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 Hefſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitang der Landeshaustſtadt 
Nachdruck jämilicher mit beriehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quelienangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet. 
Nummer 348 
Montag, den 12. Dezember 1923 
186. Jahrgang
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(1 Dolſer — 4.20 Mark). — Im Falle höherer 
Gelai”, wie Krles, Aufruhr, Sireil ufw., erliſcht 
ſede Verpflichtung auf Erfülung der 
            Anzeisen=
auffräge und Teiſfung von Schadenerſatz. Bei 
Konlus oder gerichſcher Beiteſung fält ieder 
Nabeit weg. Bankionto: Deutſche Bank und 
            Darm=
ſtädier 8 Nafſonalbank.
*
Aegerikas Eingreifen.
 Neichstagsempfang des Bereins Berliner hreſſe. 
Berlin, 16. Dez. Der heutige Reichstagzempfang des 
eins Berliner Preſſe hatte das gewohnte Bils eines 
            geſell=
ftlichen Ereigniſſes erſten Ranges. Man ſah u. a. den 
            Reichs=
ſidenten Ebert und Gattin, Reichskanzler Dr. Marx und 
            Gat=
die Reichsminiſter Dr. Jarres Oeſer, Dr. Luther und 
ile, den preußiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Braun, die 
            preu=
hen Miniſter v. Richter, Wendorf und Di. Boelitzſch. Als 
treter der Länder waren erſchienen der bayeriſche Geſandte 
Preger, der würtembergiſche Geſandte Hildenbrand, der 
            ſäch=
ſe Geſandte Dr. Gradnauer. Man ſah ferner den Berliner 
erbürgermeiſter Dr. Boeß, den Nekjor der Berkiuer Univer= 
1t, zahlreiche Vertreter der Induſtrie unter Führung des 
            Prä=
niten des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie, Dr. Sorge, 
lreiche Reichstags= und Landtagsabgeordnete und faſt die 
            ge=
ten, in Berlin anweſenden Vertreter der deutſchen Preſſe 
des deuttſchen Schrifttums. Zu Beginn des Empfangs fand 
Promenadekonzert ſtatt. Hieran ſchloß ſich eine politiſche 
rdgebung, bei der nach einleitenden Worten bes 1. 
            Vorſitzen=
des Vereins Berliner Preſſe Reichskanzler Dr. Marx 
            ernſt=
warme Begrüßungsworte für die Preſſe fand. Es folgte 
n eine Rede des deutſchen Außenminiſters Dr. Streſemann 
weittragender politiſcher Tragtveite. Nach Schluß der 
            poli=
gen Kundgebung fand das übliche Reichstagskonzert in der 
ndelhalle des Reichstags ſtatt. 
Herz und Hand fürs Paterland. 
Berlin, 16. Dez. In den Begrüßungsworten, welche 
chskanzler Dr. Marx beim heutigen Empfang der Berliner 
ſſe an die Anweſenden richtete, hob er hervor, daß das Jahr 
3 wohl nicht mit goldenen Lettern in die Geſchichte des 
            deut=
r Volkes eingetragen werden würde; denn mit der 
            Be=
tng des Ruhrgebiets habe man uns die Pulsader unterbun= 
und jo das Herz des wirtſchaftlichen Lebens vrm 
            Vater=
ge getrennt. Eine unnennbare Summe von Jammer, Not 
Elend ſei damit verbunden geweſen. Es ſeien aber auch 
der betroffenen Bevölkerung Taten vollbracht worden, die 
(rben ſind über alles Lob, die man erſt in künftigen Zeiten 
ig wird einſchätzen können. Nun wirken ſich die 
            ungeheuer=
n Folgen dieſes Eingriffs in unſer Wirtſchaftsleben aus. 
haben Wochen vor uns, die vielleicht ſchlimmere 
            Anforderui=
an die Charakterfeſtigkeit unſeres Volkes und aller ſeiner 
ichten ſtellen werden, als vielleicht manche Zeitſpanne der 
loſſenen Kriegszeit. Schwerſte Opfer müßten gebracht wer= 
und zwar von allen Schichten der Bevölkerung. Die 
            Re=
ung ſei entſchloſſen, das deutſche Volk aus der Tiefe 
            wirt=
ftlicher. Not wieder herauszubringen. Sie ſei entſchloſſen, 
Pflichten bis zum Aeußerſten zu tun, dem Herzen möglichſt 
eig die Entſcheidung zu geſtatten, ſondern nur den 
            Folgerun=
des klaren logiſchen Denkens nachzugeben, damit alles 
            ge=
ht, was notwendig iſt, um das Aeußerſte von uns abzu= 
Den. Sie erwartet von dem deutſchen Volke, daß dieſes 
            Vor=
in verſtanden wird und Widerhall bei jedem einzelnen findet. 
* gelte es, unſere deutſche Charakterfeſtigkeit, unſere Treue 
Vaterland und Volk zu zeigen, nicht in begeiſterten Worten, 
dern im Ertragen aller Mühen, die uns bevorſtehen. Wir 
len opfern und arbeiten für unſer Volk, für Reich und 
erland. 
Deutſchlands Leidensweg. 
Berlin, 16. Dez. Im Mittelpunkte, des heutigen 
            Reichstags=
fangs des Vereins Berliner Preſſe ſtand eine 
            bedeut=
ne politiſche Rede des deutſchen 
            Außen=
nriſters Dr. Streſemann. Er wies einleitend darauf hin, 
in allernächſter Zeit die zweite Serie derfenigen 
ten veröffentlicht werde, die von Mitarbeitern des 
            Aus=
rtigen Amtes herausgegeben worden ſind, um Licht 
verbreiten über die deutſche Außenpolitik,vergangener Zei= 
Wir könnten die Weltpropaganda nicht durch die 
            auslän=
ge Preſſe treiben, könnten nicht verlaugen, daß die Welt ſich 
Deutſchland einſetzt, wenn wir uns ſelbſt nicht dafür 
            ein=
n. Wir hätten zu erklären, daß wir auf uns nehmen und 
uns genommen haben Entbehrungen und Not wie kein 
eres Volk, um die Pflichten des Verſailler Vertrags zu 
            er=
n; aber die Aberkennung der moraliſchen 
renrechte lehne er ab, ebenſo, wie es auch jede deut= 
Regierung ablehnen werde. Die Publikation des deuiſchen 
Zwärtigen Amtes werde hoffentlich auch ein Beiſpiel geben 
andere Staaten und Regierungen, ihre 
chive zu öffnen und einen Einblick zu geben in alles, 
2 vorangegangen iſt in der Welt zu vergangenen Zeiten. Dr. 
cſemann fuhr dann fort: Heute iſt ſaſt ein halbes 
            Jahr=
rt vergangen, ſeit der Weltkrieg zu Ende ging. Man muß 
fragen: 
Iſt denn in Deutſchland Friede? 
ſehen deutſches Land beſetzt, auch ſolches 
            deut=
es Land, für das Beſetzungsgründe nicht im 
rſailler Vertrag ſtehen. Wir ſehen deutſche 
            Ge=
gene, die das Weihnachtsfeſt in der Gefaugenſchaft in frem= 
* Lande verbringen müſſen. Wir ſehen auf deutſchem 
den eine fremde Verwaltung. Wir ſehen 
            deut=
en Beſitz von Feinden ausgenutt. Wir ſehen 
beſetzten Gebiet eine Unterdrückung der öffent= 
Hen Meinung, wie es ohne Beiſpiel in der Geſchichte 
eht. Dazu ſehen wir eine wirtſchaftliche und finan= 
Ile Not,ſo ſtark, daß man fragen muß, wvie lange ſie 
            über=
pt noch zu ertragen iſt. Jſt das Leben? Iſt das Freiheit?
.
 Tro dem macht man den Verſuch, uns auch hierfür die 
Schuld aufzubürden. Der Reduer führte dann in 
            chro=
nologiſcher Aufzählung alle die Verſuche an, die wir gemach: 
haben, eine Verſtändigung mit Frankreich zu finden. Sie ſeien 
alle vergeblich geblieben. Oft ſei nicht einmal eine Antivort auf 
unſere Angebote gegeben worden. Wir hätten dann den 
            Wider=
ſtand im Ruhrgebiet beendet in der Meinung, daß dieſer 
            Ent=
ſchluß zu internationalen Verhandlungen führen wurde. Auch 
das ſei nicht erfolgt. 
Die geſtrige Demarche der deutſchen Regierung 
bei dem franzöſiſchen Miniſterpräſioenten habe wieder 
zu einem Einwand geführt, der peſſive Widerſiand ſei 
immer noch nicht beendet, da die Militärkontrolle in 
Deutſchland noch nicht wieder eingeführt worden ſei. 
Daß die deutſche Abrüſtung in einem Maße durchgeführt iſt wie 
noch nie bei irgend einem Volk, daß wir weniger in der Lage 
ſind, uns gegen irgend ein Land zu wehren als manches kleine 
Volt, das ſteht ſo feſt für jeden, der ſehen will, daß wirklich an 
dieſer Tatſache kein Zweifel erlaubt iſt. Wenn wir gegen die 
Wiederaufnahme der Kontrolle uns gewehrt haben, ſo geſchah 
es, weil die Erregung in Deutſchland ſo groß iſt, daß 
wir die Verantwortung für Leben und Sicherheit 
der Herren, die die Kontrolle vornehmen, heute nicht 
            über=
nehmen können. Die Beſonnenheit des deutſchen Volkes 
nach all den Demütigungen, die man ihm jahrelang zugemutet 
hat, iſt geradezu bewundernswert. Wenn die deutſche 
            Regie=
rung den Weg der Verſtändigung durch direkte, nicht weiter innegehalten werden kann. 
Verhandlungen gehen will, ſo deshalb, weil ſie ſich in Allerdings ſind die Amerikaner viel zu gute Kaufleute, um 
und Nuhr dazu verpflichtet fühlt. Unſer Rechtsſtand= verdienen, ſie werden auch an den Rolſtoffen verdienen wollen. 
punkt iſt vollkommen klar. 
Wir haben niemals die Legalität des 
            Ruhr=
hat, gerät vor die deutſchen Gerichte. 
der Welt öffentlich irgendwie verwiſchen laſſen. 
Dr. Streſemann verſicherte dann, daß die 
beiden von der Reparationskommiſſion eingeſetzten Kommiſſionen aus dieſem Grunde ſteht die Reichsregierung unter ſehr ſtarkem 
Erfolge führen ſollten. 
Das wichtigſte Mittel, unſere Wirtſchaft wieder in Gang 
ſicheren Entwicklung nicht haben kommen laſſen. 
gehen. Heute ſind wir ſo weit, daß wir ein krankes Glied realer Rechnungsfaktor iſt, nicht aber ein Staat, in dem jeder 
daß die Frage unſerer Kaufkraft, unſerer Entwickelung in dem um ſich die beſten Stücke herauszuholen. Deshalb werden die 
Welt ſich reget in einem 
Sicherinnern an Menſchenpflicht 
gegenüber dem, was Deutſchland durchgemacht hat.
 Es bedeutete doch eine ſtarke Ueberraſchung, daß Reuter vor 
eiuigen Tagen aus Waſhington zu melden wußte, Amerika 
            be=
abſichtige, ſich an der von Frankreich vorgeſchlagenen 
            Untei=
ſuchungskommiſſion zur Nachprüfung der Lage Deutſchlands zu 
beteiligen. Die Einſchränkung, daß keine amtliche Vertretung 
der amerikaniſchen Regierung in Ausſicht genommen ſei, ſondern 
nur die Entſendung pridater Sachßerſtändiger, will dagegen 
            we=
nig beſagen. Die Tatſache bleibt jedenfalls beſtehen, daß man jur 
Weißen Haufe die Neigung verrät, die Finger im europäiſchen 
Spiel zu behalten und auch in den in ſehr beſcheidenem Rahmen 
gedachten Ausſchüſſen mitzuarbeiten. Ob viel dabei 
            herauskom=
men wird, iſt eine zweite Frage; zunächſt bedeutet, jedenfalls 
ſchon dieſer Wunſch der Vereinigten Staaten einen Fingerzeig, 
der in Paris nicht mißverſtanden werden kann, zumal, wenn man 
ihn in Verbindung bringt mit dem Abſchluß des deutſch-
            ame=
rikaniſchen Handelsvertrags und den fortſchreitenden 
            Verhand=
lungen über einen größere Kredit, den die Vereinigten Staaten 
uns zum Einkauf von Rohſtoffen geben wollen. Gewiß ſind für 
dieſen Entſchluß nicht ſo ſehr politiſche, ſondern wirtſchaftliche 
Erwägungen maßgebend. Amerika droht in ſeinem eisenen 
Weizen zu erſticken, ſeine Vorräte ſchwellen immer bedenklicher 
an, der Farmer muß ſchon unter dem Selbſtkoſtenpreis 
            verkau=
fen und kann trotzdem ſein Getreide nicht loswerden, während 
Deutſchland hungert und imſtande wäre, einen erheblichen 
            Bruch=
teil des amerikaniſchen Ueberſchuſſes aufzunehmen, wenn es nur 
die nötigen Geldmittel zur Bezahlung zur Verfügung hätte. 
Aehnlich liegen die Dinge auch bei der Baumwolle, und da die 
Farmer für die nächſte Wahl ein nicht zu unterſchätzender 
            Fak=
tor ſind, da die Stimmung ſich unter ihnen zuſehends radikali=
 Zur ſächſiſchen Regierungskriſe 
Die Sozialdemokraten über die Zegierungsbildung. 
* Dresden, 16. Dez. (Priv.=Tel.) Die geſtern hier 
            ſtatt=
gehabte Tagung der Landesinſtanzen der V. S. P. D., die die 
durch den Rücktrit des Kabinetts Fellich geſchaffene Lage und 
die Löſung der Regierungskrife zu beraten hatte, nahm nach 
langen erregten Beratungen auf einen Vorſtoß der ſogen. 
            Chem=
nitzer Richtung hin einen Beſchluß an, ſofort mit der 
            Kommu=
niſtiſchen Partei in Verhandlungen einzutreten über die Bildung 
einer ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Regierung unter Führung des 
ſeitherigen Innenminiſters Liebmann und unter Aufnahme von 
kommuniſtiſchen Mitgliedern in das Kabinett ſelbſt. Die in den 
Landesinſtanzen vertretenen fogen. genjäßigte Richtung der 
V. S. P. D. blieb in ganz erheblicher Minderheit. Wie in den 
Beratungen zum Ausdruck kam, iſt dieſe Löſung der 
            Regierungs=
kriſe als Provokation der Reichswehr angeſprochen worden.
 erſter Linie gegenüber den Volksgenoſſen an Rhein uns ettoas zu ſchenken. Sie wollen bei ihrem Handelsvertrag 
Das iſt ihr gutes Recht, dagegen haben wir nicht das Geringſte 
einzuwenden, unter der Vorausſetzung, daß wir auch daran 
            ver=
dienen wenigſtens ſo viel, um leben zu können. Aber — hier 
einbruchs anerkannt und können und werden ſie nicht überſchneiden ſich die politiſchen und wirtſchaftlichen Intereſſen — 
anerkennen. Ich wiederhole, was ich ſchon als Reichskanzler, das ſehen doch die amerikaniſchen Diplomaten ein, daß 
            Deutſch=
geſagt habe: Unſer iſt das Land! UnſerKiſt der Boden! land unter den gegebenen Verhältniſſen ein ſehr fauler Kunde 
iſt, ſie müſſen unter Umſtänden darauf gefaßt ſein, daß ihnen 
Unſer iſt das Eigentum an dem Staatsbeſitz, der ſich dort das Geld verloren geht, und derartige Riſikogeſchäfte lehnen ſie 
befindet! Unſer iſt das Recht auf eine deutſche Verwaltung ab: Wenn ſie uns alſo Kredite geben, dann werden ſie, das von 
im deutſchen Lande, und wer ſich gegen die Geſetze vergangen beſtimmten Vorbedingungen abhängig machen, deren Erfüllung 
zum Teil in unſerer Macht liegt. In unſerer Macht inſoweit, als 
ſie eine gewiſſe Stabilität unſerer Währung verlangen, die in 
Wir wollen dieſen klaren Rechtsſtandpunkt in keiner Weiſe vor erſter Linie die dauernde Stillegung der Notenpreſſe und damit 
zuſammenhängend die Bilanz des Reichshaushalts in ſich 
ſchließt. Mit dem, was bisher auf dieſem Gebiet geſchehen iſt, 
werden ſie ſich auf die Dauer nicht zu rieden geben, und ſchon 
äußeren Druck, wenn ſie ſich der nachträglichen Erhöhung der 
ſeitens der deutſchen Regierung jede Unterſtütz= Beamtengehälter widerſetzt. Daß dieſe Gehälter unzureichend 
ung für ihre Arbeit finden würden. Nicht an uns werde es ſind, darüber kann kein Streit ſein, werden aber die Beamten in 
alſo liegen, wenn die Arbeiten der Kommiſſionen nicht zum der alten Höhe weiter entlohnt, dann iſt das Reich in wenigen 
Wochen mit ſeinen Barmitteln zu Ende, dann bleibt nur die 
Einſtellung aller Zahlungen oder der Wiederbeginn der 
            Infla=
tion, der in ganz kurzer Friſt zu dem gleichen Ziele führt. 
            Ge=
zu bringen, und Brot und Nahrung zu geben, iſt die Sicher= rade deshalb liegt es auch im Reichsintereſſe, daß die Gehälter 
heit des Friedens, der Ruhe und der Entwicklung Deutſch= der Beamten auf das denkbar geringſte Maß zurückgeſchraubt 
lands durch eine vernünftige Außenpolitik derjenigen, die werden, ſolange, bis das Reich wieder auf eignen Beinen ſteht. 
Das kann ja nur eine Frage von Monaten ſein, und dann wird 
uns bisher zu dieſer Ruhe, zu dieſem Frieden, zu dieſer automatiſch auch mit dem Fortſchreiten des Abbaues das Gehalt 
des Einzelnen wieder heraufgeſetzt werden könen. 
Die andere Vorausfetzung der Amerikaner freilich zu er= 
Wenn man uns dieſe ruhige Entwickelung von außen garan= füllen, liegt außerhalb unſeres Machtbereichs. Sie müſſen ein 
tiert, werden wir auch im Inneren ruhigeren Zeiten entgegen= Deutſchland als Kontrahenten haben, das mit feſten Grenzen ein 
am europäiſchen Körper ſind. Heute ſind wir ſo weit, Nachbar beliebig mit Maſchinengewehren ſpazieren fahren kann, 
Mittelpunkt der Erörterungen auch anderer Vereinigten Staaten ſich an den Pariſer Beſprechungen beteili= 
Völker ſteht, weil ſie davon mitbetroffen ſind. gen deshalb haben ſie auch verlangt, daß den Krediten, die ſie 
Heute ſind wir ſo weit, daß wir die charitative Hilfe der ganzen uns geben wollen, der Vorzug vor den Reparationsforderungen 
Welt haben anrufen müſſen, um deutſcher Not zu ſteuern. Es eingeräumt wird. Das iſt natürlich für die Franzoſen eine ſehr 
ſei ihm eine angenehme Aufgabe, hier vor der großen Oeffent= bittere Pille; ſie ſehen damit die Hoffnungen auf die großen 
lichkeit den Dank auszuſprechen für all das, was in der ganzen Kriegsentſchädigungen aus Deutſchland in unbeſtimmbare Ferne 
entſchwinden und werden nicht ohne weiteres geneigt ſein, ſich 
dicſem Zwange zu fügen. Aber ſchließlich haben die 
            Vereinig=
ten Staaten auch dafür Mittel. Sie haben bisher die Schulden, 
die Frankreich bei ihnen hat, im Schreibtiſch liegen gehabt, 
            kön=
nen ſie jedoch jeden Augenblick herausholen und wenn nicht die 
Dr. Streſemaun ſchloß ſeine Ausführungen mit einemt Rückzahlung, ſo doch Verzinfung verlangen. Das amtliche Frank= 
Appell an die Preſſe, in all den ſchweren Tagen, denen reich weiß, daß unter einem ſolchen Vorſtoß das ganze künſtliche 
wir außenpolitiſch entgegengehen, der Regierung zur Seite zu Gebäude der franzöſiſchen Währung über den Haufen gerannt 
ſtehen. 
werden könnte, deshalb hat Poincaré ſeine Politik immer darauf 
eingeſtellt, im Wege der Verrechnug die amerikaniſchen Schulden 
Nachdem uns das Schwert zerſchlagen ſei, ſei, uns nur die 
loszuwerden. Er wird die gleiche Methode auch jetzt wiederholen, 
geiſtige Waffe der öffentlichen Meinung geblieben, ſie wird ihm vermutlich nichts nützen, deshalb muß er darauf 
Wir müſſen ſie doppelt anwenden, da uns andere Kraftquellen hinarbeiten, die Amerikaner ſo zu verärgern, daß ſie ſich aus 
fehlen. (Lebhafter anhaltender Beifall und Händeklatſchen Europa vollſtändig zurückziehen. Aber das können ſie nun 
            wie=
der wegen der Farmer nicht. So bedeutet die Einmiſchung der 
dankten dem Redner.) 
