Einzelnummer 15 Goldpfentige
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Originai=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet. 
Nummer 1 
Dienstag, den 1. Januar 1924. 
187. Jahrgang
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 27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Goldpfg. 
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezelte (92 mm 
breich 4 Goldmark. Anzelgen von auewärts 30 Goldpfg., 
Finanz=Anzeigen 45 Goldpfg, 92 mm breite 
            Rellame=
zeilte 1.50 Goldmark. Alle Preiſe in Soldmart 
(1 Oollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer 
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streil nſw., erliſcht 
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der 
            Anzeigen=
zufträge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei 
Konkurs oder gerſchtlicher Beitreibung fällt eder 
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Banl und 
            Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
 Zur Jahreswende! 
Von Reichskanzler Dr. Marx. 
Wenn wir Deutſche an der Jahreswende Rückſchau halten 
auf das verfloſſene Jahr, ſo ſtellen wir zuſammenfaſſend feſt, daß 
das Jahr 1923 auch eines der Nachkriegsjahre geweſen iſt, von 
denen jeder Tag ausgefüllt war mit Kummer und Sorge. Am 
Anfang des Jahres ſteht die Beſetzung des wertvollſten deutſchen 
Wirtſchaftszentrums durch Mächte, deren Schuldner Deutſchland 
iſt. Schwere wirtſchaftliche Schäden hat die Beſchlagnahme des 
Ruhrgebietes für Deutſchland im Gefolge gehabt, Schäden, deren 
Auswirkung auch in das neue Jahr 1924 übergreift. 
Die deutſche Regierung in ihrer Geſamtheit ſucht die Wege 
zur Verſtändigung mit den Geläubigerſtaaten zu ebnen, ſie iſt 
gewillt, mit allen Kräften beizutragen zum Wiederaufbau der 
ganzen europäiſchen Welt, die noch ſchwer unter den 
            Nachwir=
kungen des blutigen Völkerringens 1914/1918 zu leiden hat. 
Nicht von der deutſchen Regierung allein hängt es ab, ob die 
Schritte, die ſie zu Ende des Jahres 1923 getan hat und zu 
            Be=
ginn des Jahres 1924 noch tun wird, Erfolg haben werden. Ich 
möchte wünſchen, daß endlich Deutſchland zur Geſundung komme, 
daß die Wunden vernarben, die Krieg und Nachkriegszeit ihm 
geſchlagen, daß Deutſchland ſich einreihen kann in den friedlichen 
Wettbewerb aller Nationen, daß die Dämme des Haſſes und des 
Mißtrauens niedergeriſſen werden, die ſich zwiſchen uns und 
            an=
deren trennend auftürmen, — mit einem Wort, daß das Jahr 
1924 einen neuen Abſchnitt in der Geſchichte der Nation bildet. 
In dieſer Hoffnung wollen wir über die Schwelle des neuen 
Jahres treten. 
Glückwunſchielegramm des Reichspräſidenten 
an Hainiſch. 
Berlin, 31. Dez. (Wolff.) Der Reichspräſident 
hat dem öſterreichiſchen Bundespräſidenten 
            fol=
gendes Telegramm geſandt: 
Bundespröſident Hainiſch, Wien. Zum Jahreswechſel ſpreche 
ich Ihnen und dem ſtammesverwandten öſterreichiſchen Volfe 
herzlichſten Glückwunſch aus. Deutſchland gedenkt in aufrichtiger 
Dankbarkeit der vielen Beweiſe hilfsbereiter Anteilnahme des 
Brudervolkes. Möge das neue Jahr unſere Länder fördern auf 
dem Wege der Geſundung, den Oeſterreich zu unſerer Freude 
bereits mit gutem Erfolge beſchritten hat. (gez.) Ebert, 
            Reichs=
präſident. 
Das Jahr an der Ruhr. 
* Paris, 31. Dez. (Priv.=Tel.) Die Pariſer Zeitungen 
            be=
ginnen mit der Veröffentlichung der Jahresbilanz. Die meiſten 
Betrachtungen ſind trotz des Sieges an der Nuhr nicht ſehr 
            hoff=
nungsvoll. Selbſt Hervé ſchreibt am Schluß ſeines heutigen 
            Ar=
tikels: Noch ein ſolches Jahr, und Frankreich und Europa ſind 
im Wurſtleſſel. In dieſem ſind die franzöſiſchen Nationaliſten 
äußerſt zufrieden. 
In einer Betrachtung, die das „Journal” über das Jahr 
1923 anſtellt, das es das Jahr an der Ruhr nennt, kommt das 
Blatt zu folgender Schlußfolgerung: Deutſchland vernichtet! 
England für lange Zeit zur Ohnmacht verurteilt! Unter dieſen 
Auſpizien geht das Jahr 1923 zu Ende. Selten hat Frankreich 
eine ſo ſchine Gelegenheit gehabt, die radikale Liquidation des 
Krieges und die wahre Herſtellung des Friedens aufzunehmen. 
Das ſetzt allerdings etwas anderes voraus, als Verhandlungen 
mit Deutſchland, als Enqucten, als unproduktive Pläne für 
eine wirtſchaftliche Wiederaufrichtung. Man muß vor allem das 
Werk im Ruhrgebiet fortſetzen und vollenden. Wir haben uns 
zu ſehr engagiert, um zurücweichen zu können. 
Die beſte Kritik der franzöſiſchen Politik ſteht in der 
            Wochen=
ſchrift Le Progres, in der nach einem Dutzend ausgezeichneter 
Artikel über das politiſche und wirtſchaftliche Ergebnis des 
            Jah=
res 1923 der Schlußartikel die Ueberſchrift trägt: „Das Jahr an 
der Ruhr — das Jahr des Wahnſinns.”
 Pariſer Quertreibereien. 
* Berlin, 31. Dez. (Priv.=Tel.) Amtlich wird mitgeteilt: 
Die Agence Havas hat am 20. Dezember das am Montag 
            über=
reichte deutſche Memorandum veröffentlicht, während die 
            Regie=
rungen von Frankreich und Belgien im Einverſtändnis mit der 
deutſchen Regierung es für zweckmäßig gehalten hatten, das 
Memorandum der Oeffentlichkeit nicht zu übergeben, um ſo die 
angebahnten Verhandlungen möglichſt zu erleichtern. Es iſt heute 
erſtaunlicherwveiſe der Wortlaut des Memorandums in der 
            eng=
liſchen Preſſe zu leſen. Obgleich die Note ſich den Charakter eines 
im Wefentlichen techniſchen Schriftſtückes gibt, zeigt ſie viel 
            deut=
licher, als man annehmen könnte, das wahre Ziel, das viel 
            weni=
ger darin beſteht, an Rhein und Ruhr ei ien wirtſchaftlichen 
            Mo=
dus vivendi zu ſchaffen, als darin, die politiſche und 
            adminiſtra=
tive Souperänität wiederherzuſtellen. Die vorzeitige 
            Veröffent=
lichung des deutſchen Memorandums, die der bei den 
            Beſprechun=
gen in Paris und Brüſſel getroffenen Verabredung 
            zuwider=
läuft, wird deutſcherſeits bedauert, zumal da ſie einen Teil der 
franzöſiſchen Preſſe zu Aeußerungen veranlaßt hat, die kaum 
geeignet ſind, den im Gange befindlichen Austauſch zwiſchen den 
Regierungen zu fördern. Der deutſchen Regierung wird in einer 
Havasmeldung vorgeworfen, daß es ihr nicht auf einen Modus 
vivendi in den beſetzten Gebieten, ſondern darauf ankomme, dort 
die politiſche und adminiſtrative Souveränität des Reiches und 
ſchlechthin den Zuſtand vor dem 11. Januar wiederherzuſtellen. 
Dieſer Vorwurf iſt nicht recht verſtändlich. Die Neichsregierung 
hat bei den von ihr eingeleiteten Beſprechungen nicht die 
            end=
gültige Beſprechung der Rhein= und RNuhrfrage zur Diskuſſion 
geſtellt, ſie hat ihre Anregungen vielmehr ganz unzweideutig auf 
eine proviſoriſche Regelung abgeſtellt, die es ermöglichen würde, 
ſchon vor der endgültigen Löſung das Wirtſchaftsleben in den 
beſetzten Gelieten wieder in Gang zu bringen und für die 
            Be=
völkerung einigermaßen erträgliche Lebensbedingungen zu 
ſchaffen.
 Vom Tage 
Vom Chef der Heeresleitung iſt die „Welt am Montag‟ 
verboten worden. 
Aus der Zentrumspartei in Buer ſind vier 
            Stadtverord=
nete ausgetreten und haben eine chriſtlich=ſoziale 
            Arbei=
terpartei gebildet. 
Nachdem die deutſche Regierung bei der interalliierten 
            Militärkon=
trollkommiſſion eine Entſchuldigung für die Feſtnahme und Beläſtigung 
dreier Mitglieder der Kommiſſion abgegeben hat, hält man den 
            Leip=
ziger Zwiſchenfall jetzt für erledigt. 
Die Befugnis der Krankenkaſſen, zu den früheren 
            Beiträ=
gen 2 b. H. des Grundlohnes als Notzuſchlag zu erheben, iſt 
            er=
loſchen. Die wirtſchaftliche Lage läßt nicht zu, dieſe Befugnis auf 
das neue Jahr zu erſtrecken. Wo bisher der Notzuſchlag erhoben 
            wor=
den iſt, ſinkt mit Beginn des neuen Jahres der Krankenkaſſenbeitrag 
ohne weiteres. 
Der in Künſtlerkreiſen bekannte Architekt Max Langheinrich, 
der auch zu den Gründern d.r „Elf Scharfrichter” gehört, iſt im Alter 
von 55 Jahren geſtorben. 
Infolge ſeines Rücktritts ſcheidet der bisherige Staatsminiſter für 
Landwirtſchaft Wutzlhofer als Bevollmächtigter Bayerns aus dem 
            Reichs=
rat aus. Als neuer ſtellvertretender Bevollmächtigter Bayerns im 
Reichsrat iſt der bekannte Legationsrat bei der bayeriſchen Geſandtſchaft 
in Berlin, Dr. Hermann Quark beſtellt worden. 
Der britiſche Botſchafter in Waſhington, Sir Auckland Geddes, 
iſt aus Geſundheitsrückſichen zurückgetreten. Als Nachfolger wird 
in amtlichen Kreiſen der britiſche Geſandte in Madrid, Howard, 
            ge=
nannt. 
Sir Horace Numbold iſt zum engliſchen Botſchafter 
in Madrid ernannt worden als Nachfolger Howards, der 
            Botſchaf=
ter in Waſhington wird, nachdem, wie bereits gemeldet, Geddes aus 
Geſundheitsrückſichten zurückgetreten iſt. 
Ein Telegramm aus Veracruz beſagt, die Garniſon des Hafens von 
Tuxpan habe ſich den Revolutionären unter Huerta 
            angeſchloſ=
ſen. Dies gebe den Aufſtändiſchen die völlige Herrſchaft über das 
Petroleumgebiet, deſſen Hafen Tuxpan ſei.
 Amtlicher Oollarkurs 4 210 300 000 000 
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
 Abänderung des Ausnahmezuſtandes. 
Eine Verordnung des Reichspräſidenten.” 
Berlin, 31. Dez. Der Reichspräſident erläßt unter 
            Ge=
genzeichnung des Reichskanzlers und des Reichsinnenminiſters 
auf Grund des Artilels 48 der Reichsverfaſſung folgende 
            Ver=
ordnung über Abänderung des beſtehenden 
            Ausnahme=
zuſtandes: 
Artikel 1. Hinter den Paragraphen der Verordnung des 
Reichsprüſidenten auf Grund des Artikels 48 Abſatz 2 der 
            Reichs=
verfaſſung, betreffend die zur Wiederherſtellung der öffentlichen 
Sicherheit und Oronung auf dem Reichsgebiet nötigen 
            Maßnah=
men vom 26. September 1923 (Reichsgeſetzblatt I S. 905) 
            wer=
den ſolgende Paragraphen 5a und 5b eingeſchaltet: 
Paragraph 5a: Gegen das Verbot regelmäßig erſcheinender 
Drucſchriſten iſt die Beſchwerde an den Staatsgerichtshof zum 
Schutze der Republik zuſtändig. Die Beſchwerde hat keine 
            auf=
ſchiebende Wirkung. Der Staatsgerichtshof entſcheidet in der 
Beſetzung von drei Mitgliedern, von denen mindeſtens eines 
dem Reichsgericht nicht angehört. Auf das Verfahren finden 
die Beſtimmungen der Ziffern 2 und 3 der Verordnung über 
das Verfahren vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der 
            Re=
publik in Verwaltungsſachen vom 1. Auguſt 1923 (
            Reichsgeſetz=
blatt I S. 675) Anwendung. Die Entſcheidungen des 
            Staats=
gerichtshofes ſind ſchriftlich zu begründen und den Beteiligten 
zuzuſtellen. 
Paragraph 5b: Auf Beſchränkungen der perſönlichen 
            Frei=
heit ſindet das Geſetz, betreffend die Verhaftung und 
            Aufent=
haltsbeſchränkug auf Grund des Kriegszuſtandes und des 
            Be=
lagerungszuſtandes, vom 4. September 1916 (Reichsgeſetzblatt 
S. 1329) entſprechende Anwendung. An Stelle des 
            Reichs=
militärgerichts tritt der Staatsgerichtshof zum Schutze der 
            Re=
publik. Für die Beſetzung und das Verfahren gelten die 
            Be=
ſtimmungen des Paragraphen 5a. 
Artikel 2. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage ihrer 
            Ver=
kündung in Kraft. Sie findet auch Anwendung, ſoweit an 
            die=
ſem Tage auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 
26. September 1923 regelmäßig erſcheinende Druckſchriften 
            ver=
boten oder Perſonen in ihrer perſönlichen Freiheit beſchränkt 
ſind. Perſonen, die ſich am Tage der Verkündung dieſer 
            Verord=
nung auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 
26. September 1923 in Haſt befinden, ſind alsbald darüber zu 
belehren, daß ihnen gegen die Verhaftung jederzeit das 
            Rechts=
mittel der Beſchwerde an den Staatsgerichtshof zum Schutze der 
Republik zuſteht. 
Reichsgeſchäftsaufſicht über Leipzig? 
Leipzig, 31. Dez. Die Leipziger Spitzenverbände haben 
an den Reichspräſidenten eine Eingabe gerichtet, in der ſie den 
Antrag ſtellen, daß über die Stadt Leipzig gemäß Artikel 15 im 
Zuſammenhang mit Art. 48 der Reichsverfaſſung die Geſchäfts 
aufſicht des Reichs verhängt werde. Der Rat der Stadt Leipzig 
erklärt demgegenüber, daß der Antrag weder ſachlich noch 
            geſetz=
lich irgendwie begründet ſei. 
Or. Jarres in Weimar. 
Jeng 31. Dez. (Priv.=Tel.) Reichsinnenminiſter Dr. 
Jarres weilte am Sonntag in Weimar und verhandelte 
            ſo=
wohl mit den Vertretern der bürgerlichen als auch der 
            ſozialiſti=
ſchen Partcien. Erſtere forderten die Berufung eines 
            Reichskomi=
miſſars für Thüringen. Am Abend kehrte der 
            Reichsinnenmini=
ſter mit der ſeit einigen Tagen in Weimar befindlichen 
            Reichs=
unterſuchungskommiſſion nach Berlin zurück.
 Föderaliſtiſche Jahreswende? 
Vor bedeutſamen Eutſcheidungen für Reich und Länder. 
g. München, 30. Dezember. 
Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird das Jahr 1924, deſſen 
Schwelle wir uns eben anſchicken zu überſchreiten, ſchon in ſeinen 
erſten Wochen und Monden bedeutſame 
            Entſcheidun=
gen in der innerdeutſchen Politik zur Reife bringen, bedeutſam 
nicht nur für die deutſchen Länder, ſondern ebenſo 
            ſchidkſals=
ſchwer ſür das Reich ſelbſt, deſſen verantwortliche Organe, 
Regierung und Reichstag, in dieſen Fragen das entſcheidende 
Wort zu ſprechen haben werden. Denn wir glauben recht 
            berich=
tet zu ſein, daß die angekündigte bayeriſche Denkſchrift 
über die Reviſion der Weimarer Verfaſſung im 
föderaliſtiſchen Sinne am Silveſtertag der 
            Reichsregie=
rung überreicht werden wird, Bayern alſo offenbar, jetzt den 
Zeitpunkt als gegeben erachtet, durch einen neuen Schritt in 
            die=
ſer Richtung klare Sicht über ſeine politiſchen Wünſche und eine 
klare Entſcheidung über dieſe Schiaſalsfragen der deutſchen 
Nation zu ſchaffen. 
Man könnte geteilter Meinung darüber ſein, ob die Nöte 
des Augenblias und die Rückſichten auf die deutſche Außenpolitik 
es gerade jetzt ratſam erſcheinen laſſen, Probleme von ſolcher 
Tragweite, wie ſie in der Verfaſſungsfrage nun einmal gegeben 
ſind, aufzurollen und eine prinzipielle Entſcheidung anzuſtreben. 
Wer jedoch einigermaßen Einblick in die geradezu verzweifelten 
Verhältniſſe hat, die durch das gegenwärtige Steuerſyſtem für 
die Länder und Gemeinden geſchaffen worden ſind — verzweifelt 
weniger in der Richtung einer unabwendbaren Kataſtrohhe als 
vielmehr durch die ein geordnetes Haushalten abſolut 
            verhin=
dernde Unſicherheit der Finanzgebarung und der ſinanziellen 
            Be=
ziehungen zwiſchen Reich und Ländern — wird ohne weiteres 
zugeben müſſen, daß zum mindeſten auf dieſem Gebiet 
            ſchleu=
nigſt Wandel geſchaffen werden muß. Mit anderen Worten: um 
eine Neuregelung der Verfaſſungsbeſtimmungen, die ſich der 
Rückgabe der Finanzhoheit an die Länder entgegenſtellen, 
wird man nicht herumkommen, wenn nicht das ſo hoffnungspoll 
begonnene Sanierungswerk der Reichs= und Staatsfinanzen 
binnen kurzem an Verhältniſſen ſcheitern ſoll, die nicht zum 
            letz=
ten auf die unhaltbaren ſingnzpolitiſchen Konſtruktionen der 
Weiinarer Berſaſſung zurü kzuführen ſinß. Es iſt an dieſer Stelle 
ſchon genugſam auf die Unmöglichkeit ſolcher Syſteme 
            hingewie=
ſen worden. Und es kann vom Standpunkt wahrer 
            Reichsfreudig=
keit aus nur begrüßt werden, daß die Erkenntnis ſolcher 
            Unhalt=
barkeiten ſich auch außerhalb Bayerns mehr und mehr Bahn 
            ge=
brochen hat. Die Reiſe des Reichsfinanzminiſters Dr. Luther 
nach Süddeutſchland beweiſt zur Genüge, daß Bayern mit ſeinen 
Wünſchen und Forderungen in dieſer Nichtung keineswegs 
allein ſteht, wenn auch über Maß und Umfang der Reformen 
vielleicht Unterſchiede beſtehen mögen. Solche auszugleichen, 
dürfte kaum Schwierigkeiten bieten, nachdem allerorten 
            Erfah=
rungen über die Mißlichkeiten des gegenwärtigen Syſtems 
leider nur zu lange gemacht werden mußten, deren Austauſch 
von ſelkſt auf den Weg weiſen müßte, wie ihnen abzuhelfen und 
allen, Reich und Ländern, das zu geben ſei, was jedem billig 
gebührt. 
Die Denkſchrift der baheriſchen Regierung wird jedoch kaum 
bei dieſer vordringlichſten Forderung haltmachen, die von dem 
bayeriſchen Finanzminiſter erſt vor wenigen Tagen erneut in 
Berlin vertreten wurde. Die Struktur des Kabinetts Knilling, 
in dem nach der Ausbootung des bauernbündleriſchen 
            Landwirt=
ſchaftsminiſters nu: mehr noch die Bayeriſche Volkspartei und 
die (deutſchnationale und deutſchvolksparteiliche) Mittelpartei 
vertreten iſt, läßt dielmehr vermuten, daß auch die erheblich über 
das finanzielle Gekiet hinausgehenden Forderungen der 
            Baye=
riſchen Volkspart=i in ihr unterſtützt werden, die vor Wochen 
ſchon dem Reichstag in Form eines Antrags dieſer ſtärkſten 
            baye=
riſchen Partei zugingen und durch das ſelbſtgewählte 
            Ermäch=
tigungseril des Reichsparlaments bisher noch nicht das Licht der 
Veratungsräume erblickten. Es kann nicht Aufgabe einer kurzen 
Ueberſicht ſein, zu dieſen Forderungen im einzelnen 
            Stel=
lung zu nehmen. Dazu werden die ohne Zweiſel nun in nächſter 
Zeit zu erwartenden Verhandlungen zwifchen Reich und 
            Län=
dern — denn nicht um eine bayeriſche Angelegenheit allein 
kann es ſich bei dieſen Dingen handeln! — ohnehin Verazlaſſung 
genug geben, da hier Probleme von größter Tragweite für das 
weitere Schickſal der deutſchen Nation zur Löſung kommen 
müſſen. Das Geſamtbild dieſes föderaliſtiſchen Programms 
jedoch läßt uns annehmen, daß mancher Tropfen Waſſer in den 
Becher der Erwartungen Bayerns gegoſſen werden wird, wenn 
dieſes Programm als Minimum dieſer Hoffnungen zu 
            betrach=
ten wäre. 
Ganz außer Zweifel muß für jeden, dem die Wahrung der 
Neichseinheit als letztem und höchſtem Gute, das dem 
Deutſchen Reich von heute noch verblieben iſt, die Ueberzeugung 
ſtehen, daß manches in dem Notbau der Weimarer Verfaſſung 
dringendſt einer Ueberprüfung bedarf. Das iſt eine 
            Selbſtver=
ſtändlichkeit umſo mehr, als dieſe Verfaſſung, in einer von 
            inne=
ren und äußeren Stürmen noch heftig bewegten Zeit entſtanden, 
keineswegs Anſpruch darauf machen kann, die Frucht ruhigen 
Wägens aller Faltoren des politiſchen Lebens, nüchterner und 
klarer Umſetzung neuer ſtaatsrechtlicher Verhältniſſe in 
            verfaſ=
ſungspolitiſche Wirklichkeit zu ſein. Wer wie wir in den Sturm= 
und Drangtagen des Jahres 1919 in Weimar ſelbſt Zeuge des 
Werdens dieſer Staatsakte war, weiß nur zu gut, unter welchen 
Bedingungen dieſes Werk zuſtande kam — wviebiel Partei 
willkür auch hier, und gerade bei den wichtigſten Poſtulaten, den 
Bau gefährdete und die Spuren ihres Wirkens auch an dem 
            fer=
tigen Werk hinterließ. Wir denken an die hochbedeutſamen 
            Be=
ſtimmungen über das Schulweſen, an den „berüchtigten” 
Artikel 18 mit ſeiner Regelung der Neugliederung der 
Länder und des hier zu beobachtenden Verfahrens, den noch 
„berüchtigteren” Artikel 48 und ſeine Notſtandsbefug 
niſſe — alles Produtte von Kompromiſſen der damaligen 
Mehrheitsparteien, die den Stempel des Kompromiſſes nur zu 
deutlich auf der Stirn tragen. Kein Wunder, wenn gerade auch 
an dieſen Punkten das Reformprogramm der Bayeriſchen 
            Volks=
partei und mit ihr wohl auch das der Staatsregierung den Hebel 
anſetzt, um hier klare Bahn zu ſchaffen. Wer wie wir die 
            immer=
währenden — und faſt ausſchließlich auf den Artikel 43 
            zurück=
gehenden — Konfliltszuſtände Bayerns mit dem Reich auf das 
tiefſte, ſchen tregen der falſchen Illuſion bedauert hat, die ge=
Rummer 1.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 1. Januar 1924.
 wiſſe „freundwillige” Nachbarn aus ſolchen Zuſtänden immer 
wieder für ſich herausholten, muß ſich für eine Löſung dieſer 
Verfaſſungsfragen einſetzen, die für ſolche peinlichen 
            Zwiſchen=
piele keinen Raum mehr läßt. 
Ob ſolche Löſung in der von Bayern geforderten Form einer 
Uebertragung der Rechte des Artikels 48 auf die 
            Länder=
regierungen gefunden werden kann, möchte uns doch 
            einiger=
maßen zweifelhaſt erſcheinen. Man kann ſich ſehr wohl 
            vor=
ſtellen, daß Dinge, die Sachſen und Thüringen mit 
            ſozia=
iſtiſch=kommuniſtiſchen Mehrheiten keineswegs als „Bedrohung 
der öffentlichen Sicherheit” gelten laſſen würden, in Bayern 
ſchon Anlaß zur Anwendung des Notſtandsparagraphen geben 
könnten, ſofern ſie ſich dort ereigneten — und umgekehrt! Die 
etzten politiſchen Ereigniſſe in Sachſen, Thüringen und Bayern, 
die verſchiedenartige Beurteilung von roten Hundertſchaften, 
Kampfverbänden anderer Couleur und ähnlichen Organiſationen 
in den verſchiedenen Ländern hat ja zur Genüge gezeigt, welch 
herrlichen Zuſtänden das Reich in ſeinen einzelnen Ländern 
            ent=
gegentreiben würde, wollte es ſich des Einſpruchsrechtes der 
Reichsorgane als berufener Hüter der geſamtdeutſchen 
            Inter=
eſſen begeben. Hier wird man alſo auf andere Wege ſinnen 
müſſen, um eine für alle Beteiligten tragbare Löſung zu finden, 
die nach unſerem Dafürhalten auch die Verfügung über die 
            be=
waffnete Macht des Landes, nur unter ganz beſtimmten, eng 
umgrenzten Kautelen zulaſſen dürfte. 
Daß eine ſo weit als irgend möglich gehende Wahrung der 
Juſtiz= und Polizeihoheit der Länder im 
            wohlver=
ſtandenen Intereſſe des Ganzen ſelbſt läge, haben mancherlei 
trübe Vorkommniſſe der letzten Jahre oft genug dargetan. Sie 
kann und darf aber keinesfalls ſo weit gehen, wie es gerade in 
Bayern jetzt zu beobachten war und iſt, daß ſelbſtherrliche 
            Ge=
walten wie der bayeriſche Generalſtaatskommiſſar rechtmäßig 
verfolgte politiſche Häftlinge dem Richter entziehen, nur weil 
ihnen die Naſe des Richters, will ſagen der Gerichtshof ſelbſt, 
nicht paßt. Wir können uns — das muß einmal geſagt werden! 
— keinen Bundesſtaat denken, der Leute wie Ehrhardt unter der 
Anklage des Hochverrats dem Schutze eines Gliedſtaates vor 
ſeinen Richtern überlaſſen könnte, ohne ſelbſt ſeine ganze 
            Auto=
rität preiszugeben. Ueber die Strafwürdigkeit der Ehrhardt zur 
Laſt gelegten Taten könnten etwa verſchiedene Meinungen 
            be=
ſtehen. Damit iſt jedoch keinesfalls ein Freibrief für eine 
            Länder=
regierung gegeben, dieſe Beurteilung dem allein zuſtändigen 
Forum durch ſicheres Aſyl für den Entflohenen vorwegzunehmen. 
Die bayeriſche Regierung, die als verfaſſungsmäßige Inſtanz 
einzig und allein die Verantwortung für ſolche Dinge trägt — 
hätte allen Anlaß, ſolchen Zuſtänden ein für allemal ein Ende 
zu machen, wenn ſie ihre — im Grundzug ſicherlich berechtigten 
und weitgehend zu billigenden — Forderungen ernſt genommen 
zu ſehen wünſcht. 
Wenn der Katalog der bayeriſchen Forderungen des 
            weite=
ren noch die Rückgabe der Verkehrshoheit, die Sicherung 
des Länderbeſitzes an Bodenſchätzen und Naturkräften 
            vor=
ſieht, ſo wird über ſolche Fragen vornehmlich nach dem 
            Geſichts=
punkt wirtſchaftlicher Tauglichkeit des 
            Vorgeſchlage=
nen zu urteilen ſein. 
Die grundſätzliche Frage einer Begrenzung der 
            Reichs=
zuſtändigkeiten und der Uebertragung der Ausführung 
von Reichsgeſetzen an die Länder wird durch den im Gang 
            be=
findlichen Abbau der Behörden und die damit notwendige 
            Um=
ſtellung des geſamten Verwaltungsorganismus auf 
            größtmög=
liche Wirtſchaftlichkeit ſo eng berührt, daß ſie nur im 
            Zuſammen=
hang mit dieſen und nur vom Standpunkt finanzpolitiſcher 
Zweckmäßigkeiten für beide Teile gelöſt werden kann. Einer 
Erweiterung der Rechte des Reichsrats im Sinne einer 
Gleichberechtigung mit den anderen Organen des Reiches in 
            Ge=
ſetzgebung, Haushaltgenehmigung und Verwaltung wird wohl 
jeder im Grundzug beitreten, der ein von faſt allen Garantien 
freies Einkammerſyſtem als größtes Uebel des gegenwärtigen 
Syſtems betrachtet. 
Wir faſſen zuſammen: In vielem, was von Bayern aus jetzt 
zu einer grundlegenden Reform der Reichsverfaſſung in 
            Vor=
ſchlag gebracht wird, kann ein Umbau des Werkes von Weimar 
nur von Segen für Reich und Länder ſein und zur Belebung 
der Reichsfreudigkeit in allen Landen beitragen, wenn wir auch 
der Meinung ſind, daß Reichsfreudigkeit als ſolche nicht an 
Bedingungen gebunden werden kann und darf. Wenn nicht alle 
Erwartungen reifen werden, die man in Bayern hegen mag, ſo 
wird man ſich dabei in Bayern vergegenwärtigen müſſen, daß 
die politiſche und wirtſchaftliche Struktur des Landes 
            keines=
wegs mit der des Reiches identiſch iſt, daß Maßnahmen, die 
hier ganz im Sinne der Entwicklung lägen, dort unter 
            Um=
ſtänden von größter Gefahr für das Schicſal des Ganzen 
            wer=
den können. Zur Reichsleitung wird man das Vertrauen haben 
können, daß ſie über den Intereſſen des Ganzen auch die im 
wohlverſtandenen Intereſſe der Geſamtheit liegenden Belange 
der Länder zu würdigen wiſſen wird. Iſt die gleiche Einſicht in 
die Notwendigkeiten der Geſamtheit auch in den Ländern 
und im Reichstag vorhanden, dann kann die Jahreswende 
            gleich=
zeitig Schickſalswende im deutſchen Verfaſſungsleben werden 
und, freier in ihrem Eigenleben, die deutſchen Stümme umſo 
enger zuſammenſchließen zur deutſchen Nation, die ſich 
ihren Platz an der Sonne dereinſt wieder erkämpfen wird. Der 
Schwierigkeiten liegen viele auf dem Wege. Daß mit ihnen 
            ge=
rechnet werden muß, wird gerade Vayern im neuen Jahre im
 eigenen Hauſe klar werden, wenn der Verſuch, die bayeriſche 
Verfaſſung zu reformieren, im Kampfe des 
            Volksbegeh=
rens und Volksentſcheids die Feuerprobe zu beſtehen 
hat. Hier liegt der erſte Prüfſtein für die Tragfähigkeit 
der bayeriſchen Wünſche, auch ſoweit ſie den Reichsbau berühren. 
Hie Rhodus, hie salta . . .!
 Die neuen Steuern. 
Scharfe Oppoſition in Süddeutſchland. 
Berlin, 31. Dez. In der geſtrigen Kabinettsſitzung hat 
Finanzminiſter Dr. Luther das Ergebnis ſeiner Reiſe nach 
Süddeutſchland vorgetragen. Dieſe Reiſe bezweckte bekanntlich 
die Fühlungnahme mit den ſüddeutſchen Ländern in der Frage 
der neuen Verteilung der Laſten und Steuereinnahmen zwiſchen 
Reich und Ländern, die mit der in der dritten 
            Steuernotverord=
nung vorgeſehenen Beſteuerung von Obligationen und des 
Grundbeſitzes verbunden iſt. Aus der Ausſprache mit den 
            ſüd=
deutſchen Regierungen haben ſich neue Geſichtspunkte ergeben, 
die eine Vertagung der Verabſchiedung der dritten 
            Steuernot=
verordnung durch das Kabinett notwendig machten. Wie der 
„Montag” hört, wird die nächſte Kabinettsſitzung erſt nach 
            Neu=
jahr ſtattfinden. 
Die Baheriſche Volkspartei gegen den Finanzausgleich. 
München, 31. Dez. Der Landesausſchuß der Bayeriſchen 
Volkspartei hat am Samstag auf Antrag des 
            Reichstagsabge=
ordneten Rauch folgende Entſchließung angenommen: Der von 
der Reichsregierung in Ausſicht genommene Finanzausgleich 
ſcheint geeignet, den Ländern und Gemeinden gegenüber dem 
derzeitigen Zuſtand neue Laſten, nicht aber jene ergiebigen 
Steuerquellen zu bringen, durch die ſie in die Lage verſetzt 
            wer=
den, die ihnen zugedachten neuen Laſten nach dem Wegfall der 
Leiſtungen vom Reich auch wirklich tragen zu können. Anſtatt 
mit der Uebertragung der früheren Aufgaben den Ländern und 
Gemeinden auch die früheren Steuerquellen zurückzugeben, 
            ſol=
len Länder und Gemeinden auf neue Steuern verwieſen werden, 
deren Aufkommen höchſt fragwürdig iſt. Entgegen unſerer 
            pro=
grammatiſchen Forderung, die Steuergeſetzgebung und den 
Steuererhebungsapparat den Ländern und Gemeinden 
            zurück=
zuübereignen, ſollen dieſe nach wie vor in der Hand des Reichs 
bleiben. Der Landesausſchuß der Bayeriſchen Volkspartei 
            er=
hebt gegen dieſe Art von Finanzreform und gegen dieſe 
            Geſtal=
tung des Finanzausgleichs allerſchärfſten Proteſt und erſucht 
die bayeriſche Staatsregierung, hiergegen mit allen 
            verfaſſungs=
mäßigen Mitteln Stellung zu nehmen. 
Die Beſchlüſſe der Bayeriſchen Volkspartei. 
Einführung eines Staatspräſidenten und des 
            Zweikammer=
ſyſtems. Aenderung des Wahlrechts. 
München, 31. Dez. Zu dem bereits gemeldeten Beſchluß 
des Landesausſchuſſes der Bayeriſchen Volkspartei in der 
            Ver=
faſſungsfrage iſt weiter zu melden, daß nach dem Wortlaut des 
Beſchluſſes 1. der Landtag aufgelöſt, 2. ein Geſetzentwurf 
            vor=
gelegt werden ſoll auf Ermächtigung des neu zu wählenden 
Landtags, mit einfacher Mehrheit eine neue Verfaſſungsurkunde 
zu beſchließen. Die Begründung dieſes Geſetzentwurfs ſoll als 
beſondeke Ziele enthalten: 
1. Die Einführung eines Staatspräſidenten, 
der u. a. auch das Recht der Landtagsauflöſung haben ſoll; 
2. Die Einführung eines Zweikammerſyſtems 
und Vereinfachung des parlamentariſchen Betriebs, ſowie 
Verringerung ſeiner Koſten; 
3. Die Aenderung des Wahlrechts durch Verbindung 
zwiſchen dem Wahlkreis und dem Abgeordneten; 
4. Die Erweiterung der Volksrechte in bezug auf 
Volksbegehren und Volksentſcheid. 
In der Begründung dieſer Forderung wird erklärt, daß 
            in=
folge der Parteiſucht der kleineren Parteien der gegenwärtige 
Landtag aufgelöſt werden müſſe und das Parlament ſeine 
            Ar=
beitsfähigkeit erſt dann wieder erlangen könne, wenn die aus 
der Revolution von 1918 heraus geborene Verfaſſung abgeändert 
und eine neue Verfaſſung geſchaffen wird, die bayeriſchen 
            Stem=
pel trägt und einen echt deutſchen und chriſtlich=vaterländiſchen 
Geiſt hat. Der Landesausſchuß der Bayeriſchen Volkspartei 
ruft daher das bayeriſche Volk auf, auf dem Wege des 
            Volks=
begehrens ſich zugunſten der Schaffung einer neuen bayeriſchen 
Verfaſſung nach den chriſtlich=vaterländiſchen Idcalen zu 
            ent=
ſcheiden. Mit dieſem Vorgehen der Bayeriſchen Volkspartei wird 
alſo zum erſtenmal in Deutſchland ſeit der Schaffung der neuen 
Verfaſſungsverhältniſſe das Volk unmittelbar zur Entſcheidung 
einer wichtigen ſtaatspolitiſchen Frage aufgerufen. 
 Die Oemarche Lord Curzons. 
Die franzöſiſche Auffaſſung. 
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Der Temps glaubt, die 
            Nach=
richt des Evening Standard, daß die engliſche Regierung in 
Warſchau, Bukareſt und Belgrad wegen der von der 
            franzöſi=
chen Regierung gewährten Kredite Vorſtellungen erhoben habe, 
beſtätigen zu können. Die britiſche Regierung ſtelle die Frage, 
ob die Frankreich gewährten Garantien nicht die Garantien 
            ver=
ringerten, die England in Anſpruch nehme, um die Sicherſtellung 
ſeiner Forderungen zu gewährleiſten. Der Londoner 
            Bericht=
erſtatter des Temps glaubt die Gründe, die Lord Curzon zu 
ſeiner Demarche veranlaßt haben, wie folgt erklären zu können: 
In London weiſe man darauf hin, daß dieſe Schritte Lord 
Curzons eine Art Antwort auf die Oppoſition der franzöſiſchen 
Regierung gegen den Plan der engliſch=amerikaniſchen 
            Nah=
rungsmittelkredite für Deutſchland darſtellten”. Wenn dieſe 
            Er=
klärung die allein zutreffende ſei, bemerlt der Temps, werde es 
wirklich allzu leicht ſein, auf die engliſche Demarche zu 
            antwor=
ten. Zunächſt habe Frankreich keine „Oppoſition” gegen den 
Anleiheplan gemacht. Frankreich habe nur den Eindruck, daß 
zwvei Vorfragen aufgeklärt werden müßten: nämlich 1., ob die 
deutſche Regierung nicht in ihrem eigenen Lande das Getreide 
und den Speck, den es brauche, billiger finden könne, und 2., 
wenn ſie wirllich gezwungen ſei, dieſe Lebensmittel im Ausland 
zu kaufen, ob ſie nicht in Deutſchland ſelbſt die für die 
            Bezah=
lung nötigen Deviſen aufzutreiben imſtande ſei, anſtatt 
            an=
ſpruchsvollen Geldgebern eine Hypothek von 70 Millionen Doll. 
zu gewähren. Daß dieſe Geldgeber mit den von Frankreich 
            auf=
geworfenen Fragen unzufrieden ſeien, werde niemand 
            über=
raſchen, aber man würde nicht gut begreifen, daß Curzon Schritte 
unternehme, die mehreren alliierten Nationen mißfielen, bloß 
um Iutereſſen zu unterſtützen, die in hohem Grade privater Art 
ſeien. 
Das franzöſiſch=tſchechoſlowakiſche Bündnis. 
London, 31. Dez. (Wolff.) Der diplomatiſche 
            Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt, das franzöſiſch=
            tſchechoſlo=
wakiſche Bündnis ſei weiterhin das in den diplomatiſchen 
            Krei=
ſen am meiſten erörterte Thema. In London herrſche 
            allge=
meine Ueberraſchung darüber, daß die Staatskunſt Prags, die 
bisher viel Vorſicht und Mäßigung gezeigt, ſich in eine Allianz 
habe verwickeln laſſen, die früher oder ſpäter faſt unvermeidlich 
Europa wieder in zwei bewaffnete Lager teilen müſſe. Die 
öffentliche Meinung Italiens ſei wegen des zwiſchen Paris und 
Prag geplanten Paktes am meiſten beſorgt, weil ſie der Anſicht 
ſei, daß, wenn ein derartiger Pakt auch in erſter Linie gegen 
Deutſchland gerichtet ſei, er doch die Konſolidierung der Kleinen 
Entente, möglicherweiſe mit Unterſtützung Griechenlands, 
            be=
deute, und der geplanten italieniſch=ruſſiſchen Verſtändigung im 
Wege ſtehen könnte. Das Ergebnis könnte ſein, daß die 
            Ver=
ſöhnung zwiſchen Italien und einigen ſeiner früheren Feinde, 
wie Ungarn und Bulgarien, beſchleunigt würde, und daß dieſe 
Verſöhnung mit der letzten italieniſch=ſpaniſchen Annäherung 
verbunden werde. Inzwiſchen ſeien weitere Symptome einer 
italieniſch=polniſchen Annäherung vorhanden. Die italieniſche 
Firma Perrone verhandele mit dem polniſchen Generalſtab 
            be=
treffs großer Rüſtungs= und Munitionswerke in Poſen. 
Deutſchland und der Völkerbund. 
London, 31. Dez. (Wolff.) Der Generalmajor Sir 
            Frede=
rik Maurice ſchreibt in der Daily News über die Frage des 
Beitritts Deutſchlands zum Völkerbunde und 
die Gründe der ablehnenden Haltung Deutſchlands, die faſt 
            all=
gemeine Anſicht der Rheinländer ſei, daß der Völkerbund nur ein 
Deckmantel für die franzöſiſche Politik ſei. Die Rheinländer 
            be=
fürchteten ehrlich, daß, wenn ſie dem Völkerbund überliefert 
würden jihre Beherrſchung durch Frankreich legaliſiert und eine 
dauernde ſein würde. Daher ſeien ſie gegen den Beitritt 
            Deutſch=
lands zum Völkerbunde. Dieſe Befürchtungen ſeien durch die 
Ereigniſſe in der bayeriſchen Pfalz keineswegs vermindert 
            wor=
den, wo eine kleine Gruppe von Separatiſten mit Unterſtützung 
der franzöſiſchen Bajonette ſich einer hilfloſen, aber empörten 
Bevölkerung aufgedrungen habe. Wenn Deutſchland dem 
            Völ=
kerbund beitreten ſolle, ſo ſei der erſte Schritt, der dazu 
            notwen=
dig ſei, zuzuſehen, daß die deutſche Bevölkerung der Pfalz kair 
play erhalte und der franzöſiſche Einfluß im Saargebiet 
            vermin=
dert werde. 
Oer franzöſiſche Botſchafter beim Reichskanzler 
* Berlin 31. Dez. (Priv.=Tel.) Heute nachmittag fand 
eine längere Beſprechung zwiſchen dem Reichskanzler und dem 
ranzöſiſchen Botſchafter ſtatt. Der Reichskanzler hat vor allem 
auf das Düſſeldorfer Urteil hingewieſen, deſſen Ungrechtigkeit im 
ganzen deutſchen Volk eine außerordentliche Erbitterung 
            hervor=
gerufen habe, und das umſomehr bedauert werden müſſe, als die 
Reichsregierung durch ihren letzten Schritt in Paris und Brüſſel 
ihren aufrichtigen Willen zu einer Verſtändigung über die 
            Ver=
hältniſſe in den beſetzten Gebieten kundgegeben hat.
