Ginzelnummer 1.5 Goldpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 9
Mittwoch, den 9. Januar 1924.
187. Jahrgang
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breit). 4 Goldmart. Anzelgen von auswärts 30 Goldpfg,
Finanz=Anzelgen 42 Goldpfg 92 mm breite Rellamee
zeile 1.30 Goldmark. Alle Preiſe in Goldmark
(t Dollar — 420 Martl. — Im Falle höherer
Gewali, wie Krieg. Aufruhr Streit uſw erliſcht
ſede Verpſichtung” auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkure oder gerichtilſcher Vetreibung fäſl eder
Rabatt weg. Bankionto: Deutſche Vani und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Die Militärkontrolſe.
Wiederaufnahme am 10. Januar?
London, 8. Jan. Daily Telegraph meldet, daß die
Botſchafterkonferenz mit dem Vorſchlag General
Nol=
lets über die Wiederaufnahme der Militärkontrolle in
Deutſchland einverſtanden iſt, wonach die Kontrolle am
10. Januar wieder aufgenommen werden ſoll, und
zwar von einer Kommiſſion beſtehend aus Vertretern von
Eng=
land, Belgien, Italien und Frankreich, die in jedem Fall
gemein=
ſam ihre Tätigkeit ausüben ſollen, und zwar in Zivil.
Ueber die Form und Art, in welcher die
Militärkontrollkom=
miſſion ihre Tätigkeit wieder aufnehmen wird, ſollen vorher noch
Beſprechungen mit der deutſchei Regierung erfolgen.
Amtsantritt Dr. Schachts.
Berlin, 8. Jan. Reichsbankpräſident Dr. Schacht, der
geſtern von ſeiner Reiſe nach London zurückgekehrt iſt, hat heute
ſein Amt als Leiter der Reichsbank angetreten. Dr.
Schacht behält neben dem Präſidium der Reichsbank ſein
Amt als Neichswährungskommiſſar und in dieſer
Eigenſchaft als beratendes Mitglied des
Reichs=
kabinetts bei. Es ergeben ſich daraus für ſeine zukünftige
Amtsführung Vollmachten, die über diejenigen der früheren
Reichsbankpräfidenten hinausreichen.
Die Londoner Eindrücke des Reichsbankpräſidenten.
Die Eindrücke, die der neue Reichsbankpräſident Dr. Schacht
auf der Neife nach London und Amſterdam gewonnen hat,
wer=
den in unterrichteten Kreiſen als durchaus zufriedenſtellend
be=
zeichnet, namentlich hinſichtlich der Auffaſſung von der
Beden=
tung eines zu gründenden Goldnoteninſtituts für die Sanierung
des deutſchen Geldverhältniſſes und eine endgültige
Stabiliſie=
rung der Währung.
Ein Spionageprozeß.
Leirzig, 8. Jan. Das Reichsgericht verurteilte
den tſchechiſchen Staatsangehörigen Hans
Maſ=
ſanek wegen Spionage zu Gunſten Frankreichs zu
10 Jahren Gefängnis. Aus der Verhandlung ging hervor,
daß Maſſanet im franzöſiſchen Auftrag ſich von der deutſchen
Behörde als Delegierter des Ruhrkomitees und als Arbeiter in
den Griesheimer Elektronwerken bei Bitterfeld einſtellen ließ,
um die Stionage und Anwerbung von deutſchen Arbeitern für
die Niegiebahn und die Ruhrbergwerke durchzuführen. Maſſanek
hatte bereits im Ruhrgebiet den franzöſiſchen
Beſatzungsbehör=
den Spionagedienſte geleiſtet und ſtand von Griesheim aus
in regen Beziehungen zu dem franzöſiſchen Generalkonſulat in
Berlin.
Vom Tage
Die kommuniſtiſche Fraktion Sachſens hat im
Land=
tag folgenden Antrag eingebracht: Das Kabinett Heldt hat
nicht, das Vertraue des Landtags.
Am vergangenen Sonntag iſt von der Frankfurter
Krimi=
nalpolizei, eine in Hanau tagende geheime kommuniſtiſche
Konferenz ausgehoben und die Teilnehmer
verhaf=
tet worden.
Die Unterſuchung über den Hitler=Ludendorffputſch
nimmt einen ungeheuren Umfang an. Bis jetzt iſt gegen über hundert
Perſonen die Anklage erhoben worden.
Die urſprünglich beabſichtigte Regelung der Frage der
Hypotheken=
aufwertung kann als völlig aufgegeben angeſehen werden.
Neichsfinanz=
miniſter Dr. Luther arbeitet bereits an einer neuen Verordnung, die
ſich von der ſeinerzeit in Ausſicht genommenen erheblich unterſcheiden
wird.
Wie Stefani berichtet, iſt die Nachricht, daß die italieniſche
und die ſpaniſche Flotte gemeinſam Manöver im
Mittel=
ländiſchen Meer abhalten würden, vollkommen unbegründet.
Die Auflöſung der italieniſchen Kammer erfolgt am 10. Januar.
Wie das Prager Tagblatt erfährt, hat die Tſchechoflowakei
die Viſagebühren, für die Zugehörigen ſämtlicher Staaten auf
tahezu die Hälfte herabgeſetzt.
Nach dem Eclair wird von der bulgariſchen Geſandtſchaft in Paris
die Athener Agenturnachricht von der Abreiſe des ehemaligen
Zaren Ferdinand nach Sofia dementiert und für
ten=
denziös erklärt,
Wie der Figaro mitteilt, ſinb geſtern an der Pariſer Börſe
drei Ausländer verhaftet worden, deren ſtändige Anweſenheit
in der Deviſenabteilung, wie das Blatt bemerkt, nicht gerechtfertigt
er=
ſchien. Es würden zahlreiche weitere Spuren verfolgt. Ueber gewiſſe
verdächtige Vermittler würden Erkundigungen eingezogen. Es ſei ſogar
die Rede von bevorſtehenden Ausweiſungen.
Der geſtrige franzöſiſche Miniſterrat hat den General Debeney
zum Generalſtabschef der franzöſiſchen Armee ernannt.
Wie die Aſſociateb Preß aus Cleveland meldet, erhielt der
Ober=
ammergauer „Chriſtusſpieler Anton Lang eine
Ein=
ladung des Präſidenten Coolidge. Er wird während der
Baltimorer Woche perſönlicher Gaſt des Präſidenten ſein.
Präſident Coolidge hat den Verkauf von Munition
an die mexikaniſchen Aufſtändiſchen verboten.
Nach einer Havas=Meldung aus Tokio beſtätigt es ſich, daß das
Miniſterium des Aeußern in dem neuen Kabinett dem Baron
Matfuf übertragen worden iſt, der wäyrend der
Friedensverhandlun=
gen bis 1920 Botſchafter in Paris war.
Amtlicher Oollarkurs 4 210500 000000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Die Aufgaben der Reichsregierung.
Eine Unterredung mit dem Reichskanzler. — Die Sorge um Rhein und Ruhr, ſowie um
die wirtſchaftliche Lebensfähigkeit des deutſchen Volkes.
Braunſchweig, 8. Jan. Der Reichskanzler Dr. Marx
gewährte dem Chefredakteur der Braunſchweigiſchen
Staatszei=
tung eine Unterredung, in deren Verlauf er u. a. ſagte: Es ſind
im weſentlichen zwei Aufgaben, die unausgefetzt die
Aufmerkſam=
keit der Reichsregierung in Anſpruch nehmen: Das iſt die Sorge
um Rhein und Ruhr und die Sorge um die wirtſchaftliche
Lebensfähigkeit des deutſchen Volkes. Das Fundament für
un=
ſeren Staat bildet die Erhaltung des Lebens der Arbeit und
Produltionskraft unſeres Volkes. Daß unſer Volk ohne ſchwere
Schädigungen durch dieſen Winter kommt, iſt die wichtigſte
Sorge. Die Maßnahmen, die die Regierung getroffen hat und
bei deren Ergreifung ſie nicht immer auf Beifall rechnen darf,
ſind bekannt. Sie heißen rückſichtsloſe Abdroſſelung aller
irgend=
wie entbehrlichen Ausgaben und rückſichtsloſe Steigerung der
Einnahmen. Die Erkenntnis, daß es gilt, Opfer zu bringen,
hat erfreulicherweiſe zugenommen, ſeitdem es gelungen iſt, die
deutſche Wirtſchaft vor dem völligen Sturz in den Abgrund zu
retten und unſerem geplagten Volke wieder ein feſtes Geld in
die Hand zu geben. Das Ausland iſt uns dabei durch
charita=
tive Mithilfe in überraſchend erfreulichem Maße zu Hilfe
ge=
kommen. Aber vor allem iſt erforderlich, daß unſer Volk
Selbſt=
zucht übt. Der kleine Kreis, der immer noch nicht begriffen hat,
daß es eine Schande iſt, zu ſchwelgen, wenn Hunderttau ende von
Volksgenoſſen darben, muß ſich endlich des Ernſtes der Situation
bewußt werden und ſein Verhalten danach einrichten. Dieſen
Leuten, die jetzt im Ausland ein Luxusleben führen zu müſſen
glauben, wird die Reichsregierung energiſch zuleibe gehen.
Neben den wirtſchaftlichen Sorgen beſteht die Sorge um
unſer deutſches Rheinland, die Sorge um unſer Ruhrgebiet.
Rhein= und Ruhr= und Reparationsfrage, das ſind die
Schick=
falsprobleme unſeres Volkes nach der Wiederaufrichtung des
deutſchen Wirtſchaftslebens durch eine geſunde Währung.
Gegen=
über dieſen Dingen treten alle anderen Fragen in den
Hinter=
grund.
Wos den Gedanken einer Umgeſtaltung der Weimarer
Ver=
aſſung betrifſt, ſo werden wir der Erörterung dieſer an und
ür ſich wichtigen Dinge, denen in normalen Zeiten jahrelange
Prüſungen von Sachverſtändigen vorangegangen wären,
natür=
ich auch im Sturmlauf der Dinge nicht aus dem Wege gehen.
Ich habe ja, erklärte der Kanzler, in meiner Niede vom 4.
Dezem=
er 1923 es lebhaft beklagt, daß das Verhältnis zwiſchen dem
Reich und den Ländern in vieler Beziehung getrübt iſt. Ich
habe damals das Verſprechen abgegeben, eine Klärung dieſes
Verhältniſſes zu ſuchen und womöglich herbeizuführen. An
die=
ſer Aufgabe halte ich feſt. In erſter Linie kommt als dringendſte
Frage eine Neuregelung des Finanzverhältniſſes zwiſchen dem
Rieich und den Ländern in Frage. Die Vorarbeiten hierzu ſind
ereits im Gange. Der Reichsfinanzminiſter hat auch bereits
u dieſem Zweck mit den Ländern Fühlung genonnnen. Haben
die finanziellen Beziehungen zwiſchen dem Reich und den
Län=
ern eine den gegenärtigen Verhältniſſen entſprechende N= erfahren, ſo wird erforderlichenfalls auch in eine Prü=
fung der in Deutſchland jetzt ſtaatspolitiſch wichtigen Probleme
eingetreten werden. Aber, wie geſagt, bei all dieſen Fragen,
ſo wichtig ſie auch ſein mögen, dürfen wir doch nicht vergeſſen,
daß die Freiheit der Nation unſer höchſtes Gut iſt, die aufrecht
zu erhalten das dringendſte Gebot der Stunde iſt.
Maßnahmen der Reichsregierung gegen den Luxus.
Berlin, 8. Jan. Nach angeblich zuverläſſigen
Schätzun=
gen beträgt der Anteil der deutſchen Gäſte in St. Moritz,
Pontreſina und am Gardaſee faſt 70 Prozent. Die
Reichs=
regierung ſoll ſcharfe Maßnahmen, finanztechniſcher
Art gegen diejenigen Kreiſe planen, die es jetzt möglich machen
können, ins Ausland zu gehen und ſich dort wochenlang in
Luxuskurorten aufzuhalten.
Reichsregierung und Rheiniſche Goldnotenbank.
Berlin, 8. Jan. Nachdem der Reichsaußenminiſter Dr.
Streſemann von ſeinem kurzen Erholungsurlaub nach Berlin
zurückgekehrt iſt, haben die Kabinettsſitzungen wieder begonnen.
Wichtige Fragen, ſo ſolche des beſetzten Gebietes, ſind zu
ent=
ſcheiden. Eine der nächſten Sitzungen des Reichskabinetts wird
ſich z. B. erneut zu beſchäftigen haben mit der Stellungnahme
der Neichsregierung zur rheiniſch=weſtfäliſchen Bankgründung.
Wenn die Reichsregierung grundſätzlich der Gründung dieſer
Bank zugeſtimmt hat, ſo war dieſe Stellungnahme jedoch erfolgt
auf Grund von Vorausſetzungen und Bedingungen, die erſt
er=
füllt werden müſſen. —In rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtriekreifen
hatte bekanntlich auf Grund einer Fühlungnahme mit in Frage
kommenden Stellen in den beſetzten Gebieten die Meinung
vor=
geherrſcht, daß die erwähnten Vorausſetzungen erfüllt werden
würden. Dieſe Auffaſſung hat ſich nicht beſtätigt. Es iſt keine
Nede mehr von den Konzeſſionen, die der Reichsregierung
Ver=
aulaſſung gegeben hatten, der rheiniſch=weſtfäliſchen
Lankgründ=
nug zuzuſtimmen. Die Ablehnung dieſer Bedingungen von der
Gegenſeite wird natürlich ausſchlaggebend ſein für die
Eut=
ſchließungen, die das Reichskabinett darüber endgültig zu fällen
hat. Sollte auf Grund der Machtverhältniſſe, die heute im
be=
ſetzten Gebiet vorherrſchen, die Bankgründung erzwungen
wer=
den, ſo wird ſich lediglich franzöſiſches und belgiſches Kapital,
aber kein auderes Ententekapital daran beteiligen.
Wie gemeldet wird, beſchäftigte ſich der Rhein= und
Ruhr=
ausſchuß des Reichskabinetts am Vormittag mit der Frage der
Rheiniſchen Goldnotenbank.
Das Zentrum und die Vorgänge in der Pfalz.
Die Jentrumsfräktion des Reichstags hielt geſtern eine
Sitzung ab, die ſich namentlich mit den Vorgängen in der
Pfalz beſchäftigte und in der Reichskanzler Dr. Marr Vericht
über die Lage erſtattete. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Die
Ausſprache wird heute fortgeſetzt. Man nimmt an, daß der
Miniſter der beſetzten Gebiete daran teilnehmen wird.
Der neue Kurs
der tſchechiſchen Politik.
Von
Prof. Dr. Melchior Paläggi.
Es gibt wohl kaum ein anderes politiſches Ereignis, das
für die gegenwärtige europäiſche Lage ſo charakteriſtiſch wäre,
als das Zuſtandekommen des tſchechiſch=franzöſiſchen Bündniſſes,
mit dem das feindſelig geartete Vorjahr ſich von uns
verab=
ſchiedete. Obwohl der Vertrag, den Beneſch in Paris zum
Ab=
ſchluß brachte, mannigfach beleuchtet wurde, ſcheint uns doch die
intereſſante und tiefgreifende politiſche Kurswendung, die er in
ſich ſchließt, noch lange nicht genügend aufgedeckt worden zu ſein.
Die tſchechiſche Politik hat es in einem nicht gewöhnlichen Maße
verſtanden, ſich bislang mit dem Scheine des Liberalismus, der
Demokratie und des pazifiſtiſchen Fortſchritts zu umgeben und
dadurch die Aufmerkſamkeit von ihren eigentlichen Hauptzielen
abzulenken. Nun iſt der Schleier, hinter dem ſie ſich zu
ver=
bergen wußte, plötzlich zerriſſen, und aus der künſtlichen
Nebel=
wolke von menſchenfreundlichen Friedensabſichten tritt auf
ein=
mal in unverhüllten ſcharfen Umriſſen jener rückſichtsloſe und
verſtiegene tſchechiſche Imperialismus hervor, als deſſen
Ver=
körperung allen Kennern der Verhältniſſe Beneſch von Anfang
an gelten mußte.
Jahrelang war die Prager Politik bemüht, ſich freie Hand
gegenüber den verſchiedenen europäiſchen Kräftegruppen zu
wahren, und vorſichtig vermied ſie es, ſich vor den Siegeswagen
der franzöſiſchen Hegemoniebeſtrebungen ſpannen zu laſſen. Denn
ſie fühlte es nur zu ſehr, daß die Politik der freien Hand als
eine Frage des Seins oder Nichtſeins für den jungen, mit
ſchweren Erbübeln belaſteten „tſchecho=ſlowakiſchen” Staat
be=
trachtet werden müſſe. Auch ſtand vor ihr das warnende
Bei=
ſpiel Polens, das ſich mit einer ſeltſamen Offenheit als Vaſallen
der franzöſiſchen Vorherrſchaſt aufſpielte. Ein höheres Ziel
ſchwebte beſonders dem ehrgeizigen Beneſch vor: die Tſchecho=
Slowakei, obwohl das jüngſte und innerlich ſchwächſte
Staats=
gebilde des neuen Europas, ſollte trotzdem ſeinen eigenen
poli=
tiſchen Kurs wahren und ſeine ſelbſtändige
Entſchließungsfähig=
keit den weſtlichen Strömungen gegenüber aufrecht erhalten.
Dieſes nicht unrühmliche Streben wird nunmehr aufgegeben und
Tſchechien begibt ſich im tiefen Gefühle ſeiner Schwäche unter
den Schutz der franzöſiſchen Vorherrſchaftsbeſtrebungen in
Europa. In das gleiche Vaſallenverhältnis ſollen natürlich auch
die übrigen Staaten der kleinen Entente einbezogen werden. Die
von langer Hand vorbereitete und vor der Tür ſtehende Belgrader
Konferenz ſoll dieſen wohldurchdachten Plan zum formellen
Ab=
ſchluß bringen.
Die Konferenz von Belgrad bedeutet jedenfalls einen
Wende=
punkt in der Geſchichte der kleinen Entente, alſo der
neugeſchaf=
fenen ſlawiſchen Staaten, deren Schickſalsfrage nunmehr offen
aufgeworfen iſt. Seitdem die inneren Zerwürfniſſe der ſiegenden
Großmächte immer deutlicher und ſchärfer in die Erſcheinung
traten, geriet die kleine Entente in eine unerträgliche
Schwebe=
ſtellung, denn ſie wußte nicht, welchem ihrer großen Protektoren
ſie mehr Liebesdienſte zu leiſten haben und welchem ſie ſich
end=
gültig an den Hals werfen ſolle. Es war dies die Zeit, wo
Beneſch ſich in der Rolle gefiel, den Vermittler zwiſchen
fran=
zöſiſchen und engliſchen Differenzen zu ſpielen. Nun iſt dieſe
Rolle endgültia ausgeſpielt, nicht nur für die Tſchecho=Slowakei,
ſondern auch für die übrigen Teilhaber der kleinen Entente. Es
ſtand während der Zeit ihres Hangens und Bangens ſowohl
der engliſchen, als auch der italieniſchen Außenpolitik frei, eien
beſtimmenden Einfluß auf ihre Schützlinge zu gewinnen und ſie
der eigenen Taktik dienſtbar zu machen. Aber die britiſche Macht
ſcheint ihre althergebrachte außenpolitiſche Kunſt, mit der ſie den
Kontingent meiſterte, verlernt, und der italieniſche Faszismus
ſie ſich noch nicht angeeignet zu haben. So kommt es, daß ein
uferloſer Imperialismus, der in dem tſchechiſch=franzöſiſchen
Bündnis und in der Velgrader Konferenz zum Ausdruck
ge=
langt, augenblicklich auf dem Kontinent frei ſchalten und walten
kann.
Die ausſchweifenden Pläne dieſes Imperialismus ſtammen
— inſofern ſie ſich auf die ſlawiſche Welt beziehen — ganz
ofſen=
ſichtlich aus der geiſtigen Rüſtkammer Beneſchs. Wir haben
ſchon vor Jahr und Tag darauf hingewieſen, daß der tſchechiſche
Staatsmann eine völlige Umgeſtaltung der panſlawiſchen Idee
im Schilde führt. War der Panſlawismus älteren Stils, wie er
in Moskau ausgebildet wurde, europafeindlich eingeſtellt, ſo ſoll
der Neopanſlawismus, der ſeinen Sitz in Prag hat, im Gegenſatz
zum älteren eine im höchſten Maße abendlandsfreundliche
Phy=
ſiognomie zur Schau tragen. Als Werkzeug dieſes
Grundgedan=
kens ſchuf Beneſch die kleine Entente, die, um die Gunſt der
Großmächte buhlend, ſchon in ihrem Namen die weſtliche
Orien=
tierung zur Schau trägt. Lange Zeit war Beneſch vorſichtig
ge=
nug, bloß ſeine allgemeine Liebe zum Abendlande zu betonen
und den ehrlichen Makler in den weſtlichen Zwieſpältigkeiten
hervorzukehren. Nun erachtet er die Zeit für gekommen, ſich
der Allgemeinheiten zu entledigen und ſeinen Panſlawismus
zum Schleppträger der franzöſiſchen Hegemoniebeſtrebungen zu
machen.
Das iſt ein ſchickſalsſchwerer Schritt, ja geradezu eine tragiſche
Entgleiſung der tſchechiſchen Politik. Dem äußeren Schein nach
iſt zwar der tſchechiſch=franzöſiſche Vertrag wie zwiſchen Mächten
gleichen Ranges abgeſchloſſen worden, und die Tſchecho=Slowakei
kann ſich dem momentanen Rauſche hingeben, die Rolle einer
Großmacht in Europa zu ſpielen; in Wirklichkeit hat ſie aber ihre
diplomatiſche Balance verloren und ihre
Selbſtbeſtimmungsfähig=
keit verſpielt. Denn abgeſehen davon, daß ſie vor allen übrigen
Mächten wie ein gelöftes Rätſel völlig durchſchaut daſteht, hat
ſie, ſo teuer ſie ſich auch verkauft haben mag, ihre Poſition
Frank=
reich gegenüber eingebüßt, wie dies die kommenden Ereigniſſe
alsbald mit elementarer Notwendigkeit zeigen müſſen. Denn
gleichviel, ob es ihr gelingt oder nicht gelingt, die ganze
panſla=
wiſche Welt mit den ruſſiſchen Sowjets an der Spitze den
fran=
zöſiſchen Hegemoniegelüſten auszuliefern: wird ſie in jedem
Falle zu einem nebenſächlichen Faktor in den weitausgreifenden
Plänen des franzöſiſchen Imperialismus. Wir haben übrigens
der Tſchecho=Slowakei ſchon lange vorher dieſes Prognoſtikon
geſtellt, denn zur Zeit, als ſie in einem lebhaften Wettſtreit mit
Polen ſtand, war es deutlich zu erkennen, daß ſie zwar Polen
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 9. Januar 1924,
Rummer D.
in der Gunſt Frankreichs abzudrängen vermag, dafür aber ſelbſt
zum Vaſallen Frankreichs werden muß. Nun iſt dies
einge=
troffen, ihr Schickſal hat ſie erreicht.
Der „vorſichtige”, der „kluge” Beneſch, wie wir ihn immer
nannten, iſt aus ſeiner Rolle gefallen. Die entſetzliche Furcht
vor Deutſchland, oder vielleicht richtiger der Haß gegen
Deutſch=
land, hat ihn um ſeine Beſonnenheit gebracht und ihn verleitet,
ſich in die Arme Frankreichs zu werfen. Man ſieht hier an
einem ſchönen Beiſpiel, daß der politiſche Haß der ſchlechteſte
unter allen ſchlechten Ratgebern iſt. Es iſt ein abſurdes
Unter=
fangen, in Böhmen gegen das Deutſchtum regieren zu wollen,
ja direkt auf eine Vernichtung des Deutſchtums auszugehen, da
doch dies Land infolge ſeiner ganzen vielhundertjährigen
Ge=
ſchichte ohne die große wirtſchaftliche und kulturelle Volkskraft
mehrerer Millionen Deutſcher überhaupt undenkbar iſt, ja die
tſchechiſche Kultur ſelbſt an den Brüſten der deutſchen
heran=
gewachſen iſt. Es geht auch durchaus nicht an, die Welt glauben
machen zu wollen, daß das eigenartige Volk der Slowaken von
dem Wunſch erfüllt wäre, in dem ihm fremdartigen
Tſchechen=
tum aufzugehen. Ein ſo ausgeſprochener Nationalitätenſtaat
wie die Tſchecho=Slowakei darf alles eher als eine
nationaliſtiſch=
imperialiſtiſche Politik verfolgen, und verſchreibt ſie ſich dem
extremſten Imperialismus, wie ſie es jetzt tut, ſo fordert ſie das
Schickſal gegen ſich heraus.
Deutſchland braucht ſich über den franzöſiſch=tſchechiſchen
Vertrag und über die Belgrader Konferenz nicht aufzuregen,
denn ſeine leidenſchaftlichſten Gegner ſind an der Arbeit, ſich ſelbſt
zu ſchaden. Freilich genügt es auch nicht, es ganz dem Schickſal
u überlaſſen, ſein Strafgericht auszuüben. Wir haben oft
be=
tont, daß die deutſche Außenpolitik zwei Fronten hat und daß
ſie im Oſten vorbereiten muß, was ſie im Weſten erreichen will,
wie auch umgekehrt im Weſten anbahnen muß, was ſie ſich im
Oſten zum Ziele ſetzt. Eine einſeitig auf den Weſten eingeſtellte
Politik kann ſchlimmer ſein als der völlige Mangel jedes
poli=
tiſchen Denkens. Nun liefert uns die Belgrader Konferenz die
beſte Gelegenheit, ſich einmal ernſtlich mit den öſtlichen
Ange=
legenheiten auseinanderzuſetzen und lebenswichtige
außenpoli=
tiſche Konſequenzen aus ihnen zu ziehen.
Zum franzöſiſch=tſchechiſchen Vertrag.
*London, 8. Jan. (Priv.=Tel.) Zu dem
bevorſtehen=
den Abſchluß des tſchechiſch=franzöſiſchen
Bündnisvertrages ſchreibt die Morningpoſt, daß
die Tſchechei ſicher ſehr gerne auch mit
Groß=
britannien zu einem ähnlichen Abkommen gelangen
würde, und daß Frankreich ſich einem ſolchen Abſchluß
keines=
wegs widerſetzen, ſondern ihm ſeine herzlichſte Zuſtimmung
geben würde.
Die Weſtminſter Gazette ſchreibt, daß auf der
morgi=
gen Konferenz der Kleinen Entente in Belgrad
die Möglichkeit einer Ausdehnung des franzöſiſch=
tſchechi=
ſchen Vertrags auf die geſamte Kleine Entente
be=
ſprochen werden wird. Ein ſolcher Vertrag hätte die Aufgabe,
eine Verbindung mit Rußland wieder herzuſtellen, zumal in
gewiſſen Kreiſen Frankreichs wie der Kleinen Entente die
Nei=
gung beſtehe, die Sowjetregierung anzuerkennen.
Militäriſche Bedeutung des
franzöſiſch=
tſchechoſlowakiſchen Vertrags.
* London, 8. Jan. (Priv.=Tel.) In Kreiſen, die dem
engliſchen Kriegsminiſterium naheſtehen, wird die Bedeutung
des franzöſiſch=tſcheſlowakiſchen Vertrags eifrig erörtert.
Ob=
wohl dieſer Vertrag keine geheimen Militärklauſeln enthält,
ge=
winnt er doch militäriſche Bedeutung durch den Umſtand, daß
nunmehr die Armeen aller Staaten der Kleinen Entente einen
franzöſiſchen Generalſtab beſitzen, was Frankreich nach Anſicht
der engliſchen Sachverſtändigen wohl in die Lage verſetzen könnte,
ſeine eigene Armee um ein Drittel zu reduzieren. Durch dieſe
Regelung, die alle Armeen der Kleinen Entente unter franzöſiſche
Kontrolle bringt, hat Frankreich dieſe zu ſeiner Verfügung,
wenn irgendwie von Oeſterreich oder Italien aus
Verwickelun=
gen drohen. Daß in dieſer ſtillſchweigenden Abmachung mit
der Kleinen Entente die Gegenſeitigkeit eine beſtimmende Rolle
ſpielt, liegt nach engliſcher Auffaſſung klar auf der Hand. Die
Kauptüberwachungsſtelle Frankreichs befindet ſich beim
General=
ſtab in Prag. Es iſt in London weiter bekannt, daß die
franzö=
ſche Regierung 42 in Bataillonen der Kleinen Entente
unter=
gebrachte Offiziere, die eigentlich jetzt nach Frankreich
zurück=
kehren ſollten, dort gelaſſen und außerdem auch eine Menge
Ar=
tillerie und Flugmaterial, das nach Frankreich
zurücktranspor=
tiert werden ſollte, an Ort und Stelle gelaſſen hat.