Vereinigten Staaten in jedem Falle eine Einſchränkung der 
            all=
mächtigen Stellung Frankreichs, und das iſt immerhin ſchon ein 
kleiner vorläufiger Gewinn für uns.
 Die amerikaniſchen Sachverſtändigen. 
Paris, 16. Dez. (Wolff.) Sämtliche Deiegierte der in der 
Reparationskommiſſion vertretenen Mächte teilten 
einzeln dem amerikaniſchen Beobachter Logan mit, daß ſie in 
der Plenarſitzung General Dawes und Owen Young 
            auf=
zufordern beabſichtigen, als amerikaniſche 
            Sachverſtän=
dige an den Ausſchußarbeiten über den Ausgleich des 
            deut=
ſchen Budgets und die Stabiliſierung der deutſchen Währung 
teilzunehmen. 
Dem Londoner Berichterſtatter des Echo de Paris zufolge 
wurde Owen Aoung auf Erſuchen Coolidges zum 
            ame=
rikaniſchen Hauptſachverſtändigen gewählt, während 
Dawes als zweiter Delegierter fungieren ſoll. 
w
Seite 2.
 Poincarés Antwort an Deutſchland. 
Neue Verhandlungsſabotage. 
Paris, 16. Dez. Die franzöſiſche Regierung hat 
heute abends 8 Uhr Herrn v. Hoeſch die Antwort auf die 
geſtern erfolgte Mitteilung der Reichsregierung überreichen laſſen. 
Das franzöſiſche Dokument enthält, wie ein Communigug des 
Quai d’Orſay mitteilt, folgenden Inhalt: 
Nachdem der paſſive Widerſtand im Ruhrgebiet 
ſcheinbar aufgehoben iſt, erklärt Herr Poincaré, daß er 
ſtets bereit ſein wird, mit dem offiziellen Vertreter der deutſchen 
Regierung über ſämtliche Fragen, mit denen dieſe Regierung ihn 
zu befaſſen wünſcht, zu verhandeln, wobei er jedoch betont, daß 
die franzöſiſche Regierung im Hinblick auf die 
            Pro=
bleme, die auch die anderen Verbündeten 
            inter=
eſſieren, ſich das Recht vorbehält, mit ihnen Fühlung 
zu nehmen. Weiter heißt es in dem Communiqué: Was die 
Reparationen anbelangt, ſo wird die franzöſiſche 
            Regie=
rung, wie ſchon bereits wiederholt zum Ausdruck gebracht 
worden iſt, 
nicht zugeben, daß die kraft des Verſailler Vertrages 
            gegrün=
dete Reparationskommifſion abgeſetzt wird und daß irgend 
eine Löſung, die nicht ſtreng mit dieſem Vertrag 
            überein=
ſtimmt, in Erwägung gezogen wird. 
Die Reparationskommiſſion wird daher mit ſämtlichen 
ihr übertragenen Machtbefugniſſen in Funktion bleiben, 
uhne daß ihre Rechte gegenüber Deutſchland verringert werden 
können. Der von der deutſchen Regierung vorgeſchlagene 
            Mei=
nungsaustauſch, den die franzöſiſche Regierung nicht 
ablehnt, kann daher eine Beeinträchtigung der 
Vorrechte dieſer Kommiſſion durch direkte oder 
            in=
direkte Anſtalten zu einer Reviſion des Vertrags 
            we=
der zum Ziel noch zum Ergebnis haben. Hinſichtlich 
der Fragen desRheinsund der Ruhr beharrt die 
            fran=
zöſiſche Regierung auf dem Standpunkt, den ſie wiederholt 
            dar=
gelegt hat. Sie kann 
weder in eine Abſetzung der franzöſiſch=belgiſchen Behörden im 
Ruhrgebiet noch in diejenige der Interalliierten 
            Rheinland=
kommiſſion in den anderen Gebieten einwilligen. 
Was die Begründung eines Modus videndi in der 
einen oder anderen dieſer heiden Gegenden anbelangt, ſo iſt der 
franzöſiſche Miniſterpräſident ſtets bereit, den Anregungen der 
Berliner Regierung Gehör zu ſchenken und ſie gegebenenfalls mit 
ſeinem Gutachten an die zuſtändigen Behörden weiterzugeben. 
Insbeſondere erklärt er ſich bereit, auf ſämtliche Verhandlungen 
einzugehen, die auf die Verlängerung der Abſchlüſſe 
mit den Induſtriellen, auf die Wiedererweckung des 
Wirtſchaftslebens ſowie ſchließlich auf adminiſtrative Fragen 
Bezug nehmen, tvobei die franzöſiſche Regierung natürlich das 
abfolute Recht behält, 
der Rückkehr ausgewieſener Perſonen nur nach Prüfung 
eines jeden Einzelfalls zuzuſtimmen. 
Zum Schluß ſtellt Poincaré feſt, daß die Juteralliierte 
            Kon=
trolliommiſſion noch immer ihre regelmäßige Tätigkeit nicht hat 
aufnehmen können und er erklärt, daß, ſolange dieſe Tätigkeit 
nicht wieder begonnen habe, Deutſchland nicht behaupten könne, 
daß es in lohaler Weiſe den Verſgiller Vertrag ausführe. 
Llond George über die innerpolitiſche Lage 
Englands. 
London 16. Dez. (Wolff.) Lloyd George befaßt ſich 
in dem Leitartikel des Daily Chronicle mit dem „nächſten Schritt” 
in der innerpolitiſchen Lage. Er tritt für ein 
            Mißtrauens=
botum gegen die Regierung beim Zuſammentritt des 
Unterhauſes ein und iſt der Anſicht, eine Arbeiterregierung ſei 
unvermeidlich. Der äußerſte Mißkredit, in den die Regierung 
durch ihre törichte Behandlung der auswärtigen Angelegenheiten 
geraten ſei und die daraus folgende Verminderung des 
            eng=
liſchen Anſehens in der Welt hätten viel zur Wahlniederlage der 
Konſervativen beigetragen. Jetzt ſei keine Partei ſtark genug, 
um ohne Unterſtützung oder wenigſtens ohne Zuſtimmung der 
anderen Partei zu regieren. Das 
            Koalitionsexperi=
ment könne nicht erneuert werden. Eine Koalition 
zwiſchen den Liberalen und den Konſervatiden oder den 
            Libera=
len und den Arbeitern komme nicht in Frage. Jede Frage 
des Zuſammenwirkens zwiſchen den 
            Konſerva=
tiven und den Liberalen müſſe als abgetan 
            gel=
ten. Die dringendſte Frage ſei, ob die Arbeiterpartei, wenn ſie 
die Verantwortung trage, ihre aufreizenden Doktrinen in die 
Praxis umſetzen oder die revolutionäre Fackel ſtill auslöſchen 
laſſen werde. Das Weſentliche unter den augenblicklichen 
            Um=
ſtänden ſei, daß die ſozialiſtiſche Partei nicht ohne 
die liberale Zuſtimmungregieren könne. Ein 
            gro=
ßer Teil des Arbeiterprogramms ſei identiſch mit dem der 
            Libe=
ralen, denn ein Zehntel der Mitglieder der Arbeiterpartei 
            wür=
den froh ſein, die notwendige Beſchränkung mit der Tatſache zu 
erklären, daß die Partei eine Minderheit im Hauſe darſtelle, und 
daß daher die Vermögensabgabe und die Verſtaatlichung der 
Hauptinduftrien aufgeſchoben werden. 
 Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Dezember 1923. 
Vom Tage
 Sir John Bradbury, der engliſche Delegierte der 
            Reparations=
kommiſſion, iſt nach England gefahren. Er wird vorausſichtlich anfangs 
dieſer Woche nach Paris zurückkehren und dem Präſident der 
            Repara=
tionskommiſſion die Namen der engliſchen Mitglieder in den beiden 
Unterſuchungsausſchüſſen mitteilen. 
Nach Meldungen aus Brüſſel werden die Erklärungen des 
            deut=
ſchen Geſchäftsträgers am Montag nachmittag von der Regierung in 
einem Kabingttsrat geprüft. 
Einer Agenturmeldung zufolge wurde in Waſhington von 
            maßge=
bender Seite mitgeteilt, daß die amerikaniſche Regierung es ablehne, 
zuzuſtimmen, daß deutſches Kapital in Amerika für Reparationen 
beſchlagnahmt werde. 
Wie aus Wafhington gemeldet wird, hat der Präſident Coolidge 
zahlreiche Begnadigungsgeſuche der in amerikaniſchen Gefängniſſen 
            in=
haftierten deutſchen Kriegsgefangenen unterzeichnet. 
Der Präſident der Republik Polen hat nachdem er die Meinung der 
Parteiführer eingeholt hatte, die Demiſſion des Kabinetts Witos 
angenommen und betraute den Führer der Volkspartei 
            Thu=
gutt mit der Neubildung des Kabinetts. 
Durch ein Erdbeben ſind in Columbien viele Perſonen 
            ge=
tötet und eine große Anzahl verletzt worden. Die Stadt Cumbal 
an der Grenze Eeuadors iſt zerſtört worden. Aus den Trümmern 
wurden bereits 85 Tote geborgen. Die von Cumbal ausgehenden 
Straßen ſind durch große Erdrutſche geſperrt. Die volle Ausdehnung 
des Erdbebens iſt noch unbekannt. 
Hirnnn 
Deutſchlands Ernährungsſage. 
Berlin 15. Dez. (Wolff.) In einer Unterredung über die 
deutſche Ernährungslage mit dem Berliner Vertreter 
der Hearſtpreſſe, Karl von Wiegand, betonte der 
            Reichsernäh=
rungsminiſter Graf Kanitz zunächſt, daß auch in der 
            Vor=
kriegszeit eine beträchtliche Einfuhr ſtattgefunden habe. Die 
            ge=
genwärtigen Einfuhrſchwierigkeiten ſeien mit der rückläufigen 
            Ent=
wickelung der deutſchen Wirtſchaft und der Finanzen in der 
            Nach=
krieigszeit, vor allem ſeit der ſchweren Schädigung durch den 
Ruhreinbruch und die rigoroſen Maßnahmen, der franzöſiſchen 
Regierung eingetreten. Auf die Frage des Herrn von Wiegand, 
ob die im Ausland verbreiteten Nachrichten, daß der 
            Egois=
mus der deutſchen Landwirtſchaft weſentlich die 
Schwierigkeiten der Ernährung verſchulde, erwiderte der 
Miniſter: „Von einigen weſentlichen Ausnahmefällen 
            abge=
ſehen, hat ſich die Landwirtſchaft um die Ernährung der 
            deut=
ſchen Bevölkerung große Verdienſte erworben. Während der 
            Ge=
treidezwangswirtſchaft erhielt ſie für das Getreide Preiſe, 
die weit hinter dem Wektmarktpreis zurückſtanden. 
Neben dieſen behördlich feſtgeſetzten, nicht freiwilligen Leiſtungen 
hat die Landwirtſchaft durch unentgeltliche Hergabe 
von Lebensmitteln an bedürftige Kreiſe eine charitative 
Tätigkeit in großem Umfange ausgeübt. Außerdem folgten die 
landwirtſchaftlichen Produkte der allgemeinen Tendenz, daß die 
Preiſe über den Wel marltpreis hinausgehen, nicht. Die 
            Ge=
treidepreiſe liegen jetzt ſogar zum Teil unter der Höhe der 
            Vor=
kriegszeit. Das Gerücht, die deutſche Landwirtſchaft hielte mit 
ihren Produkten zurück, und nähme Wucherpreiſe, muß als 
eine böswillige Erfindung bezeichnet werden. Die 
            Kar=
toffeln wurden im Herbſt durchweg zu Preiſen abgegeben, die 
meiſtens weit hinter den Vorkriegspreiſen zurückblieben. 
Schwierigkeiten machte lediglich die Form der 
            Be=
zahlung, da nicht genügend wertbeſtändige Zahlungsmittel 
vorhanden waren. Dieſer Zuſtand iſt nun, wie wir hoffen dürfen, 
mit der Einführung der Rentenmark überwunden. Aber all das 
hilft über die Tatſache nicht hinweg, daß die Landwirtſchaft 
nicht genügend Ware hat, die deutſche Ernährung 
            ſicher=
zuſtellen, vor allem nicht genügend Getreide und Fett. Der 
            Zu=
ſchuß, der notwendig ſein wird, iſt wie in den Vorjahren 
etwa auf 1½ Millionen Tonnen zu errechnen. Die Zufuhr von 
Fett iſt ebenſo dringlich. Die letzte Viehzählung vom 1. 
            Dezem=
ber 1922 ergab einen Schweinebeſtand von 14,6 Millionen Stück 
gegen 22,5 Millionen Stück im Jahre 1913, alſo einen Rückgang 
von einem Drittel. Dazu tritt noch der Rückgang an 
            Durch=
ſchnittsgewicht. Bei Rindern betrug die zahlenmäßige Abnahme 
faſt 2 Millionen Stück. Das Durchſchnittsgewicht der Rinder 
zurück. Die Armut an Fett und Fleiſch und die 
            Unmög=
lichkeit, mit den eigenen Erzeugniſſen ſelbſt auszukommen, iſt 
            ge=
genwärtig viel größer als vor dem Kriege. Die Einfuhr 
dieſer Fehlmengen iſt ein unbedingtes Gebot. 
Sie iſt aher nur möglich bei der Gewährung von Krediten. 
Man ſagte wohl im Auslande, daß die Kredite nicht ſo drin= bekunden. Für den Augenblick könne es ſich nur darum ha 
            f=
gend ſeien, weil erſt die deutſche Ernte aufgezehrt werden könne. 
Wäre aber die Ernte zum Ende des Winters vollſtändig 
            aufge=
zehrt, ſo würde die Stockung der Einfuhr ſofort zu kataſtrophalen 
Folgen führen müſſen. Hier gelte auch das alte Wort: „Wer 
ſchnell gibt, gibt doppelt.‟ Ein Volk, dem es gelingt, die 
            not=
wendige Einfuhr nach Deutſchland ſicherzuſtellen, was nichts an= derverhandlungen bemerkt die Idea Nazionale, daß die gä 
deres bedeutet, als die notwendigen Kredite zu verſchaffen oder 
zu gewähren, wird ſich darum das Verdienſt erwerben, ſowohl für 
die politiſch=wirtſchaftliche Beruhigung der ganzen Welt als auch tät gegenüber den Verträgen der Großinduſtrie mit der M” 
für die Erhaltung von Millionen Menſchen, die heute ſchon den zu wahren, dieſe Verhandlungen herbeigeführt haben. J 
ſchwerſten Entbehrungen ausgeſetzt ſind und berechtigerweiſe mit 
den ſchlimmſten Befürchtungen den Wintermonaten entgegenſehen, 
beizutragen.
 Rummer 34 
Die deutſche Demarche. 
Die Note an die Reparationskommiſſior 
Berlin, 16. Dez. (Wolff.) Die geſtern vom Vorſitz 
der Kriegslaſtenkommiſſion, Staatsſekretär Fiſcher, der 
rationskommiſſion übergebene Note der deutſchen 
gierung lautet: 
Deutſchland hat nach dem Ergebnis, der letzten Ger 
ernte und nach den Erfahrungen der letzten Jahre der 
            B=
getreideeinfuhr einen Bedarf von noch etwa 11 
lionen Tonnen bis Auguſt 1924. Da der Ankauf, die 
frachtung über See, die Verteilung im Inlande auf die 
            Mi=
die Vermahlung, die Zufuhr des Mehles an die Verbre 
einen Zeitraum von mehreren Monaten erfordert, kann mi 
Ankauf und der Einfuhr dieſer Getreidemengen nicht get 
werden, bis die inländiſchen Getreidevorräte aufgebraucht 
Die Einkäufe aus dem Ausland müſſen auf einen längeren ; 
raum verteilt werden, weil bei einem Zuwarten bis zur Ex 
fung der inländiſchen Getreidevorräte Ergänzungskäufe nu 
ſtärker anziehenden Preiſen erfolgen könnten und außerde 
folge der Verknappung der Inlandsvorräte eine übern 
Steigerung des Inlandpreiſes eintreten würde. Deutſchla 
für den Ankauf dieſes Getreides auf die Aufnahme von 
landskrediten angewieſen. Ferner hat Deutſchland 
den Erfahrungen der letzten Jahre, zu ſeiner Fettver 
gung einen laufenden Zuſchuß aus dem Ausland notw . 
der monatlich 10 000 Tonnen beträgt. Die Einfuhr dieſer 
mengen iſt für den dringenden Lebensbedarf der deutſcher 
völkerung unerläßlich und ohne Auslandskredit gefährdet 
den Kreditverhandlungen, die aus den dargelegten Gr 
eingeleitet wurden, hat ſich ergeben, daß ausländiſche 2, 
ken zu einer Kreditgewährung in Höhe von 50 bis 70 Mil 
Dollars bereit ſind, daß ſie den Kredit aber nur unter der H 
ausſetzung geben wollen, daß dieſem Kredit die Prior; 
vor den Reparationsverpflichtungen Deutſch, 
eingeräumt wird. Die deutſche Regierung beehrt ſich dahe 
Reparationskommiſſion zu bitten, eine grundſätzliche Erkl, 
in der Richtung abzugeben, daß für einen für den Ankau ; 
Brotgetreide und Fett beſtimmten dreijährigen Kredit in 5 
bis 70 Millionen Dollars gemäß Artikel 251 des Vertrage = 
Vorrang vor den Reparationsverpflichtungen eingeräumt 5 
Die deutſche Regierung bittet die Reparationskommiſſior a 
Hinblick auf die dargelegte Dringlichkeit um die Beſchleun 
ihrer Entſcheidung. 
Der Antrag auf Einräumung des Vorranges des 
            Ki=
vor den Reparationsverpflichtungen erwies ſich als nötie 
inzwiſchen einwandfrei feſtgeſtellt iſt, daß ohne dieſe Vorlx 
gung ein ſolcher Kredit nicht zu erlangen iſt. Es beſtehen 
            k=
tigte Hoffnungen, daß der Kredit gewährt wird, wenn die 
rationskommiſſion den Vorrang vor den Reparationsverpfli 
gen erklärt. Nach Artikel 251 Abſatz 2 des Verſailler Vert 8 
haben die Koſten der Verſorgung Deutſchlands mit Leben 
teln, ſoweit ſie von den alliierten und aſſoziierten Regierrer 
für notwendig erachtet werden, um Deutſchland die Erfi g 
ſeier Wiedergutmachungsverpflichtungen zu ermöglichen, 
Vorrang in dem Maße und umter den Bedingungen, die vo 
alliierten und aſſoziierten Regierungen feſtgeſetzt werden. 
Die Reparationskommiſſion hat nunmehr erneut die 
lichkeit, zu zeigen, daß ſie dem deutſchen Volke die 
            nott=
digen Exiſtenzbedingungen gewähren und dam = 
Vorausſetzungen zur Wiederherſtellung ſe 
Reparationsfähigkeit ſchaffen will. 
Franzöſiſche Preſſeſtimmen. 
Paris, 16. Dez. (Wolff.) Zu dem geſtrigen Schritt 
deutſchen Geſchäftsträgers v. Hoeſch am Quai d’Orſah n 
der größte Teil der Preſſe eine abwartende 
            Haltung=
da, wie verſichert wird, die größte Diskretion hinſichtlich des s 
halts des geſtern nachmittag vom deutſchen Geſchäftst 
überreichten Aide Mémoire zu der Unterredung vom Vorn A. 
ging von 250 Kilogramm im Jahre 1913 auf 213 Kilogramm 1922 gewahrt wird. Eine ſchroffe Ablehnung findet ſich nur in 
gen Blättern, deren ausſchließlich nationaliſtiſche Richtun 
kannt iſt. 
