Linzelnummer 1.5 Goldpfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſk. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 333
Sonntag, den 2. Dezember 1923
186. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der
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auffräge und Leifung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankionto: Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
as Beſatzungsregime im Ruhrgebiet.
Die Möglichkeit der Verminderung
der Beſatzungstruppen.
Brüſſel, 1. Dez. (Wolff.) Nach der Etoile Belge hat
zwi=
n der franzöſiſchen und der belgiſchen Regierung ein
Mei=
igsaustauſch über die Frage des Beſatzungsregimes im
Ruhr=
iet ſtattgefunden. Nach dem Blatt ſoll General Degoutte, als
n ihn nach dem Abſchluß des Vertrags der Ruhrinduſtrie mit
Micum über die Möglichkeit der Verminderung der
Okku=
ionstruppen befragte, geſagt haben, eine ſolche wäre möglich,
ne aber nur allmählich in dem Maße erfolgen, daß die
Sicher=
der franzöſiſch=belgiſchen Truppen gewahrt bleibe.
Ausſchlag=
end, aber ſei die Wiederaufnahme der Arbeit und die Art der
hhaltung des Düſſeldorfer Abkommens, durch die Arbeitgeber
Arbeitnehmer. Im übrigen werde die Frage der
Vermin=
ung nur im Einvernehmen mit den militäriſchen Autoritäten
Ruhrgebiet durchgeführt werden. An dem Tage, an dem die
giſch=franzöſiſche techniſche Kommiſſion in Sicherheit werde
ar=
een können, werde man zu dem Regime vom 11. Januar
zu=
kehren. Nach demſelben Blatt wird übrigens binnen kurzem
e Anzahl Ausgewieſener in das Ruhrgebiet zurückkehren
nen.
ſe Regieverhandlungen vor dem Abſchluß.
Berlin 1. Dez. Im Intereſſe der Wiederbelebung des
kehrs im beſetzten Gebiet wurden zwiſchen der deutſchen
chsbahn und der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie in
inz Verhandlungen über einen Modus vivendi geführt. Dieſe
en nun im Gegenſatz zu den früheren Verhandlungen einen
hen Verlauf genommen, daß die Zuſtimmung der deutſchen
tragsſeite, vorbehaltlich der Genehmigung durch das
Reichs=
inett, erwartet werden kann.
Vom Tage
Der Aelteſtenrat des Reichstags tritt am Dienstag um
12 Uhr zuſammen. Die Vollſitzung beginnt um 3 Uhr
nach=
mittags.
Die Reichstagsfraktion der Demokraten hat in ihrer
Fraktions=
ſitzung beſchloſſen, in der bevorſtehenden Plenarſitzung des Reichstages
durch den Abg. Haas ihre Zuſtimmung zu der Bildung der
neuen Regierung zu geben.
Gegenüber anderweitigen Meldungen teilt der
Reichswährungskom=
miſſar Dr. Schacht mit, daß ihm von keiner Seite jemals das Amt
des Reichsbankpräſidenten zugeſichert oder in Ausſicht
ge=
ſtellt worden ſei, daß er vielmehr das Amt eines Neichswäh
rungskommiſſars vorbehaltlos angenommen habe.
In München ſpurde am Freitag unter dem Vorſis des
Geheim=
rats Hans Sachs=Nürnberg eine Ortsgruppe der
national=
liberalen Landespartei in Bayern gegründet. Dem
Gründungsakt ging eine eingehende Darlegung der Gründe, die die
fränkiſchen Nationalliberalen veranlaßt hätten, ſich von der Deutſchen
Volkspartei zu trennen, voraus.
Nach einer Meldung aus Eſſen teilte der ſtellverrretende
Bürger=
meiſter in der Stadtverordnetenverſammlung mit, daß die ſeit Monaten
in franzöſiſcher Haft befindlichen Mitglieder der
Stadtver=
waltung, Bürgermeiſter Schäfer und Veigeordneter Kunz in
allernächſter Zeit zurückkehren könnten.
Auf den Fleiſchmärkten machte ſich in den letzten Tagen eine leichte
Senkung der künſtlich hochgeſchraubten Goldpreiſe bemerkbar. So iſt
der Preis für Rindfleiſch in Berlin im Durchſchnitt auf 2,2
zurück=
gegangen.
Der braſilianiſche Senat ſtimmte dem Geſetzentwurf über
die Verlegung der Bundeshauptſtadt nach dem Hochland im Staate
Goyaz zu.
Amtlicher Oollarkurs 4 210 300000000
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden
Nach der Kabinettsbüldung.
Das Kabinett Marx und Bagern.
* Berlin, 1. Dez. (Priv.=Tel.) Das neue
Reichskabi=
t, das, wie gemeldet, ſeine erſte konſtituierende Sitzung
abge=
ten hat, trat heute vormittag zu einer Sitzung zuſammen, bei
es ſich in erſter Linie um eine allgemeine Ausſprache über
politiſche Geſamtlage handelte. In Regierungskreiſen glaubt
n, daß von den gegenwärtigen, jetzt ſchwebenden
innerpoliti=
n Problemen vor allem die bayeriſche Frage durch
u Eintritt des Abg. Emminger als Juſtizminiſter
das neue Reichskabinett eine gewiſſe Entſpannung
A fahren könne. Man hofft, es werde möglich ſein, die
ange=
bte Verſtändigung mit Bayern auf der
bishe=
en Linie weiterzuführen, d. h. dadurch, daß man eine
viſion der Weimarer Verfaſſung im
föderaliſti=
n Sinne entſprechend den Wünſchen Bayerns in
sſicht nehme. Man iſt jedoch der Meinung, daß ein derartiges
ginnen längere Zeit in Anſpruch nehmen würde und angeſichts
geſamten politiſchen Konſtellation nur mit großer Vorſicht
Angriff genommen werden könne.
Der neue Preſſechef.
* Berlin, 1. Dez. (Priv.=Tel.) Der Staatsſekretär der
Aichskanzlei Kempkes, Mitglied der Deutſchen Volkspartei,
d auch unter dem Zentrumskanzler ſein Amt weiterführen.
gegen wird ein Wechſel in der Leitung der Reichspreſſeſtelle
treten. Reichskanzler Dr. Marx hat den Poſten eines Chefs
Reichspreſſeſtelle dem Verlagsdirektor der „Germania”,
Re=
rungsrat a. D. Dr. Spiecker, angeboten. Wahrſcheinlich
d Spiecker der Berufung Folge leiſten. Bisher war, wie
be=
nt, Major a. D. Kalle, der Bruder des volksparteilichen
ndtagsabgeordneten, an dieſer Stelle tätig.
Vom Wechſel im Wirtſchaftsminiſterium.
*Berlin, 1. Dez. (Priv.=Tel.) Wie wir zuverläſſig hören,
r einer der weſentlichſten Gründe, weshalb der bisherige
ichswirtſchaftsminiſter Köth einer an ihn ergangenen
Anforde=
ig, auch an dem neuen Kabinett Marx teilzunehmen, nicht
ent=
ochen hat, der, daß nach ſeiner Auffaſſung die Politik des
Ein=
tskurſes der fremdländiſchen Deviſen nicht länger
aufrechterhal=
werden kann, weil ſie weite Kreiſe der Wirtſchaft im
Ver=
ltnis zu gewiſſen anderen Wirtſchaftsorganiſationen in
außer=
vöhnlichem Maße ſchädige, ohne den erhofften Nutzen zu brin=
(. Da aber nach der Zuſammenſetzung des neuen Kabinetts
h: damit zu rechnen war, daß in Bezug auf die Aufaſſung über
ſen Politik eine wefentliche Aenderung eintreten würde, hat
rr Köth auf die Teilnahme an dem Miniſterium Marx
ver=
hten zu müſſen geglaubt.
die Berliner Preſſe zur Regierungsbildung.
Berlin, 1. Dez. Die geſtern gebildete Reichsregierung wird
n den Blättern nicht als ein eigentliches Koalitionskabinett
an=
prochen. Man glaubt, daß das Kabinett wegen ſeiner
Zuſam=
enſetzung eher eine wohlwollende Haltung der Deutſchnationa=
1, als eine ſolche der Sozialdemokraten finden dürfte. Wenn
ich die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion geſtern noch zu
ner Entſcheidung über ihre Stellung gegenüber dem Kabinett
m, hebt doch der „Vorwärts” hervor, daß durch die
Mit=
iedſchaft des Herrn Emminger das Kabinett in
n Augen der Sozialdemokraten eine ſchwere Belaſtung
fähren habe. In den Tendenzen, die er vertrete, liege ein
ge=
ihrlicher Konfliktsſtoff.
Das Kabinett Marx wird vorausſichtlich am Dienstag
r den Reichstag treten.
Der „Lokalanzeiger” will wiſſen, daß der
Reichskanz=
r die Abſicht habe, die Stellungnahme der Regierung in kurzer
1d präziſer Form niederzulegen und im Anſchluß daran um die
rmächtigung für eine Reihe dringend notwendiger
Taßnahmen, vor allem ſteuerlicher Art, zu erſuchen.
aes ſich um nicht verfaſſungsändernde Maßnahmen, handeln
wird, werde für die Annahme im Reichstage die einfache Mehrheit
genügen. Ein ausdrückliches Vertrauenspotum
werde, dem Blatt zufolge, von dem neuen Kabinett
voraus=
ſichtlich nicht gefordert werden.
Der „Zemps” und das neue Kabinett.
Paris, 1. Dez. (Wolff.) Der Temps ſchreibt zu der
Bil=
dung des Kabinetts Marx: Die Konſtituierung eines vierten
Kabinetts Streſemann, das ſich Kabinett Marx nennt, fällt
zeit=
lich zuſammen mit der Entſcheidung der Reparationskommiſſion,
zwvei techniſche Unterkommiſſionen einzuſetzen. Es ſei
unglück=
licherweiſe zu befürchten, daß dieſes neue deutſche Kabinett die
Aufgaben der Sachverſtändigen nicht erleichtern werde. Wie man
wiſſe, habe Streſemann ſeine Außenpolitik aufgebaut auf der
Ausbeutung von Streitigkeiten zwiſchen den Alliierten, und es
müſſe immer wieder wiederholt werden, daß er öffentlich erklärt
habe, er wolle Frankreich iſolieren.
Der Innenminiſter Jarres ſei ein Reaktionär und ein
Aü=
deutſcher. Finanzminiſter Dr. Luther habe ſeine Rede vom
22. November mit einem Appell an den Willen, arm zu werden,
beſchloſſen. Der Reichswehrminiſter Geßler habe noch am 23.
No=
vember das Vorgehen der Militariſten in Sachſen und Thüringen
gedeckt. Der Arbeitsminiſter Brauns vergeſſe gern ſeinen
Cha=
rakter als Prieſter, um unter Freunden den Haß gegen
Frank=
reich und die Vorbereitung der Revanche anzuempfehlen. Was
den Reichskanzler Marx anbetreffe, ſo lobe man ſeinen
konzilian=
ten Charakter, aber er habe die verſchiedenen Miniſterien
Streſe=
mann unterſtützt, wie er das Kabinett Cuno unterſtützt habe,
und er ſei einer der Führer der Minderheit geweſen, die das
Miniſterium Streſemann bei der Abſtimmung unterſtützt hätten,
als es geſtürzt wurde.
Der Temps ſagt ſchließlich, er wolle, mit dieſen Tatſachen
keineswegs eine Kampagne gegen das vierte Kabinett
Streſe=
mann einleiten, aber er wolle ſich nicht täuſchen laſſen und nicht
glauben, daß die Löſung der Miniſterkriſe, einem Auferſtehen
eines nationaliſtiſchen Kabinetts vorzuziehen ſei.
Keine Illuſionen.
* Köln, 1. Dez. (Priv.=Tel.) In ihrem heutigen Leitartikel
zur rheiniſchen Frage ſchreibt die Kölniſche Volkszeitung: Wir
müſſen nicht nur einen von Deutſchland und vorgeblich auch von
Frankreich unabhängigen Rheinſtaat ablehnen, ſondern
müſſen=
die Franzoſen, die in dieſem Truggebilde, ein Haar gefunden
haben, um nunmehr nach Sicherungen innerhalb eines mit dem
Deutſchen Reiche verbundenen Staates zu ſuchen, deſſen Geſicht
ſie trotzdem nach Weſten drehen zu können glauben, auf den
abſo=
luten Irrtum in der Berechnung aufmerkſam machen. Wenn die
Not der Zeit das Vermögen des Reiches, das, wie man uns ſagt,
es den beſetzten Gebieten überlaſſen müſſe, ſich ſelbſt zu helfen,
Gedanken, die in einer beſſeren Zukunft als innerſtaatliche
Fra=
gen unſeres deutſchen Volkes reifen mögen, wirklich nicht zu
unſe=
rer Freude ſchon jetzt auf die Tagesordnung geſetzt haben, ſo
wiſſen wir darum doch, was wir dem geſamten Deutſchland und
der eigenen Zukunft unſeres Volkes ſchuldig ſind, und wir
wer=
den uns durch keinerlei Druck oder Argliſt von unſerer Deutſch=
Orientierung abbringen laſſen. Von dem unbeſetzten
Deutſch=
land müſſen wir natürlich verlangen, daß es uns auf dieſem Weg
mit aller Kraft, aller Liebe und allem Vertrauen begleitet, damit
die Laſt für uns nicht noch drückender wird, als ſie ohnehin ſchon
iſt. Wenn wir in dieſer Frage zeitweilig an den Maßnahmen der
Reichs= und Länderregierungen Kritik üben müſſen, ſo wäre es
doch ein ſchwerer Irrtum, wenn das franzöſiſche Volk aus ſolcher
Kritik auf die Möglichkeit einer Lockerung der ſeeliſchen Bande
ſchließen wollte. Nein! Alle Kritik entſpringt gerade daraus, daß
wir die feſte Verklammerung mit Geſamtdeutſchland in keiner
Weiſe gelockert ſehen wollen. Mag ſich alſo das franzöſiſche Volk
vor falſchen Berechnungen hüten, die es zu weiterem Druck und
hinaufgeſchraubten Forderungen verleiten kann. Es wird damit
nichts gewonnen, aber vieles verſpielt, was im Intereſſe einer
Einigung der beiden großen Völker von Herzen zu wünſchen wäre.
Die Woche.
Genau acht Tage hat es gedauert, bis nach dem Sturz des
Kabinetts Streſemann durch den Reichstag eine Neubildung der
Reichsregierung möglich wurde. Eine volle Woche war die
poli=
tiſche Leitung des Deutſchen Reiches lahm gelegt, eine volle
Woche wurde in Berlin verhandelt und wieder verhandelt, und
das einzige Reſultat iſt, daß nunmehr ein Kabinett gebildet
wurde, welches man kaum anders als eine Neuauflage des
ge=
ſtürzten bezeichnen kann. Ein Unterſchied beſteht allerdings, und
das iſt der, daß die Perſönlichkeit, welche, man mag ſonſt zu ihr
ſtehen wie man will, unzweifelhaft im In= und Ausland das
größte Anſehen genießt, nicht mehr dem Kabinett den Namen
gibt, ſondern daß Herr Dr. Streſemann im neuen Kabinett nur
den Poſten des Außenminiſters bekleidet. Unſere innerpolitiſchen
Zuſtände könnten nicht beſſer beleuchtet werden, wie dies durch
die Ereigniſſe der letzten Wochen geſchah. Als einer der
auslän=
diſchen Finanzleute, die damals in Berlin weilten, am Abend
des Tages, an dem der Reichstag das Kabinett Streſemann
ge=
ſtürzt, zu einem führenden deutſchen Induſtriellen, ſich dahin
äußerte, daß niemand mehr Luſt haben könne, mit einem
Deutſch=
land zu verhandeln, welches ſeinen zweifellos beſten Mann in
einem ſolchen Augenblick ohne zwingenden Grund erwürge, ſprach
er leider eine bittere Wahrheit aus. Ob das neue Kabinett Marx
den Weg durch das Labyrinth der deutſchen Innen,politik”
fin=
den wird, muß nach allem, was vorangegangen, leider ſehr
zwei=
felhaft erſcheinen. Die breite bürgerliche Front, die alle Parteien
von den Deutſchnationalen bis zu den Demokraten umfaßt, iſt
auch diesmal wieder nicht zuſtande gekommen. Die Schuld daran
trifft zweifellos die Deutſchnationalen. Der Wunſch, nunmehr
auch in Preußen, dem größten der Länder, welches zwei Drittel
des ganzen Reiches umfaßt, die Regierungsverhältniſſe
ent=
ſprechend der allgemeinen Lage umzugeſtalten, mag verſtändlich
ſein. In dem Augenblick, in dem im Reich der Bürgerblock
zu=
ſtande kam, mußte unbedingt mit einer ſcharfen parlamentariſchen
Oppoſition der Sozialdemokrätie gerechnet werden, und der
Ge=
danke, daß ein ſozialdemokratiſcher preußiſcher Innenminiſter
Mittel und Wege genng haben würde, einer bürgerlichen
Reichs=
regierung Schwierigkeiten in den Weg zu legen, war
durchaus=
nicht etwa abwegig. Der Verſuch der Deutſchnationalen jedoch,
die Umſtellung der bürgerlichen Parteien zum Preußenproblenr
in dieſem Augenblick zu erzwingen, trug einerſeits
der Not des Reiches wenig Rechnung und war außerdem politiſch
unklug. Kam es den Deutſchnationalen wirklich darauf an, im
Reich nunmehr geſunde Verhältniſſe zu ſchaffen, ſo waren ſie
verpflichtet, durch ihren Eintritt in die Reichsregierung die
Ver=
antwortung dafür zu übernehmen, da ſie es in der Hauptſache
waren, welche das Kabinett Streſemann zu Fall gebracht. Die
Schaffung eines Bürgerblocks im Reich hätte zwangsläufig auch
in Preußen in kürzeſter Friſt eine ähnliche Entwicklung
hervor=
gerufen. Aber das iſt ja gerade das deutſche Unglück, daß man
in allen parteipolitiſchen Lagern ſehr häufig im entſcheidenden
Augenblick über perſönlichen Streitereien und Abneigungen jedes
Gefühl für Verantwortlichkeit vermiſſen läßt. Ein kleiner
Licht=
blick iſt es, daß die Beteiligung der Bayeriſchen Volkspartei beim
neuen Kabinett die Bereinigung des Verhältniſſes zwiſchen dem
Reich und Bayern zu erleichtern geeignet iſt. Wiederum
bezeich=
nend aber für unſere innerpolitiſchen Verhältniſſe iſt es, daß
zwar Herin Emminger von ſeiner Partei die Uebernahme des
Reichsjuſtizminiſteriums freigeſtellt wurde, jedoch ausdrücklich
ohne Bindung der Partei. Am Dienstag wird
voraus=
ſichtlich das Kabinett Marx vor den Reichstag treten, und
gleich=
zeitig wird bekannt, daß die Sozialdemokraten und Kommuniſten
das neue Kabinett mit einem Mißtrauensantrag begrüßen
wer=
den. Da die Deutſchnationalen zuſammen mit den Regierungs=
Parteien dieſen Mißtrauensantrag vorausſichtlich ablehnen
wer=
den, iſt zwar die politiſche Lage des Kabinetts vorläufig noch
etwas günſtiger wie die des Kabinetts Streſemann vor ſeinenr
Sturz. Bezeichnend aber iſt es, daß die neue Regierung nicht in
der Lage ſein wird, ſich vom Reichstag das Vertrauen votieren
zu laſſen. Das Kabinett Marx wird dem Reichstag eine Art
„kleines Ermächtigungsgeſetz” vorlegen, durch welches dieſer auf
geſetzmäßigem=Wege auf ein halbes Jahr vertagt würde. Es
muß abgewartet werden, ob dieſer Vorſchlag die Zuſtimmung
des Reichstags findet. Daß ohne ein ſolches
Ermächtigungs=
geſetz auch das neue Kabinett in ſeiner Aktionsfähigkeit derartig
eingeengt wäre, daß daraus die Kataſtrophe für das Reich
ent=
ſtehen müßte, unterliegt keinem Zweifel. Sollte der Reichstag
dieſes Geſetz zu Fall bringen, ſo bliebe keine andere Möglichkeit
als die Auflöſung.
Es iſt eine überaus bedauerliche und ernſte Tatſache, daß
das Verhalten des Reichspräſidenten vor und während der
letz=
ten Kriſis das Vertrauen weiter Kreiſe zu ihm ſtark erſchüttert
hat. Die Tatſache, daß Herr Ebert dem Reichskanzler Streſemann
die Vollmacht zur Auflöſung des Reichstags verweigert, ſie dann
Herrn von Kardorff und auch Herrn Albert bereit war, zu geben,
während er ſie Herrn Stegerwald wiederum verweigerte, die
Tatſache alſo, daß die Auflöſungsvollmacht jedesmal dann
ver=
weigert wurde, wenn ſie ſich in der Hauptſache gegen links
ge=
richtet hätte, ſcheint zu beweiſen, daß Herr Ebert ſich über
partei=
politiſche Bedenken im entſcheidenden Augenblick nicht
hinweg=
zuſetzen vermag, eine ſchwere Enttäuſchung, welche die
Unſicher=
heit unſerer inneren Zuſtände noch um ein Beträchtliches vermehrt.
Nur dann wird die Reichsregierung vielleicht das
deut=
ſche Volk aus dem gegenwärtigen Elend herauszuführen
ver=
iögen, wenn parlamentariſches Intrigenſpiel ſie nicht bei jeder
Gelegenheit zu gefährden vermag. Der Brief Dr. Luthers, in
dem dieſer am Donnerstag den Reichspräſidenten erſuchte, ihn
von der Weiterführung der Geſchäfte des Reichsfinanzminiſters
zu entbinden, da er die Verantwortung für ein weiteres
Inter=
regnum nicht mehr länger übernehmen könne, war ein Warnruf
der ohne Kommentar verſtanden werden konnte. „Das Ge
ſamtbild unſerer Finanzen iſt derart, daß ein
Schwebezuſtand wie der jetzige die dringende
Gefahr einer Vernichtung der letzten
Hoffnun=
gen bedeutet.”
Die Auswirkungen der achttägigen Regierungskriſis ſowohl
auf finanziellem als auch auf politiſchem Gebiet ſind noch
keines=
wegs abzuſehen. Am Tage ſeines Rücktritts hatte Dr.
Streſe=
mann noch einen weſentlichen Erfolg ſeiner Kanzlerſchaft zu
ver=
zeichnen. Der Abſchluß des Vertrags zwiſchen der Micum und
der Ruhrinduſtrie bewies, daß die Taktik Dr. Streſemanns die
Seite 2.
Darinſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.
Rummer 3:
richtige war, und daß die Franzoſen doch die Verantwortung für
das wirtſchaftliche Chaos im Einbruchsgebiet ſcheuten. Zweifel=
Ios war dieſer Erfolg immer noch teuer genug bezahlt. Die
In=
duſtrie hat offenbar Opfer von größtem Ausmaß gebracht, um die
allgemeine Arbeitsloſigkeit zu verhindern. Ob ſie, ohne
zuſam=
menzubrechen, dieſe Opfer auf die Daer tragen kann, iſt eine
Frage, die erſt don der Zukunft beantwortet werden kann; der
Vertrag gilt ja nur bis zum Januar; bis dahin muß ſich zeigen.
wie die Dinge weiter laufen. Jede Tonne Kohle iſt mit einer
Steuer von 10 Franken belaſtet, den Einbruchsmächten ſind
Deputatkohlen zu liefern, die Regiebahnen bekommen Kohlen
zu Preiſen, auf deren Feſtſetzung wir keinen Einfluß haben, die
bereits geförderten Kohlen, auf den Halden ſind beſchlagnahmt,
auf Deutſch: geſtohlen. Darüber hinaus müſſen die
Induſtriel=
len 15 Millionen Dollar als Kohlenſteuer für das abgelaufene
Jahr bar bezahlen. Das bedeutet eine ſo erhebliche Belaſtung,
daß darüber unſere Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt
ge=
fährdet iſt. Inwieweit die Wirtſchaftsmaſchine überhaupt unter
dieſem Druck noch laufen kann, kann erſt die Praxis ergeben.
Der Gedanke aber, daß damit die Kataſtrophe im Ruhrgebiet
end=
gültig verhindert wäre, wäre leider durchaus falſch. Ebenſo
wich=
tig wie die Förderung der Kohle iſt der Transport, und ſo lang
die — franzöſiſche — Bahnverwaltung nicht richtig funktioniert,
iſt auch nicht daran zu denken, daß die Arbeit in vollem Umfang
wieder aufgenommen wird. Die franzöſiſche Taktik, welche di
wertbeſtändigen deutſchen Zahlungsmittel im beſetzten Geßiet
nicht zuläßt, beweiſt jedenfalls klar, daß man den wirtſchaftlichen
Druck nach wie vor benutzen will zur Förderung der politiſchen
Ziele Frankreichs an Rhein und Ruhr.
Wenn aber die Beſchlüſſe der Botſchafterkonferenz, welche
das Ergebnis eines ſtarken engliſchen Drucks auf Frankreich
waren, noch einen ſchwachen Hoffnungsſchimmer ließen, ſo muß
doch die Veröffentlichung der offiziellen Reuteragentur vom
Don=
nerstag, die überall das größte Aufſehen erregte, ſehr
nachdenk=
lich ſtimmen. Während bisher im allgemeinen England auf dem
Standpunkt ſtand, daß die Entwaffnung Deutſchlands als
be=
endet zu betrachten ſei, nahn: jene Reuterveröffentlichung den
entgegengeſetzten Standpunkt ein und machte ſich in der
Entwaff=
nungsfrage die franzöſiſche Argumentation völlig zu eigen. Der
amtliche Charakter der Reuterkundgebung iſt inzwiſchen zwar
dementiert worden. Trotzdem ſheint es Tatſache zu ſein, daß es
den unterirdiſchen Einflüſſen der Hochtorys gelungen iſt, die
engliſche Regierung gegenüber Frankreich zum Entgegenkommen
zu zwingen. Sir John Bradbury, der engliſche Delegierte in der
Reparationskommiſſion, hat Anweiſungen erhalten, die ganz
ge=
eignet ſind, ſelbſt Herrn Poincaré verſöhnlich zu ſtimmen. Der
„beſchränkte” Sachverſtänbigenausſchuß kommt ganz nach den
Wünſchen des franzöſiſchen Premierminiſters zuſtande, und man
kann ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß in den letzten Tagen
zwiſchen Frankreich und England wieder einmal das berühmte
Kompromiß auf Koſten Deutſchlands zuſtande gekommen ſei.
Sollte das aber der Fall ſein, ſo wäre es die furchtbare Schuld
derjenigen, welche durch den Sturz der Regierung Streſemann
den letzten Reſt deutſchen außenpolitiſchen Kredits unbedenklich
zerſtört haben. Acht Tage lang war das Deutſche Reich ohne
Re=
gierung. — Vor einem Scherbenhaufen ſteht das deutſche Volk
und ſeine neue Regierung.
* Der ſinkende Franken.
Seit dem Tage des Ruhreinbruchs iſt der internationale
Wert des franzöſiſchen Frauken um ein volles Drittel
zurück=
gegangen, der Franken hat niemals eine ſo niedrige Bewertung
erfahren, wie gerade jetzt. Und das trotz des großen „Sieges”
den Herr Poincaré an der Ruhr erfochten hat. Den Franzoſen
macht das zwar einige Sorge, aber ſie helfen ſich ſehr leicht
dar=
über hinweg und behaupten, das ganze ſei nur eine Machination
der internationalen Bankwelt. Sie weiſen darauf hin, daß ihre
Steuereingänge zugenommen haben und weit über den
Budget=
voranſchlag hinausgehen, daß der franzöſiſche Außenhandel jetzt
bereits die Vorkriegsziffer übertrifft und Arbeitsloſigkeit ſo gut
wvie gar nicht vorhanden iſt. Deshalb, meinen ſie, könne ein
Grund zu einer Minderbewertung gar nicht vorhanden ſein. Da
iſt es nun intereſſant, was die Engländer darauf erwidern. Ein
engliſches Bankhaus gibt keine ſehr erfreuliche Schilderung des
franzöſiſchen Finanzweſens. Die Geſamtausgaben der Regierung
hätten in den letzten Monaten die Steuereingänge weit
übertrof=
fen und ein Defizit von ungefähr 30 Milliarden Franken für das
Jahr gezeitigt, das zwar durch innere Anleihen gedeckt wurde,
aber gleichzeitig auch eine Steigerung der inneren Schuld auf 300
Milliarden bedeutete. Die Zinſen für dieſen Betrag verſchlingen
die Hälfte aller Einnahmen. Vor allem aber haben die
Englän=
der erkannt, daß der Franzoſe zwar bereit iſt, dem Staate Geld
zu leihen, daß er es dagegen mit aller Entſchiedenheit ablehnt,
neue Steuerlaſten zu tragen, und daß deshalb das Staatsbudget
Frankreichs ſehr viel brüchiger iſt, als es von außen ausſieht.
Rechnet man dazu noch Frankreichs ausländiſche Schulden, denen
auf der Haben=Seité nur Deutſchlands
Reparationsverpflichtun=
gen gegenüberſtehen — und daß Frankreich alles tut, um
Deutſch=
land nicht zum Zahlen kommen zu laſſen, ſehen ja die Engländer
tagtäglich —, dann iſt es begreiflich, daß niemand mehr in die
Entwicklung des franzöſiſchen Geldweſens beſonderes Vertrauen
ſetzt. Die Franzoſen ſind heute bereits ſo weit wie wir, daß ihre
Valuta von der politiſchen Lage abhängig iſt.
Tranſitverkehr im beſetzten Gebiet.
Neue Verordnung der Rheinlandkommiſſion.
Paris, 1. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Koblenz
hat die Rheinlandkommiſſion beſchloſſen, von heute ab Waren,
die aus dem nicht beſetzten Deutſchland
kom=
mend, durch das beſetzte Gebiet geführt werden und
für das Ausland beſtimmt ſind, als internationale
Tranſitwaren zu behandeln, d. h. für ſie weder die
Bezah=
lung der Abgaben noch einen Nachweis der Ausfuhrbewilligung
der Beſatzungsbehörden weiterhin zu verlangen.
