Darmstädter Tagblatt 1924


08. Januar 1924

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe Darmſt. Tagbl.* geſfattet.
Nummer 8
Dienstag, den 8. Januar 1924.
187. Jahrgang

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und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beitreiſbung fällt eder
Rabat weg. Banktonto: Deutſche Banl und Darme
ſtädter 8 Natonalbant.

Thüringen und das Reich.
Weitere Beſprechungen thüringiſcher Miniſter
in Berlin.
Weimar, 7. Jan. Zur Fortſetzung der am Samstag in
Berlin abgehaltenen Beſprechungen, der thüringiſchen Staats=
miniſter
Fröhlich, Hartmann und Greil mit der Reichsregierung
werden ſich die genannten Herren am Dienstag wieder nach
Berlin begeben. Irgendwelche Entſcheidungen über die thürin=
giſchen
politiſchen Verhältniſſe ſind vor Beendigung dieſer neuen
Beſprechungen nicht zu erwarten. Die Entſendung eines
Reichskommiſſars iſt grundſätzlich noch nicht
aufgegeben worden. Als ſolcher käme nach den neueſten
Wünſchen der Reichsregierung eine Perſönlichkeit in Betracht,
die das Vertrauen der thüringiſchen Bevölkerung genießt und
mit den Verhältniſſen vertraut iſt. Man nennt den Ober=
landgerichtspräſidenten
Stichling in Jena und
den früheren Staatsminiſter Baudert.
Amtsentbebungen in Thüringen.
Weimar, 7. Jan. Der Militärbefehlshaber in Thüringen
hat die Kreisdirektoren Rennert in Meiningen und
Hörſchelmann in Eiſenach, die in die Urkundenfälſchungs=
affäre
des Regierungsaſſeſſors Kunze und des Miniſters
Hermann verwickelt ſind, vorläufig ihres Amtes enthoben.

Vom Tage
Der Reichsratsausſchuß, der ſich geſtern mit der Frage
einer etentuellen Aufwertung der Hypotheken beſchäftigen ſollte, iſt
nicht zuſammengetreten. Die Sitzung iſt auf Montag, den 14. Jan,
vertagt worden.
Die interalliierte Rheinlandkommiſſion hat durch Note
vom 5. Januar Nr. 12959 die Anwendung der Verordnung des Neichs
vom 27. Oktober 1923 über den Abbau der Beamten und
Angeſtellten im beſetzten Gebiet grundſätzlich zuge=
laſſen
.
Miniſterpräſident Baldwin iſt geſtern vormittag von Vor=
eeterſhire
(2) nach London zurückgekehrt. Er wird heute
oder morgen einen Kabinettsrat einberufen.
Der ſpaniſche König empfing in längerer Audienz den frü=
heren
Miniſterpräſidenten Garcia Prieto ſowie den früheren
Miniſter Marquis de Cortina und Garnica.
Die Verteidiger der Mörder Datos haben um deren Begna=
digung
gebeten. Das Direttorium antwortete, dei Regierung werde
bei der Prüfung der Angelegenheit guten Willen zeigen.
Nach einem Privattelegramm aus Mytilene iſt bei einem Empfang
im Hauſe Muſtapha Kemal Paſchas in Angora eine Bombe geworfen
worden, durch die ſeine Gattin verwundet wurde.
Einer Neutermeldung aus Tokio zufolge, hat infolge der ſtarken
Oppoſition gegen den Baron Fuyimara Baron Katomi das Amt des
Außenminiſters übernommen. Ferner ſind folgende Verände=
rungen
zu berzeichnen: Ugaki wird Kriegsminiſter, General
Hurakami Marineminiſter.

Um Englands Einſluß in (uropa.

Der Ruf nach Macdonald.
London, 7. Jan. (Wolff.) Daily Chronicle ſchreibt in
einem Leitartikel, das Parlament werde ſich vor Ablauf
der Woche dem ernſten Regierungsproblem zuwenden können.
In der Zwiſchenzeit drängten ſich aber die Ereigniſſe in Europa
in raſcher Reihenfolge aneinander, ohne daß Großbritannien
irgend eine entſcheidende Rolle zu ſpielen vermöge. Es ſei
heute faſt ebenſo wichtig, daß raſche Entſchlüſſe gefaßt
würden, wie es während des Krieges der Fall war, aber Eng=
land
habe keine verantwortliche Regierung. Frankreich
konſolidiere jetzt ſeine Stellung im Ruhr=
gebiet
. Zum alleinigen Vorteil der Franzoſen habe Eng=
land
im Kriege ſeine Menſchen, und ſein Geld
hergegeben, damit es jetzt bei der Regelung bei=
ſeite
geſtoßen werde. Was weiterhin den neuen Vertrag
zwiſchen Frankreich und der Tſchecho=Slowakei anbetreffe, ſo
habe während des politiſchen Interregnums in England die
franzöſiſche Diplomatie, die hauptſächlich daran intereſſiert ſei,
um Deutſchland herum einen Wall bewaffneter, an ſeine Inter=
eſſen
gebundener Mächte zu ſchmieden, Dr. Beneſch in dieſen
Zauberring hineingelockt. Ebenſo würden Annäherungen an
Rußland unternommen. Daily Chronicle tritt zum Schluß da=
für
ein, daß es die Pflicht der britiſchen Politiker
ſei, Macdonald alle mögliche Unterſtützung an=
gedeihen
zulaſſen und ihm zu helfen, dem engliſchen
Einfluß in Europa wieder Geltung zu ver=
ſchaffen
.
Vor einer Rede Namſay Macdonalds.
* London, 7. Jan. (Priv.=Tel.) Ramſay Macdonald
wird ſeine erſte große öffentliche Rede nach den Wahlen morgen
abend in der Alberthall in London halten, wo der Sieg der
Arbeiterpartei gefeiert werden ſoll.
Ueber die vorausſichtliche Zuſammenſetzung des kommenden
Arbeiterlabinetts kurſieren hier neue Verſionen. Danach wird
u. a. dem Lord Parmoor, einem der bekannteſten Linksliberalen,
großem Juriſten und Kirchenlehrer, der Poſten des Lordkanzlers
angeboten werden, wofür Macdonald dem urſprünglich hierfür
vorgeſehenen Lord Haldane den Poſten des Kriegs= oder Er=
ziehungsminiſters
anbieten wird. Lord Meſtons ſoll das Staats=
ſekretariat
für Indien angeboten werden. Es ſteht weiterhin
ziemlich ſeſt, das verſchiedene Mitglieder der Arbeiterpartei zu
Peers ernannt werden und ſomit Mitglieder des Oberhauſes
werden, z. B. Bowerman, der frühere Generalſekretär des
Schriftſetzerverbandes, weiter einige Intellektuelle, wie Signey,
Webb, Ponſonby und Wedgewood.
Vorſpiele zur engliſchen Parlamentsſeſſion.
* London, 7. Jan. (Priv.=Tel.) Das Parlament tritt
morgen bereits, jedoch zu einer geſchloſſenen Sitzung, zuſammen.
Das Geheimnis, das Ramſay Macdonald bezüglich ſeines künf=
tigen
Kalinetts in der Taſche trägt, iſt noch unenthüllt. Seine
Zuſammenſetzung kennt niemand außer ihm und zwei oder drei
Vertrauten. Sie wird wahrſcheinlich auch bis zum 17. Januar
geheim gehalten werden, welches Datum die Propheten für den
Fall des Kabinetts Baldwin vorausſagen. Obwohl das Kabi=
nett
morgen zuſammentritt, wird es erſt in der nächſten Woche
ofſiziell eröffnet werden. Der morgige Tag gilt der Wahl des
Sprechers, beziehungsweiſe der Wiederwahl des jetzigen Spre=
chers
, des Liberalen Whidley, bei der geradezu düſter anmutende
Zeremonien obwalten werden.
Die Wahl findet in Weſtminſter ſtatt. Die Parlamentsmit=
glieder
verſammeln ſich ſtillſchweigend und nehmen Platz. Der
Verwalter des Hauſes fordert ſodann dasjenige Mitglied, das
ſich zuerſt vom Platze erhebt, auf, einen Sprecher zu nennen,
worauf ſich ein anderes Mitglied erhebt und dieſen Antrag zu
unterſtützen hat. Darauf bewegen ſich die Parlamentsmitglieder
in feierlicher Prozeſſion zum Oberhaus, wo der König eine von
ihnen gebildete Kommiſſion von drei Mitgliedern empfängt, die
ihm die Wahl des Sprechers zur Zuſtimmung mitteilte. Hierauf
geht die Prozeſſion wieder zurück. Der Sprecher wird vereidigt,

empfängt Perrücke und Talar und nimmt auf ſeinem Seſſel
Platz. Der Reſt der Woche iſt mit der Vereidigung der einzelnen
Mitglieder des Parlaments ausgefüllt. Am 15. Januar wird
dann der König das Parlement mit ſeinen Thronrede eröffnen,
nach deren Verleſung das Haus ſofort in die Debatte der als
Antwort auf die Thronrede geltenden Adreſſe der Arbeiterpartei
eintreten wird.
Man nimmt an, daß die Konſervativen aus der Thronrede
alles weglaſſen, was die Liberalen abſtößt, und umgekehrt, die
Arbeiterpartei wird bei dem Abänderungsantrag die gleiche Tal=
tik
verfolgen. Es iſt ſo gut wie ſicher, daß das Kabinett Baldwin
die Abſtimmung über dieſe Adreſſe nicht überleben und daß
Ramſay Macdonald die Regierung übernehmen wird. Alle Ge=
rüchte
in elfter Stunde, als ob noch irgend eine andere Kombi=
nation
mit Einſchluß der Liberalen möglich ſei, ſind unbegründet.
Die Haltung der liberalen Führer zur Koalitionsfrage ſcheint un=
verändert
zu ſein, trotz eifrigſten konſervativen Werbens um die
Liberalen, woran neuerdings auch die Morning Poſt teilnimmt.
Lloyd George trat auch entſchieden dafür ein, daß die Liberalen
eine Labourregierung eine Zeit lang im Amte erhalten ſollen.
Im Gegenſatz zu Aſquith erklärt Lloyd George, daß man Mac=
donald
das Recht der Auflöſung nicht vorenthalten dürfe, viel=
mehr
ſcheint Lloyd George zu wünſchen, daß die Labourpartei
nach geraumer Zeit über eine radikale Maßnahme zu Fall komme
und danach Neuwahlen mit der klaren Scheidung Sozialismus
und Antiſozialismus erfolgen werden. Die Labourpartei wird
wahrſcheinlich längere Zeit ohne radikale Maßnahmen amtieren
können, aber nicht auf die Dauer. Der ſtürmiſche Parteitag der
Unabhängigen in Edinburg iſt ein Beweis für die Spannung,
die innerhalb der Partei durch die Uebernahme der Regierung
entſteht.
Wie verlautet, hat Ramſay Maedonald die feſte Abſicht, Ex=
tremiſten
ſeiner Partei feſt im Zaume zu halten. Wie weiter
berichtet wird, hat Ramſay Macdonald den Beamten des Schatz=
amtes
, die gerade das neue Budget vorbereiten, andeuten laſſen,
daß er nicht von den bisher beachteten Linien abzuweichen ge=
denke
und daß er nicht beabſichtige, umwälzende Neuerungen ein=
zuführen
. Er ſoll einem Freunde erklärt haben, es ſei heute
nicht die Zeit dazu, bedeutende Aederungen im fiskaliſchen Sy=
ſtem
eintreten zu laſſen, und er wünſche den Finanzleuten der
City, allen alarmierenden Gerüchten gegenüber nachzuweiſen, daß
ſie von ihm keine bolſchewiſtiſchen Methoden zu befürchten hätten.
Die Frage der praktiſchen Durchführbarkeit einer Kapitalabgabe
will er einem Sachverſtändigenausſchuß zur Prüfung überlaſſen,
Nimmerwiederſehen vergraben wird. Macdonald hofft, jedes
Anziehen der Steuerſchraube vermeiden zu können, obwohl die
letzten Finanzjahre dem Budget eine Unterbilanz von ungefähr und gerecht zu ſein! Techniſch will die dritte Verordnung an
70 Millionen Pfund Sterling verſchafft haben. Er will trotz der
dringenden Notwendigkeit, die Ausgaben für die Erwerbsloſen=
gaben
, wie die für Heer und Flotte und andere unproduktive
Dienſte beſchneide. Der Olan einer Flottenbaſis in Singapore,
die auch mehr von Auſtralien als von England ſelbſt als dringend
notwendig anerkannt wird, ſoll aufgegeben werden, die engliſchen
Truppen ſollen aus Meſopotamien und Paläſtina, vielleicht auch
vom Rhein zurückgezogen und neue Flottenbauten abbeſtellt und
eingeſtellt werden. Ramſay Macdonald hat ſich während der
letzten Tage in ſeiner kleinen Villa nördlich London eingeſchloſſen
gehalten und war nur für wenige Vertraute zu ſprechen.
Ein engliſches Dementi.
London, 7. Jan. (Wolff.) Das Foreign Office erklärt
in einer heute abend ausgegebenen Miteilung, daß die Zeitungs=
ſchloſſen
ſei, die britiſchen Truppen aus Köln zurückzuziehen und
den britiſchen Vertreter in der Reparationskommiſſion und in
der Botſchafterkonferenz abzuberufen, nicht der Wahrheit ent=
ſtreche
.

* Die Mobiliſierung
von Goldmilliarden.
Von
Dr. Walther Croll=Berlin.
Um die dritte Verordnung gemäß dem Ermächtigungs=
geſetz
vom 8. Dezember 1923 wird hinter den Kuliſſen ſcharf ge=
kämpft
. Die Reichsregierung iſt und das machen ihr viele
zum Vorwurf faſt rein fiskaliſch eingeſtellt. Für ſie lautet
das Problem: Wie mache ich Goldmilliarden mobil? Die Kri=
tiker
haben die Rüſtung der volkswirtſchaftlichen Vernunft an=
gelegt
und ſchwingen das Schwert der nationalen und ſozialen
Moral. Was gegen die Abſichten der Regierung geſagt wird, iſt
ſehr richtig und iſt eben vom Standpunkte der volkswirtſchaftli=
chen
Vernunft und von dem der nationalen und ſozialen Moral
kaum anfechtbar und doch: Es iſt nicht die geringſte
Tragik unſerer Lage, daß wir ſooft gegen Ver=
nunft
und Moral handeln müſſen. Es iſt für einen
Augenſtehenden ſchwer, ſich in die Lage derer hineinzuverſetzen,
ſoelche eine unmitelbare Kataſtrophe für Reichsfinanzen und
Währung abwenden müſſen, und die gleichzeitig berufen ſind,
eine Politik auf weite Sicht zu treiben, um Deutſchland außen=
politiſch
, wirtſchaftlich und kulturell auf die frühere Höhe zurück=
zuführen
. Aber an einem untrüglichen Symptom kann auch der
Laie und der Unverantwortliche erkennen, daß die Abſichten
der Regierung nicht von Borniertheit oder gar von ſaddiſtiſcher Zer=
ſtörungsluſt
diktiert ſind: Jedes neue Kabinettsmitglied kommt
mit den hochgemuten Anſichten und Abſichten der Außenſeiter in
den Kreis der Führer getreten und arbeitet bereits nach ganz
kurzer Zeit in gleichem Sinne, wie es ſeine länger im Amte be=
findlichen
Kabinettskollegen getan haben. Der über Bord ge=
ſrürzte
und mit den Wogen ringende Jüngling denkt auch nicht
ſo bedeutſam ſie für ſein künftiges Leben ſein mag an die
bevorſtehende Berufswahl oder an eine etwaige Heirat, ſondern
allein an den Rettungsring, der ihn vor dem Tode bewahren ſoll.
Die Mobiliſierung der Goldmilliarden iſt ein finanztechni=
ſches
und daneben ein nationalökonomiſches Problem. Es gibt
theoretiſch drei Quellen, aus denen wir ſchöpfen können: Aus
eigenem Einkommen, aus eigenem Vermögen
und aus fremdem Vermögen. Die umſtrittene dritte
Verordnung iſt ein Attentat auf eigenes Vermögen, teils
als Selbſtzweck, teils um fremdes Vermögen anzulocken, ſich an
der Sanierung der deutſchen Finanzen, der deutſchen Währung
und der deutſchen Wirtſchaft zu beteiligen. Leider begesnet die
Mobiliſierung derjenigen Teile unſeres Nationalvermögens, die
ohne jeden Schaden für das deutſche Geſamtwohl zu 100 Proz. er=
faßt
werden könnten, ſchier unüberwindlichen Schwierigleiten.
Es ſind dies die ausgewanderten Kapitalien, und
zwar diejenigen, welche nicht der Stärlung der deutſchen Wirt=
ſchaftspoſition
im Auslande, ſondern lediglich der gänzlich über=
flüſſigen
privaten Lebensſicherung einzelner dienen. Dieſe Kapi=
talien
ſind aus Furcht vor Verwundung oder Tod (d. h. Beſteue=
rung
oder Beſchlagnahme) deſertiert und verdienen das Schickfal
der Deſerteure. Eine auch nur annähernd zutreffende Schätzung
dieſer Beträge iſt unmöglich. Vielleicht haben diejenigen Recht,
welche die im Volke verbreiteten Vorſtellungen über die Höhe
dieſer Beträge für übertrieben halten. Aber ſelbſt wern es nur
wenige hundert Millionen Goldmark wären, würde ihre Erfaſ=
lſung
uns materiell helfen und außerdem uns im Inlande und
Auslande moraliſch ſtärken. Bekanntlich foll ſich der zweite der
von der Reparationskommiſſion eingeſetzten internationalen Aus=
ſchüſſe
mit der Frage der geflohenen deutſchen Kapitalien be=
ſchäftigen
. Aus Amerika dringt indeſſen ſchon jetzt, bevor die
Arbeiten des Ausſchuſſes überhaupt begonnen haben, die reſig=
nierte
Anſicht zu uns herüber, daß ſich der Ermittelung oder gar
der Erfaſſung dieſer Werte unüberwindliche Hinderniſſe in den
Weg ſtellen werden. Man kann es der internationalen Bank=
welt
übrigens gar nicht ſo ſehr verdenken, daß ſie ſich weigert, das
Afylrecht zu opfern, das fremde Gelder ſtets genoſſen haben und
auf welches ſich der geſamte neuzeitige Kapital= und Geldverkehr
gründet. Warum ſollten dann nicht auch wenn deutſche
Privatguthaben für inländiſche Sanierungs= und für auslän=
diſche
Reparationszwecke ausgeliefert werden ruſſiſche Privat=
guthaben
der Moskauer Regierung überantwortet werden?
Es hat etwas ungemein Verbitterndes, wenn die wehr=
pflichtigen
und wehrfähigen Fluchtgelder unbehelligt bleiben und
dafür kranke und lahme Heimatgelder, die aus phyſiſcher Un=
fähigkeit
nicht fliehen konnten oder aus nationalem Anſtands=
gefühl
nicht fliehen wollten, dafür um ſo härter herangezo=
gen
werden ſollen. Vielleicht dämmert es jetzt in einigen beſon=
ders
harten und dunklen deutſchen Köpfen, welche in der bedin=
gungsloſen
Aufgabe des Widerſtandes im Herbſt 1918 höchſtens
das Niſiko erblickten, einige Grenzſtriche und einen unweſent=
lichen
Prozentſatz unſeres Nationalvermögens zu verlieren. Wir
von dem man gewiß ſein darf, daß er dieſe ganze Frage auf haben verloren, was ſchwerer wiegt als alles andere: Die Fähig=
keit
, denen voll die Treue zu wahren, welche uns die Treue ge=
wahrt
haben, und gegen Schwache und Hilfsbedürftige anſtändig
die Frage der Aufwertung anknüpfen. Wirtſchaftlich ſtarken
Schuldnern ſoll der unerwartete und unverdiente Vermögens=
zuwechs
infolge der Entwertung von Hypotheken=, Obligations=
fürſorge
zu erhöhen, dadurch durchführen, daß er andere Aus= und anderen auf feſte Barbeträge lautenden Verpflichtungen fort=
genommen
werden und den armen Gläubigern die Hoffnung
auf die Wiederberſtellung ihrer urſprünglichen Goldforderungen.
Die Gläubiger haben ſich ja ſo argumentiert man ſo ziem=
lich
mit ihrem Verluſt abgefunden; wenn ihnen nun gar eine
Aufwertung um einige wenige Prozent des Goldweites in Aus=
ſicht
geſtellt wird, werden ſie vielleicht ſogar die Löſung dankbar
begrüßen. Aber auch die Schuldner haben ſich abgefunden
nämlich mit ihrem Vermögenszuwachs. Die Wiederherſtellung
der Goldlaſten wird eine finanzielle Kriſe für zahlreiche land=
wirtſchaftliche
und gewerbliche Unternehmungen bringen. Wer=
den
aber die früheren Goldlaſten wiederhergeſtellt und ewa zu 80
Prozent auf das Reich oder andere öffentliche Organe eingetra=
gen
, ſo bleibt die Frage immer noch offen, wie dieſe Buchforde=
rung
denn um eine ſolche handelt es ſich zunichſt mobiliſiert
werden kann. Es muß bezweifelt werden, daß dies aus inländi=
ſchen
Mitteln überhaupt möglich iſt, ohne daß unſere Wirtſchaft
meldung, wonach die gegenwärtige britiſche Negierung ent= das ohnebin ſchon ſehr knappe Betriebskapital weiter geſchnälert
wird. Die vom Reich erſtrebten Goldforderungen an die Wirt=
ſchaft
werden daber kaum etwas anderes ſein können als die
Grundlage für ein großes Kreditgeſchäft, bei welchem die inter=
nationale
Finanz die Hauptrolle ſpielen muß.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 8. Januar 1924

Nummer 8.

Oer deutſch=ſüdſſaviſche
Reparationsſtreit.
Entſendung ſüdflabiſcher Beauftragter nach Berlin.
* Belgrad; 7. Jan. (Priv.=Tel.) Der ſüdſlawiſche Dele=
gierte
bei der Reparationskommiſſion Dr. Juritſch wurde von
ſeiner Regierung beauftragt, nach Berlin zu reiſen, um mit den
deutſchen Delegierten über Reparationslieferungen zu verhan=
deln
. Auch Delegierte des Außenminiſteriums und des Finanz=
miniſteriums
werden ſich nach Berlin begeben, um die zwiſchen
Deutſchland und Südſlawien ſchwebenden Unſtimmigkeiten bei=
zulegen
.
Die Reichsregierung ſammelt das Micummaterial.
* Berlin, 7. Jan. (Priv.=Tel.) Wie wir hören, iſt das
zuſtändige Reſſort im Reichsminiſterium für Wiederaufbau zur=
zeit
damit beſchäftigt, das geſamte Material über die bisher ab=
geſchloſſenen
Micum=Verträge zu ſammeln. Den Anſtoß hierzu
habe die Nachricht aus dem beſetzten Gebiet gegeben, wonach
die Micum und die jetzt wieder ſtärker hervortretende Rheinland=
kommiſſion
beabſichtigen, in der nächſten Zeit mit anderen
Induſtriezweigen, mit denen noch keine Verträge abgeſchloſſen
worden ſind, Verhandlungen über den Abſchluß beſonderer Ab=
kommen
zu eröffnen. Die Reichsregierung hat den Wunſch, den
Induſtrien, wenn ſie an den Verhandlungstiſch kommen, ſoweit
als möglich mit Material uſw. zur Seite zu ſtehen.
Ankunft der amerikaniſchen Sachverſtändigen.
Paris, 7. Jan. (Wolff.) Die beiden amerikaniſchen Sach=
verſtändigen
für den erſten von der Reparationskommiſſion ein=
geſetzten
Unterſuchungsausſchuß (deutſche Finanzen und Wäh=
rung
), General Dawes und Oven Young, ſind heute in Cher=
bourg
angekommen und treffen heute abend in Paris ein. Der
erſte Sachverſtändigenagsſchuß wird, wie bereits gemeldet, am
krmmenden Montag vormittag im Gebäude der Reparations=
kommiſſion
ſeine erſte Sitzung abhalten.
Um die Auslegung des Artikels 260.
* Paris, 8. Jan. (Priv.=Tel.) Wie die Reparationskom=
miſſion
in einem offiziöſen Kommuniqué bekannt gibt, finden am
kommenden Freitag, den 11. Januar, öffentliche Verhandlungen
unter dem Vorſitz des Senatspräſidenten Beichmann aus
Trontheim ſtatt, welche die verſchiedenen Fragen betrefen, die
mit der Auslegung des Artikels 260 des Verſailler Vertrages
zuſammenhängen. Bekanntlich haben ſowohl die Neparations=
kommiſſion
als auch die deutſche Regierung Herrn Beichmann
um ſeinen Schiedsſpruch gebeten. Artikel 260 nimmt auf die
Intereſſen und Rechte Bezug, die deutſche Untertanen und Unter=
nehmungen
in Rußland, China, Oeſterreich, Ungarn, Bulgarien
und in der Türkei beſeſſen haben und die kraft des Artikels 260
der Reparationskommiſſion überwieſen werden ſollen.
Vor Ueberreichung der franzöſiſchen Antwort.
* Paris, 8. Jan. (Priv.=Tel.) Poincaré, der geſtern abend
gegen 10 Uhr nach Paris zurückkehrte, wird den belgiſchen Ant=
wortentwurf
vorfinden. Wie aus Brüſſel mitgeteilt wird, haben
die belgiſchen Miniſter ihn in der geſtern nachmittag ſtattgefun=
denen
Kabinettsſitzung gutgeheißen. Es verlautet, daß dieſer
Entwurf dem Inhalt nach mit dem franzöſiſchen übereinſtimne.
Die franzöſiſch=belgiſche Ausſprache dürfte im großen und gan=
zen
nunmehr beendet ſein. Man rechnet damit, daß die fran=
zöſiſche
Antwort eventuell ſchon heute Herrn v. Hoeſch ausge=
händigt
werden wird, ſpäteſtens aber am Mittwoch, wenn ihre
Uebereichung gleichzeitig mit der des belgiſchen Entwurfs erfol=
gen
ſoll.
Millerand. Poincaré.
Paris, 7. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche Redakteur
der Havas=Agentur hat nach Erkundigungen an maßgebender
Stelle feſtgeſtellt, daß das Thema der Neujahrsanſprache des
Präſidenten Millerand an das diplomatiſche Korps im Einver=
ſtändnis
mit dem Außenminiſterium von dem Elyſée feſtgeſetzt
wurde. Poincars habe den Text der Nede Millerands, bevor
ſie gehalten wurde, genau gekannt. Dieſe Feſtſtellung werde
wohl genügen, um den Gerüchten entgegenzutreten, als habe
die Rede des Präſidenten der Republik Anlaß zu einer Mei=
rungsverſchiedenheit
gegenüber den Anſichten des Miniſterpräſi=
denten
über die Außenpolitik gegeben.
Truſtbildung oberſchleſiſcher Bergbauindufkrieller.
* Moskau, 7. Jan. (Priv.=Tel.) Der hier eingetroffene
ruſſiſche Handelsvertreter in Polen Mjaskoff teilte mit, daß in
führenden polniſchen Handels= und Induſtriekreiſen das Inter=
eſſe
für die Entwicklung der wirtſchaftlichen Beziehungen zu
Rußland immer größer werde. Faſt alle oberſchleſiſchen Berg=
bauinduſtriellen
haben die Vereinigung zu einem Truſt zum
Zwecke gemeinſamer Handelsabkommen mit Rußland beſchloſſen.
Die Verhandlungen in dieſer Richtung ſollen bereits begonnen
haben.

