Darmstädter Tagblatt 1923


06. Dezember 1923

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

Bezugspreis:

ſchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 2. Dez.
Dezember 14 Pfennia und 6. Pfennig
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ihne
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vortlichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
ten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
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zi den Bezſeher nicht zur Kürzung des
preiſes. Beſellungen und Abbeſellungen durch
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Frankfurt a. M. 4301.

41
Die große‟ Ausſprache im Reichstag.
s Ermächtigungsgeſetz in 1. und 2. Leſung angenommen. Die Deutſchnationalen gegen das Ermächtigungsgeſetz.
Kommuniſtiſcher Mißtrauensantrag. Die Abſimnmung auf Dongerstag verfagt.
Am Mittwoch abend ſah es ſo aus, als ob ihre Zahl nicht allzu Volkes die Achtung vor dem Parlament geſunken
Reden und kein Ende.
groß ſein würde, daß vielmehr Geneigtheit beſteht, unter dem ſei. In England ſei die Grundlage des Parlamentarismus

I
le bürgerlichen Parteien des Reichstags haben
Nittwoch vormittag Fraktionsſitzungen abgehalten. Für die
teien der Arbeitsgemeinſchaft geſtaltete ſich die
heidung verhältnismäßig einfach. Sie beſchloffen ledig=
dem
Ermächtigungsgeſetz in der von den
ialdemokraten vorgeſchlagenen Form zuzu=
men
. Das Schickſal des Neichstags liegt alſo, in den
en der Deutſchnationalen. Wenn ſie Obſtruktion trei=
ind
den Saal verlaſſen, iſt es zweifelhaft, ob die an=
en
Parteien ſtark genug ſind, die 307 Mitglieder
immenzubringen, die nach der Verfaſſung bei der
mmung über eine Verfaſſungsänderung zugegen ſein müſſen.
die Deutſchnationalen machen ſich ein Vergnügen daraus,
im ihr Mandat beſorgten Herren noch etwas zappeln zu
indem ſie zunächſt lediglich beſchloſſen haben, das Ermäch=
gsgeſetz
abzulehnen. Das würde bedeuten, daß ſie gegen
Heſetz ſtimmen, aber im Saal bleiben, und mit ihren Stim=
würden
dann die nötigen Anweſenheitszahlen erreicht ſein.
daneben erforderliche Zweidrittelmehrheit iſt durch
egierungsparteien und die abſtimmenden Sozial=
okraten
geſichert. Die Deutſchnationalen haben ſich
ausdrücklich ihre letzte Entſcheidung vorbehalten bis zum
terstag, dem Tag der Abſtimmung. Sollten ſie dabei durch
ählen der Hüte feſtſtellen, daß von ihren Stimmen vielleicht
abhängt, dann könnten ſie ſich im letzten Augenblick viel=
doch
noch zur Obſtruktion entſchließen und damit alles un=
machen. Einſtweilen tröſtet man ſich im Reichstag damit,
die Kriſe überwunden iſt, und läßt deshalb die Reihe der
ih er aufmarſchieren.
atteP ie Sozialdemokraten ſchicken Heutn Scheide=
u
vor, der an ſich dem linken Flügel angehört, aber dies=

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quelſenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 337 Donnerstag, den 6. Dezember 1923
186. Jahrgang

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zeille
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ede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
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Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Nabait weg. Bankonto‟: Deufſche Bank und Darm=
ſädter
8 Nationalbank.

bol= A die Fraktionspolitik heftig kritiſiert hat,
gewiſſermaßen in ſich die beiden Richtungen der Par=
rkörpern
. Damit er aber keine Seitenſprünge machen kann,
ucer nur eine Erklärung verleſen, die den Zweck hat, die Hal=
der
Fraktion zu beſchönigen, allerdings um das eigentliche
geßn problein herumgeht. Die Erklärung ſpricht nur davon, daß
ſieichstag ſich dieſelben Rechte geſichert hat wvie der Reichs=
licht
aber davon, daß der Reichstag auf das Recht der Mit=
nmung
über Neuwahlen verzichtet. Zur Begründung wei=
die
Sozialdemokraten auf die ſchwierige Finanzlage hin,
r ſie die Verantwortung auf die Regierung abzuſchieben
chen. Vergeblich, denn es war ihr Finanzminiſter Hilfer=
der
die nötige Entſchlußkraft nicht aufbrachte und die Dinge
n ließ. Es war zudem ihre Schuld, daß in den letzten
en die Regierung durch Dauerkriſen nicht zum Arbeiten
Das möchten ihm auch die Kommuniſten unter die Naſe
DAn. Der kurzen Unterhaltung, die er darüber mit ihnen
und wobei ihm von kommnniſtiſcher Seite das Koſewort
upenkerl zugerufen wird, macht aber die Glocke des Präſi=
eine
la n raſch ein Ende. Mit ſtolzer Gebärde ſchieben die Sozial=
kraten
die Verantwortung für alles, was kommt, der Re=
ing
zu, und begnügen ſich damit, ihre Haltung für ihre An=
er
im Lande dadurch ſchmackhafter zu machen, daß ſie eine
utet
fe Attacke gegen die Steuerdrückebergerei des Großbeſitzes
en.
Das Zentrum ſchickt Herrn Dr. Kaasvor, einen Redner von
ſchäumendem Temperament und ſtarker Wirkung. Er ſtammt
dem Rheinland und hat wiederholt die unangenehme Be=
tſchaft
der Belgier gemacht. Kein Wunder, wenn er die
Kriſis aus dieſem Geſichtswinkel heraus verurteilt und
ſcharfe Worte für das Verſagen des Reichstags findet. Seine
fion
eisführung, daß der Verzicht des Reichstags auf ihm zu=
oat

ude Rechte in dieſem Augenblick als ein Beweis höchſter
ſtdi ziplin und als ein Verſtändnis für den wahren Parla=
tarismus
aufzufaſſen ſei, wird allerdings von den Kommu=
n
mit Hohngelächter beautwortet. Im weiteren Verlauf be=
t
Dr. Kaas den Eintrit der Baheriſchen Volkspartei in die
ſerung und bekennt ſich im allgemeinen zu den geſtrigen
führungen des Reichskauzlers. Dem Ermächtigungsgeſetz
ſeine Partei zuſtimmen.
Nach Dr. Kaas kommt der Führer der Deutſchen Volks=
ei
zu Wort. Namens ſeiner Partei ſpricht Dr. Scholz

u nd eicet in dau et Sruſfe dere ueſch ue
Neutwahlen die Sanierung der Verhältuiſſe erhoffen. Er
t auf die Schwierigkeiten und die Unmöglichkeit hin,
uwahlen im beſetzten Gebiet durchzuführen. Den
tſchnationalen wirft er vor, daß ſie durch ihre falſche Taktik
Zuſtandekommen, einer bürgerlichen Koalition verhindert
en. Die Deutſche Volkspartei wird das jetzige Kabinett nach
* Richtung hin unterſtützen.
Auf die Vorwürfe des Abg. Scholz erwidert der Führer der
tſchnationalen Volkspartei, Dr. Hergt, der eine Erklärung
Deutſchnationalen Fraktion verlieſt, in der geſagt wird, daß

Mei. De Baiſchiäctoigle Fraltdon ufſfe Aeſglgegeſen
das Cimächtigungsgeſetz ablehnen.
Damit iſt die eigentliche Debatte erſchöpft. Ju der zweiten
ung jrurde das Ermächtigungsgeſetz in der Form angenom=
die
es nach den Verhandlungen mit den Sozialdemokraten
alten hat. Die anweſenden Sozialdemokraten ſtimmten ge=
oſſen
für die Annahme. Wie groß aber die Lücken bei ihnen
der entſcheidenden dritten Abſtimmung ſein werden, läßt ſich
ver vorausſagen. Die Deutſchnationalen wollen die Eutſchei=
ig
darüber, ob ſie Obſtruktion treiben wollen oder nur das
ſetz ablehnen, von der Beſetzung des Hauſes am Donnerstag
hängig machen. Es hängt alſo davon ab, wie viele von den
Sialdemokraten uicht mit der Fraktionsmehrheit gehen wollen,

Mantel der Parteidiſziplin für das Ermächtigungsgeſetz zu ſtim=
men
, um dadurch die Gefahr einer Auflöſung endgültig zu be=
ſeitigen
.
Jedenfalls kann man damit rechnen, daß das Geſetz am
Donnerstag endgültig angenommen werden wird und daß die
Negierung dann freie Hand zum Arbeiten bekommt. Sie hat die
Parteien darauf aufmerkſam gemacht, daß ſie keine Minute mehr
zu verlieren hat, und daß deshalb die Mitglieder des vom Reichs=
tag
eingeſetzten Ausſchuſſes ſich jeweils bereit halten müßten,
auf telephoniſchen Anruf innerhalb der Reichskanzlei zu erſchei=
nen
. Die Parteien haben ſich damit einverſtanden erklärt. Die
Kommuniſten haben für den Donnerstag noch ein Mißtrauens=
votum
eingebracht, das indeſſen keinerlei Ausſicht auf An=
nahme
hat.
Sitzungsbericht.
* Berlin, 5. Dez. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichskanzler Marx, Innenminiſter
Dr. Jarres, Außenminiſter Dr. Streſemann.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 2,20 Uhr und
teilt mit, daß der Abg. Seemann (Soz.) ſein Mandat nieder=
gelegt
habe.
Auf der Tagesordnung ſteht die Beſprechung der Erklärung
der Reichsregierung, die verbunden wird mit der erſten Be=
ratung
des Ermächtigungsgeſetzes.
Als erſter Nedner gibt Abg. Scheidemann (Soz.) fol=
gende
Erklärung ab: Die ſozialdemokratiſche Fraktion iſt mit
Rückſicht auf den ungeheuren Ernſt der innen= und außenpoli=
tiſchen
Lage, die ſofortige wichtige Entſcheidungen fordert, zu
dem Ergebnis gekommen, dem hon der Reichsregierung gefor=
derten
befriſteten Ermächtigungsgeſetz zuzuſtimmen mit der Maß=
gabe
; daß einer Vertretung des Reichstages dieſelbe Mitwirkung
zugeſichert wird wie dem Reichsrat. Der Nedner begründet
dann die Stellungnahme ſeiner Fraktion und bedauert, daß die
notwendigen Entſcheidungen zur Löſung des Finanzproblems
nicht rechtzeitig getroffen worden ſeien. In der Ausſchaltung des
Parlaments unter Ingaſpruchnahme des Artikels 48 erblicke die
Fraktion eine ſchwere Gefahr. Im Finanzproblem liege die
Frage von Sein oder Nichtſein des deutſchen Volkes. Für die
Verordnungen trage die Regierung allein die Verantwortung.
Die ſozialdemokratiſche Fraktion behält ſich ihre ſachliche Stel=
lungnahme
zu allen Maßnahmen der Regierung vor. Die größte
Opferbereitſchaft komme denen zu, deren Leiſtungsfähigkeit am
größten ſei. Die Regierung dürfe nicht zurückſchrecken vor einem
Zugriff auf die Vermögensſubſtanz. Die Lebensintereſſen der
beſitzloſen Volksgenoſſen müſſen dagegen geſchont werden. Der
Großbeſitz habe ſich bisher weitgehender Schonung erfreut. Das
müſſe anders werden. Der Redner ſchließt mit dem Wunſch,
daß das deutſche Volk baldmöglichſt gefragt werde, wie es die
Reichspolitik geführt ſehen wolle. Er verlangt die Aufhebung
des militäriſchen Ausnahmezuſtandes und Sicherung des Rechts
der Rhein= und Ruhrbevölkerung, frei und unbeeinflußt an den
Reichstagswahlen teilzunehmen.
Abg. Dr. Kaas (Ztr.) erklärt, daß die Begründung der
letzten Regierungskriſe in weiten Kreiſen des deutſchen Volkes
nicht verſtau den worden ſei, am wenigſten im beſetzten Gebiet,
wo man kaum wiſſe, wie man ſich unter der Wucht der gegne=
riſchen
Angriffe verteidigen ſolle. Kein Gedanke ſei fruchtbarer
als der des Zuſammenſchluſſes all derer, die ſich zur entſagungs=
vollen
Arbeit und politiſchen Vernunft bekennen. Dieſes Kabi=
nett
müſſe grundſätzlich nach ſeinen Taten beurteilt werden.
Die Währungs= und Finanzfrage ſeien heute der Kernpunkt.
Kaum 1 Prozent der Staatsausgaben ſei noch durch Einnahmen
gedeckt. Da ſei ſchnelle Arbeit notwendig, bei der das Parla=
ment
zurücktreten muß. Der Redner ſieht darin einen Akt der
Selbſtdiſziplin und eine Betätigung echt deutſchen Geiſtes. Das
Verhältnis zwiſchen Reich und Ländern müſſe einer neuen
Prüfung unterzogen werden. Heute ſei weniger denn je der
Augenblick, die guten Beziehungen zwiſchen dem Reich und den
Ländern abzubrechen. Der Redner geht dann auf die Fragen
der beſetzten Gebiete ein und drückt dem Reichs=
kanzler
das Vertrauen aus, daß dieſe Fragen in
ihrer Geſamtheit das erforderliche Intereſſe finden werden. Das
beſetzte Gebiet müſſe jeder Regierung ſchärfſten Kampf auſagen,
die den Grundſatz der unbedingten Schickſalsgemeinſchaft der
beſetzten Gebiete mit dem Reiche preisgeben wolle. (Beifall.)
Niemals ſei daran gedacht worden, die verantwortliche Führung
der Reichsgeſchäfte durch die Reichsregierung auszuſchalten. Für
das Rheinland gebe es nur ein unbedingtes Zuſammengehen
mit allen politiſchen Parteien, um die Schickſalsfrage der be=
ſetzten
Gebiete im Intereſſe der Rheinlande zu löſen. Niemals
ſei der Wille im deutſchen Volke zu einer Verſtändigung mit
Frankreich ſo ſtark geweſen wie heute. Die ſelbſtverſtändliche
Grenze ſei die Rückſichtnahme auf die Leiſtungsfähigkeit und die
Währungs= und Reichseinheit. Eine Dauerlöſung ſei nur mit
Zuſtimmung der ganzen Welt möglich. Eine Verſchiebung unſrer
Grenzen komme um keinen Preis in Frage. Der Redner be=
handelt
dann den rheiniſchen Separatismus und er=
klärt
, daß es nur dazu kommen konnte, weil man fürchtete,
unter dem franzöſiſchen Druck ſchließlich doch vor einen der=
artigen
Entſchluß geſtellt zu werden. (Es entſpinnt ſich dann
eine heftige Auseinanderſetzung zwiſchen dem Redner und den
Deutſchnationalen, die dem Redner in einem Zwiſchenruf Be=
günſtigung
der Separatiſten vorwerfen.) Der Redner zitierte
einen Artikel der Deutſchen Allgemeinen Zeitung, der eine
Sanierung Weſtdeutſchlands durch finanzielle Aufgabe Weſt=
deutſchlands
zum Ziele habe. Die Rheinlandfrage ſei eine inter=
nationale
Frage.
Abg. Scholz (Dtſch. Ppt.) hält es für durchaus begreif=
lich
, wenn angeſichts der letzten Kriſe in weiten Kreiſen des

die Verantwortung der Oppoſition. Bei uns müſſe man die
völlige Verantwortungsloſigkeit der Oppoſition feſtſtellen.
Die Forderung nach Neuwahlen ſei zwar verſtändlich, man müſſe
aber bedenken, daß ſich unſere außenpolitiſche Lage dadurch kata=
ſtrophal
verſchlechtern würde. Eine Negierung, hinter der kein
Reichstag ſtehe, werde überhaupt nicht aktionsfähig ſein. Der
Redner ſchildert dann den Verlauf der letzten Regierungskriſe,
die zur Bildung der jetzigen Regierung geführt hätte. Nach dem
Sturz des Kabinetts Streſemann hätte die Folge ſein müſſen,
daß eine der Oppoſitionsparteien die Verantwortung übernahm.
Sowohl die Deutſchnationalen wie die Sozialdemokraten hätten
aber verſagt. Der Redner ſtellt feſt, daß beide Parteien den Ver=
ſuch
nicht einmal uiternommen haben. Er dankt dann dem neuen
Kabinett, daß es die mühevolle Aufgabe übernommen habe, zu
retten, was zu retten ſei. Die Deutſche Volkspartei werde die=
ſem
Kabinett ihre Unterſtützung nach jeder Richtung angedeihen
laſſen.
Abg. Hergt (Dntl.) wendet ſich gegen den Vorwurf der
Verantwortungsloſigkeit der Oppoſition. Er habe gegenüber dem
Reichspräſidenten die Bereitwilligkeit der Deutſchnationalen, eine
Regierung zu bilden, erklärt, und gefragt, ob der Reichspräſident
bereit ſei, Artikel 48 der Verfaſſung im Sinne dieſer neuen Re=
gierung
anzuwenden, ſowie die Auflöſungsorder für den Reichs=
tag
in blanko für ſpätere Gelegenheit zur Verfügung zu ſtellen.
Er habe hinzugefügt, daß die Deutſchnationalen wohl die ein=
zige
Partei ſeien, die die Wahlen nicht zu fürchten hätte. (Lärm
und Heiterkeit.) Der Reichspräſident habe ablehnend geant=
wortet
, und die Deutſchnationale Partei habe in einem offenen
Brief an den Neichspräſidenten die Verantwortung dafür ableh=
nen
müſſen, daß nicht in parlamentiriſchemn Sinn eine Löſung
aus dem Konflikt geſucht worden ſei. Der Redner ſchließt mit
einer Erklärung ſeiner Fraktion, in der es heißt, daß das Volk
die Hoffnung auf eine günſtige Wendung nur darin ſehen könne,
daß rechtsgeſinnte Kreiſe beſtimmenden Einfluß auf die Negie=
rung
bekommen. Die Bildung einer nationalen Regierung ſei.
nicht gelungen, da ſich die Mittelparteien nicht entſchließen konn=
ten
, die Folgerungen aus dem Wandel der Verhältniſſe zu ziehen.
Die Haltuug in der Preußenfrage entſpreche nicht dem Reichs=
intereſſe
. Wieder einmal hat der Fraktionsgeiſt und die Angſt
vor den Wahlen geſiegt. Der längſt überalterte Reichstag müſſe
aufgelöſt werden. Die Erklärung ſtellt zum Schluß feſt, daß die
Deutſchnationale Partei der jetzigen Regierung kein Vertrauen
entgegenbringen könne und dem Ermächtigungsgeſetz nicht zu=
ſtinnmen
werde. (Beifall rechts. Allgemeine Bewegung.)
Abg. Haas. (Dem.) betont die Sachlichkeit und ruhige Ueber=
legung
des neuen Kanzlers, die für das Vertrauen der Demo=
kraten
mitbeſtimmend ſeien. Die fortgeſetzten Kriſen ſeien für
die Eriſtenz unſeres Vaterlandes gefährlich. Gewiß trage der
fehlerhaft konſtruierte deutſche Parlamentarismus an dieſen Kri=
ſen
Schuld, aber auch die Regierung belaſte ein= ſtarke Schuld.
Der Reduer bezeichnet es als falſch, daß mit der Sozialdemo=
kratie
praktiſche Politik nicht gemacht werden könne. Die Sozial=
demokratie
habe einen ſehr ſchweren Fehler begangen und bei
ihrem Mißtrauensvotum nicht an die Folgen gedacht. Die
Koalition in Preußen habe ſich bewährt. Republik und Stagt.
ſeien beſſer geſichert, wenn die Deutſchnationalen nicht in der
Regierung ſeien. Der Redner tritt für eine Politik der Verſöh=
nung
zwiſichen Bürgertum und Arbeiterſchaft ein und fordert die
Sozialdemokraten dringend auf, den Mittelparteien die Fortfüh=
rung
der bisherigen Politik nicht unmöglich zu machen. Die Hal=
tung
der Demokraten werde ſich nach den Taten der Regierung
richten. Scharfe Bedenken äußert er gegen die Uebernahme des
Innenminiſteriums durch Dr. Jarres mit Rückſicht auf ſeine
Rheinlandpolitik. Notwendig ſei ein Abbau des Staatsappa=
rates
. Der harte Beamtenabbau müſſe vernünftig gehandhabt
werden. Erforderlich ſei auch ein Abbau der Preiſe. Redner
fordert die Wiederherſtellung der Finanzhoheit der Länder. Der
Ausnahmezuſtand dürfe nur vorübergehend ſein. Ein beſſeres
Verhältnis zwiſchen der Reichswehr und der Bevölkerung ſei
notwendig. Der Redner ſpricht zum Schluß dem neuen Kabinett
das Vertrauen ſeiner Fraktion aus und bittet die Regierung,
der Republik zu ihrem Rechte zu verhelfen.
Abg. Leicht (Baher. Vpt.) weiſt darauf hin, daß im bahe=
riſchen
Volk ſich eine bedeutende Schwenkung nach rechts voll=
ziehe
. Die neue Regierung habe keine zuverläſſige Mehrheit
hinter ſich. Auch der Bayeriſchen Volkspartei ſei es ſchwer ge=
worden
, den Abg. Emminger als Juſtizminiſter zu ſtellen. Von
einigen Leuten werde es als eine ſchwere Belaſtung angeſehen,
daß drei Bahern in dem neuen Kabinett ſeien. (Heiterkeit.) Der
Redner ſtimzut dem Ermächtigungsgeſetz zu, ſpricht aber die
Erwartung aus, daß die neue Regierung die in dem baheriſchen
Antrag niedergelegten föderaliſtiſchen Wünſche berückſichtigen
wird, und betont, daß der Eintritt Dr. Gmmingers in das Ka=
binett
keine Bindung für die Fraktion bedeute.
Abg. Höllein (Komm.) ſieht in der Erklärung der Sozial=
demokraten
das kenntlichſte Dokument der Unterwverfung, und in
der Regierungserklärung den Mantel für den Herzog, den Mili=
tärbefehlshaber
General v. Seeckt. Die Kommuniſten würden
ſich nicht mundtot machen laſſen.
Abg. Graefe (Deutſchvölkiſch) bezeichnet das Ermächti=
gungsgeſetz
in der in Ausſicht genommenen Form als geradezit
lächerlich. Der Reduer verwahrt ſich dann gegen frühere Vor=
ſpürfe
des Reichswehrminiſters Geßler und erklärt, allein in
der deutſchvölkiſchen Freiheitsbewegung ſeien Kräfte vorhanden,
die Deutſchland wieder in die Höhe bringen könnten.
Abg. Ledebour (bei keiner Fraktion) unterſtützt die Be=
ſchwerden
der beiden Vorredner über das Verbot ihrer Parteien.
Inzwiſchen iſt folgender Mißtrauensantrag der
Kommuniſten eingegangen:
Die Reichsregierung hat nicht das Vertrauen
des Reichstags, deſſen ſie nach Artikel 48 der Neichsver=
faſſung
bedarf=

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den G. Dezember 1923.

