Einzelnummer 1. 
fennige
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt 
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Nummer 331 
Freitag, den 30. November 1923
 „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
186. Jahrgang
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Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erſiſcht 
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Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder 
Rabatt weg. Dankfonto: Oeuiſche Bauk und 
            Darm=
ſtädter 8 Ngionalbanf.
Awrte An
 Bon Stegerwald zu Marz. 
Ton unſerer Berliner Schriftleitung. 
e Regierungskoalition aller bürgerlichen 
eien, die am Mittwoch zum zweiten Male nahe ſchien, 
tt hoffnungslos zerſchlagen, nicht etwa aus 
en der Reichspolitik, ſondern lediglich deshalb, weil die 
ſchnationalen die Verwaltung in Preußen in die 
vekommen wollten und desivegen ſich die Uebernahue 
Terantwortung im Reiche verſagten. Sie 
zwvar in einem Schreiben an den Reichspräſidenten dieſe 
ge zu verwiſchen verſucht, beſtehen bleibt indeſſen die 
            Tat=
aß über ſämtliche Fragen bereits ein Einverſtändnis 
            er=
ar, und zwar, wie zuzugeben iſt, unter ſtarkem 
            Entgegen=
n der Deutſchnationalen, ein Entgegenkommen, das zuletzt 
ging, daß man einfach nicht mehr begriff, weshalb ſie denn 
Herrn Dr. Streſemann ſtürzten. Wenn man den 
ler ſtürzt und fünf Minuten nachher, ihn 
It, die Außenpolitik in der Hand zu 
            behal=
oiſt das einlogiſcher Widerſpruch. 
            Verſtänd=
rd die ganze deutſchnationale Taktik nur, wenn man davon 
t, daß die Demokraten richtig vermuteten, als ſie den 
mnationalen vorwarfen, ſie wollten nur deswegen in die 
regierung, um auf dieſem Wege die preußiſche Verwaltung 
Hand zu bekommen. Der Gedanke aber, daß nun 
            ledig=
f deutſchnationalen Wunſch ſämtliche bürgerlichen 
            Frak=
auch in Preußen eine Kabinettskriſe vom Zaune brechen 
eee iſt ſo grotesk, daß man es verſtehen kann, wenn ſie es 
ten, darauf einzugehen, auch ſoweit ſie die Ueberzeugung 
daß die Entwicklung ganz von ſelbſt in dieſer Richtung 
gt hätte. Davon aber zu ſprechen, hat im Augenblick 
            kei=
inn. Im Augenblick kann nur die Meinung zur 
            Entſchei=
tehen, was nun werden ſoll. 
er Brief des Finanzminiſters Dr. Luther 
Reichspräſidenten bedeutet eine ſchwere 
age gegen die Kriſenmacher, die ein Kabinett 
und ſich eine Woche lang vergeblich bemühen, Erſatz zu 
Zeit iſt alſo jetzt nicht mehr zu verlieren. 
m Herr Stegerwald zurückgetreten iſt, muß 
ſw. ibinett auf die Beine geſtellt werden; das, wenn es nicht 
geht, eine Entſcheidung provoziert. So iſt es 
uch aufzufaſſen, daß Herr Dr. Marx vom:Zentrum zum 
präſidenten berufen wurde und bereit iſt, eine 
            Kabi=
sbildung auf der ſchmalen Grundlage der bürgerlichen 
parteien zu übernehmen, allerdings doch nur 
rbenſr der Vorausſetzung, daß er die 
            Ermächti=
des Reichspräſidenten zur Auflöſung des 
stags erhält. Herr Ebert hat dieſe Ermächtigung 
Stegerwald verſagt, nachdem er ſie vorher Herrn v. Kar= 
und Herrn Albert in Ausſicht geſtellt. Auch das iſt ein 
ſpruch, der noch der Aufklärung bedarf. Ob Dr. Marx bei 
abinettsbildung in eigenem Namen auftritt oder vielleicht 
latzhalter für einen anderen iſt, wird von dem Tempo ab= 
Des0 
gemacht, in dem er vorwärts kommt. Bei den Parteien 
rgerlichen Arheitsgemeinſchaft ſetzt ſich immer mehr die 
            Er=
is durch, daß die beſte Löſung der Kriſis eine 
kehr des Kabinetts Streſemann iſt, das ſich 
inmal vor den Reichstag zu ſtellen und ein 
            Vertrauens=
zu provozieren hätte. 
Iu der Sozialdemokratie iſt eine ſtarke 
            Katzen=
nerſtimmung eingetreten. Die Sozialdemokratie 
9 t noch einmal den Fehdehandſchuh auf. Dann muß der 
1 zpräſident die Ermächtigung zur Auflöſung geben. Es wäre 
denkbar, daß ſie jetzt auf eine Kraftprobe verzichten würde. 
falls wäre die Vorausſetzung, daß der Kanzler ein 
            unbe=
es Auflöſungsdekret in der Taſche hätte, die Möglichkeit zu 
Wiederkehr Streſemanns. Ob aber Herr Dr. Streſemann 
ſein würde, in einem Kabinett Marx als Vizekanzler und 
iminiſter mitzuwirken, alſo tatſächlich die ausſchlaggebende 
nlichkeit wäre, ohne an der Spitze der Regierung zu ſtehen, 
t eine Frage, die nur er ſelbſt beantworten kann. Die 
            Auf=
gen darüber gehen in den Reichstagskreiſen ſehr weit 
            aus=
der. Streſemann hat ja bereits durch ſeine 
Aage, ſich einem Kabinett aller bürgerlichen Parteien zur 
igung zu ſtellen, bewieſen, daß er über ein gro= 
Maß von politiſchem 
            Verantwortlichkeits=
ihl verfügt. 
Rücktrittsgeſuch Dr. Luthers. 
Zerlin, 29. November. Der Reichsfinanzminiſter 
euther hat an den Reichspräſidenten folgenden Brief 
            ge=
dochgeehrter Herr Reichspräſident! Nachdem der 
            Reichs=
ierung am vorigen Freitag, den 23. November durch den 
/stag das Vertrauen verſagt war, und ſie daraus die 
ſſungsmäßige Folgerung ihres Rücktritts gezogen hatte, ſind 
Nitglieder der zurückgetretenen Reichsregierung von Ihnen 
ht worden, die Geſchäfte bis zur Bildung einer neuen 
            Re=
ing weiterzuführen. Ich bitte Sie, mich von der 
literführung der Geſchäfte nunmehr zu 
            ent=
de 
Der Grund für dieſe meine Bitte liegt darin, daß ange 
ts der tatſächlichen finanziellen 
            Verhält=
ſe des Reiches jetzt Entſcheidungen getroffen 
            wer=
inüſſen, die von einer nur geſchäftsführenden Reichsregierung 
einem nur geſchäftsführenden Reichsfinanzminiſter „
            nich=
roffen werden können, weil es ſich um 
Entſchließungen von höchſter politiſcher Tragweite 
delt. 
Beſonders der Zeitpunkt, an dem die für das beſetzte 
            Ge=
zur Fortführung der Erwerbsloſenfürſorge und 
            Weiterlei=
g einiger anderer Zahlungen ausgeworfenen hundert Millio= 
Rentenmark erſchöpft ſind, rückt ſo nahe heran, daß 
iur eine verantwortliche Reichsregierung die erforderlichen 
Entſchlüſſe faſſen 
Durch den ſeitens des Reichstages herbeigeführten 
            Rück=
der Reichsregierung ſind alle vorbereitenden außer= und in=
 en die Krifenmacher. 
nerbolitiſchen Schritze zur Regelung dieſer überaus wichtigen, 
ihrem Weſen nach politiſch zu löſenden Frage ins Stocen 
            ge=
kommen. 
Auch 
die Zahlungen der Beſatzungsmächte, 
die übcraus hoch ſind, laufen während dieſer ganzen Zeit ohne 
Deckung durch den Zebergangshaushalt weiter, während die 
            ver=
ſtriehenen koſtbaren Tage gerade dazu hätten dienen müſſen, je 
nach den Nichtlinien der Politik Verhandlungen oder andere 
Schritte auf dieſem Wege einzuleiten. Alle dieſe Verzögerung 
beheutet obendrein für das beſetzte Gebiet eine Fortdauer des 
bisherigen Zuſtandes der Unklarheit. Das beſetzte Gebiet hat 
abe: ganz geſiß ein Recht auf Klarheit. 
