Einzeinuimmer 15 Goldpfennige
Bezugspreis:
Bel wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Janutar
bis 15. Januar 137 Pfenuig und 13 Pfennig
Abtragegebühr, obgeholt 440 Pfeunig, durch die
Agenturen 150 Pfennig frei Hauc.
Poſfbezugs=
preis ohne Beſſellgeld monatlich 3.— Goldmart.
Verantworilichleit für Aufnahme von Anzelgen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern infelge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzunz des
Bezugspreiſes. Beſielſungen und Abbeſtellungen durch
Fernru ohne Verbindlichkeit für uns Poſiſcheckonie
Franffurt a. M. 4301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 11
Freitag, den 11. Januar 1924.
187. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Goldpfg.
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezeile (92 mmt
breit/ 1 Goldmark. Anzeigen von auswärts 30 Goldpfg.
Finanz=Anzeigen 45 Goldpfg, 92 mm breite
Rellame=
zeiſe 1.30 Goldmarf. Alſle Preiſe in Goldmart
(1 Dollar — 4.20 Macktl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Sireil uſw erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
auffräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Belireibung fällt jeder
Rabait weg. Banffonto: Deuiſche Baul und
Darm=
ſädter 8 Nationalbank.
Die Konferenz der Kleinen Entente.
Die Konferenz durch Schneewehen verzögert.
* Belgrad, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die Konferenz der
gleinen Entente konnte auch heute noch nicht begonnen werden,
da die Telegraphen= und Telephonverbindungen wegen der
Schneeſtürme unterbrochen ſind, ſo daß man noch immer nicht
anzugeben weiß, wann der Zug des rumäniſchen Außenminiſters
mit den Mitgliedern der Delegation eintreffen wird. Seine
Au=
kunft wird von Stunde zu Stunde erwartet. An die Verzögerung
werden mancherlei politiſche Kombinationen geknüpft, denen
gegenüber aber die Tatſache der Unterbrechung des
Eiſenbahn=
verkehrs durch Schneewehen beſtehen bleibt. Aus dem Banat
ſind heute überhaupt keine Züge in Belgrad eingetroffen. Man
rechnet damit, daß bis zum Abend die Strecke frei geworden iſt.
Unter diefen Umſtänden ſcheint es wahrſcheinlich, daß die
Kon=
ferenzdauer verlängert werden wird.
Tſchechiſch=jugoſlaviſche Bündniserweiterung?
TU. Mailand, 10. Jan. Da die Konferenz der Kleinen
Entente in Belgrad wegen des verſpäteten Eintreffens des
rumä=
niſchen Außenminiſters um einen Tag verſchoben werden mußte,
haben nach dem Corriere della Sera Beneſch und Nintſchitſch
die Pauſe dazu benutzt, über eine Erweiterung des zwiſchen
bei=
den Ländern beſtehenden Bündniſſes zu beraten. Jugoſläwien
möchte die Tſchecho=Slowakei dazu bringen, daß dieſe ſich außer
gegen Ungarn auch gegen Bulgarien verpflichte. Beneſch ſoll
aber nicht geneigt ſein, ſo ohne weiteres dieſen jugoſlawiſchen
Wünſchen nachzukommen, vielmehr ſoll er die Erweiterung von
dem Beitritt Jugoſlawiens zu dem Bündnisvertrag der Tſchecho=
Slowakei mit Frankreich abhängig machen, wogegen aber Belgrad
ſich bis jetzt ſträubt.
Vom Tage
Wie don zuverläſſiger Seite mitgeteilt ſird, iſt die Blättermeldung,
ſvonach ſich die alte deutſche Kaiſerkrone nicht mehr in der
Wiener Schatzkammer, ſondern in den Händen des Barons Steiner
be=
finde, unzutreffend. Die deutſche Kaiſerkrone iſt nach wie vor mit
an=
deren Kleinodien des Heiligen Römiſchen Reichs deutſcher Nation in der
Wiener Schatzkammer ausgeſtellt.
Die Direktion der Bergiſchen Stahlinduſtrie, des
größ=
ten dortigen Werkes, macht bekannt, daß das Werk vom 3. Januar,
abends 10 Uhr ab, ſtillgelegt iſt. Die geſamte Belegſchaſt iſt
friſt=
los entlaſſen.
Nach der Kölniſchen Volkszeitung ſind jetzt alle Betriebe der
Düſ=
ſeldorfer Metallinduſtrie ſtillgelegt.
Der franzöſiſche Serat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung mit 216 bei
236 Abſtimmenden Doumergue wieder zum Präſidenten gewählt.
Das engliſche Unterhaus hat ſich geſtern bis zur offiziellen
Eröff=
nung am kommenden Dienstag vertagt.
Die Tagung des großen Faſziſtentages iſt von Muſſolini auf den
28. Januar einberufen worden.
Nach einer Hadas=Meldung aus Tampico ſind die
Regierungs=
truppen im Anmarſche auf Tuxpan. Huertolobos und das
wichtige Zentrum Paulo=Blanko ſind in ihrem Beſitz.
Nach einer Havas=Meldung aus Rio de Janeiro ſoll nach
Infor=
mationen aus guter Quelle eine Finanzl mmiſſion die Vorausſetzungen
einer Anleihe zur Vereinheitlichung der
braſiliani=
ſchen Schulden in engliſcher Währung prüfen.
Amtlicher Oollarkurs 4 210500 000 000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Appell an das menſchliche Empfinden und das völkerrechtliche Oenken.
Berlin, 10. Jan. Der Reichskanzler erläßt anläßlich der
Wiederkehr des Jahrestages des Ruhreinbruchs folgende
Kund=
gebung:.
Am 11. Januär jährt ſich der Tag, an den franzöſiſche und
belgiſche Trupen unter Verletzung des Verſailler
Friedensver=
trages deutſches Land am Rhein und an der Ruhr mit
Waffen=
gewalt beſetzt haben.
Eine Kette ſchwerſter Leiden und Prüfungen iſt der
Bevöl=
kerung des alt= und neubeſetzten Gebietes ſeit jenem ſchwarzen
Tage auferlegt worden. Tauſende von Deutſchen wurden mit
ihren Familien von Haus und Hof vertrieben und über 2000
Ge=
fangene harren noch heute in den Gefängniſſen der fremden
Be=
ſatzungsmächte ihrer Befreiung. Die Verbrechen, die ihnen zur
Laſt gelegt wurden, waren Gehorſam gegen die Geſetze ihres
Landes und Treue um Treue zu ihrer Heimat und Vaterland.
Morde und Tötungen, Notzucht, Raub und Mißhandlungen,
begangen von farbigen und weißen Truppen, haben in der
wehr=
loſen Bevölkerung das Gefühl ausgelöſt, daß ſie reſtlos der
frem=
den Vergewaltigung preisgegeben iſt.
Dieſes Martyrium wurde noch ins Unerträgliche geſteigert
durch die ſchamloſen Uebergriffe eines ländfremden, käuflichen
Separatiſtengeſindels, deſſen Treiben ein Hohn auf das
Selbſt=
beſtimmungsrecht der Völker bedeutet. An alle diejenigen in
der Welt, welche ſich noch menſchliches Empfinden und
völker=
rechtliches Denken gewahrt haben, appelliere ich, mit uns dahin
zu wirken, daß die Rechtszuſtände im beſetzten Gebiet wieder
hergeſtellt werden, daß vor allem die unſchuldigen, in den
Ge=
fängniſſen ſchmachtenden Deutſchen ihren Familien endlich
zurück=
gegeben werden, und daß die Vertriebenen in ihre Heimat
zurück=
kehren können.
Alle Leiden und Bedrückungen, denen die Bevölkerung des
befetzten Gebiets in dem abgelaufenen Jahr in ihrem Kampf
um Recht und Heimat ausgeſetzt war, haben ſie nicht wankend
machen können, in ihrer Treue zum deutſchen Vaterland, und
niemals war im unbeſetzten Deutſchland der geiſtige Beſitz von
Rhein und Ruhr ſo ſtark verankert wie heute.
In allen Deutſchen iſt gerade durch die bitteren Erfahrungen
der letzten Monate die Ueberzeugung vertieft worden, daß das
beſetzte und unbeſetzte Gebiet nicht ohne cinander leben können,
daß ſie auf ewig zuſammengehören.
Auch das unbeſetzte Deutſchland hat unter den
Auswirkun=
gen des an Rhein und Ruhr geführten Kampfes ſchwer gelitten.
Die Abſchnürung der Herzkammern unſerer Wirtſchaft hat unſere
Hilfsquellen bis zur vollen Erſchöpfung geſchwächt. Aber dieſe
Opfer waren gering, gemeſſen an dem, was Rheinland und
Weſt=
falen tatſächlich um Deutſchlands willen haben auf ſich nehmen
müſſen, und freudig wird jeder Deutſche auch in Zukunft das
Letzte mit den Brüdern im beſetzten Gebiet teilen.
Rhein und Ruhr ſind deutſch und müſſen deutſch bleiben.
Als Kanzler des Deutſchen Reiches und als Sohu meiner
geliebten rheiniſchen Heimat danke ich heute den Brüdern an
Rhein und Ruhr, in der Pfalz und an der Saar, für das treue
Ausharren, und entbiete ihnen meine heißen Segenswünſche in
der Hoffnung, daß der Tag der Befreiung von fremder Beſetzung
und der endgültigen Wiedervereinigung mit dem unbeſetzten
Deutſchland nicht mehr allzu fern bleiben möge. Kein Opfer
wird zu groß ſein, um dieſes Ziel zu erreichen. Es lebe das
einige, unteilbare Deutſchland! gez. Reichskanzler Dr. Marx.
Dr. Höſle an die Bewohner der beſetzten Gebiete.
Bevölkerung von Rhein und Ruhr gehalten:
Der 10. Januar iſt ein ſchwarzer Tag in der Geſchichte un=
Ruhrgebiet. Wenn auch mit dem Tage durch das Inkrafttreten
des Weltkrieges als beendet gilt, ſo kennt das deutſche
Volks=
empfinden dieſen Tag nicht als erlöſenden, befreienden
Friedens=
in Europa, nicht eintreten konnte.
So gebar der 10. Januar 1920 als Tag des Unheils den
10. Januar 1923, den Tag des Ruhreinbruchs,
aufbauenden deutſchen Volkes lähmte, und den matten
Hoff=
nungsſchimmer friedlichen Aufwärtsſtrebens hinter düſteren Wol= gen wollte, bereitwillig Glauben fand. Heute dürfen wir
feſt=
ken neuen Leides und unſagbaren Elends erſterben ließ. Als
Reichsminiſter der beſetzten Gebiete und als Sohn meines ſo
ſchwer heimgeſuchten Pfälzer Landes ſpreche ich allen lieben
deutſchen Schweſtern und Brüdern im beſetzten Gebiet, die im
Dulden, Ertragen und Entſagen für das geſamte deutſche Volk
ſo unendlich Großes, Heroiſches geleiſtet und vollbracht haben,
meinen aus tiefſtem Mitempfinden und innigſter Herzlichkeit
ent=
quellenden Dank aus.
Wenn mir eine Sorge quälend Herz und Hirn zernagt, ſo
iſt es der beklemmende Gedanke, nicht die Macht und die Mittel
zu beſitzen, um all die Leiden und Nöte der beſetzten Gebiete
wie auch des übrigen deutſchen Vaterlandes zu banen und unſerem
fleißigen und ſtrebſamen deutſchen Volk wieder im milden Glanz
der Friedensſonne Arbeit und Brot und damit Zufriedenheit
und Glück zu bringen.
Nie dürfen unſere Brüder und Schweſtern an Rhein und
Ruhr den Eindruck haben, daß ſie von der Reichsregierung
verlaſſen und einem ungewiſſen Schickſal überlaſſen werden.
Keine menſchliche Macht vermag mit dauerndem Erfolg
tauſendjährige Blutsverwandtſchaft aus dem Stammbuch
der Völker auszumerzen. Hier gilt das Wort: Was Gott
verbunden, ſollen und können die Menſchen nicht trennen.
Die Reichsregierung ſtrebt nach dauerhaften und tragbaren
Nechtsverhältniſſen und ſieht ihre wichtigſten Aufgaben darin,
die Leiden der Bevölkerung in den beſetzten Gebieten zu
mil=
dern, die Gefangenen zu befreien, die Rückkehr der Ausgewieſenen
herbeizuführen und ein normales Wirtſchaftsleben in Gang zu
bringen. Sie iſt aber auch ernſthaft bemüht, die
Reparations=
politik auf einen gangbaren Weg zu bringen. Im Hinblick auf
die großen Opfer und Leiden an Rhein und Ruhr, welche dort
um der Eeſamtheit des deutſchen Volkes willen gebracht
wur=
den, darf ich auch an alle Deutſchen des unbeſetzten Gebietes die
Mahnung und Bitte richten, ihrerſeits nicht zu erlahmen in
Arbeit und Opfern für die Freiheit und Erlöſung des deutſchen
Volkes, um dadurch würdig zu ſein, dem Bilde der deutſchen
Treue und des opferbereiten Gemeinſchaftsgeiſtes, um ſo der
Nachwelt als Vorbild zu dienen. Soweit es im Willen und in
der Möglichkeit der deutſchen Regierung und des deutſchen Volkes
liegt, ſind wir bereit, alle Schritte zu tun, um dem heißerſehnten
Ziele wahren Völkerfriedens entgegenzuſtreben.
Neu=York, 10. Jan. (Durch Funkſpruch.) Das
Kon=
zil der Kirchen Amerikas, das 100 000 proteſtantiſche
Kirchen vertritt, trat ohne jeden Vorbehalt, für eine
Hilfs=
mitteln ein und hat die Annahme des von der Regierung ein= Bekanntlich wird von franzöſiſcher Seite zwiſchen politiſchen und
gebrachten Geſetzentwurfs befürwortet, wodurch ein
Lebens=
mittelkredit von 70 Millionen Dollar vorgeſchlagen wird.
Ein Jahr Ruhr.
Daß wir den Kampf um die Beſetzung des Ruhrgebiets ein
Jahr aushalten würden, das hat wohl niemand von uns
ge=
glaubt, als am 11. Januar 1923 die Franzoſen ihren Einmarſch
begannen. Heute müſſen wir uns ſogar darauf einſtellen,
die=
ſen Ka
Jahr, ſo niager es an poſitilen Erfolgen für uns war, hat doch
wenigſtens das eine Gute gehabt, daß es uns alle Illuſionen
ge=
nommen hat. Unter hartem Druck haben wir uns daran,
ge=
wöhnt, die Dinge nüchtern zu betrachten und alle
gefühlsmäßi=
gen Erwägungen auszuſchalten, die dem Verſtand, unerfüllbare
Hoffnungen vortäuſchten. Wir wiſſen heute, daß wir am
kürze=
ren Arm des Hebels ſitzen, daß wir infolgedeſſen unmittelbar
gar keine Möglichkeit haben, die Franzoſen aus dem Ruhrgebiet
herauszumanöverieren. Wir müſſen deshalb zu dem
Aushilfs=
mittel greifen, daß wir die Politik der kleinen Mittel betreiben,
indem wir Steinchen auf Steinchen ſetzen, jeden Vorfall
wahr=
nehmen und ſo langſam die Frauzoſen in eine Lage
hineinbrin=
gen, in der ſie einen billigen Vergleich mit uns ſuchen und
brau=
chen; denn das Ruhrgebiet iſt, im großen Rahmen geſehen, nur
der Punkt. in dem der ganze Krieg noch einmal kulminiert. Was
auf dem Spiel ſteht, iſt ein zweites Verſailles, das, wenn wir es
annehmen, unſer Ende als Volk und als Staat bedeuten müßte.
Gerade deshalb müſſen wir aber auch nicht allein die Kräfte der
beiden Parteien abſchätzen, die auf dem Schlachtfeld ſtehen. Wir
haben ſchon das Recht, auch die Internationale in Rechnung zu
ſetzen, deren Geſtaltung für den Ausgang von ausſchlaggebender
Bedeutung ſein muß, Uind da tönnen wir doch ſagen, daß
die=
ſes Jahr der Not — ein Jahr des Wahnſinns hat es die
fran=
zöſiſche Oppoſition genannt — eine Verſchiebung zu unſeren
Gunſten gebracht hat.
Die Engländer hätten es vielleicht in der Hand gehabt, den
Einmarſch der Franzoſen zu verhindern. Sie haben damals
den Mut nicht gehabt und begnügten ſich damit, mit einer
Pila=
tusgebärde die Verantwortung für alles, was kam, von ſich
ab=
zuwälzen. Daß aber die wirtſchaftlichen Folgen der Stillegung
unſerer Ruhrinduſtrie auch über ſie kamen, das vermochten ſie
nicht zu verhindern, und das iſt einer der Gründe geweſen, der
zum Zuſammenbruch der konſervativen Herrſchaft führte. Die
engliſche Politik hat das längſt eingeſehen. Aber auch ſie iſt
nicht imſtande, die Fehler vieler Jahre im Handumdrehen
wie=
der gut zu machen. Sie hat ja auch Zeit. Für ſie iſt das Ruhr
Berlin, 10. Jan. Der Miniſter für die beſetzten Gebiete, gebiet höchſtens eins der 64 Felder auf dem europäifchen Schach
hat heute abend auf drahtloſem =Wege folgende Anſprache an die brett. Deshalb, hät ſie begönnen, ſich zunächſt auf anderen
Ge=
bieten ihre Stellung zu ſichern. Während Frankreich ſich
Buu=
desgenoſſen im Oſten ſuchte und wenigſtens den Rumpf der
Klei=
ſeres deutſchen Volkes, insbeſondere für das beſetzte Rhein= und neu Enteute an die franzöſiſche Militärmacht anzugliedern ſuchte,
hat England den Italienern und Spaniern ſich genähert, um
im Mittelmeer ein Gegengewicht zu ſchaffen gegen die Vorteile,
des Verſailler Vertrages formell die fürchterliche Kataſtrophe, die Frankreich in Tanger errang, und um gleichzeitig Frankreich
im Süden zu flankieren. England hat weiter die Brücke nach
Rußland geſchlagen, hat auch in Warſchau Anſtrengungen
ge=
bringer, weil unter den erdückenden Laſten und den würgenden macht, um den franzöſiſchen Einfluß zu verdrängen. Im ganzei
Feſſeln des Verſailler Diktats wahrer Friede in Deutſchland, ja wird man ſagen dürfen, daß es der engliſchen Politik gelungen
iſt, Frankreich zu iſolieren, nicht allein in Europa.
Worunter wir litten, war eben doch, daß vor einem Jahr
die Kriegspſychoſe noch nicht geſchwunden war, daß in der
gan=
der, über Recht und Vertrag hinwegſchreitend, den Arm des zen Welt die Klage von dem armen unſchuldigen Frankreich,
das den böswilligen Schuldner Deutſchlaud zum Zahlen
zwin=
ſtellen, daß ſich, von den Vereinigten Staaten ausgehend, darin
ein großer Umſchwung vollzogen hat. Man hat überall
einge=
ſehen, daß die Gefahr für den europäiſchen Frieden nicht mehr
bei uns liegt, und daß es nicht unſere Schuld iſt, wenn Europa
zu friedlicher Arbeit noch nicht zurückkehren konnte. Mit der
pelitiſchen Vereinſamung Frankreichs iſt alſo eine moraliſch
Iſolierung Hand in Hand gegangen, die naturgemäß ihren Weg
weiter nimmt.
Hätten wir alſo Zeit, könnten wir von uns aus den Kampf
noch unbegrenzte Zeit fortſetzen, dann wäre es für uns das
Beſte, wenn wir uns vorſichtig zurückhielten und die
Entwicke=
lung für uns arbeiten ließen. Das haben wir aber nicht.
Des=
halb ſind wir zur Aktivität gezwungen und können die
Chan=
cen, die ſich uns ſonſt bieten würden, nicht ausnutzen. Die
deutſche Regierung muß daher verfuchen, mit Poincars ſelbſt zu
einer Verſtändigung zu kommen, ſo unfruchtbar dieſe
Bemühun=
wiſſe Unterſtützung
gen auch ſein mögen. Sie finder ade
darin, daß auch der franzöſiſche Miniſterpräſident mit der Uhr in
der Hand Politik zu machen gezwoungen iſt. Im Mai ſtehen
die franzöſiſchen Wahlen bevor. Bis dahin muß Poincars
ent=
weder einen politiſchen oder einen wirtſchaftlichen Erfolg
ver=
buchen können. Bisher hat er beide nicht erreicht. Der paſſive
Widerſtand iſt zwar abgebaut, aber die Treue des beſetzten
Ge=
biets zum Deutſchen Reich iſt niemals ſo feſt verankert geweſen
wie heute. Der Separatismus hat kläglich Schiffbruch erlitten,
und die Micumverträge können nichts daran ändern, daß der
Ruhreinbruch für Frankreich imer noch ein ſehr koſtſpieliges
Unternehmen iſt, deſſen Einſchätzung auch in der internationalen
Bewertung des Franken ihren Ausdruck findet. Wenn deshal0
Poincaré glaubt, uns bluffen zu können, dann iſt er im
Iri=
tum. Ein Grund zur Verzweiflung liegt heute für uns weniger
vor als vor einem Jahre. Wir miſſen, was das Mindeſte iſt,
das wir erreichen müſſen. Wir wiſſen auch, daß wir das
errei=
chen können und werden, wenn wir nur die Nerven nicht
ver=
lieren und mit unbeirrbarer Zähigkeit daran feſthalten, daß wir
zwar die Folgerungen aus dem Verluſt des Krieges ziehen und
die Kriegskoſten zahlen wollen, daß wir aber niemals die
Frei=
heit unſeres Vaterlandes opfern oder uns zu Sklavendienſten
erniedrigen laſſen.
Die politiſchen Gefangenen am Ruhr=Jahrestag.
Berlin, 11. Jan. Angeſichts des heutigen Jahrestages
des franzöſiſch=belgiſchen Einmarſches in das Nuhrgebiet iſt daran
zu erinnern, daß ſich noch immer über 2000 Deutſche als
Ge=
aktion zur Uuterſtützung Deutſchlands mit Lebens= fangene in franzöſiſchen und belgiſchen Gefäugniſſen befinden.
kriminellen Gefangenen unterſchieden, wobei die wegen
Sabotage=
akten verurteilten zu den kriminellen Eefangenen gezählt werden.
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.
Rummer 11.
Das Drama der Reparationen.
Rechberg als Poincarés Nothelfer.
TU. Paris, 10. Jan. Robert de Jouvenel Eefaßt ſich
heute früh in einem Leitartikel des Oeuvre mit dem Rechberg=
Plan und dem Reparationsproblem überhaupt. Der Artikel
wirft auch intereſſante Streiflichter auf die Untergründe und
Ziele der Reparationspolitik Frankreichs, de Jouvenel legt
zu=
nächſt dar, warum Millerand und Poincaré dem Plan der
deutſchen Induſtrie, den ſie 1922glatt ablehnten,
einen plötzlichen Geſchmack abgewonnen haben. Weil die
fran=
zöſiſche Regierung — ſo ſchreibt de Jouvenel als Antvort —
bereits im November 1922, wie nunmehr einwandfrei feſtſtehe,
ſich zur Beſetzung des Ruhrgebiets entſchloſſen hätte und ſchon
zu dieſer Zeit keinen anderen Plan in Erwägung ziehen wollte.
Die mangelnden Ergebniſſe der
Ruhrokkupa=
tion hätten ſie nun auf den Plan Rechbergs
zurückgreifen laſſen. (Eine vernichtendere Kritik der
Rechbergſchen Unzulänglichkeiten vom deutſchen Standpunkte
läßt ſich kaum ausüben, als es hier durch einen Franzoſen
in=
direkt geſchieht. Die Red.)
de Jouvenel behandelt dann weiter die Frage von
Frank=
reichs ungünſtiger Bilanz der Ruhrokkupation,
und fügt hinzu: Poincaré hat einen neuen Plan für
die Ausbeutung der befetzten deutſchen
Provin=
zen. Um ſelber alle Vorteile aus dieſem Plan zu ziehen,
müſſen wir nach der Auffaſſung des Herrn Poincaré mindeſtens Frankreichs von Tag zu Tag mehr die Abneigung in allen Ländern
27½ Millionen Tonnen Kohlen, Koks und Braunkohlen 1924
aus dem Ruhrgebiet erhalten, de Jouvenel bezweifelt, daß die
deutſche Induſtrie in der Lage ſei, einen ſo hohen Prozentſatz
ihrer Produktion ohne irgendwelche Barzahlungen an Frankreich
abzutreten. Zudem könne Frankreich nicht mehr als höchſtens
14 Millionen Tonnen deutſcher Kohlen ertragen. Dieſe
Ueber=
ſchwemmung mit den 27½ Millionen Tonnen
würde lediglich die franzöiſche Kohleninduſtrie und
den internationalen Markt verrücken, außerdem
noch das Uebel der engliſchen Arbeitsloſigkeit
vergrößern.
Das Drama der Reparationen habe ſich kurz
fol=
gendermaßen abgeſpielt: 1922 lehnte Frankreich die
Sachleiſtun=
gen ab, um ſeine Holzhändler und Unternehmer nicht zu
be=
hindern, während des Jahres 1923 habe Frankreich aus dem
Ruhrgebiet keine materiellen Produkte aus Rückſicht auf die
Großinduſtriellen des Comité des Forges ausgeführt. 1924
wer=
den die Proteſte der franzöſiſchen Kohlenproduzenten und
Gru=
beubeſitzer laut, ſo daß man aus dem Dilemma keinen Ausweg
findet.
Die Leberreichung der franzöſiſchen Antwort verſchoben.
* Paris, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die franzöſiſche Antvort
iſt dem deutſchen Geſchäftsträger bisher noch nicht überreicht
worden. Ihre Uebergabe dürfte nach zuverläſſigen Nachrichten
erſt morgen früh oder im Laufe des morgigen Nachmittags
er=
folgen. Die belgiſche Antwort ſoll gleichzeitig in Brüſſel Herrn
Ruediger übergeben werden. Dieſer neue Aufſchub wird damit
erklärt, daß an dem franzöſiſchen Text noch einige geringfügige
Aenderungen vorgenommen werden, zu denen man die Anſicht
Tes belgiſchen Bundesgenoſſen abwarte. Es beſtehi bekanntlich
der Wunſch, die beiden Noten ihrem Inhalt nach ſoweit als
mög=
lich einander anzupaſſen.
Poincarés Ausbeutungsplan.
Paris, 10. Jan. (Wolff.) Nach der Oeupre begbſichtigt
Pbincaré, die beſetzten Gebiete künftig nach einem
neuen Plan auszubeuten, der, wenn er Frankreich alle
Vorteile bieten ſolle, die man ſich dabon verſpreche, nach
Poin=
caré ſelbſt nicht weniger als 27½ Millionen Tonnen Kohle, Koks
und Braunkohlen im Jahre 1924 zu liefern hätte. Da Frankreich
nicht mehr als 11 bis 14 Millionen Tonnen deutſcher Kohle
jähr=
lich aufnehmen könne, ſo frage es ſich, was mit den
überſchießen=
den 10 bis 12 Millionen Tonnen geſchehen ſolle.
Lord Cecil an die Völkerbundsvereinigung.
Cecil plädiert für Aufnahme Deutſchlands
in den Völkerbund.
London, 10. Jan. (Wolff.) In einer Botſchaft Lord
Robert Ceeils an die Völkerbundsvereinigung
aus Anlaß des vierjährigen Beſtehens des Bundes, heißt es
u. a.: Der europäiſche Friede ſtocke noch. Die deutſche Frage
verſperre den Weg. Bis dieſe gelöſt ſei, könne kein weſentlicher
Schritt zum Wiederaufbau Europas erhofft werden. Die Repa= zöſiſche Zollorgan, das ſelbſt gegenüber der franzöſiſchen Regie
rationsfrage müſſe gelöſt werden. Deutſchland müſſe in
den Völkerbund aufgenommen werden, wenn
mög=
lich, auch Rußland. Dies ſeien die Aufgaben des Jahres 1924. Frachtenzüge durchgelaſſen.
Deutſche Abwehr franzöſiſcher Phantaſien.
Berlin, 9. Jan. In einer Unterredung mit dem Vertreter des
Wolffbureaus äußerte ſich Reichsfinanzminiſter Dr. Luther zu den
geſt=
rigen Darlegungen de Laſteyries über den Sturz des franzöſiſchen
Fran=
ken. Der Reichsfinanzminiſter führte aus: Die Auslaſſungen des
fran=
zöſiſchen Finanzminiſters legen ein beredtes Zeugnis ab für die ſchwere
Beunruhigung, die in Frankreich durch den unaufhaltſamen Sturz des
Franken hervorgerufen worden iſt de Laſtehrie führt als Gründe
deutſche Propaganda an und Maßnahmen, die in einer Verſammlung
deutſcher Bankiers in Frankfurt beſchloſſen worden ſein ſollen, endlich
die Tatſache, daß Deutſchland ſeine Reparationsverpflichtungen nicht
er=
füllt habe. Die Vorwürfe über angebliche deutſche Propaganda kehren
in jeder franzöſiſchen Miniſterrede wieder und müſſen für alles herhalten,
was in Frankreich ſelber oder in der Welt für Frankreich Unaugenehmes
paſſiert. Die Behauptung, daß eine Verſammlung deutſcher Bankiers
in Frankfurt beſchloſſen habe, den Franten zu ſtürzen, iſt vollſtändig
un=
ſinnig. Eine ſolche Verſammlung hat tiemals ſtattgefunden, und
außer=
dem iſt die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands nicht ſo, daß von hier aus
ein Einfluß auf den Frankenkurs ausgeübt werden kann. Was die
Be=
hauptung anlangt, daß Deutſchland ſeine Reparationsverpflichtungen
nicht erfüllt habe, ſo kann immer nur wieder darauf hingewieſen werden,
daß Deutſchland nach dem Urteil des amerikaniſchen wiſſenſchaftlichen
Inſtituts of Economies bereits über 25 Milliarden Goldmark bezahlt
hat. Der franzöſiſche Finanzminiſter hat wohliveislich vermieden, auf
die wirklichen Urſachen einzugehen, die zum Sturz des Franken
beige=
tragen haben und ſeinen weiteren Sturz herbeiführen können. Sie
lie=
gen einmal in der pſychologiſchen Tatſache, daß die militariſtiſche Politit
hervorruft. Es braucht ja nur auf die Tatſache hingewieſen zu werden,
daß das angeblich wirtſchaftlich ſo ſchwer leidende Frankreich eine
An=
leihe von 800 Millionen Franken zu Rüſtungszwecken an die Kleine
En=
tente gegeben hat. Der wirtſchaftliche Hauptgrund für den Rückgang
des Franken liegt aber in der Zerſtörung ſeines Hauptſchuldners, des
Deutſchen Reiches. Die verſchleierte Annexionspolitik, die Frankreich
an Rhein und Ruhr betreibt, und Deutſchland, faſt zum finanziellen
Ruin gebracht hat, muß naturgemäß außerordentlich auf den franzöſiſchen
Kredit zurückwirken. Solange eine ſolche Politik andauert, kann
Deutſch=
land in nennenswertem Umfange keine Reparationen leiſten. Das
fran=
zöſiſche Budget muß mit einem ungeheuren, immer ſtärker werdenden
Defizit abſchließen, denn im Gegenſatz zu allen anderen Ländern hat
es Frankreich verſäumt, ſeine eigenen Steuerquellen zu erſchließen, und
es hat ſeinen Etat auf die von Deutſchland zu zahlenden Reparationen
aufgebaut. Solange alſo Frankreich ſeine Politik nicht ändert und nicht
zu anderen Methoden übergeht, wie ſie den Erforderniſſen der
Friedens=
zeit entſprechen und von der öffentlichen Meinung der Welt immer
ge=
bieteriſcher gefordert werden, dürfte es de Laſteyrie kaum glücken, den
Sturz des franzöſiſchen Franken aufzuhalten.
Poincaré der Urheber des Frankenſturzes.
London, 19. Jan. (Wolff.) Daily News ſchreibt in
einem Leitartikel zu der Anſicht Poincarés, daß die Ausländer,
insbeſondere die Deutſchen, für das Sinken des
Franken verantwortlich ſeien, Poincaré kenne
zweifel=
los ſehr wohl den einzigen Weg, auf dem es möglich ſei,
ſchließ=
lich den Franken wieder herzuſtellen, er beabſichtige jedoch,
darüber den franzöſiſchen Bauern nichts zu ſagen. Wie laige
werde es noch dauern, bis der franzöſiſche Bauer es ſelbſt
heraus=
finde, und was werde er ſagen, wenn er die unwillkommene
Nachricht verdaut habe?
Verſagen der Regie.
