Darmstädter Tagblatt 1923


17. Dezember 1923

[  ][ ]

zeltzütnmer 29 Goldpfennige

Bezugspreis:
wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 16. Dez.
34. Dezember 437 Pfennſg und 43. Pfemis
agegebühr, abgeholt 440 Pfennig, durch die
kuren 150 Pfennig frei Haus. Poffbezugs=
ohne
Beſtellgeld monatlich 3. Goldmört.
miworilichkeit für Aufnahne von Anzeigen an
nmien Tagen wird nicht übernommen. Nichi=
inen
einzelner Numinern iunfolge höherer Gewolt
ptigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
gspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen duch
ruf ome Berbindlichkeit für uns. Poſiſcheckfonto:
Franfurt a. M. 4301.

Hefſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshaustſtadt
Nachdruck jämilicher mit beriehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quelienangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 348
Montag, den 12. Dezember 1923
186. Jahrgang

Anzeigenpreis:
27 mn breiie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Goldefg.
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Rellamezeile (92 min
breit) * Goldmark. Anzeigen von auswärts 30 Goldpfs.,
FinanzeAnzeigen 45 Goldpfg , 92 inm breite Reklame=
zeile
1.50 Goldmark. Alie Preiſe in Goldmark
(1 Dolſer 4.20 Mark). Im Falle höherer
Gelai, wie Krles, Aufruhr, Sireil ufw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfülung der Anzeisen=
auffräge
und Teiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konlus oder gerichſcher Beiteſung fält ieder
Nabeit weg. Bankionto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädier
8 Nafſonalbank.

*

Aegerikas Eingreifen.

Neichstagsempfang des Bereins Berliner hreſſe.
Berlin, 16. Dez. Der heutige Reichstagzempfang des
eins Berliner Preſſe hatte das gewohnte Bils eines geſell=
ftlichen
Ereigniſſes erſten Ranges. Man ſah u. a. den Reichs=
ſidenten
Ebert und Gattin, Reichskanzler Dr. Marx und Gat=
die
Reichsminiſter Dr. Jarres Oeſer, Dr. Luther und
ile, den preußiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Braun, die preu=
hen
Miniſter v. Richter, Wendorf und Di. Boelitzſch. Als
treter der Länder waren erſchienen der bayeriſche Geſandte
Preger, der würtembergiſche Geſandte Hildenbrand, der ſäch=
ſe
Geſandte Dr. Gradnauer. Man ſah ferner den Berliner
erbürgermeiſter Dr. Boeß, den Nekjor der Berkiuer Univer=
1t, zahlreiche Vertreter der Induſtrie unter Führung des Prä=
niten
des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie, Dr. Sorge,
lreiche Reichstags= und Landtagsabgeordnete und faſt die ge=
ten
, in Berlin anweſenden Vertreter der deutſchen Preſſe
des deuttſchen Schrifttums. Zu Beginn des Empfangs fand
Promenadekonzert ſtatt. Hieran ſchloß ſich eine politiſche
rdgebung, bei der nach einleitenden Worten bes 1. Vorſitzen=
des
Vereins Berliner Preſſe Reichskanzler Dr. Marx ernſt=
warme
Begrüßungsworte für die Preſſe fand. Es folgte
n eine Rede des deutſchen Außenminiſters Dr. Streſemann
weittragender politiſcher Tragtveite. Nach Schluß der poli=
gen
Kundgebung fand das übliche Reichstagskonzert in der
ndelhalle des Reichstags ſtatt.
Herz und Hand fürs Paterland.
Berlin, 16. Dez. In den Begrüßungsworten, welche
chskanzler Dr. Marx beim heutigen Empfang der Berliner
ſſe an die Anweſenden richtete, hob er hervor, daß das Jahr
3 wohl nicht mit goldenen Lettern in die Geſchichte des deut=
r
Volkes eingetragen werden würde; denn mit der Be=
tng
des Ruhrgebiets habe man uns die Pulsader unterbun=
und jo das Herz des wirtſchaftlichen Lebens vrm Vater=
ge
getrennt. Eine unnennbare Summe von Jammer, Not
Elend ſei damit verbunden geweſen. Es ſeien aber auch
der betroffenen Bevölkerung Taten vollbracht worden, die
(rben ſind über alles Lob, die man erſt in künftigen Zeiten
ig wird einſchätzen können. Nun wirken ſich die ungeheuer=
n
Folgen dieſes Eingriffs in unſer Wirtſchaftsleben aus.
haben Wochen vor uns, die vielleicht ſchlimmere Anforderui=
an
die Charakterfeſtigkeit unſeres Volkes und aller ſeiner
ichten ſtellen werden, als vielleicht manche Zeitſpanne der
loſſenen Kriegszeit. Schwerſte Opfer müßten gebracht wer=
und zwar von allen Schichten der Bevölkerung. Die Re=
ung
ſei entſchloſſen, das deutſche Volk aus der Tiefe wirt=
ftlicher
. Not wieder herauszubringen. Sie ſei entſchloſſen,
Pflichten bis zum Aeußerſten zu tun, dem Herzen möglichſt
eig die Entſcheidung zu geſtatten, ſondern nur den Folgerun=
des
klaren logiſchen Denkens nachzugeben, damit alles ge=
ht
, was notwendig iſt, um das Aeußerſte von uns abzu=
Den. Sie erwartet von dem deutſchen Volke, daß dieſes Vor=
in
verſtanden wird und Widerhall bei jedem einzelnen findet.
* gelte es, unſere deutſche Charakterfeſtigkeit, unſere Treue
Vaterland und Volk zu zeigen, nicht in begeiſterten Worten,
dern im Ertragen aller Mühen, die uns bevorſtehen. Wir
len opfern und arbeiten für unſer Volk, für Reich und
erland.
Deutſchlands Leidensweg.
Berlin, 16. Dez. Im Mittelpunkte, des heutigen Reichstags=
fangs
des Vereins Berliner Preſſe ſtand eine bedeut=
ne
politiſche Rede des deutſchen Außen=
nriſters
Dr. Streſemann. Er wies einleitend darauf hin,
in allernächſter Zeit die zweite Serie derfenigen
ten veröffentlicht werde, die von Mitarbeitern des Aus=
rtigen
Amtes herausgegeben worden ſind, um Licht
verbreiten über die deutſche Außenpolitik,vergangener Zei=
Wir könnten die Weltpropaganda nicht durch die auslän=
ge
Preſſe treiben, könnten nicht verlaugen, daß die Welt ſich
Deutſchland einſetzt, wenn wir uns ſelbſt nicht dafür ein=
n
. Wir hätten zu erklären, daß wir auf uns nehmen und
uns genommen haben Entbehrungen und Not wie kein
eres Volk, um die Pflichten des Verſailler Vertrags zu er=
n
; aber die Aberkennung der moraliſchen
renrechte lehne er ab, ebenſo, wie es auch jede deut=
Regierung ablehnen werde. Die Publikation des deuiſchen
Zwärtigen Amtes werde hoffentlich auch ein Beiſpiel geben
andere Staaten und Regierungen, ihre
chive zu öffnen und einen Einblick zu geben in alles,
2 vorangegangen iſt in der Welt zu vergangenen Zeiten. Dr.
cſemann fuhr dann fort: Heute iſt ſaſt ein halbes Jahr=
rt
vergangen, ſeit der Weltkrieg zu Ende ging. Man muß
fragen:
Iſt denn in Deutſchland Friede?
ſehen deutſches Land beſetzt, auch ſolches deut=
es
Land, für das Beſetzungsgründe nicht im
rſailler Vertrag ſtehen. Wir ſehen deutſche Ge=
gene
, die das Weihnachtsfeſt in der Gefaugenſchaft in frem=
* Lande verbringen müſſen. Wir ſehen auf deutſchem
den eine fremde Verwaltung. Wir ſehen deut=
en
Beſitz von Feinden ausgenutt. Wir ſehen
beſetzten Gebiet eine Unterdrückung der öffent=
Hen Meinung, wie es ohne Beiſpiel in der Geſchichte
eht. Dazu ſehen wir eine wirtſchaftliche und finan=
Ile Not,ſo ſtark, daß man fragen muß, wvie lange ſie über=
pt
noch zu ertragen iſt. Jſt das Leben? Iſt das Freiheit?

.

Tro dem macht man den Verſuch, uns auch hierfür die
Schuld aufzubürden. Der Reduer führte dann in chro=
nologiſcher
Aufzählung alle die Verſuche an, die wir gemach:
haben, eine Verſtändigung mit Frankreich zu finden. Sie ſeien
alle vergeblich geblieben. Oft ſei nicht einmal eine Antivort auf
unſere Angebote gegeben worden. Wir hätten dann den Wider=
ſtand
im Ruhrgebiet beendet in der Meinung, daß dieſer Ent=
ſchluß
zu internationalen Verhandlungen führen wurde. Auch
das ſei nicht erfolgt.
Die geſtrige Demarche der deutſchen Regierung
bei dem franzöſiſchen Miniſterpräſioenten habe wieder
zu einem Einwand geführt, der peſſive Widerſiand ſei
immer noch nicht beendet, da die Militärkontrolle in
Deutſchland noch nicht wieder eingeführt worden ſei.
Daß die deutſche Abrüſtung in einem Maße durchgeführt iſt wie
noch nie bei irgend einem Volk, daß wir weniger in der Lage
ſind, uns gegen irgend ein Land zu wehren als manches kleine
Volt, das ſteht ſo feſt für jeden, der ſehen will, daß wirklich an
dieſer Tatſache kein Zweifel erlaubt iſt. Wenn wir gegen die
Wiederaufnahme der Kontrolle uns gewehrt haben, ſo geſchah
es, weil die Erregung in Deutſchland ſo groß iſt, daß
wir die Verantwortung für Leben und Sicherheit
der Herren, die die Kontrolle vornehmen, heute nicht über=
nehmen
können. Die Beſonnenheit des deutſchen Volkes
nach all den Demütigungen, die man ihm jahrelang zugemutet
hat, iſt geradezu bewundernswert. Wenn die deutſche Regie=
rung
den Weg der Verſtändigung durch direkte, nicht weiter innegehalten werden kann.
Verhandlungen gehen will, ſo deshalb, weil ſie ſich in Allerdings ſind die Amerikaner viel zu gute Kaufleute, um
und Nuhr dazu verpflichtet fühlt. Unſer Rechtsſtand= verdienen, ſie werden auch an den Rolſtoffen verdienen wollen.
punkt iſt vollkommen klar.
Wir haben niemals die Legalität des Ruhr=
hat
, gerät vor die deutſchen Gerichte.
der Welt öffentlich irgendwie verwiſchen laſſen.
Dr. Streſemann verſicherte dann, daß die
beiden von der Reparationskommiſſion eingeſetzten Kommiſſionen aus dieſem Grunde ſteht die Reichsregierung unter ſehr ſtarkem
Erfolge führen ſollten.
Das wichtigſte Mittel, unſere Wirtſchaft wieder in Gang
ſicheren Entwicklung nicht haben kommen laſſen.
gehen. Heute ſind wir ſo weit, daß wir ein krankes Glied realer Rechnungsfaktor iſt, nicht aber ein Staat, in dem jeder
daß die Frage unſerer Kaufkraft, unſerer Entwickelung in dem um ſich die beſten Stücke herauszuholen. Deshalb werden die
Welt ſich reget in einem
Sicherinnern an Menſchenpflicht
gegenüber dem, was Deutſchland durchgemacht hat.

Es bedeutete doch eine ſtarke Ueberraſchung, daß Reuter vor
eiuigen Tagen aus Waſhington zu melden wußte, Amerika be=
abſichtige
, ſich an der von Frankreich vorgeſchlagenen Untei=
ſuchungskommiſſion
zur Nachprüfung der Lage Deutſchlands zu
beteiligen. Die Einſchränkung, daß keine amtliche Vertretung
der amerikaniſchen Regierung in Ausſicht genommen ſei, ſondern
nur die Entſendung pridater Sachßerſtändiger, will dagegen we=
nig
beſagen. Die Tatſache bleibt jedenfalls beſtehen, daß man jur
Weißen Haufe die Neigung verrät, die Finger im europäiſchen
Spiel zu behalten und auch in den in ſehr beſcheidenem Rahmen
gedachten Ausſchüſſen mitzuarbeiten. Ob viel dabei herauskom=
men
wird, iſt eine zweite Frage; zunächſt bedeutet, jedenfalls
ſchon dieſer Wunſch der Vereinigten Staaten einen Fingerzeig,
der in Paris nicht mißverſtanden werden kann, zumal, wenn man
ihn in Verbindung bringt mit dem Abſchluß des deutſch- ame=
rikaniſchen
Handelsvertrags und den fortſchreitenden Verhand=
lungen
über einen größere Kredit, den die Vereinigten Staaten
uns zum Einkauf von Rohſtoffen geben wollen. Gewiß ſind für
dieſen Entſchluß nicht ſo ſehr politiſche, ſondern wirtſchaftliche
Erwägungen maßgebend. Amerika droht in ſeinem eisenen
Weizen zu erſticken, ſeine Vorräte ſchwellen immer bedenklicher
an, der Farmer muß ſchon unter dem Selbſtkoſtenpreis verkau=
fen
und kann trotzdem ſein Getreide nicht loswerden, während
Deutſchland hungert und imſtande wäre, einen erheblichen Bruch=
teil
des amerikaniſchen Ueberſchuſſes aufzunehmen, wenn es nur
die nötigen Geldmittel zur Bezahlung zur Verfügung hätte.
Aehnlich liegen die Dinge auch bei der Baumwolle, und da die
Farmer für die nächſte Wahl ein nicht zu unterſchätzender Fak=
tor
ſind, da die Stimmung ſich unter ihnen zuſehends radikali=

Zur ſächſiſchen Regierungskriſe
Die Sozialdemokraten über die Zegierungsbildung.
* Dresden, 16. Dez. (Priv.=Tel.) Die geſtern hier ſtatt=
gehabte
Tagung der Landesinſtanzen der V. S. P. D., die die
durch den Rücktrit des Kabinetts Fellich geſchaffene Lage und
die Löſung der Regierungskrife zu beraten hatte, nahm nach
langen erregten Beratungen auf einen Vorſtoß der ſogen. Chem=
nitzer
Richtung hin einen Beſchluß an, ſofort mit der Kommu=
niſtiſchen
Partei in Verhandlungen einzutreten über die Bildung
einer ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Regierung unter Führung des
ſeitherigen Innenminiſters Liebmann und unter Aufnahme von
kommuniſtiſchen Mitgliedern in das Kabinett ſelbſt. Die in den
Landesinſtanzen vertretenen fogen. genjäßigte Richtung der
V. S. P. D. blieb in ganz erheblicher Minderheit. Wie in den
Beratungen zum Ausdruck kam, iſt dieſe Löſung der Regierungs=
kriſe
als Provokation der Reichswehr angeſprochen worden.

erſter Linie gegenüber den Volksgenoſſen an Rhein uns ettoas zu ſchenken. Sie wollen bei ihrem Handelsvertrag
Das iſt ihr gutes Recht, dagegen haben wir nicht das Geringſte
einzuwenden, unter der Vorausſetzung, daß wir auch daran ver=
dienen
wenigſtens ſo viel, um leben zu können. Aber hier
einbruchs anerkannt und können und werden ſie nicht überſchneiden ſich die politiſchen und wirtſchaftlichen Intereſſen
anerkennen. Ich wiederhole, was ich ſchon als Reichskanzler, das ſehen doch die amerikaniſchen Diplomaten ein, daß Deutſch=
geſagt
habe: Unſer iſt das Land! UnſerKiſt der Boden! land unter den gegebenen Verhältniſſen ein ſehr fauler Kunde
iſt, ſie müſſen unter Umſtänden darauf gefaßt ſein, daß ihnen
Unſer iſt das Eigentum an dem Staatsbeſitz, der ſich dort das Geld verloren geht, und derartige Riſikogeſchäfte lehnen ſie
befindet! Unſer iſt das Recht auf eine deutſche Verwaltung ab: Wenn ſie uns alſo Kredite geben, dann werden ſie, das von
im deutſchen Lande, und wer ſich gegen die Geſetze vergangen beſtimmten Vorbedingungen abhängig machen, deren Erfüllung
zum Teil in unſerer Macht liegt. In unſerer Macht inſoweit, als
ſie eine gewiſſe Stabilität unſerer Währung verlangen, die in
Wir wollen dieſen klaren Rechtsſtandpunkt in keiner Weiſe vor erſter Linie die dauernde Stillegung der Notenpreſſe und damit
zuſammenhängend die Bilanz des Reichshaushalts in ſich
ſchließt. Mit dem, was bisher auf dieſem Gebiet geſchehen iſt,
werden ſie ſich auf die Dauer nicht zu rieden geben, und ſchon
äußeren Druck, wenn ſie ſich der nachträglichen Erhöhung der
ſeitens der deutſchen Regierung jede Unterſtütz= Beamtengehälter widerſetzt. Daß dieſe Gehälter unzureichend
ung für ihre Arbeit finden würden. Nicht an uns werde es ſind, darüber kann kein Streit ſein, werden aber die Beamten in
alſo liegen, wenn die Arbeiten der Kommiſſionen nicht zum der alten Höhe weiter entlohnt, dann iſt das Reich in wenigen
Wochen mit ſeinen Barmitteln zu Ende, dann bleibt nur die
Einſtellung aller Zahlungen oder der Wiederbeginn der Infla=
tion
, der in ganz kurzer Friſt zu dem gleichen Ziele führt. Ge=
zu
bringen, und Brot und Nahrung zu geben, iſt die Sicher= rade deshalb liegt es auch im Reichsintereſſe, daß die Gehälter
heit des Friedens, der Ruhe und der Entwicklung Deutſch= der Beamten auf das denkbar geringſte Maß zurückgeſchraubt
lands durch eine vernünftige Außenpolitik derjenigen, die werden, ſolange, bis das Reich wieder auf eignen Beinen ſteht.
Das kann ja nur eine Frage von Monaten ſein, und dann wird
uns bisher zu dieſer Ruhe, zu dieſem Frieden, zu dieſer automatiſch auch mit dem Fortſchreiten des Abbaues das Gehalt
des Einzelnen wieder heraufgeſetzt werden könen.
Die andere Vorausfetzung der Amerikaner freilich zu er=
Wenn man uns dieſe ruhige Entwickelung von außen garan= füllen, liegt außerhalb unſeres Machtbereichs. Sie müſſen ein
tiert, werden wir auch im Inneren ruhigeren Zeiten entgegen= Deutſchland als Kontrahenten haben, das mit feſten Grenzen ein
am europäiſchen Körper ſind. Heute ſind wir ſo weit, Nachbar beliebig mit Maſchinengewehren ſpazieren fahren kann,
Mittelpunkt der Erörterungen auch anderer Vereinigten Staaten ſich an den Pariſer Beſprechungen beteili=
Völker ſteht, weil ſie davon mitbetroffen ſind. gen deshalb haben ſie auch verlangt, daß den Krediten, die ſie
Heute ſind wir ſo weit, daß wir die charitative Hilfe der ganzen uns geben wollen, der Vorzug vor den Reparationsforderungen
Welt haben anrufen müſſen, um deutſcher Not zu ſteuern. Es eingeräumt wird. Das iſt natürlich für die Franzoſen eine ſehr
ſei ihm eine angenehme Aufgabe, hier vor der großen Oeffent= bittere Pille; ſie ſehen damit die Hoffnungen auf die großen
lichkeit den Dank auszuſprechen für all das, was in der ganzen Kriegsentſchädigungen aus Deutſchland in unbeſtimmbare Ferne
entſchwinden und werden nicht ohne weiteres geneigt ſein, ſich
dicſem Zwange zu fügen. Aber ſchließlich haben die Vereinig=
ten
Staaten auch dafür Mittel. Sie haben bisher die Schulden,
die Frankreich bei ihnen hat, im Schreibtiſch liegen gehabt, kön=
nen
ſie jedoch jeden Augenblick herausholen und wenn nicht die
Dr. Streſemaun ſchloß ſeine Ausführungen mit einemt Rückzahlung, ſo doch Verzinfung verlangen. Das amtliche Frank=
Appell an die Preſſe, in all den ſchweren Tagen, denen reich weiß, daß unter einem ſolchen Vorſtoß das ganze künſtliche
wir außenpolitiſch entgegengehen, der Regierung zur Seite zu Gebäude der franzöſiſchen Währung über den Haufen gerannt
ſtehen.
werden könnte, deshalb hat Poincaré ſeine Politik immer darauf
eingeſtellt, im Wege der Verrechnug die amerikaniſchen Schulden
Nachdem uns das Schwert zerſchlagen ſei, ſei, uns nur die
loszuwerden. Er wird die gleiche Methode auch jetzt wiederholen,
geiſtige Waffe der öffentlichen Meinung geblieben, ſie wird ihm vermutlich nichts nützen, deshalb muß er darauf
Wir müſſen ſie doppelt anwenden, da uns andere Kraftquellen hinarbeiten, die Amerikaner ſo zu verärgern, daß ſie ſich aus
fehlen. (Lebhafter anhaltender Beifall und Händeklatſchen Europa vollſtändig zurückziehen. Aber das können ſie nun wie=
der
wegen der Farmer nicht. So bedeutet die Einmiſchung der
dankten dem Redner.)
Vereinigten Staaten in jedem Falle eine Einſchränkung der all=
mächtigen
Stellung Frankreichs, und das iſt immerhin ſchon ein
kleiner vorläufiger Gewinn für uns.

