Darmstädter Tagblatt 1923


05. Dezember 1923

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Dezember 74 Pfennia und 6. Pfennig
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 336
Mittwoch, den 5. Dezember 1923
186. Jahrgang

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Konfurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankionto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalbani.

Dr. Maxx ſtellt ſein Kabinett dem Reichstag vor.
ſtgegennahme einer Regierungserklärung. Das Programm der neuen Regierung: Nicht Worte ſoll das deutſche
hören, ſonden Togten ſehen.EinAppellon die Volksvertreter. DasKakinet fordertein Ermächtigungegeſet.

Die Kanzſerrede.

(Vonunſerer Berliner Redaktion.)
Wer die Geſchichte der letzten Kabinettskriſe auch nur einiger=
.Men kennt, der weiß, daß von der Antrittsrede des neuen
9 netts irgendwelche Ueberraſchungen nicht zu er=
ten
waren. Dieſe Vorausſage hat ſich erfüllt. Die Re=
grungserklärung
war einfache Hausmannskoſt für den
Auden Menſchenverſtand, abſeits von aller Phraſeologie aber
lich, aufrichtig und nüchtern, und wenn der
Achstag noch irgendwelchen Sinn für Tatſachen hätte, wenn
1 nicht über ſeiner politiſchen Hyſterie die Empfindung für
A andere verloren gegangen wäre, dann müßte er gegenüber
eindringlichen Sprache des Kabinetts einſehen, daß er nur
die einzige Pflicht hat, ſich ſelbſt auszuſchalten, um nicht
Arnd als Hemmklotz der Geſundung des Staates ent=
An zu arbeiten.
Nicht ohne Abſicht hat der Reichskanzer bei jeder Ge=
iheit
darauf hingewieſen, daß er eigentlich nur das Erbe
Regierung Streſemann iſt. Er hat ſeinem Amts=
änger
den Dank für ſeine Tätigkeit und für die Uebernahme
A Auswärtigen ausgeſprochen. Er hat auf jedes Eingehen auf
auswärtige Politik verzichtet unter dem Hinweis, auf die
Men Dr. Streſemanus. Er hat auch ſonſt auf die Vorlegung
s eigenen Programms verzichtet mit dem ausdrücklichen Hin=
darauf
, daß die gegenwärtige Regierung ſich
Hihrer grundſätzlichen Einſtellung nicht von
vorigen unterſcheidet, wobei zwiſchen den Zeilen
di lich genug der Vorwurf gegen den Reichstag her=
zulefen
war, daß lediglich durch die deſtruktiven Tendenzen
rhalb einiger Parteien die letzte Kriſe eutſtanden iſt, deren
Febnis eigentlich nur darin beſtand, daß=das alte= Ka=
ett
und die alte Politik einen neuen Kopf
ommen hat. Auch ſoweit die wirtſchaftlichen und finan=
en
Nöte in Frage kommen, hat Herr Dr. Marx auf die ſrühere
e des Finanzminiſters verwieſen. Er iſt aber hier von ſeiner
tik inſofern abgewichen, als er ſich für verpflichtet fühlte, dem
Aichstag gerade wegen der Finanzlage noch einmal
ſtlich ins Gewiſſen zureden. Er machte dem Par=
ent
den Vorwurf, daß durch Verzögerung der Regierungs=
Aung unerſetzliche Tage verloren gegangen ſind, daß es ſich
infolgedeſſen nicht mehr um Monate oder Wochen, ſondern
uoch um Tage handeln kann, in denen es ſich zeigen muß, ob
ielingt, den drohenden völligen Verfall im letzten Augenblick
vermeiden. Daß er dabei dieſelben Worte wiederholte, die
Streſemann zur Charakteriſierung unſerer Lage brauchte und
ausdrücklich als troſtlos bezeichnete, eine Kennzeichnung, die
damaligen Kanzler vielfach verdacht worden iſt, obwohl kein
eifel darüber beſtehen kann, daß ſie richtig war und daß es
einmal notwendig war, die Wahrheit auszuſprechen, zeigt
tich geung, wie ſehr auf des Meſſers Schneide
Dinge heute ſtehen.
Nur auf drei Fragen iſt Herr Dr. Marx etwas näher einge=
gen
. Er hat ſie aus dem Geſamtkomplex der Probleme, vor
Ache die neue Regierung geſtellt iſt, gewiſſermaßen herausge=
fen
, um aus dieſen heraus Stichproben für ſeine Abſichten
Ageben. Da iſt zunächſt das Verhältnis, zu Bayern,
zei er ſich nicht ohne Abſicht auf Aeußerungen des ehemaligen
zlers beruft, um die Notwendigkeit einer Neuregelung der
iehungen zwiſchen dem Reich und den Einzelſtaaten nachzu=
ſen
und anzukündigen, daß er ſich möglichſt bald mit den in
racht kommenden Regierungen in Verhandlungen einlaſſen
Die zweite Frage, der militäriſche Ausnahmezu=
ud
, iſt eine Frage, auf die begreiflicher Weiſe die Sozialdemo=
ten
beſonderen Wert legten. Was ſie hier aber zu hören be=
len
, war für ſie nicht allzu erfreulich. Der Kanzler hält daran
daß die augenblickliche Ruhe im weſentlichen eine Folge des
Snahniezuſtandes iſt und daß er deshalb vorläufig nicht daran
ken kann, irgendwelche Aenderungen eintreten zu laſſen. Für
e unbeſtimmte Zukunft hat er ſorgfältige Prüfungen inſoweit
iſchränkungen und Erleichterung eintreten können, in Aus=
t
geſtellt.
Und endlich die beſetzten Gebiete. Hier begnügt ſich
Marx, der dort ja heimatberechtigt iſt, auf die kurze Erklär=
3, daß die Regierung gegenüber den Trennungsverſuchen an
Zugehörigkeit des Rhein= und Ruhrgebietes zum Reich und
den Ländern feſthält und alles tun werde, um die unendlichen
den der Bevölkerung zu erleichtern. Als allgemeine
chtlinie legte ſich der Kanzler darauf feſt, daß er weder
gen rechts noch gegen links regieren werde, ſon=
in
gegen alle diejenigen, die dem deutſchen Volke die Einheit
tben wollen.
Daß er aber mit dieſer Rede beſondere moräliſche Eroberun=
gemacht
hat, wird er ſelbſt nicht glauben. Er hat es vermut=
1) auch garnicht gewollt. Seine Abſicht war offenbar, dem
ichstag und dem deutſchen Volke zu zeigen, wie die Verhält=
ſe
liegen und es dann dem Reichstag zu überlaſſen, daraus die
Ugerungen zu ziehen. Er hat es für nötig gehalten, an das
lichtgefühl und die Vaterlandsliebe der deutſchen Volksvertre=
zu
appellieren. Wirkungsvoller wäre es geweſen, wenn er
S Aufklärungsdekret auf den Tiſch des Hauſes nieder=
legt
hätte. Er würde dann vielleicht weniger Mühe gehabt
ben, in endloſe Verhandlungen mit den Parteien zu einer Klar=
it
zu kommen, nach der er jetzt auch über den Schluß der Sitz:
ig hinaus noch ringen mußte. Die Sozialdemokraten
öchten die Auflöſung vermeiden, möchten aber auch
S Ermächtigungsgeſetz nicht ſchlucken und win=
en
ſich zwiſchen den beiden Schwierigkeiten
indurch, in der Hoffnung, daß irgend jemand die erlöſende
ormel findet, die Regierung und Reichstag aus allen Verlegen=
eiten
befreit.

Die Regierungserklärung.
* Berlin, 4. Dez. (Eigener Bericht.)
Reichskanzler Marx, Innenminiſter Jarres, Außen=
miniſter
Dr. Streſemann, Wehrminiſter Geßler, Finanz=
miniſter
Luther, Wirtſchaftsminiſter Hamm, Juſtizminiſter
Emminger, Arbeitsminiſter Brauns, Ernährungsminiſter
Graf Kanitz, Poſtminiſter Hoefle.
Das Haus iſt gut beſetzt. Die Tribünen ſind überfüllt. Auf
der Tagesordnung ſteht als erſter Punkt die Entgegen=
nahme
einer Erklärung der Reichsregierung.
Der zweite Punkt der Tgesordnung, die erſte und zweite Be=
ratung
des Ermächtigungsgeſetzes, wird von
der Tagesordnung abgeſetzt. Der Geſetzentwurf ſoll
erſt morgen behandelt werden.
Darauf erhält ſofort
Reichskanzler Marx
das Wort, der von den Kommuniſten mit dem Zuruf: Hand=
langer
des Herrn von Seeckt! begrüßt wird. Reichskanzler
Marx ſtellt das neue Kabinett vor. Die Namen der
neuen Kabinettsmitglieder ſind bekannt. Mit der Wahrnehmung
der Geſchäfte für das Viederaufbauminiſterium
iſt der Staatsſekretär Müller beauftragt. Eine Be=
ſetzung
für das Miniſterium für die beſetzten Ge=
biete
hat einſtweilen noch nicht ſtattgefunden. Vorläufig wird
es vom Poſtminiſter Dr. Hoefle verwaltet. Der
Kanzler begrüßt es mit beſonderem Dank, daß Herr
Streſemann ſich bereit gefunden hat, das Amt
des Außenminiſters zu übernehmen. Es iſt, ſo er=
klärt
er, dadurch die Stetigkeit der auswärtigen
olitik, wie ſie in hohem Maß= wünſchenswert iſt, ge=
ſichert
. Der Neichskanzler ſpricht dem Außenminiſter für ſeine
erfolgreiche und für das deutſche Volk bedeutungsvolle Tätigkeit
als Chef des letzten Kabinetts den allerherzlichſten Dank aus.
Beifall.) Der Kanzler dankt weiter dem Miniſter Fuchs, der
für das beſetzte Gebiet Hervorragendes geleiſtet habe. Leider
hat zum Schoden des Deutſchen Reiches und Volkes die durch
den Reichstagsbeſchluß vom 22. November hervorgerufene Kriſe
weit länger gedauert, als es wünſchenswert ge=
weſen
wäre. Er wolle nicht unterſuchen, wen die Schuld an
dieſer Regierungskriſe treffe. Angeſichts der geradezu fürchter=
lichen
politiſchen und finanziellen Lage unſeres Vaterlandes ſei
es die wichtigſte und ſelbſtverſtändliche Pflicht eines
jeden, der in Partei und öffentlichem Leben ſtehe, vor allem
aber auch eine Pflicht der Regierung, alles zurück=
zuſtellen
, wasirgendwie geeignet iſt, die leider
ſchon allzu großen Gegenſätze in unſerem Volk
zu vertiefen. (Zuſtimmung.)
Der Reichskanzler fährt dann fort: Mein Kampf geht
weder gegen rechts noch gegen links, ſondern gegen alle die=
jenigen
, die dem deutſchen Volk mit Gewalt und Liſt das letzte
rauben wollen, was uns geblieben iſt: die Einheit der Nation.
(Lebhaſter Beiſall.)
Ich halte es deshalb für das dringendſte Gebot der Stunde,
alles zu verſuchen, um beſtehende Gegenſätze auszugleichen und
das Hervortreten neuer zu vermeiden. Die ganze Kraft der poli=
tiſchen
Parteien muß darauf gerichtet ſein, unfer Volk und unſer
Vaterland aus dem tiefen Abgrund wirtſchaftlichen und finan=
ziellen
Verfalls, in den wir durch den unglücklichen Ausgang des
Weltkrieges geſtürzt ſind, wieder herauszuheben und zu retten.
(Zuſtimmung.) Der Kanzler erinnert daran, daß Dr. Streſe=
mann
in ſeiner letzten Rede unſere Lage geradezu troſtlos ge=
nannt
habe. Er ſei deshalb von verſchiedenen Zeitungen kriti=
ſiert
worden, und dennoch habe er vollkommen richtig geſprochen.
Das deutſche Volk in allen ſeinen Teilen muß und ſoll es wviſſen
und muß immer mehr von der Ueberzeugung durchdrungen wer=
den
, daß wir mit unſeren wirtſchaftlichen und
finanziellen Kräften tatſächlich am Ende ſind.
Daß vieles, was uns ſchön und gut und wüinſchenswvert, vielleicht
ſogar notwendig erſcheint, ja, was uns geradezu eine Herzens=
ſache
, war, dennoch zurückgeſtellt werden muß angeſichts der
ſchwierigen Lage unſerer Finanzen, deren Stand uns auf die
Alternative hinweiſt:
Was iſt wichtiger und wertvoller: das nackte Leben des
deutſchen Volkes oder eine vorläufige Befriedigung, ein an=
erkennenswertes
Bedürfnis mit dem baldigen völligen
Zuſammenbruch mit Hunger und Chaos im Gefolge?
(Zuſtimmung.) Der Reichskanzler erinnert an die Aeußerungen
des Finanzminiſters, die den geradezu kataſtrophalen
Stand unſerer Finanzen dargelegt haben, und fügt
hinzu: In der Finanzfrage ſieht ſich die Regierung vor
eine Aufgabe von einer vielleicht in der Welt=
geſchichte
nie dageweſenen Schwierigkeit geſtellt.
Die Verzögerung der Regierungsbildung hat unerſetzliche Tage
verſtreichen laſſen. Eine ſehr weſentliche Erhöhung der
Einnahmen, die planvoll vorbereitet war, muß ſofort
in die Tatumgeſetzt werden. Nicht minder müſſen alle
bereits ergriffenen und noch zu ergreifenden Maßnahmen zur
Beſchränkung der Ausgaben mit einem ſolchen Nach=
druck
angefaßt werden, daß alle entgegenſtehenden Sonderinter=
eſſen
rückſichtslos überwunden werden. Es iſt außerordentlich
bemerkenswert, daß trotz der ununterbrochenen Hinweiſe von
Regierungsſeite auf den unerhörten Ernſt der Finanzlage es
immer noch Bevölkerungskreiſe gibt, die gegen
Steuerbelaſtungen und Ausgabebeſchränkun=
gen
Einwäude erheben, die aus dem Arſenal eines
einigermaßen normalen Staatsweſens entnommen ſind.
Die Bevölkerung muß endlich in ihrer Geſamtheit davon
durchdrungen werden, daß, wenn nicht Volk und Reich in
den hoffnungsloſen Strudel der Vernichtung verſinken ſollen,
jetzt die Stunde größter Opfer gekommen iſt.

Daß dabei gleichzeitig zur Ueberwindung der furcht=
baren
Erwerbsloſigkeit die Wirtſchaft wieder in Gang
gebracht werden muß, macht die gagze Sachlage noch überaus
ſchwieriger. Die Negierung wird ihr Aeußerſtes tun, um der
Schwierigkeiten Herr zu werden. Sie kann dies aber nur, wenn
ſie auf volles Verſtändnis für die Geſamtlage überall im Volke
ſtößt. Es kann jetzt begriffen werden und es muß jetzt begriffen
werden, daß im Finanzproblem für uns die Frage über Sein
oder Nichtſein liegt. Bei dieſem Sachverhalt will es mir neben=
ſächlich
oder überflüſſig erſcheinen, hier eine län=
gere
Rede über ein Programm. zu halten, das
die Regierung demnächſt durchzuführen beabſichtigt. Die Zeit
iſt für uns zu koſtbar, daß wir ſie mit langen Erörterungen zu=
bringen
dürfen, da die allgemeine Not immer drückender wird.
Nicht Worte ſoll das deutſche Bolk hören, ſondern Taten ſehen.
Dazu kommt, daß über die Einzelheiten der äußeren und inneren
Politik in verſchiedenen Neden der letzten Negierung Darlegun=
gen
erfolgt ſind. Es dürfte ſich erübrigen, das jetzt nochmals
zu tun, zumal, da die gegenwärtige Regierung ſich
in ihren grundſätzlichen Einſtellungen nicht
von der vorherigen unterſcheidet.
Eutſcheidend für das Verhalten der Regierung muß die
geradezu kataſtrophale Lage unſerer wirtſchaftlichen und
unſerer finanziellen Verhältniſſe ſein. Es iſt eine Lebens=
frage
für Reich und Volk, hier die richtigen Mittel und Wege
zit finden, die zur Rettung und Beſſerung führen. Als einen
ſolchen Weg glaubt die Regierung ein Ermächtigungsgeſetz
auſehen zu ſollen, das ihr in ausreichendem Maße die Mög=
lichkeit
gewährt, mit durch die Zwangslage erforderlichen
Schnelligkeit diejenigen Maßnahmen zu treffen, die ſie nach
pflichtgemäßem Ermeſſen und genaueſter Prüfung der Ver=
hättniſſe
für erforderlich und zweckmäßig hält, das gewünſchte
Ziel zu erreichen.
(Beifall.) Die Regierung iſt der Meinung, daß augeſichts der
gegenwärtigen Verhältniſſe lang währende Verhand=
lungen
im Reichstag, wvie ſie die Beratung einſchneidender,
wirtſchaftlicher und finanzieller Geſetze erfordern würde, nicht
wünſchenswert, ja geradezu unerträglich er=
ſcheinen
. Es iſt nur noch eine Frage von Tagen, ob uns noch
in letzten Augenblick die Rettung vor dem drohenden Verfall
gelingt. Beim Ermächtigungsgeſetz kommen in erſter
Linie Verordnungen überſteuerliche Maßnahmen
in Betracht, die ſich im Nahmen der letzten Ausführungen des
Reichsfinanzminiſters Dr. Luther bewegen. Die Regierung,
ſoll aber auch im übrigen das Recht zu Maßnahmen haben, die
als drinigenide Forderung der Notlage erſcheinen. Wir appellieren
an die Vaterlandsliebe und an das Pflichtgefühfl der Volks=
vertreter
, wenn wir um außergewöhnliche Vollmachten für die
Regierung bitten, die glaubt, auf die Zuſtimmung weiter Kreiſe
der Volksvertretung rechnen zu dürfen. Es iſt überaus ſchmerz=
lich
, daß in einer Zeit, wo die Einmütigkeit, aller deutſchen
Stämme mit Rückſicht auf die Gefahren, die uns durch die
Uebermacht unſerer Gegner drohen, wünſchenswerter wäre wie
je zuvor,
das Verhältnis zwiſchen dem Reich und den einzelnen Ländern
in vielfacher Beziehung getrübt iſt. Es ſoll meine erſte und wich=
tigſte
Aufgabe ſein, in kürzeſter Zeit die Klärung des Ver=
hältniſſes
zwiſchen Reich und Ländern herbeizu=
führen
. Unter ſelbſtverſtändlicher Achtung der Beſtiumungen
der Reichsverfaſſung wird man doch in maucher Beziehung die
dielfach gewünſchte Erweiterung der Befugniſſe der
Länder zugeſtehen können.
Ich ſchließe mich darin durchaus der Erklärung an, die der
ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth, in einem Brief vom
20. Auguf: 1922 dem bayeriſchen Miniſterpräſidenten=
Graf von Lerchenfeld gegeben hat. Die Reichsregierung
ſwird nicht ohne Not von den noch nicht ausgeſchöpften Zuſtändig=
keiten
ſowie Möglichkeiten nicht ohne Zuſtimmungen des Reichs=
rats
Gebrauch ruachen und ſie iſt nicht willens, die vorigen Aufgaben
der Länder in die Verwaltung des Reiches durch neue Rechts=
mittel
oder Unterbehörden zu übernehmen. Ich beabſichtige,
uöglichſt bald die Verhandlungen mit den in erſter Linie in Be=
kracht
kommenden Ländern aufzunehmen.
In engſter Verbindung mit dieſer Frage ſteht
die Aufhebung des militäriſchen Ausnahmezuſtandes.
Angeſichts der Umſturzverſuche verbrecheriſcher Ele=
mente
zur Erreichung ihrer politiſchen Ziele, aber auch angeſichts
der Gefahren geringer Ruheſtörungen (Ladenplünderungen
uſw.) iſt die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ord=
nung
in der nächſten Zeit die wichtigſte Vorbedingung
für eine wirtſchaftliche Geſundung. Unter dieſen
Umſtänden iſt der militäriſche Ausnahmezuſtand zurzeit unent=
behrlich
. Die augenblickliche Ruhe im Reich iſt im
weſentlichen eine Folge des Ausnahmezuſtan=
Ges. Selbſtverſtändlich muß aber der Ausnahmezuſtand
ſeinem Namen entſprechend eine Ausnahme bleiben und ab=
gebaut
werden, ſobald es die Verhältniſſe erlauben. Sobald
ſich nur irgendwie eine Veranlaſſung zeigt, werde ich ſorgfältig
prüfen, ob Einſchränkungen und Erleichterungen der beſtehenden
Verordnungen herbeigeführt werden können.
Ihre beſondere Aufmerkſamkeit und tätige Fürſorge wird
die neue Regierung den beſetzten Gebieten zuwenden.
Im vollen Einvernehmen mit den Länderregierungen erklärt
die Reichsregierung, daß ſie gegenüber allen Abtrennungsver=
ſuchen
an der Zugehörigkeit des Rhein= und Nuhrgebiets zum
Reich und zu den Ländern unbedingt feſthält. Die Bevölke
rung an Rhein und Ruhr kann ſich darauf der=
laſſen
, daß wir alles zu ihren Gunſten tun wer=
den
wasnurirgendwie in der Kraft des Reiches
und des deutſchen Volkes liegt.

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Der Reichskanzler ſchließt mit der Bitte an die Volksver=
kreter
, ſich allein von dem Gedanken leiten zu laſſen:
Alles Trennende ſoll vor der Not der Stunde zurückgeſtellt
werden.
Jetzt heißt es, für des Reiches und Volkes
Wohlzuhandeln und zuarbeiten. (Lebhafte Zuſtim=
mung
, ſich immer wiederholender Beifall.)
Reichstagspräſident Locbe ſchlägt vor, die Sitzung auf
Mittwoch, 2 Uhr, zu vertagen, damit die Fraktionen zu dem Er=
mächtigungsgeſetz
Stellung nehmen können.
Abg. Graefe (deutſch=völtiſch) fragt an, ob tatſächlich ein
Antrag auf Aufhebung ſeiner Immnnität beim Reichstagspräſi=
kenten
eingegangen ſei.
Präſident Loebe verneint dies.
Die nächſte Sitzung wird darauf, eutſprechend dem Vorſchlag
des Praſidenten, auf Mittwoch feſtgeſetzt.
Schluß 4 Uhr.
Der Kampf
um das Ermächtigungsgeſetz.
Die Rede des Reichskazlers hat am Dienstag die parlamen=
tariſche
Situation nach keiner Richtung hin geklärt. Die Herren
Abgeordneten zogen ſich nach der bei ihnen üblichen Methode
zunächſt dadurch aus allen Schwierigkeiten heraus, daß ſie nach
der Ziegierungserklärung die Sitzung abbrachen und alles wei=
tere
auf den Mittwoch vertagten. Aus dem gleichen Grunde
turde das Ermächtigungsgeſetz, das im Reichsrat mit zwei
Drittel=Mehrheit angenommen und dann ſofort dem Reichstag
zugegangen dpar, gar nicht zur Beſprechung gebracht, ſondern
ebenfalls für die Mittwoch=Sitzung zurückgeſtellt. Was der Reichs=
kanzler
fachlich ſagte, blieb denn auch auf die Mehrheit des Par=
laments
ohne Eindruck. Die finanzielle Not, die Gefahr des
wirtſchaftlichen Zuſammenbruchs, das ſind leider Argumente, die
im deutſchen Reichstag keine Durchſchlagskraft mehr haben. Da
ſind Parteipolitiſche Erwägungen ſehr viel wichtiger und entſchei=
dender
, vielleicht ſogar materielle Geſichtspunkte, namentlich die
Frage, wie es möglich ſein wird, aus allen Schwierigkeiten her=
auszukommen
und ſich trotzdem die Diäten, ſowie die Freifahrt=
karte
weiter zu ſichern. Es iſt traurig, das ausſprechen zu müſ=
ſen
, aber mit dem Verſchweigen von Wahrheiten kommt man
tiicht weiter. Die Frageſtellung iſt doch an ſich denkbar einfach.
Die Reichsregierung braucht Freiheit für raſche Entſchlüſſe und
für ſchnelles Handeln. Gibt der Reichstag ihr die Vollmacht,
dann iſt alles gut, lehnt er ſie ab, dann muß ſich zeigen, wer in
dieſem Kampfe der Stärkere iſt. Der Reichstag weiß, daß ſo gut
wvie alle Trümpfe in den Händen der Regierung liegen, da der
Reichskanzler die Befugnis zur Auflöſung des Reichstags beſitzt.
Nun ſoll das Kunſtſtückchen fertiggebracht werden, die Tatkraft
der Regierung ſo einzuengen, daß dadurch den parteipolitiſchen
Bedenken der erſorderlichen Zweidrittelmehrheit nicht wehgetan
wird. Der Rcichstag muß aber um dieſen Preis das Recht haben,
weiter zu exiſtieren. Das ſind Erwägungen, die am Dienstag nach=
mittag
, mian kanu faſt ſagen bei allen Parteien, im Vordergrund
ſtanden. Merkwürdigerweiſe waren viele von denen, die früher
ſo heftig nach der Diktatur riefen, jetzt plötzlich, wo es Ernſt
wourde, wo die Gefahr der Reichstagsauflöſung in greifbarer
Nähe ſtand, ſehr beſorgt, daß es ein nationales Unglück bedeuten
könne, wenn der Reichstag nicht mehr beſtehe, und arbeiteten des=
halb
mit allen Kräften darauf hin, die Auflöſung zu verhindern.
Sämtliche Fraktionen zerbrachen ſich den Kopf, man ſchickte zum
Reichskanzler. Parteiführerbeſprechungen wurden eingeſchoben.
Die Fraktionen dertagten ſich, und traten wieder zuſammen, um
die Quadratur des Würfels zu löſen. Der Reichskanzler hatte
zu verſtehen gegeben, daß er zwar bereit ſei, jeden Weg zu be=
treten
, der dasſelbe Ziel erreichte, wie es im Ermächtigungsgeſetz
vorgeſehen ſei. Er erklärte aber, daß, falls die Redner der bei=
den
Oppoſitionsparteien die Ablehnung ausſprächen, er eine
Fortſetzung der Beratungen nicht abwarten, ſondern dann ſofort
mit der Auflöſung dazwiſchen fahren würde. Nun ging das
Herumprobieren erſt recht los. Da ſtießen ſich die Sozialdemo=
kraten
zunächſt an dem Wort Ermächtigungsgeſetz und ſchlugen
eine andere Ueberſchrift vor, etwa Vertagungsgeſetz, wobei ſie
ſich bereit erklärten, einer Vertagung des Reichstages bis Mitte
Februar zuzuſtimmen, wenn die Rechte des Reichstags dem
Sauptausſchuß in Verbindung mit dem Reichsrat übertragen
würden, alſo gewiſſermaßen auf Umwegen eine parlamentariſche
Kontrolle eingeſchoben würde. Andere, noch klügere, glaubten,
mit einer einfachen Vertagung des Reichstages auszukommen, in=
den
ſie der Regierung anheim gaben, in der Zwiſchenzeit mit
Hilſe des Artikels 48 zu regieren. So äußert ſich die ſozialdemo=
kratiſche
Verfaſſungstreue. Die Angſt vor der Auflöſung veran=
laßte
die Sozialdemokraten dazu, die Regierung geradezu dazu
aufzufordern, mit Hilfe der Ausnahmebeſtimmungen des Art. 18
den Beſtand der Verfaſſung zu unterhöhlen.
Derartige Vorſchläge gab es zu Dutzenden. Sie wurden
ſchließlich in einer gemeinſamen Sitzung aller Fraktionsvorſitzen=
den
dem Kanzler vorgetragen. In dieſer Beſprechung mit dem
Reichskanzler wurden die Möglichkeiten erörtert, dem Ermäch=
tigungsgeſetz
durch die Flügelparteien zur Annahme zu verhelfen.

Zum Leiter der Preſſeſtelle der Reichsregierung
wurde der Direktor der Germania, Dr. Karl Spiecker, ernannt.
Der bisherige Leiter der Preſſeſtelle, Miniſterialdirektor Kalle, übergab
ſeinem Nachfolger die Dienſtgeſchäfte.
Das Abkommen zwiſchen dem Zechenverband und den
Bergarbeiterverbänden über eine Verlängerung der Arbeits=
zeit
im Ruhrbergbau wurde von den chriſtlichen Gewerkſchaften
abgelehnt.
Der Matin meldet aus Stuaßburg, daß am 17. Dezewber dem
Landesrat ein Geſetzentwurf unterbreitet werden wird, durch den das
Generalkommiſſariat für Elſaß=Lothringen ab 1. 7.
nächſten Jahres aufgehoben wird.
Die Reparationskommiſſion trat geſtern nachmittag zu ihrer be=
kannten
Dienstags=Sitzung zuſammen, in der nur laufende Angelegen=
heiten
auf der Tagesordnung ſtanden.
Am 19. Dezember tritt unter dem Vorſitz von Branting der
Völkerbundsrat zu einer Sitzung zuſammen.
Dem Petit Pariſien wird aus Rom gemeldet, in gewiſſen religiö=
ſen
Kreiſen verſichere man, daß in dem Geheimkonſiſtorium,
das am 20. Dezember abgehalten werde, der Papſt in einer wichtigen
Anſprache die Einberufung des großen Konzils ankündi=
gen
werde, das 1926 oder 1928 in Rom ſtattfinden und mehr als 2000
Biſchöfe in der italieniſchen Hauptſtadt vereinigen ſolle. Es werde ſich
um das erſte ökumeniſche Konzil ſeit 1870 handeln.
Amtlicher Oollarkurs 4 210 500 000000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Die Deutſchnazionalen betonten dabei von neuem: wir verlangen
nach baldigen Neuwahlen. Von ſozialdemokratiſcher Seite wurde
noch angeregt, in das Ermächtigungsgeſetz die Beſtimmung ein=
zufügen
, daß die auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes zu er=
laſſenden
Verordnungen von der vorherigen Zuſtimmung eines
Reichstagsausſchuſſes abhängig gemacht werden.
Im Anſchluß an dieſe Beſprechung trat das Reichskabinett zu
einer Sitzung zuſammen. Auch die Sozialdemokraten verſammel=
ten
ſich heute abend, während die übrigen Fraktionen erſt im
Laufe des Mittwoch=Vormittag, Stellung dazu nehmen werden.
Die Deutſche Volkspartei hatte bereits vor der Parteiführer=
beſprechung
in ihrer Fraktionsſitzung die Frage des Ermächti=
gungsgeſetzes
behandelt. Die Meinung in der Fraktion geht
dahin, daß namentlich mit Rückſicht auf die Lage im beſetzten Ge=
bict
eine Reichstagsauflöſung möglichſt vermieden werden ſolle.
Fraktionsſitzungen und Parteiführer=
beſprechungen
über das Ermächtigungsgeſetz.
* Berlin 4. Dez. (Priv.=Tel.) Nach Schluß der Plenar=
ſitzung
des Reichstages traten die meiſten Fraktionen zuſammen,
um die Frage des Ermächtigungsgeſetzes noch einmal zu erörtern.
Die Deutſchnationalen vertagten die Entſcheidung auf Mitttvoch,
uni erſt das Ergebnis der Parteiführerbeſprechung beim Reichs=
kanzler
abzuwarten. Die Meinung der deutſchnationalen Frak=
tion
geht dahin, daß zweifellos eine Verfaſſungsänderung vor=
liege
und daß daher die Entſcheidung bei den Sozialdemokraten
liege, weil ſonſt eine Zwei=Drittel=Mehrheit des Reichstages
nicht zu erreichen wäre. Die Sozialdemokraten, die in der Vor=
ſitzung
zu einer Ablehnung des Ermächtigungsgeſetzes gekomimen
waren, unterzogen ihre Stellungnahme einer Nachprüfung, faß=
ten
aber ebenfalls noch keinen Beſchluß. Die Parteien der
Arbeitsgemeinſchaft (Zentrum, Deutſche Volkspartei und Demo=
kraten
) regten eine neue Faſſung des Ermächtigungsgeſetzes an,
die es auch den Parteien der Rechten und der Linken ermöglichen
ſcll, zuzuſtimmen. Man will verſuchen, einen Ausweg dadurch
zu erreichen, daß der Regierung die Möglichkeit gegeben wird,
auf Grund der vom Kabinett Streſemann erlaſſenen außerordent=
lichen
Verordnungen die notwendigen Maßnahmen zu treffen.
Sollte es erforderlich ſein, außergewöhnliche Maßnahmen zu
treffen, ſo ſoll das Parlament entſcheidend mitwirken. Dabei
denkt man aber nicht an die umſtändliche Einberufung des Ple=
nums
, ſondern an den erweiterten Hauptausſchuß des Reichstags,
dem für dieſen Fall erweiterte Vollmachten gegeben werden könn=
ten
Quch der Reichsrat würde bei der Regelunn dieſer Dinge
mitſpirten. Die Angelegenheit ſoll in einer Parteiführerbeſpre=
chung
keim Reichskanzler erörtert und möglich;t bald zur Eni=
ſcheidung
gebracht werden. An dieſer Beſprechung nehmen alle
Partcien mit Ausnahme der Kommuniſten teil.
* Berlin, 5. Dez. (Priv.=Tel.) Eine Kabinetsſitzung, die
im Anſchluß an die geſtrigen Beſprechungen mit den Partei=
führern
ſtattfand, endete damit, daß ſich das Kabinett gemäß dem
Vorſchlag der bürgerlichen Mittelparteien mit der Einſetzung
eines Ueberwachungsausſchuſſes im Ermächtigungs=
geſetz
einverſtanden erklären will unter der Vorausſetzung, daß
dieſer Ausſchuß nach dem Antrag der bürgerlichen Mittelparteien
nur eine beratende Stimme haben ſoll, nicht aber das von den
Sozialdemokraten geforderte Vetorecht erhalten ſoll.