Separatiſiiſcher Katzenjammer in Rheinheſſen.
Mainz, 1. Dez. Nachdem die Sonderbündlerherrſchaft in
Koblenz ein ſchnelles und unrühmliches Ende gefunden hat,
ſcheinen auch die Separatiſtenführer in Rheinheſſen zu fühlen,
daß ihr Stündlein bald geſchlagen hat. Vorläufig wollen ſie
aber noch zeigen, daß ſie noch da ſind. Aus ihren
Veröffent=
lichungen ſpricht jedoch neben der bekannten hohlen Anmaßung
und Dummheit deutlich die Angſt vor dem, was da kommen
wird. Der ſogenannte Kreiskommiſſar Bierſack=Alzey, der den
dortigen Einwohnern als untergeordneter Eiſenhahnbeamter
aus ſeiner früheren Tätigkeit bekannt iſt, hat an die Beamten
in Alzey an 27. Nodember folgenden Aufruf gerichtet: „
Nach=
dem ſich nun die Eiſenbahner der Station Alzey ſowie des
Krei=
ſes Alzey des neuen Regierung angeſchlofſen haben, kann es den
Beamten des Kreisamtes Alzey nicht mehr ſchwer fallen, ſich zu
entſcheiden, ob ſie die Arbeit wieder aufnehmen wollen odec
nicht. Wir fordern ſie daher zum letzten Male auf, den Dienſt
am Samstag, den 1. Dezember, um 8 Uhr vormittags,
anzu=
treten. Nach fruchtloſem Ablauf dieſer Friſt haben ſie alle
Konſequenzen, die Hayuzs entſtehen, ſich ſelbſt zuzuſchreiben.
Dr. Klein, der ſich Kreiskommiſſar von Bingen nennt,
bringt es fertig, folgende Bekanntmachung zu erlaſſen: Mit dem
heutigen Tage, dem 27. November 1923, wird die Flagge der
rheiniſchen Redublik auf Burg Klopp und dem Rathaus
aufge=
zogen. Ausdrücklich ſei feſtgeſtellt, daß keinerlei Beweggründe
politiſcher Art mich zu dieſen Anordnungen veranlaſſen, die weder
der Rheiniſchen Republik noch ihrem Anſehen ſchaden kann. Es
iſt daher zwecklos, irgendwelche Folgerungen aus dieſer
Maß=
nahme zu ziehen. Wer Gerüchte verbreitet, die meiner
Anord=
nung einen nicht zutreffenden Sinn unterſchieben, macht ſich
ſtrafbar und wird unnachſichtlich zur Verantwortung gezogen.
Freigeſprochen.
Mainz, 1. Dez. Bürgermeiſter Hainſtadt von
Hei=
desheim, der anläßlich der ſeparatiſtiſchen Unruhen verhaftet
worden war, wurde von den Franzoſen freigeſprochen.
Köln, 1. Dez. Wie der Kölniſchen Volkszeitung von
zuſtän=
diger kirchlicher Seite gemeldet wird, ſind die fortgeſetzten
Be=
mühungen des päpſtlichen Delegierten Monſignore Teſta und
des Erzbiſchofs Kardinal Schulte in Köln darauf gerichtet, die
franzöſiſchen und belgiſchen Beſatzungsbehörden zur
Zurück=
nahme oder wenigſtens zur Milderung der während des paſſiven
Widerſtandes verhängten Strafmaßnahmen (Gefängnis und
Ausweiſungen) zu bewegen. Monſignore Teſta konnte geſtern
dem Kardinal mitteilen, daß in einer ganzen Anzahl von Fällen
der gewünſchte Erfolg bereits erzielt ſei und daß für die nächſte
Zukunft noch weitere Strafaufhebungen erwartet werden dürfen.
Die Familien und Ortspfarrer derjenigen, die begnadigt wurden,
ſind von Monſignore Teſta unverzüglich benachrichtigt worden.
Die rheiniſche Goldnotenbank.
Bonn, 1. Dez. Die Banken des beſetzten Gebiets und die
Vertreter der franzöſiſchen und belgiſchen Banken haben ſich heute
in Bonn verſämmelt unter dem Vorſitz des Herrn Tirard,
Oberkommiſſar für Frankreich, und in Gegenwart von Baron
Rolin Jacqueynes, Oberkommiſſar für Belgien. An der Sitzung
haben weiter teilgenommen die Herren Philippſohn=Brüſſel, als
Vertreter der belgiſchen Banken, Atthalin Strohl, als Vertreter
der franzöſiſchen Banken, und Schweißguth, als Vertreter des
franzöſiſchen Finanzminiſters, Giscard und Wibir, als
Finanz=
berater der Hohen franzöſiſchen Kommiſſion, Kelge und
Thomas=
ſon, als Finanzdelegierte der Ruhrarmee, Dehon, als Vertreter
des Herrn Hannecourt. Von ſeiten der deutſchen Banken waren
antoeſend: Geheimrat Louis Haagen, Direktor Pferdmenges,
Frei=
herr Alfred v. Oppenheim, Freiherr v. Schröder, Bendix,
Ge=
ſchäftsinhaber des Barmer Bankvereins, alle aus Köln, Dr.
Ham=
merſchmidt, ſowie Dr. Wuppermann, beide aus Düſſeldorf,
fer=
ner Dr. Becker und Hirſchland, beide aus Eſſen. Infolge der
be=
friedigenden Ausſprache iſt beſchloſſen worden, die Statuten der
zukünftigen Geſellſchaft feſtzuſetzen.
Rentenempfänger und Stadtverwaltung.
Berlin, 1. Dez. Als der Stadtrat im Neuköllner Rathaus
die Forderung von etwa 100 Rentenempfängern ablehnte, die die
Bezahlung einer beſonderen Unterſtützung verlangten, wurde ein
Rentenempfänger tätlich. Schwere Ausſchreitungen konnten durch
das rechtzeitige Eingreifen des Ueberfallkommandos verhindert
werken, das mit Gummiknüppeln dasRathaus räumte und einige
Angreifer verhaftete.
Der britiſche Wahlfamp
Vor den engliſchen Wehlen.
London, 1. Dez. (Wolff.) Wie nunmehr endgültig fe
wurden für die bevorſtehenden Wahlen 1395 Kandidaten
ſtellt. Davon ſind 443 Kandidaten der vereinigten Liberale
ſolche der Unioniſten und 420 Kandidaten der Arbeiter
Unter den Kandidaten befinden ſich, wie bereits kurz ger
34 weibliche, darunter ſieben Anhängerinnen der Unioniſten
der Liberalen, 13 der Arbeiterpartei und zwei der Kooper
bezw. Unabhängigen Partei. Die Parteien in dem jetzt
löſten Parlament wieſen folgende Stärke auf: Unionifte=
Arbeiterpartei 144, Aſquith=Liberale 66, Lloyd George=Li
51, nordiſche Unioniſten 11, Unabhängige 7, Kommuniſten
glied.
Englands Stellung in Europa.
London 1. Dez. (Wolff.) Die Times ſchreibt in
Leitartikel mit Bezug auf die der konſerdativen Regierung
Wahlkampf durch die Londoner City geleiſtete Unterſti.
die darin zum Ausdruck komme, daß die City zwei Regier
mitglieder ohne jeden Widerſtand wiederwählte: Die Stim
der City ſei von großem Gewicht, in der ganzen Geſchäft
Großbritanniens. Hinter verſchiedenen finanziellen Frage
in dem gegenwärtigen Wahlkampf erörtert würden, ſtehe d
kenntnis der überwältigenden Notwendigkeit einer Regierun
mit der zweifelsfreien Unterſtützung der Wählerſchaft die E
lung Großbritanniens in Europa wieder
ſtelle. Die Lage in Europa ſei kritiſch und ihr müſſe mit
Methoden gegenübergetreten werden. Die Regierung müſſ
den Wahlen in der Lage ſein, die britiſchen Intereſſen mi.
ßerer Entſchloſſenheit als, je zuvor zu verteidigen. Es ſei
ſinn, zu erklären, daß Großbritannien und ſeine Regierun
vermeidlich und dauernd prodeutſch oder profranzöſiſch ſeier
überhaupt paſſiver und ſklaviſcher Parteigänger vor irgendje
bei irgend einer europäiſchen Streitfrage ſei. Großbritg
und das britiſche Reich ſeien entſchloſſen, an erſter Stelle p.
tiſch zu ſein. Da die erſte Notwendigkeit
Großbritanniens=
den in Europa ſei, ſo werde eine Regierung, die unan
bare Autorität beſitze, im Stande ſein, das britiſche Anſeh
rhöhen und England vor dem Unheil ſchmählicher
hängigkeit zu retten und das Gebiet der friedlichen
ſammenwirkung in Europa auszudehnen.
Es ſei die erſte Aufgabe einer britiſchen
gierung, die ſich mit den britiſchen Intereſſen, befaſſe, *
richtige britiſche Haltung gegenüber den ſen
glaublichen Verzerrungen des Friedensver
ges zu beſtimmen, die jetzt in einer geographiſchen G
tung des neuen Europas ſo gut wie feſtgelegt ſeien. Im g ſi
wärtigen Augenblick ſei die Regierung Baldwins notwend
weiſe in der auswärtigen Politik auf Zeitgewinn eingeſtellt.
könne keine radikale Entſcheidung treffen. Der Sachverſtänd
ausſchuß, der dieſe Woche im Foreign Office zuſammentrat,
tatſächlich, wie auch immer ſeine allgemeine Auffaſſung gen
ſei, nur techniſche Entſcheidungen treffen können, die durd
eigenartige Stellung der britiſchen Trup
im Kölner Gebiet notwendig wurde. Bradbury
in London und hatte zweifellos Unterredungen mit den Mit
dern der Regierung gehabt. Er habe jedoch keinerlei Inf
tionen erhalten. Er ſei ein unabhängiges Mitglied der
Re=
tionskommiſſion und die britiſche Regierung habe keiner
Neigung gezeigt, deſſen Wirken irgend welchen eig
Zielen unterzuordnen. Was auch Bradbury ſage und tue
handle als Mitglied einer Organifation, die nach britiſcher
ſicht und in Uebereinſtimmung mit dem Friedensvertrag
Stellung vollſtändiger Unabhängigkeit
beibeh=
müſſe.
Wie auch immer die zeitweiſe Lage ſei, es bleibe eine unz Mi die
felhafte Tatſache, daß ſich die Beziehungen zwiſchen England, Fgen
Frankrich in einem Zuſtand unerträglicher und m0
fährlicher Verwirrung befinden. Frankreich 199
ſich auf eine unabhängige Politik eingelaſſen, die das Geſicht r Me 9
ändert habe. England habe eine ſtarke Mißbilligrſ
dieſer Politik ausgedrückt, die im Verlaufe dieſes Jahres zu er
deutſamen Ereigniſſen geführt habe.
Nach engliſcher Anſicht drohten aus der zwangswei
Loslöſung eines großen und reichen
Gebie=
von Deutſchland und der künſtlichen Schaffu
einerneuenpolitiſchen Einheit Europasgefä
liche politiſche und wirtſchaftliche Folgen für Euro
und Großbritannien. England ſei ſicherlich Fra
reich nicht feindlich geſinnt, aber es ſei entſchlof
letzten Endes die britiſchen Intereſſen zu vert
digen. Es würde ſicherlich die leiſeſten Tatſachenanzeichen
grüßen, daß Frankreich bereit ſei, die britiſchen Wünſche und
tereſſen zu berückſichtigen. Die dringende Notwendigkeit im
genwärtigen Augenblick ſei, daß das britiſche Volk eine
Regier=
habe, die voll ermächtigt ſei, ſeinen wirklichen W.
len auszudrücken und die neue Lage mit Feſtigke
zu behandeln.
Mie
wer!
Hran
Nach
Eiche
* Adventsgebräuche.
Von Ernſt Edgar Reimérdes.
bz. Mit dem vierten Sonntag vor Weihnachten beginnt die
Adpentszeit, die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfeſt.
Bei uns in Deutſchland ziehen nach altem Volksbrauch während
der Adventszeit in vielen Orten die armen Kinder herum und
ſingen vor den Häuſern geiſtliche Lieder, wofür ſie kleine
Geld=
geſchenke erhalten. Aus dieſem Grunde nannte man die
Advents=
zeit früher auch wohl Singezeit. In Süddeutſchland nehmen
häufig Erwachſene an den Umzügen teil, die namentlich an den
Donnerstagabenden vor Weihnachten ſtattfinden. Es wird
da=
bei mit Ruten oder kleinen Hämmern an die Türen geklopft: man
wirft auch wohl Erbſen, kleine Steine uſw. an die Fenſter. Wegen
dieſes Brauches haben, die Abende bzw. Nächte den Namen
Klöpfel= oder Klöpflinsnächte erhalten. In Schwaben, wo ſie
Anklopfete oder Boſelnächte, d. h. Lärmnächte, heißen, führt man
den Urſprung der Sitte auf folgendes Vorkommnis zurück: Als
in alter Zeit Schwaben einmal von einer furchtbaren Peſt
heim=
geſucht wurde und alle Häuſer verſchloſſen waren, wagten ſich die
Leute nur nachts auf die Straße. Sie warfen dann bei ihren
Verwandten und Freunden eine Handvoll Erbſen an die Fenſter,
uu ſich bemerkbar zu machen und ein Lebenszeichen zu erhalten.
Wenn noch jemand in dem betreffenden Hauſe am Leben war,
ſo kam er ans Fenſter und bedankte ſich mit einem „Vergelt’s
Gott” für die Anfrage. In der Gegend von Rotenburg und
Wurmlingen dankt man heute noch mit einem „Vergelt’s Gott”,
wenn in den Boſelnächten Erbſen ans Fenſter geworfen werden,
Wahrſcheinlich ſind in dieſer Sitte heidniſche Elemente enthalten,
die nach Einführung des Chriſtentums eine Wandlung erfuhren.
Heidniſchen Urſprungs ſind auch die in der vorweihnachtlichen
Zeit in allerlei Verkleidungen auftretenden Geſtalten, wie Knecht
Ruprecht, St. Nikolaus, der Schimmelreiter, Pelzmärtel uſt.,
die ſämtlich auf Wodan zurückgehen, der nach altgermaniſchem
Gläuben um die Winterſonnenwende auf ſeinem weißen Roß
umherzog.
Ein eigenartiger Adventsbrauch wird noch hier und da in
Oſtfriesland (Emsgegend), in der Grafſchaft Bentheim ſowie in
Grofeld bei Berge (Provinz Hannoder) geübt: das
Advents=
blaſen oder Julblaſen. Es geht folgendermaßen vor ſich: Vom
erſten Adventsſonntag an bis zum Weihnachtsfeſt blaſen junge
man früher auf Holzhörnern, die in ihrer Form einer römiſchen
Tuba glichen. Sie waren zirka 1 Meter lang, an der Schallöffnung
10 bis 15 Zentimetr weit und beſtanden aus zwei
zuſammen=
gelegten Hälften, die mit Baſt verbund
den ſind: ihr Ton iſt dumpf und feierlich, er klingt ungemein
ſtimmungsvoll in den Abendfrieden eines Dorfes hinein. Um
hochangeſehen war. In Sachſen taten die Hirten ſich früher ans
verſchiedenen Gegenden zuſammen und blieſen Weihnachten in
der Vorhalle der Kirche, ſowie vor den Häuſern des Pfarrers
Küſters und anderer Honoratioren neunmal, d. h. dreimal
nach=
einander dreimal ins Horn. Der Dorfhirt zog ehemals am
Heili=
gen Abend häufig von Haus zu Haus und blies vor den
erleuch=
teten Fenſtern ſeine alten Weiſen, wofür er beſchenkt wurde. In
Halberſtadt und Umgegend blieſen die Kuh=, Schaf= und
Schweinehirten während der Adventszeit gemeinſam jeden
Abend an beſtimmten Plätzen in Dörfern und Städten dreimal
auf ihren Hörnern. Damit alles klappte, kamen ſie ſchon 14 Tage
vorher zu einer Uebung zuſammen. Die Schäfer, die keine
Hör=
ner hatten, pfiffen auf den Fingern dazu. Sobald die Hirten
er=
ſchienen, ſtürzten die Kinder des betreffenden Ortes herbei mit
dem Ausruf: „Der heilige Chriſt kommt!” Sie teilten den Hirten
auch ihre Weihnachtswünſche mit, die von dieſen den Eltern
übermittelt wurden.
1ieber den Urſprung der Sitte der Advents=Bäumchen,
Zweige und Kronen wiſſen wir wenig, vielleicht iſt ſie aus dem
am jüdiſchen Tempelweihefeſt üblichen Brauch hervorgegangen,
in jedem Hauſe einen ſog. Tempelleuchter aufzuſtellen. Während
des acht Tage dauernden Feſtes wurde jeden Tag ein neues Licht
auf den Leuchter geſteckt und angezündet, ſo daß am letzten Tage
ſämtliche Lichter brannten. So geſchieht es heute noch. Das
Adventsbäumchen iſt eine in einem Blumentopf gepflanzte kleine
Taune oder Fichte, auf die vom erſten Advent an jeden Sonntag
einzeln auch tvohl jeden Tag, ein Licht geſteckt wird, das man
kurze Zeit brennen läßt. Während das Be
chen brennt,
die Kinder des Hauſes Addents= oder Weihnachtslieder. An
Stelle des Adventbäumchens treten manchmal (z. B. in Hanu
ver) Addentszweige, mit Papierblumen geſchmückte, mit Lichte
beſteckte Tannenzweige, die Bekannte einander ſchenken oder
die Familie für ſich ſelbſt zurechtmacht. Die Adventskrone, die
Süddeutſchland am meiſten bekannt iſt, beſteht aus einem
Tannengrün umwundenen, an vier bunten Bändern hängend
Holzreifen, auf den in derſelben Weiſe wie auf Adventsbäumch
und Zweig Lichter geſteckt werden. Adventsbäumchen, Zweig u
Krone ſollen auf das Weihnachtsfeſt vorbereiten und im Hal
die Feſtſtimmung einleiten; ſie ſind die Verheißung, während
Weihnachtsbaum mit ſeinen zahlreichen Lichtern die Erfüllung
* Geldentwertung und ihre Folgen in Frankreich. Eine ?
ſerin ſchreibt: „Beſitzerin einer kleinen Altersrente, die ich v
dem Kriege durch Einzahlungen in Goldfrauken ſichergeſtellt hal
nehme ich jetzt die Bezüge in Papierfranken ein, wodurch m
hinſichtlich der Lebenshaltung beträchtlicher Schaden erwäch
Nachdem nun die Zivil= und Militärpenſionen aufgebeſſert wu
den, erſchien es billig, daß die Tauſende von kleinen Penſionäre
von der Altersverſorgungskaſſe in gleicher Weiſe aufgebeſſe
würden. Dieſe beſcheidenen Arbeiter ſehen ſich der Hoffnung b
raubt, ein wenig Wohlſtand noch auf ihre alten Tage zu geni
ßen und finden ſich der Lage völlig preisgegeben. Wäre es nic
durchaus billig, an dieſe armen Sparer zu denken?‟ Die Zeitu!
ſchreibt dazu: Gewiß, das wäre recht und billig. Aber die Wir
ſchaftler werben Ihnen ſagen, daß es ein Verdienſt der Inflätio
iſt, dieſe alten Schulden zu bereinigen und Schulden zu tilger
Der deutſche Staat z. B. hat ja durch die Notenpreſſe ſeine Vo.
kriegsſchulden verſchwinden kaſſen. Bei uns werden ja die alte
Schulden ebenſo raſch getilgt. Einer, der im Jahre 191
20 000 Franken ſchuldete (man kaufte damit damals Sachwerte i
gleicher Höhe) wird dieſe Schuld heute wohlfeil los. Die 2000
Franken, die er jetzt zurückzahlt, ſind nicht mehr wert als 400
vor dem Kriege. Es bleibt beſtehen, daß das eine offenbar
Ungerechtigkeit iſt und eine Art von Bankerott, der viele Opfe
zählt. Es erſcheint nur billig, auf alle Fälle dieſer armen Spare
zu gedenken, die geglaubt hatten, durch geduldige und oft be
ſchwerliche Einzahlungen ſich den Lebensunterhalt für die Tag
des Alters aufzuſparen. Der Bloc National hat daran bis)
nicht gedacht. Das gereicht ihm nicht zur Ehre.
Nummer 333.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.
Seite 3.
Rekrarbeit im Staatsbetrieb.
Zehnſtundentag für die Beamten.
* Berlin, 1. Dez. (Prid.=Tel.) Wie verlautet, wird im
chsminiſterium des Innern gegenwärtig eine Verordnung
bereitet, die die Erhöhungder Arbeitszeit der
Be=
ten von 8 auf 10 Stunden anſtrebt. Wie wir hierzu
Gewerkſchaftskreiſen hören, haben die
Organi=
tionen gegen dieſe Erhöhungder
Arbeitszeit=
uer ſchon vor einiger Zeit Einſpruch erhoben. Die
tierungsmaßnahme will durch die Erhöhung der Arbeitszeit
Mehrarbeit auf die Beamten verteilen, die von der
Abbau=
ordnung nicht berührt werden. Die Gewerkſchaften haben
och darauf hingewieſen, daß eine ſolche Maßnahme zuſammen
dem Beſtreben, die Urlaubszeit der Beamten einzuſchränken,
die Mehrzahl der Beamten nicht tragbar ſei, ſondern daß ſie
nicht zuläſſige Belaſtung bedeute, die die Geſundheit und die
eitskraft der Beamten frühzeitig untergraben würde. Die
imtenvertretung will der Arbeitszeitverlängerung jedenfalls
t zuſtimmen, wenn nicht in der Frage der Goldgehälter ein
äglicher Ausgleich geſchaffen wird.
* Die Mehraxbeit im Kohlenbergbau.
Nach langen und ſchivierigen Verhandlungen iſt es endlich zu einer
regelung der Arbeitszeit im Kohlenbergbau gekommen. Es ergibt
für die direkt bei der Förderung beſchäftigten Arbeiter eine
Ver=
gerung der Arbeitsſchicht um eine Stunde. Wenn dieſe Vereinbarung
noch nicht ſo weit geht, wie man im Intereſſe der
Wiederherſtel=
friedensmäßiger Leiſtungen hätte wünſchen müſſen, ſo bedeutet ſie
einen kleinen Schritt vorwärts auf dem Wege zu einer dernünfti=
Löſung des Produktionsproblems. Allerdings läßt die Haltung der
verkſchaftsfunktionäre in den dem Bergbau verwandten Induſtrien
Befürchtung aufkommen, daß die Ausdehnung der jetzt für die
Berg=
eiter getroffenen Abmachungen auf die übrigen Zweige der
Wiet=
ft heftigem Widerſtand begegnen wird. Und doch wird dem deut=
Volk kein anderer Weg übrig bleiben als der, durch geſteigerte
eitsleiſtung die ſchweren Laſten auszugleichen, die uns der Verſailler
trag und das neue Abkommen mit der Micum auferlegen.
ue Telegramm= und Fernſprechgebühren.
Berlin, 1. Dez. Im Telegramm= und Fernſprechverkehr
den die Grundbeträge der Gebühren vom 1. Dezember ab um
d 50 Prozent erhöht. Die Erhöhung iſt nötig geworden, weil unterbau überzugehen, ſo möge das geſchehen. Aber immer ſollte
Telegraphenverwaltung am 15. November alle Kredite des
ches geſperrt worden ſind und ſie jetzt lediglich auf ihre eige=
Einnahmen angewieſen iſt. Die neuen Telegrammgebühren
en über die Friedensſätze hinaus. Die Telegraphie erforderte
dem Kriege erhebliche Zuſchüſſe, die aus den Ueberſchüſſen
Poſtbetriebes geleiſtet werden konnten, jetzt aber wegfallen.
neuen Fernſprechgebühren für den Ortsverkehr ſind für
mä=
benutzte Anſchlüſſe immer noch geringer als vor dem Kriege.
ſtellen ſich in den großen Ortsnetzen auf drei Viertel der
edensſätze und ſind bei der Mehrzahl der kleinen Ortsnetze
niedriger. Die Fernſprechgebühren ſind allerdings höher als
Friedensgebühren. Sie bleiben aber noch hinter den
Inlands=
en mancher anderen Länder zurück. Die wichtigſten
Grund=
rtgebühr von 15 Pfennigen, wobei für ein Telegramm
minde=
s acht Worte berechnet werden. Im Fernſprechverkehr koſtet
Ortsgeſpräch 15 Pfennige. Für Ferngeſpräche werden je
h der Entfernung zwiſchen 5 Kilometer und 100 Kilometer
Pfennige bis 1,35 Mark berechnet, darüber hinaus für jede
iefangenen 100 Kilometer 45 Pfennige mehr. Für dringende
ſpräche wird die dreiſache Gebühr, für Blitzgeſpräche das
hun=
tſache der Geſprächsgebühr erhoben.
Aerzie und Krankenkaſſen.
Berlin, 29. Nov. Die Arbeitsgemeinſchaft der
Spitzen=
bände der Krankenkaſſen erläßt folgenden Aufruf: An die
nkenverſicherte Bevölkerung! Der Leipziger Aerzteverband
die Krankenkaſſen einzuſtellen und Kaſſenmitglieder nur noch
Gefahr zu rechnen, daß ſtellenweiſe Aerzte auch die Behand= lichen Verkehr unbrauchbare Zuſammenſetzungen wie „
altſprach=
g gegen bar ablehnen. Die Verordnung über die
Kranken=
nung dringt nur auf notwendige Sparſamkeit, um die
Kran=
verſicherung vor dem völligen Zuſammenbruch zu bewahren.
rer nichtigen Vorwänden hat der Leipziger Aerzteverband die
n 29. November verhindert und damit die beabſichtigte
Ver=
idigung vereitelt. Die Reichsregierung hält am Inhalt der
rordnung im Sinne der Richtlinien vom 22. November und
er Ergänzung vom 26. November feſt. Von den Verſicherten
d ihren Arbeitgebern erwarten die Spitzenverbände, daß ſie
bedrohten Krankenkaſſen in der Abwehr des ihnen grundlos
fgezwungenen Kampfes unterſtützen. Die Kaſſenvorſtände Lehrpläne für die deutſche Oberſchule und für
ig durch den Leipziger Verband und andere Kreiſe gefährdet
rſicherte und Arbeitgeber, Augen auf!
100 Jahre Monroeholfik.
Eine Rede des Siaatsſekretärs Hughes.
Philadelphia, 1. Dez. (Wolff.) Staatsſekretär Hughes
erklärte in einer Anſprache bei Gelegenheit der
Jahrhundert=
feierder Monroedoktrin, die Vereinigten Staaten ſeien
aus dem Kriege mit denſelben Zielen hervorgegangen, mit denen
ſie in ihn eingetreten wären. Obwohl ſie Sieger geweſen ſeien,
hätten ſie weder Gebietszuwachs noch Reparationen geſucht. Sie
wünſchten, daß Frankreich gedeihe und
Sicherhei=
ten erlange, daß ſeine Wunden heilten und ſeine gerechten
Forderungen erfüllt würden. Ebenſo wünſchten ſie ein
geeinigtes und gedeihendes Deutſchland zu
ſehen, das den Willen habe, Frieden zu halten
und bis zur Grenze ſeiner Leiſtungsfähigkeit Wiedergut=
machungen zu leiſten und das einen angemeſſenen Lohn
für ſeine Arbeit und Tüchtigkeit erlange. Sie wünſchten
das Feuer des Haſſes ausgelöſcht zu ſehen. Die
Vereinigten Staaten ſeien immer noch Bündniſſen abgeneigt
und weigerten ſich, ſich von vornherein dem auszuſetzen, daß ſie
ihre Macht für unbekannte Möglichkeiten verwendeten. Sie
be=
hielten ſich vor, zu handeln, wie Vernunft und Pflicht es
ge=
ſtatteten. Sie forderten faire und gleiche Möglichleiten in den
Mandatsgebieten, da die Alliierten dieſe mit
amerikaniſcher Hilfe erworben hätten. Sie
wünſch=
ten zu einer friedlichen Regelung ſolcher Fragen beizutragen, wie
ſie es verantworten könnten.
Zum Schluß kündigte Hughes an, daß die Vereinigten
Staa=
ten bald eine Reihe von
Meiſtbegünſtigungsverträ=
gen mit denlatein=amerikaniſchen Nationen
ab=
zuſchließen ſuchen würden.
Ra
Refotien ii Hoheien Shabeien Beffens.
Von Oberſtudiendirektor Altendorf.
Die geplante Einführung des gemeinſamen Unterbaues
würde zu einſchneidenden Aenderungen im
Lehr=
plan der Gymnaſien und Realgymnaſien führen,
die ſeither mit dem Lateiniſchen als der erſten Fremdſprache
be=
gannen. Einzelnen Gymnaſien ſoll dies in Zukunft noch geſtattet
ſein. Für ſie iſt der beſondere Lehrplan des altſprachlichen
Gym=
naſiums alten Stils vorgeſehen, aber die Mehrzahl ſowie die in
Heſſen beſtehenden drei Realgymnaſien ſollen den Reformplan
erhalten. Gegen dieſe Abſicht wendet ſich wohl in der Hauptſache
die Werbearbeit der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Iſt das ſo, ſo wird ſie zumal im Hinblick auf unſer
gegenwärti=
ges Verhältnis zum weſtlichen Feind als verdienſtlich bezeichnet
werden können. Sie darf aber auch ihrerſeits nicht die freie
Entwicklung, ſoweit ſie von den Zeitverhältniſſen getrieben wird,
aufhalten wollen. Man ſoll in Kulturfragen weder von oben
noch von unten der Entwicklung Gewalt antun wollen. Das
wird ſich immer als ein vergebliches Bemühen erweiſen. Liegen
vernünſtige Gründe vor, an einzelnen Anſtalten zum Reform=
. der Einzelfall genau geprüft und entſprechend behandelt werden.
