Darmstädter Tagblatt 1923


30. November 1923

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Einzelnummer 1.
fennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe
Nummer 331
Freitag, den 30. November 1923

Darmſt. Tagbl. geſtattet.
186. Jahrgang

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Rabatt weg. Dankfonto: Oeuiſche Bauk und Darm=
ſtädter
8 Ngionalbanf.

Awrte An

Bon Stegerwald zu Marz.
Ton unſerer Berliner Schriftleitung.
e Regierungskoalition aller bürgerlichen
eien, die am Mittwoch zum zweiten Male nahe ſchien,
tt hoffnungslos zerſchlagen, nicht etwa aus
en der Reichspolitik, ſondern lediglich deshalb, weil die
ſchnationalen die Verwaltung in Preußen in die
vekommen wollten und desivegen ſich die Uebernahue
Terantwortung im Reiche verſagten. Sie
zwvar in einem Schreiben an den Reichspräſidenten dieſe
ge zu verwiſchen verſucht, beſtehen bleibt indeſſen die Tat=
über ſämtliche Fragen bereits ein Einverſtändnis er=
ar
, und zwar, wie zuzugeben iſt, unter ſtarkem Entgegen=
n
der Deutſchnationalen, ein Entgegenkommen, das zuletzt
ging, daß man einfach nicht mehr begriff, weshalb ſie denn
Herrn Dr. Streſemann ſtürzten. Wenn man den
ler ſtürzt und fünf Minuten nachher, ihn
It, die Außenpolitik in der Hand zu behal=
oiſt
das einlogiſcher Widerſpruch. Verſtänd=
rd
die ganze deutſchnationale Taktik nur, wenn man davon
t, daß die Demokraten richtig vermuteten, als ſie den
mnationalen vorwarfen, ſie wollten nur deswegen in die
regierung, um auf dieſem Wege die preußiſche Verwaltung
Hand zu bekommen. Der Gedanke aber, daß nun ledig=
f
deutſchnationalen Wunſch ſämtliche bürgerlichen Frak=
auch
in Preußen eine Kabinettskriſe vom Zaune brechen
eee iſt ſo grotesk, daß man es verſtehen kann, wenn ſie es
ten, darauf einzugehen, auch ſoweit ſie die Ueberzeugung
daß die Entwicklung ganz von ſelbſt in dieſer Richtung
gt hätte. Davon aber zu ſprechen, hat im Augenblick kei=
inn
. Im Augenblick kann nur die Meinung zur Entſchei=
tehen
, was nun werden ſoll.
er Brief des Finanzminiſters Dr. Luther
Reichspräſidenten bedeutet eine ſchwere
age gegen die Kriſenmacher, die ein Kabinett
und ſich eine Woche lang vergeblich bemühen, Erſatz zu
Zeit iſt alſo jetzt nicht mehr zu verlieren.
m Herr Stegerwald zurückgetreten iſt, muß
ſw. ibinett auf die Beine geſtellt werden; das, wenn es nicht
geht, eine Entſcheidung provoziert. So iſt es
uch aufzufaſſen, daß Herr Dr. Marx vom:Zentrum zum
präſidenten berufen wurde und bereit iſt, eine Kabi=
sbildung
auf der ſchmalen Grundlage der bürgerlichen
parteien zu übernehmen, allerdings doch nur
rbenſr der Vorausſetzung, daß er die Ermächti=
des
Reichspräſidenten zur Auflöſung des
stags erhält. Herr Ebert hat dieſe Ermächtigung
Stegerwald verſagt, nachdem er ſie vorher Herrn v. Kar=
und Herrn Albert in Ausſicht geſtellt. Auch das iſt ein
ſpruch, der noch der Aufklärung bedarf. Ob Dr. Marx bei
abinettsbildung in eigenem Namen auftritt oder vielleicht
latzhalter für einen anderen iſt, wird von dem Tempo ab=
Des0
gemacht, in dem er vorwärts kommt. Bei den Parteien
rgerlichen Arheitsgemeinſchaft ſetzt ſich immer mehr die Er=
is
durch, daß die beſte Löſung der Kriſis eine
kehr des Kabinetts Streſemann iſt, das ſich
inmal vor den Reichstag zu ſtellen und ein Vertrauens=
zu
provozieren hätte.
Iu der Sozialdemokratie iſt eine ſtarke Katzen=
nerſtimmung
eingetreten. Die Sozialdemokratie
9 t noch einmal den Fehdehandſchuh auf. Dann muß der
1 zpräſident die Ermächtigung zur Auflöſung geben. Es wäre
denkbar, daß ſie jetzt auf eine Kraftprobe verzichten würde.
falls wäre die Vorausſetzung, daß der Kanzler ein unbe=
es
Auflöſungsdekret in der Taſche hätte, die Möglichkeit zu
Wiederkehr Streſemanns. Ob aber Herr Dr. Streſemann
ſein würde, in einem Kabinett Marx als Vizekanzler und
iminiſter mitzuwirken, alſo tatſächlich die ausſchlaggebende
nlichkeit wäre, ohne an der Spitze der Regierung zu ſtehen,
t eine Frage, die nur er ſelbſt beantworten kann. Die Auf=
gen
darüber gehen in den Reichstagskreiſen ſehr weit aus=
der
. Streſemann hat ja bereits durch ſeine
Aage, ſich einem Kabinett aller bürgerlichen Parteien zur
igung zu ſtellen, bewieſen, daß er über ein gro=
Maß von politiſchem Verantwortlichkeits=
ihl
verfügt.
Rücktrittsgeſuch Dr. Luthers.
Zerlin, 29. November. Der Reichsfinanzminiſter
euther hat an den Reichspräſidenten folgenden Brief ge=
dochgeehrter
Herr Reichspräſident! Nachdem der Reichs=
ierung
am vorigen Freitag, den 23. November durch den
/stag das Vertrauen verſagt war, und ſie daraus die
ſſungsmäßige Folgerung ihres Rücktritts gezogen hatte, ſind
Nitglieder der zurückgetretenen Reichsregierung von Ihnen
ht worden, die Geſchäfte bis zur Bildung einer neuen Re=
ing
weiterzuführen. Ich bitte Sie, mich von der
literführung der Geſchäfte nunmehr zu ent=
de

Der Grund für dieſe meine Bitte liegt darin, daß ange
ts der tatſächlichen finanziellen Verhält=
ſe
des Reiches jetzt Entſcheidungen getroffen wer=
inüſſen
, die von einer nur geſchäftsführenden Reichsregierung
einem nur geſchäftsführenden Reichsfinanzminiſter nich=
roffen
werden können, weil es ſich um
Entſchließungen von höchſter politiſcher Tragweite
delt.
Beſonders der Zeitpunkt, an dem die für das beſetzte Ge=
zur
Fortführung der Erwerbsloſenfürſorge und Weiterlei=
g
einiger anderer Zahlungen ausgeworfenen hundert Millio=
Rentenmark erſchöpft ſind, rückt ſo nahe heran, daß
iur eine verantwortliche Reichsregierung die erforderlichen
Entſchlüſſe faſſen
Durch den ſeitens des Reichstages herbeigeführten Rück=
der
Reichsregierung ſind alle vorbereitenden außer= und in=

en die Krifenmacher.
nerbolitiſchen Schritze zur Regelung dieſer überaus wichtigen,
ihrem Weſen nach politiſch zu löſenden Frage ins Stocen ge=
kommen
.
Auch
die Zahlungen der Beſatzungsmächte,
die übcraus hoch ſind, laufen während dieſer ganzen Zeit ohne
Deckung durch den Zebergangshaushalt weiter, während die ver=
ſtriehenen
koſtbaren Tage gerade dazu hätten dienen müſſen, je
nach den Nichtlinien der Politik Verhandlungen oder andere
Schritte auf dieſem Wege einzuleiten. Alle dieſe Verzögerung
beheutet obendrein für das beſetzte Gebiet eine Fortdauer des
bisherigen Zuſtandes der Unklarheit. Das beſetzte Gebiet hat
abe: ganz geſiß ein Recht auf Klarheit.
Für das finanzielle Weiterleben des Reiches, wenn auch auf
ſchmalſter Grundlage, iſt es ferner von entſcheidender Be=
deutung
, daß im Monat Dezember bereits Nennwerte
neuer Einnahmen fließen.
Die ſachlichen Vorbereitungen für ſolche Einnahmeſteigerungen
ſind beſonders auch durch Verhandlungen in den Reichsrats=
ausſchüſſen
zum Abſchluß gebracht. Der nunmehr dringendſt not=
wendige
Entſchluß über die weitere politiſche Behandlung der
Angelegenheit kann aber nicht gefaßt werden, weil eine politiſche
verantwvortliche Regierung nicht vorhanden iſt. Auch alle die
Maßnahmen zur Ausgabebeſchränkung,
die eben ſo dringend ſind, ermangeln des erforderlichen Schwer=
gewichts
, ſeitdem ſie nicht mehr von einer derantwortlichen Regie=
rung
getragen werden.
Das Geſamtbild unſerer Finanzen iſt derart, daß ein
Schwebezuſtand, wie der jetzige, die dringende Gefahr einer
Sernichtung der letzten Hoffnungen bedeutet.
Da ich, der ich aus einer amtlichen Arbeit heraus dieſe ungeheure
Gefahr täglich anwachſen ſehe, meine Mitwirkung an dem durch
das Fehlen einer verantwortlichen Regierung entftehenden Un=
heil
, obwohl dieſe Mitwirkung nur die paſſive eines geſchäfts=
führenden
Miniſters iſt, vor dem deutſchen Volke, das durch den
regicrungsloſen Zuſtand ſchwerſte finanzielle Opfer bringt, nicht
mehr tragen kann, ſo wiederhole ich meine Bitte, um Entbindung
von der Weiterführung der Geſchäfte.
Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung bin
ich, hochgeehretr Herr Reichspräſident, Ihr ſehr ergebener.
gez. Dr. Luther.
Stegerwald verzichtet.
Berlin, 29. Nov. Der Abgeordnete Stegerwald hat
dem Reichspräſidenten mitgeteilt, daß er den Auftrag
zur Kabinettsbildung nicht übernehmen könne,
weil ein Kabinett nach ſeiner Ueberlegung zurzeit nicht möglich
ſei. Es ſei zweckmäßig, mit der Kabinettsbildung
einen Mann zu betrauen, der innerpolitiſch we=
niger
umſtritten ſei alser. Der Reichspräſident
beauftragte alsdann den Reichstagsabgeordneten und Se=
natspräſidenten
Marx mit der Kabinettsbildung.
Marx hofft, dem Reichspräſidenten noch heute ſeinen
Vorſchlag zur Bildung einer Regierung, die ſich auf die Mit=
telparteien
des Reichstages ſtützt, unterbreiten zukönnen.
Wie gemeldet wird, ſind jetzt Beſtrebungen im Gange, eine
Regierung der Arbeitsgemeinſchaft der Mitte mit
dem Zentrumsführer Dr. Marx zu bilden die aber als Min=
derheitskabinett
ſich von Fall zu Fall eine Mehr=
heit
im Reichstag ſchaffen müßte.
Die Deutſchnationalen verlangen Auflöſung
des Reichstags.
Berlin, 29. Nov. Die deutſchnationale Reichstagsfraktion
hat an den Reichpräſidenten folgendes Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Reichspräſident! Nach dem Rücktritt des
Kabinetts Streſemann hätte es der parlamentariſche Brauch er=
fordert
, daß eine der Oppoſitionsparteien mit der Kabinettsbil=
dung
beauftragt worden wäre. Das iſt nicht geſchehen. Viel=
mehr
haben Sie, Herr Reichspräſident, auf den verſchie=
denſten
Wegen Verſuche zueiner Neubildung des Kabi=
netts
unternommen, die geſcheitert ſind. Inzwiſchen
hat ſich ſowohl die außenpolitiſche Lage des Reiches wie auch die
ſeeliſche und wirtſchaftliche Not des deutſchen Volkes ſo verſtärkt,
daß eineweitere Hinauszögerungder Kabinetts=
neubildung
nicht verantwortet werden kann.
Das deutſche Volk in ſeiner überzeugenden Mehrheit erwartet
Abwendung von der bisherigen Regierungs=
methode
und eine Neuorientierung nach rechts.
Wenn der Reichstag, in ſeiner überalterten Zuſammen=
ſetzung
nicht fähig iſt, dieſer Stimmung des Volkes Aus=
druck
zu geben, ſo müſſen Sie, Herr Reichspräſident, die Ent=
ſcheidung
des Volkes anrufen und der neu zu
bildenden Negierung die Ermächtigungzur Auf=
löſungdes
Reichstages geben. Unter ſolchen Voraus=
ſetzungen
ſtellen wir uns zur Regierungsbildung zur Verfügung.
Die Paterländiſchen Verbände gegen Ebert.

Oie Repfo=Kriſe.
Sir John Bradbury iſt wieder einmal nach London gereiſt,
um ſich mit der Auffaſſung der engliſchen Regierung vertraut zu
machen. Poincaré hat wieder einmal die teueren Verbündeten
überliſtet. Solange der Wiederherſtellungsausſchuß als williges
Werkzeug zu gebrauchen war, bezeichnete ihn Poincars den
ruhenden Pol in der Erſcheinungen Fllicht. So war’s, als Bald=
ſwin
die Beratung der Sgchverſtändigen vorſchlug, was Poincar=
mit
der Bemerkung ablehnte, daß hierfür allein der Wiederher=
ſtellungsausſchuß
zuſtändig ſei. Judeſſen wurde der Ausſchuf
nicht zugezogen, als Poincaré in Düſſeldorf ſeine Jugenieure
mit den deutſchen Induſtriellen verhandeln hieß. In dieſem Zu
ſammenhang iſt es notwendig, daran zu erinnern, daß der Ein=
bruch
in das Ruhrgebiet von Poincaré immer damit verteidigt
wird, daß er auf Grund der Feſtſtellung einer Verfehlung des
Wiederherſtellungsausſchuſſes erfolgt ſei. Seitdem iſt der Aus=
ſchuß
von Poincars ſo gut wie gar nicht mehr behelligt worden.
Und er würde heute wahrſcheinlich nur noch eine Erinnerung von
geſtern ſein, wenn er es ſich nicht ganz unverhofft hätte gefallen
laſſen müſſen, als mittelbare oder unmittelbare Sachverſtändigen=
konferenz
aufgeputzt zu werden. Der Aufgabenkreis des Aus=
ſchuſſes
iſt im Verſailler Vertrag genau umſchrieben. Wenn einer
dieſen Aufgabenkreis kennt, ſo iſt es Poincars. Trotzdem, oder
gerade deswegen hat er ihn bei den Verhandlungen in Düſſel=
dorf
ausgeſchaltet. Das iſt kein Zufall, ſondern liegt durchaus
im Plaue der franzöſiſchen Taktik. Die ſogenannte Verfehlung
Deutſchlands, die der Wiederherſtellungsausſchuß bei Stimmi=
enthaltung
des engliſchen Vertreters feſtſtellte, gehörte zu dieſer
Taktik ebenſo, als ſpäter die Ausſchaltung bei allen Verhandlun=
gen
. Poincaré till das Rhein= und Ruhrproblem einengen, das
heißt, es der Zuſtärdigkeit des Organs entziehen, das allein noch
als gemeinſame inrichtung der Verbündeten übrig geblieben iſt.
Dieſe Enttvicklu : isher am ſvenigſten in England erkannt
ſvorden. Muſſeliz acht zwar ſcharffinnig die Ausſtrahlung
aller Probleme, die Fuit der Wiederherſtellung zuſammenhängen,
aber Poincaré ſucht auch ihn auf Irrizege zu führen, nachden
ihm das ſchon mit England gelungen iſt. In Düſſeldorf haben
weder enigliſche noch italieniſche Vertreter an den Verhandlungen
teilnehmen dürfen, obſchon ſie die Jutereſſen beider Länder ein=
ſchneidend
und empfindlich berühren.
Bradburys Reiſe nach London iſt ein erſtes Zeichen für dieſe
Erkenntnis. Sir John hat ſofort erkannt, daß es nicht uiehr um
das Gütachten über die deutſche Zählungsfähigkeit geht, ſondern
darüber, ob Frankreich die Verbündeten aus dem Vertrag hin=
ausdrängen
kann. Was in Düſſeldorf paragraphiert worden iſt,
geht weit über die Zuſtändigkeit der Micum hinaus. Vor allem
durch die Beſtimmung, daß die Beſatzungskoſten aus dem Ertrag
der Pfänder bezahlt werden ſollen. Eine ſolche Beſtimmung kann
nur der Wiederherſtellungsausſchuß treffen, wobei er noch an den
Beſchluß gebunden iſt, daß die Geſamtkoſten für die Beſetzung
240 Millionen Goldmark im Jahr nicht überſteigen dürfen. Poin=
caré
hat vielfachen Grund, den Wiederherſtellungsausſchuß bei
dieſer Regelung auszuſchalten. Und zwar ſchon deshalb, weil
nicht nur der engliſche oder italieniſche Vertreter derlangen
könnte, daß die im Ruhrgebiet geraubten Summen und Sach=
werte
auf gemeinſames Konto verrechnet werden. Dieſes Vexlan
gen kann auch die deutſche Regierung ſtellen, zumal England und
Italien den Ruhreinbruch als vertragswidrige Handlung bezeich=
net
haben. Nun beſteht zwar die weitere Beſtimmung, daß die
Geſamtkoſten für die Beſetzung 240 Millionen Goldmark über=
ſteigen
können, aber nur dann, wvenn es ſich um eine von allen
Verbündeten beſchloſſene Ausdehnung der Beſetzung handelt.
Dieſe liegt nicht vor, weshalb Frankreich auf Grund des Ver=
trages
keinen Anſpruch darauf hat, ſich die Koſten für ſeinen Ein=
bruch
erſetzen zu laſſen. Poincaré will aber nicht nur das er=
reichen
, ſondern auch noch das weitergeſteckte Ziel: ſeine Verbün=
deten
nach allen Regeln der Kunſt zu prellen. Als er es ablehnte
unmittelbar mit der deutſchen Regierung über die Wiederauf
nahme der Arbeit im Ruhrgebiet zu verhandeln, war das nicht
nur eine für Deutſchland berechnete Unverſchämtheit und Ver=
tragsverletzung
. Der Stoß zielte weiter, er ſollte auch die Ver=
bündeten
treffen und ſie endgültig auf die Seite ſchieben. Poin=
caré
will Ruhr und Rhein nicht für die Waffengefährten, ſondern
für Frankreich erobern. Hätte er Verhandlungen mit der deut=

befaßt werden, denn am Nhein und gu der Nuhr haben die Ver=
bündeten
von geſtern nichts mehr zu ſuchen. Dem entſpricht auch
die von Poincaré hartnäckig feſtgehaltene Theſe, daß die Räu=
mungsfriſten
noch nicht zu laufen begonnen hätten. Das haben
ſie trotzdem, wobei aber zu beachten iſt, daß der engliſche Sektor
1925 zuerſt geräumt werden muß. Darauf wartet Poincaré, un
ſofort franzöſiſche Truppen einrücken zu laſſen, ſo daß das ganze
Rheinland der galliſchen Barbarei ausgeliefert wäre. Wenn Sir
John Bradbury nach Paris zurückkehrt, wird er ſicher vor der
Repko eine neue ſcharfe Rede halten, um damit Poincaré die er=
wünſchte
Gelegenheit zu geben, die untauglich gewordene Repko
zum alten Eiſen zu werſen.

Engliſche Ruhrbeſchlüſſe.
TU. London, 29. Nov. Als wwichtigſtes Ergebnis der Be=

in d d, Ernalicheieiſe eie eteite
ohne daß die Kölner Eiſenbahner irgendwvie der Regieverwaltung
unterſtehen. In den wichtigſten Fragen iſt die Regie zu dem Er=
gebnis
gelangt, der engliſchen Regiérung darzulegen, in einen
direkt einzuleitenden direkten Meinungsaustguſch mit Frankreich

Berlin, 30. Nob. (Priv.=Tel.) Wie uns mitgeteilt wird, einzutreten.
iſt in den vaterländiſchen Verbänden Norddeutſchlands, ebenſo
wie in den bayeriſchen Verbänden eine, ſtarke Bewegung
London, 29. Nov. (Wolff.) Die Times berichtet, auch in
gegen den Reichspräſidenten Ebert wegen ſeiner
Stellungnahme in der letzten Regierungskriſe im Gange. Man der geſtrigen Konferenz im Foreign Office ſeien keinerlei Fragen
macht ihm zum Vorwurf, daß er nicht die von ihm verlangte, der allgemeinen Politik erörtert worden, ſondern nur gewiſſe ad=
Schlußfolgerung der Berufung einer Rechtsregierung gezogen miniſtrative Einzelheiten, die durch die neuen Entwicklungen auf=
habe
. Der Vorſitzende der Vereinigten vaterländiſchen Verbände, geworfen wurden. Sie beträfen insbeſondere die Rückwirkungen,
Nög. Geißler, hat deshalb die Führer der genannten Organiſa= die die unabhängigen franzöſiſch=belgiſchen Operationen auf dem
tionen aus dem ganzen Reich für den kommenden Samstag in Kölner Gebiet bereits verurſacht hätten oder vielleicht noch ver=
Derlin zuſammengerufen, um eine Ausſprache herbeizuführen. 7 urſachen würden,

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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 30. Robember 1923.

