Das Ermächtigungs geſetz angendmnmen.
T dafür — 18 dagegen — bei 1 Stimmenthaltung. — Der deutſchnationale Antrag auf
Einführung der Wahlpflicht abgeſehnt. — Einſetzung eines Fünfzehner=Ausſchuſſes.
* Berlin, 8. Dez. (Priv.=Tel.) Am Samstag
nach=
ittag hat der Reichstag ſeine Lebensdauer
trch eine günſtige Entſcheidung über das
rmächtigungsgeſetz nochmals verlängert.
egen 4 Uhr fand die namentliche Abſtimmung ſtatt, an der
9 332 Abgeordnete beteiligten. Die in der Verfaſſung
vor=
ſchriebene Anweſenheit von zwei Drittel der
eichstagsmitglieder (306) war alſo bei weitem über=
)ritten, obwohl die Deutſchnationalen ſich nicht an der
ſtimmung beteiligten. Die Zwei=Drittel=Mehrheit für das
ſetz war ja von vornherein nicht zweifelhaft. Es
ſtimm=
n 313 Abgeordnete dafür und nur 18
Kom=
uniſten und Mitglieder der kleineren
ruppen dagegen.
Fünfzehner=Ausſchuß des Reichstags konſtituiert.
Peoeetilles
Z
Mie
mO
—
ferlin, 8. Dez. Der Fünfzehner=Ausſchuß des
Reichs=
der bei Erlaß von Verordnungen auf Grund des
Er=
igungsgeſetzes gehört werden ſoll, trat am Samstag abend
der Plenarſitzung zu ſeiner konſtituierenden Sitzung
zu=
en und wählte den Fraktionsführer der Deutſchen Volks=
„ Abg. Dr. Scholz, zu ſeinem Vorſitzenden. Die nächſte
ag des Ausſchuſſes, die ſich mit dem Beamtenabbau
iftigen ſoll, iſt auf Dienstag, 11. Dezember, vormittags
r. feſtgeſetzt.
Dem Ausſchuß gehören im allgemeinen die Fraktionsführer
Im übrigen wird die Zuſammenſetzung je nach der zu
enden Geſetzesmaterie erfolgen. Für die
Deutſch=
onale Volkspartei ſind der Fraktionsvorſitzende Hergt
der Abg. Schultz=Bromberg Mitglieder des Aus=
88. Bon der Deutfchen=Vokkspartei gehören dem
chuß an die Abgg. Dr. Scholz und Brünninghaus,
der Bayer. Volkspaxtei der Abg.
Schirmer=
ken. Die Sozialdemokratie ſandte die Abgg.
„ler=Franken, Steinkopf, Dr. Herz und Weber.
Demokraten ſind durch die Abgg. Koch und Delius,
Zentrum durch die Abgg. Becker=Arnsberg,
Alle=
e und Porthaus, die Kommuniſten durch den
Barth vertreten.
Berlin, 8. Dez. (Eigener Bericht.)
Abg. Eichhorn (Kom.) bedauert, daß es immer noch
nicht möglich ſei, für Berlin einen eigenen Wahlkreis zu ſchaffen.
Damit ſchloß die Ausſprache. Die Ausſchußbeſchlüſſe zum
Wahlgeſetz und zum Volksentſcheid werden angenommen. Die
namentliche Abſtimmung über die Wahlpflicht wird zurückgeſtellt.
Abſtimmung über das Ermächtigungsgeſetz.
Es folgt dann die namentliche Abſtimmung über das
Er=
mächtigungsgeſetz. Eine Ausſprache findet nicht mehr ſtatt. Das
Haus iſt ſtark beſetzt. Nur bei den Sozialdemokraten und bei
den Deutſchnationalen zeigen ſich einige Lücken. Die
Deutſch=
nationalen bleiben im Saal, beteiligen ſich
aber nicht an der Abſtimmung.
Für das Ermächtigungsgeſetz ſtimmen die Deutſche
Volks=
partei, das Zentrum, die Bayeriſche Volkspartei und die
Sozialdemokraten. Dagegen ſtimmen die Kommuniſten,
der Bayeriſche Bauernbund, die Deutſchvölkiſchen, die
Lede=
bour=Gruppe, der aus der ſozialdemokratiſchen Fraktion
aus=
geſchloſſene Abg. Hoffmann und der Abg. Geißler (bei keiner
Fraktion).
Es wurden insgeſamt 332 Stimmen bei der Abſtimmung
abgegeben. Präſident Loebe ſtellt feſt, daß nicht nur zwei
Drittel der Abgeordneten anweſend waren, ſondern daß ſich
auch zwei Drittel an der Abſtimmung beteiligt haben und
daß die erforderliche Zwei=Drittel=Mehrheit
erreicht wurde. Das Ermächtigungsgeſetz
wurde mit 313 gegen 18 Stimmen bei einer
Stimmenthaltung angenommen.
Es folgt nunmehr die Abſtimmung über das Initiativgeſetz
des Abg. Hergt (deutſchnatl.) auf Einführung der
Wahlgflicht. Der grundlegende Teil des Antrags wird mit
217 gegen 200 Stimmen bei 6 Stimmenthaltungen in
nament=
licher Abſtimmung angenommen. Dafür ſtimmten mit den
Deutſchnationalen die Bayeriſche Volkspartei, die Demokraten
und die Deutſche Volkspartei. Auch die Geſamtabſtimmung über
den ganzen Antrag Hergt iſt namentlich. Diesmal wird das
Geſetz mit 207 gegen 179 Stimmen bei 9 Enthaltungen
abge=
lehnt, und zwar hat das Geſetz weder die einfache noch die
qualifizierte Mehrheit erhalten können, da einige Abgeordnete
ihre Meinung geändert haben.
Präſident Loebe macht darauf aufmerkſam, daß
(m Regierungstiſch: Reichskanzler Dr. Marx,
Außen=
ter Dr. Streſemann, Iunenminiſter Dr. Farres und
brigen Mitglieder des Kabinetts. Haus und Tribünen ſind
beſetzt.
Sräſident Loebe eröffnet die Sitzung und macht
Mit=
ig von den Beſchlüſſen des Aelteſtenrates im Falle einer
löſung des Reichstages. Danach ſollen, auch wenn
keichstag aufgelöſt wird, der auswärtige Ausſchuß und der
rwachungsausſchuß weiter beſtehen bleiben und ihre
Mit=
er die Rechte der Abgeordneten behalten.
(bg. v. Graefe (deutſchvölkiſch) beantragt, den Bericht des
chuſſes über die Aufhebung ſeiner Immunität noch heute
ledigen. Das kann jedoch nicht geſchehen, da die Kommiſ=
Widerſpruch erhebt.
Tuf der Tagesordnung ſteht dann
ie zweite Beratung der Vorlage zur Aenderung des
Reichstagswahlgeſetzes
erbindung mit einem deutſchnationalen Antrag auf
Ein=
nig der Wahlpflicht. Ebenfalls damit verbunden wird eine
age zur Aenderung der Wahlgeſetzes über den
ksentſcheid, wonach ein Volksbegehren, das von den
agſtellern ſelbſt nicht weiter verfolgt wird, vom
Reichs=
ter des Innern eingeſtellt werden kann. In das
Reichs=
vahlgeſetz ſoll ein amtlicher Stimmzettel eingeführt werden,
Ile zugelaſſenen Wahlvorſchläge mit dem Namen der erſten
Bewerber enthält. Der Wähler kann dann durch Ankreuzen
illen, welchen Vorſchlag er wählen will. Ferner wird die
ge ſtändiger Wahlliſten empfohlen.
Abg. Beyerle (Bahr. Vpt.) berichtet über die Ausſchuß=
Indlungen. Der Ausſchuß hat auch eine Herabſetzung der
der Reichstagsabgeordneten und der Mitglieder der
Län=
arlamente gefordert. Beſonders das preußiſche Parlament
iel zu groß.
Abg. Schulz=Bromberg (deutſchnatl.) begründet die
For=
ag auf Herabſetzung der Abgeordnetenzahl. Der Redner
rt Bedenken gegen die neuen Wahlzettel mit den zahlloſen
en, die nur Konfuſionen anſtiften. Man dürfe nicht zu
2 Anforderungen an die Intelligenz der Wähler ſtellen. Der
Ter bedauert, daß die Einführung der Wahlpflicht bei den
ren Parteien auf Widerſpruch geſtoßen ſei.
Albg. Dittmann (Soz.) erklärt, die Deutſchnationalen
n. die „namentliche Abſtimmung über die
hldflicht beantragt, augenſcheinlich aber nur, um feſt=
Ilen, wieviel Abgeordnete im Haufe ſeien, damit ſie danach
Haltung gegenüber dem Ermächtigungsgeſetz einrichten
ten. (Lachen bei den Deutſchnationalen.)
Präſident Loebe macht darauf aufmerkſam, daß zu dieſem
nia noch vier Abgeordnete gemeldet ſeien. Es ſei aber die
„nü ige Auffaſſung, daß das
Ermächtigungs=
etz nicht verſchleppt werden dürfe. Er werde
* Uhr vorſchlagen, die Schlußabſtimmung über das Ermäch=
7gsgeſetz vorzunehmen. (Einmütige Zuſtimmung.)
Olbg. Dr. Kahl (Dtſch. Vpt.) verzichtet darauf aufs Wort.
Albg. Brodauf (Dem.) ſchildert unter allgemeiner Unruhe
Hauſes die Erfahrungen, die andere Länder mit dem
amt=
zi Stimmzettel gemacht hätten. Im Freiſtaat Anhalt ſei
Ets die Probe aufs Exempel gemacht worden.
der im Ermächtigungsgeſetz vorgeſehene 15er=Ausſchuß
noch heute gewählt werden müſſe, und noch heute ſeine
kon=
ſtituierende Sitzung abhalten ſoll.
Auf der Tagesordnung ſtehen dann noch zahlreiche
An=
träge zur Perſonalabbauverordnung. Sie
wer=
den gemeinſam beraten. Mit zur Beratung geſtellt ſind Anträge
auf die Wiederinkraftſetzung der Demobilmachungsverordnungen,
ferner auf Aufhebung der Verordnung über die Krankenhilfe bei
den Krankenkaſſen uſw.
Abg. Nauch (Bayer. Vpt.) weiſt darauf hin, daß die
Ange=
legenheit des Beamtenabbaues durch das Ermächtigungsgeſetz
der Entſcheidung des Reichstages entgegen der Reichsregierung
und dem 15er=Ausſchuß überwieſen ſei.
Ein Antrag der Deutſchen Volkspartei auf Schluß der
De=
zatte wird gegen die Deutſchnationalen und Kommuniſten
ange=
nommen. Abg. Deglerk (deutſchnatl.) beantragt, die den
Perſonalablau betreffenden Anträge einem Beamtenausſchuß
zu überweiſen.
Vizepräſident Dr. Bell weiſt darauf hin, daß nach dem
Ermächtigungsgeſetz nur der Rechtsausſchuß und der
Ueber=
wachungsausſchuß neben dem auswärtigen Ausſchuß beſtehen
bleiben.
Der Antrag Deglerk wird darauf abgelehnt. Die Anträge
gehen an den Rechtsausſchuß und an den
Ueberwachungsaus=
ſchuß. Ein ſozialdemokratiſcher Antrag auf Wiedereinführung
der Demobilmachungsverordnung über die Regelung der
Arbeits=
zeit uſw. wird angenommen. Damit iſt die Tagesordnung
er=
ledigt. Ein Antrag Schulz=Bromberg (deutſchnatl.), die nächſte
Sitzung am 10. Januar ſtattfinden zu laſſen, wird abgelehnt.
Der Präſident wird ermächtigt, die Sitzung ſelbſt feſtzuſetzen.
Sie wird vorausſichtlich am 31. Januar ſtattfinden.
Nach Schluß der Sitzung erhebt ſich auf der Tribüne, wo
u. a. zahlreiche Eiſenbahnbeamte den Verhandlungen beigewohnt
haben, großer Tumult, da dieſe erwartet hatten, daß die
Be=
amtenvorlage noch weiter beraten würde. Schluß der Sitzung
26 Uhr.
Strafverfolgung von Reichstagsabgeordneten.
Berlin, 8. Dez. Der Geſchäftsordnungsausſchuß des
Reichstages genehmigte den Antrag des Oberreichsanwalts auf
Strafverfolgung der kommuniſtiſchen Abge
ordneten Fröhlich, Koenen, Remmele, Stöcker
und Frau Zetkin bei Aufhebung der Immunität dieſer
Abge=
ordneten. Ebenſo entſchied der Ausſchuß betr. des
ſozial=
demokratiſchen Abg. Hoffmann=Kaiſerslautern.
Rbg. Koreſi zur Lage.
Hamburg, 8. Dez. Geſtern abend ſprach in einer
deutſch=
demokratiſchen Verſammlung der heſſiſche Reichstagsabgeordnete
Pfarrer Korell (Jngelheim) über die innen= und
außenpoli=
tiſche Lage. Die Gründung eines wirtſchaftlichen
Zweckverban=
des im Weſten, dem das Recht, Steuern auszuſchreiben, ver
liehen werden müßte, wurde von dem Redner empfohlen. Man
dürfe Poincaré uicht trauen, wenn er gegenwärtig im
Ruhr=
gebiet eine Milderung walten laſſe.
Die Woche.
Der Reichstag hat das Ermächtigungsgeſetz angenommen.
Das Satyrſpiel hat nicht gefehlt. An den Haaren mußten die
ſäumigen Abgeordneten erſt herbeigeſchleppt werden, um die
nötige Stimmenanzahl zuſammenzubringen. Wieder einmal mußte
die entſcheidende Beſchlußfaſſung um zwei Tage verſchoben
wer=
den, alles ganz genau ſo wie beim erſten Ermächtigungsgeſetz.
Die gleichen Parteien waren es auch diesmal wieder, welche
für das Ermächtigungsgeſetz eintraten, die gleichen Parteien
waren es, die ſich in ſcharfer Oppoſitionsſtellung befanden. Das
Kabinett Streſemann wurde vom Reichstag geſtürzt, weil ſich
die Oppſition von links und rechts in dem einen Punkt traf, daß
dieſer Mann unbedingt fort müſſe, offenbar, weil er über ein
dem. Reichstag zum mindeſten bedenkliches Maß von Enerzie
vecfügte, fort müſſe, weil mit ihm das bisher von der Linken ſo
erfolgreich geübte Spiel hinter den Kuliſſen ſich nicht
durch=
führen ließ. Tagelang hat man dann über die Schaffung eines
Bürgerblocks, d. h. der großen Koalition aller bürgerlichen
Pas=
teien, verhandelt, um ſchließlich an dem Widerſtand der
Deutſch=
nationalen zu ſcheitern. Die Regierung Marx kam, eine
Regie=
rung, bei der eine gewiſſe Skepſis zum mindeſten verſtändlich
ſvar. Alles blieb im großen und ganzen beim Alten, nur die
ſtärkſte Perſönlichkeit des Kabinetts hatte nicht mehr die führende
Stellung. Die Skepſis hat ſich leider als berechtigt herausgeſtellt.
Schon bei der erſten Vorlage, mit der das neue Kabinett vor den
Reichstag trat, brach eine Kriſis aus. Die Regierungsparteien
verfügten nicht über die zur Verabſchiedung des
Ermächtigungs=
geſetzes notwendige Zweidrittelmehrheit, und die
Deutſchnatio=
nalen erklärten, daß ſie für dieſes Geſetz nicht ſtimmen würden.
Auch wir haben eine Reichstagsauflöſung ſchon ſeit längerer
Zeit für das einzige Mitel gehalten, eine innerpolitiſche
Geſun=
dung in Deutſchland herbeizuführen. Die Taktik der
Deutſch=
nätionalen, die zweifellos die Herbeiführung dieſer
Reichstags=
auflöſung zum Ziele hatte, war jedoch in dieſem Augenblick
kaum noch zu verſtehen. Gewiß, die Regierung hat der Linken
praftiſch hinſichtlich der Formulierung des Ermächtigungsgeſetzes
keine Konzeſſionen gemacht. Die Tatſache jedoch, daß das Geſetz
nur mit Hilfe der Sozialdemokratie zuſtande kommen konnte,
derſelben Sozialdemokratie, von der ſich herausgeſtellt hat, daß
praktiſche Politik mit ihr zurzeit nicht zu machen, iſt zum
min=
deſten wenig erhebend und verwiſcht die klare Linie, auf welcher
ſich die Politik des neuen Kabinetts uotgedrungenermaßen
be=
wegen muß. Wir brauchen in unſerer Not eine Regierung von
eiſerner Feſtigkeit, eine Regierung, welche rückſichtslos
durch=
zugreifen in der Lage iſt. Die Ereigniſſe der letzten Woche
drän=
gen leider ſtarke Zweifel auf, ob man der Regierung Marx
die=
ſes Vertrauen ſchenken kann.
Wir haben uns während der letzten Regiernngskrife auf den
Standpunkt geſtellt, daß die einzige Möglichkeit, alsbald zu ge
ſunden Verhältniſſen zu kommen, die Rückkehr des Kabinetts
Streſemann und die Auflöſung des Reichstags ſei. Es iſt eine
unbeſtreitbare Tatſache, daß das Kabinett Streſemann auf
außen=
politiſchem Gebiet mit zweifelloſem Erfolg operiert hat, und die
Erfolge der von ihm eingeleiteten und in ihren Grundzügen
durchgeführten Währungsreform, eine weſentliche Stabiliſierung
unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe, wurde gerade in dieſen
Tagen vom geſamten deutſchen Volke dankbar empfunden. Es
iſt tief bedanerlich, daß diejenigen, weſche bei der letzten
Regie=
rungskriſis zweifellos am längeren Arme des Hebels ſaßen,
und die Herrn Dr. Streſemann beſonders
nahe=
ſtehen ſollten, nicht zielbewußt dem einzig möglichen Ziel
zuſtrebten. Die Rede, weſche der Abgeordnete Dr. Scholz am
Don=
nerstag im Reichstag halten mußte, wäre ihm in dieſem Falle
wohl erſpart geblieben.
Die Annahme des Ermächtigungsgefetzes gibt dem Kabinett
eine geſviſſe Bewegungsfreiheit, und es muß abgeſpartet
wer=
den, ob es von dieſer alsbald den nötigen Gebrauch macht. Durch
die Kriſis und den Kampf um das Ermächtigungsgeſetz iſt die
deutſche Finanzreform um koſtbare, vielleicht uniederbringliche
14 Tage berzögert worden. Das Reich ſteht vor dem finanziellen
Bankerott, wenn nicht in wenigen Tagen neue Finanzquellen
er=
ſchloſſen werden.
Auf außenpolitiſchem Gebiet bedeutet das Ergeynis der
eng=
liſchen Wahlen eine Wendung von vorläufig noch kaum zu
über=
ſehender weltpolitiſcher Bedeutung, welche die ſchärfſte
Aufmerk=
ſamkeit erfordert. Der engliſche Wahlkampf wurde offiziell
ge=
führt unter der Parole Schutzzoll oder Freihandel. Tatſächlich
jedoch haben bei ihm außenpolitiſche Erwägungen eine überaus
bedeutſame, wenn nicht entſcheidende Rolle geſpielt. Die
euro=
päiſche Politik der Regierung Baldwin, und insbeſondere die
ihrer Vorgängerin, die in einem abſoluten „laissex kajre”
be=
ſtand, begegnete in der engliſchen Bevölkerung nicht nur
des=
wegen ſtarkem Unbehagen, weil das Preſtige der engliſchen
Welt=
macht ſchwer unter ihr litt, ſondern insbeſondere auch deswegen,
weil ſie auf wirtſchaftlichem Gebiete geradezu kataſtrophale
Fol=
gen zeitigte. In den breiten Maſſen hat man längſt erkannt, daß
die Tiefkonjunktur der engliſchen Induſtrie iiit ihrem
Arbeits=
loſenelend eine Folge der franzöſiſchen Gewaltpolitik auf dem
Kontinent iſt, welche die Kaufkraft Mitteleuropas, und
insbeſon=
dere Deutſchlands, des beſten Vorkriegskunden Großbritanniens,
ſyſtematiſch zerſtört. Die engliſchen Diehards, der rechte Flügel
der Konſervatiwen Partei, ſind die beſten Freunde, welche Herr
Poincaré in England hat. Ihre ſchwere Niederlage iſt eine
Nie=
derlage Herrn Poincarés, die auch deſſen innerpolitiſche
Stel=
lung nicht gerade ſtärken dürfte. Es iſt nicht unintereſſant, daß
der Temps bereits in einem Artikel der franzöſiſchen Regierung
ſchwere Vorwürfe macht. Wenn ſie es verſtanden hätte, nach der
Auflöſung des engliſchen Parlaments die Entente neu zu
be=
leben und das Fundament für eine engliſch=franzöſiſche
Verſtän=
digung auf breiter Baſis zu ſchaffen, würde ſie nicht uur die
Chancen eines konſervativen Sieges in England verſtärkt haben,
ſondern auch im Falle einer Niederlage der Konſervativen
wür=
den die Richtlinien der engliſchen Außenpolitik in ihren
Grund=
zügen feſtgelegt geweſen fein, ſo daß man vor Ueberraſchungen
ſicher geſpeſen wäre. Wenn der Temps ſchließlich an Herrn
Poincarc die Frage richtet, auf welcher Grundlage er nunmehr
mit einer neuen engliſchen Regierung zu verhandeln gedenke,
ſolange er ſelbſt keinerlei Programm habe
ſo iſt das recht charakteriſtiſch dafür, wie ernſt man in Paris di
Lage beurteilt.
Wie die neue engliſche Regierung ausſehen wird, darüber
laſſen ſich zurzeit naturgemäß nur Vermutungen auſtellen. Die
Keuſervativen haben ihr
rloren. Daß die ſiegreie
Seite 2.
Oppoſition, d. h. Liberale und Arbeiterpartei, gemeinſam eine
Regierung bilden, iſt kaum anzunehmen. Bliebe alſo nur noch
die Möglichkeit einer neuen Koalitionsregierung zwiſchen einem
Teil der Konſervativen und den Liberalen übrig, d. h. mit
an=
deren Worten die Möglichkeit einer Rückkehr Lloyd Georges zur
Macht. In engliſchen politiſchen Kreiſen ſpricht man bereits von
einem Kabinett Chamberlain=Lloyd George=Asquith=Grey, einer
Kombination, die unbedingt eine ſcharfe Wendung der engliſchen
Politik bedeuten würde. Lloyd George iſt durch ſeinen
Propa=
gandafeldzug in Amerika und ſchon vorher durch ſeine bekannte
Artikelſerie ſo feſtgelegt, daß er nicht mehr zurück kann. Ein
Mi=
niſterium Lloyd George, oder auch nur ein Kabinett, in dem
dieſer einen Platz inne hätte, würde — darüber kann kein
Zwei=
fel beſtehen — den engliſch=franzöſiſchen Gegenſatz, der bereits
ſeit langem vorhanden iſt, ſcharf zuſpitzen, und dieſe Zuſpitzung
würde ſich zunächſt in einem verſtärkten Druck Fraukreichs auf
Deutſchland auswirken. Das formale Ende der Entente würde
eine ſchwere Belaſtungsprobe für Deutſchland ſein, eine
Be=
laſtungsprobe jedoch, welche, wenn wir ſie überſtehen, zur
Ge=
ſundung der europäiſchen Verhältniſſe möglicherweiſe nicht
un=
erheblich beiträgt.
Der Charakter der amerikaniſchen Hilfe für Deutſchland.
* New=York, 8. Dez. (Priv.=Tel.) Aus Waſhington
wird gemeldet: Präſident Coolidge gab ſeiner Auffaſſung
Ausdruck, daß jede Hilfe, die Deutſchland gewährt werde, nur auf
geſchäftlicher und nicht auf caritativer Grundlage vollzogen
wer=
den könne. Aus dieſem Grunde ſei er gegen den von Senator
Lenroot eingebrachten Geſetzentwurf, der dem Präſidenten 20
Millionen Dollars zur Unterſtützung Deutſchlands zur freien
Verfügung ſtelle.
Zur Ernährungsanleihe.
New=York, 8. Dez. Funkſpruch. Ein Telegramm des
Journal of Commerce aus Waſhington über die Deutſchland zu
gewährende Ernährungsanleihe meldet: Wenn die
Alli=
ierten zuſtimmen, daß den Ernährungsbonds Vorzugvor den
Reparationszahlungen eingeräumt werde, ſo würde
damit der Weg zu ähnlichen Zugeſtändniſſen für
Induſtrieanleihen geöffnet. In Kreiſen der
Regie=
rung wird die Meinung geäußert, daß die meiſten dieſer Bonds
von den Vereinigten Staaten aufgenommen werden müßten, da
die Vereinigten Staaten der Anlagemarkt der Welt ſeien.
Deutſch=engliſche Lebensmittelkreditverhandlungen.
Berlin, 8. Dez. Zu den Meldungen über die deutſch=
eng=
liſchen Lebensmittelkreditverhandlungen erfahren wir aus
parla=
mentariſchen Kreiſen, es handele ſich um Beſprechungen, die
zwiſchen deutſchen Städten und engliſchen, amerikaniſchen und
holländiſchen Bankengruppen geführt worden ſind. Dieſe
Be=
ſprechungen, welche die Einfuhr von Lebensmitteln zum Zwecke
haben, hätten bereits ein gewiſſes poſitives Ergebnis erzielt. Es
handele ſich bei den Krediten um Beträge von mehreren hundert einer neuen Konferenz der Kleinen Entente zu dem Erfolge ge=
Dollars.
Berlin, 8. Dez. Wie uns mitgeteilt wird, ſind
ſämt=
liche Beamtenorganiſationen im
Reichsfinanz=
miniſterium vorſtellig geworden und haben gegen die
neue Regierungsvorlage über die neuen
Beam=
tengehälter proteſtiert. Der Reichsbund höherer
Be=
amter hat den Standpunkt vertreten, daß es jetzt höchſte Zeit ſei,
den qualifizierten Beamten beſſere Gehälter als bisher zu
be=
neuen Regierung bezüglich einer Spannung der neuen Gehälter.
Die zahſenmäßige Höhe aber halte auch die höhere
Beamten=
ſchaft für völlig unzureichend.
Der Streit um das Kronlehen des Kronprinzen.
Berlin, 8. Dez. Vor dem Landgericht Oels fanden
geſtern die Verhandlungen über die von dem Kronprinzen gegen
den preußiſchen Staat (Finanzminiſter) erhobenen Klagen, betr.
das Kronlehen Oels, ſtatt. Das Gericht fällte ein Urteil,
daß der Klage des Kronprinzen ſtattgegeben wird. Es wurde
feſtgeſtellt, daß das Dominium Rathe dem preußiſchen Staat
durch die Staatsumwälzung nicht anheimgefallen iſt. Die
Wider=
klage des Beklagten auf Feſtſtellung des Staatseigentums wurde
abgewieſen. Durch dieſe Entſcheidung, die für den übrigen Teil
des Kronlehens Oels mitbeſtimmend iſt, hat das Gericht alſo
das Privateigentum des Kronlehens anerkannt.
192 Ausweiſungsbefehle zurückgenommen.
Paris, 8. Dez. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
befehle zurückgenommen worden. 105 davon betreffen im Jahre 1925 eine Verminderung der Steuern
Privatperfonen, 87 Gemeinde=, Poſt=, Zoll= und
Verwaltungs=
beamte. Desgleichen ſind 69 Strafurteile aufgehoben
worden. 35 betreffen Induſtrielle, 6 Arbeiter und Angeſtellte,
Strafurteilen unterzeichnet worden, von denen
8 Induſtrielle und 2 Beamte berühren.
Daxmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 9. Dezember 1923.
Pom Tage
15. Dezember erfolgen. Das Gebiet des Ciſenbahndirektionsbezirks
Köln ſoll jedoch unter deutſcher Verwaltung bleiben. Eine Beſtätigung
dieſer Meldung war bis jetzt nicht zu erhalten.
Der Vorſtand der Sozialdemokratiſchen Partei
Deutſchlands hat an die engliſche Arbeiterpartei folgendes
Telegramm geſandt: „Herzliche Glückwünſche zu dem neuen
über=
raſchenden großen Wahlſieg ſender Voutand der Vereinigten
Sozial=
demokratiſchen Partei Deutſchlands.”
Die Sonderbündler wurden am Freitag aus dem Rathaus=
Nord, dem größten Rathaus in Ludwigshafen, entfernt.
Polizei bewacht jetzt das Gebäude.
Die in der Preſſe veröffentlichten Mitteilungen über die geplanten
Maßnahmen der Regierung im beſetzten Gebiet
können nicht als Vereinbarungen zwiſchen dem Kabinett und
den Rheinlandvertretern und noch weniger als Beſchlüſſe der
Miniſterien des Reiches oder Preußens angeſehen werden. Sie
entſpre=
chen in verſchiedenen Punkten nicht den geplauten Maßnahmen.
Der Geſchäftsführer des Württembergiſchen Bauern= und
Wein=
gärtnerbundes Theodor Körner jr. iſt wegen der in der Schwäb.
Tageszeitung erſchienenen Aufforderung zum Lieferſtreik
der Bauern in Schutzhaft genommen worden.
Der von den Breslauer Angeſtelltenderbänden
an=
läßlich der Tarifſtreitgkeiten mit den Unternehmern beſchloſſene Streit
hat geſtern in den vorher beſtimmten Betrieben eingeſetzt. Zur Zeit
befinden ſich über 700 Angeſtellte im Streik.
Nach einer Havasmeldung aus Koblenz haben am 4. Dezember
die Vertreter der Tegtilinduſtrie der beſetzten Gebiete im
Beiſein von Vertretern des Textilgroßhandels Verhandlungen mit der
Direktion der Ausfuhrbewilligungsſtelle der
Rheinland=
kommiſſion über ein Abkommen aufgenommen.
Nach einer Habasmeldung aus Waſhington teilte der
Ge=
ſchäftsträger der Vereinigten Staaten in Mexiko mit, daß er von
dem engliſchen Konſul in Vergcruz erfahren habe, daß der
Oberbefehls=
haber der mexikaniſchen Bundestruppen die Unterſtützung der
mexikaniſchen Flotte erhalten habe, und daß die
Regie=
rung des Staates Veracruz abgeſetzt und an Stelle der
Staatsbeamten Revolutionäre getreten ſeien. Der Eiſenbahnverkehr ſei
eingeſtellt worden.
Amtlicher Dollarkurs 4 210500 000 000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Neue Konferenz der Kieinen Entente.