 Heſſiſches Landestheater. 
Kleines Haus. — Montag, den 31. Dezember. 
Fatinitza. 
Operette von R. Genee, Muſik von F. v. Suppé. 
Schüchtern trat von jeher die Operette in unſeren Spielplan. 
Die „Fledermaus”, zeitweiſe den „Zigeunerbaron” auch den 
„Bettelſtudent” hörte man an Februar=Abenden. Selten aber 
kam’s darüber hinaus. Wagte man ſich an Neuheiten, waren’s 
häufig Mißgriffe. lind doch ſcheint es mir wichtig, die Operette 
in Muſteraufführungen vorzuführen, von der, meiſt nur auf 
Sommerbühnen mangelhaft geſpielt, ein falſches Bild gezeigt, 
ihr Wert nicht erkennbar wurde. Wie die Poſſe zum Schauſpiel, 
gehört ſie zum Opernſpielplan. Die Zahl guter Operetten iſt 
nicht ſonderlich groß, immerhin genügend, um viele zu finden, 
die noch nicht verblaßten oder wieder wirkungsvoll gemacht 
            wer=
den können. Es iſt ein Vorzug der Operette, daß ſie dies verträgt 
und oft mit wenigen Strichen und Zutaten aktuell zu geſtalten 
iſt. Unſere Bühne iſt zurzeit in der Lage, dazu beſte Kräfte 
            ein=
ſetzen zu können. Für die Inſzenierung haben wir ſie in 
            Aus=
maßen, die Darmſtadt als führendes Vorbild an die Spitze 
            ge=
rüct haben. Und unſer Perſonal birgt für ſie beſonders 
            geeig=
nete Begalungen. Ich möchte wünſchen, daß man der Operette 
mehr Naum gönne als ſeither. Hier lohnt ſich die Mühe, die 
            Wir=
kung iſt geſi hert, die Abwechslung, die ſie dem Spielplan zuführt, 
erfri ihend, Witz und Satire, Freude und Lachen gerade heute 
willicmmen. Strauß, Suppé, Millöcker, Genee, Lecoca, vor allem 
aber Ofſenlach; was kann man heute aus deren beſten Werken 
machen! 
„Fa initza” iſt ein Werk, das ſeinerzeit im Siegeslauf über 
alle Bi hnen ging. Heute iſt es ſtark verblaßt und auch ſchwer zu 
retten. Der Stoff, früher höchſt aktuell, iſt gut gefunden, die 
Handlung, voll echter Operettenſituationen, ſpannend geführt. 
Alles für uns Seutige verjährt, bißl brav und unſchuldig. Die 
Muſik hat mehr Schmiß als Geiſt. Aus ihrem Melodienſchatz 
pſiff ſci her jeder Heiner, blies jede Militärkapelle den 
            Fatinitza=
marſch. Sie iſt nett und anſtändig gemacht, Tänze und Couplets 
ſind pi ant, die Enſembles vorzüglich. Freilich, die Raketen des 
Wiles, die Blitzlichter der Satire fehlen. 
Das ( anze läßt ſich genießen, wenn es gut gegeben wird. 
ef Roſen 
Das war d.
 ſtocks, der übrigens jetzt Mädchen für alles ſein muß, dank der 
ausgezeichneten Regie Heinrich Kuhns. Der rechte ſchmiſſige 
Operettenton war ja nicht erreicht, alle Perſonen lebten aber 
luſtig in ihren Rollen und gaben ihr Beſtes. Die Fatinitza ſang 
Paula Kapper, in Ausſehen, Spiel und Stimmlage für dieſe 
Rolle nicht recht paſſend, mit hübſchem Gelingen. Die Lydia 
hatte in Margarete Albrecht eine feine, wirkungsvolle 
            Ver=
treterin. Die Damen Weißweiler, Doepner, 
            Stefa=
nowa, Porita bildeten als die vier Haremsfrauen ein 
            rei=
zendes Quartett. Herr Kuhn war in ſeiner packenden Draſtik 
ein unübertrefflicher Graf Kantſchukoff. Herr Vogt faßte ſeinen 
Jzzet Paſcha erfolgreich von der feinkomiſchen Seite; der 
            viel=
gewandte Herr Peterſen ſchuf im Sergeant Sidorewitſch eine 
köſtliche Type. Herr Weller aber zeigte ſich von einer mir ganz 
neuen, vorteilhaften Seite als Berichterſtatter von Golz. 
            Leben=
dig und flott in Ausſehen und Spiel, alle Feinheiten des Stils 
beherrſchend, ſtimmlich frei und ſicher, elegant in den Enſembles, 
gab er eine ausgezeichnete, erfreuliche Leiſtung. Die zahlreichen 
kleinen Rollen fügten ſich gut ein. Sehr angenehm waren die 
Bühnenbilder Arthur Pohls, die ſchönen Koſtüme, die 
            effekt=
vollen Beleuchtungen. Es war eine launige, beluſtigende 
            Auf=
führung. 
v. HI.
 Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben 
— Eine „Kalenderkunſtausſtellung” in der 
Mannheimer Kunſthalle. Uinter dem Titel „
            Kalender=
kunſt aus alter und neuer Zeit” hat die Städtiſche Kunſthalle in 
Mannheim zum Jahreswechſel eine umfaſſende Ausſtellung von 
neuartigem Charalter und mehr als örtlicher Bedeutung eröffnet. 
Der Veranſtalter, Dr. G. F. Hartlaub hat durch ein 
            Nund=
ſchreiben an die führenden Gebrauchsgraphiker und Kunſtſchulen 
Deutſchlands eine große Reihe von neuen Entwürfen aller Arten 
von Kalendern zuſammengebracht, die geeignet ſcheinen, das 
künſtleriſch und typographiſch außerordentlich herabgekommene 
zeitgenöſſiſche Kalenderweſen wieder im Anſchluß an die alten 
Bildmotive und Schriftgeſtaltungen, ſowie unter Verückſichtigung 
der eigentlich ſinngemäßen kalendariſchen Ueberlieferungen in 
neue Bahnen zu leiten. Für Verleger, Druckereien, inſerierende 
Firmen und alle ſonſtigen am Kalenderweſen intereſſierte Kreiſe 
iſt die gewählte Mannheimer Schau von unmittelbarem, auch 
wirtſchaftlichem Intereſſe. Mit der Ausſtellung moderner 
            Ka=
lenderentwvürſe derbunden iſt eine umfaſſende retroſpektive 
Abteilung, die zum erſten Male die Entwicklung der kalen=
 dariſchen Bild= und Schriftmotive (mit Einſchluß der 
            merkwür=
digen aſtrologiſchen Sinnbilder) vom frühen Mittelalter bis zur 
Romantik anſchaulich macht. Die Ausſtellung bleibt bis Mitte 
Februar zugänglich.
 — Spuren der deutſchen Not auf dem Gebiet 
wiſſenſchaftlichen Literatur. Nach einer Feſtſtellung 
des Preußiſchen Kultusminiſteriums haben ſeit dem Jahre 1919 
153 pädagogiſche Zeitſchriften ihr Erſcheinen eingeſtellt. Auch iſt 
ein Rüclgang zu konſtatieren in den Neuerſcheinungen auf dem 
Gebiete der Erziehung und des Unterrichts (1913: 5429, 1922: 
2831), der Sprach= und Literaturwiſſenſchaft und der Medizin. 
Stark zugenommen haben dagegen die Sammelwerke, kurz 
            un=
terrichtende Schriften über Kunſt=, Muſik= und Theaterfragen, 
Bücher der ſchönen Literatur und Werke über Landwirtſchaft. 
Adolf von Harnacks Nachfolger. Zum Nachfolger 
Adolf v. Harnacks an der Univerſität Berlin iſt Profeſſor Dr. 
Haus Lietzmann=Jena berufen worden. Der als 
            Kirchen=
hiſtoriker, Bibelforſcher und Archäologe gleich hervorragende 
            Ge=
lehrte hat den Ruf angenommen. Es iſt anzunehmen, daß die 
Univerſitätspolitik der thüringiſchen Staatsregierung für die 
Entſcheidung Profeſſor Lietzmanns mitbeſtimmend geweſen iſt. 
Adolf d. Harnack ſieht im Sommer nächſten Jahres auf hundert 
Semeſter akademiſcher Lehrtätigkeit zurück.. 
Iſolde Kurz iſt anläßlich ihres 70. Geburtstages von 
ihrer Vaterſtadt Reutlingen zur Ehrenbürgerin ernannt 
worden.
 Das verbreitetſte wiſſenſchaftliche Litere 
turblatt, das „Literariſche Zentralblatt für Deutſchland 
(Verlag Ed. Avenarius, Leipzig), tritt mit dem neuen Jahre 
ſeinen 75. Jahrgang ein. Infolge engen Zuſammenarbeiter 
mit dem wiſſenſchaftlichen Kollegium der Deutſchen Bücherei i= 
Leipzig, die ſeit 1913 lückenlos das geſamte in deutſcher Sprack 
erſcheinende Schrifttum ſammelt, iſt das „Literariſche Zentral 
blatt” nunmehr zum ſchnell, pünktlich und umfaſſend berichte 
den Literaturblatt ausgebaut worden; am Ende eines jeder 
Monats berichtet es nunmehr über die wichtigſten neuen wiſſer 
ſchaft ichen Bücher und Zeitſchriftenaufſätze des ablaufende= 
Monats mit etta 800 Titelnachweiſen und kurzen Charalter 
ſtiken. Die damit angebahnte neue Entwicklung des alten Lite 
raturblattes iſt in dieſem Augenblick nicht nur für die bedrängt 
deutſche Wiſſenſchaft eine weſentliche Hilfe, ſondern auch gegen 
über dem Ausland ein einzigartiges Rüſtzeug für Verbreitun 
und Süützung deutſcher wiſſenſchaftlicher Arbeit,
Runiitter 1.
 Der Bertehr mt dem beſetzren Gebiet. 
Die Verzögerung durch die Regie. 
Dortmund, 31. Dez. In Verfolg der Dortmunder 
            Ver=
handlungen mit der Negie ſind von deutſcher Seite alle 
            Vorbe=
reitungen getroffen worden, um den Verkehr zwiſchen dem 
            be=
ſetzten und unbeſetzten Gebiet über ſämtliche Uebergangsſtationen 
ſofort in Gang zu bringen. Bei der franzöſiſchen Regie ſind 
entſprechende Weiſungen zur beſchleunigten Wiederaufnahme 
des Perſonenverkehrs noch nicht ergangen. Die deutſchen 
            Dienſt=
ſtellen, die für den Verkauf von Fahrkarten der Negie 
            vorge=
ſehen ſind, ſind von der Regie noch nicht mit entſprechenden 
Fahrkarten uſw. ausgerüſtet worden. Dieſe Verzögerungen 
twerden von den Handel= und Gewerbetreibenden, ſowie von der 
Arbeiterbevölkerung auf das unliebſamſte empfunden. 
Falſche Außerungen Poincarés über den 
Düſſeldorfer Prozeß. 
* Münſter, 31. Dez. (Priv.=Tel.) Der franzöſiſche 
            Mini=
ſterpräſident hat anläßlich der Düſſeldorfer Vorfälle der Kammer 
mitgeteilt, daß ein Befehl der deutſchen Regierung zum 
            Ein=
greifen gegen die ſeparatiſtiſche Demonſtration vorgelegen hätte. 
Poincaré hat ſich auch gegenüber anderer Seite geäußert, daß 
ein Befehl vorläge, der die deutſche Rgierung in den Augen der 
ganzen Welt kompromittieren würde, nämlich ein Befehl, auf 
            un=
ſchuldige Frauen, Greiſe und Kinder zu ſchießen. 
Der Düſſeldorſer Prozeß hat zwar zur widerrechtlichen 
            Ver=
urteilung völlig unſchuldiger deutſcher Staatsangehöriger geführt, 
er hat aber keineswegs den Beweis für die Richtigkeit der 
            ten=
denziöfen Aeußerungen des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten 
            bei=
bringen können. Es handelt ſich bei dieſem ſogenannten Befehl 
um eine Anordnung des Regierungspräſidenten Grützner. Dieſe 
Anordnung iſt in der öffentlichen Verhandlungen verleſen 
            wor=
den. Sie iſt völlig harmlos und ſagt lediglich, daß das 
            hochver=
räteriſche Unternehmen der Separatiſten mit allen Mitteln zu 
bekämpfen ſei. Dieſer Befehl drückt nichts anderes aus, als was 
ſchon nach dem deutſchen Geſetz für jeden deutſchen Bürger und 
für jede deutſche Behörde ſelbſtverſtändliches Gebot iſt. 
Regicrungspräſident Dr. Grützner äußerte ſich nach dem 
            Be=
kanntwerden des Urteils folgendermaßen: Das Düſſeldorfer 
            Ur=
teil bedeutet eine offene Stellungnahme der Franzoſen zugunſten 
der Separatiſten. Insbeſondere iſt dieſes Urteil als ein erneuter 
Bruch der Haager Landkriegsordnung anzuſehen; denn in dieſer 
wird beſtimmt, daß okkupierende Macht die Geſetze des 
            okku=
pierten Landes zu reſpektieren hat. Die von mir angeordnete 
Maßnahme hat ſich, darin kann auch nicht der geringſte Zweifel 
möglich ſein, lediglich gegen deutſche Hoch= und Landesverräter 
gerichtet, und die Offiziere und Beamten der Schutzpolizei haben 
am 30. September in Diſſeldorf nichts anderes als ihre 
            ſelbſt=
verſtändliche Pflicht geta. i. 
Ein Zwiſchenfall. 
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Wie der Neu=York Herald aus 
Waſhington berichtet, hat die Gattin des belgiſchen 
Botſchafters, Baronin de Cartier de Marchienne, ſich 
            ge=
weigert, auf einem diplomatiſchen Diner im Weißen Hauſe 
ſich von dem deutſchen Botſchafter Dr. Wiedfeldt zu Tiſche 
führen zu laſſen. Die Baronin habe dem Weißen Hauſe 
            mitge=
teilt, daß ſie an dem Diner in dieſem Falle nicht teilnehmen 
werde. Der deutſche Botſchafter führte darauf die Gattin des 
japaniſchen Botſchafters Hanihara zu Tiſch. Dem Blatte zufolge 
beſtehen infolge dieſes Zwiſchenfalls, der in diplomatiſchen 
            Krei=
ſen großes Aufſehen erregt hat, geſpannte Beziehungen 
zwiſchen der belgiſchen und der deutſchen Botſchaft. Die Baronin 
iſt eine geborene Amerikanerin. 
Amerikaniſches Kriegsmaterial für Mexiko. 
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung des New= 
York Herald aus Waſhington hat die Negierung der Vereinigten 
Staaten die mexikaniſche Regierung ermächtigt, Kriegsmaterial 
von der amerikaniſchen Armee zur Verwendung gegen die 
            Auf=
ſtändiſchen zu kaufen. Präſident Coolidge habe auf Vorſchlag 
von Staatsſekretär Hughes beſchloſſen, an Mexiko 15 000 
            Armee=
gewehre und 10 Millionen Munitionsbänder zu verkaufen. Es 
verlautet, daß der Kriegsſekretär Weeks keine ernſtlichen 
            Einwen=
dungen gegen den Verkauf erhoben habe. 
Die Aufgaben der ſpaniſchen Politik. 
TU. Madrid 31. Dez. Das Direktorium veröffentlicht 
eine ausführliche Note über die drei wichtigſten Probleme der 
ſpaniſchen Politik: das neue Tanger=Statut, den kataloniſchen 
Separatismus und das Marokko=Protektorat. Das Direktorium 
erklärt darin, das engliſch=franzöſiſche Tanger=Abkommen 
            ent=
ſpreche nicht den Intereſſen und den hiſtoriſchen Rechten 
            Spa=
niens. Weiterhin ſei es entſchloſſen, energiſche Maßnahmen gegen 
den kataleniſchen Separatismus zu ergreifen. In Barcelona 
wurden fünf Stadträte verhaftet. 136 kataloniſche Stadt= und 
Gemeindeverwaltungen, die ſich für die Autonomie erklärten, ſind 
vor Gericht geſtellt.
Darmſtädter Tanblatt, Dienstag, den 1. Januar 1924,
Seite 8.
 Die Vorkriegs=Arbeitszeit. 
In der Eiſeninduſirie. 
Düſſeldorf, 31. Dez. Die Arbeitgebervereinigung für 
die Eiſen und Stahl erzeugende und verarbeitende Induſtrie in 
Düſſeldorf und Umgebung, zu der alle derartigen Werke in 
            Düſ=
ſeldorf, Benrath, Ratingen, Hilden, Großenbaum, Huckingen und 
Lindorf gehören, erläßt eine Bekanntmachung an ihre Arbeiter, 
daß vom 2. Januar an für dieſe Werke nur noch zu den 
            Verein=
barungen zwiſchen dem Arbeitgeberverband der nordweſtdeutſchen 
Eiſen= und Stahlinduſtrie und den Arbeitnehmerverbänden 
            ge=
arbeitet wird. Vom 2. Januar ab beträgt in dieſen Werken die 
Arbeitszeit einſchließlich der Pauſen für ſechs Wochentage in 
den Hüttenwerken durchſchnittlich 59 Stunden (Tagesſchicht 58, 
Nachtſchicht 60 Stunden, für Arbeiter in der 
            weiterverarbeiten=
den Induſtrie 57½ Stunden. Für die Bezahlung werden täglich 
10 Arbeitsſtunden zugrunde gelegt, d. h., ein Arbeiter, der zehn 
Stunden arbeitet, erhält auch für zehn Stunden Lohn. Bei der 
Einſtellung in die Werke ſollen dor allem ehemalige 
            Werksange=
hörige berückſichtigt werden. 
Aenderung der Dienſtborſchriften der Reichsbahn. 
Berlin, 31. Dez. Nach dem Beſchluß des Reichskabinetts 
beträgt die Dienſtzeit der Beamten wöchentlich mindeſtens 54 
Stunden. Regelmäßige Mehrleiſtungen können innerhalb eines 
Kalenderjahres durch regelmäßige Minderleiſtungen ausgeglichen 
werden oder umgekehrt. Soweit der Dienſt in bloßer 
            Dienſt=
bereitſchaft beſteht, iſt die Dienſtzeit entſprechend zu erhöhen. 
Dieſer Beſchluß bedingt eine Aenderung der vorläufigen 
            Dienſt=
vorſchriften für das Betriebsperſonal der Reichsbahn vom 
Auguſt 1922. Der Reichsverkehrsminiſter hat die 
            Spitzengewerk=
ſchaften zu Verhandlungen hierüber eingeladen. 
Ablehnung des Schiedsfpruchs im Braunkohlenbergbau. 
Köthen, 31. Dez. (Wolff.) Hier fand geſtern eine 
            Kon=
ferenz der am Tarif für den mitteldeutſchen 
Braunkohlenbergbau beteiligten Organifationen ſtatt, 
der aus allen Revieren von 200 Delegierten beſucht war. Nach 
reger AusfFrache wurde einſtimig beſchloſſen, den unter dem 
Vorſitz des Reichsarbeitsminiſters zuſtandegekommenen 
            Schieds=
ſpruch über die Arbeitszeitverlängerung und die Tarifregelung 
abzulehnen, weil er jeder rechtlichen Grundlage entbehre 
und weil die darin feſtgeſetzte Arbeitszeit weit über den Rahmen 
der Vorkriegsarbeitszeit in den Braunkohlenrevieren 
            hinaus=
gehe. Schließlich richtete die Verſammlung einen Appell an den 
Reichsarbeitsminiſter, die Rechtslage wiederherzuſtellen. Bis zur 
Neuregelung ſoll an der bisherigen tariflichen Arbeitszeit 
            feſt=
gehalten werden. 
Die Reorganiſation des Kohlenſyndikats. 
TU. Berlin, 31. Dez. Die vorgeſtrige 
            Zechenbeſitzerverſamm=
lung des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikats hat noch zu 
keinem endgültigen Entſchluß geführt. Da man ein ſtraff 
            gebil=
detes Syndikat mit Einſchluß aller dafür in Betracht 
            kommen=
den Schächte einem minder ſtraffen Syndikat mit mehr 
            Außen=
ſeitern vorziehen möchte, wurde eine neue Baſis in Ausſicht 
            ge=
nommen, zu der eine auf den nächſten Samstag nach Eſſen 
            ein=
berufene neue Zechenbeſitzerverſammlung Stellung nehmen ſoll. 
Zu dem Bombenattentat in Hannover. 
Hannover, 31. Dez. Zu den vor einiger Zeit vor der 
Stadt erfolgten Sprengſtoffexploſionen und dem kurz darauf 
gegen das Regierungsgebäude verübten Bombenattentat teilt 
das Polizeivräſidium mit: Die Bombenattentate ſind von 
            Mit=
gliedern der Kommuniſtiſchen Partei verübt worden. Die 
            Zen=
tralleitung in Berlin und die Bezirksleitung Hannover hatten 
Anweiſungen ergehen laſſen, die Sprengſtoffe zu beſorgen und 
ein beſonderes Kommando zu bilden, um die Bevölkerung, die 
Behörden und mißliebige Perſonen und Beamte zu beunruhigen. 
Es iſt gelungen, einen Teil der Sprengſtoffe zu beſchlagnahmen 
und eine Anzahl Perſonen feſtzunehmen, die als Täter in Frage 
kommen. Geſtern iſt ein Mann verhaftet worden, der im Beſitz 
einer fertigen Bombe war. 
Holländiſche Hilfsaktion. 
Amſterdam, 30. Dez. (Wolff.) Heute morgen traf an 
der Grenze in Zevenaar zum erſten Male ſeit der Ruhrbeſetzung 
ein Extrazug mit deutſchen Kindern aus dem Ruhrgebiet 
ein, der nach Amſterdam und Utrecht beſtimmt iſt. Das Rote 
Kreuz ſandte in den letzten zwei Wochen 39 Waggons mit 
            Le=
bensmitteln, Kleidern uſw. nach Deutſchland. Eine Anzahl der 
in Berlin wohnenden Holländer, darunter der niederländiſche 
Geſandte, erläßt heute in den Blättern einen Aufruf, worin um 
reichliche, vor allem ſchnelle Spenden für die notleidende 
            deut=
ſche Bevölkerung gebeten wird.
 Darmſtadt, 1. Januar. 
* 1924! 
Nun hat der Jahreswechſel ſich vollzogen. Der Zeiger der 
Weltenuhr iſt um eine winzige Ziffer weiter gerückt. Mit 
Glockenläuten, mit Feuerwerk, mit Kanonenſchlägen und 
            Böller=
ſchüſſen iſt um die 12. Stunde das alte Jahr verabſchiedet, das 
neue begrüßt ſvorden. In trautem Familienkreiſe, in vielen 
Reſtaurants, je nach der Veranlagung und dem Vermögen des 
Einzelnen, bei Muſik und Tanz, in ſtiller Beſchaulichkeit, iſt 
Silveſter gefeiert worden, ſind Wünſche ausgeſprochen und 
mit dampfendem Punſch, wohl auch mit perlendem Selt 
            begoſ=
ſen, jedenfalls aber von jedem, der irgend es ſich leiſten konnte, 
mit kernhaftem Trunk und herzlichem Händedruck beträftigt 
worden. Wünſche, die, wenn ſie alle in Erfüllung gingen, die 
Menſchheit in eitel Glück und Wonne wiegen würden. In allen 
Familien wurde trotz der Not der Zeit gefeiert. Wer um 
die Mitternacht durch die Straßen ging, konnte vielfach 
            beobach=
ten, daß nach altem Brauch noch einmal die Chriſtbaumkerzen 
angezündet wurden, daß, wie es nun einmal ſo üblich iſt, als die 
Turmuhren zum Schlage der letzten Zwölf anhuben, die Fenſter 
geöffnet wurden und ein fröhliches „Proſit Neujahr!” 
hinüber= und herüberſchallte, die Gläſer aneinanderſtießen und 
das Geknatter von allen möglichen Feuerwerkskörpern ſich in 
die Rufe miſchte, daß bengaliſches Licht von Balkonen und 
Erkern erſtrahlte, bis alles wieder in Dunkel und Stille tauchte. 
Zwar, ganz ſo geräuſchvoll wie in früheren Jahren, da das 
Knattern und Krachen ſchon in den Abendſtunden anfing, ſchien 
es geſtern nicht zu ſein. Das wundervolle Winterwetter hielt 
die Jugend wohl ab von dem Unfug und wohl auch die — ſchmal 
gewordene Brieftaſche. Aber fröhlich wurde das neue Jahr 
dennoch begrüßt, und das iſt gut ſo. Unſer Leben darf nicht 
freudelos werden. Freude und Fröhlichkeit in beſcheidenem 
Grenzen ſtärkt den Lebensmut und die Arbeitsfreudigkeit. 
Freilich auch ernſte Fragen tauchen auf beim Jahreswechſel. 
Eine wohl beſenders, die über allen anderen ſteht: Die Frage 
nach dem Sinn des Lebens, nach dem Sinn der 
            Ge=
ſchichte. Freilich, wem die Weltgeſchichte eine endloſe Linie 
iſt, von Fortſchritt zu Fortſchritt ſich entwickelnd, dem muß eines 
Tages die große Enttäuſchung kommen, der wird beim 
            Jahres=
wechſel über die vielen Schwellen von Jahr zu Jahr, von 
            Jahr=
hundert zu Jahrhundert einmal zurückſchauen und vergebens 
eine Linie nach aufwärts ſuchen. Dem wird aber zu 
            beglücken=
der Erkenntnis, daß es Dinge gibt, die nicht veralten und 
            über=
boten werden können. Gerade jetzt glänzen alte Edelſteine, die 
noch vor kurzem kaum geachtet waren, aus dem geiſtigen Bau 
unſeres Volkes und der Geſchichte der Chriſtenheit neu auf. Die 
Geſchichte iſt nicht eine gerade Linie, ſie iſt ein wunderbares 
Gebild, wie Rocholl einſt ſchrieb, aus menſchlicher Freiheit und 
göttlicher Weisheit. Neben dem wilden Fortſtürmen 
            losgelaſſe=
ner Triebe, der Flucht in die Weite, geht eine Sehnſucht nach 
Ruhe in der Tiefe. Und da des Menſchen Sohn allen Kreaturen 
Tiefe iſt, ſo kann der Menſch ſich ſelbſt in der Tiefe nur faſſen 
und begreifen, wenn er ihn ergreift; er findet ſich, indem er ihn 
findet, und der Zwieſpalt jener Flucht und Sehnſucht iſt in 
ihm gelöſt. Und in ihm iſt am Ende der Tage das Rätſel des 
Völkerlebens gelöſt, die Tiefe der Menſchheit iſt in ihm der 
Menſchheit aufgeſchloſſen; ſie findet ihr Geheimnis in ſeiner 
Offenbarung, findet ſich in ihm. Siehe da, eine Hütte Gottes 
bei den Menſchen! 
— Die Beſprechungen mit dem Reichsfinanzminiſter in Darmſtadt. 
Die von dem Sondersausſchuß des Landtags beſtimmte Abordnung, die 
wegen Kündigung und Entlaſſung der Eiſenbahner im beſetzten Gebiet 
ſowie wegen der Herabſetzung der Bezüge der übrigen Ausgewieſenen 
vom Neichsfinanzminiſter Dr. Luther aus Anlaß ſeiner Anweſenheit in 
Darmſtadt vorſtellig geworden iſt, beſtand, außer dem 
            Kammerpräſiden=
ten Adelung, aus den Abg. Oberbürgerm. Köhler=Worms, Lutz=Worms 
und Hoffmann=Darmſtadt. Ihnen hatte ſich angeſchloſſen im Intereſſe 
der Ausgewieſenen Rechtsanwalt Schwörer und Oberlandesgerichtsrat 
Altendorf ſowie für die Zentralfürſorge Profeſſor Schmidtgen, Aſſeſſor 
Gutermuth und Dr. Reuß als Vertreter für das Rote Kreuz. Die 
Herren wieſen nicht nur in eindringlichſter Weiſe auf die 
            außerordent=
lich nachteiligen Wirkungen und Härten hin, die durch die 
            Anordnun=
gen hervorgerufen werden, ſondern auch auf die wirtſchaftlichen und 
politiſchen Nachteile, durch die die Vorausſetzung von Treue und 
            Glau=
ben auf die Regierungsverſprechungen erſchüttert werde. Im weiteren 
wurde eingehend und dringlich auf die unzureichende Betreuung der 
Ausgewieſenen aufmerkſam gemacht, deren Familien infolge der harten 
Beſtimmungen kaum das nackte Leben friſten können. Es fehle auch: 
den allenfalls zurücktehrenden Ausgewieſenen jede Richtlinie gegenüber 
der ſeinerzeit für Sicherung ihrer Zukunft gegebenen Zuſicherungen. 
Der Reichsfinanzminiſter erwiderte, daß die wirklich ſchlechte 
            Finanz=
lage das Reich zwinge, mit Energie Erſparniſſe zu ſchaffen, wenn eine 
Hebung der Verhältniſſe erreicht werden ſoll. Hierbei ſeien brutale und 
anſcheinend ungerechte Nachwirkungen nicht ganz zu vermeiden. Er 
wolle ſich der Frage annehmen, könne aber ohne Rückſprache mit ſeinen 
Miniſterkollegen beſtimmte Zuſicherungen nicht geben. 
— Berückſichtigung der Geldentwertung auch bei Zahlungsverzug. 
Der 1. Z.=S. des Reichsgerichts hat in einem Urteile vom 22. November 
ausgeſprochen, daß auch im Falle des Zahlungsverzugs bezüglich 
einer Geldſchuld der Gläubiger aus § 288 Abſ. 2 BGB. 
            Schadenserſatz=
anſprüche geltend zu machen berechtigt iſt, die durch die Geldentwertung 
begründet ſind.
 * Der Rummelpott. 
Man ſchreibt uns aus Holſtein: Unzählig= Volksbräuche 
werden um die Neujahrszeit in den verſchiedenen Gegenden 
            un=
ſeres deutſchen Vaterlaudes ausgeübt. Einer der originellſten 
iſt wohl der von der ſchleswig=holſteiniſchen Jugend bis in die 
heutige Zeit ausgeübte, nämlich das „Rummelpottgehen”. 
Der Rummelpott iſt ein wunderliches Muſikinſtrument, das 
noch wunderlichere Töne von ſich gibt und zu dem drei Teile 
gehören: ein Stückchen Teichrohr (Reth, hochdeutſch Ried), eine 
Schweinsblaſe und ein Topf. Bei der meiſt in den Spätherbſt 
fallenden Schlachtzeit wird die Schweinsblaſe wie ein koſtbares 
Kleinod aufbewahrt, damit ſie am Silveſtertage ihre 
            Schuldig=
keit tun kann. Einen alten Topf bekommt man ja leicht. Dann 
ſchneidet man ein zirka 30 Zentimeter langes Rohr ſo zurecht, 
daß es oben mit einem Knoten abſchließt. Jetzt feuchtet man 
eine halbe Blaſe an, breitet ſie aus und befeſtigt ſie in der Mitt? 
des Nohrs, ſo daß die Blaſe an dem Nohr herunterhängt wie 
der Bezug eines Schirmes. Nun wird die Blaſe ſo auf einen 
Torf gelegt, daß das Nohr außen in die Höhe ſteht, und dann 
ie Blaſe um den Topf ſo feſt gebunden, wie man Einmachgläſer 
mit Pergamentpapier zubindet. Streicht man nun mit 
            ange=
feuchteten Fingern an dem Rohr herunter, dann entſteht ein 
Ton ähnlich dem, der durch Herunterfahren mit den Fingern an 
einer feuchten Fenſterſcheibe hervorgerufen wird. Damit iſt der 
Rummelpott fertig und der Gang kann beginnen. 
Einige Knaben, mitunter auch Mädchen, ziehen nun, mit 
Rummelpotten ausgerüſtet, von Haus zu Haus und laſſen ihre 
eigenartige Muſik erſchallen. Die Hausbewohner ſprechen dann 
hinter dem Feuſter oder der Tür ein Gedicht, das in den 
            einzel=
nen Orten kleine Abweichungen aufweiſt, im Sinn aber ſtets 
dasſelbe iſt. Es lautet in den meiſten Fällen: 
Liſchen, de Dören open, 
Lat den Rummel rin. 
Wenn dat Schipp ut Holland kümmt, 
So het dat goden Wind. 
Schipper, wullt du wiken, 
Spelmann, wullt du ſtriken, 
Hau de Rait den Swanz aff, 
Hau em nich to lang aff, 
Lat en lütten Stummel ſtahn, 
Dat de Ratt kann wieder gahn, 
Herut, herut, du Fledermus,
 Wat deihſt du in dat Buernhus? 
In’t Buernhus ſitt de rieke Mann, 
De di den Büdel füllen kann, 
Appeln un Beern ſünd ok god 
Jungs un Deerns danzt um in Strohhot. 
Nach dem Auffagen dieſer Verſe verſtummt der 
            Rummel=
pott und die Kinder erhalten bereitwilligſt Gaben aller Art, die 
in unſerer modernen Zeit vielfach durch Geld abgelöſt werden. 
Früher beſtanden ſie zumeiſt in Obſt, Kuchen und vor allem in 
„Förten” dem holſteiniſchen Nationalgebäck. Auch läßt leider 
das Aufſagen der Verſe nach, weil es der neuen Generation nicht 
mehr ſtandesgemäß vorkommt. 
In der Glückſtädter Gegend ſingen die Kinder ſelbſt ein Lied 
zum Rummelpott, welches lautet: 
Oll Vadder Bargmann 
Har in roden Rock an, 
All wat he verdeenen kann, 
Steek in ſinen Strohhot. 
Aeppel und Beern, de ſmeckt god 
Ruff! Ruff! Ruff! 
Un as dat Schipp na Holland ging, 
Dor har dat goden Wind. 
De Schipper wull nich wiken, 
De Stürmann wull nicht riken". 
Ruff! Ruff! Nuff! 
Dor gung he in beten wider, 
Dor kem he bi’n Snider. 
De Snider ſet uvn Diſch, 
UIn et gebraten Fiſch. 
Ruff! Ruff! Ruff! 
Hau de Katt den Swanz aff, 
Hau em nich to lang aff, 
Lot in lütten Stummel ſtahn, 
Dot he wedder waſſen kann. 
Ruff! Ruff! Ruff! 
Nach jedem „Ruff” machen die Kinder mit ihrem 
            Nummel=
pott einen ohrenbetäubenden Lärm. Von Haus zu Haus ziehen 
ſie, und wenn ſie das Dorf oder Städtchen herum ſind, dann 
wverden die Gaben geteilt und mit der Freude auf den 
            nächſt=
jährigen Rummelpottgang geht es heim. 
Wilhelm Karbe.
 * Vom Neujahrsaberglauben berühmter Leute. Die 
            Sil=
veſternacht und der Anbruch des neuen Jahres ſpielen in der 
Volkslunde eine große Rolle, weil damit der mannigfachſte 
Aberglauben verknüpft iſt. Aber nicht nur das Volk unterliegt 
dieſen Anſchauungen, ſondern auch berühmte Männer haben 
ſich zu Neujahr von ſolchen abergläubiſchen Anwandlungen 
nicht frei machen können. Von Schiller wird uns erzählt, 
daß er dem Silveſterabend eine beſondere Wirkung auf das 
künftige Jahr zuſchrieb. Erhielt er an Silveſter eine gute 
            Nach=
richt, ſo galt ihm dies für eine üble Vorbedeutung; der Dichter 
meinte, daß der Zufall dem Menſchen am Schluß des Jahres 
nioch einen Glücksbrocken hinwerfe, um ihm dann im kommenden 
Jahr deſto mehr ſchwarze Loſe zu werfen. Von Goethe 
            be=
richtet uns ſein „Urfreund” Knebel, er habe mit größter 
            Span=
iung auſ das erſte Wort gelauſcht, das ihm nach dem zwölften 
Schlage der Uihr im neuen Jahr geſagt wurde. Aus dieſem 
Wort zog er dann allerlei Schlüſſe für den Verlauf des 
            künf=
igen Jahres und war in der Deutung ſehr erfinderiſch. Selbſt 
ein ſo kühler Beobachter des Menſchenlebens wie Henrik 
Ibſen konnte ſich am Silveſterabend des Aberglaubens nicht 
erwehren. So wollte er an dieſem Abend keine Tinte und kein 
Papier ſehen, da er fürchtete, dies könne ſeine Schaffenskraſt im 
neuen Jahre lähmen. Daß das aberglänliſche Volk der 
            Schau=
pieler ſich dem Zauber der Silveſternacht hingibt, iſt nicht 
            ver=
wunderlich. Von Kainz und Matkowsky werden in dieſer 
            Be=
iehung merkwürdige Geſchichten erzählt. Den ſunderlichſten 
Neujahrsaberglauben aber hatte Caruſo. Er wollte am 
            Sil=
veſterabend nur in Geſellſchaft von blondhagrigen und 
            blau=
jugigen Menſchen ſein, weil er der feſten Leberzengung war, 
daß ihm Brünette lnglück brächten. Er begrün e dieſen 
            Aber=
glauben mit einer Erzählung aus ſeinem Leben. els er nämlich 
im Jahre 1893 in Neapel Silveſter feierte, war er z.ſällig nur 
mit blauäugigen Menſehen zuſammen. Er erhielt in neuen 
Jahr ſein erſtes Engagemient in Neapel. Ganz ähnlic a ig es 
ihm am Silveſter 1898. Er befand ſich damals in de 
            eſell=
chaft von 10 blonden Damen und vier blonden Herren. W nige 
Wochen ſpäter trat er am Mailänder Theater „Lirico” auf und 
hatte ſeinen erſten großen Erfolg, der ſeinen Weltruf beg 
            un=
dete. Dagegen hatte er im Jahie 1888, in der er auf B.fehl 
ſeines Vaters Schloſſer wersen mußte, den „ilvener n. * 
            Ge=
ſellſchaſt von ſchwarzhagrigen Leuten . . racht; es ar der 
inglücklichſte Silveſterabenk ſeines Leues und as felgende 
Jahr das traurigſte, da er ſchwer unter dem ihm auf 
            edrunge=
en Beruf litt.
Seite 4
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 1. Januar 1924
Nummer 1
 Der Verkehr mit den Regiebahnen. 
Reine durchgehenden Fahrkarten! — Keine direkte Güterabfertigung! 
RDV. Wie bereits kurz berichtet, dürfen Fahrkarten für Stationen, 
bie die franzöſiſch=belgiſche Regie in Betrieb genommen hat, nicht 
            aus=
gegeben werden, ſondern der Reiſende muß auf der „Grenzſtation” neue 
Fahrkarten für die Weiterreiſe löſen, was zweifellos ſchwere 
            Unbequem=
lichkeiten und Zugverſäumniſſe mit ſich bringen wird. Auch Reiſegepäck 
kann nicht durchgehend nach Stationen der Regiebahn abgefertigt 
werden. 
Beſonders hart wird der Güterverkehr getroffen. Die 
            Vor=
bereitungen für die Aufnahme des Uebergabeverkehrs ſind ſeitens der 
Reichsbahn ſo gefördert, daß die bisher beſtehenden Sperren des 
            Güter=
verkehrs nach dem beſetzten Gebiet — mit einzelnen örtlichen 
            Ausnah=
men — aufgehoben und die Abfertigung von Gütern wieder 
            aufge=
nommen werden ſoll. Eilgut, Frachtgut und Tiere für Stationen mit 
Regiebetrieb dürfe nur angenommen werden, wenn jeder Sendung ein 
deutſcher Frachſtbrief mitgegeben wird, der als Beſtimmungsſtation den 
Tarifübergangspunkt (zwiſchen Regie und Reichsbahn) und den 
            Ver=
merk „zur Weiterbeförderung im Regiebetrieb nach . . .” enthält; die 
gleiche Anſchrift muß der Wagen= oder Stückgut=Beſtellzettel enthalten. 
Bei „zollfreien” Gütern iſt der Frachtbrief mit dem Vermerk zu 
            ver=
ſehen: „Nach Nr des Interalliierten Zolltarifs vom März 1923 
            zoll=
frei”, oder bei Lebensmitteln: „Als Lebensmittel zollfrei” Bei 
            zoll=
pflichtigen Gütern muß die Einfuhrbewilligung der interalliierten 
            Zoll=
behörde dem Frachtbrief angeheftet ſein. 
Aehnlich iſt der Verkehr von Regieſtationen nach dem unbeſetzten 
Deutſchland geregelt und ebenſo der Verkehr von und nach dem 
            Aus=
land, der über Regieſtrecken führt. 
Tarifübergangspunkte bzw. „Grenzſtationen” ſind. 
            We=
ſel, Dorſten, Sinſen, Lünen=Nord, Lünen=Süd, Scharnhorſt, Dortmund= 
Hauptbahnhof, Dortmund=Oſt, Dortmund=Süd, Hoerde, Löttringhauſen 
Vorhalle, Hattingen (Ruhr), Kupferdreh, Ratingen=Weſt, Düſſeldorf= 
Hauptbahnhof, Düſſeldorf=Derendorf, Troisdorf, Flammersfeld, 
            Monta=
baur, Staffel, Eſchhofen; Höchſt, Goldſtein, Darmſtadt=
            Hauptbahn=
hof, Kranichſtein, Groß=Gerau, Worms Mannheim, Lußhof, Reinsheim. 
Maxau. 
Da ein Uebergangsverkehr zwiſchen den im Reichseiſenbahnbetriebe 
befindlichen Stationen der Reichsbahndirektion K )ln und Stationen 
im Regiebetrieb nicht vereinbart iſt, bedarf die ausnahmsweiſe 
            Ueber=
führung von Sendungen wie bisher der örtlichen Regelung durch die 
Reichsbahndirektion Köln. 
Die Einſchiebung der franzöſiſch=belgiſchen Regie in den 
            Verkehr=
zwiſchen Deutſchland und Holland, Belgien, Frankreich bedeutet, wie 
auch in der ausländiſchen Preſſe ſchon wiederholt betont wurde, eine 
Balkaniſierung” des Verkehrs, die das wirtſchaftliche Gleichgewicht 
Europas dauernd ſtören muß; wie in den Protokollen der Mainzer und 
Düſſeldorfer Verhandlungen zwiſchen Regie und Reichsbahn 
            ausdrück=
lich hervorgehoben iſt, iſt eine Anerkennung der Regie durch die 
            Reichs=
bahn de jure nicht erfolgt; man hat ſich unter dem Zwang der 
            politi=
ſchen, wirtſchaftlichen und finanziellen Verhältniſſe nur zur Schaffung 
eines modus rirendi verſtehen müſſen, eines Zuſtandes, dem viele 
Schrächen und Nachteile anhaften, die man aber in Kauf nehmen zu 
müſſen glaubte,, um überhaupt einen Notverkehr mit den abgeſchnürten 
Gebieten zu ermöglichen. In nächſter Zukunft wird ſich zeigen, daß 
nicht nur Deutſchland unter dieſem Zuſtand zu leiden hat, ſondern ganz 
Europa: „Balkaniſierung” des Verkehrs!
 — Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (G.D.A.). Der 
            Bildungsaus=
ſchuß wird im neuen Jahre mit beſonderen Veranſtaltungen 
            hervortre=
ten. Für die Monatsverſammlung, welche dieſesmal am Mittwoch, den 
9. Januar, ſtattfindet, iſt ein Vortrag geplant. Ende des Monats 
Januar oder Anfang Februar, je nachdem die 
            Ausführungsbeſtimmun=
gen erlaſſen ſind, findet ein Kurſus über Goldmarkbilanzen ſtatt. Mitte 
des Monats Januar wird, unter Leitung des Herrn Kuhn und unter 
Mitwirkung der Damen Frau Kuhn=Liebel und Frl. Werle, ſowie des 
Herrn Konzertmeiſters Drumm, Herrn Enehfelm und Herrn 
            Kapellmei=
ſter Roſenſtock vom Heſſiſchen Landestheater, ein Künſtlerabend 
            ver=
anſtaltet. Alles nähere iſt aus der heutigen und den nachfolgenden 
            An=
zeigen ſowie den Bekanntmachungen des Mitteilungsblattes des 
            Gewerk=
ſchaftsbundes erſichtlich. 
* Schenkungen an heſſiſche oder nichtheſſiſche juriſtiſche Perſonen 
ſowie gleiche Zuwendungen von Todeswegen bedürfen 
zu ihrer Gültigkeit in ihrem vollen Umfange der Genehmigung des 
Geſamtminiſteriums, wenn ſie Gegenſtände im Werte von mehr als 
D Goldmauk betreffen. Der Wert des geſchenkten (letztwillig 
            zugewende=
ten Gegenſtandes iſt in Goldmark zu ermitteln. Steht der 
            Goldmark=
wert nicht ohne Weiteres feſt, ſo iſt der Wert des Gegenſtandes zunächſt 
in Reichswährung zu ermitteln. Der ſo gefundene Wert iſt dann in 
Goldmark nach dem Umrechnungsſatze umzurechnen, den der 
            Reichs=
finanzminiſter (ſ. § 2, Abſ. 3, Aufwertungsverordnung vom 11./18. 
Oktober 1923) feſtſetzt und fortlaufend veröffentlicht. Dieſe Umrechnung 
hat auch dann ſtattzufinden, wenn ein auf Reichswährung lautender 
            Be=
trag geſchenkt oder letztwillig zugewendet wird. Für die Ermittlung des 
Werts ſowie für die Umrechnungen iſt im Falle der Schenkung unter 
Lebenden der Tag des Abſchluſſes des Schenkungsvertrages, einer 
            letzt=
willigen Zuwendung der Sterbetag zu Grunde zu legen. — Die obige 
Wertarenze kann das Geſamtminiſterium den veränderken wirtſchaftlichen 
Verhältniſſen anpaſſen und insbeſondere beweglich geſtalten. 
— Abänderung des Mieterfchutzgeſetzes. Die Oberſte Landesbehörde 
in Heſſen (Geſamtminiſterium) kann anordnen, daß in Fällen, in denen 
die geſetzliche Miete gilt, Vermieter wie Mieter zu verlangen berechtigt 
ſind, daß der Mietzins wöchentlich oder monatlich gezahlt wird; ſie kann 
weiter anordnen, daß die Vorſchriften §§ 1—31 auf Neubauten oder 
durch Um= oder Einbauten neu geſchaffene Räume Anwendung finden, 
die nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig wurden oder künftig werden und 
für die Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitteln gegeben ſind. 
— Leuchtmittel= und Zündwarenſteuer. Auch dieſe beiden 
            Steuer=
arten ſind ab 1. Januar 1924 auf Goldmark umgeſtellt. 
RDV. Falſches Notgeld der Reichsbahn. Der höchſte Nennwert des 
im Verkehr befindlichen auf Papiermark lautenden Notgeldes beträgt 20 
Billionen Mark; Scheine mit höherem Nennwert ſind Fälſchungen, vor 
deren Annahme gewarnt wird. 
— Rentenmark. Wer öffentlich vor einer Menſchenmenge oder durch 
Verbreitung von Schriften oder anderen Darſtellungen dazu auffordert 
oder anreizt, die Annahme der Rentenmark zu verweigern oder die 
Durchführung der Vorſchriften über die Rentenmark zu hindern, wird, 
ſofern nicht ſchwerere Strafe verwirkt iſt, mit Gefängnis bis zu 6 
            Mo=
naten oder mit Geldſtrafe belegt. Bei mildernden Umſtänden kann 
ausſchließlich auf Geldſtrafe erkannt werden. Dieſe Strafbeſtimmungen 
ſind am 29. Dezember in Kraft getreten.
 Wiriſchaftspolitiſcher Lehrgang 
der Zentralſielle für Volksbildung. 
Im Rahmen ihres ſtaatbürgerlichen Kursprogramms hat die 
            Zen=
tralſtelle für Volksbildung am 28. und 29. Dezember im Sitzungsſaale 
des Landtags ihren letzten diesjährigen Lehrgang über Politik, 
            Wirt=
ſchaft, Währung und Steuern veranſtaltet. Die Vorträge hatte der 
Privatdozent an unſerer Landesuniverſität, Herr Dr. Friedrich Naab, 
(gleichzeitig Referent beim Reichsſparkommiſſar und Leiter der 
            Arbeits=
ſtätte für Sachliche Politik in Frankfurt, Main) übernommen. Er 
            be=
handelte in außerordentlich klarer und ſehr tief eingreifender Weiſe 
Deutſchlands Finanz=, Zahlungs= und Wirtſchaftsbilanz, unterſuchte die 
bereits begangenen und noch vor uns liegenden Wege zur Geſundung der 
Reichsfinanzen und führte vor allem ein von ihm und Dr. Rabbethge 
ausgedachtes Steuerſyſtem vor. Im Schlußvortrag wurde der 
            Zuſammen=
hang der Wirtſchaftspolitik mit der Sozial= und Kulturpolitik erörtert. 
Die Vorträge veranlaßten rege Ausſprachen, durch die der Referent 
            ver=
ſchiedenartige Gelegenheit zur Erweiterung des Bildes erhielt. Es iſt 
durch eine Suskription Gelegenheit geſchaffen worden, über den ſchon 
großen Teilnehmerkreis hinaus — von 250 Beſuchern ſind erfreulicher 
Weiſe die Hälfte aus allen Teilen Heſſens herbeigekommen — durch ein 
Selbſtreferat des Vortragenden den wichtigſten Inhalt der Tagung in 
Geſtalt einer Flugſchrift der Zentralſtelle in allen Ortsausſchüſſen für 
Volksbildung in Heſſen bekannt zu machen.
 Aenderung der Gebühren für Zeugen und Sachverſtändige. Ab 
15. Dezember 1923 gilt: Die dem Zeugen für Zeitverſäumnis zuſtehende 
Entſchadigung betragt 5—75 Goldpfennige für jede angefangene 
Stunde. Die den Sachverſtändigen zuſtehende Vergütung beträgt 
            höch=
ſtens 1.50 Goldmark und im Falle beſonders ſchwieriger Leiſtung 
3 Goldmark für jede angefangene Stunde. Die Reiſentſchädigung für 
jedes angefangene Kilometer des Hin= und Rückwegs beträgt 5 Pfennige. 
Der Höchſtſatz der Entſchädigung für den durch Abweſenheit vom 
Aufenthaltsort verurſachten Aufwand bemißt ſich nach dem Satze, der 
den Reichsbeamten der Stufe 3 als Taggeld zuſteht. Die 
            Geſamtver=
gütung für Zeugen und Sachverſtändige wird auf volle 5 Goldpfennige 
aufgerundet. 
— Ein Wohltätigkeitskonzert großen Stils wird am nächſten 
            Sams=
tag, den 5. Januar, in der hieſigen Stadtkirche veranſtaltet werden. 
Sein Ertrag wird Altpenſionären unſeres Landestheaters, die 
beſonders ſchwer unter der wirtſchaftlichen Not der Zeit zu leiden 
haben, ohne jeden Abzug zur Verfügung geſtellt werden. Ihre 
            Mit=
wirkung haben in uneigennützigſter Weiſe zugeſagt: Frau Anna 
            Bau=
meiſter=Jacobs (Alt), Frl. Anni Delp (Violine), Herr Alexis 
af Enehjelm (Tenor), Herr Fritz Valk (Vorleſung aus der 
Apokalypſe) und Herr Eberhard Delp (Orgel). 
— Orpheum. Der heutige Neujahrstag bringt, alter Uebung gemäß, 
ein luſtiges Stück, „eines aus der Lachkiſte”, Guſtav Bertrams: „Venus 
im Grünen”, Operettenſchlank in drei Akten, weſches ſich zuletzt in 
            Leip=
zig dier Wochen lang auf dem Spielplan behaupten konnte. — Teilweiſe 
neu bearbeitet von Guſtav Bertram, reich an Situationskomik, iſt dem 
beliebten Künſtler mit dieſem Stück Gelegenheit gebofen, ſeinem 
            ur=
wüchſigen Humor die Zügel ſchießen zu laſſen und — dies iſt der 
            Haupt=
zweck — befreiendes, ablenkendes Lachen auszulöſen. — „Venus im 
Grünen” bleibt nur wenige Tage auf dem Spielplan. (S. Anz.) 
— Volkstheater. Heute findet die Erſtaufführung des 
            hochintereſſan=
ten Senſationsſchauſpiels „Die fremde Frau” ſtatt. Die Direktion hat 
dieſes ſpannende Bühnenwerk für den Neujahrstag angeſetzt, um den 
Beſuchern des Volkstheaters gleich zu Anfang des Jahres einen 
            beſon=
deren Genuß zu bieten. Die Beſucher werden befriedigt ſein, 
            nament=
lich da das Werk in muſtergültiger Weiſe in Szene geht. Nachmittags 
gelangt nochmals Aſchenbrödel zur Aufführung. (Siehe Anzeige.) 
Lokale Veranſtaltungen. 
Die bierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten. 
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik. 
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. — Schwimm= 
Abteilung. Am Samstag, den 5. Januar, veranſtaltet die Abteilung 
einen Bunten Abend” im Nebenſaale des Vereinshauſes. Ein 
            reichhal=
tiges Programm hat der Vergnügungsausſchuß der Abteilung für dieſen 
Abend zuſammengeſtellt. Es kann deshalb allen Mitgliedern empfohlen 
werden, die Veranſtaltung der Abteilung zu beſuchen. U. A. ſei nur 
            er=
wähnt: verſchiedene Duette, Geſangsvorträge ſowie ein ſchönes Konzert 
der Hauskapelle wird dafür ſorgen, daß die Stimmung des Abends eine 
ſchöne wird. — Der Wanderausſchußruft zu ſeiner letzten 
            Wande=
rung in dieſem Wanderjahre auf, und hofft, daß eine zahlreiche 
            Beteili=
gung bei dieſer Wanderung iſt. Der Abmarſch iſt am Vereinshaus und 
iſt eine Marſchzeit von 4 Stunden vorgeſehen. Außerdem ſei erwähnt, 
daß der Unterhaltungsabend der Wanderabteilung am Samstag, den 12. 
Januar, ſtattfindet, verbunden mit Dekorierung der Wanderer. 
Marineverein Darmſtadt. Am Neujahrstage, nachmittags, 
im Mathildenhöhſaal, Dieburgerſtr., veranſtaltet der Marineverein eine 
Feier mit ſeemänniſchem Programm. Wer die früheren Veranſtaltungen 
der Seemänner beſucht hat, weiß, daß Eigenartiges geboten wird. Alle 
auswärtigen und hieſigen Kameraden, die dem Verein noch nicht 
            ange=
hören, ſowie alle diefenigen, die ſich für ſeemänniſches Theater, Vorträge, 
Reiſen um die Welt und für das Stück „Die Meeresjungfrau”, 
            Schiffs=
jungenſchickſale, intereſſieren, ſind freundlichſt eingeladen. 
— Verein heſſiſcher Finanzbeamten. Am 
            Donners=
tag, den 3. Januar, abends, Vortragsabend über „Koloniale 
            Erinnerun=
gen” im kleinen Saal des Hoſpizes. (Näheres Anzeige.) 
— Ziegenzuchtverein E. V., Darmſtadt. Am 
            Donners=
tag, 10. Januar, Generalverſammlung in der Karlſtraße 16, 1. (Näheres 
ſiehe Anzeige.) 
Kunſinotizen. 
Ceber Werke, Künſiler und künſfleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung 
geſchiebt. bebält ſich die Redaktion ihr Arteil vor. 
In dem Morgenkonzert am Sonntag, den 6. Januar, 
            vor=
mittags 11 Uhr, im Kleinen Haus des Landestheaters werden 
            hauptſäch=
lich moderne Komponiſten zu Wort kommen. Frau Alice Orff=
            Sol=
ſcher, unſere dramatiſche Sopraniſtin, welche auch ganz beſonders im 
Konzertſaal Proben ihrer reifen Geſangskunſt abgelegt hat, wird Lieder 
von Max Reger und Rudi Stephan, Herr Veck Klavierwerke von Cyrill 
Scott und Paul Hindemith zum Vortrag bringen. Herr Fredy Wiener 
rezitiert: Felix Dahn’s Ballade „Die Mette von Marienburg” mit der 
begleitenden Muſik von Ferdinand Hummel. Karten bei Konzert= 
Aronld, Wilhelminenſtraße 9. 
 Weihnachtsfeiern. 
— Gartenbauverein Darmſtadt. Die Weihnachtsverſammlung am 
vergangenen Freitag war überaus zahlreich beſucht. Die dem Verein 
gütigſt zur Verfügung geſtellten Räume des „Bürgervereins” konnten die 
unter dem ſtrahlenden Weihnachtsbaum verſammelten Mitglieder kaum 
faſſen. Nicht der Ausſprache über gartenbautechniſche Fragen oder einem 
dieſe behandelnden Vorträge war der Abend gewidmet, ſondern der 
            ſtil=
len Erholung, der Hingabe an den alten, aber doch ewig neuen 
            Weih=
nachtszauber und edlen Kunſtgenüſſen. In uneigennütziger Weiſe wußten 
Herr Oberreviſor Schmidt durch ſeine mit feinem Kunſtverſtändnis 
            aus=
geführten Violinvorträge, Herr Otto Bley durch ſeine herrlichen Lieder, 
beide unterſtützt durch die taktvolle Klavierbegleitung des Herrn Kark 
Scharmann, ſich bald die Gunſt auch der Verwöhnteſten unter den 
            Zu=
hörein zu erringen, wofür der lebhaft geſpendete Beifall Zeugnis 
            ab=
legte. Die Ausführungen des erſten Vorſitzenden über den 
            Weihnachls=
baum und die Entſtehung der Weihnachtsfeier paßten ſich ſtimmungsvoll 
den erwähnten Darbietungen an. Da auch die am Schluſſe ſtattgefundene 
Pflanzenverloſunz ſehr reichlich ausgeſtattet war, konnte ein jedes 
            Mit=
glied als Weihnachtsgabe einen kleinen Gewinn mit nach Hauſe nehmen. 
Somit hat der Gartenbauverein ſein BS. Vereinsjahr im wahriten Sinne 
des Wortes „harmoniſch” abgeſchloſſen und zugleich bei allen Erſchienenen 
den Wunſch nach öfterer Wiederholung derartiger „Familienabende” 
            ent=
sch. 
ſtehen laſſen. 
Darmſtädter Streichorcheſter. Mit einer gelungenen 
            Weih=
nachtsfeier im Mathildenhöhſaal trat das Darmſtädter 
            Streich=
orcheſter zum erſten Mal an die Oeffentlichkeit. Zwar beſteht dieſe 
Orcheſtervereinigung von Dilettanten ſchon ſeit einer Reihe von Jahren, 
aber man begnügte ſich mit dem gemeinjamen Muſizieren und dachte nicht 
an öffentliches Auftreten. Dies wurde anders, ſeitdem Herr 
            Kammer=
muſiker R. Handke vom Landestheater die Vereinigung übernahm. 
Das gab der Sache neues Intereſſe, eine ganze Anzahl von neuen 
            Mit=
gliedern trat hinzu, auch recht befriedigende Bläſer, und ſo waren die 
Darbietungen an dieſem erſten Konzertabend von recht gutem Erfolg 
            be=
gleitet. Eine größere Weihnachtsfantaſie, Bearbeitungen von 
            Mozart=
ſchen und Wagnerſchen Melodien, die Ungariſche Luſtſpiel=Ouverture von 
Keler=Bela, eine intereſſante Paraphraſe von dem früheren Darmſtädter 
Hofkapellmeiſter Nesvadba, die Ouvertüre von „Dichter und Bauer” und 
noch andere Stücke wurden mit großer Sicherheit und mit 
            anerkennens=
werter Tonſchönheit zu Gehör gebracht. Das Orcheſter folgte ſeinem 
Leiter recht gut. Bei dem Feſtprolog und den beiden flott geſpielten 
Theaterſtücken lernte man auch zahlreiche andere talentierte Mitglieder 
aus den Kreiſen des Streichorcheſters kennen. Von Herrn Lauber=
            Darm=
ſtadt war das erſte Stück verfaßt: „Getrübte Weihnachten”. Humorvöll 
wirkte das andere Stück „Konzertprobe in Klein=Grimmelshauſen‟. Die 
guten Leiſtungen des Orcheſters erfreuten vor allem unter dem 
            Geſichts=
punkt, daß man auch hier ſich gerade in der heutigen Zeit zu ernſter 
            Ar=
beit und zur Pflege guter Kunſt zuſammenfindet. 
— Darmſtädter Konzertverein e. V. Der Daumſtädter 
            Konzert=
verein beging im feſtlich geſchmückten Fürſtenſaale ſeine Weihnachtsfeier. 
Die zum Vortrag gebrachten Ouvertüren von Mozart und Bellini waren 
ſehr rhythmiſch und gut geſpielt. Von ſeiten der Mitglieder wurde dem 
Di igenten, Hrn. Hch. Diehl, als äußeres Zeichen der Anerkennung ſeiner 
Verdienſte ein prächtiges Geſchenk, in Geſtalt eines vollbeladenen Schiffes 
überreicht. Reichen Beifall erntete der Humoriſt, Herr Adolf Volz, durch 
ſeine ausgezeichneten Vorträge. Der Darmſtädter Konzertverein, erſt 
            An=
fang 1923 neugegründet, hat im abgelaufenen Jahre, unter der Leitung 
ſeines unermüdlichen Dirigenten, Herrn Hch. Diehl, ſchon recht 
            zufrieden=
ſtellende Fortſchritte erzielt. 
Turugemeinde Darmſtadt 1846. Mit der Weihnachtsfeier der 
            Sing=
mannſchaft haben die diesjährigen Feiern ihren Abſchluß gefunden, 
Sämtliche in engerem Rahmen ihrer Abteilung abgehaltenen 
            Weihnachts=
feiern nabmen einen ſchönen würdigen Verlauf und konnte man bei jeder 
da2 Gepräge der Eigenart der Abteilung wahrnehmen. Verſchönt 
            wur=
ken die Feiern durchweg durch die Mitwirkung der unermüdlichen, 
            vor=
züglich eingeſpielten Hauskapelle unter Leitung des Turners G, Ploch. — 
Die Hauptfeier am 1. Feiertag vereinigte nun die große Gemeinde im 
Feſtſaal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Nach einer Anſprache 
des Veranſtaltungsausſchuß=Vorſitzenden, die darin gipfelte, daß die 
deutſche Geſelligkeit weiter gepflegt werden müſſe, eröffnete Herr 
            Schau=
ſpieler E. Göbel die Feſtfolge mit einem meiſterhaft vorgetragenen 
            Weih=
nachtsmelodram, das die Herzen aller Anweſenden gefangen nahm. Die 
Singmannſchaft ſang den neu einſtudierten Chor „Das Kirchlein” ſowie 
Sturmbeſchwörung” Unter Leitung des Chormeiſters, Herrn Kehr, 
bewies der Chor ein beachtenswertes Können und Streben nach 
            Voll=
endung. Ein flott geſpielter Marſch der Hauskapelle, ſowie plaſtiſche 
Gruppen, dargeſtellt von Turnerinnen und Turnern bildeten den Schluß 
des erſten Teils. Der zweite Teil brachte die Operette „Winzerlieſel”, 
die als Ganzes eine recht anerkennenswerte Leiſtung war. Eine 
            aller=
libſte, ſtimmlich leider etwas ſchwache, Winzerlieſel war Frl. Wagner. 
Den richtigen Ton und vornehme Art im Spiel fanden Frl. Dingeldein 
als Gräfin und Frl. Schinnerl als deren Nichte. Herzerfriſchend wirkte 
Frl. Weber als Kammermädchen Euphroſine Blütenſchnee und deren 
Partner, Turner L. Bauer, als Barbier Nevomuk Liebespinſel, die das 
reizende Duett wiederholen mußten. Letzterer zeichnete auch für die 
Spielleitung und Einſtudierung, die in knapp drei Wochen erfolgte. Der 
ſchüchterne Winzermax war durch Turner W. Göbel gut verkörpert. Der 
Vater Werner des Turners W. Schwarz fand im zweiten und dritten 
Aufzug warme Töne. Eine Kabinettsleiſtung bot wieder Turner 
            Knör=
zer als Sekretäu Felden. Nicht vergeſſen ſei der jugendfriſche Chor der 
Winzerinnen, ſowie das Hausorcheſter unter der ſchneidigen Leitung des 
Turners G. Ploch. 
Weihnachtsfeier der „Eintracht” Am Sonntag Abend verſammelte 
die „Eintracht” ihre Mitglieder und Angehörigen zu ihrer diesjährigen 
Weihnachtsfeier im Kneipſaale der „TG.D. 46‟ Nach einem 
            Eröff=
nungsmarſch des T.GD.=Orcheſters brachte das Eintrachtmitglied P. 
Kaiſer einen von ihm verfaßten Prolog zu Gehör, der mir reichem 
            Bei=
fali belohnt wurde. Nach einer begeiſterten Anſprache des erſten 
            Vor=
ſitzenden, Herrn Jakobi, und dem gemeinſam geſungenen Liede „O du 
fröhliche” überraſchten die Herren Eckſtein und Fiſcher die Anweſenden 
mit einigen vorzüglichen Zithervorträgen. Auch der Eintrachttorhüter, 
v. Dungen, entpuppte ſich als ein guter Violinſoliſt, indem er einige 
Lieder zum Beſten gab Für den Hmuor ſoraten die Herren A. 
            Hille=
brandt und P. Rauſch durch einige wahre Lachſalven hervorrufende 
Vorträge. Großen Anklang fand die Beſcherung durch den Nikolaus. 
Noch einige abwechſelnde Vorträge ließen das Programm erſt nach 
Mitternacht beenden. Allen Mitwirkenden ſowie dem Vorſitzenden des 
Veranügungsausſchuſſes, Herrn L. Weber, füir die flotte Durchführung 
des Programmes ſei an dieſer Stelle nochmals herzlichſt gedankt.
 Friedrich Hebbels luſtiger Bruder. 
Von Emil Herold=München. 
(Nachdruck verboten.) 
bz. Ueber Friedrich Hebbels Bruder iſt bisher nur wenig 
bekannt geworden. Und gerade das Leben Johann Hebbels, 
mit dem ſeines großen Bruders verglichen, gäbe reiches Material 
zur Beleuchtung der Frage, wie das Milieu den Menſchen 
            be=
einflußt und ihm die Entwiclung vorſchreibt. Friedrich Hebbels 
einziger Bruder Johann, von Natur aus vielleicht das 
gleiche Genie wie der Dichter, iſt in kümmerlichen 
Verhältniſſen geſtorben, und Johanns einziger Sohn 
Konrad, der lange als Seemann gefahren, wurde ſeinerzeit, da 
Deutſchland den 100. Geburtstag des Dichters feierte, im übelſten 
Viertel Hamburgs als Plakatträger und 
            Zettel=
verteiler „entdeckt” Er, „jener hübſche, blonde Knabe 
mit den hellen, klaren und großen Augen”, der Hebbel bei ſeinem 
letzten Beſuch in der Heimat ſo gut gefallen hatte. 
Es iſt gewiß nicht die Schuld des Dichters, daß die Familie 
ſeines Bruders nicht aus der dumpfen Atmoſphäre 
            herausge=
kommen iſt, aus der er ſich, allerdings mit verzweifelter Energie, 
herausgerungen hat. Er hat, das beweiſen zahlloſe Briefe an 
Eliſe Lenſing, ſeinen Bruder mit Zärtlichkeit geliebt und ward 
ſtets ängſtlich, wenn er längere Zeit von ihm keinen Brief bekam. 
Bitter empfand er, der ſelbſt in mißlichen Verhältniſſen war, daß 
er ſeinen Bruder — „wie viel hab ich an ihm gutzumachen!“ — 
nicht zu einem beſſeren Beruf führen konnte. Johann, nur zwei 
Jahre jünger als Friedrich, hatte genau wie dieſer ſeinem Vater 
in der Flickmaurerei helfen müſſen und zu dieſem Wenigen 
nichts dazu gelernt als das, was eben ein Taglöhner können 
muß. Er nar aber zweifellos außerordentlich begabt und hoffte, 
daß er mit Unterſtützung ſeines Bruders oder von Gönnern, die 
ihm dieſer verſchaffen ſollte, den gleichen Weg machen könne. 
Wohl in dieſer Hoffnung hat er ſich nicht dazu entſchließen 
können, ein Handwerk zu lernen. Sein Bruder wußte, daß 
Talent in ihm ſteckte, und fühlte darum die Ohnmacht, ſeinem 
Bruder helfen zu können, um ſo ſchwerer. 
Bis zum Tod der Mutter vertraut Friedrich ſeinem Bruder 
völlig, wird aber ſtutig, als er merkt, daß Johann in Geldſachen 
ſehr großzügig” iſt. „Er geht nicht offen zu Werk,” ſchreibt er
 an Eliſe. Johann, der mütterlichen Stütze beraubt, fängt nun 
an, langſam zu ſinken. Er begründet ſeine Ausgaben mit 
Krankheit, die ihm der Bruder nicht glaubt. „Ernähren können 
wir ihn nicht auf der Bärenhaut; nun muß der Imperativ: 
Arbeite oder verhungere! doch kommen.” Als Hebbel einige 
Monate ſpäter nach Hamburg zurückkam, ließ er ſich den Bruder 
aus Weſſelbeuren kommen und merkte, daß Johann tatſächlich 
unaufrichtig war. Johann hatte anſcheinend bei der Aufſtellung 
der Beerdigungskoſten geflunkert, und Friedrich bat den 
            Kirch=
ſpielſchreiber Voß, Johann deswegen ins Gebet zu nehmen. 
Die Dinge ſtitzten ſich ſo zu, daß Friedrich jeden Brief Johanns 
ungeöffnet zurückgehen ließ. Als Hebbel dann nach Kopenhagen 
reiſte, wandte ſich Johann an Eliſe, die er für Hebbels Frau hielt, 
um ſie anzupumpen. Er ſchrieb ihr, er leide an — Waſſerſucht. Es 
ſcheint aber eher eine Sucht nach „gebranntem Waſſer” geweſen 
zu ſein. Ein paar Taler Eliſens haben ihn dann auch ſchnell 
kuriert. Schon nach 14 Tagen meldete er, daß ſich die Krankheit 
verzogen habe. Hebbel war wütend über dieſen Streich und 
ſchrieb an Eliſe: „Ein für allemal, jeder Brief ungeöffnet zurück! 
Es wäre Sünde, wenn Du die verfluchten, unverſchämten Briefe 
wieder annähmſt.” Aber Johann ließ nicht locker in der 
            aller=
dings falſchen Annahme, Eliſe lebe von dem Geld ſeines 
            Bru=
ders. „Johann iſt ein Lump!” ſchrieb Hebbel kurz und bündig.
 Im Jahre 1848, während des Dänenkrieges, heiratete Johann 
Und die Geſchichte dieſer Heirat iſt recht luſtig. Es war keine 
Heirat aus Liebe, ſondern aus Furcht. AusFurcht vordem 
Heldentod! Damals wurden nämlich die Verheirateten 
            be=
der Ausmuſterung fünf Jahre hinter die Ledigen geſtellt, und 
ſo kam Johann durch die Heirat aus dem „gefährlichen Alter” 
heraus. Seinem Bruder ſchrieb er ganz offen, daß er kein Helt 
und Krieger ſei; darum habe er geheiratet. Später erzählte er 
ſeinem Bruder, daß er ſeine Frau gewiſſermaßen erſt am Altar 
kennen gelernt habe. Er ſei aber zufrieden mit ihr. Ob 
            ſie’=
mit ihm war, iſt allerdings eine andere Frage. 1853 brannte 
Johanns Häuschen ab, dabei wurde auch der kleine Konrad 
            ver=
letzt. Friedrich wollte nun ſeinen Bruder nach Gmunden haben, 
wo er ihm eine gute Stelle hätte verſchaffen können. Er ſandte 
ihm ſofort 120 Gulden Reiſegeld. Aber Johann — ſo ſchriel 
er wenigſtens — bekam Angſt vor der Reiſe und brauchte das 
Reiſereld zu anderen Zwecken. Das hat den Bruder arg 
            ver=
ſchnupft.
 Im Herbſt 1861 beſuchte Hebbel ſeine Heimat und auch ſeinen 
Bruder in Oſterrönfeld bei Rendsburg. Ueber dieſen 
            Be=
ſuch berichtete er an ſeine Frau: „Als ich um die Ecke bog, 
            er=
blickte ich einen ältlichen Mann, der Holz hackte; ein berwittertes 
Geſicht, jedoch noch von ſtarkem Haarwuchs umſäumt, ſah 
            ver=
wundert zu mir auf, als ich nähertrat, ſelbſt noch zweifelnd, aber 
doch bald aus Falten und Runzeln die Jugendzüge 
            heraus=
klaubend. Ich ſtreclte die Hand aus und ſagte: „Johann!” 
Natürlich auf Plattdeutſch. Er ließ ſein Beil fallen, ſchlug ſich 
auf die Knie, fuhr ſich durch das Haar, brach in ein 
            konvul=
ſiviſches Gelächter aus, genug, tat alles, was auch ich in einem 
Moment freudig=ſchmerzlicher Ueberraſchung zu tun pflege, und 
war nicht wieder ruhig zu machen. Den Kopf ſchüttelnd und 
die Hände reibend, führte er mich dann hinein. Ich trat durch 
eine kleine Küche in die Stube, die in Räumlichkeit und 
            Meuble=
ment nicht ſchlechter, vielleicht, wie er ſelbſt wenigſtens meinte, 
etwas beſſer war, als die unſerer Eltern.” Johann raſierte ſich 
zu Ehren des Tages und führte dann den Bruder zu einem 
            Gaſt=
wirt nach Rendsburg, der „ihm immer aushalf” Beim Abſchied 
bat er dann um ein altes Taſchentuch. „Das werde ich zeigen 
und ſagen, das ſei Dein ſchlechteſtes.” So benutzte Johann den 
Bruder, deſſen Namen Europa kannte, als kreditförderndes 
Moment.
 Drei Jahre ſpäter ſtarb Hebbel. Seine Witwe hat ſich 
            ge=
treulich des Schwagers augenommen und jährlich 400 Mark und 
Kleidung und Wäſche geſandt. Auch Verehrer ſeines Bruders 
haben ihm manches zukommen laſſen. Not hat er in ſeinen alten 
Tagen nicht leiden brauchen. Er trank aber viel, und ein alter 
Kirchſpielſchreiber hat mir ihn folgendermaßen geſchildert: 
„Johann Hebbel war ſchon ſeinem Aeußeren nach eine echte Suff= 
Viſage; eine dicke rotbraune Naſe, wie überhaupt ein Geſicht von 
undefinierbarer Farbe kennzeichnete ihn. Wenn auch der 
            Familien=
typ der Hebbel unverkennbar bei ihm hervortrat, ſo machte ihn 
doch dieſes Kolorit zu einem Mann, der nichts Anziehendes hat, 
Dabei war er ein undankbarer Mann, der ſich geiſtig über ſeinen 
Bruder Friedrich ſtellte. Allerdings, er war poetiſch veranlagt 
und las mir oft aus einem ſchmutzigen Buch ſeine Gedichte vor. 
Um einen Groſchen für einen Kümmel war er ſtets zugänglich.” 
Am 16. November 1888 iſt Johann Hebbel im Alter von 
73 Jahren in ſeiner Heimat Weſſelbeuren, in die er wieder 
            zurück=
gekehrt war, einſam geſtorben,
Nummer 1
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 1. Jauuar 1924,
Seite 5.
Amorganiſation kommungler Betriebe.
 Einem von Direktor Heucke im Verein für kommunale Wirtſchaft 
und kommunale Politik erſtatteten Bericht entnehmen wir nachſtehende, 
gekürzt wiedergegehene Ausführungen: 
„Infolge des unglücll chen Krieges und angeſichts der ſchwveren Zeit, 
die über uns hereingebrochen iſt, erſcheint es doppelt notwendig, daß 
jeder Ein=ne und jedes Unternehmen ſo ſparſam und wirtſchaftlich 
wie möglich arbciten; es müſſen daher auch alle Feſſeln abgeſtreift 
            wer=
den, die in irgend einer Wciſe die Entwickelung der wirtſchaftlichen 
Werke hemmen. Dezu kommt, daß heute infolge der gcänd rten 
            Ver=
hältniſſe noch andere Gründe zu einer ſolch n Forderung drängen. 
Als erſten möchte ich die Perſonalfrage nennen. Die Not 
der Zeit hat uns dazu gezwungen, Sperrgeſetze und genau zu beachtende 
Beſoldungsordnungen auſzuſtellen. Cs iſt ſicher nicht meine Abſicht, dieſe 
Maßnahmen in der kommunalen Wirtſchaſt als abwegig und verfehlt 
zu bezcichnen. Aber eines iſt ſicher, daß ihre Anwendung auf die 
            wirt=
ſchaftlichen B=triebe ernſte Bedenken in ſich birgt. Sollen die Werke das 
Aeußerſte leiſten, was man von ihnen fordern kann, ſo darf das 
            Perſo=
nal der Werke lediglich nach den Bedürfniſſen und nach der Leiſtung 
            ab=
geſtift und beſoldet werden. Der das wirtſchaftli he Leben beherrſchende 
Grundſatz eines geſunden Wettbewerbs verlangt
 Nuedce eiſt en e Dann Weie die Flchife ein eigte 
men zu vermehren, und die Möglichteit geſchaffen wird, hochwertige 
Kräfte zu den in der Privatinduſtrie üblichen Bedingungen zu 
            gewin=
nen, iſt der Weg zahlenmäßiger Verringerung des Perſonals mit 
            Er=
folg zu beſchreiten. Daß dieſe letztere Maßnahme aber zwingend 
            not=
wendig iſt, wird jedem klar ſein, der ſich mit den wirtſchaftlichen Werken 
urgend einer S.
 letzte Entſcheidung bei allen entſchlüſſen. mmer egensr ichl daß die 
triebe in der Hand ber Stadtverordneten=Verſammlung lag, ſo iſt 
            die=
ſer Zuſtand in der heutigen Zeit zweifellos noch weit ungünſtiger 
            ge=
word n. Cs iſt zu natürlich, daß in einem Parlament, in dem Fragen 
der verſchiedenſten Art und auf den allerverſchiedenſten Gebieten auftauchen, 
dieſe ihre Erledigung häufig durch Vergleiche finden. Man gibt in 
dew einen Punkte nach, um in dem anderen etwas zu erreichen. Die 
beutte rein kommunal verwalteten Werke ſind daher ſtundig in der 
            Ge=
fahr, bei Entſchlüſſen als Handelsobjekt benutzt zu werden und unter 
Ciuflüſſe zu kommen, die mit den Werken an ſich überhaupt nichts zu 
tun haben. Reſtlos wirtſchaftlich arbeiten können die 
Werke aber nur dann, wenn ſie von jedem Einfluß 
freigehalten werden, der außerhalb ihres 
            Arbeits=
gebietes liegt, und wenn ſie geleitet werden von einem Kreiſe, 
der nur nach wirtſchaftlichen Geſich.sp unkten urtcilt; er muß von 
            klein=
lichem Geiſte befreit und getragen ſein von der hohen Auffaſſung eines 
Berufes, deſſen vornehmſtes Ziel die Arbeit ſelbſt und die Aufgabe für 
die Allgemeinheit ſein ſollen. Aus einer ſolchen Aufaſſung heraus wird 
auch ohne weitcres das richtige ſoziale Empfinden dem Angeſtellten und 
Arbeiter gegenüber erwachſen, das heute notwendig iſt, um reibungslos 
arbeiten zu können. Ein dritter zwingender Geſih=spunkt iſt die Frage 
der Finanzwirtſchaft einſchließlich der von den Werken abzuſührenden 
Ueberſchüſſe und der Beſchaffung des notwendigen Kapitals. Die 
            Finans=
not der Städte wird heute die Preispolitik der Wirtſchaftsbetri be 
            un=
bedingt ſtark beeinfluſſen müſſen. Die ſchwere Not einer 
            Defizitwirt=
ſchaft muß abgewendet werden (Der Bericht iſt am 8. Dezember 1922 
erſtattet. Anm. der Schriftltg.), und was liegt da näher, als zu 
            ver=
ſuchen, aus den noch ohne Zuſchuß arbeitenden Wirtſchaftsbetrieben 
            er=
hebliche Summen herauszunehmen? Die Gefahr iſt außerordentlich groß, 
daß der Finanzdezernent einer Stadt in ſeiner Not ſeinen Einfluß 
dahin durchſetzt, daß die Werke Summen abzuführen haben, die ſie, 
ſollen ſie geſund bleiben, nicht vertragen können. Die Gefahr eines 
ziberſpannten Tariſs wird klar genug kaum von jemandem erkannt 
            wer=
den können, der nur geringen Einblick in die Ueberſchuß 
            möglich=
keiten hat und der letzten Endes von der zwingenden Not der 
            Geld=
beſchaffung beeinflußt iſt. Ihre Wirkung wird ſich zeigen in einer 
            Ab=
nahme des Abſatzes und in einer völlig ungenügenden Speiſung der 
notwendigen Erneuerungsfonds. Eine richtige Tarifbildung kann bei 
wirtſchaſtlichen Betrieben eben nur ein Kreis treffen, der rein 
            wirtſchnft=
lich denkt, und der unbeeinflußt von außenſtehenden Dingen, die 
            Ver=
hältniſſe des Wirtſchaftslebens obicktiv überſchaut. Daß in dieſer 
            Be=
ziehung, ſelbſt beſtes Wollen vorausgeſetzt, ein Parlament, das nach 
ganz anderen Geſichtspunkten zuſammengeſetzt iſt, die ideale Löſung 
            dar=
ſtellt, wird niemand behaupten wollen. Und wie unendlich viel 
            ſchwie=
riger iſt gerade die Tariffrage, in den letzten Jahren geworden. Sie 
bildet ſelbſt für den, der ſich dauernd mit dieſer Frage beſchäftigt bei 
den immer undurchſichtiger werdenden Verhältniſſen eine recht ſchwer 
zu löſende Aufgabe. 
Eine weitere große Sorge iſt zurzeit die Frage: Wird ein 
            wirt=
ſchaftlicher B=trieb bei der Finanzuot der Städte auch jederzeit das 
            Ka=
pital von den Städten erhalten können, das notwendig iſt, um den 
            Be=
trieb weiterzuführen und Betriebserneuerungen zu ſchaffen, damit kein 
Stillſtand und damit ein Rückgang eintritt? Leider, und das muß 
            ein=
mal ausgeſprochen werden, haben in den letzten vier Jahren die 
            kom=
munal geleiteten Werke in einer ſehr großen Reihe deutſcher Städte 
nicht die Rücklagen gemacht, die ein privatwirtſchaftlih geleitetes Werk 
unbedingt vorgenommen hätte. Die Folgen zeigen ſich jetzt. Der 
            abſo=
lut ungenügend ausgeſtattete Erneuerungsfonds reicht nicht mehr aus. 
Erneuerungen und Neuanlagen müſſen mit neu aufgenommenem Gelde 
gedeckt werden; die Tarife müſſen noch über das ſonſt notwendige Maß 
H. Eberſtadt, 30. Dez. Oeffentliche Verſammlung. Auf 
Einladung der hieſigen Ortsgruppe der Deutſchen demokratiſchen Partei 
ſprach geſtern abend im Saale. Zum Darmſtädter Hof” (Laue) Herr 
Reichstagsabegeordneter Pfarrer Korell in einer öffentlichen 
            Ver=
ſammlung über das Thema: „Unſere politiſche Lage im Reich und am 
Rhein”. Nach Begrüßung durch den Vorſitzenden der Ortsgruppe, 
            Ge=
meinderat Heißt, verbreitete ſich der Vortragende in klarer, 
            unpole=
miſcher Weiſe über die Entwicklung der geſamten deutſchen Politik nach 
dem Kriege, die er als eine zwangsläufige bezeichnete, weil ſie 
            einge=
engt und beherrſcht ſei von der Machtſtellung des übrigen Europa und 
des Verſailler Diktats. Kein Kanzler nach Wirth und keiner, der nach 
Marx komme, könne eine andere Politik treiben, als die der Erfüllung. 