Der Petit Pariſien ſchreibt. Es ſei zwar leicht zu errate: 2 
das Aide Momoire des deutſchen Geſchäftsträgers 1 
entfernt ſei, Frankreich zu befriedigen. Ab S 
komme darauf an, daß Deutſchland bereit ſei, guten Will * 
die unerläßliche Entſpannung herbeizuführen. 
Italieniſche Beſorgniſſe. 
Rom, 16. Dez. (Wolff.) Zu den deutſch=franzöſiſchen 
unſchlüfſige engliſche Politik, der amerikaniſche „Platonis 
die Kriſe des Reiches und die Notwendigkeit, die Staatsa 
ſei durch Sonderverträge berechtigt, bei den franzöſiſch=deu 
Unterhandlungen vertreten zu ſein. Auch andere Blätter d 
Beſorgnis über die Sonderverhandlungen aus.
 * Ein Kämpfer gegen den Oeſpotismus. 
(Zu Fr. K. v. Moſers 200. Geburtstage, 18. Dezember.) 
Die deutſche Aufklärung hat in politiſcher Hinſicht nicht ſo 
Großes geleiſtet wie in geiſtiger und kultureller Beziehung. Der 
wichtigſte unter dieſen politiſchen Aufklärern des 18. 
            Jahrhun=
derts in Deutſchland war Friedrich Karl v. Moſer, der 
            Ver=
faſſer des berühmten Buches „Der Herr und der Diener”, der 
auch durch ſein Lebensſchickſal, ſo recht ein Beiſpiel für die 
            Will=
kür deſpotiſcher Regierungsformen, das größte Aufſehen erregte. 
Der weitſchauende und charaktervolle Mann, deſſen Werke auch 
heute zum Teil ihre Zeitgemäßheit noch nicht verloren haben, 
            ver=
dient bei der Wiederkehr ſeines 200. Geburtstages am 18. 
            De=
zember ein Erinnerungsblatt. Als Sohn jenes Johann Jakob 
Moſer geboren, der bereits als Vorkämpfer der Idee des 
            Rechts=
ſtaates in der deutſchen Geſchichte als einer ihrer ehrwürdigſten 
Charaktere fortlebt, gelangte Karl Friedrich fruh zu hohen 
            Aem=
tern und machte ſich im Jahre 1739 durch das Werk bekannt, mit 
dem auch heute noch ſein Name hauptſächlich verknüpft iſt: „Der 
Herr und der Diener, geſchildert mit patriotiſcher Freiheit.‟ Die 
Verfaſſer der Literaturbriefe kennzeichneten den Hauptinhalt 
dahin, daß hier die kleinen Tyrannen unter Fürſten und 
            Mini=
ſtern geſtraft werden und der Grundriß für die Einrichtung einer 
vernünftigen Landesregierung gegeben werden ſollte. Mit 
            außer=
ordentlicher Kühnheit wendet ſich Moſer hier gegen die Fürſten 
des aufgeklärten Deſpotismus und betont ihre Pflicht gegen das 
Volk, wo die meiſten von ihnen nur Rechte ſahen. Aber nicht nur 
den Herrſchern wird ein klarer Spiegel ihres Weſens vorgehalten, 
ſondern auch den Beamten. „Denn nächſt dem Herrn kommt alles 
darauf an, was er für Diener hat; vergebens ſind die herrlichſten 
Geſetze, die beſten Geſinnugen eines Herrn, wenn die Miniſter, 
Räte und Diener nichts taugen.” Zum erſtenmal wird hier die 
Forderung erhobent, daß der Beamte nicht Diener ſeines Für ten 
ſondern Staatsdiener iſt, und dieſe Mahnungen an die Beamten, 
nicht den häufig ungerechten Forderungen ihrer Herrn ſich zu 
ſügen, ſondern das Gemeinwohl über alles zu ſtellen, hat er 
            im=
mer wieder mit größter Eindringlichkeit wiederholt. Auch ſeine 
bielgenannte, aber künſtleriſch wenig bedeutende Erzählung „
            Da=
niel in der Löwengrube” ſoll nur zeigen, wie ein aufgeklärter 
Ratgaber trotz aller Verleumdungen und Anklagen, denen ſeine 
ehrliche Geſinnung ausgeſetzt iſt, doch über alle Ränke ſiegt. 
Moſers Kampf gegen die Willkür des Deſpotismus, gegen 
die Verwilderung der Rechtspflege und die Unterdrückung freier
 Gedankenäußerung erregte die höchſte Anteilnahme bei allen, die 
dem neuen Geiſt huldigten. Herder ſagte von ſeinen Schriften, 
ſie ſeien mit einer Wahrheit und Herzlichkeit geſchrieben, als ſei 
der Verfaſſer einmal Luthers Freund und Amanuenſis geweſen. 
Auch Goethe hat Moſers Charakterbild in „Dichtung und 
            Wahr=
heit” mit wärmſter Anerkennung gezeichnet. Was noch beſonders 
für ihn einnahm, war, daß er den Kampf für ſeine Ideen mit 
ſeinem Lebensſchickſal beſiegelte und auch als ein neuer Daniel 
„in die Löwengrube” geworfen wurde. Die „Große Landgräfin” 
von Darmſtadt, Henriette Karoline, hatte ihn 1772 als erſten 
Staatsminiſter mit abſoluter Machtvollkommenheit zur Ordnung 
der völlig verfahrenen Verhältniſſe ihres Landes berufen. In 
der Durchführung der notwendigen Reformen ließ er ſich weder 
durch die Widerſpenſtigkeit der Beamten, noch durch die Ungnade 
des Fürſten ſelbſt zurückſchrecken, aber Landgraf Ludwig IK., 
der in der jämmerlichſten Soldatenſpielerei und 
            Maitreſſenwirt=
ſchaft verkommen war, wollte keinen „Hofmeiſter” haben, und als 
die gute Landgräfin geſtorben war, verſetzte er den Retter des 
Landes in peinlichen Anklagezuſtand, ließ ihn 1781 verhaften und 
dann ſpäter ohne Rechtsſpruch aus dem Lande verweiſen. Moſers 
Klage beim Reichshofrat hatte den Erfolg, daß ein Verfahren 
eingeleitet wurde, in dem Genugtuung und Schadenerſatz für ihn 
gewonnen werden ſollte. Der Prozeß zog ſich hin, und nach dem 
Tode Ludwigs traf ſein Nachfolger mit Moſer ein gütliches 
            Ab=
kommen. Unterdeſſen aber war der greiſe Mann unermüdlich 
weiter für ſeine Ideen tätig und wirkte in ſeinem „Patriotiſchen 
Archiv” Bedeutendes für die politiſche Ausbildung der Deutſchen, 
bis er 1798 zu Ludwigsburg ſtarb.
 C.K. Das neue Kiel im engliſchen Licht. Ein 
            Sonderbericht=
erſtatter der Times, der den früheren deutſchen Hauptkriegshafen 
Kiel beſucht hat, betont in einer eingehenden Schilderung des 
„neuen Kiel”, daß man ſich hier mit bemerkenswertem Geſchick 
auf die durch den Verſailler Vertrag geſchaffenen Verhältniſſe 
umgeſtellt hat. Alle ſtrategiſchen Anlagen ſeien abgebaut, und in 
dieſer Beziehung habe die Bemerkung eines deutſchen Admirals, 
daß „der Frieden eines engliſchen Kirchhofes über Kiel 
            gekom=
men ſei”, nicht ſo unrecht. „Die Bürger der Stadt”, fährt er fort, 
„haben nichtsdeſtoweniger keineswegs auf ihren Platz unter der 
Sonne verzichtet. Sie ſind feſt davon überzeugt, daß eine 
            Be=
völkerung, die in 50 Jahren von 30 000 auf 200 000 anwuchs, 
weiter gedeihen wird. Das Wachstum der Stadt erforderte weit=
 gehende Veränderungen und Anpaſſungen nach dem Kriege 
großen Werften wurden für den Bau von Handelsſchiffen 
Maſchinen aller Art umgeſtellt. Die Reichswerft und die 
ſtätten von Friedrichsort wurden von den „Deutſchen We 
übernommen. Auf dieſe Weiſe war es möglich, Beſchäft 
für 40 000 bis 50 000 Menſchen zu finden. Das neue Kiel 
nicht nur ein Mittelpunkt der Induſtrie, ſondern ein * 
Handelshafen ſein. Ueberraſchend ſchnelle Fortſchritte ſin! 
zwei neuen Häfen an der Mündung des Kanals gemacht 
den. Dieſe Anlagen aber ſind nicht endgültig, ſondern nu 
Teil deſſen, was geplant wird. Der Wikhafen wird als Frei 
innerhalb der nächſten Wochen eröffnet werden. Ein an 
zollfreies Gebiet von bedeutender Größe iſt bei Voßbrook in 
ſicht genommen. Induſtrien, die hier ihre Fabriken erb 
werden nach ihrem Gefallen einführen und ausführen kö 
Ein Hafen wird angelegt, wo die nicht vollendete Weri 
Unterſeeboote war. In, allen drei Häfen werden die gr 
Ozeandampfer bis an die Kais herankommen können. Man 
daß Kiel ſo den ganzen Verſchiffungshandel nach der Oſtſe 
ſichern wird, den jetzt Hamburg und Kopenhagen haben. 
Transport durch den Kanal und über Kiel bietet eine ErſP 
von mehr als 12 Kilometer Wegs und 10 Stunden vor Han 
und verhältnismäßig mehr vor Kopenhagen. 
C.K. Altägyptiſche Gold= und Silberſtatuetten. Die nei 
Bergungsarbeiten im Grabe des Pharao Tutanchamon 
zahlreiche intereſſante Gegenſtände zutage gefördert, die ſich 
ſchen dem äußeren Grabſchrein und dem Sarkophag befa 
Dabei erwieſen ſich zwei in Leinwand eingehüllte Stäbe bei 
rer Unterſuchung als unerwartete Kunſtſchätze. Als ſie he 
gebracht wurden, fand man ſie ungewöhnlich ſchwer, und 
behutſame Ablöſung der Umhüllung zeigte zunächſt den C 
des Goldes, und dann trat bei dem erſten Stock eine go 
Statuette des Königs zutage, die die Krönung dieſes 
monienſtabes bildete. Der zweite Stab wies eine ähnliche 7 
aber aus Silber, auf und war auch ſelbſt aus dieſem Metall 
Statuetten ſind wundervolle Arbeiten, in denen der Herrich 
jugendlicher Geſtalt, mit dem Herrſcherſymbol, der Uräusſcht 
geſchmückt, erſcheint. Die Züge und Glieder ſind vortrefflich 
delliert, und alle Feinheiten konnte man erſt unter dem 
größerungsglas erkennen, das auch die vortreffliche Erhal 
der Stücke ganz offenbarte. Die Stöcke waren augenſche: 
koſtbare Amtsſtäbe hoher Beamter, die bei den Feſtumzüge! 
tragen wurden und zu dem offiziellen Krönungsſchatz des 
raos gehörten.
 * 
S
  
S 
B 
7
ammer 348.
Darukädter Zagbinit, Moutag, den 12. Dezember 1323.
Seite 3.
 die Finanziage der Reichsbahn. 
E Interview des Reichsverkehrsininiſters. 
erlin, 15. Dez. (Wolff.) Ein Vertreter des Wolff= 
8=uis befragte den Reichsverkehrsminiſter, wie es 
—u e Finanz= und Geldlage der Reichsbahn be= 
(clei, und welche Pläne er für die Geſundung der 
            Reichs=
e habe. Der Reichsverkehrsminiſter Oeſer führte dazu 
            un=
folgendes aus: 
ekanntlich hat ſeit dem 15. November die Finanzierung der 
Hen Reichsbahn aus allgemeinen Reichsmitteln aufgehört, 
9daß dieſem Rieſenunternehmen mit einem Anlagewert von 
E5 Goldmilliarden ein Betriebsfonds mit auf den Weg ge=
 ſe worden wäre. Dazu kommt, daß das Unternehmen, das 
wyud des ganzen Jahres 1922, d. h. bis zum Ruhr= 
Sf, in ſeinem Etai balanzierte, in den letzten 
            Mona=
e s eine Folge der Aufgabe des Rhein= und Ruhrkampfes 
ia zehlbeträgen arbeiten mußte und heute ohne Deckung 
ſie ne Verbflichtungen für werbende Anlagen daſteht. 
Faß deshalb vorübergehend dem Unternehmen auch an 
            Bar=
heiiz zur Deckung dieſer großen Geſamtverpflichtungen ſo 
! fehlen, bis es ſich eine neue Kreditorganiſation 
—aut hat. Die Perſonalkoſten und laufenden ſachlichen 
ey (z. B. für Kohle, Oel uſw.) können bereits heute wieder 
—en laufenden Einnahmen gedeckt werden. Anders liegen 
— ie Verhältniſſe bei den Koſten für Rhein und Ruhr 
ſis ür werbende Anlagen, wié neue Lokomotiven, 
            Bahnhofs=
ſ—ien uſw. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß, nachdem der 
            Finanz=
ier der Reichsbahn ſeine Kredite entzogen hat, es 
            augenblick=
ieh er Reichsbahn an Mitteln fehlt zur Finanzierung dieſer 
SSte, wie das bei einem Privatunternehmen nicht anders 
dürde. Der Mangel an Betriebsmitteln iſt leider 
i. fanz allgemeine Erſcheinung der heutigen deutſchen Wirt= 
S Ueber dieſe Bauten und Beſchaffungen laufen eine Reihe 
tym Zerträgen, die bis zum 1. April ſchätzungsteiſe eine 
Sſtung von 200 Millionen ausmachen. Hierzu 
            kom=
m für den gleichen Zeitraum rund 100 Millionen für 
aben, die mit dem Ruhrſchickſal zuſammenhängen. Zur 
2ng dieſer 300 Millionen und zur Bildung eines Betriebs= 
, den ein ſo großes Unternehmen wie die Reichsbahn nicht 
wiren kann, müſſen Kredite an Anſpruch genommen 
            wer=
ſc Es iſt nur natürlich und dankenswert, daß die 
            Judu=
der die geſamten Beſtellungen der Reichsbahn zugute 
Een, ihren Wechſelkredit zur Verfügung 
            ge=
t14 hat. Wenn in einer Mitteilung von Verpflichtungen der 
tanges d2 Ic sbahn in Höhe von 550 bis 600 Millionen die Rede iſt, ſo 
ſich aß mirrt dieſe Angabe einer Grundlage. Es ſcheint ſich hier um 
e dieſt heeis Verwechſelung mit Beträgen zu handeln, die unter Um= 
Es beſtehn ta n einmal für Inveſtititionsanleihen in Betracht kommen 
ſikd, wem)/S en, wenn die Reichsbahn wieder an Bauten und 
            Beſchaf=
arat 
Mürinin größerem Stile herangehen kann. Der Boden für dieſe 
Ler 
e taufnahme und für eine durchgreifende Sanierung des 
riehmens iſt vorbereitet. 
ſer eingeleitete Perſonalabbau und die ſchärfſte 
5 chränkung in allen ſachlichen Ausgaben 
            wer=
rmöglichnde ch in allernächſter Zeit bereits finanziell günſtig auswirken. 
ungen, di 2 der beſteht kein Zweifel mehr, daß die Eiſenbahnverwaltung 
ſetzt weiſ u tlich geändert werden muß. Es müſſen neue Wege 
            ein=
neut ſige agen werden, um den Leiſtungsgrad des 
            Unter=
nun lixens weiter zu ſteigern, als es heute in den Formen 
mei 3. Staatsverwaltung möglich iſt. Eine Umſtellung des 
ungiſt sbahnunternehmens wäre längſt erfolgt, wenn nicht der 
R5 einbruch dazwiſchen gekommen wäre. Jetzt iſt die 
            Durchfüh=
f: eingeleitet worden. Der Reichsfinanzminiſter hat 
de euen Vorſchlägen ſchon grundſätzlich zugeſtimmt. 
            Bal=
imnmen. 
dis wird ſich das Kabinett mit der Frage beſchäftigen. Vor= 
— erden ſelbſttzerſtändlich die Länder, die an dem Staats= 
S ig beteiligt ſind, gehört werden. Ebenſo werden der 
            Reichs=
fa nd der Fünfzehnerausſchuß des Reichstags damit befaßt 
hiüſtwo gr. Es iſt eine Notverordnung geplant, deren Ab= 
Heſch lä5 g durch ein endgültiges Geſetz zum 1. April 1924 erfolgen 
ſom ſo Die Reichsbahn hat die innere Kraft und ebenſo den feſten 
ſchM r, dieſe Organiſation ſelbſt zu geſtalten. Sachkundigen 
ſit R: wird ſie ſich dabei gern bedienen. 
Proteſte gegen den Beamtenabbau. 
Berlin 16. Dez. (Priv.=Tel.) Der Berliner Bezirks= 
9 gb= nd des Allgemeinen Deutſchen Beamtenbundes hat heute 
uu einer ſehr ſtürmiſch verlaufenen Verſammlung eine 
            Ent=
nur daſſ ſo zung angenommen, in welcher gegen die Beſoldung und 
XP nalpolitik der Regierung aufs ſchärfſte Proteſt erhoben und 
er) twird, daß die Sanierung der Reichsfinanzen durch 
            Heran=
z brig des Beſitzes, nicht aber durch Perſonalabbau und 
            un=
ſersglich niedrige Löhne und Gehälter herbeigeführt werden
 ji 
U. Leipzig, 16. Dez. Das Ortskartell Leipzig des 
            Deut=
ſSi Beamtenbundes faßte eine Entſchließung gegen die 
            Per=
ſai abbauverordnung, in der gefordert wird, daß die 
            Reichs=
t—rng mit den Spitzenverbänden ein Geſetz ſchafft, das für 
Frung und Beamtenſchaft annehmbar und erträglich iſt.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 17. Dezember. 
Invalidenverſicherung. 
Nachdem mit Wirkung vom 2. Dezember d. J. das 
            Einzugsberfah=
ren in der Invalidenverſicherung für die Provinzen Starkenburg und 
Oberheſſen aufgehoben iſt, erfolgt von dieſem Zeitpunkt ab in dieſen 
beiden Provinzen der Einzug der Beiträge zur Indalidenverſicherung 
nicht mehr, wie ſeither, durch die Krankenkaſſen. Die 
Arbeitgeber haben bielmehr dieſe Berräge für die 
bei ihnen beſchäftigten Perſonen ſelbſt zu 
            entrich=
ten. Zu dieſem Zweck haben ſie ſich deren Quittungskarten von den 
ſeitherigen Einzugsftellen, den Krankenkaſſen, zu beſchaffen und vom 
2. d. M. ab bei jeder Lohnzahlung die der Entlohnung entſprechenden 
Beitragsmarken in die Karten einzutleben und durch Aufſchrift des 
            letz=
ten Tages der Beſchäftigungswoche zu entwerten (z. B. „8. 12. 23” für 
die erſte Dezemberwoche. Arbeitgeber, die dieſer Verpflichtung nichſt 
nachkommen, machen ſich ſtrafbar und können außerdem von der 
            Landes=
verſicherungsanſtalt zur Zahlung des doppelten Betrags der Rückſtände 
herangezogen werden. Da die Allgemeinheit über die Höhe der 
            der=
zeitigen Beiträge ſcheinbau noch nicht genügend unterrichtet iſt, ſeien 
ſie nacſſtehend nochmals mitgeteilt. Es galten vom 19. November bis 
einſchließlich 9. Dezember d. J.
 Auch dieſe Beiträge gelten vorausſichtlich nur bis zum 31. 
            Dezem=
ber d. J., da am 1. Jcnuar 1924 wertbeſtändige Beiträge eingeführt 
werden ſollen. 
— Heſſiſches Landestheater. „Firlefanz”, das neue 
            Weihnachts=
märchen von Fritz Peter Buch, dem Verfaſſer von „Prinzeſſin 
            Huſche=
wird”, kommt heute, Montag, abends 7 Uhr, im Kleinen Haus zur 
            Ur=
aufführung. Die Titelrolle (Firlefanz) ſpielt Käthe Gothe. In 
            weite=
ren Hauptrollen ſind beſchäftigt: Eliſabeth Lennautz (Lieſe) und die 
Herren Jürgas (Sommer und Winter), Rappard (Peter), Ritter (
            Bür=
germeiſter), Schneider (Natsherr) und Weſtermann (Pinkepunk). 
Muſikverein. In der geſtrigen Hauptprobe kam erſtmalig in 
Darmſtadt d
 ſericht. Karten ſind noch zu haben in den Muſikalienhandlungen und an 
der Abendkaſſe des Landestheaters. 