Amerika und Sowſeirußland.
Waſhington, 8. Jan. (Wolff.) Der Senat hat die
Frage der Anerkennung der Sowjetregierung erörtert. Lodge
verteidigte die Politik der Nichtanerkennung. Borah ſprach ſich
für die Anerkennung aus und erklärte, die Zeit ſei gekommen,
zu erwägen, ob Rußland nicht den Bedingungen, die Coolidge
in ſeiner Jahresbotſchaft an den Kongreß erwähnt habe,
ent=
gegengekommen ſei.
Der Kampf ums Petroleum.
Franzöſiſcher Kredit für Rumänien.
Paris, 8. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche Redakteur
der Havas=Agentur erklärt ſich ermächtigt, die Darſtellung
eng=
liſcher Blätter, wonach die franzöſiſche Regierung von
Rumänien als Gegenleiſtung für ihre
poli=
tiſche und finanzielle Unterſtützung
wirtſchaft=
liche Privilegien, namentlich auf dem Gebiete der
Petro=
leumproduktion, verlangt hätte, zu dementieren. Die
Finanz=
kommiſſion des franzöſiſchen Senats habe den
Kredit für Rumänien von der Tagesordnung
abge=
ſetzt, nicht um Repreſſalien für die Ablehnung
der franzöſiſchen Wirtſchaftsforderungen durch
die Bukareſter Regierung zu üben, ſondern weil der
Kommiſſion Klagen vorgelegen hätten über die Nichterfüllung
gewiſſer rumäniſcher Finanzverpflichtungen. Da inzwiſchen die
rumäniſche Regierung unaufgefordert dieſen
Ver=
pflichtungen nachgekommen ſei, werde die
franzö=
ſiſche Regierung natürlich den Senat um die Annahme
des vorgeſehenen Kredits erſuchen.
Maßnahmen gegen den Frankenſturz.
* Paris 8. Jan. (Priv.=Tel.) Der Franken iſt nach der
geſtrigen Kursbeſſerung,” die hier bereits zu Hoffnungen auf
einen Umſchwung Anlaß gab, wieder ſtark gefallen. Das Pfund
wurde heute früh mit 87,35 und der Dollar mit 20,35 notiert.
Die öffentliche Meinung Frankreichs wird durch
dieſe Entwickelung immer mehr beunruhigt. Im heutigen
Miniſterrat wird der franzöſiſche Finanzminiſter auf
Grund ſeiner Beſprechungen mit dem Börſenvorſtand Anträge
ſtellen, die auf eine Unterbindung der in Paris ſelber ſich
abſpielenden Baiſſeſpekulation gegen den Franken
hinauslaufen. Das Journal gibt u. a. eine Erklärung wieder,
wonach Frankreich in erſter Linie ſelber am Sturz
des Franken ſchuld ſei, weil franzöſiſche Induſtrielle und
Exporteure ihre Erlöſe aus dem Ausland nicht nach Frankreich
dirigieren, ſondern in ausländiſchen Bankinſtituten ſtehen laſſen.
Sie tun das mit Rückſicht auf die Schwierigkeiten der
Geldüber=
weiſung von hier nach dem Auslande. Es iſt dieſelbe Methode,
die man hier ſeit langem den Deutſchen vorwirft und die man
in dieſem Falle als Kapitalflucht bezeichnet.
Paris, 8. Jan. (Wolff.) Finanzminiſter de Laſteyrie
hat am Schluß des heutigen Miniſterrats, der ſich u. a. auch mit
dem Sinken des franzöſiſchen Franken beſchäftigte, der Preſſe
eine längere Erklärung abgegeben, in der er u. a. ſagte, die
eigentliche Urſache für dieſes Sinken liege darin, daß ſeit dem
Kriege erhebliche Frankenbeträge in den Händen von Ausländern
ſeien. Dieſe Frankenguthaben hätten Frankreich gute Dienſte
geleiſtet. Leider ſeien ſie jedoch durchaus mobil.
Franzöſiſcher=
ſeits habe man auf ſie keinen unmittelbaren Einfluß. So habe
das Sinken des engliſchen Pfunds zu Dollarkäufen geführt, die
Frankenverkäufe zur Folge gehabt hätten. Die Deutſchen hätten
gelernt, dieſe Art Operation meiſterlich zu handhaben, um
da=
mit einen Druck auf die franzöſiſche Außenpolitik auszuüben und
die Regierung Poincaré zum Verzicht auf die Ruhraktion zu
beſtimmen. Die deutſche Propaganda verkünde überall, daß
Frank=
reich dem Bankerott entgegengehe und daß der Sturz der Mark
denjenigen des Franken nach ſich ziehen werde.
Finanzminiſter de Laſteyrie machte ſich auch die Behauptung
zu eigen, daß in einer Frankfurter Konferenz von Vertretern.
der Banken im beſetzten Gebiet Inſtruktionen für eine
Kam=
pagne gegen den Franken beſchloſſen worden ſeien. In
Frank=
reich ſelbſt habe man die Rückwirtung dieſer Kampagne verſpürt.
Es ſeien Rundſchreiben beſchlagnahmt worden, die zurzeit der
Staatsanwaltſchaft vorlägen und in denen der Verkauf
franzöſi=
ſcher Rentenpapiere gegen internationale Werte und die
Ab=
ſtoßung franzöſiſcher Obligationen gegen engliſche Pfunde und
Dollar anempfohlen werde. Die Regierung gedenke zunächſt
durch den Juſtizminiſter dem Parlament einen Entwurf zur
Verſchärfung der beſtehenden Geſetze gegen den Verkauf
franzö=
ſcher Staatspapiere zu unterbreiten. Ferner ſeien Mißbräuche
bei der Ermittelung der Durchſchnitskurſe an der Börſe
abzu=
ſtellen. Weiter ſei eine Säuberung unter den oft ſo
verdächti=
gen Perſonen nötig, die der Deviſenmarkt an ſich zu ziehen pflege.
Die Telephonverbindungen mit dem Ausland müßten überwacht
werden. Daneben beabſichtige er, die Kontrolle der
Deviſen=
transaktionen zu verſchärfen. Schließlich beſchäftigte er ſich noch
mit folgendem Punkt:
Unter Ausnutzung des verhältnismäßig niedrigen
Diskont=
ſatzes zögen einige Exporteure nicht ihre geſamten
Auslands=
deviſen ein und ließen ſich ſtatt deſſen Frankenkredite eröffnen.
Dieſe Praxis könne nicht geduldet werden. Was aber in
Wirk=
lichkeit die franzöſiſche Finanzlage belaſtet, das ſei die
Repara=
tionsfrage, die Nichterfüllung der deutſchen
Repaxationsverpflich=
tungen, die Frankreich gezwungen habe, zu Anleihen ſeine
Zu=
flucht zu nehmen, um den Fehlbetrag des Wiederaufbaubudgets
auszugleichen. Wenn Poincaré die Rechte Frankreichs verteidige,
verteidige er damit auch den Franken.
Vor der engliſchen Thronrede.
Rätſelraten über das künftige Arbeiterkabinett.
* London, 8. Jan. (Priv.=Tel.) Obwohl
Miniſterpräſi=
dent Baldwin und die meiſten ſeiner Kabinettsmitglieder heute
wieder in London ſind, glaubt man nicht, daß die
Geſamt=
kabinettsſitzung, in der die letzte Redaktion der Thronrede
vor=
genommen werden ſoll, vor dem kommenden Donnerstag
abge=
halten werden wird. Die Times ſind des Glaubens, daß
Bald=
wins Schutzzollpolitik angeſichts des Ausganges der
Wahlen in der Thronrede des Königs überhaupt keine
Erwäh=
nung mehr finden wird, daß dieſe vielmehr ſehr gemäßigt in
ihrem Charakter und derart abgefaßt ſein wird, daß ſie die
Unterſtützung auch der Liberalen finden könnte.
Nichtsdeſto=
tveniger fügt aber das Blatt gleich hinzu, daß in der
gegen=
wärtigen politiſchen Situation keinerlei Anzeichen dafür
vorhanden ſeien, daß Aſquith in ſeinem Beſchluß, die
jetzige Negierung zu ſtürzen, wankelmütig
ge=
worden ſei. Es liege alſo in der natürlichen Entwicklung, daß
Baldwin in der Abſtimmung zu Fall gebracht und ſodann
Ram=
ſay Macdonald ſein Erbe als Haupt der Regierung antreten
werde.
Die vorausſichtliche perſönliche Zuſammenſetzung der erſten
engliſchen Arbeiterregierung iſt natürlich der Gegenſtand
man=
nigſaltiger Vermutungen und Kombinationen. Insgeſamt ſind
ungefähr 60 Poſten neu zu beſetzen, und man hält es u. a. auch
für nicht ausgeſchloſſen, daß der Drang verſchiedener weiblicher
Parlamentsmitglieder nach Amt und Würden nicht
unberück=
ſichtigt bleiben wird. Das größte Intereſſe natürlich wird der
Zuſammenſetzung des engliſchen Kabinetts.
entgegengebracht, das ungefähr ein Dutzend Poſten umfaßt. Die
Arbeiterpartei hat zur Beſetzung dieſer Poſten eine ganze
Anzahl prominenter Führer zur Verfügung, die auch ſchon in
der Verwaltung Erfahrungen geſammelt haben.
Viel erörtert wird die Frage, ob Ramſay Maedonald die
Poſten des Miniſterpräſidenten und des Außenminiſters in
ſei=
ner Perſon zu vereinigen gedenkt. Das Organ der
Arbeiter=
partei, der Daily Herald, unterſucht dieſe Frage
ausführ=
lich in einem beſonderen Artikel und kommt zu dem Schluſſe,
daß der Vorteil zweifellos auf der Seite jener Regelung ſei,
die beide Aemter vereinige, und es ſcheine doch ſo, daß
Mac=
donald, der dieſem Plan anfangs abweiſend
gegenübergeſtan=
den habe, durch ſeitere Ueberlegungen ſich mit ihm befreundet
habe. Was die übrigen Beſetzungen anbelangt, ſo hat ſie
Macdonald zweifellos ſkizziert, in der Taſche. Er
kann aber natürlich nicht eher endgültig Beſtimmungen treffen,
ehe ihm nicht die Regierungsbildung übertragen worden iſt.
Die Wahl des Sprechers.
London, 8. Jan. Das engliſche Parlament
wurde heute in der gebräuchlichen zeremoniellen Form mit
der Wahl des Sprechers eröffnet. Nach der
traditio=
nellen Prozeſſion der Parlamentsmitglieder zum König wurde
der bisherige Sprecher, der Liberale Whitley, einſtimmig
wie=
der gewählt, ebenſo ſein Stellvertreter, der konſerpative
Kapi=
tän Nopc.
Glückwunſchanſprachen.
* London, 8. Jan. (Priv.=Tel.) Nach einer
Wieder=
wahl Whitleys zum Sprecher des Unterhauſes richtete
Mini=
ſterpräſident Baldwin als Führer der Konſervativen eine
Glück=
wunſchanſprache an ihn, in der er erklärte, die Regierung
be=
trachte den Sprecher als ihre Stütze und die Oppoſition als ihren
Schutz. Ramſay Macdonald und Lloyd George äußerten ſich
ähnlich in beſonderen kurzen Anſprachen.
Macdonald über die Politik der Arbeiterregierung.
* London, 8. Jan. (Priv.=Tel.) Ramſay Macdonald
hielt heute abend in der Alberthall in einer Verſammlung der
Parteiexkutive eine Rede über die Politik der Arbeiterregierung.
Seiner Rede folgte eine freie Diskuſſion. Die Exekutive der
Partei beſteht nicht nur aus Parlamentsmitgliedern, ſondern
auch aus älteren und erfahrenen Mitgliedern der Partei und
der geſamten Arbeiterbewegung. Wie aus Kreiſen der
Arbeiter=
partei verlautet, zeigte die der Rede Mocdonalds folgende
Dis=
kuſſion die einheitliche Uebereinſtimmung der Partei mit dem
Führer, insbeſondere mit ſeiner Anſicht, daß jetzt jede radikale
Maßnahme vermieden werden und alles getan werde müſſe, um
das Vertrauen des engliſchen Volkes zu feſtigen. Die ſchottiſche
Gruppe der Arbeiterpartei aus Glasgow, die für ihre
extremi=
ſtiſche Auffaſſung bekannt iſt, war in der heutigen Konferenz
der Exekutive nicht vertreten. Der arbeiterparteiliche Mitarbeiter
des Evenig Standard behauptet jedoch, daß man innerhalb
die=
ſer radikalen Gruppe übereingekommen ſei, nichts zu
unter=
nehmen, was eine Regierung Macdonalds in ihrer politiſchen
Arbeit behindern könnte.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Dienstag, den 8. Januar.
Die Verſchwörung des Fiesko zu Genua.
Trauerſpiel von Schiller.
Infolge der Erkrankung des Herrn Ritter wurde geſtern an
Stelle des „Roſengarten, Schillers „Fiesko” in der Neufaſſung,
die Eugen Keller im letzten Frühjahr dem Drama gegeben hat,
geſpielt. Die Handlung iſt mit Treppe und hohen Wänden auf
einen neutralen Raum zuſammengezogen, der nur durch
Vor=
hänge und Beleuchtung in ſeinem Gepräge geändert wird. Es
wird hierdurch eine ſtarke Konzentration erzielt, während
aller=
dings die mit der Handlung des „Fiesko” untrennbar verbundene
Vorſtellung von der lebensvollen Sonne Genuas und der
leuch=
tenden Pracht der italieniſchen Renaiſſance zurückgedrängt wird.
Darſtelleriſch ſtand die Aufführung auf erfreulicher Höhe.
Walter Reymer iſt für den „Fiesko” wie geſchaffen. Seine
ſchlanke Geſtalt, ſeine weltmänniſche Haltung verkörpern den
künf=
tigen Herzog; in ſeinem eleganten Spiel ſpiegeln ſich überzeugend
Liſt und Klugheit in dem Kampfe um den Herzogsmantel. So
erfüllte er Schillers Vorſtellung von der Geſtalt des Fiesko: „ſtolz
mit Anſtand, freundlich mit Majeſtät, höfiſch=geſchmeidig und
ehen ſo tückiſch.” In Eliſabeth Stielers „Leonore”, fand
„Fiesko” ſeine Ergänzung; ſie trug die warmen Töne des Herzens
in das Spiel und führte die Handlung in den aus ſtrömendem
Gefühle fließenden Warnungs= und Abſchiedsworten mit Fiesko
auf die Höhe einer erſchütternden Tragik. Als Gegenſpieler trat
ihnen auf gleichem darſtelleriſchem Niveau Joſeph Gielens
„Andreas Doria” gegenüber, in dem ſich die Macht der
ehrwür=
digen Perſönlichkeit inponierend verkörperte.
Anna Kerſtens „Gräfin Julia” ſchillerte wie eine
glitzernde, gleißende Schlange; Ernſt Langheinz trug als
„Haſſan”, den rechten konfiszierten Mohrenkopf. Als düſterer
„Verrina” wirkte Fritz Valk manchmal allzu wuchtig. Martha
Hein als Verrinas Tochter und Hans Baumeiſter als
„Gianettino Doria” ſeien noch hervorgehoben. Der Souffleuſe
ſei dagegen entſchieden Mäßigung im Ton empfohlen, da man
..
geſtern viele Partien doppelt hören mußte.
* Zum Tode Wilhelm Steinhauſens.
In Frankfurt a. M., das die zweite Heimat des in Sorau
Geborenen und in Berlin groß Gewordenen wurde, in ſeinem oft
beſuchten und gewürdigten Künſtlerheim iſt Wilhelm
Stein=
hauſen im bibliſchen Alter von faſt 78 Jahren geſtorben. Mit
ihm verläßt, noch vor dem Mitwanderer Hans Thoma, einer der
letzten großen religiöſen Geſtalter dieſe Erde. Steinhauſens
reiche und tiefe Kunſt wurzelt im chriſtlichen Erlebnis, das durch
ein inniges Naturgefühl geſteigert und bereichert wurde. Neben
den bibliſchen Bildern Uhdes und Gebhardts, die beide eine
Ver=
menſchlichung der Chriſtusgeſtalt und der bibliſchen
Geſcheh=
niſſe anſtrebten, iſt Steinhauſen der Maler geweſen, der den
Gott in Chriſtus und die Göttlichkeit in den Ereigniſſen ſeines
Erdenwallens zu erfaſſen verſuchte. Friedrich Naumann hat
einmal in dieſer Hinſicht ſchön für Steinhauſen gezeugt: „Er
iſt nicht nur religiös, ſondern iſt ein Bildchriſt. In ſeinem
Schaffen und Leben iſt der Glaube an Jeſus das alles
Beherr=
ſchende. Er malt keinen Chriſtus, um einen großen Stoff zu
haben, ſondern er malt ihn, weil er ihn überall ſieht, auf den
Waſſern, über den Bergen, in der Kinderſtube. Sein Jeſus ſoll
ein deutſcher Jeſus ſein. Er denkt garnicht daran, den
hiſtori=
ſchen Jeſus von einſtmals zu ſuchen. Wie der Meſſias in
Wirklichkeit ausgeſehen hat, iſt ihm gleichgültig. Sein Heiland
iſt, wie Söre Kierkegard es ausdrückt, unſer Zeitgenoſſe, jedem
Einzelnen ein Einzelner und Gegenwärtiger. Dabei aber ſteht
er über uns allen und darf deshalb nicht die Kleider tragen,
die wir haben. Mit zeitloſer Gewandung, zeitlos auch in der
inneren Stille ſeines Weſens, wandert er durch unſere ſpäte
Zeit und ſucht nach Seelen, die Sammlung und Kinderſinn
ge=
nug beſitzen für dieſen Meiſter. Es iſt eine ganz beſtimmte,
reine, ſtille Herzensfrömmigkeit, die aus Steinhauſens Arbeiten
ſpricht, eine Frömmigkeit, die das einzelne Wort des
Evange=
liums wie eine einzelne Blume begreift und für die kleinen
Wendungen innerhalb des Verkehrs der Seele mit dem Heiland
Sinn hat.” Beſſer als in dieſen Worten Naumanns kann man
die Atmoſphäre, die um dieſen religiöſen Maler ſchwebt, der
ſich ſehr langſam durchſetzte, kaum abfangen. Man braucht nur
noch hinzuzufügen, daß er auch als Landſchafter eine ganz
be=
ſondere Art hat, wie ſie ſich in den ganz kleinen, unendlich
liebe=
voll und doch ganz unmittelbar=friſch gemalten Tafeln
aus=
ſpricht, und daß ſeine Fresken in Frankfurt a. M. und im
Schloſſe des Grafen Landkorowski zu den bedeutendſten deutſchen
Fresken des letzten Jahrhunderts gehören.
Im übrigen ſei auf Steinhauſens Lebenserinnerungen
„Aus meinem Leben” (Verlag Warneck, Berlin 1912) verwieſen,
in denen der Menſch und Künſtler Steinhauſen ſo für ſich ſelbſt
zeugt, daß ſich kein ernſt lebender Menſch dem Eindruck ſeines
einſam=ſtillen und wahrhaft ſchöpferiſchen Natur wird entziehes
können.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
* Herrn Direktor Bausback (früher Deutſche Bank)
wurde von der Univerſität Göttingen die Würde eines Dr.
rer, pol. ehrenhalber verliehen.
— Akademiſche Ehrung. Die philoſophiſche Fakultät
der Univerſität Erlangen verlieh Herrn Paul Schumann, dem
älteren Teilhaber der Verlagsbuchhandlung J. Engelhorns
Nachf. in Stuttgart, die als beſonderen Zweig Geographie pflegt,
in Würdigung ſeiner hervorragenden Verdienſte um dieſe
Wiſſen=
ſchaft und aus Anlaß des 40 jährigen Jubiläums der „
Forſchun=
gen zur deutſchen Landes= und Volkskunde” die Würde eines
Doktors der Philoſophie ehrenhalber.
eine außerordentliche Mitgliederverſammlung ab, die an Ztel
der beiden verhinderten Vorſitzenden von dem Schriftführe
Dr. Adolf Spemann geleitet wurde. Der Schriftführer konnt
über die überaus günſtige Entwicklung berichten, die die Aus
breitung der Regerſchen Kunſt und die Beſtrebungen der Rege
Geſellſchaft in dieſem Jahr genommen haben. Trotz der Ungun
der Zeiten iſt die Mitgliederzahl auf etwva 1500 angewachſe
Es beſtehen 9 Ortsgruppen; die Gründung von 6 weiteren i
im Gang. Die Ausſprache mit dem Vertreter der ſoeben i
Entſtehen begriffenen Ortsgruppe Berlin, Dr. Georg Sier
ergab vollſtes Einvernehmen und fruchtbare Geſichtspunkte fü
das Zuſammenwirken von Hauptgeſellſchaft und Ortsgruppen
Die Vermögenslage iſt durch den Markverfall ſtark in Mitleider
ſchaft gezogen, ſo daß der Geſellſchaft hauptſächlich durch aus
ländiſche Freunde über den kritiſchen Zeitpunkt hinweggeholfe
wurde. Die Verſammlung ſetzte den Jahresbeitrag für 1924 au
3 Goldmark feſt und genehmigte den vorläufigen Geſchäftsberick
Das nächſte Reger=Feſt wird im Frühling 1924 in Dresder
unter der Leitung von Fritz Buſch ſtattfinden.
Im Anſchluß an ſeine Uebertragungen der Gedicht
Shelleys (Verlag Paul Caſſirer, Verlin) hat Alfred Wolfen
ſtein ſoeben eine deutſche Bearbeitung von Shelleys Dram
„Die Cenci” beendet.
Mummer 9.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Januar 1924.
Der „Großinduſtrielle” Rechberg.
Die Leiden der Pfalz.
Franzoſen und Separatiſten.
Rechbergs Vorſchlag nicht diskuſſionsfähig.
Berlin, 8. Jan. Bezüglich der Pläne Arnold
Rech=
bergs wird in unterrichteten Kreiſen darauf hingewieſen, daß
Rechberg, der in der Preſſe vielfach mit ſeinem Bruder, dem
belannten Kali=Induſtriellen, verwechſelt wird, vor dem Krieg
das Projekt einer Beteiligung engliſcher Wirtſchaftskreiſe an
deutſchen Unternehmungen und Deutſcher an engliſchen
Unter=
nebmungen als ein Mittel zur Beſſerung der Beziehungen
ver=
treten hat. Nach dem Kriege vertrat er den Standpunkt, daß
nunmehr eine gegenſeitige Beteiligung nicht mehr in Frage
komme, daß es jetzt darauf ankomme, daß Frankreich ſich an der
Entwialung der deutſchen Wirtſchaſt intereſſiere. Dieſes
Inter=
eſſe glaubt Rechberg dadurch zu erwecken, daß das Kapital
der deutſchen Aktiengeſellſchaften um 30
Pro=
zent erhöht und dieſer Anteil Frankreich zur
Verfügung geſtellt wird. Demgegenüber wird darauf
hingewieſen, daß, wie die Dinge liegen, man von einer
Wir=
kungaufeine Löſung des Reparationsproblems
nicht reden könne. Es wird eine große Gefahr darin
erblidt, daß, wenn es zu Verhandlungen mit Frankreich kommt,
das von Rechberg vertretene freiwillige Angebot lediglich die
Rolle eines Zuſatzangebots ſpielen würde, für das
Frankreich keine Gegenleiſtung gewähren würde. Es
wird ferner als undenkbar erachtet, daß man einer fremden
Macht eine Kontrolle über unſere Verhältniſſe, wie ſie Rechbergs
Plan in ſich ſchließt, zugeſtehe. Der Vorſchlag Rechbergs
wird als nicht diskuſſionsfähig betrachtet. Es wird
betont, daß die Reichsregierung nicht das geringſte damit zu tun
hat und haben will.
Um die franzöſiſch=belgiſche Antwort.
Paris, 8. Jan. Dem Echo de Paris zufolge wird
Poin=
cars Donnerstag oder Freitag vor der Kammer ſeine Politik
gegenüber Deutſchland darlegen und insbeſondere hervorheben,
in welchem Geiſte die Antwort auf die deutſche Annäherung
vom 24. Dezember abgefaßt worden iſt.
Das Petit Journal gibt eine Meldung aus Brüſſel wieder,
die ſich mit dem Inhalt der belgiſchen Antwort auf
die deutſche Note befaßt. Der allgemeine Charakter dieſer
Ant=
tvort, ſo heißt es in der Meldung, iſt negativ. In der
bel=
giſche Antwort würden die Punkte des deutſchen
Memoran=
dums angeführt, denen keine Folge gegeben werden könnte.
Hingegen trete die belgiſche Antwort, die in der Form ſehr
ent=
gegenkommend gehalten ſei, gewiſſen Anregungen der deutſchen
Regierung bei, insbeſondere denjenigen, die ſich auf die
Erleich=
terung im Verkehr zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten
Deutſchland beziehen. Der Antwortentwurf Poincarés ſei
em Hakinettsrat mitgeteilt worden. Die Uebermittlung
der beiden Antworten werde ſehr wahrſcheinlich Ende
der Woche erfolgen.
Amerikaniſche Sachverſtändige in Paris.
Paris, 8. Jan. (Wolff.) Nach der Chicago Tribune iſt
mit dem amerikaniſchen Sachverſtändigen General Dawes
deſſen Bruder Ruſus Dawes in Paris eingetroffen, den das
Blatt als Budgetſachverſtändigen bezeichnet. Mit dem dritten
merikaniſchen Sachverſtändigen Robinſon, der dem
Aus=
ſchuß für die Feſtſtellung der deutſchen Auslandsguthaben
an=
gehört, ſollen als Wirtſchaftsſachverſtändige die Profeſſoren
Kemmerer von der Princeton Univerſity und Davis von
der Stanford Univerſity (Kalifornien) nach Europa kommen.
Eine Erklärung der amerikaniſchen Sachverſtändigen.
Paris, 8. Jan. Die beiden in Paris eingetrofſenen
amerikaniſchen Sachverſtändigen Daves und
Young haben dem Matin eine Erklärung zur
Ver=
fügung geſtellt, in der es heißt: Wir werden an unſere
Arbeit mit dem brennenden Wunſche herangehen, zuerſt einmal
alle Tatſachen klarzulegen und dann ein Reſultat
zu erzielen. Der Petit Pariſien ſchreibt im Zuſammenhang
mit dieſer Erklärung: Wenn Deutſchland darauf verzichte, den
Einflüſterungen ſeiuer üblen Ratgeber Gehör zu ſchenken und
jeden Verſuch einer Revauche aufgebe, wenn es aufrichtig
vünſche, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen, und wenn die
Ver=
hündeten ſich bemühten, den franzöſiſchen Standpunkt zu
ver=
ſtehen und unter allen Löſungen eine ſolche herauszufinden, die
Frankreich nicht entrechtet, ſo wird Frankreich ſich, wie es
Poin=
caré jüngſt als der ermächtigte Sprecher ſeines Landes erklärt
hat, niemals unmenſchlich, ſondern ſtets edelmütig erweiſen.
Abreiſe der italieniſchen Sachverſtändigen.
Rom, 8. Jan. Die italieniſchen Sachterſtändigen in den
Ausſchüſſen der Reparationskommiſſion für die Prüfung der
deutſchen Zahlungsfähigkeit werden am heutigen Dienstag von
Muſſolini zur Entgegennahme ihrer Inſtruktionen empfangen.
Sie reiſen am Samstag nach Paris ab.