Die Kabinettskriſe.
Der Reichspräſident an die Deutſchnationalen.
* Berlin, 29. Nov. (Priv.=Tel.) Die Verhandlungen mit
dem Abgeordneten Marx über die Kabinettsbildung ſind ſoweit
vorgeſchritten, daß ſie vorausſichtlich morgen vormittag zumt
Abſchluß gebracht werden können.
Berlin, 29. Nov. Der Neichspräfident hat auf
das Schreiben des Vorſitzenden der Deutſchnationalen Volts=
partei
Hergt wie folgt geanttvortet:
Ju Erwiderung Ihres heutigen Schreibens muß ich
nächſt darauf aufmerkſam machen, daß die Reichsverfaſſung die
Berufung eines Mannes, der die Reichsregierlng bilsen und I=
ten
ſoll, meiner freien Entſchließung überläßt. In Ausübiin=
dieſes
mir derfaſſungsmäßig zuſtehenden Rechtes betraute ich bis
her mit der Bildung der neuen Regierung ſtets eine Perſcnlicc
keit, deren politiſche Stellung die meiſte Ausſicht auf eine ſchnel.
Zuſammenſetzung eines arbeitsfähigen Kabinetts zu bieten ſchier
Dieſen Weg ging ich auch in der gegenwärtigen Kriſis. Wenn ich
davon abſah, eine der beiden Oppoſitionspärteien mit der Neu=
bildung
der Regierung zu betrauen, ſo geſchah das, weil ich durch
meine vertrauliche Ausſprache mit den Führern der Reichstags=
fraktionen
ami Abend des 23. Nobember zu der Ueberzeugung
kommen mußte, daß für keine der beiden Oppoſitionsparteien die
Möglichkeit der Bildung der neuen Regierung auf verfaſſungs=
mäßiger
Grundlage vorhanden war. Außerdem hatte ich aus der
Beſprechung mit Eurer Exzellen; am Freitag abend den Ein=
druck
geſvonnen, daß die Fraktion der Deutſchnationalen Volks=
partei
keinen beſonderen Wert auf die Führung bei der Regie=
rungsbildung
legte, dielmiehr mit der Kanzlerſchaft eines Mit=
glieds
der Deutſehen Volkspartei oder des Zentrumis einverſtan=
den
war. Im übrigen darf ich ausdrücklich darauf hinweiſen,
daß ich mit dem Abgeordneten v. Kardorff, der mir von den Frak=
tionsleitungen
der Deutſchen Volkspartei, des Zentrums und
der Demokraten für die Regierungsbildung in Vorſchlag gebracht
worden war, überein gekommen war, der Fraktion der Deutſch=
nationalen
Volkspartei zwei wichtige Reſſorts zur Beſetzung
durch Männer ihres Vertrauens anzubieten. Die Auffaſſung,
daß jede Hinauszögerung einer Kahinettsbildung die Intereſſen
des Reiches ſchädigt, teile ich durchaus. Nachdem mein Verſuch,
ein überparteiliches Kabinett, das von allen bürgerlichen Par=
teien
getragen werden ſollte, zu berufen, mißlungen war, habe
ich alles getan, was in meiner Möglichkeit lag, um die im Reichs=
tag
geführten Verſtändigungsverhandlungen der bürgerlichen
Parteien zu beſchleunigen. Dieſe Verhandlungen ſind, wie Sie
wiſſen, geſcheitert. Darauf habe ich heute nachmittag den Reichs=
tagsabgeordneten
Senatspräſidenten Marx mit der Bildung
der Regierung beauftragt, die von allen Mittelparteien getragen
wird. In ausgezeichneter Hochachtung
(gez.) Ebert, Reichspräſident.
Um die große Koalition in Preußen.
Die demokratiſche Fraktion faßte nach kurzer Beratung
den Beſchluß, daß ſie es ablehne, jetzt auch noch eine
Regierungskriſe in Preußen herbeizuführen.
Die Deutſche Volkspartei will erſt die Geſtaltung
der Dinge im Reich abwarten. Ein Beſchluß liegt noch
uicht vor.
Der Beſchluß des Zentrums.
Berlin 29. Nov. Die Fraktion des Zentrums
im preußiſchen Landtäg hat einen Beſchluß gefaßt, der
die Bildung einer Regierung im Reiche mit Hinzuziehung der
Teutſchnationalen für richtig erklärt, aber jetzt eine Aende=
rung
der preußiſchen Regierung nicht für gut
hinſtellt. Der Beſchluß ſchließt mit einem Satzc, daß man die
Entzpicklung der Dinge im Reich abwarten müſſe.
Sitzung der Sozialdemofraten.
Berlin, 29. Nov. Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfrak=
tion
hat auf morgen Freitag nachmittag 2 Uhr eine Sitzung ein=
berufen
. Man glaubt daraus den Schluß ziehen zu können, daß
die Sozialdemokraten die Lage bis morgen für ſo geklärt halten,
daß ſich für ſie eine Stellungnahme zur parlamentariſchen Lage
emöglicht.
Die Wahl des S4er Ausſchuſſes.
Berlin, 29. Nov. Der 5ter Ausſchuß für die beſetzten Ge=
biete
wurde gewählt. Er beſteht aus 20 Mitgliedern des Zen=
trums
, 20 Sozialdemokraten, 8 Mitgliedern der Deutſchen Volks=
partei
, 4 Deutſchnationalen und 4 Demokraten. Außerdem wurde
beſchloſſen, den Ausſchuß um 2 Mitglieder zu vermehren. Es
werden auf dieſe Weiſe noch 2 Kommuniſten in den Ausſchuß
gewählt. In dem Ausſchuß befinden ſich unter anderem Dr. Im=
buſch
(Ztr.), Dr. Kköckner und v. Krupp.

Vom Tage

der Reichsrat hat dem Geſetzentwurf über die Ermächtigung
der Reichsregierung zur Verlängerung der Gültigkeitsdauer des vor=
läufigen
Handelsübereinkommens zwiſchen der deutſchen und der ſpan
ſchen Regierung bis zum 31. Mai 192½ und dem Gefetzentwurf über
Balanzierung wertbeſtändiger Schulden zugeſtimmt.
Zahl der Erwerbsloſen in den beſetzten
ebieten wird unverändert auf mehr als zwei Millionen geſchä=
luf
Anordnung des Geſchäftsordnungsausſchuſſes tourde don dem
reußifcheir Landtag die ſofortige Haftentlaſſung der
heordnetin Fran Wolfſtein beſchloſſen.
Der Ständige Ausſchuß des bayeriſchen Land=
tages
lehute im Verlauf
iteren Verhandlungen über die Haft=
entlaſſung
des Abgeordneten Dr. Roth den Antrag Brügel, tvon reh
th als E=ſatzmann des Ständigen Landtagsausſchuſſes
Schutzhaft zu entlaſſen ſei, mit 12 gegen 12 Stimmen ab.
Der Deutſche Mieterſchutzbund hat an den Reichsprä=
ſidenten
eine Eut;cließung geſandt, in der er gegen die von der
Reichsregierung beabſicſtigte Verordnung, woonach die Mieten in kurzer
Friſt auf den Vorkriegsſtand aufzuwer
ſind, und gegen die ungehe=
Mietſteuer ſchärfſterr Cinſpruch erhebt.
Nach einer Oeldung des Matin aus Nom hat die italieniſche
Regierung einen Delegierre
Verhandlungen mit der
deutſchen Regierung und dem Reichsverband der deutſihen
duſtrie über Lieferung von Rohſtoffen und Halbfertiglaren nai Berl
gefandt.
Vor dem Warſchauer Kriegsgericht begann de
handlung gegen den ſeinerzeitigen Führer der antibolſchewiſtiſchen
teilungen in der Sowjet=Ukraine Atanan Machno, der angeklagt
in Oſtgalizien ſeinerzeit einen aroßangelegten Aufſtand organiſie
haben, um es von Polen loszureißen.
Amtlicher Oollaxkurs 4 210300000000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden /

Reuter=Phantaſien.
Auf der Suche nach einem Vortand

Tagung der Botſchafterkonferenz.
Der Leipziger Zwiſchenfall.
Paris, 29. Nov. (Wolff.) Die Botfchafterkon
ferenz iſt heute vormittag am Quai dOrfay unter dem Vorſitz
von Jules Cambon zuſammengetreten. Ein offizielles Com=
muniqué
iſt nicht ausgegeben worden. Sie hat ſich mit den kürz
lichen Leipziger Zwiſchenfällen beſchäftigt, bei denen
ein belgiſcher Offizier und ein franzöſiſcher Unteroffizier von der
Interalliierten Kontrollkommiſſion von der Reichswehr feſtgenom=
men
wurden. Die Konferenz wird die Prüfung in ihrer nächſten
Sitzung fortſetzen.
Sitzung der Reparationskommiſſion.
* Paris, 29. Nov. (Priv.=Tel.) Die Reparationskom=
miſſion
wird morgen nachmittag um 3 Uhr zu einer Sitzung zu=
ſammentreten
. Wie wir an zuſtändiger Stelle erfahren, werden
die Ruhrfrage, bzw. das Abkommen mit der Micum noch nicht
diskutiert werden. In der morgigen Sitzung ſollen die laufen=
den
Angelegenheiten erledigt werden. Ferner wird ſich die Re=
parationskommiſſon
mit dem franzöſiſchen Plan zur Einſetzung
einer Sachverſtändigenkommiſſion zur Prüfung der deutſchen Lei=
ſtungsfähigkeit
und mit der Beratung des deutſchen Expoſés be
ſchäftigen.
Poincaré verhindert die Entſcheidung.
* Paris, 30. Nov. (Prib.=Tel.) Von unterrichteter Seite
iſt den hieſigen Journaliſten erklärt worden, daß die heutige
Sitzung der Reparationskommiſſion weder in der Frage des in=
teralliierten
Sachverſtändigenkomitees zur Prüfung der deut=
ſchen
Zahlungsfähigkeit noch auch in der Angelegenheit des Düſ=
ſeidorfer
Abkommens eine Entſcheidung treffen werde. Da=
mit
wird das ganze geſtrige Havascommunigug über die Auf=
gaben
der Reparationskommiſſion beſtätigt, was einen vollen
Erfolg der Sabotagepolitik hinſichtlich der Hinausſchiebung jeg=
licher
Entſcheidung mehr als wahrſcheinlich macht. Inzwiſchen
bemüht ſich die franzöſiſche Regierung und mit ihr die franzöſiſche
Preſſe, England dieſe Vertagung möglichſt ſchmackhaft zu machen.
Grundung einer rheiniſchen Emiſſionsbank.
Paris 29. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Brüf=
ſel
hat Miniſterpräſident Theunis nach dem Vingtieme
Siecle geſtern mit Vertretern der Brüſſeler Großban=
ken
eine Unterredung über den Plan einer rheiniſchen
Emiſſionsbank gehabt. Die Organiſation der letzteren und
die Abfaſſung des Statutenentwurfs ſollen heute in einer Kon=
ferenz
zwiſchen deutſchen, franzöſiſchen, belgiſchen und hollän=
diſchen
und wahrſcheinlich auch engliſchen Finanzleuten entweder
in Bonn oder in Koblenz zur Sprache kommen. Das Kapital der
Bank würde ſich auf 6 Millionen Dollar belaufen.

* London, 29. Nov. (Priv.=Tel.) Die offiziöſe
agentur deröffentlicht heute eine ſehr auffallende Mitteil=
in
jeder Beziehung die größte Aufmerkſamkeit verdient.
Tendenz geht dahin, daß ſich die engliſche Politik plötzli
kommen der franzüſiſchen Aufſaſfung hinſichtlich der En
nungsfrage zu eigen macht. Die Mitteilung befagt
daß die General Pingham zugeſchriebenen Aeußerunger
die Euttaſſuung Deutſchlands als beendet zu betrachte=
amitlichen
Lodoner Kreiſen abgekehnt werbe, und daß ſi
derſpruch ſtehe zu den aus Deutſchland eingetroffenen
tionen. Es ſei bekannt, daß über die im Vertrag feſte
Grenzen hinaus eine große Anzahl von Mannſchaften m
auszebildet tvorden ſei, Beſonders in Bahern, ſo die Sia
polizei zuſaminen mit deri regulären Truppen Manöder
Auch die Ausbildung don Studenten nehie ſtäudig
ien alle Verſuche, Deutſchland zur Vorlegung der
rungsliſten zu veranlaſſen, dergeblich geiscien.
Ruhrbeſetzung ſeien der alliierten Kontrolle alle
Schwierigkeiten in den Weg gelegt worden und uun
Deu=ſchland von Schwierigkeiten, die alliierten Offizier=
Slontrolle zu beſchützen.
Deutſchland ſei zwar nicht in der Lage, eine groß
von Nannſchaſten, die es ausgebildet habe, mit ſchtvere
lerie zu bewaffnen, da die Franzöſen durch die Ruhrbeſ
Beſitz des wichtigſten Induſtriegebiets des Deutſchen
ſeien. Aber es ſei bekannt, daß es enge Beziehungen mi
land und Schweden unterhalte, obgleich es noch nicht ſig
ob es ſich hierbei um die Fabrikation von Waffen hande
terhin wird darauf hingewieſen, daß bereits in dem Au
da die älliierte Kontrolle gemildert wurde, höchſtens d
der im Lande befindlichen Gewehre abgeliefert worden
es ſei kaum zweifelhaft, daß die kleineren Waffenfabriken
ringen und anderstvo große Mengen Schußwaffen und
fabrizierten. Alles dieſes werde, wenn auch nicht unn
als eine Bedrohung betrachtet. Im Zufammenhang
ganzen Entwaffnungsfrage müſſe auch daran erinnert
daß Deutſchland bis heute noch nicht den Stand ſeiner
nung zur Zeit des Waffenſtillſtandes mitgeteilt habe.
land habe niemals die Aushebungsliſten vorgelegt und hal
die clliierten Noten, die darauf hinwieſen, daß die Er
nungsbeſtimmungen nicht erfüllt wären, nicht beantwort
gar während die alliierte Kontrolle tätig war, habe, wie ve
wird, die deutſche Armee über 50 Prozent aus Unterofſizier
ſtauden, und es ſei kaum eine Urfache zu der Annahme b
den, daß ſich dieſes Verhältnis ſeither geändert habe. Im

teil ließen alle Informationen der letzten Zeit erkenne
mehr Mannſchaften als unbedingt nötig ausgebildet wverde
daß die Polizei, die Militärverbände, die Regimentsvere
gen und die Studentenorganiſationen tätiger ſeien als

Von den Abendblättern wird dieſe Darſtellung des
büros nicht mit Unrecht als alarmierend bezeichnet
dieſe Aeußerung, was allerdings kaum anzunehmen iſ=
auf
verantwortliche engliſche Regierungsſtellen zurückgefüh
den müſſe, dann müßte ſie in der Tat das größte Befrei
regen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſem Schritt
ſachliche Motive zu Grunde liegen können. Denn die Rer
ſtellung gibt nur Behauptungen wieder, die bereits ſeit
von der franzöſiſchen Propaganda verbreitet wurden, und
her in London nur ſehr geringe Beſorgnis erweckt hatten
kommt hinzu, daß dieſe Erklärung gerade in dem Aus
erfolgt, da die Londoner Beratungen über die Rheinlan
und die Ruhrbeſetzung allem Anſchein nach im Sinne
Verſtändigung mit Frankreich abgeſchloſſen wurden. Jel
kann man nur wiederholen, daß ſich hinter den Kuliſſen
entſcheidende Entwicklungen vorbereiten, und daß, da die
ſamkeit der deutſchen Diplomatie gar nicht in Betracht
die gegenwärtige Berliner Regierungskr
radezu ein Verbrechen am deutſchen Vo
deutet.
Spaniſch=italieniſche Annäherung

Mailand. 29. Nov. (Priv.= Tel.) Zu den f.
ſchen Meldungen über die bevorſtehende Bildung eines
ſchen Blocks, hinter dem man eine engliſche Einkreiſungs
gegenüber Fraukreich zu ſehen glaubt, verſichert die itali

Preſſe immer wieder, daß der Beſuch des ſpaniſchen König
res keineswegs den Anfang einer Offenſivallianz im Mitt
bebeute. In gewiſſen politiſchen Kreiſen wird vielmehr
hingewieſen, daß der Schwerpunkt der ſpaniſchen Königsr
den Beſuchen beim Vatikan liegen müſſe. Der Faſzismus
chele ſich, es fertig gebracht zu haben, daß ein Vertreter de
bonen, die Jahrhunderte lang von Rom ferngeblieben ſeie
mehr dem Papſt ſeine Unterwürfigkeit und Treue perſönli
gefprochen habe. Es ſei ſehr wohl möglich, daß die Kurie
außerordentlich geſchiater Weiſe des römiſchen und ſpan
Faſzismus zu Erreichung ihrer weitgeſteckten Ziele bedien
ſie auch bei der Vereitelung des Hitlerputſches in Müncher
Hand im Spiel gehabt haben ſoll.

Konzert.

N. Im Mathildenhöhſaale veranſtalteten der früher an unſe=
rer
Oper tätige Bariton Ernſt Heinz=Raven und ſeine
Gattin Lille Raden im Verein mit Guſtav Beck einen
Vortragsabend, zu dem ein verhältnismäßig kleiner Kreis von
Verehrern des Sängers ſich eingefunden hatte, die alle Darbie=
tungen
mit größtem Enthuſiasmus aufnahmen, Blumen ſpen=
deten
und die Leere des Saales durch perſönliche Wärme ver=
geſſen
zu machen ſuchten.
Die große, vollklingende Stimme des Sängers iſt an ſich
durchaus wohllautend, aber Uebertriebenheit im Ausdruck,
völlig vernachläſſigte Ausſprache und Intonationsſchwankungen,
verbunden mit allzuviel portamento ließen nur ſelten einen
wirklichen Genuß zu. Bei den Operngeſängen war das alles
weniger ſtörend, als bei den Liedern, von denen vor allem die
Schubertſchen im Vortragsſtil völlig vergriffen waren. Lille
Raven rezitierte eigene Dichtungen, meiſtens erotiſche Augen=
blicksbilder
, die in Sprache und Empfindungswahrheit durchaus
wertvoll ſind, meinem Gefühl nach aber durch die exaltierte Vor=
tragsweiſe
litten. Während der Romane Freude an ſtärkſter Ge=
bärde
beim Rezitieren hat, werden wir eher dadurch abgeſtoßen.
Als Begleiter des Sängers hatte Herr Guſtav Beck einen
ſchweren Stand, da die Willkürlichkeiten im Vortrag oft die Be=
gleitung
ſich gar nicht entfalten ließen. Daß Beck trotzdem in
allem mitging, ſei als beſonders anerkennenswert hervorgehoben.
Künſtleriſch waren die Höhepunkte des Abends die Chopin=Soli
Becks, in denen er inhaltlich wie pianiſtiſch Vorzügliches leiſtete
und fo ſtarken Beifall erntete, daß er zwei Zugaben ſpenden
mußte.
* Berliner Theaterbrief.
Auch der Typus unterliegt dem Generationswechſel und der
Generationsfolge. Solange man noch ein Gefühl für Raſſe hat,
wird die blonde Schauſpielerin in Deutſchland als Typus immer
ein beſonderes ſeeliſches Recht beanſpruchen können. Es macht
ſich, daß in einer Woche drei blonde Darſtellerinnen in Premieren
ſich zeigten, ſo daß man dieſe Ereigniſſe einmal sub specie blon-
dInae
betrachten kann. Sind die Altersunterſchiede auch nicht die
dreier Generationen, ſo ſtellen Lucie Höflich, Käte Dorſch
und Erika b. Thellmann (nebſt ihrem blonden Parter
Hans Brauſewetter) drei künſtleriſche Generationen dar. Im

Deutſchen Thcater ſpielen jetzt die Thellmann und
Brauſewetter, zwei ſehr junge Begabungen, eine Haupt=
rolle
. Man freut ſich, daß ſolche blonde Jugend raſch Liebling
des Publikums geworden iſt. Aber man muß doch hemmen. Das
Theater tur zu wenig, um dieſe jungen Begabungen zu fördern.
Ein Luſtſpielchen wie Goldonis Caféhaus iſt nicht geeignet
Darſteller weiter zu bringen. Zum Spieleriſchen fehlt ihnen noch
die darſtelleriſche Ueberlegenheit. Es wäre richtiger, ſie in ſchwe
rere Aufgaben einzuſpannen, um aus ihnen erſt einmal heraus=
zuholen
, was vielleicht in ihnen ſteckt. Mit dieſem verſtaubten
Stückchen, das man romantiſch aufmachte und in dem nur Gül=
ſtorffs
Komik das Provinzniveau überragte, wird im übrigen
das Deutſche Theater keinen Hund vom Ofen locken, voraus=
geſetzt
, daß er geheizt iſt.
Die zweite Generation heißt Käte Dorſch, die Gefahr lief
ſich in einer beſtimmten Art von Geſtalten feſtzulegen; fie geht
jetzt energiſch daran, ihren Kreis zu erweitern. Sie hatte eine
glückliche Hand, als ſie Ibſens Nora wählte. Unter Papſts
Regie entkleidete man das Stück im Deutſchen Theater aller Pro=
paganda
und ſpielte es auf den leiſen Ton, den die Dorſch vor
allem meiſtert. Der Bruch der Rolle ward ſo geſchickt verdeckt,
wenn natürlich auch nicht aufgehoben; dazu iſt er zu tief vom
Dichter her drinnen. Die Dorſch ſpielt das Weibchen nicht ſo ſehr
in die ſich auflehnende Frauenrechtlerin, ſondern mehr in die
über die Armſeligkeit des Gatten grenzenlos erſtaunte und bei=
nahe
reſignierende Frau hinein; ſo wird der Schluß verſtänd=
licher
und menſchlicher. Man traf auch ſonſt den Kammerſpielton,
der das große Theater vermeidet, wenn auch nur Paul Grätz
als Krogſtadt der Dorſch ebenbürtig war. Daß der Abend ein
ſtarker Erfolg wurde, lag nicht zuletzt in Ibſens Können, das
ſelbſt dem heftigſten Laien an dieſem meiſterhaft gebauten Stück
aufgehen m..
Nicht gerade meiſterhaft iſt Hermann Bahrs Luſtſpielchen
Das Prinzip das man im Theater am Kurfürſten=
damm
als Zwiſchenmahlzeit ſerviert. Das Enſemble der
Robertbühnen, ein prachtvoll eingeſpieltes Komödienenſemble,
benutzt den matten Anlaß zu einem heiteren Spiel, über dem
man die blaſſe Limonade des guten alten Hermann beinahe der=
gißt
. Lucie Höflich, die dritte Generation der Blondinen, die
mit der Frau Warren ſiegreich ins ältere Fach übergegangen
war, ruht ſich hier als Köchin aus und macht noch einmal mit
beſter Laune in draller Jugend. Neben ihr köſtliche Typen:
Tiedtke, Morgan, Salfner, der ſehr begabte junge
Wolfgang Zilzer und natürlich die unſterbliche Adele,

die Sardrock, der fabelhafte Fünfminutenbrenner einer
zen Szene. Man kann in dieſem Theater Komödie ſpieler
uirgends ſonſt in Berlin.
Man konnte es auch in den Kammerſpielen, w
dreiaktiges Luſtſpiel von Davis Nicodemi, Tagesze
der Liebe benannt, etwas Aufſehen erregte, weil es nur
ſchen zwei Perſonen ſpielte. Mit vieler Kunſt hat der geſ
Verfaſſer (und die ſtreckende Hand der Regie wie der Pa
verwaltung) ein abendfüllendes Stück gemacht. Dieſe Li
geſchichte mit endender Verlobung, frühmorgens, mittags
abends ſpielend daher der Titel iſt reizend gemacht
Konverſationstheaterſtück, das man gelten laſſen darf.
Götz und die in Berlin neue Valerie v. Martens ſpielter
den leichten Bällen der Konverſation geſchickt und mit Tem
ment, das bei Götz allerdings leider nicht immer mehr echt i
bei der Martens einen Stich Undamenhaftigkeit hervorb=
läßt
. Aber immerhin: zwei, die was können und nicht
weilten.
Im Staatstheater ſtellte ſich Erwin Kalſe
Regiſſeur vor. Er hatte es mit Shaws ſehr problemati
Candida nicht leicht. Es gab eine ſehr ſaubere Auffüh
die aber den Knick dieſer Komödie, die zum Teil in Sentime=
tät
ſchwimmt, nicht ganz überbrücken konnte. Lina Lo
ſehr fein, iſt aber bereits zu mütterlich für dieſe Rolle
glaubt ihr ſelbſt die kleine Sehnſucht nach erotiſchem Spiel
Neben ihr Ebert als Paſtor auch ein wenig zu ſchwer,
nau als junges Gräfchen im Stil herausfallend, die Ne
perſonen zu poſſenhaft. Aber Shaws Fronieſchlüſſe wirkten
hier, und der Abend endete ſchließlich in reichem Beifall.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Sammlung für deutſche Studenten in N
wegen. Am 23. November haben norwegiſche Studenten
Kriſtiania eine Sammlung für notleidende deutſche Stude
veranſtaltet, die dem Morgenbladet zufolge den Betrag
30 000 Kronen ergeben hat.
L. Die Rechtslage des Religionsunterrie
in der Schweiz betitelt ſich ein von Kurat Dr. G. Th=
mann
in Buchen (Schweiz) berfaßtes Werk. Das preußiſche
tusminiſterium hat dasſelbe als Grundlage für die Ausarbeit
eines gleichen Werkes über die Rechtslage des Religionsun
richts im preußiſchen Stagte gewählt.