TU. Belgrad, 8. Dez. Aus Regierungskreiſen verlautet,
daß die Bemühungen der franzöſiſchen Vertreter bei den
ver=
ſchiedenen Regierungen der Kleinen Entente zur Einberufung
führt haben, daß dieſe Konferenz anfangs des nächſten Jahres
in Belgrad ſtattfindet. Die militäriſchen Sachverſtändigen der
Proteſt gegen die neuen Beamtengehälter. einzelnen Länder werden an ihr teilnehmen, ebenſo der
franzö=
ſiſche General Mittelhäuſer aus Prag. Auf der Konferenz ſoll
u. a. auch die Grundlage für ein intimeres Verhältnis der
Kleinen Entente zu Frankreich erörtert werden. Hierbei iſt die
militäriſche Frage von Bedeutung, wvie ſich die Kleine Entente
für den Fall verhalten ſoll, daß Frankreich angegriffen wird,
oder daß es ſelbſt einen Angriffskrieg zur Verteidigung ſeiner
Iutereſſen führen müſſe. Die polniſche und die tſchechiſche
Re=
willigen. In diefer Beziehung begrüße er den Vorſchlag der gierung zeigen ein beſonderes Intereſſe für die kommende
Kon=
ferenz, da Warſchau und Prag die entgegengeſetzte Auffaſſung
über die Haltung der an der Belgrader Konferenz beteiligten
Staaten in einem franzöſiſchen Kriegsfall haben. Während die
polniſche Regierung die ſofortige allgemeine Mobiliſation,
ent=
ſprechend den franzöſiſchen Wünſchen vorſchlägt, will die
tſche=
chiſche Regierung auf der Konferenz mehr eine defenſive
Hal=
tung der Kleinen Entente befürworten. Die Auffaſſung der
Bel=
grader Regierungskreiſe nähern ſich der tſchechiſchen
Stellung=
nahme.
Perminderung der amerikaniſchen Schulden.
Waſhington, 8. Dez. (Wolff.) Finanzſekretär
Mel=
ton erklärt in ſeinem Jahresbericht an den Kongreß, daß die
Schulden der Nation ſich im vergangenen Jahrum
613674000 Dollar vermindert hätten und zwar
in=
folge von Sparſamkeitsmaßnahmen und der Anwendung
ge=
ſchäftlicher Grundſätze in der Finanzverwaltung. Mellon iſt der
Anſicht, wie man glaubt, daß die Steuern um dreihundert
Mil=
lionen Dollar vermindert werden könnten. Er vertritt die
Auf=
faſſung, daß durch die Herabſetzung der außerordentlichen
Düſſeldorf ſind bis geſtern im ganzen 192 Ausweiſungs= Steuern auf die großen Einkommen von 50 auf 25 Prozent
eintreten würde, und daß dieſe dem Publikum zugute käme, das
letzten Endes alle Steuern bezahle, indem es alle Waren teurer
einkaufe. Mellon tritt ferner für die Herabſetzung der
Erb=
ſchaftsſteuer auf Grund und Boden ein, indem er betont, daß
22 Beamte. Geſtern iſt die Aufhebung von 10 weiteren, dieſe Abgabe dem Kapital entzogen werde. Schließlich weiſt er
auf die Beſſerung der Lage im vergangenen
Jahr gegenüber der Depreſſion von 1921 hin.
Das Mainzer Abkommer
Keine rechtliche Anerkennung der Re=
Berlin, 8. Dez. Die Reichsregierung hat
den Vertretern des Reichsverkehrsminiſteriums in Mai
1. Dezember unterzeichnete Niederſchrift genehmig=
Wahrung der Rechte des Deutſchen Reiches wird der V
halt aufrecht erhalten, daß in den
Vereinbarun=
modus vivendi zwiſchen Reichsbahn und
in keiner Weiſe die rechtliche Anerkennun
Negie erblickt werden kann. Ausdrücklich wir
mals hervorgehoben, daß die Genehmigung der Niederſch
folgt, um dem Verkehrs= und Wirtſchaftsleben der bet
Gebiete die Möglichkeit zur Entfaltung zu bieten. Mi=
Genehmigung ſind die Vorbedingungen dafür, ſoweit die
Verwaltung in Betracht kommt, erfüllt. Gleichzeitig ſpr
Reichsverkehrsminiſter die beſtimmte Erwartur
daß die Wünſche, wie ſie in der Anlage zu dieſer Niede
enthalten ſind, von der Regie oder auf Betreiben von d
ſatzungsmächten bald der Erfüllung entgegengeführt wer
Ein Schreiben des Reichsverkehrsmini
an die Regie.
In einem Schreiben an die franzöſiſch=belgiſche Eiſ
regie erklärt der Reichsverkehrsminiſter:
„Ich ſehe mich ferner mit Rückſicht auf die mir au
deutſchen Beamtenverhältnis obliegende Treueverpf
gegenüber meinem Perſonal, aber auch aus Gründen ein
Menſchlichkeit gezwungen, zu erklären, daß die im Rahn
modus vivendi getroffene Regelung mir nur in der ſich
wartung möglich erſcheint, daß zu Gunſten der Einge
nunmehr von der Möglichkeit der Begnadigung
großzü=
brauch gemacht wird, und daß die Ausgewieſenen neb=
Angehörigen unter Aufhebung der Beſchlagnahme des
eigentums die Erlaubnis zur Rückkehr in die Heimat
ohne Rückſicht darauf, ob ſie Ausſicht haben, von der R
geſtellt zu werden oder nicht. Außerdem kann ich die
Fo=
nicht fallen laſſen, daß die Reichsbahnverwaltung in keine
gehindert wird, den im beſetzten Gebiet wohnenden, al
der Regie nicht eingeſtellten Eiſenbahnperſonal die ihm n
deutſchen Vorſchriften rechtlich zuſtehenden Gebührniſſe
zahlen. Endlich weiſe ich darauf hin, daß die Bewältigun
geordneten Betriebes und Verkehrs ſolange unmöglich e
als nicht alle Gleisunterbrechungen auf den Strecken und
Bahnhöfen ohne Ausnahme beſeitigt und die Hafenanlas
Karlsruhe und Mannheim mit den zugehörigen Gleis
der deutſchen Verwaltung zurückgegeben ſind und ſolan
der freie Durchlauf von leeren Wagen und Lokomotiven n
allen Kontrollbahnhöfen ohne Einſchränkung ſicher geſ
Weder die Verſorgung der Ruhr mit Leermaterial noch
friedigung der Bedürfniſſe des Wirtſchaftslebens werden
reichendem Maße entſprechend der Mainzer Regelung
ſein, ſolange die genannten Verkehrsbeſchränkungen
ſtehen.”
Das Abkommen tritt nunmehr am 10. Dezember in
Widerrechtliche Holzauktionen.
Paris, 8. Dez. Nach einer Havasmeldung aus 2
haben unter Leitung der franzöſiſch=belgiſchen Forſtdirekt
1. Dezember in Aachen und am 3. Dezember in Clebe
auktionen ſtattgefunden, bei denen je 300 Intereſſen
gegen waren. Die Verſteigerung in Aachen habe 6,
Cleve 3 Millionen Franes eingebracht. Der Geſamtert
Holzverkäufe im Jahre 1923 belaufe ſich für die belgiſch
auf 18 Millionen und für die franzöſiſche Zone auf 92 M
Franes. Die genutzte Fläche belaufe ſich in der belgiſche
auf 238000 Hektar. Der Durchſchnittsertrag belaufe
einen Kubikmeter Eichenholz auf 296, für Buchen auf
für Kiefern auf 122 Francs.
Kommuniſtiſche Ausſchreitungen in Württemb
Stuttgart, 8. Dez. In einigen Städten Württe
kam es in den letzten Tagen zu kleineren und größeren
niſtiſchen Ausfchreitungen. In Eßlingen wurden Sc
beamte, die einige kommuniſtiſche Trupps auseinande.
wollten, mit Bierflaſchen, Steinen uſw. bew.
Bei der Abwehr der Angriffe wurde der Arbeiter Peinelt
Weitere kommuniſtiſche Ruheſtörungen ereigneten ſich i
nang und Reutlingen, wo es der Polizei gelang, in kurz
Ordnung zu ſchaffen. Alle Ausſchreitungen ſink
kommuniſtiſcher Seite beabſichtigt, wie unzweideut
einem von der Polizei aufgefundenen Geheimbefehl der
tembergiſchen Bezirksleitung der Kommuniſtiſchen Partei
geht. In einem Schreiben werden die Kommuniſten al
dert, möglichſt viele Straßenkundgebungen zu veranſtalte
Konzert.
F. N. Die Aufgaben, die ſich das Darmſtädter
Kammer=
orcheſter geſtellt hat, wurden klar beleuchtet durch die
Vortrags=
ſolge ſeines erſten Winterkonzerts im Saal des Logengebäudes,
der für den ſeit dem letzten Konzert ſtark angewachſenen
Klang=
körper reichlich klein war. Selten gehörte Werke ſollen
darge=
boten werden, deren Wert über allem Zweifel erhaben iſt. Mit
größter Begeiſterung werden die Kompoſitionen vorgetragen, das
Temperament des jungen Führers, Herrn Auguſt Vogt,
über=
trägt ſich auf alle Mitwirkenden und befähigt ſie zu Leiſtungen,
die zuweilen das übertreffen, was man von Dilettanten
er=
warten kann. Ganz beſonders war das bei der herrlichen
Symphonie in Es=Dur von Mozart der Fall, die in jeder
Be=
ziehung den Höhepunkt des Abends bildete. Der kräftige Klang
des Streichorcheſters verlieh ihr einen beſonders guten Ausgleich
im Klang, und ſelbſt das prachtvolle flotte Tempo des geiſtvollen
Schlußſatzes verminderte die Deutlichkeit nicht.
Daß das Schlußwerk bei Liebhaber=Orcheſtern meiſtens am
lebensvollſten wirkt, hat ſeinen Grund darin, daß die meiſten
Spieler anfangs noch mit einer gewiſſen Befangenheit zu
kämpfen haben, die erſt mit zunehmender Stimmung beſeitigt
wird. So intonierten manche Bläſer im Anfang weniger ſicher
als ſpäter, und darunter litt etwas die Wirkung der ſchönen
Ouverture im italieniſchen Stil von Schubert, die, mit einer
Lieblingsmelodie des Meiſters langſam beginnend, in heiterer
Freude ausklingt. Es folgten, mit liebenswürdiger Grazie
vor=
getragen, Mendelsſohns Singſpiel=Ouverture zur „Heimkehr aus
der Fremde” und eine interefſante Symphoniette für acht
Blas=
inſtrumente von Novacek. Wir hörten dies Werk zum erſten
Male und waren überraſcht, daß es nicht öfter von Bläſern zur
Aufführung gebracht wird, denn ſeine vier Sätze, die allerdings
mehr Suiten= als Symphoniecharakter zeigen, ſind in ihren
friſchen, prägnanten Einfällen und ihren raffinierten
Klang=
wirkungen von wirklichem Wert. Am beſten kamen die
lang=
ſameren Teile zur Geltung, in denen ſich der Klang beſſer
aus=
breiten konnte, während in den ſchnellen Sätzen zahlreiche
Schwierigkeiten enthalten ſind, die auch vorzüglichen
Berufs=
künſtlern zu ſchaffen machen dürften. Das Konzert war recht gut
beſucht, und die Hörer dankten mit lebhaftem Beifall dem ziel=
* Oeutſche Kunſt des Mittelalters.
Von Erich Bockemühl.
Es wäre die Frage zu ſtellen: Gilt es eine ſpezifiſch
deutſche Kunſt des Mittelalters? Oder ſind die deutſchen
Künſtler nicht doch nur die Verarbeiter ausländiſcher Ideen?
Etwas ſtark tendierender italieniſcher, franzöſiſcher,
niederlän=
diſcher Einflüſſe? Gewiß, ſogar der Reiter vom Bamberger Dom
hat ſeinen Vorgänger in dem „König” in Reims, und vielmehr
immer iſt bei faſt jeglicher Erweiterung der Form und Formen,
etwa der ſtärkeren Betonung des Dreidimenſionalen in der
Pla=
ſtik, der Einbeziehung der Natur und Landſchaft eine Einwirkung
des Auslandes zu verſpüren. Aber es kommt darauf an, ob
dieſe langſamere Entwickelung eine Rückſtändigkeit, oder ob ſie
im Weſen der deutſchen Kunſt bedingt iſt, es wäre zu erkennen,
ob die Entwickelung, in dieſem Sinne gedacht, ein Kriterium
deutſcher Kunſt überhaupt iſt oder nicht.
Eigentlich iſt die Antwort leicht gegeben durch die Sprache
der Bildwerke ſelbſt, die überzeugend von ſich ſagen, daß ſie
außer aller Entwickelung von Kunſtepochen und Richtungen
ſtehen, da ſie allein in ſich ſelbſt in ihrer volksindividuellen
Eigentümlichkeit bedingt und aus geiſtig=ſ=eliſchen
Vorausſetzun=
gen notwendig ſind. Natürlich haben die deutſchen Künſtler „
ge=
lernt”, aber bei aller äußeren Aehnlichkeit iſt etwa der heilige
Michael von Bamberg gegenüber dem franzöſiſchen Vorbild, ein
ganz Neues. „Die Augen ſind vergrößert, zum herrſchenden
Zentrum des Geſichts geworden, die Brauen vorgewulſtet, die
Lippen aufgewerfen, das Kinn noch mehr markiert — ſo ſcheint
es, als ob der deutſche Meiſter die vornehmen feinen Formen
ſeines Vorbildes vergröbert habe, in Wahrheit hat er ſie zu
Trä=
gern ſtärkſten Ausdrucks gemacht . . . zu einem tiefbeſeelten,
ver=
innerlichten Bild geiſtlichen Rittertums, einem eaues
chri-
stianus.”
Sehr oft ſind die Einwirkungen des Auslandes nur
zufälli=
ger Natur, und wvo nicht, ſind die Formen auch nicht
übernom=
men, ſondern neugeſchaffen. Vor allem bei der Betrachtung des
Fiſchzuges von Witz iſt eine Eutwickelung bezounen, die der
gänzlich verſchieden iſt. Einflüſſe immerhin — etwa burg
bei dem hl. Chriſtophorus desſelben Malers —, aber „Iie
— wenn der Vergleich erlaubt iſt — ihm nur die Zunge
haben ihn gelehrt, wie man Raum in Bild geſtalten kan!
nicht”. Selbſt wo das Auge für ſtärkere Körperdarſtellt
ſchult iſt und die Perſonen individueller erſcheinen, ſind
weniger dem Geſamtweſen des Bildes eingeordnet, der
ven Geſtaltung letztlich religiöſer Erlebniſſe. Die Art
einfluſſung iſt eben in den typiſchen Vorausſetzungen
künſtleriſchen Weſens bedingt — und eben dieſes Weſen
hängig von allem Außen, autonom in einer in ihm ſelbſt
deten Entwickelung und ſtark genug geweſen zu der Plaſ
Malerei der Meiſter, um die ſich Jahrhunderte nieman
merte, deren Werke in Bamberg, Naumburg, Straßburg
kennen erſt unſerer Zeit einer (wieder einmal) neuerlichen
windung naturaliſtiſcher Tendenzen, einer tieferen Einge
heit mit innerlich=expreſſiver Kunſt vorbehalten geblie
Was man als Mängel empfand, weiß man heute als Si.
rühmen, und weiß, daß das in den Bildern Fehlende uiſ
vermögen, ſondern zur Wirklichmachung des religiöſen
innere Notwendigkeit war. Und ſelbſt wo es Nichtkönne
war auch dieſes Nichtkönnen Charakter. Parallel der
dieſer Zeiten (wenn auch zeitlich nicht ganz übereinſtit
prägen die Skulpturen ihre religiöſe Gefühlsverſunkenh
— lebensuotwendig im 13., bejahend wie die Theologia
die Philoſophie Ekkeharts, um 1400.
Was ich hier in kurzen Zügen darlege, iſt mir zuue.
nis geworden in zwei Büchern, aus denen auch die
Zitate ſind: Die Entwickelung der deutſchen mittealt
Plaſtik” und „Deutſche Kunſt um 1400”, beide von Alfred
verfaßt und im Verlag R. Piper u. Co. in München erſe
Es iſt durchaus nicht die Tendenz, etwa in voreingendt
Begeiſterung die deutſch=mittelalterliche Kunſt zu rühme.
ein frohes Bekenntnis zu ihnen iſt das ſachliche Ergebnis ſ.
Werke, die, auf breiteſter Grundlage aufgebaut, wohl das
um die Kunſtverke ſelbſt vorausſetzen, aber mit weitvers
Beweisführung und verſtändnistiefer Interpretation d
gefügten Reproduktionen (in dem erſten Buch 48, dem zweih
in verhältnismäßig knapper Form ihren Geiſt ſelbſt ur
Beziehung zum geiſtigen Leben der Zeit kennen lehren.
legt Wert darauf, die Entwickelung der Kunſt us ihr je
ik uich
mer 340.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 9. Dezember 1923
Seite 3.
Vor dem Rücktritt Baldwins?
Didon, 8. Dez. Nach einer Reutermeldung wird in
läſchen Kreiſen erwartet, daß Baldwin
ſrätritt. Für dieſen Fall werde der König
wahrſchein=
hn anderen Konſervativen mit der
Kabi=
ildung betrauen, da die Konſervativen
IG/ttnoch die ſtärkſte Partei im Unterhaus
je Wahrſcheinlich werde dann Lord Derby berufen.
Der Rücktritt Baldwins verlangt.
don, 8. Dez. (Wolff.) Der Parlamentsberichterſtatter
y Expreß ſchreibt, Baſdwin werde das
Premierminiſte=
d die Führung der konſervativen Partei niederlegen.
chluß des Premierminiſters werde der Partei auf der
urr im Carlton Club mitgeteilt werden. Kein anderer Weg
Zaldwin offen nach der überwältigenden Niederlage,
e Regierung bei den Wahlen erlitt.
egierungsfeindliche Preſſe jübelt über
rnichtende Niederlage der Regierung.
e nächſten Schritte gehen die Anſichten der Regierung
ien auseinander. Die Times weiſt darauf hin, daß
drei Parteien, eine ſtarke Regierung ohne Allianz,
reinbarung oder ſchließlich gar eine Koalition bilden
daily Telegraph, Daily Mail und Daily
treten für eine Koalition der Konſervativen und
Libe=
en die von der Arbeiterpartei kommende Gefahr ein.
ning Poſt erklärt, die größte Kataſtrophe für die
ive Partei würde eine Koalition ſein. Die Weſt=
Gazette und die Daily News befürworten eine
darung zwiſchen den Liberalen und der
rpartei bezüglich gegenſeitiger Unterſtützung im
und zwar die Unterſtützung der aus einer der beiden
gebildeten Regierung durch die andere Partei ohne
einer Koalitionsregierung. Weſtminſter Gazette tritt
eine Arbeiterregierung ein. Daily Chronicle,
d Georges perſönlichen Triumph bei dem hiſtoriſchen
3 betont, ſchreibt, eine Regierung, deren Unfähigkeit eine
das Land und eine Gefahr für Europa geweſen ſei, ſei
jagt. Weſtminſter Gazette ſchreibt, daß es
eins Pflicht ſei, ſeinen Rücktritt
einzu=
n und dem König anzuraten, an ſeiner Stelle
Mac=
d zu berufen, der der Führer der größeren der
iegreichen Parteien ſei.
(dwin vor entſcheidenden Entſchlüſſen.
udon, 8. Dez. (Wolff.) Die Daily Mail ſchreibt:
lautet, teilte Baldwin vor den Wahlen ſeinem Kabinett
8 er, wenn er keine Mehrheit erziele, ſeinen Poſten als
der Konſervativen niederlegen werde. Es werde
allge=
ſis tgenommen, daß dies jetzt unvermeidlich ſei und eine
Zu=
nAkunft der Partei ſtattfinden werde, um den neuen Führer
en.
Mehrheit der konſervatiben Miniſter und
die geſtern nachmittag nach London zurückgekehrt ſeien,
Anſicht, daß Baldwins Rücktritt
angenom=
derde; ihre Gedanken richteten ſich auf Lord Derby
uſtin Chamberlain als wahrſcheinlichen
olger. Sie ſeien außerdem der Anſicht, daß unverzüg=
Asquith und Lloyd George herangetreten
wer=
te, um eine konſervativ=liberale Koalition
rundlage der neuen Regierung zu ſchaffen,
entſprechende Angebote der Arbeiterpartei an
iberalen erfolgen würden.
f eine Anfrage in Lloyd Georges Haus erklärte ſein
r, es ſei nach Lloyd George ſicher, daß es keine
rvatid=liberale Koalition geben werde. Das=
Eiauch von den liberalen Drahtziehern in Umlauf geſetzt
Die Daily Mail erklärt jedoch, die Tatjache, daß die
ſen in der Lage ſeien, einen Handel entweder mit den
oativen oder der Arbeiterpartei bezüglich des Preiſes
F IInterſtützung zu machen, müſſe bei dieſen Erwägungen in
,gezogen werden. Es wird erwartet, daß Baldwin
eönigſeinen Rücktritt als Premierminiſter
1eten will, wenn er die Führung der
Kon=
tiven Partei niederlegt. Man glaubt jedoch,
den entſcheidenden Entſchluß erſt nach
enende treffen wird.
undon, 8. Dez. Reuter meldet: Viele politiſche
Per=
i leiten kehrten geſtern aus ihren Wahlbezirken nach London
ih— Auf den Eiſenbahnſtationen kam es zu begeiſterten
— gebungen. Asquith wurde von einer großen
ſenmenge mit Begeiſterungempfangen. In einer
Sſagte er: „Der Freihandel iſt gerettet; der
6zoll iſt tot und liegt für immer im Grabe.”
Politiker äußerten ſich zurückhaltender über die Lage, be=
3 Churchill. Der Geſundheitsminiſter Hicks
geſtern bei einem Feſteſſen in London: „Wir werden uns
E Gedanken gewöhnen müſſen, daß drei große Parteien vor=
r ſind und daß eine Koalition zwiſchen zweien davon
licht werden muß.”
Heſichtspunkt der allgemein=hiſtoriſchen Abſchnitte zu er=
Das darin bedingte tiefere Verſtehen des künſtleriſchen
S, der Nachweis der inneren Beziehungen der Myſtik, vor
A der Auswirkung Ekkehartſcher Bejahung gottdurchdrungener
— ur” in den Werken bis Mitte des 15. Jährhunderts iſt
er1 deutender Vorzug der zugleich von großem Wiſſen zeugen=
Deliberaus klaren, im beſten Sinne wiſſenſchaftlichen Bücher.
: der mittelalterlichen Kunſt beſonders eigen, daß ein
Ka=
d2 von der Weltanſchauung ihrer Schöpfer vonnöten iſt, und
Pos vor den Ausführungen der „Darſtellung des Raumes”
m Iſer „Kompoſition” ſteht, da es ſich eben ſowohl in dieſem
r der „Geſtaltung der Körperform” immer um den
Aus=
geiſtig=ſeeliſchen Lebens handelt. Ob der Verfaſſer nun
der kubiſchen Wirkung der Form, von der fallenden oder
gotiſchen Bewegung der Falten ſpricht, oder von der
erform in der Geſtaltung des Raumes, von der Eigenart
2 ers etwa, „die Figuren als Einheit zu ſchauen” — immer
Seht dies Einzelne nie als Vereinzelung, ſondern immer in
B hung zum Ganzen, in philoſophiſcher Orientierung tiefſten
2 eifens. Immer in Beziehung zum Sinn, zur begründen=
12 Fdee.
bwohl mir nicht die geſamte, in den letzten Jahrzehnten
imfangreich gewordene Literatur über dieſe Zeit und Kunſt
nt iſt, glaube ich doch ſagen zu dürfen, daß hier in bezug
SBisheriges ſehr Bedeutſames geleiſtet iſt: Im erſten Buch
r Kennzeichnung der Entwickelung: von der Ueberwindung
O intiken Formen, vom erſten primitiven Anfang im Finden
O igenſten Weſens an über die Höhen der Plaſtik der Figu=
— yon Bamberg und Naumburg hin durch eine Zeit des
kerismus bis zur bedeutſamen Einbeziehung der Wirklich=
* m Sinne bejahender Religion. Vom linearen Stil des 12.
plaſtiſchen des 13., nach einer Atempauſe zum Beginn des
Jahrhunderts, zum maleriſchen Stil um 1400 und ſpäter.
3 vergangene Jahrhunderte in den gebundenen oder doch
gen linearen Formen, die ihnen zur Verfügung ſtanden,
prachen, das wird jetzt dem Betrachter in einer effektvoll
rgerten Formenſprache vorgeführt, das tief erlebend in ſich
rnehmen, dazu zwingen ihn die vor innerem Leben
vibrie=
en Formungen dieſer Spätzeit.” Und eben die Anfänge und
Dickelung dieſer Kunſt um 1400. der plaſtiſchen und
male=
en, und auch nicht ohne den Ausblick in Späteres, umgreift
zweite Buch, das mir ſelbſt in allen Teilen, vor allem in
Der angemeſſene Goldmarkpreis.
Eine Denkſchrift des Reichswirtſchaftsminiſteriums.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium hat an die Regierungen der
Län=
der und an die mit der Preisüberwachung betrauten Behörden eine
Denkſchrift gerichtet; dieſe enthält in der Hauptſache folgende
Gedanken=
gänge:
„Mit dem Eindringen der Wertbeſtändigkeit in die Wirtſchaft und
der Beſeitigung des Unterſchieds zwiſchen der Bewertung unſeres
geſetz=
lichen Zahlungsmittels im Inland und im Ausland, verlieren die
Zu=
ſchläge, die bisher zur Abbürdung des Geldentwertungsriſikos und des
Umtauſchriſikos bei Papiermarkzahlungen erhoben wurden, ihre innere
Berechtigung. Andere Zuſchläge mögen dieſe Berechtigung für ſich nie
haben beanſpruchen können. Welcher Goldmarkpreis iſt aber im
Einzel=
fall der angemeſſene?
Verſtändlich iſt der Wunſch, daß amtlicherſeits angemeſſene
Nicht=
preiſe in Goldmark aufgeſtellt und veröffentlicht werden möchten. Aus
guten Gründen hat der vorläufige Reichswirtſchaftsrat jedoch einen
da=
hingehenden Antrag abgelehnt, und in der Tat bedarf es nur eines
Hin=
weiſes auf die Erfahrungen der Kriegszeit, um zu erkennen, daß man
von dieſem Gedanken endgültig abſehen muß.
Als gewiſſer Anhaltspunkt für die Beurteilung des angemeſſenen
Goldmarkpreiſes kann der Vorkriegs=Goldmarkpreis, d. h. der Preis des
Jahres 1913, dienen, wenn man ſich dabei zwei ſoichtige Tatſachen
ver=
gegenwärtigt. Die eine iſt dieſe: Deutſchland iſt in das Syſtem der
Welt=
wirtſchaft einbezogen und daher in einem ſtarken Maße von der
Preis=
bewegung auf dem Weltmarkte abhängig. Auf dem Weltmarkt iſt eine
echte Teuerung gegenüber 1913 zu beobachten, deren Grad nicht nur
innerhalb der einzelnen Wirtſchaftsgruppen, ſondern faſt bei jeder
ein=
zelnen Ware einen anderen Grad aufweiſt. Nehmen wir als Beiſpiel
für die Veränderung des Preisniveaus auf dem Weltmarkt England, ſo
ergibt ſich dort für Oktober 1923, den Preisſtand von 1913 mit 100
Pro=
zent angenommen, eine Hebung des Preisniveaus des Großhandels auf
158, des Kleinhandels auf 175.
Es iſt auch für den Laien klar, daß, ſoweit die deutſche Produktion
aus ausländiſchen Rohſtoffen aufgebaut iſt, die deutſchen
Produktions=
koſten zwangsläufig an der echten Teuerung auf dem Weltmarkt
teil=
nehmen. An beſonderen Verteuerungsfartoren der deutſchen Wirtſchaft
ſind gegenüber dem Ausland und dem Deutſchland von 1913 zunächſt zu
derzeichnen: die Einführung und die Erhöhung einzelner Steuern,
ins=
beſondere die Einführung der 2prozentigen Umſatzſteuer, die erhöhten
Leiſtungen für die ſoziale Verſicherung, die Belaſtung der Wirtſchaft
auf allen Stufen mit einer Reihe undroduktider Arbeiten, von denen
mit der Einführung der Wertbeſtändigkeit zwar viele verſchwinden,
andere jedoch zunächſt noch fortwirken werden.
Andere Verteuerungsmomente kommen von der Goldſeite her, wie
der höhere Zinsſatz, den die deutſche Wirtſchaft infolge ihrer
Verarm=
ung wird aufbringen müſſen. Von Bedeutung ſind auch die
Verteue=
rung der Kohle und die Veränderung der Frachten. In dieſem
Zuſam=
menhange muß noch der Rückgang der Arbeitsleiſtung erwähnt werden,
der zum mindeſten in einzelnen Produktionszweigen nicht beſtritten
wer=
den kann, ſo ſehr auch die Meinungen über die Gründe ihres Rückgangs
verſchieden ſein mögen.
An Verbilligungsmomenten ſind auf der anderen Seite einzuſetzen
die gegenüber dem Auslande und dem Frieden weſentlich niedrigeren
Mieten und vor allem aber der bekanntlich ſehr große Unterſchied
zwi=
ſchen Goldlöhnen des Inlandes und des Auslandes, die, ſoweit
Inlands=
produkte in Frage kommen, deswegen ſehr mitſprechen, weil ſich
ſchließ=
lich der Preis eines jeden Produttes zum großen Teil in Löhne
auf=
löſen läßt und, ſoweit Inlandslöhne in Betracht kommen, dieſe
Diffe=
renzierung gegenüber dem Auslande auch in den Preiſen ſich ausdrücken
müßte. Bei einem Abwägen der Verbilligungs= und
Verteuerungsfak=
toren, die auf die deutſche Wirtſchaft einwirken, wird man zu dem Schluß
kommen müſſen, daß die Bilanz ſich zum mindeſten ausgleicht und die
verbilligenden Momente bei den reinen Inlandsprodukten noch einen
mehr oder weniger großen Teil der echten Teuerung auf dem Weltmarkt
wird ausgleichen können. Es wird Aufgabe der Preisprüfungsſtellen
und Wucherbehörden ſein, in Fällen nicht aufgeklärter ſtarker
Preis=
unterſchiede gegenüber der Vorkriegszeit auf Grund von eingehenden
Erhebungen die Frage zu beantworten, ob hier eine unberechtigte
Preisforderung vorliegt.
Die Verbraucherſchaft wird dabei gut tun, ſich zwei Wahrheiten vor
Augen zu halten: Die eine iſt, daß das Preisniveau von 1913 an ſich
der Vergangenheit angehört und ſich, abgeſehen von wenigen Waren, in
abſehbarer Zeit nicht mehr wird erreichen laſſen, ſo lange das
Welt=
marktpreisniveau ſeine jetzige Höhe behält und ſich die Arbeitsleiſtung
im Inlande nicht auf die Vorkriegshöhe gehoben hat. Die andere iſt
die, daß letzten Endes das Geſetz von Angebot und Nachfrage die Preiſe
wirkſamer beeinflußt als jeder behördliche Eingriff. Die ruhige
Ueber=
legung, ob ein Preis angemeſſen iſt, die Wahl des günſtigſten Angebots,
müſſen das Haſten der letzten Monate bei der Bedarfsdeckung ablöſen.