Für das finanzielle Weiterleben des Reiches, wenn auch auf 
ſchmalſter Grundlage, iſt es ferner von entſcheidender 
            Be=
deutung, daß im Monat Dezember bereits Nennwerte 
neuer Einnahmen fließen. 
Die ſachlichen Vorbereitungen für ſolche Einnahmeſteigerungen 
ſind beſonders auch durch Verhandlungen in den 
            Reichsrats=
ausſchüſſen zum Abſchluß gebracht. Der nunmehr dringendſt 
            not=
wendige Entſchluß über die weitere politiſche Behandlung der 
Angelegenheit kann aber nicht gefaßt werden, weil eine politiſche 
verantwvortliche Regierung nicht vorhanden iſt. Auch alle die 
Maßnahmen zur Ausgabebeſchränkung, 
die eben ſo dringend ſind, ermangeln des erforderlichen 
            Schwer=
gewichts, ſeitdem ſie nicht mehr von einer derantwortlichen 
            Regie=
rung getragen werden. 
Das Geſamtbild unſerer Finanzen iſt derart, daß ein 
Schwebezuſtand, wie der jetzige, die dringende Gefahr einer 
Sernichtung der letzten Hoffnungen bedeutet. 
Da ich, der ich aus einer amtlichen Arbeit heraus dieſe ungeheure 
Gefahr täglich anwachſen ſehe, meine Mitwirkung an dem durch 
das Fehlen einer verantwortlichen Regierung entftehenden 
            Un=
heil, obwohl dieſe Mitwirkung nur die paſſive eines 
            geſchäfts=
führenden Miniſters iſt, vor dem deutſchen Volke, das durch den 
regicrungsloſen Zuſtand ſchwerſte finanzielle Opfer bringt, nicht 
mehr tragen kann, ſo wiederhole ich meine Bitte, um Entbindung 
von der Weiterführung der Geſchäfte. 
Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung bin 
ich, hochgeehretr Herr Reichspräſident, Ihr ſehr ergebener. 
gez. Dr. Luther. 
Stegerwald verzichtet. 
Berlin, 29. Nov. Der Abgeordnete Stegerwald hat 
dem Reichspräſidenten mitgeteilt, daß er den Auftrag 
zur Kabinettsbildung nicht übernehmen könne, 
weil ein Kabinett nach ſeiner Ueberlegung zurzeit nicht möglich 
ſei. Es ſei zweckmäßig, mit der Kabinettsbildung 
einen Mann zu betrauen, der innerpolitiſch 
            we=
niger umſtritten ſei alser. Der Reichspräſident 
beauftragte alsdann den Reichstagsabgeordneten und 
            Se=
natspräſidenten Marx mit der Kabinettsbildung. 
Marx hofft, dem Reichspräſidenten noch heute ſeinen 
Vorſchlag zur Bildung einer Regierung, die ſich auf die 
            Mit=
telparteien des Reichstages ſtützt, unterbreiten zukönnen. 
Wie gemeldet wird, ſind jetzt Beſtrebungen im Gange, eine 
Regierung der Arbeitsgemeinſchaft der Mitte mit 
dem Zentrumsführer Dr. Marx zu bilden die aber als 
            Min=
derheitskabinett ſich von Fall zu Fall eine 
            Mehr=
heit im Reichstag ſchaffen müßte. 
Die Deutſchnationalen verlangen Auflöſung 
des Reichstags. 
Berlin, 29. Nov. Die deutſchnationale Reichstagsfraktion 
hat an den Reichpräſidenten folgendes Schreiben gerichtet: 
Sehr geehrter Herr Reichspräſident! Nach dem Rücktritt des 
Kabinetts Streſemann hätte es der parlamentariſche Brauch 
            er=
fordert, daß eine der Oppoſitionsparteien mit der 
            Kabinettsbil=
dung beauftragt worden wäre. Das iſt nicht geſchehen. 
            Viel=
mehr haben Sie, Herr Reichspräſident, auf den 
            verſchie=
denſten Wegen Verſuche zueiner Neubildung des 
            Kabi=
netts unternommen, die geſcheitert ſind. Inzwiſchen 
hat ſich ſowohl die außenpolitiſche Lage des Reiches wie auch die 
ſeeliſche und wirtſchaftliche Not des deutſchen Volkes ſo verſtärkt, 
daß eineweitere Hinauszögerungder 
            Kabinetts=
neubildung nicht verantwortet werden kann. 
Das deutſche Volk in ſeiner überzeugenden Mehrheit erwartet 
Abwendung von der bisherigen 
            Regierungs=
methode und eine Neuorientierung nach rechts. 
Wenn der Reichstag, in ſeiner überalterten 
            Zuſammen=
ſetzung nicht fähig iſt, dieſer Stimmung des Volkes 
            Aus=
druck zu geben, ſo müſſen Sie, Herr Reichspräſident, die 
            Ent=
ſcheidung des Volkes anrufen und der neu zu 
bildenden Negierung die Ermächtigungzur 
            Auf=
löſungdes Reichstages geben. Unter ſolchen 
            Voraus=
ſetzungen ſtellen wir uns zur Regierungsbildung zur Verfügung. 
Die Paterländiſchen Verbände gegen Ebert.
 Oie Repfo=Kriſe. 
Sir John Bradbury iſt wieder einmal nach London gereiſt, 
um ſich mit der Auffaſſung der engliſchen Regierung vertraut zu 
machen. Poincaré hat wieder einmal die teueren Verbündeten 
überliſtet. Solange der Wiederherſtellungsausſchuß als williges 
Werkzeug zu gebrauchen war, bezeichnete ihn Poincars den 
ruhenden Pol in der Erſcheinungen Fllicht. So war’s, als 
            Bald=
ſwin die Beratung der Sgchverſtändigen vorſchlug, was 
            Poincar=
mit der Bemerkung ablehnte, daß hierfür allein der 
            Wiederher=
ſtellungsausſchuß zuſtändig ſei. Judeſſen wurde der Ausſchuf 
nicht zugezogen, als Poincaré in Düſſeldorf „ſeine” Jugenieure 
mit den deutſchen Induſtriellen verhandeln hieß. In dieſem Zu 
ſammenhang iſt es notwendig, daran zu erinnern, daß der 
            Ein=
bruch in das Ruhrgebiet von Poincaré immer damit verteidigt 
wird, daß er auf Grund der Feſtſtellung einer Verfehlung des 
Wiederherſtellungsausſchuſſes erfolgt ſei. Seitdem iſt der 
            Aus=
ſchuß von Poincars ſo gut wie gar nicht mehr behelligt worden. 
Und er würde heute wahrſcheinlich nur noch eine Erinnerung von 
geſtern ſein, wenn er es ſich nicht ganz unverhofft hätte gefallen 
laſſen müſſen, als mittelbare oder unmittelbare 
            Sachverſtändigen=
konferenz aufgeputzt zu werden. Der Aufgabenkreis des 
            Aus=
ſchuſſes iſt im Verſailler Vertrag genau umſchrieben. Wenn einer 
dieſen Aufgabenkreis kennt, ſo iſt es Poincars. Trotzdem, oder 
gerade deswegen hat er ihn bei den Verhandlungen in 
            Düſſel=
dorf ausgeſchaltet. Das iſt kein Zufall, ſondern liegt durchaus 
im Plaue der franzöſiſchen Taktik. Die ſogenannte „Verfehlung 
Deutſchlands, die der Wiederherſtellungsausſchuß bei 
            Stimmi=
enthaltung des engliſchen Vertreters feſtſtellte, gehörte zu dieſer 
Taktik ebenſo, als ſpäter die Ausſchaltung bei allen 
            Verhandlun=
gen. Poincaré till das Rhein= und Ruhrproblem einengen, das 
heißt, es der Zuſtärdigkeit des Organs entziehen, das allein noch 
als gemeinſame inrichtung der Verbündeten übrig geblieben iſt. 
Dieſe Enttvicklu : isher am ſvenigſten in England erkannt 
ſvorden. Muſſeliz acht zwar ſcharffinnig die Ausſtrahlung 
aller Probleme, die Fuit der Wiederherſtellung zuſammenhängen, 
aber Poincaré ſucht auch ihn auf Irrizege zu führen, nachden 
ihm das ſchon mit England gelungen iſt. In Düſſeldorf haben 
weder enigliſche noch italieniſche Vertreter an den Verhandlungen 
teilnehmen dürfen, obſchon ſie die Jutereſſen beider Länder 
            ein=
ſchneidend und empfindlich berühren. 