Damit ſchließt die erſte Leſung des Ermächtigungsgeſetzes.
Die Abſtimmung über den kommuniſtiſchen Antrag erfolgt am
Obnnerstag. Es folgt ſogleich die zweite Leſung des Ermäch=
ligungsgeſetzes
. Eine Erörterung findet nicht ſtatt.
Ein Antrag der Arbeitsgemeinſchaft, wonach vor Erlaß der
Verordnungen ein Ausſchuß des Reichstags von 15 Mitgliedern
in vertraulicher Beratung zu hören ſei, wird gegen die Deutſch=
nationalen
, Deutſchvölkiſchen und Kommuniſten angenommen.
Mit dieſem Antrag wird darauf das Ermächtigungsgeſetz von
derfelben Mehrheit in zweiter Leſung angenommen.
Das Haus vertagt ſich auf Donnerstag, 1 Uhr: Kleine Vor=
lagen
, dritte Leſung des Ermächtigungsgeſetzes und Abſtim=
mung
über den Antrag der Kommuniſten. Schluß 8 Uhr.
*
Berlin, 5. Dez. Die deutſchnationale Reichs=
tagsfraktion
hielt eine kurze Sitzung ab, in der feſtgeſtellt
wurde, daß es nach wie vor das Ziel der Deutſchnationlen ſei,
dem im Volk vorhandenen Wunſch nach Neuwahlen Rech=
nung
zu tragen. Die Fraktion hat einſtimmig beſchloſſen, dem
Ermächtigungsgeſetz nicht zuzuſtimmen.
Vor der Abſtimmung.
Berlin, 5. Dez. Nach Schluß der heutigen Plenarſitzung
des Reichstages ergibt ſich folgendes Bild der parlamentariſchen
Lage für die morgige entſcheidende Sitzung über das neue Er=
mächtigungsgeſetz
. Sämtliche Mitglieder der bürgerlichen Arbeits=
gemeinſchaft
haben in der erſten und zweiten Leſung geſchloſſen
für das neue Ermächtigungsgeſetz geſtimmt. Auch die im Hauſe
anweſenden Mitglieder der Bayeriſchen Volkspartei haben, ſo=
weit
feſtgeſtellt werden konnte, ihre Zuſtimmung gegeben. Die
Reihen der Sozialdemokraten waren während der Abſtimmung
ziemlich gelichtet, obwohl die im Saale nicht anweſenden Mit=
glieder
der ſozialdemokratiſchen Fraktion größtenteils im Hauſe
anweſend waren. Trotzdem darf bei der augenblicklichen
parlamentariſchen Lage mit ziemlicher Sicherheit damit gerechnet
werden, daß morgen im Reichstag für die entſcheidende Ab=
ſtimmung
das notwendige Zweidrittel aller Mitglieder an=
weſend
ſein wird, zumal alle an dem Zuſtand des Ermächti=
gungsgeſetzes
intereſſierten Parteien, ihre außerhalb Berlins
weilenden Parlamentsmitglieder dringend telegraphiſch heran=
gerufen
haben. Ueber die mutmaßliche Haltung der Deutſch=
nationalen
, iſt Zuverläſſiges noch nicht bekannt, insbeſondere
nicht darüber, ob, ähnlich wie beim erſten Ermächtigungsgeſetz,
die Deutſchnationalen verſuchen werden, durch Verlaſſen die zu=
ſtimmenden
Parteien auf die Anweſenheitsprobe zu ſtellen.
Wieviele Mitglieder der Sozialdemokratiſchen Partei morgen
bei der Abſtimmung den Saal zu verlaſſen gedenken, ſteht eben=
falls
noch nicht. feſt.
Ebert und Hergt.
* Berlin, 6. Dez. (Priv.=Tel.) Zu den Ausführungen des
Abg. Hergt über die Vorgänge bei der Neubildung der Reichs=
regierung
und die Beſprechung des Reichspräſidenten mit den
Parteiführern erfahren wir von zuſtändiger Stelle folgendes:
Der ReichsFräſi ent bleibt beſtimmt bei den Darlegungen, die
er in ſeiner Antwort an die Deutſchnationale Volkspartei über
die Vorgänge gegeben hat. Er muß es ablehnen, ſich über
Einzelheiten der vertraulichen Beſprechung mit den Partei=
führern
in der Oeffentlichkeit zu äußern.
Der Arbeitsplan des Reichstages.
Berlin, 5. Dez. Der Aelteſtenrat des Reichstags beſchiſ=
tigte
ſich heute kurz vor der Plenarſitzung mit den Dispoſitionen
für die Verhandlungen im Plenum heute und morgen. Heute
ſoll die erſte und zweite Leſung des Ermächtigungsgeſetzes in
Verbindung mit der Ausſprache über die geſtrige Regierungs=
erklärung
erledigt werden. Morgen wird die dritte Leſung des
Ermächtigingsgeſetzes ſtattfinden, und außerdem ſollen alle An=
träge
auf die Tagesordnung geſetzt werden, die ſich auf die Auf=
hebung
der Verordnungen beziehen, die auf Grund des früheren
Ermächtigungsgeſetzes oder des Artikels 48 der Reichsverfaſſung
erlaſſen worden ſind. Für den Fall der Auflöſung des Reichs=
tags
ſoll zur Wahrung der Jutereſſen des Parlaments der ſoge=
nannte
Ueb rwachungsausſchuß auch für die Zeit der Auflöſung
in Kraft bleiben. Ferner ſoll verſucht werden, das neue Wahl=
geſetz
noch im Dezember fertigzuſtellen.
Großhandelsindexziffer.
Berlin, 5. Dezember. Die auf den Stichtag des 4. De=
zember
berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen
Reichsamts ergibt bei einem amtlichen Dollarkurs von 4,2 Bil=
lionen
Mark das 1337,4milliardenfache des Friedensſtandes und
iſt ſomit gegenüber dem Stand vom 27. November (1422,9.
milliardenfache) um 6 Prozent zurückgegangen. Dementſprechend
hat ſich der Goldſtand der Großhandelsindexziffer (1923 100)
von 142,3 auf 133,7 oder um rund 6 Prozent geſenkt.

München, 5. Dez. Im Ständigen Ausſchuß des Land=

tages ſtanden heute die ſozialdemokratiſchen Anträge, betreffend
Aufhebung des Belagerungszuſtandes und betreffend die Maß=
nahmen
wegen des Hitler=Putſches zur Behandlung. Gleich nach
Eröffnung der Sitzung, an der auch die ſämtlichen Staatsminiſter
teilnahmen, nahm Miniſterpräſident v. Knilling das Wort
zu ausführlichen Darlegungen über die Ereigniſſe der
letzten Wochen in Bayern.
Einleitend bemerkte der Miniſterpräſident, daß wir den
Hitler=Putſch ſchon in der Nacht zum 28. September erlebt hätten,
wenn damals nicht durch die am 26. September verfügte Ver=
hängung
des Ausnahmezuſtandes und Beſtellung eines General=
ſtaatskommiſſars
die Gefahr zunächſt noch abgewendet worden
wäre.
Zunächſt ging der Miniſterpräſident auf den Fall Loſſow
näher ein. Nach eingehender Aufführung der einzelnen Phaſen
des Loſſow=Konflikts bemerkte der Miniſterpräſident, daß, wenn
das Reich, wie in Sachſen, auf Grund des Art. 48 der Reichs=
verfaſſung
eine ganze Landesregierung abſetzen kann, Bayern
wohl für ſich das Recht beanſpruchen kann, auf Grund der
gleichen Verfaſſung den bayeriſchen Landeskommandanten im
Amt zu behalten, ſofern ſeine Abſetzung zweifellos zu einer
äußerſt bedenklichen Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ord=
nung
führen müßte. General von Loſſow habe ſich in der
ganzen Angelegenheit gegenüber der bayeriſchen Regierung ein=
wandfrei
und loyal verhalten und es ſei nicht unwahrſcheinlich,
daß eine für Bayern ehrenvolle Erledigung dieſes Perſonalfalles
in nächſter Zeit zu erwarten ſei.
Zu den
Vorgängen am 8. und 9. November
übergehend, bezeichnete der Miniſterpräſident den Vorfall im
Bürgerbräukeller als einen räuberiſchen Ueberfall, wie er in
Wildweſt üblich ſei. Das Ziel des Hitler=Unternehmens ſei ge=
weſen
: Gegen Berlin! Auf nach Berlin! Das
deutſche Elend wäre namenlos geweſen, wenn das Hitler=
Unternehmen auch nur vorübergehend geglückt wäre. Jeden=
falls
ſtehe die Tatfache feſt, daß jeder Umſturzverſuch, bei dem
ſich Landespolizei und Reichswehr pflichtgemäß auf die Seite
der ſtaatlichen Ordnung ſtellen, rettungslos zuſammenbrechen
müſſe. Ferner ſei es ein wahnwitziger Gedanke geweſen, wenn
es für möglich gehalten wurde, in einem Atemzug eine nationale
Armee zu bilden. Das Unternehmen hätte nur das Ergebnis
gehabt, daß wir in München und Bayern vor einem Trümmer=
haufen
geſtanden wären.
Der Miniſterpräſident erklärte
weiterhin, daß die Aburteilung der Schuldigen, ſelbſt im Rahmen
der Republikgeſetzgebung, durch die bayeriſchen Gerichte erfolgen
könne. Auf jeden Fall ſei eine Auslieferung an den Staats=
gerichtshof
vom bayeriſchen Standpunkt aus untragbar und
nicht erörterungsfähig.
In ſeinem Schlußwort kam der Miniſter räſident auf
die Zukunftsmöglichkeiten zu ſprechen. Unſer Heil
liege nur auf nationalem Boden und in einem auf föderaliſtiſcher
Grundlage aufgebauten Deutſchen Reich. Die bayeriſche Regie=
rung
ſehe es als ihre vordringliche Aufgabe an, an die neue
Reichsregierung alsbald mit ihren Forderungen wegen des ver=
faſſungsrechtlichen
Ausbaues des Reiches auf der bewährten
Grundlage des Bismarckſchen Bundesſtaates heranzutreten
Eine ſofortige Aufhebung des bayeriſchen Ausnahmezuſtandes
könne bei der ganzen Sachlage nicht verantwortet werden. Der
nationale Gedanke müſſe trotz der Vorgänge vom 8. und 9. No=
vember
zu neuem Leben erweckt werden, doch müſſe das Neben=
einander
der verſchiedenen Organiſationen endgültig aufhören.
Es gehe nicht an, das Generalſtaatskommiſſariat bei Ausübung
ſeiner Befugniſſe an miniſterielle Weiſungen zu binden. Die
Löſung grundlegender Fragen müſſe jedoch nach wie vor in der
Hand der Regierung bleiben. Auch in Bayern müſſe unverzüg=
lich
zu durchgreifenden Maßnahmen geſchritten werden, nament=
lich
auf dem Gebiete der Abbauverordnung des Reiches, der Ein=
ſchränkung
der Staats= und Verwaltungsaufgaben, der ſofortigen
Vermehrung der Staatseinnahmen, ſowie der Steuern und ſon=
ſtigen
Abgaben. Ein entſchiedenes Durchgreifen in allen dieſen
Richtungen ſei nur dann möglich, wenn die Regierung zu dieſem
Zwecke im Wege eines Ermächtigungsgeſetzes mit weitgehenden
außerordentlichen Vollmachten ausgeſtattet werde.
Der Miniſterpräſident ſchloß ſeine Ausführungen mit dem
Appell an alle Vaterlandsfreunde, ſich in der
Rettung des Vaterlandes aus ſchwerſter Not einmütig zuſammen=
zufinden
.
Die politiſche Ausſprache.
München, 5. Dez. Die Rede des Miniſterpräſidenten im
Ständigen Ausſchuß wurde an verſchiedenen Stellen und am
Schluß mit Beifall von den bürgerlichen Parteien aufgenommen.

Das denkende Auge.
Von Oskar A. H. Schmitz (Salzburg).
Man hat hat ſich oft gefragt, ob alle Menſchen, die Grün oder
Not ſagen, mit bemſelben Wort denſelben Sinnescindruck der=
binden
. Beſtimmt hat jeder eine andere Bildvorſtellung, ienn
er denkt: der Amerikaner, der Adel, der Arbeiter, ja, es iſt wahr=
ſcheinlich
, daß viele heutige Menſchen derart inreuektunliſiers ſind.
daß ſie derartige Bildvorſtellungen gar nicht oder nur jehr blaß
haben. Viele verdrängen ſie ſogar abſichtlich als unwiſſenſchaft=
liche
Verallgemeinerungen; ſie meinen, den Amerikaner gäbe es
gar nicht, nur die einzelnen in Amerika lebenden Menſchen, die
untereingzder ſehr verſchieden ſind. Demgegenüber wollen die
Philoſophen, Plato folgend, durchaus an der Idee des Ameri=
kaners
oder des Bürgers feſthalten, unabhängig von ſeiner
jeweiligen Erſcheinung, und man verweigert dem den Namen
eines Dichters, der an der zufälligen individuellen Erſcheinung
hängen bleibt, ohne zum Typiſchen aufzuſteigen, das ſich zwar
immer im einzelnen Indididuum ausdrückt, aber doch etwas
über ihm iſt. Wenn nun gar ein Realpolitiker wie Bismarck
inuner wieder auf die hohe Wichtigkeit der Jmponderabilien
aufmerkſam machte, das heißt des Unwägbaren, Unmeßlichen in
den Tatſachen, und ſehr merklich nicht nur mit einzelnen Fran=
zoſen
rechnete, fonden auch mit dem Franzoſen, ſo meinte er
damit nichts anderes, als eine nicht greifbare, aber doch den
Dingen innewohnende Wirklichkeit, die zu überſehen auch prak=
tiſch
gefährlich iſt.
Ich bin zum erſtenmal auf einer langen Seereiſe darauf
gekonmen, den Bildern meines Denkens bis auf ihre Urſprünge
in meinem Erleben nachzugehen. Ich hatte ſchon alle Länder
Europas geſehen, und nun wurde mir klar, daß ich in ein jedes
ein inneres Bild mitgebracht hatte. Das iſt nicht zu verwechſeln
mit vorgefaßten Meinungen. Auch ſolche hatte ich natürlich oft,
aber, während ſich dieſe ſtets bald in der äußeren Wirklichkeit
abſchliffen, iſt mein inneres Bild, etwa von Paris, noch genau
dasſelbe, wie es zum erſtenmal vor meinem inneren Auge auf=
tauchte
, als mein Vater in den achtziger Jahren, aus dieſer
Stodt zurückkehrend, mir einen Kreiſel hinlegte von nie geſchau=
ter
blauer und goldener Farbenpracht und Zierlichkeit, meine
Mutter mit einem Sonnenſchirm und einem Fächer von nicht zu
ſchildernder Herrlichkeit entzückte, und bei Tiſch mit geladenen
Freunden Gedanken über den Louvre, die Große Oper, Gemälde,
Neſtaurants, die Boulevards und die Art und Weiſe der Pariſer
austauſchte. Aehnlich war es mir mit den Eigländern ergangen,
für deren Bild der von Meergeruch umſtrömte karierte Reiſe=
mantel
und die braunen Lederkoffer eines uns allſommierlich
befuchenden engliſchen Onkels entſcheidend werden ſollten. Ruß=

land wurde mir innere Wirklichkei; beich die Geſtalt des heiligen
Nikolaus, der im Winter, in einen Pelz gehüllt, auf einem
Schlitten als Vorläufer des Chriſtkies zu uns kam, während
der Zar, wie ich einem illuſtrierten ln= entnahm, zu Peters=
burg
in einem aus Eis gebauten Paioſt unter ſtrahlenden
Kerzenlüſtern die Quadrille führte. Als ich ſpäter den Winter=
palaſt
in Petersburg wirklich betrat, der freilich nicht aus Eis
gebaut iſt, und zum erſtenmal im Dreigeſpann über die rüſſiſche
Steppe jagte, war alles, wie ich es mir gedacht hatte. Und mit
Italien ging es ebenſo. Ein Orgelmann, der jede Woche zu
uns in den Garten kam, erweckte das Bild dieſes Landes. Wäh=
rend
ſein altes Inſtrument Opernmelodien kamentierte, be
denen mein Herz ſchier brechen wollte, wenn ſie in Moll über=
gingen
, labte ſich das Auge an der Schönheit eines Oeldrucks
der unter Glas das Inſtrument zierte: Neapolitaniſche Bäue=
rinnen
ſaßen maleriſch auf geborſtenen Säulen und ſchauten
zu, wie jenſeits eines ſagenhaft blauen Meeres der Veſuv pur=
purnes
Feuer ſpie. Im Hintergrund lehute Dante Alighieri
ein Pergament und einen Griffel aus weinfarbenem Gewande
ziehend. Kann man mehr auf einmal verlangen?
Der Dampfer, auf deſſen nächtlichem Deck ruhend ich dieſe
Bilder überdachte, ſollte mich zum erſtenmal tiefer in den arabi=
ſchen
Orient bringen. Ich begann nun das innere Bild zu be=
ſinnen
, das ich davon zeitlebens in mir getragen hatte. Sofort
fiel mir das Wort Morgenland ein, und zugleich ſah ich vor
mir einen Garten mit etwas kahlen Wieſenflächen, auf denen
die Morgenſonne lag. Er grenzte an einen anderen abendliche=
ren
Garten, in deſſen Platanenſchatten mein Elternhaus ſtand.
Anfangs hatte ich dieſen mehr geliebt, den einſörmigen, neu
angelegten anderen ſogar etwas verachtet, aber da fand ich eines
Tages in einem alten Schulleſebuch meines Vaters, deſſen Ge=
dichte
und Geſchichten viel mehr, als die Texte des meinen
Phantaſie und Gemüt anregten, einige Parabeln von Krum=
macher
und Palmblätter von Gerok. Plötzlich ging mir die
Herrlichkeit des Morgenlandes auf mit ſeinen Baſaren, Oaſen,
Wüſtenwanderungen, Derwiſchen, Schatzkammern; die Geſtalten
der Erzbäter mit ihren Herden verknüpften ſich Lamit, und von
Stund’ an war der neue Garten mit dem Zauber des Morgen=
landes
erfüllt, denn hier konnte man die Morgenſonne aufgehen
ſehen, ja, es kam vor, daß ich mich, um dieſes Schauſpiel zu ge
nießen, gegen alle bisherige liebe Gewohnheit vom Lager er=
hob
, indes das Haus noch ſchlief. Dann ging ich ins Morgen=
land
, blickte von einem kleinen Hügel über rötlich ſchimmernde
Felder und Wieſen, ſtellte mir vor, die fernen Schafherden ſeien
Karawanen und der nun bald erſcheinende graubärtige Brief=
träger
ſei ein Derwiſch, der mich das Zaubern lehren könne.
Wahrhaftig, es fehlte wenig, und ich hätte ihn darum gefragt.
War das wirklich alles nicht mehr als kindiſche Phautaſie:

Die Debatte eröffnete Abg. Thimm (Soz.), der in ſch
ſter Weiſe an der Regierung Kritik übte. Der
nahmezuſtand müſſe aufgehoben werden, der Diktator ſei 1!
flüſſig. Im Konflikte zwiſchen Bayern und dem Reich lieg o-40

Eie
N
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Uie

Schuld an der bayeriſchen Staatsregierung. Die Entwicklur=
der
Pfalz habe immer ſchwieriger werden müſſen, weil man
immer weniger das Empfinden gehabt habe, daß Bayern
Reich ſtehe. Das habe zu jenen Ereigniſſen geführt, an ſ or
Spitze Johannes Hoffmann trat. Ungeheuerlich ſeien die dru
den Auflagen, unter denen das Wiedererſcheinen der ſoziald
kratiſchen Preſſe geſtattet worden ſei. Der Redner begrü es Een
zum Schluß eingehend die Anträge ſeiner Partei, den Ausna ſ.cot, wo die
zuſtand aufzuheben, Staatsbeamte, die an dem Putſch bet, eu, nacl
waren, außer Dienſt zu ſetzen und einen parlamentariſchen u
ſuchungsausſchuß nit der Klärung der Vorgänge beim H
putſch zu beauſtragen. Ein Ermächtigungsgeſetz
dieſe Regier ng lehne ſeine Partei ab.
Nach weiteren Ausführungen des ko=imuniſtiſchen Abg.
derl, die ſich mit Ehrhardt befaßten und die proletar=
Revolution als einzige Rettung verherrlichten, wand=
Abg. Enderl ebenfalls gegen, die Regierung und
tiſierte die Aufſtellungder Notpolizei. Die
klärungen des Miniſterpräſidenten ſeien ungenügend. Zu
bayeriſchen Juſtiz, der die Aufklärung des Putſches über!
bleiben ſoll, könnte ſeine Partei kein Vertrauen haben.
Zum Schluſſe erhielt Abg. Dill (Soz.) das Wort.
Ausſchuß vertagte ſich auf Donnerstag, vorm. 9 Uhr.

ſer aul
ſt große W
Nuchen. 2

Die Gründe für den Rücktritt des bageriſ
Miniſterpräſidenten.
München, 5. Dez. Finanzminiſter Dr. Krausne
ſeinen Rücktritt erklärt. Ueber die Gründe veröffer
die Korreſpondenz Hoffmann eine Erklärung, in der es b
lich auf die von Krausneck angeſtrebte Sanierung
Staatsfinanzen heißt: Staatsminiſter Krausneck wa
entſchloſſen, trotz aller Schwierigkeiten den von ihm als
erkannten Weg zu gehen. Das Ermächtigungsgeſetz ſoll
nötigen Handhaben dazu bieten. In dem Entwurf war
geſehen, daß zur Wiedergeſundung des Staatshaushalts di
uotwendig erachteten Befugniſſe dem Miniſterpräſidenten
tragen werden ſollten. Der Finanzminiſter vermochte für
Zuſtändigkeitsbeſtimmung eine Mehrheit nicht zu
reichen. Der Miniſterrat ſtellte ſich dielmehr auf den 2
punkt, daß nach dem Entwurf die dem Miniſterpräſidente
übertragenden Befugniſſe dem Geſamtminiſter
zuſtehen ſollten. Der bayeriſche Miniſterrat lehnte in
Mehrheit die Vorlage in ſolchen, nach Auffaſſung des Fi
miniſters weſentlichen Punkten, ab. Der Finanzminiſter iſt
zeugt, daß heute kollegiale Beratungen in ſo dringlichen, ei
Perſonen wie Aemter und Stellen berührenden Angelegenh
zumal nach den Erfahrungen, die mit der Abbaukommiſſio
macht wurden, unmöglich zum Ziele führen können. Da Krau
bei dieſer Sachlage glaubte, die Verantwortung nicht
länger tragen zu können, erklärte er ſeinen Rücktritt.

