Darmstädter Tagblatt 1924


11. Januar 1924

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bis 15. Januar 137 Pfenuig und 13 Pfennig
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 11
Freitag, den 11. Januar 1924.
187. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Sireil uſw erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzelgen=
auffräge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Belireibung fällt jeder
Rabait weg. Banffonto: Deuiſche Baul und Darm=
ſädter
8 Nationalbank.

Die Konferenz der Kleinen Entente.
Die Konferenz durch Schneewehen verzögert.
* Belgrad, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die Konferenz der
gleinen Entente konnte auch heute noch nicht begonnen werden,
da die Telegraphen= und Telephonverbindungen wegen der
Schneeſtürme unterbrochen ſind, ſo daß man noch immer nicht
anzugeben weiß, wann der Zug des rumäniſchen Außenminiſters
mit den Mitgliedern der Delegation eintreffen wird. Seine Au=
kunft
wird von Stunde zu Stunde erwartet. An die Verzögerung
werden mancherlei politiſche Kombinationen geknüpft, denen
gegenüber aber die Tatſache der Unterbrechung des Eiſenbahn=
verkehrs
durch Schneewehen beſtehen bleibt. Aus dem Banat
ſind heute überhaupt keine Züge in Belgrad eingetroffen. Man
rechnet damit, daß bis zum Abend die Strecke frei geworden iſt.
Unter diefen Umſtänden ſcheint es wahrſcheinlich, daß die Kon=
ferenzdauer
verlängert werden wird.
Tſchechiſch=jugoſlaviſche Bündniserweiterung?
TU. Mailand, 10. Jan. Da die Konferenz der Kleinen
Entente in Belgrad wegen des verſpäteten Eintreffens des rumä=
niſchen
Außenminiſters um einen Tag verſchoben werden mußte,
haben nach dem Corriere della Sera Beneſch und Nintſchitſch
die Pauſe dazu benutzt, über eine Erweiterung des zwiſchen bei=
den
Ländern beſtehenden Bündniſſes zu beraten. Jugoſläwien
möchte die Tſchecho=Slowakei dazu bringen, daß dieſe ſich außer
gegen Ungarn auch gegen Bulgarien verpflichte. Beneſch ſoll
aber nicht geneigt ſein, ſo ohne weiteres dieſen jugoſlawiſchen
Wünſchen nachzukommen, vielmehr ſoll er die Erweiterung von
dem Beitritt Jugoſlawiens zu dem Bündnisvertrag der Tſchecho=
Slowakei mit Frankreich abhängig machen, wogegen aber Belgrad
ſich bis jetzt ſträubt.

Vom Tage
Wie don zuverläſſiger Seite mitgeteilt ſird, iſt die Blättermeldung,
ſvonach ſich die alte deutſche Kaiſerkrone nicht mehr in der
Wiener Schatzkammer, ſondern in den Händen des Barons Steiner be=
finde
, unzutreffend. Die deutſche Kaiſerkrone iſt nach wie vor mit an=
deren
Kleinodien des Heiligen Römiſchen Reichs deutſcher Nation in der
Wiener Schatzkammer ausgeſtellt.
Die Direktion der Bergiſchen Stahlinduſtrie, des größ=
ten
dortigen Werkes, macht bekannt, daß das Werk vom 3. Januar,
abends 10 Uhr ab, ſtillgelegt iſt. Die geſamte Belegſchaſt iſt friſt=
los
entlaſſen.
Nach der Kölniſchen Volkszeitung ſind jetzt alle Betriebe der Düſ=
ſeldorfer
Metallinduſtrie ſtillgelegt.
Der franzöſiſche Serat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung mit 216 bei
236 Abſtimmenden Doumergue wieder zum Präſidenten gewählt.
Das engliſche Unterhaus hat ſich geſtern bis zur offiziellen Eröff=
nung
am kommenden Dienstag vertagt.
Die Tagung des großen Faſziſtentages iſt von Muſſolini auf den
28. Januar einberufen worden.
Nach einer Hadas=Meldung aus Tampico ſind die Regierungs=
truppen
im Anmarſche auf Tuxpan. Huertolobos und das
wichtige Zentrum Paulo=Blanko ſind in ihrem Beſitz.
Nach einer Havas=Meldung aus Rio de Janeiro ſoll nach Infor=
mationen
aus guter Quelle eine Finanzl mmiſſion die Vorausſetzungen
einer Anleihe zur Vereinheitlichung der braſiliani=
ſchen
Schulden in engliſcher Währung prüfen.

Amtlicher Oollarkurs 4 210500 000 000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Appell an das menſchliche Empfinden und das völkerrechtliche Oenken.

Berlin, 10. Jan. Der Reichskanzler erläßt anläßlich der
Wiederkehr des Jahrestages des Ruhreinbruchs folgende Kund=
gebung
:.
Am 11. Januär jährt ſich der Tag, an den franzöſiſche und
belgiſche Trupen unter Verletzung des Verſailler Friedensver=
trages
deutſches Land am Rhein und an der Ruhr mit Waffen=
gewalt
beſetzt haben.
Eine Kette ſchwerſter Leiden und Prüfungen iſt der Bevöl=
kerung
des alt= und neubeſetzten Gebietes ſeit jenem ſchwarzen
Tage auferlegt worden. Tauſende von Deutſchen wurden mit
ihren Familien von Haus und Hof vertrieben und über 2000 Ge=
fangene
harren noch heute in den Gefängniſſen der fremden Be=
ſatzungsmächte
ihrer Befreiung. Die Verbrechen, die ihnen zur
Laſt gelegt wurden, waren Gehorſam gegen die Geſetze ihres
Landes und Treue um Treue zu ihrer Heimat und Vaterland.
Morde und Tötungen, Notzucht, Raub und Mißhandlungen,
begangen von farbigen und weißen Truppen, haben in der wehr=
loſen
Bevölkerung das Gefühl ausgelöſt, daß ſie reſtlos der frem=
den
Vergewaltigung preisgegeben iſt.
Dieſes Martyrium wurde noch ins Unerträgliche geſteigert
durch die ſchamloſen Uebergriffe eines ländfremden, käuflichen
Separatiſtengeſindels, deſſen Treiben ein Hohn auf das Selbſt=
beſtimmungsrecht
der Völker bedeutet. An alle diejenigen in
der Welt, welche ſich noch menſchliches Empfinden und völker=
rechtliches
Denken gewahrt haben, appelliere ich, mit uns dahin
zu wirken, daß die Rechtszuſtände im beſetzten Gebiet wieder
hergeſtellt werden, daß vor allem die unſchuldigen, in den Ge=
fängniſſen
ſchmachtenden Deutſchen ihren Familien endlich zurück=
gegeben
werden, und daß die Vertriebenen in ihre Heimat zurück=
kehren
können.
Alle Leiden und Bedrückungen, denen die Bevölkerung des
befetzten Gebiets in dem abgelaufenen Jahr in ihrem Kampf
um Recht und Heimat ausgeſetzt war, haben ſie nicht wankend
machen können, in ihrer Treue zum deutſchen Vaterland, und
niemals war im unbeſetzten Deutſchland der geiſtige Beſitz von
Rhein und Ruhr ſo ſtark verankert wie heute.
In allen Deutſchen iſt gerade durch die bitteren Erfahrungen
der letzten Monate die Ueberzeugung vertieft worden, daß das
beſetzte und unbeſetzte Gebiet nicht ohne cinander leben können,
daß ſie auf ewig zuſammengehören.
Auch das unbeſetzte Deutſchland hat unter den Auswirkun=
gen
des an Rhein und Ruhr geführten Kampfes ſchwer gelitten.
Die Abſchnürung der Herzkammern unſerer Wirtſchaft hat unſere
Hilfsquellen bis zur vollen Erſchöpfung geſchwächt. Aber dieſe
Opfer waren gering, gemeſſen an dem, was Rheinland und Weſt=
falen
tatſächlich um Deutſchlands willen haben auf ſich nehmen
müſſen, und freudig wird jeder Deutſche auch in Zukunft das
Letzte mit den Brüdern im beſetzten Gebiet teilen.
Rhein und Ruhr ſind deutſch und müſſen deutſch bleiben.
Als Kanzler des Deutſchen Reiches und als Sohu meiner
geliebten rheiniſchen Heimat danke ich heute den Brüdern an
Rhein und Ruhr, in der Pfalz und an der Saar, für das treue
Ausharren, und entbiete ihnen meine heißen Segenswünſche in
der Hoffnung, daß der Tag der Befreiung von fremder Beſetzung
und der endgültigen Wiedervereinigung mit dem unbeſetzten
Deutſchland nicht mehr allzu fern bleiben möge. Kein Opfer
wird zu groß ſein, um dieſes Ziel zu erreichen. Es lebe das
einige, unteilbare Deutſchland! gez. Reichskanzler Dr. Marx.

Dr. Höſle an die Bewohner der beſetzten Gebiete.
Bevölkerung von Rhein und Ruhr gehalten:
Der 10. Januar iſt ein ſchwarzer Tag in der Geſchichte un=
Ruhrgebiet. Wenn auch mit dem Tage durch das Inkrafttreten
des Weltkrieges als beendet gilt, ſo kennt das deutſche Volks=
empfinden
dieſen Tag nicht als erlöſenden, befreienden Friedens=
in
Europa, nicht eintreten konnte.
So gebar der 10. Januar 1920 als Tag des Unheils den
10. Januar 1923, den Tag des Ruhreinbruchs,
aufbauenden deutſchen Volkes lähmte, und den matten Hoff=
nungsſchimmer
friedlichen Aufwärtsſtrebens hinter düſteren Wol= gen wollte, bereitwillig Glauben fand. Heute dürfen wir feſt=
ken
neuen Leides und unſagbaren Elends erſterben ließ. Als
Reichsminiſter der beſetzten Gebiete und als Sohn meines ſo
ſchwer heimgeſuchten Pfälzer Landes ſpreche ich allen lieben
deutſchen Schweſtern und Brüdern im beſetzten Gebiet, die im
Dulden, Ertragen und Entſagen für das geſamte deutſche Volk
ſo unendlich Großes, Heroiſches geleiſtet und vollbracht haben,
meinen aus tiefſtem Mitempfinden und innigſter Herzlichkeit ent=
quellenden
Dank aus.
Wenn mir eine Sorge quälend Herz und Hirn zernagt, ſo
iſt es der beklemmende Gedanke, nicht die Macht und die Mittel
zu beſitzen, um all die Leiden und Nöte der beſetzten Gebiete
wie auch des übrigen deutſchen Vaterlandes zu banen und unſerem
fleißigen und ſtrebſamen deutſchen Volk wieder im milden Glanz
der Friedensſonne Arbeit und Brot und damit Zufriedenheit
und Glück zu bringen.
Nie dürfen unſere Brüder und Schweſtern an Rhein und
Ruhr den Eindruck haben, daß ſie von der Reichsregierung
verlaſſen und einem ungewiſſen Schickſal überlaſſen werden.
Keine menſchliche Macht vermag mit dauerndem Erfolg
tauſendjährige Blutsverwandtſchaft aus dem Stammbuch
der Völker auszumerzen. Hier gilt das Wort: Was Gott
verbunden, ſollen und können die Menſchen nicht trennen.
Die Reichsregierung ſtrebt nach dauerhaften und tragbaren
Nechtsverhältniſſen und ſieht ihre wichtigſten Aufgaben darin,
die Leiden der Bevölkerung in den beſetzten Gebieten zu mil=
dern
, die Gefangenen zu befreien, die Rückkehr der Ausgewieſenen
herbeizuführen und ein normales Wirtſchaftsleben in Gang zu
bringen. Sie iſt aber auch ernſthaft bemüht, die Reparations=
politik
auf einen gangbaren Weg zu bringen. Im Hinblick auf
die großen Opfer und Leiden an Rhein und Ruhr, welche dort
um der Eeſamtheit des deutſchen Volkes willen gebracht wur=
den
, darf ich auch an alle Deutſchen des unbeſetzten Gebietes die
Mahnung und Bitte richten, ihrerſeits nicht zu erlahmen in
Arbeit und Opfern für die Freiheit und Erlöſung des deutſchen
Volkes, um dadurch würdig zu ſein, dem Bilde der deutſchen
Treue und des opferbereiten Gemeinſchaftsgeiſtes, um ſo der
Nachwelt als Vorbild zu dienen. Soweit es im Willen und in
der Möglichkeit der deutſchen Regierung und des deutſchen Volkes
liegt, ſind wir bereit, alle Schritte zu tun, um dem heißerſehnten
Ziele wahren Völkerfriedens entgegenzuſtreben.
Neu=York, 10. Jan. (Durch Funkſpruch.) Das Kon=
zil
der Kirchen Amerikas, das 100 000 proteſtantiſche
Kirchen vertritt, trat ohne jeden Vorbehalt, für eine Hilfs=
mitteln
ein und hat die Annahme des von der Regierung ein= Bekanntlich wird von franzöſiſcher Seite zwiſchen politiſchen und
gebrachten Geſetzentwurfs befürwortet, wodurch ein Lebens=
mittelkredit
von 70 Millionen Dollar vorgeſchlagen wird.

Ein Jahr Ruhr.
Daß wir den Kampf um die Beſetzung des Ruhrgebiets ein
Jahr aushalten würden, das hat wohl niemand von uns ge=
glaubt
, als am 11. Januar 1923 die Franzoſen ihren Einmarſch
begannen. Heute müſſen wir uns ſogar darauf einſtellen, die=
ſen
Ka

Jahr, ſo niager es an poſitilen Erfolgen für uns war, hat doch
wenigſtens das eine Gute gehabt, daß es uns alle Illuſionen ge=
nommen
hat. Unter hartem Druck haben wir uns daran, ge=
wöhnt
, die Dinge nüchtern zu betrachten und alle gefühlsmäßi=
gen
Erwägungen auszuſchalten, die dem Verſtand, unerfüllbare
Hoffnungen vortäuſchten. Wir wiſſen heute, daß wir am kürze=
ren
Arm des Hebels ſitzen, daß wir infolgedeſſen unmittelbar
gar keine Möglichkeit haben, die Franzoſen aus dem Ruhrgebiet
herauszumanöverieren. Wir müſſen deshalb zu dem Aushilfs=
mittel
greifen, daß wir die Politik der kleinen Mittel betreiben,
indem wir Steinchen auf Steinchen ſetzen, jeden Vorfall wahr=
nehmen
und ſo langſam die Frauzoſen in eine Lage hineinbrin=
gen
, in der ſie einen billigen Vergleich mit uns ſuchen und brau=
chen
; denn das Ruhrgebiet iſt, im großen Rahmen geſehen, nur
der Punkt. in dem der ganze Krieg noch einmal kulminiert. Was
auf dem Spiel ſteht, iſt ein zweites Verſailles, das, wenn wir es
annehmen, unſer Ende als Volk und als Staat bedeuten müßte.
Gerade deshalb müſſen wir aber auch nicht allein die Kräfte der
beiden Parteien abſchätzen, die auf dem Schlachtfeld ſtehen. Wir
haben ſchon das Recht, auch die Internationale in Rechnung zu
ſetzen, deren Geſtaltung für den Ausgang von ausſchlaggebender
Bedeutung ſein muß, Uind da tönnen wir doch ſagen, daß die=
ſes
Jahr der Not ein Jahr des Wahnſinns hat es die fran=
zöſiſche
Oppoſition genannt eine Verſchiebung zu unſeren
Gunſten gebracht hat.
Die Engländer hätten es vielleicht in der Hand gehabt, den
Einmarſch der Franzoſen zu verhindern. Sie haben damals
den Mut nicht gehabt und begnügten ſich damit, mit einer Pila=
tusgebärde
die Verantwortung für alles, was kam, von ſich ab=
zuwälzen
. Daß aber die wirtſchaftlichen Folgen der Stillegung
unſerer Ruhrinduſtrie auch über ſie kamen, das vermochten ſie
nicht zu verhindern, und das iſt einer der Gründe geweſen, der
zum Zuſammenbruch der konſervativen Herrſchaft führte. Die
engliſche Politik hat das längſt eingeſehen. Aber auch ſie iſt
nicht imſtande, die Fehler vieler Jahre im Handumdrehen wie=
der
gut zu machen. Sie hat ja auch Zeit. Für ſie iſt das Ruhr
Berlin, 10. Jan. Der Miniſter für die beſetzten Gebiete, gebiet höchſtens eins der 64 Felder auf dem europäifchen Schach
hat heute abend auf drahtloſem =Wege folgende Anſprache an die brett. Deshalb, hät ſie begönnen, ſich zunächſt auf anderen Ge=
bieten
ihre Stellung zu ſichern. Während Frankreich ſich Buu=
desgenoſſen
im Oſten ſuchte und wenigſtens den Rumpf der Klei=
ſeres
deutſchen Volkes, insbeſondere für das beſetzte Rhein= und neu Enteute an die franzöſiſche Militärmacht anzugliedern ſuchte,
hat England den Italienern und Spaniern ſich genähert, um
im Mittelmeer ein Gegengewicht zu ſchaffen gegen die Vorteile,
des Verſailler Vertrages formell die fürchterliche Kataſtrophe, die Frankreich in Tanger errang, und um gleichzeitig Frankreich
im Süden zu flankieren. England hat weiter die Brücke nach
Rußland geſchlagen, hat auch in Warſchau Anſtrengungen ge=
bringer
, weil unter den erdückenden Laſten und den würgenden macht, um den franzöſiſchen Einfluß zu verdrängen. Im ganzei
Feſſeln des Verſailler Diktats wahrer Friede in Deutſchland, ja wird man ſagen dürfen, daß es der engliſchen Politik gelungen
iſt, Frankreich zu iſolieren, nicht allein in Europa.
Worunter wir litten, war eben doch, daß vor einem Jahr
die Kriegspſychoſe noch nicht geſchwunden war, daß in der gan=
der
, über Recht und Vertrag hinwegſchreitend, den Arm des zen Welt die Klage von dem armen unſchuldigen Frankreich,
das den böswilligen Schuldner Deutſchlaud zum Zahlen zwin=
ſtellen
, daß ſich, von den Vereinigten Staaten ausgehend, darin
ein großer Umſchwung vollzogen hat. Man hat überall einge=
ſehen
, daß die Gefahr für den europäiſchen Frieden nicht mehr
bei uns liegt, und daß es nicht unſere Schuld iſt, wenn Europa
zu friedlicher Arbeit noch nicht zurückkehren konnte. Mit der
pelitiſchen Vereinſamung Frankreichs iſt alſo eine moraliſch
Iſolierung Hand in Hand gegangen, die naturgemäß ihren Weg
weiter nimmt.
Hätten wir alſo Zeit, könnten wir von uns aus den Kampf
noch unbegrenzte Zeit fortſetzen, dann wäre es für uns das
Beſte, wenn wir uns vorſichtig zurückhielten und die Entwicke=
lung
für uns arbeiten ließen. Das haben wir aber nicht. Des=
halb
ſind wir zur Aktivität gezwungen und können die Chan=
cen
, die ſich uns ſonſt bieten würden, nicht ausnutzen. Die
deutſche Regierung muß daher verfuchen, mit Poincars ſelbſt zu
einer Verſtändigung zu kommen, ſo unfruchtbar dieſe Bemühun=
wiſſe
Unterſtützung
gen auch ſein mögen. Sie finder ade
darin, daß auch der franzöſiſche Miniſterpräſident mit der Uhr in
der Hand Politik zu machen gezwoungen iſt. Im Mai ſtehen
die franzöſiſchen Wahlen bevor. Bis dahin muß Poincars ent=
weder
einen politiſchen oder einen wirtſchaftlichen Erfolg ver=
buchen
können. Bisher hat er beide nicht erreicht. Der paſſive
Widerſtand iſt zwar abgebaut, aber die Treue des beſetzten Ge=
biets
zum Deutſchen Reich iſt niemals ſo feſt verankert geweſen
wie heute. Der Separatismus hat kläglich Schiffbruch erlitten,
und die Micumverträge können nichts daran ändern, daß der
Ruhreinbruch für Frankreich imer noch ein ſehr koſtſpieliges
Unternehmen iſt, deſſen Einſchätzung auch in der internationalen
Bewertung des Franken ihren Ausdruck findet. Wenn deshal0
Poincaré glaubt, uns bluffen zu können, dann iſt er im Iri=
tum
. Ein Grund zur Verzweiflung liegt heute für uns weniger
vor als vor einem Jahre. Wir miſſen, was das Mindeſte iſt,
das wir erreichen müſſen. Wir wiſſen auch, daß wir das errei=
chen
können und werden, wenn wir nur die Nerven nicht ver=
lieren
und mit unbeirrbarer Zähigkeit daran feſthalten, daß wir
zwar die Folgerungen aus dem Verluſt des Krieges ziehen und
die Kriegskoſten zahlen wollen, daß wir aber niemals die Frei=
heit
unſeres Vaterlandes opfern oder uns zu Sklavendienſten
erniedrigen laſſen.
Die politiſchen Gefangenen am Ruhr=Jahrestag.
Berlin, 11. Jan. Angeſichts des heutigen Jahrestages
des franzöſiſch=belgiſchen Einmarſches in das Nuhrgebiet iſt daran
zu erinnern, daß ſich noch immer über 2000 Deutſche als Ge=
aktion
zur Uuterſtützung Deutſchlands mit Lebens= fangene in franzöſiſchen und belgiſchen Gefäugniſſen befinden.
kriminellen Gefangenen unterſchieden, wobei die wegen Sabotage=
akten
verurteilten zu den kriminellen Eefangenen gezählt werden.

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Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.

Rummer 11.

Das Drama der Reparationen.
Rechberg als Poincarés Nothelfer.
TU. Paris, 10. Jan. Robert de Jouvenel Eefaßt ſich
heute früh in einem Leitartikel des Oeuvre mit dem Rechberg=
Plan und dem Reparationsproblem überhaupt. Der Artikel
wirft auch intereſſante Streiflichter auf die Untergründe und
Ziele der Reparationspolitik Frankreichs, de Jouvenel legt zu=
nächſt
dar, warum Millerand und Poincaré dem Plan der
deutſchen Induſtrie, den ſie 1922glatt ablehnten,
einen plötzlichen Geſchmack abgewonnen haben. Weil die fran=
zöſiſche
Regierung ſo ſchreibt de Jouvenel als Antvort
bereits im November 1922, wie nunmehr einwandfrei feſtſtehe,
ſich zur Beſetzung des Ruhrgebiets entſchloſſen hätte und ſchon
zu dieſer Zeit keinen anderen Plan in Erwägung ziehen wollte.
Die mangelnden Ergebniſſe der Ruhrokkupa=
tion
hätten ſie nun auf den Plan Rechbergs
zurückgreifen laſſen. (Eine vernichtendere Kritik der
Rechbergſchen Unzulänglichkeiten vom deutſchen Standpunkte
läßt ſich kaum ausüben, als es hier durch einen Franzoſen in=
direkt
geſchieht. Die Red.)
de Jouvenel behandelt dann weiter die Frage von Frank=
reichs
ungünſtiger Bilanz der Ruhrokkupation,
und fügt hinzu: Poincaré hat einen neuen Plan für
die Ausbeutung der befetzten deutſchen Provin=
zen
. Um ſelber alle Vorteile aus dieſem Plan zu ziehen,
müſſen wir nach der Auffaſſung des Herrn Poincaré mindeſtens Frankreichs von Tag zu Tag mehr die Abneigung in allen Ländern
27½ Millionen Tonnen Kohlen, Koks und Braunkohlen 1924
aus dem Ruhrgebiet erhalten, de Jouvenel bezweifelt, daß die
deutſche Induſtrie in der Lage ſei, einen ſo hohen Prozentſatz
ihrer Produktion ohne irgendwelche Barzahlungen an Frankreich
abzutreten. Zudem könne Frankreich nicht mehr als höchſtens
14 Millionen Tonnen deutſcher Kohlen ertragen. Dieſe Ueber=
ſchwemmung
mit den 27½ Millionen Tonnen
würde lediglich die franzöiſche Kohleninduſtrie und
den internationalen Markt verrücken, außerdem
noch das Uebel der engliſchen Arbeitsloſigkeit
vergrößern.
Das Drama der Reparationen habe ſich kurz fol=
gendermaßen
abgeſpielt: 1922 lehnte Frankreich die Sachleiſtun=
gen
ab, um ſeine Holzhändler und Unternehmer nicht zu be=
hindern
, während des Jahres 1923 habe Frankreich aus dem
Ruhrgebiet keine materiellen Produkte aus Rückſicht auf die
Großinduſtriellen des Comité des Forges ausgeführt. 1924 wer=
den
die Proteſte der franzöſiſchen Kohlenproduzenten und Gru=
beubeſitzer
laut, ſo daß man aus dem Dilemma keinen Ausweg
findet.
Die Leberreichung der franzöſiſchen Antwort verſchoben.
* Paris, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die franzöſiſche Antvort
iſt dem deutſchen Geſchäftsträger bisher noch nicht überreicht
worden. Ihre Uebergabe dürfte nach zuverläſſigen Nachrichten
erſt morgen früh oder im Laufe des morgigen Nachmittags er=
folgen
. Die belgiſche Antwort ſoll gleichzeitig in Brüſſel Herrn
Ruediger übergeben werden. Dieſer neue Aufſchub wird damit
erklärt, daß an dem franzöſiſchen Text noch einige geringfügige
Aenderungen vorgenommen werden, zu denen man die Anſicht
Tes belgiſchen Bundesgenoſſen abwarte. Es beſtehi bekanntlich
der Wunſch, die beiden Noten ihrem Inhalt nach ſoweit als mög=
lich
einander anzupaſſen.
Poincarés Ausbeutungsplan.
Paris, 10. Jan. (Wolff.) Nach der Oeupre begbſichtigt
Pbincaré, die beſetzten Gebiete künftig nach einem
neuen Plan auszubeuten, der, wenn er Frankreich alle
Vorteile bieten ſolle, die man ſich dabon verſpreche, nach Poin=
caré
ſelbſt nicht weniger als 27½ Millionen Tonnen Kohle, Koks
und Braunkohlen im Jahre 1924 zu liefern hätte. Da Frankreich
nicht mehr als 11 bis 14 Millionen Tonnen deutſcher Kohle jähr=
lich
aufnehmen könne, ſo frage es ſich, was mit den überſchießen=
den
10 bis 12 Millionen Tonnen geſchehen ſolle.
Lord Cecil an die Völkerbundsvereinigung.
Cecil plädiert für Aufnahme Deutſchlands
in den Völkerbund.
London, 10. Jan. (Wolff.) In einer Botſchaft Lord
Robert Ceeils an die Völkerbundsvereinigung
aus Anlaß des vierjährigen Beſtehens des Bundes, heißt es
u. a.: Der europäiſche Friede ſtocke noch. Die deutſche Frage
verſperre den Weg. Bis dieſe gelöſt ſei, könne kein weſentlicher
Schritt zum Wiederaufbau Europas erhofft werden. Die Repa= zöſiſche Zollorgan, das ſelbſt gegenüber der franzöſiſchen Regie
rationsfrage müſſe gelöſt werden. Deutſchland müſſe in
den Völkerbund aufgenommen werden, wenn mög=
lich
, auch Rußland. Dies ſeien die Aufgaben des Jahres 1924. Frachtenzüge durchgelaſſen.