Die Möglichkeit, zu ſparen, wird auf die Ausnutzung der Arbeitsleiſtung
arregend wirken, und Arbeitſamkeit und Sparſinn gemeinſam, werden
der Ueberſetzung der Preiſe Herr werden.
Die außenpolitiſche Bedeutung der engliſchen Wahlen.
* London, 8. Dez. (Priv.=Tel.) Die Times ſtellen
heute eine ausführliche Betrachtung über die
außenpolitiſche Bedeutung des Wahlausgangs
in England an. Das Blatt weiſt darauf hin, daß die
außen=
politiſche Frage in dieſem Wahlkampf nur eine nebenſächliche
Rolle geſpielt habe.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. Dezember.
Nach einem Erlaß des Wehrkreiskommandos V vom
7. November 1923 war es verboten, bei Zahlung in
wertbeſtän=
digem Geld Rabatt zu gewähren. Dieſer Erlaß iſt neuerdings
aufgehoben worden, ſodaß die Rabattgewährung bei
wertbeſtän=
diger Zahlung nunmehr erlaubt iſt. Verboten iſt es jedoch,
aus=
ländiſche Zahlungsmittel (Deviſen) aller Art im
Kleinhandels=
verkehr zu fordern. Es iſt daher auch verboten, die Annahme
von Deviſen öffentlich und insbeſondere in den Schaufenſtern
anzukündigen. Die Verpflichtung zur Annahme von Papiergeld
beſteht nach wie vor.
Kohlenpreiſe. Der von der Preisprüfungsſtelle eingeſetzte
Ausſchuß hat in ſeiner am 7. d. M. ſtattgefundenen Sitzung die
Preiſe ah 8, für Braunkohlenbriketts in Sackzentnerlieferungen frei
Keller auf 2.65 Goldmark feſtgeſetzt. Die Fuhrenlieferungen von
30 Zeutner an ermäßigen ſich um 15 Pfennige für den Zentner.
Die Verbrauchsabgabe, Wiegegebühr und das Verbringen an
den Aufbewahrungsort geht alsdann zu Laſten des Empfängers.
Bei Abholen ab Bahnlager ermäßigen ſich die Grundpreiſe um
10 Pfennige. Eine weitere Senkung der Preiſe wäre allerdings
ſehr erwünſcht; hierzu müßten ſich aber in erſter Linie die
Kohlen=Einkaufspreiſe und auch die Frachten dem
Friedens=
preiſe mehr nähern.
—Die Preisprüfungsſtelle ſetzt, wie alljährlich, auch in dieſem
Jahre die Preiſe für Chriſtbäume feſt. Eine Beſprechung
findet bereits am kommenden Dienstag in dem Sitzungsſaal der
Preisprüfungsſtelle im Rathaus dahier, nachmittags 3½ Uhr,
ſtatt. Zu dieſer Beſprechung werden alle Chriſtbäumhändler
ein=
geladen. Die Bevölkerung wird erſucht, die alsdann feſtgeſetzten
Preiſe genau zu befolgen und alle Zuwiderhandlungen uns zur
Anzeige zu bringen. Sowohl das Polizeiamt als auch die
Kontrollbeamten der Preisprüfungsſtelle werden über die
ge=
naueſte Einhaltung der Preiſe wachen.
— Die Gemeindevertretung der Evangeliſchen Geſautgemeinde trat
am Donnerstag unter dem Vorſitz des Herrn Pfr. Kleberger
zu=
ſammen, um wieder einmal eine Steuererhöhung zu beſchließen.
Zwar iſt erſt vor einigen Wochen die Erhebung eines beſonderen Zieles
im zweimillionenfachen Betrage der urſprünglich ausgeſchlagenen Steuer
in die Wege geleitet worden, aber — abgeſehen davon, daß noch viele
Steuerpflichtige im Rückſtande verblieben ſind — hatte ſich infolge der
ungeheueren Geldentwertung der Ertrag dieſes beſonderen Zieles ſehr
bald als völlig ungenügend erwieſen, und man ſah ſich ſchon wieder
leeren Kaſſen gegenüber. Mit den Sparmaßnahmen iſt man ſchon
in=
mancher Beziehung über die Grenze des Erträglichen hinausgegangen,
wie aus dem vor einigen Tagen in dieſem Blatt enthaltenen „
Einge=
ſandt” erſichtlich iſt. Aber die Darlegungen des Vorſitzenden haben
gezeigt, daß auch nach Bewilligung einer neuen Steuer kein Geld für
Breunmaterialien vorhanden iſt. Solche könnten nur auf dem Wege
der freiwilligen Liebestätigkeit beſchafft werden. Ueber die bewilligte
Steuererhöhung gibt die in geſtriger Nummer enthaltene
Bekanntmach=
ung des Finanzamtes und der Kirchenvorſtände nähere Auskunft. Außer
dieſer neu bewilligten Steuer ſind auch die noch vorhandenen Rückſtände
von dem im vorigen Monat bewilligten beſonderen Ziele (das
zwei=
millionenfache der urſprünglichen Steuer) alsbald zu bezahlen, da ſolche
ſonſt beigetrieben werden müßten; die noch nicht eingegangenen
ur=
ſprünglichen Steuerziele ſind dagegen ihrer Geringfügigkeit wegen
niedergeſchlagen worden. Es handelt ſich auch bei dieſer
Steuererhöh=
ung nur um die örtliche Kirchenſteuer, die nicht dazu beſtimmt iſt,
die Pfarrgehalte aufzubringen. Dieſe werden vielmehr, ſoweit ſie
nicht aus den Erträgniſſen der Pfarrſtellen (Pachtgelder uſw.) gedeckt
ſind, durch die allgemeine Kirchenſteuer aufg oracht. Aus den
örtlichen Kirchenſteuern werden neben den erheblichen Koſten zur
Unterhaltung der Kircheu=, der Pfaur= und Gemeindehäuſer hauptſächlich
die Gehälter der Kirchendiener und die an das Eliſabethenſtift zu
zah=
lenden Vergütungen für die Gemeindeſchweſtern beſtritten. In den
Steuerbeſcheiden iſt neben der örtlichen Kirchenſteuer auch die
all=
gemeine Rirchenſteuer enthalten, die — wie erwähnt — bei dieſer
Erhöhung nicht in Betracht kommt. — Am Schiuſſe der Sitzung
wurde noch eine Reſolution wegen Beſeitigung von Mißſtänder in
bezug auf die Sonntagsheiligung angenommen, die an anderer Stelle
zum Abdruck kommen wird. — Daß die Organiſten auf den
Be=
zug ihrer Vergütung vorübergehend derzichtet haben, wurde von dem
Vorſitzenden dankend hervorgehoben.
— Vorträge des Evangeliſchen Bundes. Am kommenden Dienstag.
den 11. 12., abends 6 Uhr, findet im Gemeindehaus Kiesſtraße 17 ein
weiterer Vortrag ſtatt. Studienrat Dr. Zimmermann, der
ſchon verſchiedentlich ſehr intereſſante Vorträge aus dem Gebiet der
allgemeinen Religionsgeſchichte gehalten hat, ſpricht über „Sadhu
Sundar Singh. Hinter dieſem in Miſſionskreiſen bekaunten Namen
birgt ſich eine hervorragende Perſönlichkeit, in der ſich indiſches
Volks=
tum und Chriſtentum eigenartig gefunden haben. Der berühmte
Erz=
biſchof von Upſala in Schweden, Nathan Söderblom, charakteriſiert
dieſe Perſönlichkeit mit den Worten: „Hier iſt nun eine indiſche Seele,
die ſo echt indiſch als möglich geblieben iſt, zugleich aber in der Liebe
Chriſti aufgeht und reſtlos das Evangelium annimmt. Selbſt im
Abend=
land dürfte es nicht leicht ſein, jemand zu finden, der ſich das
Evange=
lium vollkommener zu eigen gemacht hat als Sundar Singh”,
— Der Verkaufstag des Frauenvereins der Baſler Miſſion findet
Mittwoch, den 12. Dezember, von 11—6 Uhr im Marthahaus (
Stift=
ſtraße) ſtatt und bietet, wie immer, reiche Gelegenheit, zum
Weihnachts=
feſte ſeine Einkäufe zu machen. Neben ſchönen und nützlichen
Hand=
arbeiten gibt es auch Lebensmittel (Düten mitbringen!) und an dem
Büfett werden belegte Brötchen, Tee und Kuchen verabreicht.
Hoffent=
lich helfen wieder zahlreiche Käufer, die gute Sache zu unterſtützen, daß
ein ſchöner Betrag als Erlös an das Baſler Haus abgeſandt werden
kann.
— Orpheum. Der Sonntagskartenverkauf findet ſtatt im
Verkehrs=
bureau von 10—12 und an der Orphcumskaſſe von 3 Uhr ab.
dem mittleren, der von dem Sinn und dem Inhalt der Werke,
der Weltanſchauung der Schöpfer, handelt, eine Freude war, und
durch die kluge Demonſtration, die typiſche Deutung einzelner
in mancher Beziehung Erhellung und Klärung bedeutet. Ebent
Problems und der Einzelprobleme iſt es auch gegeben, daß beide
Bücher dem nach weſenhafterem Verſtändnis Suchenden Helfer
ſein können. Nicht zuletzt auch durch die den gleichen Raum
wie der Text einnehmenden Bildtafeln, in denen faſt lückenlos
die Kunſt deutſcher Vergangenheit — in beiden Büchern in der
Spanne von ſechs Jahrhunderten — lebendig iſt.
Was uns der Bamberger und der Naumburger Dom, was
uns Multſcher und Riemenſchneider, Witz und Lochner und die
vielen Bekannten und Unbekannten zu ſagen haben, das iſt in
Wort und Bild dieſer Bücher Alfred Stanges geiſtige
Wirklich=
keit — dieſer deutſchen Kunſt, die, äußerlich geſehen, wohl „
unzeit=
gemäß” ſein könnte, die aber alle Einwirkungen don außen nicht
beirren, ſondern nur zur „Steigerung der Seelenhaftigkeit ihrer
Werke anregen konnte‟ dieſer Werke innerlichſt=religiöſer
Geſtaltung zeitloſer Gegenwart.
T. Wunderkinder. Viel Aufhebens wird zurzeit vom jungen
Tonſetzer Lino Rinaldi gemacht, der, ganz wie Mozart, mit ſieben
Jahren zum erſten Male aufgetreten iſt. Solche Frühreife bei
begabten Menſchen, wenn ſie auch anormal iſt, zeigt ſich von Zeit
zu Zeit. Horace Vernet malte ſchon mit vier Jahren. Im Alter
von acht Jahren hatte Macanlay eine geſchichtliche Abhandlung,
Dante mit 9 Jahren Sonette gedichtet. Ampére hatte im 13. Jahre
von ſich reden gemacht und Blaiſe Pascal war erſt 15 Jahre, als
ſeine Abhandlung über die Schnittfläche der Kegel erſchien.
Byron verfaßte mit 10 Jahren leidenſchaftsvolle Verſe. Aber die
Muſterleiſtung würde Mirabeau gebühren, der mit drei Jahren
eine Predigt hielt, und Taſſo, der, wie es ſcheint, halbjährig
ge=
läufig ſprach.
C. K. Ein Autvunfall in der Wüſte. Ein ſchwerer
Auto=
unfall, der durch die Begleitumſtände eine gewiſſe Romantif
erhält, hat ſich bei einer Wüſtenfahrt von Bagdad nach
Damas=
kus ereignet. Die Geſellſchaft, die in drei Kraſtwagen reiſte,
beſtand aus drei Chauffeuren, einem arabiſchen Führer, ſieben
Paſſagieren und viel Gepäck. Man benutzte die nördlich ver=
laufende frühere Kamelpoſt=Route. Sechs Stunden von Bagdad
brach der Gepäckwagen zuſammen, und da die Laſten auf die
anderen beiden Wagen verteilt werden mußten, war das Gewicht
für die Zeit ſymboliſcher Werke durch das nüancierte Verſtehen zu groß. Trotzdem verſuchten ſie, Palmyra vor Einbruch der
Nacht zu erreichen, und fuhren durch die flache ſyriſche Wüſte.
in dieſer undoktrinären, undogmatiſch=inbrünſtigen Erfaſſung des Der erſte Wagen kam auch glücklich an ſeinem Ziel an, wurde
aber von dem zweiten getrennt, der einen ſteilen Abhang
hin=
unterſtürzte und ſeine ſieben Inſaſſen unter ſich begrub. Einer
der Mitreiſenden, ein franzöſiſcher Offizier, war wie durch ein
Wunder unverſehrt geblieben, kroch unter dem zerbrochenen
Wagen hervor und ſtellte feſt, daß der arabiſche Führer tot war.
Auf gut Glück irrte er in der Wüſte herum und fand
zufälliger=
weiſe einen Araber mit einem Eſel, der ihn nach Abu Kemal,
etwa 50 Kilometer entfernt, brachte. Eine Hilfserpedition wurde
ſofort abgeſandt und brachte die Verletzten nach Abu Kemal.
Der engliſche Profeſſor Hewett und ſeine Frau, die ſehr ſchwere
Wunden erlitten hatten, mußten hier zurückgelaſſen werden.
C. K. Eine Prüfanſtalt für Ackerbau=Geräte. Die Univerſität
Nebraska hat nach einer Mitteilung der Hamburger Techniſchen
Rundſchau ein Inſtitut errichtet, das dem Studium der
günſtig=
ſten Formen der Ackerbaugeräte gewidmet iſt. Es wurde zu
dieſem Zweck ein breiter betonierter Kanal geſchaffen und in
dieſen das Erdreich gefüllt, mit dem die Verſuche veranſtaltet
werden ſollen. Auf Schienen über dem Kanal läuft ein
elek=
triſch angetriebenes Geſtell, das die Pflugſchar, Bodenfräſer u. a.
in einzuſtellender Tiefe durch das Erdreich zieht. Durch dieſe
Verſuche kann genau feſtgeſtellt werden, welche Gerätformen
unter ganz gleichen Bedingungen im Erdboden auf geringſten
Widerſtand ſtoßen.
L. Ruinen in Kapernaum. Nach dem Bericht einer
amerika=
niſchen Zeitung hat der Bibelforſcher Lucien Guthier an der
Weſt=
küſte des Sees von Galiläa, dort, wie einſt Kapernaum ſtand,
Ruinen entdeckt und freigelegt, die er für die der Synagoge hält,
in welcher Chriſtus ſelbſt gelehrt hat. Die Ruinen zeigen noch
jetzt, daß die Synagoge ſehr ſchön und mit plaſtiſchen Werken
reich verziert geweſen ſein muß. Danach könnte das Bauwerk,
da nach altjüdiſchem Geſetz Bildwerke verboten waren, erſt aus
ſpäterer Zeit herrühren.
L. Erhöhung der Bahntarife in Oeſterreich. Dieſelben
wer=
den auf den Bundesbahnen ab 1. Januar 1924 um 30 Prozent
erhöht, vom ſiebenfachen auf das zehnfache der Vorkriegstarife,
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den D. Dezember 1923.
Rummer 3:
Frauenderein der Martinsgemeinde. Auf die am Montag abend
im Martinsſtift ſtattfindende Jahresverſammlung des
Frauen=
vereins der Martinsgemeinde, zu welcher die Mitglieder ſreundlichſt
eingeladen ſind, ſei hiermit nochmals hiugewieſen. Ju Anſchluß daran
findet eine gemeinſame Verſammlung der Gemeindehelfer und =
helfe=
rinnen ſtatt, bei welcher eine Ausſprache über „Anthropoſophie”,
ein=
geleitet durch Herrn Pfr. Beringer, ſich anſchließen wird.
Zur Abventsfeier am Sonntag nachmittag in der
Martins=
kirche wird nachträglich mitgeteilt, daß die Kirche dank edler Spender
geheizt iſt. Als Soliſten wirken bei der Feier mit Frau Zeh (Alt),
Herr Zeh (Orgel), Herr Schäfer (Baß), Herr Seitz (Tenor).
* „Katte‟=Aufführung der Darmſtädter Studentenſchaft. Zu der
Aufführung „Katte” am Dienstag, im Kleinen Haus des
Landes=
theaters findet der Kartenverkauf am Montag von 3—6 Uhr
nach=
mittags im Zimmer 3 der Studentenſchaft in der Techniſchen
Hoch=
ſchule ſtatt. Eine beſchränkte Anzahl Karten iſt an der Abendkaſſe noch
zu haben.
— Volkstheater. Infolge vieler Anfragen, namentlich von
außer=
halb, findet heute abend noch eine Aufführung von „Gib mich frei”
ſtatt, vorderhand die letzte; ebenſo die Aufführung des
Weihnachts=
märchens „Die Wallfahrt zum Chriſtkind”. Montag iſt wegen
Vor=
bereitung geſchloſſen.
— Aufführung des Philoktet. Während im Landestheater die „
Anti=
gone” von Sophokles über die Bretter geht, rüſtet ſich das Ludwig=
Georgs=Gymnaſium, den „Philoktet” desſelben Verfaſſers
auf=
zuführen. Der Aufführung liegt die Ueberſetzung von Wilhelm Büchner
zu Grunde. Arnold Mendelsſohn hat zu einzelnen Szenen eine
muſika=
liſche Untermalung komponiert. Die erſte Aufführung wird am
Don=
nerstag, den 13. Dezember, abends 8 Uhr ſtattfinden; eine Wiederholung
vorausſichtlich am nächſten Vage. Nähere Mitteilungen folgen.
— Bürgerverſammlung. Es wird nochmals auf die
öffent=
liche Verſammlung der Darmſtädter Bürgerſchaft morgen
Sonntag, vormittags 10½ Uhr, im Saalbau hingewieſen, in
der der Bürgerausſchuß Bericht über ſeine Tätigkeit erſtatten
und über neue Wege zur Regelung der Preiſe für Gas, Waſſer
und Strom beraten wird.
— Hochſchulring Deutſcher Art! Anläßlich eines in Darmſtadt
ſtatt=
findenden Schulungstages findet am Mittwoch, 12. Dezember, 8 Uhr,
in der Woogs=Turnhalle, ein Vortrag von Herrn Profeſſor Lent=
Erlangen über „Kriegsſchuldlüge und deutſche Freiheit” ſtatt. Der
Vor=
trag verſpricht hochintereſſant zu werden, da gerade dieſer Frage heute
ſo lebhaftes Intereſſe entgegengebracht wird. Deshalb hat ſich der
Hochſchulring entſchloſſen, den Vortrag der Oeffentlichkeit zugänglich zu
machen. Karten zu 250 Milliarden ſind an der Abendkaſſe und am
Verkehrsbureau bis Mittwoch zu haben.
Dem Pferdemetzger Heinrich Hotz wurde der Handel mit
Fleiſch= und Wurſtwaren wegen Unzuverläſſigkeit
unterſagt. Die Metzgerei ſelbſt wurde polizeilich geſchloſſen.
Ebenſo wurde nunmehr gegen die früheren Pferdemetzger
Oerterer und Schmitt, denen zu Anfang d. J. der Handel mit
Fleiſch= und Wurſtwaren durch den Oberbürgermeiſter innerhalb
der Stadt Darmſtadt unterſagt worden war, das Handelsverbot
auf das geſamte Reichsgebiet wegen Unzuverläſſigkeit
aus=
gedehnt.
— Vom Heſſen=Darmſtädter Unterſtützungsverein in Chikago.
Wie=
der haben die Treueſten der Treuen, die 71 Mitglieder des Heſſen=
Darmſtädter Unterſtützungsvereins in Chikago, die heſſiſchen ſtädtiſchen
Wohlfahrtsämter mit einer Gabe bedacht, welche die Geſamtleiſtungen
des Vereins für heſſiſche Unterſtützungen ſeit Kriegsende auf 2324 Doll.
bringt. Die treue Anhänglichkeit unſerer Chicagoer Stammesbrüder iſt
um ſo anerkennenswerter, als ſie ſich bewußt in ſcharfen Gegenſatz zu
den Franzoſenfreunden ihrer Umgebung ſtellen und damit mancherlei
geſchäftliche Nachteile auf ſich laden. Wahrlich, es wäre beſſer um das
Vaterland beſtellt, wenn manche Inlandsdeutſchen ſich die
Opferwillig=
keit der Auslandsdeutſchen zum Muſter nähmen!
— Verkehr mit Feuerwerkskörpern. Mit ſolchen Handeltreibende
haben, falls ſie im Laden nicht mehr als 2,5 Kilo und im Hauſe außer= die in der Steigerung der Erwerbsloſenziffer auf 542 eine gewiſſe Kriſe
dem nicht mehr als 10 Kilo vorrätig halten, dies dem Polizeiamt au= bedeutet, wird zu Beginn der neuen Woche dadurch eine Entſpannung
zuzeigen. (Im Bedürfnisfalle ausnahmsweiſe zeitwveilige Lagerung bis
15 Kilo im Haufe geſtattet.) Die Aufbewahrung hat auf dem Speicher, Arbeitsloſen Verdienſtmöglichkeiten ſchafft. Die Zahl der Kurzarbeiter
abgeſondert, mit keinem Schornſteinrohr verbunden, in beſonderen, be= beträgt 230 Perſonen. An Unterſtützungen kamen in deu vergangenen
21. Sept. 1905 entſprechend, mit feſt geſchloſſenen Deckeln verſehen ſein.
Größere als die oben genannten Mengen ſind außerhalb der Stadt in
polizeilich genehmigungspflichtigen Magazinen aufzubewahren. — Ab= wirtſchaftsamtes brachte als Thema „Da3 Pferd”, das der
Vor=
gabe von Sprengſtoffen an. Perſonen, die Mißbrauch befürchten laſſen, tragende, Direktor Haug, in einer Form behandelte, das auch der
beſonders unter 16 Jahren, iſt verboten. (Ausnahme bei Spielwaren, Laie an hippologiſchen Dingen Intereſſe gewinnen konnte. Von dem
die ganz geringe Sprengſtoffmengen euthalten.) Zündplättchen (Amor= Urwildpferd bis zum modernen Renn= und Traberpferd waren die
Aus=
ges), ſowie Knallkorken mit mehr als 7,5 Gramm Spreugmiſchung auf führungen von tadelloſen Raſſelichtbildern begleitet. Gleichzeitig erfuhr
1000 Plättchen ſind keine verkehrsüblichen Spielwaren. — Verboten:
Feilhalten phosphorhaltiger Spreugſtoffe iſt verboten. Strafandrohung Ländern der Erde. Wenn auch die belgiſche Raſſe das Ideal des
ſchwe=
aus 8 367 3.5 N.St. G.: Geldſtrafe bis 150 Goldmark oder Haft, ſoweit ren Arbeits= und Zugpferdes iſt, ſo ſollte dach darüber die Halbblutzucht
nicht (8 9 R.G. vom 9. Juni 1884) Gefängnis von 3 Monaten bis uicht gänzlich vernachläſſigt werden. Sport und Liebhaberei ſind noch
2 Jahren verwirkt iſt. — An bewohnten oder von Meuſchen beſuchten immer die ſtärkſten Triebfedern des Fortſchritts geweſen, und ein wenig
Wochen). Im Falle der Uebertretung dieſer Vorſchrift wverden Eltern, Saal bis zum letzten Platz beſetzt, boſonders von Auswärtigen. — Der
Unzurechnungsfähige anvertraut ſind und die es an Aufſicht fehlen wird noch bekanntgegeben.
ließen, nach Art. 44 Heſſ. P. St.G. erſtmals polizeilich verwparnt und im
Wiederholungsfalle beſtraft.
— Der heſſiſche Waldbeſitzerverband erneuerte angeſichts der
Preſſe=
nachrichten über Gründung eines freien Rheinſtaates in ſeiner General= Kartoffelverſorgung von verpachtetem Grundſtück, wünſcht mit
verſamnlung zu Gießen am 3. Dezember 1923 das Treugelöbnis zum
Deutſchen Reich und zur heſſiſchen Heimat. Er tritt geſchloſſen ein für habern wahrhaftig nicht fehlen!
die Unverſehrtheit des Reiches und verwahrt ſich gegen die Abtretung
auch nur eines Fußbreites heſſiſchen Bodens an die geplante
Neu=
gründung.
— Wichtig für Landwirte und Gärtnereien! Mit der Neubeſtellung Schulhauſe zu Waldmichelbachz am Mittwoch, den 12. I. M.,
nach=
der Felder tritt wieder die Frage der Beſchaffung der notwendigen tag, den 13. I. M., nachmittags 1½ Uhr, im Schulhauſe zu Viern=
Düngemittel, vor allem des für eine gute Crnte unentbehrlichen Stick= heim, und am Montag, den 17. I. M., nachmittags 2 Uhr, im
Schul=
ſtoffes, in den Vordergrund. An Stickſtoff beſteht bei den heutigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſen in Deutſchland großer Mangel. Die Land= hauſe zu Hirſchhorn.
wirte hieſiger Gegend ſind in der glücklichen Lage, ihren Bedarf an
Stick=
ſtoff zu decken durch flüſſigen Stickſtoffdünger. Der flüſſige rat beſchloß in ſeiner letzten Sitzung, daß alle holzbezugsberechtigten
Stickſtoff iſt den ſtreufähigen Stickſtofffalzen Ammonſulfat, Salpeter, Ortsbürger zur Beſtreitung der hohen Holzhauerlöhne bis zum 15. Dez.
Kaliſtickſtoff uſw.) gleichwertig, in vielen Fällen ſogar überlegen, da er
ſich gleichmäßiger verteilen läßt. Er har ſich ſeit einer Reihe von Jahren Milch koſtet uun, vom Verbraucher beim Erzeuger abgeholt, 0.28
Gold=
glänzend bewährt und als äußerſt ausgiebig erwieſen. Der flüfſige mark, das Pfund Butter 2 Goldmark. Dieſe Preiſe wurden vom Kreis=
Stickſtoffdünger wird in Jauchefäſſern befördert und kann dann amt für den ganzen Kreis feſtgeſetzt. Mehrforderungen werden ſtreng
in Jauchegruben oder ſonſtigen Behältern bis zur Verwendung aufbe= beſtraft.
wahrt werden, ohne an Wirkſamkeit einzubüßen. Mit Jauche vermiſcht
oder auch nur mit Waſſer verdünnt und auf die Felder gegoſſen, ſichert Sonntag fand hier eine große Bauernverſammlung ſtatt,
er dem Verbraucher reichſte Ernte. Dieſer flüſſige Dünger wird die ſehr ſtark beſucht war. Nach der Begrüßung hielt Dr. Brauer aus
von der Firma Röhm u. Haas A.G., Chemiſche Fabrik, Darm= Lorſch einen Vortrag über „Deutſchlands Zerſall und Bauernſtand”, der
ſtadt, Weiterſtädter Straße (Telephon 3387, 3388 und 3389) erzeugt, ungeteilten Beifall fand. Die weitere Tagung wurde ausgefüllt durch
welche mit Auskunft über die Verwendungsweiſe, ſowie Preiſe jederzeit Steuerfragen, worüber ein Vertreter des Finanzamts Fürth referierte.
gerne zu Dienſten ſteht. Im übrigen wird auf den Anzeigenteil ver= Bei der nun folgenden allgemeinen Ausſprache wurden auch die
unge=
wieſen.
Line (Hamburg) verläßt Hamburg am 21. Dezember, um am 12. Januar bezügliche Verhandlungen einzuleiten. Hiermit war die Tagesordnung
ſeine erſte Mittelmeerfahrt von Southampton aus anzutreten, die be= erſchöpft und der Vorſitzende des Bauernvereins, Herr
Landtagsabge=
reits ausverkauft iſt. Die „Orbita”, die nur 36 Stunden von Hamburg ordneter Wagner=Klein=Breitenbach, ſchloß die ſehr anregend verlaufene
bis Southampton gebraucht, bietet eine glänzende Ueberfahrtgelegenheit Verſammlung.
nach England zum Weihnachtsfeſt. Nähere Auskunft über Einſchiffung
erteilt die Rohal Mail Line, Hamburg, Alſterdamm 39.
Lokale Veranſkaltungen.
Die bierunier erſcheſnenden Noizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten, ein Vertreter der Regierung war dabei anweſend. Das Ergebnis war,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
Auf die volkstümliche Sonntagsmorgenmuſik im leiſten wird. Man hofft, daß die verſchiedenen Intereſſinten ſich zu
Realgymnaſium heute vormittag 11½4 Uhr ſei nochmals hin= einem gemeinſamen Vorgehen in Bälde einigen werden, ſo daß mit den
gewieſen.
Aus den Parteien.
10. Dezember, abends 8 Uhr, findet im Saale der „Stadt Pfungſtadt”, gegen die von der Landwirtſchaftskammer geforderten Beiträge ent=
Reichstagsabgeordneter Pfr. Korell über die letzte Kriſe in der lich ſeien, vorläufig keine Beiträge zu leiſten.
Reichsregierung ſprechen wird. Zu dieſer Verſammlung können auch
Freunde der Partei eingeführt werden. (S. Anz.)
Mittwoch, den 12. Dez., nachmittags, Beratung der Kinder=Weihnachts= Beziehungen zur Inneren Miſſion zu pflegen und die Jugendämter zu
feier. Vollzähliges Erſcheinen des Vorſtandes dringend nötig. Herzlichſt unterſtützen.
eingeladen ſind alle, die durch Rat und Tat helfen wollen. Wer
verhin=
dert iſt, zu erſcheinen, möge im Parteilokal mündlich oder ſchriftlich vor mando hat die ſozialdemokratiſche Oberheſſiſche Volkszeitung in Gießen
der Sitzung Auskunft geben über das, was erreicht iſt.
Die Aerzte ſtreiken nicht
wie die Krankenkaſſenvorſtände immer wieder in den Zeitungen und
ihren Mitgliedern gegenüber behaupten! Alle Kaſſenmitglieder werden
nach wie vor behandelt und zwar zu den Mindeſtſätzen der Preuß.
Ge=
bührenordnung, multipliziert mit dem wöchentlichen
Lebenshaltungs=
index und nach unten abgerundet. Das bleibt ſtets unter den Sätzen der
Privatpraxis,
Die Aerzte lehuen es einmütig ab, Kaſſenvorſtände, ſolange die
Verordnung vom 30. 10. als Ausnahmegeſetz gegen ſie beſteht, als
Ar=
beitgeber anzuerkennen und bleiben bei der Barzahlnug, die jeder
halb=
wegs Denkende, bei unſerer Wirtſchaftslage, für richtig hält.
Wenn der Wortführer der hieſigen Ortskrankenkaſſe von
Verdunke=
lungsverſuchen ſpricht, ſo trifft das höchſtens auf ſeine Ausführungen zu,
die das weſentliche der Verordnung einfach verſchweigen.
