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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
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Neummer 358 
186. Jahrgang 
Freitag, den 28. Dezember 1923
 27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadi 20 Goldpfg. 
Finanz=Anzelgen 30 Goldpfg., Reklamezeile (92 mm 
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(1 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falſe höherer 
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw erliſcht 
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der 
            Anzeigen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei 
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder 
Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Vank und 
            Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
 or der deutſch=franzöſiſchen 
Ausſprache. 
e Diskufſion über das deutſche Memorandam. 
erlin, 27. Dez. Zwiſchen Paris und Brüſſel hat 
            wäh=
er Weihnachtstage ein lebhafter Meinungsaustauſch über 
da=utſche Memorandum ſtattgefunden. Degoutte und Tirard 
erb en Abſchriften der Denkſchrift mit der Aufforderung, 
            um=
geE ihre Bemerkungen hierzu zu machen. In Paris wird 
an ich eine möglichſt gleichlautende Antwort beider 
            Regie=
ruml angeſtrebt. Aus Bewerkungen der offiziöſen Preſſe iſt 
zu nehmen, daß dieſe Antwort nicht vor Neujahr erfolgen 
wi Die chauviniſtiſche Preſſe dagegen drängt auf eine 
            um=
geE 2 Antwort und damit auf eine glatte Ablehnung des 
deu en Memorandums. Dieſe Preſſe befürchtet, daß ein 
            Ein=
ge auf die deutſche Denkſchrift die Gefahr mit ſich bringt, daß 
eich die Pfänder an Rhein und Ruhr nicht mehr feſt in 
inden behalten würde. 
Die deutſche Note in Paris. 
. Paris, 27. Dez. Die deutſche Note vom 24. Dezember 
wir eit geſtern von den Herren General Degoutte und Herrn 
Tim geprüft. Wie verlautet, hat Poincaré geſtern ſeine 
            Mit=
ſarbr gebeten, ſo ſchnell wie möglich ihre Auffaſſung über die 
Du ihrbarkeit der deutſchen Vorſchläge mitzuteilen. Poincaré 
dür in zwei bis drei Tagen, wahrſcheinlich noch vor Ende 
dieWoche, ſeine Antwort an Herrn v. Hoeſch übergeben. Jeder 
) der Reichsregierung, ſeine Oberhoheit im beſetzten 
            Ge=
der einen oder anderen Form wieder herzuſtellen, ſchreibt 
e Paris, wird als unvereinbar mit dem franko=belgiſchen 
Fe— tungsſyſtem zurückgewieſen werden. Im Rahmen der 
gegy ärtigen Organiſation könnten Berlin aber gewiſſe 
            Zuge=
ſſe gemacht werden.
Die Antwort Belgiens.
 . Paris, 27. Dez. Aus Brüſſel wird gemeldet, daß 
Harz arl, der Leiter der belgiſchen Ruhrdelegation, und Baron 
Jac ran, der belgiſche Vertreter in der Interalliierten 
            Ruhr=
komr: ion, mit der Prüfung des von Rödiger überreichten 
E ntes beſchäftigt ſind. Sobald Jaſpar ſich mit dieſen 
            Perſön=
ichrer über den Sinn der Deutſchland zu erteilenden Antwort 
rFdigt haben wird, wird er eine Antwort abfaſſen und mit 
däiré einen Meinungsaustauſch darüber eröffnen. Das 
            bel=
giſch Blatt XK. Siecle ſchreibt, daß die belgiſche Regierung 
docr dem 1. Januar auf den deutſchen Schritt antworten
Vom Tage
 Der Reichsparteiausſchuß der Zentrumspartei hält, 
wie die Germania mitteilt, am 20. u. 21. Januar im Reichstagsgebäude eine 
Sitzung ab. Der Reichskanzler Marx wird ein Referat über die 
politiſche Lage und die Zentrumspolitik in den letzten fünf Jahren halten. 
Es ſteht ferner das Thema zur Diskuſſion „Die Zentrumspartei und die 
künftigen Reichstagswahlen”. 
Am 1. Weihnachtsfeiertag iſt die preußiſche Landtagsabgeordnete 
Frau Margarete Poehlmann (Deutſche Volkspartei) im Alter von 
68 Jahren geſtorben. 
In Berchtesgaden iſt geſtern abend der Schriftſteller und 
            Her=
ausgeber des „Völkiſchen Beobachters‟. Dietrich Eckart 
            ge=
ſtorben. Eckart war im Zuſammenhang mit den Ereigniſſen des 
8. November in Schutzhaft genommen worden, am Freitag aber wieder 
freigelaſſen worden, 
Wie aus München gemeldet wird, wird die bayeriſche 
            Re=
gierung zu Neujahr wieder die Titel Oekonomierat, 
            Landesökono=
mierat, Kommerzienrat und Geheimer Kommerzienrat verleihen, 
nachdem bereits die Titel Juſtizrat, Sanitätsrat, Baurat, Profeſſor und 
Geheimer Regierungsat wieder eingeführt worden ſind. 
Der Gründer des früheren nationaliſtiſchen Reiterkorps, Rittmeiſter 
Fürſt Wrede, iſt neuerdings in Schutzhaft genommen 
worden. Er iſt Vorſitzender des Deutſchen Hochſchulringes. 
Die Konferenz der Kleinen Entente findet, wie jetzt feſtſteht, am 
9. Januar in Prag ſtatt. 
Die franzöſiſche Kammer hat mit 380 gegen 191 Stimmen 
den Ausſchußautrag angenommen, der 577 Sitze für die 
            kom=
mende Legislaturperiode vorſieht. 
Nach einer Hadasmeldung aus Madrid verlautet offiziös, daß 
die Haupträdelsführer der kommuniſtiſchen 
            Auf=
ſtandsbewegung, die am 28. Dezember gleichzeitig in Spanien 
und Portugal ausbrechen ſollte, in Madrid und verſchiedenen Probinzen 
feſtgenommen worden ſeien. 
Der Führer des Aufſtandes in Südafrika von 1914, 
Maritz, der von Laurenco Marques nach Pretoria abgereiſt war, iſt 
verhaftet worden, als er die engliſch=portugieſiſche Grenze 
überſchritten hatte. 
Nach einer Meldung des Neu=York Herald aus Waſhington wird 
General Dawes vor ſeiner Abreiſe zu den Arbeiten des 
            Sachverſtän=
digenkomitees für die deutſche Budget= und Währungsfrage eine 
            Unter=
redung mit dem Präſidenten Coolidge haben. 
Wie aus Tokio gemeldet wird, iſt ein Attentat auf den japaniſchen 
Kronprinzen verübt worden, als dieſer im Auto ins Parlament fuhr. Der 
Prinz wurde jedoch nicht verletzt. 
Amtlicher Oollarkurs 4 210 500 000000 
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
as Urteil im Düſſeldorfer Prozeß
 ſſeldorf, 27. Dez. Das Urteil iſt ſoeben geſprochen 
vor Eine große Anzahl von Unterbeamten iſt freigeſprochen 
vor von den Offizieren Hauptmann Paszlack, Major Engel 
ind derleutnant Voigt. 
fierungspräſident Dr. Grützner wurde wegen Mit= 
Dift am Mord zu 20 Jahren Zwangsarbeit 
            ver=
aptmann Bodenſtein zu 10 Jahren Zwangs= 
„QL. 
tptmann Beyer in contumaciam zu 10 Jahren 
vu gsarbeit, 
izeioberinſpektor Höffener zu 2 Jahren Gefäng= 
S 5 800 Mark Geldſtrafe wegen Totſchlags, 
tptmann Schöffer zu 6 Monaten Gefängnis, 
rleutuant Pohl zu 5 Jahren Zuchthaus, 
rleutnant Hübener zu 5 Jahren Gefängnis,
 *zeiaſſiſient Krieg zu 10 Monaten Gefängnis 
Mißhandlung, 
rleutnant Winkelmann zu 1 Jahr 5 Monaten 
gnis, 
izeinſpektor Eſſer in sontunnaciam zu 5 Jahren 
gnis und 1000 Mark Geldſtrafe, 
htmeiſter Eberts zu 1 Jahr Gefängnis, 
ſt König zu 3 Monaten Gefängnis, 
Btmeiſter Kühnel zu 18 Monaten Gefängnis 
otſchlags, 
htmeiſter Schaback zu 3 Jahren Gefängnis. 
Mann der Schupo wurden freigeſprochen. 
zuemann und Hartmann erhielten 3 Jahre 
            Ge=
w is. 
Gerichtsſaal herrſchte nach der Verkündigung des 
            Ur=
größte Beſtürzung. Von unſerem Standpunkt aus kann 
2il nur als unerträglich bezeichnet werden.
 eutſchen Gefangenen im Mainzer Gefängnis. 
töir erfahren, befinden ſich im Mainzer Gefängnis noch 
tiſche Gefangene, außerdem noch 150 fogenannte „Sabo= 
1- ie von farbigen Franzoſen bewacht werden und keinerlei 
ſrgitigungen genießen. Freilaſſungen ſind fo gut wie gar 
Gai olgt. Zu den Weihnachtsſeiertagen hatten ſich die An 
hr zahlreich zum Beſuch in Mainz eingeſunden.
Zwei neue Mordiaten.
 ülheim a. d. R., 27. Dez. (Priy.=Tel) Auf der 
            Ruck=
der Jagd wurden diesſeits der Linßebrücke bei Dorſten 
gen Abend der 44jährige Sanſann Gerhard 
ard der Kutſcher durch einen del iſchen Poſten erſhoſfen. 
dem gleichen Wagen ſitzende Jagdfreund erhielt einen 
den Hut,
 Abbau der Ruhrbeſatzung? 
Berlin, 27. Dez. Wie aus dem Ruhrgebiet gemeldet wird, 
verdichten ſich in den Kreiſen der Beſatzungstruppen die 
            Nach=
richten, wonach am 11. Januar mit dem Abzug des 
größten Teiles der im Ruhrgebiet vorhandenen belgiſchen 
und franzöſiſchen Soldaten zu rechnen iſt. So haben die 
Beſatzungen des Bezirks Recklinghauſen, vor allem die, die auf 
dem flachen Lande untergebracht ſind, den Befehl erhalten, alles 
für den Abtransport vorzubereiten, der am 11. Januar beendet 
ſein muß. Die gleichen Nachrichten ſind aus der Gegend von 
Dorſten und aus dem Bochumer Gebiet eingetroffen. Es kann 
ſvohl damit gerechnet werden, daß der größte Teil der Beſatzung 
abzieht und nur kleine Kommandos in den 
            wichtige=
ren Zentren des Ruhrgebiets zurückbleiben. 
Konzeſſionen? 
* Paris, 27. Dez. (Priv.=Tel.) Die von den deutſchen 
Vertretern in Paris und Brüſſel überreichten Denkſchriften 
            wer=
den von der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung geprüft. Ein 
dauernber Meinungsaustauſch, der zwiſchen den beiden 
            Mäch=
ten ſtattfindet, ſoll dazu beitragen, daß eine Verſchiedenheit des 
Tons in der Antwort an Deutſchland vermieden wird. Die 
deutſchen Wünſche ſind inzwiſchen in Koblenz und Düſſeldorf 
den militäriſchen und zivilen Beſatzungsbehörden zur 
            Begutach=
tung vorgelegt worden. Die Information bereitet darauf vor, 
daß die Verhandlungen zwiſchen den Beſatzungsmächten und 
Deutſchland zu einer weſentlichen Lockerung der 
            Beſatzungs=
formen führen werden. Das Blatt ſchreibt: Es wird keine 
Schwächung unſeres Rechtes und unſerer Autorität bedeuten, 
wenn wir dem Wunſche Deutſchlands entſprechen und langſam 
zu der Wiederherſtellung der früheren Zuſtände im beſetzten 
            Ge=
biet übergehen, wenn wir die Bedingungen erleichtern und 
            dar=
auf verzichten, ein Eiſenbahuperſonal zu dirigieren, deſſen Sprache 
die meiſten unſerer Angeſtellten nicht verſtehen. Wir werden 
ſtatt deſſen uns damit begnügen, eine Ait höhere Kontrolle 
            aus=
zuüben. Wir werden auch die Grenzen zwiſchen dem beſetzten 
und unbeſetzten Deutſchland lockern müſſen, ebenſo wie in der 
Rheinſchiffahrt den Wünſchen der Uferſtagten (gemeint iſt die 
engliſche Zone) Rechnung tragen müſſen. Wir wverden ſchließlich 
die Frage der rheiniſch=weſtfäliſchen Goldnotenbank gemeinſain 
mit Deutſchland in Ordnung bringen müſſen. Das Blatt ſchließt 
mit dem Wunſche, daß bei gutem Willen auf beiden Seiten dieſe 
Verhandlungen zu einem befriedigenden Ergebnis führen 
möchten. 
Die franzöſiſche Wahlreform. 
Paris, 27. Dez. (Wolff.) Die Kammer hat den 
            Geſetz=
entwurf über die Anzahl der Abgeordneten für die kommende 
Legislaturperiode zwar durchberaten, jedoch ſind in der 
            Einzel=
beratung ſo widerſpruchsvolle Beſchlüſſe gefaßt worden, daß auf 
Antrag des Generals de Caſtelnau mit 328 gegen 239 Stimmen 
beſchloſſen wurde, den Geſetzentwurf nochmels an den 
            Wahl=
isſchuß zurückzutzeriseiſen, ſo daß eine zweite Leſung ſtattfinden 
Beſiluß wurde vor der G=ſamtabſtimmung über 
das Geſetz gefaßt. Nach einem Antrag von Louchenr ſollen 
75 000 Franzoſen einen Abgeordneten wählen,
 * Das Düſſeldorfer Schandurteil. 
Die franzöſiſche Militärjuſtiz, deren verheerende Tätigkeit 
wir ſchon aus dem Eſſener Prozeß kennen, hat in der 
            Weih=
nachtswoche über die Vorgänge verhandelt, die ſich am 30. 
            Sep=
tember in Düſſeldorf im Anſchluß an den Separatiſtenputſch 
abſrielten. Am Hindenburgwall iſt damals ſcharf geſchoſſen 
worden. Es hat mancherlei Opfer gegeben. Nichts wäre 
            natür=
licher geweſen, als kaß der Verſuch gemacht wurde, die 
            Schuld=
frage zu klären. Was aber in Düſſeldorf jetzt geſchah, verfolgte 
genan das entgegengeſetzte Ziel. Das Düſſeldorfer Verfahren 
war ein Zweckprozeß, der die Verantwortlichkeit der deutſchen 
Verwaltung feſtſtellen ſollte. Deshalb nahm man ein 
            Kriegs=
gericht, dem das Urteil, wenigſtens in ſeinen Grundlinien, 
            be=
reits fix und fertig aus Paris zugeſtellt wurde. Wenn aber die 
Franzoſen glauben, daß ſie mit dieſem Ergebnis die 
            Verantwor=
tung für das Blut von ſich abwaſchen können, dann ſind ſie im 
Irrtum. Daß die Angeklagten verurteilt werden würden, 
            dar=
über war in ganz Deutſchland kein Zweifel. Daß in der 
            Beweis=
aufnahme alles geſchehen würde, um nach Möglichkeit die 
            Wahr=
heit zu unterdrücken, war ebenſo ſicher. Ganz iſt es den 
            Frau=
zoſen doch nicht gelungen. Natürlich konnte man die deutſchen 
Zeugenansſagen in den Papierkorb werfen. Für einen 
            franzöſi=
ſchen Offizier gilt ein deutſcher Eid wohl nichts. Es ſind aber 
doch auch belgiſche und frazzöſiſche Zeugen aufmarſchiert, 
            Kauf=
leute, die der Zuſ au dem kritiſchen Tag nach Düſſeldorf führte, 
die alle vollfome unseteiligt dem Kampfe beigewohnt haben 
— vielleicht mi: der Einſchränkung, daß ihre Sympathien nicht 
auf Seiten der Heutſchen Schutzpolizei waren —, deren 
            Zeugen=
ausſagen aber trotzdem eine Ehrenrettung der deutſchen 
            Ange=
klagten waren. 
Soweit ſich auf Grund der Beweisaufnahme die Vorgänge 
vom 30. September rekonſtruieren laſſen, ſind die Separatiſten 
unter franzöſiſchem Schutz mehr oder minder voll bewaffnet 
            ein=
marſchiert. Unter dem Schutz des franzöſiſchen Militärs haben 
ſie Zuſammenſtöße mit der Polizei gerädezu provoziert, und 
nachdem dieſes Ziel erreicht war, wurde blindlings darauf 
            los=
geſchoſſen, nur damit die deutſche Regierung nachher mit der 
Verantwortung für ein furchtbaxes Blutbad beladen, werden 
könnte. Zugegeben werden ſoll, daß die franzöſiſchen Soldaten 
vereinzelt ſich einwandfrei benommen haben. In ihrer 
            überwie=
genden Mehrheit haben ſie den Separatiſten Vorſchub geleiſtet 
und das Ihrige dazu beigeiragen, um die Parteien aufeinander 
zu hetzen, aber auch um den Separatiſten zu einem Erfolg zut 
verhelfen. Daß die deutſchen Beamten lediglich in Erfüllung 
ihrer Pflicht handelten, dafür hat das franzöſiſche Kriegsgericht 
kein Verſtändnis gehabt. Es ließ jedenfalls eine derartige 
            Ent=
ſchuldigung nicht gelten. Es verſtand ſich auch nicht zu der 
            ein=
fachen Erwägung, daß man doch Urſäche und Wirkung nicht 
            ein=
fach verſchieben darf. „Selbſt wenn die deutſche Schutzpolizei 
ihre Kompetenzen überſchritten hätte, auch dann ar das die 
Schuld der Franzoſen. Sie mußten wiſſen, was geſchah, wenn 
die Separatiſten, dieſe Banden von Lumpen und Verbrechern, 
die unter der Firma des Separatismus franzöſiſch= Spitzelarbeit 
leiſten, auf Düſſeldorf losgelaſſen wurden. Sie mußten ſich 
ſagen, daß kein Volk, wenn es auch nur einen Schimmer von 
Selbſtachtung in ſich hat, ſich in dieſer unerhörten Weiſe 
            miß=
handeln laſſen wird, daß alſo allein ſchon die Tatſache des 
            ſepa=
ratiſtiſchen Vorſtoßes eine Exploſion bringen mußte. 
Alle Beiühungen, die Verantwortlichkeit zu verſchieben, 
auch die Düſſeldorfer Rechtsbeugung, wird den Franzoſen nichts 
nützen, noch weniger freilich die geradezu ungeheuerliche Schärfe 
der Strafen. Zwar hat man um des guten Eindrucks willen 
einige Angeklagte freigeſprochen. Zwar hat man mit den 
            härte=
ſten Strafen diejenigen Angeklagten belegt, die man nicht in 
der Hand hatte, wie den Regierungspräſidenten Grützner, aber 
die Tatſache bleibt doch beſtehen, daß ein Volk, da3 die ritterlichſte 
Nation der Welt ſein will, das immer noch auf den Namen eines 
Kulturvolkes Anſpruch erhebt, auch hier wieder allem 
            geſchriebe=
nen und ungeſchriebenen Geſetz der Welt zum Hohn Beamte 
zu jahrzehntelanger Zuchthausſtrafe verurteilte, nur weil ſie ihre 
volle Pflicht ihrem Vaterlande gegenüber erfüllten. 
Wir glauben erwarten zu dürfen, daß angeſichts dieſes 
Schandurteils auch die deutſche Regierung ihre Ruhe verliert 
und einmal Worte des Proteſtes und der Anklage findet, die 
vielleicht nicht im juriſtiſchen Lexikon ſtehen, die aber doch als 
Notſchrei eines geknechteten und vergewaltigten Volkes über die 
ganze Erde gellen, die Anklage erheben gegen einen 
            größenwahn=
ſinnig gewordenen Staat, der mitten im Frieden ein 
            entwaff=
netes Volk überfällt und zur Bemäntelung ſeines Unrechts 
            Un=
ſchuldige ins Zuchthaus ſteckt. Wie offener Hohn muß es 
            klin=
gen, daß der Vorſitzende vor der Urteilsverkündung die 
            Verſiche=
rung abgegeben hat, er werbe ohne jede Voreingenommenheit 
und ohne jede politiſche Bindung das Urteil ſprechen, und das 
zur Weihnachtszeit, in einem Augenblick, wo deutſche und 
            fran=
züſiſche Sachverſtändige einen Ausgleich der Gegenfätze 
            ver=
ſuchen, in einem Augenblick, wo mit Hilfe der Vereinigten, 
            Staa=
ten der Verſuch gemacht werden ſoll, das Reparationsproblem 
zu löſen. Wenn das der Geiſt iſt, in dem Frankreich an dieſe 
            Auf=
gabe herantritt, dann wird es noch lange dauern, bis Friede auf 
Erden iſt. 
Frankenſturz aus „pſychologiſchen” Gründen. 
Paris, 27. Dez. Der franzöſiſche Finanzminiſter de 
Laſtehyrie gab im Senat am Mittwoch eine Erklärung über die 
Gründe des Sturzes des Frankenkurſes ab, wobei er betonte, 
daß der Sturz des Franken auf das Mißtrauen gewiſſer 
            aus=
ländiſcher Kreiſe zurückzuführen ſei, die einen Bankerott 
            Deutſch=
lands befürchteten und glaubten, daß Frankreich dadurch in 
Mitleidenſchaft gezogen werden würde. Der Frankenſturz ſei 
weder durch die wirtſchaftliche noch durch die finanzielle Lage 
Frankreichs begründet. Das ordentliche Budget ſei im 
            Gleich=
gewicht, und Frankreich nehme nur noch Anleihen für das 
            Auf=
baubudget auf. Aus den befreiten Gebieten erhofft der Miniſter 
einen Steuerertrag von 3½ Milliarden Franken für das nächſte 
Jahr. Der Franken werde alſo nicht aus wirtſchaftlichen, 
            ſon=
dern aus „pſychologiſchen Gründen” entwertet. Der Mangel an 
finanzieller Solidarität unter den Alliierten habe bei dem einen 
eine Valutakriſe und bei dem andern Arbeitsloſigkeit im Gefolge,
Seite
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 28. Dezember 1923.
Nummer
 Die bedrängte Pfalz. 
Neuer Separatiſienübergriff. 
Speyer, 27. Dez. Die Separatiſten=Negierung 
hat am 24. Dezember eine Bekanntmachung erlaſſen, 
            wo=
nach ab 10. Januar die Ausſtellung von Päſſen für die 
            Aus=
reiſe aus der Pfalz nach dem rechtsrheiniſchen 
            Deutſch=
land nicht mehr durch die Beſatzungsbehörden, ſondern durch 
die Regierung der „autonomen” Pfalz erfolge und 
alle früheren Brückenpäſſe ihre Gültigkeit verlieren würden. 
Bekanntlich haben bisher die Beſatzungsbehörden die 
            Aus=
ſtellung von Brückenpäſſen als ihr alleiniges Recht betrachtet. 
Eine auch nur vorübergehende Ubertragung dieſes Rechtes an 
die Separatiſten würde zunächſt eine ofſene Anerkennung der 
ſeparatiſtiſchen Gewalt durch die Beſatzungsbehörden bedeuten, 
dann aber wäre damit auch den Separatiſten ein Druckmittel in 
die Hand geſpielt, um die Pfälzer, die in überwiegender Mehrheit 
die Separatiſtenherrſchaft ablehnen, zu zwingen, in der Rolle als 
Geſuchſteller bei den angemaßten ſeparatiſtiſchen Behörden 
            vor=
ſtellig zu werden. Ferner wäre ſie ein Mittel, die 
            Separatiſten=
kaſſen durch Erhebung von Paßgebühren zu füllen. 
Es bleibt abzuwarten, welche Stellung die 
            Rheinland=
kommiſſion zu dieſer „Verfügung” der „autonomen” 
            Pfalzregie=
rung nehmen wird. Solange die Rheinlandkommiſſion ſich nicht 
offen hinter dieſe Verordnungen der Separatiſten ſtellt und ſie 
deckt, ſind ſie nicht vollziehbar und ihre Nichtbefolgung kann 
demgemäß auch nicht mit den Strafen belegt werden, welche 
die ſogenannte „autonome” Regierung bei jeder Verordnung ſo 
freigiebig in Ausſicht ſtellt. Dies gilt nicht nur für die 
            oben=
erwähnte Verfügung, ſondern für alle Verordnungen der 
Separatiſtenregierung. 
Weihnachtswporte für die Pfakz. 
Bad Dürkheim 27. Dez. In ſeiner Weihnachtsnummer 
veröffentlicht das Dürkheimer Tagblatt Weiheworte einer 
Reihe führender politiſcher Perſönlichkeiten des Reichs, Bayerns 
und der Pfalz, die dem Blatt auf ſeine Bitte für die ſchwerſte 
und drückendſte Nachkriegsweihnachten, Weihnachten 1923, als 
Wegweiſer für das pfälziſche Volk überlaſſen wurden. 
U. a. ſchreibt der bayeriſche Miniſterpräſident D. v. 
            Knil=
ling: Je größer und kräftiger ein Staat, deſto mehr Freiheit 
zu ſelbſtändiger Entwicklung kann er ſeinen Teilen geben. 
            Des=
wegen iſt ein ſtarkes Deutſchland das Ziel Bayerns, deswegen 
winkt der Pfalz im Schoße Bayerns die günſtigſte Entwicklung. 
Der Regierungsvizepräſident der Pfalz 
Matheus ſchreibt: Weihnachtsgruß an meine Pfälzer Heimat! 
Ein durch Not und Drangſale geläutertes und geſtähltes, im 
Kern geſundes deutſches Volk wird auch nach tiefem Sturz noch 
den ſteilen Pfad zum Aufſtieg und zu neuer Blüte finden. Dies 
ſei unſer Weihnachtswunſch, Glaube und Hoffnung. 