Die amerikaniſchen Sachverſtändigen.
Paris, 16. Dez. (Wolff.) Sämtliche Deiegierte der in der
Reparationskommiſſion vertretenen Mächte teilten
einzeln dem amerikaniſchen Beobachter Logan mit, daß ſie in
der Plenarſitzung General Dawes und Owen Young auf=
zufordern
beabſichtigen, als amerikaniſche Sachverſtän=
dige
an den Ausſchußarbeiten über den Ausgleich des deut=
ſchen
Budgets und die Stabiliſierung der deutſchen Währung
teilzunehmen.
Dem Londoner Berichterſtatter des Echo de Paris zufolge
wurde Owen Aoung auf Erſuchen Coolidges zum ame=
rikaniſchen
Hauptſachverſtändigen gewählt, während
Dawes als zweiter Delegierter fungieren ſoll.
w

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Poincarés Antwort an Deutſchland.
Neue Verhandlungsſabotage.
Paris, 16. Dez. Die franzöſiſche Regierung hat
heute abends 8 Uhr Herrn v. Hoeſch die Antwort auf die
geſtern erfolgte Mitteilung der Reichsregierung überreichen laſſen.
Das franzöſiſche Dokument enthält, wie ein Communigug des
Quai d’Orſay mitteilt, folgenden Inhalt:
Nachdem der paſſive Widerſtand im Ruhrgebiet
ſcheinbar aufgehoben iſt, erklärt Herr Poincaré, daß er
ſtets bereit ſein wird, mit dem offiziellen Vertreter der deutſchen
Regierung über ſämtliche Fragen, mit denen dieſe Regierung ihn
zu befaſſen wünſcht, zu verhandeln, wobei er jedoch betont, daß
die franzöſiſche Regierung im Hinblick auf die Pro=
bleme
, die auch die anderen Verbündeten inter=
eſſieren
, ſich das Recht vorbehält, mit ihnen Fühlung
zu nehmen. Weiter heißt es in dem Communiqué: Was die
Reparationen anbelangt, ſo wird die franzöſiſche Regie=
rung
, wie ſchon bereits wiederholt zum Ausdruck gebracht
worden iſt,
nicht zugeben, daß die kraft des Verſailler Vertrages gegrün=
dete
Reparationskommifſion abgeſetzt wird und daß irgend
eine Löſung, die nicht ſtreng mit dieſem Vertrag überein=
ſtimmt
, in Erwägung gezogen wird.
Die Reparationskommiſſion wird daher mit ſämtlichen
ihr übertragenen Machtbefugniſſen in Funktion bleiben,
uhne daß ihre Rechte gegenüber Deutſchland verringert werden
können. Der von der deutſchen Regierung vorgeſchlagene Mei=
nungsaustauſch
, den die franzöſiſche Regierung nicht
ablehnt, kann daher eine Beeinträchtigung der
Vorrechte dieſer Kommiſſion durch direkte oder in=
direkte
Anſtalten zu einer Reviſion des Vertrags we=
der
zum Ziel noch zum Ergebnis haben. Hinſichtlich
der Fragen desRheinsund der Ruhr beharrt die fran=
zöſiſche
Regierung auf dem Standpunkt, den ſie wiederholt dar=
gelegt
hat. Sie kann
weder in eine Abſetzung der franzöſiſch=belgiſchen Behörden im
Ruhrgebiet noch in diejenige der Interalliierten Rheinland=
kommiſſion
in den anderen Gebieten einwilligen.
Was die Begründung eines Modus videndi in der
einen oder anderen dieſer heiden Gegenden anbelangt, ſo iſt der
franzöſiſche Miniſterpräſident ſtets bereit, den Anregungen der
Berliner Regierung Gehör zu ſchenken und ſie gegebenenfalls mit
ſeinem Gutachten an die zuſtändigen Behörden weiterzugeben.
Insbeſondere erklärt er ſich bereit, auf ſämtliche Verhandlungen
einzugehen, die auf die Verlängerung der Abſchlüſſe
mit den Induſtriellen, auf die Wiedererweckung des
Wirtſchaftslebens ſowie ſchließlich auf adminiſtrative Fragen
Bezug nehmen, tvobei die franzöſiſche Regierung natürlich das
abfolute Recht behält,
der Rückkehr ausgewieſener Perſonen nur nach Prüfung
eines jeden Einzelfalls zuzuſtimmen.
Zum Schluß ſtellt Poincaré feſt, daß die Juteralliierte Kon=
trolliommiſſion
noch immer ihre regelmäßige Tätigkeit nicht hat
aufnehmen können und er erklärt, daß, ſolange dieſe Tätigkeit
nicht wieder begonnen habe, Deutſchland nicht behaupten könne,
daß es in lohaler Weiſe den Verſgiller Vertrag ausführe.
Llond George über die innerpolitiſche Lage
Englands.
London 16. Dez. (Wolff.) Lloyd George befaßt ſich
in dem Leitartikel des Daily Chronicle mit dem nächſten Schritt
in der innerpolitiſchen Lage. Er tritt für ein Mißtrauens=
botum
gegen die Regierung beim Zuſammentritt des
Unterhauſes ein und iſt der Anſicht, eine Arbeiterregierung ſei
unvermeidlich. Der äußerſte Mißkredit, in den die Regierung
durch ihre törichte Behandlung der auswärtigen Angelegenheiten
geraten ſei und die daraus folgende Verminderung des eng=
liſchen
Anſehens in der Welt hätten viel zur Wahlniederlage der
Konſervativen beigetragen. Jetzt ſei keine Partei ſtark genug,
um ohne Unterſtützung oder wenigſtens ohne Zuſtimmung der
anderen Partei zu regieren. Das Koalitionsexperi=
ment
könne nicht erneuert werden. Eine Koalition
zwiſchen den Liberalen und den Konſervatiden oder den Libera=
len
und den Arbeitern komme nicht in Frage. Jede Frage
des Zuſammenwirkens zwiſchen den Konſerva=
tiven
und den Liberalen müſſe als abgetan gel=
ten
. Die dringendſte Frage ſei, ob die Arbeiterpartei, wenn ſie
die Verantwortung trage, ihre aufreizenden Doktrinen in die
Praxis umſetzen oder die revolutionäre Fackel ſtill auslöſchen
laſſen werde. Das Weſentliche unter den augenblicklichen Um=
ſtänden
ſei, daß die ſozialiſtiſche Partei nicht ohne
die liberale Zuſtimmungregieren könne. Ein gro=
ßer
Teil des Arbeiterprogramms ſei identiſch mit dem der Libe=
ralen
, denn ein Zehntel der Mitglieder der Arbeiterpartei wür=
den
froh ſein, die notwendige Beſchränkung mit der Tatſache zu
erklären, daß die Partei eine Minderheit im Hauſe darſtelle, und
daß daher die Vermögensabgabe und die Verſtaatlichung der
Hauptinduftrien aufgeſchoben werden.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Dezember 1923.
Vom Tage

Sir John Bradbury, der engliſche Delegierte der Reparations=
kommiſſion
, iſt nach England gefahren. Er wird vorausſichtlich anfangs
dieſer Woche nach Paris zurückkehren und dem Präſident der Repara=
tionskommiſſion
die Namen der engliſchen Mitglieder in den beiden
Unterſuchungsausſchüſſen mitteilen.
Nach Meldungen aus Brüſſel werden die Erklärungen des deut=
ſchen
Geſchäftsträgers am Montag nachmittag von der Regierung in
einem Kabingttsrat geprüft.
Einer Agenturmeldung zufolge wurde in Waſhington von maßge=
bender
Seite mitgeteilt, daß die amerikaniſche Regierung es ablehne,
zuzuſtimmen, daß deutſches Kapital in Amerika für Reparationen
beſchlagnahmt werde.
Wie aus Wafhington gemeldet wird, hat der Präſident Coolidge
zahlreiche Begnadigungsgeſuche der in amerikaniſchen Gefängniſſen in=
haftierten
deutſchen Kriegsgefangenen unterzeichnet.
Der Präſident der Republik Polen hat nachdem er die Meinung der
Parteiführer eingeholt hatte, die Demiſſion des Kabinetts Witos
angenommen und betraute den Führer der Volkspartei Thu=
gutt
mit der Neubildung des Kabinetts.
Durch ein Erdbeben ſind in Columbien viele Perſonen ge=
tötet
und eine große Anzahl verletzt worden. Die Stadt Cumbal
an der Grenze Eeuadors iſt zerſtört worden. Aus den Trümmern
wurden bereits 85 Tote geborgen. Die von Cumbal ausgehenden
Straßen ſind durch große Erdrutſche geſperrt. Die volle Ausdehnung
des Erdbebens iſt noch unbekannt.
Hirnnn
Deutſchlands Ernährungsſage.
Berlin 15. Dez. (Wolff.) In einer Unterredung über die
deutſche Ernährungslage mit dem Berliner Vertreter
der Hearſtpreſſe, Karl von Wiegand, betonte der Reichsernäh=
rungsminiſter
Graf Kanitz zunächſt, daß auch in der Vor=
kriegszeit
eine beträchtliche Einfuhr ſtattgefunden habe. Die ge=
genwärtigen
Einfuhrſchwierigkeiten ſeien mit der rückläufigen Ent=
wickelung
der deutſchen Wirtſchaft und der Finanzen in der Nach=
krieigszeit
, vor allem ſeit der ſchweren Schädigung durch den
Ruhreinbruch und die rigoroſen Maßnahmen, der franzöſiſchen
Regierung eingetreten. Auf die Frage des Herrn von Wiegand,
ob die im Ausland verbreiteten Nachrichten, daß der Egois=
mus
der deutſchen Landwirtſchaft weſentlich die
Schwierigkeiten der Ernährung verſchulde, erwiderte der
Miniſter: Von einigen weſentlichen Ausnahmefällen abge=
ſehen
, hat ſich die Landwirtſchaft um die Ernährung der deut=
ſchen
Bevölkerung große Verdienſte erworben. Während der Ge=
treidezwangswirtſchaft
erhielt ſie für das Getreide Preiſe,
die weit hinter dem Wektmarktpreis zurückſtanden.
Neben dieſen behördlich feſtgeſetzten, nicht freiwilligen Leiſtungen
hat die Landwirtſchaft durch unentgeltliche Hergabe
von Lebensmitteln an bedürftige Kreiſe eine charitative
Tätigkeit in großem Umfange ausgeübt. Außerdem folgten die
landwirtſchaftlichen Produkte der allgemeinen Tendenz, daß die
Preiſe über den Wel marltpreis hinausgehen, nicht. Die Ge=
treidepreiſe
liegen jetzt ſogar zum Teil unter der Höhe der Vor=
kriegszeit
. Das Gerücht, die deutſche Landwirtſchaft hielte mit
ihren Produkten zurück, und nähme Wucherpreiſe, muß als
eine böswillige Erfindung bezeichnet werden. Die Kar=
toffeln
wurden im Herbſt durchweg zu Preiſen abgegeben, die
meiſtens weit hinter den Vorkriegspreiſen zurückblieben.
Schwierigkeiten machte lediglich die Form der Be=
zahlung
, da nicht genügend wertbeſtändige Zahlungsmittel
vorhanden waren. Dieſer Zuſtand iſt nun, wie wir hoffen dürfen,
mit der Einführung der Rentenmark überwunden. Aber all das
hilft über die Tatſache nicht hinweg, daß die Landwirtſchaft
nicht genügend Ware hat, die deutſche Ernährung ſicher=
zuſtellen
, vor allem nicht genügend Getreide und Fett. Der Zu=
ſchuß
, der notwendig ſein wird, iſt wie in den Vorjahren
etwa auf 1½ Millionen Tonnen zu errechnen. Die Zufuhr von
Fett iſt ebenſo dringlich. Die letzte Viehzählung vom 1. Dezem=
ber
1922 ergab einen Schweinebeſtand von 14,6 Millionen Stück
gegen 22,5 Millionen Stück im Jahre 1913, alſo einen Rückgang
von einem Drittel. Dazu tritt noch der Rückgang an Durch=
ſchnittsgewicht
. Bei Rindern betrug die zahlenmäßige Abnahme
faſt 2 Millionen Stück. Das Durchſchnittsgewicht der Rinder
zurück. Die Armut an Fett und Fleiſch und die Unmög=
lichkeit
, mit den eigenen Erzeugniſſen ſelbſt auszukommen, iſt ge=
genwärtig
viel größer als vor dem Kriege. Die Einfuhr
dieſer Fehlmengen iſt ein unbedingtes Gebot.
Sie iſt aher nur möglich bei der Gewährung von Krediten.
Man ſagte wohl im Auslande, daß die Kredite nicht ſo drin= bekunden. Für den Augenblick könne es ſich nur darum ha f=
gend
ſeien, weil erſt die deutſche Ernte aufgezehrt werden könne.
Wäre aber die Ernte zum Ende des Winters vollſtändig aufge=
zehrt
, ſo würde die Stockung der Einfuhr ſofort zu kataſtrophalen
Folgen führen müſſen. Hier gelte auch das alte Wort: Wer
ſchnell gibt, gibt doppelt. Ein Volk, dem es gelingt, die not=
wendige
Einfuhr nach Deutſchland ſicherzuſtellen, was nichts an= derverhandlungen bemerkt die Idea Nazionale, daß die
deres bedeutet, als die notwendigen Kredite zu verſchaffen oder
zu gewähren, wird ſich darum das Verdienſt erwerben, ſowohl für
die politiſch=wirtſchaftliche Beruhigung der ganzen Welt als auch tät gegenüber den Verträgen der Großinduſtrie mit der M
für die Erhaltung von Millionen Menſchen, die heute ſchon den zu wahren, dieſe Verhandlungen herbeigeführt haben. J
ſchwerſten Entbehrungen ausgeſetzt ſind und berechtigerweiſe mit
den ſchlimmſten Befürchtungen den Wintermonaten entgegenſehen,
beizutragen.

Rummer 34
Die deutſche Demarche.
Die Note an die Reparationskommiſſior
Berlin, 16. Dez. (Wolff.) Die geſtern vom Vorſitz
der Kriegslaſtenkommiſſion, Staatsſekretär Fiſcher, der
rationskommiſſion übergebene Note der deutſchen
gierung lautet:
Deutſchland hat nach dem Ergebnis, der letzten Ger
ernte und nach den Erfahrungen der letzten Jahre der B=
getreideeinfuhr
einen Bedarf von noch etwa 11
lionen Tonnen bis Auguſt 1924. Da der Ankauf, die
frachtung über See, die Verteilung im Inlande auf die Mi=
die
Vermahlung, die Zufuhr des Mehles an die Verbre
einen Zeitraum von mehreren Monaten erfordert, kann mi
Ankauf und der Einfuhr dieſer Getreidemengen nicht get
werden, bis die inländiſchen Getreidevorräte aufgebraucht
Die Einkäufe aus dem Ausland müſſen auf einen längeren ;
raum verteilt werden, weil bei einem Zuwarten bis zur Ex
fung der inländiſchen Getreidevorräte Ergänzungskäufe nu
ſtärker anziehenden Preiſen erfolgen könnten und außerde
folge der Verknappung der Inlandsvorräte eine übern
Steigerung des Inlandpreiſes eintreten würde. Deutſchla
für den Ankauf dieſes Getreides auf die Aufnahme von
landskrediten angewieſen. Ferner hat Deutſchland
den Erfahrungen der letzten Jahre, zu ſeiner Fettver
gung einen laufenden Zuſchuß aus dem Ausland notw .
der monatlich 10 000 Tonnen beträgt. Die Einfuhr dieſer
mengen iſt für den dringenden Lebensbedarf der deutſcher
völkerung unerläßlich und ohne Auslandskredit gefährdet
den Kreditverhandlungen, die aus den dargelegten Gr
eingeleitet wurden, hat ſich ergeben, daß ausländiſche 2,
ken zu einer Kreditgewährung in Höhe von 50 bis 70 Mil
Dollars bereit ſind, daß ſie den Kredit aber nur unter der H
ausſetzung geben wollen, daß dieſem Kredit die Prior;
vor den Reparationsverpflichtungen Deutſch,
eingeräumt wird. Die deutſche Regierung beehrt ſich dahe
Reparationskommiſſion zu bitten, eine grundſätzliche Erkl,
in der Richtung abzugeben, daß für einen für den Ankau ;
Brotgetreide und Fett beſtimmten dreijährigen Kredit in 5
bis 70 Millionen Dollars gemäß Artikel 251 des Vertrage =
Vorrang vor den Reparationsverpflichtungen eingeräumt 5
Die deutſche Regierung bittet die Reparationskommiſſior a
Hinblick auf die dargelegte Dringlichkeit um die Beſchleun
ihrer Entſcheidung.
Der Antrag auf Einräumung des Vorranges des Ki=
vor
den Reparationsverpflichtungen erwies ſich als nötie
inzwiſchen einwandfrei feſtgeſtellt iſt, daß ohne dieſe Vorlx
gung ein ſolcher Kredit nicht zu erlangen iſt. Es beſtehen k=
tigte
Hoffnungen, daß der Kredit gewährt wird, wenn die
rationskommiſſion den Vorrang vor den Reparationsverpfli
gen erklärt. Nach Artikel 251 Abſatz 2 des Verſailler Vert 8
haben die Koſten der Verſorgung Deutſchlands mit Leben
teln, ſoweit ſie von den alliierten und aſſoziierten Regierrer
für notwendig erachtet werden, um Deutſchland die Erfi g
ſeier Wiedergutmachungsverpflichtungen zu ermöglichen,
Vorrang in dem Maße und umter den Bedingungen, die vo
alliierten und aſſoziierten Regierungen feſtgeſetzt werden.
Die Reparationskommiſſion hat nunmehr erneut die
lichkeit, zu zeigen, daß ſie dem deutſchen Volke die nott=
digen
Exiſtenzbedingungen gewähren und dam =
Vorausſetzungen zur Wiederherſtellung ſe
Reparationsfähigkeit ſchaffen will.
Franzöſiſche Preſſeſtimmen.
Paris, 16. Dez. (Wolff.) Zu dem geſtrigen Schritt
deutſchen Geſchäftsträgers v. Hoeſch am Quai d’Orſah n
der größte Teil der Preſſe eine abwartende Haltung=
da
, wie verſichert wird, die größte Diskretion hinſichtlich des s
halts des geſtern nachmittag vom deutſchen Geſchäftst
überreichten Aide Mémoire zu der Unterredung vom Vorn A.
ging von 250 Kilogramm im Jahre 1913 auf 213 Kilogramm 1922 gewahrt wird. Eine ſchroffe Ablehnung findet ſich nur in
gen Blättern, deren ausſchließlich nationaliſtiſche Richtun
kannt iſt.
Der Petit Pariſien ſchreibt. Es ſei zwar leicht zu errate: 2
das Aide Momoire des deutſchen Geſchäftsträgers 1
entfernt ſei, Frankreich zu befriedigen. Ab S
komme darauf an, daß Deutſchland bereit ſei, guten Will *
die unerläßliche Entſpannung herbeizuführen.
Italieniſche Beſorgniſſe.
Rom, 16. Dez. (Wolff.) Zu den deutſch=franzöſiſchen
unſchlüfſige engliſche Politik, der amerikaniſche Platonis
die Kriſe des Reiches und die Notwendigkeit, die Staatsa
ſei durch Sonderverträge berechtigt, bei den franzöſiſch=deu
Unterhandlungen vertreten zu ſein. Auch andere Blätter d
Beſorgnis über die Sonderverhandlungen aus.