Das Ermächtigungsgeſetz
Reichskanzler und Reichsrat.
Berlin, 4. Dez. Der Reichsrat trat heute vort
zu einer öffentlichen Vollſitzung zuſammen, während de
Reichskanzler Marx dem Reichsrat vorſtellte und ſein
danken über das Zuſammenarbeiten der Reichsregierun
den Ländern und dem Reichsrat kurz darlegte. Er verſi
daß es ſein ernſtes Beſtreben ſein werde, mit den Vert
der Länder in allerengſter Beziehung zu bleiben. Meinung
ſchiedenheiten zwiſchen dem Reich und den Ländern, u
die nicht nach allen Richtungen hin gut ausgebildete. Ai
Verfaſſung mit ſich bringe, könnten nur durch gegenſeitiges
trauen und gegenſeitige Verſtändigung erledigt werden,
nicht das Ganze und Einzelne Schaden leiden ſollen. Sein
ſterbungen würden immer von dem Gedanken getragen ſein
zwiſchen dem Reich und den Ländern ein warmes und herz
Vertrauensverhältnis beſtehen ſoll; er werde in diefem Beſt
alles hintanzuhalten und aus dem Wege zu räumen verſ
was irgendwie das Verhältnis zwiſchen dem Reich und den
dern derſchlechtern und nicht zu dem machen würde, was
ſtrebe. Der Reichskanzler bat ſchließlich dringend, auch
gegenüber volles Vertrauen an den Tag zu legen.
Der preußiſche Staats’ekretär Weißmann dankte dem R
kanzler für ſeine Worte und verſicherte, der Reichsrat wiſſe
daß der Reichskanzler nur durch ſeine Vaterlandsliebe t
laßt wurde, in dieſem Augenblick ſchwerſter Not die unge
Verantwortung ſeines Amtes auf ſich zu laden. Weißman
grüßte insbeſondere die Worte über die volle und innige
ſammenarbeit mit den Ländern und erwiderte im Namer
Reichsrats das Vertrauen, das der Reichskanzler den Lär
gegenüber ausgeſprochen habe. Hierg; begann unter Aust
der Oeffentlichkeit die Beratung der Tagesordnung mit den
mächtigungsgeſetz.
Das Ermächtigungsgeſetz vom Reichsrat angenom ſpe
Berlin, 4. Dez. Der Reichsrat hat des Erm
tigungsgeſetz mit 45 gegen 9 Stimmen, alſo
der erforderlichen Zweidrittelmehrheit, ar
nommen. Er fügte dabei mit Zuſtinmung der Reichst
rung die Aenderung ein, daß ebenſo wie der Reichstag auc
Reichsrat berechtigt ſein ſoll, die Aufhebung von Verordnu
zu verlangen, die auf dem Wege des Ermächtigungsgeſetze
laſſen worden ſind. Gegen das Ermächtigungsgeſetz ſtin
die Vertreter Sachſens, Braunſchweigs und der preuß
Rheinprovinz. Der Stimme enthielt ſich Thüringen. Be
ſtimmte gleichfalls nicht ab, behielt ſich aber vor, ſeine St
abgabe im Protokoll nachzutragen.
HU. Berlin, 4. Dez. In der Parteiführerbeſprechun
dem Reichskanzler wurden die Möglichkeiten erörtert, dem
mächtigungsgeſetz durch Aenderung ſeiner Faſſung auch
Flügeiparteien zur Annahme zu verhelfen. Die Deutſchn
nalen betonten dabei von neuem: wir verlangen nach bali
Neuwahlen. Von ſozialdemokratiſcher Seite wurde angereg
das Ermöchtigungsgeſetz die Beſtimmung einzufügen, daß die
Grund des Ermächtigungsgeſetzes zu erlaſſenden Verordnu
von der vorherigen Zuſtimmung eines Reichstagsausſchuſſes
hängig gemacht werden. Im Anſchluß an dieſe Beſprechung
von 6 bis ½8 Uhr dauerte, trat das Reichskabinett zu
Sitzung zuſammen, in der zu den verſchiedenen Anregungen
Parteien Stellung genommen wurde. Auch die ſozialdemokra=
Reichstagsfraktion verſammelte ſich noch heute abend, wäh
die übtigen Fraktionen erſt im Lanfe des Mittwooch=Voxmit
Stell ing nehmen werden.
Zuſtiimmung der Sozialdemokraten zun
Ermächtigungsgeſetz.
* Berlin, 5. Dez. (Priv.=Tel.) Die ſozialdemokrat
Reichstagsfraktion beſchloß in ihrer Sitzung am Dienstag al
mit 74 gegen 55 Stimmen, das Ermächtigungsgeſetz in der ſole
den Koalitionsparteien der Reichsregierung vorgeſchlagenen I9
ſung anzunehmen. Danach ſoll vor dem Erlaß von Verordnut /
auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes ein Ausſchuß des Re
tags angehört werden, ohne daß er aber ein Einſpruchsrecht
Reichsregierung und beſetztes Gebiet.
Berlin, 4. Dez. Das Reichskabinett hat ſich geſtern
heute in einem beſonderen Ausſchuß mit der Frage des beſt
Gebietes beſchäftigt. In dieſem Sonderausſchuß wurden u
Zuziehung von Mitgliedern des preußiſchen Kabinetts die
das beſetzte Gebiet wichtigſten Fragen, wie Währungs=, Fin=
und Ernährungsfrage, Erwerbsloſenfürſorge, Beſatzungskof
Fürſorgemaßnahmen und Entſchädigungsfragen eingehend
tert. Die von dem Ausſchuß gefaßten Beſchlüſſe ſollen
Grundlage für die Beſchlüſſe des Kabinetts bilden.

Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Dienstag, den 4. Dezember.
König Nicolo.
Schaufpiel von Frank Wedekind.
Die Melodie der Schwermut zieht durch dieſe Szenen=
ſolge
Wedekinds. Der König wird des Thrones beraubt
und zieht wie ein Landſtreicher mit ſeiner Tochter durch die Welt.
Der Bauer, dem er als Knecht ſich anbietet, wird ihm Herr und
Schickſal. Auf der nächtlichen Elends=Kirchweih der Gaukler und
Komödianten wirbt er als Schauſpieler um Brot und Stelle,
Durch des neuen Königs Gnade wird er Hofnarr an ſeinem
eigenen Thron. . . So iſt das Leben. Vergänglich iſt alles
äußere Glück. Wedekind klagt es, und er klagt es in Tönen,
die an das Herz rühren; in Tönen, die die Zufriedenheit letzten
Endes nur in der eigenen Bruſt finden laſſen.
Walter Kuliſch umkleidete die Geſtalt des Königs mit
einem ſo echten Ausdruck tragiſcher Schwermut, daß ſeinem
Schickſal die innere Teilnahme genommen wurde. Es wächſt die=
ſer
Künſtler immer ſtärker in reife Leiſtungen rragiſcher Geſtal=
tung
hinein, und König Nicolo gehört zu ſeinen in ſchönſter
Harmonie geſchloſſenen Schöpfungen.
Frau Fritta Brod hat zwiſchen Berlin und Darmſtadt der
Deutſchen Bühne Geſtalten von dauernder Bedeutung geſchenkt.
In ihres Gatten Kornfeld Verführung gab, ſie die
erſte vollendete Schöpfung expreſſioniſtiſcher Darſtellungskunſt,
und wußte zu ſterben, wie es ergreifender kaum der Pawloivna
Sterbende Schwan tat. In Tagores König der dunk=
len
Kammer ſtand ſie in entzückender Schönheit auf dem
ſielbernen Turm. Ihr Spiel iſt nicht auf ſtarke Dramatik, ſondern
auf Linie und Ton geſtellt. So wirkte ſie auch geſtern überaus
reisvoll i dem Gaukelſpiel vor dem neuen König.
Als Letzter erſchien an Stelle des Herrn Max Schütz, der
inzwiſchen leider von der Bühne Abſchied genommen hat, Ger=
hard
Ritter und zeigte in nüanciertem Spiel, daß durch ein
Piano des Tones ſich ſtärkere Wirkung erzielen läßt als in dem
ſonſt oft angewandten Forte. Voll ſaftigen Lebens war Hans

traten die Herren Jürgas, Langheinz und Schneider,
Peter Suhrkamps verſtändnisvolle Leitnng gab dem
piele Ton und Haltung.

Konzert.

N. Im Vortragsraum Kunſt und Keramik, der für intime
Kunſt ſich beſonders gut eignet, gaben Göſta Andreaſſon
(Violine) und Guſtav Beck (Klavier) einen Sonatenabend, der
für den Hörer einen reinen Genuß darſtellte. Der Saal war
vollbeſetzt und das Publikum erlebte bei dem ausgezeichneten
Vortrag der beiden Künſtler die Werke wahrhaft mit, wozu auch
die Verdunkelung des Raumes beitrug.
Die E=Dur=Sonate von Bach machte den Anfang, die flie=
ßendſte
und hellſte der ſechs Sonaten für Violine und Klavier,
Sie zeigt noch ganz die Form der italieniſchen Kirchenſonate,
zwei Satzpaare langſam=ſchnell, im Inhalt aber echt Bachſche Kon=
zeutration
. Strittig iſt die Frage, ob der Klavierſatz, der in
manchen Teilen zweiſtimmig und dünn im Klang iſt, harmoniſch
vervollſtändigt werden muß. Der Umſtand, daß dies Bach in
mehreren Sonaten ſtreckenweiſe ausdrücklich verlangt, und der
im Gegenſatz zu Händels Sonaten zuweilen aufallend leere Satz
ſcheint mir dies zu beweiſen, und es fehlte mir an einzelnen
Stellen eine ſolche Ergänzung durchaus. Im Vortrag waren
alle Teile gegeneinander aufs ſorgfältigſte abgewogen, alles
fein durchdacht.
Schuberts großes A=Dur=Duo, eine freie Sonate, wirkt da=
gegen
ganz befonders wohltönend. Das herrliche Werk, deſſen
Aufbau nicht immer ganz klar bleibt und deſſen Uebergänge oft
ſtark überraſchen, wird mit Unrecht in Haus und Konzert ſo ſehr
verrachläſſigt. Denn trotz äußerer Schwächen iſt der Inhalt
ſo lebenswarm, phantaſievoll und blühend, daß man ſich willig=
dieſer
herrlichen Poeſie hingibt.
Brahms ſchloß mit ſeiner breiten, großartigen D=Moſl=
Sonate ab, ehern, kraftvoll reſigniert und mannhaft. Herr
Andreaſſon verlieh den Werken ſtarke Geſtaltung und wunder=
vollen
Klang. Uleber techniſche Schwierigkeiten völlig erhaben,
gab er jeder Sonate die ihr eigene Farbe, trug er jeden Meiſter
aus deſſen ureigenſtem Weſen heraus vor. Sein wundervoller
Ton kam in ſeiner Farbenfreudigkeit beſonders Schubert, in ſei=
ner
breiten Größe beſonders Brahms zugute, während uns bei
Bach in den langſamen Teilen die Klangfülle durch das ſtarke
vibreto faſt zu groß vorkam. Herr Beck zeigte, zu welcher Voll=
endung
ſih ſein Spiel und ſeine künſtleriſche Feinfühligkeit ſtei=
gern
können, wenn er mit einem ſo hervorragenden Künſtler zu=
ſammen
muſiziert, und nicht, wie in der vorigen Woche, durch

einzunehnzen. An einigen Stellen der Brahms=Sonate war
uns zu zurückhaltend der Violine gegenüber, beſonders im let
Satz. Das Publikum fühlte klar den Wert der vorzüglichen
bietungen und zeigte dies durch reichſten Beifall.

*Berliner Brief.
Das ſterbende Berlin.

Wenn bisher fremde Beſucher Berlins zu erzählen wuß
daß in der deutſchen Reichshauptſtadt nichts von der behaupte
Armut zu merken ſei, daß Bars und Kinos, Theater und Lu=
parks
, Reſtaurants und Gaſthäuſer überfüllt ſeien, ſo ſahen
nur die Oberflächenerſcheinung. Und dieſe nicht einmal rich=
Denn ein gut Teil der Gäſte jener Welt, in der man ſich ni
langweilt, war nicht ortsanſäfſig.
Berlin ſtirbt ab. . . Das iſt nicht eine rethoriſche Redew
dung, ſondern eine Tatſache, die durch die nüchterne, kalte
weiskraft der Statiſtik erwieſen wird. Geburt und Tod
ſprechen aus ſchlichten Zahlen ihre eindringliche Sprache und
ſagt uns, daß nicht mehr das Leben triumphiert, ſondern der T.
Noch werden zwar Ehen geſchloſſen, mehr ſogar als in
Vorkriegszeit, aber ſchon nicht mehr ſo viel, wie noch in den 1
ten beiden Jahren. Aber, dieſe Ehen, die heute zuſtande komm
ſind ja nicht mehr der Wurzelboden einer neuen Generation,
ſind Zivilkontrakte zwiſchen zwei Menſchen, die lieber zu zib
als allein in möblierten Zimmern hauſen. Es gibt keinen N
bau mehr für die jungen Menſchen. Man wohnt bei Eltern,
Fremden, man hat kein eigenes Heim, drohend ſteht die Arbei
loſigkeit im Hintergrund. Was ſoll man da mit Kindern?
Im Jahre 1922 waren in Berlin 7298 Todesfälle mehr
verzeichnen als Geburten; in dieſem Jahre ſtarben ſchon wiel
3855 mehr Menſchen in Berlin als geboren wurden. Berlin wie
alſo an und für ſich einen Rückgang der Einwohnerzahl auf, wel
dieſe nicht durch fremden Zuzug einen gewiſſen Ausgleich erfu
ren. Da aber auch dieſer Zuzug zu ſtocken beginnt, die Abwa
derung aber im Steigen begriffen iſt, ſo iſt der Tag nicht me
fern, wo der Rückgang der Einwohnerzahl Berlins tatfächl:
werden wird. Vergleicht man dagegen die Verhältniſſe vor de
Krieg, wo die Reichshauptſtadt in ununterbrochenem, ſchneul
Wachstum begriffen war, mit den gegenwärtigen Zuſtänden, dal
ſteht jedem das Zeichen des Verfalls ſicher vor Augen. Gerad
zu verhängnisvoll für Berlin würde ſich eine Entwickelung an
wirken, die einträte, falls es zu einem Zerfall des Reiches kan.

[ ][  ][ ]

Rummer 336.

Daumſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. Dezember 1923.

Seite 3.

Anſichtbgre‟ Beſetzung.
rhandlungen zwiſchen Paris und Brüſſel.
London, 4. Dez. (Wolff.) Die Times berichtet aus Brüſ=
daß
der Meinungsaustauſch, der zwiſchen
ris und Brüſſel über die Maßnahmen und Abänderun=
die
möglich werden können im Regime der Beſetz=
z
. des Ruhrgebietes, ſtattfinde und fortdauere, daß
ch keinerlei Entſcheidung bisher erzielt ſei. Bezüglich der
ge der Truppenſtärke fanden ſchon Unterredungen zwiſchen
outte, Tirard und den belgiſchen Behörden ſtatt. Den bei=
Regierungen werde ein Vorſchlag für die allmähliche Ver=
derung
der Effektivſtärke unterbreitet als Vorbereitung
Rückkehr zur unſichtbaren Beſetzung, wie ſie
der Organiſierung des paſſiven Widerſtandes beſtand.
Amgreppierung der Truppen.
Paris, 4. Dez. (Wolff.) Das Miniſterium für
zwärtige Angelegenheiten veröffentlicht durch
as folgende Mitteilung:
Auf Vorſchlag des Generals Degoutte hat die franzöſiſche
belgiſche Regierung beſchloſſen, bereits jetzt gewiſſe Ver=
ltungs
= und Begnadigungsmaßnahmen zu=
iſten
ausgewieſener und verurteilter Perſd=
zutreffen
. General Degoutte ſteht auf dem Standpunkt,
der paſſive Widerſtand tatſächlich aufgehört hat, wenn einer=
die
Arbeit in den Bergwerken und den Fabriken wieder
enommen iſt, und wenn andererſeits die Abmachungen mit
Deutſchen Reich über den Betrieb der Rhein= und Ruhr=
ien
von der Berliner Regierung ratifiziert und zur Anwen=
g
gelangt ſind. Der Tag für das Inkrafttreten der Beſtim=
gen
iſt der 10. Dezember. Die Umgruppierung der
tppen zu dem Zweck, den Kontakt mit der Bevölkerung zu
iindern, hat bereits begonnen und wird ſchritt=
iſe
fortgeſetzt werden.
Vertrag zwiſchen der Reichsbahn und der Regie.
* Berlin, 4. Dez. (Priv.=Tel.) Wie uns von zuver=
ger
Seite mitgeteilt wird, gehen die in Mainz zwiſchen der
ſchen Reichsbahn und der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahn=
feſtgelegten
techniſchen Bedingungen von der Tatſache aus,
die Regie den Betrieb aller Streclen im beſetzten Gebiet mit
nahme der Kölner Zone weiterführt. Die Strecken öſtlich
tmunds jedoch ſowie die Strecken FrankfurtDarm=
1t und Darmſtadt-Vorms ſollen im Betrieb der
hsbahn verbleiben. Die Grenze zwiſchen dem Reichsbahu=
ieb
und dem Regiebahnbetrieb ſind genau feſtgelegt. Der
ſche Wagenpark bleibt Eigentum der Reichsbahn und ird in
icher Weiſe verteilt wie vor dem 11. Januar 1923. Aus der
elung der Verkehrsfrage iſt hervorzuheben, daß Frachten und
rycld von jeder Verwaltung bis zu einem vereinbarten
ergangsbahnhof eingezogen werden ſollen. Hiernach werden
hgehende Fahrkarten im Wechſelverkehr zwiſchen den von der
hsbahn und den von der Regie betriebenen Bahnhöfen nicht
rausgegeben werden. Im Güterverkehr ſoll vom unbeſetzten
tſchland nach dem beſetzten Gebiet der deutſche Frachtbrief
itzt werden. In der umgekehrten Richtung wird außerdem
Regieſrachtbrief beigegeben werden. Der Fahrplan für
ſonenzüge ſoll durch beſonderes Abkommen geregelt werden.
Genehmigung durch die Reichsregierung ſoll das Abkommen
10. Dezember 1923 in Kraft treten.
or der Gründung der Rheiniſchen Emiſſionsbank.

* Paris, 4. Dez. (Priy.=Tel.) Der Brüſſeler Korreſpon=
des
Temps glaubt auf Grund des Berichtes, den ein Dele=
ter
einer wichtiger belgiſchen Bankengruppe über die in
lenz ſtattgefundene Konferenz vom letzten Samstag an die
iſche Regierung eingebracht hat, über die beabſichtigte Grün=
g
einer rheiniſchen Emiſſionsbank folgende Mitteilungen
hen zu können: Die Emiſſionsbank wird vorausſichtlich mit
m Ladital von 100 Millionen Franken gegründet werden.
on ſird die Hälfte von deutſchen Banken im Rheinland, die
ere Hälfte von franzöſiſchen, ſchweizeriſchen, holländiſchen.
liſchen und belgiſchen Banken geleiſtet werden. Die franz=
en
Banken würden 30 Prozent, die belgiſchen 5 Prozent über=
men
. Für den Fall allerdings, daß die engliſchen Finanziers
ickſtehen ſollten, würden ſich die Belgier mit 10 Prozent be=
gen
. Beſondere Anſtrengungen für möglichſt ſtarke Beteili=
gwürden
von holländiſcher Seite unternommen. Der Korre=
ident
meint, daß mit einem baldigen günſtigen Ausgang der
hantlungen gerechnet werden müſſe und betont neuerdings,
es ſich um eine rein private geſchäftliche Angelegenheit han=
der
ſowohl die franzöſiſche wie belgiſche Regierung fernſtehen.

Der Plan des Generols Smuts.
Atempauſe für Deutſchland und Aufgeben der
Ruhrpolitik.
Kapſtadt, 3. Dez. (Wolff.) General Smuts, der aus
Europa wieder hier eintraf, ſagte über ſeinen Plan zur
Wiederherſtellung Deutſchlands, allgemein geſpro=
chen
gründe ſich ſein Vorſchlag auf den Wiederaufbauplan, der
in Oeſterreich durchgeführt werde. Er hätte Gelegenheit gehabt,
die Lage mit Staatsmännern und führenden Finanzſachderſtän=
digen
aus allen Teilen Europas zu erörtern, und dieſe alle ſeien
der feſten Ueberzeugung, daß, obgleich im Falle Deutſchlands
die Aufgaben der Wiederherſtellung bis zu dem Punkt, daß
Deutſchland ſeine Verpflichtungen erfüllen könne, größer ſein
dürften als im Falle Oeſterreichs, die Wiederherſtellung Deutſch=
lands
aber wahrſcheinlich raſcher von ſtatten gehen würde. Man
meine, daß, wenn Deutſchland eine Atempauſe ge=
währt
und die Ruhrpolitik aufgegeben würde,
Deutſchland ſich ſchneller erholen würde.
Informationen für die amerikaniſcheRegierung
Paris, 4. Dez. (Wolff.) Die Chicago Tribune will wiſſen,
daß der amerikaniſche Beobachter in der Reparationskommiſſion,
Logan, geſtern dem Staatsdepartement weitere Jufor=
mationen
über den Umfang der Sachverſtändi=
gentätigkeit
habe zugehen laſſen. Vorausgegangen ſei eine
Bef rechung Logans mit Bradbury und Barthou. Es verlautet,
daß der emerikaniſche Beobachter auf den engliſchen
Standpunkt verwieſen habe, nach dem dieſe beiden Sachver=
ſtändigenausſchüſſe
zwecklos und ihre Dätigkeit
zum Mißerfolge verurteilt ſein würde, wenn Amerika nicht
teilnähme.
Amerikas Stellung nach wie vor unverändert.
Paris, 4. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung des New=
York Herald aus Waſhington hat das Staatsdeparte=
ment
geſtern mitgeteilt, die Stellungnahme der Regic=
rungder
Vereinigten Staaten in der Reparationsfrage ſei nach
wie vor unverändert. Offiziell verlaute, das Staats=
departement
habe zwar Mitteilung von gewiſſen Vorſchlägen der
Reparationskommifſion betr. eine Unterſuchung der deutſchen
Finanzlage erhalten, jedoch nichts, was als eine Einladung zur
Teilnahme an einer derartigen Unterſuchung aufgefaßt werden
könne. Bevor nicht den Vereinigten Staaten eine endgültige
Einladung zugehe, werde die Regierung keine offizielle Erklär=
ung
über ihren Standpunkt abgeben.
Trotz dieſer offiziellen Verlautbarung, fügt das Blatt hinzu,
ſei es kaum fraglich, welche Aufnahme ein derartiger Vorſchlag
zu gegebener Zeit finden werde. Von zuverläſſiger Seite wird er=
klärt
, daß die Vereinigten Staaten ſich nicht offiziell durch die Er=
nennung
irgendeiner Kommiſſion oder von Mitgliedern einer ſol=
chen
Kommiſſion beteiligen würde.
Die Reparationskommiſſien wartet ab.
London, 4. Dez. (Priv.=Tel.) Nach den hier vorliegen=
den
Informationen ſind keine weiteren Beſchlüſſe der Repara=
tionskommiſſion
zu erwarten, ſolange nicht eine beſtimmte Ant=
wort
aus Amerika in Bezug auf die beiden neuen Unterſuchungs=
kommiſſionen
kerliegen. In engliſchen Kreiſen der Repara=
tionskomm
ſſion wird nach einem Bericht der Temps auf die
großen Schwierigkeiten hingewieſen, die ſich beſonders der zwei=
ien
Kommiſſion entgegenſtellen werden, die ſich bekanntlich mit
den ausländiſchen Guthaben Deutſchlands befaſſen ſoll. Dieſe
Aufgabe würde ſichſt nur durchführen laſſen, wenn alle beteilig=
ten
Regierungen ihre Zuſtimmungen geben würden, und ſelbſt
dann wäre der Erfolg fraglich. Dagegen werde von franzöſiſcher
Seite gerade dieſer zweiten Kommiſſion große Bedeutung bei=
gemeſſen
. Die Einſetzung beider Kommiſſionen bedeute ein
gegenſeitiges Zugeſtändis zwiſchen Frankreich und England, wvo=
bei
Frankreuch auf das deutſche Kapital im Ausland und Eng=
land
auf die Prüfung der Zahlungsfähigkeit im Innern mehr
Wert lege.
Noch 2800 Rhein= und Ruhrgefangene.
Berlin 4. Dez. Eine Havasmeldung aus Düſſeldorf be=
hauptet
, daß die deutſcherſeits angeführten Zahlen, über die in
franzöſiſcher Gefangenſchaft befindlichen Deutſchen außerordent=
lich
übertrieben ſei und nur ein Zehntel der genannter Ziffer
betrüge. Demgegenüber muß feſtgeſtellt werden, daß nach dor=
ſichtigſter
Schäßung mindeſtens 5300 Deutſche lediglich aus poli=
tiſchen
Gründen und zur Niederzwingung des paſſiven Wider=
ſtandes
zu G=fängnisſtrafen verurteilt wurden. Ven dieſen be=
finden
ſich noch etwa 2800 in Haft. Die anderen wurden infolge
Ablaufs ihrer Strafzeit entlaſſen, während nur 10 vor der vollen
Verbüßung ihrer Strafen in Freiheit geſetzt wurden.

Der Wahlkampf in England.
England im Fieber der Neuwahlen.
London, 4. Dez. Der Wahlkampf in England ſcheint ſei=
nen
Höhepunkt erreicht zu haben. In einigen Wahlbezirken der
Londoner Umgebung ſind regelrechte Störungstrupps, die zumeiſt
aus jügendlichen Arbeitern beſtehen, aufgetreten. Mehreren
Kandidaten wurde hierdurch ihr öffentliches Auftreten unmöglich
gemacht. Lord Chunchill wurden auf der Fahrt zu einer ſeiner
überfüllten Verſammlungen die Fenſter ſeines Autos einge=
ſchlagen
.
Die optimiſtiſchen Schätzungen der Parteibureaus ergeben
folgendes Bild: Schätzungen der Konſervativen 332 Konſer=
vative
, 157 Liberale, 120 Arbeiterparteiler; die Liberalen ſchätzen
248 Konſervative, 240 Liberale und 140 Arbeiterparteiler; die
Arbeiterpartei ſchätzt 310 Konſervative, 139 Liberale und 160
Arbeiterparteiler. Das Unterhaus hat 615 Mandate. Die Times
glauben, daß Baldwin im günſtigſten Falle mit 59 und im un=
günſtigſten
Falle mit 27 Stinynen mehr aus der Wahlſchlacht
zurückkehren werde.
Kein Riſikozuſchlag mehr bei wertbeſtändiger
Bezahlung.
Berlin 4. Dez. Im Reichswirtſchaftsminiſterium hat
heute eine Sitzung des Ausſchuſſes der Regierungspreisprü=
fungsſtellen
unter Teilnahme aller zuſtändigen Zentralbehörden
ſtattgefunden. Die Sitzung wurde vom Reichswirtſchaftsminiſter
Hamm perſönlich eröffnet, der darauf hinwies, daß bei wert=
beſtändiger
Zahlung die verſchleierten Riſikoprämien abzuſtellen
ſeien und das man ſchleunigſt zur Goldmarkkalkulation über=
gehen
müſſe, um durch eine überſichtliche Preisberechnung die
Nachprüfung durch Behörden und Verbraucher zu ermöglichen.
Das Ergebnis der mehrſtündigen Verhandlungen fand unter
anderem in folgender Entſchließung Ausdruck:
1. Die reine Goldmarkkalkulation darf das Papiermark=
Umtauſchriſiko nicht enthalten. Zur Goldmarkkalkulation iſt un=
verzüglich
überzugehen.
2. Solange im Endpreis einer Ware ein Zuſchlag für das
Papiermarkriſiko enthalten iſt, iſt bei der Zahlung in wertbeſtän=
digem
Geld ein Abſchlag in Höhe des angerechneten Zuſchlages
für das Papierge driſiko zu gewähren.
3. Die Vorkriegspreiſe werden zu Vergleichszwecken vom
Reichswirtſchaftsminiſterium und anderen Zentralbehörden in
aller Kürze veröffentlicht.
Kahr gegen die Riſikoprämien.
München, 4. Dez. Der Generalſtaatskommiſſar hat eine
Verordnung über die Entfernung der ſogenann=
ten
Riſikoprämien ausder Kalkulation erlaſſen mit
der Begründung, daß durch die Verſorgung mit wertbeſtändigen
Zahlungsmitteln und infolge des Umſtandes, daß ſich der Wert
der Papiermark im In= und Auslande ausgeglichen habe, eine
ſolche Einkalkulierung nicht mehr nötig ſei. Zuwiderhand=
lungen
werden mit Gefängnis oder Geldſtrafe in un=
beſchränkter
Höhe geahndet. Außerdem erfolgt Ein=
ziehung
der Gegenſtände, bei denen die Preiſe unter Einſchluß
der Riſikoprämie kalkukiert wurden.
Preisabbau in Berſin.
Berlin, 4. Dez. Wie gemeldet wird, ſetzte ſich heute
der Preisabbau in Berlin fort. Der Rückgang der
Fleiſchpreiſe hatte ein Sinken der Speiſenpreiſe in den
Reſtaurants bis um 75 Goldpfennige zur Folge. Auf dem
Lebensmittelmarkt ſtellten ſich heute die Preiſe für
Fiſche um 50 Prozent niedriger. Butter und Eier
ſparen ſtark angeboten. Eier ermäßigten fichſauf 300
Milliarden das Stück. Auch die Preiſe für Gemüſe
bröckelten weiter ab. Das Angebot von Lebensmitteln
ſwird auf der ganzen Linie reichlich und in der Qualität beſſer,
trotzdem hält ſich die Kaufluſt des Publikums in auffallend
mäßigen Grenzen. Auch in anderen Branchen ſind
Preisrückgänge zu verzeichnen. In einzelnen Schuh=
geſchäften
wurden bereits Stiefel für 12 bis 18
Goldmark angeboten. Es ſoll heute eine Beſprechung mrit
Vertretern des Berlizer Bäckereigewerbes über eine weitere
Herabſetzung des Brotpreiſes ſtattfinden, die bereits
heute, ſpäteſtens aber morgen in Kraft treten ſoll. Auch mit deur
Kartoffelgroßhandel und mit Vertretern des übrigen
Lebensmittelgroßbandels wird heute über eine nene Preis=
ſenkung
verhandelt werden.
Die Geldkohlenpreiſe.
Berlin, 4. Dez. Eine Ermäßigung der Goldkohkenpreiſe,
die am 15. Oktober herabgeſetzt wurden und ſeitdem nicht wieder
erhöht worden ſind, ſteht vorläufig nicht in Ausſicht. Sie kann
nach fachnänniſchen Urteilen erſt wieder in Frage kommen, wenn
eine Regelung der Arbeitszeitfrage im Bergbau durchgeführt und
zur Wirkſamkeit gekommen iſt und wenn der wertbeſtändige Geld=
überweiſungsverkehr
ſich eingeſpielt hat.

