Darmstädter Tagblatt 1923


02. Dezember 1923

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Linzelnummer 1.5 Goldpfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
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Nummer 333
Sonntag, den 2. Dezember 1923
186. Jahrgang

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Rabatt weg. Bankionto: Deuiſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalbank.

as Beſatzungsregime im Ruhrgebiet.

Die Möglichkeit der Verminderung
der Beſatzungstruppen.
Brüſſel, 1. Dez. (Wolff.) Nach der Etoile Belge hat zwi=
n
der franzöſiſchen und der belgiſchen Regierung ein Mei=
igsaustauſch
über die Frage des Beſatzungsregimes im Ruhr=
iet
ſtattgefunden. Nach dem Blatt ſoll General Degoutte, als
n ihn nach dem Abſchluß des Vertrags der Ruhrinduſtrie mit
Micum über die Möglichkeit der Verminderung der Okku=
ionstruppen
befragte, geſagt haben, eine ſolche wäre möglich,
ne aber nur allmählich in dem Maße erfolgen, daß die Sicher=
der
franzöſiſch=belgiſchen Truppen gewahrt bleibe. Ausſchlag=
end
, aber ſei die Wiederaufnahme der Arbeit und die Art der
hhaltung des Düſſeldorfer Abkommens, durch die Arbeitgeber
Arbeitnehmer. Im übrigen werde die Frage der Vermin=
ung
nur im Einvernehmen mit den militäriſchen Autoritäten
Ruhrgebiet durchgeführt werden. An dem Tage, an dem die
giſch=franzöſiſche techniſche Kommiſſion in Sicherheit werde ar=
een
können, werde man zu dem Regime vom 11. Januar zu=
kehren
. Nach demſelben Blatt wird übrigens binnen kurzem
e Anzahl Ausgewieſener in das Ruhrgebiet zurückkehren
nen.
ſe Regieverhandlungen vor dem Abſchluß.
Berlin 1. Dez. Im Intereſſe der Wiederbelebung des
kehrs im beſetzten Gebiet wurden zwiſchen der deutſchen
chsbahn und der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie in
inz Verhandlungen über einen Modus vivendi geführt. Dieſe
en nun im Gegenſatz zu den früheren Verhandlungen einen
hen Verlauf genommen, daß die Zuſtimmung der deutſchen
tragsſeite, vorbehaltlich der Genehmigung durch das Reichs=
inett
, erwartet werden kann.

Vom Tage

Der Aelteſtenrat des Reichstags tritt am Dienstag um
12 Uhr zuſammen. Die Vollſitzung beginnt um 3 Uhr nach=
mittags
.
Die Reichstagsfraktion der Demokraten hat in ihrer Fraktions=
ſitzung
beſchloſſen, in der bevorſtehenden Plenarſitzung des Reichstages
durch den Abg. Haas ihre Zuſtimmung zu der Bildung der
neuen Regierung zu geben.
Gegenüber anderweitigen Meldungen teilt der Reichswährungskom=
miſſar
Dr. Schacht mit, daß ihm von keiner Seite jemals das Amt
des Reichsbankpräſidenten zugeſichert oder in Ausſicht ge=
ſtellt
worden ſei, daß er vielmehr das Amt eines Neichswäh
rungskommiſſars vorbehaltlos angenommen habe.
In München ſpurde am Freitag unter dem Vorſis des Geheim=
rats
Hans Sachs=Nürnberg eine Ortsgruppe der national=
liberalen
Landespartei in Bayern gegründet. Dem
Gründungsakt ging eine eingehende Darlegung der Gründe, die die
fränkiſchen Nationalliberalen veranlaßt hätten, ſich von der Deutſchen
Volkspartei zu trennen, voraus.
Nach einer Meldung aus Eſſen teilte der ſtellverrretende Bürger=
meiſter
in der Stadtverordnetenverſammlung mit, daß die ſeit Monaten
in franzöſiſcher Haft befindlichen Mitglieder der Stadtver=
waltung
, Bürgermeiſter Schäfer und Veigeordneter Kunz in
allernächſter Zeit zurückkehren könnten.
Auf den Fleiſchmärkten machte ſich in den letzten Tagen eine leichte
Senkung der künſtlich hochgeſchraubten Goldpreiſe bemerkbar. So iſt
der Preis für Rindfleiſch in Berlin im Durchſchnitt auf 2,2 zurück=
gegangen
.
Der braſilianiſche Senat ſtimmte dem Geſetzentwurf über
die Verlegung der Bundeshauptſtadt nach dem Hochland im Staate
Goyaz zu.

Amtlicher Oollarkurs 4 210 300000000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Nach der Kabinettsbüldung.

Das Kabinett Marx und Bagern.
* Berlin, 1. Dez. (Priv.=Tel.) Das neue Reichskabi=
t
, das, wie gemeldet, ſeine erſte konſtituierende Sitzung abge=
ten
hat, trat heute vormittag zu einer Sitzung zuſammen, bei
es ſich in erſter Linie um eine allgemeine Ausſprache über
politiſche Geſamtlage handelte. In Regierungskreiſen glaubt
n, daß von den gegenwärtigen, jetzt ſchwebenden innerpoliti=
n
Problemen vor allem die bayeriſche Frage durch
u Eintritt des Abg. Emminger als Juſtizminiſter
das neue Reichskabinett eine gewiſſe Entſpannung
A fahren könne. Man hofft, es werde möglich ſein, die ange=
bte
Verſtändigung mit Bayern auf der bishe=
en
Linie weiterzuführen, d. h. dadurch, daß man eine
viſion der Weimarer Verfaſſung im föderaliſti=
n
Sinne entſprechend den Wünſchen Bayerns in
sſicht nehme. Man iſt jedoch der Meinung, daß ein derartiges
ginnen längere Zeit in Anſpruch nehmen würde und angeſichts
geſamten politiſchen Konſtellation nur mit großer Vorſicht
Angriff genommen werden könne.
Der neue Preſſechef.
* Berlin, 1. Dez. (Priv.=Tel.) Der Staatsſekretär der
Aichskanzlei Kempkes, Mitglied der Deutſchen Volkspartei,
d auch unter dem Zentrumskanzler ſein Amt weiterführen.
gegen wird ein Wechſel in der Leitung der Reichspreſſeſtelle
treten. Reichskanzler Dr. Marx hat den Poſten eines Chefs
Reichspreſſeſtelle dem Verlagsdirektor der Germania, Re=
rungsrat
a. D. Dr. Spiecker, angeboten. Wahrſcheinlich
d Spiecker der Berufung Folge leiſten. Bisher war, wie be=
nt
, Major a. D. Kalle, der Bruder des volksparteilichen
ndtagsabgeordneten, an dieſer Stelle tätig.
Vom Wechſel im Wirtſchaftsminiſterium.
*Berlin, 1. Dez. (Priv.=Tel.) Wie wir zuverläſſig hören,
r einer der weſentlichſten Gründe, weshalb der bisherige
ichswirtſchaftsminiſter Köth einer an ihn ergangenen Anforde=
ig
, auch an dem neuen Kabinett Marx teilzunehmen, nicht ent=
ochen
hat, der, daß nach ſeiner Auffaſſung die Politik des Ein=
tskurſes
der fremdländiſchen Deviſen nicht länger aufrechterhal=
werden
kann, weil ſie weite Kreiſe der Wirtſchaft im Ver=
ltnis
zu gewiſſen anderen Wirtſchaftsorganiſationen in außer=
vöhnlichem
Maße ſchädige, ohne den erhofften Nutzen zu brin=
(. Da aber nach der Zuſammenſetzung des neuen Kabinetts
h: damit zu rechnen war, daß in Bezug auf die Aufaſſung über
ſen Politik eine wefentliche Aenderung eintreten würde, hat
rr Köth auf die Teilnahme an dem Miniſterium Marx ver=
hten
zu müſſen geglaubt.
die Berliner Preſſe zur Regierungsbildung.
Berlin, 1. Dez. Die geſtern gebildete Reichsregierung wird
n den Blättern nicht als ein eigentliches Koalitionskabinett an=
prochen
. Man glaubt, daß das Kabinett wegen ſeiner Zuſam=
enſetzung
eher eine wohlwollende Haltung der Deutſchnationa=
1, als eine ſolche der Sozialdemokraten finden dürfte. Wenn
ich die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion geſtern noch zu
ner Entſcheidung über ihre Stellung gegenüber dem Kabinett
m, hebt doch der Vorwärts hervor, daß durch die Mit=
iedſchaft
des Herrn Emminger das Kabinett in
n Augen der Sozialdemokraten eine ſchwere Belaſtung
fähren habe. In den Tendenzen, die er vertrete, liege ein ge=
ihrlicher
Konfliktsſtoff.
Das Kabinett Marx wird vorausſichtlich am Dienstag
r den Reichstag treten.
Der Lokalanzeiger will wiſſen, daß der Reichskanz=
r
die Abſicht habe, die Stellungnahme der Regierung in kurzer
1d präziſer Form niederzulegen und im Anſchluß daran um die
rmächtigung für eine Reihe dringend notwendiger
Taßnahmen, vor allem ſteuerlicher Art, zu erſuchen.
aes ſich um nicht verfaſſungsändernde Maßnahmen, handeln

wird, werde für die Annahme im Reichstage die einfache Mehrheit
genügen. Ein ausdrückliches Vertrauenspotum
werde, dem Blatt zufolge, von dem neuen Kabinett voraus=
ſichtlich
nicht gefordert werden.
Der Zemps und das neue Kabinett.
Paris, 1. Dez. (Wolff.) Der Temps ſchreibt zu der Bil=
dung
des Kabinetts Marx: Die Konſtituierung eines vierten
Kabinetts Streſemann, das ſich Kabinett Marx nennt, fällt zeit=
lich
zuſammen mit der Entſcheidung der Reparationskommiſſion,
zwvei techniſche Unterkommiſſionen einzuſetzen. Es ſei unglück=
licherweiſe
zu befürchten, daß dieſes neue deutſche Kabinett die
Aufgaben der Sachverſtändigen nicht erleichtern werde. Wie man
wiſſe, habe Streſemann ſeine Außenpolitik aufgebaut auf der
Ausbeutung von Streitigkeiten zwiſchen den Alliierten, und es
müſſe immer wieder wiederholt werden, daß er öffentlich erklärt
habe, er wolle Frankreich iſolieren.
Der Innenminiſter Jarres ſei ein Reaktionär und ein =
deutſcher
. Finanzminiſter Dr. Luther habe ſeine Rede vom
22. November mit einem Appell an den Willen, arm zu werden,
beſchloſſen. Der Reichswehrminiſter Geßler habe noch am 23. No=
vember
das Vorgehen der Militariſten in Sachſen und Thüringen
gedeckt. Der Arbeitsminiſter Brauns vergeſſe gern ſeinen Cha=
rakter
als Prieſter, um unter Freunden den Haß gegen Frank=
reich
und die Vorbereitung der Revanche anzuempfehlen. Was
den Reichskanzler Marx anbetreffe, ſo lobe man ſeinen konzilian=
ten
Charakter, aber er habe die verſchiedenen Miniſterien Streſe=
mann
unterſtützt, wie er das Kabinett Cuno unterſtützt habe,
und er ſei einer der Führer der Minderheit geweſen, die das
Miniſterium Streſemann bei der Abſtimmung unterſtützt hätten,
als es geſtürzt wurde.
Der Temps ſagt ſchließlich, er wolle, mit dieſen Tatſachen
keineswegs eine Kampagne gegen das vierte Kabinett Streſe=
mann
einleiten, aber er wolle ſich nicht täuſchen laſſen und nicht
glauben, daß die Löſung der Miniſterkriſe, einem Auferſtehen
eines nationaliſtiſchen Kabinetts vorzuziehen ſei.
Keine Illuſionen.
* Köln, 1. Dez. (Priv.=Tel.) In ihrem heutigen Leitartikel
zur rheiniſchen Frage ſchreibt die Kölniſche Volkszeitung: Wir
müſſen nicht nur einen von Deutſchland und vorgeblich auch von
Frankreich unabhängigen Rheinſtaat ablehnen, ſondern müſſen=
die
Franzoſen, die in dieſem Truggebilde, ein Haar gefunden
haben, um nunmehr nach Sicherungen innerhalb eines mit dem
Deutſchen Reiche verbundenen Staates zu ſuchen, deſſen Geſicht
ſie trotzdem nach Weſten drehen zu können glauben, auf den abſo=
luten
Irrtum in der Berechnung aufmerkſam machen. Wenn die
Not der Zeit das Vermögen des Reiches, das, wie man uns ſagt,
es den beſetzten Gebieten überlaſſen müſſe, ſich ſelbſt zu helfen,
Gedanken, die in einer beſſeren Zukunft als innerſtaatliche Fra=
gen
unſeres deutſchen Volkes reifen mögen, wirklich nicht zu unſe=
rer
Freude ſchon jetzt auf die Tagesordnung geſetzt haben, ſo
wiſſen wir darum doch, was wir dem geſamten Deutſchland und
der eigenen Zukunft unſeres Volkes ſchuldig ſind, und wir wer=
den
uns durch keinerlei Druck oder Argliſt von unſerer Deutſch=
Orientierung abbringen laſſen. Von dem unbeſetzten Deutſch=
land
müſſen wir natürlich verlangen, daß es uns auf dieſem Weg
mit aller Kraft, aller Liebe und allem Vertrauen begleitet, damit
die Laſt für uns nicht noch drückender wird, als ſie ohnehin ſchon
iſt. Wenn wir in dieſer Frage zeitweilig an den Maßnahmen der
Reichs= und Länderregierungen Kritik üben müſſen, ſo wäre es
doch ein ſchwerer Irrtum, wenn das franzöſiſche Volk aus ſolcher
Kritik auf die Möglichkeit einer Lockerung der ſeeliſchen Bande
ſchließen wollte. Nein! Alle Kritik entſpringt gerade daraus, daß
wir die feſte Verklammerung mit Geſamtdeutſchland in keiner
Weiſe gelockert ſehen wollen. Mag ſich alſo das franzöſiſche Volk
vor falſchen Berechnungen hüten, die es zu weiterem Druck und
hinaufgeſchraubten Forderungen verleiten kann. Es wird damit
nichts gewonnen, aber vieles verſpielt, was im Intereſſe einer
Einigung der beiden großen Völker von Herzen zu wünſchen wäre.

Die Woche.

Genau acht Tage hat es gedauert, bis nach dem Sturz des
Kabinetts Streſemann durch den Reichstag eine Neubildung der
Reichsregierung möglich wurde. Eine volle Woche war die poli=
tiſche
Leitung des Deutſchen Reiches lahm gelegt, eine volle
Woche wurde in Berlin verhandelt und wieder verhandelt, und
das einzige Reſultat iſt, daß nunmehr ein Kabinett gebildet
wurde, welches man kaum anders als eine Neuauflage des ge=
ſtürzten
bezeichnen kann. Ein Unterſchied beſteht allerdings, und
das iſt der, daß die Perſönlichkeit, welche, man mag ſonſt zu ihr
ſtehen wie man will, unzweifelhaft im In= und Ausland das
größte Anſehen genießt, nicht mehr dem Kabinett den Namen
gibt, ſondern daß Herr Dr. Streſemann im neuen Kabinett nur
den Poſten des Außenminiſters bekleidet. Unſere innerpolitiſchen
Zuſtände könnten nicht beſſer beleuchtet werden, wie dies durch
die Ereigniſſe der letzten Wochen geſchah. Als einer der auslän=
diſchen
Finanzleute, die damals in Berlin weilten, am Abend
des Tages, an dem der Reichstag das Kabinett Streſemann ge=
ſtürzt
, zu einem führenden deutſchen Induſtriellen, ſich dahin
äußerte, daß niemand mehr Luſt haben könne, mit einem Deutſch=
land
zu verhandeln, welches ſeinen zweifellos beſten Mann in
einem ſolchen Augenblick ohne zwingenden Grund erwürge, ſprach
er leider eine bittere Wahrheit aus. Ob das neue Kabinett Marx
den Weg durch das Labyrinth der deutſchen Innen,politik fin=
den
wird, muß nach allem, was vorangegangen, leider ſehr zwei=
felhaft
erſcheinen. Die breite bürgerliche Front, die alle Parteien
von den Deutſchnationalen bis zu den Demokraten umfaßt, iſt
auch diesmal wieder nicht zuſtande gekommen. Die Schuld daran
trifft zweifellos die Deutſchnationalen. Der Wunſch, nunmehr
auch in Preußen, dem größten der Länder, welches zwei Drittel
des ganzen Reiches umfaßt, die Regierungsverhältniſſe ent=
ſprechend
der allgemeinen Lage umzugeſtalten, mag verſtändlich
ſein. In dem Augenblick, in dem im Reich der Bürgerblock zu=
ſtande
kam, mußte unbedingt mit einer ſcharfen parlamentariſchen
Oppoſition der Sozialdemokrätie gerechnet werden, und der Ge=
danke
, daß ein ſozialdemokratiſcher preußiſcher Innenminiſter
Mittel und Wege genng haben würde, einer bürgerlichen Reichs=
regierung
Schwierigkeiten in den Weg zu legen, war durchaus=
nicht
etwa abwegig. Der Verſuch der Deutſchnationalen jedoch,
die Umſtellung der bürgerlichen Parteien zum Preußenproblenr
in dieſem Augenblick zu erzwingen, trug einerſeits
der Not des Reiches wenig Rechnung und war außerdem politiſch
unklug. Kam es den Deutſchnationalen wirklich darauf an, im
Reich nunmehr geſunde Verhältniſſe zu ſchaffen, ſo waren ſie
verpflichtet, durch ihren Eintritt in die Reichsregierung die Ver=
antwortung
dafür zu übernehmen, da ſie es in der Hauptſache
waren, welche das Kabinett Streſemann zu Fall gebracht. Die
Schaffung eines Bürgerblocks im Reich hätte zwangsläufig auch
in Preußen in kürzeſter Friſt eine ähnliche Entwicklung hervor=
gerufen
. Aber das iſt ja gerade das deutſche Unglück, daß man
in allen parteipolitiſchen Lagern ſehr häufig im entſcheidenden
Augenblick über perſönlichen Streitereien und Abneigungen jedes
Gefühl für Verantwortlichkeit vermiſſen läßt. Ein kleiner Licht=
blick
iſt es, daß die Beteiligung der Bayeriſchen Volkspartei beim
neuen Kabinett die Bereinigung des Verhältniſſes zwiſchen dem
Reich und Bayern zu erleichtern geeignet iſt. Wiederum bezeich=
nend
aber für unſere innerpolitiſchen Verhältniſſe iſt es, daß
zwar Herin Emminger von ſeiner Partei die Uebernahme des
Reichsjuſtizminiſteriums freigeſtellt wurde, jedoch ausdrücklich
ohne Bindung der Partei. Am Dienstag wird voraus=
ſichtlich
das Kabinett Marx vor den Reichstag treten, und gleich=
zeitig
wird bekannt, daß die Sozialdemokraten und Kommuniſten
das neue Kabinett mit einem Mißtrauensantrag begrüßen wer=
den
. Da die Deutſchnationalen zuſammen mit den Regierungs=
Parteien dieſen Mißtrauensantrag vorausſichtlich ablehnen wer=
den
, iſt zwar die politiſche Lage des Kabinetts vorläufig noch
etwas günſtiger wie die des Kabinetts Streſemann vor ſeinenr
Sturz. Bezeichnend aber iſt es, daß die neue Regierung nicht in
der Lage ſein wird, ſich vom Reichstag das Vertrauen votieren
zu laſſen. Das Kabinett Marx wird dem Reichstag eine Art
kleines Ermächtigungsgeſetz vorlegen, durch welches dieſer auf
geſetzmäßigem=Wege auf ein halbes Jahr vertagt würde. Es
muß abgewartet werden, ob dieſer Vorſchlag die Zuſtimmung
des Reichstags findet. Daß ohne ein ſolches Ermächtigungs=
geſetz
auch das neue Kabinett in ſeiner Aktionsfähigkeit derartig
eingeengt wäre, daß daraus die Kataſtrophe für das Reich ent=
ſtehen
müßte, unterliegt keinem Zweifel. Sollte der Reichstag
dieſes Geſetz zu Fall bringen, ſo bliebe keine andere Möglichkeit
als die Auflöſung.
Es iſt eine überaus bedauerliche und ernſte Tatſache, daß
das Verhalten des Reichspräſidenten vor und während der letz=
ten
Kriſis das Vertrauen weiter Kreiſe zu ihm ſtark erſchüttert
hat. Die Tatſache, daß Herr Ebert dem Reichskanzler Streſemann
die Vollmacht zur Auflöſung des Reichstags verweigert, ſie dann
Herrn von Kardorff und auch Herrn Albert bereit war, zu geben,
während er ſie Herrn Stegerwald wiederum verweigerte, die
Tatſache alſo, daß die Auflöſungsvollmacht jedesmal dann ver=
weigert
wurde, wenn ſie ſich in der Hauptſache gegen links ge=
richtet
hätte, ſcheint zu beweiſen, daß Herr Ebert ſich über partei=
politiſche
Bedenken im entſcheidenden Augenblick nicht hinweg=
zuſetzen
vermag, eine ſchwere Enttäuſchung, welche die Unſicher=
heit
unſerer inneren Zuſtände noch um ein Beträchtliches vermehrt.
Nur dann wird die Reichsregierung vielleicht das deut=
ſche
Volk aus dem gegenwärtigen Elend herauszuführen ver=
iögen
, wenn parlamentariſches Intrigenſpiel ſie nicht bei jeder
Gelegenheit zu gefährden vermag. Der Brief Dr. Luthers, in
dem dieſer am Donnerstag den Reichspräſidenten erſuchte, ihn
von der Weiterführung der Geſchäfte des Reichsfinanzminiſters
zu entbinden, da er die Verantwortung für ein weiteres Inter=
regnum
nicht mehr länger übernehmen könne, war ein Warnruf
der ohne Kommentar verſtanden werden konnte. Das Ge
ſamtbild unſerer Finanzen iſt derart, daß ein
Schwebezuſtand wie der jetzige die dringende
Gefahr einer Vernichtung der letzten Hoffnun=
gen
bedeutet.
Die Auswirkungen der achttägigen Regierungskriſis ſowohl
auf finanziellem als auch auf politiſchem Gebiet ſind noch keines=
wegs
abzuſehen. Am Tage ſeines Rücktritts hatte Dr. Streſe=
mann
noch einen weſentlichen Erfolg ſeiner Kanzlerſchaft zu ver=
zeichnen
. Der Abſchluß des Vertrags zwiſchen der Micum und
der Ruhrinduſtrie bewies, daß die Taktik Dr. Streſemanns die

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Seite 2.

Darinſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.

Rummer 3:

richtige war, und daß die Franzoſen doch die Verantwortung für
das wirtſchaftliche Chaos im Einbruchsgebiet ſcheuten. Zweifel=
Ios war dieſer Erfolg immer noch teuer genug bezahlt. Die In=
duſtrie
hat offenbar Opfer von größtem Ausmaß gebracht, um die
allgemeine Arbeitsloſigkeit zu verhindern. Ob ſie, ohne zuſam=
menzubrechen
, dieſe Opfer auf die Daer tragen kann, iſt eine
Frage, die erſt don der Zukunft beantwortet werden kann; der
Vertrag gilt ja nur bis zum Januar; bis dahin muß ſich zeigen.
wie die Dinge weiter laufen. Jede Tonne Kohle iſt mit einer
Steuer von 10 Franken belaſtet, den Einbruchsmächten ſind
Deputatkohlen zu liefern, die Regiebahnen bekommen Kohlen
zu Preiſen, auf deren Feſtſetzung wir keinen Einfluß haben, die
bereits geförderten Kohlen, auf den Halden ſind beſchlagnahmt,
auf Deutſch: geſtohlen. Darüber hinaus müſſen die Induſtriel=
len
15 Millionen Dollar als Kohlenſteuer für das abgelaufene
Jahr bar bezahlen. Das bedeutet eine ſo erhebliche Belaſtung,
daß darüber unſere Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt ge=
fährdet
iſt. Inwieweit die Wirtſchaftsmaſchine überhaupt unter
dieſem Druck noch laufen kann, kann erſt die Praxis ergeben.
Der Gedanke aber, daß damit die Kataſtrophe im Ruhrgebiet end=
gültig
verhindert wäre, wäre leider durchaus falſch. Ebenſo wich=
tig
wie die Förderung der Kohle iſt der Transport, und ſo lang
die franzöſiſche Bahnverwaltung nicht richtig funktioniert,
iſt auch nicht daran zu denken, daß die Arbeit in vollem Umfang
wieder aufgenommen wird. Die franzöſiſche Taktik, welche di
wertbeſtändigen deutſchen Zahlungsmittel im beſetzten Geßiet
nicht zuläßt, beweiſt jedenfalls klar, daß man den wirtſchaftlichen
Druck nach wie vor benutzen will zur Förderung der politiſchen
Ziele Frankreichs an Rhein und Ruhr.
Wenn aber die Beſchlüſſe der Botſchafterkonferenz, welche
das Ergebnis eines ſtarken engliſchen Drucks auf Frankreich
waren, noch einen ſchwachen Hoffnungsſchimmer ließen, ſo muß
doch die Veröffentlichung der offiziellen Reuteragentur vom Don=
nerstag
, die überall das größte Aufſehen erregte, ſehr nachdenk=
lich
ſtimmen. Während bisher im allgemeinen England auf dem
Standpunkt ſtand, daß die Entwaffnung Deutſchlands als be=
endet
zu betrachten ſei, nahn: jene Reuterveröffentlichung den
entgegengeſetzten Standpunkt ein und machte ſich in der Entwaff=
nungsfrage
die franzöſiſche Argumentation völlig zu eigen. Der
amtliche Charakter der Reuterkundgebung iſt inzwiſchen zwar
dementiert worden. Trotzdem ſheint es Tatſache zu ſein, daß es
den unterirdiſchen Einflüſſen der Hochtorys gelungen iſt, die
engliſche Regierung gegenüber Frankreich zum Entgegenkommen
zu zwingen. Sir John Bradbury, der engliſche Delegierte in der
Reparationskommiſſion, hat Anweiſungen erhalten, die ganz ge=
eignet
ſind, ſelbſt Herrn Poincaré verſöhnlich zu ſtimmen. Der
beſchränkte Sachverſtänbigenausſchuß kommt ganz nach den
Wünſchen des franzöſiſchen Premierminiſters zuſtande, und man
kann ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß in den letzten Tagen
zwiſchen Frankreich und England wieder einmal das berühmte
Kompromiß auf Koſten Deutſchlands zuſtande gekommen ſei.
Sollte das aber der Fall ſein, ſo wäre es die furchtbare Schuld
derjenigen, welche durch den Sturz der Regierung Streſemann
den letzten Reſt deutſchen außenpolitiſchen Kredits unbedenklich
zerſtört haben. Acht Tage lang war das Deutſche Reich ohne Re=
gierung
. Vor einem Scherbenhaufen ſteht das deutſche Volk
und ſeine neue Regierung.

* Der ſinkende Franken.
Seit dem Tage des Ruhreinbruchs iſt der internationale
Wert des franzöſiſchen Frauken um ein volles Drittel zurück=
gegangen
, der Franken hat niemals eine ſo niedrige Bewertung
erfahren, wie gerade jetzt. Und das trotz des großen Sieges
den Herr Poincaré an der Ruhr erfochten hat. Den Franzoſen
macht das zwar einige Sorge, aber ſie helfen ſich ſehr leicht dar=
über
hinweg und behaupten, das ganze ſei nur eine Machination
der internationalen Bankwelt. Sie weiſen darauf hin, daß ihre
Steuereingänge zugenommen haben und weit über den Budget=
voranſchlag
hinausgehen, daß der franzöſiſche Außenhandel jetzt
bereits die Vorkriegsziffer übertrifft und Arbeitsloſigkeit ſo gut
wvie gar nicht vorhanden iſt. Deshalb, meinen ſie, könne ein
Grund zu einer Minderbewertung gar nicht vorhanden ſein. Da
iſt es nun intereſſant, was die Engländer darauf erwidern. Ein
engliſches Bankhaus gibt keine ſehr erfreuliche Schilderung des
franzöſiſchen Finanzweſens. Die Geſamtausgaben der Regierung
hätten in den letzten Monaten die Steuereingänge weit übertrof=
fen
und ein Defizit von ungefähr 30 Milliarden Franken für das
Jahr gezeitigt, das zwar durch innere Anleihen gedeckt wurde,
aber gleichzeitig auch eine Steigerung der inneren Schuld auf 300
Milliarden bedeutete. Die Zinſen für dieſen Betrag verſchlingen
die Hälfte aller Einnahmen. Vor allem aber haben die Englän=
der
erkannt, daß der Franzoſe zwar bereit iſt, dem Staate Geld
zu leihen, daß er es dagegen mit aller Entſchiedenheit ablehnt,
neue Steuerlaſten zu tragen, und daß deshalb das Staatsbudget
Frankreichs ſehr viel brüchiger iſt, als es von außen ausſieht.
Rechnet man dazu noch Frankreichs ausländiſche Schulden, denen
auf der Haben=Seité nur Deutſchlands Reparationsverpflichtun=
gen
gegenüberſtehen und daß Frankreich alles tut, um Deutſch=
land
nicht zum Zahlen kommen zu laſſen, ſehen ja die Engländer
tagtäglich , dann iſt es begreiflich, daß niemand mehr in die
Entwicklung des franzöſiſchen Geldweſens beſonderes Vertrauen
ſetzt. Die Franzoſen ſind heute bereits ſo weit wie wir, daß ihre
Valuta von der politiſchen Lage abhängig iſt.