* Ein Kämpfer gegen den Oeſpotismus.
(Zu Fr. K. v. Moſers 200. Geburtstage, 18. Dezember.)
Die deutſche Aufklärung hat in politiſcher Hinſicht nicht ſo
Großes geleiſtet wie in geiſtiger und kultureller Beziehung. Der
wichtigſte unter dieſen politiſchen Aufklärern des 18. Jahrhun=
derts
in Deutſchland war Friedrich Karl v. Moſer, der Ver=
faſſer
des berühmten Buches Der Herr und der Diener, der
auch durch ſein Lebensſchickſal, ſo recht ein Beiſpiel für die Will=
kür
deſpotiſcher Regierungsformen, das größte Aufſehen erregte.
Der weitſchauende und charaktervolle Mann, deſſen Werke auch
heute zum Teil ihre Zeitgemäßheit noch nicht verloren haben, ver=
dient
bei der Wiederkehr ſeines 200. Geburtstages am 18. De=
zember
ein Erinnerungsblatt. Als Sohn jenes Johann Jakob
Moſer geboren, der bereits als Vorkämpfer der Idee des Rechts=
ſtaates
in der deutſchen Geſchichte als einer ihrer ehrwürdigſten
Charaktere fortlebt, gelangte Karl Friedrich fruh zu hohen Aem=
tern
und machte ſich im Jahre 1739 durch das Werk bekannt, mit
dem auch heute noch ſein Name hauptſächlich verknüpft iſt: Der
Herr und der Diener, geſchildert mit patriotiſcher Freiheit. Die
Verfaſſer der Literaturbriefe kennzeichneten den Hauptinhalt
dahin, daß hier die kleinen Tyrannen unter Fürſten und Mini=
ſtern
geſtraft werden und der Grundriß für die Einrichtung einer
vernünftigen Landesregierung gegeben werden ſollte. Mit außer=
ordentlicher
Kühnheit wendet ſich Moſer hier gegen die Fürſten
des aufgeklärten Deſpotismus und betont ihre Pflicht gegen das
Volk, wo die meiſten von ihnen nur Rechte ſahen. Aber nicht nur
den Herrſchern wird ein klarer Spiegel ihres Weſens vorgehalten,
ſondern auch den Beamten. Denn nächſt dem Herrn kommt alles
darauf an, was er für Diener hat; vergebens ſind die herrlichſten
Geſetze, die beſten Geſinnugen eines Herrn, wenn die Miniſter,
Räte und Diener nichts taugen. Zum erſtenmal wird hier die
Forderung erhobent, daß der Beamte nicht Diener ſeines Für ten
ſondern Staatsdiener iſt, und dieſe Mahnungen an die Beamten,
nicht den häufig ungerechten Forderungen ihrer Herrn ſich zu
ſügen, ſondern das Gemeinwohl über alles zu ſtellen, hat er im=
mer
wieder mit größter Eindringlichkeit wiederholt. Auch ſeine
bielgenannte, aber künſtleriſch wenig bedeutende Erzählung Da=
niel
in der Löwengrube ſoll nur zeigen, wie ein aufgeklärter
Ratgaber trotz aller Verleumdungen und Anklagen, denen ſeine
ehrliche Geſinnung ausgeſetzt iſt, doch über alle Ränke ſiegt.
Moſers Kampf gegen die Willkür des Deſpotismus, gegen
die Verwilderung der Rechtspflege und die Unterdrückung freier

Gedankenäußerung erregte die höchſte Anteilnahme bei allen, die
dem neuen Geiſt huldigten. Herder ſagte von ſeinen Schriften,
ſie ſeien mit einer Wahrheit und Herzlichkeit geſchrieben, als ſei
der Verfaſſer einmal Luthers Freund und Amanuenſis geweſen.
Auch Goethe hat Moſers Charakterbild in Dichtung und Wahr=
heit
mit wärmſter Anerkennung gezeichnet. Was noch beſonders
für ihn einnahm, war, daß er den Kampf für ſeine Ideen mit
ſeinem Lebensſchickſal beſiegelte und auch als ein neuer Daniel
in die Löwengrube geworfen wurde. Die Große Landgräfin
von Darmſtadt, Henriette Karoline, hatte ihn 1772 als erſten
Staatsminiſter mit abſoluter Machtvollkommenheit zur Ordnung
der völlig verfahrenen Verhältniſſe ihres Landes berufen. In
der Durchführung der notwendigen Reformen ließ er ſich weder
durch die Widerſpenſtigkeit der Beamten, noch durch die Ungnade
des Fürſten ſelbſt zurückſchrecken, aber Landgraf Ludwig IK.,
der in der jämmerlichſten Soldatenſpielerei und Maitreſſenwirt=
ſchaft
verkommen war, wollte keinen Hofmeiſter haben, und als
die gute Landgräfin geſtorben war, verſetzte er den Retter des
Landes in peinlichen Anklagezuſtand, ließ ihn 1781 verhaften und
dann ſpäter ohne Rechtsſpruch aus dem Lande verweiſen. Moſers
Klage beim Reichshofrat hatte den Erfolg, daß ein Verfahren
eingeleitet wurde, in dem Genugtuung und Schadenerſatz für ihn
gewonnen werden ſollte. Der Prozeß zog ſich hin, und nach dem
Tode Ludwigs traf ſein Nachfolger mit Moſer ein gütliches Ab=
kommen
. Unterdeſſen aber war der greiſe Mann unermüdlich
weiter für ſeine Ideen tätig und wirkte in ſeinem Patriotiſchen
Archiv Bedeutendes für die politiſche Ausbildung der Deutſchen,
bis er 1798 zu Ludwigsburg ſtarb.

C.K. Das neue Kiel im engliſchen Licht. Ein Sonderbericht=
erſtatter
der Times, der den früheren deutſchen Hauptkriegshafen
Kiel beſucht hat, betont in einer eingehenden Schilderung des
neuen Kiel, daß man ſich hier mit bemerkenswertem Geſchick
auf die durch den Verſailler Vertrag geſchaffenen Verhältniſſe
umgeſtellt hat. Alle ſtrategiſchen Anlagen ſeien abgebaut, und in
dieſer Beziehung habe die Bemerkung eines deutſchen Admirals,
daß der Frieden eines engliſchen Kirchhofes über Kiel gekom=
men
ſei, nicht ſo unrecht. Die Bürger der Stadt, fährt er fort,
haben nichtsdeſtoweniger keineswegs auf ihren Platz unter der
Sonne verzichtet. Sie ſind feſt davon überzeugt, daß eine Be=
völkerung
, die in 50 Jahren von 30 000 auf 200 000 anwuchs,
weiter gedeihen wird. Das Wachstum der Stadt erforderte weit=

gehende Veränderungen und Anpaſſungen nach dem Kriege
großen Werften wurden für den Bau von Handelsſchiffen
Maſchinen aller Art umgeſtellt. Die Reichswerft und die
ſtätten von Friedrichsort wurden von den Deutſchen We
übernommen. Auf dieſe Weiſe war es möglich, Beſchäft
für 40 000 bis 50 000 Menſchen zu finden. Das neue Kiel
nicht nur ein Mittelpunkt der Induſtrie, ſondern ein *
Handelshafen ſein. Ueberraſchend ſchnelle Fortſchritte ſin!
zwei neuen Häfen an der Mündung des Kanals gemacht
den. Dieſe Anlagen aber ſind nicht endgültig, ſondern nu
Teil deſſen, was geplant wird. Der Wikhafen wird als Frei
innerhalb der nächſten Wochen eröffnet werden. Ein an
zollfreies Gebiet von bedeutender Größe iſt bei Voßbrook in
ſicht genommen. Induſtrien, die hier ihre Fabriken erb
werden nach ihrem Gefallen einführen und ausführen
Ein Hafen wird angelegt, wo die nicht vollendete Weri
Unterſeeboote war. In, allen drei Häfen werden die gr
Ozeandampfer bis an die Kais herankommen können. Man
daß Kiel ſo den ganzen Verſchiffungshandel nach der Oſtſe
ſichern wird, den jetzt Hamburg und Kopenhagen haben.
Transport durch den Kanal und über Kiel bietet eine ErſP
von mehr als 12 Kilometer Wegs und 10 Stunden vor Han
und verhältnismäßig mehr vor Kopenhagen.
C.K. Altägyptiſche Gold= und Silberſtatuetten. Die nei
Bergungsarbeiten im Grabe des Pharao Tutanchamon
zahlreiche intereſſante Gegenſtände zutage gefördert, die ſich
ſchen dem äußeren Grabſchrein und dem Sarkophag befa
Dabei erwieſen ſich zwei in Leinwand eingehüllte Stäbe bei
rer Unterſuchung als unerwartete Kunſtſchätze. Als ſie he
gebracht wurden, fand man ſie ungewöhnlich ſchwer, und
behutſame Ablöſung der Umhüllung zeigte zunächſt den C
des Goldes, und dann trat bei dem erſten Stock eine go
Statuette des Königs zutage, die die Krönung dieſes
monienſtabes bildete. Der zweite Stab wies eine ähnliche 7
aber aus Silber, auf und war auch ſelbſt aus dieſem Metall
Statuetten ſind wundervolle Arbeiten, in denen der Herrich
jugendlicher Geſtalt, mit dem Herrſcherſymbol, der Uräusſcht
geſchmückt, erſcheint. Die Züge und Glieder ſind vortrefflich
delliert, und alle Feinheiten konnte man erſt unter dem
größerungsglas erkennen, das auch die vortreffliche Erhal
der Stücke ganz offenbarte. Die Stöcke waren augenſche:
koſtbare Amtsſtäbe hoher Beamter, die bei den Feſtumzüge!
tragen wurden und zu dem offiziellen Krönungsſchatz des
raos gehörten.

*
S


S
B
7

[ ][  ][ ]

ammer 348.

Darukädter Zagbinit, Moutag, den 12. Dezember 1323.

Seite 3.

die Finanziage der Reichsbahn.
E Interview des Reichsverkehrsininiſters.
erlin, 15. Dez. (Wolff.) Ein Vertreter des Wolff=
8=uis befragte den Reichsverkehrsminiſter, wie es
u e Finanz= und Geldlage der Reichsbahn be=
(clei, und welche Pläne er für die Geſundung der Reichs=
e
habe. Der Reichsverkehrsminiſter Oeſer führte dazu un=
folgendes
aus:
ekanntlich hat ſeit dem 15. November die Finanzierung der
Hen Reichsbahn aus allgemeinen Reichsmitteln aufgehört,
9daß dieſem Rieſenunternehmen mit einem Anlagewert von
E5 Goldmilliarden ein Betriebsfonds mit auf den Weg ge=

ſe worden wäre. Dazu kommt, daß das Unternehmen, das
wyud des ganzen Jahres 1922, d. h. bis zum Ruhr=
Sf, in ſeinem Etai balanzierte, in den letzten Mona=
e
s eine Folge der Aufgabe des Rhein= und Ruhrkampfes
ia zehlbeträgen arbeiten mußte und heute ohne Deckung
ſie ne Verbflichtungen für werbende Anlagen daſteht.
Faß deshalb vorübergehend dem Unternehmen auch an Bar=
heiiz
zur Deckung dieſer großen Geſamtverpflichtungen ſo
! fehlen, bis es ſich eine neue Kreditorganiſation
aut hat. Die Perſonalkoſten und laufenden ſachlichen
ey (z. B. für Kohle, Oel uſw.) können bereits heute wieder
en laufenden Einnahmen gedeckt werden. Anders liegen
ie Verhältniſſe bei den Koſten für Rhein und Ruhr
ſis ür werbende Anlagen, wié neue Lokomotiven, Bahnhofs=
ſ
ien uſw. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß, nachdem der Finanz=
ier
der Reichsbahn ſeine Kredite entzogen hat, es augenblick=
ieh
er Reichsbahn an Mitteln fehlt zur Finanzierung dieſer
SSte, wie das bei einem Privatunternehmen nicht anders
dürde. Der Mangel an Betriebsmitteln iſt leider
i. fanz allgemeine Erſcheinung der heutigen deutſchen Wirt=
S Ueber dieſe Bauten und Beſchaffungen laufen eine Reihe
tym Zerträgen, die bis zum 1. April ſchätzungsteiſe eine
Sſtung von 200 Millionen ausmachen. Hierzu kom=
m
für den gleichen Zeitraum rund 100 Millionen für
aben, die mit dem Ruhrſchickſal zuſammenhängen. Zur
2ng dieſer 300 Millionen und zur Bildung eines Betriebs=
, den ein ſo großes Unternehmen wie die Reichsbahn nicht
wiren kann, müſſen Kredite an Anſpruch genommen wer=
ſc
Es iſt nur natürlich und dankenswert, daß die Judu=
der
die geſamten Beſtellungen der Reichsbahn zugute
Een, ihren Wechſelkredit zur Verfügung ge=
t
14 hat. Wenn in einer Mitteilung von Verpflichtungen der
tanges d2 Ic sbahn in Höhe von 550 bis 600 Millionen die Rede iſt, ſo
ſich mirrt dieſe Angabe einer Grundlage. Es ſcheint ſich hier um
e dieſt heeis Verwechſelung mit Beträgen zu handeln, die unter Um=
Es beſtehn ta n einmal für Inveſtititionsanleihen in Betracht kommen
ſikd, wem)/S en, wenn die Reichsbahn wieder an Bauten und Beſchaf=
arat

Mürinin größerem Stile herangehen kann. Der Boden für dieſe
Ler
e taufnahme und für eine durchgreifende Sanierung des
riehmens iſt vorbereitet.
ſer eingeleitete Perſonalabbau und die ſchärfſte
5 chränkung in allen ſachlichen Ausgaben wer=
rmöglichnde
ch in allernächſter Zeit bereits finanziell günſtig auswirken.
ungen, di 2 der beſteht kein Zweifel mehr, daß die Eiſenbahnverwaltung
ſetzt weiſ u tlich geändert werden muß. Es müſſen neue Wege ein=
neut
ſige agen werden, um den Leiſtungsgrad des Unter=
nun
lixens weiter zu ſteigern, als es heute in den Formen
mei 3. Staatsverwaltung möglich iſt. Eine Umſtellung des
ungiſt sbahnunternehmens wäre längſt erfolgt, wenn nicht der
R5 einbruch dazwiſchen gekommen wäre. Jetzt iſt die Durchfüh=
f
: eingeleitet worden. Der Reichsfinanzminiſter hat
de euen Vorſchlägen ſchon grundſätzlich zugeſtimmt. Bal=
imnmen
.
dis wird ſich das Kabinett mit der Frage beſchäftigen. Vor=
erden ſelbſttzerſtändlich die Länder, die an dem Staats=
S ig beteiligt ſind, gehört werden. Ebenſo werden der Reichs=
fa
nd der Fünfzehnerausſchuß des Reichstags damit befaßt
hiüſtwo gr. Es iſt eine Notverordnung geplant, deren Ab=
Heſch 5 g durch ein endgültiges Geſetz zum 1. April 1924 erfolgen
ſom ſo Die Reichsbahn hat die innere Kraft und ebenſo den feſten
ſchM r, dieſe Organiſation ſelbſt zu geſtalten. Sachkundigen
ſit R: wird ſie ſich dabei gern bedienen.
Proteſte gegen den Beamtenabbau.
Berlin 16. Dez. (Priv.=Tel.) Der Berliner Bezirks=
9 gb= nd des Allgemeinen Deutſchen Beamtenbundes hat heute
uu einer ſehr ſtürmiſch verlaufenen Verſammlung eine Ent=
nur
daſſ ſo zung angenommen, in welcher gegen die Beſoldung und
XP nalpolitik der Regierung aufs ſchärfſte Proteſt erhoben und
er) twird, daß die Sanierung der Reichsfinanzen durch Heran=
z
brig des Beſitzes, nicht aber durch Perſonalabbau und un=
ſersglich
niedrige Löhne und Gehälter herbeigeführt werden

ji
U. Leipzig, 16. Dez. Das Ortskartell Leipzig des Deut=
ſSi
Beamtenbundes faßte eine Entſchließung gegen die Per=
ſai
abbauverordnung, in der gefordert wird, daß die Reichs=
t
rng mit den Spitzenverbänden ein Geſetz ſchafft, das für
Frung und Beamtenſchaft annehmbar und erträglich iſt.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Dezember.
Invalidenverſicherung.
Nachdem mit Wirkung vom 2. Dezember d. J. das Einzugsberfah=
ren
in der Invalidenverſicherung für die Provinzen Starkenburg und
Oberheſſen aufgehoben iſt, erfolgt von dieſem Zeitpunkt ab in dieſen
beiden Provinzen der Einzug der Beiträge zur Indalidenverſicherung
nicht mehr, wie ſeither, durch die Krankenkaſſen. Die
Arbeitgeber haben bielmehr dieſe Berräge für die
bei ihnen beſchäftigten Perſonen ſelbſt zu entrich=
ten
. Zu dieſem Zweck haben ſie ſich deren Quittungskarten von den
ſeitherigen Einzugsftellen, den Krankenkaſſen, zu beſchaffen und vom
2. d. M. ab bei jeder Lohnzahlung die der Entlohnung entſprechenden
Beitragsmarken in die Karten einzutleben und durch Aufſchrift des letz=
ten
Tages der Beſchäftigungswoche zu entwerten (z. B. 8. 12. 23 für
die erſte Dezemberwoche. Arbeitgeber, die dieſer Verpflichtung nichſt
nachkommen, machen ſich ſtrafbar und können außerdem von der Landes=
verſicherungsanſtalt
zur Zahlung des doppelten Betrags der Rückſtände
herangezogen werden. Da die Allgemeinheit über die Höhe der der=
zeitigen
Beiträge ſcheinbau noch nicht genügend unterrichtet iſt, ſeien
ſie nacſſtehend nochmals mitgeteilt. Es galten vom 19. November bis
einſchließlich 9. Dezember d. J.