Die ſächſiſche Kriſe.
Der unmögliche Parteibeſchluß der Sozialdemokratie.
Dresden, 7. Jan. Aus der Staatskanzlei wird gemeldet:
Der Parteitag der Sozialdemokratiſchen Partei beſchloß am
6. Januar, daß der gewählte Miniſterpräſident Heldt zurück=
treten
ſoll. Herr Heldt iſt nicht in der Lage, dieſem
Beſchluß Rechnung zu tragen. Nach Artikel 27 der
Verfaſſung hat lediglich der Landtag über das Verbleiben der
Miniſter im Amte eine Beſtimmung zu treffen. Wollte Heldt von
ſich aus zurücktreten, noch ehe die neue Regierung vollſtändig ge=
bildet
wurde, ſo würde eine Unterbrechung der Negierungs=
geſchäfte
eintreten, für die er nicht die Verantwortung tragen
kann.
Hierzu erfahren wir von beſonderer Seite noch folgendes:
Der am 6. Januar abgehaltene Parteitag der Sozialdemokrati=
ſchen
Partei hat u. a. beſchloſſen, ,daß der Miniſterpräſident
zurücktreten ſoll. Die Durchführung eines ſolchen Beſchluſſes iſt
eine Unmöglichkeit. Nach der Verfaſſung wird bis zur Neuwahl
der Regierung die bisherige Regierung die Regierungsgeſchäfte
als geſchäftsführendes Kabinett weiterführen. Ein Kabinett iſt
aber noch gar nicht vorhanden, ſondern lediglich ein Miniſter=
präſident
. Würde der Miniſterpräſident jetzt zurücktreten, ſo
wäre überhaupt, keine Regierung in Sachſen vorhanden. Es
müßte, wenn notwendig, das Reich für die Beſtellung einer ver=
antwortlichen
Regierung beſorgt ſein oder, da wir den Belage=
rungszuſtand
haben, müßte die Militärbehörde die Regierung
übernehmen. Daß die beiden vorgenannten Wege aber ungang=
bar
ſind und zur Zerklüftung des ganzen Volkes führen wer=
den
, dürfte ohne weiteres klar ſein. Hinzn kommt, daß der
Miniſterpräſident vom Landtage gewählt und vereidigt wurde
und demzufolge nach der Verfaſſung, auch beſtimmte Pflichten
hat, die auch durch einen Parteibeſchluß nicht außer Kraft geſetzt
werden können.
Landtagsauflé‟ng?
Berlin, 7. Jan. Wie ein Berl.er Blatt erfährt, ſoll der
ſächſiſche Miniſterpräſident Heldt heute noch formell ſeinen
Nücktritt erklären wollen. Der ſächſiſche Landtag werde dann
morgen mit der Auflöſung antworten und das Kabinett Heldt
beauftragen, bis zu den Neuwahlen die Geſchäfte weiterzu=
führen
.
Die Pläne des ſächſiſchen Finanzminiſters.
Dresden, 7. Jan. Der ſozialdemokratiſche Abgeordnete
Miniſter a. D. Reinhold wurde zum Finanzminiſter ernannt
und übernahm von dem bisherigen Finanzminiſter und jetzigen
Miniſterpräſidenten Heldt die Leitung der Geſchäfte. Die Be=
kanntgabe
der vollſtändigen Miniſterliſte erfolgt morgen.
Der neue Finanzminiſter empfing am Nachmittag in ſeinem
Amtszimmer eine Anzahl von Preſſevertretern, denen er ein Bild
von der Finanzlage des ſächſiſchen Staates entwarf, wie er es
im Augenblick ſeines Amtsantritts vorfand. Als nächſtliegende
Aufgaben bezeichnete er:
1. Den Etat auf Goldbaſis aufzuſtellen.
2. Steuern zu erheben, die einen ſofort greifbaren Ertrag
lieferten.
3. Die werbenden Betriebe des Staates in Aktiengeſell=
ſchaften
umzuwandeln, damit ſie ſich ſelbſt trügen und kreditfähig
ſeien.
Bezüglich Preſſenachrichten, daß der ſächſiſche Staat eine
neue Inflation begünſtige, betonte der Miniſter nachdrücklich,
daß er unter keinen Umſtänden irgend etwas un erſtüßen werde,
was aufs neue zur einer Inflation und zu einer Untergrabung
der Rentenmark führen könnte.
v. Knikling über die bayeriſche Denkſchrift.
München 7. Jan. Auf einer vaterländiſchen Kundgebung
des Heimatſchutzes in Bad Tölz führte Miniſterpräſident Dr.
von Knilling in einer Anſprache u. a. aus, die bayeriſche Denk=
ſchrift
über die Reviſion der Reichsverfaſſung beweiſe am beſten,
daß die bayeriſche Regierung, ohne kleinliche partikulariſtiſche
Ziele zu verfolgen oder gar eine Abtrennung Bayerns vom
Reiche anzuſtreben, ſtets bereit ſei, Bayerns Rechte zu wahren
und zu ſchützen. Wie immer habe die bayeriſche Regierung bei
ihrem Vorgehen ſich die wichtige Frage vorgelegt, was dem
Reich mehr fromme: die Beibehaltung des Unitarismus oder
die Rückkehr zu den altbewährten föderaliſtiſchen Grundſätzen
der Verfaſſung Bismarcks, abweichend von der im Taumel der
Revolution geſchaffenen Weimarer Verfaſſung in zentraliſtiſchem
Rahmen. Nicht Kampf gegen das Reich, ſondern Treue zum
Reich ſei Bayerns Loſung. Nicht nur pflichtmäßig ſolle dieſe
Treue gehalten, ſondern dem Reiche ſtets treue Gefolgſchaft ge=
leiſtet
werden. Zur inneren Politik verwies der Miniſter auf die
Notwendigkeit der Stärkung der Staatsautorität und der Be=
rufstreue
. Forſtrat Dr. Eſcherich betonte noch, der größte und
wahrhafte Feind des deutſchen Volkes ſtehe am Rhein. Das
von ihm gemeinſam mit ſeparatiſtiſchen Halunken verfolgte Ziel
laufe auf die Trennung des deutſchen Südens vom Norden
hinaus.

Eine Kundgebung
des Reichspräſidenten.
München, 7. Jan. Eing größere Anzahl hervorragender
Perſcnlichkeiten verſchiedner Parieirichtungen und Berufe
Bayerns, darunter der Profeſſor an der Münchener Univerſität
Lujo Brentano, der Univerſiätsprofeſſor Dr. Lärch, Oberſtudien=
rat
Kerſchenſteiner, Rechtsanwalt Graf Peſtalozza, Thomas
Mann und der erſte Bürgermeiſter Eduard Schmid, hat vor
einigen Wochen an den Reichspräſidenten ein Schreiben gerichtet,
in dem ſie die Notwendigkeit der inneren Einigung und Ge=
ſchloſſenheit
bevonten. Darauf iſt jetzt vom Reichspräſidenten
folgende Antwort eingangen:
Ich begrüße es mit großer Freude, daß in dieſe ſchwerſten
Zeit unſeres Volkes angeſehene Männer verſchiedener Partei=
richtungen
und Berufe mit warnender Stimme auf die dem
politiſchen Leben drohende Gefahr der Zerſetzung hingewieſen
haben. Ich ſtimme dem Grundgedanlen des Schreibens, daß das
Bewußtſein der Schickſalsgemeinſchaft erhalten und gefördert
werden muß, in voller Ueberzeugung zu. Die Geſchichte, die
große Lehrmeiſterin, zeigt, daß, ſolange die Deutſchen ſich gegen
Lieſen Gedanken verſchloſſen haben, unſer Vaterland ohnmächtig
blieb und daß immer ein Zuſammenfaſſen aller Kräfte, die Eini=
gung
aller Stämme und Bevölkerungsſchichten und das tat=
bereite
Bewußtſein, daß wir ein einig Volk ſind und bleiben,
Deutſchland zur Blüte gebracht und zur Erfüllung ſeiner Auf=
gabe
befähigt hat. Nach dem verloren gegangenen Kriege leben
wir in einer Zeit des Niedergangs, den abzuwenden nicht ganz
in unſerer Macht liegt. Aber gerade deshalb haben wir uns
und unſeven Kindern gegenüber die Pflicht, alle Kräſte im Volke
zu wecken, ſie zuſammenzufaſſen und vereint den Weg zur Frei=
heit
zu ſuchen.
Mit Ihnen bin ich der feſten Ueberzeugung, daß wir zu einer
Geſundung und Wiedererſtarkung nur kommen, wenn wir un=
beſchadet
der Weltanſchauung und der politiſchen Grundidee uns
mehr als bisher in allen Lebensfragen der Nation zuſammen=
finden
; denn wir ſind in erſter Linie auf uns ſelbſt geſtellt und
müſſen daher auf uns ſelbſt und aufeinander vertrauen. Die
Forderung, das Gemeinſame über das Trennende zu ſetzen,
mag von den Parteien wie von dem Einzelnen ein gewiſſes
Maß der Selbſtverleugung verlangen; aber die Zeiten ſind ernſt
und es wüiſſen Opfer gebracht werden. Wir alle erſtreben ja
kasſelbe Ziel: die Wiederaufrichtung unſeres Vaterlandes.
Darum begrüße ich Ihr Schreiben und verbinde mich mit Ihnen
gerne zu dem Ruf an alle, die auf dieſem Boden ſtehen, kräftig
für den Gedanken der Schickſalsgemeinſchaft und der Volksein=
heit
einzutreten.
Beſchlüſſe des Reichskabinetts.
Berlin, 7. Jan. Angeſichts der ſchwierigen Finanzlage
des Reiches mußte das Kabinett in ſeiner heutigen Sitzung die
Zahlung weiterer Vorſchüſſe auf die Waldabgabe an den Ver=
ein
der deutſchen Zeitungsverleger ablehnen. Das Kabinett
ſetzte weiter die Beſchlußfaſſung über die Entwürfe des Reichs=
berufsſchulgeſetzes
und eines Geſetzes über die Lehrerbildung
vorläufig aus, bis das Finanzverhältnis zwiſchen dem Reich und
den Ländern neu geregelt iſt. Einmütig war das Reichskabinett
der Meinung, daß mit größter Energie und Rückſichtsloſigkeit
gegen die Auswüchſe der Vergnügung und Genußſucht, wie ſie
insbeſondere in dem ſchamloſen Treiben gewiſſer, die große Not
des Volkes nicht achtender Deutſcher und in den internationalen
Kurorten in Erſcheinung treten, eingeſchritten werden muß.
Der Ausnahmezuſtand in Bahern bleibt beffehen.
* München, 7. Jan. (Priv.=Tel.) Im Verfaſſungsaus=
ſchuß
des Landtags wurde am Montag abend der ſozialdemo=
kratiſche
Antrag auf fofortige Aufhebung des Ausnahmezuſtandes
in Bayern vom 26. September 1923 gegen die Stimmen der
Sozialdemokraten, Kommuniſten und Demokraten abgelehnt.
Ebenſo mit 15 gegen 13 Stimmen wurden die Anträge der Demo=
kraten
und des Bauernbundes, den Ausnahmezuſtand vorüber=
gehend
während der Wahlen aufzuheben, abgelehnt. Angenom=
men
, ſogar einſtimmig, wurde ein Antrag der Bayeriſchen Mittel=
partei
, wonach die Wahlfreiheit in vollem Umfang zu ſichern iſt.
Ferner kamen zur Annahme Anträge, wonach vom Tage der
Ausſchreibung der Wahlen an Flugblätter und Deniſchriften
nur dann verboten werden können, wenn ſie auf gewaltſamen
Umſturz der Verfaſſung und gewaltſame Störung der öffent=
lichen
Ordnung hinzielen, wobei aber die Verbote nur unter
Angabe der Gründe verhängt werden dürfen.
Rückverſegung des Kohlenſyndikats.
Eſſen, 7. Jan. Nachdem das Fortbeſtehen des Kohlen=
ſyndikats
in der neuen Form unter dem Namen Verteilungs=
und Verkaufsvereinigung für Ruhrkohle geſichert iſt, wird ſchon
in den nächſten Tagen die Rückverlegung des Syndikats von
Hamburg nach Eſſen erfolgen. Da das alte Heim des Kohlen=
ſundikats
von der Beſatzungsbehörde beſetzt wird, wird das
Zurückkehren des Syndikats vorläuſig in der Viktoriaſchule unter=
gebracht
werden.

* Scharnhorſts Vorgänger.
(Zum 200. Geburtstag des Grafen Wilhelm von Lippe, 9. Januar.)
200 Jahre ſind am 9. Januar ſeit dem Tage vergangen, an
dem einer der charaktervollſten und bedeutendſten deutſchen Für=
ſten
des 18. Jahrhunderts geboren wurde, Graf Wilhelm zu
Schaumburg=Lippe, der ſich als Mitſtreiter Friedrichs des Großen
im ſiebenjährigen Kriege, als Reorganiſator und Führer der
portugieſiſchen Hebros hohen Kriegsruhm errang, zu den her=
vorragenden
militäriſchen Schriftſtellern gehörte und Männer,
wie Abbt und Herder, durch Anſtellung in ſeinem Ländchen und
durch Heranziehung an ſeinen Hof ſörderte. Die größte Bedeu=
tung
hat ſich Graf Wilhelm aber dadurch erworben, daß er als
erſter die allgemeine Wehrpflicht in dem Erbland ſeiner Väter,
der Grafſchaft Schaumburg, durchführte und mit ſeinen Ideen
die großen Soldaten der Freiheitskriege befruchtete. Wie er auf
der von ihm gegründeten Kriegsſchule, der Feſte Wilhelmſtein
im Steinhuder Meer, Scharnhorſt ausbildete, ſo kann man ihn
überhaupt in ſeiner Auffaſſung von Soldatentum und Volks=
heeren
Scharnhorſts Vorgänger nennen, und Gneiſenau hat in
dieſem Zuſammenhang betont, indem er dem vortrefflichen Bio=
graphen
des Grafen, Varnhagen von Enſe, ſagte: Unſere ganze
Volksbewaffnung vom Jahre 1813, Landwehr und Landſturm,
das ganze neuere Kriegsweſen, hat der Mann ausführlich bear=
beitet
, bis auf das kleinſte Einzelne, alles hat er ſchon gewußt,
gelehrt, ausgeführt. Denken Sie nun, was das für ein Mann
geweſen, aus deſſen Geiſt ſoweit in der Zeit voraus die größten
Kriegsgedanken ſich entwickelt, an deren ſpäterer Verwirklichung
die ganze Macht Napoleons zuſamengebrochen iſt. Graf Wil=
helm
, der zu London am 9. Januar 1724 geboren wurde, diente
zuerſt eine kurze Zeit im engliſchen Heere und widmete ſich dann,
nachdem er 1748 ſeinem Vater in der Regierung des kleinen
Landes gefolgt war, bauptſächlich der Ausbildung des Soldaten=
weſens
. So ſehr er ſonſt Friedrich d. Gr. verehrte, ſo tadelte er
doch das von dieſem durchgeführte Werbeſyſtem und verordnete
für Schaumburg, daß alle Jungs, ſo zum heiligen Abendmahl
geweſen ſind, ſofort einen Treueid ſchwören ſollten, daß ſie nicht
ohne ſchriftliche Erlaubnis in fremden Kriegsdienſt treten dürf=
ten
. Die junge Mannſchaft wurde dann eingezogen und aus=
gebildet
, aber nach abgekürzter Dienſtzeit wieder entlaſſen und
bei ſtrenger Manneszucht für eine würdige Behandlung geſorgt.

Bald ſtanden 6 Prozent der Bevölkerung von Schaumburg=Lipr
unter den Waffen, und während man ſonſt damals den Soldater
beruf für den elendeſten und ſchrecklichſten hielt, dienten ſein
Landeskinder gern und bildeten eine Elitetruppe.
Graf Wilhelm beteiligte ſich mit ſeinen Karabiniers, eine
muſterhaften Reitertruppe, am ſiebenjährigen Krieg und leitet
als erfahrener Artilleriſt perſönlich die Belagerung von Mar=
burg
, Münſter und Kaſſel. In ſeinen zahlreichen kriegswiſſen
ſchaftlichen Schriften, die ihn unter die Klaſſiker der militäri=
ſchen
Literatur ſtellen, betonte er ſtets, daß nicht die Form, ſon
dern der Geiſt es ſei, der eine Armee groß und gewaltig mache
und die Soldaten Friedrichs d. Gr. nannte er unbeſieglich, nicht
wegen ihrer Exerziervorſchriften, ſondern wegen der großartiger
Manneszucht. Dieſe Gedanken hat er auch durchgeführt, als er
auf Wunſch des Königs Georg III. von England die Leitun
der Portugieſen im Kampf gegen die Spanier übernahm und
die Reorganiſation der völlig verwahrloſten Heermacht vorzüg
lich durchführte. Als die ſpaniſchen Generale den neuen Ober=
befehlshaber
zuerſt mit ihren Ferngläſern erblickten, da riefen
ſie einander zu: Jetzt werden die Portugieſen durch Do
Quixote kommandiert! Die außerordentlich lange, ha ger
Figur, das ungewöhnlich ſchmale Oval des Kopfes, die langen,
fliegenden Haare erinnerten an den Ritter von der trauriger
Geſtalt aber bald erfuhren die Spanier, daß der neue General
feldmarſchall wahre Wunder verrichtete, und trotz der ſchwvacher
Kräfte, über die er verfügte, ſeine Gegner in Schach zu halter
wußte, ſo daß Portugal ſeine Selbſtändigkeit bewahrte. Nach
dem Friedensſchluß von Paris kehrte der Graf, von den Portu=
gieſen
auf das Höchſte verehrt und gefeiert, nach ſeinem Land
zurück und vermählte ſich mit der Gräfin Marie zu Lippe= Bieſter=
feld
, mit der er eine ideale Ehe führte. Damals zog er zuer
Thomas Abbt, den Verfaſſer der Schrift vom Tode fürs Vater
land, an ſeinen Hof nach Bückeburg, und ſpäter Herder als Kon=
ſiſtorialrat
. Sein Kapellmeiſter war Johann Chriſtoph Bach
einer der begabteſten Söhne des großen Sebaſtian. Auch ein
ſchöne Gemäldeſammlung brachte er zuſammen und widmete ſid
ebenſo eifrig wie dem Verteidigungsweſen auch der Wirtſchaft
und Kultur ſeines Ländchens. Als er 1777 ſtarb, hatte er ſid
nicht nur in der Weltgeſchichte, ſondern auch in der Kurltur=
geſchichte
Deuſchlanks einen dauernden Ruhm ertvorben, der
Varnhagen in ſeinem ſchönen Biographiſchen Denknal, des
Grafen verewigt hat.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
C.K. Die höchſte Verkehrsziffer des Kaiſer=
Wilhelm=Kanals. Der Verkehr im Kaiſer=Wilhelm=Kana
iſt im vergangenen Jahre außerordentlich rege geweſen, und es
kann ſchon jetzt, wie in Werft, Reederei, Hafen hervorgehoben
wird, obwohl die genauen Ziffern für die letzten Monate noch
nicht vorliegen, feſtgeſtellt werden, daß diesmal die größte Ver=
kehrsziffer
überhaupt im Kanal erreicht werden wird. Seit der
Eröffnung des Kanals brachte in der Vorkriegszeit das Jahr
1913 die größte Ziffer mit 53362 Fahrzeugen und 10 349 323
Tonnen. Im Jahre 1922 war aber die Tonnenzahl mit 12 575 987
Tonnen ſchon bedeutend größer, während die Zahl der Fahr=
zeuge
mit 39 210 zurückblieb. Wir dürfen für das Jahr 1923 mit
einer noch größeren Tonnenzahl des geförderten Schiffsraums
rechnen, während die Zahl der Schiffe wohl geringer als in der
Vorkriegszeit bleiben wird. Von den Schiffen führten rund 75
Prozent die deutſche Flagge, aber der Anteil der deutſchen Schif=
fahrt
, nach der Tonnage berechnet, iſt weſentlich geringer und
macht etwa nur 40 Prozent der Geſamttonnage aus. Die Betei=
ligung
der fremden Länder verteilt ſich derart, daß Dänemark,
Schweden und Holland wieder am meiſten im Kanalverkehr ver=
treten
ſind; dann folgt Norwegen an vierter und England an
fünfter Stelle. Der immer weiter zunehmende Verkehr im Kaiſer=
Wilhelm=Kanal bemerkt dazu die Zeitſchrift iſt der beſte
Beweis für die Notwendigkeit und Bedeutung dieſer Schiffahrts=
ſtraße
für Weltſchiffahrt, Handel und Weltverkehr. Man karn
heute ſchon ſagen, daß das Jahr 1923 die größte Verkehrsziffer
des Kanals aus der Vorkriegszeit weit überholen wird, ein Er=
gebnis
, das in unſerer heutigen ſchweren Zeit ganz beſonders
wertvoll iſt.

Die Berliner Akademie der Wiſſenſchaften
hat durch ihre Philoſophiſch=Hiſtoriſche Klaſſe bewilligt: 4 000 000
Mark für die Herausgabe des Faszikels Kyzikos des griechi=
ſchen
Münzwerkes: 3 000000 Mark für den Druck von Band V. 1
des Werkes von Burdach Vom Mittelalter zur Reformation:
3 600 000 Mark zur Fortführung der politiſchen Korreſpondenz
Friedrichs des Großen; 60 000 Mark als Druckzuſchuß zu dem
Werk von Mitzka Taltiſches Deutſch: 5 075 000 Mark zur Fort=
führung
der Leibniz=Ausgabe; 2 000 000 Mark zur Fortführung
der Arbeiten der Deutſchen Kommiſſion.

[ ][  ][ ]

Nummer 8.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 8. Januar 1924.

Seite 3.

* Auflerlang und Sienerfsras.
Bon Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt.

Grundbeſitz= und Induſtriegeſellſchaften wollen ſich mit
einem Nichts von ihren Schulden befreien. Die Verſuche, das
als ein geſetzliches Recht darzuſteulen, ſind mißlungen. Das
Oberlandesgericht Darmſtadt und nach ihm das Reichsgericht
haben ſeſtgeſteut, daß ſolcher Widerſinn in deutſchen Landen nicht
rechtens iſt. Die Schuldner verſuchen, ihr Ziel jetzt mit Hilfe
des Steuerfiskus zu erreichen. Und wie ihnen im Sommer
Reichsjuſtizminiſter Heinze zu Hilfe kam, ſo kommt jetzt der
Reichsfinanzminiſter ihren Plänen entgegen. Geräuſchlos und
ſchnell wollte er mit Hilfe des Ermächtigungsgeſetzes jede Auf=
weitung
verbieten, die Schuldner um ein Nichts befreien, und
mit einem Obulus von 10 Prozent, der zudem die Landwirtſchaft
völlig freiließ, für den gefälligen Steuerfiskus vorlieb nehmen.
Zum Glücke iſt dieſer Plan auf Widerſpruch geſtoßen. Bayern
hat im Neichsrat dem Aufwertungsverbot aus rechtlichen, ſitt=
lichen
, wirtſchaftlichen und politiſchen Gründen widerſprochen,
und der bayeriſche Finanzminiſter hat das im Verfaſſungsaus=
ſchuß
dargelegt. Gleich der Auffaſſung des Neichsgerichts und
meiner eigenen will er weder nicht, noch voll aufgewerd:t,
ſondern einen Mittelweg eingeſchlagen wiſſen, der die widerſtrei=
tenden
Intereſſen der Gläubiger und Schuldner billig ausgleicht.
Auf gleichem Standpunkt ſollen nach Preſſeberichten auch die
württembergiſche und badiſche Regierung ſtehen. Dieſe Stellung=
nahme
iſt kein Zufall. Denn, abgeſehen von den normaleren
Verhältniſſen Bayerns, auf die hier nicht näher eingegangen
werden ſoll, iſt man in Süddeutſchland den Einflüſſen der
Schwerinduſtrie und des Großagrariertums weniger als im Nor=
den
ausgeſetzt. Da auch im Reichskabinett Widerſpruch zu be=
ſtehen
ſcheint, ſteckt man die Pflöcke zurück. Aber nur um ein
Weniges. Statt die Aufwertung ganz zu verbieten, will man
ſie bis zu 10 Prozent geſtatten Auch ſoll in Erwägung ge=
zogen
werden, ob man nicht des Geſichts halber die aus den
Gläubigertaſchen den Schuldnern geſchenkten 90 Prozent doch
etwas höher als mit 10 Prozent beſteuern müſſe. Solchem Trei=
ben
gegenüber muß betont werden: So wie der Finanzminiſter
annimmt, kommt bei ſachlicher Würdigung die Aufwertung
als Steuerobjekt nicht in Betracht. Zunächſt iſt eine Beſteuerung
des Gläubigers, wegen der Aufwertung ausgeſchloſſen.
Denn nach dem Spruche des Reichsgerichts ſtellt nur die auf=
gewertete
Forderung das geſeßlich begründete Recht des Gläubi=
gers
dar. Von einem Gewinn iſt dabei nicht die Nede. Das
Gegenteil iſt der Fall, wie ſich aus folgendem rypiſchen Beiſpiel
ergibt: A. hat 1910 dem B. 50 000 Mark zum Erwerb eines Hau=
ſes
im Preiſe von 100 000 Mark dargeliehen. B. hat deshalb
das halb mit Miteln des A. erworbene Haus mit einer Hypo=
thek
zugunſten des Darlehensgebers belaſtet. Das Haus hat
jetzt einen Papiermarkwert von 30 Billiarden, d. h. 30000 Bil=
lionen
. Der Vorkriegswert der Forderung betrüge in Papier=
wark
50 Billiarden. Da aber das Unterpfand heute nur 7/oo
ſeines Vorkriegsgoldwertes hat, iſt nach der Rechtſprechung auch
die Forderung nur auf ³/o ihres Vorkriegsgoldwertes, d. h. auf
15 000 Mark, aufzuwerten. Trotz der Aufwertung verliert ſomit
der Gläubiger 35000 von den ſeinerzeit gegebenen 50 000 Gold=
mark
. Daß der Hypothekengläubiger nicht wie der ungeſicherte
Gläubiger zahlungsunfähiger öffentlicher Verbände, Alles ver=
liert
, iſt um ſo weniger ein Grund, den erſteren mit einer
Sonderſteuer zu belegen, als zahlreiche andere Vermögens=
anlagen
den Berechtigten den vollen Wert erhalten haben. Aehn=
lich
wie bei Hypotheken geſtaltet ſich auch die Sache bei Induſtrie=
obligationen
pp., bei denen der Anleiheſchuldner ſeinerzeit mit
dem Darlehen noch vorhandene Sachwerte erworben hat.
Bei den Schuldnern käme die Aufwertung als Steuerobjekt
ſelbſwerſtändlich nur in Betracht, wenn man ſie verbietet. Das
eben beabſichtigt mit den Schuldnern der Reichsfinanzminiſter.
Dies bedeutet aber, da, nachdem das Reichsgericht geſprochen hat,
nur die aufgewerte Forderung dem Rechte entſpricht, deren Ver=
nichtung
bis auf ein Billionſtel und damit eine entſchädigungs=
loſe
Enteignung der Gläubiger, die, wie ich anderweit dargelegt
habe, und Bayern ausdrücklich anerkennt, verfaſſungswidrig und
deshalb rechtsunwirkſam iſt. Mit demſelben Rechte und der
gleichen Logik könnte man die Einziehung der Forderungen der
Induſtrie, des Handels und der Landwirtſchaft, der Banken
ſowie aller übrigen Forderungen verbieten, um von den um ein
Billionſtel befreiten Schuldnern zugunſten des Steuerfiskus ein
Zehntel erheben zu können. Mit dem gleichen Rechte könnte
man auch die Rückzahlung der wertbeſtändigen Anleihen zum
Papiermarknennwerte anordnen. Denn nach dem in Nr. 5 und 6
des Tagblatts mitgeteilten Urteile des Reichsgerichts iſt bei den
alten Goldforderungen die ſtillſchweigende Vereinbarung der
Wertbeſtändigkeit in dem dort angegebenen Sinne zu unter=
ſtellen
. Einem Geſetzgeber, der nach Kenntnis von dieſem Ur=
teile
die Auſwertung verbietet oder beſchränkt, ſind deshalb alle
vorerwähnten Frevel und damit die Untergrabung des redlichen
Verkehrs und die Vernichtung jeden Kredits zuzutrauen. Der Ge=
danke
ift derart, daß in geiſtig normaler Zeit ſeine bloße Aeußerung
den Urheber richten würde. Aber ſelbſt heute, und obwohl nur poli=
tiſch
Schwache durch den Plan des Finanzminiſters betroffen
werden, ſollte deſſen Ungeheuerlichkeit jede weitere Frörterung
ausſchließen. Zumal unter der Herrſchaft des Ermächtigungs=
geſetzes
. Dieſes ſollte es der Regierung ermöglichen, ungehemmt