Tranſitverkehr im beſetzten Gebiet.
Neue Verordnung der Rheinlandkommiſſion.
Paris, 1. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Koblenz
hat die Rheinlandkommiſſion beſchloſſen, von heute ab Waren,
die aus dem nicht beſetzten Deutſchland kom=
mend
, durch das beſetzte Gebiet geführt werden und
für das Ausland beſtimmt ſind, als internationale
Tranſitwaren zu behandeln, d. h. für ſie weder die Bezah=
lung
der Abgaben noch einen Nachweis der Ausfuhrbewilligung
der Beſatzungsbehörden weiterhin zu verlangen.
Separatiſiiſcher Katzenjammer in Rheinheſſen.
Mainz, 1. Dez. Nachdem die Sonderbündlerherrſchaft in
Koblenz ein ſchnelles und unrühmliches Ende gefunden hat,
ſcheinen auch die Separatiſtenführer in Rheinheſſen zu fühlen,
daß ihr Stündlein bald geſchlagen hat. Vorläufig wollen ſie
aber noch zeigen, daß ſie noch da ſind. Aus ihren Veröffent=
lichungen
ſpricht jedoch neben der bekannten hohlen Anmaßung
und Dummheit deutlich die Angſt vor dem, was da kommen
wird. Der ſogenannte Kreiskommiſſar Bierſack=Alzey, der den
dortigen Einwohnern als untergeordneter Eiſenhahnbeamter
aus ſeiner früheren Tätigkeit bekannt iſt, hat an die Beamten
in Alzey an 27. Nodember folgenden Aufruf gerichtet: Nach=
dem
ſich nun die Eiſenbahner der Station Alzey ſowie des Krei=
ſes
Alzey des neuen Regierung angeſchlofſen haben, kann es den
Beamten des Kreisamtes Alzey nicht mehr ſchwer fallen, ſich zu
entſcheiden, ob ſie die Arbeit wieder aufnehmen wollen odec
nicht. Wir fordern ſie daher zum letzten Male auf, den Dienſt
am Samstag, den 1. Dezember, um 8 Uhr vormittags, anzu=
treten
. Nach fruchtloſem Ablauf dieſer Friſt haben ſie alle
Konſequenzen, die Hayuzs entſtehen, ſich ſelbſt zuzuſchreiben.
Dr. Klein, der ſich Kreiskommiſſar von Bingen nennt,
bringt es fertig, folgende Bekanntmachung zu erlaſſen: Mit dem
heutigen Tage, dem 27. November 1923, wird die Flagge der
rheiniſchen Redublik auf Burg Klopp und dem Rathaus aufge=
zogen
. Ausdrücklich ſei feſtgeſtellt, daß keinerlei Beweggründe
politiſcher Art mich zu dieſen Anordnungen veranlaſſen, die weder
der Rheiniſchen Republik noch ihrem Anſehen ſchaden kann. Es
iſt daher zwecklos, irgendwelche Folgerungen aus dieſer Maß=
nahme
zu ziehen. Wer Gerüchte verbreitet, die meiner Anord=
nung
einen nicht zutreffenden Sinn unterſchieben, macht ſich
ſtrafbar und wird unnachſichtlich zur Verantwortung gezogen.
Freigeſprochen.
Mainz, 1. Dez. Bürgermeiſter Hainſtadt von Hei=
desheim
, der anläßlich der ſeparatiſtiſchen Unruhen verhaftet
worden war, wurde von den Franzoſen freigeſprochen.
Köln, 1. Dez. Wie der Kölniſchen Volkszeitung von zuſtän=
diger
kirchlicher Seite gemeldet wird, ſind die fortgeſetzten Be=
mühungen
des päpſtlichen Delegierten Monſignore Teſta und
des Erzbiſchofs Kardinal Schulte in Köln darauf gerichtet, die
franzöſiſchen und belgiſchen Beſatzungsbehörden zur Zurück=
nahme
oder wenigſtens zur Milderung der während des paſſiven
Widerſtandes verhängten Strafmaßnahmen (Gefängnis und
Ausweiſungen) zu bewegen. Monſignore Teſta konnte geſtern
dem Kardinal mitteilen, daß in einer ganzen Anzahl von Fällen
der gewünſchte Erfolg bereits erzielt ſei und daß für die nächſte
Zukunft noch weitere Strafaufhebungen erwartet werden dürfen.
Die Familien und Ortspfarrer derjenigen, die begnadigt wurden,
ſind von Monſignore Teſta unverzüglich benachrichtigt worden.
Die rheiniſche Goldnotenbank.
Bonn, 1. Dez. Die Banken des beſetzten Gebiets und die
Vertreter der franzöſiſchen und belgiſchen Banken haben ſich heute
in Bonn verſämmelt unter dem Vorſitz des Herrn Tirard,
Oberkommiſſar für Frankreich, und in Gegenwart von Baron
Rolin Jacqueynes, Oberkommiſſar für Belgien. An der Sitzung
haben weiter teilgenommen die Herren Philippſohn=Brüſſel, als
Vertreter der belgiſchen Banken, Atthalin Strohl, als Vertreter
der franzöſiſchen Banken, und Schweißguth, als Vertreter des
franzöſiſchen Finanzminiſters, Giscard und Wibir, als Finanz=
berater
der Hohen franzöſiſchen Kommiſſion, Kelge und Thomas=
ſon
, als Finanzdelegierte der Ruhrarmee, Dehon, als Vertreter
des Herrn Hannecourt. Von ſeiten der deutſchen Banken waren
antoeſend: Geheimrat Louis Haagen, Direktor Pferdmenges, Frei=
herr
Alfred v. Oppenheim, Freiherr v. Schröder, Bendix, Ge=
ſchäftsinhaber
des Barmer Bankvereins, alle aus Köln, Dr. Ham=
merſchmidt
, ſowie Dr. Wuppermann, beide aus Düſſeldorf, fer=
ner
Dr. Becker und Hirſchland, beide aus Eſſen. Infolge der be=
friedigenden
Ausſprache iſt beſchloſſen worden, die Statuten der
zukünftigen Geſellſchaft feſtzuſetzen.

Rentenempfänger und Stadtverwaltung.
Berlin, 1. Dez. Als der Stadtrat im Neuköllner Rathaus
die Forderung von etwa 100 Rentenempfängern ablehnte, die die
Bezahlung einer beſonderen Unterſtützung verlangten, wurde ein
Rentenempfänger tätlich. Schwere Ausſchreitungen konnten durch
das rechtzeitige Eingreifen des Ueberfallkommandos verhindert
werken, das mit Gummiknüppeln dasRathaus räumte und einige
Angreifer verhaftete.

Der britiſche Wahlfamp
Vor den engliſchen Wehlen.
London, 1. Dez. (Wolff.) Wie nunmehr endgültig fe
wurden für die bevorſtehenden Wahlen 1395 Kandidaten
ſtellt. Davon ſind 443 Kandidaten der vereinigten Liberale
ſolche der Unioniſten und 420 Kandidaten der Arbeiter
Unter den Kandidaten befinden ſich, wie bereits kurz ger
34 weibliche, darunter ſieben Anhängerinnen der Unioniſten
der Liberalen, 13 der Arbeiterpartei und zwei der Kooper
bezw. Unabhängigen Partei. Die Parteien in dem jetzt
löſten Parlament wieſen folgende Stärke auf: Unionifte=
Arbeiterpartei 144, Aſquith=Liberale 66, Lloyd George=Li
51, nordiſche Unioniſten 11, Unabhängige 7, Kommuniſten
glied.
Englands Stellung in Europa.
London 1. Dez. (Wolff.) Die Times ſchreibt in
Leitartikel mit Bezug auf die der konſerdativen Regierung
Wahlkampf durch die Londoner City geleiſtete Unterſti.
die darin zum Ausdruck komme, daß die City zwei Regier
mitglieder ohne jeden Widerſtand wiederwählte: Die Stim
der City ſei von großem Gewicht, in der ganzen Geſchäft
Großbritanniens. Hinter verſchiedenen finanziellen Frage
in dem gegenwärtigen Wahlkampf erörtert würden, ſtehe d
kenntnis der überwältigenden Notwendigkeit einer Regierun
mit der zweifelsfreien Unterſtützung der Wählerſchaft die E
lung Großbritanniens in Europa wieder
ſtelle. Die Lage in Europa ſei kritiſch und ihr müſſe mit
Methoden gegenübergetreten werden. Die Regierung müſſ
den Wahlen in der Lage ſein, die britiſchen Intereſſen mi.
ßerer Entſchloſſenheit als, je zuvor zu verteidigen. Es ſei
ſinn, zu erklären, daß Großbritannien und ſeine Regierun
vermeidlich und dauernd prodeutſch oder profranzöſiſch ſeier
überhaupt paſſiver und ſklaviſcher Parteigänger vor irgendje
bei irgend einer europäiſchen Streitfrage ſei. Großbritg
und das britiſche Reich ſeien entſchloſſen, an erſter Stelle p.
tiſch zu ſein. Da die erſte Notwendigkeit Großbritanniens=
den
in Europa ſei, ſo werde eine Regierung, die unan
bare Autorität beſitze, im Stande ſein, das britiſche Anſeh
rhöhen und England vor dem Unheil ſchmählicher
hängigkeit zu retten und das Gebiet der friedlichen
ſammenwirkung in Europa auszudehnen.
Es ſei die erſte Aufgabe einer britiſchen
gierung, die ſich mit den britiſchen Intereſſen, befaſſe, *
richtige britiſche Haltung gegenüber den ſen
glaublichen Verzerrungen des Friedensver
ges zu beſtimmen, die jetzt in einer geographiſchen G
tung des neuen Europas ſo gut wie feſtgelegt ſeien. Im g ſi
wärtigen Augenblick ſei die Regierung Baldwins notwend
weiſe in der auswärtigen Politik auf Zeitgewinn eingeſtellt.
könne keine radikale Entſcheidung treffen. Der Sachverſtänd
ausſchuß, der dieſe Woche im Foreign Office zuſammentrat,
tatſächlich, wie auch immer ſeine allgemeine Auffaſſung gen
ſei, nur techniſche Entſcheidungen treffen können, die durd
eigenartige Stellung der britiſchen Trup
im Kölner Gebiet notwendig wurde. Bradbury
in London und hatte zweifellos Unterredungen mit den Mit
dern der Regierung gehabt. Er habe jedoch keinerlei Inf
tionen erhalten. Er ſei ein unabhängiges Mitglied der Re=
tionskommiſſion
und die britiſche Regierung habe keiner
Neigung gezeigt, deſſen Wirken irgend welchen eig
Zielen unterzuordnen. Was auch Bradbury ſage und tue
handle als Mitglied einer Organifation, die nach britiſcher
ſicht und in Uebereinſtimmung mit dem Friedensvertrag
Stellung vollſtändiger Unabhängigkeit beibeh=
müſſe
.
Wie auch immer die zeitweiſe Lage ſei, es bleibe eine unz Mi die
felhafte Tatſache, daß ſich die Beziehungen zwiſchen England, Fgen
Frankrich in einem Zuſtand unerträglicher und m0
fährlicher Verwirrung befinden. Frankreich 199
ſich auf eine unabhängige Politik eingelaſſen, die das Geſicht r Me 9
ändert habe. England habe eine ſtarke Mißbilligrſ
dieſer Politik ausgedrückt, die im Verlaufe dieſes Jahres zu er
deutſamen Ereigniſſen geführt habe.
Nach engliſcher Anſicht drohten aus der zwangswei
Loslöſung eines großen und reichen Gebie=
von
Deutſchland und der künſtlichen Schaffu
einerneuenpolitiſchen Einheit Europasgefä
liche politiſche und wirtſchaftliche Folgen für Euro

und Großbritannien. England ſei ſicherlich Fra
reich nicht feindlich geſinnt, aber es ſei entſchlof
letzten Endes die britiſchen Intereſſen zu vert
digen. Es würde ſicherlich die leiſeſten Tatſachenanzeichen
grüßen, daß Frankreich bereit ſei, die britiſchen Wünſche und
tereſſen zu berückſichtigen. Die dringende Notwendigkeit im
genwärtigen Augenblick ſei, daß das britiſche Volk eine Regier=
habe
, die voll ermächtigt ſei, ſeinen wirklichen W.
len auszudrücken und die neue Lage mit Feſtigke
zu behandeln.

Mie
wer!
Hran
Nach
Eiche

* Adventsgebräuche.
Von Ernſt Edgar Reimérdes.
bz. Mit dem vierten Sonntag vor Weihnachten beginnt die
Adpentszeit, die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfeſt.
Bei uns in Deutſchland ziehen nach altem Volksbrauch während
der Adventszeit in vielen Orten die armen Kinder herum und
ſingen vor den Häuſern geiſtliche Lieder, wofür ſie kleine Geld=
geſchenke
erhalten. Aus dieſem Grunde nannte man die Advents=
zeit
früher auch wohl Singezeit. In Süddeutſchland nehmen
häufig Erwachſene an den Umzügen teil, die namentlich an den
Donnerstagabenden vor Weihnachten ſtattfinden. Es wird da=
bei
mit Ruten oder kleinen Hämmern an die Türen geklopft: man
wirft auch wohl Erbſen, kleine Steine uſw. an die Fenſter. Wegen
dieſes Brauches haben, die Abende bzw. Nächte den Namen
Klöpfel= oder Klöpflinsnächte erhalten. In Schwaben, wo ſie
Anklopfete oder Boſelnächte, d. h. Lärmnächte, heißen, führt man
den Urſprung der Sitte auf folgendes Vorkommnis zurück: Als
in alter Zeit Schwaben einmal von einer furchtbaren Peſt heim=
geſucht
wurde und alle Häuſer verſchloſſen waren, wagten ſich die
Leute nur nachts auf die Straße. Sie warfen dann bei ihren
Verwandten und Freunden eine Handvoll Erbſen an die Fenſter,
uu ſich bemerkbar zu machen und ein Lebenszeichen zu erhalten.
Wenn noch jemand in dem betreffenden Hauſe am Leben war,
ſo kam er ans Fenſter und bedankte ſich mit einem Vergelt’s
Gott für die Anfrage. In der Gegend von Rotenburg und
Wurmlingen dankt man heute noch mit einem Vergelt’s Gott,
wenn in den Boſelnächten Erbſen ans Fenſter geworfen werden,
Wahrſcheinlich ſind in dieſer Sitte heidniſche Elemente enthalten,
die nach Einführung des Chriſtentums eine Wandlung erfuhren.
Heidniſchen Urſprungs ſind auch die in der vorweihnachtlichen
Zeit in allerlei Verkleidungen auftretenden Geſtalten, wie Knecht
Ruprecht, St. Nikolaus, der Schimmelreiter, Pelzmärtel uſt.,
die ſämtlich auf Wodan zurückgehen, der nach altgermaniſchem
Gläuben um die Winterſonnenwende auf ſeinem weißen Roß
umherzog.
Ein eigenartiger Adventsbrauch wird noch hier und da in
Oſtfriesland (Emsgegend), in der Grafſchaft Bentheim ſowie in
Grofeld bei Berge (Provinz Hannoder) geübt: das Advents=
blaſen
oder Julblaſen. Es geht folgendermaßen vor ſich: Vom
erſten Adventsſonntag an bis zum Weihnachtsfeſt blaſen junge

man früher auf Holzhörnern, die in ihrer Form einer römiſchen
Tuba glichen. Sie waren zirka 1 Meter lang, an der Schallöffnung
10 bis 15 Zentimetr weit und beſtanden aus zwei zuſammen=
gelegten
Hälften, die mit Baſt verbund

den ſind: ihr Ton iſt dumpf und feierlich, er klingt ungemein
ſtimmungsvoll in den Abendfrieden eines Dorfes hinein. Um

hochangeſehen war. In Sachſen taten die Hirten ſich früher ans
verſchiedenen Gegenden zuſammen und blieſen Weihnachten in
der Vorhalle der Kirche, ſowie vor den Häuſern des Pfarrers
Küſters und anderer Honoratioren neunmal, d. h. dreimal nach=
einander
dreimal ins Horn. Der Dorfhirt zog ehemals am Heili=
gen
Abend häufig von Haus zu Haus und blies vor den erleuch=
teten
Fenſtern ſeine alten Weiſen, wofür er beſchenkt wurde. In
Halberſtadt und Umgegend blieſen die Kuh=, Schaf= und
Schweinehirten während der Adventszeit gemeinſam jeden
Abend an beſtimmten Plätzen in Dörfern und Städten dreimal
auf ihren Hörnern. Damit alles klappte, kamen ſie ſchon 14 Tage
vorher zu einer Uebung zuſammen. Die Schäfer, die keine Hör=
ner
hatten, pfiffen auf den Fingern dazu. Sobald die Hirten er=
ſchienen
, ſtürzten die Kinder des betreffenden Ortes herbei mit
dem Ausruf: Der heilige Chriſt kommt! Sie teilten den Hirten
auch ihre Weihnachtswünſche mit, die von dieſen den Eltern
übermittelt wurden.
1ieber den Urſprung der Sitte der Advents=Bäumchen,
Zweige und Kronen wiſſen wir wenig, vielleicht iſt ſie aus dem
am jüdiſchen Tempelweihefeſt üblichen Brauch hervorgegangen,
in jedem Hauſe einen ſog. Tempelleuchter aufzuſtellen. Während
des acht Tage dauernden Feſtes wurde jeden Tag ein neues Licht
auf den Leuchter geſteckt und angezündet, ſo daß am letzten Tage
ſämtliche Lichter brannten. So geſchieht es heute noch. Das
Adventsbäumchen iſt eine in einem Blumentopf gepflanzte kleine
Taune oder Fichte, auf die vom erſten Advent an jeden Sonntag
einzeln auch tvohl jeden Tag, ein Licht geſteckt wird, das man
kurze Zeit brennen läßt. Während das Be
chen brennt,

die Kinder des Hauſes Addents= oder Weihnachtslieder. An
Stelle des Adventbäumchens treten manchmal (z. B. in Hanu
ver) Addentszweige, mit Papierblumen geſchmückte, mit Lichte
beſteckte Tannenzweige, die Bekannte einander ſchenken oder
die Familie für ſich ſelbſt zurechtmacht. Die Adventskrone, die
Süddeutſchland am meiſten bekannt iſt, beſteht aus einem
Tannengrün umwundenen, an vier bunten Bändern hängend
Holzreifen, auf den in derſelben Weiſe wie auf Adventsbäumch
und Zweig Lichter geſteckt werden. Adventsbäumchen, Zweig u
Krone ſollen auf das Weihnachtsfeſt vorbereiten und im Hal
die Feſtſtimmung einleiten; ſie ſind die Verheißung, während
Weihnachtsbaum mit ſeinen zahlreichen Lichtern die Erfüllung

* Geldentwertung und ihre Folgen in Frankreich. Eine ?
ſerin ſchreibt: Beſitzerin einer kleinen Altersrente, die ich v
dem Kriege durch Einzahlungen in Goldfrauken ſichergeſtellt hal
nehme ich jetzt die Bezüge in Papierfranken ein, wodurch m
hinſichtlich der Lebenshaltung beträchtlicher Schaden erwäch
Nachdem nun die Zivil= und Militärpenſionen aufgebeſſert wu
den, erſchien es billig, daß die Tauſende von kleinen Penſionäre
von der Altersverſorgungskaſſe in gleicher Weiſe aufgebeſſe
würden. Dieſe beſcheidenen Arbeiter ſehen ſich der Hoffnung b
raubt, ein wenig Wohlſtand noch auf ihre alten Tage zu geni
ßen und finden ſich der Lage völlig preisgegeben. Wäre es nic
durchaus billig, an dieſe armen Sparer zu denken? Die Zeitu!
ſchreibt dazu: Gewiß, das wäre recht und billig. Aber die Wir
ſchaftler werben Ihnen ſagen, daß es ein Verdienſt der Inflätio
iſt, dieſe alten Schulden zu bereinigen und Schulden zu tilger
Der deutſche Staat z. B. hat ja durch die Notenpreſſe ſeine Vo.
kriegsſchulden verſchwinden kaſſen. Bei uns werden ja die alte
Schulden ebenſo raſch getilgt. Einer, der im Jahre 191
20 000 Franken ſchuldete (man kaufte damit damals Sachwerte i
gleicher Höhe) wird dieſe Schuld heute wohlfeil los. Die 2000
Franken, die er jetzt zurückzahlt, ſind nicht mehr wert als 400
vor dem Kriege. Es bleibt beſtehen, daß das eine offenbar
Ungerechtigkeit iſt und eine Art von Bankerott, der viele Opfe
zählt. Es erſcheint nur billig, auf alle Fälle dieſer armen Spare
zu gedenken, die geglaubt hatten, durch geduldige und oft be
ſchwerliche Einzahlungen ſich den Lebensunterhalt für die Tag
des Alters aufzuſparen. Der Bloc National hat daran bis)
nicht gedacht. Das gereicht ihm nicht zur Ehre.

[ ][  ][ ]

Nummer 333.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.

Seite 3.

Rekrarbeit im Staatsbetrieb.
Zehnſtundentag für die Beamten.
* Berlin, 1. Dez. (Prid.=Tel.) Wie verlautet, wird im
chsminiſterium des Innern gegenwärtig eine Verordnung
bereitet, die die Erhöhungder Arbeitszeit der Be=
ten
von 8 auf 10 Stunden anſtrebt. Wie wir hierzu
Gewerkſchaftskreiſen hören, haben die Organi=
tionen
gegen dieſe Erhöhungder Arbeitszeit=
uer
ſchon vor einiger Zeit Einſpruch erhoben. Die
tierungsmaßnahme will durch die Erhöhung der Arbeitszeit
Mehrarbeit auf die Beamten verteilen, die von der Abbau=
ordnung
nicht berührt werden. Die Gewerkſchaften haben
och darauf hingewieſen, daß eine ſolche Maßnahme zuſammen
dem Beſtreben, die Urlaubszeit der Beamten einzuſchränken,
die Mehrzahl der Beamten nicht tragbar ſei, ſondern daß ſie
nicht zuläſſige Belaſtung bedeute, die die Geſundheit und die
eitskraft der Beamten frühzeitig untergraben würde. Die
imtenvertretung will der Arbeitszeitverlängerung jedenfalls
t zuſtimmen, wenn nicht in der Frage der Goldgehälter ein
äglicher Ausgleich geſchaffen wird.
* Die Mehraxbeit im Kohlenbergbau.
Nach langen und ſchivierigen Verhandlungen iſt es endlich zu einer
regelung der Arbeitszeit im Kohlenbergbau gekommen. Es ergibt
für die direkt bei der Förderung beſchäftigten Arbeiter eine Ver=
gerung
der Arbeitsſchicht um eine Stunde. Wenn dieſe Vereinbarung
noch nicht ſo weit geht, wie man im Intereſſe der Wiederherſtel=
friedensmäßiger
Leiſtungen hätte wünſchen müſſen, ſo bedeutet ſie
einen kleinen Schritt vorwärts auf dem Wege zu einer dernünfti=
Löſung des Produktionsproblems. Allerdings läßt die Haltung der
verkſchaftsfunktionäre in den dem Bergbau verwandten Induſtrien
Befürchtung aufkommen, daß die Ausdehnung der jetzt für die Berg=
eiter
getroffenen Abmachungen auf die übrigen Zweige der Wiet=
ft
heftigem Widerſtand begegnen wird. Und doch wird dem deut=
Volk kein anderer Weg übrig bleiben als der, durch geſteigerte
eitsleiſtung die ſchweren Laſten auszugleichen, die uns der Verſailler
trag und das neue Abkommen mit der Micum auferlegen.
ue Telegramm= und Fernſprechgebühren.
Berlin, 1. Dez. Im Telegramm= und Fernſprechverkehr
den die Grundbeträge der Gebühren vom 1. Dezember ab um
d 50 Prozent erhöht. Die Erhöhung iſt nötig geworden, weil unterbau überzugehen, ſo möge das geſchehen. Aber immer ſollte
Telegraphenverwaltung am 15. November alle Kredite des
ches geſperrt worden ſind und ſie jetzt lediglich auf ihre eige=
Einnahmen angewieſen iſt. Die neuen Telegrammgebühren
en über die Friedensſätze hinaus. Die Telegraphie erforderte
dem Kriege erhebliche Zuſchüſſe, die aus den Ueberſchüſſen
Poſtbetriebes geleiſtet werden konnten, jetzt aber wegfallen.
neuen Fernſprechgebühren für den Ortsverkehr ſind für =
benutzte
Anſchlüſſe immer noch geringer als vor dem Kriege.
ſtellen ſich in den großen Ortsnetzen auf drei Viertel der
edensſätze und ſind bei der Mehrzahl der kleinen Ortsnetze
niedriger. Die Fernſprechgebühren ſind allerdings höher als
Friedensgebühren. Sie bleiben aber noch hinter den Inlands=
en
mancher anderen Länder zurück. Die wichtigſten Grund=
rtgebühr
von 15 Pfennigen, wobei für ein Telegramm minde=
s
acht Worte berechnet werden. Im Fernſprechverkehr koſtet
Ortsgeſpräch 15 Pfennige. Für Ferngeſpräche werden je
h der Entfernung zwiſchen 5 Kilometer und 100 Kilometer
Pfennige bis 1,35 Mark berechnet, darüber hinaus für jede
iefangenen 100 Kilometer 45 Pfennige mehr. Für dringende
ſpräche wird die dreiſache Gebühr, für Blitzgeſpräche das hun=
tſache
der Geſprächsgebühr erhoben.
Aerzie und Krankenkaſſen.
Berlin, 29. Nov. Die Arbeitsgemeinſchaft der Spitzen=
bände
der Krankenkaſſen erläßt folgenden Aufruf: An die
nkenverſicherte Bevölkerung! Der Leipziger Aerzteverband
die Krankenkaſſen einzuſtellen und Kaſſenmitglieder nur noch
Gefahr zu rechnen, daß ſtellenweiſe Aerzte auch die Behand= lichen Verkehr unbrauchbare Zuſammenſetzungen wie altſprach=
g
gegen bar ablehnen. Die Verordnung über die Kranken=
nung
dringt nur auf notwendige Sparſamkeit, um die Kran=
verſicherung
vor dem völligen Zuſammenbruch zu bewahren.
rer nichtigen Vorwänden hat der Leipziger Aerzteverband die
n 29. November verhindert und damit die beabſichtigte Ver=
idigung
vereitelt. Die Reichsregierung hält am Inhalt der
rordnung im Sinne der Richtlinien vom 22. November und
er Ergänzung vom 26. November feſt. Von den Verſicherten
d ihren Arbeitgebern erwarten die Spitzenverbände, daß ſie
bedrohten Krankenkaſſen in der Abwehr des ihnen grundlos
fgezwungenen Kampfes unterſtützen. Die Kaſſenvorſtände Lehrpläne für die deutſche Oberſchule und für
ig durch den Leipziger Verband und andere Kreiſe gefährdet
rſicherte und Arbeitgeber, Augen auf!

100 Jahre Monroeholfik.
Eine Rede des Siaatsſekretärs Hughes.
Philadelphia, 1. Dez. (Wolff.) Staatsſekretär Hughes
erklärte in einer Anſprache bei Gelegenheit der Jahrhundert=
feierder
Monroedoktrin, die Vereinigten Staaten ſeien
aus dem Kriege mit denſelben Zielen hervorgegangen, mit denen
ſie in ihn eingetreten wären. Obwohl ſie Sieger geweſen ſeien,
hätten ſie weder Gebietszuwachs noch Reparationen geſucht. Sie
wünſchten, daß Frankreich gedeihe und Sicherhei=
ten
erlange, daß ſeine Wunden heilten und ſeine gerechten
Forderungen erfüllt würden. Ebenſo wünſchten ſie ein
geeinigtes und gedeihendes Deutſchland zu
ſehen, das den Willen habe, Frieden zu halten
und bis zur Grenze ſeiner Leiſtungsfähigkeit Wiedergut=

machungen zu leiſten und das einen angemeſſenen Lohn
für ſeine Arbeit und Tüchtigkeit erlange. Sie wünſchten
das Feuer des Haſſes ausgelöſcht zu ſehen. Die
Vereinigten Staaten ſeien immer noch Bündniſſen abgeneigt
und weigerten ſich, ſich von vornherein dem auszuſetzen, daß ſie
ihre Macht für unbekannte Möglichkeiten verwendeten. Sie be=
hielten
ſich vor, zu handeln, wie Vernunft und Pflicht es ge=
ſtatteten
. Sie forderten faire und gleiche Möglichleiten in den
Mandatsgebieten, da die Alliierten dieſe mit
amerikaniſcher Hilfe erworben hätten. Sie wünſch=
ten
zu einer friedlichen Regelung ſolcher Fragen beizutragen, wie
ſie es verantworten könnten.
Zum Schluß kündigte Hughes an, daß die Vereinigten Staa=
ten
bald eine Reihe von Meiſtbegünſtigungsverträ=
gen
mit denlatein=amerikaniſchen Nationen ab=
zuſchließen
ſuchen würden.

Ra
Refotien ii Hoheien Shabeien Beffens.
Von Oberſtudiendirektor Altendorf.