Stadt wäre dann ihres bisherigen Charakters als Reichs=
ptſtadt
entkleidet, eine große Zahl von Behörden, Handels=
verlaſſungen
und ſonſtigen Vertretungen würde der Auflöſung
ſeimfallen, die Verminderung der Einwohnerzahl würde einen
hreckenden Grad erreichen.
Berlin ſtirbt ab daran iſt nicht zu zwveifeln. Auch wer die
iſtiſchen Ziffern des Verfalls nicht kennt, muß die hippokra=
gen
Züge erkennen, die das Antlitz der Stadt überziehen. Der
kehr ſchrumpft ein. Das Schienennetz der elektriſchen Bahn
ſt zum Teil öde und verſchmutzt da, und wo die Bahn noch
rt, ſind die Pauſen zwiſchen den einzelnen Wagen erheblich.
idt= und Vorortbahnen laſſen Züge ausfallen und die noch
renden ſind mit Ausnahme der Morgen= und Abendſtun=
leer. Erſtarrung erfaßt den lebendigen Körper, der Blut=
lauf
ſtockt Berlin ſtirbt ab.
Aber iſt es nur Berlin, das dieſen Prozeß durchmacht?
ſt nicht, was für die Reichshauptſtadt, für das ganze Reich?
r nur, in dieſem Berlin, das gegenwärtig auf 880 Quadrat=
dmeter
rund 4 Millionen Einwohner oder ettoa ein Zehntel
Geſamtbevölkerung Preußens umfaßt, wird der Verfall am
itlichſten.
Nicht Berlin allein ſtirbt ab, nein das ganze deutſche Reich
ſchon von der Dezimierung erfaßt. Der Geburtenüberſchuß
utſchlands iſt im laufenden Jahre auf die Hälfte zurückgegan=
i
. Während der Geburtenüberſchuß dor dem Kriege regel=
ißig
rund 800 000 pro Jahr betrug, beträgt er gegenwärtig kaum
1000 und iſt in ſtändigem, weiterem Rückgang begriffen. Es
aucht nicht näher erörtert zu werden, daß der Geburtenüber=
bei jedem Volke der beſte Gradmeſſer für die allgemeinen
ſialen Verhältniſſe iſt.
Und die Generation, die geboren wird und heranwächſt

hule kommen. .
Berlin ſtirbt ab, Deutſchland ſtirbt ab und am dunklen Hori=
nt
, der deutſche Zukunft heißt, ſteht mit Flammenzeichen das
ort Clemenceaus, das ſich grauſam erfüllt: Vingt millions
trop zwanzig Millionen zu viel.
Wenn Alte an Hunger ſterben, wenn Kinder vor Hunger nicht
cht leben können, wenn eine neue Generation nicht ins Leben
Sten darf dann, deutſches Volk, denke an jenes Wort. In
m iſt Frankreichs Wiſſe und Frankreichs Politik beſchloſſen..

Unter Wilden und wiiden Tieren.
Im Union=Theater wurde heute dieſer hervorragende Afrika=
film
gezeigt, zu dem der Direktor des Zoologiſchen Gartens in
Frankfurt a. M., Herr Dr. Priemel, die erläuternden Worte
ſprach.
Im Februar 1919 war die von einer ſchwediſchen Film=
geſellſchaft
ausgerüſtete Expedition aufgebrochen, um in Britiſch=
Oſtafrika mit Jagdbüchſe und Kino Natururkanden zu ſammeln.
Drei Jahre dauerte die Reiſe. Und wenn nur der Film das
einzige Ergebnis geweſen wäre, ſo hätte ſie ſich gelohnt. Britiſch=
Oſtafrika iſt das Land, das man wohl als das Paradies des
Großwildes bezeichnen kann. Mit wenigen Ausnahmen iſt faſt
alles vertreten, Flußpferde, Nashorn, Giraffen, Vüffel, Zebra,
Gnu/Antilopen verſchiedenſter Art, Krokodile uſſv. Jäger und
Photograph hatten hier zuſammengearbeitet, um dem im behag=
lichen
Seſſel ſitzenden Beſchauer Bilder vorzuführen, die das
Wild in der freien Bahn zeigen. Ruhig ziehen die großen Her=
den
zur Tränke, Antilopen, Zebra und Enu friedlich beiſammen.
Hochbeinig kommt die ſcheue Giraffe daher und beobachtet die
nahende Büffelherde. Verſchlagen liegt das Flußpferd auf der
Sandbank und Krokodile ruhen im glühend heißen Sande der
faſt eingetrockneten Flüſſe. An anderer Stelle wieder erregtes
Leben und der Kampf ums Daſein: Um das Aas kämpfen Geier
und Schakal, und ſelbſt Marabus verſchmähen dieſe Koft nicht.
In wilder Fluht raſt aber alles auseinander, wenn die Witte=
rung
von Löwe oder Leopard aufgenominen wird. Hier in der
Grasſteppe (nicht im Urwald, wie die Märchenbücher und ameri=
kaniſchen
Filme ſagen) iſt das Eldorado der großen Raubtiere
Die Furcht vor ihnen läßt andere Feindſchaften verſtummen
die Todesangſt läßt alles flüchtig werden. In dieſes Stück
Natur hat ſich nun der Menſch eingeſchlichen. Mit der Fernblick=
kamera
hat er ſich in natürlichen Schutzſtänden verborgen und
die Tiere überliſtet. Oskar Olſſon gebührt das große Ver=
Lienſt, hier Bilder geſchaffen zu haben, die in den bisherigen
wiſſenſchaftlichen Aufnahmien wohl einzig daſtehen, z. B. die
Aufnahme der Aasgeier. Als die beſten möchte ich wohl die
Bilder der Nashornjagd anſprechen. Wenn auch Aehnliches be=
reits
von früheren Reiſen exiſtierte, ſo habe ich noch nie ſolch
tadelſoſe Bilder geſehen. Manchen der Beſchauer würde wohl
ein Gruſeln überlaufen, wenn er die Gefahr ahnte, die eine Nas=
hornjagd
mit ſich bringt. So einfach, wie es hier ſcheint der
Jäger ſchießt und das Nashorn iſt tot , ſo iſt es in Wirklich=
keit
doch nicht. (Meine Nachbarin ſagte: So, da liegt es, das

habe ich ir gleich gedacht!) Zu dieſen Aufnahmen gehörte nicht
nur Kunft, ſondern auch Mur.
Neben den Tierbildern zeigten auch die übrigen Bilder der
Expedition viel Neues. Außer intereſſanten Aufnahmen aus dem
Leben der ſemnitiſchen Maſſai und der Kavirondo wurden hier
das erſtemal Bilder von dem wenig bekannten Negerſtamm der
Kikuju gezeigt.
Die gioße Bedeutung aller dieſer Bilder liegt darin, daß
ſie die Natur zeigen, wie ſie noch faſt unberührt iſt. Da ſie Tiere,

ſchaftliche Dokumente von ungeheurer Bedeutung.
Dem Union=Theater gebührt Dank, daß es dieſen Film nach
Darmſtadt gebracht hat. Hoffentlich läß: ſich eine Wiederholung
ernöglichen, denn gerade unſeren Schulen kann man kein beſſeres
und lehrreicheres Anſchauungsmaterial gebe.i.

Studenien und Teuerung in Frankreich. Seit demi Kriege
iſt das Quartier Latin nicht mehr der fröhlichſie Winkel von
Paris. Die Studenten ſind in Bedrängnis. Eine Unterſuchung
hat jüngſt nachgewieſen, daß von 25000, die die mediziniſche
Fakultät und die höheren Schulen beſuchen, mehr als 11000 auf
irgend eine Art dringender Unterſtützung bedürfen. Zurzeit ſind
es die Studenten der Medizin, die in Krankenhäuſern Hilfslei=
ſtungen
verrichten, die unruhig werden. Sie legen ihr Ausgabe=
budget
vor: 1. Koſten der Lebenshaltung in Paris (500X12):
(i000 Fr., 2. Kleidung im Jahre: 1000 Fr., 3. allgemeine Neben=
koſten
: 1000 Fr., 4. Einſchreibegebühren (4X 47,60 Fr. X4)
rund: 190 Fr., 5. Prüfungskoſten am Jahresende: 55 Fr. Zu=
ſammen
: 8245 Fr. Die allgemeinen Nebenkoſten ſchließen ein:
die Bücher, Kollegiengelder, die Preiserhöhung für Heizung, mit
der die Zimmervermieter des Quartier Latin den an ſich ſchon
außerordentlichen Mietpreis des möblierten Zimmers belaften.
Der Student ſpürt mehr als irgendwer die Teuerung, weil er
möbliert wohnen und im Reſtaurant ſich verköſtigen muß. So
beginnt die teuere Lebenshaltung von der Uniderſität alle Söhne
von Familien beſcheidenen Standes fernzuhalten. Und dieſe
Entwicklung vollzieht die Demokratie unter der Regierung des
Wirtſchaftsminiſters Cheron und des Bloc National.
T. Der Nordpplentdecker im Gefängnis. F. A. Cook der
frühere Polarforſcher, wurde ſchuldig erklärt, das öffentliche Ver=
trauen
getäuſcht zu haben, indem er ſich bei Petrolſpekulationen
der Poſt bediente, und erhielt 14 Jahre und 2 Monate Gefängnis,
daneben eine Buße von 12000 Dollar auferlegt.

[ ][  ][ ]

Seite X.

Darmftädter Dagblatt, Mittwoch, den 5. Dezember 1923.

Rummer 336.

Stadi und Land.
Darmſtadt, 5. Dezember.
* Zur Aufwertung der Hypotheken.
Die Ausführungen im Tagblatt vom 3. d. M. ſollten der
Annahme vorbeugen, nach dem Urteil des Reichsgerichts vom
28. November d. J. könne die Aufwertung aller Vorkriegshypo=
theken
im Verhältniſſe der Papier= zur Goldmark gefordert wer=
den
. Bedauerlicherweiſe hatten unſere Bemerkungen Mißver=
ſtändniſſe
im Gefolge. Wie wir aus verſchiedenen Anfragen ent=
nehmen
, haben ſie die Annahme hervorgerufen, die Entſcheidung
des Reichsgerichts ſtehe mit denen des Oberlandesgerichts Darm=
ſtadt
und den Ausführungen des Oberlandesgerichtspräſidenten
Dr. Beſt im Widerſpruch. Wir bemerken deshalb ausdrücklich,
daß das Gegenteil der Fall iſt. Während das Reichsgericht bis=
her
die Berückſichtigung der Geldentwertung auf gegenſeitige
Verträge beſchränkte und ſie bei reinen Geldforderungen aus=
drücklich
ablehnte, hat es ſie jetzt auch bei dieſen anerkannt. Wäh=
rend
es die Berückſichtigung der Geldentwertung früher auf die
ſogenannte elausula, die wirtſchaftliche Unmöglichkeit und die
Aenderung der Geſchäftsgrundlage ſtützte, hat es nunmehr mit
den Grundſätzen von Treu und Glauben nach § 242 B.G.B. ge=
holfen
. Während es bisher nur ein Zurückbehalten der Gegen=
leiſtung
zurückließ, hat es jetzt grundſätzlich auch den Anſpruch
auſ Aufwertung anerkannt. Und während das Reichsgericht bis=
her
annahm, daß das Währungsrecht der Aufwertung entgegen=
ſtehe
, hat es jetzt ausgeſprochen, daß in dem Konflikte des Wäh=
rungsrechts
mit § 242 B.G.B. letzterer den Vorrang hat. Nach
allen dieſen Richtungen hat ſich das Reichsgericht jetzt den An=
ſchauungen
angeſchloſſen, die Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt
ſeit langem verfochten und zuletzt anfangs November d. J. im
Darmſtädter Tagblatt und in der Deutſchen Allgemeinen
Zeitung ausführlich dargelegt hat. Wenn das Reichsgericht
ſchlechthin eine Aufwertung der Hypotheken nach dem Verhält=
niſſe
zur Goldmark ablehnt, ſo beſteht auch inſofern keinerlei
Viderſpruch. Denn Präſident Dr. Beſt läßt eine Aufwertung
ebenfalls nur nach Lage des Einzelfalles zu und will dabei ins=
beſondere
die Bereicherung des Schuldners durch den geſtiegenen
GGrundſtügspreis berückſichtigt wiſſen. Oberlandesgerichtspräſident
Dr. Beſt darf deshalb das Verdienſt beanſpruchen, durch ſeinen
jähen Kampf dem Recht zum Siege verholfen und der Vernich=
tung
zahlreicher Exiſtenzen vorgebeugt zu haben. Auf die Be=
deutung
und Tragweite des Reichsgerichtsurteils werden wir
zurückkommen, ſobald deſſen Gründe in vollem Umfange bekannt
ſind.
Landestheater. Spielplanänderung. Anſtelle der an=
gekündigten
Vorſtellung von Strindbergs Scheiterhaufen kommt am
Donnerstag, den 6. Dezember, im Kleinen Haus Hauptmanns Schluck
und Jau zur Aufführung. Die Vorſtellung fällt der Zuſatzmiete
Nr. 1X zu und beginnt um 8 Uhr.
Mieten des Heſſ. Landestheaters. Der bevorſtehende
Wegfall der Reichszuſchüſſe zwingt die Generaldirektion des Landes=
theaters
, bei der Mieterhebung für den 3. und 4. Miekabſchnitt die
Grundpreiſe zu erhöhen. Die Geſchäftswelt iſt überall auf die Gold=
mark
eingeſtellt, die Preiſe ſind dort in der Regel das Dreifache der
Friedenspreiſe. Der Ausgabenetat des Landestheaters wird durch dieſe
Tatſache im weſentlichen beſtimmt. Für die Theatermieten waren als
Grundpreiſe die Hälfte der Friedenspreiſe angenommen. Daraus ergibt
ſich ein Verhältnis im Einnahme= und Ausgabectat, das weiterhin nicht
haltbar iſt. Genaue Zahlen werden in den nächſten Tagen bekannt=
gegeben
. Angeſichts der drohenden Gefahr für das Weiterbeſtehen des
Landestheaters müſſen die Mieter erſucht werden, von ihrem Rücktritts=
recht
möglichſt keinen Gebrauch zu machen oder aber einen Erſatzmann
zu nennen. Alle Abmeldungen von Mieten müſſen bis zum 9. d. M.
geſchehen ſein.
Cherubinis Waſſerträger, der in Darmſtadt ſeit vie=
len
Jahren nicht gegeben wurde, wird am Freitag, den 7. Dezember,
abends 7 Uhr, im Kleinen Haus des Landestheaters wieder in den Spiel=
plan
aufgenommen. Muſikaliſche Leitung: Michael Balling, Inſzenie=
jung
: Peter Suhrkamp, Bühnenausſtattung: Arthur Pohl; in den
Hauptpartien ſind beſchäftigt: Pauline Jack und die Herren Biſchoff,
Weller, Hölzlin, Hoefflin, Peterſen, Hager und Hagner.
An Sozial= und Kleinrentner finden dieſe Woche Zahlungen
nicht ſtatt.
Paketeinſcmmlung durch die Poſt. Es iſt noch nicht genügend
bekannt, daß die Poſt abzuſendende Pakete auf Beſtellung aus den Woh=
nungen
abholen läßt. Man braucht nur ein an das Poſtamt 2 gerich=
tetes
offenes Schreiben (zweckmäßig auf Poſtkartenformular) mit den
Worten: Paket abholen bei (Name und Wohnung) nicht frei gemacht
in den nächſten Briefkaſten zu werfen oder einem Briefträger mitzu=
geben
, und die Sendung wird bei der nächſten Beſtellfahrt gegen eine
beſondere Gebühr vom Hauſe des Abſenders abgeholt. Das Verfahren
iſt einfach und bequem.
Reichsbahn=Notgeld. Gegenüber den Mitteilungen über Schwierig=
keiten
bei der Ausgabe von wertbeſtändigem Notgeld wird nochmals
ausdrücklich feſtgeſtellt, daß das von der deutſchen Reichsbahn mit Zu=
ſtimmung
des Reichsfinanzminiſters herausgegebene wertbeſtändige Geld
durch Goldanleihe voll gedeckt iſt. Es iſt daher ein der Goldanleihe
gleichwertiges Zahlungsmittel und wird von allen öffentlichen Kaſſen
des Reiches angenommen. Die Geldſcheine beſtehen aus gelbem Papier
und tragen den Aufdruck: Wertbeſtändiger Anteilfchein zu den Schatz=
anweiſungen
des Deutſchen Reiches mit der Unterſchrift des Reichsver=
kehrsminiſters
Oeſer. Auch das auf Papiermark lautende (nicht wert=
beſtändige
) Notgeld der Deutſchen Reichsbahn wird nach wie vor an
allen öffentlichen Kaſſen des Reiches zum Nennwert in Zahlung ge=
nommen
.

Zur Feſtſetzung der Grundpreiſe ſind von der Stadt=
verwaltung
Preisprüfungskommiſſionen gebildet
worden, die zum Teil ihre Tätigkeit bereits aufgenommen haben.
Noch im Laufe dieſer Woche finden die erſten Beſprechungen ſtatt,
um auch für Kolonialwaren, Oele, Fette, Textilwaren und Schuh=
waren
ſowie für Brennmaterialien eine gerechte Feſtſetzung der
Grundpreiſe herbeizuführen.
Das Lebensmittelgeſchäft Lvuis Hein polizeilich geſchloſſen.
Nachdem das Lebensmittelgeſchäft Louis Hein in der Schuſter=
gaſſe
am 21. November wegen Preistreiberei zur Anzeige
gebracht ſurde, wurde dieſes Geſchäft nunmehr bis auf weiteres
geſchloſſen. Gleichzeitig wurde dem Inhaber des Geſchäfts
der Handel mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs
wegen Unzuverläſſigkeit unterſagt.
Senkung der Preiſe für Fleiſchwaren. Amtlich wird ge=
ſchrieben
: In einer gemeinſchaftlichen Sitzung der Landespreis=
prüfungsſtelle
und der ſtädtiſchen gleichen Stelle, die unter Lei=
tung
des Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft und unter
Beiziehung der Intereſſentenverbände geſtern abgehalten wurde,
iſt der Preis für Schweinefleiſchwaren um rund 33
Prozent mit ſofortiger Wirkung geſenkt worden; weitere
Herabſetzungen der Preiſe ſtehen für Ende dieſer Woche bevor.
In gleicher Sitzung wurden die Preiſe für erſtklaſſiges
Rindfleiſch auf 1,6 Billionen (1,60 Mk. in Gold) pro Pfund
ermäßigt.
Falſche Reichsbanknoten über 50 Milliarden Mk., 500 Milliarden
und 1 Billion Mark. Von den in letzter Zeit ausgegebenen Reichsbank=
noten
über 50 Milliarden Mk. mit dem Datum des 10. Oktober 1923, über
500 Milliarden mit dem Datum des 26. Oktober 1923 und über 1 Billion
Mark mit dem Datum des 1. November 1223, die ihren Schutz in einene
natürlichen Waſſerzeichen und in den im Papierſtoff eingebetteten Pflan=
zenfaſern
tragen, ſind Fälſchungen aufgetaucht, die als ſolche an
der mangelhaften Nachahmung oder dem Fehlen der Echtheitsmerkmale
Waſſerzeichen und Pflanzenfaſern unſchwer zu erkennen ſind.
Vor Annahme dieſer Fälſchungen wird gewarnt. Für die Aufdeckung
der Falſchmünzerwerkſtätten und dahin führende Angaben zahlt die
Reichsbank hohe Belohnungen.
Zahlungen bei Liquidations= und Gewaltſchäden. Nach Verord=
nung
des Wiederaufbauminiſteriums vom 22. Nov. gilt der Sitz der die
Entſchädigung auszahlenden Stelle als Erfüllungsort. Die Entſchädi=
gung
wird in Schatzanweiſungen des Reichs gewährt (Stücke
lautend auf 50, 100 und 500 Goldmark), die mit Zinsbogen ausgeſtatet
ſind und in den erſten drei Jahren mit 2 Prozent verzinſt, mit 3 Proz.
getilgt, in den nächſten drei Jahren mit 3 Proz. verzinſt, 2 Proz. getilgt,
in weiteren drei Jahren mit 4 Proz. verzinſt, 1 Proz. getilgt, vom 10.
Jahre an mit 5 Proz. verzinſt und 1 Proz. getilgt werden. Verzinfung
iſt ganzjährig, getilgt wird durch Ausloſung zum Nennwert. Zinſen
werden bis zum Beginn der Laufzeit des erſten Zinsſcheines nicht be=
rechnet
. Die ſich ergebenden Spitzenbeträge werden in Rentenmark
(1 Rmk. 1 Goldmk.) gezahlt. Das Reich kann die Spitzenbeträge ſtatt
in Rentenmark in Papiermark zahlen.
Bereits vor Erlaß der Verordnung vom 28. Oktober 1923 feſtgeſtellte
Schadensſichen werden durch K. Schatzanweiſungen (§ 27 Liquid.= Scha=
dengeſetz
alter Faſſung) abgegolten. Die in ſolchen nicht zahlbaren
Beträge werden in Papiermark ausbezahlt. Das Reich iſt befugt, die
ganze Entſchädigung in bar auszuzahlen.
Offenhalten der Verkaufsgeſchäfte. Ueber willkürliche Feſt=
ſetzung
der Verkaufszeiten wird hier und anderwärts ge=
klagt
. Wenn die Reichsverordnung zur Sicherſtellung des Waren=
umlaufs
von den üblichen Verkaufszeiten ſpricht, ſo iſt doch der Sinn
der, daß von der ſeitherigen Uebung nicht abgegangen und eine
andere Verkehrsſitte eingeführt werden ſoll. Die Polizeiverwaltung
ſollte deshalb einvernehmlich mit der ſtädtiſchen für eine Regelung
der Verkaufszeiten für Lebensmittelgeſchäfte be=
dacht
ſein.
Unbefugte Uebertragung von Zeitkarten (Wochen=, Monatskarten)
veranlaßt die Reichsbahn, vorausſichtlich am 1. Januar den allge=
meinen
Lichtbildzwang Kurzarbeiterwochenſtrecken aus=
genommen
einzuführen.
Städtiſche Lefe= und Bücherhalle. Im Monat November wurde
die Leſehalle von 5392 Perſonen beſucht (1922: 4647). Aus der Bücher=
halle
nach Hauſe entliehen wurden im ganzen 19 294 Bände (1922:
16 770), darunter 9356 wiſſenſchaftliche und belehrende Werke. An
Büchergeſchenken gingen in dieſem Monat weiter ein: Von Frl.
Schilling=Jugenheim a. d. B. 1 Bd., von Ungenannt 2 Bde. Allen
Gebern herzlichen Dank! Weitere Schenkungen von Büchern ſind jeder=
zeit
willkommen.
Vortrag. Arbeitsgemeinſchaft Norgemein=
ſchaft
Volksgemeinſchaft, das waren die Leitworte vom
Vortrag, den Margarethe Behm in der Aula der Gewerbeſchule vor
einer großen Zuhörerſchaft hielt. Seit dieſe ſeltene Frau mit der hin=
reißenden
Kraft des Geiſtes und des Herzens vor 19 Jahren hier die
Ortsgrupe des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen Deutſchlands grün=
dete
, hat ſie Darmſtadt immer von Zeit zu Zeit aufgeſucht. Diesmal
galt ihr Koyrmen hauptſächlich den neuen Heimarbeiterinnen, den Frauen
des Mittelſtandes, denen mit der Heimarbeit oft die letzte Erwerbsmög=
lichkeit
offen liegt. Nur Arbeitsſteigerung kann unſer Volk retten, nur
Einigkeit uns erhalten. Wir müſſen eine Arbeits= und Notgemeinſchaft
bilden, bis wir eine Volksgemeinſchaft werden! Zuſammenſchluß in allen
Dingen, auch in der Heimarbeit, deren glänzend organiſierter Gewerk=
verein
alle Heimarbeiterinnen zum Beitritt ruft. Eine große An=
zahl
Beitrittserklärungen folgte dem feſſelnden Vortrag dieſer Vor=
kämpferin
für das Wohl der Heimarbeiterinnen, im Reichstag Mutter
Behm genannt. Und wie eine Mutter ſorgt ſie auch für ihre Heim=
arbeiterinnen
, für die ſie das Heimarbeiterſchutzgeſetz erkämpft hat.
Wer noch allerlei zu fragen hat und ſeinen Beitritt zum Verein erſt
nachträglich beſhloſſen hat, wende ſich an die Vorſitzeude der hieſigen
Ortsgruppe, Frau Bierau, die in ihrer Wohnung, Wittmannſtraße 33,
jeden Montag, vormittags von 10½1 Uhr, Sprechſtunde hat und gerne
nähere Auskunft erteilt, auch über Verſammlungen, Arbeitsausgabe uſw.
Möchten doch die Frauen aller Stände ſich in dieſer ſchweren Zeit durch
Zuſammenſchluß im Verein ſtark machen!

* Zur Krankenverſicherung der Dienſiboten
Obwohl die Leiſtungen der Krankenkaſſen an die Verſicher
fortgeſetzt eingeſchränkt werden, erreichen die von ihnen gef
derten Beiträge eine Höhe, die immer weniger tragbar wi
Das hat die Frage angeregt, ob nicht bezüglich der Dienſtbo
die Befreiung von der Verſicherung möglich ſei. Dies mu
verneint werden, weil die §§ 418 und 435 der R. V.O., die e
ſolche Befreiung unter gewiſſen Vorausſetzungen zulaſſen,
Auguſt d. J. beſeitigt ſind. Auch ſind aus den 6 Prozent
Grundlohnes, die die Beiträge nach § 389 R. V.O. regelmä
nicht überſteigen ſollten, im Laufe des Krieges 10 Prozent
worden. Und die außerordentliche Höhe der von der Dar
ſtädter Ortskrankenkaſſe erhobenen Beiträge ergibt ſich dara
daß die Kaſſe zwar nur 9 Prozent des Grundlohnes erhebt,
Sachbezüge der Dienſtboten aber in der Weiſe veranſchlagt,
ein täglicher Betrag von 1,30 Mk. mit dem Lebenshaltungsin
multipliziert wird. Das ergibt zurzeit rund 2 Billionen täg
für Koſt und Wohnung und im Monat ſomit rund 60 Billion
Der Barlohn der Dienſtboten ſpielt demgegenüber kaum
Rolle. Daraus ergibt ſich ein Monatsbeitrag für die Or
krankenkaſſe von rund 5½ Billionen, der ſich um 20 Prozent, d
um über 1 Billion, für Erwerbsloſenverſicherung erhöht, 1
zu dem dann noch der Beitrag für die Invalidenverſicherung
Dienſtboten mit rund 3 Billionen monatlich hinzukommt.
dauerlicherweiſe müſſen die Beiträge zur Inbalidenverſichert
vom Dezember ab durch Kleben geleiſtet werden, und es t
dadurch zu den hohen Leiſtungen und dem Zeitverluſt bei
Ortskrankenkaſſe noch die Schwierigkeit der Berechnung hin
Da die Einkünfte insbeſondere der Beamten auf etwa
Zehntel der Kaufkraft beſchränkt ſind, die ſie vor dem Kri wüſl
hatten, wird es vielen unmöglich ſein, rund 10 Billionen mon wer
lich für die geſetzliche Verſicherung der Dienſtboten zu erſchwing
Sie werden deshalb, falls nicht ein Ausweg gefunden wird,
zwungen ſein, ihre Dienſtboten zu entlaſſen. Es fragt ſich d
halb, ob nicht eine Herabſetzung der Beiträge für die Dienſtbo
durch einen geringeren Anſchlag ihrer Naturalbezüge erre
werden kann, und falls ſich dieſer Weg nicht als gangbar
weiſen ſollte, ob nicht die Wiederherſtellung dn!
Befreiungsmöglichkeit oder beſſer noch die Beſei,Mde
gung des Kankenkaſſenzwanges für die Dienſtbo ,e
anzuſtreben wäre. Daß die Entlaſſung der Dienſtboten ins
ſondere für alte Hausfrauen eine Härte bedeutet, iſt klar. A
auch die Dienſtboten haben an der Aufhebung des Kaſſenzwan=
ein
Intereſſe, denn dieſe enthebt ſie der Gefahr der Erwer
loſigkeit, und der Wegfall der Verſicherung macht ſich um
weniger fühlbar, als die Kaſſe anſtatt der Sachleiſtungen
noch ſehr geringe Barleiſtungen gewährt.

Der Deutſche Gewerkſchaftsbund hielt ſeine Novemberverfar
lung ab. Nach kurzen Worten zur Eröffnung von ſeiten des Vorſit
den, Gewerkſchaftsſekretär Weſp, ſprach Herr Geſchäftsführer Süßt
D. H. V. über Goldmarkpreiſe und Goldmarklöhne. Er führte e
aus: Es war angeſichts der kataſtrophalen Wirtſchaftslage kein W
der, daß die Arbeitnehmerſchaft nun alle Hoffnung auf Goldmarkta
ſetzte. An einzelnen Orten gelang es, annehmbare Abſchlüſſe zu
zielen. Wie ſehr man aber auf Arbeitgeberſeite beſtrebt iſt, den 1
tigen Goldtarif unter den Friedenslohn zu ſetzen, zeigte Redner
vertraulichen Richtlinien deutſcher Arbeitgeberverbände. Auch ein
Arbeitnehmerorganiſationen ſträuben ſich noch die Einführung
Goldmarktarifen zu fordern. Der Redner weiſt überzeugend nach,
ihre Bedenken in keiner Weiſe ſtichhaltig ſind. Er führt weiter an,
infolge der enormen Steigerungen der Lebensmittelgoldpreiſe
Deutſche Gewerkſchaftsbund von der Regierung Goldmarkhöchſtpreiſe
fordert habe. Die Regierung lehnte ab. Lediglich Richtpreiſe,
denen ſich keiner richtet, ſollen bekannt gegeben werden. Erfreulic /0
weiſe hat wenigſtens General v. Seeckt eine geharniſchte Verfüg.
gegen Wucherpreiſe erlaſſen; auch die heſſiſche Regierung blieb n
ganz untätig. Alles kommt jedoch auf die praktiſche Handhabe an. W
zu den Gehalts= und Lohnfragen im beſonderen wendend, ſtellte Red

den tarifmäßigen Nominallöhnen der letzten Wochen die Reallö
gegenüber, nach dem Durchſchnittsreichsindex für die Verbrauchszeit
rechnet. Auch die gerade bekannt gewordenen Gold’gehälter der
amten und Staatsarbeiter wurden beleuchtet. Fraglos iſt es die höe ſun
Zeit, mit den aufgebauſchten Papiergehältern und =löhnen Schluß
machen und zu Goldtarifgehältern zu kommen, damit die Oeffentlich
ſieht, wie niedrig ſie ſind. Abſolut notwendig iſt es aber auch, daß
ſen herabgedrückten Löhnen und Gehältern gegenüber der Preisgeſ
tung beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wird. Die grundlos erhöht
maßlos überteuerten Goldpreiſe müſſen ſchleunigſt radikal abgebaut n
den, ſonſt ſind einmal die deutſchen Waren nicht mehr mit dem A
land konkurrenzfähig und die Induſtrie erliegt ganz und gar, zum
deren erliſcht in den breiten Arbeitnehmermaſſen jede Kaufkraft
andere Waren als die allernotwendigſten Lebensmittel. Erſt wenn
Kaufkraft gehoben wird, kann auch die Wirtſchaft wieder in Schwi
kommen. Es wird ſchwere Kämpfe koſten, es wird mancher lei
müſſen, aber mehr als je gilt es diesmal, die Geſamtheit des deutſe
Volkes durch die ſchwerſte Nor zu bringen, da heißt’s, geſchloſſen
Allſeitiger Beifall dankte dem Redner. Herr Weſp eröffnete die
rege Beſprechung des Referats, in der bemerkenswerte Ausführung
gemacht wurden über das richtige Leſen von Zeitungen, Beachtung
volkswirtſchaftlichen Teils, über Kalkulation in den Betrieben, über S
dikate und Kartelle, über Preisbildung. Herr Regierungsrat Kn
der als Vertreter der Zentrumspartei, und Herr Stadtverordne

Kleinert, der als Vertreter der Deutſchnationalen Volkspartei als (
zugegegen war, gaben beide beachtenswerte Ergänzungen. Zum Sch
wurde ein Ausſchuß beſtellt, der mit den Regierungsſtellen entſprech
verhandeln ſoll, um Abhilfe ſicherzuſtellen.

Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.

Von Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verboten.)

Bringet Wein! gebot der Hauptmann. Der Flickmichel,
ſpeſcher das häusliche Faktotum vorzuſtellen ſchien, beeilte ſich,
ſo gut er vermochte, das Geheiß zu erfüllen, und kauerte darauf
wieder mit gekreuzten Beinen auf einer Art von Schemel, und
man fah, daß das der Ausbeſſerung bedürftige Wams wieder
für jetzt die einzige Sache in der Welt war, welche ihn inter=
eſſierte
. Der andere aber, der ihn vorhin zur Zielſcheibe ſeines
Witzes gemacht hatte, machte ſich in der Nähe des Hauptmanns
zu ſchaffen und folgte ſehr willig einer Aufforderung desſelben,
an dem labenden Trunke teilzunehmen. Leuthold betrachtete ihn
genauer und ward jetzt völlig überzeugt, ihn ſchon vor längerer
Zeit irgendwo geſehen zu haben.
Summt Dir der Kopf noch von dem Schlage, womit der
Sohn Deines Herrn Deine plumpe Liſt beſtrafte?, fragte Eiſen=
herz
lachend.
Es gibt einen lateiniſchen Spruch, womit ich mich tröſten
könnte, war die Antwort. Der Spruch heißt: ex ungue leonem),
wvas, mit Dichterfreiheit überſetzt, nichts anderes ſagen will als:
die jungen Löwen kratzen mit ihres Vaters Tatzen.
Jetzt erkannte Leuthold in dem Sprecher den längſt ver=
geſſenen
Studenten, von ſeinen Genoſſen der Schalk genannt,
dem das wahrſagende Weib einen fchimpflichen Tod prdphezeit
hatte; und er mußte ſich geſtehen, daß jener ſich auf dem beſten
Wege befand, die drohende Verkündigung wahr zu machen. Es
bedurfte nur weniger Worte, und auch der Schalk erinnerte ſich
wieder des Knaben aus dem böhmiſchen Bauernhauſe; wie er
beteuerte und mit einem kühnen Trunk aus dem Becher bekräf=
tigte
, war er hoch erfreut über die Erneuerung der alten Be=
kanntſchaft
.
Auf Leutholds Frage, wie es ihm und ſeinen Schickfals=
genoſſen
bisher ergangen ſei, und ob ſie den Ruhm und die
Veute erworben hätten, welche ſie von des Friedländers, jetzt
freilich ſchon ſeit einigen Jahren blutig untergegangenem Sterne
erwarteten, verwandelte ſich ſeine Miene in eine ziemlich traurige,
und indem er gleichſam als Troſt ſeinen Becher leerte und wieder
füllte, erwiderte er:
Nach der Klaue den Löwen (malen), d. h. aus dem einen Glied
*f die ganze Geſtalt ſchließen, eine aus dem Griechiſchen ſtammende

Ruhm? Beute? Auf den erſteren hätte ich gern ver=
zichten
wollen, aber auch die letztere blieb aus. Inetdit in Scpl-
lam
, dui vult vitare Charybdim!) Wir hofften, in einem
luſtigen Dragönerregimente Dienſte zu bekommen, und wurden
den Packknechten zugeteilt; wir hofften, im Ueberfluß zu leben
und mußten oft den Leib mit Stricken zuſammenſchnüren, um
des beſtändigen Faſtens gewohnt zu werden. Einer nach dem
andern ging drauf, nicht im Kampf, ſondern vom Elend und
den tagtäglichen Strapazen aufgerieben. Mein Leben lang will
ich an die ſchleſiſche Kampagne denken; als wir nach Böhmen
zurückzogen, waren von all den wackeren Burſchen nur noch
der lange Senjor und ich übrig. Wir gedachten jetzt nicht weiter
unſerer früheren Feindſchaft, ſondern teilten brüderlich unſere
Brotkruſten mit einander; wir waren wie Damon und Pythias.
Höre ſprach ich, als wir einſt hungrig und frierend mit=
einander
des Nachts auf einer Lafette ſaßen, wenn wir nicht bei
lebendigem Leibe zu Gerippen zuſammenſchrumpfen wollen, ſo
kann’s nicht länger ſo gehen. Du haſt recht antwortete er,
aber wie iſt da zu helfen? Auf die einfachſte Art von der
Welt, wir reißen aus, und zwar jetzt gleich, denn es iſt peri=
culum
in mora‟ 4
Dem langen Hans leuchtete der Vorſchlag gewaltig ein.
Wir machten uns alsbald unvermerkt auf die Beine, und da die
ſeinigen länger waren als die meinigen und die Angſt ſie noch
dazu beflügelte, ſo kam er mir weit voraus und ſahe in ſeiner
Blindheit eine ihm entgegenkommende Patrouille nicht. Die
Patrouille aber ſahe ihn, rief ihn an, und da er weder antwortete
noch ſtehen blieb, ſo ſchickte ſie ihm eine Kugel auf den Pelz, die
das Punktum ſeiner Lebensbeſchreibung bildet. Ich duckte mich
in einen Graben und entkam glücklich; führte ein abenteuerlich
Leben und ernährte mich aus dem Stegreif, bis ich per tot
dierimina rerum) vor kurzem dieſen Zufluchtsort erlangte, wo
ich gegen Mangel geſichert bin. Heute wollte ich an Euch mein
Probeſtück ablegen, und obwohl ich noch drei Tage Ohrenſauſen
haben werde, ſo iſt es mir doch jetzt lieb, daß ich nicht gleich das
Meſſer anwandte, wie ich mir anfangs vorgenommen hatte.
Leutholds Aufmerkſamkeit ward. hier durch die Ankunft
eines neuen Trupps der unterirdiſchen Sippſchaft in Anſpruch
genommen, beſtehend aus Menſchen mit gemeinen, von Laſtern
gebrandmarkten Phyſiognomien, obwohl es nicht an einigen
fehlte, deren von Natur nicht unangenehme Züge im Verein mit
In die Schlla fällt, wer zu meiden begehrt die Charybdis, aus
der 1277 verfaßten Alexandreis des Philipve Gualtier de Chätillon.
) Gefahr im Verzuge, Livius, römiſche Geſchichte, Buch 38, 25, 13.
4)
ch ſo viele gefährdete Lagen, Aenneis 1, 204

ihrer noch nicht entſchwundenen Jugend, ihre Verirrung um
beklagenswerter erſcheinen ließen. Alle warfen befremd
Blicke auf den jungen Gaſt an der Seite ihres Oberhaupts, u
der ſonſt ſehr unbedachte Flickmichel tat ſich nicht wenig dar=
zugute
, daß er der erſte war, der durch ſeine leiſe gegebene Ar
kunft allgemeines Erſtaunen erregte.
Eiſenherz trank rüſtig, und der Schalk ſorgte, daß ſtets nei

Vorrat die Kanne füllte, aus der er ſelbſt nicht den kleinſ
Teil in ſeinen Becher übergehen ließ. Auch die übrigen, nachd
ſie ſich des Räubers Sohn ſattſam angeſchaut hatten, ſammel=
ſich
um die Zecher, offenbar in der Abſicht, das Verſäumte na
zuholen. Die Decke des Gewölbes hallte bald von rohen Geſ
gen wider, welche ein zwergartiger Muſikant mit einem alt
Geſicht und überaus dickem Kopfe auf dem Dudelſack zu beglei
bemuht war.
Je lauter der Lärm wurde, deſto düſterer ward es in Le
holds Seele. Er mußte ſich geſtehen, ſo ſehr er widerſtrebte, d
er ſich ſeinen Vater anders gedacht hatte. Zwar war er
der Vorſtellung vertraut geworden, daß er ihn als Räuber find
würde, doch nicht von jenem Seelenadel entblößt, der ſich
edeln Gemütern auch dann noch findet, wenn ſie das Ueberm
der Kraft und des feindlichen Geſchicks auf Abwege riß; we
er ihn aber verſtohlen betrachtete und ſahe, wie er ſich uns
zügelter Luſtigkeit überließ, den Wein in Strömen hinabg
und wenig des eben erſt wiedergefundenen Sohnes achtete, 1
ſeinetwegen das lockendſte Glück verſchmäht hatte, ſo ſchnitt
ihm durch’s Herz, und er konnte ſich kaum der Tränen über 1
herbe Täuſchung ſeiner frommen Hoffnung erwehren, beſonde
da er ſich nicht verhehlen konnte, daß ſein kindliches Vorhab=
ihn
vom Verderben zu retten, wohl unausführbar ſein wer!
Die Luſtigkeit war zum Getöſe geworden; es ſchien, als ſol
eher der Wein im Faſſe als die Trinkluſt in den Zechenden z
Neige gehen. So kam es, daß der Flickmichel, welcher gewöh
licher Weiſe bei ſolchen Gelegenheiten das trockene Amt ein
Außenwächters verſah, faſt unbeachtet blieb, als er mit geſträu
tem Haar, ſtier blickend vor Angſt, hereinrannte und Töne a
ſeinem Munde hervorſtieß, welche im Lärmen kein aufmerkſam
Ohr fanden. In Verzweiflung über die Vergeblichkeit ſein
Bemühens, ſich verſtändlich zu machen, vergaß er die gewohn
Unterwürfigkeit ſo ſehr, daß er auf Eiſenherz losſtürzte, i
mit der hageren Hand am Arme packte und dem über die une
hörte Verwegenheit nicht wenig Erſtaunten aus heiſerer Kel
zukreiſchte:
Greift zur Wehr der ganze Wald iſt lebendig!
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

ummer 336.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. Dezember 1923.

Seite 5.

Orpheum.
Guſtav Bertrams Operetten=Gaſtſpiele.
der Frau im Hermelin iſt nunmehr Katia, die Tän=
n
gefolgt, eine Operette in drei Akten von Leopold Jacobſon
Kudolf Oeſterreicher, zu der ebenfalls Jean Gilbert die Muſik
jeben hat. Der Text iſt der Gegenwart entnommen und behandelt werte Zuſchrift:
uuntzerwürfelte Daſein ehemals Großer. Eine ruſſiſche Fürſtin,
ch als Tänzerin (Katja) ihren Lebensunterhalt verdienen muß,
gelegentlich eines Auftretens in privatem Zirkel in Paris mit dem deutung. Kann der Kurs der Rentenmark, als Uebergang zur
ind ihres Hauſes, dem Prinzen Saſcha von Kornga, zuſammen,
tkognito in Paris weilt und der ſie vordem aus ihrem Lande der=
u
hat. Beide verlieben ſich ineinander; die Fürſtin rettet ihm das
das Verſchwörer bedrohten, und nach vielen Zwiſchenfällen kommt
Selbſtverſtändlich kommt neben Szenen ſentimentaler Färbung,
Abriſſen aus der Pariſer Lebewelt auch der Humor zu ſeinem
Es iſt alſo jedem Geſchmack Rechnung getragen. Dem entſpricht
die Gilbertſche Muſik. Flott flüſſig, melodienreich und tempera=
voll
, wenn auch nicht immer originell. Man hat ſchon zu viel
rt gehört, um nicht an irgend etwas erinnert zu werden oder
Altbekanntes erneut zu begrüßen. Als Ganzes genommen, iſt auch
Operette gut und wirkſam.
die Aufführung verdient wiederum volles Lob. Man muß tatſäch=
19 nerkennen, daß die Direktion im Verein mit der Spielleitung alles
g iſetzt, um Niveau zu halten und unſer Operettentheater weit über
onſt gewohnten Durchſchnitt zu ſtellen. Die Regie ſorgt mit beſtem
6y g für Bühnenbilder von intim=künſtleriſchem Charakter und ſtim=
1 Svoller Raumgeſtaltung, wie ſie eben für eine Operette unerläß=
ind
. Maler Georg Ranzow erſtellt ſtets geſchmackvolle Deko=
gen
. Die Darſtellung iſt flott und routiniert. Man kennt ſein
ikum und macht ihm Konzeſſionen. Direktor Guſt. Bertram
terſchöpflich im Erſinnen neuer Tänze und Improviſationen, un=
üſtlich
in ſeinem Humor. In Marga Peter, der queckſilberigen,
ramentvollen und allezeit überſprudelnden Soubrette hat er eine
i erfagende Stütze, ebenſo in Hans Süßengut, der gutes geſang=
Können mit ausgezeichneter Darſtellungskunſt verbindet und ſtets
ünſtleriſche Situation ſouverän beherrſcht. Für die Katja iſt eine

Kraft in Frl. Rosl Wanda gewonnen, die ſich dem Rahmen
zeichnet einpaßt, deren Geſang und Darſtellung aber eine beſondere
trägt. Herr Schüler als Polizeichef war von überzeugender
oſität und Schneidigkeit, und Herr Jordan beherrſcht wie immer
Aufgabe mit der Souveränität des langjährigen Bühnenkünſtlers.
die weniger bedeutenden Rollen, davon noch der Iwo des Herrn
erlin Erwähnung heiſcht, waren gut beſetzt. Die muſikaliſchen,
iders die orcheſtralen Aufgaben, liegen in den ſtets bewährten und
führenden Händen des Herrn Kapellmeiſters Dietrich, der am
lg lebhaften Anteil hat.

Die Bereinigung der Freunde des humaniſtifchen Gymnaſiums
on der Freien Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft zu deren Vor=
zabend
Hölderlin und die Antike (Donnerstag abend
yr im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=Gymnafiums) in dankenswerter
e eingeladen worden, und es werden den Mitgliedern der Vereini=
Karten zum halben Preiſe zur Verfügung geſtellt. (Buchhandlung
yſträßer.) Angeſichts der hohen Bildungsaufgabe, die ſich die Ver=
iltung
, den Beſtrebungen der Vereinigung entgegenkommend, ſtellt,
iehlt die Humaniſtiſche Vereinigung ihren Mitgliedern angelegentlich
Beſuch des Abends.
Bühnenvolksbund. Die Freie Literariſche Geſellſchaft gewährt
Mitgliedern unſerer Theatergemeinde eine Ermäßigung von 50 Pro=
auf
die Einlaßkarten zu dem Einführungsvortrag zu der Anti=
re
von Sophokles am nächſten Donnerstag, 6. Dezember, abends
hr, im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums. Wir empfehlen
ren Mitgliedern den Beſuch aufs wärmſte. Der Studenten=
z
ſchuß für Ruhrarbeit veranſtaltet Dienstag, den 11. Dezember,
yr abends, im Kleinen Haus eine Aufführung von Burtes Katte.
Freunde vaterländiſcher Kunſt ſind beſonders hierzu eingeladen.
ere Mitglieder erhalten Karten zum Preiſe von 15 Goldmark von
twoch bis Samstag dieſer Woche in der Zeit von 101 Uhr vorm.
46 Uhr nachm. auf Zimmer 3 der Techniſchen Hochſchule, ſowie
der Abendkaſſe. Der Beſuch wird dringend empfohlen. In beiden
en ſind die Thegtermietkarten zum Ausweis für die Mitgliedſchaft
zulegen.
Volkstheater. Man ſchreibt uns: Wir machen nochmals auf die
auführung des Weihnachtsmärchens aufmerkfam. Unfere Theater=
icher
tun gut, ſich rechtzeitig mit Karten zu verſehen, da der Beſuch
ſtarker werden dürfte. Der Vorderkauf iſt wie immer im Verkehrs=
ean
und von 111 Uhr im Theater. Heute abend iſt die Wieder=
ung
des intereſſanten Volksſtucks Gib mich frei.
Vogelsberger Höhenklub. Zur 9, planmäßigen Wanderung rie=
die
Führer zuſammen. Eine ſtattliche Anzahl Wanderer war wie=
ihrem
Rufe gefolgt. Alle, die den Mut fanden, früh ſchon die
tzende Hülle des Bettes abzuſtreifen, waren ſchon beim Anmarſch
Sammelpunkt überzeugt, daß ſie während des bevorſtehenden Tages
rterreize allerfeinſter Art in ſich aufzunehmen reiche Gelegenheit
ſen würden. Wie hatte ſich doch die Natur im Gegenſatz zu den
ausgegangenen Tagen zu ihrem Vorteil verändert! Ueberall, wohin
Auge blickte, das wie aus allerfeinſter Wäſche hervorgegangene
iterkleid der Natur. Kein Zweiglein oder Gräslein, ob in Wald oder
d, das ſich nicht vollſtändig mit dem entzückenden Raureif geſchmückt
abt hätte. Sieh’ da, wie wundervoll, wie ſchön, kam es fortgeſetzt
Herzensgrund über die Lippen der Wanderer. Waren es auch alt=
innte
Wege, welche die Führer gewählt hatten, ſo rar es ihnen doch
k ihres vorzüglich durchdachten Planes und ihrer alles umfaſſenden
ſicht vollauf geglückt, aus Altem und teilweiſe ſchon oft Geſchautem
tes herauszuholen. Der Weg führte vom Bahnübergang am
tersweg zur Faſanerie, am Hartig=Denkmal und Jagdſchloß Kranih=
n
vorbei zur Dianaburg, wo den Wanderern in inzwiſchen hell leuch=
der
Wintermorgenſonne ein kleiner Imbiß vorzüglich mundete. Nur
e kurze Naſt, und weiter ging es auf hartgefrorenen Parkwegen
wärts im Walde ein leider im Park, ſo ſelten gewordenes Hirſch=
ſel
ſichtend, das ſeinerſeits wie von Erſtaunen erfaßt, erſt die große
nderſchar betrachtete, dann aber zum allſeitigen Entzücken auf kurze
gſtrecke ihr Begleiter war dem Ziele, Meſſel, zu. Bei Gaſt=
1 Laumann waren die Wanderer in gut geheizten Räumen vorzüg=
unter
. Hier gab zunächſt V. H. C.=Bruder Dr. Pitz in längeren, ſehr
rreichen und intereſſanten Ausführungen einen umfaſſenden Ueber=
* über alle auf der heutigen Wanderung berührten, geſchichtlich be=
rkenswerten
Punkte, wofür ihm die V.H.C.er warmen Dank ſpen=
en
. Alsdann unterhielt man ſich bei muſikaliſchen und geſanglichen
rbietungen aufs beſte. Nur allzu früh mahnten die Führer zum
cmarſch, der über Grube Meſſel und Forſthaus Einſiedel die voll=
riedigten
Wanderer froh und vergnügt im gerade ſcheidenden Sonnen=
inze
heimführte.
Einklafſige Preußiſch=Süddeutſche wertbeſtändige Staatslotterie.
s Fortſetzung der bisherigen Klaſſenlotterie, die in Papiermark nicht
iter aufrecht zu erhalten war, tritt nunmehr die wertbeſtändige
aatslotterie, deren erſtmalige einklaſſige Ausſpielung bereits am 14.
d 15. Dezember d. Js. erfolgt. Infolge der außerordentlich günſtigen
lsſichten auf einen wirklichen Gewinn, die Einſatzgewinne ſind
uz fortgefallen, wodurch ein bedeutendes Spielkapital für wirkliche
winne frei wurde verleihen dieſer Weihnachtslotterie eine
oße Zugkraft, was ſich bereits durch ſehr lebhafte Nachfrage nach
ſen bemerkbar macht. Da die Anzahl der Loſe im Vergleich zur bis=
rigen
Klaſſenlotterie nur ſehr gering iſt, ſo werden dieſe Loſe bald
Sverkauft ſein. Spielluſtige werden daher gut tun, ſich ein Los recht=
tig
zu ſichern. Die Auszahlung der Gewinne erfolgt in wertbe=
ändigem
Geld ohne jeden Abzug! Wie wir hören, iſt es
abſichtigt, auch in Zukunft nur noch wertbeſtändige Lotterien in kur=
Friſten auszuſpielen, um der Geldentwertung vorzubeugen.
Neues Adreßbuch. Wie bereits mitgeteilt, iſt die Herausgabe
nes neuen Adreßbuches von Darmſtadt in Angriff genommen. Es
gt im Intereſſe der Einwohnerſchaft, die ſchwierige Herausgabe er=
ichtern
zu helfen. Es fehlen in den Aktenbogen beſonders die in der
bten Zeit vielfach erfolgten Titeländerungen und Amts=
ezeichnungen
. Jedem, der eine neue Amtsbezeichnung oder neuen
itel hat, ſei dringend empfohlen, dies umgehend auf dem Rathaus,
immer 23, zu melden.
Darmſtädter Wärmeſtuben. Zeitnöte erfordern außergewöhnlihe
ilfe und engeren Zuſammenſchluß aller Volksfreunde. So haben hel=
nde
Hände auch bei dem herannahenden Winter ſich bereit gefunden,
m Aermſten unter den Armen eine Zufluchtsſtätte vor Winterkälte zu
ſaffen. Drei Wärmeſtuben ſind bis jetzt in den derſchiedenſten Stadt=
ilen
eingerichtet. Um nun den Beſuchern auch etwas geiſtige Au=
gung
zu bieten, geht an weitere Kreiſe die herzliche Bitte um geeig=
Sten Leſeſtoff, wie ältere Zeitſchriften, Bücher; auch geleſene Tages=
litungen
ſind willkommen. Jeder, der dieſe Einrichtung nach dieſer
eite unterſtützt, darf ſicher des Dankes von Vielen gewiß ſein. Gaben
erden entgegengenommen beim Oberverwalter Weidner. Städtiſches
ltersheim, Frankfurter Straße 35, Frl. Fiſcher, Waldſtraße 18 ( Volks=
he
), Herr Rektor Schäfer, Ludwigshöhſtraße 42.
Sein 25fähriges Arbeitsfubiläum feiert am 6. Dezember der
Zuchdrucke: Johannes Daum bei der Firma Fromann u. Morian,
Spielkartenfabrik und Verlagsanſtalt.

(6
Die Arelonong ver mandsntchafsichen Krauukie

Von ſachverſtändiger Seite erhalten wir folgende bemerkens=
Für die Zukunft unſeres Wirtſchaftslebens iſt die zurzeit in
Neubildung begriffene Geldwährung von ausſchlaggebender Be=
Goldmark, im Vergleich zu der letzteren aufrecht erhalten werden,
dann werden wir wieder zu geſunden wirtſchaftlichen Verhält=
niſſen
kommen; iſt dies nicht möglich, dann wird der Krankheits=
Löſung mit Verlobung und Standesamt. Sicher ein Stoff, aus zuſtand auf Jahre hinaus andauern. Es wird ſich jetzt zeigen
geſchickte Librettiſten etwas aufbauen konnten, und das haben ſie müſſen, ob das Mißtrauen, das von einem großen Teil unſeres
Volkes der großen Währungsaktion entgegengebracht wird
vielfach von Leuten, bei denen der Wunſch der Vater des Ge=
dankens
iſt berechtigt iſt, oder ob unſer Volk von dem Streben
nach größtmöglichem Verdienſt ſo durchſetzt iſt, daß Rückſichten
gegen das Ganze nicht aufkommen. Schreiber dieſes Aufſatzes
hat Vertrauen zu der Aktion und hofft, daß ſich dieſelbe, trotz
großer Widerſtände und gegen dieſelbe, wenn auch nicht vielleicht
geradlinig, durchſetzen wird. Weſentlich wird ja allerdings die
Entwicklung vom Auslande beeinflußt werden; kehrt das Ver=
trauen
zu einer Geſundung unſerer wirtſchaftlichen Lage zurück,
wie es in den letzten Tagen nach Zeitungsnachrichten ſchien, dann
wird ſich die geplante neue Währung durchſetzen.
Von mindeſtens gleicher Bedeutung für das Gelingen iſt aber
die Stellung unſerer heimiſchen Berufszweige, weil die Stellung
des Auslandes beſtimmend. Es ſoll hier nicht unterſucht werden,
wie ſich Handel und Induſtrie zu derſelben ſtellen; im Nach=
ſtehenden
ſoll mehr die Stellung der Landwirtſchaft zu derſelben

kurz beſprochen werden.
Sieht man davon ab, daß das Experiment der Inflation
Bezahlung der Schulden mit Noten und fortgeſetzt geſteigerter
Papiernotendruck nicht nochmals wiederholt werden kann und
darf, denn das wäre Selbſtmord, dann hängt das Gelingen
unſerer jetzigen Währungsaktion in ausſchlaggebender Weiſe von
der Preisgeſtaltung unſerer landwirtſchaftlichen und induſtriellen
Produkte ab. Gelingt es nicht, den Preis dieſer Waren, in
Rentenmark ausgedrückt, auf einer Baſis zu halten, die den
Goldmarkpreis alſo den Weltmarktpreis nicht weſentlich
überſteigt, dann iſt unſere Währungsaktion verloren. Eine
weſentliche Ueberſteigung dieſes Grundpreiſes würde zunächſt die
Folge haben, daß die Löhne und Gehälter der Angeſtellten ſteigen
müſſen, weil die heutige Bezahlung, die kaum die Hälfte der
Vorkriegsleiſtung beträgt, das Exiſtenzminimum eines großen
Teils dieſer Berufsſchichten nicht garantiert. Eine weitere Folge
würde die ſein, daß die Produktionskoſten bei der ganzen Güter=
erzengung
ſteigen. Dadurch würde aber unſer Export, der jetzt
ſchon beirahe lahm gelegt iſt, ganz zum Erliegen kommen; wir
erhielten keine ausländiſchen Zahlungsmittel (Deviſen) mehr und
damit wäre der Ruin der Rentenmark beſiegelt. Die Renten=
mark
würde denſelben Weg gehen, den unſere jetzige Papiermark
gegangen iſt: eine neue glänzende Zeit für Schieber, Wucherer
und Spekulanten wäre angebrochen.
Bei dieſer Lage der Verhältniſſe iſt es nicht nur intereſſant,
ſondern außerordentlich wichtig, für den augenblicklichen Stand
feſtzuſtellen, wie ſich die Preiſe der landwirtſchaftlichen Produkte
auf unſerem Innenmarkt entwickelt haben und verhalten. Man
müßte dabei von den Produktionskoſten, ausgedrückt in Gold=
mark
, ausgehen. Solche Produktionskoſtenberechnungen ſind aber
zurzeit kaum möglich, weil alle Grundlagen fehlen, dieſe aber
auch ſo himmelweit auseinandergehen, daß es nicht möglich iſt,
eine auf Richtigkeit Anſpruch machende Berechnung durchzu=
führen
. Man geht daher am beſten von den Preiſen der Vor=
kriegszeit
aus. Dieſe waren für die damalige Zeit für die Land=
wirtſchaft
nicht nur auskömmlich, ſondern ließen auch dem Land=
wirt
einen beſcheidenen Gewinn. Stellt man dieſen Vorkriegs=
dreis
Grundpreis, ansgedrückt in Goldmark den jetzigen
Rentenmarkpreis gegenüber, ſo muß ſich zeigen, ob die jetzige
Preislage berechtigt iſt und in welcher Tendenz ſich die Preiſe
bewegen. Angenommei wird dabei, daß Goldmark und Renten=
mark
in ihrer Kaufkraft gleich ſind, was wenigſtens bei der
Schaffung der letzteren angenommen wurde. Unter dieſen Voraus=
ſetzungen
ergibt ſich für einige Hauptprodukte das folgende Bild:
Es koſteten in Goldmark:

in Frankfurt in Rentenmark Weizen (1 Ztr.) . . 9,609,80 9,009,13 12,0012,50*) Roggen (1 Ztr.) . . 8,008,15 8,378,75 110011,508) Hafer (1 Ztr.) . . 7,208,50 8,258,50 900 9,376) Kartoffeln (1 Ztr.) . 17752,00 2,503,00 3,00 4,00 Aepfel (1 Ztr.) . . 715 Rinder (1 Ztr. Schlachtg.) 60100 50100 80120 Schweine (dito) . . 70 74 160200 130150 Schafe (dito) . . 90 92 50 80 Butter (1 Pfund)
1,35 3,33 2,10 Milch (1 Liter) .. 024 0,17 0,245* Eier (1 Stück) 008 027 0,45

) Notiz vom 16. November.
**) Stallpreis.

Aus dieſer Ueberſicht geht hervor, daß alle die aufgeführten
Hauptprodukte gegen die Friedenszeit weſentlich, einzelne, wie
Kartoffeln, Schweine, Butter und Eier, ſehr beträchtlich geſtiegen
ſind. Es iſt dabei noch zu berückſichtigen, daß die Preiſe im Klein=
handel
verhältnismäßig noch diel höher ſind. Es fragt ſich nun,
ob und inwieweit dieſe Preisſteigerung berechtigt iſt und ob ſie
anhalten wird. Berechtigt iſt eine gewiſſe Steigerung in der
Tatſache, daß auch die Goldmarkpreiſe auf dem Weltmarkt ge=
ſtiegen
ſind, als Folge, der geringeren Kaufkraft des Goldes.
Dieſem Entwicklungsgang mußten ſich die Preiſe unſeres hei=
miſchen
Marktes anſchließen. Nicht zu rechtfertigen aber iſt die
rapide Steigerung faſt aller landwirtſchaftlicher Produkte zu Ende
des Monats, in Rentenmark ausgedrückt. Es iſt zu befürchten,
daß dieſer Vorgang als eine vorbereitende Handlung in der Ent=
wertung
der Rentenmark aufzufaſſen iſt, die dazu führen muß,
daß der Rentenmark dasſelbe Schickſal bevorſteht wie der Papier=
mark
. Den Schiebern, Wücherern und Spekulanten, von denen
dieſer Vorgang in erſter Linie propagiert wird, müßte auf das
Entſchiedenſte auf die Finger geſehen werden. Aber auch den
Landwirten muß klar gemacht werden, ſo weit ſie an dieſen
Preistreibereien beteiligt ſind, daß hier die Intereſſen des Gan=
zen
über die Intereſſen des einzelnen Berufes gehen. Hier hat
die Staatsautorität einzuſetzen und nach dem Rechten zu ſehen.
Man könnte vielleicht einwenden, daß dieſe Vorgänge bei.
der Preisbildung natürlich und auf den Mangel an Ware zurück=
zuführen
ſeien. Angebot und Nachfrage regulieren den Preis
und dadurch werde die Preisſteigerung von ſelbſt bedingt. Das
iſt aber nicht der Fall: es ſind Waren genug vorhanden. Wir
haben im laufenden Erntejahre eine recht gute Getreideernte
gehabt, die Ernteergebniſſe haben nicht weſentlich hinter guten
Erntejahren der Vorkriegszeit zurückgeſtanden. Wir hatten eine
ausgezeichnete Futterernte und eine mittelmäßige Kartoffelernte.
Das Getreide iſt erſt zum geringſten Teil auf den Markt gebracht,
es muß aber und wird kommen. Daß aber auch in unſerem Vieh=
ſtand
ſich die Verhältniſſe gebeſſert haben und keinesfalls zu deur
Peſſimismus bezüglich der Ernährung unſeres Volkes berechtigen,
ergibt die Viehzählung vom 1. Oktober d. J. Die Ergebniſſe
für das ganze Reich ſind zwar noch nicht bekannt; wir geben
aber nachſtehend die Ergebniſſe dieſer Zählung für Heſſen im
Vergleich mit den bezl. Zählungen vom 1. Dezember 1913 und
1. Dezember 1922.