[ ][  ][ ]

immer 331.

Darmſtädter Tagblatt, Freitäg, den 30. Rovember 1923.

Seite 3.

Der Belagerungszuſtand in Sachſen.
resden, 29. Nov. In der geſtrigen Sitzung des Land=
iſt
es wieder zu Skandalſzenen gekommen. Es
die Beſprechung der kommuniſtiſchen Anträge und An=
betreffend
das Vorgehen der Reichswehr in Sachſen fort=
Die Abgeordneten Kaula (dntl.) und Schneider
t.) wandten ſich ſcharf gegen die Kommuniſten und traten
hauptung entgegen, daß Mißhandlungen durch die Reichs=
h
vorgekommen ſeien. Die Kommuniſten unterbrachen die
=durch andauernden Lärm, überhäuften ſie mit Schimpf=
und vollführten einen derartigen Tumult, daß der Präſi=
Iinkler ſich genötigt ſah, die Saalhupe ertönen zu laſſen.
ichdem der Präſident ſich einigermaßen Gehör verſchafft
erklärte er, andere Mittel als Ordnungsrufe und gütliches
ſtänden ihm leider nicht zu Gebote. Sie nützten aber
rren gegenüber nichts. Selbſtzucht übten ſie nicht. Er for=
e
endlich auf, ſich daran zu gewöhnen, Ordnung zu halten,
ollten ſie ſich einen anderen Präſidenten ſuchen. Er danke

Ehre, einem ſolchen Hauſe zu präſidieren.
iniſterpräſident Felliſch verſicherte, daß die ſächſiſche Re=
g
ſich verpflichtet fühle, die Ruhe und Ordnung in Sachſen
t zu erhalten. Er habe ſich im Landtage gegen die Tyran=
Reichswehr in Sachſen gewendet. Das Verſprechen, die
wehr nur gegen Ruheſtörungen und Angriffe auf die Ver=
zu
verwenden, ſei nicht gehalten worden.
ach weiterer Ausſprache wurde der Antrag auf Auf=
ng
des Belagerungszuſtandes gegen die
mender Bürgerlichen angenommen. Ein An=
er
ſich gegen die Hausſuchungen im Landtagsgebäude wen=
urde
gleichfalls angenommen. Die Anträge, betreffend Er=
ng
und Abänderung der Geſchäftsordnung, wonach die Ab=
ieten
wegen gröblicher Verletzung der Ordnung von den
gen bis zu 20 Tagen ausgeſchloſſen werden können, wur=
i
den Rechtsausſchuß verwieſen.

ne unwahre Bebauptung des ſächſiſchen
Miniſierpräſidenten.
erlin, 29. Nob. Nach Dresdener Meldungen hat der

he Miniſterpräſident Felliſch im geſtrigen Landtag behaup=
der Reichskanzler Dr. Streſemann in der Nacht zum 9.
ſnber nach dem Hitler=Putſch in München telegraphiſch um
ens Hilfe gegen Bayern gebeten habe. Tatſache iſt, daß in
acht zum 9. November von der Preſſeabteilung der Reichs=
ung
ein orientierendes Telegramm, an ſämtliche Länder=
ungen
abging, deſſen Einleitung folgendermaßen lautete:
künchen hat Hitler die Regierung Knilling geſtürzt und ſich
Reichsverweſer ernannt. Die Reichsregierung hat die Ver=
ng
mit Bayern abgebrochen, General v. Seeckt zum Ober=
shaber
ſämtlicher Truppen ernannt und folgenden Aufruf
e: Es folgt dann der bekannte Aufruf des Reichspräſiden=
nd
der Reichsregierung, der folgendermaßen ſchloß: In der
ſalsſtunde des deutſchen Volkes und des Deutſchen Reiches
n wir alle Freunde des Vaterlandes auf, ſich einzuſetzen für
ewahrung der Reichseinheit, deutſcher Ordnung und deut=
Freiheit. Alle Maßnahmen für die Niederkämpfung des
hes und die Wiederherſtellung der Ordnung ſind getroffen
werden mit rückſichtsloſer Energie durchgeführt. Die Dar=
ig
Felliſchs, als ob gerade Sachſen um ſeine Hilfe gegen
rn gebeten worden ſei, wird wohl durch die Tatſache, daß
erwähnte Telegramm an ſämtliche Länderregierungen ge=
wurde
, wie auch durch den Inhalt des Telegramms
elegt.
Rünchener Putſch und Staatsgerichtshof.
Cürnberg, 29. Nov. Dem Fränkiſchen Kurier wird von

ſöchſten Stelle des Reichsgerichtes mitgeteilt, daß weder der
Sanwalt, noch der Staatsgerichtshof Schritte unternommen
i, um eine Auslieferung Hitlers oder Ludendorffs herbeizu=
Der Oberreichsanwalt ſei der Anſicht, daß die Ange=
heit
vor den Staatsgerichtshof gehöre, es ſei aber Sache der
Sregierung, zu entſcheiden, ob ſie eine Auslieferung bean=
u
wolle oder die Aburteilung Bayern überlaſſe. Die Be=
tung
, der Präſident des Staatsgerichtshofes ſei wegen dieſer
e in Berlin vorſtellig geworden, wird als unrichtig bezeich=
Der Präſident habe erklärt, daß er ſich niemals in derartige
legenheiten einmiſchen werde, da dies Sache der Strafver=
ung
ſei.
Heneral de Metz ſchützt die Separatiſien.
München, 29. Nov. Die Arbeiterſchaft von Speyer hat an
franzöſiſchen General de Metz offiziell den Antrag geſtellt, er
e ſeine Truppen nur eine Stunde von der Straße zurückziehen,
it die Bevölkerung mit den Separatiſten fertig werden könne.
eral de Metz hat dieſes Verlangen abgelehnt. Die Erbitte=
und der Haß der Bevölkerung gegen die Separatiſten und
Hintermänner kennen unter ſolchen Umſtänden keine Gren=
mehr
.

indalßzenen im ſächſiſchen Landtag. Aerzte und Kranfenkaſſen.
Eine Erklärung des Reichsarbeitsminiſters.
Am 26. November empfing der Reichsarbeitsminiſter Vertreter der
Berliner Aerzte zu einer Ausſprache wegen der Verordnung über Kran=
kenhilfe
, bei den Krankenkaſſen. Dem Groß=Berliner Aerztebund und
dem Leipziger Aerzteverband hat darauf der Miniſter das Folgende
ſchriftlich mitgeteilt:
Vertreter der Berliner Aerzteſchaft haben mir heute ihren Stand=
punkt
zur Verordnung über Krankenhilfe bei den Krankenkaſſen münd=
lich
dargelegt und dabei beſonderen Wert darauf gelegt, daß die Wir=
kung
einer Kündigung, die der Kaſſenvorſtand ausgeſprochen hat, bis
zur Entſcheidung des Ueberwachungsausſchuſſes in der Schwebe bleibt.
Ich habe die Angelegenheit neu geprüft und teile Ihnen das Fol=
gende
mit: Nach dem bürgerlichen Rechte (626 BGB.) ſteht jedem Ver=
tragsteil
, der Krankenkaſſe wie dem Kaſſenarzt, das freie Recht friſtloſer
Kündigung zu, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Zum einſeitigen
Nachteile der Krankenkaſſen dieſes Kündigungsrecht auf Grund des
BGB. in einer Verordnung zu beſchränken, ſcheint mir nicht möglich
zu ſein.
Anders bei einer Kündigung auf Grund des § 1 der Verord=
nung
. Dabei werden Kaſſenarzt und Krankenkaſſe bei dem Ueber=
wachungsausſchuß
, der Vertreter der Aerzte und Krankenkaſſen in glei=
cher
Zahl und ein unparteiſcher Obmann angehören, binnen kürzeſter
Friſt ihr Recht finden. Bei dieſer Verfahrensart entſtände den Kran=
kenkaſſen
durch die aufſchiebende Wirkung der Kündigung kein weſent=
licher
Nachteil. Meine Vertreter werden daher im Reichsausſchuß für
Aerzte und Krankenkaſſen ſchon in deſſen erſter Sitzung vom 29. No=
vember
grundſätzlich dafür eintreten, daß dieſe Kündigungen erſt mit
der Entſcheidung des Ueberwachungsausſchuſſes wirkſam werden.
Außerdem ſtelle ich feſt, daß als Vergütung nach den alten Bedin=
gungen
im Sinne des 8 6 der Verordnung nur eine ſolche mit entſpre=
chender
Aufwertung zu verſtehen iſt.
Im übrigen weiſe ich nochmals darauf hin, daß nach Ziffer 7 der
Richtlinien vom 22. November der Kaſſenvorſtand von ſeinen Befug=
niſſen
im 8 1 der Verordnung (Aufſtellung von Richtlinien nach Ein=
holen
=ärztlicher Gutachten, Kündigung. Zulaſſungsverſagung uſw.) und
nach 8 4, Abſatz 1 (Verteilung der Kaſſenärzte auf beſtimmte Bezirke)
erſt Gebrauch machen darf, wenn der Ueberwachungsausſchuß gebildet iſt.
An dieſe Beſtimmung iſt der Kaſſenvorſtand nach der neuen Faſſung
des 8 30 der Reichsverſicherungsordnung gebunden. Die Landesregie=
rungen
werden darüber wachen, daß entgegenſtehende Maßnahmen der
Kaſſenvorſtände aufgehoben werden.
Ich habe den Wunſch und das Vertrauen, daß der Reichsausſchuß,
deſſen hervorragendſte Aufgabe der gerechte Ausgleich der Intereſſen
zwiſchen Kaſſen und Aerzten iſt, ſchon in ſeiner erſten Sitzung vom
29. November alle unmittelbar erforderlichen und ſachdienlichen Be=
ſchlüſſe
faſſen wird.

Die Einwendungen der Kaſſenärzte.
Berlin, 29. Nov. Zu dem von den Aerzteverbän=
den
zum 1. Dezember beſchloſſenen Streik gegenüber den
Krankenkaſſen teilt das Reichsarbeitsminiſterium mit: Die
Einwendungen der Kaſſenärzte gegen die rechtliche Gültigkeit der
Richtlinien vom 22. November zur Verordnung über die Kran=
kenhilfe
und gegen die in dem offenen Briefe vom 26. November
gegebenen Erläuterungen ſind rechtlich haltlos. Nach den Richt=
linien
iſt die Kündigung nur bei wiederholter und ſchwerwiegen=
der
Verfehlung eines Kaſſenarztes zuläſſig. Von dem Recht zur
Kündigung und zur Bildung von Arztbezirken darf der Kaſſen=
vorſtand
erſt nach Errichtung des Ueberwachungsausſchuſſes Ge=
brauch
machen. Die Berufung des Arztes ſchiebt die Wirkung der
Kündigung auf. Das Recht des Reichsarbeitsminiſters, ſolches
anzuordnen geht aus 8 30 der Reichsverſicherungsordnung in
der neuen Faſſung hervor. Gleichwohl wird die unmittelbar be=
vorſtehende
ergänzende Verordnung eine jeden Zweifel ausſchlie=
ßende
Faſſung bringen. Damit ſchwindet auch der Schein eines
Grundes für den Streik der Kaſſenärzte.
Rabattſätze bei Rentenmarkzahlung.
Berlin, 29. Nov. Der amtliche preußiſche Preſſedienſt
ſchreibt: Vielſach wird im Kleinhandel bei Zahlungen in Dollar=
ſchätzen
und Goldanleihe ein größerer Rabattſatz gewährt; eine
Anzahl von Geſchäften ſchließt dabei aber die Rentenmark aus.
Die preußiſchen Polizeiverwaltungen haben nun Inſtruktionen
erhalten, Geſchäfte, die Rabattſätze bei Rentenmarkzahlung aus=
drücklich
verweigern, zu ſchließen, evtl. kann die Entziehung der
Handelserlaubnis zur Anwendung kommen. Geſchäfte, die die
Annahme von Papiermark verweigern, ſollen ebenfalls ſofort
unter gleichzeitiger Entziehung der Handelserlaubnis, von der
Polizei geſchloſſen werden.
Beamtenabbau.
Berlin, 29. Nov. Die Spitzenorganiſationen der Beamten
haben in einer gemeinſamen Eingabe an ſämtliche Fraktionen des
Reichstages entſchiedene Verwahrung eingelegt gegen die von der
Regierung gewählte Methode des Perſonalabbaues. Als Vor=
ausſetzung
des an ſich gerechtfertigten Zieles, wird die Herab=
drückung
der Generalunkoſten bezeichnet. Am Schluß der Ein=
gabe
wird gebeten, die Perſonalabbau=Verordnung aufzuheben.

Reformen im höheren Schulweſen Heſſens.

Von Oberſtudiendirektor Altendorf.

III.

Man wird wohl, ohne ſich dem Vorwurf parteiiſcher Be
fangenheit auszuſetzen, ſagen dürfen, daß in vielen deutſchen
Ländern die Männer, die nach dem Zuſammenbruch durch die
herrſchenden Parteien zur Leitung des Schulweſens berufen wur=
den
, nicht die Fähigkeit, zuweilen wohl auch nicht den Willen be=
ſaßen
, in ſachlicher Würdigung des Wertes der höheren Schulen,
ihres Entwicklungsſtandes und ihrer fruchtbaren Entwicklungs=
möglichkeiten
an die Reform des höheren Schulweſens heranzu=
treten
. Sie ſtanden unter dem Einfluß der demokratiſchen Lehr=
meinung
, die ſich auf dem Grundſatz der Gleichheit aufbaut und
deren Hauptziel Nivellierung und Uniformierung iſt. Ich be=
haupte
nicht, daß Reformen von dieſem Grundgedanken aus unter
allen Umſtänden und auf allen Gebieten verkehrt ſeien, auf dem
Gebiet des Schulweſens ſind ſie es aber ganz gewiß. Hier kommt
alles darauf an, die naturgegebenen verſchiedenen Anlagen auf
die wirkſamſte Weiſe zu fördern, und die eigentümlichſte Aufgabe
der höheren Schulen iſt es, die Minderheit der beſonders Be=
fähigten
auszuſuchen, auszuſcheiden und, von den übrigen ge=
trennt
, möglichſt weit voranzuführen. Dieſe Aufgabe haben bis=
her
trotz mancher Unvollkommenheiten, die mit allem Menſch=
lichen
verknüpft ſind, die deutſchen höheren Schulen in vortreff=
licher
Weiſe erfüllt und deswegen nicht mit Unrecht im Ausland
Neid und Nachahmung gefunden. Daß dieſe Emporführung der
Führerperſönlichkeiten nicht verkümmert, iſt für unſer Volk min=
deſtens
ſo lebenswichtig, als daß die Maſſe geiſtig und körperlich
geſund erhalten bleibt. Man muß es deswegen als einen furcht=
baren
Frevel am deutſchen Volke erklären, wenn man, wie das
ſozialiſtiſche Schwarmgeiſter verlangen, wie das in der neuen
thüringiſchen Schulreform vorgeſehen iſt und wie es auch in
Sachſen zu geſchehen droht, das höhere Schulweſen in einer all=
gemeinen
Schule verſinken läßt, die völlig unfähig iſt, die von
dieſem bisher erfüllten höheren Bildungsaufgaben zu erfüllen.
Die höhere Schule Heſſens hat bis jetzt dieſe Zeitgefahr,
man darf wohl ſagen, gut überſtanden. Sie ſchien nicht unbe=
trächtlich
, ſolange Präſident Dr. Strecker die Leitung des heſſi=
ſchen
Schulweſens in Händen hatte. Seine Bereitwilligkeit, der
in ſozialdemokratiſchen Kreiſen herrſchenden Abneigung gegen die
höhere Schule entgegenzukommen, ſeine Neigung, ſich an illuſio=
niſtiſchen
Gedanken zu berauſchen, die ſich mit einer bemerkens=
werten
Fähigkeit demagogiſcher Propaganda verbindet, und ſeine

Unfähigkeit, in Verhältniſſen und Perſonen die wirklichen Kräfte
und Beſtrebungen zu erkennen, ließen in dieſer Hinſicht Schlim=
mes
befürchten. Aber er iſt andererſeits zu gebildet, um nicht die
Bedeutung des höheren Schulweſens zu erkennen und um ſich,
wenn er beachtenswerte Widerſtände findet, zu gewalttätigen
Zugriffen hinreißen zu laſſen. So kam es, daß er ſich mehr dem
Volksſchulweſen, wo er bei den Lehrern Unterſtützung und Hul=
digung
fand, zuwendete und im höheren Schulweſen wohl mit
beachtenswerten Anregungen in der Nengeſtaltung der Lehrpläne
und Lehraufgaben hervortrat, aber zu tiefgreifenden Umgeſtal=
tungen
nicht kam.
Im Zuſammenhang mit der Löſung der Lehrerbildungsfrage
wurde unter ihm der Abbau der Lehrerſeminare begonnen und
an ihrer Stelle die Aufbauſchule begründet. Sie ſtellt eine
neue Form der höheren Schule dar, die den Zweck hat, gut be=
anlagte
Schüler, die aus irgendwelchen Gründen den Anſchluß
an die höheren Schulen nicht fanden, noch nach dem Beſuch der
Volksſchule in einem auf 6 Jahre abgekürzten Lehrgang zur
Univerſitätsreife zu führen. Sie erhielt im weſentlichen den Lehr=
plan
der Deutſchen Oberſchule, in der die Deutſchkunde
im Mittelpunkt ſteht.
Ob die Aufhebung der Lehrerſeminare, die im übrigen auf
das Verlangen der Volksſchullehrerſchaft überall in Deutſchland
mit Ausuahme von Bahern erfolgt iſt, ein Segen war, wird die
Zukunft beizeiſen müſſen. Die Gründung der Aufbäuſchulen, die
dadurch ermöglicht wurde, kann begrüßt werden. Die Gegner der
höheren Schulen haben vielfach nicht ganz mit Unrecht geſagt, ſie
ſeien wegen der mit dem Beſuch verbundenen Koſten den begab=
ten
Kindern der Minderbemittelten ſchwer zugänglich und mach=
ten
dieſen auch einen Uebergang aus der Volksſchule in ſpäteren
Jahren faſt unmöglich. Mit der Aufbauſchule iſt nun eine höhere
Schule geſchaffen, die dieſem Mangel abhelfen kann. Hier können
die Begabteren noch in ſpäteren Jahren Aufnahme finden, und
der Staa hat durch die mit den Lehrerſeminaren verbundenen
Internate, die nun den Aufbauſchülern zugute kommen, die Mög=
lichkeit
, ihnen eine weitgehnde Unterſtützung zuteil werden zu
laſſen. Aber es werden auch wirklich hervorragend begabte
Schüler ſein müſſen, denn ſonſt werden ſie ſchwerlich in ſechs=
jährigem
Lehrgang das Ziel der ſonſt neunjährigen höheren
Lehranſtalten erreichen können.

* Luther und der Wucher.
Dr. Martinus Luther, den viele den deutſcheſten Mann
nen, hatte den unbeſtrittenen Vorzug, daß er ſeinen Zeit=
oſſen
die Schäden der Zeit mit ungeſchminkter und herz=
iſchender
Deutlichkeit ſagte. Heute nach rund 400 Jahren
int ſo etwas auch wieder not zu tun, und da kann es nur
lich ſein, wenn wir uns heute der trefflichen Worte erinnern,
dieſer wahrhaft Deutſche im Jahre 1524 geprägt hat.
In ſeiner im Jahre 1524 erſchienenen Schrift: Von Kaufs=
dlung
und Wucher nennt Luther die Preisſteigerer, Für=
fer
und Monopoliſten öffentliche Diebe, Räuber und Wücherer,
nicht wert ſeien, daß ſie Menſchen hießen, und ſchreibt
tlich:
Recht tät die weltliche Obrigkeit, daß ſie ſolchen nähme
S, was ſie hätten, und triebe ſie zum Lande aus.
Denn, wer iſt ſo grob, der nicht ſiehet, wie die Geſellſchaften
ſts anders ſind denn eitel rechte Monopolia? welche auch die
ltliche heideniſche Rechte verbieten, als ein öffentlich ſchädlich
ig aller Welt ich will des göttlichen Rechts und chriſtlichs
ſetz ſchweigen. Denn ſie haben alle Waar, unter ihren Händen
o machens damit, wie ſie wollen, und treiben ohne Scheu all
obberührten Stück, daß ſie Steigern oder niedrigen nach
3eiu Nass
b DkMcke-4 n3
bie ieisen Fiſch i./ Waiſe*; gerabe
Ko
Oork aden
Ze=
übe
. Go.4e8 Grett
ſen des Glauben3 und der Liebe.
Aber darüber muß gleichwohl alle Welt ganz ausgeſogen
rden und alles Geld in ihren Schlauch ſinken und ſchwemmen.
ie ſollt das immer mögen göttlich und recht zugehen, daß ein
ann in ſo kurzer Zeit ſo reich werde, daß er Könige und Kaiſer
skaufen möchte?
Könige und Fürſten ſollten hie drein ſehen und nach geſtren=
m
Recht ſolche wehren, aber ich höre, ſie haben Kopf und Teil
an; und geht nach dem Spruch Cſaia: Deine Fürſten ſind der
iebe Geſellen geworden. Dieweil laſſen ſie Diebe hängen, die
17 Gulden oder halben geſtohlen haben, und hanthieren mit
nen, die alle Welt berauben, und ſtehlen ſehrer denn alle an=
rn
, daß ja das Sprüchwort wahr bleibe: Große Diebe hängen
e kleinen Diebe.
Die Erbitterung gegen die Handelshäuſer wurde damals
Toch vermiehrt durch den aufſehenerregenden Ausgang eines
kreites, den ein Angeſtelſter des großen Handelshaufe3 Ambro=

ſius Höchſtetter in Augsburg mit dieſem führte. Als ihm ſchließ=
lich
im Prozeß 30 000 Gulden zugeſprochen wurden, ſtellte es ſich
heraus, daß ſein Sohn und Schwiegerſohn in mancher Nacht
fünf= bis zehntauſend Gulden verſchlemmt und verſpielt hatten.
So vor 400 Jahren! Und heute?