Berlin, 10. Jan. Die Leerwagen, die die
franzöſiſch=
belgiſche Eiſenbahnregie zur Beladung im Ruhrgebiet bei der
deutſchen Eiſenbahn fortlaufend anfordert, werden an der Grenze
des beſetzten und unbeſetzten Gebietes, von der Regie nur
äußerſt ſchleppend und unzureichend
abgenom=
men. Die Folge davon iſt, daß einerſeits dem unbeſetzten
Deutſchland die verfügbaren Leerwagen entzogen werden,
an=
dererſeits aber der Induſtrie des Ruhrgebietes zur Abfuhr ihrer
Produkte, vorwiegend Kohle, die erforderlichen Leerwagen nicht
zur Verfügung ſtehen. Bei ordnungsmäßigem Betrieb müßte
die Zahl der in das Ruhrgebiet hineingeſandten Wagen ebenſo
groß ſein wie die Zahl der beladen aus ihm herauskommenden
Wagen. Die unterrichteten Stellen geben dagegen die Zahl der
von der Regie ſeit Wiederaufnahme des Verkehrs zu wenig der
Eiſenbahn zurückgegebenen Wagen auf über 300 000 an.
Trotz dieſes Wagenüberfluſſes im Regiegebiet
könnten von ihr an einem einzigen Tage 3500
Wagen nicht geſtellt werden. Durch ſolche
Ver=
kehrsverhältniſſe wird der Wiederaufbau des
Wirtſchaftslebens im beſetzten Gebiet faſt
un=
möglich gemacht. In Herdecke laſſen die franzöſiſchen
Kontrollpoſten den Güterverkehr nach keiner Richtung mehr durch
und verlangen die Vorführung aller Frachten in Hörde oder
Dortmund. In Vohwinkel werden die Züge durch das
fran=
jedes Entgegenkommen ablehnt, ſtundenlang aufgehalten. Von
7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens werden dort überhaupt keine
Die engliſche Preſſe zu den Vorgängen
in der Pfalz.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die Lage in der
baye=
riſchen Rheinpfalz beſchäftigt nach wie vor das Jutereſſe der
engliſchen Oeffentlichkeit. Die Preſſe befaßt ſich auch heute
wie=
der ausführlich mit dieſer Frage. Es wird darauf hingewieſen,
daß der franzöſiſche und auch der belgiſche Oberkommiſſar im
Rheinland ihr Einverſtändnis dazu gegeben haben, daß gewiſſe
Verordnungen der ſonderbündleriſchen Behörden amtlich
regiſt=
riert wurden, und daß die engliſche Regierung gegen jede
Aner=
kennung der Separatiſtenbehörden proteſtiert habe, da dieſe ſich
weder mit der früher ſchon klar gelegten engliſchen
Rheinland=
politik, noch mit den früher vorgegebenen Abſichten der
fran=
zöſiſchen und belgiſchen Regierung vereinigen ließe.
Meinungsverſchiedenheiten der Alliierien.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) In hieſigen
einge=
weihten Kreiſen verlautet, daß bis zur Wiederaufnahme der
Be=
ſprechungen unter den allierten Regierungen eine Erwägung
der Frage der bayeriſchen Pfalz vertagt werden ſoll. Ueber
dieſe Frage herrſchten Meinungsverſchiedenheiten. Am 2. Jan.
entſchied ſich die Rheinlandkommiſſion durch die Majorität, die
die Stimmen der franzöſiſchen und belgiſchen Vertreter gegen
die der britiſchen Vertreter aufwies, die Erlaſſe der Separatiſten
zu regiſtrieren, die angeblich die autonome Regierung der
baye=
riſchen Pfalz bildeten. Es heißt ferner, daß die belgiſchen
Stim=
men ſeinerzeit nur unter der beſonderen Bedingung angegeben
wurden, daß die Regiſtrierung in keiner Form eine Anerkennung
der ſogen. autonomen Regierung darſtelle, und es iſt ſeither
be=
tont worden, daß die Anerkennung automgtiſch zehn Tage nach
der Regiſtrierung, alſo vom 12. Januar ab, zu erfolgen hätte.
Infolge des Aufſchubs, der jetzt von den Alliierten beſtimmt
worden iſt, wird die Verfügung ſelbſtverſtändlich nicht am 12.
Januar in Kraft treten können.
Engliſch=franzöſiſcher Notenwechſel.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) In britiſchen Kreiſen
befürchtet man, daß die Ermordung der Separatiſtenführer in
der Pfalz dazu führen werde, Frankreich in ſeinem Beſchluß
zu beſtärken, die Separatiſten zu unterſtützen. Gegenwärtig finde
zwiſchen der britiſchen und der franzöſiſchen Regierung ein reger
Notenwechſel über die letzten Aktionen im Rheinland ſtatt.
Die engliſche Auffaſſung.
* London, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Die Vorgänge in
Speyer erregen hier größtes Aufſehen und werden als
Beſtäti=
gung bereits ſeit einigen Tagen hier vorliegender Informationen
betrachtet, daß die Separatiſten neue Aktionen vorbereiten. So
ſcharf alle Gewaltmaßnahmen auch verurteilt werden, ſo
ver=
kennt man in unterrichteten Kreiſen doch nicht, daß die
Verant=
wortung in erſter Linie auf diejenigen fällt, die im Intereſſe
machtpolitiſcher Ziele eine Bevölkerung gewaltſam zum Verrat
nationaler Ueberzeugung zwingen wollen. In der engliſchen
Oeffentlichkeit iſt man ſich ſeit langem darüber klar, daß die
Separatiſtenbewegung in der Bevölkerung des beſetzten Gebietes
keinen Boden hat.
London, 10. Jan. (Wolff.) Die Times veröffentlicht
einen Aufruf zur Linderung der Not in
Deutſch=
land, der von einer großen Anzahl hervorragender
Perſön=
lichkeiten unterzeichnet iſt, darunter Aſquith, Ramſay
Macdonald, Lord Parmoor, General Smuts,
Arthur Henderſen, Profeſſor Keynes, Sir George
Pafh, H. G. Wells, Lady Carter ſowie zahlreichen
Be=
hörden. In dem Aufruf heißt es, die Kälte, der Hunger und
die Verzweiflung überwältigten große Teile des deutſchen Volkes
im beſetzten und unbeſetzten Gebiet.
Enthüllungen der „Humanité”.
Die wirklichen Kriegshetzer.
Paris, 9. Jan. (Wolff.) Die kommuniſtiſche „Humanité”,
die bekanntlich ſeit Wochen Dokumente aus dem Nachlaß
des ruſſiſchen Finanzagenten Rafalowitſch veröffentlicht,
um ſeine Beziehungen zur franzöſiſchen Preſſe aus den Jahren
1905 und 1906 klarzulegen, beſchäftigt ſich ſeit geſtern mit den
Beziehungen des ruſſiſchen Finanzagenten zur
franzöſiſchen Preſſe im Jahre 1912. Die „Humanits”
ſucht nachzuweiſen, daß um dieſen Zeitpunkt, da eine neue
interngtionale Kriſe ausgebrochen war, der ruſſiſche
Botſchafter Iswolski einen perſönlichen Einfluß auf
maß=
gebende Blätter auszuüben verſuchte.
Der linksradikale „Quotidien” iſt erſtaunt darüber, daß in
dieſen Dokumenten die Namen Poincars und Klotz
ent=
halten ſind.
*Konzert.
Deutſchland in China.
N. Der zweite Kammermuſikabend des Drumm=
Quartetts im Kleinen Haus des Landestheaters brachte
drei Meiſterwerke der Kammermuſikliteratur mit Klavier, die
Quintette bon Brahms op. 34 in F=Moll und Dvorak op. 81 in
A=Dur und das ſelten gehörte Quartett von Hermann Götz op. 6.
Das Werk von Brahms iſt in ſeinen Ausmaßen und der Wucht
ſeiner Gedanken faſt eine Sinfonie, ja es übertrifft an Reichtum
und Breite faſt noch die Sinfonien und wurde von dem Meiſter
ſelbſt ſehr hoch geſchätzt. Hat er es doch, wie auch ſeine Haydn=
Variationen, ſelbſt mit größter Sorgfalt und Liebe für zwei
Klaviere zu 4 Händen geſetzt. Es war das gewichtigſte Werk
des Abends, denn der muſizierfreudige, melodienreiche Dvorak
hat zwar im Aufbau und auch klanglich Vieles von Brahms
angenommen, iſt aber als Slave eine ſo ganz andere Natur als
der ſchwere Frieſe, daß ſeine Muſik ein ſelbſtverſtändliches
Klangbad iſt, ohne Grübeln und Sichzerkämpfen. Dazwiſchen
ſtand nun der liebenswürdige Götz, der ebenfalls im Banne
der Brahmsſchen Kunſt ſteht, ſein Werk ſogar dem von ihm ſo
hoch verehrten Meiſter widmet, deſſen Weichheit und — man
möchte faſt ſagen — Zärtlichkeit in der Empfindung ſich mit einer
anſprechenden Grazie miſcht, die Götz zu einem Meiſter der
komiſchen Oper machte und die ſich beſonders in Scherzo und
Schlußſatz äußern. Es war ein recht glücklicher Gedanke Brahms,
den Ausgangspunkt einer großen modernen Kammermuſikſchule,
den urwüchſigen, kraftvollen mit zwei Zeitgenoſſen
zuſammen=
zuſtellen, die ihm beide viel verdanken, aber doch genug
Perſön=
lichkeiten ſind, um künſtleriſch ihre eigenen Wege zu gehen.
Die mit größter Sorgfalt vorbereitete Wiedergabe der Werke
ſtand auf bewundernswerter Höhe. Herr Drumm, der uns
in letzter Zeit oft in ſchönerem, weicherem Ton zu ſchwelgen
ſcheint als früher, wo er ſtets das Herbe unterſtrich, führte mit
ſtarkem Temperament und geläutertem Geſchmack, die Herren
Scheidhauer, Sprenger und Andreae ſchloſſen ſich
ihm in der gewohnten feinfühligen Art an, ſo daß der
Streich=
körper wie aus einem Guß klang. Und dazu Herr Kapellmeiſter
Rofenſtock, der mit prachtvollem Ton und klarſter Technik
meiſterhaft bald herrſchte, bald ſich unterordnete. Wir ſtehen
nicht an, den Abend als einen der ſtärkſten und wertvollſten
Eindrücke des ſeitherigen Konzertwinters zu bezeichnen.
Erfreu=
licherweiſe war das Konzert gut beſucht.
Auch China wurde, wenn auch ſpät, im Laufe des
Welt=
krieges unſer Feind und erklärte Deutſchland den Krieg. Das
Volk an ſich hatte mit dieſer Kriegserklärung nichts zu tun. Es
intereſſiert gewiß, die heutige Stimmung Chinas gegenüber
Deutſchland und Deutſchtum kennen zu lernen. Dazu bietet eine
ſchöne Gelegenheit das neue Buch des Exreichskanzlers Georg
Michaelis, das, eben unter dem Titel „
Weltreiſe=
gedanken” im Furche=Verlag (Berlin) erſchienen, in der
Hauptſache nach China führt, wo Michaelis kulturell für das
Deutſchtum und die Idee des Chriſtentums im Jahre 1922 wirkte.
Michaelis ſtellt feſt, daß die Handelsbeziehungen bereits wieder
in den alten Gleiſen laufen und die Deutſchen in dieſer Hinſicht
keine Sympathien verloren haben, ſoweit ſie gute und billige
Ware liefern. Schwieriger aber, ſo fährt er fort, iſt die
Auf=
nahme der wiſſenſchaftlichen und kulturellen Beziehungen.
Michaelis führt das genauer aus. Seine praktiſchen Vorſchläge,
die auch über den Sonderfall China hinausgehen, ſeien in
Fol=
gendem zum Abdruck gebracht:
„Wenn wir in der Zukunft den Chineſen Ratgeber und
Helfer ſein wollen, müſſen wir verſuchen, ihnen auf den oft
rätſelhaften Pfaden der Eigenart ihres Weſens zu folgen. Sie
fühlen’s, daß die amerikaniſche Moderniſierungsarbeit ihre
Eigen=
art auslöſcht. Wenn und wo dies geſchieht, iſt die Löſung des
Problems nicht möglich, die neuzeitlichen, insbeſondere auch die
chriſtlichen Ideen auch inſoweit in harmoniſchen Anſchluß an das
geſchichtlich Gewordene und im chineſiſchen Volkstum Wurzelnde
zu bringen, als dies überhaupt mit dem Geiſte der Wahrheit,
des Chriſtentums und den unbedingten Forderungen des
euro=
päiſchen Kulturlebens vereinbar erſcheint. Und dies muß
ge=
ſchehen, wenn anders die Erſchließung des chineſiſchen Reiches
für weſtliche Kultur nicht eine Gefahr für die Umwelt und das
eigene Volk werden ſoll.
Es war eine folgenſchwere Unterlaſſung, daß unſere
amt=
lichen Vertretungen bei den Kulturvölkern Oſtaſiens in früheren
Zeiten keinen Wert darauf legten, in das fremde Kulturleben
irgendwie tiefer einzudringen. Der Geſandte oder Botſchafter
wurde ohne Rückſicht darauf, ob er Verſtändnis und Intereſſe
für das Volkstum beſaß, bei deſſen Regierung er das Deutſche
Reich vertreten ſollte, ausgeſucht; maßgebend erſchienen
äußer=
liche Vorzüge. Die Aufgabe, wirſame Empfänge zu veranſtalten,
gute Diners zu geben und bei der Durchreiſe erlauchter Gäſte
aus dem Heimatlande dieſe bei dem Herrſcher, bei dem ſie akkre=
diert waren, wirkſam in die Erſcheinung und Beachtung treten
zu laſſen, war viel wichtiger, als ernſthaft einzudringen in die
Weſensart des Fremdvolkes und verſtändnisvolle innere
Bezie=
hungen zu ſchaffen. Und war dann einmal ein Mann, wie der
damalige Geſandte v. Holleben in Tokio, ernſtlich bemüht, die
inneren freundſchaftlichen Beziehungen von Volk zu Volk zu
pflegen, den gemeinſamen Boden des Verſtändniſſes zu
unter=
ſuchen und wirkliche Kulturarbeit zu leiſten, dann wurde ihm
von der heimiſchen Regierung kein Rückhalt gewährt. So wurde
ſeine damalige Forderung, eine wirklich nicht bedeutende Summe
für Preſſezwecke in Japan auszuwerfen, glatt abgelehnt.
Profeſſer Nichard Wilhelm. bei der deutſchen
Geſandtſchaft in China als Kulturreſerent angeſtellt iſt. Das
iſt ein rechter Mann am richtigen Platz. Seit 1899 iſt er in
China. Er war früher als Pfarrer in Tſingtau tätig. Er
ver=
ſteht chineſiſche Sprache und chineſiſches Weſen. Er übertrug für
die Konfuzius=Geſellſchaft die Konfuzius=Schriften ins Deutſche
und eröffnete den Deutſchen das Verſtändnis des großen
chine=
ſiſchen Weiſen. Bei einer Wanderung durch die
Kunſtſamm=
lungen in dem früher der Mitwelt feſt verſchloſſenen Kaiſerpalaſt
der verbotenen Stadt konnte er ſelbſt gebildete Chineſen durch
ſeine Kenntnis der Geſchichte und der Eigenart der chineſiſchen
Kunſt ein Führer ſein. Er wurde nicht nur durch Verleihung
der Würde eines Mandarinen ausgezeichnet, er fand für ſeine
Beſtrebungen von offizieller chineſiſcher Seite auch
verſtändnis=
volle Unterſtützung. Ein ſolcher Mann in amtlicher Stellung
bei unſerer deutſchen Vertretung in China iſt für die
Entwick=
lung wahrhaft freundſchaftlicher Beziehungen zwiſchen den
bei=
den Reichen wichtiger als Legationsſekretäre und Attachees.
Seine Berufung an die deutſche Legation beweiſt das beſonders
feine Verſtändnis des jetzigen deutſchen Geſandten Dr. Boys
für die Bedürfniſſe der Zeit. Man verſteht, rückwärts blickend,
die Abneigung, ja die Verachtung der Chineſen und Japaner
gegen die Beſtlichen Nationen und ihre Vertreter. Sie war die
Antwort auf das ſchiefe Urteil der weſtlichen ziviliſierten Mächte
gegen ihre hohe kulturelle Eigenart. Ein japaniſcher
Staats=
mann hat dieſen Gedanken eigenartigen Ausdruck verliehen.
Er erklärte: „As long as we produced only men of letter men
of knowledge and artifts, hou treadet us as barbarians. Now that
eve have learned to kill, vou call us eibilized.” — Solange wir
nur Männer der Schrift, der Wiſſenſchaft und Kunſt
hervor=
brachten, behandelt ihr uns als Barbaren. Jetzt, wo wir
ge=
lernt haben, zu töten, nennt ihr uns ziviliſiert.”
Rummer 11.
Zeite 3.
Darmſtädter Tazblatt, Freitag, den 11. Jauuar 1924.
Das EndedesPfälzer Separatiſtenhäuptlings
Die Bluttat eine Folge des Terrors.
Soeyer, 10. Jan. Geſtern. Abend 9 Uhr wurde der
Führer der pfälziſchen Separatiſten, Gutsbeſitzer
Heinz aus Orbis, im Wittelsbacher Hof von einem
Unbe=
kannten getötet.
Das Havas=Büro verbreitet darüber folgende Nachricht:
Der Prüſident der ſeparatiſtiſchen Bewegung der Pfalz wurde
geſtern Abend 91= Uhr in einem Reſtaurant in Speyer
er=
mordet, als er das Eſſen einnehmen wollte. Drei Männer und franzöſiſchen Blättern gegebenen Schilderung des
Atten=
erſchienen in dem Reſtaurant und riefen „Hände hoch!” und tates auf Heinz erfahren wir, daß der Ueberfall nicht im „
Wittels=
feuerten, Heinz ſtürzte ſofort tot zu Boden.
Einer ſeiner Begleiter iſt leicht verletzt worden. Die Mörder
haben die Flucht ergriffen. Ihre Perſönlichkeiten
konn=
ten bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Die Polizei und die
Beſatzungstruppen haben in der ganzen Stadt
Hausſuchnngen vorgenommen. Die Autos, die die wurde.
Stadt verlaſſen, werden von Patrouillen
durch=
ſucht. Angeblich ſollen die Mörder im Auftrag einer
nationa=
len Organiſation gehandelt haben.
4 weitere Todesopfer.
Mannheim, 10. Jan. Wie wir aus zuverläſſiger Quelle
erfahren, ſind bei dem geſtern Abend 9 Uhr in einem Reſtaurant
in Speyer auf den Separatiſtenſührer Heinz aus Orbis
vei=
übten Attentat noch 4 weitere Todesopfer, ſowie
meh=
rere Schwerverletzte zu verzeichnen. Die Namen ſind: Weiß,
Sand, Weigel, Fußheller. Ein gewiſſer Lilienthal
befindet ſich unter den Schwerverletzten.
*
* Wie wir aus Speher hören, hat man ganz beſtimmte
Anhaltspunkte, daß die Täter entlaſſene
Separati=
ſten ſind. Die Stimmung unter dieſen iſt recht ſchlecht, da ſie
in der letzten Zeit kein Geld mehr bekommen haben, und auch
Anlaß zu haben glauben, über die Verpflegung ſich zu
be=
ſchweren.
Feſinahme von Geiſeln.
Zweibrücken, 10. Jan. Als Geiſeln für die
Er=
mordung des Leiters der Regierung der „autonomen Pfalz”, gen trugen. Unter den Gäſten befand ſich auch ein franzöſiſcher
Heinz, wurden heute Nacht hier feſtgenommen:
Oberregierungs=
rat Dr. Pöllmann, Direktor Dr. Lahmann,
Oberlandes=
gerichtspräſident Dr. Bilabel, Staatsanwalt König,
Bür=
germeiſter Göhring, Amtsgerichtsrat Müller und
Juſtiz=
aſſeſſor Bilabel. Heute Nacht wurde von den Separatiſten
eine ſtrenge Straßenkontrolle ausgeübt.
Blutige Zuſammenſtöße in Spehzer.
Speyer, 10. Jan. Wie wir erfahren, ereigneten ſich geſtern
abend in Speyer im Anſchluß an die Ermordung
des Heinz zwiſchen den Separatiſten und der
Bevöl=
worden ſein. Die Separatiſten haben wegen des Ueberfalls
hängt.
Heinz aus Orbis entnehmen wir dem offiziellen Bericht der
Einzelheiten:
der gutonomen Negierung Heinz im Gaſtzimmer des Hotels
„Wittelsbacher Hof” durch Revolverſchüſſe niedergeſtredt. Heinz
gut gekleidete Leute im Loral erſchienen. Sie ſtellten Auch vor dem Hotel wurden drei Verletzte gefunden.
ſich hinter die Sitze der einzelnen Herren und riefen: „Hände
hoch, es gilt den Separatiſten!‟ Darauf feuerten ſie
aus bereit gehaltenen Revolvern zunächſt auf die Plätze der am
Tiſche ſitzenden Perſonen und dann auch auf die anderen Gäſte
mit dem Rufe: „Jeder hat eine Viertelſtunde lang die Hände Agentur Havas berichtet: Infolge der von England
Außerdem wurden vier Herren getroffen, die zöſiſche Regierung beſchloſſen, durch Delegierte der
Würzburg, Aſſeſſor Fußheller aus Kirn, Weigl und Weiß. zu laſſen.
Außerdem wurde eine Anzahl Leute ſchwer verletzt.
Heinz=Orbis von Unbekannten erſchoſſen. Ein gewiſſer Lilienthal befindet ſich unter den Schwververwun= der Bevölkerung in den beſetzten Gebieten länger zu dulden, da
deten. Während des Ueberfalles wurde das elektriſche Licht im
ganze Hau;” von einigen Helfershelfern ausgeſchatet, ſo daſ
das Haus vollſtändig im Dunkeln lag. Die Täter ſind un=
Geißelu hierauf, mehrere Beamte des
Ober=
landesgerichtes feſtgenommen.
Mannheim, 10. Jan. Abweichend von der in engliſchen
bacher Hof” ſelbſt, ſondern auf der Straße, etwa 50 Meter davon,
in der Nähe des Gebäudes der früheren Rheiniſchen Kreditbank
vor ſich gegangen ſein ſoll. Heinz erlitt einen Kopfſchuß und war
ſofort tot. Unter ſeinen Begleitern befand ſich ein früherer
deutſcher Flieger=Offizier, der bei dem Attentat ſchwer verwundet
Nähere Einzelheiten.
Speyer, 10. Jan. Zu dem Separatiſtenanſchlag in Speher
erfahren wir noch folgendes: Heinz=Orbis wurde in dem Augen= tung dafür belaſtet werden kann.
blick von der Kugel getroffen, als er auf den Ruf: „Hände hoch!”
von ſeinem Platz aufſtehen und die Hände erheben wollte. Die
Kugel traf ihn in den Hinterkopf. Von deu anderen Getöteten
hat einer drei Kopfſchüſſe erhalten, von denen jedoch keiner den
ſofortigen Tod herbeiführte. Die vier außer Heinz=Orbis
um=
gekommenen Perſonen ſtarben erſt im Krankenhaus. Einer der
Hotelgäſte, ein Kaufmann aus Krefeld, wurde durch einen Schuß
in den Mund verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich. Ein anderer
Gaſt, der, ohne zu wiſſen, wem die Schüſſe galten, durch das
Fenſter entkommen wollte, erhielt einen Schuß, der
glücklicher=
wveiſ nur ſeinen Rock durchlöcherte. Das Vorgehen der Atten
täter kan außerordentlich überraſchend. Es wird erzählt, daß
zwei von ihnen lich ſchon vorher an den Tiſch geſetzt hätten, an
zeitlang unterhielten. Kaum hatten ſie ſich aus dem Saal
zurück=
gezogen, öffnet, ſich die Tür und vier oder fünf junge Männer
riefen: „Hände hoch” und gaben ſofort Schüſſe ab. Einer ihrer Speher werden glarmierend wirken. Sie müſſen aufrütteln.
Mithelfer ſchalte” unmittelbar nach Abgabe der Schüſſe den Sollen die geſetzwidrigen und willkürlichen Zuſtände in der Pfalz
elektriſchen Strom aus, worauf die Täter entkamen. Die
Augen=
zeugen erzählen, daß die Täter keinen Mautel oder Kopfbedeckun=
Offizier und ein engliſcher Preſſevertreter. Kurz nach der Tat
ſofort die Unterſuchung auf und verhörten die Anweſenden. Auch Rückſichtsloſe Offenheit iſt nötig, wenn nicht wieder neue Schrecken
verſtändigt, die ſofort mit den Ermittlungen begann.
Nach dem vorſtehenden Bericht unſeres Gewährsmannes, der
ſich auf die Ausſagen von Augenzeugen ſtützt, iſt die Darſtellung Berliner Preſſeurteiſe über die Mordtat.
der ſeparatiſtiſchen Preſſeſtelle, wonach die Täter im Hausflur
noch weitere Unbeteiligte niedergeſchoſſen hätten, nicht zutreffend.
Engliſche Schilderung des Vorfalls.
London, 10. Jan. Der Sonderberichterſtatter
kerung ernſte blutige Zuſammenſtöße. Insgeſamt der Times in Speher gibt eine eingehende Schilderung der
Ermordung des Separatiſtenführers Heinz, die ſich in ſeiner
ſollen bei den Zuſammenſtößen fünf Perſonen getötet. Gegenwart abſpielte. Danach fielen geſtern abend 9 Uhr 15 Min,
eie außerordentlich ſtrenge Verkehrsſperre ver= einem Zimmer des Wittelsbacher Hofes” ſpeiſte, plötz= ſkandalöſen Zuſtände richteten, die ſich in der
lich eine Anzahl Schüſſe. Drei Perſonen, die an einem Pfalz unter den Augen der Beſatzungsbehörde
Tiſche genau gegenüber dem Berichterſtatter ſaßen, ſanken, durch entwickeln.
den Kopf getroffen, zu Boden. Diejenigen, die geſchoſſen hatten,
Die Darſtellung der „autonomen Regierung”. riefen den Gäſten zu, daß ſie unbeſorgt ſein könnten, das Hotel Akt der Vokksjuſtiz gegenüber den geradezu ungeheuer=
Ludwigshafen, 10. Jan. Zu dem Attentat auf den aber nicht vor Ablauf einer Viertelſtunde verlaſſen dürſten, und lichen Ausſchreitungen und Herausforderungen, die ſich die Sepa=
Präſidenten der ſeparatiſtiſchen Regierung in der Rheinpfalz richte. Außer Heinz iſt einer der Männer, die an ſeinem
Tiſche ſaßen, getötet worden. Der Dritte, ein
Handlungsreiſen=
autonomen pfälziſchen Regierung” in Speyer, noch folgende der, der erſt geſtern abend angekommen war, wurde verwun=
Am Mittwoch abend gegen ½10 Uhr wurde der Präſident Separatiſtentrupps und franzöſiſch=afrikaniſches Militär im Hotel
ſaß mit einigen Bekannten am Tiſch, als plötzlich 5 junge, Ruhe. Bisher ſind keine Verhaftungen vorgenommen worden.
Die Wirkung des engliſchen Proteſtes.
Paris, 10. Jan. Der diplomatiſche Berichterſtatter der
hoch zu halten und darf das Haus nicht verlaſſen, ſonſt wird, in Paris und Koblenz unternommenen Schritte hin= in ſämtlichen pfälziſchen Zeitungen eine Erklärung der
katho=
er erſchoſſen!” Von den Getroffenen war Heinz ſoforttot, ſichlich der Separatiſten inder Pfalz hat die
fran=
alsbald ſtarben. Es ſind dies die Herren: Sand aus, Rheinlandkommiſſion eine Unterſuchung veranſtalten ſcheinen, in der die „autonome Regierung” als nicht zu Recht
Berlin, 10. Jan. Zu der Erſchießung des
Sepa=
ratiſtenführers Heinz=Orbis in Speyer wird darauf
hingewieſen, daß die deutſche Regierung in der langen Zeit der
Separatiſtenherrſchaft wiederholt gewarnt hat, die Bedrückung
die wachſende Erregung unbedingt zu einer gewaltſamen
Entladung führen müßte. Für jeden Kenner der Verbältniſſe
war es klar, daß der Separatiſtenterror nicht ohne Einfluß auf
erkannt entkommen. In Zweibrücken wurden als, die Haltung der Bevölkerung bleiben konnte. Deshalb kann die
Bluttat im Speher keineswegs überraſchen. Sie iſt ein
Verzweiflungsakt der unterdrückten
Bevölke=
rung. Wenn von franzöſiſcher Seite verſucht wird, dieſe Tat
einer nationaliſtiſchen Geheimorganiſation zuzuſchieben, ſo
er=
kennt man daraus nur zu deutlich die Tendenz, die Schuld auf
Unſchuldige abzuſchieben. Letzter Anlaß der Bluttat
war die Desavouierung der Erklärung des
fran=
öſiſchen Kreisdelegierten von Zweibrücken,
Defort. Dadurch wurden die Separatiſten mit neuer
Sieges=
zuverſicht erfüllt, die ſich in der Vorbereitung neuer
Ge=
wvaltmaßuahmen äußerte. Aus der Abwehr ſolcher
Maß=
nahmen iſt die Erſchießung Heinz zu erklären, den man als
den geiſtigen Urheber des Gewaltregiments in
der Pfalz betrachtete. Die deutſche Regierung kann daher mit
gutem Recht alle Verantwortung an dieſer Bluttat ablehnen,
ebenſo wie die pfälziſche Bevölkerung nicht mit der Verantwor=
Die Schüſſe von Speyer.
* Köln, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Zu dem Anſchlag auf den
Separatiſtenführer in Speyer ſchreibt die Kölniſche Vollszeitung:
Man könne dem Deutſchen und vor allem dem Rheinländer nicht
zumuten, daß ſie die Tat als ein Verbrechen politiſcher Heißſporne
anſehen. Dafür hätten die Sonderbündler ſchon zuviel
Blut=
vergießen üher das beſetzte Gebiet gebracht. Dem Terror habe
noch immer der Terror geantwortet. Wer die Stimmung der
rheiniſchen Bevölkerung kennt, die wahre, nicht die der Welt
vor=
getäuſchte, der weiß, daß es nicht zu dieſen Schüſſen von Speyer
hätte zu kommen brauchen, wenn das von aller Gewalt befreite
dem Heinz Platz genommen hatte, und daß ſie ſich mit ihm eine Selbſtbeſtimmungsrecht der Rheinländer den bewaffneten
Son=
derbündlern gegenübergeſtellt worden wäre.
Die Kölniſche Volkszeitung ſchreibt u. a.: Die Schüſſe von
andauern?. Es iſt die Stunde gekommen, wo die deutſche
Reichsregierung die Regierungen aller Kulturnationen von dem
Terrore benachrichtigen muß, dem 800 000 Deutſche ſeit Wochen
und Monaten ſchutzlos preisgegeben ſind. Entſchloſſen und
kamen einige weitere Führer der Sonderbündler in den „Wittels= ohne Rückſicht auf kommende Verhandlungen müſſen die Zuſtände
bacher Hof”, darunter Bley und Schmitzeppel. Dieſe nahmen geſchildert werden, die ſich in der Rheinpfalz entwickeln konnten.
wurden die franzöſiſche Gendarmerie und die deutſche Polizei auf die Schultern der Bevölkerung des beſetzten Gebietes gewälzt
werden ſollen.
Zur Erſchießung von Heinz=Orbis ſchreibt der
Vor=
wärts: Allein ſchuldig ſei die franzöſiſche
Re=
gierung mit ihrer in der Pfalz betriebenen unehrlichen,
dem Friedensvertrag und dem Rheinlandabkommen
hohnſprechenden Politik. Nur die Wiederherſtellung
des Rechts könne weiteres Unheil verhüten.
Die Germania ſagt, das Treiben der Separatiſten ſei
nichts anderes als Hochverrat. Gutſei, daß die geſtrigen
als der Berichterſtatter mit etwa dreißig anderen Perſonen in Schüſſe die Aufmerkſamkeit der Welt auf die
Die Voſſiſche Zeitung nennt den Vorfall einen
daß die Aktion ſich nur gegen die Separatiſten ratiſten, begüuſtigt von General de Metz, zuſchulden kommen
ließen.
Das Berliner Tageblatt ſieht nur in einer
Beſei=
det. Nach kurzer Zeit trafen Gendarmen, deutſche Polizei, tigung der die Geſetze und das
Selbſtbeſtim=
mungsrecht der Bevölkerung verletzenden
Willkür=
ein und nahmen eine linterſuchung aller Gäſte vor. Es herrſchaft eine Gewähr gegen Wiederholungen von Exzeſſen,
iſt zu keiner weiteren Störung gekommen. In der Stadt herrſcht, die ſich gegen das Treiben des ſeparatiſtiſchen Geſindels richten.