Lohnklaſſe monatlicher Lohn: Wochenbeitrag: bis 25 Billionen Mauk 95 Milliarden Mark über 125 Dieſe Beiträge ſind durch den Reihsarbeitsminiſter mit Wir kung vom 10. Dexember d. J. wie folgt weiter erhöht tuo Lohnklaſſe monatlicher Lohn: Wochenbeitrag bis 50 Billionen Mauk 190 Milliarden Mark 250 100 74 940 liber 250 1160

Auch dieſe Beiträge gelten vorausſichtlich nur bis zum 31. Dezem=
ber
d. J., da am 1. Jcnuar 1924 wertbeſtändige Beiträge eingeführt
werden ſollen.
Heſſiſches Landestheater. Firlefanz, das neue Weihnachts=
märchen
von Fritz Peter Buch, dem Verfaſſer von Prinzeſſin Huſche=
wird
, kommt heute, Montag, abends 7 Uhr, im Kleinen Haus zur Ur=
aufführung
. Die Titelrolle (Firlefanz) ſpielt Käthe Gothe. In weite=
ren
Hauptrollen ſind beſchäftigt: Eliſabeth Lennautz (Lieſe) und die
Herren Jürgas (Sommer und Winter), Rappard (Peter), Ritter ( Bür=
germeiſter
), Schneider (Natsherr) und Weſtermann (Pinkepunk).
Muſikverein. In der geſtrigen Hauptprobe kam erſtmalig in
Darmſtadt d

ſericht. Karten ſind noch zu haben in den Muſikalienhandlungen und an
der Abendkaſſe des Landestheaters.
Turn= und Feſtſpielabend. Auf viele Anfragen teilt die
Turngemeinde Darmſtadt 1846 mit, daß ſie bereit iſt,
das Bühnenſchauturnen und Feſtſpiel Friſch auf mein Volk
noch einmal zu wiederholen. Jedoch hängt die Wiederholung
davon ab, daß die Gewähr für ein volles Haus gegeben iſt. Ein
geldliches Wagnis kann die T.G.D. 1846 auf keinen Fall ein=
gehen
. Es werden deshalb alle Schulen, Vereine und Körper=
ſchaften
, welche die Veranſtaltung befuchen wollen, gebeten, bis
23. Dezember ſchriftlich ihren Kartenbedarf bei der T. G.D. 1846,
Turnhalle Woogsplatz, anzumelden. Der Kartenpreis iſt 1, 1,50,
2 und 2,50 Mk. Als Aufführungstag kommt ein Sonntagnach=
mittag
, und zwar der 30. Dezember oder der 6. Januar, in
Betracht.
II. M.
Eleonorenſchule. Ein ſchönes Bild einmütigen Zuſammenarbeitens
zwiſchen Lehrerin und Schülerinnen bot die Weihnachtsfeier der Klaſſe 6b
der Eleonorenſchule. Die rührige Lehrerin, Fräulein Nau, hatte zu der
kleinen Feier auch die Eltern ihrer Schüler eingeladen. Eine Kaffeetafel
bei traulichem Kerzenſchein vereinte Eltern und Schülerinnen bei den
Gaben, zu denen die Eltern der Schüler freudig beigetragen hatten.
Nach einer Einleitungsanſprache der Veranſtalterin ſprach eine der klei=
nen
Schülerinnen ein Begrüßungsgedicht. Volks= und Weihnachtslieder
verbunden mit Tanz und Reigen, wechſelten in bunter Reihenfolge ab.
Eine Aufführung Wintersanfang, in der die Schülerinnen eim Schwälb=
chen
, einen Raben, ein Elfchen, Frau Holle und den Wind darſtellten, fand
freudigen Beifall bei den erſchienenen Beſuchern. Das Weihnachtsſtiid
Sterntaler, in dem in ganz reizender Weiſe die kleinen Mädchen auch
ſchon ihre Darſtellungskunſt zur Geltung brachten, wurde vorzüglich
durchgeführt. Auch ein Puppentheater, das die Wolfsſchlucknſzene und
die Rütliſzene aus Wilhelm Tell und dann anſchließend Weihnachts=
märchen
zur Aufführung brachte, erweckte frohe Stimmung in den Herzeit
der kleinen Zuſchauer,, die ſich auch auf die anweſenden Eltern übertrug.
Es war eine frendige Zuſtimmung auf allen Geſichtern der großen und
kleinen Beſucher zu erblicken, als aus der Mitte der Elternſchaft heraus
in herzlichen Worten der Veranſtalterin und Lehrerin Fräulein Nau
gedankt wurde für ihre große Mühewaltung bei der Vorbereitung zu
diefer Feier. Tragen doch dieſe Feiern dazu bei, das Band, das ſich um
Lehrerin und Schülerinnen und auch um die Eltern ſchließen ſoll feſter
zu knüpfen zum Segen Aller und nicht allein zum Vorteil der Schule,
1ieber die Währungsfrage ſpricht am Dienstag abend, auf Veran=
laſſung
der Deutſchen demokratiſchen Partei, in deren Geſchäftsräumen
Bankdirektor Seipp. Es iſt anzunehmen, daß dieſe hochaktuelle Frage,
von einem Fachmann behandelt, manchen intereſſieren dürfte und Aus=
gangspunkt
zu einer eingehenden Ausſprache ſein wird. (Siehe Anzeige.)

Wirtſchaftspolitiſche Tagung der Zentralſtelie zur
Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen
am 28. und 29. Dezember 1923 im Sitzungsſaal des Laudtags
zu Darmſtadt.
Der letzte Kurſus der Zentralſtelle für Voltsbildung in dieſem
Jahre foll behandeln: Politik Wirtſchaft und Währung.
Damit iſt der Kreis der ſtaatsbürgerlichen Schulungs= und Aufklärungs=
arbeit
geſchloſſen, indem wir zunächſt die allgemein politiſchen und dann
die kulturpolitiſchen Fragen von bewährten Sachkennern behandeln lie=
ßen
, um jetzt die wirtſchaftspolitiſchen Fragen des heutigen Deutſchland
zum Gegenſtand eingehender Erörtsrungen zu machen. Wir empfinden
es jeden Tag dringlicher welche ernſte Aufgabe den Volfsbildnern und
Volkserziehern auf dem Gebiete der ſtaatsbürgerlichen und wirtſchaftlichen
Schulung und Aufklärung aller Volkskreiſe geſtellt iſt. Darum will die
Zentralſtelle getreu ihrem Programm an dieſer wichtigen vater=
ländiſchen
Sache weiterhin mit Nachdruck tätig ſein. Wir verfolgen da=
mit
das ſei auch hier noch einmal eindeutig betont keinerlei Be
kehrungsabſichten, ſondern die Abſicht dieſer ſtaatsbürgerlichen Kurſe iſt,
in Ausſprache mit pplitiſch, wirtſchaftlich und kulturell führenden Per=
ſönlichkeiten
die Einſicht in die Schwierigkeiten unſerer Lage, die Gründe
für unſere inneren und äußeren Nöte und die Möglichkeiten der Beſſe=
rung
durch die verantwortungsbewußte Ausſprache, die frei von aller
Partei= und Intereſſenpolitik iſt, zu ſuchen.
Der wirtſchaftspolitiſche Lehrgang hat alſo dor allem die Aufgabe,
die eigentlichen Urſachen der außerordentlichen wirtſchaftlichen Not des
deutſchen Volkes, die faſt jeder unmittelbar an ſich ſpünt, klarzulegen und
Wege zu einer dauernden Heilung zu zeigen. Dieſe Dinge können ge=
rade
vom Standpunkt ehrlicher und vexantwortungsbewußter Volksbil=
dungs
= und Erziehungsarbeit aus nicht ernſt genug genommen werden.
Dieſe Dinge ſind auch um deswillen von beſonderer Bedeutung, weil
zwiſchen Wirtſchaftspolitik und Kulturpolitik ſehr enge zwangsläufige
Verbindungen beſtehen.
Der neue Kurſus findet am 28. und 29. Dezember
ds. Js. im Sitzungsſaal des Landtags zu Darmſtadt
ſtatt. Der 1. Vortrag beginnt am Vormittag des 28.
Dezember, um 10 Uhr. Als Vortragender iſt gewonnen der Pri=
datdozent
an unſerer Landesunjverſität, Dr. Friedrich Raab, der
als Leiter der Arbeitsſtätte für ſachliche Politik und als Referent beim
Reichsſpaxkommiſſar ſehr Weſentliches und Weiterführendes zu dem
Thema zu ſagen hat. Er wird den ganzen Stoff in 4 Vorträgen behan=
deln
und zwar:
1. Deutſchlands Wirtſchaftsbilanz,
2. Deutſchlands Finanzbilanz und Währungsverhältniſſe,
3. Die Geſundung der Reichsfinanzen,
4. Der Zuſammenhang der Wirtſchaftspolitik mit Sozial= und Kul=
turpolitik
.
Jeder Vortrag wird 1½ Stunde dauern. Hieran anſchließend wird
eine ausführliche Ausſprache ſtattfinden, bei der Jedermann Gelegenheit
geboten iſt, ſeine eigenen Anſichten zu dem Gegenſtand ſgchlich und vor=
urteilsfrei
zu vertreten.
In einem öffentlichen Vortrag, der vorausſichtlich am 28. Dezem=
ber
abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ſtattfindet,
wird er das höchſt aktuelle Thema Die Neugeſtaltung unſeres
Steuerweſens behandeln.
Wir machen alle diefenigen, die dieſen Fragen Intereſſe entgegen=
bringen
und das ſollten alle führenden Perſönlichkeiten recht nach=,
drücklich auf dieſe wirtſchaftspolitiſche Tagung aufmerkſam. Es darf
erwpartet werden, daß außer den berufsmäßigen Volksbildnern auch die=
jenigen
Kreiſe, die in Handel und Induſtrie, in Handwerk und Land=
wirtſchaft
, Staat, Gemeinde, Preſſe und Politik führend tätig ſind, ſich
im Hinblick auf die Wichtigkeit der behandelten Dinge nach Möglichkeit
recht zahlreich an der Tagung beteiligen; denn wir dürfen verſichern, daß
der Referent die ganzen wich tigen Probleme in einzigartiger ſachkundig=
ſter
Weiſe behandelt und Wege zu ihrer Geſundung aufzeigt. Alle, die
bereit und in der Lage ſind, an der Veranſtaltung teilzunehmen, werden
gebeten, dies umgehend der Zentralſtelle zur Förderung der Volks=
bildung
und Jugendpflege in Heſſen Darmſtadt Mathildenplatz 17,
mitzuteilen. Auswärtigen Teilnehmern wird auf Wunſch Quartier in
Jugendherbergen und erſchwingliche Verpflegung im Srudentenheim ver=
mittelt
. Das Mitbringen von Ruckſackvepflegung wird empfohlen.
Die Teilnahme iſt unentgeltlich.

Wahlkartei oder ſtändige Wählerliſte. Der Rechtsausſchuß des
Reichstags, der ſich mit Aenderung des Reichstagswahlgeſetzes befaßte,
hat die Einrichtung ſtändiger Wählerliſten (Grundliſten) anſtelle der
bei jeber Wahl neu aufzulegenden Liſten beſchloſſen. Dieſer Beſchluß
würde die Aufwendung der erfolgreich angewandten Wahlkautei
bedeuten. Die Einführung einer ſtändigen Liſte macht einen größeren
Beamtenapparat erforderlich. In einer Zeit, in der vom Reich eine
Perſonalabbauverordnung durchgeführt wird, wäre eine finanzielle
Mehrbelaſtung unverſtändlich. Der Deutſche Städtetag iſt er=
ſucht
wvorden, die Vorſtellun

ſoll zugleich auf allgemeine Einführung der Wahlkar=
tei
aus Erfparnisgründen hingewirkt werden.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Gierunier erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Aitzeigen zu beirachien,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritii.
Kriegerverein 1874 Darmſtadt. Die Mitglieder und
Freunde des Vereins ſowie die Kameraden des Verbandes Kamerad=
ſchaftliche
Vereinigung des Krieger= und Marinevereins Darmſtadt 1923
und des Bundes ehem. Militärmuſiker werden hierdurch zu der am 21.
ds. Mts., abends im Konkordiaſaal, Waldſtr., ſtattfindenden Weih=
nachtsfeier
mit Beſcherung, Konzert, Theater freundlichſt eingeladen. Vor=
verkauf
bei Buchhandlung Köhler, Schulſtr., und Muſikgeſchäft Arnold,
Wilhelminenſtr., ſowie dem Schatzmeiſter des Vereins, Herrn Georg
Schneider, Alexanderſtr, 17½. Die Mitglieder, die noch keine Geſchenke
in Form von Geld, Büchern, Spielſachen u. a., auch Aepfel und Konfekt,
bei dem Schatzmeiſter abgeliefert haben, werden gebeten, dies umgehend
zu tun. (Siehe Anzeige.)

70
d
Im

Ar
III
G

S
II

421
IEI
S
1.
34
2
1
2
w
173
O

f5
11

D

O
1
r1
6
A
*

Tas weiß man heute über die Entſtehring
des Weſtalls?
K. Die alte Rätſelfrage, wie die Welt entſtand, iſt nicht zur
gekommen ſeit jenen Kindheitstagen der Menſchheit, da
rſten Kosmogonien hervortraten. Die Begründer der
miſchaftlichen Thevrie, auf der wir heute noch fußen, ſind
und Laplace. Aber die modernſte Aſtronomie, Mechanik
Mathematik haben dieſe Vorſtellungen doch ſehr vertieft und
neue Anſchauungen geſchaffen, die uns ein ungefähres
dieſer Vorgänge ermöglichen, wenngleich wir auch jetzt
res noch nicht wiſſen. Der Heidelberger Profeſſor H. Vogt,
r den Naturwiſſenſchaften den heutigen Stand der Kos=
nie
behandelt, geht von der Entwicklung der ſogenannten
Talnebel aus, die außerordentlich zahlreich am Himmel
eten ſinds Für ihre Form iſt charakteriſtiſch, daß von einem
zentralen Kern an diametralen Punkten zwei Zweige
hen, die in einem von Nebel zu Nebel wechſelnden Um=
in
ausgreifenden Spiralen den Kern umſchlingen. Dieſe
rlarme, in denen man häufig ſehr zahlreiche Verdichtungen
Knoten bemerkt, zeigen eine vom Kern weg gerichtete Be=
uig
. Danach iſt anzunehmen, daß der Kern eines Spiral=
S eine rotierende Gasmaſſe mit ſtarker zentraler Verdich=
iſt
. Aus dieſer Gasmaſſe ſtrömt nun bei zunehmender
raktion und wachſender Rotationsgeſchwindigkeit im Aequa=
Naterie aus, und zwar unter dem Einfluß ſchwacher Ge=
kräfte
, die von fernen Geſtirnen ausgehen, nur an zwei
2tral gelegenen Stellen, die nicht mit dem Kerne rotieren.
* die Kraft, die die Materie der Spiralarme immer mehr
Dem Kerne wegdrängt, ſind wir auf bloße Vermutungen
ieſen, aber mit etwas größerer Sicherheit kann man ſagen,
geſchieht, wenn ſich die Spiralarme einmal gebildet haben.
feigen ſich dann längs der Spiralarme in regelmäßigen
enräumen Wölkchen oder Knoten, in denen wir im Ent=
* begriffene Sterne zu erblicken haben. Die Frage nach der
He des Leuchtens dieſer Nebelknoten iſt noch nicht endgültig
rt, doch leuchten ſie wahrſcheinlich im reflektierten Licht.
Spiralnebelknoten ſind eine rotierende Gasmaſſe von der
enordnung eines Sternes, bei dem die innere Gravi=
2 der nur langſam und ſpärlich ausſtrömenden Materie
groß genug iſt, um iſplierte Maſſen, wie ſie die Planeten
2llen, entſtehen zu laſſen. Die einzelnen Gasteilchen kreiſen
Tehr als ſelbſtändige Satelliten um ihre Zentralmaſſe und
eine Atmoſphäre um ſie, bis die Zentralmaſſe eine be=

ſtimmte kritiſche Dichte erreicht. Die Zentralmaſſe gibt dann ihre
zur Rotationsachſe ſymmetriſche Geſtalt auf und nimmt die an=
genäherte
Geſtalt eines Ellipſoides an. Dann verlängert ſie
ſich in der Richtung ihrer größten Achſe immer mehr, wird
birnenförmig und noch ſpäter gleich einer Sanduhr eingeſchnürt.
Schließlich fangen die Einſchnürungen der aufeinander folgen=
den
Schichten von innen nach außen an, durchzureißen, und ſind
ſie alle durchgeriſſen, ſo iſt aus dem einfachen Himmelskörper ein
Doppelſtern geworden. Infolge Gezeitenwirkungen dehnt
ſich dann im Laufe der Zeit die Bahn des Doppelſternſyſtems
bis zu einer beſtimmten Grenze weiter aus, und zwar ſind es
wohl Annäherungen anderer Sterne, welche die Umwandlung
der urſprünglich engen Doppelſtern=Bahnen herbeiführen. Auf
dieſe Weiſe können dann drei= und mehrfache Sterne entſtehen.
Damit iſt alſo die Entwicklung geſchildert, die ſich bei der Ent=
ſtehung
eines Sternſyſtems aus einer Gasmaſſe abſpielt. Bei
unſerem Sonnenſyſtem liegen die Verhältniſſe beſonders
kompliziert, denn in der ganzen Entwicklungsgeſchichte ſtoßen
wir auf kein Gebilde gleich dem unſeres Sonnenſyftems. Seine
Entſtehung ſcheint in annormaler Weiſe vor ſich gegangen zu
ſein, indem ein ſtark ſtörender äußerer Körper auf die jetzige
Form unſeres Sonnenſyſtems einwirkte. Die Sonne exiſtierte
urſprünglich als einfacher Stern, bis ein fremder Himmels=
körper
ſehr nahe an ihr vorüberging und elementare Störungen
in ihr hervorrief. Dieſer Himmelskörper erregte, als er ſich der
Sonne näherte, auf der ihm zugekehrten und auf der ihm abge=
kehrten
Seite hohe Fluten, und die Sonne nahm infolgebeſſen
eine in die Länge gezogene Form an, die immer ausgeprägter
wurde. Zuletzt kam ein Zeitpunkt, wo zwei Ströme von Materie,
einer nach dem fremden Himmelskörper hin und ein anderer
nach der entgegengeſetzten Richtung, ausbrachen. Die beiden
Ströme waren nicht ſtabil, ſondern zerfielen, und als End=
produkt
blieb ſchließlich, nachdem der fremde Himmelskörper
längſt vorübergegangen war, eine Anzahl getrennter Maſſen, die
ſich als Planeten um die Sonne beſvegten und ihrerſeits wieder
von kleineren Maſſen, den Monden, umkreiſt wurden.
Neues vom Büchernarft.
Eduard Schoneweg: Das Leinengewerbe in der Graf=
ſchaft
Ravensburg. 8 Gr. 260 Seiten mit dielen Abbildungen. E=
Gundlach, A.=G., Bielefeld. 1923. Eine nach alſen Richtungen hin vor=
bildliche
Monographie, die den Volkskundler, Kulturhiſtoriker und Ger=
maniſten
in gleicher Weiſe angeht. Ein Paradebeiſpiel für die unum=
gänglich
notwendige wiſſenſchaftlich fundierte Methodik lokaler kultur=

geſchichtlicher Sonderabhandlungen. Derartige Bücher können und dür
fen niuz laugſam heranreifen in nie erlahmender Hingabe an de
Gegenſtand, die auch Treue gegenüber dem Kleinſten zu wahren a
Pflicht erachtet. Dieſe wiſſende Liebe iſt es auch, die ſolche Bücher z
der Höhe eihter Volksbücher emporhebt, die trotz ihrer eng begrenzte
Welt weit tiefere Spuren hinterlaſſen als aus dem Handgelenk geſchi
telte Plaudereien. Man kann nur wünſchen, daß noch mehr derartig
Monographien uns auch noch andere lokal feſtgelegte Gewerbe der deu
ſchen Heinat nahebringen möchten. Die Ausſtattung des Buches
muſtergültig. Nur hätte man noch), wenn auch nur anhangsweiſe, ein
beſondere Abhandlung über die volkskünſtleriſchen Leiſtungen des vor
Verfaſſer behandelten Webereibezirkes gewünſcht. Analogien aus an
deren Webereizentren Deutſchlands (Vogtland) legen dieſen eine
Wunſch wohl als gegeben nahe. Dem Verlag E. Gundlach gebührt ohm
Einſchränkung wärmſte Anerkennung für eine derartige Verlegertat, d
nieht auf ſenſationslüſterne Leſer ſpekulieren kann, ſondern beim Umſat
dieſes Buches in der Hauptſache rechnen muß mit dem noch geſunder
Sinn der ravensburgiſchen Bevölkerung. Aber auch alle jene, die un
ſeren Wiederaufſtieg nur in der Feſtigung echter deutſcher Art und Arbei
erblicken, können und dürfen an einer ſolchen Gabe der deutſchen Voll
kunde nicht vorbeiſehen.
E. Zeh.
WeihedesLebens. (Ein Versbuch.) Von Dettmer Heinrie
Satnetzki. 123 Seiten. (Verlag von Quelle und Meher in Leipzig
1923.) Schon die früheren Werke dieſes ſparfam ſchaffenden Dichters
u. a. der Novellenband Wanderer und Gefährte und der Roman Die
Pfeifer von Altenſande bezeugen, u

iſt neuer Beweis ſowohl für hohes dichteriſches Können wie für ſtren
Selbſtzucht im Hinblick auf ſprachliche und Formkultur, wie auf ſorgſa
kritiſche Auswbahl aus ſeinem größeren Lebenswerk.
Exkurſionsbuch zum Studium der Vogelſtimme
Von Profeſſor Dr. U. Voigt. 9. Auflage. 297 Seiten. (Verlag v.
Quelle u. Meher, Leipzig 1923.) Die Ornithologie hat durch Prof. Voigt
kürzlich erfolgten Tod einen ſchweren Verluſt erlitten. Seine Anleitur
zum Studium der Vogelſtimmen wird aber noch Generationen ein 1
entbehrlicher Führer auf Exkurſionen ſein. Deun dieſes Werk iſt ſo or
ginell, didaktiſch ſo geſchickt angelegt, daß es alle ſpäteren mehr ode
minder plumpen Nachahmungen weit hinter ſich läßt.
Der Muſikfreund. Gemeinverſtändliche Einführung in d
Muſik. Von Prof. Dr. Hermann Freiherr von der Pfordten. M=
Notenbeiſpielen und einem farbigen Umſchlagbild. 88 Seiten Te,
(Franclhſche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.) Eine Einführung in de
Muſik, die mit Recht als volkstümliche Kunſt gilt, kann nicht von aller
Seiten dieſelbe Zuſtimmung finden, denn es ſcheint ſich bei der verſchie
denen Wirkung der Muſik auf jeden Menſchen nichts zuſammenfaſſen
deuten, keine Formel der Gemeinſamkeit finden zu laſſen. v. d. Pford
ten, der bekannte Münchener Profeſſor, hat die glückliche Art, ſelb
dieſe Fragen ohne einzwangende Entſcheidung aus der Erfahrung her=
aus
zu1 erläutern, ſachlich zu bleiben, ohne zu ermüden, jedem ein eige
nes Urteil zu überlaſſen, ohne perſönliche Warme der Ueberzeugung vei
miſſen zu laſſen.