Staatsminiſter a. D. Dr. Helfferich: Die Treue iſt eine 
ſittliche Kraft, die ſich auf die Dauer jeder materiellen Macht 
gewachſen und überlegen zeigen wird. Als Pfälzer vertraue ich 
auf die deutſche Treue meiner Landsleute. Das iſt meine 
            Hoff=
nung für die kommenden Zeiten. 
Weitere Grüße entbieten Reichstagsabgeordneter 
            Molden=
hauer=Köln, die Landtagsabgeordneten Raſſiga und Bühler. 
Ludwigshafen, 27. Dez. Die, wie gemeldet, kurz vor 
den Feiertagen verhafteten kommuniſtiſchen 
            Betriebs=
ratsmitglieder ſind ausgewieſen worden. Ihre 
            Ver=
haftung und Ausweiſung wird in Zuſammenhang mit ihrer 
kürzlichen Beteiligungſan der großen Kundgebung gegen 
die Separatiſten gebracht. 
Kundgebung des Deutſchen Hochſchulrings. 
München, 27. Dez. Das Pfalzamt des Deutſchen 
            Hoch=
ſchulrings (Akademiſcher Rheinpfalzausſchuß) erklärt in einer an 
die Rede des Miniſterpräſidenten Dr. v. Knilling über die 
            Drang=
fale der Pfalz anknüpfenden Entſchließung: „Wir fordern, die 
einigende Front aller wahrhaft Deutſchen gegen den Weſten zu 
finden und ehrgeizige Kirchturmpolitik des Einzelnen den 
            außen=
politiſchen Geſichtspunkten des Ganzen hintanzuſtellen. In der 
Pfalz am Rhein löſte die großdeutſche Bewegung immer die 
höchſte Begeiſterung aus. Wir verlangen Einbeziehung der Pfalz 
in die Grundlagen jeder nationalen deutſchen Politik.‟ Die 
            Ent=
ſchließung dankt dem Miniſterpräſidenten für ſein mannhaftes 
Eintreten für die Pfalz und dem Generalſtaatskommiſſar Dr. von 
Kahr für ſeine tätige Unterſtützung und erwartet, daß auch 
weiterhin alle Kräfte eingeſetzt werden, eine allgemeine Abwehr. 
der franzöſiſchen Abſichten auf die Pfalz am Rhein zu geſtalten. 
„Uns Pfälzer aber,” ſo ſchließt die Kundgebung, „wird der 
            Erb=
feind, ſolange er mit ſeinen Bedrückern Pfalz und Rhein 
            be=
herrſcht, in ſtetem Kampfe finden, und ſei es, bis der letzte deutſche 
Laut verklungen iſt.”
Konzert.
 N. Am Sonntag vor Weihnachten und am erſten Feiertag 
brachte der Kirchengeſangverein der Johanneskirche das 
            Weih=
nachtsoratorium von Heinrich Schütz in ſeiner Originalfaſſung 
zur Aufführung. Wer die Ausdruckskraft, Urſprünglichkeit und 
Lebendigkeit der Kunſt des 17. Jahrhunderts, zugleich ihre 
Farbenpracht an einem der hervorragendſten Werke kennen lernen 
will, der vertiefe ſich in dies jugendfriſche Werk des greiſen 
Altmeiſters. Um nur ein Beiſpiel herauszugreifen: Selbſt ein 
Bach vermrchte nicht die Engel, die Hirten, Schriftgelehrten und 
die Weiſen aus dem Morgenlande ſchärfer zu charakteriſieren 
und greifbarer in Tönen darzuſtellen. Dann die Dramatik der 
Sologefänge, die Schlichtheit der Evangeliſtenpartie, die Herr 
Biſchoff vom Landestheater mit prachtvollem Ausdruck ſang, 
die königliche Pracht der Herodes=Arie mit der 
            Trompetenbeglei=
tung — von Herrn Schwarz eindrucksvoll vorgetragen — und 
das Alarmierende der Engelſoli „Stehe auf”, die in Frau Aga 
Zeh eine Verteterin gefunden hatten, die mit wohltuend ſchönem 
Stimmklang eine ausgezeichnete Darſtellungskunſt verbindet. 
Wundervoll verwebt Schütz ein Wiegenlied in die Handlung, das 
den Aufenthalt der heiligen Familie in Aeghpten vor der 
            Rück=
kehr darſiellt, mit ſcharfer, harmoniſch kühner Charakteriſtik, die 
dem genialen Monteverdi abgelauſcht iſt, wird der 
            Vernichtungs=
wille des Herodes gezeichnet. 
Die unter der Leitung von Herrn Adam ſtehenden 
            Auf=
führungen waren in jeder Beziehung ausgezeichnet. Der Chor, 
der in einigen Sätzen durch Soloſtimmen verſtärkt war, ſang 
            ton=
ſchön und mit voller Hingabe, das Orcheſter, aus Künſtlern des 
Landestheaters beſtehend, ſpielte ausgezeichnet, und die Soliſten 
ſtanden auf gleicher Höhe. Die Orgelbegleitung hatte Herr 
Borngäſſer übernommen, ſo daß in jeder Beziehung eine 
Muſteraufführung zuſtande kam.
Weggang Hartungs?
 Dem Vernehmen nach haben die Unterhandlungen, die Herr 
Generalintendant Hartung ſeit einiger Zeit wegen ſeines 
            als=
baldigen Eintritts in das Berliner Schauſpieler=Theater geführt 
hat, bis jetzt kein Ergebnis erzielt. Wir hatten die Nachricht von 
dieſem Projekt von vornherein mit einem Fragezeichen verſehen, 
zumal da in der Berliner Kritik gegen die Uebernahme des 
            Schau=
ſpieler=Theaters durch Herrn Hartung lebhafte Bedenken laut 
geworden ſind.
 Pereinfachung der Rechtspflege 
Sparmaßnahmen bei der Zuſtiz. 
Berlin; 27. Dez. Zu den in der Preſſe erwähnten 
            Ver=
ordnungen in Sachen der Rechtspflege wird mitgeteilt: Die 
Verordnungen betreffend Abbau von Strafſachen 
wegen Landesverrats und wegen Erſatzes für die 
            außerordent=
lichen Gerichte ſind Sparmaßnahmen. Der Miniſter hat 
ſich nach ſchwerſten Bedenken mit Rückſicht auf die Finanzlage 
des Reiches dazu entſchloſſen. Es muß aber geſpart werden, 
da der Juſtiz nicht genügend Geld zur Verfügung ſteht. Es 
liegt ein Vorſchlag vor, für die nächſten drei Monate die 
            Ge=
richte ohne Schöffen und Geſchworene tagen zu 
laſſen. Die Berufungsmöglichkeiten ſollen beſchnitten werden 
uſw. Weitere Maßnahmen ſind für die Zeit nach dem 1. April 
in Ausſicht genommen worden, darunter u. a. eine Verkürzung 
des Inſtanzenweges und eine Verkleinerung der Beſetzung der 
Senate und Kammern. Ebenſo ſtehen beim Zivilprozeß 
            Verein=
fachungen bevor. 
Der Mietſteuerentwurf. 
* Berlin, 27. Dez. (Priv.=Tel.) Der Vorwärts 
            veröffent=
licht in ſeiner heutigen Abendausgabe den Auszug eines 
            Ent=
wurfs einer dritten Steuernotverordnung, die ſich mit der 
            beab=
ſichtigten Erhebung einer Mietſteuer befaßt. Das Blatt knüpft 
daran einen Kommentar des Inhalts an, daß durch dieſe Steuer 
dem Hausbeſitz, der Induſtrie und der Landwirtſchaft völlig 
            un=
gerechtfertigte Goldgeſchenke gemacht würden, und daß außerdem 
das Reich alle ſeine Rechte auf die geplanten Abgaben an die 
Länder abtrete. Auf Erkundigung beim Reichsfinanzminiſterium 
wird uns hierzu mitgeteilt, daß es ſich nur um einen vorläufigen 
Entwurf handele, der den Länderregierungen als Grundlage zu 
einer Ausſprache im Reichsrat über die in Betracht kommenden 
Probleme mitgeteilt worden ſei. Ein Beſchluß des 
            Reichskabi=
netts über den Entwurf einer dritten Steuernotverordnung liege 
überhaupt noch nicht vor, und es ſei auch damit zu rechnen, daß 
dieſer Beſchluß nicht unweſentlich von dem Text des Vorentwurfs 
abweichen wird. Ferner könne von einer Abſicht, die volle 
            Frie=
densmiete ſchon ab 1. Januar wieder einzuführen, wie ein 
            an=
deres Berliner Spätabendblatt zu melden weiß, keine Rede ſein, 
Die Auszahlung der Beamtengehälter. 
Berlin, 27. Dez. Infolge der ſtabilen Geldverhältniſſe 
wird, wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, die 
            Auszah=
lung der Beamtengehälter von nun an wieder möglichſt 
            regel=
mäßig an beſtimmten Zahlungsterminen erfolgen. Von einer 
monatlichen oder gar einer vierteljährlichen Vorauszahlung der 
Beamtengehälter wird aber vorläufig noch Abſtand genommen 
werden. Die den Beamten, Staatsangeſtellten und 
            Ruhegehalts=
empfängern ſür den Monat Januar zuſtehenden Bezüge ſollen 
in zwvei Raten ausbezahlt werden. Die erſte Auszahlung des 
Gehalts wird am 31. Dezember zur Auszahlung kommen. Auch 
bei den Behörden, die am 31. Dezember keinen. Dienſtbetrieb 
haben, ſoll die Auszahlung nicht vor dem 31. Dezember erfolgen. 
Für die Auszahlung der zweiten Rate iſt der 14. Januar in 
            Aus=
ſicht genommen. 
Der Rücktritt Wutzlhofers genehmigt. 
München, 27. Dez. Auf das Geſuch des 
            Landwirtſchafts=
miniſters Wutzlhofer, um Enthebung von ſeinem 
Amte hat der Miniſterpräſident geantwortet, daß ſeine 
            Amts=
enthebung mit ſofortiger Wirkung vollzogen ſei. Gleichzeitig 
dankte v. Knilling ihm für die langjährige Mitarbeit. — Mit der 
Führung der Geſchäfte des Staatsminiſteriums für 
            Landwirt=
ſchaft wurde bis auf weiteres Staatsrat Lang betraut. 
Aus der völkiſchen Bewegung. 
München, 27. Dez. Der Abg. Dr. Roth, der dem 
            Deut=
ſchen Kampfbund angehört, hat im Landtag beantragt, die 
Staatsregierung zu erſuchen: 1. die ſofortige Entlaſſung, der 
aus Anlaß der Vorgänge am 8. und 9. November in Schutzhaft 
genommenen Perſonen und 2. die ſofortige Aufhebung des 
            Ver=
bots der völkiſchen Preſſe zu veranlaſſen. Ein weiterer Antrag 
des gleichen Abgeordneten erſucht die Staatsregierung, der 
Freien Bauernſchaft des rechtsrheiniſchen Bayern 
            Verſamm=
lungsfreiheit zu gewähren und entgegenſtehende Anordnungen 
des Generalſtaatskommiſſariats aufzuheben. 
 
 
Die Reichsindexziffer. 
 
Berlin, 27. Dez. Die Reichsinderziffer für die 
            Lebens=
haltungskoſten (Ernährung, Wohnung, Heizung, 
            Beleuch=
tung und Bekleidung) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des 
Statiſtiſchen Reichsamtes für Samstag, den 22. Dezember, dem 
wegen der Feiertage anſtelle des Montag gewählten 
            Erhebungs=
tage, auf das 1150 milliardenfache der Vorkriegszeit. Gegenüber 
dem 17. Dezember (1165 Milliarden) iſt demnach eine Abnahme 
von 1,1 v. H. zu verzeichnen. 
 Die Arbeitszeitfrage. 
Arbeitszeitverlängerung im Brounkohlenber
Berlin, 27. Dez. Nach langen Verhandlungen
 Braunkohlenbergbau hat am 22. Dezember ein vom Rei 
ſterium eingeſetzter Schlichtungsausſchuß einen Schiedsſpr 
ſen Inhalt im weſentlichen folgender iſt:
 Tarifparteien über die Verlängerung der Arbeitszeit im 
Nachdem in allen Steinkohlenrevieren die Einführung de 
beit beſchloſſen iſt, hält der Schlichtungsausſchuß, um die deu 
ſchaft billiger und reichlicher mit Braunkohlen zu verſo 
Braunkohlenbergbau im Rahmen der deutſchen Geſamtwir 
erwerbsfähig zu erhalten und um dadurch den Arbeitern 
Braunkohlenbergbaues ihre Arbeitsgelegenheit und einen b5 
dienſt zu ſichern, ſolange die obengenannten volkswirtſchaftlich 
niſſe fortdauern, folgendes Abkommen zwiſchen den am 
für den mitteldeutſchen Braunkohlenbergbau vom 24. 
            De=
teiligten Verbänden für erforderlich: 
1. Ab 1. Januar 1924 leiſten die Arbeiter im Anſchluß ar 
mäßigen Schichten Mehrarbeit derart, daß die 
            Arbeitsze=
a) unter Tage, ausſchließlich Ein= und Ausfahrt und Pau 
Kernrevieren 8 Stunden, in den Randrevieren 
trägt; 
b) über Tage, ausſchließlich Pauſen, 10 Stunden beträgt: 
c) in den durchgehenden Betrieben, in denen in zwei 
beitet wird, haben Werkleitungen und Betriebsverwaltu 
feſtzuſtellen, durch welche Maßnahmen es für die ein 
ten erreicht werden kann, daß die Sonnabendſchick 
bereits um 4 Uhr nachmittags beenden kann, 
2. In den in 8 3, Ziffer 2 des Tarifvertrags erwähnten 
ſchlecht bewetterten Arbeitspunkten wird die Arbeitszeit n 
ſelbe Verhältnis zur allgemeinen Arbeitszeit verkürzt wie 
3. Die im Tarifvertrag vorgeſehenen Tarifzuſchläge für 
ſtunden finden auf dieſe Mehrarbeit keine Anwendung, dafür 
regelmäßigen Schichtlöhne, einſchließlich der Teuerungszulg 
hältnis zur Mehrarbeitszeit erhöht. Die Gedinge ſind ſo z 
die Verdienſte der Arbeiter unter Tage nicht tiefer fallen 
dienſte vergleichsweiſe Ueber=Tage=Arbeiter. 
4. Entlaſſungen von Arbeitern aus Anlaß der Einfüß 
Mehrarbeit ſind nur in geringmöglichem Umfange vorzuneß 
weit ſie unvermeidlich ſind, ſollen die ſozialen Belange, wie 
milienſtand und Beſchäftigungszeit, berückſichtigt werden. 
laſſenden Arbeiter ſollen alsbald davon in Kenntnis geſe 
Die Entlaſſungen ſollen unter gleichzeitiger 
            Berückſichtigu=
lichen Arbeitsnachweiſe nur allmählich, in der Zeit vom 
Anfang Februar, durchgeführt werden. 
Damit iſt die Frage der Arbeitszeitverlängerung im Br 
bergbau in dem Sinne erledigt, daß zu einer Arbeitszeit z 
wird, die der der Vorkriegszeit entſpricht. 
Des Reichskanzlers Weihnachtsgr 
an Oeſterreich. 
Wien, 27. Dez. (Wolff.) Die Neue Freie Preſſe 
licht an der Seitze des Blattes den Weihnachtsgr 
Reichskanzlers Marx an Oeſterreich, in 
darauf hinweiſt, daß Deutſchlands Kinder infolge der 
deutſchen Volkes auch heuer der Weihnachtsfreude 
müßten. Ueberall in deutſchen Landen klopfe Frau 
die Tür. Gerade der öſterreichiſche Bruder ſei mit aller 
bemüht, Gaben zu ſammeln und ſie mit rührendem bri 
Empfinden zu bieten. Dem Reichskanzler ſei es ein 
bedürfnis, dem öſterreichiſchen Volke dafür ſeinen Dar 
zuſprechen. 
Zum neuen Abrüſtungsplan. 
Paris, 27. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung 
cago Tribune aus Newyork erklären die Behörden in ? 
ton, die von der franzöſiſchen Seite vorgebrachte 
            Beſch=
die engliſche Regierung verfuche die Verei= 
Staaten zur Einberufung einer Abrüſtungskon/ 
für Flugzeuge und Unterſeeboote zu 
            ber=
um Frankreich in Verlegenheit zu bringen, als völlig un 
det. Der engliſche Unterſtaatsſekretär für die Luſtfal 
zwar eine Unterredung mit dem Präſidenten Coolidg 
aber nach Beendigung der Waſhingtoner Abrüſtungs! 
im Jahre 1921 hätten zahlreiche Delegierte die ame 
Bundeshauptſtadt mit der feſten Ueberzeugung verlaf 
keine Einſchränkung der Rüſtungen von Erfolg ſein wer 
nicht ſpäter auch die Luftfahrt mit einbezogen würde. 
Der Kommunismus in Bulgarien 
Sofia, 27. Dez. (Wolff.) In der Kammerd 
über die Antwort auf die Throniede erklärte der 
niſtenführer Sakaroff: Meine Partei verurteil 
von außen her in das Land getragene Propaganda. Zt 
den Kommuniſten Bulgariens und den 
ſchen Kommuniſten beſtehe keine Verbi 
Seine Partei würde wirkſame Maßnahmen der Regieru 
diejenigen, die einen ungeſetzlichen Kampf entfeſſelten, 
Nach Sakaroff forderte Profeſſor Mollof (demokrati 
tente) die Abgeordneten auf, an der Befriedung de 
des mitzuarbeiten, da nur friedliche Arbeit das Lar 
könne.
 * Zur Erinnerung an Carmen Shlba. 
Am 29. Dezember dieſes Jahres ſind es 80 Jahre, daß 
Rumäniens erſte Königin Eliſabeth zu Wied, Tochter des Fürſten 
Hermann zu Wied, Gemahlin des Königs Karl von Rumänien, 
zu Neuwied am Rhein das Licht der Welt erblickte. Als 
            Dich=
terin, Schriftſtellerin und Künſtlerin iſt ſie unter dem Namen 
Carmen Sylva weithin bekannt geworden. Wie ſehr ſie während 
ihres ganzen Lebens von den wärmſten Gefühlen für ihre deutſche 
Heimat, das ſagenumwobene Rheinland, erfüllt war, erſehen 
wir aus ihren zum Teil recht wertvollen Gedichten und Liede z. 
In einem Band Novellen, „Handzeichnungen” benannt, erſchehnt 
von ihr eine kurze, als „Porträt” bezeichnete Skizze „Deutſches 
Glück”, die man ein Meiſterwerk nennen kann. Der rheiniſche 
Dialekt, in dem dieſe ſechs Seiten geſchrieben ſind, verleiht der 
Schilderung eine beſondere Lokalfarbe. Im Frühling 1884 
            dich=
tete die Königin alle Lieder, die unter dem Titel „Mein Rhein” 
illuſtriert erſchienen ſind. Die Verherrlichung des heimatlichen 
Stromes fldß ihr leicht aus der Feder und aus dem Herzen. 
Am bekannteſten iſt das auch ins deutſche Kommersbuch 
            auf=
genommene Gedicht „Bonn” geworden, mit dem Schluß: „Rhein, 
Rhein, es liegt an dir, daß man bummeln muß.” 
Eine Sammlung der lyriſchen Gedichte Carmen Sylvas 
            er=
ſchien unter dem Titel „Meine Ruh‟. Sie hat in dieſem Werke 
das ſchönſte was ſie geſchaffen hat, niedergelegt und ſich dadurch 
einen Ehrenplatz in der deutſchen Literatur geſichert. Einige 
Lieder, von denen hier eine Probe gegeben ſei, erinnern an Goethe: 
Am Abend. 
„Jus Blätterdach 
Laubſchwerer Gipfel 
Grüngoldner Wipfel 
Die Sonne brach. 
Sie atmet warm 
Und legt ſich ſchmeichelnd, 
Mit Wonne ſtreichelnd, 
In Baumes Arm. 
Doch wie er faßt 
Und hält die Seine, 
Enteilt die Reine, 
Die goldene Laſt.
 Er ſteht betrübt. 
Wo bleibt der Schimmer, 
Der abends immer 
Sein Haupt umgibt?” 
Waldweh. 
„Du Waldgeruch! Du Waldgeſang! 
Du friſcher Duft, du reicher Klang, 
Wie hab’ ich dich ſo gern! 
Wie lacht mein Aug, mein Herz dir zu, 
Wie bringeſt Freud und Frieden du 
Dem armen Erdenſtern! 
Ich ſeh’ dich noch des Nachts im Traum, 
Du ſtolzer, edler Waldesbaum, 
Du rauſcheſt ernſt und lind! 
Wie oft hab’ ich gelauſchet dir, 
Wann Märchen du erzählteſt mir, 
Dem wilden Waldeskind! 
Du Wind! Mein alter Spielgeſell! 
Wir ſangen um die Wette hell 
Im grünen Gotteshaus! 
Nun ſingſt du alter Freund allein, 
Mir roſtete die Stimme ein 
Im hohlen Weltgebraus! 
Du Wind! Küß mir die Blumen all 
Und grüße ſchön Frau Nachtigall, 
Sie ſoll ſich rüſten bald! 
Und ſtreichle ſanft den klaren Bach, 
Ruf überall das Echo wach, 
Durchrauſche meinen Wald!” 
Die Mühle. 
„Im Mondſchein träumt das Waſſer, 
Und mooſig ſteht das Rad, 
Es ſingen Nachtigallen 
Und Unk’ an ſeiner Statt. 
Sie flöten die Geſchichte 
Eintönig durch die Nacht, 
Wie ſich im Mühlenteiche 
Der Müller umgebracht. 
Er hat ſein feines Liebchen 
Daraus ihm winken ſeh’n 
Im Mondſchein, und da mußte 
Er auch hinunter gehn.
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 Derr 
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 Die Sachverſtändigenausſchüſſe. 
Das Währungskomitee. 
Paris, 27. Dez. (Wolff.) Nach offizieller Mitteilung der 
arationskommiſſion ſetzt ſich der erſte Sachverſtändigenaus= 
5, der die Währungs= und Budgetfrage zu 
            behan=
hat, wie folgt zuſammen; Großbritannien: Sir Robert 
dersley, Direktor der Bank von England, und Sir 
uah Charles Stamp, Sekretär der Nobel=Induſtrie. 
kreich: Parmentier, Verwaltungsrat des Credit Fon= 
De France, und Profeſſor Allix von der Rechtsfakultät in 
is. Italien: Induſtrieller Dr. Alberto Pirelli und 
eſſor Fredericv Flora, Profeſſor für 
            Finanzwiſſen=
ten an der Univerſität Bologna. Belgien: Baron Maurice 
Ttart, Mitglied der Kammer und Bankier, und Emile 
ncgui, Staatsminiſter und Vizegouverneur der Sociéts 
rale. Amerika: General Dawes von der Central Truſt 
Hany in Chicago und Owen Young, Vorſitzender des 
ichtsrats der Electric Company Newyork. 
Das Komitee für Kapitalflucht 
ſich zuſammen aus Großbritannien: Reginald Mac 
ina, ehemaliger Schatzminiſter. Frankreich: Laurent 
halin, Direktor der Bangue de Paris et des Pays Bas. 
ien: Mario Alberti, zweiter Direktor des Creditio 
iano. Belgien: Albert Janſſen, Direktor der Banque 
Donale. Amerika: H. M. Robinſon, Präſident der Firſt 
onal Bank Los Angelos. Zum Präſidenten des erſten 
chuſſes iſt bereits der Amerikaner Dawes ernannt worden. 
Vor der engliſchen Thronrede. 
ondon, 27. Dez. (Wolff.) Dex politiſche Berichterſtatter 
Oaily Mail ſchreibt, die Thronrede, mit der das 
            Parla=
am 15. Januar eröffnet würde, werde die Geſtali eines 
gramms haben, für das die Regierung die Unterſtützung 
—Interhauſes glaubt nachſuchen zu können, trotz der Tatſache, 
hre fiskaliſchen Pläne von der Wählerſchaft verworfen 
            wor=
eien. Die Mehrheit der Miniſter ſcheine der Anſicht zu ſein, 
durch dieſes Verfahren Aſquith die Verantwortung dafür 
Tegt werde, wenn er ſich den Sozialiſten anſchlöſſe, um die 
Wrung zu ſtürzen, die ein verfaſſungsmäßiges und fortſchritt= 
1—I. Programm unterbreite. Der größte Nachdruck werde auf 
dei Zedeutung der Ratifizierung der 
            Reichskonfe=
beſchlüſſe gelegt werden. Die Regierung werde auch 
im Ablicht erneut bekräftigen, ſoweit es in ihrer Macht liege, 
baldige Regelung der Reparationen und der 
ralliierten Schulden zuſtande zu bringen. 
4in die Anerkennung Sowjetrußlands. 
ondon, 27. Dez. (Wolff.) Die Times ſchreibt in ihrem 
Etikel über die Frage der Anerkennung der 
            Sowjet=
erung, die unzweideutige Anerkennung der 
            Staatsſchul=
ind der rechtmäßigen Privatanſprüche ſei eine der 
            Grund=
gungen, die der Anerkennung voraufgehen müßten. Keine 
bri he Regierung könne dieſe Frage in ernſte Erwägung ziehen, 
re, in dieſem vitalen Punkt nicht eine ganz endgültige Haltung 
kommen werde. 
der Finanzberichterſtatter des Daily Telegraph in Paris 
ſEot, das ſeit einigen Tagen in finanziellen und 
            kommer=
iir Kreiſen umlaufende Gerücht von der baldigen 
            An=
nnung der Sowjetregierung durch 
            Frank=
müſſe mit Vorſicht aufgenommen werden. Seit 
uuu ren Monaten aber hätten, wichtige Beſprechungen 
z—3 en den Handelsmiſſionen der Sowjetregierung und großen 
fra öſiſchen Handelshäuſern ſtattgefunden. In Paris wurde 
t, daß die franzöſiſche Hauptſtadt bald der wichtigſte 
kelpunkt für den ruſſiſchen Handel ſein werde. 