Es iſt auch zu erſtreben, daß in Fällen reicher
Aus=
geſtaltungsmöglichkeiten, wie ein ſolcher bei dem
Darmſtädter Realgymnaſium gegeben iſt, dieſe ausgenutzt
wer=
den. Es muß zugeſtanden werden, daß dies in der Vorkriegszeit
nicht zureichend geſchah. Aber das iſt jetzt vollkommen nachgeholt.
Die Differenzierungsmöglichkeiten, die eine ſo große Anſtalt wie
die genannte erlaubt, werden dort gegenwärtig nach meiner
Kenntnis in reichem Maße erprobt.
Und angeſichts dieſer in erfreulichſter Fortentwicklung
begrif=
fenen Anſtalt, die ſich im Rahmen ſeiner geſchichtlich gewordenen
Eigenart bewegt, tritt das Landesbildungsamt, mit dem Plan
hervor, die Schulform des Realgymnaſiums
über=
tage ſind u. a. im Telegrammverkehr für Ferntelegramme eine haupt abzuſchaffen! Jc ſehe darin einen bedauerlichen
Mangel an Rücſichtnaß e auf das geſchichtlich Gewordene und
glaube und hoffe, 8.ß bas Landesbildungsamt über die
tat=
ſächliche Lebenskraff eer in hen größeren Städten ſo beliebt
gewordenen Schuli jänſcht. Man wird wohl die Erfahrung
machen, daß ſich eine derartige durch eine glänzende
Entwick=
lungszeit befeſtigte Anſtalt nicht ſo ltwegkonſtruieren und
=dekretieren läßt.
Dieſen Mangel an einer gerechten Würdigung des geſchichtlich
Gewordenen glaube ich auch an einem mehr nebenſächlichen, aber
ſin dieſer Hinſicht doch bezeichnenden Punkte zu erkennen. Die
Stundentafeln ſehen auch die Beſeitigungder
bisheri=
gen Benennungen der höheren Lehranſtalten
vor. Statt der eingebürgerten, in ganz Deutſchland
gebräuch=
ſeine Mitglieder aufgefordert, ab 1. Dezember jede Tätigkeit lichen, kurzen und treffenden Bezeichnungen „Gymnaſium,
Re=
formgymnaſium, Realgymnaſium, Reformrealgymnaſium,
Ober=
en ſofortige Barbezahlung zu behandeln. Es iſt ſogar mit realſchule” werden ſolche zunächſt unverſtändlicher und im
münd=
liches Gymnaſium (alten Stils), neuſprachliches Gymnaſium,
ſe gibt keinen Grund für ſolch gefährliches Vorgehen, die Ver= mathematiſch=naturwiſſenſchaftliches Gymnaſium” vorgeſchlagen.
Warum eigentlich? Um die Gleichwertigkeit aller durch einen
ge=
meinſamen Ausdruck zu bezeichnen? Ich denke, dazu bedarf es
ſolch äußerlichen Mittels nicht mehr. Und dann ſteht immer noch
gung des Reichsausſchuſſes für Aerzte und Krankenkaſſen Oberſchule, Aufbauſchule und höhere Mädchenſchule ohne den
Aufputz des vornehmen Wortes da. Wäre es da nicht beſſer, die
alten Benennungen einfach beizubehalten?
Im übrigen enthalten die Stundentafeln viel Beachtens= und
Begrüßenswertes.
Sie bringen zum erſten Male vollſtändige amtliche
rden aufgefordert, die Erkrankten vor allem durch ausrei= die Aufbauſchule. Im Lehrplan der deutſchen Oberſchule
nde Barentſchädigung, insbeſondere durch Aufwertung des wäre vielleicht zu beanſtanden, daß er nur eine Fremdſprache als
ankengeldes vor Not zu bewahren und ſo ihnen möglich zu verbindliches Lehrfach enthält und eine zweite nur als Wahlfach
chen, einſtweilen ſich ſelbſt die notwendige Krankenpflege zu vorſieht. Bayern lehnt dieſe Schulform zunächſt noch ganz ab,
chaffen. Die planmäßige Unterwühlung der Krankenverſiche= und Preußen, deſſen Kultusminiſter gerade für ſie eine beſondere,
auch verſtändliche Vorliebe hat, ſieht zwei Fremdſprachen als
bensnotwendigkeiten, der verſicherten Bevölkerung. Darum, verbindlich vor und iſt nicht geneigt, Oberſchulen mit einer
Fremdſprache als ebenbürtig anzuerkennen. Die Hochſchulen neh=
men die gleiche Stellung ein. Sie halten es nicht für möglich,
daß mit der Erlernung einer Fremdſprache das Maß von
all=
gemeiner Bildung erworben wird, das für eine fruchtbare
wiſſen=
ſchaftliche Mitarbeit an den Univerſitäten notwendig iſt. Da
hier=
von auch die Anerkennung der Reifeprüfung abhängig iſt, ſo
be=
ſteht zunächſt die Gefahr, daß Abſolventen einer Oberſchule mit
nur einer Fremdſprache nicht als vollberechtigte Studenten an
den preußiſchen Uiniverſitäten mit allen daraus ſich ergebenden
Folgen aufgenommen werden können.
Eine weitere Neuerung enthalten die Stundentafeln in der
allgemeinen Herabſetzung der Stundenzahlen
auf den Höchſtſatz von 30 Wochenſtunden
verbind=
lichen Unterrichts. Das macht eine Verminderung der
Stunden in einzelnen Fächern notwendig, und zwar
werden davon in erſter Linie die Fremdſprachen, aber auch
die Mathematik betroffen. Auch dem kann zugeſtimmt
wer=
den. Es iſt allgemein anerkannt, daß die bisherigen
Stunden=
pläne ein Uebermaß verbindlichen Unterrichts enthalten, und die
bei der Herabſetzung herangezogenen Fächer vertragen am eheſten
eine Einſchränkung. Die Forderungen hinſichtlich der
Zielleiſtun=
gen in dieſen Fächern müſſen dann herabgemindert werden. Das
iſt auch vorgeſehen. So ſoll in Zukunft bei der Reifeprüfung
der fremdſprachliche Aufſatz am Realgymnaſium und der
Ober=
realſchule und die Ueberſetzung aus dem Deutſchen in das
Latei=
niſche am Gymnaſium nicht mehr verlangt werden. Das letztere
wird manchem Anhänger des humaniſtiſchen Gymnaſiums ſchwer
hinnehmbar erſcheinen. Meine gerade in dieſem Punkte langjährige
und reiche Erfahrung hat mich zur gegenteiligen Anſicht gebracht.
Ich halte ſchon längſt die Abſchaffung dieſer Ueberſetzung ſowie
eine Vermindexung des Lateinunterrichts in den oberen Klafſen
für notwendig. Das Griechiſche dagegen, dem in den
Stunden=
tafeln gleichfalls zwei Wochenſtunden genommen ſind, möchte ich
ungeſchmälert erhalten ſehen.
Eine weitere Entlaſtung ſuchen die Stundentafeln dadurch zu
erzielen, daß grundſätzlich gleichzeitig nur zwei
Fremd=
ſprachen verbin’lich betrieben werden ſollen. Auch dieſem
Grundſatz wgre ich geneigt zuzuſtimmen, bin mir allerdings
be=
wußt, daß er zunächf: ſchwer durchführbar erſcheint. Im
Lehr=
plan des altſprachlichen Gymnaſiums alten Stils haben die
Stun=
dentafeln auch nicht den Mut gefunden, den Grundſatz aufrecht
zu erhalten, und in demjenigen des altſprachlichen Gymnaſiums
(— Reformaymnaſium) und des neuſprachlichen Gymnaſiums
(Form I — Reformrealgymnaſium) iſt er in einer Weiſe
durch=
geführt, wie das ſchwerlich gebilligt werden kann. Dort ſetzt der
fremdſprachliche Unterricht mit der erſten Fremdſprache des ge
meinſamen Unterbaues (Franzöſiſch) mit einer ſtattlichen
Stun=
denzahl ein, um dieſe dann von Unterſekunda ab als Pflichtfach
völlig aufzugeben und nur noch als Wahlfach beſtehen zu laſſen.
Da wird man mit Recht fragen: Wozu ein ſo gewichtiger Anfang,
wenn der Unterrichi zu einer Zeit, wo erſt die Möglichkeit beſteht,
das vorher Geſäte zur Reife zu bringen und einzuernten, zum
Verſanden korſimen ſoll?
Ferner iſt es ſehr zu begrüßen, daß der deutſche,
ge=
ſchichtliche, erdkundliche und Turnunterricht
verſtärkt in den Stundentaſeln erſcheint. Die in die
Ober=
klaſſen neu eingeführte Philoſophie und
Staatsbür=
gerkunde können als eine wertvolle Bereicherung angeſehen
werden, wenn ſie in innigem Zuſammenhang mit den
verwand=
ten Fächern erteilt werden. Eine Iſolierung mit der Gefahr eines
lebloſen ſyſtematiſchen Betriebs könnte hier das Gegenteil des
Beabſichtigten bewirken.
Der Verringerung der Pflichtſtundenzahl gegenüber ſteht die
Einführung eines reich bemeſſenen
Wahlunter=
richts in den oberen Klaſſen. Hier haben meines
Er=
achtens die Stundentafeln die richtige Mitte zwiſchen der
Not=
wendigkeit, die Jugend dem erzieheriſchen Einfluß eines
auf=
erlegten Pflichtenkreiſes auszuſetzen, und der Anregung
ſelbſtän=
diger Betätigung durch freie Wahl gefunden, und damit eine
wünſchenswerte Ueberleitung zwiſchen der in der Hauptſache
auf=
erlegten Schularbeit und der freien Betätigung nach der
Ent=
laſſung aus der Schule angebahnt.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Samstag, den 1. Dezember:
Tanz.
* Der geſtrige Tanzabend darf, das ſoll anerkannt werden,
rbucht ſein als Bereicherung der intereſſanten Verſuche in
rreographiſcher Kunſt. Eine tatſächliche und dauernde Bereiche=
Hng der Kunſt hat er kaum gebraht, trotzdem man offenſichtlich
AArkeit und viel Können im Einzelnen daran geſetzt hat.
iſere Anſicht (der wir mehrfach an dieſer Stelle Ausdruck
F ben), daß Tanz ohne Muſik nicht denkbar iſt, hat auch der
ſtrige Abend nicht erſchüttern können, er hat ſie im Gegenteil
ſeſtigt. Wenn Mary Wigmann nach einem Abend voll Rhyth=
Aus und muſikaliſcher Tanzausdeutung ihrer eigenartigen Kunſt
r Weihe letzten Ausdruck geben wollte und einen Tanz, ein
ythmiſches Schreiten und Bewegen des Körpers, das noch von
uſik erfüllt war und dieſe, auch ungehört, nachklingen ließ, ſo
ar das erträglich. Die ganze erſte Abteilung des geſtrigen
bends aber, in dem die Damen Willenz und Donalies
hythmen” gaben, „getanzt” von Nini Willenz, Aenne
Os=
rn, Wera Donalies und allen Damen der Tanzgruppe, ließ die
uſik ſehr ſtark vermiſſen, obwohl ſie nicht einmal ganz fehlte,
nn letzten Endes ſind Gongſchlag, Trommel und eintöniges
rgelrauſchen auch Muſik. Der erſte dieſer Rhythmen war
reli=
bs eingeſtellt und wirkte in Cinzelheiten ſchöner volltönend
be=
egter Maſſen= und Soloſzenen auch wohl religiös; der Mangel
Geſchloſſenheit im Geſamtbild und =Ausdruck, den ſonſt wohl
e Muſik ausgeglichen hätte, war einem notwendigen inneren
Litfühlen hinderlich, ließ kalt. Mehr auf rein dramatiſche Note
griechiſchem Vorbild (zu
ar hier ein Zug geſchloſſener Kandlung in logiſchem und
ge=
ihlsmäßigem Aufbau erkennkar und das Geſamtbild
ſarben=
uchtend und muſikaliſch gefühlt. Für die exotiſch=groteslen
anzſpiele des dritten Bildes konnten Gong und Trommel nach
rt Takt vermittelnder unberührter Naturmuſik ausreichen. Zum
tindeſten geben dieſe ſtark grotesken Tänze abwechſelungsreiche
nd inhaltlich gebändigte Bilder und Geſamtſzenen. Den
ſtärk=
en Ausdruck vermittelte der Schluß der erſten Abteilung, den
Wera Donalies „komponiert” hat. Dieſer Tanz hatte dramatiſche
Geſtaltung, logiſchen Aufbau und eine gewiſſe Muſikalität in ſich.
Des Abends zweiter Teil brachte die Uraufführung
der Tanzpantomime Opus 28 von Paul Hindemith, die
muſikaliſch allerdings ihre Uraufführung bereits gegen Ende
der vorigen Saiſon hier erlebt hat. Die ſtark illuſtrative,
leiden=
ſchaftliche und temperamentvoll=rhythmiſche Mnſik Hindemiths
verlangt eine dramatiſche, tragiſche Ausdeutung. Inſofern hatte
Albrecht Joſeph in der Regie den Grundton wohl richtig
er=
faßt. Ueberſehen ſchien uns nur, daß die Pantomime ſowohl im
erſten wie im zweiten Satz Szenen von lieblicher Schönheit,
leicht=
flüſſiger Melodik enthält, die die Tanzausdeutung unbeachtet ließ.
Sie hatte einen dämoniſch=überſinnlichen Kampf der Geſchlechter
unterlegt und mußte, da ſie von vornherein ſich auf ſtärkſten
dra=
matiſchen Ausdruck einſtellte, um Steigerung zu erzielen bis zum
letzten leidenſchaftlich=tragiſchen Ausklang der Kompoſition, alle
Mittel erſchöpfen. Das führte zur Ueberſpannung. Roh iſt
Hindemiths Muſik in keinem Moment. Anerkannt aber muß
wer=
den, daß dieſe Tanzpantomime neben Schwächen Einzelbilder
und Szenen von berüclender Schönheit plaſtiſcher Darſtellung
und ſtärkſtem Innenempfinden enthält, die einen weiteren
Aus=
bau ſicher lohnend geſtalten dürften.
Die Leiſtungen der Künſtler waren durchweg ausgezeichnet.
Nini Willenz und Aenne Osborn boten im Rahmen ihrer
Auf=
gabe große Kunſt und in Gillis v. Rappard hat unſere
Tanz=
gruppe eine männliche Bereicherung gefunden von beſtem Niveau.
T. C. Pilartz hatte der Pantomime und den Rhythmen
Bühnenbilder geſchaffen von zwingender Raum= und
Farben=
wirkung. Joſeph Roſenſtocks muſikaliſche Leitung erſchöpfte
alle Schönheiten und die Individualität Hindemiths reſtlos.
Neues voin Büchernagft.
. . . Sind das
* „Das Märchen vom Traumengel
die Schutzengelchen?” —, fragte Urſel. Und als der Traumengel nickte,
forſchte Rainer, warum nicht alle Sternchen gleich hell glitzerten,
ſon=
dern einige blaß und trüb ausſähen.” „Ja, daran ſind nicht die Engel
ſchuld, ſondern die kleinen Erdenkinder”, erklärte der Traumengel: „
artiger ein Kind iſt, deſto heller leuchtet ſein Sternchen, denn es iſt der
Spiegel der Kinderſeele. Will ein Kind ſeinen Eltern oder Lehrern nicht
folgen, ſo ſpiegeln ſich alle ſeine Unarten in ſeinem Sternchen wieder,
und der arme kleine Schützengel kann ſich noch ſehr mit Reiben und
Putzen plagen, ſein Sternlein wird nimmer blank! Könntet ihr nur
ein=
mal ſehen, wie traurig die Engel dann ſind, und wie ſie ſich ſchämen
über ihre trüben Sternlein!” Nainer und Urſel hörten ſtaunend zu
aber dann wanderten ſie weiter unter der Führung des Traumengels
durch den Himmelsraum bis zum Chriſtkind. Und darum erobert ſich dies
entzückende Märchenbuch, das „Märchen vom Traumengel”
von Milly Koch die Herzen der Kleinen. Denn mit innigem
Ver=
ſtändnis für die lauſchende Kinderſeele ſind nun die immer wieder neue
Ueberraſchungeu und Herrlichkeiten bringenden Beſuche bei den
Stern=
englein, dem Mond, der lieben Sonne und der Regenmutter, bei dem
Donnerengelchen, dem Wind und den Schnee=Engelein, und endlich gar
beim Nikolaus und dem Chriſtkind geſchildert. Wie wird hier jeder leiſe
Kinderwunſch Erfüllung! Die friſche Natürlickkeit, mit der Milly
Koch — eine Tochter des Herausgebers der Darmſtädter
Kunſtzeitſchrif=
ten — zu erzählen verſteht, bringt dieſe Märchendichtung, deren
lebeu=
dige Wirklichkeit noch durch entzückende, farbige Bilder des Malers
Jofua L. Gampp geſteigert wird, dem Kindergemüt wie etwas
Selbſterlebtes nahe. Das Buch (Preis 4,60 Goldmark) darf als
beſon=
ders geeignete, fröhliche Weihnachtsgabe empfohlen werden.
Kunſtblatt: Deutſcher Bergfrühling! Der bekannte
Münchener Maler Otto Stoltz hat in ſeinem „Frühling in Oberſtdorf”
allen Zauber des Allgäus eingefangen. Blank ſchimmern im Duſt des
jungen Sonnentags die Gipfel, dehnen ſich im bräunlichen
Anoſpen=
ſchmuck die Buchenkronen! Frohe Verheißung das ganze Bild.
Schlicht=
wveg bezwingend iſt ſeine unmittelbar aus Herz greifende Friſche und
Urſprünglichkeit. Sie unabgeſchwächt wiederzugeben, war die
Hauptauf=
gabe des Kunſtverlags Trowitzſch u. Sohn in Frankfurt a. O. Er hat
ſie mit einer Hingabe und Feinheit gelöſt, die dieſer Kunſtanſtalt unge
wöhnliche Ehre machen. Wie alle Veröffentlichungen von Trowitzſch
u. Sohn iſt es durch jede Kunſthandlung zu beziehen. Die Bildgröße iſt
60 X90 Zentiueter.
* Waldemar Bonſels: „Narren und Helden”. (
Ver=
lag Nüſſen u. Loening, Frankfurt a. M.) Mit dieſem neueſten Werk
Waldemar Bonſels, das den Notizen eines Vagabunden ſeine
Entſteh=
ung verdankt, findet die Wanderung des Vagabunden aus den „
Men=
ſchenwegen” und aus „Eros und die Evangelien” ihren Abſchluß. Die
Menſchen, denen dieſer Pilger zwiſchen Staub und Sternen hier
be=
gegnet, führen ihn zuerſt in die heiße Lebensfülle der grogen Stadt und
ſtellen ihn in eine Welt des Kampfes, der Leidenſchaft und des raſchen,
gewaltſamen Todes. Dann, wieder fern dem Getriebe der Menſchen,
wirkt eine neue Geſtalt beſtimmend auf ihn ein. Sie eröffnet ihm eine
Welt betörend einfältigen, ſtillen und tiefen Menſchentums, und über
dem Triumph des Erdgeiſtes, der ihn zuerſt in Mächten erſchüttert, die
unüberwindbar erſchienen, blüht nun vor ſeinen Augen das Wundeu
jener inneren Freiheit und Harmonie empor die diee unvergänallcka
Ruhe des Herzens und des Geiſtes in ihr Walten gwichiiteFm.
Darmſtadt, 2. Dezember.
leiſtet ſich im Markenverkauf Dinge, die beim Publikum
zum mindeſten ſtarkes Kopfſchütteln erregen, die aber, wenn ein
Privatmann ſich ein gleiches Geſchäftsgebaren aneignen wollte,
dieſen ſehr bald und mit Recht mit dem Geſetz in
Kon=
flikt bringen würde. Vor etwa acht Tagen gab die Poſt
bekannt, daß ihre gebräuchlichen Wertzeichen den
vier=
fachen Betrag koſten und auch den vierfachen Wert haben,
ohne daß dieſer durch Ueberdruck kenntlich gemacht wurde. Man
nahm in Erwartung der nahenden Rentenpfennigmarke die
Tat=
ſache in Kauf, daß mancher Markenkäufer, der eine gute Naſe
hatte und ſich rechtzeitig mit Wertzeichen in genügenden Mengen
eingedeckt hatte, ein gutes Geſchäſt machte. Tatſache war —
tpenigſtens berichteten Berliner Blätter derartiges —, daß in
Berlin die Erhöhung der Wertzeichen irgendwie durchgeſickert
ſein mußte, denn am Tage der Erhöhung ſtanden zahlreiche
jugendliche Spekulanten vor den Poſtämtern und boten
Brief=
marken zum halben Preis aus. Reſultat: die Käufer
ver=
dienten 50 Prozent, die „Spekulanten” 100 Prozent und die Poſt
hatte das Nachſehen. Nun aber hat ſie ſich furchtbar gerächt.
Nur daß ihre Rache den Unſchuldigen trifft.
In Darmſtadt wurde am Freitag am Poſtamtsſchalter die
Auskunft erteilt, die Rentenpfennigmarken ſeien noch nicht da,
und die zum vierfachen Wert erſtandenen alten Marken
wer=
den weiter ausgegeben und behalten auch weiterhin Gültigkeit.
Geſtern frühaber gabs Freimarken, und mit dieſem Moment
wurde die zum vierfachen Wert erſtandene Marke aufden
ein=
fachen, d. h. den aufgedruckten Wert herabgeſetzt.
Nun hat die Poſt das Geſchäft gemacht und verbucht dieſen
Ge=
winn wohl als Erſatz für den zu Anfang der Woche entgangenen.
Es fragt ſich nur, ob die Verbraucher von Poſtwertzeichen ſich
das gefallen laſſen oder gefallen laſſen müſſen. Ob nicht viel=
mehr dieſem Willkürakt mit gerichtlichem Vorgehen
entgegen=
getreten werden kann.
— Ernannt wurden am 23. November 1923: die Forſtreferendare
Rudolf Arnoldi aus Mosbach, Hans Barth aus Großen=Buſeck,
Ernſt Bauer aus Guntershauſen, Karl Deuſter aus Gießen, Georg
Eckert aus Ueberau zu Forſtaſſeſſoren.
— Aus dem Staatsdienſte entlaſſen wurde am 26. Nobember der
Polizeiwachtmeiſter Wilhelm Niebuhr zu Offenbach auf ſein Nach
ſuchen mit Wirkung vom 1. Dezember 1923.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden am 16. November 1923 der
Oberamtsrichter bei dem Amtsgericht Alzey Geheimer Juſtizrat Karl
Rhumbler vom 1. Januar 1924 an auf ſein Nachſuchen unter
An=
erkennung ſeiner dem Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte:
am 22. November der Lehrer an der Volksſchule zu Darmſtadt Karl
Jungk auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate
geleiſteten Dienſte mit Wirkung vom 1. Dezember 1323 ab;
am 23. November 1923 der Rechnungsrat Anton Kreth bei der
Heſſi=
ſchen Landes=Hypothekenbank unter Anerkennung ſeiner der Bank
gelei=
ſteten Dienſte vom 1. Januar 1924 ab.
— Landesmuſeum: Unterhaltungen über alte Kunſt. Das
Sonder=
thema für nächſten Dienstag iſt bei Geheimerat Back: „Griechiſche
Geſtalten, bei Prof. Feigel: „Frühchriſtliches”, bei Dr.
Freund: „Kunſtgeſchichte als Zeitreihe oder
Kunſt=
wiſſenſchaft des logiſchen Beieinander”. Für jede
Unterhaltung werden Montag 11—12 Uhr beim Hausverwalter des
Muſeums unentgeltlich Karten ausgegeben, und zwar für jede
Unter=
haltung bis zur Höchſtzahl von 20 Perſonen. Beginn der
Unterhaltun=
gen pünktlich 3 Uhr.
Im Gewerbemuſeum ſind einige Temperabilder und
Miniatu=
ren von Auguſt Vollmer in Aſchaffenburg ausgeſtellt, die bei
offenſichtlicher Beeinfluſſung durch mittelalterliche Buchmalerei doch
eine eigentümlich feine und ſtarke Selbſtändigkeit des Empfindens
zei=
gen. Bei dem ſtarken Bedarf, den die katholiſche Kirche noch heute
an kleinen Druckbildern mit Heiligendarſtellungen hat, möchte man wohl
wünſchen, daß Künſtler von Vollmers Art Gelegenheit fänden, die Eigen
art ihres Könnens dieſen kirchlichen Zwecken dienſtbar zu machen. Der
Künſtler beſuchte nach handwerklicher Lehrzeit als Maler die
Schrift=
klaſſe von Rudolf Koch an den Techniſchen Lehranſtalten in Offenbach,
und iſt in Heſſen vor allem durch die von ihm im Chor der Kirche
zu Langen ausgeführten Inſchriften zu Ehren der gefallenen Krieger
bekannt geworden.
— Rentenmark. Wie wir erfahren, können von der Reichsbank
Rentenmark mangels kleiner Stücke an Einzelperſonen vorab nicht
mehr abgegeben werden.
Die Höckiſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung ſind in der
laufen=
den Woche (26. November bis 1. Dezember) die gleichen wie in der Vor=
Der Uebergang von der Papier= zur Gold= und Rentermark
bringt für die Poſt bei der Vielſeitigkeit ihres Betriebes eine beſonders
ſtarke Mehrbelaſtung. Vom 1. Dezember ab lauten die Freimarken
auf Goldwerte, die beim Verkauf mit dem Umrechnungskurs der
Steuermark zu vervielfältigen ſind. Für die Verſicherungs= und
Steuer=
marken, die Wechſelſtempel= und ſtatiſtiſchen Marken wird dieſe
Ver=
rechnungsart vorausſichtlich in Kürze folgen. Tausſichtlich werden
weite Kreiſe, beſonders die Geſchäftsſvelt, dazu übergehen, die
wert=
beſtändigen Freimarken wieder wie früher in größeren Mengen
ein=
zukaufen, weil ſie ſich dadurch die häufigen Wege nach der Poſt und das
Warten am Poſtſchalter erſparen. Wenn deshalb auc eine Entlaſtung
der Schalter eintreten dürfte, ſo wird doch durch die Umrechnung der
Werte gegen bisher eine gewiſſe Mehrarbeit entſtehen. Sie beeinflußt
neben der Gebührenerhebung und =verrechnung alle Dienſtzweige der
Poſt, am unmittelbarſten und ſtärkſten den ganzen umfangreichen
Geld=
verkehr, den, die Poſt vermittelt: den Poſtanweiſungs=, Nachnahmé=,
Poſtauftrags=, Poſtſcheck=(Zahlkarten)verkehr uſw. Das
Reichspoſtmini=
ſterium hat umfangreiche Vorſorge getroffen, um den geſteigerten
An=
forderungen zu genügen und gleichzeitig auch den Poſtſchalterberkehr
wieder in glattere Bahnen zu lenken. Die Betriebsvorſchriften und die
Tarife werden, ſoweit tunlich, vereinfacht, alle irgendwie entbehrlichen
Kräfte werden aus dem Poſtverwaltungsdienſt in den Poſt betrieb
übergeführt. Die Schalterbeamten werden weiter für ihre Aufgaben
beſonders und gründlich unterwieſen und mit techniſchen Hilfsmitteln
(Schlüſſeln, Hilfstafeln uſw.) ausgerüſtet. Zur Bewältigung des
ſtär=
keren und vielſeitigen Verkehrs iſt das Offenhalten von Schaltern in
weiterem Umfange, die praktiſche Verteilung der Leiſtungen und die
deutliche Bezeichnung der Schalter angeordnet. Den größeren
Geſchäf=
ten wird im eigenen und im allgemeinen Intereſſe dringend nahegelegt,
ihre Einkäufe an Wertzeichen und ihre Auflieferungen in Zeiten
ſchwä=
cheren Verkehrs zu beſorgen.
* De= Verband evangeliſch=kirchlicher Frauenvereine in Heſſen hielt
aut 29. Nobember im Rummelbräu zu Darmſtadt die erſte ſeiner nun
ſchon ſeit vielen Jahren gewohnten winterlichen
Frauenkonferen=
zen. Es ſei ihm dies gedankt. Denn wenn auch die erſchwerten
Ver=
hältniſſe die Beſucherzahl ſtark einſchränken, ſo iſt doch der Gewinn für
die, die ſich dazu frei machen können, in heutiger Zeit der äußeren und
inneren Unruhe um ſo größer. Da werden Lichter aufgeſteckt, die mit
neuem Mut erfüllen, und Güter gezeigt, die weder von der allgemeinen
Verarmung betroffen werden, noch von aufgekommenen
Gegen=
ſtrömungen können gemindert werden. So wars auch diesmal wieder.
Zunächſt gab Fräulein Hein, die Sekretärin des Heſſiſchen
Verban=
des der ebangeliſchen weiblichen Jugend, in anſchaulichem Bericht über
die dort getriebene Arbeit den Beweis, daß unſeren Müttern und
Frauen frohgemute Helferinnen genug unterwegs ſind, unſer Volks= und
Familienleben wieder mehr unter die Loſung „Für die Königsherrſchaft
Jeſu” zu bringen. Sodann verbreitete ſich Pfarrer Schäfer, der erſte
Landesgeiſtliche für Innere Miſſion, in ausführlichem Vortrage über
das Thema „Kirche und Sekten‟. Er ſah davon ab, die Sonderlehren
der einzelnen verſchiedenen Sekten darzulegen, ſondern ging allein
dar=
auf aus, die allen Sekten gemeinſamen Hauptmerkmale herauszuſtellen,
die ſie zur Volkskirche in Gegenſatz bringen, aber auch zeigen, was wir
eben an unſerer Volkskirche haben, und warum wir an ihr mit allen
Chriſtenfreudigkeit feſthalten ſollen, ſo viel Mängel auch an ihr ſind.