[ ][  ][ ]

Geite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Dezember 1923

Eberſtadt, 15. Dez. Gemeinderatsſitzung. Der Ge=
Meinderat genehmigte das mit den Holzhauern getroffene Lohnabkommen,
tachdem die Holzhauerei am 10. Dezember begonnen wurde. Seitens
inehrerer Mitglieder des Gemeinderats wird lebhafte Klage über den in
letzter Zeit beobachteten Holzfrevel im Gemeindewald geführt uned bean=
tragt
, daß das Forſtſchutzperſonal angewieſen werde, dagegen mit aller
Schärfe einzuſchreiten. Ebenſo ſoll gegen diejenigen Holzhauer, die die
ihnen im Lohnabkommen zugebilligten Vergünſtigungen (MMitnahme von
Abfallholz) in einer Weiſe, wie dies bisher vielfach geſchehen iſt, miß=
brauchen
, rückfichtslos vorgegangen und dieſe nötigenfalls von der Holz=
haucrei
ausgeſchloſſen werden. Die Baugeſuche des Johs. Dieter 3.
Konſtantin Müller und der Hoch= und Tiefbaugeſellſchaft (vorm. Rückert
u. Meckel) finden Genehmigung, letzteres unter der Vorausſetzung, daß
das Gebäude einen anderen Platz als den vorgeſehenen einnimmt. Die
von der Gemeinde beſchafften Speiſekartoffeln ſollen an die nichtverſorgte
ininderbemittelte Bevölkerung zum Preiſe von 3,60 Mk. pro Zentner zur
Ausgabe gelangen. Den Holzhauern ſoll vor Beginn der Holzhauerei
je 1 Zentner dieſer Kartoffeln zum gleichen Preiſe verabfolgt und die
rinzelnen Beträge bis zum erſten Zahltag geſtundet werden. Die Woh=
nungsbeſchlagnahme
im Hauſe Mühltalſtraße 16 ſoll aufgehoben werden,
nachdem der Eigentümer des Grundſtücks der Gemeinde den angebotenen
Betrag zur Errichtung einer neuen Wohnung zur Verfügung geſtellt
haben wird. Die Gebührenordnung zur Friedhofs= und Begräbnisord=
nung
wird mit ſofortiger Wirkung auf die im Jahre 1916 beſchloſſenen
Sätze (Goldmark) zurückgeführt. Ebenſo werden die Gebühren zur Ge=
meindebrücken
= und =biehwage auf Goldrechnung umgeſtellt. Nach dem
Beſchluſſe des Gemeinderats gelten fortan folgende Sätze: je 100 Kg.
Gewicht 10 Pfg., Mindeſtgebühr 30 Pfg.; 1 Stück Großvieh 1 Mk.,
1 Stück Kleinvieh 50 Pfg. Der Wiegemeiſter erhält nach wie vor 3
Prozent der Bruttoeinnahmen als Vergütung. Dem Antrag des Be=
ſitzers
der Duncanſchule, Profeſſor Dr. Döhring, um Aufhebung der
Wohnungsbeſchlagnahme im genannten Anweſen, wird, nachdem die Aus=
ſichtsloſigkeit
der Zuweiſung von Wohnungsſuchenden feſtgeſtellt iſt, ent=
/prochen unter der Vorausſetzung, daß den jeweiligen Bewohnern des in
der Nähe des Grundſtücks ſtehenden Gärtner= und Gerätehauſes die Ent=
nahme
von Waſſer aus der Duncanſchule geſtattet wird. Den für die
Verwaltung letzteren Grundſtücks namhaft gemachten Perſonen wird die
Zuzugsgenehmigung erteilt. Das von der Verwaltung vorgelegte Pro=
jeft
bezüglich der Erneuerung der Zuflußleitung zum Gemeinde=
Schwimmbad finder Zuſtimmung. Die Arbeiten ſollen alsbald in An=
griff
genommen werden. Die in Ausſicht genommene verbilligte Brot=
uusgabe
führt zu längeren Erörterungen. Da eine Einigung nicht zu=
ſtande
kommt, wird die Angelegenheit an die Kommiſſion zurückverwieſen.
Die Ortsbürger und Empfänger von Brennholz ſollen zur Leiſtung
ſveiterer Vorauszahlungen aufgefordert werden. Die Nutzung der Ge=
meindewieſen
im Weinweg, deren Pachtzeit am 31. Dezember 1923 ab=
läuft
, ſoll künftig durch die Verwaltung bewirkt werden. Das Einzugs=
geld
für die Oxtsbürgernutzung wird auf 170 Mk., das Feuereimergeld
auf 5 Mk. feſtgeſetzt. Das Geſuch des R. Oppelt um Zuführung der
leftriſchen Energie von der Villenkolonie nach der Marienhöhe wird
der Folgerungen wegen abgelehnt. Die Wohnungskommiſſion berichtet
in einem Schreiben an den Gemeinderat, daß ſie den Beſchluß gefaßt
habe, ihre Tätigkeit einzuſtellen und ſich als aufgelöſt zu betrachten. Sie
begründet ihren Beſchluß mit dem in einem Schreiben des Kreisamts
nn die Gemeinde erhobenen Vorwurf, die Wohnungskommiſſion habe
durch die Beſchlagnahmung zweier im Schreiben näher bezeichneter Woh=
nungen
den Hauseigentümern ſchwere geſundheitliche Nachteile zugefügt,
und dieſe beiden Fälle hätten ſich als entſchiedene Mißgriffe der Woh=
nungskommiſſion
erwieſen. Sie ftellte ſich auf den Standpunkt, daß ſie
gets nach Pflicht und Gewiſſen gehandelt und ihre verantwortungsvolle
Aufgabe ſtets ohne Anſehen der Perſon erfüllt habe. Sie erachte den
erhobenen Vorwurf als völlig ungerechtfertigt, umſomehr, als ihre Maß=
ntahmen
in den beiden Fällen durch rechtskräftige Beſchlüſſe des Miet=
einigungsamts
gedeckt geweſen ſeien. Sie fühlt ſich dadurch in ihrem
Anſehen ſchwer geſchädigt, und glaubt nicht mehr die genügende Auto=
ritat
zu beſitzen, um künftig in Wohnungsangelegenheiten zu entſcheiden.
Nach eingehender Darlegung der Behandlung der beiden Fälle durch die
Wohnungskommiſtion wies der Vorſitzende der Kommiſſion, Beigeord=
neter
Flick, nach, daß der Vorwurf des Kreisamts unbegründet und der
Beſchluß der Wohnungskommiſſion zu würdigen ſei. Gemeinderat Heißt
kennzeichnete die Beſchuldigung des Kreisamts als eine ſolche ſchwer=
wiegender
Natur, die leichtfertig erhoben ſei und Zurückweiſung derdiene.
Er beantragte, der Gemeinderat möge gegen den Vorwurf des Kreis=
amts
ſchärfſten Proteſt einlegen und Genugtuung gegenüber der Kom=
miſſionsmitglieder
fordern. Der Antrag wurde gegen die Stimme des
Gemeinderats Kakbfuß angenommen. Hinſichtlich der Aufwertung von
Gemeindeſteuern und =abgaben wurde der im Finanzausſchuß von dem
Gemeinderat Heißt geſtellte Antrag einſtimmig angenommen. Nach die=
ſem
Antrag haben auf die im Gemarkungsbezirk Eberſtadt eingeführten
Gemindeſteuern und =abgaben im Sinne des § 192 der Landgemeinde=
ordnung
die Verordnung des Reichspräfidenten über Steueraufwertung
und Vereinfachungen im Beſteuerungsverfahren (Reichsgeſetzbl. I, S. 939)
vom 11. 10. 23 und die dazu ergangenen und noch ergehenden Ausfüh=
rungs
= und Durchführungsbeſtimmungen Anwendung zu finden. Ferner
ſoll nach dem Antrag als vorläufige Grund= und Gewverbeſteuer das
Doppelte der 1922er Sätze erhoben werden mit der Maßgabe, daß dieſe
vorläufige Steuer im Sinne der Verordnung des Geſamtminiſteriums
über wertbeſtändige Abgaben, Gebühren und Steuern vom 25. 10. 23
(Reg.=Bl. S. 353) aufzuwerten iſt. Bezüglich des Antrags des Schul=
vorſtandes
um Zuweiſung eines Teils der Schulgüter an die begehren=
ben
Lehrer Ackermann, Pörtner und Göllner bleibt der Gemeinderat
bei ſeiner früher beſchloſſenen ablehnenden Haltung. Er begründet ſei=
nen
Standpunkt nrit der ſozialen Rückſichtnahme auf die derzeitigen
Pächter der begehrten Grundſtücke, deren Exiſtenz von der weiteren
Ueberlaſſung abhänge. Er konnte ſich aus dieſem Grunde auch nicht ent=
ſchließen
, die vom Kreisſchulamt geſvünſanten Vorſchläge gemäß Art 48
Abſ. 3 a. a. O. zu machen, und überließ dieſen die Entſcheidung in der
Sache. Der Antrag des Eiſenbahnbetriebsamts 3 auf Schließung des
Uebergangs an der Schlangenſchneife wurde aus verkehrstechniſchen
Gründen abgelehnt. Als Vertreter der Gemeinde im Aufſichtsrat der
Bezirksſparkaſſe Zwingenberg wurden die Gemeinderäte Heißt, Kalb=
fuß
, Böhme, Meidinger und Mahr für die Zeit ihrer Amtsdauer als
Gemeinderat gewählt. Die Verwaltungsvorlage, betr. Erhebung der
Hundeſteuer, wird zur Vorberatung dem Finanzausſchuß überwieſen.
In geheimer Sitzung: Wohlfahrtsangelegenheiten.
Von der Bergſtraße 15. Dez. Tödlicher Sturz. Der
Ziaarrenfabrikaut Karl Duſel in Schwetzingen ſtürzte infolge eines
Febſtritts ſo ungeſchickt von der Treppe ſeiner Wohnung herunter, daß
er ſich einen Schädelbruch zuzog und bald darauf ſtarb.
w. Wixhauſen, 16. Dezember. Gemeinderatsbericht. Der
von der Oberförſterei Mörfelden vorgeſchlagene Waldwirtſchaftsplan
für 1924 ſird genehmigt. Hiernach iſt die Gemeinde ermächtigt, zu
einem Holzhieb von 130 Feſtmeter, eine ſehr geringe Quantität bei der
heutigen Brennmittelknappheit, jedoch der ſehr geringe Waldbeſtand
der Gemeinde läßt nicht mehr zu. Als Beiſitzer zum Mieteinigungs=
amt
wurde Herr Gewerbelehrer Fr. Fautz gewählt. Die Hundeſteuer
für das Rechnungsjahr 1924 wird auf 5 Goldmark feſtgeſetzt.

Groß=Umſtadt, 16. Dez. Der angekündigte 4. Vortrag des Land=
wirtſchaftsamtes
findet am Dienstag, den 18. Dezember, abends 8 Uhr
in der Brennerſchen Wirtſchaft ſtatt. Es wird das Thema Stickſtof
gewinnung, mit Lichtbildern, behandelt werden.
r. Babenhaufen, 15. Dez. Gemeinderatsſitzung. Zu Be=
ginn
der Sitzung, die eine reichhaltige Tagesordnung aufweiſt, gibt der
Bürgermeiſter bekannt, daß Herr Oberleutnant Klemenz in einem
Schreiben an die Bürgermeiſterei ſeinen Rücktritt erklärt hat. An ſeine
Stelle rückt der Nächſtfolgende in dem Wahlvorfchlag der Sozialdemo=
kratiſchen
Partei. G.=R. Pol.=Hptm. Horſt weiſt auf die mangelhafte
Straßenbeleuchtung des Neuen Weges hin und bittet um Abhilfe. Al=
Punkt 1 ſteht die Kündigung der Babenhäuſer Stadtan
lehe ſodann auf der Tagesordnung. Aus finanztechniſchen Gründen
ſind alle Mitglieder des Gemeinderats mit der Kündigung einverſtan=
den
. Bis zum 1. März 1924 ſollen alle bei den Einlöſungsſtellen be=
findlichen
Stücke mit dem milliardenfachen Betrage aufgewertet und zu=
rückgezahlt
werden. Die Frage der Geldbeſchaffung für die Holzhaue
löſt eine lebhafte Ausſprache aus. Der Vorſchlag der Finanzkommiſſion
wird ſchließlich in folgender Form angenommen: Die Ortsbürger zah=
len
als Erſatz an Hauer= und Setzerlohn für den Bezug des Losholzes
bis Ende dieſer Woche 5 Goldmayk. Bei Nichtbezahlung werden ab
16. d. M. 6 Proz. Zinſen monatlich gerechnet. Die ſchon anfangs No=
vember
bezahlten 10 Milliarden Papiermark werden zum damaligen
Dollarſtand mit 60 Goldpfennigen berechnet. Alle Nichtortsbürger, die
einen ſelbſtändigen Haushalt führen, können auf Antrag von der Ge=
meinde
4 Raummeter Kiefernknüppelholz und 50 Wellen zum jeweiligen
Tarifpreis erhalten. Sie haben ſich dieſen Samstag, nachmittags von
35 Uhr auf dem Rathaus zu melden. Spätere Anmeldungen ſollen
keine Berückſichtigung mehr finden. Auch die Nichtortsbürger haben
eine erſte Rate von 5 Goldmark bis zum 21. b. M. zu zahlen. Spätere
Zahlungen werden ebenfalls mit 6 Prozent Zinſen berechnet. Die Zah=
lung
eines höheren Betrags wie 5 Goldmark iſt Orts= wie Nichtorts=
bürgern
geſtattet, Minderbemittelte ſollen 2 Raummeter Holz erhalten.

M
Aa

An unſere verehrl. Abonnenten!
Weihnachten ſteht vor der Tür! Um un=
ſeren
Beziehern die Möglichkeit zu geben, be=
ſonders
vorteilhaft die ſogenannten
Kleinen Privatanzeigen
(wie An=und Verkäufe, Tiermarkt uſw.) in dieſer
wirtſchaftlich ſchweren Zeit aufnehmen zu laſſen,
haben wir uns entſchloſſen, bis 31. Dezember
10 Rabatt
auf den derzeitigen Preis zu gewähren, wenn
die letzte Abonnementsquittung am Schalter bei
Aufgabe der Anzeige vorgelegt wird.
Wir hoffen, daß unſere Leſer, wie in früherer
Zeit, von der Aufgabe Kleiner Anzeigen aus=
giebig
Gebrauch machen.
Sie kommen hierdurch auf billige Weife
zum Ziele!
Dariſtädter Tagblatt
Geſchäftsſtelle.

IEha!

Ein Geſuch des Frauendereins um Beitragserhöhung, gibt ſodann
der Vürgermeiſter bekannt. Die Gemeinderatsmitglieder vertreten ein=
mütig
die Anſicht, daß die Schweſterſtation erhalten und ihr möglichſt
Unterſtützung gewährt werden ſoll. Die Stadt gibt dem Frauenverein
einen jährlichen Zuſchuß von 400 Goldmark, rückwirkend vom 1. Okto=
ber
dieſes Jahres, zahlbar in vierteljährlichen Raten. Außerdem ſoll
die Schweſter 4 Raummeter Holz unentgeltlich wie im letzten Jahre
erhalten. Ein Antrag des Gefreiten der Reichswehr Mohrhardt, um
Bewilligung des Ortsbürger=Nutzholzes, wird nach Erörterung der recht=
lichen
Frage angenommen. Die Geſuche des Lehrers Hch. Klein und
des Zugführers W. Will in gleicher Angelegenheit, werden ohne weite=
res
genehmigt. Die Chriſtbaumberwertung ſoll wie im vorigen Jahre
erfolgen. Da die Wiegegebühren bei der Brückenwage den heutigen
Verhältniſſen gar nicht mehr angepaßt ſind, ſollen mit ſofortiger Wir=
kung
die Vorkriegsſätze in Kraft treten. Die Ausſchellgebühren ſollen
in Zukunft eine Goldmark betragen. Die Pacht für einen Stall unter
dem Rathaus wird auf jährlich 2 Goldmark, die für den Schießſtand der
hieſigen Schützengeſellſchaft auf 36 Goldmark feſtgeſetzt. Nach Erledi=
gung
verſchiedener kleiner Anfragen iſt die Sitzung nach 11 Uhr zu Ende.
(.) Mörfelben, 16. Dez. Leichenfund. Im Hauſe eines zurzeit
im Zuchthaus ſitzenden Einwohners wurde unter einer Betondecke die
Leiche eines ſeit längerer Zeit verſchollenen Mannes, eines gewiſſen
Eiſenbach, auf ſtaatsanwaltliche Nachforſchungen hin aufgefunden. Wei=
tere
Unterſuchungen ſind im Gange.
Friedberg, 15. Dez. Bei dem Preisausſchreiben der Deut=
ſchen
Allgemeinen Zeitung: Welchen Beruf ergreife ich? wurden dem
Gymnſiaſten Walter Michel=Friedberg unter 200 000 Einſendern der
1. Preis zuerkannt. Er beſteht in einem fünfſitzigen Dinoskraftwagen,
Gau=Algesheim (Rheinheſſen), 15. Dez. Die Mittelrheiniſche Volks=
zeitung
meldet: Am Samstag vormittag holten Arbeitsloſe die rheiniſh=
republikaniſche
Fahne vom Rathaus herab und verbrannten ſie auf dem
Marktplatz. Abends um 6 Uhr wurde eine neue große Fahne gehißt,
die aber wiederum kurz nach 8 Uhr herabgeholt und ebenfalls verbrannt
wurde. Hierbei kam es zu einer Schießerei, wobei der Zimmermeiſter
Peter Kling zwei Kopfſchüſſe, der Kellner Franz Kieſel einen Rippen=
ſchuß
und ein anderer Mann einen Streifſchuß erhielt. Um ½9 Uhr
abends herrſchte wieder Ruhe. Für die hieſige Stadtgemeinde wurde
der Belagerungszuſtand von abends 7 Uhr bis morgens 7 Uhr ver=
hängt
. Auch ſoll die Gemeinde Befatzung erhalten.
G

Reich und Ausland.
Der Kölner Dom in Gefahr.
Der Verſvaltungsausſchuß des Zentral=Dombauvereins h
Freußiſchen Miniſter für Volkswohlfahrt eine Eingabe über
liche Lage der Kölner Dombauhütte gerichtet. Die Inſtan
arbeiten an den Steinwerken des Doms mußten eingeſtellt
der immer ſveiter um ſich greifenden Verwitterung und
vorläufig freier Lauf gelaſſen werden. Zur Beſtreitung de
und für die Beſchaffung bzw. Inſtandhaltung der Werkzeuge
der Betrag von etwa 60 650 Goldmark monatlich erforderlich.
Notlage des Kölner Doms, ſo bemerkt die Kölniſche Zeitun=
deingend
erforderlich, daß aus dem geſamten Deutſchen Ne
zur Inſtandhaltung des Kölner Domes zur Verhütung des
Verfalls in reichem Maße flüſſig gemacht werden. Gaben P.
des Jentral=Dombauvereins Köln 53 169.
* Die letzten GZügelmänner.
Die Ausklänge einer uralten Sitte haben ſich bei der Beiſ=
letzten
Bahernkönigs gewiſſermaßen ſelber zu Grabe getragen.
Trauerzug ſchritten unmittelbar dor den Särgen des Köni
Männer in pechſchwarzen Gugeln. Das ſind Mäntel die
vom Scheitel bis zu den Knöcheln bedecken und im Geſicht
Schlitz für die Augen frei laſſen. Das Erſcheinen dieſer unl