Eine andere Frage ſei die, von dieſem Diktat loszukommen. Dies 
müſſe die beſtändige Sorge jeder Regierung bleiben. In dieſem 
            Zu=
ſammenhang müſſe der Welt immer wieder von neuem das Unglück 
            un=
ſeres Volkes als deſſen Folge vor Augen geführt und die Lüge von der 
Schuld Deutſchlands am Weltkrieg ausgerottet werden. Redner 
            be=
dauert lebhaft den Ausgang der Wahlen von 1920, die eine Stärkung 
der Linken und halben Rechten gebracht hätten, während — wie ſich in 
den letzten Jahren immer wieder von neuem gezeigt habe — eine 
Stärkung der Mitte unbedingt nötig geweſen wäre. Er verurteile die 
zahlloſen Angriffe, die dem Reichstag, beſonders in den letzten 
            Mona=
ten, zuteil gewvorden ſeien. Reichspräſident Ebert ſei ebenfalls in 
            un=
berechtigter Weiſe ſtart beſchimpft worden. Er ſei einer unſerer 
            poli=
tiſih geſchulteſten Männer, der auf ſeinem Poſten ſeine volle Pflicht 
            ge=
tan habe und größte Achtung des Volkes verdiene. Ihm und dem 
Führer der Sozialdemokratiſchen Partei, Welz, ſei es zu verdanken, daß 
eine Politik, wie ſie Liebknecht und Roſa Luxemburg heraufbeſchwören 
wellten, berhütet worden ſei. Vornehmſte Pflicht der Regierung ſei, 
den Beſtand der Republik zu ſchützen und zu erhalten, und gegen jeden 
Terrox, ob er von links od r rechts komme, anzukämpfen, da die innere 
Ruhe notwendig ſei zur Geſundung und zum Wiederaufbau unſeres 
Staatslebens. In dieſer Beziehung ſei das Vorgehen der 
            Reichsregie=
rung in Sachſen und Thüringen zu rechtfertigen, obwohl nicht zu 
            ver=
kennen ſei, daß dort Uebergriffe vorgekommen wären. Ein gleiches 
Vorgehen gegen Bayern ſei ohne weiteres berechtigt und nötig, aber 
nicht möglich geiveſen. Wohl hätten andere Mittel, dort einzugreifen, 
zur Verfügung geſtanden, doch erkenne er die Gründe der Negierung 
an, warum ſie dieſe nicht angewandt habe. Eine monarchiſche 
            Staats=
form oder eine bolſchewiſtiſche Herrſchaft in einem der Länder der 
            deut=
ſchen Republik könne nicht geduldet werden, weil ſie einfach unmöglich 
ſeien und die Einheit des Reiches gefährdeten, die zu erhalten aber das 
Ziel jeder Regierung ſein müſſe. Nedner beſprach dann, auf viele 
            Ein=
zelheiten eingehend, den verlorenen Rhein= und Nuhrkrieg mit den 
            un=
ſäglichen Leiden, den er für die rheiniſche Bevölterung brachte. Er 
ſchilderte ihn als eine Notwendigkeit und weiſt auf einen Aufſatz hin, 
den er 1920 in, der „Hilfe” veröffentlicht habe, und in welchem er die 
Cntuicklung der franzöſiſchen Rheinpolitik in vier Phaſen vorausgeſagt 
habe, von denen drei nunmehr hinter uns lägen. Wenn es gelte, die 
Leiden der Bevölterung im beſetzten Gebiet, die auf die Dauer nicht 
ertragen werden könnten, zu lindern, ſo dürfe die Frage einer 
            organi=
ſatoriſchen Umgeſtaltung der rheiniſchen Staatsgebilde unter 
            Zuſam=
menſchluß von beſetzten mit unbeſetzten Gebietsteilen wohl erörtert 
werden. Daß dies nur im engſten Anſchluß an das übrige Deutſchland 
und unter Ausſchaltung jeden franzöſiſchen Einfluſſes zu geſchehen 
hätte, ſei ſelbſtverſtändlich und bedürfe keiner Diskuſſion. In dieſem 
Zuſammenhang wies Redner auch die füngſten Angriffe des 
            Abgeord=
neten Kindt gegen die heſſiſche Aegierung zurück. Den 
            Währungsver=
fall unſerer Mark beleuchtete Redner als eine Folge des Ruhrkrieges. 
deſſen Ausgaben täglich ins groteske gelaufen ſeien. Auf die Frage, 
warum man nicht ſchon früher die Mark ſtabiliſiert habe, könne er nur 
antworten, daß es einmal an der nötigen Initiative gefehlt habe, 
            an=
dererſeits 1 e3 auch erſt nach Beendigung des Nuhrkrieges möglich 
            ge=
weſen ſei. Daß eine weitere günſtige Entwicklung der Verhältniſſe nur
 angeſpannt werden. Heute können die wirtſchaftlichen 
            Unternehmun=
gen der Stadte kein Objekt für die Kreditfähigkeit der Städte mit ihrem 
übergroßen Verwaltungsapparat mehr bilden, ſehp bald wird die Zeit 
kommen, wo die Städte durch die für die wirtſchaftlichen Werke 
            notwen=
digen Mittel in einer unerträglichen Weiſe belaſtet werden. 
Kurz zuſammengefaßt möchte ich die Gründe, die heute ernſt 
            mah=
nend für eine Verſelbſjändigung der Werke ſprechen, zuſammenfaſſen 
in der leichteren Beweglichkeit der Verwaltung und 
Betriebsleitung, in dem Nachteil des jetzigen Zuſtandes, 
beſtehend in der Bindung der Werke an die ſtaatliche 
            Be=
ſoldungsordnung, in der Freimachung von 
            Einflüſ=
ſen, die mit der Wirtſchaftlichkeit der Verke nichts 
zutun haben, in einer nur von wirtſchaftlichen 
            Geſichts=
punkten geleiteten Tarifpolitik, in der 
            Notwendig=
keit neue Wege zu ſuchen, um den geſteigerten 
            Kapi=
talsanforderungen gerecht werden zu können.” 
Heucke nimmt folgende Gruppeneinteilung vor: 
Als 1. Gruppe diejenige, die trotz Aenderung der äußeren Form 
den eigentlichen Kommunglcmrakter bewahrt ſehen will. Dieſe teilt ſich 
wieder in zwei Untergruppen, einmal in die Form, die die 
            Privatwirt=
ſchaft ngchahmt und die Geſchäftsführung äußerlich dementſprechend 
            ge=
ſtaltet, ohne an dem reinen kommunalen Beſitzſtand der Werke etwas zu 
ändern, alſo in eine Anſtalt öffentlichen Rech.s. Sie ſucht die Beſſerung des 
als izulänglich erkannten reinen Kommunalbetriebs vielfach dadurch, daß 
ſie durch Ortsſtatut dicſelben Organe ſchafft, die z. B. A.=G. haben, und 
dieſen Organen, vornehmlich dem Vorſtand und Aufſich’srat, dieſelben 
            Be=
fugniſſe zuteilt, wie das in den Geſellſchaften des HGB. üblich iſt. 
            Die=
andere Untergruppe geht weiter und ändert auch die Beſitzverhältniſſe. 
Man wandelt die ſtädtiſchen Betriebe in A=G. oder G. m. b. H. um und 
läßt den geſamten Aktien= oder Anteilbeſitz in den Händen der 
            Grün=
der, alſo in rein kommunaler Hand, doch ſo, daß die Bewirtſchaftung 
unter den Beſtimmungen des HGB., alſo privatwirtſchaftlicher 
            Auf=
machung, erfolgt. 
Unter der 2. Hauptgruppe ſind die wirtſchaftlichen Formen 
            entſtan=
den, zu denen man die Privatunternehmer hinzuzoy. Als 
1. Untergruppe iſt hier die gewöhnliche Form der gemiſchten 
            Wirt=
ſchaft, bei denen öffentliches und privates Kapital in beliebigen 
            Ver=
hältniſſen beteiligt iſt, zu nennen. Als weitere Untergruppe kommt ein 
Pachtvertrag an eine G=ſellſchaft, die ſich aus rein privatem 
            Kapi=
tal oder auch aus gemiſchtem Kapital zuſammenſetzt, in Frage. 
Als 3. Gruppe iſt die Zwillingsgeſellſchaft zu nennen, 
die von Oberbaurat Heck entworfen und zum erſten Nale bei der 
Gründung der Deutſchen Gasgeſellſchaft in Berlin und der 
            Gasbetriebs=
geſellſchaft A.=G. ebenda eingeführt wurde. B.i den meiſten Städten 
iſt eine völlige Klärung, welcher von den genannten Formen ſie den 
Vorzug geben wollen, noch nicht eingetreten. Daß eine 
            weſent=
lich freiere Geſtaltung der Betriebe notwendig iſt, 
wird überall anerkannt; aber bei der Turchführung kommt es leider 
zu Kompromiſſen, die, wie alle ſolche den Stempel der Halbheit an ſich 
tragen und daher ſelbſtverſtändlich nicht das bringen können, was man 
eigentlich von ihnen erwartet. 
Wir Leiter glauben nämlich, inferſter Linie zu wiſſen, woran unſere 
Werke kranken. Das größte Bedenken bei der 1. Grupe ſieht H. darin, 
daß je nach einer Zufallsmehrheit im Stadtparlament ſehr leicht die 
beſten Beſchlüſſe wieder rückläufig geſtaltet werden können, bevor der 
Erfolg des einmal eingeſchlagenen Weges voll in Erſcheinung getreten 
iſt. Es erſcheint auch fraglich, auf die Dauer aus den Kreiſen eines 
Parlaments die notwendige Reihe tüchtiger Männer mit genügenden 
geſchäftlichen Erfahrungen und Kenntniſſen zu gewinnen, die 
            ehrenamt=
lich im Aufſichtsrat mitarbeiten, und denen es auf die Dauer gelingt, 
alle anderen Einflüſſe von ſich abzuwehren und ihre Entſcheidungen rein 
objektiv und ausſchließlich zum Wohle der Werke zu treffen. Bei der 
2. Gruppe, die unter Hinzuziehung von Privatunternehmern arbeitet, 
fallen eine Reihe der geäußerten Bedenken fort. Die Stetigkeit iſt weit 
ſicherer gegeben, und damit auch die Zeit, die notwendig iſt, um die 
            Er=
folge des eingeſchlagenen Weges erkennen zu können. 
Bei dem Zwillingsſyſtem von Heck wird die Betriebsführung von 
vornherein abgetrennt und für ſie neben einer zwiſchen der Stadt und 
Privatunternehmern gegründeten Kapitalgeſellſchaft, der 
            Beſitzgeſell=
ſchaft, eine zweite beſondere Geſellſchaft, die Betriebsgeſellſchaft, 
            ge=
gründet. In letzterer wird dem Privatkapital eine überwiegende B= eingeräumt, dafür erhält die Stadt in der Kapitalgefellſchaft, 
die Trägerin des Beſitzcs und der Konzeſſionen bleiot, die Majorität. 
Beide Geſellſchaften kann man zueckmäßig durch Perſonalunion möglihſt 
eng und innig miteinander verbinden, beide Geſellſchaften bleiben über 
ihre Handlungen aufs eingehendſte voneinander unterrichtet. In 
            die=
ſem Syſtem können alſo alle öffentlichen Intereſſen genügend und aufs 
nachdrücklichſte gewahrt werden (die einzelnen Einflußgebiete ſind in 
den Gründungsverträgen beſonders feſtzulegen). Die 
            Zwillingsgefell=
ſchaft hat ihre außerordentlich großen Vorteile und wird vor allem für 
Großſtädte in Frage kommen. Ob ſie bei kleinen und mittleren Städten 
ohne wveiteres anwendbar iſt oder nicht doch etwas zu kompliziert erſcheint, 
will H. dahingeſtellt ſein laſſen. Beim Blick in die Zukunft kann nur 
der Kredit helfen, den die Werke durch ihre Leiſtungen ſich 
            ver=
ſchaffen, denn das beſte Unterpfand wird ein gut geleitetes, 
            wirtſchaft=
lich ausgegli henes und allen politiſchen Störungen entzogenes 
            Ge=
ſchäft ſein.. Nicht Feſtkleben an früher Geweſenem, was ſich als falſch 
und durch die Verhältniſſe überholt herausgeſtellt hat, ſondern dem 
freiheitlichen Aufbau zuſtreben, durch den alte Mängel beſeitigt und das 
Maximum der Leiſtung erreicht werden, iſt das Gebot der Stunde.
 durch Erhöhung der Reichseinnahmen und Reduzierung der 
            Reichsaus=
gaben möglich ſei, bedürfe keiner Frage, und jeder Deutſche dürfe ſich 
den dahingehenden Erforderniſſen im wohlverſtandenen nationalen 
            In=
tereſſe nicht widerſetzen. Nedner beſprach dann die bisherige 
            Steuer=
politik und ihre Mängel und den Beamtenabbau, den er unter 
            gewiſ=
ſenhaſter Prüfung der ſozialen Verhältniſſe der Betroffenen 
            durchge=
führt wiſſen wolle. — In der Diskuſſion wurde der Redner 
            aufgefor=
dert, noch zu der Erwerbsloſenfrage und =Fürſorge, ſowie über die 
            Ein=
fügung des Frankfurt—Mannheimer Gebietsſtreifens in die 
            Weſtlohn=
klaſſe und die Arbeitszeitverlängerung Stellung zu nehmen und 
            Aus=
kunft darüber zu geben, wem der bei Verlängerung der „Arbeitszeit 
entſtehende Gewinn zugute kommen ſoll. Redner ging auf dieſe Gebiete 
näher ein, ſo beſonders auf das Erwerbsloſenproblem, das das größte 
Unglück für unſer Volk ſei, und beſpricht die Möglichkeiten, die 
            Er=
werbsloſigkeit zu beheben. Er hält eine Verlängerung der Arbeitszeit 
zur Geſundung unſerer Wirtſchaft für unumgänglich notwendig, 
            be=
tont dabei aber, daß zwiſchen ſchwerer und leichter Arbeit, 
            Dienſtbe=
reitſchaft u. dergl. unterſchieden und andere Momente, ſo die Anreiſe 
zur Arbeit berückſichtigt werden müßten. Die Rechte des arbeitenden 
Volkes dürften dadurch nicht beeinträchtigt werden, um die Arbeits=
 Eadet deit e elſtaune gulle Gelhe eiteie 
Der Gewinn, welcher ſich aus einer Arbeitszeitverlängerung erzielen 
laſſe, müſſe dem geſamten Volke zugute kommen und nicht etwa einer 
Jutereſſentengruppe. Die Regierung habe die Mittel, letzteres zu 
            ver=
hüten und werde alles tun, das Los der arbeitenden Schichten unſeres 
Volkes zu erleichtern. Auf die Frage, ob Nedner durch eine ſtaatliche 
Umerganiſation des rheiniſchen Gebietes tatſächlich eine Beſſerung der 
Lage der Bebölkerung im beſetzten Gebiet erhoffe, antwortete der 
            Red=
ner, daß er um die Frage beantworten zu können, das innere Weſen 
eines Poincaré erſt bis auf den Grund erforſchen müſſe. 
8 Eberſtadt. 31. Dez. Eine häßliche Szene ſpielte ſich dieſer 
Tage, gelegentlich einer Beerdigung auf dem hieſigen Friedhofe ab. 
Am Grabe ihrer Mutter gerieten zwei Brüder, von denen der eine von 
ausnärts herbeigeeilt war, angeblich in der Frage der Begräbnisſtätte 
(ob Erbbegräbnis oder nicht) miteinander in derart ernſthafte 
            Mei=
nungsrerſchiedenheiten, daß es beinahe zu Tätlichkeiten gekommen wäre. 
— Die Bürgermeiſterei hat zur Veröffentlichung ihrer 
            Bekanntmachun=
gen an mehreren Stellen des Ortes Plakattafeln anbringen 
            laſ=
ſen. Im ganzen ſind 6 Aushängekaſten angebracht worden, darunter 
einer in der Villenkolonie. 
Griesheim, 31. Dez. Steuerliches. Der Gemeinderat hat 
beſchloſſen, vorläufig 1½. Prozent auf 100 Mark Steuerwert für 
            Be=
triebs= und Anlagekapital zu erheben, ferner 40 Prozent für land= und 
forſtwirtſchaftliche Grundſtücke und 4 Prozent auf Gebäulichkeiten. 
Bei der Kommunalen Landesbank ſoll eine Anleihe in Höhe von 
20 000 Mark aufgenommen werden. 
+ Alsbach a. d. B., 31. Dez. Der Gemeinderat hat 
            be=
ſchloſſen, ſämtliche Einnahmen der Gemeinde ab 1. Januar 1924 nach 
Goldwährung zu bereclnen. — Mit der Aufſtellung von Ortsſatzungen 
für das Ortsbürgerrecht wurde die Finanzkommiſſion beauftragt. 
+ Bensheim, 31. Dez. Der Kreislehrerverein wendet ſich 
der Frage der Perſonalabbauverordnung mit einem Aufruf an die 
Oeffentlia keit, in dem es am Schluß heißt: „Schulabbau bedeutet 
            kul=
tureller Rückſcritt. Wer noch an eine Zukunft unſeres Volkes glaubt,
 Die Welibahnen in der Luft. 
Die Luftſchiffahrt hat aufgehört, ein ausſchließlich militäriſches 
Hilfsmittel zu ſein. Sie beginnt im wirtſchaftlichen Leben der Völker 
eine ausgedehnte Rolle zu ſpielen. Die Zeit iſt vorbei, wo man aus 
reiner Neugierde und um neue Eindrücke zu bekommeg, eine Reiſ im 
Luftfahrzeug oder im Lenkballon unternahm. Man bedient ſich täglich 
der Luftapparate, um ſich an weit entfernte Plätze zu begeben und 
            un=
geduldige Geſchäftsleute, denen die Eiſenbahn zu langſam fährt, 
            be=
dienen ſich des Luftfahrzeugs, denn eine Flugmaſchine fährt zweimal 
raſcher als ein Schnellzug. Außerdem brinat die Bahn nicht überall hin, 
das Luftfahrzeug überfliegt Meerengen und Ozeane. 
In den noch jungfräulichen Gegenden, wo man nicht die Muße 
            ge=
funden hat, umfaſſende Eiſenbahnnetze herzuſtellen und wo dieſe Netze 
mangels genügender Vevölkerung und hinreichenden Verkehrs ſich nicht 
bezahlt machen würden, hat eine ganz andere Verkehrsart den Vorrang. 
Beſonders ſeit dem verfloſſenen Kriege, im Laufe der letzten 4 Jahre 
hat ſich dieſe Benützungsweiſe entwickelt. Betrachten wir die Weltkarte 
und verſuchen danach die verſchiedenen jetzt ſchon ins Leben gerufenen 
Luſtſchiffahrtsdienſte aufzuzählen. Europa iſt ganz naturgemäß das 
Feſtland, wo der Luftverkehr — mit Perſonen und Gütern — die größte 
Ausdehnung gewonnen hat. Aber auch Amerika und Nordafrika, 
Auſtralien und Aſien haben einige Fortſchritte zu verzeichnen. Gewiß 
haben die Luftdienſtfahrten nicht überall die gleiche Häufigkeit und 
Regelmäßigkeit, denn man muß den Bedürfniſſen Rechnung tragen und 
dieſe hängen mehr oder weniger von der Bevölkerungsdichte ab. Wenn 
man Curopa nimmt, ſo tritt der Wettbewerb unter den Geſellſchaften 
nur ſehr ſelten in Erſcheinung. Es iſt hinreichend Platz, daß alle 
            Ini=
tiativen ſich keinen Zwang anzulegen brauchen, ohne ſich gegenſeitig 
ihre Kreife zu ſtören. Das Beſtreben geht beſonders dahin, lange 
            in=
ternationale Linien zu ſchaffen. 3. B. gibt es eine Linie Verlin—
            Mos=
kau mit 1800 Klm. und eine ſolche Paris-Konſtantinopel über Prag 
Wien, Budapeſt und Bukareſt mit 2500 Klm. England ſeinerſeits iſt 
von London mit Prag über Köln verbunden: Frankreich hat ſich nicht 
darauf beſchränkt, Luftfahrdienſte zwiſchen Paris und gewiſſen 
            aus=
ländiſchen Hauptſtädten einzurichten, es hat auch Luftverbindungen mit 
ſeinen nordafrikaniſchen Beſitzungen hergeſtellt. In dieſer Hinſicht iſt 
die Linie Toulouſe—Caſablanca, die die Pyrenäen, Spanien, die 
Meerengen von Gibraltar überquert, hervorzuheben. Ihr Poſtverkehr 
ſtieg von 39 000 Briefen in 1919 auf 1 407 000 ſolcher in 1922. Zurzeit 
plaut man eine Linie Marſeille—Algier, eine audere Antibes—Tunis 
und die Verlängerung der Linie Tonlouſe—Caſablanca gegen Dakar 
und Kayes mit Abziveigung nach den kanariſchen Inſeln. Deutſchland 
hat mehr oder weniger Rußland als ſeinen Beſitz in dieſer Hinſicht 
            an=
geſehen. In gleicher Weiſe behandelt es Dänemark, in der Erwartung, 
daß dieſes ſich Schwedens bediene. Polen und Eſthland haben jedes 2 
Linien, Holland hat ebenſo 2, wie Belgien, die eine nach London, die 
andere nach Paris. Spanien hat eine Linie Sevilla-Larache (Afrika) 
eingerichſtet, Italien projektiert Brindiſi—Alexandria. In Aſien iſt nur 
die Linie Korat—Uboe—Siam im Betrieb. 
Die Vereinigten Staaten haben Luftfahrtdienſte über ungefähr 4700 
Klm. Land eingerichtet. Argentinien beſitzt eine Linie von Buenos= 
Aires nach der Hauptſtadt von Uruguay. Braſilien will Rio mit Porto 
Allegre verbinden und Columbia hat ſchon einen Verkehr zwiſchen 
Baranquilla und Carthagena, Santa Marta und Girardot eingerichtet. 
Canada will einen Luftverkehr mit dem oft ſchwer zugänglichen 
            Felſen=
gebirge, d. h. den dort gelenenen Lagern einrickten. Auſtralien zählt 
2 Dienſte: Den einen in Queensland, den anderen in ſeinem 
            weſt=
lichen Teil, mit einer Flugſtrecke von zuſammen 2500 Klm., 4 andere 
ſind in Ausſicht genommen: Sydney—Adelaide, Sydney—Brisbane, 
Melbourne—Haye und Sydneh—Charleville. Endlich werden noch 2 
große Projekte ſtudiert: Das eine ſoll Holland mit Oſtindien über 
Konſtantinopel, Karatchi, Allahabad, Kalkutta, Rangoon mit dem 
            End=
punkt Batavia verbinden, das andere Sevilla mit Buenos=Aires. In 
kaum viel Jahren wird man wahrſcheinlich in wenigen Tagen nach 
            In=
dien und Südamerika fliegen.
 kan; hierzu ſeine Hand nicht reichen. Wir braucken in der Schule 
            ſo=
wvohlk da3 erfahrene Geſdick der Aelteren als auch die friſchen Kräfte der 
Jugend. Was die Schule verliert, geht dem Kinde verloren, iſt ein 
Verluſt fürs Volk. Die Schule ſchafft Schätze für weite Sichſt. Die 
            Leh=
rerſchaft als Mittäterin kulturellen Lebens erhebt warnend ihre Hand!”
 Erbach i. O., 31. Dez. Man ſchreibt uns: Die 
            Sophien=
höhe in Gefahx. Schon iſt den Landbewerbern in der 
            Ge=
markung Erbach ein anſehnliches Gelände und herrlicher Wald 
zum Opfer gebracht worden; da ſtellen ſie jetzt bei dem Herrn 
Landamtmann den Antrag, ihnen auch noch den ſchönen 
Buchenwald auf der Sophienhöhe, dem bekannten 
Ausſichts= und Ausflugspunkt, weſtlich hoch über der Stadt 
            ge=
legen, von deſſen Tempel mit ſeinen weißen Säulen man einen 
herrlichen Umblick in die Lande hat, als Rodland zur Verſügung 
zu ſtellen. Noch liegen unmittelbar daneben, „am 
            Chauſſeé=
kopf”, Teile des Geländes ungerodet, das man, nach Beſeitigung 
eines herrlichen Buchenbeſtandes ſchon vor Jahren hierfür 
            frei=
gegeben hatte. So ſehr es zu begrüßen iſt, daß den kleinen 
Leuten mit der Abgabe von Land geholfen wird, ſo kann die 
Sache doch nicht auf eine uferloſe Zerſtörung und Schädigung 
der Gegend hinauslaufen, zumal unſere Wälder ſchon ſchwer 
durch den Krieg und ſeine Folgen gelitten haben. Hoffentlich 
gelingt es, den ſelten ſchönen Punkt, der auch den Darmſtädter 
Odenwaldklubgenoſſen lieb und wert iſt, der Allgemeinheit zu 
erhalten. 
k. Klein=Linden, 30. Dez. Der auf dem Bahnhof Gießen getötete 
Reſervelokomotioführer Nudolf Theiß wurde unter ſehr zahlreicher 
Beteiligung beerdigt, ſo daß unſer Dorf noch nie einen ſo großen 
Leichenzug geſehen hat. Viele Kränze wurden von Berufsvereinen 
niedergelegt. 
e. Schotten, 31. Dez. Der Schneeſchuhſport blüht ſeit 
            Weih=
nachten auf den umliegenden Höhen, beſonders an den Abhängen des 
Hoherodskopfs. Aus allen Gegenden, ſelbſt aus Darmſtadt und 
            Frank=
furt treffen dauernd neue Scharen von Skiläufern ein, ſo daß die beiden 
Klubhäufer fortgeſetzt ſtark beſetzt ſind. 
i. Großen=Buſeck, 31. Dez. Unſer Altbürgermeiſter Schwalb 
wurde unter ſehr ſtarker Beteiligung zu Grabe getragen.
 * Winterfütterung der beſte Vogelſchutz. 
Die hohe, ja entſcheidende Bedeutung einer richtigen Winterfütterung 
für Erhaltung und Vermehrung unſerer Vogelwelt hebt der b.kannie 
Vorkampfer des Vogelſchutzes Dr. Hans Frhr, von Berlipſch in ſeinem 
ſoeben in 10. Auflage bei J. Neumann in Neudamm erſchi nenen 
            hrund=
legenden 98rr „Der geſamte Vogelſchutz” hervor. Neben der Schaffung 
von Niſtgelegenheiten und der Ueverwachung der Vogelf inde iſt die 
Winterfutterung die wichtigſte, zugleich aber auch die ſchwierigſte 
            Auf=
gabe des Vogelſchutzes. Fur Vogelarten, die man nichr an b ſtimmte 
Deitlichkeiten gewohnen will, iſt die Fütterung unbedingr nor g nur dann, 
wenn der Boden plötzlich durch ſtarren Schneefall, beſond us aber durch 
Nauhreif und Glatteis, verdeat iſt und alle Ritzen und Fugen der 
            Baum=
rinde, die Hauptvorratskamm un der Schützlinge, verſperrt ſind. Wie 
furandar dann der 2oo unter unſeren gefi derten Freunden hauſt, dafur 
bot Berlepich der Neujahrstag 1901 einen überzeugenden Veleg. Das 
Wetter war milde geweſen, bis es in der Silveſt rnacht plötzlich 
            um=
ſchlug und am Neufahrsmorgen alles mit einer ſtarken Glatteisſchicht 
überzogen war. „Mir war die G=fahr ſofort klar”, bericht.t der 
            Ver=
faſſer, „und ich benutzte den Morgen zu eingehenden Beobachtungen. In 
der Gegend der Futterſtelle war alles geſund; im übrigen bemerkte ich 
aber ſchon gegen 10 Uhr allenthalben aufgepuſtet: Vögel, hauptſächlich die 
verſchiedenen Meiſenarten, Kleiber, Goldhähnchen und Baumläufer, und 
bis Mittag hatte ich acht derſelben tot aufgefunden. Die Magen aller 
dieſer Vögel erwieſen ſich als völlig leer. Die gefundenen Vögel waren 
natürlich nur ein geringer Bruchteil dir im ganzen Umgekommenen. Die 
reiche Vogelwelt Kaſſels war danach ſtark verringert, und erſt nach der 
nächſten Brutperiode ſchien mir der Verluſt einigermaßen wieder 
            ausge=
glichen. Gleiche Beobachtungen wurden damals in den verſchiedenſten 
Teilen D.utſchlands, beſonders in Schleſien, gemacht‟. Die Meiſen= und 
Spechtarten, überhaupt die regelmäßigen Gäſte der Futterſtellen, wür den 
zweifellos ſehr viel zahlreicher ſein, wenn nicht im Winter ſo viele 
verhungerten, und deshalb iſt die Winterfütterung für dieſe ſo nützlichen 
und nötigen Vögel unbedingt notwendig. Erfolgt die Fütterung aber 
nicht in ſachgemäßer Weiſe, ſo iſr ſie ſchlimmer, als wenn garnichts 
            ge=
ſchieht, denn die falſche Fütterung bringt geradezu die Vernichtung 
            zahl=
reicher Vögel mit ſich; ſchlechte Futterapparate ſind Mordwerkzeuge, vor 
denen nicht genug gelalnt werden kann. Das wichtigſte Erfordernis iſt 
Wererſicherheit, d. h. die Futterſtelle muß auch bei ſchroffem 
            Wilterungs=
wechſel unbebingt und in beſter Beſchaffenheit zugänglich bleiben, und 
dies wird einzig und allein dadurch erreicht, daß der oberſte Raud der 
Futterſtelle auf gl icher Höhe liegt mit dem unterſten Nand der dieſe 
Futterſtelle ſchützenden Bedachung. Es gibt zahlreich= Futterapparate, die 
allen Anforderungen genügen, ſo z. B. das „heſſiſche Futterhaus”, die 
„Futterglocke”, ſchließlich auch der „Futterbaum”, die Nachbildung eines 
natürlichen Nadelbaumes, der mit einer ge ianeten Futtermiſchung 
            be=
goſſen wird. Die Vögel v rweilen bei gutem Wetter bei dem künſtlichen 
Fulter nicht länger als bei dem natürlichen in Bäumen und Zwveigen, 
durch dieſen kurzen Beſuch, der täglich nur zweimal, früh und 
            nachmit=
tags, ſtattfindet, darf man ſich aber nicht abhalten laſſen, denn in 
            kriti=
ſchen Zeiten iſt die künſtliche Fütterung die einzige Nettung. Um gute 
Erfolge zu haben, muß man die Vögel bereits im Oktober an die Futterz 
ſtelle anlocken
2
Zenitsst
 Reich und Ausland. 
Aus der Reichshauptſtadt. 
Unter der Anklage des verſuchten Mordes, der 
            Frei=
heitsberaubung und des unerlaubten Waffenbeſitzes 
hatte ſich der Kaſſenbote Wilhelm Schmidt von der Städtiſchen 
            Gas=
inſpektion in Lichtenberg vor dem Sondergericht III zu verantworten. 
Die unter Anklage ſtehende Tat richtete ſich gegen den Stadtbaumeiſter 
Galleg. Beim Betreten des Amtszimmers des Stadtbaumeiſters war 
gerade der Werkmeiſter Wergin bei dieſem. Schmidt bat ſeinen 
            Vor=
geſetzten um eine Unterredung unter vier Augen. Darauf überfiel S. 
den Stadtbaumeiſter, zog aber im Laufe des Kampfes den Kürzeren. 
Der als Zeuge vernemmene Stadtbaumeiſter Galley bekundete, daß 
er Mitte September zur Gasinſpcktion Lichtenberg verſetzt worden ſei; 
er habe ſofort die Anſicht gewonnen, daß dort die Verhältniſſe höchſt 
            un=
befriedigende waren. Mik den 130 Einkaſſierern ſei viel zu viel Perſonal 
beſchäftigt geweſen. Sein Beſtreben ſei es geweſen, die Leute zur 
            Pflicht=
erfühung zu veranlaſſen. Beiſpiclswciſe wurde zu jener Zeit auf die 
Abrechnung anderthalb Stunden verbraucht, die ſich jetzt in ſechs 
            Minu=
ten abwickele. Staatsanwaltſchaftsrat Steiner vertrat die Anſicht, daß 
der Angeklagte mit voller Ueberzeugung gehandelt habe und beantragte 
eine Geſamtſtrafe von 3 Jahren 6 Aeonaten Zuchthaus. Nechtsanwalt 
Dr. Ludwig Schröder hielt nur eine Bedrohung für vorliegend. Nach 
längerer Beratung kam das Gericht zu einer Ver cinung der 
            Ueber=
legung, ſprach den Angeklagten aber ſchuldig des verſuchten Totſchlags 
unter Verncinung mildernder Umſtände. Das Vorgehen des 
            Angeklag=
ten gegen einen Vorgeſetzten, der einwandfrei ſein Amt verwaltet und 
nur auf Pflichterfüllung geſehen habe, verdiene ſchwerſte Strafe. Das 
Urteil lautete auf 2 Jahr= 6 Monate Zuchthaus wegen verſuchten 
            Tot=
ſchlags und Freiheitsberaubung, ſowie auf eine Woche Zuchthaus wegen 
unbefugten Waffentragens. Die eine Woche wurde auf die Unterſuchung 
in Anrechnung gebracht. Außerdem wurden dem Angeklagten die 
            bür=
gerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre aberkannt. 
Die Verhaftung einer Falſchmünzerbande über 
die aus Görlitz berichtet wurde, b ſchäftigt auch die hieſige 
            Kriminal=
polizei. Durch des Geſtändnis der Verhafteten und die weiteren 
            Er=
mittelungen iſt feſtgeſtellt, daß die Bande das Weihnachtsfeſt benutzt hat, 
um ihre falſchen Dollarſchatzanweiſungen zu 21 Mark in größerer Menge 
in Berlin abzuſetzen. Die Fälſcher trafen am 17. Dezember in Berlin 
ein, wohnten in verſchiedenen Hotels, beſuchten viele Geſchäfte, in denen 
ſie einkauften und mit Falſchgeld bezahlten, und reiſten am 23. 
            Dezem=
ber wieder ab. Auch auf hieſigen Banken wurden eine Anzahl dieſer 
Fälſchungen bereits angehalten; ſie ſind ohne Zweifel in beträchtlicher 
Menge in den Verkehr gekommen. 
Das gefährliche Püppchen. Das vierjährige Söhnchen 
des Arbeiters Max Menſchler ſpielte in Abweſenheit mit einer 
Zelluloidpuppe und kam dabei dem brennenden Ofen ſo nahe, 
daß die Puppe Feuer fing. Das erſchrockene Kind warf die Puppe in 
ſein Bettchen, das gleichfalls in Brand geriet. 
In der Nähe des Hochbahnbahnhof.s „Gleisdreieck” brach in einer 
Baubude Feuer aus. Infolgedeſſen wurde der Verkehr zwiſchen 
            Pots=
damer Platz und Gleisdreieck auf längere Zeit unterbrochen. Der Brand 
iſt vermutlich durch glühende, aus dem Ofen gefallene Kohlenſtücke 
            her=
vorgerufen worden. Die Bude ſtand in kurzer Zeit völlig in Flammen. 
Es kam noch hinzu, daß es infolge der eingefrorenen Hydranten an 
Waſſer fehlte, um das Feuer ſchnell löſchen zu können. Die hohen 
Flammen beſchädigten die Stromzuführungskabel, die die Strecke ſpeiſten, 
ſo daß der Strom unterbrochen war und der Verkehr eingeſtellt werden 
mußte.
GESCHAFTSBUCHER
 Gſenbskzuiglück. 
Im Bahnhof Burghaun (bei Fulda) fuhr am Samstag abend 
gegen 10 Uhr der D=Zug 282 (Holland—Münſter—Frankfurt) auf einen 
im Ueberholungsgleis haltenden Güterzug auf, wodurch der 
            Schluß=
bremſer des Güterzuges getötet, vier Reiſende des D=Zuges ſchwer 
            ver=
letzt und der Lokomotivſührer des D=Zuges ſchwer verletzt wurden. Als 
Urſache des Unglücks wird Ueberfahren des Einfahrtsſignals 
            angenom=
men. Eine Unterſuchung iſt im Gange. 
Neue Tricks der Falſchmünzer. 
Die Feſtigung der Mark hat die Banknotenfälſcher wieder aufleben 
laſſen. Ihr lichtſcheucs Gewerbe lag lange Zeit ſtill, weil bis vor 
            kur=
zem die Falſchſ heine ſo ſchnell entwerteten, daß der endgültige Erlös die 
Geſchäftsunkoſten kaum deckte. Die Fälſcher machen es ſich jetzt zunutze, 
daß man bei einigen der zu Beginn der Markſtabiliſierung 
            ausge=
gebenen Geldſcheinen ihren Nennwert nur in Zahlen und nicht auch in 
Buchſtaben aufgedruckt hat. Bei den auf 0,42 Goldmark oder 1 Zehntel 
Dollar lautenden Reichsſchatzanweiſungen entfernen ſie die erſten Ziffern 
und ändern ſie in Stücke von 42 Goldmark bziv. 10 Dollars um. Ebenſo 
wird es bei den auf 0,42 Goldmark lautenden preußiſchen wertbeſtändigen 
Geldſcheinen gemacht. Dieſe Fälſchung iſt ſo beliebt geworden, daß dem 
Berliner Polizeipräſidium faſt täglich mehrere Perſonen 
            eingelie=
fert werden, die ſolche Stücke in Zahlung gegeben haben. Da zu ihr 
keine beſonderen Kenntniſſe gehören, iſt der Perſonenkreis in dem die 
Fälſcher zu ſuchen ſind, nahezu unbegrenzt. Für die Polizei iſt es ſehr 
ſchwer, dieſe Falſchſcheinquellen aufzufinden. Das Publikum, beſonders 
die Geſchäſtswelt, wird deshalb gut tun, ſich zu merken, daß es auf 
42 Goldmark bzw. 10 Dollar lautende Stücke, die das gleiche Format und 
dasſelbe Ausſehen hätten wie die Geldſcheine zu 0,42 Goldmark, nicht 
gibt. 
Das dreimal verkaufte Hans. 
Das Grundſtück Schützenſtraße 48 in Berlin gehört einem 
            Kauf=
mann Calmſohn in Hamburg. Vor einigen Wochen erſchien nun bei 
einigen Grundſrücksmaklern ein Mann, der einen gut bürgerlichen 
            Ein=
druck machte und ſich als Sohn des Hauseigentümers vorſtellte. Er zeigte 
auch einen entſprechenden Ausweis und legte Papiere vor, nach denen er 
von ſeinem Varer bevollmächtigt und beauftragt war, das Hausgrundſtück 
zu verkaufen. Ein Makler nach dem anderen bemühte ſich um Käufe= 
und fand ſie auch. Die Bewerber wurden jedesmal nach einem Hotel 
in der Nähe des Potsdamer und Anhalter Bahnhofes beſtellt, in dem 
der angebliche Calmſohn wohnte. Weil der Preis nicht hoch war, iſt 
man bald handelseinig geworden, ging zum Notar und ſchloß den 
            Kauf=
vertrag ab. Erſt als Herr Calmſohn in Hamburg zur Auflaſſung 
            ge=
laden wurde, erfuhren die Käufer, daß er weder einen Sohn hat, noch 
ſonſt jemanden mit dem Verkauf beauftragt hat, weil er das Grundſtück 
gar nicht veräußern will. Der Schwindler hatte durch drei verſchiedene 
Makler bei drei verſchiedenen Notaren das Haus, von dem ihm kein 
Stein gehört, verkauft, und einmal den ganzen Kaufpreis in Dollars 
und zweimal eine höhere Anzahlung erhalten. Alle ſeine Schriftſtücke 
waren gefälſcht. Seine Wohnung hatte er jedesmal in ein anderes Hotel 
verlegt. 
Der Verluſt der Dixmuide. 
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Das Marineminiſterium veröffentlicht 
eine Mitteilung, in der erklärt wird, der Verluſt des lenkharen 
            Luft=
ſchiffes „Dixmuide” müſſe nunmehr als ſicher angenommen werden. Unter 
dem Vorſitz des Vizeadmirals Filou ſei eine Unterſuchungskommiſſion 
gebildet worden, um über die Urſachen des Unterganges des Luftſchiff.s 
Erhebungen anzuſtellen. Irgendwelche weiteren Nachrichten über die 
Mannſchaft des Luftſchiffes ſind nicht eingegangen. Die Nachforſchungen 
ſind durch das andauernde Unwetter ſehr erſchwert. 
 Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in volſem Amfange 
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurückge andt. die Ablebnung nicht begründet werden. 
Straßen=Namen. 
In der Sitzung der Stadtverordneten am 13. Dezember wurden eine 
Anzahl Straßen neu benannt, andere umbenannt. Bei dieſer 
            Ge=
legenheit ſoll die Stadtverwaltung an eine Pflicht erinnert werden, die 
ſie ſchon längſt hätte erfüllen müſſen. Erinnert wurde ſie vor Jahren 
ſchon einmal durch einen hieſigen Turnverein. Es handelt ſich um die 
Ehrung von Männern, die in der Geſchichte vor 100 Jahren Großes 
            ge=
leiſtet haben und nicht in Vergeffenheit geraten ſollen. Dieſe Männer 
ſind die Freiheitskämpfer und Jugendvorbilder: Jahn, Körner, Frieſen 
nud Arndt. Auf irgend eine Aut müßten dieſe Männer geehrt werden. 
Auch unſere großen deutſchen Tonſetzer Richard Wagner uſw. ſollen hier 
nicht unerwähnt bleiben. Es gibt in hieſiger Stadt eine Menge größerer 
Straßen und Plätze mit gleichgültigen Namen, die man durch 
            vorge=
nannte erſetzen könnte. Auch Schulen kann man nach dieſen Mänuern 
benennen; jedenfalls iſt es neben, der idealen Seite auch praktifcher, eine 
Schule nach einem führenden Geiſt zu benennen, als die hier übliche 
            Be=
zeichnung Schule 1, 2, 3 oder 4. Die Umbenennung einer Slxaßze 
            ver=
urſacht nach Anſicht von Fachleuten keine Schwierigkeiten. Die alten 
            Ge=
wann=Namen wieder aufleben zu laſſen, wird anerkannt, darf aber, wie 
auch nur „Architekturgrößen” zu ehren, nicht zur Einſeitigkeit führen. 
H. üi. 
An dieſer Stelle verweiſen wir noch ganz beſonders auf den der 
heutigen Ausgabe beiliegenden Proſpekt der Verſicheranys=Abteilung 
der Fa. M. H. Feis, Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 51. — Dixektion für 
(35 
Heſſn der Intag=Phöbus Verſicherungs= A.=G. Berlin. 
Tageskalender. 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr (Sondermiete 17‟ 
und 18‟) „Der Roſenkavalier”. — Kleines Haus, nachmittags 2½ Uhr: 
„Firlcfanz”, abends 7 Uhr (Zuſatzmicte VIl12): „Schluck und Jau”. — 
Orpheum, ſi¾ Uhr: „Venus im Grünen” — Geſangverein. 
Liederkranz, nachm. 3½ Uhr, Turnhalle: Weihnachtsfeier und 
Tanz. — Turngemeinde Beſſungen, 5 Uhr ab: Tanz. 
Hotel Schmitz: Konzert. — Hotel Darmſtädter Hof: 
Konzert. — Hotel Zur Poſt: Konzert. — Bayernperein, 
nachm. 3 Uhr, im Konkordiaſaal: Weihnachtsfeier. — Café „Fürſt 
Bismarck”: Konzert und Tanz. — Reſtaurant 
            Chauſſec=
haus: Konzert. — Volkstheater, nachm.: „Aſchenbrödel”, 
abds.: „Die Welt ohne Männer”. — Reſtaurant Sportkaffee 
(am Hallenſchwimmbad): von 11—1 und ab 4 Uhr: Konzert. 
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: 
            Kinovor=
ſtellungen. 
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve 
Verantwortl 5 für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve 
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe 
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann 
Verantwortlich für Sclußd inr: Andreas Bauer 
Verantw rilich für den nſ xatente l: Willy Kuhle 
Truck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Da mſtadt. 