Die Zeit ſchreibt: Die Pfalz laſſe ſich nicht durch Terror
niederzwingen. Man gebe der Bevölkerung ihr Recht,
um die Gefahr neuer Exploſionen zu verhüten.
Kundgebung der pfälziſchen Geiſtlichkeit.
* Ludwigshafen, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Morgen wird
liſchen und proteſtantiſchen Geiſtlichkeit der Rheinprovinz
er=
beſtehend bezeichnet wird.
* Pom erzieheriſchen Wert
des Briefnarenſammelns.
Nur zu wenig beachtet werden oft von den Erwachſenen, von
Eltern und Erziehern die vielen Mittel, die das
Briefmarken=
ſammeln der Jugend ihnen bietet, um Zwecke faſt ſpielend zu
erreichen, die ſonſt ſo viele Mühe bereiten. Zunächſt ſchon den
Sammeltrieb als ſolcher, der Nahverwandte der Sparſamkeit!
Beginnt er ſich mit dem Anlegen einer Markenſammlung
zu zeigen, iſt ſchon viel gewonnen. Die kleinen Papierblättchen
mit ihren Zeichnungen und Farben haben es dem Jungen
ange=
tan. Sie kommen oft von weit her, aus fremden Ländern, deren
Namen ſchon Sehnſucht in die Ferne bei ihm hervorrufen und
Bilder erſtehen laſſen, in denen geheimnisvoll Bekanntes mit
Unbekanntem verwoben iſt, und die das Verlangen wecken, noch
mehr von dieſen Gebieten zu wiſſen. Und jede neue Marke
bringt ein neues Stück dazu mit ihrem Bild, mit Zeichnung oder
Symbol, oft zugleich auch einen Gruß aus der Vergangenheit,
aus der Geſchichte, aus politiſch Geſchehenem. Auch den
Nicht=
ſammler beſchleicht ein behagliches Gefühl von guter alter Zeit
beim Anblick einer Thurn= und Taxismarke oder ein Grauſen
beim Anblick einer Ueberdruckmarke mit ihrem Erinnern an den
Zahlenſchwindel der letzten Monate.
In einer Sammlung finden ſich aber nicht zu unterſchätzende
Werte zuſammen, die für die Zukunft ſorgſam zu bewahren ſich
wirklich lohnt. Doch leider — und da hat die Arbeit des
Er=
ziehers einzuſetzen, geht es bei einem Jungen oft nicht über die
erſten Anfänge hinaus. Die erſte Begeiſterung iſt verflogen,
ſobald es ſich zeigt, daß das Briefmarkenſammeln auch Mühe
bringt, daß Sorgfalt und Arbeit dazu gehören. Läßt ſich dieſe
Klippe nicht überwinden, ſo iſt das in einem Winkel ſpäter
wie=
der auftauchende Briefmarkenheft ein trauriges Zeichen einſtiger
Niederlage. Ueberhaupt: Laß dir das Markenalbum eines
jungen Sammlers zeigen, du wirſt aus der Art dieſer Sammlung
leichter ſeinen Charakter beurteilen können, wie aus anderen
Dokumenten ſeiner Tätigkeit, die mehr unter dem
beaufſichtigen=
den Blick des Lehrers oder Erziehers hervorgegangen ſind.
Findeſt du darin Sauberkeit und Ordnungsſinn, kann der kleine
Sammler dir über die Werte und Merkmale der Marken
be=
richten, wußte er ſie geſchickt einzuordnen und unverſehrt
aufzu=
heben, ſo zeigen ſich da zweifellos höchſt bemerkenswerte
Eigen=
ſchaften. Andernſalls laſſen ſie ſich oft leicht durch einige
Hin=
weiſe und Anleitungen hervorrufen und unſchwer auch den
nn vie
es nur an dem Handwerkszeug. Eine gute Tante hat da ein
Briefmarkenalbum geſchenkt, mit vielen Bilderchen der möglichen
und unmöglichen Marken, oder ein reicher Onkel einen
vollſtän=
digen „Prachtband‟. Bei letzterem retten ſich dann lange Zeit
die Marken des Anfängers bei einzelnen Ländern wie auf
Inſel=
chen in der Papierflut der leeren Seiten zuſammen, oder aber ſie
ſprengen dort in dem „Jugendalbum” bald die engen Schranken
der Vordrucke, verirren ſich auf Felder, auf die ſie nicht gehören,
und beidesmal muß recht bald die Sammelluſt erlahmen. Da
hilft nur der Rat eines erfahrenen, verſtändnisvollen Sammlers,
der nicht nur von dem erhabenen Standpunkt ſeiner eigenen
Sammlung auf den grünen Anfinger herabblickt und jetzt noch
mit den ganz anderen Möglichkeiten vergangener Zeiten rechnet,
ſondern der auch das knapper gewordene Taſchengeld der
heu=
tigen Generation berückſichtigt und die mannigfaltigen neuen
Möglichkeiten für den Markenſammler der Gegentwart zu ſchätzen
weiß, der gar nicht gezwungen iſt, alles zu ſammeln, ſondern
aus dem Vielen ruhig das herausgreifen kann, was für ihn
erreichbar iſt, „ſein” Sondergebiet, aber das er dann um ſo
gründlicher ſich vornimmt. Von ſelbſt geht es dann in die Weite
durch die Markenſchätze, die er bekommt, neue Gebiete erſchließen
ſich ihm, und ſpäter einmal kann er dann voll Stolz ſeinem
Sohne zeigen, was er ſich in ſeiner Jugend geſammelt hat.
Die Gefahren der „Sammelwut” ſind natürlich nicht aus
dem Auge zu verlieren, wenn das Markenſammeln zur
Leiden=
ſchaft wird mit den gefährlichen Auswüchſen des Betrügens und
raffinierten Uebervorteilens beim Tauſch. Aber dann wirkt eine
rechtzeitige vorübergehende däterliche „Sperre” über das
Marken=
album oft Wunder und führt zumeiſt in das rechte Maßhalten
zurück. Auch ein erzieheriſcher Wert des Markenſammelns!
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Marie von Olfers +F.
Auf furchtbare Weiſe iſt die in Berlin lebende Schriftſtellerin
Marie von Olfers ums Leben gekommen. Als die ſchon 97jährige
Dame am Ofen ſaß, fiel eine glühende Kohle heraus und ſetzte
die Kleidung der Greiſin in Brand. Ehe ihre Wirtſchafterin ihr
aus der entfernt liegenden Küche zu Hilfe eilen konnte, hatte
ſie ſchon den Verbrennungstod erlitten.
Mit Marie von Olfers, iſt ein vielſeitiges Taleut
dahin=
geſchieden; war ſie doch nicht nur Schriſtſtellerin, ſondern auch
Malerin und Kunſtgewerblerin. Geborene Berlinerin, war ſie
Slchem nelen echen
Jgnaz von Olfers. Ihre Mutter war Hedwig von Stägemann,
eine Tochtee des Geheimen Staatsrats von Stägemann. Eine
überaus liebenswürdige und anziehende Perſönlichkeit, verkehrte
Marie von Olfers während ihres langen Lebens in den
ver=
ſchiedenſten Zirkeln und kam mit zahlreichen intereſſanten
Men=
ſchen in Berührung. Sie hat Friedrich Wilhelm III. und Goethe
noch gekannt, hat mit Bettina von Arnim und der Rahel verkehrt.
Wilhelm Müller hat auf ſie die Lieder der ſchönen Müllerin
gedichtet. Ihre kleinen Erzählungen wurden gern und viel
geleſen.
Theaterſkandal in Bremen.
Bei der vorgeſtrigen Wiederholung von Karl Neuraths
„Narrvon Lola” kam es, wie uns gedrahtet wird, im Bremer
Stadttheater während des zweiten Aktes zu einer erheblichen
Störung. Nachdem ein Herr im Parkett den Zwiſchenruf gemacht
hatte, daß das Stück den konfeſſionellen Frieden ſtöre, erhob ſich,
wie auf Kommando, hauptſächlich im zweiten und dritten Rang,
ſowie auf der Galerie ein großer Lärm. Zwiſchenrufe, verſtärkt
durch Trillerpfeifen und Pfeiſen auf Schlüſſeln ertönten. Faſt
das geſamte Publikum erhob ſich hierauf von den Plätzen und
gab ſeinem Mißmut über die Störung Ausdruck. Erſt nach
längerer Zeit konnten ſich der Regiſſeur und der Hauptdarſteller
Gehör verſchaffen, die beide unter lebhaftem Beifall des Hauſes
gegen die Störung proteſtierten. Die ſofort herbeigerufene Polizei
ſtellte als Ruheſtörer jugendliche Mitglieder eines ultramontanen
Vereins feſt. Nachdem die Ruheſtörer entfernt waren, konnte das
Stück in Ruhe zu Ende geſpielt werden.
Architekt Dr.=Jug. Hermann Janſen iſt zum
entlichen Profeſſor für Städtebau an der Berliner
Tech=
en Hochſchule ernannt worden.
— Das ſchwediſche Städtebaugeſetz, das in der
auzeitung” Nr. 14 eingehend beſprochen wurde, enthält, wie
aſſer und Gas” mitteilt, die für uns intereſſante Beſtimmung,
die Stadt die Straßen fortſchreitend mit der Bautätigkeit
ſtellen muß, aber nicht Kanaliſation und Waſſerleitung. (Wenn
Reviſion der heſſiſchen Bauordnung nicht baldekommt, wären
h die Ortsbauſtatuten der Städte entſprechend zu faſſen.
mn. der Schriftleitung.)
—Aus der Induſtrie. Barby an der Elbe, füdlich
Magdeburg, birgt zurzeit wohl, das größte deutſche im
ge befindliche Bauunternehmen. Die Deutſche
Maizeng=
ſellſchaft errichtet eine Fabrik, zu der Hafenanlugen, viele
ometer Eiſenbahnanſchlüſſe, Braunkohlenwerke uſw. gehören=
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924
Rummer 11
Gegen den Ausnahmezuſtand.
Eingabe des Gewerkſchaftsrings an den
Reichskanzler.
Berlin, 10. Jan. Der Gewerkſchaftsring deutſcher
Ar=
beiter=, Angeſtellten= und Beamtenverbände hat einen
einſtim=
migen Vorſtandsbeſchluß gefaßt, der die
unverzüg=
liche Aufhebung des militäriſchen und zivilen
Ausnahmezuſtandes verlangt. Der Gewerkſchaftsring
umfaßt im weſentlichen die auf dem demokratiſchen Boden
ſtehen=
den Arbeitneymer. Es wurde eine Eingabe an den
Reichskanzler gerichtet, in welcher geſagt wird, die
Fort=
dauer des Ausnahinezuſtandes müſſe verbitternd und aufreizend
wirken. Für das deutſche Volk und für den Staat als ſolchen
ſtehe der Verluſt der inneren Autorität auf dem Spiele, wenn
weiterhin durch den Ausnahmezuſtand der Eindruck innerer
Schwäche und Unſicherheit hervorgerufen werde.
Laut Vorwärts beſchloß der Vorſtand der
ſozial=
demokratiſchen Reichstagsfraktion, der
Reichs=
regierung neuerdings die ſchleunige Beſeitigung
des militäriſchen Ausnahmezuſtandes nahezulegen.
*Die Parole des neuen ſächſiſchen Innenminiſters.
* Dresden, 10. Jan. (Prid.=Tel.) Der neuberufene
Mi=
niſter des Innern Müller=Chemnitz (Soz.) hielt bei ſeiner
Amts=
einführung eine kurze Anſprache an die Beamten ſeines
Mini=
ſteriums, in der er auf die großen Schwierigkeiten hinwies, die
er bei ſeiner Amtsführung finden werde. Er erſuchte die
Be=
amten, ihm ihre Unterſtützung angedeihen zu laſſen. Der Schutz
der republikaniſchen Verfaſſung werde ihm oberſter Grundſatz
ein. Er bat die Beamten, ihm hierin nach beſten Kräften ihre
Hilfé zuteil werden zu laſſen. Miniſterialdirektor Dr. Schulze
hieß den Miniſter willkommen. Er betonte, auch die Beamten
ſeien voll durchdrungen von der Ueberzeugung, daß der Miniſter
der großen, ſeiner harrenden Schwierigkeiten nur durch die
Mit=
arbeit der Untergebenen Herr werden könne. Alle ihm
unter=
ſtellten Beamten ſeien gewillt, alles zu tun, um dieſe zu meiſtern.
Schiedsſpruch im Aachener Steinkohlenbergbau.
Berlin, 19. Jan. (Wolff.) Die Schlichtungskammer zur
Regelung der Arbeitszeitfrage für den Aachener
Steinkohlenberg=
jau hat einen Schiedsſpruch gefällt, der angeſichts der Notlage
der deutſchen Wirtſchaft und der ſchweren Belaſtung des
Berg=
baues die Schichtzeit für Arbeiter unter Tage von 8½ Stunden
vorſchlägt. Die Arbeitszeit über Tage ſoll 58 bis 59 Stunden
wöchentlich betragen. Die Schichtlöhne werden im Hinblick auf
die zu erwartende Leiſtungsſteigerung erhöht. Entlaſſungen von
Arbeitern ſollen anläßlich der Einführung der Mehrarbeit nicht
vorgenommen werden.
Schiedsſpruch für den mitteldeutſchen
Braunkohlenbergbau.
Berlin, 10. Jan. Der Reichsarbeitsminiſter hat den von
den Gewerkſchaften abgelehnten Schiedsſpruch, der für den
mitteldeutſchen Braunkohlenbergbau unter wie
über Tage die Leiſtung von Mehrarbeit vorſieht, für
verbind=
lich erklärt. Auf der Grundlage der im Schiedsſpruch geregelten
längeren Arbeitszeit haben die Tarifparteien einen Schichtlohn
von durchſchnittlich etwa 4 Mark einſchließlich der
Teuerungs=
zulage vereinbart.
Einigung im Buchdruckgewerbe.
Berlin, 10. Jan. Der Deutſche Buchdruckerverein teilt
mit: Die Tarifſtreitigkeiten im deutſchen Buchdruck= und
Zei=
tungsgewerbe ſind heute durch eine vor dem
Reichsarbeitsmini=
ſterium getroffene Vereinbarung beigelegt worden. Die
wöchent=
liche tarifliche Arbeitszeit beträgt 48 Stunden, die auf
Anord=
nung des Arbeitgebers bis auf 53 Stunden, bei Maſchinenſetzern
bis auf 51 Stunden verlängert werden kann. Für die Zeit vom
4. Januar bis 4. Februar verbleibt es bei der bisher gültigen
Lohuregelung. Auf Grund dieſer Vereinbarungen hat ſich der
Vorſtand der Arbeitgeberorganiſation bereit erklärt, ihre
Mit=
glieder anzuweiſen, die zum Zweck der Ausſperrung
ausgeſpro=
rhenen Kündigungen ſofort zurückzunehmen.
WIEDEHOPF-
KALENDER
19 24
ist soeben erschienen
und für den geringen Preis von Nk. 4.— in der
Geschäfts-
stelle des Darmstädter Tagblatts, sowie
in allen Buchhandlungen
zu haben
DER KALENDER
mit der Pichtung,Vier Jahreszeiten” von ). W. von Goethe, wurde
als 52seitiges Büchlein in wertvollem bibliophilen Gewande in der
unterzeichneten Druckerei hergestellt. Satzanordnung, Schrift und
Bilder von Prof. F. W. Heukens
L. C. Wittich’sche Hofbuchdruckerei Darmstadt
Moderner Großbetrieb fir anspruchsvolle u. bibliophile Buchdruckleistungen
Anklage gegen Hitler.
* München, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Von der
Staats=
anwaltſchaft iſt nunmehr die Anklageſchrift gegen Hitler und
Ge=
noſſen beim Volksgericht in München eingereicht worden. Die
Anklage lautet auf Hochverrat und richtet ſich gegen 8 Perſonen,
die an dem Umſturzverſuch in führender Rolle beteiligt waren.
Aller Wahrſcheinlichkeit nach dürfte die gerichtliche Klärung erſt
Mitte oder Ende Februar herbeigeführt werden.
Richtlinien für Verſammlungen.
Berlin, 10. Jan. Wie wir von zuſtändiger Seite
erfah=
ren, hat General v. Seeckt vor einiger Zeit Richtlinien
be=
züglich der Genehmigung von Verſammlungen
er=
laſſen. Danach ſind Verſammlungen unter freiem Himmel in
der Regel zu verbieten. Verſammlungen in
geſchloſ=
ſenem Naum ſind anmeldeplichtig. Sie ſollen
ver=
boten werden, wenn es ſich um verbotene Organiſationen
han=
delt, oder wenn eine Störung der öffentlichen Ruhe und
Ord=
nung befürchtet werden muß. Abgeordnete ſollen im
allgemei=
nen zu ihren Wählern ſprechen dürfen. Geſchloſſene
Mitglieder=
verſammlungen ſind zu geſtatten, außer für verbotene
Organiſa=
tionen. Eine Anmeldepflicht beſteht für dieſe geſchloſſenen
Ver=
ſammlungen im übrigen nicht.
Zerſplitterung der republikaniſchen Kräfte.
Frankfurt a. M., 10. Jan. Der 1. Vorſitzende des
Deutſchen Republikaniſchen Reichsbundes
Re=
gierungspräſident Dr. Haeniſch, teilt uns über die eben ins
Leben getretene Deutſche Republikaniſche Partei mit, daß der
Reichsbund mit der Gründung dieſer neuen Partei nicht das
Geringſte zu tun habe. Er ſelbſt ſehe in der
Partei=
gründung eine neue Zerſplitterung.
Aufhebung der Grenzkontrolle für Brennſtoffe.
Dortmund 10. Jan. (Wolff.) General Douchy hat
dem hieſigen Beſetzungsamt folgendes mitgeteilt: In
Ueberein=
ſtimmung mit der Interalliierten Rheinlandkommiſſion wird
jede Kontrolle bezüglich des Verkehrs mit
Brenn=
ſtoffen in dem alt= und neubeſetzten Gebiet ſowie jede
Kon=
trolle der Ausfuhr über welche Grenzſtellen ſie auch
immer ſtattfindet, aufgehoben. Was den Verkehr mit
Nebenprodukten der Kohle anlangt, ſo iſt bis jetzt
noch keinerlei Aenderung eingetreten.
Stadt und Land.
Darmſtadi, 11. Januar.
Mietpreisbildung für Januar 1924.
Vielfache Anfragen bei der Stadtverwaltung geben dieſer
Veranlaſſung, über die Mietpreisbildung für Januar das
Fol=
gende noch einmal Hausbeſitzern und Mietern bekannt zu
machen:
Das Heſſiſche Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft hat am
22. Dezember 1923 bekannt gemacht, daß die Berechnung der
Januarmiete wie folgt vorgenomimen wird:
Die Januarmiete beträgt in Gemeinden mit Städteordnung
17 Prozent, in den übrigen Gemeinden 16 Prozent der
Frie=
densmiete. Sie iſt in Gold= oder Papiermark zahlbar. Bei
Papiermarkzahlung iſt der amtliche Berliner Kurs vom Vortage
des Fälligkeitstermins zugrunde zu legen. Die Beträge ſind auf
volle Milliarden nach oben abzurunden.
Dieſe 17 Prozent enthalten:
1. für die Hausverwaltung .
. . 2 Prozent,
2. für die laufenden Inſtandſetzungsarbeiten 9
3. für die großen Inſtandſetzungsarbeiten . . . 6
Die Zuſchläge für die Steigerung der Zinſen ſowie die
Grundmiete ſind in der Aufrundung enthalten. Die
Betriebs=
foſten werden nach wie vor auf die Bewohner des Hauſes nach
Maßgabe der Friedensmiete oder der Grundmiete umgelegt. Es
betrifft dies die Grundſteuer (Stadt und Staat), den
Brand=
verſicherungsbeitrag, die Beiträge für Haftpflichtverſicherung und
Waſſerſchadenverſicherung und die Schornſteinfegergebühren. Bei
verſpäteter Zahlung iſt ſelbſtverſtändlich der Kurs vom Vortage
der Zahlung zugrunde zu legen.
Bemerkt ſei, daß nach wie vor die Reinigung der Fußſteige
von Schnee und Eis und das Beſtreuen bei Glatteis Sache der
Hausbeſitzer iſt. Eine beſondere Vergütung hierfür haben die
Mieter nicht zu entrichten. Dieſe iſt in dem Anſatz für
Haus=
verwaltung enthalten.
B.
— Ernannt wurde: am 2. Januar der Polizeiwachtmeiſter auf
Probe Peter Buſch aus Ebſchied (Kreis Simmern) zum
Polizei=
wachtmeiſter mit Wirkung vom 1. Januar 1924.
— Aus dem Staatsdienſte entlaſſen wurde: am 2. Januar der
ordentliche Profeſſor in der juriſtiſchen Fakultät der Landesuniverſität
Gießen Dr. Leo Roſenberg auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom
1. April 1924 an.
— Landestheater. Sondermieten. Die Erhebung für die 7.
und 8. Vorſtellung der Sondermieten beginnt am Montag, den 14.
Ja=
nuar, nachmittags.
Sondermieterhebung. Die Erhebung der zweiten
Teil=
zahlung der 2. Rate, d. h. für die 7. und 8. Vorſtellung, findet Montag,
den 14. Januar, nachmittags 3½—5 Uhr für die Sondermieten 16 und
17, Dienstag, den 15. Januar, von 9½—12½ und 3½/——5 Uhr für die
Sondermieten 15, 18, 19, 20, und am Mittwoch, den 16. Januar, von
9½—12½ und 3½/——5 Uhr für die Sondermieten 11, 12, 13 und 14 ſtatt,
und zwar für I. Sperrſitz an der Tageskaſſe des Großen Hauſes, fün
II. Sperrſitz und Mittellogen an der Tageskaſſe des Kkeinen Hauſes
und für Parterre, II. Rang und I. Galerie an der Hauptkaſſe.
— Viertes Sinfonie=Konzert. In liebenswürdiger Weiſe haben ſich
Damen und Herren des Muſikvereins bereit erklärt, den Schlußchoral
in der Kreuzſtabkantate von Bach zu ſingen. Wir machen noch beſonders
darauf aufmerkſam, daß die Hauptprobe am Montag um 10½, das
Konzert abends 7 Uhr beginnt. Die Mieter werden gebeten, ihre Karten
bis Samstag abend bei Schutter in Empfang zu nehmen.
*Geheimerat Dr. Carl Preetorius, Generalſtaatsanwalt i. R.,
vollendet morgen das ſiebzigſte Lebensjahr. Dem jugendlich
und elaſtiſchen Schrittes Daherwandelnden wird niemand
an=
merken, welchen Lebensweg er bereits durchſchritten hat; die
gleiche Friſche und Regſamkeit zeigt ſeine auf voller Höhe ſtehende
geiſtige Beweglichkeit. Nur der Schematismus einer
gleichmahlen=
den Altersgrenze zwang am 1. Oktober b. J. den heſſiſchen Staat,
auf die Wirkſamkeit dieſes hochverdienten und allgemein
ge=
ſchätzten Siaatsbeamten von ſo unverminderter
Leiſtungsfähig=
keit vorzeitig zu verzichten. Alle, welche mit ihm und unter ihnr
gearbeitet haben, wiſſen und ſchätzen, was er in einer glänzenden
Laufbahn und vor allem als langjähriger oberſter Chef dey
heſſiſchen Staatsanwaltſchaft geleiſtet hat. Vornehmſte
Berufs=
auffaſſung und ſtrengſte Sachlichkeit, tiefgründige
Verwaltungs=
arbeit und ſcharfſinnige Rechtswiſſenſchaft vereinigen ſich in
dieſer Perſönlichkeit mit liebenswürdiger Herzlichkeit und
geſell=
ſchaftlicher Gewandtheit. So ſteht der jetzt Siebzigjährige vor
uns als ein glänzendes Vorbild erfolgreicher ſtaatsanwaltlicher
Tätigkeit, ſo iſt ſein Name in ganz Deutſchland bekannt als
eines erfahrungsreichen Fachmannes auf dem Gebiete des
Ge=
fängnisweſens. Auch außerhalb ſeines Berufskreiſes ſichern
ihm ſeine literariſchen, künſtleriſchen und muſikaliſchen Intereſſen
einen erſten Platz in den beſten Kreiſen dieſer Stadt. Ihm und
uns wünſchen wir heute, daß Dr. Carl Preetorius ſeiner Familie,
ſeinen Berufsgenoſſen und ſeinen Freunden noch lange gleich
jung und gleich friſch erhalten bleibe!
— 70 Jahre. In voller, geiſtiger Friſche bollendete geſtern Herr
Prokuriſt Kearl Becker, ſeit 43 Jahren ununterbrochen im Hauſe
der Firma Maſchinenfabrik Goebel tätig, ſein 70. Lebensjahr. Es
wurde eine kleine Feier veranſtaltet, wobei Herr Becker bei
Darbring=
ung der Glückwünſche durch Ueberreichung von Geſchenken ſowohl
ſei=
tens der Firma, als auch der Beamten beſonders geehrt wurde.
Durch das unbekannte Neuguinea.
* Die deutſchen Expeditionen in dem früher deutſchen Teil
er Inſel Neuguinea haben dieſes bis dahin ganz unbekannte
and der Wiſſenſchaft erſchloſſen und dadurch den Niederländern
den Anſporn gegeben, auch den niederländiſchen Teil, der die
anze Weſthälfte der Inſel umfaßt, näher zu durchforſchen. Ueber
bedeutenden Erfolge der niederländiſchen
Neu=
uinea=Expedition hielt ihr Leiter Dr. P. T. Hubrecht
der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde einen Vortrag, deſſen
nhalt in den „Naturwiſſenſchaften” mitgeteilt wird. Den
Ab=
hluß ſeiner Unternehmung bildete die Beſteigung der 4700
Teter hohen ſchneebedeckten Wilhelmina=Spitze, der
öchſten Erhebung Neuguineas, die bereits der deutſche Forſcher
r. Lorentz 1910 beſtiegen hatte. Der beſte Zugang zu dem Berge
rfolgt von Norden her längs des Lamberamo=Fluſſes, der in
r Nähe der Küſte nicht ſchiffbar iſt, da er in Stromſchnellen ein
twa 1000 Meter hohes Gebirge durchbricht, aber weiter oberhalb
tit Motorbooten befahren werden konnte. Als Träger und
ſootsleute benutzte die Expedition eingeborene Sträflinge und
ie als Kopfjäger bekanuten Dajaks aus Borneo, die im Rudern
und Schwimmen große Geſchicklichkeit zeigten. Die Eingeborenen
ragen Fertvollen Muſchelſchmuck und in der durchbohrten
Naſen=
cheidewand einen Stab, der an Länge die Breite des Kopfes
er=
eicht. Das Vordringen am Nordabhang des Gebirges geſtaltete
ich in 1400 Meter Höhe ſehr ſchwierig, da die Bäume ſtark mit
ganz durchnäßtem Hängemoos bewachſen ſind. Später gelangte
nan dann wieder in bewohnte Gegenden mit gutem Klima,
rachtvollen Tälern und lachenden Auen. Die Gebirgsbewohner
ſaben runde, mit Gras bedeckte Holzhäuſer, tragen Netze auf dem
opf, aber wenig Schmuck. Ihre Waffen ſind Pfeil und Bogen,
uind als Schilde haben ſie hölzerne, korſettähnliche Panzer um
den Leib. Die Frauen ſind mit einem Grasſchurz oder einer Art
Netzgewand begleitet. Die erſten Weiber, auf die man ſtieß,
er=
egten dadurch Verwunderung, daß ſie bei der Feldarbeit
Zigar=
en rauchten. Die Eingeborenen, die nicht die geringſte Furcht
vor der Expeditionskarawane zeigten, leben noch in der
Steinzeit=
eriode und kennen kein Ciſen. Sie haben eine merkwürdige
Form der Trauer beim Tode eines Familienangehörigen; ſie
acken ſich nämlich ein bis zwei Glieder eines Fingers ab, und
ſo läßt ſich aus der Größe der Verſtümmelung ihrer Hände die
Zahl der Todesfälle in der Familie erkennen. Als Trauerzeichen
nach dem Ableben feine: Frau trägt der Witwer einen
Weiber=
ock. Die Wohnhütten der Eingeborenen, reichten bis in eine
Höhe von 2800 Meter. Als die Expedition ſchließlich den Gipfe
des Wilhelmina=Berges erreichte, machte ſie die Entdeckung, daß
der kleine Hängegletſcher, den man früher dort gefunden hatte,
verſchwunden war. Er iſt wahrſcheinlich nach einem Erdbeben,
wie ſie ziemlich häufig vorkommen, von dem ſtark geneigten Hang,
auf dem er lagerte, in He Tiefe geſtürzt.
* Zeitungsdruck ohne Setzer. Unter dieſer Bemerkung
be=
findet ſich im Tagblatt Nr. 9 eine Abhandlung, die längſt
be=
kannte Praktiken als neue Maßnahmen auf drucktechniſchem
Ge=
biete erſcheinen laſſen. Nur dem theoretiſch Intereſſierten können
ſich hier Ausſichten eröffnen, die ja längſt in Wirklichkeit
vor=
handen ſind. Seit Jahren kennen wir in Deutſchland die
Her=
ſtellung des Manuſkriptes auf der Schreibmaſchine, wie die
Uebertragung auf Stein oder Zink. Der Offſetdruck, aber auch
die Durchleuchtungs= und ſonſtigen Verfahren (Manul) ſind als
Druckverfahren allgemein eingeführt. Es iſt lediglich nicht
be=
kannt geworden, daß täglich erſcheinende Zeitungen zu dieſen
Druckverfahren übergingen. Sollte das Verfahren, das
Manu=
ſkript mit entſprechend eingerichteten Schreibmaſchinen zu
ſchrei=
ben, ſich in der Praxis einführen, ſo würde dies lediglich eine
Ablöſung der Setzmaſchine ſein; die dann an der Schreibmaſchine
Beſchäftigten müßten, genau wie an der Setzmaſchine, gelernte
Schriftſetzer ſein. Es hat ſich ja gelegentlich der Einführung der
Setzmaſchine gezeigt, daß es nicht möglich iſt, mit
Schreib=
maſchinendamen an der Setzmaſchine einen einwandfreien, glatten
Fortgang gewährleiſtenden Satz herzuſtellen. Auch die
Aus=
nahmen beſtätigen hier nur die Regel. Somit bedeutet dieſes
von Herrn Fritz Hanſen in der „Umſchau” angekündigte
Ver=
fahren abſolut keine Neuerung. In Deutſchland werden eine
große Reihe von Zeitſchriften im Offſetdruck unter Zuhilfenahme
des Durchleuchtungs= und Manulverfahrens hergeſtellt. Ich
nenne z. B. nur die umfangreiche Zeitſchrift des „Vereines
deut=
ſcher Ingenieure” ſowie „Die Landmaſchine”, die in genanntem
Verfahren hergeſtellt werden, nur mit der einzigen Ausnahme
gegenüber der von Herrn Fritz Hanſen ausgeſprochenen Idee,
daß der Satz von Setzern hergeſtellt wird, von dieſem Satz die
Uebertragung erfolgt, alſo unter Ausſchluß von Schreibmaſchinen
oder ähnlichen, für dieſen Zweck hergeſtellten Anlagen. Daß man
natürlich die Herſtellung von Druckplatten für Buchdruck
ver=
mittelſt Zinkätzungen von Schreibmaſchinen=Manuſkripten machen
kann, iſt in Deutſchland im ſogenannten Akzidenzdruck ein
alt=
bewährtes Verfahren. Setzer und Drucker, die in Deutſchland
wohl immer gleichzeitig an einer Lohnbewegung beteiligt ſind,
unterſcheiden ſich von ihren amerikaniſchen Kollegen dadurch, daß
dieſe geſondert ihre Maßnahmen treffen. Es nützt alſo hier die
Kliſchierung von auf Schreibmaſchinen geſchriebenen Vorlagen
nichts, denn dieſe müſſen immer erſt noch gedruckt werden. Rtz.