Aus der Pfalz, 8. Januar. Der franzöſiſche
Delegierte von Zweibrücken hatte, wie gemeldet, in
einer Bekanntmachung vom 4. Januar die ſeparatiſtiſche
„Regierung”, der Pfalz als ungeſetzlich
abge=
lehnt und nur die deutſchen Behörden als zu Recht beſtehend
anerkannt. Heute werden nun alle pfälziſchen
Zeitun=
gen durch die Beſatzungsbehörde gezwungen, in
Fettdruck folgende „Berichtigung” an der Spitze des Blattes
zu bringen:
„Nachdem die H. J. R. K. die Verordnungen der Regierung
der autonomen Pfalz, die ihr von dieſer zur Genehmigung
unterbreitet worden ſind, am 2. Januar 1924 amtlich
einge=
tragen hat, muß die Bekanntmachung des
Dele=
gierten von Zweibrücken vom 4. Januar 1924 an
die dortigen bayeriſchen Behörden als null und nichtig
betrachtet werden."
Bisher war es nun üblich, daß die deutſchen Verordnungen
und Geſetze zehn Tage nach der amtlichen Cintragung bei der
Rheinlandkommiſſion Gültigkeit für das beſetzte Gebiet
er=
langten, wenn ſie nicht ausdrücklich von der
Rheinland=
kommiſſion abgelehnt wurden. Demnach wird in der Frage der
Anerkennung der ſeparatiſtiſchen Herrſchaft in der Pfalz bis zum
12. Januar die Entſcheidung der Interalliierten
Rheinland=
kommiſſion fallen. Nachdem (auch nach Feſtſtellung ausländiſcher
Preſſevertreter) 98 Proznt der Bevölkerung von dem Treiben
der Sonderbündler nichts wiſſen wollen, wird ſich nun
zeigen, ob die Rheinlandkommiſſion dieſe von dem Times=
Korre=
ſpondenten als „Räuberhorde” bezeichnete Geſellſchaft im
Gegenſatz zu den interalliierten Abmachungen wirklich anerkennen
wird.
Verhaftungen durch die Separatiſten.
Pirmaſens, 8. Jan. Von den Separatiſten ſind der
Gaswerksdireltor Volz und ſein Sohn, der Rechtsrat
Stem=
pel und die Oberinſpektoren Altendorf und Rippel
ver=
haftet worden.
Die „Geheimorganiſation”.
Ludwigshafen, 8. Jan. Zu der Temps=Meldung über
die Bildung einer angeblichen Geheimorganiſation „Treuyand”
in der Pfalz wird von unterrichteter Seite mitgeteilt: Angeſichts
der drohenden Gefahr eines Separatiſteneinmarſches in die Pfalz
wurden aus allen Kreiſen der verfaſſungstreuen pfälziſchen
Be=
völkerung Selbſtſchutzverbände gebildet, die den Auſtrag hatten,
mit Genehmigung der franzöſiſchen Kreisdelegierten die
öffent=
lichen Gebäude zu ſchützen. Die franzöſiſchen Kreisdelegierten
wurden über dieſe Maßnahmen unterrichtet und erklärten ſich
damit auch einverſtanden. Kurz vor dem Einbruch der
Separatiſten wurden dann aber auf franzöſiſche Weiſung die
Perſonen, die nur zum Schutz der öffentlichen Gebäude beſtimmt
waren, von den Beſatzungsbehörden entwaffnet und
ge=
fangengeſetzt. Etwa 100 Perſonen befinden ſich heute noch
im Gefängnis. Das iſt der wahre Sachverhalt.
Franzöſiſche Hausſuchungen und Verhaftungen
Köln, 8. Jan. Wie aus Honnef gemeldet wird, ſind dort
bei Angehörigen der Kommuniſtiſchen Partei durch ein
Aufgebot franzöſiſcher Kriminalbeamter Hausſuchungen
und Verhaftungen vorgenommen worden. Die
Nach=
forſchungen ſtänden im Zuſammenhang mit einem Dynamitfund
in den Weihnachtstagen.
Wahl des franzöſiſchen Kammerpräſidenten.
Paris 8. Jan. (Wolff.) Die Kammer hat in ihrer
heu=
tigen Sitzung Raoult Peret wieder zu ihrem Präſidenten
gewählt. Von 355 Abſtimmenden haben 325 für ihn geſtimmt.
Sämtliche Vizepräſidenten, die in der letzten Seſſion fungierten,
ſind wiedergewählt worden. Die Kammer vertagte ſich auf
Don=
nerstag. Sie wird an dieſem Tage die Rede des neugewählten
Kammerpräſidenten anhören und ihre Tagesordnung regeln.
Konferenz der baltiſchen Staaten.
Memel, 8. Jan. Wie das litauiſche Außenminiſterium
mitteilt, wird eine Konferenz der Außenminiſter der drei
balti=
ſchen Saaten Mitte Februar in Kowno ſtattfinden. Litauen hat
bereits die Einladungen verſandt. Ein litaniſcher Diplomat hat
ſich nach Redal begeben, um die Konferenz vorzubereiten. Die
Konferenz dürfte ſich, wenn auch auf der Tagesordnung in erſter
Linie wirtſchaftliche Fragen ſtehen ſollen, mit der Frage des
An=
ſchluſſes Litauens an den lettiſch=eſtniſchen Zweibund beſchäftige
und offenbar ein Gegengewicht gegen die für den 1. Januar nach
Warſchau einberufene Randſtaatenkonferenz bilden, an der
Litauen wegen ſeines Konfliktes mit Polen nicht teilnimmt.
*Der Gelehrte und die Göttin.
Ein modernes Märchen im altchineſiſchen Ton
von Oscar A. H. Schmitz.
Der bleiche Herr Venn hatte gerade ſein Doktorexamen
ge=
macht. Als Amerikaniſt beſchäftigten ihn beſonders die
Götter=
kulte eines uralten mexikaniſchen Stammes, der
Podlduzlihuento=
keken, über den ſeine hochgeſchätzte Diſſertation handelte. Herr
Venn hatte dieſen ſchwierigen Uinterſuchungen die ſchönſten Jahre
ſeiner Jugend geopfert, aber ſich im Stillen vorgenommen, nach
dem Examen ſich endlich einmal dem Leben und ſeinen Freuden
mit demſelben Eifer zuzuwenden, wie bisher ſeinen Studien.
Schon war ein guter Beginn gemacht. Am Abend nach der
Prüfung hatte Herr Venn ſeine beſten Freunde zu einem
Schmauſe zu ſich geladen und er ſelber war unter den
Fröh=
lichen beſonders munter geweſen. Seine ſonſt ſo blaſſen
Ge=
lehrtenwangen färbte die Glut des Weines. Spät geleitete er
die Freunde hinunter an die Haustür, ja er ließ ſich ſogar noch
ein Stück durch die Märznacht ziehen, die erſte „Frühlingsdüfte
bewegten wie die Falten eines weiten Gewandes. Schließlich
berabſchiedete er ſich von den Freunden unter heiteren Geſprächen,
um heimzukehren.
Zufällig geriet er in eine Nebenſtraße. Aus einem Haus
drang üppige Muſik, ein ſtattlicher Mann in bunter Livree öffnete
eme Glastür und Herr Venn trat in einen dämmerigen Raum,
wo unter roten Lampen auf grünem Teppich Paare tanzten.
Herr Venn ſetzte ſich an einem Tiſchchen nieder und nahm eine
Erfriſchung. Jahrelang hatte er nicht tanzen geſehen, nur
ge=
legentlich gehört, daß der Geſchmack der Zeit ſich villig geändert
hare, und nun ſah er zum erſten Male die neuen Tänze, welche
die altmodiſch vertrauten ſeiner frühen Jugend erſetzt hatten.
Er war etwas enttäuſcht. Zu den alten Walzern würde ſeine
des Vergnügens entwöhnte Seele ſchnell zurückgefunden haben,
denn bei ſeinen Klängen hatte Herr Venn, ehe er ein ſo. großer
Ge=
lehrter burde, bisweilen von zarten Stofſen umfangene
Mädchen=
glieder gedrückt und die Miſchung der natürlichen Düfte von
weiblichem Haar mit den künſtlichen verführeriſchen Eſſenzen
ge=
koſtet. Aber die neuen Klänge und Gebärden waren ſür ihn
nicht mit lockenden Erinerungen beladen. Herr Venn fühlte ſich
in dieſer Luft plötzlich einſam und gänzlich unfähig, daran
teil=
zunehmen. Um ihn her ſaßen mehrere Frauen und Mädchen,
die ſein Wohlgeſallen erregten, aber in einem ſort wurden ſie
von Tänzern auf den grünen Teppich geholt. So lam es, Laß
während eine beſonders beliebte Melodie geſpielt wurde, die
Ecke des Saales, in der Herr Venn ſich befand, einen Augenblick
ganz menſchenleer war.
Während Herr Venn träumend über die verlaſſenen Tiſche
und Stühle blickte, überkam ihn eine tiefe Enttäuſchnug, ja eine
zähe Schwermut. Er hatte ſich ſeine Rückkehr ins Leben ſehr
einfach gedacht: das Vergnügen harrte ja auf Schritt und Tritt,
man brauchte es nur zu faſſen. Aber ſo war es nicht. Auch
hier gab es beſtimmte Bräuche, Riten, Symbole, und während
ihm die der Podlduzlihuentokeken bekannt waren bis zu den
Zehenbewegungen, die vorgeſchrieben waren beim Anrufen der
Gottheiten, fehlte ihm hier plötzlich jede Kenntnis der Quellen
und Kommentare. Indeſſen Herr Venn voll Betrübnis dieſe
Feſtſtellung machte, vernahm er plötzlich hinter ſich das Raſcheln
eines Gewandes. Er drehte ſich um: hinter einer Säule war
eine Frau hervorgetreten, die ihn geheimnisvoll anlächelte. Ihre
Haut war ſehr dunkel, das ſchwarze Haar lag glatt um den Kopf.
Das regelmäßige Geſicht aber hatte einen Ausdruck, deſſen
Ge=
walt Herrn Venn völlig gefangen nahm. Die dunkeln Augen
und der erbarmungslos ſchön geformte Mund verrieten eine
Tiefe, die an Heiliges erinnerte und dennoch war nichts Finſteres.
nichts Ablehnendes in dem Geſicht. Wohl war die Naſe ſtren
geſchnitten, aber das Feuer dieſer nächtigen Augen war ſanft,
und als ſich die ſtarken Lippen öffneten, zeigten ſie zwiſchen
warmem Noſa eine ſo ſüß lachende weiße Zahnreihe, daß Herrn
Venn in ſeiner Ehrfurcht gegenüber dieſer Herrin zugleich ganz
heimiſch zu Mut wurde. Er hatte ſich unwillkürlich erhoben.
Mit einer Unbefangenheit, die ebenſo fern war von der Keckheit
der gewöhnlichen Beſucherinnen dieſes Ortes, wie von der
ängſi=
lichen Zurückhaltung ehrbarer Damnen. ließ ſie ſich bei ihm nieder,
und jetzt erſt bemerkte Herr Venn die Koſtbarkeit ihres Gewandes
das ſie zart und in erloſchenen Farben zu umſchäumen ſchien.
Sie machte Herrn Venn das Geſpräch leicht, war
entgegen=
kommend, aber ohne im mindeſten Hoffnungen zu erwecken. Sie
erriet, daß er ein Gelehrter ſei, und zutraulich wie ein Knabe
erzählte er ihr von ſeiner Arbeit, dem Doktorſchmaus, ſeinem
Vorſatz, nun das Leben zu genießen, das ſich inzwiſchen anderen
Tänzen zugewandt hätte als den vertrauten feiner Jugend. Sie
zeigte ein faſt mütterliches Verſtändnis und erklärte, ſelber ſchon
viele Modewechſel erlebt zu haben. Durch dieſe Worte wurde
Herr Venn veranlaßt, ſich zu fragen, wie alt ſeine Partnerin
wohl ſein mochte, die ausſah wie ein Frau in der Entkaltung
ihrer ſchönſten Blüte. Sofort erriet ſie dieſe Frage und ſagte
lächelnd, ſie ſei viel, unendlich viel älter, als ſie ſcheine.
Seite 3.
Um die Arbeitszeit.
Der Konflikt im Düſſeldorfer Bezirk.
Köln, 8. Jan. Der Konflikt über die
Arbeits=
zeit im Düſſeldorfer Bezirk dauert an. Das Kartell
der Freien Gewerkſchaften, die Afa und der Allgemeine Deutſche
Beamtenbund erließen einen Aufruf zu einer Kundgebung auf
dem Hindenburgwall und zu Straßenumzügen, die nachmittags
ſtattfinden ſollen. In dem Aufruf werden die in Arbeit
Stehen=
den aufgefordert, ſich mit den Ausgeſperrten und den
Arbeits=
loſen ſolidariſch zu erklären und für ſie ein Viertel ihres
Arbeits=
verdienſtes zu opfern.
Auch die Vereinigung der Arbeitgeber hat einen Aufruf
herausgegeben, der im weſentlichen eine Darlegung der
Rechts=
lage enthält. Im übrigen hat ſich entgegen den ſozialiſtiſchen
Verbänden der Chriſtliche Metallarbeiterverband,
deſſen Vertrauensmänner geſtern zu einer Verſammlung
zu=
ſammentraten, für die Durchführung des Berliner
Abkommens über die zehnſtündige Arbeitszeit
erklärt und die Beteiligung an der Streikleitung abgelehnt.
Rücktritt vom Ueberarbeitsabkommen in der
oberſchleſiſchen Metallinduſtrie.
Beuthen, 8. Jan. Die Metallarbeiterverbände
der chriſtlichen und freigewerkſchaftlichen
Rich=
tung haben ihre Unterſchriften unter das
Ueber=
arbeitszeitbkommen zurückgezogen, und zwar mit
der Begründung, daß das Abkommen von einigen Werllei ungen
rigoros und einſeitig ausgelegt würde. Man befürchtet
demnach eine allgemeine Ausſperrung auf ſämtlichen
oberſchleſiſchen Werken.
Breslau, 8. Jan. Im oberſchleſiſchen Elektrizitätswerk
in Zaborze (Kreis Hindenburg) verweigerte die Belegſchaft
die neunſtündige Arbeitszeit und trat geſtern mittag
in den Streik. Da die Streikenden auch die Verrichtung von
Notſtandsarbeiten verweigerten, wurde am Nachmittag die
Tech=
niſche Nothilfe eingeſetzt. Dadurch iſt die Lichtſtromverſorgung
für die Kreiſe Hindenburg und Gleiwitz geſichert.
Der Reichstag gegen die Verſammlungsverbote
Berlin, 8. Jan. Der Geſchäftsordnungsausſchuß des
Reichstages hat die Beſchwerde des Abgeorſineten
Soll=
mann, dem die Veranſtaltung einer öffentlichen
politiſchen Verſammlung im Bezirk Münſter durch
den Militärbefehlshaber am 14. Dezember verboten wurde,
einſtimmig als berechtigt anerkannt und weiter
be=
ſchloſſen, durch den Reichstagspräſidenten dem
Neichswehrmini=
ſter als ſeine einmütige Ueberzeugung zur Kenntnis zu bringen,
daß die Verordnung des Reichspräſidenten vom 20. September
keine Rechtsgrundlage für grundſätzliches Verbot von
Verſamm=
lungen gebe und Verbote nur zuläſſig ſeien, wenn ein beſonderer
Anlaß dazu gegeben ſei.
Schadenerfatzanſprüche für die belgiſche Deportation.
* Paris 8. Jan. (Priv.=Tel.) Vor einem gemiſchten
Schiedsgerichtshof begann hier der Prozeß, in dem über die
Schadenerſatzanſprüche der ſeinerzeit von dem deutſchen
General=
gouverneur von Biſſing nach Deutſchland deportierten Belgier
verhandelt werden ſoll. Der belgiſche Rechtsanwalt Pirenne
hielt die Eröffnungsrede, in der er die Verantwortlichkeit der
deutſchen Negierung für das ſo vielen Belgiern zugefügte
Un=
recht darlegte, für die man zahlloſe Beweiſe in den von den
teutſchen Behörden in Belgien zurückgelaſſenen Akten zur
Ver=
fügung habe. Seine Anklageſchrift iſt 300 Bogen ſtark. Ueber
80 000 Einzelfälle ſtehen zur Verhandlung.
Eine Verſchwörung gegen den japaniſchen
Prinzregenten.
Paris, 8. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus Tokio
hat das Attentat in der Nähe des kaiſerlichen Palaſtes, über
das berichtet wurde und dem andere Anzeichen von der Exiſtenz
einer gegen den Mikado gerichteten Bewegung voraufgingen,
großes Aufſehen erregt. Kürzlich ſei in Schanghai eine
Verſchwörung entdeckt worden, die zur Ermordung
des Prinzregenten an ſeinem Hochzeitstage
füh=
ren ſollte. Man erwarte, daß ſtrenge Vorſichtsmaßnahmen
ge=
troffen werden, um neue Attentate zu verhindern.
Berichtigung. In der geſtrigen Meldung unſeres Blattes:
„Die Pläne des ſächſiſchen Finanzminiſters”
wurde der Miniſter Dr. Reinhold irriger Weiſe als „
ſozial=
demokratiſcher” Abgeordneter bezeichnet. Dies trifft jedoch nicht
zu. Miniſter Dr. Reinhold gehört ſeit Jahren der
Demokra=
tiſchen Partei als Abgeordneter an.
Die Muſiker hüllten ihre Inſtrumente ein, einige Lampen
erloſchen, der Raum leerte ſich, es ſollte geſchloſſen werden.
Herr Venn erwachte wie aus einem Traum, und ſofort fragte
er ſich, wie er es anfangen müſſe, ohne aufdringlich zu erſcheinen,
dieſe Bekanntſchaft fortzuſetzen. Als ſie auf der Straße ſtanden
und der ſtattliche Mann in bunter Livree die Tür von innen
ſchloß, reichte ſeine neue Bekannte Herrn Venn die Hand und
ſagte: „Erwarten Sie mich in einer Stunde in Ihrer Wohnung.”
Damit verſchwand ſie ſo plötzlich, wie ſie gekommen war.
In tiefer Niedergeſchlagenheit ging Herr Venn nach Hauſe,
denn er glaubte nicht einen Augenblick an dieſes Verſprechen.
Woher ſollte ſie denn ſeine Adreſſe wiſſen? Seine Bekannte
war offenbar eine große, vornehme Dame, die, weiß Gott warum,
vielleicht aus Neugier an jenen Ort gekommen war und nun
eine ſehr anmutige Form gefunden hatte, das harmloſe
Aben=
teuer zu beenden.
Herr Venn bewohnte zwei Stuben von bürgerlicher
Behag=
lichkeit, wie es bei älteren Studenten der Brauch iſt. Als er
ſie in dieſer Nacht betrat, kamen ſie ihm recht trübſelig vor. Noch
ſah man auf dem Eßtiſch die Reſte des Doktorſchmauſes, leere
Flaſchen und Gläſer. Stühle ſtanden umher, und eine ſchwere,
von kaltem Tabaksqualm durchtränkte Luft lag in dem Raum.
Als ob es denkbar wäre, daß ſeine Bekannte Wort halten würde,
räumte Herr Venn auf, lüftete, declte den Tiſch neu und ſtellte
eine Flaſche Wein, zwei zierliche Gläſer und einen Teller Konfekt
zurecht. Dann ſchritt er wehmütig hin und her und als ſeit dem
Abſchied auf der Straße faſt eine Stunde vergangen war, ging
er, ſich ſelber einen Narren ſcheltend, hinunter, um die Schöne
vor dem Haus zu erwarten, da ſie doch unmöglich in der Dun
el=
heit allein zu ihm hinauffinden konnte. Das linde Märzlüftchen
hatte ſich inzwiſchen in einen ſchneidenden Wind verwandelt, und
nachdem Herr Venn vergeblich eine Viertelſtunde auf= und
ab=
ſpaziert war, ging er mißmutig hinauf, um ſich ſchlafen zu legen.
Als er ſein Wohnzimmer betrat, ſaß auf dem Sofa ſeine
neue Bekannte und ordnete die Blumen in einer Vaſe. Die
verſchiedenſten Gefühle erfüllten Herrn Venn: Entzücken,
Ehr=
furcht, Schre ken und ſogar eine gewiſſe Ungehaltenheit über das
Unbegreifliche des Vorgangs, denn Herr Venn war ein Mann
der Wiſſenſchaft und wünſchte nach dem überſichtlichen Geſetz
von Urſache und Wirkung zu leben, aber zugleich war er
wohl=
erzogen, und ſo näherte er ſich ſeinem Beſuch mit einer
Verbeu=
gung und fragte: „Mit wem habe ich eigentlich die Ehre?”
„Ich bin,” ſo antwortete die Dame, „ich bin die Liebesgöttin
der Podlduzlihuentokeken, deren Götterkulten Sie ſich mit ſg
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Januar 1924.
Im Banne der Kommuniſten.
Das rote Sachſen iſt gegenwärtig ſo etwas wie das
Labo=
ratorium der Sozialdemokratie. Die Gegenſätze, die ſich
inner=
halb der Geſamtpartei latent zeigen, ſind hier zuerſt alut
ge=
worden. Sie ringen gar nicht mehr um eine Verſtändigung,
ſondern die Spaltung iſt ſchon ſo weit gediehen, daß es ſich
eigentlich nur darum handeln kann, wer den anderen aus der
Partei herausdrängt. Um die Entwicllung noch einmal ganz
kurz zu rekapitulieren: Mit Herrn Zeigner kam der radikale
Flügel an die Regierung, der mit den Kommuniſten liebäugelte
und ein Regierungsbündnis ſchloß, vielleicht in der Hoffnung,
daß die Kommuniſten ſich dadurch kompromittieren und ihre
Ge=
fährlichkeit verlieren würden; mit dem praktiſchen Ergebnis
frei=
lich nur, daß die offizielle ſozialdemokratiſche Politik in das
Fahrwaſſer der Kommuniſten glitt, daß aber die Kommuniſten
trotzdem ihren gehäſſigen Kampf gegen den ehemaligen „großen
Bruder” fortſetzten, während gleichzeitig das Bürgertum von
oben her abgedroſſelt werden ſollte. Mag ſein, daß diejenigen
recht haben, die behaupten, dieſes Experiment Zeigner wäre über
kurz oder lang an ſeiner eigenen Unmöglichkeit zerbrochen. Das
Gegenteil iſt nicht zu beweiſen. Aber das eine iſt jedenfalls
ſicher, daß eine Reichsregierung, die ihrer Verantwortung ſich
bewußt war, nicht länger zuwarten konnte, wie alle Begriffe von
Recht und Autorität in Sachſen mit Füßen getreten wurden, daß
ſie daher eingreifen mußte. Der Einmarſch der Reichswehr war
eine Erlöſung, ſchon toeil damit der Wille der Zentralregierung
zur Wahrung der Staatsautorität bekundet wurde. Das
Ergeb=
nis freilich war, politiſch geſehen, ſehr gering. Die Reichswehr
ſorgte freilich dafür, daß Ruhe und Ordnung wieder hergeſtellt
wurde, aber die bürgerlichen Landtagsparteien wußten aus der
Lage nichts anderes herauszuwirtſchaften, als daß eine radikal
gefärbte ſozialiſtiſche Alleinregierung zuſtande kam, die ſich
ſo=
lange hielt, bis die Demokraten, von deren Unterſtützung ſie
ab=
hängig war, ſich zurückzogen. Sachſen ſtand alſo wieder vor
dem Chaos und der Notwendigkeit von Neuwahlen. Ob die
Neuwahlen das Stärkeverhältnis der beiden großen Gruppen
zueinander verſchoben hätten, iſt ungewiß; innerhalb der Linken
wäre aber zweifellos eine Verſchiebung zugunſten der
Kommu=
niſten erfolgt, und innerhalb der Sozialdemokratie wieder ein
Verſchwinden der gemäßigten Elemente, die bei der Aufſtellung
der neuen Kandidatenliſten bereits abgeſägt waren. Die
Land=
tagsfraktion hat deshalb in ihrer Mehrheit über den Kopf des
Parteiausſchuſſes, aber zweifellos in Verbindung mit der
Partei=
zentrale in Berlin die Koalition mit den Demokraten und der
Deutſchen Volkspartei beſchloſſen, ſie iſt dafür aber auf dem
Landesparteitag geſtäupt worden. Sie hat das denkbar ſchärfſte
Mißtrauensvotum erhalten, ſo daß ihr zuletzt nichts anderes
übrig blieb, als gemeinſam mit den Vertretern der Parteizentrale
unter Proteſt den Saal zu verlaſſen und ſich auf den
Reichs=
parteitag zurückzuziehen. Der ehemalige Führer der
Unabhän=
gigen, Dittmann, der Spezialiſt der Zentrale für Sachfen iſt,
ſchreibt darüber im „Vorwärts” einen ſehr melancholiſchen
Leit=
artikel. Er hat auf dem Gebiet kommuniſtiſcher Hinterhältigkeit
aus ſeiner Unabhängigenzeit gewiſſe Erfahrungen und zieht
des=
halb auch allerhand pikante Vergleiche zwiſchen den Zuſtänden,
wie ſie jetzt in Sachſen herrſchen, und den Vorgängen bei der
ehemals Unabhängigen Partei. Einen Weg zur Verſtändigung
ſieht er nicht mehr. Er faßt das Problem kurz und ſcharf dahin,
daß es Aufgabe des Parteitages am 30. März ſein muß, klar
und unzweideutig die geiſtige und politiſche Loslöſung der Partei
von der Umklammerung durch die Kommuniſten zu erzwingen.
Und zwiſchen den Zeilen iſt auch herauszuleſen, daß das nach
ſeiner Ueberzeugung nur noch durch die Ausſtoßung des linken
Flügels möglich iſt.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. Januar.
Gelbſthilfe — Glasverſicherung.
Sächſiſcher Preſſetag am 12. Januar.
Berlin, 8. Jan. Im Rahmen des ſächſiſchen
Preſſetages wird am 12. Januar mittags im
Landtags=
gebäude eine Preſſekundgebung veranſtaltet, an der ſich
ueben ſächſiſchen Preſſevertretern etwa 45 ausländiſche
Jour=
naliſten ſowie zahlreiche Behörden und Körperſchaften beteiligen
werden. Miniſierpräſident Heldt wird ein Referat über
Staat und Preſſe, Finanzminiſter Dr. Reinhold über
die Preſſe im öffentlichen Leben der Völker und
Landtagsabgeordneter Dr. Schneider, Geſchäftsführer des
Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie, über
Wirtſchafts=
leben und Preſſe halten.
Prozeß gegen proletariſche Hundertſchaften.
Frankfurt a. M., 8. Jan. Die hieſige Strafkammer
ver=
handelt gegenwärtig gegen 14 Angeklagte im Alter von 19
bis 38 Jahren, die ſeit 1923 als Mitglieder einer
prole=
tariſchen Hundertſchaft an verbotenen Verſammlungen
teilgenommen haben ſollen. Außerdem werden ihnen
Ueber=
fälle auf eine Gruppe Ausflügler am Lohrberg, die
In=
ſaſſen des Klubhauſes des Sportklubs Frankfurt 1880 und die
Wirtſchaft von Bonnie in der Eſchersheimer Landſtraße zur
Laſt gelegt. Zu der Verhandlung ſind etwa 50 Zeugen geladen.
In den „Bl. für Genoſſenſchaftsweſen” ſchreibt F. Degenhardt:
In der goldenen Vorkriegszeit war jeder ſelbſtändige Gewerbetreibende
gewohnt, als vorſichtiger Geſchäftsmann ſein Geſchäft gegen alle
mög=
lichen Gefahren und auch gegen Bruchſchäden ſeiner Schaufenſter zu
verſichern. Die Prämien hierfür wurden von ihm auch gern gezahlt, da
ſie in erträglichen Grenzen waren und ihm Schadenerſatz ſicherten. Ganz
anders heute. Wenn er die Verſicherung der Schaufenſter ſo wählen
will, daß die Prämienzahlung für ihn möglich, hat er keinen
Verſicherungs=
ſchutz, denn im Schadenfalle erhält er nur einen winzigen Bruchheil des
Preiſes der neuen Scheibe.
