Darmstädter Tagblatt 1923


03. Dezember 1923

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Numiner 334
Montag, den 3. Dezember 1923
186. Jahrgang

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Konfurs oder gerichtlicher Beitreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſionto: Deutſche Banl unb Darm=
ſtädter
8 Nationalbank.

inige

Paris, 3. Dez. (Prib.=Tel.) Die Frage des Zuſtande=
ſor
tens der Sachverſtändigenausſchüſſe durch die Reparations=
ſor
tiſſion, die dieſe in ihrer letzten Sitzung ins Auge gefaßt
ſch, iſt ſcheinbar wiederum i ein kritiſches Stadium geraten.
Be nntlich lag die Entſcheidung der Reparationskommiſſion vor,
da die Sachverſtändigenausſchüſſe ſich aus Vertretern der alli=
eri
und aſſoziierten Staaten zuſammenſetzen ſollten, d. h., daß
ru die Vereinigten Staaten an ihnen teilzunehmen hätten.
große Anzahl Perſönlichkeiten in den hieſigen politiſchen
er en faßte dies ſo auf, daß die Sachverſtändigenausſchüſſe ohne
Fe jahme der Vereinigten Staaten nicht zuſtandekommen
ör ten.
Paris, 2. Dez. (Wolff.) Der Neu=York Herald berichtet aus
V )ington, nach dem Fehlſchlag, der interalliierten Verhand=
ulen
über die von wirtſchaftlichen Geſichtspuniten auszufüh=
*2 Unterſuchung der deutſchen Zahlungsfähigeit würden die
inigten Staaten ſich dem Plane einer begrenzten Unterſuch=
durch
das Sachverſtändigenkomitee, wie es von der Repa=
a
nskommiſſion vorgeſchlagen werde, völlig fernhalten. Dieſe
ᛋzre Unterſuchung würde in keiner Weiſe der von Staatsſekre=
Hughes vor einem Jahr vorgeſchlagenen ähneln, denn die
verſtändigen würden ihre Arbeit unter der bereits jetzt feſt=
elſten
Einſchränkung aufnehmen die Reparationsgeſamtver=
ſtung
nicht zu ändern. Der Plan der Reparationskommiſ=
cwurde
von dem amerikaniſchen Beobachter Logan übermittelt
iſt am Samstag vormittag im Staatsdepartement eingegan=
Eine öffentliche Erklärung über den Standpunkt werde das
utsdepartement erſt abgeben, wenn ſeine Antwort in Paris
troffen und dort veröffentlicht ſei. Aber das werde von
ellen Perſönlichkeiten vertraulich feſtgeſtellt, daß eine ſo be=
zte
Unterſuchung, wie ſie die Reparationskommiſſion vor=
ge
, ohne jeden Wert wäre. Man ſei gegen eine offizielle
iligung an der Unterſuchung durch die Reparationskommiſ=
die
eine Einrichtung des Verſailler Friedensvertrages ſei,
die Vereinigten Staaten nicht unterzeichnet hätten. Gegen
rein pribate Beteiligung amerikaniſcher Sachverſtändiger,
deren Tätigkeit die amerikaniſche Regierung keine Kenntnis
ehmen brauche, werde nichts eingewandt.
Paris, 2. Dez. (Wolff.) Eine franzöſiſche Nachrichten=
tur
verbreitet ein Telegramm aus Neu=York, nach welchem
Neuhorker Herald aus London berichtet wird die Weigerung
Ver. Staaten, an der drohenden Enquete der Reparations=
niſſion
teilzunehmen, entziehe den beiden Ausſchüſſen den
ten Teil ihrer Bedeutung. In London wäre man nicht über=
t
, ſo heißt es in der Meldung weiter, wenn der Plan, wie
itworfen ſei, infolge der Ablehnung der Vereinigten Staaten
egeben werde. Man dürfe nicht vergeſſen, daß, als Barthou
Vorſchlag gemacht habe, da: dieſe Enquete unter der Aegide
Reparationskommiſſion durchgeführt werden ſolle, die eng=
Regierung bemerken ließ, ſie betrachte die Mitarbeit der
inigten Staaten als weſentlich.
London, 2. Dez. (Wolff.) Reuter meldet aus Waſhington,
Regierung habe dem amerikaniſchen Beobachter in der Re=
tionskommiſſion
, James Logan, mitgeteilt, daß ſie nach wie
nicht bereit ſei, offiziell an einer eingeſchränkten Unterſuchung,
ſie der geſtrige Beſchluß über die Bildung zweier Unteraus=
ſe
bedeute, teilzunehmen, wenn ſie auch inöglicherweiſe bereit
werde, ſich inoffiziell vertreten zu laſſen.
Paris, 2. Dez. (Wolff.) Der diplomatiſche Redakteur der
asagentur glaubt zu wiſſen, daß als franzöſiſcher Vertreter
en von der Reparationskommiſſion einzuſetzenden Ausſchuß
die Sanierung der deutſchen Finanzen wahrſcheinlich der ehe=
ge
Generaldireltor im Finanzminiſterium, Parmentier, ge=
It werde. In den zweiten Sachverſtändigenausſchuß, der ſich
der deutſchen Kapitalflucht beſchäftigen ſoll, werde, wie ver=
et
, eine Perſönlichkeit aus Bankkreiſen delegiert. Nach Auf=
ing
der franzöſiſchen Regierung ſei es übrigens ſelbſtverſtänd=
daß
die beiden Sachverſtändigenausſchüſſe ſich bei ihren Ar=
en
im Rahmen der Kompetenzen halten müſſen, die der Frie=
zvertrag
der Reparationskommiſſion ſelbſt zuerkenne.

e Note der Botſchafterkonferenz wegen der
Leipziger Zwiſchenfälle.
FU. Paris, 2. Dez. In der Note, die geſtern abend
tens der Botſchafterkonferenz Herrn Höſch überreicht wurde,
d der Berliner Regierung mitgeteilt, daß ſie ſich zur Rege=
z
des Leipziger Zwiſchenfalles an die Interalliierte Kon=
=Kommiſſion in Berlin zu wenden habe. Sie möchte dieſer
nmiſſion den Ausdruck des Bedauerns unter noch feſtzuſetzen=
Bebingungen ausſprechen. Andererſeits erwartet die Bot=
fterkonferenz
, daß die deutſche Regierung unverzüglich gegen
Schuldigen oder Verantwertlichen die notwendigen Straf=
znahmen
, wie ſie gleichzeitig von der Kommiſſion mitgeteilt
den, ergreift.

Rez

einig

Baſel, 2. Dez. (Wolff.) Die Nationalzeitung ſchreibt zu

anſteigen. Die franzöſiſchen offiziellen Schätzungen ſtellten
eine Ausbeute von 45 Millionen Tonnen Kohle in Rech=
ig
, während die normale Friedensproduktion der Ruhr
Millionen erreichte, und ſchon dieſe vorſichtige Taxation zeige,
von einem normalen wirtſchaftlichen Leben nicht geſprochen
den könne. Man dürſe die Behauptung wagen, daß der Vor=
für
die Gläubiger erheblich geringer ſein werde als der Scha=
des
Schuldners. Indem Frankreich vielleicht einhundert
(dmiltionen aus der Nuhr herauspreſſen werde, vollende es
ſttſchlands Zerſtörung und verſchärfe es die Weltkriſe; damit
ebe es ſich jeder ernſtlichen Ausſicht auf deutſche Reparatio=
t
. Cinem Deutſchland ohne Ruhr und ohne Oberſchleſien
rde kaum jemand Kredite geben, ohne Kredite könne aber dort
ein normales Leben u. d an eine friedliche Entwvicklung nicht
lacht werden, und dies ſei viel bedeutſamer als ein Abzug
er Nichtabzug der Beſetzungskoſten.

Pom Tage
Die Fertigſtellung der Rentenmarkſcheine iſt ſoweit vor=
geſchritten
, daß von fetzt ab die Stücke auch auf dem Wege über die
Banken und Bankfirmen bezogen werden können.
Der Ankauf von Reichsſilbermünzen erfolgt vom
3. Dezember d. Js. ab bis auf weiteres unverändert zum 400 milliarden=
fachen
Betrage des Nennwertes.
In Hamburg ſetzte eine ſchauf rückläufige Beſvegung der Preife
im beſonderen für Lebensmittel und Bedarfsartikel bis 50 Proz.
ein. Auch die Hamburger Straßenbahngeſellſchaft kündigte eine Herab=
ſetzung
der Fahrpreiſe um ein Drittel mit Wirkung vom 1. Dezember an.
Die Rheinlandkommiſſion beſchloß, von der Stadt Mainz eine
Entſchädigung von 100 000 Goldmark für die durch Separatiſten am
20. Oktober erfolgte Erſchießung des franzöſiſchen Lehrers Conſtant zu
verlangen. Im Weigerungsfalle ſolie die genannte Summe in der
Stadtkaſſe beſchlagnahmt werden.
Als die Schutzpolizei in Treptow einen Demonſtrationszug von
etwa 400 Erwerbsloſen zum Auseinandergehen aufforderte, fiel aus der
Menge ein Schuß, worauf die Polizei mehrmgls von der Schußwaffe
Gebrauch machte. Zwölf Perſonen wurden feſtgenommen.
Dem Vernehmen nach hat die Aerzteſchaft des Induſtriebezirks
Eſſen beſchloſſen, ſich an dem Streik der Kaſſenärzte nicht zu
beteiligen.
Die in York tagende nationale Vertreterberſammlung des Trans=
port
= und Allgemeinen Arbeiterverbandes verlangt die Weiterzahlung
der ſeit September 1922 von dem täglichen Mindeſtlohn gekürzten zwei
Schilling.
Die Schweizeriſche Depeſchenagentur berichtet aus Treſa: Die beiden
Dörfer Darfo und Cogna im Val Cam niva (Italien) ſind über=
ſchwemmt
. Man zählt 200 Tote. Die Lage iſt ſehr ernſt.
Der Oberleutnant Bagienſki und Leutnant Vieczorkiewiecz, die der
Mitwirkung an einer geheimen Organiſation unter Mitbeteiligung an
einer Reihe von Bombenattentaten angeklagt Baren, wurden von bem
Warſchauer Kriegsgericht zum Tode verurteilt.

Der 1. Dezember hat uns alſo die Wiederaufnahme der
fremhen Militärkontrolle beſchert. Gewiſſe Anzeichen rechtſer=
tigen
den Argwohn, die Neuauflage dieſer Schnüffelei werde mit
gefliſſentlicher Schärfe bewerkſtelligt werden, um eines beſtimm=
ten
politiſchen Zieles willen. So liegt in einer Zuſchrift an ein
großes liberales engliſches Blatt, den Obſerver, eine Warnung
aus diplomatiſchen Kreiſen vor, die Kontrolle in Teilen Deutſch=
lands
auszuüben, wo keine Berliner Regierung irgend eine wirk=
ſame
Autorikät ausüben könne. Wo Rauch iſt, pflegt Feuer zu
ſein; hier das Feuer von Beſtrebungen, neue Sanktionen über
Deutſchland aus Anlaß irgend welcher Verfehlungen zu ver=
hängen
. Verſtärkt wird ſolcher Argwohn durch eine Meldung
aus München, die eine beſonders aufreizende Form der Aus=
übung
der Militärkontrolle für Bayern ankündigt, aus dem frie=
densfreundlichen
Wunſch heraus, die Bayern würden ſich zu ge=
waltſamem
Widerſtande hinreißen laſſen, was dann ſür eine
Strafexpedition erwünſchte Stütze wäre. Nun, die deutſche Re=
gierung
hat der anderen Seite mehr als einmal zu verſtehen ge=
geben
, wie dieſe Kontrolltätigkeit unter Umſtänden mit Gefahr
für Leib und Leben der ausübenden Perſönlichkeiten verbunden
ſei, und daß es außerhalb ihrer Macht ſtünde, dies zu ändern.
Gilt dies ſchon allgemein, ſo natürlich beſonders für das in natio=
naliſtiſcher
Hochſpannung befindliche Bayern. Die zuſtändigen
franzöſiſchen Stellen täuſchen ſich anſcheinend auch darüber nicht,
ſoll doch, nach jener Münchener Meldung, feſtſiehen, daß ſich eine
Anzahl franzöſiſcher Offiziere bereit erklärt hat, die mit der Pro=
vokation
verbundenen Gefahren auf ſich zu nehmen. Und Gene=
ral
Nollett hat ſich bisher nicht als Mann gezeigt, von dem man
annehmen könnte, er werde einer handgreiflichen Torheit ener=
giſch
entgegenarbeiten. Die Frivolität ſolcher Herausforderung
Deutſchlands läge aber ſo klar zutage, daß der Gedanke, England
könne es auf neue, ſchlimme, in der Entwirkung nicht abzuſehende
Stärkungen durch ſeinen Alliierten ankommen laſſen, nur ſchwer
eingeht. Die Befriedung Europas würde in immer weitere
Ferne gerückt, wenn es franzöſiſchem Uebermut geſtattet ſein
ſollte, ſich derart infam zu betätigen.

Aus Mitteilungen des polniſchen Außenminiſters Dmowsti
in der Senatskommiſſion für auswärtige Angelegenheiten iſt nun
bekannt geworden, daß ſowohl in der Frage der Rückkehrdes
deutſchen Kronprinzen, als auch betreffs des Wieder=
auflebens
der alliierten Militärkontrolle Polen der An=
treiber
zum diplomatiſchen Cinſchreiten der Entente geweſen iſt.
Ueberraſchen kann das an ſich nicht, denn die polniſche Unruhe,
aus der heraus offenbar der Appell an die Entente, in erſter
Linie natürlich an Frankreich, erfolgt iſt, entſpringt der im Unter=
bewußtſein
verankerten Erkenntnis des ſchweren Unrechts, das
dem Deutſchtum von polniſcher Seite angetan worden iſt und
fortgefetzt zugefügt wird. Der Pole weiß, daß ſelbſt der Wurm
ſich krümmt, wenn man ihn tritt, und die Sorge vor der wohl
niedergebeugten, aber nicht zerbrochenen deutſchen Volkskraſt
laſtet wohl wie ein Alb auf dem Raubgeſellen im Oſten. Er täte
indeſſen beſſer, ſeine Aufmerkſamkeit dem ruſſiſchen Nachbarn
und deſſen Roter Armee zuzuwenden, die eine viel greifbarere
Bedrohung für Polen bedeuren, als Deutſchland mit ſeinem klei=
nen
Heer, das gerade noch ausreicht, die Ordnung im eigenen
Lande aufrecht zu erhalten. Was im übrigen die Erklärung des
polniſchen Miniſters betrifft, Polen wolle den Frieden geſichert
ſehen, weshalb Deutſchland ruhig ſein könne, ſo ſei nur auf die
Eandeneinfälle in Oberſchleſien verwieſen, die kein anderer orga=
niſiert
hat als Herr Korfanty, der jetzt im polniſchen Kabinett
eine ſehr belangreiche Stellung bekleidet, der den berüchtigten
polniſchen Weſimarkenverein begönnert und von dem belannt ift,
daß er lieber heute wie morgen die Hand auch nach Deutſch=
Oberſchleſien ausſtrecken, ja das ganze Land bis zur Oder in pol=
niſchen
Beſitz bringen möchte.

Von Profeſſor Dr. Hermann Leby.

Wir geben nachſtehende Ausführungen
gerne wieder, da wir ſie für ſehr bemerkens=
wert
halten, wenn wir auch nicht in allen
Punkten mit ihnen übereinſtimmen.
Die Schriftleitung.
Inuner deutlicher zeigt es ſich, daß das Deutſche Reich nahe
daran iſt, an dem Mangel großer einheitlicher nationaler Ge=
danken
zugrunde zu gehen. Es iſt ein beſonderes geiſtiges Ver=
dienſt
des letzten Kanzlers, daß er in ſeiner Verteidigungsrede
vor dem Reichstag die Notwendigkeit der einigen=
den
nationalen Idee betonte. Weil aber dieſe Einheit=
lichkeit
des Denkens erſt bei uns geſchaffen werden muß, kann
man ruhig ſagen: der nationale Gedanke iſt bei uns nichtnur
als Mittel zum Zweck notwendig, er iſt vorläu=
fig
noch Selbſtzweck, das heißt, er muß überhaupt erſt
einmal wirklich zur Entſtehung kommen, um ſich dann als Mittel
für andere Zwecke auswirken zu können.
Die Geſchichte anderer Großſtaaten zeigt, wie ſchon Friedrich
Liſt, der große deutſche Vorkämpſer des Einheitsgedankens, in
ſeinem Werk: Das nationale Syſtem der politiſchen Oekonomie‟
zu Anfang des 19. Jahrhunderts dargelegt hat, daß jede einzelne
Suprematie, nehme man nun Spanien, Holland, Frankreich,
England, Preußen unter dem großen Friedrich, begleitet war
von einer Zuſammenſaffung und Vereinheitlichung aller Kräfte.
Weil die italieniſche Handelsblüte im Mittelalter eine ſolche
von Städten und nicht eines Staates war, kam ſie
raſch zum Verfall und Italien wurde keine einheitliche Groß=
macht
wie die oben genannten, ſeiner Blüte nachfolgenden
Staaten. Dieſe Einheitlichkeit aber war in der Vergangenheit
in erſter Linie politiſcher und verwaltungsgemäßer Natur.
Brechung der Standesgewalt, der Stadtauronomien, der politi=
ſchen
Sonderintereſſen uſw. tdar ihr Ziel. Und in ihrer Gefolg=
ſchaft
hatte dieſe Entwialung auch erhebliche Vorteile auf wirt=
ſchaftlichem
Gebiet. Aber bis in das 18. Jahrhundert hinein
ſpielte ja das Wirtſchaftsleben gegenüber der Machtpolitik noch
keine vorherrſchende Rolle, war dielmehr vo dieſer abhängig, ſo
daß die Vorteile der zentraliſierten Staatsgewalt ſich erſt ſpäter
in der Vereinheitlichung der modernen Wirtſchaſt ausdrücten.
Das aber war dann der Vorteil aller Länder mit einheitlicher
Staatsleitung, daß die Anforderungen der neuen
großkapitaliſtiſchen Wirtſchaftsentwicklung,
wie ſie im 19. Jahrhundert zur Entfaltung kam,
in Frankreich, England Amerika auf feſtge=
fügte
Einheitsſtaaten ſtießen, während in deurſchen
Landen erſt viel ſpäter, im Jahre 1871, die Zuſammenfaſſung
aus der Kleinſtaaterei hinausführte, die ein Genius wie Liſt
ſihon durch den Zollverein hatte bekämpfen wollen. Leider aber
war aich die Vereinheitlichung im Deutſchen Reich noch nicht
annähernd ſo vollſtändig wie etwa diejenige Frankreichs ſchon
im 18. Jahrhundert geideſen war oder diejenige von England
SchottlandWales im 19. Jahrhundert wurde. Die uneinheit=
liche
Steuerpolitik innerhalb des Reiches, die differenzierten
Agrargeſetze bezüglich des Grundeigentums in den Ländemn, die
zerſplitterte Eiſenbahnverfaſſung waren hierfür Beifpiele.
Großes nationales Unglück kann zertrümmernd
oder zuſammenſchweißend wirken. Beide Exireme
liegen nahe beieinander. Unſer Unglück ſchien zunächſt dahin zu
wirken, daß ſich zerſplitterte Kräfte zuſamneenfgnden. Man
konnte geradezu von einem Fortſchritt des Reichsgedankens, auch
auf wirtſchaftlichem Gebiete, ſorechen. Aber die unmöglichen
Bedingungen des Verſailler Vertrages wirkten und wirken
dauernd ſtörend und ſchädigend auf dieſe Tendenz, und der
Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft im
Sinne der Einheitlichkeit aller bundesſtaat=
lichen
Kräfte iſt heute gefährdeter als je. Denn
gemeinfame Not kann trennen, ebenſo wie ſie zuſammen=
führen
kann.
Dennoch wäre eine wirtſchaftliche Zerſplitterung des Reiches
ein verhängnisvoller Rückſchrie für alle Beteiligten. Gewiß,
es iſt begreiflich, daß einzelne Bundesſtaaten, wie etwva Bayern,
ihre wirtſchaftliche Not dem Umſtand zuſchreiben, daß nicht alles
nach rein bayeriſchen Geſichtspunkten zu regeln iſt. Es müßte
daher dringende Aufgabe der Regierung ſein, gerade Bahern
auseinanderzuſetzen und durch eine großzügige wirt=
ſchaftliche
und ſtatiſtiſche Piopaganda zu erläutern,
daß Bayerns Wirtſchaftsnachteiſe bei einer ſeparaten Behand=
lung
ſeiner Intereſſen in dem Maße leiden müßten, wie jedes
Glied des Deutſchen Reiches leiden muß, wenn für das
ganze Reich ſchädigende Maßnahmen ergriffen werden. Man
denle nur daran, daß ſelbſt Oberbayern und Nordbahern, daß
die Weidenbeſitzer des Algäus und die Fabrikdiſtrikte von Nürn=
berg
=Fürth ſehr divergierende Intereſſen haben und daß die
Zerſplitterung der Intereſſen keineswegs bei
der Staatsgrenze Halt macht. Nur der Gedanke, daß, je
größer die deutſche Wirtſchaftseinheit iſt, je größer
auch auf die Dauer (wenn auch nicht immer ſogleich) der Vor=
teil
für jedes einzelne Glied ſein muß, kann vor gänzlicher
Auflöſung in ſich befehdende Intereſſendiſtrikte bewahren.
Dasſelbe gilt von der Eiſenbahn= und Finanz=
politik
. Nag ſchon heute der Staatsbetrieb der Bahnen als
ein koſtſvieliges Ueberbleibſel einer ſtaatsſozialiſtiſch orientierten
Zeit gelten, ſo iſt jedenfalls die Zerſplitterung in einzelſtaat=
liche
Bahnen einem als notwendig, erkannten größeren
Geſchäftsprinzip der Eiſenbahnverwaltung durchaus
entgegengeſetzt. Leiden wir ferner unter einer allzu
ſtarken Häufung und dem vielfachen Nebeneinander
ſich immer wieder kreuzender Steuern, ſo würde
dieſer Wirrwarr noch erhöht, wenn die fiskaliſche Einzelſtaaterei
wieder platzgriffe. Ein größerer Rückſchritt wäre nicht denkbar,
ganz beſonders, wenn ſich daran noch einzelſtaatliche Währungs=
maßnahmen
ſchlöſſen.
Es iſt unbedingt notwendig, daß dieſen Strömungen, die
einfach darauf zurückzuführen ſind, daß man in der Not einen
Sündenbock ſucht, vorgebeugt wird. Nicht die zentrale Re=
gierung
iſt ſchuld an der Not der Länder, ſondern die Tatſache,
baß jede Regierungsmaßnahme, auch die beſte, durch die unglück=
liche
Lage Deutſchlands ſabotiert wird. Will man aber die ein=
heitliche
Wirtſchaftsidee propagieren, ſo wird man
Jn

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Dezember 1923.

