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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſit. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 4
Freitag, den 4. Januar 1924.
187. Jahrgang
Einzelnummer 15 Goldpfennige
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Finanz=Anzelgen 30 Goldpfg., Relſamezeile (92 mm
brei) 4 Goldmark. Anzeigen von auewärts 30 Goldpfg,
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Rellame=
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(1 Dollar — 4.20 Marll. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streil uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlſcher Beitreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Bankkonto? Deutſche Bani und
Darm=
ſtädier 8 Nationalbank.
Nervoſität in Paris.
Poliliſche Beklemmungen.
* Paris, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Der vom „Figaro”
ver=
öffentlichte Rechbergſche Plan bildet in der Preſſe, da er bei dem
franzöſiſchen Publikum bisher nur bruchſtückweiſe bekannt war,
das große Ereignis des Tages. Das Intereſſe für dieſen Plan
hat ſich ſo bedeutend verſchärft, daß ein Teil der Pariſer Preſſe,
vielleicht inſpiriert, auf die franzöſiſche Regierung im Sinne einer
ſofortigen Prüfung des Planes und eventueller diplomatiſcher
Nötigungsverſuche in Berlin einzuwirken beginnt. In gut
unter=
richteten Kreiſen verlautet ſogar mit Beſtimmtheit, daß
Frank=
reich um jeden Preis jetzt eine direkte Verſtändigung mit
Deutſch=
land unter Zugrundelegung des Rechbergſchen Planes
herbeizu=
führen gedenke.
Für dieſe neue Tendenz iſt auch ein Artikel bezeichnend, den
der Direktor des „Intranſigeant” geſtern abend in ſeinem Blatte
erſcheinen l5ßt. Leon Bailby kommt zu dem Schluß, daß die
fran=
zöſiſche Regierung ſo ſchnell wie möglich im Einverſtändnis mit
ihrem Delegierten Barthou die politiſche Seite des Projektes
prüfen und nach Einblick in die Sachverſtändigengutachten ſich
zum Handeln entſchließen müſſe. Bailby ſchreibt weiter: Wir
wollen auf irgend eine Weiſe bezahlt werden, und dieſes
Ver=
fahren erſcheint uns ſehr beachtenswert. Das vorliegende
Pro=
jekt bietet ohne Zweifel keine abſolute Sicherheit. Doch wo wäre
ſie zu finden? Wir müſſen uns zum Handeln aufraffen und
unſer Glück verſuchen. Das iſt die Aufgabe der Regierung.
Bailby ſteht nicht allein mit dieſem Geadnken. Ganz
allge=
mein macht ſich hier der Wunſch geltend, die franzöſiſch=deutſchen
Beziehungen von Grund aus umzugeſtalten. In dieſem
Zuſam=
menhang läßt der offiziöſe Kommentar des „Matin” zu der
Neujahrsrede Millerands auf die Abſicht Frankreichs ſchließen,
Deutſchland gegenüber zum erſten Male ſeit fünf Jahren eine
Geſte der Verſöhnung zu machen. Dieſe Bereitſchaft mag wohl
zuſammenhängen mit der Beklemmung, die der augenblickliche
Tiefſtand des franzöſiſchen Franken (1 Dollar — 20,56 Franken)
mit ſich bringt. Im großen und ganzen bemüht man ſich aber,
die franzöſiſchen Währungsausſichten optimiſtiſch zu beurteilen,
und man vermeidet den Aſchein, als ob Frankreich ſich durch ſeine
Valutaverhältniſſe in die diplomatiſche Defenſive gedrängt fühle.
Vom Tage
Wie wir erfahren, haben die Sozialdemokraten in
Thü=
ringen ein Wahlabkommen mit den Kommuniſten
ab=
geſchloſſen, um eine bürgerliche Mehrheit bei den Landtagswahlen zu
verhindern.
Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, hat das zuſtändige
Amtsgericht nunmehr Haftbefehl gegen den thüringiſchen
Mini=
ſter des Innern Hermann erlaſſen.
Die Zentrumsfraktion des Reichstags wird am nächſten
Dienstag zu einer Ausſprache über die Lage zuſammentreten; die
De=
mokraten halten am 14. und 15. Jan. in Dresden eine Tagung ab.
Reichstagspräſident Loebe feierte geſtern ſein 25jähriges
Redakteujubiläum an der Breslauer Volkswacht.
In einer Sitzung der Vertreter des deutſchen
Nahrungsmittelgroß=
handels mit Vertretern des Berliner Polizeipräſidiums und der
Preis=
prüfungsſtellen wurde beſchloſſen, die Großhandelsſpanne für
Lebensmittel um durchſchnittlich 5 Prozent herabzuſetzen.
Im Hamburger Hafen kamen 1923 17324 Seeſchiffe an
gegen 14 141 im Vorjahre. Es gingen 17 213 gegen 14 134 ab.
Der Erſte Hamburger Bürgermeiſter Dr. Dieſtel iſt geſtern
vormittag geſtorben.
Das Volksgericht in München erließ gegen den 1900 in
München geborenen Karl Leo Grafen v. Moulin=Eckart
Haft=
befehl wegen Hochverrats.
Nach einer Harasmeldung aus Athen hat die Kammer nach
lauger Debatte die Wahl des Vorſitzenden auf kommenden Samstag
verſchoben.
Nach dem Freiſpruch im Conradiprozeß wurden
mehrere in Rußland lebende Schweizer Bürger
ausge=
wieſen.
Die Darſteller des Oberammergauer
Paſſions=
ſpiels, die in Neu=York eingetroffen waren, ſind nach
Beendig=
ung einer zweiwöchigen Ausſtellung ihrer kunſtgewerblichen Arbeiten
die ihnen 65 000 Dollars einbrachten, nach Cleveland in Ohio
weiter=
gereiſt.
Amtlicher Oollarkurs 4 210300 000000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Der unmögliche Man Rechbergs.
TU. Paris, 3. Jan. Der Figaro veröffentlicht mit
aus=
führlichem Kommentar den Reparationsplan, der nach
ſorgfäl=
tiger Bearbeitung durch deutſche Juriſten Poincaré unterbreitet
wurde. Das Projelt iſt in 9 Paragraphen gegliedert.
In Paragraph 1 wird der franzöſiſchen Regierung das Recht
eingeräumt, unter den deutſchen Induſtrien (Bergbau=
und Schiffahrtsunternehmungen) diejenigen auszuſuchen, an
denen ſie ſich zu beteiligen wünſcht. In Frage kommen nur
Unternehmungen, die einen beſtimmten, noch feſtzuſetzenden
Mindeſtſatz an Gewinn überſchreiten. Dieſe Mindeſtſätze werden
aus den in Goldmark umgerechneten Dezemberumſätzen der
ein=
zelnen Unternehmungen errechnet.
8 2 enthält gleichfalls keine weſentlichen Neuangaben. Die
von der franzöſiſchen Regierung gewählten Induſtrien
wer=
den den Nominalwert ihrer Aktien um 30 Proz.
erhöhen. Dann heißt es weiter: Gleichzeitig verpflichtet ſich
der deutſche Staat, koſtenlos die von der franzöſiſchen
Re=
gierung ausgeſuchten Unternehmungen in Geſellſchaften
mit beſchränkter Haſtung oder Aktiengeſellſchaften
um=
zuwandeln, auch wenn die Unternehmungen bisher in
Privatbeſitz waren.
§ 3. Nach dieſem Paragrabhen gehen die neuen Aktien
der von der franzöſiſchen Regierung bezeichneten
Unternehmun=
gen ſofort in den Beſitz desdeutſchen Staates über,
der nach Gutdünken durch Verhandlungen mit den betreffenden
Werken die an dieſe zu zahlenden Entſchädigungen feſtſetzt. Die
Aktien werden ſodann vom deutſchen Staate Franreich übergeben.
§ 4. Die franzöſiſche Regierung wird
dar=
auf den franzöſiſchen Induſtriellen, dieſe
Aktien abtreten. Es bleibt jeooch der franzöſiſchen
Regie=
rung überlaſſen, den Induſtriellen ihres Landes die
Aktien=
anteile an den deutſchen Unternehmungen zu verkaufen oder
gegen feſte Beträge und zur allmählichen Erwerbung auf
Ab=
zahlung zu verpachten.
§ 5. Die deutſche Regierung wird durch einen
beſon=
deren Geſetzeserlaß die deutſchen Unternehmungen, die neue
Aktien herausgeben, verpflichten, bei jeder
Kapital=
vermehrung innerhalb einer Zeitdauer von 30 Jahren 30
Prozent des Mehrwertes gegen bar oder durch
Vermitt=
lung der deutſchen Regierung der Regierung der
franzö=
ſiſchen Republik anzubieten, die die Induſtriellen
ihres Landes davon in Kenntnis ſetzen wird. Die Regierung
der franzöſiſchen Nepublik muß ihrerſeits innerhalb von 30
Tagen dieſes Angebot annehmen oder ablehnen. Die deutſche
Regierung verpflichtet ſich hierdurch, durch ein beſonderes Geſetz
zu beſtimmen, daß die Aktien, die kraft des vorliegenden
Abkom=
mens in franzöſiſchen Beſitz übergehen, durch Deutſchland nicht
vor Ablauf von 30 Jahren zurückgelauft werden können. Die
Regierung der franzöſiſchen Republik verpflichtet
ſich ihrerſeits durch Geſetzesbeſchluß, dafür zu ſorgen, daß dieſe
in franzöſiſchen Beſitz übergegangenen
deut=
ſchen Aktien innerhalb Frankreichs vor Ablauf von 30
Jahren nicht veräußert werden können. Die deutſchen
Aktien, die in franzöſiſchen Beſitz übergehen ſollen, werden, um
die Kontrolle zu erleichtern, durch ein beſonderes Zeichen
ge=
kennzeichnet.
§ 6. Wenn die franzöſiſche Regierung außer
Stande iſt, ihren Induſtriellen ſämtliche Aktien der
deut=
ſchen Unternehmungen zu verkaufen, ſo iſt ſie berechtigt, die
nicht verkauften in ihrem perſönlichem
Be=
ſitz zu behalten. Da der Betrag der Aktien der
franzöſſ=
ſchen Regierung wohl ein Recht auf die deutſchen Reparationen,
lein Recht auf die Kontrolle der deutſchen Induſtrie, noch
ein Recht auf Beeinfluſſung der Geſchäftsentwicklung gibt,
wer=
den die deutſchen Aktien, die der franzöſiſchen Regierung
aus=
gehändigt ſind, ſolange ſie im Beſitz der franzöſiſchen Regierung
bleiben, ein Stimmrecht nur inſoweit beſitzen, als ſich dies auf
die Verteilung und Feſtſetzung der von den deutſchen
Unter=
nehmungen erzielten Gewinne (!!) erſtreckt.
§ 7. Der Geſamtbetrag der deutſchen Aktien, die in
den. Beſitz der franzöſiſchen Regierung laut vorliegendem
Ab=
kommen übergehen ſollen, wird noch durch eine beſondere
Vereinbarung zwiſchen der franzöſiſchen und
deut=
ſchen Regierung feſtgelegt werden. Wenn die franzöſiſche
Regierung anläßlich der Uebertragung der deutſchen Aktien auf
die Induſtriellen ihres Landes einen höheren Betrag, entweder
durch Verkauf oder durch Verpachtung erzielen ſollte, der den
Wert nach dem Geſamtbetrag der deutſchen Aktien, wie er mit
der franzöſiſchen Regierung vereinbart wurde, überſteigt, ſo
wird der höhere Betrag als Grundlage gewählt werden.
§ 8. Der Wert der deutſchen Aktien, die auf
Grund des vorliegenden Abkommens der franzöſiſchen
Regie=
rung übergeben werden iſt dem deutſchen Neich für
Rechnung der an Frankreich geſchuldeten
Repa=
rationen gutzuſchreiben. Gleichzeitig wird die Summe
der von Deutſchland an Frankreich zu zahlenden Reparationen
in Vorausſetzung der „Verzichtleiſtung Großbritanniens und
Amerikas auf ihre Schuldforderungen gegenüber Frankreich auf
den Betrag von definitiv 25 Milliarden Goldmark feſtgeſetzt. Die
Zahlungen, die zur Deckung dieſer herabgeſetzten Schuld von der
deutſchen Regierung benötigt werden, werden nach einem neuen
Plan ausgemacht werden. Die Zahlungen und Sachlieferungen
des Deutſchen Reiches auf das Reparationskonto werden
aufge=
hoben, wenn ihr Betrag von den deutſchen Aktien gedeckt wird,
die laut den Beſtimmungen des vorliegenden Abkommens in
franzöſiſchen Beſitz übergehen.
8 9. Die franzöſiſche Regierung wird ſich Rechenſchaft
dar=
über ablegen müſſen, daß die Produktion der deutſchen
Unter=
nehmungen wie auch ihre Gewinnk von den Direktoren
ab=
hängig ſind, die bisher die deutſchen Unternehmungen
geleitet haben. Dieſe Direltoren werden jedoch gezwungen
ſein, von der Leitung der deutſchen Unternehmungen
zurück=
zutreten und eine einträglichere Arbeit zu ſuchen, wenn ihre
Beteiligung an dem Gewinn zu ſehr eingeſchränkt wird.
Gleich=
zeitig würde der Wert der in die Hände der franzöſiſchen
Re=
gierung übergegangenen Aktien wieder in Frage geſtellt werden.
Die franzöſiſche Regierung erkennt daher hieraus, daß die
Ab=
ſplitterung eines Betrages von 30 Prozent des beſtehenden
Aktienkapitals, ſowie die Verpflichtung, von jeder künftigen
Kakitalsvermehrung denſelben Prozentſatz an ſie abzuführen, die
äußerſte Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Unternehmungen
dar=
ſtellt. Die franzöſiſche Regierung verzichtet daher offiziell darauſ,
in Zukunſt irgendwelche Anſprüche auf eine höhere
Prozeut=
beteiligung an deutſchen Unternehmungen geltend zu machen.
Rückverlegung des franzöſiſchen Generalſtabs
nach Mainz.
Paris, 3. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Düſſeldorf verlautet offiziell, daß der Generalſtab der
Be=
fatzungsarmee in der erſten Hälfte des Januar von Düſſeldorf
nach Mainz zurückverlegt werde. Dagegen wird General
De=
goutte ſeine Kommandoſtelle in Düſſeldorf beibehalten. Die
verſchiedenen Zivilbüros in Düſſeldorf würden umgruppiert
und in Düſſeldorf bleiben.
Unverantwortliche Pritatpolitik.
Die deutſche Oeffentlichkeit wird ſeit einiger Zeit durch
Meldungen aus Paris überraſcht, nach denen dort ein deutſcher
Induſtrieller, namens Rechberg, eine fieberhaſte Tätigkeit
ent=
ſaltet, zwecks Herbeiführung einer Verſtändigung mit Frankreich
und Löſung des Reparationsproblems. So haben wir
vernom=
men, daß Herr Rechberg eine franzöſiſche Kammerſitzung beſucht
habe, an der notabene deutſche Journaliſten auf der
Journaliſten=
tribüne noch immer nicht teilnehmen durften, daß Herr Rechberg
von Poincaré empfangen worden ſei und dergleichen mehr.
Da=
zu findet dieſer deutſche Induſtrielle den Weg in die Spalten
franzöſiſcher Blätter zu Erklärungen über ſeine Politik und jetzt
veröffentlicht ſogar der Figaro 9 Paragraphen des Rechbergſchen
Vorſchlages, nach denen u. a. Frankreich das Recht haben ſoll,
ſich an jeder; beliebigen Unternehmen mit 30 Prozent des
Aktien=
kapitals zu beteiligen, um welchen Betrag der Nominalwert des
A.tienkapitals zu erhöhen ſei. Deutſchland ſoll ſich verpflichten,
die von Frankreich für dieſe Beteiligung ausgeſuchten
Unterneh=
mungen koſtenlos in G. m. b. H. oder Aktiengeſellſchaften
um=
zuwandeln, auch wenn ſie bisher im Privatbeſitz waren. Herr
Rechberg regelt auch gleich die Höhe der deutſchen
Reparations=
ſchuld definitiv auf 25 Milliarden Coldmark und dekretiert den
Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien die
Ver=
zichtleiſtung auf ihre Schuldenferderungen gegenüber Frankrcich.
Man ſieht, dieſer Herr Rechberg geht aufs Ganze zu einer Zeit,
wo die deutſche auswärtige Politik unter unſäglichen
Schwierig=
keiten und Vorſichtsmaßnahmen Verhandlungen mit Frankreich
zuerſt einmal über die Regelung der wirtſchaftlichen und
ver=
waltungstechniſchen Zuſtände innerhalb der von Frankreich
widerrechtlich beſetzten deutſchen Gebiete in Gang zu bringen
ſucht. Herr Rechberg wurde nicht nur vom franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten Poincaré empfangen, ſondern fand auch eine
bemer=
kenswert verdächtig günſtige Auf ahme in der Preſſe in Paris.
Bevor es ſich lohnt, auf die unmöglichen Vorſchläge der
Rechbergſchen Privatpolitik ſachlich einzugehen, hat die deutſche
Oeffentlich eit zwei Fragen zu ſtellen, in weſſen Auſtrag handelt
Herr Rechberg in Paris, und wer iſt eigentlich dieſer deutſche
Großinduſtrielle, der die folgenſchwerſten Veröffentlichungen in
der Pariſer Preſſe vom Stapel läßt? Die erſte Frage haben die
maßgeblichen Regierungsſtellen klar und eindeutig beantwortet.
Daß Herr Rechberg nicht, wie er in Paris behauptet hat, mit
maßgeblichen verantwortlichen Regierungsſtellen vor ſeiner
myſteriöſen Reiſe nach Paris verhandelt hat und daß, wenn er
ſich in Berlin beſprochen hätte, er die Billigung für ſeine Pläne
nicht gefunden hätte. Alſo handelt Herr Rechberg als
Privat=
mann in Paris und da muß die Frage geſtellt werden: Wer iſt
dieſer „Großinduſtrielle”, den ein Poincaré ſo huldvoll empfing,
wie bisher noch keinen Deutſchen ſeit dem Ruhreinfall? Bis
zum Kriegsausbruch lebte Herr Rechberg in Paris und zwar
be=
merkenswerter Weiſe als Bildhauer. Seine Werke benannte er
u. a. Reſignation, Paradies verdue und L’Oublie. Während
des Krieges war Herr Rechberg Ordonnanzoffizier bei
höchſten Stäben, unter anderem beim deutſchen Kronprinzen.
In jene Zeit fällt ein myſteriöſer Aufenthalt in einer
Nerven=
heilanſtalt. Nach dem 9. November 1918 betätigte ſich Herr
Rech=
berg vornehmlich mit Politik, was ihm ſeine gute finanzielle
Lage, ſeine Beteiligung an Textilunternehmungen uſw.
ermög=
lichte. Irgendeine führende Stellung in einem wirtſchaftlichen
oder induſtriellen Verband nahm Herr Rechberg nicht ein.
An=
fänglich ſuchte er über den in Berlin weilenden engliſchen
Gene=
ral Malcolm Beziehungen nach England anzuknüpfen. Später
trieb er Verſtändigungspolitik mit Frankreich. Zwiſchendurch
be=
tätigte er ſich antibolſchewiſtiſch. Nebenbei ließ ſich Rechberg über
Kunſt in der Münchener „Jugend” aus. Auch über Sport hat er
geſchrieben. Nunmehr betätigt ſich Herr Rechberg, wie wir aus
den Spalten der Pariſer Blätter entnehmen können, als
groß=
induſtrieller Amateurdiplomat in Sachen Verſtändigung
Frank=
reich-Deutſchland, wobei ſeine erlöſende Idee auf die
Verſchleu=
derung eines großen Teils der deutſchen Induſtrie an die
un=
erſättlichen Franzoſen hinausläuft. In politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Kreiſen Deutſchlands hält man Herrn Rechberg für
einen begabten Bildhauer. Ob man ihn in Bildhauerkreiſen für
einen prädeſtinierten Diplomaten und Politiker hält, iſt nicht
bekannt.
Aus der Beantwortung der Fragen: In weſſen Auftrag
han=
delt Herr Rechberg in Paris?, und vor allen Dingen: Wer iſt
Herr Rechberg? ergibt ſich für die deutſche Oeffentlichkeit unſeres
Erachtens keine Notwendigkeit mehr, ſich mit den Rechbergſchen
Vorſchlägen zu befaſſen. Ein anderes Kapitel und für die
Be=
urteilung der politiſchen Lage bei den franzöſiſch=deutſchen
offi=
ziellen Verhandlungen nicht unerheblich iſt die Feſtſtellung, daß
Herr Poincaré und die franzöſiſche Preſſe Herrn Rechberg und
ſeine Vorſchläge ſehr beifällig aufgenommen haben.
Der „Figaro” macht Ergänzungen.
FU. Paris, 3. Jan. Der Figaro ſucht im einzelnen
nach=
zuweiſen, warum die Vorſchläge Rechbergs eine weitgehende
Be=
achtung verdienen. Das Blatt teilt mit, daß der franzöſiſche
Wirtſchaftsrat ſich in ſeiner nächſten Sitzung mit den Vorſchlägen
beſchäſtigen und ſeine Anſicht darüber mitteilen wird. Der
Figaro ſchlägt noch folgende Ergänzungen zu den Plänen
Rech=
bergs vor:
1. Der Kapitalwert und der Mindeſtbetrag der Beteiligungen
muß ſo genau wir irgend möglich ermittelt werden.
2. Sobald die erhofſten Reſultate nicht erzielt werden, iſt die
deutſche Regierung zur Verantwortung zu ziehen.