Der heſſiſche Viehſtand nach der Zählung vom 1. Okt. 1923:

Rindvieh
Schweine
Schafe .
Ziegen .

1. Dez. 1913 1. Dez. 1922 1. Okt. 1923
324 488 267203 281650
409 372
305 873 368 728
/53 838
77 116 76 368
142 008 156 444 173 368

Dieſe Ueberſicht zeigt, daß zwar bei Rindvieh (in Heſſen)
gegenüber dem Vorkriegsbeſtand noch ein Manko von 42 838 Stück
ca. 13 Proz., bei Schweinen von 40 645 Stück ca. 10 Proz.
beſteht, bei Schafen und Ziegen wir aber den Vorkriegsbeſtand
nicht unweſentlich überſchritten haben. Auch bei Pferden und
Geflügel, die jetzt nicht gezählt wurden, iſt der Vorkriegsbeſtand
wieder erreicht. Trotz dieſes Mankos bei Rindvieh und Schweinen,
den Hauptfleiſchlieferanten, kann man annehmen, daß ein Mangel
an Fleiſch nicht beſteht, weil der Fleiſchkonſum in den Städten
von ca. 54 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung in der Vor=
kriegszeit
auf beinahe die Hälfte heruntergegangen iſt. Der Kuhé
beſtand allerdings, der nach der letzten Zählung 154 108 Stück
betrug gegen 160= bis 170 000 Stück in den letzten Jahren und
184 232 Stück in 1913 bleibt noch zurück und hieraus und der
nicht genügend eiweißreichen Ernährung der Milchkühe iſt der
Mangel an Milsh und Molkereiprodukten erklärlich.

Die Schaffung einer wertbeſtändigen Währung iſt zurzeit die
Ende (Dez.) 1913 12. Nov. 1923 Ende Nov. 1923 wichtigſte wirtſchaftliche Maßnahme, ſie iſt eine Lebensfrage für
unſer Volk. Soll der jetzt in Ausführung begriffene Plan zu
einem erfolgreichen Ziele führen, dann muß er von allen Berufs=
zweigen
, ſelbſt unter Hintanſetzung eigener Intereſſen, auf das
Intenſivſte unterſtützt werden. Hier handelt es ſich um Sein
oder Nichtſein. Es iſt unbedingt nötig, daß widerſtrebende Teile
der Volksgemeinſchaft niedergehalten, ebentl. niedergedrückt wer=
den
. Auch die Landwirtſchaft wird hier beſondere Wünſche und
Berückſichtigung zurückſtellen müſſen. Wir haben volles Ver=
ſtändnis
für die Forderung der freien Preisbildung. Sollte dies
aber, wie ſich Anſätze zeigen, zur Untergrabung der geplanten
Aktion führen, ſo muß dem ein Riegel vorgeſchoben werden.
Wir rufen daher den regierenden Männern den lateiniſchen
Spruch zu:
Caveant consules, ne detrumentum capiat res publca!

n. Schivurgericht. Die Tagung des hieſigen Schwurgerichts unter
Vorſitz des Landgerichtsrats Dr. Fuchs brachte als erſten Fall die An=
klage
gegen die Bjährige, bisher unbeſtrafte, ledige Dienſtmagd Katha=
rina
Zecher von Seeheim wegen Totſchlags. Vertreten war dieſe An=
klage
durch Staatsanwalt Dr. Langenbach, während Rechtsanwalt Juſtiz=
rat
Dr. Oſann die Verteidigung führte. Die an dem eigenen Kinde
verübte und eingeſtandene Tat ereignete ſich bereits am 9. November
vorigen Jahres, nachdem die Geburt am 31. Oktober im Städtiſchen
Krankenhaus erfolgt und die Angeklagte gerade dort wieder entlaſſen
worden war. Sie hatte jede geeignete Vorkehrung unterlaſſen und
wählte in ſolcher ſeeliſchen Erregung den verbrecheriſchen Ausweg, ob=
wohl
für jeden vernünftigen Menſchen baldige Entdeckung vorauszit=
ſehen
war. Früher hier bedienſtet geweſen, kannte ſie die Gegend des
Großen Woogs; ſie wandte ſich am Nachmittag dahin, erſtickte das in
einen Rock gewickelte Kleine und warf unbemerkt die Leiche ins Waſſer.
In der jetzigen Verhandlung machte die Angeklagte keinen ungünſtigen
Eindruck und es wurden ihr von den Geſchworenen mildernde Umſtände
zugebilligt, auch durch den Gerichtshof die beſonderen Momente in glei=
cher
Richtung weitgehend berückſichtigt. Das zuläſſige Mindeſtmaß be=
trug
6 Mouute, und das von der Z. ſofort anerkannte Urteil lautet auf
8 Monate Gefängnis, abzüglich 4 Monate Unterſuchungshaft.
y. Strafkammer. Wegen Hehlerei war noch gegen dier Angeklagte
aus Offenbach zu verhandeln, nachdem ſchon vor längerer Zeit die Ab=
urteilung
der beiden betreffenden Diebe von hier nebſt anderer Hehler
ſtattgefunden hatte. Es kommt ein mehrmonatiges Einbrechertreiben
des Vorjahres in Betracht, wofür die zwei Täter, Gl. und G., eben
ſchwere Strafen verbüßen. Sie hatten mittels Einſteigens und falſcher
Schlüſſel faſt ein Dutzend Diebſtähle in Wohnungen, Geſchäftsräume,
Keller uſw. zur Nachtzeit verübt und die Beute meiſt auswärts ver=
äußert
. Jene Hehler waren beim Abſatz beteiligt. Zwei der nun=
mehrigen
Angeklagten, die ſich auf guten Glauben berufen, wurden trotz
ſtarken Verdachts in Ermangelung ausreichender Gegenbeweiſe frei=
geſprochen
, und man verurteilte den 26jährigen Vulkaniſeur G. V. aus
Brandau, wohnhaft in Offenbach, zu 1 Jahr Gefängnis, abzüglich
5 Wochen Unterſuchungshaft, den 28jährigen Kaufmann J. F. aus
Offenbach zu 8 Monaten Gefängnis.
Aus den Parteien.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei. Am
Samstag, den 8. Dezember, findet nachmittags 4 Uhr im Rummelbräu
die monatliche Zuſammenkunft der Frauen der D.V.P. ſtatt. Erzählun=
gen
über Selbſterlebtes über den Prairiebelvohner dürfte allſeitigem
Intereſſe begegnen. Alle Parteifreunde, auch die Ausgewieſenen, ſind
herzlich willkommen. Gebäck mitbringen.
Parlamentariſches.
Der Sonderausſchuß des Landtags genehmigte
geſtern eine Regierungsvorlage, wonach die bei Neufeſtſetzung des Be=
ſoldungsdienſtalters
von Beamten entſtandenen kleinen Beträge für die

Zeit vor dem 1. Oktober 1923 nicht mehr ausbezahlt werden;
wurde ein Geſetzentwurf angenommen, durch den die Befugniſſe de:
Oberechnungskammer abgeändert werden. Die Reviſion von Rechnungen
aus früheren Jahren ſoll mit Rückſicht auf die unerheblich gewordenen
Beträge unterbleiben können und das dadurch frei werdende Perſonal
mit ſofortiger Wirkung bei anderen Dienſtſtellen verwendet, wer
Der Betriebsſtock der Hauptſtaatskaſſe wird um 10 Millionen auf
Millionen Goldmark erhöht. Die dazu notwendigen Mittel ſollen
dem Wege der Anleihe gegeben werden. Ebenſo genehmigte der Ar
ſchuß die Begebung einer Dollaranleihe, die in zwei Reihen zu
Millionen Goldmark 500 000 Dollar erfolgen ſoll. Danach wurde
in die Beratung der Regierungsvorlage über die Vereinfachung und
Verbilligung der Staatsverwaltung eingetreten. Nach dem Bericht be=
gann
die Generaldebatte, in deren Verlauf der Antrag geſtellt wurde
die ganze Angelegenheit zu vertagen, bis erſichtlich geworden ſei, was
andere Länder tun. Der Ausſchuß lehnte jedoch dieſen Autrag ab, weil
die Regierung erklärte, daß ſie alsbald auf Grund der Reichsverordnung
den geſamten Abbau ohne Zuziehung des Ausſchuſſes ſelbſtändig durch=
führen
müſſe und werde. Fortſetzung Mittwoch,

Eberſtadt, 4. Dez. Geſtern verſtarb in der Dr. Machenhaue=
ſchen
Klinik in Darmſtadt die Schweſter der hieſigen katholiſchen
Kinderſchule. Neun Jahre, ſeit Beſtehen der Schweſternſtation, wirkte
ſie hier in der Kinderſchule und aushilfsweiſe auch in der ambulanten
Krankenpflege. Dank ihres freundlichen, entgegenkommenden Weſens
und ihrer großen Fähigkeiten konnte ſie ſich in der ganzen Bevölkerung
einer großen Beliebtheit erfreuen. Die Beerdigung findet, entgegen
einer anderslautenden Meldung, heute Mittwoch nachmittag um 3 Uhr
in Eberſtadt ſtatt.
Groß=Umſtadt, 3. Dez. Der Bund Heſſiſcher Jugend=
wandervereine
rief ſeine Mitglieder zu einer av. Bundestagung
nach der herrlich gelegenen Bleibe des Wanderklubs Frohfinn G=
Umſtadt. Zahlreich hatten die angeſchloſſenen Vereine dem Ruf Folg
geleiſtet, und ſo legte auch dieſe Tagung wiederum Zeugnis davon ab.
wie ſehr der Wert des Wanderns unter der heſſiſchen Jugend immer
mehr erkannt und gepflegt wird. Zählt doch der Bund, der erſt im
März vorigen Jahres ins Leben gerufen wurde, bereits 18 Vereine,
durch ihre rege Mitarbeit immer mehr bekunden, welches Intereſſe
an den Zielen und dem Zweck des Bundes nehmen. Aus der umfang
reichen Tagesordnung, die ſich glatt und ſachlic) abwickelte, ſei nur das
Frlgende herausgenommen: Der Bundeswanderplan für das erſte Halb=
jahr
1924 wurde in der Weiſe feſtgelegt, daß die erſte Steruwpanderung
am dritten Sonntag im Januar, die zweite am erſten Sonntag im Md
und die dritte am zweiten Sonntag im Mai ſtattfinden ſoll. Das dritt,
Bundesfeſt findet Ende Juni bzlv. Anfangs Juli in Babenhauſen
Möge auch im neuen Jahre die Arbeit des Bundes auf dem C
der Jugendpflege und beſonders des Jugendwanderns von C
krönt ſein.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. Dezember 1323.

Rummer 33

*Polfskonzerte und Volksbüldung
in Stadt und Land.
Mit großem Intereſſe las ich in Nr. 320 den Artikel Volkskonzerte‟
bon Prof. Schmitt. Der Verfaſſer ſchreibt: Durch die grenzenloſe Not
unſerer Zeit iſt es weiten Kreiſen unſerer Bevölkerung aus allen Berufs=
zweigen
nicht mehr vergönnt, ſich an den Werken unſerer großen Meiſter
zu erbauen und ſo für Stunden Vergeſſen zu finden all des Elends,
das uns umgibt, und aus dieſem Vergeſſen Mut zu ſchöpfen für die Zu=
kunft‟
. Dieſe warmen und klugen Worte gaben Veranlaſſung, einen er=
weiterten
Plan von Volkskonzerten unter Heranziehung erſter muſi=
kaliſcher
Kräfte der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt aufzuſtellen und
dieſen ſofort auch mit großem Erfolg in die Tat umzuſetzen. Wir alle
ſind wohl einig in der Ueberzeugung und in dem Gefühl, daß die Ver=
breitung
von Bildung und Geſittung durch ſolche muſikaliſchen Konzerte
heute mehr als je die Aufgabe des Tages ſein muß. Unſere Zeit iſt
jedoch leider zu Veranſtaltungen großer Wohlfahrts= und Jugendkonzerte,
die Begeifterung wecken, Anregungen geben und neue Kräfte ſchaffen
ſollen, nicht geeignet. Die wirtſchaftlichen Nöte ſind die feindlichen Kräfte.
Wir verſuchen es, ihnen durch Sparſamkeit und vermehrte Arbeit zu
begegnen.
Unſtreitig ſind die Vorbedingungen für die Abhaltung größerer Ver=
anſtaltungen
zur Erhaltung der Güter unſerer Kunſt und Kultur in der
Stadt viel günſtiger, als auf dem Land. Dort iſt der Kreis muſiklieben=
der
und =treibender Leute bedeutend größer als bei uns auf dem Lande.
Durch die freiwillige Mithilfe erſter Kräfte, Vereine und Orcheſterkörper
verringern ſich die Koſten der Stadt ſchon erheblich. Zumal in Dam=
ſtadt
. Wenn nun noch alle maßgebenden Faktoren in voller Harmonie
zuſammen wirken, wie in Darmſtadt, wenn ſich die Generaldicektion des
Heſſiſchen Landestheaters, die Städtiſche Akademie für Tonkunſt, die
Jentralſtelle für Volksbildung und Jugendpflege und das Heſſiſche
Landesamt für das Bildungsweſen u. a. in ſelten einmütiger, vorbild=
licher
Weiſe zufammenfinden und in den Dienſt dieſer guten, edlen Sache
ſtellen da muß das Werk gelingen. Dieſe Saat, die in Jugend und
Volk hineingelegt wird, muß eine reiche Ernte bringen. Doch das muß
einmal pffen feſtgeſtellt werden: Wem kommen dieſe Veranſtaltungen zu=
gute
? Wem werden in dieſer ſchweren Zeit einige genußreiche Stunden
bereitet? Wer bekommt die feine, geiſtige Koſt im allgemeinen nur vor=
geſetzt
? Mit kleinen Ausnahmen doch nur die Bevölkerung der Stadt.
Wohl lieſt man, daß auch an größeren Oxten des Landes Volkskonzerte
unter Heranziehung künſtleriſcher Kräfte hie und da ſtattfinden, doch das
ſind Ausnahmen. Was heute zu tun iſt und geran werden kann, muß in
kleinerem Kreiſe mit möglichſt wenig Aufwand feſtgeſtellt und ſodann
durch pflichttreue Arbeit getan werden. Sich Künſtler auf das Land kom=
men
zu laſſen, iſt heute mit faſt unerſchwinglichen finanziellen Opfern
verknüpft. Der Abbau der Heſſiſchen Landeswanderbühne iſt
ſicher nur aus finanziellen Gründen erfolgt. Es iſt dem Land unmöglich,
die hohen Koſten zu tragen. Den Schaden hat das flache Land, das dieſe
wandernde Kulturbringerin ſtets freudig begrüßte. Gar viele Kreiſe, be=
ſonders
die bäuerlichen, die das Großſtadttheater nur ſehr ſelten beſuch=
ten
, werden die Wanderbühne in dieſem Winter wohl am meiſten ver=
miſſen
. Wie mancher Bauer, der früher nur die heimiſche Geſang= und
Turnvereinsbühne mit ihren zum Teil inhaltlich oberflächlichen, feichten
Theaterſtückchen und derben Koupletts kannte, bekam durch die Landes=
zanderbühne
zum erſten Male einen tieferen, nutzbringenden Einblick in
die heilige Stätte reiner Kunſt. Jede Aufführung war für den literariſch
weniger gebildeten Landmann ein künſtleriſcher Genuß, ein Erlebnis.
Dieſe produktive, Geiſt und Kultur bringende: Quelle iſt zum Schaden
der Landbevölkerung verſiegt. Um der Geiſtesverflachung weiter Kreiſe
des Landes vorzubeugen, ihnen das Große und Schöne der wahren Kunſt
näher zu bringen, ſchuf das Landestheater die Einrichtung der
Fremdenmiete. Gebrauch davon machten in erſter Linie die Land=
beamten
. Für ſie war die Darmſtädter Bühne eine Stätte geiſtiger Er=
holung
und ein Bedürfnis. Die Fremdenmiete beſteht nicht mehr. Ohne
weitere Grundangabe hat ihr die Direktion des Landestheaters das
Lebenslicht ausgeblaſen.
Wir auf dem Lande verſtehen vollkommen, aus welchen Beweggrün=
den
die Theaterleitung gehandelt hat. Wir danken ihr mit Wehmut im
Herzen für das Mitgefühl. Sie weiß oder nimmt es als ſicher an, daß
die Fremdenmiete in dieſem Winter keinen großen Zuſpruch finden wird.
Und mit Recht. Die wirtſchaftliche Not iſt größer denn je, auch auf dem
Lande. Das Märchen vom billigen Landleben gehört ſchon lange der
Vergeſſenheit an. Schwer laſtet beſonders auf dem Landbeamten die
Kindererziehung. Er iſt gezwungen, ſeinen Kindern dieſelbe Schulbil=
dung
angedeihen zu laſſen, wie der Großſtadtbeamte. Das iſt aber nur
dann möglich, wenn er ſie zur höheren Schule in die Stadt ſchickt. Die
Koſten der Fahrt, an Penſion iſt gar nicht mehr zu denken , er=
fordern
erhebliche Aufwendungen. Aber auch der Landbeamte ſelbſt hat
nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, ſich perſönlich fortzubilden. .
Dieſe Weiterbildung, die ſeinem Amte ſelbſt zugute kommt, kann er nicht
auf dem Lande, ſondern nur in der größeren Stadt haben. Der Beſuch
don Konzerten und Theater wird den Landbeamten und Arbeitern jedoch
durch die hohen Reiſekoſten heute ganz bedeutend verteuert, ja unmöglich
gemacht. Die Verkehrsausgaben für den Stadtbewohner ſtehen im um=
gekehrten
Verhältnis zu den unſrigen auf dem Lande. Der Städter er=
hält
, um ſich zu erholen, beſondere Fahrtvergünſtigungen, z. B. Sonntags=
karten
. Wäre es da nicht am Platze, uns Landbewohnern, wenn ſie ein
Konzert oder mal das Theater beſuchen wollen, verbilligte Fahrkarten,
ſagen wir mal Kulturkarten, zu verabfolgen. Man darf die Land=
bevölkerung
nicht geiſtig verſumpfen laſſen. Es wäre deshalb ein dan=
kensivertes
Unternehmen, wenn hie und da wir Landbewohner wollen
und müfſen beſcheiden ſein mal ein gutes Konzert oder eine Theater=
vorſtellung
in den Dienſt der Landbevölkerung geſtellt würde. Wir alle
wollen mithelfen am Aufbau unſeres armen geknechteten Vaterlandes.
Stadt und Land müſſen einander helfen, ſich ergänzen. Sollten ſich die
Direktion unſeres heſſiſchen Landestheaters und auch die Leitung der
Städtiſchen Akademie für Tonkunſt einmal mit dieſer Frage befaſſen und
ſie in poſitivem Sinne löſen der Dank dieler auf dem Lande wäre
ihnen ſicher. Dieſe Volksbildungsarbeit, wie ſie Herr Muſikdirektor
Schmitt in Darmſtadt mit Erfolg begonnen hat, weiter auszubauen, ſie
auch für die Landbevölkerung nutz= und ſegenbringend zu geſtalten, wäre
eine hohe, edle, aber auch dankbare Aufgabe. Nie war engſtes Zu=
fammenſchweißen
von Stadt und Land nötiger als in dieſer Zeit, wo wir
in einer Front im Ringen letzten Endes um unſere ganze deutſche
Geiſteskultur ſtehen müſſen.
W. Müller, Babenhauſen.

Dienheim (Rheinheſſen), 3. Dez. Brand. Sehr wahrſcheinlich
infolge Brandſtiftung wurde die mit dielen Vorräten gefüllte Scheune
des Landwirts Haſſinger bis auf die Grundmauern das Opfer
eines großen Schadenfeuers.
Grünberg (Oberheſſen), 3. Dez. Holzverſougung. Laut
Beſchluß des Gemeinderats gibt die Stadt zur Aufbringung der Holz=
hauerlöhne
den Haushaltungen Gelegenheit zu Abſchlagszahlungen auf
je zwei Raummeter Brennholz, die auch in dieſem Jahre wieder zur
Verfügung geſtellt werden. Die gezahlten Beträge werden in Gold=
mark
gutgeſchrieben.

Sport, Spiel und Kurnen.

Turn= und Feſifpielabend der Turngemeinde
Darmſtadt von 1846.
Wenn wir jemals in der Lage waren, der Turngemeinde 1846 Worte
der Anerkennung zu zollen für ihre Leiſtungen, ſo iſt dies heute der
Fall; wir haben ſelten einen Bericht mit größerer Freude geſchrieben
als dieſen. Welcher Wertſchätzung ſich unſere Turner und Turnerinnen
erfreuen, das bewies ja ſchon das vollſtändig ausverkaufte Haus.
Der unverfälſchte turneriſche Geiſt, der in der Turngemeinde ſtets
zu Hauſe war, kam zunächſt in den trefflichen Begrüßungsworten des
erſten Sprechers zum Ausdruck, und was er verſprach auf dem Gebiete
leiblicher und geiſtiger Ertüchtigung, das wurde verkörpert in den Auf=
führungen
, nachdem ſich der Vorhang geteilt hatte. Da ſtanden in ſchnur=
gerader
Richtung, die niemals verloren wurde, in einer lieblichen
Landſchaft die Turner und Turnerinnen zu den Freiübungen, und dieſe
ſelbſt wurden nach der Muſik in ſo muſtergültiger Weiſe ausgeführt,
daß auch das verwöhnteſte und kritiſchſte Auge nichts auszuſetzen fand.
Da iſt wohl manchem wieder die wuchtige Difziplin deutſcher Turner
eingefallen, die ſich in München bewährte, als dort 30 000 Turner auf
dem Feſtplatz ſtanden und unter gewaltigem Sturm, bei verdüſtertem
Himmel und zuckenden Blitzen dieſe Freiübungen turnten, ohne daß auch
nur ein Einziger mit der Wimper gezuckt hätte. Erinnern wir uns der
übrigen turnerifchen Vorführungen, ſo meinen wir es nur gut, wenn
wir insbeſondeee den Turnerinnen einen Rat erteilen, der allerdings
hier nicht zum erſten Male gegeben wird: Man ſollte doch endlich ein=
ſehen
, daß das Reck kein Gerät für das weibliche Turnen iſt, wenigſtens
nicht für ſolche Uebungen, wie ſie hier verſucht wurden. Ich ſchreibe
das Wort verſucht abſichtlich hin, denn gelungen waren fie ja nicht,
und ſie können gar nicht gelingen, weil der teibliche Körper nicht für
ſolche Männerübungen gebaut iſt. Ueber die Bemühungen iſt kein Wort
zu verlieren, ſie müſſen voll anerkannt werden; aber ſchade, daß ſie in ſo
nutzloſer Weiſe derſchwendet worden ſind. Solche Uebungen reizen nicht
zur Nachahmung, ein Zweck, der doch auch an einem ſolchen Abend er=
reicht
werden ſoll. Man beſchränke ſich auch im Kleinen kann man
groß ſein und alle Früchte pflücken, die uns die Kunſt der Leibesübungen
zur Reife bringt. Ich ſehe lieber 50 Turnerinnen in leichten, für ſie
geeigneten Uebungen, als 5, die ſich vergeblich mühfam abquälen.
Die Uebungen an den Schaukelringen litten etwas unter der an=
ſcheinenden
Mangelhaftigkeit des Geräts. Es war jedenfalls, woran die
Bühne ſchuld zu ſein ſcheint, nicht feſt genug, und auch die Seile waren
zweifellos zu lang. Die Turner der Turngemeinde führen ſonſt dieſe
Uebungen etwas flüſſiger aus. Vergeſſen wie hier aber nicht, daß es
ſich um die ſchwierigſten Uebungen dieſes Geräts gehandelt hat. Un=
geteilte
Freude erregten die Gruppen und die Volkstänze; hier
liegt wieder der richtige Stoff für Bühnenaufführungen vor.
Das Feſtſpiel Friſch auf mein Volk, das den zweiten Teil
füllte, bildete zweifellos den Höhepunkt des Abends. Gewiß, auch da
könnte man ja manches etwas anders wünſchen aber Turnerinnen und
Turner ſind keine geſchulten Schauſpieler. Der Geiſt iſt es, der hier zum
Ausdruck kam und uneingeſchränkte Anerkennung verdient. Wenn erſt
einmal die glühende vaterländiſche Begeiſterung, die wuchtig aus jedem
Worte Theodor Körners floß, Allgemeingut geworden iſt, braucht es
uns um die Abſchüttelung der Sklavenketten nicht mehr bange zu ſein.
Augenblicke hoffnungsfreudigen Ausblicks waren jedenfalls der Beifalls=
ſturm
, der dem alten Fritz zuteil wurde, und das Deutſchlandlied, das
zum Schluß bei der Huldigung vor der Germania von allen Anweſen=
den
ſtehend geſungen wurde. Alles in allem: die Turngemeinde darf
eine daterländiſche Tat buchen, und ſie hat bewieſen, daß ſie unerſchüt=
terlich
in den großen Traditionen der Deutſchen Turnerſchaft wurzelt.
Aber damit darf ein ſolcher Abend nicht ausklingen. Heraus, ihr deut=
ſchen
Jungen und Mädeln, ihr Jünglinge und Männer, auf den Plan.
II.
Der Turn= und Feſtſpielabend
der Turngemeinde Darmſtadt 1846 wird am nächſten
Sonntag, den 9. Dez., wiederholt werden. Infolge techniſcher Schwie=
rigkeiten
läßt ſich leider eine Wiederholung im Großen Haus nicht durch=
führen
und ſind deshalb für das Kleine Haus am nächſten Sonntag
zwei Wiederholungen vorgeſehen. Die Kartenbeſteller müſſen teil=
weiſe
bezüglich der Platzart eine kleine Verſchiebung mit in Kauf neh=
men
. Alle Kartenbeſtellungen, welche bis zum Montagabend getätigt
waren, gelten für die Nachmittags=Wiederholung, ſelche um
3 Uhr beginnt. Alle Einzeichnungen ab Dienskag früh gelten für die
Vormittags=Wiederholung; dieſe beginnt um 10 Uhr. *
Turnabend der Turnerinnen in Wixhauſen.
Am Sonntag, den 2. Dezember, hielt der Turnderein Wishauſen
einen Turnabend ſeiner Turnerinnen=Abteilungen ab. Der Saal im
Gaſthaus Zur Krone war voll beſetzt. Das Programm, das ſich auf
der zu dieſem Zweck vergrößerten Bühne abwickelte, ſtreifte alle Arten
des deutſchen Mädchenturnens. Schön und anmutig waren die Frei=
und Stabübungen der Schülerinnen und kräftigend ihre Hantelübungen.
Die Turnerinnen zeigten ſchwierige Stab= und Hüpfübungen in vollende=
ter
Ausführung. Das Geräteturnen bot ein Bild ihres Mutes und ihrer
Entſchloſſenheit. Wunderbare Bilder ergaben die Uebungen und Grup=
pen
in den Langſtäben. Der zweite Teil war den Volkstänzen gewidmet.
Dieſe wurden in vorbildlicher Weiſe von allen Turnerinnen und Schü=
lerinnen
zur Ausführung gebracht. Beſondere Erwähnung perdient der
Schwäbiſche Volkstanz. Den Schluß des Abends bildete ein rhythmiſcher
Tanzreigen, den vier Turnerinnen graziös ausführten. Seine Wirkung
wäre noch erhöht worden, wenn die Scheinwerfer nach der Saalſeite
etwas mehr abgeblendet worden wären. Alle Teilnehmer gaben ſich
redlich Mühe um das Gelingen des Abends. Eins ſei noch erwähnt:
Es gibt ſehr viele junge Mädchen, die den Wert und die geſundheitför=
dernden
Vorteile des Turnens noch nicht erfaßt haben.
Fußball.
Bundesſpiele 1924.
Für das Jahr 1924 ſind folgende Spiele vorgeſehen:
13. 1. 1924 gegen Oeſterreich in Nürnberg,
21. 4. 1924 gegen Holland in Amſterdam,
15. 6. 1924 gegen Norwegen in Kriſtiania,
3. 8. 1924 gegen Schweden in Deutſchland,
im Dezember 1924 gegen Schweiz in Stuttgart.
Unterhandlungen ſchweben noch mit Italien (November 1924) und
Ungarn (September 1924).
Iuternationale Schiedsrichter des D. F. B.
Der D.F.B. hat der Fifa die folgenden Herren als internationale
Schiedsrichter gemeldet: Dr. Bauwens=Köln, Jäckel=Fürth und
Tuſch=München.