Es hat keinen Zweck, mit Kaſſenvorſtänden und Regierungsämtern,
die das Unrecht der Verordnung nicht zugeben wollen, darüber weiter
in der Oeffentlichkeit zu ſtreiten; für die Aerzte iſt aber von Bedeutung,
daß außer in ganz Baden auch einzelne K.=K. bei uns das ſchon einſehen
und noch viel mehr Kaſſenmitglieder.
Nun noch zu der Behauptung der hieſigen Ortskrankenkaſſe, daß ſie
den Aerzten nichts mehr ſchulde!
Der hieſigen Ortskrankenkaſſe gingen heute durch uns die
Rechnun=
gen von 112 Aerzten aus Darmſtadt=Stadt und 3 Landkreiſen für
Novem=
ber, im Geſamtbetrage von rund 7880 Billionen zu über 4300 behandelte
Erkrankungsfälle. Auf dieſen Betrag hat die O.KK. bis zum 23. 11. in
vier Raten 1665 Billionen bezahlt, alſo etwa 20 Prozent, da noch
meh=
rere Rechnungen ausſtehen.
Es iſt ein ſtarkes Stück, demgegenüber zu behaudten, daß keine
Rückſtände beſtehen! Dann allerdings, als einzige von über 50 Kaſſen
ſich damit herausreden zu wollen, daß noch keine Rechnungen vorlagen!
Es hatten ſich aber alle K.K. verpflichtet, wöchentliche
Abſchlagszahlun=
gen zu leiſten. Dem hat ſich die hisſige Ortskrankenkaſſe gerade dann
entzogen, als der Hauptbetrag bei höchſter Geldentwertung fällig war!
Die Anzahlungen für Noyember verdanken wir dabei noch in erſter
Linie dem dankenswerter Entgegenkommen der ſtädtiſchen Verwaltung,
die mehr Verſtändnis für die Pflichten der O.KK. hatte. Der
Wort=
führer der hieſigen D.K.K. hat alſo am allerwenigſten Grund, hierüber
zu ſprechen und für ſich in Anſpruch zu nehmen, daß andere Kaſſen
ihren Verpflichtungen: nachkamen
Die hieſige O.K.K. verlangt von den Aerzten erſt Rechnungsſtellung,
aber für ihre Beiträge gibt ſie keine mehr aus und verlangt Zahlung
nach Gutdünken! Die Forderungen der Aerzte ſollen die Finanzen der
hieſigen D.K.K. gefährden! Ihre Mitgliederzahl betrug im Oktober
nach ihren Angaben rund 22 700 und wenn wir die Geſamtrechnungen
für ärztliche Behandlung im November, einſchl, der noch ausſtehenden
und auswärtigen, auf 9000 Billionen ſchätzen, ſo ergibt das pro
Mit=
glied im November rund 0,4 Billionen, während die Beiträge pro
Mit=
glied und November nach den Forderungen der D.K.K. ſicher 4
Bil=
lionen betragen, alſo etwa 10 Prozeut für Arztkoſten, wie das
Verhält=
nis etwa immer geweſen. Wo liegt da die Frreführung?
Es iſt mehr wie unverſtändlich, wie die Aufſichtsbehörde den
Kaſſen=
vorſtänden das Recht geben kann, beim vertragsloſen Zuſtand ihre
Kaſſenmitglieder für ärztliche Behandlung und Apotheke mit einem
lächerlich geringen Betrag abzufinden und noch unverſtändlicher iſt es,
wie die Kaſſenmitglieder, die doch ſonſt heute ihre Rechte zu wahren
wiſſen, ſich ſolche bürokratiſche Maßnahmen gefallen laſſen.
Es bleibt eben dabei, daß ſich die Verordnungen gegen
Kaſſenmit=
glieder und Aerzte richtet und beide ſie zu Fall bringen müſſen, wenn
wir wieder zum früheren Verhältnis kommen wollen,
Es ſei noch erwähnt, daß bei den kaufmänniſchen Erſatzkaſſen und
ſogen. fr. Hilfskaſſen, die jetzt eingeführte Barzahlung auf einem
gegen=
ſeitigen Abkommen mit Zuſtimmung der Hauptverbände beruht und mit
dem vertragsloſen Zuſtand der übrigen K.K. nichts zu tun hat.
Auch für die Eiſenbahn=Betr.=K.=K. kommt der vertragsloſe
Zu=
ſtand, wie auch von den betr. 8.,K, bekannt gegeben, nicht in Frage.
Der Verband der Kaſſenärzte in der Provinz Starkenburg.
8 Eberſtadt, 8. Dez. Die Lage aufdem Arbeitsmarkt,
erfahren, daß dann mit der Holzmacherei begonnen wird, was vielen
ſtändig verſchloſſenen, mit Licht nicht zu betretendem Raume zu erfolgen. Woche 2800 Billionen zur Auszahlung. — Die Pacht für die Schrebeu=
Die Behälter müſſen, 8 6 der Verordnung, betr. Sprengſtoffverkehr vom gärten und Gemeindegrundſtücke iſt bis zum 10. Dezember zu entrichten.
— Groß=Umſtadt, 8. Dez. Der dritte Vortrag des
Land=
man vieles über Land und Leute und die Pferdebehandlung in allen
Orten iſt Abbrennen von Feuerwerk verboten, (Strafrahmen aus Stolz für ſein Pferdegeſpann ſoll auch der Bauer übrig haben. Die
8 367 3.8 R.St.G.: Geldſtrafe bis 150 Goldmark und Haft bis ſechs Verſammlung war ſehr gut beſucht und der zur Verfügung ſtehende
Vormünder oder Andere, deren Obhut Kinder unter 12 Jahren oder nächſte Vortrag findet am Dienstag, den 18. Dez, ſtatt. Das Thema
Von der Bergſtraße, 8. Dez. Ein Zeichen der Zeit. Ein
Tagesblatt der oberen Bergſtraße bringt folgendes
Heiratsange=
bot: Gebild. Fräulein, 38 Jahre, evang., mit Weißmehls und
charaktervollem Herrn in ſicherer Exiſtenz uſw. Da wird’s an Lieb=
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 8. Dez.
Schulverwalterkon=
ferenzen werden durch Herrn Schulrat Bauder in nachfolgender
Weiſe abgehalten: Am Montag, den 10. I. M., nachmittags 2 Uhr, im
mittags 1½ Uhr, im Schulhauſe zu Heppenheim; am Donners=
* Birkenau, 8. Dez. Vorauszahlung. Der hieſige
Gemeinde=
je 4 Goldmark in die Gemeindekaſſe zu zahlen haben. — Das Liter
* Aus dem Weſchnitztal, 8. Dez. Verſammlung. Am letzten
heuren Abgaben an die Landwirtſchaftskammer erwähnt und ſtark
kriti=
ſiert und auf die Ungerechtigkeiten und Unrichtigkeiten, hingewieſen,
—Mittelmeerfahrt. Der durch ſeinen Hamburg — Neu=York=Dienſt welche dieſe Abgaben enthalten. Die landwirtſchaftlichen Organiſationen
bekannte 15 000 Tonnen=Kaütsdampfer „Orbita” der Rohal Mail wurden beauftragt, hierin einmal nach dem Rechten zu ſehen und dies=
* Hirſchhorn, 8. Dez. Kraftwerk. Auf Anregung des
Kreis=
amts Hepenheim fand hier eine Ausſprache über die Ausnutzung der
Waſſerkräfte des Ulfen= und Finkenbachs mit den Vertretern
der heimiſchen Induſtrie und der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G. ſtatt. Auch
daß man beſchloß, die beiden Bachläufe zu einem großen
Kraft=
werk auszunutzen, das jährlich etwa 4—5 Millionen Kilowattſtunden
Bauarbeiten bald begonnen werden kann. Die vielen Erwerbslofen
würden dann auch lohnende Beſchäftigung finden.
+ Ober=Roden, 8. Dez. Proteſtverſammlung. Die hieſi=
Deutſche Demokratiſche Pautei. Am Montag, den gen Landwirte legten in einer Proteſtverſammlung im „Nathausſaal
(Eliſabethenſtraße) eine Mitgliederverſammlung ſtatt, in der ſchiedene Verwahrung ein und erklärten, da dieſe Beträge unerſchwing=
Büdingen, 8. Dez. Wohlfahrtspflege. Unter dem Vorſitz
des Pfarrers Kuhn in Ortenberg wurde für den Kreis Büdingen ein
Deutſche Demokratiſche Partei, Frauengruppe, ebang. Kreiswohlfahrtsausſchuß gegründet, der die Aufgabe hat, die
O Gießen, 8. Dez. Zeitungsverbot. Das
Wehrkreiskom=
wegen eines Artikels über die Reichswehr auf 8 Tage verboten.
Vertretung Ur
Lager
Wagner
Langne
Darmstadt
24 Grafenstraße
Telephon 1992 und
Reich und Ausland.
Zuſammenſtöße in Heidelberg.
Heidelberg. Im Laufe des geſtrigen Tages kam es zu
loſendemonſtrationen. Da eine in die Stadthalle einberufene wi
ſammlung nicht ſtatfinden durfte, verſuchte ein größerer
ren hundert Leuten, meiſt jüngeren Alters, nach dem Ratha
dringen. Sie wurden zum Teil von der Landespolizei in
ſtraßen abgedrängt, doch kam eine größere Schar auf den M
wo ſie unter Umwerfen des Bauzauns vor dem Rathausuer
Verübung ſonſtigen Unfugs lärmte und randalierte. Als die
Polizei ohne Gebrauch der Waffe vorging und den Platz zu ſäube
ſuchte, fiel aus der Menge der Demonſtranten ein Schuß, wo
Poliziſt am Oberſchenkel verwundet wurde. Darauf ga
ebenfalls Feuer worauf ſich die Menge umgehend zerſt
gefährliche Verletzungen waren nicht zu verzeichnen.
Herabſetzung der Gas= und Strompreiſe.
Mannheim. Dem Gemiſchten beſchließenden Aus
einer Sitzung am Samstag eine Vorlage zugegangen,
hoit. af die Häſct, des htehlenednrfd fin de Lerfe Nch
kohlen gedeckt werden kann.
Beſchlagnahmte Deviſen.
Ludwigshafen. Durch die Polizei wurden drei
feſtgeſtellt, die den Handel mit Deviſen im Großen betrieben,
ſie im Beſitz einer Devifenhandelserlaubnis waren. Da ſie d
umſatzſteuer auf dieſe Weiſe hinterzogen, wurden ihre Deriſe
lichem Umfange heſchlagnahmt und dem Finanzamt überwvie
Strafen, die von dort verhängt wurden, gehen in die Tauſende
lionen, ſo daß die raſche und empfindliche Strafe abſchrecken
dürfte.
Wolfsplage in Rußlaud.
Moskau. In den letzten Monaten ſind allein im Be=
Zanyzin an der Wolga nach amtlichen Feſtſtellungen 1800 Stück
Wölfen zerriſſen worden. Die Zunahme der Raubtiere wächſt
haubt in Rußland zu einer Plage aus, ſo daß die Behörden b
Maßnahmen dagegen zu treffen beabſichtigen.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Sp. Vgg. Arheilgen—,Vorwärts”=Mannheim.
B. Am heutigen Sonntag erfahren die Kreisligaſpiele di
Kämpfe um den Süddeutſchen Verbandspokal eine Unterbrechu
angenehme Abwechſlung. Intereſſant wird das Treffen auf dem
platz am Arheilger Mühlchen zwiſchen Sp.Vgg. Arheilgen und
wärts”=Mannheim. Dieſer hält in den Verbandsſpielen des
kreiſes” mit wenigen Spielen ſchon die Tabellenmitte und ge
Mannheim einen ſehr guten Ruf.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
fein=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 4 24 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, 1ör
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Warum werden die Brotpreiſe nicht geſen
Geht man jetzt durch die Geſchäftsſtraßen, ſo kann man erfr
weiſe beobachten, daß endlich die Preiſe etwas geſenkt ſind. 2
den meiſten 2
Feißbril zud eiſädlien Kandesticldtden uech eie
Arbeit zu leiſten. Befremdend iſt es aber, und es wird in w
Kreiſen der Bevölkerung nicht verſtanden,
Gewerbe, und zwar das Bäckergewerbe, dieſem allgemeinen
abbau nicht folgt. Jeder, der ſich einigermaßen um die Marktla
mert, der weiß, daß das Mehl innerhalb der letzten acht bis zel
um mindeſtens 25 Prozent im Einkaufsprei
ſunken iſt. Löhne und Kohlenpreiſe ſind in dieſer Zeit nick
worden. Wie kommt es, daß der Brotpreis nicht geſenkt wird?
muß von den berufenen Inſtanzen ſofort nac
Rechten geſehen werden. Soweit uns bekannt iſt, ha
Bäcker den Preis für einen Vierpfundlaib nur von 900 Milliar
ſage und ſchreibe 860 Milliarden Mark, alſo um 5
geſenkt. Sie weigern ſich, wie man hört, freiwillig
tere Brotpreisſenkung eintreten zu laſſen. Deshalb iſt es Pl
Regierung, hier mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln gegen
berechtigte Ausbeute der Bevölkerung vorzugehen. Jeder von u.
und ſoll Opfer bringen, warum ſoll das Bäckerge
allein dasjenige ſein, das aus anderer Leute
Riemen ſchneidet?!
Briefkaſſen.
„Gausrecht”. Wir haben hier ſchon jüngſt darauf hingelvie
um die Wirkung des berechtigten Zahlungsverlangens de
zuweiſenden Umlagen herbeizuführen, die Vorlegung vudn
gemäß erfolgen muß, d. h. die Belege müſſen beim Mieter in
vorgelegt werden und, wie der Kommentar zum Mieterſchutzge
Goetzel ausdrücklich betont, iſt ein Verlangen, zu dem Vermieter
Einſicht zu kommen, unberechtigt. Der Vermieter hat dem Miet
Einſicht in ſeiner (Mieters) Wohnung zu geſtatten. Sind die
lichen Verhältniſſe geſpannter Natur, ſo kann ja Vermieter dur
Mittelsperſon dieſe Einſichtnahme bewerkſtelligen. Bezügli
auf die Mieter umgelegten Betrüge tritt ein
voller — Zahlungsverzug, inſolange dieſe Nachweiſun
erfolgt iſt, nicht ein.
gegen Nervenschwäche, Erschöp
SATTRIN austände, Sar. Neurgsthenie ein 2
des u. kräktigendes Tohimbin-HIormon-Präparat, Fachärztlich
achtet und sehr empfohlen In jeder Apotheke erhältlich.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, vormittags 10½ und nach
3 Uhr: Feſtſpiel und Bühnenſchauturnen der Turngemeinde
ſtadt 1846; ferner: abends 7 Uhr, Ende 9 Uhr (C8, a4): „And
Kleines Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende gegen 9½ Uhr (Zuſ”
X4): „Der Waſſerträger”. — Orpheum, 7¾4 Uhr abends:
die Tänzerin”. — Volkstheater, 4 Uhr nachmittags: „Die
fahrt zum Chriſtkind”: 8 Uhr abends: „Gib mich frei‟. — Heſ
Kleinkunſt — Marionettenſpiele — im Nathildenhöhſaa.
mittags 4 Uhr: „Die drei Wünſche” abends 8 Uhr: „Das
ſchloß”. — Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefe
ner, nachm. 4 Uhr im Konkordiaſaal: Weihnachtsfeier.
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellunge
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verautwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſ
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich ſür Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratentel: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſäntlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 12 Seiten
[ ← ][ ][ → ]nmer 21
Beilage zu
m.
armſtädter Tagblatt
9. Dezember 4923
weite Sondernummer: Das deutſche Buch des ahres 1923
itik, Wirtſchaft, Soziologie, Rechts=
und Staatzwſenſchaften.
Beſetz über Mieterſchutz und Mieteinigungsämter vom 1. Juni 1923.
egeſtellt und erläutert von Rechtsanwalt Dr. Walther Goetzel,
lin, 1. Vorſitzender des Mietervereins des Groß=Berliner Weſtens.
3. Otto Elsner, Verlagsgeſellſchaft m. b. H., Berlin S. 42.
Is 3. Band des Reichsmietrechts iſt das Buch von Goetzel pünktlich bei
ifttreten des neuen Geſetzes erſchienen. Hatte man ſchon aus Goetzels
ſeitung des RMG. entnehmen können daß es ſich bei ihm um
fleißigen und verſtändigen Juriſten handelt, der auch, mit den
n wirtſchaftlichen Kenntniſſen ausgerüſtet, an die Durchdringung
uen und ſchwierigen Rechtsſtoffes herantrat, ſo kann gleiches Lob
jeſem Erläuterungsbuch geſpendet werden. RMG. und das
ſchutzgeſetz ſollen bis 1. Juli 1926 in Wirkſamkeit bleiben. Ob
lange Zeit der Wohnungszwangswirtſchaft allerdings beſtehen
wer möchte das ſagen. Aber andererſeits greifen die hier
ge=
un Verhältniſſe ſo ſehr ins tägliche Leben ein — die
fortgeſetz=
fragen bei der Schriftleitung beweiſen es — daß ein Wegweiſer
m Gebiete des Mietrechts unentbehrlich iſt. Auch die in den
Ver=
zuſammengeſchloſſenen Intereſſentengruppen werden eines
ſol=
lfsmittels, deſſen Anſchaffung ſich vielfach bezahlt macht, nicht
können.
Juſtizrat Lindt.
philoſophie, Religion.
nel, Gg.: Philoſophiſche Kultur.
erlin, G. Kiepenheuer.
3. Aufl, 311 Seiten.
ſolf, Fr.: Heinrich von Kleiſt. 173 S.
. broſch. 3.60; Hlwd. 6.00; Hfz. 12.00.
Berlin, Gg. Bondi.
Srer, E.: Philoſophie der ſymboliſchen Formen.
Teil: Die Sprache, 29 S. Gz. 12,00.
h habe die drei Werke zuſammengeſtellt, weil ihre innere Struktur
rbindet. Sie gehöken denen zu, die nicht in einem logiſch
abſtrak=
iſolierten Syſtem die Erfüllung der Philoſophie finden, ſondern
e das unendliche Leben „verſtehen” wollen. Die philoſophiſche
ode des „Verſtehens”, der Erfaſſung der geiſteswiſſenſchaftlichen
s=heit iſt es, die die Verknüpfung der drei Verfaſſer rechtfertigt.
mels Goethe” und „Nembrandt” zeigen dieſen Geiſt
wiſſen=
lichen Schauens; in der Literaturgeſchichte erſchöpft Gundolf
der lebendigen Perſönlichkeit „intuitiv” den Dichter. Und Ernſt
ſirer, deſſen erkenntnistheoretiſche Schriften in Stil und Gehalt
ordentlich zu ſchätzen ſind, wendet ſich in dem vorliegenden Band
ebenfalls dem Prohlem der Geiſteswiſſenſchaft zu, nachdem er
* ſeinen kritiſchen Idealismus vornehmlich an der exakten
Wiſſen=
entwickelt hat. Die Theorie des Erkennens” muß für jene
er=
des „Verſtehens‟. Er verſucht das an der
rt werden zur
Theo=
enſchaft der Sprache. — Von Simmel ſind eine Reihe Eſſahs zur
ſetik. Religionsphiloſophie, zur Philoſophie der Geſchlechter und
der Kultur unter dem angeführten Titel geſammelt.
Hierher gehört wohl, in ſeiner Gewichtigkeit jedenfalls, auch noch:
Seffer, A.: Dichtung und Dichter. 501 Seiten. Leipzig,
nſelverlag.
* verſücht „eine Darſtellung vom Weſen der germaniſchen bezw.
chen Versdichtung, in den Formen der lyriſchen, epiſchen und tra=
=dramatiſchen Kunſt. Die Methode iſt die einer Erforſchung der
riſchen Perſönlichkeit, aber auch der einzelnen Kunſtgattungen”,
e Eſſahs gehen über Leſſing, Mörike, Ludwig Strauß und Stefan
ege, über die Ballade, das Sonett, die Tragödie und das Epos.
Mehr als dieſe knappe Orientierung kann an dieſer Stelle nicht
ben werden.
ſen, eine königliche Kunſt. Von M. Faßbender, 278 Seiten,
7.—20. Aufl. Freiburg, Herder. Gz. 4.
die hohe Auflage des Buches über Selbſterziehung ſpricht für ſeine
ebtheit. Faßbender ſchreibt ſehr undoktrinär, verſtändig und
be=
nt. Sein Ziel iſt chriſtliche Selbſthaltung. Die
Underſchwommen=
die man der meiſten Selbſterziehungsliteratur nicht nachrühmen
Em.
machen das Buch grundfätzlich wertvoll.
Weſen des Menſchen. Von Ricarda Huch. Verlag Kampmann
Schnabel, Prien am Chiemſee. 25 S.
ticarda Huch gewinnt am Kosmos die Dreieinheit Geiſt, Natur
Seele, prägt ſie auf den Menſchen und erfaßt ihn dadurch als „gan=
Organismus‟. Das Buch ſchreitet ſchwer und gehaltvoll. km.
Ludwig Schleich: Ausdem Nachlaß. Verlag Ernſt Rowohlt,
Ferlin. 176
koch einmal ein Blick in das reiche Leben des bekannten Arztes:
orismen, Briefe, Gedichte. Intereſſantes aus Naturwiſſenſchaft und
täglichen kleinen und großen Leben. Dazu die rührende Erinnerung
die „braune Venus‟. Den Freunden Schleichs eine dankenswerte
Em.
tſchichte, Kulturgeſchichte, Geographie.
G=Lothringen, Heimatſtimmen. Berlin W. 30, Poſtſchließfach Nr. 5.
in Berlin erſcheint ſeit Beginn des Jahres eine neue Monatsſchrift
aß=Lothringen, Heimatſtimmen” genannt. Im Gewand der
elſaß=
eingiſchen Landesfarben, rot und weiß, will die neue Zeitſchrift ein
rmelpunkt für alle die Altelſäſſer und Altlothringer ſein, die im
tſchen Reich verſtreut ſind und auch für diejenigen Altdeutſchen,
u Elſaß=Lothringen die einzige, unvergeſſene Heimat geworden iſt.
November=Heft der Monatsſchrift, Herausgeber Dr. Robert Ernſt
Berlin, bringt Politiſches und Wirtſchaftliches, eine poetiſche Bei= lediglich typologiſch=chronologiſche Betrachtungsweiſe des gegenſtändlichen
und eine Erzählung im elſäſſiſchen Dialekt. Die Preſſeſchau am
uß, wvie immer reich bedient, zitiert Stimmen aus elſaß=
lothringi=
r deutſchen, franzöſiſchen und anderen ausländiſchen Blättern. Ein
in die bisher erſchienenen 11 Hefte zeigt, daß hier Herausgeber
Mitarbeiter, die zu den beſten Köpfen der „Elſaß=Lothringer im Wert einer typologiſch=chronologiſchen Schulung keineswegs verkennt.
Zeit ein Werk geſchaffen haben, das jeder
h” gehören, in kur
ſchrift in Elſaß=Lothringen von den Franzoſen verboten, doch findet
n ſo manche und immer mehr Häuſer dort ihren Eingang. Nicht
gringen ſelbſt durch zahlreiche Aufſätze dvon Freunden jenſeits des
ins in den „Heimatſtimmen” ein kräftiges Echo findet. Die Dezem=
Nummer wird in Form einer reinen Weihnachtsnummer erſcheinen.
ge ein Abonnement auf die Zeitſchrift in recht vielen deutſchen Häu=
HI. W. W.
unter dem Weihnachtsbaum liegen.
iſtrierte Völkerkunde. Unter Mitwirkung zahlreicher Verfaſſer
heraus=
jegeben von G. Buſchan, II. 1. Teil; Auſtralien und Ozeanien,
Aſien. 1078 S. 2. und 3. Aufl., Stuttgart, Strecker u. Schröder.
Durch ſein ausgezeichnetes Abbildungsmaterial, die Ueberſichtlichkeit
in die erſte Reihe der Völker
Vollſtändigkeit hat ſich der Buſcha
Den geſtellt. Nunmehr iſt der 2. Band außerordentlich vermehrt i
rnd 3. Auflage herausgekommen. Er bringt die ethnoaraphiſch
hoch=
reſſanten Gebiete des auſtraliſchen und ſüdoſtaſiatiſchen Archipels
die des zugehörigen Feſtlandes. Das mit Aſien ethnographiſch en
Enüpfte Curopa mußte wegen der Stoffülle dieſes Bandes einem h.
deren, noch erſcheinenden überlaſſen werden. Der Wert
rſchan” liegt außer in ſeiner Erſchwinglichkeit in dem vorzügliche
ſtändigen Bildmaterial. Der vorliegende Band hat an 600 Abb
gen, 50 Tafeln und 9 Karten. Dazu kommen 75 Seiten Regiſte
eine reiche Literaturangabe. Zuſammen mit ſeiner unbedingte
hlichkeit iſt es ein Werk, das ohne weiteres die Bedingung=
2s wiſſ. Nachſchlagewerks erfüllt, ohne dabei die darſtelleriſche
Friſct=
verlieren. Die hervorragende Ausgabe iſt dem rührigen Stuttgarte,
erkſam
rlag zu danken. — Im Anſchluß hieran machet
1. Bändchen der von der Wiener Prähiſtoriſchen Geſellf
ebenen Reihe.
* Lebensbild in Briefen aus der Biedermeierzeit. 270 S. Frankfurt
a. M., Englert u.
Die Wage des Lebens von R. Francé (Anthropos=Verlag, Prien,
Oberbahern).
Ein ernſtes Buch, mit dem ernſte Menſchen ſich befaſſen ſollten.
Ein Autor, der über umfaſſendes biologiſches und kulturhiſtoriſches
Wiſſen verfügt, nimmt forſchend und weiſend Stellung zu den geiſtigen
Strömungen unſerer Zeit, unbeengt durch ihre Vielfältigkeit. Es wird
ein Innenleben aufgedeckt, in dem jeder ernſte Leſer ein Stück ſeines
Selbſt irgendwie berührt fühlt und das ihn darum feſſeln und zum
Denken zwingen wird.
1e
iſt Gotzvon Berlichingen gedruckt
Dieſe Frage beantwortet Dr. Hermann
Bräuning=Oktavio in einer demnächſt
er=
ſcheinenden Gedenkſchrift. Er führt den
bündigen achweis, daß der Erſtdruck auf
Deranlaſſung vonJohannHeinrich merck
vorl50 Jahren vonder L. C. wittich’ſchen
Hofbuchdruckerei in Darmſtadt hergeſtellt
wurde. DieSchrifterſcheint unterdemEitel
Der Erſköruck
von Goethes Götz
von Berlichingen
als untadeliges Druck=Erzeugnis unſerer
Tage mit Bildern und der Wiedergabe von
zahlreichen Buchtiteln in Griginalgröße
aus gleicher Zeit und gleicher Offizin. Die
Größe beträgt 22 mal 27 cm auf echt hand:
geſchöpft Bütten, ſorgfältig broſchiert,
auf Bünde geheftet, Wark 35.—
Im Anſchluß an dieſe für jeden Goethe:
Freund bedeutungsvolle Schrift wurde in
der alten Lesart unter wahrung aller
Eigenheiten des Urdrucks im gleichen
wer=
lag wie vor hundertundfünfzig Jahren
Götz von Berlichingen
mnit der eiſenen Hand
gedruckt. Größe 13½, mal 21 cm auf echt
handgeſchöpft Bütten, 12 Bogen ſtark,
handgebunden in Ganz oder Halbleder
und in Ganz=oder Halbpergament. Preiſe:
Ganzleder oder „vergament: Mk. 5.—
Halbleder oder „pergament: Mk. 40.—
Broſchiert aufBündegeheftet: Mk. 25.—
Zwei ſehr wertvolle numerierte Werke für
Freunde des guten Buches!
Beſtellungen beliebe man zu richten an die
L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei
Darmſtadt
Rheinſtraße
Vorgeſchichte des deutſchen Volkes. Ein Grundriß von Dr. Ernſt
Wahle. Privatdozent für Vorgeſchichte. 184 S. Curt Kabitzſch,
Leipzig. 1924.
Der Wert dieſes aus Vorleſungen an der Heidelberger Univerſität
entſtandenen Buches, das ſich auch an Laienkreiſe wendet, liegt in ſeiner
Zielſetzung: über die in der prähiſtoriſchen Forſchung bis jetzt übliche.
archäologiſchen Fundmaterials, zu deſſen hiſtoriſcher und
kulturgeſchicht=
licher Verwertung überzugehen, d. h. aus den Fundkompleren
rekon=
ſtruierbare Zuſammenhänge zwiſchen den einzelnen Erſcheinungen des
menſchlichen Lebens aufzudecken. Daß der Verfaſſer den grundlegenden
daß ſie Sonditio sine auz non iſt für jede prähiſtoriſche Arbeit, beweiſt
tſche nach beſten Kräften unterſtützen ſollte. Natürlich iſt die neue der beigegebene und auch im Text verarbeitete Literaturanhang. Bei
der Zerſplitterung der vorgeſchichtlichen Literatur dürfte ſich dieſe mit
gründlichſter Sachkenntnis zuſammengeſtellte Bibliographie, für jeden,
Ewähnt wollen wir auch laſſen, daß die wahre Stimmung in Elſaß= der mit der Prähiſtorie in Berührung kommt, gar bald als ein
uneut=
behrlicher Führer erweiſen.
Rafſenkunde. Von G. Kraitſchef. 150 S. Wien, Burgverlag.
Sie iſt knapp gehalten, gibt mit zahlreichen Abbildungen und 16
Ta=
feln eine erſte Orientierung beſonders über die deutſche und oſtalvine
Naſſe. Da „nie mehr über Naſſen geſprochen und uie weniger davon
rd das Bändchen willkommene
Verbrei=
verſtanden wurde wie heute”,
tung finden.
Em.
Zugendſchriften, Bilderbücher.
Anakatula, der Sonnenſucher. Von Georg Biedenkapp. (Verlag Enßlin
u. Laiblin, Reutlingen.)
Dieſes Buch erzählt von einem jungen Deutſhen, der vor viertauſend
Jahren an der Elbe heranwuchs und den ein unbeſiegbarer
Wiſſens=
drang nach Siden trieb, wo er nach dem Glauben ſeiner Zeit die Sonne,
die unſere Vorfahren als Quelle alles Guten und Endziel aller Seelen
güttlich verehrten, zu finden hoffte. Das ſpannende Buch wird als
wvill=
kommene Feſtgabe viel Freude machen.
Meiner Urwalöneger Denken und Handeln. Von Joſeph Fräßle
C. I., Miſſionar. Mit 17 Bildern. 8. (N u. 234 S.)
Frei=
burg i. Br. 1923, Herder. Geb. G. 4,40 (3,89).
An Haud ſeiner Miſſionstätigkeit am Oberkonno (1905—1930) zeigt
der Verfaſſer in feſſelnden Schilderungen das Volk im wildwunder=
Miſti
vird das Buich nützen.