Die heutige Nummer hat 14 Zeiten
 Unsere kleine Liselotte ist 
angekommen. 
Dr. A. Herbert u. Frau 
Anneliese, geb. Schreiber 
Darmstadt, 29. Dez. 1923 
Pallaswiesenstr. 14 
(57
 Lina Häusler 
Otto Diehl 
VERLOBTE 
Heidelbergeistr. 72 Weinbergstr. 46 
Neujahr 1924 
(*30728 
Statt Karten.
 Marie Pabst 
Hermann Burkard 
VERLOBTE 
Darmstadt Seligenstadt 
Nesjahr 1924
 Emmy Scriba 
Hans Laubner 
VERLOBTE 
Nieder-Ramstadt Darmstadt 
Neujahr 1924 
(227 
Lina Krug 
Georg Trumpfheller 
VERLOBTE 
Nd.-Ramstadt Darmstadt
 mit Goldmarkkolonnen, Inventurbücher, Spezialität 
amerikanische Journale und Sonderanfertigung nach 
jedem Scheina schnellstens gefertigt. 
(8783 fgi
(*40
 Marie Hartmann 
Karl Heß 
VERLOBTE 
Silvester 1923
(*30760
 Ihre Verlobung beehren 
sich anzuzeigen 
Philippine Killinger 
Fritz Kluge 
Höchst i, O., 1. Jan. 1924 
(*30629 
Stait Karten! 
ELFRIEDE LIMPER 
RUDOLF HOFMANN 
VERLOBTE 
NEUJAHR 1924 
WÜLFRATH/RHLD. DARMSTADT 
KlESSTRASSE 133
(”53
 Frieda Bär 
Heinz Eurich 
VERLOBTE 
Neujahr 1924 
Weite städterstr. 33 Bessungerstr. 125 
(258 
Die Verlobung unsrer Tochter 
— Anna mit Mister John Münich, 
Ingenieur in Buffalo (H. Vork)
            be-
ehren sich anzuzeigen 
Robert Eberle und Frau 
Therese, geb. Grösch 
Heidelbergerstraße 46, I 
Weihnachten 1923 
(*57
 Todes=Anzeige. 
Heute nacht entſchlief nach 
kurzem, ſchwerem Leiden meine 
liebe, treue Frau, un ere gute 
Schweſter und Schwägerin
 geb Meiſel 
im 30. Lebensjahre. 
Im Namen der trauernd. Hinterbllebenen: 
Philipp Klier, Poſtſchaffner 
Wilhelm Veifei 
Ludwig Emig. 
Darmſtadt, 31. Dezember 1923. 
(*7 
Karlſtr. 21. 
Die Beerdigung findet Mittwoch, 
2. Januar, nachm. 2 Uhr, auf dem 
allen Friedhof, Nieder=
            Ramſtädter=
ſtraße, ſtatt,
 Am 30. Dezember, abends 6”, Uhr, entſchlief 
ſanft unſere inniggeliebte, treuſorgende, gute Mutter 
und Großmutier 
Frau 
Auguſte v. Wachter 
geb. Hill 
im Alter von 68 Jahren. 
In großer Dankbarkeit und Llebe 
Karl von Wachter, Major a. D. 
Tone von Wachter 
Georg Albrecht von Wachter, Major a. D. 
Liſelotte von Wachter, geb. Freiin v. Gayl 
Marie von Wachter, geb. Beber 
und 5 Enkelkinder. 
Darmſtadt, den 31. Dezember 1923. 
Trauerfeier am 2. Januar 1924, 1/,4 Uhr, in der 
Friedhofskapelle, Nieder=Ramſtädterſtr. (75
 Paplerhandlung 
Oeschäftsbücher-Fabrlk LAUTZn 
Siadtreiſender OM1 Mohlaum 
halts ing. u. B76 an Weißſticken und Nähen 
geübte Kräfte geſucht. 
Weibli v 
—Probearbeit mitbringen. 
(44 
Wäſchefabrikation, Viktoriaffraße 28, II. 
Kaſſiererin
 Todes=Anzeige. 
Heute entſchlief ſanft nach 
langer, ſchwerer Krankheit meine 
innigſtgeliebte Frau, unſre gute, 
treubeſorgte Mutter, Schweſter, 
Schwägerin und Tante 
Frau
 geb. Kapp 
im 47. Lebensjahr. 
Darmſtadt, den 31. Dez. 1923. 
Die trauernden Hinterbliebenen: 
Leopold Katzmann 
und Kinder. 
Die Beerdigung findet Mittwoch, 
den 2. Januar, nach n. 2/, Uhr, 
vom Portale des iſrael. 
            Fried=
hofs aus ſtatt. (54
 Fl. Stenotypiſtin 
Stellung f. 1. 2. 24, 
evtl. ſpät. Angeb 1 
B 87 Geſchſt. (*71
 ASfene Stellen 
Männlich
 Am 25. Dezember iſt meine 
liebe, gute Tante 
Frl. Caroline Stumpf 
* nach langem, ſchweren Leiden ſanft 
entſchlafen Auf Wunſch der 
            Ver=
ſtorbenen erfolgte die Beiſetzung in 
aller Stille vor d. Bekanntmachung. 
In ſtiller Trauer 
M.rie Deumer.
 für Buchhaltung und 
Korreſp. (Maſchinen 
ſchreiber) z. ſofort 
Eintritt geſ. Ausf. 
Bewerb=Schrb. mit 
lückenloſ. Lebenslau 
u. B 12 Geſchſt. (6‟ 
Sichere Exiſtenz! 
Für dringend nötigen 
ürtikel der 
            Landwirt=
ſchaft errichten wir 
Zweign ederlaſſung 
(Alleinverkauf) rühr 
Firmen und Herren 
Behördlich 
            begut=
achtet u. empfohlen! 
lIa Referz. (UMnwas 
Hoher Verdienſt! 
Keine Lizenz! 
            Ver=
treterlager erfordert 
je nach Bezirksgröße 
Barkapital v. 300 bis 
1000 Goldmark. Off. 
unter „Bimäga” an 
Invalidendank. 
            An=
nonc Exp Augsburg. 
20 Pf. Rückp. beileg. 
Gäriner=Le rling kaur 
eintreten Nd.=
            Ram=
ſtädterſtraße 75.
 MBureaubedarf 
branchekundiger 
geſ. Angeb. m. 
            Ge=
bie Geſchäftsſt. (*19
 flott im Rechnen und 
Geldzählen, ſow. 
            ver=
traut mit ame ikan. 
Re iſtrierkaſſe, 17 bis 
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von Ihrer Bank eine IIypothek geben 
            las-
sen sollen. Das ist ja wirklich was ganz 
Solides und in bester Lage. Dem in vielen 
Millionen Fällen bewährten Kukirol 
            wider-
steht es allerdings nicht, denn „
            Hühner-
augen klein und groß, wirst durch Kukirol 
Du los”. Aber nicht nur Hühneraugen, 
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pflege” gratis und portofrei haben wollen 
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*Neujahr 1924
 Von Generalſuperintendent D. Klingemann in Koblenz. 
Mit ſorgenbeſchwertem Herzen treten wir über die Schwelle 
des neuen Jahres. Unſagbar traurig muß uns der Rückblick 
in die zu Ende gehende Zeitſpanne ſtimmen. Was wir zu 
            An=
fang des ſchwindenden Jahres zu hoffen wagten, iſt zuſchanden 
geivorden. Und es will uns dünken, als hätten die zu Grabe 
            ge=
tragenen Hoffnungen wieder ein Stück von unſeres Volkes 
            ſitt=
licher Kraſt mit ſich in den Abgrund geriſſen. Hartes haben wir 
erduldet, und es mag uns Bewohnern des deutſchen Weſtens 
verziehen werden, wenn wir manchmal nicht ohne Bitterkeit das 
Verſtändnis für unſere Not bei unſeren Brüdern im Reich 
            ver=
miſſen. Manches ſieht ſich aus geſicherter Ferne anders und 
leichter an, als es in täglicher harter Wirklichkeit empfunden 
wird. Dabei kommt doch alles darauf an, daß wir als 
            Volks=
gemeinſchaft zuſammenſtehen und einer des anderen Laſten trage. 
Was uns in allen Nöten des vergangenen Jahres beſonders 
bedrückte, war die von Tag zu Tag ſich ſteigernde Ungewißheit. 
Und auch heute liegen die kommenden Dinge im Schleier dieſer 
Ungewißheit, dunkel wie der Rückblick iſt der Ausblick in die 
neue Zeit. Ueber die Schwelle des neuen Jahres geht mit uns 
die furchtbare Not. Es mag mit dem Begriff der 
            Erwerbs=
koſigkeit mancher Mißbrauch getrieben werden, und gut gemeinte 
Hilfe iſt oft an Trägheit und Arbeitsſcheu verſchwendet worden. 
Aber Arbeits= und Erwerbsloſigkeit ſind, doch harte 
            Wirklich=
keiten, die uns vor kommender Verſchärfung der gegenwärtigen 
Not erzittern laſſen. Die wirtſchaftliche Not laſtet mit gleicher 
Schwere auf allen Schichten unſeres Volkes, die etwa 
            ausgenom=
men, die ohne Empfinden und Verantwortlichkeit 
            augenblick=
lichen Vorteil wahrzunehmen und in ſinnlich,en Genuß 
            umzu=
ſetzen verſtehen. Das Kinderelend ſpottet jeder Beſchreibung 
und verſagt ſich allen Verſuchen der Abhilfe. Faſt noch 
            furcht=
barer erſcheint die Gefahr geiſtiger Verkümmerung. Aus dem 
Brunnquell geiſtiger Regſamkeit und Tüchtigkeit hofften wir 
Kräfte der Erneuerung für unſeres Volkes Gedeihen zu ſchöpfen. 
Noch zehrt das geiſtige Leben unſeres Volkes vom alten 
            Be=
ſtande, aber was ſoll werden, wenn die alten Vorräte an 
            geiſti=
gen Errungenſchaften und Bildungskräften aufgezehrt ſind? — 
Was muß nicht alles aufgegeben werden! Unſere 
            Bildungsanſtal=
ten leiden Not, Studium und Berufswahl werden durch bittere 
Armut eingeengt. Auch unſere Kirche muß verhängnisvollen 
Abbau treiben und ein Liebeswerk nach dem anderen aufgeben. 
Was ſoll werden, wenn die Führer im geiſtigen Kampfe nicht 
mehr erzogen werden können? Und unſer Volk ſelbſt! Wie bitter 
ſchwer der Gedanke, daß es von ſeiner geiſtigen Führerſtelle 
            ab=
treten müßte! 
Freilich fehlt es nicht an Zeichen, daß wir nicht leichthin auf 
das Ningen um geiſtigen Beſitz und Vorrang, um innerliches 
Gut verzichten wollen. Wir dürfen die Opferwilligkeit rühmen, 
die namentlich auf kirchlichem Gebiet ſich geltend macht. 
            Not=
ppfer zur Erhaltung der gemeinſamen Liebeswerke, zur Rettung 
unſerer bedrängten Kirchengemeinden werden in erfreulichem 
Maße dargebracht. Es geht durch unſere Zeit erneute 
            Erkennt=
nis von der Unentbehrlichkeit der Kräfte, davon die Seele lebt. 
Es iſt neuer Hunger nach Gottes Wort, nach gottesdienſtlicher 
Gemeinſchaft erwacht. Und wir haben es nicht nur mit 
            erzwun=
genen Entbehrungen zu tun, ſondern es regt ſich der Entſchluß 
freiwilliger Rückkehr zur Einfachheit. Das iſt fürwahr ein 
            Zei=
chen der Geſundung, wenn gerade unſere gebildete Jugend dieſe 
Rückkehr zur Einfachheit ſich ſelbſt und anderen predigt. Daß 
auf dem Wege der Zucht unſer Volk zur Treue und Ehrlichkeit 
ſich zurückfände, daß unſeres Volkes Gewiſſen wieder ſcharf 
würde gegen den ſittlichen Verfall, das muß gemeinſames 
            An=
liegen aller Stände und Schichten ſein. 
Je ſchwerer die Ungewißheit aller Zuſtände uns bedrückt, 
um ſo wichtiger müſſen uns die unverrückbaren Grundlagen ſein, 
von deren Sicherung inneres und äußeres Gedeihen abhängt. 
Wenn aller verſchwommene Glaube in dieſer Zeit zuſchanden 
geworden iſt, wenn alle behaglich=vertrauliche Stellung zu Gott 
vor der furchtbaren Not der Zeit in ihrer Unkraft und 
            Unzu=
länglichkeit ſich erwieſen hat, ſo gewinnt die alte Lutherfrage 
nach dem gnädigen Gott einen neuen Sinn. Und ſie kann ihre 
Löſung nur in dem einen finden, der Weg, Wahrheit und Leben
 iſt. Nach Heilsverkündigung, nach lebenskräftigem Zeugnis von 
Chriſtus verlangt unſere Zeit, nach dem Glauben, der Wahrhei= 
und Tat iſt. 
Nur wenn wir alſo zu dem lebendigen Gott uns finden, nur 
wenn im Glauben an Chriſtus die perſönliche Stellung zu Gott 
und damit das vertiefte Vertrauen zu ſeiner waltenden Führung 
uns gewonnen wird, vermögen wir auch an unſer Volk, an 
            ſei=
nen Wert und Daſeinszweck, an ſeine Zukunft zu glauben. Zur 
Arbeit ruft die wirtſchaftliche Not, und alle Dinge um uns her 
zeugen von der Notwendigkeit vermehrter, ernſter Arbeit. 
            Sitt=
liche Kraft iſt Arbeit nur dann, wenn ſie von überzeugten P=
            r=
ſönlichkeiten geleiſtet wird, die in der Arbeit ihren Beruf 
            er=
kennen, weil ſie von Gott ihnen gewieſen iſt. Mit dem heiligen
 Jahreswende 
Von Bruno Krafft. 
Ehern endet das Silveſier 
Deutſchlands düſiertrübſtes Jahr. 
Heimatbruder, Heimatſchweſter, 
Nimm die große Stunde wahr! 
Wenn die Glocken heut ſich heben, 
Wirf nicht alles Alte fort! 
Aus dem ſchwer gelebten Leben 
Nimm dir Ballaſt mit an Bord! 
Hat der Mut auch oft gemeutert, 
War das Herz auch Knecht der Not: 
Furchtgefeilt und leidgeläutert 
Fährſi du nun ins Morgenrot. 
Tauſch dem dunklen Glockenbitten 
Ueberm weiten Nachtaltar! 
„Taß, o Herr, was wir gelitten, 
Fruchtbar werden dieſes Jahr! 
Wandle uns zu wahrer Freude, 
Dornenkranz zu Erntekranz! 
Taß aus Trümmern das Gebäude 
Neuerſtehn des Vaterlands!” 
Horch! Es dröhnt mit tiefem Beben 
Glockenerz zu Glockenerz. 
Und es atmet neues Leben 
Frühlingshaft der Heimat Herz.
 Entſchluß der Arbeit an uns ſelbſt ſollten und wollen wir ins 
neue Jahr gehen.; Führer unſeres Volkes zu neuem Aufſchwung 
ſind in allen Ständen und Schichten die Menſchen, die es mit der 
von Gott gewieſenen Pflicht ernſt nehmen. Nur langſam kann 
dieſer Aufſchwung ſich vollziehen. Aber wir verzagen nicht an 
unſerem Volk, weil wir an uns ſelbſt, an unſeren Aufgaben nicht 
verzagen, weil wir an der Liebe Gottes nicht verzagen, die auch 
die gegenwärtige Not uns um unſerer Läuterung willen 
            ver=
ordnet hat. Ihm ſei die neue Zeit mit dem alten Kernſpruch 
befohlen: 
Sprich ja zu meinen Taten, 
Hilf ſelbſt das Beſte raten; 
Den Anfang, Mitt und Ende, 
Ach Herr, zum Beſten wende.
 * Aufwärts die Herzen! 
Eine Betrachtung zum Jahreswechſel 
von Artur Brauſawetter. 
Ein alter Prophet hat vor Tanſenden von Jahren 
            geſchrie=
ben, das Wort von dem Volke, das im Finſteren wandelt und 
ein großes Licht ſieht. „Und über die da wandeln im finſteren 
Lande, ſcheinet es helle.” 
Und dies Wort laßt Einen nicht mehr los . .. gerade heute 
nicht. Denn es iſt ſo jung und ſo wahr, als wäre es für unſere 
Tage geſchrieben. und es liegt lichte Verheißung in ihm, die 
wir ſo notwendig brauchen, insbeſondere beim Uebergang von 
einem alten in ein neues Jahr. 
„Das Volk, das im Finſteren wandelt”. Lange ſchöne Jahre 
hindurch ſind wir durch Licht und Sonne gewandelt — und haben 
es nicht gewußt, haben gemurrt und getlagt und uns und anderen 
das Leben bitter und ſchwer gemacht. Nun hat ſich die Sonne 
verhüllt, und es iſt Nacht geworden. Beſiegt, botmaßig fremden 
Völkern, beſetzt und bedrängt im eigenen Lande, enttaffnet und 
jeder Willrür untertan — du leuchtender Morgenſtern, wie tief 
biſt du geſunken! 
„Das Volt, das im Finſteren wandelt.” Nicht von außen 
nur kommt die Finſternis verworrener, halb verſtandener, ganz 
mißverſtandener Begriffe, eine ins Leere und Verſchwommene 
taſtende Weltanſchauung, die die alten Gebote zertrümmert, ohne 
die Fähigkeit zu beſitzen, neue an ihre Stelle zu ſetzen. Und 
niemandem droht dieſe Finſternis ſo ſchwere Gefahr wie unſerer 
aufwachſenden Jugend, auf die wir unſere ganze, unſere letzte 
Hoffnung ſetzen, und die wir in eine Zeit heißer Kämpfe und 
hoch ſich türmender Schwierigkeiten hineinſenden. Und wiſſen, 
daß nur das reine und zugleich feſte Herz in ihr beſtehen kann. 
„Das Volk, ſo im Finſteren wandelt‟. Ein dunlles Weſen 
hat Goethe einmal den Menſchen genannt. Er weiß nicht, 
            wo=
her er kommt, noch wohin er geht; er weiß wenig von der Welt 
und am wenigſten von ſich ſelbſt. Wir verſtehen das, wenn wir 
rückwärts blicken. Wie viel Unbegreifliches und Unfaßbares hat 
auf dem Wege gelegen, den wir in den vergangenen Jahren 
haben durchwandern müſſen. Wie manches, mit dem wir uns 
bis zum heutigen Tage nicht haben abſinden können. Und 
wenn wir vorwärts blicken — wohin wird der Weg führen? 
„Das menſchliche Herz”, ſchreibt einmal Luther, „iſt wie ein 
Schiff auf wildem Meere, welches die Sturmwinde von vier 
Oertern der Welt treiben. Hier ſtößt her Furcht und Sorge vor 
künftigem Unheil, dort fährt Grämen her und Traurig eit von 
gegenwärtigem Uebel — ſolche Sturunpinde aber lehren mit Eraſt 
reden und das Herz öffnen und den Grund herausſchütten.” 
Wenn ein Jahr wiederum vorübergerauſcht iſt, ernſt und 
geheimnisvoll ein neues ſich öffnet, dann ſteht der Fuß 
            unwill=
kürlich ſtille, und das Herz wägt und ſinnt. 
Selbſtbeſinnung iſt das erſte, loas uns beim Jahreswechſel 
not tut. 
Selbſtbeſinnung aber iſt nicht Grübeln und müßiges Fragen. 
Selbſtbeſinnung iſt Wollen und Handeln. 
Das war das große und das rettenve Ergebnis des 
            unglück=
lichen Krieges von 1807: Das Volk beſann ſich auf ſich ſelbſt, 
auf die Wurzeln ſeiner Kraft und ſeiner Beſtimmung. Indem 
es den harten Fügungen ſeines Gottes nachdachte, ſich nicht wider 
ſie auflehnte, ſondern in ihnen die ſtrafende Hand Gottes 
            er=
kannte, lam es zur Cinkehr. Uind dieſe Einkehr hatte zur Folge, 
daß es zu der Religion ſeiner Väter zurückkehrte. 
Ein irreligiöſes Volk wird niemals Deutſchland wieder neu 
aufbauen. Auf eine Jugend, die ſich von Gott und Gottesfurcht 
losſagt, brauchen wir unſere Hoffnung nicht zu ſetzen. Weder 
die Politik noch die Wirtſchaftslehre werden im Stande ſein, 
ohne Beihilfe religiöſer und ſittlicher Mächte die Menſchheit 
Glück und Rettung bringenden Zielen entgegen zu führen. Wie 
es überhaupt keine menſchliche Tätigkeit von wahrhaft geiſtiger 
Bedeutung gibt, die nicht in einer mehr oder minder bewußten 
Beziehung zu Gott und göttlichen Dingen ihren Urſprung hat, 
deren politiſches Leben nicht von religiöſen Zielen ängeregt und 
erhoben würde, urteilt Leopold Nanke in ſeiner „Deutſchen 
            Ge=
ſchichte im Zeitalter der Reformation”. Und Goethe: „Alle 
Epochen, in denen der Glaube herrſcht, unter welcher Geſtalt er 
auch wolle, ſind glänzend, herzerhebend und fruchtbar für 
            Mit=
welt und Nachwelt. Alle Cpochen hingegen, in denen der 
            Un=
glaube, in welcher Form es auch ſei, einen kümmerlichen Sieg 
behauptet, verſchwinden vor der Nachwelt, weil ſich niemand gern 
mit der Erlenntnis des Unfruchtbaren plagen mag”, 
Sind das nicht Worte, die zu denken geben? Wird unſere 
Zzeit vielleicht auch einmal vor dem Tribunale des Völkergerichts 
zu den Epochen gehören, die vor der Nachwelt verſchwinden
 *Silveſter=Proklamationen 
Von Peter Dörfler. 
Den in ſeine „Höhle” verſchanzten Eberhard überfielen um 
die Dämmerſtunde ſeine Freunde. Es könne doch unmöglich ſein 
Ernſt ſein, den heiligen Silveſterabend verſtreben zu wollen! Das 
räre Unnatur, ja Sabbatſchändung, über die Schwelle einer 
neuen Zeit im Arbeitsſchurz, im Frondienſt — wenn auch der 
Wiſſenſchaft — und auf dem Nacken das Joch hinwegzuſchreiten. 
Das ganze Zimmer des jungen Hiſtorilers, Diwan, Seſſel, 
Tiſch, ja ſogar der Fußboden war mit aufgeſchlagenen Folianten 
bededkt. „Das ſieht ja aus wie auf einer Bleiche!” riefen die 
            auf=
geräumten Freunde, „was, Bleiche beim Mondſchein!” Und 
klapp, klapp, ſchlugen die Bücher zu und ſchichteten ſich zu einem 
Turm, der faſt das Lampenlicht verhielt. 
Eberhard war grimmig geweſen, ehe ſie eintraten, aber jetzt, 
da ſie ihm ſo gewalttätig in ſeine Kreiſe tappten, wurde er 
wütend. „Ich pſeiſe auf dieſe Schwelle und dieſe neue Zeit!” 
ſchimpſte er, „ich habe Euch doch ſchon geſagt, daß ich einen 
Saſpelumlauf in unſerer Maſchine gar nicht als ein 
            erwähnens=
wertes Creignis anerkennen kann!“ 
Er bemerkte, während er ſie zornig anfunkelte, mit einmmal, 
wie ihre Ueberröcke vom Regen feucht, ihre Schuhe vom 
            Straßen=
kot beſchmutzt waren. Da brach er in ein ſchadenfrohes Lachen 
aus. „Tas freut mich, ſeht, es iſt mir eine Genugtuung, daß es 
heute regnet und nicht ſchneit. Gerade wie an Weihnachten. Auf 
allen Bildern der „Kunſtmaler”, in allen Geſchichten der Dichter 
und in den Feuilletons ſchneit es, liegt rührend eine tiefe 
            Schnee=
decke. Aber Jupiter Pluvius läßt regnen, die wahre Wirklichkeit 
überzieht allen Kunſtmalern und Kunſtdichtern zum Trotz die 
Straßen mit Kot! Der Genius der Wirklichkeit ſchert ſich den 
Teufel um Euer neues Jahr. Die Natur hat auch den 
            Arbeits=
ſchurz an!” 
„Ja, die blinde Natur! ... wir korrigieren im Geiſte .. 
wir ſchauen . .. wie mit dem anderen Geſicht!” ſchrien ſie 
            durch=
einander,
 „Und kurz und gut. Ich erkläre wiederholt, daß ich heute 
mein neues Jahr nicht feiere!” 
„Wann dann? . . . Im Sommer?” 
„Vielleicht im Sommer, vielleicht nach weiteren zehn 
            Haſpel=
wenden, vielleicht gar nie!" 
„Vielleicht als Mummelgreis!“ 
Eberhard paate den, der gerufen „als Mummelgreis” am 
Umſchlag des Rockes und ſchüttelte ihn: „Neujahr feiert man 
immer als Kind, immer als ein Neugeborener!“ 
Brauſendes Gelächter war die Antwort. „Er orakelt, hört, 
er gießt Blei aus einem pythiſchen Mund!” 
Aber Eberhard ſetzte ſich wieder an den Schreibtiſch. 
            Vergeb=
lich drangen die Freunde mit ernſthaften Zureden in ihn, 
            ver=
geblich drohten ſie mit „Brachialgewalt”, Keine Beſchwörung 
half. Da ſetzten ſie Cigenſinn gegen Eigenſinn und beſchloſſen 
feierlich, den Strom der Feſtfreude in dieſen „Bücheraugiasſtall” 
hereinzuleiten. Und in kurzem war Wein und aller Zubehör 
            her=
beigeſchleppt. Wie biwalierende Landsknechte kauerten, lehnten 
und ſtrecten ſich die Freunde in der qualmenden Stube. 
            Eber=
hard machte den ſtummen Opponenten. Er ſaß als völlig 
            Unbe=
teiligter über dem Buch, die Ellenbogen aufgeſtützt, die Finger in 
Haar und Ohren. Als ſie ihm auch dieſes letzte Buch wegerobert 
hatten, blieb er gleichwohl in ſeiner Stellung. Aber gerade dieſe 
ſtumme Oppoſition entfachte den Drang zum Wortſtreit. Der 
            An=
blick des troßig gewölbten Rückens reizte zum Kampf. 
            Vergeb=
lich verſuchte ein Liedermund, die heiteren Kräfte des Weins zu 
löſen. Die Streitluſt war nun einmal in Hitze und jene 
            Orakel=
worte hatten die Tore der Weltanſchauung aufgeriſſen. Jeder 
glaubte, er und nur er habe die Hebelſtütze gefunden, um die 
Welt endlich weiterzubewegen. Die vaterländiſche Ciche, endlich 
wieder aus aufgeſvühlter, blutgetränkter Heimaterde 
            aufwach=
ſend — ſie ſei das Zeichen der neuen Zeit, ſie müſſe man pflegen. 
lehrte der erſte gegen den dunklen Rücken. Ein zweiter ließ aus 
dem Wirrwarr der Tage den „Kaiſer” auftauchen. Er war 
            be=
rauſcht von dem Wort „Kaiſer”, dem er einen kosmopolitiſchen 
Sinn gab. Dieſer „Kaiſer” band Okzident und Orient. Ihm 
war Curopa eine kleine Provinz. Er baute Brücken über Meere 
und Nationen. Ein dritter konnte kein Heil von politiſchen und 
wirtſchaſtlichen Sch pſungen erwarten. Er hatte ein theokratiſches 
Geſicht. Das Heil komme von einer Ueberwindung des kultur=
 loſen Anarchismus in der geiſtigen Welt. Sie müſſe in einer 
neuen Einheit gebunden und organiſiert werden. Jede Anſicht 
kam wie eine breite, hochgeſchwellte Meereswoge, eine Front 
            un=
widerſtehlicher Kraft daher. Aber ſie zerſtäubten, verſpritzten eine 
nach der anderen an den Widerſtänden. Erſt in brauſendem, 
ſchönem Geſchäum, dann in jedem Wortgezänk. Sie fuhren ſich 
gereizt an und hatten doch ſchon das verdroſſene Gefühl, um 
keinen „Kaiſer” mehr, ſondern nur noch um des Kaiſers Bart 
zu ſtreiten. In dieſer Lage waren ſie dankbar, daß nun jener 
Liedermund wieder vordrang; ſie fielen ihm zu, begannen zu 
ſingen, und luſtige Reden flochten ſich zu einem übermütigen 
Reigen. Sie wären wohl bald in eine richtige Silveſtertollheit 
hineingeraten, wenn ihre Laune nicht von dem klotzigen Rücken, 
dieſem unbeweglichen Fels im flüchtigen Spiel, dieſem ſtummen 
Opponenten geſtört worden wäre. Aufs neue fühlten ſie ſich 
            ge=
reizt, ihn zu überwinden. Und auf einmal war mit Zwinkern 
und Raunen ein letzter Angriff vereinbart. Sie verſtummten 
plötzlich und ſaßen wie bronzene Buddhas. Nach einer Weile 
löſchte einer ſogar das Licht. Wer hätte nun ahnen können, daß 
in dieſer Stube ſo viele ſtürmiſche Jünglingsherzen pochten und 
von einem großen neuen Jahr der Menſchheit träumten. Sie 
ſammelten die im Widerſtreit verwirrten Ideen, und in der 
fruchtbaren Stille gewannen ſie neue Schönheit und große 
            Ge=
walt. Da ſie aber der Kraft ihres Ueberfalls bereits zu 
            miß=
trauen begannen, ſchoß auf einmal Eberhards dunkle Geſtalt ſteil 
und ſchlank vom Stuhle auf. Er drehte ſich ihnen zu und begann 
langſam und leiſe: 
„Ihr ſeid es wert, daß ich Euch von meinem neuen Jahr 
            er=
zähle. Ich ſah es, ſchaute es auch erſt an dieſem Abend. Ehe Ihr 
eintratet, führte mich Klio eben zu einem berühmten Jüngling 
der Weltgeſchichte. Es iſt keine mythiſche Geſtalt, ich weiß ſeinen 
Namen, Ihr kennt ſein Werk. Aber ich nenne Euch ſeinen Namen 
nicht, weil Ihr ſonſt ſogleich gegen ſeinen Wert und ſein Werk 
Sturm laufen würdet. Aber ich verteidige nicht ſein. Werk, ich 
will nur ſagen, daß ich an ſeiner Geſchichte erkannt habe, wie 
neue Jahre der Menſchheit werden. Dieſer Jüngling nun verließ 
die Stadt und die Lehrer und die Bücher und die Menſchen und 
alles Menſchliche, verließ ſogar die Kirchen, obwohl mönchiſch 
geſinnt, verließ die Jahreszeiten und die geſamte Natur, ſoweit 
ſie ein Meuſchenleib verlaſſen kaun. Und all das geſchah mit ihm,
Nummer 51
Unterh kangsblätt ind Frauenzeitung
 weil ſich niemand gern mit der Erkenntnis des Unſruchtbaren 
plagen mag? 
Um es zu verhindern, muß zu der Selbſtbeſinnung ein 
Zweites treten: Selbſtgewinnung. Wir müſſen uns nicht nur 
auf die Wurzeln unſerer Kraſt beſinnen, wir müſſen ſie mutig 
neu zu gewinnen ſuchen. 
Aus dem Rüawarts muß ein Vorwärts werden. Wir haben 
uns in dieſen unſeligen Zeiten, in dieſer ſteten Demütigung und 
Erniedrigung ſelbſt verloren. Das war unſer größtes Ungluck. 
Wir haben den Glauben an uns, unſer Vaterland, unſere 
            Sen=
dung in der Geſchichte verloren. Wir ſind trank geworden, krank 
an der Seele, krant in Zagen und Zweifeln. Wir müſſen nicht 
nur den Glauben an Gott, ſondern auch den an uns ſelbſt, an 
das Gute und Große unſerer Sache wiedergewinnen. Denn ohne 
ihn können wir nichts ausrichten. Tapſer ſein iſt alles. Tapfer 
ſein iſt auch Religion. 
Freilich, mit der Selbſtbeſinnung und Selbſtgewinnung muß 
dann ein Drittes ſich einen: Selbſtüberwindung. 
Inmitten der fiebernden Arbeit, die uns der Kampf um 
            un=
ſere Exiſtenz aufgezwungen, gibt es eine Arbeit, die weſentlicher 
und wichtiger iſt als jede andere: die Arbeit an uns ſelber. Denn 
in ihr iſt enthalten die unerläßliche Bedingung allen Menſchſeins: 
unentwegte Weiterentwicklung. 
Eine Entwicklung, die vornehmlich darin beſteht, daß wir 
das Schwere, das uns verordnet iſt, nicht nur auf uns nehmen, 
ſondern es uns zur Förderung unſeres inneren Menſchen dienen 
laſſen. Daß wir ſittlich und ſeeliſch beſſer und ſtärker aus der 
Prüfung harter Tage hervorgehen, fertiger und bereiter, 
            kom=
mende Heimſuchungen auf uns zu nehmen. 
Damit wird das Vorwärts zum Aufwärts. „Sursum 
corda!‟ Das iſt Neujahrsloſung. 
Sonderbar, je älter wir werden, um ſo ſchattenhafter wird 
uns das ſogenannte Wirkliche. Um ſo deutlicher erkennen wir, 
daß das, was wir als wirklich wähnten, etwas Unwirkliches und 
Unweſentliches iſt und das, was uns jenſeits des Raumes und 
der Zeit zu liegen ſchien, das allein Wirlliche und Weſentliche. 
Bis wir zur letzten und tiefſten Erkenntnis des ganzen Lebens 
kommen: daß es nur eine Wirklichkeit gibt. Und die heißt Gott. 
„Wie Gott will, es iſt doch alles nur eine Zeitfrage, Völker 
und Menſchen, Torheit und Weisheit, Krieg und Frieden, ſie 
kommen und gehen wie Waſſerwogen, und das Meer bleibt”. So 
ſieht auch Bismarck das Vergängliche als Gleichnis. 
Solche Weltanſchauung allein kann uns die innere Kraft 
geben, die wir für das kommende Jahr brauchen. Die Kraft, ſich 
in all dem Unklaren und Unverſtändlichen, das uns umgibt, 
            zu=
recht zu finden, die Kraft, einſam und allein in der Menge zu 
ſtehen und dennoch treu bis in den Tod ſeiner Ueberzeugung zu 
leben, die Kraft, wo es ſein muß, auch Verantwortung auf ſich 
zu nehmen, die Kraft, mit Trübſal und Verzagtheit, mit tauſend 
Enttäuſchungen und Widerſtänden zu kämpfen bis aufs Blut 
und dennoch lebensſtark und lebensfroh zu bleiben, die Kraft 
ſchließlich, täglich ſterben zu ſehen, was wir lieben, und an 
            Grä=
bern noch die Hoffnung des Lebens aufzupflanzen. 
Den Kopf hoch, das Herz tapfer, rein und klar. Vorwärts 
und aufwärts zugleich. Das iſt die Loſung für das ernſte neue 
Jahr. 
* Ende und Beginn 
Von Willi Dünwald. 
Durch Brauch iſt uns die Uebung geläufig, in jenem 
            Augen=
blick, in dem aus der 12. Stunde des letzten Jahres die erſte des 
neuen wird, einzuhalten in unſerem geſchäftlichen Tun und 
ebenſo rück= wie vorwärts zu ſchauen. Mit ungewollter 
            Gedanken=
ſchnelle wird der Minute, deren das Leben nur ſiebzig, und wenn 
es hoch kommt achtzig hat, Inhalt gegeben: das vergangene Jahr 
gewertet und das neue mit Wünſchen befrachtet. Und 
            irgend=
zwie, in den verſchiedenen Vorſtellungsformen, beſinnen wir uns 
dabei auf ein an uns tätigem Schickſal, rechten mit ihm und 
erbitten zugleich ſeine neue Gunſt. Auch wer den Göttern 
            da=
vongelaufen meint und nur an ſich ſelbſt noch glaubt, ſpürt in 
der Atempauſe der ſchnellaufenden Zeit eine Unterſtelltheit unter 
Gewalten, die das eigene Ich, möge es ſich noch ſo kräftig und 
mächtig fühlen, nicht umfängt und in ſein begrenztes Begreifen 
zwingt. Dieſes Erlebnis in Demut, ſo ſchnell es auch wieder 
verdämmern mag, iſt für viele die einzige Jahreseinkehr ins Ich. 
Darum iſt dieſer Augenblick, auch wenn er ſich über dem 
            Punſch=
glas begibt und ſchnell fortgeſpült wird, von hohem, nicht zu 
hoch zu bezifferndem Wert. Und doch ſollte die Unbegreifbarkeit 
des Schickſals, das ein Jahr weiter an uns hämmerte und 
            mög=
licherweiſe uns auch zerhämmerte, nicht allzu bequem jenſeits 
unſerer Hautgrenze geſucht werden. Iſt der Sinn des Lebens 
heranreifen geweſen, ſo werden ja auch bereits die 
            Schickſals=
ſterne in der eigenen Bruſt gefunden ſein. Wer aber dieſes weiß: 
daß ſeine Tage ſo wurden, wie die Möglichkeit dazu in ſeinem 
Ich vorhanden war, der wird, ohne das Schickſal minder groß 
ſund unerklärbar zu finden als derjenige, der außer oder über ſich 
ein beſtimmtes Verwalten über ſein „eben glaubt, den Ablauf. 
wie er geſchah, als in ſich gerechtfertig erkennen und nur dann 
hoch hadern, ſo er in ſelbſtquäleriſcher Luſt gegen ſich ſelber 
eifern möchte. Dem alſo Gereiften, der ſein Leben und das, was 
Glück und Unglück genannt iſt, in ſeiner körperlichen und 
            ſeeli=
ſchen Veranlagung erklärt findet, wird ſich überdies die 
            Gerech=
tigkeit beigeſellen, denn wiſſen muß er nun auch, daß die Men=
 ſchenwege, zumal wo ſie ſich überqueren, nur ſchickſalsauslöſend 
und nicht ſchickſalsbringend ſind, darum die Einklagung eines 
anderen Menſchen für dieſe oder jene Schmerzverurſc hung ſich 
kaum noch rechtfertigen läßt. Freilich hebt ſich in ſolcher 
            Betrach=
tungsweiſe auch jede Eigenſchuld auf. Aber wenn dem auch ſo 
wäre, und es iſt wohl ſo, das Fundament der menſchlichen 
            Ge=
ſellſchaft braucht darum nicht ins Grundige zu verſacken. Höchſte 
Selbſterkenntnis iſt ja letzthin geleitet von dem unſagbar 
            ſchmerz=
lichen Wiſſen, daß alles Leben ſich an anderem Leben nährt und 
ein Schuldigwerden nach dem Begriff der Moral auch da 
            ſtatt=
findet, wo ſie befolgt wird in ihrem vielfach widernatürlichen 
Geſetz. 
Es iſt nicht unſchwer, ſondern es müßte bei einer rechten 
Erziehung zur Gemeinſchaft ſelbſtverſtändlich ſein, dem hier 
            Ge=
ſagten Bedeutung zu geben über das Einzelmenſchliche hinaus. 
Ein Ziel, aufs innigſte zu wünſchen, daß der Einzelne ſich als 
Ganzes wüßte und ſeiner Zunge das Wort: „Der Staat bin ich” 
durchaus geläufig wäre. Dazu bedarf es freilich noch erſt der 
            Er=
ziehung, die anſtelle billiger Verführung zur untergeordneten 
und geleithammelten Maſſe das hohe Vernunftideal einer Recht= 
und Pflichtgemeinſchaft als das ſtaatennotwendige Ziel erkennt 
und erſtrebt. Kein Vaterland iſt heilig, ſage man ein 
            Menſchen=
alter hindurch der Jugend, in dem nicht der Geringſte auch das 
Staatsbewußtſein in dieſem Sinne hat, und man wird eine 
            Ge=
meinſchaft erzogen haben, die nie irrezuführen iſt, weil ſie ſich
 Zum Jahreswechſel 
Von Karl Rosner. 
Ein müder Läufer, der zum Ziele keuchte — 
Ein Glied zur Ewigkeit geſpannter Kette — 
Reicht, niederbrechend, die erhobene Leuchte 
Der neuen, tatendurſtigen Stafette. 
Und hoch im Arm die windgefegten Brände 
Strafft ſie im Lauf die jugendſtarken Sehnen, 
Trägt Licht in dunkel ruhende Gelände, 
Die ſich vor ihr — vor uns — in Weiten dehnen 
Ein ſterbend Jahr hat ſeinen Lauf geendei, 
Durch Not und Qual hat es ſein Licht geiragen, 
Es ſah den Feind vom alten Haß verblendet, 
Es ſah den Bruder ſeinen Bruder ſchlagen. 
Vorbei — vorbei —! Wir wollen vormärts ſchauen — 
Es fiammt ein Leuchten — und erhellt die Weiten: 
Wir wollen gläubig ſeinem Weg vertrauen 
Und ſtari und hoffend in die Zukun t ſchreiten! 
Kar6 
nicht in die Irre führen läßt. Denen, die den Begriff Staat ſo 
in der allernatürlichſten Weiſe verwirklichten, ihn nur erneuerten 
in ſeinen Uranfängen, würde das Einzelmenſchliche in der 
            obi=
gen Ausführung ohne weiteres von Gemeinſchaftsbedeutung 
ſein. Auch ein Volk als das Reſultat geographiſcher und 
            klima=
tiſcher Bedingung, muß man den heutigen, noch unſtaatlichen 
Menſchen ſagen, trägt ſein Schickſal in ſich, in ſeiner Artung und 
in ſeiner ganzen, zwangsläufigen Exiſtenz. Wer 
            Schickſalsab=
läufe überſchaut, darf ſich dieſem Naturgeſetz nicht verſchließen, 
auch wenn das Ergebnis ein ſchmerzliches ſein muß und die 
            Ur=
ſächlichkeit für etwa zu verzeichnendes Unglück bei dem 
            betrof=
fenen Volke ſelbſt geſucht werden muß. Muß ich noch ſagen, daß 
ich mit dieſem Hinweis Deutſchland meine, das Land, das auch 
als es angeblich blühte und gedeihte, von ſeinen beſten Söhnen 
zur Beſinnung gerufen wurde? 