Neues vom Büchermarkt.
Jakob Paludan: Die neue Welt. (Franz Schneider
Verlag, Leipzig, Wien und Berlin.) Uebertragen von Erwin Magnus,
mit Buchſchmuck von Otto Schubert. Nicht etwa eine Reiſebeſchreibung
oder eine Schilderung Amerikas gibt der Hermann Bang ſeelender=
wandte
27jährige Schriftſteller, ſondern darüber hinaus die feſſelnde
Schilderung des Schickſals eines Einſamen, den das Geſchick trennte vom
eigenen Heim und hineinwarf in den Strudel der Rieſenſtadt des
amerikaniſchen Nordens und Weſtens. Eindringlich iſt dieſes Schickſal
geſchildert und von einer ſelten pſhchologiſchen Vertiefung ohne Leiden=
ſchaft
geſchrieben, und doch ſo ſpannend, daß, man das Buch nicht aus
der Hand legen kann, ohne es zu Ende geleſen zu haben. Neben dem
Wert der Lektüre eine ebenſo eigenartige wie lehrreiche Schilderung
amerikaniſchen Lebens.
* Dr. Karl Haushofer: Japan und die Japaner.
Eine Landeskunde mit 11 Karten im Text. (Verlag B. G. Teubner in
Leipzig.) Im Hinblick auf die jüngſten umwälzenden Ereigniſſe in
Beſonders das Gröb=b
Lieſe
West heute boz: beſortdese
Mreibe-Firät. 20ZrutGae-
Miltitä Jadat ſüdiekt.
unab auf G=zand einge ende: Studicit von Land und Leutent eine
wertvolle Darſtellung des Landes und ſeiner Bewohner gibt. Jre fünf
Haupt bteilungen, in ſachlichen und doch keineswegs dozierenden Dar=
ſtellungen
erſchöpft der Autor ſein Thema, bereichert vielfach durch
Eindrücke perſönlicher Art und intereſſanter Schlußfolgerungen.
* Peter Supf: Totenmarſch. Gedenkbuch. ( Euphorien=
verlag
, Berlin.) Gedichte von dramatiſchem Schwung in Form und
Inhalt, tief empfunden, in ihrer Auswirkung wahrhaft ein Totenmarſc).
ſind es, die Peter Supf hier in einem Gedenkbuch zuſammenfaßt. In=
haltlich
miteinander verwoben, doch jedes für ſich eine literariſche
Offenbarung. Gedichte, die mit dem Herzen und mit dem Verſtande
geleſen ſein ſollen. Schlicht=vornehme Ausſtattung entſpricht dem wert=
vollen
Inhalt.
* Rudolf Stratz: Und wenn die Welt voll Teufel
wär ..." (Verlag Auguſt Scherl, G.m.b.H., Berlin S.W. 68.) In
ſeinem neueſten Roman ſchildert Rudolf Stratz das Schickſal von Ein=
zelperſonen
, wie ſie die Nachkriegszeit geboren hat. Obwohl dem glei=
chen
Geſchlecht, dem gleichen Voik und der gleichen Zeit angehörend,
ſteherr ſie für tiefen Mingen eilne
der Gefaug

ſchaft Sibiriens zurückgekehrte totgeglaubte Offizier, ſein ihm fremd
gewordenes Weib, Männer der Nachrevolutionszeit, ſolche, die am Blut
des Volkes ſaugen und anderen, die es retten wollen, und findet doch
niemand den Weg. Alles in allem iſt dieſer Roman ein ſicher nicht
unwerter Beitrag zum Gegenwartsſchickſal des deutſchen Volkes.
* Hanshenderk Solljer: Heimekenbrinks Engel
chriſtine. (Widder=Verlag, Berlin.) In dieſen Jugenderinnerungen
einer alten Bauersfrau aus Südhannover erzählt der Autor in ſchlich=
ter
, innerlicher Schilderung, Lebensſchickfale von Menſchen, die unſerer
haſtenden Zeit fremd geworden, die aber zu den beſten des deutſchen
Volkes zählten. Schlichte Schickſale einer armen Handwverker= und
Bauernfamilie, die, obwohl ihr Niveau eng begrenzt iſt, den Leſer von
Anfang bis zu Ende feſſeln, weil ſie ſo wahr und überzeugend wirken,
daß er zum Mitempfinden, Mitleiden und Mitfreuen gezwungen wird.
Eines von den Büchern, die man gerade heute leſen ſollte, und aus
denen man Hoffnung ſchöpfen kann.
* Ludwig Huna: Der Kampf um Gott. (Verlag Greth=
lein
u. Co., Leipzig und Zürich.) In dieſem Roman aus der Zeit der
Wiedertäufer gibt Ludwig Huna mehr als die Schilderung irgend
welcher Einzelſchickſale. Ein wertvoller Beitrag zur Kulturgeſchichte
des deutſchen Volkes, der für uns von beſonderem Intereſſe iſt, weil im
Mittelpunkte der Handlung Philipp der Großmütige von Heſſen ſteht.
Ludwig Hunas Darſtellung iſt ſprachlich und in der Form kraftvoll und
eindringlich. Er führt uns mit den handelnd auftretenden Perſonen
durch die Wirrniſſe der Wiedertäuferzeit, die ihren Höhepunkt erreichen
in dem Kampfe um Münſter, in dem Jean von Leiden unter dem Deck=
mantel
neuen P.

Groi Poe
20 fasbiget. Bibernt bes Nänfitlsrt. (Geriag daſcher u. Gie,
Eine verſtandnisvolle Darſtellung des Künſtters und ſeiner Kunſt, beſſe.=
Gemälde vielfach Aufſehen erregen und diel umſtritten ſind. Wer kenut
nicht die farbenfreudigen Gemälde Giacomettis?. Wer hätte nicht gern
von den Ausſtellungen das eine oder andere Bild mit nach Hauſe ge=
nommen
? Allen dieſen wird dieſe farbig illuſtrierte Monographie eine
beſondere Freude bereiten. Sie wird es ihnen ermöglichen, die auf den
Ausſtellungen erhaltenen Empfindungen zu vertiefen und ſo die Bilder
innerlich zu beſitzen.
* Franz Werfel: Beſchwörungen. Gedichte. (Kurt
Wolff=Verlag, München.) Die Dichtungen Frauz Werfels finden nach
wie dor das regſte Intereſſe der jungen deutſchen Literatur. In Werfe
verkörpert ſich der Grundſtein einer neuen Lyrik, die, richtig verſtanden,
Tempel und Wallfahrtsort der Mühſeligen ſein kann. Die Gedichte
ſind allerdings vielfach auf das rein Seeliſche, hin und wieder Ueber=
ſinnliche
, eingeſtellt; aber ſie wurzeln letzten Endes tief im rein Menſch=
lichen
. Wer ſich mit der neuartigen, expreſſioniſtiſch anklingenden Form
der Werſelſchen Lyrik abgefunden, wird in
( en=
reichtums
manehe Perle finden

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 30. November 1923.

Nummer 33

Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. November.
Zur Bekämpfung des Wüchers.
Folgende Zuſchrift geht uns zu: In der ſchwierigen Zeit
des Uebergangs zu einer wertbeſtändigen Währung offenbart ſich
beſonders kraß die erheblich geſunkene Kaufkraft weiteſter Schich=
ten
des deutſchen Volkes. Die Höhe der Preiſe auch der unent=
behrlichſten
Bedarfsgegenſtände, vorzüglich der Lebensmittel,
wirkt darum mehr denn je beunruhigend und verbitternd. Wie
wir erfahren haben, wendet deshalb die Staatsanwalt=
ſchaft
Darmſtadt zurzeit ihre ganz beſondere Auf=
merkſamkeit
der Bekämpfung der Auswüchſe bei der Preis=
bildung
zu und wird mit der vollen, ihr nach den Geſetzen zu
Gebote ſtehenden Schärfe beſonders gegen Preiswucher, ins=
beſondere
die unveranlaßte Erhöhungder Grundpreiſe,
die wucheriſche Zurückhaltung der Waren, ſowie gegen
die ungleiche Bewertung und Zurückweiſung der nicht
wertbeſtändigen Reichsmark einſchreiten, ſie wird auch
ihre Hilfsbeamten zu einer ſteten Preiskontrolle anhalten. Die
Staatsanwaltſchaft verſpricht ſich indeſſen einen durchgrei=
fenden
Erfolgnurdann, wenn ſie mehr wie bisher ener=
giſch
unterſtützt wird von allen Behörden, die bei der
Preisbildung und Preisüberwachung mitzuwirken berufen ſind,
und wenn insbeſondere die Bevölkerung ohne Rückſicht auf
die Perſon Zuwiderhandlungen gegen die Wirtſchaftsgeſetze bei
der Staatsanwaltſchaft oder der Wucherpolizei anzeigt.
In hervorragendem Maße iſt nach Auffaſſung der Staats=
anwaltſchaft
auch der Kleinhandel dazu berufen, bei der Be=
kämpfung
des Preiswuchers mitzuwirken, indem er unnachſicht=
lich
alle Fälle zur Anzeige bringt, in denen Großhandel und Pro=
duzenten
ſich des Wuchers oder anderer Verſtöße gegen die
Wirtſchaftsgeſetze ſchuldig machen; wenn es gelingen ſollte, die
Preiſe ſchon am Ausgangspunkt des Warenum=
laufs
auf einer durch die Verhältniſſe begründeten Höhe zu
halten, wird der Kleinhandel in der Lage ſein und durch behörd=
liche
Kontrolle genötigt werden, die Verkaufspreiſe der Markt=
lage
und der Kaufkraft des Volkes anzupaſſen. Das Ziel der
Staatsanwaltſchaft, die wucheriſche Ausbeu=
tung
des Volkes zu unterbinden, wird erreicht
werden können, wenn die Bevölkerung und die
zuſtändigen Behörden ſich zutatkräftigem Vor=
gehen
zuſammenfinden.

RDV. Eine Goldmark, nach der jetzt alle Preiſe in Deutſch=
land
berechnet werden, entſpricht in ihrem Werte 0,24 Dollar
1,10 Schilling, 1,40 däniſchen Kronen, 0,90 ſchwediſchen Kronen,
1,65 norwegiſchen Kronen, 0,625 holländiſchen Gulden, 1,36
Schweizer Franken, 5,55 italieniſchen Liren, 8,35 tſchechiſchen
Kronen, 16 670 öſterreichiſchen Kronen, 4,30 franzöſiſchen Francs,
6,00 belgiſchen Francs, 1,22 ſpaniſchen Peſos.
Heſſiſches Landestheater. Am Sonntag, den 2. Dezember, wird
anſtelle von Cherubinis Waſſerträger eine Aufführung von Lortzings
Die beiden Schützen gegeben. Die Mieten bleiben dieſelben.
Bei der Hauptkaſſe des Landestheaters iſt die Stelle eines mitt=
leren
Staatsdienſtanwärters umgehend zu beſetzen. Bewerbungen von
im Kaſſen= und Buchhaltungsdienſt erfahrenen Praktikanten ſind als=
bald
bei der Generaldirektion des Landestheaters einzureichen.
Das auf Reichsmark lautende, nicht wertbeſtändige Notgeld der
deutſchen Reichsbahn wird nicht nur an allen öffentlichen Kaſſen, ſondern
nach einer neueren Vereinbarung der Reichsregierung und des Reichs=
bankdivektoriums
auch an allen Kaſſen der Reichsbank, in den nächſten
Wochen eingelöſt auf der Reichsbank, ſoweit es ſich um Stücke von 100
Milliarden und darüber handelt. Stücke unter 100 Milliarden werden
bei allen öffentlichen Kaſfen des Reiches in Zahlung genommen oder bei
den Kaſſen der Reichsbahn in größeren Stücken umgetauſcht. Das nach
Ablauf der Uebergangszeit noch im Verkehr befindliche Eiſenbahngeld
wird von der deutſchen Reichsbahn in Reichsmark eingelöſt oder in wert=
beſtändiges
Eiſenbahngeld umgetauſcht.
Die diesjährige Weihnachtsmeſſe findet nicht, wie früher, auf dem
Schillerplatz, ſondern diesmal auf dem Meßplatz am Hallenſchwdimm=
bad
in der Zeit vom 13.24. Dezemiber ſtatt. Der Chriſtbaum=
verkauf
, iſt ebenfalls dorthin verlegt worden. Für Intereſſenten
liegen die Vergebungsbedingungen bei dem ſtädtiſchen Marktmeiſter im
Rathaus offen.
Volkstheater. Heute Freitag iſt Wiederholung des reizenden
Vers= und Koſtüm=Luſtſpiels Die goldene Cya. Saustag iſt
wegen Vorbereitung neuer Werke geſchloſſen. Die nachſte Jugenddox=
ſtellung
iſt erſt Sonntag. (S. Anz.)
0. Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag, den erſten Advent,
ſingt vormittags zum erſtenmal in den Straßen und auf freien Plätzen
der Altſtadt die von der Stadtmiſſion ins Leben gerufene Darmſtädter
Kurxende. Am Nachmittag um 3½ Uhr und am Abend um 8 Uhr
finden zwei Adventsfeiern bei brennenden Adventskränzen ſtatt, und
zwar nachmittags unter Mitwirkung des gemiſchten Chors (Anſprache:
Dr. Avemarie) und am Abend unter Mitwirkung des Poſqunenchors
(Anſprache: Miſſionsgehilfe Neuber),

Darmſtädter Notgemeinſchaft.
1. Spendenliſte.
(Vom 1.24. November 192
An Spenden gingen ein:
a) wertbeſtändig. (In Goldmark ausgedrückt.) Ungenannt
210 Mk., 420 Mk., 63 Mk., 800 Mk.; Direktion der Diskontogeſellſchaft
210 Mk.; L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei 210 Mk.; Darmſtädter= und
Nationalbank 200 Mk. und durch deren Vermittelung 63 Mk.; M. E.
64 Mk.: M. A. 21 Mk.; Fabrikant Fr. 4,20 Mk.; Dr. A. W. 3,10 Mk.;
Prof. B. 80 Mt.; Fa. Richter u. Oberſeither 21 Mk.; Fa. Röhm u. Haas
500 Mk.; Fa. Joſeph Trier 300 Mk.; Direktor B. 8,40 Mk.; Motoren=
fabrik
Darmſtadt A.=G. 500 Mk.; Alex. Koch=Verlag (Angeſtellte) 1,05 Mk.
b) In Papiermark. (In Milliarden ausgedrückt.) Deutſche
Vereinsbank 100 000 Mk.; Verlagsanſtalt Alex. Koch (Angeſtellte) 10,650
Mk.; Dr. Gg. Büichner 1000 Mk.; Frl. Marie Ax 1000 Mk; Freiherr
von Hehl 1000 Mk.; Ungenannt 1000 Mk.; Auguſte und Wilhelmine
Scheid 1000 Mk.; Inſpektor Hanſelmann 1000 Mk.; Rentner J. Fay
500 Mk.; Dr. Bodenheimer 500 Mk.; Wilh. Kaufmann 500 Mk.; N. N.
400 Mk.; Buße=Verhandlung 300 Mk.; W. Ruppel u. K. Hanſelmann
200 Mk.; Hofrat Paul Sander 200 Mk.; H. Dornſeiff 100 Mk.; N. N
100 Mk.; Frau Wagner 50 Mk.; Gewerbe=Fortbildungsſchule rd. 31 Mk.;
Ungenannt 21 Mk.; N. N. 10 Mk.; Frau Werber 5 Mk.; W. Klein 5000
Mk.; D. H. rd. 1 Mk.; Oberbauinſpektor Wehnert 850 Millionen Mk.
c) In Naturalien. Fa. E. Merck 10 Waggon Braunkohlen=
briketts
monatlich bis auf weiteres; Fa. Phil. Baumann 30 Ztr. Rhein.
Braunkohlen; Fa. J. Nohl 2 Fuhren Holz; Fa. L. Neu u. Co. 6 Ztr.
Mehl; Fa. R. Störger u. Söhne 30 Sack Weizenmehl; Fa. Johs. Schäfer
5 Sack Mehl; Fa. Gg. Liebig u. Co. Nachf. 1 Ztr. Haferflocken; Fa.
Emil Sander 4 Ztr. Kartoffeln; Fa. Gebr. Adler 10 Ztr. Kartoffeln;
Fa. Technika G. m. b. H. 100 Liter Petroleum; Fa. H. Heinmüller eine
Lederſpende im Werte von 120 Goldmark; Fa. Willy Fuchs laufend Ab=
gabe
von Knochen zur Suppenbereitung; Fa. Darmſtädter Eiergroßhand=
lung
Roſenſtock 10 Kiſten Milch, 400 Tafeln Fett; Fa. Heuß u. Simon
375 Kg. Kunſthonig; Fa. Plaut u. Sohn 100 Kg. Graupen und 100 Kg.
Haferflocken; Fa. S. Strauß 25 Kg. Malzkaffee, 40 Rollen Erbswürſte,
50 Suppenwürfel; Fa. Janſſen 50 Kg. Haferflocken, 50 Kg. Weißmehl,
5 Ztr. Holz.
Die hieſigen Tageszeitungen haben in liebenswürdiger Weiſe ſich
herbeigefunden, die veröffentlichten Aufrufe und Anzeigen koſtenlos in
ihre Blätter aufzunehmen.
Allen Spendern herzlichſter Dank! Möge ihr Beiſpiel zahlreiche
Nachahmer finden, ſodaß das beabſichtigte Hilfswerk zu einem vollen
Erfolg führen wird.

Der Bezugspreis
für die Zeit vom 2. bis 8. Dezember 1923 beträgt für
das Darmſtädter Tagblatt wie in der Vorwoche
frei Haus 0,80 Goldmark
abgeholt 0,Z5 Goldmark.
Hierbei richten wir an unſere verehrl. Abonnenten
nochmals die Bitte, unſeren Trägerinnen nach Möglichkeit
größere Geldſcheine auszuhändigen, um dieſen einer ſchnellen
Abrechnung mit uns den Weg zu ebnen.

Der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.

Wertbeſtändiges Notgeld der Reichsbahn. Gegenüber den Mit=
teilungen
übeu Schwierigkeiten bei der Ausgabe von wertbeſtändigem
Notgeld wird nochmals ausdrücklich feſtgeſtellt, daß das von der deutſchen
Reichsbahn mit Zuſtimmung des Reichsfinanzminiſters herausgegebene
wertbeſtändige Geld durch Goldanleihe voll gedeckt iſt. Es iſt daher ein
der Goldanleihe gleichwertiges Zahlungsmittel und wird von allen öffent=
lichen
Kaſſen des Reiches angenommen. Die Geldſcheine beſtehen aus
gelbem Papier und tragen den Aufdruck: Wertbeſtändiger Anteilſchein
zu den Schatzanweiſungen des Deutſchen Reiches mit der Unterſchrift
des Reichsverkehrsminiſters Oeſer. Auch das auf Papiermark lautende
(nicht wertbeſtändige) Notgeld der Deutſchen Reichsbahn wird nach wie
vor an allen öffentlichen Kaſſen des Reiches zum Nennwert in Zahlung
genommen.
* Deviſenrazzia. Zu unſerer geſtrigen Meldung iſt noch nach=
zutragen
: Die Razzia auf wilde Deviſenhändler in drei hieſigen
Cafés hatte recht guten Erfolg. Etwa 35 Perſonen wurden
wegen unerlaubten Beſitzes oder Handelns mit Deviſen verhaftet.
Einige konnten wieder freigelaſſen werden, die Mehrzahl ſitzt
noch in Polizeigewahrſam. Beſchlagnahmt wurden 201 Dollar,
1975 franzöſiſche Franken, 860 holländiſche Gulden, 75 belgiſche,
15 Schweizer Franken, 35 italieniſche Lire, 5 norwegiſche Kronen,
56 123 öſterreichiſche Kronen, 1 engliſches Pfund und 20 tſche=
chiſche
Kronen. Umgerechnet ſind das weit über 3000 Bil=
lionen
Papiermark. Während in den beiden größeren
Lokalen in der Rheinſtraße den Beſitzern bei der Ausdehnung
des Betriebes wohl kaum eine Verantwortung für gelegentlich
vorgekommenen ungeſetzlichen Deviſenhandel aufgebürdet werden
kann, waren die Verhältniſſe in dem Konditorei=Café Ruwoldt
in der Saalbauſtraße um ſo ſchlimmer gelagert. Seit langer Zeit
verkehrte dort ein recht zweifelhaftes, faſt nur aus jungen Leu=
ten
beſtehendes Publikum. Wie wir hören, iſt der Café=Betrieb
in jenem Café von der Polizei ſofort geſchloſſen worden.

m

Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
chdruck verboten.)
28)
Außer dem Abte befanden ſich noch jene beiden Abgeſandten
des benachbarten Landesherrn, welche die Leſer bereits kennen,
in dem Zimmer. Alle blickten fragend den Eingetretenen an,
welcher faſt aufgelöſt in einem Seſſel, zuſammenbrach und in
einem durch die heftige Gemütserregung ganz veränderten Tone
nur die Worte hervorbrachte: Gott ſei uns allen barmherzig!
Wir ſind verraten!
Die lieberraſchung feſſelte auf einen Augenblick jede Zunge.
Der Hauptmann fuhr nach ſeinem Degengriff, die Geſichter ſeines
Begleiters und des Abtes wurden bleich vor Schreck.
Der Unglücksbote lallte in kläglichem Ton ſeinen Bericht her,
aus welchem hervorging, daß dem Vorſtaude der Stadt die Eröff=
nung
gemacht worden ſei, wo ſich der zerſchtöundene Schmiede=
geſelle
befinde. Iu einem Vorſaal des Rathauſes, wohin unge=
wöhnlicherweiſe
der Rat verſammelt worden war, hatte er, den
ſein Torwartamt dorthin geführt, gehört, wie der Tefehl erteilt
ward, daß ein Teil der waffenfähigen Bürgerſchaft noch im Laufe
des Tages die Angabe der Stunde hatte der Lauſcher nicht ver=
ſtehen
konnen ſich fertig halten ſollte, nach dem Kloſter abzu=
gehen
.
Der Hauptmann ſtampfte zornerglühend auf den Boden.
Warum habt Ihr meinem Rate nicht gefolgt? Erntet nun
die Früchte, die Euer feiges Mitleid geſäet hat! Und möget Ihr’s
bei meinem Herrn verantworten, daß der ganze ſo reiflich er=
wogene
Plan zunichte geht!
Ratet! drängte der Abt.
ener lachte bitter und griff nach ſeinem Hut. Jetzt möchte
der Rat wohl zu ſpät kommen. Hier gibt es nur einen
Auswveg!
Und wvorin beſtünde der?
Machet den Burſchen ſtumm. Die Toten verraten nichts.
Ihr wollt gehen, jetzt, da Euer Beiſtand=
Ich ziehe den Kopf aus der Schlinge; ſorget Ihr für den
Euren, Tochwürdigſter. Will dem Krämervolk nicht in die Hände
fallen. Folget meinem Rat, er iſt der einzige und beſte. Doch
habt Ihr nicht lange Bedenkzeit. Gott befohlen, und meldet mir
baldigſt den Au

Er enteilte dem Gemach, der andere mit ihm. Drunten zogen
ſie die Roſſe aus dem Stall, ſchwangen ſich darauf, und in kurzem
waren ſie in einer fernen Staubwolke verſchwunden.
Der Abt ſah ſinſter zu Boden. Der Pförtner lugte zaghaft
durch’s Fenſter, als wolle er hinter jedem Strauch die abgeſchickte
Mannfchaft erſpähen, und ſtaubvermiſchte Schweißtropfen rollten
über ſeine Backen auf die Diele.
Er hat recht, flüſterte der Abt für ſich, und kalte Beſtimmt=
heit
zeigte ſich wieder in jedem ſeiner Züge. Er hat recht
die Toten reden nicht.
Er ſchritt einigemal im Gemache auf und ab und gebot dann
dem Pförtner, ihm zu folgen,
Im untern Stock des Kloſters klopfte er an die Türe, und ein
hagerer Mönch trat heraus. Der Fanatismus loderte derzehrend
in ſeinen tiefliegenden Augen. Er war der einzige Ordensbruder,
welcher in das finſtere Geheimnis eingeweiht war. Sein Vor=
geſetzter
ſprach ihm etwas ins Ohr, wovon der Pförtner nur das
Wort: unbedingter Gehorfam verſtand, und jener nickte, ohne
eine Miene zu verändern, und folgte ihnen raſch durch den laugen
Kloſtergang.
Eine Ewigkeit, wie ihm dünkte, hatte Leuthold indeſſen in der
ſchauerlichen Finſternis ſeines Kerkers verträumt. Seine Glieder
wurden gelähmt von dem feuchten Brodem, welcher aus den Wän=
den
ſchwitzte und ſeine Kleider durchnäßte, und ſeine Bruſt atmete
mühſam in der dunſtigen Grabesluft. Von der Nahrung, welche
pben durch eine ſchmale Oeffnung der Wand von unſichtbaren
Händen hereingeſchoben wurde, hatte er nur weniges genoſſen
und das Meiſte den Ratten überlaſſen, deren Freßbegierde daran
ein langentbehrtes Feſtmahl hielt. In einen Winkel hatte er, als
ſeine Augen nach und nach der Dunkelheit getpöhnt waren, einen
viereckligen Stein gefunden, auf welchem wohl ſchon mancher Ein=
gekerkerte
ſein Leid geklagt haben mochte, wie das darüber
hängende Kettengeſchmeide bewies; darauf ſetzte er ſich und dachte
ſeines Vaters, den er jetzt nur noch in jenem Leben wiederzufin=
den
hoffte; er quälte ſich mit Vorwürfen, daß er, ſtatt raſtlos hin=
und herzuziehen, bis er ihn gefunden, ſich nun ſchon Jahre lang
an einem Orte habe halten laſſen; er gedachte Magdalenens
und ihres Herzeleides um ſein Verſchwinden, an das Schickſal der
Stadt, um deren Mauern ſich unſichtbare Schlingen eng und enger
zuſauimenzogen; er dachte auch an Judith, und dann kam es ihn=
faſt
vor, als ſei es doch ſo am beſten gekommen.