Bradburys Reiſe nach London iſt ein erſtes Zeichen für dieſe 
Erkenntnis. Sir John hat ſofort erkannt, daß es nicht uiehr um 
das Gütachten über die deutſche Zählungsfähigkeit geht, ſondern 
darüber, ob Frankreich die Verbündeten aus dem Vertrag 
            hin=
ausdrängen kann. Was in Düſſeldorf paragraphiert worden iſt, 
geht weit über die Zuſtändigkeit der Micum hinaus. Vor allem 
durch die Beſtimmung, daß die Beſatzungskoſten aus dem Ertrag 
der Pfänder bezahlt werden ſollen. Eine ſolche Beſtimmung kann 
nur der Wiederherſtellungsausſchuß treffen, wobei er noch an den 
Beſchluß gebunden iſt, daß die Geſamtkoſten für die Beſetzung 
240 Millionen Goldmark im Jahr nicht überſteigen dürfen. 
            Poin=
caré hat vielfachen Grund, den Wiederherſtellungsausſchuß bei 
dieſer Regelung auszuſchalten. Und zwar ſchon deshalb, weil 
nicht nur der engliſche oder italieniſche Vertreter derlangen 
könnte, daß die im Ruhrgebiet geraubten Summen und 
            Sach=
werte auf gemeinſames Konto verrechnet werden. Dieſes Vexlan 
gen kann auch die deutſche Regierung ſtellen, zumal England und 
Italien den Ruhreinbruch als vertragswidrige Handlung 
            bezeich=
net haben. Nun beſteht zwar die weitere Beſtimmung, daß die 
Geſamtkoſten für die Beſetzung 240 Millionen Goldmark 
            über=
ſteigen können, aber nur dann, wvenn es ſich um eine von allen 
Verbündeten beſchloſſene Ausdehnung der Beſetzung handelt. 
Dieſe liegt nicht vor, weshalb Frankreich auf Grund des 
            Ver=
trages keinen Anſpruch darauf hat, ſich die Koſten für ſeinen 
            Ein=
bruch erſetzen zu laſſen. Poincaré will aber nicht nur das 
            er=
reichen, ſondern auch noch das weitergeſteckte Ziel: ſeine 
            Verbün=
deten nach allen Regeln der Kunſt zu prellen. Als er es ablehnte 
unmittelbar mit der deutſchen Regierung über die Wiederauf 
nahme der Arbeit im Ruhrgebiet zu verhandeln, war das nicht 
nur eine für Deutſchland berechnete Unverſchämtheit und 
            Ver=
tragsverletzung. Der Stoß zielte weiter, er ſollte auch die 
            Ver=
bündeten treffen und ſie endgültig auf die Seite ſchieben. 
            Poin=
caré will Ruhr und Rhein nicht für die Waffengefährten, ſondern 
für Frankreich erobern. Hätte er Verhandlungen mit der deut=
 befaßt werden, denn am Nhein und gu der Nuhr haben die 
            Ver=
bündeten von geſtern nichts mehr zu ſuchen. Dem entſpricht auch 
die von Poincaré hartnäckig feſtgehaltene Theſe, daß die 
            Räu=
mungsfriſten noch nicht zu laufen begonnen hätten. Das haben 
ſie trotzdem, wobei aber zu beachten iſt, daß der engliſche Sektor 
1925 zuerſt geräumt werden muß. Darauf wartet Poincaré, un 
ſofort franzöſiſche Truppen einrücken zu laſſen, ſo daß das ganze 
Rheinland der galliſchen Barbarei ausgeliefert wäre. Wenn Sir 
John Bradbury nach Paris zurückkehrt, wird er ſicher vor der 
Repko eine neue ſcharfe Rede halten, um damit Poincaré die 
            er=
wünſchte Gelegenheit zu geben, die untauglich gewordene Repko 
zum alten Eiſen zu werſen.
 Engliſche Ruhrbeſchlüſſe. 
TU. London, 29. Nov. Als wwichtigſtes Ergebnis der Be=
 in d d, Ernalicheieiſe eie eteite 
ohne daß die Kölner Eiſenbahner irgendwvie der Regieverwaltung 
unterſtehen. In den wichtigſten Fragen iſt die Regie zu dem 
            Er=
gebnis gelangt, der engliſchen Regiérung darzulegen, in einen 
direkt einzuleitenden direkten Meinungsaustguſch mit Frankreich
 Berlin, 30. Nob. (Priv.=Tel.) Wie uns mitgeteilt wird, einzutreten. 
iſt in den vaterländiſchen Verbänden Norddeutſchlands, ebenſo 
wie in den bayeriſchen Verbänden eine, ſtarke Bewegung 
London, 29. Nov. (Wolff.) Die Times berichtet, auch in 
gegen den Reichspräſidenten Ebert wegen ſeiner 
Stellungnahme in der letzten Regierungskriſe im Gange. Man der geſtrigen Konferenz im Foreign Office ſeien keinerlei Fragen 
macht ihm zum Vorwurf, daß er nicht die von ihm verlangte, der allgemeinen Politik erörtert worden, ſondern nur gewiſſe ad= 
Schlußfolgerung der Berufung einer Rechtsregierung gezogen miniſtrative Einzelheiten, die durch die neuen Entwicklungen 
            auf=
habe. Der Vorſitzende der Vereinigten vaterländiſchen Verbände, geworfen wurden. Sie beträfen insbeſondere die Rückwirkungen, 
Nög. Geißler, hat deshalb die Führer der genannten Organiſa= die die unabhängigen franzöſiſch=belgiſchen Operationen auf dem 
tionen aus dem ganzen Reich für den kommenden Samstag in Kölner Gebiet bereits verurſacht hätten oder vielleicht noch ver= 
Derlin zuſammengerufen, um eine Ausſprache herbeizuführen. 7 urſachen würden,
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 30. Robember 1923.
 Die Kabinettskriſe. 
Der Reichspräſident an die Deutſchnationalen. 
* Berlin, 29. Nov. (Priv.=Tel.) Die Verhandlungen mit 
dem Abgeordneten Marx über die Kabinettsbildung ſind ſoweit 
vorgeſchritten, daß ſie vorausſichtlich morgen vormittag zumt 
Abſchluß gebracht werden können. 
Berlin, 29. Nov. Der Neichspräfident hat auf 
das Schreiben des Vorſitzenden der Deutſchnationalen 
            Volts=
partei Hergt wie folgt geanttvortet: 
„Ju Erwiderung Ihres heutigen Schreibens muß ich 
nächſt darauf aufmerkſam machen, daß die Reichsverfaſſung die 
Berufung eines Mannes, der die Reichsregierlng bilsen und 
            I=
ten ſoll, meiner freien Entſchließung überläßt. In 
            Ausübiin=
dieſes mir derfaſſungsmäßig zuſtehenden Rechtes betraute ich bis 
her mit der Bildung der neuen Regierung ſtets eine Perſcnlicc 
keit, deren politiſche Stellung die meiſte Ausſicht auf eine ſchnel. 