Nummer 334.

ſich ſagen müſſen, daß es ſich nicht nur um den Kampf gegen
einzelſtaatliche Autonomiegelüſte auf wirtſchaftlichem Gebiete
handeln kann, ſondern auch gegen das Hervortreten
der Wirtſchaftspolitik nach Klaſſengeſichts=
punkten
. Solange Parteien wie die ſozialiſtiſchen Deutſch=
lands
Finanzgeſetze nur nach dem Geſichtspunkte betrachten, ob
dem Bedürfnis nach direlten Steuern genügt und dem Schrei
nach Beſitzopfern entſprochen iſt, wird eine ökonomiſche Steuer=
politik
im geſchäftlichen Sinne nicht getrieben werden
können, ebenſo wie freilich auch die Kreiſe des Produktivver=
mögens
dafür zu ſorgen haben, daß Steuern ergiebig und be=
quem
dunhführbar ſind. Parteipolitiſche Steuer=
politik
iſt der Tod des Gedankens, der Reichs=
wirtſchaftseinheit
. Erſt wenn ſich die Sozialdemokratie
von einer Klaſſenpartei zu einer Reichspartei durchringt, deren
beſondere Fürſorge das Wohl der Arbeiterkreiſe ſein mag, wird
hier vieles anders werden können. Während in früheren Jahr=
hunderten
die Vereinheitlichung der Staatsgewalt der in den
Keimen befindlichen modernen Wirtſchaft die Grundlagen gab,
fordert heute die erblühte, erwachſene Wirtſchaft, daß ſie nicht
durch politiſche, parteipolitiſche und länderpolitiſche Zerſplitte=
rung
bceinträchtigt werde. Heute beſtimmt die Wirt=
ſchaft
das Leben des Staates. Und wer ihre Einheit=
lichkeit
ſtört, ſchädigt die Kraft, auf der heute mehr als je jeder
Staat ſich aufbaut.
Die Frage des Abbaus der Beſetzung.
Paris, 2. Dez. Seit einigen Tagen werden in der belgi=
ſichtbaren
Beſetzung des Ruhrgebietes bevorſtehe. Hier werden
dieſe Nachrichten als verfrüht bezeichnet, da man erklärt, daß erſt
nach Inkrafttreten der letzthin geregelten Wirtſchaftsabſchlüſſe ein
Abbau der Beſetzung geplant wird. Es wird hinzugefügt, daß
die Bildung einer ſtarken Berliner Regierung, die im
unbeſetzten Deutſchland unbeſtreitbar Herrin der Lage ſei, eine
weitere und nicht minder wichtige Vorausſetzung für die teilweiſe
Räumung bedeute. Die Zurückziehung der Beſatzungstruppen Dieſe Regelung ſoll vielmehr den Alliierten, alſo in dieſem Falle
ſoll nach gewiſſen Informationen, ſowie die Frage ſpruchreif iſt, dem ſerbiſchen Beſteller, die Möglichkeit ſichern, mit Hilfe des
in der Form erfolgen, daß das franzöſiſche Haupt;uartier von
Düſſeldorf nach Mainz zurückverlegt wird und das belgiſche ſei=
nen
Standort von Sterkrade wieder nach Düſſeldorf verlegt. Die
fortſchreitende Räumung ſoll weiter in drei Abſtänden erfolgen.
As Aufmarſch für die interalliierten Truppenkörper werden die tragsdurchführung für ſich verlangen, um einen angemeſſenen
Nachdruck legt man hier auf die Feſtſtellung, daß der Truppen=
und Zollkordon um das Ruhrgebiet herum ſelbſtverſtändlich nicht
aufgehoben werden wird. Die Brüſſeler Nachrichten laſſen erken= digt, kann nicht verkannt werden. Es handelt ſich aber um einen
Räumungsfrage von der belgiſchen Regierung ergriffen wird.
Paris, 2. Dez. (Wolff.) Der Matin erklärt, offenbar be=
einflußt
, zu den Meldungen belgiſcher und engliſcher Blätter
über eine bevorſtehende etwaige franzöſiſch=belgiſche Truppen=
verminderung
im Ruhrgebiet, dieſe Herabſetzung
werde in der Tat nicht allein von der belgiſchen, ſondern auch
von der franzöſiſchen Regierung gewünſcht. Poincaré
habe kürzlich in dieſer Hinſicht ſehr beſtimmte Erklärungen abge=
geben
. Die Beendigung des paſſiven Widerſtandes ermögliche es
denken. Aber dieſe Maßnahme könne entſprechend dem beſonde=
ren
Charakter der augenblicklichen Lage in den beſetzten Gebieten, der Kriegsanleihefragen die Eintreibung ſeiner Forderungen ver=
jenſeits
des Rheines nicht ſchon jetzt eingeleitet werden. Auch das
Echo de Paris meint, die franzöſiſche Regierung werde es De=
goutte
überlaſſen, in einem ihm geeignet erſcheinenden Augen=
blick
zu erklären, der paſſive Widerſtand ſei verſchwunden, was
dann einem Signal zu einer gewiſſen Umgruppierung der Trup=
pen
im Ruhrgebiet gleichkommen werde. Mehr aber laſſe ſich
für den Augenblick nicht ſagen.
Eine neue probiforifche ſeparatiſtiſche Regierung.
Paris, 2. Dez. (Wolff.) Nach einer Hadasmeldung aus
Mainz hat ſich geſtern in Koblenz eine neue proviſoriſche Sepa=
ratiſtenregierung
gebildet, an deren Spitze Dorten ſteht. Der
droviſoriſchen Regierung gehören an: Dr. Wolterhof, der ehe=
malige
Paſtor Kremer, Dr. Liebing, Kuntze, von Grand=Ry, ein
gewiſſer Kleber und noch verſchiedene, bis jetzt in der Bewegung
unbekannte Perſönlichkeiten. Die neue Regierung habe wiederum
Ktoblenz zur ſogenannten Hauptſtadt auserſehen, jedoch vorläufig
das Kurhaus in Ems zu ihrem Sitz gewählt.
Schaffung einer Goldwährung in der Pfalz
und in Nahiau.
Koblenz, 2. Dez. (Wolff.) Die Rheinlandkommiſſion hat
für die Probinz Naſſau und die Pfalz die Schaffung einer Gold=
währung
geſtattet. Der Naſſauiſchen Emiſſionsbank gehört auch
die Allgemeine elſäſſiſche Bankgeſellſchaft an. Es ſind Vorkeh=
rungen
getroffen worden, um ſpäter die beiden Währungen, im
Falle der Bildung einer Rheiniſchen Emiſſionsbank, in die all=
gemeine
rheiniſche Währung aufgehen zu laſſen. Die neue Gold=
währung
ſoll vollkommen durch ausländiſche Deviſen gedeckt ſein.

Abmachungen des Reichsverkehrsminiſteriums
mit der Regie.
Paris, 2. Dez. (Wolff.) Am 1. Dezember ſind eine Reihe
von Abmachungen zwiſchen dem Reichsverkehrsminiſterium und
der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie unterzeichnet worden.
Falls dieſe Abmachungen die Zuſtimmung der Reichsregierung
finden, würden ſie am 10. Dezember in Kraft treten. Damit
ſpürde die Wiederaufnahme des ſeit dem 11. Januar unter=
brochenen
Verkehrs zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet
ermöglicht. Ueber eine Reihe von Einzelheiten ſollen nach Havas
noch Meinungsverſchiedenheiten beſtehen.
Scharfe Angriffe der ſerbiſchen Preſſe gegen
die Reichsregierung.
Berlin, 1. Dez. (Wolff.) Die Ausſetzung der Zahlungen
auf die Reparationsſachleiſtungen gibt der ſerbiſchen Preſſe
Anlaß zu ſcharfen Angriffen gegen die Reichsregierung.
Es wird behauptet, daß die deutſche Regierung die Rechte der
ſerbiſchen Beſteller inſofern verletze, als ſie ſich das Recht auf den
Erwerb der bereits in Arbeit genommenen und teilweiſe bezahl=
ten
Reparationswaren vorbehalten habe. Insbeſondere wird
ausgeführt, daß die Reichsregierung dieſe Waren für ſich bean=
ſpruchte
, um mit ihnen ihrerſeits gewinnbringende Geſchäfte zu
ſchen Preſſe Meldungen verbreitet, wonach die Nückkehr zur un= machen. Demgegenüber ſcheint es angezeigt, folgendes klarzu=
ſtellen
: Auf Grund der Zahlungen, welche vom Reich für die im
Verfahren des Cunze=Bemelmanns=Abkommens geſchloſſenen
Verträge geleiſtet ſind, hat der alliierte Beſteller nicht das Eigen=
tum
an der Lieferware, ſondern nur den obligatoriſchen Anſpruch
gegen den deutſchen Lieferanten erworben. Der Eintritt des
Reiches in die Vertragsdurchſührung bedeutet keinerlei Konfis=
kationsmaßnahme
, wie dies von ſerbiſcher Seite behauptet wurde.
Reiches die Vertragsdurchführung unter Bezahlung des Reſt=
kaufpreiſes
zu erlangen. Nur wenn die alliierten Beſteller ihren
Anſpruch auf die Lieferung unter Zahlung der noch ausſtehen=
den
Beträge nicht ſtellen, wird das Reich in Einzelfällen die Ver=
Städte Dortmund, Gelſenkirchen und Eſſen genannt. Beſonderen Ausgleich der Intereſſen des Reiches und der Induſtrie herbei=
zuführen
. Daß die Ausſetzung der Zahlung auf die Reparations=
ſachleiſtungen
die Intereſſen aller hieran Beteiligten ſchwer ſchä=
nen
, daß die Initiative zu einem Meinungsaustauſch über die Eingriff, der infolge der deutſchen Finanzkataſtrophe unabwend=
bar
war.
Die Kriegsgeleihefrage in der Tſchechoſlowakei.
Prag, 2. Dez. (Wolff). Wie die Prager Blätter melden,
ſprach geſtern der Vorſtand der Deutſchen Arbeitsgemeinſchaft
beim Finanzminiſter vor, um wegen einer baldigen Regelung der
Kriegsanleihefragen vorſtellig zu wverden. Insbeſondere wurde
mit Rückſicht auf die jüngſt erlaſſene gerichtliche Entſcheidung und
auf die kürzlich erfolgte Erhöhung des Lombardzinsfußes die
Degoutte allerdings, an die Verminderung der Truppenſtärke zu ſchwierige Lage der Lombardſchuloner betont und der Wunſch
ausgedrückt, daß das Vankamt bis zur endgültigen Vereinigung
tage. Der Miniſter erwiderte, daß er die Abſicht habe, im Laufe
des kommenden Vierteljahres die ganze Kriegsanleihefrage durch
eine neue Regierungsvorlage endgültig zu erledigen. Hinſichtlich
der Lombardſchuld erklärte ſich der Miniſter bereit, mit der Lei=
tung
des Bankamtes ein Einvernehmen zu pflegen.
Der ſpaniſche Königsbeſuch in Rom.
Baſel, 1. Dez. (Wolff.) Der Pariſer Korreſpondent der
Basler Nachrichten berichtet im Anſchluß an den ſpaniſchen =
nigsbeſuch
in Rom, man habe in Paris das Gefühl, daß die ita=
lieniſche
Diplomatie eine lebhafte Tätigkeit gegen Frankreich ent=
falte
. Die Ueberlegungen, die ſich an die ſpaniſch=italieniſchen
Annäherungen knüpften, erinnerten jedenfalls die Franzoſen dar=
an
, daß ſie den Blick nicht ausſchließlich auf den Rhein und auf
Deutſchland heften dürſten.
Finanzieller Wiederaufbau Ungarns.
London, 2. Dez. (Wolff.) Den Daily News zufolge hat
ſich der Finanzausfchuß des Völkerbundes, der am
20. November in London zuſammentrat, über den Plan für den
finanziellen Wiederaufbau Ungarns geeinigt. Die Merkmale des
Planes ſeien folgende: Verzicht auf das Reparationspfandrecht
auf Ungarn, Gewährung einer kurzfriſtigen, aus nationalen Mit=
teln
geſicherten Anleihe, finanzielle Ueberwachung durch den
Völkerbund und Vorkehrungen für weitere Kredite zu Repara=
tionszahlungen
. Die kleinen Nationen würden ſich an der Kon=
trolle
beteiligen, ihre Verpflichtungen als Nachfolgeſtaaten Un=
garns
würden ihnen erlaſſen, während das Reparationspfand=
recht
beſtehen bliebe. Dem Blatt zufolge werde der Plan dem
Völkerbundsrat am 10. Dezember unterbreitet und darauf der
Reparationskommiſſion, deren Zuſtimmung notwendig ſei.

De=
Mer Zteigandel fur den gteigander
Eine Kundgebung des Deutſchen Freihandelsbund
Der Deutſche Freihandelsbund hat an d
Cobden Club in London folgende Kundgebung
richtet:
Wir deutſchen Freihändler berfolgen mit angeſpannte
Aufmerkſamkeit den Kampf, den die engliſchen Geſinnung:
noſſen in dieſen Wochen zu führen haben. Es geht in die
Kampf um mehr als um die Frage, ob die engliſche Indu
Zollſchutz erhält oder nicht.
Wir ſtehen zum Freihandel, weil in ihm die ſoziale
der wirtſchaftlichen Geſamtheit ihren reinſten Ausdruck fin
Die Hoffnung all derer, die eine klare Einſicht in die ungl
ſelige Verknüpfung von ſtaatlicher und wirtſchaftlicher Po Mu
haben, war bisher das engliſche Volk, das ſich in den gro
Zügen feiner Politik von dem Geſchrei der Nur=Intereſſer
nicht beirren ließ. Der letzte Ausweg in eine reinere Zuku
wird der Menſchheit verſchloſſen, wenn England von ſe
vornehmen Ueberlieferung des Freihandels abginge.
Wenn wir in dieſem Augenblick den engliſchen Geſinnm
genuſſen unſere Wünſche für eine erfolgreiche Abwehr
protektioniſtiſchen Beſtrebungen ausſprechen, ſo ſind wir, d ſe
ſchen Freihändler uns durchaus bewußt, daß dieſer Sck
Mißdeutungen im Gefolge haben kann. Trotzdem glauben
das Wort ergreifen zu müſſen. Handelt es ſich doch dar
nichts zu verſäumen, was dazu beitragen kann, die Men
heit von dem gräßlichen Alpdruck zu befreien, der ihr ſeit
Jahren den Atem nimmt. Der dauernde Friede des Jal
1919 iſt zu einem dauernden Unfrieden geworden. Was and
ſoll aus einem Frieden kommen, an den niemand glaubt?
Wir verſtehen durchaus, daß britiſche Staatsmänner für
Nöte ihres Landes nach Abhilfe ſuchen. Und doch glauben
uns nicht in fremde Politik einzumiſchen, wenn wir ſagen,
eine Umkehr der britiſchen Handelspolitik zum Schutzoll tie
bedauern wäre.
Noch nie iſt der von Cobden formulierte Zuſammenh
zwiſchen Freihandel und Frieden lebendiger geweſen als he Mie
Wer heute Freihändler iſt, will Frieden und gutwillige Löf huö
der Fragen, an denen offener und verſteckter Imperialisr iſ.
in allen Ländern ſeit langen und traurigen Jahren herumſt
pert. Auch britiſche Induſtrieſchutzzölle wären ein abſchließen
Glied jener Politik, die glaubt, mit der Errichtung ſchroffer ſ
licher und wirtſchaftlicher Grenzen der Welt den von allen
ſehnten Frieden bringen zu können.
Wir ſehen mit Schrecken die Folgen einer Politik egoiſtif) m
Eizel= und Nationalintereſſen, die den geiſtigen und wirtſck Mnt
lichen Untergang großer Völker bringen muß. Aber wir glau ſ
daß ein nachdrückliches Votum des engliſchen Volkes für
Freihandel und damit für die Verſtändigung der Völker zug
eine kraftvolle Abſage an die verderbliche Politik der wirtſch
lichen Abſchließungen der Länder bedeuten würde. Selbſt au
blickliche Opfer würden ſich lohnen, wenn der Welt ein Weg
wirtſchaftlichen und geiſtigen Geneſung gezeigt wird, und alle ſin
die bisher in faſt hoffnungsloſem Kampf gegen die ban ſwark
Realpolitiker geſtanden haben, werden neue Zukunſt faſſen
* Der Niedergang des gewverblichen Mittellandem
* Im Preußiſchen Landtag wird man ſich in Kurzem mit der
regelung der Geſverbeſteuer befaſſen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daf ſhe
Länder bei ihrer Finanznot auch dieſe Steuerſchraube feſt anziehen ſe
ſen, und auch den Städten bleibt nichts anderes übrig, als ihren A
vermehrt zu erheben; aber es iſt doch zu wünſchen, daß bei der
regelung dieſer Steuerart jede Härte vermieden wird, und daß
ſicht auf die ſchwierige Lage des gewerblichen Mittelſtandes genon bie
wird. Die Laſten, die in Form von Steuern und Gebühren heute G.
ſelbſtändigen Unternehmern und Handwerkern getragen werden
ſind vielfach derartig drückend, daß man von einem Niedergang de
werblichen Mittelſtandes ſprechen kann. Nur ganz wenige Gew
zweige verfügen jetzt noch über genügend Kapital und Reſerven, un zuf
über Waſſer zu halten. Wie groß die Not iſt, zeigt ein Beiſpiel fa
Reichshauptſtadt: In mehreren Bezirken Berlins ſind in letzter Ze
und mehr Gewerbebetriebe täglich von der Gewerbeſteuer abgew
worden. Von dieſen bisher ſelbſtändigen Unternehmern und XM
werkern mußten ſich allein 15 zur Erwerbsloſenfürſorge anmelden. ſeut
die Zahl der kleinen Gewerbetreibenden, die bei den Steuerämtern ſſe
Zahlungsunfähigkeit erklären, wächſt käglich, ebenſo häufig ſind
die Geſuche um Steuerſtundung.

Die Verlängerung der Arbeitszeit der Beamten
Berlin, 2. Dez. (Wolff.) Schon das erſte Kabi
Streſemann hatte eine Verlängerung der Arbeitszeit der
amten grundſätzlich beſchloſſen, die notwendig wird, wenn
eine allgemeine Erhöhung der Arbeitsleiſtung herangegat
werden ſollte. Das Reichsminiſterium des Innern wurde
mals beauftragt, dem Kabinett einen entſprechenden Vorſe
zu machen. Durch die Kabinettskriſen wurde die Angelegen .
berzögert. Die Reichsregierung beſchloß nunmehr, die Arbe
zeit der Beamten endgültig zu regeln, und zwar iſt eine wöch
liche Arbeitszeit von 54 Stunden in Ausſicht genommen;
den. Das Kabinett wird nach Anhörung der Seitzenorgar
tionen in nächſter Zeit ſeinen Beſchluß faſſen.