Die geplante Einführung des gemeinſamen Unterbaues
würde zu einſchneidenden Aenderungen im Lehr=
plan
der Gymnaſien und Realgymnaſien führen,
die ſeither mit dem Lateiniſchen als der erſten Fremdſprache be=
gannen
. Einzelnen Gymnaſien ſoll dies in Zukunft noch geſtattet
ſein. Für ſie iſt der beſondere Lehrplan des altſprachlichen Gym=
naſiums
alten Stils vorgeſehen, aber die Mehrzahl ſowie die in
Heſſen beſtehenden drei Realgymnaſien ſollen den Reformplan
erhalten. Gegen dieſe Abſicht wendet ſich wohl in der Hauptſache
die Werbearbeit der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Iſt das ſo, ſo wird ſie zumal im Hinblick auf unſer gegenwärti=
ges
Verhältnis zum weſtlichen Feind als verdienſtlich bezeichnet
werden können. Sie darf aber auch ihrerſeits nicht die freie
Entwicklung, ſoweit ſie von den Zeitverhältniſſen getrieben wird,
aufhalten wollen. Man ſoll in Kulturfragen weder von oben
noch von unten der Entwicklung Gewalt antun wollen. Das
wird ſich immer als ein vergebliches Bemühen erweiſen. Liegen
vernünſtige Gründe vor, an einzelnen Anſtalten zum Reform=
. der Einzelfall genau geprüft und entſprechend behandelt werden.
Es iſt auch zu erſtreben, daß in Fällen reicher Aus=
geſtaltungsmöglichkeiten
, wie ein ſolcher bei dem
Darmſtädter Realgymnaſium gegeben iſt, dieſe ausgenutzt wer=
den
. Es muß zugeſtanden werden, daß dies in der Vorkriegszeit
nicht zureichend geſchah. Aber das iſt jetzt vollkommen nachgeholt.
Die Differenzierungsmöglichkeiten, die eine ſo große Anſtalt wie
die genannte erlaubt, werden dort gegenwärtig nach meiner
Kenntnis in reichem Maße erprobt.
Und angeſichts dieſer in erfreulichſter Fortentwicklung begrif=
fenen
Anſtalt, die ſich im Rahmen ſeiner geſchichtlich gewordenen
Eigenart bewegt, tritt das Landesbildungsamt, mit dem Plan
hervor, die Schulform des Realgymnaſiums über=
tage
ſind u. a. im Telegrammverkehr für Ferntelegramme eine haupt abzuſchaffen! Jc ſehe darin einen bedauerlichen
Mangel an Rücſichtnaß e auf das geſchichtlich Gewordene und
glaube und hoffe, 8.ß bas Landesbildungsamt über die tat=
ſächliche
Lebenskraff eer in hen größeren Städten ſo beliebt
gewordenen Schuli jänſcht. Man wird wohl die Erfahrung
machen, daß ſich eine derartige durch eine glänzende Entwick=
lungszeit
befeſtigte Anſtalt nicht ſo ltwegkonſtruieren und
=dekretieren läßt.
Dieſen Mangel an einer gerechten Würdigung des geſchichtlich
Gewordenen glaube ich auch an einem mehr nebenſächlichen, aber
ſin dieſer Hinſicht doch bezeichnenden Punkte zu erkennen. Die
Stundentafeln ſehen auch die Beſeitigungder bisheri=
gen
Benennungen der höheren Lehranſtalten
vor. Statt der eingebürgerten, in ganz Deutſchland gebräuch=
ſeine
Mitglieder aufgefordert, ab 1. Dezember jede Tätigkeit lichen, kurzen und treffenden Bezeichnungen Gymnaſium, Re=
formgymnaſium
, Realgymnaſium, Reformrealgymnaſium, Ober=
en
ſofortige Barbezahlung zu behandeln. Es iſt ſogar mit realſchule werden ſolche zunächſt unverſtändlicher und im münd=
liches
Gymnaſium (alten Stils), neuſprachliches Gymnaſium,
ſe gibt keinen Grund für ſolch gefährliches Vorgehen, die Ver= mathematiſch=naturwiſſenſchaftliches Gymnaſium vorgeſchlagen.
Warum eigentlich? Um die Gleichwertigkeit aller durch einen ge=
meinſamen
Ausdruck zu bezeichnen? Ich denke, dazu bedarf es
ſolch äußerlichen Mittels nicht mehr. Und dann ſteht immer noch
gung des Reichsausſchuſſes für Aerzte und Krankenkaſſen Oberſchule, Aufbauſchule und höhere Mädchenſchule ohne den
Aufputz des vornehmen Wortes da. Wäre es da nicht beſſer, die
alten Benennungen einfach beizubehalten?
Im übrigen enthalten die Stundentafeln viel Beachtens= und
Begrüßenswertes.
Sie bringen zum erſten Male vollſtändige amtliche
rden aufgefordert, die Erkrankten vor allem durch ausrei= die Aufbauſchule. Im Lehrplan der deutſchen Oberſchule
nde Barentſchädigung, insbeſondere durch Aufwertung des wäre vielleicht zu beanſtanden, daß er nur eine Fremdſprache als
ankengeldes vor Not zu bewahren und ſo ihnen möglich zu verbindliches Lehrfach enthält und eine zweite nur als Wahlfach
chen, einſtweilen ſich ſelbſt die notwendige Krankenpflege zu vorſieht. Bayern lehnt dieſe Schulform zunächſt noch ganz ab,
chaffen. Die planmäßige Unterwühlung der Krankenverſiche= und Preußen, deſſen Kultusminiſter gerade für ſie eine beſondere,
auch verſtändliche Vorliebe hat, ſieht zwei Fremdſprachen als
bensnotwendigkeiten, der verſicherten Bevölkerung. Darum, verbindlich vor und iſt nicht geneigt, Oberſchulen mit einer
Fremdſprache als ebenbürtig anzuerkennen. Die Hochſchulen neh=

men die gleiche Stellung ein. Sie halten es nicht für möglich,
daß mit der Erlernung einer Fremdſprache das Maß von all=
gemeiner
Bildung erworben wird, das für eine fruchtbare wiſſen=
ſchaftliche
Mitarbeit an den Univerſitäten notwendig iſt. Da hier=
von
auch die Anerkennung der Reifeprüfung abhängig iſt, ſo be=
ſteht
zunächſt die Gefahr, daß Abſolventen einer Oberſchule mit
nur einer Fremdſprache nicht als vollberechtigte Studenten an
den preußiſchen Uiniverſitäten mit allen daraus ſich ergebenden
Folgen aufgenommen werden können.
Eine weitere Neuerung enthalten die Stundentafeln in der
allgemeinen Herabſetzung der Stundenzahlen
auf den Höchſtſatz von 30 Wochenſtunden verbind=
lichen
Unterrichts. Das macht eine Verminderung der
Stunden in einzelnen Fächern notwendig, und zwar
werden davon in erſter Linie die Fremdſprachen, aber auch
die Mathematik betroffen. Auch dem kann zugeſtimmt wer=
den
. Es iſt allgemein anerkannt, daß die bisherigen Stunden=
pläne
ein Uebermaß verbindlichen Unterrichts enthalten, und die
bei der Herabſetzung herangezogenen Fächer vertragen am eheſten
eine Einſchränkung. Die Forderungen hinſichtlich der Zielleiſtun=
gen
in dieſen Fächern müſſen dann herabgemindert werden. Das
iſt auch vorgeſehen. So ſoll in Zukunft bei der Reifeprüfung
der fremdſprachliche Aufſatz am Realgymnaſium und der Ober=
realſchule
und die Ueberſetzung aus dem Deutſchen in das Latei=
niſche
am Gymnaſium nicht mehr verlangt werden. Das letztere
wird manchem Anhänger des humaniſtiſchen Gymnaſiums ſchwer
hinnehmbar erſcheinen. Meine gerade in dieſem Punkte langjährige
und reiche Erfahrung hat mich zur gegenteiligen Anſicht gebracht.
Ich halte ſchon längſt die Abſchaffung dieſer Ueberſetzung ſowie
eine Vermindexung des Lateinunterrichts in den oberen Klafſen
für notwendig. Das Griechiſche dagegen, dem in den Stunden=
tafeln
gleichfalls zwei Wochenſtunden genommen ſind, möchte ich
ungeſchmälert erhalten ſehen.
Eine weitere Entlaſtung ſuchen die Stundentafeln dadurch zu
erzielen, daß grundſätzlich gleichzeitig nur zwei Fremd=
ſprachen
verbin’lich betrieben werden ſollen. Auch dieſem
Grundſatz wgre ich geneigt zuzuſtimmen, bin mir allerdings be=
wußt
, daß er zunächf: ſchwer durchführbar erſcheint. Im Lehr=
plan
des altſprachlichen Gymnaſiums alten Stils haben die Stun=
dentafeln
auch nicht den Mut gefunden, den Grundſatz aufrecht
zu erhalten, und in demjenigen des altſprachlichen Gymnaſiums
( Reformaymnaſium) und des neuſprachlichen Gymnaſiums
(Form I Reformrealgymnaſium) iſt er in einer Weiſe durch=
geführt
, wie das ſchwerlich gebilligt werden kann. Dort ſetzt der
fremdſprachliche Unterricht mit der erſten Fremdſprache des ge
meinſamen Unterbaues (Franzöſiſch) mit einer ſtattlichen Stun=
denzahl
ein, um dieſe dann von Unterſekunda ab als Pflichtfach
völlig aufzugeben und nur noch als Wahlfach beſtehen zu laſſen.
Da wird man mit Recht fragen: Wozu ein ſo gewichtiger Anfang,
wenn der Unterrichi zu einer Zeit, wo erſt die Möglichkeit beſteht,
das vorher Geſäte zur Reife zu bringen und einzuernten, zum
Verſanden korſimen ſoll?
Ferner iſt es ſehr zu begrüßen, daß der deutſche, ge=
ſchichtliche
, erdkundliche und Turnunterricht
verſtärkt in den Stundentaſeln erſcheint. Die in die Ober=
klaſſen
neu eingeführte Philoſophie und Staatsbür=
gerkunde
können als eine wertvolle Bereicherung angeſehen
werden, wenn ſie in innigem Zuſammenhang mit den verwand=
ten
Fächern erteilt werden. Eine Iſolierung mit der Gefahr eines
lebloſen ſyſtematiſchen Betriebs könnte hier das Gegenteil des
Beabſichtigten bewirken.
Der Verringerung der Pflichtſtundenzahl gegenüber ſteht die
Einführung eines reich bemeſſenen Wahlunter=
richts
in den oberen Klaſſen. Hier haben meines Er=
achtens
die Stundentafeln die richtige Mitte zwiſchen der Not=
wendigkeit
, die Jugend dem erzieheriſchen Einfluß eines auf=
erlegten
Pflichtenkreiſes auszuſetzen, und der Anregung ſelbſtän=
diger
Betätigung durch freie Wahl gefunden, und damit eine
wünſchenswerte Ueberleitung zwiſchen der in der Hauptſache auf=
erlegten
Schularbeit und der freien Betätigung nach der Ent=
laſſung
aus der Schule angebahnt.

Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Samstag, den 1. Dezember:
Tanz.
* Der geſtrige Tanzabend darf, das ſoll anerkannt werden,
rbucht ſein als Bereicherung der intereſſanten Verſuche in
rreographiſcher Kunſt. Eine tatſächliche und dauernde Bereiche=
Hng der Kunſt hat er kaum gebraht, trotzdem man offenſichtlich
AArkeit und viel Können im Einzelnen daran geſetzt hat.
iſere Anſicht (der wir mehrfach an dieſer Stelle Ausdruck
F ben), daß Tanz ohne Muſik nicht denkbar iſt, hat auch der
ſtrige Abend nicht erſchüttern können, er hat ſie im Gegenteil
ſeſtigt. Wenn Mary Wigmann nach einem Abend voll Rhyth=
Aus und muſikaliſcher Tanzausdeutung ihrer eigenartigen Kunſt
r Weihe letzten Ausdruck geben wollte und einen Tanz, ein
ythmiſches Schreiten und Bewegen des Körpers, das noch von
uſik erfüllt war und dieſe, auch ungehört, nachklingen ließ, ſo
ar das erträglich. Die ganze erſte Abteilung des geſtrigen
bends aber, in dem die Damen Willenz und Donalies
hythmen gaben, getanzt von Nini Willenz, Aenne Os=
rn
, Wera Donalies und allen Damen der Tanzgruppe, ließ die
uſik ſehr ſtark vermiſſen, obwohl ſie nicht einmal ganz fehlte,
nn letzten Endes ſind Gongſchlag, Trommel und eintöniges
rgelrauſchen auch Muſik. Der erſte dieſer Rhythmen war reli=
bs
eingeſtellt und wirkte in Cinzelheiten ſchöner volltönend be=
egter
Maſſen= und Soloſzenen auch wohl religiös; der Mangel
Geſchloſſenheit im Geſamtbild und =Ausdruck, den ſonſt wohl
e Muſik ausgeglichen hätte, war einem notwendigen inneren
Litfühlen hinderlich, ließ kalt. Mehr auf rein dramatiſche Note
griechiſchem Vorbild (zu

ar hier ein Zug geſchloſſener Kandlung in logiſchem und ge=
ihlsmäßigem
Aufbau erkennkar und das Geſamtbild ſarben=
uchtend
und muſikaliſch gefühlt. Für die exotiſch=groteslen
anzſpiele des dritten Bildes konnten Gong und Trommel nach
rt Takt vermittelnder unberührter Naturmuſik ausreichen. Zum
tindeſten geben dieſe ſtark grotesken Tänze abwechſelungsreiche
nd inhaltlich gebändigte Bilder und Geſamtſzenen. Den ſtärk=
en
Ausdruck vermittelte der Schluß der erſten Abteilung, den

Wera Donalies komponiert hat. Dieſer Tanz hatte dramatiſche
Geſtaltung, logiſchen Aufbau und eine gewiſſe Muſikalität in ſich.
Des Abends zweiter Teil brachte die Uraufführung
der Tanzpantomime Opus 28 von Paul Hindemith, die
muſikaliſch allerdings ihre Uraufführung bereits gegen Ende
der vorigen Saiſon hier erlebt hat. Die ſtark illuſtrative, leiden=
ſchaftliche
und temperamentvoll=rhythmiſche Mnſik Hindemiths
verlangt eine dramatiſche, tragiſche Ausdeutung. Inſofern hatte
Albrecht Joſeph in der Regie den Grundton wohl richtig er=
faßt
. Ueberſehen ſchien uns nur, daß die Pantomime ſowohl im
erſten wie im zweiten Satz Szenen von lieblicher Schönheit, leicht=
flüſſiger
Melodik enthält, die die Tanzausdeutung unbeachtet ließ.
Sie hatte einen dämoniſch=überſinnlichen Kampf der Geſchlechter
unterlegt und mußte, da ſie von vornherein ſich auf ſtärkſten dra=
matiſchen
Ausdruck einſtellte, um Steigerung zu erzielen bis zum
letzten leidenſchaftlich=tragiſchen Ausklang der Kompoſition, alle
Mittel erſchöpfen. Das führte zur Ueberſpannung. Roh iſt
Hindemiths Muſik in keinem Moment. Anerkannt aber muß wer=
den
, daß dieſe Tanzpantomime neben Schwächen Einzelbilder
und Szenen von berüclender Schönheit plaſtiſcher Darſtellung
und ſtärkſtem Innenempfinden enthält, die einen weiteren Aus=
bau
ſicher lohnend geſtalten dürften.
Die Leiſtungen der Künſtler waren durchweg ausgezeichnet.
Nini Willenz und Aenne Osborn boten im Rahmen ihrer Auf=
gabe
große Kunſt und in Gillis v. Rappard hat unſere Tanz=
gruppe
eine männliche Bereicherung gefunden von beſtem Niveau.
T. C. Pilartz hatte der Pantomime und den Rhythmen
Bühnenbilder geſchaffen von zwingender Raum= und Farben=
wirkung
. Joſeph Roſenſtocks muſikaliſche Leitung erſchöpfte
alle Schönheiten und die Individualität Hindemiths reſtlos.

Neues voin Büchernagft.
. . . Sind das
* Das Märchen vom Traumengel
die Schutzengelchen? , fragte Urſel. Und als der Traumengel nickte,
forſchte Rainer, warum nicht alle Sternchen gleich hell glitzerten, ſon=
dern
einige blaß und trüb ausſähen. Ja, daran ſind nicht die Engel
ſchuld, ſondern die kleinen Erdenkinder, erklärte der Traumengel:
artiger ein Kind iſt, deſto heller leuchtet ſein Sternchen, denn es iſt der
Spiegel der Kinderſeele. Will ein Kind ſeinen Eltern oder Lehrern nicht
folgen, ſo ſpiegeln ſich alle ſeine Unarten in ſeinem Sternchen wieder,

und der arme kleine Schützengel kann ſich noch ſehr mit Reiben und
Putzen plagen, ſein Sternlein wird nimmer blank! Könntet ihr nur ein=
mal
ſehen, wie traurig die Engel dann ſind, und wie ſie ſich ſchämen
über ihre trüben Sternlein! Nainer und Urſel hörten ſtaunend zu
aber dann wanderten ſie weiter unter der Führung des Traumengels
durch den Himmelsraum bis zum Chriſtkind. Und darum erobert ſich dies
entzückende Märchenbuch, das Märchen vom Traumengel
von Milly Koch die Herzen der Kleinen. Denn mit innigem Ver=
ſtändnis
für die lauſchende Kinderſeele ſind nun die immer wieder neue
Ueberraſchungeu und Herrlichkeiten bringenden Beſuche bei den Stern=
englein
, dem Mond, der lieben Sonne und der Regenmutter, bei dem
Donnerengelchen, dem Wind und den Schnee=Engelein, und endlich gar
beim Nikolaus und dem Chriſtkind geſchildert. Wie wird hier jeder leiſe
Kinderwunſch Erfüllung! Die friſche Natürlickkeit, mit der Milly
Koch eine Tochter des Herausgebers der Darmſtädter Kunſtzeitſchrif=
ten
zu erzählen verſteht, bringt dieſe Märchendichtung, deren lebeu=
dige
Wirklichkeit noch durch entzückende, farbige Bilder des Malers
Jofua L. Gampp geſteigert wird, dem Kindergemüt wie etwas
Selbſterlebtes nahe. Das Buch (Preis 4,60 Goldmark) darf als beſon=
ders
geeignete, fröhliche Weihnachtsgabe empfohlen werden.
Kunſtblatt: Deutſcher Bergfrühling! Der bekannte
Münchener Maler Otto Stoltz hat in ſeinem Frühling in Oberſtdorf
allen Zauber des Allgäus eingefangen. Blank ſchimmern im Duſt des
jungen Sonnentags die Gipfel, dehnen ſich im bräunlichen Anoſpen=
ſchmuck
die Buchenkronen! Frohe Verheißung das ganze Bild. Schlicht=
wveg
bezwingend iſt ſeine unmittelbar aus Herz greifende Friſche und
Urſprünglichkeit. Sie unabgeſchwächt wiederzugeben, war die Hauptauf=
gabe
des Kunſtverlags Trowitzſch u. Sohn in Frankfurt a. O. Er hat
ſie mit einer Hingabe und Feinheit gelöſt, die dieſer Kunſtanſtalt unge
wöhnliche Ehre machen. Wie alle Veröffentlichungen von Trowitzſch
u. Sohn iſt es durch jede Kunſthandlung zu beziehen. Die Bildgröße iſt
60 X90 Zentiueter.
* Waldemar Bonſels: Narren und Helden. ( Ver=
lag
Nüſſen u. Loening, Frankfurt a. M.) Mit dieſem neueſten Werk
Waldemar Bonſels, das den Notizen eines Vagabunden ſeine Entſteh=
ung
verdankt, findet die Wanderung des Vagabunden aus den Men=
ſchenwegen
und aus Eros und die Evangelien ihren Abſchluß. Die
Menſchen, denen dieſer Pilger zwiſchen Staub und Sternen hier be=
gegnet
, führen ihn zuerſt in die heiße Lebensfülle der grogen Stadt und
ſtellen ihn in eine Welt des Kampfes, der Leidenſchaft und des raſchen,
gewaltſamen Todes. Dann, wieder fern dem Getriebe der Menſchen,
wirkt eine neue Geſtalt beſtimmend auf ihn ein. Sie eröffnet ihm eine
Welt betörend einfältigen, ſtillen und tiefen Menſchentums, und über
dem Triumph des Erdgeiſtes, der ihn zuerſt in Mächten erſchüttert, die
unüberwindbar erſchienen, blüht nun vor ſeinen Augen das Wundeu
jener inneren Freiheit und Harmonie empor die diee unvergänallcka
Ruhe des Herzens und des Geiſtes in ihr Walten gwichiiteFm.

[ ][  ][ ]

Darmſtadt, 2. Dezember.

leiſtet ſich im Markenverkauf Dinge, die beim Publikum
zum mindeſten ſtarkes Kopfſchütteln erregen, die aber, wenn ein
Privatmann ſich ein gleiches Geſchäftsgebaren aneignen wollte,
dieſen ſehr bald und mit Recht mit dem Geſetz in Kon=
flikt
bringen würde. Vor etwa acht Tagen gab die Poſt
bekannt, daß ihre gebräuchlichen Wertzeichen den vier=
fachen
Betrag koſten und auch den vierfachen Wert haben,
ohne daß dieſer durch Ueberdruck kenntlich gemacht wurde. Man
nahm in Erwartung der nahenden Rentenpfennigmarke die Tat=
ſache
in Kauf, daß mancher Markenkäufer, der eine gute Naſe
hatte und ſich rechtzeitig mit Wertzeichen in genügenden Mengen
eingedeckt hatte, ein gutes Geſchäſt machte. Tatſache war
tpenigſtens berichteten Berliner Blätter derartiges , daß in
Berlin die Erhöhung der Wertzeichen irgendwie durchgeſickert
ſein mußte, denn am Tage der Erhöhung ſtanden zahlreiche
jugendliche Spekulanten vor den Poſtämtern und boten Brief=
marken
zum halben Preis aus. Reſultat: die Käufer ver=
dienten
50 Prozent, die Spekulanten 100 Prozent und die Poſt
hatte das Nachſehen. Nun aber hat ſie ſich furchtbar gerächt.
Nur daß ihre Rache den Unſchuldigen trifft.
In Darmſtadt wurde am Freitag am Poſtamtsſchalter die
Auskunft erteilt, die Rentenpfennigmarken ſeien noch nicht da,
und die zum vierfachen Wert erſtandenen alten Marken wer=
den
weiter ausgegeben und behalten auch weiterhin Gültigkeit.
Geſtern frühaber gabs Freimarken, und mit dieſem Moment
wurde die zum vierfachen Wert erſtandene Marke aufden ein=
fachen
, d. h. den aufgedruckten Wert herabgeſetzt.
Nun hat die Poſt das Geſchäft gemacht und verbucht dieſen Ge=
winn
wohl als Erſatz für den zu Anfang der Woche entgangenen.
Es fragt ſich nur, ob die Verbraucher von Poſtwertzeichen ſich
das gefallen laſſen oder gefallen laſſen müſſen. Ob nicht viel=

mehr dieſem Willkürakt mit gerichtlichem Vorgehen entgegen=
getreten
werden kann.

Ernannt wurden am 23. November 1923: die Forſtreferendare
Rudolf Arnoldi aus Mosbach, Hans Barth aus Großen=Buſeck,
Ernſt Bauer aus Guntershauſen, Karl Deuſter aus Gießen, Georg
Eckert aus Ueberau zu Forſtaſſeſſoren.
Aus dem Staatsdienſte entlaſſen wurde am 26. Nobember der
Polizeiwachtmeiſter Wilhelm Niebuhr zu Offenbach auf ſein Nach
ſuchen mit Wirkung vom 1. Dezember 1923.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 16. November 1923 der
Oberamtsrichter bei dem Amtsgericht Alzey Geheimer Juſtizrat Karl
Rhumbler vom 1. Januar 1924 an auf ſein Nachſuchen unter An=
erkennung
ſeiner dem Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte:
am 22. November der Lehrer an der Volksſchule zu Darmſtadt Karl
Jungk auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate
geleiſteten Dienſte mit Wirkung vom 1. Dezember 1323 ab;
am 23. November 1923 der Rechnungsrat Anton Kreth bei der Heſſi=
ſchen
Landes=Hypothekenbank unter Anerkennung ſeiner der Bank gelei=
ſteten
Dienſte vom 1. Januar 1924 ab.

Landesmuſeum: Unterhaltungen über alte Kunſt. Das Sonder=
thema
für nächſten Dienstag iſt bei Geheimerat Back: Griechiſche

Geſtalten, bei Prof. Feigel: Frühchriſtliches, bei Dr.
Freund: Kunſtgeſchichte als Zeitreihe oder Kunſt=
wiſſenſchaft
des logiſchen Beieinander. Für jede
Unterhaltung werden Montag 1112 Uhr beim Hausverwalter des
Muſeums unentgeltlich Karten ausgegeben, und zwar für jede Unter=
haltung
bis zur Höchſtzahl von 20 Perſonen. Beginn der Unterhaltun=
gen
pünktlich 3 Uhr.
Im Gewerbemuſeum ſind einige Temperabilder und Miniatu=
ren
von Auguſt Vollmer in Aſchaffenburg ausgeſtellt, die bei
offenſichtlicher Beeinfluſſung durch mittelalterliche Buchmalerei doch
eine eigentümlich feine und ſtarke Selbſtändigkeit des Empfindens zei=
gen
. Bei dem ſtarken Bedarf, den die katholiſche Kirche noch heute
an kleinen Druckbildern mit Heiligendarſtellungen hat, möchte man wohl
wünſchen, daß Künſtler von Vollmers Art Gelegenheit fänden, die Eigen
art ihres Könnens dieſen kirchlichen Zwecken dienſtbar zu machen. Der
Künſtler beſuchte nach handwerklicher Lehrzeit als Maler die Schrift=
klaſſe
von Rudolf Koch an den Techniſchen Lehranſtalten in Offenbach,
und iſt in Heſſen vor allem durch die von ihm im Chor der Kirche
zu Langen ausgeführten Inſchriften zu Ehren der gefallenen Krieger
bekannt geworden.
Rentenmark. Wie wir erfahren, können von der Reichsbank
Rentenmark mangels kleiner Stücke an Einzelperſonen vorab nicht
mehr abgegeben werden.
Die Höckiſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung ſind in der laufen=
den
Woche (26. November bis 1. Dezember) die gleichen wie in der Vor=
Der Uebergang von der Papier= zur Gold= und Rentermark
bringt für die Poſt bei der Vielſeitigkeit ihres Betriebes eine beſonders
ſtarke Mehrbelaſtung. Vom 1. Dezember ab lauten die Freimarken
auf Goldwerte, die beim Verkauf mit dem Umrechnungskurs der
Steuermark zu vervielfältigen ſind. Für die Verſicherungs= und Steuer=
marken
, die Wechſelſtempel= und ſtatiſtiſchen Marken wird dieſe Ver=
rechnungsart
vorausſichtlich in Kürze folgen. Tausſichtlich werden
weite Kreiſe, beſonders die Geſchäftsſvelt, dazu übergehen, die wert=
beſtändigen
Freimarken wieder wie früher in größeren Mengen ein=
zukaufen
, weil ſie ſich dadurch die häufigen Wege nach der Poſt und das
Warten am Poſtſchalter erſparen. Wenn deshalb auc eine Entlaſtung
der Schalter eintreten dürfte, ſo wird doch durch die Umrechnung der
Werte gegen bisher eine gewiſſe Mehrarbeit entſtehen. Sie beeinflußt
neben der Gebührenerhebung und =verrechnung alle Dienſtzweige der
Poſt, am unmittelbarſten und ſtärkſten den ganzen umfangreichen Geld=
verkehr
, den, die Poſt vermittelt: den Poſtanweiſungs=, Nachnahmé=,
Poſtauftrags=, Poſtſcheck=(Zahlkarten)verkehr uſw. Das Reichspoſtmini=
ſterium
hat umfangreiche Vorſorge getroffen, um den geſteigerten An=
forderungen
zu genügen und gleichzeitig auch den Poſtſchalterberkehr
wieder in glattere Bahnen zu lenken. Die Betriebsvorſchriften und die
Tarife werden, ſoweit tunlich, vereinfacht, alle irgendwie entbehrlichen
Kräfte werden aus dem Poſtverwaltungsdienſt in den Poſt betrieb
übergeführt. Die Schalterbeamten werden weiter für ihre Aufgaben
beſonders und gründlich unterwieſen und mit techniſchen Hilfsmitteln
(Schlüſſeln, Hilfstafeln uſw.) ausgerüſtet. Zur Bewältigung des ſtär=
keren
und vielſeitigen Verkehrs iſt das Offenhalten von Schaltern in
weiterem Umfange, die praktiſche Verteilung der Leiſtungen und die
deutliche Bezeichnung der Schalter angeordnet. Den größeren Geſchäf=
ten
wird im eigenen und im allgemeinen Intereſſe dringend nahegelegt,
ihre Einkäufe an Wertzeichen und ihre Auflieferungen in Zeiten ſchwä=
cheren
Verkehrs zu beſorgen.
* De= Verband evangeliſch=kirchlicher Frauenvereine in Heſſen hielt
aut 29. Nobember im Rummelbräu zu Darmſtadt die erſte ſeiner nun
ſchon ſeit vielen Jahren gewohnten winterlichen Frauenkonferen=
zen
. Es ſei ihm dies gedankt. Denn wenn auch die erſchwerten Ver=
hältniſſe
die Beſucherzahl ſtark einſchränken, ſo iſt doch der Gewinn für
die, die ſich dazu frei machen können, in heutiger Zeit der äußeren und
inneren Unruhe um ſo größer. Da werden Lichter aufgeſteckt, die mit
neuem Mut erfüllen, und Güter gezeigt, die weder von der allgemeinen
Verarmung betroffen werden, noch von aufgekommenen Gegen=
ſtrömungen
können gemindert werden. So wars auch diesmal wieder.
Zunächſt gab Fräulein Hein, die Sekretärin des Heſſiſchen Verban=
des
der ebangeliſchen weiblichen Jugend, in anſchaulichem Bericht über
die dort getriebene Arbeit den Beweis, daß unſeren Müttern und
Frauen frohgemute Helferinnen genug unterwegs ſind, unſer Volks= und
Familienleben wieder mehr unter die Loſung Für die Königsherrſchaft
Jeſu zu bringen. Sodann verbreitete ſich Pfarrer Schäfer, der erſte
Landesgeiſtliche für Innere Miſſion, in ausführlichem Vortrage über
das Thema Kirche und Sekten‟. Er ſah davon ab, die Sonderlehren
der einzelnen verſchiedenen Sekten darzulegen, ſondern ging allein dar=
auf
aus, die allen Sekten gemeinſamen Hauptmerkmale herauszuſtellen,
die ſie zur Volkskirche in Gegenſatz bringen, aber auch zeigen, was wir
eben an unſerer Volkskirche haben, und warum wir an ihr mit allen
Chriſtenfreudigkeit feſthalten ſollen, ſo viel Mängel auch an ihr ſind.