Zuſammenſetzung eines arbeitsfähigen Kabinetts zu bieten ſchier 
Dieſen Weg ging ich auch in der gegenwärtigen Kriſis. Wenn ich 
davon abſah, eine der beiden Oppoſitionspärteien mit der 
            Neu=
bildung der Regierung zu betrauen, ſo geſchah das, weil ich durch 
meine vertrauliche Ausſprache mit den Führern der 
            Reichstags=
fraktionen ami Abend des 23. Nobember zu der Ueberzeugung 
kommen mußte, daß für keine der beiden Oppoſitionsparteien die 
Möglichkeit der Bildung der neuen Regierung auf 
            verfaſſungs=
mäßiger Grundlage vorhanden war. Außerdem hatte ich aus der 
Beſprechung mit Eurer Exzellen; am Freitag abend den 
            Ein=
druck geſvonnen, daß die Fraktion der Deutſchnationalen 
            Volks=
partei keinen beſonderen Wert auf die Führung bei der 
            Regie=
rungsbildung legte, dielmiehr mit der Kanzlerſchaft eines 
            Mit=
glieds der Deutſehen Volkspartei oder des Zentrumis 
            einverſtan=
den war. Im übrigen darf ich ausdrücklich darauf hinweiſen, 
daß ich mit dem Abgeordneten v. Kardorff, der mir von den 
            Frak=
tionsleitungen der Deutſchen Volkspartei, des Zentrums und 
der Demokraten für die Regierungsbildung in Vorſchlag gebracht 
worden war, überein gekommen war, der Fraktion der 
            Deutſch=
nationalen Volkspartei zwei wichtige Reſſorts zur Beſetzung 
durch Männer ihres Vertrauens anzubieten. Die Auffaſſung, 
daß jede Hinauszögerung einer Kahinettsbildung die Intereſſen 
des Reiches ſchädigt, teile ich durchaus. Nachdem mein Verſuch, 
ein überparteiliches Kabinett, das von allen bürgerlichen 
            Par=
teien getragen werden ſollte, zu berufen, mißlungen war, habe 
ich alles getan, was in meiner Möglichkeit lag, um die im 
            Reichs=
tag geführten Verſtändigungsverhandlungen der bürgerlichen 
Parteien zu beſchleunigen. Dieſe Verhandlungen ſind, wie Sie 
wiſſen, geſcheitert. Darauf habe ich heute nachmittag den 
            Reichs=
tagsabgeordneten Senatspräſidenten Marx mit der Bildung 
der Regierung beauftragt, die von allen Mittelparteien getragen 
wird. In ausgezeichneter Hochachtung 
(gez.) Ebert, Reichspräſident.” 
Um die große Koalition in Preußen. 
Die demokratiſche Fraktion faßte nach kurzer Beratung 
den Beſchluß, daß ſie es ablehne, jetzt auch noch eine 
Regierungskriſe in Preußen herbeizuführen. 
Die Deutſche Volkspartei will erſt die Geſtaltung 
der Dinge im Reich abwarten. Ein Beſchluß liegt noch 
uicht vor. 
Der Beſchluß des Zentrums. 
Berlin 29. Nov. Die Fraktion des Zentrums 
im preußiſchen Landtäg hat einen Beſchluß gefaßt, der 
die Bildung einer Regierung im Reiche mit Hinzuziehung der 
Teutſchnationalen für richtig erklärt, aber jetzt eine 
            Aende=
rung der preußiſchen Regierung nicht für gut 
hinſtellt. Der Beſchluß ſchließt mit einem Satzc, daß man die 
Entzpicklung der Dinge im Reich abwarten müſſe. 
Sitzung der Sozialdemofraten. 
Berlin, 29. Nov. Die ſozialdemokratiſche 
            Reichstagsfrak=
tion hat auf morgen Freitag nachmittag 2 Uhr eine Sitzung 
            ein=
berufen. Man glaubt daraus den Schluß ziehen zu können, daß 
die Sozialdemokraten die Lage bis morgen für ſo geklärt halten, 
daß ſich für ſie eine Stellungnahme zur parlamentariſchen Lage 
emöglicht. 
Die Wahl des S4er Ausſchuſſes. 
Berlin, 29. Nov. Der 5ter Ausſchuß für die beſetzten 
            Ge=
biete wurde gewählt. Er beſteht aus 20 Mitgliedern des 
            Zen=
trums, 20 Sozialdemokraten, 8 Mitgliedern der Deutſchen 
            Volks=
partei, 4 Deutſchnationalen und 4 Demokraten. Außerdem wurde 
beſchloſſen, den Ausſchuß um 2 Mitglieder zu vermehren. Es 
werden auf dieſe Weiſe noch 2 Kommuniſten in den Ausſchuß 
gewählt. In dem Ausſchuß befinden ſich unter anderem Dr. 
            Im=
buſch (Ztr.), Dr. Kköckner und v. Krupp.
Vom Tage
 der Reichsrat hat dem Geſetzentwurf über die Ermächtigung 
der Reichsregierung zur Verlängerung der Gültigkeitsdauer des 
            vor=
läufigen Handelsübereinkommens zwiſchen der deutſchen und der ſpan 
ſchen Regierung bis zum 31. Mai 192½ und dem Gefetzentwurf über 
Balanzierung wertbeſtändiger Schulden zugeſtimmt. 
Zahl der Erwerbsloſen in den beſetzten 
ebieten wird unverändert auf mehr als zwei Millionen 
            geſchä=
luf Anordnung des Geſchäftsordnungsausſchuſſes tourde don dem 
reußifcheir Landtag die ſofortige Haftentlaſſung der 
heordnetin Fran Wolfſtein beſchloſſen. 
Der Ständige Ausſchuß des bayeriſchen 
            Land=
tages lehute im Verlauf 
iteren Verhandlungen über die 
            Haft=
entlaſſung des Abgeordneten Dr. Roth den Antrag Brügel, tvon reh 
th als E=ſatzmann des Ständigen Landtagsausſchuſſes 
Schutzhaft zu entlaſſen ſei, mit 12 gegen 12 Stimmen ab. 
Der Deutſche Mieterſchutzbund hat an den 
            Reichsprä=
ſidenten eine Eut;cließung geſandt, in der er gegen die von der 
Reichsregierung beabſicſtigte Verordnung, woonach die Mieten in kurzer 
Friſt auf den Vorkriegsſtand aufzuwer 
ſind, und gegen die ungehe= 
Mietſteuer ſchärfſterr Cinſpruch erhebt. 
Nach einer Oeldung des Matin aus Nom hat die italieniſche 
Regierung einen Delegierre 
Verhandlungen mit der 
deutſchen Regierung und dem Reichsverband der deutſihen 
duſtrie über Lieferung von Rohſtoffen und Halbfertiglaren nai Berl 
gefandt. 
Vor dem Warſchauer Kriegsgericht begann de 
handlung gegen den ſeinerzeitigen Führer der antibolſchewiſtiſchen Aß 
teilungen in der Sowjet=Ukraine Atanan Machno, der angeklagt 
in Oſtgalizien ſeinerzeit einen aroßangelegten Aufſtand organiſie 
haben, um es von Polen loszureißen. 
Amtlicher Oollaxkurs 4 210300000000 
1 Goldmark — 1 Billion 1 Pfg. — 10 Milliarden /
 Reuter=Phantaſien. 
Auf der Suche nach einem Vortand
 Tagung der Botſchafterkonferenz. 
Der Leipziger Zwiſchenfall. 
Paris, 29. Nov. (Wolff.) Die Botfchafterkon 
ferenz iſt heute vormittag am Quai dOrfay unter dem Vorſitz 
von Jules Cambon zuſammengetreten. Ein offizielles 
            Com=
muniqué iſt nicht ausgegeben worden. Sie hat ſich mit den kürz 
lichen Leipziger Zwiſchenfällen beſchäftigt, bei denen 
ein belgiſcher Offizier und ein franzöſiſcher Unteroffizier von der 
Interalliierten Kontrollkommiſſion von der Reichswehr 
            feſtgenom=
men wurden. Die Konferenz wird die Prüfung in ihrer nächſten 
Sitzung fortſetzen. 
Sitzung der Reparationskommiſſion. 
* Paris, 29. Nov. (Priv.=Tel.) Die 
            Reparationskom=
miſſion wird morgen nachmittag um 3 Uhr zu einer Sitzung 
            zu=
ſammentreten. Wie wir an zuſtändiger Stelle erfahren, werden 
die Ruhrfrage, bzw. das Abkommen mit der Micum noch nicht 
diskutiert werden. In der morgigen Sitzung ſollen die 
            laufen=
den Angelegenheiten erledigt werden. Ferner wird ſich die 
            Re=
parationskommiſſon mit dem franzöſiſchen Plan zur Einſetzung 
einer Sachverſtändigenkommiſſion zur Prüfung der deutſchen 
            Lei=
ſtungsfähigkeit und mit der Beratung des deutſchen Expoſés be 
ſchäftigen. 
Poincaré verhindert die Entſcheidung. 
* Paris, 30. Nov. (Prib.=Tel.) Von unterrichteter Seite 
iſt den hieſigen Journaliſten erklärt worden, daß die heutige 
Sitzung der Reparationskommiſſion weder in der Frage des 
            in=
teralliierten Sachverſtändigenkomitees zur Prüfung der 
            deut=
ſchen Zahlungsfähigkeit noch auch in der Angelegenheit des 
            Düſ=
ſeidorfer Abkommens eine Entſcheidung treffen werde. 