— Zuſammentritt des Deutſchen Evang. Kirchenausſchuſſes. Der
nausſchuß wird am 5. Dezember unter dem
Deutſche Evang
Vorſitz ſeines Präſidenten D. Moeller zu wichtigen Verhandlungen
in Berlin zuſammentreten. Nachdem das mehrere hundert
Mitglie=
der zählende Kirchenbund=Parlament, der „Kirchentag”, im Oktober
wegen der ſchwierigen äußeren Verhältniſſe hat abbeſtellt werden müſſen,
kommt dieſer Sitzung des 30köpfigen Geſchäftsführungs= und
Vertre=
tungsorgans des Deutſchen Kirchenbundes gerade im gegenwärtigen
Augenblick der äußeren und inneren Wirren eine beſondere Bedeutung
zu. Als Vertreter der ebangeliſchen Landeskirche von Heſſen wird
Herr Prälgt D. Dr. Diehk an der Tagung teilnehmen. Auf der
Tages=
ordnung ſtehen weitgreifende Fragen der Bundesgeſetzgebung, deren
ordnungsmäßige Erledigung durch den Kirchentag unter den gegebenen
Umſtänden nicht herbeigeführt werden kann.
— Mietpreiserhöhung. In Nr. 332 iſt auf 3. 16 geſagt: „Bei
verfpäteter Zahlung, alſo nach Ablauf des 1. Januar 1994, iſt
eben=
falls der Kurs vom Vortage der Zahlung maßgebend‟. Dieſer Satz
kaun den Anſchein erwecken, als ob der Mietzins für Dezember je
weils am 1. Januar zahlfällig ſei. Das iſt ein rechtlicher
rotum. § 551 BGB. beſtimmt: „Der Mietzins iſt am Ende der
Mietzeit zu entrichten. Iſt der Mietzins nach Zeitabſchnitten
be=
meſſen, ſo iſt er nach dem Ablauf der einzelnen Zeitabſchnitte zu
entrichten.” Fällt hiernach der Leiſtungstag auf einen Sonntag oder
allgemeinen Feiertag, ſo iſt der nächſtfolgende Werktag der
Lei=
ſtungstag. Der Neujahrstag iſt ein allgemeiner ſtaatlich anerkannter
Feiertag, der Mietzins für Dezember iſt daher bei
Poſtnumerando=
zahlung erſt am 2. Januar 1924 zahlbar. (Vgl. Staudinger: Com
zum BGB. 7./8. Aufl. zu 8 193, S. 684, Anm. 6 und zu § 551, II. 1
899.) Man ſollte doch in derlei amtlichen Schriftſtücken eine beſſere
Geſetzeshandhabung beobachten dürfen.
Mietpreis möblierter Zimmer. Infolge Vereinbarung zwiſchen
dem Verband der Zimmervermieter und der Stadtverwaltung wurde der
Mietpreis für möblierte Zimmer und normale Verhältniſſe
für den Monat Dezember wie folgt feſtgeſetzt: 1. für den leeren Raum
3 Goldmark, 2. für die Benutzung des Mobiliars 3 Goldmark, 3. für
Be=
dienung 3 Goldmark, 4. für Betriebskoſten 1 Goldmark, zuſammen 10
Goldmark monatlich und 2,50 Goldmark wöchentlich. In dieſem
Miet=
preis iſt nicht enthalten die Zubereitung des Flühſtücks einſchließlich der
dafür verwendeten Zeit und jegliche Verköſtigung, ebenſowenig die
Rei=
nigung der Stiefel, Kleider und Wäſche.
— Weihnachtskonzert des Muſikvereins. Der Muſikverein bereitet für
Weihnachten die Aufführung der „Graner Meſſe” von Fr. Liſzt
vor, die vorausſichtlich am 17. Dezember im Großen Haus des
Landes=
theaters ſtattfinden wird. Das Werk iſt bisher in Darmſtadt noch
un=
bekannt und wird daher von jedem Muſikfreunde beſonders freudig
begrüßt werden; mit ſeiner tiefen religiöſen Weihe wird es Allen Licht
und Erhebung über die traurige Gegenwart zu bieten imſtande ſein.
Als Soliſten ſind, Frau Gercke, Frau Jacobs, Herr Welſer und Herr
Hölzlin vom Landestheater gewonnen worden.
— Orpheum. Der Sonntagskartenverkauf findet ſtatt: im
Ver=
kehrsbüro von 10—12 und an der Orpheumskaſſe von 3 Uhr ab.
— Volkstheater. Einen durchſchlagenden Erfolg erzielte bei ſeinen
erſten Aufführungen das Vers= und Koſtüm=Luſtſpiel „Die goldene
Eva”, ſo daß die Direktion ſich entſchloſſen hat, dasſelbe Sonntag und
Montag nochmals zu geben. Mögen doch alle, die dieſes amüſante
Werk, das in meiſterhafter Wiedergabe in Szene geht, noch nicht geſehen
haben, Gelegenheit nehmen, es kennen zu lernen. Sie werden es nicht
bereuen. Auch unſeren kleinen Kunſtfreunden können wir mitteilen, daß
das Märchen „Hänſel und Gretel” heute Sonntag noch einmal zur
Auf=
führung kommt. Alle die Kleinen, die letzten Sonntag keinen
Pla=
mehr. bekommen konnten, mögen ſich zeitig einfinden, damit ſie diesmal
nicht wieder heim müſſen, ohne ſich an dem Märchen ergötzt zu haben.
Die Theaterkaſſe iſt Sonntag früh von 11—1 Uhr geöffnet.
Hallenſchwimmbad. Wie aus der Anzeige der Direktion der
ſtädtiſchen Betriebe erſichtlich, iſt das Städtiſche Hallenſchwimmbad aus
betriebstechniſchen Gründen am Montag, den 3. und Dienstag, den
4. Dezember geſchloſſen.
— Landabgabe. Nach Mitteilung der Baheriſchen
Landesbauern=
kammer erhielt der Deutſche Landwirtſchaftsrat von maßgebender Stelle
die beſtimmte Mitteilung, daß die Landabgabe endgültig zum letzten
Male am 1. Dezember erhoben wird, alſo die 5. und 6. Rate völlig
fortfält. Wer die Dezemberrate unmöglich leiſten kann, wende ſick
wegen Steuernachlaß und Stundung an das zuſtändige Finanzamt.
— Aerzteſtreik. Die Aerzte ſind geſtern in den Streik getreten. Sie
behandeln die Mitglieder der Krankenkaſſen nur noch als
Privatpatien=
ten, d. h., letztere müſſen bei Inanſpruchnahme des Arztes dieſen ſofort
bezahlen. Die Krankenkaſſen ſind durch das Vorgehen der Aerzte
ihrer=
ſeits gezwungen, ſtatt der Sachleiſtungen die Barleiſtungen gemäß den
geſetzlichen Beſtimmungen einzuführen. Die beteiligten Krankenkaſſen
weiſen ausdrücklich darauf hin, daß dieſer Streik nicht etwa wegen
rück=
ſtändiger Honorare oder ſonſtiger materieller Fragen entſtanden iſt. Die
Aerzte begründen ihr Vorgehen mit der Ablehnung einer Verordnung
der Reichsregierung über die Krankenhilfe bei den Krankenkaſſen. (Siehe
auch Anzeige.)
— Vertragsloſer Zuſtand zwiſchen Aerzten und Krankenkafſen.
Zu der durch die Zeitung gehenden Notiz, wonach der Verband der
Aerzte Deutſchlands in Leipzig die beſtehenden Verträge mit den
Kraukenkaſſen zum 1. Dezember aufgekündigt habe und damit der
ver=
tragsloſe Zuſtand einträte, wird uns von der Barmer Erſatzkaſſe
mit=
geteilt, daß dieſe Aufkündigung für die Erſatzkaſſen, alſo auch für
ihre Kaſſe, nicht zuträfe, vielmehr nach wie vor auf Grund beſonderer
Vereinbarungen das, Vertragsverhältnis in ſeitheriger Weiſe
fort=
beſtehe.
L. Verwaltungsgerichtshof. 1. Klage der Gemeinde Hirzenhain
gegen die Gemeinde Uſenborn wegen Abänderung der
Gemarkungs=
grenze Hirzenhain—Uſenborn. Erſchienen für Hirzenhain: R.=A.
Schöd=
ler, für Uſenborn: R.=A. Neuſchäffer. Es liegt bereits eine
Entſchei=
dung des Verwaltungsgerichtshofs vor, und wird die Verhandlung auf
die formale, prozeßrechtliche Seite beſchränkt, nachdem die Reviſion der
Gemeinde Uſenborn gegen das Urteil des Provinzialausſchuſſes durch
Beſchluß vom 20. Juli 1923 als unzuläſſig verworfen war. Hirzenhain
hatte auf Grund des Art. 14 Landgemeindeordnung gegen Uſenborn
Klage mit dem Antrage erhoben, gewiſſe Gemarkungsteile von UI.
abzu=
trennen und mit H. zu vereinigen. Der Kreisausſchuß Büdingen
hatte die Klage abgewieſen, der Provinzialausſchuß Oberheſſen hat ihr
dagegen ſtattgegeben, von den Koſten zwei Sechſtel der Klägerin, drei
Sechſtel der Beklagten und ein Scchſtel dem Beteiligten (der Fürſtlich
Stolberg=Wernigerodeſchen Kammerverwaltung) belaſtct. Es wird, da
Uſenborn eine urteilsmäßige Vorbeſcheidung des erhobenen
Rechts=
mittels der Rebiſion begehrt, die Frage erörtert, ob die von der
Beklag=
ten eingelegte Reviſion den geſetzlichen Erforderniſſen des
Verwaltungs=
rechtspflegegeſetzes vom 8. Juli 1911 entſpricht. Der Vertreter des
Staatsintereſſes bezeichnet die Reviſionsſchrift als kein Meiſterwerk,
letz=
tere entſpreche zum Teil nicht den geſetzlichen Erforderniſſen, die
gegen=
teiligen Ausführungen des Vertreters der Reviſionsklägerin ſeien
ver=
fehlt, dagegen ſei hinſichtlich der Frage, ob das öffentliche Intereſſe
ver=
letzt ſei, den Ausführungen des Reviſionsklägers beizutreten, daß der
Begriff „öffentliches Intereſſe” keine ausſchließliche gat=, ſondern auch
eine Rechtsfrage ſei, und inſoweit hier eine Rechtsfrage in Streit ſei,
müſſe wohl die Reviſion für genügend fundiert erachtet werden. Das
Gericht beſchließt, Beratung vorgängig, in eine materielle Verhandlung
der Sache einzutreten. Der Herr Präſident als Berichterſtatter gibt eine
Darlegung der früheren Prozeßverhandlungen. Der Provinzialausſchuß
hat aus einer Reihe von Gründen die Vereinigung der Kolonie
Margarethental mit der Gemeinde Hirzenhain
endgül=
tig ausgeſprochen, bezüglich einiger anderer Gemarkungsteile wurde
mangels vorliegenden öffentlichen Intereſſes die Abtrennung von U.
und Verbindung mit H. abgelehnt. Die Stolberg=Wernigerodeſche
Kam=
merverwaltung hat nach Erlaß des zweitinſtanzlichen Urteils zu den
Ge=
richtsakten erklärt, daß ſie an der Weiterverfolgung der
Vepvaltungs=
ſtreitſache kein Intereſſe mehr habe, ſie iſt damit als Beteiligter ausge
ſchieden. Der Vrrtreter des Staatsintereſſes will nur gebrüft haben,
ob Art. 14 Abſ. 2 Landgemeindeordnung verletzt ſei, und kann nicht
fin=
den, daß nach den tatſächlichen Feſtſtellungen des Urteils des
Provinzial=
ausſchuſſes der Begriff des öffentlichen Int reſſes verkannt ſei, beantragt
werde, die Reviſion als unbegründet zu berwerfen. Urteil:
Verwer=
fung der Rebiſion. — 2. Einwendungen gegen die G=
meinderats=
wahl in der Gemeinde Großkarben. Für die Gemeinde iſt
Land=
tagsabg. Lux=Niederflorſtadt und Bürgermeiſter Buß=Großkarben
an=
weſend, der Vertreter der Reklamanten, R.=A. Schröder=Friedberg, iſt
nicht erſchienen. Der Kreisausſchuß Friedberg hat die Wahl in
Groß=
karben vom 19. Nov. 1922 für ungültig erklärt, der Provinzialausſchuf
Oberheſſen die Gültigkeit ausgeſrochen. Die Reviſion betont, daß
Land=
gemeind ordnung und Wahlgeſetz verletzt ſeien: 1. Die Berufung des
Gemeindewahlkommiſſärs ſei zu Unrecht für zuläſſig erklärt word
Der Gemeindewahlk.
iſſär könne keine Berufung e
die Berufung der V. S.P.D. „Ortsverein Großkarben” ſei ungültig
gelegt. Dieſer Verein ſei kein rechtsfähiger Verein, kein Rechtsfül
es könne mithin auch für dieſe Perſonenvereinigung der Vorſitzer
Schmiegel nicht rechtsgültig unterſchreiben. Dieſer Mangel ſei von Am
wegen zu beachten geweſen. 3. Zu Unrecht ſei der Wahlvorſchlag
V. S. P. D, als rechtzeitig eingereicht erachtet worden. Der Wahlvorſc
müſſe, wie auch bekannt gemacht, der Bürgermeiſterei eingereicht werd
(Die Ueberreichung geſchah am 21. Oktober 1922 nachts kurz vor
am 22. Oktober kurz nach 12 Uhr nachts in einer Wahlverſammlung,
der der Bürgermeiſter Buß anweſend war.) Der Kreisausfchuß war
Anſicht, daß Wahlvorſchläge (zumal in größeren Gemeinden) in
Dienſtſtunden der Bürgermeiſterei zu überreichen ſeien, und ſei desh
der in Rede ſtehende verſpätet. Der Provinzialausſchuß hat bei ſeine
Erkenntniſſe angenommen, daß der Wahlvorſchlag am 21. Oktober
Bürgermeiſter überreicht worden ſei, für die Dauer der Einreichungsf:
ſeien nicht die Dienſtſtunden, ſondern der Ablauf des letzten Kalenderta
maßgebend. Der Provinzialausſchuß verweiſt ſchließlich zur Stützu
ſeiner Anſicht auf die Ausführungen des Vertreters des Staatsinter
in der Sache, betreffend Gemeinderatswahl der Gemeinde Södel
dem Verwaltungsgerichtshof am 27. März 1920. Der Vertreter
Staatsintereſſes ſteht auf dem Standpunkt, daß die Berufung des
germeiſters als Gemeindewahlkommiſſar zuläfſſig ſei, er ſei auch im
fahren, wenn auch urſprünglich als Zeuge, doch ſpäter als Partei
handelt worden, desgleichen habe Beigeordneter Schmiegel als Beteilig
gehandelt. Die Behauptung der Reklamanten, daß der Wahlvorſch
der V. S. P.D. in der Nacht — unzuläſſig — abgegeben ſei, ſei erſt na
Ablauf der Friſt erhoben worden, die Wahlfriſt dauere 8 Tage und
endige deswegen um Mitternacht des 21. Oktober, und vor Ablauf
Friſt ſei dem Bürgermeiſter, der dazu bereit geweſen, der Wahlvorſch
überreicht worden; er bitte um Verwerfung der Reviſion. Urteil: V
werfung der Reviſion.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beir
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Vortrag Dr. Johannes Müller. Auf den am Mo
tag abend im Muſikvereinsſaal ſtattfindenben Vortrag des Herrn
Johannes Müller ſei hiermit nochmals an dieſer Stelle hingewieſe
(s wäre zu wünſchen, daß das Thema des Redners: „Die Quellen d
Erneuerung”, einen ſtarken Beſuch auslöſte. Die Karten ſind im Vo
verkauf in der Kunſthandlung Waitz erhältlich. (Siehe Anzeige.
— Die Anthropoſophiſche Geſellſchaft veranſtalt
drei weitere Vorträge, und zwar, wie ſeither, jeweils Dienstags aben!
in der Aula des Realgymnaſiums. Dr. Poppelbaum wird ſprechen
erſten Abend, Dienstag, 4. Dezember, über: „Die vier Naturreiche‟
zweiten Abend, Dienstag, 11. Dez., über: „Das Menſchenich und ſen
Verkörperung”, und am dritten Abend, Dienstag, 18. Dez., über:
Forſchungsweg ins Ueberſinnliche
— Addentfeier. In den Räumen des Chriſtlichen Vereir
Junger Männer E. V., Alexanderſtraße (Infanteriekaſerne), findet heu
Sonntag abend eine Adventfeier ſtatt, bei welcher Herr Pfr. Wagner
ſprechen wird. Die Feier wird don muſikaliſchen und deklamatoriſche
Darbietungen umrahmt. Jedermann, insbeſondere die Jugend, iſt
he=
lich eingeladen.
— Marionettenbühne. Ein Mann aus dem Volk hat eine Me
rionettenbühne gebaut. Seine Vorführungen ſollen ſich in den Bahne
einer guten Voltskunſt bewegen, er will in der Notzeit mit guter
Willen etwas bringen, was im Gegenſatz zum Schund ſteht: Stüc
von Pocci und anderen Schriftſtellern für die Marionettenbühn
Den künſtleriſchen Aufbau hat ein junger Künſtler übernomme ſſüche
(Vielmetter), die Leitung der Aufführung F. Harres. D
Puppen führt Herr Bingenheimer ſelbſt. Aufführungen finde
ſtatt im Mathildenhöhſaal, am 9. Dezember. Vorverkauf im Ve
kehrsbüro. Wir wünſchen dem jungen Unternehmen beſten Erfolg.
Aus den Parteien.
— Deutſche Volkspartei. Donnerstag, den 6. Dezembe:
abends 8 Uhr, im Gelben Saal bei Sitte Verſammlung des Frauer halte
ausſchuſſes, zu der alle weiblichen Mitglieder der Ortsgruppe einge ba
laden ſind. Zur Einleitung der Beſprechung wirtſchaftlicher Frage här
8 Eberſtadt, 1. Dez. Das Vereinsleben wird durch die Zei
verhältniſſe ſehr ungünſtig beeinflußt. Vielen Vereinen iſt es durch di
Arbeitsloſigkeit vieler ihrer Mitglieder kaum noch möglich, die Vereins gent
beiträge hereinzubringen und die Koſten des allgemeinen Betriebes z.
erſchwingen. Verſammlungen und dergleichen werden ſtatt in Wirtſchaf
ten immer mehr in Schulen abgehalten. Erfreulicherweiſe hat die Schul
behörde die Georgſchule für dieſe Zwecke zur Verfügung geſtellt. Seh
bezeichnend für die ganzen Verhältniſſe iſt auch die Tatſache, daß von der
ſechs Geſangvereinen Eberſtadts nur noch vier regelmäßige Uebungs
ſtunden abhalten. Trotzdem haben die Vereinigten Geſangvereine be
ſchloſſen, Anfang kommenden Jahres wieder einen gemeinſamen Lieder
abend abzuhalten. — Die Abſtempelung der Kontrollkarten de
Erwerbsloſen findet jetzt in der Gemeindeturnhalle ſtatt, wodurch de
Schulturnbetrieb öfters eine empfindliche Störung erleiben muß.
r. Zwingenberg, 1. Dez. Ernennungen. Zu Lehrern an der
gewerblichen Fortbildungs; elen in Bensheim wurde Lehrer Enge
von hier und für Zwingenberg und Jugenheim Lehrer Scherer voi
Ober=Kainsbach ernannt.
h. Bensheim, 1. Dez. Brotpreis. Im Kreiſe Bensheim koſter
ſeit letzter Zeit 3 Pfund Brot 675 Milliarden. Früher hatte der Lail
1800 Gramm und jetzt ſind es nur noch 1500 Gramm.
wird, Oberreallehrer Kahl einen Vortrag halten über „Wirtſchaf
liche Probleme der Gegenwart”. Zahlreiche Beteiligung wird
wartet.
GStu
fih.
Ne
Von der Bergſtraße, 1. Dez. Zum Werte des
Papier=
geldes. In einem größeren Orte kam letzter Tage ein älterer Mant
in ein Geſchäftshaus, um etwas Hefe zu kaufen, wobei ihm fo gender
Empfang zuteil wurde: Der Mann ſagte bei ſeinem Eintritt zu der
anweſenden Verkäuferin, einem Mädchen von etwa 17 Jahren, er wünſche
19 Gramm Hefe, was koſten dieſe, worauf die dralle Landmaid ſoforl
davonlief und außerhalb des Verkaufslokales noch halbverſtändlick
ſagte: 40 Milliarden. Da der Mann dieſen Preis für unmöglich hielt,
fragte er bei dem Zurückkommen des Mädchens mit dem kleinen Bröd
chen Hefe nochmals, was dieſe koſte, und erhielt als Antwort: Ei
40 Milliarden. Soviel Geld habe ich leider nicht bei mir, entgegnet
der Mann und zählte eine Anzahl Milliardenſcheine auf den Tiſch, und
zuletzt eine Milliarde in Fünfzigmillionenſcheinen. Beim Hinzählen der
letzteren erklärte das Mädchen: „Sie häwe io noch Millioneſchei,
könne mer nit brauche, mer häwe kaa Zeit die Millione zu zäile” und
lief dabei im Zimmer umher und erwiderte ſogar noch, daß es ihm
nur die Milliardenſcheine noch abnehme, aber jemand anderes nicht.
Der Mann nahm ſeine Milliarden in Millionenſcheinen zurück, ging
weg und blieb noch eine Reihe von Milliarden ſchuldig. Als am
fol=
genden Tag der Mann ſeine Schuld beglich, ſagte er zu dem Mädchen,
daß es dieſe Millionenſcheine unbedingt als Zahlung nehmen müſſe
widrigenfalls es empfindlich beſtraft werden könnte, wenn Anzeig
erfolge, wodon er aber abſehe, ihm dies aber doch ſagen wolle. Darauf
erſolgte nachſtehende Erwiderung: „Was lait mer dran, ſo ſchlimm i8
däs net, mer nemme die Millioneſchei net, mer häwe mäiner zu dau,
als die zu zäile und wann mich aner holt, ſo bringt er mich am annere
Tag wierer”, dabei lief die Maid weg und ſteckte die erhaltenen
Mil=
liarden wie vollſtändig wertloſes Papier in ihre flache Manteltaſche.
Der Mann verließ kopfſchüttelnd das Haus und war um eine Erfahrung
reicher geworden, für 40 Milliarden. Ein trauriges Zeichen unſeret
Zeit! — In einem Bergſtraße=Städtchen wurde der Lehrling eines
kauf=
nänniſchen Büros beauftragt, 80 Millionen Kleinpapiergeld auf
der Reichsbank umzutauſchen. Nachdem er das Paket erhalten hatte, ſagte
r: Ich gehe nicht zur Reichsbank, ich bringe das Geld zu einem
be=
kannten Althändler, er nannte den Namen desſelben, da bekozame ich
mehr dafür. Und in der Tat, er erhielt 16 Milliarden dafür, zur großen
Ueberraſchung der Herren ſeines Büros.
— Groß=Umſtadt. 30. Nov. Der am 20. November vorgeſehene
Vor=
trag de Landwirtſchaftsamtes über da9 Thema „Das’ferd” konnte wegen
Verhinderung des Referenten nicht abgehalten werden. Es wurde ſtark
deſſen das Thema „Pflege der Obſtbäume”, mit Lichtbildern behandelt=
Auch dieſer Vortrag fand den lebhaften Beifall der Zuhörer. Der nächſte
Vortrag wird nun am Dienstag, den 4. Dezember, abends 8 Uhr, in der
Brennerſchen Wirtſchaft (Kaiſerſtraße 29) über das Thema „Das Pferd”
gehalten werden, wozu federmann freundlichſt eingeladen iſt.
Vertreter: Martin Mertens, Darmstadt, Heinrichstraße 3,
[ ← ][ ][ → ]Nummer 333.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.
Seite 5.
Beſſere Nutzung der werbenden Betriebe.
Einem auf dem Städketag in Wismar von Stadtrat Liebke=Strelitz
ltenen Vortrag entnehmen wir das Nachſtehende: „Gerade die Ver=
Aung der werbenden Betriebe erfordert in einer
Kommunalverwal=
viel Erfahrung und vor allem auch eine aus dem praktiſchen Leben
der unmittelbaren Anſchauung geſchaffte Sa hkenutnis als
Er=
cung der Auffaſſung des Berufsverwaltungsbeamten. Unbedingt
jede Stadtverwaltung dahin wirken, daß die ſtädtiſchen Betriebe
dem bureaukratiſchen Amtsbetrieb heraussgenommen und
kauf=
niſch ausgeſtaltet werden (kaufmänniſche an Stelle kameraliſtiſcher
Afführung). Aus der Bilanz iſt zu erſehen, ob ein ſtädtiſches
Unter=
ien wirtſchaftlich mit Erfolg arbeitet oder nicht.
Gaswerk. Bei der Feſtſetzung des Gaspreiſes muß immer
Be=
darauf gelegt werden, daß ein Verdienſt am Gaſe bleibt. Daß
9 Preis heute nicht unter den Selbſtkoſten ſein kann, iſt klar, wenn=
9 auch die Einahmen weſentlich durch die Nebenprodukte der
Fabri=
n (Ammoniakwaſſer, Teerdeſtillation, daneben Gaskoks und
Schlak=
geſteigert werden. In erſter Linie muß der Betriebsleiter durch
onalverminderung Erſparniſſe in den weſentlichſten Betriebskoſten
rzielen verſuchen, und weiter Anordnungen zu erdenken, die die
tabilität erheblich zu beeinfluſſen imſtande ſind. Ein großer
Yylenvrorat Verbrauch für mindeſtens 6 Monate muß
vor=
den ſein, ſo daß der Gaspreis ſchon vorher ohne irgendwelche
Be=
uſſung durch die Kohlenpreiſe ziemlich ſicher feſtgeſegt werden kann.
ter die Arbeiterlöhne. Ein erfahrener Dezernent (techniſch
ulter Betriebsleiter) kann ſich über dieſe ſchwierige Vorausſetzung
zegſetzen, wenn hinter ihm in guter Vorſicht gewiſſe
Gewinnreſer=
frühzeitig genug feſtgelegt werden, ſo daß Lohnſchwankungen leicht
ohne Umſtände in das nächſtfolgende Vierteljahr hineinkalkuliert
den können. Von einem Einkaſſieren durch einen
be=
deren Kaſſierer von Haus zu Haus rät L. unter
heu=
i wirtſchaftlichen Verhältniſſen ab; das koſte viel Lohn. Die
Gas=
rke mit eigener Buchhaltung ſollten beſondere
hltage für die Konſumenten feſtlegen, im übrigen
Stadtkaſſen bei kleineren Werken die Zahlungen regeln.
Waſſerwerk. Bei den Waſſerwerksbetrieben ſelbſt ſpielt die
ge der Betriebskraft, ob durch elektriſche Energie, Benzol, Oel, Gas
ſogar durch Kohlenzufuhr für Dampfkeſſelfeuerung gewonnen,
e äußerſt wichtige Rolle. Sie wird daher ausſchlaggebend
für die Rentabilität des Werkes. Man ſpart unter Ausnutzung
er techniſchen Möglichkeiten in dieſen Werken ganz
utend.
Die Wirtſchaftlichkeit eines Waſſerwerks iſt leicht zu überblicken,
n man Monatsberichte einführt und hiernach die
Waſſerver=
ung und die Materialverwendung eingehend prüft und berechnet,
ſomit eine Ueberſicht über die Wirtſchaftlichkeit und beſſere Nutzung
Werkes zu erhalten.
Die Einführung dieſer Betriebsberichte iſt daher in allen Werken
unbedingtes wirtſchaftliches Erfordernis. Der Betriebsbericht weiſt
täglichen Stundenbetrieb mit der Waſſerförderung der Pumpen und
Kraftverbrauch genau nach. In der Spalte der monatlich
aufzu=
nenden Waſſerſörderung erhalten wir dann eine Ueberſicht über
Stand des Betriebsmonats des laufenden und des Vorjahres, ſowie
Summe der Waſſerförderung ſeit Jahresanfang im laufenden und
Vorjahre. Im weiteren iſt nach den angegebenen Zeiten der
Kraft=
örauch von elektriſchem Strom, Benzol, Oel uſw. genau zu
berech=
wodurch dann leicht wieder der Kraftverbrauch für 1 Kubikmeter
ſſer ſich feſtſtellen läßt. Hinzuzurechnen iſt ſodann weiter noch der
terialienverbrauch. Alle dieſe beſonderen Aufrechnungen plus An=
Vergütung des Perſonals, Verwaltungskoſten, Zinſen, Amortiſa=
und Rücklagen für die Anlagen und ſonſtige Unkoſten —
Rohr=
che uſw. — ergeben den Waſſerförderungspreis und auf dieſen
Roh=
is iſt ſodann ein gewiſſer Prozentſatz — mindeſtens 10 Prozent —
Gewinnanteil aufzulegen. Auf dieſe Art iſt es allein möglich, ein
ſſerwerk rentabel zu ſtellen und es gleichzeitig wirtſchaftlich
der Höhe zu halten. Selbſtverſtändlich muß jeglicher Verluſt in die
echnung des Rohpreiſes aufgenommen werden.
Die Wirtſchaftlichkeit ſpielt in jeden der erläuterten Betriebe hinein
muß heute geſteigert werden dadurch, daß man alle dieſe Betriebe
t nach bureaukratiſchen, ſondern kaufmänniſchen Geſichtspunkten
ver=
tet. Um Perſonal zu ſparen, ſind dieſe Betrjebe unter eine
Ver=
tung zuſammenzulegen, und in dieſer iſt eine gemeinſchaftliche
kauf=
nniſche Abteilung mit dem notwendigen Perſonal einzurichten, die
Standaufnahmen der Gas= und Waſſermeſſer, ſowie die
Buchfüh=
g. Einkaſſierung uſw. übernimmt, aber auch die Materialverſorgung
Ein= und Verkauf — für alle Betriebe veranlaßt.”
Zuerſt waren es meiſt nur Vereine der handarbeitenden Klaſſen.
* die Geldentwertung den bisherigen Mittelſtand vernichtet hat, ſehen
auch andere Vereine genötigt, das Gaſtrecht der Stadt nicht zu
ſchmähen. Die Vereine bezahlten bisher beſtenfalls die Beleuchtung.