3. Den an Frankreich abgegebenen Altien iſt ein Vorzugsrecht
einzuräumen.
4. Völlige Immunität im Hinblick auf den deutſchen Fiskus.
5. Der deutſche Staat muß ſich verpflichten, die
Unternehmun=
gen, die einen Teil ihres Aktienbeſitzes an Frankreich
abge=
treten haben, nicht mit außerordentlich hohen Steuern zu
be=
laſten. Das Ablommen zwiſchen den Deutſchen und
Fran=
zoſen, wie es von Rechberg entworfen wird, würde einen
Zollvertrag nicht ausſchließen, auch nicht beſondere
Abkom=
men zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen Induſtriellen zus
Entwicklung ihrer Geſchäfte auf dem Weltmarkte.
Seite 2.
* Paris, 3. Jan. (Priv.=Tel.) Der Matin
veröffent=
licht heute einen Artikel ſeines politiſchen Redakteurs
Sauer=
tein, der, wie man weiß, von amtlicher Stelle informiert
zu werden pflegt. Dieſer Artikel erinnert zunächſt an die Worte
Millerand beim Neujahrsempfang des diplomatiſchen Korps:
Es ſcheint, daß es erlaubt iſt, die Morgenröte der Verſöhnung
und des endgültigen Friedens zu begrüßen. Sauerwein
er=
klärt, er habe Wert darauf gelegt, ſich genau zu informieren,
um dieſen Worten eine ſichere Auslegung geben zu können und
ſagt dann:
Die franzöſiſche Politik hat, ſeitdem Millerand im
Jahre 1920 vor der Kammer den Wunſch äußerte, daß
Frank=
reich und Deutſchland ſo ſchnell als möglich die normalen
Be iehungen wieder auſnehmen, ohne die ein endgültiger
Friede nicht möglich ſei, ſich logiſch entwickelt. Für die
Wiederaufnahme dieſer Beziehungen ſtellte Millerand nur eine
Bedingung auf, nämlich, daß Deutſchland ſeine vertraglichen
Verpflichtungen erfülle. Die Regierung Millerand und ihre
Nachfolger ſind dieſer Politik treu geblieben. Das Jahr 1923
hat die Ruhrbeſetzung gebracht. Hätte Deutſchland nicht
Milliar=
den ausgegeben, um den paſſiven Widerſtand zu unterhalten,
der zu nichts führen konnte, hätte es aufrichtig mit uns Mittel
geſucht, Zahlungen aus der Ruhr zu erhalten, dann ſtünden
weder Deutſchland noch Frankreich da, wo ſie heute ſtehen. Aber
die Beſetzung en=ſprach einer ſo richtigen Auffaſſung, daß trotz
dieſes abſurden und ſchädlichen Widerſtandes ſie doch den einen
Erfolg gehabt hat, den man nicht hoch genug einſchätzen kann.
Sie ſetzte uns mit dem 1. Januar 1924 in die Lage, in der man
am 1. Januar 1923 hätte ſein können und müſſen, wenn
Deutſchland Vernunft angenommen hätte. Deutſchland hat ein
Jahr gebraucht, um zu begreifen. Vielleicht iſt man berechtigt
zu glauben, daß dieſe harte Erfahrung auch zum Weltfrieden
führen wird. Der paſſive Widerſtand iſt vorbei. Die
Abkom=
men mit den Induſtriellen folgten einander. Bedeutende
Ab=
kommen ſind in Vorbereitung. Nochmals hat
Deutſch=
land jetzt das Wort. Man muß hoffen, daß die Zeiten, die
wir geſchildert haben, nicht wiederkehren werden und
Deutſch=
land nicht aufs Neue in die Irre gehen wird. Jedenfalls iſt es
natürlich und zweifellos nützlich, daß Frankreich nach dem
Ruhrerfolg gegenüber der deutſchen Kapitulation klar
ausge=
ſprochen hat, daß es ſeinerſeits ſeine Auffaſſung nicht geändert
hat und was es als unumgängliche Bedingung für die
allge=
meine wirtſchaftliche Wiederherſtellung der
norma=
len Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern
angibt. Es iſt durchaus bereit hieran
mitzuarbei=
ten. Soweit die Ausführungen des Matin.
Die Worte Millerands werden ſicherlich in der ganzen Welt
einen Widerhall finden. Wäre von einem franzöſiſchen
Staats=
mann bereits vor einigen Monaten ähnliches geſagt worden,
dann hätte die Not der Welt niemals den jetzigen Höhepunkt
erreicht. Aber die Worte des Präſibenten der franzöſiſchen
Re=
publit können nur dann eine lebendige Wirkung haben, wenn
ſie von der verantwvortlichen Regierung Frankreichs in Taten
umgeſetzt werden. Iſt dazu der Miniſterpräſident Poincaré
be=
reit? Iſt die wichtige Ankündigung Millerands mit dem Wiſſen
und Einverſtändnis Poincarés erfolgt?
Die belgiſche Anzwort in Vorbereitung.
Paris, 3. Jan. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Brüſſel meldet Libre Belgique, am 2. Januar habe im
Mini=
ſterium für auswärtige Angelegenheiten die Beratung der
Ant=
wort auf die deutſche Denkſchrift vom 24. Dezember
begonnen. Man nehme an, daß dieſe Arbeit die ganze Woche
in Anſpruch nehmen werde. Die Verhandlungen mit Frankreich
würden nicht vor Ablauf von etwa acht Tagen aufgenommen
werden.
Der Inhalt der franzöſiſchen Antwort.
Paris, 3. Jan. Der diplomatiſche Mitarbeiter der
Havas=
agentur glaubt über den Inhalt der geſtern im Quai d Orſay
feſtgelegten Antwort auf das deutſche Memorandum vom 24.
De=
zember mitteilen zu können, die örtlichen franzöſiſchen Behörden
im beſetzten Gebiet ſeien im allgemeinen ausdrücklich gegen die
allgemeine Anwendung der von der deutſchen Regierung im
Ruhrgebiet und in den Rheinlanden verlangten Maßnahmen,
denn ſie ſeien geeignet, dem Handel und ſogar der Sicherheit der
Beſatzungsmächte Abbruch zu tun. Man könne alſo erwarten,
daß ſich die franzöſiſche Regierung auf die Rechte beziehen werde,
die ſie aus dem Vertrag herleite, und daß ſie nicht verfehlen
werde, die deutſche Regierung daran zu erinnern, daß gewiſſe
Forderungen, die dieſe ſtellt, wenigſtens teilweiſe, namentlich
was die Wiedereinſtellung der Eiſenbahner anbelange, bereits
befriedigt worden ſeien. Man habe weiter Grund zu der
An=
nahme, daß den anderen deutſchen Vorſchlägen keine Folge
ge=
geben werde, da ſie die leitenden Grundſätze der franzöſiſchen
Reparationspolitik in Frage ſtellen könnten. Die franzöſiſche Note
trage lediglich techniſchen Charakter und ſie verſperre nicht den
Weg zu ſpäteren Verhandlungen. — Ueber den Inhalt der
Aut=
wort teilt das Ccho de Paris mit, daß gewiſſe deutſche
Forde=
rungen, wie die Rüdkkehr der Ausgewieſenen, nach Möglichkeit
berücſichtigt werden würden. Dagegen könne die Geſamtheit der
deutſchen Forderungen nicht erfüllt werden, ohne die durch den
Verſailler Vertrag gewährleiſteten Sicherungen zu gefährden.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 4. Januar 1924,
Miniſierbeſprechungen in London.
London, 3. Jan. Baldwin, der geſtern in London
eintraf, hat alsbald mit führenden Perſönlichkeiten der
konſer=
vativen Partei den Vorſchlag der konſervativen Partei von
Lon=
don beſprochen. Danach wird vorgeſchlagen, eine Regierung zu
bilden, die mit liberaler Unterſtützung die Geſchäfte führen ſolle.
Nach der Mitteilung Baldwins ſoll heute über den Vorſchlag
Beſchluß gefaßt werden.
London, 3. Jan. (Wolff.) Wie die Times meldet, beſprach
ſich der geſtern nach der Downing Street zurückgekehrte
Premier=
miniſter Baldwin mit einer Anzahl ſeiner Kollegen, darunter
dem Schatzkanzler. Da ſich einige Kabinettsmitglieder noch im
Auslande befinden, ſoll vor nächſter Woche keine reguläre
Kabi=
nettsſitzung abgehalten werden. Immerhin werden zwiſchen den
in London weilenden Miniſtern weitere Erörterungen über die
Thronrede ſtattſinden, die unter den gegenwärtigen
Umſtän=
den eine ungewöhnliche Bedeutung habe und im Entwurf ſchon
vorbereitet ſei.
Baldwins Abſage an die Liberalen.
* London, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Obwohl noch immer
ver=
ſchiedene Miniſter von London abweſend ſind, fand geſtern eine
Kabinettsſitzung ſtatt. Es verlautet, daß ihr Hauptzweck die
Be=
ratung über die Thronrede war, mit der das Parlament am
15. Januar formell eröffnet wird. Dieſe Rede des Königs ſchließt
diesmal ungewöhnlich wichtige politiſche Fragen ein, die aus der
neuen Stellung der Konſervativen Partei im Unterhauſe
ent=
ſtanden ſind. Im Zuſammenhang mit der Frage des Schutzzolls,
die entſchieden werden muß, ſteht die Frage des Verzugszolls.
Was die Regierung bereits getan und ferner in der Abſtellung
der Arbeitsloſigkeit zu tun gedenkt, wird in einer ausführlichen
Erklärung dem Parlament bekannt gegeben werden. Sofort nach
der allgemeinen Wahl war vom Vollzugsrat der Arbeiterpartei
und von dem Hauptvorſtand des Gewerkſchaftskongreſſes ein
ge=
meinſamer Beſchluß angenommen worden, durch den der
Pre=
mierminiſter aufgefordert wurde, die Pläne der Regierung zur
Abſtellung der Arbeitsloſigkeit bekannt zu geben. Baldwin hat
jetzt erklärt, daß das Arbeitsprogramm, das im November
an=
gekündigt wurde, weiter entwickelt werde, und daß ein
beſon=
derer Ausſchuß des Kabinetts ſtändig die Arbeiten der einzelnen
Abteilungen und Unterſuchungsausſchüſſe prüfe. Baldwin ſtellte
weitere Regierungserklärung in Ausſicht und fügte hinzu:
In=
zwiſchen wird man mit Befriedigung die ſtändige Abnahme der
Zahl der Arbeitsloſen feſtgeſtellt haben. Die gegenwärtige Lage
läßt erkennen, daß die Konſervative Partei beabſichtigt, ihren
eigenen Weg unabhängig von den Liberalen zu gehen. Die
Ant=
wort des Premierminiſters auf den Vorſchlag der Konſervativen
der Londoner City, daß Aſquith erſucht werden ſollte, die
Mit=
arbeit der Liberalen zu gewinnen, bedeutet eine definitive
Ab=
ſage an die Liberalen. Baldwin ſprach die Anſicht aus, daß die
Kooperation dadurch außerordentlich ſchwierig, wenn nicht gar
unmöglich gemacht worden ſei, daß Aſquith in der
Verſamm=
lung des Nationalliberalen Klubs erklärt habe, er werde keinen
Finger rühren, um die Konſervativen am Ruder zu erhalten.
Baldwin erklärt daher, er ſei keinen Augenblick geneigt, den
erſten Schritt zu einer Zuſammenarbeit mit den Liberalen zu
unternehmen. Baldwins negative Antwort, zuſammen mit der
unfreundlichen Haltung der konſervativen Preſſe und der
ab=
ehnenden Haltung der liberalen Zeitungen, gilt in politiſchen
Kreiſen als ein Beweis dafür, daß kein weiterer Schritt in der
Richtung einer Zuſammenarbeit oder einer Verſtändigung
zwi=
chen der Konſervativen und der Liberalen Partei geſchehen
werde, jedenfalls nicht in der nächſten Zeit.
Poincaré ſtimmt dem Antwortentwurf zu.
Paris, 3. Jan. (Wolff.) Miniſterpräſident Poincaré
hat dem Text des franzöſiſchen
Antwortent=
wurfs auf die deutſche Denkſchrift vom 21. Dezember
endgül=
tig zugeſtimmt. Der Entwurf wird im Laufe des
heu=
tigen Tages dem franzöſiſchen Botſchafter in
Brüſ=
ſel zugehen, damit er der belgiſchen Regierung
zur Stellungnahme unterbreitet wird.
Der diplomatiſche Havasredakteur beſtätigt nochmals die
von ihm bereits veröffentlichten Angaben über den Inhalt des
franzöſiſchen Antwortentwurfs und fügt hinzu, daß außer den
bereits erwähnten Erleichterungen im Verkehr der
beſetzten Gebiete weitere Maßnahmen, ſoweit ſie durch die Lage
gerechtfertigt erſcheinen, in Ausſicht genommen ſeien. Die
Aufhebung der Aus= und Einfuhrlizenzen
werde nicht bewilligt werden.
Dr. Schacht in London.
TU. London, 3. Jan. Der neue Reichsbankpräſident Dr.
Schacht iſt geſtern hier angekommen und hatte bereits mehrere
Be=
ſprechungen mit Finanzleuten der City. Die
Beſpre=
chungen drehten ſich um die Goldkreditbank und Nahrungsmittelanleihe
für Deutſchland. Während die Citykreiſe lebhaftes Intereſfe für
eine engliſche Beteiligung an der Goldkreditbank
bekundeten, wird angeſichts der unklaren Haltung der
Reparations=
kommiſſion von engliſcher Seite bezüglich einer Beteiligung an
der Anleihe große Zurückhaltung geübt.
bei Eberſtadt a. d. Bergſtraße.
Von Dr. phil. Wilhelm Ludwig Friedrich in Darmſtadt.
Welches Heſſen Herz ſchlägt nicht höher beim Klang des
Namens Bergſtraße! Cine wundervolle Gebirgswelt taucht vor
unſerem Geiſte auf: der ſteile Abfall des Odenwaldes gegen die
Rheinebene hin, die oberen Hänge während des Sommers in
das Dunkelgrün ſchattiger Laubwälder eingetaucht; unten im
erſten Fri hjahr ein farbenprächtiges weites Blütenmeer, das ſich
noch ein Stück nach der Ebene hin fortpflanzt. Die Bergſtraße
als Landſchaft beginnt gleich hinter Beſſungen bei den
anmu=
tigen Bergen der Ludwigshöhe und der Marienhöhe, von denen
herab man — bei jener vom hohen, waldüberragenden Turme —
eine hübſche Ausſicht auf die nahe Ebene und auf die plaſtiſch
geſtalteten vorderen Odenwaldgipfel genießt. Aber ihre
eigent=
lichen Reize entfaltet die Bergſtraße erſt von Eberſtadt an. In
vornehmer Ruhe ſchließt hier der lange Rücken des Frankenſtein,
von einer herrlichen Burgruine gekrönt, den öſtlichen Hintergrund
faſt ganz ab; nur auf ſeiner nördlichen Seite werden neben dem
Geiraltigen die breiten Höhen der Ramſtädter Berge ſichtbar.
Nach Weſten hin ſendet der Frankenſtein mehrere Vorläufer
aus: zwar nicht von der Art, wie man ſie bei Zwingenberg
unter dem Malſchenberg (ſo lautet die richtige Form ſeines
Namens!) ſieht — Berge voll überquellender Kraft und Fülle,
zwiſchen denen enggepreßte Täler kaum Raum haben, ſich zu
zeigen — ſondern hier nur ſchwache, meiſt waldige, naturfriſche
Hügel, als deren höchſter und nördlichſter der Niedberg gelten
kann. Wer mit der Bahn von Eberſtadt weiterreiſt, den
um=
fängt zunächſt ein ſchier unabſehbarer Kiefernwald, wo Stamm
an Stamm ſich gleichmäßig reiht, bis endlich in der Gegend von
Bickenkach und Hähnlein der Vorhang ganz aufgeht.
Eberſtadt (d. i. Wohnſtätte des Elar), das urkundlich zuerſt
im 8. Jahrhundert vorkommt, iſt nach einem germaniſchen, wohl
fränkiſchen Krieger oder Anſiedler genannt, den man wegen
ſeiner Stärke mit einem Eber verglich. Der Ort iſt längs der
Modan gebaut, deren 1 nterlauf durch die Ebene hier beginnt,
wo die dem Modan=liſer folgende Straße von der Bergſtraße
durchſchnitten wird, und er verdankt dieſer Lage und beſonders
dem Verkehr auf der Bergſtraße ſeinen wirtſchaftlichen
Auf=
ſchwung in den neueſten Jahrhunderten. Das mittelalterliche
Verkehrs= und Wirtſchaftsbild war weſentlich verſchieden. Indes
wollen wir die Geſchichte der wirtſchaftlichen Entwicklung des
Ortes auf ein andermal verſchieben. Nur ſoviel jetzt: Im
Mittel=
alter bildete eine das Städtchen Dieburg mit Gernsheim
und Oppenheim verbindende Straße, die aus dem
Talkeſſel beim jetzigen „Kühlen Grund” heraus durch die ſogen.
Eberſtädter Hohl oder den Hahnweg und dann unterhalb der
Kirche von Eberſtadt vorbei auf dem linken Modau=Ufer nach
Pfungſtadt zog, die Hauptverkehrsader des Ortes. Gegenüber
dieſer weſtöſtlichen Straße kam der Verkehr auf der
Berg=
ſtraße während des Mittelalters für Eberſtadt weniger in
Betracht, verteilte er ſich doch auf zwei Straßen; eine von
Frank=
furt her über Darmſtadt-Beſſungen ziehende Straße, die auf
dem „alten Eberſtädter Weg” und durch das Dorf oder
dicht daran vorbei nach Seeheim zog, und eine zweite von
Frank=
furt über Dieburg lauſende Verbindung, die von Dieburg über
Roßdorf und Traiſa nach der Modau lief, dieſen Bach auf der
ſog. Droßbrücke (eigentlich: Droßbachbrücke) überſchritt und nach
Durchmeſſung des dortigen Talkeſſels am Weſtfuß des
Franken=
ſtein entlang in ziemlichem Abſtand von Eberſtadt als „
Die=
burger Straße” nach Malchen und Seeheim weiterging. Da
erſterer bis dahin ganz in der Ebene laufender Weg zwar kürzer,
aber urſprünglich ſchlecht und vielfach verſumpft war, ſo gaben
wohl viele Reiſenden noch im 16. Jahrhundert dem zweiten den
Vorzug. Den zweiten Weg wählten auch ſolche Reiſenden, die,
aus dem Maintal oder von Oſtdeutſchland über Hanau kommend,
ihren Anſchluß an dieſe Straße in Dieburg erreichten. Alle dieſe
Straßen wurden bereits von den Römern benutzt oder lehnten
ſich doch an römiſche Straßen, die in dieſen Richtungen beſtanden,
eng an. Daß ſie indeſſen nicht die einzigen Straßen und Wege
in der Umgegend von Eberſtadt waren, wird die folgende
Dar=
ſtellung lehren, die jedoch keinen Anſpruch auf irgendwelche
Voll=
ſtändigkeit macht.
Die ſchon erwähnte Droßbrücke, alsdann
Koppen=
brücke genannt, war urſprünglich eine Holzbrücke, die ſpäter
mit Steinen unterwölbt wurde. Ihre Lage in der Gemarkung
Nieder=Ramſtadt am Rande der Gemarkung Eberſtadt wird uns
zuerſt durch ein Zeugnis von 1490, worin ein Eberſtädter Grund=
Unbegründete polniſche Beſchwerde.
Berlin, 3. Jan. Am 24. Dezember 1923 überreichte der
polniſche Geſandte in Berlin dem Auswärtigen Amt
eine Note, worin Beſchwerde geführt wird über die vom
mecklenburgiſchen Innenminiſterium angeordnete
Durchfüh=
rung des Rückkehrzwanges gegen die
ausländi=
ſchen Wanderarbeiter in Mecklenburg, da dadurch
zahlreiche polniſche Staatsangehörige gezwungen würden, ihren
Beſitz zu verſchleudern. Ferner ſei für den Rüdtransport in
tech=
niſcher und geſundheitlicher Hinſicht keine hinreichende Fürſorge
getroffen worden. Zugleich werden in der Note Repreſſalien
gegen Reichsdeutſche in Polen angekündigt.
In der deutſchen Antwortnote vom 31. Dezember
1923 wurde demgegenüber darauf hingewieſen, daß die
betref=
fende mecklenburgiſche Verordnung bereits vor
Wochen erheblich abgemildert worden ſei, was der
pol=
niſchen Geſandtſchaft auch mitgeteilt worden war, ſo daß
wenig=
ſtens neun Zehntel der polniſchen Wanderarbeiter in
Mecklen=
burg verblieben. Auch von den Abgereiſten, deren Zahl die
pol=
niſche Geſandtſchaft auf 1500 beziffert, dürfte die Mehrzahl
frei=
willig nach Polen zurückgewandert ſein. Allen
Abgewander=
ten ſtehe ferner die Rückkehr nach dem 15. Februar 1924 frei.
In Fällen, wo wirtſchaftliche Schäden durch die Verſchleuderung
von Beſitz eingetreten ſind, wird die Bereitwilligkeit,
Schaden=
erſatz zu leiſten, zum Ausdruck gebracht, unter der
Voraus=
ſetzung, daß Repreſſalien von polniſcher Seite unterbleiben.
Reparationsbeſprechungen in Waſhington.