Zuſammentritt des Deutſchen Evang. Kirchenausſchuſſes. Der
nausſchuß wird am 5. Dezember unter dem
Deutſche Evang
Vorſitz ſeines Präſidenten D. Moeller zu wichtigen Verhandlungen
in Berlin zuſammentreten. Nachdem das mehrere hundert Mitglie=
der
zählende Kirchenbund=Parlament, der Kirchentag, im Oktober
wegen der ſchwierigen äußeren Verhältniſſe hat abbeſtellt werden müſſen,
kommt dieſer Sitzung des 30köpfigen Geſchäftsführungs= und Vertre=
tungsorgans
des Deutſchen Kirchenbundes gerade im gegenwärtigen
Augenblick der äußeren und inneren Wirren eine beſondere Bedeutung
zu. Als Vertreter der ebangeliſchen Landeskirche von Heſſen wird
Herr Prälgt D. Dr. Diehk an der Tagung teilnehmen. Auf der Tages=
ordnung
ſtehen weitgreifende Fragen der Bundesgeſetzgebung, deren
ordnungsmäßige Erledigung durch den Kirchentag unter den gegebenen
Umſtänden nicht herbeigeführt werden kann.
Mietpreiserhöhung. In Nr. 332 iſt auf 3. 16 geſagt: Bei
verfpäteter Zahlung, alſo nach Ablauf des 1. Januar 1994, iſt eben=
falls
der Kurs vom Vortage der Zahlung maßgebend‟. Dieſer Satz
kaun den Anſchein erwecken, als ob der Mietzins für Dezember je
weils am 1. Januar zahlfällig ſei. Das iſt ein rechtlicher
rotum. § 551 BGB. beſtimmt: Der Mietzins iſt am Ende der
Mietzeit zu entrichten. Iſt der Mietzins nach Zeitabſchnitten be=
meſſen
, ſo iſt er nach dem Ablauf der einzelnen Zeitabſchnitte zu
entrichten. Fällt hiernach der Leiſtungstag auf einen Sonntag oder
allgemeinen Feiertag, ſo iſt der nächſtfolgende Werktag der Lei=
ſtungstag
. Der Neujahrstag iſt ein allgemeiner ſtaatlich anerkannter
Feiertag, der Mietzins für Dezember iſt daher bei Poſtnumerando=
zahlung
erſt am 2. Januar 1924 zahlbar. (Vgl. Staudinger: Com
zum BGB. 7./8. Aufl. zu 8 193, S. 684, Anm. 6 und zu § 551, II. 1
899.) Man ſollte doch in derlei amtlichen Schriftſtücken eine beſſere
Geſetzeshandhabung beobachten dürfen.
Mietpreis möblierter Zimmer. Infolge Vereinbarung zwiſchen
dem Verband der Zimmervermieter und der Stadtverwaltung wurde der
Mietpreis für möblierte Zimmer und normale Verhältniſſe
für den Monat Dezember wie folgt feſtgeſetzt: 1. für den leeren Raum
3 Goldmark, 2. für die Benutzung des Mobiliars 3 Goldmark, 3. für Be=
dienung
3 Goldmark, 4. für Betriebskoſten 1 Goldmark, zuſammen 10
Goldmark monatlich und 2,50 Goldmark wöchentlich. In dieſem Miet=
preis
iſt nicht enthalten die Zubereitung des Flühſtücks einſchließlich der
dafür verwendeten Zeit und jegliche Verköſtigung, ebenſowenig die Rei=
nigung
der Stiefel, Kleider und Wäſche.
Weihnachtskonzert des Muſikvereins. Der Muſikverein bereitet für
Weihnachten die Aufführung der Graner Meſſe von Fr. Liſzt
vor, die vorausſichtlich am 17. Dezember im Großen Haus des Landes=
theaters
ſtattfinden wird. Das Werk iſt bisher in Darmſtadt noch un=
bekannt
und wird daher von jedem Muſikfreunde beſonders freudig
begrüßt werden; mit ſeiner tiefen religiöſen Weihe wird es Allen Licht
und Erhebung über die traurige Gegenwart zu bieten imſtande ſein.
Als Soliſten ſind, Frau Gercke, Frau Jacobs, Herr Welſer und Herr
Hölzlin vom Landestheater gewonnen worden.
Orpheum. Der Sonntagskartenverkauf findet ſtatt: im Ver=
kehrsbüro
von 1012 und an der Orpheumskaſſe von 3 Uhr ab.
Volkstheater. Einen durchſchlagenden Erfolg erzielte bei ſeinen
erſten Aufführungen das Vers= und Koſtüm=Luſtſpiel Die goldene
Eva, ſo daß die Direktion ſich entſchloſſen hat, dasſelbe Sonntag und
Montag nochmals zu geben. Mögen doch alle, die dieſes amüſante
Werk, das in meiſterhafter Wiedergabe in Szene geht, noch nicht geſehen
haben, Gelegenheit nehmen, es kennen zu lernen. Sie werden es nicht
bereuen. Auch unſeren kleinen Kunſtfreunden können wir mitteilen, daß
das Märchen Hänſel und Gretel heute Sonntag noch einmal zur Auf=
führung
kommt. Alle die Kleinen, die letzten Sonntag keinen Pla=
mehr
. bekommen konnten, mögen ſich zeitig einfinden, damit ſie diesmal
nicht wieder heim müſſen, ohne ſich an dem Märchen ergötzt zu haben.
Die Theaterkaſſe iſt Sonntag früh von 111 Uhr geöffnet.
Hallenſchwimmbad. Wie aus der Anzeige der Direktion der
ſtädtiſchen Betriebe erſichtlich, iſt das Städtiſche Hallenſchwimmbad aus

betriebstechniſchen Gründen am Montag, den 3. und Dienstag, den
4. Dezember geſchloſſen.
Landabgabe. Nach Mitteilung der Baheriſchen Landesbauern=
kammer
erhielt der Deutſche Landwirtſchaftsrat von maßgebender Stelle
die beſtimmte Mitteilung, daß die Landabgabe endgültig zum letzten
Male am 1. Dezember erhoben wird, alſo die 5. und 6. Rate völlig
fortfält. Wer die Dezemberrate unmöglich leiſten kann, wende ſick
wegen Steuernachlaß und Stundung an das zuſtändige Finanzamt.
Aerzteſtreik. Die Aerzte ſind geſtern in den Streik getreten. Sie
behandeln die Mitglieder der Krankenkaſſen nur noch als Privatpatien=
ten
, d. h., letztere müſſen bei Inanſpruchnahme des Arztes dieſen ſofort
bezahlen. Die Krankenkaſſen ſind durch das Vorgehen der Aerzte ihrer=
ſeits
gezwungen, ſtatt der Sachleiſtungen die Barleiſtungen gemäß den
geſetzlichen Beſtimmungen einzuführen. Die beteiligten Krankenkaſſen
weiſen ausdrücklich darauf hin, daß dieſer Streik nicht etwa wegen rück=
ſtändiger
Honorare oder ſonſtiger materieller Fragen entſtanden iſt. Die
Aerzte begründen ihr Vorgehen mit der Ablehnung einer Verordnung
der Reichsregierung über die Krankenhilfe bei den Krankenkaſſen. (Siehe
auch Anzeige.)
Vertragsloſer Zuſtand zwiſchen Aerzten und Krankenkafſen.
Zu der durch die Zeitung gehenden Notiz, wonach der Verband der
Aerzte Deutſchlands in Leipzig die beſtehenden Verträge mit den
Kraukenkaſſen zum 1. Dezember aufgekündigt habe und damit der ver=
tragsloſe
Zuſtand einträte, wird uns von der Barmer Erſatzkaſſe mit=
geteilt
, daß dieſe Aufkündigung für die Erſatzkaſſen, alſo auch für
ihre Kaſſe, nicht zuträfe, vielmehr nach wie vor auf Grund beſonderer
Vereinbarungen das, Vertragsverhältnis in ſeitheriger Weiſe fort=
beſtehe
.
L. Verwaltungsgerichtshof. 1. Klage der Gemeinde Hirzenhain
gegen die Gemeinde Uſenborn wegen Abänderung der Gemarkungs=
grenze
HirzenhainUſenborn. Erſchienen für Hirzenhain: R.=A. Schöd=
ler
, für Uſenborn: R.=A. Neuſchäffer. Es liegt bereits eine Entſchei=
dung
des Verwaltungsgerichtshofs vor, und wird die Verhandlung auf
die formale, prozeßrechtliche Seite beſchränkt, nachdem die Reviſion der
Gemeinde Uſenborn gegen das Urteil des Provinzialausſchuſſes durch
Beſchluß vom 20. Juli 1923 als unzuläſſig verworfen war. Hirzenhain
hatte auf Grund des Art. 14 Landgemeindeordnung gegen Uſenborn
Klage mit dem Antrage erhoben, gewiſſe Gemarkungsteile von UI. abzu=
trennen
und mit H. zu vereinigen. Der Kreisausſchuß Büdingen
hatte die Klage abgewieſen, der Provinzialausſchuß Oberheſſen hat ihr
dagegen ſtattgegeben, von den Koſten zwei Sechſtel der Klägerin, drei
Sechſtel der Beklagten und ein Scchſtel dem Beteiligten (der Fürſtlich
Stolberg=Wernigerodeſchen Kammerverwaltung) belaſtct. Es wird, da
Uſenborn eine urteilsmäßige Vorbeſcheidung des erhobenen Rechts=
mittels
der Rebiſion begehrt, die Frage erörtert, ob die von der Beklag=
ten
eingelegte Reviſion den geſetzlichen Erforderniſſen des Verwaltungs=
rechtspflegegeſetzes
vom 8. Juli 1911 entſpricht. Der Vertreter des
Staatsintereſſes bezeichnet die Reviſionsſchrift als kein Meiſterwerk, letz=
tere
entſpreche zum Teil nicht den geſetzlichen Erforderniſſen, die gegen=
teiligen
Ausführungen des Vertreters der Reviſionsklägerin ſeien ver=
fehlt
, dagegen ſei hinſichtlich der Frage, ob das öffentliche Intereſſe ver=
letzt
ſei, den Ausführungen des Reviſionsklägers beizutreten, daß der
Begriff öffentliches Intereſſe keine ausſchließliche gat=, ſondern auch
eine Rechtsfrage ſei, und inſoweit hier eine Rechtsfrage in Streit ſei,
müſſe wohl die Reviſion für genügend fundiert erachtet werden. Das
Gericht beſchließt, Beratung vorgängig, in eine materielle Verhandlung
der Sache einzutreten. Der Herr Präſident als Berichterſtatter gibt eine
Darlegung der früheren Prozeßverhandlungen. Der Provinzialausſchuß
hat aus einer Reihe von Gründen die Vereinigung der Kolonie
Margarethental mit der Gemeinde Hirzenhain endgül=
tig
ausgeſprochen, bezüglich einiger anderer Gemarkungsteile wurde
mangels vorliegenden öffentlichen Intereſſes die Abtrennung von U.
und Verbindung mit H. abgelehnt. Die Stolberg=Wernigerodeſche Kam=
merverwaltung
hat nach Erlaß des zweitinſtanzlichen Urteils zu den Ge=
richtsakten
erklärt, daß ſie an der Weiterverfolgung der Vepvaltungs=
ſtreitſache
kein Intereſſe mehr habe, ſie iſt damit als Beteiligter ausge
ſchieden. Der Vrrtreter des Staatsintereſſes will nur gebrüft haben,
ob Art. 14 Abſ. 2 Landgemeindeordnung verletzt ſei, und kann nicht fin=
den
, daß nach den tatſächlichen Feſtſtellungen des Urteils des Provinzial=
ausſchuſſes
der Begriff des öffentlichen Int reſſes verkannt ſei, beantragt
werde, die Reviſion als unbegründet zu berwerfen. Urteil: Verwer=
fung
der Rebiſion. 2. Einwendungen gegen die G= meinderats=
wahl
in der Gemeinde Großkarben. Für die Gemeinde iſt Land=
tagsabg
. Lux=Niederflorſtadt und Bürgermeiſter Buß=Großkarben an=
weſend
, der Vertreter der Reklamanten, R.=A. Schröder=Friedberg, iſt
nicht erſchienen. Der Kreisausſchuß Friedberg hat die Wahl in Groß=
karben
vom 19. Nov. 1922 für ungültig erklärt, der Provinzialausſchuf
Oberheſſen die Gültigkeit ausgeſrochen. Die Reviſion betont, daß Land=
gemeind
ordnung und Wahlgeſetz verletzt ſeien: 1. Die Berufung des

Gemeindewahlkommiſſärs ſei zu Unrecht für zuläſſig erklärt word
Der Gemeindewahlk.
iſſär könne keine Berufung e
die Berufung der V. S.P.D. Ortsverein Großkarben ſei ungültig
gelegt. Dieſer Verein ſei kein rechtsfähiger Verein, kein Rechtsfül
es könne mithin auch für dieſe Perſonenvereinigung der Vorſitzer
Schmiegel nicht rechtsgültig unterſchreiben. Dieſer Mangel ſei von Am
wegen zu beachten geweſen. 3. Zu Unrecht ſei der Wahlvorſchlag
V. S. P. D, als rechtzeitig eingereicht erachtet worden. Der Wahlvorſc
müſſe, wie auch bekannt gemacht, der Bürgermeiſterei eingereicht werd
(Die Ueberreichung geſchah am 21. Oktober 1922 nachts kurz vor
am 22. Oktober kurz nach 12 Uhr nachts in einer Wahlverſammlung,
der der Bürgermeiſter Buß anweſend war.) Der Kreisausfchuß war
Anſicht, daß Wahlvorſchläge (zumal in größeren Gemeinden) in
Dienſtſtunden der Bürgermeiſterei zu überreichen ſeien, und ſei desh
der in Rede ſtehende verſpätet. Der Provinzialausſchuß hat bei ſeine
Erkenntniſſe angenommen, daß der Wahlvorſchlag am 21. Oktober
Bürgermeiſter überreicht worden ſei, für die Dauer der Einreichungsf:
ſeien nicht die Dienſtſtunden, ſondern der Ablauf des letzten Kalenderta
maßgebend. Der Provinzialausſchuß verweiſt ſchließlich zur Stützu
ſeiner Anſicht auf die Ausführungen des Vertreters des Staatsinter
in der Sache, betreffend Gemeinderatswahl der Gemeinde Södel
dem Verwaltungsgerichtshof am 27. März 1920. Der Vertreter
Staatsintereſſes ſteht auf dem Standpunkt, daß die Berufung des
germeiſters als Gemeindewahlkommiſſar zuläfſſig ſei, er ſei auch im
fahren, wenn auch urſprünglich als Zeuge, doch ſpäter als Partei
handelt worden, desgleichen habe Beigeordneter Schmiegel als Beteilig
gehandelt. Die Behauptung der Reklamanten, daß der Wahlvorſch
der V. S. P.D. in der Nacht unzuläſſig abgegeben ſei, ſei erſt na
Ablauf der Friſt erhoben worden, die Wahlfriſt dauere 8 Tage und
endige deswegen um Mitternacht des 21. Oktober, und vor Ablauf
Friſt ſei dem Bürgermeiſter, der dazu bereit geweſen, der Wahlvorſch
überreicht worden; er bitte um Verwerfung der Reviſion. Urteil: V
werfung der Reviſion.

Lokale Veranſtaltungen.

Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beir
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.

Vortrag Dr. Johannes Müller. Auf den am Mo
tag abend im Muſikvereinsſaal ſtattfindenben Vortrag des Herrn
Johannes Müller ſei hiermit nochmals an dieſer Stelle hingewieſe
(s wäre zu wünſchen, daß das Thema des Redners: Die Quellen d
Erneuerung, einen ſtarken Beſuch auslöſte. Die Karten ſind im Vo
verkauf in der Kunſthandlung Waitz erhältlich. (Siehe Anzeige.
Die Anthropoſophiſche Geſellſchaft veranſtalt
drei weitere Vorträge, und zwar, wie ſeither, jeweils Dienstags aben!
in der Aula des Realgymnaſiums. Dr. Poppelbaum wird ſprechen
erſten Abend, Dienstag, 4. Dezember, über: Die vier Naturreiche‟
zweiten Abend, Dienstag, 11. Dez., über: Das Menſchenich und ſen
Verkörperung, und am dritten Abend, Dienstag, 18. Dez., über:
Forſchungsweg ins Ueberſinnliche
Addentfeier. In den Räumen des Chriſtlichen Vereir
Junger Männer E. V., Alexanderſtraße (Infanteriekaſerne), findet heu
Sonntag abend eine Adventfeier ſtatt, bei welcher Herr Pfr. Wagner
ſprechen wird. Die Feier wird don muſikaliſchen und deklamatoriſche
Darbietungen umrahmt. Jedermann, insbeſondere die Jugend, iſt he=
lich
eingeladen.
Marionettenbühne. Ein Mann aus dem Volk hat eine Me
rionettenbühne gebaut. Seine Vorführungen ſollen ſich in den Bahne
einer guten Voltskunſt bewegen, er will in der Notzeit mit guter
Willen etwas bringen, was im Gegenſatz zum Schund ſteht: Stüc
von Pocci und anderen Schriftſtellern für die Marionettenbühn
Den künſtleriſchen Aufbau hat ein junger Künſtler übernomme ſſüche
(Vielmetter), die Leitung der Aufführung F. Harres. D
Puppen führt Herr Bingenheimer ſelbſt. Aufführungen finde
ſtatt im Mathildenhöhſaal, am 9. Dezember. Vorverkauf im Ve
kehrsbüro. Wir wünſchen dem jungen Unternehmen beſten Erfolg.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Donnerstag, den 6. Dezembe:
abends 8 Uhr, im Gelben Saal bei Sitte Verſammlung des Frauer halte
ausſchuſſes, zu der alle weiblichen Mitglieder der Ortsgruppe einge ba
laden ſind. Zur Einleitung der Beſprechung wirtſchaftlicher Frage här

8 Eberſtadt, 1. Dez. Das Vereinsleben wird durch die Zei
verhältniſſe ſehr ungünſtig beeinflußt. Vielen Vereinen iſt es durch di

Arbeitsloſigkeit vieler ihrer Mitglieder kaum noch möglich, die Vereins gent
beiträge hereinzubringen und die Koſten des allgemeinen Betriebes z.

erſchwingen. Verſammlungen und dergleichen werden ſtatt in Wirtſchaf
ten immer mehr in Schulen abgehalten. Erfreulicherweiſe hat die Schul
behörde die Georgſchule für dieſe Zwecke zur Verfügung geſtellt. Seh
bezeichnend für die ganzen Verhältniſſe iſt auch die Tatſache, daß von der
ſechs Geſangvereinen Eberſtadts nur noch vier regelmäßige Uebungs
ſtunden abhalten. Trotzdem haben die Vereinigten Geſangvereine be
ſchloſſen, Anfang kommenden Jahres wieder einen gemeinſamen Lieder
abend abzuhalten. Die Abſtempelung der Kontrollkarten de
Erwerbsloſen findet jetzt in der Gemeindeturnhalle ſtatt, wodurch de
Schulturnbetrieb öfters eine empfindliche Störung erleiben muß.
r. Zwingenberg, 1. Dez. Ernennungen. Zu Lehrern an der
gewerblichen Fortbildungs; elen in Bensheim wurde Lehrer Enge
von hier und für Zwingenberg und Jugenheim Lehrer Scherer voi
Ober=Kainsbach ernannt.
h. Bensheim, 1. Dez. Brotpreis. Im Kreiſe Bensheim koſter
ſeit letzter Zeit 3 Pfund Brot 675 Milliarden. Früher hatte der Lail
1800 Gramm und jetzt ſind es nur noch 1500 Gramm.

wird, Oberreallehrer Kahl einen Vortrag halten über Wirtſchaf
liche Probleme der Gegenwart. Zahlreiche Beteiligung wird
wartet.

GStu
fih.

Ne

Von der Bergſtraße, 1. Dez. Zum Werte des Papier=
geldes
. In einem größeren Orte kam letzter Tage ein älterer Mant

in ein Geſchäftshaus, um etwas Hefe zu kaufen, wobei ihm fo gender
Empfang zuteil wurde: Der Mann ſagte bei ſeinem Eintritt zu der
anweſenden Verkäuferin, einem Mädchen von etwa 17 Jahren, er wünſche
19 Gramm Hefe, was koſten dieſe, worauf die dralle Landmaid ſoforl
davonlief und außerhalb des Verkaufslokales noch halbverſtändlick
ſagte: 40 Milliarden. Da der Mann dieſen Preis für unmöglich hielt,
fragte er bei dem Zurückkommen des Mädchens mit dem kleinen Bröd
chen Hefe nochmals, was dieſe koſte, und erhielt als Antwort: Ei
40 Milliarden. Soviel Geld habe ich leider nicht bei mir, entgegnet
der Mann und zählte eine Anzahl Milliardenſcheine auf den Tiſch, und
zuletzt eine Milliarde in Fünfzigmillionenſcheinen. Beim Hinzählen der
letzteren erklärte das Mädchen: Sie häwe io noch Millioneſchei,
könne mer nit brauche, mer häwe kaa Zeit die Millione zu zäile und
lief dabei im Zimmer umher und erwiderte ſogar noch, daß es ihm
nur die Milliardenſcheine noch abnehme, aber jemand anderes nicht.
Der Mann nahm ſeine Milliarden in Millionenſcheinen zurück, ging
weg und blieb noch eine Reihe von Milliarden ſchuldig. Als am fol=
genden
Tag der Mann ſeine Schuld beglich, ſagte er zu dem Mädchen,
daß es dieſe Millionenſcheine unbedingt als Zahlung nehmen müſſe
widrigenfalls es empfindlich beſtraft werden könnte, wenn Anzeig
erfolge, wodon er aber abſehe, ihm dies aber doch ſagen wolle. Darauf
erſolgte nachſtehende Erwiderung: Was lait mer dran, ſo ſchlimm i8
däs net, mer nemme die Millioneſchei net, mer häwe mäiner zu dau,
als die zu zäile und wann mich aner holt, ſo bringt er mich am annere
Tag wierer, dabei lief die Maid weg und ſteckte die erhaltenen Mil=
liarden
wie vollſtändig wertloſes Papier in ihre flache Manteltaſche.
Der Mann verließ kopfſchüttelnd das Haus und war um eine Erfahrung
reicher geworden, für 40 Milliarden. Ein trauriges Zeichen unſeret
Zeit! In einem Bergſtraße=Städtchen wurde der Lehrling eines kauf=
nänniſchen
Büros beauftragt, 80 Millionen Kleinpapiergeld auf
der Reichsbank umzutauſchen. Nachdem er das Paket erhalten hatte, ſagte
r: Ich gehe nicht zur Reichsbank, ich bringe das Geld zu einem be=
kannten
Althändler, er nannte den Namen desſelben, da bekozame ich
mehr dafür. Und in der Tat, er erhielt 16 Milliarden dafür, zur großen
Ueberraſchung der Herren ſeines Büros.

Groß=Umſtadt. 30. Nov. Der am 20. November vorgeſehene Vor=
trag
de Landwirtſchaftsamtes über da9 Thema Das’ferd konnte wegen
Verhinderung des Referenten nicht abgehalten werden. Es wurde ſtark
deſſen das Thema Pflege der Obſtbäume, mit Lichtbildern behandelt=
Auch dieſer Vortrag fand den lebhaften Beifall der Zuhörer. Der nächſte
Vortrag wird nun am Dienstag, den 4. Dezember, abends 8 Uhr, in der
Brennerſchen Wirtſchaft (Kaiſerſtraße 29) über das Thema Das Pferd
gehalten werden, wozu federmann freundlichſt eingeladen iſt.

Vertreter: Martin Mertens, Darmstadt, Heinrichstraße 3,

[ ][  ][ ]

Nummer 333.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.

Seite 5.

Beſſere Nutzung der werbenden Betriebe.
Einem auf dem Städketag in Wismar von Stadtrat Liebke=Strelitz
ltenen Vortrag entnehmen wir das Nachſtehende: Gerade die Ver=
Aung der werbenden Betriebe erfordert in einer Kommunalverwal=
viel
Erfahrung und vor allem auch eine aus dem praktiſchen Leben
der unmittelbaren Anſchauung geſchaffte Sa hkenutnis als Er=
cung
der Auffaſſung des Berufsverwaltungsbeamten. Unbedingt
jede Stadtverwaltung dahin wirken, daß die ſtädtiſchen Betriebe
dem bureaukratiſchen Amtsbetrieb heraussgenommen und kauf=
niſch
ausgeſtaltet werden (kaufmänniſche an Stelle kameraliſtiſcher
Afführung). Aus der Bilanz iſt zu erſehen, ob ein ſtädtiſches Unter=
ien
wirtſchaftlich mit Erfolg arbeitet oder nicht.
Gaswerk. Bei der Feſtſetzung des Gaspreiſes muß immer Be=
darauf
gelegt werden, daß ein Verdienſt am Gaſe bleibt. Daß
9 Preis heute nicht unter den Selbſtkoſten ſein kann, iſt klar, wenn=
9 auch die Einahmen weſentlich durch die Nebenprodukte der Fabri=
n
(Ammoniakwaſſer, Teerdeſtillation, daneben Gaskoks und Schlak=
geſteigert
werden. In erſter Linie muß der Betriebsleiter durch
onalverminderung Erſparniſſe in den weſentlichſten Betriebskoſten
rzielen verſuchen, und weiter Anordnungen zu erdenken, die die
tabilität erheblich zu beeinfluſſen imſtande ſind. Ein großer
Yylenvrorat Verbrauch für mindeſtens 6 Monate muß vor=
den
ſein, ſo daß der Gaspreis ſchon vorher ohne irgendwelche Be=
uſſung
durch die Kohlenpreiſe ziemlich ſicher feſtgeſegt werden kann.
ter die Arbeiterlöhne. Ein erfahrener Dezernent (techniſch
ulter Betriebsleiter) kann ſich über dieſe ſchwierige Vorausſetzung
zegſetzen, wenn hinter ihm in guter Vorſicht gewiſſe Gewinnreſer=
frühzeitig
genug feſtgelegt werden, ſo daß Lohnſchwankungen leicht
ohne Umſtände in das nächſtfolgende Vierteljahr hineinkalkuliert
den können. Von einem Einkaſſieren durch einen be=
deren
Kaſſierer von Haus zu Haus rät L. unter heu=
i
wirtſchaftlichen Verhältniſſen ab; das koſte viel Lohn. Die Gas=
rke
mit eigener Buchhaltung ſollten beſondere
hltage für die Konſumenten feſtlegen, im übrigen
Stadtkaſſen bei kleineren Werken die Zahlungen regeln.
Waſſerwerk. Bei den Waſſerwerksbetrieben ſelbſt ſpielt die
ge der Betriebskraft, ob durch elektriſche Energie, Benzol, Oel, Gas
ſogar durch Kohlenzufuhr für Dampfkeſſelfeuerung gewonnen,
e äußerſt wichtige Rolle. Sie wird daher ausſchlaggebend
für die Rentabilität des Werkes. Man ſpart unter Ausnutzung
er techniſchen Möglichkeiten in dieſen Werken ganz
utend.
Die Wirtſchaftlichkeit eines Waſſerwerks iſt leicht zu überblicken,
n man Monatsberichte einführt und hiernach die Waſſerver=
ung
und die Materialverwendung eingehend prüft und berechnet,
ſomit eine Ueberſicht über die Wirtſchaftlichkeit und beſſere Nutzung
Werkes zu erhalten.
Die Einführung dieſer Betriebsberichte iſt daher in allen Werken
unbedingtes wirtſchaftliches Erfordernis. Der Betriebsbericht weiſt
täglichen Stundenbetrieb mit der Waſſerförderung der Pumpen und
Kraftverbrauch genau nach. In der Spalte der monatlich aufzu=
nenden
Waſſerſörderung erhalten wir dann eine Ueberſicht über
Stand des Betriebsmonats des laufenden und des Vorjahres, ſowie
Summe der Waſſerförderung ſeit Jahresanfang im laufenden und
Vorjahre. Im weiteren iſt nach den angegebenen Zeiten der Kraft=
örauch
von elektriſchem Strom, Benzol, Oel uſw. genau zu berech=
wodurch
dann leicht wieder der Kraftverbrauch für 1 Kubikmeter
ſſer ſich feſtſtellen läßt. Hinzuzurechnen iſt ſodann weiter noch der
terialienverbrauch. Alle dieſe beſonderen Aufrechnungen plus An=
Vergütung des Perſonals, Verwaltungskoſten, Zinſen, Amortiſa=
und Rücklagen für die Anlagen und ſonſtige Unkoſten Rohr=
che
uſw. ergeben den Waſſerförderungspreis und auf dieſen Roh=
is
iſt ſodann ein gewiſſer Prozentſatz mindeſtens 10 Prozent
Gewinnanteil aufzulegen. Auf dieſe Art iſt es allein möglich, ein
ſſerwerk rentabel zu ſtellen und es gleichzeitig wirtſchaftlich
der Höhe zu halten. Selbſtverſtändlich muß jeglicher Verluſt in die
echnung des Rohpreiſes aufgenommen werden.
Die Wirtſchaftlichkeit ſpielt in jeden der erläuterten Betriebe hinein
muß heute geſteigert werden dadurch, daß man alle dieſe Betriebe
t nach bureaukratiſchen, ſondern kaufmänniſchen Geſichtspunkten ver=
tet
. Um Perſonal zu ſparen, ſind dieſe Betrjebe unter eine Ver=
tung
zuſammenzulegen, und in dieſer iſt eine gemeinſchaftliche kauf=
nniſche
Abteilung mit dem notwendigen Perſonal einzurichten, die
Standaufnahmen der Gas= und Waſſermeſſer, ſowie die Buchfüh=
g
. Einkaſſierung uſw. übernimmt, aber auch die Materialverſorgung
Ein= und Verkauf für alle Betriebe veranlaßt.