Deutſche Abwehr franzöſiſcher Phantaſien.
Berlin, 9. Jan. In einer Unterredung mit dem Vertreter des
Wolffbureaus äußerte ſich Reichsfinanzminiſter Dr. Luther zu den geſt=
rigen
Darlegungen de Laſteyries über den Sturz des franzöſiſchen Fran=
ken
. Der Reichsfinanzminiſter führte aus: Die Auslaſſungen des fran=
zöſiſchen
Finanzminiſters legen ein beredtes Zeugnis ab für die ſchwere
Beunruhigung, die in Frankreich durch den unaufhaltſamen Sturz des
Franken hervorgerufen worden iſt de Laſtehrie führt als Gründe
deutſche Propaganda an und Maßnahmen, die in einer Verſammlung
deutſcher Bankiers in Frankfurt beſchloſſen worden ſein ſollen, endlich
die Tatſache, daß Deutſchland ſeine Reparationsverpflichtungen nicht er=
füllt
habe. Die Vorwürfe über angebliche deutſche Propaganda kehren
in jeder franzöſiſchen Miniſterrede wieder und müſſen für alles herhalten,
was in Frankreich ſelber oder in der Welt für Frankreich Unaugenehmes
paſſiert. Die Behauptung, daß eine Verſammlung deutſcher Bankiers
in Frankfurt beſchloſſen habe, den Franten zu ſtürzen, iſt vollſtändig un=
ſinnig
. Eine ſolche Verſammlung hat tiemals ſtattgefunden, und außer=
dem
iſt die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands nicht ſo, daß von hier aus
ein Einfluß auf den Frankenkurs ausgeübt werden kann. Was die Be=
hauptung
anlangt, daß Deutſchland ſeine Reparationsverpflichtungen
nicht erfüllt habe, ſo kann immer nur wieder darauf hingewieſen werden,
daß Deutſchland nach dem Urteil des amerikaniſchen wiſſenſchaftlichen
Inſtituts of Economies bereits über 25 Milliarden Goldmark bezahlt
hat. Der franzöſiſche Finanzminiſter hat wohliveislich vermieden, auf
die wirklichen Urſachen einzugehen, die zum Sturz des Franken beige=
tragen
haben und ſeinen weiteren Sturz herbeiführen können. Sie lie=
gen
einmal in der pſychologiſchen Tatſache, daß die militariſtiſche Politit
hervorruft. Es braucht ja nur auf die Tatſache hingewieſen zu werden,
daß das angeblich wirtſchaftlich ſo ſchwer leidende Frankreich eine An=
leihe
von 800 Millionen Franken zu Rüſtungszwecken an die Kleine En=
tente
gegeben hat. Der wirtſchaftliche Hauptgrund für den Rückgang
des Franken liegt aber in der Zerſtörung ſeines Hauptſchuldners, des
Deutſchen Reiches. Die verſchleierte Annexionspolitik, die Frankreich
an Rhein und Ruhr betreibt, und Deutſchland, faſt zum finanziellen
Ruin gebracht hat, muß naturgemäß außerordentlich auf den franzöſiſchen
Kredit zurückwirken. Solange eine ſolche Politik andauert, kann Deutſch=
land
in nennenswertem Umfange keine Reparationen leiſten. Das fran=
zöſiſche
Budget muß mit einem ungeheuren, immer ſtärker werdenden
Defizit abſchließen, denn im Gegenſatz zu allen anderen Ländern hat
es Frankreich verſäumt, ſeine eigenen Steuerquellen zu erſchließen, und
es hat ſeinen Etat auf die von Deutſchland zu zahlenden Reparationen
aufgebaut. Solange alſo Frankreich ſeine Politik nicht ändert und nicht
zu anderen Methoden übergeht, wie ſie den Erforderniſſen der Friedens=
zeit
entſprechen und von der öffentlichen Meinung der Welt immer ge=
bieteriſcher
gefordert werden, dürfte es de Laſteyrie kaum glücken, den
Sturz des franzöſiſchen Franken aufzuhalten.
Poincaré der Urheber des Frankenſturzes.
London, 19. Jan. (Wolff.) Daily News ſchreibt in
einem Leitartikel zu der Anſicht Poincarés, daß die Ausländer,
insbeſondere die Deutſchen, für das Sinken des
Franken verantwortlich ſeien, Poincaré kenne zweifel=
los
ſehr wohl den einzigen Weg, auf dem es möglich ſei, ſchließ=
lich
den Franken wieder herzuſtellen, er beabſichtige jedoch,
darüber den franzöſiſchen Bauern nichts zu ſagen. Wie laige
werde es noch dauern, bis der franzöſiſche Bauer es ſelbſt heraus=
finde
, und was werde er ſagen, wenn er die unwillkommene
Nachricht verdaut habe?
Verſagen der Regie.
Berlin, 10. Jan. Die Leerwagen, die die franzöſiſch=
belgiſche
Eiſenbahnregie zur Beladung im Ruhrgebiet bei der
deutſchen Eiſenbahn fortlaufend anfordert, werden an der Grenze
des beſetzten und unbeſetzten Gebietes, von der Regie nur
äußerſt ſchleppend und unzureichend abgenom=
men
. Die Folge davon iſt, daß einerſeits dem unbeſetzten
Deutſchland die verfügbaren Leerwagen entzogen werden, an=
dererſeits
aber der Induſtrie des Ruhrgebietes zur Abfuhr ihrer
Produkte, vorwiegend Kohle, die erforderlichen Leerwagen nicht
zur Verfügung ſtehen. Bei ordnungsmäßigem Betrieb müßte
die Zahl der in das Ruhrgebiet hineingeſandten Wagen ebenſo
groß ſein wie die Zahl der beladen aus ihm herauskommenden
Wagen. Die unterrichteten Stellen geben dagegen die Zahl der
von der Regie ſeit Wiederaufnahme des Verkehrs zu wenig der
Eiſenbahn zurückgegebenen Wagen auf über 300 000 an.
Trotz dieſes Wagenüberfluſſes im Regiegebiet
könnten von ihr an einem einzigen Tage 3500
Wagen nicht geſtellt werden. Durch ſolche Ver=
kehrsverhältniſſe
wird der Wiederaufbau des
Wirtſchaftslebens im beſetzten Gebiet faſt un=
möglich
gemacht. In Herdecke laſſen die franzöſiſchen
Kontrollpoſten den Güterverkehr nach keiner Richtung mehr durch
und verlangen die Vorführung aller Frachten in Hörde oder
Dortmund. In Vohwinkel werden die Züge durch das fran=
jedes
Entgegenkommen ablehnt, ſtundenlang aufgehalten. Von
7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens werden dort überhaupt keine

Die engliſche Preſſe zu den Vorgängen
in der Pfalz.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die Lage in der baye=
riſchen
Rheinpfalz beſchäftigt nach wie vor das Jutereſſe der
engliſchen Oeffentlichkeit. Die Preſſe befaßt ſich auch heute wie=
der
ausführlich mit dieſer Frage. Es wird darauf hingewieſen,
daß der franzöſiſche und auch der belgiſche Oberkommiſſar im
Rheinland ihr Einverſtändnis dazu gegeben haben, daß gewiſſe
Verordnungen der ſonderbündleriſchen Behörden amtlich regiſt=
riert
wurden, und daß die engliſche Regierung gegen jede Aner=
kennung
der Separatiſtenbehörden proteſtiert habe, da dieſe ſich
weder mit der früher ſchon klar gelegten engliſchen Rheinland=
politik
, noch mit den früher vorgegebenen Abſichten der fran=
zöſiſchen
und belgiſchen Regierung vereinigen ließe.
Meinungsverſchiedenheiten der Alliierien.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) In hieſigen einge=
weihten
Kreiſen verlautet, daß bis zur Wiederaufnahme der Be=
ſprechungen
unter den allierten Regierungen eine Erwägung
der Frage der bayeriſchen Pfalz vertagt werden ſoll. Ueber
dieſe Frage herrſchten Meinungsverſchiedenheiten. Am 2. Jan.
entſchied ſich die Rheinlandkommiſſion durch die Majorität, die
die Stimmen der franzöſiſchen und belgiſchen Vertreter gegen
die der britiſchen Vertreter aufwies, die Erlaſſe der Separatiſten
zu regiſtrieren, die angeblich die autonome Regierung der baye=
riſchen
Pfalz bildeten. Es heißt ferner, daß die belgiſchen Stim=
men
ſeinerzeit nur unter der beſonderen Bedingung angegeben
wurden, daß die Regiſtrierung in keiner Form eine Anerkennung
der ſogen. autonomen Regierung darſtelle, und es iſt ſeither be=
tont
worden, daß die Anerkennung automgtiſch zehn Tage nach
der Regiſtrierung, alſo vom 12. Januar ab, zu erfolgen hätte.
Infolge des Aufſchubs, der jetzt von den Alliierten beſtimmt
worden iſt, wird die Verfügung ſelbſtverſtändlich nicht am 12.
Januar in Kraft treten können.
Engliſch=franzöſiſcher Notenwechſel.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) In britiſchen Kreiſen
befürchtet man, daß die Ermordung der Separatiſtenführer in
der Pfalz dazu führen werde, Frankreich in ſeinem Beſchluß
zu beſtärken, die Separatiſten zu unterſtützen. Gegenwärtig finde
zwiſchen der britiſchen und der franzöſiſchen Regierung ein reger
Notenwechſel über die letzten Aktionen im Rheinland ſtatt.
Die engliſche Auffaſſung.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die Vorgänge in
Speyer erregen hier größtes Aufſehen und werden als Beſtäti=
gung
bereits ſeit einigen Tagen hier vorliegender Informationen
betrachtet, daß die Separatiſten neue Aktionen vorbereiten. So
ſcharf alle Gewaltmaßnahmen auch verurteilt werden, ſo ver=
kennt
man in unterrichteten Kreiſen doch nicht, daß die Verant=
wortung
in erſter Linie auf diejenigen fällt, die im Intereſſe
machtpolitiſcher Ziele eine Bevölkerung gewaltſam zum Verrat
nationaler Ueberzeugung zwingen wollen. In der engliſchen
Oeffentlichkeit iſt man ſich ſeit langem darüber klar, daß die
Separatiſtenbewegung in der Bevölkerung des beſetzten Gebietes
keinen Boden hat.

London, 10. Jan. (Wolff.) Die Times veröffentlicht
einen Aufruf zur Linderung der Not in Deutſch=
land
, der von einer großen Anzahl hervorragender Perſön=
lichkeiten
unterzeichnet iſt, darunter Aſquith, Ramſay
Macdonald, Lord Parmoor, General Smuts,
Arthur Henderſen, Profeſſor Keynes, Sir George
Pafh, H. G. Wells, Lady Carter ſowie zahlreichen Be=
hörden
. In dem Aufruf heißt es, die Kälte, der Hunger und
die Verzweiflung überwältigten große Teile des deutſchen Volkes
im beſetzten und unbeſetzten Gebiet.
Enthüllungen der Humanité.
Die wirklichen Kriegshetzer.
Paris, 9. Jan. (Wolff.) Die kommuniſtiſche Humanité,
die bekanntlich ſeit Wochen Dokumente aus dem Nachlaß
des ruſſiſchen Finanzagenten Rafalowitſch veröffentlicht,
um ſeine Beziehungen zur franzöſiſchen Preſſe aus den Jahren
1905 und 1906 klarzulegen, beſchäftigt ſich ſeit geſtern mit den
Beziehungen des ruſſiſchen Finanzagenten zur
franzöſiſchen Preſſe im Jahre 1912. Die Humanits
ſucht nachzuweiſen, daß um dieſen Zeitpunkt, da eine neue
interngtionale Kriſe ausgebrochen war, der ruſſiſche
Botſchafter Iswolski einen perſönlichen Einfluß auf maß=
gebende
Blätter auszuüben verſuchte.
Der linksradikale Quotidien iſt erſtaunt darüber, daß in
dieſen Dokumenten die Namen Poincars und Klotz ent=
halten
ſind.

*Konzert.

Deutſchland in China.

N. Der zweite Kammermuſikabend des Drumm=
Quartetts im Kleinen Haus des Landestheaters brachte
drei Meiſterwerke der Kammermuſikliteratur mit Klavier, die
Quintette bon Brahms op. 34 in F=Moll und Dvorak op. 81 in
A=Dur und das ſelten gehörte Quartett von Hermann Götz op. 6.
Das Werk von Brahms iſt in ſeinen Ausmaßen und der Wucht
ſeiner Gedanken faſt eine Sinfonie, ja es übertrifft an Reichtum
und Breite faſt noch die Sinfonien und wurde von dem Meiſter
ſelbſt ſehr hoch geſchätzt. Hat er es doch, wie auch ſeine Haydn=
Variationen, ſelbſt mit größter Sorgfalt und Liebe für zwei
Klaviere zu 4 Händen geſetzt. Es war das gewichtigſte Werk
des Abends, denn der muſizierfreudige, melodienreiche Dvorak
hat zwar im Aufbau und auch klanglich Vieles von Brahms
angenommen, iſt aber als Slave eine ſo ganz andere Natur als
der ſchwere Frieſe, daß ſeine Muſik ein ſelbſtverſtändliches
Klangbad iſt, ohne Grübeln und Sichzerkämpfen. Dazwiſchen
ſtand nun der liebenswürdige Götz, der ebenfalls im Banne
der Brahmsſchen Kunſt ſteht, ſein Werk ſogar dem von ihm ſo
hoch verehrten Meiſter widmet, deſſen Weichheit und man
möchte faſt ſagen Zärtlichkeit in der Empfindung ſich mit einer
anſprechenden Grazie miſcht, die Götz zu einem Meiſter der
komiſchen Oper machte und die ſich beſonders in Scherzo und
Schlußſatz äußern. Es war ein recht glücklicher Gedanke Brahms,
den Ausgangspunkt einer großen modernen Kammermuſikſchule,
den urwüchſigen, kraftvollen mit zwei Zeitgenoſſen zuſammen=
zuſtellen
, die ihm beide viel verdanken, aber doch genug Perſön=
lichkeiten
ſind, um künſtleriſch ihre eigenen Wege zu gehen.
Die mit größter Sorgfalt vorbereitete Wiedergabe der Werke
ſtand auf bewundernswerter Höhe. Herr Drumm, der uns
in letzter Zeit oft in ſchönerem, weicherem Ton zu ſchwelgen
ſcheint als früher, wo er ſtets das Herbe unterſtrich, führte mit
ſtarkem Temperament und geläutertem Geſchmack, die Herren
Scheidhauer, Sprenger und Andreae ſchloſſen ſich
ihm in der gewohnten feinfühligen Art an, ſo daß der Streich=
körper
wie aus einem Guß klang. Und dazu Herr Kapellmeiſter
Rofenſtock, der mit prachtvollem Ton und klarſter Technik
meiſterhaft bald herrſchte, bald ſich unterordnete. Wir ſtehen
nicht an, den Abend als einen der ſtärkſten und wertvollſten
Eindrücke des ſeitherigen Konzertwinters zu bezeichnen. Erfreu=
licherweiſe
war das Konzert gut beſucht.

Auch China wurde, wenn auch ſpät, im Laufe des Welt=
krieges
unſer Feind und erklärte Deutſchland den Krieg. Das
Volk an ſich hatte mit dieſer Kriegserklärung nichts zu tun. Es
intereſſiert gewiß, die heutige Stimmung Chinas gegenüber
Deutſchland und Deutſchtum kennen zu lernen. Dazu bietet eine
ſchöne Gelegenheit das neue Buch des Exreichskanzlers Georg
Michaelis, das, eben unter dem Titel Weltreiſe=
gedanken
im Furche=Verlag (Berlin) erſchienen, in der
Hauptſache nach China führt, wo Michaelis kulturell für das
Deutſchtum und die Idee des Chriſtentums im Jahre 1922 wirkte.
Michaelis ſtellt feſt, daß die Handelsbeziehungen bereits wieder
in den alten Gleiſen laufen und die Deutſchen in dieſer Hinſicht
keine Sympathien verloren haben, ſoweit ſie gute und billige
Ware liefern. Schwieriger aber, ſo fährt er fort, iſt die Auf=
nahme
der wiſſenſchaftlichen und kulturellen Beziehungen.
Michaelis führt das genauer aus. Seine praktiſchen Vorſchläge,
die auch über den Sonderfall China hinausgehen, ſeien in Fol=
gendem
zum Abdruck gebracht:
Wenn wir in der Zukunft den Chineſen Ratgeber und
Helfer ſein wollen, müſſen wir verſuchen, ihnen auf den oft
rätſelhaften Pfaden der Eigenart ihres Weſens zu folgen. Sie
fühlen’s, daß die amerikaniſche Moderniſierungsarbeit ihre Eigen=
art
auslöſcht. Wenn und wo dies geſchieht, iſt die Löſung des
Problems nicht möglich, die neuzeitlichen, insbeſondere auch die
chriſtlichen Ideen auch inſoweit in harmoniſchen Anſchluß an das
geſchichtlich Gewordene und im chineſiſchen Volkstum Wurzelnde
zu bringen, als dies überhaupt mit dem Geiſte der Wahrheit,
des Chriſtentums und den unbedingten Forderungen des euro=
päiſchen
Kulturlebens vereinbar erſcheint. Und dies muß ge=
ſchehen
, wenn anders die Erſchließung des chineſiſchen Reiches
für weſtliche Kultur nicht eine Gefahr für die Umwelt und das
eigene Volk werden ſoll.
Es war eine folgenſchwere Unterlaſſung, daß unſere amt=
lichen
Vertretungen bei den Kulturvölkern Oſtaſiens in früheren
Zeiten keinen Wert darauf legten, in das fremde Kulturleben
irgendwie tiefer einzudringen. Der Geſandte oder Botſchafter
wurde ohne Rückſicht darauf, ob er Verſtändnis und Intereſſe
für das Volkstum beſaß, bei deſſen Regierung er das Deutſche
Reich vertreten ſollte, ausgeſucht; maßgebend erſchienen äußer=
liche
Vorzüge. Die Aufgabe, wirſame Empfänge zu veranſtalten,
gute Diners zu geben und bei der Durchreiſe erlauchter Gäſte
aus dem Heimatlande dieſe bei dem Herrſcher, bei dem ſie akkre=

diert waren, wirkſam in die Erſcheinung und Beachtung treten
zu laſſen, war viel wichtiger, als ernſthaft einzudringen in die
Weſensart des Fremdvolkes und verſtändnisvolle innere Bezie=
hungen
zu ſchaffen. Und war dann einmal ein Mann, wie der
damalige Geſandte v. Holleben in Tokio, ernſtlich bemüht, die
inneren freundſchaftlichen Beziehungen von Volk zu Volk zu
pflegen, den gemeinſamen Boden des Verſtändniſſes zu unter=
ſuchen
und wirkliche Kulturarbeit zu leiſten, dann wurde ihm
von der heimiſchen Regierung kein Rückhalt gewährt. So wurde
ſeine damalige Forderung, eine wirklich nicht bedeutende Summe
für Preſſezwecke in Japan auszuwerfen, glatt abgelehnt.

Profeſſer Nichard Wilhelm. bei der deutſchen
Geſandtſchaft in China als Kulturreſerent angeſtellt iſt. Das
iſt ein rechter Mann am richtigen Platz. Seit 1899 iſt er in
China. Er war früher als Pfarrer in Tſingtau tätig. Er ver=
ſteht
chineſiſche Sprache und chineſiſches Weſen. Er übertrug für
die Konfuzius=Geſellſchaft die Konfuzius=Schriften ins Deutſche
und eröffnete den Deutſchen das Verſtändnis des großen chine=
ſiſchen
Weiſen. Bei einer Wanderung durch die Kunſtſamm=
lungen
in dem früher der Mitwelt feſt verſchloſſenen Kaiſerpalaſt
der verbotenen Stadt konnte er ſelbſt gebildete Chineſen durch
ſeine Kenntnis der Geſchichte und der Eigenart der chineſiſchen
Kunſt ein Führer ſein. Er wurde nicht nur durch Verleihung
der Würde eines Mandarinen ausgezeichnet, er fand für ſeine
Beſtrebungen von offizieller chineſiſcher Seite auch verſtändnis=
volle
Unterſtützung. Ein ſolcher Mann in amtlicher Stellung
bei unſerer deutſchen Vertretung in China iſt für die Entwick=
lung
wahrhaft freundſchaftlicher Beziehungen zwiſchen den bei=
den
Reichen wichtiger als Legationsſekretäre und Attachees.
Seine Berufung an die deutſche Legation beweiſt das beſonders
feine Verſtändnis des jetzigen deutſchen Geſandten Dr. Boys
für die Bedürfniſſe der Zeit. Man verſteht, rückwärts blickend,
die Abneigung, ja die Verachtung der Chineſen und Japaner
gegen die Beſtlichen Nationen und ihre Vertreter. Sie war die
Antwort auf das ſchiefe Urteil der weſtlichen ziviliſierten Mächte
gegen ihre hohe kulturelle Eigenart. Ein japaniſcher Staats=
mann
hat dieſen Gedanken eigenartigen Ausdruck verliehen.
Er erklärte: As long as we produced only men of letter men
of knowledge and artifts, hou treadet us as barbarians. Now that
eve have learned to kill, vou call us eibilized. Solange wir
nur Männer der Schrift, der Wiſſenſchaft und Kunſt hervor=
brachten
, behandelt ihr uns als Barbaren. Jetzt, wo wir ge=
lernt
haben, zu töten, nennt ihr uns ziviliſiert.

[ ][  ][ ]

Rummer 11.

Zeite 3.

Darmſtädter Tazblatt, Freitag, den 11. Jauuar 1924.

Das EndedesPfälzer Separatiſtenhäuptlings

Die Bluttat eine Folge des Terrors.

Soeyer, 10. Jan. Geſtern. Abend 9 Uhr wurde der
Führer der pfälziſchen Separatiſten, Gutsbeſitzer
Heinz aus Orbis, im Wittelsbacher Hof von einem Unbe=
kannten
getötet.
Das Havas=Büro verbreitet darüber folgende Nachricht:
Der Prüſident der ſeparatiſtiſchen Bewegung der Pfalz wurde
geſtern Abend 91= Uhr in einem Reſtaurant in Speyer er=
mordet
, als er das Eſſen einnehmen wollte. Drei Männer und franzöſiſchen Blättern gegebenen Schilderung des Atten=
erſchienen
in dem Reſtaurant und riefen Hände hoch! und tates auf Heinz erfahren wir, daß der Ueberfall nicht im Wittels=
feuerten
, Heinz ſtürzte ſofort tot zu Boden.
Einer ſeiner Begleiter iſt leicht verletzt worden. Die Mörder
haben die Flucht ergriffen. Ihre Perſönlichkeiten konn=
ten
bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Die Polizei und die
Beſatzungstruppen haben in der ganzen Stadt
Hausſuchnngen vorgenommen. Die Autos, die die wurde.
Stadt verlaſſen, werden von Patrouillen durch=
ſucht
. Angeblich ſollen die Mörder im Auftrag einer nationa=
len
Organiſation gehandelt haben.
4 weitere Todesopfer.
Mannheim, 10. Jan. Wie wir aus zuverläſſiger Quelle
erfahren, ſind bei dem geſtern Abend 9 Uhr in einem Reſtaurant
in Speyer auf den Separatiſtenſührer Heinz aus Orbis vei=
übten
Attentat noch 4 weitere Todesopfer, ſowie meh=
rere
Schwerverletzte zu verzeichnen. Die Namen ſind: Weiß,
Sand, Weigel, Fußheller. Ein gewiſſer Lilienthal
befindet ſich unter den Schwerverletzten.
*
* Wie wir aus Speher hören, hat man ganz beſtimmte
Anhaltspunkte, daß die Täter entlaſſene Separati=
ſten
ſind. Die Stimmung unter dieſen iſt recht ſchlecht, da ſie
in der letzten Zeit kein Geld mehr bekommen haben, und auch
Anlaß zu haben glauben, über die Verpflegung ſich zu be=
ſchweren
.
Feſinahme von Geiſeln.
Zweibrücken, 10. Jan. Als Geiſeln für die Er=
mordung
des Leiters der Regierung der autonomen Pfalz, gen trugen. Unter den Gäſten befand ſich auch ein franzöſiſcher
Heinz, wurden heute Nacht hier feſtgenommen: Oberregierungs=
rat
Dr. Pöllmann, Direktor Dr. Lahmann, Oberlandes=
gerichtspräſident
Dr. Bilabel, Staatsanwalt König, Bür=
germeiſter
Göhring, Amtsgerichtsrat Müller und Juſtiz=
aſſeſſor
Bilabel. Heute Nacht wurde von den Separatiſten
eine ſtrenge Straßenkontrolle ausgeübt.
Blutige Zuſammenſtöße in Spehzer.
Speyer, 10. Jan. Wie wir erfahren, ereigneten ſich geſtern
abend in Speyer im Anſchluß an die Ermordung
des Heinz zwiſchen den Separatiſten und der Bevöl=
worden
ſein. Die Separatiſten haben wegen des Ueberfalls
hängt.
Heinz aus Orbis entnehmen wir dem offiziellen Bericht der
Einzelheiten:
der gutonomen Negierung Heinz im Gaſtzimmer des Hotels
Wittelsbacher Hof durch Revolverſchüſſe niedergeſtredt. Heinz
gut gekleidete Leute im Loral erſchienen. Sie ſtellten Auch vor dem Hotel wurden drei Verletzte gefunden.
ſich hinter die Sitze der einzelnen Herren und riefen: Hände
hoch, es gilt den Separatiſten! Darauf feuerten ſie
aus bereit gehaltenen Revolvern zunächſt auf die Plätze der am
Tiſche ſitzenden Perſonen und dann auch auf die anderen Gäſte
mit dem Rufe: Jeder hat eine Viertelſtunde lang die Hände Agentur Havas berichtet: Infolge der von England
Außerdem wurden vier Herren getroffen, die zöſiſche Regierung beſchloſſen, durch Delegierte der
Würzburg, Aſſeſſor Fußheller aus Kirn, Weigl und Weiß. zu laſſen.