* Die verſchobene Hochzeitsreiſe. Eine reizende Anekdote
erzählt Anatole France von dem bekannten engliſchen
Kulturhiſtoriker Sir James Frazer, der zurzeit
mit ſeiner Gattin in Frankreich weilt. Als Frazer in den
Ehe=
ſtand trat — ſeine Erwählte war eine Franzöſin, die zu ſeinen
Bewunderern zählte —, ſteckte er gerade mitten in der Arbeit an
dem zweiten Band eines groß angelegten Werkes über Sitten
und Gebräuche im Erziehungsweſen. „Wenn ich den Band
be=
endet habe,” erklärte er ſeiner jungen Gattin, „wollen wir unſere
Hochzeitsreiſe antreten.” Aber der unermüdliche Forſcher
ent=
deckte Tag für Tag ſo viel neues Material, daß ihm ſein Werk
unter den Händen immer weiter wuchs: es folgte ein dritter und
dann ein vierter Band. Darüber vergingen zwei Jahre; aber
ſchließlich hat alles ein Ende, auch das umfangreichſte
Studien=
werk. So erklärte denn Frazer eines Tages ſeiner vergnügt
aber will ich meine Freunde noch einmal zu einem Feſtmahl
ein=
laden.” Lady Frazer kannte ihren Gatten nur zu gut, und ſie
ſetzte ihn deshalb bei Tiſch zwiſchen zwei Freunde, von denen
ſie annehmen durfte, daß ihre Unterhaltung nicht etwa dem
Gatten die Anregung geben würde, ſeinem Werk noch einen
fünften Band hinzuzufügen. Dieſe zuverläſſigen Prſonen waren
ein Diplomat von beruflicher Verſchwiegenheit und Anatole
France, dem man ebenfalls keine Redſeligkeit nachſagen kann.
Alles ging gut, bis ſich am Schluß ein Gaſt zu einem Trinkſpruch
erhob, den er mit den unglücklichen Worten einleitete: „Es iſt
hierzulande ein althergebrachter Brauch, daß ein neuer Pächter,
wenn er auf die Geſundheit des Eigentümers trinkt, vorher aus
ſeinem Weinglas ein paar Tropfen auf den Herd des Hauſes
gießt.” Bei dieſen Worten tat James Frazer einen
Freuden=
ſprung. Sie hatten ihm einen neuen Volksbrauch enthüllt, und
er begann ſofort nach Tiſch, den fünften Band ſeines Werkes
in Angriff zu nehmen. Damit war die Hochzeitsreife wieder
auf unbeſtimmte Zeit hinausgeſchoben.
— Wieder zu Ehren gekommen. Vor ein paar Jahren hat
man die gelben Poſtkutſchen und =ſchlitten, die ſo manches
aus der guten alten Zeit zu erzählen wußten, mit einem
Trauer=
flor verſehen in die Rumpelkammer verſtoßen. Doch die
auto=
vergötternde Neuzeit hatte, wie man aus dem Toggenburg
ſchreibt, die Rechnung
aufrecht zu erhalt
Beba
zum
Gründern
mee
Beka
Nummer 11
Darmſtädter Tanblatt, Freitag, den 11. Jaltuar 1921
Baukaſſenſcheine und Linderung
der Wohnungsnot.
— Um ſich die erforderlichen Mittel für den Neubau von
Wohnungen zu ſchaffen, gibt die Stadt Darmſtadt eine Anleihe
in Form von Baukaſſenſcheinen über 10 Goldmark heraus. Die
Abgabe dieſer Scheine erfolgt bei der Stadtkaſſe. Die
Schein=
inhaber haben das Recht, Hartlaubholz frei Wald oder den
Gegenwert nach dem Verſteigerungserlös von der Stadt zu
empfangen. Die Holzabgabe in Natur erfolgt nur in vollen
Raummetern, d. h. wenn mindeſtens 10 Scheine zum Bezug
zuſammengelegt werden. Die Wertbeſtändigkeit iſt gewährleiſtet
durch entſprechende Verzinſung und Tilgung mit Holz oder durch
den Verſteigerungserlös. Der Erwerb der ſtädtiſchen
Baukaſſen=
ſcheine bietet eine günſtige Kapitalanlage. Er verſchafft dem
Erwerber weiter gutes Brennholz und gibt der Stadt Mittel in
die Hand, um Wohnungen neu ſchaffen zu können. Geldinſtitute,
auch ſonſtige Körperſchaften, die Geld nutzbringend anlegen
wollen, ſeien auf den Erwerb von Baukaſſenſcheinen der Stadt
Darmſtadt hingewieſen. Alle Wohnungsloſen und
Wohnung=
ſuchenden haben ein großes Intereſſe an der Wiederaufnahme
der Bautätigkeit.
— Linderung der Wohnungsnot. Wer ſich bei der hieſigen
Stadtkaſſe Baukaſſenſcheine erwirbt, verſchafft ſich preiswertes
Brennholz und ſeinen Mitmenſchen Wohnungen.
— Aerzte und Kraukenkaſſen. Der Landesausſchuß der Aerzte
Baherns und die Arbeitsgemeinſchaft baheriſcher Krankenkaſſenverbände
haben die Errichtung eines Landesausſchuſſes zur Regelung
der Beziehungen zwiſchen Krankenkaſſen und
Aeuz=
ten vereinbart.
Ermäßigung der Gütertarife. Bei der Reichsbahn ſind eingehende
Unterſuchungen angeſtellt worden über die Möglichkeit, die
Eiſenbahn=
gütertarife herabzuſetzen. Gegen die auch vom Reichsverkehrsminiſterium
als wünſchenswert und erſtrebenswert bezeichnete Herabſetzung der
Gü=
tertarife ſprechen ſowohl die angeſpannte Geldlage der Eiſenbahn als
auch die ungedeckten fortlaufenden Koſten für die Ruhrbeſetzung. Trotz
dieſer erheblichen Bedenken" hat ſich der Reichsverkehrsminiſter
ent=
ſchloſſen, am 20. Januar eine Ermäßigung der normalen Gütertarife
umm 8 Prozent eintreten zu laſſen.
— Stenographie. In Deutſchland und nicht ſveniger in Heſſen hat
in den letzten Jahren Induſtrie und Handel die große Bedeutung und
Wichtigkeit der Stenographie" für die Vereinfachung und Verbilligung
der Verwaltung erkannt, und von den Angeſtellten die Kenntnis der
Stenographie verlangt. Ein Beweis dafür iſt auch die Einführung von
Fertigkeitsprüfungen bei der Handelskammer. Auch die heſſiſche
Regie=
rung verlangt ſeit einiger Zeit von den Beamtenanwärtern Beherrſchung
der Stenographie und Schreibmaſchine. Allen Beamten und ſolche, die
die Beamtenlaufbahn ergreifen wollen, kann deshalb gerade jetzt die
Er=
lernung der Stenographie dringend empfohlen werden. Gelegenheit zur
Erlernung unter Leitung ſtaatlich geprüfter Lehrer bietet ſich bei dem
Gabelsberger Stenographenverein von 1861 in der Ballonſchule. Neue
Kurſe in Stenographie und Maſchinenſchreiben beginnen dortſelbſt am
15. und 18. Januar 1924. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Volksküche. Wie wir vernehmen, ſoll der Betrieb der Volksküche
im Volkshauſe, Riegerplatz 3, wieder aufleben; die Leitung der Küche
will der Jungdeutſche Orden übernehmen.
n. Wuchergericht. Den Vorſitz des am hieſigen Landgericht
beſtehen=
den Wuchergerichts wird nunmehr Landgerichtsdirektor Neuroth führen,
Beiſitzer ſind Landgerichtsrat Schmidt 2. und Amtsgerichtsrat Gläſer,
deren Stellvertreter die Landgerichtsräte Dr. Fuchs und Raab. Eine
größere Verhandlung gegen zahlreiche Odenwälder Landwirte wegen
Preistreiberei in Butter wird vorausſichtlich im Laufe des Monats
ſtattfinden.
Sonntagsdienſt der Apotheken.
In den Monaten Januar, Februar und März 1924 iſt der
Sonntagsdienſt der hieſigen Apotheken, wie folgt, geregelt.
Sonntagsdienſt haben jeweils gleichzeitig in nachſtehender
Reihen=
folge:
a) die Apotheke am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9 und die
Einhornapotheke, Kirchſtraße 10½;
b) die Merck’ ſche Apotheke, Rheinſtraße 9 und die
Beſſun=
ger Apotheke, Karlsſtraße 111;
c)die Hofapotheke, Ballonplatz 11, die Adler=Apotheke,
Wilhelminenplatz 17 und die Hirſch=Apotheke, Nieder=
Ram=
ſtädter Straße 21.
Mit dem Sonntagsdienſt am 13. Januar beginnen die unter
genannten Apotheken.
Den Nachtdienſt verſehen:
Vom 12. Januar abends bis 19. Januar früh: die Apotheke am
Juſtizpalaft und die Einhornapotheke; vom 19. Januar abends bis 26.
Januar früh: die Merck’ſche Apotheke und die Beſſunger Apotheke; vom
26. Januar abends bis 2. Februar früh: die Hof=Apotheke, Adler=
Apo=
thete und Hirſch=Apotheke; vom 2. Februau abends bis 9. Februar früh:
die Apotheke am Juſtizpalaſt und die Einhornapotheke; vom 9. Februau
abends bis 16. Februar früh: die Merck’ſche Apotheke und die
Beſſun=
ger Apotheke; vom 16. Februar abends bis 23. Februar früh: die Hof=
Apotheke, Adler=Apotheke und Hirſch=Apotheke; vom 23. Februar abds.
bis 1. März früh: die Apotheke am Juſtizpalaſt und die
Ein=
hornapotheke; vom 1. März abends bis 8. März früh: d.
Merck’ſche Apotheke und die Beſſunger Apotheke; vom 8. März abends
bis 15. März früh: die Hof=Apothere, Adler=Apotheke und Hirſch=
Apo=
theke; vom 15. März abends bis 22. März früh: die Apotheke am
Juſtizpalaſt und die Einhornapotheke; vom 22. März abends bis 20.
Märx früh: die Merckſche Apotheke und die Beſſunger Apotheke; vom
29. März abends bis 5. April früh: die Hof=Apothefe, Adler=Apothefe
und Hirſch=Apotheke.
Für die katholiſchen Gemeinden in Darmſtadt wird nachträglich
für 1923 eine örtliche Kirchenſteuer erhoben, die ſich genau ſo
be=
rechnet, wie die Nachzahlung für die allgemeine Kirchenſtener. Letzter
Termin iſt der 15. Januar 1924. (Siehe Anz.)
Jagdglück. Der Tierausſtopferei E. Schließmann ju. wurde ein
Prachtexemplar von einer Wildgans oder Graugans (Anſer einereus,
zum Ausſtopfen eingeliefert. Der Vogel, der bei Zwingenberg (Bergſtr.)
erlegt wurde, ift in unſerer Gegend äußerſt ſelten, und iſt ſehr ſchwer
zu ſchießen. Gewicht 7½ Pfund.
u. Strafkammer. Das in einer Offenbacher Mädchenſchule ertönende
Lied „Deutſchland, Deutſchland über alles” am 10. Auguſt v. Js. erregte
mehrere kommuniſtiſche Gemüter; man drang kurzerhand in das
Ge=
bäude gemeinſam ein und ſtellte den Lehrer der betreffenden Klaſſe
dro=
hend zur Rede. Von den Tätern dieſes ebenſo kindiſchen wie rohen
Streichs konnten nur der 23jährige Arbeiter Georg Nikolaus Uſinger und
der 21jährige Maler Karl Lüpke ermittelt und aus den §§ 114, 123
St. G.B. angeklagt werden. Der Letztgenannte hat es inzwiſchen
vorge=
zogen, durch Flucht der Verantwortung für jene politiſche Betätigung
aus dem Wege zu gehen. Damals jedoch ſpielte er den Wortführer,
ſchwang gegenüber jenem Lehrer den Stock und äußerte, wenn der
Ge=
ſang nicht unterbleibe, werde er mit fünfhundert Arbeitern wiederkehren.
Als der von dem Vorfall benachrichtigte Schulrektor nach der Polizei
ſchickte, verſchwanden die Störenfriede. In der jetzigen Verhandlung
verteidigte ſich der Angeklagte U. als Anarchiſt damit, daß er, damals
erwerbslos, ein ſolches Lied anzuhören nicht vermocht habe, gefiel ſich
auch ſonſt in belangloſen Phraſen. Er wurde für den gemeinſamen
Hausfriedensbruchs zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. — Die unter
Aus=
ſchluß der Oeffentlichkeit geführte Verhandlung gegen den 40jährigen,
verheirateten Fuhrmann Wilhelm Schmitt aus Pfungſtadt endigte mit
Verürteilung wegen Verbrechens nach/ § 173, 176, Abſ. 3 St.G.B. zu
2 Jahren Zuchthaus, abzüglich 4 Monate Unterſuchungshaft. Der
An=
geklagte iſt ſeiner an der eigenen Tochter verübten Tat geſtändig.
Seite 5.
Die Dezember=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Winters war im Allgemeinen zu katt,
wwas namentlich von ſeinem letzten Drittel zu ſagen iſt, während er
hin=
ſichtlich der Niederſchlagsmenge annähernd normal war. Das Monats
mittel der Temperatur betrug 0,5 Grad Celſius (2,1 unter normal
während ſich die Gegenſätze auf 7,3 Gr. über Null am 17. und 15,4unter
Null am 31. ſtellten. Froſttage gab es 19, und ſogen. Eistage (
Tem=
peratur ſtändig unter Null) wurden 2 derzeichnet. Bemerkensſver
war als Folge ſtarken Schneefalls und darauf folgender heller Nacht
der Temperaturſturz am 31., der in Michelſtadt und Freiweinheim
Kältegrade von 21,8 und 23,7 brachte. Die Bewölkung war der
Jahreszeit entſprechend ſehr ſtark, da nur 1 heiterer Tag neben 20
trüben vorkam und die Bewölkungsziffer den hohen Wert von 7,8
er=
reichte. (10 bedeutet völlige Trübung). Polare und äquatoriale Winde
hielten ſich annähernd die Wage, ſtarke Luftſtrömungen blieben aus.
An 20 Tagen mit Niederſchlag, wovon 11 mit Schnee, wurde eine Nie
derſchlagsmenge von 55,5 Millimeter gemeſſen, wovon auf den 29.
al=
den näſſeſten Tag 12 entfielen. Erſterer Betrag entſpricht faſt genau
dem langjährigen Durchſchnitt. Die erſte Monatshälfte war faſt ganz
trocken geblieben, während vom 21. bis Monatsſchluß eine zuletzt 20
Zentimeter erreichende Schneedecke lag.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachter
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Kriegerverein 1874 Darmſtadt E. V. Die Mit
glieder werden aufgefordert, zu der am Sonntag, den 13. d. Mts.,
vor=
mittags 11 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße, ſtattfindenden
Monats=
verſammlung zu erſcheinen. Tagesordnung: 50jähriges Jubiläun
Mitgliedsausweife mitbringen, da Türkontrolle. Gleichzeitig wir
darauf aufmerkſam gemacht, daß ſämtliche Bücher unverzüglich an der
vekannten Terminen abzugeben ſind. Die Mitglieder und Freunde de=
Vereins werden zu dem am 12. d. Mts., abends, wie immer im Ver
einszimmer „Weißer Saal” bei Chriſt, Grafenſtraße, ſtattfindender
gemütlichen Abend mit Damen (Muſik, Geſang, Vortrag uſw.
herzlichſt eingeladen.
— Turngeſellſchaft Därmſtadt. Wanderabteilung. Als
Schlußveranſtaltung der Abteilung findet am nächſten Samstag im
gut=
geheizten Kneitſaale des Vereinshauſes unſer Dekorierungsfeſ
ſtatt. Ein abwechslungsreiches Programm unter Mitwirkung der Sing
mannſchaft des Vereins iſt für dieſen Abend zuſammengeſtellt worden
Die Mitglieder werden gebeten, an dieſem Abend, wenn möglich, in
Wanderanzuge zu erſcheinen. Zur Verſchönerung des Programms wird die
Hauskapelle einige Muſikſtücke vortragen. — Am Sonntag
nachmitta=
findet, wie ſchon durch Anzeige in dieſem Blatte bekannt gegeben, die
Hauptverſammlung des Vereins ſtatt. Die Wichtigkeit der
Tagesordnun=
erſordert ein zahlreiches Erſcheinen ſämtlicher Mitglieder.
Hiſtoriſcher Verein. Am Montag, den 14. ds. Mts
ſpricht Herr Dr. med. Heinrich Loſſen=Darmſtadt über: „Das
Spitalweſen in Heſſen vor der Reformation”.
Be=
ginn 6 Uhr im Saale des Realgymnaſiums, Eingang Kirchſtraße,
Vogelsberger Höhenklub. Auf die am Sonntag, den
13. d. Mts., ſtattfindende Wanderung wird nochmals hingewieſen.
— Vortrag. Auf den heute abend ſtattfindenden Vortrag des
früheren preußiſchen Kultusminiſters Reg.=Präſident Du. Haeniſch
im Städt. Saalbau über „Das geiſtige Deutſchland und die Repüblik”,
wird nochmals beſonders aufmerkſam gemacht. (Näh. ſ. Anz.
Kunſtnotizen.
(ſeber Werfe, Künſiler und künſiſeriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnu
geſchieht. behält ſich die Redaktion ihr Urtel vor.
In dem Sonatenabend von Göſta Andreaſſon
und Guſtav Beck am kommenden Samstag in der Kunſt und
Kera=
mik erregt Beethovens „Kreutzer Sonate” ganz beſonderes
Ju=
tereſſe. Bekanntlich hat dieſes gewaltige Werk Tolſtoi die Anregung zu
einem Roman gegeben. Die Sonate iſt hier ſeit langer Zeit nicht
ge=
hört worden. Um ſo erferulicher iſt es, wenn ſie uns von ſo berufener
Seite wieder näher gebracht wird. Karten bei Konzert=Arnold,
Wilhelminenſtraße 9.
Heute billiger Fiſchverkauf
Täglich friſche Seefiſche
Rollmöpfe, Heringe, Bücklinge,
Oelfardinen, Konſerven (=
Beſte Qualitäten! Billigſte Preiſe!
Rüdel, 22 Gr. Ochſeng. 22.
Bebauungsplan.
Der auf Grund Verfügung
Mini=
ſteriums des Innern vom 14. vor. Mts
feſtgeſtellte Bebauungsplan, für das
Gelände nördlich des Rhönrings,
zwiſchen der projektierten Straße
B und der Kranichſteiner Straße,
liegt bei dem Städt. Hochbauamt zur
(st36‟
Einſicht offen.
Darmſtadt, den 8. Jan. 1924.
Der Oberbürgermeiſter.
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter Bbei der Firma:
Stoffetiketten=
fabrik, Aßtiengeſellſchaft,
Darm=
ſtadt: Duich Beſchluß der
Generalver=
der Geſellſchaftsvertrag geändert. Die
Bekleidungen jeglicher Art. Das
Grund=
kapital iſt um 400 000000 Mark erhöht
es beträgt jetzt 500 000 000 Mark. Es
wer=
den ausgegeben 400 000 Stück neue auf
den Inhaber lautende Stammaktien über
je 1400 Mark, davon 200000 Stück zum
Kurſe von 1000 100 000 Sück zu 25
Goldpfennig die Aktie und 100 0 0 Stück
zum Kurſe von 110‟ — Die von den
Gründern bei der Gründung
übernom=
menen alten Aktien gewähren je 1
(371
Stimmen.
Darmſtadt, den 5. Jan. 1924.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Möbl. Zimmerß
Vornehm möbl.
Wohn=
u. Schlafzim.zu derm
Hügelſtr 15, Lad. /250a
Waldſtr. 46
Hth. I., bei Vinſon,
einfachmöbl. Zimmer
mit Penſ. z. vm. (*81
BBumieten geſucht
Alt Dame, Wive.,
einf. Charakter, ſucht
1Zimmer, wv. a. koch
ſpül, flick. uſw. Auch
Möb, Plattof z.
Ver=
füg. Stadt o. Land/e"
Sauerwein, Rheinſtr. 7, L.
Ausl. Student
ſucht ſof. 1-2 möbl.
Zimmer. Sämme
Frankfur erſt. 16½,II. (
Herren ſuchen zwei
möblierte Zimmer
(Wohn= u. Schlafz.).
Angeb.: Theaterpl. 2,
2. St., Berg. (*e3mfg
ſammlung vom 26. November 1923 iſt Freundlich
Firma iſt geändert in Bekleidungs= Mobl. Zimmer
und Stoffetikettenfabrik, Abtienge= v. ſelid. Herrn (Jug.)
ſelſchaft. Der Gegenſtand des Unter= mögl. Nähe Schulſtr.
geſucht. Angebote an
nehmens iſt jetzt auch: Herſtellung von o. Lange, Schulſtr. 6.
Ehepaar
ſucht 1—2 möbl.
Zimmer
mit Kochgelegenheit.
H. Benz,
Grafen=
ſtraf
Bekanntmachung.
Für die katholiſchen Gemeinden in
Darmſtadt wird nachträglich für 1923
eine örtliche Kirchenſteuer erhoben, die
ſich genau ſo berechnet, wie die
Nach=
zahlung für die allgem ine Kirchenſteuer
Letzter Termin iſt der 15. Januar 1924
Die Kirchenvorſtände
von St. Ludwig. St. Eliſabeth, St. Martin.
(362
St. Fldelis.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
Mopl.
Zimmer
per ſofort geg. zeit
gem. Miete geſucht
Arigebote an Mont
Götz, Dacuſt Tagb! (
Aeltere Dame und
ihr Sohn ſuchen für
Januar oder ſpäter
3 möbl. Zimmer mit
elektr Licht u. Küchen
benutzung,
vorbehalt=
luc, Genehmignng d.
W3 A. Angeb. unt
D 19 an die
Ge=
ſchäfts elle.
Haus=Verkauf.
aſſ. Mehrfamilienhaus mit Garten
810
preiswert verkäuflich.
Intereſſenten wenden ſich an
Notar=Prakt. Beißwanger
z. Zt. Hotel Schmitz, Darmſtadt,
Rheinſtra
erteilt P
Münterrichtk8 Wer toieſiſch
jähr. Jung
Geigen-
unterricht?
Ing. mit Preis und
C140 Geſchſt. (74
jebote 1
ftsſtelle.
D
ert franz. Nachh.
Wer f.10j. Mädch z
Er 2 Ang. u. D 20
Zeſchäftsſtelle, (*
Gebildete Dame
ſucht Penſion in gut.
Hauſe, eventl. auch
Zimmer m. Frühſtück,
geg gute Bezahlung
Ang. an Paul Wildau,
Hobrechtſtr. 4. (*788
Ackergrundſtück
Acker am
Heinrich=
wingertsweg
3662 qm guter Boden
auch für Bauplatz
ge=
eignet, zu verkaufen.
Angebote u. D 13
Geſchäftsſtelle. (
Sonderangebot
für
Freitag, 11.Januar
Samstag, Ia-Bandar
in
Teppichen/Brücken
Vorlagen /Divan- u.
Tischdecken / Fellen
gewährleistet Ihnen große
Vorteile
Phil
Soil Hlllln
Hachf.
G. m. b. H.
6 LUDWIGSPLATZ 6
preistvert zu verkau
Angeb. u. C 138 ar
die Geſchſt erb. (*745
Eckhaus
mit Wirtſchaft u. be
ziehbarer 3 Zinimer
Wohnung, auch f
Metzger geeignet, eit
ſchl. ſämtl. Inventa
f. 45 000 G =M., (*30
Lan dhaus
in Auerbach, 4
Zim=
mer, Bad, Diele,
500 qm Garten, fü
12 000 G.=M.
verkäuf=
lich und alsbald be
ziehbau. Näheres
Im=
mobilienbüro, Karl
Zlenz, Georgenſtr.
r. 13, I. Te eph 2881.
7 trock. Eichen= u. Buchenbrennholz
Heinrich Funk, Wilhelmſtr. 40. (227a) Telephon 446.
Größ. Anweſen
in beſter
Geſchäfts=
lage in Pfungſtadt,
Eberſtädterſtr. 32, mit
größerem Garten zu
verk. Näh. L.
Nung=
ſſer, Rügnerſtr 29
Teleph. 23. (375fig
Einfamilien-Haus
mit Garten, Gas,
elekt. Licht u
Waſſer=
leit. vorh., kann ſof.
bezogen werden,
1 Acker mit 1 Morg.
Wald zu verk.
An=
fragen u. C 141 ar
die Geſchſt.
in Straßer
Acker garten 7683
997 qm geg. Höchſtgeb
verk. Angeb. ur
C115 Geſchäftsſtel
Weick älterer, gu
ſituierter, gebildeter
Herr ohne Anhang,
wenn auch
pflege=
bedürftig, wäre
ge=
ueigt, mit älterer,
beſſerer Witwe mit
eigenem Haus und
guter Ausſtaffierung
einen gemeinſchaftl
Haush It
aufzuneh=
men? Angeb. unter
D5
Siermarkt
1 Paar
ſtarke Springer
zu verkaufen
Obergaſſe 16.
Dackel (Rüde), braun
mit gelb. Abzeichen
12 Wochen, ſchönes
Tier, abzugeb. Zotz
Grafenſtr. 27, I. (*837
1ſehr wachſamer
Hofhund(Dogge)
½ Je
Pfungſtadt,
Wolfshündi, 1J
alt, ſehr wachſani, in
gute Hände z vk. (*811
Ernſt= Ludwigſtr.
Airedale=Terrier=H
Schade &
Tgrabe
2
Garantie
reines Schmalz
. . Pfund 90
Pfun
Kokosfett . . Tafel 7 3 Pfd. 60X
un
Fein
Würrel 60y
Tafel= Margarine
Allerfeinſte Tafelmargarine
Moenus extra
Pfund=
Würfel (
. . Pfund 329
Erbſen, gelbe, halbe .
Erbſen, grüne mit Schale . . . Pfund 34
Bohnen, weiße, I. .. . . . . Pfund Zu
Bohnen, weiße Rangoon . . . Pfund 24
Grünkern, gemahlen . . . . . Pfund 36=
.. . Pfund 26
Haferſlocken, loſe
E Magnet=Haferflocken —
Pfund=Paket 20 S
1 Pfund=Paket 3G 5
Blütenmehl Nr. 0 .
. Pfund 20₰
Allerfeinſt. Blütenmehl Nr. 00 Pfund 23 ₰
.. . Pfund 26 d
Vollreis Ia .
Feiner Tafelreis . . . . . . . Pfund 36
ebrannt, reinſcht
S. & F. Kaffee‟
Pfund 2.9
extrafeine Miſchungen
½2 Pfund=Paket 2.00 und 1.70
H. & F. Kafento (Bohnenmiſchung)
vorzüglicher Erſatz für reinen Bohnenkaffee
mit 400
Bohnenkaffee
Pfd= 2
Paket ( 0.
mit 259
Bohnenkaffee
½ Pfd.=5
Paket 92.
mit 10%
Bohnenkaffee
Pfd=
Paket 309
in Original=
5. & F. Malzkaffee Packung
Pfund
Paket 309 Paket 169
4 Pfund
5. & F. Kakao
Paket 48 und 36.
Große ſchwere
Eier... Stück
3 und
19
Limburger
Käſe . Pfund 1.40
Fernnene
Räſe . Pfund
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.
Nummer 11.
Stadtverordnetenverſammlung
Der neue Gas= und Waſſerpreis.
* Darmſtadt, 10. Januar.
Herr Bürgermeiſter Mueller eröffnete die geſtrige
Stadtder=
ordnetenſitzung um 5 Uhr. Er begrüßte zunächſt den Stadtverordneten
Niemann, der zum erſtenmal feit eimem Jahr wieder an einer
Sitzung teilnehmen konnte. Er erteilte darauf dem
Beigeordneten Ritzert
das Wort, der u. a. zur Gas= und Waſferpreisfrage
fol=
gendes ausführte:
Wenn wir uns heute wieder mit dieſer leidigen Gas= und
Waſſer=
preisfrage befaſſen müſſen, ſo dürfen Sie mir nachfühleu, daß es mir
umangenehm iſt, aber die Notwendigkeit, daß wir uns mit dieſer Frage
zu befaſſen haben, wird. Ihnen zweifelsohne ebenſo vor Augen ſtehen,
wie mir. Die tieferen Gründe, die dazu führten, die Gas= und
Waſſer=
preiſe neu zu regeln, ſind von der Verwaltung eingehend geſchildert
worden. Ich brauche mich darüber nicht weiter zu verbreitern. Sie
können feſt überzeugt ſein, daß ich ſie gründlich ſtudiert habe. Ich
will nur eins betonen, daß die letzte Regelung, die gegen die Stimme
der Verwaltung erfolgte, zu einem Defizit von 122000 Goldmark
ge=
führt hat. Unſere Schulden ſind aber noch größer, weil auch aus
der Subſtanz gewirtſchaftet worden iſt. Auch andere Städte, die viel
günſtiger bezüiglich des Kohlenbezuges liegen als wir, haben ebenſo hohe
oder noch höhere Gas= und Waſſerpreiſe als wir. So beträgt
beiſpiels=
weiſe der Preis in Altona 25 Pfg., in Duisburg für Leucht= und
Kochgas 27, für Gewerbegas 26 Pfg., in Hamburg 25 Pfg.,
Heidel=
berg 26 Pfg., in Wilhelmshaven ſogar 28 Pfg. Wir haben im Oktober
und November nur 8 Pfg. bekommen. Und das hat ſich ſpäter mit
dem Anwachſen des Lebenshaltungsindex wieder etwas ausgeglichen,
aber auch zuletzt verkauften wir den Kubikmeter noch für 13 Pfg.
Wir benutzen ausſchließlich oberſchleſiſche Gaskohle. Der Preis dafür
iſt ſeit dem 1. Januar um 8 Pfg. von 1908 Mk. auf 19 Mk. pro
Tonne heruntergegangen. Zu dieſem Preis von 19 Mk. kommt noch
die Fracht in gleicher Höhe, ſo daß wir mit einem Kohlenpreis von 38
Goldmark pro Tonne zu rechnen haben. Bei dem Waſſerwerk liegen
die Verhältniſſe noch ungünſtiger, da der Transport ſehr verteuernd
wirkt, weil das Werk im beſetzten Gebiet liegt.
Ia dem Kampf, der gegen die Tarifpolitik der Verwaltung geführt
wird, wird immer wieder darauf hingewieſen, daß wir in unſerem
Werk unwirtſchaftlich, arbeiten. Dazu muß ich erklären: Unſer
Gas=
werk iſt durchaus neuzeitlich im wahrſten Sinne des Wortes. Es iſt ſo
neuzeitlich, daß ſogar anläßlich der Tagung des Vereins deutſcher
Gas= und Waſſerfachmänner in Homburg v. d. Höhe eine große
An=
zahl von Beſuchern hierherkam, die ſich unſer Werk anſehen wollten,
weil es als das neuzeitlichſte Werk in ganz Deutſchland angeſprochen
werden kann. Mar, hat damals über unſere Einrichtung nur durchaus
Lobenswertes von ſeiten dieſer Fachmänner zu hören bekommen. Wir
haben im Frieden eine Waſſergasanlage eingerichtet. Man hat dieſe
Einrichtung begrüßt, weil dadurch eine Verbilligung der
Produktions=
koſten erzielt werden konnte. Im Frieden haben wir den Koks nur
ſchwer oder zu gedrückten Preiſen abſetzen können. Wir verſuchten
da=
her, durch die Einrichtung der Waſſergasanlage den Koks ſelbſt
aus=
zunützen. Koks iſt aber jetzt ein ſehr begehrter Artikel und es iſt daher
natürlich, daß ſolche Werke, die mehr auf den Kokereibetrieb eingeſtellt
ſind, und in der Hauptſache Koks herſtellen, alſo das Gas mehr
als Nebenprodukt gewinnen, heute wirtſchaftlicher arbeiten als wir.
Das gilt beſonders auch von dem Werk von Offenbach, das immer
wie=
der als Beiſpiel angeführt wird. Das Blättchen kann ſich aber bis
morgen ändern und die Verhältniſſe wären dann ganz andere.
Wäh=
rend des Kriegs und auch in der Nachkriegszeit haben wir trotz der
mangelhaften und ſchlechten Belieferung die Verſorgung der
Be=
völkerung dank der Waſſergasanlage durchhalten können.
Es wird uns weiter zum Vorwurf gemacht, daß das Werk ja
vielleicht techniſch auf der Höhe ſei aber nicht verwaltungstechniſch, da
es nicht von kaufmänniſchen Grundſätzen geleitet werde. Man folgert
das daraus, daß ich ſeinerzeit hier geſagt habe, wir ſeien eben dabei,
unſeren Betrieb auf die kaufmänniſche Buchführung und kaufmänniſche
Verwaltung umzuſtellen. Wir ſind nach dem Geſetz als
Stadtverwal=
tung verpflichtet, unſere Betriebe nach der kameraliſtiſchen Buchführung
zu führen. Weun wir uns mit dem Gedanken tragen, bis zum 1. April
die kaufmänniſche Buchführung durchzuführen, ſo geſchieht das
ledig=
lich deshalb, weil wir durch die kaufmänniſche Buchführung mehr in
die Lage verſetzt werden, täglich uns über die Bewegung der Subſtanz
wie der Cinnahmen und Ausgaben raſch ein Urteil bilden zu können.
Im übrigen iſt durchaus damit nicht geſagt, daß die kameraliſtiſche
Buchführung der kaufmänniſchen Buchführung unterlegen iſt. Ich hoffe,
daß wir von der Regierung die Genehmigung für die Umſtellung
be=
kommen.