            Da=
mit wird das ganze geſtrige Havascommunigug über die 
            Auf=
gaben der Reparationskommiſſion beſtätigt, was einen vollen 
Erfolg der Sabotagepolitik hinſichtlich der Hinausſchiebung 
            jeg=
licher Entſcheidung mehr als wahrſcheinlich macht. Inzwiſchen 
bemüht ſich die franzöſiſche Regierung und mit ihr die franzöſiſche 
Preſſe, England dieſe Vertagung möglichſt ſchmackhaft zu machen. 
Grundung einer rheiniſchen Emiſſionsbank. 
Paris 29. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung aus 
            Brüf=
ſel hat Miniſterpräſident Theunis nach dem „Vingtieme 
Siecle” geſtern mit Vertretern der Brüſſeler 
            Großban=
ken eine Unterredung über den Plan einer rheiniſchen 
Emiſſionsbank gehabt. Die Organiſation der letzteren und 
die Abfaſſung des Statutenentwurfs ſollen heute in einer 
            Kon=
ferenz zwiſchen deutſchen, franzöſiſchen, belgiſchen und 
            hollän=
diſchen und wahrſcheinlich auch engliſchen Finanzleuten entweder 
in Bonn oder in Koblenz zur Sprache kommen. Das Kapital der 
Bank würde ſich auf 6 Millionen Dollar belaufen.
 * London, 29. Nov. (Priv.=Tel.) Die offiziöſe 
agentur deröffentlicht heute eine ſehr auffallende 
            Mitteil=
in jeder Beziehung die größte Aufmerkſamkeit verdient. 
Tendenz geht dahin, daß ſich die engliſche Politik plötzli 
kommen der franzüſiſchen Aufſaſfung hinſichtlich der En 
nungsfrage zu eigen macht. Die Mitteilung befagt 
daß die General Pingham zugeſchriebenen Aeußerunger 
die Euttaſſuung Deutſchlands als beendet zu 
            betrachte=
amitlichen Lodoner Kreiſen abgekehnt werbe, und daß ſi 
derſpruch ſtehe zu den aus Deutſchland eingetroffenen 
tionen. Es ſei bekannt, daß über die im Vertrag feſte 
Grenzen hinaus eine große Anzahl von Mannſchaften m 
auszebildet tvorden ſei, Beſonders in Bahern, ſo die Sia 
polizei zuſaminen mit deri regulären Truppen Manöder 
Auch die Ausbildung don Studenten nehie ſtäudig 
ien alle Verſuche, Deutſchland zur Vorlegung der 
rungsliſten zu veranlaſſen, dergeblich geiscien. 
Ruhrbeſetzung ſeien der alliierten Kontrolle alle 
Schwierigkeiten in den Weg gelegt worden und uun 
Deu=ſchland von Schwierigkeiten, die alliierten Offizier= 
Slontrolle zu beſchützen. 
Deutſchland ſei zwar nicht in der Lage, eine groß 
von Nannſchaſten, die es ausgebildet habe, mit ſchtvere 
lerie zu bewaffnen, da die Franzöſen durch die Ruhrbeſ 
Beſitz des wichtigſten Induſtriegebiets des Deutſchen 
ſeien. Aber es ſei bekannt, daß es enge Beziehungen mi 
land und Schweden unterhalte, obgleich es noch nicht ſig 
ob es ſich hierbei um die Fabrikation von Waffen hande 
terhin wird darauf hingewieſen, daß bereits in dem Au 
da die älliierte Kontrolle gemildert wurde, höchſtens d 
der im Lande befindlichen Gewehre abgeliefert worden 
es ſei kaum zweifelhaft, daß die kleineren Waffenfabriken 
ringen und anderstvo große Mengen Schußwaffen und 
fabrizierten. Alles dieſes werde, wenn auch nicht unn 
als eine Bedrohung betrachtet. Im Zufammenhang 
ganzen Entwaffnungsfrage müſſe auch daran erinnert 
daß Deutſchland bis heute noch nicht den Stand ſeiner 
nung zur Zeit des Waffenſtillſtandes mitgeteilt habe. 
land habe niemals die Aushebungsliſten vorgelegt und hal 
die clliierten Noten, die darauf hinwieſen, daß die Er 
nungsbeſtimmungen nicht erfüllt wären, nicht beantwort 
gar während die alliierte Kontrolle tätig war, habe, wie ve 
wird, die deutſche Armee über 50 Prozent aus Unterofſizier 
ſtauden, und es ſei kaum eine Urfache zu der Annahme b 
den, daß ſich dieſes Verhältnis ſeither geändert habe. Im
 teil ließen alle Informationen der letzten Zeit erkenne 
mehr Mannſchaften als unbedingt nötig ausgebildet wverde 
daß die Polizei, die Militärverbände, die Regimentsvere 
gen und die Studentenorganiſationen tätiger ſeien als
 Von den Abendblättern wird dieſe Darſtellung des 
büros nicht mit Unrecht als alarmierend bezeichnet 
dieſe Aeußerung, was allerdings kaum anzunehmen 
            iſ=
auf verantwortliche engliſche Regierungsſtellen zurückgefüh 
den müſſe, dann müßte ſie in der Tat das größte Befrei 
regen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſem Schritt 
ſachliche Motive zu Grunde liegen können. Denn die Rer 
ſtellung gibt nur Behauptungen wieder, die bereits ſeit 
von der franzöſiſchen Propaganda verbreitet wurden, und 
her in London nur ſehr geringe Beſorgnis erweckt hatten 
kommt hinzu, daß dieſe Erklärung gerade in dem Aus 
erfolgt, da die Londoner Beratungen über die Rheinlan 
und die Ruhrbeſetzung allem Anſchein nach im Sinne 
Verſtändigung mit Frankreich abgeſchloſſen wurden. Jel 
kann man nur wiederholen, daß ſich hinter den Kuliſſen 
entſcheidende Entwicklungen vorbereiten, und daß, da die 
ſamkeit der deutſchen Diplomatie gar nicht in Betracht 
die gegenwärtige Berliner Regierungskr 
radezu ein Verbrechen am deutſchen Vo 
deutet. 
Spaniſch=italieniſche Annäherung
 Mailand. 29. Nov. (Priv.= Tel.) Zu den f. 
ſchen Meldungen über die bevorſtehende Bildung eines 
ſchen Blocks, hinter dem man eine engliſche Einkreiſungs 
gegenüber Fraukreich zu ſehen glaubt, verſichert die itali
 Preſſe immer wieder, daß der Beſuch des ſpaniſchen König 
res keineswegs den Anfang einer Offenſivallianz im Mitt 
bebeute. In gewiſſen politiſchen Kreiſen wird vielmehr 
hingewieſen, daß der Schwerpunkt der ſpaniſchen Königsr 
den Beſuchen beim Vatikan liegen müſſe. Der Faſzismus 
chele ſich, es fertig gebracht zu haben, daß ein Vertreter de 
bonen, die Jahrhunderte lang von Rom ferngeblieben ſeie 
mehr dem Papſt ſeine Unterwürfigkeit und Treue perſönli 
gefprochen habe. Es ſei ſehr wohl möglich, daß die Kurie 
außerordentlich geſchiater Weiſe des römiſchen und ſpan 
Faſzismus zu Erreichung ihrer weitgeſteckten Ziele bedien 
ſie auch bei der Vereitelung des Hitlerputſches in Müncher 
Hand im Spiel gehabt haben ſoll.
Konzert.
 N. Im Mathildenhöhſaale veranſtalteten der früher an 
            unſe=
rer Oper tätige Bariton Ernſt Heinz=Raven und ſeine 
Gattin Lille Raden im Verein mit Guſtav Beck einen 
Vortragsabend, zu dem ein verhältnismäßig kleiner Kreis von 
Verehrern des Sängers ſich eingefunden hatte, die alle 
            Darbie=
tungen mit größtem Enthuſiasmus aufnahmen, Blumen 
            ſpen=
deten und die Leere des Saales durch perſönliche Wärme 
            ver=
geſſen zu machen ſuchten. 