Leichenwagen und ſpäter auch in die Gruft trugen. Man hat
lange Zeit als Nachklang der Feme betrachtet, um ſo mehr
gerade in Bahern die Feme im Haberfeldtreiben bis an das
letzten Jahrhunderts erhalten hat. Die Gugelmänner ſind
aus keine Urenkel der alten Schöffen der Femgerichte, in ihr
nur die Klagemänner fortgelebt, die im Mittelalter die
der Adeligen zum Grabe begleitet haben. Als Kleidungsſtück
Gugel als Cucalla bereits den Römern bekannt. Von Rom
ihren Weg zu den ägyptiſchen Mönchen und kam ſpäter
Abendland zurück. Hiſtoriſch nachweiſen läßt ſie ſich in Deut;
Zeit Karls des Großen, der b=ſtimnrte, daß die Gugel nur
Wetter oder von Mönchen getragen werden durfte. Eine Zeit
die Gugel Reife= und Jagdkleidung Dürers St. Hubertus
Gugel dargeſtellt ſie wurde ſchließlich aber zur Trauerklei,
Augsburg z. B. mußten die nächſten Verwandten eines Ver
in der Gugel gehen. Je nach den berſchiedenen Stadien de
paßte ſich die Gugel wieder der üblichen Kleidung an. Lange
ſich die Sitte noch in Konſtanz erhalten, wo Gugelmänner d.
zu Grabe trugen. Später ſah man die Gugel nur noch bei Pro
und bei Bitt= und Bußgängen. Bis in unſer Jahrhundert
gerettet hat ſie ſich nur in München. Und das kam wohl daher
Recht, in der Gugel die Fürſten zur Gruft zu bringen, nur
Trockenlader=Innuing zuſtand, die um ſo eiferſüchtiger dieſes
hauptete, weil ſie nicht volles Zunftrecht hatte. Nur bei der
im Hauſe Wittelsbach hat ſich in Deutſchland der alte Brauch
Mit der Beerdigung Ludwigs III. werden die alten Gugeln
gültig zu Muſeumsgegenſtänden geworden ſein.
Automobile auf Abzahlung in Amerika.
In dem wirtſchaftlichen Leben der amerikaniſchen Mittelkl
len die Abzahlungsgeſchäfte eine ſehr große und immer noch
Rolle. Von Waren des unmittelbaren Verbrauhs abgeſehen,
ſehr wenige Gegenſtände, die den minderbemittelten Schichten
völkerung nicht auf dem Wege der Abzahlung erreichbar ſind.
Möbel, Phonographen, Kleider und Schmuckſtücke, ſowie Gebrau fäf
aller Art, ſelbſt Gegenſtände, deren Verkaufspreis weniger als 1 har
beträgt, ſind auf dieſem Wege der Abſchlagszahlungen zu erhalt fän
nur zwiſchen den Geſchäften der gleichen Branche, ſondern auch &
den Geſchäften verſchiedener Brauchen beſteht ein ſehr lebhafter Ei=
renzkampf
, dem alle Mittel der Reklamekunſt dienen, um die
der ſogenannten Salaried claſſes bereits im voraus mit
belegen.
Jedenfalls kann kein Zweifel darüßer beſtehen, daß ein gro
des Einkommens des von Gehältern lebenden Teils der ameri
Mittelklaſſe bereits auf erhebliche Zeit im voraus feſtgelegt
amtliche Unterſuchung dieſer wirtſchaftlich wichtigen Frage de
welche die Abzahlungsgeſchäfte im Leben der von Gehältern zſand
Teil auch von Löhnen lebenden Bebölkerungsſchichten ſpielen, i. Se
noch nicht unternommen worden. Aus den Zeitungsanzeigen ſo
den Angeboten der betreffenden Geſchäfte ſelber läßt ſich
nehmen, daß ſie eine ſehr beträchtliche Rolle ſpielen müſſen,
Dieſe Methode der Abſchlagszahlungen iſt im Frahfahr des
1923 weiter ausgedehnt worden, und zwar geſchah dies von ſe
bekannten Ford Motor Co. Dieſe Geſellſchaft, deren monatlid E
ſand von Automobilen 180 000 bis 200 00 Wagen erreichte, ut
durchſchnittliche Tagesherſtellung nunmehr über 6000 Wager
verkauft nun ebenfalls ihre Automobile auf Abzahlung, und z
monatliche Abzahlungen von 5 Dollars für die billigeren We
Preife ſich zwiſchen 350 und 400 Dollars bewegen. Preſſemeldu=
folge
hat dieſer Zahlungsplan großen Beifall gefunden. In
allein ſind bereits am erſten Tage nach der Bekanntmachung die
nes über hundert Beſtellungen auf Ford=Automobile eingelaufen
wirtſchaftliche Wichtigkeit dieſer Neuerung beigemeſſen wird, gu
noch weiter aus der Tatſache hervor, daß mehrere gröf
ſich um die Entgegennahme der Abſchlagszahlungen für die
Co. bewerben.

gegen Nervenschwäche, Ersc!
TATTRIA zustände, ser. Neurasthenie ein
des u. kräftigendes Fohimbin-Hormon-Präparat. Fachärztliel
achtet und sehr empfohlen In jeder Apotheke erhältlich.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, 7½ Uhr: Konzert. Kleine
4 Uhr: Der Schmied von Kochel, Orpheum 734 Uhr
Fräulein Puck. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Pal /
ſpiele: Kinovorſtellungen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Zerautwortl.* für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich ſür Feuilleion und Heſſiſche Nachrchten: Max Stre
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd en:: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle

Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Dar

mſtadt.

Die heutige Zummer

Seiten

Die Beerdigung von Frau
Margarete Emich, geb. Wagner,
findet am Dienstag um 1½ Uhr
auf dem alten Friedhof ſtatt. (8558

ußbodenöl

Vee
G. Krauth. Eſchollbrücker Six. 3.

Voppelfatzziegei
Strangfalzziege!
Falzziegel
Biberschwänze
Backsteine satso.
Sofort in grösseren Mengen lieferbar
Jnkol Sckneider 8. Uto.
Baumaterialienhandlung
Bildhauerei
Steinmetzgeschäft
Gernsheim a. Rh., Ludwigstr. 9
Bürtadt in Hess., Neckarstr.

Krieger=Verein 19/4 Darmſtadt
Weihnachtsfeier mit Beſcherung Freitag,
21. Dez., abends 7 1thr, Konkordiaſaal,
Waldſtr. Näher, ſiehe Lokales. (*29 11
Der Geſamtvorſtand,

Der neueſte
große Falh:9ukter

Durtg u19 Brnarbräksibgr
aſtſpiel=Schlager in 5 Akten.
446fsgo
Knickerbockers Irrfahrten
Amerikaniſches Senſations=Drama aus dem wilden Weſten
in 5 Akten, mit Douglas Fairbanks.
T
A
Herabgeſetzte Preiſe!

Diana=Luftgewehre, Bogel=
flinten
, Feldſtecher, Ziel=
fernrohre
, Ruckſäcke
Gamaſchen, Thermosflaſchen
Jagd=Literatur
Alle Jagd=und Sportgeräte!
Robert Hübner
Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 11
Telephon 2194. (8547oir

2. Demokr. Partei
Wiſſenſchaftl. Ausſch.
Dienstag, 18. d8.,
abends 8 Uhr
Waldſtraße 45:
Die
Bährungsfrage
jef. Bankdir. Seipp.
Alle Parteifreunde
und Gäſte willkomm.
3557) Der Vorſtand.

Kleinxentnerin
vd. braves Mädchen
findet ſofort gute Weihnachts
Stelle bei ält. Ehe
od. dauernd. Leuchs
Aliceſtr. 19½. (*

Landestheater.
Großes Haus.
Montag, 17. Dez.
Abends 7½ Uhr
Konzert
des Muſikvereins
Graner Feſtmeſſe v. Liſzt.
Preiſe 1,5-15 Billionen.
Rleines Haus. (V8B
Nachmittags 4 Uhr
Der
Schmied von Kochel
Aus der Zeit des
ſpan. Erbfolgekrieges.

Orpheum (uhr
Heute u. folg. Tage(
Fräulein Pak.
Muſik v. W. Kollo.
Kart.: Verk=Büro
de Waal. Rheinſtr. 14.

geſchenk!
paar, für halbe Tage/1 neues Herrenfahr=
billig
zu verkſ
). Geſchſt. (*297

Kilo Mark 1 20.
Lederleim B. Krauth, EſcholbrſcherStr.

42 Karlſtraße 42
Gelegenheitskauf!
Sie kaufen bei mir auf Teilzahlung
zu billigen Preiſen Qualitätsware
Herren=, Knaben=,
Damen=,Mädchen= Schuhe
dei Anzahlung von
5Goldmark
ohne jeden Aufſchlag
bei wöchentlicher Zahlung von 5 Goldmark
Ferner empfehle
Filz= und Kameltzaarſchuhe
Eilen Sie nach (83870mo
Billige
Karlſtr. 42 Bezug quelle
Damen=Hüte!
Strickjacken!
Strümpfe!
Hüte u. Pelze werd.
modern umgearbeit.
Anna Bersch
Schuchardſtr. Nr. 18,

Buffallo Bill, 2.2
V.71. Rothäute, 6 Ak.
Peggie und Brownie a1
der Walze.
Einlage:
Das Haus ohne Lachei

Max Landa in
K.71. die perlenderLad

Harriſon.
Kapital und Geiſt.

5 Akt

W Eddie Polo: 3i.
* I. kus=König. 1. Le
Eddie Polo: Büchſe un
Laſſo. 6. Epiſode. (*298

Jumpers! g Kleine Anzeigen an= und Verkäuf
finden durch das Darmſtädter Te1*
die weiteſie Verbreitung

[ ][  ][ ]

die Raſenſpieler in ihrr Häffte abgadrückt. Bei einem
ſtoß erhält. der Eſptierein einen Sira/ftoß, den
ſtadt mit ſolcher Wuchr auf den Torwächter ſendet, daß
Hmann bei der Hötehr ins eigens Tar fauftet. Beim
VTor des Sportvereing äbe fpteit Zacacs des Gegners
und hintere Mannſchaf, un ehinderr landet der Ball
Her Raſeinſpkeler. Bei dieſem Stande werden die Sei=
echſelt
. Aiich jetzt iſt der Stury des Sportvereins wie=
lebhafters
, jedoch günſtige Gelegenbeiten, wie ſie aueß
rſten Halbzeit zu verzeichnen waren, werden hon ihn=
olt
ausgelafſen. Im weiteren Verlan; des Sprels giß:
eine gut gezielte Flante an den freiſte enden Vecker, der
Sportverein das dritte Tor erziekt. Ueberhaupt erweckt

Mädter Tagblat
K

17. Dez. 1923 Nr. 348

Fußbalk.

rrin Darumſtadt-Verein für Raſünfpigl Tarmſtadr, 4:1,
Trotz der naßſalten Witterung lolEten, wie nicht anders
ec ten, die geſtri gen Veranſtaltungen in Darniſfädter Sta=
eder
zahlreiche Anhänger bes RaFysrt5 nach den
o Iten am Böllenfalltor. Die Kauptauzihungskraft konnt=
ew
. Darmſtädter FußballZerds zwiſchen den beiden
ieſchaften des Sportgarerus und des Vereins
ſenſpkcle für ſich in An xruch nehmen. Sportverein.
ölteren, in manchem ſchiesem Spiel erprobten Maun=
*ſenſpicler mit der jüngerrn, weniger harten Mann=
aden
beidexſeits ohne Erſatz unter der Leitung des Herrn
rmm. Sportherein 1920. Fcir 3.7 ſeſgeſetzten Kreis=

bieler wicher die Aufmerifnnikeit dunh feür ibeenreiches
Mit Müllmerſtbt, der ſ7h heute frhr regfant zeigt, leitet
* wieder Augriffe auſ dem Gegner ein. Des letzteren
Torbäüe finden jeboch an der Aufmerkſamkeit des Geg=
Siderſtand. Im letzten Abſchnitt des Spiels läßt die
sfaft des Sportyereins zuſehends nach. Die Raſenſpieler
energiſcher. Sie rücken wiederholt zu Ellenbeck auf. Aus
2=kball der ihnen zugeſprochen wird, kann Rückert den
rib einzigen Erfolg für ſie erzielen. Auch nach dieſem
Enbeck inuner wieder auf der Hut ſein, zweimal hebt er
dernswerter Weiſe den Ball gerade noch über die Zor=
Die Raſenſpieler wollen unbedingt das Endergebnis
r geſtalten. Sportvereins Verteidigung iſt jedoch ein
ur nehmendes Hindernis. So bleibt das Bild bis kurz
luß, wobei der Sportverein nur noch vereinzelt in die
on Friedmann rücki. Je noch einmal auf beiden Seiten
Erfolg außerordentlich nahe. Daß auch Stephans Eifer
Go belohnt ſein ſoll, zeigt ein von Jacobi getretener Eckball,
: bis zum feindlichen Tor aufgerückt, im Gedränge herz=
ftrköpft
. Gleich darauf iſt Schluß. Beide Mannſchaften
e was man hon ihnen erwarteke. Sie zeigten ein Fuß=
wie
es eben beſſer von zwei Darmſtädter Rafenſport
ſiriſen Vereinen nicht geboten werden kann. Sportverein in
hr Uſeits bekannten Aufſtellung war die beſſere Partei. Der
F ieler Schwäche war unſtreitig die Verteidigung, die noch
ſs) und nicht ballkräftig genug iſt. Trotzdem verdient die
baft jedes Lob. Sie wird ſich ſicher noch für manchen Liga=
einemr
ernſthaften Gegner entwickeln.
ortverein LiggerſatzUnion Turngemeinde Beſſungen
aatz (Union nicht angetreten).
ortherein 3. MannſchaftEintracht Turngemeinde Darm=
d. Mannſchaft 2:1.
Ortgerein 4. MannſchaftSportberein Roßdorf (Roßdorf
Ingetreten).

ortberein Sondermannſchaft-Haſſia=Dieburg 5:5.
Privatfußballrunde für Jugendmannſchaften.
Jgd. V. f. N. Ib Jgd. V. f. R. 2:1.
gd. V. f. R. I. Jgd. Beſſungen 12:0.
Jad. V.f. R. I. Jgd. Arheilgen 0:8.
Schl. V. f. R. I. Schl. Eintracht 1:0.
Schl. V. f. R. II. Schl. Eintracht 0:2.
Jgd. Sportberein Ib Jgd. Sportverein 2:0.
. 9d. Eintracht=Darmſtadt 0:2.
Jgd. Sportverein
Schl. Sporttzerein I. Schk. Union 0:8.

Die Fußball=Pokal=Schlußrunde.

Schlußrunde um den Pokal des Deutſchen Fußball=
zwiſchen
Nord= und Süddeutſchland kommt am 24. Febr.
Frankfurt a. M. zum Austcag.

Aus dem Mainbezirk.
Wiederunr lieferten ſich ſämtliche Bezirksligavereine äußerſt
harte Treffen. Beſonders die Tahellenletzten ſuchten ſich vor=
teilhaft
aus der Klemme zu ziehen. So ſchlug Viktoria= Aſchaf=
fenburg
den Hanquer Fußballklub 93 auf deſſen Gelände, Kickers=
Offenbach war der Sieg erſt mit dem Schlußpfiff ſicher. Helve=
tia
gelang es Bürgel zu beſiegen und Eintracht ſiegie nach über=
aus
ſpannendem Spiel, bei mißlichen Bodenverhältniſſen knadp
über Sportverein, ſo daß die Meiſterſchaftsfrage wieder offen iſt.
Fußballfportverein=Frankfurt (intracht=Fraukfurt 1:2 (1:1).
Die zweite Begegnung obiger Vereine lpckie etwa 6000 Zu=
ſchauer
auf den Sxortplatz Boinheim, der, was die Platzverhält=
niſſe
anlaggt, in ſchlechteſter Verfgſſung war. Die ganze =Boche
ſprach man in Frankfurt nur don dieſem Treffen, ſei es auf der
Tran, im Lino oder in der Fneiße. Rancher Fanatiker mußte
heute hohe Wetten einlöfen. Als Herr Jäckel die Spieler auf
den Rafen rief, fehlten bei Sportdere; Qlumpp und Völler,
wührend man bei Eintracht Klemm vern=ißte. Trotz des glatten
Bodens, man hatte unerklärlicherteiſe vorher Mannſchaften
ſpielen laſſen, wurde beiderſeits ſchnell geſpielt. Eintracht glänzte
mehr in techniſcher Hinſicht, was der Gegner durch großen Eifer
ausglich. Beide Manuſchaften zeigten, daß ſie ſo ziemlich die
beſten Mannſchaften im Bezirk ſind und eine ganze Anzahl höchſt
ſbannender Momente konnte man bemerken. (ben noch war
Eintracht in Sportvereins Strafraum, als ſchon in der nächſten
Sekunde Trumpp im Eintrachtstor eingreifen mußte. Nach einer
Vierielſtunde ſchiebt Oeſterling eine Flanke von Weber ein. Zehn
Mieuten ſpäter gleicht Strehlke 2. nach prächtiger Einzelleiſtung
aus. Bei der Pauſe haben die Spieler Gelegenheit, ſich vom
Schmutz zu reinigen. Die zweite Hälfte beginnt in der gleichen
Geſchwindigkeit. Bereits in der erſten Minute hat Eintracht
den ſiegbringenden Treſſer erzielt, indem Pfeiffer Mölders ge=
nau
vorlegt, dieſer flankt und Weber einſchießt. Jetzt wird
das Spiel härter und Jäckel hätte öfters Grund zum Einſchrei=
ten
gehabt. Einen Elfmeter wegen Hände ſchießt Wa dſchmidt
ſcharf aufs Tor, jedoch Trumpp hält äußerſt gewandt. Das
Spiel wird dramatiſch, indem beide Stürmerreihen vor dem Tor
den Ball entweder verſchießen oder in der Aufregung daneben
knallen. Gegen Schluß kann Sportverein etwas drücken, Ein=
tracht
hält jedoch ihr Tor rein. Nach einem erfolgloſen Eckball
für Eintracht wird abgepfiffen. Eintracht hat das Spiel ver=
dient
gewonnen, denn die Mannſchaft war unbedingt techniſch
beſſer. Bei Sportverein klappte es nicht ſo. Man merkte deut=
lich
den Erſatz. Herr Jäckel=Fürth, der internationale Schieds=
richter
iſt nicht beſſer wie andere auch, d. h. auch er machte
Schnitzer, wenn er auch über den Parteien ſtand.
Helvctia=Frankfurt Sportklub=Bürgel 2:1 (1:1).
Sonntag vormittag auf dem Feſtgelände. Elende Boden=
verhältniſſe
, ſehr mäßige Leiſtungen beider Stürmerreihen. Der
ſichtigſte Mann auf dem Platz war Helvetias Mittelläufer Fritz,
der auch ſeinem Verein die beiden Tore und damit den Sieg
brachte. Herr Bühler=Stuttgart war ein vorzüglicher Schieds=
richter
.
V. f. R. Kickers=Offenbach Sp.=V. Offenbach 4:2 (2:1).
Lokales Treffen am Bieberer Berg. Wenn die Leiſtungen
ſo gut geweſen wären, wie der Beſuch, hätten die Zuſchauer
etwas zu fehen bekommen. Sportverein fand ſich beſſer zuſam=
men
da die Mannſchaft weniger kombiniert, ſondern einfach den
Ball forttritt und ſchnell dahinter her iſt. Ehe Offenbach noch
richtig warm wurde, hatte der Gegner zwei Tore erzielt. Bei
ofſenem Spiel holten dann die Kickers bis zur Pauſe ein Tor auf.
Ir, der zweiten Spielhälfte wurden die Platzbeſitzer leicht über=
legen
. Herr Gerling aus Nürnberg konnte gefallen.
Hanau 93 Viktoria=Aſchaffenburg 0:1 (0:1).
Den Aſchaffenburgern gelingt es trotz der großen Ueberle=
genheit
der Hanauer, in der erſten Hälfte ein Tor zu erzielen.
An der ſehr guten Verteidigung Aſchaffenburgs war jeder Ver=
ſuch
Hanaus zum Scheitern verurteilt.
Die Pokalſpiele im Mainbezirk.
V. f. R. 01 Frankfurt-Boruſſia=Frankfurt 6:2.
Germania 94=FrankfurtF. V. Sprendlingen 10:1.
Sportfreunde=FrankfurtHanau 1860 1:2 (nach Ver=
längerung
).
Union=Niederrad1. F.C. Rödelheim 0:0 (nach zweimali=
ger
Verlängerung abgebrochen).
V. f. L. SachſenhaufenSp.=Vgg. Langenſelbold 1:5.
T.= u. Sp.G. Fechenheim-Viktoria=Hanau 2:3.
Kickers Viktoria=MühlheimGermania=Bieber 4:2.