Man ſpricht auch in dem Kampf gegen uns von der Mentalitär
der deutſchen Gaswerke. Ein Induſtriezweig von der Bedeutung un=
Terer deutſchen Gasinduſtrie, in der eine Fülle von hervorragenden
Köpfen tätig ſind, die ſich ihr ganzes Leben lang auf dieſem Gebiete
beſchäftigt haben, iſt nicht darauf eingeſtellt, ohne kaufmänniſche
Er=
wägungen großzügig zu arbeiten. Man könnte dieſen Vorwurf
ver=
ſtehen, wenn man ihn bei den Kommunen erheben wird. Unſere
größ=
ten Gaswerke ſind ja garnicht in kommunaler Regie.
In den letzten Zeitungsartikeln wird auch von dem techniſchen
Veirat geſprochen. Ich weiß zwar nicht, wer damit gemeint iſt, ich
nehme aber an, daß ich damit getroffen werden ſoll. Das Wort
tech=
niſcher Beirgt iſt ein Zeichen dafür, daß die Herren, die den Artikel
unterſchrieben haben, ſich über die Stellung des Beigeordneten wenig
bewuzt ſind. Ich bin nicht techniſcher Beirat, ſondern Beigeordneter.
Man erhebt insbeſondere den Vorwurf, daß der techniſche Beirat ein
gerütteltes Maß an der Verantwortung zu tragen habe. Ich lehne
die Verantwortung für die Beſchlüſſe der
Stadtverordnetenverſamm=
lung ab. Ich habe mich gegen dieſe Beſchlüſſe perſönlich gewandt und
guf die Folgen hingewieſen. Die Tatſachen haben meinen damaligen
Ausführungen redt gegeben.
iſt auf der anderen Seite damit gedroht worden, daß, wenn
die Preiſe beſonders in die Höhe getrieben würden, der Konſum
zurück=
gehen würde. Im Frieden koſtete das Gas 16 Pfg. und die Kohle
etwas über 1 Mk. Heute verlangen wir 20 Pfg., alſo eine
Steige=
rung von 50 Proz,, während die Kohle über 2 Mk. koſtet. Wenn
es alſo im Frieden wirtſchaftlich war, mit Gas zu kochen, um wieviel
mehr muß es dann heute wirtſchaftlich ſein, ſelbſt bei einem Preis von
25 Pfg. mit Gas zu kochen. In Wirklichkeit hat ja auch der Gasverbrauch
bewieſen, daß wir uns in keiner abſteigenden Linie befinden.
Die Städt. Verwaltung hat nun einen einheitlichen Preis von 25
Pfg. pro Kubikmeter vorgeſchlagen, und zwar einſchließlich einer
ſo=
zialen Abgabe von 2,5 Prozent. Zur Deckung der Betriebsunkoſten
genügen 22,5 Pfg. pro Kubikmeter. Dieſer Antrag hat in der Sitzung
des vereinigten Finanz= und Betriebsausſchuſſes keine Mehrheit
ge=
funden. Die Deutſche Volkspartei und Deutſchnationale Volkspartei
haben in Verkindung mit der Wirtſchaftlichen Vereinigung den Antrag
geſtellt, den Gas= und Waſſerpreis einheitlich auf 23 Pfg. feſtzuſetzen
und zwar ohne die Verpflichtung der Ablieferung von ſozialen
Leiſt=
ungen. Man in den Ausſchüſſen dieſem Antrag mit großer
Mehr=
heit zugeſtimmt. In der Minderheit iſt auch ein Antrag der
Sozial=
demokratiſchen Fraktion geblieben, der dahin ging, daß man die erſten
50 Kubikmeter mit 21 Pfg. und den darüber hinausgehenden Verbrauch
mit 28 Pfg. berechnen ſolle. Nach dem Vorſchlag der Stadtverwaltung
würde eine Einnahme einſchließlich der ſozialen Abgaben von 163,500
Mark im Monat erzielt. Nach Abzug von 16025 Mark für ſoziale
Leiſtungen würde alſo eine Nettveinnahme von rund 147 000 Mk.
ver=
bleiben. Nach dem Vorſchlag der Deutſchen Volkspartei und der
Deutſchnationalen Volkspartei würden wir einen Betrag von 149 500
Mk., alſo einen weſentlich höheren Nettobetrag erhalten. Bei Annahme
des ſozialdemokratiſchen Vorſchlags würde eine Einnahme von nur
138 250 Mk. erreicht.
Trotz dieſer eingehenden Darlegungen des Herrn Referenten und
die Unterſtreichung ſeiner Ausführungen durch den Herrn Bürgermeiſter
Mueller und den Finanzdezernenten Daub ließen die Fraktionen ſich
von der „Notwendigkeit” der Feſtſetzung des Gas= und Waſſerpreiſes auf
25 Pfg. nicht überzeugen und beſtanden auf ihren, in den Ausſchüſſen
vorgebrachten Anträgen.
Der ſozialdemokratiſche Antrag, der für die erſten 50 Kubikmeter
einen Preis von 21 Pfg. und für die weiteren Kubikmeter 28 Pfg.
vor=
ſchlug, wurde mit 21 gegen 33 Stimmen abgelehnt.
Der Vorſchlag der Stadtverwaltung, den Gas= und Waſſerpreis
ein=
heitlich auf 25 Pfg. feſtzuſetzen, wurde einſtimmig abgelehnt.
Angenommen wurde der von der Deutſchen Volkspartei und
der Deutſchnationalen Volkspartei in Verbindung mit der
Wirtſchaft=
lichen Vereinigung eingebrachte Antrag, den Gas= und Waſſerpreis
ein=
heitlich auf 23 Pfg. pro Kubikmeter feſtzuſetzen.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Der Kartenverkauf für die von der
Deutſchen Volkspartei veranſtalteten öffentlichen
Reichs=
gründungsfeier am Freitag, den 18. Januar abends 71 Uhr,
im Großen Haus des Landestheaters iſt im Gang. Die Karten ſind auf
der D.V.P.=Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, bei. Heinrich Arnold
Wilhelminenſtraße 9 und auf dem Verkehrsbüro erhältlich. (0,50—5,00
Süferihe Wucheneſeie und Wralder der Dcg uigefhurdie
zahlen halbe Preiſe. Neben dem allgemeinen Kartenverkauf ſind die
Eintrittskarten zu ermäßigten Preiſen bei der D.V.P.=Geſchäftsſtelle
er=
hältlich. Bei der Bürgerſchaft zeigt ſich bereits jetzt ein außerordentlich
reges Intereſſe für dieſe vaterländiſche Veranſtaltung, und es darf
bielleicht empfohlen werden, ſich frühzeitig Plätze zu ſichern.
Parlamentariſches.
Beanſtandung der hefſiſchen Beſoldungsnobelle,
* Der Sonderausſchuß des Landtages nahm zu Beginn ſeiner
geſt=
rigen Sitzung einen Vortrag der Regierung über die kürzlich
verabſchie=
dete Beſoldungsnovelle entgegen. Danach hat der
Reichsfinanz=
miniſter die Novelle in 31 Punkten beanſtandet, die den
weit=
aus größten Teil des ganzen Geſetzes ausmachen. Die Regierung hat
eine Erwiderung auf die Ausführungen des Reichsfinanzminiſters ſoweit
fertiggeſtellt und wird verſuchen, die Beanſtandungen auf dem Wege der
Verhandlungen zu beſeitigen. Von einer Ausführung der nicht
bean=
ſtandeten Beſchlüſſe muß vorerſt abgeſehen werden. — Nach einer kurzen
Ausſprache über die zum 1. Februar ausgeſprochenen Kündigungen
der Angeſtellten beſchloß der Ausſchuß, die Regierung zu erſuchen,
die für den Abbau maßgebenden Grundſätze dem Ausſchuß alsbald
vor=
zulegen. — Alsdann wurde die Debatte über die beiden
Steuer=
vorlagen fortgeſetzt. Beide Vorlagen wurden mit allen Stimmen,
bei Stimmenthaltung der Deutſchen Vollspartei, in erſter Leſuug
auge=
nommen. Zu Art. 4 des Geſetzes über die Gebäudeſteuer wurde ein
ſozialdemokratiſcher Antrag angenommen, wonach die auf die
Nutzungs=
berechtigten entfallende Steuer auf Antrag erlaſſen werden kann, wenn
ihre Erhebung eine beſondere Härte bedeuten würde. Desgleichen wurde
ein Antrag des Zentrums angenommen, wonach die Abwälzung der
Steuer auf die Mieter im Verhältnis der Mieten umzulegen iſt.
Gegen die ſofortige Vornahme der zweiten Leſung erhob die Deutſche
Volkspartei Widerſpruch, ſodaß ſie auf die nächſte Sitzung vertagt werden
mußte. Fortſetzung am Mittwoch, den 16. Januar. Tagesordnumg:
Politiſche Ausſprache, Steuervorlagen uſſv.
Fr.B. Jugenheim, 9. Jan. Die diesmalige Veranſtaltung des
Konzertverbandes d. u. B. war ein „Bunter
Unterhaltungs=
abend”, zu dem tüchtige Künſtler ihre Kräfte zur Verfügung geſtellt
hatten. Herr Göbel vom Landestheater, der zugleich die Leitung
über=
nommen hatte, eröffnete den Abend mit einem ſtimmungsvollen Prolog
„An die Muſe‟. Sodann erfreute uns Herr Edgar Gernet=Mainz,
zurzeit Seeheim, mehrmals mit Gaben ſeiner Violinkunſt. Der junge
Künſtler hat einen zarten Strich, doch bewältigte er auch mit gutem
Gelingen kraftvolle Doppelgriff= und Interballgänge. Seine ſchönſte
Leiſtung war zweifellos Dauclas Konzert=Solo in B=Dur, das wir
daher lieber auch als Eingangsnummer gehört hätten. Auch
„Irrlicht”, ganz im ſchwierigen Tremolo gehalten, gelang trefflichſt.
Herr Gernet ſpielt alles auswendig, ſtark ſubiektiv — was ja manchmal
kleine rhythmiſche Verſchiebungen verſchuldete — und mit viel
Tem=
verament. Gern hätten wir noch ſeine Einſtellung auf einen Klaſſiker
kennen gelernt. — Herr Hager, vom Landestheater, fang mit ſeinem
klangvollen, großen Bariton zwei Müllerlieder und den Aufenthalt”
von Schubert, bei dem man ſeine volle Stimme ſyympathiſch empfand.
Seine Ausſprache iſt geradezu muſtergültig. Im allgemeiuen faßte er
uns Schubert zu dramatiſch auf. Sehr ſchön gelang ihm ſpäter noch
der Prolog aus „Bajazzo”, wenngleich wir derartiges nicht gern im
Konzertſaal hören. Mutet es doch ſeltſam an: „Das Spiel kann
be=
ginnen!” und — in Wirklichkeit iſt es aus. — Den beſten Griff in
der Auswahl ihrer Darbietungen hatte entſchieden Frl. Marg. Boſſe=
Seehein. Sie bot Lieder von H. Wolf, R. Wagner, Mozart und 2
däniſche Volkslieder. Sie ſang mit reifem, feeliſchem Ausdruck, wußte
ſich auch den rechten Aufſchwung zu geben, als ſie z. B. die Pracht der
Sonne, die „wie ein ſtolzer Siegesheid am Morgen” erwacht, beſang.
Die ſaubere Technik der Sängerin gefällt allgemein. Ihre ſchönſte
ſaum”, das in ſeiner ſchlichten Art, und mit viel Wärme vorgetragen,
am meiſten anſprach. Lieder in mittlerer Höhe liegen ihr überhaupt
meiſter Hetzer wie immer mit Verſtändmis und mit ſcharfem Rhythmus
am Flügel. — Herr Göbel bewies ſeine znühertreffbare Meiſterſchaft
er in wahrſter Art Ausdruck zu geben. Daß er mundartliche
Heimat=
erfreulich. Auf die beiden baheriſchen Gedichte, die ſehr ſtark an
Gottesläſterungen herankamen, hätten wir gern verzichtet. Es gibt
immerhin auch heute noch Leute, denen Gott ihr Heiligſtes iſt. In
deren Namen müſſen wir uns derartige Darbietungen höflichſt, aber
ganz eutſchieden verbitten, trotz des uns einfach underſtändlichen
gro=
ßen Beifalls. — Einen netten Abſchluß bildeten endlich die Trompeten=
Soli des jungen Herrn Ph. Pabſt=Seeheim. Exakt und rein, mit
ge=
radezu virtuoſem Können, ſpielte er Stücke von Hubert und
Wald=
teufel. Wir beglückwünſchen ihn herzlichſt zu ſeinem jedenfalls erſten
Auftreten und ſind ebenſo auch den jungen Bläſern dankbar, die ihn
unter Herrn Gernets Leitung geſchickt begleiteten. Es iſt immer eine über den Fall genau orientiert war. Der Landwirt nahm ihm den
Freude, wenn junge Leute auch für höhere Dinge Sinn haben. Der
Konzertverband darf über ihre Mitwirkung ſchon deshalb dankbar ſein,
weil es bewies, welche Volkstümlichkeit ſeine Veranſtaltungen erreicht
haben.
X Biebesheim (Ried), 9. Jan. Wegen
Sittlichkeitsver=
brechen wurde hier ein verheirateter Elektrotechniker verhaftet und
nach Darmſtadt ins Unterſuchungsgefängnis verbracht.
— Erbach (Odenwald), 10. Jan. Am Sonntag, den 13. ds. Mts.,
nachmittags 1.50 Uhr, findet auf der hieſigen Bobſleighbahn ein
Bobſleigh=Rennen ſtatt. Alles Nähere durch den
Verkehrs=
verein Erbach i. O., Telephon Nr. 80.
r. Babenhauſen, 9. Jan. Der Verein der Hundefreunde
von hier und Umgegend hält kommenden Sonntag, den 13. ds. Mts.,
nachmittags 1 Uhr, im Gaſthaus zum Löwen ſeine ordentliche
General=
verſammlung ab.
n. Neu=Iſenburg, 11. Jan. Recht eigenartig wollte ſich ein
Ge=
ſchäftsmann von hier die Zeitverhältniſſe nutzbar machen, iſt aber
dabei in ein unangenehmes Strafverfahren geraten. Die
Ein=
zelheiten trugen ſich am 9. November v. J8. zu, und es kam u. a. zum
Widerſtand nebſt Beleidigung der Polizei ſeitens verſchiedener
Erwerbs=
loſer. Der Erſterwähnte beſaß einen beträchtlichen Vorrat von Cakes,
die er ins beſetzte Gebiet verkauft hatte und aus irgend welchem Grunde
dorthin nicht liefern wollte. Heimlich benachrichtigte er deshalb den
Er=
denn auch geſchah. Er ließ ſich von dem Ausſchuß eine ſchriftliche
Be=
ſcheinigung über die Beſchlagnahme und Wegholung der Kiſten geben,
ſpielte dann den Vergewaltigten und erſtattete bei der Behörde unter
Verſchweigen ſeiner Urheberſchaft Strafanzeige gegen die Erwerbsloſen.
Daraufhin ſchritt die Ortspolizei, über den Sachverhalt ſo getäuſcht, ein wurde die Führung eines Einkaufsbuchs vorgeſchrieben, das ſie den
und holte die Ware aus dem Volkshaus zurück, wobei ein erregter
Auf=
tritt entſtand und verſchiedene Anweſende widerſetzlich ſowie
ehrver=
letzend wurden. Nun ſind ſie deshalb angeklagt, während jener geiſtige
Anſtiſter der ganzen Geſchichte ſelbſt ſich wegen wiſſentlich falſcher
An=
ſchuldigung zu verantworten haben wird.
Wert darauf, daß die Nebenbahn in unſerer Stadt ihren Endpunkt
deshalb damals der Nebenbahnhof eingerichtet, der zu Beginn des Um= 16 Prozent, bei Gefrierfleiſch von 25 auf 20. Prozent, bei
baues des hieſigen Hauptbahnhofes von der Bieberer= an die Grenz=
Bahnhofes und der Höherlegung des Bahnkörpers ſollen die Rodgauzüge ſen Zuſchlägen ſind ſämtliche Unkoſten außer Umſatzſteuer enthalten.
endlich in den Hauptbahnhof einlaufen. Bis dahin kann aber noch
man=
cher Monat vergehen, denn die Arbeiten am Hauptbahnhofe ſind eben
vollſtändig eingeſtellt. Wer gegenwärtig aus dem Rodgau nach
Frank=
bahnhofe gehen oder von der Bieberer Straße aus die Elektriſche
be=
nutzen. Beides iſt mit Unbequemlichkeiten und vermehrten Koſten
ver=
bunden. Aus dem Rodgau kommende und hier beſchäftigte Arbeiter
haben zu ihrer Arbeitsſtätte, wenn ſie in der Mitte oder im Weſten
unſerer Stadt liegt, etwa eine halbe Stunde zu gehen. Man verlangt
deshalb immer dringender, daß die Rodgauzüge, ſchon jetzt in den
bahnhofs, als es die Einleitung der Nodgauzüge noch vor Fertigſtellung
bahnhof, der als Ausſteigſtelle für Arbeiter auch künftig beſtehen bleiben ſtandes lenken, die vor der Revolution ihr Vermögen in Kriegsanleihen
ſoll, wieder an die Bieberer Straße zurückverlegt werden ſoll. Dadurch und anderen mündelſicheven Wertpapieren deutſcher Staaten angelegt
Oſten der Stadt beſchäftigt ſiund, müſſen wieder zurückgehen. Der Ne= Wenn ein ſolcher 60 000 Mk. Wertpapiere beſaß und jetzt noch „beſitzt”
benbahphof müßte an der jetzigen Stelle bleiben und Offenbacher
Bahnhöfe kämen etwas mehr als einen Kilometer auseinander. Der
neue Oſtbahnhof würde die Entwickelung des Induſtriebiertels im Oſten ſeinen Wert vollkommen behalten hat und monatlich noch 10 Goldmark
der Stadt zweifellos günſtig beeinfluſſen. Die jetzige Pauſe im Umbau
noch einmal zu überlegen, ehe es für immer zu ſpät iſt.
Heſſen verpflichtet ſeien, das Notgeld der Heſſiſchen
Landes=
bank anzunehmen, und daß ſich ſtrafbar mache, wer es zurückweiſe, zwar Worte des Mitleids für die ehemals gleich Begüterten, jetzt
Bettel=
ohne Fahrkarte mitzufahren, da er nur Notgeld hatte.
Merkwürdiger=
weiſe gaben die Bahnhofskaſſen der Odenwaldbahn an demſelben Tage werten überhaupt nicht mehr imſtande, denn ſie haben bereits ihr ganzes
auf wertbeſtändiges Geld ſelbſtverſtändlich Notgeld der Heſſiſchen Lan= Vermögen zum Opfer gebracht.
desbank heraus.
X Mainz, 9. Jan. Treibeis. Das erwartete Treibeis auf dem
Rhein hat ſich nun eingeſtellt, wenn auch noch in geringem Maße, ſodaß
eine Beeinträchtigung deu Schiffahrt noch nicht in Frage kommt. Das
Hochwaſſer iſt etwas zurückgegan
Helft den Kindern!
Das Berliner Tageblatt veröffentlicht aus dem Ergebnis der
Rund=
frage bei den Oberbürgermeiſtern der großen deutſchen Städte Angaben,
aus denen hervorgeht, daß von der gegenwärtigen Not beſonders die
Kinder trotz der gerade für ſie im Auslande wie im Inlande
durch=
geführten Hilfswerke am ſchwerſten getroffen ſind. In Dresden hatten
von den Kindern, die früh zur Schule kamen, gegen 700 überhaupt noch
nichts gegeſſen, das zweite Frühſtück fehlte bei den meiſten vollſtändig.
Täglich fallen Kinder vor Entkräftung in der Schule um. Bei einer
ärztlichen Unterſuchung in der Volksſchule, die noch zu den beſten
Dres=
dens gehört, ergab ſich, daß von 1200 Kindern 285 an hochgradiger
Rück=
gratverkrümnrng litten. In Nürnberg waren von 7850 Kindern 600
ſchwer uterernährt. In Leipzig müſſen neun Prozent aller Schulkinder
den ganzen Tag ohne warmes Eſſen auskommen. Von 1280
Schul=
kindern in Koblenz wieſen 144 Knaben und 88 Mädchen Zeichen von
Rachitis auf. Während in München 1912 von 711 unterſuchten
Kin=
dern 26 Prozent tuberkulos waren, betrug der Prozentſatz 1923
78 Prozent. In ganz Deutſchland ſind die Tuberkuloſenheime für
Kin=
der und Erwachſene überfüllt. In Hamburg konnten ſchon ſeit
Mo=
naten lange nicht alle neuen Patienten ein eigenes Bett bekommen. In
Chemnitz haten von 1263 Schulkindern 706 kein eigenes Bett, in 63
Schlafzimmern ſchlafen je 6 Perſonen, in 30 Schlafzimmern je ſieben,
in 10 Schlafzimmern je 8, in 5 Schlafzimmern je 9 Perſonen, in einem
ſogar 10. In einem Fall hauſten elf Perſonen in zwei Zimmern mit
vier Betten, in einem anderen ſieben Perſonen in zwei Zimmern mit
zwei Betten.
Mainz, 10. Jan. Franzöſiſche Verordnung gegen
das Schiebertum. Wie das Echo du Rhin meldet, iſt auf
Verau=
lafſung der Beſatzungsbehörden in Mainz unter dem Vorſitz des
Platz=
kommandanten General Mareſchal eine gemiſchte deutſch=franzöſiſche
Kommiſſion gebildet worden, deren Hauptaufgabe die Preisüberwachung,
insbeondere die Feſtſetzung von Grundpreiſen, des täglich zu
veröffent=
lichenden Multiplikators und die Prüfung von Beſchwerden über
Wucher=
preiſe uſw. fein ſollen. Die Kommiſſion ſetzt ſich aus dem
Platzkomman=
danten, einer Reihe höherer Offiziere, einem Vertreter der
Rhinland=
kommiſſion und der franzöſiſchen Handelskammer, von deutſcher Seite
aus Vertretern der Stadt, einem Kaufmann, dem Sydikus der
Handels=
kammer, einem Vertreter der Arbeitgeberverbände, der
Arbeitnehmer=
verbände, ſowie der verſchiedenen Zweige des kaufmänniſchen Gewerbes
zuſammen. Die Marktpolizei ſoll von je vier deutſchen und franzöſiſchen
Polizeibeamten ausgeübt werden. Die Kommiſſion wird über jede
vor=
gebrachte Klage ſofort ihre Entſcheidung fällen. Iſt die Schuld
zweifel=
los feſtgeſtellt, ſo wird der Uebertreter ſofort verhaftet, ſein Lager bezw.
ſein Laden geſchloſſen, und der Schuldige ſowie ſeine Familie innerhalb
24 Stunden ausgewieſen werden.
G Mainz, 9. Jan. Der Kommunalverband Mamz tritt in
Liquidation. Etwaige Forderungen ſind bis Ende Februar
anzu=
melden. (In Darmſtadt hat über die Auflöfung des
Kommunalverban=
des antlich noch nichts verlautet. Anm. der Schriftltg.)
* Wölfersheim (Oberh.), 10. Jan. Ein tödlicher
Unglücks=
fall infolge des Glatteiſes iſt hier zu verzeichnen. Ein 30jähriger
Ar=
beiter glitt auf der Treppe vor ſeinem Hauſe aus und fiel derart
un=
glücklich, daß er eine Gehirnerſchütterung erlitt, an deren Folgen er ſtarb.
Aus Rheinheffen, 9. Jan. Ensheim. Vor einigen Wochen
wurde hier ein Pflug geſtohlen. Der Beſtohlene erſtattete hierüber bei
der Behörde in Maiz Anzeige. Auf der Heimreiſe kehrte er imn eier
Leiſtung aber war zweifelsohne das diniſche Volkslied „Am Waldes= Wirtſchaft in Ober=Olm ein und gab am Wirtstiſch den Diebſtahl und
auch die Einzelheiten über ſeine Verhandlungen mit den Behörden in
Mainz bekannt. Vorgeſtern erſchien in Ensheim ein älterer Mann, der
beſſer als hohe. — All dieſe Darbietungen begleitete Frau Oberforſt= ſich als Kriminalſchutzmann aus Mainz ausgab und dem Landwirt die
freudige Mitteilung machte, daß es ihm gelungen ſei, in Mainz den
ge=
ſtohlenen Pflug zu beſchlagnahmen. Der Landwirt war über die
Nach=
im Vrrtrag ernſter und heiterer Dichtungen. Fein und dezent hob er richt ſo erfreunt, daß er ſich nicht gewug der Aufmerkſamkeiten gegen den
die Höhevunkte hervor, doch auch dem urwüchſigen Volkshumor wußte tüchtigen Kriminaliſten erweiſen konnte. Nicht nur, daß der Erſchienene
gaſtlich bewirtet wurde, lieh ihm der Landwirt auch noch ſeinen beſten
dichtungen brachte — wie wärs einmal mit Fr. Reuter? — war ſehr Ueberzieher und fuhr ihn mit ſeiner Landkutſche zur nächſten
Bahu=
ſtation. Vorher war verabredet worden, daß der Landwirt am nächſten
Morgen nach Mainz komme und ſeinen Pflug in Empfang nehmen
ſolle. Der Landwirt tat, wie ihm geheißen, aber, in Mainz
angekom=
men, wußte man irgends etwas von einem beſchlagnahmten Pflug und
daß ein Kriminalbeamter nach Ensheim beordert war. Der Landwirt
war ärgerlich, daß er ſich ſo düpieren ließ, und machte ſich auf die Suche
nach dem Pſeudokriminalbeamten, den er ſchließlich in Ober=Olm fand.
Es handelt ſich um einen dortigen Bewohner, der damals am Wirtstiſch
ſaß und den Erzählungen des Landwirts mit zugehört hatte und dadurch
Ueberzieher ab, den er noch im Beſitz hatte, und machte Anzeige, um
dem biederen Landmann aus Ober=Olm, der ſich übrigens ſhon mehr
derartige Tricks geleiſtet haben ſoll, die Luſt, den Kriminalſchutzmann
zu ſpielen, gründlich zu verleiden.
— Rrppertsburg, 10. Jan. Von einem ſchweren
Unglücks=
fall iſt die Familie des hieſigen, allgemein beliebten Bürgermeiſters
Lehr betroffen worden. Der Bürgermeiſter kam von auswärts in ſeine
Wohnung. Seine Schuhe waren infolge der Vereiſung glatt, wodurch
er im Wohnzimmer ausglitt und ſo unglücklich mit dem Hinterkopf auf
die Nähmaſchine aufſchlug, daß eine ſtarke Blutung erfolgte. Seine
Frau, ſchon ſchwer herzleidend, erſchrak beim Anblick ihres ſchwer
ver=
letzten Mannes ſo ſehr, daß ſie tot zuſammenbrach. Der
Bürger=
meiſter iſt noch leidend, befindet ſich aber außer Lebensgefahr.
Senkung der Fleiſchpreiſe.
— Die Preisprüfungsſtelle München hat die
Fleiſch=
preiſe überprüft und gegenüber den gegenwärtigen Ladenpreiſen eine
erhebliche Senkung vorgenommen. Als häufigſte Preiſe
werden für angemeſſen erklärt:
für Maſtrindfleiſch (d. i. Fleiſch von Ochſen, Kühen, Kalbinnen
1. Qualität) 57—72 Pfg., (gegenüber einem derzeitigen Ladenpreis von
70—130 Pfg.), für Rindfleiſch einſchl. Ochſenfleiſch 2. Qual. 47—69
werbsloſenausſchuß, man könne dieſe Ware bei ihm beſchlagnahmen, was Pfg. (50—80 Pfg.), für Kalbfleiſch 55—65 Pfg. (60—90 Pfg.), für
Schweinefleiſch 90—100 Pfg. (100—130 Pfg.) für Schaffleiſch 68 Pfg.
(70—80 Pfg.), für Gefrierfleiſch 61 Pfg. (70 Pfg.).
Dieſe Preiſe ſind berechnet und feſtgeſtellt nach einem gewiſſen,
durchſchnittlichen Einſtandspreis der letzten Viehmärkte. Den Metzgern
amtlichen Kontrollorganen auf Verlangen vorzulegen haben.
Gefrier=
fleiſch muß als ſolches auf der Preistafel benannt werden. Die
üb=
liche Bezeichnung „prima” hat in Zukunft wegzubleiben. Irreführende
Qualitätsangaben werden unter Umſtänden als Betrug verfolgt und
haben die Schließunz des Geſchäfts zur Folge.
Das Nachrichtenamt, der Stadt Berlin teilt mit: Die
Offenbach, 8. Jan. Beim Bau der Rodgaubahn legte man Preisprüfungsſtelle hat im Kleinhandel des Fleiſchergewerbes
folgende Herabſetzungen der Zuſchläge vorgenommen: bei
Friſch=
habe. Vielleicht 500 Meter vom hieſigen Hauptbahnhof öſtlich wurde fleiſch von 23 auf 20 Prozent, bei Spezialſtücken von 20 auf
Wurſt von 28 auf 23 Prozent, bei Inlandsſpeck von 23 auf 20
ſtraße, alſo noch weiter öſtlich, verlegt wurde. Nach dem Umbau des Prozeut, bei Julandsſchmalz von 18 auf 17 Prozent. In die=
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
furt will, muß vom Nebenbahnhofe etwa 25 Minuten nach dem Haupt= (Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, Uönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Das Eingeſandt in Nr. 360 dieſes Blattes, worin ſich ein
Haus=
beſitzer darüber beklagt, daß ihm ſein Haus monatlich nur 10 Goldmark
Miete einbringt und das in der Frage gipfelt: „Hat man da noch
Hauptbahnhof einlaufen. Die Umleitungszüge bei Sperruneg der Strecke Worte?”, möchte ich nicht unwiderſprochen laſſen. Um zur Wiedererlan=
Frankfurt-Darmſtadt waren eine noch diel größere Belaſtung des Haupt= gung ſeiner Zufriedenheit auch mein Teil beizutragen, mochte ich die
Aufmerkſamkeit des Herrn Einſenders und Hausbeſitzers auf jene große
des Umbaues ſein würde. Es wird auch ſehr bedauert, daß der Neben= Gruppe von ſparſamen, ehrlichen und gutgläubigen Leuten des
Mittel=
kommen zwei Halteſtellen zu nahe aneinander, und die Arbeiter, die im und dafür Goldſtück um Goldſtück ihrer Erſparniſſe hingegeben hatten.
ſo kam dieſer Beſitz etwa dem Wert des Hauſes jenes Hausbeſitzers
Oſtbahnhof für die Bebraer= und die Rodgaubahn werden. Beide gleich. Seine Zinſen betragen jährlich 3000 Mk. monatlich 250 Mk.,
alſo den 168 000 000. Teil eines Goldpfennigs. Während nun das Haus
Miete einträgt, kann ſich der Beſitzer der ehemals gleichwertigen „
Wert=
des Bahnhofs iſt dazu angetan, ſich die Verlegung des Nebenbahnhofs papiere” für ſein ganzes Kapital heute noch kein Streichholz kaufen, und
ſeine monatlichen Zinſen betragen nur den 168 000 000 000ten Teil jener
Offenbach, 10. Jan. Man lieſt immer wieder, daß alle Kaſſen in 1 10 Mk. Hausmiete. Um wieviel zufriedener und glücklicher kann ſich alſo
jener Hausbeſitzer ſchätzen; vielleicht findet er auch wieder Worte, und
Die Kaſſe des hieſigen Nebenbahnhofs wies es aber am vergangenen aumen, unter denen die alleinſtehenden Frauen beſonders ſtark vertreten
Samstag zurück, ſodaß ſich ein Fahrgaſt erlaubte, bis nach Oberroden ſind und die jetzt ebenſo underſchuldet dem grauen Elend gegenüberſtehen.
Wir alle müſſen Opfer bringen, aber dazu ſind dieſe Bedauerns=
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, 12. Januar,
Bedeckt, Tempergtur durchweg unter Null, noch Niederſchläge, 8
Rummer 11.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.
Kokosfett, gar. rein
Tafel=Margarine".
Ariſta=Nußbutter
Salat=Oel, goldklar.
Tafel=Oel . . .