* London, 3. Jan. (Priv.=Tel.) Aus Waſhington
wird gemeldet, daß der ameri aniſche Vertreter im
Sachverſtän=
digenausſchuß der Reparationskommiſſion, Robinſon, deſſen
Abreiſe nach Paris bevorſteht, eine längere Unterredung mit
Staatsſekretär Hughes hatte. Nach der Chicago Tribune erklärte
der amerikaniſche Sachverſtändige Robinſon, die amerikaniſchen
Mitglieder der Sachverſtändigenkommiſſion zur Unterſuchung der
deutſchen Finanzen würden vielleicht keine endgültige Löſung
des Reparationsproblems ausfindig machen, aber ſie träten an
ihre Aufgabe mit der Ueberzeugung heran, daß ihre Arbeit dazu
beitragen werde, den Weg zur Regelung einiger europäiſcher
Probleme freizumachen und einige von den Wunden zu heilen,
die der Krieg der Welt geſchlagen habe.
Die ſächſiſche Kabinettskriſe.
Dresden, 3. Jan. Am Mittag ſind neuerliche
Verhand=
lungen zwiſchen den führenden Perſönlichkeiten der bürgerlichen
Parteien des Landtags und der Sozialdemokratiſchen Partei
ein=
geleitet worden, die auf die Bildung eines
Koalitions=
kabinetts unter Führung des früheren ſächſiſchen
Miniſter=
präſidenten Buck hinzielen. Die Kandidatur Buck ſoll Ausſicht
auf Erfolg haben, da der Deutſchen Volkspartei die Perſon Bucks
genehm ſein ſoll.
Dresden, 3. Jan. Der Rechtsausſchuß des
Land=
tags hat heute gegen fünf ſozialdemokratiſche Stimmen
be=
ſchloſſen, dem kommuniſtiſchen Antrage entſprechend dem
Plenum die Auflöſung des Landtages zu
empfeh=
len. Mehrere ſozialdemokratiſche Abgeordnete ſtimmten
gleich=
falls für die Auflöſung, doch behielten ſiche die Fraktionen ihre
endgültige Stellungnahme für die morgige Plenarſitzung vor.
Verkehrserleichterungen nur für altbeſetztes Gebiet.
Eſſen, 3. Jan. (Wolff.) Die Mitteilung der
Interalli=
ierten Rheinlandkommiſſion, wonach der Verkehr zwiſchen dem
beſetzten und unbeſetzten Gebiet freigegeben worden iſt, trifft
nur für das altbeſetzte Gebiet zu. Für das neubeſetzte Gebiet
bleiben alſo die Verkehrsbeſchränkungen noch beſtehen. Es iſt
jedoch damit zu rechnen, daß in allernächſter Zeit auch für das
neubeſetzte Gebiet die gleichen Verkehrserleichterungen eintreten
werden.
Friſtloſe Entlaſſung bei Mannesmann.
Köln, 3. Jan. Wie aus Düſſeldorf gemeldet wird, gab
die Leitung der Mannesmannwerke in Rath auf einen Beſchluß
der freigewerkſchaftlichen Arbeiter hin, nur 8 Stunden zu
ar=
beiten und dann die Arbeitsſtellen zu verlaſſen, heute bekannt,
daß unter dieſen Umſtänden die Aufrechterhaltung eines
geord=
neien Betriebes unmöglich gemacht werde, und das ſich die
Lei=
tung daher gezwungen ſehe, ab 3. Januar de Betrieb
ſtillzule=
gen und die geſamte Belegſchaft friſtlos zu entlaſſen.
Ablehnung der 10ſtündigen Arbeitszeit
in der Metallinduſirie.
* Düſſeldorf, 3. Jan. (Priv.=Tel.) Gegen die
An=
kündigung der Arbeitgebervereinigung für Düſſeldorf und
Um=
gebung, vom 2. Januar an in den Eiſen= und Stahl ſchaffenden
und verarbeitenden Werken dieſes Bezirkes die zehnſtündige
Arbeitszeit allgemein durchzuführen, haben die
ſozialeemokra=
tiſchen Organiſationen der Metallarbeiter einen entſchieden
ab=
lehnenden Beſchluß gefaßt. Sie ſagen den Arbeitgebern den
ſchwerſten Kampf an.
ſtück „in der Droißtbrucken” vorkommt, und dann durch weitere
Zeugniſſe beſtätigt. In einer Angabe vom Beginn des 16.
Jahr=
hunderts kommen in der Gemarkung Eberſtadt vor: „Aecker
von der Droßbrucken an und zigent dem Walt vorhin über den
Sangenweg, unden die Diepperger Stroſſen und wenden an
Phillips Weyſſen Acker des Alten.‟ Ein wenig nordweſtlich=der
genannten Brücke bei der Koppenmühle floß die Modau nur in
einer ſchnialen Kluft zwiſchen dem Niedberg und dem ſteilen
Abfall des von Oſten herüberneigenden Berges hindurch, ſodaß
kein ebener Raum für einen Fahrweg längs der Modau von der
genannten Mühle nach Eberſtadt übrig blieb. Infolgedeſſen
mußten bei Anlage der Chauſſee durch das Mühltal in den
Jahren 1838—40 an jener engen Stelle erſt größere Granitfelſen
eſp engt werden, um freie Bahn zu ſchaffen.
Die Dieburger Straße war zur Römerzeit eine
wich=
tige, die Rhein= und Mainkaſtelle verbindende Querſtraße; ihr
römiſcher Charakter wurde ſchon wiederholt und an verſchiedenen
Stellen, zuletzt wohl 1913, nachgewieſen. In jenem Jahre
wur=
den unter Leitung von Prof. Anthes und Oberleutnant Gieß
mehrere römiſche Brandgräber im Hinterforſt an der
Vogel=
ſchneiſe unterhalb des Papiermüller=Wegs geöffnet und eine
An=
zahl Gefäße und Geräte darin vorgefunden. Die Fundſtelle liegt
2—300 Meter oberhalb der Dieburger Straße, und im Felde
unmittelbar über dieſer Straße bei der Einmündung des
Engelpfadswegs, der Fortſetzung des von Nieder=
Ram=
ſtadt kommenden Engelpſads, iſt an einem früher weiter zurück
gelegenen Quell der römiſche Meierhof anzunehmen, zu dem
die Gräber gehört hatten. Das Gehöft lag in der jetzigen
Ge=
wann „am Klingenteich”, früher „im Klingen” genannt, und
eine in derſelben Gewann gelegene nahe Stelle, wo ſich früher
ein Forellenteich befand, hieß ehedem „in Götzenklingen” (
Be=
achte das Nebeneinander von Götzen — und Engel — in den
Namen!) Unmittelbar dabei neben der gleichen Straße entdeckte
Gieß im Nain einer friſch angeſchnittene Anfahrt den römiſchen
Straßenſchotter in voller Breite. Der nach Gernsheim gehende
Zweig der Dieburger Straße folgte vermutlich eine kleine Strecke
weit dem Hahnweg und lief dann wohl über mehrere Hügel in
größter Nähe des Dorfs, darunter auch wohl den Hügel, worauf
die Kirche von Eberſtadt erbaut iſt, hinweg und dann ſüdlich
an Pfungſtadt vorüber weiter.
W
we
ſond
den
rung eine
zehn
vom N. LEn
beantragten
Der
Reichsregier,
Erhöhung de
biete abzuſe
beſetzten Gebiete
mit dem Vero
durch innere AII
gungsanſpru
m Kral
L
Aus dem
Nummer 4:
Die 3. Steuernotverordnung.
Schwierigkeiten und Meinungsverſchiedenheiten.
Berlin, 3. Jan. Die vom Reichsfinauzminiſter bereits für
An=
fang dieſes Jahres geplante dritte Steuernotverordnung begegnet den
größten Schwierigkeiten und wird deshalb noch geraume Zeit auf ſich
warten laſſen. In der Verordnung ſollte bekanntlich außer dem
Ver=
bot einer Hypothekeraufwertung enthalten ſein die Mietzinsſteuer, die
Beſteuerung der Obligationen und ſchließlich Beſtimmungen über den
Finanzausgleich zwiſchen dem Reich und den Ländern. In allen dieſen
Fragen aber beſtehen erhebliche Meinungsverſchiedenheiten, nicht nur
innerhalb der Reichsregierung, ſondern auch innerhalb der Parteien und
der Einzelregierungen.
Gegen das völlige Verbot der Aufwertung der Hypotheken ſind
bei=
fvielsweiſe von den Bürgerlichen Parteien ſo ſtarke Vedenken geäußert
worden, daß gegenwärtig erwogen wird, ob nicht eine teilweiſe Auf
wertung etwa zu 10 Prozent zugelaſſen werden ſoll. Infolge dieſer
Vorichläge wird die Abänderung des Entwurfs der Mietſteuer wohl
kaum zu umgehen ſein. Sie wird auch von der Regierung erwogen,
weil Form und Höhe dieſer Mietſteuer, ſowie die Verwendung ihrer
Erträge in den Kreiſen der Mieter eine gewaltige Gegenbewegung
aus=
gelöſt haben.
Ebenſo wird erwogen, ob die Entlaſtung der Hypothekenſchuldner
und der Schuldner von Obligationen, die durch ein Verbot der
Auf=
wertung von Hypotheken entſteht, nach den bisherigen Plänen ſteuerlich
genügend erfaßt wird.
Beſchlüſſe des 1Ser=Ausſchuſſes.
Berlin, 3. Jan. Der Fünfzehnerausſchuß beſchäftigte
ſich im weiteren Verlauf der Sitzung mit einer Verordnung über
die Betriebsſtillegungen und die Arbeitsſtreckung
vom 13. Oktober. Die Verordnung über den Verkehr mit
Zah=
lungsmitteln, durch die die öffentlichen Kaſſen von der
Ver=
pflichtung entbunden werden, Zahlungsmittel unter 50 Milliarden Mk.
in Zahlung zu nehmen, wurde vom Ausſchuß angenommen, nachdem
der Regierungsvertreter erklärt hatte, daß jetzt die Ausgabe von
ge=
prägten Rentenpfennigſtücken in vellem Gange ſei.
Alsdann beſchäftigte ſich der Ausſchuß mit einer Anordnung des
Reichsarbeitsminiſteriums über die Art, Höhe und Dauer der
Unter=
ſtützung für die Erwerbsloſen und Kurzarbeiter vom
24. Oktober. Angenommen wurde ein Antrag, die Reichsregierung zu
erſuchen, im Sinne des ſeinerzeit im Reichstag geſtellten entſprechenden
Antrags zu verfahren, wonach Jugendliche bis 16 Jahren, die einen
Familienzuſchlag zur Erwerbsloſenfürſorge erhalten, zur Uebernahme
von Arbeit und zum Beſuch der Berufsſchule uſw. berpflichtet ſind und
wonach dieſer Familienzuſchlag nicht in bar an die Jugendlichen ſelbſt,
ſondern an den Haushaltungsvorſtand oder in Form von Veköſtigung
den Jugendlichen ſelbſt zu gewähren iſt.
Zum Schluß wurde ein Antrag angenommen, erneut an die
Regie=
rung eine Anfrage zu richten, wie ſie ſich zu den Beſchlüſſen des
Fünf=
zehnerausſchuſſes bezüglich der Perſonalabbauverordnung
vom 27. Oktober zu verhalten gedenke, insbeſondere, ob ſie dem darin
beantragten Ueberwachungsausſchuß zuzuſtimmen bereit ſei.
Der Fünfzehnerausſchuß des Reichstags hat weiter beſchloſſen, die
Reichsregierung zu erſuchen, von dem Erlaß der Verordnung über eine
Erhöhung der Umſatzſtener, für die beſetzten
Ge=
biete abzuſehen, da die darin enthaltene Ausnahmeſtellung der
beſetzten Gebiete politiſch unerwünſcht ſei. Der Ausſchuß befaßte ſichk
mit dem Verordnungsentwurf zur Abänderung des Geſetzes über die
durch innere Unruhen verurſachten Schäden, durch den der
Entſchädi=
gungsanſpruch eingeſchränkt wird. Der Antrag, die Verordnung nicht
in Kraft zu ſetzen, wurde abgelehnt.
Die Lebensdauer des Reichstages.
Berlin, 3. Jan. Der Reichstag wird vorausſichtlich Ende dieſes
Monats oder ſpäteſtens Anfangs Februar ſeine Sitzungen wieder
auf=
nehmen. Was die Frage der Neuwahlen anlangt, ſo behaupten
ver=
ſchiedene Blätter, daß ſie bereits Ende März ſtattfinden ſollen.
Dem=
gegenüber iſt feſtzuſtellen, daß über die Lebensdauer des Reichstags,
deſſen Mandat bekanntlich im Juni abläuft, irgend welche Beſchlüſſe
überhaupt noch nicht gefaßt ſind. Es wurde beſonders die Möglichkeit
erörtert, etwa im Laufe des April Neuwahlen vornehmen zu laſſen.
Feſte Vereinbarungen beſtehen jedoch darüber noch nicht, und es kann
ebenſo mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Reichstag vor
Ab=
lauf ſeiner Wahlperiode nicht geſchloſſen wird. Die endgültige
Ent=
ſcheidung dürfte von der weiteren Entwickelung der innen= und
außen=
politiſchen Lage des Reiches weſentlich beeinflußt werden.
Aus dem bayeriſchen Verfaſſungsausſchuß.
München, 3. Jan. Im Verfaſſungsausſchuß des
bayeri=
ſchen Landtags haben heute die Verhandlungen über die
An=
träge begonnen, die ſich mit der Frage der Landtagsauflöſung
beſchäftigen. Die bayeriſche Volkspartei erklärte, ſie halte an
der bedingungsloſen Auflöſung feſt. Die Redner der übrigen
Parteien widerſprachen der Behauptung der Bayeriſchen
Volks=
partei, daß die Ablehnung der Anträge eine Verſchleppung der
Landtagsauflöſung bedeute. Ein Antrag des Abg. Held der
Bayeriſchen Volkspartei will die Regierung ermächtigen, zur
Ausgleichung des bayeriſchen Staatshaushalts die
erforder=
lichen Maßnahmen durchzuführen, und ein Antrag der
Demo=
kraten beſagt, daß die Regierung nicht über die zum
Ermächti=
gungsgeſetz angenommenen Anträge hinausgehen dürfe.
Fi=
nanzminiſter Dr. Kraußneck erklärte, daß die Regierung ſich mit
der Abänderung des Finanz= und Ermächtigungsgeſetzes nicht
zufrieden geben könne. Sie müßte, nachdem ſich der Landtag
vertagt hätte ſich über ihre Bedenken hinwegſetzen, und ſie habe
bereits von ſich aus gehandelt, ſo bezüglich des
Perſonalab=
baus. Gegenüber dem ſozialiſtiſchen Redner erklärte der
Finanz=
miniſter, daß gerade die ſozialiſtiſchen Parteien den Anfang
der Inflation verſchuldet hätten. In Bezug auf die Frage
der Aufwertung der Hypotheken erklärte der Miniſter, man
ſcheine im Reiche ſelbſt der Meinung zu ſein, daß ein geſunder
Mittelweg eingeſchlagen werden müſſe. Die Abſtimmung über
die Anträge wurde auf Freitag vertagt.
Ein dritter Weg, der um 1630 als „Eberſtadter Pfad”
erwähnt wird, zweigte auf der Südoſtſeite des Bordenbergs von
der Dieburger Straße ab, lief darauf in weſtlicher Richtung und
überſchritt bei der jetzigen Kaiſermühle die Modau, um, alsdann
den vorderen Teil des Riedberges überquerend, dem Hahnweg
zuzuſtreben. Dieſer zum Teil noch erhaltene Weg führt an einer
auf dem vorderen Riedberg gelegenen Befeſtigung vorüber.
Ferner iſt der von Eberſtadt ausgehende Weinweg; der mit
ſeiner Fortſetzung, der Grenzſchneiſe, die Scheide mehrerer
Gemarkungen bildet und zweiſellos im Mittelalter befahren
wurde, ebenfalls ſchon von den Römern benutzt worden. Hat
man doch an ihm vor Eberſtadt römiſche Gräber und Mauerreſte
gefunden, und weitere Funde ſind daſelbſt noch mit Sicherheit
zu erwarten. Außerdem ſtieß man im Jahre 1838 bei der
Er=
richtung des Mathildentempels und ſeiner Anlage auf
die Grundmauern eines römiſchen Gebäudes mit Wärmeleitung,
auf Bruchſtücke von Gefäßen aus terra ſigillata, Ziegelſteine
u. a. m. Der Zugang zu dieſem Gebäude erfolgte entweder
durch einen Verbindungsweg von dem Weinweg oder von dem
Bordenbergweg her, falls nicht, was noch zu unterſuchen bleibt,
ein beſonderer Weg von dem Mathildentempel durch das
Atzel=
rech nach der Modau und von da auf den Riedberg lief. Eine
weitere alte Straße, die „Hutzelſtraße” kam wahrſcheinlich
aus der Gegend von Frankenhauſen herunter und traf in der
Mordach in der Nähe der Villa Burgwald bei den Dreimärkern,
wo die drei Gemarkungen Nieder=Ramſtadt, Nieder=Beerbach
und Eberſtadt zuſammenſtoßen, auf die jetzige Chauſſee, die von
Nieder=Beerbach nach dem Kühlen Grund geht. Doch iſt ihre
wahrſcheinliche Benutzung durch die Röömer noch nicht bewieſen.
Das Gleiche gilt noch von dem „Beckerweg”, der von
Eber=
ſtadt über Griesheim nach Groß=Gerau zog und
höchſtwahrſchein=
lich von der ihn befahrenden Handelsgenoſſenſchaft der Nieder=
Ramſtädter Bäcker ſeinen Namen erhalten hat.
Sonach hat bei Eberſtadt ein ganzes Syſtem erwieſener oder
bermuteter Römerſtraßen und =wege beſtanden. Man darf
an=
nehmen, daß die Römer, um den Austritt dieſer Straßen aus
dem Gebirge und die in der Nähe errichteten Höfe zu ſchützen,
Befeſtigungen und Wach= und Beobachtungspoſten angelegt
haben. Für die Gegend bei der Mündung der Beerbach hatte
früher der Volksmund, wie überlieſert wird, die Benennung
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Januar 1924.
Seite 3.
Mittgeteilt von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt.
Dem Urteile des V. Zivilſenats des Reichsgerichts vom
28. September 1923 liegt folgender Sachverhalt zu Grunde:
Der Kläger, der gleich dem Beklagten in Berlin wohnt, iſt
Eigen=
tümer eines im Grundbuch des vormaligen deutſchen Bezirksgerichts
von Lüderitzbucht eingetragenen Grundſtücks, der Beklagte ſeit dem
Jahre 1913 als Gläubiger einer auf dieſem Grundſtück vermerkten
Hypothek von 13000 Mark eingetragen. Die Forderung iſt am
1. April 1920 fällig geworden. Der Kläger hat dem Beklagten für
Hauptforderung und rückſtändige Zinſen einen Betrag von 18 980 Mk.
durch eine Bank überwieſen: Er begehrt deshalb die Verurteilung des
Beklagten zur Herausgabe des Hypothekenbriefs und zur
Löſchungs=
bewilligung. Der Beklagte verweigert dieſe, da die Schuld in der im
früheren deutſchen Schutzgebiet Südweſtafrika geltend geweſenen
Hart=
geldwährung oder in entſprechenden Kurswerten zu entrichten ſei. Das
Landgericht hat ihn nach dem Klageantrag verurteilt, das
Kammerge=
richt ſeine Berufung zurückgewieſen. Mit der Rebiſion beantragt er,
dieſes Urteil aufzuheben und nach ſeinem Klageantrag auf Abweiſung
der Klage zu erkennen. Der Kläger bat um Zurückweiſung des
Rechtsmittels.
Das R.G. hob das Urteil des Kammergerichts auf und verwies die
Sache zur anderweiten Verhandlung und Entſcheidung an das
Beri=
fungsgericht zurück.
Aus den Entſcheidungsgründen iſt zu bemerken:
Das Kammergericht ging davon aus, daß Berlin als Wohnſitz des
Schuldners bei der Begründung des SchuldverhältniſſesErfüllungsort
ſei und die Entſcheidung deshalb lediglich nach dem für das engere
Reichsgebiet geltenden materiellen Rechte zu erfolgen habe. Da aber
dem geltenden deutſchen Währungsgeſetz die Zahlung in
Papier=
mark entſprochen habe, ſei durch ſie die Tilgung der Darlehnsſchuld
bewirkt. Die Reviſion machte geltend, daß nach der
Entſtehungsge=
ſchichte des Darlehens und dem Inhalte des Hypothekenbriefs nicht
Berlin, ſondern Lüderitzbucht als Erfüllungsort anzuſehen ſei. Das
R.G. führt aus, daß das Urteil, gleichviel ob Berlin oder
Lüderitz=
bucht als Erfüllungsort zu gelten habe, der Aufhebung unterliege.
Im letzteren Falle, weil nach dem Rechte des früheren Schutzgebiets
Südweſtafrika Papiergeld kein geſetzliches Zahlungsmittel darſtelle, im
erſteren Falle, weil das Kammergericht davon ausging, daß nach
deutſchem Rechte der Kläger trotz der Entwertung des Papiergeldes
befugr geweſen ſei, den Beklagten mit ſolchem zum Nennbetrag der
Darlehnsforderung rechtswirkſam zu befriedigen. In dem Urteile des
R.G. wird dann dargelegt, wie falls Lüderitzbucht, und wie, falls
Berlin Erfüllungsort wäre, die Rechtslage ſich geſtaltet. Die
eingehen=
den Ausführungen über die Währungsverhältniſſe im früheren
Schutz=
gebiet ſind für die Aufwertungsfrage ohne beſonderes Intereſſe. Ich
ſehe deshalb von ihrer Wiedergabe ab. Dagegen erſcheint es
veran=
laßt, die Darlegungen des R.G. über die Aufwertungsfrage nach
deutſchem Recht ungekürzt zum Abdruck zu bringen. Sie gehen dahin:
B. Falls Berlin Erfüllungsort war.
In dieſem Falle, wenn alſo lediglich das im eigentlichen
Reichs=
gebiet geltende Recht der Entſcheidung zu Grunde zu legen iſt, war
eine Stellungnahme zu der Frage geboten, ob nach dieſem Rechte der
Beklagte als Hypothetengläubiger mit Rügſicht auf die ſtarke
Entwer=
tung des deutſchen Papiergeldes eine Aufwertung ſeiner
hypotheka=
riſch geſicherten Forderung beanſpruchen kann.