Spielvereinigung Pfunsſtadt 1.Eintracht 1. 2:7.

konnté. Eintracht gleicht ſofort aus. Pf. übernimmt abermals
die Führung, indem Eintrachts Torhüter einen Strafſtoß ( Frei=
ſtoß
) irrtümlicherweiſe paſſieren läßt. Eintracht läßt ſich dadurchz
nicht enimutigen und erringt bis zur Pauſe noch zwei Tore. In
der zweiten Spielhälfte ergibt ſich eine klare Ueberlegenheir der
Darmſtädter; dieſe können in gleichen Abſtänden noch 3 Toce er=
zielen
. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Griesheim, funute be=
friedigen
.
Sportverein IIaEintracht II 1:2.
Sportklub Münſter I,Germania=Eberſtadt 1 4:4 ( ab=
gebrochen
).
Rheinbezirk.
Mannheim=Waldhof-Phönix=Ludwigshafen 4:2.
Phönix=Mannheim03=Ludwigshafen ausgefallen.
(1=LudwigshafenV. f. R. Mannheim 1:2.
PirmaſensFeudenheim 3: 1.
Schwetzingen 98V. f. R. Heidelberg 5:0.
Sp.=Vg. G7=MannheimKäferihal 7: 2.
Lindenhof-Plankſtadt 2: 1.
Hertha=Mannheim- Vorzwärts=Mannheim 3:1.
Siympia=LampertheimF=V. Weinheim 0:1.
F.=V. SpeherOggersheim 2: 2.
F.=V. FrankenthalUnion=Ludwigshafen 1:0.
F.=V. LandauGermania=Ludwigshafen 2: 2.
VöltlingenSaar=Saarbxücken 3: 1.
St. IngbertSaarlouis 5: 1.
Vahern.
In Bayern führt nun Sp.=Vgg. Fürth mit einem Punkt
vor Nürnberg.
Bahern=MünchenF.=Cl. Nürnberg 1:0.
F. V. NürnbergSp.=Vgg. Fürth 2:6.
M. T. V. MünchenSchwaben=Augsburg 2: 1.
Württemberg, Baden.
Phönix=FarlsruhePforzheim 0:0.
FreiburgMühlburg 6: 2.
Kickers=StuttgartS. V. Feuerbach 6:1.

Winterſport.

Trockenkurs des Skiklubs Darmſtadi=Odenwald.
Der von uns bereits gemeldete Trockenkurs des Skiklubs
Darmſtadt beginnt dieſe Woche. Um den Kurſusteilnehmern
die Möglichkeit zu geben, ſchon während der Weihnachtstage
weiße Weihnachten vorausgeſetzt, ihre Geſchicklichkeit auf den
Brettern zu verſuchen, hat der Verein zwei Uebungsabende
angeſetzt. Die erſten Uebungen mit Skiern beginnen ans
Dienstag (18.) und Donnerstag (20.), 7 Uhr abends,
im Hotel Zur Traube.

Hockey.

Kickers=OffenbachEintracht=Frankfurt 0 4.
Sportklub Frankfurt 81 II.Tgde. Worms

: 0.

Rugby.
Eintracht=Frankfurt I.Sp.=Cl. 1880 II. 0:19.
Um den vom Verein für Leibesübungen, Ortsgruppe Frank=
furt
, geſtifteten Wanderpreis begegneten ſich Sp.=Cl. 80 II. und
Eintracht I. Dank der älteren Spielerfahrung und der beſſeren
Technik ſpielte der Sp.=Cl. durchweg überlegen und gewann mit
19:0. Beſonders gut gelang das ½=Spiel. Als Schiedsrichter
fungierte Oskar Kreuzer mit bekannter Sachkenntnis und Sach=
lichkeit
.
Handball.
Sportverein I. Handballmannſchaft-Tv. Friefenheim I.
Handballmannſchaft (Süddeutſcher Meiſter) 1:5.
Sportverein II. HandballmannſchaftTv. Frieſenheim II.
Handballmannſchaft (Süddeutſcher Meiſter) 2: 2.
Turngeſellſchaft BornheimEintracht=Frankſurt 1:0.
T.=G. MannheimT.=V. Mannheim 46 2:0.
Sp.=V. Waldhof-Phönix=Mannheim 4:3.

Das Turnerkreuz.

rr
S


A

7
2


3
U
Air
R

M1. Nicht allgemein dürfte bekannt ſein, daß der Entwurf
rnerkreuzes von einem Darmſtädter Turnersmann ſtammt.
Turnersmann war Heinrich Felſing, der heſ=
Turnvater. Felſing, der in ſeinem Beruf als Kupfer=
einen
großen Ruf hatte, führte es 1844 zuerſt bei dem
tädter Schülerturnverein ein. Auf dem ſchwäbiſchen Turn=
Heilbronn, am 2. und 3. Auguſt 1846, ſchlug Felſing ſein
treuz als allgemeines Turnerabzeichen vor. In ſeiner
hlungsrede ſagte er u. a.:
h für mein Teil geb' zwar auf Aeußerlichkeiten ſehr wenig.
nis Gerät, dann werd’ ich dir ſagen, ob du ein Turner biſt
einen neben dir in Gefahr kommen, und ich werde dir
ob du ein Turner biſt; da braucht’s kein Zeichen. Aber
ier wie in allem: Der Menſch verlangt ein ſichtbar Zeichen,
ſo will ich auch ein ſolches Turnerzeichen vorſchlagen:
Friſch, fromm, froh, frei,
Das andere Gott befohlen ſei!
t Jahns Wort Dieſen Spruch in ſeinen vier Anfangs=
ben
habe ich zuſammengeſtellt in vier E; ich habe ſie zu
Zeichen vereinigt; ſie bilden dann das deutſche Kreuz, ſie
wie die Turnerſchaft, gleiche Kraft, gleiche Form und
nach allen Seiten. Es iſt das Viereck überall gleich ſtark,
den vier Ecken ſtehend, nehmt’s, wie ihr wollt, es iſt F
em FF..
ch ſchlag’s vor, weil ich kein beſſeres kenne; nehmt’s an
erwerft’s kurzerhand, es iſt das Zeichen der Darmſtädter
emeinde. Hier zeig’ ich euch’s auf unſerem Banner.
7 Heilbronn fand Felſings Vorſchlag große Zuſtimmung.
glich drang das vierfache F durch und wurde nicht nur
Abzeichen der Deutſchen Turnerſchaft, ſondern auch zum
hen aller Turnverbände der ganzen Welt.
er in außerdeutſchen Ländern angenommene Turnerſpruch
gleichfalls aus vier mit P beginnenden Worten und lehnt
haltlich dem Deutſchen an. Der Spruch lautet im Fran=
en
: Frane, frais, fier, fort! im Engliſchen: Frank,
friſk, free! im Italieniſchen: Franko, fresco, fiero, forte!"
Haniſchen: Franko, fresco, firmo, fuerto!, im Portugie=
* Franko, fresco, fero, forte! und im Schwediſchen:
from, freidij, fri! In Holland lautet der Spruch mit
Vroed, prank, prij, proom!
einrich Felſing wurde geboren am 18. September 1799,
Sen iſt er am 29. März 1876. Seine Ruheſtätte iſt auf
alten Darmſtädter Friedhof an der Nieder=Ramſtädter Sty.
g war lange erſter Sprecher und Ehrenſprecher der Turn=

gemeinde Darmſtadt, er gründete dieſe am Abend des 2. Juni
1846 mit noch 24 Turnbrüdern, mit den Worten: Turner, es
exiftiert eine Turngemeinde in Darmſtadt.
Ein gutes Lichtbild von H. Felſing iſt zurzeit im Lichtbild=
kaſten
der T. G.D, 1846 an der Parfümerie Müller, Rheinſtr. 6,
ausgeſtellt.
Warum müſſen unſere Frauen und Mädchen
Leibesübungen treiben?
Es iſt eine gänzlich veraltete und verkehrte Anſicht, daß nur
Knaben und Männern körperliche Bewegung zukomme und ge=
zieme
. Der Bewegungsdrang iſt in den Mädchen genau ſo leben=
dig
und ſtark, ja faſt noch ſtärker als bei den Knaben. Für dieſe
iſt es paſſend und geſund, ſich mit ihren Kameraden herumzubal=
gen
und zu tummeln, ihre Körperkräſte hierdurch unbewußt zu
entfalten und zu üben, die Atmung zu vertiefen und den Kreis=
lauf
des Blutes zu beſchleunigen. Für die Mädchen gilt das=
ſelbe
als unpaſſend und unanſtändig. Sie ſollen, beſonders
außerhalb des Hauſes, ſich fein ſtill verhalten, ſich nicht ſtark be=
wegen
und nur zierlich trippelnd in ihrem Schnürpanzer einher=
ſchreiten
. Das nennt man wohlgeſittet und anmutig.
Nein, das iſt ungeſund und unnatürlich und die
Folgen einer ſolchen verkehrten, mangelhaften körperlichen Er=
ziehung
zeigen ſich denn auch in erſchreckendem Maße. Bleich=
ſucht
Blutarmut und Nerpoſität ſind die unſer Zeit=
älter
kennzeichnenden Krankheiten der Frauen.
Hierzu wird leider ſchon in der Schule durch die anhaltende
Lern= und Sitzarbeit der Grund gelegt. Und wenn die Mäd=
chen
dann die Schule verlaſſen, treten viele von ihnen ſofort
ſchon wieder in einen Beruf ein, der ſie aufs neue zu dauern=
dem
Sitzen zwingt, wie ja überhaupt die meiſten weiblichen
Haus= und Handarbeiten im Sitzen verrichtet werden und nur
höchſt mangelhafte und einſeitige Bewegung gewähren. Eine
wie geringfügige körperliche Bewegung beanſprucht z. B. die
Tätigkeit einer Kontoriſtin, einer Näherin, einer Putzmacherin.
Manche weiblichen Berufe, wie der einer Verkäuferin, zwingen
zu anhaltendem Stehen und verurſachen durch die hierbei nötige
überwiegende Belaſtung des einen Beines eine Verkrümmung
oder Verbiegung der Wirbelſäule, die oft die Veranlaſſung zu
gelvölbtem Rücken und zur ſchiefen Schulter wird. Und wer in
der Haushaltung tätig iſt, der iſt in Bezug auf geſundheitsför=
dernde
Bewegung meiſt nicht beſſer daran
Gegen ſolche krankhaften Erſcheinungen und Verbildungen
gibt es kein anderes Mittel als allſeitige Betätigung der Glied=
maßen
, durch welche Kraft und Ausdauer der Muskeln, Feſtigkeit
und zugleich Beweglichkeit des Knochengerüſtes gewährleiſtet, der

Blutumlauf kräftig gefördert, die Atmung bis in die fernſten
Lungenteile vertieft, der Körper abgehärtet und widerſtandsfähig
gemacht wird gegen Krankheitseinflüſſe aller Art. Dies wird
erreicht durch planmäßig betriebene Leibesübun=
gen
wie ſie beſonders unſer Turnen Spiel und Sport
in Gemeinſchaft mit den zu ihnen gehörenden Uebungen des
Schwimmens, Wanderns und der winterlichen Leibesübungen
bieten.
Unſere Frauen und Jungfrauen haben aber ſehr
wohl Kraft und Ausdauer nötig. Einmal ſchon, um die natür=
lichen
Pflichten, denen ſie unterworfen ſind, in genügendem
Maße erfüllen zu können, andererſeits, um manchmal Anſtren=
gungen
auszuhalten, denen der kräftigſte Mann nicht gewachſen
wäre, ſo bei langwieriger Krankenpflege und bei ausdauernder
Arbeit, die beiſpielsweiſe da notwendig wird, wo der Ernährer
der Familie hinweg genommen worden iſt.
Das Turnen mit ſeinen verwandten Leibesübungen ſtärkt
aber nicht bloß die Geſundheit und gibt Kraſt und Ausdauer, es
verleiht auch Schönheit und Anmut, auf die das weibliche Ge=
ſchlecht
nicht zur Befriedigung ſeiner Eitelkeit zu ſehen hat, ſon=
dern
aus Rückſicht auf ſeine Mitmenſchen, aus einer Pflicht der
Humanität. Und zwar handelt es ſich hierbei ebenſo ſehr um
Schönheit der Geſtalt, wie um Schönheit und Anmut der Beweg=
ungen
und Haltungen des Körpers. Die durch körperliche Ueb=
ung
entwickelten und geſtählten Muskeln geben dem Körper eine
eigenartige, das Auge wohltuend berührende Modellierung, die
Haltung des Körpers wird aufrecht, der Gang ſtraff und elaſtiſch,
die Bewegungen werden harmoniſch und abgerundet, alles Eckige
und Linkiſche berſchwindet. Nirgendwo hat das Wort des
Dichters: Nur aus vollendeter Kraft blicket die Anmut hervor,
größere Berechtigung als hier.
Das Turnen und die verwandten Leibesübungen ſind aber
auch eine unerſchöpfliche Quelle der Freude, ein nie verſiegender
Born der Luſt. Das Gelingen einer turneriſchen Uebung, das
Bewußtſein der allmählichen Kraft= und Gewandtheitsſteigerung,
das Tummeln beim Spiel unter Gottes freiem Himmel, alles
das hinterläßt ein Gefühl der Befriedigung und Freude, das im
Verein mit gleichgeſtimmten und das Gleiche übenden Genoſſin=
nen
anregend und erheiternd auf die Stimmung wirkt und frei
macht von dem drückenden Bann der Alltagsſorgen. So wird
das Turnen im wahren Sinne ein rechter Sorgenbrecher.
Darum ihr Frauen und Jungfrauen, tretet ein in die Frauen=
abteilungen
der Turn= und Sportvereine, die euch dig
Gelegenheit zu allen Leibesübungen, wie Turnen, Spielen, Wan=
dern
und Schwimmen bieten, damit ihr geſund, kraftvoll, aus=
dauernd
, ſchön, anmutig, heiter und lebensfroh werdet, euch ſelbſt
und euren Angehörigen zur Freude, künftigen Geſchlechtern zum
Segen, unſerem deutſchen Vaterlande zur Ehrel

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Dezember 1923.

Rummer 9

Rmdontcat entenont, Memnerſächt

* Die Ausſagi der Gemüſeſämereien.
Heutzutage darf bei der Ausſaat der Gemüſeſämereien keine
Verſchwendung getrieben werden, denn der Samen iſt knapp und
teuer. Auch ſonſt müſſen bei der Ausſaat alle Regeln genau
beachtet werden, um nicht unnütz Saatgut zu vergeuden. Für
alle Ausſaaten gilt als Hauptregel, den Samen nicht zu dicht
und nicht zu tief zu ſäen. Diejenigen Gemüſearten, die das
Umpflanzen nicht gut vertragen, werden gleich an Ort und Stelle
ausgeſät. Man unterſcheidet Breitſaat, Reihenſaat, Dibbelſaat
und Stufenſaat.
Die Breitſaat iſt auf dem Lande noch immer die gebräuch=
lichſte
Saatweiſe. Der Samen wird im ſreien Wurf und in
ungeordneten Zwiſchenräumen auf die ganze Fläche des Saat=
landes
geſtreut. Man hüte ſich vor dem zu dichten Ausſtreuen,
da die Pflanzen ſonſt nach dem Aufgehen ausgedünnt werden
müſſen, wenn ſie ſich kräftig entwickeln wollen. Sehr ſeine Samen
pder ſolche, die mit Grannen verſehen ſind, ballen ſich leicht zu=
ſammen
. Sie müſſen daher vor dem Säen mit trockenem Sand
oder Erde vermengt werden. Durch Hin= und Herziehen des
Rechens oder durch leichtes Unterhacken erfolgt die Unterbring=
ung
in den Boden. Wenn man ſehr dunklen Samen ausſäen
muß, z. B. ſolchen von Zwiebeln, Karotten, Porree, ſo iſt Un=
geübten
anzuraten, das Beet mit weißem Sand zu bedecken, da=
it man ſieht, wie dicht die Saat fällt.
Die Reihen= oder Furchenſaat iſt jetzt ſehr beliebt, doch auch
bieſe Säweiſe hat ihre Vorteile und Nachteile. Sie wird des=
wegen
ſo bevorzugt, weil man die beſäten Becte leicht behandeln
kann, was zur guten Entwicklung der Pflanzen nicht unweſent=
lich
beiträgt, denn durch das Behacken erfolgt gleichzeitig eine
Reinigung von Unkraut. Von manchen Gartenfreunden wird
ferner behauptet, daß man bei der Zeiyenſaat weniger Samen
benötigt, als bei der Breitſaat. Tas iſt aber nicht immer der
Fall. Im Gegenteil! Ein Ungeübter kann bei der Reihenſaat
bedeutend mehr Samen vergeuden al3 bei der Breitſaat. Zur
Ausführung der Reihenſaat zieht man mit einem Holz, einem
Rechen oder mit einem 4= bis 5zinkigen Reihenzieher nach der
Schnur Furchen. Die Tiefe der Furchen richtet ſich nach der
Größe der Samen. Dieſe ſollen nicht tiefer liegen als ihr Durch=
meſſer
beträgt, denn um die Keimung zu ſichern, iſt es nötig, daß
der Samen nur leicht mit Erde bedeclt iſt. Nur wenige Samen
bedürfen einer ſtärkeren Bedeckung. Erbſen und Puffbohnen
können bis zu 15 Zentimeter, Roterüben bis 7 Zentimeter mit
Erde bedeckt werden. Liegen aber z. B. Buſch= und Stangen=
bohnen
zu tief, ſo gehen ſie nicht mehr gut auf. Daher ſagt man,
die Bohnen müſſen die Glocken läuten hören. Sowohl bei der
Reihen= als auch bei der Breitſaat iſt gutes Andrücken des
Samens notivendig. Dieſer hat dann Nutzen von der Voden=
feuchtigkeit
und keimt gut.
Das Dibbeln findet nicht nur beim Feldbau, ſondern auch
beim Gemüſebau Verwendung, z. B. beim Ausſaen von Rettich, und große Früchte. Stickſtoff regt das Wachstum an. Lange
Die Samenkörner kommen in Löcher, die gleichweit von einander
entfernt ſein müſſen. In jedes Loch legt man zwei Samen und
zieht dann die Löcher mit dem Rechen wieder zu. Die Löcher
werden mit einem hierzu geeigneten Werkzeug, dem ſogenannten
Dibbelholz, gemacht, welches oben einen Stiel oder Griff und
unten an dem Lattenſtück Holzzinken hat.
Die Stufenſaat wendet man meiſtens bei Buſchbehnen, bei
Stangenbohnen und Gurken an, weil dieſe Gemüſearten ſpäter
zu ihrer Ausbildung einen großen Raum beanſpruchen. Die weniger in Betracht, weil ſelten ein Boden ſo arm iſt, daß eine
Samen werden in gleich weite Reihen und in dieſen in beſtimm=
der
Saatharke oder mit dem Pflanzholz gemacht wird.
Das Bedecken des Samens richtet ſich nach der Größe der
Samen, nach der Beſchaffenheit des Bodens und der Jahres=
zeit
; größere Samen werden höher bedeckt, als feinere. Die
großen Samen kommen natürlich auch tiefer in die Erde als die
ſchnell keimenden kleineren Samen. In ſchwerem Boden darf
der Samen nicht ſo hoch wie in leichtem bedeckt werden. Im
dagegen ſtärker bedeckt werden.
Vor der Ausſaat ſollte eine Keimprobe ausgeführt werden.
Man legt die Samen zwiſchen feuchte Sägeſpäne und wollene
Lappen und hält ſie gleichmäßig feucht und warm. Bei kleineren Als normale Düngung für Obſtbaumpflanzungen kann man pro
Samenmengen empfiehlt ſich auch das Vorkeimen der Samen.
Wenn der Sellerieſamen in laues Waſſer gelegt und mit feuchter
Erde vermiſcht wird, keimt er ſchon in 1012 Tagen, während
er ſonſt etwa vier Wochen braucht. Aber bei dem Vorkeimen iſt
beſondere Vorſicht am Platze, weil der Samen nicht gar zu lange
im Waſſer bleiben darf, denn ſonſt werden die Keime zu groß.
tenbeſitzer ſollte wiſſen, wie lange ungefähr die Samen in der
Erde liegen bleiben müſſen, ehe ſie keimen und aufgehen.
Der zur Ausſaat benutzte Samen muß vollkommen reif ſein,
wenn er gut aufgehen ſoll. Friſcher, im Herbſt geernteter Samen phosphat oder Thomasmehl, einhalb bis zwei Kilo vierzigprozen=
keimt
oft bereits nach 56 Tagen, während er bei zunehmendem
Alter mehrere Wochen zum Keimen braucht. Einzelne Pflanzen
geben beſſeren Ertrag, wenn zur Saat älterer Samen benutzt
wird, was beſonders für Gurken und Melonen gilt.