Endgültige Feſfſetzung der Garantien für die Rentenn
Berlin, 5. Dez. Von zuſtändiger Seite erfahren wir
die Finanzämter gemäß den Durchführungsbeſtimmunger
Verordnung über die Errichtung der Deutſchen Rentenban=
15. Oktober 1923 die ſogenannten feſten Beſcheide den bela
landwirtſchaftlichen und induſtriellen Unternehmungen zu
laſſen. Bekanntlich hat die Deutſche Rentenbank durch di
Geſetzeskraft erlaſſenen Verordnungen vom 15. Oktober 19
den Grundſtücken, die dauernden landwirtſchaftlichen oder
wirtſchaftlichen Zwecken dienen, eine auf Goldmark lau
Grundſchuld in Höhe von 4 v. H. des Wehrbeitragswerte
worben. Ferner iſt durch die gleiche Verordnung den indu
len, gewerblichen und Handelsbetrieben einſchließlich Be
die Verpflichtung zur Aufſtellung von Grundſchuldverſchre
gen auferlegt mit der Maßgabe, daß die Geſamtbelaſtung de
duſtrie die gleiche iſt wie die der Landwirtſchaft. Die De
für die Rentenbriefe und auch für die Rentenmark iſt daher
jetzt vorhanden. Die Höhe des Betrages der Einzelſchull
das örtlich zuſtändige Finanzamt nach Maßgabe des § 3
eingangs erwähnten Durchführungsbeſtimmungen feſt un
teilt hierüber den Verpflichteten einen beſonders feſtgeſetzter
ſcheid, der den Beteiligten in den nächſten Wochen bereits
ſtellt werden wird.
Einige Wochen ſpäter fand ich mich nun leibhaftig in
Oaſe Fahuni, und gegen Abend ſpäzierte ich im Sande der
hara mit einer Selbſtverſtändlichkeit wie ein Menſchenalter
her auf de Lieswegen des Morgenlandes daheim, aber
ich ſah und in den letzten Tagen in Baſaren und Moſchee
ſehen hatte, es war nichts anderes, als was ſchon damals
geregt durch einige gedruckte Zeilen und einen ſonnigen Ge
iein inneres Auge erblickt hatte: die Idee des Morgenla
und ich bin ſo vermeſſen, mir heute noch einzubilden, daß
etwas Wirklicheres iſt, als zlles, was mir die vielger
Orientkenner im Hotel in Kaixe, Gelehrie, Geſchäftsleut=,
ſtellte zu meiner Belehrurig ni geſiß werrdollen, Fingerz
mit auf den Weg gegeben hatten.
Zum Schluſſe möchte ic dem Lefer verraten, daß ich i
unvernierkt in ein Gebiet geführt habe, dem er gelangiveil
Rücken kehren würde, wenn ich ſo rückſichtslos geweſen wa
gleich am Anfang zu nennen, nämlich in den großen I1u
ſalienſtreit der mittelalterlichen Scholaſtik. Nicht wahr, d.
ſo erſtaunlich, wie für Monſieur Jourdain in Molieres,
geois gentilhomme die Tatſache, die er unverſehens erfuhl
das, was er den ganzen Tag redete, Proſa war, vielleicht
ſehr gute, aber immerhin Proſa. Im Mittelalter nannte
die, welche in den Ideen nur Worte ſahen, mit denen man
licherweiſe Begriffe benennt, Nominaliſten, die aber, welche
den Begriffen die Wirklichkeit der Idee ſahen, nicht ettoa
taſten, ſondern gerade Realiſten. Nun möge der Lefer we
zu welcher Partei er ſich ſchlagen will, und ich wünſche ihnt
ſo viel Vergnügen, wie Monſienr Jourdain empfand, als
ſich den Proſaiſten erkannte.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
* Stadttheater Freiburg i. Br. Das neue *
jahr brachte bis jetzt noch keine 1eberraſchungen. Nach
allerdings vorzüglichen Eröffnungsvorſtellung von 8.
1. Teil, vom Intendanten Hans Pichler ſelbſt inſzenieri,
Tolſtois Macht der Finſternis und Gogols Reviſer.
guten, ſauberen Vorſtellungen wurden dankbar aufgendn
Man erwartet mit Spannung das Folgende. Zwar kämpl
ſes Vorhutheater der deutſchen Weſtmark wie alle Bühnen
gegen die höſe Zeit, aber das vorzügliche Enſemble hall
hieſige theaterfreudige Publikum feſt, ſo daß man über ein 2.
Fortbeſtehen der Bühne hinaus mit Recht noch viel von
Winter erwarten darf. Wir werden, hoffentlich bald, boi
angekündigten Erſt= und Uraufführungen berichten. Wie
hören, ſoll auch das dem Darmſtädter Publikum bekannte.
Fleckers Haſſan herausgebracht werden, neben Werken
Hans Frauk, Senitzler, Wedekind und dem jungen Paul

berg.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 6. Dezernber 1923.

Seite 3.

inmer 337.

das htbare Los der Bevölkerung des beſetzten Gebietes eine Beſſerung
erfcht würde, nicht erfüllt habe, kritiſierte er ſcharf
die Terrorherrſchaft der ſeparatiſtiſchen Banditen.
te ausdrücklich feſt, daß dieſe verbrecheriſchen Elemente eigens

die Rhein= und Ruhrfrage.
flärungen des preußiſchen Miniſterpräſidenten.

Zerlin, 5. Dez. Zu Beginn der heutigen Sitzung des Preußi=
andtages
gab der preußiſche Miniſterpräſident Braun im
ag der preußiſchen Staatsregierung eine außerordentlich bedeutſame
rung zur Rhein= und Ruhrfrage ab. Nachdem der
Mry rpräſident eingangs feſtgeſtellt hatte, daß ſich die Hoffnung, daß
vorr ankreich dazu auserſehen waren, einen neuen, von Deutſchland
gnnten Rheinſtaat unter franzöſiſchem Protektorat auszubauen.
Als ßerordentlich erfreulich bezeichnete er den Umſtand, daß faſt die
ſo. Bevölkerung der in Frage kommenden Gebiete den ſeparatiſti=
ſche
; lementen energiſchſten Widerſtand entgegengeſetzt, und auch über=
wo
die Separatiſten nicht von den Beſatzungstruppen geſchützt
vuv, nach kurzer Herrſchaft bald vertrieben hat. Dann kam der
Miy u auf
große wirtſchaftliche Not und Bedrängnis der Bevölkerung
an Rhein und Ruhr
4b
chen. Die Arbeitsloſigkeit ſei rieſengroß, und insbeſondere die
ung der im Induſtriegebiet ſtark zuſammengeballten arbeitenden
Bety rung ſtoße auf große Schwierigkeiten. Das Schlimmſte aber
ſei. die Einbruchsmächte offenbar alles tun, um eine Beſſerung die=
r
ſtände zu vereiteln. Künſtlich ſei das Wirtſchaftsleben wochen=
ug
edergehalten worden, ſo daß Millionen Menſchen der furchtbar=
t
überantwortet ſind. Allen verzweifelten Anſtrengungen, das
Wiy aftsleben wieder in Gang zu ſetzen, würden fortgeſetzt die größ=
tarr
zwierigkeiten entgegengeſetzt, ſo daß man immer mehr den Ein=
Veſ. drur ewinnen müſſe, daß anſtelle des vor Wochen aufgegebenen paſſi=
4s No derr iderſtands der Deutſchen der paſſive Widerſtand der Franzoſen
die Aufnahme der wirtſchaftlichen Tätigkeit getreten ſei. Dadurch
tra1 uch immer klarer in Erſcheinung, daß die Franzoſen mit ihrer
rpolitik an der Ruhr nicht ſo ſehr die Sicherung der Reparations=
Lanerg
ingen, als vielmehr weitergehende politiſche Ziele verfolgen. Der
* betonte, daß das ganze deutſche Volk und die Negierungen des
* und der Länder die ſchwer leidenden Volksgenoſſen am Rhein
nch: der Ruhr bis zur Grenze ihrer Leiſtungsfahigkeit unterſtützen
Ta1)
Wir haben unſere rheiniſch=weſtfäliſchen Volksgenoſſen in
de bräf
chweren Kampfe nicht im Stich gelaſſen, und wir werden ſie nicht
che laſſen. Aber ſo fuhr der Miniſter fort und leitete damit
der 6
bemerkenswerteſten Teil ſeiner Ausfühkungen über , wir kön=
verin

IS vor der Tatſache nicht verſchließen, daß durch die franzöſiſche
zusne
politik im Weſten die wirtſchaftliche Kraft im übrigen Deutſch=
vornehmlich
durch die völlige Zerrüttung der deutſchen Währung,
höpft worden iſt, daß auf dem Gebiete der Unterſtützungen dem
n Können immer engere Grenzen gezogen worden ſind. Dadurch
ich die durchaus deutſchgeſinnten Kreiſe des beſetzten Rheinlands
löſungs= und Selbſtändigkeitsbeſtrebungen veranlaßt worden, die
dun
iblick auf die Ziele der franzöſiſchen Rheinlandpolitik zu ſtarken
niſſen Anlaß gäben.
Mtachte
Gedanke der Loslöfung des Rheinlands von Preußen und der
icht
a4ing eines ſelbſtändigen Staates im Rahmen des Deutſchen Reichs
auf deu
ſt neu. Die deutſche Reichsverfaſſung gibt ja auch die Möglich=
präfdt

enn der Wille der Mehrheit der Bevölkerung darauf gerichtet iſt,
Rifte
verfaſſungsmäßigem Wege zu verwirklichen. Indeſſen waren
ſe n ſick, iher alle Parteien im Rheinlande darin einig, daß es nicht oppor=
unter
dem Druck der Beſatzung einer Willensäußerung der Be=
des

1ing über dieſe Fragen herbeizuführen, denn es unterliegt keinem
I, daß unter den obwaltenden Verhältniſſen die Loslöſung der
ande aus dem preußiſchen Staatsgefüge der erſte Schritt zu der
Angelt
ung dieſes Gebietes vom Deutſchen Reich wäre. Iſt einmal erſt
erſte verhängnisvolle Schritt getan, ſo ergibt ſich die weitere Ent=
g
unter dem Druck der Beſatzungsmächte ganz zwangsläufig,
n. 9R ſex die franzöſiſche Rheinlandpolitik iſt nicht darauf gerichtet, die
ungnit
ſche Rheinprovinz zu einem deutſchen ſelbſtändigen Staat in dem
hüchrit ſtes n des Reichs gleich den anderen deutſchen Ländern zu machen,
n ihr Ziel iſt die Treanung dieſes Gebietes vom Reich. Deshalb
mit aller Entſchiedenheit den Anfängen gewehrt werden. Die
ndlungen, die zur Zeit don den politiſchen Parteien und wirt=
chent
Vereinigungen im befetzten Gebiet geführt werden, bewegen
ich dem, was darüber bekannt geworden iſt, nicht immer in dem
hiea vit
en der deutſchen Reichs= und preußiſchen Staatsverfaſſung. Der
en Parteien und wirtſchaftlichen Verbänden des Rheinlandes ge=
15er Ausſchuß hat von der Reichsregierung nur die Ermäciti=
über
wirtſchaftliche und ſoziale Fragen, nicht aber über polit:ſüe

ur mit den Beſatzungsbehörden zu verhandeln, insbeſondere nicht
eine Umgeſtaltung der ſtaatsrechtlichen Verhältniſſe des beſetzten
es. Leider iſt nunmehr feſtzuſtellen, daß bei den Verhandlungen,
Beauftragten dieſes Ausſchuſſes mit dem Vorſitzenden der Rhein=
mmiſſion
gepflogen haben, politiſche und ſtaatsrechtliche Fragen
die ſtaatliche Umgeſtaltung des Rheinlandes
Gegenſtand der Crörterung geweſen ſind, als die wirtfchaftlichen
zialen Fragen. Wird doch in gewiſſen Kreiſen bereits geſprochen
inem ſelbſtändigen Staatsgebilde am Rhein mit eigener Steuer=
ſelbſtändiger
Verwaltung und Währung. Ja man macht in die=
reiſen
bei den Erwägungen über den territorialen Umfang dieſes
Staatsgebildes nicht einmal an den Grenzen des beſetzten Gebiets
ſondern trägt ſich mit Erwägungen weitergehender Pläne auf
veziehung jetzt noch unbeſetzter preußiſcher und
iſcher Gebietsteile. Allen dieſen Beſtrebungen hat die
iſche Staatsregierung bisher den entſchiedenſten Widerſtand eni=
geſetzt
. Sie wird ſie auch in Zukunft mit allen ihr zu Gebote
den Mitteln bekämpfen. Dies gilt auch für alle Pläne, die darauf
ket ſind, die preußiſchen Hoheitsrechte zugunſten neu zu bildender
hüſſe der Kommiſſionen abzutreten.
reußiſche Regierung wird ihre Hoheitsrechte über Rhein und Ruhr
niemals preisgeben.
ehnt jede territvriale Aenderung preußiſchen Gebietes und jede
trächtigung preußiſcher Hoheitsrechte mit allem Nachdruck ab und
ſich darin mit der überwiegenden Mehrheit der preußiſchen Bevöl=
g
an Rhein und Ruhr einig. Die Regierung iſt gewillt, ihren
dpunkt mit aller möglichen Aktivität zur Geltung zu bringen. Sie
ſerner auf eine gleichmäßige Behandlung der Bevölkerung der
ken und unbeſetzten Teile des Staates auf finanziellem und wirt=
lichem
Gebiete hinwirken. Wenn es gelingt, das Wirtſchaftsleben
ang zu bringen, dürfte es auch möglich ſein, dem beſetzten Gebiete
zialer Hinſicht die gleichen Leiſtungen wie dem unbeſetzten Preußen
tvähren. Der Miniſter ſchloß mit einem Nückblick auf den nunmehr
erbarmungsloſen Gegner um den Verbleib des Rhein= und Ruhr=
tes
bei Preußen und dem Reich führt.
beifällig aufgenommen. Auch während der Rede ſtimmte die
cheit des Hauſes dem Miniſterpräſidenten wiederholt beifällig zu.
ungsverſuche der Kommuniſten blieben erfolglos.

7"
Blutige Zuſammenſtoße in Wanne.
1 * Wanne, 5. Dez. (Pribv.=Tel.) Hier kam es heute nach=
ag
zu blutigen Zuſammenſtößen. Die hieſigen Erwerbs=
i
hatten in großen Scharen das Rathaus umlagert, um die
den zuſtändigen Dezernenten und Erwerbsloſenvertretern
ſindenden Verhandlungen über die Zahlungen eines höheren
jages abzuwarten. Um 12 Uhr erſchienen weitere große
ſen von Erſerbsloſen, die ſich den Demonſtranten anſchloſſen
dazu übergingen, die vor dem Rathaus ſtehenden wenigen
Zeibeamten zu bedrohen. Es wurde mit Steinen geworfen
aus der Menge geſchoſſen. Nach einigen Schreckſchüſſen ging
Menge zum offen Angriff über und verwickelte mehrere
izeibeamte in ein Handgemenge. Nunmehr machten die Be=
en
von ihrer Schußwwaffe Gebrauch. Es wurden 7 Perſonen
tet und eine noch nicht feſtſtehende Anzahl verwundet.

Vom Tage
Der frühere baheriſche Juſtizminiſter Dr. Roth, der in Schutzhäft
genommen wurde, weil er bei dem Ludendorff=Hitler=Putſch aufreizende
Reden gehalten hatte, iſt, wie verlautet, aus der Haft entlaſſen
worden.
lungen zwiſchen dem Ausſchuß des Reichskabi=
netts
und den Rheinlandvertretern über den ganzen, vor allem, wie ausgezeichnet die von Frankreich im Januar
geſamten wirtſchafts= und finanzpolitiſchen Fragen, das Aibkommen über
beſprochen.
Die Verſicherungsgrenze in der Krankenverſiche=
rung
wurde auf Goldmark feſtgeſetzt, und zwar beträgt ſie mit weit davon entfernt, Deutſchland zu verarmen, in weiteſtem
Wirkung vom 1. Dezember 150 Goldmark pro Monat. Bis zu dieſer Maße dazu geführt haben, neben dem wirtſchaftlichen deutſchen
Verſicherungsgrenze iſt auch eine freiwvillige Verſicherung zugelaſſen.
Auswärtigen Alt bis auf weiteres nicht mehr.
Auf dem Verliner Fleiſchmarkte ſetzte ſich der Nückgang der
Preiſe fort. In den Markthallen gingen die Preiſe für Fette eben=
abbau
dauert an. Die Großhandelspreiſe zeigen wieder einen Rück=
gang
von 10 Prozent, beſonders für die meiſten Kolonialwaren.
Die bereits weit vorgeſchrittenen Bahnhofsbauarbeiten
des neuen Braunſchweiger Bahnhofes ſind wegen Mangels an
Mitteln gänzlich eingeſtellt worden.
deutſchen General v. Breitkopf, in Abweſenheit zum Tode ver= Sanktionen aufgegeben, es habe die Enqugte
urteilt.
Maurice Barrés iſt geſtorben.
In Bolivien haben die Petroleumbohrungen Erfolge
erzielt, die den außerordentlichen Reichtum die ſes Landes an Erdöl be=
weiſen
. Die Bohrungen werden unter großem Intereſſe des Landes
und internationaler Kreiſe fortgeſetzt.
Gillet wurde zum Vorſitzenden des Nebräſentantenhauſes wieder=
gewählt
. Die Botſchaft des Präſidenten Goolidge wird am 6. Dezember
verkündet werden.

Amtlicher Oollarkurg 4 210 300000000

1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Der Lebenshaltungsindex.
Berlin, 5. Dez. (Wolff.) Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuch=
tung
und Bekleidung) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Sta=
tiſtiſchen
Reichsamts für den 2. Dezember auf das 1515 milliar=
denfache
der Vorkriegszei:. Gegenüber der Vortvoche (1535 mil=
liardenfache
) iſt dem ß eine Aßnahmie von 1,3 Prozent zu ver=
zeichnen
.
Der engliſche Wahlkaupf.
Die Ausſichten in ſetzter Gtunde.
* London, 5. Dez. (Priv.=Tel.) Leiniterpräſident Bald=
win
wird mergen früh ſeine Stimme in denr für ihn zuſtehenden
Wahlkreis Aſſen abgeben. Ramſay Macdonald wird in ſeinem
Wahlkrei arausſichtlich einen ſchweren Stand haben. Aſquith,
der in Pgiſley kandidiert, dürfte ebenfalls mit einer ſtarken
Gegnerſchaft rechnen. Lloyd George, der heute abend nochmals
in Brighton ſprach und ſich morgen wieder noch London begibt,
iſt ſeines Sieges im Wahlkreis Carnarvon gewiß. Der Unab=
hängige
O’Connor, der überhaupt keinen Gegner hat, darf dem=
gemäß
ſchon als gewählt gelten.
Baldwins Programm.
London, 5. Dez. Der engliſche Miniſterpräſident Baldwin
veröffentlicht als Führer der Konſervativen Partei einen letzten
Appell an die Wähler, worin er nochmals nachdrücklich ſeine
Wahlparole des Schutzzolles verteidigt. Zur Außenpolitik er=
klärt
er in Verteidigung gegen Angriffe der Franzoſenfreunde,
die Regierung werde unbeirrbar ihre Verſuche fortſetzen, eine
Löſung des europäiſchen Problems herbeizuführen. Sie habe
gehofft, daß England und ſeine Verbündeten die Sympathie der
Vereinigten Staaten bei dieſer Auſgabe beſitzen, und ſie hoffe,
daß auf dem Wege eines freundſchaftlichen Zuſammenwirkens
mit Frankreich, Italien und Belgien Europa wieder dem Frie=
den
und der Wohlfahrt näher gebracht wird.
Eine Rede Lord Derbgs.
London, 5. Dez. (Wolff.) Lord Derby erklärte in einer
Rede in Liverpool, es beſtehe ſeiner Anſicht nach nicht der
geringſte Zweifel, daß die Wiederherſtellung des Friedens
in Europa auf jeden Fall bis zu einem gewiſſen Grade die
Wiederherſtellung der engliſchen Märkte und Vorkriegs=
verhältniſſe
bedeuten würde. Er ſei jedoch anderer Anſicht als
ſeine Gegner, die verſuchten, die Verantwortung für die
geſamte europäiſche Lage auf die Franzoſenabzuwälzen.
Er ſei der Meinung, daß man ſich von der Regelung weiter ent=
fernen
würde, wenn man ſich von den Alliierten trennte und
he zehn Monate währenden Kampf, den das deutſche Volk gegen wenn man bereit ſein würde, die Deutſchen nach Friedensſchluß
zu unterſtützen, ſtatt loyal zu denen zu ſtehen, die im Kriege
Seite an Seite mit England geſtanden hätten. Darauf folgten die
Die Rede wurde vom ganzen Haufe mit Ausnahme der Kommu= bekannten Behauptungen, daß Deutſchland nichts bezahlt habe
und ohne Zwang nichts zahlen würde.
Lord Derby fuhr fort, die Frage ſei jetzt nicht nur, was die
Deutſchen zahlen ſollten, ſondern welche Sicherheiten und
Garantien man verlangen ſolle. Die britiſche Regierung war
in dieſen Fragen keineswegs müßig. Er ſei ſtark für die Politik
der jetzigen Regierung eingetreten, daß eine unabhängige
Unterſuchung ſtattfinden ſolle, zunächſt darüber, was Deutſch=
land
zahlen könne, wenn es wieder ſeine finanzielle Stabilität
erhält, und zweitens, wieviel Deutſchland zahlen könne, drit=
tens
, welche Sicherheiten man für die Bezahlung nehmen
ſolle. Er glaube, die Alliierten würden bald dokumentari=
ſches
Beweismaterial von der Reparationskommiſſion
erhalten, das ſie in den Stand ſetzen würde, zu einer wirklichen
finanziellen Regelung zu gelangen. Zum erſten Male ſeit dem
Waffenſtillſtand habe er die Hoffnung, daß eine Regelung er=
zielt
werden würde. (Beifall.)
Lloyd George für den Völkerbund.
London, 5. Dez. (Wolff.) Lloyd George erklärte in
Beantwortung von Fragen, die an ihn vom Vollzugsaus=
ſchuß
des Walliſer Nationalrats der Völkerbundsver=
einigung
über ſeine Stellung zum Völkerbund gerichtet wurden,
er habe auf der Friedenskonferenz in Paris eine Entſchließ=
ung
eingebracht, auf welche hin der Völkerbund gegründet wurde.
Er brauche alſo kaum zu erklären, daß er ein eifriger Anhän=
ger
der Völkerbundspolitik als der wirkſamſten Methode ſei,
internationale Streitigkeiten zu regeln. Die gewöhnlichen Ge=
ſchäfte
, die zwiſchen den Regierungen ſtattfänden, müßten vom
Foreign Office und den Botſchaften erledigt werden; wenn je=
doch
Streitfragen zwiſchen den Nationen nicht durch die ge=
wöhnlichen
diplomatiſchen Methoden geregelt werden könnten,
ſo müßten ſie an den Völkerbund verwieſen werden.