Naturwiſſenſchaft, Technik.
Entwicklungsgeſchichte der modernen Phyſik. Von F. Auerbach,
344 S. Berlin, J. Springer. Geh. 8, geb. 10.
Ein ſolches Werk, das über die phyſik. Forſchungen der letzten
Jahr=
zehnte überſchauend und wiſſenſchaftlich Kenntnis gibt, wird ſchon
lange erwartet. Beſonders von den Phyſikern und Studenten, denen
Zeit und Geld nicht erlaubt, die Fachliteratur zu leſen. Das Buch iſt
neu da. Es behandelt im allgemeinen Teil die Probleme ohne Rückſicht
der alten Einteilung in Mechanik, Kalorik, Optik . ..
verglei=
chend, bringt alſo Kapitel über die Konſtitution der Materie, die
Bewegung, Schwingung, Strahlung, das Spektrum, über die
Zuſtands=
lehre und Relatibitätstheorie; im ſpeziellen Teil beſondere Probleme
aus den Gebieten alter Gliederung, alſo mechaniſche, optiſche,
elektriſche uſf. Der Ton iſt durchaus wiſſenſchaftlich, die Darſtellung
ſehr anſchaulich klar und für jeden phyſikaliſch Gebildeten ohne
wei=
teres lesbar. Die Entwicklung der Forſchung leitet ſie. Damit
werden die verſchiedenen Gebiete, die häufig nur in Originalarbeiten
zu konzentriert oder „populär” zu verwäſſert ſind, als daß man ſie
leſen könnte, einheitlich zuſammengefaßt. Auerbach iſt damit des
Dankes und der Freude über ſein Buch gewiß. Es bringt wieder einen
Schuß friſches Blut auch in die Schulphyſik und ihren Vertretern
reiche Anregung. Man ſollte es daher als Nachſchlage= und
Orientie=
rungswerk über die neue Phyſik in jeder gut geleiteten
Lehrer=
bibliothek finden. Der Druck und die Ausſtattung durch den
Springer=
ſchen Verlag iſt, wie ſtets vorbildlich. — Gleichzeitig ſeien hier die,
die eine exakt=wiſſenſchaftliche Bearbeitung lieben, aufmerkſam gemachtz
auf die im gleichen Verlag erſchienene Schrift:
Die mechaniſchen Beweiſe für die Bewegung der Erde. Von
R. Grammel. 71 S. ebenda.
Sie iſt ein Muſter exakter Darſtellung und nur für die Kenner der
Vektorenrechnung verſtändlich; dem aber, wenn der Gegenſtand ſein
Intereſſe findet, unbedingt zu empfehlen.
Der Aufbau der Materie. 3 Aufſätze von M. Born. 2. Aufl. 86 S.
ebenda. Gz. 2.
Born, der ehedem einige Zeit ir Frankfurk wirkte und ſelbſt Teil
hat an der Atomforſchung, gibt in dem erſten Aufſatz eine
Ueberſicht=
über den Atombau und bringt dann Arbeiten eigener Forſchung dazu=
(„Vom mechaniſchen Aether zur elektriſchen Materie” und Die Brücke
zwiſchen Chemie und Pögſik”.) Born ſchreibt außerordentlich lebendig.
Wertvolle Abbildungen ünd beigegeben und wieder vom Verlag mit
großer Sorgfalt gedruck:. Die zugehörige Literatur iſt aufgezählt. Die
Aufſätze ſollen, „denen vo Nutzen ſein, die zum Studium des größeren
Werkes von Sommerfeld (Atombau und Spektrallinien) keine Zeit
haben‟. Das Bändchen kann nur empfohlen werden.
Em.
Allgemeine Abſtammungslehre. Von B. Dürken. 208 S. Berlin,
Gebr. Borntraeger. Gz. 420.
Die Abſtammungslehre iſt ein höchſt intereſſantes Gebiet, und heute,
nachdem die wiſſenſchaftliche Skepſis wieder mehr die Tatſachen als
die Hypotheſen reden läßt, wieder genießbar. Der hypothetiſche
Darwi=
nismus war mit ſeinen Schlagworten von der „natürlichen Ausleſe‟
und dem „Kampf ums Daſein” ſo laut, daß man ihn mit der
wiſſen=
ſchaftlichen Theorie der Abſtammung identifizierte. Der Breslauer
Profeſſor Dürken bringt in ſeinem Buch zunächſt die biologiſchen
Tat=
ſachen bei, die eindeutig eine ſolche Theorie fordern, und entwirrt dann
die durch Erfahrung geſtützten Gedanken aus dem Hypotheſenknäuel
des Lamarckismus, Darwinismus und Neodarwinismus. Sachlich
wer=
den ſie kritiſiert, ihr Poſitives ausgewertet, das Negative abgelehnt.
Die Darſtellung Dürkens derdient volles Lob; ſie iſt verſtändlich für
den Gebildeten, an den er, ſich im beſonderen wendet, äußerſt klar jiur
Aufbau und wiſſenſchaftlich ernſt. Sein Ton erhält die Spannung für
den Gegenſtand. Borntrgeger hat es ſehr ſchmuck und ſauber
ge=
druckt.
km.
Materie, Elektrizität, Euergie. Die Entwicklung der Atomiſtik in der
letzten 10 Jahren. Bearb. don W. Gerlach, 185 S. Wiſſ=,
Forſchgsber, bei Th. Steinkopf, Dresden. 4 Gz.
Steinkopf läßt dankenswerter Weiſe die „Wiſſenſchaftlichen
For=
ſchungsberichte” herauskommen zur Orientierung über den Stand der
einzelnen Wiſſenſchaften durch Zuſammenfaſſung der in ihr
geleiſte=
ten Spezialſtudien. Die vorliegende Atomiſtik hat der Frankfurter
Profeſſor Gerlach in knapper Charakteriſtik ihrer Arbeitsmethoden
dau=
geſtellt, mit vielen Tabellen, Diagrammen und gründlicher Anziehung
der Fachliteratur. Die Arbeit führt mitten in die noch fließenden
Pro=
bleme der Atomforſchung hinein, iſt von klarer Sachlichkeit und wendet
ſich, dem Verfaſſer nach, vor allem an die Chemiker, Mineralogen,
techniſchen Phyſiker, Ingenieure und naturwiſſenſchaftlichen
Studen=
ten. Die leichte Möglichkeit, den Stand der Löſung atomiſtiſcher
Fra=
gen zu erfahren, macht das fleißige Buch unentbehrlich für ſie und
verdient ihm ſeine hier empfohlene Verbreitung.
km.
Geologie in Tabellen. Von K. Andrée. I., II., III. Berlin, Gebr.
Borntraeger. Gz. 7.50 Mk.
Die Bändchen, zur leichteren Anſchaffung dreigeteilt, ſind nur für
den Studenten und geologiſch Gebildeten. Für den aber eine
unge=
meine Erleichterung im Studium und Nachſchlagen. Die gewaltige
Fülle der geologiſchen Tatſachen wird hier in ſyſtematiſchen erläuterten
Tabellen zu einem wiſſenſchaftlich ſauberen Gerüſt für Vorleſung,
Lernen und Nebetieren geordnet. Die Mühe und der Einteilungsſinn
des Königsberger Profeſſors Andrée ſind erſtaunlich, deun es ſind wohl
alle geologiſchen Erfahrungen ſyſtematiſch zuſammengeſtellt: unter den
Tabellen der Allgemeinen Geologie finden ſich aſtronomiſche Daten,
das periodiſche Shſtem, eine ausgedehnte Ueberſicht über die
geologi=
ſchen Mineralien, über die endogene und exogene Dynamik; unter den
erdgeſchichtlich=paläogeographiſchen ſolche über die Formationen mit
ihren Leitfoſſilien, ihrer Verbreitung und Ausbildung. Dazu kommen
noch beſonders ausführliche Tafeln über das Tertjär und Quartär, im
beſonderen dann über das Diluvium mit den prähiſtoriſchen Perioden.
Ich halte das Buch für eine der erfreulichſten Erſcheinungen
wviſſen=
ſchaftlicher Unterrichtsliteratur, das ſelbſtverſtändlich nicht die
Haupt=
werke erſetzt, aber zu ihrer Durcharbeitung faſt unentbehrlich iſt; es
ſei daher beſonders den Fachſtudierenden mit allem Nachdruck
empfoh=
len. Gegen den Vorwurf einer Syſtematik um jeden Preis in Dingen,
die eine ſichere Einordnung weniger gut vertragen, möchte ich das
Werk von vornherein ſchützen; um ſich den Stoff einer
Erfahrungs=
wiſſenſchaft anzueignen, muß man ein Fachwerk haben, in dem man
auch das Fließende wenigſtens orientieren kann.
( Die ſchönſten W0eihnachtsgeſchenke
ie eie eihm ehan
Bilderbücher für die Kleinen, Märchen- und
Sagenbücher
Jugendschriften, Spiele, Kinderkalender
Knaben und Mädchen
Geschenkwerke für die Erwachsenen aus allen
Gebieten des Interesses
Bücher für Prazis und Studium, der Teclinik
und anderen Wiss,
Globen u. Klassiker sind in großer Ausrall
bei angemessenen Preisen vorrätig
Süddeutscher Buchgersand, B. Lange, Mühlstr. 52
genüber der Turnhalle am Woogsplal=
Nummer 21.
Titeratur und Kunſt, Beilage zum Darmſtädter Tagblatt.
9. Dezember 192.
Schöne Literatur.
Der Herold des Todes. Guſtav Renker. Verlag von Grethlein
u. Co., Leipzig und Zürich.
Der Schweizer Sc iftſteller Renker nennt ſein Buch „einen
bhantaſtiſchen Roman”. ächte und Dinge, von denen ſich „unſere
Schulweisheit nichts träumen läßt”, ſind die Triebfedern des
Geſchehens. Der Untergrund der Handlung iſt die Heimat des
Dichters, die Schweiz, mit ihrer gewaltigen Natuu, den Bergen,
Gletſchern uſw., deren Gebilde allerhand Gedanken überſinnlicher Art
auslöſen, die in anderer, weniger großartiger Umgebung nicht heimiſch
ſind. Alles was unmittelbar mit dieſer Natur zuſammenhängt,
ver=
leiht dem Buche ſeinen Hauptreiz, nicht nur die eigentlichen
Naturſchil=
derungen, ſondern das dieſer ewigen Welt am nächſten ſtehende Weib:
Eva, die Verkörperung des Lebens, die den Helden der Erzählung, den
jungen Schweizer Muſiker Johannes Widmer von Beginn ſeines Lebens
bis zum Ende ſorgend und liebend auch in der Ferne in Gedanken
um=
gibt und ihn (wie Solveig Peer Gynt) in der Heimat erwartet und mit
ihm in den Tod geht. In dem eigentlichen „Helden” des Romans:
Johannes Widmer, dem „Herold des Todes”, verſucht Renker die
der=
ſchiedenſten phantaſtiſchen Motive zu verſchmelzen: das alte bekannte
Märchen vom „Gevatter Tod” verwebt er mit einer alten jüdiſchen
Le=
gende von Ben Hammaveth, dem Sohn des Todes. Daneben ſpielen
noch Erlöſungsgedanken R. Wagners (die Triſtan= und Parſifalidee)
hin=
ein, ja ſelbſt E. T. A. Hoffmann ſchaut uns geſpenſtiſch in der
wechſeln=
den Geſtalt des Schädeli und Hauptmann Poedera an. Vielleicht hat ſich
Renker in dieſer Motivierung ſeines Helden und in der ganzen damit
zuſammenhängenden Anlage des Werkes zu vielerlei vorgenommen. Als
ganzes iſt die Erzählung zunächſt zu breit exponiert und dann in der
Durchführung zu verworren, der Held ſelbſt zu unklar und zu paſſiv,
um dauernd Anteilnahme zu erwecken. Sieht man aber von dieſen
Be=
denhen ab, ſo bleibt doch das Werk ſelbſt in ſeinen Gedanken und
Schil=
derungen ſtark genug, um reife Leſer, die aus der Laſt des Alltags in
freie Gefilde dichteriſcher Phantaſie flüchten wollen, zu ergreifen und zu
feſſeln.
„Und wenn die Welt voll Teufel wär‟. Ein Zeitroman von Rudolf
Stratz. (384 Seiten Umfang, mit künſtleriſchem Buchſchmuck.
Ver=
lag Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin SW.)
Ein ſeit zwei Jahren in ruſſiſcher Kriegsgefangenſchaft geweſener
Ehe=
mann, der bereits verſchollen gemeldet und tot erklärt wurde, kehrt in den
Revolutionstagen des Jahres 1918 nach Berlin zurück und findet ſeine
Frau, die ihn ehrlich betrauert hat, als Verlobte eines reichen
Indu=
ſtriellen. Dieſer dilettiert als Europakenner mit weitverzweigten
Bezie=
hungen in hoher Politik und arbeitet auf einen Verſöhnungsfrieden der
Gerechtigkeit hin. Er iſt klug und ſtolz, ehrlich und arglos und ſetzt als
Deutſcher bei ſeinen diplomatiſchen Gegnern die gleiche Aufrichtigkeit
vor=
aus. Erſt Verſailles öfnet ihm die Augen; er muß einſehen, daß ſein
gan=
ges Wirken eine unfreiwillige Lüge war; hat er doch ſelber mitgeholfen,
Deutſchland zu vernichten. Inzwiſchen hat ſich der an ſeinem
Lebens=
glück verzagende Ehemann ins politiſche Chaos geſtürzt und iſt nach
Moskau, wo er herkam, zurückgegangen. Ein paar Wochen
Bolſchewis=
mus an der Urquelle bringen ihn zur Vernunft. Geläutert und
inner=
lich gewachſen, kehrt er zu ſeiner Frau zurück und willigt, ſeinen
Egois=
mus hintenanſtellend, in die Scheidung. Doch das Schickſal läßt die
Folgerungen aus dieſem Entſchluß nicht zur Tatſache werden. Denn
ſein Nebenbuhler hat ſich, nachdem die Nationalverſammlung den
Friedensvertrag ratifizierte, aus Verzweiflung über Deutſchlands
Schmach und aus Mitſchuldigkeitsgefühl erſchoſſen. Nun dieſer tot iſt,
hat der Ehemann das Recht wieder auf ſeiner Seite, und ſeine Frau
findet ſich zu ihm zurück. Dies iſt kurz der Inhalt, den der gewandte
Autor in feuernd beſchwingtem Stil zu einem Roman von hinreißender
Wucht geſtaltet hat.
„Ladokkas Malſtrom”. Von Dr. Richard Baerwald. Felſen=
Verlag, Buchenbach in Baden.
Ein utopiſcher Roman, zweifellos von einer gewiſſen aktuellen
Bedeutung, auch wenn man mit dem Grundgedanken des
Ver=
faſſers keineswegs, übereinſtimmt. Die gegenwärtigen europäiſchen
Verhältniſſe werden auf den Mars übertragen, wo die Führer
eines Landes, das ſich in genau der gleichen Lage wie das heutige Fröhlich Pfalz, Gott erhalts! Die mit Illuſtrationen von A. Ober=
Deutſchland befindet, auf den Ausweg verfallen, den beiden
großen es bedrängenden Mächten (Frankreich und England) einen
völligen Anſchluß anzubieten, wodurch dann ſchließlich ein großer
Staa=
tenbund, der den geſamten Erdteil umfaßt, entſteht. Der Verfaſſer
iſt ſicherlich kein Verfechter des internationalen Gedankens, und ſo iſt.
denn auch in dem Buch das Reſultat ein Staatenbund, der die Selbſtän= lei. Sie bringt ein Verzeichnis der wichtigſten Schriften über
digkeit und Eigenart der einzelnen Völker durchaus berückſichtigt. Ein Nadler, ſodann eine Anleitung für Nichtpfälzer zum Vortrag ſeiner
ſchöner Gedanke, aber auch nur ein Gedanke. In der harten Welt der
Tatſachen zeigen ſich die Dinge doch leider weſentlich anders, ſo beſtechend
an ſich der Grundgedanke auch ſein mag, daß das Angebot des zeit= lied vom großen Hecker”. An Stelle der langatmigen
Dialektgram=
weilig Schwachen an die beiden rivaliſierenden Großmächte für jede matik des Dichters iſt eine kurze Charakteriſtik der Heidelberger
Mund=
von dieſen die Gefahr in greifbare Nähe rückt, daß durch die Annahme art getreten. Sein Wörterbuch iſt nach munchen Seiten hin ergänzt
des Angebots durch den Rivalen deſſen Kraft ins Unermeßliche geſtei= worden. Weſentlich gehoben wird die Ausgabe durch die prächtigen
gert würde und daß daher dieſes Angebot wie ein Malſtröm alle Wider= Illuſtrationen Oberländers, des berühmten Malers der „Fliegenden
ſtände verſchlingen müſſe.
m.
Nina und Dalila, Roman von Mario Puccini. Ueberſetzt von Berthold gen, ſo daß es nicht mehr nötig iſt, ſie dem Freunde echten Humors
Fenigſtein. (Amalthea=Verlag, Leipzig.)
der ſchnell ſeinen Namen berühmt machte, führt die Entwickelung dreier und wenn hie und da ein das Leben auch von der heiteren Seite lieben=
Menſchen vor, den Erzähler ſelbſt, einen willenloſen naiven Menſchen, der Leſer das „Fröhlich Palz, Gott erhalts!” noch nicht kennen ſollte,
der zwiſchen zwei Frauen ſteht, der eigenſüchtigen, herzloſen Dalila, ſo möge dieſer Hinweis ihn zur Anſchaffung des prächtigen Büchleins
und der gütigen, unglücklichen Nina. Die Handlung iſt reich an Epi= veranlaſſen.
ſoden der mannigfachſten Art und feſſelt von Anfang bis Ende. Die
Ueberſetzung durch den Schweizer Fenigſtein iſt ausgezeichnet.
„ge.
Die ſchöne Magelone, Hiſtoria von dem edeln ritter Peter von Provenz
und der ſchönſten Magelone, des königs von Naleps tochter. Alteſte
deutſche Bearbeitung nach der Handſchrift der Preuß, Staats= Im alten Deutſchland. Erinnerungen eines Sechzigjährigen. Von
bibliothek. Herausgegeben von Prof, H. Degering. Berlin,
Dom=Verlag. Gz. 25.
Pietro von Adlano iſt eine ungeheuerliche Zaubergeſchichte für kleine
und große Kinder. Für große auch deshalb, weil ſie ein fehr ſonn=
Dief i. a uder dent un der ſeie und de Sche dau gufeie
men Hand in Hand vielen zur Freude unter den Weihnachtsbaum
mar=
ſchieren. — Eine mehr intime perſönlichere Angelegenheit iſt die
ganz prachtvolle Herausgabe der „Schönen Magelone”, nach der
Hand=
ſchrift der Preuß, Staatsbibliothek. Ausſtattung und Druck erwerben
dem Domverlag höcſte Anerkennung. Degering hat dem alten Text
kunſt=, literaturhiſtoriſche und ſachliche Anmerkungen beigefügt und ſo
jedem die reizende deutſche Novelle zur Durchſichtigkeit
zurechtge=
ſchliffen.
Lm.
Geſchehen, aus jener anderen Welt. Phantaſtiſche Erzählungen. (
Ver=
lag L. Stackmann, Leipzig.) In Halbleinen 3,50 Gz. bzw. 4 Fr.
Eine Sammlung von in allen Farben ſchillernden ernſten und
hei=
teren Erzählungen aus Gegenwart und Vergangenheit. Und doch bei
aller Verſchiedenheit des Geſchehens, des Ortes, der Zeit und der
Per=
ſonen ein zuſammenfaſſender einheitlicher Zug inſofern, als der Leſer
in allem Geſchehen geheimnisvolle Kräfte verſpürt und bisher
unge=
hörte, vielleicht kaum geahnte Schwingungen des menſchlichen
Seelen=
lebens aufklingen hört, die ſeinen Geiſt aus der Alltagswelt
hinaus=
drängen in die Grenzgebiete oberhalb und unterhalb unſerer ſinnlich
Das alte gemütliche Wien. Von Joſ. Aug. Lux. (Holbein=Verlag
München. Grdz. 1,50.)
Auch in dieſem reizvollen kleinen Büchel gibt Lux, der Dichter des
Schubert=Romans, wieder perſönlich „Erlebtes”. So verſtändnisvoll
und überzeugend hat er ſich in den Geiſt und das Gemüt des alten Wien
zurückgefunden. Dem Wien, das früher war. Durch ſeine Kunſt und
ſein Geiſtesleben führt er und eröffnet auch einen tiefen Einblick in
Seele und Gemüt des Wieners, der heute allerdings anders iſt.
Der unſterbliche Walzer. Von Joſ. Aug. Lux. (Holbein=Verlag,
München, Grdz. 1,50.)
Ein köſtliches, gemütvolles Büchlein, dieſe Hymne auf den Altwiener
Tanz und das Lied, dem viele Notenzitate und Bilder beigegeben ſind.
So recht ein Buch der Lebensfreude, wie es nur in dem Wien nach der
Erlöſung aus tiefſter Not geſchrieben werden konnte. Ein Buch aber,
das weit über Wien hinaus, bei allen fühlenden und Lebensfreude
ſchätzenden Menſchen einen klingenden Wiederhall finden wird. Die
geſchmackvolle Ausſtattung entſpricht dem wertvollen Inhalt. „se.
Hölderlins Werke, Hrsg. von K. Quenzel. Leipzig, Heſſe u. Becker.
Gz. 5.
In einem handlichen, ſauber gedruckten Band gibt der bekannte
Ver=
lag von „Heſſes Klaſſikern” Hölderlins Werke heraus. Er enthält die
Gedichte, den Hyperion und die Dramen. Seine Billigkeit ſichern ihm
die Verbreitung.
Der Bienenkorb. Herders Bücherei zeitgenöfſiſcher Erzähler. Freiburg,
Herder. Fr. Herwig: Der Pfarrer zu Pferd. — L. Weis=
H. Rofelieb:
mantel: Muſikanten und Wallfahrer.
Die Mahd — Der Schalk in der Liebe. — G. Schäfer: Der
Gang in die Stadt und andere Geſchichten.
Der Herderſche „Bienenkorb” iſt eine emſige Sammlung feinſinniger
guter Nodellen. Er gibt ſich aus in ganz entzückend aufgemachten
Bändchen, wie man ſie ſich gerne noch nebenbei auf den Weihnachtstiſch
legen läßt. Die aufgeführten Namen bürgen für die Güte des Inhalts,
Neue Chriſtoterpe 1924 (45. Jahrgang). Ein Jahrbuch, herausgegeben Mattin Schopgauer. Kupferſtiche. 25 Hauptblätter des
Meiſter=
von Adolf Bartels und Julius Kögel. Mit Titelbild: D. Ernſt originalgetreuen Handkupferdrucken. Halbpergamentmapve.
von Drhander. C. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung (Paul Seiler),
Halle a. d. S.
Sonne und Freude ſpendend, geht die „Neue Chriſtoterpe” nun des techniſch Möglichen nahekommenden Reproduktionen der
zum fünfundvierzigſten Male in die deutſchen Familien. Das Jahr= druckerei, der auch die Geſtaltung dieſer Schongauermappe andert
buch iſt durch ſeinen beſonders reichen und vornehm ausgewählten In= war, braucht man kein Wort mehr zu verlieren. Welch ein
halt ein vortreffliches Geſchenkwerk für jedes chriſtliche Haus. Die Wür= Genuß für den, der deutſche Kunſt in ihren reinſten Schöpfunge
digung Oberhofpredigers D. Ernſt von Drhander ſeine demütige Ehr= zu koſten verſteht, ſich in dieſe Blätter M. Schongauers, des frug
furcht vor Gott, ſeine, Treue zum ehemaligen Kaiſerhaus, ſeine Liebe Griffelkünſtlers ſeiner Zeit, vertiefen zu können! Feierlich in
zum deutſchen Volk leitet dieſen Jahrgang ein. Die berufene Feder des kehrte, weltabgeſchiedene Madonnen mit blumenzarten geſchm
Hofpredigers Vits zeichnete das Erinnerungsblatt an dieſem Prediger Gliedmaßen, gegrüßt von holdſeligen Engeln in rauſchenden
von Gottes Gnaden. Mit glühenden, lebenden Worten führt uns Wil= dern, heilige Geſchichten, hineingeſtellt in eine gottesnahe St
helm Scharrelmnann mit ſeinem Beitrag „Buch der 40 Tage” in die Zeit, führten Antonius ſo ſtandhaft dulden und leiden läßt, Genreſzen
der Auferſtehung Chriſti, in die Tage der Furcht und des Zitterns und
der beſeligenden Gewißheit „Er lebt”, Generalſuperintendent D. Klinge= Alltags, die in dem luſtigen Raufduett zweier Goldſchmiedel
mann ſchildert mit feinem Verſtändnis unſer Verhältnis zwiſchen dem auch den Schalk aufblitzen laſſen, alle dieſe Darſtellungen laſ
Glauben und der Vaterlandsliebe. — Die Laufbahn des Helm Unter= erſten bis zum letzten Blatt in ihrer klaren, auf Hell= und Du
ſteg, ein Meiſterſtück Anguſte Suppers, erzählt das Schickſal eines Kupferſtich eine eigenwertige bildmäßige Wirkung eroberte, eine d
Schweizer Pfarrers. Die Unerſchöpflichkeit, den unendlichen Reichtum ſchauer nie ermüdende Augenweide erleben. Daß Schongauer auch
der Bibel für alle und jede Zeit behandelt der Bibelforſcher Geheimrat dramatiſchen Wurfes fähig war, davon zeugt ſeine in den 9
D. Schlatter. Anna Schieber und Agnes G. Ruhl ſind mit Perlen ihrer tionen Dürers und Raffaels noch direkt nachwirkende „Große
Kunſt vertreten. In dem Aufſatz „Das Geheimnis der Wirkſamkeit H.
von Bezzels” hat Pfarrer Lie. Aupprecht dem Diakoniſſenvater und lang= ſeiner Größe nicht in dieſer Mappe aufgenommen werden konnte.
jährigen erſten Vertreter der evangeliſchen Landeskirche Bayerns ein ebenfalls von der Reichsdruckerei in einem vollendeten Nachdruck
würdiges Denkmal geſetzt. Die kurländiſche Erzählung „Chriſtlinde‟
ſchildert lebendig und pulſend das baltiſche Leben. In die Wirren der ſtiche Schongauers begrüßen, da ſie zu dem Ausgereifteſten. A.
letzten Zeit iſt geſchickt die hohe Liebe bis zum Tod verwoben. Der tigſten, Phantaſievollſten der ſpätmittelalterlichen nordiſchen Goti
Herausgeber Adolf Bartels hat eine literariſche Studie „Leſſings
Ueber=
windung” geliefert. Beſonders ſei noch der Aufſatz „Oberammergau
1922” hervorgehoben, in dem uns Studienrat Lindner in die Paſſions= Von ägyptiſcher Kunſt, beſonders der Zeichenkunſt. Eine Einfüh
ſpiele führt. Köſtlicher Humor ſprudelt aus Fritz Müllers „Tellurium”, in die Betrachtung ägyptiſcher Kunſtwerke. Von Heinrich
Feine, echt deutſche Lyrik, unter der ich Dörthe Kömels „Bereſina” wegen
ſeiner Zukunftshoffnung beſonders erwähnen möchte, bildet den Schluß reichen Abbildungen. J. C. Hinrichs Buchhandlung, Leipzig
des umfangreichen Bandes. So iſt die „Neue Chriſtoterpe” in ihrer Wenn Goethe einmal ſagt, daß das Inhaltliche eines M
Reichhaltigkeit ein vorzügliches Geſchenkwerk für den Weihnachtstiſch, für
jedes Familienfeſt, nicht zuletzt auch für Diakoniſſenhäuſer und
Volks=
bibliotheken. Die vornehme Ausſtattung ſtimmt vornehm mit dem In= fer wie kein zweiter um das Geheimnis der Formenſprache der äe
halt überein.
Pietro von Adlano. Eine Zaubergeſchichte von L. Dieck. Mit
Bil=
dern von E. A. Dier. Wien, Artur Wolf.
Hiſtorie von der fchönen Lau. Von E. Mörike. Bilder und
Buch=
ſchmuck von E. Schütz; ebenda.
folio. Amsler=Ruthardt, Berlin.
Ueber die Vollkommenheit der den Originalen bis an die
auch den von den Plagegeiſtern der Hölle in unermeßliche Höhen
kung geſtimmten Linientextur, wodurch Schongauer als erſter
tragung”, ein auch dem Format nach monumentales Blatt, das
ausgegeben wurde. Freudig würden wir eine Herausgabe der Ornar
horen.
fer. Zweite, ſtark vermehrte Auflage mit 308 S. Text und
bildenden Kunſt den meiſten leicht eingehe, daß aber das Entſche
die künſtleriſche Form, ein Geheimnis den meiſten ſei, ſo weiß
ſchen Zeichenkunſt, worunter er Malerei und Reliefbildnerei
In dreißigjähriger hingebendſter Forſcherarbeit iſt der Verfaſſer
Buches den Formproblemen der ägyptiſchen Wandkunſt nachgeg
Mit pädagogiſcher Meiſterſchaft führt er den Leſer ſeines Bug
in ein Gebiet menſchlichen Kunſtſchaffens, das wegen ſeiner.
allen Geſetzen der Perſpektive und unſerem gewohnten Sehb
ſprechenden Darſtellungen, dem auf einen photographiſchen J
mus eingeſtellten Menſchen der Gegenwart ſo fremdartig,
fen, nicht gekonnt anmutet. Da verſteht es nun Schäfe
ſeiner glänzenden Methodik, die innere Geſetzlichkeit dieſe
menorganismen aufzuzeigen, ihre hohe künſtleriſche Vollkomn
zu erweiſen. Da der Verfaſſer ohne Bindung an einen ideali
Schönheitspopanz an die erhaltenen Denkmäler herangeht, ſo ver
er ſich nirgends in Widerſprüche und Zwangskonſtruktionen.
den Unterſuchungen lichte überzeugende Klarheit, ein von Seite zu
wachſendes Zutrauen zur Führung, reſtloſe. Zuſtimmung am S=
Dieſes Buch, wohl eine der beſten Formenanalyſen über einen
ſo problematiſchen Ausſchnitt der menſchlichen Kunſt, wendet ſich a
die noch in der Lage ſind, mit klaren Sinnen einem klaren
folgen zu können.
Martin Schongauer. Handzeichnungen. Herausgegeben von
Roſenberg. 37 S. Text, 50 Tafeln. Piper u. Co., 9
1923.