Beſprechungen über die zunehmenden kommerziellen 
            Be=
zi irgen zwiſchen den beiden Ländern und die in der 
            fran=
en Geſchäftswelt zunehmende Meinung über die Politik 
de Tiederherſtellung der finanziellen und wirtſchaftlichen Lage, 
wo ie vor dem Kriege beſtand, würden zu einem längeren 
AUnungsaustauſch führen. 
Ein türkiſch=amerikaniſches Abkommen. 
aris, 27. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung des Nru= 
Herald hat der Oberkommiſſar der Vereinigten Staaten 
füü e Türkei, Admiral Briſtol, das Staatsdepartement davon 
im rntnis geſetzt, daß er ein Abkommen mit der Türkei 
            unter=
ze et habe, wodurch binnen ſechs Monaten nach der 
            Ratifika=
tir es türkiſch=amerikaniſchen Vertrages eine gemiſchte 
            Kom=
myn eingeſetzt werden ſoll, um über die beiderſeitigen privaten 
jiche zu verhandeln.
 rriſtädter Tagblalt, Freitag, den 28. Dezember 1923. 
Franzöſiſch tſchechoſlowakiſches Bündnis. 
* Paris, 27. Dez. (Priv.=Tel.) Der Ausbau des 
            Bünd=
niſſes zwiſchen Frankreich und der Tſchecho=Slowakei, zu dem 
der Beſuch des Präſidenten Maſaryk im Oktober dieſes Jahres 
den Grund gelegt hatte, ſcheint in den Verhandlungen, die der 
tſchecho=ſlowakiſche Außenminiſter Beneſch in den letzten Tagen 
geführt hatte, zu einer vollendeten Tatſache geworden zu ſein. 
Beneſch, der heute zu Beſprechungen nach Prag abgereiſt iſt, hat 
erklärt, daß er ſpäteſtens bis Mitte Januar nach Paris 
            zurück=
kehren werde, um den Vertrag zu unterzeichnen. Der Temps ins ſpäte Alter hinein!‟ Entſpricht der Inhalt dieſes Satzes wirklich 
meldet, daß das Abkommen unmittelbar nach dieſer Unterzeich= der Wahrheit? Für mancherlei Kenntniſſe und Fertigkeiten, die 
nung veröffeitlicht und auf dem Bureau des Völkerbundes nie= man ſich in der Kindheit oder im jugendlichen Alter aneignete, mag der 
derlegt werde. Das Blatt macht über den Inhalt des Vertrages obige Satz ſeine Gültigkeit haben, nicht aber für alles Erlernte, 
eine Reihe intereſſanter Angaben. Nach ſeinen Informationen Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß im Laufe der Zeit ſo manches Wiſſen 
verpflichten ſich heide Regierungen, die neuen, durch den Frie= in Vergeſſenheit gerät. Man braucht ſich nur einmal ſelbſt zu prüfen in 
densvertrag geſchaffenen Grenzen Eurovas zu garantieren, in dieſer Hinſicht, und man wird mit Blitzesſchnelle feſtſtellen, wie vieles 
der wirtſchaftlichen Wiedergeſundung Europas zuſammenzuar= man von all dem, was man im Leben irgendwo und irgendwann 
            ein=
beiten, den Völkerbund zu reſpektieren und die Erhaltung des Urſachen dieſer „Vergeßlichkeit”, wie der biedere Darmſtädter zu ſagen 
Friedens in Europa durch ein gegenſeitiges Defenſivbündnis pflegt. Doch hiervon will ich jetzt nicht reden. 
ſicherzuſtellen. Hinſichtlich Deutſchlands verpflichten ſich beide 
Mächte, eine Rückkehr der Hohenzollern auf den Thron zu ver= unſerer zehn Gebote, die wir alle nicht nur einmal, ſondern mehrmals 
hindern. In bezug auf Oeſterreich iſt feſtgelegt, daß dieſes ſeine während unſerer Schulzeit gelernt, aber nicht immer befolgt haben. Und 
gegenwärtige Selbſtändigkeit nur mit Zuſtimmung des Völker= warum?. Weil ſie bei ſehr vielen Menſchen einfach in Vergeſſenheit 
            ge=
bundsrats aufgeben kann. Eine Militärkonvention ſoll der Ver= raten ſind; ich will mich keines anderen Ausdrucks bedienn. Das dritte 
trag nicht enthalten, dagegen wird vorgeſehen, daß die General= Bebot: „Du ſollſt den Feiertag heiligen!” iſt doch wohl 
ſtähe beider Länder ſtändig in Kontakt miteinander bleiben in dieſem Sinne?. Gibt es nicht unzählige Leute, welche den Sonn= und 
ſollen.
Seite 3.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 28. Dezember. 
Betrachtungen über die Entheiligung 
des Sonntags.
 Das ungariſche Anleibeprojekt. 
* Buapeft, 27. Dez. (Priv.=Tel.) Die ungariſche Regierung 
hat geſtern das politiſche Progranrm veröffentlicht, das vorläufig 
mit dem Völkerbundsrat in Paris ausgearbeitet worden iſt und 
deſſen Unterfertigung erfolgen ſoll, wenn auch über alle Punkte 
der Anleihe eine Einigung erzielt worden iſt. Das Protokoll 
ſtimmt mit jenem, das ſeinerzeit mit Oeſterreich abgeſchloſſen 
worden iſt, im weſentlichen überein. Die Mächte erklären in 
feierlicher Weiſe, daß ſie die politiſche Unabhängigkeit, 
            territo=
riale Integrität und Souveränität Ungarns achten und nicht 
nach beſonderen wirtſchaftlichen oder finanziellen Vorteilen 
            ſtre=
ben werden. Die ungariſche Regierung verpflichtet ſich zur 
            ge=
nauen Erfüllung des Friedensvertrages. Das zweite Protokoll, 
welches den Rekonſtruktionsplan für Ungarn enihält, ſoll in den 
nächſten Tagen veröffentlicht werden. 
Die Lage in Griechenland. 
U Athen, 27. Dez. Amtlich wird mitgeteilt, daß 
            Veni=
ſelos kommenden Samstag ſich in Marſeille einſchiffen und 
Mittwoch in Griechenland eintreffen wird. Die Regierung hat 
bereits umfaſſende Maßnahmen zur Begrüßung des früheren 
Miniſterpräſidenten ergriffen. Gleichzeitig aber wird ſeine 
            Heim=
kehr mit Geheimniſſen umgeben. Veniſelos ſoll zur Nachtzeit 
in einem kleinen Boot an das Land gebracht werden. Nur 
wenige Offiziere kennen die Landungsſtelle. Die neue griechiſche 
Abgeordnetenkammer tritt am 2. Januar 1924 zuſammen. Oberſt 
Plaſtiras wird bei dieſer Gelegenheit eine Rede halten. Die 
Kammer wird ſich dann bis Ende Januar vertagen, um 
            Veni=
ſelos Gelegenheit zur Erfgſſung der politiſchen Situation zu 
geben. Angeſichts der Rückkehr zum parlamentariſchen Regime 
erklärte Oberſt Plaſtiras, daß ſämtliche Beſchlüſſe, die er in ſeiner 
Eigenſchaft als Führer des Revolutionsausſchuſſes ergriffen 
habe, am 1. Januar außer Kraft träten. 
Das Schickſal der „Dixmuiden” 
Paris, 27. Dez. Der franzöſiſche Lenkballon „Dixmuiden”, 
der vor neun Tagen zu einem Flug in Nordafrika aufgeſtiegen 
iſt, und von dem ſeit vergangenen Samstag jede Nachricht fehlt, 
wird nunmehr verloren gegeben. Die Meldungen einiger 
            nord=
afrikaniſcher Militärſtationen, in der Nacht vom Montag zum 
Dienstag die Lichter des Luftkreuzers geſehen zu haben, haben 
ſich als irrtümlich erwieſen. Auch die Nachforſchungen auf dem 
Meere, an denen außer einem franzöſiſchen G=ſchwader auch 
mehrere engliſche und italieniſche Schiffe beteiligt ſind, haben 
bisher keine Spur von dem verſchwundenen Luftſchiff 
            aufzu=
finden vermocht. In Kreifen der Admiralität nimmt man an, 
daß das Luftſchiff, das ſeit Freitag ſeine Motoren nicht mehr 
gebrauchen konnte, in der Wüſte eine Notlandung vorgenommen 
hat, und man hofft, daß auf dieſe Weiſe wenigſtens die Befatzung 
gerettet werden konnte. Sämtliche nordafrikaniſchen 
            Flieger=
ſtationen haben Befehl erhalten, ſich an der Suche nach der 
            ver=
inißten Mannſchaft zu beteiligen. An Bord befanden ſich außer 
der gewöhnlichen Beſatzung noch mehrere Offiziere vom 
            General=
ſtab, insgeſamt 50 Perſonen. 
Das Luftſchiff iſt im Jahre 1916 auf der Zeppelinwerft 
            ge=
baut worden. Es trug im deutſchen Dienſt den Namen „
            Nord=
ſtern” und iſt im Jahre 1920 auf Grund des Verſailler Vertrages 
an Frankreich ausgeliefert worden.
 Von Profeſſor K. Rothermel. 
Gar oft hört man die Redewendung gebrauchen: „Was man in der 
Jugend ſorgfältig und gewiſſenhaft erlernt hat, vergißt man nicht bis 
mal erlernt, längſt wieder vergeſſen hat. Recht mannigfaltig ſind die 
Heute möchte ich die Aufmerkſamkeit des Leſers lenken auf eines 
jedermann bekannt. Handeln aber alle Menſchen auch nur einigermaßen 
Feiertag eutheiligen? Ja, finden wir nicht Tauſende und Abertauſende 
in unferem deutſchen Volke, welche dieſe oder jene Arbeit verrichten — 
leider ſogar oft gewohnheits aßig — gerade deshalb, weil es 
Sonntag iſt? Iſt denn ſolchen Leuten noch niemals zu Bewußtſein 
gekommett, welches öffentliche Aergernis fie erregen, wieviel Unheil und 
Unfrieden ſie anrichten mit ihrer Sonntagsentheiligung? Da gibt es 
z. B. Leute, die können an keinem Tage in der Woche beſſer in ihremt 
Garten oder auf ihrem Aeckerchen arbeiten als gerade an einem 
            Sonn=
tag. Ich habe heobachtet, daß an keinem Vormittag in der Woche mehr 
gehackt, gegraben, gepflanzt und gegoſſen wird, in den Gärtchen im 
Bannkreis unſerer Stadt, als ausgerechnet an Sonn= und Feiertagen. 
Einer fängt im Leben ſtets eine neue Mode an und die anderen guten 
Freunde und getresen Nachbarn machen ſie gewohnheitsmäßig nach. 
Man entheiligt den Sonntag einmal, man wiederholt dieſes ſonntägliche 
Tun und mit der Zeit wird dieſe Sonntagsſchändung zur Regel. Und 
das Allerſchönſte iſt, man hat tatſächlich in vielen ſolcher Fälle gar nicht 
das Bewußtſein gehabt, etwas Unrechtes getan zu haben. So äußerte 
ſich nämlich einmal jemnand mir gegenüber. Es bedarf vielleicht bei 
            man=
chem derartigen „Sünder” nur einmal dieſes Hinweiſes, und er 
            unter=
läßt im kommenden Früpjahr, Sommer und Herbſt die Sonntagsarbeit, 
die er ſeither ſozuſagen „nur aus Unbedacht” getan. Mir hat einmal 
ein Vater gefagt, wan ſollte ſeinen Kindern niemals ein ſchlechtes 
            Bei=
ſpiel geben. Hab: Ihr Darmſtädter Väter, die Ihr ſicherlich ganz genau 
ſo denkt wie jener Vuter, durch die Unſitte Eurer Sonntagsarbeit Euren 
Kindern und Enkeln nicht ein bitterböſes Beiſpiel gegeben?. Ich will 
unumwunden zuſtimmen, es kann vereinzelte Fälle geben, die einem in 
der Not und aus Not den Sonntag zu einem Werktag ſtempeln können, 
allein man darf und ſoll aus der Not niemals eine Tugend machen. 
Ich meine an ſechs Wochentagen findet man reichlich Zeit genug, umr 
alle die Arbeit zu erledigen, die in unſeren Kleingärten getan werden 
muß, ganz abgeſehen davon, daß in der Sonntagsarbeit ja doch kein 
Segen ruht. Sollten wir Chriſten uns nicht ein Beiſpiel an unſereir 
jüdiſchen Mitbürgern nehmen?. Dort weiß man nichts von 
            Sabbat=
ſchändung. 
Wer allſonntäglich auf ſeinem gewohnten Gang zur Kirche an einem 
Turn=, Spiel= oder Sportplatz vorübergehen muß, macht nun ſchon ſeit 
Jahren die Beobachtung, daß es zur Mode geworden iſt, dort von 9 
            Uhr=
morgens ab dem Sport zu huldigen. Ich frage mich gar oft, iſt es deni 
unbedingt erforderlich, in unſerem Zeitalter des Sports, dieſen edlen 
Wettbewerb Sonntags ſchon in ſo früher Morgenſtunde beginnen zu 
laſſen? Kann man wirklich nicht mit derartigen Veranſtaltungen warten, 
bis die Feier des Hauptgottesdienſtes vorüber iſt? Es könnten ſich die 
Vorſtände aller Sportvereine kein größeres Verdienſt erwerben, als 
wenn ſie ihren Mitgliedern zur Pflicht machten, Sonntags vor und 
während des Hauptgottesdienſtes keinerlei Sport zu treiben. 
            Viel=
leicht darf ich gerade in dieſem Zuſammenhang einmal die Frage 
            auf=
werfen: treibt unſere Jugend gegenwärtig nicht zu diel Sport? 
            Allzu=
viel iſt bekanntlich ungeſund und blinder Eifer ſchadet nur. Unſer= 
Jugend ſoll auch nicht ausſchließlich körperlichen Sport treiben, 
etivas geiſtiger und ein klein wenig ſceliſcher Sport kaun ihr 
nur von Vorteil ſein. Der Beſuch des Gottesdienſtes, Verſtändnis für 
religiöſes und kirchliches Leben hat unſeren jungen Meuſchen noch nichts 
geſchadet und wird ihnen nie zum Nachteil gereichen. Man hat an den 
Sonntag Nachmittagen noch genügend Zeit zum Turnen, Springen, 
            Reu=
nen und Laufen. 
Letzten Endes dürfen wir uns aber gar nicht ſpundern, daß die 
Jugend den Sonntag entheiligt, indem ſie dor und wuährend des 
Hauptgottesdienſtes ihrem Sport huldigt. Die Erwachſenen gehen ihr 
ja mit ſchlechtem Beiſpiel voran. Neuerdings laufen ſich Vereine und 
Vereinigungen geradezu den Rang ab mit dem frühzeitigen Beginn ihrer 
Verſammlungen und Konzerte au Sonntagen. Ja, das Theater öffnet 
ſchon ſeine Pforten zu einer Zeit, wo der Hauptgottesdienſt noch nicht 
beendet iſt. Mit innerer Genugtuung möchte ich gerne hier feſtſtellen, 
daß kürzlich eine für 10½ Uhr an einem Sonntag anberaumte 
            Ver=
ſammlung deshalb nicht ſtattfinden konnte, weil zu dieſer Stunde zur 
wenig Leute erſchienen waren. Es darf die Erwartung ausgeſprochen 
werden, daß in gebührender Rückſichtnahme auf die religiöſen 
            Empfin=
dungen der kirchlich geſinnten Bevölkerung die Zeit des 
            Hauptgottesdien=
ſtes von weltlichen Veranſtaltungen frei gehalten werde. Kann von halb 
12 Uhr ab nicht noch genug konzertiert, geſungen und geredet werden? 
Es mag mancher Leſer denken, warum ſoll man in Darmſtadt das 
nicht tun, was an anderen Orten getan und geduldet wird? Wenn 
derartige Unſitten, wie ich ſie geſchildert habe, auch ſonſt vereinzelt an 
Sonntagen ihre Liebhaber und Föuderer finden, dann iſt es halt ganz
go
 Die Mühle ſang und rauſchte 
Noch lang für ſich allein, 
ärſt als der Damm geborſten, 
Da ſtellt” ihr Werk ſie ein. 
Die Erlen und die Weiden, 
Die neigen ſich herab 
Und tauchen ihre Zweige 
Ins ſtille Waſſergrab. 
Die modrig grünen Pflanzen, 
Die hängen ſich daran, 
Es glitzert in dem Weiher 
Der Mondſtrahl dann und wann. 
Die Nachtigallen ſchlagen, 
Das Mühlenrad iſt ſtumm. 
Die kleinen Unken weinen 
Und wiſſen nicht, warum.” 
ri Erinnerung an den Tod ihres einzigen Kindes, einer 
te: Tochter, Lichtete die damalige Fürſtin von Rumägnien 
1. Dezember 1874: 
„Die Engelein in der Weihenacht, 
Vor Glück hat ihnen das Herz gelacht, 
Drum haben ſie all” ſich herabgeſchwungen 
Und zu des Kindes Geburt geſungen: 
Ehre ſei Gott in der Höhe! 
Doch ward es geboren in Elend und Not, 
Doch wartete ſeiner der bittere Tod, — 
Sie wußten, daß von der armen Erde 
Zu ihnen, zum Himmel es eilen werde, 
Ehre ſei Gott in der Höhe! 
Du arme Mutter, verzage nicht! 
Laß ſtrah en dein ſeliges Angeſicht. 
Du biſt zu Frieden und Freude erkoren, 
Dir wurde ein Kind für den Himmel geboren! 
Ehre ſei Gott in der Höhe! 
So ſtark war meines Glückes Quelle, 
Daß ſie noch ſpendet Well' auf Welle: 
Es bleibt vergang ner Freude Schein 
Für ewig ſtrahlend, ewig rein; 
Wie heilgen Abends Helle!”
 C.K. Ein ganzes Volk hört zu. Die Botſchaft, die der 
            Präſi=
dent Coolidge vor dem Kongreß in Waſhington verleſen hat, 
wurde tatſächlich von einem großen Teil des amerikaniſchen 
            Vol=
kes mitangehört. Viele Millionen Amerikaner verfolgten jeden 
ſeiner Sätze, ſobald ſie von ſeinen Lippen kamen, und miſchten 
ihre Beifallsrufe in die Zuſtimmung der Senatoren und 
            Abge=
ordneten, die viele Hunderte und ſogar Tauſende Kilometer 
            ent=
fernt an der feierlichen Sitzung teilnahmen. In Neu=York konnte 
man die Rede von Coolidge in Dutzenden von Läden hören, 
wohin ſie durch drahtloſe Telephonie aus Waſhington 
            übermit=
telt und durch mächtige Verſtärker vernehmbar gemacht wurden. 
Die Witterungsverhältniſſe waren ſo vorzüglich, daß nicht ein 
Wort aus dem Munde des Redners verloren ging, es ſei denn, 
daß der Beifall der Hörer an Ort und Stelle das Ende eines 
Satzes übertönte, oder daß die begeiſterten Zuhörer aus der 
Ferne ihrer Teilnahme allzu lauten Ausdruck verliehen. 
            Emp=
fangsapparate waren in den Reſtaurants faſt überall aufgeſtellt, 
ſo daß die Beſucher die Botſchaft mit anhören konnten, während 
ſie ihren Lunch einnahmen. Die Rede des Präſidenten kam 
            buch=
ſtäblich aus den Wänden der Friſeurgeſchäfte und Warenhäuſer, 
und während man ſich die Haare ſchneiden ließ oder eine neue 
Bluſe einkaufte, verkündete die Stimme des erſten Beamten der 
Vereinigten Staaten ſeine Anſchauungen über den Völkerbund, 
über die Rüſtungen, über Zölle und Kriegsſchulden. Aehnlich 
wie in Neu=York war es in anderen Großſtädten, ſo daß 
            tatſäch=
lich faſt das ganze Volk der Botſchaft zuhörte. 
C.K. Chineſen über Deutſchland. Wie chineſiſche Beamte 
und Offiziere ſich über Deutſchland und ſeinen verlorenen Krieg 
ausſprachen, wird in einem Aufſatz der Berliner Miſſionsberichte 
ausgeführt, in dem der Miſſionar Scholz die Erfahrungen 
            wäh=
rend ſeiner Reiſen in China ſchildert. „Während der drei Tage 
meines Aufenthaltes in Dſchu dſcheng,” ſchreibt er, „hatte ich 
            ge=
nügend Zeit, mit den Beamten der Stadt, dem Magiſtrat, dem 
Regierungskommandeur, einem Hauptmann, zwei Oberleutnants 
und dem Polizeikommiffar Fühlung zu nehmen. Ueberall fanden 
wir ein freundliches Entgegenkommen. Einige Offiziere, die mit 
früheren, uns wohlbekannten Tſingtauer deutſchen Offizieren 
verkehrt hatten, erkundigten ſich angelegentlich nach deren 
            Befin=
den und jetzigem Aufenthaltsort. Sie hatten ihre deutſchen 
Freunde nicht vergeſſen und hofften, ſie bald wieder in China 
zu ſehen. Lebhaft intereſſierte ſie, zu erfahren, wie Deutſchland 
wohl die Schwierigkeiten, in die es durch den Friedensvertrag 
verſett ſei, über inden würde. Keiner konnte begreifen, wie die 
deutſchen Soldaten, die doch tapfer gefochten hätten, ſo nahe dem 
Siege die Flinte ſo leichtſinnig ins Korn werfen konnten. Nun 
müßte man wohl in Deutſchland die Suppe allein auseſſen, die
 man ſich eingebrockt habe. Sie glaubten die Deutſchen den 
            Fran=
zoſen gegenüber in ähnlicher Lage, wie ſie, die Chineſen, den 
            Ja=
panern gegenüber, und daher auch das Verſtändnis, das man bei 
faſt allen Chineſen findet, ſo oft das Geſpräch auf Deutſchland 
kommt. Aber von dem ungeheueren Ernſt unſerer Lage haben 
ſie glücklicherweiſe noch keine rechte Vorſtellung.” 
— Fiſche, die nach der Pfeife tanzen. Die dielumſtrittene Frage, 
ob die Fiſche hören, wird durch die Unterſuchungen des 
            bekann=
ten Biologen von Friſch in ein neues Stadium gerückt, über die 
Albert Haſe in den „Naturwiſſenſchaften” berichtet. Friſch 
            experi=
mentierte mit Zwergwelſen und verſuchte, dieſe Fiſche auf Töne 
zu dreſſieren. Er ſtellte Verſuchsbedingungen her, unter denen
 Fütterung der Zwergwelſe wurde dann ein Pf im mitlerer 
Lage ausgeſtoßen. Bereits am 6. Tage reagierte ein Tier auf 
dieſen Schallreiz und kam aus ſeinem Verſteck, einer Tonröhre, 
in der es gewöhnlich lag, hervor. Der Verſuch wurde 39mal, an 
jedem Tage einmal, wiederholt, und jedesmal kam der Fiſch 
            her=
vor; das Verlaſſen der Röhre dauerte durchſchnittlich nur 4,8 
            Se=
kunden. War der Wels auf das Pfeiſen herausgekommen, ſo 
            er=
hielt er auf einem Glasſtäbchen ſein Futter gereicht. Nach dem 
6. Verſuchstage verſagte das Tier in 30 Verſuchen kein einziges 
Mal. Ein zueiter Wels, den Friſch dann dreſſierte, kam erſt am 
25. Verſuchstage auf das Pfeifen, aber von dieſem Tage an ſtellte 
er ſich ſofort jedesmal nach dem Ertönen des Signals ein. Sicher 
iſt alſo, daß die Zwergwelſe auf Töne reagieren. Ob ſie aber 
hören, iſt damit noch nicht entſchieden, deun die Reaktion könnte 
ebenſogut auf einem hochentwickelten Taſtſinn, wie auf echtem 
Gehör beruhen. Jedenfalls aber iſt durch dieſe Dreſfur der Fiſche 
auf Töne die Frage nach dem Hören der Fiſche in eine Bahn 
gelenkt, die zur vollftändigen Aufklärung führen wird. 
— Der franzöſiſche Maxineminiſter Raiberti und die Katzen. 
Der Miniſter liebt die Katzen nicht; er hat letzthin ein 
            Ausſchrei=
ben erlaſſen, in welchem er beſonders darauf hinwies, daß die 
Kater in ſeinem Miniſterium und den dazugehörigen Dienſtſtellen 
künftig nicht mehr auf Staatskoſten unterhalten würden. — Die 
Katze im hydrographiſchen Amt iſt ſeit 15 Jahren mit 
            Vernich=
tung der Ratten und Mäuſe daſelbſt betraut. Sie treu und 
            red=
lich Dienſte geleiſtet. Der Pförtner äußerte jüngſt: „Wenn man 
ihr nicht eine Invalidenrente gewähren wollte, hätte man ſie docht 
mit entſprechendem Ruhegehalt penſionieren hönnen." Zuden 
ſtehen doch die Katzen der Arſenale weiterhin im Voranſchlag d= 
Kriegsflotte. Warum zwveierlei Maß? Welche Uingerechtigke
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 28.
mkg tü23.
Rummer :
 genau ſo zu verurteilen. Wir Chriſten ſollten eben die Verpflichtung 
in uns berſpüren, den Sonntag heilig zu halten, zumal gerade jetzt in 
einer Zeit ſchwerſter vaterländiſcher Schickſale. 