Außerdem wurde eine Anzahl Leute ſchwer verletzt.
Heinz=Orbis von Unbekannten erſchoſſen. Ein gewiſſer Lilienthal befindet ſich unter den Schwververwun= der Bevölkerung in den beſetzten Gebieten länger zu dulden, da
deten. Während des Ueberfalles wurde das elektriſche Licht im
ganze Hau; von einigen Helfershelfern ausgeſchatet, ſo daſ
das Haus vollſtändig im Dunkeln lag. Die Täter ſind un=
Geißelu hierauf, mehrere Beamte des Ober=
landesgerichtes
feſtgenommen.
Mannheim, 10. Jan. Abweichend von der in engliſchen
bacher Hof ſelbſt, ſondern auf der Straße, etwa 50 Meter davon,
in der Nähe des Gebäudes der früheren Rheiniſchen Kreditbank
vor ſich gegangen ſein ſoll. Heinz erlitt einen Kopfſchuß und war
ſofort tot. Unter ſeinen Begleitern befand ſich ein früherer
deutſcher Flieger=Offizier, der bei dem Attentat ſchwer verwundet
Nähere Einzelheiten.
Speyer, 10. Jan. Zu dem Separatiſtenanſchlag in Speher
erfahren wir noch folgendes: Heinz=Orbis wurde in dem Augen= tung dafür belaſtet werden kann.
blick von der Kugel getroffen, als er auf den Ruf: Hände hoch!
von ſeinem Platz aufſtehen und die Hände erheben wollte. Die
Kugel traf ihn in den Hinterkopf. Von deu anderen Getöteten
hat einer drei Kopfſchüſſe erhalten, von denen jedoch keiner den
ſofortigen Tod herbeiführte. Die vier außer Heinz=Orbis um=
gekommenen
Perſonen ſtarben erſt im Krankenhaus. Einer der
Hotelgäſte, ein Kaufmann aus Krefeld, wurde durch einen Schuß
in den Mund verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich. Ein anderer
Gaſt, der, ohne zu wiſſen, wem die Schüſſe galten, durch das
Fenſter entkommen wollte, erhielt einen Schuß, der glücklicher=
wveiſ
nur ſeinen Rock durchlöcherte. Das Vorgehen der Atten
täter kan außerordentlich überraſchend. Es wird erzählt, daß
zwei von ihnen lich ſchon vorher an den Tiſch geſetzt hätten, an
zeitlang unterhielten. Kaum hatten ſie ſich aus dem Saal zurück=
gezogen
, öffnet, ſich die Tür und vier oder fünf junge Männer
riefen: Hände hoch und gaben ſofort Schüſſe ab. Einer ihrer Speher werden glarmierend wirken. Sie müſſen aufrütteln.
Mithelfer ſchalte unmittelbar nach Abgabe der Schüſſe den Sollen die geſetzwidrigen und willkürlichen Zuſtände in der Pfalz
elektriſchen Strom aus, worauf die Täter entkamen. Die Augen=
zeugen
erzählen, daß die Täter keinen Mautel oder Kopfbedeckun=
Offizier und ein engliſcher Preſſevertreter. Kurz nach der Tat
ſofort die Unterſuchung auf und verhörten die Anweſenden. Auch Rückſichtsloſe Offenheit iſt nötig, wenn nicht wieder neue Schrecken
verſtändigt, die ſofort mit den Ermittlungen begann.
Nach dem vorſtehenden Bericht unſeres Gewährsmannes, der
ſich auf die Ausſagen von Augenzeugen ſtützt, iſt die Darſtellung Berliner Preſſeurteiſe über die Mordtat.
der ſeparatiſtiſchen Preſſeſtelle, wonach die Täter im Hausflur
noch weitere Unbeteiligte niedergeſchoſſen hätten, nicht zutreffend.
Engliſche Schilderung des Vorfalls.
London, 10. Jan. Der Sonderberichterſtatter
kerung ernſte blutige Zuſammenſtöße. Insgeſamt der Times in Speher gibt eine eingehende Schilderung der
Ermordung des Separatiſtenführers Heinz, die ſich in ſeiner
ſollen bei den Zuſammenſtößen fünf Perſonen getötet. Gegenwart abſpielte. Danach fielen geſtern abend 9 Uhr 15 Min,
eie außerordentlich ſtrenge Verkehrsſperre ver= einem Zimmer des Wittelsbacher Hofes ſpeiſte, plötz= ſkandalöſen Zuſtände richteten, die ſich in der
lich eine Anzahl Schüſſe. Drei Perſonen, die an einem Pfalz unter den Augen der Beſatzungsbehörde
Tiſche genau gegenüber dem Berichterſtatter ſaßen, ſanken, durch entwickeln.
den Kopf getroffen, zu Boden. Diejenigen, die geſchoſſen hatten,
Die Darſtellung der autonomen Regierung. riefen den Gäſten zu, daß ſie unbeſorgt ſein könnten, das Hotel Akt der Vokksjuſtiz gegenüber den geradezu ungeheuer=
Ludwigshafen, 10. Jan. Zu dem Attentat auf den aber nicht vor Ablauf einer Viertelſtunde verlaſſen dürſten, und lichen Ausſchreitungen und Herausforderungen, die ſich die Sepa=
Präſidenten der ſeparatiſtiſchen Regierung in der Rheinpfalz richte. Außer Heinz iſt einer der Männer, die an ſeinem
Tiſche ſaßen, getötet worden. Der Dritte, ein Handlungsreiſen=
autonomen
pfälziſchen Regierung in Speyer, noch folgende der, der erſt geſtern abend angekommen war, wurde verwun=
Am Mittwoch abend gegen ½10 Uhr wurde der Präſident Separatiſtentrupps und franzöſiſch=afrikaniſches Militär im Hotel
ſaß mit einigen Bekannten am Tiſch, als plötzlich 5 junge, Ruhe. Bisher ſind keine Verhaftungen vorgenommen worden.
Die Wirkung des engliſchen Proteſtes.
Paris, 10. Jan. Der diplomatiſche Berichterſtatter der
hoch zu halten und darf das Haus nicht verlaſſen, ſonſt wird, in Paris und Koblenz unternommenen Schritte hin= in ſämtlichen pfälziſchen Zeitungen eine Erklärung der katho=
er
erſchoſſen! Von den Getroffenen war Heinz ſoforttot, ſichlich der Separatiſten inder Pfalz hat die fran=
alsbald
ſtarben. Es ſind dies die Herren: Sand aus, Rheinlandkommiſſion eine Unterſuchung veranſtalten ſcheinen, in der die autonome Regierung als nicht zu Recht

Berlin, 10. Jan. Zu der Erſchießung des Sepa=
ratiſtenführers
Heinz=Orbis in Speyer wird darauf
hingewieſen, daß die deutſche Regierung in der langen Zeit der
Separatiſtenherrſchaft wiederholt gewarnt hat, die Bedrückung
die wachſende Erregung unbedingt zu einer gewaltſamen
Entladung führen müßte. Für jeden Kenner der Verbältniſſe
war es klar, daß der Separatiſtenterror nicht ohne Einfluß auf
erkannt entkommen. In Zweibrücken wurden als, die Haltung der Bevölkerung bleiben konnte. Deshalb kann die
Bluttat im Speher keineswegs überraſchen. Sie iſt ein
Verzweiflungsakt der unterdrückten Bevölke=
rung
. Wenn von franzöſiſcher Seite verſucht wird, dieſe Tat
einer nationaliſtiſchen Geheimorganiſation zuzuſchieben, ſo er=
kennt
man daraus nur zu deutlich die Tendenz, die Schuld auf
Unſchuldige abzuſchieben. Letzter Anlaß der Bluttat
war die Desavouierung der Erklärung des fran=
öſiſchen
Kreisdelegierten von Zweibrücken,
Defort. Dadurch wurden die Separatiſten mit neuer Sieges=
zuverſicht
erfüllt, die ſich in der Vorbereitung neuer Ge=
wvaltmaßuahmen
äußerte. Aus der Abwehr ſolcher Maß=
nahmen
iſt die Erſchießung Heinz zu erklären, den man als
den geiſtigen Urheber des Gewaltregiments in
der Pfalz betrachtete. Die deutſche Regierung kann daher mit
gutem Recht alle Verantwortung an dieſer Bluttat ablehnen,
ebenſo wie die pfälziſche Bevölkerung nicht mit der Verantwor=
Die Schüſſe von Speyer.
* Köln, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Zu dem Anſchlag auf den
Separatiſtenführer in Speyer ſchreibt die Kölniſche Vollszeitung:
Man könne dem Deutſchen und vor allem dem Rheinländer nicht
zumuten, daß ſie die Tat als ein Verbrechen politiſcher Heißſporne
anſehen. Dafür hätten die Sonderbündler ſchon zuviel Blut=
vergießen
üher das beſetzte Gebiet gebracht. Dem Terror habe
noch immer der Terror geantwortet. Wer die Stimmung der
rheiniſchen Bevölkerung kennt, die wahre, nicht die der Welt vor=
getäuſchte
, der weiß, daß es nicht zu dieſen Schüſſen von Speyer
hätte zu kommen brauchen, wenn das von aller Gewalt befreite
dem Heinz Platz genommen hatte, und daß ſie ſich mit ihm eine Selbſtbeſtimmungsrecht der Rheinländer den bewaffneten Son=
derbündlern
gegenübergeſtellt worden wäre.
Die Kölniſche Volkszeitung ſchreibt u. a.: Die Schüſſe von
andauern?. Es iſt die Stunde gekommen, wo die deutſche
Reichsregierung die Regierungen aller Kulturnationen von dem
Terrore benachrichtigen muß, dem 800 000 Deutſche ſeit Wochen
und Monaten ſchutzlos preisgegeben ſind. Entſchloſſen und
kamen einige weitere Führer der Sonderbündler in den Wittels= ohne Rückſicht auf kommende Verhandlungen müſſen die Zuſtände
bacher Hof, darunter Bley und Schmitzeppel. Dieſe nahmen geſchildert werden, die ſich in der Rheinpfalz entwickeln konnten.
wurden die franzöſiſche Gendarmerie und die deutſche Polizei auf die Schultern der Bevölkerung des beſetzten Gebietes gewälzt
werden ſollen.
Zur Erſchießung von Heinz=Orbis ſchreibt der Vor=
wärts
: Allein ſchuldig ſei die franzöſiſche Re=
gierung
mit ihrer in der Pfalz betriebenen unehrlichen,
dem Friedensvertrag und dem Rheinlandabkommen
hohnſprechenden Politik. Nur die Wiederherſtellung
des Rechts könne weiteres Unheil verhüten.
Die Germania ſagt, das Treiben der Separatiſten ſei
nichts anderes als Hochverrat. Gutſei, daß die geſtrigen
als der Berichterſtatter mit etwa dreißig anderen Perſonen in Schüſſe die Aufmerkſamkeit der Welt auf die
Die Voſſiſche Zeitung nennt den Vorfall einen
daß die Aktion ſich nur gegen die Separatiſten ratiſten, begüuſtigt von General de Metz, zuſchulden kommen
ließen.
Das Berliner Tageblatt ſieht nur in einer Beſei=
det
. Nach kurzer Zeit trafen Gendarmen, deutſche Polizei, tigung der die Geſetze und das Selbſtbeſtim=
mungsrecht
der Bevölkerung verletzenden Willkür=
ein
und nahmen eine linterſuchung aller Gäſte vor. Es herrſchaft eine Gewähr gegen Wiederholungen von Exzeſſen,
iſt zu keiner weiteren Störung gekommen. In der Stadt herrſcht, die ſich gegen das Treiben des ſeparatiſtiſchen Geſindels richten.
Die Zeit ſchreibt: Die Pfalz laſſe ſich nicht durch Terror
niederzwingen. Man gebe der Bevölkerung ihr Recht,
um die Gefahr neuer Exploſionen zu verhüten.
Kundgebung der pfälziſchen Geiſtlichkeit.
* Ludwigshafen, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Morgen wird
liſchen und proteſtantiſchen Geiſtlichkeit der Rheinprovinz er=
beſtehend
bezeichnet wird.

* Pom erzieheriſchen Wert
des Briefnarenſammelns.

Nur zu wenig beachtet werden oft von den Erwachſenen, von
Eltern und Erziehern die vielen Mittel, die das Briefmarken=
ſammeln
der Jugend ihnen bietet, um Zwecke faſt ſpielend zu
erreichen, die ſonſt ſo viele Mühe bereiten. Zunächſt ſchon den
Sammeltrieb als ſolcher, der Nahverwandte der Sparſamkeit!

Beginnt er ſich mit dem Anlegen einer Markenſammlung
zu zeigen, iſt ſchon viel gewonnen. Die kleinen Papierblättchen
mit ihren Zeichnungen und Farben haben es dem Jungen ange=
tan
. Sie kommen oft von weit her, aus fremden Ländern, deren
Namen ſchon Sehnſucht in die Ferne bei ihm hervorrufen und
Bilder erſtehen laſſen, in denen geheimnisvoll Bekanntes mit
Unbekanntem verwoben iſt, und die das Verlangen wecken, noch
mehr von dieſen Gebieten zu wiſſen. Und jede neue Marke
bringt ein neues Stück dazu mit ihrem Bild, mit Zeichnung oder
Symbol, oft zugleich auch einen Gruß aus der Vergangenheit,
aus der Geſchichte, aus politiſch Geſchehenem. Auch den Nicht=
ſammler
beſchleicht ein behagliches Gefühl von guter alter Zeit
beim Anblick einer Thurn= und Taxismarke oder ein Grauſen
beim Anblick einer Ueberdruckmarke mit ihrem Erinnern an den
Zahlenſchwindel der letzten Monate.
In einer Sammlung finden ſich aber nicht zu unterſchätzende
Werte zuſammen, die für die Zukunft ſorgſam zu bewahren ſich
wirklich lohnt. Doch leider und da hat die Arbeit des Er=
ziehers
einzuſetzen, geht es bei einem Jungen oft nicht über die
erſten Anfänge hinaus. Die erſte Begeiſterung iſt verflogen,
ſobald es ſich zeigt, daß das Briefmarkenſammeln auch Mühe
bringt, daß Sorgfalt und Arbeit dazu gehören. Läßt ſich dieſe
Klippe nicht überwinden, ſo iſt das in einem Winkel ſpäter wie=
der
auftauchende Briefmarkenheft ein trauriges Zeichen einſtiger
Niederlage. Ueberhaupt: Laß dir das Markenalbum eines
jungen Sammlers zeigen, du wirſt aus der Art dieſer Sammlung
leichter ſeinen Charakter beurteilen können, wie aus anderen
Dokumenten ſeiner Tätigkeit, die mehr unter dem beaufſichtigen=
den
Blick des Lehrers oder Erziehers hervorgegangen ſind.
Findeſt du darin Sauberkeit und Ordnungsſinn, kann der kleine
Sammler dir über die Werte und Merkmale der Marken be=
richten
, wußte er ſie geſchickt einzuordnen und unverſehrt aufzu=
heben
, ſo zeigen ſich da zweifellos höchſt bemerkenswerte Eigen=
ſchaften
. Andernſalls laſſen ſie ſich oft leicht durch einige Hin=
weiſe
und Anleitungen hervorrufen und unſchwer auch den

nn vie
es nur an dem Handwerkszeug. Eine gute Tante hat da ein
Briefmarkenalbum geſchenkt, mit vielen Bilderchen der möglichen
und unmöglichen Marken, oder ein reicher Onkel einen vollſtän=
digen
Prachtband‟. Bei letzterem retten ſich dann lange Zeit
die Marken des Anfängers bei einzelnen Ländern wie auf Inſel=
chen
in der Papierflut der leeren Seiten zuſammen, oder aber ſie
ſprengen dort in dem Jugendalbum bald die engen Schranken
der Vordrucke, verirren ſich auf Felder, auf die ſie nicht gehören,
und beidesmal muß recht bald die Sammelluſt erlahmen. Da
hilft nur der Rat eines erfahrenen, verſtändnisvollen Sammlers,
der nicht nur von dem erhabenen Standpunkt ſeiner eigenen
Sammlung auf den grünen Anfinger herabblickt und jetzt noch
mit den ganz anderen Möglichkeiten vergangener Zeiten rechnet,
ſondern der auch das knapper gewordene Taſchengeld der heu=
tigen
Generation berückſichtigt und die mannigfaltigen neuen
Möglichkeiten für den Markenſammler der Gegentwart zu ſchätzen
weiß, der gar nicht gezwungen iſt, alles zu ſammeln, ſondern
aus dem Vielen ruhig das herausgreifen kann, was für ihn
erreichbar iſt, ſein Sondergebiet, aber das er dann um ſo
gründlicher ſich vornimmt. Von ſelbſt geht es dann in die Weite
durch die Markenſchätze, die er bekommt, neue Gebiete erſchließen
ſich ihm, und ſpäter einmal kann er dann voll Stolz ſeinem
Sohne zeigen, was er ſich in ſeiner Jugend geſammelt hat.
Die Gefahren der Sammelwut ſind natürlich nicht aus
dem Auge zu verlieren, wenn das Markenſammeln zur Leiden=
ſchaft
wird mit den gefährlichen Auswüchſen des Betrügens und
raffinierten Uebervorteilens beim Tauſch. Aber dann wirkt eine
rechtzeitige vorübergehende däterliche Sperre über das Marken=
album
oft Wunder und führt zumeiſt in das rechte Maßhalten
zurück. Auch ein erzieheriſcher Wert des Markenſammelns!

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Marie von Olfers +F.
Auf furchtbare Weiſe iſt die in Berlin lebende Schriftſtellerin
Marie von Olfers ums Leben gekommen. Als die ſchon 97jährige
Dame am Ofen ſaß, fiel eine glühende Kohle heraus und ſetzte
die Kleidung der Greiſin in Brand. Ehe ihre Wirtſchafterin ihr
aus der entfernt liegenden Küche zu Hilfe eilen konnte, hatte
ſie ſchon den Verbrennungstod erlitten.
Mit Marie von Olfers, iſt ein vielſeitiges Taleut dahin=
geſchieden
; war ſie doch nicht nur Schriſtſtellerin, ſondern auch
Malerin und Kunſtgewerblerin. Geborene Berlinerin, war ſie

Slchem nelen echen
Jgnaz von Olfers. Ihre Mutter war Hedwig von Stägemann,
eine Tochtee des Geheimen Staatsrats von Stägemann. Eine
überaus liebenswürdige und anziehende Perſönlichkeit, verkehrte
Marie von Olfers während ihres langen Lebens in den ver=
ſchiedenſten
Zirkeln und kam mit zahlreichen intereſſanten Men=
ſchen
in Berührung. Sie hat Friedrich Wilhelm III. und Goethe
noch gekannt, hat mit Bettina von Arnim und der Rahel verkehrt.
Wilhelm Müller hat auf ſie die Lieder der ſchönen Müllerin
gedichtet. Ihre kleinen Erzählungen wurden gern und viel
geleſen.
Theaterſkandal in Bremen.
Bei der vorgeſtrigen Wiederholung von Karl Neuraths
Narrvon Lola kam es, wie uns gedrahtet wird, im Bremer
Stadttheater während des zweiten Aktes zu einer erheblichen
Störung. Nachdem ein Herr im Parkett den Zwiſchenruf gemacht
hatte, daß das Stück den konfeſſionellen Frieden ſtöre, erhob ſich,
wie auf Kommando, hauptſächlich im zweiten und dritten Rang,
ſowie auf der Galerie ein großer Lärm. Zwiſchenrufe, verſtärkt
durch Trillerpfeifen und Pfeiſen auf Schlüſſeln ertönten. Faſt
das geſamte Publikum erhob ſich hierauf von den Plätzen und
gab ſeinem Mißmut über die Störung Ausdruck. Erſt nach
längerer Zeit konnten ſich der Regiſſeur und der Hauptdarſteller
Gehör verſchaffen, die beide unter lebhaftem Beifall des Hauſes
gegen die Störung proteſtierten. Die ſofort herbeigerufene Polizei
ſtellte als Ruheſtörer jugendliche Mitglieder eines ultramontanen
Vereins feſt. Nachdem die Ruheſtörer entfernt waren, konnte das
Stück in Ruhe zu Ende geſpielt werden.

Architekt Dr.=Jug. Hermann Janſen iſt zum
entlichen Profeſſor für Städtebau an der Berliner Tech=
en
Hochſchule ernannt worden.
Das ſchwediſche Städtebaugeſetz, das in der
auzeitung Nr. 14 eingehend beſprochen wurde, enthält, wie
aſſer und Gas mitteilt, die für uns intereſſante Beſtimmung,
die Stadt die Straßen fortſchreitend mit der Bautätigkeit
ſtellen muß, aber nicht Kanaliſation und Waſſerleitung. (Wenn
Reviſion der heſſiſchen Bauordnung nicht baldekommt, wären
h die Ortsbauſtatuten der Städte entſprechend zu faſſen.
mn. der Schriftleitung.)
Aus der Induſtrie. Barby an der Elbe, füdlich
Magdeburg, birgt zurzeit wohl, das größte deutſche im
ge befindliche Bauunternehmen. Die Deutſche Maizeng=
ſellſchaft
errichtet eine Fabrik, zu der Hafenanlugen, viele
ometer Eiſenbahnanſchlüſſe, Braunkohlenwerke uſw. gehören=

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924

Rummer 11

Gegen den Ausnahmezuſtand.
Eingabe des Gewerkſchaftsrings an den
Reichskanzler.
Berlin, 10. Jan. Der Gewerkſchaftsring deutſcher Ar=
beiter
=, Angeſtellten= und Beamtenverbände hat einen einſtim=
migen
Vorſtandsbeſchluß gefaßt, der die unverzüg=
liche
Aufhebung des militäriſchen und zivilen
Ausnahmezuſtandes verlangt. Der Gewerkſchaftsring
umfaßt im weſentlichen die auf dem demokratiſchen Boden ſtehen=
den
Arbeitneymer. Es wurde eine Eingabe an den
Reichskanzler gerichtet, in welcher geſagt wird, die Fort=
dauer
des Ausnahinezuſtandes müſſe verbitternd und aufreizend
wirken. Für das deutſche Volk und für den Staat als ſolchen
ſtehe der Verluſt der inneren Autorität auf dem Spiele, wenn
weiterhin durch den Ausnahmezuſtand der Eindruck innerer
Schwäche und Unſicherheit hervorgerufen werde.
Laut Vorwärts beſchloß der Vorſtand der ſozial=
demokratiſchen
Reichstagsfraktion, der Reichs=
regierung
neuerdings die ſchleunige Beſeitigung
des militäriſchen Ausnahmezuſtandes nahezulegen.
*Die Parole des neuen ſächſiſchen Innenminiſters.
* Dresden, 10. Jan. (Prid.=Tel.) Der neuberufene Mi=
niſter
des Innern Müller=Chemnitz (Soz.) hielt bei ſeiner Amts=
einführung
eine kurze Anſprache an die Beamten ſeines Mini=
ſteriums
, in der er auf die großen Schwierigkeiten hinwies, die
er bei ſeiner Amtsführung finden werde. Er erſuchte die Be=
amten
, ihm ihre Unterſtützung angedeihen zu laſſen. Der Schutz
der republikaniſchen Verfaſſung werde ihm oberſter Grundſatz
ein. Er bat die Beamten, ihm hierin nach beſten Kräften ihre
Hilfé zuteil werden zu laſſen. Miniſterialdirektor Dr. Schulze
hieß den Miniſter willkommen. Er betonte, auch die Beamten
ſeien voll durchdrungen von der Ueberzeugung, daß der Miniſter
der großen, ſeiner harrenden Schwierigkeiten nur durch die Mit=
arbeit
der Untergebenen Herr werden könne. Alle ihm unter=
ſtellten
Beamten ſeien gewillt, alles zu tun, um dieſe zu meiſtern.
Schiedsſpruch im Aachener Steinkohlenbergbau.
Berlin, 19. Jan. (Wolff.) Die Schlichtungskammer zur
Regelung der Arbeitszeitfrage für den Aachener Steinkohlenberg=
jau
hat einen Schiedsſpruch gefällt, der angeſichts der Notlage
der deutſchen Wirtſchaft und der ſchweren Belaſtung des Berg=
baues
die Schichtzeit für Arbeiter unter Tage von 8½ Stunden
vorſchlägt. Die Arbeitszeit über Tage ſoll 58 bis 59 Stunden
wöchentlich betragen. Die Schichtlöhne werden im Hinblick auf
die zu erwartende Leiſtungsſteigerung erhöht. Entlaſſungen von
Arbeitern ſollen anläßlich der Einführung der Mehrarbeit nicht
vorgenommen werden.
Schiedsſpruch für den mitteldeutſchen
Braunkohlenbergbau.
Berlin, 10. Jan. Der Reichsarbeitsminiſter hat den von
den Gewerkſchaften abgelehnten Schiedsſpruch, der für den
mitteldeutſchen Braunkohlenbergbau unter wie
über Tage die Leiſtung von Mehrarbeit vorſieht, für verbind=
lich
erklärt. Auf der Grundlage der im Schiedsſpruch geregelten
längeren Arbeitszeit haben die Tarifparteien einen Schichtlohn
von durchſchnittlich etwa 4 Mark einſchließlich der Teuerungs=
zulage
vereinbart.
Einigung im Buchdruckgewerbe.
Berlin, 10. Jan. Der Deutſche Buchdruckerverein teilt
mit: Die Tarifſtreitigkeiten im deutſchen Buchdruck= und Zei=
tungsgewerbe
ſind heute durch eine vor dem Reichsarbeitsmini=
ſterium
getroffene Vereinbarung beigelegt worden. Die wöchent=
liche
tarifliche Arbeitszeit beträgt 48 Stunden, die auf Anord=
nung
des Arbeitgebers bis auf 53 Stunden, bei Maſchinenſetzern
bis auf 51 Stunden verlängert werden kann. Für die Zeit vom
4. Januar bis 4. Februar verbleibt es bei der bisher gültigen
Lohuregelung. Auf Grund dieſer Vereinbarungen hat ſich der
Vorſtand der Arbeitgeberorganiſation bereit erklärt, ihre Mit=
glieder
anzuweiſen, die zum Zweck der Ausſperrung ausgeſpro=
rhenen
Kündigungen ſofort zurückzunehmen.

WIEDEHOPF-
KALENDER
19 24
ist soeben erschienen
und für den geringen Preis von Nk. 4. in der Geschäfts-
stelle
des Darmstädter Tagblatts, sowie
in allen Buchhandlungen
zu haben
DER KALENDER
mit der Pichtung,Vier Jahreszeiten von ). W. von Goethe, wurde
als 52seitiges Büchlein in wertvollem bibliophilen Gewande in der
unterzeichneten Druckerei hergestellt. Satzanordnung, Schrift und
Bilder von Prof. F. W. Heukens
L. C. Wittich’sche Hofbuchdruckerei Darmstadt
Moderner Großbetrieb fir anspruchsvolle u. bibliophile Buchdruckleistungen

Anklage gegen Hitler.

* München, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Von der Staats=
anwaltſchaft
iſt nunmehr die Anklageſchrift gegen Hitler und Ge=
noſſen
beim Volksgericht in München eingereicht worden. Die
Anklage lautet auf Hochverrat und richtet ſich gegen 8 Perſonen,
die an dem Umſturzverſuch in führender Rolle beteiligt waren.
Aller Wahrſcheinlichkeit nach dürfte die gerichtliche Klärung erſt
Mitte oder Ende Februar herbeigeführt werden.

Richtlinien für Verſammlungen.
Berlin, 10. Jan. Wie wir von zuſtändiger Seite erfah=
ren
, hat General v. Seeckt vor einiger Zeit Richtlinien be=
züglich
der Genehmigung von Verſammlungen er=
laſſen
. Danach ſind Verſammlungen unter freiem Himmel in
der Regel zu verbieten. Verſammlungen in geſchloſ=
ſenem
Naum ſind anmeldeplichtig. Sie ſollen ver=
boten
werden, wenn es ſich um verbotene Organiſationen han=
delt
, oder wenn eine Störung der öffentlichen Ruhe und Ord=
nung
befürchtet werden muß. Abgeordnete ſollen im allgemei=
nen
zu ihren Wählern ſprechen dürfen. Geſchloſſene Mitglieder=
verſammlungen
ſind zu geſtatten, außer für verbotene Organiſa=
tionen
. Eine Anmeldepflicht beſteht für dieſe geſchloſſenen Ver=
ſammlungen
im übrigen nicht.
Zerſplitterung der republikaniſchen Kräfte.
Frankfurt a. M., 10. Jan. Der 1. Vorſitzende des
Deutſchen Republikaniſchen Reichsbundes Re=
gierungspräſident
Dr. Haeniſch, teilt uns über die eben ins
Leben getretene Deutſche Republikaniſche Partei mit, daß der
Reichsbund mit der Gründung dieſer neuen Partei nicht das
Geringſte zu tun habe. Er ſelbſt ſehe in der Partei=
gründung
eine neue Zerſplitterung.
Aufhebung der Grenzkontrolle für Brennſtoffe.
Dortmund 10. Jan. (Wolff.) General Douchy hat
dem hieſigen Beſetzungsamt folgendes mitgeteilt: In Ueberein=
ſtimmung
mit der Interalliierten Rheinlandkommiſſion wird
jede Kontrolle bezüglich des Verkehrs mit Brenn=
ſtoffen
in dem alt= und neubeſetzten Gebiet ſowie jede Kon=
trolle
der Ausfuhr über welche Grenzſtellen ſie auch
immer ſtattfindet, aufgehoben. Was den Verkehr mit
Nebenprodukten der Kohle anlangt, ſo iſt bis jetzt
noch keinerlei Aenderung eingetreten.