Wer wollte den Kolmarer Meiſter, an deſſen Werkſtatt der
Dürer auf ſeiner Wanderſchaft (1490—94) zu ſpät anklopfte — der v.
verehrte Meiſter war kurz vorher geſtorben —, deſſen Kupferſtiche
zu ſeinen Lebzeiten in alle Welt bis nach Sizilien und Spanien, von
zu Hand gingen, nicht auch in ſeinen ſo ſeltenen, bis jetzt ſo gt
unbekannten Handzeichnungen mit ihrem ſo keuſchen, zarten, von
lichſtem Leben durchſtrömten Ausdruck kennen lernen! Auf dieſe
lavierten Federzeichnungen M. Schongauers paſſen die Worte
angelos: „Die Zeichnung iſt Urquell und Seele aller Arten des M
und Wurzel jeder Wiſſenſchaft‟ Die Ausſtattung dieſes Buches
keinen Wunſch mehr aufkommen. Zur Ergänzung verweiſen wi
das unten angezeigte Mappenwerk der Kupferſtiche Schongauers
Deutfche Volkskunſt. Herausgegeben von Reichskunſtwart E.
lob. Band I. Niederſachſen. Von Wilh. Peßler.
Text m. 158 Abbild. Delphinverlag, München. 1923
Unter dem Sammeltitel „Deutſche Volkskunſt” beabſichtig
Delphinverlag, die bereits reiche volkskundliche Literatur auch nae
bis jetzt zu ſehr vernachläſſigten volkskünſtleriſchen Seite hin auszuk
Wir begrüßen dieſen Entſchluß um ſo mehr, als ſich die Bearbe
auf ganz Deutſchland erſtrecken ſoll. Als Herausgeber zeichnet
Reichskunſtwart E. Redslob. Als erſter Band liegt „Niederſachſen
bearbeitet von Dr. W. Peßler, dem Leiter des Vaterländ
Muſeums in Hannover. Dieſe Wahl hat ihre guten Gründe; de
keinem anderen deutſchen Gebiet lernen wir eine ſolche geſchloſſene
künſtleriſche Einheit kennen wie in Niederſachſen; zudem hat die
liche Kunſt dieſes Gebietes Schöpfungen hinterlaſſen, die es
Erzeugniſſen ſtädtiſcher Kunſt aufnehmen können. Wer das Glück
alte niederſächſiſche Bauernkunſt noch an Ort und Stelle zu ſeher
wer nur einmal im Altonger Muſeum von dem märchenhaften
Zauber der noch rechtzeitig geretteten niederſächſiſchen Bauern
gefangen gehalten wurde, dem kommt die Frage nimmer aus dem
„O mein Gott, wo ſind die alten Bäume, unter denen wir noch
ruhten, die uralten Zeichen feſter Grenzen, was iſt damit geſchehe
geſchieht? Faſt vergeſſen ſind ſie ſchon unter dem Volt, ſcht
ſtoßen wir uns an ihren Wurzeln.. Daß Deutſchland nicht ſo
verwirtſchaftet werde, ſei unſer Bemühen!” (Arnim.) Im Dienſte
Innenmiſſion zur Pflege des Seelenlebens unſeres Volkes ſteht die
Buchreihe „Deutſche Volkskunſt”. Ihr erſter Band iſt ein wahrer
behälter des in den Werken ſeiner Hände ſich ausdrückenden nied
ſiſchen Volkstums. Antikes Hausgerät hoch in Ehren! Aber mar
ihm doch einmal niederſächſiſche Meſſinggeräte, Textilien, Schnitz
Goldſchmiedearbeiten gegenüber! Vielleicht wird man doch z
Einſicht kommen, daß ſich das „alte Gerumpel” recht gut neben
und Rom behaupten kann. Wann wird einmal das Studium der
kunſt an unſeren Hochſchulen als hoffähig erklärt werden?!
Goethe=Album. Von L. Richter. Quartband. Verlag von
Wigand, Leipzig.
L. Richter bedauert einmal, daß Goethe von der Berufut
einem Volksdichter um ſeiner klaſſiziſtiſchen Neigungen willen
kommen ſei. Dieſer leiſe Vorwurf zeigt ganz den Heimatkt
L. Nichter, der nur groß ſein konnte in der herzinnigen, ja fro
Liebe zu dem engen Kreiſe ſeiner deutſchen Heimat und ihres
tums. Was nun L. Richter als Aeußerungen eines Vollsd
empfand, er hätte es ucht beſſer ſagen können als in ſeinen aus
ten Holzſchnittilluſtrationen zu ausgewählten Dichtungen Goethe
nun in einer Neuauflage vom Verlag G. Wigand mit dem entſpre‟
Text allen Freunden Richterſcher Linienpoeſie wieder zugänglich 9
ſind. Da die Holzſchnitte des Neudruckes, 41. zu lyriſchen Ge=
und Balladen, 12 zu Hermann und Dorothea, 7 zum Götz von
lichingen, von den noch erhaltenen Originalholzſtöcken ſorgfältig
druckt wurden, ſo wurde die Auflage dieſes in Ganzleinen gebut
Goethealbums mit Recht vom Verlag nummeriert.
Heffenkunſt 1924. Herausgeber Chr. Rauch. Bildſchmuck von L.
lohde. Verlag N. ElwertMarburg a. d. Lahn.
Zum 18. Male iſt der hauptſächlich der geſamtheſſiſchen Vergang
gewidmete Kalender erſchienen, nach einer Mitteilung des
Verlag=
vorläufig als der letzte Jahrgang, „denn die auf ödeſten Material
eingeſtellte Zeit ſetzt aller Opferfreudigkeit und allem Idealismus
ein Ende‟. Es iſt aufs Tiefſte zu bedauern, daß dem großen Zeitſch
ſterben nun auch dieſe Jahrespublilation erliegt. Wer gewohnt wa
jährlich eine beſondere Freude beim Erſcheinen des ſchmucken Heſtes
leben, wird nnu auch darauf verzichten müſſen. Das drückt um ſo ſch
wenn man dieſen Jahrgang 1924 durchblättert und ſich an den
vollen Beigaben von Ubbelohde zum Kalendarium ergötzt. Ar s
reich illuſtrierten Textbeiträge geben jedem, der ſich für die Kur
rheinfränkiſchen Gebietes intereſſiert, viele Anregung. Eine bloß
zählung der Aufſatztitel mag das belegen: Aus der Geſchichte des
burger Schloſſes, Die Form der mittelalterlichen Grabtumben, E
Plaſtik aus Kloſter Eberbach i. Rh., und zuletzt die Würdigung der
leriſchen Perſönlichkeit Ubbelohdes vom Herausgeber. Wer den
mer der Gegenwart auf Augenblicke vergeſſen will, möge zu dem
der „Heſſenkunſt” greifen. Der Verlag hat, um den Intereſſente
gegenzukommen, den Grundpreis auf ein Drittel ermäßigt,
Dr. L. g
Reichsdrucke
das sind: Kupferstiche, Radierungen,
Holz-
schnitte, Gemälde, Aguarelle u. Pastelle alter
Meister in mustergültigen Nachbildungen der
Reichsdruckerei zu Berlin
Die meisten Reichsdrucke sind vorrätig bei
Heinrich Schroth, vorm. Karl Buchner
Rheinstrasse 15
Hofbuchhandlung
(8228a)
länder geſchnückte Ausgabe von Karl Gottfried Nadlers „Fröhlich
Pfalz, Gott erhalts!” liegt in achter Auflage, neu bearbeitet von
Prof. O. Heilig, vor. (Verlag von Moritz Schauenburg in Lahr,
Baden. Grundpreis 4,20 Mk.)
Die neue Auflage unterſcheidet ſich von der früheren durch
mancher=
mundartlichen Gedichte. Ein Anhang bringt hochdeutſche Gedichte
von Nadler, unter anderem das berühmt gewordene „Guckkaſten=
Blätter”, der kürzlich im Alter von 78 Jahren geſtorben iſt. Die
Nadler=
ſchen Gedichte haben ſich den reichſten Beifall ja ſchon allerwärts
errun=
beſonders zu empfehlen. Aber dieſe neu bearbeitete Auflage ſoll des=
Dieſer römiſche Sittenroman des jungen italieniſchen Schriftſtellers, halb doch nicht ohne warme Befürwortung von uns erwähnt werden,
Literaturgeſchichte, Biographie.
Berthold Litzmann. (Groß=Oktav, IK und 400 Seiten mit 12
Bildniſſen. Grundzahl, geheftet 7,50, gebunden in Halbleinen 10,
in Halbpergament 12, X Schlüſſelzahl des Börſenvereins. Verlag
G. Grote, Berlin.)
Der berühmte Bonner Literaturhiſtoriker hat ſchon in
ſei=
nen früheren Werken, namentlich in ſeiner großen Biographie
Ernſt von Wildenbruchs, bewieſen, welch ein außerordentlich begabter
Erzähler, welch ein künſtleriſcher Geſtalter in ihm ſteckt. Nicht nur die
zahlreichen Schüler, die Litzmann in ſeiner jahrzehntelangen
Lehrtätig=
keit an der rheiniſchen Friedrich=Wilhelms=Univerſität um ſich
verſam=
melt hat, ſondern auch weitere Kreiſe werden daher ſeinen Entſchluß,
ſein eigenes reichbewegtes Leben zu erzählen, freudig begrüßen. Das
äußerſt lebendige, man kann ſagen, ſpannende Buch erzählt die
Ge=
ſchichte eines norddeutſchen bürgerlichen Geſchlechts von den Zeiten
Friedrichs des Großen an bis zum Weltkrieg, es erzählt friſch und
farbig aus der Perſpektive, der Stimmung, der Anſchauung des
Kna=
ben, des Jünglings, des Mannes unter dem unmittelbaren Eindruck des
Erlebens und läßt Leben und Treiben an den Univerſitäten Kiel,
Ber=
lin, Jena, Bonn im Zeitalter Wilhelm I. und Bismarcks und in der
Folgezeit bis zum Großen Kriege in lebhafter Anſchaulichkeit vor dem
Leſer erſtehen. Es wird vor allem auch bei der Jugend als
Erinnerungs=
bild großer Vergangenheit Freude wecken und den Mut und das
Ver=
trauen auf die Zukunft ſtärken.
Ungarn in ſeiner Dichtung von Anton Läbau. Mit lyriſchen und epiſchen
Uebertragungen und 15 Abbildungen. (Amalthea=Verlag, Wien 1933,
Amalthea=Bücherei, Band XXXI.)
Dieſes Buch bietet einen Einblick in das kulturelle und literariſche
Leben Ungarns, wie es ſich in ſeiner Dichtkunſt offenbart. Keine trockene
Literaturgeſchichte iſt es, mit Zahlen, Namen, Titeln, auch keine
bunt=
vermiſchte Anthologie. An der Hand der kennzeichnendſten Dichtungen
ſelbſt, in guten Uebertragungen, werden uns die alten und neuen Zeiten
lebendig vor Augen gefüthrt.
Bildende Kunſt, Theater, Muſik.
Der Bamberger Dom. Von Georg Dehio. 36 S. Text, 72 Tafeln.
Piper u. Co., München 1923. Halbleinen 10 Mk.
Dem mit meiſterlicher Klarheit und echter Hingabe geſchriebenen Buche
„Das Straßburger Münſter von G. Dehio” läßt nun der rührige
Ver=
lag Piper u. Co. den von dem gleichen Verfaſſer bearbeiteten Band über
den „Bamberger Dom” folgen. Zur Eröffnung dieſer allgemein
der=
ſtändlich gehaltenen und gleichwohl wiſſenſchaftlich unanfechtbaren Serie
von Monographien der herrlichſten deutſchen Baudenkmäler hätte man
kaum zwei würdigere Bauwerke auswählen können, edelſte Wahrzeichen
deutſchen Blutes, aufgerichtet das eine in der ewig friedlichen Weſtmark,
deutſchen Blutes, aufgerichtet das eine in der eivig friedloſen Weſtmark, das
andere in der ſchon unter Karl dem Großen befriedeten ſorbiſchen Oſtmark.
Der Verlag hätte aber auch keinem würdigeren Bearbeiter die Heraus= Daute. Die Göttliche Komödie. Neu übertragen und mit italien
gabe übertragen können als G. Dehio, einem der Patriarchen der
Ge=
ſchichtsſchreibung der europäiſchen Baukunſt. Zahlreiche äußerſt klare
und im feinſten Netzdruck wiedergegebene Geſamt= und Einzelaufnahmen
des Bamberger Domes und ſeines noch ſo reichen plaſtiſchen Schmuckes,
der in der Hauptſache als das Werk eines in Frankreich geſchulten, ſeinem
Reimſer Vorbild aber weit überlegenen, namenloſen Meiſters
auge=
ſprochen wird, führen mit zwingender Anſchaulichkeit ein in die
Formen=
welt jener durch einen Ueberſchuß bildneriſcher Kräfte ſo geſegneten
Zeit der erſten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als ſich die vom kelto=
germani=
ſchen Weſten her in Deutſchland eindringende jungfräuliche Gotit mit
dem männlichen wuchtigen, komgniſchen
ige vermählte.
Text verſehen von R. Zoozmann. Mit Einführungen un
merkungen von C. Sauter, 3 Bände, 7. und 8. Aufl. Gz=
Freiburg i. Br., Herder.
Orbis vietus (Weltkunſtbücherei). Hrsg. von P. Weſtheim. 2
E. Wasmuth.
In der erſten Sondernummer wurde verſehentlich die Angal
Verlags dergeſſen.
Bearbeſtet von Rudolf Mauve, Dr. Karl Menn!
Max Streeſe, Or. Ernſt Zeh.
mmer 340.
Darmſtädter Tazblätt, Sottn/), den 9. Tezeiber 1923.
Seite 7.
je Geburt eines gesunden
michens zeigen an
Oberförster Henzel
und Frau
rmstadt, den 7. Desbr. 1923
W0fe
ilhelmine Huthmann
Karl Neit
VERLOBTE
ler-Ramstadt Darmstadt
Lohberg Feldbergstr. 69
9. Dezember 1923
Heinrich Hühn
nna Maria Hühn
geb. Kürschner
VERMAHLTE
mstadt
Eberstadt
2. Advent 1923.
A
Dankſagung.
ür ſo viele Liebe und große
Anteil=
re bei dem Heimgange unſeres
n Entſchlafenen, ſowie für die
en Kranz= und Blumenſpenden
r innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
In deren Namen:
amilie Karl Horneff
mſtadt, den 8. Dezember 1923
F
Statt Karten.
Allen Freunden und
Bekann=
r die traurige Mitteilung, daß
ein lieber, guter Sohn, unſer
uer Bruder, Schwager undOnkel
Karl Nordmann
Kapitänleutnant
ich kurzem, ſchwerem Leiden am
ds. Mts. in Wilhelmshaven ſanft
rſchieden iſt. Die Beerdigung
nd dort auf dem Heldenfriebhof
n 7. d3. Mts. ſtatt.
(838(
Im Namen der Leidtragenden
Wilhelmine Nordmann
geb. Remfry.
Darmſtadt, den 9. Dez. 1923.
eileidsbeſuche dankend verbeten.
S
He mich i
Eberſtadt
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gelaſſen.
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* Umſtellung des Stickſtoff=Syndikats auf
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ten=Mark. Das Stickſtoff=Syndikat teilt mit, daß alle Reichs=Bank=
Anſtalten Papiermark=Beträge, die zur Bezahlung von Stickſtoffen
be=
ſtimmt ſind, wie bisher und bis auf weiteres annehmen, dieſelben aber
vom 1. 12. 23 ab nicht mehr in Goldanleihe, ſondern in Renten=Mark
zum Kurſe des Einzahlungstages umwandeln und dem Stickſtoff=
Syn=
dikat gutſchreiben. Vorausſetzung bleibt, daß bei der Einzahlung ein
Kaufvertrag mit dem Stickſtoff=Syndikat beſteht.
* Bad. Staatsſchuldbuch=Zinſen. Entſprechend dem
Vorgehen der Reichsſchulden=Verwaltung ſieht auch die Bad.
Staats=
ſchulden=Verwaltung im Hinblick auf die Geldentwertung und die
außer=
ordentlich geſteigerten Koſten der Ueberſendung von Zinsbeträgen und
ihrer Buchung bei Banken, Sparkaſſen uſw. vorläufig von weiteren
Zinſen=Zahlunger, für die im Bad. Staatsſchuldbuch eingetragenen
For=
derungen ab, unbeſchadet des Rechts der Gläubiger auf den Bezug der
Zinſen und vorbehaltlich einer ſpäteren endgültigen Regelung. Aus
den gleichen Gründen wird bis auf weiteres auch die Ausreichung neuer
Zinsſcheinbogen für die Badiſchen Anleihen ausgeſetzt.
* Der engl.=amerik. Stützungs=Kredit für Däne
mark. Der in Ausſicht ſtehende engl.=amerik. Stützungskredit für
Dänemark, deſſen günſtige Einwirkung auf die däniſche Valuta lediglich
als Folge ſeiner Ankündigung bereits bemerkbar wurde, iſt für
den=
jenigen Teil des = und F=Kredites, der in Anſpruch genommen wird,
mit 1 Prozent über Bank=Diskont, bezw. 5¾ Prozent, zuzüglich Bank=
Proviſion zu verzinſen. Der Kredit ſoll vorläufig nicht angebrochen
werden, da die Kredite am Kopenhagener Valutamarkt ohnehin nach
unten tendieren.
ſich, wie die Frankfurter Zeitung mitteilt, um den Betrag von
Millionen Dollar,
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide.
Un=
beeinflußt von den ſich immer mehr zuſpitzenden innerpolitiſchen
Ver=
hältniſſen, hat ſich an den Getreidemärkten ein Umſchwung vollzogen,
der nicht hoch genug eingeſchätzt werden kann. Hängt doch davon zum
größten Teil die Ernährung des deutſchen Volkes ab. Während zur
Zeit des koloſſalen Markſturzes faſt gar nichts an Getreide zu erhalten
war, ſind jetzt die Märkte mit Ware bzw. Angeboten überſchwemmt,
was ja auch nicht zut verwundern iſt, wenn man berückſichrigt, daß von
der diesjährigen Ernte bis jetzt nur ein ſehr kleiner Teil von der
Land=
wirtſchaft abgegeben wvorden war. Nachdem die wertbeſtändigen
Zah=
lungsmittel nun ſchon die weiteſte Verbreitung gefunden haben und faſt
überall ein Preisabbau eintrat, hält die Landwirtſchaft die Zeit für g
kommen, von ihren Beſtänden abzuſtoßen, was ſie erübrigen kann. Die
Preiſe haben durch das teilweiſe dringende Angebot eine fortgeſetzte,
aber noch als ſehr minimal zu betrachtende Senkung erfahren. Der
Handel iſt jetzt natürlich nicht ſo aufnahmeluſtig, nachdem man ihn ſo
lange hat hängen laſſen. Er iſt abſolut nicht geſvillt, jetzt auf einmal
bei den noch ſehr hohen Preiſen die auf den Markt geworfene Ware
ſchlank aufzunehmen und läßt die Zeit für ſich wirken, d. h. er wartet
die weitere Entwickelung ab, die nach ſeiner Anſicht eine weitere
Preis=
abbröckelung bringen muß. Mit der Markbeſſerung im Auslande
wur=
den auch ausländiſche Offerten an den Markt gelegt, die für
ausländi=
ſchen Weizen uaf 24,75 Goldmark lauteten. Ferner erſchien der ſo lange
vermißte ausländiſche Mais wieder auf der Bildfläche, wird aber mit
24—25 Goldmarr noch höher als der Weizen bewertet. Bei
genügen=
der Deviſenverſorgung des Getreidehandels würden die Inlandspreife
noch weiter gedrückt werden können: ſo trat aber nur eine geringe
Sen=
kung erſt beim Wochenſchluß ein, beim Weizen von 24,50 auf 22,40—22,50,
bei Roggen von 22,50—22,75 auf 20—21, bei Gerſte von 22,50—23,50
auf 20,50—21,50, bei Hafer von 21—22,50 auf 19—20,50 Goldmark alles
pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim ohne Sack netto Kaſſe, zahlbar in
Goldanleihe.
Mehl. Dem ſtürmiſchen Einkauf von Mehl ſeitens der
Bevölke=
rung direkt bei den Mühlen iſt eine ruhige Woche gefolgt, nachdem auch
der Kleinhandel zum Verkauf zu dem verbilligten Preis von 20 und
21 Pf. das Pfund ſich gezwungen fah. So kann nun auch das über
weniger Geldmittel verfügende Publikum ſeinen Weihnachtsbedarf
ein=
decken. Auch an der Börſe war ruhiges Geſchäft und Zurückhaltung
Der Preis für Weizenmehl Spezial Null wurde von den ſüddeutſchen
Mühlen von 37,80 auf 34—34,65, für Roggenmehl von 35,70 auf 33,50
bis 34,50 Goldmark pro Doppelzentner ab ſüddeutſche Mühle
herab=
geſetzt; die zweite Hand trat noch unter dieſen Sätzen als Verkäufer auf.
Futtermittel. An dieſem Markt legt man ſich auch die größte
Zurückhaltung auf; das Angebot wird immer umfangreicher. Malzkeime
und Biertreber fehlen allerdings, da bei der kälteren Witterung die
Brauereien wenig Abſatz und ſomit auch geringen Anwurf von
Neben=
produkten haben. Dagegen werden in großen Beſtänden Trockenſchnitzel
zu 28—30 und Melaſſefutter zu 23—25 franz. Franken von pfälziſchen
Fabriken ab pfälziſche Stationen angeboten. Rechtsrheiniſch ſind
Trocken=
ſchnitzel zu 12—13, Haferſchalen zu 4,75—6,00 und Rapskuchen zu 12—13
Goldmark ab Stationen pro 100 Kilo zu haben. In Weizenkleie ſind
die ſüddeutſchen Mühlen zu 7,75—8,00 Goldmark pro Doppelzentner
Verkäufer. Rohmelaſſe blieb mit 8—850 Goldmark unverändert im
Preiſe.
Kolonialwaren. Das heranrückende Weihnachtsfeſt bringt
einen ſtarken Bedarf. Da an den Auslands= wie deutſchen
Großhandels=
plätzen feſte Tendenz und feſte Preiſe beſtehen, zeigte auch der hieſige
Markt die gleiche Verfaſſung. Was im Inland an Preisermäßigung
ein=
trat, iſt nur durch das Wegfallen des Geldentwertungsriſikos geſchehen,
von einer allgemeinen Preisherabſetzung kann keine Nede ſein. Man
notierte folgende unveränderten Preiſe: für rohen Kaffee Santos 4,50
bis 4,90, gewaſchenen 5,50—5,90, guten Tee 8—9, mittleren Tee 9—10,
feinen Tee 10—12, inländiſchen Kakao 2,80—3,20 gegen 3,70—4,20, und
ausländiſchen 3,20—4,00 gegen 4,20—5,50, Burmah=Reis 0,52 gegen 0,65,
Weizengrieß 0,55 gegen 0,70 in der Vorwoche, Kriſtallzucker 1,25
Gold=
mark auf Dollarbſis, alles pro Kilo ab Mannheim.
Holz. Auf dem Holzmaukt haben ſich die Verhältniſſe völlig auf
den Kopf geſtellt. Zur Zeit der Papiermarkberechning wurden die
Forſttaxen bei Verſteigerungen um mehrere hundert Prczent überboten.
Nachdem nun die Umſtellung auf Goldmark erfolgt iſt, ſtehen die
Grund=
preiſe höher als die Gebote, und die Forſtämter ſetzen dieſe Grundpreiſe
von Verſteigerung zu Verſteigerung höher. Die Preiſe für Bretter
be=
wegen ſich gegenwärtig im Durchſchnitt zwiſchen 45 und 60 Goldmarf.
Alſo, das fertige Produkt koſtet heute rund ein Drittel weniger, als für
bas Rohmaterial ab Wald von den Forſtämtern gefordert wird.
Säge=
fallende Bretter müßten bei einem Rundholzpreis von 69 Mk. ab Wald
138 Goldmark pro Kubikmeter koſten, während im Frieden dieſe Bretter
allerhöchſtens 50 Goldmark koſteten. Der Süddeutſche Sägewerksverein,
dem etwa 1100 Sägewerksbeſitzer angehören, beſchwerte ſich in einer
Eingabe an die baheriſchen Staatsbehörden über die wucheriſchen
Holz=
preiſe der Forſtämter, und droht, wenn nicht ſofortige Abhilfe erfolgt,
mit der Betriebseinſtellung. — Bei einer Brennholzverſteigerung in
Neuleiningen (Pfalz) wurden bei flottem Gebot 6—7 Goldmark pro Ster
für buchenes Brennholz erlöſt.
Wein. Nach dem Verſchwinden des Schnees können die
eingeſtell=
ten Bodenarbeiten in den Weinbergen wieder fortgeſetzt werden. Den
Winzern fehlt es aber auch an Düngung, da ſie die Mittel bei dem
Fehl=
herbſt nicht aufbringen. Im Weingeſchäft herrſcht ziemliche Ruhe; die
wenigen Verkäufe tragen den Charakter von Notverkäufen. Mit der
Regelung der Zollverhältniſſe zwiſchen beſetztem und unbeſetztem Gebiet
hofft man auf eine Wiederbelebung des Weinhandels. In der
Pfal=
wo jetzt faſt ausſchließlich nur noch der franzöſiſihe Franken „rollt”,
wurden im oberen Gebirge einige Poſten 192er=Weine um 1000, 1923er
um 1000—1500 franz. Franken abgegeben; im Ausſchank ftellt ſich das
Viertel auf 1 Franken. Weitere Verkäufe erfolgten in Dackenheim
1923er zu 400 Franken, in Kallſtadt zu 1000 Franken, in Eſchbach zu 1200
Franken das Fuder, in Bergzabern zu 9—100 Frauken Pro 100 Lite=
Der Goldwert, die Goldmark zu 4 Franken gerechnet, wäre alſo 25—50
Goldpfennige pro Liter. Bei der Weinverſteigeruing der Vereinigten
Weinbergsbeſitzer an der Mittelhaardt in Mußba=h von Weinen der
Jahrgänge 1921, 1922, 1923 wurden pro Fuder in Goldmark, zahlbar in
wertbeſtändigen Papieren, erlöſt: für 1932er=Weißweine 570—1160, für
1921er=Weißweine 1430—4520, für 1922er=Rotweine 360—470, für 1923er
500—590, für 1921er 590.
Tabak. Im Einkauf von Haupttabaken herrſcht noch Stille, da
man für ſie noch keine richtige Preisbaſis gefunden hat. Sandblätter
dagegen, die zur Zigarrenfabrikation verwendbar ſind, fanden zu noch
höheren Preiſen als in der Vorwoche Käufer; ſo wurden ſolche in
Sand=
hofen zu 90, in Feudenheim zu 85, in Ladenburg zu 80—85, in Reilingen
zu 90 und in Plankſtadt zu 82 Goldmark pro Zentner gekauft. Die in
der Fermentation ſich befindlichen Sandblätter entwickeln ſich ſehr gut
und werden ein gutes Fabrikat abgeben. In Rippen iſt das Geſchäft
ruhig, ebenſo in der Fabrikation, bis ſich die Umſtellung in die
Gold=
markrechnung eingeſpielt und auch der Kleinhandel mit Goldpfennigen
bezahlt wird.
9. Dezember 1923 Nr.
Berliner Produktenbericht. Im Produktenß
hielt ſich das Geſchäft wieder in außerordentlich engen Grenzer
Angebot mangelte es im allgemeinen nicht. Seitens der Verkäufe
man die Forderungen nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten. Für
getreide war die Reichsgetreideſtelle nur mit verhältnismäßig nie
Geboten im Markte, die auch verſchiedentlich zum Geſchäft zu
ſchienen. Ziemlich feſt lagen Weizen. Die Preiſe zeigen im
Allge=
wenig Veränderung.
Börſen.
Börſenbericht vom 3. bis 8. Dezember 1923
teilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt). Obgleich die
lichen Grundlagen für eine Beſſerung der Mark, wenn ſie von
ſein ſoll, erſt noch durch eine geſunde Finanzwirtſchaft des Staat
eine vernünftige Regelung der Reparationsfrage geſchaffen
müſſen, ſetzte ſich der Stimmungsumſchwung zu Gunſten der
mark in der Berichtswoche weiter fort. Die aus dem Ausland
deten Deviſenkurſe erreichten ungefähr das Niveau der amtliche
landskurſe und aus dem beſetzten Gebiet wurden häufig
ſoga=
für ausländiſche Zahlungsmittel genannt, die noch erheblid
lagen. Es konnte nicht ausbleiben, daß dieſe Umkehrung der
gem herrſchenden Deviſentendenz auch auf die Effektenbör
denden Einfluß gewann und ſie wirkte hier hauptſächlich
tung, daß ſie zum Abbau zahlreicher Engagements, die noch mit
gehalten worden waren, Veranlafſung gab. Das hierdurch und
ſtarken Geldbedarf der Induſtrie, beſonders des Rheinlands,
Angebot von Wertpapieren fand trotz der in Goldmart
ber=
außerordentlich niedrigen Kurſe nur geringe Aufnahmeluſt, ſo
ſämtlichen Gebieten weitere Kurseinbußen zu verzcichnen war
erſter Linie ſvaren davon natürlich ausländiſche Renten und
ſtändige Anleihen betroffen, und beſonders die letzteren, derer
vielfach über die Parität der entfprechenden Sachwerte
getrieb=
den waren, lagen durchweg ſehr ſchwach. Erſt gegen Ende d
ſetzte eine leichte Erholung ein, die ſich beſonders bei den kleit
ten bemerkbar machte, doch betrugen die dabei erreichten Kursbeſ
in den meiſten Fällen nur Bruchteile der vorausgegangenen"
luſte. Ein Sondergebiet ſtellten wiederum die inländiſchen Re
die am Anfang der Woche ſehr ſtark gefragt waren und teilweiſ
ordentlich große Kurserhöhungen davontrugen. Die
Erwägu=
eine Aufwertung dieſer Nenten doch noch ſehr im Ungewiſſe
und beſonders bei den Staatsanleihen wenig wahrſcheinlich
brachte aber an den folgenden Tagen anſehnliches Material
Markt, ſo daß größe Teile der anfänglich erreichten Kursgew
Freitag wieder verloren gingen.
wb. Berliner Börſenbericht. Bei der Feſtſetzt
amtlichen Dediſenpreiſe ergaben ſich hinſichtlich der Zuteilungen
Notizen nur geringfügige Abweichungen gegen geſtern. Die Ne
nach Deviſen iſt jedenfalls im weiteren Abnehmen begriffen. 3
ten ſchien die Stimmung ſoweit bei den nur in geringer
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ſammelten Intereſſenten eine Feſtſtellung möglich war, eh
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75
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ANZ
Nummer 48
Darmſtädter Tagblatt
* Dein König kommt.
Gedanken zum zweiten Adventsſonntag.
Von Dr. W. Sauer.
„Gelobt ſei der da kommt
in dem Namen des Heurn!“
Matth. 21,9.