* Von deutſcher Geele.
Von Karl Menninger.
Not überrädert jede innere Geſtalt. Sie verplattet die Züge
der Seele, denn elementare Kataſtrophen bringen alle Menſchen
auf den einen Elementarnenner: der heißen Wut zum Leben.
Die ſaugt alle Kräfte auf, auch die geſtaltenden. Und dann wird
das Geſicht eines Volkes amorph, allgemein, ohne Individuali=
tät
. Und das heißt: ohne Leben.
Und vielleicht heißt das auch: ohne Sinn; weil es nun=
mehr
die Daſeinsberechtigung, Volk zu ſein, verliert. Denn als
etwas Lebendiges muß ein Volk ſeeliſche Struktur haben, da ſich
das Leben nur leben kann in einer Geſtalt. Zertrümmerung der
Geſtalt bedeutet Zertrümmerung des Lebens, und aufgelöſtes
Leben iſt ſinnlos geworden. So kann auch ein Volk ſeinen Sinn
verlieren, wenn es ſeine Seele verliert. Denn ſeine Seele iſt die
Geſtalt, die das unendliche Leben in ihm und nur in ihm ſo an=
genommen
hat.
Kataſtrophen können dieſe Auflöſung bedingen. Aber Kata=
ſtrophen
gehen vorüber. Schlimmer iſt das auflöſende Gift einer
ſchleichenden Idee. Kataſtrophen können an der Seele vorbei=
gehen
, Ideen aber treffen nur die Seele. Die Kataſtrophe, die
uns auflöſen kann, ſteht uns bevor. Die Idee aber, die uns
auflöſen will, gärt ſchon geraume Zeit in uns. Es iſt der In=
ternationalismus
. Gelte dies Wort für dieſelbe Tendenz unter
mancherlei Form; dieſe bedeutet das Blaßwerden eines indivi=
duellen
Geſichts zur Allgemeinheit, ſie bedeutet einen von der
Scholle unabhängigen, überall möglichen Typ, dem die Herkunft
ebenſowenig im Blut ſteckt wie der fabrikmäßigen Maſſenware.
Allerdings das unter der Idee einer mißverſtandenen reinen
Menſchlichkeit, die aber mehr ein Gleichberechtigungswahn iſt,
der wie die Phyſik, mit der er als rationeller Ausdruck zeitver=
wandt
iſt, ſich erſt genügen läßt, wenn er die Dinge von ihrer
einmaligen Gewachſenheit abſtrahiert und auf allgemeine Zah=
lenreihen
gezogen hat.
Die Urſache des Internationalismus iſt die tragiſche Ent=
wicklung
der Technik. Tragiſch iſt ſie, weil wir an ihr zugrunde
gehen können, und weil trotz dieſer furchtbaren Möglichkeit ihr
Erſcheinen zu angsläufig war und ihre Entwicklung unaufhalt=
bar
iſt. Die erſte Maſchine hat mit einem Schlag die neue Bahn
angegeben, und einmal in ſie eingelenkt, iſt alles weitere nur
noch ein immer verhetzteres und komplizierteres Abſurren.

Die Technik iſt aber hiſtoriſch und ihrer logiſchen Struktur
nach eine internationale Angelegenheit. Ihrer logiſchen Struk=
tur
nach: weil jede Errungenſchaft in ihr rein rational iſt und
der Verſtand keiner nationalen Färbung fähig iſt. Er iſt anatio=
nal
. Cine amerikaniſche Erfindung bringt die deutſche Technik
genau ſo gut weiter wie die amerikaniſche. Die exakte Natur=
wiſſenſchaft
iſt als reinſter Ausdruck des Verſtandes anational.
Sehen wir in der Technik nur ihre Projektion in das Prak=
tiſche
, ſo iſt dieſe es auch. Aber ihre wirtſchaftliche
Projektion, die Induſtrie, beſitzt nicht mehr dieſe Neutralität,
ſondern ihr iſt die internationale Verkettung logiſche
Folge. Und international iſt auch ihre ethiſche Auswirkung: der
Materialismus.
Und da unſere Wirtſchaftsform, die wie jede ſtets ſtark
wenn nicht mehr an der Geſamtlebenshaltung des Menſchen
teil hat, induſtriell iſt, ſo tragen wir das Gift des Internatio=
nalismus
im Blut. Das heißt die Möglichkeit, unſere ſeeliſche
Geſtalt zu verlieren und in einem Materialismus ſtrukturlos zu
werden.
Nennen wir dieſe innere Geſtalt des Volkes einfach: ſeine
Seele, und meinen wir damit die tiefe Reſonanz auf ſein Da=
ſein
, auf das ewige Leben, in das es hineingebettet iſt, auf die
Welt. Wie jede Reſonanz ſich nicht verſchweigt, verfeſtigt ſich auch
dieſe aus bloß gefühlter Vibrierung zum ſichtbaren Leib eines
Werkes, einer Handlung, einer Geſinnung. Die ſind dann ihr
Symbol: Leib der Seele.
Nun hat uns die Zeit ihre klemmende Laſt in die Bruſt ge=
wälzt
und uns die Fähigkeit zur Reſonanz ſo furchtbar ſchwer
gemacht. Kaum daß wir noch reagieren. Und ſo ſind wir arm in
der Seele geworden, ſo arm, daß wir zweifelnd die Achſeln
zucken, wenn wir nur ihren Namen hören.
Aber hatten wir denn eine Seele? Cine, die uns war und durch
und durch deutſch? Ja, denn ihre Symbole ſind auf uns gekom=
men
: jene Kirchenbaukunſt, jene wundervolle Plaſtik und Male=
rei
, die ganze Kunſt einer Epoche, die wir Gotik nennen: das
iſt der Leib unſerer deutſchen Seele.
Und daß dieſe Kunſt unſer Weſen birgt, das fühlen wir,
wenn wir uns in ſie verſenken, wenn wir vor einer Plaſtik ſtehen
und allmählich ihren Pulsſchlag im eigenen Blut anſprechen
Unruhe zu Gott, und dabei doch auch wieder jene warm glühende
Liebe zur irdiſchen Dinglichleit ſelbſt. Dasſelbe, was uns in
guten Stunden draußen in einem Zwickel unſerer Heimat über=
kommen
mag.

Wenn das dann aufklingt in einem, weiß man, ohne e
vorher erfahren zu haben, aus dem eigenen Blut heraus: da.
deine Seele, die verſchüttete Seele deines Volkes.
Und eine tiefe Freude quillt in einem auf: daß man
einſam ſteht und am Anfang, ſondern der Sohn ſeines Volke!
und einen Teil ſeiner Seele in der eigenen Bruſt trägt.
Und dann kann es ſein: daß man es lieben lernt mit
zem Herzen und ihm Treue gelobt, weiter Wahrer und Kür
ſeiner heiligen Seele zu ſein.
Warum aber erſüllt dieſes Volksbewußtſein nicht alle,
ihm angehören? Die Antwort iſt ſo hart wie einfach: weil
nichts wiſſen von unſerem Kulturgut, weil wir aufgei
ſen ſind und erzogen wurden nicht in ſeiner Anſchauung
Atmoſphäre, ſondern im aufgeklärten Zeitalter. Nein und a
mals nein, wir wiſſen nichts von der großen Seele unſeres
kes! Mit ein paar Sentiments iſt ſie nicht umſchrieben.
weiß etwas von Naumburg, Bamberg, Mainz? Von der 7
und Köſtlichkeit Schwabens?
Und dazu kommt weiter: wir müſſen heute wiſſen, we
Dinge Herrlichkeiten für uns bergen, weil wir die naive K
des Sehens verloren haben. Darum iſt dieſes Wiſſen Notn
digkeit. Wir müſſen geſagt kriegen: das und das iſt etwas,
unſer Gefühl und unſere Fähigkeit allmählich für es frei zu
kommen, um wieder die Kraft unſerer eigenen Seele daran
entwickeln. Mancher wird wiſſen, wie ſchwer das iſt, und man
mußte in die Jahre kommen, ehe er ſie erreichte. Denn
ihr galt unſere Sorge durch die Jahrhunderte, ſondern
Verſtand.
An jenem Tag, wo die Renaiſſance nach Deutſchland her
brach, ging viel verloren. Und der Humanismus, der uns h
noch allzu ſehr im Blut kreiſt, hat, bei manchem Guten, viel,
verdorben. Man mache nur einmal eine kleine Probe aufs E=
pel
: man blättere einen Band gotiſcher Malerei durch, von
an : mit der Tafel, auf der ſich ein antiler Triumphbogen 1
die Darſtellung der Geburt ſpannt, reißt etwas entzwei, iſt et.
verloren. Oder: man wandere durch Schwaben, dann den Ne
hinunter und trete, die Fülle deutſcher Burgen und Kirchet
ſpüren: die tiefe Demut vor dem Ueberdinglichen und die h!
der Bruſt, in den Heidelberger Schloßhof : wer da den
ins Leere nicht merkt, der hat eben noch nicht erkannt,
deutſche Seele heißt und iſt.
Trotdem, ich verſtehe ſehr wohl, daß es gerade ein
deutſcher Seele iſt, für den Humanismus und die Renaiſſt

[ ][  ][ ]

Die ſeitene Rentenmark.

Von
Dr. Walter Croll=Berlin.
Die erſten Stücke der Rentenmark ſind am 15. November ans
Deslicht getreten; allerdings gibt es auch heute noch viele
Mionen von Deutſchen, welche noch kein Stück der Rentenmark
zeſicht bekommen haben. Die neue Währung tritt nur ſehr
ſchhtern und vorſichtig in den Verkehr und ſcheint ſich vorerſt
Em amſterkaſſetten wohler zu fühlen als im Umlauf. Die Er=
klling
, welche der Reichswährungskommiſſar Dr. Schacht am
23 November der Preſſe zugehen ließ, gibt einigen Aufſchluß
ül die Verzögerung, mit welcher das neue Geld das alte ab=

Der mehrtägige Buchdruckerſtreik in Berlin um die Mitte

19 mber hat natürlich auch einiges dazu beigetragen, den Druck
e Rentenmarknoten zu verlangſamen und die Bereitſtellung
au eichender Geldmengen zum Geburtstag der Rentenmark zu
He indern, immerhin muß geſagt werden, daß ſich der Druck
He neuen wertbeſtändigen Geldes hätte beſchleunigen laſſen,
wiman eher mit den Vorarbeiten begonnen hätte. Unter al=
ke
Umſtänden war es ſchädlich, daß von regierungswegen ſo
Ige vorher das baldige Erſcheinen der Rentenmark angekün=
5i wurde, ehe man auf genügende Mengen dieſes Geldes
roien konnte. Wie der Reichswährungskommiſſar jetzt mit=
kann
man etwa am 20. Dezember einen genügenden Be=
von
Rentenmark erwarten, ſo daß der normale Geldum=
befriedigt
und mit der Einziehung der Papiermark der An=
gemacht
werden kann.

Vom 15. November an iſt es dem Reich nicht mehr möglich,
zwechſel bei der Reichsbank in beliebiger Höhe zu diskontie=
und damit unbegrenzt viel Papiergeld neu in den Umlauf
uingen. Man hat ſich an maßgebenden Stellen dem Irrtum
egeben, alsbald nach Einſührung der Rentenmark ließe ſich
feſtes Wertverhältnis zwiſchen Papiermark und Rentenmark
fen. Jetzt erklärt Dr. Schacht, daß die Feſtſetzung eines
öſungskurſes der Papiermark gegen Rentenmark erſt nach
ſen Wochen erfolgen könne, wenn über den Verlauf der Wäh=
r
1Sreſorm reichere Erfahrungen geſammelt ſein werden. Kurz
odem November hat die Reichsbank die bis dahin unter ſtar=
Druck gehaltenen Debiſenkurſe in der Richtung auf die ſo=
ſg
ininte Weltmarktparität nachrücken laſſen. Dann aber
man wieder eine Reihe von Tagen hindurch das
Atberhältnis 1:1 Billionen zwiſchen Papiermark und Gold=
ahl
beibehalten. Die ausländiſche Parität entſprach während
hr Zeit einem Wertverhältnis von 1:1½ Billionen, zeitweiſe
r von 1:2 Billionen. Als Folge hiervon ſtellte ſich eine ver=
wderte
Kauſkmaft der Gold= (bezw. Renten=) Mark und ein ver=
ſᛋter
Anreiz zum Hamſtern von wertbeſtändigem Gelde heraus.
Am im gegenwärtigen Zeitpunkt die Goldanleihe und die Ren=
ſte
tarkt keine künſtlich verminderte Kauftraft haben, ſo liegt es
füdie glücklichen Beſitzer ſolcher wertbeſtändiger Zahlungsmittel
, dieſe Scheine bis zu einem Termin aufzuſparen, an wel=
der
Druck auf die Deviſenkurſe und damit auf das wert=
hindige
deutſche Geld gemildert iſt, und das neue Geld eine
Gere Kaufkraft gewonnen hat. Praktiſch hat aber auch noch eine
ere Erwägung mitgeſpielt: Die umfangreichen Beſtellungen
f1 den Neudruck von Papiermark ſind Mitte November zurück=
Aommen worden. Hätte die Reichsregierung den Wechſelkurſen
f1mLauf gelaſſen, ſo wäre eine allgemeine Erhöhung des Preis=
0 aus und damit ein ungeheuer geſteigerter Bedarf an Papier=
reingetreten
. Da der Neudruck von Papiermark ſo gut wie
eſtellt iſt, wäre damit ein folgenſchwerer Mangel an Um=
smitteln
eingetreten. Sobald genügende Mengen Renten=
k
zur Verfügung ſtehen, und das wird erfreulicherweiſe nach
Mligen Wochen der Fall ſein, werden die Leiter unſerer Wäh=
gsreform
den Druck auf die Debiſenkurſe lockern und auch in
itſchland die Weltmarktparität für die Papiermark eintreten
Ien müſſen und können. Wenn im Publikum kein unberechtig=
und ſchädlicher Peſſimismus die Ueberhand gewinnt, und
yin wir auf dem Wege, der Finanz= und Wirtſchaftsreform
ſe chloſſen fortſchreiten, iſt zu hoffen, daß die gegenwärtigen
gen wegen der ſeltenen Rentenmark, bloße Uebergangs=
vierigkeiten
bleiben werden,

Das wertbeſtändige preußiſche Noigeld.
Berlin, 2. Dez. Auf zahlreiche Nachfragen aus den Kreiſen
Wirtſchaft nach Ueberweiſung des wertbeſtändigen preußiſchen
geldes, gibt, wie der amtliche preußiſche Preſſedienſt mitteilt,
preußiſche Finanzminiſter im Benehmen mit dem Reichs=
jrungskoutmiſſar
bekannt, daß eine ſolche Abgabe nur in ſehr
hränktem Umfange und nur gegen hochwertige Deviſen erfol=
könne
. Das preußiſche Notgeld wird, wie der amtliche preu=
ze
Preſiedienſt weiter erfährt, gemäß einer Verfügung des
chsverkehrsminiſters und des Reichspoſtminiſters an die
chsbahndirektionen bezw. an die Reichspoſtdirektoren von
n Ciſenbahn= und Poſtkaſſen in Zahlung genommen.

mpfänglich geweſen zu ſein: es iſt die Sehnſucht, Großes und
rliches zu leiſten, es iſt die Beſcheidenheit der eigenen Kraft,
gewiſſes Minderwertigkeitsgefühl, das manche Menſchen
h, und nicht die ſchlechteſten haben. Wer ſich in der Geſchichte
Plaſtik guskennt, weiß, wie wohl im 13. Jahrhundert der
izöſiſche Einfluß wirkte, aber in Straßburg und Bamberg
tſch durchdrungen wurde, wie das feinere Gefühl für die Or=
ik
des menſchlichen Körpers von deutſcher Seele durchleuchtet
rde und ewige Werke ſchuf. Dürer hatte noch die Kraft, die
ieniſche ſchöne Form deutſch lebendig zu machen, aber wir
ſen, wie ſchwer er darum gerungen hat. Ob aber die Renaiſ=
ce
und der Humanismus je ganz deutſch in uns gewor=
ſind
?
Doch darf man vielleicht trotz der heutigen Verſchüttungen
Expreſſionismus eine Regung der deutſchen Seele
ren, eine Reaktion der Sehnſucht nach dem Ueberdinglichen
ſen die reine Seh= und Fingerfertigkeit des nur dinglich ein=
tellten
Impreſſionismus. Denn wer weiß, vielleicht iſt es kein
fall, daß der Impreſſionismus aufkam in Frankreich und dort
ie Hauptblüte fand, der Expreſſionismus aber gerade in
utſchland gewichtige Vertreter hat. Natürlich weiß ich, daß
ſe Scheidung nur cum grano salis zu ziehen iſt. Denn alle
nſt, ſofern ſie es wirklich iſt, beſitzt ja etwas Gemeinſames:
* Dienſt am unendlichen Leben.
Auch iſt damit noch lange nicht geſagt, daß unbedingte Sach=
ſkeit
eine Kunſt ſei; nennen wir nur zwei Namen: Dürer und
tbl. Kunſt wird dieſe Sachlichkeit, wenn ſie von einer Echt=
t
und Ehrlichkeit iſt wie bei dieſen beiden. Man muß nicht in
Ferne ſchweiſen und im Metaphyſiſchen haltlos werden, um
hr zu geben, als die optiſche Oberfläche der Dinge. Das Ding
ja ebenſo ein Wunder der Welt wie der Gedanke. Die Ver=
(kung in es läßt das Wunder aufleuchten, vielleicht noch ſtär=
wie
wenn es nur in einem geiſtigen Lichtkegel ſteht.
Und dieſe Liebe zum Sachlichen: das iſt der andere Zug
r deutſchen Seele.
Iſt er auch anders wie die fliehende Sehnſucht, ſo münden
ide doch in dieſelbe Richtung. Denn von dem Cinen erhält
In Weltperſpeltive. Das Kleine und Alltägliche richtig und
* zuletzt kennen, führt hinaus in die Weite. Vielleicht wird der
te dder andere mitſpüren; daß ein Ding der Schnittpunkt von
en Gedanken iſt, ſinnlicher, materieller, kosmiſcher. Daß dieſe
SCankenſtrahlen da wo ſie durcheinanderſchießen, an ihrem
Sipunkt als Ding aufleuchten. Und er wird den Weg be=

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Dezember 1923.

Zeite 3.