Mit ausdrücklichen Worten hatte der Beklagte im vorliegenden
Falle in den Vorinſtanzen die Frage der Hypothekenaufwertung
al=
lerdings nicht zur Entſcheidung geſtellt. Aber er hatte doch ſchon in
der Klagebeantwortung darauf hingewieſen, es könne ihm nicht
zuge=
mutet werden, die Zahlung in minderwertigem deutſchen Papiergelde
anzunehmen, da er dadurch auf einen erheblichen Teil des Wertes
ſei=
ner Forderung verzichten müßte. Weiter hatte er im Schriftſatze vom
4. November 1920 ausgeführt: es wäre der reine Hohn, wenn die
Eigentümer ſüdweſtafrikaniſcher Grundſtücke berechtigt wären, ihre
Hyrothekengläubiger in faſt wertlos gewordener deutſcher Papiermart
abzufinden, und ſie ſich den aus der Umgeſtaltung der politiſchen
Ver=
hältniſſe entſtandenen Wertzuwachs allein zuführen wollten. Damit
hatte er ſeinen Standpunkt hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht
daß er ſich nach dem geltenden Rechte für befugt erachtete, bei Zahlung
in Papiergeld die Entrichtung eines entſprechend höheren Betrages,
als den Nennwert der Forderung, zu beanſpruchen. Daraus entſprang
die Verpflichtung des Gerichts, dieſes Verlangen des Beklagten nach
allen in Betracht kommenden rechtlichen Geſichtspunkten zu prüfen.
Aus der rein negativen Bemerkung des Kammergerichts am Ende
ſeiner Urteilsgründe: der Beklagte ſelbſt ſtelle nicht in Abrede, daß
die Zahlung in Papiermark dem geltenden deutſchen Münzgeſetz
ent=
ſprochen habe, iſt nichts Gegenteiliges zu entnehmen. Dem Wortlaute
nach bezog ſich dieſe Erklärung des Beklagten nur auf das deutſche
Münzgeſetz, alſo die Frage der Währung, nicht auf die Frage der
Hypothekenaufwertung; mit dieſem Vermerke iſt alſo keinesfalls
be=
ſtimmt zum Ausdruck gebracht, daß der Beklagte den Geſichtspunkt der
Hypothekenaufwertung, der nach dem oben Ausgeführten ebenfalls zu
prüfen war, von der gerichtlichen Entſcheidung hätte ausnehmen, au
eine Prüfung nach dieſer Richtung hätte verzichten wollen.
Es kann auch nicht angenommen werden, daß die Geldentwertung
bei der Fälligkeit der Hypothek (am 1. April 1920) ſo gering geweſen
wäre, daß die rechtliche Möglichkeit einer Aufwertung der
Hypotheken=
forderung von vornherein ausſcheiden müßte. Denn ſchon damals
hatte der Lebenshaltungsindex ſich auf rund 10 erhöht; die Goldmark
iſt (bei dem Stande des Dollar für den April 1920 von etwa 60 Mk.
— im Februar und März 1920 hatte er noch höher geſtanden — und
des Pfund Sterling von 270 Mk.) für April 1320 auf rund 15 Mk.
be=
rechner. Die Kaufkraft des Papiergeldes war alſo am 1. April 1920 be=
reits in nicht unerheblichem Maße verringert. Immerhin wird es
zu=
nächſt Sache des Berufungsgerichts ſein, darüber zu entſcheiden, ob die
tatſächlichen Vorausſetzungen für eine Aufwertung der
Hypothekenfor=
derung (über die weiter unten noch zu ſprechen iſt) zu jener Zeit
vor=
lagen. Dabei wird es Gelegenheit haben, eine Unklarheit in ſeinem
Tatbeſtande zu beheben, die die Reviſion nicht ohne Grund rügt. Dort
iſt nämlich als unſtreitig mitgeteilt, daß das in Rede ſtehende
Dar=
lehen am 1. April 1920 „zurückgezahlt” ſei; das ſtimmt nicht überein
mit der Behauptung der — im ſelben Tatbeſtand in Bezug
genom=
men — Klagebeantwortung, der Kläger habe eine ſolche Rückzahlung
in Papiergeld zwar derſucht, der Beklagte die Annahme dieſer
Zah=
lu.ig aber zurückgewieſen, und auch nicht mit dem Tatbeſtande des
kammergerichtlichen Urteils vom 22. Januar 1921, nach welchem die
Verweigerung ihrer Annahme unbeſtritten war.
Sollte das Berufungsgericht dabei zu dem Ergebniſſe gelangen,
daß die tatſächlichen Vorausſetzungen einer Aufwertung der Forderung
im Frühjahr 1920 nach Lage der Verhältnifſe noch nicht gegeben waren,
und daß der Beklagte durch die Weigerung der Annahme des ihm
angebotenen Papiergeldbetrages in Annahmeverzug geraten
war, ſo wird es weiter zu unterſuchen haben, ob der Beklagte dadurch
ſchleihthin das Recht verloren hat, mit Rückſicht auf die ſpäter
einge=
tretene, überaus große Entwertung der deutſchen Währung die
Auf=
vertung ſeiner Forderung zu fordern (vgl. zu dieſer Frage das
Ur=
teil des Ferienſenats vom 6. Auguſt 1923, II. 215, 23, in RGZ.
Bd. 106, S. 422).
Die rechtliche Möglichkeit einer „Aufwertung von
Hypothekfor=
derungen iſt nach dem geltenden deutſchen Rechte, insbeſondere nach
§ 242 BGB., anzuerkennen. Es kommt dafür gerade bei
Hypothek=
forderungen in Betracht, daß der Schuldner regelmäßig in dem
wenigſtens, wenn man die Berechnung in Papiergeld zu Grunde legt
— erheblich geſtiegenen Werte des Grundſtücks einen entſprechenden
Ausgleich erhalten hat. Ob eine ſolche Wertſteigerung auch bei dem
hier in Rede ſtehenden, in Lüderitzbucht belegenen Grundſtück
eingetre=
ten iſt, wird gegebenenfalls vom Kammergericht feſtzuſtellen fem.
Unerheblich iſt es, ob — wie der Kläger hervorhebt — die
Zuläſ=
ſigkeit einer Hypothekenaufwertung als ſolcher im Jahre 1920 bereits
in der Rechtswiſſenſchaft erkannt war oder ob dieſe Erkenntnis erſt
ſpäter, unter dem Einfluß der immer mehr geſteigerten
Geldentwer=
tung, ſich durchgeſetzt hat. Unrichtige
Rechtsauffaſſun=
gen des Jahres 1920 können jetzt nicht mehr
aus=
ſchlaggebend ſein.
Nach § 242 BGB. iſt zu berückſichtigen, was Treu und Glauben
mit Rückſicht auf die Verkehrsſitte im einzelnen Falle erfordern. Dieſe
erſordern billige Rückſichtnahme auf die Intereſſen beider Teile.
Daraus folgt, daß nicht ſchlechthin der Grundſatz aufgeſtellt werden
kann, daß allgemein jede Hypothekenforderung ohne weiteres
aufge=
wertet werden müſſe, oder daß bei allen die Aufwertung in
glei=
chem Maße, etwa gar im Wertverhältnis der Papiermark zur
Gold=
mark ſtattzufinden habe. Es werden vielmehr neben dem — bei
Zugrundelegung der Papiermarkrechnung —
ge=
ſteigerten Werte des Grundſtücks, der hauptſächlich von
Bedeutung ſein wird, auch die anderen Umſtände des Falles in
Be=
tracht kommen müſſen, z. B. je nach der Sachlage die
wirt=
ſchaftliche Leiſtungsfähigkeit des Schuldners,
fer=
ner der Umſtand, ob es ſich um landwirtſchaftliche, induſtrielle oder
ſtädtiſche Grundſtücke handelt; ebenſo werden die Laſten, namentlich
öf=
fentlicher Art, die dem Grundbeſitz auferlegt ſind, bei
Mietgrund=
ſtücken auch die Verminderung ihres Ertrages durch die zum Schutze
der Mieter ergangenen Beſtimmungen, Berückſichtigung verdienen.
Die Beſtimmungen des deutſchen Währungs
rechts ſtehen der Zuläſſigkeit der Aufwertung
nicht entgegen. Zwar ſind nach dem Geſetze über die
Abän=
derung des Bankgeſetzes vom 1. Juni 1909 (NGBl. S. 515) die Noten
der Reichsbauk geſetzliches Zahlungsmittel. Das Gleiche gilt bis auf
weiteres für die Reichskaſſenſcheine nach dem Geſetze vom 4. Auguſt
1914 (NCBl. S. 347). Durch § 2 dieſes Geſetzes iſt ferner bis auf
weiteres die Pflicht der Reichsbank zur Einlöſung ihrer Noten
aufge=
hoben; dgl. ferner das Geſetz vom gleichen Tage im RGBl. S. 326
und die Bundesratsverordnung vom 28. September 1914 (RGBl.
S. 417). Aber alle dieſe Beſtimmungen beruhten auf der zur Zeit
ihres Erlaſſes, bei dem geſunden Zuſtande der deutſchen
Volkswirt=
ſchaſt, durchaus begründeten Auffaſſung, daß die Banknoten und die
Kaſſenſcheine an Wert dem Metallgelde gleichſtanden. Noch die
Ver=
ordnung vom 23. September 1914 iſt damit begründet, daß der
Ver=
kehr die Vollwertigkeit der Noten unbeſchränkt
anerkenne, und daß die vorübergehende Außerkraftſetzung der
Goldklauſel den Gläubiger in keiner Weiſe benachteilige
(Denkſchrift über wirtſchaftliche Maßnahmen aus Anlaß des Krieges;
Druckſachen des Reichstages, 13. Legislaturperiode, II. Seſſion, Nr. 26
S. 7 An eine weſentliche Entwertung des Papiergeldes, noch dazu
an eine derart hohe, wie ſie nach dem unglücklichen Ausgang des
Welt=
krieges und nach dem Umſturz immer mehr und mehr Wirklichkeit
ge=
worden iſt, hat alſo der Geſetzgeber beim Erlaſſe jener Vorſchriften
nicht gedacht. Nach dem Eintritte des Verfalls der Papiermark
ent=
ſtand nunmehr ein Widerſtreit zwiſchen dieſen Währungsvorſchriften
einerſeits, auf der andern Seite denjenigen ſonſtigen
Geſetzesbeſtim=
mungen, die verhüten wollen, daß der Schuldner in der Lage ſei, ſich
ſeiner Verbindlichkeiten in einer Weiſe zu entledigen, die mit den
Anforderungen von Tren und Glauben ſowie mit der Verkehrsſitte
nicht vereinbar iſt, alſo namentlich mit der das Rechtsleben
beherr=
ſchenden Vorſchrift des § 242 BGB. Bei dieſem Widerſtreit muß dieſe
letztere Vorſchrift den Vorrang haben und müſſen die
Währungsvor=
ſchriften zurücktreten, weil, wie dargetan, bei ihrem Erlaſſe die
Mög=
lichkeit eines derartigen Währungsverfalles, infolgedeſſen, die aus den
Währungsbeſtimmungen ſich ergebenden Folgerungen, mit den
Grund=
ſätzen von Treu und Glauben ſowie der Billigkeit nicht mehr
verein=
bar ſind, nicht in Betracht gezogen, ein ſtarres Feſthalten an ihnen für
diefen Fall alſo nicht vorgefehen war. Tatſächlich hat denn die Reich
gefetzgebung in der letzten Zeit immer mehr und mehr gezeigt, daß
den Grundſatz „Mark — Mark” nicht ohne Einſchränkung aufrecht
er=
halte, weil eben gegenüber den Anforderungen des Wirtſchaftslebens,
dem Einfluß der Veränderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe an
den Währungsgeſetzen, ſoweit ſie die Papiermark der Goldmark
gleich=
ſtellen, nicht mehr feſtgehalten werden kann. So bildet nach § 16 des
Finanzausgleichsgeſetzes vom 23. Juni 1923 (RGBl. Teil I, S. 494) zur
Feſtellung des ſteuerbaren Wertzuwachſes im Jalle des Ueberganges
von Grundſtückseigentum bei dem Erwerbs= und Verkaufspreis die
innere Kaufkraft der Mark an den beiden Zeitpunkten die
Grundlage der Wertbemeſſung. Nach § 1 des Geſetzes über die
ander=
weitige Feſtſetzung von Geldbezügen mit Altenteilsperträgen vom
18. Auguſt 1923 (RGVl. Teil I, S. 815) können die oberſten
Landes=
behörden beſtimmen, daß ſolche Geldleiſtungen (ebenſo die
Verſor=
gungsanſprüche, welche einzelnen Familiengliedern gegenüber den
In=
habern von bisherigen Stammgütern und Familienfideikommiſſen
zu=
ſtehen) entſprechend den veränderten Verhältniſſen
anderweit feſtgeſetzt werden, ſoweit dies der Billigkeit entſpricht;
in § 4 daſelbſt iſt auch die Erſeiterung eines dinglichen Rechts für
ſolche Geldleiſtungen zugelaſſen, dabei im Abſ. 2 die Erhöhung infolge
der allgemeinen Geldentwertung berückſichtigt und in Abſ. 3 eine
Ein=
tragung der Erweiterung an der nächſtbereiten Stelle im Grundbuche
(Schluß folgt.)
vorgeſehen.
„Die Mühlburg” im Gebrauch, einen Namen, der zunächſt
auf eine befeſtigte Mühle hindeutet. In der Tat iſt beim
Ueber=
gang der Dieburger Straße über die Beerbach auf der Südſeite
der Straße ausgedehntes Mauerwerk im Boden verborgen:
Offenbar handelt es ſich um den anderswo vergebens geſuchten
Stammſitz der Herren von Reckershuſen, deren in der
Gemar=
kung Nieder=Ramſtadt gelegenes Stammgut bis an die Beerbach
heranreichte. Im Jahre 1549 wurde nämlich die Stolzenmühle
errichtet zum Erſatz für eine ausgegangene Walkmühle, die
ver=
mutlich mit eben jener Mühlburg übereinſtimmte. Es iſt aber nicht
ausgeſchloſſen, daß bereits die Römer an dieſer Stelle eine
Straßenſperre angelegt hatten; denn das Mauerwerk ſoll ſich,
wie man glaubt, unter der Erde auf der anderen Straßenſeite
nach dem noch nicht 100 Meter entfernten „Burgberg” hin
fort=
ſetzen.
Der öſtliche Teil des Riedbergs über dem Kühlen Grund
hieß nämlich früher „Burgberg” (erſte Erwähnung 1490;
ſpäter auch in Gemeindeakten von 1616). Hier könnten die
Römer, was wenigſtens der Name anzudeuten ſcheint, zur
Deckung der in einem ſchmalen Hohlweg vorbeiziehenden
Die=
burger und Gernsheimer Straße eine Beſeſtigung errichtet haben,
vielleicht war auch eine römiſche Niederlaſſung dabei. Auf dem
Riedberg, und zwar wahrſcheinlich auf dem früher „Burgberg”
genannten Teil (die genaue Stelle wird ſich wohl noch ermitteln
laſſen) wurden 1838 viele römiſche Münzen mit Köpfen bis auf
Alexander Severus, ferner Bruchſtücke von Gefäßen aus terra
ſigillata und Ziegelſteine gefunden. Der ganze Riedberg, nicht
nur ſein öſtlicher Teil, verdient eine ſorgfältige Unterſuchung
durch einen erfahrenen Archäologen. Der weſtliche Teil des
Riedbergs hieß, weil er im Beſitz der Herren von Frankenſtein
ſtand, anſcheinend früher „Herrnberg” Nördlich von dieſem
Berg befand ſich eine Wieſengewann, die früher teils „hinder
Wallenburg” teils „in der Wallenburg” gelegen bezeichnet
wurde (früheſte Erwähnung 1490). Erſtere Benennung hat als
die urſprüngliche zu gelten. Die jetzige Wieſengewann „hinter
dem Riedberg” iſt offenbar ein Stück dieſer alten Gewann. Auf
dieſe und andere Flurnamen geſtützt, entdeclte ich vor kurzem
auf dem Weſtteil des Riedbergs nördlich des oben erwähnten
von der Kaiſermühle kommenden Weges eine anſcheinend
recht=
eckige Erdſchanze oder ein Erdkaſtell mit noch ziemlich gut erhal
tenen Wällen aus Erde und Steinen. Der die Nordſeite der
Verſchanzung bildende Wall fällt — es iſt die ſteilſte Stelle des
überall jäh abfallenden nördlichen Bergrands — nahezu 30 Meter
faſt ſenkrccht in die ſchäumende Modau herab, die, von Norden
heranfließend, hier dem Fuße des Berges folgte und nach Weſten
umbiegt. Von der ſturmfreien Wallhöhe herab hat man
ange=
ſichts des auf der anderen Talſeite gelegenen Baur’ſchen
Stein=
bruchs einen prächtigen Blick auf das vor Eberſtadt ausgehende
Modautal und auf die nördlich davon aufſteigenden Hänge.
Gegenüber der Kirche von Eberſtadt ſtoßen wir auf die
Ge=
wann. Die Hickenbick” ein Name, der wohl auf ein
mittelalter=
liches Heckengebück, einen zum Schutz des Dorfes errichteten
Dornenverhau, Bezug hat. Etwas anderes darf man dagegen
hinſichtlich des „Paliſadengrabenweg” (mit dem
Flur=
namen „am Paliſadengraben”) vermuten. Dieſer Name, der
nicht nur im Gedächtnis eines Teils der Einwohner fortlebt,
ſon=
dern auch auf Heberers Karte der Umgegend von Darmſtadt
ein=
getragen iſt, wird dem bekannten Wege beigelegt, der am neuen
Friedhof von Eberſtadt vorbei nach dem Fuße des Frankenſtein
zieht, und zwar gilt er für ſeine ganze Länge zwiſchen der
Die=
burger Straße und der „alten Bergſtraße‟. Wem fallen da nicht
die vor dem Limes als Sperre oder Hindernis eingeſetzten
Pali=
ſaden ein? Auch die übrigen Hügelreihen zwiſchen der Dieburger
Straße und Eberſtadt verdienen näher unterſucht zu werden.
Somit iſt uns bei Eberſtadt eine Fülle von Erinnerungen
an die Römerherrſchaſt erhalten, und ſie rühren wohl zum Teil
aus jener Zeit, wo unſere Heimat bereits in der bangen
Erwar=
tung eines letzten Germaneneinfalls ſtand, der den
Zuſammen=
bruch der römiſchen Macht in dieſer Gegend herbeiführen ſollte.
Manche Ueberraſchung dürfte uns ſicher ſein, wenn erſt in
künf=
tigen beſſeren Tagen durch den Spaten, der an mehreren der
beſchriebenen Stellen eingeſetzt werden müßte, die inzwiſchen
noch zu vermehrenden Ergebniſſe der Sammlung der Flurnamen
und der übrigen ſchriftlichen und mündlichen Ueberlieferung
be=
ſtätigt, vertieft und zu lebendiger Anſchauung gebracht werden
ſollten. Dann könnte der Ort für die Geſchichte der
römiſch=
germaniſchen Altertümer leicht eine ähnliche Bedeutung
ge=
winnen, wie ſie ſeinem in der Wetterau gelegenen Namensvetter
neuerdings ſür die Geſchichte der ſteinzeitlichen Kultur zuteil
FFI
geworden iſt
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Januar 1924.
Mummer Z.
Mehr Gerechtigkeit beim Beamtenabbau.
Wir erhalten aus Beamtenkreiſen folgende Zuſchrift:
Die Beamten ſind ebenſo wie jeder andere Staatsbürger,
dem das Wohl des Reiches und deſſen Wiederaufſtieg am Herzen
liegt, der Auffaſſung, daß überflüſſige Beamte, alſo ſolche, für
die keine erſprießliche Beſchäftigung vorhanden iſt, unbedingt und
ungeſäumt abgebaut werden müſſen, da nur bei alleräußerſter
Sparſamkeit in allen öffentlichen Betrieben es möglich ſein wird,
das Reich, die Länder und Gemeinden vor dem nahenden
finan=
ziellen Zuſammenbruch zu retten. Die Beamten kennen die
finan=
zielle Notlage des Reiches ſehr genau und wiſſen, daß eine neue
Inflation kommt, wenn es nicht gelingt, die Einnahmen und
Ausgaben zu balanzieren. Das Unglück, das daraus entſtehen
würde, wäre jedenfalls größer, als die Mehrheit des Volkes ſich
vorſtellt oder heute zugeben möchte. Aus dieſer Erkenntnis folgt,
daß die Beamtenſchaft mit dem Beamtenabbau ſchon mit
Rück=
ſicht auf die Zukunft des Beamtenſtandes ſelbſt grundſätzlich
ein=
verſtanden iſt und ihn zu fördern ſtatt zu hindern ſucht.