Die große, vollklingende Stimme des Sängers iſt an ſich 
durchaus wohllautend, aber Uebertriebenheit im Ausdruck, 
völlig vernachläſſigte Ausſprache und Intonationsſchwankungen, 
verbunden mit allzuviel „portamento” ließen nur ſelten einen 
wirklichen Genuß zu. Bei den Operngeſängen war das alles 
weniger ſtörend, als bei den Liedern, von denen vor allem die 
Schubertſchen im Vortragsſtil völlig vergriffen waren. Lille 
Raven rezitierte eigene Dichtungen, meiſtens erotiſche 
            Augen=
blicksbilder, die in Sprache und Empfindungswahrheit durchaus 
wertvoll ſind, meinem Gefühl nach aber durch die exaltierte 
            Vor=
tragsweiſe litten. Während der Romane Freude an ſtärkſter 
            Ge=
bärde beim Rezitieren hat, werden wir eher dadurch abgeſtoßen. 
Als Begleiter des Sängers hatte Herr Guſtav Beck einen 
ſchweren Stand, da die Willkürlichkeiten im Vortrag oft die 
            Be=
gleitung ſich gar nicht entfalten ließen. Daß Beck trotzdem in 
allem mitging, ſei als beſonders anerkennenswert hervorgehoben. 
Künſtleriſch waren die Höhepunkte des Abends die Chopin=Soli 
Becks, in denen er inhaltlich wie pianiſtiſch Vorzügliches leiſtete 
und fo ſtarken Beifall erntete, daß er zwei Zugaben ſpenden 
mußte. 
* Berliner Theaterbrief. 
Auch der Typus unterliegt dem Generationswechſel und der 
Generationsfolge. Solange man noch ein Gefühl für Raſſe hat, 
wird die blonde Schauſpielerin in Deutſchland als Typus immer 
ein beſonderes ſeeliſches Recht beanſpruchen können. Es macht 
ſich, daß in einer Woche drei blonde Darſtellerinnen in Premieren 
ſich zeigten, ſo daß man dieſe Ereigniſſe einmal sub specie 
            blon-
dInae betrachten kann. Sind die Altersunterſchiede auch nicht die 
dreier Generationen, ſo ſtellen Lucie Höflich, Käte Dorſch 
und Erika b. Thellmann (nebſt ihrem blonden Parter 
Hans Brauſewetter) drei künſtleriſche Generationen dar. Im
 Deutſchen Thcater ſpielen jetzt die Thellmann und 
Brauſewetter, zwei ſehr junge Begabungen, eine 
            Haupt=
rolle. Man freut ſich, daß ſolche blonde Jugend raſch Liebling 
des Publikums geworden iſt. Aber man muß doch hemmen. Das 
Theater tur zu wenig, um dieſe jungen Begabungen zu fördern. 
Ein Luſtſpielchen wie Goldonis „Caféhaus” iſt nicht geeignet 
Darſteller weiter zu bringen. Zum Spieleriſchen fehlt ihnen noch 
die darſtelleriſche Ueberlegenheit. Es wäre richtiger, ſie in ſchwe 
rere Aufgaben einzuſpannen, um aus ihnen erſt einmal 
            heraus=
zuholen, was vielleicht in ihnen ſteckt. Mit dieſem verſtaubten 
Stückchen, das man romantiſch aufmachte und in dem nur 
            Gül=
ſtorffs Komik das Provinzniveau überragte, wird im übrigen 
das Deutſche Theater keinen Hund vom Ofen locken, 
            voraus=
geſetzt, daß er geheizt iſt. 
Die zweite Generation heißt Käte Dorſch, die Gefahr lief 
ſich in einer beſtimmten Art von Geſtalten feſtzulegen; fie geht 
jetzt energiſch daran, ihren Kreis zu erweitern. Sie hatte eine 
glückliche Hand, als ſie Ibſens „Nora” wählte. Unter Papſts 
Regie entkleidete man das Stück im Deutſchen Theater aller 
            Pro=
paganda und ſpielte es auf den leiſen Ton, den die Dorſch vor 
allem meiſtert. Der Bruch der Rolle ward ſo geſchickt verdeckt, 
wenn natürlich auch nicht aufgehoben; dazu iſt er zu tief vom 
Dichter her drinnen. Die Dorſch ſpielt das Weibchen nicht ſo ſehr 
in die ſich auflehnende Frauenrechtlerin, ſondern mehr in die 
über die Armſeligkeit des Gatten grenzenlos erſtaunte und 
            bei=
nahe reſignierende Frau hinein; ſo wird der Schluß 
            verſtänd=
licher und menſchlicher. Man traf auch ſonſt den Kammerſpielton, 
der das große Theater vermeidet, wenn auch nur Paul Grätz 
als Krogſtadt der Dorſch ebenbürtig war. Daß der Abend ein 
ſtarker Erfolg wurde, lag nicht zuletzt in Ibſens Können, das 
ſelbſt dem heftigſten Laien an dieſem meiſterhaft gebauten Stück 
aufgehen m.uß. 
Nicht gerade meiſterhaft iſt Hermann Bahrs Luſtſpielchen 
„Das Prinzip” das man im Theater am 
            Kurfürſten=
damm als Zwiſchenmahlzeit ſerviert. Das Enſemble der 
Robertbühnen, ein prachtvoll eingeſpieltes Komödienenſemble, 
benutzt den matten Anlaß zu einem heiteren Spiel, über dem 
man die blaſſe Limonade des guten alten Hermann beinahe 
            der=
gißt. Lucie Höflich, die dritte Generation der Blondinen, die 
mit der Frau Warren ſiegreich ins ältere Fach übergegangen 
war, ruht ſich hier als Köchin aus und macht noch einmal mit 
beſter Laune in draller Jugend. Neben ihr köſtliche Typen: 
Tiedtke, Morgan, Salfner, der ſehr begabte junge 
Wolfgang Zilzer und — natürlich — die unſterbliche Adele,
 die Sardrock, der fabelhafte Fünfminutenbrenner einer 
zen Szene. Man kann in dieſem Theater Komödie ſpieler 
uirgends ſonſt in Berlin. 
Man konnte es auch in den Kammerſpielen, w 
dreiaktiges Luſtſpiel von Davis Nicodemi, „Tagesze 
der Liebe” benannt, etwas Aufſehen erregte, weil es nur 
ſchen zwei Perſonen ſpielte. Mit vieler Kunſt hat der geſ 
Verfaſſer (und die ſtreckende Hand der Regie wie der Pa 
verwaltung) ein abendfüllendes Stück gemacht. Dieſe Li 
geſchichte mit endender Verlobung, frühmorgens, mittags 
abends ſpielend — daher der Titel — iſt reizend gemacht 
Konverſationstheaterſtück, das man gelten laſſen darf. 
Götz und die in Berlin neue Valerie v. Martens ſpielter 
den leichten Bällen der Konverſation geſchickt und mit Tem 
ment, das bei Götz allerdings leider nicht immer mehr echt i 
bei der Martens einen Stich Undamenhaftigkeit 
            hervorb=
läßt. Aber immerhin: zwei, die was können und nicht 
weilten. 
Im Staatstheater ſtellte ſich Erwin Kalſe 
Regiſſeur vor. Er hatte es mit Shaws ſehr problemati 
„Candida” nicht leicht. Es gab eine ſehr ſaubere Auffüh 
die aber den Knick dieſer Komödie, die zum Teil in 
            Sentime=
tät ſchwimmt, nicht ganz überbrücken konnte. Lina Lo 
ſehr fein, iſt aber bereits zu mütterlich für dieſe Rolle 
glaubt ihr ſelbſt die kleine Sehnſucht nach erotiſchem Spiel 
Neben ihr Ebert als Paſtor auch ein wenig zu ſchwer, 
nau als junges Gräfchen im Stil herausfallend, die Ne 
perſonen zu poſſenhaft. Aber Shaws Fronieſchlüſſe wirkten 
hier, und der Abend endete ſchließlich in reichem Beifall.
 Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben 
— Sammlung für deutſche Studenten in N 
wegen. Am 23. November haben norwegiſche Studenten 
Kriſtiania eine Sammlung für notleidende deutſche Stude 
veranſtaltet, die dem „Morgenbladet” zufolge den Betrag 
30 000 Kronen ergeben hat. 
L. „Die Rechtslage des Religionsunterrie 
in der Schweiz” betitelt ſich ein von Kurat Dr. G. 
            Th=
mann in Buchen (Schweiz) berfaßtes Werk. Das preußiſche 
tusminiſterium hat dasſelbe als Grundlage für die Ausarbeit 
eines gleichen Werkes über die Rechtslage des Religionsun 
richts im preußiſchen Stagte gewählt.
immer 331.
Darmſtädter Tagblatt, Freitäg, den 30. Rovember 1923.