Zuerſt waren es meiſt nur Vereine der handarbeitenden Klaſſen.
* die Geldentwertung den bisherigen Mittelſtand vernichtet hat, ſehen
auch andere Vereine genötigt, das Gaſtrecht der Stadt nicht zu
ſchmähen. Die Vereine bezahlten bisher beſtenfalls die Beleuchtung.
Oberbürgermeiſter gibt nun öffentlich bekannt, daß die Stadt die
ſchiedenen Vereine in der bisherigen Weiſe nicht mehr unterſtützen
ne, und daß vom 15. Dezember ab den Vereinen die ſtädtiſchen
ume nicht mehr zur Verfügung ſtehen. Gegen dieſe Ankündigung
Oberbürgermeiſters macht ſich natürlich heftiger Widerſpruch der
reine geltend, bie damit auf die Straße geſetzt ſind. Die Arbei=
beim
Umbau des hieſigen Hauptbahnhofs werden
ite eingeſtellt. Der Reichsfinanzminiſter ſtellt dafür nicht mehr die
igen Mittel zur Verfügung. Selbſt die Aufſchüttung des Bahndam=
5 ſoll nicht mehr fortgeſetzt werden. Die Bauarbeiter beſchäftigten
ſchon in den letzten Tagen mit Aufräumungsarbeiten. In den
bfertigen Bauten werden die Fenſterhöhlen vernagelt. Es iſt wirk=
unverſtändlich
, daß die plötzlich einſetzende Sparfamkeit ſo weit
/, bereits angefahrene Bauſtoffe nicht mehr zu verarbeiten. Die
würdigen Vorgänge in der letzten Stadtverordnetenver=
mmlung
veranlaßten den Oberbürgermeiſter, mit den Parteien
beraten, wie dem Uebel geſteuert werden könne. Es ſollen zum
thörerraum Karten ausgegeben werden, und zwar auf jeden Stadt=
cordneten
zwei Stück, ſo daß nur 96 Zuhörer Zutritt hätten. Die
rten ſollen durch die Geſchäftsſtellen der Parteien verteilt werden.
e Kommuniſten haben danach nur auf 14 Karten Anſpruch. Wie man
rt. ſind mit dieſer Regelung alle Parteien, mit Ausnahme der Kom=
niſten
, einverſtanden. Die Hausſuchungen bei den hieſigen Kommu=
ten
führten zur Verhaftung des Stadtverordneten Härtle. Auch der
adtverordnete Galm ſoll in Schutzhaft genommen ſein. Bei der Frau
s Kommuniſten Liederbach wurde bei den Hausſuchungen ein kleines
arenlager gefunden, das ſie bei ihrem Arbeitgeber entwendet hatte.
ie wurde deshalb auch verhaftet. Der kommuniſtiſche Stadtverordnete
eekamp hat ſich in das beſetzte Gebiet gerettet. Er ſollte die viermo=
tige
Gefängnisſtrafe antreten, die er ſich durch die Mißhandlung des
achdeckermeiſters Neſſel beim kommuniſtiſchen Jugendfeſt im Septem=
* vorigen Jahres zugezogen hatte.
() Friedberg, 1. Dez. Beſchlagnahme. Die hieſige Polizei
ſchlagnahmte auf dem Bahnhof bei einem wilden Butterhändler 22
fund Butter. Die Butter wurde dann auf dem Wochenmarkt halb=
undweiſe
ausgegeben.

die dentsche Weinbrandmarke
Reich und Ausland.
Ueberfall auf einen Wachtmeiſter.
Berlin. Polizeiwachtmeiſter Wolter wurde in der vergangenen
Nacht auf dem Heimweg von drei Männern, den Gebrüdern Lukas, ohne
Veranlaſſung überfallen. Im Verlauf des Kampfes gelang es dem
Beamten, zwei Angreifer durch Schüſſe zu Boden zu ſtrecken. Der dritte
Angreifer entſloh zunächſt, wurde aber von dem Beamten, der ihn ver=
folgte
, erreicht und nach einem Kampf, in dem der Polizeiwachtmeiſter
wieder von der Waffe Gebrauch machte, überwältigt.
Senkung der Lebensmittelpreife?
Mannheim. Auf Einladung des Bürgermeiſteramts fand kürzlich
eine eingehende Ausſprache über die Preisbildung zwiſchen Vertretern
der zuſtändigen örtlichen Behörden und der für die Bedarfsverſorgung
in Betracht kommenden Kleinhändler und Gewerbetreibenden ſtatt. Dieſe
ſagten in Erkenntnis der Notwendigkeit, die Goldpreiſe zu ſenken, teil=
weiſe
zu, den Entwertungszuſchlag auszuſchalten, zum Teil wurde Eine
ſtrenge Nachprüfung der Preisberechnung in Ausſicht geſtellt. Allſeits
wurde die Erwartung ausgeſprochen, daß ſeitens der Zentralbehörden
gegen Auswüchſe der Preisfeſtſetzungen und Geſchäftsbedingungen, wie
ſie bei der Induſtrie, der Landwirtſchaft und den Groſſiſten zum Teil in
Erſcheinung treten, mit allem Nachdruck eingeſchritten wird.
Karlsruhe. Die Fleiſchpreiſe haben hier eine Ermäßigung um
20 Eoldpfennig das Pfund erfahren.
Amtliche Darſtellung über den Doppelmord in Saig.
Freiburg. Die Staatsanwaltſchaft gibt eine amtliche Darſtellung
über den furchtbaren Doppelmord an dem Ehepaar Köpfer in Saig bei
Titiſee heraus, worin die bereits veröffentlichten Einzelheiten beſtätigt
werden. Aus der Darſtellung geht hervor, daß auch die Ehefrau Köpfer
durch einen Schuß in den Rücken getötet worden iſt. Die Schüſſe ſind
von dem Mörder Hundertpfund aus nächſter Nähe abgegeben worden.
Die Leichen waren völlig angezogen und die Köpfe mit Säcken umwickelt.
Hundertpfund wurde am Tage nach ſeinem Verſchwinden in der Nähe
von einem Gendarmeriebeamten kontrolliert und hatte Papiere auf den
Namen Erdle oder Erdel aus Günzburg in Bahern bei ſich. Am 23.
November iſt er wahrſcheinlich in Schönberg bei Lahr in einem Bauern=
hof
eingekehrt. Nach neueren Nachrichten ſoll Hundertpfund am 25. No=
vember
in Wörth a. Rh. (Pfalz) geweſen ſein und did Fluchtrichtung
nach Straßburg eingehalten haben. Früher war Hundertpfund Bäcker,
bis er im Landgefängnis, wo er eine dreijährige Gefängnisſtrafe ver=
büßte
, die Holzſchnitzerei lernte. Mit Köpfer iſt einer der bekannteſten
Schwarzwälder Holzſchnitzer dahingegangen.
Ein beſtechlicher Bürgermeiſter.
Landau. Vor der hieſigen Strafkammer hatten ſich dieſer Tag
der Bürgermeiſter Heck Andreas von Berg a. Rh. und George Ludwig
Gemeindeſekretär daſelbſt, wegen falſcher Beurkundung ſowie paſſiven
Beſtcchung zu verantworten. Heck wurde zu einer Gefängnisſtrafe von
3 Monaten abzüglich 4 Wochen Unterſuchungshaft, und George zu einer
Geſamtgefängnisſrrafe von 2 Wochen, abzuglich 3 Tagen Gefängnis, ver=
urteilt
. Für den noch zu verbüßenden Teil der Strafe wird den beiden
Bewährungsfriſt bis zum 31. Dezember 1927 gewährt.
Der Untergang eines Großſegelſchiffes.
Eine ergreifende Schilderung des Unterganges eines amerikaniſchen
Viermaſtſegelſchiffes vor der Elbemündung gibt der Hamburger See=
mann
Wollenweber, der allein mit dem Sohne des Kapitüns gerettet
wurde, im Hamburger Fremdenblatt. Er erzählt: Als wir am Don=
nerstag
von Altona nach Rotterdam abfuhren, war das Wetter zwar
ſtürmiſch, bot aber keinerlei Anlaß zu Beſorgniſſen für die Sicherheit
unſeres ſeefeſten Segelſchiffes. Alles ging gut, bis wir abends zwiſchen
9 und 10 Uhr bei undurchdringlicher Dunkelheit von einem Dampfer ge=
rammt
wurden, der ſeine Fahrt fortſetzte, ohne ſich um uns zu kümmern.
Es ſtellte ſich heraus, daß unſer hölzernes Schiff ſchweren Schaden er=
litten
hatte und ſtark Waſſer machte. Die geſamte Mannſchaft wurde an
die Pumpen geſtellt. Trotzdem nahm das Waſſer zu und das Schiff
ſank tief, ſodaß der Kapitän gegen 12 Uhr den Ve=ſuch, die Cuxhavener
Reede zu erreichen, aufgab und vor Anker gehen mußte. Der Sturm
war zum Orkan angewachſen. Beide Ankerketten riſſen und das Schiff
geriet ins Treiben. Die Dieſelmotoren verſagten. Der Ballaſt ging
über, und das Schiff wurde ganz auf die Seite geworfen, wobei ſchwere
Seen die Decks glattfegten und die Verſchanzung zertrümmerten. In=
folgedeſſen
beorderte der Kapitän die Mannſchaft von 15 Köpfen in die
Maſten, wo einer der Schiffbrüchigen nach dem anderen von der wild
erregten See aus der Takelage geriſſen wurde und in dem weißſchäu=
menden
Giſcht verſchwand. Ich hatte zuſammen mit dem Kapitän und
ſeinem achtzehnjährigen Sohne und einem amerikaniſchen Matroſen im
vierten Maſt Zuflucht geſucht, und es war mir gelungen, mich notdürftig
feſtzubinden. Erſt wurde der Kapitän fortgeriſſen, dann der Amerikaner.
Der Sohn des Kabitäns, durch Kälte und Entbehrung ohnmächtig ge=
worden
, wurde mehrmals von ſeinem Zufluchtsort weggeſpült, doch ge=
lang
es mir immer wieder, ihn zu faſſen. Mit meinen letzten Kräften
war es mir gelungen, eine Hoſe auszuziehen, mit der ich Notſignale gab.
Gegen 10 Uhr morgens wurden dieſe von dem in die Nähe kommenden
Schleppdampfer Hermes bemerkt, auf dem wir beide Ueberlebenden die
liebevollſte Aufnahme fanden und ſpäter im Krankenhaus untergebracht
wurden. Die Mannſchaft beſtand aus Amerikanern, Engländern und
Skandinaviern. Auch zwei Hamburger waren darunter, die alle umge=
kommen
ſind.
Verſteigerungskalender Montag, den 3. Dezember.
Verſteigerung von Kaſtenwagen uſw. nachmittags 2 Uhr
Gardiſtenſtraße 13.

Sport, Spiel und Turnen.
Handbell.
Am kommenden Sonntag findet auf dem Sportplatze ein Handball=
wettſpiel
ſtatt, das wohl viele Zuſchauer dorthin ziehen dürfte. Die
ſpieleriſch hochſtehende Mannſchaft Odenwaldmeiſters des Neckargaues
der Deutſchen Turnerſchaft, Turngemeinde Heidelberg, ſpielt gegen die
als ſpielſtark ja wohl genügend bekannte Mannſchaft des Sportvereins 98
Mit Heidelberg weilt ſeit langer Zeit mal wieder eine Mannſchaft in
Darmſtadts Mauern, gegen die Darmſtadt alle Mühe haben dürfte. Die
Gäſte konnten in der jüngſten Zeit einige äußerſt bemerkensverte Re=
fultate
erzielen. So gelang es ihnen, den mehrjährigen badiſchen Meiſter
Deutſch=Neureitl (Karlsruhe) mit der vernichtenden Niederlage von 6:3
Toren nach Hauſe zu ſchicken. Schlimmer noch erging es der M. D.G.
Mannheim, die mit 6:0 von ihnen gerupft wurde. Phönix=Mannheim
gegen die Sportvercin 98 mit dem ſenſationellen Reſultat 11:0 gewonnen
hatte, wurde von Heidelberg ebenfalls und zwar mit 5:1 abgefertigt
Ein äußerſt gutes Ohmen geht alſo den Gäſten aus der Univerſitäts
ſtadt voraus. Der Ausgang des Kampfes iſt völlig ungewiß, da die bei=
den
Mannſchaften zum erſtenmal aufeinander treffen. Hat das Wetter
guten Willen, dann kann man für einen ſportlichen Genuß garantieren.
In den jetzigen Verbandsſpielen im badiſchen Neckargau marſchiert Hei=
delberg
wieder ohne Punktverluſt an der Spitze der Tabelle. Wir raten
daher jedem, der es ſich möglich machen kann, am Sonntag ſich dieſes
Spiel anzuſehen. Die Leitung des Spieles konnte gar keinem beſſeren
als dem als äußerſt korrekt bekannten Schiedsrichter Oberleutnant Herr=
mann
von der heſſiſchen Schutzpolizei angeboten werden., Spielbeginn
iſ= um 3 Uhr. Vorher ſpielen noch um 1.45 Uhr die beiden 2. Mann=
ſchaften
beider Vereine. Sportverein ſpielt mit
Bauer
Walde Spieß
Scherer Götz Galm
Daniel Reichert Jans Gollaſch Penze
Ringen.
Schlußrunde im Ringen.
Sonntag, den 2. Dezember, finden zu Roßdorf im Gaſthaus
Zur Sonn= (Inhaber Herr Ludwig Kaffenberger) die Endkämpfe im
Ringen um die Gaumeiſterſchaft der Liga des Odenwaldgaues Deutſcher
Athletik=Sportverband 1891 ſtatt. Der Beginn iſt auf 3 Uhr nachmittags
feſtgeſetzt. Der Stand der Vorrunde war folgender:
Berein . Spiele gew. verl. Punkte

Roßdorf".
Darmſtadt
Dieburg".
Seeheim

Vorſtehende Vereine ſtehen ſich nun im Retourkampfe gegenüber, und
werden ſämtliche Vereine alles daranſetzen, die Spitze einzunehmen. Die
drei erſten Vereine haben noch Ausſicht, die Meiſterſchaft zu erhalten.
Siegt Roßdorf über Darmſtadt, ſo bleibt letzterer Tabellenführer. Siegt
Darmſtadt über Dieburg und Roßdorf, ſo wird Darmſtadt Tabellen=
erſter
. Fällt die Entſcheidung zugunſten Dieburgs aus, ſo ſteht Dieburg
mit Roßdorf an erſter Stelle. Hieraus kann man entnehmen, daß ſehr
ſpannende Kämpfe zu erwarten ſind, da jeder der Vereine danach trachtet,
die erſte Stelle einzunehmen.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Uebe=ſchrift übernimmt die Redaktion keine
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Die Städtiſche Sparkaſſe wird hierdurch um Auskunft
gebeten, wie ſich zur Zeit die Rechts= bzw. Eigentumsverhältniſſe über
die in Friedenszeiten von ihr leihweiſe herausgegebenen Sparbüchfen,
die nur durch die Städtiſche Sparkaſſe ſelbſt geöffnet werden kömnen,
verhalten. Bekanntlich ſperrte die Städtiſche Spaxkaſſe bei Abgabe einer
ſolchen Sparbüchfe das Konto des betr. Empfängers mit 3Mk. Da es
ſich in Friedenszeiten nur um Goldmark handelte, war der Wert einer
ſolchen Sparbüchſe demgemäß 3 Goldmark. Wer alſo die Sparbüsyſe
nicht zurückgab, oder ſie in Verluſt geraten ließ, mußte durch Abzug von
3 Goldmark an ſeinem Konto dieſe bezahlen. Dem Vernehmen nach
foll nun die Städtiſche Sparkaſſe dazu übergegangen ſein, die Spar=
einlagen
, die im Frieden Goldeinlagen waren und jetzt nur noch
Papierwerte darſtellen, wegen den hohen Verwaltungskoſten und die
jetzt in keinem Verhältnis zur Einlage mehr ſtehen, kurzerhand zu ſtrei=
ihen
. Im Intereſſe der vielen Sparer wird angefragt, ob durch die
Streichung der Kontoeinlagen, und die über 3 Mark betragen, die Spar=
büchſen
automatiſch in das Eigentum der Sparer übergegangen ſind.
Außerdem wird angefragt, ob eine Aufwertung der Spareinlagen auf
Goldbaſis erfolgt. Da eine große Anzahl Sparer hier in Betracht
kommt, wird um eine erſchöpfende, nach juriſtiſchem Standpunkt feſt=
geſtellte
Antwort gebeten.

Vertreter: Aures & Co., Darmſtadt, Rundetermſtraße 12.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende nach
Uh
(F 7, f4): Noſengarten Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½
Uhr (Zuſatzmiete III:. Schülermiete weiß 1): Die beiden Schüt
Orpheum 7¾ Uhr abends: Katja, die Tänzerin Volks=
theater
8 Uhr abends: Die goldene Eva, ½4 Uhr nachmittags=
Hänſel und Gretel. Rummelbräu: Tanz. Union=, Reſi=
denz
=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

h
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudol
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe, Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann: Schluß=
dienſt
: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten
nnd Auterhaltungsblatt.

Familiennachrichten

A

STATT KARTEN.

Mieze Pfeifer
Karl Boerzel

Gerda Boerzel
Heinrich Berning
VERLOBTE

Darmstadt,
2. Dezember 1923
Groß=Gerau,

(*28433
Groß-Gerau, 2. Dezember 1923:

K3

STATT KARTEN.

Die Veslobung ihrer Tochter Oitilie
mit Herrn lacob Hofmann, Pfarrer in
Nieder-Beerbach, geben bekannt
Senatspräsident Lang

Mrrrmin

Ottilie Lang
Jakob Hofmann
VERLOBTE
u. Frau, geb. Langsdort Dermstadt - Nieder-Beerbach
1. Advent 1923
(228268

Erika Alken
Nils G. Lensvelt
VERLOBTE
Darmstadt Daisburg
statt Karten!
Käta Krug
Ferdinand Schulz
VERLOBTE
Darmstadt, 2. Dez. 1923 f1. Aduent)
Heidelbergerstr. 80 Karlstr. 104½

Ihre Vermählung geben bekannt
Georg Presser
Oberpostinspektor
u. Frau Henny, verw. Horn
geb. Rothermel
Darmstadt, den 1. Dez. 1923
Wend-Istadtstr. 43

Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem uns
betroffenen ſchweren Verluſte
innigſten Dank.
28461
Margarete Klein
geb. Erbes.

Korbmöbel=
Garnitur
billi ſt zu verkaufen

Zu verk Mädchenzimmer:
. Bettſt. m. Matr.
Schrank. Nachtſchränk
Waſchgeſtelt, Stuhl,
Säulenofen, Plattof.
w. Kachelof eiſ Bettit.

Grafenſtr. 26, I, (*28437 Beſſungerſir, 18 I, (2P.

Schenke Quieta!

Mie locht so froh der Veihrrchtsmant.
Weiler Quieta schenken kann!

Guiefg
Köstliche und billige Mischungen
mit Bohnenkaffee.
Daher ein praktisches Geschenk!

[ ][  ][ ]

Darmſtfädter Tagblatt

Sandelsbiat

2. Dezember 1923 Nr. 33

Pertpapierbörſe in Dortmund.

Der langjährige Wunſch weiter Kreiſe der Handels= und Bankwelt
ber Provinz Weſtfalen auf Errichtung einer Wertpapierbörſe in Dort=
mund
geht der Verwirklichung entgegen. Eine erſte Börſenverſammlung,
die bei Berückſichtigung der Verkehrsſchwierigkeiten über Erwarten gut
beſucht war, fand im Beiſein von Vertretern von Behörden und der
Preſſe am 27. November, nachmittags 2½ Uhr, im Börſenhauſe, Vieh=
markt
2, Ecke Steinſtraße, ſtatt. An den Vorarbeiten haben ſich die Han=
delskammer
, die Dortmunder Großbanken und die Stadtverwaltung rege
beteiligt.
Der Vertreter des Präſidenten der Handelskammer Herr Dr.
Jucho, begrüßte die Erſchienenen und ging in ſeinen Ausführungen
auf die geſchichtliche Entwickelung des Gedankens, eine Wertpapierbörſe
in Dortmund ins Leben zu rufen, ein. Schon in früheren Jahren iſt in
den beteiligten Kreiſen der lebhafte Wunſch zum Ausdruck gekommen, für
die Provinz Weſtfalen eine Weotpapierbörſe mit dem Sitz in Dortmund
zu begründen. Dem Vorſtand der Getreidebörſe dankte er für das
freundliche Entgegenkommen, das er durch Zurverfügungſtellung ſeiner
Börſenräume nebſt Fernſprecheinrichtungen uſw. bewieſen hat. Herr
Dr. Jucho gab der Hoffnung Ausdruck, daß das junge Unternehmen trotz
der ſchwierigen Zeitverhältniſſe recht bald eine das Wirtſchaftsleben be=
fruchtende
Einrichtung werden möge. Für die jetzt in Ausſicht genom=
mene
Einrichtung einer Börſe liegen bereits eine ſo große Anzahl von
Anmeldungen vor, daß mit einem ziemlich regen Börſenverkehr gerechnet
werden darf.
Herr Bürgermeiſter Dr. Fiſcher ſprach namens der Stadtverwal=
tung
die beſten Wünſche für die Entw

Baſe beſgk.
Herr Bankdirektor Schneider gab einen Ueberblick über die Ver=
handlungen
mit dem Handelsmir ſteriun und mit den Börſen in Düſſel=
dorf
und Eſſen und bedaueite, unß eine Verſtändigung mit dieſen ſich
nicht habe ermöglichen laſſen. Er he nachdrücklichſt, daß die Dort=
munder
Börſe nicht ein Konkurren;terehmen gegenüber der Eſſener

durchaus berechtigt erſcheinen laſſ=
Herr Stadtverordneter Pahl ſprac, für die Inbuſtrie, die es lange
bitter empfunden hat, daß die Bemühungen, eine weſtfäliſche Börſe in
Dortmund zu begründen, ſo lange Zeit ohne Erfolg geblieben iſt. Er
dankte den Vertretern der Börſen und Banken, die ſich an den Vorarbei=
ten
ſo rege beteiligt haben.
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde ein Börſenvorſtand
auts folgenden Herren gebildet: Vorſitzender: Herr Bankdirektor
Pfeffer von der Commerz= und Privatbank. Vertreter von Ban=
ken
: Herr Robert Wiskott, Herr Dir ktor Löns vom Barmer Bank
verein. Vertreter der Handelskammer: Herr Dr. Jucho. Vertreter der
Stadtverwaltung: Herr Bürgermeiſter Dr. Fiſcher. Vertreter der Ge=
treidebörſe
: Herr E. W. Schulte. Weiter ſind vorgeſehen je ein Bank=
bertreter
aus Hamm, Münſter und Hannover. Ferner ſoll dem Wunſche
der Sparkaſſen und Genoſſenſchaftsbanken auf Vertretung im Vorſtande
Rechnung getragen werden.
Herr Dr. Jucho ſchloß mit Dank die Verſammlung, in der ein=
mütig
zum Ausdruck gekommen war, das neue Unternehmen trotz ſich
entgegenſtellender Schwierigkeiten durchzuführen und damit ſeine Exi=
ſtenzberechtigung
zu beweiſen.
Nachdem in der Gründungsverſammlung am 27. November er. ſich
der Börſenvorſtand konſtituiert hat, iſt von demſelben beſchloſſen worden,
die nächſte Börſenverſammlung am Mittwoch, von 1112 Uhr vormit=
tags
, ſtattfinden zu laſſen. An der Börſe kann vorläufig nur Handel im
Freiverkehr ſtattfinden, der ſich aber auf ſämtliche rheiniſch=weſtfäliſche
Werte erſtreckt, die amtlich oder im Freiverkehr an den Börſen in Eſſen
und Düſſeldorf gehandelt ſind. Ferner ſollen gehandelt werden ſämr=
liche
Kaliwerte und auch alle diejenigen Werte der Verliner Börſe, für
die ſich in Rheinland und Weſtfalen ein Intereſſe herausgebildet hat.
Bisher ſind dem Börſenvorſtand ſo zahlreiche Anmeldungen zugegangen.
daß die Exiſtenz der Börſe nicht nur geſichert iſt, ſondern auch mit einem
erfolgreichen Verkehr gerechnet werden darf. Die Zahl der Anmeldungen
wird ſich noch erheblich vergrößern, ſobald eine Einreifeerlaubnis aus
dem unbeſetzten in das beſetzte Gebiet geregelt iſt, eine Frage,
mit der ſich der Vörſenvorſtand im Verein mit der Dortmunder Handels
kammer zurzeit beſchäftigt.

Adt A.=G., Wächtersbach. Die Geſellſchaft erzielte
im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn in Höhe von Mk. 1202
Mill. (i. V. 6 Mill. Mk.). Man beſchloß von der Verteilung einer
Dividende Abſtand zu nehmen und den Gewinn auf neue Rechnung vor
zutragen.
spd. Heidelberger Sttaßen= und Bergbahn A.=G. i.
Heidelberg. Auf Antrag der Bankhäuſer Hohenemſer und Laden=
burg
ſowie der Dresbener Bank in Frankfurt a. M. ſind nom. 101 235 000
Mark neue Stammakrien der Geſellſchaft g der Frankfurter Börſe zuge
laſſen. Das Grundkapital beſteht nun=
111 235 000 37k. Di
Lage des Unternehmens wird dahin bei=
Sſichtlich auch das
Geſchäftsergebnis des Jahres 1923 d
emeſſenen
Dividende geſtatten wird.
spd. Oberrheiniſche Bauinsi=
Fueiburg

i. B. Auf Antrag der Firmen J. Drehzfus
F. Grohe=Henrick
u. Co., ſowie M. Hohenemſer in Fray'ſurt e,
ſind 12 Mill. Mk.
neue Stammaktien an der Frankfurter Börſe zugelaſſen. Die Geſell=
ſchaft
iſt vollauf beſchäftigt.
Heddernheimer Kupferwerke=Frankfurt und
Süddeutſche Kabelwerke=Mannheim. Den Inhabern
der bereits gekündigten 4½ſproz. Teilſchuldverſchreibungen von 1904 und
1919 wird von der Geſellſchaft die Einlöſung gegen Vergütung von
7½/. Dollar Goldanleihe für je nom. 1000 Mk., falls die Einreichung bis
zum 15. 12. erfolgt iſt, vorgeſchlagen. Ferner erklärt ſich die Geſellſchaf
bereit, die gekündigten 4½/sproz. Anleihen von 1920 und die 5proz. A
leiben von 1922 ebenfalls ſchon fetzt einzulöſen, und zwar gegen Vergü
tung von 6 Dollar Goldanleihe von je nom. 10 000 Mk. der Ausgabe
von 1920, ſowvie gegen Vergütung von 2 Dollar Goldanleihe für je nom
10000 Mk. der Ausgabe von 1922, ſofern die Einreichung bis 31.
d. J. erfolgt.
* Eiſen= und Stahlwerk Krone Velbert. Die G.=V.
beſchloß aus einem Reingewinn von 1495 Mill. 1113 Mill. der Reſerbe
zu überweiſen und von der Verteilung einer Dividende Abſtand zu
nehmen.
* Stickereifabriken Kellmann u. Derſinyi A.=G
Plauen i. Vogtl. Nach Mitteilung der Geſellſchaft ſtand das abge=
laufene
Geſchäftsjahr im Zeichen des deutſchen Währungsverfalls, wo=
durch
auch das Inlandsgeſchäft gußerordentlich erſchwert wurde. Aus
dieſem Grunde mußte ſich das Unternehmen neue Auslandsmärkte er=
obern
, was befriedigend gelang. Im vergangenen Geſchäftsjahr wurde
der Betrieb weiter vergrößert. Das Unternehmen weiſt einen Rein=
gewinn
von 175,8 Mill. auf, woraus folgende Verteilung vorgeſchlagen
wird: Geſetzlicher Reſerbefonds 0,9 Mill., außerordentlicher Reſerve=
fonds
20,9 Mill., Tantiemen an Aufſichtsrat und Vorſtand 60 Mill., Vor=
trag
auf neue Rechnung 93,9 Mill. Mk. Infolge der fortgeſchrittenen
Geldentwertung ſchlägt der Vorſtand vor, von der Ausſchüttung einer
Dividende abzuſehen. Aus dem Aufſichtsrat ſcheiden aus: Dr. Guſtad
Streſemann und Dr. v. Rintelen. Der G.=V. wird die Wahl des
Direktors Dr. Karl Ernſt Sippel (Diskontogeſellſchaft) Berlin, vorg
ſchlagen. Die Bilanz vom 30. Juni 1923 verzeichnet Aktiven: Effek=
ten
11,7 Mill., Hypotheken 0,4 Mill. Wechſel 3,9 Mill., Kaſſa und Poſt=
ſcheck
5 Mill., Debitoren einſchließlich Bankguthaben und Deviſen 7 162
Mill., Waren 658 Mill. Paſſiven: Reſerven 0,2 Mill., Werkerhal=
tungs
= und Betriebserneuerungskonto 0,4 Mill., Banken, Kredityren
und Deviſen=Wertberichtigungskonto 7 682,4 Mill. Mk.
Deutſche Erdöl=A.=G. Zulaſſungsantrag über 243 Mill.
neuer Aktien wurde an der Berliner Börſe geſtellt. Wir berichteten
ſeinerzeit, anläßlich des Abſchluſſes und der Dividendenzahlung, aus=
führlich
über die Beſitzverhältniſſe der Geſellſchaft und im Anſchluß
daran ſpäterhin über die Angliederung der Gewerkſchaft Graf Bismarck
durch Umtauſck der Gewerkſchaft Graf Bismarck Kuxe gegen Aktien
der Deg. Der Proſpekt macht eine Reihe von Angaben, die der Ge=
ſchäftsbericht
damals vermiſſen ließ. So z. B. ſind die Produktionszif=
fern
genannt; danach bat in 1922 das Mineralölwerk in Wieze etwa
41250 Tonnen erzeugf: auf den gefamten, auch gepachteten Braunkoh=