Die genoſſenſchaftliche Organiſation iſt das Ergebnis der
Selbſthilfe=
beſtrebungen der ſelbſtändigen Gewerbetreibenden auf allgemein
wirt=
ſchaftlichem Gebiete. Dieſe Selbſthilfe wollen wir nun auch auf
andere Gebiete ausdehnen. Um nun feſtſtellen zu können, ob
aus=
reichende Beteiligung wirkungsvolle Selbſthilfe in dieſer Beziehung
er=
möglichen würde, bitten wir um Mitetilungen an den Artikelſchreiber
in Firma Reitzig, Elsner u. Cie., Komm.=Geſ., Zweigniederlaſſung in
Berlin=Charlottenburg, Verliner Straße 95, mit dem Kennwort „
Selbſt=
hilfe”, wer ſich an einer ſolchen Einrichtung beteiligen würde. Zunächſt
vürde erforderlich ſein, hierbei gleichzeirig anzugeben, wieviel
Quadrat=
meter Spiegelglas und Doppelglas der Einzelne in ſeinem
Geſchäfts=
lokal hat, damit wir uns ein Bild machen können, wie groß der
Um=
fang der beabſichtigten Selbſthilfe ſein würde.
(Soweit wir wiſſen, hat der hieſige Detailliſtenverein bereits ſeit
einiger Zeit eine Selbſtverſicherung in der beſprochenen Nichtung für
ſeine Mitglieder durchgeführt; der Gedanke eines genoſſenſchaftlichen
Zuſammenſchluſſes auf dem Gebiete der Glasverſicherung erſcheint uns
aber ein ſo geſunder, daß wir den Abdruck obiger Anregung nicht
unter=
laſſen wollten. Anm. d. Schriftleitung.)
Was wird aus der Volkshochſchule
im neuen Jahre?
— Ernannt wurde am 2. Januar 1924 der Polizeiwachtmeiſter Karl
Landmann aus Gedern zum Polizcioberwachtmeiſter.
— Verſetzt wurde in den Ruheſtand aus Anlaß der
Perſonalabbau=
verordnung Oberzollſekretär Friedrich Hanitſch zu Alzey.
n. Ernennung. Der bekannte Gerichtschemiker Dr. Gcorg Popp
in Frankfurt a. M., der u. a. auch in der heſſiſchen Strafrechtspflege als
Sachverſtändiger mannigfach und erfolgreich gewirkt hat, wurde vom
preußiſchen Staatsminiſt rium zum Honorarprofeſſor für
naturwiſſen=
ſchaftliche Kriminaliſtik an der Frankfurter Univerſität ernannt, nachdem
ſchon vorher ſeine Berufung als Mitglied des Reichsgeſundheitsrats
er=
folgt war.
— Sammlung. Das Miniſterium des Innern hat auf Grund der
Bundesratsverordnung vom 15. Febraur 1917 der Anſtalt für
Epilep=
tiſche in Nieder=Ramſtadt die Erlaubnis zur Sammlung von
Geld=
ſpenden durch Hausſammlungen bis Ende Dezember 1924 für das Gebiet
des Volksſtaats Heſſen erteilt.
Gewerbemuſeum. Der zweite Teil der Vorträge von Profeſſor
Haupt zur Einführung in die Geſchichte des modernen Kunſtgewerbes
beginnt am 11. ds. Mts. Die Vorttäge finden an jedem Freitag von
6½ bis 7 Uhr in der Zentralſtelle für die Gewerbe, Neckarſtraße 3, ſtatt.
Nacheichung. Das Polizeiamt teilt mit: Die in zweijähriger
Wiederkehr geſetzlich vorgeſchriebene Nacheichung der im eichpflichtigen
Verkehr befindlichen Meßgeräte (das ſind Längen= und Flüſſigkeitsmaße
Meßwerkzeuge für Flüſſigkeiten, Hohlmaße, Gewichte und transportable
Handelswagen bis ausſchließlich 3000 Kilogramm) ſoll in der Stadt
Darmſtadt demnächſt beginnen und nach dem untenſtehenden
Verteilungs=
plan durchgeführt werden. Für die Einlieferung beim Eickamt
Darm=
ſtadt ſind folgende Zeiten feſtgeſetzt: 1. Polizeirevier vom 7.—18. Januar
1324, 2. Polizcirevier vom 21.—31. Januar, 3. Polizeirevier vom 5.
bis 15. Februar, 4. Polizeirevier vom 18.—29. Februar, 5.
Polizei=
revier vom 5.—14. März, 6. Polizeirevier vom 17.—28. März, 7.
Po=
lizeirevier vom 4.—11. April. In gleicher Reihenfolge und
angemeſſe=
nem Abſtande wird die polizeiliche Maß= und Gewichtsreviſion
ſtatt=
finden. Auskunft erteilt das Eichamt. Amtsſtunden von 8—1 Uhr.
— Geſetz über die Standesvertretung der Apotheker in Heſſen. Der
am 6. Auguſt 1923 vorgelegte Entwurf iſt in Geſetzesform verabſchiedet.
Es wird deshalb, zunächſt zur Bildung der Apothekerkammer mit dem
Sitze in Darmſtadt geſchritten werden. Die Wahlordnung ſieht dazu
vor, daß die erſtmals ſtattfindenden Wahlen vom Miniſterium des
In=
nern veranlaßt werden.
L. Die Bekämpfung der Schnakenplage muß bekanntlich im
Ja=
nuar einſetzen. Es empfiehlt ſich deshalb, wozu in Frankfurt a. M.
die Behörde auffordert, daß die Hausbeſitzer bezw. deren Stellvertreter
die in Kellern, Schuppen, Ställen uſw. überwinternden Schnaken durch
Abbrennen (Abſpritzen) mit geeignetem Vernichtungsmittel oder in ſonſt
wirkſamer Weiſe vernichten.
— Eine neue Maſchine der Göbelfchen Maſchinenfabrik. Darmſtadt.
Die Göbelſche Maſchinenfabrik in Darmſtadt, die in der Herſtellung ihrer
Spezial=Maſchinen Weltruf genießt und alle Länder der Erde mit ihren
Maſchinen beliefert, hat eine Maſchine fertiggeſtellt, deren Zweck die
Herſtellung von Geldſcheinen in einem Druckgang iſt. Es können auf
dieſer Maſchine Geldſcheine mit farbigen Untergründen einſchließlich
Schriftaufdruck und Numerierung in einem Druckgang hergeſtellt werden,
uind zwar kommen dieſe zu 25, 50, 75 oder 100 gezählt aus der Maſchine
Die Maſchine iſt in allen Teilen überſichtlich und zugängig gebaut ſo
daß man erwarten kann, daß ſie ſich beſtimmte Arbeitsgebiete erobern
wird. Allerdings muß die Herſtellung von Geldſcheinen im Entwurf der
Drucktechnik entſprechend vorbereitet werden. Die Maſchine wird die
verſchiedenartigſten Maſſenherſtellungen, wie Eintrittskarten. Scheck=
und Quittungsformulare, als Spezialität auf einfachſte und ſchnellſte
Weiſe herausbringen. Die Maſchine ſtellt in ihrer Bauart eine
Neu=
heit auf dieſem Gebiete dar. Es iſt zu hoffen, daß die Firma Göbel
auch mit dieſer Maſchine den deutſchen Abſatz im Ausland heben kann.
— Jubiläen. Im Hauſe der Firma Ludwig Alter A.=G. ſowie
Alters Möbel= und Kunſtgewerbehaus, G. m. b. H, Darmſtadt, feierten
am letzten Samstag, den 5. d. M., das Jubiläum ihrer 25jährigen
Tätig=
keit: Herr Adolf Tuch, Architekt und Prokuriſt, Herr Ludwig
Voll=
hardt, Verkäufer, Herr Karl Volz, Schreiner.
Man ſchreibt uns: Kein Zweifel, die Volkshochſchulen Deutſchlands
ſtehen in ſchwerſter Kriſe. Durch die Verarmung der breiteſten
Volks=
ſchichten iſt es den Schulen unmöglich, die für ihren Betrieb notwendigen
Mittel ſelbſt aufzubringen. Staaten und Städte müſſen ſparen. Daß
gründlich, ſehr gründlich geſpart wird, ſpüren die
Volkshochſchu=
len am meiſten. Zu der finanziellen Kriſe kommt jetzt eine andere,
Schon haben namhafte Volksbildner ihren Warnungsruf hinausgeſandt:
„Der Abbau des Achtſtundentags wird die geſamte
Volksbildungsbewegung gefährden.‟ Es iſt klar, daß
eine vermehrte Arbeitszeit nicht auf einmal heruntergeleiert werden kann,
weil das Herunterleiern eben keine Arbeit iſt. Zur rationellen Arbeit
gehört phyſiſche und geiſtige Kraft, und die kann bei längerer
Arbeits=
zeit nur dann zweckmäßig angewendet werden, wenn die Arbeitszeit durch
eine Pauſe unterbrochen wird. Dadurch verſchiebt ſich der Dienſtſchluß
um mindeſtens 3 Stunden zum Abend hin, und dieſer Umſtand wird zur
Folge haben, daß die meiſten Menſchen einen Bildungsabend nicht mehr
erreichen können, ſoweit ſie zu geiſtiger Arbeit nach ſolch langer
Arbeits=
zeit noch die Kraft beſitzen; denn wir dürfen das heute kränkelnd, hüſtelnd
und unterernährt herumlaufende Weſen, genannt Menſch, nicht mit dem
Maße der Vorkriegszeit meſſen. Es gibt nichts zu verſchleiern, die
Volks=
hochſchulen ſind hier tatſächlich in Gefahr. Durch die Abbaumaßnahmen
wird unſer Volk in zwei Heere geteilt: das Heer der Erwerbstätigen und
das Heer der Erwerbsloſen. Dieſe werden mit der Zeit ſo
herunter=
kommen, daß ihnen die Luſt und Liebe an geiſtiger Arbeit vergeht; jene
dagegen rackern ſich bei längerer Arbeitszeit im Beruf derartig ab, daß
ſie die kurzen Feierſtunden, die ihnen verbleiben, zur Erholung bedürfen.
Wer bedarf dann noch der Volkshochſchul:? Niemand bedarf ihrer mehr,
wenn es ſo kommt. Aus all dieſen Gründen ergibt ſich, daß die
An=
hänger der Volkshochſchule vielmehr wie das bisher geſchehen, für ihre
Ziele in der Oeffentlichkeit tätig ſein müſſen. Es gilt, die Behörden,
die Politik, die Wirtſchaft, die Induſtrie zu überzeugen, daß nicht
ver=
mehrte Arbeitszeit und höchſte Technik für den Produktionserfolg eines
Volkes maßgebend ſind, ſondern einzig und allein das
Ver=
antwortungsgefühl des Einzelnen gegenüber der
Geſamtheit, der Menſch und ſeine ſittliche
Einſtel=
lung. Nicht umſonſt ſagt Oswald Spengler, daß höchſte Technik bei den
bisherigen Kultuten der Erde immer das Merkmal ihres Niedergangs
geweſen ſei. Und iſt nicht Amerika in ſeiner Kulturloſigkeit das beſte
Beiſpiel dafür, wohin die Ueberſpannung des techniſchen Gedankens
führt? Dieſes ſeelenloſe Amerika ſoll und darf nicht Vorbild für
Deutſch=
land ſein.
Die Not der Zeit iſt auch an der Volkshochſchule Darmſtadt nicht
ſpurlos vorübergegangen. Die Schule, iſt ohne Kopf, ohne Leitung.
Wenn ſie ſich bisher doch über Waſſer gehalten hat, ſo lag das an ihrer
geiſtigen Geſundheit, an dem Willen nud der Opferfreudigkeit ihrer
Mit=
glieder. Schon machten ſich peſſimiſtiſche Stimmen laut, die Schule
ein=
gehen zu laſſen. Dieſer Peſſimismus ſcheiterte aber an dem einmütigen
Willen der geſamten=Hörerſchaft, die Arbeit der Volkshochſchule allen
Ge=
fahren zum Trotz auch im neuen Jahre weiterzuführen. Noch mehr
materielle Opfer will die Mitgliedſchaft tragen. Die Hörgebühren
wer=
den erhöht. Die Gefährdung der Volkshochſchule hat ihre Anhänger zu
einer noch feſteren Kampfgemeinſchaft zuſammengeſchweißt. Schon waren
verſchiedene Deputationen aus den Kreiſen der Hörer bei Regierung und
Stadtverwaltung des öfteren vorſtellig. Wir wollen hoffen, daß das
Chriſtkind des Herrn Finanzminiſters und des Herrn Finanzdezernenten
der Stadt noch nachträglich in das armſelige Heim der Volkshochſchule,
in die dunkle Baracke in der Wilhelminenſtraße, etwas Licht bringen
wird.
Der 8. Arbeitsplan der Volkshochſchule für den zweiten
Unterrichts=
abſchnitt d’s Winters 1923/24 iſt ſoeben unter ſchwierigſten
Verhält=
niſſen in Druck gegeben worden. Er erſcheint ſechszehnſeitig noch in
die=
ſer Woche. Die Kurſe beainnen am 21. Januar. Wir fordern alle Kreiſe
der Bevölkerung zur tatkräftigen Mitarbeit im neuen Jahre auf. W. W.
Turn= und Feſtſpielabenb. Nochmals rüſtet die Turngemeinde
Darmſtadt 1846 zu einer Wiederholung ihres mit gutem Erfolg
durch=
geführten Turn= und Feſtſpielabends. Als Tag iſt nunmehr Sonntag,
der 20. Januar 1924 feſtgeſetzt. Anfang 3 Uhr, Ende 5 Uhr. Der
Kartenverkauf für Mitglieder findet am Sonntag, den 13.
Januar, im Tie=Saal des Turnhauſes (Woogsplatz) mittags von 11
bis 1 Uhr ſtatt. Für Nichtmitglieder beginns der
Kartenver=
kauf am Montag, den 14. Januar, in der Parfümerie Müller,
Rhein=
ſtraße 6. Kartenbeſtellungen auswärtiger Vereine wolle man alsbald
ebenfalls dorthin gelangen laſſen; der Geldbetrag iſt beizufügen. Der
Kartendreis bewegt ſich von 1 bis 2,50 Mark. Der Beſuch der
Veran=
ſtaltung kann ſehr empfohlen werden. (Siehe Anzeigenteil.) H. M.
— Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 13. Januar, nachmittags
2½ Uhr, findet in Darmſtadt im Gemeindehaus der Kiesſtraße
Taub=
ſtummengottesdienſt ſtatt. Wegen Fahrtausweiſe wende man ſich an
Pfarrer Heß, Mühlſtraße 64½=
Verb.lligung der Schuhmacherarbeiten. Durch Verhandlungen
der Städt. Preisprüfungsſtelle mit dem Obermeiſter der Schuhmacher=
Innung hier iſt es gelungen, eine weitere Ermäßigung der Preife für
Sohlen und Flecken uſw. eintreten zu laſſen. Die Schuhmacher haben,
was hier betont werden muß, der allgemeinen Verarmung unſeres
Vol=
kes, durch die ein großer Teil der Bevölkerung nur auf einen Bruchteil
des Friedenseinkommens geſetzt iſt, Rechnung getragen und auch ihren
Verdienſt auf ein Minimum herabgeſetzt. Die Preiſe konnten hierdurch
wie folgt reduziert werden: a) Herrenſohlen und Fleck, genagelt 4,90 Mk.,
genäht 5,50 Mk., b) Damenſohlen und Fleck 3,90 bzw. 4,50 Mk., c)
Her=
venfleck 1,30 bzw. 1,60 Mk., d) Damenfleck 0,95 bzw. 1,10 Mk. Bi c)
und d) iſt der Unterſchied in der Größe des Abſatzes begründet. Wenn
dieſe Preiſe hoch über den Fri denspreiſen liegen, ſo hat dies allein
ſeine Urſache in den eminent hohen Lederpreiſen, die durch
Verhandlun=
gen mit den betr, Intereſſentengruppen ebenfalls reguliert werden ſollen.
Diesbeziialiche Beſprechungen ſind bereits eingeleitet.
— Kartoffelverkauf. Die von der Stadtkaſſe zum Bezuge von
Winterkartoffeln ausgegebenen Gutſcheine müſſen bis zum Samstag,
den 12. d. M. einſchließlich. im Lager des Bezirkskonſumvereins,
Eſcholl=
brücker Straße 25, eingelöſt werden, widrigenfalls die Gutſcheine
ver=
fallen. (S. Anz.)
anerkennenswertem Fleiß gewidmet haben. Dies verdient
Be=
lohnung, und ſo bin ich da.‟
Herr Venn ſank auf die Knie, die Göttin zog ihn ſanft zu
ſich und flüſterte: „Du gelehrter Mann weißt ja meinen Namen.”
„Qadlprizwuenkledidl!” rief Herr Venn überwältigt, und in
dieſer Nacht wurde ihm mehr Freude zuteil, als er in den Jahren
fleißiger Studien der Erforſchung des Stammes der
Podlduzli=
huentokeken an weltlicher Luſt geopfert hatte.
Dieſe Beſuche der Liebesgöttin Qadlprizwuenkledidl bei
Herrn Venn wiederholten ſich nun faſt allnächtlich. Zur Zeit
des Neu= und Vollmondes blieb ſie freilich aus, weil ihr in
dieſen heiligen Nächten der Verkehr mit Sterblichen wegen
kult=
licher Abhaltung verboten war. Der gelehrte Herr Venn
ver=
ſtand dies vollkommen. Nur unter ihrer zwölftägigen
Abweſen=
heit gegen Ende des Monats Mai litt er ſehr. Um dieſe Zeit
war bei den Podlduzlihuentokeken das Feſt der Jünglingsweihe,
deſſen Schutzgöttin Qadlprizwuenkledidl war. Die vom
euro=
päiſchen Standpunkt aus höchſt anſtößigen Vorgänge bei dieſem
Feſt hatte Herr Venn ſelbſt ſehr genau erforſcht.
Die Nächte des Herrn Venn waren unerträglich. Von
Eifer=
ſucht gezuält, mußte er ſich die Angebetete vorſtellen als den
Mittelpunkt ſchamloſer Vorgänge, zu denen ſie ihr von ihm ſo
geliebtes Lächeln zeigte. Es half nichts, daß er ſich immer wieder
ſagte, alles dies könne ſich ja nur in der ſogenannten aſtralen
Welt vollziehen, da der Stamm der Podlduzlihuentokeken im
Fleiſche längſt ausgeſtorben war. Schließlich erfaßte ihn eine
wahre Wut gegen die ſittenloſe Göttin, und er erwog, ob er ſich
nicht gänzlich von ihr losſagen und ein Mädchen aus einer ihm
wohlkekannten Familie zur Frau nehmen ſolle.
Nichtsdeſto=
weniger erwartete er mit Ungeduld die Nacht, in der ſie
zurück=
zukehren verſprochen hatte. Als die Stunde geſchlagen hatte, um
die ſie ſonſt hinter einem an der Wand ſtehenden hohen Spiegel
unhörbar hervorzutreten pflegte, erblickte Herr Venn plötzlich
eine ſckwarze Spinne von einer Größe, wie ſie unter dieſen
Brei=
ten gar nicht vorkommt. Sie kroch in die Ecke der Glasfläche
und ſpann mit beängſtigender Schnelligkeit ein graues, feines
Netz, das in wenigen Minuten den ganzen Spiegel bedeate. Mit
unheimlicher Eile turnte das ſchwarze Inſekt an den Rändern
ſeines Gewekes umher, die es allmählich über das ganze Zimmer
ausdehnte. Schließlich war Herr Venn ſelber eingeſponnen, und
durch die ſilbergrauen Hüllen konnte er beobachten, wie das
un=
heimliche Tier in das Schlafzimer kroch und dort dasſelbe Werk
Zufällig auf ſeine Hand blickend, bemerkte er, daß es eine
run=
zelige Greiſenhand war, und der Gedanke durchzuckte ihn: „Bin
ich es oder bin ich es nicht?” Als ihm aber wie immer eine alte
Frau das Frühſtück ans Bett brachte, ihn Herr Profeſſor
an=
redete und ſich nach ſeinem Rheumatismus erkundigte, da wußte
er ganz genau, daß er der ſiebzigjährige Profeſſor Venn war,
die hochgeſchätzte Autorität altmexikaniſcher Götterkultur, ein
Greis, hinter dem ein langes Leben gelehrter Arbeit lag, die ihm
bis heute nicht die Zeit gelaſſen hatte, ſeine alte
Studenten=
wohnung mit einer anderen zu vertauſchen. Die alte Wirtin
bediente ihn ſchlecht und recht. Er ſtellte keine großen
Anforde=
rungen an ſie, aber manchmal fiel ihm ihre Läſſigkeit doch auf.
So ſagte er ihr an dieſem Morgen mit großer Sanftmut: „Sie
ſollten doch die Wohnung wieder einmal fegen, liebe Frau,
über=
all ſehe ich Spinnennetze.”
Papierqualitäten benutzt werden, als bisher möglich iſt. Dazu
kommt die außerordentliche Schnelligkeit des Verfahrens. Geht
man noch einen Schritt weiter und ſchreibt den Text auf geeignet
konſtruierten Schreibmaſchinen gleich in der Breite der
Zeitungs=
ſpalten, ſo kann er ſofort auf eine Zinkplatte übertragen und
dann davon in der Offſet=Schnellpreſſe gedruckt werden.
Viel=
leicht iſt die Zeit nicht mehr fern, da man dieſe Methode nicht
nur als Aushilfsmittel beim Setzerſtreik benutzen wird. Die
Setzer werden freilich auch dadurch nicht entbehrlich werden,
denn das Gebiet des Buchdrudks ſtellt ja ſo viele verſchiedenartige
Anforderungen, daß die hochwertige Arbeit des Setzers niemals
ganz wird entbehrt werden können.
* Zeitungsdruck ohne Setzer. Während des langen
Setzer=
ſtreiks in Newyork, bei dem man die verſchiedenſten Auswege
wählte, um trotzdem zu erſcheinen, hat die bekannte
Wochen=
ſchrift „Literary Digeſt” einen Verſuch unternommen, der im
S Das graphiſche Gewerbe im Fürſtentum Liechtenſtein. Mit
Errichtung einer Buchdruckerei mit Schnellpreſſenbetrieb in Vaduz
(Firma Höfle u. Kaiſer) gelangt das graphiſche Gewerbe auch
in dieſer kleinen Monarchie zur Einführung. Die beiden im
Lande verbreiteten Zeitungen wurden ſeither in der nahen
Schweiz gedruckt.
Zeitungsdruck eine vollſtändige Umwälzung herbeiführen könnte.
Wie Fritz Hanſen in der „Umſchau” ausführt, erſchien dieſes
begann.
Als Herr Venn am Morgen in ſeinem Bett erwachte, fühlte
er ſich ſehr ſchwach und heftige Gliederſchmerzen durchzogen ihn.
Blatt, das über 100 12 Zoll lange und 9 Zoll breite Seiten
ent=
hält, in Schreibmaſchinenſchrift und in einer Auflage von einer
Million in der Woche. Dabei wurde folgende in ihren
Grund=
zügen bekannte einfache Methode angewendet: Zuerſt wurde ein
Manuſkript ſehr ſorgfältig geſchrieben, dann die Niederſchrift
vielen Maſchinenſchreibern übergeben, die den Text auf neuen
Maſchinen in großem Format abſchrieben; dann wurden die
einzelnen Blätter aufgeklebt und verkleinert photographiert. Die
Herſtellung der Druckplatten erfolgte in Form von Zinkätzungen.
Das Verfahren wurde ſo geſchickt angewendet, daß es nicht
teurer zu ſtehen kam als der ſonſt übliche Hand= oder
Maſchinen=
ſatz. Hanſen betont, daß ſich dieſe Methode des Druckens ohne
Satz mit Hilfe eines neuen, in Deutſchland ausgearbeiteten
Ver=
fahrens zu einer umwälzenden Art der Vervielfältigung
ausge=
ſtalten ließe. Dies müßte unter Zugrundelegung des
Manul=
druckes geſchehen, einer Technik, bei der das Original
durch=
leuchtet wird, um auf einer präparierten Platte eine Kopie zu
erzeugen, von der, auf Zink übertragen, im Flach= oder
Rota=
tionsdruck gedruckt, werden kann. In Verbindung mit dem
Offſetdruck iſt dieſe Dructechnik bis eilen ſogar dem Buchdrud
überlegen und eröffnet für die Zeitungsherſtellung weite
Aus=
ſichten, denn es können beim Offſetdruck weſentlich geringere
C. K. Feuerverſicherung für drahtloſe Apparate. Einige der
großen Londoner Hausbeſitzer haben ihren Mietern mitgeteilt,
daß ſie die Einrichtung von Empfangsapparaten für drahtloſe
Telephonie nicht ohne eine beſondere Erlaubnis geſtatten.
In=
folgedeſſen mußten bereits manche Abonnenten des drahtloſen
Nachrichtendienſtes ihre Apparate wieder abnehmen laſſen. Die
Hausbeſitzer behaupten, daß dadurch eine größere Feuersgefahr
für ihre Häuſer entſtehe, und verlangen, daß die Mieter beſondere
Policen bei den Feuerverſicherungsgeſellſchaften nehmen. Die
Londoner Feuerverſicherungen aber haben erklärt, daß die
draht=
loſen Apparate keine größere Gefahr darſtellen als das
gewöhn=
liche Telephon und daß in den gewöhnlichen Policen ein
ge=
nügender Schutz vorhanden iſt. Deshalb werden die Hausbeſitzer
mit ihren Forderungen an die Mieter von jetzt ab abgewieſen
werden.
C.K. Die beſte Kuh. Dar is mal in Melkbur weſt — dieſe
Geſchichte erzihlt der Hamburger „Quickborn” — de ſeggt
Wih=
nachtabend to ſienen Knecht: „Jan,” ſeggt he, „giff mal jede Koh
en Knuſt Swattbrot — dat Veeh ſall ook weten, dat Wihnachen
is." „Js good, uns Bur,” ſeggt Jan. Annern Morgen geiht de
Bur na buten. Dar ſüht he, an de Pump is en dicke Ened’
Swatt=
brot faſtbunden. „Jan,” roppt he, „wat ſall dat hier?” „O,” ſeggt
Jan, „uns Bur hett doch ſeggt, jede Koh ſall en Knuſt
Swatt=
brot kriegen, un de dor” — he wieſt op de Pump — „is doch uns‟
beſte Koh!”
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Abſck
Rummer 9.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Januar 1924.
ſeite 5.
*.
II.
Im amtsgerichtlichen Verfahren wird bei
Streit=
werten über vermögensrechtliche Anſprüche bis zu
50 Goldmark ohne Rückſicht auf die Anträge der Parteien nach den
in Nr. 7 entwickelten Grundſätzen verfahren; der Amtsrichter erläßt
ohne Veiſitzer und ohne Parteienantrag das Schiedsurteil, im Falle der
Streitwert 50 Goldmark nicht überſteigt.
S 501 ZPO. findet auch im Verfahren vor Land= und
Oberlandes=
gericht Anwendung. Mit Einverſtändnis der Parteien kann das
Ge=
richt ohne mündliche Verhandlung entſcheiden. Die Verkündung der
Entſcheidung wird durch ſchriftliche Mitteilung erſetzt; bei Urteilen iſt
die Urteilsformel durch Zuſtellung mitzuteilen.
In Urteilen, Zahlungsbefehlen, Vergleichen und vollſtreckbaren
Ur=
kunden kann die Höhe einer zu zahlenden Geldſumme auch in ſolchen
Umlaufmitteln beſtimmt werden, die, ohne geſetzliches Zahlungsmittel
zu ſein, von den öffentlichen Kaſſen in Zahlung genommen werden. Die
volſtreckbare Ausfertigung eines wertbeſtändigen Schuldtitels (ſoll wohl
heißer,; eines auf wertbeſtändiges Geld lautenden Schuldtitels) wird
er=
teilt, ohne daß es der ziffermäßigen Berechnung der Schuldſumme in
geſetzlichen Zahlungsmitteln bedarf.
Bei der Zwangsvollſtreckung in beweglichen Sachen
berech=
net der Gerichtsvollzieher die beizutreibende Geldſumme,
wo=
bei er während Durchführung der Vollſtreckung eintretende
Veränderun=
gen der maßgebenden Wertverhältniſſe zu berückſichtigen hat.