Stadt und Land.
Darmſtadi, 11. Januar.
Mietpreisbildung für Januar 1924.
Vielfache Anfragen bei der Stadtverwaltung geben dieſer
Veranlaſſung, über die Mietpreisbildung für Januar das Fol=
gende
noch einmal Hausbeſitzern und Mietern bekannt zu
machen:
Das Heſſiſche Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft hat am
22. Dezember 1923 bekannt gemacht, daß die Berechnung der
Januarmiete wie folgt vorgenomimen wird:
Die Januarmiete beträgt in Gemeinden mit Städteordnung
17 Prozent, in den übrigen Gemeinden 16 Prozent der Frie=
densmiete
. Sie iſt in Gold= oder Papiermark zahlbar. Bei
Papiermarkzahlung iſt der amtliche Berliner Kurs vom Vortage
des Fälligkeitstermins zugrunde zu legen. Die Beträge ſind auf
volle Milliarden nach oben abzurunden.
Dieſe 17 Prozent enthalten:
1. für die Hausverwaltung .
. . 2 Prozent,
2. für die laufenden Inſtandſetzungsarbeiten 9
3. für die großen Inſtandſetzungsarbeiten . . . 6
Die Zuſchläge für die Steigerung der Zinſen ſowie die
Grundmiete ſind in der Aufrundung enthalten. Die Betriebs=
foſten
werden nach wie vor auf die Bewohner des Hauſes nach
Maßgabe der Friedensmiete oder der Grundmiete umgelegt. Es
betrifft dies die Grundſteuer (Stadt und Staat), den Brand=
verſicherungsbeitrag
, die Beiträge für Haftpflichtverſicherung und
Waſſerſchadenverſicherung und die Schornſteinfegergebühren. Bei
verſpäteter Zahlung iſt ſelbſtverſtändlich der Kurs vom Vortage
der Zahlung zugrunde zu legen.
Bemerkt ſei, daß nach wie vor die Reinigung der Fußſteige
von Schnee und Eis und das Beſtreuen bei Glatteis Sache der
Hausbeſitzer iſt. Eine beſondere Vergütung hierfür haben die
Mieter nicht zu entrichten. Dieſe iſt in dem Anſatz für Haus=
verwaltung
enthalten.
B.
Ernannt wurde: am 2. Januar der Polizeiwachtmeiſter auf
Probe Peter Buſch aus Ebſchied (Kreis Simmern) zum Polizei=
wachtmeiſter
mit Wirkung vom 1. Januar 1924.
Aus dem Staatsdienſte entlaſſen wurde: am 2. Januar der
ordentliche Profeſſor in der juriſtiſchen Fakultät der Landesuniverſität
Gießen Dr. Leo Roſenberg auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom
1. April 1924 an.
Landestheater. Sondermieten. Die Erhebung für die 7.
und 8. Vorſtellung der Sondermieten beginnt am Montag, den 14. Ja=
nuar
, nachmittags.
Sondermieterhebung. Die Erhebung der zweiten Teil=
zahlung
der 2. Rate, d. h. für die 7. und 8. Vorſtellung, findet Montag,
den 14. Januar, nachmittags 3½5 Uhr für die Sondermieten 16 und
17, Dienstag, den 15. Januar, von 9½12½ und 3½/5 Uhr für die
Sondermieten 15, 18, 19, 20, und am Mittwoch, den 16. Januar, von
9½12½ und 3½/5 Uhr für die Sondermieten 11, 12, 13 und 14 ſtatt,
und zwar für I. Sperrſitz an der Tageskaſſe des Großen Hauſes, fün
II. Sperrſitz und Mittellogen an der Tageskaſſe des Kkeinen Hauſes
und für Parterre, II. Rang und I. Galerie an der Hauptkaſſe.
Viertes Sinfonie=Konzert. In liebenswürdiger Weiſe haben ſich
Damen und Herren des Muſikvereins bereit erklärt, den Schlußchoral
in der Kreuzſtabkantate von Bach zu ſingen. Wir machen noch beſonders
darauf aufmerkſam, daß die Hauptprobe am Montag um 10½, das
Konzert abends 7 Uhr beginnt. Die Mieter werden gebeten, ihre Karten
bis Samstag abend bei Schutter in Empfang zu nehmen.
*Geheimerat Dr. Carl Preetorius, Generalſtaatsanwalt i. R.,
vollendet morgen das ſiebzigſte Lebensjahr. Dem jugendlich
und elaſtiſchen Schrittes Daherwandelnden wird niemand an=
merken
, welchen Lebensweg er bereits durchſchritten hat; die
gleiche Friſche und Regſamkeit zeigt ſeine auf voller Höhe ſtehende
geiſtige Beweglichkeit. Nur der Schematismus einer gleichmahlen=
den
Altersgrenze zwang am 1. Oktober b. J. den heſſiſchen Staat,
auf die Wirkſamkeit dieſes hochverdienten und allgemein ge=
ſchätzten
Siaatsbeamten von ſo unverminderter Leiſtungsfähig=
keit
vorzeitig zu verzichten. Alle, welche mit ihm und unter ihnr
gearbeitet haben, wiſſen und ſchätzen, was er in einer glänzenden
Laufbahn und vor allem als langjähriger oberſter Chef dey
heſſiſchen Staatsanwaltſchaft geleiſtet hat. Vornehmſte Berufs=
auffaſſung
und ſtrengſte Sachlichkeit, tiefgründige Verwaltungs=
arbeit
und ſcharfſinnige Rechtswiſſenſchaft vereinigen ſich in
dieſer Perſönlichkeit mit liebenswürdiger Herzlichkeit und geſell=
ſchaftlicher
Gewandtheit. So ſteht der jetzt Siebzigjährige vor
uns als ein glänzendes Vorbild erfolgreicher ſtaatsanwaltlicher
Tätigkeit, ſo iſt ſein Name in ganz Deutſchland bekannt als
eines erfahrungsreichen Fachmannes auf dem Gebiete des Ge=
fängnisweſens
. Auch außerhalb ſeines Berufskreiſes ſichern
ihm ſeine literariſchen, künſtleriſchen und muſikaliſchen Intereſſen
einen erſten Platz in den beſten Kreiſen dieſer Stadt. Ihm und
uns wünſchen wir heute, daß Dr. Carl Preetorius ſeiner Familie,
ſeinen Berufsgenoſſen und ſeinen Freunden noch lange gleich
jung und gleich friſch erhalten bleibe!
70 Jahre. In voller, geiſtiger Friſche bollendete geſtern Herr
Prokuriſt Kearl Becker, ſeit 43 Jahren ununterbrochen im Hauſe
der Firma Maſchinenfabrik Goebel tätig, ſein 70. Lebensjahr. Es
wurde eine kleine Feier veranſtaltet, wobei Herr Becker bei Darbring=
ung
der Glückwünſche durch Ueberreichung von Geſchenken ſowohl ſei=
tens
der Firma, als auch der Beamten beſonders geehrt wurde.

Durch das unbekannte Neuguinea.
* Die deutſchen Expeditionen in dem früher deutſchen Teil
er Inſel Neuguinea haben dieſes bis dahin ganz unbekannte
and der Wiſſenſchaft erſchloſſen und dadurch den Niederländern
den Anſporn gegeben, auch den niederländiſchen Teil, der die
anze Weſthälfte der Inſel umfaßt, näher zu durchforſchen. Ueber
bedeutenden Erfolge der niederländiſchen Neu=
uinea
=Expedition hielt ihr Leiter Dr. P. T. Hubrecht
der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde einen Vortrag, deſſen
nhalt in den Naturwiſſenſchaften mitgeteilt wird. Den Ab=
hluß
ſeiner Unternehmung bildete die Beſteigung der 4700
Teter hohen ſchneebedeckten Wilhelmina=Spitze, der
öchſten Erhebung Neuguineas, die bereits der deutſche Forſcher
r. Lorentz 1910 beſtiegen hatte. Der beſte Zugang zu dem Berge
rfolgt von Norden her längs des Lamberamo=Fluſſes, der in
r Nähe der Küſte nicht ſchiffbar iſt, da er in Stromſchnellen ein
twa 1000 Meter hohes Gebirge durchbricht, aber weiter oberhalb
tit Motorbooten befahren werden konnte. Als Träger und
ſootsleute benutzte die Expedition eingeborene Sträflinge und
ie als Kopfjäger bekanuten Dajaks aus Borneo, die im Rudern
und Schwimmen große Geſchicklichkeit zeigten. Die Eingeborenen
ragen Fertvollen Muſchelſchmuck und in der durchbohrten Naſen=
cheidewand
einen Stab, der an Länge die Breite des Kopfes er=
eicht
. Das Vordringen am Nordabhang des Gebirges geſtaltete
ich in 1400 Meter Höhe ſehr ſchwierig, da die Bäume ſtark mit
ganz durchnäßtem Hängemoos bewachſen ſind. Später gelangte
nan dann wieder in bewohnte Gegenden mit gutem Klima,
rachtvollen Tälern und lachenden Auen. Die Gebirgsbewohner
ſaben runde, mit Gras bedeckte Holzhäuſer, tragen Netze auf dem
opf, aber wenig Schmuck. Ihre Waffen ſind Pfeil und Bogen,
uind als Schilde haben ſie hölzerne, korſettähnliche Panzer um
den Leib. Die Frauen ſind mit einem Grasſchurz oder einer Art
Netzgewand begleitet. Die erſten Weiber, auf die man ſtieß, er=
egten
dadurch Verwunderung, daß ſie bei der Feldarbeit Zigar=
en
rauchten. Die Eingeborenen, die nicht die geringſte Furcht
vor der Expeditionskarawane zeigten, leben noch in der Steinzeit=
eriode
und kennen kein Ciſen. Sie haben eine merkwürdige
Form der Trauer beim Tode eines Familienangehörigen; ſie
acken ſich nämlich ein bis zwei Glieder eines Fingers ab, und
ſo läßt ſich aus der Größe der Verſtümmelung ihrer Hände die
Zahl der Todesfälle in der Familie erkennen. Als Trauerzeichen
nach dem Ableben feine: Frau trägt der Witwer einen Weiber=
ock
. Die Wohnhütten der Eingeborenen, reichten bis in eine
Höhe von 2800 Meter. Als die Expedition ſchließlich den Gipfe

des Wilhelmina=Berges erreichte, machte ſie die Entdeckung, daß
der kleine Hängegletſcher, den man früher dort gefunden hatte,
verſchwunden war. Er iſt wahrſcheinlich nach einem Erdbeben,
wie ſie ziemlich häufig vorkommen, von dem ſtark geneigten Hang,
auf dem er lagerte, in He Tiefe geſtürzt.

* Zeitungsdruck ohne Setzer. Unter dieſer Bemerkung be=
findet
ſich im Tagblatt Nr. 9 eine Abhandlung, die längſt be=
kannte
Praktiken als neue Maßnahmen auf drucktechniſchem Ge=
biete
erſcheinen laſſen. Nur dem theoretiſch Intereſſierten können
ſich hier Ausſichten eröffnen, die ja längſt in Wirklichkeit vor=
handen
ſind. Seit Jahren kennen wir in Deutſchland die Her=
ſtellung
des Manuſkriptes auf der Schreibmaſchine, wie die
Uebertragung auf Stein oder Zink. Der Offſetdruck, aber auch
die Durchleuchtungs= und ſonſtigen Verfahren (Manul) ſind als
Druckverfahren allgemein eingeführt. Es iſt lediglich nicht be=
kannt
geworden, daß täglich erſcheinende Zeitungen zu dieſen
Druckverfahren übergingen. Sollte das Verfahren, das Manu=
ſkript
mit entſprechend eingerichteten Schreibmaſchinen zu ſchrei=
ben
, ſich in der Praxis einführen, ſo würde dies lediglich eine
Ablöſung der Setzmaſchine ſein; die dann an der Schreibmaſchine
Beſchäftigten müßten, genau wie an der Setzmaſchine, gelernte
Schriftſetzer ſein. Es hat ſich ja gelegentlich der Einführung der
Setzmaſchine gezeigt, daß es nicht möglich iſt, mit Schreib=
maſchinendamen
an der Setzmaſchine einen einwandfreien, glatten
Fortgang gewährleiſtenden Satz herzuſtellen. Auch die Aus=
nahmen
beſtätigen hier nur die Regel. Somit bedeutet dieſes
von Herrn Fritz Hanſen in der Umſchau angekündigte Ver=
fahren
abſolut keine Neuerung. In Deutſchland werden eine
große Reihe von Zeitſchriften im Offſetdruck unter Zuhilfenahme
des Durchleuchtungs= und Manulverfahrens hergeſtellt. Ich
nenne z. B. nur die umfangreiche Zeitſchrift des Vereines deut=
ſcher
Ingenieure ſowie Die Landmaſchine, die in genanntem
Verfahren hergeſtellt werden, nur mit der einzigen Ausnahme
gegenüber der von Herrn Fritz Hanſen ausgeſprochenen Idee,
daß der Satz von Setzern hergeſtellt wird, von dieſem Satz die
Uebertragung erfolgt, alſo unter Ausſchluß von Schreibmaſchinen
oder ähnlichen, für dieſen Zweck hergeſtellten Anlagen. Daß man
natürlich die Herſtellung von Druckplatten für Buchdruck ver=
mittelſt
Zinkätzungen von Schreibmaſchinen=Manuſkripten machen
kann, iſt in Deutſchland im ſogenannten Akzidenzdruck ein alt=
bewährtes
Verfahren. Setzer und Drucker, die in Deutſchland
wohl immer gleichzeitig an einer Lohnbewegung beteiligt ſind,
unterſcheiden ſich von ihren amerikaniſchen Kollegen dadurch, daß
dieſe geſondert ihre Maßnahmen treffen. Es nützt alſo hier die

Kliſchierung von auf Schreibmaſchinen geſchriebenen Vorlagen
nichts, denn dieſe müſſen immer erſt noch gedruckt werden. Rtz.
* Die verſchobene Hochzeitsreiſe. Eine reizende Anekdote
erzählt Anatole France von dem bekannten engliſchen
Kulturhiſtoriker Sir James Frazer, der zurzeit
mit ſeiner Gattin in Frankreich weilt. Als Frazer in den Ehe=
ſtand
trat ſeine Erwählte war eine Franzöſin, die zu ſeinen
Bewunderern zählte , ſteckte er gerade mitten in der Arbeit an
dem zweiten Band eines groß angelegten Werkes über Sitten
und Gebräuche im Erziehungsweſen. Wenn ich den Band be=
endet
habe, erklärte er ſeiner jungen Gattin, wollen wir unſere
Hochzeitsreiſe antreten. Aber der unermüdliche Forſcher ent=
deckte
Tag für Tag ſo viel neues Material, daß ihm ſein Werk
unter den Händen immer weiter wuchs: es folgte ein dritter und
dann ein vierter Band. Darüber vergingen zwei Jahre; aber
ſchließlich hat alles ein Ende, auch das umfangreichſte Studien=
werk
. So erklärte denn Frazer eines Tages ſeiner vergnügt

aber will ich meine Freunde noch einmal zu einem Feſtmahl ein=
laden
. Lady Frazer kannte ihren Gatten nur zu gut, und ſie
ſetzte ihn deshalb bei Tiſch zwiſchen zwei Freunde, von denen
ſie annehmen durfte, daß ihre Unterhaltung nicht etwa dem
Gatten die Anregung geben würde, ſeinem Werk noch einen
fünften Band hinzuzufügen. Dieſe zuverläſſigen Prſonen waren
ein Diplomat von beruflicher Verſchwiegenheit und Anatole
France, dem man ebenfalls keine Redſeligkeit nachſagen kann.
Alles ging gut, bis ſich am Schluß ein Gaſt zu einem Trinkſpruch
erhob, den er mit den unglücklichen Worten einleitete: Es iſt
hierzulande ein althergebrachter Brauch, daß ein neuer Pächter,
wenn er auf die Geſundheit des Eigentümers trinkt, vorher aus
ſeinem Weinglas ein paar Tropfen auf den Herd des Hauſes
gießt. Bei dieſen Worten tat James Frazer einen Freuden=
ſprung
. Sie hatten ihm einen neuen Volksbrauch enthüllt, und
er begann ſofort nach Tiſch, den fünften Band ſeines Werkes
in Angriff zu nehmen. Damit war die Hochzeitsreife wieder
auf unbeſtimmte Zeit hinausgeſchoben.
Wieder zu Ehren gekommen. Vor ein paar Jahren hat
man die gelben Poſtkutſchen und =ſchlitten, die ſo manches
aus der guten alten Zeit zu erzählen wußten, mit einem Trauer=
flor
verſehen in die Rumpelkammer verſtoßen. Doch die auto=
vergötternde
Neuzeit hatte, wie man aus dem Toggenburg
ſchreibt, die Rechnung

aufrecht zu erhalt

Beba

zum
Gründern
mee
Beka

[ ][  ][ ]

Nummer 11

Darmſtädter Tanblatt, Freitag, den 11. Jaltuar 1921

Baukaſſenſcheine und Linderung
der Wohnungsnot.
Um ſich die erforderlichen Mittel für den Neubau von
Wohnungen zu ſchaffen, gibt die Stadt Darmſtadt eine Anleihe
in Form von Baukaſſenſcheinen über 10 Goldmark heraus. Die
Abgabe dieſer Scheine erfolgt bei der Stadtkaſſe. Die Schein=
inhaber
haben das Recht, Hartlaubholz frei Wald oder den
Gegenwert nach dem Verſteigerungserlös von der Stadt zu
empfangen. Die Holzabgabe in Natur erfolgt nur in vollen
Raummetern, d. h. wenn mindeſtens 10 Scheine zum Bezug
zuſammengelegt werden. Die Wertbeſtändigkeit iſt gewährleiſtet
durch entſprechende Verzinſung und Tilgung mit Holz oder durch
den Verſteigerungserlös. Der Erwerb der ſtädtiſchen Baukaſſen=
ſcheine
bietet eine günſtige Kapitalanlage. Er verſchafft dem
Erwerber weiter gutes Brennholz und gibt der Stadt Mittel in
die Hand, um Wohnungen neu ſchaffen zu können. Geldinſtitute,
auch ſonſtige Körperſchaften, die Geld nutzbringend anlegen
wollen, ſeien auf den Erwerb von Baukaſſenſcheinen der Stadt
Darmſtadt hingewieſen. Alle Wohnungsloſen und Wohnung=
ſuchenden
haben ein großes Intereſſe an der Wiederaufnahme
der Bautätigkeit.

Linderung der Wohnungsnot. Wer ſich bei der hieſigen
Stadtkaſſe Baukaſſenſcheine erwirbt, verſchafft ſich preiswertes
Brennholz und ſeinen Mitmenſchen Wohnungen.
Aerzte und Kraukenkaſſen. Der Landesausſchuß der Aerzte
Baherns und die Arbeitsgemeinſchaft baheriſcher Krankenkaſſenverbände
haben die Errichtung eines Landesausſchuſſes zur Regelung
der Beziehungen zwiſchen Krankenkaſſen und Aeuz=
ten
vereinbart.
Ermäßigung der Gütertarife. Bei der Reichsbahn ſind eingehende
Unterſuchungen angeſtellt worden über die Möglichkeit, die Eiſenbahn=
gütertarife
herabzuſetzen. Gegen die auch vom Reichsverkehrsminiſterium
als wünſchenswert und erſtrebenswert bezeichnete Herabſetzung der =
tertarife
ſprechen ſowohl die angeſpannte Geldlage der Eiſenbahn als
auch die ungedeckten fortlaufenden Koſten für die Ruhrbeſetzung. Trotz
dieſer erheblichen Bedenken" hat ſich der Reichsverkehrsminiſter ent=
ſchloſſen
, am 20. Januar eine Ermäßigung der normalen Gütertarife
umm 8 Prozent eintreten zu laſſen.
Stenographie. In Deutſchland und nicht ſveniger in Heſſen hat
in den letzten Jahren Induſtrie und Handel die große Bedeutung und
Wichtigkeit der Stenographie" für die Vereinfachung und Verbilligung
der Verwaltung erkannt, und von den Angeſtellten die Kenntnis der
Stenographie verlangt. Ein Beweis dafür iſt auch die Einführung von
Fertigkeitsprüfungen bei der Handelskammer. Auch die heſſiſche Regie=
rung
verlangt ſeit einiger Zeit von den Beamtenanwärtern Beherrſchung
der Stenographie und Schreibmaſchine. Allen Beamten und ſolche, die
die Beamtenlaufbahn ergreifen wollen, kann deshalb gerade jetzt die Er=
lernung
der Stenographie dringend empfohlen werden. Gelegenheit zur
Erlernung unter Leitung ſtaatlich geprüfter Lehrer bietet ſich bei dem
Gabelsberger Stenographenverein von 1861 in der Ballonſchule. Neue
Kurſe in Stenographie und Maſchinenſchreiben beginnen dortſelbſt am
15. und 18. Januar 1924. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Volksküche. Wie wir vernehmen, ſoll der Betrieb der Volksküche
im Volkshauſe, Riegerplatz 3, wieder aufleben; die Leitung der Küche
will der Jungdeutſche Orden übernehmen.
n. Wuchergericht. Den Vorſitz des am hieſigen Landgericht beſtehen=
den
Wuchergerichts wird nunmehr Landgerichtsdirektor Neuroth führen,
Beiſitzer ſind Landgerichtsrat Schmidt 2. und Amtsgerichtsrat Gläſer,
deren Stellvertreter die Landgerichtsräte Dr. Fuchs und Raab. Eine
größere Verhandlung gegen zahlreiche Odenwälder Landwirte wegen
Preistreiberei in Butter wird vorausſichtlich im Laufe des Monats
ſtattfinden.

Sonntagsdienſt der Apotheken.
In den Monaten Januar, Februar und März 1924 iſt der
Sonntagsdienſt der hieſigen Apotheken, wie folgt, geregelt.
Sonntagsdienſt haben jeweils gleichzeitig in nachſtehender Reihen=
folge
:
a) die Apotheke am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9 und die
Einhornapotheke, Kirchſtraße 10½;
b) die Merck’ ſche Apotheke, Rheinſtraße 9 und die Beſſun=
ger
Apotheke, Karlsſtraße 111;
c)die Hofapotheke, Ballonplatz 11, die Adler=Apotheke,
Wilhelminenplatz 17 und die Hirſch=Apotheke, Nieder= Ram=
ſtädter
Straße 21.
Mit dem Sonntagsdienſt am 13. Januar beginnen die unter
genannten Apotheken.
Den Nachtdienſt verſehen:
Vom 12. Januar abends bis 19. Januar früh: die Apotheke am
Juſtizpalaft und die Einhornapotheke; vom 19. Januar abends bis 26.
Januar früh: die Merck’ſche Apotheke und die Beſſunger Apotheke; vom
26. Januar abends bis 2. Februar früh: die Hof=Apotheke, Adler= Apo=
thete
und Hirſch=Apotheke; vom 2. Februau abends bis 9. Februar früh:
die Apotheke am Juſtizpalaſt und die Einhornapotheke; vom 9. Februau
abends bis 16. Februar früh: die Merck’ſche Apotheke und die Beſſun=
ger
Apotheke; vom 16. Februar abends bis 23. Februar früh: die Hof=
Apotheke, Adler=Apotheke und Hirſch=Apotheke; vom 23. Februar abds.
bis 1. März früh: die Apotheke am Juſtizpalaſt und die Ein=
hornapotheke
; vom 1. März abends bis 8. März früh: d.
Merck’ſche Apotheke und die Beſſunger Apotheke; vom 8. März abends
bis 15. März früh: die Hof=Apothere, Adler=Apotheke und Hirſch= Apo=
theke
; vom 15. März abends bis 22. März früh: die Apotheke am
Juſtizpalaſt und die Einhornapotheke; vom 22. März abends bis 20.
Märx früh: die Merckſche Apotheke und die Beſſunger Apotheke; vom
29. März abends bis 5. April früh: die Hof=Apothefe, Adler=Apothefe
und Hirſch=Apotheke.

Für die katholiſchen Gemeinden in Darmſtadt wird nachträglich
für 1923 eine örtliche Kirchenſteuer erhoben, die ſich genau ſo be=
rechnet
, wie die Nachzahlung für die allgemeine Kirchenſtener. Letzter
Termin iſt der 15. Januar 1924. (Siehe Anz.)
Jagdglück. Der Tierausſtopferei E. Schließmann ju. wurde ein
Prachtexemplar von einer Wildgans oder Graugans (Anſer einereus,
zum Ausſtopfen eingeliefert. Der Vogel, der bei Zwingenberg (Bergſtr.)
erlegt wurde, ift in unſerer Gegend äußerſt ſelten, und iſt ſehr ſchwer
zu ſchießen. Gewicht 7½ Pfund.
u. Strafkammer. Das in einer Offenbacher Mädchenſchule ertönende
Lied Deutſchland, Deutſchland über alles am 10. Auguſt v. Js. erregte
mehrere kommuniſtiſche Gemüter; man drang kurzerhand in das Ge=
bäude
gemeinſam ein und ſtellte den Lehrer der betreffenden Klaſſe dro=
hend
zur Rede. Von den Tätern dieſes ebenſo kindiſchen wie rohen
Streichs konnten nur der 23jährige Arbeiter Georg Nikolaus Uſinger und
der 21jährige Maler Karl Lüpke ermittelt und aus den §§ 114, 123
St. G.B. angeklagt werden. Der Letztgenannte hat es inzwiſchen vorge=
zogen
, durch Flucht der Verantwortung für jene politiſche Betätigung
aus dem Wege zu gehen. Damals jedoch ſpielte er den Wortführer,
ſchwang gegenüber jenem Lehrer den Stock und äußerte, wenn der Ge=
ſang
nicht unterbleibe, werde er mit fünfhundert Arbeitern wiederkehren.
Als der von dem Vorfall benachrichtigte Schulrektor nach der Polizei
ſchickte, verſchwanden die Störenfriede. In der jetzigen Verhandlung
verteidigte ſich der Angeklagte U. als Anarchiſt damit, daß er, damals
erwerbslos, ein ſolches Lied anzuhören nicht vermocht habe, gefiel ſich
auch ſonſt in belangloſen Phraſen. Er wurde für den gemeinſamen
Hausfriedensbruchs zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. Die unter Aus=
ſchluß
der Oeffentlichkeit geführte Verhandlung gegen den 40jährigen,
verheirateten Fuhrmann Wilhelm Schmitt aus Pfungſtadt endigte mit
Verürteilung wegen Verbrechens nach/ § 173, 176, Abſ. 3 St.G.B. zu
2 Jahren Zuchthaus, abzüglich 4 Monate Unterſuchungshaft. Der An=
geklagte
iſt ſeiner an der eigenen Tochter verübten Tat geſtändig.

Seite 5.

Die Dezember=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Winters war im Allgemeinen zu katt,
wwas namentlich von ſeinem letzten Drittel zu ſagen iſt, während er hin=
ſichtlich
der Niederſchlagsmenge annähernd normal war. Das Monats
mittel der Temperatur betrug 0,5 Grad Celſius (2,1 unter normal
während ſich die Gegenſätze auf 7,3 Gr. über Null am 17. und 15,4unter
Null am 31. ſtellten. Froſttage gab es 19, und ſogen. Eistage ( Tem=
peratur
ſtändig unter Null) wurden 2 derzeichnet. Bemerkensſver
war als Folge ſtarken Schneefalls und darauf folgender heller Nacht
der Temperaturſturz am 31., der in Michelſtadt und Freiweinheim
Kältegrade von 21,8 und 23,7 brachte. Die Bewölkung war der
Jahreszeit entſprechend ſehr ſtark, da nur 1 heiterer Tag neben 20
trüben vorkam und die Bewölkungsziffer den hohen Wert von 7,8 er=
reichte
. (10 bedeutet völlige Trübung). Polare und äquatoriale Winde
hielten ſich annähernd die Wage, ſtarke Luftſtrömungen blieben aus.
An 20 Tagen mit Niederſchlag, wovon 11 mit Schnee, wurde eine Nie
derſchlagsmenge von 55,5 Millimeter gemeſſen, wovon auf den 29. al=
den
näſſeſten Tag 12 entfielen. Erſterer Betrag entſpricht faſt genau
dem langjährigen Durchſchnitt. Die erſte Monatshälfte war faſt ganz
trocken geblieben, während vom 21. bis Monatsſchluß eine zuletzt 20
Zentimeter erreichende Schneedecke lag.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachter
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Kriegerverein 1874 Darmſtadt E. V. Die Mit
glieder werden aufgefordert, zu der am Sonntag, den 13. d. Mts., vor=
mittags
11 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße, ſtattfindenden Monats=
verſammlung
zu erſcheinen. Tagesordnung: 50jähriges Jubiläun
Mitgliedsausweife mitbringen, da Türkontrolle. Gleichzeitig wir
darauf aufmerkſam gemacht, daß ſämtliche Bücher unverzüglich an der
vekannten Terminen abzugeben ſind. Die Mitglieder und Freunde de=
Vereins werden zu dem am 12. d. Mts., abends, wie immer im Ver
einszimmer Weißer Saal bei Chriſt, Grafenſtraße, ſtattfindender
gemütlichen Abend mit Damen (Muſik, Geſang, Vortrag uſw.
herzlichſt eingeladen.
Turngeſellſchaft Därmſtadt. Wanderabteilung. Als
Schlußveranſtaltung der Abteilung findet am nächſten Samstag im gut=
geheizten
Kneitſaale des Vereinshauſes unſer Dekorierungsfeſ
ſtatt. Ein abwechslungsreiches Programm unter Mitwirkung der Sing
mannſchaft des Vereins iſt für dieſen Abend zuſammengeſtellt worden
Die Mitglieder werden gebeten, an dieſem Abend, wenn möglich, in
Wanderanzuge zu erſcheinen. Zur Verſchönerung des Programms wird die
Hauskapelle einige Muſikſtücke vortragen. Am Sonntag nachmitta=
findet
, wie ſchon durch Anzeige in dieſem Blatte bekannt gegeben, die
Hauptverſammlung des Vereins ſtatt. Die Wichtigkeit der Tagesordnun=
erſordert
ein zahlreiches Erſcheinen ſämtlicher Mitglieder.
Hiſtoriſcher Verein. Am Montag, den 14. ds. Mts
ſpricht Herr Dr. med. Heinrich Loſſen=Darmſtadt über: Das
Spitalweſen in Heſſen vor der Reformation. Be=
ginn
6 Uhr im Saale des Realgymnaſiums, Eingang Kirchſtraße,
Vogelsberger Höhenklub. Auf die am Sonntag, den
13. d. Mts., ſtattfindende Wanderung wird nochmals hingewieſen.
Vortrag. Auf den heute abend ſtattfindenden Vortrag des
früheren preußiſchen Kultusminiſters Reg.=Präſident Du. Haeniſch
im Städt. Saalbau über Das geiſtige Deutſchland und die Repüblik,
wird nochmals beſonders aufmerkſam gemacht. (Näh. ſ. Anz.
Kunſtnotizen.
(ſeber Werfe, Künſiler und künſiſeriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnu
geſchieht. behält ſich die Redaktion ihr Urtel vor.
In dem Sonatenabend von Göſta Andreaſſon
und Guſtav Beck am kommenden Samstag in der Kunſt und Kera=
mik
erregt Beethovens Kreutzer Sonate ganz beſonderes Ju=
tereſſe
. Bekanntlich hat dieſes gewaltige Werk Tolſtoi die Anregung zu
einem Roman gegeben. Die Sonate iſt hier ſeit langer Zeit nicht ge=
hört
worden. Um ſo erferulicher iſt es, wenn ſie uns von ſo berufener
Seite wieder näher gebracht wird. Karten bei Konzert=Arnold,
Wilhelminenſtraße 9.