Erfüllung bon Verpflichtungen oder Neuanſchaffungen. Weizen ging
5075 Pfg. auf 24,50, Roggen um 1,25 auf 22,50 bis 22,75 Goldm
zurück; Gerſte und Hafer werden von den Brauereien bezw. Fabri
zur Verarbeitung mehr gefragt, Gerſte beſonders von den kleinen La ch
wirten zum Umtauſch für Malzkeime und Biertreber zurückgehalten,
ſich den Malzbezug zu ſichern, und haben daher um 50 Pfg., Gerſte
2223 auf 22.5033,50 und Hafer von 2122 auf 2122,50 Mark
gezogen. 3 Pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim.
Mehl. Auf dem Mehlmarkt hat ſich in dergangener Woche
Mannheim ein ungeöhrlicher Vorgang abgeſpielt. Nach Gerüchten ſben
len einige Mannheime andelsmühlen von der Handelskammer w
beſtändiges Geld verle igt haben, aber abgewieſen worden ſein, mit
Aufforderung, aus ihren Beſtänden gegen wertbeſtändiges Geld an
Bevölkerung, die ſolches genügend haben ſollte, abzugeben. Die S
ſchlug ein, da die Mühlen den Zentner zu 21 Mark anboten, währe
der Kleinhandel für das Pfund bis zu 40 Pfg. verlangte. Sie konn
dem Anſturm gar nicht ſchnell genug (Senüge leiften. Und nun ſetzte
Intereſſenkampf zwiſchen Mühlen, Bäckern und Mehlgeſchäften ein,
dazu führte, daß letztere nun das Mehl in Fünfpfundmengen zu 20yM
21 Pfg. das Pfund abſetzten. Der Umſatz war in wenigen Tagen
ganz enormer und die Handelskammer hat mit ihrem Vorgehen zwei
folge auf einmal erzielt: 1, ihr bei der Bevölkerung angeſammel
wertbeſtändiges Rotgeld wieder in den Verkehr gebracht und 2
Mehlgreis ganz enorm im Einzelhandel herabgedrückt. An der
dagegen
Geſchäft ruhig und die Mühlen verlangten im Gr.t
hanbel
Teizenmesl ſpezial Null 37,80, für Roggenmehl 35,70 Go M
elzentner ab Mannheim, alſo gegen die Vorwoche ei
uim 70 b=. 1,70 Goldmark höheren Preis in der Spitze trotz billie
Trotz aller wirtſchaftlichen Not finden die in Weint
ſteigerusgent agebotenen Weine glatte Abnahme zu feſten (Goldmar
Preiſen. Dies iſt der Fall bei Faß= wie bei Flaſchenweinen weißer u M
roter
ſzenz. Der Winzerverein Freinsheim erlöfte für 1000 Li hup
1922er
Gein 8901500, für 1922er Rotwein (Portugieſer) 320 u
1923er Putwein 360445 Goldmark. Die Wachenheimer Verſteigerun
erbrackken für 1922er Faßweine pro 1000 Liter 7302330 für 19.
Flaſchen eine 429 Goldmark, alles in weiß und die Deideshei=
Naturizeinverſteigerer erhielten für 1000 Liter 1922er Weißweine
bis 2550, für die Flaſche 1921er Weißwein 4,107,80, für 1922eu
bis 7.,80 und für die Flaſche Deidesheimer Kieſelberg Rieslingaus
30 Goldmark.
Holz. Auch in werbeſtändigem Gelde erzielen die Nutzhölzer
Verſteigerungen gegen den Frieden ſehr hohe Goldpreiſe. In Schon=
(Bayern) wurden 2341 Goldmark pro Feſtmeter Stammholz, in Obe
ammergau 36 (gegen 18 in der Vorkriegszeit) Goldmark pro Feſtmet
Fichtenholz bezahlt. Eine Brennholzverſteigerung in Böhl (Pfgl
brackte den Steigerern eine große Enttäuſchung. Nachdem zuerſt bis
4 Billionen Mark pro Zentner geboten wurde, ſetzten auf einmal d
Gebote um die Hälfte niedriger ein, worauf die Verſteigerung ab
brochen wurde. Bei der neuerlichen Verſteigerung wurden dann 13
Goldmark für Kiefernholz erlöſt.
Kolonialwaren. Bei ſtabilen, aber feſten Preiſen und feſt
Tendenz, wickelte ſich nur ein kleines Bedarfsgeſchäft ab. Geforde
wurden für rohen Santoskaffe 4.504,90, für gewaſchenen 5,505,90,
guten Tee 8,709,70, für mittlere Sorten 9 9010,90, für feine Qualit

ten 1112, für inländiſchen Kakao 3,704,20, für holländifches Prod
5.205,50, für Burmah=Reis 0,65, für Weizengries 0,70, für Kriſtallzue

Tonnen Brikets
* sder hergeſtellt. Dieſe Ziffern entſprechen
4,2 Prozent Ezw.
zent der gefamten deutſchen Erzeugung. Die
Generatoranlagen vera=seiten jährlich 550 000 Tonner Briketts und er=
zeugten
48500 snne
Zrteer oder 43 450 Tore:
Jelprodukte, von
denen insgeſamt 119000 Tonnen hergeſtellt wur
Die Raffinerie=
betriebe
in Wilheimsburg, Hannover, Grabow und 2=einau verarbeite=
ten
mit 60 490 Tonnen rund zwei Drittel der Erzegungsmöglichkeit.
Den Mitteilungen über die Beteiligungen entnehmen wir, daß die Dea,
die bekanntlich an Gebhard u. König, ſowie der allgemeinen Bohrgeſell=
ſchaft
maßgebend beteiligt iſt, ihre Intereſſen in der Kerzen=, Wachs=
uſw
. Fabrikation im laufenden Jahre, wie kurz gemeldet, durch Erwerb
von 51 Prozent des Kapitals der Joſef Gautſch A.=G., München, 49 Pro=
zen

Handel und Wandel in Heſſen.

spd. Tonwarenfabrik A. G., Hainſtadt. Nach
führung der Kapitalserhöhung um 2 Millionen Mk. beträ,
::g
kapital nunmehr 4 Millionen Mk., das in 4000 auf ben ZuFaße: lau=
tende
Stammaktien zu je 1000 Mk. zerlegt iſt. Form und Inhalt der
Aktien, der Gewinnanteil= und Erneuerungsſcheine beſtimmt der Auf=
ſichtsrat
.
spd. J. Koch u. Co. G. m. b. H. in Worms. Die Geſellſchaf
wurde mit einem Stammkapital von 200 Billionen Mark gegründet.
Zweck des Unternehmens iſt der An= und Verkauf und Fabrikazion von
Seifen, Putzartikeln und Waren aller Art. Die Geſellſchaft iſt berechtigt,
ſich an gleichartigen Unternehmungen zu beteiligen und dieſelhen aufzu=
kaufen
. Geſchäftsführer: Joſef Koch=Worms, Berta Koch=Worms. Di=
Bekanntmachungen der Geſellſchaft erfolgen im Deut/ Reichsgit=
spd
. Gründung der Louis Dornauf ichen Mäß=
fabrik
A.=G. in Worms. Der Bericht der von der Handelsk un=
zur
Prüfung des Hergangs bei der Gründung der Lonis Doxnauf
Möbelfabrik A.=G. beſtellten Reviſoren iſt gemäß geſetzlicer Vorſchrift
der Handelskammer übergeben worden. Interefſenten könnien auf der Ge=
ſchäftsſtelle
der Handelskammer während der Geſchäftsjrunden Einſicht
nehmen.
spd. Rohbappenfabrik A. G., Wezms. Die Erhöhung
des Grundkapitals um 14 Millionen Mk. iſt nunmeur durchgeführt,
Das Aktienkapital beträgt jetzt 35 Millionen Mk. Die neuen Aktien
werden zum Nennwert begeben. Julius Stein iſt aus dem Vorſtand
ausgeſchieden. Kaufmann Rolf Baum iſt zum Geſamtprokuriſten in der
Weiſe beſtimmt, daß er in Gemeinſchaft mit einem Vorſtandsmitglied
oder einem Prokuriſten zur Zeichnung der Firma berechtigt iſt. Laut
Generalverſammlungsbeſchluß vom 28. Septemöer iſt der Gefellſchafts=
vertrag
geändert, und zwar iſt das Stimmrecht der Vorzugsaktien in
der Weiſe erhöht, daß je 1000 Mk. Vorzugsaktien in den drei bekannten
ſteuerfreien Fällen 10 Stimmen gewähren.

Un Umſehlagsbetrieben nennt der Proſpekt, neben der Tanksanlage in
Regensburg, insbeſondere die Köhlbrandtinduſtrie G. m. b. H., die eine
See=Umſchlags= und Tanks=Anlage mit 24 Tanks von 48000 Tonnen

Wirtſchaftliche Rundſchau.
spd. Maſchinenfabrik Frankonia A.=G., Frankfurk
M. Auf Antrag des Bankhauſes E. Wertheimber u. Co. und der
Frankfurter Kreditanſtalt ſind. 17 Millionen auf den Inhaber lautende
Stammaktien der Geſellſchaft an der Frankfurter Börſe Mgelaſſen. Das
lktienkapital beträgt nunmehr 18 Mill., eingeteilt in 6000 Stück Inhaber=
ktien
über je 1000 Mk., 2200 Stück Inhaberaktien über je 5000 Mk. und
00 Vorzugsaktien über je 5000 Mk., welche auf den Namen lauten. Die
defellfthaft iſt z. Zt. gut beſchäftigt und mit einem erheblichen Beſtand
n Aufträgen verſehen. Von einer Kürzung der Arbeitszeit konnte bis
ſetzt abgeſehen werden. Unter dem durch die außergewöhnlichen wirt=
ſchaftlichen
und politiſchen Verhältniſſe bedingten Vorbehalt läßt der vor=
undene
Auftragsbeſtand und der ſeitherige günſtige Gefchäftsgang der
Beſellſchaft hoffen, daß auch im laufenden Jahre ein angemeſſener Ge=
vinn
erzielt wird.
Olea=Werke A.=G., Frankfurt a. M. Der Aufſichtsrat
jgt beſchloſſen, der zum 17. Dezember einberufenen G.=V. den Abſchluß
tes Pachtvertrages mit den Riebeck=Montan=Werken vorzuſchlagen. Den
Ueg=Aktionären ſoll bei dieſer Transaktion eine Dividendengarantie im
Ferhältnis von einer Riebeck=Aktie auf acht Olea=Aktien gewährt werden.
* Chemiſche Fabrik Griesheim=Elektron, Frank
urt a. M. Die Geſellſchaft teilt uns mit, daß ſie aus verwaltungs
echniſchen Gründen die bisherige Verkaufsabteilung Autogen auf die
zu dieſem Zwecke neugegründete Firma Griesheimer Autogen Verkaufs=
geſellſchaft
m. b. H., Frankfurt a. M., übergeleitet und dieſer der
Alleinverkauf der Erzeugniſſe und Handelsprodukte der Autogen=Werke
übertragen wurde. Irgendwelche Aenderungen in Bezug auf die bis=
ſerige
Preisſtellung, Lieferungsbedingungen und Beſchaffenheit der
Faren treten durch die Ueberleitung nicht ein.
* Lahmeyer u. Co., Frankfurt a. M. Das der Geſeſlſchaft
laheſtehende Kraftwerk Altwürttemberg nimmt Erhöhungen des Grund=
apitals
um Mk. 50 Mill. Stammaktien vor. Die Bilanz für das am
30. Juni abgelaufene Geſchäftsjahr ergibt einen Gefamtgewinn von Mk.
618 Bill. (i. V. 1,4 Mill.), der ausſchließlich zu Abſchreibungen und
kückſtellungen verwandt wird. Die Geſellſchaft kündigt ihre 5proz
eilſchuldverſchreibungen von 1921 und bietet Umtauſch gegen
bligationen in eine Aktie der ihr naheſtehenden Großkraftwerk=A.
Heilbronn, an.
F. H. Hammerſen A=G., Osnabrück. Laut Meldung ſo
den Aktionären der Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei, Ettlingen
ein Umkauſchangebot derart gemacht werden, daß bis zum 10. Dezember
ßir je zwei Ettlinger Aftien 3 Hammerſen=Aktien gewährt werden

zas= und Spiegelglas=Fabriken A.=G.,
Füxtk. So
ine Generalverſammlung, die zum 15. Dezember ein=
berufen
irä, wirb über die Erhöhung des Kapitals um bis Mk. 18
Mikiionen Beſchluß faſſen.
viomotivfabrik Kraus u. Co. A.=G., München.
Die
3. katte über einen Antrag auf Erhöhung des Grundkapitals
um 20 PiJ. Stammaktien auf insgeſamt 120 Mill. zu beſchließen. Die
neueg Mistel follten ermöglichen, einen neumonatlichen Valutakredit
über 1c0 07) Dsllar aufzunehmen. Die ausländiſche Bank, die dieſen
Kredik zur Verſügung ſtellen ſollte, wäre berechtigt geweſen, bei Fäl=
ligkeit
der Schuld 10 000 Stück Aktien der Geſellſchaft zu beanſpruchen.
Sofern der Glänbiger jedoch bis ſpäteſtens 23. 6. 1924 Bezahlung in
effektiven Dollars forderte, ſoll der Geſellſchaft geſtattet ſein, durch Hin=
gabe
von 20000 Stück Aktien ihre Schuld zu tilgen. Aus Aktionär=
kreiſen
wurde gegen dieſe Transaktion proteſtiert, mit der Begründung,
daß die Aktionäre ein Fünftel der Subſtanz hingeben müßten, während
ſie nach Einführung des wertbeſtändigen Geldes wahrſcheinlich ſelbſt im=
ſtande
ſeien, dieſe Mittel aufzubringen. Demgegenüber wurde von der
Verwaltung betont, daß das unterbreitete Angebot nur für kurze Zeit
Geltung habe, und daß die Geſellſchaft unbedingt neue Mittel brauche.
Die Abſtimmung ergab 63 182 Stimmen für die Anträge der Verwal=
tung
gegen 4909 Stimmen der Oppoſition. Der Vorſitzende erklärte,
daß die Verwaltung nach dem Proteſt der Oppoſition nunmehr ge
zwungen ſei, andere Wege zur Beſchaffung der erforderlichen Mittel
einzuſchlagen. Deu in den Auffichtsrat wurden gewählr: Reichspoſt=
miniſter
a. D. Stingel und Direktor Dr. Strauß von der Verkehrsmit=
tel
=A.=G., Berlin.
Reugründungen.

Neue Aktiengeſellſchaft. Aus Glashütte Sa, wird
uns gemeldet: Am 27. November iſt die am 15. Oktober in Dresden ge=
gründete
Erſte Glashütter Präziſions=Hausuhrwerke=Fabrit Aktiengeſell=
ſchaft
vorm. Karl D. Höhnel, Sitz Glashütte in Sa. beim Regiſtergericht
Lauenſtein eingetragen worden. Die neue A.=G. iſt von der Präz.=
Pendeluhren=Fabrik K. D. Höhnel in Glashütte=Sachſen mit Hamburger
Bankhäuſern und der mit ihr in Intereſſengemeinſchaft ſtehenden Uhr=
gehäuſefabrik
Emil Nothofer A.=G. in Hamburg gegründet worden, die
den Vertrieb der geſamten Produkkion der neuerdings in den Höhnel=
ſverken
erzeugten Präziſionshausuhrwerke übernommen hat. Das Grund=
kapital
beträgt hundert Millionen Mark. Die Aktien ſind mit einem
Aufſchlag von 9900 Prozent aufgelegt und in Stücken von 2, 5 und 10 000
Mark zu haben. Die Bereitſtellung beträchtlicher Reſerven ermöglicht
eine ſpätere Erweiterung der zurzeit 70 Mann umfaſſenden Fabrik.
Durch Hebung der Produktion und der Produktivität hofft man die
Preiſe der Glashütter Hausuhrwerke unter Beibehaltung ihrer Präz
ſionsausführung zu ſenken und den Schwarzwaldpreiſen zu nähern. Dem
Aufſichtsrat gehören an: Dir. Görrſche, Kaufmann Schröpel, Dir.
Nothofer, ſämtliche in Hamburg; Vorſtand iſt Dir. K. W. Höhnel,
die Leitung über ſein Lebenswerk behält.

1,25 Goldmark pro Kilo ab Mannheim.
Futtermittel. Die Auswahl in den Artikeln war klein. 3
Angebot kamen Weizenklee zu 7,508,00, Rohmelafſe zu 8,5 Goldma
pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim, beide etwas teurer als in der letzt,
Woche. Am Rauhfuttermittelmarkt macht ſich immer ſtärkerer Begel
bemerkbar, und die Forderungen haben ſich etwas ſtärkerer geſteige
bei Bundſtroh von 5505 auf 66,40 Mk., während Wieſenheu n
7,508,00, gegen 7,808,00 letztwöchiger Notiz, alles pro Doppelzentn
waggonfrei Mannheim, eher etwas billiger war.
Tabak. Beim Einkauf der neuen Tabake hat ſich eine ſehr ung
ſunde Preistreiberei eingeſchlichen und die Preiſe für Herbſt= und Gund
Tabake wie für Sandblätter bis auf 6080 Goldmark pro Zentner
bracht. Zum letztgenannten Höchſtpreis wurden etwa 1000 Zent:
Zigarrentabake i Lampertheim (Heſſen) verkauft. Daß bei folch hohe
Preiſen die Nachfrage nachgelaſſen und im Einkauf eine neuerlid
Stockung eingetreten iſt, iſt leicht begreiflich. Der Debiſenmangel be
hindert eben jeden Erwerb an ausländiſchen Tabaken und ſchaltet
Konkurrenz aus, ſo daß gegenwärtig der einheimiſche Tabak eine
Monoßolſtellung hat. Bei der Fabrikation wie beim Handel h
ſtarke Geſchäftsflauheit.
Hopfen. Die Kaufluſt hielt an. Für würtiembergiſchen H
ſpurden 250300 Goldmars pro Zentner bezahlt.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenm
ging es heute wieder ſehr ruhig zu. Die Tendenz erwies ſich zum Te
als ſchwächer. Weizen wurde an die Mühlen in geringen Poſten de
kauft. Man klagt aber über nicht befriedigenden Mehlabſatz. Nogg
war ſehr ſtill, nur für ſächſiſche Station zeigte ſich etwas mehr Nad
frage. Gerſte durde ſeitens des Weſtens und des Südens unſeres Lar

des verlangt. Für Hafe fehlte es an Kaufluſt. Weizenkleie war knapt /
und infolgedeſſen wurde Roggenkleie mehr beachtet. Andere Futterſto
blieben ruhig.
Börſen.

* Börſenbericht vom 26. Nobember bis 1. Deze
ber 1923. (Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt
Die fortſchreitende Rentenmark=Emiſſion und die gleichzeitig erfolgen
Ausgabe von wertbeſtändigem Notgeld müſſen mehr und mehr zu ei=
Einſchränkung des Papiergeldumlaufs führen, und dieſe kam dem auf
in der Berichtswoche wieder in einer nur von vorübergehenden Crleich 00
terungen unterbrochenen dauernden ſcharfen Anſpannung des Geldmar
tes zum Ausdruck. Die Knappheit der Papiermark darf auch als
Haupturſache für die in den letzten Tagen zu beobaciſtende leichte Beiſt
rung des Markkurfes im Auslande angeſehen werden, uud ſie wirkt
damit in doppelter Hinſicht auf die Effektenmärkte. Dieſe eröffneten an
Montag noch in etwas feſterer Haltung, da man vielfach an dieſem Ta=
eine
weitere Erhöhung der offiziellen Dediſenkurſe erwpartete, nachder
dieſe aber ausblieb, kam es an der Mittwochbörſe zu zahlreichen Reali=
ſationen
, die bei völligem Mangel an Aufnahmeluſt zu bedeutende
Kursabſchlägen auf allen Gebieten führten. Die Abgabeneigung wurde
noch verſtärkt durch die am Mittwoch veröffentlichten Ausführunger
des Währungskommiſſars Dr. Schacht, die dahin gingen, daß die Geld
knappheit eine unvermeidliche Begleiterſcheinung einer erfolgreichen Sa
nierungsaktion ſei und darum von der Regierung bewußt gefördert
werde, ſo daß in nächſter Zeit kaum mit einer dauernden Erleichterun
der Geldverhältniſſe zu rechnen ſei. Unter dieſen Umſtänden gaben die
Kurſe beinahe durchweg ſtark nach, und die Verluſte betrugen in ein
zelnen Fällen bis zu 50 Prozent des Montagkurſes. Beſonders gedrückl
lagen die weſtlichen Montanwerte und ausländiſche Anleihen. Es kan
weiter hinzu, daß am Dienstag zivei kleinere Berliner Maklerfirmen
Schwierigkeiten geraten waren und man weitere Inſolvenzen befürc
tete; auch wurde der Abſchluß des Nuhrabkommens von der Börſe un=
günſtig
beurteilt. An der Freitagbörſe vermochte ſich dann ziemlich all=
gemein
eine mäßige Erholung durchzuſetzen, da inzwiſchen der Geld=
markt
wvieder weſentlich flüſſiger geworden wau und wohl die Ultimb
verkäufe erledigt waren. Die Grundtendenz der Börſe blieb jedoch auch
an dieſem Tage zurückhaltend und luſtlos und die Kursbeſſerungen
reichten durchweg nur Teile der vorangegangenen Abſchwächungen.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Bei unvermin
derter Nachfrage wurden die Deviſenkurſe in unveränderter Höhe fe
geſetzt. Auch die Zuteilung blieb dieſelbe wie an den vorhergehenden
Tagen. Geld war angeboten. Die Sätze gingen bis auf 1 Prozent hin=
unter
. Gleichwohl herrſchte für Effekten eine ſchwache Stimmung. An=
geblich
ſoll vom Ausland Angebot drücken. Nur für Petroleumaktien
trat mehr Nachfrage hervor. Für deutſche Petroleumaktien wurde e
Kurs von 22 Billionen und für Ausland vor 12 Billionen genannt. Im
allgemeinen beſtand wenig Neigung zu neuen Geſchäftsabſchlüſſen

Warenmärkte.,

h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Die in=
nerpolitiſchen
Verhältniſſe ließen auch weiterhin die Warenmärkte in
feſter Grundſtimmung verkehren; trotzdem haben ſich aber die Preiſe
etwas geſenkt. An Angeboten fehlt es zurzeit nicht und es würde ſiche
auch zu größeren Geſchäftsabſchlüſſen kommen, wenn das nötige wertbe=
ſtändige
Geld zur Verfügung ſtände. Mannheimer Handelskammer=
Dollars befinden ſich ſchon in beträchtlichen Mengen im Umlauf; ſie wer=
den
aber nur von Warengehern der nächſten Umgebung als Zahlungs=
mittel
angenommen; die Verkäufer aus der Pfalz, Heſſen, Württem=
berg
und dem übrigen Baden verlangen Reichs= und Landes= Goldan=
leihen
oder Rentenmark, welche immer noch in vollſtändig unzuläng=

Deviſenmarft.
Sämtli
Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

lichen Mengen in den Verkehr gebracht worden ſind. U. a. werden auch
noch von den landwirtſchaftlichen Kreiſen Anilindollars angenommen,

mit denen ſie ſich im Frühjahr ihren Kunſtdünger erwerben wollen.
Wenn trotz der feſten Grundſtimmung die Forderungen etwas gegen die
Vorwoche zurückgegangen ſind, ſo dürfte dies wohl für manchen Ver=
käufer
in der Notwendigkeit liegen, ſich Geldmittel zu verſchaffen zur

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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.

Seite 3.

Liebe und Pflicht.

iantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
ſchwieg, denn ſeine erkünſtelte Ruhe drohete dem Aus=
ſeines
Schmerzes zu weichen. Plötzlich riß er ungeſtüm die
te in ſeine Arme, der letzte Kuß brannte auf ihren Lippen,
menteilte er, als fürchte er, in ſeinem Entſchluß wankend zu
7, und verſchwand hinter den mondbeglänzten Grabſteinen.
(s er in die Nähe der Schmiede kam, hörte er ein reges
n auf der Straße und ſahe, als er ſich näherte, einen Hau=
olks
vor dem Hauſe ſeines verſtorbenen Meiſters. Sein
ay klang von vielen Lippen, denn es war bekannt geworden,
auf wunderbare Weiſe zum Retter der Stadt geworden
d die dankbaren Bürger kamen mit dem Stadtpfeifer und
Geſellen, um durch Muſik und Geſang ihre Erkenntlichkeit
im itun.
iemand ahnte, daß der, dem dies alles galt, jetzt mit zer=
m
Herzen durch das Gewühl ſchlich und hinauf in ſein
äy ferlein flüchtete. Dort hörte er das Jauchzen der Menge,
giſtige Spiel und den jübelnden Ausruf ſeines Namens und
türte weinend ſeine wenige Habe zuſammen, um ſich aus
tadt zu ftehlen wie ein Dieb nach vollbrachter Tat. Als er
zu Ende gekommen war, ſetzte er ſich auf ſein Bett und
te, bis er ſich unvermerkt entfernen könnte.
ie Muſik hatte aufgehört; das Volk ſtrömte auseinander.
old hing das Ränzlein auf ſeinen Rücken, noch einmal ſahe
wehmütig in dem trauten Stübchen um und verließ es
mit keiſen Schritten. Sein Herz pochte, als er an Judiths
zih er vorbeikam, und er mußte unwillkürlich ſtehen bleiben;
upfte mit ſich, ob er ihr das letzte Lebewohl verſagen ſollte.
gerte, und war ſchon im Begriff, das Haus in der Stille zu
ſer ſen, als ſich eine Türe öffnete und Judith, eine Lampe in
ſet and, auf der Schwelle erſchien. Als ſie ihn, zur Reiſe ge=
erblickte, ſchwankte die Leuchte in ihrer Hand, und ſie rief:
Unmöglich! Ihr wolltet uns verlaſſen?
eutholds Schneigen ſagte genug.
Ihr wollt uns verlaſſen wiederholte ſie langſam, und
t nie wiederkehren?
Vergeſſet das Leid, das ich Euch ohne Abſicht zugefügt, bat
üngling.