Vor der Regierungserklärung.
Die Einbringung des Ermächtigungsgeſetzes.
* Berlin, 3. Dez. (Priv.=Tel.) Das Reichskabinett be=
ſchäftigte
ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung auch mit dem Inhalt der
am Dienstag bevorſtehenden Regierungserklärung und ſtellte
dieſe im weſentlichen fertig. Die Kanzlerrede wird vorausſicht=
lich
nur kurz ſein und dürfte weſentliche Aenderungen des bis=
herigen
politiſchen Geſamtlurſes kaum enthalten. Sie wird in
der Forderung nach dem Ermächtigungsgeſetz gipfeln, das unter
dem Stichwort kleines Ermächtigungsgeſetz ſich ſtreng auf den
Kreis der nächſtliegenden Aufgaben beſchränken wird. Der In=
halt
des Ermächtigungsgeſetzes dürfte ſich im weſentlichen auf
ſoziale und wirtſchaſtliche Angelegenheiten erſtrecken und die Re=
gierung
insbeſondere zu Maßnahmen auf dem Gebiet der Er=
werbslofenfürſorge
und der Preisbildung für Lebensmittel er=
mächtigen
. Man nimmt an, daß auch die bayeriſche Frage und
die ſeit längerer Zeit ſchwebenden Kreditverhandlungen mit dem
Auslande in das Ermächtigungsgeſetz einbegriffen werden. Man
rechnet ferner damit, daß der Reichskanzler ſich auch über gewiſſe
Beſtimmungen des Belagerungszuſtandes äußern wirb.
Berlin 2. Dez. (Wolff.) Das Reichskabinett hat in
ſeiner heutigen Sitzung beſchloſſen, dem Reichstag in ſeiner
erſten Sitzung am 4. Dezember ein Ermächtigungsgeſetz
vorzulegen, durch das die Regierung die Vollmacht erhält, Maß=
nahmen
zu treffen, die im Hinblick auf die Not des Volkes und
des Reiches notwendig und dringend ſind. Die Geltungsdauer
des Geſetzes, das ſich als ausgeſprochenes Notgeſetz charakteri=
ſiert
, ſoll auf kurze Zeit beſchränkt werden.
* Berlin, 3. Dez. (Priv.=Tel.) Wie wir von zuſtändiger
Stelle erfahren, wird das Ermächtigungsgeſetz bis zum 15. Fe=
bruar
befriſtet werden. Falls der Reichstag dem Geſetzentlvurf
nicht zuſtimmt, wird die Auflöſung des Reichstags erfolgen. Der
Kanzler ſoll bereits die Genehmigung des Reichspräſidenten da=
zu
haben. Die Neuwahlen würden im Falle der Auflöſung Ende
Januar ſtattfinden.
Emminger über das Verhältnis Baherns zum Beich.
Augsburg, 2. Dez. (Wolff.) Der neue Reichsjuſtiz=
miniſter
Emminger erklärte dem Berliner Vertreter der Augs=
burger
Poſtzeitung in einer längeren Unterredung, er halte
ſich für verpflichtet, in die Reichsregierung einzutreten und zu
verſuchen, die noch zwiſchen Berlin und München beſtehende
Spannung zu beſeitigen. Ob das reſtlos gelingen werde, bleibe
freilich eine offene Frage, daß eine gewiſſe Entſpannung bereits
eingetreten ſei, laſſe ſich nicht leugnen. Die zu löſenden Pro=
bleme
möchte er in den Satz zuſammenfaſſen: Dem Reiche,
was des Reiches iſt, aber auch Bahern, was Bayerns iſt oder
aber: Ein ſtarkes Bayern in einem einigen Deutſchland.
In den Rußeſtand verſetzt.
Berlin, 2. Dez. (Wolff.) Der Präſident des Statiſti=
ſchen
Reichsamts, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Ernſt
Delbrück iſt auf Grund des Dienſtaltersgeſetzes in den Ruhe=
ſtand
getreten. An ſeiner Stelle wurde mit der Leitung des
Staſtiſtiſchen Reichsamtes der Geheime Regierungsrat Profeſſor
Dr. Ernſt Wagemann kommiſſiariſch beauftragt. Miniſterial=
direktor
im Reichswirtſchaftsminiſterium, Wirklicher Geheimer
Rat Wilhelm v. Jonquisres, trat auf Grund der Perſonal=
abbau
=Verordnung wegen Ueberſchreitung der Altersgrenze am
30. November in den Ruheſtand, mit dem gleichen Tage trat aus
demſelben Grunde der Direktor des Reichsſchiffsvermeſſungs=
amtes
, Geheimer Regierungsrat Dr. Rieß in den Ruheſtand.
Engliſcher Währungskredit.
* Berlin, 3. Dez. (Priv.=Tel.) Die deutſch=engliſchen Ver=
handlungen
über Gewährung eines Währungskredits haben
einen günſtigen Verlauf genommen. Vorausſichtlich wird der
Miniſter des Aeußern Dr. Streſemann dem Reichstag am Diens=
tag
nähere Mitteilungen machen. Nach unſeren Informationen
handelt es ſich um einen Kredit von 100 Millionen Goldmark,
der zur Stützung der deutſchen Währung dienen ſoll.
Däniſche Kinderhilfe.
Kopenhagen, 1. Dez. (Wolff.) Wie die Däniſche
Kinderhilfe mitteilt, ſollen im Winter, außer bereits vorhande=
nen
, noch viertauſend deutſche Ferienkinder nach Dänemark ge=
bracht
werden. Das Komitee erklärt ſich bereit, ſämtliche Koſten
für die Unterbringung und Verpflegung, einſchließlich der Reiſe,
von der däniſchen Grenze an übernehmen zu wollen.
Ruſſiſche Getreideſtiftung für Deutſchland.
Berlin, 2. Dez. (Wolff.) Das in Rußland aus Ver=
tretern
von derſchiedenen Gewerkſchaften gebildete Hilfskomitee,
von dem in ganz Rußland Sammlungen zugunſten der Not=
leidenden
in Deutſchland veranſtaltet werden, verſtändigte heute
das Zentralkomitee der internationalen Arbeiterhilfe telegra=
phiſch
davon, daß es ihm als erſte Rate einen Poſten von hun=
derttauſend
Pud Getreide zur Verfügung ſtellt.

greifen, der Jakob Böhme zur Myſtik führte, als er einen vergeſ=
ſenen
Zinnkrug in einer dunklen Ecke durch einen Strahl Sonne
plötzlich erkannte. Nicht nur ſah, ſondern erkannte. Das gleiche,
nur dunkler meint der Satz: Im Einen liegt Alles.
(Schluß folgt.)

Neues von Büchermarft.
* Adam Henß, Aus dem Tagebuch eines reiſenden Handwer=
kers
. Beaxbeitet, eingeleitet und erläutert von Karl Eſſelborn. Selbſt=
verlag
des Herausgebers. H. L. Schlapp. 1923. (Heſſiſche Volksbücher
Herausgegeben von Wilhelm Diehl. Band 49/50.) 196 Seiten.
Der am 8. März 1780 in Mainz geborene Buchbindermeiſter Adam
Henß hat in ſeinen Wanderungen und Lebensanſichken (Jena 1845)
die Erfahrungen niedergelegt, die er auf ſeinen Wanderungen als jun=
ger
Handwerker geſammelt hatte. Der vorliegende Band der Heſſi=
ſchen
Volksbücher iſt eine Neubearbeitung dieſes Werkes, die der un=
ermüdliche
Herausgeber, Prof. Dr. Eſſelborn, mit einer wertvollen Ein=
leitung
bereichert hat, in der er das Leben und die Schriften dieſes
echten deutſchen Handwerksmannes ausführlich ſchildert. Seine bedeu=
tendſte
ſchriftſtellerifche Leiſtung ſind eben dieſe neu herausgegebenen
Aufzeichnungen, die uns in anſchaulicher Weiſe und mit geſundem Ur=
teil
über Menſchen und Verhältniſſe ſchildern, wie der junge Handwer=
ker
im weiten Raume von der Grenze des Osmanenreiches bis zu den
Ufern des Kattegats, von der Quelle des Rheins bis zum Niemen um=
hergeführt
wurde‟. Der erſte Teil erzählt die Kinder= und Lehrjahre,
die in die Zeit der franzöſiſchen Revolution und ihrer Nachwirkungen
fallen, der zweite Teil die Wanderjahre, der dritte Teil das Leben in
Weimar während der Kriegszeit 18051813. Da das Buch von hier an
nur ortsgeſchichtliche Bedeutung für Weimar hat, wurde die Neubearbei=
tung
mit dem Jahre 1815 abgeſchloſſen. Erklärende Anmerkungen des
Herausgebers beſchließen das Ganze. Als Schilderung der Entwick=
lung
des eigenen Lebens und des Lebens
ter Zeit aus der Feder
eines Mannes aus dem Volke, eines ſchlichten Bürgers und Handwer=
kers
(Karl Biedermann) bietet das Werk eine wertvolle Bereicherung
der Heſſiſchen Volksbücher, die mit dieſem Bande das erſte halbe Hun=
dert
erreicht haben. Der Preis iſt außerordentlich niedrig, auf das
5fache des jeweiligen einfachen Inlandbriefportos feſtgeſetzt. Das Verſenden
an die Abonnenten iſt wegen der hohen Portokoſten unmöglich. Die
Abonnenten und fonſtige Intereſſenten müſſen es daher bei dem Heraus=
geber
, Prälat D. Dr. Diehl, Darmſtadt. Waldſtraße 40, abholen; aus=
wärtige
tun ſich am beſten zu Sammelabholungen zuſammen. Hoffent=
lich
kann die überaus verdienſtvolle Sammlung, die mit einem vorbild=
lichen
Idealismus ins Leben gerufen und durchgeführt worden iſt, trotz
der Ungunſt der Zeiten fortgeführt werden!
Prof. D. Guſtav Pfannmüller.

Handel und Verkehr.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Gegen Vergewaltigung für Freiheit der
Wirtſchaft! In einem ſeinen angeſchloſſenen Verbänden zugeleite=
ten
Nundſchreiben hebt der Hanſabund für Gewerbe, Handel und In=
duſtrie
hervor, in wie gefährlichem Umfange die fortdauernden Regie=
rungs
= und Parlamentskriſen die für die wirtſchaftliche Geſundungs=
arbeit
notwendige Stabiliſierung unſerer politiſchen Verhältniſſe ver=
hindern
. Die neue Reichsregierung wird angeſichts der täglich ſich ſtei=
gernden
wirtſchaftlichen Not vor ſchwereren Aufgaben ſtehen, als alle
ihre Vorgängerinnen. Mit großer Schärfe erhebt der Hanſabund Ein=
pruch
gegen die einſeitigen wirtſchaftlichen Tendenzeu, die die Vor=
machtſtellung
auf politiſchen und wirtſchaftlichen Gebieten für ſich in
Anſpruch nehmen wollen. Mit Duldung und durch Verſagen der letzten
Reichsregierung haben Landwirtſchaft und gewiſſe Truſtgebilde ſich eine
Vorherrſchaft geſchaffen, die für die Geſamtyeit der voltswirtſchaftlichen
Kräfte große Gefahren in ſich birgt. An die alten Traditionen ſeiner
Gründungszeit erinnernd, richtet der Hanfabund an ſeine Verbände den
dringenden Appell, den wirtſchaftspolitiſchen Freigniſſei der nächſten
Zeit beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen und treu in Selbſthilfe zu=
ſammenzuſtehen
, wenn es ſich darum handelt, die freie deutſche Wirtſchaft
und die Gleichberechtigung aller Erwerbsſrände gegen einſeitige Inter=
eſſen
zu derteidigen. Im Zuſammenhange mit den gegenwärtigen
finanziellen und ſozialen Nöten fordert der Hanſabund völlige Freigabe
des Deviſenverkehrs und ſtarke Modifizierung der Arbeitgeberſteuer für
Handel, Induſtrie und Gewerbe als Vorausfetzung für eine ſchnelle Wie=
derbelebung
des Arbeitsmarktes und praktiſches Handeln in der Ein=
führung
von Goldſteuern, die ſofort bei beſtimmten Verkehrs= und Ver=
brauchsſteuern
verwirklicht werden können. Gegen die Verſuche, die
geſamte Steuerreform auf Grund des Artikels 48 der Reichsverfaſſung
ohite ausreichende Mitwpirkung der hierzu berufenen wrtſchaftlichen und
politiſchen Vertretungen durchzuführen, wendet ſich der Hanſabund mit
aller Schärfe unter Hinweis auf die unſelige und Verwirrung ſtiftende
Geheimratswirtſchaft, die in den letzten Wochen unter Ausnutzung der
übertragenen diktatoriſchen Befugniſſe das deutſche Wirtſchaftsleben auf
das ſchwerſte beunruhigt und geſchädigt hat. Er fordert, daß die grund=
ſätzliche
Reform nur unter Mitwirkung der wirtſchaftlichen Verbände,
des Reichswirtſchaftsrates und des Reichstages, alſo unter voller Teil=
nahme
und Mitverantwortlichkeit der berufenen Träger der wirtſchaft=
lichen
und politiſchen Kräfte durchgeführt wird.
epd. Phönix A.=G. für Bergbau= und. Hütten=
betrieb
Düſſeldorf. Auf Antrag einer Bankengruppe, unter
Führung des Schaffhauſenſchen Bankvereins A.=G., ſind 25 Millionen
neue Aktien des Unternehmens an der Kölner, Frankfurter und Ham=
burger
Börſe zugelaſſen worden. Das Grundkapital beträgt nunmehr
600 Millionen Mark. Die Geſellſchaft beſchäftigte am 1. Januar 1923
auf ihren Werken 3359 Beamte und Bürogehilfinnen, 51 993 Arbeiter
und Arbeiterinnen. Die Förderung, bzw. Erzeugung an Kohlen, Koks
und Nehenprodukten im Geſchäftsjahr 1921/22 betrug: Netto= Kohlenför=
derung
(ohne Zollverein) 3 487 728 Tonnen, auf Zollverein 1507 289
Tonnen, Kokserzeugung (ohne Zollverein) 1033 004 Tonnen, auf
Zollverein 432 669 Tonnen, Nebenprodukte (einſchließlich Zollverein)=
Teer 52837 Tonnen, ſchwefelſaures Ammoniak 20 608 Tonnen, Roh=
benzole
(Leichtöl) 12780 Tonnen, Teeröle 10 241 Tonnen, Pech 15 128
Tonnen, gereinigtes Benzol 4793 Tonnen, Oele, Fette und Schmieren
4 382 Tonnen.
* Zuckerraffinerie Genthin A.=G. Die G.=V. gab der
Verwaltung die Ermächtigung, ſich an der Zuckerraffinerie Hamburg=
Schulau vorm. H. E Bach u. Co. gegen Gewährung junger Aktien zu
beteiligen. Ferner beſchloß die G.=V., das Grundkapital um Mk. 80
Millionen Stammaktien und Mk. 2 Millionen Vorzugsaktien auf insge=
ſamt
Mk. 180 Millionen zu erhöhen, wovon ein Teilbetrag den alten
Aktionären im Verhältnis 5:1 zum Preiſe von 8 2 Goldanleihe zum Be=
zug
angeboten werden ſoll. Im übrigen dient die Transaktion der Be=
ſchaffung
neuer Betriebsmittel.
* Hugo Stinnes=Riebeck Montan= und Oelwerke
A.=G., Halle. Die a. v. G.=V. der Hanſa Erdöl A.=G., Hamburg, ge=
nehmigte
einen Beteiligungsvertrag mit der Hugo Stinnes=Riebeck Mon=
tan
=A.=G. Das Grundkapital der Hanſa Erdöl A.=G., zurzeit beſtehend
aus Mk. 500 Millionen, wird auf die Hälfte herabgeſetzt und durch Aus=
gabe
von Mk. 250 Millionen neuer Aktien wieder auf Mk. 500 Mill. er=
höht
, wobei die neuen Aktien die Riebeck=Montan zu einem von beiden
Verwaltungen noch feſtzuſetzenden Kurs übernimmt. Ferner wurde be=
ſchloſſen
, ſämtliche bisherigen Vorzugsaktien in Stammaktien umzu=
wandeln
.
syd. Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei
Ettlingen (Baden). In der Geſellſchaft hat ſich ein gewiſſer Einfluß
geltend gemacht, der bei voller Auswirkung zu einer ernſten Schädigung
der Geſellſchaft und der Aktionäre hätte führen können. Nachdem man
dieſe Möglichkeit in ihrem ganzen Umfang erkannt hatte, hat die Geſell=
ſchaft
mit der F. H. Hammerſen A.=G., Osnabrück, bzw. deren Tochter=
jeſellſchaft
, der Deutſchen Baumwoll=A.=G., Mülheim a. d. R., beſondere
Vereinbarungen getroffen, die geeignet ſind eine Schädigung nicht nur
abzuwenden, ſondern der Gefellſchaft auch erhebliche Vorteile zu gewäh=
reit
. Die Firma Hammerſen, die eine der größten und beſtrennomierten
Firmen der Baumwollinduſtrie Deutſchlands iſt, bedeutet für das Un=
ternehmen
, wie aus Verwaltungskreiſen mitgeteilt wird, keine Konkur=
renz
. Vielmehr bilden ihre Fabrikate eine vorzügliche Ergänzung der
Erzeugniſſe der Geſellſchaft. Um ihre Lohalität zu beweiſen, hat die
Firma Hammerſen ſich gegenüber ſämtlichen Aktionären der Geſellſchaft
Stinnerei und Weberei, Ettlingen (Baden) bereit erklärt, die Ettlinger
Stammaktien gegen Hammerſen Stammaktien koſtenlos umzutauſchen,
und zwar in der Art, daß für zwei Ettlinger Aktien drei Hammerſen
Aktien gegeben werden. Das Umtauſchangebot iſt gültig bis Montag,
den 10. Dezember 1923.
spd. Unionwerke A.=G., Maſchinenfabrik Mann=
heim
. Das Unternehmen kündigt die Teilfchuldverſchreibungen ihrer
41/proz. Anleihe von 1919 auf den 1. Oktober 1924, ſowie die Teil=
ſchuldverſchreibungen
ihrer 5proz. Anleihe von 1920 auf den 1. Januar
1926 zur Rückzahlung zu 102 Prozent. Den Inhabern derfenigen
Schuldverſchreibungen, die bis längſtens 31. Januar 1994 eingereicht
werden, bietet die Geſellſchaft auf je 20 000 Mark Teilſchuldverſchreibun=
gen
, nebſt allen unverfallenen Zinsſcheinen und Erneuerungsſcheinen,
eine Stammaktie des Unternehmens von 1000 Mk. mit Gewinnberechti=
gung
ab 1. Februar 1923 an, wobei die Börſenumſatzſteuer und die ſon=
ſtigen
Speſen von dem Unternehmen getragen werden.
G
se. Wilhelm Deimann: Hermann Löns Leben
und Wirken. 1. Teil. (Verlag Gebrüder Lenſing in Dortmund.)
Mit fünf Bildniſſen und einer handſchriftlichen Beilage. Schlicht, aber
voll verſrändnistiefen Eindringens in die Eigenart des Dichters Herm.
Löns, wird ſeine Perſönlicreit und ſein Schaffen dem Leſer der=
lebendigt
. Es iſt zunächſt nur der junge Lons bis zu den Wander=
jahren
. Man muß abwarten, was der zweite Teil bringen wird. Rei=
ches
Quellenſtudium und eine Auswahl der für die verſchiedenen Schaf=
fensperioden
des Dichters charakteriſtiſchen Dichtungen und Forſchungen
laſſen das Buch beſonders wertvoll erſcheinen.
E. C. Kolbenheyer: Drei Legenden. (Volksbücher
Heft 47), 54 Seiten. Verlag der Deutſchen Dichter=Gedächtnisſtiftung,
Hamburg=Großborſtel. Kolbenheyers Name hat Klang, ſeine Paracelſus=
Romane haben ſeinen Namen als den eines tiefſchauenden deutſchen
Dichters gegründet. Mit Spannung und Freude wird man daher zu
den im Verlag der Deutſchen Dichter=Gedächtnis=Stiftung ſoeben her=
ausgekommenen
, ſonſt nirgends veröffentlichten Drei Legenden greifen,
in denen Kolbenhehers feine und ſichere Feder kleine Schmuckſtücke deu
Proſadichtkunſt geſchaffen hat.
* Alfred Bruſt: Himmelsſtrahlen. (Kurt Wolf
Verlag, München.) Mit dieſem Werk bringt der Verlag das erſte Proſa=
buch
Alfred Bruſts auf den Markt. Aus all dem, was Bruſt ſchuf, hoch
droben in öſtpreußiſchem Winkel lebend, fern aller Lautheit und zehren=
den
Nervoſität der Stadt, drängt ſich eine Anſchauung der Erde, der
Welt empor. Ein ſchwerer Schritt geht über Land, ein ſcharfer Blick
geht durch die Herzen, ein ſtarker Arm möchte ſich um die Erde legen:
Alfred Bruſt iſt ein Dichter, der einer ſtarken Landſchaft entwuchs und
in ihren Menſchen vieles von der Urnatur vorfand, weil ringsum Meer,
Wälder und Himmel iſt.
* Paul Vangenſcheidt: Narren der Liebe, Roman.
Von Narren der Liebe berichtet der Roman, Männern, die in berech=
nender
Selbſtſucht oder blinder Vergöterung des Weibes der Liebe
reinſtes Weſen erkannt zu haben meinen und die doch nur am Weibe
kranken‟. Die überaus ſpannende Handlung, die ein Bild der einzelnen,
mit der Not unſerer Tage ringenden und ſie ausbeutenden Geſellſchafts=
thben
vor uns entrollt, ſichert dieſem Roman ſeinen Weg des Erfolg3.
Lahrer Hinkender Bote für das Jahr 1924. Grund=
preis
65 Pf., gebunden 1,50 Mk. Der Bote iſt uns ein alter vertrauter
Freund, er bedarf keiner Empfehlung, wenn er zu uns füricht. Die Welt=
begebenheiten
bis Mitte Juni ſind, wie wie es gewohnt ſind, mit der dem
Schilderer eigenen herzerquickenden Friſche, geſchrieben und bringen
Labſal und Troſt in die Zeit politiſcher Oede bei Jahresſchluß. In
Niebeli ſtatt Nudle gibt uns Paul Körber=Waldshut echten, aleman=
niſchen
Humor, den wir doch nicht verlernen dürfen trotz allem. Bei
den Grundſätzen Karl Heſſelbachers, die gerade jetzt beſinlich machen
ſollten, ſind mir die bekannten grundſätzlichen Erwägungen einer über=
lebten
Bureaukratie eingefallen; auch ihre Grundſätze müſſen einmal
fallen, wenn es beſſer bei uns werden ſoll! Alles in allem eine gulg
Kalenderarbeit,
A L.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Dezember 1923.