Mietzinsberechnung.

Da für die Poſtnumerandozahler des November=Mietzinſes
1. Dezember der Fälligkeitstag iſt, ſei nochmals auf die in Nr. 30
gedruckte Berechnung verwieſen. Die Novembermiete b
16 Prozent der Friedensmiete, welcher Satz mit dem Lebenshalt
index vom 15. November 218,5 Milliarden zu vervielfachen iſt
Beträge ſind auf volle Millionen nach oben abzurunden.
In Bayern iſt, wie ſchon berichtet, die Dezembermiete im w
lichen wie die Novembermiete berechnet. Es ſind wieder beſtimmte
zentſätze der Friedensmiete feſtgeſetzt, nach denen die Zuſchläge
Betriebskoſten und für die Inſtandſetzungsarbe
berechnet wurde. Gegen die Novemberſätze etwas erhöht, betragen
Der Zuſchlag für Betriebskoſten iſt rechtsrheiniſch für Gemeinden
über 10000 Seelen auf 10 Prozent, für die übrigen auf 8 Proze
Friedensmiete feſtgeſetzt. (November 9 Prozent und 7 Prozent.)
Multiplikator iſt der Lebenshaltungsindex beibehalten (für Vorau
lung der Index vom 29. November, bei Nachzahlung der vom 27
zember maßgebend). Eigentliche Betriebskoſten (Waſſerzins, Kaminf
gebühren) werdent umgelegt. Geſchieht dies, ſo wird ein Verwalt
koſtenzuſchlag von 4 Prozent (in Gemeinden unter 10000 Seelen 3
zent) der Friedensmiete erhoben.
Der Zuſchlag für Inſtandſetzungsarbeiten iſt rechtsrheiniſch 3
zent, vervielfacht mit Index. Neuerung iſt: Reicht das Erträgnis
Inſtandſetzungszuſchlags nicht aus, um die Koſten der zur Er
tung der Bewohnbarkeit des Hauſes notwendigen In
ſetzungsarbeiten zu decken, ſo kann der nicht gedeckte Betrac
die Mieter umgelegt werden. Inſoweit beſteht alſo eine Nachſd
pflicht der Mieter. Andererfei,3 iſt aber beſtimmt, daß
Hausbeſitzer den Betrag des Inſtandſeßungskoſtenzuſchlags, den er
für Inſtandſetzungsarbeiten verwendet, den Mietern auf Verla
bei nächſter Mietzinszahlung anzurechnen hat und zwe
Goldmarkrechnung, wenn Mieter den Inſtandſetzungskoſt
ſchlag wertbeſtändig gezahlt hat. Durch dieſe Beſtimmung ſoll ge
werden, daß der Zuſchlag der Beſtimmung tatſächlich zugeführt
Bisher haben viele Hausbeſitzer überhaupt keine Reparaturen ausf!
laſſen, in dieſen Fällen war auch der Zufchlag von 2 Prozent noch zu
Andererſeits haben viele Hausbeſitzer Inſtandſetzungsarbeiten ausfü
laſſen, die weit mehr verſchlangen, als der Zuſchlag einbrachte.
Mißſtänden ſoll die neue Beſtimmung abhelfen, ſie wird wohl auch
beſſeren Unterhaltung der Häuſer beitragen.
Die Beſſerung in den Währungsverhältniſſen wird hoffentlich
die Möglichkeit ſchaffen, die Mieten ſchon in Bälde ſo zu geſtalten,
ſie auch wieder eine gewiſſe Rente dem Hausbeſitzer abwerfen.
Für die heſſiſchen Verhältniſſe wäre erwünſcht, wenn das
ſterium für Arbeit und Wirtſchaft, den für November auf 16 P
der Friedensmiete feſtgeſetzten Satz für die Folge ſo ſpezifi
ven würde, daß auch die Intereſſenten beurteilen
ten, auf welche Weiſe der Prozentſatz errech
wurde.

n. Strafkamuer. Mit dem Zurückgehen des Alkoholmißbraud
Folge der Zeitverhältniſſe haben ſich die Körperverletzungen und
gleichen Delikte beträchtlich vermindert. Immerhin ſpielt die A
trunkenheit als Urſache von Ausſchreitungen noch eine Rolle, und
trifft auch für den Fall des 23jährigen, bisher unbeſtraften Arbe=
Johann Müller von hier zu. Urſprünglich am Schöffengericht w
Sachbeſchädigung, Bedrohung und Körperverletzung angeklagt, wa
an die Strafkammer verwieſen, weil etwaige ſchwere Körperverlet
in Betracht kam. Die fraglichen Vorgänge ereigneten ſich im A=
d
. Js. in der hieſigen Schankwirtſchaft Zur Krone anläßlich
dort veranſtalteten Metzelſuppe mit Konzert. M. und Andere erb
ſich angeblich (ſelbſt alkoholiſiert) darüber, daß man ſich ſo luſtiere,
gend im Ruhrgebiet der Hunger herrſche. Gemeinſam drangen
ſchiedene junge Burſchen in das Lokal ein und verurſachten eine n
Szene. Einer der Gäſte erhielt einen Meſſerſtich, und ein anderer b
durch einen Schlag das Sehvermögen auf einem Auge ein. Die
Anklage legte dem M. u. A. Letzteres zur Laſt, während er ſelbſt
Punkte beſtreitet. Die Beweisaufnahme erbrachte darüber keine
nügende Klarheit. M. wurde nur überführt, eine Fenſterſcheibe
ſchlagen, Gäſte bedroht und einen ohne Waffen mißhandelt zu ha
Dafür erhielt M. als Geſamtſtrafe 3 Monate 1 Woche Gefängnis
In einem Offenbacher Berufungsfall war das auf Geldſtrafen von 5
3 Millionen Mark lautende Schöffengerichtsurteil von der Staatsann
ſchaft angefochten. Die langjährige Angeſtellte eines Ladengeſchäfts
fortgeſetzt Waren entwendet, und ein wegen Hehlerei mitangekla
Monteur brachte von dieſem Diebsgut mancherlei an ſich. Trotz
groben Vertrauensbruches kamen andererſeits verſchiedene milder
Momente in Betracht, doch erſchien die erſtinſtanzliche Sühne u.
reichend. Man verurteilte nunmehr die bisher unbeſtrafte Diebin
4 Monaten Gefängnis und den Hehler zu 10 Billionen Mark Geldſtr
n. Schöffengericht. Gegenüber dem hartnäckigen Leugnen des w
ſchweren Diebſtahls angeklagten, vielfach vorbeſtraften Arbeiters Brer
aus Finthen bei Mainz, bilder ein am dortigen Tatort zurückgebliebe
Fingerabdruck den ſchlüſſigen Schuldbeweis. Der Einbruch war
vorigen Jahre in einer Fabrik geſchehen, wo Br. vorher gearbe
hatte. Er führte den Vorſitz im Betriebsrat, wurde aber als unzu
läſſig entlaſſen, und gerier ſpäter in den Verdacht jener nächtlichen (
wendung mehrerer Ledertreibriemen von bedeutendem Wert. Als E
konnte am Kitt einer vom Dieb damals ſorgſam losgelöſten Feni
ſcheibe der Abdruck eines Daumens feſtgeſtellt werden, und das C
achten des Gerichtschemikers Dr. Popp=Frankfurt a. M., läßt hinſicht
der vollen Uebexeinſtimmung mit demjenigen des Angeklagten nicht
geringſten Zweifel. Br. verbüßt eben eine andere Strafe in Dieb
weshalb in anbetracht der Zeitverhältniſſe uſw. die ſonſt in Mainz
verhandelnde Sache hierher derwieſen war. Br. wurde ſchuldig
funden und zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.

* Ungetreuer Kartoffelaufkäufer. Die Kartoffelgroßhandlu
Peter Janſen in der Feldbergſtraße hatte nach Empfangnah
von Kartoffelbeſtellungen einen Aufkäufer ausgeſandt,
aber das Wiederkommen vergaß. Er ging nach Unterſchl
gung von 79 Billionen Mark flüchtig und konn
erſt jetzt in Breslau feſtgenommen werden. Die Firma u
die Allgemeinheit ſind durch dieſen Gauner ſchwer geſchädigt.

Doch die Liebe zum Leben und zur Freiheit ſträubte ſich
manchmial in ſeiner jugendlichen Bruſt gegen, das unterirdif
Kerkerleben, und in ſolchen Augenblicken ſprang er von ſein
harten Sitze auf und ſchüttelte mächtig an der Eiſentüre u
ſtrengte ſeine. Stimme an zu verzweifeltem Rufen. Aber
Riegel ſpotteten ſeiner Kräfte und ſeine Stimme brach ſich
gehört an dem tauben Geſtein, und daun fank er vernichtet zur
und die Sinne wirbelten ihm, und er drückte die fieberglühen
Stirne an die kalte Mauer und ſeufzte Magdalenens Namen,
So ſaß er mit auf die Knie herabgeſunkenem Haupte auf de
Steine, der lebend Begrabene, und dachte an die Herrlichkeit
der Oberwelt und an das goldene Licht des Tages. Da hörte
Schritte nahen, die Türe öffnete ſich und hereinfallender Laterne
ſchein blendete ſeine Augen; herein trat der Abt, ihm folgte d
Klofterbruder ſamt dem Pförtner Litting.
Leuthold befand ſich in dem Zuſtande gänzlicher Abgeſtump
heit, welche dem Aufruhr ſeiner kräftigen Natur gefolgt war;
war ſo gleichgültig, daß er ohne die geringſte Furcht oder Ho
nung die Eintretenden betrachten konnte. So verharrte er
dumpfer, ſchweigender Ruhe.
Der Abt trat ver, Befiehl Deine Seele Gott! mahnte
dumpf und feierlich. Du haſt nur wenige Minuten noch
leben.
Mit einem Blick voll Stolz und Verachtung antwortete d
Jüngling: Ihr raubet mir kein Gut, auf das ich ſo großen We
legte. Faſt möchte ich Euch danken, daß Ihr mich von ein
drückenden Laſt befreien wollet.
Bete! ſprach der verbrecheriſche Ordensmann nochina.
und trat an die Türe zurück.
Fern von aller menſchlichen Hülfe, faltete der Unglücklic
die Hände und betete aber ſein Gebet war der Gedanke d
Magdalenen. Er ſahe nicht, wie auf einen Wink des Abtes d.
beiden Henker eine Steinplatte, die faſt die Hälfte des Boden

bedeate, mit Mühe emporhoben; er hörte nicht, wie aus de
dunkeln Abgrunde herauf das Rauſchen eines unterirdiſche
Waſſers emperdrang. Er betete, und es war ihm, als win=
ihm
die Geliebte zu, ſo holdſelig, wie er ſie jemals geſehen, un
es durchbebte ihn, und ein Strahl der gewaltig erwachende
Lebensluſt zudte heiß durch ſeine Adern. Aus dieſem Daſei
ſollte er ſcheiden, wo ihm ihr Bild, wenn auch in ſchimmernde
Ferne, erglänzte? Ach, noch nie war ihm das Leben ſo wul
ſchenswert vorgelemmen als jetzt, wo man im Begriff ſtand, &
(Fortſetzung folgt)
ihm zu rauben!

[ ][  ][ ]

Nummer 331.

reitag, den 30. Rovember 1923.
armſtäd

Seite 5.

pfundpreiſe einiger Lebensbedürfniſſe in Darmſtadt
im November 1923.

Zebensbedürfniſſe Friedens=
preiſe
5. Nov.
i 12. Nop. 19.Nop. 125. Nop.
n Goldmark rot 0.15 0,18 030 0,23 0,23 Zeizenmehl . NK 0,24 0,40 0,73 0,38 eis.
0,30 026 027 027 0,27 rbſen .... 0,27 0,35 0,33 0,36 0,36 artoffeln . . . 0,03 0,03 003 0,03 004 indfleiſch 0,86 1,20 2,67 3,00 2,20 chweinefleiſch. 0,96 1,60 4,00 3,33 3,70 utter 1,35 3,33 4,33 2,10 targarine 0,65 0,78 0,87 1,17 1,40 chweineſchmalz 0,80 1,50 2,00 1,50 2,00 chellfiſche 0,30 0,40 4,00 1,33 1,50 ier ."
. Stück 008 0,20 0,27 0,47 0,45 tilch . Schoppen 0,12 003 0,17 0,13 0,14

Die vorſtehenden Preiſe, die von der Preisprüfungs=
elle
in Papiermark exmittelt wurden, ſind in Goldmark um=
erechnet
, wobei der Dollarkurs des Vortages der jeweiligen
rhebung zugrunde gelegt iſt. Aus der Tabelle geht hervor,
bei dem Uebergang zur Goldmarkrechnung die Preiſe der
teiſten Lebensbedürfniſſe vom 5. bis 26. November geſtiegen
nd. Die Unterſchiede gegenüber den Friedens=
reiſen
ſind ganz beträchtlich. Woran liegt es, daß,
m nur ein Beiſpiel herauszugreifen, Schweinefleiſch und Eier
iermal ſo teuer ſind als in der Vorkriegszeit? Während die
öhne und Gehälter der Arbeiter und Angeſtellten unter dem
riedensſtande bleiben, gehen die Produzenten und Händler mit
zren Preiſen weit über den Friedensſtand hinaus.

Die Doppelverdiener. Es mehren ſich die Klagen, daß ſogenannte
ſoppelverdiener, insbeſondere verheirgtete Frauen, deren Männer voll
eſchäftigt ſind, in Arbeit ſtehen, während zahlreiche erwerbsloſe Männer
nd Frauen, die auf Erwerb angewieſen find, ſich vergebens um Arbeit
emühen. Einen geſetzlichen Zwang zur Nichtbeſchäftigung dieſer ſoge=
annten
Doppelverdiener auszuüben, iſt aus mannigfachen Urſachen be=
mklich
. Das Reichsarbeitsminiſterium hat ſich aber an die Vereinigung
e Deutſchen Arbeitgeberverbände ſowie an die Reichs= und Landes=
ehörden
mit der Bitte gewandt, zu veranlaſſen, daß jedenfalls keine ſo=
enannten
Doppelverdiener mehr neueingeſtellt und auch die bereits be=
häftigten
Doppelverdiener inſoweit entlaſſen werden, als es die Be=
jebsverhältniſſe
geſtatten und ungerechtfertigte Härten nicht entſtehen.
s iſt von der ſozialpolitiſchen Einſicht der beteiligten Kreiſe zu erhoffen,
ſo vermieden wird, daß einzelne Familien unverhältnismäßig hohe
inkünfte erzielen, während andere Not leiden.

Lofale Veranſtaltungen.

Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweife auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Hiſtoriſcher Verein. Am Montag, den 3. Dezember, ſpricht
bends 6 Uhr pünktlich im Realgymnaſium (Eingang Kirchſtraße) Herr
Liniſterialrat Dr. Kranzbühler über: Worms und die deutſche
eldenſage (mit Lichthildern). Gäſte willkommen. Nach dem Vor=
ag
findet die ſatzungsgemäße Hauptverſammlung’ ſtatt.
Hausfrauenbund. Wir laden unſere Mitglieder drin=
end
ein, den heute abend in der Aulg der Baugewerkſchule ( Neckar=
r
. 3) ſtattfindenden Vortrag von Fr. Marg. Behm über Heimarbeit
beſuchen. Die weibliche Handarbeit muß noch viel mehr wie bisher
Is ein Faktor in die deutſche Produktion für In= und Ausland ein=
eſtellt
werden; aber es darf auch nichr Raubbau mit ihr getrieben wer=
en
. Es iſt ſehr erfreulich, daß die bekannte und verehrte Vorkämpferin
uf dieſem Gebiet einmal zu den alten und neuen Heimarbeiterinnen
ſarmſtadts fprechen will, und ein voller Saal ſoll ihr den Dank dafür
Gſtatten. Zugleich wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die Sprech=
unden
für alle Angelegenheiten des Hausfrauenbundes, häuslichen
ilfsdienſt u. a. jeden Montag und Donnerstig von 34 Uhr, die Be=
gtungen
des Veubandes der Vermieter möblierter Zimmer aber von
5 Uhr an denſelben Tagen in der Küche, Heidelberger Straße 47,
Sgehalten werden.
Kunſfnotizen.

ſeber Werke, Künſiler und fünſfleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil por.
Das Schnur=bufch=Quartett veranſtaltet ſeinen
veiten Kammermuſikabend am Montag, den 3. Dezember, abends
hr, im Kleinen Haus des Landestheaters. Das Quartett bringt
Frahms bedeutendſtes Kammermuſitwerk das Klarinettenquintett Op.
15, im Verein mit Kammermuſiter Winkler zu Gehör. Ein beſonderes
Terkmal dieſes Meiſterwerks iſt die Vielſeitigkeit des Stimmungsgehalts
egenüber den oft düſteren Farben, deren ſich Brahms mit Vorliebe be=
ient
. Dem Quintett folgt Mozarts Streichquartett in C=Dur, deſſen
ennige Heiterkeit in frendigem Ausklang den Abend beſchließt.
2. Kammermuſikabend des Schnurzbuſch= Quar=
etts
. Durch die fſtetige Geldentwertung veranlaßt, werden die Abon=
enten
gebeten, eine Zuſchlagskarte unter Vorzeigen der Abonnements=
irte
zu löſen. Der Zuſchlag beträgt ein Viertel des Tagespreiſes. Die
ageskarten ſind ron Freitag (heute) ab an der Kaſſe des Kl. Hauſes
hältlich,
Aus den Parteien.
Bismarckjugend der Deutſchnationalen Volks=
axtei
. Die nächſte Zuſammenkunft findet Samstag abend in der
ſiktoriaſchule (Hochſtraße) ſtatt. Herr Stadtverordneter Kleinert ſpricht
ber Fritz Reuter und wird aus ſeinen Werken vorleſen,
Parlamentariſches.
Der Sonderausſchuß des Landtags ſetzte heute ſeine
(rbeiten fort. Zunächſt beriet er eine Regierungsvorlage betreffend die
Wrund= und Gewerbeſteuer. Danach werden unter Beibe=
altung
der grundſätzlichen Beſtimmungen die Erhebungsſätze im Rah=
ien
des beſtehenden Geſetzes für das 2. Halbjahr 1923/24 auf Goldmart
eſtellt. Die Regierung erwartet von diefer Steuer für den Reſt des
iechnungsjahres eine Einnahme von etwas über 3 Millionen Goldmark.
dſie Gemeinden werden ermächtigt, auch für ihre Steuerzuſchläge nun=
jehr
in gleicher Weiſe zur Goldmarkberechnung überzugehen. Die gleiche
Zeſtimmung wird für die Wandergewerbeſteuer, übernom=
ten
. Um die Mittek für die Erwerbsloſenfürforge
eſchaffen zu können, werden die Kreiſe und Provinzen ermächtigt, An=
eihen
aufzunehmen. Zu dem geplanten Beamtenabbau hielt
odann der Finanzminiſter einen Vortrag. Er erklärte, daß die hefſiſche
legierung nicht die Abſicht habe, einen ſo mechauiſchen Beamtenabbau
orzunehmen, wie das die Reichsregierung in ihrer Verordnung vom
7. Oktober gnordne. Es ſei vielmehr die Abſicht, zunächſt lediglich das
iltersgrenzengeſetz auf die Vollendung des 65. Lebensjahres herabzu=
etzen
und die hierdurch notwendig werdenden Ruheſtandsverſetzungen
um 1. Januar vorzunehmen. Im übrigen wird die Regierung einen
Zeamtenabbau nuu infoweit vornehmen, als er ſich organiſch aus einem
Zehörden= und Verwaltungsabbau ergebe. Die Regierung ſchlage vor,
ine gemiſchte Kommiſſion aus Regierungsvertretern und einigen Ab=
eordneten
zu bilden, die mit möglichſter Beſchleunigung an dieſe Ar=
ſeit
herangehe. Der Ausſchuß ſetzte die Beratung dieſer Angelegenheit
1S zur nächſten Sitzung aus und trat in eine Wirtſchaftsdebatte
in. In deren Verlauf wurde von den verſchiedenſten Seiten die der=
ögerte
Auszahlung des wertbeſtändigen Gehaltsteiles an die Beamten
ritiſiert, die Regierung legte aber einleuchtend dar, daß hier kein Ver=
chulden
heſſiſcher Stellen vorliege. Im weiteren Verlauf der Ausſprache
deſchäftigte man ſich mit dem Grundpreisproblem. Die der=
eitigen
Grundpreiſe in Handel und Gewerbe wurden von allen
Seiten als nicht gerechtfertigt hoch empfunden. Die Regie=
ung
teilte mit, welche Schritte ſie in der Richtung auf Herabſetzung der
Hrundpreiſe bereits unternommen habe, und verſprach ſchärfſtes Zugrei=
en
gegenüber jedem Preiswucher. Beſonders ſcharfe Kritik wurde u. a.
in der Preisgebarung der Wetterauer Mühlenvereinigung geübt und
jegen dieſe ein Einſchreiten gefordert. Nächſte Sitzung Dienstag, 4. De=
zember
, vormittags.
Eberſtadt, 29. Nob. Der Jugendbund, für entſchiedenes
Chriſtentum veranſtaltet gemeinſam mit der Darmſtädter Ortsgruppe
am kommenden Sonntag, (1. Advent) im Zweiglokal der Stadtmiſſion,
Neue Darmſtädter Straße 2, eine muſikaliſche=deklamatoriſche Feier
über den 23. Pſalm, wozu jedermann herzlich eingeladen iſt.
Frohnhofen bei Reichelsheim i Od. 28. Nov. Einbruch In
einer der letzten Nächte wurden einem Landwirt 10 Laib Prot und meh=
rexe
Schinfen geſtohlen.

Die neuen Poſttarife

O

Ausſchneiden!

Gültig ab 1. Dezember 1923. (Ohne Gewähr).
Sämtliche Beträge ſind in Rentenpfennigen angegeben.

Aufheben!