— Turn= und Feſtſpielabend. Auf viele Anfragen teilt die 
Turngemeinde Darmſtadt 1846 mit, daß ſie bereit iſt, 
das Bühnenſchauturnen und Feſtſpiel „Friſch auf mein Volk” 
noch einmal zu wiederholen. Jedoch hängt die Wiederholung 
davon ab, daß die Gewähr für ein volles Haus gegeben iſt. Ein 
geldliches Wagnis kann die T.G.D. 1846 auf keinen Fall 
            ein=
gehen. Es werden deshalb alle Schulen, Vereine und 
            Körper=
ſchaften, welche die Veranſtaltung befuchen wollen, gebeten, bis 
23. Dezember ſchriftlich ihren Kartenbedarf bei der T. G.D. 1846, 
Turnhalle Woogsplatz, anzumelden. Der Kartenpreis iſt 1, 1,50, 
2 und 2,50 Mk. Als Aufführungstag kommt ein 
            Sonntagnach=
mittag, und zwar der 30. Dezember oder der 6. Januar, in 
Betracht. 
II. M. 
— Eleonorenſchule. Ein ſchönes Bild einmütigen Zuſammenarbeitens 
zwiſchen Lehrerin und Schülerinnen bot die Weihnachtsfeier der Klaſſe 6b 
der Eleonorenſchule. Die rührige Lehrerin, Fräulein Nau, hatte zu der 
kleinen Feier auch die Eltern ihrer Schüler eingeladen. Eine Kaffeetafel 
bei traulichem Kerzenſchein vereinte Eltern und Schülerinnen bei den 
Gaben, zu denen die Eltern der Schüler freudig beigetragen hatten. 
Nach einer Einleitungsanſprache der Veranſtalterin ſprach eine der 
            klei=
nen Schülerinnen ein Begrüßungsgedicht. Volks= und Weihnachtslieder 
verbunden mit Tanz und Reigen, wechſelten in bunter Reihenfolge ab. 
Eine Aufführung „Wintersanfang”, in der die Schülerinnen eim 
            Schwälb=
chen, einen Raben, ein Elfchen, Frau Holle und den Wind darſtellten, fand 
freudigen Beifall bei den erſchienenen Beſuchern. Das Weihnachtsſtiid 
„Sterntaler”, in dem in ganz reizender Weiſe die kleinen Mädchen auch 
ſchon ihre Darſtellungskunſt zur Geltung brachten, wurde vorzüglich 
durchgeführt. Auch ein Puppentheater, das die Wolfsſchlucknſzene und 
die Rütliſzene aus „Wilhelm Tell” und dann anſchließend „
            Weihnachts=
märchen” zur Aufführung brachte, erweckte frohe Stimmung in den Herzeit 
der kleinen Zuſchauer,, die ſich auch auf die anweſenden Eltern übertrug. 
Es war eine frendige Zuſtimmung auf allen Geſichtern der großen und 
kleinen Beſucher zu erblicken, als aus der Mitte der Elternſchaft heraus 
in herzlichen Worten der Veranſtalterin und Lehrerin Fräulein Nau 
gedankt wurde für ihre große Mühewaltung bei der Vorbereitung zu 
diefer Feier. Tragen doch dieſe Feiern dazu bei, das Band, das ſich um 
Lehrerin und Schülerinnen und auch um die Eltern ſchließen ſoll feſter 
zu knüpfen zum Segen Aller und nicht allein zum Vorteil der Schule, 
— 1ieber die Währungsfrage ſpricht am Dienstag abend, auf 
            Veran=
laſſung der Deutſchen demokratiſchen Partei, in deren Geſchäftsräumen 
Bankdirektor Seipp. Es iſt anzunehmen, daß dieſe hochaktuelle Frage, 
von einem Fachmann behandelt, manchen intereſſieren dürfte und 
            Aus=
gangspunkt zu einer eingehenden Ausſprache ſein wird. (Siehe Anzeige.)
 Wirtſchaftspolitiſche Tagung der Zentralſtelie zur 
Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen 
am 28. und 29. Dezember 1923 im Sitzungsſaal des Laudtags 
zu Darmſtadt. 
Der letzte Kurſus der Zentralſtelle für Voltsbildung in dieſem 
Jahre foll behandeln: Politik Wirtſchaft und Währung. 
Damit iſt der Kreis der ſtaatsbürgerlichen Schulungs= und 
            Aufklärungs=
arbeit geſchloſſen, indem wir zunächſt die allgemein politiſchen und dann 
die kulturpolitiſchen Fragen von bewährten Sachkennern behandeln 
            lie=
ßen, um jetzt die wirtſchaftspolitiſchen Fragen des heutigen Deutſchland 
zum Gegenſtand eingehender Erörtsrungen zu machen. Wir empfinden 
es jeden Tag dringlicher welche ernſte Aufgabe den Volfsbildnern und 
Volkserziehern auf dem Gebiete der ſtaatsbürgerlichen und wirtſchaftlichen 
Schulung und Aufklärung aller Volkskreiſe geſtellt iſt. Darum will die 
Zentralſtelle — getreu ihrem Programm — an dieſer wichtigen 
            vater=
ländiſchen Sache weiterhin mit Nachdruck tätig ſein. Wir verfolgen 
            da=
mit — das ſei auch hier noch einmal eindeutig betont — keinerlei Be 
kehrungsabſichten, ſondern die Abſicht dieſer ſtaatsbürgerlichen Kurſe iſt, 
in Ausſprache mit pplitiſch, wirtſchaftlich und kulturell führenden 
            Per=
ſönlichkeiten die Einſicht in die Schwierigkeiten unſerer Lage, die Gründe 
für unſere inneren und äußeren Nöte und die Möglichkeiten der 
            Beſſe=
rung durch die verantwortungsbewußte Ausſprache, die frei von aller 
Partei= und Intereſſenpolitik iſt, zu ſuchen. 
Der wirtſchaftspolitiſche Lehrgang hat alſo dor allem die Aufgabe, 
die eigentlichen Urſachen der außerordentlichen wirtſchaftlichen Not des 
deutſchen Volkes, die faſt jeder unmittelbar an ſich ſpünt, klarzulegen und 
Wege zu einer dauernden Heilung zu zeigen. Dieſe Dinge können 
            ge=
rade vom Standpunkt ehrlicher und vexantwortungsbewußter 
            Volksbil=
dungs= und Erziehungsarbeit aus nicht ernſt genug genommen werden. 
Dieſe Dinge ſind auch um deswillen von beſonderer Bedeutung, weil 
zwiſchen Wirtſchaftspolitik und Kulturpolitik ſehr enge zwangsläufige 
Verbindungen beſtehen. 
Der neue Kurſus findet am 28. und 29. Dezember 
ds. Js. im Sitzungsſaal des Landtags zu Darmſtadt 
ſtatt. Der 1. Vortrag beginnt am Vormittag des 28. 
Dezember, um 10 Uhr. Als Vortragender iſt gewonnen der 
            Pri=
datdozent an unſerer Landesunjverſität, Dr. Friedrich Raab, der 
als Leiter der Arbeitsſtätte für ſachliche Politik und als Referent beim 
Reichsſpaxkommiſſar ſehr Weſentliches und Weiterführendes zu dem 
Thema zu ſagen hat. Er wird den ganzen Stoff in 4 Vorträgen 
            behan=
deln und zwar: 
1. Deutſchlands Wirtſchaftsbilanz, 
2. Deutſchlands Finanzbilanz und Währungsverhältniſſe, 
3. Die Geſundung der Reichsfinanzen, 
4. Der Zuſammenhang der Wirtſchaftspolitik mit Sozial= und 
            Kul=
turpolitik. 
Jeder Vortrag wird 1½ Stunde dauern. Hieran anſchließend wird 
eine ausführliche Ausſprache ſtattfinden, bei der Jedermann Gelegenheit 
geboten iſt, ſeine eigenen Anſichten zu dem Gegenſtand ſgchlich und 
            vor=
urteilsfrei zu vertreten. 
In einem öffentlichen Vortrag, der vorausſichtlich am 28. 
            Dezem=
ber abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ſtattfindet, 
wird er das höchſt aktuelle Thema „Die Neugeſtaltung unſeres 
Steuerweſens” behandeln. 
Wir machen alle diefenigen, die dieſen Fragen Intereſſe 
            entgegen=
bringen — und das ſollten alle führenden Perſönlichkeiten — recht nach=, 
drücklich auf dieſe wirtſchaftspolitiſche Tagung aufmerkſam. Es darf 
erwpartet werden, daß außer den berufsmäßigen Volksbildnern auch 
            die=
jenigen Kreiſe, die in Handel und Induſtrie, in Handwerk und 
            Land=
wirtſchaft, Staat, Gemeinde, Preſſe und Politik führend tätig ſind, ſich 
im Hinblick auf die Wichtigkeit der behandelten Dinge nach Möglichkeit 
recht zahlreich an der Tagung beteiligen; denn wir dürfen verſichern, daß 
der Referent die ganzen wich tigen Probleme in einzigartiger 
            ſachkundig=
ſter Weiſe behandelt und Wege zu ihrer Geſundung aufzeigt. Alle, die 
bereit und in der Lage ſind, an der Veranſtaltung teilzunehmen, werden 
gebeten, dies umgehend der Zentralſtelle zur Förderung der 
            Volks=
bildung und Jugendpflege in Heſſen — Darmſtadt — Mathildenplatz 17, 
mitzuteilen. Auswärtigen Teilnehmern wird auf Wunſch Quartier in 
Jugendherbergen und erſchwingliche Verpflegung im Srudentenheim 
            ver=
mittelt. Das Mitbringen von Ruckſackvepflegung wird empfohlen. 
Die Teilnahme iſt unentgeltlich.
 — Wahlkartei oder ſtändige Wählerliſte. Der Rechtsausſchuß des 
Reichstags, der ſich mit Aenderung des Reichstagswahlgeſetzes befaßte, 
hat die Einrichtung ſtändiger Wählerliſten (Grundliſten) anſtelle der 
bei jeber Wahl neu aufzulegenden Liſten beſchloſſen. Dieſer Beſchluß 
würde die Aufwendung der erfolgreich angewandten Wahlkautei 
bedeuten. Die Einführung einer ſtändigen Liſte macht einen größeren 
Beamtenapparat erforderlich. In einer Zeit, in der vom Reich eine 
Perſonalabbauverordnung durchgeführt wird, wäre eine finanzielle 
Mehrbelaſtung unverſtändlich. Der Deutſche Städtetag iſt 
            er=
ſucht wvorden, die Vorſtellun
 ſoll zugleich auf allgemeine Einführung der 
            Wahlkar=
tei aus Erfparnisgründen hingewirkt werden. 
Lokale Veranſtaltungen. 
Die Gierunier erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Aitzeigen zu beirachien, 
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritii. 
— Kriegerverein 1874 Darmſtadt. Die Mitglieder und 
Freunde des Vereins ſowie die Kameraden des Verbandes „
            Kamerad=
ſchaftliche Vereinigung des Krieger= und Marinevereins Darmſtadt 1923” 
und des Bundes ehem. Militärmuſiker werden hierdurch zu der am 21. 
ds. Mts., abends im Konkordiaſaal, Waldſtr., ſtattfindenden 
            Weih=
nachtsfeier mit Beſcherung, Konzert, Theater freundlichſt eingeladen. 
            Vor=
verkauf bei Buchhandlung Köhler, Schulſtr., und Muſikgeſchäft Arnold, 
Wilhelminenſtr., ſowie dem Schatzmeiſter des Vereins, Herrn Georg 
Schneider, Alexanderſtr, 17½. Die Mitglieder, die noch keine Geſchenke 
in Form von Geld, Büchern, Spielſachen u. a., auch Aepfel und Konfekt, 
bei dem Schatzmeiſter abgeliefert haben, werden gebeten, dies umgehend 
zu tun. (Siehe Anzeige.)
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A 
*
 Tas weiß man heute über die Entſtehring 
des Weſtalls? 
K. Die alte Rätſelfrage, wie die Welt entſtand, iſt nicht zur 
gekommen ſeit jenen Kindheitstagen der Menſchheit, da 
rſten „Kosmogonien” hervortraten. Die Begründer der 
miſchaftlichen Thevrie, auf der wir heute noch fußen, ſind 
und Laplace. Aber die modernſte Aſtronomie, Mechanik 
Mathematik haben dieſe Vorſtellungen doch ſehr vertieft und 
neue Anſchauungen geſchaffen, die uns ein ungefähres 
dieſer Vorgänge ermöglichen, wenngleich wir auch jetzt 
res noch nicht wiſſen. Der Heidelberger Profeſſor H. Vogt, 
r den „Naturwiſſenſchaften” den heutigen Stand der 
            Kos=
nie behandelt, geht von der Entwicklung der ſogenannten 
Talnebel aus, die außerordentlich zahlreich am Himmel 
eten ſinds Für ihre Form iſt charakteriſtiſch, daß von einem 
zentralen Kern an diametralen Punkten zwei Zweige 
hen, die in einem von Nebel zu Nebel wechſelnden 
            Um=
in ausgreifenden Spiralen den Kern umſchlingen. Dieſe 
rlarme, in denen man häufig ſehr zahlreiche Verdichtungen 
Knoten bemerkt, zeigen eine vom Kern weg gerichtete 
            Be=
uig. Danach iſt anzunehmen, daß der Kern eines Spiral= 
S eine rotierende Gasmaſſe mit ſtarker zentraler 
            Verdich=
iſt. Aus dieſer Gasmaſſe ſtrömt nun bei zunehmender 
raktion und wachſender Rotationsgeſchwindigkeit im Aequa= 
Naterie aus, und zwar unter dem Einfluß ſchwacher 
            Ge=
kräfte, die von fernen Geſtirnen ausgehen, nur an zwei 
2tral gelegenen Stellen, die nicht mit dem Kerne rotieren. 
* die Kraft, die die Materie der Spiralarme immer mehr 
Dem Kerne wegdrängt, ſind wir auf bloße Vermutungen 
ieſen, aber mit etwas größerer Sicherheit kann man ſagen, 
geſchieht, wenn ſich die Spiralarme einmal gebildet haben. 
feigen ſich dann längs der Spiralarme in regelmäßigen 
enräumen Wölkchen oder Knoten, in denen wir im Ent= 
* begriffene Sterne zu erblicken haben. Die Frage nach der 
He des Leuchtens dieſer Nebelknoten iſt noch nicht endgültig 
rt, doch leuchten ſie wahrſcheinlich im reflektierten Licht. 
Spiralnebelknoten ſind eine rotierende Gasmaſſe von der 
enordnung eines Sternes, bei dem die innere Gravi= 
2 der nur langſam und ſpärlich ausſtrömenden Materie 
groß genug iſt, um iſplierte Maſſen, wie ſie die Planeten 
2llen, entſtehen zu laſſen. Die einzelnen Gasteilchen kreiſen 
Tehr als ſelbſtändige Satelliten um ihre Zentralmaſſe und 
eine Atmoſphäre um ſie, bis die Zentralmaſſe eine be=
 ſtimmte kritiſche Dichte erreicht. Die Zentralmaſſe gibt dann ihre 
zur Rotationsachſe ſymmetriſche Geſtalt auf und nimmt die 
            an=
genäherte Geſtalt eines Ellipſoides an. Dann verlängert ſie 
ſich in der Richtung ihrer größten Achſe immer mehr, wird 
birnenförmig und noch ſpäter gleich einer Sanduhr eingeſchnürt. 
Schließlich fangen die Einſchnürungen der aufeinander 
            folgen=
den Schichten von innen nach außen an, durchzureißen, und ſind 
ſie alle durchgeriſſen, ſo iſt aus dem einfachen Himmelskörper ein 
Doppelſtern geworden. Infolge Gezeitenwirkungen dehnt 
ſich dann im Laufe der Zeit die Bahn des Doppelſternſyſtems 
bis zu einer beſtimmten Grenze weiter aus, und zwar ſind es 
wohl Annäherungen anderer Sterne, welche die Umwandlung 
der urſprünglich engen Doppelſtern=Bahnen herbeiführen. Auf 
dieſe Weiſe können dann drei= und mehrfache Sterne entſtehen. 
Damit iſt alſo die Entwicklung geſchildert, die ſich bei der 
            Ent=
ſtehung eines Sternſyſtems aus einer Gasmaſſe abſpielt. Bei 
unſerem Sonnenſyſtem liegen die Verhältniſſe beſonders 
kompliziert, denn in der ganzen Entwicklungsgeſchichte ſtoßen 
wir auf kein Gebilde gleich dem unſeres Sonnenſyftems. Seine 
Entſtehung ſcheint in annormaler Weiſe vor ſich gegangen zu 
ſein, indem ein ſtark ſtörender äußerer Körper auf die jetzige 
Form unſeres Sonnenſyſtems einwirkte. Die Sonne exiſtierte 
urſprünglich als einfacher Stern, bis ein fremder 
            Himmels=
körper ſehr nahe an ihr vorüberging und elementare Störungen 
in ihr hervorrief. Dieſer Himmelskörper erregte, als er ſich der 
Sonne näherte, auf der ihm zugekehrten und auf der ihm 
            abge=
kehrten Seite hohe Fluten, und die Sonne nahm infolgebeſſen 
eine in die Länge gezogene Form an, die immer ausgeprägter 
wurde. Zuletzt kam ein Zeitpunkt, wo zwei Ströme von Materie, 
einer nach dem fremden Himmelskörper hin und ein anderer 
nach der entgegengeſetzten Richtung, ausbrachen. Die beiden 
Ströme waren nicht ſtabil, ſondern zerfielen, und als 
            End=
produkt blieb ſchließlich, nachdem der fremde Himmelskörper 
längſt vorübergegangen war, eine Anzahl getrennter Maſſen, die 
ſich als Planeten um die Sonne beſvegten und ihrerſeits wieder 
von kleineren Maſſen, den Monden, umkreiſt wurden. 
Neues vom Büchernarft. 
Eduard Schoneweg: „Das Leinengewerbe in der 
            Graf=
ſchaft Ravensburg. 8‟ Gr. 260 Seiten mit dielen Abbildungen. E= 
Gundlach, A.=G., Bielefeld. 1923. — Eine nach alſen Richtungen hin 
            vor=
bildliche Monographie, die den Volkskundler, Kulturhiſtoriker und 
            Ger=
maniſten in gleicher Weiſe angeht. Ein Paradebeiſpiel für die 
            unum=
gänglich notwendige wiſſenſchaftlich fundierte Methodik lokaler kultur=
 geſchichtlicher Sonderabhandlungen. Derartige Bücher können und dür 
fen niuz laugſam heranreifen in nie erlahmender Hingabe an de 
Gegenſtand, die auch Treue gegenüber dem Kleinſten zu wahren a 
Pflicht erachtet. Dieſe wiſſende Liebe iſt es auch, die ſolche Bücher z 
der Höhe eihter Volksbücher emporhebt, die trotz ihrer eng begrenzte 
Welt weit tiefere Spuren hinterlaſſen als aus dem Handgelenk geſchi 
telte Plaudereien. Man kann nur wünſchen, daß noch mehr derartig 
Monographien uns auch noch andere lokal feſtgelegte Gewerbe der deu 
ſchen Heinat nahebringen möchten. Die Ausſtattung des Buches 
muſtergültig. Nur hätte man noch), wenn auch nur anhangsweiſe, ein 
beſondere Abhandlung über die volkskünſtleriſchen Leiſtungen des vor 
Verfaſſer behandelten Webereibezirkes gewünſcht. Analogien aus an 
deren Webereizentren Deutſchlands (Vogtland) legen dieſen eine 
Wunſch wohl als gegeben nahe. Dem Verlag E. Gundlach gebührt ohm 
Einſchränkung wärmſte Anerkennung für eine derartige Verlegertat, d 
nieht auf ſenſationslüſterne Leſer ſpekulieren kann, ſondern beim Umſat 
dieſes Buches in der Hauptſache rechnen muß mit dem noch geſunder 
Sinn der ravensburgiſchen Bevölkerung. Aber auch alle jene, die un 
ſeren Wiederaufſtieg nur in der Feſtigung echter deutſcher Art und Arbei 
erblicken, können und dürfen an einer ſolchen Gabe der deutſchen Voll 
kunde nicht vorbeiſehen. 