durch unſachliche Einflüſſe, das Staatsſchiff recht und gerecht
durch die Klippen zu ſteuern, nicht aber hinter geſchloſſenen
Türen zugunſten mächtiger Sonderintereſſen das Recht zu beugen
und die Verfaſſung zu brechen.
Wie jedes andere Vermögensſtück, unterliegt auch die auf=
gewertete
Geldforderung der Beſteuerung. Zu einer Sonder=
ſteuer
bietet ſie dagegen in den aufgeführten Fällen kein
Anlaß. Anders liegt die Sache, wenn eine Hypothet, eine In=
duſtrieobligation
oder eine andere für die Aufwertung an ſich in
Betracht kommende Forderung ſeither ohne jede oder mit ſachlich
ungenügender Aufwertung zurückbezahlt und der Schuldner da=
durch
auf Koſten des Gläubigers mindeſtens wirtſchaftlich unge=
rechtfertigt
bereichert worden iſt. Wie ich in Nr. 350 des Tag=
blatts
vom 19. Dezember v. Js. mitgeteilt habe, hat das Ober=
landesgericht
Darmſtadt in ſolchem Falle eine nachträgliche Auf=
wertung
dann zugelaſſen, wenn der Gläubiger ſich rechtlich ver=
pflichtet
glaubte, ſich mit dem angenommenen Betrage zu be=
grügen
. Wird dies vom Reichsgerichte gebilligt, dann liegt die
Sache ebenſo wie in den bisher nicht erledigten Fällen, die oben
behandelt wurden. Und dasſelbe würde gelten, falls trotz ver=
einbarungsgemäßer
geringer die nachträglich ſachgemäße Aufwer=
tung
von der Rechtſprechung deshalb zugelaſſen würde, weil
durch die pflichtwidrige Haltung des Ge etzgebers die Gläubiger
in eine Zwangslage verſetzt waren. Ueberall käme dann weder
eine Sonderſteuer ſür den Gläubiger, noch ſelbſwerſtändlich deſſen
Enteignung durch ein Aufwertungsverbot mit Zehntung des be=
freiten
Schuldners in Betracht. Soweit dagegen wegen Ver=
gleichs
oder Verzichts die Rechtſprechung dem Gläubiger die
weitere Aufwertung unterſagt, iſt der Schuldner, der um ein
Nichts von ſeiner Schuld endgültig befreit iſt, auf Koſten des
Gläubigers zwar nicht rechtlich, aber wirtſchaftlich ungerechtfer=
tigt
bereichert. Es wirft ſich deshalb die Frage auf, ob nicht
ſolcher Bereicherungsgewinn durch ein Sondergeſetz nachträglich
den ſchwer geſchädigten Gläubigern zuzuführen wäre. Das
wäre aber verſtändig und gerecht, käme den Mündeln, dem
Mittelſtand oder ſonſt politiſch Schwachen zugute, und liegt des=
halb
dem heutigen Geſetzgeber nicht. Unterbleibt es deshalb, ſo
iſt es klar, daß beiſpielsweiſe der Bereicherungsgewinn, den der
Hypothekenſchuldner des obigen Falles daducch gemacht hätte,
daß er am 1. Oktober 1923 die Forderung von 50 000 Goldmark
vergleichsweiſe durch eine Milliarde Papiermark im Werte von
20 Goldmark tilgte, als Steuerobjekt mindeſtens ebenſo tauglich
wäre wie der Spekulationsgewinn, den die Einkommenſteuer
erfaßt. Dabei würde es ſich um eine wirkliche, ſachlich gerecht=
fertigte
Steuer, und nicht, wie bei der vom Finanzminiſterium
geplanten Negelung, um eine verfaſſungswidrige Konfiskation
handeln. Die Regelung böte einem Geſetzgeber, der über ſach=
liches
Wiſſen und Können verfügt, keinerlei Schwierigkeiten. Sie
hätte bei Hypotheken, Induſtrieobligationen und allen übrigen
der Aufſwertung unterliegenden Forderungen nach den gleichen
Grundſätzen zu erfolgen. Die Verquickung, die der Geſetzgeber
bei Hypothekforderungen mit der Mietzinsſteuer vorgenommen
hat, iſt denkwidrig, führt, wie ich an anderer Stelle darlegte, zu
unſinnigen Ergebniſſen, und iſt auch wohl nur deshalb gewählt
worden, um die grundlegenden Verſtöße gegen Verfaſſung, Logik
und Steuergerechtigkeit notdürftig zu verdecken.
Daß als Steuerobjekt auch die Gewinne geeignet wären, die
die Schuldner von landwirtſchaftlichen Hypotheken und Induſtrie=
obligationen
dadurch gemacht haben, daß ſie jahrelang Gold=
gewinne
zogen und Papierzinſen zahlten, habe ich früher dar=
gelegt
; ich wiederhole es nur des Zuſammenhangs halber.
Nach § 15 des Vermögensſteuergeſetzes in Verbindung mit
§ 143 der Reichsabgabenordnung ſind für die Berechnung der
Vermögensſteuer Kapitalforderungen und Schulden zum Nenn=
wert
anzuſetzen, ſofern nicht beſondere Umſtände einen höheren
oder geringeren Wert begründen. Die Zuläſſigkeit der Auſwer=
tung
einer Forderung iſt ſelbſtverſtändlich als beſonderer Um=
ſtand
im Sinne der bezeichneten Geſetzesſtellen anzuſehen. Da=
mit
bei Berechnung der Vermögensſteuer gleichmäßig verfahren
und insbeſondere nicht beim gleichen Schuldverhältnis die Schuld
möglich hoch und die Forderung möglichſt niedrig bemeſſen wird,
empfiehlt es ſich, geſetzliche Richtlinien aufzuſtellen. Das iſt auch
ſehr wohl möglich. Denn obwohl nach der Rechtſprechung das
Maß der Aufwertung ſich nach den Verhältniſſen des Einzelfalles
beſtimmt, iſt doch bei Hypotheken weſentlich das Verhältnis maß=
gebend
, in dem bei Begründung und Tilgung der Forderung
deren Gold= oder Papiermarkwert zum Gold= oder Papiermark=
wert
des Unterpfandes geſtanden hat. Es gilt deshalb lediglich,
für ſtädtiſche, landwirtſchaftliche und induſtrielle Grundſtücke das
durchſchnittliche Verhältnis des dermaligen Verkaufswertes zum
Vorkriegswerte feſtzuſtellen und danach für Steuerzwecke ein
Durchſchnittsmaß der Aufwertung feſtzuſetzen. Abweichungen,
die ſich im einzelnen Falle bei Tilgung der Schuld etwa ergeben
würden, ſind einerſeits im Hinblick auf den Prozentſatz der Ver=
mögensſteuer
ohne beſondere Bedeutung und können anderer=
ſeits
bei der Nückzahlung zwiſchen Gläubiger und Schuldner
unſchwer ausgeglichen werden. Wie ſich aus meinen früheren
Darlegungen und einem in Nr. 14 S 4 der Frankfurter Zeitung
vom 6. Januar ds. Js. mitgeteiltem Urteil des Landgerichts
Berlin ergibt, kommen für die Aufwertung von Induſtrieobli=

* Berliner Brief.
Nachbericht.
Wort= und klanglos iſt das mit großen Ideen begonnene
Schauſpieltheater in Nichts verſunken. Die beiden Bühnen des
Dr. Roſen, die ehemaligen Reinhardt=Bühnen, ſind vor die
Aufgabe geſtellt, ſich ſelbſt zu helfen. Ob der Weg, die
Kammerſpiele Kurt Goetz zu überantworten, der richtige
Weg iſt, muß abgewartet werden, da Goetz nach dem feuilletoniſt=
iſchen
Nicodemi nichts weiter einfällt, als ein gewiß hübſches
Luſtſpielchen Ingeborg, mit dem Nobert das Theater am
Kurfürſtendamm eröffnete, zu wiederholen. Einen beſſeren Ein=
fall
hatte Dr. Roſen, als er für das Deutſche Theater ſich
Erich Engel als Gaſtregiſſeur (und wohl als Prätendenten
für den leeren Regieſtuhl der Bühne) holte. Engels Erfolge an
den Hamburger und Münchener Kammerſpielen ſtehen feſt. Sein
Berliner Debüt beſtätigte, daß er genügend Niveau hat, um auch
in Berlin zu beſtehen. Grabbes Komödie Scherze, Satire,
Fronie und tiefere Bedeutung rollte, nach anfäng=
lichen
Hemmungen, bewegt und phantaſtiſch über die Bretter,
und Engel durfte im Kreiſe der prächtig mitgehenden Darſteller,
unter denen vor allem Gülstorffs Schulmeiſter und Her=
manns
Dichter hervorragten, reichen Beiſall entgegennehmen.
Reichen Beifall gab es auch in den Neueinſtudierungen der
beiden Barnowsky=Bühnen. Im Künſtlertheater herrſcht
wieder Max Adalbert, unverwüſtlich und hinter der Clow=
nerie
immer einen gütigen Menſchen zeigend. Der Anlaß heißt
diesmal Senora Preſter und Stein machten das Libretto
und Hirſch die übliche Muſik. Neben Adalbert ragt hervor Kurt
Bois, der einen Japaner mit Mitteln gab, die ihn zu ernſt=
hafteſter
Charakterdarſtellung berechtigen.
Im Leſſingtheater konnte Barnowsky nicht der Ver=
ſuchung
widerſtehen, den Shakeſpeare=Erfolg der vorigen Spiel=
zeit
zu repetieren. Diesmal iſt es Was Ihr wollt worin
Eliſabeth Bergner ihr hormaphroditiſches Weſen ſchillern
läßt. Vor entzückenden Bühnenkildern Ceſar Kleins und
verlunden wiederum durch Mozart, rollt das Luſtſpiel ab, indem
die komiſchen Szenen derb ausgeſpielt werden, wobei allerdings
nur Diegelmann Niveau erreicht. Die Bergner gibt raſch
den Verſuch auf, anders zu ſein als im Vorjahr und bringt
die Viola mit denſelben Mitteln wie damals die Roſalinde. Es

iſt ſchade, daß Barnowsky ihr nicht eine neue Aufgabe geſtellt
hat. Man muß befürchten, daß ſie eine Spezialiſtin wird, die
allzu früh in feſte Töne gerät.
Jeßner iſt klüger. Er ſchafft ſeinen Leuten Aufgaben, an
denen ſie wachſen können. Als er Gerda Müller im
Schillertheater die Klara in Hebbels Maria Magda=
lena
anvertraute, wollte er ihr gewiß Gelegenheit geben, die
Scharte vom Gretchen auszuwetzen. Hebbels Geſtalt, dies ge=
drückte
und vom Dichter ſprachlich und gedanklich überlaſtete
Bürgermädchen mit dem Ende im Brunnen wurde von der
Müller meiſterhaft herausgemeißelt, wobei diesmal Vitalität und
Können prachtvoll ineinander aufgingen. Mit der ſonſtigen Be=
ſetzung
konnte man nicht einverſtanden ſein. Taube wird all=
mählich
zur Laſt des Staatstheater=Enſembles. Seine trockene,
monotone Art geht mit der Zeit auf die Nerven. Jeßner ſollte
ſich nach Erſatz umſehen.
Für Erſatz ſollte auch Roſa Valetti, die ihr neues Theater
unter dem Titel Canoedia Valetti eröffnete, ſorgen.
Und zwar für Autoren=Erſatz. Denn das Theaterſtück Die
Emigranten, das von einem Ruſſen ſtammen und von Fritz
Drach überſetzt worden ſein ſoll, iſt ein übler Reißer mit üblem
Revolutionsmilieu. Allerdings iſt eine Rolle für Roſa Valetti
darinnen, und ihrer großen Kunſt gelang es, dieſe Figurine zu
einer wirklichen Muttergeſtalt wachſen zu laſſen. Aber man
ſähe die Valetti gern vor neuem, tieferem Hintergrund agieren.
Das neue Theaterchen ſelbſt, bisher ein Konzertſaal in der
Lützowſtraße, iſt ein intimer Kammerſpielraum, der Kultur ver=
Dr. N.
trägt und erſordert.

* Hohe Lebensalter in Deutſchland. Eine Aufſtellung über
die hohen Lebensalter in Deutſchland aus dem Statiſtiſchen
Jahrbuch für 1923 zeigt, daß die Zahl derjenigen, die in Deutſch=
land
weit über die vom Pſalmiſten bemeſſene Lebensgrenze hin=
aus
gedeihen, erheblicher iſt, als man im allgemeinen annimmt.
Es ſtarben im Jahre 1921 im Alter von 70 bis 75 Jahren in
Deutſchland 32 529 Männer und 39 188 Frauen, zwiſchen 75 und
80 Jahren 28054 Männer und 35 920 Frauen, zwiſchen 80 und
90 Jahren 23992 Männer und 33 207 Frauen, zwiſchen 90 und
100 Jahren 1505 Männer und 2279 Frauen. Die Zahl der
Greiſe, die zwiſchen dem 100. und 105. Lebensalter den Pilgerſtab
niederlegten, belief ſich auf 13 (darunter 3 Junggeſellen, 3 Ver=
heiratete
und 7 Witwer), die Zahl der gleichalterigen Frauen auf

gationen entſprechende Grundſätze zur Anwendung, und es laſſen
ſich deshalb auch dafür angemeſſene Richtlinien aufſtellen.
Im Intereſſe der Beteiligten des Verlehrs ſowie auch des
Steuerfiskus wäre die baldigſte Regelung aller einzelnen Fälle
erwünſcht. Eine verſtändige Regierung ſollte deshalb, anſtatt
der Aufwertung geſetz=, verfaſſungs= und ſittenwidrige Schwierig=
keiten
zu bereiten, ihr durch raſche Einſetzung von Einigungs=
ämtein
, wie ich ſie vorgeſchlagen habe, die Wege bahnen. In
Württemberg hat der Schutzverband eine unzweideutige Stellung=
nahme
der politiſchen Parteien zur Aufwertungsfrage verlangt.
Dasſelbe ſollte überall geſchehen. Es handelt ſich um die Exi=
ſtenz
des Mittelſtandes. Seine Vernichtung hat in der Geſchichte
oft zum Komnunismus gef ihrt, der dann, nach Zerſtörung unge=
heurer
Werte, meiſt durch die Diktatur abgelöſt wurde.

Der Frankenſturz eine Folge der Ruhr.
Paris, 7. Jan. (Wolff.) Der ſozialiſtiſche Abgeordnete
Blum ſchreibt im Populaire, das Pfund nähere ſich dem Stand
von 90, der Dollar ſtelle ſich über 20 Franken, und diesmal ſei
die öffentliche Meinung alarmiert. Auf alſo zur Vertei=
digung
des Franken! Die Teuerung ſei der
Deviſenkurs, der Debiſenkurs, das ſei die Ruhr.
Dieſe beiden elementaren Rahrheiten ſeien nachgerade ſo offen=
ſichtlich
, daß ſie allmählich in die Gemüter eindrängen. Es ſei
nur zu leicht, die Spekulation anzuklagen. Im übrigen ſcheine
auch Finanzminiſter de Laſteyrie ſelbſt in ſeiner letzten Rede im
Senat ſich bemüht zu haben, alle anderen Urſachen als die wah=
ren
aus dem Spiele zu laſſen. Die franzöſiſche Handelsbilanz,
ſo habe er erklärt, ſei ein wenig beſſer als im vergangenen Jahre
und viel beſſer als vor zwei Jahren. Die Steuereinnahmen
wieſen ein Plus auf. Der Wiederaufbau der zerſtörten Gebiete
ſei zu zwei Dritteln beendet. Das ordentliche Budget nähere
ſich dem Gleichgewicht. Daraus folge, daß das Sinken des fran=
zöſiſchen
Franken durch keinerlei wirtſchaftliche oder finanzielle
Gründe gerechtfertigt ſei. Wenn Gründe dieſer Art allein wirk=
ſam
geweſen wären, wäre der Franken nicht geſunken, ſondern
geſtiegen. Welche andere Urſache aber, ſo fügt Blum
hinzu, könne man ſich danach noch denken, als die
franzöſiſche Außenpolitik; als die Ruhr=
beſetzung
.
Madrid, 6. Jan. (Wolff.) ABC ſchreibt zu der Ver=
ſchlechterung
der franzöſiſchen Finanzen, wenn
der Peſſimismus des franzöſiſchen Volkes bezüglich der Zukunft
des Franken andauere, müſſe die Regierung die Steuern
verdoppeln oder zur Inflation übergehen.
Pfälziſcher Handelskammer=Dollar.
Zum Erſatz des franzöſiſchen Franken.
Ludwigshafen, 7. Jan. Wie die Handelskammer
Ludwigshafen mitteilt, gibt ſie zur Behebung der außer=
ordentlichen
Knappheit an deutſchen Zahlungs=
mitteln
und zum Erſatzdes franzöſiſchen Franken
ein wertbeſtändiges Notgeld heraus, das unter der
Kontrolle einer Kommiſſion ſteht, in der alle pfälziſchen Wirt=
ſchaftskreiſe
vertreten ſind. Die Einheit dieſes Geldes iſt ein
Dollar. Das Geld trägt den Namen Pfälziſcher Han=
delskammerdollar‟
. Die Deckung in amerikaniſchen Dol=
lars
iſt nach Vorſchrift der Beſatzungsbehörde bei der Allgemei=
nen
Elſäſſiſchen Bankgeſellſchaft, Zweigſtelle Ludwigshafen,
hinterlegt. Die Interalliierte Kommiſſion garantiert die Deckung
gegen jeden Zugriff. Sie garantiert ebenſo auch die Notgeld=
ſcheine
in den Druckereien gegen jeden Zugriff. Das ausgegebene
Notgeld verliert ſeine Umlaufsfähigkeit am 15. Februar 1924.
Trauerfeier für den verſtorbenen Hamburger
Bürgermeiſter.
Hamburg, 7. Jan. In der großen St. Michaeliskirche
fand heute vormittag eine Trauerfeier für den verſtorbenen
Bürgermeiſter Dieſtel ſtatt. Der Sarg war unier einer Fülle
von Blumen und Kränzen vor dem Altar aufgeſtellt. Sechs
Ofiziere der Traditions=Kompagnie des Regiments Hamburg
hielten die Ehrenwache. Die zahlreiche Trauerverſammlung
füllte den weiten Kirchenraum. Neben den Hinterbliebenen be=
merkte
man Mitglieder des Senats, der Bürgerſchaft und der
Hamburger Geiſtlichkeit, ſowie viele Vertreter der Behörden,
Wiſſenſchaft und Kaufmannſchaft. Als Vertreter der Reichs=
regierung
nahm Reichsminiſter Dr. Jarres, als Vertreter des
Reichswehrminiſters Generalleutnant v. Tſchiſchwitz und für
den Chef der Marineleitung Fregattenkapitän Gayer an der
Feier teil. Ferner waren u, a. anweſend: Oberregierungsrat
Dr. Schüller in Vertretung des Oberpräſidenten der Provinz
Schleswig=Holſtein, die Bürgermeiſter von Bremen und Lübeck,
eine Abordnung des Kreuzers Hamburg und Kapitänleutnant
v. d. Marwitz, Abordnungen des Regiments Hamburg, ſowie
ſtudentiſche Korporationen uſw. Gedächtnisreden hielten der
Senior v. Stage und Hauvtpaſtor D. Schöffel. und Gemeinde=
geſänge
ſowie Orgelvorträge umrahmten die eindrucksvolle
Feier. Die Beiſetzung erfolgte heute nachmittag auf dem Ohls=
derfer
Friedhof.

32 (3 Ledige, 4 Verheiratete, 25 Witwen). Während aber kein
einziger Mann ſoweit bekannt geworden das 105. Lebens=
jahr
überſchritt, brachten es immerhin noch 3 Frauen eine
Jungfrau eine Witwe und eine noch glücklich Verheiratete
auf noch höhere Zahlen an Lebensjahren. Woraus ſich ergibt,
daß das ſchwache Geſchlecht den heimtückiſchen Attacken Freund
Klapperbeins ſehr viel energiſcheren Widerſtand entgegenzuſetzen
weiß als das ſtarke.
C K. Der Eſel als Fliegenfalle. Merkwürdige Fliegenfallen
als Hilfe gegen die Tſetſe=Fliegen hat ein engliſcher Beamter im
Zululand erſonnen und beſchreibt ſie in dem ſüdafrikaniſchen
Agricultural Journal‟. Der Beamte namens Harris bemerkte,
daß die Fliegen ſich faſt ausſchließlich an die Beine eines Eſels
ſetzten, der im Freien ſtand. Er verfertigte daher eine Eſel=
Atrappe aus alten Säcken, die mit Heu ausgeſtopft waren, ver=
wendete
als Beine Holzſtangen und bedeckte das ganze mit
braunem Baumwolltuch. Er fand, daß die Fliegen ſich ebenſo
eifrig an die Beine des künſtlichen wie an die des lebendigen
Eſels ſetzten. Wenn die Eſel=Atrappe in einer Entfernung von
einigen Hundert Metern von dem lebendigen Eſel aufgeſtellt
wurde, beſuchten die Fliegen die Atrappe nicht minder eifrig, und
es zeigte ſich, daß die künſtlichen Eſel ſehr wenig naturgetreu
zu ſein brauchten, um doch die Flieger anzuziehen. Harris nutzte
nun dieſe Beobachtungen dahin aus, daß er die Beine dieſer
Cſelgeſtelle mit einer feſthaltenden Subſtanz beſtrich, und dieſe
Fliegenfallen waren dann täglich von vielen Tauſenden der ge=
fährlichen
Tiere bedeckt, ſo daß ihre Zahl dadurch bedeutend ver=
mindert
wurde.: Andere Beobachtungen zeigten, daß weder
Ochſen noch Zebras eine ähnliche Anziehungskraft auf die Fliegen
ausübten. Die von Harris hergeſtellten Eſel=Fliegenfallen haben
ſich ſo bewährt, daß man ſie jetzt in großem Maßſtab im ganzen
Lande vertendet.
Wichtig für Nordamerika=Auswanderer! Wie das amerika=
niſche
Konſulat in Stuttgart dem Deutſchen Ausland=Inſtitut
mitteilt, fallen nunmehr auch in Deutſchland geberene Ehe=
gattinnen
, Eltern und Geſchwiſter amerikaniſcher Bürger unter
die Quotebeſtimmungen. Obgleich ſie zu den bevorzugten Ein=
wandererklaſſen
gehören, fallen ſie trotzdem unter die Quoten=
zahl
. Das bedeutet eine weitere Verſchärfung der Einwande=
rungsbeſtimmungen
. Lediglich in Deutſchland geborene Linder
amerikaniſcher Bürger, die weniger als 18 Jahre alt ſind, ſind
von dieſer Beſchränkung ausgenoyimen.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 8. Januar 1924.

Rummer B.

