Frevler, beſtreitet
niemand, der ſein Gebaren kennt. In Jagdzeitſchriften wird es
deshalb verlangt, daß der Abſchuß eines wildernden
Wolfs=
hundes den Jagdpolizeiorganen freigegeben oder gar, daß für
den Abſchuß Prämien bezahlt werden. Der Fall von Aeſch,
Baſelland, wo zwei Wolfshunde einen im Walde Holz
ſammeln=
den Knaben anfielen und ſo zerfleiſchten, daß er ſtarb, beweiſt,
daß dieſe Hundeart auch Menſchen gegenüber, als eigentliche
Raubtiere auftreten. Um ſo ſchärfer muß ihnen zu Leibe
ge=
rückt werden. Vom Jagdgebrauch ſind ſie ausgeſchloſſen. Einem
wildernden Wokfshund wird ſelten ein Reh entkommen, das er
verfolgt; die Rehlitzen ſind ohnehin verloren; eine trächtige
Rehgeiß wird mitſamt dem Kitz zu Tode gehetzt; ganze
Haſen=
ſätze werden in einigen Schnäppen erledigt.
* Die Folgen des Regenjahres. Merkwürdige
Naturerſchei=
nungen erleben wir heute. 1923 war ein richtiges „Regenjahr!”
Ein ſolches ſchiebt ſich gelegentlich charakteriſtiſch ein in die Reihe
moderner trockener und heißer Sommer. Der bekannte Forſcher
(Ornithologe) Wilhelm Schuſter v Forſtner teilt merkwürdige
Folgen der Näſſeperiode im Tierreich mit: viele tote Fink= und
Amſeljunge in den Neſtern (kaltfeuchte Witterung,
Inſektenman=
gel) verhungerte Turmſchwalben in den Schlupfwinkeln der
Dächer (Inſektenmangel), Brüten der Wildenten in alten Raben=
und Raubvogelneſtern (wegen Feuchtigkeit am Erdboden),
Tag=
flug hungriger Fledermäuſe in Kreuzgängen alter Kloſterbauten,
Blutſaugen einer Hufeiſennaſe am Reh, tote Eulenbruten
(Mäuſemangel), Beutezüge des großen und kleinen Wieſels auf
Bäumen zum Plündern von Vogelneſtern (wegen
Mäuſeman=
gels), auffallend wenig Eidechſen, Mäuſe, Inſekten. Im
Pflan=
zenreich: Fingerhüte und Glockenblumen beugen die Glocken
ab=
wärts, ſchließen ſie dann völlig wegen aufſteigender Erdnebel,
die ſtahlblaue Holzbiene bohrt Löcher in die Blütenkammer.
Die=
ſen merkwürdigen Erſcheinungen treten andere hochintereſſante
gegenüber, die derſelbe Forſcher in heißen Sommern. feſtgeſtellt
hat, worauf er ſeine Lehre heute wiederkehrender
tertärzeitähn=
licher Lebensperiode gründet: Geburt des Rehjungen vor ſtatt
nach dem Winter (ſogenannte Novemberlitze, alſo kein
monate=
langes Ruhen des Embryos), Umwandlung vieler Zugvögel in
Standvögel, ſechzig bis ſiebzig Arten, Vorrücken von zirka
hun=
dert Tierarten von Süden nach Norden und ebenſo viele Arten
von Oſten nach Weſten, die einſt durch die Eiszeit nach Süden
oder Oſten abgedrückt worden waren. Seltſame Beobachtungen
im Regenjahr 1923 zwecks Ausbau der Schuſterſchen Lehre, wie
ſie der genannte Forſcher in dem Werk „Die Vögel
Mitteleuro=
pas” niederegelgt hat, möge man an Pfarrer a. D. Wilhelm
Schuſter v. Forſtner, Zimmersrode, Bezirk Kaſſel, mitteilen.
Die Stammtiſchfreunde machten zwar lange Geſichter, hatten
aber Mitleid, wünſchten ihm „gute Beſſerung” und zogen ab.
Herr Waldemar lachte ſich ins Fäuſtchen über ſeinen gut
gelungenen Plan, dann ſtand er auf, ſchlüpfte in ſeine bequemen
Hauskleider und ließ ſich einige der koſtbaren Speiſen auftragen.
So verging der erſte Abend ſeines neuen Jahres.
Als er ſich aber am zweiten, dritten, vierten und fünften
Akend in ſeiner Srammkneipe auch nicht ſehen ließ, wurden ſeine
Freunde beſorgt und erkundigten ſich um ſein Befinden.
Diesmal ließ ſich Herr Waldemar gar nicht ſehen, ſondern
Frau Krauſe gab den Beſcheid, daß „ihr Herr” vor acht Tagen
wohl kaum ans Ausgehen denken könne.
Und als auch dieſe Woche zu Ende war, da erſt hörten die
heimlichen Schwelgereien des alten Epikuräers auf, denn nun
war alles aufgegeſſen und ausgetrunken. Jetzt konnte er getroſt
wieder ſeinen Stammtiſch aufſuchen.
Die Zechgenoſſen erkundigten ſich teilnahmsvoll nach ſeinem
Befinden.
Lächelnd dankte er: „O. jetzt geht es wieder recht gut.”
„Sie ſehen auch gar nicht mehr angegriffen aus,” meinte
ein Gaſt.
„Das will ich meinen,” platzte er nun lachend los, wenn
man ſo gut gepflegt wird, wie mir das zuteil geworden iſt!“
Fragend richteten ſich alle Blicke auf ihn, denn niemand ahnte
noch den wahren Sachverhalt.
Und da konnte er nicht mehr länger an ſich halten.
Schmun=
zelnd gab er ſein Schelmenſtück zum beſten.
Sprachlos ſtarrten alle ihn an. Das hatte ihm keiner
zu=
getraut.
Aber ſie hatten Humör genug, ihm dieſen Streich nicht übel
zu nehmen; ſie bewunderten ſogar noch den „genialen” Einfall.
So nahm dieſe kleine Komödie des Herrn Waldemar ein
heiteres Ende, nur einen Nachteil brachte ſie ihm: niemals lud
man ſich wieder bei ihm ein, und niemals ward ihm wieder eine
Spende zuteil.
Nummer 3
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Jahrgana 1924
* Toilettengeheimniſſe in alter Zeit.
Die Schönheit macht die gute Toilette entbehrlich,
aber die Toilette nie die Schönheit.
Dieſe Wahrheit, wenn auch früher nicht betont, iſt doch zu
allen Zeiten der erſte Maßſtab für die Frauen geweſen, wenn es
galt, ihre Schönheit zu pflegen. Schon in der Bibel finden wir
die Pflege des weiblichen Körpers zu dem Zwecke gefordert, ſeine
reizvolle Schönheit zu heben. Iſobel wuſch ſich mit ſchäumigem
Waſſer” und ſchwärzte zur Hebung des Feuers ihrer blitzenden
Augenſterne ihre Augenbrauen. Jeremias ſpricht von „
glühen=
den Schminken” und „feinen Seifen” der Frauen, ein Beweis,
daß die Frauen ſeiner Zeit ſich derſelben zur erwünſchten Ver= ihres Aeußeren ſtändig bedienten. Auch die Frauen
des alten Aegyptens und Kleinaſiens wendeten
Schönheits=
wäſſer und Schminken in vielfacher Weiſe zur Pflege der Haut
an, und von der griechiſchen Phryne wird erzählt, daß ſie
ein=
mal den Beweis ihrer natürlichen zarten Hautfarbe dadurch
erbrachte, daß ſie ſich bei einem Gaſtmahl öffentlich ihr Geſicht
wuſch. Bei den Frauen des alten Roms nahm die
Schönheits=
pflege einen großen Teil des Tages voll in Anſpruch. Für die
Pflege eines jeden Körperteiles beſaßen ſie beſondere
Skla=
binnen, die ſei eigenhändig „braun” und „blau” ſchlugen, wenn
ſie ſich irgendwie ungeſchickt zeigten, und Schönheits=
Ratgebe=
rinnen ſuchten einander bei den ſchönen Römerinnen durch
Empfehlung beſonders wirkſamer Schönheitsmittel den Rang
abzulaufen. Neben Salben, Oelen, wohlriechenden Eſſenzen und
parfümierten Bädern ſpielte vor allem warme Eſelsmilch als
Schönheitsmittel eine erſte Rolle, und ein Teig aus ſolcher und
geweichten Brotkrumen galt als das beſte Vorbeugungsmittel
gegen jede Art Runzeln. Vor dem Schlafengehen ließen ſie ſich
Geſicht, Hals und Arme damit bedecken und am Morgen wurde
dieſer Hautbelag mit warmer Eſelsmilch wieder abgelöſt. Poppäa
Sabina beſaß der Sage nach 300 Büchschen, Fläſchchen und
Doſen mit den verſchiedenſten Fetten, Oelen, Eſſenzen und
Schminken, die zum Teil aus pulveriſiertem Krokodilsmiſt, dem
Schmutz attiſcher Schafe, dem Laich beſonderer Fiſche und dem
Blut verſchiedener Inſekten beſtanden. Auch milde Seifen und
Mixturen zum Reinigen, Einreiben und Oelen der Haut ſpielten
eine wichtige Rolle, und zum Beſeitigen der Runzeln und
Fal=
ten der letzteren dienten verſchönernde Paſten in verſchiedenen
Farben, die ſowohl gelblich=graue, wie auch fahle Hautfarbe
gleichzeitig bedeckten und bei beſonders ſorgſamer Anwendung
einem eingefallenen Geſicht ſogar eine „liebliche Rundung” zu
verleihen vermochten. Freilich, viel Mimik durften die damit
behandelten Schönen nicht zeigen, wenn die Paſte ihrer Haut
nicht Sprünge erhalten und ihr Vorhandenſein verraten ſollten.
Orangeblütenwaſſer und Mandelöl, Maſtix und feiner
Mais=
puder zuſammen verrührt und nach ſtreng geheim gehaltenem
Rezept zu verſchiedenen Zeiten, namentlich bei zunehmendem
Monde, dem Geſicht mit weichem Schminkballen aufgelegt, galt
als ein Verſchönerungsmittel der Haut, das ſelbſt „Alte wieder
jung” zu machen vermochte. Die „Altweibermühle”, von der die
Sage geht, daß ſelbſt „alte Weiblein” dermaßen ſich veränderten,
daß ſie als ein roſig jung Mägdelein aus ihr hervorgingen,
ſoll mit dieſem Mittel ihre beſten Erfolge erzielt haben. Doch
nicht nur Geſicht und Hals, ſondern auch Haar, Zähne und
Hände wurden in gleich ſorgſamer Weiſe gepflegt, um ihre
Schönheit zu heben. Als die Römerinnen der gefangenen
Ger=
maninnen mit ihrem üppigen goldblonden Haar anſichtig
wur=
den, da ruhten ſie nicht, bis ſie durch Beizen ihr dunkles Haar
in gold= oder rotblondes verwandelt hatten und ihr von der
Natur etwas ſtraffes Haar wie das der ſchönen Feindinnen in
„weichen Wellen gekräuſelt über den Rücken fließen ſahen. Ob
fie für die Zähne ſchon einen gleichwertigen Erſatz kannten, wie
wir ihn heute nicht nur um der Schönheit, ſondern auch um
der Hygiene willen beim Verluſt der echten ſofort anſchaffen, iſt
nicht bekannt, wohl aber mußte ihr Atem nach Verſen Catullas
„ſüß ſein, ſüß wie der eines weidenden Lammes”, Freilich,
auch damals konnte man ſchon von derart vorgerichteten und
gepflegten Frauen ſagen: „Zähne, Wangenrot und Haare, alles
lauter falſche Ware, echt ſind Herz und Zunge nur, weil ſie
Karl Stetefeld.
falſch ſind von Natur.”