Die norddeutſche Pokalmgunſchaft.
Das Probeſpiel des Norddeutſchen Fußballverbandes ziviſcheit
Nord= und einer Süd=Mannſchaft endete mit 7:3 (3:2) für den N.
Das Spiel hat für Süddeutſchland ganz beſonderes Intereſſe, i
eine Vorbereitung für das Schlußſpiel um den deutſchen Pokal in 7
furt a. M. gegen Süddeutſchland war. Der Verſuch, die drei
nationalen Mittelſtürmer Harder, Jäger, Hartmann
menzuſtellen, bewührte ſich ſehr gut. Das Innentrio dieſer drei
nationalen lieferte ein ganz hervorragendes Spiel. Beſonders de
aber ewig junge Fußballkönig Adolf Jäger als Angeiffsführer
ſich von beſter Seite. Harder ſpielte halbrechts und zeigte mit
Rechtsaußen Kolzen ein ſchnelles und fineſſenreiches Spiel. Hart
ſchoß 4, Jäger 3 Tore, Harder ſchoß kein Tor, zeichnete aber durch
genauen Vorlagen mit für die Erfolge. In der Südmannſchaft
beſenders der Sturm, alle von Arminia=Hannovez,
3 iſt eine gute Leiſtung, gegen eine internationale Verkeidigung
Müller, drei Treffer zu erzielen. 10 000 Zuſchauer tvohnten den
nenden Kämpfen bei. Norddeutſchland wird in Frankfurt eine
gewöhnlich ſtarke Mannſchaft aufſtellen, da Niſſe und Hartmann,
leicht noch Lang, erhebliche Verſtärkung bedeuten. Der internati
Mittelläufer Lang hat inzwiſchen in Hamburg eine Stellung als
halter durch den Hamburger Sportverein gefunden. Lang hat
Vereins=, Wohnungs= und Berufswechſel vorgenommen. Wenn
Zufall mitwirft, können internationale Fußballer eben alle
Knaup iſt nun nicht in Hamburg, ſondern in ſeiner Heimat Düre
hat bereits letzten Sonntag bei ſeinem alten Verein, F.C. 19
mitgeſpielt. Das ging aber ſchnell! Wo blieben da die neu in
geſetzten D.F.B.=Beſtimmungen?
rotzdem der F. S.V. vier
Leute zur Pokalmannſchaft abgaß, trug ſeine Mannſchaft zur ſelben
ein Verbandsſpiel gegen St. P
s und ſiegte 3:0. Kilia=Ki
guter Form ſiegte gegen Preußer=½=e 14:0. Boruſſia gegen
mania 2:0.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Leberſchrift übernimmt die Redaktion kelnerlei
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in voiiem Um
der Einſender verantwortlich.) EEinſendungen, die nicht verwendet werden, fünnen
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Der Gaspreis. Infolge der Proteſtverſammlung im S
ſchen Saalbau war von der Stadt der Gaspreis für die erſter
Kubikmeter herabgeſetzt worden, um die Kleinverbrauche=
ſchonen
. Eine Zeit lang wurde dieſer Zſveck erreicht. Durch die ne
überraſchende Geſtaltung des Preiſes iſt dies alles wieder über
Haufen geworfen. Da der Lebenshaltungsindex geſtiegen, der Dollar
aber ſtehen geblieben iſt, haben ſich die Preiſe ſeit Freitag folgen
maßen geſtaltet:
die erſten 25 Kubikmeter
176 Milliarden
die zweiten 25 Kubikmeter
230 Milliarden
über 50 Kubikmeter
. 230 Milliarden,
Wenn die Entwicklung in dieſer Weiſe weitergeht, werden die
50 Kubikmeter teurer werden, als die zweiten 50 Kubikm
Es wird alſo gerade das Gegenteil von dem erreicht, was beab
war. Eine Reform iſt alſo dringend nötig.
Darmſtadts ſchmutzige Straßen.
Während der letzten Regenperiode konnte man wiedee in den
ſten Straßen der Stadt beobachten, daß das Regenwaſſer der
nicht, wie es ſollte, ſeinen Weg durch das Abfallrohr ud den Zie
fänger nach dem Straßenkanal nimmt, ſondern, weil der letztere
ſtopft iſt, über die Gehwege läuft. Wahrlich kein Vergnügen, n
man an ſeine defekten Schuhe und die dadurch entſtandenen naſſen
kalten Füße erinnert wird. Gibt es hier denn kein Tiefbauamt be
einen Vorſtand desſelben, der ſich mal ſeine Straßen bei ſolchem W
anſieht und ſeine Organe dementſprechend anweiſt?! Sind die H.
beſitzer, und es ſind dies meiſt gar nicht die notleidenden, bei de
ihre Regenrohranſchlüſſe nicht in Ordnung ſind, nicht verpflichtet, 1
zur Hausentwäſſerung gehörige Anlage rein zu halten?! Dieſe Un=
nung
, denn um eine ſolche handelt es ſich doch nur hier, zu beſeiti
iſt Pflicht des Hausbeſitzers. Bei fiskaliſchen Gebäuden herrſchen
Uebelſtände noch in vermehrtem Maße und hält man einen ſolchen
ſtand nicht für möglich, es ſei denn, daß die zuſtändige Behörde,
dieſem Falle das Tiefbauamt, keine Augen für ſolche Zuſtände hat.
ein ſolcher verſtopfter Ziegelfänger noch weit ſchlimmere Folgen zei
ſcheint dieſem auch nicht klar zu ſein. Man denke ſich nur einen
erungZumſchtag durch ſchnell eintretende Kälte, ſo wäre ein Einfrie
desſelben leicht möglich und ein Springen durch Eisbildung nur
leicht die Folge. Dadurch würde nun das Austreten des Waſſers
dem Ziegelfänger in den Untergrund erfolgen können und würden
dann die Grundmauern des Gebäudes durchfeuchtet werden. Wel
Folgen daraus entſtehen, braucht man wohl nicht weiter zu erörte
Es iſt daher Pflicht des ftädtiſchen Tiefbauamts, hier nach dem Rech.
zu ſehen und gegebenenfalls für Abhilfe zu ſorgen und wenn es du
Zwangsmittel geſchehen muß.

Wetterbericht der Gießener Betterwarte.
Wettervorherſage für 6. Dezember:
Wolkig, unerhebliche Temperaturen, nachts nahe 0 Grad, tagsül ſe

milder.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10½
(B7, b4): Der lebende Leichnam. Kleines Haus, Anfang 8
Ende 9½ Uhr (Sondermiete 13): Tanz. Orpheum, 774 U.
abends: Katja, die Tänzerin. Volkstheater, abends 8 Uh
Gib mich frei. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lid
ſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender Donnerstag, 6. Dezember.
Verſteigerung von Hausmobiliar, vorm. 9½ Uhr u.
nachm. 2½ Uhr im Lokale Ernſt Ludwig=Straße 9.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich. für Politik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Undreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Streeſe

Die heuzige Rummer ſiat 8 Seiten

Todes=Anzeige.
Heute Montag abend 9½ Uhr
verſchied nach kurzem und ſchweren
Leiden, wohlverſehen mit den heil.
Sterbeſakralnenten, unſere liebe,
gute, treubeſorgte Mutter, Schwä
gerin, Großmutter und Tante
Frau
16
abergeinger Wihe.
geb. Müller
im Alter von 59 Jahren,
In tiefſtem Schmerz:
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 3. Dezember 1923.
Heidelbergerſtr. 88. (*28615
Die Beerdigung findet in aller
Stille am Donnerstag, 6. Dezbr.,
nachm. 2 Uhr, vom Portale des
Beſfunger Friedhofs aus ſtatt.

Sür die uns in ſoreichem Maße
(bewieſene warme Teilnahme
beim Heimgange unſeres ge=
liebten
Entſchlafenen ſagen wir
unſeren innigſten Dank.
Frau Marg. Paul
Lore Paul.
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(Dürkopp) preisw. z. vk.
Eberſtadt, Alte Darm=
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ſicht
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zu verk. Roßdörfer=
ſtr
. 59, I., u. (*2854

H.=Schaftenſtiefel
(41-42) H.=Nick.=Uhr,
ettv reperat. bedürfk.
K.=Pelzkappe. Näh=
Geſchäftsſt. (*28650

Faſt neue, verſenkb.
Nähmaſchine (Singer)
zu verk. Taunusſtr.
Nr 24, III. (*28679

Herren- und8
Damen-U(FIOKHesten
Mauer-
MAAL
straßie 20 3

[ ][  ][ ]

ſarmſtädter Tagblatt

Dndeodett

S. Dezember 1923 Nr. 336

Zur Aufbewahrung fremder Weripapiere.
Das Geſetz betr. die Pflichten der Kaufleute bei
afbewahrung fremder Vertpapiere vom 5. Juli
96 iſt durch auf Grund des Art. 48 R.V. erlaſſene (übrigens durch
ſen Artikel nicht gedruckte Verordnung in Kraft vom 14. ds. ab
ndert: Die unverſchloſſen nach 8 1, Geſ. zur Verwahrung oder Pfand
rgebenen Vermögenswerte begreifen nun ein: Aktien, Kuxe, Interims=
ine
. Talons, auf den Inhaber lautende oder durch Indoſſament über=
gbare
Schuldverſchreibungen oder andere vertretbare Wertpapiere mit
snahme von Banknoten und Papiergeld ſowie von Schatzanweiſungen
wertbeſtändigen Anleihen des Reichs ohne Zinsſcheine und von Ren=
bankſcheinen
. Die Verpflichtung geht dahin: 1. Dieſe Wertpapier=
er
äußerlich erkennbarer Bezeichnung jedes Hinterlegens oder Ver=
nders
geſondert von eigenen Beſtänden und denen Dritter aufzu=
vahren
, 2. ein Handelsbuch zu führen, in welches die Wertpapiere jedes
uden nach Gattung und Nennwert der Stücke einzutragen ſind; der
itragung ſteht Bezugnahme auf Verzeichniſſe gleich, die neben dem
ndelsbuche geführt werden. § 3 (Abſ. 1 und 2) neu gefaßt: Der Kom=
ſſionär
(§§ 383, 406 H.G.B.), der einen Auftrag zum Einkauf von
rtpapieren (8 1) ausführt, hat dem Kommittenten auf deſſen Verlan=
binnen
1 Woche (ſeither 3 Tagen) ein Verzeichnis der Stücke mit An=
ze
der Gattung, des Nennwerts, der Nummern oder ſonſtigen Be=
hnungsmerkmale
zu überſenden Die Friſt beginnt, falls der Kommiſ=
när
bei der Anzeige über Ausführung des Auftrages einen Dritten als
rkäufer namhaft gemacht hat, mit dem Erwerbe der Stücke, andernfalls
dem Zeitpunkt, in welchem dem Kommiſſionär die Erklärung des
mmittenten, daß er die Ueberſendung eines Stückverzeichniſſes ver=
ige
, zugeht, früheſtens jedoch mit dem Ablauf des Zeitraums, inner=
b
deſſen der Kommiſſionär nach Erſtattung der Ausführungsanzeige
Stücke bei ordnungsmäßigem Geſchäftsgang ohne ſchuldhafte Ver=
zerung
beziehen konnte.
Der Kommiſſionär kann ſich das Recht ausbedingen, dem Kommitten=
anſtelle
der Ueberſendung des Stückverzeichniſſes die Stücke ſelbſt
rauszugeben oder ihm den Herausgabeanſpruch an eine zur Verwah=
ng
der Stücke beſtimmte dritte Stelle abzutreten. Im übrigen kann
3 Recht des Kommittenten, die Ueberſendung des Stückeverzeichniſſes
verlangen, nicht durch das Rechtsgeſchäft ausgeſchloſſen oder beſchränkt
rden, es ſei denn, daß der Kommittent gewerbsmäßig, Bank= oder
dwechslergeſchäfte betreibt.
S 7a, neu und ſehr wichtig: Hat bei einem Kommiſſionsgeſchäft über
n Einkauf von Wertpapieren (8 1) zurzeit der Konkurseröffnung über
3 Vermögen des Kommiſſionärs der Kommittent die ihm dem Kom=
ſſionär
gegenüber obliegenden Pflichten vollſtändig erfüllt, ohne daß
einzukaufenden Wertpapiere bis zu dieſem Zeitpunkt durch Ueber=
idung
eines Stückeverzeichniſſes oder auf andere Weiſe in das Eigen=
m
des Kommittenten übergegangen ſind, ſo geht in Anſehung der Be=
edigung
aus den in der Maſſe vorhandenen Wertpapieren gleicher Gat=
ng
und aus den Anſprüchen auf Lieferung ſolcher Wertpapiere die
urderung des Kommittenten den Forderungen aller auderen Konkurs=
äubiger
vor. Mehrere Kommittenten haben untereinander gleichen
ug. Aus dem ſonſtigen Vermögen des Kommiſſionärs können die
ommittenten unter entſprechender Anwendung der Abſonderungsrechts=
ſtimmungen
der Konkursordnung (88 64, 153, 155, 156 und 168 G.B.)
efriedigung verlangen.
Das Konkursgericht hat, wenn es nach Lage des Falles erforderlich
ſcheint, den Kommittenten zur Wahrung der ihnen nach Abſ. 1 zu=
henden
Rechte einen Pfleger zu beſtellen. Für die Pflegſchaft tritt
ſtelle des Vormundſchaftsgerichts das Konkursgericht.

Handel und Wandel in Heſſen.
spd. Konſervenfabrik Joh. Braun A.=G., Pfedders=
eim
. Von der Rheiniſchen Kreditbank und der Süddeutſchen Dis=
nto
A.=G. in Mannheim iſt der Antrag auf Zulaſſung von 51 Mill,
Ukeingezahlter Inhaberſtammattien an der Mannheimer Börſe geſtellt
Pocen.
spd. Chemiſche Werke Brockhues A.=G., Nieder=
salluf
a. Rh. Die a. v. G.=V. vom 22. Oktober 1923 hat u. a. die
usgabe von 17 Mill. neuen auf den Inhaber lautenden Stammaktien
ſchloſſen, die vom 1. 7. 1923 an an der Dividende teilnehmen und im
brigen den bisherigen Stammaktien gleichgeſtellt ſein ſollen. Die
uen Stmmaktien ſind von einem Konſortium mit der Veroflichtung
zernommen worden, den alten Stammaktionären ein Angebot derart
t machen, daß innerhalb einer Ausſchlußfriſt von mindeſtens zwei
Jochen auf je 10 000 Mk. alte Stammaltien eine neue Stammaktie über
200 Mk. zum Kurs von 1 Dollar gleich 4,20 Goldmark, umgerechnet zum
ntlichen Berliner Mittelkurs für den Dollar, am letzten Börſentag vor
blauf der Bezugsfriſt zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumfatzſteuer
zogen werden kann. Das Bezugsrecht kann bei Vermeidung des Aus=
hluſſes
bis zum 20. Dezember 1923 einſchließlich erfolgen und zwar
roviſionsfrei, ſofern die alten Stammaktien nach der Nummernfolge ge=
dnet
ohne Dividendenſcheinbogen eingereicht werden.
* Bauxitwerke A.=G., Gießen. Die Hauptverſammlung
Frankfurt a. M. erhöhte das Aktienkapital um 2,7 Mill. Mk. Stamm=
ſtien
und 1 Mill. Mk. zehnſtimmige 6proz. Vorzugsaktien. 1,2 Mill. Mk.
er neuen Stammaktien ſollen freihändig verwertet werden, die Vor=
ugsaktien
werden die Induſtriellen Treuhand= und Finanz= Geſell=
haft
m. b. H. namens eines Kanſortiums zu pari überlaſſen. Die
ſorzugsaktien können in Stammaktien umgewandeſt werden, wenn die
mfache Mehrheit der in der ordentlichen Hauptverſammlung von 1925
ertretenen Vorzugsaktionäre die Umwandlung beſchließt. Der Reſt
er Stammaktien ſowie ein Barbetrag von 80 Goldmark wird der
ellus A.=G. und der Firma Liſſauer übereignet, wogegen dieſe die
znen zuſtehenden Geſchäftsanteile von je nom. 40 000 Mk. bei der Ober=
eſſiſchen
Grubengeſellſchaft m. b. H. in Frankfurt a. M. einbringen.
dem Aufſichtsrat wurden neu hinzugewählt ein Vertreter der Tellus=
ruppe
und ein Mitglied der Firma Liſſauer, nämlich Ingenieur Oppen=
eim
=Bad Homburg und Dr. Lang in Köln. Unter Führung von Rechts=
uwalt
Dr. Weniger machte ſich eine Oppoſition von 1626 Stimmen
eltend. Gegen die Kapitalserhöhung wurde von dieſer Seite einge=
vendet
, daß eine weitere Heraufſetzung des Kapitals die Rentabilität
efährde und für die alten Aktionäre, die kein Bezugsrecht erhalten, eine
Enteignung ihres Anſpruchs an die Vermögensſubſtanz darſtelle. Außer=
ſem
erhob er Proteſt gegen die Ausgabe von Vorzugsaktien und gab
ieſen zu Protokoll. Er ſchlug ſeinerſeits Kapitalzuſammenlegung im
Verhältnis 12:1 vor, ſowie Hingabe von 250 000 Mk. Aktien an die
ſeiden Gruppen, ſo daß ein Kapital von 1 Million Mark entſtehen
püirde, deſſen Verzinſung ſich dann leichter ermöglichen laſſe.

Bayeriſche Telephonfabrik A.=G., München. Die
Aktionäre werden aufgefordert, ihr Bezugsrecht auf 138 000 000 Mk.
neue, ab 1. Juli 1923 dividendenberechtigte Aktien bis zum 20. Dezember
einſchließlich auszuüben, und zwar u. a. in Berlin bei der Kommerz=
und Privatbank. Auf je 1000 Mk. alte Aktien kann eine neue über ſe
1000 Mk. zum Preiſe von einem Drittel Dollar Reichsgoldanleihe, zu=
züglich
Schlußſcheinſtempel, bezogen werden. Gleichzeitig werden die
Obligationare aufgefordert, ihre Obligationen gegen Stammaktien umzu=
tauſchen
. Bei den Bezugsſtellen kann auf je 10 000 Mk. Nennwert der
Schuldverſchreibungen eine Stammaktie über 1000 Mark koſtenfrei be=
zogen
werden. Dieſes Angebot wird bis zum 31. Januar 1924 auf=
rechſterhalten
.
Inag, Induſtrie=Uuternehmungen A.=G., Er=
langen
. 14,6 Millionen Mark Stammaktien der Geſellſchaft ſind auf
den Antrag der Darmſtädter und Nationalbank zur Notiz an der Ber=
liner
Börſe zugelaſſen worden. Es handelt ſich um eine Neueinführung.
Gegenſtand des Unternehmens iſt der Erwerb von induſtriellen Unter=
nehmungen
und die Beteiligung an ſolchen in jeder Rechtsform. Die
Geſellſchaft kann insbeſondere Aktien und Geſchäftsanteile von Geſell=
ſchaften
mit beſchränkter Haftung und Kuxe erwerben. Sie iſt auch be=
rechtigr
, neue geſchäftliche Unternehmungen zu gründen oder ſich an ſol=
chen
zu beteiligen und anderweitige Rechtsgeſchäfte abzuſchließen, welche
mit ihrem Geſchäftsbetrieb irgendwie in Zuſammenhang ſtehen. Das
Grundkapital beträgt 200 000 000 Mark. Es iſt eingeteilt in 146 000 000
Mark vollgezahlte und 50 000 000 Mk. mit 25 Proz. eingezahlte Stamm=
aktien
und 4 000 000 Mk. Vorzugsaktien. Jede Stammaktie hat eine,
jede Vorzugsaktie zwanzig Stimmen, ſo daß, außer in dem Fall der Um=
wandlung
der Vorzugsaktien in Stammaktien, den 196 000 000 Mk.
Stamaktien, mit 196 000 Stimmen, 4 000 000 Mk. Vorzugsaktien, mit
80 000 Stimmen gegenüberſtehen. An Dividende verteilte die Geſell=
ſchaft
1921 90 Proz. auf 30 Mill. Mk., 1922 60 Proz. auf 66 Mill.
Mk. Stammaktienkapital und 7 Proz. auf 4 Mill. Mk. mit 25 Proz. ein=
gezahltes
Vorzugsaktienkapital. Der Geſchäftsgang der Unterneh=
mungen
im laufenden Jahre iſt befriedigend.
spd., Germania, Linoleum=Werke A.=G. Bietig=
heim
in Wttbg. Auf Antrag der Diskonto=Geſellſchaft, Filiale
Stuttgart, und Filiale Frankfurt a. M. Pick u. Co., Stuttgart, E.
Ladenburg, Frankfurt a. M., der Süddeutſchen Diskonto=Geſellſchaft,
Mannheim, und Handels= und Gewerbebank Heilbronn A.=G., Heiſ=
bronn
a. N., wurden 70 Mill. neue Stammaktien an den Börſen in
Stuttgart, Frankfurt a. M. und Mannheim zugelaſſen. Die Geſellſchaft
wurde im Jahre 1899 gegründet und beſaß urſprünglich 1,2 Mill. Mk.
Grundkapital, das im Jahre 1906 um 3 Mill, erhöht wurde. 1921 wurde
das Grundkapital um 13 Mill. Mk. erhöht. Zur weiteren Verſtärkung
der Betriebsmittel erfolgte abermals Kapitalserhöhung im Mai 1922
um weitere 13,2 Mill. Mk. Im November 1922 wurde die Continental
Linoleum Compagnie A.=G. in Berlin, deren Aktienkapital 20 Mill.
Stamm= und 1 Mill. Vorzugsaktien betrug, im Wege der Fuſion über=
nommen
. Aus dieſem Anlaß und zum Zwecke der Verſtärkung der
Betriebsmittel wurde zur gleichen Zeit das Grundkapital um 49 Mill.
Stamm= und um 4,3 Mill. 6proz. Vorzugsaktien Lit. B mit 10fachem
Stimmrecht erhöht. Nachdem nun im Jahre 1923 die reſtliche Ein=
zahlung
von 75 Prozent auf die nicht voll eingezahlten 21 Mill. neuen
Stammaktien durchgeführt iſt, beträgt das Grundkapital der Geſellſchaft
nunmehr 82,5 Mill, eingeteilt in 70 Mill. Stammaktien, 6 Mill. Vor=
zugsaktien
Lit. 4 und 6,5 Mill. Vorzugsaktien Lit. B. Der Geſchäfts=
gang
im laufenden Geſchäftsjahr iſt bis jetzt in jeder Hinſicht zufrieden=
ſtellend
. Falls keine unvorhergeſehenen und ungünſtigen Ereigniſſe ein=
treten
, iſt damit zu rechnen, daß für das laufende Geſchäftsjahr eine an=
gemeſſene
Dividende auch auf das erhöhte Aktienkapital zur Verteilung
gelangt.
Banken.
spd. Hamburger Bank von 1923. Die Umlaufsfriſt der
unter dem 26. Oktober 1923 herausgegebenen Verrechnungsanweiſungen
iſt bis zum 15. Dezember 1923 verlängert worden. Die Verrechnungs=
anweiſungen
werden jedoch in der Zeit vom 10. bis 15. Dezember von
den Hamburger Banken zum Umtauſch gegen neue Verechnungsanwei=
ſungen
entgegengenommen, deren Laufzeit nicht begrenzt iſt, die aber
jederzeit mit 14tägiger Friſt zur Einlöſung aufgerufen werden können.
Neugründungen.
Aſtra, Maſchinengeſellſchaft A. G. in Frankfurt
a. M. Gegenſtand: Herſtellung von Maſchinen für die Schuh= und
Lederwareninduſtrie, der Handel mit folchen Maſchinen, fowie alle an=
deren
mit dieſem Hauptgegenſtand des Unternehmens unmittelbar oder
mittelbar zuſammenhängenden Geſchäfte. Das Grundkapital beträgt
100 Millionen Mk.
Geographiſche Verlagsanſtalt und Druckerei
Ludwig Ravenſtein A. G. in Frankfurt a. M. Dies Unter=
nehmen
wurde unter Mitwirkung der Induchemie, A.G. für chemiſche
und derwandte Induſtrie, zu Frankfurt a. M., in eine Aktiengeſellſchaft
umgewandelt. Die neue Aktiengeſellſchaft verfügt über ein Aktienkapital
von 100 Millionen Mk. In die Aktiengeſellſchaft iſt neben dem vor=
erwähnten
Geſchäft das im Beſitz des Heurn Hans Ravenſtein geweſene
Geſchäftshaus an der Wielandſtraße 31 eingebracht worden. Zu Vor=
ſtandsmitgliedern
wurden beſtellt die Herren Hans Ravenſtein und Ernſt
Ravenſtein zu Frankfurt a. M. Zu Mitgliedern des erſten Aufſichts=
rats
wurden gewählt die Herren Theodor Böhm in Fa. Guſtav Böhm
zu Offenbach a. M., Generaldirektor Guſtav Kilpper i. Fa. Deutſche
Verlagsgeſellſchaft, in Stuttgart zu Stuttgart, Direktor Max Wilhelm
Kronheimer i. Fa. Induchemie, A. G. für chemiſche und verwandte In=
duſtrie
zu Frankfurt a. M., Direktor Julius Levi, i. Fa. Gebr. Röchling,
Bank zu Frankfurt a. M., Nechtsanwalt und Notar Dr. Adolf Salomon
zu Frankfurt a. M., Direktor Hans Wiechert i. Fa. Deutſche Girozentrale
Deutſche Kommunalbank Zweiganſtalt Frankfurt a. M. zu Frank=
furt
a. M.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Das Angebot wird
etwas dringlicher und drückt auf die Preiſe, die weiter abbröckeln, da
wenig Kaufsmöglichkeit bei dem Geldmangel, aber auch wenig Kauf=
neigung
infolge der allgemeinen Wirtſchaftslage beſteht. Für Weizen
wurde 24,50, für Roggen 2323,50, für Gerſte 2122, für Hafer 2021
Goldmark pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim gefordert. Am Mehlmarkt
war auch reichlicheres Angebot vorhanden, die Preiſe zeigten aber noch
unveränderte Baſis mit 38,50 für Weizenmehl Spezial Null und 3435
Goldmark für Roggenmehl pro Doppelzentner ab ſüddeutſche Mühle.
In Futtermitteln kam mehr Angebot als ſonſt heraus. Melaſſe wurde
zu 25, Trockenſchnitzel zu 30 franzöſ. Franken pro 100 Kilo ab pfälziſche

Stationen, Trockenſchnitzel zu 1314 Goldmark, Weizenkleie zu 8 Gold=
mark
, Haferſchalen zu 6 Goldmark und Rapskuchen zu 13 Goldmark pro
100 Kilo ab ſüddeutſche Stationen offeriert. An der Kolonialwarenbörſe
blieb die Tendenz im Gegenfatz zu den anderen Märkten bei unveränder=
ten
Preiſen feſt.
Man notierte: Kaffee Santos roh 4,504,90, gewaſchen 5,50 bis
5,90, Tee gut 89, mittel 910, fein 1012, inländiſchen Kakav 2,80
bis 3,20, holländiſchen 3,204,00, Burmah=Reis 0,52, Gries, 0,55, Kriſtall=
zucker
1,25 Goldmark pro Kilo ab Mannheim. Offiziell wurden pro
100 Kilo bahnfrei Mannheim netto Kaſſe in Goldmark, zahlbar in Göld=
anleihe
, notiert: Weizen 24,5, Roggen 22,2522,5, Gerſte 22,523,5,
Hafer 20,522, Rohmelaſſe 8,5, Wieſenheu 7,508,00, Preßſtroh 66,40,
Weizenmehl Spezial Null 37,20, Roggenmehl 3535,25, Weizenkleie 7,75
bis 8,00. Tendenz: ſtetig,
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den Montags=
Schlachtviehmarkt betrug der Auftrieb: 163 Ochſen, 73 Bullen, 416 Kühe
und Rinder, 211 Kälber, 287 Schafe, 536 Schweine. Bezahlt wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Ochſen 1. Kl. 6268, 2. Kl. 5862,
3. Kl. 4650, 4. Kl. 3540; Bullen 1. Kl. 6062, 2. Kl. 5660,
3. Kl. 5054; Kühe und Rinder 1. Kl. 6670, 2. Kl. 6064, 3. Kl.
4852, 4. Kl. 3540, 5. Kl. 2535; Kälber b 7074, c 6872, d 6038,
e 6065; Schafe a 4045, b 3540, c 3035; Schweine a 115120,
b110115, c 110112, d 100105, e 95100; Sauen 90100. Marft=
verlauf
: mit Großvieh ruhig, nicht ganz geräumt; mit Kälbern und
Schafen mittelmäßig, ausverkauft; mit Schweinen lebhaft, geräumt.
h. Mannheimer Pferdemarkt. Dem Pferdemarkk am
Montag waren zugeführt: 85 Arbeitspferde und 35 Schlachtpferde. Be=
zahlt
wurden pro Stück für Arbeitspferde 8001500, für Schlachtpferde
100200 Goldmark. Der Handel war ruhig.
wb. Berliner Getreidemarkt. Am Getreidemarkt war die
Haltung wiederum matt. Die Unternehmungsluſt iſt ziemlich verſchwun=
den
, und aus dem Inland hat ſich das Angebot merklich geſteigert. Viel
offeriert war beſonders Roggen. Die Preiſe haben wiederum nachgeben
müſſen. Dies gilt ſowohl für Weizen und Roggen als auch Mehl, wo=
gegen
Gerſte und Hafer behauptet waren.
Börſen.
Frankfurter Börſenbericht vom 3. Dezembe
1923. (Eigener Bericht.) Die Börſe liegt, mit Ausnahme des Marit’s
der inländiſchen Renten und Hypothekar=Obligationen, nach wie vor Luſt=
los
und ſchwach. Das Angebot war zwar auch heute auf keinem Markt=
gebiet
drängend, doch genügten die relatio geringfügigen Realiſationen,
um das Kursniveau zu drücken, da jegliche Aufnahmeluſt fehlt. Die
Kursrückgänge erreichten auf einzelnen Märkten bis zu einem Drittel des
letzten Standes. Dieſe Erſcheinung iſt um ſo merkwürdiger, als de
Geldmarkt nach Ueberwindung des Ultimo ſehr flüſſig iſt und ihre Ur=
ſachen
dürften in erſter Linie in der Unſicherheit zu ſuchen ſein, die die
Periode des Währungs=Ueberganges geſchaffen hat und insbeſondere in
der durch die Währungspolitik des Reiches begründeten Markknappheit
und gleichzeitigen Beſſerung des Markkurſes im Auslande. Im Gegen=
ſatz
zum Aktien= und Auslandsrentenmarkt lagen inländiſche Renten ſehr
feſt. Wenn auch noch vollkommene Unklarheit darüber beſteht, in wel=
chem
Ausmaße eine Aufwertung dieſer auf Papiermark lautenden Ver=
pflichtungen
eintreten wird, ſo ſieht die Börſe doch in dem durch Reichs=
gerichtsentſcheidung
anerkannten Rechtsanſpruch auf Aufwertung ein
Hauſſe=Moment, das die Kurſe ganz außerordentlich in die Höhe treibt.
Es wurden von dieſer Bewegung ſowohl Staatsrenten, als auch Pfand=
briefe
und Induſtrie=Obligationen erfaßt. So erreichte die 5prozeutige
Kriegsanleihe heute im Freiverkehr einen Kurs von 220 Milliarden
Prozent, 4proz. Conſols notierten 900 Md. rat. und Zproz. dergl. 2
Bill. Prozent rat. Zproz. Reichsanleihe 475 Md. Prozent und 4proz
Reichsanleihe 12 Bill. Gemiſchte Pfandbriefe waren ohne Angebot
bei 22,5 Bill. Prozent gefragt. Vorkriegs=Obl. guter Induſtrie= Ge=
ſellſchaften
waren im Freiverkehr zu Kurſen gefragt, die teilweiſe
Bill. Prozent erreichten. Der Markt der wertbeſtändigen Anleihen war
demgegenüber ſtark rückgängig. Bad. Kohlen=Anleihe 32 Bill. Proz.
Brief rat., Rhein=Main=Donau=Goldanleihe zirka 33,5, Walchenſee=
Gold 3,5, Preuß. Kali zirka 7.
Von Aktienwerten hörte man im freien Verkehr: Beckerſtahl 1213,
Beckerkohle 1213,5, Benz 5,5, Georgi 0,5, Growag 0,525, Hanſa Lloyd
1,2, Karſtadt 1,5, Kayſer Waggon 0,250, Kreichgauer 0,325, Krügershall
1212,5, Petroleum 16, Raſtatter Waggon 45, Ufa 275.
wb. Berliner Börſenbericht. Die erhebliche Beſſerüng
des Markkurſes im Auslande hat auch hier am Deviſenmarkte bereits
eine erhebliche Verminderung der Nachfrage bewirkt. Verſchiedentlich
kam Material in etwas größerem Umfange heraus. Bei der Feſtſetzung
der amtlichen Deviſenpreiſe konnten die Zuteilungen mehrfach etwas er=
höht
werden, die Preiſe ſelbſt waren nur geringfügig verändert. Am
Geldmarkt hält die Flüſſigkeit in verſtärktem Maße an, täglich kündbares
Geld war bis herab zu ½ Prozent pro Tag reichlich zu haben. Unter
dieſen Umſtänden iſt die Stimmung für Effekten überwiegend ſchwächer,
Auch in Gold= und Dollarſchatzanleihe hat ſich das Angebot erhöht. Gold=
anleihe
wurde bei zirka 40 Prozent Zuteilung mit 4,2 Billionen und
Dollar=Schatzanweiſungen bei 20 bis 23 Prozent Zuteilung mit 4,4 Bil=
lionen
feſtgeſetzt.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

ORee
Geld Amſterdam=Rotterdam. 1575050 00. T3839 0000. 1:86025000. 597975000. Brüſſel=Antwerpen ..... 193515000. 1944.5000. 193515000. 19448000. Chriſtiania . .......... . 626430000. 629.450009 264 30 00. 619770/ 00. Kopenhagen ........... (5 45 10060. 757890 00. 53115000 755885( 00. Stockholm ........ .. . .." 1097250000. 120275 0000. 109924 000. 1104755000. Helſingfors ............" 10 737000. 105263000. 1103740000. 104260000. Italien..............." 181545000. 182450/(00. 181545000 18245000 London ..............." 18154500000. 18 41500000 H18154000000. 13.45000000. New=York .......... ... 4183500 00. 421050 000. 4189300000. 4210100000. Paris ......"
...!. 225 135000 226565000. 2234 40000. 224 60000 Schweiz.. .. 7231 5000. 731325000. 7231750000. 7318250000. Spanien ........ 54663000 0. 549370000 446350 00. 54736 000 Wien (i. D.=Oſterr. abg.). . 56862. 59148. 58852 59149. Prag ................. 1 21695000. 122305000. 21693000. 122305000. Budapeſt. ............." 219450. 2e05.0. 21.450. 2.0550. Buenos=Aires .... ... . .. 1296750000 130 250000 1293750000. 1303750000. Bulgarien ............. 32514000. 32662000 32318000. 2662000. Japan ................ 19950000G. 1204500/ 000. 895000000. 20050 0000. Rio de Janeiro ........ 359 140600 36030000 0. 680 75000 370925000. Belgrad. . . . . . . .. . . .. . ." 4708200l. 473/4 47082000. Liſſak 153615000.