Die Separatiſten in Arheilgen.
Arheilgen, 7. Jan. Die Zuſtände auf dem hieſigen Rat=
haufe
durch die Separatiſten haben in den letzten Tagen Formen
angenommen, denen von ſeiten der geſamten Gemeindevertretung
nicht mehr länger zugeſehen werden konnte. Der Gemeinderat
als die von Geſetzes wegen dazu berufene Körperſchaft ſah ſich
gezwungen, zu dieſem Treiben endgültig Stellung zu nehmen.
Eine umgehende ſcharfe Ausſprache ergab den einmütigen ge=
ſchloſſenen
Willen, dieſe Zuſtände nicht mehr länger zu dulden
und unter allen Umſtänden eine Aenderung herbeizuführen. Fol=
gende
Entſchließung wurde einſtimmig angenommen:
Entſchließung
der Gemeindevertretung der Gemeinde Arheilgen.
Sitzung vom 6. Januar 1924.
Zu Punkt 1 der Tagesordnung: Benutzung von Gemeinde=
gebäuden
. Der Gemeinderat als gewählte Vertreterſchaft der
geſamten Bevölkerung der Gemeinde Arheilgen erkennt den von
der Verwaltung den Separatiſten gegenüber eingenommenen
Standpunkt an und tritt geſchloſſen für deſſen Aufrechterhaltung
ein. Es gibt nur eine Ortsbehörde, und zwar dieſenige, die auf
deutſcher Rechtsgrundlage fundiert. Der Gemeinderat, der auf
Grund der deutſchen Reichs= und heſſiſchen Landesgeſetze als
Vertretung der Bürgerſchaft bei der Verwaltung der Gemeinde=
angelegenheiten
mitzuwirken hat, ſteht feſt auf dem Rechtsboden
der deutſchen Geſetze. Klar und unzweideutig wird hier noch=
mals
betont, daß wir eine ungeſetzliche Aenderung der Weimarer
Verfaſſung ablehnen, und daß wir feſt zum heſſiſchen Staate und
dem Deutſchen Reiche ſtehen. Wir lehnen es ab, Leute anzuer=
kennen
oder mit ihnen zuſammenzuarbeiten, die, unbekümmert
um alle geſetzlichen Beſtimmungen, unter Verhöhnung von Recht
und Ordnung Amtsbefugniſſe ſich anmaßen, deren ſie weder
fähig noch würdig ſind.
Als Vertreter der Gemeinde und im Namen der geſamten
Wählerſchaft rufen wir dieſen Leuten öffentlich zu:
Genug des Unfugs! Genug der Anmaßung und Ueber=
hebung
! Genug des Verrats! Hände weg von unſerem Ge=
meindeeigentum
! Wir verfügen darüber nach Geſetz und Recht!
Wir wollen keine Anarchie!
Nach Erledigung der übrigen Tagesordnung wurden die im
Wachtlokal anweſenden Separatiſten in höflicher, aber beſtimm=
ter
Form aufgefordert, das Rathaus ſofort zu verlaſſen, da über
das Gemeindeigentum nicht ſie, ſondern nur der Gemeinderat zu
berfügen habe. Etwas zögernd zwar, ſahen ſich die Herrſchaften
jedoch gezwungen, wohl oder übel der Aufforderung Folge zu
leiſten, ſo daß das Rathaus von den Polizeibeamten verſchloſſen
werden konnte.
Umgruppierung der franzöſiſchen Rheinarmee.
Mainz, 7. Jan. Das offiziöſe Organ der Rheinlandkom=
miſſion
, das hieſige Echo du Rhin, ſchreibt in ſeiner Sonntags=
nummer
: Die franzöſiſche Rheinarmee befindet ſich augenblicklich
im Stadium der Umgruppierung. Zahlreiche Einheiten ſind
zurzeit zu Fuß oder mit der Eiſenbahn nach ihren Garniſouen
unterwegs, die ſie am 9. Januar vorigen Jahres zur Beſetzung
der Ruhr verlaſſen hatten. Der Kampf iſt jetzt beendet. Das
Aufhören des paſſiven Widerſtandes, die mit den Ruhrindu=
ſtriellen
des rheiniſch==weſtfäliſchen Bezirks getroffenen Abkom=
men
, die Wiederaufnahme der Eiſenbahnverbindungen geſtatten
es, die an der Ruhr verwandten Kräfte zu vermindern. In=
folgedeſſen
werden die Einheiten, die aus Innerfrankreich kamen,
Jäger=Bataillone, Jäger=M.=G.=Abteilungen. Infanterie= und
Schützenregimenter, Kavalleriebrigaden, Tanks und Maſchinen=
gewehrautos
, nach Frankreich zurückgeſchidki. Die Truppenzurück=
ziehungen
werden den ganzen Monat Januar in Anſpruch
nehmen. Das franzöſiſche Hauptquartier wird am 12. Januar
wieder nach Mainz zurückkehren. Das Blatt teilt dann weiter
mit, daß die franzöſiſche Rheinarmee in Zukunft drei Armee=
korps
mit 9 Diviſionen umfaſſen wird und ſchreibt am Schluß:
Die Zurückziehung unſerer Kräfte bedeutet keine Aenderung der
franzöſiſchen Politik. Sie iſt im Gegenteil die Krönung dieſer
Politik und der unwiderlegliche Beweis ihrer Erfolge an der
Ruhr.
Landesverratstrozeſſe und ihre Urſachen.
Berlin, 7. Jan. Zu einem Artikel von Friedrich Thimme
Landesverratsprozeſſe in Nr. 6 des Berliner Tageblattes vom
6. Januar wird uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt: Der
Artikel iſt geeignet, in der Oeffentlichkeit irrige Vorſtellungen zu
erwecken. Von den über 1200 im letzten Jahre wegen
Landesverrats anhängig gewordenen Strafver=
fahren
ſind noch nicht einmal drei Prozent ſolche,
die mit der Preſſe in irgend einem Zuſammenhang ſtehen.
Es iſt untunlich, hier darzulegen, aus welchen Kreiſen ſich die
anderen (beinahe 98 Prozent) Fälle zuſammenſetzen. Nur das
eine kann hervorgehoben werden, daß der Hunger nach
Deviſen in der Zeit der abſoluten Geldentwer=
tung
, das iſt in der zweiten Hälfte 1923, die Verlockung
zu ſolchen ſtrafbaren Handlungen weſentlich
geſteigert hat. Infolge der Stabiliſierung unſerer Währung
und einiger anderer Gründe iſt die Hoffnung berechtigt, daß die
Zahl der Landesverratsſachen in Zukunft zurückgehen wird. Sie
wird jedoch aus verſchiedenen hier nicht näher zu erörternden
Gründen, die mit den Gedankengängen der Artikel von Dr.
Thimme aber nichts zu tun haben, wohl noch längere Zeit eine
weſentlich höhere als früher bleiben. Ganz unzutreffend iſt, daß
der derzeitige Reichsjuſtizminiſter über die Behandlung der
Landesverratsſachen irgendwelche generellen Anweiſungen an
den Oberreichsanwalt gegeben oder ſolche Anweiſungen ſeiner
Vorgänger aufgehoben hätte. Ob ein Tatbeſtand als Landes=
verrat
zu verfolgen iſt, hat zunächſt die Anklagebehörde in eigener
Zuſtändigkeit gewiſſenhaft zu prüfen. Angeſichts der Häufung
der Fälle und der ſchwierigen außenpolitiſchen Lage Deutſchlands
müßte allerdings ein mildes Vorgehen in Landesverratsſachen
als ein Mißgriff, wenn nicht gar als Verſündigung an den vater=
ländiſchen
Intereſſen erſcheinen.
Kommuniſtiſche und deutſchvölkiſche Beſchwerden.
Berlin, 7. Jan. Der Geſchäftsordnungsausſchuß des
Reichstags betrachtete nach längerer Debatte die Beſchwerden
kommuniſtiſcher und deutſchvölkiſcher Abgeordneten wegen Schlie=
ßung
ihrer Geſchäftsräume auf Anordnung des Militärbefehls=
habers
für begründet. Die Verhaftung des kommuniſtiſchen Ab=
geordneten
Bartz in Stuttgart ſoll morgen behandelt werden.
Reichstagspräſident Loebe hat im Ausſchuß ſchriftlich die Streit=
frage
unterbreitet, ob bei Abſtimmungen über Verfaſſungsände=
rungen
die Anweſenheit von zwei Dritteln der Mitglieder vom
Präſidenten nur feſtgeſtellt zu werden braucht, oder ob zwei
Drittel tatſächlich ihre Stimme abgeben müſſen.
Bundeskanzler Seipel über Oeſterreichs
Außenpolitik.
Wien, 7. Jan. (Wolff.) In einer am Samstag abend
abgehaltenen Sitzung des Wiener chriſtlich=ſozialen
Varteirates ſprach Bundeskanzler Seipel nach
einem Hinweis auf die bisher durchgeführten und noch durch=
zuführenden
innerpolitiſchen Maßnahmen die Ueberzeugung aus,
daß ſich Regierung und Parlament in dem neuen Jahre
wieder ſtärker mit außenpolitiſchen Fragen beſchäf=
tigen
würden. Es werde allem Anſchein nach die deutſche
Frage gelöſt oder wenigſtens deren Löſung einge=
leitet
werden. Des weiteren werde die Anerkennung
der Sowjetrepubliken in allernächſter Zeit in den Vorder=
grund
gerückt werden.

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Darmſtadi, 8. Januar.
* Zur Finanzlage der Siadt.
Von Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing.
Bekanntlich haben die Städte die ihnen früher zuſtehende
Finanzhoheit verloren. Das Reich, die Länder und die Gemeinden
ſtanden früher finanziell nebeneinander. Jeder Teil hatte im Großen
und Ganzen ſeine eigenen Einnahmen und deckte daraus ſeinen Aus=
gabenbedarf
. Die Reichsſteuerreform und der wirtſchaftliche Zu=
ſammenbruch
der Nachkriegsjahre hat dieſe Lage von Grund aus ver=
ändert
. Länder und Gemeinden haben ihre finanzielle Selbſtändig=
keit
nahezu reſtlos eingebüßt. Sie wurden Koſtgänger des Reiches und
lebten von Mitteln der Notenpreſſe und den Steuern. Die Entwicklung
brachte es mit ſich, daß die Umſatzſteuer zum Rückgrat der Reichs=
finanzen
wurde, die Länder waren jedoch hieran nur mit 10 Prozent,
die Gemeinden mit 15 Prozent beteiligt. Das Reich ſah ſich genötigt,
zu den Beſoldungsausgaben, auch mit Rückſicht auf die vernichtenden
Folgen der Geldentwertung, an die Länder und Gemeinden volle 75
Prozent des Bedarfs aus Reichsmitteln zu bezahlen. Dieſer unhalt=
bare
Zuſtand führte zu einem übertriebenen Zentralismus. Es gilt
für die Zukunft, den geſunden Gedanken der Dezentraliſation und
der Selbſtverwaltung mit der Selbſtverantwortung zu verwirklichen.
Der Kern des Finanzproblems ſteckt in den Beſoldungszuſchüſ=
ſen
, welche in den Landes= und Gemeindehaushalten zahlenmäßig die
Einnahmen aus den Steueranteilen um ein Vielfaches über=
ſteigen
. Nach dem Stand der Reichseinnahmen Anfang Dezember v.
J. reichten noch nicht einmal die geſamten Einnahmen des Reichs aus,
um auch nur die den Ländern und Gemeinden zuzuweiſenden Beſol=
dungszuſchüſſe
zu decken. Die Reichsregierung hat nunmehr die An=
teile
der Länder und Gemeinden an den großen Reichsſteuern nicht nur
nicht erhöht, ſondern auch gleichzeitig die wichtigſte und den Voran=
ſchlag
tragende Haupteinnahme, nämlich die Beſoldungs=
zuſchüſſe
, abgebaut. War auch zum Zwecke der Geſundung der Reichs=
finanzen
mit einem Abbau zu rechnen, ſo wirkt doch die Art dieſes
Abbaus geradezu vernichtend. Gänzlich unvermittelt iſt
erſt vor kurzer Zeit die Nachricht eingetroffen,
daß die Beſoldungszuſchüſſe auf 35 Prozent her=
abgeſetzt
werden und dieſe Zuſchüſſe demnächſt
ganz aufhören. Die Reichsregierung hat alle Anträge um Hilfe
mit der Begründung abgelehnt, daß, ſie ſelbſt außer Stande
ſei, noch irgendwelche Geldmittel für Länder und
Gemeinden herzugeben. Dieſes radikale Vorgehen iſt außer=
ordentlich
zu bedauern. Es ſtellt lediglich eine Stückreform von dem
fiskaliſchen Standpunkt der Reichskaſſe dar. Es muß dazu kommen,
eine neue ſyſtematiſche Aufteilung der Steuer=
quellen
. In Oeſterreich iſt man nach der Sanierung der Währung
im Herbſte 1922 dazu übergegangen, die Verwaltungsaufgaben zu ver=
einfachen
und neu zu regeln. Gleichzeitig wurden aber die Steuer=
quellen
zwiſchen dem Lande und den Gemeinden ſyſtematiſch abge=
grenzt
. Die Beſoldungszuſchüſſe wurden im Jahre 1923 auf zwei
Drittel, 1924 auf ein weiteres Drittel herabgeſetzt. Erſt im Jahre
1325 ſellten ſie gänzlich wegfallen.
Nachdem die Reichsregierung die Hilfe endgültig abgelehnt hat, be=
findet
ſich die Selbſtverwaltung geradezu in einer verzweifelten Lage.
Langfriſtige Kredite ſind zurzeit kaum zu haben, für kurzfriſtige
Kredite ſind, pro Tag 12 Prozent Zinſen ver=
langt
worden. Unter den Laſten dieſer Kreditgewährung bricht
die Gemeinde zuſammen, wenn nicht unverzüglich neue Einnahmen ge=
ſchaffen
werden. Zurzeit ſind der Stadt als eigene Einnahmen noch
verblieben lediglich die Einnahmen ihrer Betriebe und die Gebühren.
Bei der Grund= und Gewerbeſteuer iſt ſie gemeinſam mit dem Staare
beteiligt.
In der Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung vom 4. ds.
Mts, iſt die Vorlage der Verwaltung über die Neuregelung der Grund=
und Gewerbeſteuern nahezu einmütig genehmigt worden. Der Druck
der verzweifelten Lage verlangt auch weiter, daß eine Neuregelung
der Cſas= und Waſſerpreiſe einzutreten hat. Verwaltung und Stadt=
verordnetenverfammlung
hatte mit Rückſicht auf die Notlage der Be=
völkerung
am 25. Oktober v. J. beſchloſſen, daß der Gas= und Waſſer=
preis
wohl mit 23 Pfennig beſtehen bleiben, daß aber für die erſten
25 Kubikmeter Gasverbrauch der Multiplikator mit der Hälfte des
levtveröffentlichten Lebenshaltungsindex, für die zweiten 25 Kubik=
meter
Gasverbrauch mit dem vollen Reichslebenshaltungsindex und für
den darüber hinausgehenden Gasverbrauch der Goldinder gewählt
wurde. Entſprechend wurde der Waſſerverbrauch berechnet. Dieſe
Preisſeſtſetzung hatte bei den zu jener Zeit ſehr ſtarken Abweichungen
des Lebenshaltungsindex von dem Goldindex zur Folge, daß die Be=
triebe
für die erſten 50 Kubikmeter Gas bezw. für das Haushaltungs=
waſſer
ganz ungenügende Bezahlungen erhielten. Dieſe betrugen z. B.
für die erſten 25 Kubikmeter am 26. Oktober 2,1; am 1. November 1,05;
am 2. November 1,96; am 3. November 1,5; am 7. November 1: am 8.
November 7.3; am 13. November 5,5; am 14. November 3,66; am 15.
November 4,15; am 20. November 2,5 und am 22. November 9,5

Goldpfennig. Für die zweiten 25 Kubikmeter Gas bezw. Haushal=
tungswaſſer
waren ſie doppelt ſo hoch. Die Verluſte, die den
Betrieben durch dieſe ganz unzulänglichen Preiſe entſtanden, waren
enorm. Sie betrugen gegenüber der Vorlage der Stadtverwaltung
allein in der Ableſeperiode Oktober/November rund 120 000 Goldmark,
und auch in den ſpäteren Monaten konnten trotz Steigerung des Lebens=
haltungsindex
die Werke ihre Selbſtkoſten nicht voll decken. Die
Folge davon war eine immer wachſende Geldklemme in der Führung
der Betriebe die trotz Heranziehung aller Reſerven und des Ver=
brauchs
an Subſtanz eine neue Verſchuldung von 122000 Gold=
mark
, darunter Betriebsvorſchüſſe der Stadtkaſſe in
Höhe von 64000 Goldmark, für Betriebsausgaben in den
zurückliegenden Monaten ergab.
Entgegen den Warnungen der Verwaltung, die vorausſehen mußte,
daß bei dieſen Einnahmen die Werke nicht zu unterhalten waren und
von der Subſtanz in einem nicht zu verantwortenden Umſtande ge=
lebt
werden mußte, ſind dieſe Verluſte entſtanden. Dieſe Verluſt=
müſſen
unverzüglich abgetragen werden, da eine Verantwortung für die
Zukunft nicht mehr zu tragen iſt.
Die Verwaltungen der Städte in unſerer Umgebung haben ein=
mütig
die hier in Darmſtadt verſuchte Staffelung des Preiſes nach
dem Verbrauch abgelehnt und ſind daher in der angenehmen Lage,
Betriebsſchulden für die Vergangenheit näht decken zu müſſen. Von
einem Betrieb muß mindeſtens verlangt werden, daß die Einnahmen
die Ausgaben decken, ſonſt geht er zu Grunde. Die neuen Einnahmen
müſſen ausreichen, die entſtandene Betriebsſchuld zu decken, es müſſen
aber auch die Mittel beſchafft werden, um die Auszahlung der Löhne
und Gehalte des Betriebsperſonals ſicher zu ſtellen. Die Verwaltung
hat daher der Antrag geſtellt, mit Wirkung vom 15. d. Mts. (Beginn
der neuen Ableſeperiode) den Gas= und Waſſerpreis auf 25 Goldpfennig
zu beſtimmen. In dieſem Preis iſt inbegriffen eine Abgabe in Höhe
von 10 Prozent, die an die Stadtkaſſe abzuführen iſt. In dieſer Zeit
der Not muß auch ſichergeſtellt werden, daß die Unterſtützungen an die
notleidenden Kreiſe unſerer Bevölkerung ausgezahlt werden können.
Die Verwaltung weiß nur zu gut, daß die Folgen der Geldent=
wertung
und die ſtark zurückgeſchraubten Einnahmen, Gehalte und
Löhne für die beteiligten Kreiſe der Bevölkerung eine ſchwere Notlage
hervorgerufen ha. n. Der Hausbeſitzer und Gewerbetreibende iſt durch
die Folgen der Geldentwertung in eine ſchwere Kriſis gebracht, aber
auch bei der Beamten= und Arbeiterſchaft beginnt eine verzweifelte
Stimmung einzutreten. Bei den freien Berufen iſt die ſchwerſte Not=
lage
und der Exiſtenzkampf ſchon ſeit geraumer Zeit fühlbar geworden.
Trotzdem müſſen wir in dieſem vielleicht ſchlimmſten Zeitpunkt einer ge=
fahrvollen
Uebergangszeit Anträge auf neue Einnahmen ſtellen. Was
ſoll entſtehen, wenn die örtliche Verwaltung nicht mehr aufrecht zu er=
halten
iſt? Die Bevölkerung darf verſichert ſein, daß bei dieſer Preis=
erhöhung
ſelbſtverſtändlich auch in Zukunft Geſuche um Friſt und Her=
abſetzung
, unter Berückſichtigung der etwaigen beſonderen Notlag= des
Falles, wehlwollend geprüft werden.
Ich bin mir nur zu ſehr der Pflicht bewußt, die Koſten des Ver=
waltungsapparates
zu verringern, denn auch dieſe unendlich harte
Pflicht muß erfüllt werden, um dem Steuerzahler noch eine Exiſtenz
zu ermöglichen. Für den Außenſtehenden ſei aber darauf hingewieſen,
daß die kommunalen Behörden die Ausführungsbehörden ſind für die
Geſetzgebungen des Reiches und der Länder. Nach einer aus ſtädtiſchen
Kreiſen verfertigten Zuſammenſtellung ſind bei der Produktivität der
Geſetzgebung der Nachkriegsjahre den Gemeinden nahezu 80 neue Auf=
gakenkreiſe
zugewieſen worden. Es iſt klar, daß der Abbau nicht roh
und ſchematiſch durchgeführt werden kann, ſondern nur organiſch. Es
muß erreicht werden, daß, abgeſehen von den unmittelbaren Lebens=
notwendigkeiten
, die Verwaltung von neuerteilten Aufgaben befreit
wird, auch dürfen neue Aufträge die weiteres Perſonal beanſpruchen,
nicht erteilt werden. Die Verwaltung wird demnächſt auch öffentlich
mitteilen, was in dieſer wichtigen Frage bereits erreicht und noch in
Zukunft zu erwarten iſt.

Spielplanänderung im Heſſiſchen Landestheater. Die jetzigen
Witterungsverhältniſſe verurſachen im Soloperſonal viele Erkrankungen.
So konnte die Erſtaufführung von Was Ihr wollt nur mit einem Gaſt
aus Fkankfurt a. M. und auch dann nur mit den größten Schwierigkeiten
ſtattfinden. Neue Erkrankungen machen folgende Aenderungen im Spiel=
plan
notwendig: Heute, Dienstag, wird im Großen Haus anſtelle von
Unruhs Roſengarten Fiesko gegeben. Beginn der Vorſtellung 6½
Uhr; Miete und Preiſe bleiben. Die gelöſten Karten behalten für die
Vorſtellung Gültigkeit oder müſſen, wenn ſie nicht benutzt werden, bis zu
Beginn der Vorſtellung an der Abendkaſſe zurückgegeben werden. Am
Mittwoch, den 9. Januar, wird im Kleinen Haus anſtelle von Was Ihr
wollt Eichendorffs Freier gegeben.
Obenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtabt. Eine prächtige Schnee=
wanderung
war es am Sonntag, die die Ortsgruppe von der Lands=
kronſtraße
aus über die Marienhöhe, Wilbrandshöhe, Bismarckturm,
Roßdorf und zurück nach Darmſtadt unternahm. Märchenhaft ſchöne
Blicke auf den Frankenſtein, Melibokus und andere liebvertraute Bekannte
boten ſich den Blicken der Wanderer dar. Faſt unwahrſcheinlich ſchön
zeigte ſich der vordere Odenwald und die Bergſtraße mit dem wogenden
Nebel in den Tälern und den von der Sonne vergoldeten Bergſpitzen.
Dazu eine wunderbare feierliche Stille in der Natur und im winter=
lichen
Wald. Herzlicher Dank gebührt den beiden Führern Benjamin
und Klee für die mit feinem Verſtändnis ausgeſuchten Plätze und Wege.
Sie konnten dieſen Dank ſchon von den vor Wanderluſt und Freude ſtrah=
lenden
Geſichtern der Klubiſten ableſen. Das Gaſthaus zum Darmſtädter
Hof (Krämer) in Roßdorf hatte noch durch ſeine vorzügliche Bewirtung
zur Verbeſſerung der Stimmung hervorragend beigetragen. Den Schluß
der Wanderung bildete dann eine Einkehr auf dem Heiligen Kreuz.
Um das Wanderleben wieder neu zu beleben, ſollen für die Folge wieder,
wie früher, jeden Freitag abend geſellige Zuſammenkünfte ſtattfinden,
und zwar ſollen ſie abwechſelnd in den verſchiedenen Stadtvierteln abge=
halten
werden. Am kommenden Freitag wird bei den Beſſungern an=
gefangen
und iſt Treffpunkt die Wirtſchaft Beſſunger Straße 6. Die
Verſammlungslokale werden in den Aushängen bekannt gegeben. Wan=
dervorſchläge
für das neue Wanderjahr ſind bei dem Vorſitzenden des
Wanderausſchuſſes bis 1. Februar 1924 einzureichen.

Hausfrauenbund. Die Januarverſammlung des Hausfrauenbun=
des
findet (ausnahmsweiſe) am Dienstag, 15. Januar, um 4 Uhr, Hei=
delberger
Straße 47, Eingang Wilhelmſtraße, ſtatt. Den Hauptpunkt der
Tagesordnung bilden die Wünſche und Vorbeſprechungen zu dem dem=
nächſt
wiederbeginnenden Handarbeitenverkauf in Bad=Nauheim.
Kindergarten und Hort, Stiftſtraße 45. Nachdem am 1. Dezember
v. J. in den Räumen der Helfmannsſchule, Stiftſtraße, ein Kinderhort
eröffnet wurde, ſoll nun auch in Kürze der Kindergarten mit ſeiner Ar=
beit
beginnen. Wir bitten nun diejenigen Eltern, beſonders die Mütter,
die gewillt ſind, ihre Kinder bei uns aufnehmen zu laſſen, die Anmeldung
baldigſt zu vollziehen. Vorerſt erfolgt die Anmeldung nur im Jugend=
ſekretariat
, Infanteriekaſerne, Hof rechts, und zwar während den Sprech=
ſtunden
Dienstags und Samstags von 58 Uhr. Ausnahmsweiſe kann
die Anmeldung auch Mittwochs von 68 Uhr in der Schule ſelbſt erfol=
gen
. Es empfiehlt ſich rechtzeitige Vormerkung, da nur eine beſtimmte
Zahl Kinder in Frage kommt. Unter 3 Jahren erfolgt keine Aufnahme,
Der frühere preußiſche Kultusminiſter, Regierungspräſident Dr.
Haeniſch Frankfurt a. M., wird am Freitag abend im Städt.
Saalbau über das Thema: Das geiſtige Deutſchland und die Republik
für den republikaniſchen Reichsbund in einer öffentlichen Verſamm=
lung
ſprechen.
Selbſtmord. Eine in der Kranichſteinerſtraße wohnhafte 62jährige
Frau wurde in ihrem Bette, durch Leuchtgas vergiftet, tot aufgefunden.
Die Frau iſt ſeit 1918 ſchwer leidend und hat des Oefteren Selbſtmord=
gedanken
geäußert. In dem Zimmer lag in einem auf dem Boden
ſtehenden Korb das einhalbjährige Kind des verheirateten Sohnes der
Toten, das ſcheinbar nur wenig Leuchtgas eingeatmet hat. Man
brachte das Kind in das Städtiſche Krankenhaus und hofft es am
Leben zu erhalten.
Lokale Veranſtaliungen.

Die dierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Volkstheater. Die Direktion bringt ab heute das große
Senſations= und Ausſtattungsſtück Krone und Feſſel, das in ſechs
äußerſt ſpannenden Akten die Schickſale eines deutſchen Offiziers in dem
großen Balkankriege behandelt, zur Aufführung. Die intereſſant auf=
gebaute
Handlung ſorgt dafür, daß das Publikum von Anfang bis zu
Ende in Spannung verharrt. Von Seiten der Direktion wurden keine
Koſten geſch ut, um dem Werk einen ſeinem Charakter angepaßten ſzeni=
ſchen
Rahmen zu verleihen. Der Beſuch kann empfohlen werden. ( Nähe=
res
ſiehe Anzeige.)

Deutſcher Oſtbund E. V.* (Ortsgruppe Darmſtadt). Die
diesjährige Generalverſammlung find t am Donnerstag, den 10. Januar
d. F., abends, im kleinen Saal des Feierabend, Stiftſtraße, ſtatt. Es
wird mit Rückſicht auf die äußerſt wichtige Tagesordnung um vollzähliges
Erſcheinen gebeten,

[ ][  ][ ]

Rummer 8.

Heſſiſcher Bauernbund.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 8. Januar 1924,

Seite 5.