Wenn trotz dieſer Erkenntnis die Beamtenſchaft durch ihre
Organiſationen gegen den Beamtenabbau ſich erhebt, ſo richtet
ſich, wie ausdrückllich feſtgeſtellt ſei, dieſer Kampf nicht gegen den
Abbau an ſich, ſondern gegen die Art und Weiſe, wie er durch
das Reich betrieben wird. Wir geben gerne zu, daß es leider
notwendig iſt, mit feſter Hand zuzugreifen, wenn der Abban
nicht auf dem Papier ſtehen und es nicht bei einer ſchönen Geſte
bleiben ſoll, durch die allein die Reichsfinanzen und das Reich
nicht gerettet werden können. Bei einer Operation, die einem
mit dem Tode ringenden Patienten das Leben retten ſoll, können
ſcharfe und ſchmerzhafte Einſchnitte nicht umgangen werden, das
läßt ſich in ſolchen Situationen nicht vermeiden. Aber dennoch
wird der geſchickte und mitfühlende Operateur alles daranſetzen,
um die Schmerzen des Patienten auf ein Minimum zu
beſchrän=
ken. Kein Beamte iſt überzeugt davon, daß die Reichsregierung
den Beamtenabbau mit der Rückſicht eines geſchickten und
mit=
fühlenden Operateurs betreibt. Im Gegenteil, die von dem
Ab=
bau betroffenen und nicht betroffen werdenden Beamten müſſen
mit dem größten Bedauern feſtſtellen, daß die Aktion mit
rau=
heſter Hand durchgeführt und dabei in einer Weiſe verfahren
wird, die zu den Erſparnisabſichten ebenſo paßt, wie die Fauſt
aufs Auge. Tauſende und Abertauſende Beamte und Angeſtellte
werden jetzt entlaſſen, obgleich ſehr wohl für ſie noch genügend
Arbeit vorhanden iſt. Da jetzt im Winter und bei der heute ſchon
beſtehenden großen Arbeitsloſigkeit es nicht einem Bruchteil
die=
ſer Leute möglich iſt, in Privatbetrieben unterzukommen, ſo
wer=
den ſie durch den Abbau einfach auf die Straße geſetzt, geraten
durch Erwerbsloſigkeit in Not und Elend und ſind auf die
Er=
werbsloſenunterſtützung angewieſen. Ein Beamter, der ins
Heer der Erwerbsloſenunterſtützungsempfänger geſtoßen wird,
läuft große Gefahr, kein nützliches Glied der menſchlichen
Geſell=
ſchaft mehr zu bleiben, da er an aller Gerechtigkeit verzweifelt.
Entlaſſen infolge des Abbaues Reich, Länder und Gemeinden
aus ihren Dienſten Beamte und Angeftellte, dann muß es auch
ihre Sorge ſein, dieſe in Privatbetrieben oder ſonſtwie in
Stel=
lung zu bringen, damit ſie durch Arbeit das verdienen, was zu
einem beſcheidenen Lebensunterhalt notwendig iſt. Soweit ihnen
keine Beſchäftigung in Privatbetrieben zugewieſen werden kann,
haben Reich, Länder und Gemeinden im eigenen Haushalt für
Arbeit zu ſorgen, damit die Leute nicht der Wohlfahrtspflege
an=
heimfallen. Es iſt tauſendmal beſſer, einen Menſchen ſelbſt gegen
beſcheidenen Lohn zu beſchäftigen, als ihm den gleichen Betrag
ohne Arbeitsleiſtung als Erwerbsloſenunterſtützung auszuzahlen.
Selbſtverſtändlich müßte der abgebaute Beamte oder Angeſtellte
jede Arbeit, die ihm billigerweiſe zugemutet werden kann,
über=
nehmen; ledigen Abgebauten dürfte außerdem nur ein
beſchränk=
tes Einſpruchsrecht gegen den zugewieſenen Beſchäftigungsort
gewährt werden. Die Befürchtung, daß die amtliche Zuweiſung
einer Beſchäftigung viele davon abhalten würde, ſich ſelbſt um
eine Stelle umzutun, kann nur in ganz beſchränktem Maße geteilt
werden, da er bei der amtlichen Zuweiſung nehmen muß, was
ihm angeboten wird, während er anderenfalls ſich die Stelle
aus=
ſuchen kann, die ſeinen Wünſchen entſpricht. Die Beamten
können es nicht verſtehen, daß Millionen
Ar=
beitskräfte beſchäftigungslos ſind und
Hun=
derte von Millionen
Erwerbsloſenunterſtüt=
zung erhalten, wo es an 2 Millionen
Wohnun=
gen fehlt und viele Menſchen in Wohnungen
hauſen müſſen, die als Löcher zu bezeichnen
ſind. Wo iſt der große Organiſator, wo iſt der
kühne Mann, der es unternimmt, das Heer der
erwerbsloſen Arbeitskräfte und die dielen
Hunderte von Millionen Unterſtützungsgelder
für den Wohnungsbau flüſſig zu machen? Dieſem
Mann würden die Abgebauten gerne ein Denkmal ſetzen und
das geſamte deutſche Volk würde dieſen Meiſter mehr preiſen,
als die Herren, die heute brutal und herzlos den Beamten= und
Angeſtelltenabbau rein ſchematiſch nach Prozenten und Terminen
verfügen. Der Abbau an Arbeitskräften wird zum Unſinn, wenn
an Ruhegehalten, Wartegeldern, Abfindungsſummen,
Ueber=
gangsgeldern, Erwerbsloſenunterſtützungen faſt dasſelbe gezahlt
werden muß, wie dieſe Perſonen für geleiſtete Arbeit an
Gehalt oder Vergütung vorher erhalten haben. Der Volksmund
bezeichnet ſolche Manipulationen „vom Läppchen ins Tüchelchen
wickeln”.
Während man den Beamtenabbau mit allen Mitteln eiligſt
betreibt, nimmt man ſich mit dem Behördenabbau genügend Zeit,
denn die Spitzenſtellen verliert man nicht gern. Wer vielleicht
des Glaubens geweſen iſt, daß Beamten= und Aemterabbau Hand
in Hand gehe, der täuſcht ſich ſehr, denn ſo verſteht man die
Sache in Berlin nicht. Die zurückbleibenden Beamten müſſen ja
die Geſchäfte erledigen, und reichen nicht 9 Stunden, ſo bindet
man ſie 10 und 11 Stunden an den Schreibtiſch und kürzt dazu
ihre „fetten” Bezüge. Wohl weiß der Beamte, daß wir aus der
Notlage nur dann herauskommen können, wenn wir billiger als
vor dem Kriege produzieren und heute mehr und länger arbeiten
als zuvor, und daß auch er ſich dieſen Verhältniſſen anpaſſen
muß. Er verlangt dabei aber, daß ſich das ganze Volk dieſen
Verhältniſſen anpaßt und er nicht allein die Konſequenzen aus
des Reiches Not ziehen ſoll.
Die Beamtenſchaft hat allen Grund, der Auffaſſung zu ſein,
daß viele Kreiſe und an der Spitze die Reichsregierung auf dem
Standpunkt ſtehen, der Beamtenſchaft heute alles bieten
und alles nehmen zu können. Die wohlerworbenen
Rechte baut man nach und nach ſämtlich ab, und die Gehalte
wer=
den ſoweit herabgeſetzt, daß mehr als die Hälfte aller deutſchen
Beamten nicht mehr das Exiſtenzminimum beſitzt. Abertauſende
Beamte werden auf die Straße geworfen, arbeits= und brotlos
gemacht, und dem Reſte ſchreibt man bei Hungergehalten, die
neunſtündige tägliche Arbeitszeit vor. So behandelt die deutſche
Republik ihre Beamten und geiſtigen Arbeiter. Daß ſich das über
kurz oder lang ſchwer rächen muß, liegt auf der Hand, denn man
ſündigt nicht ohne ſchwere Folgen wider den Geiſt.
Die Koſten des verlorenen Krieges, der Rebolution, der
Beſatzungsheere und Reparationen will man an den Beamten
und Angeſtellten in erſter Linie erſparen, ſie ſollen die Hauptlaſt
tragen und für die Sünden, Verbrechen und Unfähigkeit anderer
aufkommen. Wahrlich, es iſt auch leichter und erfordert nicht
viel Mannesmut, den Beamten und Angeſtellten zu ſagen, ihr
müßt hungern und für den halben Gehalt das Doppelte leiſten,
damit der Reichshaushalt balanziert, als vor die Ententemächte
zu treten und dieſen zu erklären: non possumus, wir können
keine Beſatzungskoſten und keine Neparationen mehr zahlen,
wenn wir unſere Beamten, Angeſtellten und Arbeiter nicht
ver=
hungern laſſen wollen; das letztere aber lehnen wir ab, mag da
kommen was will!
Stadt und Land.
Darmſiadt, 4. Januar.
* Ein erſter Schritt.
Es iſt zu begrüßen, daß kürzlich die Arbeitsgemeinſchaft des
Preußiſchen Staatsrates den Gedanken des
Arbeitsdienſt=
jahres, der ſeit der Revolution von Politikern der verſchiedenſten
Parteien wiederholt erörtert wurde, wieder aufgenommen und bei
der Staatsregierung einen Antrag auf Einführung der
Arbeits=
dienſtpflicht geſtellt hat. Auch im preußiſchen Landtag iſt kürzlich
die Forderung von mehreren Abgeordneten erhoben worden.
Be=
kanntlich iſt Bulgarien nach dem Krieg mit der Verwirklichung der
allgemeinen Arbeitspflicht vorangeganen und hat auf dieſem
Weg ohne großen behördlichen Apparat zahlreiche Schäden der
langen Kriegsjahre an Wegen, Brücken, Gebäuden beſeitigt, bei
Ruſſe einen großen Damm gegen Ueberſchwemmung ausgeführt.
bei Karnobat ein großes Sumpfgelände aus einem Malariaherd
in fruchtbares Siedlungsland umgewandelt u. ſ. f. Bereits iſt
die Schweiz dieſem Vorbild gefolgt. Bei uns wird jetzt
namentlich infolge der wachſenden
Erwerbs=
loſigkeit dieſe Frage brennend. Die Einführung
der Arbeitsdienſtpflicht empfiehlt ſich zunächſt als produktive
Ar=
beitsloſenfürſorge, die den Arbeitsmarkt von Jugendlichen zu
Gunſten der Verheirateten entlaſtet; ſie würde durch
Urbarmach=
ung von Oedland und duch Wohnungsbau den
Siedlungsgedan=
ken und das Familienleben fördern helfen, die Lebensmittelnot
lindern und durch andere gemeinnützige Werke das
wirtſchaft=
liche Leben anregen. Zugleich wäre das Arbeitsdienſtjahr an
Stelle der durch den Verſailler Vertrag verbotenen militäriſchen
Dienſtzeit eine Schule der Zucht und der Volksgemeinſchaft für
unſere heranwachſende Jugend. Hier könnte auch die ſoziale
Kluft durch gute Kameradſchaft überbrückt werden. Hoffentlich
findet Preußen oder ſonſt ein deutſches Land den Mut zur
Durchführung dieſes Gedankens. Vertreter aller Parteien haben
ihm im Reichstag in der Sitzung vom 30. Juli 1920
zuge=
ſtimmt.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
vom 6. bis 13. Januar.
Großes Haus.
Sonntag: 6 Uhr: „Der Troubadour”, Oper von Verdi. B 10.
Montag; Keine Vorſtellung.
Dienstag: 6½ Uhr: „Der Roſengarten.” A 10.
Mittwoch: 7 Uhr: „Der Troubadour.” E 10.-
Donnerst.: 7 Uhr: „Maria Stuart.” C 10.
Freitag: 7 Uhr: „Fatinitza”, Operette von Suppé. D 11.
Samstag: 7 Uhr: „Minna von Barnhelm.” Sondermiet. 11 (6)
und 18 (6).
Sonntag; 6 Uhr: „Aida”, Oper v. Verdi, Sondermieten 15 (6)
und 22 (6).
Kleines Haus.
Sonntag: Vorm. 11 Uhr: Konzert=Matinee (Alice Orff, Fredy
Wiener, Guſtav Beck). — Abends 7 Uhr: „Was Ihr
wollt”, Luſtſpiel von Shakeſpeare. Zuſatzmiete T (5),
Montag: 7 Uhr: „König Nikolo.” Sondermiete 16 (6).
Dienstag: 7 Uhr: „Der Waſſerträger.” Zuſatzmiete VI (5).
Mittwoch: 7 Uhr: „Was Ihr wollt.” Zuſatzmiete II (6),
Donnerst.: Keine Vorſtellung.
Freitag: 7 Uhr: „König Nikolo.” Sondermiete 20 (6).
Samstag: 7 Uhr: „Zar u. Zimmermann.” Sondermiete 14 (6).
Sonntag; Vorm. 11 Uhr: Filmvortrag. — Abends 7 Uhr:
„Die Freier.” Sondermiete 13 (6).
— Heſſiſches Landestheater. In der heute, Freitag, abends
6½ Uhr, ſtattfindenden Aufführung von „Vohengrin” ſingt Hedwig
Werle zum erſten Male die Partie der Elſa. Die Vorſtellung findet
in der Miete D ſtatt. — Am Sonntag, den 6. Januar, abends 6 Uhr
wird nicht „Der Freiſchütz”, ſondern Verdis „Troubadour” gegeben. Die
Vorſtellung fällt der Miete B zu.
Die für Samstag, den 5. Januar, angeſetzte Erſtaufführung von
Shakeſpeares „Was Ihr wollt” iſt auf Sonntag, den 6. Januar,
verſchoben worden. Bereits gelöſte Karten für die Samstags=
Vorſtel=
lung können an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes bis ſpäteſtens
Sonn=
tag vormittag gegen Karten für Sonntag abend umgetauſcht oder
zu=
rückgegeben werden.
Die Umrechnungsfätze für die Umſatzſteuer. Der
Reichsfinanz=
miniſter erläßt eine Bekanntmachung, nach der die Umſatzſteuer=
Umrech=
nungsſätze nach § 32a des Umrechnungsſteuergeſetzes in der Faſſung der
2. Steuernotverordnung vom 19. Dezember 1923 wie folgt feſtgeſetzt
ſind: Für die Umſätze im Dezember 1923: 1 Billion Mk., für die
Um=
ſätze im vierten Kalendervierteljahr 1923 2 Milliarden Mk., für die
Um=
ſätze im Kalenderjahr 1923 125,5 Milliarden Mk.
Stadtverordnetenſitzung. Wie aus dem Stadthaus mitgeteilt
wird, iſt der Beginn der für heute angeſetzten Stadtverordnetenſitzung
von 5 Uhr nachm. auf 5,30 Uhr nachmittags verſchoben worden.
— Intereſſenten des Rodelſports können, ſo ſchreibt man uns,
zur=
zeit einen Motorſchlitten bei der Firma Gg. Hahn u. Co., Große
Ochſengaſſe, beſichtigen. Derſelbe iſt von J. Haller, hier, gebaut und
im Schwarzwald und St. Moritz (Schweiz) erprobt. Als Antrieb kann
ein Motor aus einem Motorrad von 2½ P.S., 2 Zylinder an und
ſtärker verwendet werden, welcher einen Propeller von 1,10 Meter
Durchmeſſer in Bewegung ſetzt und dem Schlitten, je nach den
Schnee=
verhältniſſen eine Geſchwindigkeit von 20 bis 25 Km. gibt.
Morgenkonzert. Das für nächſten Sonntag angeſagte
Morgen=
konzert muß wegen Erkrankung der Frau Orff=Solſcher verlegt
wer=
den. Termin wiad noch bekannt gegeben.
— Der Turn= und Feſtſpielabend der Turngemeinde Darmſtadt 1846
wird nunmehr beſtimmt am 20. Januar 1924 nachmittags 3 Uhr im
Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters wiederholt werden.
Nähere Bekanntmachungen erfolgen in den nächſten Tagen an dieſer
Stelle.
Die Eutgegennahme von Bareinzahlungen für
Fernfprech=
gebühren findet vom 2. Januar ab bei dem Hauptpoſtamt (Rheinſtraße
11/13) Schalter 10 und beim Poſtamt 2 (am Bahnhof) werktäglich in der
Zeit von 9 bis 12 Uhr vormittags und 3 bis 6 Uhr nachmittags ſtatt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bſerunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Seſprechung oder Kriiik
— Der Künſtlerabend des Gewerkſchaftsbundes
der Angeſtellten (G.DA.) findet am Dienstag, den 8. Januar.
im Saalbau ſtatt. Die Leitung liegt wieder in den Händen des Herrn
Heinrich Kuhn. Frau Kuhn=Liebel, Frl. Hedwig Werle, Herr
Konzert=
meiſter Otto Drumm, Herr Alexis af Enehjelm und Herr Kapellmeiſter
Joſef Roſenſtock werden Lieder, Arien und Muſikvorträge von Bach,
Bizet, Leoncavallo, Mendelsſohn, Rubinſtein, Schubert, Richard.
Wag=
ner und Wolff bringen. Da der Kartenverkauf ſehr gut iſt, dürfte es
ſich empfehlen, von dem Vorbeſtellungsrecht Gebrauch zu machen.
Gleichzeitig wird auf den Vortrag des Landtags=Abgeordneten, Heurn
Reiber, am Mittwoch, den 9. Januar, hingewieſen. Alles Nähere iſt
aus der heutigen Anzeige erſichtlich.
— Bund der Kinderreichen. Auf die heute Abend im
Konkordiaſaal ſtattfindende Weihnachtsfeier mit Verloſung ſei nochmals
hingewieſen, mit der Bitte an die Eltern, Kinder unter 10 Jahren von
der Feier fernzuhalten.
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künſtier und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtebenden Erwähnung
geſchiebt, behäli ſich die Redaktlon ihr Urteil vor.
— Wohltätigkeitskonzert in der Stadtkirche,
Für das am nächſten Samstag, abends 7 Uhr, zum Beſten der
Alt=
penſionäre unſeres Landestheaters ſtattfindende Konzert wurde
ein ebenſo reichhaltiges wie intereſſantes Programm aufgeſtellt. Frau
Jacobs=Baumeiſter wird mit obligater Violinbegleitung (Frl.
Delp) geiſtliche Arien aus den beiden Bachſchen Kantaten Nr. 44 und
86 ſingen; Frl. Anni Delp außerdem Thema und Variationen op
150 für Geige von Joſef Rheinberger ſpielen. Herr Alexis af
Eneh=
jelm ſingt „Wo wird einſt des Wandermüden” und „Nun wandre
Maria” von Hugo Wolf und „Um Mitternacht” von Guſtav Mahler;
Herr Fritz Valk lieſt ausgewählte Teile aus der Offenbarung
Johan=
nis, und Herr Eberhard Delp, der die geſamte Orgelbegleitung
über=
nommen hat, umrahmt das Ganze mit Orgelvorträgen aus Mag
Regers op. 80 und op. 85. — Für das Konzert macht ſich
erfreulicher=
weiſe bereits ſtarkes Intereſſe geltend. Die Stadtkirche wird gut
ge=
heizt ſein.
Die neue ſtädtiſche Fernſprechanlage.
Die ſtädtiſchen Betriebe haben ſeit Anfang Juni des vorigen Jahrs
eine neue Fernſprechanlage erhalten, deren Vorhandenſein ſich allen, die
mit der Stadtverwaltung telephoniſch viel verkehren müſſen, bereits
angenehm bemerkbar gemacht hat. Es handelt ſich um eine
ſelbſt=
tätige Fernſprechanlage neueſten Syſtems, und die Stadt kann, nach
den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen zu urteilen, mit dieſem Erſatz
für die alte, im Laufe der Zeit unbrauchbar gewordene Anlage mit
Handbedienung in jeder Beziehung zufrieden ſein. Am 27. Dezember
fand ihre Beſichtigung durch die Stadtverordnetenverſammlung ſtatt,
wobei Herr Beigeordncter Ritzert in ſachkundiger Weiſe die
erforder=
lichen Aufklärungen über das Weſen der Telephonie im allgemeinen
und über den Erſatz der handbedienten Fernſprechanlagen durch
auto=
matiſche gab. Dieſer Tage war auch den Vertretern der Preſſe
Ge=
legenheit gegeben, die Anlage zu beſichtigen, die in vollem Betriebe
vorgeführt wurde.
Neben den Vorzügen der Vereinfachung und Bequemlichkeit in der
Handhabung ſind vor allem auch die wirtſchaftlichen Vorteile des
ſelbſt=
tätigen Syſtems hervorzuheben, die es mit ſich bringen, daß die
Be=
ſchaffungskoſten ſich ſchon aus Erſparniſſen an Betriebskoſten in einem
Jahre bezahlt machen. Bemerkt ſei hierbei nur, daß bei der alten
An=
lage zur Bedienung 16 Perſonen erforderlich waren, während die neue
hierzu trotz Tag= und Nachtbctriebs und lediglich für die ankommenden
Poſtgeſpräche nur drei Leute benötigt. Ferner haben ſich die früheren
86 Poſthauptanſchlüſſe mit 135 Nebenanſchlüſſen auf 20
Poſthauptan=
ſchlüſſe vermindern laſſen, während für die Nebenſtellen infolge
Ver=
wendung von eigenen Apparaken und Leitungen außer der
Geſprächs=
gebühr keine weiteren Zahlungen zu leiſten ſind.