Vielleicht iſt nur der in der bedeutungsvollſten 12. Stunde 
im Ring des Jahres mit der Summe ſeines letzten 
            Lebensab=
ſchnittes nicht einverſtanden, der abwegig wurde und gegen ſich 
ſelber lebte. Sich unerfüllt aber läßt, wer dem Ruf nicht folgt, 
der durch Naturbedingung an ihn erging. Mag jeder ſich 
            erkun=
den, von welchem Inhalt der übertönte Ruf war, und mag auch 
jeder ſich eingeſtehen, warum und weshalb er abſtrebte von ſich 
ſelbſt und damit von ſeinem wirklichen Glück, das eben nur in 
der Erfüllung des eigenen Ichs zu finden iſt. Sinnlos iſt darum, 
das neue Jahr mit anderen Wünſchen zu befrachten als dem 
einen: Reif zu werden gemäß der eigenen Artung. Wer aber 
ſpricht als rechtſchaffener Deuter den Völkern von ihrer, von 
Erde und Sonne, Luft und Wind bedingter Artung, und wer 
wünſcht ihnen die Weisheit, die in der Begrenzung liegt, ſo wie 
ſie der Dornbuſch hat, dem es kaum nach Datteln= und 
            Feigen=
früchten gelüſten wird, weil ſich ohnedies Gott auch in ihm 
            offen=
bart. Wer endlich ſchlägt die Verführer aufs Maul und zerbläſt 
ihre gedankenloſen Reden, die götzendieneriſch der Macht und 
dem Golde gelten, mit ſturmſtarker Stimme menſchlicher 
            Ver=
nunft? Mit dieſem einzigen, in ſich ſelbſt gerechtfertiaten Wunſch 
für die Völker der Erde und das Volk, das ich insbeſondere 
meine, befrachte ich das neue Jahr, denn nur ſo, glaube ich, kann 
der Jahrtauſendbaum der Menſchheit weiter wachſen und immer 
beſſere Frucht reifen laſſen.
 *Wie Goethe Silveſter feierte 
Goethe hat des Jahres letzter Stunde ſtets beſondere 
            Be=
deutung zugemcſſen und ſie gern in fröhlichem Kreiſe verbracht; 
als Jüngling mit den Kameraden oder mit dem Herzog wild 
durch die Nacht ſchwärmend, als Mann mit Schiller beim 
            Cham=
pagner auf dem Hofball. In ſeiner ſpäteren Zeit verlebte er 
eine Zeitlang den Silveſterabend bei Johanna 
            Schopen=
hauer, der Mutter des Philoſophen, die ſelbſt eine geiſtreiche 
Schriftſtellerin war und den erſten bürgerlichen Salon in 
            Wei=
mar eröffnete. Ihre „Abendgeſellſchaften” wurden berühmt, weil 
ſich hier die geiſtigen Heroen Ilm=Athens gern verſammelten 
und eine literariſche „Nebenregierung” entſtand. Die ganze 
            Be=
dentung, die die kluge und welterfahrene Hofrätin Schopenhauer 
für die Weimarer Geſellſchaft in den erſten Jahrzehuten des 
19. Jahrhunderts beſaß, geht aus einem Buch hervor, das ſoeben 
Profeſſor N. R. Houben unter dem Titel „Damals in 
            Wei=
mar! Erinnerungen und Briefe von und an Johanna 
            Schopen=
hauer” bei Klinkhardt u. Biermann in Leipzig herausgegeben 
hat. Houben hat uns hier den zweiten Teil ihrer Erinnerungen 
geſchenkt, den ſie ſelbſt nicht mehr ſchreiben konnte, und der 
            koſt=
barer geworden ſoäre als ihr „Jugendleben und Wanderbilder” 
da ſie in dieſer Epoche in enger Gemeinſchaft mit Goethe und 
ſeinem Freundeskreis gelebt hat. Aus den Briefen der 
            redſeli=
gen Frau, aus den Zeugniſſen der Teilnehmenden baut ſich nun 
die eigenartige Stimmung ihrer Abendgeſellſchaften vor uns 
auf, in denen des alternden Olympiers geſellige Genialität ſich 
noch einmal ganz entfaltete. Frau Schopenhauer gewann Goethe 
ſofort dadurch für ſich, daß ſie Chriſtiane, der von der Geſellſchaft 
Verfehmten, die damals eben ſeine Frau geworden war, mit 
offenen Armen bei ſich aufnahm. „Goethe hat ſich Sonntag mit 
ſeiner alten geliebten Vulpius, der Mutter ſeines Sohnes, 
trauen laſſen”, ſchreibt ſie am 24. Oktober 1806 an ihren Sohn 
Arthur. „Den Tag darauf ſchickte er Dr. Riemer, den Hofmeiſter 
ſeines Sohnes, zu mir, um zu hören, wie es mir ginge; 
            den=
ſelben Abend ließ er ſich bei mir melden und ſtellte mir ſeine 
Frau vor. Ich empfing ſie, als ob ich nicht wüßte, wer ſie 
            vor=
her geweſen wäre: ich denke, wenn Goethe ihr ſeinen Namen 
gibt, können wir ihr wohl eine Taſſe Tce geben. Ich ſah 
            deut=
lich, wie ſehr mein Benehmen ihn freute. Goethe blieb faſt zwei 
Stunden und war ſo geſprächig und freundlich, wie man ihn ſeit 
Jahren nicht geſehen hat.‟ Damit war ein häufiger Verkehr 
eingeleitet. Der Dichter wurde der Mittelpunkt des angeregten 
Kreiſes, dem er bald Hebelſche Gedichte, bald Calderon vorlas, 
Geſpenſtergeſchichten erzählte oder mit dem er ſeine Witze machte 
und Geſellſchaftsſpiele veranſtaltete. „Goethe fühlt ſich wohl bei 
mir und kommt recht oft,” erzählt Johanna dem Sohn. „Ich 
habe einen eigenen Tiſch mit Zeichenmaterialien für ihn in die 
Ecke geſtellt. Wenn er dann Luſt hat, ſo ſetzt er ſich hin und 
tuſcht aus dem Kopfe kleine Landſchaften. Welch ein Weſen iſt 
dieſer Goethe! Wie groß und wie gut! Da ich nie weiß, ob er 
kommt, ſo erſchrecke ich jedesmal, wenn er ins Zimmer tritt; es 
iſt, als ob er eine höhere Natur als alle Uebrigen wäre; denn 
ich ſehe deutlich, daß er denſelben Eindruck auf alle Uebrigen 
macht, die ihn jedoch weit länger kennen und ihm zum Teil weit 
näher ſtehen als ich.” 
Beſonders feierlich und manchmal recht ausgelaſſen 
            ver=
liefen nun die Silveſterfeiern, die Goethe in den Jahren 1806, 
1807 und 1808, gelegentlich auch ſpäter, leitete. „Am 
            Silveſter=
abend, wo Frau Schopenhauer einen engeren Kreis 
            geſchmack=
voll bewirtete” berichtet Stephan Schütze unterm 31. Dezember 
1806, „war Goethe überaus heiter. Unter anderem erzählte er 
von dem Erfolg des großen Rätſels, das er in die Welt 
            aus=
geſandt (es war das Jahr, in dem der „Fauſt” erſchien). Briefe 
über Briefe kamen mit Auflöſungen. Es koſtete viel Porto und 
der Bediente geriet außer ſich. „Laſſen wir das noch eine Weile,” 
ſagte er. „Es ging vorzüglich nach dem Harz zu, und endlich 
brach es ſich am Brocken.‟ Dann neckte er die Bardua, die mich 
mit einem Einfalle malen ſollte. Den folgenden Tag, als er 
wiederkam, ſaß ſie unter dem Tiſch, weil ſie ſeinen Befehl nicht 
vollzogen hatte. Wie ſie aber jetzt hervorrauſchte, erſchreckte ſie 
ein ſehr ernſtes Geſicht — der Scherz war vorüber.” Auch ſonſt 
konnte Goethe mitten in der größten Heiterkeit plötzlich ernſt 
werden. Zu Silveſter 1807 hatte Johanna Sänger und 
            Sänge=
rinnen des Theaters eingeladen, um dem Abend eine muſikaliſche 
Weihe zu geben. Goethe kam von der Lektüre italieniſcher 
Schäferidyllen”, erzählt Schütze, „und befand ſich in einer ſanften 
lyriſchen Stimmung, in welcher er ſich mit großer Anmut über 
das Geleſene ausſprach. Nachdem herrliche Lieder, beſonders von 
Zelter, waren geſungen worden, während Goethe in den 
            Zim=
mern auf und ab ging, ſetzte ſich die Geſellſchaft an verſchiedene 
Tiſche. Ich bekam einen Platz unter den Künſtlern und gab 
mich hier um ſo lieber luſtigen Einfällen hin, als in dieſem 
Kreife ſich eine Lachtaube befand, die für Scherze ſehr 
            empfäng=
lich war. Aber plötzlich — mitten in der Fröhlichkeit — klopfte 
Gocthe auf den Tiſch, augenblicklich Stille und Geſang gebietend. 
Da hätte man ſehen ſollen, wie das halb ausgeſprochene Wort 
auf den Lippen erſtarb, wie die Mienen zuckten und ein 
            Wetter=
leuchten über die Geſichter fuhr. Zum Glück haben Schauſpieler 
ſich mehr in ihrer Gewalt als andere Menſchen. Sie blieben 
nun auf ihrer Hut, und wie Goethe einmal aufgeſtanden war, 
ſchlich einer nach und kam mit der Nachricht zurück: er lacht! 
was dann die vorige Luſt wieder zurückführte.”
 weil er in einem heiligen Augenblick empfangen und wie jede 
Empfängnis in eine Höhle hineingeſchlungen wurde. Er lebte 
alſo Jahr um Jahr in einer unzugänglichen, mütterlichen Höhle. 
Draußen feierten ſie Sonnenwend um Sonnenwend, unter ihm 
fang der Anio ſeine brauſenden Weiſen, ſangen die Nachtigallen 
des Aniotales, da brachen Blüten auf, klopften Früchte auf die 
Erde, er aber war blind für die Haſpel der Natur. Draußen 
ſangen ſie: „Chriſt iſt geboren, Chriſt iſt erſtanden” ſie feierten 
das Brauſen des Gottesgeiſtes — er war blind für Weihnachten, 
Oſtern, Pfingften, blind für Sonn= wie Werktag. Die 
            Volks=
genoſſen und fremden Völker rangen weiter in Parteiungen 
drängten ſich um Bacchus und Venus, um Plutos und 
            Poly=
hymnia. Er aber lebte in der Höhle wie ein Ausgeſtoßener, ja 
wie ein Toter — und keiner war doch in ſolcher Gemeinſchaft 
mit allem Kreislauf der Schöpfung, keiner ſo lebendig, ſo voller 
Wachstum und Kraft. Sie hatten die reiche Bruſt der Alma 
mater, die Worte der Dichter, die Schätze der Vorzeit, die 
            Offen=
barungen und das heilige Mahl des göttlichen Brotes. Er aber 
genoß nur Tau des Himmels und das tägliche Brot des Raben. 
Und eines Tages war er reif und wurde geboren. Hirten, 
die ein verirrtes Bergſchaf in den Schluchten des Aniohanges 
ſuchten, ſahen durch das Geſtrüpp ein rauhes, braunes Fell 
            leuch=
ten, glaubten ein wildes Tier zu ſehen und fanden Benedikt von 
Nurſia, der ſeine Höhle verlaſſen hatte, und ſchauten ihm in die 
Augen und merkten, daß ſie ein ſolches Licht noch nicht geſehen 
hatten. Ein Tag war der Menſchheit geboren. 
Jeder Menſchenleib tritt aus dunkler Umſchloſſenheit an das 
Licht. Und jeder große Gedanke muß ſeine Zeit ausgetragen 
            wer=
den in der mütterlichen Höhle. Es iſt mir Glaube geworden, daß 
unſer ganzes Volk in dieſen dunklen Tagen der Not empfangen 
wurde . . . Wann wird es neu geboren heraustreten aus der 
nächtlichen Höhle? Dann wäre es Zeit, ein neues Jahr zu feiern. 
Aber die neuen Jahre der Menſchen können wir nicht an den 
Sternen ableſen. Erſt rückblickend und die Geſchichte ſchreibend 
vermögen wir ſie zu künden. Die neuen Jahre der Menſchheit 
können wir nicht „wollen”; aber man kann und muß ſie erſehnen. 
Bis zur Selbſtverzehrung muß Sehnſucht brüten und glühen. 
Die ſelbſtzufrieden über jeder Idee Gackernden zerſchlagen das 
Ei, ehe es reif iſt! Viele werden empfangen, wenige geboren!“ 
Eben ſchlug die Uhr Mitternacht. Die Glocken ſangen, Schüſſe 
riſſen in die Nacht, Muſik ſchlang rote Narrenlampen durch die 
ernſte Schönheit. Eberhard lachte grimmig. „Was iſt geſchehen? 
Drunten iſt der Markt aufgetan. Holt Euch die neue Zeit. Der 
billige Jgkob bietet ſie feil. Jeder kann ſie kaufen!“
 Eine rheiniſche Neujahrsnacht 
Von F. Ernſt. 
Das würdige, alte Fräulein Lammerz ſaß in unſerem 
            ver=
halten=fröhlichen Kreiſe, als ob ſie dazu gehöre; ihr 
            ſchwarzſeide=
nes Kleid, die knotenartig verſchlungene Goldbroſche und die 
Haarringe an ihren zartwelken Händen, wieſen auf eine längſt 
vergangene Zeit, ihr noch immer ſchön geſchwungener Mund 
lächelte, an der Unterhaltung teilnehmend. Wer aber ihre Augen 
beobachtete, der nahm wahr, daß ſie in die Ferne ſchauten, und 
wir alle wußten, was das zu bedeuten habe. Dieſe Augen einer 
Vertriebenen ſahen eine verlorene Heimat, ſahen das Glitzern der 
Nachmittagsſonne auf dem Rhein, wenn die Wellen der Dampfer 
die Weiden am Ufer mitſchwingen laſſen, ſahen dahinter die 
            hel=
len Landhäuſer im Obſtbaumkranz, die ſteilen Linien der Berge, 
den Drachenfels die Löwenburg, den finſtern Düſtemich im hohen 
Weſterwald. Wir alle vermieden es, den heiligen Strom zu 
nennen und an die Wunde zu rühren. Freund Arnold erzählte 
unermüdlich ſeine Schnurren, und wir wärmten gerade, 
            gegen=
ſeitig unſere Erinnerung anfriſchend, jenes unvergängliche 
            Sil=
beſterfeſt in ſeiner Malerklauſe auf, mit all ſeinem luſtigen Fug 
und Unfug bis früh um ſechs Uhr. 
Da ſagte Fräulein Lammerz mit ihrem leicht ſingenden, 
            rhei=
niſchen Tonfall: „Meine letzte Neujahrsnacht am Rhein hatte 
auch ihr Verdrehtes, wenn ſie auch für mich ſelbſt ſehr betrübt 
war und meine Haare nun ganz weiß gemacht hat.” 
Und während die hübſche Frau Arnold die welke Rechte in 
ihre beiden blühenden Hände nahm und ſtreichelte, erzählte das 
Fräulein weiter: „Sie wiſſen ja, daß wir drüben mit 
            unlieb=
ſamen Einwohnern beglückt werden. Ich hatte bisher die Frau 
eines Offiziers in meinem beſten Zimmer wohnen, über die ich 
nicht klagen konnte. Er kam nach Syrien, ſie folgte. Den 
            Dreißig=
ſten zog eine neue Franzöſin ein, Mademoiſelle Angeline, ganz 
nett, das läßt ſich nicht leugnen, ſchlank, braun von Augen, Haut 
und Haar, mit jähen Bewegungen. Da ich bisher immer ältere 
Damen hatte, war ich ein wenig in Sorge, ſuchte mein Franzöſiſch 
zuſammen und machte der Kleinen klar, daß um 9 Uhr das Haus 
abgeſchloſſen würde, weil die Einbrechergefahr doch ſo groß und 
ich allein ſei. Sie lachte dazu, als ob ich ein Krätzchen erzählt 
hätte, ſetzte ſich aufs Sofa und lachte immer mehr. Dann fing 
ſie an auszupacken, bald roch das ganze Haus wie ein Duftladen, 
das Zimmer war eine orientaliſch=indiſche Ausſtellung, überall 
türmten ſich Seidenkiſſen, Decken, Photos, Salben, Pomaden und
 lauter ſolcher Krimskrams. Abends ging ſie aus, ins 
            Gottes=
haus, wie ſie ſagte, und kam um zehn Uhr zurück, überluſtig, 
wollte mir um den Hals fallen, roch nach einem ſtarken Likör und 
erklärte, heute ſei ſie etwas zu ſpät gekommen, morgen bleibe ſie 
dafür zu Hauſe. 
Den Silveſtertag über fiel mir auf, daß Angeline mit mir 
redete, wie man mit einem ſchwachbegabten srinde ſpricht, obwohl 
meine lühle Höflichkeit ihr dazu keinen Anlaß bot. Abenos dachte 
ich bei mir: „Mein Gott, das junge Ding ſitzt, wie es ſcheint, die 
Silveſternacht ſtill zu Hauſe!”, und überlogte ſchon, ob ich einen 
kleinen Punſch brauen ſollte. Da, um acht Uhr, reißt es an der 
Klingel, Angeline huſcht vor mir nach an der Tür, ein junger 
Franzoſe ſteht da, ſie klatſcht in die Hände, lacht und ſtellt ihn 
vor „Mon ami!” Ich denke, ſo ſpät noch, ſage aber nichts und 
gehe in die Küche. Nun Lachen in Angelines Zimmer, Johlen, 
ein Getümmel, als ob alles drunter und drüber ginge, nach einer 
knappen Stunde verſchwindet der junge Mann mit Lärmen. Ich 
freue mich ſchon, es iſt noch nicht neun Uhr, das geht ja noch an. 
Punkt neun Uhr neues Klingeln, Mademoifelle vor mir an der 
Tür. „Ah,” ſtellt ſie mir vor, „mon compatriote, mein 
            Lands=
mann!‟ Der Mitpatriote bringt einen Korb voll Eſſen mit, 
            wei=
ßes Franzbrot, Sardinenbüchſen und Kognalflaſchen lugen 
            her=
vor. Händetlatſchend verzieht ſich Angeline mit ihm ins Zimmer. 
Wieder Lachen, Johlen, Stampfen, als ob jemand Schuhplattler 
tanze, Gläſerklingen. So geht es laut und leiſe eine Stunde 
lang. Ich weine vor Aufregung, was ſollen die Nachbarn 
            den=
ken. Kurz vor zehn Uhr ſpringt die Tür auf und der Compatriote 
verſchwindet. Als es wieder ſtill iſt, gehe ich zum Haustor und 
riegele zu. Kaum habe ich die Kette vor, ſehe ich durch die 
            Ober=
lichter den grellen Schein einer Radfahrlaterne. Schon klingelt 
es, ich öffne und ſage: „Fräulein empfängt nicht mehr!” Aber der 
Mann, ein unterſetzter, flackeräugiger Franzoſe, ſchiebt mich mit 
dem Vorderrad beiſeite, ſtellt ſeine Maſchine in den Gang, ſchließt 
die Tür, begrüßt Angeline, die unterdeſſen herbei am, beide 
            ſpre=
chen ſehr ſchnell und laut Franzöſiſch miteinander, ſodaß ich nicht 
folgen kann, Angeline ſagt zu mir „Mon Compagnon!” und rennt 
mit dieſem neuen Compagnon in ihr Zimmer. Was ſoll ich tun? 
Während ich mich gifte und an meine Eltern denke, die dies 
Haus in Frieden bewohnt hatten, hebt im Zimmer wieder der 
Radau an, laut und leiſe wird gelacht, ge ichert, gequitſcht und 
albernes Geräuſch gemacht. Dreiviertel elf Uhr hat der 
            Compag=
non ausgelacht und fährt wieder fort, nachdem er durch ſeine 
kleingedrehte Laterne das ganze Haus mit Knoblauchdünſten 
            er=
füllt hatte. Ich gehe mit müdem Schritt nach der Tür, um jetzt
Jahrgang 1923
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Nummer 51
 * Gedanken zum neuen Jahr 
Von Reinhold Braun. 
„Es iſt ein altes feſtes Schickſalswort, daß eine neue 
Seligkeit dem Herzen aufgeht, wenn es aushält 
und die Mitternacht des Grams durchduldet.” 
Friedrich Hölderlin. 
Guſtav Frenſſen ſagt in einem ſeiner Bücher: Weihnachten 
iſt Herzensſache, und wem es nicht Herzensſache iſt, der ſage 
nicht, daß er Weihnachten feiere. Dasſelbe gilt auch von dem 
Feiern des Silveſterabends und des neuen Jahres. Auch ſie 
beide ſind Herzensſache, und an leinem Abende wird wohl die 
Gegenſätzlichkeit in einem Volle und überhaupt der Menſchheit 
ſo offenbart, als in der Feier der Silveſterſtunden und der Nacht 
ins neue Jahr und des erſten Morgens. Man tann wohl ſagen, 
daß dieſe Stunden das Offenbarwerden einer Weltanſchauung 
ſind. Es tut ſich wie eine Kluft auf zwiſchen den Menſchen. 
Auf der einen Seite die heilig Aermſten und Innerlichen und 
auf der anderen Seite die Taumelnden und Aeußerlichen. 
Jahrwende, das heißt Einkehr, reines Leuchten des 
            Seeli=
ſchen und ein Daheimſein im Ewigen, gerade in dieſen Stunden, 
da uns die Vergänglichkeit und Zeitlichkeit hart anfaßt und da 
nur der Gedanke eben an das Ewige Brücken ſchlagen lann und 
uns tiefſten Troſt gibt. Je höher ein Volk in ſeiner Kultur ſteht, 
deſto gedämpfter wird es von einem Jahr ins andere gehen. 
Wo die Ueberziviliſation und die Aeußerlichkeit wuchert, werden 
Lauheit und Narretei triumphieren. Je lauter, je ſinnloſer das 
Treiben um die Jahreswende iſt, je mehr tritt der Zerfall eines 
Volkes in Erſcheinung. Wollen wir doch an dieſe Wahrheiten 
denken, als Einzelner und als Volk, wenn wir die Jahrwende 
feiern. Uns ziemt beſonders in unſerer furchtbaren Lage die 
Gedämpftheit um die Stunden des Uebergangs. Wir müſſen 
uns geradezu ſchämen, laut und taumelnd zu ſein im Angeſuht 
der Gefahr und unſeres ganzen Dafeins. Silveſter und Neujahr 
muß ein Erlebnis voll heiligen Ernſtes und tiefſter Einkehr ſein. 
Die große Beſinnung muß anheben in dieſen Stunden und wie 
ein heiliger Strom voll Licht und Erquickung und Hoffnung 
durch die kommenden Tage fließen. Wenn das neue Jahr die 
Wende in unſer Schickſal bringen ſoll, dann müſſen wir uns 
gleichſam ſelbſt mit unſerem beſten Willen in dieſe Wende 
            hin=
einſtellen und alle Kraft daranſetzen, daß wir gleichſam die 
Schatten von uns bannen. Wohl wiſſen wir, daß wir allein 
unſer Schickſal nicht wenden können, aber eines muß unſere 
            Er=
kenntnis ſein, daß wir ſie zum größten Teil ſelbſt in der Hand 
haben. Wir müſſen eben, wie ein großer Deutſcher ſagt, jetzt 
das Genie der Geduld und der Kraft haben und, ura es noch 
einmal zu ſagen, der großen, heiligen Befinnung; aus dieſer 
Dreiheit wird dann wie eine neue Großmacht unſere Liebe 
            blü=
hen, alles umſpannend und wieder einend und emporführen in 
einen Morgen, da die Sonne der Erlöſung über ein 
            wiedergebo=
renes, glückſeliges Land ſtrahlen wird. Hölderlins Wort wollen 
wir als ein Denkmal der Hoffnung unter uns aufrichten, und als 
ſolche wollen wir in das neue Jahr ſchreiten, die da wiſſen, daß 
uns eine neue Seligkeit aufgehen muß, wenn wir treu und 
liebend und deutſch ſind! 
* Das neue Jahr und wir 
Ganz im Gegenſatz zu den Vorbereitungen des 
            Weihnachts=
feſtes, rüſten die meiſ en von uns Frauen zur Feier des Altjahres= 
Abſchiedes und Neujahr=Anfanges. Dort war es Freude, 
            Er=
wartung, hier iſt es zumeiſt Wehmut, ſtille Trauer, Reſignation 
oder gar tiefſte Mutloſigkeit, die ſie erfüllt. 
Das alte Jahr. Sollen ſeine letzten Stunden noch einmal 
in gleich feſtlicher Stimmung, wie ſeine erſten verlebt werden, 
nachdem es ſo viel unabläſſige Sorgen, drückende Nöte, bittere 
Enttäuſchungen und ſo manches Leid mit ſich brachte? Nur 
            ſel=
ten gilt ihm, dem vergangenen Jahre, dabei ein freundliches 
Gedenken oder gar eine ſtille dankbare Erinnerung. Faſt immer 
wird jeder Sonnenblick, jeder lichte, helle Tag, den ſie in ihm 
verleben durſten, durch das ſchwarze Gewölk, durch den tiefen 
Schatten verdunkelt, die über den zahlreichen anderen 
            ſorgen=
bollen Tagen geſchwebt. Dann aber hebt ſchließlich doch die 
            Hoff=
nung, die nie völlig zu erſticende, immer irgendwo in einem 
Winkel unſeres Herzens ſtill und abwartend verharrende, wieder 
ihre Schwingen, breitete ſie weit vor ihnen aus und zeigte ihnen, 
wie raſch ſie die ihr ſich dieberlaſſenden in lichtere, freudenreichere 
Fernen zu tragen vermag, wenn ſie ſich ihr nur willig überlaſſen. 
Und beſeelt von ihren anfeuernden Ermahnungen, richtet ſich 
ſchließlich dann doch der alte Lebensmut, der alte, oft völlig 
kraftlos zuſammengeſunkene Lebenswille wieder auf und mit 
feſtgeballten Händen geloben ſie ſich vielleicht an der ſo 
            bedeu=
tungsvollen Zeitwende, von nun an mit anderen Augen um ſich 
zu bliden und die Gegenwart weder durch Neid und 
            trauer=
volles Zurückblicken auſ Vergangenes, noch durch Furcht vor der 
Zukunſt zu beſchweren. 
Freilich, nur zu leicht laſſen ſich dieſe Mitſchweſtern, die ſich 
nach ſchweren inneren Kämpſen am Altjahres=Ende und Neu=
 N Dr d 
u
 jahrs=Anfang zu einem freudigen Optimismus aufſchwangen, 
doch auch bald wieder von neuem vom alten Sorgennetz 
            um=
ſpinnen. Vergeſſen ſind lald wieder ale guten Vorſätze, 
            ver=
fladert das endlich wieder angefachte Feuer früherer Tatlraft, 
wenn ſich neue Sorgen, neue Hinderniſſe ihnen entgegenſtellen. 
Bei ihnen vermockte die ſo bedeutungevoue Ze temdente, der 
erſte Schritt in das völlige Neuland des kommenden Jahres, 
nicht jenen tieſen Eindruck zu hinterlaſſen, der ſie von neuem 
ſtarlt, wenn ſie in den gefanten Enttuſſen wenteno we: en 
wollen. Es war vielleicht kein ſchlechter Brauch, den vielfach 
unſere Groß= und Urgroßeltern übten, in der mitternächtigen 
Stunde, beim Glockenläuten, jedes für ſich ſelbſt, ſtill Geſangbuch 
oder Vibel aufzuſchlagen und ſich einen Leit=, einen Troſtſpruch 
für das kommende Jahr darin zu wählen, zur ſtändigen 
            Mah=
nung herauszuſchreiben und immer bei ſich zu tragen. Wir 
Frauen von heute bedürfen aber eines ſinnfällig wirkenden 
Leitmiotives gar nicht, wenn wir es in uns ſelbſt feſt verantern, 
in unſer Herz ſo feſt eingraben, daß wir es nie wieder vergeſſen. 
Wenn wir bei der ſtillen Abrechnung mit uns ſelbſt am 
            Alt=
jahres=Ende feſtſtellen konnten, daß wir uns wahrend der Dauer 
viel zu viel geſorat und durch unſere Sorgen gelähmt unſere 
ſeeliſchen und körperlichen Kräfte vielfach gänzlich falſch 
            ein=
geſetzt, dann ſollten wir auch in das neue Jahr den feſten 
            Vor=
ſatz mitnehmen, nunmehr umgekehrt zu verfahren: weniger 
zu ſorgen und zielbewußter zu handeln. Unſer 
ſeeliſches und körperliches Vermögen zweclentſprechender, 
            tat=
kräftiger und mit weiſeſtem Vorbe acht auszunützen. Dann 
werden wir beim Antritt des neuen Jahres dem mitternächtigen 
Gcläut der Glocken weit unſer Herz öffnen, von ihren 
            hoff=
nungsfreudigen Klängen uns tief durchoringen laſſen im ſtillen, 
beglückenden Bewußtſein, uns ſelbſt wieder gefunden 
zu haben. 
Erika Menzel.
 * Der erſte und der letzte Schnee 
Den erſien Schnee, ich wollt ihn jauchzend küſſen; 
Die Händchen ſtreckt’ ich fiehend nach ihm aus. 
Die Flöckchen wollten doch von mir nichts wiſſen, 
Sie jagten wild ums Seidenhärchen kraus. 
Nun ſind gebleicht die einſtens gold’nen Locken — 
Der Körper ſchwach, von Stürmen kalt durchweht. 
Ich fühl’s, es ſind die letzten weißen Flocken — 
Gebt mir den Kuß, den ich als Kind erfieht! 
Eiſe Marlott Seitz.
 * Anfang und Ende 
Von Emmy Bekker. 
Nachdruck verboten. 
Still und ruhig brannte die Lampe auf dem Tiſch, und er 
ſaß davor und blätterte in einem Büchlein. Sein Haar war 
weiß und ſchneeweiß ſein Bart. Nur Stizzen, nur Worte, 
            flüch=
tig leicht dahingeworfen, und doch ein Menſchenleben. Er 
            blät=
terte und er ſuchte, ſein Auge glühte, ſein Mund lächelte, zieh‟ 
vorbei, Vergängenheit, Vergeſſenes ſteig’ empor! Seht, wie ihr 
lebt, heißer Lebensdrang, goldene Freude, ſeliges Glück. 
Er blätterte und er ſuchte und ſein Mund lächelte, und dann 
das Blatt, das ihm die Scham zum Herzen trieb, hinauf das 
feine Not zum weißen Haar. Doch auch das, mußte es nicht 
ſein? War es nicht ein Glied, ein Glied der Kette, die ſein Leben 
band? Dunkel iſt der Weg, der Weg zum Licht, den wir uns 
taſten. 
Krachend ſchlug das Tor der Freiheit zu. Dunkel, dunkle 
Nacht, wohin er ſah. „Wo bin ich?! Gebt mich frei! Laßt mich 
los!” ſchrie er. Furchtbar klang es zurück: „Du mußt! Gib 
Deine Ideen, wir geben Geld! Leuchtendes rotes Geld!‟ Die 
Wucht ſchlug ihn nieder. Ihn lähmte der Bann. Leuchtendes 
rotes Geld, wie groß iſt deine Macht! 
Noch einmal ſtand es offen das Tor der goldenen Freiheit. 
Geh’ hinaus, du biſt frei! Dir lacht noch einmal das Glück! 
Und er ſchritt hindurch leuchtenden Auges. Vergangenes 
war vergeſſen. Hinter ihm lag verborgen dunkle Nacht, 
            ausge=
löſcht, tot. 
Und der Stern der Freiheit leuchtete, ſtrahlte, und er ging 
weiter, weiter, und der Stern, der ſtrahlte, der grüßte und 
winkte, und er ging weiter, weiter, über ihm der Stern, und er 
blätterte weiter, weiter und er ſuchte und ſuchte, und er ging 
weiter, weiter, über ihm der Stern — — und das Büchlein war 
zu Ende, über ihm der Stern, und er ſah hinaus, über ihm der 
Stern, der grüßte und winkte immer noch.
 endlich abzuſchließen. Da klingelt es, diesmal war Angeline da 
und öffnete, ehe ich es verhindern konnte. „Ah, mon dentiſte!” 
ſagt ſie. „Mein Dentiſt!” zu mir gewendet, und läßt einen 
ſchmächtigen Bengel hinein, der mir grinſend die Zähne zeigt. 
Was ſoll ich das alles wiederholen, der Dentiſt bleibt, das übliche 
Rumoren, Toſen und Wirtſchaften im Zimmer nahm zu und ab. 
Als ſich die Mitternacht nahte und ich zitternd vor Erregung, 
            ge=
bückt auf die Lehne meines Sorgenſtuhles, dalag, verließ der 
            Den=
tiſt die Wohnung, aber Angeline ging gar nicht mehr in ihr 
            Zim=
mer zurück, ſondern blieb. bei der Tür, und als die erſten Schüſſe 
und Proſt=Neujahrrufe laut wurden, öffnete ſie; ich ſpringe, ſo 
ſchnell ich es auf meinen alten Tagen noch vermag, hinaus, und da 
iſt es wieder ein Mann, die Beiden küſſen ſich im Gange, als 
wenn das ſo ſein müßte, und Angeline ſagt: „Ah, ceſt mon petit 
mosquitto”, überſetzt es auch gleich: „Das iſt mein kleiner 
            Mos=
kitto!” damit ich es nur ja verſtehen ſollte. Ich will’s verbieten, 
der Mos itto fuchtelt mit den Armen und ſchreit, und ſchließlich 
führen die Beiden mich mit Gewalt in meine Küche, während 
Angeline immer lacht. — Ich habe in meinem Leben nicht ſo vor 
Wut geweint, wie in dieſer Nacht, hilflos geweint. 
Am anderen Morgen, als Angeline in der Kirche war, das 
verſäumen ſie ja nicht, beſah ich den Schaden. An einem alten 
Maha oniſtuhl war das Tein eingelnickt; auf den Bezug des 
            So=
fas war Kognak gegoſſen, anſcheinend direkt aus der Flaſche, drei 
Gläſer waren entzwei, meine ſechs Höchſter Porzellanfiguren, ein 
Erbteil meiner Großmutter väterlicherſeits hatten ſie, 
            wahrſchein=
lich der Mos irto, zum Vallſpielen benutzt und dabei Köpfe, Füße 
und Sträuße abgeſchlagen, die konnte ich auf dem Teppich 
            zuſam=
v=enſuchen. 
Ars. z: eiten Januar ging ich zum Kommando und beſchwerte 
mich. Cin Kaupkmann Neuard der dort zu ſagen hatte, ließ ſich 
alles genau ſchildern, beſah mich mit ſeinen lauernden und 
            über=
tegenden Blicken und ſchrieb ſich die Wohnung genau auf. Sechs 
Tage ſpäter bekam ich den Beſcheid, daß meine Darſtellung 
            un=
wahr ſei, weil Mademoiſelle Angeline überhaupt nicht zu Hauſe 
geweſen ſei, ſondern im Kreiſe mehrerer Damen und Herren in 
der Stadt einem patriotiſchen Feſte beigewohnt habe. 
Am zehnten Januar, als ſich bei uns die Franzoſen, ſchon 
ganz auf ten Ruhreinſall vorbereiteten, bekam ich die 
            Auswei=
ſung, wegen Verſchwörungen gegen Frankreich. Angeline blieb 
in meinem lieben Hauſe, wie mir aber eine alte Freundin ſchreibt, 
iſt es verhältnismäßig ſtill dort. Hauptmann Renard iſt alles in 
einer Perſon geworden, Compatriote, Ami, Compagnon, Dentiſt 
und kleiner Moslitto.
Der Schleier
 Studie von Anna Kappſtein. 
* Niemand wußte, wie ihr der Name Elvira angeflogen war. 
Der Vater als nüchterner, beſcheidener und unbeleſener kleiner 
Gemeindebeamter hatte ihn vermutlich ſein Lebtag nicht gehört, 
als die Mutter darauf verſiel, die erſtgeborene Tochter Elvira zu 
taufen. Die junge Frau vermochte teine Gründe für dieſen von 
beiden Großelternpaaren und ſämtlichen Tanten berämpften 
            Cin=
fall aufzubringen; aber ſie hielt daran feſt. Vermutlich ſpielte 
irgend eine Romanerinnerung aus ihrer Mädchenzeit, da ſie 
noch Zeit zum Bücherleſen hatte, hinein. (Denn Kinos und 
Kinoſtars mit hochtrabenden Reklamenamen gab es zu der Zeit, 
als Elvira geboren wurde, noch nicht.) Jedenfalls war das Kind 
durch den ungewöhnlichen Namen von vornherein beſtimmt, 
etwas Feines zu werden. In der Tat hielt es ſich ſchon beim 
Spielen mit den Nachbarkindern abgeſondert und ſtill, — 
            viel=
leicht weil es um ſeines Namens willen manchmal gehöhnt und 
dadurch ſcheu und ſchüchtern wurde. 
Das blieb auch in der Schule ſo. Die kleine Elvira fiel auf, 
weil ihr Name ſo prinzeſſinnenhaft tönte, und man ließ ſich nicht 
ſo unbefangen mit ihr ein wie mit einer Grete oder Trude. 
Was das Mädchen erſt verängſtigte, fing an ſie zu 
            ſchmei=
heln, als ſie älter wurde. Nun wollte ſie etwas Beſonderes 
ſein und hielt und trug ſich danach. Die Mutter, die für ein 
Putzgeſchäft arbeitete, war glücklich, eine ſo feine Tochter 
            auf=
wachſen zu ſehen, und ſorgte, daß ſie bei ihrer Beſchäftigung 
Bänder und Spitzen erübrigte, um das Kind über den Stand 
hinaus zu putzen. So herausſtafſiert, bildete Elvira ſich zwiſchen 
ihresgleichen wirklich ein, eine Art heimlicher Prinzeſſin zu ſein. 
Dann kam der große Tag, an dem törichte Träume und 
romantiſche Backfiſchahnungen faſt ſo etſuas wie eine Beſtätigung 
erfuhren. Aus einer erloſchenen Seitenlinie der mütterlichen 
Vermandtſchaſt traf eine Erbſchaft in Geſtalt einer mächtigen 
            alt=
frän iſchen Ciſentruhe ein, die jahrzehntelang in einer 
            Boden=
kammer verſtaubt ſein mochte und die eine Menge verſchlieſſenen 
Seidenkrams enthielt. Deſſen Beſitzerin mußte eine äußerſt 
            ge=
fallſüchtige, vermutlich aber auch eine hübſche und reiche Frau 
geweſen ſein. Ohne Zweifel beſtand zwiſchen ihr und Elvira 
ein geheimnisvoller Zuſammenhang. Durch umſtändliche 
            Nach=
forſchungen ſtellte ſich heraus, daß die Ahne die natürliche 
            Toch=
ter eines Herzogs geweſen, der ſie gut verheiratet und mit Koſt=
 * Zur Geſchichte der Neujahrskarte 
Von Ernſt Edgar Reimérdes. 
bz. Wenn auch die Zahl der Neujahrsglückwunſchkarten ihres 
hohen Preiſes und vor allem des teueren Portos wegen erheblich 
abgenommen hat, ſo werden doch alljährlich immer noch 
            unend=
lich viele gedrudte Wünſche in die Welt hinausgeſchidt. Obwohl 
man ſich in Deutſchland bereits vor Erfindung der 
            Buchdrucker=
kunſt manchmal hanogemalte Neujahrslarten mit geſchriebenen 
Wünſchen ins Haus zu ſchiden vflegte, ſo bürgerte ſich dieſe Sitte 
doch erſt ſeit Erfindung der Buchdrudkerkunſt mehr und mehr ein. 
Die älteſte auf uns gekommene gedruclte Neujahrskarte ſtammt 
aus dem Jahre 1466, es iſt ein Kupferſtich eines unbekannten 
Meiſters, mit dem Monogramm E. S. verſehen, und zeigt auf 
einer phantaſtiſch geformten, vollerblühten Plume, dem Symbol 
des neuen Jahres, das Criſtuslind mit einem Spruchband in der 
Hand, auf dem die Worte ſtehen: „Cin guet ſelig jar.‟ Dieſer 
Wunſch wurde in ſeiner Form vorbildlich, wir finden ihn ſeitdem 
häufig auf Neujahrskarten und Wandkalendern. 
Zu den älteſten deutſchen Neujahrskarten gehört die ſehr 
ſeltene von Iſrael von Medenem (geb. 1503), einem weſtfäliſchen 
Kupferſtecher und Goldſchmied, hergeſtellte. — Cine große Anzahl 
gereimter Neujahrswünſche des Mittelalters findet ſich in dem 
Liederbuche der Klara Hätzlerin aus Augsburg, von denen einige 
die Nürnberger Meiſterſinger Hans Folz und Hans Noſenblüt 
zu Verfaſſern haben. — Das Germaniſche Muſeum zu Nürnberg 
beſitzt eine Neujahrskarte aus dem Jahre 1564, auf der das 
Jeſuskind mit einer Erdkugel dargeſtellt iſt; darunter ſtehen die 
Worte: „Schöne Troſtſprüche von dem Kindlein Jeſu Chrifti den 
lieben Chriſt=Kindlein zum Neuen Jahr zuſammengezogen.” — 
Während das Format der erſten Glückwunſchkarten ziemlich klein 
war, wurde es im Laufe der Zeit immer größer und der Tert 
umfangreicher. Die Buchdruckerkunſt, die nun in Blüte ſtand, 
wollte zeigen, was ſie konnte. Viele der alten Neujahrskarten ſind 
mit der Hand koloriert, ſie zeigen ein feines künſtleriſches 
            Emp=
ſinden. Im 17. Jahrhundert waren ſie ſo groß, daß man ſie an 
die Zimmerwände oder an die Türen hing. Nunmehr verſchwand 
der religiöſe Zug aus den Neujahrswünſchen mehr und mehr, 
an ſeine Stelle trat das Perſönliche, das in überſchwenglichen 
Worten der Liebe, Freundſchaft und Dankbarkeit, des 
            Wohlwol=
lens und der Devotion Ausdruck fand. Viele der alten 
            Glück=
wünſche beginnen mit den Worten: „Klopf’ an!” womit man den 
perſönlichen Neujahrsbeſuch nachahmen wollte, bei dem man vor 
dem Cintritt ins Haus entweder mit dem Finger oder dem 
Klopfer Einlaß begehrte. Cin Reujahrswunſch von Hans Folz, 
dem Meiſterſinger und Barbier, fing folgendermaßen an 
„Klopf' an, klopf’ an! Ein ſelig Jahr naht dir heran. 
Klopf' an, klopf' an; der Himmel hat ſich aufgetan, 
Drauß Heil und Seligkeit gefloſſen, 
Damit werdeſt du begoſſen! 
Der Frau, den Kindern und dem Mann 
Wünſch’ ich, was Gott nur geben kann: 
Geſundheit des Leibes und friſchen Mut 
Und was ſonſt not dem Herzen tut” uſw. 
Im Zeitalter der Nomantiker nahmen die Neujahrskarten 
wieder ein kleines Format an, was wahrſcheinlich mit der 
            Ein=
führung der Viſitenkarte in Zuſammenhang ſteht, die aus China 
nach Curopa kam. Jene gefühlvolle Zeit mit ihrer Nachahmung 
der Schäferpoeſie liebte feine Seidenkarten mit zierlichen 
            Amo=
retten, Blumengewinden, Freundſchaftsſymbolen, Altären der 
Grazien und Muſen uſw. Die Verſe waren ſüßlich und 
            über=
ſchwenglich, wie zum Beiſpiel der folgende: 
„Nimm dieſes Blatt und mit ihm meinen Segen 
Und meine beſten Wünſche hin. 