Dieſer Tage las ich im Heſſiſchen Regierungsorgan eine polizeiliche 
Verordnung des Kreisamts Darmſtadt, nach welcher es in der Stadt 
Gernsheim verboten iſt, Gänſe und Enten an Sonn= und 
Feiertagen auf den Ortsſtraßen und öffentlichen Plätzen zu Gernsheim 
zut treiben oder herumlaufen zu laſſen. Zuwiderhandlungen werden mit 
Geldſtrafe bis zu 10 Milliarden Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen 
            be=
ſtraft. Ich habe keinen Zweifel, daß derſelbe Staat, der ſich um das 
Herumlaufen von Enten und Gänſen an Sonn= und Feiertagen kümmert, 
auch Intereſſe hegt und hat für die Heilighaltung des Sonntags ſeitens 
der Menſchen. Aber mußte und muß es denn ſo weit kommen, daß der 
Staat gezwungen iſt, ſein Augenmerk auf die Heilighaltung des 
            Sonn=
tags zu richten? Liegt es uns Menſchen nicht ſelbſt ob, dafür zu 
ſorgen, daß die Sonn= und Feiertage in Ehren gehalten werden? Hat 
nicht das jetzt lebende Geſchlecht ſchon ſo vieles geändert oder gar 
            be=
ſeitigt, was man früher als ſchön und gut empfand? Was gäbe man 
darum, wenn man heute ſo mancherlei „ungeſchehen” machen könnte! Es 
iſt nicht alles Neue gut, aber eine heikle Sache iſt es, weun man 
            Neuerun=
gen, die bei ihrer Einführung nicht genug gelobt und geprieſen werden 
konnten, ſchon nach kurzem Beſtehen wieder in ihre alten Bahnen 
            um=
lenken muß. Darum wollen wir uns hüten, unſerem altehrwürdigen 
Sonn= und Feiertag ein allzu weltliches Gepräge zu geben. Der 
            Vor=
mittag eines jeden Sonntags gehört der Kirche. Sie braucht doch 
            wahr=
lich ihre Daſeinsberechtigung nicht mehr zu beweiſen. Wieviel Segen hat 
ſie geſpendet in den Jahrhunderten ihres Beſtehens, wieviel Liebe, wie 
unendlich viel Gutes iſt von ihr ausgegangen! Und heute möchte man 
ſie zuweilen geringſchätzig behandeln, ſich ihr gegenüber gleichgültig, ja 
intereſſelos verhalten. Was vermag uns denn in dieſer öden, troſtloſen, 
wankenden und ſchwankenden Gegenwart mit all ihren Nören und 
            Wirr=
ſalen noch einen feſten Halt zu geben, wenn wir nicht die Kirche hätten 
mit ihren Lebens= und Seelenkräften, mit ihren Ewigkeitswerten. Darum 
ſollen und müſſen wir den Sonntag heilig halten, dürfen ihn nicht 
            ent=
heiligen eingedenk des Spruches: „Wie man ſäet, ſo wird man ernten!“
 — Sonn= uud Feſttagsaufführnngen des Landestheaters. Zur 
            Jah=
reswende gelangen folgende Werke zur Aufführung: Im Großen 
Haus; am Sonntag den 30. Dezember, 6 Uhr: „Louis 
            Ferdi=
nand”, von Fritz von Unruh, für die Sondermieten 14 und 15; 
            Mon=
tag, den 31. Dezember, 6 Uhr, für die Miete E, die Neueinſtudierung 
von Suppes Operette „Fatinitza”; am Dienstag, den 1. Januar, 
6 Uhr. für die Sondermieten 17 und 18, der „Roſenkavalier” 
von Nichard Strauß. Im Kleinen Haus: am Sonntag, den 
31. Dezember, 7 Uhr, für die Zuſatzmiete III: „Figaros 
            Huch=
zeit” von Mozart; am Montag, den 31. Dezember, für die 
            Zuſatz=
miete III, die „Freier” von Eichendorff; am Dienstag, den 1. Jan., 
7 Uhr: „Schluck und Jau” für Zuſatzmiete VIII. Außerdem 
            fin=
den an dieſen drei Feſttagen (Sonntag um 11 Uhr, Montag um 3 Uhr 
und Dienstag um 2/ Uhr) zu ermäßigten Einheitspreiſen (Sperrſitz 
70 Pfg.) die letzten Aufführungen des Weihnachtsſpiels „Firlefanz”, 
von Fritz Peter Buch, ſtatt. 
— Wifſenſchaftlicher Kurſus: Politik, Wirtſchaft, Währung und 
Steuern. Alle Intereſſenten ſejen nochmals auf dieſen zeitgemäßen 
Lehrgang, der die zur Aufgabe geſtellten Themen von ernſtem 
            wiſſen=
ſchaftlichen Standpunkt aus behandeln wird, hingewieſen. Der erſte 
            Vor=
trag von Herrn Dr. Friedr. Raab über Deutſchlands Wirtſchaftsbilanz 
beginnt am Freitag, den 28. Dezember, um 10 Uhr, im Sitzungsſaal des 
Landtages. Unter Bezugnahme auf unſere Anzeige ſei auf den ſehr 
wichtigen Abendvortrag über die Neugeſtaltung unſeres Steuerweſens 
hingewieſen. Dabei handelt es ſich nicht um ſchönredneriſche Propaganda 
zum Steuerzahlen, ſondern um Auseinanderſetzungen über bräziſe 
            Vor=
ſchläge zur ſachlichen Steuerzeform. Allen Kreiſen, insbeſondere 
            den=
jenigen aus Handel, Induſtrie, Handwerk, Gewerbe, Politik und 
            Finanz=
welt, iſt der Beſuch aufs wärmſte zu empfehlen. Der Abendvortrag 
            fin=
der am Freitag abend um 8 Uhr im Saalbau ſtatt. 
— Filmvortrag „Beſteigung des Mount Evereſt‟. Der Filmvortrag 
findet nur zweimal, heute um 6 und 8 Uhr, im Kleinen Haus des 
Landestheaters ſtatt. Es ſei nochmals empfehlend auf ihn hingewieſen. 
Karten an der Theaterkaſſe und am Verkehrsbüro. 
— Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für das erſte 
            Januar=
drittel 1924 und der Unterſchied für den Monat Dezember 1923 zwiſchen 
den neuen und den bisherigen Sätzen für nicht im Erwerbsleben ſtehende 
Schwerbeſchädigte, Hinterbliebene, Altrentner und Aitrentnerinnen findet 
am Samstag, den 29. Dezember ds, Js., vormittags von 8½ bis 12½ 
Uhr, auf der Stadtkaſſe ſtatt. 
Neugeſtaltung unſeres Steuerweſens. Auf dieſen Vortrag des 
Gießener Pridatdozenten, Herrn Dr. Friedrich Naab, heute abend um 
8 Uhr, im Saale des Städtifchen Saalbaues machen wir hiermit 
            noch=
mals aufmerkſam. 
n. Reichsdiszipliuarkammer. Für den bisherigen, nunmehr in den 
Ruheſtand übergegangenen Vorſitzenden der hieſigen 
            Reichsdisziplinar=
kammer, Landgerichtspräſidenten Geheimrat Dr. Güngerich=Gießen, 
wurde als Vorſitzender Senatspräſident am Oberlandesgericht Dr. 
Lang und zu deſſen Stellvertreter Landgerichtspräſident Dr. Stein= 
Gießen ernannt. Ferner erfolgte die Ernennung des 
            Steueroberwacht=
meiſters Büttel am Landesfinanzamt zum ordentlichen Beiſitzer der 
Reichsdisziplinarkammer. 
Die Januarmiete. Nach Anhörung von 
            Intereſſenten=
hertretungen und Sachverſtändigen wird auf Grund des Art. 9 
der heſſiſchen Ausführungsverordnung zum Reichsmietengeſetz 
in der Faſſung der Verordnung vom 20. Auguſt 1923 für die 
Berechnung der Januarmiete folgendes beſtimmt: Die 
            Januar=
miete beträgt in Gemeinden mit Städteordnung 17 Prozent, 
in den übrigen Gemeinden 16 Prozent der Friedensmiete. Sie 
iſt in Gold= oder Papiermark zahlbar; bei Papiermarkzahlungen 
iſt der amtliche Berliner Kurs vom Vortage des 
            Fälligkeits=
termins zugrunde zu legen. Die Beträge ſind auf volle 
            Milliar=
den nach oben abzurunden. In dieſen Summen ſind in den 
Gemeinden mit Städteordnung 2 Prozent, in den übrigen 
            Ge=
neinden 1 Prozent Verwaltungskoſten, ferner die Zuſchläge für 
Steigerung der Zinſen und für Inſtandſetzungskoſten, ſowie die 
Grundmiete einbegriffen. Die Betriebskoſten werden auf die 
Bewohner des Hauſes umgelegt.
 Kriegerverein Darmſtadt 1874, Verband „Vereinigte 
Krieger= und Marinevereine Darmſtadts 1923‟. Die Kameraden 
des Vereins ſowie des Verbandes werden zu der am Samstag 
vormittag ſtattſindenden Trauerfeier für Kamerad 
v. Lyncker, Generalmajor a. D., gebeten. Antreten Punkt 
11 Uhr Mathildenſtraße 32. Muſik tritt um 11,15 Uhr am alten 
Friedhof an. 
— Herr Profeſſor Adolf Buſch, der hier anſäſſige, weit über die 
Grenzen unſeres Vaterlandes hinaus bekannt= und berühmte 
            Geigen=
künſtler, hat in hochherziger Weiſe wieder einmal ſeine 
            Menſchenfreund=
lichkeit dadurch bewieſen, daß er in ſeinem Hauſe 15 bedürftigen und 
verwaiſten Kindern hieſiger Stadt zu Weihnachten überaus reichlich 
            be=
ſchert und den Kleinen und nicht zuletzt auch deren Eltern und Erziehern 
eine große Weihnachtsfreude bereitet hat. Außerdem gibt er zwei 
            unter=
ernährten Kindern viele Monate hinaus zur Kräftigung ihres 
            Geſund=
heitszuſtandes Mittag= und Abendtiſch. Ihm und ſeiner Gattin ſei für 
dieſes menſchenfreundliche Werk chriſtlicher Nächſtenliebe öffentlicher 
Dank zum Ausdruck gebracht. 
Deutſchnationaler Handluugsgehilfenverband, Ortsgruppe 
            Darm=
ſtadt. Im Rahmen der wirtſchaftspolitiſchen Tagung der Zentralſtelle 
zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege (aur 28. und 29. 
            De=
zember im Sitzungsſaal des Landtages) findet am 28., abends, im 
            ge=
heizten Saalbau ein Vortrag des Herrn Dr. Raab ſtatt über „Die 
            Neu=
geſtaltung des Steuerweſens‟. Der Eintritt iſt frei. Unſeren 
            Mitglie=
dern wird der Beſuch dieſes Vortrags ganz beſonders empfohlen. Herr 
Dr. Raab iſt Referent beim Reichsſparkommiſſar und verfügt über ſehr 
umfaſſendes Material; er dürfte in beſonderem Maße berufen ſein, 
            die=
ſes Thema zu behandeln. Wegen der Vorträge im Landtage wende man 
ſich an die hieſige Geſchäftsſtelle. 
E Die Gewerkſchaft Heſſ. Gemeindebeamten, Ortsgruppe. 
            Darm=
ſtadt, hielt am Sonntag, den 23. Dezember, vormittags, im Saalbau eine 
gutbeſuchte Mitgliederverſammlung ab. Landtagsabgeordneter Reiber 
referierte über das Beamtenabbaugeſetz und ſeine Durchführung. In 
verſtändlicher Weiſe erläuterte er die wichtigſten Beſtimmungen des 
            Ge=
ſetzes, das man in mechaniſcher, rigorvſer Weiſe zur Durchführung zu 
bringen b bſichtige. Die Art, wie die Verordnung in den 
            Reichsbetrie=
ben zum il ſchon durchgeführt werde, verſtoße gegen Treu und 
            Glau=
ben. Man dürfe ſich deshalb nicht wundern,, wenn die Beamtenſchaft 
das Vertrauen zu den Reichsſtellen verliere. Durch die geradezu brutale 
Anwendung der Verordnung, auch im beſetzten Gebiet, vernichte man 
dort die letzten Stützen des Deutſchtums. Es dürfe ruhig herausgeſagt 
werden, daß die Gehalts= und Abbauverordnung unter dem Eindruck des 
ſeit Monaten von gewiſſen Kreiſen gegen die Beamten geführten Kampfes 
zuſtande gekommen ſei. Man glaubte, dieſen Kreiſen ein ſichtbares Zei= ihres Erfolges bieten zu müſſen, auch wenn es zum Nachteil des 
Reiches und Staates ſei. Es müſſe als eine Ungeheuerlichkeit bezeichnet 
werden, Beamte mit wohlerworbenen Rechten aus Staatsintereſſe 
            rück=
ſichtslos auf die Straße zu werfen, während man zu gleicher Zeit dem 
früheren Großherzog eine Nente von monatlich 4000 Goldmark zuſpreche. 
Während man die Beamtenrechte mit Füßen trete und den Beamten jeden 
Rechtsanſpruch abſpreche, begründe man die Rente des früheren 
            Groß=
herzogs damit, daß dieſer ein klagbares Recht auf Rente habe. 
            Ueber=
gehend zur Heſſiſchen Verordnung zur Vereinfachung und Verbilligung 
der Staatsverwaltung, bemerkte der Redner, daß die Heſſiſche Regierung 
erfreulicherweiſe eine Mechaniſierung ablehne. Hand in Hand mit dem 
Abbau müfſe eine Reorganiſation der geſamten Staatsverwaltung gehen. 
Abg. Reiber hob beſonders hervor, daß namentlich auch in den 
            Gemein=
den eine mechaniſche Durchführung der Verordnung ein Unding ſei. 
            Ge=
rade bei den Gemeinden mit ihrem vielgeſtaltigen Aufgabenkreis müſſe 
auf die Verhältniſſe beſonders Rückſicht genommen werden. 
Der Redner bezeichnete es als ein grobes Verſchulden der 
            Beamten=
ſchaft, daß dieſe ſich nicht früher ſchon auf ihre Macht beſonnen habe, 
Es ſei eine unbedingte Notwendigkeit, ſich beſonders mit 
            wirtſchafts=
politiſchen Fragen zu befaſſen und der Reichsregierung zum Bewußtſein 
zu bringen, daß es mit der ſeither geübten kataſtrophalen Steuerpolitik 
ein Ende haben müfſe. Angſt und Zurückweichen vor den uns feindlichen 
Mächten ſei ein Verbrechen an der Beamtenſchaft. Engſter 
            Zuſammen=
ſchluß und ſtärkſter Organifationswille ſei notwendig für die 
            bevorſtehen=
den ſchweren Kämpfe. — An der Ausſprache beteiligten ſich die Herren 
Reg.=Rat Kärcher, Landtagsabg. Stork und Oberſtadtſekretär Ittmann, 
die dem Referenten im weſentlichen beipflichteten. Namentlich von den 
Herren Kärcher und Stork wurde die politiſche Betätigung der 
            Beamten=
ſchaft und ſtraffſte organiſatoriſche Zuſammenfaſſung auch in den 
            Spitzen=
organiſationen gefordert. Abg. Stork forderte noch beſonders warmes 
Eintreten für die in den Reichs=, Staats= und Gemeindebetrieben 
            beſchäf=
tigten Angeſtellten. — Stadtv. Ittmann führte folgendes aus: Aus 
den Ausführungen des Referenten habe ich mit großem Intereſſe 
            ver=
nommen, daß bei den Verhandlungen der Regierungsvorlage zwiſchen 
dem Heſſ. Finanzminiſterium und dem Sonderausſchuß keine 
            Ueberein=
ſtimmung beſtand. Denn die Regierungsvorlage ſieht weſentlich anders 
aus, als die Ausführungen des Referenten. Es müſſen demnach zwiſchen 
der 1. und 2. Leſung des Gefetzes für die Beamtenſchaft ſehr wichtige 
Aenderungen getroffen worden ſein. Es iſt auffallend, wenn der 
            Refe=
rent behauptet, daß auf Grund des Art. 18 der Beamtenabbauverordnung 
des Reiches die Länderregierungen ermächtigt und verpflichtet ſeien, alle 
Maßnahmen in dieſer Angelegenheik endgültig zu treffen; trotzdem hätte 
man ſich aber dahin geeinigt, daß alle Entſcheidungen der Regierung zu 
ihrer Gültigkeit die Genehmigung des Sonderausſchuſſes bedürfen. 
Außerdem hätte man das Inkrafttreten der Altersgrenze auf den 31. 
März 1924 feſtſetzen wollen. Von welcher Seite dieſe 
            Verbeſſerungs=
anträge gekommen ſind, habe er jedoch verſchwiegen. Gerade dies aber 
zu erfahren, hätte die Beamtenſchaft großes Intereſſe. 
— Volkstheater. Heute abend finder die Aufführung des 
Volksſtückes von Arthur Schnitzler „Großſtadtmädels oder 
Liebelei” ſtatt, die vorige Woche infolge Erkrankung verſchoben 
wurde. Von der erſten bis letzten Szene äußerſt ſpannend, iſt das Werk 
teils heiteren, teils ernſten Inhaltes. Die Direktion hat alles aufgeboten, 
die Wiedergabe zu einer des Dichters würdigen zu geſtalten. Peinlichſt 
einſtudiert, iſt „Großſtadtmädel” mit erſten Kräften beſetzt. Die 
            Haupt=
rollen liegen in den Händen der Damen Werner, Wigge, Forſt, ſowie der 
Herren Franke, Schmidt, Werner. Den vielfachen Anfragen nach dem 
Märchen „Aſchenbrödel”, iſt auch Rechnung getragen und geht dasſelbe 
Samstag nachmittag in Szene. (S. Anz.) 
— Kartoffelverkauf. Die Stadtverwaltung iſt in der Lage, weitere 
Gutfcheine fü. die Belieferung mit Kartoffeln in beſchränkter Zahl 
            aus=
zugeben, die unter den üblichen Bedingungen bei der Stadtkaſſe zu 
            er=
halten ſind. (Siehe Anzeige.)
 n. Strafkammer. In einem Fall aus Urberach hatten 
Landwirte, Hayn und Braun, aus dem Walde eine gri 
Holz entwendet und bei deſſen Veräußerung gegenüber dem 
fremden Namens bedient. Da ſie letzteren auch zur Emdf 
nigung des Erlöſes anwandten, war außer dem Forſtft 
Uebertretung) das Verbrechen ſchwerer Urkundenfälſchung 
für mildernde Umſtände zugebilligt wurden. Das Urteil lant 
gemäß auf je 1 Monat Gefängnis, nebſt je 3 Wochen Haft 
mark Schadenerſatz für das geſtohlene Holz. 
— Beſchleunigte Aburteilung von Straftaten. Eine ar 
ber in Kraft getretene Verordnung erklärt die Stra 
ſoweit nicht die Zuſtändigkeit von Sondergerichten begrür 
Aburteilung nachſtehender Delikte für ausſchließlich= 
Widerſtand gegen die Staatsgewalt, Verbrechen und Ve 
öffentliche Ordnung, Mord, Totſchlag, Raub, Erpreſſung, g 
liche Verbreihen und Vergehen, Verbrechen und Vergehen. 
ſtoffgeſetz, Vergehen gegen Verordnung über Verbot 
            militä=
bände, Zuwiderhandlung gegen die im Intereſſe der öffent! 
heit erlaſſenen Anordnungen des Reichswehrminiſters oder 
befehlshabers. Ein Gerichtsſtand iſt auch da begründet 
ſchuldigte ergriffen wird oder ſich in Haft befindet. Ge 
unterſuchung findet nicht ſtatt; Eröffnungsbeſchluß ergeht 
die Strafkammerentſcheidungen gibt es kein Rechtsmittel, j 
aufnahmeanträge entſcheidet das im ordentlichen Verfahren — 
Gericht. Die Verordnung leidet auf Strafſachen Anwendun 
am 22. Dezember Hauptverhandlungstermin noch nicht fixier
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlleßlich als Hinwelſe auf!
 — Deutſchnationaler Handlungsgehilfen 
band (Ortsgruppe Darmſtadt). Unſere Weihnachtsfeier fins 
Sonntag, den 30 d. M., im Ec le des Feierabend ſtatt mit Mr 
Gedichtvorträgen, Verloſung und Aufführung eines Feſtſpiels 
nacht vor tauſend Jahren”. Alle Mitglieder mit Familienor 
ſind herzlichſt eingeladen. — Die Geſchäftsſtelle bleibt am 31 
wegen Umzugs geſchloſſen; vom 2. Januar ab befindet ſie ſich 
ſtraße 43, 1. Stock. 
— Bühnenvolksbund. Von der üblichen Weih 
im Landestheater mußten wir aus finanziellen Gründen abſehr 
für entſchädigen wir unſere Mitglieder und Freunde mit ein 
konzert in der Stadtkirche am letzten Sonntag des Jahres, 
11:/, Uhr. Wilhelm Borngäſſer hat ein Programm ſeltene 
ſammengeſtellt. Karten bei Chriſtian Arnold am Weißen Turt 
Mitglieder unſerer Theatergemeinde (21 und 22) ſowie die der 
literariſch=künſtleriſchen Geſellſchaft und die Angehörigen des 
ringes erhalten Ermäßigung. (Siehe Anzeige.) 
Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (G. D.9 
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendof 
Heſſen veranſtaltet während ihrer wirtſchaftlichen Tagung am 
zember, abends 8 Uhr, im Städt. Saalbau einen Vortrag übe 
Neugeſtaltung des Steuer veſens‟. Da der Referent, Herr Dr. 
Raab, durch ſeine Tätigkeit beim Reichskommiſſar über ſehr 
Material verfügt, dürfte der Vortrag für die Mitglieder des 
von großem Intereſſe ſein. Nach dem Vortrag findet Ausſprag 
Der Eintritt iſt frei, auch iſt der Saal gut geheizt. 
— Wartburgverein Darmſtadt. Liebfrauenſtraße 
meindehaus. Die Vorſtandsmitglieder des Wartburgvereins tref 
am Freitag, abends 8 Uhr, im Hoſpiz, Obergaſſe, zu einer Beſo 
über ihre Jugendarbeit. Am Sonntag abend 8 Uhr, iſt im Ge 
haus (Wartburgzimmer) eine allgemeine Mitgliederverſammlu 
alle Wartburger, wo über die Neujahrsfeier und ſonſtige Veran 
gen berichtet wird. 
Kunſtnotizen. 
(ſeber Werke, Künſfler und künſtleriſche Veranſtaliungen, deren im Nachfiehenden Ert 
geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Arteil vor. 
— Der Richard=Wagner=Verband deut 
Frauen (Ortsgruppe Darmſtadt) im Verein mit dem Bay 
Bund veranſtaltet am Sonntag, den 30. Dezember vormittags 
punktlich, im Hauſe der Frau M. Merck, Annaſtraße 15, einen V 
des Herrn Geheimrats Prof. Dr. Richard Sternfeld ( 
über Wagners „Rheingold” als Einführung in den „Ri. 
Nibelungen” (mit Erläuterungen am Flügel), unter gütiger Mitw 
der Opernſängerin Frau Baumeiſter=acobs und der 
Opernſänger Biſchoff und Weller. Der Vortrag findet 
Beſten der Bahreuther Stipendienſtiftung ſtatt. Karten bei 
v. Selzam, Neckarſtr. 19, und bei Arnold, Wilhelminenſtr. 9, für 
glieder der Ortsgruppe und des Bahreuther Bundes zu 1 M. 
Nichtmitglieder zu 1,50 Mark. Profeſſor Sternfeld hat ſich ſeit 7 
auch in Darmſtadt durch ſeine lichtvollen Wagner=Vorträge un 
orcheſtrales Klavierſpiel viele Freunde erworben. 
Aus den Parteien. 
Deutſche Volkspartei Frauenausſchuß. 
reits wiederholt durch die Preſſe mitgeteilt, findet am heutigen 
den 28. Dezember, nachmittags 5 Uhr, in der „Traube” unſere V 
nachtsfeier für die ausgewieſenen Parteifre 
ſtatt. Für ein reichhaltiges künſtleriſches Programm iſt geſo 
Auch für nichtausgewieſene Parteifreunde iſt Gelegenheit zur Teil 
geboten: Eintrittskarten zum Preiſe von je 2 Mark ſind auf d 
ſchäftsſtelle, Wikhelminenſtraße 5, erhältlich. Tee wird frei veral 
wir bitten, Gebäck mitbringen zu wollen. Unſere ausgewieſenen 
freunde werden gebeten, ihre Freikarten auf der Geſchäftsſte 
holen zu wollen. Wir dürfen wohl die beſtimmte Erwartung 
ſprechen, daß unſere Mitglieder hier in Darmſtadt recht zahlre 
Gelegenheit ergreifen werden, zuſammen mit den ausgewieſenen 
den ein paar ungetrübte Stunden zu verleben. 
Deutſche Demokratiſche Partei. Wir machen 
Mitglieder auf den im Rahmen der volkswirtſchaftlichen Tagu: 
Zeutralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpfleg 
findenden Vortrag über „Die Neugeſtaltung des Steuerweſens” au 
ſam. Der Vortrag findet heute, Freitag, den 28. d. M 
8 Uhr, im Städt. Saalbau ſtatt. Der Eintritt iſt frei. Refer 
Herr Dr. Frdr. Raab. Wir weiſen beſonders darauf hin, dar 
Dr. Raab, gerade mit Rückſicht darauf, daß er Referent beim 
ſparkommiſſar iſt, ſehr umfaſſendes Material beſitzt und präzi)“ 
ſchläge in dieſer Sache zu machen hat.
 Der heilige Gral. 