*Strickdeckchen.
Es iſt etwas Sonderbares, um dieſe neue deutſche Spitzen=
Strickkunſt. Wer ſich ihr verſchrieben, den hält ſie im Bann. Was
mag der Grund dafür ſein? Zunächſt iſt es der ethiſche Wert der
Handarbeit im allgemeinen. Mehr als je bedarf heute die
über=
laſtete Hausfrau der Ablenkung und Stärkung von innen heraus,
ſie muß Freizeit für eine Beſchäftigung haben, die ihrer
Arbeits=
luſt entſpricht, der ſie ſich nach der aufreibenden Tagesarbeit mit
Freude widmen kann. Gegen die „großen” Handarbeiten
ſpre=
chen die Zeitverhältniſſe. Das Material iſt unerſchwinglich
ge=
worden, die Auswahl beſchränkt, die ſogen, künſtleriſchen
Ent=
würfe für Valutaglückliche vorhanden. Stricknadeln und =material
findet ſich in jedem Haushalt. Es mag alſo auch das Moment
der Zweckmäßigkeit dafür geſprochen haben, die Strickkunſt
wie=
der aufleben zu laſſen. Ausſchlaggebend für die Glanzzeit des
Strickdeckchens war aber: der gute Geſchmack der Frau. Dem
Kenner war es ſchon lange klar, daß dem Wohnungsſtil von
heute, trotz der vielen Schlagworte, mit denen „Raumkunſt” protzt
und prunkt, das Gemütlich=Behagliche fehlt, das die deutſche
Bür=
ger= und Bauernſtube durch Jahrhunderte hindurch als köſtliches
Gut aufzuweiſen hatte. Dieſes Gemütliche ſoll uns durch die
Be=
mühungen des Kunſtgewerbes, die wiedererweckte Heimatkunſt
neu bringen, jene ſchlichte Volkskunſt, zu der auch das „
Strickdeck=
chen” zählt.
Striaen iſt ſeit einigen Jahren Mode. Man begann mit
Jacken und Weſten, ſtrickte dann Krawatten und Schals und war
ſchließlich und ſchnell bei den feinmuſterigen Deckchen, mit denen
ſich aus hundertjährigem Hintergrund die großmütterliche,
unver=
wüſtliche Strickdecke modifiziert ans Tageslicht wagte. Ja, ja!
Die biedermeieriſche Decke, die vor wenigen Jahren noch „
unmög=
lich” ſchien, iſt zurzeit das verhätſchelte Kind der Mode. Es
han=
delt ſich dabei aber keineswegs um eine „Modelaune‟: Der
Wech=
ſel der Zeit, der in unſeren Tagen der enormen Warenwerte das
Praktiſch=Haltbare mit dem Dekoratiden vereinigt ſehen will,
mußte auf die Vorzüge der Strickkunſt ſtoßen: billiges
Hand=
werkszeug, Gleichförmigkeit des Arbeitsmaterials, Feſtigkeit bei
graziöſeſtem Maſchengewebe, Waſchbarkeit und Färbemöglichkeit.
Es iſt darum ſehr logiſch, wenn die Strickkunſt ſich an die Spitze
der zeitgemäßen Handarbeit ſtellt.
Die Weberei, die ſchon den alten Aegyptern das
leinwand=
ähnliche Cyſſus und den Altindern, die Schleier und Gazeſtoffe
ſchenkte, iſt älter als die Strickkunſt. Man hatte im Hausgebrauch
längſt Spindel, Spinnrad und Webevorrichtungen, bevor die
Stricknadel erſchien. Wer das Stricken erfunden hat, weiß man
nicht. Es iſt aber richtig, wenn die Kulturgeſchichte verzeichnet:
„Erfinden konnte die Kunſt des Strickens nur ein Göttergenie!”
Solange ſich die Strickkunſt auf die Herſtellung praktiſcher Sachen
beſchränkte, war ſie die Kunſt der Männer. Man denke nur an
den altväteriſchen Stadtſoldaten oder den romantiſchen
Schafhir=
ten zurück, die ſich ihre Zeit mit Strumpf= und Mützenſtricken
ver=
kürzten! Bald aber fiel die Strickkunſt als „Handarbeit” den
Frauen zu. Sie ſtricken wieder! Abheben! — Umſchlagen! —
Linksſtricken! — Rechtsſtricken! — klingt nicht zum Takte der
klap=
pernden Nadeln der Uhranſchlag, einer vergangenen Zeit mit:
Einer Zeit, an der ſich um den häuslichen Tiſch Vater und
Mut=
ter, Kinder und Gaſtfreunde vereinigten, um ſich zu erholen?
Paßt der einfache Schmuck des Strickdeckchens nicht beſſer zum
Perſönlichkeitskult als der im Geſchmack lügende moderne
Ori=
ginalitätstrieb? Ein Stück Deutſchtum wird wieder im
Strick=
deckchen lebendig, eine Handarbeit, die die kommende Generation
zur Wahrheit, Ehrlichkeit und Treue erziehen will.
Der zeitgemäße Haushalt
Wie Teegefäße behandelt werden ſollten.
Für den Geſchmack einer guten Taſſe Tee iſt es durchaus
notwendig, daß Teekanne und =Taſſe zu keinem anderen Getränk
benutzt werden. Wenn es doch geſchieht, dann müſſen ſie zuvor
gründlich mit kochendem Sodawaſſer gewaſchen und in kaltem
Waſſer nachgeſpült werden, um jeden Nebengeſchmack zu
ver=
lieren. Mit Aufwaſchlappen oder =bürſte ſollte niemals
Tee=
topf oder =kanne gereinigt werden. Es genügt nach dem
Ge=
brauch ein Ausſpülen mit heißem Waſſer und Auslaufenlaſſen,
um ſie zu reinigen. Der braune Anſatz, der ſich in der
Tee=
kanne bildet, ſollte keinesfalls beſeitigt werden. Das zum
Tee=
kochen benutzte Waſſer muß „friſch” aufgeſetzt und kochend,
ſpru=
delnd verwendet werden.
H.
Verhüten des Gefrierens der Waſſerleitung.
Den ungünſtig gelegenen oder ſcharfer Zugluft ausgeſetzten
Aus=
guß und Leitung ſchützt man vor dem Gefrieren auf folgende
Weiſe: Ein einfacher, länglicher Blechkaſten oder =topf wird
über den Waſſerhahn geſtülpt, feſt an die Wand gedrückt, ſo daß
keine Luft hinein kann und der Waſſerhahn vollſtändig bedeckt
iſt. In den Ausguß legt man zuſammengerollte Lappen und
beſchwert ſie mit einem Stein, damit die Gußlöcher vollſtändig
bedeckt ſind. Auf dieſe Weiſe kann die Kälte nicht in die
Guß=
löcher dringen und Leitung und Ausguß bleiben bei dieſer
ſorg=
fältigen Behandlung auch bei größter Kälte immer
gebrauchs=
fertig.
3.
Schleſiſches Himmelreich. Ein Stück
Schweine=
fleiſch, am beſten vom Schwanzſtück, wird mit reichlich Zwiebel,
etwas Nelken, Gewürzkörnern und Salz halbgar gekocht. Dann
auf ein halbes Pfund Fleiſch ein halbes Pfund Backpflaumen
ge=
rechnet, dem Fleiſch beigefügt und beides zuſammen langſam,
am beſten in der Kochkiſte weich gekocht. In Ermangelung von
friſchem Schwanzſtück kann auch Schwarzfleiſch genommen
wer=
den. Nun werden gerieben: Kartoffeln vom Tage zuvor, zur
Hälfte mit eingeweichter, altbackener Semmel verrührt, auf einen
Teller voll einen Teelöffel voll Trocken=Eigelb, wenig Salz und
Muskat beigefügt, ſchön fett und braun gebratene
Semmelbröck=
chen darunter gemiſcht, mit bemehlten Händen nicht zu große
Klöße davon geformt, in der abgegoſſenen Fleiſchbrühe gekocht,
dann herausgenommen, die Brühe mit Honigkuchen und etwas
Eſſig pikant abgeſchmeckt und das Gericht in einer Schüſſel
auf=
getragen.
V.
Frankfurter Kartoffeln. Zwei Pfund gleichgroße,
wenig mehlige Kartoffeln ſchält man, waſcht ſie und läßt ſie
ab=
tropfen. Nun ſchneidet man ein halbes Pfund geräucherten,
mageren Speck in kurze dicke Scheiben, legt davon eine Lage in
einen gut verſchließbaren Topf oder Puddingform, auf dieſe eine
kleine Lage Kartoffeln unzerſchnitten, reichlich in Scheiben
ge=
ſchnitte kleine Zwiebeln, etwas Kümmel mit einer Priſe Pfeffer,
deckt mit dem übrigen Speck zu, wenn der Topf breit iſt.
Oben=
auf muß Speck kommen. Dann gießt man eine Taſſe Waſſer
auf, ſchließt den Deckel feſt zu und läßt das Gericht auf heißem
Stein langſam 3 bis 3½ Stunden ſchmoren. Man ſerviert es
mit einem ſauren Salat.
Speiſezettel.
Sonntag: Blumenkohlgemüſe und Rumpſteaks. — Montag:
Schleſiſches Himmelreich. — Dienstag: Frankfurter Kartoffeln.
— Mittwoch: Paprika=Reis. — Donnerstag: Wirſing und
Brat=
kartoffeln. — Freitag: Fiſchragout. — Sonnabend: Quarkkeulchen
mit Apfelmus.
888888
i.
Nummer 35
Schach
Aufgabe 69
Wolfgang Pauly in Bukareſt,
(Urdruck.)
G d e f
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung; Weiß: Kel Df6 Sd6 Bb2 h5 (5);
Schwarz: Ke3 Be2 h6 (3); 3½
Es freut uns, daß wir wiederum einen gefälligen Urdruck don
W. Pauly bringen können.
Aufgabe 70
N. Maximow in Petersburg
(Deutſches Wochenſchach 1904).