Wird verpfändetes Geld oder der Verſteigerungserlös
hinterlegt, ſo erfolgt die endgiltige Berechnung durch das
Voll=
ſtreckungsgericht. Soll eine Forderung oder ein anderes
Ver=
mögensrecht gepfändet werden, ſo berechnet das Vollſtreckungsgericht die
beizutreibende Geldſumme im Pfändungsbeſchluß. Der Gläubiger
hat dem Antrag eine Berechnung beizufügen.
Der Schwerpunkt der Norelle liegt, wie aus unſeren Ausführungen
hervorgeht, in der Einrichtung eines Schiedsverfahrens mit dem
Ab=
fchluſſe im Schiedsurteil; es iſt obligatoriſch im
Amtsgerichts=
prozeſſe bei einem Streitwert bis zu 50 Goldmark, es iſt fakultativ
im Landgerichtsprozeß und der ſich anſchließenden Berufungsinſtanz.
Hier wird das neue Verfahren erſt einſetzen können, wenn beide
Parteien es übereinſtimmend beantragen: ein Richter ſitzt
vor, die beiden Beiſitzer dürfen gar keine Nichter ſein. Vor den
Kol=
legialgerichten führt der Kammer= oder Senatsvorſitzende den Vorſitz,
oder er beſtimmt ein Mitglied, das dieſen Vorſitz übernimmt. Ein
Handelsrichter darf nicht beſtimmt werden. Er
darf auch nicht von einer Partei benannt werden, denn er iſt ja ein
richterlicher Beiſitzer, der vom Schiedsrichteramt ſowohl als Vorſitzender
wie als Beiſitzer ausgeſchloſſen iſt.
Der neue Juſtizminiſter, Herr Emminger, iſt für die im
Reichs=
juſtizminiſterium ausgearbeitete Vorlage verantwortlich. Juriſten
aus der Praxis ſcheint man bei den Vorarbeiten nicht
herange=
zogen zu haben, auch nicht ſolche Praktiker, die der Vereinigung der
Freunde eines Güteverfahrens, die ſich gerade zur Förderung einer
Ausdehnung eines obligatoriſchen Güteverſuchs mit Notar Lütkemann
an der Spitze, ſ. Z. gebildet hat, angehören, denn dann wäre die
Vor=
lage, die auf Grund der Ermächtigungsvorſchriften vom 8. Dezember
1923 uns als fertiges Geſetz geſcheukt wurde, etwas anders ausgefallen.
— Daß ein Handelsrichter nicht zum Vorſitzenden des Schiedsgerichts
beſtimmt werden kann, ſtehen wir nicht an, als einen großen Fehler
zu bezeichnen: Gerade im Geſchäftsbetrieb der Kammern für
Handels=
ſachen haben ſich ſeither gerade die beiſitzenden Handelsrichter, weil mit
den wirtſchaftlichen Verhältniſſen vorwiegend vertraut, als gewandte
und erfolgreiche ehrenamtlich tätige Organe der Rechtspflege gerade auf
dem Boden des Güteverfahrens erwieſen. Wenn man ſich endlich auch
im R.=Juſtizminiſterium dazu bequemen wollte, ausländiſches Recht in
Fragen der Fortbildung des Rechts heranzuziehen und es legislatoriſch
zu verwerten, ſo würde man bei Regelung dieſer Materie nicht an
einem jüngeren Werk der Geſetzgebung, der ZPO. für den Kanton
Bern vom 7. Juli 1318, in Kraft ſeit 1. September 1918, (alſo ſeit
nun über dreieinviertel Jahren) vorbeigegangen ſein. Art, 144. flg.
handeln vom Ausföhnungsverſuch. Im ordentlichen Verfahren iſt vor
Einreichung der Klage ein Ausſöhnungsverſuch durch den
ört=
lich zuſtändigen Gerichtspräſidenten abzuhalten, wenn nicht wegen
Ab=
laufs einer Verfährungs= oder Verwirtungsfriſt oder einer geſetzlichen
Befriſtung Verluſt eines Rechts zu befürchten iſt. Der Gerichtspräſident
beſtimmt auf Geſuch des Klägers einen Termin, teilt ihn dem Kläger
mit und ladet den Beklagten hierzu von Amtswegen unter genauer
Be=
zeichnung des Streitgegenſtandes vor. Beim Ausſöhnungsverſuch
haben die Parteien perſönlich zu erſcheinen, wenn ſie beide im
Amtsbe=
zirk wohnen, oder der Gerichtspräſident es ſo anordnet. Der
Ge=
richtsPräſident ſucht die Parteien zu vergleichen, kann Vorlage von
Ur=
kunden verlangen und iſt befugt zur Augenſcheinseinnahme. Bleibt
Kläger im Termin aus, iſt er in die Koſten der fruchtloſen Tagfahrt zu
verurteilen, eine neue wird fixiert. Bleibt er zum zweiten Male aus,
ſo fällt das Verfahren dahin und er trägt die Koſten. Beſtreitet
Be=
klagter den Anſpruch nicht und kann Kläger nicht ſofort dartun, daß
Beklagter vorher den Anſpruch beſtritten hat, ſo wird Kläger in die
Koſten verurteilt. Bleibt der Beklagte aus, ſo iſt dem Kläger die
Be=
willigung zur Klage zu erteilen, falls er nicht die Anſetzung
eines zweiten Ausföhnungsverſuchs verlangt. Kommt Vergleich
zu=
ſtande, ſo wird er protokolliert und unterzeichnet, diesfalls iſt er
rechts=
kräftigem Urteile gleich zu achten. Mißlingt der Güteverſuch, ſo wird
Klagebewilligung (anderwärts, z. B. in Liechtenſtein, Leitſchein
genannt) erteilt. Wird die Klage nicht binnen 6 Monaten erhoben, ſo
verliert die Klagebewilligung ihre Wirkung. — Vielleicht erkundigt ſich
das Reichsjuſtizminiſterium durch die deutſche Geſandtſchaft in Bern
einmal, welche Erfahrungen man in den letzten 5 Jahren mit dieſem
Abſchnitt der Berner ZPO. gemacht hat!
— Volkstheater. Heute und folgende Tage ſind noch Aufführungen
des Senſationsſchauſpiels „Krone und Feſſel”, auf deſſen hochint reſſanten
und ſpannenden Inhalt wir noch zurückkommen. Für heute wollen wir
den Beſuch allen Kunſtfreunden nur warm empfehlen. Näheres folgt.
Zur Veranlagung der Umſätze der freien Berufe. Auf Grund
einer Eingabe des Präſidenten des Schutzkartells für die notleidende
Kul=
turſchicht Deutſchlands, des Reichstagsabgeordneten Dr. Otto Everling,
ordnete der Reichsfinanzminiſter zu Paragraph 3 der
Steuernotver=
ordnung an, daß eine Veranlagung der Umſätze der freien Berufe im
Kalenderjahr 1923 bei verhältnismäßig geringer Höhe der Einnahmen
unterbleibt. Dies gilt zunächſt für die vierteljährliche Vorauszahlung
im Januar 1924. Ob und in welchem Umfange eine Erleichterung bei
der im April fälligen Vorauszahlung ſtatlfinden kann, wird von der
Ent=
wickelung der Verhältniſſe abhängen.
* Glückliches Frankfurt! Die Frankfurter Bäckermeiſter beſuchen
ihre alte Kundſchaft und fragen an, ob ſie wieder die früher gewohnten
warmen Brötchen zum Morgenkaffee liefern dürfen!
Hoffent=
lich können auch die Darmſtädter Hausfrauen bald wieder die bekannten
„Weckſäckchen” hervorholen und vor die Korridortür hängen. — Auch
die Kolonialwarenhändler ſollen wieder langſam dazu
über=
gehen und der Kundſchaft die beſtellten Waren ins Haus liefern.
n. Strafkammer. Staatsanwaltliche Berufung galt einem Urteil des
Rein imer Schöffengerichts, in dem gegen Molkereib ſitzer Georg
Eiſin=
ger aus Ernſthofen wegen fahrläſſiger Uebertretung des
Nahrungsmit=
telgeſetzes auf eine mäßige Geldſtrafe erkannt war. Es handelt ſich um
mehrfache Beanſtandung hierher gelieferter Vollmilch, und die chemiſche
Unterſuchung ergab ſtarke Wäſſerung, worüber ſich Prof. Kreutz als
Sachverſtändiger ausſprach. Der Urfprung dieſer Verfälſchung bleibt
leider unaufgeklärt, der Angeklagte beſtreitet die Täterſchaft und erhielt
angeblich die Milch in ſolcher Beſchaffenheit von dortigen Erzeugern,
ohne daß er beſtimmtere Anhaltspunkte zu nennen weiß. Das Ausſehen
war verdächtig, und er hätte bei pflichtgemäßer Sorgfalt dies erkennen
und die verfälſchte Ware vom Verkehr fernhalten müſſen. Der ihm
außerdem zur Laſt gelegte Zuſatz eines Konſervierungsmittels (als
Ver=
ſtoß gegen die Milchverkaufsordnung und etwaiges Delikt des § 14,
Nah=
rungsmittelgeſetzes) ſchied mangels Verſchuldens und mangels Beweiſes
von Geſundheitsſchädlichkeit aus. In Anbetracht einer ähnlichen
Vor=
ſtrafe ſowie der perſönlichen und allgemeinen Verhältniſſe verurteilte das
ebenfalls nur Fahrläſſigkeit annehmende Berufungsgericht den
Angeklag=
ten zu 150 Goldmark Geldſtrafe (bei Uneinbringlichkeit 6 Wochen Haft)
und ordnete die Veröffentlichung des entſcheidenden Teils auf Es Koſten
an. — Auch ein Schöffengerichtsurteil von Groß=Umſtadt war von der
Staatsanwaltſchaft zwecks Straferhöhung angefochten, und es richtet ſich
gegen den Steinhauer Adam Seitz aus Hubach wegen Jagdvergehens.
Statt der fraglichen geringen Geldſtrafe wurde nunmehr eine ſolche von
50 Goldmark und ferner die Einziehung des zur Tat benutzten Gewehrs
ausgeſprochen. S. iſt verheiratet. Vater von fünf Kindern und will
da=
mals erwerbslos, in Not zum Wildern gekommen ſein. Man hatte ihn
im September v. Js. abends mit einem friſcherlegten Haſen betroffen
und aus Beſorgnis vor ſeiner Haltung im Beſitz der Beute nebſt Gewehr
gelaſſen. Letzteres iſt ſeitdem verſchwunden und S. behauptet, es im
Walde verſteckt zu haben und nicht mehr finden zu können.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in leinem Faſſe irgendwie als Beſvrechung oder Kritiſk
Im Café „Fürſt Bismarck” findet am Donnerstag, den 10.
ds. Mts., ein Wunſch=Abend unter Leitung des Kapellmeiſters Louis
Walter ſtatt. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Regimentsnachrichten.
— D. Offiziers=Bund. An den Herrenabend Donnerstag,
ben 10, Januar, 8 Uhr abends, bei Sitte, kleiner Saal, wird erinnert,
Aus den Parteien.
— Deutſche Volkspartei. Der letzte politiſche Abend der
Ortsgruppe ſah am Montag, den 7. Jamar, bei „Sitte” wieder einen
überfüllten Saal. Der Vorſitzende, Herr Rechtsanwalt Dingeldey,
M. d. L., ſtellte zunächſt eine Reihe geſchäftlicher Fragen zur B.
ſpre=
chung. Der Plan, am 18. Januar wieder eine öff intliche
Reichsgrün=
dungsfeier zu veranſtalten, und zwar abends 7½ Uhr im Großen Haus
des Landestheaters unter Mitwirkung des geſamten Orcheſters wurde
mit lebhaftem, einmütigem Beifall aufgenommen. „Aus der
Verſamm=
lung heraus wurde an Herrn Rechtsanwalt Dingeldey die Bitte
ge=
richtet, für den 18. Januar die Feſtanſprache zu übernehmen, was dieſer
auch zuſagte. Des weiteren wurde von den Anweſenden einſtimmig der
Vorſchlag unterſtützt, den Halbjahresbeitrag der Partei für 1924 auf
5 Mark feſtzuſetzen. Der Vorſitzende ergriff ſodann das Wort zu einem
über anderthalbſtündigen, feſſelnden und klaren „Vortrage aus der
Reichs= und Landespolitik. Noch einmal wurde die Wirkſamkeit des
Ka=
binetts Streſemann gezeigt und die bedauerlichen Umſtände, die dann zu
ſeinem Sturz führten. Es fehlte hierbei nicht an berechtigten
Aeuße=
rungen herber Kritik über hemmungsloſe parteitaktiſche Treibereien.
Nach dem Sturze Streſemanns zeigte ſich die ganze Verworrenheit der
dadurch geſchaffenen Lage, und eine andere Löſung als das letzte
Kabi=
nett Streſemann wurde zuletzt auch nicht gefunden. Redner war in der
Lage, intereſſante vertrauliche Mitteilungen aus der Zeit der damaligen
Regierungsbildung zu machen. Ausführlich wurde die verhängnisvolle
Entwickelung unſeres Verhältniſſes zu Frankreich gezeigt und die
Stei=
lung, die namentlich England und Italien hierzu einnehmen. Das
Schickſal des beſetzten Gebietes ſtand hier im Mittelpunkt der
Dar=
ſtellung. Mit der außenpolitiſchen Situation iſt die Geſtaltung unſerer
innerpolitiſchen Verhältniſſe verknüpft. Es wurden die verzweifelten
Anſtrengungen der Regierung gezeigt, Ordnung in den Staatshaushalt
zu bringen. Staat und Einzelwirtſchaft machten eine große Kriſe durch.
Gewiß ſeien da bei den Heilungsmaßnahmen manche Härten nicht zu
vermeiden, aber es gebe dabei auch beſtimmte Grenzen, die nicht
über=
ſchritten werden dürften. Der Beamtenabbau z. B., der grundſätzlich
nach organiſchen Erwägungen durchzuführen ſei, habe da weiterhin
ein=
zuſetzen, wo ſich Nutznießer der Revolution, zumeiſt ohne jede fachliche
Eignung, breit gemacht hätten. Im Hinblick auf die neuen Steuerpläne
des Reichsfinanzminiſters Dr. Luther machte Redner zunächſt die
Be=
merkung, daß Luther der Partei nicht angehöre und der Deutſchen
Volkspartei auch nie angehört habe. Der geplanten Wegſteuerung der
Aufwertung von Obligationen, Hypotheken, Sparguthaben uſw. durch
das Reich ſetze die Deutſche Volkspartei ihren Widerſtand entgegen.
Zur „heſſiſchen Frage” übergehend, wies der Redner zunächſt auf die
wechſelvollen Schickſale der beſetzten Gebiete im Laufe der letzten
Mo=
nate hin, und auf die Verſuche, dieſe treudeutſchen Gebiete in ihrem
Kampfe zu unterſtützen. Die Tätigkeit der verſchiedenen
interfraktio=
nellen Ausſchüſſe wurde beleuchtet und gezeigt, daß es auch im
vermeint=
lich beſten deutſchen Sinne nicht angängig ſei, den Franzoſen bei ihren
Plänen ſtaatsrechtlich auch nur den kleinſten Schritt entgegenzukommen.
Die Darlegungen des Redners über ſeine Mitwirkung in der Frage des
beſetzten Gebietes und ſeine hierbei mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck
gebrachten Auffaſſungen fanden allſeitige Zuſtimmung. Die ablehnende
Stellung zu einem „Großheſſen” ergab ſich aus dem Vorhergeſagten
von ſelbſt. Es ſei jedoch zu prüfen, inwieweit im nationalen Intereſſe
Fragen des beſetzten Gebietes eine öffentliche Behandlung vertrügen.
Verſaſſungswidrig dürfe überhaupt in keiner ſtaatsrechtlichen Frage
vor=
gegangen werden, und immer müſſe der Grundſatz in Geltung bleiben,
daß die Intereſſen des Neiches denen des Einzellandes ſtets
über=
geordnet bleiben müßten. — Reicher Beifall lohnte den Redner für
ſeine gehaltvollen Ausführungen. Unter dem Eindruck der Rede wurde
von der Möglichkeit einer Ausſprache kein Gebrauch gemacht.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Die=
ſen Samstag, den 12 findet die regelmäßige Zuſammenkunft der
Frauen der Deutſchen Volkspartei nachmittags 4 Uhr im Rummelbräu
ſtatt. Ein Vortrag über Elternabende und Erziehungsfragen dürfte
von aktuellem Intereſſe ſein und lebhafte Ausſprache auslöſen. Alle
Freundinnen, beſonders unſere ausgewieſenen Mitglieder, ſind
drin=
gend eingeladen. Brot oder dergleichen mitbringen.
— Aus dem Gerſprenztal, 7. Jan. Die auf die Winterweiden
aus=
geſandten Schafherden mußten des tiefen Schnees und der großen
Kälte halber wieder in ihre Ställe zurückgebracht werden.
— Reichelsheim i. O., 7. Jan.
Volksbildungsbeſtrebun=
gen. Auf Veranlaſſung des Vorſitzenden des hieſigen Schulvorſtandes
wurde kürzlich hier ein Ortsausſchuß für Volksbildung und
Jugend=
pflege ins Leben gerufen. Er ſetzt ſich zuſammen aus den Mitgliedern
des Schulvorſtandes und den Vorſitzenden derjenigen Vereine die
irgend ein Gebiet der Bildung zum Zwecke haben, wie Geſang=,
Turn=
vereinen, Ev. Mädchenbund. Man ging bei der Gründung dieſes
Aus=
ſchuſſes von der Anſicht aus, daß es heute mehr als je gelte, von einem
gemeinſamen Boden aus für Verbreitung von Volksbildung und
zeit=
gemäße Jugendfürſorge beſorgt zu ſein. Als Arbeitsgebiete hat man
zunächſt Ortsgeſchichte und Heimatkunde im weiteren Sinne ins Auge
gefaßt. Ebenſo wollen die Geſangvereine mit Einſchluß des
Evangeli=
ſchen Kirchengeſangvereins gemeinſame Darbietungen veranſtalten.
A Reichelsheim i. O., 7. Jan. Beamtenabbau. Drei am
hieſigen Poſtamt Bedienſtete wurden am 1. ds. Mts. entlaſſen. Zwei
davon ſind kriegsbeſchädigte Anwärter. Während die entlaſſene
Anwär=
terin ſofort Beſchäftigung in einem Haushalte fand, ſuchen die beiden
anderen Beamten noch Verdienſt.
— Erbach (Odenwald), 8. Jan. Bei uns hat ſich ein reger
Win=
terſport entwickelt, und zwar für Bobſleigh und Rodelſchlitten je
eine Bahn ausgebildet. Beide Bahnen werden auch von auswärtigen
Beſuchern eifrig benutzt. Anfragen b treffs Benützung der Bahn ſind
an den Verkehrsverein Erbach i. O. zu richten.
O Von der Bergſtraße, 7. Jan. Viehüberſtand. Seither
hielt es unſeren Metzgern ſchwer, Vieh aus dem Odenwald zu kaufen,
da die Bauern angeblich nichts zu verkaufen hatten. Jetzt hat ſich das
Blatt gewendet: Die Landwirte kommen nun ſelber zu den Metzgern
und bieten überſtändiges Vieh zum Verkaufen an. Der raſch
einge=
tretene Preisrückgang des Fleiſches hat über Nacht maſſenhaft Vieh
ver=
käuflich gemacht. Mancher Landwirt erleidet dadurch, trotz Zahlung
mit wertbeſtändigem Gelde, einen großen Schaden.
— Aus dem Odenwald, 7. Jan. Trotz der Kälte werden zahlreiche
Schlittenpartien von den Fuhrwerksbeſitzern unternommen. Auch
der Rodelſport blüht. Die Eisflächen liefern den Brauereien und
Eis=
händlern reiche Ernten.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 7. Jan.
Schuhmacherzwangs=
innung. Das Kreisamt Heppenheim hält am 14. Januar, nachmittags
1½ Uhr, im Gaſthaus „Zum grünen Baum” in Weinheim, eine
Verſammlung ab. Auf der Tagesordnung ſteht die Wahl eines
Ober=
meiſters und Ergänzung des Vorſtande=s, ſowie Aenderung der
Statu=
ten. Das Nichterſcheinen wird mit einer Strafe bis zu 1000
Gold=
mark beſtraft.
* Aus dem Weſchnitztal, 7. Jan. Ruhegehalt. Endlich wurde
den Penſionären und Witwen des Weſchnitztales der Nuhegehalt für die
2. und 3. Novemberwoche 1923 am 2. Januar 1924
aus=
bezahlt. Dabei wurde einem Penſionär „Eine Milliarde in Zehn=
Mil=
lionen=Markſcheinen gleich ½/+ Goldpfennig, ausbezahlt. Ein Glück, daß
noch einige Nentenmark bei der Zahlung waren, die Auszahlung mit den
Milliardenſcheinen iſt jetzt wertlos. Ich frage: Iſt es auch recht, daß
man alten, in Ehren ergrauten Penſionären dieſen ungeheuren Verluſt
zumutet? Und haben die alſo Geſchädigten kein Recht, Schadenerſatz zu
verlangen?
) Aus bem Weſchnitztal, 7. Jan. Verſteigerung. Am
Don=
nerstan, den 17. d. Mts., vormittags 9 Uhr beginnend, werden die
ab=
gängigen Bäume an der Kreisſtraße zwiſchen der Kreidacher Höhe und
der grünen Aue bei Zotzenbach meiſtbietend gegen Barzahlung
verſtei=
gert. E3 kommen zum Ausgebot: Birken, Ahorne, Ebereſchen,
Wild=
kirſchen, Birn= und Apfelbäume.
Von der Beraſtraße, 7. Jan. Todesſturz. Das Söhnchen des
Mühlenkeſitzers Seitz in Schriesheim ſtürzte durch einen Fahrſtuhl in
eine Tiefe von 8 Metern und war ſofort tot.
* Aus dem Lautertal, 8. Jan. Man ſchreibt uns: Infolge der
an=
dauernden Schneefälle und des ſeit einigen Tagen eingetretenen
Glattciſes iſt die Poſtauto=Verbindung Bensheim-Lindenfels
ins Stochen geraten. Stundenlange Verſpätungen kommen faſt täglich
vor; an manchen Tagen konnten die Wagen überhaupt nicht fahren, was
ſich beſonders an den Feiertagen unangenehm bemerkbar machte. Viele
Fahrgäſte warteten in Bensheim vergeblich auf das Poſtauto, um dann
unverrichteter Dinge die Heimfahrt wieder anzutreten. Die beiden
fahr=
planmäßigen Fahrten ſind vorläufig auf die Vormittagsfahrt beſchränkt.
Nun hat dieſer Tage in Reichenbach eine Verſammlung von Vertretern
der an der Poſtauto=Verbindung intereſſierten Gemeinden ſtattgefunden
um bei der Poſtverwaltung wegen Abhilfe der Mißſtände vorſtellig zu
werden. Gerade des Ausfallen der Abendfahrt von Bensheim nach
Lindenfels wird für die Dauer als unhaltbar empfunden. Hoffentlich
tritt der ſeitherige Fahrplan recht bald wieder in Kraft. Es zeigt ſich
hier wieder, wie auch in anderen Fällen, z. B. Stückqutbeförderung und
ierdurch viel höhere Warenpreiſe als in den Städten, das Fehlen der
ſchon ſeit Jahrzehnten geblanten Bahn Bensheim-Lindenfels als ein
Schaden für die geſamte Bevölk rung des Tales. Auch hier hätte die
produktiv Erwerhsloſenfürſorge ein Arbeitsfeld
) Ober=Abtſteinach. 7. Jan. Diebſtahl. Ein roher
Ein=
bruch, geſchah dieſer Tage im hieſigen Schweſternhauſe. Diehe dran=
3 Nachts in die inneren Näume des Hauſes und ſtahlen den
Echw ſtern Faſch. Fett. Eier und andere
Nahrungs=
mittel, die von Wohltätern geſpendet waren. Alle Nachforſchungen nach
den unbarmherzigen Spitzbuben blieben leider erfolglos.
* Lichtenlerg i. Oöw., 8. Jan. Die am Sonntag hier abgehaltene
öffentliche Verſammlung war außerordentlich gut beſucht, denn trotz der
ſtark vereiſten Wege waren die Beſucher aus den benachbarten
Ortſchaf=
ten ſo zahlreich erſchienen, daß die Lokalitäten im Schellhaasſchen
Gaſt=
hauſe voll beſetzt waren. Bürgermeiſter Schellhaas bewillkommnete die
Gäſte mit einem ſchmerzlichen Rückblick auf das abgelaufene und einem
hoffnungsfreudigen Ausblick auf das begonnene Jahr. Der darauf
fol=
gende Vortrag von Oberreallehrer Kahl=Darmſtadt über Deutſchlands
gegenwärtige politiſche und wirtſchaftliche Lage feſſelte die Zuhörer trotz
anderthalbſtündiger Dauer von Anfang bis zu Ende durch die Klarheit
der Ausführungen und die Lebendigkeit der Darbietung. Der Rednen
führte aus, er ſehe in der gegenwärtigen Volksſtimmung Anzeichen
da=
für, daß in der bisherigen Abwärtsbewegung zum mindeſten ein
Still=
ſtand eingetreten ſei, der eine Atempauſe auf dem Leidenswege des
deutſchen Volkes bedeute. Ein Recht, auf Beſſerung zu hoffen, habe
unſer Volk nur dann, wenn es den Glauben an ſich ſelbſt und ſeine
Tat=
kraft wieder gewinne. Das erſte und letzte, was uns retten könne, ſei
Arbeit. Eine Schilderung der gegenwärtigen Lage ſei eine ebenſo
uner=
freuliche wie undankbare Aufgabe, denn noch immer drohen dem
Deut=
ſchen Reiche außen= wie innenpolitiſch die größten Gefahren. Die äußere
Politik Deutſchlands iſt in dieſen Tagen beherrſcht von dem Gedanken,
möglchiſt bald zu Verhandlungen über die Rhein=Ruhrfrage und die
Cntſchädigungsfrage zu gelangen, aber nach den von der franzöſiſchen
Preſſe bereits mitgeteilten Reſerven und Ausſcheidung beſtimmter
Fra=
gen aus der Diskuſſion ſollten wir nicht allzu viel von den
Verhandlun=
gen für uns erwarten. — Die parlamentariſche Lage de Gegenwart
ſei genugſam gekennzeichnet durch die Kriſen der letzten Monate
wäh=
rend der Kanzlerſchaft Streſemanns, und durch die Beſtrebungen
poli=
tiſcher Führer, Partieintereſſen über das Wohl des Vaterlandes zu
ſtellen. Der Redner tritt mit packender Wärme der Empfindung und
Ueberzeugung ein für den Gedanken der Volksgemeinſchaft, an dem
man trotz aller parlamentariſchen Unvollkommenheiten feſthalten müſſe
als an dem Gedanken, an dem Deutſchland allein geſunden könne. Man
hätte erwarten können, daß gerade das Kabinett Streſemann, deſſen
Führer ein liberaler Politiker der Mitte, von nationaler Geſinnung und
ſozialer Weſensart ſei, bewährt im Ausgleich und in der Vermittlung,
geeignet geweſen wäre, alle Volkskreiſe zuſammenzufaſſen. Die von
rechts= wie von linksradikaler Seite herbeigeführten Kriſen belaſten die
Deutſchnationale wie die Sozialdemokratiſche Partei in gleichem Maße,
Erſtere habe durch ihren dreimonatigen, mit ungewöhnlicher Schärfe
und allen ihren Organen bewirkten Sturz des Kabinetts Streſemann
die Staatsgeſinnung, die ſie hochzuhalten verpflihtet geweſen wäre,
ſchmählich verraten, und die Sozialdemokratie habe durch ihren
Aus=
tritt aus der Großen Koalition einen Beweis politiſcher Unvernunft
und Impotenz geboten, wir er nicht größer zu denken ſei. Der
acht=
tägige Gang der Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung
habe die Ratloſigkeit und Zielloſigkeit der Parteien in geradezu
be=
ſchämender Wciſe illuſtriert. Aus nackter Machtgier ſeien die Deutſ.
h=
nationalen vor einem Eingriff in die Rechte Preußens nicht
zurück=
geſchreckt, hätten das Reich eine ganze Woche lang ohne Regierung
ge=
laſſen und die Bildung eines bürgerlichen Kabinetts unter der
Kanzler=
ſchaft Stegerwalds verhindert. — Noch unerfreulicher als die
parla=
mentariſche Lage der letzten Wochen ſei die gegenwärtige wirtſchaftliche
Lage. Das Reich habe bisher von der Hand zum Mund gelebt und
immer ſtärker zur Notenpreſſe gegrifſen. Das Letztere ſei infolge der
Beſtimmungen über die Rentenbank für die Zukunft ausgeſchloſſen, da
die Diskontierung von Schatzwechſeln des Reiches vom 15. November
ab ausgeſchloſſen ſei und Reichsbanknoten nicht mehr gedruckt werden
kürſten. Der Kredit der Rentenbank an die Reichsverraltung im
Be=
trage von 1200 Millionen Goldmark ſcheine bereits erſchöpft zu ſein
eine Erhöhung desſelben ſei ausgeſchloſſen und könne auch durch das
Ermächtigungsgeſetz nicht bewirkt werden. Der Reichsfinanzminiſter habe
ſich deshalb genötigt geſehen, auf den drohenden Zuſammenbruch der
Reichsfinanzen aufmerkſam zu machen, der die Regierung veranlaßt
habe. Maßnahmen in Ausſicht zu nehmen, die an Härte und
kataſtropha=
ler Wirkung ſich kaum noch überbieten ließen. Die Leidtragenden dieſer
Maßnahmen ſeien in erſter Linie die Beamten, deren Gehaltsbezüge weit
hinter den Friedensgehältern zurückſtänden, doch hätten die Beamten
Verſtändnis für die ſchlechte finanzielle Lage des Reiches, und ſeien
be=
reit ihren Teil an der Verarmung des Volkes zu tragen, könnten aber
verlangen, daß ihnen die Möglichkeit des Lebensunkerhalts und der
Er=
ziehung ihrer Kinder nicht genommen werde. Für den Beamtenabbau,
der infolge des finanziellen Zuſammenbruchs eine Notwendigkeit
ge=
worden ſei, müſſe der Revolutionswirtſchaft die Verantwortung
zuge=
ſchoben werden, die durch das Beſtreben, Parteiangehörige in
Beamten=
ſtellungen unterzubringen, zu einem Uebermaß von beamteten Perſonen
geführt habe. Auch bei der Erhöhung und Beitreibung der Einnahmen
des Staates ſei die Regierung gezwungen, die größte Härte walten zu
laſſen. Dieſem Zwecke dienten das Ermächtigungsgeſetz und die
Steuer=
notverordnungen, denen die ungemein ſcharfe Anziehung der
Steuer=
ſchraube gemeinſam ſei. Das Geſamtbild der Steuern, die auf dem
Wege der Diktatur unſerem Wirtſ haftsleben auferlegt würden, ſei das
einer verhängnisvollen neuen Belaſtung. Wenn dem aus tauſend
Wun=
den blutenden Körper unſeres Wirtſchaftslebens der letzte Reſt von Kraft
erhalten bleiben ſolle, dann ſei eine Steigerung der Produktion vor
allem nötig und eine Verlängerung der Arbeitszeit nicht mehr zu
ver=
meiden. Jetzt helfe nicht mehr Kritik an der bureaukratiſchen
Kurzſih=
tigkeit der Verwalung, ſondern die Erkenntnis, daß der Staat zugrunde
gehe, wenn es nicht gelingt, ihn auf eine ſichere finanzielle Grundlage
zu ſtellen. Vieles, was früher Notwendigkeit war, ſei heute Luxus
ge=
worden. Aber alle Sparmaßnahmen würden nichts helfen ohne eine
vereinfachte Umbildung unſerer geſamten Verwaltung. Dem
Beamten=
abbau müſſe ein Behördenabbau vorausgehen. Die Steuergeſetzgebung
habe bei uns in Deutſchland niemals unter einem glücklichen Stern
ge=
ſtanden, heute aber zwingen Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zu einer
grund=
legenden Aenderung. Wenn aber die nächſte Steuerreform, die durch
die Notſteuervorlage vorbereitet werden ſolle, wieder ſcheitere, dann ſei
kaum noch Rettung möglich. Die entſcheidende Lebensfrage für unſer
Volk aber ſei und bleibe die endgültige Löſung der Reparationsfrage.