Am 28. Oktober iſt in Marburg der Profeſſor der 
            deut=
ſchen Sprache und Literatur Friedrich Vogt geſtorben 
Die germaniſtiſche Wiſſenſchaft hat in ihm einen bedeuten 
den Forſcher verloren, deſſen „Geſchichte der mittelhoch 
deutſchen Literatur” der dauernde, zuverläſſige und 
            unent=
behrliche Führer geſvorden iſt (erſihienen in 3., umgearb. 
Auflage bei Walter de Gruhter u. Co., Berlin W. 10). Das 
wohlerwogene und ſichere Urteil Vogts, ſeine Vorſicht und 
Zuverläſſigkeit bei ſeiner Arbeit wurde von den 
            Fach=
genoſſen ſehr hoch bewertet. Aber auch weitere Kreiſe 
            wei=
den Vogts Werk mit Genuß und Intereſſe leſen, wofür der 
nachſtehend aus ihm abgedruckte, ſtark gekürzte Abſchnitt 
Zeugnis ablegen dürfte. 
Der erſte literariſche Zeuge für den Gral iſt Chriſtian von 
Troyes (anno 1180). Er gebraucht das Wort „appellativiſch”, 
ohne es zu erklären. Als Perceval auf der Burg des „reichen 
Fiſcherkönigs” weilt, wird in feierlichem Aufzuge ein „Graal” 
aus Gold und den koſtbarſten Edelſteinen von einer Jungfrau 
einhergetragen, der alle Kerzen überſtrahlt. Und als ſie dann 
ein köſtliches Mahl einnehmen, geht bei jedem Gange wieder 
„der Graal” vorüber. Wie Perceval ſpäter erfährt, dient man 
mit dem Graal dem greiſen Vater des Fiſcherkönigs; nur durch 
eine Hoſtie, die man ihm darin reicht, erhält man ihn ſeit langen 
Jahren am Leben: „ein ſo heiliges Ding iſt der Graal”, 
Bald nach Chriſtian hat dann Robert von Boron die 
            Vor=
geſchichte des Gral als Fortſetzung der im Evangelium Nicodemi 
überlieferten Legende des Joſeph von Arimathia in franzöſchen 
Verſen erzählt. Nach ſeiner Darſtellung iſt der Gral das beim 
Abendmahl gebrauchte Gefäß, in welches nachher beim Waſchen 
des Leibes des Gekreuzigten das heilige Blut floß. Es 
            ent=
wickelte ſich ſpäter ein förmlicher Gralsdienſt einer täglich um das 
Heiligtum vexſammelten kleinen Gemeinde. 
Nach der bis 1204 reichenden Chronik des Helinand von 
Froidmond ſoll das Wort Graal aus „gradale” entſtanden ſein, 
und dies bedeute eine Schüſſel, in der verſchiedene Speiſen 
            zu=
gleich „gradatim” aufgetragen wurden. Die Deutung iſt 
            un=
ſicher, jedenfalls iſt das Wort als Benennung eines Gefäßes 
ſchon weit früher in verſchiedenen Formen in Frankreich bezeugt, 
nach Chriſtians Zeit aber als ſolche wohl nur noch im 
            Süd=
franzöſiſchen gebräuchlich geblieben, während Chriſtians 
            Fort=
ſetzer Graal nur als Namen für das myſtiſche, in Schüſſel= oder 
Kelchform gedachte Gefäß der Sage verwenden.
 Eine Fülle weiterer Möglichkeiten für die Beurteilung der 
ſchriftlichen Graltradition und ihrer Herkunft eröffnet ſich mit 
der Annahme mündlicher Fortdauer altkeltiſcher Ueberlieferung 
aus dieſem wie aus dem engverbundenen Artuskreiſe, und die 
Anſicht, daß in jüngſter Zeit aufgezeichnete Volksmärchen älteſte 
und aufſchlußreichſte Elemente der Sage enthalten können, iſt 
auch für die Gralſage verwertet worden. So viel darf wohl 
als ſicher gelten, daß einerſeits mythiſch=märchenhafte 
            Ueberliefe=
rungen, von einem licht= und lebenſpendenden Wundergefäß bei 
den Kelten wie auch bei anderen Völkern beſtanden haben; daß 
andererſeits das in einem Gefäß aufgefangene Blut Chriſti in 
der Legende und im Reliquienkult ſchon des früheren 
            Mittel=
alters eine Rolle ſpielte und daß eine Verbindung beider 
            Vor=
ſtellungen ſchon Chriſtians Auffaſſung vom Gral mit der 
            leben=
erhaltenden Hoſtie vorausliegt. Vorſtellungen vom Totenreich, 
vom Wiederbeleben der Verſtorbenen und von der Erlöſung 
verwunſchener Seelen ſcheinen mit denen vom märchenhaften 
Wundergefäß in weiterem Zuſammenhange zu ſtehen; ſie klingen 
in der Erzählung von der weltentrückten Gralsburg und der 
erlöſenden Frage noch durch, mit der ſich in den ſranzöſiſchen 
Gralerzählungen auch das Wiederaufblühen des verwüſteten 
Landes verbindet. 
Welche Bedeutung man auch der mythiſch=märchenhaften, 
national=keltiſchen, welche der chriſtlichen und rituellen 
            Ueber=
lieferung zuweiſen mag, darin beſteht kein Zweifel, daß die 
ganze franzöſiſche Gralliteratur immer ein Gefäß im Auge hat 
und daß das Wort Graal ſelbſt nichts anderes bedeutet. Die 
einzige Gralerzählung, welche außerhalb dieſes Kreiſes der 
            fran=
zöſiſch=keltiſchen Gralauffaſſung ſteht, iſt Wolframs Parzifal. 
Wolframs Erzählung deckt ſich in der Reihenfolge der Abenteuer 
von Parzivals Jugend bis zu dem Punkte, wo Chriſtian in 
einer Gaupain=Epiſode abbricht, ziemlich genau mit der 
            fran=
zöſiſchen Dichtung. In der Ausführung zeigt ſie viele 
            Abwei=
chungen; die merkwürdigſten betreffen den Gral. Als Wolfram 
berichtet, wie auf der Gralsburg vor Parzival und dem reichen 
König nach dem Abtreten des Knappen mit der blutenden Lanze 
der Gral wie bei Chriſtian feierlich aufgetragen wird, bezeichnet 
er ihn mit den merkwürdig unbeſtimmten Worten: ein Ding, das 
heißt der Gral. Der Gral iſt das Schönſte, was man ſich auf 
Erden wünſchen kann; er iſt „der wunſch von paradis, erden 
wunſches überwal”. Nur von einer reinen Jungfrau läßt er 
ſich tragen. Bei dem Mahle nimmt man alles, was man ſich 
rgend an Speiſen wünſcht, „vor den Gral” in Empfang. Aber
 über die Geſtalt des Grals äußert Wolfram dabei nich 
mindeſte, und man gewinnt nicht den Eindruck, daß er 
beſtimmte Anſchauung von dem Wunderding gehabt habe. 
er von dem Gral als Speiſeſpender erzählt, ſowie man 
geſagt habe, verſichert er ſeinen Zuhörern ſcherzend auf 
eigenen Eid. Später gibt dann auch Wolfram in dem 
Kapitel wie Chriſtian weitere Mitteilungen über den Gral, 
den Mund des frommen Einſiedlers, des Oheims des 9 
dem dieſer ſeine Schuld beichtet. Auch hier erhält der Gre 
greiſen Vater des Fiſcherkönigs am Leben, auch hier int 
Hoſtie auf dem Gral wirkſam, alle Karfreitag wird auf ih! 
einer Taube eine kleine weiße Oblate niedergelegt, die i9 
Wunderkraft der Speiſeſpendung verleiht. 
Aber zugleich erfahren wir in dieſem Kapitel über He= 
und Weſen des Grals ſehr wunderliche Dinge, die ganz a. 
liegen von der keltiſch=franzöſiſchen Tradition. Ein mütter 
ſeits vom König Salomo abſtammender Heide Flegetanis 
ein Kalb als ſeinen Gott anbetete, hat als gelehrter Aſtl 
in den Sternen geleſen: ein Ding heißt der Gral; eine 
die ſpäter über die Sterne emporflog, hat es auf der Erk 
laſſen; ſeitdem behüten es auserwählte Chriſten. Dieſe 
würdige Auskunft der Sterne, die Flegetanis in heidn 
Schrift niedergelegt hat, wird dann dahin ergänzt, daß der 
der Stein lapsit exillis iſt, durch den der Phönix zu Aſche 
um aus ihr zu neuem Leben zu erſtehen; daß der Anblick 
Steines die Menſchen am Leben und jugendlichen Aus 
erhält, und daß jene rätſelhafte Schar die Engel waren, d. 
Lucifers Empörung gegen Gott weder für noch gegen ihn. 7 
ergriffen und bei ſeinem Sturz auf die Erde zu dem Stein 
nieder mußten, bis ſie endlich im Himmel wieder aufgend! 
wurden. Für ſündige Menſchen iſt der Stein ſo ſchwer, de 
ihn nicht aufheben können; eine reine Jungfrau trägt ihr 
Leichtigkeit. Auf der Spitze des Steines zeigen ſich von 
zu Zeit Inſchriften, durch die der Gralgenoſſenſchaft 901 
Befehle kundgegeben werden. Wolfram kennt alſo von Chrll 
Erzählung den Gral, ſeine lebenerhaltende und lebenberjun= 
Kraft, ſeine Verbindung mit der Hoſtie. Der Gral iſt bei 
„ein heilig Ding” wie bei Chriſtian. Aber der Name iſt 
augenſcheinlich ein geheimnisvolles orientaliſches Wort, das 
Kenntnis ſeines franzöſiſchen Gebrauches und ohne Kenntnls 
keltiſch=franzöſiſchen Gefäßmärchen und der Legende vom he! 
Blutgefäß mit orientaliſchen Sagen vom Wunderſtein in. 
bindung gebracht iſt.
Weihnachtsfeiern.
 Turngemeinde Befſungen 1865 E. V., Darmſtadt. Vorüber ſind 
Feſttage, vorüber das fröhliche Zuſammenſein der Familie 
            Turn=
einde Beſſungen. Die führenden Männer hatten ihr Beſtes gegeben, 
Das Jugend=Schauturnen am 23. Dezember I. J. und die eigent= 
Weihnachtsfeier am 1. Feiertag würdig zu geſtalten. Keine 
            Ar=
wurde geſcheut, keine Mühe war zu viel, um den Gedanken der 
            Ein=
zu ſtärken und weiter zu pflegen, eine große Verantwortung für 
Leiter des Turnens und des Geiſteslebens. Betrachtet man das 
and=Schauturnen, wie da alles klar durchdacht und durchgeführt, iſt 
zu verſtehen, daß derartige Leiſtungen von der Jugend möglich 
en. Der Vorturnerſchaft, insbeſondere den Turnern Hanauer, Rühl 
Krüger, ſei für ihre aufopfernde Tätigkeit in bezug auf 
            Jugend=
hung ganz beſonders gedankt. Heute, in der ſchweren Zeit, iſt es 
der größten Wichtigkeit, unſere Jugend zu tatkräftigen Jünglingen 
Jungfrauen zu erziehen, um wieder ein ſtarkes Geſchlecht heran= 
(den, welches wieder echt „deutſch” denkt und fühlt. In dieſem 
re will die Turngemeinde weiter wirken und dem geliebten deut= 
Vaterlande nützlich ſein. Den Schülern und Schülerinnen ſei aber 
rufen, treu auf der beſchrittenen Bahn, treu bei der Fahne der Deut= 
Turnerſchaft auszuhalten, der Erfolg wird niht ausbleiben. Die 
end leiſtete Vorzügliches im Turnen; das Gleiche gilt auch von den 
Eellern des Märchenſpiels „Weihnachten in deutſcher Notzeit‟. Ganz 
orragende Leiſtungen boten ſich dem Auge. Daß die Veranſtaltung 
voller Erfolg war, zeigte der ſtarke Beifall der Anweſenden. Am 
ad des 21. Dezember war dann zwangloſe Zuſammenkunft der 
            Vor=
erſchaft nebſt ihren Getreuen. Hier war man ſo recht daheim, ſo 
familiär. Wieder dieſelben Männer bei der Arbeit. Nun zur 
atlichen Weihnachtsfeier am 1. Feiertage. Wie üblich, erſchienen 
Mitglieder der Turngemeinde trotz der ernſten Zeit recht zahlreich, 
bald war der Saal gefüllt. Zunächſt ſei die kernige, tief deutſch 
fundene Anſprache des 1. Sprechers, Hern Oberſtudiendirektors Prof. 
unger, erwähnt, die ſicher nachhaltige Wirkung ausübte. Das Pro= ſelbſt war geſchmackvoll zuſammengeſtellt. Friſch, fromm, 
            fröh=
frei, gingen die Mitwirkenden an die Arbeit, Gefangsvorträge, 
kationen, Violin=Soli, Volkstänze, Gruppen am vierfachen 
gebereck und ein flott geſpieltes Theaterſtück „Hektor” wechſelten in 
er Folge. Allen Mitwirkenden insbeſondere der Singmannſchaft 
— Leitung ihres Dirigenten Fiſcher, Frl. P. Löſch, Herrn G. 
reidmüller, ſowie den Turnern Hanauer, Nühl und Steinel ſei volle 
ekennung für ihre Arbeit und Leiſtungen gezollt. Gerade beim 
rterſtück konnte man ſo recht beobaehten, was Dilettanten=Darſteller 
— tüchtiger Spielleitung leiſten können. Nur allzu früh hatte der 
te Abend ſein Ende erreicht. 
Hi. 
Die Weihnachtsfeier des „Liederzweig” in der Turnhalle am 
            Woogs=
hatte ſich eines ſehr guten Beſuches zu erfreuen. War doch ſchon 
Programm dazu angetan, jedem, auch dem verwöhnteſten Geſchmack. 
s Gediegenes zu bieten, ſei es in künſtleriſcher, unterhaltender oder 
heiterer Beziehung. Sämtliche Nummern der ſehr reichhaltigen 
ragsfolge bewieſen auch geſtern wieder, daß der Verein über Kräfte 
igt, die ihn in den Stand ſetzen, ſowohl in geſangsfoliſtiſcher 
            Hin=
als auch in bezug auf Hervorkehrung der humoriſtiſchen Seite eines 
gramms Ausgezeichnetes zu bieten. Einen der Mitwirkenden 
            beſon=
hervorzuheben, hieße die anderen zurückſetzen. Mögen ſich alle, die 
er Ausführung des Programms beteiligt waren, mit der Note „Sehr 
beguügen. Was den Geſamtchor anbelangt, ſo ben ies ja der große 
Ig auf dem letzten Geſangswettſtreit in Darmſtadt, daß der „
            Lieder=
g” über Stimmenmaterial verfügt, das ihn berechtigt, ſich den beſten 
inen Darmſtadts und der weiteren Umgebung zu zuzählen, was 
in erſter Linie dem Leiter des Chors, Herrn W. Etzold, zu 
            dan=
iſt. 
* Weihnachtsfeier des Jungmänner= und Jünglings=Vereins St. 
            Eli=
h. Am 1. Weihnachtsfeiertag hielt im vollbeſetzten Konkordiaſaale 
Jungmänner= und Jünglings=Verein St. Eliſabeth eine 
            Weihnachts=
ab, die äußerſt harmoniſch verlief. Umrahmt von Muſikvorträgen 
Liedern, brachten die Mitglieder das Theaterſtückl„
            Weihnachts=
eden” zur Aufführung. Herr Präſes Dr. Kunz ſprach über 
Inachtsglaube, Weihnachſtsliebe und Weihnachtshoffnung. Lieder zur 
e, turneriſche Vorführungen und Pyramiden der Turner 
            verſchön=
den Abend. 
Wartburg=Weihnachten. Dieſe wurde, wie alljährlih, mit dem 
mblafen vom alten Stadtkirchturm eingeleitet. Es waren die alten 
Anachtsweiſen, die die Bläſer des Wartburgchors unſeren 
            Stadt=
ihnern entboten. Um 6 Uhr ertönten dieſelben Weiſen vom Turme 
Martinskirche und verkündigten den Bewohnern dieſes Stadtteils, 
die Chriſtnacht angebrochen ſei. Am 1. Weihnachtsſeiertag 
            nach=
rgs 3 Uhr, verfammelte ſich die zahlreiche Wartburgvereinsfamilie 
Hemeindehauſe in der Liebfrauenſtraße zur Jugend= und Familien= 
Es war ein frohes und innerlich erquickendes Weihnachtsfeſt. Der 
währte Poſaunenchor unter Meiſter Sturmfels Leitung eröffnete 
Feier mit der Feſtmotette: „Vom Himmel hoch, da komm ich her” 
dem Satz von Joh. Seb. Bach. Dann folgte ein friſch vorgetragener 
bg. Der Vorſitzende, W. Növer, begrüßte in herzlicher Weiſe die 
gen und die Alten und gab damit den rechten Weihnachtston an. 
Proben ſeines Könnens; eine beſondere Weihnachtsüberraſchung 
dieſer Seite war das gut vorgetragene Weihngchtspotpourri, was 
en Beifall fand. In Vertretung des erkrankien Vereinsgeiſtlichen, 
n Pfarraſſiſtenten Müller, hielt Altfreund Weber eine Weihnachts= der Schule. Es brachte den Film „Shackletons Südpolau=Expedition”, der 
„uachtsdreiklang Liebe, Licht und Leben. Das gut und reich 
            ge=
paßte Weihnachtsſtücke: „Daheim iſt’s doch am beſten” und „Weih= ſtellt, daß es ſich bei dem Toten nicht um den Bauunternehmer Eiſen= 
=en in der Waldhütte” fanden reichen Beifall. Der alljährlich 
            er=
enden Geber. Unter den Klängen, des unermüdlichen Poſaunenchors 
ſei Gott in der Hl 
zogen alle Teilnehmer dankerfüllt heim= 
Plan und halfen durch ihre Weiſen den Gemeindegottesdienſt in 
Martinskirche verſchönen. So wurde allerlei Samen ausgeſtreut. 
er aufſprießen zum Heile unſerer Jugend und unſeres Volkes! 
— In der Herberge zur Heimat fand am 1. Feiertag, vormittags,
 Dur e de e e e e efe 
—imnfels verſchönte die Feier durch den meiſterhaften Vortrag von 
Anachtschorälen. Dank der eingegangenen Spenden kennten mehr 
60 Wanderer mit Kaffee, Kuchen, Nauchwaren, Strümpfen, Klei= 
7Sſtücken und anderen kleinen Gaben, ſowie an beiden Feiertagen 
tarmem Eſſen bedacht werden. Allen Gebern, beſonders auch den 
aral hauptſächlich beteiligten Kreiſen der hieſigen Induſtrie= und 
Fäftswelt, ſei auch an dieſer Stelle herzlichſter Dank des Vorſiandes 
Herberge ausgeſprochen. 
* Ein furzes Nachwort zum Fall Hein. 
MMan ſchreiht uns: Wenn heute einige kurz gehaltene Betrachtungen 
gemacht werden, ſo geſchieht dies, wie vorweg geſagt ſein ſoll, ohne 
em Felle ſelbſt i ſtrafrechtlicher und wirtſchaftlicher Hinſicht, oder 
der Geſchäftsgebarung des Inhabers Stellung zu nehmen. Alles 
liegt uns fern. Gegen L. Hein ſchwvebt ein Verfahren wegen Ver= 
S gegen die Preistreibereiverorduung, das an anderer Stelle zu 
digen iſt. Vor dem Verwaltungsgericht (Provinzialausſchuß) ſtand 
ſt nur die vom Kreisamt Darmſtadt am 4. Dezember ausgeſprochene 
rſagung des Handels mit Gegenſtänden des täglichen Bedarfs und 
Schließung des Geſchäfts Schuſtergaſſe 19 zur endgültigen 
            Nach=
uung. Der Bericht des Tagblatts beginnt mit der Feſtſtellung, daß 
an drei Tagen Corned Beef zu 2,8 Billionen Mauk ſtatt 1,05—1,06 
konen Mark verkauft hat. Die Anzeige hat Wagnermeiſter Klepper 
ttet, nachdem die Schwiegertochter, Frau Geider, den Einkauf be= 
* hatte. Von den Zeugen, die das Gericht am 22. Dezember 
            ver=
u, war als Zeuge über den Verkauf an Frau G. nur erſchienen 
r Hein. Nicht waren geladen: der Anzeigende, die Käuferin, nicht 
Beamte der Wucherabteilung des Polizeiamts. Polizeiwachtmeiſter 
lbott, der nach Mitteilung im Termin am 22. Dezember ſich an die= 
Tage in Urlaub in Oberheſſen befand. Gerade dieſe Zeugen hätten, 
al Hein behauptete, ſeine Frau habe ihn bei der telephoniſchen 
Esfeſtſetzung hinſichtlich der einzelnen Sorten des Büchſenſalzfleiſches 
DDoſen und im Ausſchritt) mißverſtanden oder es ſei eine 
            Verwech=
ag vorliegend, geladen und abgehört werden müſſen, da nur ſo ein 
kändiges Bild für die verwaltungstechniſche Seite der Sache ſich 
            er=
ni konnte. Das im Fragefall zu beobachtende Verfahren hat die 
ndlage im heſſiſchen Geſetz über die Verwaltungsrechtspflege vom 
Futli 1911. Art. 55, I ſagt: „Das Gericht erhebt den nach ſeinem 
„neſſen zur Aufklärung des Sachverhalts 
            erfor=
lichen Beweis, ohne Rückſicht darauf, ob ihn die Beteiligten 
Streten haben oder nicht.” Und die Vegründung bemerkt: „Die 
Zialtätigkeit des Gerichts bei der Erforſchung des Sachverhalts iſt 
Ausfluß des auch in Fällen dieſer Art beteiligten öffentlichen Inter= 
3.‟ Gerade dieſes letztere bedang im Falle Hein reſtloſe Aufklärung 
 
nach dieſer Seite hin.
 Angeſtelſten=Verſicherung. 
A. Gehalts= und Beitragsklaſſen für November und Dezember 19B:
 Marken der Klaſſen 44 bis 50 dürfen ohne Nachzahlung verwendet werden. 
Für die Zeit vor dem 1. November 19B werden Marten der 
            frühe=
bis 50 zu den früheren Preiſen. Entſprechende Anträge an die 
            Reichs=
müſſen Marken der Klaſſe 44 zum obigen Preiſe gekauft werden. Das 
Gleiche gilt für die freiwillige Verſicherung. 
B. Verſicherungspflichtgrenze. Für November betrug 
für die Verſicherungspflicht die Höchſtgrenze des Monatseinkommens 100 hat in ihrer Ausgabe von 22. v. Mts. einen Aufruf zur Hilfeleiſtung 
jenigen Randbezirke, in denen beſondere Vorſchriften für die 
            Erwerbs=
loſenfürſorge beſtehen, 133,333 Billionen Mark. 
Vom 1. Dezember ab beträgt die Grenze für das ganze Reich 333,33 
Goldmark. 
Wer die Verſicherungspflichtgrenze überſchreitet, ſcheidet erſt mit dem 
erſten Tage des vierten Monats nach dieſem Zeitpunkte aus der 
            Ver=
ſicherungspflicht aus. 
Zur Prüfung der Verſicherungspflicht werden bei Berechnung des 
Arbeitsverdienſtes Zuſchläge, die mit Rückſicht auf den Familienſtand 
            ge=
zahlt werden (Frauen=, Kinder= und ähnliche Zuſchläge), nicht 
            angerech=
net. Ergibt ſich ohne dieſe Zuſchläge Verſicherungspflicht, ſo ſind 
            Bei=
träge nach der jeweils höchſten Gehaltsklaſſe zu leiſten. 
C. Entrichtung der Beiträge. Für die Zeit vom 1. 1. 23 
an ſind die Beiträge durch Marken zu entrichten, die nur bei den 
            Poſt=
anſtalten erhältlich ſind. Ueberſichten und Veränderungsanzeigen ſind für 
dieſe Zeit nicht mehr einzuſenden. 
Die Marke iſt ſpäteſtens am Schluſſe des Monats in die 
            Verſiche=
rungskarte einzukleben. Steht zu dieſem Zeitpunkte der Entgelt noch 
nicht feſt, ſo iſt der Beitrag nach demfenigen Entgelt zu berechnen, der bis 
dahin vorſchußweiſe gezahlt worden iſt oder geſchätzt wird. 
D. Alle in der Angeſtelltenverſicherung erworbenen Anwartſchaften 
gelten bis zum 31. Dezember 1922 als aufrechterhalten. 
B. Bei jeder Poſtanſtalt erſcheinen regelmäßig grüne Aushäuge der 
Angeſtelltenverſicherung. Es wird dringend empfohlen, dieſe Anſchläge 
zu beachten.
 Auch für Monat Januar 
wollen wir allen denienigen Poſtbeziehern, die ihre Beſtellung beim 
Poſtamte nicht rechtzeitig erneuert haben, oder (weil der 
            Poſtbezugs=
preis auf einmal erhoben wird) nicht in der Lage waren, den Betrag 
auf einmal aufzubringen, die 
direkte Beſiellung des Darmſkädter Tagblattes 
ausführen, wenn uns der Betrag für den ganzen Monat oder wenigſtens 
für die erſte Hälfte ſofort zugeſtellt wird. Die zweite Hälfte muß ain 
15. Januar an uns eingeſchickt werden. Bei Beſtellungen wolle man 
auf dem Abſchnitt genau vermerken: Bezugsgeld für Monat Januar 1924 
(erſte Hälfte), zu überweiſen an .. . . . . . . . . . in .. . . . . . .. .." 
Straße . . . . . . . . . . . . . . . Poſtanſtalt . . . . . . . . . . . . .... 