E. Zeh. 
— WeihedesLebens. (Ein Versbuch.) Von Dettmer Heinrie 
Satnetzki. 123 Seiten. (Verlag von Quelle und Meher in Leipzig 
1923.) Schon die früheren Werke dieſes ſparfam ſchaffenden Dichters 
u. a. der Novellenband „Wanderer und Gefährte” und der Roman „Die 
Pfeifer von Altenſande” bezeugen, u
 iſt neuer Beweis ſowohl für hohes dichteriſches Können wie für ſtren 
Selbſtzucht im Hinblick auf ſprachliche und Formkultur, wie auf ſorgſa 
kritiſche Auswbahl aus ſeinem größeren Lebenswerk. 
Exkurſionsbuch zum Studium der Vogelſtimme 
Von Profeſſor Dr. U. Voigt. 9. Auflage. 297 Seiten. (Verlag v. 
Quelle u. Meher, Leipzig 1923.) Die Ornithologie hat durch Prof. Voigt 
kürzlich erfolgten Tod einen ſchweren Verluſt erlitten. Seine Anleitur 
zum Studium der Vogelſtimmen wird aber noch Generationen ein 1 
entbehrlicher Führer auf Exkurſionen ſein. Deun dieſes Werk iſt ſo or 
ginell, didaktiſch ſo geſchickt angelegt, daß es alle ſpäteren mehr ode 
minder plumpen Nachahmungen weit hinter ſich läßt. 
Der Muſikfreund. Gemeinverſtändliche Einführung in d 
Muſik. Von Prof. Dr. Hermann Freiherr von der Pfordten. M= 
Notenbeiſpielen und einem farbigen Umſchlagbild. 88 Seiten Te, 
(Franclhſche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.) Eine Einführung in de 
Muſik, die mit Recht als volkstümliche Kunſt gilt, kann nicht von aller 
Seiten dieſelbe Zuſtimmung finden, denn es ſcheint ſich bei der verſchie 
denen Wirkung der Muſik auf jeden Menſchen nichts zuſammenfaſſen 
deuten, keine Formel der Gemeinſamkeit finden zu laſſen. v. d. Pford 
ten, der bekannte Münchener Profeſſor, hat die glückliche Art, ſelb 
dieſe Fragen ohne einzwangende Entſcheidung aus der Erfahrung 
            her=
aus zu1 erläutern, ſachlich zu bleiben, ohne zu ermüden, jedem ein eige 
nes Urteil zu überlaſſen, ohne perſönliche Warme der Ueberzeugung vei 
miſſen zu laſſen.
Geite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Dezember 1923
 Eberſtadt, 15. Dez. Gemeinderatsſitzung. Der Ge= 
Meinderat genehmigte das mit den Holzhauern getroffene Lohnabkommen, 
tachdem die Holzhauerei am 10. Dezember begonnen wurde. Seitens 
inehrerer Mitglieder des Gemeinderats wird lebhafte Klage über den in 
letzter Zeit beobachteten Holzfrevel im Gemeindewald geführt uned 
            bean=
tragt, daß das Forſtſchutzperſonal angewieſen werde, dagegen mit aller 
Schärfe einzuſchreiten. Ebenſo ſoll gegen diejenigen Holzhauer, die die 
ihnen im Lohnabkommen zugebilligten Vergünſtigungen (MMitnahme von 
Abfallholz) in einer Weiſe, wie dies bisher vielfach geſchehen iſt, 
            miß=
brauchen, rückfichtslos vorgegangen und dieſe nötigenfalls von der 
            Holz=
haucrei ausgeſchloſſen werden. Die Baugeſuche des Johs. Dieter 3. 
Konſtantin Müller und der Hoch= und Tiefbaugeſellſchaft (vorm. Rückert 
u. Meckel) finden Genehmigung, letzteres unter der Vorausſetzung, daß 
das Gebäude einen anderen Platz als den vorgeſehenen einnimmt. Die 
von der Gemeinde beſchafften Speiſekartoffeln ſollen an die nichtverſorgte 
ininderbemittelte Bevölkerung zum Preiſe von 3,60 Mk. pro Zentner zur 
Ausgabe gelangen. Den Holzhauern ſoll vor Beginn der Holzhauerei 
je 1 Zentner dieſer Kartoffeln zum gleichen Preiſe verabfolgt und die 
rinzelnen Beträge bis zum erſten Zahltag geſtundet werden. Die 
            Woh=
nungsbeſchlagnahme im Hauſe Mühltalſtraße 16 ſoll aufgehoben werden, 
nachdem der Eigentümer des Grundſtücks der Gemeinde den angebotenen 
Betrag zur Errichtung einer neuen Wohnung zur Verfügung geſtellt 
haben wird. Die Gebührenordnung zur Friedhofs= und 
            Begräbnisord=
nung wird mit ſofortiger Wirkung auf die im Jahre 1916 beſchloſſenen 
Sätze (Goldmark) zurückgeführt. Ebenſo werden die Gebühren zur 
            Ge=
meindebrücken= und =biehwage auf Goldrechnung umgeſtellt. Nach dem 
Beſchluſſe des Gemeinderats gelten fortan folgende Sätze: je 100 Kg. 
Gewicht 10 Pfg., Mindeſtgebühr 30 Pfg.; 1 Stück Großvieh 1 Mk., 
1 Stück Kleinvieh 50 Pfg. Der Wiegemeiſter erhält nach wie vor 3 
Prozent der Bruttoeinnahmen als Vergütung. Dem Antrag des 
            Be=
ſitzers der Duncanſchule, Profeſſor Dr. Döhring, um Aufhebung der 
Wohnungsbeſchlagnahme im genannten Anweſen, wird, nachdem die 
            Aus=
ſichtsloſigkeit der Zuweiſung von Wohnungsſuchenden feſtgeſtellt iſt, ent= 
/prochen unter der Vorausſetzung, daß den jeweiligen Bewohnern des in 
der Nähe des Grundſtücks ſtehenden Gärtner= und Gerätehauſes die 
            Ent=
nahme von Waſſer aus der Duncanſchule geſtattet wird. Den für die 
Verwaltung letzteren Grundſtücks namhaft gemachten Perſonen wird die 
Zuzugsgenehmigung erteilt. Das von der Verwaltung vorgelegte 
            Pro=
jeft bezüglich der Erneuerung der Zuflußleitung zum Gemeinde= 
Schwimmbad finder Zuſtimmung. Die Arbeiten ſollen alsbald in 
            An=
griff genommen werden. Die in Ausſicht genommene verbilligte 
            Brot=
uusgabe führt zu längeren Erörterungen. Da eine Einigung nicht 
            zu=
ſtande kommt, wird die Angelegenheit an die Kommiſſion zurückverwieſen. 
Die Ortsbürger und Empfänger von Brennholz ſollen zur Leiſtung 
ſveiterer Vorauszahlungen aufgefordert werden. Die Nutzung der 
            Ge=
meindewieſen im Weinweg, deren Pachtzeit am 31. Dezember 1923 
            ab=
läuft, ſoll künftig durch die Verwaltung bewirkt werden. Das 
            Einzugs=
geld für die Oxtsbürgernutzung wird auf 170 Mk., das Feuereimergeld 
auf 5 Mk. feſtgeſetzt. Das Geſuch des R. Oppelt um Zuführung der 
leftriſchen Energie von der Villenkolonie nach der Marienhöhe wird 
der Folgerungen wegen abgelehnt. Die Wohnungskommiſſion berichtet 
in einem Schreiben an den Gemeinderat, daß ſie den Beſchluß gefaßt 
habe, ihre Tätigkeit einzuſtellen und ſich als aufgelöſt zu betrachten. Sie 
begründet ihren Beſchluß mit dem in einem Schreiben des Kreisamts 
nn die Gemeinde erhobenen Vorwurf, die Wohnungskommiſſion habe 
durch die Beſchlagnahmung zweier im Schreiben näher bezeichneter 
            Woh=
nungen den Hauseigentümern ſchwere geſundheitliche Nachteile zugefügt, 
und dieſe beiden Fälle hätten ſich als entſchiedene Mißgriffe der 
            Woh=
nungskommiſſion erwieſen. Sie ftellte ſich auf den Standpunkt, daß ſie 
gets nach Pflicht und Gewiſſen gehandelt und ihre verantwortungsvolle 
Aufgabe ſtets ohne Anſehen der Perſon erfüllt habe. Sie erachte den 
erhobenen Vorwurf als völlig ungerechtfertigt, umſomehr, als ihre 
            Maß=
ntahmen in den beiden Fällen durch rechtskräftige Beſchlüſſe des 
            Miet=
einigungsamts gedeckt geweſen ſeien. Sie fühlt ſich dadurch in ihrem 
Anſehen ſchwer geſchädigt, und glaubt nicht mehr die genügende 
            Auto=
ritat zu beſitzen, um künftig in Wohnungsangelegenheiten zu entſcheiden. 
Nach eingehender Darlegung der Behandlung der beiden Fälle durch die 
Wohnungskommiſtion wies der Vorſitzende der Kommiſſion, 
            Beigeord=
neter Flick, nach, daß der Vorwurf des Kreisamts unbegründet und der 
Beſchluß der Wohnungskommiſſion zu würdigen ſei. Gemeinderat Heißt 
kennzeichnete die Beſchuldigung des Kreisamts als eine ſolche 
            ſchwer=
wiegender Natur, die leichtfertig erhoben ſei und Zurückweiſung derdiene. 
Er beantragte, der Gemeinderat möge gegen den Vorwurf des 
            Kreis=
amts ſchärfſten Proteſt einlegen und Genugtuung gegenüber der 
            Kom=
miſſionsmitglieder fordern. Der Antrag wurde gegen die Stimme des 
Gemeinderats Kakbfuß angenommen. Hinſichtlich der Aufwertung von 
Gemeindeſteuern und =abgaben wurde der im Finanzausſchuß von dem 
Gemeinderat Heißt geſtellte Antrag einſtimmig angenommen. Nach 
            die=
ſem Antrag haben auf die im Gemarkungsbezirk Eberſtadt eingeführten 
Gemindeſteuern und =abgaben im Sinne des § 192 der 
            Landgemeinde=
ordnung die Verordnung des Reichspräfidenten über Steueraufwertung 
und Vereinfachungen im Beſteuerungsverfahren (Reichsgeſetzbl. I, S. 939) 
vom 11. 10. 23 und die dazu ergangenen und noch ergehenden 
            Ausfüh=
rungs= und Durchführungsbeſtimmungen Anwendung zu finden. Ferner 
ſoll nach dem Antrag als vorläufige Grund= und Gewverbeſteuer das 
Doppelte der 1922er Sätze erhoben werden mit der Maßgabe, daß dieſe 
vorläufige Steuer im Sinne der Verordnung des Geſamtminiſteriums 
über wertbeſtändige Abgaben, Gebühren und Steuern vom 25. 10. 23 
(Reg.=Bl. S. 353) aufzuwerten iſt. Bezüglich des Antrags des 
            Schul=
vorſtandes um Zuweiſung eines Teils der Schulgüter an die 
            begehren=
ben Lehrer Ackermann, Pörtner und Göllner bleibt der Gemeinderat 
bei ſeiner früher beſchloſſenen ablehnenden Haltung. Er begründet 
            ſei=
nen Standpunkt nrit der ſozialen Rückſichtnahme auf die derzeitigen 
Pächter der begehrten Grundſtücke, deren Exiſtenz von der weiteren 
Ueberlaſſung abhänge. Er konnte ſich aus dieſem Grunde auch nicht 
            ent=
ſchließen, die vom Kreisſchulamt geſvünſanten Vorſchläge gemäß Art 48 
Abſ. 3 a. a. O. zu machen, und überließ dieſen die Entſcheidung in der 
Sache. Der Antrag des Eiſenbahnbetriebsamts 3 auf Schließung des 
Uebergangs an der Schlangenſchneife wurde aus verkehrstechniſchen 
Gründen abgelehnt. Als Vertreter der Gemeinde im Aufſichtsrat der 
Bezirksſparkaſſe Zwingenberg wurden die Gemeinderäte Heißt, 
            Kalb=
fuß, Böhme, Meidinger und Mahr für die Zeit ihrer Amtsdauer als 
Gemeinderat gewählt. Die Verwaltungsvorlage, betr. Erhebung der 
Hundeſteuer, wird zur Vorberatung dem Finanzausſchuß überwieſen. 
In geheimer Sitzung: Wohlfahrtsangelegenheiten. 
Von der Bergſtraße 15. Dez. Tödlicher Sturz. Der 
Ziaarrenfabrikaut Karl Duſel in Schwetzingen ſtürzte infolge eines 
Febſtritts ſo ungeſchickt von der Treppe ſeiner Wohnung herunter, daß 
er ſich einen Schädelbruch zuzog und bald darauf ſtarb. 
w. Wixhauſen, 16. Dezember. Gemeinderatsbericht. Der 
von der Oberförſterei Mörfelden vorgeſchlagene Waldwirtſchaftsplan 
für 1924 ſird genehmigt. Hiernach iſt die Gemeinde ermächtigt, zu 
einem Holzhieb von 130 Feſtmeter, eine ſehr geringe Quantität bei der 
heutigen Brennmittelknappheit, jedoch der ſehr geringe Waldbeſtand 
der Gemeinde läßt nicht mehr zu. Als Beiſitzer zum 
            Mieteinigungs=
amt wurde Herr Gewerbelehrer Fr. Fautz gewählt. Die Hundeſteuer 
für das Rechnungsjahr 1924 wird auf 5 Goldmark feſtgeſetzt.
 Groß=Umſtadt, 16. Dez. Der angekündigte 4. Vortrag des 
            Land=
wirtſchaftsamtes findet am Dienstag, den 18. Dezember, abends 8 Uhr 
in der Brennerſchen Wirtſchaft ſtatt. Es wird das Thema „Stickſtof 
gewinnung”, mit Lichtbildern, behandelt werden. 
r. Babenhaufen, 15. Dez. Gemeinderatsſitzung. Zu 
            Be=
ginn der Sitzung, die eine reichhaltige Tagesordnung aufweiſt, gibt der 
Bürgermeiſter bekannt, daß Herr Oberleutnant Klemenz in einem 
Schreiben an die Bürgermeiſterei ſeinen Rücktritt erklärt hat. An ſeine 
Stelle rückt der Nächſtfolgende in dem Wahlvorfchlag der 
            Sozialdemo=
kratiſchen Partei. G.=R. Pol.=Hptm. Horſt weiſt auf die mangelhafte 
Straßenbeleuchtung des Neuen Weges hin und bittet um Abhilfe. Al= 
Punkt 1 ſteht die Kündigung der Babenhäuſer Stadtan 
lehe ſodann auf der Tagesordnung. Aus finanztechniſchen Gründen 
ſind alle Mitglieder des Gemeinderats mit der Kündigung 
            einverſtan=
den. Bis zum 1. März 1924 ſollen alle bei den Einlöſungsſtellen 
            be=
findlichen Stücke mit dem milliardenfachen Betrage aufgewertet und 
            zu=
rückgezahlt werden. Die Frage der Geldbeſchaffung für die Holzhaue 
löſt eine lebhafte Ausſprache aus. Der Vorſchlag der Finanzkommiſſion 
wird ſchließlich in folgender Form angenommen: Die Ortsbürger 
            zah=
len als Erſatz an Hauer= und Setzerlohn für den Bezug des Losholzes 
bis Ende dieſer Woche 5 Goldmayk. Bei Nichtbezahlung werden ab 
16. d. M. 6 Proz. Zinſen monatlich gerechnet. Die ſchon anfangs 
            No=
vember bezahlten 10 Milliarden Papiermark werden zum damaligen 
Dollarſtand mit 60 Goldpfennigen berechnet. Alle Nichtortsbürger, die 
einen ſelbſtändigen Haushalt führen, können auf Antrag von der 
            Ge=
meinde 4 Raummeter Kiefernknüppelholz und 50 Wellen zum jeweiligen 
Tarifpreis erhalten. Sie haben ſich dieſen Samstag, nachmittags von 
3—5 Uhr auf dem Rathaus zu melden. Spätere Anmeldungen ſollen 
keine Berückſichtigung mehr finden. Auch die Nichtortsbürger haben 
eine erſte Rate von 5 Goldmark bis zum 21. b. M. zu zahlen. Spätere 
Zahlungen werden ebenfalls mit 6 Prozent Zinſen berechnet. Die 
            Zah=
lung eines höheren Betrags wie 5 Goldmark iſt Orts= wie 
            Nichtorts=
bürgern geſtattet, Minderbemittelte ſollen 2 Raummeter Holz erhalten.
 M 
Aa
 An unſere verehrl. Abonnenten! 
Weihnachten ſteht vor der Tür! Um 
            un=
ſeren Beziehern die Möglichkeit zu geben, 
            be=
ſonders vorteilhaft die ſogenannten 
Kleinen Privatanzeigen 
(wie An=und Verkäufe, Tiermarkt uſw.) in dieſer 
wirtſchaftlich ſchweren Zeit aufnehmen zu laſſen, 
haben wir uns entſchloſſen, bis 31. Dezember 
10 Rabatt 
auf den derzeitigen Preis zu gewähren, wenn 
die letzte Abonnementsquittung am Schalter bei 
Aufgabe der Anzeige vorgelegt wird. 
Wir hoffen, daß unſere Leſer, wie in früherer 
Zeit, von der Aufgabe „Kleiner Anzeigen” 
            aus=
giebig Gebrauch machen. 
Sie kommen hierdurch auf billige Weife 
zum Ziele! 
Dariſtädter Tagblatt 
Geſchäftsſtelle.
IEha!
 Ein Geſuch des Frauendereins um Beitragserhöhung, gibt ſodann 
der Vürgermeiſter bekannt. Die Gemeinderatsmitglieder vertreten 
            ein=
mütig die Anſicht, daß die Schweſterſtation erhalten und ihr möglichſt 
Unterſtützung gewährt werden ſoll. Die Stadt gibt dem Frauenverein 
einen jährlichen Zuſchuß von 400 Goldmark, rückwirkend vom 1. 
            Okto=
ber dieſes Jahres, zahlbar in vierteljährlichen Raten. Außerdem ſoll 
die Schweſter 4 Raummeter Holz unentgeltlich wie im letzten Jahre 
erhalten. Ein Antrag des Gefreiten der Reichswehr Mohrhardt, um 
Bewilligung des Ortsbürger=Nutzholzes, wird nach Erörterung der 
            recht=
lichen Frage angenommen. Die Geſuche des Lehrers Hch. Klein und 
des Zugführers W. Will in gleicher Angelegenheit, werden ohne 
            weite=
res genehmigt. Die Chriſtbaumberwertung ſoll wie im vorigen Jahre 
erfolgen. Da die Wiegegebühren bei der Brückenwage den heutigen 
Verhältniſſen gar nicht mehr angepaßt ſind, ſollen mit ſofortiger 
            Wir=
kung die Vorkriegsſätze in Kraft treten. Die Ausſchellgebühren ſollen 
in Zukunft eine Goldmark betragen. Die Pacht für einen Stall unter 
dem Rathaus wird auf jährlich 2 Goldmark, die für den Schießſtand der 
hieſigen Schützengeſellſchaft auf 36 Goldmark feſtgeſetzt. Nach 
            Erledi=
gung verſchiedener kleiner Anfragen iſt die Sitzung nach 11 Uhr zu Ende. 
(.) Mörfelben, 16. Dez. Leichenfund. Im Hauſe eines zurzeit 
im Zuchthaus ſitzenden Einwohners wurde unter einer Betondecke die 
Leiche eines ſeit längerer Zeit verſchollenen Mannes, eines gewiſſen 
Eiſenbach, auf ſtaatsanwaltliche Nachforſchungen hin aufgefunden. 
            Wei=
tere Unterſuchungen ſind im Gange. 
Friedberg, 15. Dez. Bei dem Preisausſchreiben der 
            Deut=
ſchen Allgemeinen Zeitung: „Welchen Beruf ergreife ich?” wurden dem 
Gymnſiaſten Walter Michel=Friedberg unter 200 000 Einſendern der 
1. Preis zuerkannt. Er beſteht in einem fünfſitzigen Dinoskraftwagen, 
Gau=Algesheim (Rheinheſſen), 15. Dez. Die Mittelrheiniſche 
            Volks=
zeitung meldet: Am Samstag vormittag holten Arbeitsloſe die 
            rheiniſh=
republikaniſche Fahne vom Rathaus herab und verbrannten ſie auf dem 
Marktplatz. Abends um 6 Uhr wurde eine neue große Fahne gehißt, 
die aber wiederum kurz nach 8 Uhr herabgeholt und ebenfalls verbrannt 
wurde. Hierbei kam es zu einer Schießerei, wobei der Zimmermeiſter 
Peter Kling zwei Kopfſchüſſe, der Kellner Franz Kieſel einen 
            Rippen=
ſchuß und ein anderer Mann einen Streifſchuß erhielt. Um ½9 Uhr 
abends herrſchte wieder Ruhe. Für die hieſige Stadtgemeinde wurde 
der Belagerungszuſtand von abends 7 Uhr bis morgens 7 Uhr 
            ver=
hängt. Auch ſoll die Gemeinde Befatzung erhalten. 