Aenderung der Beſatzungsmethode.
Maskierte Autonomie im Rahmen des Reiches.
Paris, 5. Dez. (Wolff.) Zu der geſtern angekündigten
Geſtern nachmittag begannen entſcheidende Verhand= bevorſtehenden Aenderung der Beſatzungsmethode
ſchreibt der Petit Pariſien‟: Dieſes Ereignis beweiſt
die beſetzten Gebiete betreffenden Fragenkomplex. Es wurden die angewandte Methode der Pfandnahme war, aber ſie wird auch
einen günſtigen Einfluß auf die Arbeiten der
die Eiſenbahnen und auch die Form der Verwaltung der Rheinlande Sachverſtändigenausſchüſſe ausüben, die die Repara=
tionskommiſſion
zum Studium der deutſchen Hilfsquellen dem=
Wie wir hören, finden zur Zeit Verhandlungen ſtatt, die ſich mit nächſt ernennen muß. Die Sachverſtändigen, die ſich gewiß nach
der Rückkehr des Kohlenſyndikats nach Eſſen befaſſen, dem Ruhrgebiet begeben werden, werden feſtſtellen können, daß
die Bemühungen der franzöſiſchen Ingenieure und Eiſenbahner,
Chaos den Reichtum der rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrie zu
Wie wir hören, erfolgt eine Einſtellung von Attachees im erhalten, was nicht verfehlen werde, in ſtarkem Maße die Löſung
der Reparationsfrage zu erleichtern.
Das Fournal ſpricht von einem gewollten Zu=
ſammenhang
zwiſchen der Ankündigung der
falls erheblich zurück. Margarine koſtete 8085 Pfennige. Der Preis= franzöſiſchen Regierung und dem engliſchen
Wahltag vom 6. Dezember. Alles werde hi von be=
herrſcht
. Um die Aufrechterhaltung der Entente cordiaie in die
Wagſchale der Wahlen zu werfen, habe Frankreich zahl=
reiche
Konzeſſionen gemacht. Es habe darauf der=
zichtet
, die beſchlagnahmten Erzeugniſſe im Ruhrgebiet auf
Nach einer Havasmeldung aus Naney hat das Kriegsgericht dem britiſchen Markt zu verkaufen; es habe darauf verzichter,
des 25. Armeekorps den Kommandenr der 3. Bayeriſchen Diviſion, den die Arbeitsſtunden im Ruhrgebiet zu vermehren, es habe die
über die Finanzlage Deutſchlands angenom=
men
, es habe anſtelle des rheiniſchen Separatismus eine
maskierte Autonomie im Rahmen des Reiches akzeptiert. Jetzt
ſpreche es zu einem Volke von Mäßigung, das niemals anders
als der Gewalt gehorcht habe. Glücklicherweiſe beſtehe die Ge=
walt
in der Tatſache der Beſetzung des Ruhrgebiets fort. Das
dürfe man nicht vergeſſen.
Die Hoffnung auf Amerika.
* London, 5. Dez. (Priv.=Tel.) Das Reuterbureau er=
fährt
, daß in London nichts Endgültiges über die Haltung be=
kannt
ſei, die die Waſhingtoner Regierung wahrſcheinlich gegen=
über
dem neuen Plan der Reparationskommiſſion für die Unter=
ſuchung
der deutſchen Finanzen einnehmen wird, aber man hoffe,
daß die Vereinigten Staaten ſich in der Lage ſehen würden, in
der Unterſuchungskommiſſionen vertreten zu ſein. Auf jeden
Fall liege die Frage der edentuellen Beteiligung Großbritanniens
in Abweſenheit der Vereinigten Staaten vollkommen in den
Händen der Reparationskommiſſion in Paris.
Rn4
Die belgiſchen Experten.
Paris, 5. Dez. Nach einer Meldung aus Brüſſel hat ſich
die belgiſche Regierung geſtern mit der Frage der Vertretung
in dem von der Reparationskommiſſion beſchloſſenen Sachver=
ſtändigenkomitee
befaßt und als belgiſche Experten folgende
Pexlönlichkeiten in Ausſicht genommen: Abg. Rautard, Bericht=
erſtatter
der Budgetkommiſſion der Kammer, für die erſte Unter=
kommiſſion
, die ſich mit der Frage der Sauierung des deutſchen
Budgets befaſſen ſoll, Direktor der Nationalbank Janſſen, ein
Spezialiſt in Währungsfragen und früherer Vorſitzender der
vom Völkerbund ernannten Kommiſſion zur finanziellen Sa=
nierung
Oeſterreichs, für die zweite Unverkommiſſion, der das
Problem der Stabiliſierung der Mark überwieſen wurde, und
endlich Miniſter Franguy als Mitglied der mit der Enqucte über
die deutſche Kapitalflucht betrauten Kommiſſion.
Franzöſiſche Kredite für die kleine Entente.
* Paris, 5. Dez. (Priv.=Tel.) Miniſterpräſident Poin=
caré
und Finanzminiſter de Laſteyrie ſind heute nachmittag
auf Wunſch der Finanzkommiſſion des Senats und der Kom=
miſſion
für auswärtige Angelegenheiten, die zu einer gemein=
ſamen
Sitzung zuſammengetreten waren, über den Plan der
ausländiſchen Anleihen gehört worden. In gewiſſen Kreiſen
befürchtete man eine zu ſtarke Belaſtung der franzöſiſchen Treſors
durch Vorſchüſſe, die in Hunderte von Millionen Franken gehen.
Man hatte den Vorſchlag in Erwägung gezogen, die betreffenden
Regierungen direkt an den Kredit der franzöſiſchen Oeffentlich=
keit
zu verweiſen, denn für Polen ſind 400 Millionen, für Jugo=
ſlawien
300 Millionen und für Rumänien 100 Millionen Franken
Anleihen vorgeſehen. Die Kommiſſion hat jedoch die Vorſchläge
der Regierung gutgeheißen.
Nahrungsmittelkredite für Deutſchland.
London, 5. Dez. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph teilt mit: General Logan, der
amerikaniſche Beobachter in der Reparationskommiſſion, iſt im
Begriff, ſeine alliierten Kollegen in der Frage der
Nahrungsmittelkredite zu ſondieren, die die Ver=
einigten
Staaten im Laufe des gegenwärtigen Winters Deutſch=
land
zu gewähren bereit ſind. Der urſprüngliche Be=
tragder
Kredite war auf 30 bis 35 Millionen Dollaus
in Ausſicht genommen; es iſt aber, wie ich höre, wohl möglich,
daß dieſe Kredite bis annähernd im doppelten Betrag
geſteigert werden könnten. Andererſeits werden die Ver=
einigten
Staaten bezüglich der von Deutſchland zu ſtellenden
angemeſſenen Sicherheiten in Geſtalt von Nah=
rungsmittelbonds
, die auf Dollars zu lauten hätten,
darauf beſtehen, daß dieſe Bonds unbedingtes Vorzugsrecht
vor allen anderen auswärtigen Verpflichtungen genießen ſollen,
die dem Reich jetzt auf Grund des Verſailler Vertrags auferlegt
ſind. Mit dieſer Frage wurde die Reparationskommiſſion befaßt,
während gleichzeitig die Unterſtützung des amerikaniſchen
Vorſchlags durch Großbritannien natürlich erwogen wird.
* Paris, 6. Dez. (Priv.=Tel.) Zu der Demarche des
amerikaniſchen Beobachters bei der Reparationskommiſſion we=
gen
der amerikaniſchen Lebensmittelkredite verhält ſich die fran=
zöſiſche
Preſſe, wie vorauszuſehen war, ablehnend. In fran=
zöſiſchen
diplomatiſchen Kreiſen verlautet mit Beſtimmtheit, daß
die deutſche Regierung durch ihren Pariſer Vertreter heute der
Reparationskommiſſion eine Note überreichen laſſen wird, in
der ſie um Genehmigung zur Aufnahme einer Goldanleihe in
Amerika bittet. Dieſe Anleihe ſoll ein Prioritätsrecht vor den
Reparationen genießen. Der Ertrag derſelben diene zum An=
kauf
von Lebensmitteln. Der franzöſiſche Vertreter in der
Reparationskommiſſion wird, nach gewiſſen Informationen zu
ſchließen, den deutſchen Standpunkt bekämpfen.
Nitti an die engliſche Adreſſe.
London, 5. Dez. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
veröffentlicht einen Aufruf des vormaligen italieniſchen
Miniſterpräſidenten Nitti, in dem es heißt:
Alle auf dem europäiſchen Kontinent, welche den Frieden
und die Wiederherſtellung normaler Beziehungen zwiſchen den
Völkern jrünſchten, verfolgten die britiſchen Wahlen mit
lebhaftem Intereſſe und hofften, daß das neue Unterhaus
die Grundlage einer ſtarken demokratiſchen Regie=
rung
ſein werde, die in der Lage ſein würde, durch ihr
Preſtige und ihre Macht der Welt den Frieden aufzuer=
legen
. Das offizielle Frankreich folge Poincaré bei ſeiner
Politik der Zerſtörung und belade ſich Tag für Tag
mit Waffen und Schulden. Es wolle keine Reparationen;
es glaube nicht daran. Wie könne es daran glauben, nachdem
es Ruinen aufgehäuft habe? Es wolle um jeden Preis
Deutſchlands Ruin vermehren und Unordning
ſäen, aber das Programm werde nicht glücken.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 6. Dezember 1923.

Rummer 337

Darmſtadt, 6. Dezember.
* Ueber das Sterben der ſozialen Fürſorge.
In Nr. 321 haben wir bereits auf die Tatſache hingewieſen,
daß die ſoziale Verſicherung Deutſchlands in der geſamten
Kulturwelt als muſtergültig anerkannt zuſammenzubrechen
droht. Beſonders deutlich trat dies auf dem Dresdener
Knappſchaftsvertreterkongreß hervor. Die Knapp=
ſchaftsverſicherung
iſt der älteſte Zweig der ſozialen Verſiche=
rung
, umfaßt die Fürſorgetätigkeit für die arbeitsunfähig ge=
wordenen
Bergleute. Die Knappſchaftskaſſen ſind als Erſatz=
kaſſen
für die reichsgeſetzlich angeordnete Alters= und Invalidi=
tätsverſicherung
zugelaſſen. Auf der Dresdener Tagung ſollten
die Intereſſenten (Bergbauunternehmer und Bergleute) den im
neuen Knappſchaftsgeſetz vorgeſehenen Verein gründen und die
ins Auge gefaßten Verſicherungsgeſetze genehmigen. Dieſer Be=
ſchluß
kam nicht zuſtande, da die Unternehmer die vorgeſehenen
Verſicherungsſätze auf die Dauer für unerſchwing=
lich
hielten. In Arbeitnehmerkreiſen erbitterte Kritik über den
Dresdener Mißerfolg, man wirft den Bergbauunternehmern
Gewiſſensloſigkeit in ſozialen Fragen vor. Es kommt aber bei
allem nur darauf an, was gewährt werden kann,
ohne daß die Quelle, aus der die ſozialen Lei=
ſtungen
fließen, verſiecht. In einer belagerten
Feſtung werden die Portionen nicht nach dem Appetit oder auf
Grund eines theoretiſchen Exiſtenzminimums bemeſſen, ſon=
dern
nach der Menge des Vorhandenen und dem Zeitraum, in
welchem die Vorräte reichen müſſen. Im Volke herrſcht die
Ueberzeugung von unbegrenzter Fürſorgepflicht öffentlicher
Organe und wirtſchaftlicher Verbände und unerſchütterlicher
Glaube an unbegrenzte Fürſorgefähigkeit. Schwere Enttäuſchung
iſt unausbleiblich. Die Knappſchaftsverſicherung erforderte nach
dem früheren Stand wenig über 10 Prozent der Löhne der
Bergbauarbeiter, nach den Vorſchlägen

eigene Daſeinsmöglichkeit verantwortlich
fühlt und nicht von anderen erwartet, daß ſie ihn vor dem
Aeußerſten bewahren.
Die Dienſtſtelle des Treuhänders für das feindliche Vermögen
wird zum 31. Januar 1924 aufgelöſt, verbleibende Aufgaben übernimmt
das Wiederaufbauminiſterium.
Landestheater. Spielplanänderung. Infolge Erkrankun=
gen
im Perſonal muß der Spielplan für Samstag und Sonntag ge=
ändert
werden. Am Samstag findet im Großen Haus anſtelle
von Antigone Minna von Barnhelm als Vorſtellung zu
Einheitspreiſen ſtatt. Dieſe Vorſtellung fällt den Schülermieten gelb
und grün zu. Am Sonntag wird die Uraufführung von Anti=
gone
von Sophokles=Hölderlin in der Bearbeitung von Wilhelm
Michel ſein. Sie fällt der Vollmiete C und der Schauſpielmiete c zu.
Im Kleinen Haus bleibt die im Wochenſpielplan vorgeſehene Auf=
führung
von Zar und Zimmermann am Samstag beſtehen. Dagegen
findet am Sonntag als vierte Vorſtellung für die Zuſatzmiete X die erſte
Wiederholung des Waſſerträger ſtatt anſtelle des urſprünglich ange=
kündigten
Konig Nicolo.
Die Mieterhebung für die Vollmieten, Zuſatzmieten und Schauſpiel=
mieten
beginnt heute Donnerstag, nachm. um 3½ Uhr.
an den drei bekanntgegebenen Zahlſtellen. Sowohl im Intereſſe des
Mieters, der ſich dadurch im Verlauf des Mietabſchnitts mehrere Gänge
zur Kaſſe erſparen kann, wie auch des Theaters, deſſen kaſſentechniſcher
Dienſt dadurch vereinfacht wird, erſucht die Generaldirektion auch dies=
mal
wieder, den Beitrag für zwei Mietabſchnitte (3. und 4. Mietab=
ſchnitt
) gemeinſam zu zahlen. Doch iſt denjenigen Mietern, die infolge
der notwendig gewordenen Mietpreiserhöhung gerade vor Weihnachten
nicht in der Lage ſind, die ganze Summe aufzübringen, Gelegenheit ge=
boten
, nur für den dritten Mietabſchnitt (d. h. für zwei Vorſtellungen
der Schauſpielmieten, vier Vorſtellungen der Vollmieten und für ſechs
Vorſtellungen der Voll= und Zuſatzmieten) zu zahlen. Zahlungen in
wertbeſtändigen Zahlungsmitteln des Neichs oder
des heſſiſchen Staates befreien den Mieter von etwaigen
Nachzahlungen, die ſich aus den Aenderungen des Multiplikators ergeben
würden. Teilzahlungen in wertbeſtändigen Zahlungsmitteln werden
entſprechend angerechnet. Es ſei nochmals darauf hingewieſen, daß die
Quittungskarte für Nachzahlungen als Ausweis wie auch zur Vormerk
ung der wertbeſtändigen Zahlungen bei der Abholung der Karten vor=
gelegt
werden muß.
Ehrung eines heſſiſchen Komponiſten. Der Darmſtädter C. A.
Mangold (18131889) hat Chöre geſchaffen, die ſolchen von Silcher
und Mendelsſohn an die Seite geſtellt werden können; ſie ſind durch
mannigfache Umſtände jedoch größtenteils bei der heutigen Sänger=
generation
einer underdienten Vergeſſenheit anheimgefallen. Die Zen=
tralſtelle
zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſ=
ſen
wird in allernächſter Zeit als erſte Folge Mangoldſcher Männer=
chöre
fünf ſeiner früher beliebteſten Geſänge für Männerchor heraus=
geben
. Die Familie des Tonſetzers hat gerne ihre Zuſtimmung gege=
ben
, und ſo glaubt die Zentralſtelle mit ihrem Plane nicht nur einem
ausgezeichneten Komponiſten eine würdige Ehrung zu ſchaffen, ſondern
auch allen heſſiſchen Geſangvereinen willkommene Gelegenheit zu ge=
ben
, ihre Vortragsfolgen durch tiefempfundene Volkslieder zu berei=
chern
. Die Zentralſtelle erklärt ſich bereit, dieſe fünf Geſänge zum
niedrigſt gehaltenen Selbkoſtenpreis den Vereinen zur Verfügung zu
ſtellen, in deren Eigentum ſie alsdann übergehen. Beſonders bedürftige
Geſangvereine, ſollen auch von der Entrichtung der Selbſtkoſten befreit
werden. Als Zeitpunkt der Herausgabe iſt Ende Januar 1924 gedacht.
Dieſer Termin wird um ſo eher eingehalten werden können, je frühzei=
tiger
und zahlreicher die entſprechenden Beſtellungen einlaufen.
Standesamtliche Gebühren. Ab 11. Dezember werden die
in Art. 3 des Geſetzes vom 8. März 1923 enthaltenen Gebühren in
Goldmark berechnet dergeſtalt, daß an die Stelle von je 50 Mark der
Gebührenſätze der Betrag von 0,10 Goldmark tritt. Maßgebend iſt der
am Tage der Zahlung geltende Umrechnungsſatz.
Die Notgeldſcheine (auch Gutſcheine) der Stadt Darmſtadt
können, als nunmehr entbehrlich geworden, nach einer ſoeben
erſchienenen amtlichen Bekanntmachung bis Ende dieſes Monats
bei der Stadtkaſſe eingelöſt werden.
Höchſtpreife für Milch und Butter. Die Regierung hat ſich dazu
entſchloſſen, von der in der Preistreibereiverordnung enthaltenen Befug=
nis
, ſolche Höchſtpreiſe vorzuſchreiben, Gebrauch zu machen. Für
die Milch wurde ein Stallpreis von 0,20 Goldmark beſtimmt, damit iſt
gegenüber den Friedenspreiſen ein den Teuerungsverhältniſſen entſpre=
chender
Zuſchlag einkalkuliert. Gleichzeitig wurde auch ein Kleinver=
kaufs
=Höchſtpreis beſtimmt. Eine Ausnahme wird für Molkereimilch ge=
macht
, da auf ihr noch die Verarbeitungsgebühren ruhen. Der Klein=
verkaufspreis
für die Milch darf 0,28 Goldmark für den Liter nicht
überſteigen. Der Ankaufspreis für Landbutter bei dem Erzeuger wird
auf 2 Goldmark, der Kleinverkaufspreis auf 2,50 Goldmark für ½. Kg.
feſtgeſetzt. Für die Berechnung des Reichsmarkbetrages iſt der am Tage
vor der Lieferung auf Grund der amtlichen Berliner Kurſe für Aus=
zahlung
New=York errechnete Mittelkurs maßgebend. Dieſe Verordnung
iſt am 5. Dezember in Kraft getreten.
Falſchnoten. Es befinden ſich in der hieſigen Stadt
Falſifikate von Reichsbanknoten im Umlauf, auf denen der Auf=
druck
10 Milliarden durch Retouchierung in 10 Bil=
lionen
verwandelt iſt. Die Scheine ſind dadurch leicht er=
kennbar
, daß man bei Durchſicht unter dem B des Wortes
Billionen das M deutlich ſieht, außerdem gibt es keine Zehn=
Billionen=Scheine, bei denen die Worte Zehn Billionen
aus verzierten Buchſtaben beſtehen, beſonders die
Schnörkellinien des 3 befinden ſich nur bei den Zehn=
Milliarden=Scheinen.
Polizeiverordnung über die Benutzung von Waldwegen und
Spaziergängerwegen durch Kraftfahrzeuge und Fahrräder im Kreiſe
Darmſtadt. Durch am 30. v. M. in Kraft getretene Verordnung iſt das
Befahren ſämtlicher Waldwege mit Kraftfahrzeugen ohne Geneh=
migung
der zuſtändigen Oberförſterei verboten. Spaziergängerwege und
Fußpfade, die ausdrücklich als nur für Fußgängerverkehr beſtimmt ſind,
dürfen mit Fahrzeugen jeder Art, insbeſondere auch mit Handwagen
und Fahrrädern, nicht befahren werden. Zuwiderhandlung wird mit
Geldſtrafe bis zu 10 Milld. Mk. beſtraft.
* Vergiftung von Katzen und Hunden. In den letzten Tagen wur=
den
im Stadtteile Beſſungen verſchiedentlich Katzen und Hunde vergiftet.
Um den Täter, der ſcheinbar Intereſſe an den heute wertvollen Pelzen
und Fellen hat, zu ermitteln, bittet die Kriminalpolizei um ſachdienliche
Mitteilungen.