Ortsverkehr.
(kein Nach=
barorts
barorts=
verkehr
) Deutſcher Fernverkehr
einſchl. Saargebiet,
Luxemburg, Oeſterreich,
Danzig, Memelgebiet Ungarn,
Tſchecho=
ſlowakei
Uebriges
Ausland Zuſatzgebühren Mite bis 20
bis 500 g 10. 20. jede weiteren
20 g
15. jede weiteren
20. g. 15,
Meiſtgewicht2kg Eilbrief (Ortsbz.): 30
Eilbrief (Landbz.) 60 Poſtkarten. V. Eucain
(Sendungen über
1000 g nur für
ungeteilte. Bücher
zuläſſig.) bis 50 g
bis 100 g.
bis 250 g
bis 500 g
bis 1000 g
bis 2000 g. FMff
Inland. Die Einſchreib=
geb
. iſt auf 20 Rpf., die
Vorzeigegeb. f. Nachn.
u. Poſtäuftr. ebenf. auf
20 Rpf. feſtgeſ. Für d. Eil=
zuſtellg
. ſind b. Vorausz.
z. entr. n. d. Ortszuſtellbez.
f. eine Briefſend. 30 Rpf.,
f. ein Paket 50 Rpf., nach
d. Landzuſtellbez. 60Rpf.,
100 Rpf. Ausland. Eil=
zuſtellgeb
. f. Briefſendg.
60 Rpf., Einſchreibgeb,
30 Rpf., Rückſcheingeb.
30 Rpf., Vorzeigegeb. f.
Nachn. auf Briefſend. (v.
Abſ. zu entricht.) 5 Rpf.,
Gewichtgeb. f. Wertkäſt=
chen
f. je 50g 10Rpf., min=
deſtens
60 Rpf. ( dazuEin=
ſchreibgeb
. von 30 Rp.
Verſ.=Geb. f. Wertor u.
Wertkäſtch. f. je 300 Rmk.
50 Rpf., Nachnahmegeb.
f. Pak. 50Rpf. f.je 50Rmk.
des Nachnahmebetrags. Geſchäftspapiere
Da
Miſchſendungen bis 250
bis 500 g
bis 1000 g 10
20 (mindeſtens 30, Warenproben. bis 250 g
bis 500 g A. je 50 g.5
(mindeſtens 16) Päckchen ... bis 1000 g

30, nur innerhalb Deutſchland ſowie
nach Danzig und Memel zuläſſig. Blindenſchriſt. . . bis zum Meiſtgewicht von 5 kg. 3 bis zum
Meiſtgewicht.
von 3 kg 3 FMft
Meiſtgewicht
3 kg

Poſtanweiſungen

in Papiermk. (v. 1. 12. 23. an) in Nentenmark

über

bis
25
50
100
250
500
750
1000 Bilkk.

25 Billk. Mk.
50
100
250
500
750
1 000
Mk. (unbeſchr.)

über

500
750

bis

Rentenpfennig
25 Mk. 20
40
50

100
250
500
750
1000

60
80
T20
160
200

für je weit. 250 Bill. Mk. mehr

1000 Mk. (unbeſchr.)
für je weit. 250 Mk. mehr 40

Mitch

Für bar einbezahlte Zahlkarten in Papiermark) Rentenpfennig

bis 25 Billionen Mk. einſchl. .. .

50.
...
100
... 40
250

500
750

.... 100
750 1000
1000 Billionen Mk. (unbeſchränkt)
für je weitere.
250 Billionen oder einen Teil davon, mehr ..
200
höchſtens jedoch .
Für bargeldlos beglichene Zahlkarten dieſelbe Gebühr, höch=
ſtens
jedoch 100 Rentenpfennig, für eine Zahlkarte.

über 25
50
100
250
500

10.
20
30
60
80

Paketgebühren.

Pakete 1. Zone
bis 75 km 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km Pakete 1. Zone
bis 75. km. 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km bis 3 kg 30 bis 13 kg 90 180 bis 5 ks 80 bis 14 kg. 100 200 30. bis 6 kg bis 15 kg 110. O 330 bis 7 kg bis 16 kg 120 240 360 bis 8 kg 165 bis 17 kg 130 260 390 bis 9 kg 120 180 bis 18 kg 140 280 420 bis 10 kg 130 195 bis 19 kg 150 300 450 bis 11 kg 140 210 bis 20 kg 160. 320 480 bis 12 kg 160 240

Meiſtbetrag für gewöhnliche und telegraphiſche Poſtanweiſungen unbeſchränkt. Für Kaſſenſchecke, die bargeldlos beglichen
werden, ½ vom Tauſend des Scheckbetrags, für Barauszahlungen mit Poſtſcheck 2 vom Tauſend des Scheckbetrags, Mindeſtgebühr
1 Milliarde Mark, Meiſtbetrag eines Poſtſchecks und telegraphiſcher Aufträge (Zahlkarten, Ueberweiſungen und Poſtſchecke) unbeſchräntt.
Die Inlandsgebühren für Briefſendungen, Wertſendungen und Poſtanweiſungen gelten auch nach dem Saargebiet (jedoch Päckchen nicht
zugelaſſen), ferner nach dem Gebiet der Freien Stadt Danzig. Die Inlandsgebühren für Briefſendungen gelten ferner nach Luxem=
burg
, Litauen und Memelgebiet ſowie Oeſterreich. (Päckchen nach dieſen Ländern nicht zugelaſſen.)

+ Arbeilgen, 29. Nou. Laut Befchluß des Gemeinderats ſoll als
Gemeindeſteuer für 1923 der Betrag erhoben werden, der ſich er=
gibt
, aus Steuerwert vervielfacht mit dem Lebenshaltungsindes, geteiltz
durch 10 Millionen. Die Pacht für Gemeindegrundſtücke wird in Natu=
ralien
beglichen oder müſſen für den Doppelzentner Korn 20 Mk. be=
rechnet
werden. Da in den letzten Wochen auf Brotkauten hier
vielfach kein Brot geliefert wurde, fo wird jetzt auch im befetzten Gebiete
nur noch freies Brot verkauft. Man hatte ſeit September noch zweimal
Brotkarten, einmal für 32 und dann nochmals für 48 Wochen, ausge=
geben
; doch auch dieſe Papierverſchwendung hatte keine Beſſerung her=
beigeführt
. Da die Fleiſch= und Wurſtpreife hier in den
letzten Wochen eine unerſchwingliche Höhe erreichten, ſahen ſich hieſige
Bewohner vielfach veranlaßt, ihren Bedarf in dem benachbarten Weiter=
ſtadt
oder Gräfenhauſen zu decken. Sie erſparten dadurch oft mehrere
hundert Milliarden. Auch der Milchpyeis ſtieg heute auf 400
Milliarden Mk. für das Liter,
Heppenheim (Bergſtr.), 28. Non. Die Verſorgung der
Stadt mit Kartoffeln, iſt jetzt als befriedigend zu bezeichnen.
Es wurden, während der letzten 14 Tagen 11 Eifenbahnwaggons ge=
liefert
. Die Qualität der Ware iſt als gut zu bezeichnen; der
Zentner wurde mit 3,25 Goldmark vertauft. Weitere 3 Wagen ſollen in
den nächſten Tagen noch anrollen. In der letzten Sitzung des Gemeinde=
rats
wurde das Einzugsgeld für Nichtortsbürger auf 400 Goldmark und
die Einſchreibgebühr für Ortsbürgerföhne auf 5. Goldmark feſtgeſetzt.
Bezüglich der diesjährigen Holzhauerei, kam eine Einigung mit den
Holzhauern zuſtande. Es werden die Friedenstariffſätze mit 25 Prozent
Aufſchlag bezahlt, ebenſo werden Wegegebühren und Geſchirrgeld zuge=
ſtanden
. Mit den Arbeiten iſt ſofort begonnen worden.
2 Eberbach bei Reichelsheim i. O., 28. Nob. Elektriſche An=
lage
. Seitens der Gemeindevertretung werden gegenwärtig Unter=
handlungen
wegen einer elektriſchen Licht= und Kraftanlage gepflogen.
Das im ganzen 12 Hofreiten zählende Dürfchen beſitzt eine ſtarte Quelle
in unmittelbarer Nähe (am Rodenſtein), deren ſtarkes Gefälle ſich ohne
erhebliche Koſten in Licht und Energie umſetzen läßt. Die Einwohner
ſind ſetzt ſehr froh, daß ihr Dörfchen damals, als das benachbarte Rei=
chelsheim
ſeine ſchon beſtehende elektriſche Anlage an die Heag über=
gehen
ließ, nicht an dieſes Werk angeſchloſſen wurde.
Aus dem vorderen Odenwald, 28. Nov. Einzelne Landwirte hat=
ten
die Beſtellung ihrer Felder noch nicht ganz beendet, als
der Winter ſo plötzlich ſeine Boten mit Froſt und Schnee ſandte. Dieſe
Arbeiten werden nunmehr wohl in dieſem Herbſt nicht mehr beendet
werden können.
n. Höchſt i. O., 29. Nob. Kürzlich brach nachts in der alleinſtehen=
den
Scheuer des hieſigen Landwirts Wolf Feuer aus und äſcherte ſie
nebſt wertvollem Inhalt an Vorräten ein. Alles deutete auf Brand=
ſtiftung
ſeitens anderer hin, und dies hat ſich nunmehr beſtätigt. Der
Verdacht lenkte ſich auf zwei Inſaſſen des Armenhaufes, Adam Schimpf
und Peter Hochſtädter, ſie wurden feſtgenommen und legten ein volles
Geſtändnis ab, ſo daß Anklage vor dem Schwurgericht zu erwarten iſt.
Vor der Verübung des Verbrechens hatten Beide, die Familienväter
ſind, längere Zeit bei Kartenſpiel im Wirtshaus gezecht, und der eine
von ihnen weiß überhaupt kein Motiv für die Tat anzugeben, während
der andere aus Aerger über Verſagung von Kartoffeln durch den Ge=
ſchädigten
gehandelt haben will.
Mainz, 28. Nov. Im Metropolitan=Hoſbital verſtarb im Alter
von 92 Jahren der Neu=Yorker Bürger Louis Lohmeher, der in ſeinem
Teſtament ſeiner Vaterſtadt Mainz die Summe von 75 000 Dolk.
zur Verteilung an Waiſenhäuſer, Krankenanſtalten, Stifte uſw. ver=
machte
. Das Teſtament ſpricht außerdem der in Mainz lebenden
Schweſter des Verſtorbenen den Zinsgenuß aus einem Legat von 20000
Dollarz zu.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
R.D.V. Ermäßigung der Berliner Beherbeugungs=
ſtener
. Bisher wurde in Berlin eine Beherbergungsſteuer erhoben,
die bis 80 Prozeut ſtieg und die Hotelzimmerpreiſe faſt verdoppelte.
Gegen dieſe fremdenverkehusfeindliche Steuer haben ſich wiederholt die
Hotel= und Gaſtſtättenbeſitzer geſandt, und ihren energiſchen Vorſtel=
lungen
iſt es jetzt gelungen, beim Magiſtrat eine Milderung duschzu=
ſetzen
. Die Steuer wird von jetzt ab nur noch in zwei Staffeln erhoben,
und zwau auf Zimmerpreife bis 2,50 Goldmark eine Steuer von 15
Prozent, auf den überſchießenden Betrag einen Satz von 33/. Prozeut,
Sonderbündleriſcher Einbruch bei Rudolf Herzog.
Honnef. Trupps von Sonderbündlern drangen gewaltſam in die
obere Burg bei Rheinbreitbach, in das Haus des Dichters Rudolf Herzog,
ein und unterzogen Herzog mit vorgehaltenem Revolver einer Leibes=
viſitation
und durchſtöberten das ganze Haus vom Keller bis zum Boden
nach Waffen. Dabei wurden Schränke und Schreibtiſche erbrochen, Män=
tel
, Uhren, Schmuckſtüicke uſw. geraubt und die Weinvorräte geplündert.
Not im Kleinen Walſertal.
Das ſeit 1892 dem deutſchen Zollgebiet einverleibte Tal iſt, weil von
Bahern als Ausland behandelt, in Verpflegungsſchwierig=
reiten
. Durch Berge vom Vorarlberg abgeſchnitten, hat es dahin nur
eine nach Schoppernau (Bregenzerwald) über das Starzeljoch (1800 Mtr.)
führende, im Winter unpaſſierbare Verbindung.
Die Kinderlähmung
tritt in der Schweit erneut auf. In einer Woche ſind im ganzenn
18 Fälle zur Anzeige gelangt. Davon entſtammen fe 4 aus den Kantonen
Luzern und St. Gallen, je 3 aus Bern und Vaſelland, je 1 aus Zürich,
Freiburg, Aargau und Turgau.

Sfimmen aus dem Leſerfreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange
der Einſender verantworilich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Schulgelderhebung am Realgymnafium.
Das Schuldgeld für Dezember kann an der Stadtkaſſe bis zum
25. Dezember gezahlt werden; ſeine Höhe wechſelt jedoch wöchentlich
mit der Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten. Dieſe betrug
für die Vorwoche 831, für dieſe Woche 1535 Milliarden. In dieſer
Woche beträgt demnach das Schulgeld für ein Kind 5817 Millkiardeu, in
der erſten Dezemberwoche 10 745 Milliarden, in den folgenden Wochen
vorausſichtlich noch mehr. Um den ſo entſtehenden Vorteil den Eltern
unſerer Schüler ohne langes Stehen vor den Schaltern der Stadtkaſſe
zugängig zu machen, hat die Direktion des Realgymnaſiums das Schuldgeld
in der Schule ſammeln laſſen, ohne natürlich einen Zwang auszuüben.
Es bleibt jedem unbenommen, zu ſpäterer, ihm gelegener Zeit an der
Stadtkaſſe zu zahlen. Wenn mit dem Beginn der Sammlung nicht bis
1. Dezember gewartet wurde, ſo erklärt ſich das daraus, daß wir bei
der hohen Schülerzahl die ganze Arbeit nicht an einem Tage bewältigen
V.: Poepperling
können.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherfage für den 1. Dezember;
Bedeckt, Niederfchläge, wechſelnde Winde.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt
*
Die zukünftigen Aufgaben der Reichsbank.
wb. In der geſtrigen Zentralausſchußſitzung der Neichs
bank gab der Vizepräſident v. Glaſenapp eine programmatiſche
Erlaſſung über die zukünftigen Aufgaben der Reichsbank ab, worin er
u. a. folgendes ausführte:
Mit dem Beginn der Ausgabe der Rentenbaukſcheine
darf das Reich keine weiteren Schatzanweiſungen mehr diskontieren. Da=
mit
iſt die Entwicklung zum Stillſtand gekommen, welche die nahezu
völlige Entwertung der Reichsbanknote verſchuldet hat. Die Frage der
Papiermark iſt aber angeſichts des retzt ausgegebenen wertbeſtän=
digen
Geldes durchaus nicht nebenſächlich. Die Reichsbanknote
iſt und bleibt das geſetzliche Zahlungsmittel, und
zwar, abgeſehen von den nicht ins Gewicht fallenden Reichskaſſenſcheinen,
das einzige geſetzliche Zahlungsmittel in Deutſch
land. Die ausländiſchen Deviſen werden nach wie vor in Papiermark
notiert. Eine weitere Verſchlechterung der Papiermark durch eine wei=
tere
Inflation infolge der Reichskredite iſt beſeitigt. Durch die Be=
ſtimmung
der Rentenbankverordnung, wonach das Reich mit Hilfe eines
ihm ton der Rentenbank zinslos zu gewährenden Darlehens ſeine
bei der Reichsbank aufgenommene ſchwebende Schuld abdecken
muß, iſt die Grundlage für eine Beſſerung und für einen Wiederaufbau
der Papiermark gegeben. An die Stelle der ſchwebenden Schuld des
Reiches tritt hiernach ein greifbares und realiſierbares Aktivum. Der
für die ſchwebende Schuld des Reiches der Reichsbank zur Verfügung zu
ſtellende Betrag von 300 Millionen Rentenmark dürfte hinreichen, außer
dem Notenumlauf auch einen Teil der Giroverpflichtungen der Reichs=
bank
zu begleichen.
Praktiſch kommt es aber nicht in Betracht, den ganzen Notenum=
lauf
der Reichsbank jetzt im Wege des Umtauſchs reſtlos einzuziehen,
wohl aber wird man den Banknotenumlauf von Woche zu
Woche mehr und mehr einengen. Dieſe Einengung muß da=
hin
führen, die Papiermark in ihrem inneren Werte zu heben. Bisher
ſind 100 Millionen Rentenmark für die Einziehung der Papiermark an
die Reichsbank gelangt. Der Nückſtrom der Papiermark an
die Reichsbank wird zur gegebenen Zeit durch einen Aufruf alter
Reichsbanknoten verſtärkt werden.
Natürlich müſſen auch die übrigen Quellen der Papiermarkinfledien
verſtopft werden, und aus dieſem Grunde wird von der Reichsbank ſeit
dem 22. November im unbeſetzten Gebiet das Not=
geld
nicht mehr angenommen. Für die Reichsbank kommen
nur noch einer geſunden Politik entſprechende produktive Kredite in
Betracht. Die Kreditgewährung der Reichsbank vollzieht
ſich in immer ſteigendem Maße auf wertbeſtändiger Baſis.
Die Papiermarkkredite ſollen demnächſt zum Verſchwinden gebracht wer=
den
. Durch dieſe Maßnahmen wird die Papiermark allmäh=
lich
wieder zu Ehren gebracht und gefeſtigt werden.
Die Reichsbank wird ferner auf der aufgrund der Verordnung zur
Abänderung des Bankgeſetzes vom 26. Oktober ds. Js. geſchaffenen
Grundlage eine Neugeſtaltung unſerer Währung vor=
bereiten
. Zu dieſem Zwecke hat ſie bereits einen Dollargiroverkehr
eingerichtet und ſich ermächtigen laſſen, kurzfriſtige, auf Gold lautende
unterzinsliche Schuldverſchreibungen auf den Inhaber auszugeben, um
mit ihrer Hilfe nötigenfalls in den Geldmarkt regulierend einzugreifen.
Ferner iſt ſie zur Emiſſion auf Goldmark lautender
Banknoten ermächtigt, um ſo der deutſchen Banknote wieder inter=
nationale
Geltung zu verſchaffen. Durch ihren Goldvorrat wird
die Reichsbank in dieſen Beſtrebungen wirkſamſt unterſtützt werden.
Der Entwurf einer Steuer=Notverordnung.
Durch den Sturz des Kabinetts Streſemann hat ſich die Her=
ausgabe
der in großzügiger Weiſe ausgearbeiteten Steuer=
Notverordnung verzögert. Vielleicht iſt ſie ſogar völlig
unmöglich gemacht worden. Der Reichsrat, der ſich mit dem Entwurf
mehrere Tage beſchäftigte, ſteht auf dem Standpunkt, daß eine Notder=
ordnung
aufgrund des Artikels 48 der Verfaſſung jetzt überhaupt nicht
in Frage kommt und daß ein regelrechtes Geſetz vom Reichsrat und
Reichstag beraten und in der vorgeſchriebenen Weiſe erlaſſen werden
muß. Der bisher vorliegende Entwurf dürfte allerdings auch als Ent=
wurf
für ein ſolches Geſetz Verwendung finden.
Ueber den Inhalt desſelben erfahren wir folgendes: Der bisher
vorliegende Entwurf umfaßt ein Aktenſtück von 34 Maſchinenſeiten.
Vollſtändig ausgearbeitet ſind nur die Beſtimmungen über die Einkom=
men
= und Körperſchaftsſteuer, Vermögensſtener, Umſatzſteuer, Verkehrs=
ſteuer
und Erwerbsloſenſteuer, über Abänderungen des Finanzausgleich=
geſetzes
, ſowie die Beſchlußbeſtimmungen desſelben. Beſondere Artikel
ſollen die Börſenſteuer, die Wechſelſteuer, die Verſicherungsſteuer, die
Renn=, Wett= und Lotteriegeſetze, die Kraftfahrzeugſteuer, Verbrauchs=
ſteuer
, die Beſtimmungen über das Brantweinmonopol, das Steuerſtraf=
verfahren
und die Kapitalflucht neu regeln. Dieſe Abſchnitte ſind jedoch)
überhaupt noch nicht ausgearbeitet.
Hinſichtlich der für 1923 zu zahlenden Einkommen= und Körper=
ſchaftsſteuer
wird verordnet, daß die Einkommenſteuer auf die Steuer=
ſchuld
des laufenden Kalenderjahres, und als weitere Vorauszahlung
ein Betrag zu entrichten iſt, der am Zahltag einem Goldmarkbetrage
entſpricht, der ſich errechnet aus einem Viertel der Jahresſteuerſchuld
für 1922, vervielfacht mit 30000 und geteilt durch den Goldumreih=
nungsſatz
vom 27. September 1923, d. h. 80 Millionen. Die Voraus
zahlung beträgt mithin 0,25 Goldmark für je 1000 Mk. Steuerſchuld.
Erwerbsgeſellſchaften, deren Geſchäftsjahr mit dem Kalenderjahr
übereinſtimmt, haben als weitere Vorauszahlung ihrer Steuerſchuld
0,375 Goldmark für je 1000 Mk. Jahresſteuerſchuld zu entrichten. Dieſe
Zahlung und die Vorauszahlungen, die nach den bisherigen Vorſchrif=
ten
im Jahre 1923 zu leiſten waren, gelten als endgültige Körperſchafts=
ſteuer
für das Jahr 1923. Für Erwerbsgeſellſchaften, deren Geſchäfts=
jahr
mit dem Kalenderjahr nicht übereinſtimmt, wird die Jahresſteuer=
ſchuld
für die Jahre 1921 und 22 zugrunde gelegt.
Hinſichtlich der Rhein= und Ruhrabgabe wird beſtimmt, daß die
Hälfte des am 5. Januar 1924 fälligen dritten Teilbetrages bereits am
15. Dezember 1923 zu entrichten iſt. Sie beträgt das einfache der Be=
träge
, die in der vorſtehend geſchilderten Weiſe als Vorauszahlungen
für die Einkommenfteuer abgerechnet werden.
Sehr detaillierte Beſtimmungen regeln die Vorauszahlung und die
Lohnabzüge für 1924. Hinſichtlich der Vermögensſteuer findet eine Neu=
veranlagung
nach dem Stand vom 31. Dezember 1923 auf Goldmark=
baſis
ſtatt. Der Tarif beträgt für alle Steuerpflichtigen 5 v.T. und
ermäßigt ſich für ſteuerbare Vermögen bis zu 25 000 Goldmark.