Kann ich Euch zürnen? Ach, Ihr wiſſet, daß ich es nicht
kann!
Lebet glücklich!
Glücklich? ſagte Judith vor ſich hin, ja, wer das in ſeiner
Macht hätte! Aber ſagt, was treibet Euch fort? Bin ich’s? Um
mich brauchet Ihr Euch nicht zu kümmern ich will Euren
Blicken nie mehr begegnen, wenn Ihr bleibet.
Ich folge einem heiligen Gebot, welches ich mit jeder Minute,
die ich länger bleibe, verletze.
Judith hörte kaum, was er ſagte.
Wollet Ihr das Glück von Euch ſtoßen, das Euch der Hiuz=
mel
beſcherte? Euch winket der Beſitz Magdalenens.
Laſſet ab! Ihr ahnet nicht, wie Ihr mich martert. Für mich
blühet kein dauerndes Glück. Darum denket meiner, wie man
eines Verſtorbenen gedenket, und lebet tvohl!
Jetzt vermochte ſich Judith nicht länger zu halten. Die künſt=
lichen
Schranken, mit welchen ſie ihre unendliche Liebe zurückge=
halten
hatte, brachen, und ſie ſank an des Jünglings Bruſt, als
wollte ſie vergehen.
Leuthold befreiete ſich ſanft aus ihren Armen. Faſſet
Euch, ſprach er bewegt, ſehen wir uns auch in dieſer Welt nicht
wieder, doch gewiß dort oben!
Wie vom Schmerz verſteint, die gefalteten Hände auf den
Buſen gepreßt, ſtand ihm die bleiche Jungfrau gegenüber, ohne
einen Verſuch zu machen, um ihn zurückzuhalten, wie er ſchnell
davoneilte.
Die Nacht war unfreundlich geworden wie ein murriger
Greis; der Nordwind pfiff durch rieſelndes Regengeſtöber und
verſammelte trübe Wolkenheere am Himmel. Durch das Un=
wetter
ſchritt der Jüngling mit glühender Bruſt und ſtand bald
an dem Kirchhofe und ſahe Magdalenens Licht durch das Fenſter
ſcheinen. Er ging einige Schritte darauf zu und blieb ſtehen.
Ich ertrag es nicht! rief er in heſtig ausbrechendem
Schmerze, und ſtürzte durch die ſchaurige Nacht weg von dem
Orte, wo er das teuerſte Kleinod ſeines Lebens wußte.
Dritte Abteilung.
19.
Tief in dem Tannendunkel des Schwarzwaldes am ſteilen
Rande eines Bergſtroms, der in ohnmächtiger Wut ſeine kühlen
Fluten rechts und links an den ewigen Felsmaſſen zerſtäubte,
wanderte Leuthold, den Reiſebündel auf dem Rücken, einen
derben Eichſtock in der Rechten. Die düſtere, faſt ſchauerliche Oede,
von keinem menſchlichen Laute, nur dann und wann von dem

krächzenden Rufe des Hähers oder den ſchallenden Hacken des
Spechtes unterbrochen, das wirbelnde Wildwaſſer zu ſeinen
Füßen und das traurige Grün der Tannen, deren Wipfel den
Anblick des blauen Himmels entzogen, alles dies hätte mit dem
Gemüte unſeres unſtäten Pilgers nicht beſſer übereinſtimmen
konnen. Die Bruſt war ihm weiter geworden in der Einſamkeit
des Waldes; er war ja Sieger geblieben in dem inneren Kampfe,
und ſeine Willensſtärke war durch das Bewußtſein erhöht, daß er
die heilige Sohnespflicht erfülle.
Oft blieb er ſtehen und ſahe ſich unſchlüſſig nach allen Seiten
um; aber nicht die großartige Natur, in deren Mitte er ſich be=
fand
, ſchien der Gegenſtand ſeines Umherſchauens zu ſein; denn
als jetzt der Wald ſich öffnete und die Ausſicht in ein grünes Tal
mit einladenden Menſchenwohnungen gewährte, wandten ſich
ſeine Blicke unbefriedigt und flüchtig davon weg und richteten ſich
nach der entgegengeſetzten Seite, wo die Waldesſchatten ihm ge=
heimnisvoll
entgegendunkelten. Dort hinaus, richtete er ſeine
Schritte und ſtieß nach kurzer Wanderung auf einige Bauern,
welche beſchäftigt waren, einen rieſigen Tannenbaum zu fällen.
Sein Erſcheinen erregte ihre Verwunderung, und einer von
ihnen, ein rüſtiger Greis mit biederen Zügen, trat ihm entgegen,
grüßte und ſprach:
Das iſt nicht der rechte Weg durch das Gebirg, junger Geſell.
Habt Ihr das Tal zur Linken nicht geſehen? Dort zieht die
Straße hinaus.
Leuthold ſchüttelte lächelnd den Kopf. Nehmet meinen
Dank für Euren wohlgemeinten Rat, doch kann ich ihn nicht
nützen, denn meine Abſicht führt mich tiefer ins Gebirg.
Der Bauer blickte ihn höchlich verwundert an. Seid Ihr
denn Euer junges Leben ſo überſatt, daß Ihr es ſo gering achtet?
Warum?
Ich merke wohl, Ihr ſeid in unſern Bergen ſchlecht bekannt,
ſonſt zöget Ihr vor, der Heerſtraße zu folgen. Hat Euch denn
niemand vor dem grauſamen Eiſenherz und ſeinen
Strauchbrüdern gewarnt?
Leuthold gab eine verneinende Antwort.
So danket Gott, daß er Euch zu uns führte, um unſere
Warnung zu hören. Jedes Kind in unſerm Gebirg weiß Euch
von dem Räuber Eiſenherz zu erzählen, der nicht allzu weit von
hier ſein Unweſen treibt. Geht Ihr eine Stunde auf dem Weg
weiter, den Ihr aus Unkunde einſchluget, ſo kommt Ihr in ſein
Bereich und möchtet wohl ſchwerlich wiederkehren, um von ihm
erzählen zu können."
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Raven iſt von ganz ſeltenem Umfang.
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Tenorhöhe fehlt. An der Stimme iſt fleißig
gearbeitet worden, das bezeugen die
zu überraſchender Fülle anwachſenden
Schwelltöne und die vorbildliche,
charaktervolle Ausſprache!
Mit den keck und ſchmiſſig vorgetragenen
Arien des Luna aus Troubadour be=
zeigte
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gabung
in Brillantfeuer.

Lille Raven deklamierte aus ihren
geſammelten Schriften, ſprachlich lebhaft
kolorierte Phantaſie=Bilder .. ..
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Pantomik fand allſeitiges Verſtändnis.
Profeſſor Dr. Otto Dorn,
Bekannter Muſikſchriftſteller u. Komponiſt.
Wiesbadener Zeitung, 19. 12. 22:
Ernſt Heinz Raden iſt ein Sänger mit
gewaltigem Stimmumfang. Orgelhaft klingt
das Organ in der Tiefe und von ſieghaftem
Glanz ſtrahlt es in den höchſten Lagen,
wie ſelten bei einem Bariton zu hören.
Lille Raden brachte eigene Dichtungen
Aus der jungen Künſtlerin ſprechen Tem=
verament
und Leidenſchaft. Der Erfolg,
den ſich Frau Raven, unterſtützt von ihrer
anmutigen Erſcheinung bei der Zuhörer=
ſchaft
errang, war unbeſtritten.
Heſſiſche Landeszeitung,
Darmſtädter Täglicher Anzeiger
Freitag, 30. November 1923.
Konzert Lille Naven E. H.
Raven, Guſtad Beck. Während Lille
Raden als Dichterin den Anſpruch erheben
darf auf originelle, poetiſche Schöpfungen
die durch ihre Eigenart und tiefe Empfin=
dung
feſſeln, welcher Eindruck durch ihre
ausdrucksvolle Rezitation noch verſtärk
wird, iſt ihr Gatte Ernſt Heinz Raver
(Bariton) ſowohl auf der Bühne wie im
Kenzertſaal heimiſch. Mit ausgiebigem
ſenorem und äußerſr. umfangreichem Orgau
begabt, verſteht er es, lebendigen, uatur=
wahren
und dramatiſchen Ausdruck i=
ſeinen
Geſang zu legen. Hier entwickelt
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Firmen: Wilhelm Nungeſſer, Darm=
ſtadt
, und Heinrich Hilsdorf, Darm=
ſtadt
. Abt. B: Am 23. November 1923
bei der Firma: Dampfkeſſelfabrik
vorm. Arthur Rodberg A.=G., Darm=
ſtadt
: Durch Beſchluß der Generalver=
ſammlung
vom 20. März 1923 iſt der
Geſellſchaftsvertrag geändert.
(8224
Darmſtadt, den 26. Nov. 1923.

Amtsgericht Darmſtadt I.

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Montag, den 3. Dezember ds.
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Antrag wegen Geſchäftsaufgabe
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Aus betriebstechniſchen Gründen iſt
die Anſtalt am Montag, den 3., und
Dienstag, den 4. Dezember 1923,
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geſchloſſen.
Darmſtadt, den 30. Nov. 1923.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
5Zuverl, gut empf.
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Nähen. Waſchfr. und
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Ang. W. 122 a. Geſch

Bekanntmachung.
Trotzdem der Reichsarbeitsminiſter
W 129 g. Geſchäftsſt, von den Aerzten in der letzten Zeit ſo
angefeindete Verordnung vom 30. Ofto
1923 über die Krankenhilfe bei den Kr
Puppenherd kenkaſſen zugunſten der Aerzte abgeän
u. Shmphonium zu hat, ſind die Aerzte doch am 1. Dezem
kaufen geſ. Angeb. in den Streik getreten. Es muß vor
nit Breisangabe u. Oeffentlichkeit feſtgeſtellt werden,
w 44 an die Ge= Honorarrückſtände nicht mehr vorhan
chäftsſtelle, 8262gi waren, mit dem Streik alſo bloß eine Kr
ſprobe des Aerzteverbandes gegenüber
Ein Puppenwagen/Krankenkaſſen gemacht werden ſoll.
Streit iſt demnach von den Aerzten ger
zu vom Zaune gebrochen worden,
unter W 112 an dieſunſere Mitglieder berückſichtigen wollen.
Die unterzeichneten Krankenkaſſen
Gebr. Damen= oder durch das Vorgehen der Aerzte gezwung
vom 1. Dezember an anſtelle der Se
kaufen geſ. Angeb. u. leiſtungen Barleiſtungen zu gewähren,
W115a d. Geſch (*2424 zwar wird gewährt für Arzt, Arznei uſ
1. Arbeitsunfähigen Mitgliedern täglich
Siebentel des Höchſtgrundlohnes;
2. Arbeitsfähigen Mitgliedern ein Vie=
des
Höchſtgrundlohnes, jedoch nur
die Tage, an denen ärztliche Behandli
ſtattgefunden hat und eine Beſcheinig:
darüber vorgelegt wird;
3. Bei ſchweren Operationen oder ſonſti
ſchweren Erkrankungen kann der V
ſtand über die vorbezeichneten Sätze
ausgehen. Die Zuſtimmung des A
ſtandes iſt vorher einzuholen;
4. Bei Eutbindungen und Schwang
ſchaftsbeſchwerden werden die Mind
ſätze der Preußiſchen Gebührenordnu
für Aerzte vergütet;
5. Außer den vorſtehenden Sätzen wer
die notwendig entſtandenen Fuhrkol
einſchließlich der Zeitverſäumnis
Arztes bis zu einem Zehntel des in
ſatz 1 zu gewährenden Betrags vergit
6. Die Mitglieder, die Brillen oder Bru
bänder benötigen, haben ſich, ehe ſie
Arzt aufſuchen, bei der Kaſſe oder
der für ſie zuſtändigen Zahlſtelle
melden.
Erwerbsunfähige Mitglieder, die
arbeitsfähig melden wollen, können di
ohne daß ſie vorher den Arzt aufſuch
durch einfache Meldung bei der Kaſſenv=
waltung
tun.
Die Krankenkaſſenmitglieder handeln
ihrem eigenen Intereſſe, wenn ſie den A
nur in dringenden Fällen aufſuchen.
allen Fällen tun ſie gut, ſich erſt Rats
der Kaſſe zu holen. Die Kaſſe iſt
bereit, den Mitgliedern freigegebene A
neimittel, Verbandſtoffe uſw. unentgeltl
zu vermitteln.
Die den Mitgliedern zukommenden
träge werden den erwerbsunfähigen M
gliedern bei ihrer wöchentlichen Kranke
gelderhebung, den erwerbsfähigen Krant
nach Vorlage der Quittung des Arztes
den üblichen Kaſſeſtunden ausgezahlt.
Es wird noch ausdrücklich darauf a=
merkſam
gemacht, daß in den Beträg
unter 1 und 2 auch die Entſchädigung
notwendige Arzneien uſw. enthalten iſt.
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[ ][  ][ ]

Nummer 47

*

Sonntagsgedanken.
Von Dr. W. Sauer.
Der Herr kennt den Weg der Ge=
rechten
, aber der Gottloſen Weg ver=
geht
.
Mit dem erſten Adventsſonntag beginnt ein neues Kirchen=
Das wiſſen viele evangeliſchen Chriſten nicht. Denn die
igeliſchen (hriſten ſtehen im allgemeinen dem Kirchenleben
llich gleichgültig gegenüber. Aus einem zwieſachen, ſehr nahe
fienden Grunde! Es fehlt einerſeits der evangeliſchen Kirche,
Gegenſatz zur katholiſchen, die ſtraffe Organifation, und an=
rſeits
die Autorität. Im Selbſtprieſtertum des Proteſtantis=
ohne
Frage einer gewaltigen Errungenſchaſt an geiſtiger
heit und ſittlichem Verantwortungsgefühl, liegt die Tendenz
Abſonderung und Individualiſierung, die folgerichtig dahin
en muß, daß ſchließlich nicht nur jeder evangeliſche Geiſtliche,
ern jeder evangeliſche Chriſt ſein eigener Papſt wird. Aber
e letzte Folgerung iſt doch inſofern nur theoretiſch möglich,
der wahrhaft lebendige Chriſt durch die Gemeinſchaftsidee
Chriſtentums, welche in der praktiſchen Nächſtenliebe äußer=
und in der gemeinſamen Abendmahisfeier innerlich=religiös
Ausdruck gelangt, die Verwirklichung ſeines reli=
ſen
Ideals nur im Gemeinſchaftsleben finden wird, wie
7 überhaupt das Gemeinſchaftsleben für die Menſchheit ein
urgeſetz iſt. Es ſollten darum die evangeliſchen Chriſten, ohne
vegen auf ihre geiſtige Selbſtändigkeit verzichten zu müſſen.
doch dem evangeliſchen Kirchenleben mit viel mehr Rührig=
anſchließen
, als es gewöhnlich geſchieht. Die Kirche bedarf
haus der Zufuhr neuer Lebenskräfte. Und was die ver=
ntliche
Aufgabe der geiſtigen Selbſtändigkeit betrifft, ſo iſt
er Einwand nur zu oft bloß ein Deckmantel für große Gleich=
igkeit
gegenüber allen geiſtigen Dingen. In Wahrheit be=
a
nur wenige Menſchen geiſtige Selbſtändigkeit, weil nur
ige mit dieſem Beſitz fertig zu werden verſtehen. Dazu ge=
Chara terſtärke, gediegenes Wiſſen, ſittliche Kraft alles
ge, die heute nicht gerade Allgemeingut zu ſein pflegen.
Um aber auf das neue Kirchenjahr zurück zu kommen, das
dem erſten Adventsſonntge beginnt, ſo dürfte es gerade,
l unſere Zeit in ihrer Verworrenheit und Zielloſigkeit ſo ſehr
s Haltes, ſo ſehr einer von ihnen kommenden neuen Feſtig=
bedarf
, berechtigt ſein, am Eingange des neuen Kirchenjahres
ebangeliſchen Chriſten an ihre Zugehörigkeit zur evangeli=
n
Kirche zu mahnen und der evangeliſchen Kirche es nahe zu
n, im neuen Kirchenjahre ihren evangeliſchen Chriſten aus der
le und dem Reichtum des Evangeliums für die Not der Zeit
irkung, Mut und gläubige Zuverſicht zu ſpenden. Die Sehn=
t
nach Ewigkeitswerten mitten unter den vor unſeren Augen
lich und ſtündlich zerrinnenden Vergänglichkeiten dieſer Welt
t allmächtig durch unſer aller Herzen. Rufet mit dem rech=
Wort, ſammelt unermüdlich, und viele, viele werden kommen!
der Weltkrieg ausbrach, traten alle ohne Unterſchied vor
tt. den Gerechten zum Gebet! Sollte eine Stunde von viel
ßerer Not und Hoffnungsloſigleit nicht gleichermaßen es
mögen, die Menſchen an den Urquell ihres Seins zu führen?
Adventszeit iſt Vorbereitungszeit. Im Hinblick auf die vier
hrtauſende vorchriſtlicher Menſchheitsgeſchichte ſind dieſe
Adventsſonntage ſymboliſch vor das Weihnachtsfeſt gelegt.
wollen auf die rechte innere Einſtellung des Weihnachts=
nders
vorbereiten. Das aber iſt die innere Vorbereitung:
reuet euch in dem Herrn allewege, und abermals ſage ich, freuet
5! Eure Freudigkeit laſſet kund ſein allen Menſchen. Der
rr iſt nahe!

Erſchütterungen ſind dem Menſchen gut, ſie tragen zu
ſeiner Befeſtigung bei. Kein Baum wird feſt und ſtark, er
werde denn von den Stürmen bewegt. Der Stamm bekommt
dadurch Haltung und die Wurzel gewinnt Grund und Boden.
Dürftig ſtehen die Bäumchen im ſonnigen Tale.
Seneca.

Er, der alles vermag, ſollte nicht auch für Dich, Du klein=
gläubiges
Menſchenkind, ſorgen können?
Wozu alſo die Angſt? Iſt Dir ſo bange vor dem kommen=
den
Tag mit ſeinen Sorgen und Laſten? Weißt Du nicht, daß
der Herr denen, die ihn bitten, Kraft verleiht, alles zu tragen,
auch das Schwerſte? Iſt Dir bange vor der Zukunft, die ſo
ſinſter in undurchdringlichem Dunkel vor Dir liegt? Bitte doch
Gott, daß er ſie erhellt.
Sagte er nicht im Anfang, als er die Welt erſchuf: Es
werde Licht, und es ward Licht. Sollte er, was er damals
konnte, heute nicht mehr können? Iſt es nicht mehr derſelbe
Gott? Kennſt Du das Gedicht von E. M. Arndt Troſt wie
es im erſten Vers heißt:
Der alte Gott, er lebet noch: Was willſt du Herz der=
zagen
? Wenn auch der Tag Dich quält und drückt. Es müſſen
andre tagen!
Und dann auch die drei folgenden Verſe, wie es im dritten
heißt: Der alte Gott, er lebet noch. Vergiß Du Herz die
Sorgen. Es folget nach dem trüben Tag, Ein neuer ſchöner
Morgen.
Darum, o Menſchenkind, verzage nicht. Falte die Hände.
Glaube und vertraue wieder.
Der alte Gott lebt noch.

anklammert und die Eier befeſtigt. Optiſche Fernwirkung zieht
das legereife Weibchen zu allerlei grünen bis gelben Gegenſtänden;
die Nahkontrolle aber erfolgt durch den Geruchsſinn. So verhalten
ſich übrigens nicht alle Schmet erlinge. Manche Tagfalter orien=
tieren
ſich beim Nahrungsflug nur durch den Geruchsſinn; wenn
ihnen die Fühlerſpitzen, in denen der Geruchsſinn ſitzt, abge=
ſchnitten
werden, finden ſie die Nahrung nicht mehr: Der Tauben=
ſchwanz
aber orientiert ſich beim Nahrungsflug rein durch den
Geſichtsſinn. Bei einiger Aufmerkſamkeit iſt es unmöglich, die
berſchiedenen Flüge des Falters mit einander zu verwechſeln,
da ſchon die Haltung der Tiere ganz verſchieden iſt.

K. Röder von Diersburg.
Menſchenkind, warum das furchtſame Leuchten in Deinem
ick? Wozu die Angſt?
Haſt Du Deinen Glauben ganz verloren, das wertvollſte
ut, das Gott Dir in Deine Wiege legte? Haſt Du kein Ver=
uen
mehr zu ihm? Törichtes Menſchenkind, glaubſt Du,
hätte Dein vergeſſen?
Er, der die Waldtiere Nahrung finden läßt, der die kleinen
umeni mit Morgentau benetzt, daß ſie ſich laben und erquicken
ch der langen dunklen Nacht. Der ihnen die Sonne ſcheinen
ſt, daß ihre Knoſpen ſich zu voller Blüte entfalten.
Er, der den Boden mit Regen befeuchtet, daß der Same
mt, wächſt, gedeiht, Frucht bringt.

C.K. Die Flüge des Taubenſchwanzes. Hochinker ſſante, bis=
her
ganz unbekannte Einzelheiten über die Art des Blumen=
beſuches
und der Eiablage beim Taubenſchwanz ſind durch die
eingehenden Verſuche von Knoll ans Licht gefördert worden, über
die Koehler in den Naturwiſſenſchaften berichtet. Der Falter
führt drei Arten von Flügen aus, die Dunkelflüge, die Hellflüge
und die Eiablageflüge. Nach der Sättigung, beim Herannahen
der Dunkelheit oder des Winters führt der Falter Dunkel=
flüge
aus, d. h. er fliegt die dunkelſten Stellen ſeiner Um=
gebung
an, um ſich darauf niederzuſetzen und einzuſchlafen. Man
ließ die Falter im Zimmer fliegen, wo ihnen vielerlei dunkle
Gegenftände dargeboten wurden und konnte die Tiere durch eine
Anzahl von ſchwarzen, auf einen Faden aufgereihten Kugeln,
die nacheinander angeflogen wurden, quer durchs Zimmer locken.
Es zeigt ſich, daß an Helles angrenzendes Dunkel dem Dunkel=
tier
dunkler erſcheint, als dasſelbe an Dunkles grenzende Dunkel.
Der Falter reagiert alſo ganz wie der Menſch. Auch erſcheint den
Dunkeltieren das Blau weſentlich dunkler als das Gelb, und dieſe
Farben wirken auf den Taubenſchwanz ihrer Helligkeit nach wie
auf den normalen Menſchen. Dadurch wird alſo die von v. Heß
ausgeſprochene Anſicht widerlegt, daß der Farbenſinn der In=
ſekten
derſelbe ſei wie bei dem total farbenblinden Menſchen. Bei
den Dunkelflügen ſtreckt der Falter niemals den Rüſſel aus
ſpreizt aber die Vorderbeine ab, jedoch bleiben bei den Hillflügen
die Beine ſtets in Ruhe, während der Rüſſel bei der Annäherung
an geeignete Objekte ausgeſtreckt wird. Der Falter ſaugt nämlich
freiſchwebend vor der Blüte, und zwar ließ ſich durch eingehende
Verſuche ſein Licht= und Farbenſinn genau feſtſtellen. Wenn man
die Falter längere Zeit mit gelben Minariablüten fütterte, ſo er=
gab
ſich eine deutliche Bindung an die gelbe Farbe; die Tiere
ließen ſich dann auf violette Farbe umdreſſieren, bei gleich=
zeitiger
Darbietung derſelben Farbe in verſchiedenen Sättigungs=
graden
wurden überall die geſättigſten Farben bevorzugt. Es er=
gab
ſich ſowohl aus den Dunkel= wie den Hellflügen, daß der
Taubenſchwanz wenigſtens zwei berſchiedene Farbarten unter=
ſcheidet
, nämlich die der Gelb= und die der Blauviolett= Purpur=
gruppe
. Auch die oft geſtellte Frage, wie die legereifen Schmetter=
lingsweibchen
die Futterpflanze der Raupen finden, an der ſie
die Eier befeſtigen, Leß ſich beantworten. Das Weibchen flog bei
den Eierlegflügen ſchnurgerade auf die grünen Teile der
Raupenfutterpflanze Galium zu, an denen es ſich mit den Füßen

CK. Rebhuhn=Geſchichten. Die Rebhuhnjagd, die in dieſen
Wochen eifrig betrieben wird, iſt dem Feinſchmecker ebenſo wich=
tig
wie dem Weidmann, denn das Rebhuhn hat ſtets für einen
beſonderen Leckerbiſſen gegolten, deſſen Zubereitung von den
Virtuoſen der Kochkunſt mit beſonderer Liebe gepflegt wurde.
Der große franzöſiſche Feinſchmecker Grimod de la Reyniére, der
das Rebhuhn, im Gegenſatz zur Schnepfe, der Königin der
Sümpfe mit dem Ehrentitel des Königs der Ebene belegte,
forderte, daß das Tier erſt mehrere Tage lagern müßte, um ſei=
nen
feinſten Geſchmack zu erhalten und um am beſten bekömmlich
zu ſein. Mit der Behauptung, daß Rebhühner ſchädlich ſeien,
wird im Don Quixote der wackere Sancho Panſa ſchwer ge=
ärgert
. Als man ihm nämlich während ſeiner Statthalterſchaft
auf der Inſel eine leckere Schüſſel gebratener Rebhühner vorſetzt,
da nimmt ſie ihm ſein Arzt vor der Naſe weg und zitiert einen
angeblichen Spruch aus Hypokrates: Jede Sättigung iſt ſchäd=
lich
, am ſchädlichſten aber die, die durch Rebhühner herbeigeführt
wird. Von beſonderen Meiſtern der feinen Zunge wird berich=
tet
, daß ſie aus dem Geſchmack des Huhnes die Gegend zu erken=
nen
wiſſen, in der es aufwuchs. So ſoll der Soldatenkönig
Friedric, Wilhelm I., der ein leidenſchaftlich: Freund des Reb=
huhns
und der Rebhuhnjagd war, die aus ſeinem Reich ſtammm=
den
Hühner von denen aus anderen Ländern am Geſchmack unter=
ſchieden
haben. An der Jagd des Königs auf das wilde Ge
flügel hatte auch die Königin Intereſſe, denn ſie durfte mit den
Hühnern, die nicht an der Hoftafel verwendet wurden, einen
ſchwunghaften Händel treiben. Der ältere Alexander Dumas, der
ſich auf ſeine gaſtroſophiſchen Fähigkeiten mehr zugute tat als
auf ſeine ſchriftſtelleriſchen, erzählte, daß er durch ſeinen Reb=
huhngeſchmack
ſogar einmal einem Verbrecher auf die Spur
kommen ſei. Er fuhr mit einem Fremden zuſammen, der be=
hauptete
, daß er direlt aus Paxis käme; dieſer bot Dumas von
einem Rebhuhn etwas an, aus deſſen Geſchmack er ſofort er=
kannte
, daß es ſich um ein böhmiſches Rebhuhn handelte. Da er
wußte, daß man nach einem Bankier aus Wien fahndete, der
Unterſchlagungen begangen hatte, machte er die Polizei auf den
Fremden aufmerkſam, und wirklich war dieſer der geſuchte Ver=
brecher
. Das Rebhuhn hatte es an den Tag gebracht! Aber auch
der beſte Leckerbiſſen ſchmeckt nicht immer. Das beweiſt die Ee=
kannteſte
Rebhuhngeſchichte, die von dem fmnzöſiſchen König
Heinrich IV erzählt wird. Als dieſem einmal ſein Beichtvater
wegen ſeiner vielen Liebſchaſten gehörig den Kopf wuſch, ließ er
dem frommen Manne tagtäglich deſſen Leibſpeiſe, Rebhühner,
vorſetzen, bis dieſer in die bewegliche Klage Toujours perdrig
(immer Rebhühner) ausbrach. Das hatte der König erreichen
wollen. Man muß ehen Abwechſelung haben, ſagte er. Im=
mer
ein und dieſelbe Frau gefällt ebenſowenig, wie immer Reb=
hühner
.
Andere Zeiten, andere Sitten. Man leſe die Zeitungen
wieder, die vor einigen Jahrzehnten erſchienen, und man wird
marktſchreieriſche Anzeigen in ebenſo großer Anzahl oder doch
faſt ſolche wie heutzutage finden. Aber eine wird man mit Er=
ſtaunen
leſen; dieſe z. B.: Schnurrbärte in einem Monat und
für jedes Alter (ſelbſt wenn alles ohne Erfolg verſucht wurde)
durch die berühmte Tinktur des Prof. P. . . . Schnurrbärte,
Bärte überhaupt mit 16 Jahren uſw. Vor zwei Luſtren waren
der Schnurrbart à la gauloise und ein Zwickelbart (ä ja.
Henri IV.) die ſchönſten Eigenſchaften des ſtarken Geſchlechts.
Im Jahre 1923 ſind unſere Geſichter bartlos; kaum erlaubt man
ihnen auf der Olerlippe eine kleine Linie von Barthaaren, einer
Zahnbürſte ähnlich, ſo daß die Reklamen für mechaniſche Raſier=
meſſer
diefenigen Anpreiſungen erſetzt haben, die haarerzeu
Mittel rühmiten und andere Artikel, um dem Geſicht einen ſol=
datiſchen
Ausdruck zu verleihen, trotz der fehlenden 20 Jahre.

Skizze von Johannes Schlaf.
Noch nicht ſo lange verkehrte er im Hauſe als Hedwigs Ver=
oter
, und mit der Verlobung war es ſchnell gekommen. Ihre
hweſter Marie hatte er überhaupt nur ſelten zu ſehen bekom=
in
, wußte kaum etwas über ſie. Es mochte an Mariens be=
nderem
Weſen, vielleicht auch daran liegen, daß ſie die
utter war ſeit Jahren tot als die Aeltese ſo ausſchließlich
it den häuslichen Angelegenheiten zu tun hatte und aus ihrer
ſiche nicht viel herauskam. Vielleicht hatte es auch einen an=
ren
Grund.
Als er heute abend aber, zur Feierabendzeit, auf das Haus
iſchritt, war ſie es, die er in der Haustür ſtehen ſah. Offen=
irwar
ſie, um ein paar Augenblicke Luft zu ſchöpfen, eben erſt
is ihrer Küche hervorgetreten.
Die Haustür ſtand offen, und gegen den ſchwarzen Hinter=
und konnte er, zumal es ſchon ſtark dämmerte und das lichte
ageslicht ſich mit dem des aufgegangenen Vollmondes miſchte,
en Marie kaum mehr ſehen als den weißlich=bleichen Fleck ihres
eſichtes mit den dunklen Löchern ihrer ſchwarzen, tiefliegenden
ugen drin. Denn auch ihr ſehr reichliches, wie eine dichte
ruppige Mähne emporſtehendes Haar war ſchwarz, und ſie trug
n ſchwärzlich=dunkelblaues Kattunkleid, ſo daß ihre Geſtalt,
nie ſie da gegen den einen Türpfoſten angedrückt daſtand, von
er ſchwarzen Flut faſt ausgelöſcht wurde.
Ihre Geſtalt war eher klein. Sie lahmte in der einen Hüfte,
ie ſchief hervorſtand; deshalb war auch die eine Schulter
irzer und ging tiefer hernieder als die andere.
Nein, eine Schönheit war ſie gerade nicht, die arme Marie.
iher ſchon gerade abſtoßend häßlich. So ſehr er fie dabei bemit=
eidete
und innerlich mit ſich unzufrieden war: ſo häßlich, daß
Es immer mit einer géwiſſen Nerboſität hatte, wenn er mit ihr
brach und die Unterhaltung nie lang werden ließ. Uebrigens
atte Marie eine unbeholfene, leiſe Sprechweiſe, war ſchweig=
im
und nie beſonders zu einer Unterhaltung aufgelegt, der ſie
ielleicht, wer wüßte, warum, am liebſten auswich. Aber ſie
Lar ja faſt beſtändig von ihrer Wirtſchaft in Anſpruch genommen.
Ihr Geſicht war alſo weißlich=bleich, die Augen lagen tief
dn kantigen Stirnknochen mit dicken, ſchwarzen Brauen über=
taut
. Die Stirn war breit und niedrig und bon dem vor=
Tebenden ſtarren Haarbuſch überwulſtet. Die Backenknochen
Icten breit und eckig hervor, das ganze Geſicht war gedrungen

viereckig und kantig. Ein großer, breiter, dicklippig roter Mund
und eine kurze Stuppsnaſe. Nur die großen, tieſſchSarzen
Augen waren vielleicht bemerkenswert. Sie ſahen einen immer
gerade an; aber doch wie mit einem verhaltenen, tief nach innen
fliehenden, man hätte ſagen können; ſich zurückſtemmenden
Ausdruck.
Guten Abend, wie geht’s noch immer, Marie? ſagte er,
als er bei ihr angelangt war.
O, gut . . . Dir auch?
Es blieb ein Schweigen, unter welchem Marie ihn in einer
Beiſe anſah, als erwarte ſie, daß er an ihr vorbei in das Haus
eintreten und gleich hinten in den Garten zu Hedwig gehen
werde. Doch er hatte es wieder mit dieſem dummen Mitleid,
ſchämte ſich auch wohl darüber, daß er tatſächlich am liebſten
gleich hinten in den Garten gegangen wäre. Und ſo verweilte
er noch.
Du biſt ein bißchen aus Deiner Küche raus und feierſt?
fragte er, bloß um etwas zu ſagen.
Sie ſah ihn an, dann aber ſagte ſie unter einem Lächeln, das
bloß eins aus Höflichkeit war, denn alles vibrierte in ihr, weil
ſie fühlte, daß er doch am liebſten gleich bei Hedwig geweſen wäre:
Ach ja, ja.
Aus Verlegenheit fah er mittlerweile zu einem Schwarm
Tauben empor, der drüben über einen roten Hausfirſt, das aus
den Baummaſſen eines großen Gartens aufragte, in der blauen
Abendluft kreiſte.
Es iſt ja auch ein ſo außergewöhnlich herrlicher Abend.
Ja, das iſt er . . . Da drüben hebt ſich ſchon der Vollmond über
die Bäume.
Marie hob ihren Blick gegen den Mond hin, ließ ihn, doch
ohne einen beſonderen Ausdruck, auf ihm haften.
Ja, ſchon! ſagte ſie.
Und wieder blieb ein Schweigen, er fand aber nichts mehr
wurde jetzt ſehr verlegen und ſagte bloß noch:
Hedwig iſt hinten im Garten?
Ja, hinten.
Er ging.
Marie aber wandte ſich um und verfolgte ihn ſtumm mit
ihrem Blick, bis er am anderen Ende des Flures angelangt war.
Er öffnete die Tür. Für einen Augenblick drang aus dem Gar=
ten
eine Helle in das ſchwarze Dunkel, dann ſchloß ſich die Tür
wieder.
Langſam wandte Marie den Blick wieder ab und ſah vor
ſich hin auf die Gaſſe hinaus.