Weiß: Kf6 Dc2 Lg3 Sa5 e5 (5);
Schwarz: Kd6 Tb6 h8 Sb8 h2 (5),
Matt in zwei Zügen.
In dieſer Woche läuft die Friſt zu Einſendungen für unſer
Löſungspreisausſchreiben ab, woran nochmals erinnert ſei. Ueber die
Richtigkeit oder Unrichtigkeit der bereits eingegangenen Bewerbungen
kann ſelbſtverſtändlich noch keinerlei Auskunft erteilt werben,
Nachtrag zur Löſerliſte: Prof. O. Praetorius (53).
Briefkaſten: M. F. in B. Die Neujahrswünſhe werden dankend
ertvidert. In Aufgabe 64 haben Sie eine Nebenlöſung entdeckt, die
anſcheinend bisher noch von niemand aufge funden war. — D. P.
Auf=
gabe 56: 1. Le5? Tf2Xf41 — Aufgabe 57. 1. Tb6? Lb5—c6! —
Auf=
gabe 66: 1. Df27 d7Xc6! — W. S. in E. In 58 kommt auf 1. Sg32
Sg4xf2l (2. Th6c4—c3! 2. Lf2: C6—c5!). Aufgabe 65 von Klett iſt
allerdings lösbar.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die
Schrift=
leitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”,
Spiel und Rätſel
II FANT LE
Darmſtädter Silbenrätſel
a, da, der, e,e, el, fa, ge, il, mit, nie, not, ra, rab, re, re, ſe, u, wald.
Aus vorſtehenden Silben ſind 7 Wörter von folgender
Bedeu=
tung zu bilden: 1. Stadt in Perſien. 2. Weiblicher Vornamo.
3. Andere Bezeichnung ſür Einſiedler, 4. Heldengeſtalt der
Nibe=
lungenſage. 5. Berühmter italieniſcher Maler. 6. Inſel in der
Südſee. 7. Ausläufer des Taunusgebirges.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, die im Volksmund übliche Bezeichnung eines hieſigen
Platzes. (Bei Nr. 6 zählen die beiden erſten Buchſtaben). Th—s.
BEL II E.
Magiſches Quadrat.
Nach richtiger Ordnung der Silben
enk=
halten die wagerechten und ſenkrechten Reihen
E LE: II gleichlautende Wörter.
Carl Deubec.
Rätſel.
581. Nimmt einem Lande man den Fuß, — Mans neue Wort noch
kochen muß.
582. Schiebſt Du ein h in ein Kennzeichen ein, — Wird’s mittags
und abends Dir angenehm ſein.
583. Nimmſt Du einer Münze zwei Füße, — Siehſt Du darin Wieſe
an Wieſe.
584. Das zweiſilbige Wort iſt zweimal nicht richtig benannt. —
Nicht ſtammt’s von der erſten und iſt nicht die zweite. — In
früherer Zeit war’s den meiſten bekannt, — Jetzt kennen’s nur
wenige Leute.
Auflöſungen.
Silbenrätſel.
1. Dunlop, 2. Andreäk, 3. Hamar and, 4. Anna, 5. Liebig,
6. Tango, 7. Eſſig. „Das Alte Pädagog”,
Leiſtenrätſel:
1. Stagira. 2. Amazone. 3. Jſolani. 4. Amerika.
Rätſel: 579. Ohrwurm, 580. Katzenbuckel.
Verantwortlich: Max Streeſe.
* Die Strickjacke.
Von Georg Perſich.
Der goldene Apfel, den die Göttin der Zwietracht unter die
Hochzeitsgäſte des Peleus warf, war doch immerhin ein Zank=
und Streiobjekt, das ſich lohnte. Und wenn es nur ein Apfel
von der Kleinheit der Borsdorfer war — er war von Gold, und
die ſämtlichen Gold= und Silberankaufsſtellen würden ſich heute
darum in die Haare geraten. Und wenn die boshafte Eris ihren
Aepfelkorb — eine Göttin hat ſelbſtverſtändlich nicht bloß einen
Apfel, fondern einen ganzen Korb voll — dem
Neichsfinanz=
miniſter ſchenken würde, brauchten wir keine Rentenmark und
keine Dollarſchatzanweiſungen, und wie die papiernen
Wert=
beſtändigkeiten, die uns wieder auf die Beine helfen ſollen, ſonſt
heißen mögen
Zwietracht wird aber nicht nur durch goldene Aepfel erregt,
die Göttin Eris verfügt noch über andere Mittel, um die
Ein=
tracht der Menſchen zu ſtören und Unfrieden zu ſäen, und bei
dem Rechtsanwalt Müller und ſeiner jungen Frau erreichte ſie
es durch eine lilafarbene, mit grasgrünen Streifen durchzogene
Strickjacke.
Die Eris, die dieſen Apfelerſatz zwiſchen das im ſchönſten
Eheglück und Frieden lebende Ehepaar ſchleuderte, Heißt in der
Familte Tante Cornelie und iſt eines von den älteren weiblichen
Weſen, die noch im Häkeln und Stricken ein Merkzeichen wahrer
Frauentugend ſehen und ſich auch durch die auf dem Markte der
Wollfäden und Strickgarne herrſchende Teuerung nicht abhalten
laſſen, dieſe Tugend mit Eifer zu pflegen.
Dem Ehepaar Müller, dem ſie beſonders wohgemeint iſt,
ſchickte ſie zum jüngſten Weihnachtsfeſte ein Paket mit
ſelbſtge=
backenen Pfefferkuchen und der beſagten, oben beſchriebenen.
Strickjacke, und dabei lag nur ein Zettelchen mit den
gutgemein=
ten: „In Geſundheit zu eſſen und zu tragen!“
Es war klar, daß ſich das „eſſen” auf die Pfefferkuchen,
das „tragen” auf die Strickjacke bezog, und daß man die Pfeffer=
uchen gemeinfam eſſen ſollte, konnte auch nicht zweifelhaft ſein.
Lie aber war es mit der Strickjacke?
Die junge Frau Rechtsanwalt zog ſie an. „Sie ſitzt mir
rie angegoſſen!” ſagte ſie.
„Ich finde, daß ſie Dir zu weit iſt,” meinte er. „Sie wird
gar nicht für Dich beſtimmt ſein.”
„Für Dich —? Aber Du wirſt als Herr doch keine lila
Strick=
jacke tragen —2‟
„Warum nicht? Man trägt ſie heute in allen Farben. Ich
kann ſie ja mal auprobieren!“
Und als er damit vor dem Spiegel ſtand, ſagte er: „Sie ſitzt
mir wie angegoſſen und iſt ſicher mir zugedacht!“
„Sie iſt Dir ja viel zu eng und die Aermel ſind für Dich zu
kurz. Die Jacke ſoll ich haben!“
Liebes Kind, ich will ſie Dir ja nicht ſtreitig machen. Aber
Du irrſt. Es iſt meine Jacke!”
„Der Irrtum iſt auf Deiner Seite. Daß die Jacke für mich
gearbeitet iſt, konn ja ein Kind ſehen!“
„Jeder erwachſene, reife Menſch wird der Meinung ſein,
daß ſie nur für mich gearbeitet ſein kann.”
„Du willſt ja nur recht haben!"
Nun läßt ſich ſelbſt ein Rechtsanwalt nicht gern ſagen, daß
er recht haben will, alſo ein Rechthaber iſt. „Ich will nichts
weiter, als wie ſachlich die Eigentumsverhältniſſe feſtſtellen,”
meinte er.
„Das hat Tante Cornelie ja feſtgeſtellt, indem ſie die Jacke
für mich ſtrickte.”
„Du drehſt Dich mit Deiner Beweisführung im Kreiſe!”
Nun läßt ſich auch die tanzluſtigſte junge Frau nicht gern
ſagen, daß ſie ſich im Kreiſe dreht. Sie zog die Brauen hoch.
„Erlaube gütigſt —
Die Göttin Eris lächelte wieder einmal Hohn, und ſie lächelte
noch höhniſcher, als er jetzt zu einer ſtreng logiſchen juriſtiſchen
Beweisführung Atem holte. Sie kannte als Frau doch die
Frauen und wußte ganz genau, daß ihm dabei der Atem und
der jungen Frau Rechtsanwalt die Geduld ausgehen würde.
Und richtig — als er mit ſeiner Rede noch nicht halb fertig
war, unterbrach ſie ihn mit dem Zwiſchenruf, daß ſie ſo viele
Worte wegen einer Strickjacke nicht vertagen könne und daß er
die Jacke nur behalten möge.
Er würde nichts nehmen und behalten, was nicht ſein
recht=
mäßiges, unbeſtrittenes Eigentum ſei —
Der Glanz des Weihnachtsbaumes wurde durch die
Strick=
jacke der Tante Cornelie getrübt, der Silveſterabend ſchmeckte
etwas bitter. Man hätte ja an die Spenderin ſchreiben und ſie
bitten können, ſich darüber zu äußern, wem die Jacke gehören
ſolle, aber ſie würde daraus zutreffend auf
Meinungsverſchieden=
heit geſchloſſen und wohl noch weitergehende Schlüſſe gezogen
haben. Mit Familientanten iſt das ſo eine Sache!
Aber das neue Jahr hatte kaum angefangen, als die Tante
wieder ein Paket ſchickte, und darin lagen zwei Paar Strümpfe,
ein männlicher und ein weiblicher, und die Tante ſchrieb, daß
ihr bei den Weihnachtspaketen leider eine Verwechſelung paſſiert
ſei. Die Strickjacke ſollte ein anderes Familienmitglied
bekom=
men, und ſie bäte um Umtauſch gegen die beifolgenden
ſelbſt=
geſtrickten Strümpfe und um Rückſendung der Jacke.
Rechtsanwalt Müller und ſeine Eheliebſte ſahen ſich an.
Und dann lachten ſie und fielen ſich um den Hals.
„Du, mir ſcheint, wir machen aber einen ſchlechten Tauſch!“
ſagte er.
„Dafür aber vertragen wir uns wieder,” meinte ſie. „Ich
bin froh, daß die Zankjacke verſchwindet.”
„Aber wer iſt das andere Familienmitglied? Hätte die
Tante nicht hinzufügen können, ob es ein Er oder eine Sie iſt?”
„Nein,” ſagte ſie, „dann hätten wir ja gewußt, wer recht von
uns gehabt hat, und einer wäre ſich als der Klügere
vorgekom=
men. Es iſt beſſer ſo!” Und damit war die junge Frau
ent=
ſchieden die Klügere.
Und Frau Eris hohnlächelte nicht mehr; ſie hatte hier ihr
Spiel verloren und verließ mit der Strickjacke grollend das
Haus, in dem ſie ſchon die Saat der Zwietracht hatte aufgehen
ſehen.