G
 Reich und Ausland. 
Der Kölner Dom in Gefahr. 
Der Verſvaltungsausſchuß des Zentral=Dombauvereins h 
Freußiſchen Miniſter für Volkswohlfahrt eine Eingabe über 
liche Lage der Kölner Dombauhütte gerichtet. Die Inſtan 
arbeiten an den Steinwerken des Doms mußten eingeſtellt 
der immer ſveiter um ſich greifenden Verwitterung und 
vorläufig freier Lauf gelaſſen werden. Zur Beſtreitung de 
und für die Beſchaffung bzw. Inſtandhaltung der Werkzeuge 
der Betrag von etwa 60 650 Goldmark monatlich erforderlich. 
Notlage des Kölner Doms, ſo bemerkt die Kölniſche 
            Zeitun=
deingend erforderlich, daß aus dem geſamten Deutſchen Ne 
zur Inſtandhaltung des Kölner Domes zur Verhütung des 
Verfalls in reichem Maße flüſſig gemacht werden. Gaben P. 
des Jentral=Dombauvereins Köln 53 169. 
* Die letzten GZügelmänner. 
Die Ausklänge einer uralten Sitte haben ſich bei der 
            Beiſ=
letzten Bahernkönigs gewiſſermaßen ſelber zu Grabe getragen. 
Trauerzug ſchritten unmittelbar dor den Särgen des Köni 
Männer in pechſchwarzen Gugeln. Das ſind Mäntel die 
vom Scheitel bis zu den Knöcheln bedecken und im Geſicht 
Schlitz für die Augen frei laſſen. Das Erſcheinen dieſer unl
 Leichenwagen und ſpäter auch in die Gruft trugen. Man hat 
lange Zeit als Nachklang der Feme betrachtet, um ſo mehr 
gerade in Bahern die Feme im Haberfeldtreiben bis an das 
letzten Jahrhunderts erhalten hat. Die Gugelmänner ſind 
aus keine Urenkel der alten Schöffen der Femgerichte, in ihr 
nur die „Klagemänner” fortgelebt, die im Mittelalter die 
der Adeligen zum Grabe begleitet haben. Als Kleidungsſtück 
Gugel als Cucalla bereits den Römern bekannt. Von Rom 
ihren Weg zu den ägyptiſchen Mönchen und kam ſpäter 
Abendland zurück. Hiſtoriſch nachweiſen läßt ſie ſich in Deut; 
Zeit Karls des Großen, der b=ſtimnrte, daß die Gugel nur 
Wetter oder von Mönchen getragen werden durfte. Eine Zeit 
die Gugel Reife= und Jagdkleidung — Dürers St. Hubertus 
Gugel dargeſtellt — ſie wurde ſchließlich aber zur Trauerklei, 
Augsburg z. B. mußten die nächſten Verwandten eines Ver 
in der Gugel gehen. Je nach den berſchiedenen Stadien de 
paßte ſich die Gugel wieder der üblichen Kleidung an. Lange 
ſich die Sitte noch in Konſtanz erhalten, wo Gugelmänner d. 
zu Grabe trugen. Später ſah man die Gugel nur noch bei Pro 
und bei Bitt= und Bußgängen. Bis in unſer Jahrhundert 
gerettet hat ſie ſich nur in München. Und das kam wohl daher 
Recht, in der Gugel die Fürſten zur Gruft zu bringen, nur 
Trockenlader=Innuing zuſtand, die um ſo eiferſüchtiger dieſes 
hauptete, weil ſie nicht volles Zunftrecht hatte. Nur bei der 
im Hauſe Wittelsbach hat ſich in Deutſchland der alte Brauch 
Mit der Beerdigung Ludwigs III. werden die alten Gugeln 
gültig zu Muſeumsgegenſtänden geworden ſein. 
Automobile auf Abzahlung — in Amerika. 
In dem wirtſchaftlichen Leben der amerikaniſchen Mittelkl 
len die Abzahlungsgeſchäfte eine ſehr große und immer noch 
Rolle. Von Waren des unmittelbaren Verbrauhs abgeſehen, 
ſehr wenige Gegenſtände, die den minderbemittelten Schichten 
völkerung nicht auf dem Wege der Abzahlung erreichbar ſind. 
Möbel, Phonographen, Kleider und Schmuckſtücke, ſowie Gebrau fäf 
aller Art, ſelbſt Gegenſtände, deren Verkaufspreis weniger als 1 har 
beträgt, ſind auf dieſem Wege der Abſchlagszahlungen zu erhalt fän 
nur zwiſchen den Geſchäften der gleichen Branche, ſondern auch & 
den Geſchäften verſchiedener Brauchen beſteht ein ſehr lebhafter 
            Ei=
renzkampf, dem alle Mittel der Reklamekunſt dienen, um die 
der ſogenannten „Salaried claſſes” bereits im voraus mit 
belegen. 
Jedenfalls kann kein Zweifel darüßer beſtehen, daß ein gro 
des Einkommens des von Gehältern lebenden Teils der ameri 
Mittelklaſſe bereits auf erhebliche Zeit im voraus feſtgelegt 
amtliche Unterſuchung dieſer wirtſchaftlich wichtigen Frage de 
welche die Abzahlungsgeſchäfte im Leben der von Gehältern zſand 
Teil auch von Löhnen lebenden Bebölkerungsſchichten ſpielen, i. Se 
noch nicht unternommen worden. Aus den Zeitungsanzeigen ſo 
den Angeboten der betreffenden Geſchäfte ſelber läßt ſich 
nehmen, daß ſie eine ſehr beträchtliche Rolle ſpielen müſſen, 
Dieſe Methode der Abſchlagszahlungen iſt im Frahfahr des 
1923 weiter ausgedehnt worden, und zwar geſchah dies von ſe 
bekannten Ford Motor Co. Dieſe Geſellſchaft, deren monatlid E 
ſand von Automobilen 180 000 bis 200 00 Wagen erreichte, ut 
durchſchnittliche Tagesherſtellung nunmehr über 6000 Wager 
verkauft nun ebenfalls ihre Automobile auf Abzahlung, und z 
monatliche Abzahlungen von 5 Dollars für die billigeren We 
Preife ſich zwiſchen 350 und 400 Dollars bewegen. 
            Preſſemeldu=
folge hat dieſer Zahlungsplan großen Beifall gefunden. In 
allein ſind bereits am erſten Tage nach der Bekanntmachung die 
nes über hundert Beſtellungen auf Ford=Automobile eingelaufen 
wirtſchaftliche Wichtigkeit dieſer Neuerung beigemeſſen wird, gu 
noch weiter aus der Tatſache hervor, daß mehrere gröf 
ſich um die Entgegennahme der Abſchlagszahlungen für die 
Co. bewerben.
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 Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve 
Zerautwortl.* für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve 
Verantwortlich ſür Feuilleion und Heſſiſche Nachrchten: Max Stre 
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann 
Verantwortlich für Schlußd en:: Andreas Bauer 
Verantwertlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Dar
mſtadt.
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findet am Dienstag um 1½ Uhr 
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finden durch das Darmſtädter Te1* 
die weiteſie Verbreitung
 die Raſenſpieler in ihrr Häffte abgadrückt. Bei einem 
ſtoß erhält. der Eſptierein einen Sira/ftoß, den 
ſtadt mit ſolcher Wuchr auf den Torwächter ſendet, daß 
Hmann bei der Hötehr ins eigens Tar fauftet. Beim 
VTor des Sportvereing äbe fpteit Zacacs des Gegners 
und hintere Mannſchaf”, un ehinderr landet der Ball 
Her Raſeinſpkeler. Bei dieſem Stande werden die 
            Sei=
echſelt. Aiich jetzt iſt der Stury des Sportvereins 
            wie=
lebhafters, jedoch günſtige Gelegenbeiten, wie ſie aueß 
rſten Halbzeit zu verzeichnen waren, werden hon 
            ihn=
olt ausgelafſen. Im weiteren Verlan; des Sprels giß: 
eine gut gezielte Flante an den freiſte enden Vecker, der 
Sportverein das dritte Tor erziekt. Ueberhaupt erweckt
 Mädter Tagblat 
K
17. Dez. 1923 Nr. 348
Fußbalk.
 rrin Darumſtadt-Verein für Raſünfpigl Tarmſtadr, 4:1, 
Trotz der naßſalten Witterung lolEten, wie nicht anders 
ec ten, die geſtri gen Veranſtaltungen in Darniſfädter 
            Sta=
eder zahlreiche Anhänger bes RaFysrt5 nach den 
o— Iten am Böllenfalltor. Die Kauptauzihungskraft 
            konnt=
ew . „Darmſtädter FußballZerds” zwiſchen den beiden 
ieſchaften des Sportgarerus und des Vereins 
ſenſpkcle für ſich in An xruch nehmen. Sportverein. 
ölteren, in manchem ſchiesem Spiel erprobten Maun= 
*ſenſpicler mit der jüngerrn, weniger harten 
            Mann=
aden beidexſeits ohne Erſatz unter der Leitung des Herrn 
rmm. Sportherein 1920. Fcir 3.7 ſeſgeſetzten Kreis=
 bieler wicher die Aufmerifnnikeit dunh feür ibeenreiches 
Mit Müllmerſtbt, der ſ7h heute frhr regfant zeigt, leitet 
* wieder Augriffe auſ dem Gegner ein. Des letzteren 
Torbäüe finden jeboch an der Aufmerkſamkeit des Geg= 
Siderſtand. Im letzten Abſchnitt des Spiels läßt die 
sfaft des Sportyereins zuſehends nach. Die Raſenſpieler 
energiſcher. Sie rücken wiederholt zu Ellenbeck auf. Aus 
2=kball der ihnen zugeſprochen wird, kann Rückert den 
rib einzigen Erfolg für ſie erzielen. Auch nach dieſem 
Enbeck inuner wieder auf der Hut ſein, zweimal hebt er 
„dernswerter Weiſe den Ball gerade noch über die Zor= 
Die Raſenſpieler wollen unbedingt das Endergebnis 
r geſtalten. Sportvereins Verteidigung iſt jedoch ein 
ur nehmendes Hindernis. So bleibt das Bild bis kurz 
luß, wobei der Sportverein nur noch vereinzelt in die 
on Friedmann rücki. Je noch einmal auf beiden Seiten 
Erfolg außerordentlich nahe. Daß auch Stephans Eifer 
Go belohnt ſein ſoll, zeigt ein von Jacobi getretener Eckball, 
: bis zum feindlichen Tor aufgerückt, im Gedränge 
            herz=
ftrköpft. Gleich darauf iſt Schluß. Beide Mannſchaften 
e was man hon ihnen erwarteke. Sie zeigten ein 
            Fuß=
wie es eben beſſer von zwei Darmſtädter Rafenſport 
ſiriſen Vereinen nicht geboten werden kann. Sportverein in 
hr Uſeits bekannten Aufſtellung war die beſſere Partei. Der 
F ieler Schwäche war unſtreitig die Verteidigung, die noch 
ſs) und nicht ballkräftig genug iſt. Trotzdem verdient die 
baft jedes Lob. Sie wird ſich ſicher noch für manchen 
            Liga=
einemr ernſthaften Gegner entwickeln. 
ortverein Liggerſatz—Union Turngemeinde Beſſungen 
aatz (Union nicht angetreten). 
ortherein 3. Mannſchaft—Eintracht Turngemeinde Darm= 
„d. Mannſchaft 2:1. 
Ortgerein 4. Mannſchaft—Sportberein Roßdorf (Roßdorf 
Ingetreten).
 ortberein Sondermannſchaft-Haſſia=Dieburg 5:5. 
Privatfußballrunde für Jugendmannſchaften. 
Jgd. V. f. N. — Ib Jgd. V. f. R. 2:1. 
gd. V. f. R. — I. Jgd. Beſſungen 12:0. 
Jad. V.f. R. — I. Jgd. Arheilgen 0:8. 
Schl. V. f. R. — I. Schl. Eintracht 1:0. 
Schl. V. f. R. — II. Schl. Eintracht 0:2. 
Jgd. Sportberein — Ib Jgd. Sportverein 2:0. 
. „9d. Eintracht=Darmſtadt 0:2. 
Jgd. Sportverein 
Schl. Sporttzerein — I. Schk. Union 0:8.
Die Fußball=Pokal=Schlußrunde.
 Schlußrunde um den Pokal des Deutſchen 
            Fußball=
zwiſchen Nord= und Süddeutſchland kommt am 24. Febr. 
Frankfurt a. M. zum Austcag.
 Aus dem Mainbezirk. 
Wiederunr lieferten ſich ſämtliche Bezirksligavereine äußerſt 
harte Treffen. Beſonders die Tahellenletzten ſuchten ſich 
            vor=
teilhaft aus der Klemme zu ziehen. So ſchlug Viktoria=
            Aſchaf=
fenburg den Hanquer Fußballklub 93 auf deſſen Gelände, Kickers= 
Offenbach war der Sieg erſt mit dem Schlußpfiff ſicher. 
            Helve=
tia gelang es Bürgel zu beſiegen und Eintracht ſiegie nach 
            über=
aus ſpannendem Spiel, bei mißlichen Bodenverhältniſſen knadp 
über Sportverein, ſo daß die Meiſterſchaftsfrage wieder offen iſt. 
Fußballfportverein=Frankfurt — (intracht=Fraukfurt 1:2 (1:1). 
Die zweite Begegnung obiger Vereine lpckie etwa 6000 
            Zu=
ſchauer auf den Sxortplatz Boinheim, der, was die 
            Platzverhält=
niſſe anlaggt, in ſchlechteſter Verfgſſung war. Die ganze =Boche 
ſprach man in Frankfurt nur don dieſem Treffen, ſei es auf der 
Tran, im Lino oder in der Fneiße. Rancher Fanatiker mußte 
heute hohe Wetten einlöfen. Als Herr Jäckel die Spieler auf 
den Rafen rief, fehlten bei Sportdere; Qlumpp und Völler, 
wührend man bei Eintracht Klemm vern=ißte. Trotz des glatten 
Bodens, man hatte unerklärlicherteiſe vorher Mannſchaften 
ſpielen laſſen, wurde beiderſeits ſchnell geſpielt. Eintracht glänzte 
mehr in techniſcher Hinſicht, was der Gegner durch großen Eifer 
ausglich. Beide Manuſchaften zeigten, daß ſie ſo ziemlich die 
beſten Mannſchaften im Bezirk ſind und eine ganze Anzahl höchſt 
ſbannender Momente konnte man bemerken. (ben noch war 
Eintracht in Sportvereins Strafraum, als ſchon in der nächſten 
Sekunde Trumpp im Eintrachtstor eingreifen mußte. Nach einer 
Vierielſtunde ſchiebt Oeſterling eine Flanke von Weber ein. Zehn 
Mieuten ſpäter gleicht Strehlke 2. nach prächtiger Einzelleiſtung 
aus. Bei der Pauſe haben die Spieler Gelegenheit, ſich vom 
Schmutz zu reinigen. Die zweite Hälfte beginnt in der gleichen 
Geſchwindigkeit. Bereits in der erſten Minute hat Eintracht 
den ſiegbringenden Treſſer erzielt, indem Pfeiffer Mölders 
            ge=
nau vorlegt, dieſer flankt und Weber einſchießt. Jetzt wird 
das Spiel härter und Jäckel hätte öfters Grund zum 
            Einſchrei=
ten gehabt. Einen Elfmeter wegen Hände ſchießt Wa dſchmidt 
ſcharf aufs Tor, jedoch Trumpp hält äußerſt gewandt. Das 
Spiel wird dramatiſch, indem beide Stürmerreihen vor dem Tor 
den Ball entweder verſchießen oder in der Aufregung daneben 
knallen. Gegen Schluß kann Sportverein etwas drücken, 
            Ein=
tracht hält jedoch ihr Tor rein. Nach einem erfolgloſen Eckball 
für Eintracht wird abgepfiffen. Eintracht hat das Spiel 
            ver=
dient gewonnen, denn die Mannſchaft war unbedingt techniſch 
beſſer. Bei Sportverein klappte es nicht ſo. Man merkte 
            deut=
lich den Erſatz. Herr Jäckel=Fürth, der internationale 
            Schieds=
richter iſt nicht beſſer wie andere auch, d. h. auch er machte 
Schnitzer, wenn er auch über den Parteien ſtand. 
Helvctia=Frankfurt — Sportklub=Bürgel 2:1 (1:1). 
Sonntag vormittag auf dem Feſtgelände. Elende 
            Boden=
verhältniſſe, ſehr mäßige Leiſtungen beider Stürmerreihen. Der 
ſichtigſte Mann auf dem Platz war Helvetias Mittelläufer Fritz, 
der auch ſeinem Verein die beiden Tore und damit den Sieg 
brachte. Herr Bühler=Stuttgart war ein vorzüglicher 
            Schieds=
richter. 
V. f. R. Kickers=Offenbach — Sp.=V. Offenbach 4:2 (2:1). 
Lokales Treffen am Bieberer Berg. Wenn die Leiſtungen 
ſo gut geweſen wären, wie der Beſuch, hätten die Zuſchauer 
etwas zu fehen bekommen. Sportverein fand ſich beſſer 
            zuſam=
men da die Mannſchaft weniger kombiniert, ſondern einfach den 
Ball forttritt und ſchnell dahinter her iſt. Ehe Offenbach noch 
richtig warm wurde, hatte der Gegner zwei Tore erzielt. Bei 
ofſenem Spiel holten dann die Kickers bis zur Pauſe ein Tor auf. 
Ir, der zweiten Spielhälfte wurden die Platzbeſitzer leicht 
            über=
legen. Herr Gerling aus Nürnberg konnte gefallen. 
Hanau 93 — Viktoria=Aſchaffenburg 0:1 (0:1). 
Den Aſchaffenburgern gelingt es trotz der großen 
            Ueberle=
genheit der Hanauer, in der erſten Hälfte ein Tor zu erzielen. 
An der ſehr guten Verteidigung Aſchaffenburgs war jeder 
            Ver=
ſuch Hanaus zum Scheitern verurteilt. 
Die Pokalſpiele im Mainbezirk. 
V. f. R. 01 Frankfurt-Boruſſia=Frankfurt 6:2. 
Germania 94=Frankfurt—F. V. Sprendlingen 10:1. 
Sportfreunde=Frankfurt—Hanau 1860 1:2 (nach 
            Ver=
längerung). 
Union=Niederrad—1. F.C. Rödelheim 0:0 (nach 
            zweimali=
ger Verlängerung abgebrochen). 
V. f. L. Sachſenhaufen—Sp.=Vgg. Langenſelbold 1:5. 
T.= u. Sp.G. Fechenheim-Viktoria=Hanau 2:3. 
Kickers Viktoria=Mühlheim—Germania=Bieber 4:2.
Spielvereinigung Pfunsſtadt 1.—„Eintracht” 1. 2:7.
 konnté. Eintracht gleicht ſofort aus. Pf. übernimmt abermals 
die Führung, indem Eintrachts Torhüter einen Strafſtoß (
            Frei=
ſtoß) irrtümlicherweiſe paſſieren läßt. Eintracht läßt ſich dadurchz 
nicht enimutigen und erringt bis zur Pauſe noch zwei Tore. In 
der zweiten Spielhälfte ergibt ſich eine klare Ueberlegenheir der 
Darmſtädter; dieſe können in gleichen Abſtänden noch 3 Toce 
            er=
zielen. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Griesheim, funute 
            be=
friedigen. 
Sportverein IIa—Eintracht II 1:2. 
Sportklub Münſter I—,Germania”=Eberſtadt 1 4:4 (
            ab=
gebrochen). 
Rheinbezirk. 
Mannheim=Waldhof-Phönix=Ludwigshafen 4:2. 
Phönix=Mannheim—03=Ludwigshafen ausgefallen. 
(1=Ludwigshafen—V. f. R. Mannheim 1:2. 
Pirmaſens—Feudenheim 3: 1. 
Schwetzingen 98—V. f. R. Heidelberg 5:0. 