Bei ſofortiger Aufgabe der Beſtellung kann die Weiterlieferung ohne 
jede Unterbrechung erfolgen. Für den ganzen Monat Januar beträgt 
der Poſtpreis 
.. . . . . . . . . . Goldmark 3.— 
Zeitungsgebühren und Beſtellgeld .........." 
0.35 
zuſammen Goldmark 3,35 
Wir hoffen gerne, auf dieſe Weiſe unſeren Poſtbeziehern den 
            Weiter=
bezug zu ermöglichen und bitten, von unſerem Angebot Gebrauch zu 
machen. 
(87911s 
„Darmſtädter Tagblatt” 
Vertriebsabteilung.
 A Heppenheim, 24. Dez. Der 33 Jahre alte Landwirt Adam Schork 
von hier fiel heute vormittag gegen 10 Uhr bei dem Abwerfen von Stroh 
in einer Höhe von etwa zwei Meter rücklings in die Scheuertenne. Am 
viſchen gab das Wartburgorcheſter unter Herrn Knörzers Leitung / Abend desſelben Tages verſchied er an den Folgen der erlittenen 
Kopfverletzung. Der Unfall iſt umſo bedauerlicher, als der Verunglückte 
Frau und drei unmündige Kinder hinterläßt. 
r. Babenhauſen, 28. Dez. Das hieſige Kino ſtellte ſich in den Dienſt 
rache über das Thema: Weihnacht und Wartburg, und über den den Kindern große Freude bereitete und ſehr zur Belehrung beitrug. 
n. Mörfelden, 27. Dez. Zu dem bereits kurz gemeldeten hieſigen 
te Programm bot viel Abwechſelung. Zwei flott geſpielte, der Zeit / Leichenfund iſt als Ergebnis amtlicher Ermittlungen jetzt 
            feſtge=
bach, ſondern, um einen gewiſſen Kellner Müller handelt, der ſich im 
rende Nikolaus hatte die Wartburger auch wieder aufgeſucht und Jahre 1921 hier unter dem Namen Altmaier aufgehalten hatte. Er 
de von Alt und Jung mit Jubel begrüßt; beſonders erfreuten die war übel beleumundet, verkehrte mit dem erwähnten Eiſenbach und 
en, die ſein Sack barg. Den Abſchluß bildete ein allepliebſt geſpiel= blieb ſeitdem verſchwunden. Die Leiche wurde am 6. Dezember d. 3. 
Kinderſtück: „Weihnachten in der Waldklauſe” und ein Schlußwort im Keller eines, früher dem Eiſenbach gehörenden, inzwiſchen von ihus 
Altfreund Weber: Ueber Weihnachtsgaben und über den beſten und verkauften Hauſes entdeckt, nachdem neuerdings Gerüchte über ein 
            ſol=
ches unheimliches Verſteck aufgetaucht waren und behördliches 
            Einſchrei=
ten veranlaßt hatten. Eiſenbach verbüßt eben im Zuchthaus Dietz eine 
S. Am 2. Weihnachstage waren die Wartburgbläſer wieder auf in Preußen erhaltene, mehrjährige Strafe und ſoll, obwohl verheiratet, 
mit Müllers Frau Beziehungen unterhalten haben. Letztere wurde ihm 
kürzlich gegenübergeſtellt und will vom Schickſal ihres Mannes nichts 
gewußt haben. Eiſenbach und jener Müller waren vor zwei Jahren 
eines gemeinſamen Einbruchs verdächtig, und man hörte damals nichts 
mehr von M. Eiſenbach räumte unter dem Gewicht der Auffindung 
ein, die Leiche an jener Stelle vergraben und mit Zementwaſſer 
            vor=
her übergoſſen zu haben. Jedes Verbrechen beſtreitet er deſſenungeachtes, 
bezeichnet vielmehr den Müller als Opfer eines Unfalles. Aus eigener 
Unvorſichtigkeit habe ſich damals Müller beim Hantieren mit dem ihm. 
E. gehörenden Flobertgewehr, den ſofort tötlichen Schuß in den Kopf 
beigebracht. Aus Beſorgnis vor falſchem Verdacht habe er, Eiſenbach, 
die Anzeige des ſo Geſchehenen unterlaſſen und den Körper beiſeite 
            ge=
ſchafft. Die weitere Unterſuchung iſt bei der Staatsanwaltſchaft 
            Darm=
ſtadt anhängig. 
+Erzhaufen, 28. Dez. Am 23. Dezember, abends, hielt die hieſige 
Zivilkapelle, unter Leitung ihres Kapellmeiſters Cttling, ihr 
            Winter=
konzert ab. Das Konzert wurde von 22 Muſikern ausgeführt, erſter 
Teil mit Blech=, zweiter Teil mit Streichorcheſter. Beſonderen Beifall 
fand das Xylophonſolo, ausgeführt von Herrn Schwabbacher. An 
            dem=
ſelben Abend hielt der Arbeitergeſangverein ein Konzert ab. Es 
            ge=
langte zur Aufführung: „Die Ehre”, von Sudermann. — Am erſten 
Feiertag hielt der Arbeiterturnverein, der Geſangverein „Sängerbund” 
und am zweiten Feiertag der Geſangverein „Germania” 
            Chriſtbaum=
verloſung und Unterhaltung ab.
 ſNe. Grieche 2u Goldie Shalelnc eunglaiſf. Due Gerſäie ife 
in dieſem Jahre mit ihreu Faſelvieh kein beſonderes Glück; es mußten 
ſchon mehrmals Abſchaffungen vorgenommen werden. Die Ferkelzucht 
hat ſich hier ſeit dieſem Jahre bedeutend gehoben. Junge Ferkel ſind 
zurzeit hier zu haben. 
Groß=Gerau, 27. De= Selbſtmord. Jm hieſigen 
            Kreis=
amtsgebäude hat ſich ein Unbekannter, der angeblich aus der Tſchecho= 
Slowakei ſtammen ſoll, erſchoſſen. Es ſcheint ſich um einen Hochſtapler 
zu handeln, der ſich zur Fremdenlegion begeben wollte. — Brand. 
Dieſer Tage war in der „Neumühle” ein Brand ausgebrochen, der aber 
durch die eiligſt herbeigeeilte Feuerwehr bald gelöſcht werden konnte, 
ohne daß größerer Schaden entſtanden war. 
— Mainz, 28. Dez. In der vorigen Woche hat eine 
            Herab=
ſetzung der Straßenbahnfahrpreiſe um durchſchnittlich 
25 Prozent ſtattgefunden, im Laufe der letzten Woche iſt auch eine 
Ermäßigung für die Zeit=, Wochenkarten und Fahrſcheinbündel erfolgt. 
Es ſollte ſo die Benutzung für die auf die Straßenbahn Angewieſenen 
möglichſt erleichtert werden. 
e. Gießen, 26. Dez. Unfall. In der Fabrik Hehligenſtätt wauen 
Arbeiter mit dem Verladen einer Drehbank beſchäftigt. Die ſchwere Tür 
des Eiſenbahnwagens ſtürzte plötzlich herunter auf den 48 Jahre alten 
Arbeiter Buß, aus Watzenborn. Mit zerſchmettertem Rückgrat wurde 
er in die Klinik gebracht; ſein Aufkommen wird bezweifelt, 
k. Klein=Linden, 26. Dez. Ueberfahren und ſofort getötet 
wurde der 40 Jahre alte Kilfslokomotibführer Theiß, von hier. Er war 
damir beſchäftigt, mit der Maſchine Waſſer zu nehmen, glitt auf den 
Schienen aus und wurde zermalmt. Er hinterläßt eine Witwe mit 
znei Eindern.
 Reich und Ausland. 
Spaniſche Hilfsunternehmungen für die notleidende deutſche Vevölkerung. 
Aus Madrid wird uns geſchrieben: Die zahlreichen nach Spanien 
Monatsbeitrag gelangenden Nachrichten über die zunehmende wirtſchaftliche Notlage 
weiter Kreiſe des deutſchen Volkes haben hier erfreulicherweiſe mehr 
1680 Milliarden und mehr lebhaften Widerhall gefunden und ein ſtarkes Beſtreben, zur 
Linderung der Not beizutragen, hervorgerufen. Dies iſt in den letzten 
Tagen in einer Reihe von Organiſationen und Unternehmungen zum 
Ausdruck gekommen, die ſich die Beſchaffung von Hilfsmitteln für die 
notleidende deutſche Bevölterung im allgemeinen oder für beſtimmte 
Kreiſe derſelben zur Aufgabe geſtellt haben. So hat das ſpaniſche Rote 
Kreuz die unentgeltliche Beförderung von Liebsgabenpaketen nach 
Der Wertaufdruck auf den Marken beträgt den hunderttauſendſten Deutſchland zu übernehmen angeboten. Die kürzlich von zwei Vertre= 
Teil des obigen Verkaufspreiſes. Die zu den früheren Preiſen gekauften tern des Münchener Hilfsausſchuſſes der in Deutſchland ſtudierenden 
Ausländer unternommene Vortragsreiſe nach Spanien hat an 
            verſchie=
denen Orten die Bildung eines Studentenausſchuſſes zur Folge gehabt. 
ren Klaſſen nicht mehr abgegeben, ebenſowenig Marken der Klaſſen 44 Der Madrider Ausſchuß hat unter dem Protekrorat der Infantin Dona 
Pilar in Madrid eine öffentliche Sammlung zugunſten der notleidenden 
verſicherungsanſtalt ſind zwecklos. Soweit Beiträge noch rückſtändig ſind, Studenten Zentraleuropas veranſtaltet, deren Ergebnis noch nicht 
            end=
gültig feſtſteht, das aber nach allen Nachrichten recht erfreulich ſein 
dürfte. Aehnliche Unternehmungen in anderen ſpaniſchen 
            Univerſitäts=
ſtädten ſind im Gange. Die große Madrider Tageszeitung El Sol” 
Billionen Mark, für das beſetzte Gebiet, das Einbruchsgebiet und die= für die deutſchen Intellektuellen veröffentlicht, der, wie eine Reihe von 
im „Sol” erſchienenen Zuſchriften von Leſern beweiſt, mit lebhaftem 
Beifall aufgenommen worden iſt und bereits zu uamhaften Zeichnungen 
geführt hat. In der hieſigen Tageszeitung „La Opinion” 
            veröffent=
licht das auf Veranlaſſung der Internationalen Arbeiterhilfe in Berli 
gebildete ſpaniſche Comité national ſocorro fortlaufend Aufrufe, in 
denen zur Hilfeleiſtung für die deutſchen Intellektuellen und Arbeiter 
ſowie für die hungernden Kinder aufgefordert wird. Der junge 
            ſpa=
niſche Schriftſteller J. M. Guervos hat im Verein mit anderen 
            ſpani=
ſchen Perſönlichkeiten ein Comité Central pro Germania gebildet, 
            wel=
ches ſich die Aufgabe geſtellt hat, durch Verbreitung einer von Guervos 
verfaßten Propagandaſchrift unter den Jutellektuellen in den Provinzen 
für eine Hilfsaktion zu Gunſten der notleidenden deutſchen 
            Intellek=
tuellen zu wirken. Auch die Doktorvereinigung Spaniens beabſichtigt 
eine Hilfsaktion. 
Das Geheimnis eines Geſpenſtes. 
In Tuchel bei Danzig wurde jüngſt unter der dortigen 
            Ein=
wohnerſchaft große Aufregung verurſacht durch die Nachricht, daß ein 
Geſpenſt durch ſein Treiben die Inſaſſen einer dortigen Wohnung aus 
ihrem Heim vertrieben hätte. Daraufhin griff die Polizei ein; doch 
auch das wackere Ordnungsorgan ergriff mit ſamt dem Hypnotiſeur und 
zehn Mann Hilfe vor dem unheimlichen Treiben des Geſpenſtes, das 
ſich durch Rütteln an der Türklinke und durch Glockenläuten im Hauſe 
zeigte, die Flucht. Nunmehr entſandte ein Danziger Detektivburezu 
zwei ſeiner Beamten nach Tuchel, um das Geheimnis des Geſpenſtes zu 
löſen. Um 12 Uhr nachts begaben ſich dieſe beiden mutigen Männer in 
das Geſpenſterzimmer. Ihre Geduld wurde jedoch auf keine lange 
Probe geſtellt, denn plötzlich polterte es auf dem Gang und rüttelte an 
der Türklinke. Und als die Beamten dem Geräuſch nachgingen, mußten 
ſie zu ihrer Enttäuſchung feſtſtellen, daß es nur der Wind war, der mit 
einer undicht ſchließenden Bodentür klapperte. Und was das 
            Glocken=
läuten anbetrifft, das bald darauf vernehmbar war, ſo ſtellten die 
            Be=
amten feſt, daß es der Wind in den auf dem Dache befindlichen 
            Tele=
phondrähten verurſachte. Das ſeltſame Verhalten des zuerſt an Ort 
und Stelle entſandten Poliziſten und ſeiner Begleiter läßt ſich nur dnuch 
Selbſthypnoſe oder Wachſuggeſtion erklären. 
Wohnungsnot. 
herrſchk auch in Dänemark. In Kopenhagen allein ſind über 
milien ohne Obdach. 
Zollanſchluß Liechtenſteins an die Schweiz. 
Die Zolltarifkommiſſion des Nationalrats beſchloß die 
zum Zollvertrag mit Liechtenſtein. 
Das letzte Mitglied der Pariſer Commune 
iſt mit dem im Alter von 82 Jahren in Noumea in Neucaledonien (
            Auſtra=
lien) verſtorbenen Jean Charlier dahingegangen. Charlier war 1872 in 
Neucgledonien gelandet. Er erlitt, wie ſeine Genoſſen, die Strafen des 
gemeinen Rechts, die die damalige Regierung wegen politiſcher Delikte. 
Verurteilten aufzuerlegen ſich nicht ſcheute. Bei dem allgemeinen 
            Straf=
erlaß hatte er eine Liebe erkoren, die ihn zurückhielt. Er gründete ein 
Heim. Sein Leben war das eines tüchtigen, nicht ſtreberhaften, 
            arbeit=
ſamen, von Allen geachteten Mannes. Auf ſeinem Grabe blinkte ein 
rotes Band, auf dem zu leſen war: „Dem letzten Communard die Söhlie 
der Deportierten”. 
Sport, Spiel und Turnen. 
Ringen. 
Maunſchaftskämpfe ber B=Klaffe im Obenwaldgau. 
Nächſten Sonntag, nachmittags 1 Uhr, beginnen an zwei Orten 
            zu=
gleich die Mannſchaftskämpfe der B=Klaſſe im Ringen. Zu dieſem Zweck 
wurde der Gau in zwei Hälften geteilt. Die öſtliche Hälfte, mit den 
Vereinen Arheilgen, Dieburg, Eppertshaufen, Altheim und Groß=
            Um=
ſtadt, ringt in Altheim. Die weſtliche Hälfte ringt in Nieder=
            Ram=
ſtadt, mit folgenden Vereinen: Seeheim, Nieder=Ramſtadt, Oher=
            Rau=
ſtadt, Noßdorf, Werſau und Michelſtadt. Darmſtadt hat freie Wahl. Es 
wird gerungen in ſieben Gewichtsklaſſen, unter Einhaltung des genauen 
Körpergewichts. Die erſten Sieger beider Bezirke treffen ſich an einem 
noch zu beſtimmenden Orte um die Gaumeiſterſchaft. Der Gaumeiſter 
der B=Klaſſe kämpft mit dem Tabellenletzten der A=Klaſſe Seeheim 
reſp. Dieburg. Die Kämpfe werden denen der A=Klaſſe um nichts 
nachſtehen, und es wird ſich jedenfalls zeigen, daß die Kampfſtärke der 
B=Vereine die gleiche iſt, wie die der A=Vereine. Daruſtadt, Roßdorf, 
Dieburg und Seeheim ſtellen für dieſe Kämpfe ihre zweiten 
            Mann=
ſchaften. 
Fußball. 
„Germania”=Babenhauſen — T.=V. 60=Aſchaffenburg 0:2. 
„N.. Das Rückſpiel am Sonntag der Sportabteilung „Germauia”= 
Babenhauſen gegen T.=V.1860=Aſchaffenburg, um die Führung in der 
B=Klaſſe, endete nach hartnäckigem Kampfe 2:0 für Aſchaffenburg. Durch 
das Tauwetter war der Boden ſo glatt und ſchlüpfrig, daß ſich kein 
flottes Zuſammenſpiel entwickeln konnte. 
Länderkampf Deutſchlaud—Deſterreich. 
Der Länderkampf Deutſchland-Oeſterreich kommk am 13. Januar 
1924 auf dem Sportplatz Zerbabelshof des 1. Fußballklubs Nirnberg 
zum Austrag. 
Oeſterreichiſche und ungariſche Ligaklaſſe in Spanien. 
Von der großen Reihe von öſterreichiſchen und ungariſchen 
            Liga=
vereinen, die in Spanien in dieſen Wochen Gaſtſpiele geben, haben zwei, 
Rapid=Wien und die Vaſas=Budapeſt in Spanien empfindliche Schlappen 
erlitten. Rahid=Wien verlou gegen San Sebaſtian 7:2; der Meiſter F.C. 
Barcelong ſchlug die Paſas gau mit 7:1. 
Skiſport. 
Länderkampf im Skiſpringen. 
Große internationale Skiſpringen werden auch in dieſem Winker in 
deu ſchweizeriſchen Kurort Kloſters von den beſten Springern der Welt 
beſtritten. Der Wettbewerb, der als Länderkampf ausgetragen wird, 
gelangt auf der Selfraugaſchanze zu Entſcheidung. Man erwartet 
            Ver=
treter aus der Schweiz, Oeſterreich, Deutſchland, Schweden, Norwegen, 
Ungarn, der Tſchechoſlowakei und Italien. Dieſe Kämpfe, bei denen im 
letzten Winter die Deutſchen gut abſchnitten, werden nach Kloſters in 
Pontreſina, St. Moritz und Davos wiederholt werden.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für Samstag, den 29. Dezember. 
Vorlviegend heiter; weiteres Froſtwetter,
 Tageskalender. 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr (D 9 d 5): 
„Antigone” — Kleines Haus, 6 und 8 Uhr: Eine Beſteigung 
des Mount Evereſt. — Orpheum, 7. Uhr: „Die Bajadere‟.— 
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Pglaſtlichtſpiele: 
            Kinovor=
ſtellungen.
 Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve 
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve 
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſ= 
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann. 
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer 
Verantwortlich für den Inſeratei teil: Willy Kuhle 
Druck und Verlag: L. C. Witt ch — ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Aummer hat 8 Geiten
[ ← ][ ][ → ]eite
Darmſtädte: Zu blnze, F ilan, den 28. Dezember 1923
Hans Peier Kromm der Lebendige.
 Eine Geſchichte von Ufer zu Ufer 
von Fohanna 
            Wolf=
itck ve 
Derete tritt ihre Stellung auf Mvorwiſche an. 
Der Zug war mit halbſtündiger Verſpätung in dem Flecken 
Nvorwiſche angekommen. Nerete ſtieg aus und ſchaute ſich auf 
dem kleinen Ortsbahnhof um. Da war niemand gekommen, ſie 
abzüholen. 
Sie ließ den Koffer im Gepäckraum, nahm ihre Taſche zur 
Hand und fragte einen Beamten um den Weg. Dreiviertel, 
            Stun=
den zu Fuß, den grünen Landſteig entlang, bei der vierten 
            Ein=
fahrts rechts, lautete die Auskunft. Es dar ein ſonnenwarmer 
Tag. Der Himmel frühlingsblau rundum. Siellenweiſe lag noch 
vereiſter Schnee in den Schattenfurchen der Gärten und Aecker. 
Daneben aber ging ein Dampfen vom Boden auf, wie Rauch, 
uind mitten drin hielten ſchon die Gänſeblümehen ihre roten und 
weißen Sternchen offen. 
Merete wanderte den ſtillen Waldweg entlang; ſie hörte den 
Ruf der Amſel, Eichkätzchen und wilde Kaninchen liefen ihr über 
den Weg. 
Und dann — dort! Was ſchimmerte da ſo blank aus dem 
Unterholz der Kiefern hervor? Merete lief ein Hügelchen hinan. 
Von der Mittagsſonne beſchienen lag da eine Haideſtück, mitten 
drin ein kleiner Moorteich, dunkelglänzend, umgeben von etlichen 
ſchwärzlichen Kolken, und rechts und links ſtanden wie 
            Schild=
wachen aufragende Wacholder! Wo hatte ſie ſolch Bild geſehen? 
Nur weiter ſich dehnend, ſchier bis unten fern an des Himmels 
Rand. — Wo? 
Aus ihren Kindertagen ſtieg’s herauf. An des Vaters Hand 
hatte ſie die Schweſtern der verſtorbenen Mutter befacht. In der 
Urhaide wohnten ſie, dort, woo das Gelände damals noch 
            unbe=
wandert war, etwas Seltſames für ſich und unbekannt für den 
Städter, dem die Haide reizlos und düſter ſchien. 
Dort hatte Merete den dunklen Moorteich geſehen und 
Wacholder, ſo viele, daß ſie gemeint, es wäre das ein großer 
Friedhof. Merete ſtand fern und ſann. Ottchen und Euchen, die 
beiden Tanten, die eigentlich Ottilie und Eugenie hießen, und 
der Vater waren damals in Unfrieden auseinandergegangen, des 
Erbteils wegen, das der Mutter zugehörte. Die beiden ältlichen 
Mädchen konnten nicht vergeſſen, daß ihre junge Schweſter 
            da=
vongelaufen — in die Stadt — zu einem Manne hin, der ein 
geſchiedener Mann geworden — durch ſeine Schuld
 Sie twaren bei jenem Beſuch mit der kleinen Merete gut 
            ge=
lveſen, mit dem Vater nicht. Der ſollte ſich das Erbteil 
            aus=
graben, draußen im Haideſand, hatten ſie geſagt. Da hatte der 
Vater ſie „wunderliche Geiz=Dutten” geheißen und ihr Gehöft 
eine alte Klitſche, und war ſeiner Wege gegangen, ohne Erbteil. 
Aber hatte der Vater nicht etwas ſagen wollen, ehe er ſtarb? 
UInd vermochte es doch nicht mehr herauszubringen! Aus ſeinem 
Lallen hatte ſie immer nur „Haide” herausgehört. Da ſetzte ſie 
ſich hin und ſchrieb den Tanten einen Brief; allein die Antwort 
war ausgeblieben. 
Merete mußte die Gebanken, die ſie mit Macht überfielen, 
            ab=
ſchütteln. Schnell lief ſie das Hügelchen hinunter, um die grüne 
Wegkrümmung herum und noch eine Weile geradeaus — dann 
lag es vor ihr, das große grüne Einfahrttor „Haus Moorwiſche‟ 
ſtand über dem aufſtrebenden Gebälk, an dem die wilde 
            Wein=
rebe ſchon zu ſprießen begann. Sie trat ein und ſah gleich vorn 
das Gärtnerhaus. Aber niemand war da; kein Hund ſchlug an, 
nur eine Hühnerſchar lag hingeduckt an Buſch und Baum die 
ganze ſonnige Auffahrt entlang. 
Durch breitäſtige, dunkle Tannen und Birkeugruppen im 
erſten Grün ſchaute dort eine Heimſtätte hervor. Ein Haus in 
niederſächſiſcher Bauart mit tief herunterfallendem Rethdach; 
hochauf ragte die Mittelfront wie eine breite, herbe Stirn, 
            kunſi=
voll mit Findlingen eingelegt; ein Glücksbaum hier, eine Donner. 
mnühle dort. Die Seitenflügel kuſchelten ſich niedriger an, wie Neſter 
der Behaglichkeit anzuſehen, mit blanken Fenſtern unter dem 
ſchirmienden Dach. Roſen und wilder Wein rankten hinauf bis 
zum Firſt. Ein Land= und Bauernhaus von ſo vollkommener 
Ausgeglichenheit war Merete noch nie zu Geſicht gekommen. 
Die obere Hälfte der ſchweren, ſchön gearbeiteten Haustür 
ſtand offen, eine Frauenſtimme in dunklem Wohllaut wurde 
            ver=
nehmbar, die einem Hunde zuzuſprechen ſchien. Gleich darauf 
ſprang ein mächtiger Bernhardiner über die geſchloſſene Tür 
hälfte hinweg und vertrat der Ankommenden knurrend den Weg. 
Nun wurde die Frau, die geſprochen, ſichtbar — es war die 
Beſitzerin von Moorwiſche, Frau Monika Schack. 
Merete hätte nicht zu ſagen vermocht, ob die Dame hübſch 
oder häßlich, ob ſie jung oder alt ſei. Da waren nur ein Paar 
dunkle, merkwürdig eindringliche Augen in einem 
            großgeſchnitte=
nen Geſicht und eine ſehr aufrechte Geſtalt; die Stimme von 
            jun=
gem Klang tönte ein wenig bedeckt, als hätte das Leben etwas 
geheimnisvoll Leiſes oder Wehes darüber gebreitet, und das 
ſchöne brgune Haar ſchien über der Stirn, von ſpeißen Fäden 
durchzogen. 
Frau Schacks dunkle Blicke ſenkten ſich forſchend in die ein
Rummer 358
 wenig kühl ſchauenden grauen Augen der Angekommenen 
hafteten auf deren Hände, die verleugneten die Spuren der 
nicht, aber ſie waren ſchmal und weiß und gaben gleichſam 
            de=
ganzen Erſcheinung etwas Säuberliches. Frau Schack entſchu
 digte ſich, daß niemand an der Bahn geweſen; der Brief, de 
Ankunft meldete, war hier noch gar nicht angekommen. Wahn 
ſcheinlich brachte ihn die Landpoſt erſt auf der Nachmittagsrun=
 fahrt. Sie traten ins Haus. 