Die Anlage wurde von der Firma Siemens u. Halske=Berlin gebaut
und aufgeſtellt; die dabei erforberlich gewordenen Vor= und
Durchfüh=
rungsarbeiten erfolgten durch das Städtiſche Maſchinenamt, während
die baulichen Umänderungen durch das Städtiſche Hochbauamt
ausge=
führt wurden. Die umfangreichen Kabel= und Freileitungsverlegungen,
ſowie die Ueberwachung der Montage der einzelnen Anlagenbeſtandteile
an den verſchiedenen Verwendungsſtellen lag in den bewährten Händen
von Bauinſpektor Hofmann.
Die Zentrale, das Herz des Ganzen, befindet ſich im Stadthaus, iſt
als Anzufſtelle „Stadtamt” benannt und enthält neben einer Werkſtätte
für laufende Unterhaltung den Akkumulatorenraum mit einer Batterie
für 140 Amp. Stunden=Entladung und den Wählerraum mit den an
eiſernen Geſtellen überſichtlich untergebrachten Vor=, Leitungs= und
Gruppenwählern, jenen ſinnreichen Gebilden der Feinmechanik und
Schwachſtromtechnik, die eine Handbedienung erübrigen. Hier
befin=
den ſich auch die verſchiedenfarbigen Prüf= und Störungslampen, deren
jeweiliges Aufleuchten bei Benutzung der Anlage den ordnungsgemäßen
oder geſtörten Zuſtand anzeigt, die Signalmaſchinenſätze, beſtehend aus
je einem Einankerumformer für Erzeugung von Rufſtrom nach den
Teilnehmerſtellen nebſt dem zugehörigen Summerſtromerzeuger zur
Be=
tätigung der Frei= und Beſetztſignale, ſowie das halbautomatiſche
Poſt=
geſtell, das eine direkte Verbindung des Teilnehmers mit Poſtanſchluß
an dieſe geſtattet.
Endlich iſt noch der Raum für die Vermittlung der Poſtgeſpräche zu
erwähnen, deſſen handbedienter Stöpſelſchrank nach dem Okyſyſtem zur
Uebermittelung der ankommenden Poſtgeſpräche an die Teilnehmer der
Anlage dient. Da die hieſige Hauptpoſt noch keine Vollautomaten
be=
ſitzt, ſo mußte für dieſe Vermittelung die Handbedienung leider
bei=
behalten werden.
Das Zuſtandekommen eines Geſprächs bei vollautomatiſchem Betrieb
wickelt ſich nun folgendermaßen ab:
Der Anrufende hebt den Hörer von ſeinem Fernſprecher ab und
ſtellt durch Betätigung der an jedem Apparat angebrachten
Wähler=
ſcheibe die Nummer des zum Geſpräch gewünſchten Teilnehmers ein.
Gleichzeitig mit dieſer Tätigkeit verbindet ſich der zugehörige
Vorwäh=
ler ſelbſttätig mit einem von 10 ihm zugeordneten Gruppenwählern
und ſperrt deſſen Anſchluß für andere Anrufe.
Wählt der Teilnehmer z. B. die Fernſprechnummer 543, ſo wird
der Gruppenwähler entſprechend der erſten Zahl um 5 Schritte gehoben
und dann mittels eines Drehmagneten ſelbſtändig auf einer der zehn
abgehenden Leitungen zum Leitungswähler durchgeſchaltet, der dann
die Verbindung für 4 und 3 einſtellt. Nach Wahl der letzten Zahl prüft
der Leitungswähler mit ſeinem Vorſpann ſelbſttätig, ob der angerufene
Teilnehmer beſetzt oder frei iſt. Im letzten Falle ruft der Steuerſchalter
des Leitungswählers den gewünſchten Teilnehmer mit Wechſelſtrom
(Rufſtrom) an, während der Anrufer dabei ein „unbeſetzt”=Zeichen, das
iſt einen alle zehn Sekunden wiederkehrenden Summerton, wahrnimmt.
Iſt der angerufene Teilnehmer bereits in einem Geſpräch begriffen, ſo
verhindert der Steuerſchalter des Leitungswählers das Ausſchalten und
gibt dem Anrufenden das „Beſetzt”=Zeichen, ein in kurzen
Zwiſchen=
räumen hörbarer Summerton, worauf durch Auflegen des Hörers die
bereits hergeſtellte Verbindung wieder unterbrochen wird und nach
einiger Zeit wiederholt werden kann.
Wünſcht ein Teilnehmer die Poſt, ſo wählt er die Zahl.0, wobei er
direkt mit einer der vorhandenen abgehenden Amtsleitungen verbunden
wird, von denen 10 vorhanden ſind. Die 10 Leitungen für ankommende
Poſtgeſpräche gehen natürlich auf das Stadtamt und werden von dieſem
durch Handverbindung nach der gewünſchten Sprechſtelle geleitet.
Auch abgehende auswärtige Geſpräche gelangen gewöhnlich durch
das Stadtamt nach der Poſt zur Sicherung der richtigen Verbindung
nach Freiwerden der Leitungen, da ſolche Verbindungen in der Regel.
eine Menge Zeit bis zu ihrer Benutzungsmöglichkeit beanſpruchen.
Die Anlage beſitzt gegenwärtig 135 Sprechſtellen für Poſt= und
Stadtverkehr, ſowie 70 ſolcher lediglich für Stadtverkehr. Sie iſt jedoch
noch bis auf insgeſamt 300 Sprechſtellen ausbaufähig und, wie bereits
ſchon erwähnt, Tag und Nacht beſetzt.
* Arheilgen, 2. Jan. Die Weihnachts= und
Neujahrs=
tage verliefen hier in der ruhigſten Weiſe. Infolge der hier immer
noch beſtehenden N
kam man kaum zu hören. — Mit der Führung der Geſchäfte des
unbe=
ſetzten Teiles (Kranichſtein und Hammelstrift) wurde Herr W. Becher=
Kranichſtein, beauftragt.
X Griesheim, 2. Jan. Straßenbenennung. Die neue
Straße in der ſogenannten Poſch ſoll „Am Kellerweg” benannt werden.
— Eberſtadt, 2. Jan. Ortsjubiläum. Die
Villenkolo=
nie „Ludwigshöhe” kann in dieſem Jahre auf ein 25jähriges Beſtehen
zurückblicken. Denn die erſten Anfänge zur Errichtung der
Waldvillen=
kolonie, für die die Kolonie Buchſchlag bei Sprendlingen als Vorbild
galt und die vornehmlich der Initiatide des damaligen Bürgermeiſters
Wilhelm Schäfer ihr Entſtehen verdankt, fallen in das Jahr 1899. —
Außerdem kann in dieſem Jahre das Gaswerk. Eberſtadt auf ein
25 jähriges Beſtehen zurückblicken.
X Alsbach, 2. Jan. Holzverſorgung und =
verſteige=
rung. Bei künftigen Holzverſteigerungen ſoll das Holz nach
Gold=
mark verſteigert werden. Damit bei der Auszahlung der
Holzmacher=
löhne keine Stockung eintritt, ſoll bei Ausgabe des Abfuhrſcheins die
Hälfte des geſteigerten Holzes und der Reſt ſpäteſtens am 1. Februar
bezahlt werden. Nach dem 1. Februar erfolgt ein 5proz. Zuſchlag.
B. Dieburg, 2. Jan. Wie jedes Jahr, ſo hielt auch dieſes Mal am
Januar, der Turnverein 1863 in den Räumen des „Mainzer
Hofes” ſeine Neujahrsfeſtlichkeit ab, die dem edlen Turnſport gewidmet
war. Eingeleitet wurde der ſchön verlaufene Abend durch eine
Be=
grüßungsanſprache des erſten Vorſitzenden, Herrn Jean Rödler, der
die Turner und Turnerinnen ſowie die zahlreich erſchienenen Feſtgäſte
und Zuſchauer willkommen hieß. Viel Neues boden uns die wack zen
Turner und Turnerinnen, vorgeſtellt von dem 70jährigen Veteran,
Herrn Treber. Exakt kamen die turneriſchen Vorführungen heraus,
angeregt durch die wundervollen Erlebniſſe auf dem deutſchen Turnfeſte
zu München, zu dem ja auch der Di=burger Tuanverein zahlreiche
Tur=
ner entſandt hatte. Herrlich waren die kraftvollen Uebungen der
älte=
ren Turner, der Zöglinge und der Schüler. Anmutig die Vorführungen
und Reigen der Turnerinnen und Schülerinnen unter muſikaliſcher
Be=
gleitung, die ausgeführt wurde von einheimiſchen Künſtleun. Der
Turnverein bot uns einen ſchön gelungenen Feſtabend und wir können
nicht genug danken ſeinem rührigen Vorſitzenden und den Turnwarten,
denen unſer höchſtes Gut, unſere Jugend andertraut iſt, und die keine
Mühe und Arbeit ſcheuen, aus ihr tüchtige Deutſche zu machen. Den
Schluß des Abends bildete ein Tanz, bei dem ſich unſere wackere
Tur=
ner= und Turnerinnenſchar von ihren anſtrengenden Uebungen erholen
konnte.
r. Vabenhauſen, 2. Jan. Ein hoher künſtleriſcher Genuß ſteht dem
ſangesfreudigen Publikum kommenden Sonntag, den 6. Januar, bevor,
Die Darmſtädter Madrigal=Vereinigung gibt
nachmit=
tags 3 Uhr in der hieſigen evangeliſchen Kirche ein Konzert. Leiter
iſt Herr Dr. Noack, Privatdozent an der Techniſchen Hochſchule
Darm=
ſtadt. Ein volles Gotteshaus iſt der wackeren Sängerſchar und ihrem
verdienſtvollen Führer, die mit ihren Kunſtgaben Volksbildungsarbeit
in des Wortes edelſtem Sinne treiben, hoffentlich beſchieden.
A Groß=Gerau, 2. Jan. Einbrüche. In der letzten Zeit wurde.
unſer Städtchen ſcheinbar von einer ganzen Diebesbande heimgefucht.
Denn in den letzten Nächten iſt eine ganze Reihe von Diebſtählen
vor=
gekommen. So wurde bei mehreren Metzgern eingebrochen, wo es die
Diebe auf Fleiſch= und Wurſtwaren abgeſehen hatten. Ferner wurden
aus einem Ladengeſchäft wertvolle Pelze geſtohlen.
Heinriel
An
Nummer 4.
Heſſiſche Landwirtſchaftliche Woche.
Am geſtrigen zweiten Vortragstag der „Heſſiſchen
landwirtſchaft=
lichen Wpche” ſprachen Herr Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Dr. h. c.
Hanſen=Berlin über „Zeitfragen aus dem Gebiete der
Tierzucht” und Herr Oekonomierat. Direktor Feil=Viſſelhövede
(Prov. Hannover) über „Zucht und Haltung des Schweins
im landwirtſchaftlichen Betrieb”, i dem voll
über=
füllten Vortragsſaal, der die aus allen Teilen Heſſens erſchienenen
Be=
ſucher kaum zu faſſen vermochte.
Herr Prof. Dr. Hanſen wies auf den Rückgang unſerer Tierzucht
beſtände hin und zeigte den Landwirten die Wege, die ſie in
Anbe=
tracht der vollſtändig veränderten Verhältniſſe für den Wiederaufbau
unſerer Tierzucht gehen müſſen. Der Redner, ein berufener Kenner
unſerer deutſchen Rindviehzucht, wies darauf hin, daß wir uns in
der Tierzucht, im Gegenſatz zu den geübten Gepflogenheiten der
Vor=
kriegszeit, auf eigene Füße ſtellen und unabhängig von dem Ausland
machen müſſen. Ein einheimiſcher Viehſchlag, ernährt aus
wirtſchafts=
eigener Futtererzeugung, müſſe das Ziel unſerer Züchtung ſein. Darum
muß die Hebung der Viehzucht mit der Hebung des Futterbaues Hand
in Hand gehen. Hierbei ſpielen beſonders die Fragen der
Eiweißbe=
ſchaffung eine bedeutende Nolle. Als hauptſächlichſte
Förderungsmaß=
nahme der Viehzucht hob er neben der Raſſenfrage die Hebung der
Leiſtungsfähigkeit hervor und empfahl die Gründung von
Kontrollver=
einen und die Durchführung von Leiſtungsprüfungen. Ueber den
Weidegang und die Stallhaltung gab er beachtenswerte Richtlinien den
Beſuchern mit auf den Weg. Seine intereſſanten Ausführungen
ernte=
ten reichen Beifall und es ſchloß ſich an den Vortrag eine ſehr rege
Diskuſſion an, in der über die mannigfaltigſten Viehzuchtfragen, wie ſie
hier in Heſſen vorliegen, bemerkenswerte Erörterungen gegeben wurden.
Anſchließend daran ſprach Herr Oekonomierat Direktor Feil über
die Grundlagen der Schweinehaltung im landwirtſchaftlichen Betrieb,
über die Raſſenfragen unſerer heimiſchen Schweinezucht, ſowie über
Fütterungsmaßnahmen. Der Referent, welcher aus dem reichen Schatz
ſeiner Erfahrungen viele, ſehr lehrreiche Beiſpiele über
Schweinezüch=
tung und =haltung anführen konnte, hat ebenfalls mit ſeinen
Ausfüh=
rungen das größte Intereſſe, wie aus der im Anſchluß daran
folgen=
den Diskuſſion zu erſehen war, gefunden.
Im Anſchluß an den Vortragskurs der Landwirtſchaftskammer fand
am nachmittag im überfüllten Saale die Landesverſammlung des
Heſ=
fiſchen Bauernbundes ſtatt, in der Herr
Reichstagsabgeordne=
ter Schiele=Magdeburg als Nedner gewonnen war. Auch der
Be=
ſuch der landwirtſchaftlichen Ausſtellung, ſowie der Maſchinenſchau war
heute ein ſehr ſtarker.
Die Veranſtaltungen der „Heſſiſchen landwirtſchaftlichen Woche‟
dauern noch bis Sonntag. Für Freitag, den 4. Januar, ſind im
Pro=
gramm vorgeſehen: Vortrag des Herrn Prof. Dr. Münzinger=
Stutt=
gart über: „Wirtſchaftslage und Landwirtſchaft” Geh. Hofrat Prof.
Dr. Giſevius=Gießen über: Samenbeize mit Reizmitteln zur Erhöhung
der Bodenerträge und Zellſtimulation in ihrer Bedeutung für unſere
heſſiſche Landwirtſchaft”, Verſammlung des Reformbundes der
Guts=
höfe, Bad Nauheim (Vortrag des Herrn Dr. Kranz), Verſammlung des
Vereins zur Förderung der Grünlandwirtſchaft in Heſſen (Vortrag
Prof. Dr. Bornemann, Bad Nauheim). Beide Verſammlungen finden
in dem Vortragslokal (Rummelbräu) ſtatt.
Worms, 3. Jan. Eine Erinnerung. In der Wormſer
Zei=
kung vom 23. Januar 1823 iſt zu leſen: Vom Geiſte der Urväter
getrieben, kamen zwei Jünglinge von hier, Joſeph Oertge und Georg
Tag, miteinander überein, auf dem ſchon ſeit acht Tagen mit einer
Eisdecke überzogenen Rheine ein Drei=Fuderfaß zu verfertigen, und um
nun das Andenken dieſes ſeltenen Unternehmens mit einer ebenſo
un=
eigennützigen als edlen Abſicht zu vereinigen, entſchloſſen ſie ſich,
das=
ſelbe auf dem Verfertigungsplatz ausſpielen zu laſſen und den
Be=
trag, der über ihre Auslagen erlöſt wird, zur Unterſtützung der für
Glauben und Menſchenrechte kämpfenden Hellenen zu widmen. So ſehr
die Ausſicht dazu locken mag, der Beſitzer des Faſſes zu werden, deſſen
Entſtehung immer merkwürdig iſt, ebenſo mag auch die uneigennützige,
ſchöne Verwendung des Gewinns dazu anlocken, viele Teilnehmer zu
finden, da es auch dem künftigen Beſitzer ein angenehmes Denkmal der
griechiſchen Geſchichte ſeyn wird. Möge es darum viele Teilnehmer
finden, die dadurch der beiden braven Jünglinge edle Abſicht befördern,
die in der Liſte der Geber einen Platz einnehmen, der ihnen einſt,
wenn dieſes beklagenswerthe Volk über ſeinen Treiber erhaben ſteht,
die Wonne verſchafft, zum großen Werke ihr Scherflein beigetragen zu
haben."
Oppenheim a. Rh., 2. Jan. Kohlendiebſtähle. In der
letzten Zeit wurden vielfach hier vor Anker liegende Rheinſchiffe um
größere bzw. kleinere Mengen Kohlen beſtohlen. Die Diebe ſcheinen
dabei ganz ſyſtematiſch vorgegangen zu ſein.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Januar 1924,
Seite 5.
Reich und Austand.
* Wechſel in der Inſpektion für Waffen und Gerät.
Mit dem 31. Dezbr. v. J. iſt der bisherige Inſpekteur für Waffen
und Gerät, Generalmajor Gießler, unter Verleihung des Charakters
als Generalleutnant verabſchiedet worden,
Generalmajor Gießler entſtammt dem Feldart. Regt. 11, gehörte
vor dem Kriege mehrere Jahre dem preuß. Kriegsminiſterium an, war
im Kriege zuerſt Kommandeur des Feld.=Art.=Regt. „Großherzog” (1.
Bad.) Nr. 14 und ſeit 1915 Chef der Abteilung für Aus= und Einfuhr
des Kriegsminiſteriums, die die während des Weltkrieges dauernd
wach=
ſenden Intereſſen der Heeresverwaltung an unſerem Außenhandel zu
vertreten hatte. Die Inſpektion für Waffen und Gerät, die die
ſämt=
lichen Prüfungskommiſſionen des alten Heeres in ſich vereinigt,
über=
nahm General Gießler am 1. 10. 19. Das Heer verliert mit General
Gießler einen ſeiner tüchtigſten Offiziere der ſich beſonders in ſeiner
letzten Dienſtſtellung hervorragende Verdienſte um die Entwicklung und
Vereinheitlichung der Bewaffnung des Heeres erworben hat.
Eine berechtigte Mahuung.
Das Polizeipräſidium Stuttgart teilt mit, daß in letzter Zeit
zahlreiche Klagen über den zunehmenden Bettel durch Kinder
eingegangen und daß jene Klagen berechtigt ſind. Teilweiſe werden von
den Eltern Kinder zum Bettel ausgeſchickt, die noch nicht einmal im
ſchulpflichtigen Alter ſind. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß die Geldgaben
vielfach zum Einkauf von Schleckereien verwendet und mit anderen
Gaben Haſen und Hühner gefüttert werden. Deshalb wird im
Hin=
blick auf die ſittliche Gefährdung der Jugend dringend gebeten, bettelnde
Kinder abzuweiſen. Die Eltern werden darauf hingewieſen, daß ſie ſich
ſtrafbar machen, wenn ſie ihre Kinder zum Bettel anleiten oder
aus=
ſchicken.
Aus der Reichshauptſtadt.
Von ſeinem Sohn erſtochen. In der Nacht von Mittwoch
auf Donnerstag wurde im Verlauf eines Streites der Prokuriſt
War=
nike von ſeinem Sohn erſtochen. Der Täter wurde von der
Kriminal=
polizei feſtgenommen.
20 Frauen bewußtlos. Am Donnerstag mittag wurde die
Feuerwehr nach der Kartonfabrik Heſſe u. Stahl gerufen. Dort waren
etwa 20 Frauen plötzlich bewußtlos zuſammengebrochen. Der
Feuer=
wehr gelang es, alle wieder ins Leben zurückzurufen. Allem Anſchein
nach ſind der Kautſchuklöſung, die zu dem Aufkleben der Federn
ver=
wendet wird, giftige Gaſe entſtrömt und haben die Arbeiterinnen
betäubt.
Exploſion in einer Keſſelfabrik.
Magdeburg. Laut Magdeb. Ztg. explodierte in einer
Keſſel=
fabrik ein großer Azetylenkeſſel, als man verſuchte, das ihn umgebende
Waſſer aufzutauen. Zwei Arbeiter wurden getötet, ein Meiſter leicht
verletzt.
Ein Benzintank im Meere aufgefunden.
Nach einer Meldung des Echo de Paris aus Toulon iſt dort ein
Funktelegramm der Seepräfektur von Biſerta aufgenommen worden,
demzufolge geſtern im Meere ein Benzintank aufgefunden wurde, auf
den mit Bleiſtift mehrere Sätze aufgeſchrieben waren. Der Tank dürfte
von dem verlorengegangenen „Dixmuide” herrühren. Der
Berichterſtat=
ter gibt die Nachricht mit allem Vorbehalt wieder.
Poſtmarder in New=York feſtgenommen.
Newyork. Auf dem von Hamburg hier eingetroffenen Dampfer
„Minnekahda” von der Amerika=Linie ſind unter ſcharfer
Be=
wachung der 40 Jahre alte Schiffszimmermann Edward Bolad, der 34 Zimmermannsmaat Michgel Kare und der 28 Jahre alte
Küchengehilfe Edward Semit, alle drei vom Dampfer „Mongolia”, der
gleichen Linie, hier eingetroffen, welche beſchuldigt werden, auf der
„Mongolia”, amerikaniſche nach Deutſchland beſtimmte
Poſtſachen geſtohlen zu haben. Wie damals berichtet, hatte
letzthin der Dampfer „Manchuria”, gleichfalls von der Amerika=Linie,
den ebenfalls des Poſtdiebſtahls beſchuldigten Seemann Albert
Roſen=
berg, der mit dem geſtern angekommenen Trio im Komplott geweſen
ſein ſoll, mitgebracht, und Roſenberg hatte es verſtanden, ſich an Bord
zu „verſpurloſen” und konnte mehrere Tage nicht gefunden werden,
bis ihn der Hunger aus ſeinem Verſteck hervortrieb. Die Linie hatte
deshalb dieſes Mal dafür geſorgt, daß von dem Trio keiner entwiſchen
konnte, und zwei bewaffnete Dockwächter aus Hamburg hatten die
Ge=
fangenen Tag und Nacht unter Aufſicht, bis in New=York eine Anzahl
Bundesgeheime an Bord der „Minnekahda” kamen und ſie abholten.