Oberbürgermeiſter gibt nun öffentlich bekannt, daß die Stadt die
ſchiedenen Vereine in der bisherigen Weiſe nicht mehr unterſtützen
ne, und daß vom 15. Dezember ab den Vereinen die ſtädtiſchen
ume nicht mehr zur Verfügung ſtehen. Gegen dieſe Ankündigung
Oberbürgermeiſters macht ſich natürlich heftiger Widerſpruch der
reine geltend, bie damit auf die Straße geſetzt ſind. — Die
Arbei=
beim Umbau des hieſigen Hauptbahnhofs werden
ite eingeſtellt. Der Reichsfinanzminiſter ſtellt dafür nicht mehr die
igen Mittel zur Verfügung. Selbſt die Aufſchüttung des Bahndam=
5 ſoll nicht mehr fortgeſetzt werden. Die Bauarbeiter beſchäftigten
ſchon in den letzten Tagen mit Aufräumungsarbeiten. In den
bfertigen Bauten werden die Fenſterhöhlen vernagelt. Es iſt
wirk=
unverſtändlich, daß die plötzlich einſetzende Sparfamkeit ſo weit
/, bereits angefahrene Bauſtoffe nicht mehr zu verarbeiten. — Die
würdigen Vorgänge in der letzten
Stadtverordnetenver=
mmlung veranlaßten den Oberbürgermeiſter, mit den Parteien
beraten, wie dem Uebel geſteuert werden könne. Es ſollen zum
thörerraum Karten ausgegeben werden, und zwar auf jeden
Stadt=
cordneten zwei Stück, ſo daß nur 96 Zuhörer Zutritt hätten. Die
rten ſollen durch die Geſchäftsſtellen der Parteien verteilt werden.
e Kommuniſten haben danach nur auf 14 Karten Anſpruch. Wie man
rt. ſind mit dieſer Regelung alle Parteien, mit Ausnahme der
Kom=
niſten, einverſtanden. Die Hausſuchungen bei den hieſigen
Kommu=
ten führten zur Verhaftung des Stadtverordneten Härtle. Auch der
adtverordnete Galm ſoll in Schutzhaft genommen ſein. Bei der Frau
s Kommuniſten Liederbach wurde bei den Hausſuchungen ein kleines
arenlager gefunden, das ſie bei ihrem Arbeitgeber entwendet hatte.
ie wurde deshalb auch verhaftet. Der kommuniſtiſche Stadtverordnete
eekamp hat ſich in das beſetzte Gebiet gerettet. Er ſollte die
viermo=
tige Gefängnisſtrafe antreten, die er ſich durch die Mißhandlung des
achdeckermeiſters Neſſel beim kommuniſtiſchen Jugendfeſt im Septem=
* vorigen Jahres zugezogen hatte.
() Friedberg, 1. Dez. Beſchlagnahme. Die hieſige Polizei
ſchlagnahmte auf dem Bahnhof bei einem wilden Butterhändler 22
fund Butter. Die Butter wurde dann auf dem Wochenmarkt
halb=
undweiſe ausgegeben.
die dentsche Weinbrandmarke
Reich und Ausland.
Ueberfall auf einen Wachtmeiſter.
Berlin. Polizeiwachtmeiſter Wolter wurde in der vergangenen
Nacht auf dem Heimweg von drei Männern, den Gebrüdern Lukas, ohne
Veranlaſſung überfallen. Im Verlauf des Kampfes gelang es dem
Beamten, zwei Angreifer durch Schüſſe zu Boden zu ſtrecken. Der dritte
Angreifer entſloh zunächſt, wurde aber von dem Beamten, der ihn
ver=
folgte, erreicht und nach einem Kampf, in dem der Polizeiwachtmeiſter
wieder von der Waffe Gebrauch machte, überwältigt.
Senkung der Lebensmittelpreife?
Mannheim. Auf Einladung des Bürgermeiſteramts fand kürzlich
eine eingehende Ausſprache über die Preisbildung zwiſchen Vertretern
der zuſtändigen örtlichen Behörden und der für die Bedarfsverſorgung
in Betracht kommenden Kleinhändler und Gewerbetreibenden ſtatt. Dieſe
ſagten in Erkenntnis der Notwendigkeit, die Goldpreiſe zu ſenken,
teil=
weiſe zu, den Entwertungszuſchlag auszuſchalten, zum Teil wurde Eine
ſtrenge Nachprüfung der Preisberechnung in Ausſicht geſtellt. Allſeits
wurde die Erwartung ausgeſprochen, daß ſeitens der Zentralbehörden
gegen Auswüchſe der Preisfeſtſetzungen und Geſchäftsbedingungen, wie
ſie bei der Induſtrie, der Landwirtſchaft und den Groſſiſten zum Teil in
Erſcheinung treten, mit allem Nachdruck eingeſchritten wird.
Karlsruhe. Die Fleiſchpreiſe haben hier eine Ermäßigung um
20 Eoldpfennig das Pfund erfahren.
Amtliche Darſtellung über den Doppelmord in Saig.
Freiburg. Die Staatsanwaltſchaft gibt eine amtliche Darſtellung
über den furchtbaren Doppelmord an dem Ehepaar Köpfer in Saig bei
Titiſee heraus, worin die bereits veröffentlichten Einzelheiten beſtätigt
werden. Aus der Darſtellung geht hervor, daß auch die Ehefrau Köpfer
durch einen Schuß in den Rücken getötet worden iſt. Die Schüſſe ſind
von dem Mörder Hundertpfund aus nächſter Nähe abgegeben worden.
Die Leichen waren völlig angezogen und die Köpfe mit Säcken umwickelt.
Hundertpfund wurde am Tage nach ſeinem Verſchwinden in der Nähe
von einem Gendarmeriebeamten kontrolliert und hatte Papiere auf den
Namen Erdle oder Erdel aus Günzburg in Bahern bei ſich. Am 23.
November iſt er wahrſcheinlich in Schönberg bei Lahr in einem
Bauern=
hof eingekehrt. Nach neueren Nachrichten ſoll Hundertpfund am 25.
No=
vember in Wörth a. Rh. (Pfalz) geweſen ſein und did Fluchtrichtung
nach Straßburg eingehalten haben. Früher war Hundertpfund Bäcker,
bis er im Landgefängnis, wo er eine dreijährige Gefängnisſtrafe
ver=
büßte, die Holzſchnitzerei lernte. Mit Köpfer iſt einer der bekannteſten
Schwarzwälder Holzſchnitzer dahingegangen.
Ein beſtechlicher Bürgermeiſter.
Landau. Vor der hieſigen Strafkammer hatten ſich dieſer Tag
der Bürgermeiſter Heck Andreas von Berg a. Rh. und George Ludwig
Gemeindeſekretär daſelbſt, wegen falſcher Beurkundung ſowie paſſiven
Beſtcchung zu verantworten. Heck wurde zu einer Gefängnisſtrafe von
3 Monaten abzüglich 4 Wochen Unterſuchungshaft, und George zu einer
Geſamtgefängnisſrrafe von 2 Wochen, abzuglich 3 Tagen Gefängnis,
ver=
urteilt. Für den noch zu verbüßenden Teil der Strafe wird den beiden
Bewährungsfriſt bis zum 31. Dezember 1927 gewährt.
Der Untergang eines Großſegelſchiffes.
Eine ergreifende Schilderung des Unterganges eines amerikaniſchen
Viermaſtſegelſchiffes vor der Elbemündung gibt der Hamburger
See=
mann Wollenweber, der allein mit dem Sohne des Kapitüns gerettet
wurde, im Hamburger Fremdenblatt. Er erzählt: „Als wir am
Don=
nerstag von Altona nach Rotterdam abfuhren, war das Wetter zwar
ſtürmiſch, bot aber keinerlei Anlaß zu Beſorgniſſen für die Sicherheit
unſeres ſeefeſten Segelſchiffes. Alles ging gut, bis wir abends zwiſchen
9 und 10 Uhr bei undurchdringlicher Dunkelheit von einem Dampfer
ge=
rammt wurden, der ſeine Fahrt fortſetzte, ohne ſich um uns zu kümmern.
Es ſtellte ſich heraus, daß unſer hölzernes Schiff ſchweren Schaden
er=
litten hatte und ſtark Waſſer machte. Die geſamte Mannſchaft wurde an
die Pumpen geſtellt. Trotzdem nahm das Waſſer zu und das Schiff
ſank tief, ſodaß der Kapitän gegen 12 Uhr den Ve=ſuch, die Cuxhavener
Reede zu erreichen, aufgab und vor Anker gehen mußte. Der Sturm
war zum Orkan angewachſen. Beide Ankerketten riſſen und das Schiff
geriet ins Treiben. Die Dieſelmotoren verſagten. Der Ballaſt ging
über, und das Schiff wurde ganz auf die Seite geworfen, wobei ſchwere
Seen die Decks glattfegten und die Verſchanzung zertrümmerten.
In=
folgedeſſen beorderte der Kapitän die Mannſchaft von 15 Köpfen in die
Maſten, wo einer der Schiffbrüchigen nach dem anderen von der wild
erregten See aus der Takelage geriſſen wurde und in dem
weißſchäu=
menden Giſcht verſchwand. Ich hatte zuſammen mit dem Kapitän und
ſeinem achtzehnjährigen Sohne und einem amerikaniſchen Matroſen im
vierten Maſt Zuflucht geſucht, und es war mir gelungen, mich notdürftig
feſtzubinden. Erſt wurde der Kapitän fortgeriſſen, dann der Amerikaner.
Der Sohn des Kabitäns, durch Kälte und Entbehrung ohnmächtig
ge=
worden, wurde mehrmals von ſeinem Zufluchtsort weggeſpült, doch
ge=
lang es mir immer wieder, ihn zu faſſen. Mit meinen letzten Kräften
war es mir gelungen, eine Hoſe auszuziehen, mit der ich Notſignale gab.
Gegen 10 Uhr morgens wurden dieſe von dem in die Nähe kommenden
Schleppdampfer „Hermes” bemerkt, auf dem wir beide Ueberlebenden die
liebevollſte Aufnahme fanden und ſpäter im Krankenhaus untergebracht
wurden. Die Mannſchaft beſtand aus Amerikanern, Engländern und
Skandinaviern. Auch zwei Hamburger waren darunter, die alle
umge=
kommen ſind.”
Verſteigerungskalender — Montag, den 3. Dezember.
Verſteigerung von Kaſtenwagen uſw. nachmittags 2 Uhr
Gardiſtenſtraße 13.
Sport, Spiel und Turnen.
Handbell.
Am kommenden Sonntag findet auf dem Sportplatze ein
Handball=
wettſpiel ſtatt, das wohl viele Zuſchauer dorthin ziehen dürfte. Die
ſpieleriſch hochſtehende Mannſchaft Odenwaldmeiſters des Neckargaues
der Deutſchen Turnerſchaft, Turngemeinde Heidelberg, ſpielt gegen die
als ſpielſtark ja wohl genügend bekannte Mannſchaft des Sportvereins 98
Mit Heidelberg weilt ſeit langer Zeit mal wieder eine Mannſchaft in
Darmſtadts Mauern, gegen die Darmſtadt alle Mühe haben dürfte. Die
Gäſte konnten in der jüngſten Zeit einige äußerſt bemerkensverte
Re=
fultate erzielen. So gelang es ihnen, den mehrjährigen badiſchen Meiſter
Deutſch=Neureitl (Karlsruhe) mit der vernichtenden Niederlage von 6:3
Toren nach Hauſe zu ſchicken. Schlimmer noch erging es der M. D.G.
Mannheim, die mit 6:0 von ihnen gerupft wurde. „Phönix”=Mannheim
gegen die Sportvercin 98 mit dem ſenſationellen Reſultat 11:0 gewonnen
hatte, wurde von Heidelberg ebenfalls und zwar mit 5:1 abgefertigt
Ein äußerſt gutes Ohmen geht alſo den Gäſten aus der Univerſitäts
ſtadt voraus. Der Ausgang des Kampfes iſt völlig ungewiß, da die
bei=
den Mannſchaften zum erſtenmal aufeinander treffen. Hat das Wetter
guten Willen, dann kann man für einen ſportlichen Genuß garantieren.
In den jetzigen Verbandsſpielen im badiſchen Neckargau marſchiert
Hei=
delberg wieder ohne Punktverluſt an der Spitze der Tabelle. Wir raten
daher jedem, der es ſich möglich machen kann, am Sonntag ſich dieſes
Spiel anzuſehen. Die Leitung des Spieles konnte gar keinem beſſeren
als dem als äußerſt korrekt bekannten Schiedsrichter Oberleutnant
Herr=
mann von der heſſiſchen Schutzpolizei angeboten werden., Spielbeginn
iſ= um 3 Uhr. Vorher ſpielen noch um 1.45 Uhr die beiden 2.
Mann=
ſchaften beider Vereine. Sportverein ſpielt mit
Bauer
Walde Spieß
Scherer Götz Galm
Daniel Reichert Jans Gollaſch Penze
Ringen.
Schlußrunde im Ringen.
Sonntag, den 2. Dezember, finden zu Roßdorf im Gaſthaus
Zur Sonn= (Inhaber Herr Ludwig Kaffenberger) die Endkämpfe im
Ringen um die Gaumeiſterſchaft der Liga des Odenwaldgaues Deutſcher
Athletik=Sportverband 1891 ſtatt. Der Beginn iſt auf 3 Uhr nachmittags
feſtgeſetzt. Der Stand der Vorrunde war folgender:
Berein . Spiele gew. verl. Punkte
Roßdorf".
Darmſtadt
Dieburg".
Seeheim
Vorſtehende Vereine ſtehen ſich nun im Retourkampfe gegenüber, und
werden ſämtliche Vereine alles daranſetzen, die Spitze einzunehmen. Die
drei erſten Vereine haben noch Ausſicht, die Meiſterſchaft zu erhalten.
Siegt Roßdorf über Darmſtadt, ſo bleibt letzterer Tabellenführer. Siegt
Darmſtadt über Dieburg und Roßdorf, ſo wird Darmſtadt
Tabellen=
erſter. Fällt die Entſcheidung zugunſten Dieburgs aus, ſo ſteht Dieburg
mit Roßdorf an erſter Stelle. Hieraus kann man entnehmen, daß ſehr
ſpannende Kämpfe zu erwarten ſind, da jeder der Vereine danach trachtet,
die erſte Stelle einzunehmen.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Uebe=ſchrift übernimmt die Redaktion keine
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt, die Ablehnung nicht begründet werden.
— Die Städtiſche Sparkaſſe wird hierdurch um Auskunft
gebeten, wie ſich zur Zeit die Rechts= bzw. Eigentumsverhältniſſe über
die in Friedenszeiten von ihr leihweiſe herausgegebenen Sparbüchfen,
die nur durch die Städtiſche Sparkaſſe ſelbſt geöffnet werden kömnen,
verhalten. Bekanntlich ſperrte die Städtiſche Spaxkaſſe bei Abgabe einer
ſolchen Sparbüchfe das Konto des betr. Empfängers mit 3Mk. Da es
ſich in Friedenszeiten nur um Goldmark handelte, war der Wert einer
ſolchen Sparbüchſe demgemäß 3 Goldmark. Wer alſo die Sparbüsyſe
nicht zurückgab, oder ſie in Verluſt geraten ließ, mußte durch Abzug von
3 Goldmark an ſeinem Konto dieſe bezahlen. Dem Vernehmen nach
foll nun die Städtiſche Sparkaſſe dazu übergegangen ſein, die
Spar=
einlagen, die im Frieden Goldeinlagen waren und jetzt nur noch
Papierwerte darſtellen, wegen den hohen Verwaltungskoſten und die
jetzt in keinem Verhältnis zur Einlage mehr ſtehen, kurzerhand zu
ſtrei=
ihen. Im Intereſſe der vielen Sparer wird angefragt, ob durch die
Streichung der Kontoeinlagen, und die über 3 Mark betragen, die
Spar=
büchſen automatiſch in das Eigentum der Sparer übergegangen ſind.
Außerdem wird angefragt, ob eine Aufwertung der Spareinlagen auf
Goldbaſis erfolgt. Da eine große Anzahl Sparer hier in Betracht
kommt, wird um eine erſchöpfende, nach juriſtiſchem Standpunkt
feſt=
geſtellte Antwort gebeten.
Vertreter: Aures & Co., Darmſtadt, Rundetermſtraße 12.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende nach
Uh
(F 7, f4): „Noſengarten” Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½
Uhr (Zuſatzmiete III:. Schülermiete weiß 1): „Die beiden Schüt
— Orpheum 7¾ Uhr abends: „Katja, die Tänzerin” —
Volks=
theater 8 Uhr abends: „Die goldene Eva”, ½4 Uhr nachmittags=
„Hänſel und Gretel”. — Rummelbräu: Tanz. — Union=,
Reſi=
denz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
h
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudol
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe, Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann:
Schluß=
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
nnd Auterhaltungsblatt.
Familiennachrichten
A
STATT KARTEN.
Mieze Pfeifer
Karl Boerzel
Gerda Boerzel
Heinrich Berning
VERLOBTE
Darmstadt,
2. Dezember 1923
Groß=Gerau,
(*28433
Groß-Gerau, 2. Dezember 1923:
K3
STATT KARTEN.
Die Veslobung ihrer Tochter Oitilie
mit Herrn lacob Hofmann, Pfarrer in
Nieder-Beerbach, geben bekannt
Senatspräsident Lang
Mrrrmin
Ottilie Lang
Jakob Hofmann
VERLOBTE
u. Frau, geb. Langsdort Dermstadt - Nieder-Beerbach
1. Advent 1923
(228268
Erika Alken
Nils G. Lensvelt
VERLOBTE
Darmstadt Daisburg
statt Karten!
Käta Krug
Ferdinand Schulz
VERLOBTE
Darmstadt, 2. Dez. 1923 f1. Aduent)
Heidelbergerstr. 80 Karlstr. 104½
Ihre Vermählung geben bekannt
Georg Presser
Oberpostinspektor
u. Frau Henny, verw. Horn
geb. Rothermel
Darmstadt, den 1. Dez. 1923
Wend-Istadtstr. 43
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem uns
betroffenen ſchweren Verluſte
innigſten Dank.
28461
Margarete Klein
geb. Erbes.
Korbmöbel=
Garnitur
billi ſt zu verkaufen
Zu verk Mädchenzimmer:
wß. Bettſt. m. Matr.
Schrank. Nachtſchränk
Waſchgeſtelt, Stuhl,
Säulenofen, Plattof.
w. Kachelof „eiſ Bettit.
Grafenſtr. 26, I, (*28437 Beſſungerſir, 18 I, (2P.
Schenke Quieta!
Mie locht so froh der Veihrrchtsmant.
Weiler Quieta schenken kann!
—Guiefg
Köstliche und billige Mischungen
mit Bohnenkaffee.
Daher ein praktisches Geschenk!
Darmſtfädter Tagblatt
Sandelsbiat
2. Dezember 1923 Nr. 33
Pertpapierbörſe in Dortmund.
Der langjährige Wunſch weiter Kreiſe der Handels= und Bankwelt
ber Provinz Weſtfalen auf Errichtung einer Wertpapierbörſe in
Dort=
mund geht der Verwirklichung entgegen. Eine erſte Börſenverſammlung,
die bei Berückſichtigung der Verkehrsſchwierigkeiten über Erwarten gut
beſucht war, fand im Beiſein von Vertretern von Behörden und der
Preſſe am 27. November, nachmittags 2½ Uhr, im Börſenhauſe,
Vieh=
markt 2, Ecke Steinſtraße, ſtatt. An den Vorarbeiten haben ſich die
Han=
delskammer, die Dortmunder Großbanken und die Stadtverwaltung rege
beteiligt.
Der Vertreter des Präſidenten der Handelskammer Herr Dr.
Jucho, begrüßte die Erſchienenen und ging in ſeinen Ausführungen
auf die geſchichtliche Entwickelung des Gedankens, eine Wertpapierbörſe
in Dortmund ins Leben zu rufen, ein. Schon in früheren Jahren iſt in
den beteiligten Kreiſen der lebhafte Wunſch zum Ausdruck gekommen, für
die Provinz Weſtfalen eine Weotpapierbörſe mit dem Sitz in Dortmund
zu begründen. Dem Vorſtand der Getreidebörſe dankte er für das
freundliche Entgegenkommen, das er durch Zurverfügungſtellung ſeiner
Börſenräume nebſt Fernſprecheinrichtungen uſw. bewieſen hat. Herr
Dr. Jucho gab der Hoffnung Ausdruck, daß das junge Unternehmen trotz
der ſchwierigen Zeitverhältniſſe recht bald eine das Wirtſchaftsleben
be=
fruchtende Einrichtung werden möge. Für die jetzt in Ausſicht
genom=
mene Einrichtung einer Börſe liegen bereits eine ſo große Anzahl von
Anmeldungen vor, daß mit einem ziemlich regen Börſenverkehr gerechnet
werden darf.
Herr Bürgermeiſter Dr. Fiſcher ſprach namens der
Stadtverwal=
tung die beſten Wünſche für die Entw
Baſe beſgk.
Herr Bankdirektor Schneider gab einen Ueberblick über die
Ver=
handlungen mit dem Handelsmir ſteriun und mit den Börſen in
Düſſel=
dorf und Eſſen und bedaueite, unß eine Verſtändigung mit dieſen ſich
nicht habe ermöglichen laſſen. Er he nachdrücklichſt, daß die
Dort=
munder Börſe nicht ein Konkurren;terehmen gegenüber der Eſſener
durchaus berechtigt erſcheinen laſſ=
Herr Stadtverordneter Pahl ſprac, für die Inbuſtrie, die es lange
bitter empfunden hat, daß die Bemühungen, eine „weſtfäliſche” Börſe in
Dortmund zu begründen, ſo lange Zeit ohne Erfolg geblieben iſt. Er
dankte den Vertretern der Börſen und Banken, die ſich an den
Vorarbei=
ten ſo rege beteiligt haben.
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde ein Börſenvorſtand
auts folgenden Herren gebildet: Vorſitzender: Herr Bankdirektor
Pfeffer von der Commerz= und Privatbank. Vertreter von
Ban=
ken: Herr Robert Wiskott, Herr Dir ktor Löns vom Barmer Bank
verein. Vertreter der Handelskammer: Herr Dr. Jucho. Vertreter der
Stadtverwaltung: Herr Bürgermeiſter Dr. Fiſcher. Vertreter der
Ge=
treidebörſe: Herr E. W. Schulte. Weiter ſind vorgeſehen je ein
Bank=
bertreter aus Hamm, Münſter und Hannover. Ferner ſoll dem Wunſche
der Sparkaſſen und Genoſſenſchaftsbanken auf Vertretung im Vorſtande
Rechnung getragen werden.
Herr Dr. Jucho ſchloß mit Dank die Verſammlung, in der
ein=
mütig zum Ausdruck gekommen war, das neue Unternehmen trotz ſich
entgegenſtellender Schwierigkeiten durchzuführen und damit ſeine
Exi=
ſtenzberechtigung zu beweiſen.
Nachdem in der Gründungsverſammlung am 27. November er. ſich
der Börſenvorſtand konſtituiert hat, iſt von demſelben beſchloſſen worden,
die nächſte Börſenverſammlung am Mittwoch, von 11—12 Uhr
vormit=
tags, ſtattfinden zu laſſen. An der Börſe kann vorläufig nur Handel im
Freiverkehr ſtattfinden, der ſich aber auf ſämtliche rheiniſch=weſtfäliſche
Werte erſtreckt, die amtlich oder im Freiverkehr an den Börſen in Eſſen
und Düſſeldorf gehandelt ſind. Ferner ſollen gehandelt werden
ſämr=
liche Kaliwerte und auch alle diejenigen Werte der Verliner Börſe, für
die ſich in Rheinland und Weſtfalen ein Intereſſe herausgebildet hat. —
Bisher ſind dem Börſenvorſtand ſo zahlreiche Anmeldungen zugegangen.
daß die Exiſtenz der Börſe nicht nur geſichert iſt, ſondern auch mit einem
erfolgreichen Verkehr gerechnet werden darf. Die Zahl der Anmeldungen
wird ſich noch erheblich vergrößern, ſobald eine Einreifeerlaubnis aus
dem unbeſetzten in das beſetzte Gebiet geregelt iſt, — eine Frage,
mit der ſich der Vörſenvorſtand im Verein mit der Dortmunder Handels
kammer zurzeit beſchäftigt.
Adt A.=G., Wächtersbach. Die Geſellſchaft erzielte
im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn in Höhe von Mk. 1202
Mill. (i. V. 6 Mill. Mk.). Man beſchloß von der Verteilung einer
Dividende Abſtand zu nehmen und den Gewinn auf neue Rechnung vor
zutragen.
spd. Heidelberger Sttaßen= und Bergbahn A.=G. i.
Heidelberg. Auf Antrag der Bankhäuſer Hohenemſer und
Laden=
burg ſowie der Dresbener Bank in Frankfurt a. M. ſind nom. 101 235 000
Mark neue Stammakrien der Geſellſchaft g— der Frankfurter Börſe zuge
laſſen. Das Grundkapital beſteht nun=
111 235 000 37k. Di
Lage des Unternehmens wird dahin bei=
Sſichtlich auch das
Geſchäftsergebnis des Jahres 1923 d
emeſſenen
Dividende geſtatten wird.
spd. Oberrheiniſche Bauinsi=
Fueiburg
i. B. Auf Antrag der Firmen J. Drehzfus
F. Grohe=Henrick
u. Co., ſowie M. Hohenemſer in Fray'ſurt e,
ſind 12 Mill. Mk.
neue Stammaktien an der Frankfurter Börſe zugelaſſen. Die
Geſell=
ſchaft iſt vollauf beſchäftigt.
Heddernheimer Kupferwerke=Frankfurt und
Süddeutſche Kabelwerke=Mannheim. Den Inhabern
der bereits gekündigten 4½ſproz. Teilſchuldverſchreibungen von 1904 und
1919 wird von der Geſellſchaft die Einlöſung gegen Vergütung von
7½/. Dollar Goldanleihe für je nom. 1000 Mk., falls die Einreichung bis
zum 15. 12. erfolgt iſt, vorgeſchlagen. Ferner erklärt ſich die Geſellſchaf
bereit, die gekündigten 4½/sproz. Anleihen von 1920 und die 5proz. A
leiben von 1922 ebenfalls ſchon fetzt einzulöſen, und zwar gegen Vergü
tung von 6 Dollar Goldanleihe von je nom. 10 000 Mk. der Ausgabe
von 1920, ſowvie gegen Vergütung von 2 Dollar Goldanleihe für je nom
10000 Mk. der Ausgabe von 1922, ſofern die Einreichung bis 31.
d. J. erfolgt.
* Eiſen= und Stahlwerk Krone Velbert. Die G.=V.
beſchloß aus einem Reingewinn von 1495 Mill. 1113 Mill. der Reſerbe
zu überweiſen und von der Verteilung einer Dividende Abſtand zu
nehmen.
* Stickereifabriken Kellmann u. Derſinyi A.=G
Plauen i. Vogtl. Nach Mitteilung der Geſellſchaft ſtand das
abge=
laufene Geſchäftsjahr im Zeichen des deutſchen Währungsverfalls,
wo=
durch auch das Inlandsgeſchäft gußerordentlich erſchwert wurde. Aus
dieſem Grunde mußte ſich das Unternehmen neue Auslandsmärkte
er=
obern, was befriedigend gelang. Im vergangenen Geſchäftsjahr wurde
der Betrieb weiter vergrößert. Das Unternehmen weiſt einen
Rein=
gewinn von 175,8 Mill. auf, woraus folgende Verteilung vorgeſchlagen
wird: Geſetzlicher Reſerbefonds 0,9 Mill., außerordentlicher
Reſerve=
fonds 20,9 Mill., Tantiemen an Aufſichtsrat und Vorſtand 60 Mill.,
Vor=
trag auf neue Rechnung 93,9 Mill. Mk. Infolge der fortgeſchrittenen
Geldentwertung ſchlägt der Vorſtand vor, von der Ausſchüttung einer
Dividende abzuſehen. Aus dem Aufſichtsrat ſcheiden aus: Dr. Guſtad
Streſemann und Dr. v. Rintelen. Der G.=V. wird die Wahl des
Direktors Dr. Karl Ernſt Sippel (Diskontogeſellſchaft) Berlin, vorg
ſchlagen. Die Bilanz vom 30. Juni 1923 verzeichnet Aktiven:
Effek=
ten 11,7 Mill., Hypotheken 0,4 Mill. Wechſel 3,9 Mill., Kaſſa und
Poſt=
ſcheck 5 Mill., Debitoren einſchließlich Bankguthaben und Deviſen 7 162
Mill., Waren 658 Mill. Paſſiven: Reſerven 0,2 Mill.,
Werkerhal=
tungs= und Betriebserneuerungskonto 0,4 Mill., Banken, Kredityren
und Deviſen=Wertberichtigungskonto 7 682,4 Mill. Mk.
Deutſche Erdöl=A.=G. Zulaſſungsantrag über 243 Mill.
neuer Aktien wurde an der Berliner Börſe geſtellt. Wir berichteten
ſeinerzeit, anläßlich des Abſchluſſes und der Dividendenzahlung,
aus=
führlich über die Beſitzverhältniſſe der Geſellſchaft und im Anſchluß
daran ſpäterhin über die Angliederung der Gewerkſchaft Graf Bismarck
durch Umtauſck der Gewerkſchaft Graf Bismarck Kuxe gegen Aktien
der Deg. Der Proſpekt macht eine Reihe von Angaben, die der
Ge=
ſchäftsbericht damals vermiſſen ließ. So z. B. ſind die
Produktionszif=
fern genannt; danach bat in 1922 das Mineralölwerk in Wieze etwa
41250 Tonnen erzeugf: auf den gefamten, auch gepachteten Braunkoh=
Erfüllung bon Verpflichtungen oder Neuanſchaffungen. Weizen ging
50—75 Pfg. auf 24,50, Roggen um 1,25 auf 22,50 bis 22,75 Goldm
zurück; Gerſte und Hafer werden von den Brauereien bezw. Fabri
zur Verarbeitung mehr gefragt, Gerſte beſonders von den kleinen La ch
wirten zum Umtauſch für Malzkeime und Biertreber zurückgehalten,
ſich den Malzbezug zu ſichern, und haben daher um 50 Pfg., Gerſte
22—23 auf 22.50—33,50 und Hafer von 21—22 auf 21—22,50 Mark
gezogen. 3 Pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim.