Siehe, dein König kommt zu dir, ſanftmütig, und reitet auf
* Eſel und auf einem Füllen der laſtbaren Eſelin! Dieſes
tamentliche Prophetenwort, das im erſten Adventsevange=
6. ausdrücklich zitiert wird, ſteht gleichſam über der geſam=
Adventszeit wie ein leuchtender Adventsſtern.
Verheißungs=
deutet es die drei großen Merkmale an, die die neue
Reli=
z] des neuen, großen Religionsverkünders auszeichnen wird.
Mit irdiſcher Anſpruchsloſigkeit hält der Weltmeſ=
5ſeinen Einzug in Jeruſalem, auf einem Eſel reitet er. Sein
n iſt Innerlichkeit, ſanftmütig kommt er daher. Aber
als Bettler, nicht knechtig oder bedrückt, nein, die Macht
Herrſchers, die Macht eines Königs iſt ihm eigen!
Irdiſche Anſpruchsloſigkeit will das Chriſtentum! Es warnt
der Verweltlichung, vor der Veräußerlichung. Nicht die
e hat Jeſus gefordert, nicht die Weltflucht, um den Weg
Gottherzen zu finden. Sondern er hat geſagt, wer den Weg
Gottherzen finden will, der darf ſein Herz nicht an die
ſe dieſer Welt hängen, der muß die Kraft beſitzen, die Welt
ihren recht vergänglichen Gütern zu überwinden; er muß ſo
über ſie hinauswachſen, daß ſie nicht beſtimmend mehr auf
wirken, daß ſie ihm nichts mehr anhaben können. Sollte mit
r Forderung die Religion Jeſu unſerer Zeit, die in der
fr) rſchätzung von weltlichen Aeußerlichkeiten und vergänglichen
c rn kaum zu überbieten iſt, nichts mehr zu geben haben?
t, daß man heute übermäßigen Luxus triebe. Den treiben
einmal viele Menſchen. Aber daß die Menſchen heute
zu=
t ohne Ideale leben — das iſt es, was ſie in der
Welt=
it der Welt verkommen läßt!
Das Chriſtentum predigt Innerlichkeit! Es will Werte ſchaf=
* die aus der Seele wachſen! In der Welt herrſchen Ge=
Stſucht, Selbſtſucht, Haß, Raſtloſigkeit, Friedloſigkeit. Jeſus
ert zur Genügſamkeit auf, zur Selbſtzucht, zur Liebe, zur
igkeit, zum Frieden! Darum kann er auch ſagen: In der
t habt ihr Angſt; aber ſeid getroſt, ich habe die Welt
über=
den! Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt! Ich bin dazu
ren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit
en ſoll! Wer aber die Wahrheit draußen ſuchen will, in der
t, in dieſem ewigen Wechſel des Werdens und Sterbens, der
in Tor! Die Wahrheit iſt in uns! Wir ſelber bringen ſie
hervor, wie der Dichter ſingt. Die Wahrheit fließt aus der
ele, aus der bewußt zur Gottheit ſich erhebenden
le. Sollte nicht auch mit diefer Forderung das
Chriſten=
uns heute noch etwas zu geben haben?
Das Chriſtentum predigt Königtum! Zum Spott haben die
en Jeſus mit einer Dornenkrone gekrönt, zum Hohn ihm
u Purpurmantel umgehängt. Aber das war nur äußerlich.
verſtanden eben nur das Aeußerliche an Jeſſ Lehre. Für
Weſen ſeiner Seelenerhebung, für den Sinn ſeines
Gottes=
eiffes befaßen ſie gar kein Organ. Sie ſchrien aus klügelnder
echnung genau ſo ſehr „Hoſianna”, wie ſie enttäuſcht her=
„Kreuzige ihn!” riefen. Das Königtum, das Jeſu wollte,
eiffen ſie nicht. Denn das war ein Königtum der Seele! Das
jene Herrſchaft und Herrlichkeit, die gebietet, Gewalt über ſich
ſt zu haben, die verlangt, Kopf und Herz bewußt und mutig
zutragen, etwas leiſten zu können; das war ein Königtum,
Diener des Volkes ſein wollte und Diener Gottes!
3 war ein Königtum, das verhieß: Ich gebe ihnen das ewige
en, und ſie werden nimmermehr umkommen. Denn der
Va=
der ſie mir gegeben hat, iſt größer denn alles!
Und wiederum, wiederum drängt ſich die Frage förmlich auf:
denn dies Chriſtentum uns heute nichts mehr zu ſagen?
tte, heute!
Vor dem, was die Seele will, und bor dem, was das Fleiſch
langt, trennen ſich immer die Geiſter. Das aber iſt gewiß, daß
eholfen werden kann. Die Quellen, aus denen alle
Seelen=
igrigen ſich Labung und Stärkung ſuchten, ſind auch heute
h nicht verſiegt. Und wohl unſerem Volke, wenn das Licht
Adventsſternes ihm den Weg zu jenen Quellen hinleuchtet.
S
Der Weg des Leidens iſt der Weg zum weſentlichen Leben.
Schmerz zieht nach innen, was nach außen drängte und
ſich verlor. Der tötende Tod iſt das: weder — noch. „Ach,
daß du kalt oder warm wäreſt, ſo du aber lau biſt, will ich
dich aus meinem Munde ſpeien.” Tot iſt der Unbewegte, der
nicht mehr leidet, der ſtumpf, den nichts mehr rührt, der flach,
deſſen Waſſer träge faulen. Das Leiden regt zum Leben
auf. Gewaltig durchtobt uns der Sturm der Zeit, reißt unſern
Geiſt empor zur verzückten Schau ungeahnter Morgenröten.
K. B. Ritter.
* Das Florian=Haus.
Novellette von A. Thurandt.
bs. Weun ein Haus heute in einer größeren Stadt einmal
en beſonderen Namen hat, ſo muß es ſchon ſeine beſondere
wandtnis damit haben. Früher mag das anders geweſen
n, denn da gab es doch wohl mehr Menſchen, die, mochten ſie
n ganz beſcheidene oder ſehr wohlhabende Bauherren fein,
ert darauf kegten, ihre Perſönlichkeit aus dem Aeußeren und
ineren ihrer Behauſung ſprechen zu laſſen, die ihnen nicht nur
fällig Wohnung, ſondern Heim im Sinne des ſchönen Wortes
imat ſein ſollte. Und ſo etwas hatte ſich der Eiſenbahner
bald ſchon von früheſter Jugend an erträumt, vielleicht zuerſt
Shalb, weil die beiden niedrigen und dunklen Kammern, die
m Elternhaus ſein mußten, früh die Sehnſucht nach allem
iftigen und Lichten in ihm erweckt hatten. Das war nun
ſt beinahe ein Vierteljahrhundert her, daß er mit der Baſtelei
nes eigenen Häuſels begonnen hatte, wie er es nun heute von
rund auf bis zu dem roſenüberkletteren Giebel dem
unermüd=
hen Fleiß ſeiner eigenen geſchickten Hände verdankte. Und daß
es ſo ganz uebenbei, in den freien Stunden nach Berufser=
Ulung zuſtande gebracht, daß er alle Bedenken der Baupolizei
ſiegt und ſich nicht im geringſten um die Frozeleien der
Nach=
irn in all den Jahren gekümmert hatte, ſchrieb, er ſtets der
ücklichen Miſchung ſeiner Abſtammung zu, die ihm vom Vater
* die trotzige Zähigkeit des Weſtfalen, von der Mutter her
e leichte Lebensluſt des Rheinländiſchen ins Blut gegeben
itte. Als er in den Krieg mußte, waren ihm alle Verwandten
ſon geſtorben. Wenn er trotzdem eine heiße Verpflichtung in
h fühlte, heil und geſund aus den Schlachten heimkehren zu
üiſſen, ſo war es immer nur die Sorge um ſein Haus geweſen,
1s für ihn längſt ſo etwas wie den Begriff einer Familie
be=
immen hatte. Für dieſes kleine Etwas, das die Leute dann
as Florian=Haus nannten, weil es den Sommer über bis tief
r den Herbſt jedes Jahr von der Flammenglut immer üppiger
kühender Roſen überdeckt war, hatte er ſich alles abgeſpari,
atte er ſich ſo manchen Schoppen Wein verkniffen, weil dies
nd jenes noch anzuſchaffen war, ihm noch nicht vollendet genug
rſchien. Und ſelbſt in die Nächte der Schützengräben ſtahl ſich
ar ihn, wenn er einmal beſonders traurig war, dieſer
traum=
afte Duft ſeiner dunklen Roſen.
Nun waren die Franzoſen ins Land und in den
ſogenann=
en Frieden eingebrochen. Mit roher Gewalt griffen ſie in den
Jeſitz jedes Einzelnen, in ſeine Rechte, in ſein bißchen Glück.
Die beſten der Kameraden traf die Ausweiſung, Beſchlagnahme
er Wohnungen, die Vertreibung von Herd und Heimat. Die
* Von der Verehrung.
Von Reinhold Braun.
Jüngſt habe ich die Verehrungsloſigkeit lachen hören. Es
war ein Lachen, das jedem, der noch ein Herz in der Bruſt hat,
wehe tun mußte. Es war ein Erlebnis ganz alltäglicher, leider
zu alltäglicher Art. Einer jener Burſchen, die ſo recht der Typ
unſerer diſziplin= und verehrungsloſen Zeit ſind, ſtieß eine alte
Dame beim Aufſteigen auf die Straßenbahn in bru alſter Weiſe
zurück, indem er ſich vordrängte. Ich ſtellte den Burſchen zur
Rede und ſagte ihm, daß er doch wenigſtens Achtung vor dem
Alter haben müßte; denn er hätte doch auch wohl eine Mutter,
Die Antwort war das gemeine Lachen des Burſchen.
Da habe ich wirklich die Verehrungsloſigkeit lachen gehört,
die jetzt in Deutſchland die Straße und überhaupt das Leben
regiert.
Verehrungsloſigkeit, ſohin man blickt! Und verehrungslos
iſt keineswegs nur die Jugend! Sondern die Maſſe überhaupt.
Wohl zu keiner Zeit iſt in Deutſchland die Kluft zwiſchen
Begehrer= und den Verehrernaturen größer geweſen als jetzt.
Und ſie wird immer größer. Es iſt da kein Hinüber= und Her= maus und der Feldmaus ſchließt eine ſehr richtige Beobachtung
überkommen mehr.
Das Begehren iſt in unſer Volk gleichſam ohne Maß und
Ziel hineingerauſcht wie ein dunkle, verhängnisvolle Woge,
Mil=
lionen laſſen ſich von ihr tragen in Gier und Taumel.
Wehe einem Volke, wenn die Begehrer in ihm an Zahl über
die der Verehrer mächtig hinwegwachſen. Das iſt ein Wachſen
dem Abgrunde zu.
Man blicke nur in die Geſchichte hinein! Volksuntergang
und Begehrertum ſind unlöslich miteinander verbunden. Denn
die Begehrer, das ſind die „negativen Geiſter”, die Zerſtörer und
Verheerer, die Sinn= und Maßloſen, die von Liebe nichts wiſſen.
Es ſind die im Stofflichen ganz Befangenen, die Kleinen und
Kleinlichen, die Horizontloſen, die Feigen, wenn es darauf
an=
kemmt, ſich zu opfern.
Und nun die Verehrernaturen! Es geht ein Licht von ihnen
aus, eine Kraft, ein Lebensfluidum. Sie ſind diejenigen, die die
Welt vorwärts führen; denn ſie ſind die eigentlich ſchöpferiſchen
Naturen. Sie ſind die „poſitiven Geiſter‟. Die Liebenden ſind
ſie, die Schenkenden, die Weiſen und Reifen, die Menſchen, die
die große Linie haben, die aus der Ewigkeitsſchau heraus
Schaf=
fenden. Die Feinen ſind ſie, die Starken, die wahrhaft
Freude=
vollen; denn ſie kennen die Quellen echter Freude!
Sie ſind der Kern eines Volkes! Wenn er verloren geht,
dann verſinkt das Volk ganz und gar in Schwammigkeit, und
die Sturmſogen der Zeit ceißen ein Stück nach dem andern fort!
Wer Augen zu ſehen hat, der ſehe!
Und nun, mein lieber Leſer, wohin ſtellſt Du Dich?
Stellſt Du Dich zu denen, die das leibhaftige Verhängnis
unſeres Volkes darſtellen? Willſt Du das Begehren noch
ver=
größern?
Oder ſtellſt Du Dich auf die Seite der lichten Kämpfer, der
ſtillen Menſchengröße?
Legſt Du Dir jeden Tag Rechenſchaft ab davon, ob Du heute
eine wirkliche Verehrernatur warſt? Ein Menſch der Liebe und
Ehrfurcht, der Güte und des Wohlwollens, ein Menſch, in dem
Seelennot unſerer Zeit, wenn ſie echt iſt und wahrhaft tief, das Ewige, ſei es in welcher Form und Art, wirkſam war?
Ein Wort Goethes aus ſeiner Schweizer Reiſe möge Dir ein
Leit= und Helfewort ſein! In ſeinem Tagebuch über jene Reiſe
ſchreibt er: „Man ſchickte uns neulich einen Korb mit Obſt; ich
war entzückt wie von einem himmliſchen Anblick. Ich konnte
E
Pflicht, dem Vaterland zu dienen, ſollte plötzlich ein Verbrechen
ſein? An jedem Unglücksfall der franzöſiſchen Eiſenbahnzüge
waren die Deutſchen ſchuld? Da wurden Geiſeln feſtgenommen.
Da war die 8 Uhr=Abendſperre über die Stadt verhängt. Pa= abwarten, die Patrouille vorüberſchreiten laſſen, dann die
Fen=
trouillen marſchierten durch die Straßen und ſchoſſen nach jedem
geöffneten Fenſter. Die Hitze des Sommertags brütete in den
dunklen Zimmern, rückte die Wände beängſtigend näher, nahm
der Bruſt den Atem, legte ſtickende Knebel in Mund und Naſe, dieſes ſchnell auflodernden Feuers Herr zu werden.
Ewald trat an das Fenſter, ſpähte durch die Gardine dem
verhallenden Schritt der feindlichen Soldaten nach. Jetzt müß= Totenamt, das ihn für immer ſeiner Heimat verbinden ſollte,
ten ſie gleich um die Straßenecke verſchwinden — wenn ſie nicht
noch einmal umkehrten, wie ſie das heimtückiſcherweiſe geſtern
in die ſtille Nacht atmen dürfen. Nein — nur Duft! War es
nicht, als ob der ſich durch Stein und Holz des Hauſes zwvängte,
drängen mußte? Warum durfte er nicht frei und üppig
herein=
fluten im balſamiſchen Strom? Koſte es, was es wolle!
Vor=
ſichtig, nur für ein paar Zentimeter ſchob ſich das Fenſter auf.
Tief atmete der Mann die Würze des rot aufwogenden Dunkels
ein — für Sekunden. Dieſe Roſen, die ihm ſonſt wie feſtliche
Fackeln des Lebens erſchienen waren, hatten jetzt etwas von dem
brandigen Rot aufbrechender Wundränder. Luſt wandelte ſich
in Schmerz, der nicht mehr ſchreien konnte, der ohnmächtig in
ſich dahinſtarb. Die Schatten taten ſich zu unheimlich
drohen=
den Geſpenſtern zuſammen, die gegen das Haus drückten und es
ins Wanken brachten, Heimat ſollte entwurzelt werden. Da
ſchrie ein Käuzchen auf — zum erſten Male hier ſeit all den ſchläge ihr zuletzt auf die Nerven gegangen waren, denn jeder
Hammer des Herzens. Schlaf floh die müden Augen ..."
Grundlos. Weil er ſeinem Vaterlande die Treue hielt. Zeit Geräuſch klatſchend auf den Tiſch geworfener Karten gekommen
zum Abſchiednehmen blieb ihm nicht viel. Wie welk heute die
ſie den letzten, tiefſten Schmerz ihres Hegers mitfühlten, der
nun von ihnen gehen mußte, aber anders von ihnen gehen etwas laut geweſen war. Sie fand ihn roh und abſcheulich —
würde, als es ſich die Herren Machthaber denken mochten.
Hart warf Ewald das ſchon gepackte Bündel in die Ecke.
Das Okuliermeſſer her! Nicht zum Morgen! Den bitterſten
zeln glitt die ſcharfe Schneide durch die einzelnen Roſenſtämme, vielleicht gut wäre, noch ein Glas Tee zu trinken. Sie malte es
Niemand hatte das geſehen, und niemand konnte dem Beſitzer ſich aus, daß ſie noch ſchnell die Teemaſchine, das Hochzeitsgeſchenk
beſtimmt hatte.
O, das ganze Haus ſollte ſo hell wie noch nie erleuchtet ſein! len Kuß geben.
Die wenigen Stunden, die noch blieben, mußten ausgenützt
werden, um den Scheiterhaufen eines zerſtörten Glücks zu er= Mietskaſerne angelangt, in der ihre zwei Zimmer ganz hoch oben
9. Dezember 1923
mich nicht überwinden, eine Beere abzupflücken, einen Pfirſich,
eine Feige abzubrechen. Gewiß, dieſer Genuß des Auges und
inneren Sinnes iſt höher, des Menſchen würdiger. Ja, wir ſollen
das Schöne kennen, wir ſollen es mit Entzücken betrachten und
uns zu ihm, ſeiner Natur zu erheben ſuchen, und um das zu
ver=
mögen, ſollen wir uns uneigennützig verhalten, wir ſollen es uns
nicht zueignen, wir ſollen es lieber mitteilen, es denen
auf=
aufopfern, die uns lieb und wert ſind!“
L. Das neue leichte Maſchinengewehr der Schweiz. Die
neue Waffe hat ein Gewicht von rund 8 Kilogramm. Die
Kon=
ſtruktion, ſpeziell der Verſchluß, iſt verblüffend einfach und
un=
empfindlich, die Herſtellung entſprechend billig. Die Schußzahl
(Feuergeſchwindigkeit) iſt die gleiche wie beim bishevigen
Ma=
ſchinengewehr, die balliſtiſche Leiſtung iſt gleich wie beim
Kara=
biner. Auch äußerlich zeigt es Merkmale der Gewehrkonſtruktion,
während die leichten Maſchinengewehre ausländiſcher Armeen
ſehr kompliziert ſind. Zur Verwendung gelangt mit
Magazin=
ladung die gewöhnliche Maſchinengeſvehrmunition. Eine
Waſſer=
kühlung wie beim ſchweren Maſchinengewehr iſt nicht nötig,
ebenſo braucht es keine Lafette, ſondern es iſt mit einer
ein=
fachen Stütze verſehen. Die Präziſion iſt eine vorzügliche.
Ueber die taktiſche Verwendbarkeit werden demnächſt
ſtatt=
findende Truppenverſuche weiteren Aufſchluß geben. Auf jeden
Fall erfährt dadurch die Armee eine ſtarke Erhöhung der
Feuerkraft.
GK. Tiere auf Verienreiſen. Die glte Fabel von der
Stadt=
in ſich, denn man hat beobgchtet, daß Mäuſe und Ratten,
beſon=
ders aber die letzteren, richtige Ferienreiſen unternehmen und
be=
trächtliche Streaen weit von ihren urſprünglichen
Aufenthalts=
orten wegwandern. Beſonders der Herbſt iſt die Zeit, in der die
Ratten auf Reiſen gehen. Ganze Heere dieſer Tiere verlaſſen
dann die Städte um fröhliche Herbſtwochen auf den Feldern zu
verbringen und ſich an dem reichbeſtellten Tiſch der Natur gütlich
zu tun, denn die Ratten, obwohl ſie auch Fleiſchfreſſer ſind,
brin=
gen doch gern Abwechslung in ihre Nahrung und wenden ſich
dann dem Korn, Beeren und Nüſſen zu. In den Hühnerhöfen
muß man im September ſehr darauf achtgeben, daß die
Stadt=
ratten, die dann aufs Land ziehen, ſich nicht über die Eier
her=
machen, die ſie zwar ſelten freſſen, aber zu ihrem Vergnügen
fortſchleppen. Ein engliſcher Naturforſcher, der die Ratten bei
ihren Reiſen genau ſtudiert hat, berichtet, daß ſie nicht nur auf
Schiffen ihre Fahrten machen, ſondern auch Eiſenbahnzüge
be=
nutzen und bei einer Station den Zug verlaſſen, um ſich über die
aufgeſpeicherten Vorräte herzumachen. Ein anderes Tier, deſſen
Reiſen man beſonders in England gut beobachten kann, iſt die
Otter. Sie lebt während des Sommers in den Gewäſſern des
Innenlandes überall da, wo Fröſche und Muſcheln zahlreich
ſind. Aber im Winter begibt ſie ſich nach dem Meer, weil ſie.
dann dort ihre Nahrung beſſer findet. Ottern reiſen ſehr ſchnell;
60 Km. in einer Nacht zurück zu legen, iſt für ſie garnichts:
ſie ſchwimmen zwar gewöhnlich die Flüſſe entlang, kommen aber
auch mit ziemlicher Schnelligkeit auf dem Lande fort. Unter den
Amphibien iſt der Seehund der größte Reiſende. Seehunde, die
in ganz jungem Alter an der Küſte von Algska gezeichnet
wur=
den, fand man dann in der Antarktis wieder, nachdem ſie einen
Weg von etwa 14 000 Km. zurückgelegt hatten. Die Gründe für
dieſe rieſigen Reiſen der Robben ſind noch nicht bekannt. Das
Kaninchen entfernt ſich nur wenige Kilometer von ſeinem Heim,
aber der Fuchs macht große Wanderungen und entfernt ſich von
ſeinem Bau in einer Nacht 30 Km. und mehr. Iſt die Nahrung
knapp, dann durchſtreift der Fuchs weite Landſtrecken. Das
Wild unternimmt große Reiſen, und man hat beſonders Hirſche
ſchon in ganz entfernten Revieren feſtgeſtellt. Ein Hirſch kann
bis zu 60 Km. in einer einzigen Nacht zurücklegen. Andere
Reiſende der Tierwelt ſind die Eichhörnchen, die merkwürdiger
Weiſe meiſt nach Norden wandern.
richten. Zwei Liter Petroleum — die ſollten ihre gefährliche
Näſſe weiſe verteilen, um dem Florian=Haus jetzt erſt die ganze
Bedeutung ſeines Namens zu geben. Nur erſt die Dunkelheit
ſter geöffnet. Mochten ſie ſchließlich noch ſchießen, die Feinde
— ihn treffen, der ſich ſelbſt in letzter Freiheit das Meſſer
be=
ſtimmt hatte, deſſen verſtrömendes Blut nicht ausreichen würde,
Mit ganz ruhiger Ueberlegung ging Ewald an ſein ſchweres
an dem ihn kein feindlicher Machtſpruch verhindern konnte.
Roſen — ihr Flammen eines ſtarken Herzens! Roſen —
abend gemacht hatten. Nur Luft, für einige Minuten befreit auch ihr lebendigſtes Bluten um Deutſchlands heiliges Leid!
Einmal erblüht ihr in ſchöneren Farben. Denn euer Leuchten
heißt Ewigkeit ....
* Der Schlüſſeſ.
Von R. Neumann.
Eng aneinander gedrängt, wie junge Ehepaare zu gehen
pflegen, kehrten Fritz und Lotte von der Geburtstagsfeier heim.
Die leichte Verſtimmung, die den ganzen Abend über beſtanden,
war beigelegt worden. Lotte hatte zuletzt eingeſehen, daß Fritz
eine Einladung zum Kartenſpiel nicht ausſchlagen konnte, wenn
ſie von Onkel Otto ausging. So hatte ſie als einzige junge Frau
im Kreiſe alter Tanten ſitzen müſſen, deren wohlgemeinte
Rat=
langen Jahren. Stunden des Lauſchens. Härter pochte der dieſer Ratſchläge war überflüſſig. Und zudem waren die Tanten
nicht einmal einer Meinung geweſen. Lotte hatte ſich alſo arg
Einige Tage ſpäter: die Ausweiſung. Nun auch für ihn. gelangweilt, zudem aus der offenen Tür des Nebenzimmers das
war, und die Spieler jeden Zug mit wechſelnden Ausdrücken des
Roſen ausſahen und wie duftlos ſie herabhingen! Wie wenn Beifalls und der Abneigung begleitet hatten. Lotte war
jedes=
mal zuſammengefahren, ſobald Fritz in ſeiner fröhlichen Weiſe
aber beim Abendbrot, da er an ihrer Seite geſeſſen, legte ſich der
Zorn wieder.
Während ſie noch durch die Straßen ſchritten, in denen das
Tod ſollten ſeine Lieblinge nicht erleiden. Hart über den Wur= Licht weniger Laternen widerſtrahlte, dachte Lotte daran, daß es
dieſes Hauſes wehren, welches Schickſal er ihm und ſich ſelbſt von Tante Alwine, in Gang ſetzen werde. Und dann werde ſie
mit Fritz in der Sofgecke ſitzen, werde das Waſſer im Keſſel bro=
Ein Licht durfte des Abends nicht im Zimmer brennen? deln hören, ſich in ſeinen Arm kuſcheln und ihm einen ganz ſchnel=
Da waren ſie auch ſchon vor der. Haustür der vielſtockigen
ummer 48
Obwohl die erſte Adventskerze dort, wo der liebe alte Brauch
in der Familie noch beibehalten wurde, ſchon gebrannt hat und
ſich ihr verheißungsvoller Schimmer in erwartungsvollen
Kin=
deraugen widerſpiegelte, fehlt uns Erwachſenen die
vorweihnacht=
liche Stimmung noch vollſtändig. Ja, es will uns manchmal im
Hinblick auf die Wünſche, die unſere Kinder an Weihnachtsmann
oder Chriſtkind ſtellen, tiefe Mutloſigkeit befallen, wenn wir
da=
bei des Soll und Habens unſerer Haushaltskaſſe gedenken. Zwar
hat der heißerſehnte Preisabbau der Waren begonnen, aber wir
Hausfrauen wurden ſchon in dieſer Beziehung zu oft enttäuſcht,
um auf dauernde Beſſerung zu rechnen. Deshalb fragen wir uns
immer wieder voll banger Sorge: Kann und darf ich im
Ver=
trauen darauf auch Weihnachtsanſchaffungen machen, die ſonſt
unbedingt unterbleiben müßten? Darf ich auch die ſogenannten
törichten Wünſche der Kinder wenigſtens zum Teil erfüllen, ihnen
alſo das ſo heiß erſehnte Spielzeug am Weihnachtsabend
be=
fcheren, während doch die bittere Notwendigkeit von mir heiſcht,
zunächſt erſt die vorhandenen Lücken an ihrer Kleidung nach
Möglichkeit auszuſüllen. Und ſchließlich ſtellen wir uns die für
die Familienmitglieder im Hinblick auf die Feſtfeier des
Weih=
nachtsfeſtes wichtigſte Frage: „Was kann und darf ich an
Gau=
mengenüſſen für die kommenden Feiertage beſchaffen, ohne an
anderer Stelle fühlbaren Mangel zu leiden?” Karpfen,
Gänſe=
oder Haſenbraten, überzuckerte Roſinen= oder Mandelſtollen und
Lebkuchen, Aepfel und Nüſſe, früher unerläßliche Attribute des
Weihnachtsfeſtes, erſcheinen uns heute faſt ſchon wie das Märchen
vom Schlaraffenland, mit ſeinem Beginn: „Es war einmal!”
Wir wiſſen ja nicht einmal mit Sicherheit, ob wir auch uns das
beſcheidenſte Bäumchen beſchaffen können. So ungewiß liegen
bezüglich der wirtſchaftlichen Verhältniſſe die kommenden Wochen
vor uns.
Dann aber ſehen wir wieder das gläubige Hoffen unſerer
Kinder, vernehmen faſt täglich deren wechſelnde Wünſche, die ſie
in der Gewißheit der Erfüllung durch das Chriſtkind äußern, und
an ihrer kindlichen Glaubensſeligkeit richten auch wir uns wieder
auf, wie ſo manchesmal in mut= und hoffnungsloſen Stunden:
Es wird ſchon alles werden! Vielleicht — vielleicht
kommt doch der erſehnte Umſchwung zum endlichen Beſſern,
viel=
leicht wird uns doch Weihnachten mehr möglich in der
eige=
nen Beiſteuer zur Erhöhung der Feſtfreuden, als wir heute
glauben.
Schon dieſe vorübergehenden optimiſtiſchen Stunden und
Minuten tragen aber dazu bei, unſeren Mut neu zu beleben,
unſere Zuberſicht auf gründlichen Wandel zu vermehren. Schon
beginnen wir unſere eigene Lage, im Gegenſatz zum bisherigen
Verhalten, nicht mehr mit jenen zu vergleichen, denen es beſſer,
ſondern mit jenen, denen es ſchlechter, oft viel, viel ſchlechter als
uns ſelbſt ergeht. Und ſind wir erſt hier angelangt, umfaſſen erſt
einmal voll tief innerlicher Beſitzerfreude alles, was uns umgibt,
was uns noch zu eigen, dann wiſſen wir plötzlich auch, daß wir
gar nicht ſo arm ſind, wie wir bisher annahmen, daß unſere Lage
nicht ſo troſtlos und verzweifelt iſt, wie wir bisher glaubten,
dann fühlen wir uns dielen Tauſenden gegenüber noch ſo reich,
daß wir uns vornehmen, ſogar außer unſeren Lieben am
Weih=
nachtsabend wenigſtens noch ein bedürftiges Menſchenkind, wenn
auch mit noch ſo beſcheidener Gabe, zu erfreuen, um die
Gebe=
feligkeit auch gegenüber notleidenden Menſchen noch auskoften
zu dürfen. In dieſer Stimmung, in dieſer Vorausſicht die
Vor=
weihnachtswochen bis zum Feſte verleben zu können, verleiht
unſerer Seele Flügel, die ſie über alle Widerwärtigkeiten, über
alle durch die Verhältniſſe gezogenen Grenzen und Hinderniſſe
hinwegträgt. Wir können und dürfen ja dank dem uns noch
ver=
bliebenen Beſitz mit teilnehmen, und ſei es auch nur in
beſchei=
denem Maße, am großen allgemeinen Werk der Nächſtenliebe, der
Not=, Alters= und Winterhilfe, oder wie ſie ſich ſonſt nennen
mag. Wir dürfen ganz im geheimen, ganz auf uns ſelbſt geſtellt,
uns ſelbſt beglückend, wenigſtens einem Menſchenkinde am
Beihnachtsabend eine frohe Stunde bereiten, in einem
leid=
umflorten Augenpaare das Licht der Freude aufflammen ſehen.
Eliſabeth Thielemann.
Die Mode von heute.
Moderne Pelzkappen, =mützen und =hüte.