Handel und Wandel in Heſſen.
Motorenfabrik Darmſtadt A.=G., Darmſtadt.
Dem Geſchäftsbericht zufolge brachte das 17. Geſchäftsjahr reichliche
Beſchäftigung. Alle Abteilungen waren während des ganzen Jahres
voll beſchäftigt. Der geplante Erweiterungsbau wurde in Angriff ge=
nommen
und ſieht in den nächſten Monaten ſeiner Vollendung entgegen.
Dadurch wird die Geſellſchaft in die Lage verſetzt, ihre Produktion
weſentlich zu ſteigern. Der Auslandsabſatz konnte weſentlich geſteigert
werden. Die Beſchaffung von Rohmaterialien war infolge der Ruhrbe=
ſetzung
vorübergehend ſehr ſchwierig. Aber ſeit einigen Monaten hat
das Unternehmen ſeinen Bedarf im unbeſetzten Gebiet decken können,
Die vorgeſchlagene und genehmigte Kapitalserhöhung dient zur Aus=
führung
des Fabrikneubaues und zur Einrichtung desſelben. Der Auf=
tragsbeſtand
iſt zufriedenſtellend. Für das laufende Geſchäftsjahr iſt
mit einem befriedigenden Abſchluß zu rechnen, ſoweit die ungewiſſe poli=
tiſche
Lage Vorausſagen zuläßt. Nach Abzug ſämtlicher Unkoſten und
Abſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von 41 142882 Mk., der auf
neue Rechnung vorgetragen wird. Die Bilanz vom 30. Juni 1923 weiſt
folgende Ziffern auf: Warenvorräte und Halbfabrikate 201,6 Mill.

s Abkommen der Badiſchen Anilin= und Soda=
fabrik
mit der Interalliierten Kommiſſion. Zu
dem zwiſchen der Interalliierten Kommiſſion der rheiniſchen Gebiete
und der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik in Ludwigshafen abgeſchloſ.
ſenen Abkommen teilt letztere folgendes mit:
Zwiſchen der Interalliierten Kommiſſion der rheiniſchen Gebiete
und der Intereſſengemeinſchaft der deutſchen Farbenfabriken im beſetz=
ten
Gebiet iſt am 10. Nodember d. Js. mit Wiſſen der deutſchen Regie=
rung
ein vorläufiges Abkommen auf die Dauer von drei Monaten ge
ſchloſſen worden. Den Anlaß zu dieſem Abkommen gab die Erklärung
der deutſchen Regierung, daß ſie finanziell außerſtande ſei, die Repa=
rationslieferungen
zu erfüllen, die ihr nach dem Vertrag von Verſail=
les
und gemäß den zwiſchen der Reparationskommiſſion und der deut=
ſchen
Regierung ſpäter getroffenen Vereinbarungen obliegen. Auf
Grund des getroffenen Abkommens übernimmt es die Intereſſengemein=
ſchaft
, die Reparationslieferungen, die nach dem Vertrag von Verſailles
und nach den Bereinbarungen zur Erfüllung des Vertrags an die in
Betracht kommenden interalliierten Mächte zu leiſten ſind, zu erfüllen,
ohne eine Bezahlung dafür zu erhalten. Die Verteilung der danach
gelieferten Produkte ſowohl nach Oualität als nach Herkunft aus den
verſchiedenen Produktionsſtätten unterliegt einer beſonderen Regelung.
Die Intereſſengemeinſchaft iſt verpflichtet, den Anordnungen der Inter
alliierten Kommiſſion nicht zuwider zu handeln und in lohaler Weiſe
mit der Interalliierten Kommiſſion zuſammenzuarbeiten, um die Auf
gaben durchzuführen, die der Wiederaufbau des Wirtſchaftslebens in den
beſetzten Gebieten mit ſich bringt. Die von den Interalliierten in den
Fabriken der Intereſſengemeinſchaft beſchlagnahmten Produkte bleiben
in dem Beſitz der Alliierten, ohne daß eine Bezahlung erfolgt. Der
Wert wird aber teilweiſe auf die Kohlenſteuer in Anrechnung gebracht,
die von den der Intereſſengemeinſchaft angehörenden Zechen geſchuldet
wird. Weitere Beſchlagnahmen von Rohſtoffen und Produkten ſollen
nicht ſtattfinden. Die Ein= und Ausfuhr unterliegt der Bewilligung
durch die alliierten Behörden, gleichwohl, ob es ſich um das Ausland
oder das unbeſetzte Gebiet handelt. Die Interalliierte Kommiſſion hat
jedoch die Erteilung von Ausfuhrbewilligungen für die von der Inter=
eſſengemeinſchaft
hergeſtellten Erzeugniſſe in Ausſicht geſtellt. Der Ex
port in das Ausland und in das unbeſetzte Deutſchland, iſt für die
Dauer des Abkommens in gewiſſem Umfange kontingentiert. Für die
Ausfuhr iſt ein Ausfuhrabgabentarif vereinbart worden, der im allge=
meinen
niedriger iſt als der interalliierte Tarif der Zölle. Die Inter=
alliierte
Kommifſion hat zugeſagt, die Wiederzulafſung der für den
Betrieb notwendigen Mitglieder des Perſonals in wohlwollendem Sinne
zu prüfen.
Zwiſchen der Juteralliierten Kommiſſion der rheiniſchen Gebiete
und der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik iſt am 24. November 1923
ein vorläufiges Abkommen getroffen worden, das die Lieferung von
Düngerſtickſtoff zum Gegenſtand hat. Das Abkommen beruht auf dem
durch das Londoner Protokoll eingefügten Abſ. 2 des § 19 der Anlage 2
des Teiles 8 des Vertrags von Verſailles und iſt auf die Dauer von drei
Monaten geſchloſſen worden. Es wurde veranlaßt durch die Erklärung
der deutſchen Regierung, daß ſie finanziell außerſtande ſei, die von den
Alliierten geforderten Reparationsleiſtungen zu erfüllen. Das Abkom=
men
ſieht im weſentlichen eine beſtimmte prozentuale unentgeltliche Ab=
gabe
der Produktion an Düngerſtickſtoff vor und ſichert dagegen die
Unterſtützung der Alliierten für die Wiederinbetriebnahme und Auf=
rechterhaltung
des Betriebes in Oppau. Die beſchlagnahmten Stick=
ſtoffdüngemittel
bleiben im Beſitz der Alliierten, ohne bezahlt zu wer=
den
. Es iſt jedoch in Ausſicht genommen, ſie der deutſchen Regierung
auf Reparationskonto gutzuſchreiben, und zum Ausdruck gebracht, daß
weitere Beſchlagnahmen weder an Roh= noch an Betriebsmaterialien
noch an Fertigprodukten ſtattfinden ſollen. Die Ausfuhr ſowohl nach
dem Ausland als nach dem unbeſetzten Deutſchland iſt erlaubt, ſoweit
das beſetzte Gebiet genügend mit Stickſtoff verſorgt iſt. Jür die Aus=
fuhr
wird eine Abgabe auf die einzelnen Produkte erhoben, deren Sätze
im allgemeinen niedrig gehalten ſind. Die Einfuhr von Rohſtoffen für
die Fabriken iſt im allgemeinen frei. Die Wiederzulaſſung des für den
Betrieb nötigen Perſonals ſoll wohlwollend geprüft werden.
b. Süddeutſche Drahtinduſtrie A.=G., Mannheim=
Waldhof. In der G.=V. der Geſellſchaft, die zur Wendelgruppe
gehört, wurden die Anträge der Verwaltung einſtimmig genehmigt. Die
ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wurden wieder gewählt. Von der
Börfeneinführung des noch nicht notierten Teils der Aktien wird ange=
ſichts
der wirtſchaftlichen und politiſchen Lage vorerſt abgeſehen.
Phoenix, A.=G. für Petroleumprodukte Kai=
ſerslautern
. Gegen eine Aktie dieſer Geſellſchaft werden zwei
Aktien der neuen Phoenix, deutſch=ruſſiſche Mineralöl A.=G., Frank=
furt
im Umtauſch gewährt. Die Umtauſchfriſt läuft bis zum 1. 3. 1924.
Bis zu dieſem Tage werden auch die Aktien der ruſſiſchen Mineralöl=
A.=G., Kaſfel im Verhältnis 1:1 in die neue A.=G. umgetauſcht.
* Kabelwerke Rheydt. A.=G. Die Geſellſchaft bietet
14 Mill. für das Geſchäftsjahr 1923/24 dividendenberechtigte neue
Stammaktien zum Bezuge an. Auf nom. 6000 Mk. alte Aktien kann
eine neue zu nom. 1000 Mk. zu 1 Mill. Proz., zuzüglich Bezugsrechts=
und Börſenumſatzſteuer bezogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum
20. Dezember auszuüben.
* Maſch.= und Fahrzeug=Fabrik Delligſen. A.=G.
34 Mill. ab 1. 1. 23 dividendenberechtigter neuer Aktien gelangen zur
Ausgabe. Ein Teilbetrag von 9,2 Mill. wird den alten Aktionären der=
art
zum Bezuge angeboten, daß auf nom. Mk. 5000 alte Mk. 1000 neue
zum Preiſe von § 3 in Reichs=Goldanleihe, zuzüglich Börſen= Umſatz=
und Bezugsrechtsſteuer bezogen werden kann. Das Bezugsrecht iſt bis
zum 3. 12. einſchließlich auszuüben.
* Oſtpreuß. Dampfwoll=Wäſcherei A.=G., Königs
berg i. Oſtpx. Der Abſchluß des mit dem 30. 9. abgelaufenen Ge=
ſchäftsjahres
ergibt nach Abzug der Unkoſten und Abſchreibungen in
Höhe von 10,633 Mill. (i. V. 5,29 Mill.) einen Reingewinn von 18,843 960
Mill. Mk. (i. V. 17,63 Mill.). Hieraus ſoll eine Dividende von 4½
Goldmark 2,5 Prozent in Gold in wertbeſtändiger Form zur Vertei=
lung
gelangen.
* Bürſtenfabrik Kränzlein A.=G., Erlangen. Durch
die Mitteldeutſche Kreditbank wurden 48,5 Mill. Stammaktien des Un=
ternehmens
in den offiziellen Verkehr der Berliner Börſe eingeführt.
Der erſte Kurs ſtellte ſich auf 6 Bill. Prozent. Das Geſamtunternehmen
wird demnach über den Dollarkurs vom gleichen Tage umgerechnet, mit
4,85 Mill. Goldmark bewertet. Die Aktien der Geſellſchaft hatten ſeither
in Frankfurt und in München einen offiziellen Markt. 1896 iſt die A.=G.
als Bürſtenfabrik Erlangen A.=G., vorm. Emil Kränzlein in Erlangen,
errichtet. Im April 1922 erfolgte die Abänderung der Firma in ihren
heutigen Namen. Gegenſtand des Unternehmens iſt die Fabrikation von
Bürſten und verwandten Artikeln ſowie der Großhandel in Toilette=
und Haushaltungsgegenſtänden. Das Grundkapital betrug urſprünglich
0,7 Mill. und beſtand ausſchließlich aus Stammaktien. Nach verſchie=
denen
Transaktionen waren im Auguſt 1922 15,3 Mill. Stammaktien
und 0,7 Mill. Vorzugsaktien vorhanden. Die G.=V. vom 3. Mai ds. Js.
beſchloß zum weiteren Ausbau des Unternehmens ſowie zur Stärkung
der Betriebsmittel die Ausgabe von 34,2 Mill. Stamm= und 0,8 Mill.
Vorzugsaktien. Hiervon wurden 30 Mill. den alten Aktionären im Ver=
hältnis
1:2 zu 750 Prozent überlaſſen, 4,2 Mill. durch ein Konſortium
im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet. Das Grundkapital beſteht nun=
mehr
aus 48,5 Mill. Stamm= und 1,5 Mill. Vorzugsaktien;
* Triton=Werke A.=G. (vorm. Ferd. Müller) Ham=
burg
. 30 Mill. neue Aktien Nr. 20001/50 000 wurden zum Handel
und zur Notiz an der Berliner Börſe neu zugelaſſen. Die Triton=Werke
A.=G. wurden durch Umwandlung der im Jahre 1851 gegründeten offe=
nen
Handels=Geſellſchaft in Firma Ferdinand Müller, Hamburg, im
Jahre 1918 mit dem Sitz in Hamburg errichtet. Gegenſtand des Unter=
nehmens
iſt die Fortführung der unter der Firma Triton=Werke W. u. H
Müller, Ferdinand Müller u. Co., Pflügge, Hamburg, betriebenen Ge=
ſchäfte
, die Erzeugung von und der Handel mit Metall=, Holz=, Marmor=,
Steingut=, Ton= und allen ſonſtigen einſchlägigen Waren, überhaupt der

Wig oic) s Hrle,e WisiactC,Ol.
Der Ausweis der Reichsbank vom 7. d. M. ſpiegelt
ir ſeinen Ziffern die ruckartige Steigerung des geſamten Preis= und
Lohnniteaus wider, die während der erſten. Novemberwoche eintrat
(der Dollarkurs in Berlin ſtieg nahezu auf das neunfache, von 72,5 am
31. Oktober auf 630 Milliarden am 7. Nov.). Die geſamte Kadj=
talanlage
der Bank iſt um 26,7 auf 34,4 Trillionen Mk. gewacyſen
und zwar vermehrten ſich die Schatzantreiſungsbeſtände um 19.5 auf
26,1, die Wechſelbeſtände um 7 auf 8,1, die Lombardforderungen um
0,1 auf 0,2 Trillionen Mk. Während in der Vorwoche die neu bean=
ſpruchten
Kreditbeträge zum größeren Teil der Bank auf den Konten
der fremden Gelder verblieben waren, überwogen diesmal die Abflüſſe
in baren Zahlungsmitteln. Der Banknotenumlauf erhöhte ſich
um 16,7 auf 19,2 Trillionen Mk. Die fremden Gelder nahmen
gleichzeitig um 13 auf 16,8 Trillionen Mk. zu. Der Goldbeſtand
veräinderte ſich nicht. Die Inanſpruchnahme der Darlehnskaſſen
des Reiches führte zu einer Erhöhung der Ausleihungen um 2,1 auf
2.3 Trillionen Mk. Ein dieſer Zunalme entfprechender Vetrag a
ufcheinen wurde der Neihsbauk nusgeliefert.

=Ze:: Wiederberänze ung. Da3 Grundiaßita. b=trug uefsrüngl=
3 Mill. und ifr aumählich, zuletzt im Jahre 1922, auf 21,5 Mill. erhöht
torden, worunter 1,5 Mill. Vorzugsaktien enthalten waren. Die a. o.
G.=V. vom 26. 6. 23 beſchloß zwvecks Befchaffung von Mitteln für die
geplanten Erweiterungsbauten des Werkes die weitere Erhöhung des
Stammkapitals um 30 Mill. auf 50 Mill. durch Ausgabe von 30 Mill.
neuen ab 1. 1. 23 dividendenberechtigten Stammaktien. Ein unter dem
Bankhauſe Gebrüder Arnold ſtehendes Konſortium übernahm die Aktien
zum Kurſe von 100 Prozent, mit der Verpflichtung, 15 Mill. den alten
Aktionären im Verhältnis 4:3 zu 10 000 Prozent zum Bezuge anzu=
bieten
und den Zwiſchen=Geiinn zwviſchen 100 und 10 000 Prozent, ab=
züglich
einer Anbietungs=Proviſion an die Gefellſchaft abzuführen. Die
reſtlichen 15 Mill. wurden für die Geſellſchaft zum Kurſe von 110 Proz.
zur Verfügung gehalten, die über Verwertung der Aktien durch gemein=
ſamen
Beſchluß bes Vorſtandes und Aufſichtsrates verfügen konnte. Das
Grundkapital beträgt nunmehr 51,5 Mill., worunter 1,5 Mill. Vorzugs
Aktien enthalten ſind.
E. Schlbeizer Fünffrankennvten ſind uicht zum Ein
zug aufgerufen. Die Nationalbauk erſetzt die umlgiſenden Noten nach
und unch dush ſilberne Fünffraufenſtüücke

Roggen=Rentenbank A.=G. Der erſte Geſchäftsbe
der Roggen=Rentenbauk A.=G., Berlin, des erſten Inſtituts, welches
beſtändige Kredite gab und entſprechende Wertpapiere ausgab, liegt
vor. Die Roggen=Nentenbank entſtand aus der Währungs= und 2
ſchaftsnot des Jahres 1922 heraus und bezweckt die Behebung der Kr
not der Siedelung und Landwirtſchaft durch Anpaſſung der Kr
gewährung an die durch die Geldentwertung geſchaffenen neuen
hältniſſe. Ihr Mittel war: Umſtellung der Kreditgewährung au
der Entwertung entzogenen Sachwert des Roggens. An der Grün=
waren
im weſentlichen die ländlichen Siedlungsgeſellſchaften bete
Die Noggen=Rentenbank war ſomit bei ihrer Gründung nicht als
Bank im Sinne des Hyp.=Bankgeſetzes gedacht; erſt ſpäter gab ih
Aenderung dieſes Geſetzes die Möglichkeit, ſich auf die Ausgabe
beſtändiger Hypotheken umzuſtellen und ſich in eine Hyp.=Bank zu
wandeln, unter gleichzeitiger Kapitalserhöhung von 100 auf 1100
Der Geſchäftsbetrieb wurde in größerem Umfange erſt im Deze=
1922 aufgenommen. Der ſteigende Umfang der Geſchäfte ließ das

Neugründungen.

dürfnis nach Dezentraliſation ſchnell hervortreten; ſo wurden zunäc
außerpreußiſchen Ländern Vertretungen eingeleitet; in München
nahm die Baher. Anſiedlungs= und Land=Bank, in Mecklenburg=Schn
die dem Inſtitut als Aktionärin naheſtehende Mecklenburg. Gen
ſchaftsbank e. G. m. b. H. in Mecklenburg=Strelitz, die Meckl.=Str
Hyp.=Bank e. G. m. b. H. und in Danzig die Deutſche Bauernbank
m. b. H. die Vertretung. Das Berichtsjahr umfaßt nur ein halbes
lenderjahr, doch ſind in dieſer Zeit 415 Beleihungen mit 1,5 Mill
abgeſchloſſen worden. Bis Mitte Auguſt ſtieg die Zahl der Beleihur
bis auf 2 Mill. Ztr., wobei ſich die Verteilung auf faſt ſämtliche
ßiſche Provinzen und auf eine Reihe außerpreußiſche Staaten erſt
Darlehen wurden von allen Kreiſen des ländlichen Beſitzes genom
von Großgrundbeſitzern und Kleinbeſitzern, Siedlungsgeſellſchaften
Städten, Komm.=Verbänden und öffentlich=rechtlichen Verbänden. 9
ches bedeutſame Werk auf dem Gebiet der Siedelung und Boder
beſſerung, das ſonſt aus Mangel an Geldmitteln unterblieben n
iſt durch die Beleihungen möglich geworden. Nach Größenklaſſen be
die Zahl der Darlehen von 0100 Ztr. 21, von 101500 Ztr. 65,
5011000 Ztr. 81, von 10012000 Ztr. 72. Weiterhinaus ließen die
leihungen zahlenmäßig nach; von 200130 000 Ztr. ab. wurden nu
zwei Darlehen abgeſchloſſen, wobei das größte auf 86 000 Ztr. Ro
lautet. Die Beleihung darf nach dem Statut ein Achtel des Jal
Rohertrages nicht überſteigen. Sie hielt ſich vegelmäßig weit unter
ſer Beleihungsgrenze. Im Durchfchnitt ſind Grundſtücke mit rund
Ztr. Roggen auf den Hektar, entſprechend einer Jahresleiſtung von
1 Ztr. Roggen beliehen. Der Abſatz an Roggen=Rentenbriefen an
Börſe und außerhalb der Börſe war außerordentlich rege, zumal 2
ſicherungsgeſellſchaften, Darlehnskaſſen und Verſorgungskaſſen eine
lage ihrer Mieten= und Prämiengelder in dieſen Pfandbriefen re
mäßig vorzunehmen pflegen. Mit dem Verſicherungskonzern der Alli
iſt ein Abkommen getroffen worden, demzufolge dieſe die Feuerver
rungs=Einbruchs= und Lebensverſicherungsabſchlüſſe auf Grundlagen
jeweiligen Börſenkurſes der Roggenbriefe abſchließt und ihre Präm
beträge in Roggen=Rentenbriefen aufbringen läßt. Der Abſchluß
30, 6. ergab Einnahmen aus Darlehensproviſionen von 3696 Mill.
Zinſen auf Roggen=Wertrenten 203 Mill., ſonſtige Gewinne 355,99 M
Verwaltungsbeträge 23,41 Mill. Andererſeits beanſpruchten Unko
und Steuern 214,06 Mill. Abſchreibungen und Inventar 31,85 M
Aus dem verbleibenden Reingewinn in Höhe von 1903,02 Mill. gela
eine Dividende von 300 Prozent auf ein Aktienkapital von 53,25 M
zur Ausſchüttung. Einer Sonderrücklage werden 1500 Mill. überwie
und der Reſt vorgetragen. Bei einem Aktienkapital von 100 Mill.
ſcheinen die Rücklagen mit 10 Mill. Der Roggen=Renten=Briefumlau
mit 446,250 Mill. ausgewieſen, ebenſoviel die im Grundbuch einget
genen Roggen=Wertrenten im Kapitalswert von 1,5 Mill. Ztr. Eig
Roggen=Rentenbriefe erſcheinen mit rund 2,9 Milliarden; ſie dienen n
nur zur Anlegung des erzielten Gewinnes, ſondern auch der vorüt
gehenden wertbeſtändigen Anlage der verfügbaren Mittel. Debite
betrngen 1,2 Milliarden, während Kreditoren 2,3 Milliarden zu ford=
hatten
. Beſonders ausgewieſen ſind Kredite an Darlehensnehmer
rund 2,2 Milliarden, welcher Betrag durch entſprechend hohen Kredit
Papiermark beſchafft wurde, ſodaß ein Verluſt aus Geldentwertung
dieſen Poſten nicht in Frage kommt.

n. Untet Mitwirkung die
Scheidemandel=Ko=
Konzerns und der Vereinigten deutſchen Fettwerke A.=G., der Verdoe
ſowie der Sunlicht=Geſellſchaft iſt unter dem Titel A.=G. für Seif
Induſtrie, mit dem Sitz in Berlin, eine Seifenbank errichtet worde
die ein größeres Paket Sunlichtaktien erwerben wird.

Dividendenvorſchläge.