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Bebauungsplan.
Der auf Grund Verfügung Mini=
ſteriums
des Innern vom 14. vor. Mts
feſtgeſtellte Bebauungsplan, für das
Gelände nördlich des Rhönrings,
zwiſchen der projektierten Straße
B und der Kranichſteiner Straße,
liegt bei dem Städt. Hochbauamt zur
(st36
Einſicht offen.
Darmſtadt, den 8. Jan. 1924.
Der Oberbürgermeiſter.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
Bbei der Firma: Stoffetiketten=
fabrik
, Aßtiengeſellſchaft, Darm=
ſtadt
: Duich Beſchluß der Generalver=
der
Geſellſchaftsvertrag geändert. Die
Bekleidungen jeglicher Art. Das Grund=
kapital
iſt um 400 000000 Mark erhöht
es beträgt jetzt 500 000 000 Mark. Es wer=
den
ausgegeben 400 000 Stück neue auf
den Inhaber lautende Stammaktien über
je 1400 Mark, davon 200000 Stück zum
Kurſe von 1000 100 000 Sück zu 25
Goldpfennig die Aktie und 100 0 0 Stück
zum Kurſe von 110 Die von den
Gründern bei der Gründung übernom=
menen
alten Aktien gewähren je 1
(371
Stimmen.
Darmſtadt, den 5. Jan. 1924.
Amtsgericht Darmſtadt I.

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Bekanntmachung.
Für die katholiſchen Gemeinden in
Darmſtadt wird nachträglich für 1923
eine örtliche Kirchenſteuer erhoben, die
ſich genau ſo berechnet, wie die Nach=
zahlung
für die allgem ine Kirchenſteuer
Letzter Termin iſt der 15. Januar 1924
Die Kirchenvorſtände
von St. Ludwig. St. Eliſabeth, St. Martin.
(362
St. Fldelis.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.

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Erbſen, grüne mit Schale . . . Pfund 34
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Bohnen, weiße Rangoon . . . Pfund 24
Grünkern, gemahlen . . . . . Pfund 36=
.. . Pfund 26
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Feiner Tafelreis . . . . . . . Pfund 36

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Pfd= 2
Paket ( 0.

mit 259
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Paket 92.

mit 10%
Bohnenkaffee
Pfd=
Paket 309

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Pfund
Paket 309 Paket 169

4 Pfund
5. & F. Kakao

Paket 48 und 36.

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Käſe . Pfund 1.40

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Räſe . Pfund

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.

Nummer 11.

Stadtverordnetenverſammlung
Der neue Gas= und Waſſerpreis.
* Darmſtadt, 10. Januar.
Herr Bürgermeiſter Mueller eröffnete die geſtrige Stadtder=
ordnetenſitzung
um 5 Uhr. Er begrüßte zunächſt den Stadtverordneten
Niemann, der zum erſtenmal feit eimem Jahr wieder an einer
Sitzung teilnehmen konnte. Er erteilte darauf dem
Beigeordneten Ritzert
das Wort, der u. a. zur Gas= und Waſferpreisfrage fol=
gendes
ausführte:
Wenn wir uns heute wieder mit dieſer leidigen Gas= und Waſſer=
preisfrage
befaſſen müſſen, ſo dürfen Sie mir nachfühleu, daß es mir
umangenehm iſt, aber die Notwendigkeit, daß wir uns mit dieſer Frage
zu befaſſen haben, wird. Ihnen zweifelsohne ebenſo vor Augen ſtehen,
wie mir. Die tieferen Gründe, die dazu führten, die Gas= und Waſſer=
preiſe
neu zu regeln, ſind von der Verwaltung eingehend geſchildert
worden. Ich brauche mich darüber nicht weiter zu verbreitern. Sie
können feſt überzeugt ſein, daß ich ſie gründlich ſtudiert habe. Ich
will nur eins betonen, daß die letzte Regelung, die gegen die Stimme
der Verwaltung erfolgte, zu einem Defizit von 122000 Goldmark ge=
führt
hat. Unſere Schulden ſind aber noch größer, weil auch aus
der Subſtanz gewirtſchaftet worden iſt. Auch andere Städte, die viel
günſtiger bezüiglich des Kohlenbezuges liegen als wir, haben ebenſo hohe
oder noch höhere Gas= und Waſſerpreiſe als wir. So beträgt beiſpiels=
weiſe
der Preis in Altona 25 Pfg., in Duisburg für Leucht= und
Kochgas 27, für Gewerbegas 26 Pfg., in Hamburg 25 Pfg., Heidel=
berg
26 Pfg., in Wilhelmshaven ſogar 28 Pfg. Wir haben im Oktober
und November nur 8 Pfg. bekommen. Und das hat ſich ſpäter mit
dem Anwachſen des Lebenshaltungsindex wieder etwas ausgeglichen,
aber auch zuletzt verkauften wir den Kubikmeter noch für 13 Pfg.
Wir benutzen ausſchließlich oberſchleſiſche Gaskohle. Der Preis dafür
iſt ſeit dem 1. Januar um 8 Pfg. von 1908 Mk. auf 19 Mk. pro
Tonne heruntergegangen. Zu dieſem Preis von 19 Mk. kommt noch
die Fracht in gleicher Höhe, ſo daß wir mit einem Kohlenpreis von 38
Goldmark pro Tonne zu rechnen haben. Bei dem Waſſerwerk liegen
die Verhältniſſe noch ungünſtiger, da der Transport ſehr verteuernd
wirkt, weil das Werk im beſetzten Gebiet liegt.
Ia dem Kampf, der gegen die Tarifpolitik der Verwaltung geführt
wird, wird immer wieder darauf hingewieſen, daß wir in unſerem
Werk unwirtſchaftlich, arbeiten. Dazu muß ich erklären: Unſer Gas=
werk
iſt durchaus neuzeitlich im wahrſten Sinne des Wortes. Es iſt ſo
neuzeitlich, daß ſogar anläßlich der Tagung des Vereins deutſcher
Gas= und Waſſerfachmänner in Homburg v. d. Höhe eine große An=
zahl
von Beſuchern hierherkam, die ſich unſer Werk anſehen wollten,
weil es als das neuzeitlichſte Werk in ganz Deutſchland angeſprochen
werden kann. Mar, hat damals über unſere Einrichtung nur durchaus
Lobenswertes von ſeiten dieſer Fachmänner zu hören bekommen. Wir
haben im Frieden eine Waſſergasanlage eingerichtet. Man hat dieſe
Einrichtung begrüßt, weil dadurch eine Verbilligung der Produktions=
koſten
erzielt werden konnte. Im Frieden haben wir den Koks nur
ſchwer oder zu gedrückten Preiſen abſetzen können. Wir verſuchten da=
her
, durch die Einrichtung der Waſſergasanlage den Koks ſelbſt aus=
zunützen
. Koks iſt aber jetzt ein ſehr begehrter Artikel und es iſt daher
natürlich, daß ſolche Werke, die mehr auf den Kokereibetrieb eingeſtellt
ſind, und in der Hauptſache Koks herſtellen, alſo das Gas mehr
als Nebenprodukt gewinnen, heute wirtſchaftlicher arbeiten als wir.
Das gilt beſonders auch von dem Werk von Offenbach, das immer wie=
der
als Beiſpiel angeführt wird. Das Blättchen kann ſich aber bis
morgen ändern und die Verhältniſſe wären dann ganz andere. Wäh=
rend
des Kriegs und auch in der Nachkriegszeit haben wir trotz der
mangelhaften und ſchlechten Belieferung die Verſorgung der Be=
völkerung
dank der Waſſergasanlage durchhalten können.
Es wird uns weiter zum Vorwurf gemacht, daß das Werk ja
vielleicht techniſch auf der Höhe ſei aber nicht verwaltungstechniſch, da
es nicht von kaufmänniſchen Grundſätzen geleitet werde. Man folgert
das daraus, daß ich ſeinerzeit hier geſagt habe, wir ſeien eben dabei,
unſeren Betrieb auf die kaufmänniſche Buchführung und kaufmänniſche
Verwaltung umzuſtellen. Wir ſind nach dem Geſetz als Stadtverwal=
tung
verpflichtet, unſere Betriebe nach der kameraliſtiſchen Buchführung
zu führen. Weun wir uns mit dem Gedanken tragen, bis zum 1. April
die kaufmänniſche Buchführung durchzuführen, ſo geſchieht das ledig=
lich
deshalb, weil wir durch die kaufmänniſche Buchführung mehr in
die Lage verſetzt werden, täglich uns über die Bewegung der Subſtanz
wie der Cinnahmen und Ausgaben raſch ein Urteil bilden zu können.
Im übrigen iſt durchaus damit nicht geſagt, daß die kameraliſtiſche
Buchführung der kaufmänniſchen Buchführung unterlegen iſt. Ich hoffe,
daß wir von der Regierung die Genehmigung für die Umſtellung be=
kommen
.
Man ſpricht auch in dem Kampf gegen uns von der Mentalitär
der deutſchen Gaswerke. Ein Induſtriezweig von der Bedeutung un=
Terer deutſchen Gasinduſtrie, in der eine Fülle von hervorragenden
Köpfen tätig ſind, die ſich ihr ganzes Leben lang auf dieſem Gebiete
beſchäftigt haben, iſt nicht darauf eingeſtellt, ohne kaufmänniſche Er=
wägungen
großzügig zu arbeiten. Man könnte dieſen Vorwurf ver=
ſtehen
, wenn man ihn bei den Kommunen erheben wird. Unſere größ=
ten
Gaswerke ſind ja garnicht in kommunaler Regie.
In den letzten Zeitungsartikeln wird auch von dem techniſchen
Veirat geſprochen. Ich weiß zwar nicht, wer damit gemeint iſt, ich
nehme aber an, daß ich damit getroffen werden ſoll. Das Wort tech=
niſcher
Beirgt iſt ein Zeichen dafür, daß die Herren, die den Artikel
unterſchrieben haben, ſich über die Stellung des Beigeordneten wenig
bewuzt ſind. Ich bin nicht techniſcher Beirat, ſondern Beigeordneter.
Man erhebt insbeſondere den Vorwurf, daß der techniſche Beirat ein
gerütteltes Maß an der Verantwortung zu tragen habe. Ich lehne
die Verantwortung für die Beſchlüſſe der Stadtverordnetenverſamm=
lung
ab. Ich habe mich gegen dieſe Beſchlüſſe perſönlich gewandt und
guf die Folgen hingewieſen. Die Tatſachen haben meinen damaligen
Ausführungen redt gegeben.
iſt auf der anderen Seite damit gedroht worden, daß, wenn
die Preiſe beſonders in die Höhe getrieben würden, der Konſum zurück=
gehen
würde. Im Frieden koſtete das Gas 16 Pfg. und die Kohle
etwas über 1 Mk. Heute verlangen wir 20 Pfg., alſo eine Steige=
rung
von 50 Proz,, während die Kohle über 2 Mk. koſtet. Wenn
es alſo im Frieden wirtſchaftlich war, mit Gas zu kochen, um wieviel
mehr muß es dann heute wirtſchaftlich ſein, ſelbſt bei einem Preis von
25 Pfg. mit Gas zu kochen. In Wirklichkeit hat ja auch der Gasverbrauch
bewieſen, daß wir uns in keiner abſteigenden Linie befinden.
Die Städt. Verwaltung hat nun einen einheitlichen Preis von 25
Pfg. pro Kubikmeter vorgeſchlagen, und zwar einſchließlich einer ſo=
zialen
Abgabe von 2,5 Prozent. Zur Deckung der Betriebsunkoſten
genügen 22,5 Pfg. pro Kubikmeter. Dieſer Antrag hat in der Sitzung
des vereinigten Finanz= und Betriebsausſchuſſes keine Mehrheit ge=
funden
. Die Deutſche Volkspartei und Deutſchnationale Volkspartei
haben in Verkindung mit der Wirtſchaftlichen Vereinigung den Antrag
geſtellt, den Gas= und Waſſerpreis einheitlich auf 23 Pfg. feſtzuſetzen
und zwar ohne die Verpflichtung der Ablieferung von ſozialen Leiſt=
ungen
. Man in den Ausſchüſſen dieſem Antrag mit großer Mehr=
heit
zugeſtimmt. In der Minderheit iſt auch ein Antrag der Sozial=
demokratiſchen
Fraktion geblieben, der dahin ging, daß man die erſten
50 Kubikmeter mit 21 Pfg. und den darüber hinausgehenden Verbrauch
mit 28 Pfg. berechnen ſolle. Nach dem Vorſchlag der Stadtverwaltung
würde eine Einnahme einſchließlich der ſozialen Abgaben von 163,500
Mark im Monat erzielt. Nach Abzug von 16025 Mark für ſoziale
Leiſtungen würde alſo eine Nettveinnahme von rund 147 000 Mk. ver=
bleiben
. Nach dem Vorſchlag der Deutſchen Volkspartei und der
Deutſchnationalen Volkspartei würden wir einen Betrag von 149 500
Mk., alſo einen weſentlich höheren Nettobetrag erhalten. Bei Annahme
des ſozialdemokratiſchen Vorſchlags würde eine Einnahme von nur
138 250 Mk. erreicht.
Trotz dieſer eingehenden Darlegungen des Herrn Referenten und
die Unterſtreichung ſeiner Ausführungen durch den Herrn Bürgermeiſter
Mueller und den Finanzdezernenten Daub ließen die Fraktionen ſich
von der Notwendigkeit der Feſtſetzung des Gas= und Waſſerpreiſes auf
25 Pfg. nicht überzeugen und beſtanden auf ihren, in den Ausſchüſſen
vorgebrachten Anträgen.
Der ſozialdemokratiſche Antrag, der für die erſten 50 Kubikmeter
einen Preis von 21 Pfg. und für die weiteren Kubikmeter 28 Pfg. vor=
ſchlug
, wurde mit 21 gegen 33 Stimmen abgelehnt.
Der Vorſchlag der Stadtverwaltung, den Gas= und Waſſerpreis ein=
heitlich
auf 25 Pfg. feſtzuſetzen, wurde einſtimmig abgelehnt.
Angenommen wurde der von der Deutſchen Volkspartei und
der Deutſchnationalen Volkspartei in Verbindung mit der Wirtſchaft=
lichen
Vereinigung eingebrachte Antrag, den Gas= und Waſſerpreis ein=
heitlich
auf 23 Pfg. pro Kubikmeter feſtzuſetzen.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Der Kartenverkauf für die von der
Deutſchen Volkspartei veranſtalteten öffentlichen Reichs=
gründungsfeier
am Freitag, den 18. Januar abends 71 Uhr,
im Großen Haus des Landestheaters iſt im Gang. Die Karten ſind auf
der D.V.P.=Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, bei. Heinrich Arnold
Wilhelminenſtraße 9 und auf dem Verkehrsbüro erhältlich. (0,505,00

Süferihe Wucheneſeie und Wralder der Dcg uigefhurdie
zahlen halbe Preiſe. Neben dem allgemeinen Kartenverkauf ſind die
Eintrittskarten zu ermäßigten Preiſen bei der D.V.P.=Geſchäftsſtelle er=
hältlich
. Bei der Bürgerſchaft zeigt ſich bereits jetzt ein außerordentlich
reges Intereſſe für dieſe vaterländiſche Veranſtaltung, und es darf
bielleicht empfohlen werden, ſich frühzeitig Plätze zu ſichern.

Parlamentariſches.
Beanſtandung der hefſiſchen Beſoldungsnobelle,
* Der Sonderausſchuß des Landtages nahm zu Beginn ſeiner geſt=
rigen
Sitzung einen Vortrag der Regierung über die kürzlich verabſchie=
dete
Beſoldungsnovelle entgegen. Danach hat der Reichsfinanz=
miniſter
die Novelle in 31 Punkten beanſtandet, die den weit=
aus
größten Teil des ganzen Geſetzes ausmachen. Die Regierung hat
eine Erwiderung auf die Ausführungen des Reichsfinanzminiſters ſoweit
fertiggeſtellt und wird verſuchen, die Beanſtandungen auf dem Wege der
Verhandlungen zu beſeitigen. Von einer Ausführung der nicht bean=
ſtandeten
Beſchlüſſe muß vorerſt abgeſehen werden. Nach einer kurzen
Ausſprache über die zum 1. Februar ausgeſprochenen Kündigungen
der Angeſtellten beſchloß der Ausſchuß, die Regierung zu erſuchen,
die für den Abbau maßgebenden Grundſätze dem Ausſchuß alsbald vor=
zulegen
. Alsdann wurde die Debatte über die beiden Steuer=
vorlagen
fortgeſetzt. Beide Vorlagen wurden mit allen Stimmen,
bei Stimmenthaltung der Deutſchen Vollspartei, in erſter Leſuug auge=
nommen
. Zu Art. 4 des Geſetzes über die Gebäudeſteuer wurde ein
ſozialdemokratiſcher Antrag angenommen, wonach die auf die Nutzungs=
berechtigten
entfallende Steuer auf Antrag erlaſſen werden kann, wenn
ihre Erhebung eine beſondere Härte bedeuten würde. Desgleichen wurde
ein Antrag des Zentrums angenommen, wonach die Abwälzung der
Steuer auf die Mieter im Verhältnis der Mieten umzulegen iſt.
Gegen die ſofortige Vornahme der zweiten Leſung erhob die Deutſche
Volkspartei Widerſpruch, ſodaß ſie auf die nächſte Sitzung vertagt werden
mußte. Fortſetzung am Mittwoch, den 16. Januar. Tagesordnumg:
Politiſche Ausſprache, Steuervorlagen uſſv.

Fr.B. Jugenheim, 9. Jan. Die diesmalige Veranſtaltung des
Konzertverbandes d. u. B. war ein Bunter Unterhaltungs=
abend
, zu dem tüchtige Künſtler ihre Kräfte zur Verfügung geſtellt
hatten. Herr Göbel vom Landestheater, der zugleich die Leitung über=
nommen
hatte, eröffnete den Abend mit einem ſtimmungsvollen Prolog
An die Muſe‟. Sodann erfreute uns Herr Edgar Gernet=Mainz,
zurzeit Seeheim, mehrmals mit Gaben ſeiner Violinkunſt. Der junge
Künſtler hat einen zarten Strich, doch bewältigte er auch mit gutem
Gelingen kraftvolle Doppelgriff= und Interballgänge. Seine ſchönſte
Leiſtung war zweifellos Dauclas Konzert=Solo in B=Dur, das wir
daher lieber auch als Eingangsnummer gehört hätten. Auch
Irrlicht, ganz im ſchwierigen Tremolo gehalten, gelang trefflichſt.
Herr Gernet ſpielt alles auswendig, ſtark ſubiektiv was ja manchmal
kleine rhythmiſche Verſchiebungen verſchuldete und mit viel Tem=
verament
. Gern hätten wir noch ſeine Einſtellung auf einen Klaſſiker
kennen gelernt. Herr Hager, vom Landestheater, fang mit ſeinem
klangvollen, großen Bariton zwei Müllerlieder und den Aufenthalt
von Schubert, bei dem man ſeine volle Stimme ſyympathiſch empfand.
Seine Ausſprache iſt geradezu muſtergültig. Im allgemeiuen faßte er
uns Schubert zu dramatiſch auf. Sehr ſchön gelang ihm ſpäter noch
der Prolog aus Bajazzo, wenngleich wir derartiges nicht gern im
Konzertſaal hören. Mutet es doch ſeltſam an: Das Spiel kann be=
ginnen
! und in Wirklichkeit iſt es aus. Den beſten Griff in
der Auswahl ihrer Darbietungen hatte entſchieden Frl. Marg. Boſſe=
Seehein. Sie bot Lieder von H. Wolf, R. Wagner, Mozart und 2
däniſche Volkslieder. Sie ſang mit reifem, feeliſchem Ausdruck, wußte
ſich auch den rechten Aufſchwung zu geben, als ſie z. B. die Pracht der
Sonne, die wie ein ſtolzer Siegesheid am Morgen erwacht, beſang.
Die ſaubere Technik der Sängerin gefällt allgemein. Ihre ſchönſte
ſaum, das in ſeiner ſchlichten Art, und mit viel Wärme vorgetragen,
am meiſten anſprach. Lieder in mittlerer Höhe liegen ihr überhaupt
meiſter Hetzer wie immer mit Verſtändmis und mit ſcharfem Rhythmus
am Flügel. Herr Göbel bewies ſeine znühertreffbare Meiſterſchaft
er in wahrſter Art Ausdruck zu geben. Daß er mundartliche Heimat=
erfreulich
. Auf die beiden baheriſchen Gedichte, die ſehr ſtark an
Gottesläſterungen herankamen, hätten wir gern verzichtet. Es gibt
immerhin auch heute noch Leute, denen Gott ihr Heiligſtes iſt. In
deren Namen müſſen wir uns derartige Darbietungen höflichſt, aber
ganz eutſchieden verbitten, trotz des uns einfach underſtändlichen gro=
ßen
Beifalls. Einen netten Abſchluß bildeten endlich die Trompeten=
Soli des jungen Herrn Ph. Pabſt=Seeheim. Exakt und rein, mit ge=
radezu
virtuoſem Können, ſpielte er Stücke von Hubert und Wald=
teufel
. Wir beglückwünſchen ihn herzlichſt zu ſeinem jedenfalls erſten
Auftreten und ſind ebenſo auch den jungen Bläſern dankbar, die ihn
unter Herrn Gernets Leitung geſchickt begleiteten. Es iſt immer eine über den Fall genau orientiert war. Der Landwirt nahm ihm den
Freude, wenn junge Leute auch für höhere Dinge Sinn haben. Der
Konzertverband darf über ihre Mitwirkung ſchon deshalb dankbar ſein,
weil es bewies, welche Volkstümlichkeit ſeine Veranſtaltungen erreicht
haben.
X Biebesheim (Ried), 9. Jan. Wegen Sittlichkeitsver=
brechen
wurde hier ein verheirateter Elektrotechniker verhaftet und
nach Darmſtadt ins Unterſuchungsgefängnis verbracht.
Erbach (Odenwald), 10. Jan. Am Sonntag, den 13. ds. Mts.,
nachmittags 1.50 Uhr, findet auf der hieſigen Bobſleighbahn ein
Bobſleigh=Rennen ſtatt. Alles Nähere durch den Verkehrs=
verein
Erbach i. O., Telephon Nr. 80.
r. Babenhauſen, 9. Jan. Der Verein der Hundefreunde
von hier und Umgegend hält kommenden Sonntag, den 13. ds. Mts.,
nachmittags 1 Uhr, im Gaſthaus zum Löwen ſeine ordentliche General=
verſammlung
ab.
n. Neu=Iſenburg, 11. Jan. Recht eigenartig wollte ſich ein Ge=
ſchäftsmann
von hier die Zeitverhältniſſe nutzbar machen, iſt aber
dabei in ein unangenehmes Strafverfahren geraten. Die Ein=
zelheiten
trugen ſich am 9. November v. J8. zu, und es kam u. a. zum
Widerſtand nebſt Beleidigung der Polizei ſeitens verſchiedener Erwerbs=
loſer
. Der Erſterwähnte beſaß einen beträchtlichen Vorrat von Cakes,
die er ins beſetzte Gebiet verkauft hatte und aus irgend welchem Grunde
dorthin nicht liefern wollte. Heimlich benachrichtigte er deshalb den Er=
denn
auch geſchah. Er ließ ſich von dem Ausſchuß eine ſchriftliche Be=
ſcheinigung
über die Beſchlagnahme und Wegholung der Kiſten geben,
ſpielte dann den Vergewaltigten und erſtattete bei der Behörde unter
Verſchweigen ſeiner Urheberſchaft Strafanzeige gegen die Erwerbsloſen.
Daraufhin ſchritt die Ortspolizei, über den Sachverhalt ſo getäuſcht, ein wurde die Führung eines Einkaufsbuchs vorgeſchrieben, das ſie den
und holte die Ware aus dem Volkshaus zurück, wobei ein erregter Auf=
tritt
entſtand und verſchiedene Anweſende widerſetzlich ſowie ehrver=
letzend
wurden. Nun ſind ſie deshalb angeklagt, während jener geiſtige
Anſtiſter der ganzen Geſchichte ſelbſt ſich wegen wiſſentlich falſcher An=
ſchuldigung
zu verantworten haben wird.
Wert darauf, daß die Nebenbahn in unſerer Stadt ihren Endpunkt
deshalb damals der Nebenbahnhof eingerichtet, der zu Beginn des Um= 16 Prozent, bei Gefrierfleiſch von 25 auf 20. Prozent, bei
baues des hieſigen Hauptbahnhofes von der Bieberer= an die Grenz=
Bahnhofes und der Höherlegung des Bahnkörpers ſollen die Rodgauzüge ſen Zuſchlägen ſind ſämtliche Unkoſten außer Umſatzſteuer enthalten.
endlich in den Hauptbahnhof einlaufen. Bis dahin kann aber noch man=
cher
Monat vergehen, denn die Arbeiten am Hauptbahnhofe ſind eben
vollſtändig eingeſtellt. Wer gegenwärtig aus dem Rodgau nach Frank=
bahnhofe
gehen oder von der Bieberer Straße aus die Elektriſche be=
nutzen
. Beides iſt mit Unbequemlichkeiten und vermehrten Koſten ver=
bunden
. Aus dem Rodgau kommende und hier beſchäftigte Arbeiter
haben zu ihrer Arbeitsſtätte, wenn ſie in der Mitte oder im Weſten
unſerer Stadt liegt, etwa eine halbe Stunde zu gehen. Man verlangt
deshalb immer dringender, daß die Rodgauzüge, ſchon jetzt in den
bahnhofs, als es die Einleitung der Nodgauzüge noch vor Fertigſtellung
bahnhof, der als Ausſteigſtelle für Arbeiter auch künftig beſtehen bleiben ſtandes lenken, die vor der Revolution ihr Vermögen in Kriegsanleihen
ſoll, wieder an die Bieberer Straße zurückverlegt werden ſoll. Dadurch und anderen mündelſicheven Wertpapieren deutſcher Staaten angelegt
Oſten der Stadt beſchäftigt ſiund, müſſen wieder zurückgehen. Der Ne= Wenn ein ſolcher 60 000 Mk. Wertpapiere beſaß und jetzt noch beſitzt
benbahphof müßte an der jetzigen Stelle bleiben und Offenbacher
Bahnhöfe kämen etwas mehr als einen Kilometer auseinander. Der
neue Oſtbahnhof würde die Entwickelung des Induſtriebiertels im Oſten ſeinen Wert vollkommen behalten hat und monatlich noch 10 Goldmark
der Stadt zweifellos günſtig beeinfluſſen. Die jetzige Pauſe im Umbau
noch einmal zu überlegen, ehe es für immer zu ſpät iſt.
Heſſen verpflichtet ſeien, das Notgeld der Heſſiſchen Landes=
bank
anzunehmen, und daß ſich ſtrafbar mache, wer es zurückweiſe, zwar Worte des Mitleids für die ehemals gleich Begüterten, jetzt Bettel=
ohne
Fahrkarte mitzufahren, da er nur Notgeld hatte. Merkwürdiger=
weiſe
gaben die Bahnhofskaſſen der Odenwaldbahn an demſelben Tage werten überhaupt nicht mehr imſtande, denn ſie haben bereits ihr ganzes
auf wertbeſtändiges Geld ſelbſtverſtändlich Notgeld der Heſſiſchen Lan= Vermögen zum Opfer gebracht.
desbank heraus.
X Mainz, 9. Jan. Treibeis. Das erwartete Treibeis auf dem
Rhein hat ſich nun eingeſtellt, wenn auch noch in geringem Maße, ſodaß
eine Beeinträchtigung deu Schiffahrt noch nicht in Frage kommt. Das
Hochwaſſer iſt etwas zurückgegan

Helft den Kindern!
Das Berliner Tageblatt veröffentlicht aus dem Ergebnis der Rund=
frage
bei den Oberbürgermeiſtern der großen deutſchen Städte Angaben,
aus denen hervorgeht, daß von der gegenwärtigen Not beſonders die
Kinder trotz der gerade für ſie im Auslande wie im Inlande durch=
geführten
Hilfswerke am ſchwerſten getroffen ſind. In Dresden hatten
von den Kindern, die früh zur Schule kamen, gegen 700 überhaupt noch
nichts gegeſſen, das zweite Frühſtück fehlte bei den meiſten vollſtändig.
Täglich fallen Kinder vor Entkräftung in der Schule um. Bei einer
ärztlichen Unterſuchung in der Volksſchule, die noch zu den beſten Dres=
dens
gehört, ergab ſich, daß von 1200 Kindern 285 an hochgradiger Rück=
gratverkrümnrng
litten. In Nürnberg waren von 7850 Kindern 600
ſchwer uterernährt. In Leipzig müſſen neun Prozent aller Schulkinder
den ganzen Tag ohne warmes Eſſen auskommen. Von 1280 Schul=
kindern
in Koblenz wieſen 144 Knaben und 88 Mädchen Zeichen von
Rachitis auf. Während in München 1912 von 711 unterſuchten Kin=
dern
26 Prozent tuberkulos waren, betrug der Prozentſatz 1923
78 Prozent. In ganz Deutſchland ſind die Tuberkuloſenheime für Kin=
der
und Erwachſene überfüllt. In Hamburg konnten ſchon ſeit Mo=
naten
lange nicht alle neuen Patienten ein eigenes Bett bekommen. In
Chemnitz haten von 1263 Schulkindern 706 kein eigenes Bett, in 63
Schlafzimmern ſchlafen je 6 Perſonen, in 30 Schlafzimmern je ſieben,
in 10 Schlafzimmern je 8, in 5 Schlafzimmern je 9 Perſonen, in einem
ſogar 10. In einem Fall hauſten elf Perſonen in zwei Zimmern mit
vier Betten, in einem anderen ſieben Perſonen in zwei Zimmern mit
zwei Betten.