Mehl. Auf dem Mehlmarkt hat ſich in dergangener Woche
Mannheim ein ungeöhrlicher Vorgang abgeſpielt. Nach Gerüchten ſben
len einige Mannheime andelsmühlen von der Handelskammer w
beſtändiges Geld verle igt haben, aber abgewieſen worden ſein, mit
Aufforderung, aus ihren Beſtänden gegen wertbeſtändiges Geld an
Bevölkerung, die ſolches genügend haben ſollte, abzugeben. Die S
ſchlug ein, da die Mühlen den Zentner zu 21 Mark anboten, währe
der Kleinhandel für das Pfund bis zu 40 Pfg. verlangte. Sie konn
dem Anſturm gar nicht ſchnell genug (Senüge leiften. Und nun ſetzte
Intereſſenkampf zwiſchen Mühlen, Bäckern und Mehlgeſchäften ein,
dazu führte, daß letztere nun das Mehl in Fünfpfundmengen zu 20yM
21 Pfg. das Pfund abſetzten. Der Umſatz war in wenigen Tagen
ganz enormer und die Handelskammer hat mit ihrem Vorgehen zwei
folge auf einmal erzielt: 1, ihr bei der Bevölkerung angeſammel
wertbeſtändiges Rotgeld wieder in den Verkehr gebracht und 2
Mehlgreis ganz enorm im Einzelhandel herabgedrückt. An der Bö
dagegen
Geſchäft ruhig und die Mühlen verlangten im Gr.t
hanbel
Teizenmesl ſpezial Null 37,80, für Roggenmehl 35,70 Go M
elzentner ab Mannheim, alſo gegen die Vorwoche ei
uim 70 b=. 1,70 Goldmark höheren Preis in der Spitze trotz billie
Trotz aller wirtſchaftlichen Not finden die in Weint
ſteigerusgent agebotenen Weine glatte Abnahme zu feſten (Goldmar
Preiſen. Dies iſt der Fall bei Faß= wie bei Flaſchenweinen weißer u M
roter
ſzenz. Der Winzerverein Freinsheim erlöfte für 1000 Li hup
1922er
Gein 890—1500, für 1922er Rotwein (Portugieſer) 320 u
1923er Putwein 360—445 Goldmark. Die Wachenheimer Verſteigerun
erbrackken für 1922er Faßweine pro 1000 Liter 730—2330 für 19.
Flaſchen eine 4—29 Goldmark, alles in weiß und die Deideshei=
Naturizeinverſteigerer erhielten für 1000 Liter 1922er Weißweine
bis 2550, für die Flaſche 1921er Weißwein 4,10—7,80, für 1922eu
bis 7.,80 und für die Flaſche Deidesheimer Kieſelberg Rieslingaus
30 Goldmark.
Holz. Auch in werbeſtändigem Gelde erzielen die Nutzhölzer
Verſteigerungen gegen den Frieden ſehr hohe Goldpreiſe. In Schon=
(Bayern) wurden 23—41 Goldmark pro Feſtmeter Stammholz, in Obe
ammergau 36 (gegen 18 in der Vorkriegszeit) Goldmark pro Feſtmet
Fichtenholz bezahlt. Eine Brennholzverſteigerung in Böhl (Pfgl
brackte den Steigerern eine große Enttäuſchung. Nachdem zuerſt bis
4 Billionen Mark pro Zentner geboten wurde, ſetzten auf einmal d
Gebote um die Hälfte niedriger ein, worauf die Verſteigerung ab
brochen wurde. Bei der neuerlichen Verſteigerung wurden dann 13—
Goldmark für Kiefernholz erlöſt.
Kolonialwaren. Bei ſtabilen, aber feſten Preiſen und feſt
Tendenz, wickelte ſich nur ein kleines Bedarfsgeſchäft ab. Geforde
wurden für rohen Santoskaffe 4.50—4,90, für gewaſchenen 5,50—5,90,
guten Tee 8,70—9,70, für mittlere Sorten 9 90—10,90, für feine Qualit
ten 11—12, für inländiſchen Kakao 3,70—4,20, für holländifches Prod
5.20—5,50, für Burmah=Reis 0,65, für Weizengries 0,70, für Kriſtallzue
Tonnen Brikets
* sder hergeſtellt. Dieſe Ziffern entſprechen
4,2 Prozent Ezw.
zent der gefamten deutſchen Erzeugung. Die
Generatoranlagen vera=seiten jährlich 550 000 Tonner Briketts und
er=
zeugten 48500 snne
Zrteer oder 43 450 Tore:
Jelprodukte, von
denen insgeſamt 119000 Tonnen hergeſtellt wur
Die
Raffinerie=
betriebe in Wilheimsburg, Hannover, Grabow und 2=einau
verarbeite=
ten mit 60 490 Tonnen rund zwei Drittel der Erzegungsmöglichkeit.
Den Mitteilungen über die Beteiligungen entnehmen wir, daß die Dea,
die bekanntlich an Gebhard u. König, ſowie der allgemeinen
Bohrgeſell=
ſchaft maßgebend beteiligt iſt, ihre Intereſſen in der Kerzen=,
Wachs=
uſw. Fabrikation im laufenden Jahre, wie kurz gemeldet, durch Erwerb
von 51 Prozent des Kapitals der Joſef Gautſch A.=G., München, 49
Pro=
zen
Handel und Wandel in Heſſen.
spd. Tonwarenfabrik A. G., Hainſtadt. Nach
führung der Kapitalserhöhung um 2 Millionen Mk. beträ,
::g
kapital nunmehr 4 Millionen Mk., das in 4000 auf ben ZuFaße:
lau=
tende Stammaktien zu je 1000 Mk. zerlegt iſt. Form und Inhalt der
Aktien, der Gewinnanteil= und Erneuerungsſcheine beſtimmt der
Auf=
ſichtsrat.
spd. J. Koch u. Co. G. m. b. H. in Worms. Die Geſellſchaf
wurde mit einem Stammkapital von 200 Billionen Mark gegründet.
Zweck des Unternehmens iſt der An= und Verkauf und Fabrikazion von
Seifen, Putzartikeln und Waren aller Art. Die Geſellſchaft iſt berechtigt,
ſich an gleichartigen Unternehmungen zu beteiligen und dieſelhen
aufzu=
kaufen. Geſchäftsführer: Joſef Koch=Worms, Berta Koch=Worms. Di=
Bekanntmachungen der Geſellſchaft erfolgen im Deut/
Reichsgit=
spd. Gründung der Louis Dornauf ichen
Mäß=
fabrik A.=G. in Worms. Der Bericht der von der Handelsk
un=
zur Prüfung des Hergangs bei der Gründung der Lonis Doxnauf
Möbelfabrik A.=G. beſtellten Reviſoren iſt gemäß geſetzlicer Vorſchrift
der Handelskammer übergeben worden. Interefſenten könnien auf der
Ge=
ſchäftsſtelle der Handelskammer während der Geſchäftsjrunden Einſicht
nehmen.
spd. Rohbappenfabrik A. G., Wezms. Die Erhöhung
des Grundkapitals um 14 Millionen Mk. iſt nunmeur durchgeführt,
Das Aktienkapital beträgt jetzt 35 Millionen Mk. Die neuen Aktien
werden zum Nennwert begeben. Julius Stein iſt aus dem Vorſtand
ausgeſchieden. Kaufmann Rolf Baum iſt zum Geſamtprokuriſten in der
Weiſe beſtimmt, daß er in Gemeinſchaft mit einem Vorſtandsmitglied
oder einem Prokuriſten zur Zeichnung der Firma berechtigt iſt. Laut
Generalverſammlungsbeſchluß vom 28. Septemöer iſt der
Gefellſchafts=
vertrag geändert, und zwar iſt das Stimmrecht der Vorzugsaktien in
der Weiſe erhöht, daß je 1000 Mk. Vorzugsaktien in den drei bekannten
ſteuerfreien Fällen 10 Stimmen gewähren.
Un Umſehlagsbetrieben nennt der Proſpekt, neben der Tanksanlage in
Regensburg, insbeſondere die Köhlbrandtinduſtrie G. m. b. H., die eine
See=Umſchlags= und Tanks=Anlage mit 24 Tanks von 48000 Tonnen
Wirtſchaftliche Rundſchau.
spd. Maſchinenfabrik Frankonia A.=G., Frankfurk
M. Auf Antrag des Bankhauſes E. Wertheimber u. Co. und der
Frankfurter Kreditanſtalt ſind. 17 Millionen auf den Inhaber lautende
Stammaktien der Geſellſchaft an der Frankfurter Börſe Mgelaſſen. Das
lktienkapital beträgt nunmehr 18 Mill., eingeteilt in 6000 Stück
Inhaber=
ktien über je 1000 Mk., 2200 Stück Inhaberaktien über je 5000 Mk. und
00 Vorzugsaktien über je 5000 Mk., welche auf den Namen lauten. Die
defellfthaft iſt z. Zt. gut beſchäftigt und mit einem erheblichen Beſtand
n Aufträgen verſehen. Von einer Kürzung der Arbeitszeit konnte bis
ſetzt abgeſehen werden. Unter dem durch die außergewöhnlichen
wirt=
ſchaftlichen und politiſchen Verhältniſſe bedingten Vorbehalt läßt der
vor=
undene Auftragsbeſtand und der ſeitherige günſtige Gefchäftsgang der
Beſellſchaft hoffen, daß auch im laufenden Jahre ein angemeſſener
Ge=
vinn erzielt wird.
Olea=Werke A.=G., Frankfurt a. M. Der Aufſichtsrat
jgt beſchloſſen, der zum 17. Dezember einberufenen G.=V. den Abſchluß
tes Pachtvertrages mit den Riebeck=Montan=Werken vorzuſchlagen. Den
Ueg=Aktionären ſoll bei dieſer Transaktion eine Dividendengarantie im
Ferhältnis von einer Riebeck=Aktie auf acht Olea=Aktien gewährt werden.
* Chemiſche Fabrik Griesheim=Elektron, Frank
urt a. M. Die Geſellſchaft teilt uns mit, daß ſie aus verwaltungs
echniſchen Gründen die bisherige Verkaufsabteilung „Autogen” auf die
zu dieſem Zwecke neugegründete Firma „Griesheimer Autogen
Verkaufs=
geſellſchaft m. b. H., Frankfurt a. M., übergeleitet und dieſer der
Alleinverkauf der Erzeugniſſe und Handelsprodukte der Autogen=Werke
übertragen wurde. Irgendwelche Aenderungen in Bezug auf die
bis=
ſerige Preisſtellung, Lieferungsbedingungen und Beſchaffenheit der
Faren treten durch die Ueberleitung nicht ein.
* Lahmeyer u. Co., Frankfurt a. M. Das der Geſeſlſchaft
laheſtehende Kraftwerk Altwürttemberg nimmt Erhöhungen des
Grund=
apitals um Mk. 50 Mill. Stammaktien vor. Die Bilanz für das am
30. Juni abgelaufene Geſchäftsjahr ergibt einen Gefamtgewinn von Mk.
618 Bill. (i. V. 1,4 Mill.), der ausſchließlich zu Abſchreibungen und
kückſtellungen verwandt wird. Die Geſellſchaft kündigt ihre 5proz
eilſchuldverſchreibungen von 1921 und bietet Umtauſch gegen
bligationen in eine Aktie der ihr naheſtehenden Großkraftwerk=A.
Heilbronn, an.
F. H. Hammerſen A=G., Osnabrück. Laut Meldung ſo
den Aktionären der Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei, Ettlingen
ein Umkauſchangebot derart gemacht werden, daß bis zum 10. Dezember
ßir je zwei Ettlinger Aftien 3 Hammerſen=Aktien gewährt werden
zas= und Spiegelglas=Fabriken A.=G.,
Füxtk. So
ine Generalverſammlung, die zum 15. Dezember
ein=
berufen irä, wirb über die Erhöhung des Kapitals um bis Mk. 18
Mikiionen Beſchluß faſſen.
viomotivfabrik Kraus u. Co. A.=G., München.
Die
3. katte über einen Antrag auf Erhöhung des Grundkapitals
um 20 PiJ. Stammaktien auf insgeſamt 120 Mill. zu beſchließen. Die
neueg Mistel follten ermöglichen, einen neumonatlichen Valutakredit
über 1c0 07) Dsllar aufzunehmen. Die ausländiſche Bank, die dieſen
Kredik zur Verſügung ſtellen ſollte, wäre berechtigt geweſen, bei
Fäl=
ligkeit der Schuld 10 000 Stück Aktien der Geſellſchaft zu beanſpruchen.
Sofern der Glänbiger jedoch bis ſpäteſtens 23. 6. 1924 Bezahlung in
effektiven Dollars forderte, ſoll der Geſellſchaft geſtattet ſein, durch
Hin=
gabe von 20000 Stück Aktien ihre Schuld zu tilgen. Aus
Aktionär=
kreiſen wurde gegen dieſe Transaktion proteſtiert, mit der Begründung,
daß die Aktionäre ein Fünftel der Subſtanz hingeben müßten, während
ſie nach Einführung des wertbeſtändigen Geldes wahrſcheinlich ſelbſt
im=
ſtande ſeien, dieſe Mittel aufzubringen. Demgegenüber wurde von der
Verwaltung betont, daß das unterbreitete Angebot nur für kurze Zeit
Geltung habe, und daß die Geſellſchaft unbedingt neue Mittel brauche.
Die Abſtimmung ergab 63 182 Stimmen für die Anträge der
Verwal=
tung gegen 4909 Stimmen der Oppoſition. Der Vorſitzende erklärte,
daß die Verwaltung nach dem Proteſt der Oppoſition nunmehr ge
zwungen ſei, andere Wege zur Beſchaffung der erforderlichen Mittel
einzuſchlagen. Deu in den Auffichtsrat wurden gewählr:
Reichspoſt=
miniſter a. D. Stingel und Direktor Dr. Strauß von der
Verkehrsmit=
tel=A.=G., Berlin.
Reugründungen.
— Neue Aktiengeſellſchaft. Aus Glashütte Sa, wird
uns gemeldet: Am 27. November iſt die am 15. Oktober in Dresden
ge=
gründete „Erſte Glashütter Präziſions=Hausuhrwerke=Fabrit
Aktiengeſell=
ſchaft vorm. Karl D. Höhnel, Sitz Glashütte in Sa.” beim Regiſtergericht
Lauenſtein eingetragen worden. Die neue A.=G. iſt von der Präz.=
Pendeluhren=Fabrik K. D. Höhnel in Glashütte=Sachſen mit Hamburger
Bankhäuſern und der mit ihr in Intereſſengemeinſchaft ſtehenden
Uhr=
gehäuſefabrik Emil Nothofer A.=G. in Hamburg gegründet worden, die
den Vertrieb der geſamten Produkkion der neuerdings in den
Höhnel=
ſverken erzeugten Präziſionshausuhrwerke übernommen hat. Das
Grund=
kapital beträgt hundert Millionen Mark. Die Aktien ſind mit einem
Aufſchlag von 9900 Prozent aufgelegt und in Stücken von 2, 5 und 10 000
Mark zu haben. Die Bereitſtellung beträchtlicher Reſerven ermöglicht
eine ſpätere Erweiterung der zurzeit 70 Mann umfaſſenden Fabrik.
Durch Hebung der Produktion und der Produktivität hofft man die
Preiſe der Glashütter Hausuhrwerke unter Beibehaltung ihrer Präz
ſionsausführung zu ſenken und den Schwarzwaldpreiſen zu nähern. Dem
Aufſichtsrat gehören an: Dir. Görrſche, Kaufmann Schröpel, Dir.
Nothofer, ſämtliche in Hamburg; Vorſtand iſt Dir. K. W. Höhnel,
die Leitung über ſein Lebenswerk behält.
1,25 Goldmark pro Kilo ab Mannheim.
Futtermittel. Die Auswahl in den Artikeln war klein. 3
Angebot kamen Weizenklee zu 7,50—8,00, Rohmelafſe zu 8,5 Goldma
pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim, beide etwas teurer als in der letzt,
Woche. Am Rauhfuttermittelmarkt macht ſich immer ſtärkerer Begel
bemerkbar, und die Forderungen haben ſich etwas ſtärkerer geſteige
bei Bundſtroh von 5—505 auf 6—6,40 Mk., während Wieſenheu n
7,50—8,00, gegen 7,80—8,00 letztwöchiger Notiz, alles pro Doppelzentn
waggonfrei Mannheim, eher etwas billiger war.
Tabak. Beim Einkauf der neuen Tabake hat ſich eine ſehr ung
ſunde Preistreiberei eingeſchlichen und die Preiſe für Herbſt= und Gund
Tabake wie für Sandblätter bis auf 60—80 Goldmark pro Zentner
bracht. Zum letztgenannten Höchſtpreis wurden etwa 1000 Zent:
Zigarrentabake i Lampertheim (Heſſen) verkauft. Daß bei folch hohe
Preiſen die Nachfrage nachgelaſſen und im Einkauf eine neuerlid
Stockung eingetreten iſt, iſt leicht begreiflich. Der Debiſenmangel be
hindert eben jeden Erwerb an ausländiſchen Tabaken und ſchaltet
Konkurrenz aus, ſo daß gegenwärtig der einheimiſche Tabak eine
Monoßolſtellung hat. Bei der Fabrikation wie beim Handel h
ſtarke Geſchäftsflauheit.
Hopfen. Die Kaufluſt hielt an. Für würtiembergiſchen H
ſpurden 250—300 Goldmars pro Zentner bezahlt.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenm
ging es heute wieder ſehr ruhig zu. Die Tendenz erwies ſich zum Te
als ſchwächer. Weizen wurde an die Mühlen in geringen Poſten de
kauft. Man klagt aber über nicht befriedigenden Mehlabſatz. Nogg
war ſehr ſtill, nur für ſächſiſche Station zeigte ſich etwas mehr Nad
frage. Gerſte durde ſeitens des Weſtens und des Südens unſeres Lar
des verlangt. Für Hafe fehlte es an Kaufluſt. Weizenkleie war knapt /
und infolgedeſſen wurde Roggenkleie mehr beachtet. Andere Futterſto
blieben ruhig.
Börſen.
* Börſenbericht vom 26. Nobember bis 1. Deze
ber 1923. (Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt
Die fortſchreitende Rentenmark=Emiſſion und die gleichzeitig erfolgen
Ausgabe von wertbeſtändigem Notgeld müſſen mehr und mehr zu ei=
Einſchränkung des Papiergeldumlaufs führen, und dieſe kam dem auf
in der Berichtswoche wieder in einer nur von vorübergehenden Crleich 00
terungen unterbrochenen dauernden ſcharfen Anſpannung des Geldmar
tes zum Ausdruck. Die Knappheit der Papiermark darf auch als
Haupturſache für die in den letzten Tagen zu beobaciſtende leichte Beiſt
rung des Markkurfes im Auslande angeſehen werden, uud ſie wirkt
damit in doppelter Hinſicht auf die Effektenmärkte. Dieſe eröffneten an
Montag noch in etwas feſterer Haltung, da man vielfach an dieſem
Ta=
eine weitere Erhöhung der offiziellen Dediſenkurſe erwpartete, nachder
dieſe aber ausblieb, kam es an der Mittwochbörſe zu zahlreichen
Reali=
ſationen, die bei völligem Mangel an Aufnahmeluſt zu bedeutende
Kursabſchlägen auf allen Gebieten führten. Die Abgabeneigung wurde
noch verſtärkt durch die am Mittwoch veröffentlichten Ausführunger
des Währungskommiſſars Dr. Schacht, die dahin gingen, daß die Geld
knappheit eine unvermeidliche Begleiterſcheinung einer erfolgreichen Sa
nierungsaktion ſei und darum von der Regierung bewußt gefördert
werde, ſo daß in nächſter Zeit kaum mit einer dauernden Erleichterun
der Geldverhältniſſe zu rechnen ſei. Unter dieſen Umſtänden gaben die
Kurſe beinahe durchweg ſtark nach, und die Verluſte betrugen in ein
zelnen Fällen bis zu 50 Prozent des Montagkurſes. Beſonders gedrückl
lagen die weſtlichen Montanwerte und ausländiſche Anleihen. Es kan
weiter hinzu, daß am Dienstag zivei kleinere Berliner Maklerfirmen
Schwierigkeiten geraten waren und man weitere Inſolvenzen befürc
tete; auch wurde der Abſchluß des Nuhrabkommens von der Börſe
un=
günſtig beurteilt. An der Freitagbörſe vermochte ſich dann ziemlich
all=
gemein eine mäßige Erholung durchzuſetzen, da inzwiſchen der
Geld=
markt wvieder weſentlich flüſſiger geworden wau und wohl die Ultimb
verkäufe erledigt waren. Die Grundtendenz der Börſe blieb jedoch auch
an dieſem Tage zurückhaltend und luſtlos und die Kursbeſſerungen
reichten durchweg nur Teile der vorangegangenen Abſchwächungen.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Bei unvermin
derter Nachfrage wurden die Deviſenkurſe in unveränderter Höhe fe
geſetzt. Auch die Zuteilung blieb dieſelbe wie an den vorhergehenden
Tagen. Geld war angeboten. Die Sätze gingen bis auf 1 Prozent
hin=
unter. Gleichwohl herrſchte für Effekten eine ſchwache Stimmung.
An=
geblich ſoll vom Ausland Angebot drücken. Nur für Petroleumaktien
trat mehr Nachfrage hervor. Für deutſche Petroleumaktien wurde e
Kurs von 22 Billionen und für Ausland vor 12 Billionen genannt. Im
allgemeinen beſtand wenig Neigung zu neuen Geſchäftsabſchlüſſen
Warenmärkte.,
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Die
in=
nerpolitiſchen Verhältniſſe ließen auch weiterhin die Warenmärkte in
feſter Grundſtimmung verkehren; trotzdem haben ſich aber die Preiſe
etwas geſenkt. An Angeboten fehlt es zurzeit nicht und es würde ſiche
auch zu größeren Geſchäftsabſchlüſſen kommen, wenn das nötige
wertbe=
ſtändige Geld zur Verfügung ſtände. Mannheimer Handelskammer=
Dollars befinden ſich ſchon in beträchtlichen Mengen im Umlauf; ſie
wer=
den aber nur von Warengehern der nächſten Umgebung als
Zahlungs=
mittel angenommen; die Verkäufer aus der Pfalz, Heſſen,
Württem=
berg und dem übrigen Baden verlangen Reichs= und Landes=
Goldan=
leihen oder Rentenmark, welche immer noch in vollſtändig unzuläng=
Deviſenmarft.
Sämtli
Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
lichen Mengen in den Verkehr gebracht worden ſind. U. a. werden auch
noch von den landwirtſchaftlichen Kreiſen Anilindollars angenommen,
mit denen ſie ſich im Frühjahr ihren Kunſtdünger erwerben wollen.
Wenn trotz der feſten Grundſtimmung die Forderungen etwas gegen die
Vorwoche zurückgegangen ſind, ſo dürfte dies wohl für manchen
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käufer in der Notwendigkeit liegen, ſich Geldmittel zu verſchaffen zur
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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2. Dezember 1923.
Seite 3.
Liebe und Pflicht.
iantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
„Nachdruck verboten.)
ſchwieg, denn ſeine erkünſtelte Ruhe drohete dem
Aus=
ſeines Schmerzes zu weichen. Plötzlich riß er ungeſtüm die
te in ſeine Arme, der letzte Kuß brannte auf ihren Lippen,
„menteilte er, als fürchte er, in ſeinem Entſchluß wankend zu
7, und verſchwand hinter den mondbeglänzten Grabſteinen.
(s er in die Nähe der Schmiede kam, hörte er ein reges
n auf der Straße und ſahe, als er ſich näherte, einen
Hau=
olks vor dem Hauſe ſeines verſtorbenen Meiſters. Sein
ay klang von vielen Lippen, denn es war bekannt geworden,
auf wunderbare Weiſe zum Retter der Stadt geworden
d die dankbaren Bürger kamen mit dem Stadtpfeifer und
Geſellen, um durch Muſik und Geſang ihre Erkenntlichkeit
im itun.
iemand ahnte, daß der, dem dies alles galt, jetzt mit
zer=
m Herzen durch das Gewühl ſchlich und hinauf in ſein
äy ferlein flüchtete. Dort hörte er das Jauchzen der Menge,
giſtige Spiel und den jübelnden Ausruf ſeines Namens und
türte weinend ſeine wenige Habe zuſammen, um ſich aus
tadt zu ftehlen wie ein Dieb nach vollbrachter Tat. Als er
zu Ende gekommen war, ſetzte er ſich auf ſein Bett und
te, bis er ſich unvermerkt entfernen könnte.
ie Muſik hatte aufgehört; das Volk ſtrömte auseinander.
old hing das Ränzlein auf ſeinen Rücken, noch einmal ſahe
wehmütig in dem trauten Stübchen um und verließ es
mit keiſen Schritten. Sein Herz pochte, als er an Judiths
zih er vorbeikam, und er mußte unwillkürlich ſtehen bleiben;
upfte mit ſich, ob er ihr das letzte Lebewohl verſagen ſollte.
gerte, und war ſchon im Begriff, das Haus in der Stille zu
ſer ſen, als ſich eine Türe öffnete und Judith, eine Lampe in
ſet and, auf der Schwelle erſchien. Als ſie ihn, zur Reiſe ge=
ᛋ erblickte, ſchwankte die Leuchte in ihrer Hand, und ſie rief:
Unmöglich! Ihr wolltet uns verlaſſen?”
eutholds Schneigen ſagte genug.
Ihr wollt uns verlaſſen” wiederholte ſie langſam, „und
t nie wiederkehren?”
Vergeſſet das Leid, das ich Euch ohne Abſicht zugefügt”, bat
üngling.
„Kann ich Euch zürnen? Ach, Ihr wiſſet, daß ich es nicht
kann!“
„Lebet glücklich!“
„Glücklich?” ſagte Judith vor ſich hin, „ja, wer das in ſeiner
Macht hätte! Aber ſagt, was treibet Euch fort? Bin ich’s? Um
mich brauchet Ihr Euch nicht zu kümmern — ich will Euren
Blicken nie mehr begegnen, wenn Ihr bleibet.”
„Ich folge einem heiligen Gebot, welches ich mit jeder Minute,
die ich länger bleibe, verletze.”
Judith hörte kaum, was er ſagte.
„Wollet Ihr das Glück von Euch ſtoßen, das Euch der
Hiuz=
mel beſcherte? Euch winket der Beſitz Magdalenens.”
„Laſſet ab! Ihr ahnet nicht, wie Ihr mich martert. Für mich
blühet kein dauerndes Glück. Darum denket meiner, wie man
eines Verſtorbenen gedenket, und lebet tvohl!”
Jetzt vermochte ſich Judith nicht länger zu halten. Die
künſt=
lichen Schranken, mit welchen ſie ihre unendliche Liebe
zurückge=
halten hatte, brachen, und ſie ſank an des Jünglings Bruſt, als
wollte ſie vergehen.
Leuthold befreiete ſich ſanft aus ihren Armen. „Faſſet
Euch”, ſprach er bewegt, „ſehen wir uns auch in dieſer Welt nicht
wieder, doch gewiß dort oben!“
Wie vom Schmerz verſteint, die gefalteten Hände auf den
Buſen gepreßt, ſtand ihm die bleiche Jungfrau gegenüber, ohne
einen Verſuch zu machen, um ihn zurückzuhalten, wie er ſchnell
davoneilte.
Die Nacht war unfreundlich geworden wie ein murriger
Greis; der Nordwind pfiff durch rieſelndes Regengeſtöber und
verſammelte trübe Wolkenheere am Himmel. Durch das
Un=
wetter ſchritt der Jüngling mit glühender Bruſt und ſtand bald
an dem Kirchhofe und ſahe Magdalenens Licht durch das Fenſter
ſcheinen. Er ging einige Schritte darauf zu und blieb ſtehen.
„Ich ertrag” es nicht!” rief er in heſtig ausbrechendem
Schmerze, und ſtürzte durch die ſchaurige Nacht weg von dem
Orte, wo er das teuerſte Kleinod ſeines Lebens wußte.
Dritte Abteilung.
19.
Tief in dem Tannendunkel des Schwarzwaldes am ſteilen
Rande eines Bergſtroms, der in ohnmächtiger Wut ſeine kühlen
Fluten rechts und links an den ewigen Felsmaſſen zerſtäubte,
wanderte Leuthold, den Reiſebündel auf dem Rücken, einen
derben Eichſtock in der Rechten. Die düſtere, faſt ſchauerliche Oede,
von keinem menſchlichen Laute, nur dann und wann von dem
krächzenden Rufe des Hähers oder den ſchallenden Hacken des
Spechtes unterbrochen, das wirbelnde Wildwaſſer zu ſeinen
Füßen und das traurige Grün der Tannen, deren Wipfel den
Anblick des blauen Himmels entzogen, alles dies hätte mit dem
Gemüte unſeres unſtäten Pilgers nicht beſſer übereinſtimmen
konnen. Die Bruſt war ihm weiter geworden in der Einſamkeit
des Waldes; er war ja Sieger geblieben in dem inneren Kampfe,
und ſeine Willensſtärke war durch das Bewußtſein erhöht, daß er
die heilige Sohnespflicht erfülle.
Oft blieb er ſtehen und ſahe ſich unſchlüſſig nach allen Seiten
um; aber nicht die großartige Natur, in deren Mitte er ſich
be=
fand, ſchien der Gegenſtand ſeines Umherſchauens zu ſein; denn
als jetzt der Wald ſich öffnete und die Ausſicht in ein grünes Tal
mit einladenden Menſchenwohnungen gewährte, wandten ſich
ſeine Blicke unbefriedigt und flüchtig davon weg und richteten ſich
nach der entgegengeſetzten Seite, wo die Waldesſchatten ihm
ge=
heimnisvoll entgegendunkelten. Dort hinaus, richtete er ſeine
Schritte und ſtieß nach kurzer Wanderung auf einige Bauern,
welche beſchäftigt waren, einen rieſigen Tannenbaum zu fällen.