Trug man ſchon in den Vorjahren ſo viel Kopfbedeckung mit
Pelzſchmuck, wie in dieſem Jahr? So iſt man faſt zu fragen
ver=
ſucht, wenn faſt jede zweite Frau, jedes zweite jugendliche
Mäd=
chen mit einer Kappe, einer Mütze oder einem Hut erſcheint, an
denen mehr oder weniger reicher Pelzbeſatz vorhanden iſt. Der
Zwei= oder gar Dreifarbigkeit huldigt die Mode allenthalben
auch beim Schaffen dieſer Modelle. Der Kopf iſt, wenn er nicht
ganz aus Pelz oder Krimmer beſteht, aus farbig leuchtender,
vielfach türkiſcher, ſonſt aber auch expreſſſoniſtiſch ſehr lebhaft
ge=
tönter Seide, ebenſolchem Samt oder Gold= oder
Silberbrokat=
ſtoff gefertigt, während der Kappen=, Mützen= oder Hutrand
ent=
weder vollſtändig mit Pelz bekleidet, oder aus farbigem,
ſchwar=
zem Samt oder Seide gefertigt iſt und nur am äußeren Rande
Pelzſchmuck aufweiſt. Samtreihungen und =puffungen,
regel=
mäßige Faltenlagen oder eingebrannte Pliſſees zeichnen beſon=
in dem erſt kürzlich aufgeſetzten fünften Stock lagen. Das Haus
lag finſter und ſtumm da. Obgleich die elfte Abendſtunde erſt
ſoeben geſchlagen hatte, flammte kein Licht mehr hinter den
Fen=
ſtern. Es war eben ein ſehr ſolides Haus mit anſtändigen
Mie=
tern. Lotte war ſehr froh, daß ſie inmitten braver Menſchen
woh=
nen konnte, wo es doch heute ſoviel Geſindel gab. Ihr beleidigter
Blick ſtreifte das Nachbarhaus, in dem noch ganze Etagen
er=
leuchtet waren und die Tonwellen mehrerer Klaviere mit den
neueſten Operettenſchlagern auf die Straße fluteten.
Fritz hatte ſich aus Lottes Arm befreit, um in die Taſche zu
greifen und die Tür aufzuſchließen. Er taſtete erſt rechts und
links, wurde dann aber plötzlich nervös und begann krampfhaft
in allen Taſchen zu ſuchen. Mit fliegender Haſt wühlte er herum,
aber er ſuchte immer vergeblich und ſagte plötzlich wie
geiſtes=
abweſend: „Ich habe den Hausſchlüſſel vergeſſen!“
„Sieh nur noch einmal ordentlich nach,” fiel ihm Lotte ins
Wort, „Du haſt ihn vielleicht am Schlüſſelbund feſtgemacht.”
„Aber nein,” verſetzte er und machte ſich von neuem daran,
ſeine Taſchen auszukramen. „Ich habe ihn nicht — was machen
wir nun!” Sie bliclten beide wie auf Verabredung zu dem
Fen=
ſterchen empor, das da viele Meter über dem Erdboden ſchwebte
und der unerreichbaren Wohnung angehörte.
„Wir warten, bis jemand aus dem Hauſe kommt — irgend
wer wird doch noch ausgegangen ſein,” ſagte Lotte.
Aber es war ein ſehr ſolides Haus! Die Straße wurde immer
feltener von verſpäteten Fußgängern durchſchritten und Wagen
zeigten ſich nur in der Ferne. Die Beiden ſchritten Arm in Arm
durch die Straße mit kurzen Schritten; das Geſpräch war
einge=
ſchlafen, denn der Wind ſchnob ihnen kalt in das Geſicht.
Ver=
einzelte Flocken eines großen körnigen Schnees fielen hernieder.
Lotte begann zu frieren, ihre dünnen Strümpfe waren nicht für
einen nächtlichen Spaziergang geeignet. Außerdem begann ſie,
ſich zu fürchten, denn in den Nebenhäuſern erloſch überall das
Licht, niemand ging mehr vorbei, nur ihre Abſätze klapperten hart
auf, em Pflaſter. „Wenn nur der Nachtwächter käme,” ſagte Fritz,
Doch er kam nicht, es kam überhaupt niemand. Jetzt war es
mit Lottes Faſſung vorbei. Sie riß ſich ſtürmiſch von Fritz los
ſtellte ſich in die Niſche der Haustür und begann faſſungslos zu
weinen. Fritz verſuchte, ſo gut es ging, einige Worte des Troſtes
hervorzubringen, aber er wurde kalt und ſchnöde abgewieſen,
Verzweifelt durchwühlte er noch einmal ſeine Taſchen, ob er den
Schlüſſel nicht etwa überſehen habe. Aber er fand ihn nicht, nur
eine plötzliche Erleuchtung dämmerte ihm auf.
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
ders Qualitätsſtücke dieſer Art aus. Immer aber muß der Pelz
am Hutte auch am Jackett= und Mantelkragen und Manſchetten,
oder doch wenigſtens am Muff wiederkehren, wenn nicht zum
Hute oder zur Kappe und Mütze eine der modernen kurzen
Pelz=
krawatten getragen wird, deren beide Enden entweder links
ſeit=
lich unter dem Ohr oder im Nacken hinabhängen und entweder
dicke Pelzſchwänze oder volle üppige Pelzpompons an ſeidenen
oder Ripsbändern zeigen. Auch die eleganten Theaterhüte,
zu=
meiſt aus gold= oder ſilberdurchwirktem Tüll beſtehend, zeigen
am ziemlich breitgeſchweiften Nande dieſen Winter viel
Pelz=
einrollungen oder zackig aufgearbeiteten, womöglich noch durch
einen Vorſtoß von Hermelin beſonders betonten Pelzbeſatz oder
richtiger geſagt Pelzauflage auf der Krempe. Ein ſehr apartes
Modell dieſer Art war am breitausladenden Nande, der mit Gold=,
Silber= oder grünen Metallfäden reich beſtickten ſchwarzen
Tüll=
beſpannung der ſeitlich verbreiterten Krempe mit langer
Affen=
pelzfranſe beſetzt, während die Tüllbeſpannung vom Kopfe her in
dachziegelförmigen Bogen von Sealerſatz bedeclt war, in deſſen
Mitte ſich eine kleine dreieckige Hermelinecke wirkungsvoll abhob.
Rings um den Kopf legte ſich ein ſchmaler, kaum mehr denn
daumenbreiter Hermelinpelzſtreifen, von dem rechts ſeitlich ein
ziemlich langes Ende mit einem dicken Büſchel Hermelinguäſtchen
ſich mit den Affenpelzfranſen miſchte. Eine Koſtbarkeit, die
ebenſo wie das damit harmonierende ſchwarze Seidenkleid mit
metalldurchtvirkten duftigen Aermeln und ſchürzenartigem
Ueber=
kleid von gleichem Spitzentüll und der gleichen Garnierung des
Halsausſchnittes, wie am Hutrande berechtigtes Aufſehen
er=
regte, ohne irgendwie aufdringlich auffallend und überladen zu
wwirken.
Eva Maria.
Der zeitgemäße Haushalt.
Das Auffriſchen abgenutzter Teppiche im
Hauſe. Von allen Schäden im Haushalt und Zeugen allzu
ſtarken Gebrauches zeigen ſich jene an unſeren Teppichen am
meiſten. Wo nur verblaßte Farben aufgefriſcht werden ſollen,
da genügt ſchon ein einfaches Abreiben mit Gallſeifenwaſſer. Wo
aber ſtark abgetretene Stellen an den Teppichen vorhanden ſind,
da empfiehlt ſich ein Verfahren, das längſt nicht ſo umſtändlich
iſt, wie manche Hausfrau beim Leſen glauben wird. Mit
Braunsſchen Aufbürſtfarben, ſowohl flüſſig wie auch in
Pulver=
form erhältlich, werden die abgetretenen Stellen mit
kurzge=
ſchnittenem Pinſel, aber ebenſo praktiſch auch mit alter
Zahn=
bürſte, gleichmäßig eingefärbt. Wo es ſich um Blumenmuſter
am Teppich handelt, da zeichnet und ſchneidet man ſich zuvor
aus geöltem Schablonenpapier mit ſpitzem Meſſer auf alter
Glas= oder Blechunterlage eine paſſende Schablone und iſt nun
ſicher, beim Auflegen derſelben nur das Muſter, und nicht
dar=
über hinaus auch die angrenzende Fläche einzufärben. Von den
Farben, die entſprechend verdünnt werden können, müſſen
zu=
erſt die hellen aufgetragen und nach dem Trocknen dunkle
Rän=
der Schattierungen und Untergrund uſw. nachgezogen oder
auf=
ſchabloniert werden. Zum Schluß wird der meiſt ſtark abgetretene
äußere Rand noch mit großer Handbürſte gleichmäßig
nach=
gedunkelt, wobei ein untergeſchobener Papierbogen den
Fußbo=
den ſchützt, und dann der Teppich, möglichſt über Nacht, gut
aus=
getrocnet, ehe er am anderen Tage wieder benutzt wird.
Grö=
ßere Kinder können ſehr wohl bei dieſer Arbeit mithelfen, wenn
ſie genau arbeiten. Die Aufbürſtfarbe, einmal aufgelöſt, kann
feſt verkorkt, zu weiterem Gebrauch aufbewahrt werden, iſt aber
heute noch ſo wohlfeil, daß ſie die Ausgabe für mehrere
Schat=
tierungen derſelben nach der Farbe des Teppichs immer lohnt,
denn nach der Arbeit zeigt ſich dieſer als völlig neues,
farben=
friſches Dekorationsſtück.
H.
Staubig gewordene Fettflecke aus
Wollſtof=
fen zu entfernen. Da bekanntlich dieſe Art Flecken durch
Entfernen mit Benzin in helleren Stoffen leicht Schmutzränder
hinterlaſſen, ſollte man eine Löſung von Salz und Saimiak
an=
wenden. Man gibt 1 geſtrichenen Teelöffel voll Salz etwa 1
Stunde zuvor in 2 Tcelöffel Salmiakgeiſt, ſchüttelt beides in feſt
verkorkten Fläſchchen mehrmals durcheinander und reibt die
Lö=
ſung möglichſt mit Läppchen von gleichem Stoff auf den Fleck
und ſenn dieſer entfernt iſt, nochmals mit einer reinen Stelle
des Läppchens auch allmählich verlaufend über den Fleck hinaus,
um jeder Randbildung vorzubeugen.
1
Sollder Reſt der Glut im Küchenofen nach dem
Bereiten des Mittagmahles bis zum Abend erhalten werden, um
neues Feueranzünden zu erſparen, ſo wickele man ein Brikeit
in mehrere Zeitungsbogen, lege es darauf und bedecke es
vorſich=
tig zur Hälfte, mit Aſche, es glimmt unter dieſer weiter und
braucht am Abend, nur aufgeſchürt zu werden, um mit heller
Flamme das Feuerungsmaterial zu umzüngeln.
Abend=Kraftſuppe, für die Notzeit. (Nach
Pfar=
rer Kneipp.) 1 Obertaſſe geriebenes Schwarzbrot wird mit 1
Eß=
löffel voll Zucker verrührt, mit etwas Fett oder Oel kräftig braun
geröftet und mit 2 Liter Waſſer, etwas Salz, 1 Meſſerſpitze
Küm=
mel und 1 Teelöffel Appels Suppenwürze ſämig ausgequollen.
Beim Anrichten gibt man geröſtete Semmelbröckchen hinein und
kann die Suppe noch durch Voll= oder Magermilch nahrhafter
ge=
ſtalten.
Speiſezettel.
Sonntag: Rouladen im Reisrand. — Montag: Möhren mit
weißen Bohnen. — Dienstag: Profoßkohl mit Abſtechklößchen.
Mittwoch: Hefeplinſen. — Donnerstag: Selleriekartoffeln. —
Freitag: Fiſchklopſe mit Senfſoße.
Samstag: Gemüſe=
Iriſh=Stew.
„Lotte,” rief er, „wir haben ja den Schlüſſel in Deine
Hand=
taſche geſteckt.”
Sie ſah ihn einen Augenblick an, öffnete dann ihre Taſche,
fand den Hausſchlüſſel endlich unter Taſchentüchern und
Millio=
nenſcheinen. Und während ſie Fritzens Bemühungen, ihr beim
Oeffnen der Tür zu helfen, abwehrte, ſagte ſie:
„Dieſen Schlüſſel bekommſt Du nie wieder!“
Von A. Thurandt.
Die Nachmittagsgeſellſchaft, die uns in dem neuen Landhauſe
des Großinduſtriellen X. vereinigte, wurde jäh unterbrochen
durch das plötzliche Erſcheinen eines jungen Mannes, den der
Hausherr flüchtig vorſtellte, um ſich dann mit jenem ſogleich für
wenige Minuten in ein Nebenzimmer zurückzuziehen. Unſer
Ge=
ſpräch geriet ins Stocken, da von der ganzen Erſcheinung des
überſchlanken, bleichen Fremden, in deſſen eckigem Geſicht dunkle
Augen unheimlich brannten, ein Fluidum ausging, das wir uns
nicht zu deuten wußten.
Der Hausherr mußte wohl auf unſeren Geſichtern ſo etwas
wie eine Frage geleſen haben, denn er begann ſogleich, als er das
Teezimmer wieder betreten und ſeine Brieftaſche eingeſteckt hatte,
eine kurze Erzählung, die ſich auf den jungen Mann bezog:
„Ja, das iſt einer, der jetzt daran zu tragen hat, daß ein
an=
derer, ein Aelterer — ſein Vormund nämlich — einen ſtarken
Glauben hatte. Daß jener an Deutſchland glaubte. Juſt als der
Krieg ausbrach, ſtarb der Vater jenes Herrn, an deſſen
abgetra=
genem Anzug und nicht ganz ſauberer Wäſche Sie wohl geſehen
haben, daß es ihm nicht allzu gut in dieſer Zeit geht. Starb der
Vater, ein mir befreundeter, ſtrebſamer Kaufmann, in den beſten
Jahren und hinterließ ſeinem einzigen Sohne das damals gewiß
recht anſehnliche Friedensvermögen, von rund zwei Millionen
Goldmark. Er ſtarb mit dem ſchönen Bewußtſein, für ſein Kind
ſo geſorgt zu haben, daß es im ganzen Leben von ſogenannten
irdiſchen Sorgen verſchont bleiben werde. Und als Vormund
ſetzte er einen Freund, einen alten Sonderling, ein, von dem er
aber das felſenfeſte Vertrauen haben konnte, daß jener das
Ver=
mögen ſeines Jungen alſo verwalten würde, wie wenn es ſein
eigenes wäre. Der Junge ging in den Krieg als Freitilliger,
kam geſund und unvertvundet aus allen Stellen der Front zurück,
wo es am brenzlichſten war. Und der gute Vormund zeichnete
für ſich und ſein Mündel brav Kriegsanleihe, wie es damals
Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
ng: Weiß: Kb2 Df3 Ta5 d6 Lc3 Sh7 Bg2
Schwarz: K15 Lb5 14 Ba6 b3 e5 g7 h4 (8,
Aufgabe 58
Dabid Przepiorka in Warſchau,
(Schweizeriſche Schachzeitung 1915.)
Weiß: Ke1 Dd2 Th5 Lc5 c8 Sa3 e4 Bb4 b.
Schwarz: Ka6 Sb8 g4 Ba4 C4C6 d3 e2(8).
Matt in d rei Zügen.
Heute zwvei Zugwechſelaufgaben. Als anerkannter Mei
dieſen Gebiet darf Profeſſor Neukomm gelten, deſſen Liebens
keit wir Aufgabe 57 verdanken; während. Aufgabe 58 beweiſt,
Möglichkeiten des Zugwechſels durchaus nicht auf Zweizu
chränkt ſind.
Partie 5.
Geſpielt im Turnier zu Trieſt im September 1923 zwviſc
beiden erſten Siegern. Der Schweizer Paul Johner erzielte9
aus 11 Partien, Canal, ein junger, jetzt in Italien jebender P
kam auf 8! Punkte, ohne übrigens ene Partie zu verlieren.
den mitſpielenden Deutſchen wurde Dr. Tarraſch Vierter
Dr. Seitz=Augsburg teilte den 6. und 7. Preis (6),
Zweiſpringerſpiel im Nachzug. Td6:! od. 14. .. Td8 15. D
Weiß:
E. Canal.
1. e2—e4
2. Sg1—f3
3. Lf1—c4
4, d12—d4
5. 0—0
6. Tf1-e1
7. Sb1—C3
geſchieht hier 7. Lc4Xd5 Dd8Xd5 17. Lg3—h4
8. Sb1—
d5Rc4 Sehr 19 Dd1—f3
gut ſcheint hier 7.. . . Le8—C6 20. Df3Xb7- W
Schwarz: (15.. .. Lf5 16. Dh6 Lf8
Dd8: 18. Dg5-+) 16. Dh
Paul Fohner, 17. Te1 Kd7 18. k4 oder
h6 15. Dh5 Kh7 16. Th4
Lg5. — Aber auch nach
bleibt die ſchwarze
Stell=
gefährdet.
15. LföXe5
17—16
16 Le5—g3
Tf8—
Gewöhnlich Stärker war 16.... T
18.-Ld4Xds-
C7—e5
Sb8—C6
Sg8—f6
C5Xd4
Sf6Xe4
d7—d5
Angriff fort. Mit 20, I.
gewinnen.
21. Db7: war die Or
Le
zut ſein.
8. Telxet
LC8—e6
9. Sf3Xd4
Sc6Xd4
10. Te4Xd4 Dd8—c8? Ein 20.
Fehler; es ſollte 10. ... Lf8—d6 21. Db7—f3
geſchehen.
11. Lc1—g5 Lf8—d6. Die ging auch 22. Lf6-+:
einzige Entgegung Auf 11. . .. T6 Dg3F: nebſt 24. Db8:
käme 12. Lf6: gf 13. Dh5-FLf7 22
14. TetFLc7 15. De2, auf 11.... 23. Df3—g3-- Lf7-
Le7 12. Le7: Ke7 13. Dh5.
12 Sc3-e4
0—0 Es gibt 25. Lh4Xf6
nichts Beſſeres gegen die Drohung 26. Td7—d8- Kg8—f
13. Td6:
27. Dg3—r4 Dbé-
Deé—
13. Se4—f6-+1! g7Xf6 Es iſt 28. Lf8—C3, daß das Opfer nicht abgeiehnt 29. Df4Rc4 D15—
werden darf: 13.. . . Kh8 14. Dh5/ 30. Td8—r8-+ Aufgegebe
h6 15. Lh6 mit baldigem Matt, hat den Eröffnungsfehlerde
kraftooil ausgenutzt.
14. Lg5Xf6 Ld6-—e5!
Am beſten; bei andern Zügen (Partie und Anmerkung
gewänne Weiß raſch. Man ſehe: R. Teichmann in „Kagans?
14.... Te8 15. Dh5 Lf5 16. Schach=Nachrichten”).
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die
keitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchriſt „S
Verantwortlich: Max Streeſe.
Pflicht für jeden Menſchen war, der an Deutſchlands Si
Deutſchlands Beſtand in der Welt glaubte. Denn — ſo
einmal zu dem auf Urlaub zurückgekehrten Sohn ſeines .*
freundes: „Glaube iſt beſſer denn bar Geld! und — nicht w.
wir glauben an unſer Vaterland!‟ Der Glaube kam auc *ſ
nicht ins Wanken, als dem Kriege die Revolution und 1S‟
ſammenbruch folgte, als unſer Papiergeld langſam zu ph.9‟
ſchen Ziffern emporwuchs. Als ich den alten Herrn einm 2i
ſichtig anfragte, ob er ſich denn auch in vernünftiger Weiſe *
neue Zeit umgeſtellt habe, die Kriegsanleihe in Effekten od !"
weiß ich, umgetauſcht habe, verwies er mich in ſeiner kurz
wort auf ſeinen Glauben, mit dem er ſich dann eines
— jetzt vor Monaten — in den Sarg legte. Der Junge h”
zwiſchen die Univerſität beſucht und — wie ſich jetzt *
ſtellte — vom Vormund einen immer geringeren, zuletzt
erbärmlichen Monatswechſel bezogen, für den ſelbſt das
ebenfalls nicht unbeträchtliche, aber überhaupt nicht al
Vermögen des Alten mitherangezogen war — ſodaß ſo
nichts mehr übrig war — weil Glaube angeblich noch imt
ſer als bares Geld, Effekten und Deviſen war. Nun führt der
Sohn eines Friedensmillionärs, langſam ſein Studium zu C
beitet die Ferien als Bergmann, gibt Privatſtunden und
jeden zweiten Sonntag von mir einen kleinen Notgroſch
Leben und — hat noch niemals ein Wort des Vorwu
2
ſchweige denn der Bitterkeit für ſeinen toten Vormund
Deſſen Glauben er noch heute teilt. Deſſen Glauben ihn
ſthwerſten Stunden die Zähne zuſammenbeißen läßt.
Weſtfälinger. Wird ſich ſein Leben ſchon aus eigener Kra
fen. Was iſt unſere Arbeit dagegen — daß wir uns täglie
Verhältniſſen gegenüberſehen, daß wir uns umzuſtellen be
daß wir die Subſtanz wahren, Steuern und Abgaben za9!
wir uns trotzdem ein neues Haus bauen konnten, daß
dieſem weißgedeckten Tiſche ſitzen, daß ich Euch nachher in
Auto nach Hauſe fahren laſſe . ..
Unſer Geſpräch, das noch vor einer Viertelſtunde ſo
von den jüngſten Tagesereigniſſen erregt geweſen war,
nicht mehr in Fluß kommen. Und auch die Liköre und 3
hatten einen merkwürdig faden Geſchmack erhalten. War
wir in einem Winkel unſeres Herzens nach dem Glauben.
der zweien Männern höher ſtand, denn alle materiellen
rungen des Augenblicks, nach dem Glauben, dem unſer Va
ſeine letzte Kraft verdankte . . .? Das eine Wort eines alte""
Mannes klingt nun wie eine Mahnung in unſeren Ohré
..immer wieder.
immer 340.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 9. Dezember 1923.
Seite 11.
Liebe und Pflicht.
rantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
er junge Diener der Kirche trat bei dem aus dem Munde
Räubers höchſt ſeltſam klingenden Zitate raſch auf dieſen
zur achdem er ſeine verſtörten, durch einen ſtacheligen Bart
2v lderten Züge einige Augenblicke geprüft hatte, geriet er in
Bewegung und fragte mit ſchmerzlicher Haſt:
Menſch! — kennſt Du mich?!“
er Befragte ſtierte ihn geiſtesabweſend an und ſchüttelte
inid her den Kopf.
Früher, mein’ ich, einmal ſo einen geſehen zu haben”,
aut=
wate er nach einigem Nachdenken, „aber er trug ein anderes
Lit ſchmerzlicher Wehmut ſahe der junge Prieſter noch
ſhirn” in des Gefangenen Züge.
Ihr macht mir die Zeit lang”, hob dieſer ungeduldig an
urn ampfte wie ein eigenſinniges Kind mit dem Fuße. „Fort
mei uren Poſſen! Laſſet mich hinaus! Bin des Sitzens müde.”
er Kaplan hatte ſeine Faſſung wieder gewonnen.
Bleibe ruhig, mein Sohn. Dich erwartet keine irdiſche
eit, — ich verheiße Dir die himmliſche. Sammle Dein zer=
Gemüt zu wahrer Reue und tiefer Zerknirſchung. Flehe
verſiegende Barmherzigkeit Gottes an, den Du durch
Lebenswandel beleidigteſt; — gedenke, daß der irdiſche
Dich zum irdiſchen Tode verdammt, und flehe mit mir
m ewigen Richter, daß er Dich nicht dem ewigen Tode
gebe.”
Was redet Ihr da von Tod? Niemand ſtirbt ſo geſchwind.
5 da, meine Arme ſind noch ſtark trotz der Kettenlaſt, und
2 Bruſt iſt ſo geſund als die Eurige. Ich kann noch länger
als Ihr.”
er brach plötzlich ab, heftete die Augen zur Decke; dann tagte
recklich in ſeinem Gehirn, er ſchauderte zuſammen, ſank
ver=
t in die Knie, kroch zu dem Kaplan heran, packte deſſen
ind und ſchrie mit gellenden Verzweiflungslauten:
Sterben ſoll ich, habt Ihr geſagt! — Oh! — Sterben? —
hab’ doch nichts verbrochen! — Helft mir, gütiger Herr!
mich! Ich habe Gott nicht geläſtert, ich habe nicht falſch
voren, ich habe nicht gemordet, ich habe nichts getan, was
Tod verdiente! — Wehe! — und ſoll doch ſterben!“
Er drückte wimmernd ſein Geſicht auf den Boden.
Der Kaplan ſtand unſchlüſſig, was er beginnen ſollte. Er
hob wieder mit ſanften Tröſrungen an; der Unglückſelige hörte ſie
nicht, ſondern ſprang plötzlich auf, ſeine Augen irrten wahnwitzig
in ihren Höhlen umher, und er ſagte trotzig: „Gehet fort, ihr
Narrenvolk! Euer Geſchwätz macht mir Kopfweh. Laſſet mich
in Frieden.”
Trauernd, daß ſeine Reden auf ſo unfruchtbaren Boden
ge=
fallen waren, entfernte ſich der Kaplan mit einem tief aus der
Bruſt heraufgeholten Seufzer. Der Kerkermeiſter legte den
be=
dauernsſverten Schalk, ohne den geringſten Widerſtand zu
fin=
den, wieder in ſeine Ketten und führte dann den geiſtlichen
Troſt=
ſpender zu dem nächſten Gefängnis.
„Ich führe Euch jetzt”, ſagte der Redſelige, während er die
vielen Schlöſſer einer andern Türe aufſchloß, „zu einem
blut=
jungen Menſchen. Laſſet Euch aber von ihm nicht betrügen, denn
er kann ſich gewaltig heilig ſtellen und hat viel Weſen von ſeiner
Unſchuld gemacht. Und doch iſt er der Schlimmſte, der in dem
Raubneſt gefangen ward, der Sohn des toten Eiſenherz: er war
der einzige, der ſich nicht ergab, und fiel an der Seite ſeines
ſaubern Vaters, doch nicht ſo ſchwer verwundet, daß die
Gerech=
tigkeit nicht ein öffentliches Exempel an ihm ſtatuieren könnte.
Redet ihm derb ins taube Gewiſſen, Ehrwürdigſter, denn an
Verſtocktheit ſucht er Seinesgleichen: ſo Ihr ſein Herz nicht ganz
zerknirſchet, wird er morgen in allen ſeinen Sünden zur Hölle
fahren; ein verſtockter Ketzer iſt er obendrein.”
Der Gefangene, deſſen Mattigkeit die Feſſeln überflüſſig
machte, lag auf einer Pferdedecke, mit dem Geſicht gegen die
Wand gekehrt. Er ſah ſich bei dem Geräuſch der Eintretenden
nicht um und ſchien zu ſchlafen.
Der Wärter, rüttelte ihn an der Schulter; er richtete ſich
haſtig auf, taumelte in die Höhe und rief:
„Endlich! Macht’s kurz! Ich bin bereit.”
Der Geiſtliche trat ſchnell näher und rief bebend:
„Leuthold!”
„Wer ruft meinen Namen?”
„Hubert iſt’s, der Dich ruft! — Unglücklicher, was bringt
Dich an dieſen Schreckensort?”
Leuthold lächelte froh und antwortete mit dem freien Blicke
des reinen Gewiſſens:
„Kein Verbrechen, Hubert. Ich bin unſchuldig, doch ſterb‟
ich gern. Was ich nimmer hoffen konnte, geht in Erfüllung: ich
ſehe Dich, und Du ſpendeſt mir den letzten Troſt. Ach, ich habe
ſeither in manch dunkler Nacht von Dir geträumt.”
Hubert winkte den Schließer hinaus.
„Du bieteſt mir Deine Hand, Hubert? O, wie mir dies ſo
tSohl tut! — Aber weißt Du auch, daß Du ſie dem zum Tode ver=
Urteilten Sohne des fürchterlichen Räubers reicheſt? Ich kann ſie
nicht faſſen und drücken, bis Du überzeugt biſt, daß ich noch
der=
ſelbe bin, der ich dayals war, als Du mich vor Schloß
Tiefen=
brunn fandeſt.”
„O Leuthold, aus jeder Deiner Mienen ſtrahlt die Unſchuld!“
rief Hubert, ſank an ſein Herz und drückte ihn mit
Freundes=
zähren in die Arme.
Einfach und rührend erzählte das Opfer ſeiner
ſchwär=
meriſchen Sohnestreue die trüben Ereigniſſe der
jüngſtvergange=
nen Zeit. „Man hat mich verdammt” endete er, „nicht weil man
mich eines Verbrechens überführte, ſondern weil ich der Sohn
—eines unglücklichen Vaters bin.”
Hubert fühlte wahre Ehrfurcht vor ſeinem Freunde, und
ihn nochmals mit ungeſtümer Zärtlichkeit an ſich preſſend, rief
er aus:
„Nein, Leuthold, Deine kindliche Liebe ſoll Dich nicht aufs
Blutgerüſt bringen! Ich eile zum Landesherrn!“
„Der Sohn des Räubers hat kein Erbarmen zu hoffen und
terlangt es auch nicht. Die ſchönſten Hoffnungen meines Lebens
ſind dahin und haben meinen Jugendmut mit ſich genomen; was
ſoll mir ein ſieches Leben? Das eine freut mich, bin ich auch nicht
gerechtfertigt vor der Welt, ſo bin ich es doch in den Augen des
Freundes. Erbarme Du Dich und gönne mir den Tod!”
„Die Kerkerluft hat Deinen Sinn umwölkt; ſo muß ich für
Dich handeln. Du wirſt leben!“
Er eilte fort, und Leuthold ſeufzte ihm nach: „ich kann Dir
nicht danken für Deine treue Bemühung!”
In der Frühe des andern Morgens netzte das Blut der
Räuber das Schaffot. Vor ihrem Tode hatten ſie die
Schuld=
loſigkeit Leutholds bekräftigt, und das Volk freute ſich vergebens
auf ſeine Hinrichtung. Auch der Schalk war nicht unter den
zum Tode Geführten; denn auch für den Sinnverwirrten hatte
Hubert die landesherrliche Gnade nicht umſonſt angefleht.
Tags darauf trat der Kaplan in Leutholds Gefängnis,
Seine Augen ſchimmerten im ſeligſten Widerſcheine der Freude,
als er mit froh bewegter Stimme rief:
„Du biſt frei!”
Er ward traurig, als er ſahe, daß die glückliche Botſchaft des
Freundes Stirne nicht entwölkte. Vielmehr antwortete dieſer
mit trübſeligem Lächeln:
„Das Gefängnis war mir lieb geworden, Hubert. Was ſoll.
der Sohn des Verbrechers, deſſen Leichnam auf dem Richtplatz
modert, unter den Menſchen? Sie werden ihn von ſich ſtoßen,
und er wird ſich in die Einſamkeit des Kerkers zurückſehnen.”
(Fortſetzung folgt.)
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