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Wirtſchaftliche Rundſchau.
spd. Schöfferhof=Binding=Bürgerbräu A.=G.,
Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft fordert die Inhaber der im
Jahre 1920 begebenen 4½proz. Anleihe der Brauerei Binding A.=G.,
Frankfurt a. M., auf, ihre Obligationen in der Zeit vom 5. Dezember
bis einſchließlich 1. Januar 1924 zur Tilgung einzureichen und bietet
ihnen zum Tauſch für je nom. 20 000 Teilſchuldverſchreibungen der
Brauerei Binding A.=G. nom. 1000 Mk. Stammaktien der Schöfferhof=
Binding=Bürgerbräu A.=G. mit voller Dividendenberechtigung für das
laufende Geſchäftsjahr, wobei eine Zinſenverrechnung nicht ſtattfindet
und die Einreichung der Teilſchuldverſchreibungen börſenumſatzſteuer=
frei
iſt.
spd. Motor=Columbus A.=G. für elektriſche Unter=
nehmungen
in Baden. Nachdem die Generalverſammlungen der
Columbus A.=G. für elektriſche Unternehmungen und der Motor A.=G.
für angewandte Elektrizität dem Antrag der Verwaltungsräte auf Fuſion
der beiden Geſellſchaften zugeſtimmt haben, nimmt die Columbus A.=G.
unter obiger Firma die Motor A.=G. mit ihrem ganzen Vermögen an
Aktiven und Paſſiven in ſich auf und gibt für je 2 Motorenaktien eine
Aktie der Motor=Columbus. Das Aktienkapital der Motor=Columbus
beträgt nunmehr nach der Durchführung der im Fuſionsvertrag vorge=
ſehenen
Erhöhungen 60 Mill. Fr. Davon ſind 2 Mill. Fr. neue Aktien
zuſammen mit einem aus dem Portefeuille der Geſellſchaft Motor her=
rührenden
Poſten von 1,6 Mill. Fr., zuſammen alſo 3,6 Mill. Fr., von
einem Schwveizer, Konſortium mit der Verpflichtung übernommen wor=
den
, die Titel den bisherigen Aktionären der Geſellſchaft Motor zum
Bezuge anzubieten. Der. Bezugspreis beträgt 560 Fr. für eine Aktie
Motor=Columbus mit Dividendenberechtigung ab 1. 7. 23. Je 10 Aktien
der bisherigen Geſellſchaft Motor berechtigen zum Bezug einer Aktie der
Motor=Columbus. Die Ausübung des Bezugsrechts kam in der Zeit
vom 3: bis 17. Dezember 1923 erfolgen unter gleichzeitiger Einzahlung
des Bezugspreiſes.
Der Erfatzbetragtfür Poſtpakete ohne Vertan=
gabe
iſt auf 1 Billion, 120 Milliarden Mark für je 500 Gramm der
ganzen Sendung und für eine eingeſchriebene Sendung auf 8 Billionen
Mark erhöht. Die neuen Sätze gelten für die vom 26. November ab
aufgelieferten Sendungen.
Kommerz= und nduſtriebank A.=G., Saaubrücken.
Die ſeinerzeit unter der Bezeichnung Saarländiſche Handelsbank A.=G.,
Saarb=üicken gegründete, zum Konzern der Deutſchen Handelsbank A.=G.,
Fraukfurt a. M., gehörige Bank iſt, um Verwechſelungen mit ähnlich
lautenden Bauken zu vermeiden, nunmehr unter der Firma Commerz=
und Induſtriebans A.=G., Saarbrücken, zur Eintragung gelangt.

AilIeM Mi TolSoulbkOenLREl

TARMISTAOMAILMSTRASLLNL. Ae

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagb’att, Mittſvoch, den 5. Dezember 1923.

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der Iſraelitiſchen Religionsge=
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mit dem 30 millionfachen Be=
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Zwangsvollſtreckung zu zahlen. (8305
Der Vorſtand
der Iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaf.
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[ ][  ][ ]

ner 20

* U * U N U

U N

Beilage zum Darmſtädter Tagblatt

5. Dezember 1923

ſte Sondernummer: Das deutſche Buch des Jahres 1923

s deutſche Buch iſt von allen Gebieten unſeres kulturellen
am ſchmerzlichſten in ſeinem Lebensnerv getroffen wor=
ind
dennoch waren die in den Druckerwerkſtätten wie in
len der ſchöpferiſchen Geiſter Wirkenden ſtark, opferfreudig,
genug, dem blinden Schickſal zu wehren, daß der Schnitt
tödlicher wurde. Durch nichts konnte in den dem geiſtigen
verpflichteten Kreiſen Deutſchlands der Glaube an unſere
Lebenskraft mehr geſtärkt werden, als durch die ſichtbare
kung der im Dienſte am Buch geleiſteten opferwilligen
Es gibt keine Worte, ſtark genug, auszudrücken, welche
ſen Kämpfe um dieſen Sieg ausgefochten wurden. Was
egs= und Nachkriegsjahre dem deutſchen Buch an Schädi=
ſeines
äußeren Gewandes zuzufügen vermochten, all
zunden ſind heute geheilt. Aber die noch friſche Narbe
von neuem wieder aufbrechen, wenn nicht in allen Schich=
Bevölkerung die Verpflichtung wach würde, daß nun
Erzeugnis unſeres wirtſchaftlichen Lebens, das berufen
kaum eine andere Tat, Zeugnis von unſerem wahren
i: alle Welt zu ſenden, Tür und Tor offen ſtehen müſſen.
iterariſcher Ratgeber möchte Wegweiſer ſein zum Gehalt=
des
deutſchen Büchermarktes. Das edle Buch knüpft
inſichtbare Band wahrer innerer Gemeinſchaft, um die
ſchwer ringen. Wer das Buch aus ſeinem Leben aus=
wird
hart und kalt. Da verſiechen alle Quellen wahren
Jedes geiſtgeborene Buch ruft dir aber zu: Laſſe den
im deiner Seele nicht ſterben!

tik, Pirtſchaft, Soziologie, Rechts=
A und Stagtebiſſeaſchaſten.
lätik vor, in und nach dem Kriege. Von Gouderneur Dr.
Uchnee. 481 S. Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.
n glänzend geſchriebenes Buch, in dem der frühere Gouverneur
utſch=Oſtafrika im großen weltpolitiſchen Rahmen an der Hand
mfangreichen, teilweiſe noch unbekannten Materials das Heran=
derten
zes deutſchen Verhängniſſes darſtellt. Nicht das Werk eines nör=
Boldmdl, Beſſerwiſſers, ſondern ein Buch, geſchrieben in dem Gedanken,
deutſche Volk endlich lernen muß, daß Politik nicht nur klein=
Lampf der Intereſſen bedeutet, ſondern daß das Verhältnis der
untereinander das Leben des einzelnen Volkes ausſchlaggebend
ißt. Nur ernſthaftes Studium kann üble Kannegießerei über=
Weil wir in unſerer tiefen Not mehr noch wie jedes andere
ahres Verſtändnis brauchen für die großen Zuſammenhänge der
rmarkt! (itik, und weil leider gerade bei uns iu weiteſten Kreiſen dieſes
dnis noch völlig fehlt, iſt Büchern, wie dem vorliegenden, die
ot. Stugio den Dingen auf den Grund gehen und welche damit
itig den Weg in die Zukunft weiſen, von Herzen weiteſte Ver=
g
zu wünſchen.
gtetielle Wiutſchaft bei deut Naturbölkern. Von Profeſſor Dr.
Schmidt. (Wiſſenſchaft und Bildung, Heft 185.) 168 Seiten.
rg von Quelle u. Meher in Leipzig. 1923.
ine Einführung in die Haupterſcheinungsformen der materiellen
bei der außerhalb des europäiſchen Kulturkreiſes ſtehenden
heit, die in knappem Nahmen einen intereſſanten Ueberblick zu
vermag.
gebanke und Staatslehre der Griechen. Von Profeſſor Dr. M.
lenz. (Wiſſenſchaft und Bildung, Heſt 183.) 156 Seiten.
ag von Quelle u. Metzer in Leipzig. 1923.
ür jeden, der weiß, wie ſtark unſere moderne Kultur in der
wurzelt, wird dieſe wiſſenſchaftliche Arbeit von ganz beſonderem
ſe ſein, und unſer Ringen um den Staatsgedanken vermag aus
ue Anregung zu ziehen.
gie des Volksbildungsweſens. Von Leopold v. Wieſe. 578 S.
ker u. Humblot, München.
r Buch von nahezu enzyklopädiſcher Bedeutung, in dem die be=
m
Mitarbeiter des Volksbildungsweſens zu Wort kommen: frei
von jeder Dogmatik und gerade deshalb geeignet, die gewiß noch
ten Probleme dieſer geiſtigen Strömung ohne Voreingenommen=
ihrer
ganzen kulturellen Tragweite aufzuzeigen. Der dieſes Buch
ehende Ernſt, die jedem Leſer zum Bewußtſein kommende Fülle
eits geleiſteten Arbeit, müſſen auch die Skeptiker der ſog. Volts=
nachdenklich
ſtimmen. Mehr denn je hat es ja das deutſche Volk
ſich eine geiſtige Gemeinſchaft zu ſchaffen. Dieſes hohe Ziel aver,
er Mitarbeit der Beſten, ſteht im Mittelpunkt dieſes zuſammen=
en
Werkes.
Philoſophie, Religion.
eg zum Ich, von K. Hehnicke. Die Eroberung der inneren Welt.
S. Anthropos=Verlag, Prien, Obb.
er bekannte Dichter K. Heynicke gibt in dieſem Buch einen Aus=
eines
Weltbildes, zeigt, wie das faſt zum Schlagwort gewordene
innliche etwas durchaus Natürliches iſt. Mit wunderbarer Fein=
erden
letzte Dinge enthüllt ohne jene Profanierung, die den Ge=
okkultismus
ſo abſtoßend macht.
ue Mßſtik, A. Curtis. Schule des Schweigens. Aus dem Eng=
e
überſetzt von E. v. Braſch. 137 S. Anthropos=Verlag.
raf Keyzſerling urteilt über dieſes Werk in ſeinem Reiſetagebuch:
Arblicke in New Thought, ſpeziell in der Geſtaltung, welche Adele
4 ihm gegeben hat, wirklich die einzige auf Myſtizismus fußende
4 ung unſerer Zeit, die ſich förderlich erweiſen wird. In ihr allein
ſowohl verſtändig als methodiſch auf Verinnerlichung und Soiri=
4erung hingearbeitet, in ihr allein werden keine pſychologiſchen Feh=
gangen
.
Fe ithiſche vkkulte Kräfte, E. Hellberg. Ein Buch für Uneinge=
te
. Aus dem Schwediſchen überſetzt von Rhea Sternberg.
1 S. Anthropos=Verlag.
n dieſem Buche werden die Fähigkeiten des Hellſehens, Vorher=
Fernſehens unterſucht und dargeſtellt. Die Verfaſſerin, eine
din Schweden iſt ja das Land okkulter Kräfte hat dieſe
eme in allen Weltteilen an den Quellen ſtudiert. Auf ihren Welt=
iſt
E. Hellberg überall dieſen Fragen nachgegangen und gibt nun
m aus dem Schwediſchen überſetzten Werk ihre reichen Erlebniſſe
r des Matthias Grünewald=Verlags in Mainz. Jan van
ysbroek: Die Zierde der geiſtlichen Hochzeit. Aus dem Flä=
chen
von W. Verkade. 1922.
Raeterlink ſagt von Ruhsbroek, er ſei ein trunkener Adler, ſchwe=
4 über ſchneebedeckten Berggipfeln. Er verbände die Unwiſſenheit
Kindes mit der Wiſſenſchaft eines Menſchen, der vom Tode aufeu=
m
ſei.
minnende Seele. Mittelalterliche Dichtungen, insbefondere
3 dem Kreiſe der deutſchen Myſtik. Erneuert von Br. Bardo.
nz von Sales. Auf heiligen Bergen. Worte der
elenführung, geſammelt aus den geiſtlichen Briefen des hl. Franz
r Sales.
hl. Bernhard von Clairvaux Abhandlung über
eGottesliebe, Verdeutſcht von K. Hartmann.
Neden, dem Andenken Doſtojewskhs gewidmet.
n Wlad., Solowjeff. Verdeutſcht von Ther. Gräfin d. Peſtalozza.
in ihrer knabpen Zuſamenfaſſung führen dieſe 3 Neden auf direk=
jege
zu d
liſchen Erhabenheit des großen ruſſiſchen Prophete,

Geſchichte, Kulturgeſchichte, Geographie.
Die deutſchen Bauernregeln, von Haldy, Eugen Diederichs
Verlag, Jena.
Man ſtaunt über den hellen Goldglanz, den dieſes koſtbare deutſche
Kulturgut, langjähriger Naturbeobachtung auf dem Lande entſprungen,
um ſich verbreitet, ſobald es das Licht des Tages trifft, wie in dieſer
vorzüglichen, glänzend gedruckten Sammlung deutſcher Bauernregeln.
Rhein und Ruhr im Bild. Unter dem Titel Der Deutſche
Rhein iſt ſoeben im Verlag Carl Gerber=München, in der Reihe der
längſt populär gewordenen Deutſchen Bilder der Reichszeutrale für
Deutſche Verkehrswerbung ein neuer (vierter) hervorragend ausgeſtat=
teter
Band erſchienen, der von größtem aktuellen Intereſſe iſt, iſt er doch
dem ſo heiß umſtrittenen, ſchwer heimgeſuchten Land an Rhein und

1o
iſtGötzvon Berlichingen gedruckt
Dieſe Frage beantwortet Dr. Hermann
Bräuning=Gktavie in einer demnächſt er=
ſcheinenden
Gedenkſchrift. Er führt den
bündigen Hrachweis, daß der Erſtdruck auf
DeranlaſſungvonJehannHeinrich Merck
vorl8dJahren vonder L. C. wittich’ſchen
Hofbuchdruckerei in Darmſtadt hergeſtellt
wurde. DieSchrifterſcheintunterdemCitel
Der Erſtöruck
von Goethes Götz
von Berlichingen
als untadeliges Druck=Erzeugnis unſerer
Tage mit Bildern und der wiedergabe von
zahlreichen Buchtiteln in Griginalgröße
aus gleicher Zeit und gleicher Offizin. Die
Größe beträgt 22 mal 27 cm auf echt hand=
geſchöpft
Bütten, ſorgfältig bröſchiert,
auf Bünde geheftet, Mark 35.
Im Anſchluß an dieſe für jeden Goethe=
Freund bedeutungsvolle Schrift wurde in
der alten Lesart unter wahrung aller
Eigenheiten des Urdrucks im gleichen Der=
lag
wie vor hundertundfünfzig Jahren
Götz von Berlichingen
mit der eſernen Hand
geéruckt. Größe 131, mal 21 cm auf echt
handgeſchöpft Bütten, 12 Bogen ſtark,
handgebunden in Ganz= oder Halbleder
und in Ganz=oder Halbpergament. Preiſe:
Ganzleder oder vergament: Mk. 52.
Halbleder oder pergament: Mk. 40.
BroſchiertaufBündegeheftet: Mk. 25.
Zwei ſehrwertvolle numerierte Werke für
Freunde des guten Buches!
Beſtellungen beliebe man zu richten an die
L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei
Darmſtadt
Rheinſtraße
23

Ruhr gewidmet. Schlöſſer und Burgen, Dome und Städte, liedum=
rauſcht
und ſagenumſchlungen, vom ernſten Spohrer Dom, der ehr=
würdigen
Totengruft der deutſchen Kaiſer, bis nach Kleve, wo Lohen=
griu
, Parzivals Sohn, herrſchte all die herrlichen und erhebenden
Stätten uralt deutſchen Lebens, deutſcher Geſittung, deutſcher Kultur,
deutſcher Poeſie und Sage treten hier vor Auge und Seele des Be=
ſchauers
. Dazu Bilder von den Stätten der Arbeit im rheiniſch= weſt=
fäliſchen
Induſtriegebiet, wo deutſche Kraft und deutſcher Fleiß in der
Feuerlohe gigantiſcher Hochöfen tagaus tagein das Siegfriedſchwert
deutſchen Geiſtes ſchmieden, das unüberwindlich iſt trotz allem! Hieu
in dieſem wvundervollen Buche, Seite auf Seite, unausgeſprochen und
doch deutlich vernehmbar, wiederholt ſich das Mahnwort: Deutſcher, denk
an Deinen Rhein, denk an ſeine große Geſchichte, denk an ſeine ſtolze
Vergangenheit und halte ihn feſt mit Deinem ganzen Herzen!. Dies
Buch iſt ein Weckruf, vor allem gerichtet an die deutſche Jugend, die
Deutſchlands Zukunft und Hoffnung iſt. Ihr ſoll es in die Hand ge=
geben
werden, ſie ſoll daraus lernen und erkennen, um was es geht bei
dem Kampf um Rhein und Nuhr.
Literaturgeſchichte, Biographie.
Deutſche Männer. Fünfzig Charakterbilder von Robert Heſ
2. Auflage mit 24 Bildniſſen. Preis in Halzl. G= 14. Mk.,
Gz. 11 Mk. Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart.
In der Form von kurzen Charakterbildern großer deutſcher Män=
ner
eine Geſchichte unſeres Volkes. Die großen Ideen führender Per=
ſönlichkeiten
werfen ihre Schatten über die Jahrhunderte, und ſo wird
dieſes Buch, welches mit feinem pſychologiſchem Verſtändnis nicht nur
Porträts nachzeichnet, jedem ernſten Leſer eine reiche Fülle von An=
regung
bieten.
Kleine Literaturführer. Verlag Köhler u. Volckmar, Leip=
Die beſten deutſchen Romane, bearb. voi Adolf Bartels.
8. Aufl. 127 S. 1,50 Mk. Bd. 2: Erzählen uud Vorleſen,
bearb. von Gottlob Zündel. Bd. 3: Die beſten deutſchen
Geſchichtswerke, bearb, von Hermann Ulrich. Bd. 4: Pon

der Antike bearb. von Du. Berthold Raabe. Bd. 5: Die
beſten deutſchen Memoirenwerke bearb, von M. Weſt=
phal
. Bd. 6. Kunſtgeſchichte und Kunſtwiſſenſchaft,
bearb. von Walter Timmling.
Außer den beiden erſten Bändchen ſind dieſe Führer wiſſenſchaftlich
durchgearbeitet und verläßlich. Sie zählen die wichtigſte Literatur des
betreffenden Gebietes auf und verſehen ſie mit einer knappen ſachlichen
Chrarakteriſtik. Vorbildlich ſind die auführlichen Regiſter, auf Namen
und Schlaglvort. Für die breite Literatur ſeines Gebietes ſind die hand=
lichen
Bändchen dem geiſtigen Arbeiter unentbehrlich. Sie ſind der weite=
ſten
Verbreitung wert und ſicher.
Aus dem Liliengarten der hl. Katharina von Siena. Nach der italieniſchen
Ausaabe des P. J. Tauriſano O.P., bearbeitet von J. Mumbauer.
Freiburg, Herder. 159 S. Gz. 3,10 Mk.
Ein köſtliches Bändchen um das Leben dieſer Heiligen (f 1380), zu=
ſammengeſtellt
nach Berichten von Zeitgenoſſen und aus dem 15. und 16.
Jahrhundert.
Die Unruhe zu Gott. Erinnerungen eines Malermönchs. Von Willi=
brord
Verkade. Freiburg, Herder. 246 S. 4,50 Mk.
Ehrlich und ſchlicht erzählt hier der Verfaſſer ſeinen Weg aus der
Welt zu Gott. Nichts Tendenziöſes oder Traktätchenhaftes klebt dieſem
Bericht an. Die tiefe Herzenseinfalt, die den freien Maler zum Maler=
mönch
im Kloſter Beuron werden läßt, ſtrömt warm durch die Worte.
In ſeiner Geradheit ein wundervolles Buch.
Erinnerungen der Malerin Louiſe Seidler. Herausgegeben von H. Uhde.
245 Seiten, mit 33 Bildtafeln. Prophläenverlag, Berlin.
Drei Memoirenwerte von nicht nur kunſtgeſchichtlicher Bedeutung.
Durch die engen Beziehungen der drei Autobiographen zu Goethe und
dem Weimarer Kreis ſchließen ſich dieſe mit größter Sorgfalt gedruckten
Bände zu einer Trilogie zuſammen, die uns einen durch keine Re=
flexion
unſerer Gegenwart getrübten feſſelnden Proſpekt der ganzen
europäiſchen Kultur der klaſſiſchen Goethezeit aufrollt. V. Tiſch=
bein
, allen bekannt durch ſein Bildnis Goethe in der Campagna,
aber wenigen bekannt als gründlicher Kunſtkenner, Kunſtphiloſoph und
als Meiſter einer bildkräftigen Sprache, hat in ſeinen Aufzeichnungen
Aus meinem Leben eines der wertvollſten Memoirenwerke der deut=
ſchen
Literatur hinterlaſſen. Schinkel, der Diener eines ſpar=
ſamen
Königs in einer geldarmen Zeit, der Meiſter, der dem Berliner
Stadtbild das für immer unverwiſchbare Gepräge ſeines edlen Geiſtes
aufgedrückt hat, der univerſale und doch wieder dem Heimatboden die=
nende
ſchöpferiſche deutſche Menſch, der in ſeinem ſtrengen künſtleriſcheu
Pflichtgefühl und in ſeinem äſthetiſchen Ideal eine Shutheſe von
KantGoethe darſtellt, wird durch das angezeigte Buch wohl für immer
aus dem ehrfürchtig beſtaunten Architekturbegriff, zu dem ſeine Ver=
ſönlichteit
im Laufe der Zeit erſtarrt war, befreit verden. Louit
Seiöler, die Porträtiſtin Goethes, läßt in ihren Erinnerungen.
Stück des alten Ilm=Athen in ſeiner ganzen Friſche und Neinheit wie=
der
aufleben. Kein hochfliegender Geiſt, aber ein ſelteu liebenswürdiges,
hingebendes, zartbeſaitetes Gemüt, eine anmutig, ſtets unterhaltende
Erzählerin; ihre literariſche Hinterlaſſenſchaft, eine Fundgrube von
authentiſchen Ueberlieferungen, ein echtes Volksbuch, das neben Kügel=
gens
Jugenderinnerungen eines alten Mannes, einen Ehrenplatz in der
Bücherei des deutſchen Hauſes einzunehmen berufen iſt.
Wilhelm Tiſchbein: Aus meinem Leben. Herausgegeben von Lothau
Brieger, 328 Seiten mit 37 Bildtafeln. Propyläenderlag, Berlin.
K. Fr. Schinkel: Briefe, Tagebücher, Gedanken. Herausgegeben von

G. Mackowsky.
Berlin.

207 Seiten, mit 26 Bildtafeln. Propyläenverlag,

Schöne Literatur.
Eſther Berg. Roman. Kurt Münzer. (Herz=Verlag, A.=G.
Wien=Leipzig). Aus dem bunten Treiben der ſtädtiſchen Gefell=
ſchaft
einer Schar von Bankleuten, Offizieren und Künſtlern, von
lebenshungrigen und verblühten Frauen tauchen einzelne reine ideali=
ſierte
Geſtalten auf. Im Vordergrund der Handäung ſteht die Familie
Berg, der Bankier und ſeine Gattin, die berühmte Primadonna, und
beider Kinder: der Jüngling, ein ſinnender Träumer, das Mädchen, die
entſagende Retterin der Familie. Ein Lebensbild, von Meiſterhand
entworfen, voll tiefer Tragik, liegt dieſes Buch vor uns als das Werk
eines fein empfindenden Menſchen, der das Leben kennt und die Meu=
ſchen
und deſſen dichteriſche Berufenheit ihn befähigt, ſeeliſche Schwin=
gungen
zu fühlen, zu erforſchen und zu vermitteln, die dem gewöhnlichen
Sterblichen verborgen bleiben. Ein Buch, das Erbauung geben kam,
weil es eunſt durchdacht, feeliſch vertieſt, mit dem Herzen geſchrieben iſt.
Die neue Welt, von Jakob Paludan. Ueberſetzt von Erwin
Magnus. Grundzahl 4 Mk. Franz Schneider=Verlag in Berlin,
Leipzig, Wien und Bern.
Der Romann eines Heimatloſen, die Wüſtenwanderung eines
Stellungsſuchenden durch die Ver. Staaten Amerikas. Die Vereinigten
Staaten, Südameuika, New=York werden lebendig, grandios in ihrer In=
tenſität
, graenhaft in ihrer Konſequenz. Das Leben der Vogelfreien
enthüllt ſich ohne romanhafte Schablone ſo unheimlich nahe, daß man
auf Augenblicke die ſtumme Tragödie menſchlicher Einſamkeit inmittetr
der Donnertöne wirtſchaftlichen Getriebes gleichſam Wand an Wand zu
ſpüren glaubt. Otto Schubert bereicherte das Buch durch eine Reihe
friſcher und wertvoller Federzeichnungen. Es gehört zu den beſten
Büchern, die uns fremde Länder und Völker erſchließen.
Die graue Stadt. Die lichten Frauen. Ein Theodor Storm=Roman
von Emil Ha diug. 8. L. Staackmaun, Leipzig.
Ein im beſten Sinne deutſcher Dichter hat hier zum erſtenmal das
Leben Theodor Storms, dieſes nordfrieſiſchen Heimatkünders, mit all
ſeiner herben Tragik, mit all dem warmen Sonnenſchein ſeiner mitfüh=
lenden
Menſchenſeele dargeſtellt.
Dante, die Göttliche Komödie. Neu übertragen und mit italieniſcheur
Text verſehen von Nichard Zyozmann. Mit Einführungen und
Anmerkungen von Conſtantin Santer. 3 Bde. 7. u. 8. Auflage.
15,50 Mk.
Jetzt, wo es etivgs ſtiller um Dante geworden iſt, wird mancher nach
ihm greifen. Dann wird dieſe herrliche zweiſprachige Ausgabe von Her=
der
ſeiner ehrlichen Abſicht voll entgegenkommen. Denn immer ſpüre ich
bei ihr die aufrichtige Liebe, die Zoozmann ſowohl wie der Verlag für
den großen Florentiner hegen. Aufgeſchlagen bringt das Buch links dei
italieniſchen Text, rechts die feinfühlige und feinſprachige Uebertragung.
Man vergleicht; immer wieder, nicht um zu greifen, aber um das Ori=
ginal
zu verſtehen. Und über die Freude hinaus an der guten Ueber=
tragung
ſelbſt iſt man ihr dankbar, daß ſie einem immer wieder zu
Dante zurückbiegt. Und das iſt das ſchönſte an ihr. Höchſte Aner=
kennung
gilt dem Verlag, daß er das in ſo würdiger und wohlfeilen
Form möglich macht.
Muſik aus Einſamkeit. Peter Supf. (Euphorion=Verlag,
Berlin, 1922), Muſik einer Seele, die ſich ihrer Einſamkeit der
anderen Menſchenſeele, den Dingen der Natur und dem Geheimnis des
Weltganzen gegenüber bewußt wird und dieſe Einſamkeit im Wechſel der
Stimmungen bald als Sehnſucht, Schwvermut, Grauſen, bald als Trotz,
Erhabenheit und Glück empfindet. Seinen ſtärkſten Ausdruck erhält der
einſame Weg des Lebendigen in der Viſion des über das Meer der Zeit
auf einer Brücke von Leibern, die alle en ſelbſt ſind, ins All ſchreitenden
Menſchen. Die letzten 6 Gedichte ſind Verlautbarungen der ſchaffenden
Seele, die ſich aus begrenzter Einſamkeit zu ſchöpferiſcher Freiheit hin=
durchringt
; Gefühlserlebniſſe, wie ſie den Schaffensvorgang des Künſt=
lers
einleiten, begleiten und vollenden.
Brunnen aus der Tiefe von Friedrich Sacher. (Kleinkunſtverlag,
Kloſter Neuburg).
Ju vier Geſängen bringt dieſe Gedichtſammlung eine Fülle geiſtige=
Eunpfindungen und wird ſo für die berinnerlicht eingeſtellten Menſchen
wegweiſend aus junerer Wirrnis. Die literariſche Form Sachers iſt
außevordentlich fympathiſch, weich und warm, voll Leidenſchaft und
Temperamen

[ ][  ]

Nummer 20.

Literafur und Kunſt, Beilage zum Darmſtädter Tagblatk.