„Das iſt unſer Wchnzimmer”, ſagte die Frau mit der jun= 
Stimme. „Aber nach dem langen Weg müſſen Sie erſt mal 
eſſen haben! Ihre Sachen ſollen auch gleich geholt wer 
Freundlich nickend ging ſie hinaus. 
Merete ſchaute ſich um. Welch ein wunderſchöner Roum 
das! Welch eine ſchlichte und doch großzügige Kunſt hatte 
Linienführung, Farben und Einrichtung beſtimmt 
Abgerundet die Ecken, die. Decke nicht zu hoch, 
halten; die Wände ein feines Lila, dunkler gemuſtert 
große, ruhevolle Möbel. Schreibtiſch und Bücherbort ware 
die Wände hineingepaßt, und die leuchtenden Farben 
großgeblümten Ueberzügen der Seſſel gehörter 
Ganzen. 
Der mächtige goldgelbe Kacheloſen durfte als Pracht 
Töpferkunſt gelten, und der ſtillere Ton der ſandfarbenen 
die den ganzen Boden deckte, fing dieſe Farben und Liu 
und gab dem Ganzen etwas durchaus Geſchloſſenes. 
            Zu=
ſeite hin zwei breite Fenſter, die Simſe tief heruntergehen 
zwiſchen eine ſchöngeflügelte Glastür. Der Raum war 
erfüllt und gewährte eine weite Fernſicht auf grünend 
dahinter baute ſich auf weithin laufenden Hügeln ein Wälf 
auf. Ueberall in dieſem Zimmer ſtanden 
            Frühlingsblum=
her und ſproſſendes Gezweig in kleinen und großen Töp
 Krüglein. Eine hohe, graugrüne Urne mit mächtig überfo 
Henkeln trug dunkles Kieferngeäſt, an dem noch die 
Zapfen ſaßen. Waldesduft ging durch das Zimmer.
 „Kommen Sie und laſſen Sie ſich das verſpätete Mitt, 
gut ſchmecken”, ſagte Frau Schack, Merete in das Eßzimmer f 
rend und auf den gedeckten Tiſch weiſend. „Nachher reder 
miteinander.‟ Dann ging ſie wieder.
 Auch dieſer Raum hatte ſeine Eigenart. Die hohe Holztäf 
lung ringsum und die Balkendecke darüber waren kornblum 
Uau mit ſiegellackroten Strichen abgeſetzt, die Füllung der M 
ein mattes Goldgelb. Während die Fenſter im Wohnzimme 
tief heruntergingen, lagen hier die breiten Simſe ſo 
in nur die Kronen der Bäume ſah, was der kleinen 
etwas ſonderlich Heimeliges gab. 
(Fortſetzu
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 Am 2. Feiertage wurde uns 
ein strammer JUNGE 
            ge-
boren 
Heinrich Boßler 
und Frau Kätchen 
geb. Matthes
 Braueref-Ausschank „Zur Krone‟ 
Schustergasse 18 (*30567
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Staft Karten!
 Fhre am Samstag, den 29. De= 
T zember 1923, nachmittags 3 Uhr, 
in der Siadikapelle ſtattſindende 
Trauung 
beehren ſich anzuzeigen 
Klara Volz 
Georg Mangold 
Gervinusſir. 34. 
*30518
 Am 26. verſchied plötzlich u 
unerwarte: infolge Herzſchlags 
mein lieber Mann, unſer guter 
Vater, Schwager und Großvater
Herr
 Darmſtadt, 27. Dez. 1923. 
Im Namen der Familie: 
Eugenie Ohnacker 
geb. Hoffmann.
 Beerdigung Freitag, 28. Dezemb., 
nachmittags 31/. Uhr, auf dem 
alten Friedhof. Wir bitten von 
Blumenſpen 
ſue
 Todes=Anzeige. 
Allen Freunden und 
            Ver=
wandten die traurige Mitteilung, 
daß am 22. Dezember, mittags 
12 Uhr, unſer lieber Sohn, 
Bruder und Enkel 
(*305
Otto
 nach kurzem, ſchwerem Leiden im 
Lebensjahreſanft verſchiedeniſt. 
In tiefer Trauer: 
Albert Schleppl u. Frau Gretel 
Franziska Müiler geb. Müller 
Offenbach a. M., Karlſtraße 75.
 ür die zahlreichen Beweiſe 
C herzlicher Teilnahme an
 dem ſchweren Verluſte, der uns 
betroffen, ſagen wir auf dieſem 
Wege aufrichtigen Dank.
 Frau sberſinanzrat Dr Würth 
(e30531 
und Kinder. 
Darmſt
Todes=Anzeige.
 Gott dem Allmächtigen hat es 
gefallen, meinen lieben Maun, 
unſeren herzensguten, 
            unvergeß=
lichen Vater, Großvater, Schwie 
gervater, Schwager und Onkel
Sattlermeiſter
 au: 1. Weihnachtsfeiertag im 
            vol=
lendeten 80. Lebensjahre zu ſich 
in die Ewigkeit abzurufen. (8897
 Darmſtadt, 25. Dezember 192: 
Die trauernden Hinterbliebenen.
 Die Beerdigung findet am Freitag, 
28 Dez., nachmittags 3 Uhr, au 
dem Friedhof Nieder=
            Ramſtädter=
ſtatt
 Geſtern verſchied im 69. Le 
bensjahr nach ſchwerem Leiden 
mein lieber Mann, unſer guter 
Vater, Schwiegervater, 
            Groß=
vater, Schwager und Onkel
Adam Coy
 Darmſtadt, den 27. Dez. 1923, 
Die trauernden Hinterbliebenen: 
Frau J. Coy und Kinder. 
Beerdigung Samstag 12 Uhr 
Alter Friedhof. Nieder=Ram= 
(*30578 
ſtädterſtraße,
 Am 26. Dezember entſchlief 
nach kurzem Leiden mein lieber 
Mann, unſer guter Vater, 
            Schwie=
gervater, Großvater und Onkel
Herr Heinrich Koch
 im Alter von 77 Jahren. 
Die trauernden Hinterbliebenen: 
Karpline Koch, geb. Koch, 
Heidelberg, Rohrbacherſte, 
Familie geinrich Koch, 
Hochſtraße 16, II. 
Frau Mathilde Krebs 
und Kinder, Heidelberg. 
Darmſtadt, Heidelberg, 
*30569) 29. Dezember 1923. 
Die Beerdigung findet Samstag, 
den 29. Dez, vormittags 11 Uhr, 
vom Portale des Friedhof3 an der 
Nieder=Ramſtädterſtraße 
tt.
 Heute entſchlief ſanft mein 
teurer Gatte/ 
Gutgbeſitzer
 Nierſtein, 26. Dezember 1923 
Für die Familie: 
Sophie Werrher,
 Nach Gottes unerforſchlichem 
Ratſchluß entſchlief ſanft am 
2. Weihnachtsfeiertag, abds. 9 Uhr, 
mein ſeelenguter, innigſtgeliebter 
Mann, unſer Schwiegerfohn, 
Bruder und Schwager
 Klein., ſchwarz. Dackel 
nicht raſſerein, Name 
„Bubi”, in Nähe der 
Viktoriaſtraße 
            ent=
laufen. Wiederbring 
hohe Belohng. (** 
Tordrnp; 
            Viktoria=
ſtraße 47.
Perfekte
deekülyyiſtin
 Männlich 
Stadt=Reiſender
 die auch in 
wandert iſt,
 Lohnbuchhaltung be 
* geſucht.
beſc
 Jit tiefem Schmers: 
Soſie Freitag, geb. Mohr.
Moenania A.=G.
 Die Beerdigung finber Samstag 
den 29. Dezember, nachmittags 
3 Uhr, vom Sterbehauſe, 
            Pfung=
ſtädterſtr. 64, aus, ſtatt. 1230574
 Fräulein 
perfekte 
Stenotypiſtin
Dankſagung.
 mit mehrjähr. Praxis 
ſucht per ſof. Stellg 
Gefi. Zuſchriften und 
B14 a. d. Geſchäfts 
ſtelle ds. Blattes er. 
beten. 
(*30531
 Tüchtiges Mädchen 
das mit Kindern 
            um=
gehen kann, in Fam 
lie von 4 Köpfen 
            aſ=
bald geſucht 
Frau Direktor Saal, 
Karlsſtr. 46, I Stock.
 K 
Pfohlenes 
(*30373 
Mädchen, 
das bürgerlich kochen 
kann, alsbald geſucht. 
Riedeſelſtr., 25, II.
 D. Wachter, 
der
 Für die uns erwieſene liebevolle 
Teilnahme an unſerem ſchweren 
            Ver=
luſte ſagen wir allen Freunden und 
Bekannten, insbeſondere den Vereinen, 
auch für die zahlreichen Kranz= und 
Blumenſpenden, unſeren herzlichſten 
305 
Dank.
 Frau Gerichtsvollz. M Gunkel Ww. 
geb. Klein und Sohn. 
Darmſtadt, 27. Dez. 1923.
 Haushälterin 
ſucht Stelle, am 
            lieb=
ſten frauenloſ. 
            Haus=
halt. Ang. u. B 24 
. d. Geſch. (*30549
 Gewandte, gut empf 
Haushilfe 
für joöchenti. 2 Borm. 
geſ Frau Dir. Kübitz, 
Getverbeſchule
 Nelt., brat. Mädchen 
weld 
An 
ht, finbet in k. 
einf. Haushalt 
Aufnahme. Aus 
Strftſtr. 50, pt.
 Junges Mädcher 
Januar 
ſucht 
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Hauſe als 
            Alleinmäd=
chen. Angebote unter 
B19Geſchſt. (*30540
 Williges Mädchen 
d. kocht u. alle 
            Haus=
arb. berrichtet, f. ſof 
geſ. Zeitgem, Lohn. 
Artillerieſtr. 6.(*3056:
 Weg. Erkrank. 
ein tüchtiges, ſau 
Hausmädesen g 
B. ſofort od. 2. 1 24 b. 
höchſt. Lohn geſ. 
            Herd=
weg
 Zundet 
Pflege eine‟ 
geſucht. 
Ae
Männlich
Die Frau,
 d. M. inn 
die ar 
Seidenhaus Bolz ein. 
Skunks=Muff, wohl 
verſehenklich, 
            mitge=
nomm. hat, iſt erkannt 
tvorden u. wird gebet., 
d. Muffnunmehr 
            un=
berzüglich im Seiden 
haus Volz wieder ab 
zugeb., 
            widrigenfall=
polizeil. Schrittegetar 
werd, müſſen. (*30546
 Ziege, zuchtreif, z. 1. 
Kranichſteinerſtr. 7, 
Seitenb., p. (*30590
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—ſtand 
Kuaren 
Adnant 
N
28. Dezember 1923 Nr. 358
ädter Tagblatt
 gerbelaſtung und Sieuerfreiheit 
amerikaniſcher Vermögen. 
De National Induſtrial Board”, die ſtatiſtiſche Zentralſtelle 
mehrer ſer großen amerikaniſchen Wirtſchaftsverbände, hat aufgrund 
einjäh— Unterſuchungen feſtgeſtellt, daß die Vereinigten Staaten eine 
zunehw 2 größere ſteuerliche Belaſtung zu tragen haben. Hand in 
Hand it geht ein immer ſtärkeres Anwachſen von Vermögen, die 
dies ſchiedenſte Weiſe eine Steuerbefreiung ermöglichen. Der Wert 
ſte— eien Beſitzes wird für 1922 auf 54 Milliarden Doll. beziffert. 
ige Summe”, ſagt der Bericht des Board, „ſtellt nicht viel 
ge S ein Fünftel des Nationalvermögens der Vereinigten 
            Stan=
da d kommt rund einem Drittel allen aufgrund der allgemeinen 
Beſitzſ— geſchätzten Eigentums gleich, welche Steuer den Hauptteil 
der ſta hen und lokalen Finanzen ausmacht.‟ Der Bericht ſtellt des 
ferners ine unverhältnismäßig ſtarke ſteuerliche Belaſtung des 
            Far=
mers, 7., dem werden die Republikaner beſonders Rechnung tragen 
müſſer12 denn auch für die nächſten Wahlen die Steuerherabſetzung 
zu eis er „Planken” ihrer Plattform machen wollen. 
Jrya Vereinigten Staaten ſind im Jahre 1922 Steuern in Höhe 
200 000 Dollars bezahlt worden gegen 8363 000 000 Dollars 
Jen 1921, 2 194 000 000 Doll. im Jahre 1913 und 1382000 000 
Jahre 1903. Die von der Bundesregierung im Jahre 1322 
gez— en Steuern wieſen einen Rückgang gegenüber 1921 um rd. 
526 00 90 Dvll auf, und zuar infelge des ſchlect ren Geſchäftsgangs 
in Jcr 1921. Die einzelſtaatlichen, kommunalen u. a. Steuern ſind 
in 5 m Zeit gleichfalls nicht unerheblich geſtiegen, und zwar ſtiegen 
die wu h Einzelſtaaten eingehobenen Steuern von 307 Mill. Doll. im 
Jahre 3 auf 846 Mill. Doll, im Jahre 1922 und die lokalen Steuern 
gleichzs von 1 219 000 000 Doll. auf 3 301 000 000 Doll. Vom 
            geſam=
ten nar alen Einkommen wurden 1913 6,/4 Prozent, 1919 12,1 Proz., 
1 Proz. und 1922 12,1 Proz, als Steuern eingehoben. Im 
Jahre 3 brachte der amerikaniſche Steuerzahler pro Kopf 17,07 Doll., 
922 F= dreieinhalbmal ſo viel, nämlich 64,63 Doll., auf. 
De Schätzungswert des ganzen ſteuerpflichtigen Beſitzes belief ſich 
auf 128 667 000 000 Doll. bei einem Realwert ver 178306 
Dollars. Das ſtellt jedoch nicht entfernt das tatſächliche 
            Ver=
erir, weil vor allem der perſönliche Beſitz dem ſteuerlichen 
            Zu=
inem erheblichen Teil entzogen bleibt. Den Geſamtwert des 
Fin Beſitzes ſchätzt der Bericht auf 54 Mill. Doll.; hierin iſt ein= 
— der Beſitz der Bundesregierung, der Einzelſtaaten und der 
ugn, der religiöſen, wohltätigen und Erziehungsinſtitute, der 
Een, Forſchungsinſtitute, der Beſitz von Geiſtlichen, Witwen und 
ſw. Nach Abzug dieſer verbleibt ein ſteuerfreier Beſitz im 
r 18 398 Millionen Doll. (für 1921) gegen 12,3 Milliarden im 
2, was alſo einer Zunahme in 19 Jahren um 49,4 Proz. ent= 
Das Verhältnis des Wertes des perſönlichen Eigentums zum 
itz iſt ſtändig im Zurückgehen begriffen, und zwar beiſpiels= 
Neu=York, dem reichſten aller Staaten, von 25,5 Prozent im 
6 auf nur 1,6 Prozent im Jahre 1921.
Handeisbia
 Handel und Wandel in Heſſen. 
ahnbedarf A.=G. in Darmſtadt. 80 Milk. Mark 
tien des Unternehmens werden an der Verliner Börſe 
            einge=
en Antrag auf Zulaſſung ſtellten die Darmſtädter und National= 
Direktion der Diskontogeſellſchaft und die Dresdner Bank. 
Verwaltung im Proſpekt bemerkt, iſt die Geſellſchaft gegenwärtig 
Abteilungen gut beſchäftigt. Die erſten 9 Monate des neuen 
ahres nahmen einen guten Verlauf, wenn auch infolge der 
            Be=
m2s Rheinlandes die Materialbeſchaffung und Ablieferung 
            er=
ar. Mit allen durch die Zeitverhältniſſe gebotenen Vorbehalten 
t einem befriedigenden Ergebnis für das laufende Geſchäftsjahr 
das erhöhte Aktienkapital zu rechnen ſein, jedoch laſſen ſich 
            ir=
che Vorausfagungen bei der gegenwärtigen Lage nicht machen. 
betrug die Dividende auf die Stamm= und Vorzugsaktien 70 
bezw. 6 Prozent. 
erſonalien. Wie uns mitgeteilt wird, ſcheidet Herr Bank= 
Bernhard Pfotenhauer am 31. Dezember 1924 aus dem 
der Darmſtädter= und Nationalbank, Darmſtadt, aus, um als 
riſcher Direktor bei der Firma E. Merck, hier, einzutreten. 
Fritze u. Co. A.=G., Offenbach a. M. Die neu 
            gegrün=
engeſellſchaft hat die bisherige G. m. b. H. gleichen Namens 
nen. Das Grundkapital beträgt 20 Mill. Mk., eingeteilt in 
haber=Stammaktien und 2000 Inhaber=Vorzugsaktien über je 
rk Nennwert, letztere mit zehnfachem Stimmrecht. Gegenſtand 
rnehmens iſt die Herſtellung und der Vertrieb von Farben, 
7d Firnis aller Art. Die Gründer die ſämtliche Aktien 
            über=
haben, ſind: „Richard Fritze, deſſen Ehefrau Auguſte geb. 
Heinrich Fritze, deſſen Ehefrau Uta, geb. Ledderhoſe, 
            Ot=
e zu Offenbach. Vorſtand: die Fabrikanten Richard und 
beide zu Offenbach. Aufſichtsrat: Ottilie Fritze=
            Offen=
ſirektor Fritz Gärtner=Bad=Homburg, Robert Weintraud, 
Fritze, Frau Heinrich Fritze, ſämtlich in Offenbach a. M. 
Induſtria” Aktien=Exportgeſellſchaft von 
d Galanteriewarenfabrikanten zu Of= 
Die Geſellſchaft wurde mit 200 Mill. Mk. gegründet, 
0 000 Inhaberaktien über je 10 000 Mark Neunwert. Ge= 
Unternehmens iſt die Herſtellung von Leder= und 
            Galante=
der Handel in dieſen Erzeugniſſen für eigene oder 
g, insbeſondere zu Exportzwecken. Die Gründer, welche 
un übernommen haben, ſind: die Fiyma Alfred Grund, 
„ die Firma Wilhelm Alois Blümmel, Bieber bei 
            Offen=
die Kommanditgeſellſchaft Chr. Feldmann u. Co., Erlangen, 
Stefan Wolf, Frankfurt a. M., und Kaufmann Paul Schmutz= 
Vorſtand iſt Fabrikant Paul Ullmann, Frankfurt a. M. 
Rechtsanwalt und Notar Dr. Ferdinand Schwarzſchild, 
M., Fabrikant Stefan Wolf, Frankfurt a. M., Fabrikant 
lümmel, Bieber bei Offenbach a. M., Fabrikant Hermann 
n Erlangen, Kaufmann Paul Schmutzler, Leipzig, und 
            Kauf=
ermann Schwvarz, Frankfurt a. M. 
Stadtmüller, Giegerich u. Balzer A.=G. in 
            Of=
aM. Die Firma Giegerich u. Balzer in Bieber bei Offenbach 
auf die neue Aktiengeſellſchaft obigen Namens übergegangen. 
undkapital beträgt 200 Mill. Mk., eingeteilt in 170 000 
            Inhaber=
ſen und 30 000 Namens=Vorzugsaktien über je 1000 Mk. 
            Nenn=
e mit zehnfachem Stimmrecht in den drei ſteuerfreien Fällen. 
z Unternehmens iſt die Fabrikation und der Vertrieb von 
r Art. Vorſtandsmitglieder: Wilhelm Stadtmüller und 
de Fabrikanten in Offenbach a. M.; ſtellvertretende Vor= 
Georg Stadtmüller, in Offenbach a. M., Friedrich 
ldam Kurt, beide in Bieber, — alle alleinvertretungs= 
Gründer, welche ſämtliche Aktien übernommen haben, 
brikanten Wilhelm Stadtmüller, Georg Stadtmüller und Karl 
ſämtlich in Offenbach a. M., ſowie die Fabrikanten Friedrich 
und Adam Kurt in Bieber. Aufſichtsrat: R. A. Ernſt Schloß, 
ektor Fritz Ludwig, Heinrich Nagel, Theodor Willand, Hans 
            Gru=
zu Offenbach a. M. 
Collet u. Engelhard Werkzeugmaſchinen= 
Offenbach n. M. Nach dem Geſchäftsbericht erreicht der 
ir 1922/23 annähernd die Höhe des Vorjahres. Aus einem 
            Rein=
on 744,6 (i. V. 4,2) Mill. Mk. wird 1 Goldmark pro Aktie 
(i. V. 30 Proz.) auf 20 Mill. Aktienkapital verteilt, während 
II. Mk. nach Abzug der Unterſtützungen vorgetragen werden. 
* Durchführung ſämtlicher Kapitalserhöhungen beträgt das 
bital nunmehr 40 Mill. Mk. Bilanz: 4186 (i. V. 22,2) Mill. 
lichkeiten, gegenüber 3620 (i. V. 11,6) Mill. Forderungen und 
V. 20,8) Beſtände. 
ermann Lehmann A.=G., Offenbach a. M. Das erſte 
Sjahr ergibt einen Neingewinn von 210,6 Mill. Mk. Die 
            Ver=
ſchlägt 1000 Prozent Dividende vor. 
Landwirtſchaftsbank A.=G., Mainz. Unter dieſer 
purde hier eine neue Bank mit einem Aktienkapital von 500 000 
rr gegründet. Zweck der Gründung iſt, den Kredit= und 
            Geld=
der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften zu vermitteln. 
            Grün=
die Landesgenoſſenſchaftsbank in Darmſtadt, die Heſſiſche 
            Zen=
fſenſchaftsbank, die Volksbank Groß=Gerau, die Volksbank Gon= 
und die Spar= und Darlehnskaſſe in Schornsheim. Vorſtand: 
Mager=Darmſtadt und Direktor Reiß=Groß=Gerau. 
            Aufſichts=
echtsanwalt Becker in Worms, als Vorſitzender, Fabrikant Jakob 
=Alzeh, Direktor Berg=Darmſtadt, Direktor Schütz=Gonſenheim, 
meiſter Keim=Monsheim und Gutsbeſitzer Sauer=Heßloch. 
Cheinländiſche Verſicherungs=A.=G., Mainz. In 
hrung des G.=V.=Beſchluſſes vom 27. 9. 1923 wird das 
            Grund=
von 5 Mill. Mk. um 995 Mill. Mk., mit Dividendenberechtigung 
Januar 1924, erhöht. Die Aktionäre werden aufgefordert, das 
recht bei Vermeidung des Ausſchluſſes in der Zeit bis zum 
ruar 1924 auszuüben. Den Inhabern der alten Aktien werden 
3 alte Aktien zu je 1000 Mk. 10 junge Aktien in Stücken zu nom. 
Mk. angeboten. Der Ausgabekurs für je 10 000 Mk. nom. 
            be=
ei 25 Prozent Einzahlung — 2,500 Mk., einſchließlich 
            Bezugs=
rer und Koſten, 0.10 amerikaniſche Dollar, zahlbar effektiv oder 
kändig.
 — Lackfabrik LudwigMarſe A.=G. inMainz. Die 
            Ver=
waltung ſchlägt der auf den 8. Januar einberufenen a.o. G.=V. die 
            Voll=
zahlung der laut Kapitalserhöhung vom 10. Auguſt 1922 ausgegebenen 
neuen Stamm= und Vorzugsaktien vor. 
* Vereinigte KapſelfabrikenNackenheim=
            Beyer=
bachNachf in Nackenheim b. Mainz. Die Mitteldeutſche 
            Kre=
ditbank, die Diskonto=Geſellſchaft, Filiale Frankfurt a. M. und die 
            Bank=
firma Heidingsfelder u. Co., Frankfurt a. M., haben für obige 
            Geſell=
ſchaft Zulaſſungsantrag für 16 Mill. Mk. Stammaktien an der 
            Frank=
furter Börſe geſtellt. 
* Holzinduſtrie A.=G. Heuſenſtamm. In der av. G.=V. 
wurde die Jahresabrechnung für 1922/1323 genehmigt. Neu gewählt 
wurden: Bankdirektor Ismar Goldſtein, Dr. Ferdinand Wolff und 
Holzkaufmann Max Ochs. Darauf wurde der Abſchluß eines bis zum 
1. April 1953 laufenden Pachtvertrags mit der Deutſchen Waldinduſtrie 
A.=G. beſchloſfen. 
* Binger Stadtanleihe. Die Stadt legt eine Binger 
            Stadt=
anleihe in Höhe von 500 000 Goldmark auf. Die Banken übernehmen 
die nötige Sicherung. Gleichzeitig haben ſich die Banken bereit erklärt, 
die Deckung für das Notgeld zu übernehmen. 
Arnemann in Wandsbeck bei Hamburg, Enzinger=Werke Aktiengeſellſchaft 
in Worms und C. A. Neubecker in Offenbach a. M. haben ſich über eine 
Spezialiſierung inbezug auf ihre Erzeugniſſe in Pich= und 
            Schwankhar=
baut. Durch gegenſeitigen Austauſch ihrer Erfahrungen auf dieſem 
            Ge=
biet ſind ſie daher nunmehr in der Lage, den Brauereien ſtets die 
            zweck=
entſprechendſten und beſten Anlagen zu bieten bei gleichzeitiger 
            rationell=
der beſtehenden Verkaufsorganiſationen im In= und Auslande. 
Die Geſellſchaft wurde mit 10 Mill. Mark Grundkapital gegründet. 
Gegenſtand des Unternehmens iſt die Herſtellung und der Vertrieb von 
Tonwaren aller Art. Gründer der Geſellſchaft ſind: Schriftſteller Dr. 
Alfred Bock. Fabrikant Dr. Werner Bock, deſſen Ehefrau Frieda, geb. 
in Gießen. Die Gründer haben ſämtliche Aktien übernommen. 