Seite 3.
 Der Belagerungszuſtand in Sachſen. 
resden, 29. Nov. In der geſtrigen Sitzung des 
            Land=
iſt es wieder zu Skandalſzenen gekommen. Es 
die Beſprechung der kommuniſtiſchen Anträge und 
            An=
betreffend das Vorgehen der Reichswehr in Sachſen fort= 
Die Abgeordneten Kaula (dntl.) und Schneider 
t.) wandten ſich ſcharf gegen die Kommuniſten und traten 
hauptung entgegen, daß Mißhandlungen durch die 
            Reichs=
h vorgekommen ſeien. Die Kommuniſten unterbrachen die 
=durch andauernden Lärm, überhäuften ſie mit Schimpf= 
und vollführten einen derartigen Tumult, daß der Präſi= 
Iinkler ſich genötigt ſah, die Saalhupe ertönen zu laſſen. 
ichdem der Präſident ſich einigermaßen Gehör verſchafft 
erklärte er, andere Mittel als Ordnungsrufe und gütliches 
ſtänden ihm leider nicht zu Gebote. Sie nützten aber 
rren gegenüber nichts. Selbſtzucht übten ſie nicht. Er 
            for=
e endlich auf, ſich daran zu gewöhnen, Ordnung zu halten, 
ollten ſie ſich einen anderen Präſidenten ſuchen. Er danke
 Ehre, einem ſolchen Hauſe zu präſidieren. 
iniſterpräſident Felliſch verſicherte, daß die ſächſiſche 
            Re=
g ſich verpflichtet fühle, die Ruhe und Ordnung in Sachſen 
t zu erhalten. Er habe ſich im Landtage gegen die Tyran= 
Reichswehr in Sachſen gewendet. Das Verſprechen, die 
wehr nur gegen Ruheſtörungen und Angriffe auf die 
            Ver=
zu verwenden, ſei nicht gehalten worden. 
ach weiterer Ausſprache wurde der Antrag auf 
            Auf=
ng des Belagerungszuſtandes gegen die 
mender Bürgerlichen angenommen. Ein 
            An=
er ſich gegen die Hausſuchungen im Landtagsgebäude 
            wen=
urde gleichfalls angenommen. Die Anträge, betreffend 
            Er=
ng und Abänderung der Geſchäftsordnung, wonach die 
            Ab=
ieten wegen gröblicher Verletzung der Ordnung von den 
gen bis zu 20 Tagen ausgeſchloſſen werden können, 
            wur=
i den Rechtsausſchuß verwieſen.
 ne unwahre Bebauptung des ſächſiſchen 
Miniſierpräſidenten. 
erlin, 29. Nob. Nach Dresdener Meldungen hat der
 he Miniſterpräſident Felliſch im geſtrigen Landtag 
            behaup=
iß der Reichskanzler Dr. Streſemann in der Nacht zum 9. 
„ſnber nach dem Hitler=Putſch in München telegraphiſch um 
ens Hilfe gegen Bayern gebeten habe. Tatſache iſt, daß in 
acht zum 9. November von der Preſſeabteilung der 
            Reichs=
ung ein orientierendes Telegramm, an ſämtliche 
            Länder=
ungen abging, deſſen Einleitung folgendermaßen lautete: 
künchen hat Hitler die Regierung Knilling geſtürzt und ſich 
Reichsverweſer ernannt. Die Reichsregierung hat die 
            Ver=
ng mit Bayern abgebrochen, General v. Seeckt zum 
            Ober=
shaber ſämtlicher Truppen ernannt und folgenden Aufruf 
e: Es folgt dann der bekannte Aufruf des 
            Reichspräſiden=
nd der Reichsregierung, der folgendermaßen ſchloß: In der 
ſalsſtunde des deutſchen Volkes und des Deutſchen Reiches 
n wir alle Freunde des Vaterlandes auf, ſich einzuſetzen für 
ewahrung der Reichseinheit, deutſcher Ordnung und deut= 
Freiheit. Alle Maßnahmen für die Niederkämpfung des 
hes und die Wiederherſtellung der Ordnung ſind getroffen 
werden mit rückſichtsloſer Energie durchgeführt. Die 
            Dar=
ig Felliſchs, als ob gerade Sachſen um ſeine Hilfe gegen 
rn gebeten worden ſei, wird wohl durch die Tatſache, daß 
erwähnte Telegramm an ſämtliche Länderregierungen 
            ge=
wurde, wie auch durch den Inhalt des Telegramms 
elegt. 
Rünchener Putſch und Staatsgerichtshof. 
Cürnberg, 29. Nov. Dem Fränkiſchen Kurier wird von
 ſöchſten Stelle des Reichsgerichtes mitgeteilt, daß weder der 
Sanwalt, noch der Staatsgerichtshof Schritte unternommen 
i, um eine Auslieferung Hitlers oder Ludendorffs herbeizu= 
Der Oberreichsanwalt ſei der Anſicht, daß die 
            Ange=
heit vor den Staatsgerichtshof gehöre, es ſei aber Sache der 
Sregierung, zu entſcheiden, ob ſie eine Auslieferung 
            bean=
u wolle oder die Aburteilung Bayern überlaſſe. Die 
            Be=
tung, der Präſident des Staatsgerichtshofes ſei wegen dieſer 
e in Berlin vorſtellig geworden, wird als unrichtig bezeich= 
Der Präſident habe erklärt, daß er ſich niemals in derartige 
legenheiten einmiſchen werde, da dies Sache der 
            Strafver=
ung ſei. 
Heneral de Metz ſchützt die Separatiſien. 
München, 29. Nov. Die Arbeiterſchaft von Speyer hat an 
franzöſiſchen General de Metz offiziell den Antrag geſtellt, er 
e ſeine Truppen nur eine Stunde von der Straße zurückziehen, 
it die Bevölkerung mit den Separatiſten fertig werden könne. 
eral de Metz hat dieſes Verlangen abgelehnt. Die Erbitte= 
und der Haß der Bevölkerung gegen die Separatiſten und 
Hintermänner kennen unter ſolchen Umſtänden keine 
            Gren=
mehr.
 indalßzenen im ſächſiſchen Landtag. Aerzte und Kranfenkaſſen. 
Eine Erklärung des Reichsarbeitsminiſters. 
Am 26. November empfing der Reichsarbeitsminiſter Vertreter der 
Berliner Aerzte zu einer Ausſprache wegen der Verordnung über 
            Kran=
kenhilfe, bei den Krankenkaſſen. Dem Groß=Berliner Aerztebund und 
dem Leipziger Aerzteverband hat darauf der Miniſter das Folgende 
ſchriftlich mitgeteilt: 
Vertreter der Berliner Aerzteſchaft haben mir heute ihren 
            Stand=
punkt zur Verordnung über Krankenhilfe bei den Krankenkaſſen 
            münd=
lich dargelegt und dabei beſonderen Wert darauf gelegt, daß die 
            Wir=
kung einer Kündigung, die der Kaſſenvorſtand ausgeſprochen hat, bis 
zur Entſcheidung des Ueberwachungsausſchuſſes in der Schwebe bleibt. 
Ich habe die Angelegenheit neu geprüft und teile Ihnen das 
            Fol=
gende mit: Nach dem bürgerlichen Rechte (626 BGB.) ſteht jedem 
            Ver=
tragsteil, der Krankenkaſſe wie dem Kaſſenarzt, das freie Recht friſtloſer 
Kündigung zu, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Zum einſeitigen 
Nachteile der Krankenkaſſen dieſes Kündigungsrecht auf Grund des 
BGB. in einer Verordnung zu beſchränken, ſcheint mir nicht möglich 
zu ſein. 
Anders bei einer Kündigung auf Grund des § 1 der 
            Verord=
nung. Dabei werden Kaſſenarzt und Krankenkaſſe bei dem 
            Ueber=
wachungsausſchuß, der Vertreter der Aerzte und Krankenkaſſen in 
            glei=
cher Zahl und ein unparteiſcher Obmann angehören, binnen kürzeſter 
Friſt ihr Recht finden. Bei dieſer Verfahrensart entſtände den 
            Kran=
kenkaſſen durch die aufſchiebende Wirkung der Kündigung kein 
            weſent=
licher Nachteil. Meine Vertreter werden daher im Reichsausſchuß für 
Aerzte und Krankenkaſſen ſchon in deſſen erſter Sitzung vom 29. 