Rummer 334.

Siadt und Land.
Darmſtadt, 3. Dezember.
* Schule und Brennſtofferſparnis.
Dor einigen Tagen fand im Preußiſchen Miniſterium für Wiſſen=
jchaft
, Kunſt und Volksbildung eine Konfeuenz von Oberſchulräten und
Regierungs= und Schulräten ſtatt, in der die Frage erörtert wurde, wie
die Schule dazu beitragen könne, den Sinn für das Haus=
halten
mit Wärme zu wecken und zu verbreiten. Die Konferenz=
mitglieder
nahmen am Vormittag in der alten Urania an zwei Vorträ=
gen
nebſt anſchließender Ausſprache teil, wie ſie ſeit Anfang des Jahres
aus Mitteln des Reichskohlenrats planmäßig von der Preußiſchen Lan=
deskohlenſtelle
, der Hauptſtelle für Wärmewirtſchaft und der Staat=
lichen
Hauptſtelle für den naturwiſſenſchaftlichen Unterricht in allen Tei=
len
des Landes zur Einführung der Lehrkräfte in dieſen für die Schule
neuen Gedankenkreis ſtattfinden. An 20 000 Lehrer und Lehrerinnen
haben bereits ſolche Vorträge beſucht.
Die Beſprechungen am Nachmittag wurden durch den Staats=
jekretär
Herrn Profeſſor Dr. Becker eröffnet.
In den Verhandlungen wurde vom Vertreter des Reichskohlenrats
betont, daß der Kampf um die wirtſchaftliche Selbſtbehauptung unſeres
Volkes zu einem weſentlichen Teil der Kampf um die Kohle ſei. Da=
rum
muß überall die Erkenntnis Wurzel faſſen, daß Kohle für ein In=
duſtrievolk
wie das deurſche genau dieſelbe Rolle ſpielt, wie Brotgetreide
und Vieh für die Ackerbauvölker der Vergangenheit. Wer uns die
Kohle nimmt, nimmt uns das Brot. Unſere großen Städte, der Men=
ſhenreichtum
unſeres Landes, ſie beruhen auf der Kraft der Kohle, die
Lebensmittel aus weiter Ferne billig heranzuſchaffen, die mit Dampf
und Strom, d. h. die mit Kohle erzeugten Fabrikate auf weit entfernten
Märtten billig feilzubieten.
Kohle ſollte uns als Grundlage unſeres Daſeins heilig ſein, wie das
Brot. Ihre Verſchwendung iſt Sünde, mit ihr Haus zu halten, iſt ober=
ſtes
Gebot! Wer dem Bergbau zuruft, mehr Kohle zu ſchaffen, iſt auch
verpflichtet, weniger Kohle zu verbrauchen.
Wir ſind heute um ein Drittel ärmer an Kohle als vor dem Kriege.
Was an der Ruhr geſchieht, wird uns noch viel ärmer machen. Dieſen
Verluſt gilt es wettzumachen durch geringeren Verbrauch an Kohle, das
heißt an Wärme.
Wer ein Bündholz achtlos vergeudet, wer Leitungswaſſer nutzlos
einnen läßt, das durch koſtbare Wärmeenergie in die Wohnung hinein=
gebumpt
wurde , wer die Wärme ſeines zentralbeheizten Zimmers
durch Oeffnen des Fenſters, ſtatt durch Regulieren des Ventils herab=
ſetzt
, der verſündigt ſich an einem der koſtbarſten Güter, die wir be=
ſitzen
, an der Wärme. Der Verwaltungsbeamte, der ſeine Gebäude=
heizungen
nicht heiztechniſch überwachen läßt, der Fabrikdirektor, der
die Abfallwärme ſeiner Maſchinen in die Luft ſendet, ſtatt ſie zu nutzen,
der Heizer, der den Zug ſeines Ofens nicht richtig regelt, der
Maſchiniſt, der die wärmeübertragenden Flächen ſeiner Maſchinen nicht
ſauber genug hält, der Mieterausſchuß, der die Zentralheizungskeſſel
von Keſſelſtein und Nuß zu ſäubern verabſäumt, der Hauswirt, der
die Oefen und Herde verfallen läßt, bis ſie Falſchluft einſaugen, die
Hausfrau, die mit weitgeöffnetem Zugſchieber den Schornſtein heizt, ſtatt
ihre Herdplatte, ſie alle tragen bei zum Elend unſeres Vaterlandes.
Die künftigen Hausfrauen, die künftigen Heizer, die künftigen Werks=
leiter
Verwaltungsbeamten, Parlamentsmitglieder, ſie alle, denen in Gegenwart ſeines zehnjährigen Sohnes von einem Schl an all ge=
dies
koſtbar Gut: die Wärme, die Kohle anvertraut ſein wird, ſind heute
Schüle= und Schülerinnen. Lehrern und Lehrerinnen liegt es ob, den
Sinn für das Haushalten mit Brennſtoffen in die empfängliche Seele zudeckten und ins Ort zurückbrachten.
des Kindes zu pflanzen, ſeinen Geiſt dafür zu ſchulen.
Der Geſchichtsunterricht kann auf den Einfluß der Kohle
euf die Geſchicke der Völker hinweiſen; in der Erdkunde ſind Lage
und Entſtehung der Städte, Bevölkerungsdichte, Ausbildung der Ver= plizen verhaftet.
kehrswege in ihrer Abhängigkeit von der Kohle zu ſchildern; beim
Rechnen können die Preßkohle und der Heizwert, die ungeheure Mul=
tiplikation
kleiner Erſparniſſe im Einzelhaushalt für unſer ganzes
Volk, zu Aufgaben benuzt werden; der deutſche Aufſatz kann ſich
mit dem Weg der Kohle vom Bergwerk zum Herd, mit dem Weg der
Wärme vom Roſt zum Mahle, zur Zimmerheizung beſchäftigen; Bilder
aus dem Reich der Kohle und der Wärme, können im deutſchen
Deſebuch ihren Platz finden, und vollends der Unterricht in den
Naturwiſſenſchaften kann die willkommene und dringend not=
und Werkſtatt ſchlagen!
Verbreitung des Verſtändniſſes dieſer Zuſammenhänge bei Lehrern und nötigt, vor der ganzen Gemeinde ernſte Klage zu erheben. Die kirchliche
Schülern. Sie wird durch entſprechende Maßnahmen, insbeſondere zu=
nächſt
durch planmäßige Schulung der Lehrträfte, dieſem Ziele zuſtre=
ben
. Alle Lehrkräfte werden zu einmütigem Zuſammenwirken auf die= zur Zeit durch Störungen und Bedrohungen nicht mehr möglich iſt,
fem Wege in den Schulen und in ihren Vereinen aufgerufen,
zum Beſten unſeres ſchwer heimgeſuchten Volkes!
Ruheſtandsverfetzung. Der infolge ſeiner langjährigen Tätigkeit
auich in weiteren Kreifen bekannte und beliebte Obergeldzähler der hieſi=
gen
Reichsbank Herr Beate, trat am 1. Dezember in den Ruheſtand.
Beamte und Angeſtellte verſammelten ſich am Samstag zu einer Ab=
ſchiedsfeier
für den Scheidenden. In einer Anſprache feierte der Vor=
ſtand
und der älteſte ſeiner Kollegen die vorbildliche Pflichttreue wäh=
rend
einer mehr als 33jährigen Dienſtzeit, und rühmten ſeine vortreff=
lichen
Charaktereigenſchaften, die ihm dauernde Wertſchätzung und
Beliebtheit bei allen, die mit ihm arbeiteten, eintrug. Zum Schluſſe Eltern mittun. Die Polizei und die Behörden ſind ſehr oft und immer
wurden dem Scheidenden verſchiedene Chrengaben überreicht. Möge
dem treuen Beauten und lieben Menſchen in dem wohlverdienten Nuhe=
ſtande
noch manches Jahr in geiſtiger und körperlicher Friſche im Kreiſe
ſeiner Familie beſchieden ſein.
Volkskunſtabende in Heſſen. Roberr Kothe gilt mit Recht als

Hypothekenaufwertung.

We ee ee e
echter Volkskunſt in Ernſt und Scherz. Darum möchte die Zentral=
ſtelle
zur Förderung der Volksbildung und Jugend=
pflege
in Heſſen dem Gedanken nähertreten, Robert Kothe und Lies
Engelhardt zu einer Vortragsreiſe i großen und kleinen Gemeinden
Heſſens zu veranlaſſen. Vor März 1924 wird der Plan jedoch Ver=
wirklichung
nicht finden können, da die Künſtler bis zu dieſer Zeit un=
unterbrochen
im Norden Deutſchlands tätig ſind. Wir bitten alle Ge=
meinden
und Ortsausſchüſſe für Volksbildung und Jugendpflege, die ge=
geigt
ſind einen ſolchen Abend zu veranſtalten, uns dies möglichſt bald
mitzuteilen, damit wir in Verhandlungen mit dem Künſtlerpaar treten
können. Wir betonen nochmals ausdrücklichſt, daß es ſich um einen
allgemein verſtändlichen und dabei künſtleriſch erſtklaſſigen Volksunter=
haltungsabend
handelt.
* Ein intereſſantes Rechenexempel. Wenn man einen einzigen Bil=
lionenmarkſchein
, für den wir kaum noch ein halbes Pfund Fleiſch kau=
fen
können, in lauter einzelne Markſcheine umwechſeln könnten, ſo wäre
man im Beſitze eines Makulaturreichtums, von deſſen Größe die wenig=
ſten
Menſchen eine Vorſtellung haben. Ein Markſchein iſt 9 Zeutimeter
lang. Würde man nun dieſe Scheine in langer Neihe queinanderlegen,
ſo entſtände eine Padierſchlange von 20 Millionen Kilometern! Da der
Aequator einen Umfang von nur 40 000 Kilometern hat, könnte man
mit dieſer Billion Markſcheine die Erde 2250mal umſpannen! Die
mittlere Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 384 000 Kilo=
meter
. Man könnte alſo, wenn es möglich wäre, das Papiermarkgeld
254mal von der Erde zum Monde ziehen. Wenn man aber die ein=
zelnen
Scheine flach aufeinanderlegt, und für je zwei Scheine einen
Millimeter Dicke annimmt, ſo entſteht eine Papierſäule von 50 000 Klm.
Höhe, die alſo immer noch beträchtlich höher als der Mond iſt. Und

das alles für eine Billion!

In Nr. 330 haben wir in Kürze die Entſcheidung des Reichsgerichts
5. 3.S. und die mündlich durch Senatspraſidenten Dr. Struckmann
verkündeten Urteilsgründe wiedergegeben, halten es aber für geboten,
um unrichtigen Verallgemeinerungen und irrigen Auslegungen im
Leſerkreiſe entgegenzutreten, zu betonen, daß nach den Leipz. Neueſten N.
der Vorfitzende erklärte, die ſchriftlich fixierten Urteilsgründe würden
den Parteien noch zugehen. Die Verkündung des Urteils hat zahlreiche
Intereſſenten angezogen. Das Reichsgericht hat aber entgegen der An=
nahme
der Beteiligten keinen Termin feſtgeſetzt, von dem an Hypotheken
aufgewertet werden müßten, noch einen prozentualen Aufwertungsſatz
feſtgelegt. Während das O.L. G. Darmſtadt im Beſchlufſe vom 29. März
1923 ausſprach: Die Tilgung einer Goldſchuld durch Papiermark vom
Bruchteil kluoo des Empfangenen ſteht mit Treu und Glauben jeden=
falls
dann in Widerſpruch, wenn Schuldner das Empfangene oder ſeinen
Wert noch beſitzt, und im Urteil vom 18. Mai 1923 die Kündigung von
Hypoteheken unter Bezugnahme auf 88 138, 157, 242 B. G.B. als nichtig
erachtet, hat das Reichsgericht die rechtliche Möglichkeit zur Aufvertung
aus 8 242 B. G.B. zwar anerkannt, es könne aber, da Treu und Glauben
mit Rückſicht auf die Verkehrsſitte und die Umſtände des ein=
zelnen
Falles in Betracht zu ziehen ſind, nicht allgemein
und ſchlechthin der Grundfatz ausgeſprochen werden, daß alle
Hypotheken aufzuwerten oder etwa im Verhältnis der Papier= zur
Goldmark zurückzubezahlen ſind. Es ſei Sache des Berufungsgerichts,
über die rechtlichen Vorausſetzungen der Aufwvertung zu eutſcheiden. Die
Sache iſt deshalb an das Kammergericht zur weiteren Verhandlung und
Entſcheidung zurückverwieſen. Auf das Reichsgerichtsurteil wird des=
haub
zurückzukommen ſein, wenn die ſchriftliche Urteilsbegründung vor=
liegt
.
r. Wixhaufen, 30. Nod. Gemeinderarsbericht. Beivilligung
von Landesmitteln zur Brotverbilligung. Der Gemeinderat macht ein=
ſtimmig
in zweiter Sitzung von dem Anerbieten des Kreisamts von 33
Heff. Dollarſchatzanweiſungen Gebrauch und ſtellt für dieſen Zweck 1
ſelben Betrag bereit. Zur Aufwertung der Gemeindeſteuern und 4 o=
gaben
beſchließt der Gemeinderat, daß in der Gemeinde Wixhauſen die
Gemeindeſteuern und Abgaben entſprechend den reichsrechtlichen Beſtim=
mungen
aufgewertet werden und ferner, daß als vorläufige Grund= und
Gewerbeſteuer für 1923 das Doppelte der 1922er Sätze zu erheben und
dieſe vorläufige Steuer im Sinne der Verordnung des Geſamtmini=
ſteriums
über wertbeſtändige Abgaben, Gebühren und Steuern vom
25. Oktober 1923 aufzuwerten iſt. Die Faſelkommiſſion wird beauftragt,
für den Faſeleber einen Wagen Dickwurz anzukaufen.
r. Wixhauſen, 1. Dez. Verbilligtes Brot. Die Arbeitsloſen
in hieſiger Gemeinde haben in Verbindung mit dem Gemeinderat eine
Kommiſſion gebildet zur Verbilligung des Brotes für die arbeitende Be=
völkerung
. Es wird von der Kommiſſion bei den Landwirten Korn ge=
ruft
, gemahlen und das Mehl zu den Bäckern gebracht. Wenn das Brot
gebacken iſt, wird es von Arbeitsloſen abgeholt und auf dem Rathaus
ogegeben. Für Ganzerwerbsloſe koſtet ein 4 Pfund=Laib 700 Milliar=
den
und für die im Erwerbsleben ſtehenden Arbeiter 850 Milliarden pro
Laib, eine ganz weſentliche Verbilligung, denn bei den Bäckern koſtet ein
4 Pfund=Laib 1 Billion.
Kelſterbach, 1. Dez. Beim Holzleſen im Kelſterbacher
Walde wurde der Arbeiter Kipp, aus dem benachbarten Hartersheim,
troffen. Auf die Hilferufe des Knaben eilten Leute herbei, die den
Toten auf den Handkarren des Kleinen legten, ihn mit Tanuenreiſern
Friebberg, 1. Dez. Feſtgenommen ſvurde der Arbeiter
Buſch aus Groß=Karben, weil er beim Einkauf von Fleiſchwaren in
falſchen Dollarſchatzſcheinen bezahlte. Außer ihm wurden zwei Kom=
O Bad Nauheim, 1. Dez. Tot aufgefunden wurde auf den ſchlägige Nummer des Darmſt. Tagblatts zugeſchickt wurde, ſich
Schienen der MainWeſer=Bahn in der Nähe des hieſigen Bahnhofes
ein junger Mann. Er iſt von einem Güterzug überfahren worden. Ob
Selbſtmord vorliegt, konnte noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden.
Alsfeld, 1. Dez. Roggenlöhne. Die Vereinigung land=
wirtſchaftlicher
Arbeitgeber des hieſigen Kreiſes hat beſchloſſen, vom
Januar ab die Löhne in Noggenwährung auszuzahlen, um dem Dienſt=
perſonal
wertbeſtändige Entlohnung bieten zu können.
Aus Oberheffen, 1. Dez. Eine aufſehenerregende Flucht in die
gendige Brücke vom abſtraten Naturgeſetz zur Anwendung in haus Deffentlichkeit hat das Gvangel. Pfarramt Büdingen angetreten,
Es hat am Sonntag im Haupt= und im Abendgottesdienſt folgenden Not=
Die preußiſche Unterrichtsverwaltung legt größten Wert auf die ruf an die Gemeinde erlaſſen: Das etangel. Pfarramt ſieht ſich ge=
Pflege der weiblichen Jugend in der ſeit 30 Jahren beſtehenden evgl.
Mädchenvereinigung muß von der Leitung eingeſtellt werden, weil es
die auf den Beſtimmungen der Heſſiſchen Kirchenverfaſſung beruhende
Arbeit weiter zu führen. Eine Horde von 40 bis 50 rohen Burſchen
verfolgt und beläſtigt die jungen Mädchen, beſchimpft und bedroht die
Leiter durch die gemeinſten Anpöbelungen, ſtört und hindert die Ver= Schwierigkeiten nach meiner Meinung nur in dem Sinne dar, dar
ſammlungen, die im Geiſte evangeliſchen Chriſtentums abgehalten wer=
den
. Junge Menſchen, die wir Pfarrer vor wenigen Jahren konfir= ven. Ganz gewiß kann man keinen ſchöneren und feiner duſte
miert haben, verhöhnen die Religion, Sitte und Anſtand, und ſcheuen
ſich ſelbſt vor Hausfriedensbruch nicht, ja begehen das Verbrechen gegen
die Religion. Die große Zahl der am groben Unfug Beteiligten be=
weiſt
, daß es ſich nicht um das Vergehen von einzelnen wenigen ver= oder die noch jüngere Jugend mit dieſer geſättigten Lyrik begin=
kommenen
Buben handelt, ſondern daß leider auch Söhne von ehrbaren
wieder um Abhilfe gebeten worden ohne wirklichen Erfolg. Der
polizeiliche Schutz hat verſagt. Die Behörden ſcheinen machtlos zu ſein.
Wir wenden uns nun an die ganze Gemeinde und bitten alle Ernſt=
geſinnten
: Helft mit Nat und Tat das Beſte, das Heilige in unſerer
Jugend ſchützen gegen Roheit und Bosheit! Der Oberbürgermeiſter
von Hagen in Weſtfalen hat an das Kreisamt Büdingen ein
Schreiben gerichtet, in welchem das ausgezeichnete körperliche Befinden
der zur Pflege auf das Land geſechickten Ruhrkinder mit Genug=
tuung
feſtgeſtellt wird. Am Schlufſſe des Briefes heißt es: Der Land=
aufenthalt
wird unſeren Kindern eine ſchöne Erinnerung fürs Leben
bleiben. Alle, die die Wohltaten eines längeren Landaufenthalts ge= Erwachſenen glſo, ſondern eben als Gängelband bei Kindern, ſo
noſſen haben, werden ihren Wohltätern zeitlebens dankbar ſein. Wie=
viele
der draußen geweſenen Kinder würden lieber heute als morgen ,
zu den gaſtlichen Stätten der Pflegeeltern zurückkehren. Von Herzen
danken wir allen denen, die werktätige Nächſtenliebe im Jutereſſe der
Geſundung und Kräftigung der Kinder geüibt haben. Zunächſt dem z
Kreisamt, Vertretern des Landbundes, Bürgermeiſtern, Geiſtlichen und
Lehrern, ohne deren treue Mithilfe wir unſere Arbeit nicht hätten aus=
führen
können. Herzlichen Dank aber ſagen wir auch vor allem den
Pflegeeltern, die ſich ſo liebevoll unſerer Kinder angenommen haben. mit keinen Gefallen.
Reich und Ausland.
Bittere Wermuthwurft.
Mannheim. Eine heitere Geſchichte wird der Neuen Badiſchen
Landeszeitung aus Heidelberg berichtet. Im Stadtteil Neuenheim war
bei einer Familie Schweineſchlachten. Als man nach den erſten üppigen
Tagen an die Wurſt kam, machte man die Entdeckung, daß ſie einen
ganz eigenartigen Geſchmack hatte, der von den Familienmitgliedern
ſehr unangenehm empfunden wurde. Man ſtellte Nachforſchungen an, Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rud=
und nun ſtellte ſich heraus, daß die Hausfrau anſtelle von Majoran,
der die Wurſt würzen ſollte, eine Tüte mit Wermuthtee ergriffen hatte, Max Streefe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann,
die zufällig daneben lag und deren Inhalt dem Majoran ziemlich ähn= dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Wil
lich ſieht, ſo daß nicht einmal der Metzger von der Verwechſelung etwas
gemerkt hatte. Nun hat man viel bittere Wermuthwurſt. Da aber Wurſ
jetzt ein teurer Artikel iſt, ſo muß man den bitteren Geſchmack
Kauf nehmen und die Wurſt trotzdem eſſen.