            Vor=
ſtand: Fabrikant Dr. Werner Bock=Gießen, Aufſichtsrat: Schriftſteller 
kanten Dr. Werner Bock, Fabrikant Helmuth Bock, alle in Gießen. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
* Reichsbankausweis. Wenn diesmal die Ausweiſe der 
ſcheinen, ſo hängt das damit zuſammen, daß mit dem Inslebentreten der 
Rentenbank am 15. November tiefgreifende Umſtellungen im 
            Verrech=
nungsweſen des Reiches verbunden waren, die ſich im Geſchäftsbetriebe 
der Reichsbank als der Ausgabeſtelle der Rentenmark zunächſt in einer 
bedauerlichen Verzögerung der Abſchlußarbeiten auswirkten. Aus den 
nunmehr vorliegenden Ausweiſen für die beiden letzten Novemberwochen treidebörſe vom 27. Dezember. Getreide, Hülſenfrüchte und 
ergibt ſich für das Schatzanweiſungskonto der Reichsbank nach dem ſeit 
gang vollzog ſich auf Grund des von der Bank für Rechnung des Reiches 
aufgenommenen Umtauſchs von Rentenmark gegen Papiermark durch 
Verrechnung des Umtauſcherlöſes auf die Schatzanweiſungsſchuld des 
Reiches. Andererſeits erfuhren die privaten Kredite eine neue Erhöhung. 
307,8 auf 347,3 Trillionen Mk. Was die Steigerung des 
            Diskontgeſchäf=
des der Bank betrifft, ſo kommt in ihr zum Ausdruck, daß der 
            Zahlungs=
verkehr gegenwärtig anſtelle der ſchleppender gewordenen Giroüberwei= Hand, Rogenmehl 25,00—25.25, Futtermehl 12—13, Kleie 8 G.=Mk., je 
ſungen den Scheckverkehr bevorzugt, und daß dieſe Schecks überwiegend 
ihren Weg zur Reichsbank nehmen. Die geſamte Kapitalanlage 
zeigt hiernach eine Vermehrung um 222,1 auf 452 Trillionen Mk. Das zengrieß 33 G.=Mk. ab Fraukfurt, Haferflocken 33 G.=Mk. je 100 Kilo 
vorübergehende Anwachſen der ſonſtigen Aktiva während der 
            drit=
ten Novemberwoche beruht in der Hauptſache auf noch nicht abgerechneten 
vemberwoche wurden die ſchwebenden Rentenmarkabrechnungen für das 
Reich zu einem erheblichen Teil bereits glattgeſtellt. Im Zuſammenhang 
mit dieſen Geſchäften gingen 169,7 Millionen Rentenmark an 
            Ren=
tenbankſcheinen in die Kaſſenbeſtände der Reichsbank über. Der 
bezeichneten Entwickelung eder, Anlagekonten entſprechend hat der 
            No=
tenumlauf der Reichsbank während der beiden letzten 
            November=
wochen eine weitere Ausdehnung um 3074 auf 400,3 Trillionen Mk. 
            er=
ſetzende Zurückziehung des Notgeldes aus dem Umlauf. Die Summe der 
fremden Gelder ſtieg von 129,6 am 15. November auf 374 
Trillionen Mk. am 30. November. Bei den 
            Reichsdarlehnskaſ=
ſen wurden in der Berichtszeit 6,9 Trillionen Mk. neu ausgeliehen, 
            ſo=
daß die Geſamtdarlehnsbeſtände und ebenſo der der Reichsbank 
            zuge=
wuchſen. 
ſyndikats zur Umwandlung in Rentenmark für Stickſtofflieferungen 
nicht in Empfang, da die Rentenmark jetzt ausreichend im Verkehr iſt 
und die Poſtſcheckämter ſeit dem 17. Dezember Ueberweiſungen in Ren= Einkäufer franzöſiſcher Holzhandelshäuſer ihren Bedarf gedeckt haben 
tenmark ausführen. Das Stickſtoffſyndikat teilt dies zur Vermeidung 
der Neichsbank und dem Poſtſcheckamt ſowie bei den Abnehmern der 
bekannten Banken Rentenmarkkonten unterhält. 
korrentverkehr. Nach Berl. Tagblatt hat das Landgericht I 
            Ber=
lin ein Recht der Banken auf Erhebung von Zinſeszinſen im 
            Konto=
wonach eine derartige Vereinbarung nichtig ſei. Die von der betreffen= mäßige Geſtaltung der Preiſe in den Bezirken, in denen die Gelduot der 
der Markentwertung ſo hoch geweſen, daß ſie den ſittlichen Anſchauungen 
aller rechtlich Denkenden widerſprächen. 
zeitgemäße Thema verbreitet ſich J. R. Werner=Magdeburg in der Dtſch. nahmetarife eingeführt werden. Bei Entfernungen von 200 bis 300 
            Kilo=
der Glaube verbreitet ſei, die Mehrheit könne willkürlich die Kleinaktio= wie dieſes ſelbſt wert iſt. — Nach Deutſchland iſt nun auch in Polen 
näre entrechten. Mit nichten! Auch für das Aktienrecht gelten die 
            Grund=
ſätze der 85 138, 826 B. G.B., daß niemand den andern vorſätzlich 
            ſchä=
den meiſten Fällen wird der Beſchluß, weil gegen 8 317 H.G.B. 
            ver=
ſtoßend, angreifbar ſein. Hier iſt unter Strafe geſtellt, wer ſich beſondere 
Vorteile dafür gewähren oder verſprechen läßt, daß er bei einer 
            Abſtim=
mung in der G.=V. in gewiſſem Sinn ſtimmt oder wer beſondere 
            Vor=
teile hierfür verſpricht. In den meiſten Fällen, in denen der Ausſchluß 
des Bezugsrechts eine ſchwere Schädigung der kleinen Aktionäre bedeutet, 
dürfte es möglich ſein, im Wege der Klage mit Erfolg vorzugehen, und markte ſind infolge der weſentlich verringerten Nachfrage bedeutend 
            zu=
gewährt. 
Aus Geſchäftsberichten. 
— A.=G. für pharm. Bedarfartikel, vorm. Gg. 
            Wen=
deroth, Kaſſel. Das am 30. Juni abgelaufene 28. Geſchäftsjahr 
brachte gute Beſchäftigung. Die Auslandsbeziehungen wurden wieder in 
vollem Umfange aufgenommen und die überſeeiſchen Vertretungen 
            wei=
te: ausgebaut. In der Vermögensüberſicht ſind Kaſſenbeſtand und 
Gerätſchaften, Steine, Schriften el. Beleuchtung, Dampfheizung, Pferde führbar. Freibleibend für kleine Mengen wurden Kurſe von 1.30 bis 
3 095 152 971 Mk. Unter den Schulden figuriert das Aktienkapital mit Boldwvert, ja ſogar darüber, gehandelt wird. 
10 500 000 Mk., Obligationen mit 139 000 Mk., die Gläubiger (einſchl. 
Steuerrücklage) mit 4 599 246 730 Mk. Der Reingewinn mit 15 411 180 
Mark wird vorgetragen, das Handlungsunkoſtenkonto bedang 
3 579 472 063 Mark. Im laufenden Geſchäftsjahr, von dem bald ein 
            hal=
bes Jahr hinter uns liegt, war noch gute Beſchäftigung. Eine beſtimmte 
Vorausſage zu machen, iſt unter heutigen Verhältniſſen nicht möglich. 
Banfen. 
* Billionenkonten bei den Berliner Banken. Die 
der Stempelvereinigung angehörenden Banken haben, wie der Deutſche 
Handelsdienſt erfährt, beſchloſſen, dem Beiſpiel der Reichsbank zu folgen 
und vom 1. Januar ab ihre Konten auf die Billionenmark umzuſtellen. 
Bisher rechnete bekanntlich die Bankwelt mit der Millionenmark. Die 
jetzige-Umſtellung kommt bei den jetzigen augenblicklichen Deviſenkurſen 
der Einführung der Goldkonten gleich. 
Die Wietſchaft des Auslandes. 
— Das Ende der Furkabahn. Das ſchweizeriſche 
            Bundes=
gericht hat dem von der Bahngeſellſchaft vorgelegten Nachlaßvertrag di 
Genehmigung derſagt, da das Unternehmen auch nach der Durchführ; 
der vorgeſchlagenen Sanierungsmaßnahmen nicht lebensfähig zu 
Bahn wird in das Stadium
 * Rufſiſche Butkerausfuhr. Die wieder begonnene 
            Aus=
fuhr von ruſſiſcher Butter nach England hat in dieſem Jahre 120 000 Pf. 
erreicht. Im nächſten Jahre iſt eine Ausfuhr von rund 450 000 Pf. in 
Ausſicht genommen. 
Erwerbsgeſellſchaften. 
Gelſenkirchener Bergwerks= und Hütten=A.=G. 
Der Sitz der Geſellſchaft iſt nach Berlin verlegt. Die Betriebsſtätten 
im beſetzten Gebiet ſollen in beſonderen Aktiengeſellſchaften eingebracht 
werden. 
Deutſch=Luxemburgiſche Bergwerks= und 
            Hüt=
ten=A.=G. Auch hier wurden die gleichen Beſchlüſſe wie bei 
            Gelſen=
kirchen in der G.=V. gefaßt. 
I. Fritz Schulz jun. A. G., Leipzig. Auf 26. Januar 1924 
iſt eine außerordentliche G.=V. berufen, die ſich mit Wahlen zum 
            Auf=
ſichtsrat und der Entlaſtung der Verwaltungsorgane hinſichtlich des 
            Ver=
ſicherungsweſens der Geſellſchaft befaſſen ſoll. 
* Braunkohlen=Induſtrie „Zukunft”, 
            Weißwei=
ler. In der außerordentlichen Generalverſammlung wurde beſchloſſen, 
—Enzinger=Werke A.=G. in Worms. Die Firmen Wm. von einer Dividendenverteilung bei den Stammaktien abzuſehen und 
auf die Vorzugsaktien ſtatt einer Verzinſung von 6 Prozent eine 
volle Brikettanleihe für je 10 Dividendenſcheine zu verteilen. Wie der 
Vorſtand mitteilt, ſind rückſtändige Zahlungen an die Micum nicht 
leneinrichtungen für Bierbrauereien dahingehend geeinigt, daß in Zue mehr zu leiſten. Die zukünftige Produktion gebe zu guten Ausſichten 
kunft jede der einzelnen Firmen nur eine beſtimmte Gruppe Maſchinen, berechtigte Hoffnung, da wichtige Verhandlungen zur Zeit ſchweben. 
* Annäherung der Magdeburger 
            Lebensver=
ſicherungsgeſellſchaft an den Gerling=Konzern. 
ſter Ausnutzung der Erzeugnismöglichkeiten eines jeden Betriebes und Wie wir erfahren, tritt jetzt auch die Magdeburger Lebensverſicherungs= 
Geſellſchaft in den Intereſſenkreis des Gerling=Konzerns ein. Die 
b. Heſſiſche keramiſche Manufaktur A.=G. Gießen. a. v. G=V. der Magdeburger Lebensverſicherungs=Geſellſchaft beſchloß 
am 18. Dezember die Erhöhung des Aktienkapitals um Mk. 24 auf 30 
Mill. unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechtes der Aktionäre und 
Vollzahlung der Aktien. Die neuen Aktien übernimmt die Dach=
            Geſell=
ſchaft des Gerling=Konzerns, die Rheiniſche Verſicherungs=A.=G. in Köln 
Menſch, Fabrikant Helmuth Bock, Prokuriſt Raimund Hoog, ſämtlich zu dauerndem Beſitz, die auch Geheimrat Prof. Rießer=Berlin, Dr. 
h. c. v. Langen=Köln, Kommerzienrat Arnold von Guilleaume=Köln, 
Kommerzienrat Adolf, Lindgens=Köln, Kommerzienrat Garnier=Lörrach 
Dr. Alfred Bock, Frau Frieda Bock, geb. Menſch, Ehefrau des Fabri= (Baden) und Generaldirektor Hans Lauf=Magdeburg in den Aufſichtsrat 
der Magdeburger Lebensverſicherungs=Geſellſchaft entſendet, während 
Robert Gerling, Köln, Paul Schmigalla (Friedrich Wilhelm= und 
            Ger=
ling=Konzern Lebensverſicherungs A.=G. in Berlin) in den Vorſtand 
der Magdeburger Lebensverſicherung eintreten. Wie die Verwaltung 
mitteilt hat die Geſellſchaft dank ihrer Verbindung mit dem Gerling= 
Reichsbank vom 23. und 30. November gleichzeitig und verſpätet er= Konzern ihre ausländiſchen Gläubiger befriedigen können, ſo daß 
            nun=
mehr ungedeckte Verpflichtungen in ausländiſcher Währung nicht mehr 
vorhanden ſind. 
Warenmärkte. 
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge= 
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. 
Jahresanfang nicht mehr zum Stillſtand gekommenen Anwachſen eine Preiſe je 100 Kilo in Goldmark. Weizen, Wetterauer 18.00—18.50, 
Entlaſtung von 189,8 auf 96,9, d. h. um 92,9 Trillionen Mk. Der Rück= Roggen 15.25—15.75, Sommergerſte für Brauzwecke 16.00—16.50, Hafer, 
inländiſcher 14.00—14.50 Weizenmehl, ſüdd. Spez. 0 28.50—29.75, 
            Rog=
genmehl. 25.00—25,75, Weizen= und Roggenkleie 7.75—8.25. 
            Tendenz=
ruhig. 
* Mannheimer Produktenbörſe. Bei ſchwachem Bör= 
Die Lombardforderungen wuchſen um 7 auf 7,5, die Wechſelbeſtände um ſenbeſuch war Gerſte etwas billiger mit 17,00—17,50 Goldmark 
            erhält=
lich. Sonſtige Getreidepreiſe unverändert. Mehl weiter nachgebend: 
Weizenmehl Spezial 0. 29,75 bei den Mühlen, bzw. 23,25 bei der zweiten 
100 Kilo frei Mannheim, Mais je nach Herkunft 9,90—10,25 Gulden 
die 100 Kilo eif. Rotterdam, farbige Bohnen 35, weiße Bohnen 40, 
            Wei=
ab heſſiſchen Stationen. Nächſten Montag findet Börſe ſtatt. 
* Mannheimer Kleinviehmarkt. Zugetrieben und der 
Rentenmarkverkäufen, welche die Reichsbank für Rechnung des Reiches 50 Kilo Lebendgewicht verkauft wurden 36 Kälber 58—68 G.=Mk., 
aus deſſen verzinslichen Krediten ausgeführt hat. In der vierten No= 72 Schafe 22—34 G.=Mk., 167 Schweine 76—88 G.=Mk., ferner 188 
            Fer=
kel und Läufer pro Stück 7—22 G.=Mk. Tendenz: mit Kälbern und 
Schweinen lebhaft, geräumt; mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig. 
Nächſten Montag Markt. 
wb. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmarkt 
blieb im allgemeinen ruhig. Für Roggen war die Tendenz etwas 
            be=
feſtigt, weil unterwegs befindlicher ruſſiſcher Roggen infolge des ſcharfen 
fahren. Die Steigerung des Verkehrsbedarfs, namentlich während der Froſtes auf den Flüſſen und Kanälen eingefroren iſt und infolgedeſſen die 
letzten Nobemberwoche, iſt beſtimmend beeinflußt worden durch die ein= Kaufluſt für greifbare Ware angeregt wurde. Weizen behauptet bei 
            ge=
ringen Umſätzen ſeinen Kursſtand. Gerſte kaum verändert, Hafer zog 
etwas an. Für Mehl war das Angebot zurückhaltend. Futterartikel 
wurden wenig beachtet. 
—r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt 
uns: Die Rohholzpreiſe in den Staats= und Privatforſten haben 
            nun=
führte Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen je auf 8,9 Trillionen Mk. an= mehr, nachdem ein kräftiger Abbau einſetzte, die Weltmarktparität erreicht. 
Jür gute Schneidekiefern zahlte man ab Wald bis zu etwa 30 Goldmart 
* Vom Stickſtoff=Shndikat. Die Reichsbank nimmt vom je Feſtmeter, entſprechend dem derzeitigen Weltmarktpreis von etwa 
Januar 1924 ab Papiermarkzahlungen zu Gunſten des Stickſtoff= 2 Pfund Sterling. Zu dieſen Preiſen iſt auch tſchechoſlowakiſches Holz 
angeboten. Nur iſt für dieſes der Abtransport nach Deutſchland infolge 
der teuren Bahnfrachten und Zölle ungemein erſchwert. Nachdem die 
und im übrigen die Annahme franzöſiſcher Franken als Zahlungsmittel 
von Unzuträglichkeiten mit und weiſt darauf hin, daß das Syndikat bei von den maßgebenden tſchechiſchen Holzhändlern verweigert wird, bietet 
man die verfügbaren Rohhölzer dringend, allerdings gegen Edelvaluta, 
nach Deutſchland an. Viel Nonnenfraßholz iſt dabei. Es erfolgen aus 
L. Keine Berechnung von Zinſeszinſen im Konto= den Kreiſen der Sägewerksinduſtrie immer neue Vorſtöße gegen die 
Staatsforſtverwaltungen, die einer Wiedereinführung von 
            Stundungs=
krediten ablehnend gegenüberſtehen und umgeſtimmt werden ſollen. Die 
korrent verneint. Die Entſcheidung ſtützt ſich auf 8 248 Abf. 1 B.G.B., Zuſtände am Holzmartt während der letzten vierzehn Tage, die 
            ungleich=
den Bank in Rechnung geſtellten Zinsſätze ſeien noch nach dem Stillſtand Sägewerke beſonders ſcharf zum Ausdruck kommt, beweiſen, daß der 
Stundungskredit neben der Finanzierung der Sägewerksinduſtrie auch 
den ſtaatlichen Intereſſen dient, indem er berufen ſein wird, 
            Schleuder=
verkäufen am Rohholzmarkt vorzubeugen. — Im neuen Jahr müßte 
— Ausſchluß des Aktienbezugsrechts. Ueber dieſes alles daran geſetzt werden, daß für den Transport von Schnittholz Aus= 
Jur=Ztg.; er macht beſonders darauf aufmerkſam, daß in weiten Kreiſen, metern koſtet die Fracht für einen Kubikmeter Bauholz anuähernd ſo viel 
eine Markkataſtrophe eingetreten. Die Löhne ſteigen; wer heute Holz 
verkauft, hat morgen einen erheblichen Teil der Subſtanz verloren. Viele 
digen dürfe und Beſchlüſſe, die hiergegen verſtoßen, ſind nichtig. In Sägewerke haben bereits die Betriebe eingeſtellt. Für geringwertiges 
Rohholz wurden 20 Millionen Polenmark und mehr gezahlt. 
Börſen. 
wb. Berliner Börſenbericht. Die Umſätze am 
            Deviſen=
ſammengeſchrumpft. Es kam andererſeits aber auch wenig Material 
zwar ſind die Rechtsſchutzmittel der Anfechtungs= und Nichtigkeitsklage heraus. Die Kurſo wurden bei der Feſtſtellung unverändert gelaſſeun, 
teilweiſe konnten die Zuteilungen erhöht werden. Der Handel in 
            De=
viſenwerten ruhte vollſtändig, weil man eine Klärung der wirtſchaftlichen 
Verhältniſſe vor dem Eingehen neuer Engagements abwarten will. Im 
allgemeinen ſchien man jedoch geneigt zu ſein, eine Befeſtigung der Kurſe 
in Ausſicht zu nehmen. Dollarſchatzanweiſungen und Dollargoldanleihe 
wurden gleichmäßig mit 4200 notiert bei voller Zuteilung. 
—Die Rentenmark an der Züricher Börſe. Die Ren= 
Bankguthaben mit 1 253 754 348 Mk. aufgeführt. Die Grundſtücke (Or= tenbank teilt mit: Am 14. Dezember in Zürich telegraphiſch gegebene 
leansſtraße und in Niederzwehren), Gebäude, Maſchinen, Utenſilien und Kaufauſträge für Rentenmark zu 1.15 und 1.20 Frates waren unaus= 
und Wagen ſtehen mit je 1 Mark zu Buch, die Außenſtände betragen 1.45 genannt. Daraus ergibt ſich, daß die Rentemark in Zürich zum
 Oeviſenmarft. 
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Brit Amſterdam=Rotterdam . 1796000000. T1604100000, 1535000 00. 1160 1000000. Brüſſel=Antwerpen ..... 18852800h.— 129472000.— 187,30030.— 1384 0000.— Chriſtiania ............ 776338 00.— 62,35/2, 00.— 526 43 000.—— 162656 00.— Lopencagen ..........." 7511r8000 — 75 88 000.— 773111000 — (54½22009— Stockholm ............." 10,/2,000 119:80000. 103220000, 11 /4750000. Helſingſors ............" 103733000.— 10260000.— A0S7 0000. — 104 760000.— Italien. .............." 183340000 — 18 4460000. 1835 40000. — 184 460000.— London ..............." 225 42/0000. 1341750000 182540 uu00 1345060000 New=York ............. 7356009. 4210 00000 R418/510 00. 42 050/ 000. Paris....... .. ..... . .." 13:65300.— 1:537000 — 121 1470000 — 21253/ 000.— Schwei. .........h... 732165009.— 735885000 1733151000 — 719815000 — Spanien ........" 506 0060.— 353 30000 — 550626000 — 35 380009 — Wien (i. D.,Oſterr. abg.) 598 0— 60150.— 518 10.
60150.— Prag ......." 2690000 121310000 — 236ohutl0. — 123310000 — Budaneſt . ...........! 219945 220055. 27,55.
228510 — Buenos=Aires .......... 333650000 1743350000. 13466 000 135 373003 Bulgarien ..........." 2/4 6000.— 29 71000. 9:26000.— 23574/00. Javau ............. 94512 003. 9. 7750 700300. 118393 Mio de Janeiro ......." 94016009 — 33 199 710 elarad. ......... . .. 47681000.— 47. 48527000. 11977300 — 114e [ ← ][ ]
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 28. Dezember 1923.
Ordheum 1.
udr
Rummer 31
 2 Heute 6 
und folg. Tage 
Die 
Bajadere 
Muſik v. Emmrich 
Kälmän (”
 Kart.: Derk=Buro, 
de Waal, Rheinſtr. 14.
 Paßbilder 
für die Reiſe 
Empfehle mich zur 
ſchnellſten u. prompt. 
Anfert. von 
            Lichtbild=
niſſen bei billigſter 
Berechng. (*30579kik 
Photograph Cartharius 
Tel. 1703. Ludwigspl. 6.
Pamilie Raßfke im UnioneTheater
Ein Zeftbild in 6 Akten.
 Vorführungsdauer 2‟, Stunden. 
84
 „Frau Raffke‟ 
„Emil Raffke
 „Frl. Raffke 
Lydia Potechima 
Lee Parry 
Werner Krauß 
Versäumen Sie nicht, sich diese Typen der Kriegs- und Revolntionsgewinnler anzusehen. 
Harry als Schutzmann, Lustspiel in 2 Akten mit Harry Sweet.
(8798
  
Zirkuskönig, 3. Teil
Panopta.
Verbrecherinsel‟, 6 Akte
 I 
glocke in 6 Akten. 
Emilie Lannom als „Panopta‟.
Rassmussens letzte Wordpolexpedition.
 Buffalo Bill, 4. Teil 
Harrg Sweet. Harrg u. Steinach-Elixier
 Landesthe 
Großes 8e 
Freitag, 28. 
D9 
Antigo 
Trauerſpiel v. 
phokles=Hölder 
W. Miche 
Anfang
 Kleines Haus. 
EineBeſteigu 
Mount Ebi
 MArTA 
und die chinesische Truhe 
Sensations-Abenteuer in 6 Akten 
mit MACISTE 
(8788fsgo 
EIATTYE Alles aus Liebe 
Lustspiel in 2 Akten, mit FATFT
 Deutſchnatiönaler Handlungsgehiſſen Derband 
Zahlſtelle Darmſtadt. 
Deutſchnationale Krankenkaſſe 
Verw.=Stelle Darmſtadt. 
Unſere Geſchäftsſtelle befindet ſich vom 2. Januar: 
            Grafen=
ſtraße 43, I. Stock. Am 31. Dezember bleibt wegen des Umzugs 
(8782 
geſchloſſen.
 Bühnenvolksbund. 
            Weihnachts=
morgenfeier 
Sountag, 30. Dez. 23 
in der Stadtkirche 
Wilhelm Vorngäſſer 
Hrgel. 
Bach=Reger— Lifzt. 
Anf ng 11½ 
Ende 12½= 
Karten zu 50 Pfg. 
bei Chri tian Arnold 
am weißen Turm. 
Für Mitglieder 
Ermäßigung. 
Tageskaſſe am 
            Ein=
gang der Kirche. (8801
Wir übernehmen laufend:
 z vonunrund. Automobil=Kurbel” 
Das Nachſchleiſen wellen und Zylindern auf mod=
Präziſions=Schleifmaſchinen
 g von dazu paſſenden Kolben in 
Die Neuanfertigung eigener Gießerei, ſowie vor
 ſämtlichen Erſatzteilen. 
5t con.= und Stirnzahnräder aller
Als Spezialität Konſtruktionen, Verzahnung
8449a)
 von Schwungſcheiben. 
            Kom=
plette Ueberholungen von 
Perſonen= und Laſtkraftwagen 
aller Syſteme bei ſchnellſter 
Lieferung. Schweißen von 
            ge=
riſſenen Bylindern,
 Volkstheater 
AFreitag u. Samstat 
Schnitzlers Me ſterwerk 
Großſtadtmädels 
vder Liebelei 
Preiſe 0,6—1,2 Billion. 
zuese 
Samstag 1444 Uhr: 
Aſchenbrödel 
Preiſe 200-500 Milliard.
 6 und 8u 
Filmporty 
Ja Kauta 
für Wiederver 
12 Pfennie 
Georg Hetti 
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