Dazu müſſe in dem Volke der entſchloſſene Wille geweckt werden, eine
beſſere Zukunft herbeizuführen, wozu uns unſere Genoſſen an Ruhr und
Rhein und diejenigen, die von Haus und Hof vertrieben ſind, ein
leuch=
tendes Beiſpiel bieten könnten. Der Redner ſchloß ſeine zündenden,
begeiſternden und Beifall erntenden Ausführungen mit dem Spruch:
„Deutſchland, Deutſchland über alles, und im Unglück nun erſt recht.
Erſt im Unglück kann ſich zeigen, ob die Liebe treu und echt iſt. Und ſo
ſoll es weiterklingen von Geſchlecht zu Geſchlecht: Deutſchland,
Deutſch=
land über alles, und im Unglück nun erſt richt.” — Nach längererAusſprache,
die an den Vortrag ſich anſchloß und an der ſich Profeſſor Schönberger=
Rodau, Fabrikant Kimpel=Lichtenberg (Ausgewieſener), Lehrer Fritſch=
Asbach ſowie der Referent wiederholt beteiligten, wurde die höchſt
an=
regend und für die Deutſche Volkspartei recht befriedigend verlaufene
Verſammlung von Bürgermeiſter Schellhaas mit Worten der Ermahnung
zur Emigkeit der Parteien und des Dankes an den Redner geſchloſſen.
A Offenbach, 7. Jan. Die Kohlenzwangswirtſchaft iſt
bekanntlich vom 1. Dzember aufgehoben, und die einzelnen Gemeinden
ſind für die örtliche Bewirtſchaftung ermächtigt. Bei der letzten
Belie=
ferung fanden die hieſigen Kohlenhändler ſchon ſchlechten Abſatz. Die
Preiſe erſchienen den Berechtigten ſo hoch, daß ſie auf die Abnahme
ver=
zichteten, und die Händler brachten faſt die ganze Fuhre wieder nach
Hauſe. Die Händler ſtellten ſchon damals das Ausfahren ganz ein. Wer
Kohlen haben wollte, mußte ſie beſonders beſtellen. Der hieſige
Koh=
lenbeirat macht von dem Recht, die Kohlen weiter zu bewirtſchaften,
keinen Gebrauch, und hob die örtliche Bewirtſchaftung vom 1. Januar
ab auf. Es iſt dadurch jedem Verbraucher freigeſtellt, ſeinen
Brennſtoff=
bedarf bei einem beliebigen Kohlenhändler zu decken. — Die
Nach=
frage nach Milch iſt hier nach den Feiertagen merklich geringer
ge=
worden. Man kann eben ſoviel haben als man will. Mancher
Milch=
händler macht durch Aushang bekannt, daß an dem betreffenden Tage
ſehr viel Milch zu haben ſei. Zweifellos ſcheuen manche Verbraucher
den Preis von 37 Goldpfennig für das Liter. — Im Rodgau, zwiſchen
Heuſenſtamm, Hainhauſen, Weiskirchen, Rembrücken und Obertshauſen,
liegt der „Hengſter”, eine Fundgrube ſeltener Pflanzen für den
Pflanzenliebhaber und Pflanzenkenner. Mit Zuſtimmung der
Gemeinde=
vertretung Obertshauſen iſt nun der Teil des Hengſters, der
in der Gemarkung Obertshauſen liegt, zum Naturſchutzgebiet
erklärt worden. Im ganzen werden 28 dort wachſende Wildpflanzen
unter Naturſchutz geſtellt. Die geſchützten Pflanzen dürfen nicht mit den
Wurzeln, den Knollen oder Zwiebeln ausgegraben oder ausgeriſſen und
nicht abgepflückt werden. Der Handel mit dieſen Pflanzen iſt ebenfalls
verboten. Ausnahmen von dieſen Verboten kann das Kreisamt geſtatten.
Ueber die Erlaubnis wird ein ſchriftlicher Ausweis erteilt, der bei dem
Sammeln ſtets mitzuführen iſt. Der Erlaubnisſchein wird entzogen,
wenn ſich der Inhaber unzuverläſſig erweiſt.
Zwiderhandlun=
gen werden mit 150 Goldmark beſtraft. Mit dieſer Verordnung
hat ſich die Gemeinde Obertshauſen und das Kreisamt Offenbach
zweifel=
los den Dank aller Naturfreunde und Pflanzenkenner erworben.
O Mainz, 7. Jan. Bedeutende
Lebensmitteldieb=
ſtähle wurden in einer der letzten Nächte in mehreren
Spezerei=
geſchäften des Stadtteiles Koſtheim verübt. Es handelt ſich offenbar
um das Treiben einer ganzen Diebesbande.
O Mainz, 7. Jan Städtiſche Steuer. Die Gemeindeſteuer
der Stadt Mainz iſt für die zweit Hälfte des Rechnungsjahres 1923 auf
Gold abgeſtellt worden. Die Ausſchlagsziffern betragen auf je 100 Mk.
Steuerwert der Gebände und Bauplätze 6:), Goldpfennige, der
Land=
ſteuer 10 Pfg. und der Gewerbeſteuer 8 Goldpfennige.
(D Gießen, 7. Jan. Das Wuchergericht der Provinz
Ober=
heſſen wird demnächſt ſeine Tätigkeit beainnen. Zur Aburteilung
ge=
langt eine ganze Anzahl von Fällen, die von der Staatsanwaltſchaft
an=
gezeigt worden ſind.
Darmſtädter Tagblatt
Wirtſchaftliche Nundſchau.
I.. Börſenſteuer. Art, VII der 2. Steuernotverordnung
be=
handelt eine bis 15. Februar 1924 zu erlaſſende Verordnung
über Börſenſteuer. Mit Zuſtimmung des Reichsrats kann der Reichs=
finanzminiſter eine Börſenſteuer erheben, die entweder an die
Zulaſſung zum Beſuch einer inländiſchen ſtaatlich anerkannten
Wert=
papierbörſe oder an den Beſuch ſolcher Börſe oder an beide Merkmale
anknüpft. Soweit eine laufende Steuer auf den Börſenbeſuch gelegt
wird, kann ſie auf die einzelnen Börſenunternehmer umgelegt und die
Unterverteilung auf die Börſenbeſucher unter Berückſichtigung der
Lei.
ſennnternehmer überlaſſen werden.
* Preisabbau in der Superphosphatinduſtrie.
Dem allgemeinen Preisabbau folgend, ſetzt die Superphosphatinduſtrie
nach Rückſprache mit der Landwirtſchaft den Preis für ein Kilogramm
waſſerlösliche Phosphorſäure im Superphosphat zur Lieferung im
Frühjahr auf 59 Goldpfennig feſt. Dies bedeutet eine Ermäßigung um
etwa fünfzehn Prozent. Die Induſtrie iſt dabei über die in der
Her=
ſtellung eingetretene Verbilligung hinausgegangen.
— „Mark iſt Mark”. Dieſer unſinnige Standpunkt iſt
end=
giltig vom Reichsgericht verlaſſen worden. Aus dem Urteil über die
Aufwertung von Hypotheken zieht Profeſſor E. Heymann=Berlin
in de: Dtſch. Jur. Ztg. den Schluß, daß auch die
Lebensverſiche=
rungsverträge aufgewertet werden müßten. Natürlich werden
dann auch die Prämien wertbeſtändig bezahlt werden müſſen. Aber
das wird jeder gern tun, wenn er weiß, daß die Hinterbliebenen dann
endgiltig vor den größten Sorgen bewahrt ſind und nicht etwa eine
Sumne in die Hand gedrückt bekommen, die nach den tatſächlichen
Ver=
hältniſſen nicht zu einem Blatt Papier reicht.
* 75urozentige Goldmarkaufwertung von
Indu=
ſtrieobligationen. Nachdem das Landgericht Hannover
un=
längſt vorangegangen iſt, hat nunmehr auch das Landgericht I Berlin,
laut „Berliner Tageblatt”, entſchieden, daß der Beſitzer einer
Induſtrie=
obligation nicht nötig habe, ſich mit Papiermark zum Nominalwerte
ab=
ſpeiſen zu laſſen. Dieſen Verſuch hatte die Bank Elektriſcher Werte in
Berlin gemacht, über deren wirtſchaftlich gute Lage wohl kein Zweifel
beſteht. Sie bot für eine ihrer Obligationen, lautend über 1000
Gold=
mark, im Juli 1923 (als der Dollar bereits 300 000 bis 700 000 ſtand)
ſage und ſchreibe 1000 Papiermark. Das Landgericht verurteilte ſie zur
Zahlung von 750 Goldmark, indem es ſich die richtige Anſicht zu eigen
machte, daß einen Teil der allgemeinen Verarmung auch der Gläubiger
tragen müſſe, und daß deshalb eine Forderung von 1000 Goldmark zu
hoch ſei. Die Urteilsbegründung ſtützt ſich u. a. darauf, daß die Bank
für Elektriſche Werte dem Gläubiger ein Zehnmillionſtel Goldwährung
zurückzahlen wollte, während ſie tauſend Mark in Friedenswährung
er=
halten hat, mit der die Geſellſchaft wichtige werbende Anlagen
errich=
tete. Da3 Angebot bedeute keinen nutzbaren Wert, mit Rückſicht auf
die Verkehrsſitte erfordere der Grundſatz von Treu und Glauben nach
8 242 BGB. unter Berückſichtigung der wirtſchaftlichen Lage des
Schuld=
ners (gemäß Reichsgerichtsurteil) eine angemeſſene Gegenleiſtung. Die
aus dieſem Urteil ſich ergebenden Bedenken, daß nunmehr eine
Indu=
ſtrieobligation hochwertiger ſei als der Goldwert einer Aktie, weiſt das
Urteil mit der Begründung zurück, daß laut eingegangener
Verpflich=
tung der Schuldner dem Gläubiger verſprochen habe, zuerſt deſſen
For=
derungen zu befriedigen, bevor der Aktionär auch nur einen Pfennig
erhalte.
Banken.
Rheiniſche Atlas=Transport= und
Rückver=
ſicherungsbank A.=G. in Ludwigshafen. Im
Atlas=
konzern, dem bereits die deutſchen Lebensverſicherungsgeſellſchaften
„Atlas‟. Der Neue Atlas” (Leben und Unfall) und der „Deutſche
Atlas” (Haftpflicht, Automasko, Feuer, Einbruchsdiebſtahl und
Auf=
ruhr) angehören, iſt unter führender Beteiligung der Frankfurter
All=
gemeinen Verſicherungsaktiengeſellſchaft und anderer dem Konzern
naheſtehender Wirtſchaftskreiſe vor allem der Pfalz, eine neue
Verſiche=
rungsgeſellſchaft gegründet worden, der „Rheiniſche Atlas”, Transport=
und Rückverſicherungsbank A.=G., Ludwigshafen. Die neu gegründete
Atlasbank, welche die Transportverſicherung ſowie die Rückverſicherung
in allen Zweigen betreibt, betrachtet es als ihre Hauptaufgabe, den
beſonderen Bedürfniſſen des beſetzten Gebietes, in Bezug auf die
Trans=
portverſicherung Rechnung zu tragen, ohne indes den Bereich ihrer
Tätigkeit auf dieſes Gebiet zu beſchränken. Sie ſtützt ſich dabei auf die
Organiſation des Atlaskonzerns, die in Verlauf von mehr als 25
Jah=
ven auf der Deutſchen Lebensverſicherungsgeſellſchaft Atlas aufgebaut
worden iſt, und erfreut ſich der Unterſtützung der ihr befreundeten
Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs=A.=G.; insbeſondere auch, ſoweit
ſie außerhald des eigenen Konzerns Rückverſicherungen in Anſpruch
neh=
men muß. Der „Rheiniſche Atlas” iſt eine von allen Verbindlichkeiten
freie Neugründung, deren Aufbau und Betätigung auf modernſter
Grundlage erfolgt. Das Aktienkapital beträgt 6 Milliarden Mark und
zwar 5 Milliarden Stammaktien und eine Milliarde Vorzugsaktien.
Die Ausgabe der Aktien erfolgte auf der Grundlage einer von der
Ver=
waltung der Bank vorgenommenen Bewertung auf Goldmarkbaſis, ſo
daß die Schaffung eines mit der Ausbreitung des Unternehmens
Schritt haltenden Goldmarkkapitals ſichergeſtellt iſt. Der Verwaltung
gehören in der Hauptſache führende Perſönlichkeiten aus der pfälziſchen
Induſtrie und Handelskreiſen an.
Die Wirtſchaft des Auslandes.
I. Erhöhung des Zinsfußes in der Schweiz. Der
Reviſionsverband argauiſcher Banken und Sparkaſſen hat den zeitigen
Kapitalmauktverhältniſſen Rechnung tragend, den Obligationenzinsfuß
auf 5 Prozeut feſtgeſetzt und auf 1. Januar den Zinsfuß für
Sparein=
lagen von 4 auf 4½ Proz., infolgedeſſen auch für alte und neue
Dar=
lehen um ein Viertel Prozent erhoht.
* Amerikaniſcher Plan eines internationalen
Telephontruſts. Nach einer Meldung der Chicago Tribune aus
Waſhington hat unter dem hauptſächlichſten Einfluß der International
Telephon and Telegraph Company eine ſtarke amerikaniſche
Finanz=
gruppe ein Projekt ausgearbeitet, das hauptſächlich die einheitliche
Kon=
trolle der transozeaniſchen Telephon= und Telegraphenverbindungen,
die Einführung von Kabeln, die mit höchſter Geſchwindigkeit arbeiten
und die Normaliſierung des geſamten Apparateweſens zum Ziele hat.
Die Chicago Tribune will wiſſen, daß die Gruppe bereits an Frankreich
Spanien, Italien, Belgien, Deutſchland und andere Länder mit dem
Plaue eines internationalen Telephontruſts herangetreten ſei. Sie ſei
auf Widerſtand bei den Regierungen geſtoßen, habe jedoch in Spanien,
Italien und Deutſchland Fortſchritte gemacht.
Erwerbsgeſellſchaften.
* Die Bürgerbräu A.=G., Ludwigshafen bleibt
divi=
dendenlos. Die G.=V. beſchloß, den Reingewinn von 47,52 Millionen
auf neue Rechnung vorzutragen.
Warenmärkte.
wb. Amtl. Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide, vom 8. 1. (Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Noggenmehl und Kleie mit Sack).
Preis je 100 Kg.: Weizen, Wetterau, 19,75—20,25, Roggen 17,50—17,75,
Sommergerſte für Brauzwecke 19,50—20, Hafer, inländiſch, 14,75—15,50
Hafer, ausländiſch ——, Weizenmehl ſüdd. Spezial Null, 30 50—31,
Roggermehl 26,50—27, Weizzen= und Noggenkleie 8,50—9. — Tendenz:
feſter.
wb. Berliner Produktenbericht. Das inländiſche
Warenangebot aus erſter und zweiter Hand war am Produktenmarkt
heute infolge des ſtärkeren allſeitigen Geldbedarfs größer als bisher.
Da auch die Käufer wegen der beſtehenden Kapitalnot Zurückhaltung
übten, ergab ſich ein Ueberwiegen der Offerten, ſo daß ſich die Preiſe
zumeiſt etwas niedriger ſtellten. Das war beſonders bei Roggen,
Wei=
zen und Hafer der Fall, zumal bei erſterem die Reichsgetreideſtelle als
Käufer heute am Markte fehlte. Auch bei den bisher ſo bemerkenswert
feſten Geiſtenpreiſen war das Verkaufsangebot ſtärker mit dem Ergeb=
nis abbröckelnder Preiſe.
. Vom nord= und oſtdeutſchen Holzmarkt ſchreibt
uns unſer fachmänniſcher Mitarbeiter: Es gibt zur Zeit in Nord= und
Oſtbeutſchland Firmen, die ihre auf den Sägewerken lagernden Vorräte
nicht abrufen, weil ſie erwarten, daß die Tarife für die
Holzverfrach=
tung ermäßigt werden. In der Tat ſollte es die Aufgabe der
Verwal=
tung ſein, die unerträglich hohen Frachten abzubauen und den Verkehr
durch Tarifverbilligung zu fördern. — Die Frage, ob die deutſchen
Holzpreiſe der Beeinfluſſung der ausländiſchen Holzmärkte unterliegen,
wird man zunächſt im Hinblick auf die ſtarken Importbedürfniſſe
be=
jahen müſſen. Die Holzdecke iſt ſchmäler geworden, da uns der
Frie=
densvertrag wichtiger Waldgebiete beraubt hat. Sehr häufig hört man
jetzt wieder das Wort vom Preisabbau mit Bezug auf die Holzpreiſe
ausſprechen. Als vor einigen Wochen die überteuerten Rohholzpreiſe
in Pommern, Brandenburg, Thüringen (Mühlhauſen) gezahlt wurden,
konnte man mit Necht eine Rückkehr zur Vernunft fordern. Die Preiſe
der letzten Termine ſind aber um 50 bis 100 Prozent niedriger als jene
übertriebenen Ergebniſſe, und da wird man mit Forderungen
unberech=
tigter oder unmöglicher Preisherabſetzungen, etwa unter die
Weltmarkt=
parijät herunter, recht vorſichtig ſein müſſen. Man hört auch immer
häufiger Preiſe für Schnittholz als angebliche Marktnotierungen
nen=
nen, die zurückhaltend zu beurteilen ſind, weil ſie die tatſächliche Lage
nicht wiederſpiegeln, ſondern aus der unglaublichen Geldnot entſtanden,
in die letzthin Sägewerksbeſitzer mehrfach geraten ſind. Da auch der
Platzholzhandel teilweiſe verarmte, fehlen zahlungskräftige Abnehmer.
Erſt eine allgemeine Belebung der deutſchen Wirtſchaft, die wieder von
der außenpolitiſchen Geſtaltung der Verhältniſſe abhängt, wird die
deutſche Holzwirtſchaft wieder in Gang ſetzen. Immerhin ſind am
Jahresſchluß die Läger der Sägewerke und Holzhandlungen nicht mit
Beſtänden überfüllt geweſen. Es lagen auch einige Nachfragen nach
gutem Tiſchlerholz vor.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 8. Januar 1924.
(Eigener Bericht.) Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Fliale Darmſtadt.
An der Börſe iſt es, nach vorübergehender Belebung des Geſchäfts, wieder
ſtiller geworden. Es fehlt jegliche Anregung und die Märkte zeigen
wenig Aufnahmefähigkeit. Es genügt ſchon verhältnismäßig geringes
Angebot, das da und dort herauskommt, um die Kurſe zu drücken,
da=
neben zeigt das Publikum nach wie vor größte Zurückhaltung. Unter
dieſen Umſtänden eröffnete die heutige Börſe luſtlos und auf faſt allen
Gebieten zu mäßig abgeſchwächten Kurſen. Chem. Werte büßten
durch=
ſchnittlich 1—2 Bill. O, ein und in ähnlichem Ausmaße bewegten ſich
auch die Rückgänge am Elektr.=Aktienmarkt. Etwas ſtärker abgeſchwächt
waren hier Lahmeyer mit 19½ minus 4, Voigt u. Hacffner 2,2 minus
0,3. Maſchinenwerte ſetzten gleichfalls etwas niedriger ein: Daimler 4,3
minus ½,Eßlinger 8½ minus 1½, Neckarſulmer 7½ minus ½,
Zucker=
werte waten ebenfalls gedrückt: Waghäuſel 5½ minus 2½, Frankenthal
6½ minus 1, Stuttgart 8½ minus 2. Motanwerte blieben
verhältnis=
mäßig gut behauptet, beſonders bei den ſchweren Werten ſind die
Kurs=
rückgänge prozentual geringer. Harpener 94½ minus 8, Phoenix 48
minus 2, Mannesmann 51 plus 1, leicht befeſtigt. Etwas matter
Bu=
derus 27½ minus 21 und Deutſch=Lux. 62 minus 11. Von
Schiffahrts=
aktien ſchwächten ſich Hapag zum erſten Kurs um 3 auf 46 ab, während
Nordd. Lloyd mit 12 nahezu behauptet blieben. Bankaktien lagen ruhig,
bei kleinſten Kursveränderungen: Deutſche Bank 17½ minus ½,
Dis=
konto 22¾ minus 1. Beſonders feſt lagen Scheideanſtalt mit 35 plus
9. Januar 1924 Nr. 9
3½, und Metallbank mit 29/30. Ausländiſche Renten eröffneten in
Uebereinſtimmung mit der Geſamttendenz etwas ermäßigt. Stärker
ge=
drückt waren 4proz. conv Rumäne in Reaktion auf die geſtrige ſtarke
Steigerung 3½ Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe blieben die Märkte
zunächſt unerholt und die Kaſſakurſe brachten nur bei einzelnen Papieren
kleine Aufbeſſ rungen, ſo Deutſch=Lux. 68 plus 6, Mannesmann 56½
plus 5. Schuckert 61,8 plus 3,8. Das Geſchäft blieb im allgemeinen ſtill.
Großes Intereſſe beſtand nur für AEG, die im Freiverkehr in ſehr
großen Poſten zeitweiſe ſtürmiſch gehandelt wurde. Das Intereſſe für
dieſes Papier, das bekanntlich an mehreren ausländiſchen Börſen
regel=
mäßig gehandelt wird, dürfte hauptſächlich auf die in den letzten Tagen
eingetretene leichte höhere Bewertung ſeitens des Auslandes
zurückzu=
führen ſein. Am Kaſſamarkte überwogen gleichfalls die Kursrückgänge,
einiges Intereſſe beſteht nach wie vor für Spezialwerte, ſo waren ſtark
gefragt: Gritzener, die mit 56 zur Notiz kamen, und Verein Deutſcher
Oelfabriken, die bei 54 rat, wurden. Im freien Verkehr handelte man
zu nachſtehenden Kurſen: Beckerſtahl 12, B=ckerkohle 13, Benz 534, G orgi
1,2, Hanſa Lloyd 13, Helvetia 6, Karſtadt 2½, Kreichgauer 06,
Krü=
gershall 14½ Memeler Zellſtoff 73, Raſtatter Waggon 7½, Ufa 734.
Die Nachbörſe war faſt geſchäftslos. Man hörte nur A.E.G. mit
14,375 Geld und 14,625 Brief.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Da ſich aus den
genugſam dargelegten Gründen der Kapitals= und Kreditnot weite
Kreiſe zurzeit am Effektengeſchäft nicht beteiligen können, nahm heute
die berufsmäßige Spekulation ziemlich ſtarke Abgaben mit dem
Ergeb=
nis eines empfindlichen Kursdruckes vor. Als äußeren Grund hierfür
wurde auf eine in den Vormittagsſtunden angeblich hervorgetretene
ver=
ſtärkte Nachfrage nach Geld verwieſen, was aber den Tatſachen inſofern
nicht ganz entſprach, als Geld unverändert zu ³/₈ Prozent zu haben iſt.
Der wirkliche Grund für die weitere Abſchwächung liegt in der
ausge=
ſprochenen Geſchäftsſtille, die auf ſämtlichen Gebieten herrſchte. Die
Kurseinbußen beliefen ſich auf durchſchnittlich 1—5, für einige ſchwere
Spezialpaviere, die an den Vortagen zumeiſt etwas geſtiegen waren,
darüber bis 10 Billionen Prozent. Nur Deutſche Maſchinen= und
Kammaarnaktien machten eine Ausnahme von der ſchwachen Verfaſſung
der Börſe. Auch eine ſpäter infolge von Rückkäufen eintretende
Er=
bolung änderte hieran nichts, und Geſchäftsſtille machte ſich in
zuneh=
mendem Maße auf den Gebieten der Induſtrie=, Schiffahrts= und
Bank=
aktien, im Freiverkehr, ſowie auch bei den zu Einheitskurſen gehandelten
Induſtriepapieren bemerkbar. Feſtverzinsliche Papiere konnten ſich der
Abſchwächung ebenfalls nicht entziehen. Die Einbußen waren aber
ge=
ringfügig, und nur bei 3proz. Reichsanleihe etwas größer. In der
Flüſſigkeit des Geldes und bei der Feſtſetzung der Deviſenpreiſe haben
ſich Veranderungen von Bedeutung nicht ergeben.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
cein Mike
geſ.