Schöne trockene Lagerräume zum Lagern von Gütern jeder Art.
Telephon 2201
Ständiger Auto=Güter=Verkehr jeglicher Art zwiſchen Darmſtadt und
(557dgm
Frankfurt a. M.
Telephon 2201
Gütertransporte nach dem beſetzten Gebiete, Rheinland, Saargebiet,
ſowie das ganze Ausland übernimmt unter Verſicherung d. ForrektenAnkunft
Telephon 2201
Rummer 20.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924.
Zeite 13.
HLSCHAFTSTERORFNUNG
Montag, den 21. Januar 1924
Sddwestdeutsche Handels-Aktiengesellschaft
und Sddwestdeutsches Privat-Bankgeschäft
E. Schickert 8 Co.
Schulstr. 3 im Hause Enslinger
ALLLOTAOA
Telephon Nr. 3377 und 3378
Darmſtadt.
Anmeldung für die Prüflinge aller
Innungen und Vereinigungen des
Hand=
werks von Mittwoch, den 23. Januar
bis einſchl. Montag, den 28. Januar
1924, bei Herrn Weißbindermeiſter G.
Kraus, Luiſenſtraße 40, im Hofe links,
nur in der Zeit von 12—4 Uhr
nachmit=
tags. Hierſelbſt wird Auskunft erteilt
und die Anmelde= und Lehrzeugnis=
Formulare ausgegeben.
Die Prüflinge von der Induſtrie
mel=
den ſich bei ihren Betriebsleitern,
wo=
ſelbſt auch jede Auskunft erteilt wird
und die erforderlichen Formulare
erhält=
lich ſind.
Die Prüfungsgebühr beträgt 7 Mk.
und iſt mit der Anmeldung ſofort zu
entrichten. Ferner iſt noch mit zubringen
der Lehrvertrag und ein ſelbſtgeſchriebener
Lebenslauf (Aktenformat). Spätere
An=
meldungen können nur unter Zuſchlag
der entſtehenden Unkoſten berückſichtigt
(677
werden.
Der Geſellenprüfungsausſchuß
des Ortsgewerbevereins und der
Handwerkervereinig. Darmſtadt.
Georg Kraus Vorſitzender.
Bekanntmachung.
Die Holzverſteigerung Nr. 2 iſt
geneh=
migt. Die Abfuhrſcheine ſind in der Zeit
vom 22. bis 26. Ifd. Mts, bei den
Kaſſe=
ſtellen einzulöſen. Erſter Abfuhrtag und
Ueberweiſung: Dienstag, den 22. Januar,
Darmſtadt, den 18. Januar 1924,
Oberförſterei Beſſungen.
Delp.
Holzverſſeigerung.
Montag, den 28. Januar, vorm.
,9 Uhr, werden in Darmſtadt (
Wirt=
ſchaft „Zum heiligen Kreuz”) aus
Fa=
ſanerie 15, 19, 20 ſowie Krauſe Buche
4 und 5, verſteigert: Nutzſcheiter, rm:
21,2 Eichen, 6,4 Buchen, 6,4 Hainbuchen,
1 Kirſchbaum (aus Faſanerie, Abt. 5
6, 12, 15, 17. 19); Pfoſten, rm: 30
Eichen Krauſe Buche ; Scheiter rm:
151 Buchen, 1 Hainbuchen, 176 Eichen,
57 Kiefern; Knüppel, rm: 86 Buchen,
1 Hainbuchen, 161 Eichen, 1 Kirſchbaum,
50 Kiefern, 2 Fichten; Knüppelreiſig,
rm: 18 Buchen, 134 Eichen, 24 Kiefern;
Stöcke, rm: 39 Buchen, 16 Eichen, 1
Kiefern. Blau unterſtrichene
Num=
mern ſind ausgenommen.
Das Holz aus Faſanerie, beginnend
mit Nutzſcheiter, wird ab 1,9 Uhr,
das aus Krauſe Buche ſpäter,
unge=
fähr ab 11 Uhr, ausgeboten.
(699
Darmſtadt, den 19. Jan. 1924.
Heſſ. Oberförſterei Kranichſtein.
van der Hoop.
Nächſten Donnerstag, den 24, ds.
Mts., vormitt. 9 Uhr anfangend,
werden im Diſtrikt Steinerwald
ver=
ſteigert:
(686
II. Klaſſe 5 Kiefernſtämme — 3,78 fm
— 44,35 „
III.
— 54,99 „
19.
U.
7,43,
V.
23
ca. 8 Feſtmeter Lärchen=Nutzholz.
Bemerkt wird, daß das Holz ca. 3 km
von den Eiſenbahnſtationen Groß=
Um=
ſtadt und Webelsbach=Henbach entfernt
lagert.
Zuſammenkunſt vormittags 9 Uhr auf
der Kreisſtraße Groß=Umſtadt—Höchſt am
Eingang des Waldes.
Groß=Umſtadt, den 18. Januar 1924.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Groß=Umſtadt.
Lampe.
Die Rechnung der katholiſchen Kirche
St. Ludwig zu Darmſtadt für 1922
liegt in dem Pfarrhaus Wilhelminenplatz 9
(*1708
8 Tage lang zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 19. Januar 1924.
Der katholiſche Kirchenvorſtand St. Ludwig.
Am 24. Januar 1924
werden wir in
Frank=
furt a. M.,
Laborato=
rium der Univerſitäts=
Augenklinik beim Städt.
Krankenhaus Frautfurt
a. M. — Sachſenhauſen,
Eſchenbachſtraße 14,
au=
weſend ſein, um
künſtl. Augen
2 nach der Natur für die
Patienten anzufertigen und einzupaſſen.
F. Ad. Müller Höhne, Wiesbaden
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Darmſtädter Tagblatt
Der deutſche Außenhandel.
Der Reichsminiſter über die deutſche Ein=
und Ausfuhr.
Seite aus der amtlichen deutſchen Handelsſtatiſtik auf die wirtliche
wirt=
ſchaftliche, Lage gezogen wurden, führte der Reichswirtſchaftsminiſter Dididende teilnehmen. Die Opboſition bemängelte, daß die Bilans die
folgendes aus: Die amtlichen Veröffentlichungen über die deutſche Daul= ſion nachzuprüfen und die G.=V. zu dertagen, wurde abgelehnt und der
Delsbilanz, die für Oitober und November einen geriugen Ueberſchuß Antrag auf Zuſammenlegung des Atienkapitals im Verhältnis 200:1
der Ausfnhr über die Einfuhr zeigen, ſind in der Deffentlichkeit lebhaſt angenommen. Mau ſieht, welche Schwierigkeiten jetzt ſchon mit der
beiprochen worden. Bei der Wiedergabe dieſer Ergebniſſe iſt bereits Goldmarkbilauzterordnung ertuachſen, die Sintenis von der Verlinar
darauf hingewieſen worden, und das ſei hiermit unterſtrichen, daß die
Zuverläſſigkeit der Statiſtik infolge des Ruhreinbruches inſofern eine Haudelsgeſellſchaft als verfrüht bezeichnet hat. Anm. d. Schriftltg.)
Beeinträchtigung erfahren habe, als ein großer Teil des Außenhandels
der amtlichen Erfaſſung. Immerhi
als zuvor. Dies hängt damit zuſammen, daß die Maßuahmen, die zur vor dem Goldbilanzſtichtag eingetragen werden.
Hemmung des Währungsverfalls ergriffen worden ſind, nämlich die
Repartierung des Dediſenmaterials und die außerordentlich ſcharfe Kre= zum Schutz gegen Geldentwertung. Kammergerichtsrat
ſchaftsverhälrniſſe noch unter günſtigen Umſtänden.
ſchränkung der Lebeushaltung der Bebölkerung bereits deutlich Züük verſamulung.”
Ausdruck, andererfeits aber iſt die Produktionskriſe noch nicht ſo ſtart
geweſen wie ſpäter. Die durch die amtlichen Ziffern für dieſe Monate
ausgewieſene Aktivität der Handelsbilanz kann ſomit zunächſt nicht als
eine Regelerſcheinung betrachtet verden. Wenn es in der Hauasmeldung
heißt, man habe in Frankreich ſchon lauge augenommen, daß die deutſche
Handelsbilanz poſitiv ſei, ſo findet dieſe Auffaſſung in den tatſächlichen
Feſiſtellungen keinen Grund; insbeſondere giüt— iſt es eine völlig irrige,
durch Augenſchein widerlegte Auffaſſung, eſin in dieſer
Hadasmel=
dung die Aktivität der deutſchen Handelsſilanz als ein Beweis dafür
angeſehen wird, daß die deutſche Wirtſchuft glänzend ſei.
Unter den dermaligen Verhältniſſen iſt aus der aktiven
Handels=
bilanz offeubar nicht auf eine beſonders günſtige Wirtſchaftslage, auf
eine Aureicherung der deutſchen Wirtſchaft zu ſchließen, ſondern im
Gegenteil darauf, daß die deutſche Volkswirtſchaft nunmehr lediglich
mit der Warenausfuhr die notwendige Einfuhr bezahlen kann. Was
ſich als Ueberſchuß der Ausfuhr ergeben hat, diente offenbar zur
Ab=
deckung von Kreditverpflichtungen, die in der Inflationsperiode
entſtan=
den ſind. Mit der Stabiliſierung der deutſchen Verhältniſſe nimmt alſo
die deutſche Handelsbilanz einen Charakter an, den die Handelsbilanzei
aller kapitalſchwachen Länder tragen, die gezwungen ſind, mit einem Tei!
ihrer Ausfuhr die Verzinſung und Tilgung ausländiſcher Kredite zu
bezahlen: Wenn die Hadasmeldung weiter ſagt, daß Deutſchland zur
Zeit aus Papier eine Goldwährung aufgebaut habe, die nur eine Zeit
lang Beſtand haben werde, ſo ſind eben die erwähnten Sparmaßnahmen
der Regierung ein Beweis für den feſten Entſchluß Deutſchlands, die
gegenwärtige Währung unter allen Umſtänden, allen Schwierigkeiten
zum Trotz, bis zur Ueberleitung in ein Dauerſyſtem aufrecht zu
er=
halten und jegliche Juflation zu dermeiden. Das iſt eine Aufgabe, die
die volle Kraft der deutſchen Regierung und Wirtſchaft in Anſpruch
nimmt.
Ju übrigen leidet die deutſche Wirtſchaft, wie die erſchütternden
Ziffern und Tatfachen der Arbeitsloſigkeit und des Maſſenelends ergeben.
in höchſtem Maße unter Kreditſchwierigkeiten, ſo daß ſie ſchon deshalb
nicht in der Lage iſt, ſich mit Spekulationen in Franken zu belaſten.