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Montag, 3. Dez.
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iofort geſucht
Behandl=
Geſchäftsſ.

Die Ronnen nie

Wöchentliche Mietzinszahlung in München.
Der Ausſchuß für Mietzinsbildung beim M. E. A. München
für Dezember beſchloſſen: Die Vermieter haben den Mietern auf
langen zu geſtatten, den Mietzins in wöchentlichen Raten zu zah
Bei ſolcher Zahlung iſt der vor dem Tage der Zahlung zuletzt bekan
gegebene Lebenshaltungsindex anzuwenden. (1. Woche 1.8. Dezemb
2. Woche 9.15. Dez., 3. Woche 16.22. Dez., 4. Woche 23.31. D
Der Index iſt auf volle Milliarden nach unten abzurund
Eine edle Tat.
Landau. Ein ſchönes Beiſpiel aufopferungsvoller Geſchwif
liebe gab der Gärtner Theodor Beck. Obwohl ſelbſt Vater von 10
dern, ließ er, um ſeine verheiratete Schweſter, die ſich einer ſchwe
Operation hatte unterziehen müſſen, dem Leben zu erhalten, dieſer et
2½ Liter von ſeinem Blute zuführen. Dieſe edle Tat hat den gewün
ten Erfolg gehabt,das Befinden der Kranken hat ſich ſichtlich gebeſſert

Beſtrafte Wucherer.
In Hamburg wurden auf dem Fiſchmarkt einem Kaxtoffelhä

ler, der die Annahme von Papiermark als Zahlungsmittel verweigs=
von
der Wucherpolizei der ganze Vorrat beſchlagnahmt, und weit
150 Zentner bei dem Großhändler, der dem betreffenden Kleinhänd
nur gegen Goldmark lieferte. Auf dem Schweiemarlt würden ein mi
Viehändler 17 Schweine beſchlagnahmt, weil er Wucherpreiſe forder
Die Kartoffeln und das Fleiſch wurden ſofort zugunſten der Notleid
den verkauft.
Der Deutſche Caritasverband,
die Zuſammenfaſſung aller Organiſationen, Anſralten und Eiurich
gen der katholiſchen Wohlfahrtspflege Deutſchlands, ruſt in dieſen 3
zu einem ſehr zeitgemäßen Hilfswerk auf zur Linderung der Nieſen.
dieſes Winters. Während einer der Vorbereitungswochen auf das W
nachtsfeſt ſollen die Katholiken möglichſt vollzählich ſich jeder irgend
vermeidbaren Ausgabe (Tabak, Alkohol, Vergnügen, ſonſtiger Luxusa
wand) enthalten und das auf dieſe Weiſe Erſparte durch Vermittell
der Caritasverbände in den einzelnen Orten und Bistümern für
zahlreichen Notleidenden zur Verfügung ſtellen. Es wird darauf h)t.
gewirkt, daß während dieſer Caritas=Opferwoche jeder, der m
ſelbſt bereits mit den Fluten der Not zu kämpfen hat, wenigſtens
eine Woche das Brot für einen Bedürftigen aufzubringen ſucht, 4 Im
dem Gegenwert von mindeſtens einer Goldmark entſprechen würde.
iſt zu hoffen, daß dieſe groß zügige Hilfsaktion, deren Plan auch die
ſondere Anerkennung Sr. Heiligkeit Papſt Pius XI. gefunden hat
einem günſtigen Erfolg begleitet ſein wird.
Sammlung für Deutſchland in Liechtenſtein.
I. Das kleine Land hat drei Eiſenbahnwagen mit je 300. Zent
Lebensmittel nach Deutſchland abrollen laſſen; an bar liefen 600
ein. Eine Frau, die monatlich 20 Fr. Rente bezieht, ſtenerte von d
5 Fr. bei. Eine ergreifende Opferwilligkeit.
Die Opfer der Erbbebenkataſtrophe in Japan.
Paris. Nach einer Blättermeldung aus Tokio ergibt ſich
der von dem Innenminiſter veröffentlichten Statiſtik über die O)
der Erdbebenkataſtrophe im September, daß die Geſamtzahl der 2
99 375 beträgt, davon 68 215 in Tokio und 29 238 in Yokohama.
Zahl der Verletzten beträgt 113 071 und die Zahl der Vermißten
vermutlich Toten beläuft ſich auf 42 690.

Stimmen aus dem Leſerkreife.
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion keinerlei 7
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfa
der Einſender verantwortlich.) Einfendungen, die nicht verwendet werden, können n
zurückge andt, die Ablehnung nicht begründei werden.
Das Landesamt für Bildungsſocſen hat, obwohk ihm die
nicht vergnlaßt geſehen, Stellung zu der Frage der Anrech:
borausbezahlten Schulgeldes zu nehmen. Ich hatte
Juni das Schulgeld für das ganze Jahr vorausbezahlt. Jetzt
monatlich ungeheure Beträge erhoben, ohne daß die frühere.
(des ganzen Jahresbetrages!) irgendwie angerechnet wird.
ergreift Herr Oberlandesgerichtspräjident Dr. Beſt auch zu die
einmal das Wort!
Das Volkskonzert,
das die Städtiſche Akademie für Tonkunſt letzten Mittwoch abend
Konzert für die Schüler und Schülerinnen ſämtlicher Schulen
kann, an ſich wvohlgelungen, dennoch einige Randbemerkun=
veranlaſſen
. Es iſt natürlich nicht leicht, Schuler aller Arten und
ſchiedenen Alters muſikaliſch unter einen Hut zu bringen: der ein
durch Muſikunterricht, Hausmuſik, Schulmuſik für ein Konzert e
germaßen vorbereitet beim anderen fehlt, abgeſehen von einem
leicht mageren Schulgeſang, die muſikaliſche Erziehung gänzlich.
am Mittwoch geboten wurde, ſtellt nun aber eine Ueberwindung d
Muſik dem einen ſo wenig zum inneren Erlebnis ward wie dem
Blütenſtrauß winden, als den, durch die Namen Schubert und Go
gebundenen. Solche Blumen wachſen aber nicht ſch
an dem Wege, den Kinder gehen. Was ſoll die halbr
Oder glaubt man im Ernſte, mit einem Unendlichkeitsgeſang
wäre er auch von Schubert, das noch Allzu=Endliche zum Widerhal
bringen?. Das iſt nach meinen Erfahrungen verlovene Liebesmül=
auf
dieſem Gebiet liegt auch die Möglichkeit intuitiven Erfaſſeu=
Aber erzählende, und zwar vor allem dramatiſch=erzählende C.
finden immer den Weg zu Herz und Hirn der Kinder, zweimal,
ihnen die Dichtungen vertraut ſind. Welch wohltäti
fruchtbares Erſtaunen, wenn der trockene Schulton ſich in Schub=
Erlkönig, in Joſeph Reiters Schwäbiſcher Kunde, in Balladen
Löwe und in anderen Fällen auf einmal wunderbar in Klang
klärt! Und wenn die abſolute, die reine Muſik in ſolchen
zerten zunächſt das angeborene Gefühl für den Rhythmus einfach
Art benützt, um zu ihrem Ziel zu kommen, nicht als Eſelsbrücke
das noch lange nicht ſchlechte Muſik machen. Der Weg zur Sinf
muß unter Umſtänden wohl auch über den Marſch und den Wal
von anderem zu ſchweigen, führen. Die Sinfonie an den Anfang e
Konzertreihe zu ſtellen, deren Zweck muſikaliſche Erziehung iſt, he
ich für unfruchtbar. Man konnte klein beginnen, und ſo auch das
mähliche Werden des Orcheſters vernünftig zur Anſchauung bringen.
iſt aber nicht Erziehung, wenn man arme Leute an eine mit Lec
hiſſen vollbeſetzte Tafel lädt, ja, man erweiſt ihnen, recht verſtanden,
Hubert Samper.

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Anfang 7½ Uhr: Zweiter Kammermuſikabend des Schnurrbuſchqu
tetts. Orpheum, Anfang 734 Uhr: Katja, die Tänzerin.
Volkstheater abends 8 Uhr: Die goldene Eva. Unig
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Fußball.

Sytverein Darmſtadt V. f. R. Germania, Pfungſtadt. 1:0.
2. Unentwegt zogen auch geſtern wieder Darmſtadts Fuß=
bc
eunde in Scharen mit der Ligamannſchaft des Sportver=
ern
nach Pfungſtadt, die dort zum fälligen Verbandsmeiſter=
ſch
sſpiel gegen die Ligamanſchaft des Vereins für Raſenſpiele
mania anzutreten hatte. Der vom Verband angeſetzte
dsrichter blieb, was keine Seltenheit gerade im Oden=
wa
kreis zu werden ſcheint, wiederum aus. Bei der Wahl
zw den Eberhardt=Pfungſtadt und Hofmann=Darmſtadt be=
ſtin
ite das Los den letzteren, dem ſich bei ſeinem Zeichen zum
in das Beſte ſtellte, was beide Vereine für je eine Liga=
ſchaft
zurzeit zur Verfügung haben. Flott und aufgeregt
ut beiderſeits ein Spiel, bei dem ſchon in der erſten Se=
Müllmerſtadt in forſchem Angriff haarſcharf neben Pfung=
Pfoſten lenkt. Darmſtadt verlegt mehrfach das Spiel in
Gegners Hälfte, jedoch allmählich wird dieſes verteilter
mit ungeſtrimer Kraft wandert der Ball im Spielfeld von
er zu Gegner. Was zu erwarten war iſt eingetroffen. In.
geſehener Anſtrengung machen ſich beide Mannſchaften das
Ey en recht ſauer, jeder will dem anderen den Erfolg ſtreitig
umg n. Sportvereins Sturm ſird mit reichlichen Bällen ver=
im
Innenſturm klappt es jedoch nicht ſo wie bei frühe=
rey
Spielen. Becker ift, nach erſt geheilter Verletzung, noch zu
voy htig. Peemüller, im Pfungſtädter Tor, kann gerade, noch
ſiy lal im letzten Augenblick rettend eingreifen. Sonſt verder=
Pfungſtadts Hinterleute den Darmſtädtern die Torgelegen=
Trotz größter Anſtrengungen kann keine Partei einen
erzielen. Das Spiel geht hart auf hart. Im Anfang der
en Spielzeit liegt Pfungſtadt mehr im Angriff, allmählich
jedoch bis zum Schluß der Sportverein das Spiel dau=
n
des Gegners Hälfte. Bei einem Angriff wird Müllmer=
im
Strafraum unfair zu Fall gebracht, er erwiſcht jedoch
Zall wieder und ſchießt ein ſchönes Tor. Der Schiedsrichter
den Erfolg nicht zu, da dieſer Spieler regelwidrig angegan=
ſeiwurde
. Den verwirkten Elfmeter ſchießt Stephan in be=
aer
Manier ins Pfungſtädter Tor. Noch lebhafter wird jetzt
Spiel, doch Pfungſtadt wird von ſeinem Gegner, der heute
balls einen guten Tag hat, im Schach gehalten. Gegen Ende
Pfungftadt nochmals vereinzelt aufkommen. Sportverein
ſoch nunmehr die überlegene Partei und läßt ſich ſeinen Er=
bl
nicht mehr ſtreitig machen. Sein Sieg war verdient und
r erſtritten. Alle Mannen kämpften mit ſeltener Friſche,
auer und Energie. Jeder ſtand auf ſeinem Poſten, im
en waren ſie an Technik und Ballbehandlung ihrem Gegner
egen. Bei Pfungſtadt fehlte trotz guter Einzelleiſtungen
ich das Zuſammenſpiel. Polſterer war ihr beſter Mann.
ihardt, eint talentierter Spieler, fand zu wenig Unter=
ng
von ſeinen Nebenleuten. Der Erſatz=Schiedsrichter war
ich genau und gerecht. Er verſtand ſich Geltung zu ver=
en
und ließ ſich das Spiel keinen Augenblick aus der Hand
en. Sein Hauptverdienſt war es unſtreitig, daß das an
harfe und äußerſt raſche Spiel jedem gefallen mußte.
tverein, Liggerſatz V. f. R. Darmſtadt, Ligaerſatz 2:2
tverein, 4. Mannſch. V. f. R. Darmſtadt, 4. Mannſch. 13:0.
Atverein, 1b Jugend Eintracht, Darmſtadt, 1. Jugend 1:0.
Nachdem Sportvereins beide ſchwebende Proteſte ſich endlich
noch zu ſeinen Ungunſten entſchieden haben, iſt der Stand
dᛋlie der Kreisliga des Kreiſes Odenwald vom Süddeutſchen
Fußbaliverband.

* Spiele gew. un. verl. Tore Pkt. ſvereinigung Sandhofen 10 23. 5 18 tverei 98, Darmſtadt, . 10 38..10 16 Weinheim 26. 10 12 TI. Olympia, Lorſch. 7. 14 iania, Pfungſtadt . 22. 24 Vgg. Arheilgen 10.11 10 R., Bürſtadt . . 5. 13 n, Beſſungen . . . 9. 29 ipia, Lampertheim . 11. 20 R., Darmſtadt . . 8. 19 V. f. R. Darmſtadt Olympia Lampertheim 3:1.

k- Endlich ein Sieg des V. f. R. Der Bann iſt gebrochen.
3:1 ſchlägt die Ligamannſchaft die gleiche von Olympia Lam=. Ein ſchöner Abſchluß der ſo mit Unglück vergangenen
le der Vorrunde. Ein ſchöner, ausgeglichener Kampf, in dem
R. mit größter Begeiſterung ſpielt. Bereits in den erſten
Minuten erzielt Darmſtadt durch Elfmeter, den Berger mit
htſchuß verwandelt, den erſten Erfolg. Später iſt es Rückert,
nach gutem Durchſpiel den zweiten Treffer bucht. Lampert=
s
Halbrechter ſchießt bald darauf für ſeinen Verein das erſte
Cinen wunderbaren Ecball von Berger verwandelt Schnei=
der
erſtmals an Stelle von Nungeſſer Linksaußen ſpielt, und
t das Reſultat 3:1 für V. f. R. ſtellt. Halbzeit 3:1. Bei Wie=
eginn
ausgeglichenes Spiel, beißerſertig wird hart gekämpſt.
en Schluß drängt Lampertheim ſtark, kann jedoch nichts er=
n
. Schluß 3:1 für V. f. R. Der Schiedsrichter, ein Herr von
R. Frankfurt, leitete gut.
erſatz V. f. R. Darmſtadt Liggerſatz Sportv. 98 (0:2) 2:2.
Dieſes Spiel fand vormittags auf dem Stadion ſtatt. Beide
inſchaften ſtanden in guter Aufſtellung und lieferten ſich bei
htvollem Morgenwetter einen einwandfreien Kampf. Sport=
in
98 erzielt in der erſten Halbzeit durch Heß und Böhm zwei
e, während in der zweiten Halbzeit Herm. Waldhaus und
ig die beiden Tore für V. f. R. ſchoſſen. Herr Dröll von
C. leitete gut.
Mannſch. V.f.R. 3. Mannſch. Sportv. 98 3:1 für V.f. R.
Mannſch. V.f.R. 4. Mannſch. Sportv. 98 0:14 für Spv. 98.
Jgd. V.f.R. 2a Jgd. V.f. R. 0:0.
Jgd. V.f.R. 1a Schüler V.f.R. 1:1.
Schüler V.f.R. 1b Schüler Sport. 98 (Sportv. 98 nicht
angetreten).
Odenwald=Pfalz.
Mannheim WaldhofF.Cl. Pirmaſeus, 2:0.
Pfalz LudſvigshafenFeudenheim, 2:1.
Phönir Ludwigshafen-Phönix Mannheim,
V.f.B. Mannheim03 Ludwigshafen, 2:0.
Die Verbandsſpiele im Main=Bezirk.
Bezirksliga.
Sämtliche Bezirksſpiele wurden trotz des ſchlechten Wetters
der dadurch bedingten ſchlechten Fußballplätze ausgeführt
endeten zumeiſt mit den erhofften Reſultaten.
F. Sp.=V. FrankfurtSportverein Offenbach 2:0 (1:0).
Rtückſpiel auf dem Sportplatz Bornheim, bei gutem Beſuch
d unter guter Leitung von Licht=Stuttgart. Ueber das Spiel
t ſich wenig mitteilen, da die Mannſchaft des Platzbeſitzers
em Gegner von Anfang bis zum Schlußpfiff in jeder Be=
hung
überlegen war. Als Klumpp durch guten Kopfſtoß auf
e Flanle von Eattermann einen Treffer erzielte, gab ſich die
Innſchaſt weiter keine ſonderliche Mühe, und erſt gegen Schluß,
Zeſeuert durch das Publikum, gelang ein zweiter Erfolg, wiede=
n
durch Klumpp, der ſich fein durchgeſpielt hatte und aus faſt
möglicher Stellung den Tall einſchoß. Sportverein ſpielte in
Eetracht des leichten Gegners ſehr läſſig und nahm die Sache
tkei nicht ernſt. Der Geaner kann aber auch wirllich nichts,
I5 an Oberliga erinnert. Die Mannſchaft verteidigte zahlreich