Mainz, 10. Jan. Franzöſiſche Verordnung gegen
das Schiebertum. Wie das Echo du Rhin meldet, iſt auf Verau=
lafſung
der Beſatzungsbehörden in Mainz unter dem Vorſitz des Platz=
kommandanten
General Mareſchal eine gemiſchte deutſch=franzöſiſche
Kommiſſion gebildet worden, deren Hauptaufgabe die Preisüberwachung,
insbeondere die Feſtſetzung von Grundpreiſen, des täglich zu veröffent=
lichenden
Multiplikators und die Prüfung von Beſchwerden über Wucher=
preiſe
uſw. fein ſollen. Die Kommiſſion ſetzt ſich aus dem Platzkomman=
danten
, einer Reihe höherer Offiziere, einem Vertreter der Rhinland=
kommiſſion
und der franzöſiſchen Handelskammer, von deutſcher Seite
aus Vertretern der Stadt, einem Kaufmann, dem Sydikus der Handels=
kammer
, einem Vertreter der Arbeitgeberverbände, der Arbeitnehmer=
verbände
, ſowie der verſchiedenen Zweige des kaufmänniſchen Gewerbes
zuſammen. Die Marktpolizei ſoll von je vier deutſchen und franzöſiſchen
Polizeibeamten ausgeübt werden. Die Kommiſſion wird über jede vor=
gebrachte
Klage ſofort ihre Entſcheidung fällen. Iſt die Schuld zweifel=
los
feſtgeſtellt, ſo wird der Uebertreter ſofort verhaftet, ſein Lager bezw.
ſein Laden geſchloſſen, und der Schuldige ſowie ſeine Familie innerhalb
24 Stunden ausgewieſen werden.
G Mainz, 9. Jan. Der Kommunalverband Mamz tritt in
Liquidation. Etwaige Forderungen ſind bis Ende Februar anzu=
melden
. (In Darmſtadt hat über die Auflöfung des Kommunalverban=
des
antlich noch nichts verlautet. Anm. der Schriftltg.)
* Wölfersheim (Oberh.), 10. Jan. Ein tödlicher Unglücks=
fall
infolge des Glatteiſes iſt hier zu verzeichnen. Ein 30jähriger Ar=
beiter
glitt auf der Treppe vor ſeinem Hauſe aus und fiel derart un=
glücklich
, daß er eine Gehirnerſchütterung erlitt, an deren Folgen er ſtarb.
Aus Rheinheffen, 9. Jan. Ensheim. Vor einigen Wochen
wurde hier ein Pflug geſtohlen. Der Beſtohlene erſtattete hierüber bei
der Behörde in Maiz Anzeige. Auf der Heimreiſe kehrte er imn eier
Leiſtung aber war zweifelsohne das diniſche Volkslied Am Waldes= Wirtſchaft in Ober=Olm ein und gab am Wirtstiſch den Diebſtahl und
auch die Einzelheiten über ſeine Verhandlungen mit den Behörden in
Mainz bekannt. Vorgeſtern erſchien in Ensheim ein älterer Mann, der
beſſer als hohe. All dieſe Darbietungen begleitete Frau Oberforſt= ſich als Kriminalſchutzmann aus Mainz ausgab und dem Landwirt die
freudige Mitteilung machte, daß es ihm gelungen ſei, in Mainz den ge=
ſtohlenen
Pflug zu beſchlagnahmen. Der Landwirt war über die Nach=
im
Vrrtrag ernſter und heiterer Dichtungen. Fein und dezent hob er richt ſo erfreunt, daß er ſich nicht gewug der Aufmerkſamkeiten gegen den
die Höhevunkte hervor, doch auch dem urwüchſigen Volkshumor wußte tüchtigen Kriminaliſten erweiſen konnte. Nicht nur, daß der Erſchienene
gaſtlich bewirtet wurde, lieh ihm der Landwirt auch noch ſeinen beſten
dichtungen brachte wie wärs einmal mit Fr. Reuter? war ſehr Ueberzieher und fuhr ihn mit ſeiner Landkutſche zur nächſten Bahu=
ſtation
. Vorher war verabredet worden, daß der Landwirt am nächſten
Morgen nach Mainz komme und ſeinen Pflug in Empfang nehmen
ſolle. Der Landwirt tat, wie ihm geheißen, aber, in Mainz angekom=
men
, wußte man irgends etwas von einem beſchlagnahmten Pflug und
daß ein Kriminalbeamter nach Ensheim beordert war. Der Landwirt
war ärgerlich, daß er ſich ſo düpieren ließ, und machte ſich auf die Suche
nach dem Pſeudokriminalbeamten, den er ſchließlich in Ober=Olm fand.
Es handelt ſich um einen dortigen Bewohner, der damals am Wirtstiſch
ſaß und den Erzählungen des Landwirts mit zugehört hatte und dadurch
Ueberzieher ab, den er noch im Beſitz hatte, und machte Anzeige, um
dem biederen Landmann aus Ober=Olm, der ſich übrigens ſhon mehr
derartige Tricks geleiſtet haben ſoll, die Luſt, den Kriminalſchutzmann
zu ſpielen, gründlich zu verleiden.
Rrppertsburg, 10. Jan. Von einem ſchweren Unglücks=
fall
iſt die Familie des hieſigen, allgemein beliebten Bürgermeiſters
Lehr betroffen worden. Der Bürgermeiſter kam von auswärts in ſeine
Wohnung. Seine Schuhe waren infolge der Vereiſung glatt, wodurch
er im Wohnzimmer ausglitt und ſo unglücklich mit dem Hinterkopf auf
die Nähmaſchine aufſchlug, daß eine ſtarke Blutung erfolgte. Seine
Frau, ſchon ſchwer herzleidend, erſchrak beim Anblick ihres ſchwer ver=
letzten
Mannes ſo ſehr, daß ſie tot zuſammenbrach. Der Bürger=
meiſter
iſt noch leidend, befindet ſich aber außer Lebensgefahr.

Senkung der Fleiſchpreiſe.
Die Preisprüfungsſtelle München hat die Fleiſch=
preiſe
überprüft und gegenüber den gegenwärtigen Ladenpreiſen eine
erhebliche Senkung vorgenommen. Als häufigſte Preiſe
werden für angemeſſen erklärt:
für Maſtrindfleiſch (d. i. Fleiſch von Ochſen, Kühen, Kalbinnen
1. Qualität) 5772 Pfg., (gegenüber einem derzeitigen Ladenpreis von
70130 Pfg.), für Rindfleiſch einſchl. Ochſenfleiſch 2. Qual. 4769
werbsloſenausſchuß, man könne dieſe Ware bei ihm beſchlagnahmen, was Pfg. (5080 Pfg.), für Kalbfleiſch 5565 Pfg. (6090 Pfg.), für
Schweinefleiſch 90100 Pfg. (100130 Pfg.) für Schaffleiſch 68 Pfg.
(7080 Pfg.), für Gefrierfleiſch 61 Pfg. (70 Pfg.).
Dieſe Preiſe ſind berechnet und feſtgeſtellt nach einem gewiſſen,
durchſchnittlichen Einſtandspreis der letzten Viehmärkte. Den Metzgern
amtlichen Kontrollorganen auf Verlangen vorzulegen haben. Gefrier=
fleiſch
muß als ſolches auf der Preistafel benannt werden. Die üb=
liche
Bezeichnung prima hat in Zukunft wegzubleiben. Irreführende
Qualitätsangaben werden unter Umſtänden als Betrug verfolgt und
haben die Schließunz des Geſchäfts zur Folge.
Das Nachrichtenamt, der Stadt Berlin teilt mit: Die
Offenbach, 8. Jan. Beim Bau der Rodgaubahn legte man Preisprüfungsſtelle hat im Kleinhandel des Fleiſchergewerbes
folgende Herabſetzungen der Zuſchläge vorgenommen: bei Friſch=
habe
. Vielleicht 500 Meter vom hieſigen Hauptbahnhof öſtlich wurde fleiſch von 23 auf 20 Prozent, bei Spezialſtücken von 20 auf
Wurſt von 28 auf 23 Prozent, bei Inlandsſpeck von 23 auf 20
ſtraße, alſo noch weiter öſtlich, verlegt wurde. Nach dem Umbau des Prozeut, bei Julandsſchmalz von 18 auf 17 Prozent. In die=

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
furt will, muß vom Nebenbahnhofe etwa 25 Minuten nach dem Haupt= (Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattion keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, Uönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Das Eingeſandt in Nr. 360 dieſes Blattes, worin ſich ein Haus=
beſitzer
darüber beklagt, daß ihm ſein Haus monatlich nur 10 Goldmark
Miete einbringt und das in der Frage gipfelt: Hat man da noch
Hauptbahnhof einlaufen. Die Umleitungszüge bei Sperruneg der Strecke Worte?, möchte ich nicht unwiderſprochen laſſen. Um zur Wiedererlan=
Frankfurt-Darmſtadt waren eine noch diel größere Belaſtung des Haupt= gung ſeiner Zufriedenheit auch mein Teil beizutragen, mochte ich die
Aufmerkſamkeit des Herrn Einſenders und Hausbeſitzers auf jene große
des Umbaues ſein würde. Es wird auch ſehr bedauert, daß der Neben= Gruppe von ſparſamen, ehrlichen und gutgläubigen Leuten des Mittel=
kommen
zwei Halteſtellen zu nahe aneinander, und die Arbeiter, die im und dafür Goldſtück um Goldſtück ihrer Erſparniſſe hingegeben hatten.
ſo kam dieſer Beſitz etwa dem Wert des Hauſes jenes Hausbeſitzers
Oſtbahnhof für die Bebraer= und die Rodgaubahn werden. Beide gleich. Seine Zinſen betragen jährlich 3000 Mk. monatlich 250 Mk.,
alſo den 168 000 000. Teil eines Goldpfennigs. Während nun das Haus
Miete einträgt, kann ſich der Beſitzer der ehemals gleichwertigen Wert=
des
Bahnhofs iſt dazu angetan, ſich die Verlegung des Nebenbahnhofs papiere für ſein ganzes Kapital heute noch kein Streichholz kaufen, und
ſeine monatlichen Zinſen betragen nur den 168 000 000 000ten Teil jener
Offenbach, 10. Jan. Man lieſt immer wieder, daß alle Kaſſen in 1 10 Mk. Hausmiete. Um wieviel zufriedener und glücklicher kann ſich alſo
jener Hausbeſitzer ſchätzen; vielleicht findet er auch wieder Worte, und
Die Kaſſe des hieſigen Nebenbahnhofs wies es aber am vergangenen aumen, unter denen die alleinſtehenden Frauen beſonders ſtark vertreten
Samstag zurück, ſodaß ſich ein Fahrgaſt erlaubte, bis nach Oberroden ſind und die jetzt ebenſo underſchuldet dem grauen Elend gegenüberſtehen.
Wir alle müſſen Opfer bringen, aber dazu ſind dieſe Bedauerns=

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, 12. Januar,
Bedeckt, Tempergtur durchweg unter Null, noch Niederſchläge, 8

[ ][  ][ ]

Rummer 11.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.

Kokosfett, gar. rein
Tafel=Margarine".
Ariſta=Nußbutter
Salat=Oel, goldklar.
Tafel=Oel . . .
Bruch=Reis . . . Pfd. 22 J
Voll=Reis . . . Pfd. 25 J
Tafel=Reis . . . Pfd. 35 J
Erbfen,gelb.m. Schale Pf. 25 J
Erbſen,grün Pfd. 32 O
Erbſen, gelb, geſchält
Pfd. 30 u. 36 J
Bohnen, weiß . Pfb 30 J
Bohnen, bunt Pfd. 28 J
Oee Hge
Pfd. 1.10
Edamer,vollfett Pf. 1.60.4
Schweizer Pf. 2.40.4

.. . Pfd. 60 8
Pfd.=Würfel 60
Pfd.=Würfel 65 9
. . Schoppen 55 8
. . Schoppen 58 9
Weizeumehl 0 Pfd. 20 5
Auszug=Blütenmehl 24 J
Weizengries . Pfd. 25 5
Haferflocken, loſe Pfd. 25.5
Malzkaffee . . Pfd. 28 %
Kakao,reinſchm., ¼Pfd. 40. J
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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.

R unmer 11.

Reich und Ausland.
Unruhen in Fulda.
Fulda. Infolge Ausſperrung der Arbeiter in der Neuhofer
Kaliiuduſtrie ſind dort größere Unruhen ausgebrochen. Arbeitswillige
und techniſche Nothilfe wurden an der Arbeit gehindert. Im Verlauf
der Unruhen wurden auch Landjäger von den Ruheſtörern entwaffnet.
Daraufhin iſt eine Abteilung Reichswehr nach Neuhof entſandt worden,
die heute durch Schutz= und Landespolizei abgelöſt werden ſoll. Nach
den letzten Meldungen ſoll Beruhigung eingetreten ſein.
Der falſche Prieſter.
München. An einem der letzten Sonntage war es in einer alt=
ehrwürdigen
Gnadenkirche, als die Gläubigen ſich gegenſeitig zuraunten,
daß heute ein fremder Prälat die Meſſe und die Predigt halte. In
würdevoller Haltung trat dann aus der Sakreiſtei der etwa 50 Jahre
alte, mittelgroße Prälat‟. Er ging zum Altar, las die Meſſe, und
vor der Opferung ſchritt er zur Kanzel und hielt an die Gläubigen eine
zu Herzen gehende Predigt. Nach Schluß der Meſſe ging er zur Sakri=
ſtei
zurück, gefolgt von einem Manne. Zurückgebliebene Kirchenbeſucher
fahen etwas ſpäter den geiſtlichen Herrn noch einmal im Prieſtergewande
die Kirche durch das Portal verlaſſen. Einige Minuten ſpäter folgte
raſchen Schrittes der erwähnte Mann, der ſich aufgeregt mit dem
Meßnec unterhielt und dann raſch die Kirche durch das Portal verließ.
Der Prieſter war ein Gauner und der geheimnisvolle Mann ein
Polizeibeamter dem der Gauner entwiſcht war. Schon ſeit Monaten
trieb ſich der Gauner im Prieſterkleide in Bayern herum. In München
pflegte er regen Verkehr mit Angehörigen der Geſellenvereine. Der
Betrüger war bereits in München verhaftet, verſtand es aber, die Be=
hörden
zu täuſchen. Er bat an jenem Sonntag, eine Meſſe leſen zu
dürfen. Da man nicht recht wußte, ob nicht doch ein echter Prieſter
hinter dem Verhaftcten ſtecke, geſtattete die Polizei das Leſen der Meſſe
und gab dem Gauner auf eigenen Wunſch einen Kriminalbeamten bei.
Unter dem Vorwand, aus dem Tabernakel noch ein Gefäß zu holen, ge=
lang
es dem Schwindler, zu entkommen.
Von einer Skitour nicht zurückgekehrt.
Achern. Im Hornisgrindegebiet wird ſeit dem 28. Dezember der
Aſſiſtent am chemiſchen Laboratorium der Univerſität Bonn, Dr. Behr,
bermißt. Er verbrachte einen Teil ſeines Weihnachtsurlaubs bei ſeinen
Eltern in Karlsruhe und unternahm dann eine Skitour im nördlichen
Schwarzwald, von der er nicht zurückgekehrt iſt. Allem Anſchein nach
iſt Dr. Behr in den in jenen Tagen im Schwarzwald herrſchenden
heftigen Schneeſturm, verbunden mit ſtarkem Nebel, geraten. Die bis=
herigen
Nachforſchungen hatten keinen Erfolg.
Auf der Straße erfroren.
Kaiſerslautern. Der von hier ſtammende Handwerksburſche
Jakob Erb wurde am Samstag vormittag in der Nähe des Lothringer=
hofes
erfroren aufgefunden.
Glatteis und ſeine Folgen.
Ludwigsburg. Infolge Glatteiſes kam ein hoch mit vollen
Weinfäſſern beladener Wagen ins Gleiten und ſtürzte um. Die Fäſſer
purzelten munter heraus und durcheinander ſchlugen gegen eine Haus=
wand
und der edle ſpaniſche Rebenſaft ergoß ſich auf die Straße. Lieb=
haber
fanden ſich raſch, Kinder eilten herbei, um in Gefäßen zu retten,
was noch zu retten war. Bei dieſer Bergungsaktion ſpielten ſich recht
ergötzliche Szenen ab. Der arme Roſſelenker hatte das Nachſehen.
Ein heiteres Stückchen.
Bad=Dürkheim. Ein Stückchen, das für die Beteiligten aller=
dings
auch hätte verhängnisvoll werden können, ereignete ſich, wie das
Dürkheimer Tageblatt erzählt, zu Beginn des paſſiven Widerſtandes auf
einer Bahnſtation. Der Verwalter des Bahnhofs war ausgewieſen, die
Inſpektoren und das übrige Perſonal waren entlaſſen, das Betreten des
Bahnhofs war ſtrengſtens unterſagt. Still und öde lag er da; nur in
der kleinen Reſtauration auf dem Bahnſteig ging es luſtig zu. Dort
hatten ſich einige Schafköpfe eingefunden, nämlich der Bahnhofswirt,
einige Beamte vom Flügelrad und ein hochangeſehener Bürgersmann
des Städtchens, um, wie in beſſeren Zeiten, bei einem Gläschen Wein ihr
altgewohntes Spielchen zu ſchlagen. Lange ſchon hatten ſie gedroſchen
und gerade wollte der Puſch mit gewohnter Energie die Bumpel
ausſpielen, da o Schrecken, ein Pfiff ein Gepolter, als ſei der
Teuf I los! der erſte Regiezug donnette unangemeldet in die Station
ein und hält gerade vor der Gifthütte‟. Was nun! Ein Moment der
Beſinnung. Raſch die Tür verſchloſſen, und ſchon liegen einige der
Inſaſſen auf Mund und Naſe unter den Tiſchen, andere hocken unbe=
quem
hinter der Einſchänke und harren der Dinge, die da kommen ſollen.
Wird’s lange dauern oder wird der Zug bald weiter dampfen? Da klopft
es wuchtig gegen die Türe. O weh, nicht genug, daß man mit ſich ſelbſt
zu tun hat, muß man auch noch dem verflixten Mopsdackel aus Leibes=
kräften
die Schnauze zuhalten. Lange, bange Stunden vergehen. End=
lich
nach vielem Hin und Her dampft das Zügel wohlgemut davon. Durch
die ſtillen Räume der Reſtauration geht ein hörbares Aufatmen, ein
Recken und Strecken und Aechzen. Unter dem Tiſche wird es lebendig,
und knieknackerig ſchleppt es ſich hinter der Einſchänke hervor. Vorſichtig
lugt es durch den engen Türſpalt und verläßt ſchattenhaft unter dem
Schutze der Dunkelheit die traute Stätte, wo man einſt ſo glücklich

geweſen.

Billige elektriſche Kraft.
Annweiler. Der Betriebsleiter des hieſigen Elektrizitätswerkes
hatte der Stadtverwaltung einen Vorſchlag ausgearbeitet, das Gefälle
ſes überſchüſſigen Waſſers der Waſſerleitung durch Anſchluß einer 20 Waſſerturbine und Kuppelung mit einer gleichſtarken Dynamo=
maſchine
auszunützen. Vor etwa vierzehn Tagen kam der Plan zur
Ausführung. Mit dem gegenwärtigen Waſſerüberſchuß, der vorausſicht
lich noch 2 bis 3 Monate anhält, werden täglich etwa 50 Kilowattſtunden
Strom erzeugt, der in erſter Linie keine Kohlen braucht und faſt keine
Bediennung bezw. Unterhaltungskoſten verurſacht. Dadurch werden ſo
wohl die Maſchinen wie die Akkumulatorenbatterie des Elektrizitätswer=
kes
bedeutend entlaſtet.

Die neue Uniform für die Schutzpolizei.

Die Anfertigung der neuen, dunkelblauen Uniform für die
Schutzpolizei, deren Einführung an Stelle der bisherigen grünen Mon=
turen
bekanntlich von der Entente verlangt worden iſt, hat trotz der
finanziellen Schwierigkeiten in der letzten Zeit ſolche Fortſchritte ge=
macht
, daß für den Monat April mit der Ausgabe der neuen Uniform
an die Polizeibeamten zu rechnen ſein wird. Bekanntlich beſteht die
neue Uniform aus einem Rock von dunkelblaumeliertem Tuch, zu dem
ſchwarze Tuchhoſen und ſchwarze Wickelgamaſchen getragen werden.
Auch die Mäntel werden aus blauem Tuch angefertigt. Die Achſel=
ſtücke
bleiben jedoch dunkelgrün wie bisher. Auch ſonſt treten in der
Ausrüſtung der Polizeibeamten weiter keine Veränderungen ein,
lediglich die Schulterriemen dürften künftighin aus Erſparnisgründen
in Fortfall kommen. Die neue Uniform wird vorläufig an die Be=
amtenſchaft
nur als erſte Garnitur, alſo als Ausgehanzug, geliefert,
im Straßendienſt werden dagegen die grünen Uniformen noch weiter
aufgetragen, ſo daß die grüne Polizei aus dem Straßenbilde ſo=
bald
nicht verſchwinden wird.
Zur Auswanderung nach Ungarn und den Balkanſtaaten.
D.4.I. Der 34. Jahresbericht der Unterſtützungskaſſe für hilfsbedürf=
tige
deutſche Reichsangehörige in Ungarn bedauert, daß alle ſeine War=
nungen
gegen voreilige Auswanderung nach Ungarn erfolglos geblie=
ben
ſind. Es iſt ja zu verſtehen, daß die große Arbeitsnot im Reich
die jungen Leute ins Ausland treibt, um Arbeit und Erwerb zu ſuchen;
es wird aber überſehen, daß es auch in Ungarn und den Balkanſtaaten
an Arbeitsgelegenheit mangelt und daß der vor Kriegszeiten ſtets gern
aufgenommene deutſche Arbeiter heute mit großen Schwierigkeiten zu
kämpfen hat. Auch die hohen Koſten und die Hinderniſſe des Reiſens
werden von deutſchen Auswanderern nicht genügend beachtet; dem Wan=
derburſchen
gehen bald die Mittel aus, und er iſt auf Unterſtützung an=
gewieſen
. Hat er glücklich ſein Reiſeziel erreicht, vielleicht auch Ar=
beit
gefunden, ſo droht ihm i manchen Fällen die Ausweiſung. Er
wird interniert und oft erſt nach Wochen durch Schub abtransportiert.
Es wäre dringend zu wünſchen, daß die Auskunftsſtellen im Rei he vor
ſolchen unſicheren Auswanderungen warnen und dieſelbe nach Möglich=
keit
verhindern möchten. Wer nicht ganz geſi herte Arbeitsgelegenheit
mit Aufenthaltsgenehmigung, möglichſt Kontrakt mit vorausvergütetem
genügendem Reiſegeld hat, ſollte unter heutigen Verhältniſſen weder
nach Ungarn oder Rumänien, noch nach Südſlawien oder der Türkei
reiſen.
Die vereiſte Oftſee.
In Schweden, wo diesmal der Winter ſehr frühzeitig mit einer
außergewöhnlichen Kälte eingeſetzt hat, droht jetzt die volle Abſperrung
der nördlich von Stockholm gelegenen Häfen an der Oſtküſte durch
Packeis. Eine Anzahl Dampfer die noch in den letzten Tagen Laſt
an Bord genommen hatten, dürften nur mit Hilfe des großen Stock=
holmer
Eislrechers die Häfen verlaſſen können. Der Stockholmer
Hafen kann noch von größeren Dampfern trotz der Eisbildung erreicht
werden. In den ſüdſchwediſchen Häfen iſt die Lage einſtweilen noch
etwas günſtiger. Aehnlich iſt es in den däniſchen Häfen. Auch in
den ſonſt günſtig geſtellten Häfen an der norwegiſchen Küſte treten
bereits große Schwierigkeiten infolge Packeisbildung auf.
Ein romantiſches Räuberleben.
Seit Monaten iſt wie der Voſſ. Zeitung aus Nom gemeldet
wird, die italieniſche Polizei von Pola auf der Spur des Brigan=
ten
Collario, auf deſſen Ergreifung eine Belohnung von 10 000
Lire ausgeſetzt worden iſt. Alle Bemühungen blieben bisher erfolglos.

iſt ein Räuber, wie man ihn zuweilen in romantiſchen Abenteurer=
romanen
findet: mutig und gefühlvoll. In dieſen Tagen ſtand Col=
lario
plötzlich vor der Tür eines Kaufmannes Pelaſchiar. Ohne ſich
weiter anmelden zu laſſen, trat er in das Arbeitszimmer des erſchrocke=
nen
Kaufnanns, riß zunächſt die Drähte aus dem Telephon und
ſchrieb in aller Ruhe auf den Notizblock, der daneben hing: Der
Polizei von Pola als Zeichen meines Mutes gewidmet. Collario. So=
dann
wandte er ſich an das ſprachloſe Ehepaar und erklärte, er ſei
hauptſächlich deshalb gekommen, weil er erfahren habe, daß die in
ihrem Dienſt ſtehende Köchin, eine frühere Geliebte, gekündigt worden
ſei, und er wünſche ein gutes Wort für ſie einzulegen. Der Räuber
ſetzte ſich ſodann behaglich in einen Klubſeſſel und erzählte ſeinen un=
freiwilligen
Gaſtgebern einige Stückchen aus ſeinem Leben. Er ge=
ſtand
, eine gewiſſe Furcht dor dem brutalen Zupacken der Poliziſten
zu haben, ſonſt hätte er ſich längſt geſtellt, um die 10 000 Lire, die auf
ſeine Verhaftung geſetzt ſind, wohltätigen Zwecken zufließen zu laſſen.
Collario ſcheint ein begeiſterter Leſer von Schillers Räubern zu ſein.