Bruch=Reis . . . Pfd. 22 J
Voll=Reis . . . Pfd. 25 J
Tafel=Reis . . . Pfd. 35 J
Erbfen,gelb.m. Schale Pf. 25 J
Erbſen,grün „ Pfd. 32 O
Erbſen, gelb, geſchält
Pfd. 30 u. 36 J
Bohnen, weiß . Pfb 30 J
Bohnen, bunt Pfd. 28 J
Oee Hge
Pfd. 1.10 ℳ
Edamer,vollfett Pf. 1.60.4
Schweizer „ Pf. 2.40.4
.. . Pfd. 60 8
Pfd.=Würfel 60
„ Pfd.=Würfel 65 9
. . Schoppen 55 8
. . Schoppen 58 9
Weizeumehl 0 Pfd. 20 5
Auszug=Blütenmehl 24 J
Weizengries . Pfd. 25 5
Haferflocken, loſe Pfd. 25.5
Malzkaffee . . Pfd. 28 %
Kakao,reinſchm., ¼Pfd. 40. J
Schokolade (Schmelz)
100 Gr.-Tafel 40 J
Kunſthonig, Pfd.=Würf 55.J
Kriſtallzucker. Kandis
Zucker fein, Würfelzucker
zum äußerſt. Tagespreis.
Seifenpulver
Ia Kernſeife
„.. Paket 15
200 Gr.=Stück 25 8
Hausbrand
leinverkauf:
Luiſenſtr. 32
Weinbergſtr. 542
Seite 7.
Neuheit! Neuheit!
Herdofen
„Geuersänver
macht jeden Ofen zum Kochherd
(Enorme Brennſtoff=Erſparnis!
— Preis Mf. 15.— —
Im Betrieb zu ſehen bei
Hugo Zimmer
Schützenſtraße 3
Spezialgeſchäft für Herde
Gasherde und Oefen
Zur Leitung einer Filiale ſuchen wir
für den Bezirk Darmſtadt einen
Teilhaber
mit 500 bis 1000 Mark Kapital.
Branchekenntniſſe nicht erforderlich. Nur
Herren mit gutem Leumund kommen
in Frage. Angebote unter & 139 an die
Geſchäftsſtelle ds. Blattes. (345
Herdfabrik
Sucht einen
Reisenden
der bei der Süddeutſchen Kundſchaft gut
eingeführt ſein muß. Neben guter Bezahlung
wird Verkaufsproviſion gewährt. Es handelt
ſich um eine Lebensſtellung, ſtrengſte
Dis=
kretion wird zugeſichert. Angebot mit Bild;
Zeugnis und Lebenslauf iſt unter G 145
an die Geſchäftsſt. ds. Bl. zu richten. 354fsg
Matige
Zuſammenſetzer und Stimmer
fuchen ſofort
(303a
Arnold & Sohn, Pianofabrik
Ecke Erbacherſtraße.
Stellengeſuche
Weiblich
Tücht. Flickerin f
Wäſche u. Rleid. h. n.
Tag frei. Fertigt auch
763
neues.
Heidelbergerſtr. 127, I.
Junges Mädchen
ſucht Stellung als
Aueinmädchen.
Ang. unt. C 147 an
die Geſchäftsſt. (*759
Offene Stellen
Weiblich
Strumpf=
ſtopferin
geſucht. Angeb. un
D12 Geſchſt.
Gut empfohlenes
tagsübe
Mädchen geucht
Martinſtr. 47
Alleinſt alte Dam
ſucht zuverl., ältere
Mädch. z. Führ.
Haush. Vorzuſt. Ohl
4 nachm.(
ſtr. 31, II.
Jung
lleinſt. Frau
die keine Arb. ſcheut,
ſucht Alleinſtelle bei
kleinerer Familie. (*77
Angebote unt. D 3
an die Geſchäftsſt.
Mann
hat irgendw.
Wer Arb. (tägl 4.
Stund.) für mittell
Stud. ? Ang. u. D 16
Geſchäftsſt.
2807
für Büro zum
ſo=
fortigen Eintritt geg.
Vergütung geſucht
Vortenntniſſe
nich=
erforderlich.
S. Guttmann
Vervielfältigungsbüro,
Wilhelminenſtraße 8.
Wo kann junges
Mädcher
16 J. alt, das
Kleider=
machen gründlich
er=
lernen? Angeb. unt
D17 Geſchäftsſt. (**
Wir ſuchen
per 1. Februar oder 1. März
für unſer Abteilung
Baumwollwaren.
Nur ſolche Kräfte wollen ſich
mel=
den, die bereits eine mehrjährige,
erfolgreiche Tätigkeit in
obenge=
nannter Abtlg. aufzuweiſen haben.
Mainzer Warenhaus
Guggenheim & Marx
Marht 7.
Matienern
aus der Konfitüren=, Kolonialwaren= und
Tabakbranche, flotte Verkäuferin, mit lang
jähriger Praxis in erſten einſchl. Häuſern,
z. Zt. in ungekündigter Stellung, ſucht ſich
baldinöglichſt zu verändern. Gefl. Angebote
unter D 1 an die Geſchäftsſt ds. Bl. (356fgi
dereeereſtercesete
Für altrenomnmiertes Fachgeſchäft
der Haus= u. Küchengeräte= Glas=,
Porzellan= pp.=Branche wird zum
möglichſt ſofortigen Eintritt eine
junge, tüchtige, flotte
Verkaufskraft
geſucht. Solche, die auch mit
Büro=
arbeiten vertraut, bevorzugt. Die
ſelbe muß befähigt ſein, den Ch.
zu unterſtützen. (11,359
Nur vertrauenswürdige
arbeits=
freudige Bewerber(innen) mit beſten
Empfehlungen wollen ſich melden.
An ebote mit Bild und
Zeugnis=
abſchriften erb. unter F.T. 9387 an
Ala=Haaſenſtein & Vogler, Frankfurt a.M.
Stssetssclsssssssts
Saubere, zuverläfſige
oder Mädchen für
täglich morgens vor
10—12 geſucht. (335df
Martinſtr 52, I
Zuverl., ehrl. Frau
2X3 Std. i. d. Woche
geſucht Hoffmannſtr.
Nr. 28, 1. St. (*786
Gebild., tücht. Stütze
für Villa a. d. Bergſtr
geſ. Ang. unt. C 146
an d. Geſchſt. ( 76uf
aubere, gewandte
Putzfraus
f. vormittags geſucht.
C. Winther & Co. A. G.
Eſchollbrückerſtr. 5.
Zuverläſſiges, ſaub.
Mädchen
für meinen Haushalt
von 8—4 Uhr geſucht.
L. Kling,
Luiſenſtraße 2. (*7
Fran od. Mädchen
2Xwö h. einig. Stund.
Wenckſtr. 62, I,
Mannlich
Hieſige
Drogenhand=
lung nimmt per
1 April ds. Js , evtl
früher, Lehrling aus
achtbarer Familie mit
guter Schulbildung
an. Bewerbungen m.
Schulzeugnis u. D 7
an d. Geſchſt. (*784
Junger Mann
aus der
findet ofort oder
1. April
ausſichts=
reiche Stellung für
Kontor, Reiſe
und Verſand.
Es kommen nur
tüch=
tige, branchekundige
Bewerber in
Be=
racht. Angebote u.
D 2 an d.
Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl. (35.
Brav. Junge k. die
Rinds= u.
Schweine=
metzgerei
gründlich erlernen.
u. Nüdinger, Metzgerm.
Arheilgen, b. D. (rueies
Hamburger Kaffee=
Importfirma ſuchtfür
den Verkauf beſter
Qualitätsware
ver=
kaufstüchtige Reiſe=
Bertreter in Stadt
u. Land, welche
be=
ſond. b. Verbrauch
(Hotels, Wirt.,
Ca=
fés, Landtv.,behördl.
Genoſſenſch, Priv.
uſw.) gut eingef
ſind, geg. hohe Prov.
ung. m. Ref. u. F 310
an Annonc.=Expediton !
William Wilkens,
Samburg 96. 1IW 376
2 tüchtige Verkäuferinnen
aus der Herren- und Damen-Konfektion gesucht
Helios G. m. b. H., Alexanderstr. 125
AaMaIMerTAND
Wir bieten an:
Dersterer
für Darmſtadt u. Umgegend für die
Lebens=
mittelbranche geſuchi. Angebote unter
C143 an die Geſchäftsſielle dieſes Blattes.
30
Anzugstoffe gute strap. Ware . O—
Homespun
reine Wolle
142 em breit O—
Anzugstoffe 16.00 14.00
bis zur besten Oualität o.00 go0 O—
apaite Muster
Oual. 1 11.00
Futterzutaten, kompl, Ousl./ 9.00
12.00 11.00
Freund & Co.
Darmstadt
Tel. 1985
Tel. 1985
69 Saalbaustrasse 69
gegenüber dem Saalbau.
ALOOOTRAZ
Kataloge und-Prospekte
Sowle alle in Frage
kom-
rnenden Drucksachen in
künstlerisch vollendeter
Ausführung. Bel kürzester
Lieferfrist verbürgt unser
Haus tadellosen Druck.
Speziell Bearbeitung von
Umfangreichen Werken
in ein- und mehrfarbiger
Ausführung
L. C. WITTICHISCHE
HOFBUCHDRUCKEREI
Darmstadt, Rheinstrasse 23
30teilige
Zeigkellmaſch.
ſowie neues
Damen=
fahrrad z. Fabrikpreis
krankheitsh. abzug.
2829)Roßdörferſt. 59,p
Vei
SchwarzeLedertaſche
mit Inhalt: Schmuck
ſach , Geldbörſe. Paß
auf Riffel lautend,
am 8. d. M.ts.
ver=
loren gegangen.
Ab=
zugeben gegen hohe
Belohnung bei Bach,
Heinrichſtr. 103. (*754
Damenuhr verl., gez.
N F. Finder g. Bel.
Abzugeb. Landgraf=
Shilipp=Anlage 60"
(*8
parterre.
Entlaufen
Entlaufen s
Wolfshundm.
Hänge=
ohren, auf d. Namen
„Wolf” hörend. Dem
Wiederbringer gute
Belohng. Gutfreund,
Alfred=Meſſelweg 80
Billiger Schuh=Verkauf
zu Oſtern geſ
Spezlalh. f. Haus=
und Küchengeräte
Wenckſtr. 2, Ecke
Pankratiusſtr (
Bücher, Noten,
Zeit=
ſchriften w. ſolid u.
preisw. gebd. Horn
Alexanderſt. 4. awsi
Räucherſchrank
zu kauf. geſucht. (*80
Angebote u. D 15
an die Geſchäftsſt.
rechts) zu
Herd kaufen geſ.
Jakob Schellhaas
Karlſtraße 50. (r275
zu kaufen geſucht —
Angebote mit Preis
unter C 144 an die
Geſchäftsſtelle ds
Blattes erbet. 3531s
Antike Möbel u. gute
Teppiche kauft an /
„Blumen und Kunſt”
Wilhelminenſtr. 10.
Gebr.
Roßhaar=
matratze, auch defekt,
zu kaufen geſ. (840fs
Ingebote u. D 24
(840fs
Geſchäftsſt.
Wäſcheſäcke.
(früh. Offiz.=
Wäſche=
icke) oder
Zeltbahn=
ſäcke, ev. auch
Zelt=
bahnſtoff, zu kaufen
geſucht.
(337dfs
Ang. unt C 134 an
die Geſchäftsſtelle.
LUg
guterh., zu kauf. geſ.
Gebr. Bauer, A.=G.
Eberſadt.
Telephon 256. (357
zu kaufen
Wiano gel. Ang.
D 22 Geſchſt. (*uu
Kappels Preisliſte
Reltanesverrauf!
Nur billig!
Ia Vollkorn=Reis
Schöner Bruch=Reis".
Pfd. 24 Pfg.
Pfd. 21 Pfg.
Billige und gute Zündhölzer . 10 Schachteln 27 Pfg.
Gute ſchalenfr. Haferflocken, loſe Pfd. 24 Pfg.
Graupen. . . . . . . Pfd. 28 Pfg.
Friſch gebrannter Kaffee per pfund 2.60 M.
garantiert rein
Beſter Kunſtbonig Pfd.=Würfel 52 Pfg.
Feine Speiſe=Schmelz=Schokolade
100 G amm=Tafel 40 Pfg.
Zucker, fein . . .
Pfd. 44 Pfg.
Allerbeſies, nicht ſchäumendes
Brat=, Back= und Kreppel=Oel
per Schoppen 47 Pfg.
Bauers Qualitäts=Malzkaffee
Pfd.=Paket 29 Pfg.
Gute, gemahlene Kaffeemiſchung
mit Bohnenkaffee Pfd. 40 Pfg.
Wegen Ausverkaufs
bringe Einzel=Paare zu ſpottbilligen Preiſen!
Herren=Stiefel 7.50 ℳ Kind.=Stiefelz0z2, 2.95-/
Damen
Kinder „ 25/26 4.25 „ Filz=Schuhe.
7.00 „ Lack=Sp. 25 26 . 5.95 ,
2.25
Prima Qualität in
Damen=, Herren=, Kinder=Schuhen aller Art
zu nſedrigſfen Tagespreiſen
Kaufen Sie nur
42 Karlſtr. 42
Auf Wunſch gegen Teilzablung!
HB. Haus=Nummer beachten!
Hausm. Gemüſe=Nudeln, gute Kiſſenware, Pfd. 32 Pfg.
Helle, gelegte Faden=Nudeln . . . . Pfd 42 Pfg.
Prima Makkaromi . . . . . . . Pfd. 50 Pfg.
Schmalz, Kokosfett, Margarine zum
billigſten Konkurrenzpreis!
Feurio=Seife Paket (Doppelſfück) 34 Pfg.
Sunlight=Seife Paket (Doppelſtück) 35 Pfg.
Kernſeife, gute Qualität, 200 Gramm 24 Pfg.
Dr. Gentner=
Waſchestratt Goldperle poket 2Opfg.
mit Schnitzelſeife (nur Reklamepreis)
Seiſenpulber 100, Feitgehalt 4Pfg.
Futkerartlkels
„ Pfd. 12 Pfg.
Gerſte
Kleie .. . . . pfd. 9 Pfg.
Schlachtgewürze aller Art zu den billigſten Preiſen.
nur Rheinſtraße Nr. 47
Telephon 1929
377
NB. Mein Beſtreben iſt auch fernerhin, ſteis die niedrigſien
Konkurrenzpreiſe bei nur guter Waren=Qualität zu haben
Seite 8.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.
R unmer 11.
Reich und Ausland.
Unruhen in Fulda.
Fulda. Infolge Ausſperrung der Arbeiter in der Neuhofer
Kaliiuduſtrie ſind dort größere Unruhen ausgebrochen. Arbeitswillige
und techniſche Nothilfe wurden an der Arbeit gehindert. Im Verlauf
der Unruhen wurden auch Landjäger von den Ruheſtörern entwaffnet.
Daraufhin iſt eine Abteilung Reichswehr nach Neuhof entſandt worden,
die heute durch Schutz= und Landespolizei abgelöſt werden ſoll. Nach
den letzten Meldungen ſoll Beruhigung eingetreten ſein.
Der falſche Prieſter.
München. An einem der letzten Sonntage war es in einer
alt=
ehrwürdigen Gnadenkirche, als die Gläubigen ſich gegenſeitig zuraunten,
daß heute ein fremder Prälat die Meſſe und die Predigt halte. In
würdevoller Haltung trat dann aus der Sakreiſtei der etwa 50 Jahre
alte, mittelgroße „Prälat‟. Er ging zum Altar, las die Meſſe, und
vor der Opferung ſchritt er zur Kanzel und hielt an die Gläubigen eine
zu Herzen gehende Predigt. Nach Schluß der Meſſe ging er zur
Sakri=
ſtei zurück, gefolgt von einem Manne. Zurückgebliebene Kirchenbeſucher
fahen etwas ſpäter den geiſtlichen Herrn noch einmal im Prieſtergewande
die Kirche durch das Portal verlaſſen. Einige Minuten ſpäter folgte
raſchen Schrittes der erwähnte Mann, der ſich aufgeregt mit dem
Meßnec unterhielt und dann raſch die Kirche durch das Portal verließ.
Der Prieſter war — ein Gauner und der geheimnisvolle Mann ein —
Polizeibeamter dem der Gauner entwiſcht war. Schon ſeit Monaten
trieb ſich der Gauner im Prieſterkleide in Bayern herum. In München
pflegte er regen Verkehr mit Angehörigen der Geſellenvereine. Der
Betrüger war bereits in München verhaftet, verſtand es aber, die
Be=
hörden zu täuſchen. Er bat an jenem Sonntag, eine Meſſe leſen zu
dürfen. Da man nicht recht wußte, ob nicht doch ein echter Prieſter
hinter dem Verhaftcten ſtecke, geſtattete die Polizei das Leſen der Meſſe
und gab dem Gauner auf eigenen Wunſch einen Kriminalbeamten bei.
Unter dem Vorwand, aus dem Tabernakel noch ein Gefäß zu holen,
ge=
lang es dem Schwindler, zu entkommen.
Von einer Skitour nicht zurückgekehrt.
Achern. Im Hornisgrindegebiet wird ſeit dem 28. Dezember der
Aſſiſtent am chemiſchen Laboratorium der Univerſität Bonn, Dr. Behr,
bermißt. Er verbrachte einen Teil ſeines Weihnachtsurlaubs bei ſeinen
Eltern in Karlsruhe und unternahm dann eine Skitour im nördlichen
Schwarzwald, von der er nicht zurückgekehrt iſt. Allem Anſchein nach
iſt Dr. Behr in den in jenen Tagen im Schwarzwald herrſchenden
heftigen Schneeſturm, verbunden mit ſtarkem Nebel, geraten. Die
bis=
herigen Nachforſchungen hatten keinen Erfolg.
Auf der Straße erfroren.
Kaiſerslautern. Der von hier ſtammende Handwerksburſche
Jakob Erb wurde am Samstag vormittag in der Nähe des
Lothringer=
hofes erfroren aufgefunden.
Glatteis und ſeine Folgen.
Ludwigsburg. Infolge Glatteiſes kam ein hoch mit vollen
Weinfäſſern beladener Wagen ins Gleiten und ſtürzte um. Die Fäſſer
purzelten munter heraus und durcheinander ſchlugen gegen eine
Haus=
wand und der edle ſpaniſche Rebenſaft ergoß ſich auf die Straße.
Lieb=
haber fanden ſich raſch, Kinder eilten herbei, um in Gefäßen zu retten,
was noch zu retten war. Bei dieſer „Bergungsaktion” ſpielten ſich recht
ergötzliche Szenen ab. Der arme Roſſelenker hatte das Nachſehen.
Ein heiteres Stückchen.
Bad=Dürkheim. Ein Stückchen, das für die Beteiligten
aller=
dings auch hätte verhängnisvoll werden können, ereignete ſich, wie das
Dürkheimer Tageblatt erzählt, zu Beginn des paſſiven Widerſtandes auf
einer Bahnſtation. Der Verwalter des Bahnhofs war ausgewieſen, die
Inſpektoren und das übrige Perſonal waren entlaſſen, das Betreten des
Bahnhofs war ſtrengſtens unterſagt. Still und öde lag er da; nur in
der kleinen Reſtauration auf dem Bahnſteig ging es luſtig zu. Dort
hatten ſich einige „Schafköpfe” eingefunden, nämlich der Bahnhofswirt,
einige Beamte vom Flügelrad und ein hochangeſehener Bürgersmann
des Städtchens, um, wie in beſſeren Zeiten, bei einem Gläschen Wein ihr
altgewohntes Spielchen zu ſchlagen. Lange ſchon hatten ſie gedroſchen
und gerade wollte der „Puſch” mit gewohnter Energie die „Bumpel”
ausſpielen, da — o Schrecken, ein Pfiff — ein Gepolter, als ſei der
Teuf I los! — der erſte Regiezug donnette unangemeldet in die Station
ein und hält gerade vor der „Gifthütte‟. Was nun! Ein Moment der
Beſinnung. Raſch die Tür verſchloſſen, und ſchon liegen einige der
Inſaſſen auf Mund und Naſe unter den Tiſchen, andere hocken
unbe=
quem hinter der Einſchänke und harren der Dinge, die da kommen ſollen.
Wird’s lange dauern oder wird der Zug bald weiter dampfen? Da klopft
es wuchtig gegen die Türe. O weh, nicht genug, daß man mit ſich ſelbſt
zu tun hat, muß man auch noch dem verflixten Mopsdackel aus
Leibes=
kräften die Schnauze zuhalten. Lange, bange Stunden vergehen.
End=
lich nach vielem Hin und Her dampft das Zügel wohlgemut davon. Durch
die ſtillen Räume der Reſtauration geht ein hörbares Aufatmen, ein
Recken und Strecken und Aechzen. Unter dem Tiſche wird es lebendig,
und knieknackerig ſchleppt es ſich hinter der Einſchänke hervor. Vorſichtig
lugt es durch den engen Türſpalt und verläßt ſchattenhaft unter dem
Schutze der Dunkelheit die traute Stätte, wo man einſt ſo glücklich
geweſen.
Billige elektriſche Kraft.
Annweiler. Der Betriebsleiter des hieſigen Elektrizitätswerkes
hatte der Stadtverwaltung einen Vorſchlag ausgearbeitet, das Gefälle
ſes überſchüſſigen Waſſers der Waſſerleitung durch Anſchluß einer 20 Waſſerturbine und Kuppelung mit einer gleichſtarken
Dynamo=
maſchine auszunützen. Vor etwa vierzehn Tagen kam der Plan zur
Ausführung. Mit dem gegenwärtigen Waſſerüberſchuß, der vorausſicht
lich noch 2 bis 3 Monate anhält, werden täglich etwa 50 Kilowattſtunden
Strom erzeugt, der in erſter Linie keine Kohlen braucht und faſt keine
Bediennung bezw. Unterhaltungskoſten verurſacht. Dadurch werden ſo
wohl die Maſchinen wie die Akkumulatorenbatterie des
Elektrizitätswer=
kes bedeutend entlaſtet.
Die neue Uniform für die Schutzpolizei.
Die Anfertigung der neuen, dunkelblauen Uniform für die
Schutzpolizei, deren Einführung an Stelle der bisherigen grünen
Mon=
turen bekanntlich von der Entente verlangt worden iſt, hat trotz der
finanziellen Schwierigkeiten in der letzten Zeit ſolche Fortſchritte
ge=
macht, daß für den Monat April mit der Ausgabe der neuen Uniform
an die Polizeibeamten zu rechnen ſein wird. Bekanntlich beſteht die
neue Uniform aus einem Rock von dunkelblaumeliertem Tuch, zu dem
ſchwarze Tuchhoſen und ſchwarze Wickelgamaſchen getragen werden.
Auch die Mäntel werden aus blauem Tuch angefertigt. Die
Achſel=
ſtücke bleiben jedoch dunkelgrün wie bisher. Auch ſonſt treten in der
Ausrüſtung der Polizeibeamten weiter keine Veränderungen ein,
lediglich die Schulterriemen dürften künftighin aus Erſparnisgründen
in Fortfall kommen. Die neue Uniform wird vorläufig an die
Be=
amtenſchaft nur als erſte Garnitur, alſo als Ausgehanzug, geliefert,
im Straßendienſt werden dagegen die grünen Uniformen noch weiter
aufgetragen, ſo daß die „grüne Polizei” aus dem Straßenbilde
ſo=
bald nicht verſchwinden wird.
Zur Auswanderung nach Ungarn und den Balkanſtaaten.
D.4.I. Der 34. Jahresbericht der Unterſtützungskaſſe für
hilfsbedürf=
tige deutſche Reichsangehörige in Ungarn bedauert, daß alle ſeine
War=
nungen gegen voreilige Auswanderung nach Ungarn erfolglos
geblie=
ben ſind. Es iſt ja zu verſtehen, daß die große Arbeitsnot im Reich
die jungen Leute ins Ausland treibt, um Arbeit und Erwerb zu ſuchen;
es wird aber überſehen, daß es auch in Ungarn und den Balkanſtaaten
an Arbeitsgelegenheit mangelt und daß der vor Kriegszeiten ſtets gern
aufgenommene deutſche Arbeiter heute mit großen Schwierigkeiten zu
kämpfen hat. Auch die hohen Koſten und die Hinderniſſe des Reiſens
werden von deutſchen Auswanderern nicht genügend beachtet; dem
Wan=
derburſchen gehen bald die Mittel aus, und er iſt auf Unterſtützung
an=
gewieſen. Hat er glücklich ſein Reiſeziel erreicht, vielleicht auch
Ar=
beit gefunden, ſo droht ihm i manchen Fällen die Ausweiſung. Er
wird interniert und oft erſt nach Wochen durch Schub abtransportiert.
Es wäre dringend zu wünſchen, daß die Auskunftsſtellen im Rei he vor
ſolchen unſicheren Auswanderungen warnen und dieſelbe nach
Möglich=
keit verhindern möchten. Wer nicht ganz geſi herte Arbeitsgelegenheit
mit Aufenthaltsgenehmigung, möglichſt Kontrakt mit vorausvergütetem
genügendem Reiſegeld hat, ſollte unter heutigen Verhältniſſen weder
nach Ungarn oder Rumänien, noch nach Südſlawien oder der Türkei
reiſen.
Die vereiſte Oftſee.
In Schweden, wo diesmal der Winter ſehr frühzeitig mit einer
außergewöhnlichen Kälte eingeſetzt hat, droht jetzt die volle Abſperrung
der nördlich von Stockholm gelegenen Häfen an der Oſtküſte durch
Packeis. Eine Anzahl Dampfer die noch in den letzten Tagen Laſt
an Bord genommen hatten, dürften nur mit Hilfe des großen
Stock=
holmer Eislrechers die Häfen verlaſſen können. Der Stockholmer
Hafen kann noch von größeren Dampfern trotz der Eisbildung erreicht
werden. In den ſüdſchwediſchen Häfen iſt die Lage einſtweilen noch
etwas günſtiger. Aehnlich iſt es in den däniſchen Häfen. Auch in
den ſonſt günſtig geſtellten Häfen an der norwegiſchen Küſte treten
bereits große Schwierigkeiten infolge Packeisbildung auf.
Ein romantiſches Räuberleben.
Seit Monaten iſt wie der Voſſ. Zeitung aus Nom gemeldet
wird, die italieniſche Polizei von Pola auf der Spur des
Brigan=
ten Collario, auf deſſen Ergreifung eine Belohnung von 10 000
Lire ausgeſetzt worden iſt. Alle Bemühungen blieben bisher erfolglos.
iſt ein Räuber, wie man ihn zuweilen in romantiſchen
Abenteurer=
romanen findet: mutig und gefühlvoll. In dieſen Tagen ſtand
Col=
lario plötzlich vor der Tür eines Kaufmannes Pelaſchiar. Ohne ſich
weiter anmelden zu laſſen, trat er in das Arbeitszimmer des
erſchrocke=
nen Kaufnanns, riß zunächſt die Drähte aus dem Telephon und
ſchrieb in aller Ruhe auf den Notizblock, der daneben hing: „Der
Polizei von Pola als Zeichen meines Mutes gewidmet. Collario.”
So=
dann wandte er ſich an das ſprachloſe Ehepaar und erklärte, er ſei
hauptſächlich deshalb gekommen, weil er erfahren habe, daß die in
ihrem Dienſt ſtehende Köchin, eine frühere Geliebte, gekündigt worden
ſei, und er wünſche ein gutes Wort für ſie einzulegen. Der Räuber
ſetzte ſich ſodann behaglich in einen Klubſeſſel und erzählte ſeinen
un=
freiwilligen Gaſtgebern einige Stückchen aus ſeinem Leben. Er
ge=
ſtand, eine gewiſſe Furcht dor dem brutalen Zupacken der Poliziſten
zu haben, ſonſt hätte er ſich längſt geſtellt, um die 10 000 Lire, die auf
ſeine Verhaftung geſetzt ſind, wohltätigen Zwecken zufließen zu laſſen.
Collario ſcheint ein begeiſterter Leſer von Schillers „Räubern” zu ſein.
Ausdehnung des Dockbrandes in London.
Das am Montag abend auf dem Londoner Dock ausgebrochene
Feuer hat auf verſchiedene Werften und Lagerſchuppen an der Themfe
übergegriffen und wütete auch am Dienstag morgen noch mit
ungebro=
chener Gewalt. Der bisher entſtandene Schaden wird auf mindeſtens
100 000 Pfund Sterling geſchätzt. — Eine ſpätere Meldung beſagt:
Der Brand im Londoner Hafen iſt erſt am Dienstag mittag gelöſcht
worden. Der Schaden überſteigt 200 000 Pfund Sterling. Das
Kautſchuklagerhaus in dem der Brand ausgebrochen iſt, iſt vollſtändig
zerſtört.
Eine unterirdiſche Gasexploſion in London.
Eine wilde Panik entſtand in der Nacht zum Dienstag in der
Um=
gebung der Sankt Martin Lane in London, wo in der unter der
Straße hinweggehenden Untergrundbahnſtrecke ausſtrömendes. Gas
explodierte und beträchtlichen Schaden anrichtete. Polizei und
Feuer=
wehr rieten den Anwohnern, die Häuſer zu räumen.
Falſchgeldüberflutung in Chicago.
Wie wir amerikaniſchen Blättern entnehmen, muß Chicago
gegen=
wärtig eine Flut falſchen Papiergeldes über ſich ergehen laſſen, wie ſie
in der Geſchichte der Stadt noch nicht dageweſen iſt. Man ſchätzt die
Höhe der im Umlauf befindlichen falſchen Dollarnoten auf eine Million.
Chicago iſt die Stadt der weltberühmten Fleiſchpackereien und des
größten ſozialen Elends, das es überhaupt in den Vereinigten Staaten
gibt. Wenn nun die Falſchmünzerwerkſtätten, an denen Chicago nie
arm war, jetzt beſonders üppig aus dem Boden ſchießen, ſo iſt das
vielleicht ein Zeichen dafür, daß die Arbeitsloſigkeit und überhaupt
das ſoziale Elend, das gewöhnlich die Vorbedingung für das dunkle
Gewerbe der Geldfälſcher iſt, in Chicago ſtärker als vor dem Kriege zu
Hauſe iſt. An einigen techniſchen Beſonderheiten, die die meiſten
Falſifikate tragen, erſehen die Chicagoer Polizeiorgane, daß ſie es mit
mehreren Falſchmünzerbanden zu tun haben, die wahrſcheinlich
voll=
kommen voneinander getrennte Werkſtätten unterhalten. Aber wiewohl
die amerikaniſche Kriminalpolizei in Verbindung mit einer Reihe der
hervorragendſten. Detektide ſich um die Unſchädlichmachung der
Ve=
brecher bemüht, hat ſie bisher noch keine Spur gefunden. Da das
Treiben dieſer Elemente ſeit einigen Tagen die geſamte
Oeffentlich=
keit beſchäftigt, glaubt man, daß die Fälſcher inzwiſchen Chicago
ver=
laſſen haben werden, um ihr gefährliches Gewerbe in einer anderen
Stadt, womöglich in New=York, weiter zu betreiben. Deshalb ſind
auch die New=Yorker Polizei ſowie die Behörden der anderen
nord=
amerikaniſchen Großſtädte verſtändigt worden.
Infolge ſtarker Schneeverwehungen drohte der Zugverkehr
Breslau—Oberſchleſien zum Stillſtand zu kommen. Aus
dieſem Grunde wurde die Techniſche Nothilfe eingeſetzt, die ſeitdem die
Strecke durch Abſchaufeln des Schnees freihält.
L. Arlbergbahn. Sowohl die Strecke Innsbruck—St. Anton,
wie die Strccke Lindau—St. Anton ſind wieder völlig frei, ſodaß die
ſeither geſperrten Verbindungen über den Arlberg wieder vollſtändig
aufgenommen ſind.
Geſchäftliches.
Wie hütet man ſich vor Schnupfen und Erkältung?
Naßkalte Füße ſind gewöhnlich die erſte Urſache eines tüchtigen
Schnupfens. Da heißt es jetzt zur Winterszeit, das Schuhzeug gut zu
pflegen, damit Kälte, Schnee und Regen dasſelbe nicht durchdringen.
Um dieſes zu erreichen, kaufe man nur die beſten Schuheremen, welche
nach altbenährten Rezepten aus reinſten Wachſen und unverfälſchtem
Terpentinöl hergeſtellt ſind, wodurch das Leder waſſerdicht, weich und
ſchmiegſam wird, ohne ſeine Feſtigkeit zu verlieren.
Eine ſolche Schuhereme findet man im Edelſchuhputz Nigrin,
welches abſolute Sicherheit in bezug auf Zuſammenſetzung bietet und
ſich in ſeiner Qualität ſtets gleich bleibt.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). Große Synagoge
Freitag, den 11. Jan. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min,
Samstag, den 12. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Schrift=
erklärung. — Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min, —
Abends 6 Uhr 30 Min.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (D 11):
„Fatinitza”, Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (
Sonder=
miete 20): „König Nicolo”. — Orpheum, 7¾4 Uhr abends:
In=
kognito‟ — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kino=Vorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl.c für Politik und Wirtſchaſt: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd en:: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſ=ratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten
Statt Karten.