Wenn man in Frankreich Deutſchland die Schuld an dem Frantenſtzuz
zuſſchiebt, ſo liegt demnach hierzu keinerlei Grund vor.
Handel und Wandel in Heſſen.
Enzinger Werke A.=G. Worms. Von der Darmſtädter
und Nationalbank, Kommanditgefellſchaft a. A. und der Firma Laband,
Stiehl u. Co., Berlin, wurde die Zulaſſung von 32 Mill. neuer
Stammattien der genannten Geſellſchaft an der Berliner Börſe
be=
antragt.
Meguin A. G. in Butzbach (Heſſen). Nachdem die
Ge=
ſellſchaft erſt im Dezember eine Kapitalserhöhung des
Stammaktienkapi=
tals von 30 Millionen auf 46 Millionen Mk. und eine Verdoppelung der
Vorzugsaktien auf 6 Millionen Mk. beſchloſſen hatte, ruft ſie erneut auf
den 7. Februar eine a.o. Generalverſammlung ein. In dieſer ſoll die
Ausgabe von 23 Millionen Mk. neuen Stammaktien genehmigt werden.
Ein Bankenkonſortium wird die jungen Aktien mit der Verpflichtung
übernehmen, ſie den alten Aktionären im Verhältnis von 2:1 zum Bezug
anzubieten. In Zukunft ſollen ſämtliche Beſchlüſſe mit einfacher
Mehr=
heit der anweſenden Stimmen gefaßt werden, falls das Geſetz nichts
anderes vorſchreibt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Ausweis der Reichsbank vom 22. Dezember ergibt
eine neue Zunahme des Banknotenumlaufs um 60,4 auf 474,6 Trillionen
Mark. Die Vermehrung iſt im weſentlichen bedingt durch ſtarke
Devi=
ſenankäufe und ein weiteres Anwachſen des Beſtandes der Bank an
Rentenbankſcheinen, die, wie in der Vorwoche, im Tauſch gegen
Papier=
mark übernommen wurden. Abgeſehen hiervon iſt die Steigerung des
Notenumlaufs wvie alljährlich in den letzten Dezemberwochen, eine
natür=
liche Folge des verſtäukten Verkehrsbedarfs für das Weihnachtsgeſchäft
und für den Jahresſchluß. Dieſer Tendenz entſprechend waren die
Zu=
gänge zu den fremden Geldern der Bank diesmal geringer als in der
Vorwoche; ſie erhöhten ſich insgeſamt um 28,1 auf 394,7 Trillionen Mk.
Auf der Aktioſeite ſetzte ſich die in der zweiten Dezemberwoche
beobach=
tete Entwicklung fort. Aus den underzinslichen Krediten des Reichs bei
der Rentenbank ließen ſich im Umtauſch gegen Papiermark weitere 21,0
Millionen Rentenmark im Verkehr abſetzen, deren Umtauſcherlös in
Höhe von 21,9 Trillionen Mark zur Abdeckung des Reſtbeſtandes auf
Schatzanweiſungskonto Verwendung fand. Somit iſt die
Schatzanwei=
ſungsſchuld des Reiches bei der Reichsbank in der Berichtswoche gänzlich
getilgt worden. Die weiter fortgeſetzte Umſtellung der Kreditgewährung
au Private auf wertbeſtändiger Baſis, führte von neuem einerſeits zu
einem Rückgang der Wechſelbeſtände — nämlich um 51,5 auf 319,8
Tril=
lionen Mark — und andererſeits zur vermehrten Beanſpruchung des
Lombardkontos. Die Ausleihungen im Papierlombardgeſchäft (
haupt=
ſächlich auf lombardierte Wechſel) wuchſen um 48,7 auf 123 Trillionen
Mark, im Rentengeſchäft um 64,3 auf 79 Millionen Rentenmark. Die
geſamte Kapitalanlage ſtieg demgemäß um 39,7 auf 522 Trillionen Mk.
Die ausgeliehenen Rentenmarkbeträge wurden den eigenen Beſtänden
der Bank entuommen, denen während der dritten Dezemberwoche 4,9
Millionen Rentenmark durch die oben erwähnte Uebernahme gegen
Paxiermark zufloſſen. Im ganzen erfuhren die Beſtände der Bank au
Rentenbaukſcheinen eine Zunahme um 27,2 auf 195,2 Millionen
Renten=
mark. Die Darlehenskaſſen des Reiches wurden in Höhe von 2,8. Trill.
Mark neu in Anſpruch genommen; ihre Darlehensbeſtände vermehrten
ſich auf 9.” Trillionen Mk. Die Beſtände der Reichsbant an
Darlehus=
kaſſenſcheinen erhöhten ſich entſprechend.
Die Zinsſätze für Rentenmarkkredite. Die Voff.
Ztg. berichtet, daß ſich das Reichswirtſchaftsminiſterium mit den zurzeit
für Rentenmarktuedite geforderten Zinsſätzen beſchäftigt. Das
Mini=
ſterium habe mit den Banken Verhandlungen darüber aufgenommen, in
welcher Hohe Zinſen für Rentenmartkredite angemeſſen ſind. Im
Mi=
niſterium ſtehe man auf dem Standpunkt, daß die Rentenmarkkredite,
den dürfen. Auf einen beſtimnnten Satz habe ſich das
Reichswirt=
ſchaftsminiſterium dabei nicht feſtgelegt.
Allgemeine Elektrizitäts=Geſellſchaft,
Be=
lin. In der Aufſichtsratsſitzung der Allgemeinen Elektrizitäts=
Geſell=
ſchaft vom 17. Januau wurde, gleichzeitig mit dem Abſchluß für das
Geſchäftsjahr 1922/23, die Rechnung für das anläßlich der Verlegung
des Geſchäftsjahres auſchließende Zwiſchengeſchäftsjahr vom 1. Juli
bis 30. Seſtember 1923 vorgelegt. Mit Rückſicht auf die im Fluß
be=
findlichen geſetzlichen Beſtiumungen für die Aufſtellung von
Vermö=
gensbilanzen ſoll der auf den 19. Februar einzuberufenden G.=V.
vor=
geſchlagen werden, den am 30. September verbliebenen Ueberſchuß von
n7d 106 Billionen Mark auf neue Rechnung vorzutragen.
Sandelsbiat
Oppoſition gegen Goldmarkumſtellung. In der
Generalderſammlung der Martin u. Bloch A. G. in Hauburg kam
es bei Vorlage der Goldmarkeröffuungsbilanz zu großer Debatte. Die
Aktien ſollen jach dem Verhältnis 200:1. zuſammengelegt werden. Der
Vorſitzende begründete dieſes Vorhaben. Die Jutereſſen der
kleinen Aktionäve ſollten durch eine zu gründende
Treuhand=
geſellſchaft unentgeltlich wvahrgenommen werden, die die Aktien ſo lange
verwalte, bis die Aktionäre in der Lage ſind, mindeſtens eine der neuen
Gegeuüher deit falſchen Schlußfolgerungen, die von friltzölilicher Aktien zu erverben. Die Treuhaudgeſellſchaft würde pro rata an der
Goldiverte der Geſellſchaft nicht richtig wiedergegeben fabe. Die An=
Hamm in eiuer Unterredung mit einem Vettreter des Wolfbureau träge der Oppoſition, die Gröffnungsbilanz von einer Nebiſionskommiſ=
— Eintragung von Kaditalserhöhungen. Das
des beſetzten Gebietes nicht erfaßt wird. So entzieht ſich insbeſondere Regiſtergericht München ſchreibt den dortigen „N. N.‟: Die jetzige
die Einfuhr mancher Lnzuswaren, die über den Weſten hereinkommen, Praxis des Regiſtergerichts berückſichtigt Folgendes: Bis zum Erlaß der
ſ= noch ausſtehenden Vollzugsvorſchriften zu: Goldbilanzverordnung und
3 im Einklang mit der Auslegung des Reichsjuſtizminiſteriums gelten
vo=
ge Jukrafttreten der Goldbilanzverordgung (30. Dezember 1923) auf der
bundert Millionen Goldmark belaufen dürfte. Erſt ſeit Oktob=u hat Grundlage deu Reichsſuähriung beſchloſſene Kapitalserhöhungen als ins
ſich die Gandelsbilanz aktiv, oder doch ſehr diel wveniger zaſſi geſtaltet Handelsregiſter eintragbar, nachher beſchloſſeue noch inſoweit, als
I. Aus dem Genoſſenſchaftsrecht: Reſervefonds
diteinſchränkung, die ſich zu einer Art von Kreditſperre ſteigerte, ebenſo Citvon empfiehlt, Reſerdefonds zu bilden, die dazu dienen ſollen,
wie die harten Sparmaßnahmen der öffentlichen Verwalrungen und der die Genoſſenſchaften vor den Folgen der Geldentwertung zu ſchützen.
geſamten Wirtſchaft die Einfuhr droſſelten und die Ausfuhr begünſtig So lange wvertbeſtändige Geſchäftsanteile noch nicht eingeführt ſind,
ten. Hinzu kan, daß auch die in Gold wachſende Teuerung die Kauſs wverden ſolche Neſerbefonds unentbehrlich ſein. Es zwvird ſich empfehlen,
kraft der Bevolterung überflügelte und daher den Verbrauc) heral= fogleich bei ihrer Bildung geuau feſtzulegen, wie ſie dextvendet werden
drückte. Dies mußte ſich in der Einfuhr widerſpiegeln, deren Beivegung follen. Schema: „Aus dei infolge der Geldentwertung vorhandenen
ſo zum Ausdruck der bollziehenden Deflationskriſe geworden iſt. Auf ſcheinbaren Betriebsüberſchiſſen iur Betrage von ... wird ein
Reſerde=
der anderen Seite ſtand die Ausfuhr infolge der Währungs= und Wirt= fonds bis zur Höhe von ... Goldmark gebildet, der dazu dienen foll,
den Genoſſen bei uotwendiger Kapitalserhöhung Beiträge zur Ein=
Gerade im Oktober und Nobember ſind dieſe Tatſachen beſonders zahlung des erhöhten Geſchäftsanteils zu gewahren. Ueber die Höhe
wirkſam geſveſen. Einerſeits kam die Verbraucherkriſe und die Ein= dieſer Zuſchüſſe und die Neuauffüllung des Fonds beſchließt die Geueral=
Erwerbsgeſellſchaften.
* Schnellpreſſeufabrik A.=G., Heidelberg. Die
Aktionäre werden aufgefordert, ihr Bezugsrecht. auf 47 000 000 Mark
neue ab 1. Januar 1924 dibidendenberechtigte Stammaktien in der
Zeit bis zum 28. Januar geltend zu machen. Auf je 10 000 Mark alte
Stammaktien kann eine neue Stammaktie über je 10 000 Mark zum
Preiſe von 31.50 Nenten=Mark zuzüglich Bezugsrechtſtener und
Schluß=
ſcheinſtempel bezogen werden.