Sein Erſcheinen erregte ihre Verwunderung, und einer von
ihnen, ein rüſtiger Greis mit biederen Zügen, trat ihm entgegen,
grüßte und ſprach:
„Das iſt nicht der rechte Weg durch das Gebirg, junger Geſell.
Habt Ihr das Tal zur Linken nicht geſehen? Dort zieht die
Straße hinaus.”
Leuthold ſchüttelte lächelnd den Kopf. „Nehmet meinen
Dank für Euren wohlgemeinten Rat, doch kann ich ihn nicht
nützen, denn meine Abſicht führt mich tiefer ins Gebirg.
Der Bauer blickte ihn höchlich verwundert an. „Seid Ihr
denn Euer junges Leben ſo überſatt, daß Ihr es ſo gering achtet?
„Warum?”
„Ich merke wohl, Ihr ſeid in unſern Bergen ſchlecht bekannt,
ſonſt zöget Ihr vor, der Heerſtraße zu folgen. Hat Euch denn
niemand vor dem grauſamen Eiſenherz und ſeinen
Strauchbrüdern gewarnt?”
Leuthold gab eine verneinende Antwort.
„So danket Gott, daß er Euch zu uns führte, um unſere
Warnung zu hören. Jedes Kind in unſerm Gebirg weiß Euch
von dem Räuber Eiſenherz zu erzählen, der nicht allzu weit von
hier ſein Unweſen treibt. Geht Ihr eine Stunde auf dem Weg
weiter, den Ihr aus Unkunde einſchluget, ſo kommt Ihr in ſein
Bereich und möchtet wohl ſchwerlich wiederkehren, um von ihm
erzählen zu können."
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Das Organ des Sängers Ernſt Heinz
Raven iſt von ganz ſeltenem Umfang.
Ein Bariton, dem es ſo wenig an
ſeriöſer Baßtiefe wie an durchdringender
Tenorhöhe fehlt. An der Stimme iſt fleißig
gearbeitet worden, — das bezeugen die
zu überraſchender Fülle anwachſenden
Schwelltöne und die vorbildliche,
charaktervolle Ausſprache!
Mit den keck und ſchmiſſig vorgetragenen
Arien des „Luna” aus „Troubadour”
be=
zeigte. Herr Raven ſeine individuelle
Be=
gabung in Brillantfeuer.
Lille Raven deklamierte aus ihren
geſammelten Schriften, ſprachlich lebhaft
kolorierte Phantaſie=Bilder .. ..
Die gleichzeitig aufgebotene pikante
Pantomik fand allſeitiges Verſtändnis.
Profeſſor Dr. Otto Dorn,
Bekannter Muſikſchriftſteller u. Komponiſt.
Wiesbadener Zeitung, 19. 12. 22:
Ernſt Heinz Raden iſt ein Sänger mit
gewaltigem Stimmumfang. Orgelhaft klingt
das Organ in der Tiefe und von ſieghaftem
Glanz ſtrahlt es in den höchſten Lagen,
wie ſelten bei einem Bariton zu hören.
Lille Raden brachte eigene Dichtungen
Aus der jungen Künſtlerin ſprechen
Tem=
verament und Leidenſchaft. Der Erfolg,
den ſich Frau Raven, unterſtützt von ihrer
anmutigen Erſcheinung bei der
Zuhörer=
ſchaft errang, war unbeſtritten.
Heſſiſche Landeszeitung,
Darmſtädter Täglicher Anzeiger
Freitag, 30. November 1923.
Konzert Lille Naven E. H.
Raven, Guſtad Beck. Während Lille
Raden als Dichterin den Anſpruch erheben
darf auf originelle, poetiſche Schöpfungen
die durch ihre Eigenart und tiefe
Empfin=
dung feſſeln, welcher Eindruck durch ihre
ausdrucksvolle Rezitation noch verſtärk
wird, iſt ihr Gatte Ernſt Heinz Raver
(Bariton) ſowohl auf der Bühne wie im
Kenzertſaal heimiſch. Mit ausgiebigem
ſenorem und äußerſr. umfangreichem Orgau
begabt, verſteht er es, lebendigen,
uatur=
wahren und dramatiſchen Ausdruck
i=
ſeinen Geſang zu legen. Hier entwickelt
das Organ edle Fülle und breite
Tonent=
faltung in hohem Maße, Weichheit und
Wohlklang nicht minder, wie ſtrahlende,
ſiegreiche Kraft. Beide Gatten fanden mit
ihren auserleſenen Leiſtungen allſeitig die
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Einträge in das Handelsregiſter:
Abt. A am 20. November 1923: Gelöſchte
Firmen: Wilhelm Nungeſſer,
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ſtadt, und Heinrich Hilsdorf,
Darm=
ſtadt. — Abt. B: Am 23. November 1923
bei der Firma: Dampfkeſſelfabrik
vorm. Arthur Rodberg A.=G.,
Darm=
ſtadt: Durch Beſchluß der
Generalver=
ſammlung vom 20. März 1923 iſt der
Geſellſchaftsvertrag geändert.
(8224
Darmſtadt, den 26. Nov. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Verſteigerung.
Montag, den 3. Dezember ds.
Js., nachm. 2 Uhr, verſteigere ich au
Antrag wegen Geſchäftsaufgabe
13 Gardiſtenſtr. 13
gegen ſofortige Barzahlung:
2 einſp. Kaſtenwagen, 3 einſpänner
Schuttwagen, 1 Heblade mit Winde
1 Pflug, 1 Häckſel= und 1
Rüben=
mühle, ſonſtige Geräte und Geſchirr
aller Art.
(*28416
Darmſtadt, den 1. Dez. 19‟
Kaab
Amtsgerichtstaxator.
Städt. Hallenſchwimmbad.
Aus betriebstechniſchen Gründen iſt
die Anſtalt am Montag, den 3., und
Dienstag, den 4. Dezember 1923,
(st8251
geſchloſſen.
Darmſtadt, den 30. Nov. 1923.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
5Zuverl, gut empf.
* Wirtſchafterin
für mittl.
Villenhaus=
halt (3 Perſ.) geſucht
mit Erfahrg, in allen
Zweig, d. Haush. und
Nähen. Waſchfr. und
Stubenmädch. vorh.
Ang. W. 122 a. Geſch
Bekanntmachung.
Trotzdem der Reichsarbeitsminiſter
W 129 g. Geſchäftsſt, von den Aerzten in der letzten Zeit ſo
angefeindete Verordnung vom 30. Ofto
1923 über die Krankenhilfe bei den Kr
Puppenherd kenkaſſen zugunſten der Aerzte abgeän
u. Shmphonium zu hat, ſind die Aerzte doch am 1. Dezem
kaufen geſ. Angeb. in den Streik getreten. Es muß vor
nit Breisangabe u. Oeffentlichkeit feſtgeſtellt werden,
w 44 an die Ge= Honorarrückſtände nicht mehr vorhan
chäftsſtelle, 8262gi waren, mit dem Streik alſo bloß eine Kr
ſprobe des Aerzteverbandes gegenüber
Ein Puppenwagen/Krankenkaſſen gemacht werden ſoll.
Streit iſt demnach von den Aerzten ger
zu vom Zaune gebrochen worden,
unter W 112 an dieſunſere Mitglieder berückſichtigen wollen.
Die unterzeichneten Krankenkaſſen
Gebr. Damen= oder durch das Vorgehen der Aerzte gezwung
vom 1. Dezember an anſtelle der Se
kaufen geſ. Angeb. u. leiſtungen Barleiſtungen zu gewähren,
W115a d. Geſch (*2424 zwar wird gewährt für Arzt, Arznei uſ
1. Arbeitsunfähigen Mitgliedern täglich
Siebentel des Höchſtgrundlohnes;
2. Arbeitsfähigen Mitgliedern ein
Vie=
des Höchſtgrundlohnes, jedoch nur
die Tage, an denen ärztliche Behandli
ſtattgefunden hat und eine Beſcheinig:
darüber vorgelegt wird;
3. Bei ſchweren Operationen oder ſonſti
ſchweren Erkrankungen kann der V
ſtand über die vorbezeichneten Sätze
ausgehen. Die Zuſtimmung des A
ſtandes iſt vorher einzuholen;
4. Bei Eutbindungen und Schwang
ſchaftsbeſchwerden werden die Mind
ſätze der Preußiſchen Gebührenordnu
für Aerzte vergütet;
5. Außer den vorſtehenden Sätzen wer
die notwendig entſtandenen Fuhrkol
einſchließlich der Zeitverſäumnis
Arztes bis zu einem Zehntel des in
ſatz 1 zu gewährenden Betrags vergit
6. Die Mitglieder, die Brillen oder Bru
bänder benötigen, haben ſich, ehe ſie
Arzt aufſuchen, bei der Kaſſe oder
der für ſie zuſtändigen Zahlſtelle
melden.
Erwerbsunfähige Mitglieder, die
arbeitsfähig melden wollen, können di
ohne daß ſie vorher den Arzt aufſuch
durch einfache Meldung bei der
Kaſſenv=
waltung tun.
Die Krankenkaſſenmitglieder handeln
ihrem eigenen Intereſſe, wenn ſie den A
nur in dringenden Fällen aufſuchen.
allen Fällen tun ſie gut, ſich erſt Rats
der Kaſſe zu holen. Die Kaſſe iſt
bereit, den Mitgliedern freigegebene A
neimittel, Verbandſtoffe uſw. unentgeltl
zu vermitteln.
Die den Mitgliedern zukommenden
träge werden den erwerbsunfähigen M
gliedern bei ihrer wöchentlichen Kranke
gelderhebung, den erwerbsfähigen Krant
nach Vorlage der Quittung des Arztes
den üblichen Kaſſeſtunden ausgezahlt.
Es wird noch ausdrücklich darauf
a=
merkſam gemacht, daß in den Beträg
unter 1 und 2 auch die Entſchädigung
notwendige Arzneien uſw. enthalten iſt.
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Sonntagsgedanken.
Von Dr. W. Sauer.
„Der Herr kennt den Weg der
Ge=
rechten, aber der Gottloſen Weg
ver=
geht.”
Mit dem erſten Adventsſonntag beginnt ein neues Kirchen=
Das wiſſen viele evangeliſchen Chriſten nicht. Denn die
igeliſchen (hriſten ſtehen im allgemeinen dem Kirchenleben
llich gleichgültig gegenüber. Aus einem zwieſachen, ſehr nahe
fienden Grunde! Es fehlt einerſeits der evangeliſchen Kirche,
Gegenſatz zur katholiſchen, die ſtraffe Organifation, und
an=
rſeits die Autorität. Im Selbſtprieſtertum des
Proteſtantis=
ohne Frage einer gewaltigen Errungenſchaſt an geiſtiger
heit und ſittlichem Verantwortungsgefühl, liegt die Tendenz
Abſonderung und Individualiſierung, die folgerichtig dahin
en muß, daß ſchließlich nicht nur jeder evangeliſche Geiſtliche,
ern jeder evangeliſche Chriſt ſein eigener Papſt wird. Aber
e letzte Folgerung iſt doch inſofern nur theoretiſch möglich,
der wahrhaft lebendige Chriſt durch die Gemeinſchaftsidee
Chriſtentums, welche in der praktiſchen Nächſtenliebe äußer=
und in der gemeinſamen Abendmahisfeier innerlich=religiös
Ausdruck gelangt, die Verwirklichung ſeines
reli=
ſen Ideals nur im Gemeinſchaftsleben finden wird, wie
7 überhaupt das Gemeinſchaftsleben für die Menſchheit ein
urgeſetz iſt. Es ſollten darum die evangeliſchen Chriſten, ohne
vegen auf ihre geiſtige Selbſtändigkeit verzichten zu müſſen.
doch dem evangeliſchen Kirchenleben mit viel mehr
Rührig=
anſchließen, als es gewöhnlich geſchieht. Die Kirche bedarf
haus der Zufuhr neuer Lebenskräfte. Und was die
ver=
ntliche Aufgabe der geiſtigen Selbſtändigkeit betrifft, ſo iſt
er Einwand nur zu oft bloß ein Deckmantel für große
Gleich=
igkeit gegenüber allen geiſtigen Dingen. In Wahrheit
be=
a nur wenige Menſchen geiſtige Selbſtändigkeit, weil nur
ige mit dieſem Beſitz fertig zu werden verſtehen. Dazu ge=
Chara terſtärke, gediegenes Wiſſen, ſittliche Kraft — alles
ge, die heute nicht gerade Allgemeingut zu ſein pflegen.
Um aber auf das neue Kirchenjahr zurück zu kommen, das
dem erſten Adventsſonntge beginnt, ſo dürfte es gerade,
l unſere Zeit in ihrer Verworrenheit und Zielloſigkeit ſo ſehr
s Haltes, ſo ſehr einer von ihnen kommenden neuen
Feſtig=
bedarf, berechtigt ſein, am Eingange des neuen Kirchenjahres
ebangeliſchen Chriſten an ihre Zugehörigkeit zur
evangeli=
n Kirche zu mahnen und der evangeliſchen Kirche es nahe zu
n, im neuen Kirchenjahre ihren evangeliſchen Chriſten aus der
le und dem Reichtum des Evangeliums für die Not der Zeit
irkung, Mut und gläubige Zuverſicht zu ſpenden. Die
Sehn=
t nach Ewigkeitswerten mitten unter den vor unſeren Augen
lich und ſtündlich zerrinnenden Vergänglichkeiten dieſer Welt
t allmächtig durch unſer aller Herzen. Rufet mit dem rech=
Wort, ſammelt unermüdlich, und viele, viele werden kommen!
der Weltkrieg ausbrach, traten alle ohne Unterſchied vor
tt. den Gerechten zum Gebet! Sollte eine Stunde von viel
ßerer Not und Hoffnungsloſigleit nicht gleichermaßen es
mögen, die Menſchen an den Urquell ihres Seins zu führen?
Adventszeit iſt Vorbereitungszeit. Im Hinblick auf die vier
hrtauſende vorchriſtlicher Menſchheitsgeſchichte ſind dieſe
Adventsſonntage ſymboliſch vor das Weihnachtsfeſt gelegt.
wollen auf die rechte innere Einſtellung des
Weihnachts=
nders vorbereiten. Das aber iſt die innere Vorbereitung:
reuet euch in dem Herrn allewege, und abermals ſage ich, freuet
5! Eure Freudigkeit laſſet kund ſein allen Menſchen. Der
rr iſt nahe!”
Erſchütterungen ſind dem Menſchen gut, ſie tragen zu
ſeiner Befeſtigung bei. Kein Baum wird feſt und ſtark, er
werde denn von den Stürmen bewegt. Der Stamm bekommt
dadurch Haltung und die Wurzel gewinnt Grund und Boden.
Dürftig ſtehen die Bäumchen im ſonnigen Tale.
Seneca.
Er, der alles vermag, ſollte nicht auch für Dich, Du
klein=
gläubiges Menſchenkind, ſorgen können?
Wozu alſo die Angſt? — Iſt Dir ſo bange vor dem
kommen=
den Tag mit ſeinen Sorgen und Laſten? — Weißt Du nicht, daß
der Herr denen, die ihn bitten, Kraft verleiht, alles zu tragen,
auch das Schwerſte? — Iſt Dir bange vor der Zukunft, die ſo
ſinſter in undurchdringlichem Dunkel vor Dir liegt? — Bitte doch
Gott, daß er ſie erhellt.
Sagte er nicht im Anfang, als er die Welt erſchuf: „Es
werde Licht”, und es ward Licht. Sollte er, was er damals
konnte, heute nicht mehr können? Iſt es nicht mehr derſelbe
Gott? Kennſt Du das Gedicht von E. M. Arndt „Troſt” wie
es im erſten Vers heißt:
„Der alte Gott, er lebet noch: Was willſt du Herz
der=
zagen? Wenn auch der Tag Dich quält und drückt. — Es müſſen
andre tagen!“
Und dann auch die drei folgenden Verſe, wie es im dritten
heißt: „Der alte Gott, er lebet noch. — Vergiß Du Herz die
Sorgen. — Es folget nach dem trüben Tag, — Ein neuer ſchöner
Morgen.”
Darum, o Menſchenkind, verzage nicht. Falte die Hände.
Glaube und vertraue wieder.
Der alte Gott lebt noch.
anklammert und die Eier befeſtigt. Optiſche Fernwirkung zieht
das legereife Weibchen zu allerlei grünen bis gelben Gegenſtänden;
die Nahkontrolle aber erfolgt durch den Geruchsſinn. So verhalten
ſich übrigens nicht alle Schmet erlinge. Manche Tagfalter
orien=
tieren ſich beim Nahrungsflug nur durch den Geruchsſinn; wenn
ihnen die Fühlerſpitzen, in denen der Geruchsſinn ſitzt,
abge=
ſchnitten werden, finden ſie die Nahrung nicht mehr: Der
Tauben=
ſchwanz aber orientiert ſich beim Nahrungsflug rein durch den
Geſichtsſinn. Bei einiger Aufmerkſamkeit iſt es unmöglich, die
berſchiedenen Flüge des Falters mit einander zu verwechſeln,
da ſchon die Haltung der Tiere ganz verſchieden iſt.
K. Röder von Diersburg.
Menſchenkind, warum das furchtſame Leuchten in Deinem
ick? Wozu die Angſt?
Haſt Du Deinen Glauben ganz verloren, das wertvollſte
ut, das Gott Dir in Deine Wiege legte? Haſt Du kein
Ver=
uen mehr zu ihm? — — Törichtes Menſchenkind, glaubſt Du,
hätte Dein vergeſſen?
Er, der die Waldtiere Nahrung finden läßt, der die kleinen
umeni mit Morgentau benetzt, daß ſie ſich laben und erquicken
ch der langen dunklen Nacht. Der ihnen die Sonne ſcheinen
ſt, daß ihre Knoſpen ſich zu voller Blüte entfalten.
Er, der den Boden mit Regen befeuchtet, daß der Same
mt, wächſt, gedeiht, Frucht bringt. — —
C.K. Die Flüge des Taubenſchwanzes. Hochinker ſſante,
bis=
her ganz unbekannte Einzelheiten über die Art des
Blumen=
beſuches und der Eiablage beim Taubenſchwanz ſind durch die
eingehenden Verſuche von Knoll ans Licht gefördert worden, über
die Koehler in den „Naturwiſſenſchaften” berichtet. Der Falter
führt drei Arten von Flügen aus, die Dunkelflüge, die Hellflüge
und die Eiablageflüge. Nach der Sättigung, beim Herannahen
der Dunkelheit oder des Winters führt der Falter
Dunkel=
flüge aus, d. h. er fliegt die dunkelſten Stellen ſeiner
Um=
gebung an, um ſich darauf niederzuſetzen und einzuſchlafen. Man
ließ die Falter im Zimmer fliegen, wo ihnen vielerlei dunkle
Gegenftände dargeboten wurden und konnte die Tiere durch eine
Anzahl von ſchwarzen, auf einen Faden aufgereihten Kugeln,
die nacheinander angeflogen wurden, quer durchs Zimmer locken.
Es zeigt ſich, daß an Helles angrenzendes Dunkel dem
Dunkel=
tier dunkler erſcheint, als dasſelbe an Dunkles grenzende Dunkel.
Der Falter reagiert alſo ganz wie der Menſch. Auch erſcheint den
Dunkeltieren das Blau weſentlich dunkler als das Gelb, und dieſe
Farben wirken auf den Taubenſchwanz ihrer Helligkeit nach wie
auf den normalen Menſchen. Dadurch wird alſo die von v. Heß
ausgeſprochene Anſicht widerlegt, daß der Farbenſinn der
In=
ſekten derſelbe ſei wie bei dem total farbenblinden Menſchen. Bei
den Dunkelflügen ſtreckt der Falter niemals den Rüſſel aus
ſpreizt aber die Vorderbeine ab, jedoch bleiben bei den Hillflügen
die Beine ſtets in Ruhe, während der Rüſſel bei der Annäherung
an geeignete Objekte ausgeſtreckt wird. Der Falter ſaugt nämlich
freiſchwebend vor der Blüte, und zwar ließ ſich durch eingehende
Verſuche ſein Licht= und Farbenſinn genau feſtſtellen. Wenn man
die Falter längere Zeit mit gelben Minariablüten fütterte, ſo
er=
gab ſich eine deutliche „Bindung” an die gelbe Farbe; die Tiere
ließen ſich dann auf violette Farbe „umdreſſieren”, bei
gleich=
zeitiger Darbietung derſelben Farbe in verſchiedenen
Sättigungs=
graden wurden überall die geſättigſten Farben bevorzugt. Es
er=
gab ſich ſowohl aus den Dunkel= wie den Hellflügen, daß der
Taubenſchwanz wenigſtens zwei berſchiedene Farbarten
unter=
ſcheidet, nämlich die der Gelb= und die der Blauviolett=
Purpur=
gruppe. Auch die oft geſtellte Frage, wie die legereifen
Schmetter=
lingsweibchen die Futterpflanze der Raupen finden, an der ſie
die Eier befeſtigen, Leß ſich beantworten. Das Weibchen flog bei
den Eierlegflügen ſchnurgerade auf die grünen Teile der
Raupenfutterpflanze Galium zu, an denen es ſich mit den Füßen
CK. Rebhuhn=Geſchichten. Die Rebhuhnjagd, die in dieſen
Wochen eifrig betrieben wird, iſt dem Feinſchmecker ebenſo
wich=
tig wie dem Weidmann, denn das Rebhuhn hat ſtets für einen
beſonderen Leckerbiſſen gegolten, deſſen Zubereitung von den
Virtuoſen der Kochkunſt mit beſonderer Liebe gepflegt wurde.
Der große franzöſiſche Feinſchmecker Grimod de la Reyniére, der
das Rebhuhn, im Gegenſatz zur Schnepfe, der „Königin der
Sümpfe” mit dem Ehrentitel des „Königs der Ebene” belegte,
forderte, daß das Tier erſt mehrere Tage lagern müßte, um
ſei=
nen feinſten Geſchmack zu erhalten und um am beſten bekömmlich
zu ſein. Mit der Behauptung, daß Rebhühner ſchädlich ſeien,
wird im „Don Quixote” der wackere Sancho Panſa ſchwer
ge=
ärgert. Als man ihm nämlich während ſeiner Statthalterſchaft
auf der Inſel eine leckere Schüſſel gebratener Rebhühner vorſetzt,
da nimmt ſie ihm ſein Arzt vor der Naſe weg und zitiert einen
angeblichen Spruch aus Hypokrates: „Jede Sättigung iſt
ſchäd=
lich, am ſchädlichſten aber die, die durch Rebhühner herbeigeführt
wird.” Von beſonderen Meiſtern der feinen Zunge wird
berich=
tet, daß ſie aus dem Geſchmack des Huhnes die Gegend zu
erken=
nen wiſſen, in der es aufwuchs. So ſoll der „Soldatenkönig”
Friedric, Wilhelm I., der ein leidenſchaftlich: Freund des
Reb=
huhns und der Rebhuhnjagd war, die aus ſeinem Reich
ſtammm=
den Hühner von denen aus anderen Ländern am Geſchmack
unter=
ſchieden haben. An der Jagd des Königs auf das „wilde Ge
flügel” hatte auch die Königin Intereſſe, denn ſie durfte mit den
Hühnern, die nicht an der Hoftafel verwendet wurden, einen
ſchwunghaften Händel treiben. Der ältere Alexander Dumas, der
ſich auf ſeine gaſtroſophiſchen Fähigkeiten mehr zugute tat als
auf ſeine ſchriftſtelleriſchen, erzählte, daß er durch ſeinen „
Reb=
huhngeſchmack” ſogar einmal einem Verbrecher auf die Spur
kommen ſei. Er fuhr mit einem Fremden zuſammen, der
be=
hauptete, daß er direlt aus Paxis käme; dieſer bot Dumas von
einem Rebhuhn etwas an, aus deſſen Geſchmack er ſofort
er=
kannte, daß es ſich um ein böhmiſches Rebhuhn handelte. Da er
wußte, daß man nach einem Bankier aus Wien fahndete, der
Unterſchlagungen begangen hatte, machte er die Polizei auf den
Fremden aufmerkſam, und wirklich war dieſer der geſuchte
Ver=
brecher. Das Rebhuhn hatte es an den Tag gebracht! Aber auch
der beſte Leckerbiſſen ſchmeckt nicht immer. Das beweiſt die
Ee=
kannteſte Rebhuhngeſchichte, die von dem fmnzöſiſchen König
Heinrich IV erzählt wird. Als dieſem einmal ſein Beichtvater
wegen ſeiner vielen Liebſchaſten gehörig den Kopf wuſch, ließ er
dem frommen Manne tagtäglich deſſen Leibſpeiſe, Rebhühner,
vorſetzen, bis dieſer in die bewegliche Klage „Toujours perdrig”
(immer Rebhühner) ausbrach. Das hatte der König erreichen
wollen. „Man muß ehen Abwechſelung haben,” ſagte er. „
Im=
mer ein und dieſelbe Frau gefällt ebenſowenig, wie immer
Reb=
hühner.”
— Andere Zeiten, andere Sitten. Man leſe die Zeitungen
wieder, die vor einigen Jahrzehnten erſchienen, und man wird
marktſchreieriſche Anzeigen in ebenſo großer Anzahl oder doch
faſt ſolche wie heutzutage finden. Aber eine wird man mit
Er=
ſtaunen leſen; dieſe z. B.: „Schnurrbärte in einem Monat und
für jedes Alter (ſelbſt wenn alles ohne Erfolg verſucht wurde)
durch die berühmte Tinktur des Prof. P.‟ . . . „Schnurrbärte,
Bärte überhaupt mit 16 Jahren uſw.‟ Vor zwei Luſtren waren
der Schnurrbart à la gauloise und ein Zwickelbart (ä ja.
Henri IV.) die ſchönſten Eigenſchaften des ſtarken Geſchlechts.
Im Jahre 1923 ſind unſere Geſichter bartlos; kaum erlaubt man
ihnen auf der Olerlippe eine kleine Linie von Barthaaren, einer
Zahnbürſte ähnlich, ſo daß die Reklamen für mechaniſche
Raſier=
meſſer diefenigen Anpreiſungen erſetzt haben, die haarerzeu
Mittel rühmiten und andere Artikel, um dem Geſicht einen
ſol=
datiſchen Ausdruck zu verleihen, trotz der fehlenden 20 Jahre.
Skizze von Johannes Schlaf.
Noch nicht ſo lange verkehrte er im Hauſe als Hedwigs
Ver=
oter, und mit der Verlobung war es ſchnell gekommen. Ihre
hweſter Marie hatte er überhaupt nur ſelten zu ſehen
bekom=
in, wußte kaum etwas über ſie. Es mochte an Mariens
be=
nderem Weſen, vielleicht auch daran liegen, daß ſie — die
utter war ſeit Jahren tot — als die Aeltese ſo ausſchließlich
it den häuslichen Angelegenheiten zu tun hatte und aus ihrer
ſiche nicht viel herauskam. Vielleicht hatte es auch einen
an=
ren Grund.
Als er heute abend aber, zur Feierabendzeit, auf das Haus
iſchritt, war ſie es, die er in der Haustür ſtehen ſah.
Offen=
irwar ſie, um ein paar Augenblicke Luft zu ſchöpfen, eben erſt
is ihrer Küche hervorgetreten.
Die Haustür ſtand offen, und gegen den ſchwarzen Hinter=
und konnte er, zumal es ſchon ſtark dämmerte und das lichte
ageslicht ſich mit dem des aufgegangenen Vollmondes miſchte,
en Marie kaum mehr ſehen als den weißlich=bleichen Fleck ihres
eſichtes mit den dunklen Löchern ihrer ſchwarzen, tiefliegenden
ugen drin. Denn auch ihr ſehr reichliches, wie eine dichte
ruppige Mähne emporſtehendes Haar war ſchwarz, und ſie trug
n ſchwärzlich=dunkelblaues Kattunkleid, ſo daß ihre Geſtalt,
nie ſie da gegen den einen Türpfoſten angedrückt daſtand, von
er ſchwarzen Flut faſt ausgelöſcht wurde.
Ihre Geſtalt war eher klein. Sie lahmte in der einen Hüfte,
ie ſchief hervorſtand; deshalb war auch die eine Schulter
irzer und ging tiefer hernieder als die andere.
Nein, eine Schönheit war ſie gerade nicht, die arme Marie.
iher ſchon gerade abſtoßend häßlich. So ſehr er fie dabei
bemit=
eidete und innerlich mit ſich unzufrieden war: ſo häßlich, daß
Es immer mit einer géwiſſen Nerboſität hatte, wenn er mit ihr
brach und die Unterhaltung nie lang werden ließ. Uebrigens
atte Marie eine unbeholfene, leiſe Sprechweiſe, war
ſchweig=
im und nie beſonders zu einer Unterhaltung aufgelegt, der ſie
ielleicht, wer wüßte, warum, am liebſten auswich. Aber ſie
Lar ja faſt beſtändig von ihrer Wirtſchaft in Anſpruch genommen.
Ihr Geſicht war alſo weißlich=bleich, die Augen lagen tief
dn kantigen Stirnknochen mit dicken, ſchwarzen Brauen
über=
taut. Die Stirn war breit und niedrig und bon dem vor=
Tebenden ſtarren Haarbuſch überwulſtet. Die Backenknochen
Icten breit und eckig hervor, das ganze Geſicht war gedrungen
viereckig und kantig. Ein großer, breiter, dicklippig roter Mund
und eine kurze Stuppsnaſe. Nur die großen, tieſſchSarzen
Augen waren vielleicht bemerkenswert. Sie ſahen einen immer
gerade an; aber doch wie mit einem verhaltenen, tief nach innen
fliehenden, man hätte ſagen können; ſich zurückſtemmenden
Ausdruck.
„Guten Abend, wie geht’s noch immer, Marie?” ſagte er,
als er bei ihr angelangt war.
„O, gut . . . Dir auch?”