Die glückliche Geburt
A
eines Sohnes zeigen
hochertreut an
Otto Günther, Bankbeamter
u. Frau Margarete, geb. Reuter
Darmstadt, 9. Jan. 1924
Hochstraße 27
Die glückliche
Ge-
burt eines krättigen
Jungen zeigen
hoch-
erfreut an
Oskar Clemens u. Frau
Katharina, geb. Diehl
Nied.-Ramstädterstr. 43
Heute entſchlief ſanft infolge
eines Schlaganfalls meine
innigſt=
geliebte Frau; unſere gute, treue
Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Frau
geb. Koehler
im 63. Lebensjahr.
Prof. Carl Thylmann, Oberlehreri. R.
Ella Rodenhauſer, geb. Thylmann
Dr. med. Victor Thylmann
Direktor Dipl.=Ing. Rodenhauſer
Joanna Thylmann. geb. Koops
und vier Enkelkinder.
Darmſtadt, Völklingen, Hamburg
den 9. Januar 1924.
Beerdigung Samstag, den 12. Jan.
von der Halle des alten Fried
hofs aus.
Trauerbeſuche und Blunenſpende
dankend
Nachruf.
Geſtern verſtarb der
Wacht=
meiſter
der Heſſiſchen Schutzpolizei.
Wir werden dempflichttreuen,
beliebten Kameraden, der uns
allzufrüh durch den Tod
ent=
riſſen wurde, jederzeit ein treues
Andenken bewahren.
Darmſtadt, den 10. Jan. 1924.
Für die Beamten der
Polizeiwachtabtellung Darmſtadt:
Schröder
361)
Polizei=Major.
Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem Leiden
verſchied heute unſere liebe,
un=
vergeßliche Mutter.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Eugenie Alberti
Tanzlehrerin
Kiesſtraße 84, p.
Die Einſegnung findet Samstag,
den 12 Januar, vormittags 10 Uhr,
im Trau
ſtatt.
Dankſagung.
Für die uns ſo zahlreich
dar=
gebrachten Beweiſe aufrichtiger Teil
nahme bei dem uns ſo ſchwer be=
9 troffenen Verluſte ſagen herzl. Dan
Frau Anna Lich Wwe.
Familie J. Gg. Lich
Hch. Hechler und Frau
Eiſe, geb. L.
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute verſchied nach kurzem
ſchweren Leiden unſer lieber
Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Bruder und Onkel
Gemeinderechner
im 74. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Gg. K. W. Hahn
Ph. Daum
Ober=Modau, Ernſthofen,
den 9. Januar 1924.
Beerdigung: Samstag, den 12.
Januar, nachm. 2 Uhr. (*747
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige
Nach=
richt, daß geſtern meine liebe Frau,
unſere gute Mutter,
Schwieger=
mutter und Großmutter
Eliſabethe Kraft
geb. Dietz
im Alter von 51 Jahren
verſchie=
den iſt.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Philipp Kraft.
Darmſtadt, den 10. Jan 1924.
Kranichſteinerſtr. 37
Die Beerdigung findet Samst
vormittag 11 Uhr a
Friedhof, Nd.=Ramſtäd
Todes=Anzeige.
Meine liebe Frau, unſere gute Mutter,
Schwie=
germutter, Großmutter und Tante
Frau Eliſe Klump
geb. Ruths
iſt heute nach kurzem ſchweren Leiden im faſt
voll=
endeten 74. Lebensjahr ſanft verſchieden.
Darmſtadt, den 9. Januar 1924.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Theodor Klump.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 12. Jan.,
vorm. 11 Uhr, vom Portal des Friedhofs an der
Nieder=Ramſtädter Straße aus ſtatt.
Von Blumenſpenden und Trauerbeſuchen bittet
Paßbilder
für die Reiſe
Empfehle mich zur
ſchnellſten u. prompt.
Anfert. von
Lichtbild=
niſſen bei billigſter
Berechng. 173a
Photograpy Cartharius
Tel. 1703. Ludwigspl. 6.
man abzuſehen.
(*825
Berkäufe
Elegantes
Herrenzi mer
beſte Arbeit, preis
wer. zu verk. Ang
unt. D 14 an d. Ge
Sofa,
Mühlſtr. 60½, pt.
1 faſt neuer, he
Offz. Mantel, verſch.
Knabenhoſen, ſowie
Damen= u. Herren
kleider zu verk. (*651df
Rheinſtr. 5
St.
Guterhaltener (27
Zimmer kochofen
zuverkauf. 23 G =Mk
Grafenſtr. 2",o II,
Eleg. Pelzmantel
neu, weit unter
Preis zu verk. Näh.
Geſchäftsſt.
Da enmantel
ganz neu, noch nicht
getragen, für mittlere
Fig. zu verk Preis
nach Uebereinkunft.
Ang. unter D 23 an
die Geſchäftsſt. (*836
Geſäkelte (*782
Jumpers
und Kinderkleidchen
billig zu vk.
Nieder=
amſtädterſtr. 65, II
Leder=Anzua, faſt
eu, Herren Fahrrad,
wenig gebr., Marke
Dürkopp, zu verkf
Späth, Wendelſtadt=
49. Sth.
Schreibmaſchine
gut erh lten,
Donges & Wieſt
Grafenſtr. 43. (1482
Grude=Herdſ b. z. vk.
Schwanenſtr 71, IV
Noederherd (recht
zu ver f.
Erbacher=
ſtr. 7. part.
aut Kredit
gegen
beaueme
Teilnahlun=
A Besichtigung
Tohne Kaufzwan
Chaiſelongue pr.
Ballonplatz 6. (*747
Geige zu verl
Schmitt, Orangerie
Allee Nr 9
822
Kompl. Metz erei=
Einrichtun; (*
elektr. Motor,
Trans=
miſſion. Maſchinen
Ladeneinrichtg we
Krankheit zu verkluf
Näy. Witima nſt 18, II
Faſt neuer zweit
z.bei
Apt. (*757
=auchter
aſtenwagen
ca
t. Tragkraft
ebr. ſchmied.
Reſer=
voir, 1800 X 1800 X
0X5mm, m decke
1. Abflußrohr zu verk. Zahle hohe Zinſen
jebr. Bauer, A.:G.
Eber adi.
256.
auch i.
Pferdemiſt keinen
niantums abzugeb
Geſucht
von einer G. m. b. H.
für ſofort (7795
3000 Goldmark
auf längere Zeit geg.
dopp. Sicherh. u hohe
Verzinſung. Gefl
An=
erbieten unt D 10 an
ie Geſchſt. d3. Bl.
von Selbſtgeber zu
leihen geucht.
Angeb. unt. C 93
Geſchäftsſt. (2 Omdf
3o00 Goldmark
als erſte Hypothek auf
ſthuldenfr Grundſtück
geſucht bei 10%
Ver=
zinſ. Angeb. erbeten
bis 1 Febr. (* G8dk
Heinrichſtr. 87,
ſucht Darlehen von
3000 G.=M. geg. erſtſt.
Hyp.=Eintrag. Ang
unter C 128 an die
Geſchäftsſt. (*714df
eſ. geg.
Federwagen kauf. 130 Mk.
Kinſenu=
gute Sicherh. in mon,
Rückzahl. Ang unt.
D11Geſchſt. (*797
3—5000 G.=M.
für gutgehendes
Han=
delsgeſchäft als I
Hh=
pothek auf großes
Grundſtück geſucht.
und Gewinnbcteiligg,
Angeb. u D 21 an
Geſchäftsſt.
21
Wünſche mich an ein.
ſolid. Untern hinen
tätig zu beteiligen.
Ge l. Ang. unt 1 9
Soderſtr. 60, (*753 an die Geſchſt. (*792
Nummer 11.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Jauuar 1924.
Seite 9.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
ſchdruck verboten.)
16)
Und ſein Sohn, dieſer kleine Hans Peter Kromm, den
Mut=
terhände umfangen hielten, würde er auch die Erde lieb
gewin=
nen mit jenem großen Begehren, die Umwelt kennen zu lernen
in der Nähe und in der Ferne, wenn er ein Mann geworden?
Merete barg ihr Geſicht an dem warmen kleinen Körper des
Bübchens und ſann und ſann. Wenn er nur geſund blieb! Vom
Vater hatte er die kräftige Wohlgeſtalt mitbekommen; ſollte ſie,
die Mutter mit dem ſchönen Einkommen, das nicht aufpflegen
können? Mit dem ſchönen Einkommen — —
„Ach, du geliebte kleine Hauptperſon meines Daſeins, was
täte ich nicht für dich? Für dich habe ich dies Geſchäft
angefan=
gen, für dich gäbe ich’s auf —‟
und ſie dachte an Ottchen und Euchen — an die Tanten in
der Sonnenmühle, und daß der Vater im Sterben ihr etwas
hatte ſagen wollen. Darauf ging ſie hin und ließ ein Bildchen
machen vom Peterle. Herzig ſchaute er darauf aus, der liebe
Kerl! Peterle helläugig, wie er leibte und lebte!
„Dies iſt mein Kind! Ich habe einen Sohn!‟ Das hatte
ſie daruntergeſchrieben. Und ſie wartete auf Antwort. Doch es
kam keine. Das Steinhäuſerblut ſchien nicht zu ſprechen.
Trotzdem konnte die unge Frau einen tiefinnern Zug für
die Schweſtern der Mutter nicht ganz unterdrücken. Gehörte das
vielleicht mit zu dem Erbteil, das ihr dort im Haideſand
Eigen=
tum war? „Ach, das weite Land dort!” Merete ſeufzte ...
„Wollen wir fortgehen von hier?” fragte ſie das Kind. Und der
Funge, der längſt auf ſeinen Beinchen herumſtapfte, krähte laut
auf, griff nach ſeinem Hütchen und kletterte flugs in ſeinen
Wagen, wartend, man ſolle ihn ſpazieren fahren. „Schelm,
ge=
ſcheiter,” lachte die Mutter, „haſt immer gleich Dein Hütchen in
der Hand, ich glaube, ſchon ehe Du geboren wurdeſt, haſt Du ſo
mit dem Hütchen in der Hand gewartet. Soll ich Dir ein
Ritter=
gut anlegen im Haideſand? Willſt Du ein Moorprinz werden?
Ein Torfkönig?” Peterle ſtrahlte ſie gläubig an mit den klugen
Augen des Vaters, ſeine kleinen Hände wiſchten ihr die Tränen
ab. Mit Tränen hatte ſie ihn empfangen in der Stunde der
gro=
ßen Glückſeligkeit ..
Da machte ſich draußen ein Rutſchen bemerkbar, ein Taſten
und Tappen kleiner Hände an ihrer Tür. Sie vernahm es nicht,
das Jüngelchen aber achtete darauf, über ſein kleines Geſicht ging
ein bewußter Zug, er wollte öffnen, konnte, aber nicht an den
Drücker kommen.
Jetzt klangen draußen auch wunderliche Sprachlaute auf, die
wurden drinnen in ähnlicher Weiſe beantwortet; eine
Verſtän=
digung mußte erfogt ſein, denn der kleine Mann zog die
Fuß=
bank zur Tür. Endlich wurde die Mutter aufmerkſau und öffnete.
Ein zierliches Püppchen ſchob ſich herein; noch nicht ganz
ſicher auf den Beinen, hielt es ſich an jedem Erreichbaren, feſt;
dicht vor dem Knäbchen ließ es ſich, ſchwubbs, niederfallen und
ſchaute mit den blitzblanken Beerenaugen zu ihm auf.
Das Malchen war’s, Willy Kreipels kleine Tochter aus der
Kellerwirtſchaft. „Heiten! Heiten!” äußerte das Dirnchen ſehr
beſtimmt und hob ein Beinchen ums andere, in das Wägelchen
hineinzukommen; Peterle wollte helfen, da kugelten ſie
über=
einander auf den Fußboden. Das mutterloſe Kind genoß noch
immer Säuberung und Pflege oben im Grünwarengeſchäft; nur
die Freude an dieſem harmloſen Liebestun war der Inhaberin
verdorben worden; ungewaſchene Mäuler hatten ſich darüber
aufgehalten und nach „Gründen” geſucht: Man ſagte, Willy
Kreivel ginge auf Freiersfüßen und wolle neben ſeiner
Bier=
wirtſchaft noch ein anderes Geſchäft beſorgen, das einträglicher
ſein könnte.
Frau Kreipel ſelber trug die Schuld an dieſer Rederei.
Im=
mer deutlicher wurden ihre Ratſchläge gegen den Sohn, daß ſein
Glück in der Nähe läge, und als der unbeholfene Menſch ſie
trotz=
dem nicht verſtehen wollte oder konnte, ſtieß ihn die Mutter mit
der Naſe darauf, indem ſie ihm gerade heraus ſagte: „Die
Schlanke da oben in ihrem Grünkramladen, das iſt etwas für
Dich. Sie betreut das Kind — und meint natürlich den Vater.”
und die Alte klopfte auf ihre dicken Schenkel und lachte.
Der große Menſch wurde ſtutzig: „Aber die Hände, Mutter!
— Mit den Händen nimmt ſie mich nicht!” Trotzdem ſchien ein
anderer Geiſt in ihn hineinzufahren; er zog ſich beſſer an, kaufte
ſich knallrote oder grasgrüne Schlipſe und war ſehr aufgeräumt
gegen ſeine Kunden.
„Den hats!” nickten die Leute einander zu, und die Alte tat
pfiffig und blinkte mit den Augen nach oben.
Kamen jetzt für die Inhaberin, des Frucht= und
Gemüſe=
geſchäftes Waren an, Willy ſtürzte förmlich die Stiegen hinauf,
um abzuladen. Er fiſchte den fortgerollten Kohlkopf aus dem
Rinnſtein und bot ihn der Nachbarin ſo treuherzig zärtlich an,
daß ſie lachen mußte — Worte brachte er nicht zuſtande. Sobald
er der hübſchen jungen Frau gegenüberſtand, verlor er die
Sprache, und je freundlicher ſie ihm aushelfen wollte, deſto
un=
geſchickter benahm ſich der arme Kerl. Er ſchaute auf ihre Hände.
Dieſe merkwürdig feinen und reinlichen Hände, die trennten ihn
von ihr, die waren ſo beredt! Einmal hutte er ſie erfaßt und
ganz leiſe gedrückt — das war, als ſein Malchen ein Jahr alt
ge=
worden — ein Bündchen Maiblumen tragend, war er herauf=
gekommen, zu danken. Sein Kind!. Wieviel Gutes war ihm von
dieſen Händen geworden! Nun hielt er ſie, die lieben reinen,
drückte ſie, preßte ſie — aber nur ein wenig —, die junge Frau
zuckte, und er mußte ſie loslaſſen. Sie hatte ihn angelächelt, gut
und menſchlich, wie ſie auch ſein Malchen anlächelte, ſie hatte ihm
ſogar auf die Schulter geklopft und ihm Mut zugeſprochen. Hatte
ſie ihm nicht mit dem Finger gedroht wegen der kleinen
Schnäps=
chen, die er trank mit den Kundens Ach, der breitſchultrige Mann
hätte ihr ſo gern geſagt, daß er allen Mut der Welt hätte, daß er
alles tun und alles laſſen wollte, wenn —
Doch er ſagte nichts, ging in ſeinen Keller und fühlte nur
immer die Hand auf ſeiner Schulter, die leichte, ſäuberliche
Frauenhand. Er träumte von dieſen Händen.
Auch ſeine Mutter träumte, aber von ihrem Lotterielos!
Heiligen Glaubens voll zahlte ſie fort und fort die fälligen
Be=
träge. Das Zahlen wurde ihr ſauer, eine neue Schürze, ein Rock
wären ihr notwendiger geweſen; allein der Gewinn, der große
Gewinn!. Nun mußte er ja kommen, bald. Dann würden die
armen geſchwollenen Beine Ruhe habe; in einer ſeidenen Bluſe
würde ſie daſitzen und für die Bedienung der Gäſte ein Mädchen
halten. — Und die Kundſchaft lachte über die alte Frau und gab
ihr den Spitznamen „Lotterie=Paule‟.
Als Merete durch Agnes von dem Geſchwätz der Leute über
ſie und Willy Kreipel erfuhr, wollte ſie erſt das Malchen aus
ihrer Pflege verſtoßen; ſie bedachte ſich aber eines Beſſeren: was
konnte das Kind dafür! Und ſelbſt wenn ſie das Dirnchen hätte
verbannen wollen — es war nicht loszuwerden. Es klomm mit
Lebensgefahr die Stufen empor, rutſchte vor die Tür und hätte
ſich eher die Finger abklemmen laſſen, als daß es fortgeblieben
wäre
So war der dritte und der bierte Lenz ins Land gekommen
und wieder vergangen. Die Zeit der Roſen kam herbei. Ein
mil=
der Regen fehlte noch, und ſie erſchloſſen ſich. Ein ſanfter
Nacht=
regen machte es gut, und Merete erhielt einen mächtigen Bund
der herrlichſten Blüten, noch mit blanken Tropfen in den
halb=
geöffneten Kelchen; aus einer großen Roſenzüchterei wurden ſie
geſchickt, und der Verdienſt daran war gut. Dieſe Blüten
brach=
ten den ganzen Zauber der erquickten Erde mit.
Merete beugte ſich über die Pracht. Und plötzlich mußte ſie
an einen Regenbogen denken, den ſie nach einem Gewitter
ge=
ſehen zuſammen mit Hans Peter — er trug damals ſchon die
Primanermütze. Der Bogen war vollkommen geweſen und
gleich=
mäßig über das ganze Himmelsrund, mit beiden Enden hatte er
klar und ſchön aufgeſtanden, und über dem erſten hatte ſich ein
zweiter geſpiegelt, nur etwas blaſſer. „Gott iſt uns noch gnädig.”
Das fromme Volkswort war den Lippen der kleinen Jungfrau
entglitten und — der Schüler hatte ſie ganz ſtill und zart geküßt.
TaT
Na
Freitag, den 11. Januar
unseres billigen Verkaufs Samstag, den 12. Januar
Des großen Andrangs wegen ist es empfehlenswert, die Vormittagsstunden zum Einkauf zu benutzen.
Mäntel‟.. . . . von
Kosfüme . . . von
Kleider (Wolle) von
BeiSp
Mk. 9.00 an
Mk. 15.00 an
Mk. 14.00 an
jele:
von
Röcke.
Jumper . . von
Strickjacken von
Mk. 4.80 an
Mk. 3.00 an
Mk. 9.00 an
AHAAAAAAHAHHAHAK
Radfahrer
Jetzt ist debeste Zelt, sein Fahrrad in
fahr-
bereiten Zustand versetzen zu lassen, da mit
Be-
ginn der Saison die Preise sicher wieder Steigen.
Fahrräder
welche alt, verrostet und ihr schönes Aussehen
ver-
loren haben, werden wieder wie neu
herge-
richtet, vernickelt, emafiliert.
Reparaturen
an Rädern, ganz gleich welcherArt. Rahmenbrüche
sowie Umbau von Merren- Iin Damenräder
ver-
den fachmännisch zu allerbiligsten Preisen ausgeführt
Fahrradgummi
sowie sämtliche Fahrradartikel spottbillig.
Bever Sie wo anders kaufen, beachten Sie bitte
unsere Schaufenster-Auslagen.
Georg Hahn & C2
Fahrradschlossermeister
12 Große Ochsengasse 12
seither Heinheimerstraße seither Heinheimerstraße
AGußeiſ. Zimmerofen
mit Rohr zu verr. Herrenl=Fahrrad
AAHAK
die neiie 2 Pfg.- Cigarotte
in englischer Geschmacksrichtung
das Beste in dleser Preislage!
aben bei:
M. Meyer
L. Keller
L. Meyer
aldstraſie
Hugo de Waal
aße
D. Numrich
raße
R. Ludwig
Keristralle 7
Klappacherſtr. 7
Teleph. 1856.
k. Gr. Bach=
AHNZ
K
THAAHHHHAAAA
Ke
Og. Mauf. Blſchrr Mauff.
Gardiſtenſtr. 16 ——: Gardiſtenſtr. 16.
offeriere ab heute:
Amerik. Blochſchmalz . . . . . 90 5
Blütenweißes Kokosfett . . . 60 8
Speiſefett 100%ig . . . . nur 70 3
Kokosfett in Tafeln . . . . . . 70 5
Ia Tafel=Margarine ſtets friſch . . . 64 5
Corned beef /. Pfund . . . . 22 9
Ia Thür. Leber= u. Blutwurſt ſowie
Schlnken, Dörrfleiſch u. Schinkenſpeck
(812
im Ausſchnitt.
Malzkaffee . . . Paket von 30 ₰ an
Prlma Bohnenkaffee 2/. Pfd. von 65 9 an
In Kernſeife 200 gr . . Stück 24 u. 25 3
Seifenpulver . . . Paket von 20 ₰ an
la Weizenmehl Pfund 20 u. 22 3
Darmſtädter Tagblatt
U
* Zur Verordnung über die Goldbilanzen.
Aus dem Reichsjuſtizminiſterium wird uns mitgeteilt: Die
Verord=
nung über die Goldbilanzen vom 28. Dezember 1923 (
Reichs=
geſetzbl. I S. 1253) enthält im § 17 die Beſtimmung, daß bei
Neugrün=
dungen von Aktiengeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktien und
Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung das Eigenkapital (Grund= oder
Stammkapital) auf Goldmark geſtellt werden muß und zwar
muß das Grundkapital einer Aktiengeſellſchaft oder einer
Kommandit=
geſellſchaft auf Aktien mindeſtens 50 000 Goldmark, das
Stamm=
kapital einer Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung mindeſtens 5000
Goldmark betragen. Bei Anwendung dieſer Vorſchrift ſind Zweifel
über den Begriff „Neugründungen” entſtanden. Insbeſondere iſt die
Frage aufgeworfen worden, ob unter Neugründungen alle Gründungen
zu verſtehen ſind, wobei die Eintragung der Geſellſchaft im
Handels=
regiſter vor dem Inkrafttreten der Verordnung, nämlich dem 30.
De=
zember 1923, noch nicht erfolgt iſt. Wäre die Verordnung in dieſem
Sinne auszulegen, ſo würden ſämtliche Geſellſchaften, die bis zu dieſem
Zeitpunkt zwar ſchon errichtet waren, deren Eintragung in das
Handels=
regiſter aber noch nicht vollzogen war, die Eintragung nur durch eine
Neugründung auf der Grundlage der Goldmarkrechnung unter
Einhal=
tung der neuen Vorſchriften, alſo durch Feſtſetzung des Eigenkapitals auf
m=eſters 7506 Bezw. 5000 Goldmark erreichen. Eine ſolche Auffaſſung
findet jedoch in der Verordnung keine Stütze. Dadurch, daß die
Regelung auf Neugründungen beſchränkt iſt, wird deutlich zum Ausdruck
gebracht, daß auf bereits gegründete Geſellſchaft der § 17 der
Verord=
nung keine Anwendung findet, und zwar ohne Rückſicht
da=
rauf, ob die Eintragung bereits erfolgt iſt. Die Frage, wann die
Grün=
dung einer Geſellſchaft als abgeſchloſſen anzuſehen iſt, beurteilte ſich nach
den handelsrechtlichen Beſtimmungen. Aus ihnen ergibt ſich, daß im
Falle der Einheitsgründung (Simultangründung) die Uebernahme der
Aktien im Falle der Stufengründung (Succeſſiogründung) die
Beſchluß=
faſſung über die Errichtung durch die Generalverſammlung für
Geſell=
ſchaften mit beſchränkter Haftung der Abſchluß des Geſellſchaftsvertrages
für die Gründung den entſcheidenden Akt bildet. Geſellſchaften, deren
Gründung in dieſer Weiſe den bisherigen Vorſchriften entſprechend vor
dem Inkrafttreten der Verordnung erfolgt iſt, brauchen daher zu einer
Neugründung auf der Grundlage der Goldmarkrechnung nicht zu
ſch eiten. Für ſie bewendet es ſich vielmehr bei den bisherigen
Vor=
ſchriften über die Mindeſtgrenze des Grund= und Stammkapitals ſowie
die Stückelung der Aktien und Stammeinlagen. Selbſtverſtändlich
be=
ſteht auch für dieſe Geſellſchaften die Notwendigkeit des Uebergangs zur
Bilanzierung und Umſtellung auf Goldmark. Was die vor
dem Inkrafttreten der Verordnung auf der Grundlage der
Reichswäh=
rung beſchloſſenen Erhöhungen oder Herabſetzungen des Grund= oder
Stammkapitals anlangt, ſo iſt die Rechtslage für ſie ähnlich wie für die
bisherigen Gründungen. Auch ſie können, wenn ſie den bisherigen
Ve=
ſtimmungen entſprechen, zur Durchführung gelangen. Ob ſich dieſe trotz
der ſpäter notwendig werdenden Umſtellung auf Goldmark empfiehlt,
muß der Prüfung der Geſellſchaft im einzelnen Falle überlaſſen bleiben.
Handel und Wandel in Heſſen.
— Schlapper A.=G., Sitz Darmſtadt. Gegenſtand des
Unternehmens: Fabrikation von Dachpaxpen und Teerprodukten.
Grund=
kapital: 5 Mill. Mk. Vorſtand: J. Laur Direktor, hier. Prokura:
Fritz Schlapper, Kaufmann in Malſch. Die Mitgründerin, Guſt.
Schlap=
per Wwe, alleinige Inhaberin der Firma Guſt. Schlapper Wwe.
Dach=
pappen= und Teerproduktenfabrik in Malſch, bringt die ſämtlichen zu
der Firma genannten Grundſtücke, ſowie das von ihr bisher bewohnte
Haus nebſt allen Maſchinen. Inventar und Einrichtungsgegenſtinden
nebſt Aktiven und Paſſiven, Patente, Gebrauchsmuſter,
Geſchäftsgeheim=
niſſe und Firmenrecht ein. Gründer ſind: 1. Guſt. Schlapper Wwe.,
2. Generaldirektor Dr. Bruno Möyring in Bad=Nauheim, 3.
General=
direktor Dr. Ernſt Schlapper in Butzbach, 4. Kaufmann Th. Laur hier,
5. Kaufmann Herm. Zeiler daſelbſt, 6. Direktor Karl Zeiler, Bensheim.
Den erſten Aufſichtsrat bilden die vorſtehend unter 1, 2, 3, 5 und 6
Genannten.
— GebrüderAöler, G. m. b. H., Sitz Daumſtadt.
Gegen=
ſtand des Unternehmens: Weiterbetrieb des ſeither von der Firma
Gebr. Adler hier betriebenen Geſchäfts, alſo der Handel mit
Kolonial=
waren, ſonſtigen Lebens= und Genußmitteln und anderen einſchlägigen
Artikeln, ſowie die Bearbeitung ſolcher Waren. Stammkapital: 20 Mill.
Mark. Geſchäftsführer ſind: Moritz und Julius Adler hier, die das
Geſchäft Gebr. Adler einbringen, das mit Aktiven und Paſſiven nach der
Bilanz per 31. Dezember 1922 auf die G. m. b. H. übergeht.
— Möbelfabriken Darmſtadt=Eberſtadt A.=G.,
Sitz Darmſtadt. Gegenſtand des Unternehmens: Käuflicher
Er=
werb. Pachtung und Betrieb von Möbelfabriken, insbeſondere
Herſtel=
lung und Vertrieb von Möbeln aller Art. Grundkapital: 100 Mill. Mk.
Vorſtandsmitglieder ſind: Julius Müller und Paul Pohl in Darmſtadt.
Gründer, die alle Aktien übernommen haben, ſind: 1. Wilh. Beller ſen.,
Frankfurt a. M., 2. Max Eiſemann, Heidelberg, 3. Karl Kuch,
Eber=
ſtadt b. D., 4. Otto Thalmeſſinger, R.=A., Stuttgart, 5. Paul Pohl,
Darmſtadt, 6. Julius Müller, 7. Hch. Lautz daſ., 8. Hch. Friedmann,
Mannheim, 9. Heidelberger Privatbank A.=G 10. Oeffentliche
Handels=
geſellſchaft Müller u. Pohl, Darmſtadt. — Den erſten Aufſichtsrat
bil=
den die vorſtehend unter 1—4, ſowie unter 7 und 8 Genannten und
Bankdirektor Leo Levi=Heidelberg.
— J. Schönberg, G. m. b. H., Sitz Darmſtadt.
Gegen=
ſtand des Unternehmens: Handel mit Rohprodukten jeder Art.
Stamm=
kapital: 1 Mill. Mk. Eingebracht wird vom Geſellſchafter Gg. Knoblauch
in Darmſtadt das von ihm unter der Firma J. Schönberg in Darmſtadt
betriebene Handelsgewerbe mit Firmenrecht ohne beſondere Anrechnung
auf ſeine Stammeinlage.
3 Wie wir vernehmen, ſind Beſtrebungen im Gange, die Grube
Meſſel in die Aktienform zu überführen.
— Emil Wetter, G. m. b. H., Sitz Darmſtadt.
Gegen=
ſtand des Unternehmens: Großhandel mit Lebensmitteln und ähnlichen
Artikeln, Drogen und pharmazeutiſchen Erzeugniſſen und Fortführung
des unter der Firma Emil Wetter hier geführten Handelsgeſchäfts.
Stammkapital: 10 Mill. Mk. Geſchäftsführer: Herm. Zeiler, Th. Laur,
Darmſtadt. Die Geſellſchafter Herm. Zeiler, Th. Laur und Hedwig
Günther, geb. Tegdmeier, alle hier, bringen auf ihre Stammeinlagen
in die Geſellſchaft ein das unter der Firma Emil Wetter betriebene
Handelsgeſchäft nach Stand und Bilanz vom 15. Juli 1923, einſchließlich
des Firmenrechts.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Fraukfurter Börſe
Abteilung Getreide, vom 10. Januar 1924. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack,
Preis je 100 Kg.: Weizen, Wetterauer 19,25—19,5, Roggen 17—17,5,
Sommergerſte für Brauzwecke 19,25—19,75, Hafer, inländiſch 14,5—15,
Hafer, ausländiſch ——, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 30—31,25,
Roggen=
mehl 26,25—26,75, Weizen= und Roggenkleie 8,25—8,75 Mk. Heu, ſüdd.,
gut, geſ., trocken 8—8,25, Weizen= und Roggenſtroh, drahtgepreßt 5,25
bis 5,75 Mk. Tendenz ruhiger.
Frankfurter Viehmarkt vom 10. Januar. Der
Nebenmarkt hatte einen Auftrieb von 63 Rindern, darunter 30 Ochſen,
1 Bullen und 23 Färſen und Kühe, ferner von 651 Kälbern, 273 Schafen
und 320 Schweinen. Gehandelt wurde nach Goldmark. Notiert wurde
für den Zentner Lebendgewicht: Kälber: Klaſſe a) —, b) 45—60,
c) 35—45, d) —, e) —: Schafe: a) 35—45, b) 20—30, Merzſchafe —
Schweine im Gewicht von 80—100 Kg. 80—85, unter 80 Kg. 75—80,
von 100 bis 150 Kg. 80—85, über 100 Kg. — Sauen und Eber 60
bis 70 Goldmark. Rinder wurden nicht notiert. Verglichen mit der
letiten Notierung wurden Kälber um 5 und Schweine um 5—10
Gold=
mars per Zentner Lebendgewicht höher bezahlt, während Schafe um
5 Goldmark nachließen. Marktverlauf: In Schweinen reger, in
Klein=
vieh ruhiger Handel. Markt geräumt.
Mannheimer Produktenbörſe. Die Börſe war
ſchwach beſucht. Bei überwiegendem Angebot blieben die Umſätze klein.
Verlangt wurden für die 100 Kg. bahnfrei Mannheim in Goldmark:
Weizen 20,50, Rongen 17—17,50, Gerſte 19—20, Hafer 15—16, Mais
19,75—20,25, Rohmelaſſe 9,25—9,50, Weizenkleie 8,5—9, Weizenmehl
Spezial 0 31,25, Michtpreis der Mühlen, 30 Mk. bei der zweiten Hand.
Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum
Kleinvieh=
markt am Donnerstag waren zugeführt und wurden per 50 Kg.
Lebend=
gewicht gehandelt: 22 Kälber 46—58, 60 Schweine 56—70; ferner 364
Ferkel und Läufer pro Stück 8—25 Goldmark. — Tendenz: Mit
Käl=
bern ruhig, geräumt, mit Schweinen mittelmäßig, kleiner Ueberſtand,
mit Ferkeln und Läufern lebhaft.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hat das in den letzten Tagen preisdrückende Angebot nachgelaſſen und die
Tendenz und Preisgeſtaltung waren ſtetiger. Roggen iſt nicht mehr in
dem Umfange als bisher angeboten, und da die Reichsgetreideſtelle heute
etwas Ware aufnahm, konnten die geſtrigen Preiſe im Durchſchnitt
wie=
der voll erreicht werden. Für Weizen bekundeten hauptſächlich die
Mühlen Intereſſe, und die vorliegenden Offerten fanden hauptſächlich
nach dieſer Seite Unterkommen. Für Gerſte erhielt ſich die bisherige
Nachfrage. Hafer lag aber bei behaupteten Preiſen ſehr ruhig, was
auch von Mehl und Futterſtoffen gilt.