* C. n. G. Müller, Speiſefettfabrik A. G., Neukölln.
Die Aktionäre werden aufgefordert, ihr Bezugsrecht auf 5,6 Millionen
Mauk n=ue, ab 1. Januar 1923 dividerdenberechtigte Stammaktien in
der Zeit bis zum 7. Februar einſchließlich auszuüben. Auf je 1000 Mk.
alte Aktien kann eine neue über 1000 Mk. zum Preiſe von 6 Rentenmk.
zuzüglich Bezugsrechtſteuer und Schlußſcheinſtempel bezogen ſverden.
* Die Gefährdung des Hefeſyndikats. Wie der
Deut=
ſche Handelsdienſt erfährt, iſt die Gefahr einer Auflöſung des
Hefe=
ſyndikats einſtweilen noch nicht akut. Zur Entſcheidung des Kartell=,
gerichts, die dem Austritt zweier Firmen aus dem Hefeverband ſtattgab,
erfährt der Deutſche Handelsdienſt, daß entgegen anderen Verſionen
dieſe Entſcheidung nur für die beiden Firmen gilt. Sollten noch andere
Firmen ebenfalls ihren Austritt beabſichtigen, ſo könnte dies nur auf
Grund einer neuen Entſcheidung des Amtsgerichts erfolgen. Der
end=
gültige Wortlaut der Entſcheidung liegt uu h nihr yr.
* Telephonfabrik A. G. vorm. J. Berliner,
Han=
nover. Nach dem Abſchluß per 30. Juni, der in der
Aufſichtsrats=
ſitzung vorgelegt wurde, haben ſowohl die Telephonfabrik A. G. vorm.
J. Berliner, Hannover, als auch die dazu gehörigen Konzernfirmen im
abgelaufenen Geſchäftsjahr zufriedenſtellend gearbeitet. Von der
Zah=
lung einer Dividende wird Abſtand genommen und der Gewinn auf
neue Rechnuuig vorgetragen. Die Generalverſammlung findet an 11. 2.
in Berlin ſtatt.
* Chemiſche Fabrik Helfenberg A. G., om. Eugen
Dietrich in Helfenberg bei Dresden. Die außerordentliche
General=
verſammlung beſchloß einſtimmig, das Aktienkapital um 35 Millionen
Mark Stammaktien zu erhöhen. Die Verwaltung teilte auf Anfrage
mit, daß die Beſchäftigung der pharmazeutiſchen Abteilung in den
letz=
ten zuei Monaten erfreulich geſtiegen ſei. Die Geſellſchaft verfügt heute
über einen größeren Auftragsbeſtand, beſonders für das Ausland. Die
Firma in Urbach, die im beſetzten Gebiet liegt, und deshalb bis vor
kur=
zem feiern mußte, iſt jetzt wieder in vollem Betrieb und verfügt
eben=
falls über größere Aufträge.
* Aktiengeſellſchaft Charlottenhütte in
Nieder=
ſchelden. Die ordentliche Generalverſammlung ſetzte die ſofort
zahlbare Dididende für das Geſchäftsjahr 1922/23 auf 1 Dollar für je
nom. 1000 Mark Aktien 1. Gattung feſt. Die Verwaltung teilte noch
mit, daß unter Aufrechterhaltung der Selbſtändigkeit der Geſellſchaft
im abgelaufenen Jahre neue induſtrielle Verbindungen hergeſtellt
wor=
den ſeien, die einen Austauſch von Aufſichtsratsſtellen zufolge hatte,
Die Wirtſchaft des Auslandes.
I. Veoluſte im eidgenöſſiſchen
Verſicherungs=
fonds. Amtlich. Im Jahre 1915 war der Fonds wie folgt angemeldet:
Schweiz. Wertpapiere Fr. 23091 268, ausländiſche Fr. 21 779 635, in
Kontokorreut bei eidgen. Staatskaſſe 7 373 337 Fr., total Fr. 52 244 260.
Die Veivertung der Weutſchriften erfolgt nach den geſetzlichen
Vor=
ſchriften des Oblig.=Rechts entſprechend dem mittleren Kurs des Monats
Dezember des Rechnungsjahres. Der fortſchreitende Kursrückgang und
der Zuſammenbruch gewiſſer Deviſen ſeit 1914 beeinflußten den Beſtand
des Fonds derart, daß im Verlaufe des Jahres ein Verluſt von Fr.
23 698 792 entſtanden iſt. Seit 1214 wurden keine ausländiſchen
Staats=
papiere mehr angekauft. Von 1920 bis Ende 1923 iſt durch Anziehen
der Kurſe für den Fonds eine beſcheidene Beſſerung eingetreten.
Dazu bemerken die Blätter: Der Verluſt dieſer 23 Millionen Fr.
an ausländiſchen Wertpapieren, faſt des geſamten Doſſiers des Fonds,
iſt ein neues klaſſiſches Beiſpiel dafür, wie die amtliche Verwaltung
mit Nachteil und Schaden arbeitet. Der Kursſturz iſt doch nicht auf
einmal gekommen, man hätte ihm begegnen können, wenn man
recht=
zeitig die entſprechenden Maßnahmen getroffen hätte.
Franzöſiſches Mehl nach Deutſchland. Wie dem
„Deutſchen Handelsdienſt” mitgeteilt wird, erlebt Deutſchland infolge
des Frankenſturzes jetzt einen Einbruch von franzöſiſchem Mehl, der
geeignet iſt, zunächſt unſere Müllereien, dann aber nicht zum
wenig=
ſten auch unſere Landwirtſchaft zu ruinieren. Nicht nur, daß bisher
ſchon Mehl aus Amerika und auch aus der Tſchecho=Slowakei in
gro=
ßen Mengen zu uns gebracht wurde, tritt nun auch Frankreich, auf
den Plan. An ſich liegt natürlich für Frankreich kein Exportbedürfnis
vor, iſt es doch ſelbſt Bedarfsgebiet, insbeſondere für Getreide, aber
der Frankenſturz macht es betriebſamen Leuten möglich, Mehl aus
Frankreich in großen Meugen zu holen. Wie von zuverläſſiger Seite
gemeldet wird, iſt zum Beiſpiel ſeit 14 Januar d. J. franzöſiſches
Mehl loco deutſche Grenze zu 126 Frauken der Doppelzeutner
ange=
boten wvorden. Das betrug bei einem Kurs von etwa über 20
Gold=
bfennigen für den Franken rund 24 Goldmark für den Doppelzentner
Mehl.
Bei dieſem Angebot gehen natürlich unſere Mühlenbetriebe
zu=
grunde. Für Deutſchland beſteht aber der einzige Schutz für eine ſolche
ausländiſche Schleuderkonkurrenz darin, daß es die ſeit dem 4. Auguſt
1914 ſuſpendierten Zölle wieder einführt. Aus landwirtſchaftlichen
Kreiſen wird ſomit der energiſche Ruf nach einer energiſcheren
Schutz=
zollpolitik des Kabinetts laut, unter dem Hinweis, daß es der
Arbeiter=
ſchaft zur Zeit eines genügenden Zollſchutzes ſtets gut gegangen iſt.
Warenmärkte.
Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkte. Das Geſchäft am Produktenmartt hat während dieſet
Wöche einen ziemlich ruhigen Verlauf genommen. Für Inlandsweizen
und =Roggen beſtand einige Nachfrage, doch ſind die Geſchäftsabſchlüſſe
vielfach an den zu hohen Forderungen geſcheitert. Die Sachlage hat
ſich auch inſofern gegen die Vorwoche geändert, als mitteldeutſches
Ge=
treide, das bisher von den mittel= und norddeutſchen Mühlen glatt
auf=
genommen wurde, wieder hierher gehandelt wird. Braugerſte war zu
billigen Preiſen gefragt und wurde mit 18,50—19 Goldmark, je nach
Abgangsſtation, gehandelt. Es kam in dieſer Woche Braugerſte an
Der Konſuu hält iur Kauf zurück. Dagegen iſt mehr Nachfrage
Mais uut handen. Sgatmaig ſputrde zit 12,85—13 Fl. eif. Mann=
20. Januar 1924 Nr. 20
heim gehandelt. Natalmais rheinſchwimmende Partien, gingen frei
Maunheim, geſackt, mit 21 Goldmark um. In La Plata= und
Galfog=
mais wurden verſchiedene Abſchlüſſe vollzogen. Im Einkauf von
Aus=
landsgetreide hielten die Mühlen zurück, weil die Abſchlüſſe ſich durch
größere Ziusderluſte derteuern und weil der ſtauke Wettbewerb in
Mehl von allen Seiten auf den Markt drückt. Eine Partie
Weizen=
mehl, Fabrikat der Rheinmühlenwerke Mannheim, wurde zu Dollar
6,70 an der Mannheimer Börſe öffentlich verſteigert. Es wurden auch
wieder holländiſche und franzöſiſche Mehle zu etwa 140 Fr. frei
Mann=
heim, angeboten. Für Noggenmehl haben die Holländer ihre
Forde=
rungen um 25 holl. Cents je Doppelzentner erhöht. Einige kleine
Poſten ſehr ſchönen holl. Noggenmehls wurden zu 15½ Fl. eif.
Mann=
heim angeboten. Die amerikaniſchen Mehle ſind auch um etwa 15 Ceuts
gegen den Wochenbeginn teurer geworden. Man verlangte zuletzt, je
nach Marke 6,43—6,70 Dollar die 100 Kilo eif. Hamburg. Angebote eif.
Rotterdam kommen kaum in Frage, weil die Schiffahrtsverhältniſſe zu
ungünſtig ſind. Die ſüddeutſchen Mühlen klagen über ſchleppenden
Abſatz. Sie verlangen für die 100 Kilo Weizenmehl Spez. 0 30—31
Goldmark,, die zweite Hand 29,50 Goldmark, für Roggenmehl 25,25 bis
25,75 Goldmark.
Futterartikel lagen um eine Nuance ſchwächer als in der
Vorwpoche, weil ſich die Verbraucher Zurückhaltung auferlegen und die
Geldsnappheit ſich fühlbar macht. Die Preiſe haben eine weſentliche
Aenderung nicht erfahren. Man verlangt für die 100 Kilo ab
Sta=
tion: Trockenſchnitzel 11 Goldmark, vollwertige Zuckerſchnitzel 14—17
behtei ſch Wichen 1 Ds 2 Gocdige. de dach Stalog. Walkene
waren diesmal auch ſeitens der Hefefabriken geſucht, die ſie für
tech=
uiſche Zwecke, iunsbeſondere Läuterungsarbeiten, gebrauchen. Es
wur=
den dafür ab Station 12,50 Goldmark, bei ſtaubfreier Beſchaffenheit,
beivilligt.