Sp.=Vg. G7=Mannheim—Käferihal 7: 2. 
Lindenhof-Plankſtadt 2: 1. 
Hertha=Mannheim- Vorzwärts=Mannheim 3:1. 
Siympia=Lampertheim—F=V. Weinheim 0:1. 
F.=V. Speher—Oggersheim 2: 2. 
F.=V. Frankenthal—Union=Ludwigshafen 1:0. 
F.=V. Landau—Germania=Ludwigshafen 2: 2. 
Völtlingen—Saar=Saarbxücken 3: 1. 
St. Ingbert—Saarlouis 5: 1. 
Vahern. 
In Bayern führt nun Sp.=Vgg. Fürth mit einem Punkt 
vor Nürnberg. 
Bahern=München—F.=Cl. Nürnberg 1:0. 
F. V. Nürnberg—Sp.=Vgg. Fürth 2:6. 
M. T. V. München—Schwaben=Augsburg 2: 1. 
Württemberg, Baden. 
Phönix=Farlsruhe—Pforzheim 0:0. 
Freiburg—Mühlburg 6: 2. 
Kickers=Stuttgart——S. V. Feuerbach 6:1.
Winterſport.
 Trockenkurs des Skiklubs Darmſtadi=Odenwald. 
Der von uns bereits gemeldete Trockenkurs des Skiklubs 
Darmſtadt beginnt dieſe Woche. Um den Kurſusteilnehmern 
die Möglichkeit zu geben, ſchon während der Weihnachtstage 
„weiße” Weihnachten vorausgeſetzt, ihre Geſchicklichkeit auf den 
„Brettern” zu verſuchen, hat der Verein zwei Uebungsabende 
angeſetzt. Die erſten Uebungen mit Skiern beginnen ans 
Dienstag (18.) und Donnerstag (20.), 7 Uhr abends, 
im Hotel Zur Traube.
Hockey.
 Kickers=Offenbach—Eintracht=Frankfurt 0 4. 
Sportklub Frankfurt 81 II.—Tgde. Worms
: 0.
 Rugby. 
Eintracht=Frankfurt I.—Sp.=Cl. 1880 II. 0:19. 
Um den vom Verein für Leibesübungen, Ortsgruppe 
            Frank=
furt, geſtifteten Wanderpreis begegneten ſich Sp.=Cl. 80 II. und 
Eintracht I. Dank der älteren Spielerfahrung und der beſſeren 
Technik ſpielte der Sp.=Cl. durchweg überlegen und gewann mit 
19:0. Beſonders gut gelang das ½=Spiel. Als Schiedsrichter 
fungierte Oskar Kreuzer mit bekannter Sachkenntnis und 
            Sach=
lichkeit. 
Handball. 
Sportverein I. Handballmannſchaft-Tv. Friefenheim I. 
Handballmannſchaft (Süddeutſcher Meiſter) 1:5. 
Sportverein II. Handballmannſchaft—Tv. Frieſenheim II. 
Handballmannſchaft (Süddeutſcher Meiſter) 2: 2. 
Turngeſellſchaft Bornheim—Eintracht=Frankſurt 1:0. 
T.=G. Mannheim—T.=V. Mannheim 46 2:0. 
Sp.=V. Waldhof-Phönix=Mannheim 4:3.
Das Turnerkreuz.
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S
  
A
 7‟ 
2
  
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R
 M1. Nicht allgemein dürfte bekannt ſein, daß der Entwurf 
rnerkreuzes von einem Darmſtädter Turnersmann ſtammt. 
Turnersmann war Heinrich Felſing, der heſ= 
Turnvater. Felſing, der in ſeinem Beruf als 
            Kupfer=
einen großen Ruf hatte, führte es 1844 zuerſt bei dem 
tädter Schülerturnverein ein. Auf dem ſchwäbiſchen Turn= 
Heilbronn, am 2. und 3. Auguſt 1846, ſchlug Felſing ſein 
treuz als allgemeines Turnerabzeichen vor. In ſeiner 
hlungsrede ſagte er u. a.: 
h für mein Teil geb' zwar auf Aeußerlichkeiten ſehr wenig. 
nis Gerät, dann werd’ ich dir ſagen, ob du ein Turner biſt 
einen neben dir in Gefahr kommen, und ich werde dir 
ob du ein Turner biſt; da braucht’s kein Zeichen. Aber 
ier wie in allem: Der Menſch verlangt ein ſichtbar Zeichen, 
ſo will ich auch ein ſolches Turnerzeichen vorſchlagen: 
Friſch, fromm, froh, frei, 
Das andere Gott befohlen ſei! 
t Jahns Wort Dieſen Spruch in ſeinen vier 
            Anfangs=
ben habe ich zuſammengeſtellt in vier E; ich habe ſie zu 
Zeichen vereinigt; ſie bilden dann das deutſche Kreuz, ſie 
wie die Turnerſchaft, gleiche Kraft, gleiche Form und 
nach allen Seiten. Es iſt das Viereck überall gleich ſtark, 
den vier Ecken ſtehend, nehmt’s, wie ihr wollt, es iſt F 
em FF.. 
ch ſchlag’s vor, weil ich kein beſſeres kenne; nehmt’s an 
erwerft’s kurzerhand, es iſt das Zeichen der Darmſtädter 
emeinde. Hier zeig’ ich euch’s auf unſerem Banner. 
7 Heilbronn fand Felſings Vorſchlag große Zuſtimmung. 
glich drang das vierfache F durch und wurde nicht nur 
Abzeichen der Deutſchen Turnerſchaft, ſondern auch zum 
hen aller Turnverbände der ganzen Welt. 
er in außerdeutſchen Ländern angenommene Turnerſpruch 
gleichfalls aus vier mit P beginnenden Worten und lehnt 
haltlich dem Deutſchen an. Der Spruch lautet im 
            Fran=
en: „Frane, frais, fier, fort!” im Engliſchen: „Frank, 
friſk, free!” im Italieniſchen: „Franko, fresco, fiero, forte!" 
Haniſchen: „Franko, fresco, firmo, fuerto!”, im Portugie= 
* „Franko, fresco, fero, forte!” und im Schwediſchen: 
from, freidij, fri!” In Holland lautet der Spruch mit 
„Vroed, prank, prij, proom!“ 
einrich Felſing wurde geboren am 18. September 1799, 
Sen iſt er am 29. März 1876. Seine Ruheſtätte iſt auf 
alten Darmſtädter Friedhof an der Nieder=Ramſtädter Sty. 
g war lange erſter Sprecher und Ehrenſprecher der Turn=
 gemeinde Darmſtadt, er gründete dieſe am Abend des 2. Juni 
1846 mit noch 24 Turnbrüdern, mit den Worten: „Turner, es 
exiftiert eine Turngemeinde in Darmſtadt.” 
Ein gutes Lichtbild von H. Felſing iſt zurzeit im 
            Lichtbild=
kaſten der T. G.D, 1846 an der Parfümerie Müller, Rheinſtr. 6, 
ausgeſtellt. 
Warum müſſen unſere Frauen und Mädchen 
Leibesübungen treiben? 
Es iſt eine gänzlich veraltete und verkehrte Anſicht, daß nur 
Knaben und Männern körperliche Bewegung zukomme und 
            ge=
zieme. Der Bewegungsdrang iſt in den Mädchen genau ſo 
            leben=
dig und ſtark, ja faſt noch ſtärker als bei den Knaben. Für dieſe 
iſt es paſſend und geſund, ſich mit ihren Kameraden 
            herumzubal=
gen und zu tummeln, ihre Körperkräſte hierdurch unbewußt zu 
entfalten und zu üben, die Atmung zu vertiefen und den 
            Kreis=
lauf des Blutes zu beſchleunigen. Für die Mädchen gilt 
            das=
ſelbe als unpaſſend und unanſtändig. Sie ſollen, beſonders 
außerhalb des Hauſes, ſich fein ſtill verhalten, ſich nicht ſtark 
            be=
wegen und nur zierlich trippelnd in ihrem Schnürpanzer 
            einher=
ſchreiten. Das nennt man wohlgeſittet und anmutig. 
Nein, das iſt ungeſund und unnatürlich und die 
Folgen einer ſolchen verkehrten, mangelhaften körperlichen 
            Er=
ziehung zeigen ſich denn auch in erſchreckendem Maße. 
            Bleich=
ſucht Blutarmut und Nerpoſität ſind die unſer 
            Zeit=
älter kennzeichnenden Krankheiten der Frauen. 
Hierzu wird leider ſchon in der Schule durch die anhaltende 
Lern= und Sitzarbeit der Grund gelegt. Und wenn die 
            Mäd=
chen dann die Schule verlaſſen, treten viele von ihnen ſofort 
ſchon wieder in einen Beruf ein, der ſie aufs neue zu 
            dauern=
dem Sitzen zwingt, wie ja überhaupt die meiſten weiblichen 
Haus= und Handarbeiten im Sitzen verrichtet werden und nur 
höchſt mangelhafte und einſeitige Bewegung gewähren. Eine 
wie geringfügige körperliche Bewegung beanſprucht z. B. die 
Tätigkeit einer Kontoriſtin, einer Näherin, einer Putzmacherin. 
Manche weiblichen Berufe, wie der einer Verkäuferin, zwingen 
zu anhaltendem Stehen und verurſachen durch die hierbei nötige 
überwiegende Belaſtung des einen Beines eine Verkrümmung 
oder Verbiegung der Wirbelſäule, die oft die Veranlaſſung zu 
gelvölbtem Rücken und zur ſchiefen Schulter wird. Und wer in 
der Haushaltung tätig iſt, der iſt in Bezug auf 
            geſundheitsför=
dernde Bewegung meiſt nicht beſſer daran 
Gegen ſolche krankhaften Erſcheinungen und Verbildungen 
gibt es kein anderes Mittel als allſeitige Betätigung der 
            Glied=
maßen, durch welche Kraft und Ausdauer der Muskeln, Feſtigkeit 
und zugleich Beweglichkeit des Knochengerüſtes gewährleiſtet, der
 Blutumlauf kräftig gefördert, die Atmung bis in die fernſten 
Lungenteile vertieft, der Körper abgehärtet und widerſtandsfähig 
gemacht wird gegen Krankheitseinflüſſe aller Art. Dies wird 
erreicht durch planmäßig betriebene 
            Leibesübun=
gen wie ſie beſonders unſer Turnen Spiel und Sport 
in Gemeinſchaft mit den zu ihnen gehörenden Uebungen des 
Schwimmens, Wanderns und der winterlichen Leibesübungen 
bieten. 
Unſere Frauen und Jungfrauen haben aber ſehr 
wohl Kraft und Ausdauer nötig. Einmal ſchon, um die 
            natür=
lichen Pflichten, denen ſie unterworfen ſind, in genügendem 
Maße erfüllen zu können, andererſeits, um manchmal 
            Anſtren=
gungen auszuhalten, denen der kräftigſte Mann nicht gewachſen 
wäre, ſo bei langwieriger Krankenpflege und bei ausdauernder 
Arbeit, die beiſpielsweiſe da notwendig wird, wo der Ernährer 
der Familie hinweg genommen worden iſt. 
Das Turnen mit ſeinen verwandten Leibesübungen ſtärkt 
aber nicht bloß die Geſundheit und gibt Kraſt und Ausdauer, es 
verleiht auch Schönheit und Anmut, auf die das weibliche 
            Ge=
ſchlecht nicht zur Befriedigung ſeiner Eitelkeit zu ſehen hat, 
            ſon=
dern aus Rückſicht auf ſeine Mitmenſchen, aus einer Pflicht der 
Humanität. Und zwar handelt es ſich hierbei ebenſo ſehr um 
Schönheit der Geſtalt, wie um Schönheit und Anmut der 
            Beweg=
ungen und Haltungen des Körpers. Die durch körperliche 
            Ueb=
ung entwickelten und geſtählten Muskeln geben dem Körper eine 
eigenartige, das Auge wohltuend berührende Modellierung, die 
Haltung des Körpers wird aufrecht, der Gang ſtraff und elaſtiſch, 
die Bewegungen werden harmoniſch und abgerundet, alles Eckige 
und Linkiſche berſchwindet. Nirgendwo hat das Wort des 
Dichters: „Nur aus vollendeter Kraft blicket die Anmut hervor”, 
größere Berechtigung als hier. 
Das Turnen und die verwandten Leibesübungen ſind aber 
auch eine unerſchöpfliche Quelle der Freude, ein nie verſiegender 
Born der Luſt. Das Gelingen einer turneriſchen Uebung, das 
Bewußtſein der allmählichen Kraft= und Gewandtheitsſteigerung, 
das Tummeln beim Spiel unter Gottes freiem Himmel, alles 
das hinterläßt ein Gefühl der Befriedigung und Freude, das im 
Verein mit gleichgeſtimmten und das Gleiche übenden 
            Genoſſin=
nen anregend und erheiternd auf die Stimmung wirkt und frei 
macht von dem drückenden Bann der Alltagsſorgen. So wird 
das Turnen im wahren Sinne ein rechter Sorgenbrecher. 
Darum ihr Frauen und Jungfrauen, tretet ein in die 
            Frauen=
abteilungen der Turn= und Sportvereine, die euch dig 
Gelegenheit zu allen Leibesübungen, wie Turnen, Spielen, 
            Wan=
dern und Schwimmen bieten, damit ihr geſund, kraftvoll, 
            aus=
dauernd, ſchön, anmutig, heiter und lebensfroh werdet, euch ſelbſt 
und euren Angehörigen zur Freude, künftigen Geſchlechtern zum 
Segen, unſerem deutſchen Vaterlande zur Ehrel
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Dezember 1923.
Rummer 9
Rmdontcat entenont, Memnerſächt
 * Die Ausſagi der Gemüſeſämereien. 
Heutzutage darf bei der Ausſaat der Gemüſeſämereien keine 
Verſchwendung getrieben werden, denn der Samen iſt knapp und 
teuer. Auch ſonſt müſſen bei der Ausſaat alle Regeln genau 
beachtet werden, um nicht unnütz Saatgut zu vergeuden. Für 
alle Ausſaaten gilt als Hauptregel, den Samen nicht zu dicht 
und nicht zu tief zu ſäen. Diejenigen Gemüſearten, die das 
Umpflanzen nicht gut vertragen, werden gleich an Ort und Stelle 
ausgeſät. Man unterſcheidet Breitſaat, Reihenſaat, Dibbelſaat 
und Stufenſaat. 
Die Breitſaat iſt auf dem Lande noch immer die 
            gebräuch=
lichſte Saatweiſe. Der Samen wird im ſreien Wurf und in 
ungeordneten Zwiſchenräumen auf die ganze Fläche des 
            Saat=
landes geſtreut. Man hüte ſich vor dem zu dichten Ausſtreuen, 
da die Pflanzen ſonſt nach dem Aufgehen ausgedünnt werden 
müſſen, wenn ſie ſich kräftig entwickeln wollen. Sehr ſeine Samen 
pder ſolche, die mit Grannen verſehen ſind, ballen ſich leicht 
            zu=
ſammen. Sie müſſen daher vor dem Säen mit trockenem Sand 
oder Erde vermengt werden. Durch Hin= und Herziehen des 
Rechens oder durch leichtes Unterhacken erfolgt die 
            Unterbring=
ung in den Boden. Wenn man ſehr dunklen Samen ausſäen 
muß, z. B. ſolchen von Zwiebeln, Karotten, Porree, ſo iſt 
            Un=
geübten anzuraten, das Beet mit weißem Sand zu bedecken, da= 
„it man ſieht, wie dicht die Saat fällt. 
Die Reihen= oder Furchenſaat iſt jetzt ſehr beliebt, doch auch 
bieſe Säweiſe hat ihre Vorteile und Nachteile. Sie wird 
            des=
wegen ſo bevorzugt, weil man die beſäten Becte leicht behandeln 
kann, was zur guten Entwicklung der Pflanzen nicht 
            unweſent=
lich beiträgt, denn durch das Behacken erfolgt gleichzeitig eine 
Reinigung von Unkraut. Von manchen Gartenfreunden wird 
ferner behauptet, daß man bei der Zeiyenſaat weniger Samen 
benötigt, als bei der Breitſaat. Tas iſt aber nicht immer der 
Fall. Im Gegenteil! Ein Ungeübter kann bei der Reihenſaat 
bedeutend mehr Samen vergeuden al3 bei der Breitſaat. Zur 
Ausführung der Reihenſaat zieht man mit einem Holz, einem 
Rechen oder mit einem 4= bis 5zinkigen Reihenzieher nach der 
Schnur Furchen. Die Tiefe der Furchen richtet ſich nach der 
Größe der Samen. Dieſe ſollen nicht tiefer liegen als ihr 
            Durch=
meſſer beträgt, denn um die Keimung zu ſichern, iſt es nötig, daß 
der Samen nur leicht mit Erde bedeclt iſt. Nur wenige Samen 
bedürfen einer ſtärkeren Bedeckung. Erbſen und Puffbohnen 
können bis zu 15 Zentimeter, Roterüben bis 7 Zentimeter mit 
Erde bedeckt werden. Liegen aber z. B. Buſch= und 
            Stangen=
bohnen zu tief, ſo gehen ſie nicht mehr gut auf. Daher ſagt man, 
die Bohnen müſſen die Glocken läuten hören. Sowohl bei der 
Reihen= als auch bei der Breitſaat iſt gutes Andrücken des 
Samens notivendig. Dieſer hat dann Nutzen von der 
            Voden=
feuchtigkeit und keimt gut. 
Das Dibbeln findet nicht nur beim Feldbau, ſondern auch 
beim Gemüſebau Verwendung, z. B. beim Ausſaen von Rettich, und große Früchte. Stickſtoff regt das Wachstum an. Lange 
Die Samenkörner kommen in Löcher, die gleichweit von einander 
entfernt ſein müſſen. In jedes Loch legt man zwei Samen und 
zieht dann die Löcher mit dem Rechen wieder zu. Die Löcher 
werden mit einem hierzu geeigneten Werkzeug, dem ſogenannten 
Dibbelholz, gemacht, welches oben einen Stiel oder Griff und 
unten an dem Lattenſtück Holzzinken hat. 
Die Stufenſaat wendet man meiſtens bei Buſchbehnen, bei 
Stangenbohnen und Gurken an, weil dieſe Gemüſearten ſpäter 
zu ihrer Ausbildung einen großen Raum beanſpruchen. Die weniger in Betracht, weil ſelten ein Boden ſo arm iſt, daß eine 
Samen werden in gleich weite Reihen und in dieſen in 
            beſtimm=
der Saatharke oder mit dem Pflanzholz gemacht wird. 
Das Bedecken des Samens richtet ſich nach der Größe der 
Samen, nach der Beſchaffenheit des Bodens und der 
            Jahres=
zeit; größere Samen werden höher bedeckt, als feinere. Die 
großen Samen kommen natürlich auch tiefer in die Erde als die 
ſchnell keimenden kleineren Samen. In ſchwerem Boden darf 
der Samen nicht ſo hoch wie in leichtem bedeckt werden. Im 
dagegen ſtärker bedeckt werden. 
Vor der Ausſaat ſollte eine Keimprobe ausgeführt werden. 
Man legt die Samen zwiſchen feuchte Sägeſpäne und wollene 
Lappen und hält ſie gleichmäßig feucht und warm. Bei kleineren Als normale Düngung für Obſtbaumpflanzungen kann man pro 
Samenmengen empfiehlt ſich auch das Vorkeimen der Samen. 
Wenn der Sellerieſamen in laues Waſſer gelegt und mit feuchter 
Erde vermiſcht wird, keimt er ſchon in 10—12 Tagen, während 
er ſonſt etwa vier Wochen braucht. Aber bei dem Vorkeimen iſt 
beſondere Vorſicht am Platze, weil der Samen nicht gar zu lange 
im Waſſer bleiben darf, denn ſonſt werden die Keime zu groß. 
tenbeſitzer ſollte wiſſen, wie lange ungefähr die Samen in der 
Erde liegen bleiben müſſen, ehe ſie keimen und aufgehen. 
Der zur Ausſaat benutzte Samen muß vollkommen reif ſein, 
wenn er gut aufgehen ſoll. Friſcher, im Herbſt geernteter Samen phosphat oder Thomasmehl, einhalb bis zwei Kilo 
            vierzigprozen=
keimt oft bereits nach 5—6 Tagen, während er bei zunehmendem 
Alter mehrere Wochen zum Keimen braucht. Einzelne Pflanzen 
geben beſſeren Ertrag, wenn zur Saat älterer Samen benutzt 
wird, was beſonders für Gurken und Melonen gilt.