Börſen.
Fraukfurter Börſenbericht vom 10. Januar
1924. (Eigener Bericht.) Nach der geſtrigen Abſchwächung blieb die
heutige Börſe reäſt gut behauptet, auf einzelnen Gebieten konnte ſich
ſogau eine leichte Erholung durchſetzen, doch erreichten die Kursgewinne
Haife Hait denichen eir de en Deai eieche die
geengt iſt, zeigt ſich z. B. auch darin, daß die Margen zwiſchen Geld=
und Briefkurſen im freien Handel bei erſten Induſtriepapieren ſehr
klein geworden ſind, kann man doch beobachten, daß in Aktien mit
einem Kursſtand von 10/15 oft nur eine Spannung von ein Achtel
Prozent zwiſchen Angebot und Nachfrage beſteht, ohne daß Abſchlüſſe
zuſtande kommen. Von den einzelnen Marktgebieten iſt nichts
beſon=
deres zu berichten. Chemiewerte lagen überwiegend eine Kleinigkeit
feſter: Goldſchmidt 20—20,25, Griesheim 21,5. Dagegen Höchſter mit
18,7 und Elberfelder mit 22,75 unverändert. Der Eelektr. Aktienmarkt
zeigte das gleiche Bild, während A. E.G. mit 13,5 unverändert blieben,
konnten ſich Bergmann mit 23, Lahmeyer mit 18,75 und Licht u.
Kraft mit 12,5 leicht befeſtigen. Maſchinenwerte waren ſehr ruhig.
Leicht erholt Rheinmetal! 10/9,5 plus zirka 1. Eine kleine Kursbeſſerung
erzielten auch Zuckerwerte. Etwas lebhafter lagen, wie bereits
ei=
wähnt, Bankaktien, die ſich durchweg leicht befeſtigten. Darmſtädter
Bank 14 plus 1,5, Deutſche Bank 16,25/15,75. Disconto 20.
Wert=
beſtändige Anleihen faſt völlig geſchäftslos, etwa auf dem geſtrigen
Niveau. Der Einheitsmarkt blieb ohne beſondere Bewegung und war
eher etwas ſchwächer. Auch der freie Verkehr zeigte bei ruhigem
Ge=
ſchäft überwiegend leichte Abſchwächungen — man hörte hier:
Becker=
ſtahl 11,5, Benz 4,75—5,25, Brown Boveri 2,5—3, Georgi 1,630, Growag
0.45 Hanſa Lloyd 1,7, Helvetia 6, Karſtadt 2,5, Kayſer Waggon 0,5,
Kreichgauer 0,6, Krügershall 12,5, Mez Söhne 7, Petroleum 27,
Ra=
ſtatter Waggon 7. Ufa 6—7.
An der Nachbörſe hielt das Intereſſe für Bank=Aktien an, im
Uebrigen waren die Werte des Großverkehrs etwa zu den Kaſſakurſen
geſue
11. Januar 1924 Nr. 11
wb. Berliner Börſenbericht. Nachdem der gefürchtete
Steuertermin, auf den hin vielfach Verkäufe in den letzten Tagen
vor=
genommen wurden, mit dem heutigen vorübergeht, haben die Abgaben
der außerhalb der Börſe ſtehenden Kreiſe etwas nachgelaſſen, ſodaß der
Markt eine etwas freundlichere Veranlagung zeigte. Die
Kapitalknapp=
heit, die bei den hohen Zinſen und Proviſionen für Darlehen ſeitens der
Bankwelt es vielfach geraten erſcheinen läßt, lieber Wertpapiere
abzu=
ſtoßen als die hohen Zinsbelaſtungen zu tragen, bleibt aber unverändert
beſtehen und iſt der Erholung des Kursſtandes, zu dem heute bereits
Anſätze vorhanden waren, noch immer hinderlich. Die
Kursveränderun=
gen ſelbſt waren unbedeutend und betrugen nach unten kaum über eine
Billion Prozent hinaus und nach oben bei den meiſten ſchweren Papieren,
die in der letzten Zeit ſtärker rückgänegig geweſen waren, etwas mehr
bis vereinzelt 8 Billionen Prozent. Die Umſätze hielten ſich auf allen
Märkten wieder in engen Grenzen. Die Verſuche der Börſenſpekulation,
für das eine oder andere Papier durch Käufe Intereſſe zu erwecken,
hatten zumeiſt keinen oder nur vorübergehenden Erfolg.
Feſtverzins=
liche Werte zumeiſt unverändert bis auf alte Preußiſche Konſols und
Reichsanleihen, die von den Gewinnen der letzten Zeit etwas hergeben
mußten, da die Aufwertungsfrage, die für die Kursſteigerungen bisher
ins Feld geführt wurde, wieder einmal einer ungünſtigen Beurteilung
unterlag. Der Geldmarkt war unverändert flüſſig, die Deviſenpreiſe
waren zumeiſt wie geſtern feſtgeſetzt. Bei Neu=York wurde infolge
ſtärkerer Nachfrage der bisherige Zuteilungsſatz etwas herabgeſetzt.
Gründung einer Eſſener Warenbörſe.
Bekannt=
lich hatten ſich vor einiger Zeit Vertreter Eſſener Handelskreiſe
zu=
ſammengefunden, um zu der Frage der Eröffnung einer Eſſener
Waren=
börſe Stellung zu nehmen. Da ſich herausſtellte, daß für eine
Waren=
börſe in Eſſen grüßtes Intereſſe beſteht, war ein Ausſchuß von 26
Perſonen, in dem alle Intereſſentenkreiſe vertreten waren, mit der
Erledigung der Vorarbeiten beauftragt worden. In der Sitzung dieſes
Ausſchuſſes am Dienstag, an der faſt alle Mitglieder teilnahmen,
wurde der Anſchluß der Kolonial= und Lebensmittelhändler an die
Getreidebörſ= beſchloſſen. Ueber die Angliederung anderer
Handels=
kreiſe wurde noch keine Entſcheidung getroffen. Die Börſe ſoll die
Be=
zeichnung „Getreide= und Warenbörſe” erhalten. Eine engere
Ver=
tretung der Börfenintereſſenten gibt der von der Stadtverwaltung und
der Handelskammer ausgearbeiteten Börſenordnung die endgültige
Faſſung und hat ſomit die Vorarbeiten für die Eröffnung der
Waren=
börſe aufgenommen, ſo daß ſchon in allernächſter Zeit mit der
Eröff=
nung der Börſe zu rechnen iſt. Es kann als ziemlich ſicher
angenom=
men werden, daß bei der Bedeutung und dem Umfang des
Lebens=
mittel= und Getreidehandels des Ruhrkohlenbezirks die neue Börſe
ſehr lebenskraftig ſein wird, ſo daß bereits jetzt der Wunſch laut
wurde, die Vorſenverſammlungen jeden Tag abzuhalten.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Geld Vie
Bri Ae Amſterdam=Rotterdam . 6259.5000. 16 407 000. 162925000. 6 4075000. Brüſſel=Antwerpen ..... 127032060.— 18:968000. 1 6 3 000.— 18747 100.— Chriſtiania . . . . . . . .. . . .. 16.04450 0.— 32 655000.— 2034 009.— 62 5110.— Kwen agen .... ....... 7 1 5000.— 759893000.— 56105000 — 75 9000.— Stasſolm, 113710000.— 142 5000. 136153000 114 847000. Helſingfors. 657 5000.— 10628 0,0. 105735000.— 10626 000.— Italien. 1 65 00. 7497000. 165 8000 — 187437000. London. 1825425000. 18 4/7,00. 8254250000. 1½45750000. Newv=York 41 450000.— 4210500 0. 478500000. 42 10500000. Paris .. 0 473000.— 210325000 — 11470000.— 2123 0000.— Schweiz. 75.560 000.— 750331000. — 75/ 1204 00.— 75 8-0000.— Spanien". b4 363 000.— 543362000 — 43638000.— 546367 000.— Wien (i. D.=Oſterr, abg.) 6/47.— 61153 69847— 311).— Prag ...." 12r 683000.— 126315000 — 125685030. — 126315000 — Budapeſt. 1 4312.— 1513 8.— 125635.— 126 15.— Buenos=Aires. 13815 800. 1328:62000 1381538000. 1388 6.000. Bulgarien.. 3u6 2000 — 3u827100.— 3067 2000.— 31828000.— Japan .........." 199-0000 0. 200 000000 1993000000. 2u05000000. Rio de Janeiro ..... . . . /4588 0000.— 461150000.— 1438350000 — 461 150000 — Belgrad.. . . . . . .. . . .. .. z788000 0. — 481 0000 — 7880000.— 48120000.— Liſſabon. . . . . . .. . ...... 1.,8552000.— 139348000 — 1138652000.— 139348000.—
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.
Aktiengeſ. für Anilinft
Aſchaffenburger Zelſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber .=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug
Bismarckhütte.
Braunkohlen=Brikett
Bremer Vulkan ..
Wolle..
Chem. Heyden ....
Weiler ......"
eutſch=Atlant. Tel..
Deutſche Maſchinen .. / 11230
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliverke
Berlin-=KarlsruherInd.
Do nersmarckhütte ...
Dynamit Nobel ......"
Elberfelder Farben ...!
Eleftr. Lieferung .....
R. Friſter ..........."
Gaggenau Vorz. ...."
Geſſenk. Gußſtahl ...
Geſ. f. elektr. Untern.
hiner
10.1.
140000
7750
47300
63000
37253
15500
7.50
32 0
29500
55000
7375
4000
20750
10250
23690
24000
3125
31000
6000
55250
16500
Frankfurter Kursbericht vom 10. Januar 1924.
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſelſchaft auf Aktien.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutiche
50 Reichsanleihe. . . . . .. .. . ..
400
...
...
3½%0
......
5%0
Dollar=Goldauleihe .... ....."
Dollar=Schatzanweiſungen ...
4½s%o 1V. und V. Schatzanweiſ.
„
(½% H.—IZ.
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe. .. . . . . .......
4% Preuß. Konſols ........."
8½% „ „ .....
..
40 Bad. An. unk. 1935.....
3128
v. 1907.... ..
425 Bahern Anleihe ........."
.....
8½%
40 Heſſen unk. 1924 ........
8½ .....
„....
47 Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
60 Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5% „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% - v. 1902..........."
4% „................"
5%g Bulgar. Tabak 1902 .....
13% Griech Monopol ......"
412% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .............."
4½220 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ................
4½ Oeſt Goldrente .. ... . ...
4% einheitl. Nente ....."
9. 1. 10 1.
98
0.099
6% Rum am. Rente v. 03 ...
4½% Goldrente v. 13 ...
4½ „ am. „ konv. ...."
4% „ „ „ v. 05 „.."
Türf Admin.)v 1903 ...
(Bägdad) Ser. 1..
„ II..
v. 1911, Zollanl. ..
Uug. Stantsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
„ Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
Mexik amont. innere. ....
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04. ſtſr. ..
konſ. innere ......"
Frrigationsanleihe.
Tamaulivas Serie!.
Lblig. v. Transvortamſt.
425 Eliſabethbahn ſtir
Gal. Carl Ludw Bahn ..
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtſr.
Südb. (Lomb.
0,49
08
1,5
0,6
09
0,65
13,8
16,5
15,5
15
2
0245
00 %
16.7
15,75
15,13
Oblig. v. Transportanſt. (Ftf.)
3% Oeſt. Staatsb. 0 Em
1% Oeſt. Staatsb v. 1885.
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Neßz
40 Ruvolfb. (Salzkammerg.)
4½% Angtolier I.........!"
% Salon Conſt. Jouction..
39 Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepee . . ..........
4½2 „
Pfandbriefe.
126 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
...
%o Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
„ 1922 ...
42 Pfälz.
4% Rhein.
1923 ...
berl. ..
2%0
47 Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ........
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfbbr.
½ % Heſſt. Ldhyp.=Bk. Bfdbr.
4%0 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
10 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
7%0 Darmſt. v. 1905 .......
% Frankfurt v. 1913 ......."
v. 1903 ......."
422 Mainz. v. 1919 bis 1926
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
/o Bodenwerk=Kohiwert A l.
69Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl.v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe.
Roggenwert=Anl.
Südd. Feſtwvertbk.
Sächſ.Braunt. Anl. Ser.! u. 11
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ....."
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbant ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank.....
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbauk ........"
Disconto=Geſeliſchaft . ... ...."
Dresdener Bank ...........
Frankfurt r Bank ..........."
Metallbank. . . .. .. .haff.7a3
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ..."
Rhein. Creditbanl ........"
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ........"
..
Wiener Bankverein ......
Berzwerks=Rktien,
..............
Verzelius.
Bochumer Bergb. .... .. .. ...
Ruberus.
.....
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler, Berqwerks=Akt. ..
Gelſenkirchen Bergw. ......
Harpener Bergbau ........
wer ie Aiſchersiel
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Kaliwerke Weſteregeln........
Lothringer Hütte ............
Mannesmann Nöhren ......
Mannsfelder ..............
Oberbedarf ..............."
Oberſchlei Eiſen Caro) ....."
Phönir Bergbau ......."
Rhein. Stahrwerke ........."
Riebeck Montan.. ....... . ..
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahitte.
Aktien induſtr. Anternehmnng.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbrän München . . . . . . . .
Schöfferhof (Binding ........!
Verger .......
Mine eiheneete
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher)......."
A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Badenia (Weinheim) .......
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad Maſchf. Durlach ......
Bad. Uhrenfabr. Furtwaugen
Baſt Nürnberg ............."
Bayriſch. Spiegel ...........!
Beck & Henkel CCaſſel) ......."
Bergmann El. Werke ........
Bing. Metallwerke. . .........
Brockhues, Nieder=Walluf. .. ..
sementwerk Heidelberg .....
Karlſtadt ........
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........
Grieshein Elektron ...."
Mayer Alapin.. .... ..
Beiler ter=mer ........"
2aintler Motoren ........."
Deutſch Eiſenhandel Berlin
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürroppwerl (Stamm).... .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dhckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerl Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meyer fr. ......
Elberfelder Farb. v. Bayer ...
Elektr. Lieferungs=Geſ.. ...
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ Bad. Wolle. ...........
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill- &. Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ............
Eßlinger Maſchinen .........
Ettlingen Spinnerel ........."
Faber, Joh., Bleiſtift.........
Faber & Schleicher........
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . .
Felten & Guilleaume. Carlsw.
inmechanik Jetterl .....
15
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Franffurter Gaz..... .. .. ..."
Frankfurter Hof ....."
Flf. Maſch. Pokoruy & Wittel.
Fuchs Waggon Stamm.. ..
Ganz, Ludwig Muinz .. . . . .."
Geiling & Cie............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th.. ..........."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück).....
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturen ...........
Hindrichs=Auffermann ......."
Hirſch Aupfer u Meſſ........
Hoch= und Tieſbau ..........
Höchſter Farben .............
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. . .........
Hotel A.=G., München .......
Hhdrometer Breslau. .. ... ..."
Jnag.... . . . .... . . . . . . . .....
Junghans Stamm.. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ... . . . ..
Klein, Schanzl. &. Becker .....
Konſervenſabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher & Co. ............
Lech Augsburg .............
Lederw. Nothe .............
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Nühle ..........
Lüdenſcheid Metaliw ........
Lux’ſche Juduſtrie ........ .
Mainkraftwerie Höchſt......."
Mequin, Butzbach .... .. ....."
Metall (vorm. Dannhorn). Nrbo
Meyer, Dr. Paul. ..... ....
Miag, Mühlenb., Fraukf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz..........
Motorenfabrik Oberurſel ...."
Nieckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwverke Eßl. Stamm.. ...
Niederrhein Lederfabr. (Spier)!
Tleawerke Frankfurt a. d.
Peters. Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ......."
Philipps A.=G. ...........
Porzellan Weſſel......."
Neiniger, Gebbert & Schall
Rhein. Eleitr Stamm. . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge ......."
Rhenania, Aachen ...........
Riedinger Maſchinen ......
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke
........
Schleufner (Fraukfurt a. m.)
Schneider & Hanau ........"
Schnellpreſſen Frankenthal. . ..
Schramm Lackfabrik: 7104
10,75
30
325
18,7
17,75
ig
123
10. 1.
11,5
34
5.9
125
1,8
10,5
6,8
3,5
19
233
165
21,3
10. 1.
Schuckert Elektr. Nürnberg)...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ..
Schuhlabrit Herz.
„
Schuhf seander Offenbach ..."
Seilinduſtrie Wolff........."
Sichel & Co., Mainz ......."
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens & Halsfe .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi. . .
Südd. Handelsvereinigung. ...
Süodeutſche Jmmohilien .
Thüringer eleft. Lief.-Geſ., Gotha
nhrenfavrik Furtwängler ...
Veithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
„ Gummifabr Bln.=Frrf.
„ Pinſelfabr. Nürnberg .."
„ Ultramarin ..........."
„ Zellſtoff, Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. ..
Stämme. . .
Volgt & Haeffner Stämme. . . .
Voltohm Seil ....... ... ...."
Wanß & Freytag ..........."
Wegelin Nußfabrik .........."
Zeulſtoff Waldhof Stamm... . .
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
Frankenthal ......
Heilbronn ........"
Offſtein ........."
Rheingau ........"
Stuttgart .
Janſu
Schantung E. B. ..........."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ...
Hapag (Paketfahrt) .........."
Nordd. Blond .............
Oeſterr. Ungariſche Staatsbahn
ſ.
Maane Ree
1,8
ſi=
..
Dampfkeſſel Rodberg.........
Helvetia Konſervenfabrik. . . . ..
Gebr. Lutz ................."
Motorenfabrik Darmſtadt ...."
Gebr. Roeder ..............."
nuleth & Ell-pberge 2,1
14. 1,75
4,8
3= Unnotierte Aktien.
Beckerlohle .... .. ... ... ....." 2,5 Beckerſtahl ................ 13 12 Benz.... ..................
Brown Boveri ............. 5,5 2.5 Cont. dandelsbank .........." 0.275 0,31 Growas ............" 0.45 0,45 Hanſa Bloyzd ..............." Kabe Rhendt ......... Karſtadt R........." 27 275 Petroleum, Otiche. 28 Raſtatter Waggon ......." 7,75 7.,5 Text.=Ind. (Barmen (Tiag)..." 4,25 3.5 IIfa Fim „ssssetertesssse- 6.5 65
M6
Im
[ ← ][ ][ → ]Residenz Theater
Nur einige Tage!
nach dem gleichn. Roman d. Berl. III. Ztg. in 2 Teilen
II. Teil — 5 Akte
„Der große Spieler”
In den Hauptrollen: Gertrud Welker,
Aud Egede-Nissen, Alfred Abel.
Um eine Million Dollar
Sensationsflm in 5 Akten.
(385
Cenkral-Theater
Buffalo Bill, 6. Teil
Dämon Zirkus, 7 Akte
Bie Rache des Todes
— Eddie Polo. —
Allerfeinſtes
Pfund
Blüten=Mehl
10 Pfund Mk
von beſter Backart
Allerfeinſte, friſcheſte
Margarete Schlegel
Ernst Deutsch
7 Akte. Vorführungsdauer 2½½, Stunden.
Jugengliche baben Zutritt.
386
Nummer 11.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.
Seite 11.
Palast-Lichtspieler
Sensations- und Zirkus-Großfilm in 6 Akten
mit Alfred Galaor in der Hauptrolle.
Mitwirkende: Garl Auen, Käthe Naack, Camilla
ven Hollay, Rudolk Lettinger,
Friedrich Kühne.
Das wandelnde Licht
Abenteuerfilm in 5 Akten mit Leopold
Bsuer als Frank Worton. (373fs0
Union-Theater
Heute und folgende Tage:
Die gefeierte Künstlerin
Gummiſtempergeinſtr. 19. el 2014.
Stempel=Schulz”s
Republikaniſcher Reichsbun
(Ortsgruppe Darmſtadt).
Heute abend ſpricht um 8 Uhr im Saalbau
Regierungspräſident
Dr. Haeniſch
Das geiſtige Deutſchland und
die Republik.
Eintritt frei! Saal ehe zt: DerPorſtand.
Heute Freitag
Großes
mit Konzert.
*752)
Jos. Enders
Mathildenplatz 11.
Reſtaurant A. Graf
Bleichſtraße 37
Heute Freitag
Großes —
TUtfen
Ab 10 Uhr: Wellfleiſch
Im Ausſchank das beliebte Kronenbier
Reſtaur. Allee
Rummelbräugmin. v. Bohnh.
Freitag u. Samstag
Schweinepfeffer — Welfleiſch
Bratwurſt — Schlachtplatten.
Sotssssssstisssstttttst
Zwetſchenwaſſer 3— 1.50
3.40 1.30
Weinbrand
Rum u. Arrak=Verſchn. 3.30 2.—
Alle Liköre.
4.— 2.10
Kartoffelbranntwein . 2.50
Weiß= und Rotwein billigſt.
irte Extra=Rabatt.
S. Lehmann, Hoffmannſtr. 12
Kein Laden.
sossttssssthrssestsssstt
Arbheum (uhr
Heute u. folg. Tage
„Inkognito‟
Muſik v. Rudolf
Relſon. (367
Kart. Verhehrsbüro,
de Waal, Rheinſt. 14.
Landestheater.
Großes Haus.
Freitag, 11. Jan.
D 11
Fatinitza
Fr v. Suppé.
Anfang 7. Ende 10 Uhr.
Preiſe: 1-10 Billionen.
Kleines Haus. (N‟
Sondermiete 20‟
König Nicolo
von Fr. Wedekind.
Anfong 7. Ende 10 Uhr.
Preiſe: 1—5 Billionen.
in ihrem besten Film
„Das alte Gesetz‟
Unter den Mitwirkenden
Telephon 250*
elephon 2505
Jaus (
Karlſtraße 41
Marktplatz 4
641 Fernſprecher 641
Im Ausſchnitt empfehle:
Feinſter Schellfiſch Pfd. 85 Pfg
„ Cabliau 60
„ Seelachs „ 55
Große Merlans , 45
auch zum Sieden geeignet
35
Ia Bachfiſche
Bachſchollen, Goldbarſch
Kieler Süßbücklinge
Geräucherter Spickaal
Lachs, Hlſardinen
Salm, Mayonnaiſe.
HB. Wiederverkäufer Vorzugspreiſe.
Witwer, 32 Jahre, m.
kompl.
Wohneinrich=
tung wünſcht mit kath.
Fräulein od. Witwe
nicht über 30 Jahre
zwecks bald. Heirat in
Verbindung zu tret.
Gefl. Angebote mit
Bild unter D 8 an
die Geſchäftsſt. (*793
boosstesssstkesssssstss
Ich habe einen groß
Poſten gewöhnliche
Stühle
außerordentlich
preis=
wert abzugeb. (*798
J. Sohn
Landgr.=Phil pp=Aul. 12.
Braunkohlen
70 Z,
Brennholz
1.50
ab Verkaufsplatz lief.
fuhren= u. ztr. weiſe
Joh Fuhrbach,
Pankratiusſtr. 14, IV.
(trocken)
auf Ofenlänge geſchnitten
ab Lager Güterbahnhof Mk. 1.65
oder an’s Haus zuzügl. Fuhrlohn.
Zentralheizungsholz, geſchn. Mk. 1.50.
K zy. 9utnd /
G. m. b. H.
Riedlingerſtraße 37
Telephon 1954. (*805
Ktsstsshkstsssssoete
Wer fertigt
Goldbilanzen
an? Angebote mit Referenzen und
Honoraxanſprüchen unter D 18 an die
(*815
Geſchäftsſtelle d. Bl.
Heute Freitag 6. großer.
KuilmbacherBierabend
Kulmbacher Bier (ärztlich empfohlen)
verbunden mit Schlachtfest
Schlachtplatten mit Champagnerkraut, Leber-
Blut- und Bratwürste in bekannter Güte,
aus-
wahlreichste Abendkarte bei Verwendung nur
erstklassiger Oualitätsware u. billigsten Preisen
RUNT
„Einkennest” wieder geöffnet!
fund
Tafel=Margarine
Garantiert reines
Kokosfett „Pflanza‟
1 Pſund=Tafel A OPfg.
Helles Backöl, ohne Beigeſchmack, allerbilligſt!
Zum Kreppelfüllen!
Reine Konfitären in 1 Pfd.=Gläſer in reichſt. Auswahl:
Himbeer, Erdbeer, Aprikoſen, Quitten,
Johannisbeer, Pflaumen, Stachelbeer,
Kirſch, Orange;
in 2 Pfund=Kännchen:
Aprikofen 2 Pfd. — 5.50
Frdbeer 2 Pfd. — 4.50
Himbeer 2 Pfd. — 4.50
Kirſch 2 Pfd. — 2.50
in Eimerchen v. 5½ Pfd. Netto
Erdbeer 5½ Pfd. 12.00
Himbeer 5½ Pfd. 12.00
Kirſch 5½ Pfd. 9.00
Heidelbeer 5½Pfd 8.50
Reiner Johannisbeer=Gelee 5 Pfund=Doſe Mk. 9.00
Rodemers=
Preisliſte.
Friſch eingetr. oberheſſ
Landeier
Ta Baveriſch.
voll=
fetten Limburger,
1 Pfd. 26 J
Ia Elock=Schmalz,
amerik., Pfd. 88 O
1a Tafel=Margarine
Pfd. d2 H
Erbſen, gelb 28
Erbſen, grün 28 D
Bohnen, braun 28 H
Bohnen, tpeiß 30 H
Haferflocken,
25 D
loſe
Haferflocken,
28 D
Paket
Blüthenmehl,
amerikan. 21
Rodemer
Heidelbergerſtr 87.
Herren-, Bamen- und
Kinder-Wäsche
beſie Qualitäten
ſehr
Re
kaufen
Sie
26
*
Empfehle
Limburgerkäſe
Pfund nur Mk.
Stangenkäſe
Pfund nur Mk. 1.—
Nahmkäſe
Pfund Mk. 1.20
Edelwelß=Camembert
Stück .. Mk 2.50
Ia Tafelbutter
Pſund
Arnold
Rhönring 29, (*75
Opernſänger wünſcht
m gut durchgeb.
Klavierſpieler(in)
z. Muſiz. Lieder=
Ge=
ſang. Ang u. C 142
766
an d. Geſchſt.
Faſt neues H.=
Fahr=
rad zu verkauf. (2
Näheres A. Mäller,
Schwanenſtr. 61, III
nirgends bill.
und vorteil
bei
Sigarelien haſfter
Georg Hettinger
Zigarettenvertrieb
Waldſtraße 7, 2. St. Telephon 3285
Atleinvertrieb von „Poms”=Zigaretten
Solid.,
arbeitsfreu=
diger; gebild.
Jung=
geſelle, 43 Jahre alt,
ſtittl Erſch, mit eig.
Haus u. Barvermög
ſucht Frl. od. Witwe
mit eigenem Geſchäft
kenn. z. I. Bermittlun
angenehm. Gefl. Zuſchr.
t. D6 Gchſt erb. (**e7
U
in eigner Röſterei
Ungezuckerte Kaffee ſriſch gebrannt
Bebé „Chattia” rote Packung
vorzügliche Qualität Pfd. 0.
Hofe 6O)) „Chattia” gelbe Packung
Gezuckerte” das Feinſte u. Beſte Pfd. X.
Für Großverbraucher Borzugspreiſe.
Coffeinfreier Kaffee 7
Hag Paket Mk. 1.2
Hotel Traube
Samstag, den 12. ds. Mts., ab 8 Uhr abends:
Gesellschaftsabend
mit Tanz
Tischbestellungen rechtzeitig erbeten : Telephon Nr. 43
Vollmilch
Bébé
Vollmilch
sve 85
Kathreiners Malzkaffee 1 Pfund 60 Pfennig
Sauers Malzkaffee 1 Pfund=Paket 30 Pfennig
Schöne helle Dampfäpfel
bei 10 Pfund
Pfund Mk. 1.B0 Mk. 1.80 per Pfund
Schöne gedörrte Zwetſchen
Pfund 32 Pfennig
10 pfund Mk. 3.30
lange noch Vorrat reicht)
Haller’s beliebte
Eier=Gemüſe=Nudeln
Hervorragend gut in Qualität
Knorr & Haller’s Maccaroni
Achte Flammer=Seife 95
200 gr=Doppelſtück 20 Pfg.
10 Stück — 2.45 Mk.
Prompter Verſand nach allen Stadtteilen.
r Großverbraucher weitgehendſte Vorzugspreiſe:
Moriz Landau.
Mathildenplatz 1.
Telephon 116.
Telephon 116.
Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 11. Januar 1924.
Rummer 11.
tllegalätieTErA
Ludwigsplatz 2, 1. St.
im Hause Arnheiter
Größter Schuhverkauf Deutschlands.
ununterbrochen von 49
Ludwigsplatz 2, 1. St.
im Hause Arnheiter
a7 Uhr.
Die Baſäder Aiaeilldeh Ont
Sie werden Gensation in Darmstadt ervegen
Bilen Sie sich
es ist großer Andrang zu erwarten und trotz großer Mengen Vorrat in diesen Artikeln sind sie sicher schnell vergriffen.
G. m. b. H.
Massefselahrieädl Einaftdel Ludwigsplatz 2
Gleicher Verkauf im Gewerkschaftshaus in Frankfurt a. M., Gießen, Seltersweg 31, und Wiesbaden, Schützenhofstr. 3
Friſchgeſchoſſene
Wald=Haſen
(auch geieilt)
Rehbraten
in jeder Größe (*771
Heinrich Grimm
Schulſtraße 16
H. Sint
Eabace 144e=
ISpez. Reparaurwerkſat E
für Taſchenuhren.
Reparaturen von den
einfachſten bis zu den
kompliz, werd prompt
u. bill. ausgef Iwrfü
Bapiermamufaktur
W K. Kleinhens
Waldſtr. 30. Tel. 3228
liefert an Papierhdlg.
Schreibwaren
Schulartikel.
Schreibrabiere 8
Chaiselongues
hat preiswert abzugeben
(Auf Wunſch Teilzahlungen)
Friedrich Eigenbrodt
Herdweg 18 (137a) Telephon 1692
Wohnhaus=Verſteigerung.
Wegzughalber verſteigere ich Samstag,
12. Ifd. Mts. abends 7 Uhr, im Gaſthaus
zur grone in Mümling=Grumbach i. B.
mein am Marktplatz gelegenes Wohnhaus
mit Laden, Stallung und Scheuer öffent
lich meiſtbietend Ichbetrieb
ſeitherKolonial=
waren, Emaile Porzellan= und
Eiſenwaren=
geſchäft und iſt dasſelbe für jedermann
ge=
eignet. Zuſchlag kann ſofort erfolgen.
2szül
Albert Haas.
Stenographen-
Verein
„Gabelsberger”
Gegr. 1861
Kiesſtraße 41
Enkirch & Rühl Telephon 25o9
Fenographie
i
Re
neu und gebraucht — in jeder
Preis=
lage ſoflort ieferdar 117a
Carl Winkel
Darumſtadt, Rheinſtr. 28, Teleph. 1435.
eiglich
Fleiſch= und
Wurſtwaren.
Gleichzeitig empfehle
ich meinen bekannten
Anfſchnitt mit Buſatz
vor Schweinefleiſch.
Pferde= und johlen=
Metzgerei
Sebaſtian Lang,
Liebfrauenſtr. 49.
Stlephon 705s.
Ab heute wieder täglich friſch
aus dem Ofen
1a Süßbücklinge
Neue Marlnaden u. Salzheringe
la Bocſchmalz Pfd. 90 3
Kokosfett i. Platten. Pfd. 70 ₰
Hochf, friſche Tafelmargarine
Pfund=Würfel.
69 9.
la gepökeltes Schweinefleiſch
(ohne Knochen) Pfd. 4 1.10
Große Auswahl in Hausmacher
Wurſtwaren.!
Holſt. Plockwurk, Hildesheimer
Diereu. Mettwurſt ½ Ufd 809
Ia Blutwnrſt ½ Pd40 3
Teberwurſt von 24—50 3
daß ½4 Pfund
2öerfletiſch 4 Pfund 40 3
Allgäuer. Limburger, vol fett.
Schweizer= und Tilſiterkäſe
Maschinenschreiben
beeinnen am Dienstag, den 15. Januar 1924 und am
Freitag, den 18. Januar 1924, abends 8 Uhr in
der Ballonschule
ISystemwiederholungs-,
Satzkürzungs-
u. Diktatkurse i. a. Geschwindigkeiten
Jederreit Anokunft erteilt der Geschäftsführer des Vereins
Herr H. Münch, Kiesbergstraße 51, parterre. Anmeldungen
in der ersten Stunde.
(38fa