Sie wurden nach dem Tombsgefängnis gebracht und von
Poſtinſpek=
toren ins Verhör genommen. Kare und Semit behaupten, amerikaniſche
Bürger zu ſein, Bolad iſt ein Lette. Wie groß ihre Beute geweſen iſt,
verlautete nicht, doch hieß es an Bord, Kare habe zugegeben, ſein
An=
teil daran habe etwa 500 Dollar betragen. Die Poſtdiebſtähle an Bord
der „Mongolia” ſollen ſeit nahezu einem Jahr angedauert haben, bis
man den Burſchen dadurch auf die Spur kam, daß aus der Elbe bei
Hamburg leere amorikamiſche Poſtſäcke und erbrochene Briefe aus
Amerika aufgefiſcht wurden. Der amerikaniſche Konſul in Hamburg,
dem Meldung erſtattet wurde, leitete eine Unterſuchung ein, und
Ge=
heimbeamte ermittelten bald, daß Bolad, Kare und Semit an der
Waſſerfront wie der ſprichwörtlich „betrunkene Seemann” mit Gold
um ſich warfen. Schiffsoffiziere erklärten, die Drei hätten bei ihrer
Verhaftung ein Geſtändnis abgelegt. Die Poſtmarder ſollen das
Oeff=
nen der Poſtſäcke tagsüber in einer leerſtehenden Kabine vorgenommen
und nachts die beraubten Briefe und leeren Säcke über Bord geworfen
haben.
Der Geſamtauflage unſerer heutigen Zeitung liegt der Proſpekt
der wertbeſtändigen Preußiſch=Süddeutſche: Staatslotterie bei,
wo=
rauf wir ganz beſonders aufmerkſam machen.
(TV.121
Geſchäftliches.
Wichtige Forſcherergebniſſe im ſtaatlichen
Materialprüfungsamt.
Die Tatſache, daß in den letzten 8 Jahren der Wäſchebeſtand des
Deutſchen Reiches um die Hälfte zurückgegangen iſt, hat den Profeſſor
Dr. Heermann, vom ſtaatlichen Materialprüfungsamt, veranlaßt, in
mehreren tauſend Einzelverſuchen Nachforſchungen auf wiſſenſchaftlicher
Grundlage anzuſtellen, worauf dieſer üarke Rückgang des
Wäſchebe=
ſtandes zurückzuführen iſt. Die Unterſuchungen haben ergeben, daß ein
großer Teil der Schäden durch die ſauerſtoffhaltigen Waſchmittel
be=
wirkt wurde. Bei dieſen Verſuchen wurden Hunderte von Kilo Waſch=
und Bleichmittel verwendet und feſtgeſtellt, daß Sauerſtoff=Waſchmittel
eine um mehrere 100 Prozent größere Gewebeſchädigung verurſachten
als ſauerſroffreie Waſchmittel. Vor dem Kochen der Wäſche mit
ſauer=
ſtoffhaltigen Bleichmitteln wird von Prof. Dr. Heermann dringend
gewarnt und empfohlen, nur ſauerſtoffreie Waſchmittel zu verwenden.
Eig abſolut ſauerſtoffreies Waſchmittel iſt Dr. Gentners
„Goldperle mit Schnitzelſeife‟ Es kann nur jeder Hausfrau,
weil altbewährt, beſtens empfohlen werden.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). Kleine Synagoge
Freitag, den 4. Jan. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min.
Samstag, den 5. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 5 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min. —
Abends 6 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der Fſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 5. Jan. Vorabend 4 Uhr 10 Min. — Morgens
8 Uhr 15 Min. — Nachm 4 Uhr. — Sabbatausgang 5 Uhr 30 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 7 Uhr. — Nachm 4 Uhr
Montag, den 7. Jan.: Rauſch Chaudeſch Schewath.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervörherſage für den 5. Januar:
Zunächſt noch mildere Temperaturen mit Schnee= und Negenfällen.
Zeitwveiſe Nebel und geringe ſüdliche Winde. Später iſt mit einiger
Wahrſcheinlichkeit mit Aufklarung zu rechnen.
Tageskalender.
Landestheater. Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 10½/= Uhr
U 10): „Lohengrin” — Kleines Haus: Keine Vorſtellung.
Orpheum 7¾ Uhr abends: „Venus im Grünen”. — Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachkrchten: Max Streeſe
Verantwortlich ſür Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd en:: Andreas Bauer
Verantw rilich für den Inſcratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Else Reinhardt
Erhard Witsch
VERLOBTE
Traisa
Darmstadt
b. Darmstadt
Januar 1924
Heinrich Vögler
Anny Vögler
geb. Konrad
VERMAHLTE
Darmstadt
Mainz
Traguag: 5. Jandar 1924, 2 Uhr,
Johanneskirche
W
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute verſchied nach kurzem,
ſchwerem Leiden, wohlverſehen mit
den heil. Sterbeſakramenten, mein
lieber Mann, unſer treuſorgender
Vater, Bruder und Schwager
Oberſtudiendirektor
Joſeph Diehl
im 59. Leben
39
Die trauernden Hinterbliebenen.
Bensheim, den 2. Jan. 1924.
Beerdigung Samstag, den 5. Jan.,
11¼ Uhr vm., vom Ghmnaſium aus.
Seelenamt am gleichen Tage 7½
Uhr vorm. in der Pfarrkirche.
Von Beileidsbeſuchen u.
Blumen=
ſpenden bitten wir abzuſehen.
Bekanntmachung.
Haus= und Sportſchuhfabrik Aktlen=Geſellſch.
Darmſtadt. Eliſabethenſtr. 35.
Die außerordentl. Generalverſammlung
vom 3. Dezember 1923 hat beſchloſſen, das
Grundkapital von nominal ℳ 30000000 auf
ℳK 60000000 durch Ausgabe von ℳ 30000000
Stammaktien zu je ℳK 1000 nominal unter
Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts zu
erhöhen. Die nominal X 3000 000 neue
Stammaktien ſind auf den Inhaber geſtellt
und vom 1. Januar 1924 ab
dinidenden=
berechtigt. Die unterzeichnete Firma hat
die nominal ℳ 30000000 Stammaktien, die
von ihr nach näheren Bedingungen zu
ver=
werten ſind, unter der Verpflichtung
über=
nommen, dieſelben den Beſitzern alter
Stammaktien derart zum Bezuge
anzubie=
ten, daß auf je 5 alte Stummaktien von
ℳ 1000 nominal eine neue Stammaktie von
nominal ℳ 1000 zum Kurſe von 0,60
Gold=
mark, zuzügl. Speſen, bezogen werden kann.
Die Ausübung des Bezugsreihts hat be
Vermeidung des Ausſchluſſes bis zum 20.
Januar 1924 bei der unterzeichneten Firma
(133
zu erfolgen.
Darmſtadt, 4. Januar 1924.
Immobilien=Kommiſſion G. m. b. H.
Leitung: B. Baer
Landwehrſtraße 18
Tel 1145
Nachruf.
Unerwartet iſt nach kurzem
Krankſein in der Blüte ſeiner
Jahre
Herr
Studienrat Auguſt Keller
am 1. Januar aus dieſem Leben
abgerufen worden.
Er war uns ein lieber und
treuer, ſtats hilfsbereiter
Amts=
genoſſe, den wir in ſeiner heiteren
uno friſchen Art alle ſchäßten.
Seinen Schälern, deren geiſtiges
und förperliches Wohl ihm in
gleicher Weiſe am Herzen lag,
war er ein erfolgreicher und
ge=
wiſſenhafter Lehrer und Berater.
Wir werden ihm ein treues
(122
Gedenken bewahren.
Darn ſtadt, 8. Januar 1924.
Im Namen des Lehrkörpers des
Realgymnaſlumg:
Ritſert, Oberſchulrat.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die uns ſo zahlreich
dar=
g brachten Beweiſe aufrichtiger
* Teilnahme ſagen herzl. Dank
Verta Petrh, geb. Schrauth
(e1s2 und Angehörige.
Biaſcher
Kognak, Likö=
Punſch.
Wei=
kauft ſtets zu hohe
185df
Preiſen
Mam mel
We ’nhandlung
Eliſabethenſtraße 48
Stellengeſuche F
Weiblich
Alleinſt. ält. zuverl
Witwe, erf in Allem,
perf i. Koch., ſ. ba
Vertrauensſtllg., gute
Verpfl. u Behandlg
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Ddezdiet
4. Januar 1924 Nr. 4
Goldbilanzen.
(Schluß.)
Bei Umſtellung einer G.m.b.H. muß Stammeinlage jedes
Geſell=
ſchafters mindeſtens 50 Goldmark ſein. (§ 10.) Eine Verminderung
der Zahl der Aktien aus Anlaß der Umſtellung einer A. G. (Kom.=Geſ.
a. A. oder G.m.b.H.) iſt nur inſoweit zuläſſig, als ohne ſie die in § 180
H.G.B. für Aktien vorgeſchriebene Mindeſtgrenze nicht eingehalten
wer=
den könnte. (§ 11.) Soweit anläßlich der Umſtellung Zahlungen an
die Geſellſchafter nicht zu erfolgen haben, ſind ihnen auf Antrag auf
Inhaber lautende Genußſcheine in Höhe ihres
Zahlungsanſpru=
ches auszuhändigen. Die Genußſcheine gewähren kein Stimmrecht,
je=
doch einen Anſpruch auf entſprechende Beteiligung am Reingewinn der
Geſellſchaft und im Falle deren Auflöſung Anſpruch auf das zu
ver=
teilende Geſellſchaftsvermögen. Die Beteiligung am Reingewinn darf
durch Kapitalserhöhung nicht verkürzt werden. Die Genußſcheine
können mit Friſt von drei Monaten von ſeiten der Geſellſchaft
frühe=
ſtens zum Ablauf des 3. auf die Ausſtellung folgenden Geſchäftsjahres,
vom Inhaber zum Schluſſe jeden Geſchäftsjahres gekündigt werden.
Zur Ausgabe der Scheine bedarf es keiner ſtaatlichen Genehmigung.
(8 12.)
Bei A.G. haben die Aufſichtsratsmitglieder Eröffnungsbilanz und
Hergang der Umſtellung zu prüfen. Ueber dieſe Prüfung iſt der G.V.
von Vorſtand und Aufſichtsrat ſchriftlich zu berichten. Im Berichte ſind
die weſentlichen Umſtände darzulegen, die für Bewertung der in § 261
B. 1—3 H.G.B. bezeichneten Gegenſtände maßgebend waren.
Die G.=V. kann mit einfacher Majorität Beſtellung von Reviſoren
Zur Prüfung von Bilanz und Umſtellungshergang beſchließen. Iſt in
G.=V. ſolcher Antrag auf Reviſorenbeſtellung abgelehnt worden, ſo
können auf Antrag von Aktionären, deren Anteile zuſammen 1 Zehntel
des Grundkapitals erreichen, Reviſoren durch das zuſtändige Gericht
er=
nannt werden. §§ 266 Abſ. 2, Abſ. 3 Satz 2. Abſ. 4 Satz 1, ſowie
267 H.G.B. finden Anwendung. Dieſe Vorſchriften gelten für Kom.
Geſ. a. A. mit der Maßgabe, daß die Berichterſtattung (Abſ, 1 Satz 2)
durch die perſönlich haftenden Geſellſchafter zu erfolgen hat. (S 13.)
Wegen einer Ueberſchuldung, die ſich bei Aufſtellung der
Eröffnungsbilanz ergibt, die Konkurserbffnung zu
bean=
tragen, iſt Vorſtand einer A.G. nicht verpflichtet, ſo lange die
Umſtellungsfriſt läuft. Gleiches gilt für die Komplementäre der Kom.=
Geſ. a. A. und für Geſchäftsführer der G.m.b.H. Während dieſer Friſt
findet 8 240 Abſ. 1 keine Anwendung. (S 14.)
Die Anmeldung des Umſtellungsbeſchluſſes der
G.=V. einer A. G., Kom.=Geſ. a. Aktien oder G.m.b.H. zum Regiſter hat
binnen ſechs Monaten nach Abhaltung der G.=V. zu erfolgen,
die die Abänderung des C ſellſchaftsvertrages beſchloß. Handelt es ſich
um A.G. oder Kom.=Geſ. . A., ſo iſt bei der Regiſteranmeldung
Prü=
fungsbericht (S 13 Abſ. 1) vorzulegen. (8 15.)
Iſt Anmeldung (8 15) nicht friſtzeitig erfolgt, oder die Einhaltung
der Mindeſtgrenzen (8 10) nicht nachgewieſen, oder die Anzeige nach 8 6
unterblieben, ſo hat Regiſterrichter der Geſellſchaft angemeſſene
Friſt unter Androhung der Eintragung der
Nictig=
keit der Geſellſchaft zu beſtimmen. Iſt innerhalb dieſer Friſt
Anmeldung nicht erfolgt, oder Nachweis nicht geführt, oder Anzeige
nicht erſtattet, ſo iſt die Nichtigkeit der Geſellſchaft einzutragen. (8 16.)
Bei Neugründungen von A. G., Kom.=Geſ. a. A. und G.m.
b.H. muß das Einlagenkapital auf Goldmark geſtellt werden.
Das Grundkapital einer A. G. oder Kom.=Geſ. a. A. muß
mindeſtens 50 000 Goldmark betragen. Aktien und Interimsſcheine
müſſen auf mindeſtens 100 Goldmark, im Falle § 180 Abf. 3 H.G.B.
auf mindeſtens 20 Goldmark geſtellt werden. Im Falle § 180 Abſ. 2
H.G.B. kann ein Mindeſtbetrag von 20 Goldmark zugelaſſen werden.
Das Stammkapital einer G. m. b. H. muß mindeſtens 5000
Goldmark, die Stammeinlage jedes Geſellſchafters mindeſtens
50 Goldmark betragen. Die Einzahlung auf die Stammeinlage (§ 7
Abſ. 2 G.m.b.H.=Geſ.) muß mindeſtens ¼ des Betrages der
Stamm=
einlage und mindeſtens 25 Goldmark betragen. (8 17.)
Die in § 10 Abſ. 2 und § 17 Abſ. 2 Satz 2 und 3 genannten
Ve=
träge treten an die Stelle der im § 180 H.G,B. vorgeſehenen
Mindeſt=
beträge. (S 18.)
Die infolge der Aufſtellung der Eröffnungsbilanz, insbeſondere
in=
folge der Umſtellung ſich ergebenden rein zahlenmäßigen Veränderungen
in dem Vermögen der in § 1 bezeichneten Kaufleute, ſowie deren
Geſell=
ſchafter gegenüber den für die Beſteuerung
maßgeben=
den Werten begründen für Eink.=, K. Sch.= und Verm.=St.
der vorangegungenen Steuerjahre keine Steuerpflicht. Die
in=
folge der Umſtellung ſich ergebenden rein zahlenmäßigen
Veränderun=
gen im Vermögen der Geſellſchaften des 8 5, ſowie deren
Geſellſchafter unterliegen keiner Kapitalverkehrsſteuer.
Wird im Falle § 5 Abſ. 2 ein Kapitalentwertungskonto in die Bilanz
eingeſtellt, ſo dürſen die zu ſeiner Tilgung verwandten
Be=
träge vom ſteuerbaren Einkommen nicht abgezogen werden.
§ 7 Nr. 3 K. Sch. St. G. findet inſoweit keine Anwendung.
Wird im Falle 8 5 Abſ. 2 das Vermögen durch neue Einlagen bis
zur Höhe des Eigenkapitals vermehrt, ſo findet auf die zur
Vermeh=
rung bewirkten Zahlungen und Leiſtungen die Vergünſtigung des 8 13
zu b des Kap. Verkehr=St. G. keine Anwendung. Das gleiche gilt für
Zahlungen und Leiſtungen, die zur Tilgung des
Kapitalentwertungs=
kontos bewirkt werden.
Der Erwerb der in 8 12 bezeichneten Genußſcheine durch
den erſten Erwerber iſt von der Geſellſchaftsſteuer des Verkehr=St. Geſ.
befreit.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
— Durchführung der Rentenbankverordnung.
Nachſtehende, ſehr wichtige Beſtimmungen ſind mit 29. Dezember 1923 in
Kraft getreten: Das Kapital der auf Grund des 8 9 Abſ. 3 der
Renten=
bankverordnung ausgeſtellten Schuldverſchreibungen iſt für
die Nentenbank unkündbar. Dem Unternehmer ſteht die
Kündi=
gung nicht vor Ablauf von 5 Jahren frei.
Grundſtücks=
eigentümer und Unternehmer ſind mit Zuſtimmung der Bank berechtigt,
ſich von der Belaſtung mit der Grundſchuld, der Verpflichtung zur
Aushändigung der Schuldverſchreibungen, ſowie der Verpflichtung aus
der ausgehändigten Schuldverſchreibung durch Leiſtung von Gold oder
Zahlungsmitteln in ausländiſcher Währung zu befreien. Die Bank
be=
darf dabei der Zuſtimmung des Reichsfinanzminiſters, ſoweit die
Be=
freiungen in 1 Monat insgeſamt 10 Millionen Goldmark überſteigen.
Die Bank erteilt über die Höhe der zur Befreiung gezahlten Beträge
dem Miniſter monatlich Nachweiſungen; ſie iſt verpflichtet, von jeder
Leiſtung unverzüglich dem für die Veranlagung des Eigentümers oder
Unternehmers zur Vermögensſteuer zuſtändigen Finanzamts Nachricht
zu geben.
* Die Vorarbeiten zu einem deutſch=ruſſiſchen
Handelsvertrag. Botſchaftsrat Prodowski von der ruſſiſchen
Botſchaft in Berlin wird ſich nach einer E.E.=Meldung in den nächſten
Tagen nach Moskau begeben, um mit den zuſtändigen ruſſiſchen Stellen
einige auf die Arbeit der ruſſiſch=deutſchen Kommiſſion zur Vorbereitung
eines umfaſſenden Handelsvertrages bezügliche Fragen zu erörtern.
Neugründungen.
* Weſtfilm G. m. b. H., Berlin. Unter dieſer Firma wurde
in dem Berliner Handelsregiſter eine Geſellſchaft eingetragen, die ſich
der Herſtellung, dem Vertrieb, dem Verleih von Filmen, dem Erwerb,
der Verwertung und dem Betrieb von Kinotheatern widmen will.
Ge=
ſchäftsführer ſind Wladimir Wengeroff (Wengeroff=Film), Dr. Nudolf
Becker (Hugo Stinnes=Zentrale) und Leo Bagrow (Hugo Stinnes=
Zentrale). Der Sitz der Geſellſchaft iſt Berlin SW. 48, Friedrichſtraße
Nr. 238. Die Geſellſchaft wird zunächſt ihre Hauptaufgabe in der
Er=
ſchließung und Bearbeitung der ruſſiſchen und öſtlichen Märkte ſehen.
Warenmärkte.
vb. Amtliche Notierung der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide, vom 3. Januar 1924. (Getreide, Hülſenfrüchſte und
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack).
Preis je 100 Kg.: Weizen, Wetterau, 19—19,50, Roggen 16,75—17,25,
Sommergerſte für Brauzwecke 17,50—18, Hafer, inländiſch, 14,50—15,
Hafer, ausländiſch, ——, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0, 29,25—26,
Rog=
genmehl, ſüdd. Spezial 0, 25,50—26, Weizen= und Roggenkleie 7,75 bis
8,25. — Tendenz: ſtill.
* Mannheimer Produktenbörſe. Der Getreidemarkt
zeigte am Donnerstag leichte Befeſtigung, einmal auf das eingerretene
Froſtwetter hin, dann auch im Zuſammenhange mit der Auswirkung
des am 1.Jmuar eingetretenen Wegfalls der bisherigen 30prozentigen
Frachtermäßigung für Lebensmittel. Genannt wurden die 100 Kilo in
Goldmark: Weizen inländ. 19—20 bzw. ab mitteldeutſchen Stationen 18
Goldmark, Noggen 16,25—16,75, ſüdruſſiſcher 15, Gerſte 18,50.—19,25,
Hafer 14,25—14,75, Mais, beſſere Ware 20, Mehl eine Kleinigkeit feſter
mit 29,50 für Weizenmehl Spezial Null und 24,75 für Roggenmehl.
* Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum Mannheimer
Kleinviehmarkt waren am Donnerstag zugeführt und wurden per 50
Kilo Lebendgewicht in Goldmark gehandelt: 50 Kälber zu 56—64, 241
Schweine zu 70—82, ferner 348 Ferkel und Läufer pro Stück 6—20
Goldmark. Tendenz: Mit Kälbern mittelmäßig, geräumt, mit
Schwei=
nen ruhig, Ueberſtand, mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig. Schefe
waren dem Markte nicht zugeführt.
wb. Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmarkt
entwickelte ſich der Verkehr ſchwerfällig, da nur wenig Kaufluſtige die
höheren Preisforderungen der Provinz zu bewilligen geneigt waren.
Das Angebot war gering, weil ſtärkere Schneefälle die Verladungen
erſchwerten. Die Umſätze hielten ſich in ziemlich engen Grenzen. Gerſte
wurde von den Mälzereien begehrt, auch Mais wurde vom Konſum zu
kaufen geſucht. In Mehl und Futterartikeln iſt das Geſchäft ſtiller
geworden.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 3. Januar. (Eig.