und unternahm im geeigneten Augenblick einige Vorſtöße, die
manchmal gefährlicher ſind, als ſie ausſehen und verhängnisvoll
werden könnten. Sportverein war durch das 1:1 der Eintracht
gewarnt und ließ ſeine Deckung trotz großer Ueberlegenheit hinten.
V. f. R. Kickers=OffenbachEintracht=Frankfurt 3:1 (1:0).
Viele der Zuſchauer, die nach dem Bieberer Berg gepilgert
waren, kamen wenigſtens inbezug auf Fairneß auf ihre Koſten.
Denn ſo hart das Vorſpiel im Riederwald war, ſo fair verlief
das Rückſpiel in Offenbach. Eintracht ſpielte, wie ſchon ſo oft,
Fußball in guter Vollendung. Die Kombination war tadellos,
doch klebte der Ball zuviel in der Mitte, und bei den Bodenver=
hältniſſen
war natürlich bei der ballſicheren Verteidigung von
Offenbach wenig zu erreichen. Auch wurde im gegneriſchen Straf=
raum
viel zu wenig geſchoſſen. Anders der Gegner. Dieſer ſpielte
nicht ſo ſchön, dafür aber flink und energiſch. Kam er einmal
nach vorn, ſo war es immer gefährlich. Herr Belz=Stuttgart
leitete den Kampf einwandfrei und hatte das Spiel ſtändig in der
Hand, was bei dem Offenbacher Publitum viel heißen will.
Helvetia=FrankfurtHanau 93 4:1 (1:0).
Dieſes Spiel fand auf dem Sportfreundeplatz ſtatt, da der
Platz der Helvetia nicht ſpielfähig war. Als Herr Müller von
Beiertheim, der das Trefſen umſichtig leitete, anpfiff, kamen beide
Mannſchaften komplett. Niemand hätte es geglaubt, daß Hel=
betia
einen derart zahlenmäßig hohen Sieg buchen würde. Hel=
betia
ſand ſich überraſchenderweiſe ſofort auf dem ſchlüpfrigen
Platz zurecht und war gleich im Angriff. Die 93er konnten ſich
gar nicht zurechtſinden und mußten ſich in der 15. Minute einen
Ball von Popp gefallen laſſen. Gegen Ende der erſten Spiel=
hälfte
wird das Spiel offener, ohne daß jedoch beide Parteien
weitere zählbare Erfolge aufweiſen können. Sofort nach Wieder=
beginn
iſt Hanau bis zum Schlußpfiff mit einzelnen Ausnahmen
ſtändig im Angriff und Vorteil. Helvetia verteidigt jedoch gut
und ſicher. In der 7. Minute, als Hanau ſtark gedrückt und weit
aufgerückt iſt, kommt der Ball zu Platt. Dieſer läuft kurz ent=
ſchloſſen
davon und Nummer 2 iſt fertig. Hanau drückt immer
noch und erzielt auch endlich in der 23. Minute durch den Mittel=
ſtürmer
nach glänzender Einzelleiſtung den Ehrentreffer. Von
nun an beginnt eine regelrechte Belagerung des Helbetiatores,
aber den Hanauern gelingt nichts, da zuviel gefunkelt wird, und
der Rechtsaußen, anſtatt zu flanken, in eigennütziger Manier jedes=
mal
ſolange trippelt, bis ihm der Ball weggetreten wird. Es
folgt wiederum ein unverhofſter Durchbruch. Popp überſchaut
die Lage und ſchiebt an dem freiſtehenden Linksaußen, der zum
dritten Erfolg einſendet. Trotzdem laſſen die Hanauer nicht nach,
Das Spiel wird aber aufgeregt. Wiederum iſt Helvetia durch.
Fritz wird unfair gelegt. Den Elfmeter verſchießt Popp. Da er
ungültig war, muß er wiederholt werden und Meier ſchießt faſt
in die Hände. Zwei Eckbälle für Hanau werden erfolgreich ab=
gewehrt
. Das vierte Tor erzielte Neier. Der Sieg der Helbetia
war infolge des großen Eifers verdient, zahlenmäßig aber zu
hoch, da die Hanauer Mannſchaft zwei Drittel vom Spiel mehr
hatte und das beſſere Spiel zeigte.
Viktoria=Aſchaffenburg Sportklub=Bürgel, 2:2 (1:0.)
Sportklub Bürgel konnte in Aſchaffenburg einen Punkt ret=
ten
und ſpielte gegen die auf eigenem Platz kaum zu ſchlagende
Elf ein gutes Spiel. Leider wurde dieſes reichlich ſcharf durch=
geführt
und Meier=Stuttgart hätte unbedingt mehr eingreifen
ſollen. Bei der Pauſe führte Aſchaffenburg mit 1:0 durch ver=
wandelten
Elfmeter. In der zweiten Hälfte erhöht Aſchaffen=
burg
ſeine Torzahl auf zwei. Bürgel kann ebenfalls durch Elf=
meter
ein Tor aufholen. In der letzten Minute gelingt es der
zäh kämpfenden Mannſchaft des Sportklubs, einen Fehler der
Verteidigung geſchickt auszunutzen, und das Ergebnis auf 2:2 zu
ſtellen. Herr Meier=Stuttgart, ſonſt der energiſche, zielbewußte
Leiter, wußte heute wieberum nicht zu gefallen. Er war viel zu
langſam in ſeinen Entſcheidungen und griff nicht durch.
Nordmain=Kreisliga.
Abteilung 1.
V.f. R. 01 FrankfurtMerkur 08 Frankfurt, 11:0.
Sp.=V. 07 HeddernheimT.= u. F.=Vg. Oberurſel, 1:1.
Abteilung 2.
Germ. 94 Frankfurt-Viktoria und 1912 Eckenheim, 3:0.
V.f.R. Olhmpia FrankfurtT.= u. Sp.=G. Fechenheim, 1:3.
F.=G. 1902 Seckbach-Boruſſia Frankfurt, 1:4.
Oſtmain=Kreisliga.
V.f.B. Groß=AuheimRüla, 0:1.
Viktoria 1894 HanauGermania Niederrodenbach, 6:1.
T. u. Sportvg. 1860 HanauV.f.B. Friedberg.
Bayern.
Niederlagen der früheren Deutſchen Meiſter.
Die früheren Deutſchen Meiſter, Fußballklub Nürnberg und
Spielvereinigung Fürth, ſetzten die ſüddeutſche Fußballwelt durch
ihre wiederholten Niederlagen nachgerade in Erſtaunen. Sie
verloren geſtern wieder gegen zwei in der laufenden Saiſon nicht
einmal beſonders ſtarke Gegner.
Schwaben=AugsburgF.C. Nürnberg, 4:2.
60 MünchenSp.=Vg. Fürth, 2:0.
F. V. NürnbergWacker=München, 2:1.
M. T. V. Fürth-Bahern=München, 3:2.
WürttembergBaden.
Stuttgarter SportklubKickers=Stuttgart, 1:*
MühlburgPhönix=Karlsruhe, 0:0.
PforzheimHeilbronn, 2:3.
Weitere Reſultate:
Städtekampf: Köln-Leipzig, 1:0.
Wiener RapidWacker, 3:2.
AmateureAdmira, 4:2.
HakbaW.A. F., 3:1.
OſtmarkHertha, 1:1.
Deutſcher, F.Cl. PragVienna, 2:0.
Budapeſter F. T. C.Kiſpeſti, 4:0.
M. T. K. Zuglo, 0:0.
U. P.=E.Vaſas, 0:0.
Beſtrafte Fußbalſvereine.
Wegen Austragung nicht genehwigter Spiele wurden vom
Deutſchen Fußballbund folgende Vereine mit Spielſperre bis
zum 1. Juli 1924 beſtraft: Dresdener Spielveretnigung, Nürn=
berger
Fußballverein, Wacker=München, N.N.W. Berlin und
Union=Altona; ferner Viktoria=Berlin wegen Verhaltens in der
Schweiz.
Der Mittelläufer Lang der Fürther Spielvereinigung, der an=
geblich
nach Braſilien auswandern wollte, hat ſich neuerdings bei dem
Hamburger Sportverein angemeldet.
Radfahren.
Neu=Yorker Sechstagerennen.
Das 19. Neu=Yorker Sechstagerennen, das Sonntagnacht ſeinen
Anfang nahm, ſieht die deutſche Mannſchaft Bauer=Dietz
mit 14 erſtklaſſigen internationalen Paaren in Konkurrenz.

Hockeg.
Darmſtädter Sockeyklub 1 V. f. R. Mannheim 1 7:3 (3:1).
H. Der Darurſt. Hockeyklub hat die Niederlage in Mann=
heim
wieder gut gemacht. Der glatte Platz beeinträchtigte das
Sbiel ſtark. Darmſtadt paßt ſich zuerſt an und geht in flottemt
Tempo vor und durch Halblinks in Führung. Bis zur Pauſe
wird die Torzahl auf 3 erhöht, denen Mannheim kurz vor Seiten=
wechſel
1 Tor entgegenſetzt. Nach Seitenwechſel iſt zuerſt D.H.C.
überlegen und vermag 2 weitere Tore zu erzielen. Einige Mann=
heimer
Spieler ergehen ſich nun in recht unangebrachten Bean=
ſtandungen
gegen den neutralen Schiedsrichter und bringen da=
durch
einen Mißton in das bis jetzt einwandfreie Spiel. Das
viele und laute Reden macht das Spiel jetzt unintereſſant. V.f.R.
drängt einige Zeit und holt 2 Toxe auf (5:3). Doch D.H.C. reißt
das Spiel wieder an ſich und ſtellt durch 2 ſchöne Tore von Halb=
rechts
und Halblinks das Endreſultat auf 7:3. V. f. R.s Stärke
war die Verteidigung und Läuferreihe. Der Sturm ſpielte zer=
fahren
und zögerte zu lange im Schußkreis. Die Darmſtädter
lieferten ein ſehr gutes Spiel, Verteidigung, Torwächter und
Läuferreihe waren ſehr gut. Im Sturm fielen die Außenſtürmer
durch ſchlechtes Platzhalten etwas ab. Der Innenſturm zeigte
ſein gewohntes, raumgreifendes Spiel. Die Aufmerkſamkeit der
Stürmer ließ zu wünſchen übrig, manche gutgemeinte Vorlage
wurde durch unaufmerkſames Spiel verpaßt. Das Unterhalten
mit den Gegnern lenkt nur ab und ſchadet dem Spiel.
Offenbacher KickersTv. 57 Frankfurt, 0:4.
Eintracht Frankfurt 1Turngeſ. Hanau, 3:1.
Eintracht Frankfurt 2Tb. Rödelheim, 1:0.
Eintracht Frankfurt 3L. S.M. Frankfurt, 1:0.
Ragby.
Sp.=V. OffenbachHeidelberger R.=Rl., 3.32.
Ringen.
Städte=Ringkampf: NürnbergFrankfurt, 17:11.
Pferdeſport.
Wie bei den Flachrennjockeis O. Schmidt, ſo ſteht in dieſem
Jahre bei den Hindernisjockeis M. Oertel weit über ſeinen Berufs=
kollegen
. Obgleich er im Frühjahr nur eine beſchränkte Reitlizenz hatte,
brachte er es während des Jahres durch ſeine hervorragende Reitkunſt
auf 52 Siegesritte, und zwar ſteuerte er hauptſächlich die Pferde der
Ställe Oswald und A. v. Negelein. Aus dem Kampf um den zweiten
Platz ging Kukulies, mit 27 Erfolgen hervor, dem als Nächſter
Edler, der im Frühjahr mit den Pferden des Geſtüts Srarpel faſt alle
größeren Nennen gewann, mit 26 Siegen foigt. Der vorjährige Cham=
pion
H. Bismark ſteht mit 24 Siegen an vierter Stelle, vor dem aus=
ſchließlich
in Weſtdeutſchland tärigen Joclei Klapper mit 19 und Dyhr
mit 17 Siegesritten. Zehnmal und öfter konnten noch folgende Hinder=
nisreiter
ſiegreich zur Wage zurückkehren: Seibert und Pfeiffer je 15mal,
Borowſki und Ehnert je 14mal, Ackermann, Kränzlein, Roſe und Ulbrich
je 13mal, Gorgas, F. Lüher und K. Schuller je 12mal, Stolpe 11mal
und Köhnke, Maté und Unterholzner je 10mal.
Das Championat der Herrenreiter eroberte ſich Herr von
Herder mit 34 Siegen zum dritten Male. Er war das ganze Jahr
über mit gleichmäßig guten Erfolgen im Sattel tätig und ſtützte ſich
in der Hauptſache auf die Inſaſſen des von ihm geleiteten Reunſtalles.
Wenn die Reitweiſe des Herrn von Herder vielleicht auch an Feinheit=
eingebüßt
hat, ſo ſicherlich nicht an Cnergie und Siegeswille. Der eben=
falls
heiß umſtrittene zweite Platz endete in einem toten Reunen zwi=
ſchen
Leutnaut Staudinger und dem oſtpreußiſchen Champion
Eckartsberg mit je 20 Siegesritten. Mit 15 Erfolgen ſteht Heru
v. Borcke an vierter Stelle vor Freiherrn v. d. Bottlenberg, dem Cham=
pion
von 1922, mit 14 Siegen, die aber Beide nach der unliebſamen
Affäre in Prag nicht mehr in den Sattel ſtiegen. Herr v. Falkenhauſen
kehrte 13mal als Sieger zur Wage zurück, während Herr von Falken=
hayn
, ſowie die beiden in der Probiz tätigen Herren O. Weunmohs
und Bartels je 11 Siege zu berzeichnen hatten. Der in letzter Zeit arg
vom Pech verfolgte Herr K. v. Weſerhagen kennte es nur auf 9 Siege
bringen. Als nächſte folgen die Herren G. Freeſe, O. Hanike und F.
Ludwig mit je 7, ſowie der vielfach in Dänemark tätige Herr v. Peltzeu
mit fünf Siegesritten.
Juterne Springkonkurrenzen.
Als Auftakt einer Reihe kleinerer und größerer Turniere, die im
Laufe des Winters im Hippodrom in Frankfurk a. M. vor ſich
gehen ſollen, veranſtaltete das Frankfurter Sportkartell unter Leitung
ſeines Geſchäftsführers Major Nette Samstag nachmittag zwei in=
terne
Springkonkurrenzen, die in der Hauptſache dem
Nachwuchs Gelegenheit geben ſollten, ſich für ſchärfere Anforderungen
vorzubereiten. Man ſah recht gute ſportliche Leiſtungen, manch jungen
Reiter und manch junge Reiterin.
Die Reſultate: Ermunterungsſpringen: 1. H. Flersheims Spitz=
bube
(Beſ.), 2. Freudenſteins Erlkönig (Beſ.). Jagdſpringen (mittlera
Klaſſe): 1. W. Strauß Mauerblümchen (Beſ.), 2. Dr. Jacobis Niko=
ſaus
(Oberlt. Betzel), 3. M. J. Oppenheimers Ja=ich=weiß (Walter
Oppenheimer), 4. Dr. W. Wienands Prinz (Gch. Wienand), 5. M. J.
Oxpenheimers Debadaſchi (Walter Oppenheimer).
Ein größeres Turnier, beſtehend aus Material=, Dreſſur= und
Springprüfungen, plant das Sportkartell für Sonntag, 16. Dezember,
zugunſten der Frankfurter Notgemeinſchaft. Um die hippiſchen Vor=
führungen
weiteſten Kreiſen zugänglich zu machen, ſoll ein mäßiger Ein=
trittspreis
für alle Plätze erhoben werden.

Winterſport.
Ausſtellung für Winterſport und Waudern in Karlsruhe.
Zur Belehrung der Bevölkerung, beſonders der Jugend, wilſ
das Landesgewerbeamt Karlsruhe im Januar 1924 unter Mit=
wirkung
der Sport= und Wandervereine ſowie der Verkehrsorga=
niſationen
eine Sonderausſtellung über Winterſport und Wan=
dern
beranſtalten. Die Ausſtellung ſoll den Charakter einer
Lehrveranſtaltung haben und nicht rein geſchäftsmänniſchen
Zwecken dienen. Die Veranſtaltung wird am 12. Januar er=
öffnet
. Anmeldungen ſind bis ſpäteſtens 10. Dezember ans
Badiſche Landesgewerbeamt in Karlsruhe zu richten, das über
alles nähere Auskunft erteilt.
Weitrennen.
Wettfahrt zwiſchen einem Schnellzug und einem Fiat=Wagen.
Jüngſt wurde zwiſchen dem Schnellzug MailandRom und einem
Fiat=Wagen 501 auf der Strecke ParmaRom eine Wettfahrt aus=
getragen
. Der vom Rennfahrer Sawitz geführte Wagen traf in Rvm
mit einem Vorſprung von 47 Minuten ein und gewann damit eine
Wette von 10 000 Lire.

I. Die Handelsgeſellſchaft für Autoweſen (Hawag) in
München hat eine beachtenswerte Cinrichtung getroffen: Ein
on ihr in Sonnenſtraße 9 errichtetes Veratungs= und Vermitt=
lungsbüto
(B.V.B.) ſoll es jedermann geſtatten, ſich in allen
automobilrechniſchen, ſowie rechtlichen Fragen ſachkundigen Rat zu
ſolen. Die Rechtsberatungsſtelle unter Leitung des Syndilus
des A. D. A. C., Rechtsanwalt Dr. Lechner, gibt Auskunft über
alle das Kraſtſahrzeugweſen betreffenden Rechtsfragen und die
Veratungsſtelle iſt für Mitglieder des A. D. A. C. koſteulos.

[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Dezeutber 1923,

Rummer 3:

Blühende Stauden und Sträucherim Winter.
Wer helle, ſonnige Fenſterplätze im mäßig warmen Wohn=
zimmer
hat, kann ſich ohne ſonderliche Mühe den Genuß ſom=
merlich
blühender Pflanzen bereiten, während die freie Natur
vom Froſt in Bann geſchlagen iſt. Dabei iſt es nicht einmal
unbedingt nötig, daß die zu treibenden Gewächſe ſchon im Spät=
ſommer
oder Herbſt eingetopft werden und feſt eingewurzelt in
den Treibraum kommen. Friſch dem Land entnommen, in ent=
ſprechende
Töpfe gepflanzt und dann ſogleich getrieben, gewinnt
man köſtliche Schmuaſtücke blühender Pracht. Allerdings muß
das Land dann froſtfrei ſein, um die Pflanzen herausgraben zu
können. Eine dicle Laubſchicht im Herbſt darüber gebracht,
ſchafft das wohl; da ſie aber für den Liebhabergärtner nicht
immer überall angebracht iſt, iſt für ihn das Eintopfen der zu
treibenden Pflanzen im Herbſt ratſamer.
Welche Stauden eignen ſich nun am beſten für den Blumen=
freund
, dem zumeiſt nur die warmen Wohnräume zur Treiberei
zur Verfügung ſtehen? Aus dem Garten wähle er Arabis
alpina, das Alpencänſekraut, Daronicum, die Gemswurz, das
Fliegende Herz, Veilchen, die Schleifenblume Iberis femper=
florens
, Primula denticulata, Primula alatier, Tauſendſchön,
Schneeglöcchen, Phlox Laphami und andere Frühligsphlox=
Arten, die gefüllten Leberblumen in blau, weiß und rofa, und
den Goldlack. Der Wald bietet Schlüſſelblumen, Leberblumen,
Lerchenſporn, Anemonen in weiß und gelb und Frühlingsknoten=
blumen
.
Das Treiben der Maihlumen iſt ein Kapitel für ſich! Sie
fordern hohe Wärme, dunkeln Stand und hohe Feuchtigkeit. Auch
ſind dem Garten entnommene Keime nur unter gewiſſen Be=
dingungen
tauglich zum Treiben und Waldmaiblumenkeime gänz=
lich
unbrauchbar.
Von den Sträuchern iſt wohl der Flieder der beliebteſte
Treibſtrauch. Und das mit Recht. Seine herrlich gefärbten
Blütentrauben, der köſtliche Duft, die lange Haltbarkeit und ſein
anſpruchsloſes Weſen lohnen die geringe Mühewaltung über=
reich
. Nicht zu hohe Temperatur, heller Stand und reiche Waſ=
ſergaben
veranlaſſen den Flieder, ſeine gut gefärbten Blüten
mitſamt dem grünen Laub zu entfalten, die farbloſen Blüten,
von gelbblaſſen Stielen gehalten, ſind mit ihren laubleeren Zwei=
gen
das Ergebnis hoher Wärmegrade in dunklem Naum. Nach
beendeter Blüte werden die Triebe bis zu den ruhenden Augen
zurückgeſchnitten, umgepflanzt in recht mohrhafte Erde, wobei
vom Wurzelfilz dicke Schichten heruntergeſchnitten werden, und
ſobald es das Wetter erlaubt, kommen die Flieder, mit den
Töpfen eingeſenkt ins Freie. Flüſſige Dunggaben folgen und
die Einſchränkung der Waſſermengen bei völliger Entziehung
der Dunggüſſe im Auguſt begünſtigt die Blütenknoſpenbildung
und führt zur Ruhezeit hinüber. Bei guter Pflege kann der
Flieder alljährlich mit Erfolg getrieben werden. Man wird ihn
dann nehmen, wenn er viel Blütenknoſpen zeigt, die leicht von
Laubknoſpen zu unterſcheiden ſind.
In gleicher Weiſe wie der Flieder laſſen ſich Deutzien trei=
ben
. Die prächtig roſablühende Mandelaprikoſe Prunus triloba,
der Ranunkelſtrauch, Kerria japanica mit feinen goldgelben
Blütenbällen, Staphylea, die Pimpernuß, die goldige Glöckchen
tragende Forſythia, der Schneeball und auch die lila Glyeine als
Knonenbäumchen. Schwieriger iſt es, Roſenblüten im Winter
zu gewinnen. Der Anfänger kaufe ſich treibfertige Roſen vom
Gärtner und ſtelle ſie erſt Anfang Februar hell und kühl, d. h.
bei 610 Grad Celſius auf. Beginnen die Roſen zu treiben, iſt
die Waſſerzufuhr zu erhöhen. Auf Blattläuſe iſt ſehr zu achten,
denn ſie ſiedeln ſich gar zu gern auf den zarten Roſentrieben an
und ſind läſtige Plagegeiſter. Je ſonniger der Fenſterplatz iſt,
deſto beſſer. Sonnenlicht, milde Wärme, und nicht zu frühes
Treiben zeitigen ſchöne gedrungene Triebe. Meiſt zeigen ſich
nach dem 5. Blatt die erſten Knoſpen. Es können aber auch erſt
6, 8 oder gar 10 Blätter kommen, ehe die Knoſpen folgen, die
Eigenart der Roſenſorte beſtimmt dies nicht. Auch die abge=
blühten
Roſen kommen in einen kühlen, froſtfreien Raum und
ſpäter dann ins Freie.
Perjüngte Kirſchbäume.
Verjüngen von Obſtbäumen verbindet man gewöhnlich un=
trennbar
mit dem Ziele des Umpfropfens. Vielfach ganz unbe=
kannt
iſt die Maßnahme, die einem Baum durch das Herabneh=
men
der Krone mit ihrem alten, nur noch unvollkommene Früchte
hervorbringenden Fruchtholz, ihren weitausladenden, die Ernte
erſchwerenden Aeſten eine mehrjährige Ruhepauſe zu gewähren
ſtrebt, während der er neue Kräfte ſammeln und eine junge, ge=
ſchloſſene
, mit neuem, kräftigem Fruchtholz verſehene Krone bil=
den
kann. Leider haben wir nicht viel übermäßig alte Bäume,
die noch geſund ſind, um ſolch ſtarken Rückſchnitt zu vertragen.
Vielleicht hat uns aber auch die weit verbreitete Anſchauung,
man dürfe einem Obſibaum nicht ungeſtraft größere Wunden zu=
fügen
, zu ängſtlich in der Frage des Rückſchnittes gemacht. Das
beweiſen ſchon die vielen umgepfropften Bäume, bei denen die
Edelreiſer hoch in die Krone geſetzt ſind, weil es da nicht ſo
große Schnittflächen gibt. Beim Steinobſt iſt die Furcht vor Harz=
fluß
bedeutend. Sie verhindert oft ſogar das regelrechte Aus=
putzen
. Daß aber Harzfluß nicht von Verletzungen oder Wachs=
6