Es möge dir auf deinen edlen Wegen 
Die würdigſte Belohnung blüh’n! 
Für deine Ruh’, dein Wohlergehen 
Will ich einſt noch im Tode flehen. 
Mein Geiſt noch liſple Himmelsruh 
Dir, gute ſchöne Seele, zu!” 
Während der Befreiungskriege und in den folgenden 
            Jah=
ren ſchenkte man ſich in wohlhabenden Kreiſen zu Neujahr 
            viel=
ſach aus Eiſen angefertigte, ſchwarz gefärbte dünne Täfelchen 
mit bildlichem Schmuck und entſprechenden Inſchriften. — Zur 
Biedermeierzeit verwendete man viel Sorgfalt auf die 
            Herſtel=
lung geſchmadvoller Neujahrskarten in Stich und Druck. — Am 
Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jarhunderts wurde die 
„Neujahrskarte, die alle Wandlungen des Geſchmacks und der 
Kunſt mitmachte, meiſt auf Seide gedruckt, dann trat an deren 
Stelle ſteifes Kartonpapier, das für den Druck beſſer geeignet 
war. — Zu jeder Zeit haben ſich Künſtler in den Dienſt der 
Neujahrskarte geſtellt, ihre Namen ſind jedoch meiſt unbekannt 
geblieben. — Ihre Blütezeit erlebte die Neujahrskarte bei uns 
in dem Jahrzehnt vor dem Weltkriege, ſeitdem iſt die Herſtellung 
erheblich zurückgegangen. 
barleiten ausgeſtattet hatte. Alſo doch — wenn auch nur von 
einem Seitenwege her — einen Tropfen fürſtlichen Blutes in 
den Adern! Seit dieſer Nachricht trugen Mutter und Tochter 
den Kopf um eine Naſenlänge höher. 
Aus den ſeidenen Geweben wurden Ballkleider für Elvira 
angefertigt. Schon mit 16 Jahren war ſie eine begehrte Tänzerin. 
Freilich hielten die altersmürben Sachen nicht mehr viel aus, 
und wenn ſie abgetragen ſein würden, war für Neuanſchaffungen 
wenig Ausſicht. Denn der Vater ſtarb und die Witwenpenſion 
reichte für Wohnen und Eſſen, aber nicht für Vergnügungen und 
Putz. 
Aber natürlich würde Elvira beizeiten heiraten. Ein ſo 
            um=
ſchwärmtes und bewundertes Mädchen. Der Brautſchleier lag 
ſchon bereit; er war das einzige, noch ganz unſchadhafte Stück 
aus der Truhe. Ein breiter, vornehm angegilbter Schleier aus 
weißem Seidentüll, in den wundervolle Roſen= und 
            Myrten=
muſter eingewirkt waren. 
Einem niederen Beamten, wie der Vater einer geweſen, 
konnte Elvira allerdings nicht die Hand reichen, wenn ſie in 
            die=
ſem Schleier vor den Traualtar ſchreiten wollte. 
Einſtweilen machte ſie ſich darum keine Sorgen. Sie glaubte 
an Vorherbeſtimmung. Dieſelbe Macht, die den Schleier aus der 
herzöglichen Tante Beſitz ihr zugeführt, würde wiſſen, warum ſie 
das getan hatte. Die Gabe bedeutete natürlich einen 
            Schickſals=
wink: warte auf den Rechten. 
Sie wartete voll Zuverſicht, doch ſie wartete ein wenig lange, 
Ihre erſte Friſche weltte darüber hin. Redliche Männer, die ſich 
um ſie bewarben, holten ſich einen Korb. 
Aber mit ihrer zarten Geſtalt, ihren gepflegten ruhevollen 
Bewegungen, ihrer entſchieden gehobenen Art, ſich zu geben, die 
von der der anderen Kleinbürgerstöchter angenehm abſtach, blieb. 
Elvira auch dann noch begehrenswert, als ihre Blüte vorüber 
war. Sie gab die Hoffnung auf eine berauſchende Erfüllung 
ihrer Träume nicht auf. 
Dieſe Hoffnung ſchützte ſie vor Abwegen. Altersgenoſſinnen, 
die nicht zu einer befriedigenden Ehe gelangten und dennoch ihren 
Anteil am Lebensgenuß begehrten, abenteuerten mit fremden 
Männern. Elvira ſparte ſich auf. Sie wollte den Spitzenſchleier 
mit Chren tragen. 
In der kleinen Stadt. in der ſie aufgetachſen, ſchienen die 
Heiratsmöglichkeiten erſchöpft. Ihr Glaube an ein Wunder fing 
mit den Jahren doch zu ſchwanken an. 
Als auch die Mutter geſtorben war, entſchloß ſich das 
            Mäd=
chen, in eine Großſtadt überzuſiedeln und durch Geſchicklichleit,
Nummer 51
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
 Das Neueſte von der Mode 
Neue Kleiderformen. Neuerdings erregen einige 
Nachmittagskleider, zumeiſt aus Wollſtoffen angefertigt, 
            berech=
tigtes Aufſehen bei der Frauenwelt. Wohl iſt die Geſamtlinie 
noch ohne jede Betonung der Figur gehalten, abgeſehen von 
einigen Querſäumchen unteihalb der natürlichen Taillenlinie 
oder einigen Reihungen über Schnureinlagen an dieſer Stelle. 
Aber gleich unterhalb der Hüſte erſcheint die Silhouette 
            weſent=
lich verändert. Glockenvolants von 10—30 Zentimeter Breite 
ſind an dieſer Stelle entweder einer langen Kaſſakbluſe angeſetzt 
oder garnieren verſtürzt aufgenäht den noch immer ziemlich 
engen Rock und wirken ſo in beiden Fällen überkleiderartig. So 
fahen wir ein ſchwarzes mattglänzendes Tuchkleid in dieſer 
neuen Kleidform, das mit einer ſchmalen Paſpolierung von 
            pur=
purroter Seide am Volan; am Halsausſchnitt und an der 
            ſchma=
len Manſchette oben und unten des mäßig weiten Bluſenärmels 
beſetzt war, während ein links ſeitlich zur Schleife geknüpſter, 
nur etwa 6 Zentimeter breiter Gürtel auf der Rückſeite ebenfalls 
rotes Seidenſutter aufwies. Obgleich der 30 Zentimeter breite 
Glockenvolant dem Rocke des kittelartig geſchnittenen Kleides 
tatſächlich nur verſtürzt aufgeſetzt war, verriet aber die 
            außer=
ordentlich exakte Arbeit in keiner Weiſe, daß es ſich tatſächlich 
nur um einen Rodbeſatz und nicht um eine lange Kaffakbluſe 
handelte, als welche dieſes Ueberkleid in der Hüfte nur wenig 
über bleiſtiſtſtarken Schnuren eingereiht und etwas kraus 
            gehal=
ten erſchien. An einem anderen dunlelblauen Gabardine=
            Nach=
mittagskleid öffnete ſich vorn der verſtürzt angeſetzte Volant 
über einer reichen bunten Woll= und Seidenſtickerei in 
            orien=
taliſchem Geſchmack, die den Rock bis zur verlängerten 
            Taillen=
linie ſchmücte und rechts und links auf den Schultern in zwei 
zungenartigen Carniturteilen wiederkehrte, ebenſo die 
            Man=
ſchette ſchmückte. Der Garniturvolant in Glockenform umrandete 
an dieſem Kleide eine ſcheinbar an den Seiten verlängerte, in 
ſpitzer Zacke ausfallende Kaſſabluſe, und zwar an dieſen 
            ſeit=
kichen Eaen noch mit einer vollen, dunkelblauen Seidenquaſte 
geſchmückt, deren Knoten netzartig mit einem bunten 
            Durch=
einander der zur Sticerei verwendeten Stoff= und Seidenfäden 
überzogen war. Cine etwa 5 Zentimeter lange, ſelbſtgeknüpfte 
Franſe von den gleichen Fäden ſchloß ſowohl die Manſchette 
nach hinten am Aermelverſchluß ab, wie auch die zwei langen 
Doppelenden, die nur zu einer Schlupfe gebunden, linis ſeitlich 
bis etwa über die Verlängerung ves Volants hinabſielen. Den 
HalZabſchluß bildeten drei Reihen Schlingen, je 3—5 Zentimeter 
breik abwechſelnd aus den verſchiedenen Fäden der Woll= und 
Seidenfäden handgearbeitet. Bemerkenswert war an dieſem 
Kleide noch der Rücenverſchluß mit Knopflöchern und Knöpfen, 
ar denen dunkelblaue ſtoffbezogene Knöpfe in zwei Reihen ſich 
gegenüberſtanden. Alſo ſcheinbar rechts und links einem 
            unter=
geſetzten Streiſen mit farbig aufgenühten Knopflöchern 
            aufge=
knöpft waren. Dieſer Knopfverſchluß endete erſt dicht über dem 
im Rücen erſt unter der Knietehle beginnenden Glockenvolant, 
der auch hier zur beſonderen Betonung des geſonderten 
            Ueber=
kleides oder der Kaſſakbluſe geſchlitzt gehalten war, obgleich er in 
Wirklichkeit nur geſondert dem Kleide aufgearbeitet wurde. 
S. St. 
Der zeitgemäße Haushalt 
Wie Federbetten im Winter nicht behandelt 
werden dürfen. „Ich friere ſo ſehr, daß ich kaum noch in 
den Betten warm werde”, ſo hört man nicht ſelten von nervöſen, 
blutarmen oder äuch geiſtig überanſtrengten Menſchen ſprechen. 
Die Urſache der Nichterwärmung im Bett liegt aber vielfach in 
der Beſchaffenheit derſelben allein. In den meiſt nicht geheizten 
Schlafräumen trodnen die während des Schlaſens erwärmten 
und durch Ausdünſtung der Haut oft ganz erheblich ſeucht 
            gewor=
benen Betten nicht aus. Die Folge iſt für den Schläfer ein 
immerwährendes Fröſteln im Bett. Da der Körper bekanntlich 
im Schlaf in geſteigertem Maße Wärme abgibt, entſteht im 
            kal=
ten Bett eine geſviſſe Feuchtigkeit, die ſich dem Schläfer mehr oder 
weniger bemerkbar macht und ſeinen Schlaf ebenſo wie ſeine 
gründliche Durchwärmung beeinträchtigt, ja oft ſogar behindert. 
Es iſt deshalb unbedingt notwendig, die Betten morgens nach 
dem Aufſtehen unbedingt weit zurückgeſchlagen auslüften zu 
            laſ=
ſen, nach dem Ordnen aber auch ſvährend des Winters 
            leines=
wegs im ungeheizten Raume noch mit ſchweren Bettdecken zu 
            ver=
hüllen, wodurch zurückgebliebene Feuchtigkeit am Verdunſten 
verhindert würde. Dann aben ſollten in regelmäßigen Abſtänden 
die Federbetten aus ungeheizten Schlafzimmern gründlich in 
warmen Räumen ausgetrocknet werden. Auf dem erhöht 
            auf=
gelegten Bügelbrett oder zwei in der Nähe des Ofens mit den 
Lehnen gegeneinander aufgeſtellten Stühlen kann das am 
            leich=
teſten geſchehen, um der Zimmerwärme Gelegenheit zum 
            Aus=
trocknen und damit auch gleichzeitig zum Auflockern feuchter und 
dadurch klumpig und ſchwer gewordener Betten zu geben. H. 
Angeheizte, glaſierte Kachelöfen ſollte man 
nie mit naſſen Tüchern reinigen. Die Glaſur erhält 
dadurch Sprünge, die namentlich das Ausſehen dunkler Oefen in 
ſehr unangenehmer Weiſe beeinträchtigen, da ſich in ihnen der 
Staub feſtſetzt.
 Die Taſche im Unterrock. Sie iſt nur ſelten im 
            Ge=
brauch, die an einer Nahtſtelle untergeſteppte, nicht eingeſetzte 
Kleidertaſche. Wählt man ſie breit genug und ſteppt ſie 
            unter=
halb des Taſchenſchlitzes, alſo der, Naht folgend, feſt, dann wird 
ſie zweiteilig bei nur einem Schlitz, und man kann auf der einen 
Seite Schlüſſelbund und Taſchentuch, auf der anderen Seite 
Geldſcheintaſche und Notizuch unterbringen und iſt ſo bei 
            Be=
ſorgungsgängen einmal von der Handtaſche befreit, zum anderen 
aber auch vor Diebſtahl geſichert. Ganz beſonders wichtige 
Dienſte aber vermag eine Unterrodktaſche auf der Reiſe oder in 
der Sommerfriſche zu leiſten, wenn man größere Geldbeträge als 
Reſerve, ebenſo Paß oder Poſtausweis, Reſervetaſchentücher 
u. ä. m. ſtets zur Hand haben will, ohne doch die Handtaſche 
            neh=
men zu müſſen. Bei Ausflügen iſt in ihr ſehr leicht flach gepädter 
Proviant, ein kleines Fläſchchen mit belebendem Tee oder 
            ähn=
lichem Erfriſchungsgetränk zu bergen, immer ohne unter dem 
Kleide ſichtbar zu werden, vorausgeſetzt, daß dieſes nicht zu den 
modernen Futteraltleidern gehört, unter denen ſich faſt jede 
H. 
Muskel markiert. 
Ein vorzüglicher Teepunſch für die 
            Feſt=
tage wird wie folgt bereitet:: 2 Taſſen Waſſer, 2 Taſſen 
            Flieder=
ſaft werden mit 1 Stück Zimt und 1 Nelke zum Kochen 
            aufge=
ſetzt, nach 20 Minuten durchgeſeiht, mit 2 Taſſen durchgeſeihtem 
Hagebuttenkernen=Tce vermiſcht und mit genügend Zucker oder 
Süßſtoff geſüßt. 
Speiſezettel. 
Sonntag: Gulaſch in Reisrand. 
Montag: Grünkohl mit Bratlartoffeln. 
Dienstag (Neujahr): Rehblatt mit Weinkraut. 
Mittwoch: Weiße Bohnen. 
Donnerstag: Linſen. 
Freitag: Sellerielartoffeln. 
Samstag: Möhrengemüſe. 
Aphorismen 
Die geiſtreiche Frau analyſiert, wo ein einfach Herz den 
Himmel wähnt. 
Was gegen die Natur verſtößt, iſt Unſinn, und Unſinn iſt, 
die Frau zum Manne machen zu wollen. 
Ein echtes Weib iſt der größten Liebe fähig — nur ſchade, 
daß der Gegenſtand derſelben ihrer meiſt unwürdig iſt. 
Weibliches Können reicht nur bis zu einer gewiſſen Grenze, 
wenn ſcheinbar auch ebenbürtig, es bezahlt dieſe Leiſtung ſchwer! 
Es gibt Frauen, wo die Liebe kein Ende; ſie iſt, ſo 
            viel=
geſtaltig, daß ſie keine Zeit übrig läßt, Gedanken zu ſchöpfen. 
A. Sch.
Schach
Nummer 32
 Jahrgang 1923 
Für Aufgabe 63, die zmeite unſeres Ausſchreibens, ſagen wir dem 
Verfaſſer Dank. Es iſt wiederum eine Bedingungsaufgabe. Sie 
geht nämlich von der Grundlage aus, daß die Stellung par iemöglich 
ſei, alſo aus der Partieanfingsſtellun; müſſe hervorgegangen ſein 
können. Aufgaben dieſer Art enthalten in der Regel irgend velche 
Beſonderheiten, die der Löſer durch „rückläufige Unterſuchung” 
            auf=
zudecken hat. Bei ſolchen Aufgaben wrd übrigens als Vorausſetzung 
angenommen, daß, wenn K und T auf ihrem urſprünglichen 
            Stand=
feld ſtehen, die Nochade noch zuläſſig iſt, es ſei denn, daß das 
            Eegen=
teil — alſo daß K oder TI ſchon gezogen haben müſſen — aus er 
Stellung nachgewieſen werden kann. Wir glauben für die Löſung 
nicht allzuviel zu verraten, wenn wir bemerken, daß gerade in 
            Auf=
gabe 63 dieſe Vorausſetzung, die Möglichkeit der beiderſeit gen Ro hade, 
bzw. der Nachweis ihrer Unmöglichkeit, eine wichtige Rolle ſpielt. 
Löſungspreisausſchreiben. 
Für die richtige und vollſtändige Löſung der Aufgaben 61 und 63 
ſetzen wir drei Preiſe aus: 
1. ein wertvolles Buch, 
2. ein Viertsljahrsabonnement auf das Darmſtädter Tagblatt, 
3. en Monats bonnement auf das Darmſtädter Tagblatt. 
Der Löſung von Aufgabe 61 kann eine lurze Beurteilung beigegeben 
werden, während bei Aufgabe 63, neben der Löſung eine erſchöpfende 
Unterſuchung gefordert wird 
Bei gleicher Güte der Bearbeitung erhalten ſplche Bewerber den 
Vorzug, die bereits im Lauf des Jahres ſich durh Einſendung von 
Löſungen hervorgetan haben, im übrigen entſcheidet das Los, 
Die Einſendungen ſind mit der Aufſhrift „Schach. 
            Löſungswett=
bewerb” an die Schriftleitung des Darmſtäd er Tagblatts zu richten, 
Se müſſen ſpiteſtens am 25. Januar 924 eingegangen oder doch am 
24. Januar (Datum des Poſtſtempels!) abgeſchickt ſein. Die 
            Ent=
ſcheidung des Ausſchreibens wird Anfang Februar bekanntgegeben, 
Aufgabe 64 
Miroslav Havel in Prag 
(Prager Preſſe 1921). 
Weiß: Kh6 Da3 Sd8 13 (4); 
Schwarz: Kf6 Ta7 Lh8 Ba4 b6 c7 d5 e7 (8), 
Matt in drei Bügen. 
Alain C. White, Horaz und Mäzen zugleich, legt alljährlich zu 
Weihnachten ſeinen Freunden und der Schachwelt ein köſtliches 
            Auf=
gabenſammelwerk auf den Gabentiſch. Heuer ſind es „Böhmiſche 
Granatſteine” (Bohemian Garnets), 500 geſammelte Aufgaben von M. 
Havel, herausgegeben von G. Hume. Havel iſt einer der Größten der 
„böhmiſchen Schule‟. Als Beiſpiel für den böhiniſchen Aufgabenſtil, 
der bislang in unſerer Schachecke ganz im Hintergrund geſtanden hat, 
und als erſte Probe aus dem Buch bringen wir die feine. Aufgabe 64, 
Briefkaſten: H. M. Aufgabe 49 wollen Sie mit 1. Df4—g3 löſen, 
aber die D ſteht ja bereits auf g3. In 5ler ibt 1. Dc8 weder nach 1...." 
Ke7 2. Dd7+Kf6! noch nach 1.... g4 2. Lh6+Ke7 ein Matt. 
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die 
            Schrift=
leitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”=
 Aufgabe 63 
Hans Klüver in Hamburg, 
(Urdruck.) 
f 
b d e
 Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt. 
Prüfſtellung: Weiß: Kei De6 Thi Lht Sa8 Ba4 b3c2 d3 d4 
e2 g2 (12); 
Schwarz: Ke8 Th8 Sf7 Bb6 b7 d5 d6 d7 g7 h6 (10); 2+
 mit denen die Mutter manches blanke Markſtück erworben, 
            Ver=
dienſt zu ſuchen. Denn ihre Mittel waren tlein. 
Leider zeigte ſich, daß Fertigkeiten, die in der Provinz zu 
            an=
genehmem Gelderwerb ausgereicht hatten, in dem verwöhnten 
Mittelpunlt der Modeinduſtrie gering geſchätzt wurden. Aller 
Luxus in Schaufenftern und Warenhäuſern verwirrte Elvira. 
Selbſt die Ernnerungen an die ererbten Atlasiteider, die ſie 
beim Tanzen vertragen, verblaßte daneben. 
Nur der Schleier, der Schleier behielt ſeinen Wert. Sie 
zeigte ihn einer Spitzenwäſcherin. Die nannte ihr eine hohe 
Geldſumme, die man für ein gleichartiges Stück anlegen müſſe. 
„Es wäre eine mühſame aber reizvolle Arbeit, ihn nachzuſchaffen. 
Warum haben Sie es übrigens noch nicht ſelbſt verſucht mit 
Ihren feinen und zierlichen Händen?” 
Ja warum nicht? Sie wußte keine Antwort darauf und 
dachte zum erſtenmal darüber nach, warum ſie noch nie in ihrem 
Leben etwas Rechtes gearbeitet habe. Doch wohl weil man 
            Prin=
zeſſinnenfinger nicht mit der Nadel zerſticht. Doch wohl weil, 
wenn man auf den großen Unbekannten wartet, man ſich nicht 
mit dem jämmerlichen zleinbetrieb des Geldverdienens befaßt, 
War noch etwas nachzuholen? 
Hinter verſchloſſener Tür verſuchte ſie an einem alten Stück 
Baumwolltüll mit der adel die Blumenranten nachzuziehen. 
Nicht nur, daß es überhaupt mißlang, weil die Schulung fehlte, 
ſie mertte auch, daß ſie eine unermeßliche Menge von Zeit 
            ver=
brauchen mußte, um auch nur einige Zentimeter der 
            verſchlunge=
nen Borte herzuſteillen. Nur von Jugen) an geübten Fingern 
ging ſolche Arbeit fliegend vonſtatten. Jahrzehnte würde ſie 
über der Sticerei verbringen müſſen, um einen Schleier wie 
            die=
ſen zu vollenden. Jahrzehnte, in denen ſie ſich die Augen blind 
ſtidte. 
Schon jetzt waren ihre Augen nicht mehr die jüngſten. Nie 
zuvor hatte ſie dieſem Gedan’en Cinlaß geſchenkt. 
Sie trat vor den Spiegel. Fa’ten um den Mund und 
            er=
grauende Saarfäden in den blonden Kaarwellen eingeſprenkelt. 
Ein Märchenprinz, ſelöſt wenn er eine Gänſehirtin erwählt, 
nimmt eine junge und ſchöne Frau. 
Elvira begann ihre Hoffnungen einzuſargen, und darüber 
erſt wurde ſie ganz alt. 
Und bitter. 
Denn ſie hiel; ſich für eine Betrogene. Das machte ihr die 
Menſchen und die Welt verhaßt. 
Fortan zog ſie ſich vom Leben zurück, fing an ſich zu 
            vernach=
läſſigen und gab mit ihrer Jugend ſich ſelber auf. 
Und dachte dennoch unabläſſig in wahrer Selbſtbefangenheit 
dem eigenen Loſe nach. 
Dann tam die Zeit des Darbens für das ganze Volk. Das 
alte Fräulein, mager und runzelig, empfand eine Art von B 
friedigung, daß jetzt nicht nur ſie in Dürftigkeit lebte. 
Sie wohnte in einem Hinterhaus vier Treppen hoch und ſah
 auf einen öden Hof, in dem drei Dutzend Kinder lärmten. 
            Tags=
über ging ſie in den Vorderhäuſern ausbeſſern, um ſich die Koſt 
und etwas Taſchengeld zu erwerben. Mehr konnte ſie für ihre 
Leiſtung nicht beanſpruchen, die immer hinter der der gelernten 
Näherin zurückblieb. Um Licht zu ſparen, kroch ſie des Abends 
um acht ins Bett. 
Allmählich hörte auch die Näharbeit auf. Die Beköſtigung 
lief doch zu hoch ins Geld und die Damen beſorgten ſich ihre 
Flickereien ſelbſt. 
Elvira hungerte. 
Vermutlich wären ihr gleich anderen Notleidenden 
            Unter=
ſtützungen zugewendet worden, doch ſie bewarb ſich nicht darum. 
Sie ſchmollte wie eine entthronte Prinzeſſin. 
Almoſen? — nimmermehr 
Was entbehrlich war an Gerät aus beſſeren Tagen, war 
längſt zum Trödler gewandert, Taſſen, ſilberne Löffel, 
            Möbel=
ſtücke. Nur den Schleier hatte niemand kaufen wollen. Die 
Althändler meinten, bei ihnen ſuche man dergleichen nicht, und 
die eleganten Modegeſchäfte wieſen das Angebot als 
            unerlaub=
ten Kettenhandel zurück. Unter den ehemaligen 
            Arbeitgeberin=
nen aber war keine, die in den Notjahren für ein ſo feſtliches 
Stück Verwendung gehabt hätte. 
Dennoch war es für Elvira ein Hochgefühl, den Schleier auch 
nur anzubieten. Ueberall erntete ſie einen erſtaunten Blick. — 
ſie, das verblühte und armſelige Geſchöpf, die Beſitzerin eines 
ſolchen Wertes. 
Wenn auch das zarte Geſpinſt allmählich zu zerfallen drohte. 
Beinahe wie in ihrer Jugend, da ſie auf den Freier wartete, kam 
ſie ſich wieder vor, — eine Ausgeſonderte, zu ungewöhnlichem 
Erleben Beſtimmte. 
Das Leben zwar hatte ihr gelogen. Ob der Tod wohl 
            zu=
verläſſiger war? 
Sie fing an. mit Todesgedanken zu ſpielen. Wenn ſie ſich 
mit leerem Magen zu Bett legte, lag ſie lange zwiſchen Schla 
und Machen und ihre Einbildungskraft erſchuf ihr fie 
der Dann ſah ſie ſich wieder jung und ſchön, umhüllt vom 
bräutlichen Schleier fürſtlicher Her unft und ſi dachte: ſo m d 
ich wie Schnee ittchen im gläſernen Sarge liegen, daß ſie alle, 
die nur ein verhitzeltes dürftiges altes Fräulein in mir kennen. 
kommen und mich anſchauen . Mit dieſer Norſtellung vertrieb 
ſie Hunger und Durſt. Sie ſpuchs ihr zum Wahngedanken. 
Als der letzte (eld’chein ausgegehen, der letzte Biſſen Brot 
aufge elſen mar löſte ſie ver dem Spiegel ihre dünnen araue 
Soare hüllte ſich in den langen meiten ſpinn ebfeinen Schleier 
mit den Myrten — und Raſ an”en u d legte ſich auf ihr 
Laser, nachdem ſie zu or den Casbahn aufgehreht. 
Im Tode tar jie eine Braut uud eine Rrin= in 17nd 
die bochmiti en Talten u den herb geſchloßenen Mun” 
rieten, da ihr l ter Gedanke den Leuten galt, die kommen 
würden, ſie anzuſchauen.
 14 
5. 
16. 
17.
 Darmſtädter Silbenrätſel 
be, chen, de, der, du, eb, eg, erz, flit, ge, ig, in, lau, le, li, mar, 
mas, nar, olb, räu, rich, ſchall, ſes, ta, ter, vol, wo. 
Aus vorſtehenden Silben ſind 12 Wörter von folgender 
            Be=
deutung zu bilden: 1. Hofamt im alten deutſchen Reich. 2. 
            Weib=
licher Vorname. 3. Oſtrömiſcher Feldherr unter Kaiſer Juſtinian. 
4. Bezeichnung für die erſte Zeit im Eheſtand. 5. Hauikrankheit 
der Hausſäugetiere. 6. Stadt in Mähren. 7. Naturetſcheinung an 
Meeresküſten. 8. Berühmter franzöſiſcher Roman= und 
            Theater=
dichter. 9. Bedeutender ſchweizer Geograph. 10. Hervorragender 
italieniſcher Phyſiker. 11. Namhafter Darmſtädter Architekt. 12. 
Bezeichnuug für gegerbte und beaib itete Tierhaut. 
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach 
unten geleſen, einen Wunſch, der zum Jahreswechſel allen Leſerinnen 
und Leſern gilt. (Bei der Löſung gilt i —j.) 
Th—z. 
Figuren=Räiſel 
a, be, bel, ca, cal, che, chen, de, frank 
ga, ge, ger, gi, he, i, kart, la, la, lin 
ma, me, mo, ne, ne, o, or, ra, res, reu, 
ron, ſa, ſchleu, ſe, ſe, ſis, ſprot, tau, te 
ter, ti, un, veil, zart, ze. 
Vorſtehende Silben verwende man 
zur Bildung von 18 Wörtern von 
            folgen=
der Bedeutung: 1. Ein ſpaniſcher Dichter, 
 
2. Ein 1ömiſcher Ph loſoph. 3 Ein 
Kriegsgott. 4. Ein Cewichtsmaß. 5. Ein 
griechiſcher Buchſtabe. 6. Ein Raubtier, 
7. Ein Vogel. 8. Ein Opernkomponiſt. 
 
9. Ein Fiſch. 10. Eine Blume. 11. Eine 
der Drei Parzen. 12. Ein weiblicher 
Vorname. 13. Ein amerikaniſcher 
Phyſiker. 14. Ein Waſſerbau. 15. Ein 
berüymter Maler. 16. Eine griechiſche 
Göttin. 17. Ein Dialektdichter. 18. Eine 
Blume. 
Hat man dieſe Wörter in wägerechter 
Richtung in die Quadrate der Figur 
eingetragen, ſo nennt die punktierte 
Zickzackreihe, von oben nach unten geleſen, die deutſche Ueberſetzung 
des Titels eines im Beſitze des Dichters Zichokke befindlich geweienen 
Bildes, das dieſem zu einer Novelle, ſeine beiden Freunde Ludwig 
Wieland und Heinrich von Kleiſt, aber erſteren zu einer Saiyre, 
letzteren zu einem Luſtſpiele gleichen Namens angeregt hat. 
Carl Deubel. 
Stern=Räiſel 
An Stelle der Sterne ſetze man 4 a, 1b, 
1d, 8e. 1f. 2g. 1h. 3i, 4r, 3f, 1t, 
2u, 1y. ſodaß 8 Wörter entſtehen, die 
je 5 Buchſtaben zuhlen und alle 
            den=
ſelben—bereis eingetrag nen — Endbuch= 
++4 
stttntttrt ſtabenn beſitzen. 1 Bogel. 2. 
            Natur=
erſcheinung. 3. Metall. 4. Norwegiſch r 
Dichter. 5. Wiener Komponiſt. 6. 
Männername. 7 Etwas Menſchliches. 
8. Nebenfluß der Donau. — Die 
            An=
fangsbuchſtaben nennen ein koſtbares 
Gut. 
Carl Deubel. 
Umleg=Aufgabe
 Aus den Teilen des Wortes Efeu ſoll die dauebenſiehende 
Figur gebildet werden. 
C. D. 
Rätſel 
576 Faſt jeden Tag ſieht man, das erſte Silbenpaar. — Die dritte 
Silbe iſt nie angenehn fürwahr — Das Banze, ein 
            Natur=
gewaltſtück ſch immſter Art, — Trifft Land und Leut, wo’s 
aus den erſten fällt, ſehr hart. 
577. ie erſte Silbe ſpürt man manchmal hart, — Die andere 
fehlt oft, wo ſie vorher w ren. — Das Ganze iſt ein ziveites 
neuſter Art — Und erſt bekannt ſeit etwa vierzig Jahr. 
Auflöfungen. 
Weihnachtsſilbenrätſel. 
Dahalge, 2. Izelsbach, 3. Ekkehart, 4. Walnuß, 5. Eigentum, 
6. Idce,7. Herms. 8. Npp.s, 9. *graffe. „Die Weihnachlsmeſſe‟. 
II 
1. Fahrnis, 2. Relief, 3. Obve, 4. Hades, 5. Ebert. „ Frohes Feſt!”
Ruutmer 1.
Darmſtädter Tagblatt, Diensjag, dent 1. Jaltuar 1924.
Seite 11.
 Wir wünſchen allen Menſchen, daß es ihnen im neuen Jahr ſo gut gehen 
möge, daß ſie alle in voller Geſundheit recht viele Kleider zerreißen und 
auch für Herren und Knaben mindeſtens ebenſoviele Kleider wieder 
aufen können zu den ſo niedrigen Preiſen im Bekleidungshaus
Brafenſtr. 23
Daaasaaaaaanasgangannne
 Meiner werten Kundſchaft, 
Freunden und Bekannten
 die herzl. Glückwünſche 
zum neuen Zahre!
 Peter Krämer u. Familie 
Speiſefett= und Feinkoſthandlung 
Karlſtraße 53/.. (39 
            anvevloss-
venaana:
 GaDSSNRTHARSBMAESG 
Meiner werten Kundschaft 
die besten Wünsche 
zum 
Jahreswechsel!“ 
Pelz-Spezial-Haus 
Alfred Zimmermann 8 
Rheinstrasse 23. (31 
2asu. InIh. szer an saansa 3soe
 Geſchäfisfreunden und Bekannten 
zum Jahreswechſel. 
herzlichſte
P. Hörr
Grafenſtr. 23
Glückwünſche!
Luiſenſtraße 36.
OON
 R3 
Einem verehrl. Publikum von 
Darmſtadt und Umgegend, ſowie 
all, Freunden, Bekannten wünſchen 7 
ein herzliches
ahr
Die Direktion
(42
 derPalaſt=Lichtſpiele 
R
 aaaaaslanaaianatlanngagt 
Unseren weiten Gästea, 
Freenden und Bekannten (*13
 zum Jahreswechsel 
die herzlichsten 
Glückwünsche!
 Jugenheim a. d. Bergstr. 
numanwi 
un
 oetttlileeeeerecetes 
Allen Freunden und Bekannten, 
ſowie unſeren lieben Stammgäſten
Karl Scheerer
 Gaſthaus zur Krone (Traiſa) 
*1 
AedeeSeeseiieeesesesss4! 
Meiner verehrten Kundſchaft 
ein glückliches 
Neues Jahr! 
Oskar BrachatNachf.,Rheinſtr. 20
 Meiner werten Kundschaft, 
Freunden und Bekannten 
ein glückliches 
neues Jahr!
wünscht
 A. J. Bock 
Sauerkraut-Fabrik und Gurkeneinlegerei 
Luisenstr. 32-36 Telephon 1575.
 Allen Gästen und Bekannten 
ein herzliches 
Prasft Heujänk! 
Eafé Fürzt Bismarek
(*30625
 O Mndee 
Vereinen und Bekaunten (3o867 
die herzlichsten 
Glück- u. Segenswünsche 
zum Jahreswechsel! 
Karl Heidenreich u. Frau 
Restaurant „Bummelbräns.
 Herzlichen Glückwunſch 
zum Jahreswechſel 
Wilh. Deuſter und Fritz Brunner 
Inhaber der Firma Wilhelm Deuſter
K
 Konfektionshaus 
Marktplatz 11. (21
 Die herzlichsten 
Glückwünsche 
zumJahreswechsel! 
Brauerei 
Friedrich Schönberger
 Unseren verehrten Gästen, 
Freunden und Gönnern (3 
zum Jahreswechsel 
recht herzlichen 
Glückwunsch! 
H. Reichert u. Frau 
Weinhaus Maxim
2‟
 R0 
Ein gückliches 
RNeues Jahr 
wünſcht 
KAdolf Aßmus u. Frau 
4 Schuſtergaſſe 15. 16, Telephon 2320. X 
F
 Unſerer werten Kundſchaft, 
Freunden und Bekannten (12
 die herzl. Glückwünſche 
zum neuen Jahre! 
Hans Latz 
Kolonialwaren 
Heldelbergerſtr. 46 — Grafenſtr. 16
 Unſern werten Gäſſen, verehrl. 
Kundſchaft, ſowie Verwandten und 
Freunden 
die herzlichſten 
Glückwünſche 
zum neuen Jahre!” 
Wilhelm Nagel 
und Familie 
Obſtweinkelterei u. Kelterei=Ausſchank
 Meiner werten Kundſchaft 
die beſten Wünſche 
zum Jahreswechſel! 
Hubert Bringer Nachf. 
Inh.: M. Steinbach 
Wilhelminenſtr. 35. 
aenau 
Meinen werten Gäſten, 
            Freun=
den und Bekannten wünſche (2
 Die beſten Glückwünſche 
zum neuen zahr! 
Jakob Schüler 
Nieder=Ramſtädterſtr. 13 
Grafenſtraße 10 
Beſſungerſtraße 41
A anane
 Unsererwerten Kundschaft 
zum Jahreswechsel 
die besten 
Glückwünsche! 
Albin Schurig 
und Frau 
Spezial-Reparatur-Anstalt 
für Autobereifung 
Ellsabethenstraße 62
 Meinen werten Kunden, 
Freunden und Bekannten
 Herzlichen Gläckwanſch 
zum neuen Jahr 
unſerer werten Kundſchaft 
ſowie Freunden u. Bekannten 
Anton Fiſcher 
Frankfurterſtraße 12/4 
Heinrich Schulte
Nr 5 5r50c
 Unſerer werten Kundſchaft, 
Nachbarſchaft, Freunden 
und Bekannten ein herzlich 
Proſt Neujahr! 
Sebaſtian Lang u. Frau 
pferdemetzgerei / Liebſrauenſtr. 49 
(40 
K
 Meiner werten Kundſchaft, 
            Freun=
den und Bekannten wünſche 
ein frohes Neujahr 
Herm. Zabel 
Herren= und Damenſchneiderei 
Roßdörfer=Str. 17 czo6s4
 die herzlichſten 
Glückwünſche 
zum neuen Jahr! 
Hans Kappel 
31 Kahlertſiraße 31
 Unſern Gäſien, Freunden 
und Gönnern. 
(3 
ein glückliches 
neues Jahr! 
Familie M. Kaſt 
„Landſiurmeck”.
 Stttttsttstttssste 
Meinen werten Kunden, 
            Bekann-
ten und Freunden ein kräftiges
Prosit Neujahr!
 Meiner werten Kundſchaft, 
Freunden u. Gönnern ein 
glückliches 
neues Jahr
 und Familie 
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 verehrlicher Kundſchaft 
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neues Jahr 
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 Allen unſeren werten Kunden u. 
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ein glückliches 
Neues Jahr! 
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Neues Jahr! 
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beſten Wünſche 
zum Jahreswechſel! 
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& allen Bekannten 
die herzlichſten 
Neujahrs=Glückwünſche 
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Freunden und Bekannten 
 
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 Meiner werien Kundſchaft, 
            Freun=
den und Bekannten ein 
glückliches neues Jahr! 
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Ecke Hügel= und Wilhelminenſtraße.
 Meinen werten Gäſten, Freunden 
und Bekannten
 ein glückliches 
neues Jahr! 
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ein glückliches und frohes 
Neujahr! 
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Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 1. Jauuar 192Z.
Rummer 1.
 Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer 
von Johanna Wolff. 
(Nachbruck verboten.) 
6) 
Merete wollte den Kopf ſchütteln, konnte aber nicht. Da 
war etwas an Frau Monikas Art, dem ſie ſtill halten mußte. 
„Was iſt denn ſonſt dabei zu tun?” fragte ſie hilflos. 
„Ein wenig Geduld haben, liebe Seele. Auch das iſt 
            Weis=
heit. Solange unſere deutſchen Menſchen vom Lande 
            wegdrän=
gen in die großen Städte hinein, iſt für uns hier draußen wenig 
zu machen. Die Leute kommen einfach nicht, wenn ſie geplagt 
werden. Und je öfter Sie Ihre Angeſtellten wechſeln, deſto 
minderwertiger wird der Zuzug.” 
Merete ging ſtill hinaus. Nein, ſie verſtand nicht. Dieſe 
Weiſe lag ihr nicht. Lieber wäre ſie dreingefahren, hätte eine 
gründliche Unterſuchung geführt und die Schuldigen entlaſſen. 
Ueberhaupt dieſe Art der Frau Schack, die nicht im Kleinen zu 
ſparen ſuchte, ſondern nur im Großen zuſammenhielt! Dieſe 
wiſſende Vornehmheit wirkte geradezu befremdend auf Merete. 
Herr von Storck hatte auf den Groſchen geſehen, er war ſehr 
ungehalten geweſen, wenn ſeine Kohlköpfe einmal fünf Heller 
billiger vergeben worden; aus den Arbeitern verſtand er das 
Aeußerſte herauszuziehen; ebenſo aus ſeinem alten Inſpektor, 
und daß Merete ihrem Vater ausgiebig Beiſtand tat, ſah er als 
ſo ſelbſtverſtändlich an, daß er nie ein Wort darüber verlor. 
Wie anders hier, wo das „Wirtſchaftsfräulein” von einem 
Pfleg= und Schonſamen umfangen wurde: „Ruhen Sie ſich ein 
wenig”, ſagte Frau Schack, wenn ſie die Eifrige erhitzt, mit 
            per=
lenden Schweißtropfen auf der Stirn irgendwie zu Geſicht 
            be=
kam, oder: „Ich habe Ihnen ein Buch auf Ihr Zimmer gelegt, 
gönnen Sie ſich ein Stündchen, darin zu leſen.” Merete hatte 
ſozuſagen Klein=Leut=Geſicht und Klein=Leut=Geruch mit ſich 
nach Moorwiſche gebracht; hier kam etwas an ſie heran, was 
daran rührte; aber noch empfand ſie dieſe freiere Menſchlichkeit 
peinlich, viel eher bedrückend als erhebend war ihr die Weiſe 
der Frau Schack. Ja, wenn ſie ſich ſo mit Sicherheit ohne Scheu 
und Zwang hätte geben können! Noch empfand ſie auzu ſcharf 
den Akſtand zwiſchen ſich und ihrer Dame; im Gegenteil, je 
freundlicher Frau Monika ſich mühte, ihr nahe zu kommen, deſto 
beſcheidener zog ſich das Hausfraulein in die Grenzen zurück. 
die ſie als ihrem Stande zukömmlich betrachtete. Eine Vertrau=
 lichkeit zu wagen, wäre Merete nie in den Sinn gekommen. Zum 
Helfen und Zufaſſen war ſie da, und das tat ſie. 
Sie dachte an Hans Peter. Wie mochte der fertig werden 
mit ſeinen Vorgeſetzten und mit den vielen, die ihm untergeben 
waren? Lachte ihm nicht der Schalk aus den Augen? Der 
            ver=
ſtand Schwierigkeiten anders zu nehmen. Ein klarer Blick, ein 
kurzes Wort, und er brach einer böſen Sache die Spitze ab. Ja, 
klug war er und ſtark, der geliebte Menſch! Stümperei am 
Leben war ſeine Sache nicht 
Nachdenklich lehnte Merete am Eingang zum 
            Gemüſegar=
ten; da bemerkte ſie das Gartenweib, das Froh zum Jäten und 
Hacken angenommen hatte; es war eine auffallend große, 
            grob=
knochige Perſon mit kurz geſchorenem Haar. Stine Pauk ging 
in Hoſen umher und war ſo ſtark, daß ſie einen Sack von zwei 
Zentnern zu werfen vermochte; aber das Unkraut hackte ſie nur 
oben ab. 