In Darmſtadt tagte gelegentlich der heſſiſchen landwirt=
ſchaftlichen
Woche die Landesverſammlung des Heſſiſchen Bauern=
bundes
. Der große Saal des Rummelbräu war überfüllt mit hun=
derten
von Landwirten die aus dem ganzen Heſſenlande herbeige=
ſtrömt
waren, um den Worten ihrer Führer zu lauſchen. Der Landes=
vorſitzende
, Landtagsabgeordneter Dr. von Helmolt, begrüßte die
erſchienenen Bündler. Landtagsabgeordneter Glaſer, Nordheim, er=
ſtattete
ſodann Bericht über die Tatigkeit des Heſſiſchen Bauernbundes
im heſſiſchen Landtag. Ganz beſonderes Intereſſe fanden die Aus=
führungen
des Reichstagsabgeordneten, Gutsbeſitzeres Schiele= Schol=
lehne
und des heſſiſchen Reichstagsabgeordneten Dorſch=Wölfersheim.
Nach einer lebhaften Ausſprache wurde nachſtehende Entſchließung
einſtimmig angenommen:
Die Landesverſammlung des Heſſiſchen Bauernbundes ſpricht ſich
mit Eutſchiedenheit gegen alle Pläne aus, die darauf hinauslaufen, die
beſetzten Teile Heſſens von den unbeſetzten zu trennen, oder die unbe=
ſetzten
Teile Heſſens einem neu zu bildenden Rheinſtaate anzugliedern.
Wenn eine Neuordnung der ſtaatlichen Verhältniſſe überhaupt notwen=
dig
werden ſollte, ſo durfte eine ſolche nur im Einverſtändnis mit der
Reichszegierung durch Volksabſtimmung gemäß Artikel 18 der Reichs=
verfaſſung
vorgcnommen werden.
Sie legten weiter mit aller Entſchiedenheit Verwahrung gegen die
Finauzpolitik des Reiches und Heſſens ein, die darauf hinausläuft, den
Vauernſtand mit Steuern und Abgaben zu überlaſten und wirtſchaft=
lich
zu erdrücken. Einkommen=, Umſatz= und Vermögnsſteuer, die Ab=
gaben
für Rhein und Ruhr, ſowie für Brotverſorgung, die Zwangs=
anleihe
und Landabgabe, die Veiträge zur Krankenkaſſe und zur Be=
rufsgenoſſenſchaft
haben in Verbindung mit anderen ſtaatlichen und ge=
meindlichen
Grund= und Gewerbeſteuern und den ſonſtigen amtlichen
Gefällen bereits das Einkommen der Bauern aus der diesjährigen
Ernte vielfach aufgezehrt, ſo daß die weiteren Zahlungen aus der Ver=
mögensſubſtanz
genommen werden müſſen und die Bewirtſchaftung des
Grund und Bodens allen Ernſtes im kommenden Jahr in Frage ge=
ſtellt
iſt.
Wir erwarten deshalb trotz der troſtloſen Finanzlage des Reiches
eine verſtändnisvolle Nachprüfung der Steuergeſetze und ein Entgegen=
kommen
gegenüber den von dem Reichslandbund und den Bauernver=
einen
der Reichsregierung vorgelegten Forderungen vom 17. Dezember
1923. Insbefondere iſt die Steuerhoheit der Länder wieder herzuſtellen.
Bei der Steuerveranlagung muß eine gerechte Verteilung der
Steuern entſprechend der Leiſtungsfähigkeit erfolgen. Der Beſteuerung
des Grund und Bodens iſt der Ertragswert zugrunde zu legen. Bei
der Veranlagung ſind die örtlichen Steuerausſchüſſe, die ſich bei uns in
Heſſen bewährt hatten, wieder einzuführen.
Zahlungsziele dürfen nicht zu kurz geſtellt werden. Der wirt=
ſchaftliche
Zuſammenbruch des Bauernſtandes ſteht bei Fortſetzung der
ſeitherigen Steuerpolitik vor der Türe. Die heſſiſchen Bauern ver=
langen
zur Abwendung dieſer Gefahr größtmöglichſte Sparſamkeit in
der öffentlichen Verwaltung, Aufhebung unnützer Geſetze, Beſeitigung
zweckloſer Aemter und Verwaltungsſtellen und rückſichtsloſen Abbau
unſeres überſetzten öffentlichen Beamtenapparates ohne Ausnahme auf
allen Gebieten.
Wir verlangen beſonders auch, daß die Landwirtſchaftskammer, die
Krankenverſicherung, die Berufsgenoſſenſchaft abbauen und ihre Aus=
gaben
ſoweit einſchränken, als dies irgend erträglich iſt. Den von den
landwirtſchaftlichen Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=Vertretungen ins=
beſondere
auch den von dem Reichslandbund vorgebrachten Forderun=
gen
wegen Vereinfachung und Verbilligung der ſozialen Verſicherungen
iſt Rechnung zu tragen.
Die letzten Reſte der Zwangswirtſchaft auf dem Gebiete der Milch=,
Rutter= und Eierverſorgung, insbeſondere der Verordnungen vom 23.
Oktober und 29. November 1923 ſind ſofort zu beſeitigen.
Reichs= und Landesregierung müſſen mit allem Nachdruck dafür
ſorgen, daß entſprechend der Senkung der Preiſe der landwirtſchaft=
lichan
Erzeugniſſe auch die Preiſe aller Bedarfsartikel entſprechend er=
maßigt
werden. Der künſtlichen Hochhaltung der Preiſe durch Kar=
telle
um Großen und Junungen im Kleinen iſt mit Entſchiedenheit ent=
gegen
zu treten, nötigenfalls ſind die Zwangsinnungen aufzuheben,
Verminderung der Ausgaben muß an die Stelle der Vermehrung der
Einnahmen treten.
Die ernſteſte Bemühung der heſſiſchen Landwirtſchaft muß darauf
gerichtet ſein, einen ihrer Bedeutung entſprechenden Einfluß auf die
Regierung zu erlangen. Sie beauftragt die Bundesleitung, bei den im
Laufe des Jahres zu erwartenden Reichs= und Landtagswahlen keinen
Schritt unverſucht zu laſſen, um dieſes Ziel zu erreichen.
Kunſinotizen.
(eber Werte, Künſſier und fünſfleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſſebenden Erwähnung
geſchiebt. bebält ſich die Redaltion ihr Arteil vor.
Drumm=Quartett. Der zweite Kammermuſikabend des
Drumm=Quartetts findet Donnerstag, den 10. Januar, abends 8 Uhr,
im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt, unter gütiger Mit=
wirkung
des Herrn Kapellmeiſter J. Roſenſtock. Das Programm beſteht
ausſchliießlich aus Kammermuſikwerken mit Klavier. Da nur ſelten ſich
Gelegenheit bietet, Werke dieſes Zweiges der Kammermuſik zu hören,
dürfte dem Abend beſonderes Intereſſe entgegengebracht werden, zu=
mal
die zur Aufführung kommenden Kompoſitionen zu den ſchönſten
der Literatur zählen. Es ſind dies die Klavierquintette von Brahms
k=moll, Dvorak A=dur und das Klavier=Quartett E=dur von Herrmann
Götz. Es darf der Quartettvereinigung zu Dank gerechnet werden, daß
ſie ſich des faſt völlig vergeſſenen Meiſters erinnert, der nur durch ſeine
Oper Der Widerſpenſtigen Zähmung größeren Kreiſen bekannt iſt,
und deſſen weiteres Schaffen aber in den Konzertſälen bedauerlicher
Weiſe keine Heimſtadt gefunden hat.
Die nächſte volkstümliche Sonntagmorgen=
muſik
von Herrn Oberregierungsrat Grospietſch findet nicht, wie ur=
ſprünglich
angegeben, am Sonntag, den 13. Januar, ſtatt, ſondern muß
auf den 2. Januar verſchoben werden, da wegen der Schulferien am
13. Januar das Realgymnaſium nicht geheizt iſt. Das Konzert beginnt
wie gewöhnlich um 11½ Uhr. Das bekannt gegebene Programm:
Brahms: 4 ernſte Geſänge; Beethoven: Gellert=Lieder, und Hugo Wolff:
Michelangelo=Lieder, geſungen von Herrn Schlembach, bleibt unverändert.
Konzert. Samstag, den 12. Januar, abends 8 Uhr, veran=
ſtalten
die Herren Göſta Andreaſſon (Violine) und Guſtav Beck
(Klavier) im Vortragsraum Kunſt und Keramik, Luiſenplatz 4, einen So=
natenabend
. Zu Gehör gelangen: Buſoni: Sonate Nr. 2 E=Moll, Mo=
zart
: Sonate Nr. 9 F=Dur, Beethoven: Kreutzer=Sonate, Karten bei
Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9.

Aus den Parteien.
Deutſchnationaler Frauenausſchuß. Ende Januar
wird Herr Oberpoſtrat Pretzſch, hier, die Güte haben und an einem
vom deutſchnationalen Frauenausſchuß veranſtalteten Abend über
Wagner und das Deutſchtum ſprechen. Eintritt frei. Am
Ausgang werden zur Deckung der Unkoſten kleine Beträge dankend ent=
gegengenommen
. Ort und Zeitangabe wird noch bekannt gegeben. Da
der Vortrag durch geſangliche und pigniſtiſche Erläuterungen gehoben
wird, verſpricht der Abend außerordentlich genußreich zu werden, wofür
die Vortragenden durch zahlreiches Erſcheinen belohnt werden möchten.
Parlamentariſches.
* Der Sonderausſchuß des Landtages wird, am
Mittwoch wieder zuzſammentreten. Vermutlich wird die Verhandlung
einer Beſtrechung der politiſchen Lage gewidmet ſein,
* Zur Frage der Hypothekenaufwertung. Land=
tagsabgeordneter
Neiber hat, wie wir erfahren, an die Regierung eine
Anfrage gerichtet über ihre Haltung in der Hypothekenaufwertungs=
frage
.
* Ueber den Beamtenabbau erfahren wir, daß zur
Ausführung der notwendigen Maßnahmen auf Beſchluß des Geſamt=
miniſteriums
eine Kommiſſion gebildet worden iſt, an deren Spitze
Staatspräſident Ulrich ſteht. Als ſein Stellvertreter iſt der Präſident
der Oberrechnungskammer, Geheimrat Süffert, beſtimmt worden. Die
übrigen Miniſterien und das Landesamt für das Bildungsweſen haben
je einen Vertreter in die Kommiſſion entſandt.
Roßdorf, 7. Jan. Vom Standesamt. In unſerer Ge=
meinde
ſind vom Jahre 1923 63 Geburtsfälle, 30 Eheſchließungen und
45 Sterbefälle zu verzeichnen.
Zwngenberg, 7. Jan. Kleinrentnerelend. Kürzlich
wurde ein Pritvatmann, unſeres Wiſſens ein Amerikaner, in ſeinem
Zimmer, das er ſchon mehrere Tage nicht verlaſſen, in nahezu ganz ver=
elendetem
Zuſtande aufgefunden. Hausbewohner vermißten den Mann
ſchon tagelang und bemühten ſich ſchließlich, in deſſen Wohnung zu ge=
langen
. Beim Eintritt in das Zimmer lag der Mann im Bette und war
dem Hungertot nahe. Es koſtete große Mühe, um demſelben etwas Nah=
angenommen
uend ſich wieder auf=

Vrfügung ſtanden. Das Anerbieten, daß hier die Gemeinde einſe
ten müſſe, lehnte der Ermattete beharrlich ab mit der Bemerkung, er
nehme nichts von der Gemeinde an, lieber wolle er ſterben. Gute Men=
ſchen
griffen aber ein, und ſo erholte ſich jetzt der Mann wieder zuſehends.
A. Auerbach, 8. Jan. Opferſinn. Während der Weihnachts=
feiertage
und am Neujahr wurden in hieſiger Kirche für die Bedürf=
tigen
unſerer Gemeinde 60 Goldmark gleich 60 Billionen geopfert, die
an 20 Perſonen verteilt wurden. Mit dieſem Opſerſinn hat ſich die Ge=
meinde
Auerbach wieder in ehrender Weiſe betätigt.

Beamtenabbau
Gedanken und Hoffnungen eines Schwerkriegs=
beſchädigten
.
Man ſchreibt uns: Die Beamtenzahl ſoll verringert werben. Be=
amtenabbau
iſt das Schlagwort, das einem aus allen Zeitungen
entgegengrinſt. Mit Recht, ſagen auch wir Schwerkriegsbeſchädigte, muß
ein ehrlicher Verſuch gemacht werden, mit weniger Beamten in unſerem
verarmten Deutſchland auszukommen, als wie wir ſie früher vor dem
Kriege in glänzenden Zeiten hatten. Doch gerecht und ehrlich muß bei
dieſer einſchneidenden großen Verwaltungsreform vorgegangen werden
und nicht automatiſch und mechaniſch. Nicht vom grünen Tiſch aus darf
mit einem Federſtrich das Schickſal eines jeden Auszuſcheidenden grauſam
beſtimmt werden. An unſere große Not, in die wir Schwerbeſchädigte
geraten, denkt leider niemand. Früher hieß es: Der Dank des Vater=
landes
iſt Euch gewiß. Soll dies Wort zu Schanden werden? Ein Volk,
das ſeine Kriegsopfer nicht ehrt, iſt nicht wert, daß es beſteht! Wo bleibt
das Mitgefühl und das ſoziale Verſtändnis für uns bedauernswerte
Kriegsopfer? Und gerade jetzt in dieſer Zeit des Abbaues! Jetzt ſchon
liegen Fälle vor, wo gar keine Rückſicht, kein bißchen menſchliches Ver=
ſtändnis
die vorgeſetzten Behörden den Nöten und Wünſchen von uns
Kriegsbeſchädigten entgegenbringen. Auf Grund des Schwerbeſchädigten=
Geſetzes hat unſer Arbeitgeber, der Staat, die heilige Pflicht, uns Kriegs=
opfern
Arbeitsplätze und Arbeitsgelegenheiten zu geben, wo wir mit dem
uns verbleibenden Reſt an Arbeitskraft noch etwas leiſten können zum
Wohle der Geſamtheit. Das Recht auf Areit mutz uns doch gewahrt blei=
ben
; es iſt ein viel höheres, edleres, das auch ſittliche Werte ſchafft, als
das einer mäßigen, lückenhaften Nentenverſorgung ohne Arbeitsleiſtung.
Auch das bißchen Lebensrecht, etwas zu arbeiten, ſoll uns jetzt genommen
werden.
Wir ſollen einfach auf die Straße geworfen werden. Die Nente wird
ja erhöht werden. Doch kann man, wenn man 80 Prozent Schwerkriegs=
beſchädigter
iſt, mit ſage und ſchreibe 3050 Mk. monatlich mit Weib
und Kind auskommen? Ein finanzielles Kunſtſtück. Und dabei möchte
man arbeiten, der Kopf iſt, Gottlob, noch klar, die Arme ſind ſtark und
die Hand ſchreibgewandt. Was tut’s, wenn das eine Bein in Flandern
abgeſchloſſen wurde? Beinahe fünf Jahre iſt man im Betrieb, tut ſeine
Schuldigkeit als Angeſtellter zur Zufriedenheit ſeiner vorgeſetzten Be=
hörde
, und jetzt heißt’s kalt und grauſam: Vom 31. 1. entlaſſen! Kann
der Staat, zunächſt die vorgeſetzte Behörde, ſo leichten Herzens über das
fernere Geſchick ſeiner Schw rkriegsangeſtellten dahingehen? Muß die
Familie nicht hoffnungsloſe Verzweiflung ergreifen, wenn ſie ſieht, daß
der Vater, rückſichtslos auf die Straße geſetzt, nirgendwo einen Unter=
ſchlupf
finden kann? Wer erbarmt ſich heute eines hinkenden Kriegsbeſchä=
digten
, der vom Staate entlaſſen iſt? Wird nicht jeder Brotherr miß=
trauiſch
, bei dem er um Arbeit bittet? Was kümmert der ſich um den
Abbau? Liegt es wirklich im Sinne der Perſonalabbauverordnung, daß
Schwerkriegsbeſchädigte, auch wenn ſie noch Angeſtellte ſind, vollſtändig
brotlos werden, Und, wenn ja iſt es gerecht, daß Damen mit weit
kürzerer Dienſtzeit ſpäter auszuſcheiden brauchen als Schwerbeſchädigte
mit fünfjähriger Dienſtzeit? Klingt es nicht wie Hohn, wenn man ledige
Damen mit wirtſchaftlich gutgeſtellten Eltern im Dienſt läßt und dagegen
ſchwerkriegsb ſchädigte Familienväter vor die Tür ſetzt? Und weiter
von welcher Bitterkeit wird man gepackt, wenn man hört, daß laut Ab=
baugeſetz
zuerſt den Angeſtellten, ſeien ſie auch kriegsbeſchädigt, gekündigt
werden ſoll, und dann erſt den verheirateten Beamtinnen! Man faßt ſich
an den Kopf und ſagt ſich: Das kann ja gar nicht wahr ſein. Die ver=
dienen
ja dopvelt, und du ſollſt brotlos werden du ſollſt langſam, wenn
du nicht ein Unterkommen aus Barmherzigkeit findeſt, dem Hungertod
preisgegeben werden.
Iſt das der Dank des Vaterlandes den Kriegsbeſchädigten gegenüber?
Wir Kriegsbeſchädigten können daran nicht glauben. In letzter Stunde
hoffen wir noch auf die Einſicht unſerer vorgeſetzten Bebörde. Den
Spitzenorganiſationen der Beamtenſchaft iſt, wie man in Fachzeitſchriften
las, früher zugeſagt worden, daß Vertreter der Beamtenſchaft zu den all=
zemeinen
Beſprechungen, über den Perſonalabbau in Heſſen zugezogen
werden ſollen. In höchſter Not bitten wir dieſe, ihr Augenmerk doch auf
uns Kriegsbeſchädigte zu richten. Laſſet uns jetzt nicht im Stich! Sorgt
dafür, daß die Sparpolitik nicht in unverantwortlicher, rückſichtsloſer
Weiſe uns Kriegsverletzte trifft. Die vorgeſetzten Behörden der Poſt,
Bahn uſw. bitten wir, jeden einzelnen Fall, der uns Beſchädigte betrifft,
doch noch einmal einer gewiſſenhaften Nachprüfung zu unterziehen.
Schenkt uns dieſe paar Minuten der Arbeit und gedenkt der Opfer, die
wir für unſer Vaterland gebracht haben. Unſer Notſchrei richtet ſich
ſuch an alle, die wirkliche Volks= und Vaterlandsfreunde ſind. Gedenkt
bei dem Beamtenabbau der Schwerkriegsbeſchädigten! Werft uns nicht
ohne weiteres auf die Straße! Urteilt von Fall zu Fall gerecht! Wir,
Kriegsopfer, hoffen in den traurigſten Fällen auf Hilfe, ehe es zu ſpät
iſt. Erſpart uns weitere ſeeliſche Qualen und laßt uns nicht dauernd
weiter empfinden, daß wir als Krüppel abſeits ſtehen müſſen. W. M.

A. Auerbach, 7. Jan. Selbſtmord. Am Freitag=Spätnachmittag
ſtürzte ſich ein fremder junger Mann im Alter von etwa 24 bis 25 Jahren
auf dem Auerbacher Schloß von einer hohen Mauer herab und
wurde bewußtlos von dem Schloßwirt aufgefunden. Er lebte noch einige
Stunden, ohne wieder zum Bewußtſein zu gelangen. Der anſcheinend
gänzlich mittelloſe, aber gutgekleidete funge Mann gehört einer Familie
beſſeren Standes an und war aus der Gegend von Frankfurt gekommen,
worauf ein Zettel, den der Tote bei ſich in einer Taſche hatte, hinwies.
In der Nähe der Abſturzſtelle wurde eine Flaſche mit Branntwein ge=
funden
, die zum Teil geleert war. Er hatte ſich vermutlich mit dieſem
Trunk den nötigen Mut beſchafft. Geſtern abend wurde der Tote in das
Leichenhaus auf dem hieſigen Friedhof verbracht und wird vorausſichtlich
am morgigen Tage hier beerdigt.
r. Babenhauſen, 7. Jan. Eine Weiheſt4ade war uns am Sonntag
nachmittag in der evangeliſchen Kirche dahier beſchieden. Die Darm=
ſtädter
Madrigalvereinigung unter Leitung des Herrn
Dr. F. Noack ſang. Der Grundgedanke der Vortragsfolge war:
Aus 2 eltenleid durch frohes Hoffen zur ſeligen Erfüllung‟. Ernſte
Lieder, die düſtere Todesſtimmung bargen, machten den Anfang, ad=
ventsfreudige
Geſänge folgten, fröhliche, jubilierende Weihnachtschöre
bildeten den Schluß. Was uns wohl am beſten gefiel? Das iſt ſchlecht
zu ſagen. Wir hatten bei den vielen Kunſtaaben, die uns geboten
wurden, reichlich Muße, der wundervoll weichen Tongebung des
Chores zu lauſchen. Welch füßer fein abgerundeter Wohlklang bei
H. Wolfs Reſignation und bei M. Regers Schlaf wohl, du Him=
melsknabe
, du! Und dieſes Frohlocken und Jubeln in den letzten
4 Weihnachtsliedern, die aus dem Mittelalter und zum Teil von un=
bekannten
Komponiſten ſtammten. Erſt das neckiſche, herzige Kinder=
liedchen
von W. Taubert: Inmitten der Nacht und zuletzt, gleich=
ſam
als weihevollen Abſchluß und Krone des Ganzen: O du fröh=
liche
, nach der ſizilianiſchen Volksweiſe geſungen. Eine atemloſe
Stille herrſchte während der Vorträge, wohl der beſte Dank der Zu=
hörer
für den feinſinnigen und temperamentvollen Leiter, Herrn Dr.
Noack, und ſeine kunſtbegeiſterte, gut geſchulte, wackere Sängerſchar,
Waren am Ende der Darbietungen auch die Füße recht kalt, um ſo
wärmer waren die Herzen voll freudiger Dankbarkeit und andachts=
voller
Erhauung. Die Orgelbegleitung lag in den bewährten Hän=
den
von Frl. A. Maſer aus Groß=Umſtadt. Herzlichen Dank der
Madrigalvereinigung, die uns dieſen Kunſtgenuß beſcherte, und der
wir von Herzen: Auf Wiederſehen! zurufen! Dank gebührt auch
Herrn Pfarrer Stotz, der uns durch dieſes Konzert mit der Darm=
ſtädter
Künſtlerſchar bekannt machte.
X Erzhaufen, 7. Jan. Gemeindeſteuer, iſt hier das dritte
Ziel zum drittenmal und das vierte Ziel zugleich mit angefordert; es iſt
in Goldwährung zu bezahlen. Die Hundeſteuer für die Gemeinde iſt auf
5 Goldmark feſtgeſetzt, die für den Staat beträgt 12 Goldmark. Nächſten
Sonntag hält die Zivilkapelle ein Konzert ab.
* Offenbach, 6. Jan. Arbeitsmarkt. Die Lage auf dem
Arbeitsmarkt läßt noch immer viel zu wünſchen übrig. Im ganzen
werden zurzeit 4341 Erwerhsloſe regiſtriert.
) Mainz. 6. Jan. Feuer. Auf dem Speicher eines Hauſes in
der Herrengaſſe (Stadtteil Koſtheim) brach dieſer Tage ein Brand aus.
Die Löſchungsarbeiten waren infolge des Froſtwetters ſehr erſchwert;
dennoch gelang es der Feuerwehr, ein Ueberſpringen des Feuers auf
die Nachbargebäude zu verhindern.
Mainz, 5. Jan. Für die zweite Hälfte des Rechnungsjahres
1923 ſind die Ausſchlagsziffern der Gemeindeſteuer in Gold
feſtgeſetzt. Auf je 100 Mrk Steuerwert ſind zu zahlen: der Gebäude
und Bauplätze (Gebäudeſteuer) 6‟½= Goldpfennig, des land= und forſt=
wirtſchaftlich
genutzten Grundbeſitzes (Landſteuer) 10 Goldpfennig, des
gewerblichen, Anlage= und Betriebskapitals (Gewerbeſteuer) 8 Gold=
pfennig
. Hausangeſtelltenſteuer beträgt für die Zeit
vom 1. Oktober bis 81. Dezember 1923: für den 1. Angeſtellten 1 Bill.
Mk., den 2. 2 Bill., den 3. 3 Bill. und den 4. und jeden weiteren 4
Bill. Mk. Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe ver=
öffentlielt
die Grundlöhne ab 1. d. M.: es ſind 9 Klaſſen; ohne Lohn
0.40 Mk.. 1. Klaſſe 0.40 Mk., 2 080 Mk., 3. 1.10 Mk., 4. 1.90 Mk.,
5. 2,20 Mk., 6. 2,60 Mk., 7. 3,40 Nk., 8. 4.10 Mk. 9. 4.10 Mk.
e. Wölfersheim, 5. Jan. Ein hieſiger Arbeiter ging in ein Nach=
barhaus
um ſein Kind zu holen, das dort mit anderen Kindern
ſpielte. Auf der Treppe alitt er aus und fiel auf den Hinterkopf.
Man trug den Verunglückten nach Hauſe, wo er am anderen Morgen
ſtarb.
k. Klein=Linden, 5. Jan. Bei lebendigem Leibe verbrannte
drs halbjährige Kind des A. Jung. Damit das Kind nicht frieren
ſollte, ſtellte die Mutter die Wiege an den Ofen und ging ihrer Arbeit
nach. Plötzlich ſahen Nachbarn Rauch aus dem Fenſter kommen und
machten die Angehörigen aufmerkſam. Dieſe eilten hinauf und fanden
ie Wiege in hellen Flammen ſtehen. Das Kind war bereits tot.

Aus der Reichshauptſtadt.
Das Vorgehen der Staatsanwaltſchaft gegen Banken
und Bankiers wegen zu hoher Zinsberechnung und unverhältnismäßiger
Bankſpeſenbelaſtung der Kundſchaft richtet ſich gegen eine Anzahl von
Unternehmer. Wie verlautet, ſind bei der Staatsanwaltſchaft eine ſolche
Menge von Anzeigen eingelauſen, daß die Verfahren gegen 60 Firmen
des Bankfaches eingeleitet werden mußten. Darunter befinden ſich auch
große Bankunternehmen, in der Mehrzahl aber kleinere, neugegründete
Firmen, die zum Teil derartig ihre Kundſchaft belaſtet haben, daß ohne
weiteres ein Verfahten wegen Wucher in Frage kommt. Ein Teil iſt
durch die Ermittelungen der Kriminalpolizei eingeleitet worden, während
ſich nur bei den Fällen, in denen ſich die Kundſchaft aus der Lebensmittel=
branche
benachteiligt fühlt, die Wucherabteilung des Polizeipräſidiums be=
tätigt
hat. Die Kommiſſion, die auf Veranlaſſung des Leiters der
Wucherabteilung, Regierungsrat Dr. Henckel, zur Begutachtung der Fälle
ins Leben gerufen wurde, wird wahrſcheinlich für die Verhandlungen
die Sachverſtändigen zur Informierung des Berichts zu ſtellen haben.
Es hat ſich, wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wrd, heraus=
geſtellt
, daß die Schätzungen des Baulandes von 1917/19, die für die neue
Grundſteuer nach Goldmark als Grundlage dienen, völlig willkürlich
bei den Kataſterämtern ſtattgefunden haben. Im Norden und
Oſten Berlins ſollen vielfach höhere Bewertungen zugrunde gelegt wor=
den
ſein, als im bevorzugten Weſten und in Luxusvillenvierteln. Die
benachteiligten Eigentümer tun daher gut, im Beſchwerdewege vorzugehen
und eine einheitliche, wirtſchaftlich richtige Schätzung zu verlangen. Das
Hauptſteueramt der Stadt Berlin hat grundſätzlich die Umlegung der
Grundſteuerlaſten auf die Zwangspächter als billig und angemeſſen er=
achtet
. Trotzdem beſtehen amtliche Pachtbeſchränkungen weiter, die nur
einen Bruchteil der Steuerlaſt decken. Auch dies widerſpricht der Billig=
keit
und guten Sitte, zumal da es ſich keineswegs mehr um den Schutz
von Bedürftigen handelt.
Die franzöſiſche Freiheit in Elſaß=Lothringen.
Die N. Z. Btg. veröffentlicht nachſtehende kurze Meldung aus Straß=
burg
: Der Autonomiſtenprozeß. (Havas.) Das Schwurgericht ſprach den
Elſäſſer Ley, der mit Unterſtützung der Deutſchen eine Propaganda für
die Autonomie des Elſaß betrieben hatte, ſchuldig und verurteilte ihn
zu 7 Jahren Gefängnis. Sein Mitangeklagter, Pfiſtermeiſter, wurde
freigeſprochen. Unter der deutſchen Herrſchaft gab es in Elſaß= Loth=
ringen
eine ganze Tages= und Zeitſchriftenpreſſe, die völlig ungehindert
den Gedanken der Autonomie des Landes in aller Oeffentlichkeit beſprach.
Das Hochwaſſer der Seine
ſteigt fortgeſetzt. Der Auſterlitzbahnhof, in dem die Züge aus Weſtfrank=
reich
ankommen, wurde geſchloſſen. Im Louoremuſeum wurden Sicher=
heitsmaßregeln
zum Schutz der in den Kellerräumen untergebrachten
Sammlungen getroffen.
Schnee in Rom.
8 Nach Tagen heftiger Kälte iſt in Rom Schnee gefallen, der drei
Zentimeter hoch liegt. Mailand erfreut ſich dagegen noch warmerr
Sommerwetters.
Kataſtrophale Ueberſchwemmung in Petersburg.
Petersburg. Petersburg iſt von einer kataſtrophalen Ueber=
ſchwemmung
heimgeſucht, deren Umfang als beiſpiellos bezeichnet
wird. Eismaſſer aus dem Ladogaſee, durch Tauwetter in Bewegung
gersten, wälzten ſich flußabwärts. Sogar Stadtteile, die bei der hiſto=
riſchen
Ueberſchwemmung von 1824 verſchont blieben, ſtehen unter
Waſſer. Abteilungen von Pionieren verſuchen die Stauung der Eis=
maſſen
durch Sprengungen zu verhindern. Auch am Unterlauf der
Wolga ſind weite Gebiete überſchwemmt. Bei Zaryzin iſt die Eisdecke
geborſten und das Gebiet auf beiden Ufern bis zu 50 Kilometer unter
Waſſex. Die dort lagernden großen Holzvorräte ſind weggeſchwemmt
worden. In der Ukraine wüten ſeit mehreren Tagen Schneeſtürme.
Mehrere Eiſenbahnlinien ſind faſt ganz mit Schnee verweht. Der
Bahnderkehr iſt unregelmäßig, ſo daß die aus dem Süden kommenden
Züge in Charkow mit 15= bis 20ſtündiger Verſpätung eintreffen. Die
Kohlenverladung iſt ſtark behindert. Auf mehreren Strecken iſt der
Verkehr zeilweilig eingeſtellt worden.
Schweres Fabrikunglück.
In Peoria (Illinois, Verein. Staaten) ereignete ſich infolge einer
Exploſion ein ſchweres Fabrikunglück. Von 78 gerade arbeitenden An=
geſtellten
ſind nur 28 unverletzt. Es ſollen 36 Perſonen tot, 6 vermißt
und 43 verletzt worden ſein.
* Fulda. Auf Anordnung der Regierung in Kaſſel wurde die
Techniſche Nothilfe auf der Kaligrube bei Neuhof eingeſetzt, nach=
dem
infolge Differenzen über die Arbeitszeit der Betrieb ſtillgelegt wor=
den
war. Die Nothelfer übernahmen die Aufrechterhaltung der Waſſer=
haltung
, der Keſſelanlagen und des Betriebskraftwerks. Da noch keine
Einigung erzielt wurde, dauert der Einſatz der Nothilfe fort. Genügen=
der
polizeilicher Schutz iſt ſeitens der Regierung geſtellt worden.