W 3. Amſterdam=Rotterdam M725925 00 1531075000 16- 325000 76320 75000 Bruiſſel=Antwerpen ..... 1 25:6000. — 193 2000 terr 22ohll. — 19 197300 — Chriſtiania ..... .. .. .. .. 72045 000.— 5235 5 00 20 4:000.— 62 5571 M — Kopen agen .. . . . . . .." 77 10M00 — 61400000 58100000 — 76 00000 — — Stodkholm ...." 13715 000 174245000/ 1 77 130000 1 1428 0000 — belſingſors . au 730000 1u82 0000. 1077 30000. — 10 270u00. — Italien.. 1-932 000. — 190 475000 1895.25000 — 1904 75000 — London. B2/42* Ww00. 1 345750000 B25 4250000 1½441750000 — — New=York
Paris. 413,540 10 421050 00,. 7159500000 42 10 100000. — — 21745 000 — 2185 4500 16458000. — 217542000 — — Schweiz 1.58100000 — 711,00000 758 (001 00 — 76 1900000. — — Spanien 50620000 — 533-0003 0620 00.— 55 381000 — — Bien (i. D.= 6 845 — 215 61841 — 6 1 5. I Prag". 231 7-000.— 128 22100 12817c000 — 1288 2200 — Budaveſt 218tf2.— 219548 216477.— 75 — Buenos=Airel 3 65 10000 1324430000 18i538000, 1:e8 62000. — Bulgarien 30 2.:000.— 3 10:800. 30 2 000 — 3 107800/0.— Javan. Ha9300 uug l2u0 000000 99500 0000. 2u5000000. Rio de Janeir 2s 50000. 410750000. 4308 0000 — 433 30000 Gelarad.. 437-000 — 182 000 — z8 78000.— 48 2200 Lfſabon. 13852000. — 139348000 —1. 13.3652000. — 139348000.—
Beeliner Kurſe (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.
Aktiengef. für Anilinf:
Aiſchaffenburger Zeilſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch
Ber..=Anbalt=Maſchinen
Bi. ſ. Eleftr. W. vorzug.
Bismarckhütte
Braunkohlen=Brieetzt
Bremer Vulkan ...
Wolle. .....
Chem. Heyden ..
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel.,
Deutſche Maſchlnen
Deutſch=Niedld. Tel..
Deutſche Erdöl ..
Deutſche Betroleum
Dt. Kaliwerke.
Berlin Karlsruher Ind
Do nersmarckhütte . .
Dynamit Nobel ....
Elberſeider Farben ..
Elektr. Lieferung .....
R. Friſter ...........
Gaggenau Vorz. ....
Geiſenk. Gußſtahl .....
Geſ. f. eleſtr. Untern.
Halle Maſchinen
20000 Han. Maſch.=Egeſt.. . . . . 164000 8. k.
1E0000 3000 3000 Hanſa Dampfſch.. . . 1750 1800 39500 37000 Hemoor Zement 7.000 — 1u500 V100 Hirſch Kupfer... 5- 000 5400 12800 Höſch Eiſen ... 05000 63500 7200 Hohenlohe Werke Soco 1-125 39000 4 3000 Kahla Porzellan 19000 10000 140000 Lindes Eismaſch. 7750 8 00 85000 Linge. Schuh 2500 3600 135700 12.00 Linke & Hofmann 3/750 34000 60u0 23000 2 Loewe & Co. 69 70 62000 23000 C. Lorenz 1000 76.5 (7000 15060 Meguin. 45000 40000 650 0 N Lauſitzer Kohle.. 58000 6:00 5‟000 Nordd. GKummi . 1300 31-50
55000 29500
56000 Orenſtein 2520
12u00 22750
2800 Rathgeber Waggon. 1 1000 Rombacher Hüttten.. *9750 27750 0000 93000 Roſitzer Zucker 5 000 12400 1 000 Rütgerswerke. 30000 27000 23075 25250 Sachſenwerk.. 4000 3700 2 250 192 Sächſiſche Gußſtah. 1800 44000 000 6000 Siemens Glas. 34000 900 0 7000 Volkſiedter Vorzellan 45 00 39000 Weſtſ. Eiſen Langendree 3/000 7500 162 0 11875 Wittener Gußſtahl 63001 62500 25000 21.00 Wanderer=Werte 2400 20000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 8. Januar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Europäiſche Staatspapiere.
a. Deutſche
5% Reichsanleihe. . .. .. .. ....
aa-
49
..
3 ½%
3%
Dollar=Goldanleihe .... ....."
Tollar Schatzanweiſungen ..
4½ 1V. und Schutzanweif
4½%g VI.—1K
Sparprämienanleihe ........."
Bwangsanleihe ............."
4% Preuß. Konſols ........."
8½%
....
3%
42 Bad. An unk. 1935..... .
3½% „ v. 1907......
4% Bayern Anleihe ... ......"
8½%
4% Heſſen unt. 1924 .... ...."
8½% .........
B% „ ........"
4% Würtiemberger .... . ..."
36—42.....
b1 Ausländi che
5% Bosnien L.-E..B. r. 1914
5% „ 2.-Inpeſt.=Anl.v. 1914
4½% v. 1902..........
....."
4% „..
5% Bulgar. Tabal 1902 .....
1¾% Griech. Monovol ..
4½%0 Leſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918
4½%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
......
v. 1914
420 Leſt Golbrente ........"
42 „ einheitl Nente ....."
5% Rum am. Rente v 08
4½% Goldrente v 13 ...
4½ am „ lonv. .."
4% „ „ „ v. 05 .."
480 Türt (Admin.)v 1908 ...
4% (Bagdadl Ser 1.
U..
4%
v. 1911, Zollanl. ..
4%
4½%o Ung. Staatsr. v. 14...
Goldrente ......"
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
Mexit umort. innere..
fonſ. äuß. v. 99
Gold v. 04 ſtfr.
tonl. invere
Drriachionzunleihs
52 Tamautlivat Terte
Sblig. v. Transporianſt.
4½J Zliſabethbahn iift
42o Gal dall Ludw Bahn
5% Leſt. Eüdb. Lomb.) ſtſr.
2.6% Alte Ceſtr. Südd (Lomb.)
2.6% Neue „
42 Leſt Stoatsb. v. 1883
3X Leſ Etaalsb. 1. b. 4. Em.
7. 1.
0,11
*z.
02
0,75
0,65
05
—
0,68
—
0,04
6,5
2,25
175
65
15,75
21
18.,5
17,5
4,75
9,5
2,5
12,76
...... 4,2
4,2 82 Salon Conſt. Jonetion. .. % Salonique Monaſtir ....." 5% Tehuantevec .... . . .. .... 03 1½%0
u,066 Pfandbriefe. 0,6 4% Frankf. Hyp.=Banl 1920... 3½% 07 42 Franki. H. Krd.=Ber. 1921 08 4% Mein Hyp.=Bank 1922 ... 0,7 42 Pfälz. „
„ 1922... 4½ Rhein.
„ 1923..." 3½%
verl
12 Südd. Boden=Tred.=Bank 0,55 06 München 1906 0,55 4%6 Oeſi. Ldhlp.=Bant Pfdbr. 3½% Heiſ. Lohyp=Bi. Pfobr. 004: 42 Oeſſ. Ldhnp Kom Obl. .."
Teutſche Ztädte 6,5 1% Tarmit. v 1919 bis 1926.. 7½% Darmſt. v. 190b ...... 1,8
— 425 Fronkfurt v. 1913 ....... 3½% „ v. 1903 ......" 2 Mainz. v 1919 bie 1928 NachSachwert vz. Schuldverſchr. 50, B denwerk K hln ert A l. 14,5 6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl.v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe 2,5 3,25 5% „ Roggenwert=Anl. 5% Südd. Feſtwertbk. 2,5 50/ Sähſ. Brauw”. Anl. Ser! u.n
Bank=Aktien. Ban; ür Brauinduſtrie ......" 625 Barmer Banlverein........" 3,5 Berliner Handelsgeſellſchaft .. 73 4 Commerz= und Privatban ... 14,5 Darmſtädter u. Nationolbank. 15.75 27 Deurſche Bank 17,1 72 DeutſcheEffelten= u. Wechſelbank 10 6,3 Deutſche Vereinsbank ........ 2,4 4,2. Disconto=Geſeliſchaft . . . ..... ." 23,,5 Dresdener Banl ............" 11,5 Frankfurt r Banl ..........." 3,5 1,5 Metallbanf
........ 22,5
3,9 Mitteldeutſche Erebitban ..... Leſterreichiſche Creditanſtalt .." 1.1 Reichsbank=Ant. 37 Rhein Creditban”. 4,75 Südneutſche Disconto=Geſellſch. WBeſtbank
..." 0,840 Wiener Bonkverein ........
Gerawerfs-Aktien. 0,725 Berzelius
..........." 7.5 Bochumer Bergk. . ... .... . .. ......
Buverus 30 Di. Luremburger ............ 73 Eichweiler, Bergwerks=Akt.. . ..
Geifenlirchen Bergv. ........" 95 Garpener Bergbau ........" u8 u Naliwer ie Aſchersleben ...... B.,5
8. 1.
19
22
2.5
2,5
1.8
8
9.25
14
2.
3,3
41
4,5
13,25
,7
0,7
14.5
*
4,5
B
Hergwerks=Rktien (Fortſ.)
Kaliwerle Vieſteregeln... . ..."
evthringer Hütte............
Mannesmann Nöhren ......
Mannsfeider ..............."
Cberbedarf .......... ......"
Oberſchler Ciſen Caro) ......"
Phönir Berabau
Rhein. Stahrwerke
Riebeck Montan.. .......
Tellus Bergb.= u. bütten-Akt.
Ber. Laurahütte
ktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Hennnger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München .......
Schöfferhof (Binding ........
........."
Werger .
Na
Adler 4 Oppenheimer ...
Adlerwerke (v. Kleyer)...
A. C. G. Stamm.... ...
Anglo=Continental=Guano
Aſchaffenburger Zellſtoff
Bavenia /Weinneim”
2e0 chich) Zuſacke
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen
Baſt Nürnberg .............
Bayrtich. Spiegel ...........!
Bed & Henkel CCaſſel) ......
Bergmann El Werke ........
Bing Metallwerke. . .........
Brockhues, Nieder=Walluf.....
ementwert Heidelberg ......"
Karlſtadt .......
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........
„ Griesheim Eleftron ....
Mayer Alavin.. ..... ."
Weiler ter-mer .......!.
Laimler Motoren.
Deutſch Eiſenhandel Berlin.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken .......
Dresdener Schnellpreiſen .....! 3
Dürioppwert (Stomm)......
Düſſeld.=Rat ngei (Türr.) ....
Dnderhof & Widm. Stamm.
Siſenwer. Kaiſerslautern ..
Giſenwerk 2. Meyer r......
Elberfelder Farb. v. Bayer ..
Elein Lieferungs=Gef..... ...
Licht und Kraft ......! 13
Eifäft Bad. Wolle .........
Emag. Frankfurt a. M.......
Ematll F Ttauzw. ullrich ...."
Enzingerl 4 erke.
........
Eklinger Maſchinen ........."
Cttlingen Epinnerei ... ......
Faber. Joh. Bleiſtiſt....... .."
„aber & Schleicher.... .. . . .."
Jahr, Gebr., Pirmaſens. . . . .
Felten & Guilleuume Carlsw.
Feinmechanit (Jetter ...... .! 60,75
z1 29 37 3. 11 20 13 7,5 7.25 24,6 24 6,8 5,5 12 21,5 15 R 23,5 22 — — 4,8 13 9,5 31,2) 35 3,2 35 5,75 6,5 3,8 3.2 5 . 26,23 26,25 -0.5 20,6 2.2 J1 43 10 — 0 18 25 38 31 2,73 4,7
75 6 43 50
Ronfhurie Gas. .uu=
Franklurter Oo‟
Flf. Maſch. Bokorny & Bittek.
Fuchs Waagon Stamm.. . . .
Ganz, Ludwig Mun ......"
Geiling & Cie. .. .........."
Gelſenlirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th..............
Greffenius, Maſchinen Stamn
Gritzner Maſchm. Durlach ..."
Dammenen (Osnubruck)......
Haniwerke Füſſen ..........
Heodernheimer Kupfer .......! 10
Henligenſtaedi, Gießen .......! 6,9
Silpert Armaturen ...........
Hindrichs=Auffermann ....... 14,75
Hirſch Kupferu Meſſ........ .
Hoch= und Tiefbau ........."
Höchſter Farben ........ . . . . . 22,3
Holzmann, Phil. ............ 3,5
Holzvert IInduſtr. .........
Hotel A.=G., München ......
Hydrometer Breslau ......."
Inag.
...
Zunghans Stamm. .. . . . . ..
Narlsruher Maſchinen ........
Rlein, Schanzl. & Becker ....
Konſervenfabril Braun ....."
Krauß & Co., Lokom. ..
Lahmener & Co.
Lech Augsburg
Lederw. Rothe
Leverwerke Spicharz
Löhnberger 7 ühle ..
Lüdenſcheid Metallw ....
Lur’ſche Induſtrie ....
Muntraftwerte Höchſt..
Meſuin, Butzbach ...."
Metal (vörm. Dannhorn!. Nrbg
Meyer, Dr. Paut.
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M
Moenus Stamm. .... .. . ... .
Motorenfabr. Deutz.... ....."
Motoreniabrik Oberurſel .....
Veckarſulmer Fahrzeugwerke
iomin echrſäin
Beters. Union Frankfurt a. M.
Pfalz. Nähm. Rayſer ......"
Philipps A.,G....... .......
Vorzeilan Weſſel ......."
Reiniger. Gebbert & Schall
Nhein Eleitr Stamm.
Rhein Maſch. Cahen=Lendesdff.
etall Vorzüge ......
Rhenanta, Nachen ...........! 1B,2
niedinger Maſchinen ......
Rückſorth. Steitin ..........
Namerswerke
schleutzner Franklurt a. M.)
Schneider * Hanau
Schnellpreiſen Franienthal. . .
Schrumm Lackſabri.. . ..... ..!
Schuckert. Elektr. Nürnberg.
Schuhjahnf Verneis-Weitel
Schuhlgortt Herz
Schuhi eander Offenhach ...
Seilinduſtrie Wolff.........
Sichel & Co., Mainz ........
Siemens Elekt Betriebe ...."
Siemens Glasinduſtrie ......"
Siemens & Halsle .........
Stöckicht=Offenbach= Gummi. . .
Südd. Handelsvereinigung. .. .
Süodeutiche „Zmmolilien
Thüringer eleft. Lieſ -Gel., Gotha
uhrenfagrik Furtwängler ..
Beithwerte in Sanobach
Verein f. Chem. Induſtr. Main;
Verein. deutſch. Oliabr. Mannh.
„ Gummifabr Bln.=Frkf.
„ Pinſelfabr. Nürnberg .."
„ Ultramarin ..........."
„ Zellſtoff. Berlin. ......"
Vogtländ. Naſch Vorzüge.. .
Stämme.. .
Boigt & baeffner Stämme. . ..
Voltohm Seil
........
Wanß & Frentag ..........."
Wegelin Rußfabrik ..........
Zellſtoff Waldhof Stamm.. .. .
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
Frankenthal ......"
Heilbronn ........
Sffſtein ........."
Rheingau ........"
Stuttgurt
Transport=Aktien.
Schantung E. B.
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ.
Hapag (Pafetjahrt) ..........
Nordd, Llond
..
De err. Ungariſche Staatsbahn
4,5
2i8
0
1,5
0.
7.
4,0)
3,9
2,
6,5
11.7
17,4
103
6,5
—
19.25
12.7,
D
Bahnbedart
....
Dampfſeſſei Rodberg.. .. ..
Helvetia Konſervenfabrik. .
Gebr. Lutz
....
Motorenfabrik. Darmſtadt
Gebr. Roeder
.
enuleth E Ell enberger
Unnotierte Aktien.
Beckerlohle ... . .. .. .........
Beckerſtahl ............... .
Benz.. . . . ..... . ... .......
Brown Bovert .............
Cont. Candelebent .........."
(Rrowag
............"
danſa Liond ......
Kabe Ahendi
Karſtadt R
Betroleum, Dtiche.
Raſtatter W aggon
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Füm ..... . . . ...
14
6,6
0,33
0,57
19.
32
45
4,5
*
8. 1.
1.8
2,6
1,25
1,3
9,2
19
30
944
54
5,5
0
26.5
10
17,6
6,6
6,75
4,5
5,
18,5
0,3
0.475
2
7.5
Rummer 9.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Januar 1924.
Reich und Ausland.
Seite 7.
Aus der Reichshauptſtadt.
In der Siegesallee im Berliner Tiergarten, die die
Standbilder ſämtlicher Hohenzollernfürſten vom erſten Markgrafen der
Provinz Brandenburg an enthält, wurden 16 Denkmäler von bisher
un=
bekannten Tätern beſudelt. Von den Denkmälern, die ſeit der
Nevo=
lution ſchon mehrmals beſchädigt worden ſind, erhielten faſt alle mit
Aus=
nahme des Standbildes Friedrich des Großen, das verſchont wurde, die
Aufſchrift: „Voltsbedrück.:‟ Das Berliner Polizeipräſidium iſt bemüht,
die Täter ausfindig zu machen.
Eine ſehr gute und ſeltene Arbeit verrichtete der
Dienſt=
hund „Greif” unter Leitung ſeines Führers, des
Polizeioberwacht=
meiſters Kalliwoda. In einer der letzten Nächte hatten Embrecher das
Heringsgeſchäft von Otto Schulz im Hauſe Maybachufer 6 in Neukölln
heimgeſucht und vierzehn Fäſſer mit Heringen geſtohlen. Am nächſten
Vormittag wurde der genannte Beamte mit „Greif” an den Tatort
ent=
ſandt, und das ausgezeichnete Tier nahm, obgleich bereits fünf Stunden
ſeit dem Einbruch verſtrichen waren, ſofort vor der erbrochenen Tür die
Spur des Täters auf. Der Hund lief am Maybachufer entlang durch die
Grünauer, Reichenberger und Forſter Straße nach der Wiener Straße,
wo er — unbeirit durch den ſtarken Verkehr — in das Haus Nr. 28
hineinlief und vor der Hofkellerwohnung der Witwe W. laut bellend
ſtehen blieb. Bei eier Durchſuchung der Näume fand man, im Bett
ver=
ſteckt. 20 Heringe vor. Nach langem Leugnen geſtand die Frau endlich
ein, daß ihr Sohn Otto in der Nacht zuvor einige Fäſſer mit Heringen
nach Hauſe gebracht und dieſelben bereits am frühen Morgen wieder
fortgeſchafft habe. Dann verlangte der Hund bei dem Nachbar der Frau
W., dem Arbeiter Sch., Einlaß. Hier fand man bei einer Durchſuchung
30 Heringe. Sch. gab an, die Heringe gekauft zu haben.
Der Banknotenfälſcher Rabbat verhaftet.
Einer der berüchtigſten und gefährlichſten Banknotenfälſcher, der
u. a. eine Berliner Großbank um eine rieſige Summe betrogen hat,
wurde jetzt in einem Wiener Vorort verhaftet. Es handelt ſich um den
aus Syrien gebürtigen Türken Gabriel Rabbat, der von den
Polizei=
behörden Deutſchlands, Hollands, Belgiens und Luxemburgs ſchon ſeit
langer Zeit geſucht wurde. Rabbat lebte ſeit einigen Monaten unter
dem Namen „Dr. jur. Joſef Raſzir” in dem Wiener Vorort Preßbaum=
Tullnerbach, wo er ſich eine Villa gekauft hatte und ſich für einen
Groß=
induſtriellen ausgab. Die Wiener Polizei entdeckte in dieſer Villa eine
vollſtändig eingerichtete Werkſtatt zur Herſtellung von falſchen
hollän=
diſchen Tauſendguldennoten und engliſchen Banknoten zu 5, 10, 20, 50
und 100 Pfund. Helfershelfer des Türken waren ſeine Hausdame, die ſich
Annette Bertraud, geb. Njura=Kaſſerow, nannte, jedoch in Wirklichkeit
Anna Fiſcher heißt und aus der Ludwigkirchſtraße 3 in Berlin=
Wilmers=
dorf ſtammt, ferner deren Sohn Rudolf ſowie ein Photograph Emanuel
Herzog aus Prag. Auch dieſe wurden verhaftet.
Rabbat hat ein bewegtes Leben hinter ſich. Als Winkelbankier in
Paris wurde er in eine Spionagegeſchichte verwickelt und mußte deshalb
während des Krieges nach der Schweiz fliichten. Dort beſchäftigte er ſich
damit, Juwelen und Schmuckſachen von Deutſchland nach der Schweiz zu
fchmuggeln. Im Frühjahr 1921 ſtellte er zum erſten Male falſche
Geld=
ſch ine her. Er wurde deshalb verfolgt, verſchwand aus der Schweiz,
tauchte aber etwas ſpäter in Luxemburg und dann in Köln auf. Hier
brachte er falſche 3C0=Guldennoten in den Verkehr. Einige Wochen
ſpäter gab der Türke in Berlin eine Gaſtrolle. Hier betrog er zunächſt
eine Großbank um eine rieſige Summe, die er von dem Konto ſeines
Schwagers, deſſen Unterſchrift er gefälſcht hatte, abhob. Er wurde
ver=
haftet, doch glückte es ihm, ſeine Freiheit wiederzuerlangen, bevor dem
Auslieferungserſuchen der luxemburgiſchen Behörden entſprochen werden
konnte. Inzwiſchen waren in zahlreichen Großſtädten Europas falſche
W00= und 300=Guldennoten aufgetaucht, und wie die Nachforſchungen
er=
gaben, war der Herſteller und Vert iler ſtets Rabbat. Da die
Fälſchun=
gen außerordentlich geſchickt gemacht waren, richtete die holländiſche
Re=
gierung eine Falſchgeldzentrale nach dem Muſter der Berliner
Falſch=
geldſtelle ein, und der Amſterdamer Kriminalinſpektor Broekhoff ſtellte
in Zuſammenarbeit mit dem Berliner Kommiſſar v. Liebermann feſt,
daß der Türke als Komplizen einen Berliner Ingenieur Karl Greter
hatte. Die Druckplatte zu den Falſchſcheinen hatten ſich die beiden
Ver=
brecher in Berliner und Münchener Kliſcheefabriken verſchafft. Greter
wurde damals in München verhaftet, wo er unter falſchem Namen eine
Villa bewohnte. Auch dort wurde eine vollſtändige Einrichtung zur
Her=
ſtellung falſcher Banknoten beſchlagnahmt. Rabbat hatte ſich kurz vorher
von Greter getrennt. Er hatte in Berlin die Schneiderin Frau Fiſcher
kennen gelernt, die in ruſſiſch=kommuniſtiſchen Kreiſen" verkehrt hatte.
„Der Türke gewann ſie als Reiſebegleiterin und flüchtete, als die Poliezei
hier auf ſeine Spur kam, nach Kairo. Als er glaubte, daß er nunmehr
vor Verfolgungen ſicher wäre, kehrte er nach Wien zurück und kaufte ſich
dort eine Villa.
Im Streit erſchoſſen.
Mannheim. In vergangener Nacht gegen 1 Uhr wurde der 53
jäh=
rige, verheiratete Wirt Georg Metz in der Schwetzinger Vorſtadt nach
vorausgegangenem Wortwechſel im 3. Stock des Hauſes von dem
verhei=
rateten Maſchiniſten Auguſt Feuchtmeher durch einen Schuß aus einer
Browningpiſtole in die rechte Bruſtſeite getötet. Feuchtmeher ſowie
deſſen 21 Jahre alter Sohn Hans, der an dem Vorfall mitbeteiligt iſt,
wurden alsbald nach der Tat feſtgeſetzt. Wie es heißt, handelte es ſich
um Mietsſtreitigkeiten. Metz hatte ſchon vorher Streit mit ſeinem
Mie=
ter wegen Benützung eines Paſſes.
Gefährliche Falſchmünzer.
Barmen. Von der hieſigen Kriminalpolizei wurde eine
gefähr=
liche Falſchmünzerbande unſchädlich gemacht. Es handelt ſich um zwei
Kaufleute, einen Steindrucker und einen Fachtechniker von hier, die ſeit
einigen Monaten falſche 25 Guldenſcheine hergeſtellt und in den
Ver=
kehr gebracht hatten. Ein Teil der Falſifikate iſt in der Tſchechoſlowakei
von dort verhafteten Mittätern umgeſetzt worden. Von den Fälſchern
ſind ſeinerzeit auch falſche Reichsbanknoten über 100 und 500 Millionen
Mark angefertigt und umgeſetzt worden. Ein weiterer Plan, falſche
Schatzauweiſungen des Deutſchen Reiches über einen Dollar
herzuſtel=
len, iſt ihnen durch die Kriminalpolizei vereitelt worden.
Gefährliches Liebesmittel.
München. Weil ihr Geliebter gegen ſie kühl wurde, kam eine
hieſige Stickerin auf einen recht ſonderbaren Einfall. Sie erzählte ihm,
ein reicher Herr habe ihr für Ermittelung eines Doppelzimmers 1000
Dollar, ein Auto und Wagen mit Pferd verſprochen. Ihr Geliebter,
ein Kaufmann, fühlte ſich durch dieſe freudige Mitteilung von neuer
Liebe durchdrungen und riet ſeiner Holden, ſie ſolle ſich das verſprochene
Geld durch einen Wechſel und das andere durch einen Revers ſichern.
Auf ſein Anraten ſchrieb die Stickerin Wechſel und Revers gleich ſelbſt,
verſchaffte ſich aber die fehlende Unterſchrift durch einen willfährigen
Be=
kannten. Als der Kaufmann den Wechſel präſentierte, wurde der
Schwin=
del offenbar, und die eigenartige Liebesgeſchichte endete mit der
Ver=
haftung des Liebespaares und des hilfsbereiten „reichen Herrn”.
Wmmmmmnnmnmnn
Aushebung von Landſtreichern.
Zweibrücken. Zu ſpäter Abendſtunde bemerkten auf der Höhe
des Kreuzberges einige Rodler, wie ſich drei Burſchen und eine
Frauens=
perſon an einer Scheune zu ſchaffen machten, ſchließlich das Schloß
ab=
ſprengten und in das Innere eindrangen. Der Eingang wurde
darauf=
hin von einigen beherzten Männern verrammelt und von ungefähr
30 Mann das Gebäude umſtellt, bis die benachrichtigte Polizei eintraf.
Dieſe nahm die Verdächtigen feſt, die ſich als Landſtreicher aus
Pir=
maſens, Bildſtock und Eupen im Alter von 18 bis 22 Jahren ſtehend,
ent=
puppten. Die Vier ſtehen auch im Verdacht von Diebſtählen.
Eine gemeine Tat.
Potzberg. An dem weitbekannten Ausſichtsturm auf dem
Potz=
berg wurde eine gemeine Tat begangen, die jetzt erſt feſtgeſtellt wurde.
Der Turm wurde im Jahre 1891 durch Mithilfe der umliegenden
Ge=
meinden anſtelle des alten Holzturmes erbaut. Bei der
Grundſtein=
legung wurde eine Kafſette mit der Gründungsgeſchichte und einer
An=
zahl Münzen der damaligen und früheren Zeit nebſt ſonſtigen
Kleinig=
keiten, die für ſpäter einmal von hiſtoriſchem Intereſſe ſein konnten
eingemauert. Den Stein, unter dem die Kaſſette lag, fand man
nun=
mehr herausgebrochen und den Inhalt der Kaſſette geſtohlen. Von den
Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.
Kuebelung der deutſchen Preſſe in der „Tſchechoſlowakei”.