Für Hülſenfrüchte iſt in Polen eine ſcharfe Hauſſe
entſtan=
den. Man verlaugt inſolgedeſfen für Bohnen ab Paſſau, je nach
Quakität, 9,20—10 Dollar. Es iſt ſeit Jahren das erſte mal, daß
Boh=
nen teurer ſind als Erbſen. Infolgedeſſen hat ſich die Nachfrage nach
Crbſen verſtärkt. Linſen, die in ihrer Beſchaffenheit ſehr von einander
abeſvichen, nennt man mit 9—20 Dollar die 100 Kilo. Feine, gute
Qualitäten kommen zurzeit kaum an den deutſchen Markt, weil ſie von
valutaſtarken Ländern aufgekauft werden. Für Reis zeigte ſich mehr
Nachſrage. Die amerikaniſchen Angebote von feinem Bruchreis lauten
auf etwa 7.=Dollar und für feinen Tafelreis auf 12,5 Dollar die 100
Kilo, eif. Rotterdam. Das Intereſſe für Haferflocken hat nachgelaſſen,
weil die Angebote für zu teuer erachtet werden, dagegen haben ſich
Ger=
ſtenflocken in der letzten Zeit gut eingeführt und werden in beſter
Be=
ſchaffenheit den Haferflocken vorgezogen. Man verlangt dafür etwa
38 Goldmark die 100 Kilo.
Der Hopfenmarkt lag andauernd ſehr feſt. Ausgehend vom
Nürnberger und Saazer Markt, wo ſich fortgeſetzt hohe Preiſe
heraus=
bilden, wvobei ſowohl der Kundſchaftshandel wie die Brauereien als
Käufer zu beobachten ſind, iſt auch in Südweſtdeutſchland nicht uehr
unter 500 Goldmark der Zentner anzukommen. Am Saazer Martt
wurde in dieſer Woche die Grenze von 4000 tſch. Kronen für den Ztl.
wieder erreicht. Vom Elſaß wurden einige Partien Hopfen gehandelt,
wenngleich auch dort die Vorräte nicht groß ſind. Reichsdeutſche
Fir=
men haben für dieſen, noch zollfrei hereinkommenden Hopfen, 2000, fr.
Franken je Ztr. bezahlt. Für alten grünen Hopfen beſtand einige
Nachfrage, wobei am Saazer Markt bis zu 3000 tſch. Kronen je Ztr.
angelegt wurden.
Das Malzgeſchäft iſt ruhiger geſvorden. Die inländiſchen
Brauereien haben vorläufig ihren Bedarf gedeckt und wollen ſich
in=
folge des ſchlechten Bierabſatzes nicht weiter engagieren, zumal flüſſige
Mittel nicht verfügbar ſind. Das Auslandsgeſchäft ſtagniert zurzeit
wvegen der zu hoch gewordenen deutſchen Forderungen vollſtändig.
Insbeſondere iſt das Geſchäft für die füdweſtdeutſchen Fabriken nach
dem beſetzten Gebiet ſehr erſchwvert, zumal ſich in der Pfalz durch den
Frankenrückgang ermöglichte Unterangebote geltend machen und auch
Hollgn) aus dem gleichen Grunde in Frankreich kauft Luxemburg, das
früher, ſolange es zum Zollverband gehörte, für Süddeutſchland ein
gutes Abſatzgebiet war, iſt jetzt als vollſtändig verloren zu betrachten.
Karamelmalze und Farbmalze wurden mit zirka 38 Goldmark die 100
Kilo angeboten, wogegen für gute Braumalze 33 bis 36 Goldmark, je
nach Qualität, bezahlt wurden. Qualitätsmalze mit höherer
Extrakt=
ausbeute bewegten ſich im Preiſe etwa 1—2 Goldwark die 100 Kilo
höher
Im Tcbakgeſchäft ſind in der Pfalz, in Hauhofen und Ha=k
hauſen, Schneidetabake bis zu 58 Goldmark verkauft worden. Iit
Plankſtadt kauften die Fabrikanten einige hundert Zentner zu 60
Gold=
mark. Auch im badiſchen Oberlande ſind Verkäufe zu 40—50 Goldmark
abgeſchloſſen worden. Der Einkauf geht ſchleppend weiter, da es an
Mitteln fehlt, ſich größere Quantitäten hinzulegen. Abſchlüſſe in
Herbſttabaken und Sandblättern an auswärtige Fabrikauten wurden
per Februarlieferung vollzogen. Rippen unverändert.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmauft
ſchwächte ſich die Haltung bei reichlichem Angebot und zurückhaltender
Kaufluſt weiter entſchieden ab. Die Mühlen klagen über fehlenden
Wei=
zenmehlabſatz nach dem Weſten und Süden infolge franzöſiſcher und
teilweiſe amerikaniſcher Konkurrenz. Roggen gab ebenſo wie Weizen
im Preiſe nach mit Rückſicht auf die Wahrſcheinlichkeit, daß das
Tau=
wetter die Schiffahrt bald frei macht und unterwegs gebliebene
Zufuh=
ren hernnkommen läßt. Hafer und Gerſte gaben gleichralls im Preiſe
nach.
Börſen.
Börſenbericht vom 14. bis 20. Januar 1924. (
Mit=
geteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Das Börſenbild
erfuhr in der abgelaufenen Woche uur ſehr geringe Veränderungen. Es
fehlt der Börſe in dem Uebergangsſtadium, in dem wir uns zurzeit auf
politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiet befinden, beinahe jegliche
Unter=
nehmungsluſt, auch ſtehen der Spekulation eigene Mittel zur Betätigung
an der Börſe augenblicklich nur in ſehr beſchränktem Umfange zur
Ver=
fügung, und Engagements mit fremdem Gelde einzugehen, ſchließt bei
den derzeitigen hohen Zinsſätzen und geringen Kursſchwankungen ein
erhebliches Riſiko in ſich. Die Umſätze blieben deshalb wieder auf allen
Gebieten ſehr klein und man konnte mehrfach beobachten, daß ſchon
ver=
hältnismäßig unbedeutende Aufträge die Kursgeſtaltung weſentlich
beein=
flußten. Die Stimmung war in der erſten Hälfe der Woche
ausgeſpro=
chen flau, da noch immer recht zahlreiche Verkaufsorders vorlagen. Die
Kurſe bröckelten auf beinahe allen Märkten weiter ab, und ſelbſt auf
denjenigen Gebieten, die wie der Bankaktienmarkt etwas lebhafteres
Ge=
ſchäft aufzuweiſen hatten, vermochten ſich keine größeren Kuusbeſſerunger
durchzuſetzen. Späterhin erfuhr die Tendenz indeſſen eine gewiſſe
Be=
feſtigung, ohne daß ſich allerdings die Geſchäftstätigkeit belebte. Die
Abgabeneigung ſchien nachzulaſſen und die mehr oder weniger ſtark
ge=
drückten Kurſe zeigten kleine Erholungen. Das gilt beſonders für die
großen Märkte, wo die führenden Werte der Chemiſchen und Elektriſchen
Induſtrie, ſowie die Aktien der weſtlichen Bergwerksunternehmunger
wieder etwas gefragt waren. Daneben ſind einige Sonderbewegungen
zu verzeichnen, wie am Markte der ausländiſchen Renten, vo ungariſche
und rumäniſche Anleihen zeitweiſe lebhaft und zu ſteigenden Kurſen
ge=
handelt wurden. Eine Ausnahme der ſchwachen Haltung machten auch
die inländiſchen Renten, von denen beſonders Kriegsauleihe und alte
Auleiten des Reiches und der Länder ihre Kurſe ſtark erhöhen und
teil=
weiſe mehr als verdoppeln konnten.
wb. Berliner Böuſenſtimmungsbild. Die Nachfrage
nach Deviſen hat weiter abgenommen. Demgemäß waren die Umſätze
am Dediſenmarkt beſchräukt und Nebendeviſen waren im Einklang mit
der Parität zu den ausländiſchen Märkten gegenüber dem Dollar eher
etwas ſchwächer. Der Dollarkurs wurde unverändert notiert. Das
Effek=
tengeſchäft ruhte vollſtändig, nur machte ſich Abgabenneigung für
deut=
ſche Anleihen bemerkbar. Für Kriegsanleihe wurde ein Rurs von 130
Geld und 140 Brief genannt.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen berſtehen ſich als 1000 Mk.
Amſterdam=Rotterdau
Brüſſel=Antwerpen.
Chriſtignia.
Kopenhagen
Stockholm...
Helſingfors
Italien".
London
Nei=York
Paris..
Schwvei;
Spanien
Wien (i.
Prag
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Buenos-Aire
Bulgarien.
Japan
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n Dunn
mo boßke.
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Kiud lange.
iſa Lunteil=
Aber auch
eni zo9 1ie
zei Pflaudge.
manchangl n0ch
und dann
und deckte 20
hatte.
Si dc
jags hute.
für Kulte 10
jdanig Aondhie.
geleoieht enet.
Gocel eiche.
die gläſerne Wal
züur ſich wohnſich 4.
rchuete int ihred
der, wo ihr eigenl.
der liebe rude 2
den, wie borhet
haus ..."
So hatten
die Sachen zuſch
leben gebunden N
einte es mit Kopf
das Tat war und
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dazu gefunden, 9.
mengehörte alles
ſem Augeublick.
Merete beſaß
lichter oder dunkler
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Schmerzen mehr.
Nur das A
nſichtbares?
Ufer zu ſch
Unser Er
Unterrack-Filt
Unterack-Ftitk
Abdepadle Rä
mtlich
Rummer 20.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
25)
Nachdruck verboten.)
Wenn Dunnerklags die Leiter anſetzte, hielt Peterle unten
feſt und paßte auf den Korb auf, in den die Früchte hineinfielen,
bis er puſtend die Laſt zu Boden ſinken laſſen mußte. Dann
hob ihn das Knechtlein hochauf, hinein in die Fruchtkronen, und
das Kind langte jauchzend über ſich und pflückte, was die Arme
faſſen konnten.
Aber auch bei Brigitte war’s ſchön, unten am warmen
Back=
ofen; zog ſie die friſchen bräunlichen Brotlaibe heraus, ſo
wur=
ven Pflaumen und Aepfel zum Dörren hineingeſchüttet, und
manchmal noch Bohnen und Rübenſchnitzel hinterher.
Und dann fiel draußen der Schnee; er fiel auf Ottchens Grab
und deckte die ſchlichten Kränze zu, die man ihr nachgetragen
hatte.
Ju der Sonnenmühle waren die Stuben warm.