Dieſes plumpe Frauenzimmer ſchien den Gärtner ganz und 
garl in der Hand zu haben, er wagte ihr wegen der ſchlechten 
Arbeit nichts zu ſagen und vermied es gradezu, der Stine 
            hin=
dernd in den Weg zu kommen. 
Beim Kartoffellegen hatte Merete einen vollen Sack der 
beſten Saatkartoffeln in der Tannenſchonung verſteckt 
            aufgefun=
den; leider war ſie nicht geſcheit genug geweſen, abzuwarten, 
wer dieſen Sack holen würde. Sie hatte gleich gerufen, aber 
Froh ſtand ſo ehrlich erſtaunt, daß er als Täter nicht in Betracht 
kommen konnte. Stine Pauk, das Hoſenweib, knurrte — knurrte 
etwas von überflüſſigen Leuten, die nicht Fleiſch und nicht Fiſch 
wären, nicht Herrſchaſt und nicht Dienſtbote und die doch ihre 
Naſe in alles ſtedten. 
Es war am Samstag vor Pfingſten, und der liebſte Menſch 
hatte ſo lange nicht geſchrieben. Das Feſt fiel dieſes Jahr in den 
Anfang Juni hinein. In letzter Nacht hatte es leicht gewittert, 
ein ſachter Regen war geſallen und hatte die Natur wunderbar 
erfriſcht. Was welk, hatte ſich aufgerichtet, alles Knoſpende war 
im Aufbrechen und reate ſich dem Licht entgegen, die Sonne, die 
ſtrahlend aus den Wolken ſtieg. 
Die jungen Birken duſteten. Selbſt die ſpäten Hainbuchen 
ſchoben den Reſt ihrer roſigen Hütchen ab und ſchimmerten in 
haarigem Eilberflaum. 
Primeln und Tulpen, bunte Narziſſen und Pfingſtroſen, 
alles, was der kalte trockene Wind zuruckgehalten, beeilte ſich, 
das Verſäumte nachzuholen und ſtand mit einemmal in Farben 
da. Und der Flieder! Blau und weiß und dunkelrot blühte er
 Rooteu 
Soooeoeeooee 
Unſerer werfen Kundſchaft, 
            Freun=
den und Bekannten wünſchen wir 
Die herzl. Glückwünſche 
ein glückliches 
zum Jahreswechſel
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neues Jahr!” 
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Freunden und Bekannten wünſcht
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und Geſchäftsfreunden 
die herzlichſten 
Glückwünſche 
zum neuen Jahr!
 Brauerei Karl Fah 
G. m. b. H.
 reich und ſchwer, überall eingeſchoben zwiſchen Schneeball und 
Goldregen, dort und hier und hier und dort. 
Merete meinte, ſo ſchön hätte ſie das Lenzen noch niemals 
erlebt. Dieſe Pracht gab auch dem Menſchen ein Gefühl des 
Reichtums, als wäre er am Herauskommen all der Herrlichkeit 
beteiligt. Sie vergaß ihre Sorgen, vergaß auch Stine Pauk, das 
Hoſenweib. 
Froh hatte die Waldpfade geſäubert, den Waf zum 
            Herr=
ſchaftshaus mit Kalmus und Tannengrün beſtreut und war 
eben dabei, zwei ſchlanke Birken zu ſeiten der großen Haustür 
anzubringen. 
Merete, noch warm vom Pſingſtkuchenbacken, lief in den 
Garten, um eilends ein Beet Stauoebohnen in die warme und 
feuchte Erde zu legen. Tief gebückt ſtand die ſchlanke Geſtalt 
und ganz hingegeben an ihre Beſchäftigung. Da hörte ſie ſich bei 
Namen gerufen; als ſie ſich aufrichtete, ſprang eine ſtattliche 
Männergeſtalt mit weitausholenden Sätzen über den kleinen 
Grabenſteg, und ehe ſie wußte, wie’s geſchah, lag ſie ſchon in 
Hans Peters ſtarken Armen, von ihm umſaßt, geherzt — gerüßt. 
O Schönheit o Leben! Alles, alles floß ihr zuſammen in ſeinem 
lieben Geſicht, ſie ſah nur Augen, helle, wohlbelannte Augen, die 
voller Zärtlichkeit ſich in die ihren ſenkten. 
„Nun haſt Du mir die Bohnen verſchüttet,” ſagte ſie 
            glück=
ſelig. Es klang ähnlich wie damals: „Wiſch mich doch ab, großer 
Junge.” 
Er ſammelte das Verſtreute auf, und ſie legten die Bohnen 
zu Ende, er hüben, ſie drüben; jedesmal, wenn ihre Hände ſich 
in der lieben Muttererde trafen, ſchauerten ſie zuſammen vor 
Entzücken und Daſeinsfreude. 
„Müſſen die aber ſchmecken!” rief Hans Peter, den Arm um 
ber Liebſten Schulter legend, „ich wollt, ich könnt ſie mit dir 
eſſen, Schatz. Nun komm aber, ich habe etwas auf dem Herzen, 
das ich ſo bald wie möglich der Herrin auf Moorwiſche 
            aus=
ſprechen möchte.” 
Merete ſtand mit dem Körbchen in der Hand und ſchaute 
ihn an. Wie hübſch er ausſah, der junge Ingenieur, da er ſo 
mit ſeinem friſchen Geſicht und den klugen Augen auf ſie 
            nieder=
blidte. Hatte er immer ſolche hohe Stirne gehabt? Und den 
kleinen blonden Bart über dem feinen Munde? Das Mädchen 
errötete. War er nicht der ſchönſte und beſte aller Männer? 
Uind er gehörte ihr, der Liebe, Stattliche! 
(Fortſetzung folgt.)
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Eiſenhandlg, Darm= Uhr anfangend werden im Spachbrücker 
Gemeindewald Diſtrikt Mark verſteigert 
— Telephon 263. — Stämme Lärche 11 St. V. Kl. 2,08 tm. 
Stämme Fichten 3 St. Va Kl. 1,50 im, 
Stämme Fichten 273 St. Ib Kl. 48 tm. 
Derbſtangen Fichten 653 St. 48 tm. 
Derbſtangen Lärchen 8 St. 0,72 im. 
Am Donnerstag, den 3. Januar 
kommen die Stämme zum Ausgebot. 
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Markhaus Meſſel. 
(8825si 
Zuſammenkunft bei Gaſtwirtdeberer, 
Station Meſſel. 
Spachbrücken, den 27. Dezember 1923. 
Bürgermeiſterei Spachbrücken. 
J V.: Poth. 
3flanimig. Gasherd Orig, ſchwed. Rodel
 mit Tſch, gut 
            er=
halten, abzug. 
            Fried=
ruhſtr. 18, I. (43
 1. Lenkrodel, 2ſitzer, 
zu verkau en (*47 
Alexandraweg 31.
 Darmſtädter Tagblaft 
U 
Die amerikaniſche Automobllausfuhr nach den Unternehmen den Sitz hat, die Friſt, innerhalb deren nach Geſetz oder 
eurepäiſchen Stagen. 
Von 
D. P. Auſtin. 
Aller eigenen Automobilinduſtrie zum Troß ſetzt ſich das amerika= landesgeſetzlichen Vorſchriften über Beitreibung öffentlicher Abgaben 
            be=
niſche Automobil immer mehr in den europäiſchen Ländern duich. Die handelt werden, trägt die Antragſtellerin. 
Zahl der im Kalenderjahr 1923 nach dort ausgeführten amerikaniſchen 
Automobile wird ſich, wie ſchon jetzt zu ſehen iſt, auf mehr als das Dop= gruppe in Perſien. Das amerikaniſche Staatsparlament teilt 
            offi=
velte von 1922 und auf das Zehnfache von 1921 belaufen. Vollſtändiges ziell mit, daß die Sinelair=Oil=Company in Perſien die ausſchließliche 
ſtatiſtiſches Material liegt über die Automobilausfuhr für das Jahr 1923 Ausbeutung der vier Nordprovinzen erlangt habe, weil das verſiſche 
uaturgemäß noch nicht vor; umgerechnet jedoch nach der Einfuhr in den Parlament von dieſen Gegenden die engliſchen Induſtriellen ausſchließen 
neun Monaten Jauuar bis September dürfte ſie ſich auf rund 45000 wolle. Die Sinclair=Oil=Gruppe verpflichtete ſich ihrerſeits, für Rech= 
Wagen belaufen, gegen 22000 im Jahre 1922 und 4500 im Jahre 1921. nung des verſiſchen Kabinetts eine Anleihe in der Höhe von 10 Mil= 
Aber auch dieſe Zahlen ergeben noch kein vollſtänd ges Bild, weil der lionen Dollars aufzubringen. Die Sinelair=Konzeſſionen werden 
            be=
mnonatliche Bericht des Handelsdepartements nur die Ausfuhr nach neun kanntlich eine Dauer von 50 Jahren haben. 
zuropäiſchen Staaten nachweiſt, auf die zuſammen genommen 85 Prozent 
der geſamten Ausfuhr nach dieſem Kontinent entſallen, ſo daß die Zahl 
von 45 000 Wagen vielleicht noch um 15 Prozent zu niedrig gegriffen iſt. 
Ein Ueberblick über die einzelnen Beſtimmungsländer fördert allerlei 
Intereſſantes zutage über die Abnehmer von amerikaniſchen Automobi= Die unter Vorſitz von Herrn Geheimen Kommerzienrat Zuckſchwert 
            ab=
len. Schweden z. B. erhielt in den neun Monaten bis einſchlißl. Sep= gehaltene G.=V., in der 6 Aktionäre Mk. 8 194 000 Aktienkapital und 
5t in dem gleichen Zeitraum der Jahre 1922 und 1931; an Perſonen= nung für das verfloſſene Geſchäftsjahr. Die Geſellſchaft bringt in dieſem 
wagen nahm Schweden gleichzeitig 6209 Fahrzeuge ab gegen 2632 bzw. Jahre keine Dividende zur Verteilung. Die Verwaltung teilte mit, daß 
A3 in den entſprechenden Zeiträumen der Jahre 1922 und 1921. Der das Werk in den erſten Monaten gut gearbeitet hat, daß ſich aber 
Ausfuhrpert der Laſtkraftwagen belief ſich für die diesjährige Berichts= wegen der ungeheuren Steuerlaſten nichts Beſtimmtes vorausſagen laſſe. 
zeit auf 573 00 Doll., das wären etwa 335 Doll. pro Wagen, gegen 
115 000 Doll. im gleichen Zeitraum des letzten Jahres; der Ausführwert 
der Perſonenwagen auf 3 654 000 Doll., alſo rund 590 Doll. pro Wagen, 
gegen 1 473 000 Doll. im gleichen Zeitraum des Jahres 1922. Ein nicht 
ganz ſo ſtarker Abnehmer, für amerikaniſche Automobilfahrzeuge iſt 
Norwegen, das in der Berichtszeit dieſes Jahres 579 Laſtkraftwagen, 
gegen 227 in der gleichen Zeit des Vorjahres, und 2983 Perſonenwagen 
erhielt, gegen 1130 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Dänemark wies 
eine noch ſtärkere Zunahme der Automobileinfuhr auf als ſeine 
            Nachbar=
ſtsgten; ſie ſteigerte ſich von 390 Perſonenfahrzeugen in der Zeit von 
Januar bis September 1922 auf 1628 in der gleichen Zeit des 
            letztver=
gangenen Jahres. 
Auffällig geringer iſt die Einfuhr amerikaniſcher Laſtkraftwagen von 
ſeiten der Niederlande, die ſich in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Sep= 
1923 auf nur 29 Wagen belief gegen 85 in der gleichen Zeit von 1922; 
 
an Perſonenautos wurden jedoch gleichzeitig erheblich mehr Wagen nach 
den Niederlanden exportiert, nämlich 1284 Fahrzeuge gegen 585 
            Fahr=
zeuge in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres. Ein ſtarker 
            Ab=
nehmer iſt Spanien, das in der Berichtszeit 1023 Laſtkraftwagen (134 
in der gleichen Zeit des Vorjahres) und 3400 (i. V. 1412) 
            Perſonenauto=
mobile imoortierte. Die Schweiz führte gleichzeitig 372 amerikaniſche 
Perſonerfahrzeuge ein gegen Ali in den entſprechenden Monaten des 
Verjahres; Belgien 3063 (i. V. 1821) Laſtkraftwagen und 4352 (i. V. 
3323) Perſonenwagen. England führte, trotzdem es ſtarker 
            Eigenprodu=
gent iſt, in der Zeit von Januar bis September 1923 686 (i. V. 266) 
amerikaniſche Laſtkraft= und 6602 (i. V. 3645) Perſonenwagen ein. 
            Frank=
reich iſt mit Ausnahme der Kriegszeit nie ein ſtarker Abnehmer für 
amerikaniſche Automobile geweſen (erhielt es doch im Vorkriegsjahre 
1918 nur 818 amerikaniſche Perſonenautomohile, während England 
            da=
mals 3783 Fahrzeuge erhielt) und hat ſich noch mehr als früher auf ſeine 
eigene Automobilinduſtrie zurückgezogen; aus den Vereinigten Staaten 
hat es in der Berichtszeit nur 262 Perſonenautomobile bezogen gegen 
noch 336 in der entſprechenden Zeit des Vorjahres, während die Einfuhr 
von Laſtkraſtwagen überhaupt keinen neunenswerten Umfang erreicht 
hat. Deutſchland, das im Jahre 1913 845 amerikaniſche 
            Perſonenauto=
mobile einführte, iſt als Abnehmer nahezu ganz in Wegfall gekommen. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
* Der deutſche Zahlungsmittelumlauf. In einer 
Unterredung mit dem Berliner Vortreter der 9.3. teilte der Reichs= 1. Februar 1924 und Erneuerungsſch inen eine Stammaktie der 
            Geſell=
finanzminiſter Dr. Luther über unſeren gegenwärtigen Zahlungsmittel= ſchaft, Ausgabe 19B3 im Nominalbetrage von 1000 Mk. mit 
            Gewinn=
umlauf mit, daß er, auf Golomark kzurückgeführt, wie folgt zu ſchätzen anteilſcheinen 1923/24, gewährt. Außerdem macht ſie unter Bezugnahme 
ſei: Rentenbaniſcheins 1200 Millionen Goldmark., Reichsbanknoten 400 auf die Bekanntmachung vom März 1923, mit welchr ſie die noch im 
Millionen Goldmark. kleinere Goldanleiheſtücke 300 Millionen Gold= Umlauf befindlichen Teilſchuldo rſchreibungen aus Anleihen vom Jahre 
mark, verſchiedenes Notgeld 500 Millionen Goldmark, zuſammen 24.0 1898, 1901, 1302, 1906, 198, 1913 und 1220 auf den 1. Juli 1923 bezw. 
Millionen Goldmark. Demgegenüber machte der geſamte deutſche Zah= 1. Oktober 1923 geckündigt hat, mit Nückſicht nuf die ſeither eingetretene 
lungsmittelumlauf im Jahre 1913 5,65 Milliarden Mk. aus. Es iſt nach Geldentwertung nachttäglich folgendes Angebot: Sie erklären ſich bereit, 
dieſem Vergleich keineswegs von einer Ueberſättigung des Verkehrs mit 10 000 Mk. Teilſchuldverſchreibungen der Anleihen aus dem Jahre 1898, 
Zahlungsmitteln zu ſprechen. 
*Neue holländiſche Beteiligung an der Phönix= fallener Zinsſchrine und Erneuerungsſcheine eine Stammaktie, Ausgabe 
gruppe. Der Petit Pariſien erklärt, daß zur Zeit im Haag ein hol= 1923, von 1010 Mk. und für je 25 000 Mk. Teilſchuldverſchreibungen der 
ländiſcher Truſt gegründet würde, in der Abſicht, der Phönrgruppe nach Anleih= aus dem Jahre 1920 mit Zinsſchein vom 1. Oktober 1933 eine 
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes bedeutſame Kredite zur Verſigung Stammaktie, Ausgabe 1933, von 1000 Mk. mit Gewinnanteilſcheinen 
zu ſtellen. Die holländiſche Gruppe, aus der ſich der gegenwärtige Truſt 1923/24 auszufolgen. An das Umtauſchangebot hält ſich die Geſellſchaft 
zuſammenſetze, wäre bereils vergangenen Juli mit 60 Prozent der Aktien / bis zum 2. Januar 1924 einſchließlich gebunden. 
der Phönirwerke an dem Otto Wolffſchen Unternehmen beteiligt geweſen. 
Der neue Truſt, der die angeſehenſten Finanzinſtitute Hollands umfaſſen meldet, ſtellt die Geſellſchaft ihr Kapital auf Goldmark um. Der ao. 
ſolle, wird künftig mit mehr als 300 Millionen Goldmark an den Phönix= G.=V. am 15. Januar 1924 werden folgeude Anträge unterbreitet: 1. 
            Um=
werken beteiligt ſ in. 
Verlängerung von Bilanzfriſten. Laßt ſich bei mark ausgedrückte Grundkapital von 512 500 000 Mk. Stamm= und 
            Vor=
einer AG. Komm=Geſ. auf Aktien, oder G.mb.H., deren Vermögen zugsaktien auf ein Kapital von 2562 00 Goldmart, durch 
            Zuſammen=
ſich zum erheblichen Teile im beſetzten Gebiete befindet, nach legung der bisherigen Altſen im Verhältnis von 200=1 herabgeſetzt wird, 
Lage des Falles der Stand des Vermögens und der Schulden, auch mit und neue Aktien in Gemäßheit am Tage der Generalverſammlung gel= 
Hilfe von Schätzungen, nicht darſtellen, ſo kann im Falle dringenden tunden G=ſetzes inbezug auf die Höhe des Nennwertes der Aktien heraus= 
Bedürfniſſes auf Antrag der Geſellſchaft die oberſte Landes= gegeben werden. 
Darnſtädter und Nationalbank, Konmandit=Geſelſchaft auf Abtien.
 behörde (alſo in Heſſen das Geſamtminiſterium), in deren Bezirk das 
Statut, Bilanz, Gewiun= und Verluſtrechnun= und Geſchäftsbericht 
            auf=
zuſtellen, ſowie dem Aufſichtsrat, der G.=V. (Geſellſchafterverſammlung) 
borzulegen ſind, verlängern. Dieſelbe Behörde kann auf Antrag 
auch fir Abhaltung der ordentlichen G.V. Geſellſchaſtverſammlung) 
Friſtverlängerung gewähren. Die Koſten, die nach den 
* Die Petroleumkonze ſſignen der Sinelair= 
Erwerbsgeſeliſchaften. 
* Magdeburger Mühlenwerke A.=G. in Magdeburg. 
tember 1923 nicht weniger als 1721 Laſtkraftwagen gegen nur 371 bzwv. 2000 Vorzucsaktien vertraten, genehmigte die Gewinn= und Verluſtrech=
 in jeder gewünschten Ausführung 
druckt unter Beachtung der 
            größt-
rnöglichen Sorgfalt und unbedingter 
Einhaltung kürzester L eferfristen die 
L. C. Wittich’sche Druckerel
 * Elektrizitäts=A.=G., vorm. W. Lahmaher u. Co., 
Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft kündigt ihre 5proz 
            Tcilſchuldver=
ſchreibungen vom Januar 1922 in ihrer Geſamtheit zur Rückzahlung zum 
Kurſe von 102 Prozent auf den 1. November 1925. Sie erbictet ſich 
            je=
doch ſchon jetzt zum Umtauſch dieſer Teilſchuldverſchreibungen in der 
Weiſe, daß ſie für je 50 000 Mk. dieſer Anleihe mit Zinsſcheinen vom 
1901, 1902, 1206, 1948 und 1913 einſchließlich ſämtlicher noch nicht ver= 
* Martinsu. Bloch A.=G., Hamburg. Wie bereits lurz 
            ge=
ſtellung des Geſellſchaftskapitals auf Gold dergeſtalt, daß das in Pavier=
1. Januar 1924 Nr. 1
 * Grube Leopolb A.=G. in Köthen=B. Wittkop A.=G. 
für Tiefbau in Berlin. Die Verwaltung der Grube Leopold 
hat zur Sicherſtellung und Vereinheitlichung ihrer Abraumbetriebe 
            be=
ſchloſſen, den Aktionäven der B. Wittkop A.=G. ein Angebot derart zu 
machen, daß im Umtauſch für je eine Wittkop=Aktie eine Leopold=Aktie 
mit Dividendenberechtigung ab 1. 1. 23 gewährt wird, vorausgeſetzt, 
daß die Mehrheit der Aktionäre bis zum 14. 1. 24 von dieſem Angebot 
Gebrauch macht. In den Aufſichtsrat beider Geſellſchaften werden 
wechſelſeitig Vertreter entſandt. Die Verwaltung der Wittkop A.=G. 
hält die Annahme des Angebots für empfehlenswert, da durch die 
            In=
tereſſengemeinſchaft mit der Grube Leopold die Beſchäftigung ihrer 
hauptſächlichſten Betriebe geſichert wird. Eine zum 14. Januar 
            ein=
berufene G.=V., ſoll dieſen Inter ſſengemeinſchaftsvertrag genehmigen. 
* L. A. Riedinger, Maſchinen= und 
            Broncewaren=
fabrik A=G. Augsburg. Die ordentliche Generalverſammlung 
genehmigte die Bilanz, wonach der von uns bekannt gegebene Reingewinn 
vorgetragen wird. Die Ausſichten werden als ungünſtig beurteilt. 
Warenmärkie. 
wb. Berliner Produktenbericht. Die Geſchäftslage am 
Produktenmarkt hat ſich gegen den Schluß der Vorwoche kaum geändert. 
Die Nachfrage nach Noggen konnte nicht voll befriedigt werden, da 
            be=
ſonders ſächſiſche Mühlen ſich kaufluſtig zeigten, während vom Inland 
das Angebot geringfügig blieb. Die Preiſe erfuhren aber nur vereinzelt 
Aenderungen. In Weizen beſteht ruhiges Geſchäft bei einiger Nachfrage 
für inländiſche Mühlen. Für Gerſte und Hafer zeigte ſich kein beſonderes 
Intereſſe. Mehl war feſt auf Begehr für den Konſum und zum Ver, 
ſand, ſonſt war der Verkehr ruhig. 
Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt 
uns: Am Jahresſchluß ſind die Läger des Holzhandels nicht ſo angefüllt 
wie ſonſt. Die Unmöglichkeit, Deviſen zu beſchaffen, verbot vielfach die 
ſonſtige Holzeinjuhr aus dem Auslande. Faſt überall ſieht man 
            gäh=
nende Lücken, die übrigens zugleich Kapitalverluſte illuſtrieren. Noch 
ſchlimmer ſieht es bei den Möbelfabriken und im Tiſchlereigewerbe aus. 
Hier gehen die meiſten Betriebe mit ganz erheblich verringerten 
            Be=
ſtänden ins neue Jagr hinein. Etwas beſſer ſteht es um die 
            Klavierbau=
induſtrie, die 1923 mit einem ganz lebhaften Export rechnete, Deviſen 
anſammeln und die Holzbeſtände einigermaßen auf der ſonſtigen Höhe 
halten konnte. Der Abſatz hat ſich im Dezember nur wenig gehobeu. 
Kaufluſt beſteht nur vereinzelt. Aber es waren nur einzelne Betriebe 
in der Lage, ſich Rentenmarkonten und einen Fond zum Ankauf von 
Schnittholz zu bilden. Die Steuern kamen für das Holzgewerbe in zu 
raſcher Aufeinanderfolge, und es war in kurzen Intervallen erforderlich, 
Ware zur Deckung dieſer Ausgaben zu verkaufen. Polen bemüht ſich 
ſtark um Verkäufe von Roh= und Schnittholz nach dem Auslande. Die=
 Eer Denden ctandid Kud de Wurgchie dun ſerce ut 
Ware, die zu ermäßigten Preiſen wegen der neuen Nohholzankäufe 
            ab=
gegeben werden ſollte. Abnehmer ſind jedoch nur vereinzelt vorhanden. 
Der Abſatz nach dem Ruhrgebiet iſt noch immer unterbunden. Das 
            Gru=
benholzgeſchäft iſt ſtockend; es beſteht keine Neigung zu neuen 
            Ver=
trägen. Lubholz liegt ſchwach. Eiche iſt angeboten, insbeſondere 
            Par=
kettholz. Fourniere wurden etwas vom Ausland verlangt. 
            Waggon=
bohlen liegen völlig ſchwach. Man begegnet erſtaunlichen 
            Schleuder=
angeboten zu 60—65 Mk. für Böden. 
Börſen. 
vb. Berliner Börſenbericht. Der Verkehr am letzten 
Börſentage des Jahres war ſehr ſtill. Es machten ſich keine beſonderen 
Einflüſſe geltend, um die ſchon am Schluß der vergangenen Woche 
            ein=
getretene Luſtloſigkeit zu beſeitigen. Die Kursbewegung u r 
            gering=
fügig, aber vorwiegend nach unten gerichtet. Nur einige Werte konnten 
ihren Kusſtand etwas beſſern, ſo Hoeſch, Oberſchleſiſcher Koks, 
            Scheide=
mantel. Bemerkenswert war die Feſtigkeit der deutſchen Anleihen,. Zproz= 
Reichsauleihe beſſerte ſich von 950 auf 1200 Milliarden. Im ſpäteren 
Verlauf erwies ſich der Verk hr eher widerſtandsfähig, doch blieb das 
Geſchäft luſtlos. Geld war leicht und zu etwa einem halben Prozent 
            ziem=
lich ſtark angeboten. 
Oeviſenmarkt. 
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Geln. Prier Me
Ar
ged Amſterdam=Notterdam 11536000 00 170400000 N1r 96000000 N N70300000 Brüſſel=Antwerpen .= 38 3800.— 1 9t 2000.— 18 52 000 —I1 190477 00 — Chriſti nig ........... 12 34 000 — 5 353 00— 8:50 00 — 62,50 M— Koven agen .. K1 1 500 — .515 5000 —f 471 800 — 75087 060 — Stockholm . 1215000 1115.B0ug II 17 15000 111 78. 000 belüingiors . 1027 2000 03 8009 11027 2000.— 10 25. 000. — Italien.... 11:410000. — 184 460000 — 18353000 —1 13/4630070 London 132 42 0000 12½45750000 323,210000. 184 770000 New=Norl.: 18,5 0 00 4 42 059 000, 1. :15370000 4210700000. Paris ... 21540000 — 2 21654 000 — 13 5.000.— 1 7.3000.— Schweif. 7 77153000 — 3 718 700 — 38 51000 —3 741851000 — Spanien ..... 64330000 — 3.9370009 - 4.6300.—5 530 72000 — Piien (i. D.=Oſterr. abg.) 59 31- 59770.— 59111— 59, 9.- Prag.
...." 231400 30.— 2,074 600 — 12.4 030 — 123060000 — Budapeſtl. ......... 21 975— 220055 — 219750— 2207 0. Buenos=Nires ........ 132667,000 13 3:25000 13270. 5000 t77332 000. Dulggrien „auaa..= 9.2 000. — 2,8500- 29 5.0)— 30/7 00.— jovan . 194312 000 1751 73000 137,0 0000. 11 193 937000. Bio de Jaueiro ........ 9410000 — 33 397000 92010000 — 83 39000 - Belarao. ....a7.: f7f7 44 1000— 777 9000 — 4743000 — 77 19010— Liſahon. 9 76000 — 17033000 — 13152000.— 1 39338/00.—
 Frankfurter Kursbericht vom 31. dezember 1923. 
Die Notierungen ſind für deutſche Fenten in Milliarden prozent ausgedrückt. — Für ausländiſche Renten und ſämtliche Aßtien ſind die Kurſe in Billionen prozent ausgedrückt.
 Europäiſche Staatspaviere. 
Deutſche 
5%6 Reichsanleihe. . .... 
% 
„... 
½2
 Lollar=Eoldanleihe ......... 
Tollar=Schotzanweiſungen . 
½% I. und 1 Schuhanweiſ 
1.% VI.—1k. 
Alfd 2 
Sparprämienanleihe ........ 
Zwangsanteihe ........... 
1% Preuß. Konſols ......... 
z½% ...... 
...... 
25 Bad. An unl. 1935. ..... 
v. 1907...... 
3½7 
2 Bäyern Anleihe . ....... 
„...... 
7 Heſſen unil. 1924 ........ 
. ................ 
½% 
..........mff 
7 Würtiemberger ........
 b) Ausländuche. 
Bosnten L.E. B. v. 1914 
2.=Juveſt. Anl v. 1914 
4% r b. 1004 z........4
 Aulgar. Tabal 1902 ..... 
3% Griech. Monovol. ... 
% Leſt. Staatsrente v. 1918 
 
ab 1918 ." 
a70 Ceſt. Schatzanwueiſ,, ſifr 
.... 
b. 1914 
% Leſt. Goldrente ..... 
% — einheitl. Nente
 am. Neute v 03 
6% M 
4½% Goldrente v. 13 
am. . lonp. 
.. b. 05 
* 
Admin.) v 1903 
GBagdab) Ser. 1 
11. 
v 1911. Zollunl. 
Staats:. v. 14.. 
 
12 
Goldrente. 
Staatsr. v. 10.. 
Kronenrente. .„
 Kußereuropälſche. 
320 Merii anort, innere 
ſonſ. äuß. v. 09 
6% 
Gold v. 04 ſiſr. 
48 
ſonſ, innere 
38 
Drrigationsantleihe 
52 Tauautlivgs. Serie! 
Cblig. u. Transvorianſt. 
425 Lliſabeilbaln ſiſt. 
Oſo Gal Cail Ludiw Bahn 
528 Ceſt. Süldb. (Lomb.) uft 
82 Alte Leſtr. Eldb (Lomb.) 
2,6%Neue 
22 Ceſt. Siaatsb. v. 1983 
47 Leſt. Staatsb. 1, b. 8. Em
  
70 
200 
900 
4200 
4.00
 195 
 
425 
359 
130 
540 
5i0 
330
 31. 12 
60 
3. 
2.5 
4i0 
200 
3200
195
130
 Sblig. v. Transportanſt. (3tſ. 
z Eeſt. Stuatsb. 9 
320 Teſt. Sigaisb v. 1883 
325 Teſit, Staatsb. b. Erg. Netz 
425 Nupolfb. (Salzkammerg.) 
1 ½,2 Angtolier 1. 
32 Salon Conſt. Jolcion. 
2. Sglonigue Monaſir . 
522 Tehuantepee . ...!" 
....... 
½%o 
Pfandbrieſe. 
Frankſ. Gyp.=Banl 1920. 
a Franki 6. Krd.=Ver, 1921 
22 Mein Hyp.=Bani 1922 
20 Pfäl. 1938 
425 ühein. „ 1923 
veri 
12 Südd. Boden=Cred.=Bank 
München 19068 
2a beii. Ldhlp.=Bant. Pfdbr 
3½z% Heil Ldhyp =Bl, Pfoor 
12, Geſſ. Ldhnp Nom Cbl. 
Teutſche 2tädte 
420 Tarmſt. v. 1919 bis 1923. 
20 Tarmſt. v. 1308 z... 
429 Frenffurt v. 1913 
„ v. 1993 
3½0 
Rolnz. p. 1919 bis 1926 
NachSachwertvz. Schuloverſchr. 
9 beuwek. N. (ner. A.‟ 
82abeſſ. Brgunk=Rogg Anlv 23 
52o Preuß. Aaliwert=Anleihe 
Roogenwert=Anl. 
2e Sſdd, Fſtivertol. 
Wo Säaſ.Pt aunr. Anl. Ser.1 1.1 
Fanl=Kikiem. 
Ban”. ſr Praunduſtrie ....! 
Varmer Yanſverein. 
Verliner Lanpelsgeiellſchaft. 
Lommerz= und Prſogtban” 
Darmſtädter u. Nattonalban”= 
Teurſche Pani 
Teutſcheeffelten= u. Wechſelban 
Teutſche Vereinsoank. 
Disconto=Geſeliſchaft . ... 
dresdener Panl . 
Frankfurt r Yanl.. 
Metallbanr. 
Mitteideutſche Eredltbant. 
Teſterreichiſche Creditanſtalt . 
Reichebauk=Ant. 
Nhein. Credſtbau”. 
Südzdeutſche Disconto=Geſeliſch 
Weſtban! 
Wieuer Bankuerein. 
Verauerfosktilen. 
Verzeliuns 
Rochuimer Verol. 
Anverus. 
2i. Zurein 
ſchweller Verzuerfs= 
Gelſenflich 
n Ver 
durpeuer Verglaul. 
Naliver ie Aiſcherstl
 ſi., 
7.25 
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2,5 
2.1 
0823 
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u5
 Vergwerkselktieu (Fortſ.) 
Kaliwerle Reſteregeln 
uihriunger Dütte. .1....... 
Mannesmann Nöhren .... 
Mann ſelder 
.......... 
Tberbedari. 
..... 
Cberſchie, Ciſen Caro) ..= 
Phönir Vergbau ........" 
Nhein. Stahwerke ......... 
Niebec Montan. ...... 
Tellus Bergb.= u. Hütten-Akt. 
Ber. Laurahütte. 
„ittien induſtr. Unternehmung. 
Brauereien. 
Henninger Lempf=Stern ...... 
Löwenbräu München ...... 
Schöfferhof (Binding ....... 
.."" 
Verger
 Dmagn. — 
Adler 4 Lppenheimer z.. n= 
Adlerwerie ſp. Kleyer)...... 
N. E. G Stamm. ..mm. 71" 
Anglo=Continental=Guano .... 
Aſchaffenburger Zellſtoff. . 
Badena (eingeim!. 
Boviſche Anitin= u. Sodafabri! 
Bad Maſchf. Durlache 
Bad, Uhrenfahr Furtwungen 
Bal Nurnderg „....f 
Bayriſch. Sviegel .......... 
Beck e Hentel Caſſel) ....... 
Veramann El. Verke ....... 
Ding Wetallwerke. ... ...= 
Brochues, Nieder=Walluf. ... 
rementiuerl Oeidelberg. 
Karlſtodt. 
Lothringen (Metz). 
Chem. Werke Albert. ....." 
Griesheim Eleltron ... 
Mayer Aavin........ 
Weiler ier mer .. 
Daimler Motoren. 
Teutſch Eiſenhaudel Verlin 
Di. Gold= u. Eilberſcheideanſt. 
Dingler, Zweibrüicken 
Dresdener Sohnelltpreiſen . 
Dirioppwert (Stumm).. 
Tüſſeip =Aatinger ( Türr.). 
Dnderhol & Widm. Stamm. 
Eiſenwert Naiſerslautern. 
Eiſenwerl 2. Mener Fr. 
Eiverſeilder Fard. v. Vayer. 
Eleſtr. Lieſerungs=Geſ. 
Licht und Kraft ... 
Elſäſt Vad Aolle. 
Emag, Frantſurt g. M. 
Emaille & Stauzw. Ullrich. .. 
Euzunger Verſe. 
Eßlinger Maichlinen 
Citlingen Spinnerel. .....= 
Faver, foh. Pleliſtiſt 
jaber & Schileicher 
Jahr, Gebr., Birmaſſens 
Felten &. Gutilleaililte Carfsw. 
zeinintechanik LZetter) 77774
 1 
13 
3 
4,5 
21
 70 
6 
109 
32 
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39 
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3.
 1 
 
55 
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 Feiſt. Sektſellerci Frankf. a. M. 
Flanfnurter Gas. 
Frantfurte: Ho‟ 
Fil. Maſch. Pokornn & Wittel. 
Fuchs Waggon Stamm.:... 
Ganz. Ludwig Mun ....... 
Geiling & Cie. ....... 
Gelſenkirchen Gußſtahl ....... 
Goldſchmidt Th. ...." 
Greffemus, Maſchinen Stamm 
Gritzner Maſchin. Durlach ... 
Hammeren (Oenubruck) . ... 
Hanſwerke Füſſen .......... 
beddernheimer Kupſer z..... 
Henligenſtagedt, Gießen ....... 
Lilvert Armaturen . .......... 
Hindrichs=Auffermann. ....... 
Hirſch Kupſer u Meſſ.......: 
Hoch= und Tieſbau ........ 
Höchſter Farben ......:.7.744 
Holzmann. Phil. ............ 
Holzverk Induſtr. .......... 
Hotel A.=G. München ....... 
önorometer Breslau. ....... 
........... 
Znag. 
Junahans Stamm.......... 
Aarlsruher Maſchinen. ....... 
Klein, Schanzl. 4 Becker ..... 
Konſervenſabrik Braun ...... 
Krauß E Co., Lofom. ....... 
Lahmener E Co. ...aatanaaa. 
Lech Augsburg ..........= 
Lederſp. Nothe .......... 
Lederwerke Spicharz ........ 
Löhuberger 1 ühle .... ... 
Lüdenſcheid Metalliv ......." 
Lurſche Induſtrie. ......" 
Muinfraſtwuerie Höchſt ....... 
Meguin, Bußbach ... 
Metall vorm. Daunhorn” Nrögl 
Mener, Dr. Paut. 
Miag, Müllenb., Frankf. a. W. 
. 
Moenus Stamm. . ..... 
Motorenfabr. Deut ....... 
Motorenſabrik Oberurſel. 
veckarſulmer Falurzeuqwerke. . 
Neckarwerſe Cſl. Stamm. 
Niederrhein Lederfabr. (Spier 
Jleawerte Franffur= 
Peters Union Frankfurt a. M. 
Pialz. Nahm. Nauſer 
Philippo A.-G. 
Vorzeilan Weſſel 
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6 
4,5 
35 
62) 
63.) 
3. 
20,8 
4,5 
19 
18 
 
„5 
45 
23 
12
 105 
8,5 
2,6 
82
 39 
215 
29 
11,5 
 
69 
10 
6.,5 
33. 
3.3 
16.3 
6,5 
41 
14 
10. 
11,5 
 
10
45
 3. 
7,6 
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13.4 
18 
33 
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1230 
11,5 
20 
095 
3,4 
15
 3. 
115
13
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Naſtatter „aggon 
Text.=Jud (Baruten (Tiag) 
Ufg Fillf znne77777777704
  
2,5
Seite 14..
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 1. Januar 1924
Nummer 1.
 ſind überall 
eingeführt
 Teleph. 1489 
Karlſtraße 1
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Sensations- und Zirkusfilm! 
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 Doppelquartett „Friede‟ 
Darmſtadt. 
1. Neujahrstag 1924:
 Orpheum (ugr 
* Heute 
Neujahrstag 
Erſtaufführung 
Venus 
im Grünen. 
In teilw. 
            Neu=
bearb. von Guſt. 
Bertram 
Lachen ohne 
Ende! 
Kart.: 
            Verkehrs=
büro von 10—12, 
Orph.=Kaſſe ab 
(64 
3 Uhr
 verbunden mi Theater und Tanz 
im Hoſpiz, Obergaſſe 12. 
Anfang 4 Uhr. (*2t) Der Vorſtand.
 Verein heſſ. Finanzbeamten. 
Am Donnerstag, den 3. Januar 1924 
abends 8 Uhr, hält 
Herr Koulege Henkel einen 
Vori cag 
über ſeine koloniale Erinnerungen im Hlein. 
Saal des Hoſpizes da ier, Obergaſſe 12. 
Die Koliegen mit ihren Damen werden 
herzlichſt eingeladen. Der Vorſtand.
 G. D. A. 
Gewerkſchaftsbund derAngeſtellten 
Die Monatsverſammlung findet weger 
den Feiertagen am Mittwoch, 9. Januar, 
ſtatt Ende des Monats findet ein Kurſus 
über Goldbilanzen ſtatt. Mitte des onats 
Januar findet ein Künſtlerabend unter 
Leitung des Herrn Kuhn und Mitwirkung 
von Frau Kuhn=Liebel, Frl. Werle, Herin 
KonzertmeiſtrDrumm, HerrnEneljelm und 
Herrn Kapellmeiſter Roſenſtock, ſämtl vom 
Heſſ. Landestheater Darmſtadt, ſtatt. 
Alles Nähere wird, n den nachfolgen 
den Anzeigen und im Mitteilungsblatt des 
Geweriſchafssbundes bekunnt gegeben. (73
Eisbahn eröffnet.
 Lanzestheater. 
Großes Haus. 
Dienstag, 1. Jan. 
Sondermiete 17* u. 18* 
Der Roſenkavalier 
von Rich Strauß. 
Anfang 6 Uhr. 
Fleines Haus. (V? 
Nachmittags 2½ Uhr 
Firlefagz 
von F. P. Buch.
 Abends 7 Uhr. 
Zuſatzmiete VIII‟. 
Schluck u. Jau 
2. Gerh. Hauptmann
 Volkstheater 
Dienstag, 1. Januar, 
8 Uhr 
Erſtaufführung des 
Senſations=
            Schau=
ſpiels (*6 
Die fremde Frau. 
Preiſe 0,6—1,2 Bill. 
Nachmittags 
Aſchenb. odel. 
Preiſe 250—500 weilliard: 
Mittwoch 
Die fremde Frau.
 Geſchäftsübernahme 
und =Empfehlung. 
Der verehrten Kundſchaft und 
            Nach=
barſchaft zur gefi. Mitteilung, daß ich 
(*51 
das von Herrn 
Gg. Mich. Fiſcher 
Gardiſtenſtraße 16 
betriebeneLebensmittelgeſchäftmit dem 
heutigen Tage übernommen habe. 
Meia Beſtreben wird ſein, dus 
            ver=
ehrte Publikum in jeder Hinſicht 
            zu=
frieden zu ſtellen, und halte ich mich 
bei Bedarf beſtens mpfohlen. 
Hochachtungsvoll 
Karl Göttmann.
 eir haben einen Taſchenkalender mit 
4O Dollarkurſenvon1919— 1924erſcheinen 
laſſen, der unſeren Kunden und Aktionären an 
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Donnerstag, 10. Jan. 
1924, 8 Uhr, 
Karlſtraße 16, I. 
            General=
verſamenlung. 
Jahresbericht. 
            Neu=
wahl, Verſchiedenes. 
Der Vorſtand.
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für die Reiſe 
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Demnächſt erſcheinen: 
Baſielbuch für Radioamateure 
Schaltungsbuch für Radioamateure 
Radiobüchlein 1924. 
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Unter den Mitwirkenden: 
Jackie Coogan, EdnaPurwiance 
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Harry ist lebensmüde 
Sweet 
Lustspiel in 2 Akten mit 
Buffalo Bill V. 
Der Ueberfall der Siouk 
Amerik. Sensations-Fortsetzungsfilm 
in 6 Akten. 
Prof. Rehbein und sein Schüler 
Lustspiel in 3 Akten. 
Lotte Neumann und 
Johannes Riemann 
in dem Schauspiel in 4 Akten 
DerewigeKampf 
Zirkuskönig 4. Teil,6 Akte 
„Im Mamen des Gesetzes‟ 
In der 
Hauptrolle: EDDIE POLO.
(*72im)
Stenographie
—7
Verloren g65
 Damenpelz 
i. d Heinrichſtr. verl. 
Abzug. geg. Belohn 
Heinrichſtr. 117 (*
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