E

A 2, 1

(gegenüber Schloß)

A 2, 1

Berlin, Frankfurt alM., Lörrach, Lud-
wigshafen
a/Rh., Zweibrücken, Birken-
feld
, Saarbrücken und 10 anderen
Plätzen des Saargebiets.

Führung von
Rentenmark-Konten

Erledigung sämtlicher
bankmäßigen Geschäfte,

Geſchäftliches.
Beidenteuren Zeiten ſind Maggi’s Erzeugniſſe eine rechte
Wohltat. Für verhältnismäßig wenig Geld kann man aus Maggi’s
Suppen köſtliche Suppen verſchiedenſter Art herſtellen. Die echten
Maggi’s Fleiſchbrühwürfel geben nur durch Aufgießen, von kochendem
Waſſer kräftige Fleiſchbrühe zum Trinken und Kochen, und einige Tropfen
Maggi’s Würze verbeſſern augenblicklich alle Suppen, Gemüſe, Soßen
und Salate.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 9. Januar.
Meiſt bedeckt, langſame Temperaturzunahme. Mit Niederſchlägen
iſt zu rechnen
2
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus. Anfang 6½ Uhr, Ende 10 Uhr
(4 10): Die Verſchwörung des Ficsko zu Genua, Kleines Haus, An=
fang
7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmicte V15): Der Waſſerträger.
Orpheum, 724 Uhr abends: Inkognito. Union=, Reſidenz=,
Zentraltheater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
W
u
Hauptſchrlftleitung: Nudolf Mauve
Verantwortl; für Politik und Wiltſchaft: Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nacrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Srort: Dr. Eugen Bullmann
Derantwortlich für Stlußd n Andreas Bauer
Derantw rtlich für den nſ ratente l: Willy Kunle
Truch und Verlag: 2. C. Wittich, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer ha: 10 Eeiten

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblaft

8. Januar 1924 Nr. 8

Handel und Wandel in Heſſen.
* Südd. Eiſenbahngeſellſchaft, Sitz Darmſtadt.
In Nr. 3 haben wir erklärt, auf das Aufwertungsangebot der Geſell=
ſchaft
zurückommen zu wollen. Dieſelbe hat folgende Anleihen aus=
gegeben
: 1895 zu 3½ Proz. 6 Mill. Mk., 1897 zu 3½ Proz. 7,5 Mill.
Mk., 1904 zu 3½ Proz. 7 Mill. Mk., 1904 zu 4 Proz,, ein weiterer
Teilbetrag von 3 Mill. Mk. wurde 1911 ausgegeben. Um zu dem Ange=
bot
der S.E.G. Stellung nehmen zu können, dürfte die Leſer eine Ent=
ſcheidung
des Landgerichſts Berlin intereſſieren. Die Bank Elektriſcher
Werte A.=G, (früher Berl. Cl. Werke) in Berlin hatte 1899 (Mk. 20
Mill.), 1901 (Mk. 10 Mill.), 1906 (Mk. 8 Mill.), 1908 (Mk. 10 Mill.)
und 1911 (Mk. 10 Mill.) Obligationen emittiert, von denen Ende Juni
1923 noch Mk. 45,80 Mill. umliefen. Einem Obligationsgläubiger hat
nun das genannte Gericht anſtelle der ihm im Juli 1923 von der
Schuldnerin für Mk. 1000 gebotenen Mk. 1000 Papiermark 750 Gold=
mirk
zugeſprochen. Es handelt ſich, wohlgemerkt, um ein Urteil erſter
Inſtanz, gegen das die Schuldnerin Berufung einlegen wird. In der
Begründung iſt angeführt, daß grundſätzlich eine in inländiſcher Wäh=
rung
beſtimmte Schuld durch Zahlung eines der Markziffer der Schuld
gleichen Nennbetrages in Papiermark getilgt werden könne. Es meint
aber, daß, wenn Beklagte danach berechtigt wäre, den Kläger mit 1000
Papiermark abzufinden, ſie ihm nach dem gegenwärtigen feſtgeſetzten
Veitverhältnis in Wirklichkeit ein Zehntel eines Millionſtels. Gold=
pfennig
zahlen würde, was keinen nutzbaren Wert darſtelle, während
doch 1000 Mk. der Goldwährung ſowohl zurzeit der Entſtehung der
Schuldverbindlichkeit der B.E.W. wie auch im Mai 1914, als Kläger
die Obligationen erwarb, eine Summe von ſehr erheblichem wirtſchaft=
lichen
Wert war. Folgt dann der Hinweis auf 5 242 BGB. und Be=
zugnahme
auf E.R.G. (auch die vom 98. November 1923), in denen
das Gerict die Rechtsgedanken entwickelt ſieht, die ſich auch als Richt=
linien
für die Entſcheidung der Induſtrieobligationen ergeben. Das im
Wettpapier enthaltene Schuldverſprechen, wenn es auch der einſeitigen
Erklärung der Schuldnerin ſeine Entſtehung verdanke, bilde doch die
Gegeuleiſtung für ein erhaltenes Golddarlehen. Es ſei ohne Weiteres
anzunehmeu, daß der Gegenwert der Anleihe in Sachwerten angelegt
wurde, die nunmehr in Papiermark ausgedrückt, im Werte geſtiegen
ſind, ſe daß die Beklagte ſchon hierin den Ausgleich für die ihr ange=
ſonnene
Auſwertung zu finden in der Lage ſei. Bei Bemeſſung des
Golduarkbetrages iſt die wirtſchaftliche Lage der Schuldnerin ein=
gehehnd
gewürdigt.
Die S. E. G. hatte durch Bekanntmachung vom 17. Auguſt 1922 die
3½proz. und 4proz, in den Jahren 1895, 1897, 1904 und 1907 ausge=
gebenen
Obligationen zum 1. Oktober 1922 gekündigt und die Auffoord=
rung ergehen laſſen, die Stücke bis 25. September 1922 mit Ziuls=
ſcheinen
einzuliefern, wogegen ſie deren Einlöſung zum Nennwert mit
Ginlöſung des Oktoberkoupons verſprach; ſie behielt ſich zugleich, falls
Einlieferung nicht bis 25. September erfolgt ſei, Aufkündigung zum 31.
Dezember 1922 vor. Das Weitere iſt bekannt. Gegenüber dem Dollar=
angebot
, das die Schuldnerin am 31. Dezember 1923 gemacht hat, ſind
alſo die Gläubiger nun in der Lage, ihre Entſchließung entſprechend
zu faſſen.
* Schuhfabrik Haſſia A.=G., Offenbach a. M. Der
Reingewinn des Unternehmens in Höhe von 1 269,5 (i. V. 5,22) Mill. Mik,
das Ende 1921 gegründet wurde, wurde laut G.=V.=Beſchluß vorgetragen.
Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde Frau Fanny Liebermann, geb.
Strauß.
Die Meguin=A. G., Butzbach (Heſſen), hat in Gemeinſchaft
mit der Firma Martin Cichelgrün u. Co. in Frankfurt a. M. die Ferro
Montana=Geſellſchaft für Hütten= und Maſchinenbedarf m. b. H., Butz=
bach
(Heſſen), errichtet, die ihrerſeits eine Zweigniederlaſſung im Frank=
furt
a. M. eingerichtet hat. Die Geſellſchaft wird u. a. auch die Ver=
tretung
der Meguin=A. G. ausüben, und zwar durch Oberingenieur Pitz.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Der Ausweis der Reichsbank vom 7. Dezember läßt
die weitere Uebernahme von Rentenmarkgeſchäften durch das Zentral= waren zugeführt und wurden für je 50 Kg. Lebendgewicht bezahlt (alles
neu eingerichtete Rentenmarkgiroverkehr zu erwähnen, deſſen Beſtände Rinder 12 bis 43, 319 Kälber 44 bis 60. 31 Schafe 20 bis 34. 1089
mit 6,3 Millionen Nentenmark bei den fremden Geldern der Bank nach= Schweine 50 bis 68. Tendenz: Mit Großvieh mittelmäßig, geräumt;
gewieſen werden. Von den in die Kaſſen der Bank übergegangenen Kälber und Schafe ruhig, geräumt: Schwine mittelmäßig, Ueberſtand.
Rentenmarkbeträgen wurden in der Berichtswoche 09 Millionen Ren=
tenmark
im Lombardverkehr ausgeliehen, während 73,9 Millionen Ren=
tenmark
durch Umtauſch gegen Paviermark verausgabt wurden; der Be= Produktenmarkt Angebot zu etwas höheren Forderungen vor, doch
ber auf 101,2 Millionen Rentenmark am 7. Dezember ab.
wurde der kommiſſionsweiſe Umtauſch von Rentenmark gegen Papier= weil der Konſum wenig aufnahmefähig iſt und der Verſand ſich ſchwie=
mart
für Rechnung des Reiches fortgeſetzt und ein weiterer Umtauſch=
erlös
in Höhe von 37,1 Trillionen Mark auf die Schatzanwewiſungs= richten,
ſchuld des Reiches bei der Neichsbank abgeſchrieben, die damit auf
59,7 Trillionen Mark zurückging. Die Abrechnungspoſten aus Renten=
markverkäufen
für das Reich, die während der dritten Novemberwoche
entſtanden waren, aber damals nicht ſofort mit dem Reiche glattgeſtellt
nunmehr ihre völlige Erledigung gefunden; die ſtärkere Verminderung öffnungskurſe lagen durchweg unter den Nennungen des vorbörslichen
der ſouſtigen Aktiva ſteht damit im Zuſammenhang.
23,7 Trillionen Mark. Für die geſamte Kapitalanlage ergab ſich aus dieſer Seite eine Beeinfluſſung der Tendenz heute nicht vorliegen dürſte.
Paviermark= und Rentenmarkkrediten eine Vermehrung um 21 auf. Die Verkäufe ſcheinen in der Hauptſache vom Publikum herzurühren, das
479 Trillionen Mark.

Die bezeichnete Ueberleitung von zuſammen 111 Millionen Renten=
mark
in den Verkehr gegen Aufuahme von Papiermark war auf die
Entwicklung der Paſſivgeſchäfte der Bank von beſonderem Einfluß. Den
fremden Geldern wurden 100,7 Trillionen Mark entzogen, ihr Veſtand
bevrminderte ſich auf 273,2 Trillionen Mark. Der Banknotenumlauf
zeigt gleichfalls und zwar ſeit dem 23. April 1922 zum erſten Male
wieder eine Abnahme, nämlich um 10,3 auf 390 Trillionen Mark.
Im Goldbeſtande trat der Geſamhöhe nach keine Aenderung ein.
Während 10 Millionen Mark dem Goldkaſſenbeſtande der Bank zwecks
Verkaufs im Auslande entnommen ſind, ließen ſich dem Konto des un=
belaſteten
Golddepots im Auslande 10 Millionen Mark wieder zufüh=
ren
, die durch Darlehnsrückzahlungen auf den in der Schweiz depo=
nierten
, beliehenen Teil des Goldbeſtandes frei wurden.
Die Reichsdarlehenskaſſen erhöhten ihre Ausleihungen um 0.,6 auf
9,5 Trillionen Mark. Die Beſtände der Reichsbank an Darlehenskaſſen=
ſcheinen
ſtiegen entſprechend.
Warenmärkte.
* Mannheimer Produktenbörſe. Die geſtrige Produk=
tenhörſe
wies einen ungewöhnlich ſtarken Beſuch auf. Die Tendenz hat
ſich infolge der Fortdauer des Froſies und wegen der hohen Auslands=
forderungen
weiter befeſtigt. Verlangt wurden für 100 Kg. bahnfrei
Mannheim (alles in Goldmark): Weizen, ausländiſcher 2123, inlän=
diſcher
21 bis 31½ Roggen 17, Hafer 1830½, Gerſte 15½16½, Mais
1920, Weigenmehl Spezial 0 30½, aus der zweiten Hand 30, Kleie 8½
bis 9. In der Kolon’alwatenabteilung herrſchte gleichfalls fiſte Tendenz.
Verlangt wurden je Kilo verzollt franko Mannheim: Kaffee Santos 3,60
bis 4,00, gewaſchen 4.50 bis 5,50, Tce, mittel 6,90 bis 7,50, gut 7.80 bis
8,50 fein 8.50 bis 10,00, Kakao, inländiſcher 230 bis 2,70, holländiſcher
2.30 bis 2,70. Frner pro Pfund Burma=Neis 42 bis 44 Goldpfennig,
Bucker 95 Pfg. und Weizengrieß 39 bis 42 Pfg.

Teilweiſe glaubte man auch auf Seiten des Publikums einen Umtauſch
von Aktien in feſtverzinslich. Werte beobachten zu können. Am Chemie=
aktienmarkt
er öffneten die Werte des Anilinkonzern behauptet und konn=
ten
zur Kaſſanotiz teilweiſe kleine Befeſtigungen durchſetzen. Der Elektr.=
Aktenmarkt zeigte kaum Kursveränderungen, nur von den ſchveren
Werten dieſes Gebiets waren Felten u. Guilleaume auf 44/37 befeſtigt,
während Schuckelt mit 58 7 einbüßten. Maſchinenwarte lagen überwie=
gend
leicht abgeſchwächt. Kraus 16/15½ minus 1, Neckarſulmer 8 minus
1. Pokornt 5½ minus 0,5, Eßlinger 9½/10 minus 1½. Südd. Zucker=
aktien
waren gleichfalls matter: Waghäuſel 8/734134, Stuttgart 10½4,
minus 34, Heilbronner 9 minus 1½: Der Montan=Aktienmarkt blieb
uneinheitlich, als feſter ſind zu nennen: Deutſch=Lux. 69/73 plus 9, Har=
pener
30/102 plus 14. Schwächer waren, dagegen Gelſenkirchener 72
minus 6, Wcſteregeln 38/41 minus ½, Mannesmann 43/50 minus 4.
Schiffahrtsaktien waren gut behauptet: Hapag 51½/49½, Lloyd 13/1234:
Auch Bankaktien waren teilweiſe leicht abgeſchwächt. Berliner Handels=
geſellſchaft
73 minus 3, Diskonto 24/23½ minus 1½. Auslandsrenten
erfuhren gegenüber den erhöhten Kurſen des heutigen vorbörslichen Ver=
kehrs
recht erhebliche Abſchwächungen. Die amtlichen Kurſe lagen unter
den Notierungen der letzten Börſe: Zolltürken 17½ minus 1½, Bagdad=
bahn
1834 minus 2. Dagegen konnten 4proz, konv. Rumänen ſich auf 5
befeſtigen. Der Kaſſamarkt lag uneinh itlich. Badenia 2,3 plus 0.7,
Chem. Albert 97 plus 3, Hindrichs Auffermann 1434 plus 174, Tellus 7
plus 1,6, Roeder 6 minus 1, Prometheus 3, Frankfurter Allgemeine Ver=
ſicherung
40. Im freien Verkehr hörte man: Beckerſtahl 14½/13, B= cker=
kohle
1434, Benz 6½, G orgi 1,8. Hanſa Lloyd 2½, Helvetia 5, Kauſtadt
2½, Kahſer Waggon 0.45, Kreichaauer 0.,65, Krügershall 16½/16, Mez
Söhne 834, Raſtſtter Waggon 8, Tiag 434, Ufa 8.
wh. Berliner Börſenbericht. An der Börſe trat in
der neuen Woche wiederum eine feſte Haltung ein, doch hielt ſich das
Geſchäft bis auf geringe Ausnahmen durchweg in engen Grenzen. Trotz
der unverändert beſtehenden Geldflüſſigkeit verhindert die in weiten
Kreiſen von Induſtrie und Handel und beim Publikum beſtehende
Kapital= und Kreditnot eine regere Beteiligung am Geſchäft. Gegen
Käufe auf Kredit verhalten ſich die großen Geldgeber ziemlich ableh=
nend
. Entſprechend der Geſchäftsſtille waren daher die Kursverände=
rungen
unbedeutend und gingen für die meiſten Papiere über 13
Billionen nicht hinaus, wobei aber Erhöhungen überwogen. Schwach
lagen einzelne Montanwerte, dagegen erfuhren einige Spezialpaviere
wie Akkumulatoren, Stöhr und einzelne Sprit= und Schiffahrtsaktien
Kursbeſſerungen von 46 Billionen. Von feſtverzinslichen Papieren
ſind zprozentige Reichsanleihen als feſt zu erwähnen. Für Petroleum=
werte
hat das Intereſſe bereits wieder nachgelaſſen. Die Deviſenpreiſe
wurden bei unberänderten Zuteilungen zumeiſt wie am Samstag feſt=
geſetzt
.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

In loder gewünsohten Ausführung
druckt unter Beachtung der größt-
möglichen
Sorgfalt und unbedingter
Einhaltung kürzester L ieferfristen dle
L. C. Wittich sche Druckerel

Darmſtädter und

* Mannheimer Viehmarkt. Zum geſtrigen Viehmarkt
noteninſtitut erkennen. Auf der Paſſivſeite der Wochenüberſicht iſt der in Goldmark): 178 Ochſen 22 bis 40, 60 Bullen 25 bis 35, 472 Kühe und
wb. Berliner Produktenbericht. Vom Inlande lag am
ſtand an Rentenbankſcheinen nahm demgemäß von 169,7 am 30. Novem= waren dieſe in den meiſten Fällen nicht durchzuſetzen. Für Weizen zeig=
ten
ſächſiſche Mühlen ſtärkeren Begehr. Roggen war bei ſtillem Ge=
ſchäft
wenig verändert. Recht feſt lag Gerſte auf anhaltende Kaufluſt
Neben vorſtehenden Eigengeſchäften der Bank in Nentenmark der Brauereien. Für Hafer blieb die Geſchäftslage aber wieder ſchwach,
rig geſtaltet. Von den übrigen Artikeln iſt nichts von Belang zu be=
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 7. Januar 1924.
werden konnten und daher vorübrgehend bei den ſonſtigen Aktiven nach= (Eigener Bericht.) Die feſte Tendenz, die die Effektenmärkte im heutigen
gewvieſen wurden, haben nach teilweiſer Ausgleichung in der Vorpoche Frühverkehr zeigten, konnte ſich an der Börſe nicht behaupten. Die Er=
Freiverkehrs und vielfach unter den Notierungen vom letzten Freitag.
Dem Rückgang des Neichsſchatzanweiſungskontos ſieht eine Zu= Wider Erwarten war ziemlich viel Material am Markte, das nur zu er=
nahme
der privaten Papiermarkkredite gegenüber. Die Wechſelbe= mäßigten Kurſen Aufnahme fand. Die Urſachen hierfür waren nicht klar
ſtände ſtiegen um 469 auf 394,2, die Lombardforderungen um 16,2 auf zu eikennen, zumal der Geldmarkt nach wie vor flüſſig bleibt und von
die in den letzten Tagen etwas erhöhten Kurſen zu Realiſationen benutzt.
Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frank
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt,

Me
Geid
Rit Minfe
Brie
gein. Umſterdam=Rotterdam . 1i62 925000 T76 4075000 7325925 00 773:075000. Brüſſel=Antwerven .....! 32523000. 189472100 1 25 8000. 19 3 2000. Chriſtignig. ............ 718450 00. 62.1550 0 320477000. 5235:5 00.
Kopen agen . 58103000 76 00000 k5310 M00 76 1300000 Stocholm .. 77130000 1428 0000 137130000 1742250000. beiſingfors. 1957735000. 106265000. 10, 7.30000 1082 0300. Italien... 1885 8000 139472000 119343000. 190 775000 London.. 823420000. 1334 750000 132 74250000, 1335750000 New=York: 4/39700000 1210500000 413/1500 00 12 050 000. Paris 1 445000 1153 000 21745 000 218545000 Schwei 151118 00 751882000 758100000 711100000. Spanien 30620000 55 3 0000 I 50820000 753-0009 Bien (1. D.=Oſterr. abg 6184:. 6:1,5. 6/811. Prag .. 276 0000 12s 20000 I 231 7-0050. 8 22 Budapen. 220034 221006 2187f2. 219518 Buenos=Aires.: 18 523000 1:93 77000. 3 650000 132/450000 Dulgarien 3042 000. 1078000. 30 2 000. 31078,00. Japon ...... 995000000. 205000000. 199300 000 200 00000 Nio de Janeiro: 42 3010000 42 06 100. 428 50 00. 431075Cc00. Belarad... 4 7778000. 88 22100 433000 4812 000 Liſaben. 133652000. 139348000. 11378520030. 1393 4800.

Gerliner Kurſe (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anilinn
Aſchaffenburger Zeilſtolt
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber =Anbalt=Maſchinen
Bi. f. Clektr. W. vorzug.
Dismarckhitte ...
Braunkohlen=Drifetz.
Bremer Bulkan ..
Bolle. ...
Chem. denden
Weller
Deutſch=Atlant. Tel.,
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niebld. Fel. .
Deutſche Eroöl ....
Deutſche Betroleum
Dt. Kaliwerke.
Berlin Karlsruherdnd
Do nersmarchütte.
Dynamit Nobel.
Elberfelder Farben .
Eleltr. Lieſerung a...
R. Friſter ......"
Gaggenau Vorz ....
Geiſenk. Gußiſtahl .....
Geſ. ſ. eleftr. Untern.
Salle Maſchinen

väche 21730 2u875 an. Maſch.=Egeſt.. . . 1Sc00 3 600 33000 anſa Dampfſch.. . . 2330 1750 35000 39500 emoor Zement 3.000 G5öll 1500 rſch Aupfer... 6200 5.000 1530 böſch Eiſen .. 72:50 65000 73000 Hohenlohe Werke 431 5 85000 36000 39000 Kahla Porzellan. 19000 110000 Lindes (ismaſch.: 825üt 750 85000 inge. Schuh 3625 3500 13500 13710 Linke & ooſmann 3 000 36750 2000 Swö 2 Loewe & Co. 67000 69 50 Bu0d C. Lorenz 76 5 7000 17000 Weguin 30001 45000 650 0 R. Lauſitzer Koh 38000 65000 6.00 Nordd. Gumm 1300 23500 31-50 Orenſtein 23700 2530 65000 53000 Rathgeber Waggor 11000 12000 134500 Rombacher Hüttten: 3.2000 9750 110000 Roſitzer Zucker 5 000 12375
29 50 12000
23 75 Rütgerswerke.
Sachſenwverk. 27000
5000 30000
zu00 13:00 2250 Säcſiſche Gußſtah. 50000 18000 7000 000 Siemens Glas. 34000 1000 900 Volkſiedter Vorzellan. 38750 45 00 Weſtſ. Eiſen Langendreer 30000 31000 15.00 162 0 Wittener Gußſtahl 70000 3000 2 500 25000 Wanderer=Berle 22000 2400)

Europäiſche Ztaatspapiere.
a. Deutſche
6% Reichsanleihe. . ........ ..

8%
Sollar=Goldanleihe.
Tollar=Schatzunweiſungen .
1½½ 1V. und v Schutzanwei
(½%VI.1K
Sparprämienanleihe ........
Zwangsanleihe ............
4% Preuß. Konſols ........"
...
5½%
.
4½ Bad. An unk. 1935..... .
v. 1907......
5½%
4% Bayern Anleihe .........
.........
%
12 Heiſen unt. 1924 ......
5½% ........
...............
8%
42 Würtiemberger ........
36r42,..
b) Ausländu che
5% Bocnten L.=E.=B. r. 1914
5%8 L.=Znveſt.=Anl.v. 1914
418%0 - b. 1902 . .........
4% ..........."
6% Bulgar. Tabal 1902 .....
17% Griech. Menovol ......"
4½% Leſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918
......"
4½2 Teſt Schatzanweiſ., ſtir
v. 1914 ............"
49 Leſt Golbrente ........."
47 einheitt Nente .....
6% Rum am Rente v 03 ...
4½% Goldrente v. 13 ...
128 am. lonv. ....
42 .05 .."
486 Türt (Admin.)v 1903 ...
(Bagdad) Ser. I..
L.
v. 1911. Zollanl. ..
4½% Ung. Staats:. v. 14...
Goldrente ......"
4%
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Kußereuropäiſche
Mexik amort. innere
tonſ. äuß. v. 99
Gold v 04 ſtſr.
8 fon. invere
4½% Zrriaationzanleihe.
22 Tamaulivpat Serte !
Cblig. v. Transportanft.
42 aliiobethbahn ſift
42 Gal Catl Ludw Bahn
5 Leſt. Südb (Lomb. ſfr.
42
2.8% Alte Ceſtr. Suvt (Lomb.)
2.6% Neue .
72. Ceſt Staatsb. v. 1853....
72 Ceſl Staatzt. 1.5 4 G

4. 1.

7.1.
0.11

0.185
400h4
d6

0,45
G
0,5
0,65
1.0.3

3½

Sbkig. v. Transportanſt. (Btf.) 4. 1. Seſt. Staatsb. 9 Em 325 Teſt. Staatsb v 1883 32 Ceſt Staatsb. b. Erg. Netz 42 Ruvolfb. (Salzkammerg.) 4½% Anatolier 1...........! z. 82 Salon Conſt. Jouction.. 322 Saloniaue Monaſtir ..... 5% Tehuantspee . ........... 4½5

....... Bfandbriefe.
1% Frankf. byp.=Bant 1920...

0,75
0,65

0,09

25

42 Frankſ. 5. Krb.=Ver. 1921
42 Mein, Oyp.=Bank 1922 ..
12 Pfälz. 1922 ...
4% Rhein.
1923 ...
3½%
verl .."
42 Südd. Boden=Creb.=Bank
München 1906
4½ Heſſ. Ldhhv.=Bant Pſdbr.
8½% Heſl. Ldhyp=Bi. Pfdbr.
47 Oeſſ. Lehpp Kom Obl. ..
Teutſche 2tädte.
45 Tarmſt. v 1919 bis 1923..
3½% Darmſl. v. 1903 ......."
42 Frunklurt v. 1919 ......
9½% v. 1009
79. Malnz. v 1319 bis 1527
Nacheachwert vz. Schnldverſchr.
50 B. denwerk: Kyln ert A .
6%Hefſ. Braunl.=Rogg. Anl.v. 23
5% Preuß. Naliwert=Anleihe.
5% Roggenwert=Anl.
5% Südd. Feſtwertbk.
50g Säyſ. Braun. Anl. Ser1 u.n1
Bank=Aktien.
Ban ür Brauinduſtrie ......"
Barmer Baniverein ........
Berliner Landelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatban
Darmſtädter u. Nationalbank.
Teutſche Bank
TeutſcheCffelten= u. Bechſelbant
Teutſche Vereinsbank ......
Lisconto=Geſellſchaft . ......."
Dresdener Bank ...........
Frankfurt Banl ...........
Metallbunk
....
Mittelbeutſche Ereditbant ....
Ceſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbagk=Ant.
Rhein Creditban.
Süddeutiche Disconto=Geſelſch.
Weſtban:
..
Biener Banwerein .......
Serniverko=Rftien.
Berzeltuk
.....
Bochumer Bergb. ... . .... ..
Buderus
........
Di. Luremburger . .........7.
Sichweiler Bergwerks=Akt., .
Geiſenklirchen Vergw. .......
darvener Berabau ........
Aaliwer ie Aſcherdeben ..!