tumsſtörungen, wie ſie das Herausſchneiden von Aeſten oder das
Herabnehmen einer großen, ſtarken Krone doch mit ſich bringt,
herrühren kann, daß ein ſolches Verjüngen ſogar von recht gro=
ßem
Vorteil für den Baum wie für den Beſitzer auch bei Stein=
obſtbäumen
ſein kann, lehren vielfach erprobte Erfahrungen. In
den Vororten von Frankfurt a. M. zum Beiſpiel finden wir um=
fangreiche
, geſchloſſene und gemiſchte Kirſchenpflanzungen mit
Tauſenden von Kirſchbäumen, die ſich bis in ein recht bedeuten=
des
Alter außerordentliche Geſundheit bewahrt haben. Vom
Harzfluß, wie von dem ſogenannten Kirſchenſterben, über welches
ſchon ſeit Jahren aus den Hauptanbaugebieten dieſer Frucht be=
richtet
wird, gewahrt man hier nichts. Sie haben ſich in dem tief=
gründigen
, milden, vielfach mit in der Verwitterung begriffenen
Kalkſteinbrocken durchſetztem Lehmboden, der auch den Kern=
obſtbäumen
ſp außerordentlich zuſagt, zu meiſt recht umfang=
reichen
und, was beſonders auffällt, recht hochſtrebenden Bäumen
ſentwickelt. Dies war auch der Anlaß, die Bäume zurückzuſchnei=
den
, weil die Crnte mit der Zeit bis zur Unmöglichkeit erſchwert
wurde. Viele Bäume hat man zwei bis drei Meter über dem
Kronenanſatz geköpft, und es iſt ihnen gut befommen. Jetzt iſt
das Zurückſchneiden der Krone der Kirſchbäume hier allgemein
üblich und es ſcheint, als ob man es manchmal ganz ohne zwin=
genden
Grund vornimmt, ſondern eben nur, weil es der Nachbar
auch macht. Auch iſt man hinſichtlich des Zeitpunktes gar nicht
wähleriſch, meiſt ſind alle Monate der vegetationsloſen Zeit dazu
recht, aber auch mit weit vorgerückten Blütenknoſpen werden auf ſie Frühreife, leichtere Maſtfähigkeit und größeres
noch Bäume abgeworfen.
Dieſe Beiſpiele ſind beſonders wertvoll für alle Fälle, wo
zugleich ein Umveredeln der betreffenden Bäume vorgenommen
werden ſoll.
Die Herſtellung eines Waſſerbehälters im Kleingarten, auch wegen des vorzüglichen Fleiſches leckerer Braten.
Will man ſich im Kleingarten einen Waſſerbehälter oder eine
Ziſierne ſelbſt herſtellen und dabei von dem primitiven Regen=
faß
abſehen, ſo iſt vor allen Dingen darauf zu achten, daß im
Grunde der Ausſchachtung eine gute Unterlage aus Schlacken heblich zuzunehmen. Eine Zeitlang war ſie eine der beli=
oder
kleinen Steinen hergeſtellt wird. Darauf bringt man eine Entenraſſen, mußte aber ſpäter der Peking= und der ind
etwa vierzig Zentimeter dicke Schicht aus Zement oder eine dop=
pelte
Lage von Ziegelſteinen. Die Stärke des Bodens muß der
Größe des ganzen Behälters entſprechen, denn je größer die
Waſſermenge iſt, deſto ſtärker iſt der Druck auf den Fußboden.
Auch die Wände werden entweder gemauert oder aus Zement und Gewicht zugenommen, und ſie bleibt immer noch ein
hergeftellt. Will man eine größere Ausgabe nicht ſcheuen, ſo nierender Waſſervogel. Die alte Farbe, wildfarben ha
kann man für die Umfaſſungswände ſauch Tonröhren nehmen,
die in allen Größen käuflich zu haben ſind. Um den Zement= kann faſt als ideal bezeichnet werden, und alles iſt gut
geſchmack, den das Waſſer in der erſten Zeit der Benutzung des Fleiſchbildung ausgenutzt. In Zeichnung und Farbe gleie
Brunnens hat, zu beſeitigen, ſetzt man ihm etwas Waſſerglas Rouen=Ente genau der Wild=, März= oder Stockente, üb=
zu
. Weiter wirken auch Holzkohle und feiner Kies reinigend.
Man miſcht Kohſe und Kies mit einem entſprechenden Quantum
von grobem Diehſalz und einer geringen Menge von pulveriſier=
tem
Schwefel. Die Miſchung kommt in einen groben Sack und
wird in die Zifterne gehängt. Bexor ſie in Benutzung genom=
men
wird, d. h., hevor ſie mit Waſier gefüllt wird, ſollte ſie täg=
lich
etwa eine Woche lang mit eitiem Pinſel befeuchtet werden. grünlich=weiß und wechſelt von hell bis dunkel. Als Brüter
Alle dieſe Vorßereitungen ſind jedoch überflüſfig, wenn das
Waſſer nur als ießwaſſer für die Pflanzen verwendet werden die Eier am beſten von Hühnern ausbrüten. In der
ſoll. Den Pfiaſizen iſt es natürlich gleichgültig, welchen Ge=
ſchmack
das Waſſer hat.
Eierfehler, ihre Urſache und Abhilfe.
Ungewöhnlich kleine oder mißgeſtaltete Cier können entſtehen
durch Verbildung des Eileiters bei überreichlicher Fütterung,
nicht ſelten iſt aber auch eine ererbte Anlage ſchuld. Im erſten
Falle hilft Diät, ſo ſonderbar es auch klingen mag, daß die Eier
bei Futterentziehung größer werden ſollen. Iſt der Fehler er=
erbt
, dann iſt das Beſte, das Tier zu ſchlachten, da ſolche Hennen
doch zur Zucht nicht zu brauchen ſind. Liegt eine andere Störung
der inneren Organe als die durch Fettſucht hervorgerufene vor,
ſo iſt zunächſt die Urſache des Uebels zu ermitteln und, falls es
ſich um ein wertvolles Tier handelt, eine Heilung zu verſuchen, beachten, daß die Knochen ſowohl im rohen wie auch im geke
andernfalls weihe man das Tier der Bratpfanne.
Legt eine Henne ſogenannte Windeier, ſo iſt ebenfalls häufig wendeten Knochen noch friſch waren. Alle alten, trod
die Urſache in Verfettung zu ſuchen. Verabreichung weniger fett= gedörrten Knochen eignen ſich nicht als Hühnerfutter.
bildender Futtermittel und viel Bewegung bringt dann Abhilfe.
Vielfach liegt aber auch der Grund dieſes Uebels im Mangel an nährung und zur Eiererzeugung benötigen. Die Zuſam
Kalk, allgemeiner oder örtlicher Schwäche, zu häufigem Treten ſetzung iſt ſo vorzüglich, daß dieſe Fütterungsweiſe alle an
des Hahnes oder Schreck. Abhilfe und Vorbeugungsmittel haben weit übertrifft. Geſchrotene Knochen ſind für das Geflüge
ſich nach den jeweiligen Urſachen zu richten.
vorübergehende Schwäche der Legeorgane hervorgerufen werden. günſtig beeinflußt. Ausgekochte Knochen ſind natürlich nie
Iſt ein organiſcher Fehler die Urſache, ſo ſind ſolche Tiere von nahrhaft wie friſche, weil ſie einen Teil ihres Gehaltes an Er
jeder Zucht auszuſchließen, da derartige Eier zur Brut untaug= und Fett eingebüßt haben. Immerhin iſt auch das Schrot
lich ſind.
In übergroßen Eiern findet man in der Regel zwei Dotter.
Wir möchten derartige Eier mit einer Zwillingsgeburt der
Säugetiere vergleichen. Die Urſache ſolcher Zwei=Dotter=Eier volle Nährſtoffe entweder verloren gehen oder an Verdauli
wird gewöhnlich in zu üppiger Triebkraft des Eierſtockes zu einbüßen. Dasſelbe gilt von den Knochen, die ſchon lang
ſuchen ſein oder auch in einer Erſchlaffung der Muskulatur der lagert haben. Wer ſich ſolches Knochenſchrot herſtellen kann
Legeorgane. In letzterem Falle empfehlen wir, dem betreffen= verfüttert an das Huhn täglich 20 Gramm. Von dem Schrot
den Tiere reichlich Grünfutter zu geben und eiweißhaltige Futter= rohen Knochen darf jedoch nur etwa die Hälfte gegeben we
mittel ſparſam zu verabreichen.

Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
31)
Der ehrliche Warner ahnte nicht die Wirkung, welche ſeine
Worte hervorbrachten, und erſtaunte höchlich, als der Jüngling
ſich mit kurzem Abſchiedsgruß umwandte und raſch in dem
Dickicht verſchwand. Ihm und ſeinen Gefährten lag die Ver=
mutung
nicht fern, daß der Fremdling ſelbſt zu des gefürchteten
Räubers Baude gehöre, und ſtumm und furchtſam blickten ſie
ihm nach.
Leuthold ſeinerſeits wanderte aufs Geratetohl ſveiter. Je
tiefer er in den Wald eindrang, deſto ſchauerlicher ward der
Weg, deſto dichter rüäten die Tannenſtämme zuſammen. Ihre
hohen Wipfel ſchwankten über ſeinem Haupt und wehrten dem
Geſtirn des Tages, mit ſeinen Strahlen den düſtern Moosgrund
zu erhellen. Abenkeuerlich geſtaltete Felsblöcke lagerten zerſtreut
umher, von hochaufgeſchoſſenen Dornſträuchen und wuchernden
Waldkräutern umſchattet; jähe Steinwände verſperrten den Weg,
und oft ſahe ſich der kecke Wanderer genötigt, den gefahrvollen
Pfad dicht an dem Ufer eines tiefen Schluchtgewäſſers einzu=
ſchlagen
; doch ſein Fuß glitt nicht auf der ſchlüpfrigen Moosdecke
aus, und über dem Entſchluß, der ihn erfüllte, verachtete er die
Gefahren, die ihn bedrohten.
Der Weg führte nach einer halbſtündigen Wanderung ſteil
bergab in eine felſige, mit Tannen dicht umkränzte Schlucht aus
deren ſumpfigem Boden Schilf und Rohrgebüſch emporwucherte.
Noch beſann er ſich, ob er hinabſteigen oder den Rand der Tiefe
entlang gehen ſollte, als er plötzlich horchend das Haupt neigte.
Ein ſchwacher Jammerton drang zu ihm herauf, wie aus der
Bruſt eines Sterbenden. Zugleich gewahrte er unten am Rande
des Felſenkeſſels eine männliche Geſtalt, welche regungslos auf
dem Rücken lag und jene kläglichen Laute mit Mühe verdop=
pelte
als ſie des Jünglings anſichtig ward.
Iſt denn niemand, der Erbarmen mit einem Unglücklichen
hat? ächzte der Mann und richtete ſeine Augen flehend empor.
Wollt Ihr mich hier verſchmachten laſſen, nachdem mich das

Räubervolk zum Tode wund geſchlagen und dann in den Ab=
grund
geſtürzt hat?! Habet Mitleid, lieber Herr, dann wird auch
Euch gehölfen werden, wenn Ihr in Nöten ſeid.
Leuthold war ſchon auf dem Wege, ihm zu helfen. Er arbei=
tete
ſich mit Hülfe des an der Felſenwand hinaufkriechenden
Efeugeſchlinges von einem hervorragenden Stein zum andern
und gelangte wohlbehalten hinab. Voll Mitleid mit dem Hülf=
loſen
, deſſen blutbeflecte Stirne die erlittene Mißhandlung be=
zeugte
, näherte er ſich und ſprach:
Mut, armer Menſch. Ihr ſollt nicht verlaſſen ſein, ſo lange
ich Eei Euch bin.
Indem er ſann, wie hier der wirkſamſte Beiſtand zu leiſten,
hatte er Gelegenheit, den Verunglückten genauer zu betrachten.
Er war ſeines Rockes beraubt; im übrigen war ſeine Tracht die
eines Bauern des Gebirges. Seine Züge glaubte er ſchon früher
einmal geſehen zu haben, doch ohne ſich beſinnen zu können, bei
welcher Gelegenheit dies geſchehen.
Jener machte einen Verſuch, ſich zu erheben, ließ aber den
Kopf wieder mit Mattigkeit ſinken und ſagte:
Helfet mir auf; ich bin nicht im Stande, allein aufzuſtehen,
ſo übel haben ſie mich zugerichtet.
Leuthold bückte ſich ſchneill bereitwillig nach dem Verwunde=
ten
und faßte ihn ſanft unter den Schultern; aber bevor er noch
damit zu Ende war, umſchlangen ihn zwei nervige Arme, riſſen
ihn mit Heftigkeit zu Boden, und der, dem er ſo arglos Hülfe
bringen wollte, kniete über ihn und drückte ſeine Kehle feſt gegen
die Erde.
Willſt Du mich töten für meinen wohlgemeinten Dienſt?
ſtieß der ſchändlich Ueberliſtete aus ſeiner zuſammengeſchnürten
Kehle hervor.
Gib. Dein Ränzlein her und was Du ſonſt bei Dir trägſt
antwortete der Tückebold und entblößte zugleich ein breites
Meſſer, ſonſt geht Dir’s an den Kragen.
Gern, wenn Du weiter nichts willſt, antwortete Teuthold.
Nur laß mich vom Boden auf, ſonſt bin ich’s nicht imſtande.
Der Raubgefell ſprang ſchnell auf und hielt das drohende
Mefſer ausgeſtreckt vor ſich hin.
Hüte Dich wohl, einen Verſuch zum Widerſtand zu machen,
ſonſt koſtet’s Dich das Leben!

Die Rouen=Ente.
Wie ſich für die Zukunft in der Sühnerzucht ein Aufſa
und zwar nach der wirtſchaftlichen Seite hin, bemerko
machen ſcheint, ſo wird dieſer vorausſichtlich auch auf die
der Enten und Gänſe ſeinen Einfluß nicht verfehlen un
dernd und befruchtend auf beide wirken. Es bleibt wo
ſo eher zu erwarten, als der Mangel an Schlachtbieh no
Jahre hinaus fühlbar bleiben wird und man im ſchneller
ſenden Geflügelfleiſch einen Erſatz dafür finden muß.
Bo ſich irgendwie eine Gelegenheit bietet, ſollte man
auch im ſtädtiſchen Haushalt nicht verſäumen, einige Ente
Gänſe zu halten, ſei es auch nur zur Selbſtverſorgung. Di
und Haltung iſt nicht ſo ſehr vom Waſſer abhängig, wie
mein angenommen wird; wenn auch Waſſergelegenheit,
der Regel noch eine Nahrungsquelle für die Tiere darſtel
Nutzen iſt, ſo verfügen wir doch über Entenraſſen, wie
enten, indiſche Laufenten uſw., die ſich ſchon mit einem
Kübel Badewaſſer begnügen. Gänſe können Waſſer hock
entbehren als Ente verlangen aber dafür mehr Weil
als jene.
Die Zucht hat berſchiedene Entenraſſen in Körpe
Zeichnung und Farbe zur höchſten Vollkommenheit herange
und unter ihnen gibt es wieder ſolche von anſehnlichem

die auch zur Auffriſchung unſerer Landſchläge geeignet
übertragen. Unter dieſen Entenraſſen darf in erſter Rei
Rouen=Entente genannt werden, da ſie nicht nur durch
geglichene Formen und gute Fleiſchausnutzung, ſonder
durch Größe und Schwere auffällt. Eine ausgewachſen
gemäſtete Rouen=Ente iſt nicht allein ein umfangreicher, ſo
Ente ſtammt urſprünglich aus Frankreich, und zwar au
Umgebung Rouens, wurde nach England eingeführt u
berausgezüchtet und gelangte dann im durchgezüchteten
auch nach Deutſchland, um hier an Größe und Gewicht
Laufente viel Boden abgeben. Immerhin gibt es noch
kleinen Stamm von Züchtern, welche dieſe Raſſe hochhalter
Vorzüge zu ſchätzen wiſſen und ſie auf der Höhe zu halten
Wie bereits er ähnt, hat die Nouen=Ente bei uns noch an
beibehalten und jede Abweichung von ihr vermieden. Die
dieſe aber ganz erbebiich an Größe und Gewicht.
Außer der Fſeiſchnutzung iſt die Rouen=Ente in wirt
licher Beziehung eine der beſten, und gute Enten bringen:
bis auf 100 Eier im Gewicht von 7080 Gramm. Bei
ger Witterung beginnen die Enten mit dem Legen ſch
Mäxz und ſetzen es bis Juni fort. Die Farbe der E=
ſind
die Enten nicht beſonders zuverläſſig, und man läßt
Wochen niuß man die Entchen, vor Lälte und Näſſe
dann wachſen ſie ſchnell henan und werden härter.
Rouen=Entchen, die vom Waſſer abgehalten und einge
werden, erreichen bei guter Fütterung im Alter von acht A
oft ein Gewicht von mehr als 2 Kilogramm, ausgewa
Erpel im ungemäſteten Zuftande ein ſolches bis über 4, gem
ſogar bis 6 Kilogramm: Enten entſprechend weuiger.
Wie eingangs erwähnt, eignet ſich die Rouen=Ente v.
haft zur Kreuzung mit geisähnlichen Landenten, die de
an Frühreife, Maſtfähigkeit und beſonders an Gewicht gewi

Ini

Friſches Knochenſchrot für das Geſlüge
Bei Verwendung von Knochen als Geflügelfutter
Zuſtande nur dann den Hühnern zuträglich ſind, wenn die
Knochen enthalten alle die Beſtandteile, die die Hühner zu
Futter beſſer geeignet als Fleiſchkoſt, weil Knochenmehl nich
Dünnſchalige oder rohſchalige Eier können zeitweiſe durch macht, aber die Bildung der Muskulatur und die Eiererzeu
ausgekochten Knochen noch wertvoll genug, um mit Erfolg
Futtermittel verwendet zu werden. Das ſchlechteſte Schr=
dasjenige
aus gedörrten Knochen, weil beim Dörren biele
da die Hühner ſonſt leicht Durchfall bekommen.

Leuthold ſtand auf und löſte die Riemen ſeines Ran
Der Räuber ſtreckte die linke Hand aus, um die Beute in (
fang zu nehmen, ſtatt deſſen aber ſchwang jener mit Kraft
Ranzen und traf ſeinen Gegner damit mit ſolcher Gewalt an
Schlaf), daß er in die Knie brach und ſeiner Sinne beraub
Graſe lag.
Mit dieſer Rache zufrieden, hing der Sieger ſeine gere
Habe wieder auf den Rücken und ſchickte ſich an, die Schluck
verlaſſen, nachdem ein Blick auf den am Boden Liegenden
überzeugt hatte, daß er ſobald nicht aus ſeiner Bewußtloſi
erwachen würde. Da rauſchte das Tannengeſtrüpp zu
Seite, und ein Mann mit gewaltigem Barte und hohem,
vollem Gliederbau ſtand vor ihm und ſchwang einen gekrümt
Säbel über ſeinem Haupte.
Du biſt des Todes! ſprach er mit fürchterlicher Ruhe.
Leuthold ſtand, wie vom Blitz getroffen. Der, welcher
Stahl nach ſeinem wehrloſen Haupte zückte, trug die
ſeines Vaters.
Unbekümmert um die tödliche Waffe, mit deu Schrei
Vater! ſtürzte er an des Räubers Bruſt und hing, von
Drange ſeines kindlichen Gefühls betäubt, halb ohnmächtis
ſeinem Halſe. Der glaubte erſt, als der Jüngling ihn umk!
merte, er habe den Angriff der Verzweiflung zu beſtehen; al
aber zum zweitenmal den Namen mein Vater, mein te
Vater! ſtammeln hörte und des Jünglings tränenvolle At
erblickte, ließ er. den Griff ſeines Dolches los und befreite
ohne ſichtbare Kraftanſtrengung von der engen Umarmung,
Was kömmt Dir in den Sinn. junger Fant? fragte er
Geſellen, der auf die Knie geſunken war und die Arme
ihm ausſtreckte.
O, Ihr ſeid’s! rief Leuthold, ich kenne Euch, wie auch
Zeit Eure Mienen veränderte, mein Vater! Eure Augen
noch dieſelben wie damals, als wir nach dem Untergang un
Vaterſtadt getrennt wurden; hefiet ſie nicht ſo fremd auf (
Leuthold. Ich hin ja der Einzige, der Euch gebli=bei
ſuche Euch ſchon fo lange vergebens!
(Fortſetzung folg

22 Die Schläfe.

M