Aus Eger wird geſchrieben: Eine merkwürdige Praxis der
Be=
ſchlaguahme von Zeitungen herrſcht bei der Staatsanwaltſchaft in
Eger. Die Egerer Zeitung, die durch ihre ſachliche und ruhige
Füh=
rung des politiſchen Kampfes bekannt iſt, wurde am 3. Januar deshalb
beſchlagnahmt, weil ſie eine Aeußerung des Londoner Evening
Stau=
dard zur Bündnisfrage nachgedruckt hatte. Anſtoß nahm die
Staats=
anwaltſchaft in Eger an den zwei Schlußzeilen der engliſchen
Preſſe=
äußerung, worin es heißt, daß „die Tſchechoſlowakei aus dem Ei eines
Hahnes ausgebrütet worden ſei” In dieſer Aeußerung erblickt die
Staatsanwaltſchaft in Eger eine Gefährdung der Republik und ſprach
die Beſchlagnahme der ganzen Auflage der Egerer Zeitung aus. Viele
Tauſende Exemplare, die eben verſendet und ausgetragen werden
ſoll=
ten, wurden von der Polizei aus dem Betriebe genommen und
poli=
zeilich verwahrt. Dieſes kleine Beiſpiel, das noch durch eine beliebig
große Zahl ähnlicher Haarſpaltereien ergänzt werden könnte, zeigt, wie
die deutſche „öffentliche Meinung in der Tſchechoflowakei” geknebelt und
unterdrückt werden ſoll.
Das Lawinenunglück von Airola
ſtellt ſich weit ſchwerer, als die erſten Meldungen ahnen ließen, heraus.
Der ganze öſtliche Dorfteil iſt betroffen u. A. das Hotel „Motta”, das
allein einen Schaden von 30.—35 000 Franken erlitt. Der Geſamtſchaden
überſteigt wohl eine Viertelmillion.
Perlen — Gänſe — Truthähne oder — Enten?
Von einem komiſchen Vorfall erzählen Madrider
Zeitun=
gen. Danach hat kürzlich das vierjährige Söhnchen des bekannten
Staatsmannes Grafen Romanones, das durch Zufall mehrere
hun=
dert Perlen in die Hand bekam, dieſe unter eine an ſeinem Schloſſe
vorbeiziehende Gänſeherde verſtreut. Die Gänſe verſchluckten teilweiſe
die koſtbaren Perlen, und Graf Romanones war ſchließlich genötigt,
ſämtliche Gänſe der ganzen Umgebung aufzukaufen, um wieder zu
ſeinen Perlen zu gelangen.
Nach Anſicht anderer Blätter waren es Truthähne, die die
koſt=
baren Perlen fraßen, ſie ſchreiben: Graf Romanones, vor dem
Sep=
temberſragtsſtreich liberaler Miniſterpräſident Spaniens, einer der
reichſten Männer Spaniens, iſt ſeinen Verhältniſſen entſprechend ſehr
freigebig in ſeinen Geſchenken. Einige Tage vor dem Weihnachtsfeſt
kaufte er von einem türkiſchen Kaufmann aus Konſtantinopel, der ſich
in Madrid aufhält, dreihundert nußdicke (!) Perlen von ſeltener
Voll=
kommenheit der Form und unvergleichlichem Schimmer als Geſchenk
für eine nahe Verwandte. Er legte dieſe herrlichen Perlen in eine
Onyxſchale auf ſeinem Schreibtiſch. In ſeinem Zimmer befand ſich
ſein kleiner, vierjähriger Enkel, ein Iſer Bengel. In der breiten
Avenida della Caſtellana, wo der Palaſt des Grafen ſteht, zogen
Scharen von Truthähnen vorbei, denen ihre Hirten von Zeit zu Zeit
eine Handvoll Eicheln oder trockener Erbſen zuwarfen. Das Fenſter
war weit geöffnet. Der Graf hatte das Zimmer gerade verlaſſen, als
der Kleine die Onyxſchale ergriff und, in Nachahmung der
vorbeiziehen=
den Hirten, den Tieren die Perlen zuwarf, die ſie gierig verſchlangen.
Dann ſtellte er die Onyxſchale an ihren Platz zurück, ohne jemand etwas
von ſeinem Schelmenſtück zu ſagen. Als der Verluſt der Perlen
be=
merkt wurde, wurde das Unterſte des Hauſes zu oberſt gekehrt;
nie=
mand konnte ſich das Verſchwinden der Perlen erklären. Erſt am
näch=
ſten Morgen, als der Kleine wieder Truthähne vorbeiziehen ſah und
verlangte, daß man ihm die Schale von neuem mit Perlen fülle, um
ſie damit zu füttern, erfuhr man mit Staunen die Wahrheit. Der Gra
ließ ſofort durch ſeine Diener alle Truthähne in Madrid aufkaufen. Es
ſollen mehrere tauſend geweſen ſein, die bis in ihre Eingeweide
unter=
ſucht wurden. Etwa hundert Perlen ſind auf dieſe Weiſe wieder
ge=
funden worden. Als die Angelegenheit ſich herumſprach, wurde der
Preis der Truthähne ſelbſtverſtändlich unerſchwinglich, und manche
ſpekulativ angelegten Gemüter ſahen ſich zum Erwerb eines ſolchen
Bratens geneigt, der ihnen außer ſeinem ſaftigen Fleiſch vielleicht auch
einine koſtbare Perlen auf den Weihnachtstiſch brachte. — Letzten Endes
dürfte das Ganze ſich doch als eine — Rieſenente entpuppen.
Der deutſche Dampfer „Kurt” iſt nördlich von Runde
ge=
ſtrandet; der ruſſiſche Dampfer „Kraſſin” iſt bei Hochland auf ein Riff
gelaufen.
Wie Matin aus Toulon meldet, hat die Leichenſchau des
Komman=
ſanten der „Dixmuiden” du Pleſſis, geſtern nachmittag
ſtattgefun=
den. Sie ſoll ergeben haben, daß das Luftſchiff durch Blitzſchlag
ver=
nichtet wurde. Der Leichnam ſei nach eingetretenem Tode aus der
Ka=
bine geſchleudert worden.
Nach einer Meldung aus Teheran hat die dortige Regierung
be=
ſchloſſen, einen Teil der Kronjuwelen und andere Koſtbarkeiten,
die der Regierung oder dem Hofe gehören, zu verkaufen, um dadurch die
notwendigen Gelder für den Bau von Eiſenbahnen zu bekommen. Der
Wert der Kronjuwelen wird auf 7 Millionen Pfund Sterling geſchätzt.
Geſchäftliches.
Zur rechten Zeit. Bei der großen Kälte und den hohen
Gas=
preiſen ſind viele Hausfrauen gezwungen, wieder im Kohlenherd zu
kochen. Die Feuerungsräume der meiſten Herde ſind aber zu groß, weil
es früher auf einige Zentner Kohlen nicht ſo ankam. Wirklich wertvolle
Sparvorichtungen ſind daher ſehr zu empfehlen. Eine ſolche iſt der
ein=
gemauerte Vulkan=Herdeinſatz, den die Firma A. J. Weinbach,
Emil=
ſtraße 4, hier, vertreibt.
Eine Einſchränkung des Koch= und Backbetriebes wie bei aufſetzbaren
Sparherden findet nicht ſtatt. Alle Vorrichtungen des Herdes bleiben
normal benutzbar. Der Einbau kann in jedes Fabrikat, ob Röder oder
eine andere Firma, erfolgen ohne Veränderung der Herdkonſtruktion;
die Erſparniſſe an Brennmaterial ſind ganz bedeutend.
m
Sport, Spiel und Zurnen.
Wendern.
Main=Rheingau der D. T.
Auf die an dieſer Stelle bereits bekannt gegebene Wanderung des
9. Turnkreiſes in den Taunus ſei hiermit nochmals aufmerkſam gemacht.
Zweckmäßig iſt, den durchgehenden Frühzug ab 6 Uhr Darmſtadt Hbf.
nach Frankfurt zu benützen. Erwachſene ſollten ſich für einen
Perſonal=
ausweis ſorgen. Diefenigen Wanderabteilungen, welche die Saalburg
beſuchen wollen, fahren ab Frankfurt 8 Uhr nach Homburg. Um 2 Uhr
verſammeln ſich alle Wanderabteilungen des 9. Kreiſes in der ſchönen
Turnhalle der Oberurſeler Turnfreunde. Die Heimfahrt ab Oberurſel
erfolgt 6.38 Uhr abends. Ankunſt in Darmſtadt 9.58 Uhr. Bei
Betei=
ligung von mindeſtens 10 Jugendlichen unter 20 Jahren kann die
Fahr=
preisermäßigung in Anſpruch genommen werden, vorausgeſetzt, daß der
betreffende Verein einen Ausweis hierfür beſitzt. Eine ſtarke Beteiligung
des Main=Rheingaues an dieſer herrlichen Taunus=Winterwande ung
iſt ſehr erwünſcht.
H. M.
Schwimmen.
T. G. D. 1846.
Die zwecks Umbildung der Schwimmabteilung am letzten Montag
einberufene Verſammlung erfreute ſich eines guten Beſuches ſeitens der
Schwimmer und Schwimmerinnen, wie auch der Eltern der
Jugend=
lichen. Mit der Leitung der Schwimmabende wurden einige Mitglieder
beauftragt, welche die Amtsgeſchäfte bis zur nächſten
Hauptverſamm=
lung der Schwimmabteilung führen. Auf dieſer wird ſich die
Schwimm=
abteilung ihre Führer endgültig ſelbſt wählen. Die Schwimmabende
im Hallenbad ſind wie ſeither: Mittwochs ½48—9 Uhr
Wettkampf=
abteilung, Donnerstags 37—8 Uhr volkstümliches Schwimmen.
Die=
jenigen, welche noch keine Ausweiskarten haben, erhalten ſolche an den
nächſten Schwimmabenden. Auch die inaktiven weiblichen und
männ=
lichen Mitglieder der T. G.D. 1846 habe Zutritt zum Schwimmen, Gäſte
ſind willkommen.
H. M.
Stimmen aus dem Leferkreiſe.
(Für die Versffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keineriet
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt, die Ablehnung nicht begründet werden
In den jüngſten Darlegungen hat die Stadtverwaltung ein recht
trübes Bild der ſtädt. Finanzen entrollt, um die neuen indirekten Steuern,
die ungemein ſtarke Steigerung der Gas= und Waſſerpreiſe zu
recht=
fertigen. Daß es um die Finanzverhältniſſe nicht zum Beſten beſtellt
iſt, weiß man längſt, jener Schmerzensſchrei trifft uns nicht gerade
un=
vorbereitet. Was man aber nicht zu wiſſen ſcheint, iſt die Tatſache, daß
die Finanzkalamität nicht zum wenigſten auf die Art der Einſtufungen
der Beamtenſchaft zurückzuführen iſt. Da hat man ſich nicht genug tun
können, Amtmänner, Oberamtmänner, Oberſtadtſekretäre und
Inſpek=
toren und Oberinſpektoren zu ernennen. Das Reich bezahlte ja 75
Pro=
zent der Gehälter. Nun vermindert das Reich die Beſoldungszuſchüſſe,
und nun ſoll das ſo erwachſene Defizit von den ſo überaus belaſteten
Schultern der Verbraucher getragen werden. Zu fordern iſt, daß, wenn
überhaupt der höheren Preisfeſtſetzung näher getreten werden ſoll, eine
fachmänniſche Unterſuchung der Betriebe auf ihre wirtſchaftliche
Füh=
rung und Rentabilität unverzüglich erfolgt und innerhalb nicht zu
lan=
ger Friſt eine Umſtellung der kommunalen Betriebe, wie im Tagblatt
kürzlich dargelegt, zur Tatſache wird. Dies muß als Bedingung
für jedes Entgegenkommen ausdrücklich geſetzt werden.
— Betr. die Zuſtände bei den hieſigen ſtädtiſchen
Betrieben ſei folgender Vorfall mitgeteilt:
Im Oktober wurden ſeitens der Erheber der Gas=, Waſſer= und
Strompreiſe auch Schecks angenommen. Am 11. Oktober wurde ein
ſolcher über 89,2 Millionen Mark in Zahlung gegeben. An dieſem Tage
ſtand der Doſlar in Berlin bereits auf rund 5 Milliarden, die Goldmark
hatte alſo damals einen Wert von rund 1,2 Md. Der Bank, auf welche
der Scheck ausgeſtellt war, wurde derſelbe zuſammen mit einem
ganzen Bündel anderer gleichartiger Schecks am
14. Dezember zwecks Einlöſung vorgezeigt. Heute kann man
ſozu=
ſagen gar nicht mehr ausrechnen, was für einen kleinen Bruchteil eines
Pfennigs der genannte Millionenbetrag ausmacht. Auf der einen Seite
wird über die hohen Selbſtkoſten für Beſchaffung der Rohſtoffe uſw.
ge=
klagt und auf der anderen Seite vernachläſſigt man, vollwertig
einge=
zahltes Geld rechtzeitig wieder anzulegen. Der Vorfall iſt ſo kraſſer
Natur, daß die Stadtverwaltung nicht umhin können wird, die
veraut=
wortlichen Stellen zur Rechenſchaft zu ziehen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 10. Januar
Bedeckt; vielfach Niederſchläge (meiſt Schnee), milder.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (E 10):
„Der Troubadour”, Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (
Zu=
ſatzmiete II2): „Die Freier” — Orpheum, 734 Uhr: „Inkognito”
Volkstheater, 8 Uhr abends: „Krone und Feſſel”. — Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptichriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl +. ſür Politik und Wirtſchaſt: Hudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nacrchten: Max Streeſe
Verantwortlich ſür Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Veranzwortlich für Schlußd en: Andreas Bauer
Verantw rilich für den Inſ ratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer bat 10) Zeiten
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Heute früh entſchlief ſanft nach
ſchwerem Leiden un ere liebe, gute
Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter und Tante
Frau
Katharina Schmiedgen
Witwe
im 72. Lebensjahre,
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Familie Karl Hirſch.
Darmſtadt, den 8. Jan. 1924.
Sandbergſtr 59.
Die Beerdigung findet
Donners=
tag, den 10. Januar, nachmittags
3½ Uhr, auf dem alten Friedhof,
Nieder=Ramſtädtr., ſtatt. (*630
Blumenſpenden dankend verbeten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
der großen Teilnahme an
dem ſchweren, unerſetzlichen
Verluſte, der uns betroffen
hat, ſagen wir herzl. Dank.
Darmſtadt, 8. Jan. 1924.
Leopold Katzmann
Elsbeth Katzmann
Fritz Katzmann.
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— Die Gemeindehundeſteuer in Mainz beträgt, wie in Nr. 2 berichtet
wurde, für 1924 für den erſten Hund 24 Goldmark, in Gricsheim, wie in
Nr. 3 berichtet wurde, 5 Goldmark für den Hund, in Darmſtadt wird
natürlich der Nekord mit 30 Goldmark Gemeindehundeſteuer geſchlagen,
die Staatsabgabe beträgt 12 Goldmark, Summa Summarum: in
Darm=
ſtadt zahlt man für den Hund 42 Goldmark Steuer. Hundefreunde
ſchei=
nen in der Stadtverwaltung im weiteſten Sinne nicht vorhanden zu
ſein. — Eine andere Frage iſt und die liegt näher: Wie ſteht es mit dem
Perſonalabbau in der Stadt Darmſtadt in Gemäßheit des heſſiſchen
Ge=
ſetzes vom 19. Dezember 1923, Art. 1. Wäre es nicht angebracht, wenn
ſich Verwaltung und Stadtvertretung einmal dazu recht
ausführ=
lich in der Sitzung dieſen Donnerstag äußern würden? Es iſt immer
gut, wenn einmal Klarheit in derlei wichtigen Dingen geſchaffen
wird!
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Jauuine 1924.
Rummer 9.
Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten.)
14)
Und weiter wanderten ihre Gedanken, zu den Schweſtern
der Mutter, den Tanten, die in der Sonnenmühle hauſten —
Ottchen, die große, und Euchen, die kleine, zarte, die war geweſen
wie ein Kind — der Vater hatte ſie „blöde” genannt.
Aber die kleine Lebendigteit, die ihr frieolich im Schoße lag,
ſorgte dafür, daß ſie nicht in Grübeln verfiel, ſie, die jetzt eine
Geſchäftsfrau werden wollte — ein weich und warm Mündlein
ſuchte wieder nach der Bruſt, und ſie ſtillte ihn in dem Heim, das
nun ihr eigen war.
Und noch eine andere Mutter fand ſich am lieben
Pfingſt=
ſamstag heim, nämlich die Schwiegertochter der dicken Frau
Kreipel, die im Keller die kleine Bierwirtſchaft verſorgte.
Die junge Frau hatte kürzlich einem Mädchen das Leben
gegeben und war von ihrem Lager nicht wieder aufgeſtanden.
Es war das kleine Malchen geweſen, deſſen Weinen Merete von
unten herauf gehört hatte. Die ſonſt bei dieſem Schreien
empor=
gefahren, lag jetzt ſtill und kalt. Die dicke Schwiegermutter und
der Mann, der große, breitſchulterige, bedienten abwechſelnd mit
Tränen und Bier die Kunden und liefen dann wieder zu der
Toten in die Kammer und zu dem hilfloſen Würmchen, das keine
richtige Verſorgung bekam. Frau Kreipel ſtöhnte über die Laſt,
und der Mann bündelte mit den mächtigen, aber ſehr
ungeſchick=
ten Händen das Malchen, das keine Mutter mehr hatte. Und
morgen war Pfingſten!
Merete drückte ihren Knaben ans Herz und gab ihn dann
der Agnes, dem jungen Mädchen, das ſie zur Stütze
angenom=
men hatte. „Ich will doch einmal hinuntergehen und nachſchauen,
warum das kleine Weſen ſo ſchreit”, ſagte ſie mitleidig. Und ſie
ging, um zu helfen.
Geſchäft und Nachbarſchaft.
„Nichts ward dem Ningenden umſonſt gegeben —
der Menſch hat ſeine Hände nie geſchont.”
Am dritten Pfingſttag in aller Frühe wurde das
Grün=
warengeſchäft eröffnet. Die Nachbarn, die auf die neue Inhaberin
neugierig waren, kamen zeitig herbei und hielten mit ihrem
Staunen über die ſchöne Veränderung nicht zurück.
Die junge Frau hinter der Tonbank ſuchte geduldig und
freundlich allen Wünſchen der Kunden nachzukommen, und gab
auch ein wenig Schnittlauch oder Peterſilie oder gar ein
Büſchel=
chen Aalkraut obendrein. Und ſie wurden alle gleichmäßig
be=
dient, als wären die kleinen Leut’ auch feine Leut”, wie die
gro=
ßen Abnehmer aus den breiten Straßen und feinen Häuſern.
Waren dann die Hauptbetriebsſtunden vorüber, ſo ſtand jetzt ein
Kinderwägelchen im Laden, Hans Peter ſaß darin aufrecht wie
ein kleiner Mann und angelte nach den bunten Sachen, die man
alle in den Mund ſtecken konnte; wie gut ſaugte ſich’s, an den
runden rötlichen Karotten, das war nützlich für die Zähnchen, die
ſchon heraus wollten! Oder er ſaß am Boden und rollte einen
Kohlkopf umher. Später bekam er eine Virne um den Hals
ge=
bunden, die nagte er fein ſäuberlich ab bis auf den blanken
Stengel, den pflegte er dann tiefſinnig zu betrachten.
Als die frühen Pflaumen und Aepfel kamen, mußte man
ſchon ſehr acht geben auf den kleinen Menſchen, ganz heimlich
rutſchte er in den Laden und ſtattete den Körben in aller
Ein=
ſamkeit einen Beſuch ab. Konnte er nichts erlangen, ſo klappte
er mit den Händen und ſtieß herriſche Laute aus ſeiner kleinen
Mannskehle
Cines Tages kam die dicke Frau Kreipel die Stiegen ihrer
Kellerwirtſchaft heraufgepuſtet, ſie trug ein Bündel im Arm, das
ſich wunderlich bewegte. „Mein Gott, junge Frau,” rief ſie
vor=
wurfsvoll, „Sie haben ſich ja ſo lange nicht bei uns blicken
laſ=
ſen!” Ein wenig unſanft ließ ſie das Bündel auf die Tonbank
fallen. Da ſchrie etwas jämmerlich auf und ſtieß wie ein
Fröſch=
lein nach oben und nach unten: das Malchen war’s, das keine
Mutter hatte.
Frau Kreipel ließ ſich auf einen Schemel fallen und ſchob die
Beine vor: „Sehen Sie mal her, die ſind mir geſchwollen wie
Glas.” Und ſie wiſchte ſich mit der blauen Schürze die
tränen=
den Augen.
„Ich ſoll die Bude reinmachen, Kundſchaft bedienen und das
Kind beſorgen. Krämpfe hat das Wurm bekommen. Sehen Sie
ſich’s nur mal an, junge Frau.” Sie ſchob das Bündel weiter
wie ein Paket. „Sie verſtehen ja was davon — Ihr Junge,
der ſieht anders aus.” Und ſie machte Anſtalten, aufzuſtehen, um
das zappelnde Malchen aus ſeinem Bündel herauszuſchälen.
Aber Merete war ſchon dabei, den Wickel zu löſen.
„Schreit’s nicht wie eine junge Katze?” fragte die zärtliche
Großmutter, „nicht ganz fünf Pfund hat’s bei der Geburt
ge=
wogen. Jch bitte Sie, was ſoll aus’m Kind werden, das nicht
mal fünf Pfund wiegt!” bSie wiſchte ſich wieder mit dem
Schür=
zenzipfel die Augen. „Wir haben’s in Watte gewickelt, ins
Brot=
körbchen getan und dann in die Ofenröhre geſchoben.” Sie rückte
den Schemel an die Tonbank: „Aber was Sie für Hände haben!
Und ſo reinlich! Was mein Willy iſt, der närriſche Menſch, der
hat das gleich weggehabt: Mutter, ſagte er, als er Ihnen geſtern
die Kiepe mit den Kohlköppen reingebracht hatte, das iſt ine
Frau, ſo ne Frau — aber er iſt ja ſo verlegen, mein Willy — —”
Merete hatte das Kindchen gelöſt und ſah es an mit einem
Ausdruck reinſten Erbarmens: „Laſſen Sie das Malchen hier”
fiel ſie der Alten in die Rede, „ich will Ihnen das Kind zurecht
machen und nachher bringen.”
„Aber gern!” Und Frau Kreipel ſchuffelte in ihren Bierkeller
hinunter.
„Es iſt ganz und gar wund”, ſagte Merete. Sie hielt das
Fröſchlein auf den flachen Händen und beſchaute es von allen
Seiten, der Duft aus dem Wickel ſtieg nicht gerade angenehm
in die Naſe.
Es war in der ſtillen Mittagszeit. Das Malchen hatte ein
Bad bekommen und lag im Schoße der jungen Frau; die ſchaffte
eifrig mit Borwaſſer, mit Puder und Watte; ein weiches
Kinder=
tuch wurde hervorgeholt, auch ein Hemdchen und Jäclchen, alles
noch von der Ausſtattung aus der Korbwiege.
Wohlig begann das Malchen ſich zu dehnen. Nicht Krämpfe
hatte es, nur Schmerzen von dem Wundſein. Gar nicht wieder
zu erkennen war’s und ſah lieblich aus mit ſeinen blanken
dun=
len Augen und dem kleinen ſchwarzen Kraushaar über dem
bräunlichen Geſichtchen; gierig ſog’s an ſeinen winzigen Fäuſtchen.
Merete ſchidte Agnes hinunter, das Fläſchchen zu holen, da
kam Willy Kreipel ſelber heraufgelaufen, die gefüllte Flaſche in
der Mutter wollenem Strumpf tragend. Die Tränen kamen ihm,
als er ſein Töchterchen ſo hübſch und friedfertig wiederfand.
Bei=
nahe hätte er das Fläſchchen aus dem Strumpf fällen laſſen.
„Guter Gott,” rief er immer wieder, „das iſt ja gar nicht dasſelbe
Kind! Wie ſoll ich Ihnen das danken, Frau Nachbarin? Und
mit den feinen Händen haben Sie’s gemacht! So unreinlich wie
das Kleine war.‟ Er hielt noch immer den Strumpf.
„Wiſſen Sie was, Herr Kreipel,” ſagte Merete, „um dieſe
Zeit habe ich jeden Tag etwas Ruhe, bringen Sie mir das
Mal=
chen herauf, ich will’s dann ein bißchen betreuen.”
Der arme Menſch trat von einem Fuß auf den anderen, bis
ihn die junge Geſchäftsfrau mitſamt dem Malchen und dem
Fläſchchen zur Tür hinaus ſchob .
Und Merete hielt, was ſie verſprochen. Sie tat Mutterdienſt
an dem Kellerkindchen. Das winzige Mägdlein gedieh und lernte
ſitzen und ſaß mit in Hans Peters kleinem Wagen. Wie
Zwil=
linge ſaßen ſie da einander gegenüber, nur daß der helläugige
Bube ſoviel roſiger und kräftiger ausſchaute als das Dirnchen
mit den dunklen Beerenaugen.
(Fortſetzung folgt.)
Weiblich
Landwirtstochter
20 Jahre, ſucht zweck”
weiterer Ausbildung
im Haushalt
Auf=
nahme in guten
bürgerlichen Hauſ
als Haustoch er
ohne gegenſeitige
Vergütung. — Eine
Vergütung in Le
bensmitteln kann evtl.
noch geleiſiet werden
Angeb. u C 71ar
d. Geſchäftsſt (*520im
Beſſ. Mädchen
26 J., in Hausarbeit
u. Kochen ſelbſtändig,
ſucht Stelle per 15.
Felr. Gute Zeugn.
vorh. Ang. u. C 105
Geſchäftsſtelle. (*633
Alleinſt. Mädchen
ſucht Stelle, geht auch
in frauenl. Haushalt
An jebote unt. C 102
Geſchäftsſtelle. (*63,
Männlic
Jung. Kaufmann
26 J., z Zt Fakturiſtin
mittl. Metallnießerei,
auch m. and Büroarb.
vertr., ſucht p. 1. April
Stellun ,wenn mögl.
gleich Art
Metallgie=
ßereibr. bevorz. Ang.
u G70Geſchſt (276im
Jüng. Bürogeh.
im ſtaatl. u.
kommu=
nal. Rechnungweſen,
ſowie im
Sparkaſſen=
dienſt erfahren u mit
den beſten Zeugniſſen
verſehen, ſucht Stellg.
als Gehilfe, auch in
Privatbetrieben.
Angebote u. C 104
Geſchäftsſt. (*636
Junger, erfahrener
und ſtrebſamer (*563
Kaufmann
ſucht per ſofort
Stel=
lung, evtl auch
Kurz=
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C. 88 an die Geſchſt.
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Großinduſtrie!
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zeitge=
mäßen Arbeitsweiſen vollkommen vertraut,
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2 622
geſtellt werd. Ang. u C 98a.d Geſ=
Mensſin
Weiblich
Tüchtige (*562
Friſeuſe
ſofort geſucht Willy
Derm 8, Luiſenſtr. 8
Für das
Arbeitszim=
mer eines hieſigen
Herrenwäſche=
Spe=
zial=Geſchäfts eine im
Weißnähen durchaus
geübte Kraft als
Zuſchneiderin
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Mädchen
lagsüber geſucht für
klein. Haushalt. (*569
Dr. Vreſcher
Grüner Weg 36.
Mädch. (zuverl., ehrl.
geſ. Schießliausſtr 113
(Tintenviertel). (*577
Ordentl. Mädchen
zur Mithilfein kleinen
Haushalt bis nach d
Spülen geſ.
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geſchäft wird
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Jung. Mradchen
i. kl. Haush. (3 Perſ.)
ſof. geſ., auch nur b.
n. d. Spiilen. (*580
Dr. Reßking
Wilhelm Jaegerſtr 1.
Mithilfe im Haush.
geſucht von 10 bis n
dem Spülen (*596
Kies r 55, 3. S
Lauffrau
geſ. für einige
Stun=
den i. Tage b. (*601
E. Dimant
Rheinſtr 28, I.. Mtlb
Aueinmädcgen
bas kochen kann und
gute Zengniſſe beſitzt,
geſucht. Hilfe vorh
591
Näh Geſchſt.
Zuverläſſ. Mädchen
Geſucht anſt. ehrl.
Alleinmädchen
i. fein. Damenhaush.,
beſte Verpfl., guter
Lohn, gut. Zimmer.
Bock, Heidel
erger=
ſtraße 83. ſe560ms
Beſſeres
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Kind geſ. Artillerie=
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ſtraße 10, I.
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Madchen
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des Vorſtandes
5. Neuwahl des Vorſtandes
(314
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