Die Gas=, Waſſer= und Strompreiſe. Auf Verlangen
der Bürgerſchaft findet Sonntag, den 9. Dezember 1923, vor=
mittags
10½ Uhr, im Saalbau eine Verſammlung ſtatt,
in der die Ausſchußmitgljeder über die bisherige Tätig=
keit
des Bürgerausſchuſſes berichten werden. Durch den in=
zwiſchen
ins Auge gefaßten Abbau der Löhne und Gehälter iſt
die Frage der Verbilligung dieſer Lebensnotwendigkeiten nur
noch brennender geworden. Im Intereſſe der Wiederkehr ge=
ordneter
wirtſchaftlicher Zuſtände wird ſich die Bevölkerung zu=
nächſt
mit Entlohnungen begnügen müſſen, die unter den frü=
heren
Friedensverdienſten liegen. Das wird aber praktiſch nur
möglich ſein, wenn der Bevölkerung auch ſolche Lebensnotwendig=
keiten
zu Preiſen geboten werden, die ebenfalls unter den frü=
heren
Friedenspreiſen liegen, auf keinen Fall aber ſie über=
ſchreiten
. Der Ausſchuß iſt auf Grund ſeiner Verhandlungen
und Unterſuchungen zu der Ueberzeugung gekommen, daß Mittel
und Wege gefunden werden können, um auch den Kleinabneh=
mern
den Bezug dieſer Lebensnotwendigkeiten zu ermöglichen
Eintrittskarten ſind erhältlich: im Verkehrsverein, bei Herrn
H. Heberer ſowie bei Herrn Fritz Rinner u. Co., Rheinſtr. 39,
und an der Tageskaſſe.
Der Kirchengeſangverein der Stadtkirche bereitet für den nächſten
Sonntag (2. Advent) um 10 Uhr im Rahmen des Vormit=
tagsgottesdienſtes
die Aufführung einer der ſchönſten Kanta
ten von J. S. Bach vor: Du Hirte Jsraels‟. Dieſe etwa 1724 ent=
ſtandene
Kantate, die Bachs Kunſt von einer ganz neuen Seite zeigt,
iſt von bezaubernder Anmut und Lieblichkeit. Die Betonung iſt überall
auf das Paſtorale gelegt, auf den guten Hirten und auf ſeine
Herde, ſowohl in den beiden Chören, als auch in den beiden Arien für
Tenor und Baß. Die Texte ſind dem Ev. Johs. 10, 1216, Pſalm 23
und Pſalm 80, V. 2, entnommen. Das Orcheſter iſt aus Muſikfreunden
zuſammengeſetzt; für die Arien haben ſich in dankenswerter Weiſe die
Herren Biſchoff und Höfflin zur Verfügung geſtellt. Die Leitung
liegt in den Händen des Herin Stadtorganiſten Borngäſſer. Möge
eine zahlreiche Gemeinde ſich durch dieſe Darbietung edelſter Kirchenmuſik
zu einer Hirtenwvanderung dem Weihnachtsſtern entgegen anregen laſſen.
Bei dem Ausgang des Gottesdienſtes werden freiwillige Gaben zur
Deckung der Koſten und zur Pflege der Kirchenmuſik erbeten.
* Unſere Zimmerpflanzen im Herbſt. Wenn im Herbſt die Blätter
ſich färben und unter dem Einfluß der Fröſte zu Boden rieſeln, dann
tritt in der Vegetation die Ruheperiode ein. Dieſe macht ſich auch bei
unſeren Zimmerpflanzen bemerkbar. Sie ſollte daher von den Blumen=
freunden
beſonders beachtet werden. Dazu gehört, daß man die Pflan=
zen
nicht durch übermäßiges Gießen zum Austrieb reizen darf, was auch
bezüglich des Düngens der Fall iſt. Große Feuchtigkeit bringt beſon=
ders
im Herbſt die Zimmerpflanzen in die Gefahr, an den Wurzeln zu
faulen. Ehe Fröſte eintreten, nimmt man diejenigen Pflanzen, die den
Sommer über in den Garten berſetzt waren, aus der Erde, reinigt ſie,
topft ſie ein und bringt ſie an den Fenſterplatz. Da ſie bisher in freier
Luft ſtanden, und ſich nun in der Zimmerluft aufhalten ſollen, ſo gibt
man ihnen durch reichliches und öfteres Lüften Gelegenheit, ſo lange
wie möglich die friſche Luft einzuatmen. Ehe man einpflanzt, lege man
ſtets eine gute Scherbenlage auf das Abzugsloch, damit das Gießwaſſer
jederzeit freien Abzug hat. Krankheitserſcheinungen an Zimmerpflanzen
haben oft in dem mangelhaften Waſſerabzug ihren Grund. Kakteen
werden im Herbſt an einem hellen, kühlen, froſtfreien Ort aufgeſtellt.
Sie dürfen nur ſehr wenig begoſſen werden. Alle härteren Pflanzen
wie Fuchſien und Pelargonien, können am Tage noch im Freien auf
dem Balkon oder auf der Veranda ftehen bleiben. So ald die Pflanzen
wieder im Zimmer ſtehen, tritt die Erſcheinung ein, daß ſich der Staub
auf ihre Blätter fetzt und ihnen das Atmen erſchwert. Es iſt darum
unumgänglich notwendig, daß die Blätter möglichſt häufig vom Staub
befreit werden, was mit warmem Waſſer unter Anwendung eines
Schwammes geſchehen kann. Auch das Auftreten von Blatt= und Blut=
läuſen
iſt ſorgſam zu beachten. Werden die Fenſter zum Lüften der
Zimmer geöffnet, ſo laſſe man die Töpfe niemals in Zugluft ſtehen,
ſondern entferne ſie für einige Zeit vom Fenſter. Welke und abgeſtor=
bene
Blätter ſind von den Stöcken ſtändig zu entfernen.
R.D.V. Der Lichtbildzwang für die Reichsbahu=Zeitkarten. Wie
bereits kurz mitgeteilt, beabſichtigt die Reichsbahnverwaltung, zu Be=
ginn
des nächſten Jahres den Lichtbildzwang für ſämtliche Eiſenbahn=
zeitkarten
einzuführen. Wie die Reichsbahnverwaltung feſtſtellen mußte,
ſind dieſe Karten durch Uebertragung an Familienangehörige, Ange=
ſtellte
und Bekannte mißbraucht worden; ein Mißſtand, zu dem die
letzten Tariferhöhungen geſteigerten Anreiz boten und die Gefahr von
Fahrgeldhinterziehungen (deren Fehleinnahmen die Geſamtheit der
Steuerzahler trägt!) immer mehr ſteigerte. Zunächſt wurden verſuchs=
weiſe
die Monatskarten in beſonders eingerichtete Rahmen gefügt, wo=
durch
die Fahrkarte mit dem Lichtbild des Inhabers ſo verbunden wird,
daß die Löſung des Zuſammenhanges nur unter Zerſtörung der Mo=
natskarte
erfolgen kann. Das Vexrfahren wurde auf der Berliner Wann=
ſeebahn
, auf dem ſächſiſchen Eiſenbahnnetz und in einem Gebietsteile
von Bahern ausgeprobt. Das bisher auf der Wannſeebahn angewandte
Oeſeverfahren, bei dem die Monatskarten am Löſungstage in die Nah=
men
eingeöft wurden, ſoll durch ein einfacheres erſetzt werden, das die
Einfügung der Karten in den Rahmen den Reiſenden felbſt ermöglicht.
Da auch viele Mißbräuche mit Schülermonatskarten und namentlich)
mit Wochenkarten feſtgeſtellt worden ſind, ſoll der Lichtbildzwang auch
auf dieſe Zeitkarten ausgedehnt werden. Die Zeitkartenfahrer müſſen
den Rahmen kaufen, jedoch wird die Reichsbahn jedenfalls nur einen
Teil der Selbſtkoſten berechnen. Die Beſchaffung des Lichtbildes dürfte
keine Schtvierigkeiten bereiten, da in der gegenwärtigen Zeit der Aus=
weiſe
faſt jeder mit einem Lichtbild verſehen iſt und eine Erneuerung,
da das Bild durch den Rahmen geſchützt iſt, kaum in Frage kommt.
R. D. V. Wertbeſtändige Belohnungen bei der Reichsbahr. Für die
Entdeckung von Gepäck= und Metalldieben in den Ciſenbahnzügen ſetzte
die Reichsbahnverwaltung Belohnungen aus, die mit der Geldentwer=
tung
nicht immer Schritt hielten. Um den Anzeiz zu einer Mitarbeit
der Reiſenden zu vergrößern, hat jetzt Reichsverkehrsminiſter Oeſer auch
dieſe Belohnungen wertbeſtändig feſtgeſetzt, und als Belohnung für die
Anzeige oder Ergreifung eines Gepäckdiebes wird ein Höchſtbetrag von
20 Goldmark ausgeſetzt.
Nächſte Abfahrten der Hamburg=Amerika=Linie. Hamburg Nord=
amerika
. Nach Neu=York: Dampfer Weſtphalia 6. Dezember, Dampfer
Bahern 8. Dezember, Dampfer Mount Clay 21. Dezember, Dampfer
Albert Ballin 22. Dezember, Dampfer Thuringia 3. Januar 1924.
Nach Baſton, Baltimore-Norfolk: Dampfer Bayern 8. Dezember.
Nach Boſton, Philadelphia, Baltimore, Norfolk: Dampfer Braſil
29. Dezember, Weſtküſte Nordamerika: Dampfer Montpellier 15. De=
zember
, Dampfer Heſſen 29. Dezember. Hamburg-KubaMexiko
Weſtindien: M. S. Odenwald am 8. Dezember, Dampfer Toledo‟
2. Dezember, Dampfer Amaſſia 15. Dezember, Dampfer Haimon
28. Dezember. HamburgSüdamerika. La Plata=Dienſt: Dampfer
Wasgenwald 18. Dezember Dampfer Galicia 28. Dezember, Braſil=
Dienſt: Dampfer Niederwald 7. Dezember. HamburgOſtaſien: Engl.
Dampfer City of Glasgow 8. Dezember, Dampfer Aachen 15. Dezem=
ber
, Engl. Dampfer Pyrrhus 22. Dezember, Dampfer Oldenburg
29. Dezember.
n. Schwurgericht. Einer zerrütteten Ehe iſt die Tat entſprungen,
wegen der ſich geſtern der 58jährige Taglöhner und Schuhmacher Joh.
Adam Gölz aus Ober=Schönmattenwaag i. O. unter der Beſchuldi=
gung
des Verbrechens nach § 229 St. G.B. zu verantworten hatte. Das
fragliche, mit ſchwerer Zuchthausſtrafe bedrohte Delikt beſteht darin,
daß vorſätzlich einem Menſchen, um deſſen Geſundheit zu beſchädigen,
Gift oder andere, zur Geſundheitszerſtörung geeignete Stoffe beigebracht
werden, und ein Verſuch dieſer Art iſt dem G. zur Laſt gelegt. Die
Anklage war durch Staatsanwalt Dr. Langenbach vertreten, und die
Verteidigung des auf freiem Fuß befindlichen, unbeſtraften Angeklagten
wurde von Rechtsanwalt Dr. Löb geführt. Es handelt ſich um den
Farbſtoff Mennige, ein Bleioxyd und ſehr giftig, worüber ſich der Sach=
verſtändige
Profeſſor Kreutz vom chemiſchen Unterſuchungsamt Darmſtadt
des näheren äußerte. G. beſaß angeblich von ſeiner Beſchäftigung im
Waldpflanzgarten eine größere Menge Mennige, mit dem er Mäufe zu
vergiften gedachte. Er lebt ſeit langem in ehelichem Unfrieden, ſo daß
war hänsliche Gemeinſchaft, aber im übrigen Trennung obwaltet. Beide
ſtehen ſeit 7 Jahren in zweiter Ehe, und es iſt außer den erwachſenen
und auswärts beſchäftigten früheren Kindern ein beiderſeitiges von acht
Jahren im Hauſe vorhanden, Letzteres war der Grund, weshalb der
zur Alimentation veruteilte G. die Heirat veranlaßte. Seine jetzige
Frau war dem zuerſt abgeneigt, und wurde durch Dritte überredet. Für
die Zerwürfniſſe macht jedes das andere verantwortlich, während der
als Zeuge geladene Ortsbürgermeiſter die Schuld Beiden zumißt. In
dieſen Verhältniſſen ſpielte ſich am Sonntag, den 12. Auguſt d. Js., der
recht gefährliche, aber noch glücklich verlaufene Vorfall ab. Man war
aus geringfügiger Urſache wieder in Streit geraten, ſogar tätlich ge=
worden
, und die zehn Jahre jüngere Frau blieb in der Oberhand.
Während ſie mit dem Kinde nachher abweſend war, ſchüttete G. Mennige
in den von ihr für den anderen Tag ſchon bereiteten Frühſtückskaffee.
Nur ſeine Frau pflegte ſolchen zu genießen. Er ſelbſt beteiligte ſich
nicht daran, und ſo wäre es auch gekommen, hätte nicht Frau G. un=
mittelbar
zuvor Spuren der Mennige auf dem Herd und die rötliche
Farbe des gerade aufgewärmten Getränks entdeckt, ſowie daraus Ver=
dacht
geſchöpft. So blieb ſie von Unheil verſchont. Es hätte nach dem

erwähnten Gutachten eine etwa genoſſene geringe Menge zu ſche=
Erkrankung oder zum Tode genügt. Der Angeklagte leugnet jede
artige Abſicht; er will lediglich aus Zorn den Kaffee ſeiner Fran
gegonnt und ihn deshalb bloß zu verderben bezweckt haben, was
einfacher und mit Vermeidung einer Geſundheit und Leben in b
Maße gefährdenden Machenſchaft zu bewirken geweſen wäre. Ei=
geſtand
G. auch von dem Unterſuchungsrichter ein, es habe ihm
daran gelegen, wenn ſeine Frau vom Genuß Leibweh bekommen!
Mit dieſem Genuß mußte er rechnen, was das Tatbeſtandsmerkma.
Vorſatzes und angeklagten Verſuchs erfüllt. Trotzdem verneinten
Geſchworenen die Schuldfrage, wvorauf G. freigeſprochen werden m.
Geſtern wurde unter Ausſchluß der Oeffentlich
gegen den 51jährigen, bisher unbeſtraften Feldſchützen, Jakob Mo
aus Lampertheim, wegen Verbrechens nach § 176 Abſ. 1 St. G.B
handelt, wobei Staatsanwalt Dr. Mickel die Anklage vertrat
Rechtsanwalt Dr. Reiß die Verteidigung führte. Der fragliche V
hatte ſich bereits im Sommer 1921 ereignet. Er war im Sinne der
ſchuldigung geſtändig und wurde unter Zubilligung mildernder
ſtände zu 8 Monaten Gefängnis abzüglich 10 Tagen Unterſuchung fis zur
verurteilt.
Lokale Veranſtaltungen.
Dſe bierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beir, lex
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Reichs=Offizier=Bund. Die für kommenden Fi
angeſetzte Mitgliederverſammlung fällt aus. Dafür findet am Dier
den 11. er., abends, im Neſtaurant Gutenberg, Grafenſtraße,
Herrenabend ſtatt. Die für die Winterverſammlungen vorgei fiet
Vortragsfolge wird an dieſem Abend der 1. Verbandsvorſitzende, gezehunger
Oberleutnant a. D. Nieſe mit einem Vortrag über die Geſchi saul 20
des Deutſchen Ordens von der im Jahre 1190
Akkon erfolgten Gründung bis zur Gegenwart ßeflicht
öffnen.
Kriegerverein Darmſtadt. Der Ausſchuß für R
und Ruhrhilfe der Studentenſchaft der Techniſchen Hochſchule ha
Kriegerverein Darmſtadt zu dem am Dienstag, den 11. Dezembeu
abends 7 Uhr, im Kleinen Haus ſtattfindenden Wohltätigkeits
zu Gunſten der Rhein= und Ruhrhilfe, wobei das mit großem
von der Studentenſchaft in verſchiedenen Städten vorgeführte Scha=
Katte von Hermann Burte zur Aufführung gelangt, freundlichſt
laden. Die Mitglieder des Vereins ſowie die Kameraden der an
Darmſtädter Kriegervereine und des Ma nevereins werden gebete
Samstag, den 8. Dezember 1923, abends 7 Uhr, ihre Kartenbeſte
Mathildenſtraße 32, 2. Stock, zu tätigen. Die Karten können zu
Preiſe von 13 Billionen Mk. dortſelbſt in Empfang genommen w
Es iſt Pflicht der Kameraden, im Intereſſe der Deutſchen Sache ſich
reich zu beteiligen. Ab= und Ehrenzeichen ſind anzulegen.
Im Reſtaurant Bender findet heute Abend der dritte
Bierabend verbunden mit Schlachtfeſt ſtatt. Wie aus de
zeige hervorgeht, ſind die Preiſe bei erſtklafſiger Küche und Kulm.
Bier herabgeſetzt. (S. Anz.)
Kunſtnotizen.
Ceber Werke, Künſiler und künſileriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwe
geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Heſſiſches Landestheater=Orcheſter. Dri
Sinfoniekonzert. Das dritte Konzert iſt dem großen C
Mozart gewidmet. Außer einer vor vielen Jahren aufgef
Serenade für zwei Streichorcheſter und Pauken, ſind alle übrigen
des Programms unſeres Wiſſens neu für Darmſtadt. Zwei he
Konzerarien, die von Frl. Werle und Herrn Enehjelm geſungen w
können zu dem ſchönſten zählen, das Mozart für die menſchliche E
geſchrieben. Eine Sinfonie in einem Satz, d. h. ohne Pauſe un
A
Serenade Nr. 9 vervollſtändigen das Programm. Die Miete=
90
gebeten, die Karte für das dritte Konzert gegen Vorzeigen der A
karte am Donnerstag, Freitag oder Samstag dieſer Woche bei Se
einzulöſen.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Der Vorſtand der Ortsg
Darmſtadt iſt durch den Vorſitzenden, Herrn Rechtsanwalt Dit
dey für Freitag, den 7. Dezember, 6 Uhr nachmitt
der Geſchäftsſtelle zu einer Beſprechung wichtiger wirtſchaftlicher 7
eingeladen.
Deutſche Volkspartei. Von der Geſchäftsſtelle ſin
Liſten der für das 4. Quartal noch beitragspflichtigen
glieder nunmehr den verſchiedenen Bezirksleitern zum Zwed
Beitragserhebung zugeſtellt worden. Wir bitten herzlichſt, unſeren
trauensleuten ihre mühevolle Aufgabe nach Kräften erleichtern
namentlich einen angemeſſenen höheren, als den feſtgeſetzten Mind
trag zahlen zu wollen. Nach Ablauf dieſes Jahres wird es v
ſichtlich möglich ſein, wieder zum Halbjahresbeitrag zurückzukehre:


RA

vch
für
Nne
.
bdearzt 4.

Parlamentariſches.
* Der Sonderausſchuß verabſchiedete in ſeiner ge
Sitzung zunächſt zwei Regierungsvorlagen über die Hundeſteuer
über das Brückengeld= und Ueberfahrtsgebührengeſetz. Beide m
auf Goldmark geſtellt. Alsdann wurde in der Generaldebatte übe
Behörden= und Beamtenabbau fortgefahren. Die Regi
wünſcht in ihrer Vorlage die Arbeiten vorbereitet zu ſehen durd
gemiſchte Kommiſſion aus Regierungsmitgliedern und Abgeordnete
doch wurden im Verlauf der Ausſprache gegen die Bildung eines
ausſchuſſes erhebliche Bedenken geäußert. Zu der geſtrigen E
hatte die Regierung eine Zuſammenſtellung vorgelegt, aus der für
einzelne Miniſterium die Zahl der Beamten aus dem Jahr 1914 un
1. Januar 1923 erſichtlich iſt. Am geringſten iſt der Zuwachs im
ſterium der Juſtiz mit 23,2 Proz. Dann folgen das Miniſteriu=
Finanzen mit 25,2 Proz., Landesamt für das Bildungsweſen 28,2
Miniſterium des Innern 43,5 Proz., Staatsminiſterium 49 Pro
das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft 55,5 Proz. Die Aus)
drehte ſich in der Hauptſache um die Frage der Altersgrenze, w.
Deutſche Volkspartei die Belaſſung des 68. Lebensjahres für die
beantragt, und die Frage, in wie weit der den Körperſchaften un
ſtalten öffentlichen Rechts gewährte Staatszuſchuß dem Staat da
gibt, auch von ihnen einen Abbau ihrer Beamten zu verlangen.
der ſozialdemokratiſchen Fraktion wurde eine Entſchließung bea
die verlangt, daß vor Beginn des Abbaues eine Sanjerung der E
verwaltung durch ſteuerliche Maßnahmen ins Auge gefaßt wird u.
im Uebrigen fordert, daß der Beamtenabbau nur planmäßig mit
gleichzeitigen Reorganiſation des Verwaltungsapparates erfolgen
Eine weitere Entſchließung iſt von der demokratiſchen Fraktion
bracht worden, die die Regierung erſucht, beim Abbau die zur
der Kultur, Volkswohlfahrt und Jugendpflege zur Verfügung ſtel
Mittel erſt in allerletzter Linie heranzuziehen und an allen Bill
anſtalten des Landes mit dem Abbau nicht vor Ablauf des Schul
zu beginnen. Die Abſtimmungen wurden bis zur nächſten Sitzun
tagt. Fortſetzung: Dienstag, 12. Dezember, vorm. 9/9 Uhr.

Lieſe extt
Beutf 1
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inigfachſte.
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18 26
9
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on

HEberſtadt, 5. Dez. Auflöſung der Wohnungs
miſſion. Die geſtrige Sitzung der Wohnungskommiſſion wa
kurzer Dauer und endete mit ihrer Auflöſung. Nachdem der Vor=
der
Kommiſſion, Beigeordneter Flick, die Sitzung eröffnet hatte,
Kenntnis von einem Schreiben des Kreisamts, in welchem der
miſſion der Vorwurf gemacht wurde, daß ſie durch Beſchlagne
zweier im Schreiben näher bezeichneter Wohnungen den Har
tümern ſchwere geſundheitliche Nachteile zugefügt habe, und die
den Fälle ſich als entſchiedene Mißgriffe der Wohnungskommiſſi
wieſen hätten. Die dadurch entſtandenen Verhältniſſe erheiſchten
gend der Abhilfe, und da die Wohnungskommiſſion vorerſt nicht
lich gewillt zu ſein ſchien, den Mietern andere Wohnungen zuzul
mache es von ſeinen Befugniſſen, Aufgaben der Wohnungskommi
zu übernehmen, teilweiſe Gebrauch. Dies war tatſächlich inzſ
durch Beſchlagnahmung von Wohnungen geſchehen. Nach kurze
batte über die Angelegenheit faßte die Kommiſſion einſtimmig fols
Beſchluß: Die Wohnungskommiſſion nimmt von dem Schreibe
Kreisamts vom 20. 11. 23 Kenntnis und verwahrt ſich ganz enk!e
gegen den Vorwurf, durch die Beſchlagnahmung der Wohnunge
J. und H. in Eberſtadt dieſen ſchwere Nachteile für deren Geſu.
zugefügt und dadurch entſchiedene Mißgriffe getan zu haben. Ae
nungskommiſſion ſteht auf dem Standpunkt, daß ſie ſtets nach
und Gewiſſen gehandelt und ihre ſchwierige Aufgabe ohne Anſehe
Perſon erledigt hat. Sie erachtet den erhobenen Vorwurf als
ungerechtfertigt, umſomehr, als ihre Maßnahmen in den beiden
durch rechtskräftige Beſchlüſſe des Mieteinigungsamtes gedeckt
Sie ſieht ſich dadurch in ihrem Anſehen ſchwer geſchädigt und 9
künftig nicht mehr die genügende Autorität zu beſitzen, um weiter!
Wohnungsangelegenheiten zu entſcheiden. Sie ſtellt daher ihre
keit ein und betrachtet ſich als aufgelöſt. Der Vorſitzende ſchloß 9
die Sitzung.
r. Babenhauſen, 3. Dez. In letzter Zeit hat hier der nädh
ruheſtörende Lärm und Unfug durch kaum der Schule enr=
junge
Burſchen derart überhand genommen, daß ſich die hieſige Ge
merie gezwungen ſah, nächtliche Streifen vorzunehmen. Mit aule=
zu
Gebote ſtehenden Mitteln ſchreitet ſie ein, um die keine Ordnung
kennende Jugend an ſolche wieder zu gewöhnen. Elternpflicht wa=
ihre
Söhne auf die Auswirkungen und ſchlimmen Folgen ihres
aufmerkſam zu machen, denn die Reue kommt immer zu ſpäk=

[ ][  ][ ]

immer 337.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 6. Dezember 1923.