Ausdehnung des Dockbrandes in London.
Das am Montag abend auf dem Londoner Dock ausgebrochene
Feuer hat auf verſchiedene Werften und Lagerſchuppen an der Themfe
übergegriffen und wütete auch am Dienstag morgen noch mit ungebro=
chener
Gewalt. Der bisher entſtandene Schaden wird auf mindeſtens
100 000 Pfund Sterling geſchätzt. Eine ſpätere Meldung beſagt:
Der Brand im Londoner Hafen iſt erſt am Dienstag mittag gelöſcht
worden. Der Schaden überſteigt 200 000 Pfund Sterling. Das
Kautſchuklagerhaus in dem der Brand ausgebrochen iſt, iſt vollſtändig
zerſtört.
Eine unterirdiſche Gasexploſion in London.
Eine wilde Panik entſtand in der Nacht zum Dienstag in der Um=
gebung
der Sankt Martin Lane in London, wo in der unter der
Straße hinweggehenden Untergrundbahnſtrecke ausſtrömendes. Gas
explodierte und beträchtlichen Schaden anrichtete. Polizei und Feuer=
wehr
rieten den Anwohnern, die Häuſer zu räumen.
Falſchgeldüberflutung in Chicago.
Wie wir amerikaniſchen Blättern entnehmen, muß Chicago gegen=
wärtig
eine Flut falſchen Papiergeldes über ſich ergehen laſſen, wie ſie
in der Geſchichte der Stadt noch nicht dageweſen iſt. Man ſchätzt die
Höhe der im Umlauf befindlichen falſchen Dollarnoten auf eine Million.
Chicago iſt die Stadt der weltberühmten Fleiſchpackereien und des
größten ſozialen Elends, das es überhaupt in den Vereinigten Staaten
gibt. Wenn nun die Falſchmünzerwerkſtätten, an denen Chicago nie
arm war, jetzt beſonders üppig aus dem Boden ſchießen, ſo iſt das
vielleicht ein Zeichen dafür, daß die Arbeitsloſigkeit und überhaupt
das ſoziale Elend, das gewöhnlich die Vorbedingung für das dunkle
Gewerbe der Geldfälſcher iſt, in Chicago ſtärker als vor dem Kriege zu
Hauſe iſt. An einigen techniſchen Beſonderheiten, die die meiſten
Falſifikate tragen, erſehen die Chicagoer Polizeiorgane, daß ſie es mit
mehreren Falſchmünzerbanden zu tun haben, die wahrſcheinlich voll=
kommen
voneinander getrennte Werkſtätten unterhalten. Aber wiewohl
die amerikaniſche Kriminalpolizei in Verbindung mit einer Reihe der
hervorragendſten. Detektide ſich um die Unſchädlichmachung der Ve=
brecher
bemüht, hat ſie bisher noch keine Spur gefunden. Da das
Treiben dieſer Elemente ſeit einigen Tagen die geſamte Oeffentlich=
keit
beſchäftigt, glaubt man, daß die Fälſcher inzwiſchen Chicago ver=
laſſen
haben werden, um ihr gefährliches Gewerbe in einer anderen
Stadt, womöglich in New=York, weiter zu betreiben. Deshalb ſind
auch die New=Yorker Polizei ſowie die Behörden der anderen nord=
amerikaniſchen
Großſtädte verſtändigt worden.
Infolge ſtarker Schneeverwehungen drohte der Zugverkehr
BreslauOberſchleſien zum Stillſtand zu kommen. Aus
dieſem Grunde wurde die Techniſche Nothilfe eingeſetzt, die ſeitdem die
Strecke durch Abſchaufeln des Schnees freihält.
L. Arlbergbahn. Sowohl die Strecke InnsbruckSt. Anton,
wie die Strccke LindauSt. Anton ſind wieder völlig frei, ſodaß die
ſeither geſperrten Verbindungen über den Arlberg wieder vollſtändig
aufgenommen ſind.

Geſchäftliches.
Wie hütet man ſich vor Schnupfen und Erkältung?
Naßkalte Füße ſind gewöhnlich die erſte Urſache eines tüchtigen
Schnupfens. Da heißt es jetzt zur Winterszeit, das Schuhzeug gut zu
pflegen, damit Kälte, Schnee und Regen dasſelbe nicht durchdringen.
Um dieſes zu erreichen, kaufe man nur die beſten Schuheremen, welche
nach altbenährten Rezepten aus reinſten Wachſen und unverfälſchtem
Terpentinöl hergeſtellt ſind, wodurch das Leder waſſerdicht, weich und
ſchmiegſam wird, ohne ſeine Feſtigkeit zu verlieren.
Eine ſolche Schuhereme findet man im Edelſchuhputz Nigrin,
welches abſolute Sicherheit in bezug auf Zuſammenſetzung bietet und
ſich in ſeiner Qualität ſtets gleich bleibt.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). Große Synagoge
Freitag, den 11. Jan. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min,
Samstag, den 12. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. Schrift=
erklärung
. Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min,
Abends 6 Uhr 30 Min.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (D 11):
Fatinitza, Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr ( Sonder=
miete
20): König Nicolo. Orpheum, 7¾4 Uhr abends: In=
kognito‟
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kino=Vorſtellungen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl.c für Politik und Wirtſchaſt: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd en:: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſ=ratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten

Statt Karten.
Die glückliche Geburt
A
eines Sohnes zeigen
hochertreut an
Otto Günther, Bankbeamter
u. Frau Margarete, geb. Reuter
Darmstadt, 9. Jan. 1924

Hochstraße 27

Die glückliche Ge-
burt
eines krättigen
Jungen zeigen hoch-
erfreut
an
Oskar Clemens u. Frau
Katharina, geb. Diehl
Nied.-Ramstädterstr. 43

Heute entſchlief ſanft infolge
eines Schlaganfalls meine innigſt=
geliebte
Frau; unſere gute, treue
Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter

Frau

geb. Koehler
im 63. Lebensjahr.
Prof. Carl Thylmann, Oberlehreri. R.
Ella Rodenhauſer, geb. Thylmann
Dr. med. Victor Thylmann
Direktor Dipl.=Ing. Rodenhauſer
Joanna Thylmann. geb. Koops
und vier Enkelkinder.
Darmſtadt, Völklingen, Hamburg
den 9. Januar 1924.
Beerdigung Samstag, den 12. Jan.
von der Halle des alten Fried
hofs aus.
Trauerbeſuche und Blunenſpende
dankend

Nachruf.

Geſtern verſtarb der Wacht=
meiſter

der Heſſiſchen Schutzpolizei.
Wir werden dempflichttreuen,
beliebten Kameraden, der uns
allzufrüh durch den Tod ent=
riſſen
wurde, jederzeit ein treues
Andenken bewahren.
Darmſtadt, den 10. Jan. 1924.
Für die Beamten der
Polizeiwachtabtellung Darmſtadt:
Schröder
361)
Polizei=Major.

Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem Leiden
verſchied heute unſere liebe, un=
vergeßliche
Mutter.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Eugenie Alberti
Tanzlehrerin
Kiesſtraße 84, p.
Die Einſegnung findet Samstag,
den 12 Januar, vormittags 10 Uhr,
im Trau
ſtatt.

Dankſagung.
Für die uns ſo zahlreich dar=
gebrachten
Beweiſe aufrichtiger Teil
nahme bei dem uns ſo ſchwer be=
9 troffenen Verluſte ſagen herzl. Dan
Frau Anna Lich Wwe.
Familie J. Gg. Lich
Hch. Hechler und Frau
Eiſe, geb. L.

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute verſchied nach kurzem
ſchweren Leiden unſer lieber
Vater, Schwiegervater, Groß=
vater
, Bruder und Onkel

Gemeinderechner
im 74. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Gg. K. W. Hahn
Ph. Daum
Ober=Modau, Ernſthofen,
den 9. Januar 1924.
Beerdigung: Samstag, den 12.
Januar, nachm. 2 Uhr. (*747

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige Nach=
richt
, daß geſtern meine liebe Frau,
unſere gute Mutter, Schwieger=
mutter
und Großmutter
Eliſabethe Kraft
geb. Dietz
im Alter von 51 Jahren verſchie=
den
iſt.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Philipp Kraft.
Darmſtadt, den 10. Jan 1924.
Kranichſteinerſtr. 37
Die Beerdigung findet Samst
vormittag 11 Uhr a
Friedhof, Nd.=Ramſtäd

Todes=Anzeige.

Meine liebe Frau, unſere gute Mutter, Schwie=
germutter
, Großmutter und Tante
Frau Eliſe Klump
geb. Ruths
iſt heute nach kurzem ſchweren Leiden im faſt voll=
endeten
74. Lebensjahr ſanft verſchieden.
Darmſtadt, den 9. Januar 1924.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Theodor Klump.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 12. Jan.,
vorm. 11 Uhr, vom Portal des Friedhofs an der
Nieder=Ramſtädter Straße aus ſtatt.
Von Blumenſpenden und Trauerbeſuchen bittet

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[ ][  ][ ]

Nummer 11.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Jauuar 1924.

Seite 9.

Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
ſchdruck verboten.)
16)
Und ſein Sohn, dieſer kleine Hans Peter Kromm, den Mut=
terhände
umfangen hielten, würde er auch die Erde lieb gewin=
nen
mit jenem großen Begehren, die Umwelt kennen zu lernen
in der Nähe und in der Ferne, wenn er ein Mann geworden?
Merete barg ihr Geſicht an dem warmen kleinen Körper des
Bübchens und ſann und ſann. Wenn er nur geſund blieb! Vom
Vater hatte er die kräftige Wohlgeſtalt mitbekommen; ſollte ſie,
die Mutter mit dem ſchönen Einkommen, das nicht aufpflegen
können? Mit dem ſchönen Einkommen
Ach, du geliebte kleine Hauptperſon meines Daſeins, was
täte ich nicht für dich? Für dich habe ich dies Geſchäft angefan=
gen
, für dich gäbe ich’s auf
und ſie dachte an Ottchen und Euchen an die Tanten in
der Sonnenmühle, und daß der Vater im Sterben ihr etwas
hatte ſagen wollen. Darauf ging ſie hin und ließ ein Bildchen
machen vom Peterle. Herzig ſchaute er darauf aus, der liebe
Kerl! Peterle helläugig, wie er leibte und lebte!
Dies iſt mein Kind! Ich habe einen Sohn! Das hatte
ſie daruntergeſchrieben. Und ſie wartete auf Antwort. Doch es
kam keine. Das Steinhäuſerblut ſchien nicht zu ſprechen.
Trotzdem konnte die unge Frau einen tiefinnern Zug für
die Schweſtern der Mutter nicht ganz unterdrücken. Gehörte das
vielleicht mit zu dem Erbteil, das ihr dort im Haideſand Eigen=
tum
war? Ach, das weite Land dort! Merete ſeufzte ...
Wollen wir fortgehen von hier? fragte ſie das Kind. Und der
Funge, der längſt auf ſeinen Beinchen herumſtapfte, krähte laut
auf, griff nach ſeinem Hütchen und kletterte flugs in ſeinen
Wagen, wartend, man ſolle ihn ſpazieren fahren. Schelm, ge=
ſcheiter
, lachte die Mutter, haſt immer gleich Dein Hütchen in
der Hand, ich glaube, ſchon ehe Du geboren wurdeſt, haſt Du ſo
mit dem Hütchen in der Hand gewartet. Soll ich Dir ein Ritter=
gut
anlegen im Haideſand? Willſt Du ein Moorprinz werden?
Ein Torfkönig? Peterle ſtrahlte ſie gläubig an mit den klugen
Augen des Vaters, ſeine kleinen Hände wiſchten ihr die Tränen
ab. Mit Tränen hatte ſie ihn empfangen in der Stunde der gro=
ßen
Glückſeligkeit ..
Da machte ſich draußen ein Rutſchen bemerkbar, ein Taſten
und Tappen kleiner Hände an ihrer Tür. Sie vernahm es nicht,
das Jüngelchen aber achtete darauf, über ſein kleines Geſicht ging
ein bewußter Zug, er wollte öffnen, konnte, aber nicht an den
Drücker kommen.

Jetzt klangen draußen auch wunderliche Sprachlaute auf, die
wurden drinnen in ähnlicher Weiſe beantwortet; eine Verſtän=
digung
mußte erfogt ſein, denn der kleine Mann zog die Fuß=
bank
zur Tür. Endlich wurde die Mutter aufmerkſau und öffnete.
Ein zierliches Püppchen ſchob ſich herein; noch nicht ganz
ſicher auf den Beinen, hielt es ſich an jedem Erreichbaren, feſt;
dicht vor dem Knäbchen ließ es ſich, ſchwubbs, niederfallen und
ſchaute mit den blitzblanken Beerenaugen zu ihm auf.
Das Malchen war’s, Willy Kreipels kleine Tochter aus der
Kellerwirtſchaft. Heiten! Heiten! äußerte das Dirnchen ſehr
beſtimmt und hob ein Beinchen ums andere, in das Wägelchen
hineinzukommen; Peterle wollte helfen, da kugelten ſie über=
einander
auf den Fußboden. Das mutterloſe Kind genoß noch
immer Säuberung und Pflege oben im Grünwarengeſchäft; nur
die Freude an dieſem harmloſen Liebestun war der Inhaberin
verdorben worden; ungewaſchene Mäuler hatten ſich darüber
aufgehalten und nach Gründen geſucht: Man ſagte, Willy
Kreivel ginge auf Freiersfüßen und wolle neben ſeiner Bier=
wirtſchaft
noch ein anderes Geſchäft beſorgen, das einträglicher
ſein könnte.
Frau Kreipel ſelber trug die Schuld an dieſer Rederei. Im=
mer
deutlicher wurden ihre Ratſchläge gegen den Sohn, daß ſein
Glück in der Nähe läge, und als der unbeholfene Menſch ſie trotz=
dem
nicht verſtehen wollte oder konnte, ſtieß ihn die Mutter mit
der Naſe darauf, indem ſie ihm gerade heraus ſagte: Die
Schlanke da oben in ihrem Grünkramladen, das iſt etwas für
Dich. Sie betreut das Kind und meint natürlich den Vater.
und die Alte klopfte auf ihre dicken Schenkel und lachte.
Der große Menſch wurde ſtutzig: Aber die Hände, Mutter!
Mit den Händen nimmt ſie mich nicht! Trotzdem ſchien ein
anderer Geiſt in ihn hineinzufahren; er zog ſich beſſer an, kaufte
ſich knallrote oder grasgrüne Schlipſe und war ſehr aufgeräumt
gegen ſeine Kunden.
Den hats! nickten die Leute einander zu, und die Alte tat
pfiffig und blinkte mit den Augen nach oben.
Kamen jetzt für die Inhaberin, des Frucht= und Gemüſe=
geſchäftes
Waren an, Willy ſtürzte förmlich die Stiegen hinauf,
um abzuladen. Er fiſchte den fortgerollten Kohlkopf aus dem
Rinnſtein und bot ihn der Nachbarin ſo treuherzig zärtlich an,
daß ſie lachen mußte Worte brachte er nicht zuſtande. Sobald
er der hübſchen jungen Frau gegenüberſtand, verlor er die
Sprache, und je freundlicher ſie ihm aushelfen wollte, deſto un=
geſchickter
benahm ſich der arme Kerl. Er ſchaute auf ihre Hände.
Dieſe merkwürdig feinen und reinlichen Hände, die trennten ihn
von ihr, die waren ſo beredt! Einmal hutte er ſie erfaßt und
ganz leiſe gedrückt das war, als ſein Malchen ein Jahr alt ge=
worden
ein Bündchen Maiblumen tragend, war er herauf=

gekommen, zu danken. Sein Kind!. Wieviel Gutes war ihm von
dieſen Händen geworden! Nun hielt er ſie, die lieben reinen,
drückte ſie, preßte ſie aber nur ein wenig , die junge Frau
zuckte, und er mußte ſie loslaſſen. Sie hatte ihn angelächelt, gut
und menſchlich, wie ſie auch ſein Malchen anlächelte, ſie hatte ihm
ſogar auf die Schulter geklopft und ihm Mut zugeſprochen. Hatte
ſie ihm nicht mit dem Finger gedroht wegen der kleinen Schnäps=
chen
, die er trank mit den Kundens Ach, der breitſchultrige Mann
hätte ihr ſo gern geſagt, daß er allen Mut der Welt hätte, daß er
alles tun und alles laſſen wollte, wenn
Doch er ſagte nichts, ging in ſeinen Keller und fühlte nur
immer die Hand auf ſeiner Schulter, die leichte, ſäuberliche
Frauenhand. Er träumte von dieſen Händen.
Auch ſeine Mutter träumte, aber von ihrem Lotterielos!
Heiligen Glaubens voll zahlte ſie fort und fort die fälligen Be=
träge
. Das Zahlen wurde ihr ſauer, eine neue Schürze, ein Rock
wären ihr notwendiger geweſen; allein der Gewinn, der große
Gewinn!. Nun mußte er ja kommen, bald. Dann würden die
armen geſchwollenen Beine Ruhe habe; in einer ſeidenen Bluſe
würde ſie daſitzen und für die Bedienung der Gäſte ein Mädchen
halten. Und die Kundſchaft lachte über die alte Frau und gab
ihr den Spitznamen Lotterie=Paule‟.
Als Merete durch Agnes von dem Geſchwätz der Leute über
ſie und Willy Kreipel erfuhr, wollte ſie erſt das Malchen aus
ihrer Pflege verſtoßen; ſie bedachte ſich aber eines Beſſeren: was
konnte das Kind dafür! Und ſelbſt wenn ſie das Dirnchen hätte
verbannen wollen es war nicht loszuwerden. Es klomm mit
Lebensgefahr die Stufen empor, rutſchte vor die Tür und hätte
ſich eher die Finger abklemmen laſſen, als daß es fortgeblieben
wäre
So war der dritte und der bierte Lenz ins Land gekommen
und wieder vergangen. Die Zeit der Roſen kam herbei. Ein mil=
der
Regen fehlte noch, und ſie erſchloſſen ſich. Ein ſanfter Nacht=
regen
machte es gut, und Merete erhielt einen mächtigen Bund
der herrlichſten Blüten, noch mit blanken Tropfen in den halb=
geöffneten
Kelchen; aus einer großen Roſenzüchterei wurden ſie
geſchickt, und der Verdienſt daran war gut. Dieſe Blüten brach=
ten
den ganzen Zauber der erquickten Erde mit.
Merete beugte ſich über die Pracht. Und plötzlich mußte ſie
an einen Regenbogen denken, den ſie nach einem Gewitter ge=
ſehen
zuſammen mit Hans Peter er trug damals ſchon die
Primanermütze. Der Bogen war vollkommen geweſen und gleich=
mäßig
über das ganze Himmelsrund, mit beiden Enden hatte er
klar und ſchön aufgeſtanden, und über dem erſten hatte ſich ein
zweiter geſpiegelt, nur etwas blaſſer. Gott iſt uns noch gnädig.
Das fromme Volkswort war den Lippen der kleinen Jungfrau
entglitten und der Schüler hatte ſie ganz ſtill und zart geküßt.

TaT
Na

Freitag, den 11. Januar
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt
U
* Zur Verordnung über die Goldbilanzen.
Aus dem Reichsjuſtizminiſterium wird uns mitgeteilt: Die Verord=
nung
über die Goldbilanzen vom 28. Dezember 1923 ( Reichs=
geſetzbl
. I S. 1253) enthält im § 17 die Beſtimmung, daß bei Neugrün=
dungen
von Aktiengeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktien und
Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung das Eigenkapital (Grund= oder
Stammkapital) auf Goldmark geſtellt werden muß und zwar
muß das Grundkapital einer Aktiengeſellſchaft oder einer Kommandit=
geſellſchaft
auf Aktien mindeſtens 50 000 Goldmark, das Stamm=
kapital
einer Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung mindeſtens 5000
Goldmark betragen. Bei Anwendung dieſer Vorſchrift ſind Zweifel
über den Begriff Neugründungen entſtanden. Insbeſondere iſt die
Frage aufgeworfen worden, ob unter Neugründungen alle Gründungen
zu verſtehen ſind, wobei die Eintragung der Geſellſchaft im Handels=
regiſter
vor dem Inkrafttreten der Verordnung, nämlich dem 30. De=
zember
1923, noch nicht erfolgt iſt. Wäre die Verordnung in dieſem
Sinne auszulegen, ſo würden ſämtliche Geſellſchaften, die bis zu dieſem
Zeitpunkt zwar ſchon errichtet waren, deren Eintragung in das Handels=
regiſter
aber noch nicht vollzogen war, die Eintragung nur durch eine
Neugründung auf der Grundlage der Goldmarkrechnung unter Einhal=
tung
der neuen Vorſchriften, alſo durch Feſtſetzung des Eigenkapitals auf
m=eſters 7506 Bezw. 5000 Goldmark erreichen. Eine ſolche Auffaſſung
findet jedoch in der Verordnung keine Stütze. Dadurch, daß die
Regelung auf Neugründungen beſchränkt iſt, wird deutlich zum Ausdruck
gebracht, daß auf bereits gegründete Geſellſchaft der § 17 der Verord=
nung
keine Anwendung findet, und zwar ohne Rückſicht da=
rauf
, ob die Eintragung bereits erfolgt iſt. Die Frage, wann die Grün=
dung
einer Geſellſchaft als abgeſchloſſen anzuſehen iſt, beurteilte ſich nach
den handelsrechtlichen Beſtimmungen. Aus ihnen ergibt ſich, daß im
Falle der Einheitsgründung (Simultangründung) die Uebernahme der
Aktien im Falle der Stufengründung (Succeſſiogründung) die Beſchluß=
faſſung
über die Errichtung durch die Generalverſammlung für Geſell=
ſchaften
mit beſchränkter Haftung der Abſchluß des Geſellſchaftsvertrages
für die Gründung den entſcheidenden Akt bildet. Geſellſchaften, deren
Gründung in dieſer Weiſe den bisherigen Vorſchriften entſprechend vor
dem Inkrafttreten der Verordnung erfolgt iſt, brauchen daher zu einer
Neugründung auf der Grundlage der Goldmarkrechnung nicht zu
ſch eiten. Für ſie bewendet es ſich vielmehr bei den bisherigen Vor=
ſchriften
über die Mindeſtgrenze des Grund= und Stammkapitals ſowie
die Stückelung der Aktien und Stammeinlagen. Selbſtverſtändlich be=
ſteht
auch für dieſe Geſellſchaften die Notwendigkeit des Uebergangs zur
Bilanzierung und Umſtellung auf Goldmark. Was die vor
dem Inkrafttreten der Verordnung auf der Grundlage der Reichswäh=
rung
beſchloſſenen Erhöhungen oder Herabſetzungen des Grund= oder
Stammkapitals anlangt, ſo iſt die Rechtslage für ſie ähnlich wie für die
bisherigen Gründungen. Auch ſie können, wenn ſie den bisherigen Ve=
ſtimmungen
entſprechen, zur Durchführung gelangen. Ob ſich dieſe trotz
der ſpäter notwendig werdenden Umſtellung auf Goldmark empfiehlt,
muß der Prüfung der Geſellſchaft im einzelnen Falle überlaſſen bleiben.
Handel und Wandel in Heſſen.
Schlapper A.=G., Sitz Darmſtadt. Gegenſtand des
Unternehmens: Fabrikation von Dachpaxpen und Teerprodukten. Grund=
kapital
: 5 Mill. Mk. Vorſtand: J. Laur Direktor, hier. Prokura:
Fritz Schlapper, Kaufmann in Malſch. Die Mitgründerin, Guſt. Schlap=
per
Wwe, alleinige Inhaberin der Firma Guſt. Schlapper Wwe. Dach=
pappen
= und Teerproduktenfabrik in Malſch, bringt die ſämtlichen zu
der Firma genannten Grundſtücke, ſowie das von ihr bisher bewohnte
Haus nebſt allen Maſchinen. Inventar und Einrichtungsgegenſtinden
nebſt Aktiven und Paſſiven, Patente, Gebrauchsmuſter, Geſchäftsgeheim=
niſſe
und Firmenrecht ein. Gründer ſind: 1. Guſt. Schlapper Wwe.,
2. Generaldirektor Dr. Bruno Möyring in Bad=Nauheim, 3. General=
direktor
Dr. Ernſt Schlapper in Butzbach, 4. Kaufmann Th. Laur hier,
5. Kaufmann Herm. Zeiler daſelbſt, 6. Direktor Karl Zeiler, Bensheim.
Den erſten Aufſichtsrat bilden die vorſtehend unter 1, 2, 3, 5 und 6
Genannten.
GebrüderAöler, G. m. b. H., Sitz Daumſtadt. Gegen=
ſtand
des Unternehmens: Weiterbetrieb des ſeither von der Firma
Gebr. Adler hier betriebenen Geſchäfts, alſo der Handel mit Kolonial=
waren
, ſonſtigen Lebens= und Genußmitteln und anderen einſchlägigen
Artikeln, ſowie die Bearbeitung ſolcher Waren. Stammkapital: 20 Mill.
Mark. Geſchäftsführer ſind: Moritz und Julius Adler hier, die das
Geſchäft Gebr. Adler einbringen, das mit Aktiven und Paſſiven nach der
Bilanz per 31. Dezember 1922 auf die G. m. b. H. übergeht.
Möbelfabriken Darmſtadt=Eberſtadt A.=G.,
Sitz Darmſtadt. Gegenſtand des Unternehmens: Käuflicher Er=
werb
. Pachtung und Betrieb von Möbelfabriken, insbeſondere Herſtel=
lung
und Vertrieb von Möbeln aller Art. Grundkapital: 100 Mill. Mk.
Vorſtandsmitglieder ſind: Julius Müller und Paul Pohl in Darmſtadt.
Gründer, die alle Aktien übernommen haben, ſind: 1. Wilh. Beller ſen.,
Frankfurt a. M., 2. Max Eiſemann, Heidelberg, 3. Karl Kuch, Eber=
ſtadt
b. D., 4. Otto Thalmeſſinger, R.=A., Stuttgart, 5. Paul Pohl,
Darmſtadt, 6. Julius Müller, 7. Hch. Lautz daſ., 8. Hch. Friedmann,
Mannheim, 9. Heidelberger Privatbank A.=G 10. Oeffentliche Handels=
geſellſchaft
Müller u. Pohl, Darmſtadt. Den erſten Aufſichtsrat bil=
den
die vorſtehend unter 14, ſowie unter 7 und 8 Genannten und
Bankdirektor Leo Levi=Heidelberg.
J. Schönberg, G. m. b. H., Sitz Darmſtadt. Gegen=
ſtand
des Unternehmens: Handel mit Rohprodukten jeder Art. Stamm=
kapital
: 1 Mill. Mk. Eingebracht wird vom Geſellſchafter Gg. Knoblauch
in Darmſtadt das von ihm unter der Firma J. Schönberg in Darmſtadt
betriebene Handelsgewerbe mit Firmenrecht ohne beſondere Anrechnung
auf ſeine Stammeinlage.