Bericht.) Die Börſe eröffnete unter dem Einfluß des niedrigen
Geld=
ſatzes in weiter befeſtigter Haltung. Das Geſchäft iſt lebhafter geworden
und ſowohl Publikum, als auch Spekulation ſind als Käufer am Markt.
Die erſten variablen Kurſe zeigten gegenüber den letzten Notierungen
faſt überall Kurserhöhungen. Großes Geſchäft entwickelte ſich bereits
vorbörslich in Bankaktien, und dieſe blieben auch im Verlauf der Börſe
bevorzugt. Deutſche Bank erreichten im Freiverkehr vorübergehend
einen Kurs von 22 und kamen ſchließlich mit 20¾ zur erſten Notiz.
Von den übrigen Werten dieſes Marktes eröffneten Darmſtädter Bank
mit 18 plus 3,5, Diskonto=Kom. mit 29 plus 6. Sehr großes Geſchäft
entwickelte ſich heute in ausländiſchen Renten auf die leichte
Abſchwäch=
ung der Mark im Auslande hin. Zolltürken im Freiverkehr bis zirka
18, Zweite Bagdadbahn bis zirka 20. Die erſten Kurſe wurden mit 17
bezw. 17½ feſtgeſetzt. Daneben fanden rege Umſätze in Ruſſen ſtatt,
etwa auf Baſis der letzten Kurſe. Verhältnismäßig ruhiger blieb der
Chemieaktienmarkt, wo von den Werten des Anilinkonzerns nur
Gries=
heim mit 25 ſich nennenswert befeſtigen konnten. Bei den übrigen Aktien
dieſer Gruppe betrugen die Steigerungen 1—2. Feſtes waren noch
Goldſchmidt, die zum erſten Kurs mit 27 3½ gewannen. Von
elektri=
ſchen Werten waren Bergmann und Lahmeyer mit 26 bzw. 24 ſtärker
erhöht, während die übrigen Werte etwa bis 12 profitierten. Voigt u.
Haeffner 3 plus ½. Maſchinenwerte konnten ſich im allgemeinen nur
leicht befeſtigen. Kleyer 6½ plus ½, Krauß 16 plus 3, Rheinmetall 11
plus 2. Feſter Eßlinger Maſchinen 11 plus 2,3, Karlsruher 8,6 plus 2,6.
Auch der Montar aktienmarkt blieb verhältnismäßig ruhig und die
Kursſteigerungen waren hier prozentual nur ganz gering. Von
Schiff=
fahrtsaktien waren Hapag leicht befeſtigt 51½ plus zirka 3,
Norddeut=
ſcher Lloyd kaum verändert 13. Wertbeſtändige Anleihen blieben
be=
hauptet und teilweiſe leicht gebeſſert: Bad. Kohlen 15, Sächſ.
Braun=
kohle 31 Nach Feſtſtellung der erſten Kurſe machte ſich vereinzelt
Realiſationsneigung bemerkbar und die Kaſſakurſe ſtellten ſich
über=
wiegend etwas niedriger. Die Einbußen waren jedoch überall nur ganz
unbedeutend. Am Einheitsmarkt kennte man eine deutliche Bevorzugung
der noch mit kleinem Kapital arbeitenden Geſellſchaften bemerken.
Viel=
fach mußte infolge der ſtarken Nachfrage zu Repartierungen geſchritten
werden. Genannt ſeien Bad. Maſchinen geſtrichen Geld, Bremen=
Beſig=
heimer Oel 41 repartiert, Eiſenmeher 4,8, Frankfurter Hof 11, Feiſt=
Sekt 3, Roeder 5,1, Prometheus 3, Frankfurter Allgem. Verſicherung 40,
Im freien Verkehr konnten die Ufa ihre Steigerung auf 8½ fortſetzen.
Die Nachbörſe war etwas ruhiger und die Kurſe blieben wenig
der=
ändert. Man hörte Nordd. Lloyd 13, A. E. G. 14½, Licht u. Kraft 14,
Deutſche Bank 18. Sichel 9½
wb. Berliner Börſenbericht. Die verhältnismäßig große
Geldflüſſigkeit bei Zinsſätzen unter 1. Prozent ſchufen auch heute die
Grundlage für anfängliche Käufe des Privatpublikums und der
Speku=
lation. Die allgemeine Feſtigkeit konnte an Haltung aber gleichwohl.
nicht gewinnen, weil in der Hauptſache nur Papiere begehrt waren, für
welche die Zeit der Inflation keine Verwäſſerung gebracht hatte. Andere
Werte waren aber nachgiebig, ſo daß die Kursbewegung ein einheitliches
Bild gewährte. Im allgemeinen hielten ſich die Veränderungen in
ziem=
lich engen Grenzen. Bedeutender ſtiegen Berlin=Karlsruher Induſtrie,
nämlich von 129 auf 148, Loewe u. Co. von 68 auf 74, Niebeck Mortan
von 78 auf 82 Billionen. Dagegen ſetzte die geſtern weſentlich
geſtei=
gerte Aktiengeſellſchaft für Elektriſche Unternehmungen erheblich
nied=
riger ein, nämlich zu 13½, konnte ſich aber ſpäterhin wieder größtenteils
erholen. Valutapapiere wurden teurer bezahlt, insbeſondere Ungarn
und Türken. Schiffahrts= und Bankaktien hatten keine gleichmäßige
Kursbewegung. Das Geſchäft wurde ſpäter luſtlos, die Haltung
ſchwächte infolge von Nachrichten über einen ausgedehnten
Arbeiteraus=
ſtand in der Berliner Metallinduſtrie ab.
Deviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Geld
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Br. Amſterdam=Rotterdam . 1513950 00 24050000. 161 450000. 1524150000 Brüſſel=Antwerpen ..... 13152 000.— 1904 5000.— 3u52 000.— 1904750 00.— Chriſtiania .. .. . . .... ... tr 463000. — G/653 00.—M71346 000.— 616537100.— Kopen agen ........... 1613000 — 49/2,0000 —T 461 0000 — 7498:0000 — Stockholm ... 11 210000. 17 18. 3000d. 11117 00000 1122800000. Gelſingſors 1027 2000 10 325 3000.— 1 104737000. — 10526 000. Italien. 184538000.— 185462000 — 118 538000 — 183462000 London". 1.81 400000 13225500000 8u54750000. 1314 250000.I New=York 418/500 00. 42 050 000. 4789700000. 4210300000. Paris. 217458000 — 217 42000 — 16458000.— 2175 2000 — Schweiz 7 40143000. — 7438 000.— 746 13 000.— 749870000 — Spauien 47628000 — 530372000 - 41144000.— 54 85 000 — Wien (i. D.=Oſterr. abg.) 51810.— 6015).— 5980 — 60150.— Prag. 23440000. — 123064009 — 124188000 — 1248 2000 — Budapeſt 2M0 9.— 222006 — 220994— 222006 Buenos-Aires 32667 000. 133325000 H135 i600000. 1360 400000. Bulgarien 9.,2,000.— 300 75100.— 217 5000.— 2.,87 000.— Japan 19750 5000. 118.900000. 4750 000. 1987970000. Nio de Janeiro .. 79 4— 10000 — 139 990000. — U394110000 — 39 990000 — Belarad. 474 1000— 477 9000 — 47830000.— 481 20000.— Liſſabon. 18352000.— 1393 48000 133052000.— 139348000.—
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Kahla Porzellan 45100 44125 35000 39000 17500 21000 90000 Lindes Eismaſch 700u 8000 Lingel Schuh 3375 14500 1:270 Linke & Hofmann 34000 39000 25000 26000 2 Loewe & Co. 68000 100 C. Lorenz 6750 8000 7.50 8250 Meguin.. 27000 27000 N. Lauſitzer Kohle: 5 000 5500 Norod. Gummi 24500 25500 Orenſtein 23500 33500 53000 6:0 0 Rathgeber Wage 112,0 12250 120000 143000 Rombacher Hüttt 3 500 28000 Roſitzer Zucker 11000 12350 Rütgerswerk B0 2500
4250 29500 23 00 Sachſenwe 3125 22000 2.500 Sächſiſche 45000 45000 *00 6500 Siemens 10,00 97000 Volkſtedter Porzellan u00 38750 Weſtf. Eiſen Langendreer 25000 30000 15:00 1000 Wittener Gußſtahl 5000) 55000 22 00 22000 Wanderer=Werke 22000 20500
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 3. Januar 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Europäiſche Ztaatspapiere.
a Deutiche
50 Reichsanleihe. . . ... .. .. ..
ccc-
...
3½%
„-
Dollar=Goldanleihe .... ....."
Tollar=Schatzanweiſungen ..
4½% 1V. und v Schitzanweiſ.
(½% VI.—Ik.
-
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe ......"
4% Preuß. Konſols „......."
8½% „ „ ......
.........
826
4% Bad. An. unk. 1935.... ..
„ v. 1907......
8½%
4% Bahern Anleihe ........."
........
8½%
490 Heſſen unt. 1924 ........
8½% ............."
......
4% Württemberger .........
b) Ausländiſche
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5% „ L.=Inpeſt.=Anl.b. 1914
4½% v. 1902.... .. . ...."
4% „.............."
5% Bulgar. Tabal 1902 .....
1½% Griech. Monovol ....."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ........."
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 .................
4% Oeſt. Goldrente .........
42 „ einheitl. Rente .....
52 Rum. am. Rente v. 03 ...
Goldrente v. 13 ...
am. „ konv. ....
„ „ v. 05 „..
Fürk (Admin.) v. 1903 ..
(Bagdad) Ser. 1 ..
H..
v. 1911. Böllanl. ..
2% Ung. Staatsr. v. 14...."
Goldrente .......
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....."
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . ...
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04. ſtſr. ..
% toni. invere
4½% „ Irrigationsanleihe.
5% Tamaulipas Eerie1
Sblig. v. Transporianſt.
4% Eliſabethbahn ſtft
42 Gal. Carl Ludw. Bahn.
5% Ceſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
4%
2,6% Alte Leſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
42 Oeſt. Staatsb. v. 1863....
3½ Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
2.1.
0065
0.5
135
4,2
4,2
0,155
40004
0,3
037
02
0,5
0,47
045
0.49
118
14,5
15.25
14,6
3,5
5,5
0,4
z. 1.
008
0,65
15
42
42
02
055
0.4
935
0375
13
10.30
17,25
10.25
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.) 2. 1.
32. Oeſt. Staatsb. 9 Em
3% Teſt. Staatsb v. 1885. .
3% Leſt Staatsb. b. Erg. Netz
420 Ruvolfb. (Salzkammerg.)
4½% Anatolier 1............"
3% Salon Conſt. Jonetion.. .
3% Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepee ....... .. ...
4½% „ ..
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Banl 1980...
3½
4% Frankſ. H. Krö.=Ber. 1921
425 Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
42 Pfälz.
„ 1922...
490 Rhein.
„ 1923 ...
½%
verl...."
% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ..
.
4% Heſi. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heif. Ldhyp.=Bi. Pfdbr.
4% Heſi. Ldhnp. Kom. Obl...
Deutſche Ztädte.
40 Darmſt. v 1919 bis 1925..
3½0 Darmſt. v. 1905 „a...
4% Fronkfurt v. 1913 ......."
3½
„ v. 1003 .......
22 Mainz. v. 1919 bis 1928
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50o Budenwerk=Kohln eri=A 1.
14
6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%8 Preuß. Kaliwert=Anleihe . 4,5
520
Roggenwert=Anl.
7,5
5% Südd. Feſtwertbl. . . . .. .
1.9
52 Sächſ.Braunt. Anl. Ser.l u. ſi 2,5
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Bant für Brauinduſtrie ......
2,2
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Darmſtädter u. Nationolbank. 15,5
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....
Dresdener Bank ...
13
Frankfurtr Bank ......"
Metallbanf. . . . . . . . . . . . . . . . . . 29,9
Mitteldeutſche Creditbank ...."
Oeſterreichiſche Ereditanſtalt . . 0.875
Reichsbank=Ant.
..
Rhein. Creditbank ...... .... 4,25
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank..
....
0.77
Wiener Bankverein ...
0.56
Berowverké=Aktien.
Berzelius
............ 17
Bochumer Bergb. ...........
Buverus...... .. . .. . .. . . .. . 29,5
Dt. Luxemburger ....... . . . . . 70
Eſchweiter Bergwerks=Akt., ... 30
Gelſenkirchen Bergw. .... . . . . / 71,5
Harpener Bergbau .......... 82
Kaliwer ie Aſchersleben ...... 24
3. 1. ) Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Kaliwerke Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte ............"
Mannesmann Röhren ......"
Mannsfelder ..............."
Sberbedarf .......... ......
Oberſchlei. Eiſen Caro) ......"
10,5 Phönir Bergbau ...........
Rhein. Stahlwerke ........."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahüitte.
Aktien induſtr. Anternehmung.
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Henmnger Kempf=Stern .. . . . .
Löwenbräu München ......."
Schöfferhof (Binding ........
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Adlerwerke (v. Kleyer)......."
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Bed & Hentel Caſſel) .......! 4,5
Bergmann El. Werke
Bing. Metallwerke.
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17,75
[ ← ][ ][ → ] Hans Peter Kromm der Lebendige.
Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer
von Johanna Wolff.
(Nachdruck verboten.)
Eines Nachts konnte Merete nicht ſchlafen, andauernd hörte
ſie Hexe bellen, die Hündin, die immer wütend war, ſobald das
Hoſenweib, die Stine Pauk, in ihre Nähe kam. Daran gedachte
Merete, ſprang auf und kleidete ſich flüchtig an; leiſe trat ſie
hinaus auf die kleine Galerie, die den Ausblick auf den Wald
und das Nachbarngrundſtück freigab. Da ſah ſie drüben am Rand
der jungen Kiefernſchonung eine geduckte Geſtalt ſchleichen, die
einen ſchweren Packen hinter ſich her ſchleifte. Die Geſtalt kam
ihr bekannt vor. Wie der Blitz war die Beobachterin unten, ſie
bedeutete dem Hund, zu ſchweigen, nahm den Treuen an die
Kette und ſetzte der Erſcheinung nach.
Als Stine Pauk, denn ſie war es, merkte, daß ſie verfolgt
ſpürde, ließ ſie mit einem dumpfen Laut der Wut ihren Packen im
Stich und verſchwand im dichtbuſchigen Unterholz.
Merete ſah ihr verdrießlich nach. Ein Hinterherlaufen wäre
vergeblich geweſen, die Uebeltäterin war viel zu ſchlau, um ſich
fangen zu laſſen, auch riß der Hund mit allen Kräften und
gro=
ßem Geſchnauf nach dem Packen hin, ſo ließ ſeine Führerin ihm
den Willen. Ein Vündel Leinenwäſche war’s, und in der Mitte
ſtak ſilbernes Tiſchgerät. Merete erinnerte ſich, daß die
nachbar=
lichen Herrſchaften verreiſt waren, Stine Pauk hatte wohl darum
gewußt und die günſtige Gelegenheit, den Diebſtahl
auszufüh=
ren, wahrgenommen.
Dieſe Folgerung erwies ſich als richtig. Man fand bei den
Abweſenden Wäſcheſchrank und Truhe erbrochen, die Sachen
durchs Kellergelaß fortgeſchafft.
Auf Meretes Ausſage kam das Hoſenweib vor Gericht, allein
beweiſen konnte man der Stine Pauk nichts. Um die angegebene
Morgenſtunde wäre ſie ſchon bei einer andern Arbeiterin zum
Holzſägen dageweſen, hätte auch bei der Frau Kaffee getrunken,
und dieſe Frau war zum Cide bereit. So wurde die Angeklagte
wegen mangelnder Beweiſe freigeſprochen. Ein tückiſcher
Seiten=
blick voll Haß und Triumph flog über das Hausfräulein hin, und
eine geballte Fauſt drohte ihr heimliche Vergeltung nach — —
ſie alle, die unter dem tiefhängenden Rethdach ſorglos ſchliefen,
ſollten an die Stine Pauk denken".
Ende Auguſt war’s, die Tage heiß und die Nächte ſchwül,
daß der Schlaf Menſchen und Tieren kaum eine Erquickung
brachte. Der Wald ſtand ausgedorrt, ſogar= der Widder auf
Moorwiſche hatte wieder aufgehört zu ſtampfen, weil der
Waſferſtand ſo tief geſunken war, daß die kleine fröhliche Wiſche
ſich nur als armſeliges Rinnſal über Sand und Steine
dahin=
ſchleppte. Da ſaß um eine Mitternachtsſtunde herum der rote
Hahn auf dem Dach des Landhauſes der Frau Monika Schack;
kleine Flämmchen lecten an dem Reth, das eigentlich
unbreun=
ba: ſein ſollte, und wieder war’s Merete, die aus ſchwerem
Halbſchlummer emporſuhr. Sie ſpürte Rauch im Zimmer, ſaß
auf und lauſchte benommen. Seitwärts die Wand hinauf, über
dem Fußende ihres Bettes war deutlich ein leiſes Gekniſter zu
vernehmen. Da mußte im Sparrenwerk etwas nicht in
Ord=
nung ſein. Hurtig war ſie auf den Füßen, ſie lief zu Frau
Schack, weckte die Mägde, und Froh wurde angerufen.
Als man auf den Boden kam, ſah man es gleich: unter den
trockenen Reth=Bündeln, die zum Ausbeſſern des Daches
auf=
gehoben wurden, war ſorgfältig Feuer gelegt. Die ganze Seite
war ſchon ins Schwelen gekommen. Gottlob, daß kein Wind
wehte, aber der Brand fraß doch langſam weiter. Zum Glück
kamen ſchon Froh und die Mägde mit gefüllten Waſſereimern,
verſchwanden wie Geiſter und kamen wieder und wieder. Man
goß und ſzte, und Frau Schack und Merete gaben acht, daß
die richtigen Stellen getroffen wurden. Allein ſie konnten ſich
vor Dunſt und Qualm kaum aufrecht erhalten. Totenblaß,
einer Ohnmacht nahe, lehnte Frau Monika am Gebälk.
„Maa!” ſchrie ſie plötzlich auf. „Maa!” und brach zuſammen.
Zum erſtenmal hatte ſie ihre Schwiegermutter vergeſſen!
Froh und die Mägde mühlen ſich, die Bewußtloſe die enge
Treppe hinunterzubringen. Merete aber drückte ſich an ihnen
vorbei und lief in das Schlafzimmer der alten Dame. Die lag
vom Dunſt betäubt und Geſche ebenſo. Ehe die alte Magd ſich
nur beſinnen konnte, hatte die Retterin die Greiſin im Arm und
ſtrebte mit ihr hinunter. Mitten auf der Treppe aber ſchlug die
Neunzigjährige die Augen auf: „Feuer!” keuchte die Retterin,
n„ich — ich trage Sie!"
„Dann ſtellen Sie ſich nicht ſo an!. So ſchwer bin ich doch
nicht”, ſagte die kleine Dame und ließ ſich weiter ſchleppen. „Ich
glaube, Sie haben mir blaue Flecke gemacht.‟ Das war ihr
Dankeswort, als ſie unten niedergeſetzt wurde. Merete aber
lehnte ſchwer gegen den Hauspfoſten, und ais man ihr die Laſt
aus den Armen nahm, brach ſie mit einem Gefühl der Uebelkeit
zuſammen ...
Sie kam zu ſich und lag halb entkleidet in Frohs
Bettkam=
mer, und Frau Monika war bemüht, ihr Hände, Geſicht und
Bruſt zu netzen, die gütige Dame hatte ſchon zum Arzt ſenden
wollen — —, da machte ſie an der Blaſſen, Regloſen eine
Wahr=
nehmung, die ſie erſtaunt zaudern ließ. Zweifellos — hier war
die Mutterſchaft des Lebens an der Arbeit! Da mußte mit
Weisheit vorgegangen werden. Leben iſt Leben! Sie war nicht
die Seele, Lebendiges zu verſtoßen. Als Merete ihr Geheimnis
entdeat ſah, richtete ſie ſich auf, lächelte verträumt und brach
dann in Tränen aus.
Frau Monika zog ſich einen Stuhl herbei: „Warum weinen,
Liebe, wenn man ſich gut iſt? Kinder kriegen iſt keine
Krank=
heit, und ein Verbrechen iſt’s auch nicht — zumal, wenn ein
folch guter Vater vorhanden.” Sie ſtrich dem Mädchen das
feuchte Haar aus der Stirn: „Ich freue mich, daß ich ihn
kennen=
gelernt, dieſen Hans Peter Kromm. Sie haben einen wertvollen
Menſchen lieb, ſeien Sie ganz getroſt. Das wird ſich alles
finden.”
In Meretes Augen ſtand eine große Frage.
„Ich denke, wir bleiben zuſammen”, ſagte Frau Schack.
Zitternde Lippen drückten einen Kuß auf die guten Hände,
aber die Mienen verneinten,
„Und warum nicht? Vielleicht hätte ich Ihnen beiden doch
mehr Mutter ſein ſollen — manches vorbedenken — als er hier
war — wie?"
„Nein, nein,” rief Merete und ſtieß die Hände beinahe von
ſich, „ſo nicht. Ich bereue nichts. Ich habe bekommen, was
mir gehört. Es iſt mein Eigentum.” Sie ſchauerte; den jungen
Körper überlief ein ſchmerzhafter Krampf. Als wolle ſie ein
ängſtigendes Bild fortſchieben, reckte ſie die Hände: „Es läßt ſich
nicht ſagen, liebe gnädige Frau — — aber ſchämen tu ich mich
nicht!“
(Fortſetzung folgt.)
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