Seite 5.

rzthonorare vergangener Tage.
in Dr. med. Heinz Lofſen, Darmſtadt=Frankfurt a. M.

ſter. A

ie in jedem Beruf, ſo beſtimmt den Entgelt für ärztliches Be=
mi
einmal die geſellſchaftliche Stellung der Träger der
He5 tde, zum anderen die Rolle, die der Staat dem Geſundheits=
weß
zuerteilt. Die ärztliche Standesgeſchichte findet ſomit in Art
und öhe der Honorierung nicht nur ihren praktiſchen Ausdruck.
i Naturvölkern gehört der Arzt zur Prieſterkaſte. Dem Dämonen=
eſo
rer und Zauberer bringt man reichſte Gaben, bezeugt ihm Ehr=
fur
! Wo die Frau, wie bei den Germanen, die Wunden der Helden
pfls, da galt die Würde des weiblichen Geſchlechts viel. Die Heilkunſt
der teken Mexikos, der Inkas in Peru, war das Vorrecht einzelner
Fay en, die der Prieſterſchaft zumindeſt naheſtanden.
ihrend in Griechenland das Arztgewerbe ſtets ein freier Beruf
wau nd der tüchtige Heilbefliſſene höchſte Achtung fand, kannte man
bis : Zeit des Hellenismus nur den Serpus mediens. Die Medizin
way n Handwerk der Unfreien. Erſt als Julius Cäſar im Jahre
46
Chr. allen freien ausländiſchen Aerzten das Bürgerrecht verlieh.
Muy korr): die Griechen auch auf dieſem Wiſſensgebiet zu Lehrmeiſtern
der ömer werden. Was lag jedoch näher, als daß im römiſchen
Bec enſtaat auch der Arzt vorwiegend Beamter wurde, ſei es als Ge=
mei
arzt (4rchiatert) oder ſeit Auguſtus als Militär= und Flottenärzte,
die unter den Kaiſern großer Wertſchätzung erfreuten.
ne auch für Laien recht verſtändliche Darſtellung, der auch ich
hier im großen Teil folge, finden dieſe Standesverhältniſſe und ihre
Be
ungen zum Einkommen durch den Freiburger Medizinhiſtoriker
Pa, diepgen).
eſe extremen Stellungsmöglichkeiten des Arztes in Staat und
Gei chaft, vom Zauberprieſter primitiver Völker zum geachteten freiet
zſchuß 5 Be; über den beamteten (heute würden wir ſagen ſozialiſierten!?
Ar
um Arztſklaven mit all ihren Uebergängen müſſen geradezu die
mia
gfachſten Formen des Leiſtungsentgelt bedingen. Einige Stich=
ur
4, ſollen das Geſagte belegen.
206 des Geſetzes Chammurapis, des großen Babylonier=
gs
(zirka 2250 v. Chr.) beſtimmt, daß der, welcher bei einer
Sch erei einem anderen eine Wunde beibringt, den Arzt bezahlen
nrnoden g. m21 (Haftpflicht!).
erden
ei den Altjuden wurde das im allgemeinen nicht hohe Honorar
jur aus bezahlt, auch pauſchaliter für Behandlung in künftigen Krank=
jüng
he5 llen.
erchineſiſche und japaniſche Arzt der Vergangenheit war
ve angeſehen, ſein Entgelt ſehr niedrig. Sie waren ganz dem Willen
ur uch der Willkür ihrer Kranken anheimgegeben. Ohne beſondere
der de Au1 derung durften ſie einen Krankenbeſuch nicht wiederholen. Das
Vie u 9i4 Fordern einer Bezahlung wurde in Japan verboten.
ſich das Honorar der Vermögenslage des Patienten anpaſſe,
bey gte die griechiſche Heilkunde. Es war zuläſſig, die Vergütung,
die Geld beſtand, vor Beginn der Kur zu verlangen bzw. feſtzulegen.
Irn hippokratiſchen Büchern (9. Buch, 4. Kapitel) findet ſich folgender
ziſtaung Sc: Man betreibe uicht die Feſtſetzung des Honorars (am Anfang
Rr
rankheit); es iſt beſſer, den Leuten erſt nach ihrer Geneſung ( dies=
be
; iche) Vorwürfe zu machen, als ſie im gefährlichen Stadium vorweg
are hneuzen.
gnig
m 5. Jahrhundert ſchuf ſich Athen beamtete Aerzte, deren Beſol=
hren
u
Uie ünn di2 durch eine beſondere Steuer aufgebracht wurde. Jeder Bürger
c das Recht auf unentgeltlich ärztliche Behandlung, ſo daß Einzel=
W ho ierung und Hinzuziehen eines Privatarztes zur Ausnahme wurden.
e ſchon geſagt, hatte Rom, wohl nicht ohne bewußt und ungern dieſe
ſchen Verhältniſſe zu kopieren, vorwiegend beamtete Aerzte mit
ine Ar
mtem Fixum. Die neben ihnen tätigen Privatärzte durften ihr
Die Mi
FIlt nicht fordern. Ebenſo wenig galt das Ausmachen einer Ver=
im
d.
71g vor der Behandlung als faire. Das Einkommen hing ſomit
ec i bry juten Willen der Kranken ab, war alſo, wie Diepgen bemerkt, ein
Gy ar, Ehrenſold, im eigentlichen Sinne des Wortes.
ie öffentliche Bezahlung der Archiater hob der bekannte oſt=
iſche
Kaiſer Juſtinian (527565) auf und erließ geſetzliche Nor=
m
ür die Eintreibung des Honorars.
us den Lehren des Chriſtentums folgerte die Gratisbehand=
A
hr Unbemittelter, im übrigen aber angemeſſene Vergütung.
Deſtüche
ſer ſehr geachtete arabiſche Arzt ſetzte im einzelnen Falle das
Eylt durch Vereinbarung feſt.
m Jahre 1240 erließ der Hohenſtaufenkaiſer Friedrich II. (1215
250) für ſein unteritalieniſches Reich Sizilien ſeine berühmte
zinalordnung (Constitutiones), die u. a. auch die Honorarverhält=
normierte
.
Zeit dem ſpäteren Mittelalter regelten in immer aus=
nterem
Maße, oft kleinſte Details berückſichtigende Medizinalord=
en
des Reiches, der Staaten, Städte die ärztlichen Gebühren, deren
dem Geldwert der Zeit angemeſſen, trotzdem aber für die gewöhn=
. Bevölkerung unerſchwinglich waren. Die einzelnen Anſätze ſtell=
diglich
ein Minimum dar, wie das auch heute bei den verſchiedenen
*dichen Gebührenordnungen der Fall iſt, ohne dabei höhere Honorare
ſchließen. Daneben legte nicht ſelten, ein Kontrakt das Salär
ſen Arzt und Patient feſt. Für den Hausarzt nannte man das
hale. Noch bis in die Anfänge der Neuzeit beſtand ein Teil der
chen Einnahmen aus der heute mit Recht ſo verpönten Lieferung krankenkaſſen proklamiert.
zrneien.
dem 14. Jahrhundert. Um nur einige zu nennen, ſeien hier er=
* die von Nürnberg um 1350, Konſtanz 1387, Geſetz des Kaiſers
mund 1426, Worms 1582. Speziell über die katzenellbogiſche Medi=
jeſetzgebung
, deren erſter Entwurf vom Jahre 1639 unter Georg II.,
Gelehrten (16261661), datiert, und ihr ſpäteres Schickſal werde ich
ächſt berichten.
So finden wir eine lückenloſe Entwickelung des Aerzteſtandes und
* Einkommens immer in Parallele zur Einſtellung der Geſellſchaft
)es Staates zum Arzttum. Der in Deutſchland namentlich ſeit der
en Geſetzgebung entbrannte Kampf um die angemeſſene Honorie=
Pribatpatienten u. a. hat ſeine ähnlichen Vorgänger in früheren
(nwürfe der Parteien entbehrten damals ſo wenig wie heute der
htigung, wie der Schärfe und Erbitterung. Eben in dieſen Tagen. Karl Spielmann der Badiſchen Anilin= und Sodgfabrik beſtochen habe.
t erneut der Siedepunkt erreicht zu ſein. Parteipolitiſch diktierte Die Strafkammer Frankenthal ſprach beide Angeklagte frei, weil Spiel=
kenntnis
laſſen die Kräfte hart im Raume ſich ſtoßen.

Davon unſer deutſches Wort Arzt (althochd. arzät, mittelhochd.
Geſchichte der Medizin. Sammlung Göſchen Nr. 679, 745, 786.
) Zitiert nach Theodor Beck: Hippokrates. Jena 1907.

8. Jugenheim a. b. B., 4. Dez. Man ſchreibt uns: Der Konzert=
band
der unteren Bergſtraße hatte zu ſeinem dritten
ſert das Streichquartett des Darmſtädter Kammerorcheſters (Frl.
Hickler, Frl. Hoffmann, Frl. v. Hahn und Herr Pfaff)
eladen, denen ſich drei weitere Mitglieder des Orcheſters, die Herren
eb (Bratſche), Falkenſtein (Klarinette) und Vogt (Klavier)
ſellten, um das Lerchenquartett von Haydn, ein Trio für Klarinette,
iſche und Klavier, ſowie das Streichquintett in G=Moll von Mozart
uns erklingen zu laſſen. Der Spiegelſaal der Krone konnte leider
alle aufnehmen, die gekommen waren, um ſich wieder einmal durch
e Feierſtunde aus den Alltagsſorgen in das Reich des Schönen
etzen zu laſſen. Und das geſchah. Frl. Hickler, deren edle Stradi=
Geige beſonders in den langſamen Sätzen ihren Zauberklang ent=
te
, iſt eine ſtilſichere, temperamentvolle Führerin, und das Zuſam=
ſpiel
ließ kaum einen Wunſch offen. Das Trio bildete durch den
anderen Toncharakter der Inſtrumente eine willkommene Abwechs=
nur
hätte die Bratſche etwas weniger zurückhaltend geſpielt wer=
dürfen
. Wir hatten jedenfalls wieder für einen ganz hervorragen=
Genuß zu danken, und das ſei auch an dieſer Stelle getan. Da in
rem Bezirk, nicht zum wenigſten durch das Wirken des Konzert=
andes
, ein ſtarkes Bedürfnis nach guter Muſik geweckt iſt und der
iſche Beamtenbund als Beſitzer der Krone die Beſtrebungen des
Handes in weitgehender Weiſe unterſtützt, konnte der Leiter der Ver=
altungen
eine Reihe weiterer Konzerte in Ausſicht ſtellen.
Fränkiſch=Crumbach, 3. Dez. In der Nacht vom 29. auf den 30.
ember brannte hier die Scheune des Ph. Vangeut nieder. Daß
bei größerer Schaden verhütet wurde, war beſonders der Freiwilli=
Feuerwehr zu danken, die unter der Leitung ihres überaus tüch=
Kommandanten ganz Muſtergültiges leiſtete, ſo daß in ganz kur=
Zeit das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt war. Unter Hintan=
ing
ihres eigenen Lebens leiſteten die Einzelnen ganz Hervorragen=
getreu
ihrem Grundſatz: Gott zur Ehr, dem Nächſten zur Weh=
liegt
die Vermutung nahe, daß Brandſtiftung vorliegt, oblvohl die
offene Familie als durchaus anſtändig und ruhig zu betrachten iſt,
nie mit der Not des Volkes Wucher trieb. Aus dieſem Grunde iſt
Fall um ſo bedauerlicher, und wäre zu wünſchen, daß der Täter
er gerechten Strafe zugeführt würde.
O Sandbach i. O., 1. Dez. Die hieſige Ernſt=Ludwigs=Heil=
Ete mußte leider wegen der ſchwierigen Ernährungsverhältniſſe
en Betrieb für den laufenden Winter ſchließen. Das ledige Per=
al
wurde entlaſſen. Man hofft, im Frühjahr den Betrieb wieder
nehmen zu können,

B. Dieburg, 3. Dez. Daß man es hier ernſt nimmt mit einer volls=
tümlichen
Kunſt und daß eine ſolche gute Kunſt auch immer ihre Wür=
digung
bei der breiten Maſſe findet, bewies das geſtrige erſte Volks=
konzert
, das die Dieburger Muſikfreunde unter der Leitung Herrn
Hermann Holzapfels veranſtalteten. Die Wiederaufnahme der ſeit
zwei Jahren gepflegten öffentlichen Konzerte bedeutet heute bei der
ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage (was koſtet allein die Heizung eines
Saales!) ein Wagnis, aber das voll beſetzte Haus im Mainzer Hof
reihtfertigte dieſes Wagnis. Die ſieben Köpfe ſtarke Künſtlerſchar, unter
der als Gäſte drei Darmſtädter Herren mitwirkten (Herr Caleve vom
Orcheſter des Landestheaters (Klavier), Herr Roemer (Cello), deſſen
warmer, ſelenvoller Ton in den Soloſtellen beſonders anſprach, und
Herr Winkelmann (Baßgeige), während die vier Violinen von einheimi=
ſchen
Kräften beſetzt waren, gab in Hingebung an ihre ſchöne Aufgabe
ihr Beſtes. Das Konzert war als Deutſcher Abend gedacht und ent=
Wagner, Beethoven, Mozart, Mendelsſohn=Bartholdy, Lortzing, Joh.
Strauß. In exaktem Zuſammenſpiel den Intentionen des Dirigenten 1000 Meter hoch) benutzt hat, um im dortigen Kurhaus ihre Verſuche
folgend, brachte das Orcheſter die breite Pracht des Meiſterſinger= Auf=
der
Egmont=Ouvertüre, die ſüße Melodik des Nocturnos aus dem
Sommernachtstraum, die heitere Schönheit der Ouvertüre zu der werden es ermöglichen, inmitten einer prachtvollen Natureiuſamkeit, in
Entführung, die behagliche Freude in Lortzings Waffenſchmied und
endlich die Wiener Walzerfreude in den Geſchichten aus dem Wiener
ſolch ſchönem Erfolge zum Ausdruck, daß das zahlreiche Publikum gern. Die eben im Bau befindliche drahtloſe Empfangsſtation in Höchen=
und freudig den Künſtlern ſeinen Dank zu erkennen gab. Ein ſolcher
Abend deutſcher Kunſt iſt in all den furchthar unerfreulichen Erſchei=
doch
auch den Glauben an ein Beſſeres immer wieder wach werden.
A0
DOLLOCEO

An unſere verehrl. Abonnenten!
Weihnachten ſteht vor der Tür! Um un=
ſeren
Beziehern die Möglichkeit zu geben, be=
ſonders
vorteilhaft die ſogenannten
Kleinen Privatanzeigen
(wie An= und Verkäufe, Tiermarkt uſw.) in dieſer
wirtſchaftlich ſchweren Zeit aufnehmen zu laſſen,
haben wir uns entſchloſſen, bis 31. Dezember
100 Rabatt

auf den derzeitigen Preis zu gewähren, wenn
die letzte Abonnementsquittung am Schalter bei
Aufgabe der Anzeige vorgelegt wird.
Wir hoffen, daß unſere Leſer, wie in früherer
Zeit, von der Aufgabe Kleiner Anzeigen aus=
giebig
Gebrauch machen.
Sie kommen hierdurch auf billige Weiſe
zum Ziele!
Darmſtädter Tagblatt
Geſchäftsſielle.

DOTT

5628s:9
3

+ Offenbach, 3. Dez. Vermißt. Seit einigen Tagen wird der
in der Sprendlinger Straße wohnhafte Heizer Rauſch vermißt. Er
hat ſeine Wohnung unter Umſtänden verlaſſen, die auf ſelbſtmörderiſche
Abſichten ſchließen laſſen. Die Polizei erwiſchte mehrere Feld=
diebe
, die ganze Säcke voll Gemüſe aus Schrebergärten an der Mühl=
heimer
Straße geſtohlen hatten.
Köngernheim a. d. Selz (Kreis Oppenheim), 3. Dez. Neuer
Bürgermeiſter. An Stelle des Bürgermeiſters Beſt, der nach
20jähriger Wirkſamkeit ſein Amt niedergelegt hat, wurde der Land=
wirt
Peter Held mit 182 gegen 86 Stimmen zum Bürgermeiſter
gewählt.
L. Friedberg, 4. Dez. Die Aerzte des Wetterauer Kreis=
vereins
haben, entfprechend den Anweiſungen der Organiſation
der Aerzte Deutſchlands, den vertragsloſen Zuſtand mit den Zwangs=
O Ortenberg, 3. Dez. Todesfall. Unter großer Beteiligung
die älteſten uns bekannten deutſchen Medizinalordnungen ſtammen von nah und fern wurde Herr Bürgermeiſter Friedrich Hebbel zu
Grabe getragen. An der Beerdigung beteiligten ſich ſämtliche Vereine.
Bürgermeiſter Hebbel konnte erſt vor kurzem ſein 25jähriges Dienſt=
jubiläum
begehen. Für das Kreisamt war Herr Kreisdirektor Werner
erſchienen.
Reich und Ausland.
Verſchärfte Eutſcheidung des Reichsgerichts über Angeſtelltenbeſtechung.
Das Reichsgericht har der Strafbeſtimmung gegen Angeſtellten=
des
Arztes um die Vergütung der Einzelleiſtung, um den Kreis beſtechung eine verſchärfte Auslegung gegeben. Der Verein gegen das
Beſtechungsunweſen, Berlin, hatte gegen den Oelgroßhändler Leo Rot=
hunderten
, ja Jahrtauſenden gehabt. Die Auseinanderſetzungen, tenſtein in Frankfurt a. M. Strafantrag geſtellt, weil er den Angeſtellten
rliſierungsbeſtrebungen ohne Sinn und Verſtand, einſeitige, durch mann keinen Einfluß auf die Delbeſtellungen der Anilinfabrik hatte und
ein unlauteres Verhalten zwecks Bevorzugung des Rottenſtein nicht feſt=
zu
belehrende Stellungnahme der Staatsgewalt ohne genügende zuſtellen ſei. Das Reichsgericht hat dieſes Urteil aufgehoben mit der
Begründung, daß der Begriff eines unlauteren Verhaltens weiter zu
faſſen ſei. Es genüge ſchon, wenn der Beſtecher mit einer unbeſtimmten
Möglichkeit rechnete, daß der beſtochene Angeſtellte ihm gelegentlich als
Horchpoſten dienen könne.
Die ſüdweſtdeutſchen Städte zur Finauznok.
weſtdeutſchen Städte ſtatt, der ſich mit der dringenden Finanznot der Angehörige der Wehrmacht kann nach Maßgabe ſeiner Fähigkeiten und
Gemeinden befaßte. Hierbei gaben die Vertreter der Städte Badens,
Heſſens und Württembergs übereinſtimmend ihrer Anſchauung dahin
Ausdruck, daß der vorſchnelle Abbau der Beſoldungszuſchüſſe und die
Verweigerung der ſogen. Notkredite die Gemeinden in die ſichere Gefahr
ſtürzt, die unbedingt erforderlichen Mittel für die Erfüllung der ge=
meindlichen
Aufgaben nicht mehr aufbringen zu können. Erſt wenn
den Gemeinden genügende Einnahmen zufließen, könnten die Zuweiſun=
gen
aus Reichsmitteln aufhören.
Nottarif für Lebensmitteltransporte.
Mannheim. Wie die Handelskammer mitteilt, beförderk die erfahren können,
Reichsbahn, um die Ernährungslage zu erleichtern, mit Wirkung vom
5. Dezember ab folgende einheimiſche landwirtſchaftliche Erzeugniſſe bei
Aufgabe als Expreß=Stückgut mit 50 Prozent Ermäßigung: Butter,
Käſe, Eier, friſche Beeren, friſches Obſt, Kartoffeln, friſches Gemüſe
aller Art. Die Vergünſtigung iſt auf Frachtſtücke unter 50 Kilo und auf
Entferungen bis 100 Klm. beſchränkt.
Polizeilich geſchloſſenes Schuhhaus.
Karlsruhe. Wegen Betrugs und Wuchers wurde das Schuhhaus
Landauer polizeilich geſchloſſen und der Inhaber, ſeine Ehefrau und Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhu
Sohn und Tochter verhaftet. Sie ſollen die in die Schuhe eingeſtempel=
ten
Preiſe geändert und bei der Kalkulation wucheriſche Gewinne ein=
gerechnet
haben.
Jagdglück.
Kirkel=Neuhäufel. Bei einer Jagb auf Wildſchweine im
Neſſeltal ſtöberte eine Geſellſchaft von 4 Jägern in einem Fichtendickicht
5 Tiere auf und konnten zwei etwa halbjährige Keiler im Geſamtgewicht
von 190 Pfund erlegt werden. Im Todeskampf biß einer der Keiler
einem Hund ein Hinterbein vollſtändig ab.
Separatiſtiſches.
Schifferſtadt. In dem Rehbachboten leſen wir folgende An=
zeige
: An die Belagerer meines Hauſes! Wartet, Ihr feigen Kanaillen,
ich bekomme Euch alle, ohne Ausnahme. Georg Mah.
Die Finanznot der Gemeinden.
Hettenleidelheim. Der hieſige Gemeinderat ſah ſich bor
einiger Zeit zu dem Entſchluß gedrängt, zur Beſchaffung von Geldmit=
teln
das geſamte gemeindliche Vermögen an die Stadt Frankenthal zu
verpfänden. Da die Gemeinde anderweitig Mittel erhalten hat, braucht
dieſer Beſchluß nicht zur Durchführung zu gelangen.