 Die Düngung der Obſibäume. 
„Die meiſten Obſtbäume ſind unterernährt, da ihren Beſitzern 
das Verſtändnis für ausreichende Düngung fehlt”. So ſchrieb 
neulich Obſtbauinſpektor Wagner, Bonn, in der „Deutſchen Obſt= 
und Gemüſebauzeitung‟. Die Obſtbaumbeſitzer denken, ſofern ſie 
ſich überhaupt Gedanken über dieſe Frage machen, der Obſtbaum 
findet wie der Waldbaum, die Stoffe, die er braucht, in 
            genügen=
der Menge im Boden vor. Er berücſichtigt dabei aber nicht, daß 
die regelmäßigen reichen Ernten, die der Obſtbaum liefern ſoll, 
einen ungeheuren Nahrungsverbrauch vorausſetzen. Wenn der 
Baum in gutem Boden ſteht, wird er freilich einige Jahre 
            befrie=
digend wachſen und fruchten können, aber mit der Zeit erſchöpfen 
ſich auch die größten Vorräte und die meiſten Obſtbäume finden 
wir auf mittelkräftigen und armen Böden. Da heißt es, 
            bei=
zeiten für Nahrung im Boden ſorgen, ſonſt kann der Obſtbaum. 
die an ihn geſtellten Anſprüche nicht erfüllen. Schon beim 
            Pflan=
zen iſt darauf zu achten. In ſchlechten Boden ſetze man 
            Opſt=
bäume nicht, ohne ihnen gleichzeitig eine Vorratsdüngung zu 
geben. Dann wird auch das Ausheben eines tieferen 
            Baum=
loches notwendig, damit gute Gartenerde oder Kompoſt, 
            verrotte=
ter Dung und Kalk untergebracht werden können. Die gereichten 
Dungſtoffe ſind gut miteinander und mit der Erde des 
            Baum=
loches zu miſchen, unvermiſcht und direlt an die Wurzeln dürfen 
ſie nicht gebracht werden. 
Bei der ferneren Düngung muß man ſich einigermaßen klar 
darüber ſein, welche Nährſtoffe dem Boden von Natur mangeln. 
Wie alle anderen Gewächſe braucht der Baum Kali, 
            Phosphor=
ſäure, Stickſtoff und Kalk. Jeder von dieſen Hauptnährſtoffen 
hat ſeine beſondere Aufgabe bei dem Aufbau des Baumes. 
Kali iſt der von allen Obſtarten am meiſten benötigte 
            Nähr=
ſtoff; es wirkt beim Aufbau aller Teile des Baumes, ſowohl im. 
Holz, Blatt, als auch bei den Früchten mit. Kräftiges Laub läßt 
auf kalireichen Boden ſchließen, das Holz iſt widerſtandsfähiger 
gegen Froſt. Kali fördert die Entfaltung der Blüte und wirkt 
dann auf das Größenwachstum der angeſetzten Früchte mit, 
Kalimangel zeigt ſich an braungefärbten Flecken auf den 
            Blät=
tern, beſonders auch an vorzeitigem Abſterben der Jahrestriebe. 
Phosphorſäure iſt für die Samenbildung ſehr wichtig, 
            beſon=
ders bei jenen Obſtarten, deren Frucht die größte Samenmenge 
enthält, dem Steinobſt, Mangel an Phosphorſäure zeigt ſich 
nicht allein im Fruchtertrag, ſondern auch in ſchwachem Blatt= 
und Holzwuchs. Außerdem zeigt ſich bei Steinobſt ein Kränkeln 
und Spitzendürre. Der Einfluß der Pohsphorſäure macht ſich 
ſehr ſtars bei der inneren Beſchaffenheit der Frucht geltend. Die 
Früchte, der ohne oder ſchwach mit Phosphorſäure gedüngten 
Bäume, ſind ſauer und reifen ſpäter. Phosphorſäure in 
            Ver=
bindung mit Kali begünſtigt die Ausbildung der Fruchtknoſpen 
und den Fruchtanſatz. 
Während Kali und Phosphorſäure hauptſächlich auf 
            Frucht=
anſatz und die gute Beſchaffenheit der Frucht wirken, begünſtigt 
der Stickſtoff die Maſſenentwicklung, nämlich reiche Belaubung 
Jahrestriebe ſind ein Zeichen von reichlichem Stickſtoffvorrat. 
Kurze Triebe und kleine Blätter von gelblicher Farbe zeigen 
Stickſtoffmangel. Während man ſich bei der Zuführung von 
Stickſtoff nach dem Bedarf des einzelnen Baumes richten muß, 
bilden Kali und Phosphorſäure die Grundlage der 
            Obſtbaum=
düngung. 
Der Kalk ſchließlich hat auf die Ausbildung der Früchte, 
            be=
ſonders auf den Zuckergehalt, Einfluß. Als Nährſtoff kommt er 
Zufuhr erforderlich iſt. Kalter oder ſchwerer Boden wird durch 
ten Abſtänden zu 2, 3 und mehr in ein Loch gelegt, welches mit den Kalk gelockert, ſchließt die Nährſtoffe im Boden auf. Durch 
reichliche Kalkung wird manches, fonſt für den Obſtbau nicht 
gutes Land erſt brauchbar gemacht. Viel Kalk beanſpruchen vor 
allem Kirſch= und Apfelbäume. 
Die Menge des Düngers, die einem Baum zugeführt werden 
muß, richtet ſich natürlich nach Alter und Größe des Baumes. 
Ein junger Hochſtamm oder Zwergbaum bedarf jährlich 
            unge=
fähr folgender Düngermenge: ein Viertel bis einhalb Kilo 
ſchwefelſaures Ammoniak ein Viertel bis einhalb Kilo 
            Super=
trockenen Boden und in warmer Jahreszeit kann der Samen phosphat und ein Viertel bis einhalb Kilo vierzigprozentiges 
Kalidüngeſalz. Ein älterer, ſtarker Hochſtamm braucht im Jahr 
etwa dreiviertel bis ein Kilo ſchwefelſaures Ammoniak, ein Kilo 
Superphosphat und ein Kilo vierzigprozentiges Kalidüngeſalz. 
ein Ar zu düngende Fläche empfehlen: vier Kilo ſchwefelſaures 
Ammoniak im Frühjahr, ſechs Kilo Thomasmehl im Herbſt oder 
Winter oder vier Kilo Superphosphat im zeitigen Frühjahr, 
            ſo=
wie vier Kilo vierzigprozentiges Kalidüngeſalz in Winter oder 
Frühjahr. — Bei Kirſch= und Apfelbäumen iſt es ratſam, pro 
hundert Quardratmeter noch vier Kilo gelöſchten Kalk oder acht 
Bei der Ausſaat brechen die Keime dann leicht ab. Jeder Gar= Kilo gemahlenen Kalkmergel beizugeben, jedoch darf der Kalt 
nicht gleichzeitig mit Stallmiſt, Guano, Superphosphat oder 
ſchwefelſaurem Ammoniak verabreicht werden. Straßenbäume 
erhalten je nach Alter, Größe und Kraftzuſtand pro Baum: ein 
bis drei Kilo ſchwefelſaures Ammoniak, ein bis drei Kilo 
            Super=
tiges Kaliſalz oder Chlorkalium. Anſtatt Thomasmehl, das 
heute nur noch aus älteren Vorräten zu beſchaffen iſt, kann man 
Rhenaniaphosphat verwenden, die angegebenen Sätze ſind dann 
um zwei bis drei Fünftel zu erhöhen. 
En
 Rigolen oder Graben. 
Das Rigolen oder Umgraben auf zwei bis 
Tiefe iſt die gründlichſte Bodenbearbeitungsart und 
Zwecke empfehlenswert oder gar notwendig, aber nie 
anwendbar. Man rigolt, um harten, feſten Untcrar= 
und durchläſſig zu machen oder verſchiedene, ſich 
Schichten zu miſchen, z. B. zähen Ton mit leichtem 
Boden, der lange brach gelegen hat, wieder zu beleben. 
es dagegen, gut fruchtbare Oberſchichten in die Tiefe 
und minderwertigen Untergrund aufzuſchütten. Gute 
boden mit durchläſſigem Untergrund braucht in der 
gegraben zu werden, wenn man nicht beſonders tief 
Gewächſe, namentlich Obſtbäume, pflanzen will. 
Ausgleich der Säuglingszahl bei Ken 
Manche Kaninchenzüchter glauben, die Jungtiere w. 
ſer heran, wenn die Häſinnen nur ſchwache Würfe 
haben. Dies iſt aber nur unter beſtimmten Boraus 
Fall. Beſitzt man eine Häſin, welche genügend Milch fü 
tiere gibt, und dieſe bringt einen Wurf von 6 Stück, 
dieſe mehr Milch vorhanden, als gebraucht wird. 
der Züchter den Wurf noch um ein oder zwei Stück. 
gar keinen Einfluß auf die Entwickelung der Jungen, 
her ſchon genügend Milch vorhanden war. Die Miſchab 
verringert ſich von ſelbſt bis auf den Bedarf der noch vo 
vier Stück. Etwas anderes iſt es, wenn die Häſin ur 
Stück reichlich Milch beſitzt, dann iſt es unbedingt nöti= 
Wurf auf dieſe Stärke geſetzt wird. Aus dieſem Gru 
zunehmen, daß der Züchter jede zur Zucht neu eingeſte 
auf die Milchmenge hin genau prüft, damit er weiß, 
ihr zumuten darf. 
Will man mehrere gleichzeitige Würfe untereina 
gleichen, ſo muß darauf geachtet werden, daß die Ju 
deſtens zwei Tage von ihrer Mutter geſäugt werden. 
Muttermilch enthält in den erſten Tagen Stoffe, welch 
führen des Darmpeches bewirken. Es hat dann keine 
für die Jungen, wenn ſie einer Häſin untergeſchoben 
welche ſchon einige Tage früher geworfen hat. Zu b 
dabei, daß dieſes Unterſchieben nach und nach zu erf. 
weil die Milcherzeugung ſich bis zu einem gewiſſen s 
dem Verbrauch anpaßt. Hat man z. B. eine Häſin mit 
eine mit zwei Jungtieren, ſo werden dieſer am dritten 
ten Tage je ein Jungtier vom anderen Wurf untergeſch 
dieſe Weiſe kann ſich die Milchmenge der Säſin allmé 
höheren Verbrauch anpaſſen. Dieſes Unterſchieben hat 
dem Säugen zu erfolgen; notwendig iſt, daß die 
            Häfi=
die Jungtiere untergeſchoben werden, für einige Stund 
leeres Abteil geſetzt wird. Drei bis vier Stunden ger 
das fremde Jungtier den Geruch des Neſtes angenon 
ſodaß die Häſin von der Sache nichts merkt. 
Nutztaube oder Ziervogel? 
Erſt in neuerer Zeit iſt man dazu übergegangen, a 
Zucht von Taubenraſſen Ziele zu verfolgen, wie ſie be 
rigen Geflügel ſchon längſt eingebürgert ſind. Früher 
die Tauben nur zum Sport oder zum Vergnügen der K 
wirkliche Nutztiere wurden ſie nicht eingeſchätzt. Inf 
hat man die planmäßige Heranzucht von Nutzraſſen 
läſſigt und nur die Schönheit des Gefieders bei der Pa g 
Auge gehabt. Heute beſteht ſchon einige Klarheit darüb= 
Anforderungen an eine gute Nutztaube zu ſtellen ſi 
Nutzen aus ſeiner Taubenzucht herausholen will, mut 
gende Grndſätze gegenwärtig halten. Eine gute Nutz 
einen kräftigen und fleiſchigen Körperbau beſitzen; ſie 
zart und empfindlich ſein und ſich nicht gleich bei je‟ 
rauheren Witterung in eine ſchützende Ecke verkriechen o 
den Schlag zurückziehen. 
Sie ſoll nach Möglichkeit ihr Futter ſelbſt ſuchen 
tüchtiger und fleißiger Felderer ſein. In dieſer Hin f 
die Taube dann doppelten Nutzen ſtiften; denn es iſt j 
daß die Tauben große Mengen Unkrautſamen verzeh 
der Saat durch Kratzen und Scharren, wie die 
ſchaden. 
Eine gute Nutztaube muß fruchtbar ſein, d. h. rR 
jährlich mindeſtens fünf bis ſechs Gelege ausbrüten 
Jungen ausreichend und kräftig ernähren. Die Junge 
raſchwüchſig und wenig empfindlich ſein. Im Alter 
his ſechs Wochen müſſen ſie ſich ſoweit entwickelt habe . 
ſchlachtreif ſind. 
Als guter Felderer muß die rechte Nutztaube auch 
tige Fliegerin ſein, die in weitem Umkreiſe ihr Futter 
leicht wieder heimfindet, und in raſchem Fluge dem 9 
zu entgehen weiß. Sie darf ferner ihrem Pfleger gegen 
ſcheu und flüchtig ſein, darf beim Betreten des Schle 
das Neſt verlaſſen; ſie muß ſo zutraulich ſein, daß de 
ſie auf dem Neſte mit der Hand berühren kann, ohn 
flüchtig wird. 
Endlich darf eine gute Nutztaube kein Vagabund 
dern muß ſich treu zu ihrem Schlage halten.
fr
Liebe und Pficht.
 Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert. 
Von Ernſt Elias Niebergall. 
Nachdruck verboten.) 
45) 
„Nein, er iſt’s nicht,” ſagte er endlich, als beruhige er 
ſich ſelbſt. „Mein Vater Eiſenherz iſt’s nicht. — Menſch!” 
er ſtürzte ſich auf ihn zu — „was haſt Du gebetet —für wen 
haſt Du gebetet?” 
„Für Euch, miein Beſchützer,” anwortete dieſer beſcheiden 
und nicht ohne einige furchtſame Verwunderung. 
„Für noch einen — ſprich! — wie hieß der?" 
„Für meinen Sohn Leuthold.” 
„Himmel! — Ich bin wahnſinnig! Ich verſteh’ Euch falſch. 
Sagt’s noch einmal! Für Leuthold? — Der bin ich. Aber mein 
Vater iſt tot. Wie heißt Ihr? Um Gottes Barmherzigkeit willen 
Tedet und reißet mich aus meiner Verrücktheit.” 
Jener wußte vor Erſtaunen keine Antwort zu finden. 
„Ach, ich bin irre, verzeiht, alter Mann,” begann Leuthold 
wieder und faßte ſich an die Stirne wie einer, der einen wüſten 
Traum losſchütteln will. „Es kann ja ein anderer ſein, für den 
Ihr betetet — hieß auch Leuthold, hieß Leuthold wie ich. Schlaft 
in Ruhe und vergebt meine Störung. Es kam mir nur ſo vor, 
als ſei ich der Leuthold, den Ihr ins Gebet eingeſchloſſen. Aber 
es war ja nicht möglich. Gute Nacht!” 
Wie ein trunkener taumelte er mit unſicheren Schritten der 
Türe zu. Der Greis vertrat ihm haſtig den Weg, faßte ihn feſt 
in die Augen und rief faſt befehlend, was aus ſeinem vorher ſo 
demütigen Munde um ſo auffallender lautete: 
„Bleib, junger Menſch! Gehe nicht ſo über die Schwelle! 
Du, der Du den Namen meines Sohnes trägſt, den ich beweine, 
rede, wie nannte ſich Dein Vater?” 
Als herber Mißton tönte dieſe Frage in Leutholds Ohren. 
„Was kann Euch daran liegen,” war ſeine beinahe bittere 
            Gegen=
frage, „zu wiſſen, wer mein Vater war? Er iſt tot, ſagte ich Euch. 
Ihr täuſchet Euch, alter Mann. Mein Vater ſtarb vor meinen 
Augen. Dringt Ihr aber darauf, ſeinen Namen zu erſahren, ſo 
will ich ihn Euch nicht verhehlen. Mein Vater lebte von Raub
 und Mord, hieß Eiſenherz, ward an meiner Seite erſchoſſen, liegt 
unterm Galgen begraben. Seid Ihr jetzt zufrieden geſtellt?” 
„Es iſt nicht möglich, daß ich mich täuſche! Seid barmherzig! 
Sage: hatte jener nicht noch einen andern Namen?” 
„Eure Fragen befremden mich; doch ſei’s drum. Der Räuber 
war ehemals ein ehrlicher Mann geweſen, Diener des göttlichen 
Wortes und Prediger des Evangeliums, ehe die Feinde ſeine 
Stadt verbrannten, die Seinen würgten und ſeinen unmündigen 
Sohn von ihm riſſen. Ihn ſtießen ſie in die öde Welt, und nun 
ward ſein Herz zu Eiſen, nun ward er, was er bis zu ſeinem 
Tode blieb, und vergaß ſeinen früheren Namen. Ehemals hatte 
er Günther geheißen.” 
Er wollte gehen, doch der überraſchende Anblick, welcher auf 
dieſe Eröffnung folgte, feſſelte ihn an die Schwelle. Denn der 
Greis hatte ſich aufs neu
 ſeinen himmelwärts gerichteten Augen. Und er betete: 
„Allgütiger, würdige Deinen Kuecht, anzuhören das Lallen 
ſeines Dankes. Siehe, er knieet im Staube vor Dir und preiſt 
Deine Gnade, daß Du ihn nach Deiner unerforſchlichen Fügung 
das geliehte Kind wieder von Angeſicht zu Angeſicht ſchauen 
läſſeſt, auf daß er nicht mit Jammer in die Grube führe. Du 
haſt angeſehen den Kummer des Betrübten und angehört die 
Klagen des Elenden. Aber jetzt haſt Du Fröhlichkeit geſandt 
in ſein Herz und ſtelleſt ſeine Füße, daß ſie nicht wanken. Dafür 
ſei Dir Preis, Ehre und Dank gebracht in Ewigkeit. Amen!“ 
Und wie er ſo betete, da dämmerte es von Ferne in 
            Leut=
holds Seele auf: und es ward heller und heller darin, und er 
ward zum Kinde und ſahe ſeinen Vater, wie er ehedem im 
Predigergewande der andachtsvollen Gemeinde die Worte des 
Evangeliums verkündigt hatte: und der, der jetzt am Boden 
knieete, war derſelbe, ſo hatte ſein Antlitz geleuchtet, ſo der Ton 
ſeiner Rede geklungen! Aber es war ja unmöglich! Es 
            wir=
belte und tobte wild und wüſt in ſeinem Gehirn, und er entſetzte 
ſich faſt, als jener ihn an ſein Herz drückte und ihm zurief: 
„Mein Leuthold! Mein Sohn! Du wareſt verloren und biſt 
wieder gefunden worden!”
 „Laſſet mich los!” ſchrie Leuthold und befreite 
ſam aus ſeinen Armen und blickte ihn ſcheu und ſinnde 
„Ihr könntet mein Vater ſein, wenn mein Vater nicht 
Wollt Ihr mich ganz um meinen Verſtand bringen? 
wieder den Drücker der Türe.
 „O Walter, Bruder, warum haſt Du mir das get 
Greis
 Mein Diche Wiechi ueniſther eiſche ete 
Deines Lichtes in ſeine wahnumdunkelte Sele, daß 
Irrtum erkenne!” 
Und der himmliſche Lenker der Menſchenſchickfale 
dem Flehen gnädig ſein Ohr und ſandte den erleuchtend 
und gab den Sohn dem Vater, den Vater dem Sol 
27. 
An die Bruſt des Vaters geſchmiegt wie ein Ki
 Me Nier dum Berſteinc eteie ihen it 
war ſein Liebesleid, vergeſſen der Seelenſchmerz, 
ſeinen grauſamen Hohn mit ihm getrieben hatte, und 
zweifelten, von Wahnſinn zugeflüſterten Entſchlüſſe w. 
ſeinem Gehirn entflogen und zerſtoben wie der Nebel 
Tale, den die Sonne hinweglächelt. 
Das Geſchick hatte ſich begnügt, das Leben des 
traurig, doch ziemlich einfach zu geſtalten. In jener ic 
Nacht von den erbarmungsloſen Soldknechten, die i 
Pflege beauftragt waren, hilflos und ohnmächtig im C 
laſſen, war er, an allen Gliedern ſtarr, erſt ſpät erwa 
Leichnam ſeines Töchterleins, der armen Elsbeth, war 
Gegenſtand, auf den ſeine Augen fielen, und furchtbe 
ihn die allmählich in ihm erwachende Erinnerung 
ſchehenen. 
(Fortſetzung