Er atmete tief auf, als er ſich im Garten befand. Es ſchien
ihm, als ſei es hier heller als draußen vor der Tür auf der
Gaſſe. Man konnte hier auch den Vollmond deutlicher ſehen.
Die Hand noch auf der Türklinke, ſuchte er mit den Blicken
nach Hedwig. Aber da ſah er ſie ſchon zwiſchen Roſen, Nelken,
Lilien und den bielen anderen bunten Sommerblumen den Kie
weg daherkommen.
Er ging ihr entgegen, begrüßte ſie, legte den Arm um ſie,
zog ſie an ſich heran und gab ihr einen Kuß, den er halb un=
beipußt
zu einem längeren werden ließ.
Wie ſehr war ſie das Gegenteil ihrer leiblichen Schweſter,
körperlich und geiſtig! Es war wie das unglaublichſte Natur=
wunder
. Immerhin war die Mutter ſchwarzhaarig geweſen und
der Vater lichtblond.
Die eher kleine Geſtalt zwar hatte Hedwig mit ihr gemein=
ſam
. Aber im übrigen war ſie wie ein Lichtelf gegen eine
ſchwarze Hexe, wobei übrigens kaum zu vermuten ſtand, daß
Marie ihrem Weſen nach ſo eine richtige Hexe hätte genannt
werden können. Lieber Gott, ſicher nicht mal das!, dachte er ſo.
In einem leichten Sommerkleid, lichtblond, blauäugig, mit
einem lieblichen, wie aus Milch und Blut gehauchten Geſichtchen,
ſanft und harmlos fröhlich lag ſie ihm im Arm und ſah zu ihm
empor, ſah ihm glückſelig lachend in die Augen. Ein Sonnen=
ſcheinchen
, ein kleiner Zwitſchervogel war ſie, die einzige Freude
ihres verwitweten Vaters, und ſo ein köſtlich anmunges kleines
Weibchen. Er wußte, daß ſie auch zu Marien, wie zu jedem
Menſchen, lieb und gutartig war. Es war nicht Schlechtigkeit
oder Trägheit, wenn ſie ihr in der Wirtſchaft alles überließ: ſie
war dazu eben nicht geſchaffen, mit denen ſie in Beührung kam;
gutes Sonnenſcheinchen zu ſein, das war ihre Beſtimmung
Mit verſchränkten Armen gingen ſie langſam die Gartenwege
entlang, das Geſicht einander zugeneigt. Er war ſehr, ſehr glück=
lich
. Berauſcht lauſchte er ihrem fröhlichen, lichten Eeplauder,
ihrem ſilberhellen Lachen, ganz in ihr glückſeliges Weſen verloren.
Tiefer ſenkte ſich die Dämmerung. Oben ſtand groß der
gleißend helle Mond, fing mit ſeinem Glaſt an, die Farben der
Blumen in ein feines, magiſches Violett auszulöſchen, ſeine
geheimnisvollen Silberſchleier zu weben. In einem Nachbar=
garten
, an dem der kleine, umbuſchte Fluß vorbeiging, ſchlug
eine Nachtigall. Die Roſen dufteten betäubend.
Unter einem blühenden Jasminbuſch hatte er ſich mit Hed=
wig
auf einer Bank niedergelaſſen. In einer Umarmung ver=
loren
, plauderten ſie leiſe, Auge in Auge verſunken, flüſterten

[ ][  ]

Numr

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 1923

Die Weit der Frau

Die Berufswahl unſerer Kinder.

Ueu e e er Ge eich e e etril
verheißt, ſondern, was weit wichtiger iſt, ihren eigenen Reigun=
gen
wie ihren innerſten Anlagen entfpricht. Leider ziehen viele
Eltern dieſen wichtigen Punkt weinig oder gau nicht in Erwägung.
Wenn auch zum Glück jene Zeit vorüber iſt, da der zukünftige
Beruf der Söhne und Töchter unter dem Zwange der ungeſchrie=
benen
Forderung ſtandesgemäß gewählt wurde, und alle an=
deren
Bedenken dahinter zurücktraten, ſo räumen ſie doch noch
immer dem äußeren Drum und Dran des zukünftigen Berufs
zu große Vorrechte ein. Ehre, Anſehen, womöglich Ruhm (bei
vorhandenen künſtleriſchen Anlagen der Kinder), erſcheinen ihnen
als Vorteile für die Zukunft, hinter denen mangelnde Neigung
der Kinder zu dem von ihnen vorgeſchlagenen Berufe, ja ſogar
Abneigung derſelben gegen ihn gar nicht in Frage kommen dür=
fen
. Auch gute pekuniäre Ausſichten werden in dieſer Be
ziehung von vielen Eltern meiſt zu hoch eingeſchätzt, obgleich ſie
wiſſen müßten, daß ſelbſt eine ſtändig gefüllte Kaſſe und dadurch
ſorglos=unbekümmertes Leben niemals jene Zufriedenheit im
Beruf auslöſen, wie ein voll und ganz den eigenen Neigungen
entſprechender, die eigenen Anlagen und Geſchicklichkeiten voll
ausnutzender und darum wahrhaft beglückender Beruf.
Vielleicht hegen viele Eltern im Stilten den Wunſch, zumal
dann, wenn ſie ſich ſelbſt nicht in der angegebenen Nichtung be=
tätigen
dürfen, nun doch ihren Kindern bei der Berufswahl jenen
unter all den vielen gebotenen herauszuſuchen, der der einzig
paſſende, weil alle vorhandenen Vorbedingungen befriedigend
für ſie ſind. Aber ſie ſind im Zizeifel, welcher darunter wohl der
rechte für ihr Kind ſein würde. Nun, bei eingehender Wür=
digung
der körperlichen und ſeeliſchen Anlagen, der Geſundheit,
ſowie vorhandener körperlicher Mängel, teiter unter Berückſich=
tigung
der eigenen pekunjären Verhältniſſe, namentlich dann,
wenn es ſich um köſtſpielige Ausbildung handelt oder ebenſolches
Studium, und ſchließlich unter Berechnung der Zeitſpanne, die
bis zur endlichen Selbſtändigkeit des lernenden ober zur Aus=
bildung
beſtimmiten Kindes verſtreichen muß, werden ſie unter
Zuziehung des Kindes und möglichſter Berückſichtigung ſeiner
Wünſche ſicher doch zum Ziele kommen. Freilich nicht ernſt
und eindringlich genug können die Eltern darauf hingewieſen
werden, die endgültige Wahl des künftigen Berufes für ihr
ſchulentwachſenes Kind erſt dann zu treffen, wenn ſie unter
Berückſichtigung aller für und wider ſie ſprechenden Faktoren
gründlich und gewiſſenhaft geprüft und gewählt haben in der
Gewißheit, den wirklich beſten unter den heutigen Verhältniſſen
unter allen ähnlichen herausgegriffen zu haben.
Unter allen ähnlichen? Das iſt ein Troſt auch für jene Eltern,
die für ihr Kind gern nach dem Höchſten greifen möchten, wenn
es die Berufswahl für dieſes gilt, daß es heute ſo viele gleich=
geartete
, ſo viele ähnliche Berufe gibt, daß, wenn die vorhande=
nen
Mittel nicht ausreichen, den Herzenswunſch eines Kindes
in dieſer Beziehung reſtlos zu erfüllen, ſie dann doch ſicher ſoweit
zur Verfügung ſtehen, daß ſie einen jenem ähnlichen, alfo eben=
ſalls
den Anlagen und Neigungen des Hindes entſprechenden
und befriedigenden, zu wählen vermögen. Letzten Endes follen
auch Lehrer und Arzt noch zu Rate gezogen, und mehr, als es
bisher geſchieht, die örilichen Berufsberatungsſtellen befragt ier=
den
, wenn drückende Zweifel über die rechte Wahl eines Be=
rufes
für ihr Kind den endgültigen Entſchluß der Eltern er=
Ruth Ohlendorf.
ſchſreren.
Ja und Nein im Frauenlehen.
ſck. Das Bibelwort, daß unſere Rede Ja, ja‟, Nein, nein
ſein ſoll, was darüber iſt, das iſt vom 1ebel, wird beſonders
von der Frauenwelt nicht befolgt. Das ſchönere Geſchlecht weicht
nicht nur gern einer endgültigenAntwort aus, ſondernverbirgt ſeine
Unſicheheit hinter einer Flut von Worten. Im entſcheidenden
Augenblick aber entfährt dem Frauenmund oft das Gegenteil von
dem, was er hatte ſagen wollen. Dieſen Mangel an Sicherheit
und Klarheit in Frauenreden und Frauenentſchiſſen bezeichnet
eine englſche Pſychologin als das größte Unglü vieler Frauen=
ſchickſale
. Da hat z. B. ein Mädchen von einem Mann, den ſie
nicht liebt, plötzlich einen Antrag bekommen, ſchreibt ſie. In
ihrer Verwirrung ſpricht ſie das Wort Ja, das er zu hören be=
gehrt
, ganz unbewußt aus, ohne zu ahnen, daß ſie mit dieſer win=
zigen
Silbe über ihre Zukunft entſcheidet. Oder mitten in dem
Glanz, der Erregung und dem Rauſch eines Feſtes bittet ſie der
Partner um ihre Hand, und ſie gibt ſie ihm, wie wenn ſie ſeiner
Aufforderung zum Foxtrott willfahrt. So entſcheiden manche
Mädchen über ihr Schickſal gedankenloſer, als ſie die Auswahl
eines neuen Kleides oder Hutes betreiben. Iſt aber das ſchick=
ſalsſchwere
Wort ausgeſprochen, dann laſtet es gar häufig auf
allen weiteren Entſchlüſſen, und das Mädchen hat oft nicht mehr
die Kraft, die einmal gegebene Zuſage rückgängig zu machen.

DoceLET
Mutterhände.
Mutter, deine harten Hände,
Die daheim im Hauſe walten,
Möchte ich voll Dank umfalten,
Möcht mich wie ein Pilger neigen,
Brünſtig betend drüber ſchweigen,
Wie ich wohl vorm Schöpfer ſtände.
Doch ich fühl’ die fernen Hände,
Die daheim im Hauſe walten,
Fühl’, wie treulich ſie mich halten,
Hör darin des Blutes Singen
Und mein eignes Leben klingen.
Mutter, deine lieben Hände. Franz Mahlke.=

Kein Mädchen ſollte den Antrag eines Mannes annehmen, bevor
ſie ſich nicht genau über ihre Empfindungen Rechenſchaft gegeben
hat und ſich nicht ganz klar iſt. Leider aber ſagen ſo viele Frauen
im entſcheidenden Augenblick das Gegenteil von dem, was ſie
meinen. Tauſende von weiblichen Weſen führen ein einſames
Leben, weil ihnen das Nein zu ſchnell über die Lippen ſchlüpfte.
Denn wenn das falſche Ja gefährlich iſt, weil es die Frau auf.
einen Weg treibt, auf dem die Umkehr ſchwer iſt, ſo iſt das unge=
wollte
Nein noch verhängnisvoller, denn es ſchneidet in vielen
Fällen jede Ausſicht ab. Gar manchmal bekennen Mädchen, daß
ein junger Mann, der ihnen gut gefiel, ihnen einen Antrag
machte, daß ſie aber ihn aus einem Gefühl des Stolzes, der Zu=
rückhaltung
ablehnten. Der ernſthafte Liebhaber iſt durch den
Korb ſo niedergeſchlagen, daß er ſich zurückzieht und den Ver=
kehr
mit dem geliebten Mädchen vollkommen aufgibt. Sie aber
trauert ihm nun nach und bereut bitter die Ablehnung, die ſie,
wenn es mit der guten Sitte vereinbar, wäre, ſo gern zurückneh=
men
würde: Ich wollte ihn nur etwas necken: ich wollte ihm
meine Unabhängigkeit zeigen, und daß ich dieſen Schritt ernſt
nehme, aber er glaubte, es ſei mein unwiderruflicher Eutſchluß,
und ließ ſich nicht mehr ſehen. Der Mann kann eben nicht be=
greifen
, daß das Ja einer Frau duchaus nicht immer ja bedeutet
und das Nein nicht immer nein. Sie ſpielt gern mit ihm, er
aber nimmt alles bitter ernſt. Wenn die Frauen dieſe Schwer=
fälligkeit
des Mannes beſſer verſtänden, würden ſie wohl mit
ihrem Ja und Rein vorſichtiger ſein.
Der zeiigemäße Haushalt.
Den ſchwer zu entfernenden Kohlenſchmutz dings in anderer
an den Fingernägeln kann man raſch entfernen, wenn
man einige Tropfen Oel oder etwas Fett gründlich auf den
ſchmutzigen Hautſtellen verreibt und dieſe darauf mit Borax=
waſſer
reinigt.
T.
Um an Holz beim Feueranmachen zu ſparen,
ſollte man der letzten Glut im Küchenofen ſtets einige, in mehr=
faches
Papier gewickelte Preßkohlen oder eine Tüte voll Kohlen=
abfälle
auflegen, doch ſo, daß die Aſche nicht durch den Naſt ge=
ſchürt
wird, wodurch neuer Zug ezitſtehen und die neue Kohle.
ſchneller verErennen würde. Bei feſtverſchloſſener Tür findet
man dann am Morgen noch ſo reichlich Glut, um auch die Zim=
meröfen
ohne Holz noch damit anfeuern zu können.
Blindgewordenes Nickelgeſchirr wie neu zu
putzen. Man reibe es mit einem Flanellappen und wenig Df7c4 Dr. 2. 315½, Lieisdieſſelung der weißen D mit Entfe)
Schwefelſäure raſch und gründlich ein, putze ſofort mit feinge= lung (nach 1.... 745, 1.... 533 un) 1.. . . e6) und Halbfeſſelungſpiel
pülvertem Wiener Kalk nach und entferne die Reſte des Putz=
mittels
durch Nachpolieren mit weichem Lappen.
Eine vorzüglich ſchmeckende Sülze aus Kalbs=
füßen
. Da man auch Sülze mit Bratkartoffeln als ſättigende (Tg87 2. Dg3 +) Th8!
Abendmahlzeit reichen kann, ſo ſollte man von Kalbsfüßen eine
würzige Sülze bereiten. Dazu kocht man die ſauber geputzten
Füße mit Wurzelwerk, 1 Zwiebel in Salzwaſſer, und entknöchelt 1.... T74 2. gk. 1..:: 763 2. 3k3
ſie, wenn ſie gar ſind. Die durchgeſeihte Brühe läßt, man bis
trüben Bodenſatz ab, würzt ſie kräftig mit Eſſig, Pfeffer und 1
Meſſerſpitze Würze, gießt ſie über die in einer Schüſſel geord=
neten
Fleiſchſtücke, zwiſchen dieſe kann man in Eſſig gekochte Reutzel, Wilhelm Seeh in Eßerſtadt, R. S. (alle); H. F (4143,
Möhren, Perlzwiebeln, Sellerieſtückſchen und rote Rübenwürfel
zur Verlängerung ſtreuen. Mit etwas Eſſigwaſſer bedeckt, hält
ſich die Sülze 14 Tage unverändert im Geſchmack, ſodaß man ſie
ſowohl als Brotbelag wie auch als Zuſpeiſe zu Kartoffelſalat
längere Zeit haben kann.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Kalbsvögel in Reisrand.
Montag: Selleriekartofſeln.
Dienstag: Sauerkraut mit Erbsbrei.
Mittwoch: Wirſing und Röſtkartofſeln.
Donnerstag: Graupen mit Kohlrabi und Peterſilie.
Freitag: Weiße Bohnen.
Samstag: Haferflocken mit Apfelſtückchen und Zucker und Zimt. deutung zu bilden: 1. Sagenhafte griechiſche Frauengeſtalt.

Schach

M 4

Aufgabe 55
Frank Healeh.
Breis im Briſtoler Turnier 1861

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.

g: Weiß: Kh2 Dg6 Td1f3 Lalsb6f7 Ba3c3d2

einander Koſewvorte zu, hatten die Welt und ihre Umgebung
vergeſſen.
Aber da geſchah es, daß er plötzlich auffuhr.
Ein wunderbarer, unbeſchreiblich ſchöner, volltöniger Ge=
ſang
hatte ſein Ohr getroffen. Und mit angehaltenem Atem
lauſchte er.
Der innige, leidenſchaftliche Ausſtrom einer glühenden Seele.
Nein, keiner glühenden. Er wußte nicht, was ihn traf. Es war
ein anderes, tieferes, ſchöneres. Er hätte es nicht ſagen kön=
nen
, wußte kaum, ob er das verſtand, er war ja dazu ein zu
ſchlichter, beſchränkter Alltagsmenſch.
lind er lauſchte. Jetzt war die erſte Strophe zu Ende. Ade=
laide
! . . . Adelaide! rief die unbeſchreiblich ſchöne, tiefe Alt=
ſtimme
.
Wer ſingt da? flüſterte er.
Hedwig lachte.
Ach ja, Du weißt ja nicht . . Sie tuts ja nur ſo ganz ſelten.
Merkwürdig, daß ſie gerade heut abend ſingt . . . Marie.
Eigemann.
Von Erich Bockemühl.
Er hieß Eigemann und war Eigemann. Den Bart ließ er
wachſen an Kinn und Backen, bis er ihm hinderlich wurde. Dann
ſchnitt er ihn mit der Schere ſo kurz ab, als als er nur konnte
und ließ ihn wieder wachſen. Ganz weiß aber wie ſein Haar
war, wurde der Bart nie, denn Eigemann rauchte vom Morgen
bis zum Abend die Pfeife und ſchließlich hatte auch ſein Leben
nur noch das eine Ziel, rauchen zu können. Früher war er all=
d
der Paſtor hatte ihm geſagt, der Alkohol

Gebieter über Schwein und Kuh und Hühner, über das Obſt,
das auf der kleinen Kathſtelle wuchs. Herr und Gebieter auch
über den Vater, der dem Sohn den Tabak ſtahl oder ſoviel Obſt
heimlich verkaufte, daß er Geld hatte, Tabak zu kaufen. Wenn
Denn
der Alte zur Molkerei ging, zog er den Gehrock an
er hatte nichts anderes mehr. Das Geld für die Milch zählte
der Sohn genau nach. Weil er ſeinen Lohn vertrank, brauchte er
das Geld für einen Strohhut, einen neuen Kragen der
Sohn, der nicht ganz richtig war auf der Straße zuweilen
ſtehen blieb und tanzte, mitten im Winter den Strohhut einmal
auffetzte und im Dorf grüßte mit einer fehr vornehmen Ver=
beugung
, wenn niemand auf der Straße war. Als er einen neuen
Anzug brauchte, trank er eine Zeitlang nicht mehr, kaufte ſich den

neuen Anzug und fuhr zweiter Klaſſe bis zur nächſten Bahn=
ſtation
. Der Alte aber trank nicht mehr, ſeit ſeine Frau tot war.
Seine Frau hatte er oft geſchlagen, und wenn nicht er, dann
der Sohn die Mutter. Wenn er aber nun von Lina ſprach, weinte
er ... ſie wär’ eine gute Frau geweſen aber er fühlte das
nur, weil er nun die Arbeit tun mußte im Stall und Garten,
und er mußte das des Tabaks wegen, um heimlich Geld zu be=
kommen
und weil ihn der Sohn nun ſchlug, wenn er gezwun=
gen
war, nach Feierabend etwas zu tun. Was ſollte er anderes
tun, um nicht geſchlagen zu werden! Der Gendarm hatte ihm
zweimal geholfen aber als er ihm in dierzehn Tagen zum
dritten Mal kam, hatte der gemeint, er könne ihm nicht helfen,
das ſeien die Prügel für das, was er an ſeiner Frau verſchuldet
habe..
Es iſt einige Jahre her, als die Nachbarn dachten, es wird
anders werden . . . Hein, der Sohn, hatte geheiratet . . . Nach
einem Jahre aber war die Frau dabongelaufen und hatte das
Kind mitgenommen. Die Leute aber wußten, daß auch dieſer
Knabe nicht richtig ſei. .. . Er iſt vielleicht, auch nur die Be=
ſtätigung
deſſen, daß das Geſchlecht der Eigemann, nicht aus=
ſterben
wird. .
Vorläufig aber ſteht der Alte weiter morgens vor 5 Uhr auf,
um dem Sohn den Kaffee zu kochen, vielleicht auch wäſcht er ſich
hernach, beſorgt Kuh und Schwein, geht zur Molkexei, erledigt
ſeinen Tabakhandel, wenn er Geld hat (zehn Pfund hat er bereits
verſteckt, um ein ruhiges Lebensende geſichert zu haben) . und
der Tag geht ſo hin wie alle Tage hingegangen ſind. Seinem
Sohn ſieht er die Launen ab, und meiſt gehts gut, denn er kennt
ja ſelbſt aus ſeinen früheren Tagen die Wirkung des Alkohols
ſehr gut, und wer wandernd an dem ſtillen Haus vorübergeht,
der alte Nußbaum beſchattet friedvoll das Dach, der denkt dann:
Ländlicher Friede. O du ſtille Heimat und es iſt viel=
leicht
das Sonderbarſte an dem allen, daß Eigemann eben glück=
lich
iſt. Sehr glücklich zuweilen, glücklicher vielleicht als der
Paſtor, der Bürgermeiſter, der Lehrer. .. als der Gutsbauer
Er iſt gut mit Tabak verſorgt. Hungern braucht er auch nicht
und daß er nicht zur Kirche geht, kann ihm der liebe Gott nicht
übelnehmen, weil er den Gehrock braucht, zur Molkerei zu gehen.
Und einen ſchwarzen Hut hat er nicht mehr.
Eigemann im Sonnenſchein vor der Tür auf der Bank.
Schornſtein und Pfeife qualmen ., ſieh ihn nur an und zweifle
nicht: Eigemann ſt glücklich. Er hat all ſeine Dinge beſchickt
wenn Hein betrunken nach Hauſe kommt, wird er ihm Kaffee
geben und wenn er ihn ſchlagen ſollte man kann das übri=
gens
ja niemals vorher wiſſen, Eigemann iſt ſatt und hat Tabak
und die Kuh brummt behaglich im Stall.

Schwarz: Kc5 Lh5 Sb7 Ba4 C4 14 g7 (7); 3+.
Aufgabe 56
luzie in Barcelona.
,d Companion 1916.)
Weiß: Kb5 Db1 Tg2 g4 Lb8 h1 Sa6 18 Be3 14 (10
Schwarz: Kd5 T72 g2 La5 Sb2 h4 Bb6 d7 h6
Matt in zwei Zügen.
Der Dreier, ein prachtvolle
Juchtige Erſtdarſtellung e
feinen Idee, iſt ſehr bekannt.
ein, denen er etwa fren
ſein ſollte, die Sache ein wert
7, haben wir als Begle
aufgabe einent Zweizliger ausg=
iSelbe
Fdee mehrfa
Macht
augen der Rafucksn :146.
41. 4
2undon. Journ. 1262 (Kd8 Dg3 Te1 Ld7 14 S
h7 Be2; KA3 L4 Ha6 3 Be4 C5 d6 15 16 g4; 3t1. 1. Te1
Bugzwang 8
94. 2. Dg3b31 3. C264, S67, Db74. 1... .L/
2. 191-F. irmhinterſtellung mit Räumung der Punkte C 3 und (
ein zerſteiktes Blan, iehr ſein ausgearbeitet.
42. Laue, 1. u. 2. Br. get. Turn, d. Bahr. Schb. 1923 (Kb6. D /iſtar
Td1 28 Lh1 Sc6 17: Kd5LR2Tf3 g4La1 d7 Se4 Ba4 b5 d4
6: 23). 1 Sd6/5, Sc4 3-5 773 find durch den Lh1 halbgefeſſel in
In den Aßſplelen 1: S63 ud 1 ....T15, in denen je einer
halbgefeſſelten Steine bic L 2üz1i37 2. Se7½ pariert, wird die nunme
vollſtändige Feſſelury d25 sRt Lixt zum Mattzug (2. Se3 bzw. 2. D0
ausgenutzt

28 8g3 h3 Be8, laas 141 385 Tt 1bs g5 Shl gs Bd3 e7. 94 fei
(nach 1. . . . Tu4:, d3, a5, 14, L.. Seß
44. Orlimont, Skakbl. 921 K13Db2 Bb6 c5 e7; Kb8 Te8 BTR
3+). 1. Db2a2 Zugzwang. 1.. . . K68, 2. Da8 F1. ... Th8 2. DN
F1.... Te7: 2. Dh8-F. Nich½,2, Dx1? wegen 1. ... Tg8!, nicht 1. Da Meh
45. Sprenger, Urdsuck (k. 26 3e1 Tb2 g5 Ld3 Shi h4 Be2 14ghu
Kel Tta 8d1 Ba2 b3 14 e3 18; 34) 1. Tg5e5 Zugzwang T13
Ta2d2! Der ſchwierige z:3e:!e Zus führt zu netten Wendunge

46. Loyd, Detr. Fr. Pr. i377 (.-g2 Dd2 Tb1 f1 Ld6 Sd3 d
zum nächſten Tag ſtehen, erhitzt ſie dann wieder, gießt ſie vom Kd5: 24) 1. Sd415. Lurch dir Ecellung des weißen K iſt der 1hie
ſymmetriſche Einleitungszug /ah= ch5n begründet.
Löſerliſte: Dipl.=Ing. Forbach in Berlin, Hans Müller, Prof. 1 mtw
46); Ludwig Groll II. in Michelfadt (42); Louis Philippe (43, 44, 4
Briefkaſten: K. Sch. Ihr Löſungsverſuch von 46 ſtimmt deshe
nicht, weil ſich nicht in allen Abſpielen das geforderte zweizüge M
ergibt. Aufgabe 31: 1. Te5 Te5:-+ 2. Te2 Te2: + 3. De2:+.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schri
leitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchriſt Scha

Spiel und Räifel

Darmſtädter Silbenräfſel.
an, chel, da, des, e, ei, ge, he, in, ka, li, lot, na, na, no, rho.
Aus vorſtehenden Silben ſind 7 Wörter von folgender 2N
Baumfrucht. 3. Bekannter britiſcher Kolonialpolitiker. 4. Nat
der leibeignen Bauern im alten Sparta. 5. Weiblicher. Vornan
6. Stadt in der italieniſchen Provinz Genua. 7. Name des Küſte
ſtrichs von Paläſtina.

Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben ne
unten geleſen, den Namen des älteſten vorgeſchichtlichen Wal
zeichens unſerer Stadt.
Figurenrätſel:
10. 11. 12. 13. 14. ach, bel, bri
das, drei, e
ei, ein, fen,
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
hoin, is,
land, lud,
ny,
tiz, u. va,

2r

Vorſtehend
nund Buch
nan
ſetze
Kreuze, ſo, d
14ſenkrechtenRei
Wörter von fol.
der Bedeutung
haften: 1. Tifchle
werkzeug. 2. Tür
ſcher Titel. 3. Kur
13. Bibliſcher Frauenname. 14. Mitlaut. Die Anfangsbuc
ſtaben, und die auf die fetten Kreuze fallenden Buchſtaben nenne
dann ein Sprichwort.
Carl Deubel
Auflöſungen.
1. Denekin. 2. Jto. 3. Ebeit, 4. Demagog. 5. Amali
6. Radom. 7. Meile, 8. Spahi. 9. Tannin. 10. Abbas.
Elfric. 12. Dambich. 13 Tatra. 14. Ebersdorf. 15. Raba
Die Darmſtädter Notgemeinſchaft.
Streichhelz=Rätſel.


R
Rffr44
27
Aufzeichnung 4. Spricht alle Sprachen. 5. Metall. 6
7. Stadt in Württemberg. 8. Dickhäuter. 9. Wind. 10. Deutſe
Stadt am Hörſel. 11. Stadt am Rhein. 12. Unterrichtsgegenſtan

Verantwortlich: Max Streeſe.