MM H e
Die drahtloſe Telephonie wird nicht nur in unſerem Wirtſchafts=
leben
, ſondern auch auf anderen Gebieten gerade in der letzten Zeit ein
immer wichtigerer Faktor. Ueber die Bedeutung der drahtloſen Tele=
phonie
zu ſprechen, dürfte ſich erübrigen. Es dürfte aber intereſſieren,
zu erfahren, daß ſich deutſche Univerſitäten und deutſche Gelehrte gerade
gegenwärtig ſehr eingehend mit dem Problem der drahlloſen Tele=
phonie
beſchäftigen und dem Ausbau der Sende= und Empfangsapparate
erneut größte Aufmerkſamkeit zugewendet haben. Durch ihre Arbeiten

ſchaſtſelet augeseihnet zu ſolben Verſichen und geſtaltet. Welen.
von den Stationen Berlin, London, Paris, Mailand uſw. aufzunehmen.
So iſt es denn kein Wunder, wenn eine Geſellſchaft, der namhafte Ver=
hielt
in ſeinem Programm die beſten Namen der deutſchen Kunſt: Nich, treter der Wiſſenſchaft angehören, die beſonders begünſtigte Lage des
hochgelegenen Kurortes Höchenſchwand im Schwarzwald (über
auszuführen. Die Kurgäſte und Patienten dieſes Hauſes werden alſo
zugs, den Silberglanz der Lohengrin=Melodien, die dramatiſche Wucht wohl als erſte in unſerem Vaterlande in kurzem die Vorteile der neuen
kulturfördernden Erfindung genießen können. Die neuen Apparate
herrlichſter Ruhe und tiefſtem Frieden, plötzlich im Kontalt mit der gan=
zen
Welt zu ſtehen. Es wird möglich ſein, aus den verſchiedenſten euro=
Wald (das Zitherſolo ſpielte mit gutem Gelingen Herr Seibert) mit päiſchen Großſtädten Konzerte, Opernaufführungen uſy. anzuhören,
ſchwand wird die Aufnahme der Wellen aller Groß=Stationen ermog=
lichen
. Es werden auch Einrichtungen getroffen werden, um ſelbſt in
nungen der Gegenwart ein richtiges Labſal für die Menſchen und läßt einzelnen Zimmern die aus dem Aetherraum herankommenden Wellen
äufzufangen und abzulauſchen. Es braucht nicht beſonders betont zu
werden, welche Bedeutung es für das deutſche Volk haben wird, wenn
die auf der Höhe des Schſarzivaldes angeſtellten und noch weiter aus=
zuführenden
Verſuche zu einem vollen Erfolg führen.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver=
an

vortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die uicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandi, die Ablehnung nicht begründet werden.
Ende voriger Woche wurde den Beziehern der Flaſchenmilch
(Kühlmilch) die Mitteilung gemacht, daß vom 1. Dez. ab die Fla=
ſchen
nicht mehr mit ins Haus gegeben werden, ſondern Gefäße mitzu=
bringen
ſeien, in denen die Milch direkt in der Verteilungsſtelle um=
gegoſſen
wird. Das für die Flaſchen ſchon mehrmals erhöhte Pfandgeld
foll gegen Vorzeigung der hierfür ausgeſtellten Quittung zurückgegeben
werden. Man fragt ſich vergebens, warum dieſe Maßnahme? Ein=
mal
verliert die Milch durch das öftere Umgießen an Gehalt, denn es
bleibt immer Rahm in den Gefäßen zurück, und das anderemal wider=
ſpricht
es jedem Rechtsempfinden, daß einem der vollſtändig entwertete
Betrag der mehrmals hinterlegten Pfänder nunmehr zurückerſtattet wer=
den
ſoll. Der letzte Betrag wurde am 1. Juli mit 100 000 Mk. hinter=
legt
. Hätte man ſeinerzeit für dieſe Pfandbeträge Flaſchen gekauft,
dann wäre heute kein Grund vorhanden, dieſe den Beziehern nicht
mehr mitzugeben. Wenn man nun noch damit einverſtanden iſt, daß
eine zerbrochene Flaſche vom Bezieher zu bezahlen iſt, ſo wäre doch
jedes Riſiko für die Verteilungsſtelle ausgeſchloſſen. Vielleicht nimmt
ſich das Städtiſche Milchamt mal dieſer Sache an. Sollte man nicht
darauf eingehen, ſo wird man jedenfalls verlangen können, daß einem
die Pfandgelder aufgewertet zurückerſtattet werden.
B.
Eine tiefe Sehnſucht geht durch unſer Volk nach höheren Zielen.
Die deutſche Seele iſt in dieſen Tagen des kraſſen Materialismus in
Vielen wieder erwacht. Die Blütezeit der Sekten iſt gekommen! Aber
auch die Kirchlichkeit macht erfreuliche Fortſchritte. Mehr und mehr er=
innert
man ſich daran, daß Einrichtungen beſtehen, dieſe Sehnſucht nach
den ewigen Dingen zu befriedigen, und unſere Pfarrer geben ſich aus=
nahmslos
redlich Mühe, dieſem Bedürfnis in mancherlei Weiſe Rech=
nung
zu tragen. Trotzdem läßt in dieſen Wintertagen der Kirchen=
beſuch
zu wünſchen übrig, da die Kirchen ihrer Kälte wegen von Vielen
gemieden werden. Die Gottesdienſte werden zwar abgekürzt ob das
gerade zu wünſchen iſt, bleibt dahingeſtellt , und die Furcht vor Er=
kältungen
mag auch nicht in allen Fällen bereihtigt ſein; aber es iſt doch
nicht ſo, daß denen, die das Bedürfnis haben, au Sonntag das Gottes=
haus
zu beſuchen, der mindeſtens halbſtündige ruhige Aufenthalt in
einem ganz ungeheizten Raum immer unſchädlich wäre. Sollte es wirk=
lich
nicht möglich ſein, in unſerer Stadt an jedem Sonntag wenigſtens
eine Kirche zu heizen?. Wir kennen wohl die Ebbe, die in den Kir=
chenkaſſen
herrſcht, und wiſſen, wie ſehr an den notwendigſten Dingen
geſpart wird, um die Steuer in erträglichen Grenzen zu halten. Wir
hören, daß die Kirchendiener hungern müſſen, da ſie ihren Gehalt nicht
rechtzeitig erhalten können und daß die Organiſten dankenswerterweiſe
auf Gehalt verzichtet haben. Aber man hat doch andererſeits noch Geld,
um Theater, Kinos, Schankſtätten zu heizen. Sollte da eine ſo lebens=
wichtige
Einrichtung wie die Kirche keine Geber finden, die eine beſon=
dere
Kohlenſteuer für die Kirchen und Gemeindehäuſer aufbringen? Es
handelt ſich wirklich nicht um einen Luxus! Man heize doch die Kirchen
und laſſe ſie am ganzen Sonntag zur Andacht offen! Viele werden das
begrüßen, die zu Hauſe kalt haben. Man heize auch die Gemeindehäuſer
und öffne ſie den ſuchenden Seelen, dann wird der Zug nach den Sekten
nachlaſſen! Caveant conſules!

Eing unglaubliche Methode übt die Brandverſicherungs=
kammer
. Erſt verlangt ſie am 17. Oktober das 100fache des Umlage=
kapitals
, am 2. November erhöht ſie dieſe Forderung auf das 3 millionen=
fache
. Greift ſie ſo ganz gehörig in den Säckel der Steuerzahler, for=
dert
ſie bürokratiſch zugleich die im April und Auguſt errechneten Be=
träge
ein. Ein Beiſpiel möge dies beleuchten: Während die letzte An=
forderung
bei meinem Hauſe 211,8 Md. ausmacht, habe ich außerdem
noch ein Viertel des 20fachen Umlagekapitals 352 000 Mk. und ein Ziel
der erſten Anforderung mit 17 650 Mk. zu zahlen. Welche Zeit ge=
braucht
der Beamte des überlaſteten Finanzamtes (Kaſſe), dieſe
Beträge nachzurechnen, zu verbuchen, nachzuzählen und darauf heraus=
zugeben
, ſchließlich zu quittieren.
Briefaſſen.
O. H., hier. In Betracht kommt das Wehrgeſetz vom 23. März mit
Abänderung vom 18. Juni 1921. Für die Einſtellung iſt deutſche Staats=
angehörigkeit
unerläßlich. Wer in die Wehrmacht als Soldat eintreten
will, verpflichtet ſich auf 12 Jahre zum ununterbrochenen Dienſt jur
Reichsheer oder in der Reichsmarine. Nach Ablauf der zwölfjährigen
Dienſtzeit ſollen die Unteroffiziere und Mannſchaften in der Regel ent=
laſſen
werden. Während der Dienſtzeit ſollen ſie eine vorbereitende
Heidelberg. Dieſer Tage fand hier ein Vertretertag der ſüd= Ausbildung für den Uebergang in bürgerliche Berufe erhalten. Jeder
Leiſtungen zu den höchſten Stellen gelangen. Der Offizierberuf ſoll
Lebensberuf ſein. Der Anwärter hat vor ſeiner Beförderung zum
Offizier eine ſchriftliche Verpflichtung zu einer ununterbrochenen Dienſt=
zeit
als Offizier von zunächſt 25 Jahren einzugehen. Wegen der Fragen
der Einſtellung in einem Reichswehrregiment wäre ſich zweckmäßig an
das Reichswehrregiment 15 in Gießen oder 13 in Ludwigsburg zu wen=
den
, wegen Eintritts in die Reichsmarine an die Standorte Wilhelms=
haven
, Kiel, Stettin. Wegen Handelsmarine müßten wir Sie an die
Direktion einer unſerer großen Schiffahrtsunternehmungen verweiſen.
Alles nähere Wiſſenswerte werden Sie von den zuſtändigen Stellen

Wetebericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für 7. Dezember:
Wechſelnde Bewölkung, ſtellenweiſe neblig, nur geringe Niederſchläge
etwas kälter bis zu leichtem Froſt nachts.

Ra
(Sondermiete 11 und 142): Der Roſenkabalier. Kleines Haus,
Anfang 8 Uhr, Ende nach 10 Uhr (Zuſatzmiete IX 3): Schluck und
Jau. Orpheum, 734 Uhr abends: Katja, die Tänzerin.
Vortragsabend, der Freien Literariſch=Künſtleriſchen Geſell=
ſchaft
: Hölderlin und die Antike um 8 Uhr im Feſtſaal des Ludwig=
Georgs=Gymnaſiums. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender Freitag, 7. Dezember.
Mobiliarverſteigerung vorm. 9½ Uhr und nachm. 2½ UGN
Bleichſtraße 1 (Laden).

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblati


AblA
D

Handel und Wandel in Heſſen.
* Die neuen Heſſiſchen Dollaranleihen ſind bei der

Heſſiſchen Landes=Hypothekenbank, ſowie bei den Mitgliedern der hieſi=
gen
Bankenvereinigung und der Heſſiſchen Girozentrale erhältlich.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Führung des Genoſſenſchaftsregiſters. Wichtige
Aenderungen bringt eine R.Verordnung vom 22. November: In 8 11
der V.O. vom 1. Juli 1899 bzw. 5. Juni 1923 iſt der Satz: Für die
Benachrichtigungen üher Eintragungen in die Liſte der Genoſſen wer=
den
Schreibgebühren nicht erhoben, geſtrichen. Während die Juni=
Verordnung Vereinfachungen nur für kleinere Genoſſenſchaften brachte,
greifen ſolche nun auch hinſichtlich größerer Platz. Die Eintragungen
des Statuts in das Regiſter erfolgt durch Aufnahme eines Auszugs.
Der Auszug muß nach § 12 Abſ. 2 Gen.=Geſ. enthalten: Datum des
Statuts, Firma und Sitz der Genoſſenſchaft, Gegenſtand des Unterneh=
mens
, Zeitdauer der Genoſſenſchaft, falls auf Zeit beſchränkt; ferner:
Form, in der die Bekanntmachungen erfolgen, ſowie die ſtatutariſchen
Veröffentlichungsorgane, Geſchäftsjahr, falls es mit dem Kalenderjahr
nicht zuſammenfällt oder auf kürzere als Jahresdauer bemeſſen iſt, Name
und Wohnort der Mitglieder des Vorſtandes; Form, in der Vorſtand
Willenserklärungen kundgibt und für Genoſſenſchaft zeichnet. Bei Gen.
m. b.H. iſt ferner Höhe der Haftſumme und im Falle § 134 Geſ. höclſte
Zahl der Geſchäftsanteile, auf die Genoſſe ſich beteiligen kann, einzutra=
gen
. Die Nodember=Verordnung tritt am 14. Dezember in Kraft.
* Zur Hypothekenaufwertung. Das Berliner
Pfandbriefamt teilt mit, daß zum 1. Januar 1924 weder Aus=
loſungen
von Pfandbriefen ſtattgefunden haben noch ſtattfinden werden.
Begründet wird dies mit allen in Betracht kommenden Verhältnifſen
und der aufgerollten Aufwertungsfrage.
* Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei A. G.,
Ettlingen. Von jener Seite werden gegen zwei Aktien der Geſell=
ſchaft
drei Aktien der F. W. Hammerſen A.G. in Osnabrück gegeben,
doch iſt dies kein einheitlicher Beſchluß der Direktion hzw. des Aufſichts=
rats
der Geſellſchaft. Dr. Ziegler, der dieſes Angebot unterzeichnet hat,
ſoll in der G.V. vom 28. Dezember 1923 (wie aus deren Tagesordnung
hervorging) aus dem Aufſichtsrat abberufen werden. Gegen ihn ſchwebt
wie eine Zuſchrift bereits erwähnte ein gerichtliches Verfahren auf
Erlaß einer einſtweiligen Verfügung zwecks Entziehung des Vorſitzes
im Aufſichtsrat. Die Bank für Textilinduſtrie erläßt jetzt im Inter=
eſſe
der Erhaltung der Selbſtändigkeit des Werkes im Einvernehmen mit
den Banken, die der Geſellſchaft naheſtehen, ihrerſeits ein Umtauſch=
angebot
, bei dem ſie darauf hinweiſt, daß die Hälfte der gewählten Auf=
ſichtsratsmitglieder
dem Zieglerſchen Angebot nicht zugeſtimmt hätten.
Sie will gegen nominell 1000 Mk. Ettlinger=Aktien 50 Dollar in Dollar=
ſchatzanweiſungen
ſpeſenfrei gewähren, falls die Aktien bis zum 12. 12.
zur Verfügung geſtellt würden.

Neugründungen.

Bahern=Guß A.=G. in Nürnberg. Mit 500 Millionen
Mark Grundkapital, eingeteilt in 450 Millionen Mark Stamm= und 50
Millionen Mark Vorzugsaktien mit 100 Millionen Prozent Ausgabe=
wurde
dieſe A.=G. gegründet. Gegenſtand iſt der Betrieb einer
kurs.
Gießer
rei ſowie der Handel mit Gießereierzeugniſſen. Vorſtand: Otto
Schönſtein, Fabrikdirektor in Ansbach. Aufſichtsrat: Bankdirektor Wilh.
Sutter, Direktor Wilhelm Krafft, Baumeiſter L. Jacobi und Rechts=
anwalt
Dr. Fritz Blum, ſämtlich in Nürnberg, ſowie Direktor Wilhelm
Schramm und Notar Hans Kuber, beide in Berneck.

Meſſen.

Geplante Erweiterung der Kölner Meſſebau=
ken
. Da die Stadt Köln bei der angeſpannten Finanzlage, in der ſich
heute alle Kommunen befinden, nicht aus eigenen Mitteln die für die
Kölner Meſſe geplanten Neubauten errichten kann, da andererſeits aber
eine Reihe von Firmen und Ausſtellern ſich bereit erklärt haben, an der
Finanzierung der Bauten ſich zu beteiligen, will die Meſſeleitung ähn=
liche
Wege beſchreiten wie die Meſſen in Leipzig, Frankfurt a. M. und
Königsberg, wo die Ausſteller ſich ebenfalls an den Baukoſten neuer
Meſſehallen beteiligt haben. Dieſe Ausſteller erhalten dadurch ein be=
vorzugtes
Anrecht auf einen Ausſtellungsplatz. Die Bauanteile werden
verzinſt und innerhalb eines begrenzten Zeitraums amortiſiert. Wird
das nötige Baukapital von Handel und Induſtrie für die geplanten
Neubauten aufgebracht, dann ſteht nichts im Wege, mit der Erweite=
rung
der Meſſeanlagen ſchon in allernächſter Zeit zu beginnen.

Die Wirtſchaft des Auslandes.

Bewegung der Teuerung in Frankreich. Nach den
Feſtſtellungen der franzöſiſchen Generalſtatiſtik ſind die Großhandels=
Preiſe im Oktober zurückgegangen; der allgemeine Großhandelsindex be=
trug
Ende Oktober 486 gegen 489,7 im September, derfenige für Lebens=
mittel
456,8 gegen 472,1, für tieriſche Lebensmittel 493,7 gegen 498,5,
dagegen ſind pflanzliche Lebensmittel mit 416,7 gegen 409,7 und Indu=
ſtrie
=Bedarfsmaterialien mit 509,5 gegen 503,7 geſtiegen. In den Pariſer
Kleinhandelspreiſen hat ſich die Abſenkung noch nicht ausgewirkt, es
wird darüber auch erfahrungsgemäß noch einige Zeit vergehen; der
Kleinhandelsindex ſtieg weiter von 239 Prozent auf 249 Prozent Er=
höhung
auf die Preiſe vom Jahre 1914.

Transport uud Verkehr.

Güterverkehr mit Dänemark, Schweden und
Norwegen. Von den Grenzabfertigungen und von der däniſchen
Verkehrskontrolle werden noch immer zahlreiche Verſtöße gegen die
Tarifanzeigerverfügungen von 1923, betreffend Frankatur= und Ueber=
weiſungszwang
und Nachnahmeverbot im deutſch=nordiſchen Güterder=
kehr
gemeldet. Es wird darauf hingewieſen, daß die deutſche Fracht
nicht nur bis zu der deutſch=nordiſchen Grenzſtation, ſondern bis zu
dem in Frage kommenden Tarifſchnittpunkt (Warnemünde Mitte Waſſer,
Saßnitz=Hafen Mitte Waſſer, Flensburg Weiche Grenze ſowie Niebüll
Grenze) zu berechnen iſt. Da den Nichtverbandsſtationen die Fracht bis
zu den Tarifſchnittpunkten nicht bekannt iſt, haben ſie beim Verſand aus
Deutſchland in jedem Fall eine Frankaturrechnung mitzugeben.
Die Einfuhr engliſcher Kohle über Hamburg. Im
Hamburger Hafen ſind laut Induſtrie=Kurier in der Zeit vom 17. bis 30.
November 215 861 To. (vom 3. bis 16. November 181 192 To.) engliſcher
Kohle eingetroffen.

Dividendenvorſchläge.

* Carl Mampe Likörfabrik A. G. in Berlin. In dem
am 31. März abgelaufenen erſten Geſchäftsjahr erzielte das Unternehmen
nach Abſchreibungen in Höhe von 63,28 Millionen Mk. einen Ueber=
ſchuß
von 1638 605 920 Mk., aus dem auf die Stammaktien eine Divi=
dende
von 5000 Prozent und auf die Vorzugsaktien eine ſolche von
25 Prozenk zur Ausſchüttung gelangen ſollen. 250 Millionen Mark
ſollen der Rücklage zugeführt werden.
Donau=Export A. G. in München. Das erſte Ge=
ſchäftsjahr
ſchließt mit einem Reingewinn von 4,3 Mill. Mk., aus dem
eine Dividende von 100 Prozent vorgeſchlagen wird.

A
KNN

in jeder gewünschten Ausführung
druckt unter Beachtung der größt-
mnöglichen
Sorgfalt und unbedingter
Einhaltung kürzester Lieferfristen die
L. C. Wittich’sche Druckerei

Warenmärkte.

wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
ſetzte ſich heute der Preisrückgang für faſt alle Artikel in teilweiſe nicht
unerheblichem Umfange fort. Dabei ſind die Angebote vom Inlande
ziemlich erheblich bei nachlaſſenden Forderungen. Stärker angeboten
war Roggen. In Gerſte und Hafer kommt zu nachgebenden Preiſen
mehr Material an den Markt.

Börſen.

* Frankfurter Börſenbericht vom 5. Dezember. (Eig.
Bericht.) Die Effektenmärkte lagen auch heute bei kleinem Geſchäft und
abbröckelnden Kurſen luſtlos. Das herannahende Jahresende hemmt die
Unternehmungsluſt, und man iſt in Anbetracht der, trotz der augenblick=
lich
niedrigen Geldſätze, immer noch unſicheren Lage des Geldſatzes be=
ſtrebt
, ſich zu dieſem Termin Geld möglichſt flüſſig zu halten. Erfah=
rungsgemäß
iſt ja der Dezember immer der Monat verhältnismäßiger
Geſchäftsſtille geweſen, und unter den augenblicklichen Verhältniſſen tritt
dieſe Tatſache beſonders augenfällig in Erſcheinung. Wenn man auch
über die künftige Entwicklung der Marktlage nichts vorher ſagen kann,
ſo iſt man doch allgemein der Anſicht, daß in der Bewertung der Effek=
ten
und insbeſondere der Induſtrieaktien ein gewiſſer Tiefſtand erreicht
iſt, ſo daß vielleicht über kurz oder lang die augenblickliche Unterbewer=
tung
auch der beſten Aktien einen Anreiz zu Meinungskäufen bieten
wird. Am Aktienmarkt ſind beſondere Vorgänge auf keinem Gebiet zu
verzeichnen. Die Kursrückgänge hielten ſich überall in engen Grenzen
und die Einheitskurſe lagen faſt durchweg noch eine Kleinigkeit unter den

dariablen Notierungen. Am Markte der inländiſchen Reuten tra
die außerordentliche Kursſteigerung an der letzten Börſe heute ein
wiſſe Ernüchterung ein, die teilweiſe zu Kurshalbierungen führt
bei 3½proz. Konſols, die im Freiverkehr auf 475 Md. rückgängig n.
Kriegsanleihe zum Schluß 120 Md. Man verweiſt mit Recht d.
daß an eine nennenswerte Aufwertung der Staatsanleihen in anbe
der troſtloſen Finanzlage des Reiches und der Länder doch kaum a
werden könne. Beſſei behauptet blieben Induſtrieobligationer
Pfandbriefe. Auch Dollarſchatzanweiſungen und Goldanleihe ko
heute mit 4,4 bzw. 4,2 wieder notiert werden bei einer Nationierun
20 Prozent. Der Markt der wertbeſtändigen Anleihen lag beträ
abgeſchwächt: Bad. Kohlen 24, Sächſ. Braunkohlen 5, Brief rat. 9
Kali 5, Brief rat. Rhein=Main=Donau Geld zirka 3. Der Schluf
die Nachbörſe lagen bei kleinſtem Geſchäft ruhig und eher eine K
keit freundlicher. Im Freiverkehr hörte man: Beckerſtahl 10½, 9
kohle 11, Benz 4, Brown Boveri 1½, Georgi 0,6, Growag 0,42.
Bank 0,2, Hanſa Lloyd 1,25, Karſtadt 1,26, Krügershall 9,7510
22,25.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. In Nac
ung der in den letzten Tagen eingetretenen Rückgänge lagen auch
ſeitens des Pribatpublikums Verkaufsaufträge größeren. Umfang:
die eine neue Senkung des Kursſtandes bewirkten. Die Rückgänge
ten ſich aber in engen Grenzen und erreichten für die meiſten V
wiederum nur einige Billionen Prozent, für ſchwere Werte allen
bis 10 Billionen und vereinzelt darüber. Die rückläufige Kursbewe
die ſich auf ſämtliche Märkte erſtreckte und auch die bei den hein

Det
inte
B*
Aent
ner
uter
uben

Rentenpapieren in den letzten Tagen eingetretenen erheblichen Auff
für Reichsanleihen und Preußiſche Konſols zum Verſchwinden h

hielt während des ganzen Verlaufs an. Vereinzelt machten ſich
Anſätze zu einer Erholung bemerkbar, die bei der vorherrſchender
luſt und Zurückhaltung aber keinen Beſtand hatten. Das Geſchäft
ſich wiederum in engen Grenzen. Den Anſtoß zu den Verkäuſen
die von geſtern vorliegenden hohen Markmeldungen aus dem Aus
die aber heute noch nicht überall aufrecht erhalten wurden. Geli
heute vormittag noch zu Sätzen unter ½ Prozenr und ſpäter bis 1
und etwas darüber reichlich zu haben. Die Deviſenpreiſe wurde
etwas erhöhter Zuteilung für die Hauptplätze mit geringen Abw=
gen
, und zwar zumeiſt Erhöhungen, gegen geſtern feſtgeſetzt.
X
Berichtigung. Im Ar ifel: Zur Aufbeſvahrung f.
Wertpapiere muß es auf Zeile 4 z oben heißen: übrigens
dieſen Artikel nicht gedeckte Verordnung.

Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſi als 1000 Mk.

TNe AIe Geld Briel Geld Briet Amſterdam=Rotterdam . :86025000. 159:975000. 15060000 00. 1604000000. Brüſſel=Antwerpen ....." 193515000. 194483000. 0000.
624 196 490000. Chriſtiania .. . . . . . . . . .." 26430000. 619450/00. 000. 6315.5000 Kopenhagen ....... .... 000 755885000. 5070.
752 755885 00. Stockholm .. . . . . . . .. . ." 5000. 1 104755000. 107225000. 1112, 75000. Helſingfors ............ 103240000. 104280060. 0000. 104260000. Italien. . . . ... . .. ... ..." 181545000 182455000 81545000. 182455000. London .. ........ ....." 18154000000. 345000000 18154000000. 446000000 New=York ....... . ..... 189500000. 4210500000 510400. 21050/ 000. Paris........... ......" 23440000. 224,60000. 25435000 2-6565000.- Schweiz.. . . . . . . . . . . . . 750000. 318250000. 734150000. 73:7840000. Spanien .... . . . ....... 4463:
00. 54 736 000 546630000. 549370000. Lien (i. D.=Oſterr. abg.). 8852 59149. 58852. 59/48. Prag ....... ....... ... 1597000. 22305 000 123690 000. 124310000. Budapeſt. . . . . . . . . . . . . . 59. 2-0550. 19450. 220550. Buenos=Aires.. . . . . . . . . 50009.
K 50000. 316700000. 00000. Bulgarien ..... . ... ...." 3..17430f. 037
2000. 2518000 62000 Japan ................" 207, 195000000. 2004975000. 20150.500 Rio de Janeiro ......." Mi. 370925000. 379150000 38093
00. Belgrad. . . . . . . .. . ... .. 7042303. 8000.
*23 47281 000. 47519000 Liſſabon. ............. ! 15361500 154
5000. 1155610000. 156390 000.

Berliner Kurſe.
Sämtliche Zahlen

(Eigene telegr. Meldung.)
verſtehen ſich mit 1000000 000.

Aktiengeſ. für Anilinft
Aſchaffenburger Zellſtoffl
Ausgb.=Nürnb. Maſck
Ber.=Anhalt=Maſchinen
k. f. Elektr. W. vorzug./ 850
ismarckhütte .. . . . . ..
Braunkohlen=Brikett ..
Bremer Vulkan ....."
Wolle. ... . .. . ."
Chem. Heyden ......."
Weiler ........"
Deutſch=Atlant. Tel.. .
Deutſche Maſchinen ..
Deutſch=Niedld. Tel. ...
Deutſche Erdöl ......"
Deutſche Petroleum .
Dt. Kaliwerke ........
Berlin-KarlsruherInd.
Donnersmarckhütte . ..
Dynamit Nobel ......"
Elberfelder Farben ...
Elektr. Lieferung ......
R. Friſter ............"
Gaggenau Vorz. .. . .."
Gelſenk. Gußſtahl ......"
Geſ. f. eleltr. Untern.
Halle Maſchinen ......

0u0 Han. Maſch.=Egeſt.. . . . . 3. 12. 12000 Ho
Dampfſch.. . . . . .
Heit 18000 21000 or Zement ....." 725 50
uirſch Kupfer.... ... .. 5000 4250 Höſch Eiſen 2100 Hohenlohe Werke.
ke..... t 200 18000 Kahla Porzellan ...... 4000 4000 Lindes Eismaſch. . . . . . . Lingel Schuh .. . . . . .. 5600 Linke & Hofmann ..." 21000 800 L. Loewe & Co. ...... ziu 3000 100 C. Lorenz............ 4500 Megnin. . . . . . .
...... 160 Lauſitzer Kohle ..... 28000 5000 500( Nordd. Gummi ... . . . . 140 U ein .. .."
.....
Orenſte 5000 lathgeber Waggon.. . . 74000 Rombacher Hüttten ... Roſitz
Zucker ......." Rütge
derke........" 2ic Sachſenwerk.... . ... .. Sächſiſche Gußſtahl ... Siemens Glas...... . . 13
1800 Folkſtedter Porzellan zZu Weſtf. Eiſen Langendreer 2000 9500 3100 Wittener Gußſtahl .... 8000 9900 Wanderer=Werke .... . . 11000

79

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.
Die Notierungen ſind in Milliarden

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
6%6 Reichsanleihe. .. .. . .. . ..."
...

37.

Dollar=Goldanleihe ..........
Dollar=Schatzanweiſungen ....
4½% IV. und V. Schatzanweif.
% VI.K.

Sparprämienanleihe ........."
wangsanleihe. . . . . . . . . . .. ..
Preuß. Konſols ........."



Fe
...
Bad. An. unk. 1935... . ..
v. 1907.. . . .
2%0
ſo Bahern Anleihe ........
8122

% Heſſen unk. 1924 ........
2%0 .
......
4%0 Württemberger ........."
b) Ausländiſche.

25 Bosnien L.=E.=B. v. 1
5
L.=Inveſt.=Anl.v.
3% b. 1902 ........
..............
6% Bulgar. Tabak 1902
1¾½ Griech. Monopol..
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
b 1918 .................
½% Oeſt. Schatzanweiſ,
.......
1. 1914 ..
42 Oeſt. Goldrente .....
einheitl. Rente.
2.

1914
1914

ſtfr.

3. 12.

5. 12.

3.
2ANl

30

75

1300
800
1000

780

180
10
6
3

100

1000

350

175
2000

550

5% Rum. am. Rente v. 03 ..
4½% Goldrente v. 13 ...
am. konv. ....
45
v. 05 ..."

400

2500
4000

1000
5000
1000
2000

420 Türk (Admin.) v. 1903.

13000
11000

* (Bagdad) Ser. 1
42 II 470 v. 1911, Bollanl.
Ung. Staatsr. v. 14.. 4½% Goldrente ....." 39 Staatsc. v. 10.. 4%0 Kronenrente ...

140
000

14000
13000

3750

400

525

Rußereuropäiſche.
5%6 Mexik. amort. innere. . .
50
. konſ. äuß. v. 99
Gold v. 04, ſtfr.
konſ. innere .. . . ..

4½%
Frrigationsanleihs.
5% Tamaulipas. Serie1 ...."
Oblig. v. Transportanſt,
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . ."
Gal. Carl Ludw. Bahn .."
325 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
Oeſt. Staatsb. 9 Em ..."
39 Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
%
Deſt, Staatsb. b. Erg. Netz
18
udolfb. (Salzkammerg.).
20 Anatolier I............"
Salon Conſt. Jonction. .
Salonique Monaſtir ....."
6e
Tehuantepec .. . . . . . . . . .."
4½%
-
Pfandbriefe.
48 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
220

frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Se
(ein. Hhp.=Bank 1922 ...
Pfälz. 1922..
%o Rhein.
1923 ...
verl. ...
2 Südd. Boden=Ered.=Bar
München 1206 ...........

800
7000

2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
..
½ Oeſt Staatsb. v. 1883....
*Deſt, Staatsb. 1. b. 8, Em.

700
00
7000
68 E
8000
7000

16500

Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½9% Darmſt. b. 1905 ......."
Fronkfurt v. 1913 ......."
v. 1903 ...
.
Mainz. v. 1919 bis 192
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
Badenwerk=Kohlwert=A
6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
53 Preuß. Kaliwert=Anleihe.
Roggenwert=Anl. .

5el, Sächſ.Braunk.=Anl. Ser. u. l
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .. . . .. ..."
Dresdener Bank .........."
Frankfurter Bank .. ........."
Metallbanr. . . . . . . . . . . . . .. ...
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. .........
Rhein. Creditbanr ... . . . . . . . ."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..... . ... ... .. ....."
Wiener Bankverein ........."
Berowerks=Aktien.
Berzelius .. . . . . ............"
Bochumer Bergb. . ...... . ...
Buderus.
...
Dt. Luxem
er .. . . . ......
Eſchweiler, Bergwverks=Akt.....
Gelſenkirchen Bergw. ........
Harpener Bergbau ..........
Kaliwer le Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......

3. 12. 5. 12. 10000 1000 21000 525 * 1 32000 24000 5000 8060 5000 9 430 3i 20 375 7250 6000 9250 4000 0 675 20 15000 1450 5751 21000 1500 60o 70 M 1700 2200 1200 6100 500 550 575 500 10000 9500 23500 17000 51000 55000 60000 50000 60000 4600( 78000 15000 18000 28000 21000

A.
vor
Frankfütter Kürsocticht vom 5. Bezember
ausgedrückt.

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Lothringer Hütte .. . . . . .. .. ..
Mannesmann Nöhren ........
Mannsfelder .. .............
Oberbedarf ................
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......
Vhönir Bergbau ............"
hein. Stahlwerke ..........
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
zer. Laurahütte. . . . . . . . . . . ..
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern .. . . . .
öwenbräu München ......"
Schöfferhof (Binding) ........
Werger ...................."

lkumulat. Berlin ..ssasas!
dler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher).......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) ........."
adiſche Anilin= u. Sodafabrir
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen
Baſt Nürnberg .............
Vahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke ........
Bing. Metallwverke. .........
Brockhues, Nieder=Walluf... ..
gementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ........
Lothringen (Meß).
Chem. Werke Albert ........."
Griesheim Elektron ...."
Cayer Alapin.. . . . . . .
Weiler=ter=mer ........
Daimler Motoren ...........
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Sülberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm). . . . . . .
Düffeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm..
Eiſenwert Kaiſerslautern ....."
Eiſenwerk L. Meyer fr. .....
Elberfelder Farb. v. Baher ...
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Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . .
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3. 12.

40000
14750
20000
20000

65000
28000

7000
43000

9000

200

100
32000

12000
3500

4000
5000

270
20000
600
10500
5000
150
9700

7060
4000
14100
250
6000

5. 12.

34800
17500
6060
19500
4500
38000
56000
35000
18000

30000

1900

Frankfurter Gas.... . . . . . . . . .
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ahmeher & Co. ............
Le
Augsburg ............"
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Lüdenſcheid Metallw ........"
ux’ſche Induſtrie .. .. . . .. .
Mainkraftwerke Höchſt.......
Neguin, Butzbach ... . .. . .."
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Leher, Dr. Paul. . . . . . . . . ..
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[ ][  ][ ]

19

7ummer 333.

Liebe und Pflicht.

Darmſtädter Tagblatt, Dounerstag, den G. Dezember 1923.

Seite 7.

Bn
Ma0fe
eau
50

omantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehuten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
Die Schreckensbotſchaft ſcheuchte die halb Trunkenen auf.
er ſuchte ſeine Waffen. Eiſenherz war der einzige, welcher
ſeinem Sitze verharrte, gleichmütig den Becher zum Munde
te und mit verachtendem Selbſtvertrauen ſagte:
Du verdienſt, aufgehängt zu werden, wie ein unnützer Hund.
wird es wagen, den Eiſenherz bei den Seinigen zu über=
n
?
Er befahl nach dieſer übermütigen Aeußerung mehreren
Untertanen, Kunde einzuziehen. Nachdem ſie ſich entfernt
Hen, ſprach er im Gefühle ſeiner Kraft und des Schreckens, den
Name in dem Gebirge hervorgebracht hatte-
Der lahme Tropf wird die Bäume für Menſchen angeſehen
hn, denn ich vermeine, eher wird der Mond und die Sterne
Dh die Decke dieſes Gewölbes ſcheinen, als man wagt, uns
heimzuſuchen!
Der Flickmichel getraute keine Widerrede. Er war zurück=
Sten und murmelte leiſe in einem Ton, der die feſteſte Ueber=
ung
ausſprach: Was ich geſehen, hab’ ich geſehen. Wir
den’s erleben.
Der Hauptmann hatte ein feines Gehör und ward durch die
ſige Gegenrede ſo aufgebracht, daß er die Kanne nach dem
fe des armen Wichtes ſchleuderte; zu deſſen Glück traf ſie
nur in die Seite, jedoch mit ſolcher Heftigkeit, daß er ſich
mmenbog, einen durchdringenden Schrei ausſtieß und, des
ns faſt beraubt, an der Wand hinkauerte.
Wie ungerecht des zornigen Gebieters Verfahren geweſen,
te ſich bei der Zurückkunft der ausgeſchickten Kundſchafter. Alle
äftigten die frühere Meldung und fügten noch hinzu, daß
yr Ausgang beſetzt ſei und der Berg von Bewaffneten
imele.
So laßt uns kämpfen! rief Eiſenherz mit leuchtenden Augen
in keckem Siegesübermut triumphierend. Der krumme
naszener funkelte in ſeiner ſtarken Fauſt, mit Piſtolen verſah
den Gürtel. Die übrigen Räuber waffneten ſich gleichfalls
ürmiſcher Eile und drängten ſich um ihn; alle zeigten Kampf=
bis
auf den Flickmichel, welcher noch an der Wand ſtöhnte,
Hand in ſeine verletzte Seite preſſend, und den Schalk, der
haſtig mehrere Becher Wein zu ſich nahm, um deſto größere
veiſe ſeines Mutes ablegen zu können.
Sind die Ausgänge verſchloſſen? fragte Eiſenherz.
Man bejahete es. In der Stille, welche jetzt folgte, hörte
von außen ein dumpfes Geräuſch.
Sie arbeiten, die Zugänge zu gewinnen, lachte das Haupt
Bande und ſchüttete friſches Pulver auf die Pfanne ſeiner
olen.
Laſſet alle Lichter zurück und ſtellet euch lautlos in die

Gänge; werden die Türen erbrochen, ſo wird das in die Dunkel=
heit
hereinfallende Mondlicht euch das Ziel eurer Schüſſe zeigen.
Die Räuber verſchwanden ſchnell in den drei Gängen.
Willſt Du mit mirs wandte ſich Eiſenherz an Leuthold.
ſch weiche nicht von Eurer Seite.
So nimm eine Waffe.
Deren bedarf es nicht, antwortete Leuthold und trat mit
ſeinem Vater in den finſteren Gang. Gebückt und leiſe ſchritten
ſie eine Strecke vor und blieben dann im Dunkel ſtehen. Man
hörte das Geräuſch näher, deutlich vernahm man das Klingen
arbeitender Hacken in dem Mauerwerk, und nach einem heftigen
Gepolter losgebrochener Steine zeigte ein von außen eindringen=
der
Lichtſtrahl, daß die Bemühungen der Verfolger von raſchem
Erfolge begkeitet waren.
Dem unglücklichen Leuthold dünkte alles ein wüſter Traum.
Er dachte nicht an die Gefahr, die auch ihm drohete, und zagte
nicht vor dem Schickſal, welches bei dem vorausſichtlichen Kampfe
auch ſeiner warten mußte: ſeine Sinne waren wie von einem
betäubenden Zauber befangen.
Die eiſerne Türe, welche ſchon eine Zeitlang heftig in ihren
Angeln erſchüttert wurde, ſtürzte jetzt raſſelnd zu Boden, und
im Scheine des Mondes zeigten ſich kriegeriſche Geſtalten und
glänzende Waffen. In demſelben Augenblick erdröhnte der enge
Gang von dem Knalle einer Piſtolenſalve;
die Fackeln er=
loſchen
, ein Wutgeſchrei, mehrere dumpfe Fälle, und alles war
wieder ſtill, kein Geguer im Eingang mehr zu ſehen.
Ladet friſch! ſagte Eiſenherz mit fühlloſer Kälte. Ihr
habt gut drauf gehalten, drei hab’ ich fallen ſehen. Ladet
ſchnell, es ſollte mich wundern, wenn ſie nicht wiederkämen.
Leuthold drückte voll Grauſen die Hände vor die Augen,
denn er glaubte, das Blut derer zu ſehen, die den Dienſt ihres
Herrn und des Geſetzes mit dem Leben bezahlt hatten.
Ein dumpfer Knall von der entgegengeſetzten Seite rollte bis
zu ihnen heran.
Drüben ſind ſie auch wacker bewillkommt worden, raunte
der Hauptmann den Seinigen zu. Die Hunde ſollen manchen
Blutstropfen verlieren, ehe ſie den Wolf in ſeinem Lager packen.
Die Mündungen der Piſtolen waren wieder nach dem Ein=
gang
gerichtet, durch welchen der Sternenhimmel leuchtete. Doch
kein Angreifender war zu ſehen. Die Eingeſchloſſenen überließen
ſich ſchon faſt der Hoffnung, daß der ſchlimme Empfang von
weiteren Angriffen abgeſchreckt haben werde, als zu ihrer Ver=
wunderung
ein kleines Fäßchen, an deſſen Seite eine Lunte
glimmte, mit zunehmender Schnelligkeit den abſchüſſigen Gang
herab mitten unter ſie rollte.
Teufek! ſchrie Eiſenherz. Herrlich ausgeſonnen! Zurück
oder das Pulper zerſchmettert uns!
Leuthold, der in hölliger Geiſtesabweſenheit ſich an die
Mauer gelehnt hatte, war durch das Getümmel der in der Enge
ſich drängenden Flüchtlinge zu ſich ſelbſt gekommen. Das Fäß=
chen
mit ſeinem todbringenden Inhalt lag zu ſeinen Füßen.
Ruhig, als hätte er keinen Begriff von der Größe der Gefahr,

bückte er ſich, riß die faſt zu Ende gebrannte Lunte heraus und
zertrat ſie am Boden.
Wacker, mein! ſprach Eiſenherz, welcher Leutholds Geiſtes=
gegenwart
mit Erſtaunen bemerkt hatie, trat herzu und klopfte
ihm auf die Schulter. Bleibet! rief er den andern zu, die Ge=
jahr
iſt vorüber.
Ein Hagel von Kugeln und brennende Pechkränze, welche
in bedrohlicher Nähe bei dem verderbenſchwangeren Fäßchen
niederfielen, brachte ihn zu einem anderen Entſchluß. Mit Todes=
röcheln
ſchlug zugleich einer der Räuber auf den Boden, und er
ſelbſt fühlte einen Streifſchuß am Arm.
Zieht Euch zurück! gebot er mit verhaltenem Ingrimm.
Langſam und als der letzte, den Blick ſtets rückwärts gewendet,
ſchritt er zurück und zog Leuthold mit ſich fort. Als er in dem
Gewölbe angekommen war, ließ er den in den übrigen Gängen
aufgeſtellten Räubern denſelben Befehl erteilen und hierauf mit
größter Schnelligkeit die inneren Eingangstüren mit ſchweren
Gerätſchaften verrammeln. Dann trat er in die Mitte und über=
ſchaute
mit blitzenden Augen den Kreis ſeiner Genoſſen, welcher
um einige der Tapferſten verringert war. Trotz der bedenklichen
Lage, worin er ſich mit den Seinigen befand, war ſein Mund
dech noch immer zu dem übermütigen Hohnlächeln verzogen,
welches ſehr geeignet war, den Furchtſameren Mut einzuflößen.
Ich will Eure Meinung hören redete er die um ihn Ge=
ſcharten
an, dann will ich Euch die meinige ſagen.
Es entſtand eine kurze, dem Drange des Augenblicks ange=
meſſene
Beratung. Die meiſten ſtimmten für einen mutigen Aus=
fall
: Leuthold ſtand dabei, als ſei ſein Los nicht mit dem der
übrigen Genoſſenſchaft verknüpft.
Das Räuberhaupt hörte ſie ruhig an und ſprach dann mit
ruhiger Entſchloſſenheit:
Wir brechen durch. Ein jeder ſorge für ſeine eigene Haut
und ſchlage den Weg ein, der ihm der beſte ſcheint. Am Mönchs=
born
kommen wir wieder zuſammen. Schließe Dich dicht am
meine Seite, Leuthold. Niemand wagte einen Widerſpruch;
ſelbſt der Flickmichel ergriff mit ſchlotternden Händen ein Paar
Piſtolen, und der Schalk taumelte, dem letzten Stadium der
Trunkenheit nahe, einen Säbel hoch über ſeinem Kopfe ſchwen=
kend
, in die zum verzweifelten Angriff dicht aneinander ge=
drängte
Schar ſeiner Kameraden.
Ein Donner, als ſchlüge der Blitz in die Quadermauern des
Gewölbes, bannte eines jeden Schritte.
Ein leerer Schreckſchuß! Das Pulverfaß iſt ohne Schaden
aufgeflogen! rief Eiſenherz mit ſeiner gewöhnlichen Kälte. Zu=
gleich
riß er die Türe auf und fuhr überraſcht zurück. Ein dicker,
en Atem raubender Qualm, von blauen Schwefelflamwen durch=
zuckt
, ſchlug ihm praſſelnd entgegen, und er warf ſchnell die Türe
wieder zu.
Sie ſtehlen der Hölle ihre Flammen, um uns lebendig zu
braten, murmelte er grimmig und wandte ſich darauf mit er=
höhter
Stimme zu ſeinen Leuten:
Wer füchtet ſich, ſolange ich noch an Eurer Spitze bin?
Folget mir!
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donuterstag, den 6. Dezember 1923.

Nummer 337

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Darmſtadt, den 5. Dez. 1923.
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