Es blieb ein Schweigen, unter welchem Marie ihn in einer
Beiſe anſah, als erwarte ſie, daß er an ihr vorbei in das Haus
eintreten und gleich hinten in den Garten zu Hedwig gehen
werde. Doch er hatte es wieder mit dieſem dummen Mitleid,
ſchämte ſich auch wohl darüber, daß er tatſächlich am liebſten
gleich hinten in den Garten gegangen wäre. Und ſo verweilte
er noch.
„Du biſt ein bißchen aus Deiner Küche raus und feierſt?”
fragte er, bloß um etwas zu ſagen.
Sie ſah ihn an, dann aber ſagte ſie unter einem Lächeln, das
bloß eins aus Höflichkeit war, denn alles vibrierte in ihr, weil
ſie fühlte, daß er doch am liebſten gleich bei Hedwig geweſen wäre:
„Ach ja, ja.
Aus Verlegenheit fah er mittlerweile zu einem Schwarm
Tauben empor, der drüben über einen roten Hausfirſt, das aus
den Baummaſſen eines großen Gartens aufragte, in der blauen
Abendluft kreiſte.
„Es iſt ja auch ein ſo außergewöhnlich herrlicher Abend.
Ja, das iſt er . . . Da drüben hebt ſich ſchon der Vollmond über
die Bäume.”
Marie hob ihren Blick gegen den Mond hin, ließ ihn, doch
ohne einen beſonderen Ausdruck, auf ihm haften.
„Ja, ſchon!” ſagte ſie.
Und wieder blieb ein Schweigen, er fand aber nichts mehr
wurde jetzt ſehr verlegen und ſagte bloß noch:
„Hedwig iſt hinten im Garten?”
„Ja, hinten.”
Er ging.
Marie aber wandte ſich um und verfolgte ihn ſtumm mit
ihrem Blick, bis er am anderen Ende des Flures angelangt war.
Er öffnete die Tür. Für einen Augenblick drang aus dem
Gar=
ten eine Helle in das ſchwarze Dunkel, dann ſchloß ſich die Tür
wieder.
Langſam wandte Marie den Blick wieder ab und ſah vor
ſich hin auf die Gaſſe hinaus.
Er atmete tief auf, als er ſich im Garten befand. Es ſchien
ihm, als ſei es hier heller als draußen vor der Tür auf der
Gaſſe. Man konnte hier auch den Vollmond deutlicher ſehen.
Die Hand noch auf der Türklinke, ſuchte er mit den Blicken
nach Hedwig. Aber da ſah er ſie ſchon zwiſchen Roſen, Nelken,
Lilien und den bielen anderen bunten Sommerblumen den Kie
weg daherkommen.
Er ging ihr entgegen, begrüßte ſie, legte den Arm um ſie,
zog ſie an ſich heran und gab ihr einen Kuß, den er halb
un=
beipußt zu einem längeren werden ließ.
Wie ſehr war ſie das Gegenteil ihrer leiblichen Schweſter,
körperlich und geiſtig! Es war wie das unglaublichſte
Natur=
wunder. Immerhin war die Mutter ſchwarzhaarig geweſen und
der Vater lichtblond.
Die eher kleine Geſtalt zwar hatte Hedwig mit ihr
gemein=
ſam. Aber im übrigen war ſie wie ein Lichtelf gegen eine
ſchwarze Hexe, wobei übrigens kaum zu vermuten ſtand, daß
Marie ihrem Weſen nach ſo eine richtige „Hexe” hätte genannt
werden können. Lieber Gott, ſicher nicht mal das!, dachte er ſo.
In einem leichten Sommerkleid, lichtblond, blauäugig, mit
einem lieblichen, wie aus Milch und Blut gehauchten Geſichtchen,
ſanft und harmlos fröhlich lag ſie ihm im Arm und ſah zu ihm
empor, ſah ihm glückſelig lachend in die Augen. Ein
Sonnen=
ſcheinchen, ein kleiner Zwitſchervogel war ſie, die einzige Freude
ihres verwitweten Vaters, und ſo ein köſtlich anmunges kleines
Weibchen. Er wußte, daß ſie auch zu Marien, wie zu jedem
Menſchen, lieb und gutartig war. Es war nicht Schlechtigkeit
oder Trägheit, wenn ſie ihr in der Wirtſchaft alles überließ: ſie
war dazu eben nicht geſchaffen, mit denen ſie in Beührung kam;
gutes Sonnenſcheinchen zu ſein, das war ihre Beſtimmung
Mit verſchränkten Armen gingen ſie langſam die Gartenwege
entlang, das Geſicht einander zugeneigt. Er war ſehr, ſehr
glück=
lich. Berauſcht lauſchte er ihrem fröhlichen, lichten Eeplauder,
ihrem ſilberhellen Lachen, ganz in ihr glückſeliges Weſen verloren.
Tiefer ſenkte ſich die Dämmerung. Oben ſtand groß der
gleißend helle Mond, fing mit ſeinem Glaſt an, die Farben der
Blumen in ein feines, magiſches Violett auszulöſchen, ſeine
geheimnisvollen Silberſchleier zu weben. In einem
Nachbar=
garten, an dem der kleine, umbuſchte Fluß vorbeiging, ſchlug
eine Nachtigall. Die Roſen dufteten betäubend.
Unter einem blühenden Jasminbuſch hatte er ſich mit
Hed=
wig auf einer Bank niedergelaſſen. In einer Umarmung
ver=
loren, plauderten ſie leiſe, Auge in Auge verſunken, flüſterten
Numr
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Jahrgang 1923
Die Weit der Frau
Die Berufswahl unſerer Kinder.
Ueu e e er Ge eich e e etril
verheißt, ſondern, was weit wichtiger iſt, ihren eigenen
Reigun=
gen wie ihren innerſten Anlagen entfpricht. Leider ziehen viele
Eltern dieſen wichtigen Punkt weinig oder gau nicht in Erwägung.
Wenn auch zum Glück jene Zeit vorüber iſt, da der zukünftige
Beruf der Söhne und Töchter unter dem Zwange der
ungeſchrie=
benen Forderung „ſtandesgemäß” gewählt wurde, und alle
an=
deren Bedenken dahinter zurücktraten, ſo räumen ſie doch noch
immer dem äußeren Drum und Dran des zukünftigen Berufs
zu große Vorrechte ein. Ehre, Anſehen, womöglich Ruhm (bei
vorhandenen künſtleriſchen Anlagen der Kinder), erſcheinen ihnen
als Vorteile für die Zukunft, hinter denen mangelnde Neigung
der Kinder zu dem von ihnen vorgeſchlagenen Berufe, ja ſogar
Abneigung derſelben gegen ihn gar nicht in Frage kommen
dür=
fen. Auch gute pekuniäre Ausſichten werden in dieſer Be
ziehung von vielen Eltern meiſt zu hoch eingeſchätzt, obgleich ſie
wiſſen müßten, daß ſelbſt eine ſtändig gefüllte Kaſſe und dadurch
ſorglos=unbekümmertes Leben niemals jene Zufriedenheit im
Beruf auslöſen, wie ein voll und ganz den eigenen Neigungen
entſprechender, die eigenen Anlagen und Geſchicklichkeiten voll
ausnutzender und darum wahrhaft beglückender Beruf.
Vielleicht hegen viele Eltern im Stilten den Wunſch, zumal
dann, wenn ſie ſich ſelbſt nicht in der angegebenen Nichtung
be=
tätigen dürfen, nun doch ihren Kindern bei der Berufswahl jenen
unter all den vielen gebotenen herauszuſuchen, der der einzig
paſſende, weil alle vorhandenen Vorbedingungen befriedigend
für ſie ſind. Aber ſie ſind im Zizeifel, welcher darunter wohl der
rechte für ihr Kind ſein würde. Nun, bei eingehender
Wür=
digung der körperlichen und ſeeliſchen Anlagen, der Geſundheit,
ſowie vorhandener körperlicher Mängel, teiter unter
Berückſich=
tigung der eigenen pekunjären Verhältniſſe, namentlich dann,
wenn es ſich um köſtſpielige Ausbildung handelt oder ebenſolches
Studium, und ſchließlich unter Berechnung der Zeitſpanne, die
bis zur endlichen Selbſtändigkeit des lernenden ober zur
Aus=
bildung beſtimmiten Kindes verſtreichen muß, werden ſie unter
Zuziehung des Kindes und möglichſter Berückſichtigung ſeiner
Wünſche ſicher doch zum Ziele kommen. Freilich — nicht ernſt
und eindringlich genug können die Eltern darauf hingewieſen
werden, die endgültige Wahl des künftigen Berufes für ihr
ſchulentwachſenes Kind erſt dann zu treffen, wenn ſie unter
Berückſichtigung aller für und wider ſie ſprechenden Faktoren
gründlich und gewiſſenhaft geprüft und gewählt haben in der
Gewißheit, den wirklich beſten unter den heutigen Verhältniſſen
unter allen ähnlichen herausgegriffen zu haben.
Unter allen ähnlichen? Das iſt ein Troſt auch für jene Eltern,
die für ihr Kind gern nach dem Höchſten greifen möchten, wenn
es die Berufswahl für dieſes gilt, daß es heute ſo viele
gleich=
geartete, ſo viele ähnliche Berufe gibt, daß, wenn die
vorhande=
nen Mittel nicht ausreichen, den Herzenswunſch eines Kindes
in dieſer Beziehung reſtlos zu erfüllen, ſie dann doch ſicher ſoweit
zur Verfügung ſtehen, daß ſie einen jenem ähnlichen, alfo
eben=
ſalls den Anlagen und Neigungen des Hindes entſprechenden
und befriedigenden, zu wählen vermögen. Letzten Endes follen
auch Lehrer und Arzt noch zu Rate gezogen, und mehr, als es
bisher geſchieht, die örilichen Berufsberatungsſtellen befragt
ier=
den, wenn drückende Zweifel über die rechte Wahl eines
Be=
rufes für ihr Kind den endgültigen Entſchluß der Eltern er=
Ruth Ohlendorf.
ſchſreren.
„Ja” und „Nein” im Frauenlehen.
ſck. Das Bibelwort, daß unſere Rede „Ja, ja‟, „Nein, nein”
ſein ſoll, „was darüber iſt, das iſt vom 1ebel,” wird beſonders
von der Frauenwelt nicht befolgt. Das ſchönere Geſchlecht weicht
nicht nur gern einer endgültigenAntwort aus, ſondernverbirgt ſeine
Unſicheheit hinter einer Flut von Worten. Im entſcheidenden
Augenblick aber entfährt dem Frauenmund oft das Gegenteil von
dem, was er hatte ſagen wollen. Dieſen Mangel an Sicherheit
und Klarheit in Frauenreden und Frauenentſchiſſen bezeichnet
eine englſche Pſychologin als das größte Unglü vieler
Frauen=
ſchickſale. „Da hat z. B. ein Mädchen von einem Mann, den ſie
nicht liebt, plötzlich einen Antrag bekommen,” ſchreibt ſie. „In
ihrer Verwirrung ſpricht ſie das Wort „Ja”, das er zu hören
be=
gehrt, ganz unbewußt aus, ohne zu ahnen, daß ſie mit dieſer
win=
zigen Silbe über ihre Zukunft entſcheidet. Oder mitten in dem
Glanz, der Erregung und dem Rauſch eines Feſtes bittet ſie der
Partner um ihre Hand, und ſie gibt ſie ihm, wie wenn ſie ſeiner
Aufforderung zum Foxtrott willfahrt. So entſcheiden manche
Mädchen über ihr Schickſal gedankenloſer, als ſie die Auswahl
eines neuen Kleides oder Hutes betreiben. Iſt aber das
ſchick=
ſalsſchwere Wort ausgeſprochen, dann laſtet es gar häufig auf
allen weiteren Entſchlüſſen, und das Mädchen hat oft nicht mehr
die Kraft, die einmal gegebene Zuſage rückgängig zu machen.
DoceLET
Mutterhände.
Mutter, deine harten Hände,
Die daheim im Hauſe walten,
Möchte ich voll Dank umfalten,
Möcht” mich wie ein Pilger neigen,
Brünſtig betend drüber ſchweigen,
Wie ich wohl vorm Schöpfer ſtände.
Doch ich fühl’ die fernen Hände,
Die daheim im Hauſe walten,
Fühl’, wie treulich ſie mich halten,
Hör” darin des Blutes Singen
Und mein eignes Leben klingen.
Mutter, deine lieben Hände. Franz Mahlke.=
Kein Mädchen ſollte den Antrag eines Mannes annehmen, bevor
ſie ſich nicht genau über ihre Empfindungen Rechenſchaft gegeben
hat und ſich nicht ganz klar iſt. Leider aber ſagen ſo viele Frauen
im entſcheidenden Augenblick das Gegenteil von dem, „was ſie
meinen. Tauſende von weiblichen Weſen führen ein einſames
Leben, weil ihnen das „Nein” zu ſchnell über die Lippen ſchlüpfte.
Denn wenn das falſche „Ja” gefährlich iſt, weil es die Frau auf.
einen Weg treibt, auf dem die Umkehr ſchwer iſt, ſo iſt das
unge=
wollte „Nein” noch verhängnisvoller, denn es ſchneidet in vielen
Fällen jede Ausſicht ab. Gar manchmal bekennen Mädchen, daß
ein junger Mann, der ihnen gut gefiel, ihnen einen Antrag
machte, daß ſie aber ihn aus einem Gefühl des Stolzes, der
Zu=
rückhaltung ablehnten. Der ernſthafte Liebhaber iſt durch den
„Korb” ſo niedergeſchlagen, daß er ſich zurückzieht und den
Ver=
kehr mit dem geliebten Mädchen vollkommen aufgibt. Sie aber
trauert ihm nun nach und bereut bitter die Ablehnung, die ſie,
wenn es mit der guten Sitte vereinbar, wäre, ſo gern
zurückneh=
men würde: „Ich wollte ihn nur etwas necken: ich wollte ihm
meine Unabhängigkeit zeigen, und daß ich dieſen Schritt ernſt
nehme, aber er glaubte, es ſei mein unwiderruflicher Eutſchluß,
und ließ ſich nicht mehr ſehen.‟ Der Mann kann eben nicht
be=
greifen, daß das „Ja” einer Frau duchaus nicht immer ja bedeutet
und das „Nein” nicht immer nein. Sie ſpielt gern mit ihm, er
aber nimmt alles bitter ernſt. Wenn die Frauen dieſe „
Schwer=
fälligkeit” des Mannes beſſer verſtänden, würden ſie wohl mit
ihrem „Ja” und „Rein” vorſichtiger ſein.”
Der zeiigemäße Haushalt.
Den ſchwer zu entfernenden Kohlenſchmutz dings in anderer
an den Fingernägeln kann man raſch entfernen, wenn
man einige Tropfen Oel oder etwas Fett gründlich auf den
ſchmutzigen Hautſtellen verreibt und dieſe darauf mit
Borax=
waſſer reinigt.
T.
Um an Holz beim Feueranmachen zu ſparen,
ſollte man der letzten Glut im Küchenofen ſtets einige, in
mehr=
faches Papier gewickelte Preßkohlen oder eine Tüte voll
Kohlen=
abfälle auflegen, doch ſo, daß die Aſche nicht durch den Naſt
ge=
ſchürt wird, wodurch neuer Zug ezitſtehen und die neue Kohle.
ſchneller verErennen würde. Bei feſtverſchloſſener Tür findet
man dann am Morgen noch ſo reichlich Glut, um auch die
Zim=
meröfen ohne Holz noch damit anfeuern zu können.
Blindgewordenes Nickelgeſchirr wie neu zu
putzen. Man reibe es mit einem Flanellappen und wenig Df7—c4 Dr. 2. 315½, „Lieisdieſſelung” der weißen D mit Entfe)
Schwefelſäure raſch und gründlich ein, putze ſofort mit feinge= lung (nach 1.... 745, 1.... 533 un) 1.. . . e6) und Halbfeſſelungſpiel
pülvertem Wiener Kalk nach und entferne die Reſte des
Putz=
mittels durch Nachpolieren mit weichem Lappen.
Eine vorzüglich ſchmeckende Sülze aus
Kalbs=
füßen. Da man auch Sülze mit Bratkartoffeln als ſättigende (Tg87 2. Dg3 +) Th8!
Abendmahlzeit reichen kann, ſo ſollte man von Kalbsfüßen eine
würzige Sülze bereiten. Dazu kocht man die ſauber geputzten
Füße mit Wurzelwerk, 1 Zwiebel in Salzwaſſer, und entknöchelt 1.... T74 2. gk. 1..:: 763 2. 3k3
ſie, wenn ſie gar ſind. Die durchgeſeihte Brühe läßt, man bis
trüben Bodenſatz ab, würzt ſie kräftig mit Eſſig, Pfeffer und 1
Meſſerſpitze Würze, gießt ſie über die in einer Schüſſel
geord=
neten Fleiſchſtücke, zwiſchen dieſe kann man in Eſſig gekochte Reutzel, Wilhelm Seeh in Eßerſtadt, R. S. (alle); H. F (41—43,
Möhren, Perlzwiebeln, Sellerieſtückſchen und rote Rübenwürfel
zur Verlängerung ſtreuen. Mit etwas Eſſigwaſſer bedeckt, hält
ſich die Sülze 14 Tage unverändert im Geſchmack, ſodaß man ſie
ſowohl als Brotbelag wie auch als Zuſpeiſe zu Kartoffelſalat
längere Zeit haben kann.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Kalbsvögel in Reisrand.
Montag: Selleriekartofſeln.
Dienstag: Sauerkraut mit Erbsbrei.
Mittwoch: Wirſing und Röſtkartofſeln.
Donnerstag: Graupen mit Kohlrabi und Peterſilie.
Freitag: Weiße Bohnen.
Samstag: Haferflocken mit Apfelſtückchen und Zucker und Zimt. deutung zu bilden: 1. Sagenhafte griechiſche Frauengeſtalt.
Schach
M 4
Aufgabe 55
Frank Healeh.
Breis im Briſtoler Turnier 1861
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
g: Weiß: Kh2 Dg6 Td1f3 Lalsb6f7 Ba3c3d2
einander Koſewvorte zu, hatten die Welt und ihre Umgebung
vergeſſen.
Aber da geſchah es, daß er plötzlich auffuhr.
Ein wunderbarer, unbeſchreiblich ſchöner, volltöniger
Ge=
ſang hatte ſein Ohr getroffen. Und mit angehaltenem Atem
lauſchte er.
Der innige, leidenſchaftliche Ausſtrom einer glühenden Seele.
Nein, keiner glühenden. Er wußte nicht, was ihn traf. Es war
ein anderes, tieferes, ſchöneres. Er hätte es nicht ſagen
kön=
nen, wußte kaum, ob er das verſtand, er war ja dazu ein zu
ſchlichter, beſchränkter Alltagsmenſch.
lind er lauſchte. Jetzt war die erſte Strophe zu Ende. „
Ade=
laide! . . . Adelaide!” rief die unbeſchreiblich ſchöne, tiefe
Alt=
ſtimme.
„Wer ſingt da?” flüſterte er.
Hedwig lachte.
„Ach ja, Du weißt ja nicht . . Sie tuts ja nur ſo ganz ſelten.
Merkwürdig, daß ſie gerade heut abend ſingt . . . Marie.”
Eigemann.
Von Erich Bockemühl.
Er hieß Eigemann und war Eigemann. Den Bart ließ er
wachſen an Kinn und Backen, bis er ihm hinderlich wurde. Dann
ſchnitt er ihn mit der Schere ſo kurz ab, als als er nur konnte
und ließ ihn wieder wachſen. Ganz weiß aber wie ſein Haar
war, wurde der Bart nie, denn Eigemann rauchte vom Morgen
bis zum Abend die Pfeife — und ſchließlich hatte auch ſein Leben
nur noch das eine Ziel, rauchen zu können. Früher war er
all=
d der Paſtor hatte ihm geſagt, der Alkohol
Gebieter über Schwein und Kuh und Hühner, über das Obſt,
das auf der kleinen Kathſtelle wuchs. Herr und Gebieter auch
über den Vater, der dem Sohn den Tabak ſtahl oder ſoviel Obſt
heimlich verkaufte, daß er Geld hatte, Tabak zu kaufen. Wenn
Denn
der Alte zur Molkerei ging, zog er den Gehrock an
er hatte nichts anderes mehr. Das Geld für die Milch zählte
der Sohn genau nach. Weil er ſeinen Lohn vertrank, brauchte er
das Geld — für einen Strohhut, einen neuen Kragen — der
Sohn, der nicht ganz richtig war — auf der Straße zuweilen
ſtehen blieb und tanzte, mitten im Winter den Strohhut einmal
auffetzte und im Dorf grüßte mit einer fehr vornehmen
Ver=
beugung, wenn niemand auf der Straße war. Als er einen neuen
Anzug brauchte, trank er eine Zeitlang nicht mehr, kaufte ſich den
neuen Anzug und fuhr zweiter Klaſſe bis zur nächſten
Bahn=
ſtation. Der Alte aber trank nicht mehr, ſeit ſeine Frau tot war.
Seine Frau hatte er oft geſchlagen, und wenn nicht er, dann
der Sohn die Mutter. Wenn er aber nun von Lina ſprach, weinte
er ... ſie wär’ eine gute Frau geweſen — aber er fühlte das
nur, weil er nun die Arbeit tun mußte im Stall und Garten,
und er mußte das des Tabaks wegen, um heimlich Geld zu
be=
kommen — und weil ihn der Sohn nun ſchlug, wenn er
gezwun=
gen war, nach Feierabend etwas zu tun. Was ſollte er anderes
tun, um nicht geſchlagen zu werden! Der Gendarm hatte ihm
zweimal geholfen — aber als er ihm in dierzehn Tagen zum
dritten Mal kam, hatte der gemeint, er könne ihm nicht helfen,
das ſeien die Prügel für das, was er an ſeiner Frau verſchuldet
habe..
Es iſt einige Jahre her, als die Nachbarn dachten, es wird
anders werden . . . Hein, der Sohn, hatte geheiratet . . . Nach
einem Jahre aber war die Frau dabongelaufen und hatte das
Kind mitgenommen. Die Leute aber wußten, daß auch dieſer
Knabe nicht richtig ſei. .. . Er iſt vielleicht, auch nur die
Be=
ſtätigung deſſen, daß das Geſchlecht der Eigemann, nicht
aus=
ſterben wird. .
Vorläufig aber ſteht der Alte weiter morgens vor 5 Uhr auf,
um dem Sohn den Kaffee zu kochen, vielleicht auch wäſcht er ſich
hernach, beſorgt Kuh und Schwein, geht zur Molkexei, erledigt
ſeinen Tabakhandel, wenn er Geld hat (zehn Pfund hat er bereits
verſteckt, um ein ruhiges Lebensende geſichert zu haben) . und
der Tag geht ſo hin wie alle Tage hingegangen ſind. Seinem
Sohn ſieht er die Launen ab, und meiſt gehts gut, denn er kennt
ja ſelbſt aus ſeinen früheren Tagen die Wirkung des Alkohols
ſehr gut, und wer wandernd an dem ſtillen Haus vorübergeht,
der alte Nußbaum beſchattet friedvoll das Dach, der denkt dann:
Ländlicher Friede. O du ſtille Heimat und es iſt
viel=
leicht das Sonderbarſte an dem allen, daß Eigemann eben
glück=
lich iſt. Sehr glücklich zuweilen, glücklicher vielleicht als der
Paſtor, der Bürgermeiſter, der Lehrer. .. als der Gutsbauer —
Er iſt gut mit Tabak verſorgt. Hungern braucht er auch nicht
und daß er nicht zur Kirche geht, kann ihm der liebe Gott nicht
übelnehmen, weil er den Gehrock braucht, zur Molkerei zu gehen.
Und einen ſchwarzen Hut hat er nicht mehr.
Eigemann im Sonnenſchein vor der Tür auf der Bank.
Schornſtein und Pfeife qualmen ., ſieh ihn nur an und zweifle
nicht: Eigemann ſt glücklich. Er hat all ſeine Dinge beſchickt
wenn Hein betrunken nach Hauſe kommt, wird er ihm Kaffee
geben — und wenn er ihn ſchlagen ſollte — man kann das
übri=
gens ja niemals vorher wiſſen, Eigemann iſt ſatt und hat Tabak
— und die Kuh brummt behaglich im Stall.
Schwarz: Kc5 Lh5 Sb7 Ba4 C4 14 g7 (7); 3+.
Aufgabe 56
luzie in Barcelona.
,d Companion 1916.)
Weiß: Kb5 Db1 Tg2 g4 Lb8 h1 Sa6 18 Be3 14 (10
Schwarz: Kd5 T72 g2 La5 Sb2 h4 Bb6 d7 h6
Matt in zwei Zügen.
Der Dreier, ein prachtvolle
Juchtige Erſtdarſtellung e
feinen Idee, iſt ſehr bekannt.
ein, denen er etwa fren
ſein ſollte, die Sache ein wert
7, haben wir als Begle
aufgabe einent Zweizliger
ausg=
iSelbe Fdee mehrfa
Macht
„augen der Rafucksn :1—46.
41. 4
2undon. Journ. 1262 (Kd8 Dg3 Te1 Ld7 14 S
h7 Be2; KA3 L4 Ha6 3 Be4 C5 d6 15 16 g4; 3t1. 1. Te1—
Bugzwang 8
94. 2. Dg3—b31 3. C2—64, S67, Db74. 1... .L/
2. 191-F. irmhinterſtellung mit Räumung der Punkte C 3 und (
ein zerſteiktes Blan, iehr ſein ausgearbeitet.
42. Laue, 1. u. 2. Br. get. Turn, d. Bahr. Schb. 1923 (Kb6. D /iſtar
Td1 28 Lh1 Sc6 17: Kd5LR2Tf3 g4La1 d7 Se4 Ba4 b5 d4
6: 23). 1 Sd6—/5, Sc4 3-5 773 find durch den Lh1 „halbgefeſſel in
In den Aßſplelen 1: S63 —ud 1 ....T15, in denen je einer
halbgefeſſelten Steine bic L 2üz1i37 2. Se7½ pariert, wird die nunme
vollſtändige Feſſelury d25 sRt Lixt zum Mattzug (2. Se3 bzw. 2. D0
ausgenutzt
28 8g3 h3 Be8, laas 141 385 Tt 1bs g5 Shl gs Bd3 e7. 94 fei
(nach 1. . . . Tu4:, d3, a5, 14, L.. Seß
44. Orlimont, Skakbl. 921 K13Db2 Bb6 c5 e7; Kb8 Te8 BTR
3+). 1. Db2—a2 Zugzwang. 1.. . . K68, 2. Da8 F1. ... Th8 2. DN
F1.... Te7: 2. Dh8-F. Nich½,2, Dx1? wegen 1. ... Tg8!, nicht 1. Da Meh
45. Sprenger, Urdsuck (k. 26 3e1 Tb2 g5 Ld3 Shi h4 Be2 14ghu
Kel Tta 8d1 Ba2 b3 14 e3 18; 34) 1. Tg5—e5 Zugzwang T13
Ta2—d2! Der ſchwierige z:3e:!e Zus führt zu netten Wendunge
46. Loyd, Detr. Fr. Pr. i377 (.-g2 Dd2 Tb1 f1 Ld6 Sd3 d
zum nächſten Tag ſtehen, erhitzt ſie dann wieder, gießt ſie vom Kd5: 24) 1. Sd4—15. Lurch dir Ecellung des weißen K iſt der 1hie
ſymmetriſche Einleitungszug /ah= ch5n begründet.
Löſerliſte: Dipl.=Ing. Forbach in Berlin, Hans Müller, Prof. 1 mtw
46); Ludwig Groll II. in Michelfadt (42); Louis Philippe (43, 44, 4
Briefkaſten: K. Sch. Ihr Löſungsverſuch von 46 ſtimmt deshe
nicht, weil ſich nicht in allen Abſpielen das geforderte zweizüge M
ergibt. Aufgabe 31: 1. Te5 Te5:-+ 2. Te2 Te2: + 3. De2:+.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schri
leitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchriſt „Scha
Spiel und Räifel
Darmſtädter Silbenräfſel.
an, chel, da, des, e, ei, ge, he, in, ka, li, lot, na, na, no, rho.
Aus vorſtehenden Silben ſind 7 Wörter von folgender 2N
Baumfrucht. 3. Bekannter britiſcher Kolonialpolitiker. 4. Nat
der leibeignen Bauern im alten Sparta. 5. Weiblicher. Vornan
6. Stadt in der italieniſchen Provinz Genua. 7. Name des Küſte
ſtrichs von Paläſtina.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben ne
unten geleſen, den Namen des älteſten vorgeſchichtlichen Wal
zeichens unſerer Stadt.
Figurenrätſel:
10. 11. 12. 13. 14. ach, bel, bri
das, drei, e
ei, ein, fen,
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
hoin, is,
land, lud,
ny,
tiz, u. va,
2r
Vorſtehend
nund Buch
nan
ſetze
Kreuze, ſo, d
14ſenkrechtenRei
Wörter von fol.
der Bedeutung
haften: 1. Tifchle
werkzeug. 2. Tür
ſcher Titel. 3. Kur
13. Bibliſcher Frauenname. 14. Mitlaut. — Die Anfangsbuc
ſtaben, und die auf die fetten Kreuze fallenden Buchſtaben nenne
dann ein Sprichwort.
Carl Deubel
Auflöſungen.
1. Denekin. 2. Jto. 3. Ebeit, 4. Demagog. 5. Amali
6. Radom. 7. Meile, 8. Spahi. 9. Tannin. 10. Abbas.
Elfric. 12. Dambich. 13 Tatra. 14. Ebersdorf. 15. Raba
„Die Darmſtädter Notgemeinſchaft”.
Streichhelz=Rätſel.
R
Rffr44
27
Aufzeichnung 4. Spricht alle Sprachen. 5. Metall. 6
7. Stadt in Württemberg. 8. Dickhäuter. 9. Wind. 10. Deutſe
Stadt am Hörſel. 11. Stadt am Rhein. 12. Unterrichtsgegenſtan
Verantwortlich: Max Streeſe.