Dunner=
klags hatte aus dem Zoggenmoor Torf genug angefahren und
für Hart= und Buſchholz geſorgt; Kläschen wurde „der
Kachel=
könig” genaunt, weil er in aller Winterfrühe den mächtigen
Dielenofen betreute. Am wärmſten war’s iuer bei dem
Euchen, beinahe zu warm für Peterle, der jetzt ohne Scheu durch
die „gläſerne Wand” zur Mutter lief. Die hatte dieſen Nebenraum
für ſich wohnlich gemacht, ſaß vor dem alten Rollſchreibtiſch und
rechnete in ihren Hausbüchern, oder
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Januar 1924.
Seite 15.
den, wie vorher in der kleinen Spreeſtube und früher im
Vater=
haus . ..
So hatten ſich hier aus zwei verſchiedenen Vergangenheiten
die Sachen zuſammengefunden, an denen verſchiedenartiges
Er=
leben gebunden war. Die da ſaß und in der Gegenwart lebte,
einte es mit Kopf und Hand und mit dem ganzen klaren Weſen,
das Tat war und Tun. Heimelig war’s geworden da oben, und
kein Mißklang ließ ſich ſpüren; was hier geweſen und was ſich
dazu gefunden, gehörte jetzt zuſammen, wie in der Frau
zuſam=
mengehörte alles Geſchehen über Groß=Treuſtadt her bis zu
die=
ſem Augeublick".
Merete beſaß keine Weſensart, um huſchende Geiſterlein
lichter oder dunkler Ark wahrzunehmen; Euchen aber konnte oft
wie lauſchend daſitzen, mit ſtillen Augen in die Ecken blickend,
in die Winkel, bis Haus Peters klingendes Lachen ihre
taſten=
den Sinne zuſammenbrachte. War der Knabe da, ſo ſchien das
Jüngferchen mit dem grauweißen Hängezopf wunſchlos glücklich
zu ſein. Der Zopf wurde weißer, das Gedächnis ſchwächer, doch
ungetrübt genoß Euchen das Gegenwärtige; von Tag zu Tag
mehr ſchienen ſich ihre Erinnerungen zu verlieren, Bewußtſein
— dieſe höchſte Fähigkeit, Leben zu empfinden, machte ihr keine
Schmerzen mehr.
Nur das Aufhorchen blieb. War’s ein Hineinhorchen in
Unſichtbares? Vielleicht eine andere Möglichkeit, von Ufer zu
Ufer zu ſchiffen? Immer beſſer lernte Hans Peter die Schleife
binden, die blaue Seidenſchleife, an der das alte Seelchen hing.
Der kleine Tand ſchien ihr alle Erdenfreuden zu erſetzen, an
denen ſie zu kurz gekommen war. Merete nahm öfters das
zer=
knitterte Bändchen weg und legte ein friſches dafür hin, das
eben mit anderen Sachen aus Wöllmen, dem Nachbarſtädtchen,
gekommen war.
Es wurde kälter, hart blies der Haidewind. Die kleinen
Erlen und Weiden am Wehr hatten längſt ihr goldgelbes
Blätterkleid verloren, kahl und zitternd ſtanden die Birken im
braunen Gelände, nur hochoben im nächtigen Geäſt der Eichen
über dem Hausfirſt bebte und raſchelte das letzte Laubwerk und
trotzte dem Novemberſturm, der es zuletzt doch herunterfegte. Nach
Ottchens Tod hatte Merete das Dach ſofort ausbeſſern laſſen,
ſpuſt wären ihr Schnee und Regen durch die Decke gekommen..
Wenn’s dem kleinen Hans Peter bei dem Euchen zu warm
und zu weich wurde, ſchlüpfte er wohl ohne Mantel und Mütze
zu Dunnerklaas in den Stall hinunter, der wickelte ihn in einen
Sack oder in eine Pferdecke. Das Bübchen ſchaute zu beim
Holz=
hacken, oder es zog ſchon die Säge mit an, am liebſten half’s den
Stall reinmachen, Streu legen und Futter ſchütten für die Tiere
Wie freute ſich dann Jlo, der große Hofhund, der an der
Kette liegen mußte. Der Knabe bat ihn los. Ilo konnte mit
un=
glaublicher Geſchwindigkeit um den ganzen Hof raſen, um den
möchtigen Dunghaufen toben, um die Holzſtapel, bis Peterle ihn
mit der gefüllten Futterſchüſſel tbieder einzufangen wußte.
Holla, die Hündin durfte frei umherlaufen, ſie machte „ſchön”
und ſchnappte dem Kleinen das Brot aus der Hand, aber der
Ilo ſtand ſeinem Fungenherzen näher, der Kette wegen und weil
er ſo wunderbar raſen konnte.
Nachher beim Melken zuzuſehen war auch nicht ſchlecht;
dann ſaß Hans Peter auf dem Schemelchen und bekam gleich
ein Töpfchen warmer Milch in die verklauunten Hände. Ganz
verzückt gebärdete er ſich über die jungen Schweinchen im
Neben=
ſtall. Zehn Stück, auf einmal waren ſie dageweſen. Er hatte
hingeguckt und wußte dann doch nicht, wo ſie hergekommen . . ."
Das Bübchen wollte wenigſtens eins davon zu Euchen
hinauf=
tragen, denn „Röschen” hatte dieſe böſe Welt verlaſſen und lag
begraben unter dem Ilexbuſch, der ſo ſchöne rote Beeren trug —
aber das Schweinchen mußte im Stall bleiben.
Zu der langen, mageren Antje fühlte ſich Peterle ungemein
hingezogen; ſie konnte ſo ſchön erzählen. Antie war in ihren
jungen Jahren eine Dorfſchönheit geweſen, trotzdem hatte es der
liebe Gott nicht gewollt, daß ſie ein Männlein haben ſollte. Viel
Auswahl an Männlichem war auch nicht vorha iden geioeſen. und
auf Dunnerklags ließ ſich nicht rechnen, darum hatte Antje ihres
Herzens Zärtlichkeit auf das liebe Vieh übertragen. Was im
Stall ſprang und krabbelte, ſonderlich an Jungtieren, das gedieh
unter ihren pflegenden Händen. Sie hörte aber nicht gern, wenn
Peterle ſich mit blanken Augen über das Wohlſein der Tiere
freute und deren Glattſein lobte: „Ausſprechen bringt Schaden!“
UInd ſie ſpuckte das Berufene fort und klopfte dreimal, an die
Stalltür zur Abwehr.
Hans Peter hatte zu Weihnachten Schäftenſtiefel bekommen,
damit ging er aufs Zoggenmoor, das ganz überfroren war.
Auch das Waſſer im alten Mühlgraben war zugefroren, auf
allem Bruch konnte man jetzt wandern, ſogar die blanken Kolke
gingen zu. Dunnerklags hatte für „das Freundchen” einen
Schlitten gemacht und ſpannte ſich ſelber ein; im Schummern,
wenn’s für ihn Feierabend war, zog er den Buben ein Hügel=
ſtück hinauf, und dann ging’s blitzſchnell hinunter — bis ans
Wehr glitten ſie zurück. Das war ein herrliches Vergnügen!
Ueberhaupt, keiner im Mühlengehöft fand ſo viel Land= und
Waſſerſeligkeiten heraus wie dus Peterle. Für den waren die
Freuden der Tage jeden Morgen neu, ob er ſie oben in Euchens
warmem Stübchen genoß oder unten beim ſehr geliebten
Dunner=
klaas. Die Mutter hatte ja immer weniger Zeit für ihren klei
nen Sohn.
Gute Herrenkinder ſtehlen, dem Geſinde das Herz, uud
Herrenkinder können nirgends beſſer aufgehoben ſein als bei
gutem Geſinde. Merete wußte das ſehr genau und ſah ihren
Knaben gern in Geſellſchaft des Knechtleins, ſpielend lernte „das
Freundchen” manchen wirtſchaftlichen Handgriff tun. „Das kann
nicht ſchaden,” ſchmunzelte Kläschen ,und lehrte den jungen Höf
ner Harkenzinken einziehen und Pferdegeſchirr in Stand ſetzen.
Euchen fürchtete ſich vor dem kalten weißen Schnce; wenn
die Sonne darauf ſchien, taten ihr die Augen weh, und ſie ver
kroch ſich davor; wenn aber Peterle fort war, vermißte ſie ihn
horchte nach ſeiner Siinue und ſuchte ihn.
Einmal war ſie ihm nachgehaufen, die Treppe hinunter zun
Tor hinaus. Auf ihren kleinen Füßen ſtand ſie ängftlich und
blinzelte in das große Licht, das die verſchneite Haide überflim
merte; ſie konnte nicht vorwärts und nicht zurück. In ſeiner
Kraft fühlte ſich der Kleine gereizt und ſteckte ihr unvermutet ein
Schneekügelchen in den Nacken. Und plitze, platze fiel das Jüng
ferchen um und lag regungslos im Schnee; Peierle aber, voll
Todesangſt, angelte an der kleinen Geſtalt herum, um das
ver=
ſenkte Kügelchen wieder herauszuholen, bis zum Glück die
Mut=
ter gelaufen kam, die mit Antjes Hilfe Euchen wieder zum Leben
und hinauf ins Stübchen brachte
Der Uebermut bekannte ſeine Schuld, und die Strafe wurde
als verdient hingenommen.
Und der Wind blies noch härter; es war zu kalt, um draußen
mit Dunnerklags herumzutnn. Peterle hockte mit Euchen am
Ofen, zwiſchen ihnen lag das großmächtige Buch im
ſchweins=
ledernen Deckel. Euchen hielt einen kleinen Bleiſtift im Mund,
den ſie irgendwo erwiſcht hatte, ab und zu tippte und ſtrichelte
ſie damit ins Buch hinein, und wiederholte, was Peterle ihr
zu=
geſprochen hatte.
Plötzlich entzog ihr der Junge das Stiftchen, ſtarrte wie
ab=
weſend darauf nieder und dann auf den gelben Rand des großen
Buches, während ein Zucken über ſein Geſicht lief und ſeine
Augen von einem ſeltſamen Licht leuchteten — — dann raſch
haſtig tat er zitternde Striche, ſenkrecht, wagrecht, ein weniges
nach unten, ein weniges nach oben — Punkte, und zuletzt ein
rundliches obenauf: Es ſtand ein Männlein da! Kein ſehr
voll=
kommenes Muſter der ſtolzen Gattung — aber doch ein
Männ=
lein: „Dunnerklaas!” rief Euchen erkennend. „Apfel!” Und ſie
wies mit dem Finger ins Buch, wo Adam etwas nachdenkſam in
den Bauu des Lebens hineinlangte.
Ob dem Gebilde aus der Hand des Himmelsherrn, dies
Konterfei uranfänglicher Kunſtübung des kleinen Malers
ent=
fprach? Mit dem Knechtlein hatte es eine entſchiedene Aehnlich
keit. „Kläschen?” wiederholte Euchen und ſtrich liebkoſend über
das gemalte Männlein. Dann wandte fie das Bibelblatt um
und wies ermutigend auf den nächſten Rand.
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