14,7

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Kaliwerke Neſteregeln ... . . . . .
dihrnger dütte ...........)
Manneimann Röhren ....!
Mannsielder ..............
Cberbedarf ...aaaaafaaa
Oberſchle: Uiſen Caro) ......
Phömr Vergbeu ...........4
Nhein. Stahewerke sssas..!
Riebed Mantan.. .........
Tellus Vergb.= u. dütten=Alkt.
Ver. Laurahſitte.
alktien induſtr. Unternehmung.
Branerelen.
Henmnger Kempf=Stern.. . . ..
Löwenbräu München .......
Schöfferhof (Bindingl .......
...."
Berger

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17,75

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17,5

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Abler k Oppenheimer . ......
Adlerwerke (v. Kleger) ......
A. C. G. Stamm.. . .. ....
Anglo=Vontimental=Gnano ...
Aſchaffenburger Zellſtoff ....
Badenio (Weinheim
Badiſche Antin= u. Sodakabrifl
Bad Maſchl. Lurlach
Bad. Uhrenfabr Furtwangen
Baſt Nürnberg .............
Bayrtich. Spiegel ...........
Bec & benſel Calſeh ......
Vergmann G. Verte ........
Bing. Metallwerke. .....7
Brockhues, Nieder=Walluf. ...
jementwert Heidelberg ......
Karlſtadt ....."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....
Griesheim Elektron ....
Mayer Alavin. ....
Peiler teremer .......
Paimler Motoren
Deutſch Eiſenhandel Berlin.
Dt. Gold= u. Eilberſcheiveanſt.
Dingler, Bweibrücken. .
Tresdener Schnellpreſſen ....
Dürtoppmerl (Stomm) . . ....
Tüſſeld.=Mat nger (Türr.) ...
Onckerhoi & Widm. Stamm.
Eiſenwert Kaiſerslautern
Eiſenwerl 2. Meyer n......"
Elberſelder Farb. v. Bayer ..
Elefn Lielerungs=Geſ. .....
Licht und Kraft ......"
Etjäft Bab Wolle........."
Emag. Franklurt a. M......
Emallle 4 Siauzw Uurich ...
Enzinger Verte
......
Eßlinger Meichinen ........
Cttlingen Spinneret .......
Faber, Jeh. Bleiſtikt .........
Jſaber & Echleicher .....
Jahr, Gebr., Pirmaſens. . .
Felten & Guilleaume Carkw.
Feinmechenil tJetten ..

4. 1. 7. 1. 41,5 41 *6 13.5 16,75 30 28" 58 10,5 *9 88 5.4 31 2 78 1(6 1 30 47 85 14,75 53,9
3 1,6 2.3 30 z1 35 26 39 74 15 20,5 20 6.25 7,5 25 24,5 7,6 6,8 19 13 19 2.5 13 26 91,5 25 2 4.,8 7.5 33 10 26,2 40.5 10 1I.5 4,7 7,5 43 076

Riauihrien Gaz, zzrurzarn
Frantfurte: Lo‟
Fit. Mach. Vororny & Wittel.
Fuche Waugon Stamm.. ..
Ganz, Ludmg Mun ......
Geiling & Cie. .............
Geiſenktrchen Gußſtakl ......"
Goldſchmidt Th.. ............
Greffentus, Maſchinen Stam
Gritzner Maſchin. Durlach ...
Hammerſen (Oenabruck) ......
Hanfwerke Füſſen .........."
Hedvernheimer Kupfer ......
Heyligenſtaedi, Gießen ....:
Hülpert Armaturen .........."
Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Aupfer u Meſſ.........
Goch= und Tieſbau ..........
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............"
Holzvert Induſtr. ...........
dotel A.=G., München .....!
Hnprometer Bretlau .......
7nag.
...
Jungban Stamm..........
Narlgruher Maichtinen . ......
Alein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenſabrit Braun ......
Krauß & Ce., Lofom. .. . . . . ..
Lahmener & Co. ............
Lech Augsburg ...
Lederw. Noche ....tsanaa!
Lederwerke Spicharz ...n!
Löhnberger lühle ..........
Lüdenſcheid Metallw ......"
Lur’ſche Induſtrie ........
Maintraltwerie Höchſt .......
Mequin, Bußzbach .........
Metall vorm. Dannhorn Nrb
Meyer, Dr. Paut. ...
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M
Moenus Stamm. . . ......
Motorenfabr. Deutz ........
Motorenfabril Oberurſel ....
Peckarſulmer Falrzeugwerke. .
Neckarwerke Eßl. Stamm.
Niederrhein Lederſabr. (Spier
eawerte Franffur a.
Peters Union Frankfurt a. M
Pfalz. Nahm. Nanier ......
Philipps A.=G.
.......
Vorzeilan Weſſel ....."
Meiniger. Gebbert & Schall" .
Rhein Eleitr Stamm.
Rhein Maſch. Cahen=Leudesdft
eial Vorzüge ......
Rhenanta, Aachen .........."
nievinger Maſchinen ..."
Rüchkorth, Stettin .........
Rütgerswerke.
=chleußner (Frankfurt a. R.)
Schneider & danau ...

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R. 232 2.25 12,5 8 i. 3,25 C,5 4.I 2,5 19 2.45 21 3 65 n. 10,3 13.2 3,5 26 33 6,3 1 48

Schuckert Elektr. Nürnberg‟.
Schuhjahrtk Berneis-Weltel
Schuhlabrt Derz.
Schuhi eander Offenbach ..
Seilinduſtrie Wolft ......"
Sichel & Co., Mainz ......
Siemens Elein Betriebe ....
Siemens Glaßinduſtrie .......
Siemens & Halske ........
Stöckicht=Offenbach=Gummi.
Südd. Handelsvereinigung. .
Süddeutſche Jumonilien
Thüringer eleft. Lief -Gel. Gotha
nhrenſaorik Furtwängler ..
Beithwerke in Sanobach
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olſabr. Mannh.
Gummifabr Bin.=Frif
Pinſelfabr. Nürnberg
- Ultramarin ..
..."
Zelſtoff. Verlin.. . ..
Bogtländ. Maſch Vorzüge...
Stämme.
Voigt & bgeffner Stämne. ..
Poltohm Seil ..........
Banß & Frentag ...........
Wegelin Rußfabrik ..........
Zellſtoff Baldhor Stamm....
Zuckerfabr. Waghäufel .......
Frankenthal ......"
Heilbronn ........!
Offſtein ........
Rheingau .......
Stuttgurt
Dandee
Schantung E. B.
Südveutſche Eiſenbahn=Geſ.
Hapag (Paletfahrt) ........
Nordd. Llond
..
Oe err. Ungariſche Staatshahn
Muniie Rie
Bahnbedarf.
.....
Dampfleſſel Rodberg. ..... ...
Heivetia Konſervenfabrik. . . ...
Gebr. Lutz
Motorenfabril Darmſtadt ....
Gebr. Roeder
...
enuleth & (Menherger.
Unnotierte Altien.
Bederlohle .................
Beckerſtahl ................"
Benz
......
Brown Bovert ............"
Cont. Candelsbanl ..........
Growag
danſo Liond
Kabe Rheydi
Narſtadt R.
Petroleum, Dtiſche.
Maſtatter Paggon
Tert.-Ind. (Baruen (Fiag) ...
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[ ][  ][ ]

Rummer K.

Darmſtädter Tagblatt, Dieustag, deit 8. Jalttiar 1924.

Seite 7.

Die Eiſen= und Stahſſwareninduſtrie
im Saute 14s.
Vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund
in Elberfeld wird uns geſchrieben: Das Jahr 1923 hat ſich
den traurigen Ruhm erworben, das bei weitem ſchwerſte geweſen
zu ſein, das wir nicht nur in der Neuzeit, ſondern bis weit zurück
in unſerer deutſchen Volksgeſchichte je erlebt haben. Schon im
Jahre 1922 wurde von den eingeweihteſten Kreiſen mit voller
Gewißheit das Hereinbrechen einer Wirtſchaftskriſe, die ihren
Hauptausdruck in Auftrags= und Arbeitsloſigkeit finden ſollte,
ſtets in aller Kürze vorausgeſagt. Jas Jahr 1922 ging vorüber,
ohne daß dieſe befürchtete Kriſe eintrat. Der Sturz der Mark,
der immer wieder neue Aufträge hereinbrachte, wirkte dem ent=
gegen
. Im Jahre 1923 nun iſt ſie über uns hereingebrochen,
und zwar mit einer vernichtenden Wucht, die niemand voraus=
ahnen
konnte. Sie traf und trifft denn wir ſtehen heute an
der Jahreswende noch mitten in ihr und wiſſen nicht, ob wir
den Tieſpunkt ſchon erreicht haben eine blutarme Wirtſchaft,
deren Subſtanz zu einem großen Teile aufgezehrt iſt und für
die die nötigen Kapitalien auf dem Kreditwege entweder nicht
oder doch nur zu Bedingungen zur Verfügung ſtehen, die ſie
nicht tragen kann. Ganz beſonders ſchwer wird die Eiſen= und
Stahlwareninduſtrie von dieſer Kriſe getroffen, weil ſie einmal
zum überniegenden Teile eine ausgeſprochene Ausfuhrinduſtrie
iſt und dann, weil die Hauptkonzentrationspunkte ihrer Erzeu=
gung
, wie Solingen, Nemſcheid, Velbert, im beſetzten und andere,
wie Teile der bergiſchen und die ganze märkiſche Eiſen= und
Stahlwareninduſtrie, im Randgebiete liegen. Damit haben wir
bereits die Haupturſache dieſer Kriſe berührt: den Raubeinfall
der Franzoſen und Belgier in das Ruhrgebiet. Das Jahr 1923
wird dadurch einſt in der Geſchichte gekennzeichnet ſein. Wir
haben im Jahre 1923 auch den Wirtſchaftskrieg, der nach dem
großen Waffenkrieg mit allen Mitteln und mit aller Grauſam=
keit
geführt wurde, verloren. Die Waffenniederlage traf eine
noch kräftige deutſche Wirtſchaft, die Wirtſchaftskampfniederlage
eine ausgeſaugte, von Fiebern geſchüttelte, zerſtückelte, arme
deutſche Wirtſchaft.
Bereits um die Jahreswende 1922/23 hatten ſich in der Eiſen=
und Stahlwareninduſtrie ernſte Zeichen eines beginnenden Kon=
junkturrückganges
bemerkbar gemacht. Die Geſtehungskoſten
hatten infolge der ſtändig geſtiegenen Material= und ſonſtigen
Unkoſten einen hohen Stand erreicht, ſo daß die Verkaufspreiſe
nahe an die Weltmarktpreiſe herankamen und ſie für einzelne
Erzeugniſſe ſchon ſchnitten. Das Betriebskapital wurde fühlbar
kapper. Werke, die früher monatlich Hunderte von Tonnen Ma=
terial
im Vorrat einkaufen konnten, mußten ſich damals ſchon
aus Mangel an finanziellen Mitteln mit dem Bezug kleinerer
Mengen begnügen. Sie waren gezwungen, von der Hand in
den Mund zu leben. Der Bankkredit zur Auffriſchung des Be=
4riebskapitals war zu hoch, als daß er in nennenswertem Um=
fanh
in Anſpruch genommen werden konnte. Die Zahlungsziele
mußten wegen der Knappheit an Betriebsmitteln, und weil die
Materialerzeuger damit voraufgegangen waren, verkürzt werden.
Neue Aufträge, ſowohl aus dem Inland wie aus dem Ausland,
gingen nur ſehr ſpärlich ein, und in einzelnen Zweigen mußten
ſogar wegen der geſtiegenen Verkaufspreiſe Annullierungen ſchon
früher erteilter Aufträge gebucht werden. Allgemein wurde über
die Verteuerung der Ausfuhr durch die Ausfuhrabgaben, wie der
Außenhandelskontrolle überhaupt, geklagt, ebenſo über die hohen
Eiſenbahnfrachten, die alle Warenpreiſe in die Höhe trieben, und
m Süddeutſchland darüber, daß die nötige Kohlenzufuhr gänzlich
mangelhaft war.
Aus dieſen kurzen Angaben kann man erkennen, daß die
Eiſen= und Stahlwareninduſtrie, wenn ſie vor einer Kriſe be=
zwahrt
bleiben ſollte, eine ruhige Entwicklung des Geſamtwirt=
ſſchaftslebens
zum Beſſeren dringend benötigte. Die Geſchehniſſe
aber ka:sen anders. Am 11. Januar brachen die Franzoſen und
Belgier mit Waffengewalt in das Ruhrgebiet ein, beſetzten es
und trennten es vom übrigen Deutſchland ab. Dadurch war
die Eiſen= und Stahlwareninduſtrie, wie die geſamte deutſche
Wirtſchaft, ihrer natürlichen Rohſtoffquellen, aber auch ihres
wichtigſten inländiſchen Abſatzgebietes beraubt. Daß das die
verheerendſten Folgen" für die geſamte Geſchäftslage haben
mußte, braucht nicht näher auseinandergeſetzt zu werden.
Im Februar ſetzte die künſtliche Markſtützung der Reichs=
regierung
ein. Das allgemeine Preisniveau wurde dadurch
herabgedrückt, und es trat im deutſchen Wirtſchaftsleben für
kurze Zeit eine wohltuende Beſtändigkeit ein. Leider konnte im
Preisabſchlag die Eiſen= und Stahlwareninduſtrie nicht ſoweit
gehen, wie ſie es gern getan hätte, um allgemein einen Anreiz
zum Einkauf hervorzurufen. Denn infolge der Ruhrbeſetzung
waren für die Herſtellung ſo viele verteuernde und hindernde

Momente eingetreten, daß die Verbilligung durch die Mark=
ſtützung
mehr wie ausgeglichen wurde. Trotz der herabgeſetzten
Preiſe hielt das Inland in der Erwartung, daß die Preiſe noch
weiter ſinken würden, mit dem Einkauf zurück. Für das Aus=
land
waren im allgemeinen die Preiſe noch zu hoch. Auzerdem
kam noch hinzu, daß das Ausland, zum großen Teile hervor=
gerufen
durch eine mit der Ruhrbeſetzung von neuem beginnende
planmäßige Lügenpropaganda gegen die deutſche Konkurrenz,
kein rechtes Vertrauen in die Lieferungsmöglichkeit Deutſchlands
ſetzte. Das hat ſich weit in das Jahr 1923 fortgeſetzt. Auch die
deutſchen Frühjahrsmeſſen brachten keine merkliche Beſſerung des
Inland= und Auslandgeſchäftes. Deswegen gingen im März
und auch im April die Aufträge nur ſehr ſpärlich ein. Die Her=
ſtellung
litt unter einem ſchreienden Materialmangel. Die Eiſen=
und Stahlwvareninduſtrie der beſetzten Gebiete konnte kein
Material heranbekommen, weil der Verkehr dort gänzlich ſtodte.
Die der Randgebiete war vom Ruhrbezirk abgeſchnitten und
war auf die wenigen Werke im unbeſetzten Deutſchland und auf
das Ausland angewieſen. Leider zeigten ſich in der erſten Zeit
die Reichsbahnen dieſem Verkehr nicht gewachſen. Im unbe=
ſetzten
Deutſchland war die Lage ähnlich, vor allem für Süd=
deutſchland
. Außerdem kam beim unbeſetzten Gebiet hinzu, daß
der Abtransport der Fertigwaren infolge der feindlichen Sperre
unmöglich war, und im Randgebiet, daß der Abtransport auf
wenige nicht dazu angelegte Linien umgeleitet werden mußte
und dadurch ſtarke Verzögerungen erlitt. Dieſe Zuſtände ver=
ſtärkten
ſich in den folgenden Monaten immer mehr.
Im April mußte die Reichsregierung die Markſtützung auf=
geben
, da ihr die Mittel dazu ausgegangen waren. Die Folge
war das erneute Einſetzen des Markſturzes. Die dadurch erwar=
tete
Hebung des Auslandsabſatzes trat nicht ein, weil die Preiſe
auf dem Weltmarkte immer noch niedriger waren als im Inland.
Die Geſtehungskoſten glichen ſich dem Verfall der Mark ſchnell=
ſtens
an, und die Preiſe der Fertigerzeugniſſe mußten im gleichen
Tempo folgen. Auch für das Inland waren infolge der ſtark
geſunkenen Kaufkraft der breiten Maſſen die Preiſe zu hoch, ſo
daß auch der Inlandabſatz ſehr nachließ.
Im Juni mußten in der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie,
beſon rs im beſetzten und im Randgebiet, vornehmlich wegen
Roh mangels und Betriebsmittelknappheit, eine ſtarke Ein=
ſchränkung
der Betriebe und teilweiſe ganze Betriebsſtillegungen
vorgenommen werden.
Im Juli gingen die Aufträge etwas lebhafter ein. Dieſe
etwas beſſere Konjunktur beſſer nur im Verhältnis zu den
Vormonaten konnte jedoch nicht voll ausgenutzt werden, weil
es an Materialien zur Herſtellung mangelte.
Mit dem gewaltigen Markſturz im Auguſt verſchlechterte ſich
ſofort die Lage. Im Bezirk der märkiſchen Eiſen= und Stahl=
wareninduſtrie
mußten Hunderte von Betrieben ſtillgelegt wer=
den
. Im Solinger Bezirk ſtieg die Zahl der Erwerbsloſen auf
rund 20 000. Aber auch im unbeſetzten Deutſchland verſchlechterte
ſich die Lage ungemein.
Im September mußte die Lage im märkiſchen Lande als
troſtlos bezeichnet werden. Im Solinger Bezirk arbeiteten kaum
1 Prozent der geſamten Betriebe voll.
Der Oktober brachte noch keine Entlaſtung. Der paſſive
Widerſtand wurde zwar eingeſtellt, den Betrieben fehlte aber
das nötige Kapital, um die Arbeit wieder im alten Umfange
aufnehmen zu können.
Dieſe Darlegungen können im Rahmen eines Zeitungs=
artikels
nur ſkizzenhaft ſein. Wir laſſen zur Erhärtung unſerer
obigen Worte die nackten Zahlen der Ausfuhr für Eiſen= und
Stahlwaren in dieſen Monaten des Jahres 1923, die eine er=
ſchütternde
Sprache reden, folgen. Leider iſt die amtliche Statiſtik
bisher nur bis zum Monat September 1923 erſchienen. Zum
Vergleich ſtellen wir die Zahlen der deutſchen Geſamtausfuhr
daneben.
Die deutſche Ausfuhr
in Doppelzentnern:
Geſamt: Eiſen= u. Stahlwaren:

Dezember 1922
Januar 1923.
Februar
*
März ...
April
Mai :
Juni .
Juli
Auguſt..
September .

17 560 368
13 093 039
10 961089
9382 425
10 287 591
9298 769
8896 632
10 533025
10744 651
11 426 060

699 533
573 129
455 551
409 385
369 472
369 516
291026
401 998
394 829
383 920

Die Ausfuhr von Eiſen= und Stahlwaren in
den Monaten Januar bis September 1923 ſtellt ſich auf 3 619 379
Doppelzentner, gegenüber einer Ausfuhr im gleichen Zeitraum
1922 von 5 215 448 Doppelzentner. Das ſind 1 596 069 Doppel=
zentner
weniger. Im Jahre 1923 betrug der Monatsdurchſchnitt

402 153 Doppelzentner, im Vorjahre hingegen 579 494 Doppel=
zentner
.
Die Lage der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie an der Jahres=
wende
1923/24 iſt, wie die der geſamten deutſchen Wirtſchaft, ver=
zweifelt
. In der Hauptfache fehlt es ihr an Kapital, um ihre
Betriebe wieder in Tätigkeit zu ſetzen. Sodann iſt die deutſche
Produktion zu teuer, als daß wir mit Erfolg den Konkurrenz=
kampf
auf dem Weltmarkte wieder aufnehmen könnten. Und
doch ſollen wir den Mut nicht ſinken laſſen. Die Mark iſt ſtabili=
ſiert
, wenn auch in ſchwindelnder Tiefe. Der Staat zeigt den
ernſten Willen, ohne die bisherige Rüclſichtnahme auf alle mög=
lichen
Kreiſe, um nicht zu ſagen auf die Maſſe und die Straße,
ſeinen Haushalt zu ſtabiliſieren. Unſtreitig hat ſich in weiten
Schichten der Bevölkerung die Erkenntnis durchgerungen, daß
wir unſere Leiſtungen zur Gütererzeugung ſteigern müſſen. Ohne
dieſe Leiſtungsſteigerung werden wir nicht weiterkommen können.
Hand in Hand mit ihr muß eine Verbeſſerung unſerer Technik
und Organiſation gehen, damit wir zu einer weſentlichen Ver=
billigung
unſerer Produktion kommen. Allerdings hängt von uns
allein das Heil unſerer Zukunſt nicht ab. Wir ſind nach wie
vor äußeren Einflüſſen unterworfen, zu deren günſtiger Geſtal=
tung
wir nur wenig beitragen können. Das Wenige muß aber
mit aller Tatkraft erſtrebt und erwirkt werden. Deswegen ſollen
wir uns auch in tiefſter Not die Hoffnung für 1924 nicht rauben
laſſen, daß wir bei Anſpannung aller Kräfte und dem verſtänd=
nisvollen
Zuſammenarbeiten aller Volksſchichten doch nicht unter=
gehen
werden. Kraftvoll vereint im Eiſen= und Stahlwaren=
Induſtriebund, wird die deutſche Eiſen= und Stahlwareninduſtrie
im Exiſtenzkampf des deutſchen Volkes wie ſtets bisher bewußt
in vorderſter Reihe ſtehen.
Neugründungen.
Boelag, Benzin=, Benzol= Oel=A.=G., Mann=
heim
. Unter dieſer Firma wurde in Mannheim eine neue Aktien=
Geſellſchaft gegründet, die Motorenbetriebsſtoffe (Benzin, Benzol, Gas=
und Treib=Oele) ſowie Motoren=, Maſchinen= und Auto=Oele, techniſche
und pflanzliche Fette vertreibt. Die Leitung liegt, wie es in dem Rund=
ſchreiben
der Geſellſchaft heißt, in den Händen erſter Fachleute, die in
maßgebenden Kreiſen beſtens bekannt ſind.
Die Wiriſchaft des Auslandes.
I.. Oeſterreichiſcher Seeverkehr über Trieſt. In
den letzten 10 Monaten des Jahres 1923 hat der Trieſter Warenver=
kehr
mit Oeſterreich 3 537 894 Meterzentner erreicht gegen 2 641 595
Meterzentner im gleichen Zeitraum 1922. (Der Grund, daß ſich dieſer
Verkehr wieder Trieſt, ſtatt den deutſchen Häfen zuwendet, liegt wohl
einerſeits in den Bedingungen des öſterreichiſch=italieniſchen Handels=
vertrages
, andererſeits in den hohen deutſchen Tarifen.)
I. Sinken des franzöſiſchen Frankenkurſes. Aus
Paris wird ein neuer Tiefſtand gemeldet: für 1 Dollar mußten 20,53
Fr. gezahlt werden.
Das franzöſiſche Budget undder Wechſelkurs.
Der Berichterſtatter des Abgeordnetenhauſes, Bokanowski, hat den
Bericht zum Voranſchlag ferkiggeſtellt. Da in vier Monaten Neuwahlen
ſind, handelt es ſich darum, dem Lande ſinnreiche Erklärungen über die
es am meiſten beſchäftigenden Fragen zu liefern. Der Referent ſpricht
vom finanziellen Gleichgewicht, das hergeſtellt ſei. Zuweilen gehört es
zum guten Ton, die Unaufmerkſamen nicht wachzurütteln. Dieſe Ab=
leugnung
eines Fehlbetrages wird allgemein überraſchen. Aber es
kommt noch beſſer. Bokanowski huldigt Frankreich. Er dankt ihm für
das Opfer, das es ſeit 1919 im Intereſſe des Staatsſäckels gebracht hat,
Aber er vergißt dabei, die notwendigen, der Billigkeit entſprechenden
Unterſcheidungen zu machen. Es gibt ein Frankreich, das ſein gerüttelt
Maß, ja ſein Höchſtmaß an Steuern leiſtet und ein Frankreich, das ſich
nach Art der bevorzugten Stände des ancien regime davon entlaſtet.
Es gibt eine Arbeiterklaſſe, die unter der Bürde der auf den Verbrauch
gelegten Steuern zuſammenbricht und andererſeits Milliardäre, die von
fern und von oben herab die Anſtrengungen der Anderen betrachten.
Bokanowski und ſeine Kollegen vom Bloc National werden vor den Wäh=
lern
darüber Rede ſtehen müſſen. Die Auseinanderſetzung wird viel=
leicht
weniger angenehm ſein, als die Abfaſſung eines Referats. Und
das iſt noch nicht alles. Bokanowski wird auch wohl auf das Fallen
des Franken zu ſprechen kommen müſſen. Es iſt in ſeinen Augen
eine pſhchologiſche Erſcheinung; er mutmaßt irgendeine teufliſche Ver=
ſchwörung
des Auslands, die ſyſtematiſch den Kredit Frankreichs unter=
höhle
. Es gibt nichts Wunderlicheres als ſolche Einſtellung. Um die
Kriſe des Franken zu erklären, genügt es, unſere Voranſchläge, unſere
Ausgaben von Papiergeld, die ungeheure Größe unſerer Schuld ſich vor
Augen zu halten. Das Fallen des Franken erklärt ſich nicht durch pſycho=
logiſche
Faktoren, ſondern durch höchſt einfache materielle Erwägungen,
durch zahlenmäßige Betrachtungen. Wenn man, um Geld zu bekommen,
Schulden machen und die Notenpreſſe in Bewegung ſetzen mußte, ſo liegt
dies daran, daß der Bloc National es ſich verſagt hat, die Reichen, die
in ihm ſitzen, zu treffen. Um das Kapital zu ſchonen, hat man den
Kredit übermäßig angeſpannt. Das iſt die Wahrheit. Was die be=
rüchtigte
Verſchwörung anbetrifft, ſo gehört ſie dem Gebiete von Er=
klärungsverſuchen
an, auf dem Daudet und Maurras ſo Hervorragendes
leiſten. Der Franken fällt aus Gründen, die man kennt; ſein Fall
kann durch ganz beſtimmte Mittel und Wege bekämpft werden, zu denen
aber ohne Zweifel weder Bokgnoſpski noch de Laſteyrie ihre Zuflucht neh=
men
werden.

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[ ][  ][ ]

Opoln Spiel und Tarnen.

Turnen und Sport.
Leichtathletik=Abteilung der Turngemeinde Darmſtadt 46.
Am Freitag, den 11. Januar 1924, findet abends 8 Uhr in der
Turnhalle eine außerordentliche Abteilungsverſammlung ſtatt. Da es
ſich um die Stellungnahme der Abteilung in der Frage Turnen und
Sport handelt, iſt das Erſcheinen jedes Mitgliedes unbedingt er=
forderlich
.
Schwimmen.
Zur Gründung des neuen Schwimmvereins wird
uns geſchrieben:
Da unter den Mitgliedern der neuen Vereinigung viel an Leicht=
athletik
intereſſiertt ſind, iſt beabſichtigt, einen gemiſchten Verein zu
bilden, der ſich die Pflege des Schwimmens und der Leichtathletik zum
Ziel gefetzt hat. Als Nebenzweig ſoll auch Geräteturnen betrieben
werden. Letztere Riege kann aber vorläufig noch keinem Verband an=
geſchloſſen
werden, da die Turnerſchaft keine einzelnen Abteilungen auf=
nimmt
Es iſt jedoch beabſichtigt, dieſe Riege einem anderen Turnver=
band
anzugliedern.
Die deutſche Waſſerballmeiſterſchaft.
Zu dem Verbandstag des Deutſchen Schwimmverbandes in Mün=
ſter
hat der S. S. C. 1889 Berlin den Antrag geſtellt, das Entſcheidungs=
ſpiel
um die Deutſche Waſſerballmeiſterſchaft von den anderen Kämpfen
zu trennen und das Endſpiel 1924 an das Ziel der Werbeveranſtaltung
Quier durch Berlin zu legen, um es auch den an den Einzelkämpfen
beteiligten Vereinen zu ermöglichen, ſich im Waſſerballſpiel zu meſſen.
Fußball.
Frefe Turngemeinde Darmſtadt 1I Freie Turngemeinbe Worms I.
2:0 (0:0).
Eckenverhältnis 1:3. Bei mäßigen Stürmerleiſtungen beiderſeits,
woran wohl die Glätte des Bodens ſchuld war, ſtand das Spiel bis
etwa eine Viertelſtunde vor Schluß unentſchieden. Die Tore ſchoſſen
Halbrechts und Halblinks. Beide Mannſchaften ſtanden mit Erſatz.
Die zweite Mannſchaft konnte ebenfalls einen 2:3 Sieg über ihren
körperlich ſtärkeren Gegner erringen.