Die Düngung der Obſibäume.
Die meiſten Obſtbäume ſind unterernährt, da ihren Beſitzern
das Verſtändnis für ausreichende Düngung fehlt. So ſchrieb
neulich Obſtbauinſpektor Wagner, Bonn, in der Deutſchen Obſt=
und Gemüſebauzeitung‟. Die Obſtbaumbeſitzer denken, ſofern ſie
ſich überhaupt Gedanken über dieſe Frage machen, der Obſtbaum
findet wie der Waldbaum, die Stoffe, die er braucht, in genügen=
der
Menge im Boden vor. Er berücſichtigt dabei aber nicht, daß
die regelmäßigen reichen Ernten, die der Obſtbaum liefern ſoll,
einen ungeheuren Nahrungsverbrauch vorausſetzen. Wenn der
Baum in gutem Boden ſteht, wird er freilich einige Jahre befrie=
digend
wachſen und fruchten können, aber mit der Zeit erſchöpfen
ſich auch die größten Vorräte und die meiſten Obſtbäume finden
wir auf mittelkräftigen und armen Böden. Da heißt es, bei=
zeiten
für Nahrung im Boden ſorgen, ſonſt kann der Obſtbaum.
die an ihn geſtellten Anſprüche nicht erfüllen. Schon beim Pflan=
zen
iſt darauf zu achten. In ſchlechten Boden ſetze man Opſt=
bäume
nicht, ohne ihnen gleichzeitig eine Vorratsdüngung zu
geben. Dann wird auch das Ausheben eines tieferen Baum=
loches
notwendig, damit gute Gartenerde oder Kompoſt, verrotte=
ter
Dung und Kalk untergebracht werden können. Die gereichten
Dungſtoffe ſind gut miteinander und mit der Erde des Baum=
loches
zu miſchen, unvermiſcht und direlt an die Wurzeln dürfen
ſie nicht gebracht werden.
Bei der ferneren Düngung muß man ſich einigermaßen klar
darüber ſein, welche Nährſtoffe dem Boden von Natur mangeln.
Wie alle anderen Gewächſe braucht der Baum Kali, Phosphor=
ſäure
, Stickſtoff und Kalk. Jeder von dieſen Hauptnährſtoffen
hat ſeine beſondere Aufgabe bei dem Aufbau des Baumes.
Kali iſt der von allen Obſtarten am meiſten benötigte Nähr=
ſtoff
; es wirkt beim Aufbau aller Teile des Baumes, ſowohl im.
Holz, Blatt, als auch bei den Früchten mit. Kräftiges Laub läßt
auf kalireichen Boden ſchließen, das Holz iſt widerſtandsfähiger
gegen Froſt. Kali fördert die Entfaltung der Blüte und wirkt
dann auf das Größenwachstum der angeſetzten Früchte mit,
Kalimangel zeigt ſich an braungefärbten Flecken auf den Blät=
tern
, beſonders auch an vorzeitigem Abſterben der Jahrestriebe.
Phosphorſäure iſt für die Samenbildung ſehr wichtig, beſon=
ders
bei jenen Obſtarten, deren Frucht die größte Samenmenge
enthält, dem Steinobſt, Mangel an Phosphorſäure zeigt ſich
nicht allein im Fruchtertrag, ſondern auch in ſchwachem Blatt=
und Holzwuchs. Außerdem zeigt ſich bei Steinobſt ein Kränkeln
und Spitzendürre. Der Einfluß der Pohsphorſäure macht ſich
ſehr ſtars bei der inneren Beſchaffenheit der Frucht geltend. Die
Früchte, der ohne oder ſchwach mit Phosphorſäure gedüngten
Bäume, ſind ſauer und reifen ſpäter. Phosphorſäure in Ver=
bindung
mit Kali begünſtigt die Ausbildung der Fruchtknoſpen
und den Fruchtanſatz.
Während Kali und Phosphorſäure hauptſächlich auf Frucht=
anſatz
und die gute Beſchaffenheit der Frucht wirken, begünſtigt
der Stickſtoff die Maſſenentwicklung, nämlich reiche Belaubung
Jahrestriebe ſind ein Zeichen von reichlichem Stickſtoffvorrat.
Kurze Triebe und kleine Blätter von gelblicher Farbe zeigen
Stickſtoffmangel. Während man ſich bei der Zuführung von
Stickſtoff nach dem Bedarf des einzelnen Baumes richten muß,
bilden Kali und Phosphorſäure die Grundlage der Obſtbaum=
düngung
.
Der Kalk ſchließlich hat auf die Ausbildung der Früchte, be=
ſonders
auf den Zuckergehalt, Einfluß. Als Nährſtoff kommt er
Zufuhr erforderlich iſt. Kalter oder ſchwerer Boden wird durch
ten Abſtänden zu 2, 3 und mehr in ein Loch gelegt, welches mit den Kalk gelockert, ſchließt die Nährſtoffe im Boden auf. Durch
reichliche Kalkung wird manches, fonſt für den Obſtbau nicht
gutes Land erſt brauchbar gemacht. Viel Kalk beanſpruchen vor
allem Kirſch= und Apfelbäume.
Die Menge des Düngers, die einem Baum zugeführt werden
muß, richtet ſich natürlich nach Alter und Größe des Baumes.
Ein junger Hochſtamm oder Zwergbaum bedarf jährlich unge=
fähr
folgender Düngermenge: ein Viertel bis einhalb Kilo
ſchwefelſaures Ammoniak ein Viertel bis einhalb Kilo Super=
trockenen
Boden und in warmer Jahreszeit kann der Samen phosphat und ein Viertel bis einhalb Kilo vierzigprozentiges
Kalidüngeſalz. Ein älterer, ſtarker Hochſtamm braucht im Jahr
etwa dreiviertel bis ein Kilo ſchwefelſaures Ammoniak, ein Kilo
Superphosphat und ein Kilo vierzigprozentiges Kalidüngeſalz.
ein Ar zu düngende Fläche empfehlen: vier Kilo ſchwefelſaures
Ammoniak im Frühjahr, ſechs Kilo Thomasmehl im Herbſt oder
Winter oder vier Kilo Superphosphat im zeitigen Frühjahr, ſo=
wie
vier Kilo vierzigprozentiges Kalidüngeſalz in Winter oder
Frühjahr. Bei Kirſch= und Apfelbäumen iſt es ratſam, pro
hundert Quardratmeter noch vier Kilo gelöſchten Kalk oder acht
Bei der Ausſaat brechen die Keime dann leicht ab. Jeder Gar= Kilo gemahlenen Kalkmergel beizugeben, jedoch darf der Kalt
nicht gleichzeitig mit Stallmiſt, Guano, Superphosphat oder
ſchwefelſaurem Ammoniak verabreicht werden. Straßenbäume
erhalten je nach Alter, Größe und Kraftzuſtand pro Baum: ein
bis drei Kilo ſchwefelſaures Ammoniak, ein bis drei Kilo Super=
tiges
Kaliſalz oder Chlorkalium. Anſtatt Thomasmehl, das
heute nur noch aus älteren Vorräten zu beſchaffen iſt, kann man
Rhenaniaphosphat verwenden, die angegebenen Sätze ſind dann
um zwei bis drei Fünftel zu erhöhen.

En

Rigolen oder Graben.
Das Rigolen oder Umgraben auf zwei bis
Tiefe iſt die gründlichſte Bodenbearbeitungsart und
Zwecke empfehlenswert oder gar notwendig, aber nie
anwendbar. Man rigolt, um harten, feſten Untcrar=
und durchläſſig zu machen oder verſchiedene, ſich
Schichten zu miſchen, z. B. zähen Ton mit leichtem
Boden, der lange brach gelegen hat, wieder zu beleben.
es dagegen, gut fruchtbare Oberſchichten in die Tiefe
und minderwertigen Untergrund aufzuſchütten. Gute
boden mit durchläſſigem Untergrund braucht in der
gegraben zu werden, wenn man nicht beſonders tief
Gewächſe, namentlich Obſtbäume, pflanzen will.
Ausgleich der Säuglingszahl bei Ken
Manche Kaninchenzüchter glauben, die Jungtiere w.
ſer heran, wenn die Häſinnen nur ſchwache Würfe
haben. Dies iſt aber nur unter beſtimmten Boraus
Fall. Beſitzt man eine Häſin, welche genügend Milch
tiere gibt, und dieſe bringt einen Wurf von 6 Stück,
dieſe mehr Milch vorhanden, als gebraucht wird.
der Züchter den Wurf noch um ein oder zwei Stück.
gar keinen Einfluß auf die Entwickelung der Jungen,
her ſchon genügend Milch vorhanden war. Die Miſchab
verringert ſich von ſelbſt bis auf den Bedarf der noch vo
vier Stück. Etwas anderes iſt es, wenn die Häſin ur
Stück reichlich Milch beſitzt, dann iſt es unbedingt nöti=
Wurf auf dieſe Stärke geſetzt wird. Aus dieſem Gru
zunehmen, daß der Züchter jede zur Zucht neu eingeſte
auf die Milchmenge hin genau prüft, damit er weiß,
ihr zumuten darf.
Will man mehrere gleichzeitige Würfe untereina
gleichen, ſo muß darauf geachtet werden, daß die Ju
deſtens zwei Tage von ihrer Mutter geſäugt werden.
Muttermilch enthält in den erſten Tagen Stoffe, welch
führen des Darmpeches bewirken. Es hat dann keine
für die Jungen, wenn ſie einer Häſin untergeſchoben
welche ſchon einige Tage früher geworfen hat. Zu b
dabei, daß dieſes Unterſchieben nach und nach zu erf.
weil die Milcherzeugung ſich bis zu einem gewiſſen s
dem Verbrauch anpaßt. Hat man z. B. eine Häſin mit
eine mit zwei Jungtieren, ſo werden dieſer am dritten
ten Tage je ein Jungtier vom anderen Wurf untergeſch
dieſe Weiſe kann ſich die Milchmenge der Säſin allmé
höheren Verbrauch anpaſſen. Dieſes Unterſchieben hat
dem Säugen zu erfolgen; notwendig iſt, daß die Häfi=
die
Jungtiere untergeſchoben werden, für einige Stund
leeres Abteil geſetzt wird. Drei bis vier Stunden ger
das fremde Jungtier den Geruch des Neſtes angenon
ſodaß die Häſin von der Sache nichts merkt.
Nutztaube oder Ziervogel?
Erſt in neuerer Zeit iſt man dazu übergegangen, a
Zucht von Taubenraſſen Ziele zu verfolgen, wie ſie be
rigen Geflügel ſchon längſt eingebürgert ſind. Früher
die Tauben nur zum Sport oder zum Vergnügen der K
wirkliche Nutztiere wurden ſie nicht eingeſchätzt. Inf
hat man die planmäßige Heranzucht von Nutzraſſen
läſſigt und nur die Schönheit des Gefieders bei der Pa g
Auge gehabt. Heute beſteht ſchon einige Klarheit darüb=
Anforderungen an eine gute Nutztaube zu ſtellen ſi
Nutzen aus ſeiner Taubenzucht herausholen will, mut
gende Grndſätze gegenwärtig halten. Eine gute Nutz
einen kräftigen und fleiſchigen Körperbau beſitzen; ſie
zart und empfindlich ſein und ſich nicht gleich bei je‟
rauheren Witterung in eine ſchützende Ecke verkriechen o
den Schlag zurückziehen.
Sie ſoll nach Möglichkeit ihr Futter ſelbſt ſuchen
tüchtiger und fleißiger Felderer ſein. In dieſer Hin f
die Taube dann doppelten Nutzen ſtiften; denn es iſt j
daß die Tauben große Mengen Unkrautſamen verzeh
der Saat durch Kratzen und Scharren, wie die
ſchaden.
Eine gute Nutztaube muß fruchtbar ſein, d. h. rR
jährlich mindeſtens fünf bis ſechs Gelege ausbrüten
Jungen ausreichend und kräftig ernähren. Die Junge
raſchwüchſig und wenig empfindlich ſein. Im Alter
his ſechs Wochen müſſen ſie ſich ſoweit entwickelt habe .
ſchlachtreif ſind.
Als guter Felderer muß die rechte Nutztaube auch
tige Fliegerin ſein, die in weitem Umkreiſe ihr Futter
leicht wieder heimfindet, und in raſchem Fluge dem 9
zu entgehen weiß. Sie darf ferner ihrem Pfleger gegen
ſcheu und flüchtig ſein, darf beim Betreten des Schle
das Neſt verlaſſen; ſie muß ſo zutraulich ſein, daß de
ſie auf dem Neſte mit der Hand berühren kann, ohn
flüchtig wird.
Endlich darf eine gute Nutztaube kein Vagabund
dern muß ſich treu zu ihrem Schlage halten.

fr

Liebe und Pficht.

Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
45)
Nein, er iſt’s nicht, ſagte er endlich, als beruhige er
ſich ſelbſt. Mein Vater Eiſenherz iſt’s nicht. Menſch!
er ſtürzte ſich auf ihn zu was haſt Du gebetet für wen
haſt Du gebetet?
Für Euch, miein Beſchützer, anwortete dieſer beſcheiden
und nicht ohne einige furchtſame Verwunderung.
Für noch einen ſprich! wie hieß der?"
Für meinen Sohn Leuthold.
Himmel! Ich bin wahnſinnig! Ich verſteh’ Euch falſch.
Sagt’s noch einmal! Für Leuthold? Der bin ich. Aber mein
Vater iſt tot. Wie heißt Ihr? Um Gottes Barmherzigkeit willen
Tedet und reißet mich aus meiner Verrücktheit.
Jener wußte vor Erſtaunen keine Antwort zu finden.
Ach, ich bin irre, verzeiht, alter Mann, begann Leuthold
wieder und faßte ſich an die Stirne wie einer, der einen wüſten
Traum losſchütteln will. Es kann ja ein anderer ſein, für den
Ihr betetet hieß auch Leuthold, hieß Leuthold wie ich. Schlaft
in Ruhe und vergebt meine Störung. Es kam mir nur ſo vor,
als ſei ich der Leuthold, den Ihr ins Gebet eingeſchloſſen. Aber
es war ja nicht möglich. Gute Nacht!
Wie ein trunkener taumelte er mit unſicheren Schritten der
Türe zu. Der Greis vertrat ihm haſtig den Weg, faßte ihn feſt
in die Augen und rief faſt befehlend, was aus ſeinem vorher ſo
demütigen Munde um ſo auffallender lautete:
Bleib, junger Menſch! Gehe nicht ſo über die Schwelle!
Du, der Du den Namen meines Sohnes trägſt, den ich beweine,
rede, wie nannte ſich Dein Vater?
Als herber Mißton tönte dieſe Frage in Leutholds Ohren.
Was kann Euch daran liegen, war ſeine beinahe bittere Gegen=
frage
, zu wiſſen, wer mein Vater war? Er iſt tot, ſagte ich Euch.
Ihr täuſchet Euch, alter Mann. Mein Vater ſtarb vor meinen
Augen. Dringt Ihr aber darauf, ſeinen Namen zu erſahren, ſo
will ich ihn Euch nicht verhehlen. Mein Vater lebte von Raub

und Mord, hieß Eiſenherz, ward an meiner Seite erſchoſſen, liegt
unterm Galgen begraben. Seid Ihr jetzt zufrieden geſtellt?
Es iſt nicht möglich, daß ich mich täuſche! Seid barmherzig!
Sage: hatte jener nicht noch einen andern Namen?
Eure Fragen befremden mich; doch ſei’s drum. Der Räuber
war ehemals ein ehrlicher Mann geweſen, Diener des göttlichen
Wortes und Prediger des Evangeliums, ehe die Feinde ſeine
Stadt verbrannten, die Seinen würgten und ſeinen unmündigen
Sohn von ihm riſſen. Ihn ſtießen ſie in die öde Welt, und nun
ward ſein Herz zu Eiſen, nun ward er, was er bis zu ſeinem
Tode blieb, und vergaß ſeinen früheren Namen. Ehemals hatte
er Günther geheißen.
Er wollte gehen, doch der überraſchende Anblick, welcher auf
dieſe Eröffnung folgte, feſſelte ihn an die Schwelle. Denn der
Greis hatte ſich aufs neu

ſeinen himmelwärts gerichteten Augen. Und er betete:
Allgütiger, würdige Deinen Kuecht, anzuhören das Lallen
ſeines Dankes. Siehe, er knieet im Staube vor Dir und preiſt
Deine Gnade, daß Du ihn nach Deiner unerforſchlichen Fügung
das geliehte Kind wieder von Angeſicht zu Angeſicht ſchauen
läſſeſt, auf daß er nicht mit Jammer in die Grube führe. Du
haſt angeſehen den Kummer des Betrübten und angehört die
Klagen des Elenden. Aber jetzt haſt Du Fröhlichkeit geſandt
in ſein Herz und ſtelleſt ſeine Füße, daß ſie nicht wanken. Dafür
ſei Dir Preis, Ehre und Dank gebracht in Ewigkeit. Amen!
Und wie er ſo betete, da dämmerte es von Ferne in Leut=
holds
Seele auf: und es ward heller und heller darin, und er
ward zum Kinde und ſahe ſeinen Vater, wie er ehedem im
Predigergewande der andachtsvollen Gemeinde die Worte des
Evangeliums verkündigt hatte: und der, der jetzt am Boden
knieete, war derſelbe, ſo hatte ſein Antlitz geleuchtet, ſo der Ton
ſeiner Rede geklungen! Aber es war ja unmöglich! Es wir=
belte
und tobte wild und wüſt in ſeinem Gehirn, und er entſetzte
ſich faſt, als jener ihn an ſein Herz drückte und ihm zurief:
Mein Leuthold! Mein Sohn! Du wareſt verloren und biſt
wieder gefunden worden!

Laſſet mich los! ſchrie Leuthold und befreite
ſam aus ſeinen Armen und blickte ihn ſcheu und ſinnde
Ihr könntet mein Vater ſein, wenn mein Vater nicht
Wollt Ihr mich ganz um meinen Verſtand bringen?
wieder den Drücker der Türe.

O Walter, Bruder, warum haſt Du mir das get
Greis

Mein Diche Wiechi ueniſther eiſche ete
Deines Lichtes in ſeine wahnumdunkelte Sele, daß
Irrtum erkenne!
Und der himmliſche Lenker der Menſchenſchickfale
dem Flehen gnädig ſein Ohr und ſandte den erleuchtend
und gab den Sohn dem Vater, den Vater dem Sol
27.
An die Bruſt des Vaters geſchmiegt wie ein Ki

Me Nier dum Berſteinc eteie ihen it
war ſein Liebesleid, vergeſſen der Seelenſchmerz,
ſeinen grauſamen Hohn mit ihm getrieben hatte, und
zweifelten, von Wahnſinn zugeflüſterten Entſchlüſſe w.
ſeinem Gehirn entflogen und zerſtoben wie der Nebel
Tale, den die Sonne hinweglächelt.
Das Geſchick hatte ſich begnügt, das Leben des
traurig, doch ziemlich einfach zu geſtalten. In jener ic
Nacht von den erbarmungsloſen Soldknechten, die i
Pflege beauftragt waren, hilflos und ohnmächtig im C
laſſen, war er, an allen Gliedern ſtarr, erſt ſpät erwa
Leichnam ſeines Töchterleins, der armen Elsbeth, war
Gegenſtand, auf den ſeine Augen fielen, und furchtbe
ihn die allmählich in ihm erwachende Erinnerung
ſchehenen.
(Fortſetzung