Gebrüder Junghans A.=G., Schramberg. Die
ſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahre einen Reingewinn
10 830 Mill. (i. V. 37 Mill.). Nach Ausſchüttung einer Divi
6 Prozent auf die Vorzugsaktien ſoll eine Dividende von 3600 Proze
(i. V. 30 Proz.) für die Stammaktien zur Verteilung kommen. Da
Geſellſchaft den entſprechenden Betrag wertbeſtändig anlegte, ſo ka=
jetzt
eine Dividende von etwa 1 Goldmark pro nom. 1000 Mk. Stam
altien zur Verteilung gelangen. Definitive Anträge des Aufſichtsr
ſind jedoch bisher nicht bekannt geworden. Die der Geſellſchaft nal
ſtehenden Meſſingwerke Schwarzwald A.=G., Villingen werden d
Verteilung einer Dividende in gleicher Höhe und gleicher Form v=
ſchlagen
.
Waxenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Getreideberkel
war die Tendenz bei belangloſen Umſätzen wieder recht luſtlos. Dur
die reichlichere Belieferung mit Rentenmark hat die bisher im Weſte
vorherrſchende ſtärkere Nachfrage nachgelaſſen. Das Angebot vom 2
lande hat ſich etwas vergrößert. Für Noggen beſtand Nachfrage ſeitet
der Mühlen. Für Gerſte zeigte ſich aus dem Weſten ſtärkere Nachfrag
wvogegen Hafer matt liegt. In den übrigen Artikeln waren die Un
ſätze unbedeutend.
Börſen.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Der Verſuch zu
Herbeiführung von Notizen für die feſtverzinslichen deutſchen Renter
papiere hat ſich im allgemeinen als der gleiche Fehlſchlag wie vor ach
Tagen erwieſen. Material iſt faſt gar nicht herausgekommen, ſo daß d
Mehrzahl der Kurſe auf den verſchiedenen Gebieten des Rentenmarkte
geſtrichen blieben. Wo die Kurſe notiert werden konnten, ergaben ſie
zurzeit erhebliche Steigerungen gegen die zurückliegenden Kurſe. An
Geldmarkt iſt eine weſentliche Erleichterung eingetreten. Täglich künd
bares Geld war mit 3 Prozent ziemlich reichlich zu haben. Unter dieſer
Umftänden zeigte ſich am Effektenmarkt etwas Nachfrage, ſo daß die
Tendenz im Vergleiche zur geſtrigen Ermattung als ziemlich feſt zu
bezeichnen iſt. Die Deviſenpreiſe wurden bei faſt durchtveg einprozen
tiger Zuteilung überwiegend unverändert gegen geſtern feſtgeſetzt. Dol=
larſchatzanweiſungen
waren geſtrichen und Goldanleihe notierten 420
Billionen ohne Umſatz.
wb. Weſtfäliſche Wertpapierbörſe in Dortmund.
Die erſte Notierung auf der neu eingerichteten weſtfäliſchen Wertpapier
börſe in Dortmund findet am 5. Dezember, vormittags von 11 bis 12
Uhr, ſtatt. Der Handel kann vorläufig nur im Freiverkehr ſtattfinden,
der ſich auf fämtliche rheiniſch=weſtfäliſchen Werte erſtreckt, die amt=
lich
oder im Freiverkehr in Eſſen oder in Düſſeldorf gehandelt werden.
Ferner ſollen ſämtliche Kaliwverte und auch alle dieſenigen Werte der
Berliner Börſe gehandelt werden, für die ſich in Rheinland=Weftfalen
Intereſſe herausbildete. Durch die bis jetzt eingegangenen Meldunger
iſt der Beſtand der Börſe nicht nur geſichert, ſondern es iſt auch mit
lauf zu rechnen.
DSBMfEsokt Eie

Amſterdam=Notterdam
Brüſſel=Antwerpen ..."
Chriſtiania .. .. . . . . ....
Kopenkagen ..........
Stockholm .. . . . . .
Helſingfors ..
Italien ...
London ..."
New=York ....."
Pgris.........."

ECchweir .. . . . . . . . . ... .
Soanien ...........
Wien (i. D.=Oſterr. abg.)
Prag ...............
Budapeſt....... .... ..
Buenos=Aires.. . . . . . ."
Bulgaricn ... ... . ... .
Jadan ...... ... ......
Rio be Janeiro ......"
Belgrad. . . . . . . .. .. .."
Liſſaben.... . . . . . . . .

Geld Brie

Geid
Briei

1596000 00.
195310000.
18450000.
738 150000.
181545000.
1835 4000000.
218950000.
227430000
58852.
121605000.
1296750000.
39314000.
1995000000.
359 100000
3610000. 1156390000

16 04000000.
196 490000.
621550000
741850000.
11109 220000. 1114780080.
107730000. 10820000.
182455000.
18416000000
4210501 000.
2 25 70000.
734160000. 737840000.
5466 30000. 549370009 1
59148.
1223/5000.
219450. 220550.
1303250000.
34486000
2005000000.
360140000 0.
4718 1000. 47719000

1396000000. 1 04000000
195,5 10000. 200500000.
181545000. 18 455000.
18354000000
4189500000.
227430 000. 2285 70000.
730 1700000. 733830004
42640000.
59850. 69150.
121695000.
219450.
1316700000.
32319000.
1995000000.
53 100000 1360900000.
4748100d. 47719000.

5010000. 156

5304 0000. 633580000.
750 120000 753880000.
1101240000. 1 106760000.
1077300 00. 108270000.
18448000000
4210500000.
545360009.
122305000
2:0550.
1323300000.
32481000.
2005000000.

[ ][  ][ ]

Nummer 331.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 30. Nobember 1923.

Seite 2.

Nchte Jahresſitzung

er Handelskammer Darmſtadt

am 27. November 192.
In einer Sitzung der Kommiſſion für Geſetzgebung
euer= und Zollweſen der Handelskamuer wurde der Geſet
vurf zur Ausbildung Jugendliche=, ſbwvie der Entwurf eines Arbeits=
ichtsgeſetzes
beraten. Beide Geſetzentſürfe gelangten auch im ſozial=
itiſchen
Ausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und Handelstags zun
atung, loobei eine eingehende Stellungnahue zu dieſen wvichtigen
etzentwürfen erfolgte. Hierbei wurde feſtgeſtellt, daß der Gef
twurf über die Ausbildung Jugendlicher der
orderungen nicht entſpricht, wdelche an einen derartigen Geſetzent=
geſtellt
werden müſſen. Soweit Mißſtände auf dem Gebiete des
rlingsweſens beſtehen, müſſen ſie auf dem Wege des weiteren Aus=
es
vorhandener Einrichtungen, nicht aber durch Schaffung eines
en koſtſpieligen bureaukratiſchen Apparates beſeitigt werden. Bezüg=
des
Aubeitsgerichtsgeſetzes muß verlangt werden, daß
Arbeitsgerichtsbehörden in allen drei Inſtanzen bei den ordentlichen
ichten gebildet werden. Beſondere Beſchlüſſe wurden gefaßt bezüg=
der
Wahl der Beiſitzer durch Arbeitgeber= und Arbeitnehmergruppen,
ie bezüglich der Berufung gegen die Urteile der Arbeitsgerichte.
befondere wird auch geſvünſcht, daß Rechtsanwälte ausnahmslos ver
Arbeitsgericht zugelaſſen werden. Weiter wurde in der Kom=
ſion
für Geſetzgebung, Steuer= und Zollweſen der Handelskammer
Entwurf eines Geſetzes über wertbeſtändige Steuern
die Vereinfachung des Beſteuerungsverfahrens
aten. In erſter Linie handelte es ſich hier um eine Verordnung,
eeffs Umrechnung rückſtändiger Steuern in Gold und eine gleiche
tſetzung der Steuerſtrafen. Die Verordnung iſt bereits allgemein in
wendung und daher bekannt. Von der Handelskammer war dor
n Dingen dagegen Stellung genommen worden, daß bei geſtündeter
uern der gleiche Zinsfatz wie bei rückſtändigen Steuern Verwendung
en ſoll. Eine günſtigere Beſtimmung in Stundungsfällen wurde
ntragt. Außerdem wurde noch zu dem neuen Entwnrf eine=
mögensſteuergeſetzes
, welcher gleichfalls auf die Gold=
abgeſtellt
iſt, Stellung genommen. Eine entſprechende Eingabe
Abänderungsvorſchlägen wurde an den Deutſchen Induſtrie= und
üdelstag gerichtet.
Gemeinſam mit den zuſtändigen Behörden wurde eine größere. An
I von Anträgen bezüglich Handel mit edlen und unedle

etallen beraten. Zum Handel mit unedlen Metallen konnte niur
geringer Prozentſatz der Antragſteller zugelaſſen werden.
Zwecks Schaffüng wertbeſtändigen Notgeldes

Fd eine Anzahl von Beratungen ſtatt. Die Heſſiſche Negierung er=
Yrte ſich außerſtande, über den Rahmen der bereits geſchaffenen heſſi=
n
Goldanleihe hinaus weiteres wertbeſtändiges Geld herauszugeben.
nicht wünſchenswert wurde angeſehen, wenn einzelne Firmen von
vom Reichsfinanzminiſter gegebenen Möglichkeit zur Ausgabe wert=
nᛋändigen
Geldes Gebrauch machen. Empfohlen wurde dagegen, ſich
dem Darmſtädter Bezirk dem von der Handelskammer Frankfurt
1ßYM. herausgegebenen wertbeſtändigen Handelskammer=Notgeld anzu=
1 ießen. Es wurde dadurch einer weiteren Vermehrung der im Um=
99 M7 f befindlichen Geldſorten vorgebeugt. Verſchiedene Veröffentlichungen
Unkon den Tageszeitungen ſind in dieſer Angelegenheit erfolgt. Außerdem
M: es die Handelskammer übernourmen, ſowohl den Ankauf von Gold=
gelah
eihe wie auch von Rentenmark für Lohnzahlungszwecke zu vermit=
5Ma. Es konnte hierdurch in den letzten Wochen das dringendſte
wief dürfnis nach wertbeſtändigen Zahlungsmitteln befriedigt werden.
Ueber die Frage der Zulaſſung von Banken als Devi=
nbanken
bzw. als Wechſelſtüben haben zahlreiche Er
erungen mit den in Betracht kormenden Behörden ſtattgefunden.
In einer Beſprechung mit den Anſchlußgleisbeſitzer
rde feſtgeſtellt, daß die Umſtellung der Pauſchgebühren auf Goldmark=
is
von dem Reichsverband der Deutſchen Induſtrie befürwortet wvor=
ſei
. Von einer beſonderen Stellungnahme wurde daher Abſtand
iommen. Im übrigen wurde beſchloſſen, nochmals bei der Eifenbahn
E Hmng

berwaltung wegen Cinführung der tuertbeſtändigen Schadenerſatzder=
gütung
und Rückerſtattung von zu viel bezahlten Frachten vorſtellig
werden. Bei Einführung der Goldmarktarife ab 1. November d.
iſt dieſem Wunſche Rechnung getragen worden.
Der Handelskammer iſt Nachricht darüber zugegangen, daß di
Finanzkaſſen ermächtigt werden wollen, Platzſchecks unter beſtimm=
ten
Vorausſetzungen anzunehmen. Beſtätigte Reichsbankſchecks nehme
die Finanzkaſſen ſchon jetzt an
Den größten Raum der Verhandlungen nahm die Beſprechung der
Eutwicklung der deutſchen Währungsverhältniſ
ein. Es wurde eingehend der Uebergang von der Papiermark zur
Rentenmark erörtert, unter Berückſichtigung der durch die Ausgabe der
Goldanleihe und Döollarſchatzauweiſungen geſchaffenen Lage und Prü=
fung
der urſprünglichen, in Form don Roggenmark und Bodenmark
gemachten Vorſehläge zur Sanierung uinſerer Währung. Man war ſie
darüber einig, daß auch die Schaffung der Nentenmark nur eine dor=
übergehende
Löſung des ſchwierigen Währungsproblems ſein kaun; da
dieſe nur als die Krücke anzufehen iſt, auf der wir den Verſuch mache
müſfen, uns zu normalen Währungsverhälrniſſen zu ſchleppen.
endgültige Löſung des Währungsproblems kann nur die Wiederein=
führung
der Goldwährung ſein. Diefer kann aber erſt näher getreten
werden, wenn endgültig und reſtlos die Papiermarkwirtſchaft abgebaut
iſt. Vor allen Dingen gilt es daher, dem Notgeldunfug zu ſteuern, der
mehr als die Beteiligung der Reichsnotenpreſſe zur Verſchlechterung
unſerer Währung beigetragen hat. Es muß unbedingt aufhoren, daß
alle möglichen Stellen weiterhin Notgeld und Gutſcheine ohne jegliche
Deckung drucken. Da die Reichsbank bereits ſeit voriger Woche, die
übrigen Banken ſeit Eude d3. Mts. alle derartigen Norgeld= und Gut=
ſcheine
nicht mehr in Zahlung nehmen, kann auch Handel und Juduſtrie
deren Annahme nicht mehr zugemütet werden. Der Handel, beſonders
der Einzelhandel, wird daher auch von Anfang nächſten Monats ab
derartiges Geld, das durch die Verweigerung ſeiner Annahme durch
die Reichsbank und die übrigen Banken ſeine Kurſierfähigkeit derlören
hat, nicht mehr in Zahlung nehmen. Es iſt anzuerkennen, daß in der
Zeiten ſtärkſten Mangels an Zahlungsmitteln ſich bereitwilligſt derſchie
dene Stellen zur Beſchaffung der notwendigen Geldſcheine zur Ver
fügung geſtellt haben. Ein ſolcher Mangel an Zahlungsmitteln wird
aber hoffentlich nach weiterer Einführung größerer Mengen Renten=
mark
im Verkehr nicht mehr vorhanden ſein, vorausgeſetzt, daß dieſe
nicht gehamſtert wird, ſondern alte Kreiſe, denen ein Sparen auch der
kleinſten Beträge wieder möglich iſt, ſich der wertbeſtändigen Sparkonken
der Banken und Sparkaſſen bedienen und ſo die Zahlungsmittel der
Verkehr immer wieder neu zuführen.
Daß die Rentenmark und die anderen neu eingeführten wert=
beſtändigen
Zahlungsmittel auch wertbeſtändig bleiben, hängt in der
Hauptſache davon ab, welches Vertrauen unſere Staats= und Volts=
wirtſehaft
im Auslande wiedergewinnt. Hierzu iſt aber in erſter Linie
erforderlich, daß in dem Staatshaushalt wieder Ordnung geſchaffen
wird. Die hier beſtehende Zerfahrenheit, wie ſie aus den amtlichen
Veröffentlichungen hervorgeht, vor allen Dingen das Mißverhältnis
zwiſchen Staatsausgaben und Staatseinnahmen muß einer wirtſchaft=
lichen
Führung der Verwaltungsgeſchäfte weichen. Dieſes gilt nicht
allein für das Reich, ſondern auch dor allen Dingen für die einzelnen
Länder und Kommunalverwaltungen, welche ihrerſeits von ſich aus die
Initiative ergreifen müſſen und nicht erſt warten dürfen, bis ſie von
Berlin aus dazu gedrängt werden. Neben dieſer Geſundung des Ver=
waltungsapparates
muß aber auch zur Zurückgewinnung des Vertrauens
im Auslande die Steigerung unſerer wirtſchaftlichen Produktion her=
laufen
. Hier darf ſich nicht der Verbeſſerung und Vermehrung der
Produktion an ſich, vor allen Dingen nicht der Steigerung der Arbeits=
intenſität
verſchloſſen werden. Gerade bezüglich der letzteren hat uns
das Ausland vieles voraus, und haben wir noch nicht wieder den Grad
erreicht, der unſere Wirtſchaft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig ſcm
läßt. Erſt nach Bewältigung dieſer ſchweren Probleme kann von
unſerer Geſundung geſprochen und die Wiedereinführung einer Gold=
währung
ins Auge gefaßt werden.
Die Betrachtung der Entwicklung der deutſchen Währungsverhält=
niſſe
führte hinüber zur Prüfung der Fragen der Goldkalkulä=
tion

d Goldpreiſe. Es hat lauger Zeit bedurft, bis man ſich
zu der Erkenntnis durchgerungen hat, daß die Ware immer nur gegen

einen ſuirklichen Gegenwert abgegeben Berdeff kälti, Und daß, ſo langs
unſere Zahlungsmittel Währungsſchwankungen unterworfen ſind, auchk
die Warenpreiſe dieſe Schwankungen mitmachen müſſen. Die Einfj=
rung
von Goldpreiſen, d. h. von Grundpreiſen, die an Hand einer Schlüfſel=
zahl
oder des Markkurſes verrechnet, den Papiermarkpreis einer Ware
ergeben, hatte ſowohl im Kreiſe des Handels wie auch der Verbracher
eine gewiſſe Beruhigung hervorgerufen. Für den Kaufmann bot der
Goldpreis die Möglichkeit zu einer gefunden Kalkulation, für den Ver=
braucher
wurde es offenſichtlich, daß der Preis der Ware an ſich der
gleiche blieb und ſich nur infolge der fortſchreitenden Währungsder=
ſchlechterung
in Papiermark höher ausdrücken mußte. Leider d:ehr
jetzt aber die Gefahr, daß dieſe Preisgeſundung nur eine vorübergehende
getveſen iſt, und der Kaufmann wie das Publikum don einem ueiteren
Steigen der Goldpreiſe bebroht wird. Dieſe unerfreuliche Erſcheinn
die ſogar unſere Währungsmaßnahmen zu untergraben droht, iſt aber
in der Hauptſache auf die falſche Deviſenkurspolitik zurückzuführen.
Der von innerpolitiſchen Geſichtspunkten beeinflußte inländiſche Dollar
kurs entſpricht in keiner Beziehung dem wirklichen Kurs des Auslands.
Hendel und Induſtrie aber, die mit der Mehrzahl der Rohſtoffe und
einem großen Teil der Waren durch Import und Export mit de
Weltmaukt derbunden ſind, müſſen auf die wirklichen Kurſe Rückſicht
nehmen. Hinzu tritt noch, daß die Deviſenzuteilung für den Import=
handel
eine derartig geringe iſt, daß mit einer gefährlichen Srockung
des Warenbezugs aus dem Auslande zu rechnen iſt. Die Folge hiervon
iſt das beſtändige Drohen erheblicher Verluſte, gegen die ſih der Kauf
mann durch Einkalkulation von Kursriſiken ſchützen muß. Soll von hie
aus nicht eine Untergrabung unſeres beginnenden Geſundungsprozeſſe
ſtattfinden, ſo muß ein vollſtändiger Wandel in der Kurspolitik der
Reichsbank eintreten. Selbſt auf die Gefahr größerer Kursſchwankunge
hin müſſen wir den künſtlich nieder gehaltenen Einheitskurs aufgeber
uud uns wieder zu den wahren, der Wirklichkeit entſprechenden Kurſe
zurückfinden. Je eher dieſer Schritt getan ſird, deſto beſſer. Mit
Rückſicht auf die neu eingeführte Reutenmark iſt für die Zwiſchenzeit
von jedem jedoch dorſichtigſte Kalkulation bei Berechnung des Kurs
riſikos zu verlangen, ebenſo wieder eine ſofortige Herabſetzung de
Preiſe in dem Maße, als wertbeſtändige Zahlungsmittel dem Verkeh
zugeführt werden. Hieran hat nicht nur der Konſument, ſondern au
die Kaufmannſchaft unter ſich ein Inrereſſe.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). Kleine Shnagoge.
Freitag, den 30. Nob. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 30 2.
torgengottesdienſt 8 Uhr 45 Mir
Samstag, den 1.
Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min.
Große Shynagoge.
Sonntag, den 2. Dez.: Beginn des Chanukafeſtes. Abends
4 Uhr 30 Min. Predigt. Morgens 7 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der Ifrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 1. Dez. Vorabend 4 Uhr. Morgens 8 Uhr
15 Min. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min.
Chanukoh=Beginn: Sonntag abend.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 45 Min. Nachm. 4 Uhr,
Abends 6 Uhr.
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Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 Uh
(E 7): Die Boheme, Kleines Haus, Anfang 71 Uhr, Ende 9 Uh
(Zuſatzmiete IV1): Der Scheiterhaufen. O
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Katja, die Tänzerin. Volkstheater: Die goldene Eva.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudol
Mauve, für Feuilleton: Max Stree
Heſfiſche Nachrichten
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann, Schluß=
dienſt
: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten

Geſtern abend 11 Uhr iſt nach langem Leiden mein lieber
Gatte, unſer guter Vater, Schwiegervater und Großvater
Herr Fabrikant Karl Traiſer
im Alter von 77 Jahren ſanft entſchlafen.
Darmſtadt, den 29. November 1923.
Liſa Traiſer, geb. Ade
Rudolf Traiſer u. Frau Elſa, geb. Bauer
Erwin Traiſer u. Frau Hilde, geb. Hole
Siegfried Traiſer u. Frau Marianne, geb. Bauer
und zwei Enkel.
Die Beerdigung findet Samstag, den 1. Dezember, /,12 Uhr, von
hofs Nieder=Ramſtädter=Straße aus ſtatt.
der Kapel

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem ſo
jähen Hinſcheiden meiner ge=
liebten
Frau, unſerer lieben
Mutter, Schweſter u. Schwä=
gerin
ſage ich im Namen aller
Hinterbliebenen den innigſten
Dunk.
Oberzollinſpektor Richard Mäller.

Aäufe
Toten
Trio,
k geſ. Ang. u. W91
ſeſchäftsſt.
829.

Alle Roßhaar=
Matratzen
zu kaufen geſ., wvenn
auch Stoff defek
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Geſchäftsſt. (*28227d1

Todes=Anzeige.
Heute, Mittwoch, 28. Nov. 1923,
verſchied nach kurzem Leiden unſre
geliebte Mutter, Schlviegermutter
Großmutter, Urgroßmutter. Schwe
ſter, Schwägerin und Tante
Frau Katharina Bender
geb. Thies
im 73. Lebensjahre.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 28. Nov. 1923.
Die Beerdigung findet Samstag
den 1. Dez., 11 Uhr vorm, vom
Portal des Friedhofs Niederram=
ſtädterſtraße
aus ſtatt.
*2829

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ſehr gut
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Gebrauchte Roß
haare zu kaufer
geſucht. (*282 19d*
Angeb. unt. W79
Geſchäftsſtelle.

Statt Karten.
Für die vielen Beweiſe auf=
richtigſter
Teilnahme beim Hin=
ſcheiden
meines lieben Mannes
ſage ich auf dieſem Wege in=
nigſten
Dank.
*28311
Frau Eliſe Gutkäſe.

Einträge in das Handelsregiſter A:
Am 15. November 1923: Löwen= Apo=
theke
Hans Roeder, Darmſtadt: Ge=
ſchäft
ſamt Firma iſt auf Friedrich Half=
ter
, Apotheker, Darmſtadt, übergegangen.
Der Uebergang der in dem Betriebe des
Beſchäfts begründeten Verbindlichkeiten
iſt bei dem Erwerbe des Geſchäfts durch
Friedrich Halfter ausgeſchloſſen.
löſchte Firinen: Am 16. November 1923
Carl Arnheiter, Darmſtadt; am 17. No=
vember
1923: J. H. Möſer, Darmſtadt
und Süddeutſche Gravieranſtalt Jo=
hannes
Schulz, Darmſtadt.
(8190
Darmſtadt, den 20. Nov. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B bei der Firma: Darmſtädter
und Nationalbank, Kommandit=
geſellſchaft
auf Aktien, Zweignieder=
laſſung
Darmſtadt, Hauptniederlaſſun=
Berlin: Dr. jur. Erich Bellſtedt und Guido
Gehlert, beide in Bremen, ſind zu Pro=
kuriſten
unter Beſchränkung auf die Haupl=
niederlaſſung
in Berlin und die Zweig=
niederlaſſungen
mit gleichlautender Firme
in Bremen und Darmſtadt beſtellt. Jeder
derſelben iſt berechtigt, entweder in Ver=
bindung
mit einem perſönlich haftenden
Geſellſchafter oder mit einem anderen
Prokuriſten die Geſellſchaft zu vertreten.
Die Prokurg des Hans Schmitz iſt
erloſchen.
(8194
Darmſtadt, den 19. Nov. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Einträge in das Handelsregiſter B:
Am 15. November 1923: Rubin & Co.,
Geſellſchaft mit beſchränkter Haf=
tung
, Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſ
aufgelöſt. Kaufmann Iſrael Rubin in
Darmſtadt iſt zum Liquidatox beſtellt.
Am 19. November 1923: Heſſiſche
Gießerei und Maſchinenfabrik, Ge=
ſellſchaft
mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt.
Kaufmann Hermann Kohl in Darmſtadt iſt
zum Liquidator beſtellt. Die Prokura des
Max Hübler iſt erloſchen. Am 20. No=
vember
1923: Maſchinenbauanſtalt
und Dampfkeſſelfabrik, Aktienge=
ſellſchaft
Darmſtadt, vormals Venu=
letb
& Ellenberger und Göhrig &
Leuchs, Darmſtadt: Durch Beſchluß der
Generalverſammlung vom 7. Auguſt
1923 iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert.
Darmſtadt, den 21. Nov. 1923. (819
Autsgericht Darmſtadt I.

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