Lehrkurſus für Leichtalbletik.
Der in der Zeit vom 15. November bis Ende Dezember 1923 bom
Amt für Leibesübungen Darmſtadt durchgeführte Lehrkurſus für Leicht=
athletik
, der unter der perſönlichen Leitung d’s akad miſchen Sportleh=
rers
der Hochſchule, Herrn Söllinger, ſtand, erfreute ſich eines guten Zu=
ſpruchs
. Insgeſamt nahmen 43 Kurſiſten teil, und zwar entfallen hier=
von
30 auf Darmſtadt, 13 auf Nachbarorte. Die TcAnehmer nach Kör=
perſchaften
geordnet, ergibt folgendes Bild: 10 Teilnehmer aus Sport=
vereinen
, 21 Teilnehmer aus Turnvereinen, 3 Teilnehmer aus Schulen,
4 Teilnehmer von der Hochſchule, 3 Teilnehmer von der Heſſ. Schupo,
2 Teilnehmer ohne Vereinsangehörigkeit.
Der B ſuch hatte wohl durch die Kälte ſtark gelitten, doch waren die
Uebundsſtunden durchſchnittlich von 32 Teilnehmern beſucht; beſonders
hervorzuheben iſt der regelmäßige Beſuch faſt aller auswärtiger Kur=
ſiſten
. Das angeſetzte Programm konnte, da erfreulicherweiſe nur gut
vorgebildete Leichtathleten antraten, voll durchgeführt werden. Feſtgeſtellt
muß leider werden, daß es bei allen Vereinen an den unbedingt not=
wendigſten
Geräten wie Sproſſenwand, Hammer Medizinball uſw.
fehlt, um die einfachen Uebungsmethoden zur erfolgreichen körperlichen
Durchbildung bringen zu können. Beſonderes Augenmerk wurde ſeitens
des trefflichen Leiters auf den phyſiologiſchen bezw. phyſikaliſchen Aufbau
der einzelnen Uebungsarten gelegt, um damit den Uebenden unmittelbar
zum Denken zu veranlaſſen und ſo vor Beginn der Uebung dieſe ſelbſt
voll durchgeiſtigen zu können. Der ganze Lehrkurſus wurde in der gut
ausgeſtatteten Sporthalle der Heſſ. Schutzpolizei abgehalten. Den Schluß
bildete ein zweimaliges Ueben der Kuxſiſten in der zu Sportzwechen vor=
bildlich
eingerichteten Aula der Techniſchen Hochſchule. Das Amt für
Leibesübungen glaubt durch dieſen Lehrkurſus, der in dankenswerter
und koſtenfreier Weiſe von Herrn Sportlehrer Söllinger durchgeführt
wurde, nützliche Vorarbeit für Vereinsleitungen, Schule und ſonſtige
Körperſchaften geleiſtet zu haben.
Ringen.
Die deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsringen.
In Nürnberg fand am 6. Januar die zweite und Schlußrunde um
die Deutſche Ringermeiſterſchaft zwiſchen dem ſüddeutſchen Mannſchafts=
meiſter
1. S. C. Maxvorſtadt 1904 Nürnberg und der Mannſchaft des

Altmeiſters Sp.=Vgg. Berlin=Oſt ſtatt. Der Vorkampf hat mit 7:5 zu=
gunſten
Berlins ſein Ende gefunden. Heute ſiegte Berlin mit 8:4. Das
Geſamtergebnis iſt alſo 15:9 Punkte zugunſten Berlins.
Den einzigen Sieg errangen die Nürnberger durch Karl Döppel
(Deutſcher und Europameiſter) gegen Förſter im Schwergewicht in 2
Min. 15 Sek. Zwei Kämpfe im Bantam= und Mittelgewicht endeten
unentſchieden. Berlin brachte die drei übrigen Siege an ſich.
Winterſport.
Bobſleigh=Klub Taunus und Schwarzwald.
Infolge der Freigabe des Durchgangsverkehrs über Offenburg nach
Triberg (Schwarzwald) haben ſich die beiden Bobklubs entſchloſſen, wie
im Vorjahre eine Sportwoche abzuhalten. Durch die überaus günſtige
Wetterlage iſt die Bahn in beſtem Zuſtande und finden folgene Rennen
ſtatt: 12. Januar: Außerordentliche Hauptverſammlung des BC.
Schwarzwald. 13. Januar: Bobrennen um den Wand rpreis des Frei=
herrn
von Venningen=Ullner. 15. Januar: Zweier=Bobrennen um den
Ehrenpreis des Herrn Rittmeiſter Griedel. 16. Januar: Zweier= Bob=
vennen
um den Chrenpreis des Herrn R. Lautenſchläger. Bobrennen
um den Pokal von Triberg. 18. Januar: Bobrennen um den Jubiläums=
preis
des BC. Taunus, geſtiftet von Herrn Karl Flinſch=Leipzig. 20.
Januar: Zweier=Bobrennen um die Meiſterſchaft von Deutſchland.
Deutſche Eislaufmeiſterſchaften.
Der Berliner Eislaufverein 1886, der vom Deutſchen Eislaufbver=
band
mit der Durchführung der deutſchen Meiſterſchaften im Kunſt=
und Schmellauf betraut worden war, eröffnete die Meiſterſchaftskämpfe
am Samstag auf der Kunſteisbahn an der Kaiſer=Allee 49 mit den
Wettbewerben im Schnellauf. Neben dem vorjährigen Meiſter, Müller=
Berlin, bewarben ſich noch deſſen Klubkameraden, Grund und Stöhr,
ferner der München=Neuſtädter Meiſter von 1921, Vollſtädt und Kül=
perſen
Altong um den Meiſtertitel. Müller, der ſich in glänzender
Form beſand, verteidigte ſeine Meiſterwürde mit beſtem Erfolg. Den
500=Meter=Lauf gewann zwar Stöhr in 53,9 Sek. gegen Müller, Grund
und Neuſtädter, die mit je 56,1 Sek. totes Rennen erzielten. In den
beiden längeren Strecken war Müller jedoch nicht zu ſchlagen, ob=
wohl
Stöhr, der die größten Anſtrengungen machte, den 1500=Meter=
Lauf gewann. In Verbindung mit der Meiſterſchaft kamen noch ver=
ſchiedene
Schnellaufwettbewerbe zum Austrag, die folgende Ergebniſſe
zeitigten: 100=Meter=Junior: 1. Topp, EV. 86, 6:58; 3000=Meter=
Junior: 1. Stöhr, BSC., 6:37,4; 1000=Meter=Lauf für Neulinge: 1.
E. Pach=Altona 2:00,4.

Die glückliche Geburt
eines Töchterchens
zeigen hochertreut an
Dinl.-Ing. Otto Schlieplake
und Frau Brika, geb. Heil
Rogsette-Weg 17

(*4

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige Nach=
richt
, daß es Goit dem Allmächtigen
gefallen hat, meinen innigſtgelieb=
ten
, guten Gatten, unſeren treu=
beſorgten
, unvergeßlichen Vater,
Schwviegervater, Großvater, Schſpa=
ger
und Onkel
Herrn Julius Lich
nach einem arbeitsreichen Leben
im 79. Lebens ahre zu ſich in die
Ewigkeit abzurufen.
Darmſtadt, 6. Jan 1924.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Jul. Georg Lich.
Beerdigung: Mittwoch, den9. Jan.,
nachm 2 Uhr, auf dem alten Fried=
hof
, Nieder=Ramſtädterſtr. *495

Aillen Verwandten und Freunden die traurige Nachrichi,
daß es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, meine liebe Frau,
unſere treubeſorgte Mutter und Großmutter
Wilhelmine Schulz
geb. Heppenheimer
heute früh nach langem ſchweren Leiden in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Schulz, Karſſtraße 18.
Beileidsbeſuche und Blumenſpenden dankend abgelehnt.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 9. Januar, 11 Uhr vor=
mittags
, vom Portal des alten Friedhofs aus ſtatt.
262

Weiblich

Todes=Anzeige.
Heute früh entſchlief ſanft und
gotter ieben inſolge einer Lungen=
entzündung
unſere vielgeliebte,
herzensgute und treubeſorgte
Mutter, Schwiegermutter, Groß=
mutter
Schweſter, Schwägerin
und Tante

Beſſeres
Fräulein
18 Jahre, kinderlieb,
ſucht tagsüber Steil
bei Kindern, eventl.
übernimnt auch ettvas
Hausarbeit Angeb
unter C 79 an die
Geſchäftsſt.

geb. Schubkegel
FWltwedes Gem.=Bautechnlkers Chriſt:
im 74. Lebensjahre.
Die trauernd Hinterbliebenen:
P. Chriſt, Kulturinſpeitor
Gg. Heitr. Stühlinger und Familie
Greta Lorenz Witwe und Familie
Friedr. Chriſt. Schloſſermeiſter,
und Familie.
Groß=Bieberau i. D, Reinheim
und Langen, den 6. Januar 1924,
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 8. Januar, nachm. 1 Uhr, vom
Sterbehaus in Groß=Bieberau
aus ſtatt.
264

Landwirtstochter
20 Jahre, ſucht zwecks
weiterer Ausbildung
im Haushalt Auf=
nahme
in gutem
bürgerlichen Hauſe
als Haustoch er
ohne gegenſeitige
Vergütung. Eine
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bensmitteln
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Tücht. Flickerin hat
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ßereibr
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Todes=Anzeige.
Heute früh ent chlief ſanft nach
chiperem Leiden meinlieber Mann,
unſer herzensguter Vater, Schwie=
gervater
, Großvater, Bruder,
Schwager und Onkel

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3000d s Goldanleihe z
T20oog s Goldanleihe=
s
100og s Goldanleihe-
Prels für iſ, Los 42 Rentenm., für 1/, Lo-
21 Rentenm., für 1ſ, Lo- 8 40 Rentenm.,
Tür U, Los 4.20 Rentenmark und Porto.
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den.
vom V

Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen: 6
Hch. Metzler, Oberlandmeſſer
u. Frau Gertrude, geb. Ainheiter
nebſt Tochter Ria.
Nieder=Namſtadt, 7. Jan. 1924. 5
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den Januar, nachm. 3 Uhr, in
Nieder=Ramſtadt ſtatt. (*548

[ ][  ][ ]

Rummer 8.

Hans Peter Ktomm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
13)
(Nachdruck verboten.)

wie möglich.
Das iſt etwas für mich! Merete war aufgeſprungen und
faßte ihr Kind.
dachte auch ſchon daran, Ihnen den Vorſchlag zu machen, aber tigen alles weitere erreichbar ſein.
wird das auch gut genug für Sie ſein? Sie ſind doch eigentlich
ſchön anfahren, wenn ich Ihnen ſolch Geſchäft zumuten tät.
Und dann, wiſſen Sie, muß man auf dem Platze ſein mit ſol=
chem
Geſchäft. Sie ſind’s doch nicht gewohnt.
Nein, Merete war das nicht gewohnt, aber das trat alles müſſen, keiner ihrer Schritte war umſonſt getan.
zurück vor der brennenden Sehnſucht, Arbeit zu haben, die in
Kind ein Zuhauſe zu gründen.
Ich tu’8! entſchied ſie entſchloſſen, ich kaufe das Geſchäft,
Es liegt mir ſo im Ganzen, und das übrige lerne ich. Jungel wpeiter klugen würde.
Jung=! Wir bleiben beieinander und eſſen Kohl und Rüben
außer ſich.
abermal, ob Merete nicht lieber zu ihr kommen wolle, das Kind
könne ſie ja mitbringen. So immer mit den kleinen Leuten um=
zugehen
, würde ihr ſicher zuviel werden.
So immer mit den kleinen Leuten Die junge Frau
Kromm ſchaute an ſich nieder und ſah ihre Hände an. Die
waren jetzt, da ſie noch wenig gewerkt hatte, weiß und fein und
Dame auf Moorwiſche, auch in der Geſtalt war Merete wieder
ſchlank geworden und aufrecht wie früher.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 8. Januar 1924.
Sollte ich etwas an mir haben, das für einen ordentlichen
Lebenserwerb zu vornehm wäre? ſprach ſie zu ſich ſelbſt. ſch lieben alten Stücke an, die in der Heimatſtadt aufbewahrt ge=
kann
hier unabhängig ſein und auf redliche Weiſe verdienen auf weſen; der runde Tiſch, die alte Uhr, die Lampe und die ſchöne
einem Gebiet, das mir durch Vater nicht unbekannt iſt. Wie oft Kommode mit dem Meſſingbeſchlag. Der große Schrank war
habe ich mit ihm Gemüſe zum Verkauf abgeſchätzt! und wie kaum zu ſtellen, wurde aber doch untergebracht. Weiße kleine
oft mußte ich mit den Abnehmern allein verhandeln! Auch die Gardinen und farbige Deckchen machten das Räumchen bald
Da kam eines Tages Frau Benrath gelaufen und erzählte, Bücher habe ich geführt, ſeit ihm die Hand gelähmt war. So wohnlich und heimelig, Und daß unten die Wellen gluckerten,
die bejahrte Gemüſehändlerin unten ſei gefallen und hätte ſich redete Merete ſich ſelbſt zum Frieden und bedankte ſich bei Frau war gar nicht unangenehm es ſchlief ſich gut dabei.
ſchweren Schaden getan, ſie wolle den Laden verkaufen, ſo bald Monika Schack für den guten Willen und bei Frau Benrath
für die gute Tat.
Volt, das ſind wir alle! Der Vater hatte es oft geſagt; immer Hans Peter ſchlief, an ihre Bettſtatt ſtellte, nickten und
und auf dieſem Grund wollte ſie getroſt ihr Leben bauen für
Ach Gott, Frau Kromm, ſagte die gute Bürgersfrau, nich ſich und das Kind. Von dieſem Beſtand aus mußte einem Tüch= lachten ihr von Tiſch und Kommode bunte Blumenſträuße ent=
Der Junge, der würde dann ſchon von ſelber dem Vater, rath hatte ſie hineingeſtellt und Salz und Brot und einen blanken
zu feit dafür. Meine Verwandte auf Moorwiſche würde mich nacharten, und daß er würde, wie jener geweſen, dafür wollte Pfennig dazu. Die Blumen waren in einem großen Reiſekorb
ſie ſchou ſorgen.
Der unverbogene Höchſtwert ihrer Erfahrungen auf Moor=
wiſche
war eine ſtille Zufriedenheit: Es hatte alles ſo gehen
Hatte nicht alles, was ſich dort ereignet, ihren Geſichtskreis
ihrem Können lag und ihr die Möglichkeit gab, ſich mit ihrem erweitert? und die gepflegte umgangsart, auf die Kleine runden Beinen und drückte durch fröhliches Krähen ſeine Mei=
Leut ſo wenig geben, war ihr auc) zuſtatten gekommen. Sie nung aus . . . Er ſchien mit dem Wechſel ſehr zufrieden zu ſein.
hatte da einen gewiſſen Ton kennengelernt, der in ihrem Leben Und das war die Hauptſache.
zuſammen. Sie ließ den Kleinen tanzen und war ganz war freilich eng und dämmerig, denn ſie lag nach der Waſſerſeite der am kleinen Fenſter. Zwiſchen den beiden Giebeln jenſeits der
hinaus, und unten gluderten die Wellen der Spree, aber das Straße ging die Sonne unter, die warf ihre Strahlen über das
Lurch Frau Benraths Vermittlung kam auch in etlichen große Schaufenſter und die hübſche bunte Glastür ließen Licht Haus des Bäckers, und ein breiter Lichtſtreifen fiel über das
Tagen der Kauf richtig zuſtande. Zwar ſchrieb Frau Monika und Luft genügſam herein; und dann der Tiergarten war ja Waſſer hinweg auf Meretens Schoß, ſchimmernd legte er ſich auf
in der Nähe! Irgendwie würde man den Aleinen ins Grüne, ihres Kindes hellhaariges Haupt.
bringen.
Die Geſchäftsausſtattung hatte die neue Inhaberin mit dann träumte das Kind ſtill vor ſich hin, und auch ſeine Mutter
übernommen; nun erhielten die Sachen einen buntfarbigen An= ging ihren Gedarken nach. An die Eltern dachte ſie, an die gute
ſtrich und etliche hübſche Körbe Ständer und bunte Matten gaben Mutter Kromm und an den Menſchen, der ihr der liebſte geweſen.
dem Laden ein ganz verändertes Ausſehen. Als die junge blonde Wenn er ſie jetzt ſehen würde!. Aber waren ſie denn getrennts
ſchmal und gar nicht groß, die glichen jetzt den Händen der Frau hinter die Tonbank trat, ſchaute ſie in ihrem hellen Waſch= Stießen nicht die Schifflein des Glaubens und der Hoffnung von
kleid ſo fein ſäuberlich aus, ein Vergnügen mußte es ſein, bei Ufer zu Ufer und trafen ſich in der Mitte, die Liebe war?.
ihr zu kaufen!

Seite 9.

Fir das Etlſchen, nach der Sore Mnas lunen ießt de
Am Samstag vor Pfingſten war das Ganze fertig gewor=
den
. Als Merete einziehend die kleine Korbwiege, in der noch
gegen: duftender Flieder und dicke rote Bauernroſen, Stern=
blumen
, die zierlichen Akelei und flammender Mohn. Frau Benz
aus Moorwiſche gekommen und ein ſchöner Topfkuchen nebenher.
Man war doch nicht ganz vexlaſſen!
Hans Peter erwachte, machte ſeine großen hellen Augen auf
und angelte ſofort nach den Blüten; er ſtrampelte luſtig mit den
Merete rückte hier und ſchob ein weniges dort; als die Däm=
Die tleine Wohnung, die neben dem Gemüſeladen gelegen, merung kam, nahm ſie ihren Knaben auf den Schoß und ſaß nie=
Ab und an griff die kleine Hand in das Glänzen hinein,
(Fortſetzung folgt.)


Uhne Fleisch doch kraftige Sunnen und schmackhafte Gemuse
zuzubereiten, ermöglicht auf einfache und sparsame Weise
an
uie MtaokaftteMideT War zer

Kr
regiſter B: die Firma: Schlapper,
Aktiengeſellſchaft. Sitz: Darmſtadt.
Gegenſtand des Unternehmens: Fabri=
kation
von Dagkpappen und Teerpro=
dukten
. Es bleibt der Geſellſchaft über=
laſſen
, ihre Tätigkeit auf andere Erwerbs=
zweige
auszudehnen. Grundkapital:
5000 000 Mark. Vorſtand: Th odor
Laur, Direktor in Darmſtadt. Prokura:
Flitz Schlapper, Kaufmann in Malſch.
Der Geſellſchaftsvertrag, iſt am 14. No=
vember
1923 feſtgeſtellt. Das Grund=
kapital
iſt eingeteilt in 50 Aktien zu j
400000 Mark, die auf den Inhaber lau=
ten
und zum Nennwert ausgegeben wer=
den
. Der Vorſtand beſteht aus einem
vom Vorſitzenden des Aufſichtsrats oder
ſeinem Stellvertreter zu beſtellenden
Drektor. Der erſte Vorſtand iſt durd
die Gründer ernannt. Die Generalver=
ſammlung
wird vom Vorſtand durch
einmalige Bekanntmachung im Deutſchen
Reichsanzeiger beruſen. Die Bekannt
machungen der Geſellſchaft erfolgen durch
den Deutſchen Reichsanzeiger. Die Mit.
gründerin Guſtav Schlapper Wilwe,
alleinige Inhaberin der Firma Guſtav
Schlapper Witwe, Dachpappen und Teer=
produktenfabrik
in Malſch, bringt die
ſämtlichen zu der genannten Firma ge=
hörigen
Grundſtücke ſowie, das von ihr
bisher bewohnte Haus, nebſt allen Ma=
ſchinen
, Geſchäſtsinventar und ſämtlichen
zum bisherigen Fabrikbetrieb gehörigen
Eiurichtungsgegenſtände nebſt Aktiven
und Paſſiven, insbeſondere auch alle
Patente, Gebrauchsuuſter, Geſchäftsge=
heimniſſe
und das Recht zur Fortfüh=
rung
der Firma in die Geſellſchaft ein.
Frau Schlapper hat für dieſes Einbrin
gen bereits am 17. Oktober 1923 den
Betrag von 4 Bill. Mk. in bar erhalten.
außerdem ein Wohnrecht. Sie erhält
ferner nominell an Aktien 1500 000 Mk
Die Gründer der Geſellſchaft, die alle
Aktienübernommenhaben, ſind: 1. Guſtav
Schlapper Witwe, Karla, geborine Növ.r
in Malſch. Amt Etlingen, 2. General=
direktor
Dr. Bruno Möhring in Bad=
Nauheim, 3. Generaldirektor Dr. Ernſt
Schlapper in Butzbach, 4. Kauſmanu
Theodor Laur in Darmſtadt, 5. Kauf=
mann
Hermann Zeiler daſelbſt, 6. Direk
tor Karl Zeiler in Bensheim. Den er==
Aufſichtsrat bilden, die vorſtehend unier
1., 2., 3., 5. und 6. genannten Perſonen.
Von den mit der Anmeldung der Geſell
ſchaft eingereichten Schriftſtücken, insbe=
ſondere
von dem Prüfungsberichte des
Vorſtandes, des Aufſichtsrates und der
Neviſoren, kann bei dem Gerichte, von
dem Prüſungsberichte der Reviſoren
auch bei der Handelslammer Darmſtadi.
(8877
Einſicht genomnen werden.
Daimſtadt, den 20. Dez. 1923.
Amisgericht I.

Faſelviehverkauf.
Die Gemeinde Groß=Zimmern bringt
am Freitag, den 11. Januar 1 J8., nache
mitta ,s 3 uhr, im hieſigen Rathausſaal
einen zur Zucht untauglichen
Faſelochſen
im Wege der öffentlichen Submiſſion zum
Verkauf. Die Gebote müiſſen auf das Pfund
Lebendgewicht erfolgen und ſind bis zum
genannten Termin verſchloſſen bei der unter=
zeichneten
Stelle einzureichen, woſelbſt auch
die Verkaufsbedingungen eingeſehen werden
können. Der Faſel kaun vorher bet dem
(263
Faelwärter beſichtigt werden.
Groß=Bimmern, den 4. Januar 1924.
Heſſiſche Bürgerieiſterei Groß=Zimmern.

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Samstag den 12. Januar
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Halbstores, Tüll- und Madras-Garnituren
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rationsstoffe
, Läufer- und Teppichstoffe,
ferner Restpaare von Steppdecken, Bett-
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3. Januar 1924 eingetragen die durch
Geſelſchaftsvertrag vom 10. Dezember
1933 errichtete Frma: Merkur, Schiff=
fahrts
=, Spedilions= und Handels=
geſelſchaft
mit beſchränkter Haf=
tung
in Gernsheim. Gegenſtand des
Unternehmens iſt die Uebernahme von
Maſſen= und Stückgut=Transporien zu
Waſſer und zu Land im In= und Aus=
land
ſowie Handel mit Landesprodukten
und Bergwerlserzeugniſſen. Stammkapi=
tal
200 Billionen Mark. Geſchäftsführer
ſind: Fried ich Andres II., Kohlenländ=
ler
in Gernsheim, und Heinkich Klein
junior. Schiffsbefrachter in Mannheim.
die Vertretung erfolgt durch jeden Ge=
ſchäftsführer
für ſich allein.
(268
Amtsgericht Gernsheim.

Verſteigerung.
Wegen Auflöſung des Haushaltes des
verſtorb. Kunſtmal rs Karl Lützow
verſteigere ich Donnerstag, den 10.
und Freitag, den 11. ds. Mits., je=
weils
vormittags 110 Uhr und
nachmittags /,3 Uhr beginnend,
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nachſolgend bezeichncte Mobilien gegen
(253
Bar ahlung:
1 Schlafzimmer, weißlack. mit 2
Betten, 1 Waſchkommode mit Marmor=
platte
und Spiegelaufſatz, 2 Nacht=
ſchränke
und 1 d eiteil. Spiegelſchrank=
1 Schlafzimmer, mahag, mit 2
Betten, 2 Nachtſchränke mit Marmor=
platten
, 1 Waſchkommode mit Maimor=
platte
, 2 Kommoden, mahag., 3 lack.
Waſchkommoden, 2 Kommoden, nußb.,
1 Toiletieſp egel:
1 Diwan, 2 Sofas, 1 Ruhebett mit
Decke, 2 Polſterſeiſel, 1 Schaukelſtuhl,
4geſchn. Bauernſtühle, Stü le all. Art;
1 Bücherſchrank, 2 eintür. Kleider=
ſchräuke
, 2 zweitür. Kleiderſchränke, 1
zweitür. Wäſcheſchrant:
2 Ausziehtiſche, 6 T Tiſche, 1
Spieltiſch, 3 Bauerntiſche;
1 Dielenuhr, dkl. Eiche, 1 Pendule,
3 gemalte Fenſterbilder, 1 Prismen=
lüſter
, 1 Lüſterweibchen, 1 Beleuchtungs=
körper
, 1 Wikinger Schiff. 1 Spinnrad,
Bilder, Spiegel, Glas, Porzellan, Auf=
ſtellſachen, Vorhänge uſw:
1 Küchenſchrank, 1 Küchentiſch, 1
Eisſchrank, 1 Fleiſchlotz, 2 Gasherde,
ſämtliches Küchengeſchirr;
Weißzeug aller Art:
1 Papierſchneidmaſchine mit 4
Erſatzmeſſern, 3 Aktenſchr., Aktenregale;
1 Nähmaſchine,
1 Klavier, verſenrbar.
Beſichtigung: Mittwoch v. 25 Uhr.
Darmſtadt, den 8. Jan. 1924.
Baab
Amtsgerichtstaxator.

Wohnhaus=Verſteigerung.
Wegzughalber verſteigere ich Samstag,
12. (fd. Mts., abends 7 Uhr, im Gaſthaus
zur Krone in Mümling=Grumbach i. B.,
mein am Marktplatz gelegenes Wohndaus
mit Laden, Stallung und Scheuer öffent=
lich
meiſtbietend Jch betrieb ſeither Kolonial=
waren
, Email=, Porzellan= und Eiſenwaren=
geſchäft
und iſt dasſelbe für jedermann ge=
eignet
. Buſchlag kann ſofort erfolgen,
Albert Haas.
283i)

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[ ][  ]

Seite 10.

Darmſtädter Tayblatt, Dienstag, den 8. Januar 1924.

Nummer 8.

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1. Aenderung der Satzung (§8 4 und 5, § 2 letzter
Abſatz, 8 2 Abſatz 2 und 8 3 Abſatz 1.
2. Beſchlußfaſſung zu § 32 Ziffer 2 und 5.
3. Sonſtiges.
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