3 Wie wir vernehmen, ſind Beſtrebungen im Gange, die Grube
Meſſel in die Aktienform zu überführen.
Emil Wetter, G. m. b. H., Sitz Darmſtadt. Gegen=
ſtand
des Unternehmens: Großhandel mit Lebensmitteln und ähnlichen
Artikeln, Drogen und pharmazeutiſchen Erzeugniſſen und Fortführung
des unter der Firma Emil Wetter hier geführten Handelsgeſchäfts.
Stammkapital: 10 Mill. Mk. Geſchäftsführer: Herm. Zeiler, Th. Laur,
Darmſtadt. Die Geſellſchafter Herm. Zeiler, Th. Laur und Hedwig
Günther, geb. Tegdmeier, alle hier, bringen auf ihre Stammeinlagen
in die Geſellſchaft ein das unter der Firma Emil Wetter betriebene
Handelsgeſchäft nach Stand und Bilanz vom 15. Juli 1923, einſchließlich
des Firmenrechts.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Fraukfurter Börſe
Abteilung Getreide, vom 10. Januar 1924. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack,
Preis je 100 Kg.: Weizen, Wetterauer 19,2519,5, Roggen 1717,5,
Sommergerſte für Brauzwecke 19,2519,75, Hafer, inländiſch 14,515,
Hafer, ausländiſch , Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 3031,25, Roggen=
mehl
26,2526,75, Weizen= und Roggenkleie 8,258,75 Mk. Heu, ſüdd.,
gut, geſ., trocken 88,25, Weizen= und Roggenſtroh, drahtgepreßt 5,25
bis 5,75 Mk. Tendenz ruhiger.
Frankfurter Viehmarkt vom 10. Januar. Der
Nebenmarkt hatte einen Auftrieb von 63 Rindern, darunter 30 Ochſen,
1 Bullen und 23 Färſen und Kühe, ferner von 651 Kälbern, 273 Schafen
und 320 Schweinen. Gehandelt wurde nach Goldmark. Notiert wurde
für den Zentner Lebendgewicht: Kälber: Klaſſe a) , b) 4560,
c) 3545, d) , e) : Schafe: a) 3545, b) 2030, Merzſchafe
Schweine im Gewicht von 80100 Kg. 8085, unter 80 Kg. 7580,
von 100 bis 150 Kg. 8085, über 100 Kg. Sauen und Eber 60
bis 70 Goldmark. Rinder wurden nicht notiert. Verglichen mit der
letiten Notierung wurden Kälber um 5 und Schweine um 510 Gold=
mars
per Zentner Lebendgewicht höher bezahlt, während Schafe um
5 Goldmark nachließen. Marktverlauf: In Schweinen reger, in Klein=
vieh
ruhiger Handel. Markt geräumt.
Mannheimer Produktenbörſe. Die Börſe war
ſchwach beſucht. Bei überwiegendem Angebot blieben die Umſätze klein.
Verlangt wurden für die 100 Kg. bahnfrei Mannheim in Goldmark:
Weizen 20,50, Rongen 1717,50, Gerſte 1920, Hafer 1516, Mais
19,7520,25, Rohmelaſſe 9,259,50, Weizenkleie 8,59, Weizenmehl
Spezial 0 31,25, Michtpreis der Mühlen, 30 Mk. bei der zweiten Hand.
Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum Kleinvieh=
markt
am Donnerstag waren zugeführt und wurden per 50 Kg. Lebend=
gewicht
gehandelt: 22 Kälber 4658, 60 Schweine 5670; ferner 364
Ferkel und Läufer pro Stück 825 Goldmark. Tendenz: Mit Käl=
bern
ruhig, geräumt, mit Schweinen mittelmäßig, kleiner Ueberſtand,
mit Ferkeln und Läufern lebhaft.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hat das in den letzten Tagen preisdrückende Angebot nachgelaſſen und die
Tendenz und Preisgeſtaltung waren ſtetiger. Roggen iſt nicht mehr in
dem Umfange als bisher angeboten, und da die Reichsgetreideſtelle heute
etwas Ware aufnahm, konnten die geſtrigen Preiſe im Durchſchnitt wie=
der
voll erreicht werden. Für Weizen bekundeten hauptſächlich die
Mühlen Intereſſe, und die vorliegenden Offerten fanden hauptſächlich
nach dieſer Seite Unterkommen. Für Gerſte erhielt ſich die bisherige
Nachfrage. Hafer lag aber bei behaupteten Preiſen ſehr ruhig, was
auch von Mehl und Futterſtoffen gilt.
Börſen.
Fraukfurter Börſenbericht vom 10. Januar
1924. (Eigener Bericht.) Nach der geſtrigen Abſchwächung blieb die
heutige Börſe reäſt gut behauptet, auf einzelnen Gebieten konnte ſich
ſogau eine leichte Erholung durchſetzen, doch erreichten die Kursgewinne

Haife Hait denichen eir de en Deai eieche die
geengt iſt, zeigt ſich z. B. auch darin, daß die Margen zwiſchen Geld=
und Briefkurſen im freien Handel bei erſten Induſtriepapieren ſehr
klein geworden ſind, kann man doch beobachten, daß in Aktien mit
einem Kursſtand von 10/15 oft nur eine Spannung von ein Achtel
Prozent zwiſchen Angebot und Nachfrage beſteht, ohne daß Abſchlüſſe
zuſtande kommen. Von den einzelnen Marktgebieten iſt nichts beſon=
deres
zu berichten. Chemiewerte lagen überwiegend eine Kleinigkeit
feſter: Goldſchmidt 2020,25, Griesheim 21,5. Dagegen Höchſter mit
18,7 und Elberfelder mit 22,75 unverändert. Der Eelektr. Aktienmarkt
zeigte das gleiche Bild, während A. E.G. mit 13,5 unverändert blieben,
konnten ſich Bergmann mit 23, Lahmeyer mit 18,75 und Licht u.
Kraft mit 12,5 leicht befeſtigen. Maſchinenwerte waren ſehr ruhig.
Leicht erholt Rheinmetal! 10/9,5 plus zirka 1. Eine kleine Kursbeſſerung
erzielten auch Zuckerwerte. Etwas lebhafter lagen, wie bereits ei=
wähnt
, Bankaktien, die ſich durchweg leicht befeſtigten. Darmſtädter
Bank 14 plus 1,5, Deutſche Bank 16,25/15,75. Disconto 20. Wert=
beſtändige
Anleihen faſt völlig geſchäftslos, etwa auf dem geſtrigen
Niveau. Der Einheitsmarkt blieb ohne beſondere Bewegung und war
eher etwas ſchwächer. Auch der freie Verkehr zeigte bei ruhigem Ge=
ſchäft
überwiegend leichte Abſchwächungen man hörte hier: Becker=
ſtahl
11,5, Benz 4,755,25, Brown Boveri 2,53, Georgi 1,630, Growag
0.45 Hanſa Lloyd 1,7, Helvetia 6, Karſtadt 2,5, Kayſer Waggon 0,5,
Kreichgauer 0,6, Krügershall 12,5, Mez Söhne 7, Petroleum 27, Ra=
ſtatter
Waggon 7. Ufa 67.
An der Nachbörſe hielt das Intereſſe für Bank=Aktien an, im
Uebrigen waren die Werte des Großverkehrs etwa zu den Kaſſakurſen
geſue

11. Januar 1924 Nr. 11

wb. Berliner Börſenbericht. Nachdem der gefürchtete
Steuertermin, auf den hin vielfach Verkäufe in den letzten Tagen vor=
genommen
wurden, mit dem heutigen vorübergeht, haben die Abgaben
der außerhalb der Börſe ſtehenden Kreiſe etwas nachgelaſſen, ſodaß der
Markt eine etwas freundlichere Veranlagung zeigte. Die Kapitalknapp=
heit
, die bei den hohen Zinſen und Proviſionen für Darlehen ſeitens der
Bankwelt es vielfach geraten erſcheinen läßt, lieber Wertpapiere abzu=
ſtoßen
als die hohen Zinsbelaſtungen zu tragen, bleibt aber unverändert
beſtehen und iſt der Erholung des Kursſtandes, zu dem heute bereits
Anſätze vorhanden waren, noch immer hinderlich. Die Kursveränderun=
gen
ſelbſt waren unbedeutend und betrugen nach unten kaum über eine
Billion Prozent hinaus und nach oben bei den meiſten ſchweren Papieren,
die in der letzten Zeit ſtärker rückgänegig geweſen waren, etwas mehr
bis vereinzelt 8 Billionen Prozent. Die Umſätze hielten ſich auf allen
Märkten wieder in engen Grenzen. Die Verſuche der Börſenſpekulation,
für das eine oder andere Papier durch Käufe Intereſſe zu erwecken,
hatten zumeiſt keinen oder nur vorübergehenden Erfolg. Feſtverzins=
liche
Werte zumeiſt unverändert bis auf alte Preußiſche Konſols und
Reichsanleihen, die von den Gewinnen der letzten Zeit etwas hergeben
mußten, da die Aufwertungsfrage, die für die Kursſteigerungen bisher
ins Feld geführt wurde, wieder einmal einer ungünſtigen Beurteilung
unterlag. Der Geldmarkt war unverändert flüſſig, die Deviſenpreiſe
waren zumeiſt wie geſtern feſtgeſetzt. Bei Neu=York wurde infolge
ſtärkerer Nachfrage der bisherige Zuteilungsſatz etwas herabgeſetzt.
Gründung einer Eſſener Warenbörſe. Bekannt=
lich
hatten ſich vor einiger Zeit Vertreter Eſſener Handelskreiſe zu=
ſammengefunden
, um zu der Frage der Eröffnung einer Eſſener Waren=
börſe
Stellung zu nehmen. Da ſich herausſtellte, daß für eine Waren=
börſe
in Eſſen grüßtes Intereſſe beſteht, war ein Ausſchuß von 26
Perſonen, in dem alle Intereſſentenkreiſe vertreten waren, mit der
Erledigung der Vorarbeiten beauftragt worden. In der Sitzung dieſes
Ausſchuſſes am Dienstag, an der faſt alle Mitglieder teilnahmen,
wurde der Anſchluß der Kolonial= und Lebensmittelhändler an die
Getreidebörſ= beſchloſſen. Ueber die Angliederung anderer Handels=
kreiſe
wurde noch keine Entſcheidung getroffen. Die Börſe ſoll die Be=
zeichnung
Getreide= und Warenbörſe erhalten. Eine engere Ver=
tretung
der Börfenintereſſenten gibt der von der Stadtverwaltung und
der Handelskammer ausgearbeiteten Börſenordnung die endgültige
Faſſung und hat ſomit die Vorarbeiten für die Eröffnung der Waren=
börſe
aufgenommen, ſo daß ſchon in allernächſter Zeit mit der Eröff=
nung
der Börſe zu rechnen iſt. Es kann als ziemlich ſicher angenom=
men
werden, daß bei der Bedeutung und dem Umfang des Lebens=
mittel
= und Getreidehandels des Ruhrkohlenbezirks die neue Börſe
ſehr lebenskraftig ſein wird, ſo daß bereits jetzt der Wunſch laut
wurde, die Vorſenverſammlungen jeden Tag abzuhalten.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Ke
Geld Vie
Bri Ae Amſterdam=Rotterdam . 6259.5000. 16 407 000. 162925000. 6 4075000. Brüſſel=Antwerpen ..... 127032060. 18:968000. 1 6 3 000. 18747 100. Chriſtiania . . . . . . . .. . . .. 16.04450 0. 32 655000. 2034 009. 62 5110. Kwen agen .... ....... 7 1 5000. 759893000. 56105000 75 9000. Stasſolm, 113710000. 142 5000. 136153000 114 847000. Helſingfors. 657 5000. 10628 0,0. 105735000. 10626 000. Italien. 1 65 00. 7497000. 165 8000 187437000. London. 1825425000. 18 4/7,00. 8254250000. 1½45750000. Newv=York 41 450000. 4210500 0. 478500000. 42 10500000. Paris .. 0 473000. 210325000 11470000. 2123 0000. Schweiz. 75.560 000. 750331000. 75/ 1204 00. 75 8-0000. Spanien". b4 363 000. 543362000 43638000. 546367 000. Wien (i. D.=Oſterr, abg.) 6/47. 61153 69847 311). Prag ...." 12r 683000. 126315000 125685030. 126315000 Budapeſt. 1 4312. 1513 8. 125635. 126 15. Buenos=Aires. 13815 800. 1328:62000 1381538000. 1388 6.000. Bulgarien.. 3u6 2000 3u827100. 3067 2000. 31828000. Japan .........." 199-0000 0. 200 000000 1993000000. 2u05000000. Rio de Janeiro ..... . . . /4588 0000. 461150000. 1438350000 461 150000 Belgrad.. . . . . . .. . . .. .. z788000 0. 481 0000 7880000. 48120000. Liſſabon. . . . . . .. . ...... 1.,8552000. 139348000 1138652000. 139348000.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. für Anilinft
Aſchaffenburger Zelſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber .=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug
Bismarckhütte.
Braunkohlen=Brikett
Bremer Vulkan ..
Wolle..
Chem. Heyden ....
Weiler ......"
eutſch=Atlant. Tel..
Deutſche Maſchinen .. / 11230
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliverke
Berlin-=KarlsruherInd.
Do nersmarckhütte ...
Dynamit Nobel ......"
Elberfelder Farben ...!
Eleftr. Lieferung .....
R. Friſter ..........."
Gaggenau Vorz. ...."
Geſſenk. Gußſtahl ...
Geſ. f. elektr. Untern.
hiner

1700 Han. Maſch.=Egeſt.. 170000 17500 Hanſa Dampfſch.. ... 18500 34000 Hemoor Zement 5300 Hirſch Kupfer. 12100 12000 Höſch Eiſen". 45000 70000 73750 Hohenlohe Werke .. 3,000 3. 750 30000 Kahla Porzellan .. 17000 25000 110000 Lindes Eismaſe 7750 74/00 Linge Schuh ...." 3600 1750 10800 Linke & Hofmaun 27 25 20000 20000 L Loewe & Co. .. 53000 C. Loren)...... 7250 11300 Mequin ... ..." 40000 N. Lauſitzer Kohle 525 0 57000 Nordd. Gummi 2.000 27750 Orenſtein 20000 54000 43000 Rathgeber Waggon 10000 120100 121000 Rombacher Hüttten 25510 87000 100000 Roſitzer Zucker 10000 932 Rütgerswerke 2325 2.800 27730 Sachſenwerk. 172- Sächſiſche Gußſtah. 5000 7000 Siemens Glas.. 7000 6100 Volkſtedter Porzellan 36 3250 Weſtf. Eiſen Langendree 23000 13000 13230 Wittener Gußſtahl 500 000 13750 nderer=Werle 1.000

10.1.
140000
7750
47300
63000
37253
15500
7.50
32 0
29500
55000
7375
4000

20750
10250
23690
24000
3125
31000

6000
55250
16500

Frankfurter Kursbericht vom 10. Januar 1924.
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſelſchaft auf Aktien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutiche
50 Reichsanleihe. . . . . .. .. . ..
400
...
...
3½%0
......
5%0
Dollar=Goldauleihe .... ....."
Dollar=Schatzanweiſungen ...
4½s%o 1V. und V. Schatzanweiſ.

(½% H.IZ.
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe. .. . . . . .......
4% Preuß. Konſols ........."
8½% .....
..
40 Bad. An. unk. 1935.....
3128
v. 1907.... ..
425 Bahern Anleihe ........."
.....
8½%
40 Heſſen unk. 1924 ........
8½ .....
....
47 Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
60 Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5% L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% - v. 1902..........."
4% ................"
5%g Bulgar. Tabak 1902 .....
13% Griech Monopol ......"
412% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .............."
4½220 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ................
4½ Oeſt Goldrente .. ... . ...
4% einheitl. Nente ....."

9. 1. 10 1.
98
0.099

6% Rum am. Rente v. 03 ...
4½% Goldrente v. 13 ...
4½ am. konv. ...."
4% v. 05 .."
Türf Admin.)v 1903 ...
(Bägdad) Ser. 1..
II..
v. 1911, Zollanl. ..
Uug. Stantsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
Mexik amont. innere. ....
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04. ſtſr. ..
konſ. innere ......"
Frrigationsanleihe.
Tamaulivas Serie!.
Lblig. v. Transvortamſt.
425 Eliſabethbahn ſtir
Gal. Carl Ludw Bahn ..
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtſr.
Südb. (Lomb.

0,49

08
1,5
0,6
09
0,65

13,8
16,5
15,5
15

2

0245
00 %

16.7
15,75
15,13

Oblig. v. Transportanſt. (Ftf.)
3% Oeſt. Staatsb. 0 Em
1% Oeſt. Staatsb v. 1885.
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Neßz
40 Ruvolfb. (Salzkammerg.)
4½% Angtolier I.........!"
% Salon Conſt. Jouction..
39 Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepee . . ..........
4½2
Pfandbriefe.
126 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
...
%o Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
1922 ...
42 Pfälz.
4% Rhein.
1923 ...
berl. ..
2%0
47 Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ........
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfbbr.
½ % Heſſt. Ldhyp.=Bk. Bfdbr.
4%0 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
10 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
7%0 Darmſt. v. 1905 .......
% Frankfurt v. 1913 ......."
v. 1903 ......."
422 Mainz. v. 1919 bis 1926
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
/o Bodenwerk=Kohiwert A l.
69Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl.v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe.
Roggenwert=Anl.
Südd. Feſtwvertbk.
Sächſ.Braunt. Anl. Ser.! u. 11
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ....."
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbant ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank.....
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbauk ........"
Disconto=Geſeliſchaft . ... ...."
Dresdener Bank ...........
Frankfurt r Bank ..........."
Metallbank. . . .. .. .haff.7a3
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ..."
Rhein. Creditbanl ........"
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ........"
..
Wiener Bankverein ......
Berzwerks=Rktien,
..............
Verzelius.
Bochumer Bergb. .... .. .. ...
Ruberus.

.....
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler, Berqwerks=Akt. ..
Gelſenkirchen Bergw. ......
Harpener Bergbau ........
wer ie Aiſchersiel

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Kaliwerke Weſteregeln........
Lothringer Hütte ............
Mannesmann Nöhren ......
Mannsfelder ..............
Oberbedarf ..............."
Oberſchlei Eiſen Caro) ....."
Phönir Bergbau ......."
Rhein. Stahrwerke ........."
Riebeck Montan.. ....... . ..
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahitte.
Aktien induſtr. Anternehmnng.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbrän München . . . . . . . .
Schöfferhof (Binding ........!
Verger .......

Mine eiheneete
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher)......."
A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Badenia (Weinheim) .......
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad Maſchf. Durlach ......
Bad. Uhrenfabr. Furtwaugen
Baſt Nürnberg ............."
Bayriſch. Spiegel ...........!
Beck & Henkel CCaſſel) ......."
Bergmann El. Werke ........
Bing. Metallwerke. . .........
Brockhues, Nieder=Walluf. .. ..
sementwerk Heidelberg .....
Karlſtadt ........
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........
Grieshein Elektron ...."
Mayer Alapin.. .... ..
Beiler ter=mer ........"
2aintler Motoren ........."
Deutſch Eiſenhandel Berlin
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürroppwerl (Stamm).... .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dhckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerl Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meyer fr. ......
Elberfelder Farb. v. Bayer ...
Elektr. Lieferungs=Geſ.. ...
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ Bad. Wolle. ...........
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill- &. Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ............
Eßlinger Maſchinen .........
Ettlingen Spinnerel ........."
Faber, Joh., Bleiſtift.........
Faber & Schleicher........
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . .
Felten & Guilleaume. Carlsw.
inmechanik Jetterl .....

9. 1. 10.1. 3½,5 15,75 23,5 100 10 1u8

15

Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Franffurter Gaz..... .. .. ..."
Frankfurter Hof ....."
Flf. Maſch. Pokoruy & Wittel.
Fuchs Waggon Stamm.. ..
Ganz, Ludwig Muinz .. . . . .."
Geiling & Cie............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th.. ..........."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück).....
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturen ...........
Hindrichs=Auffermann ......."
Hirſch Aupfer u Meſſ........
Hoch= und Tieſbau ..........
Höchſter Farben .............
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. . .........
Hotel A.=G., München .......
Hhdrometer Breslau. .. ... ..."
Jnag.... . . . .... . . . . . . . .....
Junghans Stamm.. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ... . . . ..
Klein, Schanzl. &. Becker .....
Konſervenſabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher & Co. ............
Lech Augsburg .............
Lederw. Nothe .............
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Nühle ..........
Lüdenſcheid Metaliw ........
Lux’ſche Juduſtrie ........ .
Mainkraftwerie Höchſt......."
Mequin, Butzbach .... .. ....."
Metall (vorm. Dannhorn). Nrbo
Meyer, Dr. Paul. ..... ....
Miag, Mühlenb., Fraukf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz..........
Motorenfabrik Oberurſel ...."
Nieckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwverke Eßl. Stamm.. ...
Niederrhein Lederfabr. (Spier)!
Tleawerke Frankfurt a. d.
Peters. Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ......."
Philipps A.=G. ...........
Porzellan Weſſel......."
Neiniger, Gebbert & Schall
Rhein. Eleitr Stamm. . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge ......."
Rhenania, Aachen ...........
Riedinger Maſchinen ......
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke
........
Schleufner (Fraukfurt a. m.)
Schneider & Hanau ........"
Schnellpreſſen Frankenthal. . ..
Schramm Lackfabrik: 7104

10,75
30
325
18,7
17,75
ig
123

10. 1.
11,5
34
5.9
125
1,8

10,5
6,8
3,5
19

233
165
21,3

10. 1.

Schuckert Elektr. Nürnberg)...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ..
Schuhlabrit Herz.

Schuhf seander Offenbach ..."
Seilinduſtrie Wolff........."
Sichel & Co., Mainz ......."
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens & Halsfe .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi. . .
Südd. Handelsvereinigung. ...
Süodeutſche Jmmohilien .
Thüringer eleft. Lief.-Geſ., Gotha
nhrenfavrik Furtwängler ...
Veithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr Bln.=Frrf.
Pinſelfabr. Nürnberg .."
Ultramarin ..........."
Zellſtoff, Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. ..
Stämme. . .
Volgt & Haeffner Stämme. . . .
Voltohm Seil ....... ... ...."
Wanß & Freytag ..........."
Wegelin Nußfabrik .........."
Zeulſtoff Waldhof Stamm... . .
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
Frankenthal ......
Heilbronn ........"
Offſtein ........."
Rheingau ........"
Stuttgart .

Janſu
Schantung E. B. ..........."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ...
Hapag (Paketfahrt) .........."
Nordd. Blond .............
Oeſterr. Ungariſche Staatsbahn

ſ.

Maane Ree

1,8
ſi=

Bahnbedarf
..
Dampfkeſſel Rodberg.........
Helvetia Konſervenfabrik. . . . ..
Gebr. Lutz ................."
Motorenfabrik Darmſtadt ...."
Gebr. Roeder ..............."
nuleth & Ell-pberge 2,1
14. 1,75
4,8
3= Unnotierte Aktien.
Beckerlohle .... .. ... ... ....." 2,5 Beckerſtahl ................ 13 12 Benz.... ..................
Brown Boveri ............. 5,5 2.5 Cont. dandelsbank .........." 0.275 0,31 Growas ............" 0.45 0,45 Hanſa Bloyzd ..............." Kabe Rhendt ......... Karſtadt R........." 27 275 Petroleum, Otiche. 28 Raſtatter Waggon ......." 7,75 7.,5 Text.=Ind. (Barmen (Tiag)..." 4,25 3.5 IIfa Fim ssssetertesssse- 6.5 65

M6

Im

[ ][  ][ ]

Residenz Theater

Nur einige Tage!

nach dem gleichn. Roman d. Berl. III. Ztg. in 2 Teilen
II. Teil 5 Akte
Der große Spieler
In den Hauptrollen: Gertrud Welker,
Aud Egede-Nissen, Alfred Abel.
Um eine Million Dollar
Sensationsflm in 5 Akten.
(385

Cenkral-Theater
Buffalo Bill, 6. Teil
Dämon Zirkus, 7 Akte
Bie Rache des Todes
Eddie Polo.

Allerfeinſtes
Pfund
Blüten=Mehl
10 Pfund Mk
von beſter Backart
Allerfeinſte, friſcheſte

Margarete Schlegel
Ernst Deutsch
7 Akte. Vorführungsdauer 2½½, Stunden.
Jugengliche baben Zutritt.
386

Nummer 11.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.

Seite 11.

Palast-Lichtspieler

Sensations- und Zirkus-Großfilm in 6 Akten
mit Alfred Galaor in der Hauptrolle.
Mitwirkende: Garl Auen, Käthe Naack, Camilla
ven Hollay, Rudolk Lettinger,
Friedrich Kühne.
Das wandelnde Licht
Abenteuerfilm in 5 Akten mit Leopold
Bsuer als Frank Worton. (373fs0

Union-Theater

Heute und folgende Tage:
Die gefeierte Künstlerin

Gummiſtempergeinſtr. 19. el 2014.

Stempel=Schulzs

Republikaniſcher Reichsbun
(Ortsgruppe Darmſtadt).
Heute abend ſpricht um 8 Uhr im Saalbau
Regierungspräſident
Dr. Haeniſch
Das geiſtige Deutſchland und
die Republik.
Eintritt frei! Saal ehe zt: DerPorſtand.

Heute Freitag
Großes

mit Konzert.

*752)

Jos. Enders
Mathildenplatz 11.

Reſtaurant A. Graf
Bleichſtraße 37
Heute Freitag
Großes
TUtfen
Ab 10 Uhr: Wellfleiſch
Im Ausſchank das beliebte Kronenbier
Reſtaur. Allee
Rummelbräugmin. v. Bohnh.
Freitag u. Samstag

Schweinepfeffer Welfleiſch
Bratwurſt Schlachtplatten.

Sotssssssstisssstttttst

Zwetſchenwaſſer 3 1.50

3.40 1.30
Weinbrand
Rum u. Arrak=Verſchn. 3.30 2.
Alle Liköre.
4. 2.10
Kartoffelbranntwein . 2.50
Weiß= und Rotwein billigſt.
irte Extra=Rabatt.
S. Lehmann, Hoffmannſtr. 12
Kein Laden.
sossttssssthrssestsssstt

Arbheum (uhr
Heute u. folg. Tage
Inkognito‟
Muſik v. Rudolf
Relſon. (367
Kart. Verhehrsbüro,
de Waal, Rheinſt. 14.
Landestheater.
Großes Haus.
Freitag, 11. Jan.
D 11
Fatinitza
Fr v. Suppé.
Anfang 7. Ende 10 Uhr.
Preiſe: 1-10 Billionen.
Kleines Haus. (N‟
Sondermiete 20
König Nicolo
von Fr. Wedekind.
Anfong 7. Ende 10 Uhr.
Preiſe: 15 Billionen.

in ihrem besten Film

Das alte Gesetz‟

Unter den Mitwirkenden

Telephon 250*

elephon 2505

Jaus (
Karlſtraße 41
Marktplatz 4
641 Fernſprecher 641
Im Ausſchnitt empfehle:
Feinſter Schellfiſch Pfd. 85 Pfg
Cabliau 60

Seelachs 55
Große Merlans , 45
auch zum Sieden geeignet
35
Ia Bachfiſche
Bachſchollen, Goldbarſch
Kieler Süßbücklinge
Geräucherter Spickaal
Lachs, Hlſardinen
Salm, Mayonnaiſe.

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Himbeer, Erdbeer, Aprikoſen, Quitten,
Johannisbeer, Pflaumen, Stachelbeer,
Kirſch, Orange;

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