5. Dezember 1

Bildende Kunſt, Theater, Ruſik.
Bücher des Kunſtgeſchichtlichen Seminars Marburg a. d. L. Heraus=
gegeben
von Prof. Hamann: Olympiſche Kunſt. Skulptuven
zu Olympia. 60 ganzſeitige Abbildungen. 2 Mk. Deutſche
Köpfe des Mittelalters. 60 ganzſeitige Abbildungen. 2 Mk.
Deutſches Ornament. 58 ganzſeitige Abbildungen. 2 Mk.
Zweck dieſer von der rührigen Arbeitsgemeinſchaft des Kunſtgeſchicht=
lichen
Seminars der Univerſität Marburg herausgegebenen Arbeiten iſt,
durch eine Auswahl des Beſten geſchloſſener Kunſtkreiſe dem deut=
ſchen
Volk ein Geſchenk zu machen. Ja, in Anbetracht der Fülle und
nicht mehr zu ſteigernden Vortrefflichkeit des Gebotenen ſind dieſe ſpott=
billigen
Hefte tatſächlich ein Geſchenk. Wenn es einmal an eine Rei=
nigung
unſerer oft recht fadenſcheinigen vädagogiſchen Hilfsmittel gehen
ſollte, dann müßten dieſe Hefte in die Hände unſerer Lehrer und Schüler
gegeben werden. Denn ſo wie dieſe Figuren vom Zeustempel in Olympia
ſtehend an der Wende von archaiſcher zur klaſſiſchen Kunſt, ſo denken
wir uns die griechiſchen Heldengeſtalten aus der Zeit der Perſerkriege. Das
iſt unverfälſchte Antike. Derartige Anſchauungsmittel gehören in unſere
Schulen und heraus mit dem Laokoon! An den Einzelaufnahmen kann
man dem Formenorganismus ſo nachgehen, als ſähe man noch die Werk=
leute
mit ihren Werkzeugen am Marmor tätig. Wer das zurechtgeſtutzte
Zerrbild der Antike vergeſſen möchte, greife zu dieſem Heft! Mehr als
irgendwo mochte nationale griechiſche Jugend nach ihren Wettkämpfen
in dieſem vergöttlichten Ringen und ruhenden Gelagertſein der Giebel
ſich ſelber finden.
Von dieſem Heft führt ohne äſthetiſierendes Gefaſel der Weg zu den
deutſchen Köpfen des Mittelalters‟. Denn wie dort griechiſches Weſen
ſich in ſeiner grandioſen formgebändigten Animalität entwickelt, ſo offen=
baren
die deutſchen Köpfe, des Mittelalters Eigentümlichſtes deutſcher
Kunſt. Dort das Eingeſpanntſein der Einzelperſönlichteit in eine zwin=
gende
monumentale Form, ein Unterdrücken des Individuums, hier
ein ausgeſprochenes Streben nach individueller Charakteriſtik des Dar=
geſtellten
. Hier geht es nicht um eine abſtrahierende Form des
Leibes und des Geſichtes, ſondern um den einzelen Menſchen, um jede
Regung ſeines inneren Seelenzuſtandes. Die mit Meiſterſchaft auf=
genommenen
Köpfe reden eine ſolche eindringliche Sprache, daß ohne
weitere Worte hier Menſch mit Menſchen fertig werden kann.
Das 3. Heft Deutſches Ornament möchte man ob der mit ſouveräner
Sachkenntnis für das Weſentliche ausgewählten Abbildungen als die
beſte Grammatik des deutſchen Ornaments bezeichnen. Auch wer zu=
nächſt
den grundlegenden Text Hamanns nicht leſen und nur die Ab=
bildungen
aufmerkſam betrachten ſollte es iſt aber zu wünſchen, daß
alle, denen dieſes Heft in die Hände kommt, den Text mehr als nur einmal
leſen , wird inne werden, wie ein immer gleicher Formendrang ſich
des jeweiligen Werkmaterials bemächtigt mit einer unbändigen Freude,
es bis in ſeine letzten Möglichkeiten zu verlebendigen, und wie auch im=
portierte
Formen in dieſe irrationale Unruhe mit verſtrickt warden. Ein
auch in der Gegenwart noch lebendiger Gefühlsüberſchwang iſt in dieſen
ornamentalen Gebilden am Werk, daß wir noch nicht an ein unheilbares
Siechtum unſeres Volkes glauben können.
Abrecht Altdorfer von Hans Tietze. 226 S., 127 Abbildungen. Inſel=
Verlag Leipzig. 10 Mk.
Dieſes Buch aus der Reihe Deutſche Meiſter reiht ſich würdig an
den bereits erſchienenen Monographien über Dürer, Cranach und Ph.
O. Runge. Es dürfte wohl wenige Bücher der letzten Jahre geben, deren
bleibende Bedeutung ſo allſeitig von der Kritik anerkannt wurde. Auch
die vorliegende von Hans Tietze über Altdorfer herausgegebene Mono=
jgraphie
darf ein Edelbuch der deutſchen Bücherei genannt werden. A.
Altdorfer, ein Zeitgenoſſe Dürers, ſteht auf der Grenze zwiſchen Mittel=
alter
und Neuzeit. Das gibt ſeinem Werke bei der reſtloſen Hingabe
des Meiſters an Altes und Neues etwas vibrierend Spannendes. So
ſchlingt er um antike Stoffe das maleriſche Nankenwerk ſeiner nordiſchen
Geſichte. Die Wilden Männer des deutſchen Waldes und Pyramus
und Thysbe, heilige Geſtalten und Satyrn, fahrendes Volk und die Ge=
ſchichte
der Paſſion, Heiliges und Profanes haben Raum in ſeiner Phan=
taſie
. In wunderlicher Symbioſe miſcht ſich bei A. Altdorfer Huma=
niſtenſveisheit
und uralter Väterabergiaube, der auch anderwärts ſo
paradox das auch klingen mag durch die Romantik der antiken Mythen,
die der Süden dem Norden nun in Fülle zuführte, wiedergeweckt wurde.
Den Hauptiert ſeines künſtleriſchen Schaffens erblicken wir aber nicht
in dieſer inhaltlichen Vielgeſtaltigkeit desMeiſters, ſondern darin, daß er es
als Erſter wagte, das mittelalterliche Weltbild zu durchbrechen und den
Menſchen und die geſamte Natur als eine unter denſelben kosmiſchen
Geſetzen ſtehende Einheit darzuſtellen. Bei A. Altdorfer iſt die Landſchaft
keine bloße Folie mehr für den dadorſtehenden, nur in die Heilsgeſchichte
der Kirche verflochtenen Menſchen. Dieſe Verſchmelzung der belebten und
unbelebten Natur zu einer einheitlichen Phyſiognomie dient aber nicht
etwa nur der Herausſtellung einer neuen Bildform von rein formaler
Bedeutung, ſondern einem höheren letzten Ziel: der Darſtellung des
unendlichen Raumes. In dieſer Weite der Geſtaltung überwindet Alt=
dorfer
als echter deutſcher Romantiker, der mit der geliebten engen Welt
ſeiner Heimat der heißen Sehnſucht unendliche Fernen aufſchließt, die
welſchen Einflüſſe. Selbſt ſeine Innenräume man denke an Mariens
Geburt in der Halle einer Kirche ſind nicht verſpektiviſch determinierte
Raumbilder wie gleichzeitig in der ſüdlichen Kunſt, ſondern in ihrer un=
begrenzten
Weite Ausdruck jenes uralten Verlangeus des nordiſchen Men=
ſchen
nach dem Unendlichen. Wohl unbewußt überträgt hier Altdorfer
in einer nur dem Maler möglichen Steigerung das Raumprinzip der
deutſchen Sondergotik auf ſeine Bildformen. Angeſichts der Intimität
der Schöpfungen Altdorfers glauben wir gerne die über ihn überlieferte
Künſtleranetdote, daß er das ihm angetragene Bürgermeiſteramt der
Stadt Regensburg ausgeſchlagen habe, da ihm die Vollendung des Ge=
mäldes
der Schlacht von Arbela für den Herzog Wilhelm von Bahern
erſtrebenswerter erſchien als das höchſte Ehrenamt, das einem deutſchen
Bürger zu jener Zeit zuteil werden konnte.
Hieronymus Boſch. Das Weuk herausgegeben von Kurt Pfiſter.
G. Kievenheuer, Verlag, Potsdam 1923.
H. Boſch iſt einer der originellſten altniederländiſchen Maler (f 1516)
ein Spintiſierer, der jedoch die dämoniſchen und himmliſchen Reiche ſeiner
krauſen, dem Aſtwerk ſpätgotiſchen Geranks gleichenden Phantaſie mit
einem derartig urſprünglichen Leben, einer ſolchen aggreſſiven Wirklich=
keitsnähe
zu erfüllen wußte, daß ſich der ſterbende Philipp II. die Tafel
letzten ſchweren Stunde Trofr ſpende. K. Pfiſter interpretiert in fei=
ſelnd
geſchriebenem Umriß, an der Hand von zahlreichen Tafeln, das lehre und entnimmt ihr Parallelen, die oft von großem Feinſinn zeugen,
dämoniſche Werk diefes wunderlichen Malers, der in P. Bruegel, Callot, aber trotzdem iſt die Durchführung ſolcher Leitſätze recht anfechtbar, wie
Goha, Daumier, Enſor gleichgeartete Nachfolger gefunden hat.
Kleine Delphin=Kunſtbücher. München, Delphin=Verlag. 4. Folge:
in Rom. Dürer, der Meiſter deutſcher Form. Michel=
angelo
, der Bildner und Menſch. Botticelli, der Maler
des Frühlings
Sauber gedruckte handliche Bändchen, die in je 2440 Abbildungen
Der Text gibt eine knappe Biographie, dann folgen Briefe. Gedichte
und Dokumente, in denen der Meiſter ſelber ſpricht. Dieſe ſo billigen
kleinen Delphinbücher ſind in ihrer ſchlichten und verſtändlichen Anlage
wohl geeignet, ein Feierſtündchen licht und hell zu machen.
Orbis pictus (Weltkunſtbücherei). Herausgegeben von P. Weſtheim.
Jeder Band mit 48 Tafeln und einführendem Text. Berlin E. Was=
muth
. Grundpreis 2.10 Mk. für 1 Bd. Bd. 10: Aelteſte deutſche ſtücke, Lieder, Opernmelodien und Tänze mit erklärenden Worten. Das
Tafelmalerei von H. Ehl. Bd. 11: Mitteldeutſche Elfenbeinar=
beiten
, von Fr. Volbach. Bd. 12: Chineſiſche Kleinplaſtik, von
O. Burchard. Bd. 13: Masken, von R. Utzinger. Bd. 14:
Islamiſche Architektur, von Sattar Kheiri.
d. 15: Klaſſizis=
mus
in Frankreich, von P. Weſtheim.
16. Der priutitide
japaniſche Holzſchnitt, von C. Einſtein.
17: Nordweſtame=
tikaniſche
Indiauerkunſt, von L. Adam. Bd. 18: Altfranzöſiſche auf beſchränkteſtem Raume das wirklich Wiſſenswerte auf dem Gebiete
Bildteppiche, von Fl. Fels.

liegt oder iun der beftudglichen Auſchaulichleit, un den ſorgſälti ausce=
wählten
und ſo klaren Abildungen.

Me e eiſthe e eiſt
lichſter Fremdtümelei beſeſſene deutſche Volk, hätte ebenſogut C.
Friedrich gelten können, der in der ſchlichteſten Künſtlerwerkſtatt, in der
zemals ein Maler gewirkt hat, die heimlichen Dialoge ſeiner Seele mit
dem kosmiſchen Schöpfergeiſt in der ergreifend einfältigen lauteren
Sprache ſeiner Farben= und Formgebilde niederſchieb. C. D. Friedrich
iſt einer von den Großen, nicht etwa durch eine monumentale äußere
Form ſeiner Schöpfungen, ſondern durch ſeinen hohen, mit Demut ge=
paarten
Begriff von der Sendung des wahren Künſtleus. Er war kei=
Stimmungs= und Geſchäftsmaler, abhängig von der jewveiligen Situa=
und Lauſcher auf die Stimme Gottes, die
tion, er war ein H
durch den Mund der Landſchaft verkündet und deren dunklem Ruf die
Bildform hörig iſt.
nehmen das prachtvoll gedruckte Buch von
Wolfradt als eine der koſtbarſten Gaben, die uns am Ende dieſes

grauſam harten Jahres noch dargebracht werden konnte, mit aufrichtiger
Dankbarkeit entgegen und wünſchen dieſem Buche eine von Tag zu
Tag wachſende Leſergemeinde.
Hermann Sudermanns dramatiſche Werke in ſechs Bänden. Verlag
J. G. Cotaſche Buchhandlung Nachf. in Stuttgart.
In der Neihe der Neuerſcheinungen ſei rühmend hervorgehoben reichiſchen Muſeums in Wien. Künſtler, Künſtlerinnen von
eine in Druck und Ausſtattung ganz ausgezeichnete Neuausgabe von
Sudermanns dramatiſchen Werken. Man mag zu Herm. Sudermanns
Kunſt ſtehen wie man will, auch der modernſt Eingeſtellte ver=
mag
die Tatſache nicht aus der Welt zu ſchaffen, daß diefer
Dichter dem deutſchen Volke eine Reihe von Dramen geſchrieben duktion ausgezeichnet iſt und dem Buch einen dauernden Wert
hat, die immer lebendig bleiben werden, weil ſie hühnen=
wirkſam
ſind, und weil ſie in ihrer Art meiſterliche Charakter=
ſchilderungen
, aus der Zeit heraus geboven, und treffende Milieuzeih=
nungen
ſind. Wie er in ſeinen Erzählungen (Frau Sorge‟. Der
Katzenſteg!) eigentlich ſeiner Zeit vorauseilte, daß er ſie und das, was
ſie am meiſten bewegte, recht und ſicher erkannte und feſſelnd zu ſchil=
dern
wußte, z. T. in hiſtoriſierendem Gewande, ſo ſind auch ſeine drama=
tiſchen
Werke im Grunde für die Zeit beſtimmt, der ſie entſtammen, aber
ihre dichteriſche Potenz, die dramatiſche Geſtaltungskraft und die Leben
gebende Durchblutung mit dem friſch pulſierenden Atem des jugendlich
beſchwingten Dichters, der nicht in höheren Regionen ſchwebt, ſondern
faſt im Erdlichen=Menſchlichen wurzelt verleiht ihnen Ewigkeitswert.
Die ſechs Bände bringen die dramariſchen Werke Sudermanns in der
chronologiſchen Reihe ihres Erſtehens (mit geringer Ausnahme). Man
ſtaunt, wenn man in den letzten Band ſich vertieft, der in einer Reihe
von Dramen, die in ſich abgeſchloſſen, doch innerlich und inhaltlich ver=
bunden
, das große Geſchehen des Weltkrieges und der Revolution ſchil=
dert
und ungemein wuchtig und eindringlich geſtaltet. In einem Kreis
von Perſonen, nicht ſonderlich zahlreuh, aber dem verſchiedenſten gei=
ſtigen
und wirtſchaftlichen Milien entnommen, ſpiegelt ſich das welt=
erſchüteunde
Geſchehen wider. Oft iſt dieſes Geſchehen in der drama=
tiſchen
Handlung klein und unbedeutend, aber wer all das Große und
all. das Furchtbare miterlebte und für die Dinge um ſich ein offenes
Auge und eine Seele hatte, wird hinter dieſen nur ſcheinbar kleinen
Meuſchenſchickfalen das Große. Weltbewegende fühlen, und man muß
geſtehen, daß es dichteriſche Taten ſind, die einſtmals als Dokumente
der Zeit bedeutſam ſein werden.

Meielscteeke
das sind: Kupferstiche, Radierungen, Holz-
schnitte
, Gemälde, Aguarelle u. Pastelie alter
Meister in mustergültigen Nachbildungen der
Reichsdruckerei zu Berlin
Die meisten Reichsdrucke sind vorrätig bei
Heinrich Schroth, vorm. Karl Buchner
Hofbuchhandlung
Rheinstrasse 15
(8228a)

Deutſihe Porzellanfiguren des 18. Jahrhunderts, von M. Sauer=
landt
. 8 Gr. LNI S. Text, 124 Abbildungen. Marean=Bl.
lag, Köln.
Prachtvplle Abbildungen, flott geſchriebener Text von der Feder
eines berufehen Kenners, vorzüglicher Druck führen in erleſener Form
ein in diefe glitzernd bunte Welt deutſcher Kleinplaſtik, der es reſtlos
wie kaum einem anderen Kunſtzweig geglückt war, die heitere Seele des
galanten Zeitalters und ihren beneidenswerten Optimismus mit dem ſo
bildſamen, von Böttgers wiedergefundenen Werkſtoff des fernen Oſtens
eingefangen zu haben.
Deutſche Glasmalereien der Gotik und Renaiffance. Rund= und Kabi=
nettſcheiben
, von H. Schmitz. Mit 85 Abbildungen. Niehn u.
Reunſch, München 1923.
Die beſten Proben der deutſchen Kabinettſcheiben dieſes ſpäten
Sproſſes an dem herrlichen Baume der kirchlichen Glasmalerei, des
Mittelalters, ſind in dieſem Buche in ſcharfen, oft der Größe der Ori=
ginale
entſprechenden Abbildungen, von einem der beſten Kenner dieſes
ſo gut wie unbekannten köſtlichen Gebietes der deutſchen Kunſt des 15.
und 15. Jahrhunderts veröffentlicht.
Geſchichte der Muſik. Von Otto Keller. Mit 32 Porträttafeln, zahl=
reichen
Notenbeiſpielen und 4 Fakſimiles. 2 Bde. München, Röſe
u. Cie. 377 S. 447 S.
Leicht verſtändlich, flüſſig und knapp iſt dieſer Ueberblick über die
Muſit und ihre Vertreter. Es bringt neben Charakteriſtiken der Muſiker
als Neues die Darſtellung nach Schulen, ſo der Wiener, Berliner, Leip=
ziger
, Dresdener, Münchener Schule, und beſondere Kapitel über Sän=
ger
, Pianiſten, Inſtrumentalſoliſten und Dirigenten. Ein ausführliches
Regiſter macht das Werk zu einem wertvollen Nachſchlagebuch für jedes
muſikliebende Haus.
Moderne Muſik. Aus dem Verlag Schleſingerſche Buch= und Muſi=
kalienhandlung
Robert Lienau, Berlin=Lichterfelde.
Jofef Matthias Hauer. Vom Weſen des Muſi=
kaliſchen
. Ein Lehrbuch der atonalen Muſik. Weniger ein Lehr=
bucz
liegt hier vor, als vielmehr eine Erklärung des Weſens atonaler
Muſik, ein Verſuch, ſie äſthetiſch zu rechtfertigen, die Begründung, warum
ſie viel höher ſtehe als die bisherige Muſik, die ein Gebrauchsgegenſtaud
im Dienſte der dichteriſchen Geſtaltung, der Idee war, wie bei Beet=
hoven
, Wagner und den dielen Nachahmern. Das Buch enthielt viel
Intereſſantes, iſt aber im Ganzen gärender Moſt, der auf jeder Seite
mehrfach zum ſtärkſten Widerſpruch auffordert. Akuſtik, Tonpſtchologie,

Wentice Aaeieſlrung endunt, ueſch den Aelt. Selaid duer die
der 7 Todſünden an ſein Bett bringen ließ, auf daß ſie ihm in ſeiner hetiker einen Schritt zurücktreten: Halt, wie wollen Sie das begründen?
Die äſthetiſche Beweisführung ſtützt ſich faſt überall auf Goethes Farben=
folgender
: Die Obertonreihe iſt das natürliche Farbenſpektrum, aus dem
die diatoniſche Durtonleiter hervorging. Oder: die Nuancen des tem=
perierten
Quintenzirkels ſind: C iſt Weiß, die Grenze zwiſchen grün und
Geßner, der Meiſter der Fdylle. Marées, der deutſche Maier gelb; es folgen: gelb G prange D zinnoberrot 4 Kar=
min
E purpurrot H purpurviolett Fis blaudiolett
Des ultramarinblau As türkisblau Es blaugrün B
zinnobergrün F lichtgrün. Ich bin miu bewußt, daß es ſtets miß=
lich
iſt, Dinge aus dem Zuſammenhang zu reißen, aber die ganze Art
mit den Hauptwerken eines einzelnen Künſtlers bekannt machen wollen. Hauers, Wiſſenſchaftliches mit Lieblingsphantaſiegebilden zu deumengen,
erſcheint mir darum ſo gefährlich, weil ſie dem, der auf wiſſenſchaftlich
niederer Stufe ſteht, rieſig imponiert und deshalb irreführt, wveil er uie
die Grenzen zwiſchen dem feſten Boden und deu gedanklich Konſtruiel=
ten
erkennen kann. Es werden hier Probleme angeſchnitten, dies die
poſitire Seite des Buches , zu ihrer Löſung kommt es jedoch nirgends.
Haus Protiwinsky. Mein erſtes Klavierbüchlein: Anfänger=
ebenfalls
ſehr hübſch ausgeſtattete Heſtchen
als Ergänzung zut der
Klavierſchule desſelben Verfaſſers gedacht. Manchen Spieler wird es an=
ſpornen
, ein äußerlich wie innerlich ſo originelles Büchlein zu beſitzen,
Die Muſikinſtrumente. Von Profeſſor Dr. Curt Sach
Berlin. Mit einem Anhang von 40 Abbildungen, iſt im gleichen Ver=
lag
erſchienen. Es gab bisher tein Buch, in dem der gebildete Leſer
der Inſtrumentengeſchichte einerſeits auf ſtreng wiſſenſchaftlicher Grund=
lage
, andererſeits ohne gelehrten Ballaſt ſchnell hätte finden können.
Das vorliegende Buch iſt deshalb berufen, eine Lücke in der Literatur
auszufüllen. Es enthält in knapper Form die Entwickelung der auße
europäiſchen und der europäiſchen Muſikinſtrumente vom Bambusrohr
und Kürbis his zu den Tonwerkzeugen der Gegenwart im Rahmen de
allgemeinen Kulutrgeſchichte, ferner die Entwickelung des Juſtrumenten=
bauergewerbes
und die knappe Beſchreibung und Geſchichte der weſent=
lichen
Inſtrumente. Eine ſorgfältige Auswahl guter Tafeln unterſtützt
den
Zugendſchriften, Bilderbücher.
Das alte Haus, ein Märchenbuch. Von Wilhelm Matthießen. Mit
25 Bildern von Adolf Schinnerer (Herder & Co. Verlag, Frei=
burrg
i.
Ein Märchenbuch für moderne Kinder, das auch für Erwachſene
intereſſant iſt. Mit dieſer Feſtſtellung foll keineswvegs geſagt ſein, daß
(s ſich um moderne Märchen im verfänglichen Sinne des Wortes hau=
delt
. Es ſcheint im Gegenteil berufen, ein neuer Grundſtein für die Ge=
ſundung
und Vertiefung der Jugendliteratur zu werden. Echte Dichtung
iſt Klarheit, Harmonie und Wahrheit, beſonders für die Jugend. Unter
dieſem Geſihtspunkt ſchrieb Matthießen das Märchen vom alten Haus
und ergoß kindlice Sprache, kindliches Denken in reine dichſteriſche Form.
I7 Schinn=
volle
Graphiken ſind b

Weihracht. Vierzehn farbige Originalſteinzeichnungen. Mitei
führung von Profeſſor Franz Cizek. (Richter & Zöllner,
Verlag, Wien.
Dieſes entzückende Weihnachtsbilderbuch iſt eine der Veröf
gen der Klaſſe für Jugendkunſt an der Kunſtgewerbeſchule de
Jahren haben die reizvollen, ſtark wirkenden Bilder geſchaffer
auf den Stein gezeichnet, und das mit einer Friſche und Siche
Linienführung und auch des Kolorits, die Bewunderung abzwin
und traute Geſtalten kehren wieder in den Blätteru, dere
Liebhaberdrucke, Rappenwerke
Die Ratiopreſſe iſt das junge Darmſtädter Unternehmen, das
meine deutſche und die beſondere Darmſtädter Ueberlieferun
Buchs unverletzt durch beengte Zeiten tragen will. Prof. 7
kens, der Gründer und langjährige Leiter der Ernſt=Lud
hat die Führung des Unternehmens übernommen. Der
der Ratiopreſſe: äußerſte Gediegenheit, wertvoller In
Schriften, ſchöner Satz, einwandfreies Papier, geſchmackd
band, handwerkliche Buchbinderarbeit, wurde bei allen bi
ſchienenen Drucken verwirklicht. Jedem Werke iſt äußerſte
gewidmet, mit dem Erfolg, daß die Mehrzahl der bisher er
Bücher vergriffen iſt. Das mit Originalgraphik illuſtrierte 2
und ſoll auch in Zukunft ſtehen an erſter Stelle. Es erſchien
Vogel=ABC (in 110 von Kleukens handkolorierten Es=
Der neue Paufia3 und ſein Blumenmädche
ganz entzückendes Büchlein, in dem dem wertvollen Inhalt
gene Ausſtattung durchaus die Wage hält. Das Wettl
twiſchen dem Swinegel un dem Haſen, mit
Steinzeichnungen und Handkoloraturen, Hanne Nüte
lütte Pudel, die bekannte niederdeutſche treuherzige Vo
Menſchengeſchichte, und mehreres andere, von dem noch zu
ſein wird.
Zur Beſprechung liegt vor: Die Flohhatz von J. F
mit Zeichnungen von F. W. Kleukens. Mit übetlegener Le
Fiſchart in dieſer Flohhatz ein rein komiſches Gedicht geſchrieben
Schatz derber Komik in ein würdiges Gewand vornehmer Tyx
zu kleiden, wvar eine dankbare Aufgabe für die Ratiopreſſe un
Kleukens gab ſie Anregung in ſchier unerſchöpflicher Fülle
ſtellung der luſtigſten Dinge. Ganz ausgezeichnet ſind die flott
ten, humorbollen, kolorierten Zeichnungen dem ſchönen Satz
gepaßt. Dem Ratiodruck liegt der Text der Ausgabe von 1610 der alten Schreibweiſe, die allein jener lebenſprühenden F
Geſtaltungskraft voll entſpricht. Selten fanden ſich zwei eine
ausgezeichnet ergänzende Künſtler zuſammen. Ein koſtbares 2
Inhalt und Gewand.
Der Vollendung entgegengeht ein umfangreiches Werk über
Götzvon Berlichingen. Als vor 150 Jahren Göethe
von Verlichingen mit der eiſernen Hand im Druck erſchien, w
Wirkung außerordentlich. Wie in Dichtung und Wahrheit
hatte Goethe das Papier beſorgt, und ſein Jugendfreund, der
ſtädter Kriegsrat Joh. Heinrich Merck, der inmer zum Abfch
drängt hatte, ließ das Werk auf eigene Koſten in Dar=
drucken
, ſo daß es im Mai/Juni 1773 im Selbſtverlag der Fre=
ſchien
. Dr. Hermann Bräuning=Oktavio hat bereits 1912 in
ihm zuſammen mit Prälat Prof. D. Dr. Diehl herausgegeben=
ſchen
Chronik nachgewieſen, daß Merck das Hauptwerk des Stur=
Dranges in Darmſtadt, und zwar in der noch heute beſtehende
Wittichſchen Hofbuchdruckerei drucken ließ. Jetzt gibt B
ſeine Ausführungen bei L. C. Wittich als Denkſchrift neu
Gleichzeitig damit erſcheint zur Erinnerung an die Darmſtädte
der GoetheMerck=Freundſchaft ein Nachdruck des Götz von B
gen, genau nach der erſten Ausgabe von 1773; jeder Bibliopl
Goethefreund wird es mit Freude begrüßen, aus derſelben D
die den erſten Götz druckte, nach 150 Jahren einen mit größter
hergeſtellten, auf feinſtem Bütten gedruckten und in handgepreßt=
gebundenen
Nachdruck der erſten Ausgabe erwerben zu können
Rudolfiniſche Drucke. Wilh. Gerſtung=Verlag, Offenback
Die Veihnachtsgeſchichte in Bildern, von R. Koe
Blockbuch mit 10 S. Folio, 3 Mk. H. Thoma. Die T.
zeiten. Landſchaften in Worten. 12 S. Großoktav. 9
Die Heilung des Beſeſſenen. Ein Blockbuch mit 5
R. Koch. 41. 7.50 Mk. Elia. Ein Blockbuch mit 9 S. von 9
4. 9 Mk. Das Leben einer Familie in Schatte
dern. Querfolio=Mappe mit 28 Schattenbildern von R. Koch.
König Sindibad und ſein Falke. Mit 5 Holz
von W. Klemm, der Text von R. Koch in Holz geſchnitten. 42
Drei Hauptſchriften M. Luthers. In der mageren Kochſch.
roten Alineazeichen und blauen Titeln auf van Gelder=Bütten
80 kl. Halbpergament. 24 Mk. Das Zeichenbuch. 265
wie ſie in den verſchiedenen Gebieten mittelalterlichen Lebens
lich waren, in Holz geſchnitten und mit Text herausgegeben
Offenbacher Werkſtatt. 36 S. 4). Handgeb. Pappbd. 7,50
Das Hildebrandlied. Zweifarbig gedrucktes Blockbuck
zeichnet und in Holz geſchnitten von W. Harwerth. 80 kl.
Marcusevangelium. In Maximilianſchrift auf gelb
van Gelder=Bütten. Initialen in 3 Farben eingemalt, Kapite
ſchriften und Alineazeichen in einer 4. Farbe. 75 S. in Ho
format. Einmalige Auflage 150 Exemplare. In Pappumſchlag
in Ganzpergament 60 Mk. Die zehn Gebote. Holzſchr
R. Koch, zweifarbig auf handgefärbtes Bütten gedruckt. Gr.
3 Mr. Jeſaia. Doppelblatt mit Bild und Schrift in Holz
von R. Koch. Großfolio 3 Mk. Spruchkarten 5 Pfg. das Sti
Bibliſche Wandſprüche 20 Pfg. d. Stück. Deu
Wandſprüche 20 Pfg. d. Stück.
Im Jahre 1911 haben ſich Rudolf Gerſtung, der Inhaber der
rei W. Gerſtung in Offenbach a. M., und Rudolf Koch zu einer
und doch ſo produktiven Werkgemeinſchaft von Dauer zuſammengeſ
zur Herausgabe weſenhafter, von allem Kliſcheebetrieb freier Büche
Druckwerke, der Rudolfiniſchen Drucke. Rudolf Koch nennt ſich
ganz ſchlicht einen Schreiber und Schriftzeichner, um in guter de
Sprache, aber mit dem geraden Stolz mittelalterlicher Handwerk
ſeinem Werke auszuſprechen, daß es ganz im Handwerklichen wutz
er willens ſei, es rein zu halten von den dekorativen Mätzchen des
gewerblichen Betriebs. Was nun die Rudolfiniſchen Drucke ganz
ders aus der Legion von Luxusdrucken heraushebt, iſt ihr beſch
Preis. Es kann wahrlich kaum noch jemand ſagen, er müſſe
Erwerb derartiger koſtbarer Erzeugniſſe des deutſchen Buchdrucke
zichten, während er ſich vielleicht mit nichtigen Geſchmackloſigkeiten
gibt. Nach dem Kriege ging R. Koch dazu über, die Tradition de
gutenbergiſchen Buchdruckes wieder aufzunehmen, ſog. Blockbüe
drucken, d. h. Bücher, deren Text und Illuſtration zuſammen au
Holzſchnittafel geſchnitten und wie ein Holzſchnitt abgedruckt wutrt
ualeriſchen Kraft und leidenſchaftlichen Fülle einer geſchnittenen
ſeite, dürfte kaum ein anderes Buchdruckverfahren gleichkomme
zweifarbige Großfolioblatt Die zehn Gebote gehört zu den
talſten Schriftwerken der Gegenwart. Preis 3 Mk. Kein Zeich
geiſtgeborenen redenden Tafel iſt mit unweſentlichem äußerlich=
belaſtet
. Die Schriftzeichen ſind untertan dem Sinn des
ſo bilden ſie ſich zu lebendigen Wortleibern. Hören wir noe
ganz in den Geiſt dieſer Werkgemeinſchaft einfühlen zu könner

erſten Offenbacher Sendbrief (Preis 20 Pfennig), den ſich
unſeres Literar. Ratgebers kommen laſſen ſollte, über das neu
dolfiniſche Druckwverk, das Mareusevangelium, von ſeinen Geſtalte
richtet wird: Wir haben dieſes Buch gemacht nicht in Gedanken au
Bücherfreund und den Sammler, wir haben es nicht gemacht, um ſe
und koſtbare Stoffe zu verwenden oder um ſeltene und kunſtreiche
beitsverfahren zu zeigen. Wir haben gemeint, das Buch zu dru

ſem Buch, und daß alle Bücher der Welt nur dann einen Sinn ha
wenn ſie zuletzt und auf irgend eine Art einmünden in das, was in die
Buche ſteht. Wir haben auch nicht daran gedacht, daß das Buch ſch.
auf ſchlechtes Papier gedruckt werden follte, denn das wäre gewiß
recht und würdig geweſen . . . Es müſſen die Hände ernſter und.
haftiger Menſchen mit Klugheit uid Ruhe an der Arbeit ſein, wenn
edles Ding entſtehen ſoll. Edle Dinge ſind ſelten unter uns. Gs w.
vielzudiel Dinge, als daß ſie alle hätten edel ſein können. Ein
Buch vererbt ſich auf Kinder und Enkel, es hat eine Seele wie
Pflanze und wie ein Baum und wie ein Tier und wie ein Me=
Ja, in dieſem Meiſterwerk iſt der gotiſche Handwerksgeiſt wieder leb
geworden! Wer die Ausſtellung der Arbeiten R. Kochs im Darmſtäl
Gewerbemuſeum in ihrer ſchöpferiſchen Einfalt, ohne die ein wval
Kunſtwerk weder geſtaltet noch empfunden werden kann, auf ſich
wirken laſſen, in dem mußte die beglückende Kenntnis wach werden
es wieder tagen könnte in uns und um uns, daß in der ſtillen, dem
los lärmenden Tagesgeſchrei verſchloſſenen Zelle der Offenbacher Se
berſtube jener derſchüttete Geiſt wieder wach und werktätig gewvorden
jener heimliche adlige deutſche Geiſt, der allein eine Wiedergeburt un
Volkes aus dem Sinn ſeiner weltgeſchichtlichen Berufung heraus verbür
Bearbeitet ven Rudolf Mauve, Dr. Karl Menningt
Max Streeſe, Dr. Ernſi Zeh.