            No=
vember grundſätzlich dafür eintreten, daß dieſe Kündigungen erſt mit 
der Entſcheidung des Ueberwachungsausſchuſſes wirkſam werden. 
Außerdem ſtelle ich feſt, daß als Vergütung nach den alten 
            Bedin=
gungen im Sinne des 8 6 der Verordnung nur eine ſolche mit 
            entſpre=
chender Aufwertung zu verſtehen iſt. 
Im übrigen weiſe ich nochmals darauf hin, daß nach Ziffer 7 der 
Richtlinien vom 22. November der Kaſſenvorſtand von ſeinen 
            Befug=
niſſen im 8 1 der Verordnung (Aufſtellung von Richtlinien nach 
            Ein=
holen=ärztlicher Gutachten, Kündigung. Zulaſſungsverſagung uſw.) und 
nach 8 4, Abſatz 1 (Verteilung der Kaſſenärzte auf beſtimmte Bezirke) 
erſt Gebrauch machen darf, wenn der Ueberwachungsausſchuß gebildet iſt. 
An dieſe Beſtimmung iſt der Kaſſenvorſtand nach der neuen Faſſung 
des 8 30 der Reichsverſicherungsordnung gebunden. Die 
            Landesregie=
rungen werden darüber wachen, daß entgegenſtehende Maßnahmen der 
Kaſſenvorſtände aufgehoben werden. 
Ich habe den Wunſch und das Vertrauen, daß der Reichsausſchuß, 
deſſen hervorragendſte Aufgabe der gerechte Ausgleich der Intereſſen 
zwiſchen Kaſſen und Aerzten iſt, ſchon in ſeiner erſten Sitzung vom 
29. November alle unmittelbar erforderlichen und ſachdienlichen 
            Be=
ſchlüſſe faſſen wird.
 Die Einwendungen der Kaſſenärzte. 
Berlin, 29. Nov. Zu dem von den 
            Aerzteverbän=
den zum 1. Dezember beſchloſſenen Streik gegenüber den 
Krankenkaſſen teilt das Reichsarbeitsminiſterium mit: Die 
Einwendungen der Kaſſenärzte gegen die rechtliche Gültigkeit der 
Richtlinien vom 22. November zur Verordnung über die 
            Kran=
kenhilfe und gegen die in dem offenen Briefe vom 26. November 
gegebenen Erläuterungen ſind rechtlich haltlos. Nach den 
            Richt=
linien iſt die Kündigung nur bei wiederholter und 
            ſchwerwiegen=
der Verfehlung eines Kaſſenarztes zuläſſig. Von dem Recht zur 
Kündigung und zur Bildung von Arztbezirken darf der 
            Kaſſen=
vorſtand erſt nach Errichtung des Ueberwachungsausſchuſſes 
            Ge=
brauch machen. Die Berufung des Arztes ſchiebt die Wirkung der 
Kündigung auf. Das Recht des Reichsarbeitsminiſters, ſolches 
anzuordnen geht aus 8 30 der Reichsverſicherungsordnung in 
der neuen Faſſung hervor. Gleichwohl wird die unmittelbar 
            be=
vorſtehende ergänzende Verordnung eine jeden Zweifel 
            ausſchlie=
ßende Faſſung bringen. Damit ſchwindet auch der Schein eines 
Grundes für den Streik der Kaſſenärzte. 
Rabattſätze bei Rentenmarkzahlung. 
Berlin, 29. Nov. Der amtliche preußiſche Preſſedienſt 
ſchreibt: Vielſach wird im Kleinhandel bei Zahlungen in 
            Dollar=
ſchätzen und Goldanleihe ein größerer Rabattſatz gewährt; eine 
Anzahl von Geſchäften ſchließt dabei aber die Rentenmark aus. 
Die preußiſchen Polizeiverwaltungen haben nun Inſtruktionen 
erhalten, Geſchäfte, die Rabattſätze bei Rentenmarkzahlung 
            aus=
drücklich verweigern, zu ſchließen, evtl. kann die Entziehung der 
Handelserlaubnis zur Anwendung kommen. Geſchäfte, die die 
Annahme von Papiermark verweigern, ſollen ebenfalls ſofort 
unter gleichzeitiger Entziehung der Handelserlaubnis, von der 
Polizei geſchloſſen werden. 
Beamtenabbau. 
Berlin, 29. Nov. Die Spitzenorganiſationen der Beamten 
haben in einer gemeinſamen Eingabe an ſämtliche Fraktionen des 
Reichstages entſchiedene Verwahrung eingelegt gegen die von der 
Regierung gewählte Methode des Perſonalabbaues. Als 
            Vor=
ausſetzung des an ſich gerechtfertigten Zieles, wird die 
            Herab=
drückung der Generalunkoſten bezeichnet. Am Schluß der 
            Ein=
gabe wird gebeten, die Perſonalabbau=Verordnung aufzuheben.
Reformen im höheren Schulweſen Heſſens.
Von Oberſtudiendirektor Altendorf.
III.
 Man wird wohl, ohne ſich dem Vorwurf parteiiſcher Be 
fangenheit auszuſetzen, ſagen dürfen, daß in vielen deutſchen 
Ländern die Männer, die nach dem Zuſammenbruch durch die 
herrſchenden Parteien zur Leitung des Schulweſens berufen 
            wur=
den, nicht die Fähigkeit, zuweilen wohl auch nicht den Willen 
            be=
ſaßen, in ſachlicher Würdigung des Wertes der höheren Schulen, 
ihres Entwicklungsſtandes und ihrer fruchtbaren 
            Entwicklungs=
möglichkeiten an die Reform des höheren Schulweſens 
            heranzu=
treten. Sie ſtanden unter dem Einfluß der demokratiſchen 
            Lehr=
meinung, die ſich auf dem Grundſatz der Gleichheit aufbaut und 
deren Hauptziel Nivellierung und Uniformierung iſt. Ich 
            be=
haupte nicht, daß Reformen von dieſem Grundgedanken aus unter 
allen Umſtänden und auf allen Gebieten verkehrt ſeien, auf dem 
Gebiet des Schulweſens ſind ſie es aber ganz gewiß. Hier kommt 
alles darauf an, die naturgegebenen verſchiedenen Anlagen auf 
die wirkſamſte Weiſe zu fördern, und die eigentümlichſte Aufgabe 
der höheren Schulen iſt es, die Minderheit der beſonders 
            Be=
fähigten auszuſuchen, auszuſcheiden und, von den übrigen 
            ge=
trennt, möglichſt weit voranzuführen. Dieſe Aufgabe haben 
            bis=
her trotz mancher Unvollkommenheiten, die mit allem 
            Menſch=
lichen verknüpft ſind, die deutſchen höheren Schulen in 
            vortreff=
licher Weiſe erfüllt und deswegen nicht mit Unrecht im Ausland 
Neid und Nachahmung gefunden. Daß dieſe Emporführung der 
Führerperſönlichkeiten nicht verkümmert, iſt für unſer Volk 
            min=
deſtens ſo lebenswichtig, als daß die Maſſe geiſtig und körperlich 
geſund erhalten bleibt. Man muß es deswegen als einen 
            furcht=
baren Frevel am deutſchen Volke erklären, wenn man, wie das 
ſozialiſtiſche „Schwarmgeiſter” verlangen, wie das in der neuen 
thüringiſchen Schulreform vorgeſehen iſt und wie es auch in 
Sachſen zu geſchehen droht, das höhere Schulweſen in einer 
            all=
gemeinen Schule verſinken läßt, die völlig unfähig iſt, die von 
dieſem bisher erfüllten höheren Bildungsaufgaben zu erfüllen. 
Die höhere Schule Heſſens hat bis jetzt dieſe Zeitgefahr, 
man darf wohl ſagen, gut überſtanden. Sie ſchien nicht 
            unbe=
trächtlich, ſolange Präſident Dr. Strecker die Leitung des 
            heſſi=
ſchen Schulweſens in Händen hatte. Seine Bereitwilligkeit, der 
in ſozialdemokratiſchen Kreiſen herrſchenden Abneigung gegen die 
höhere Schule entgegenzukommen, ſeine Neigung, ſich an 
            illuſio=
niſtiſchen Gedanken zu berauſchen, die ſich mit einer 
            bemerkens=
werten Fähigkeit demagogiſcher Propaganda verbindet, und ſeine
 Unfähigkeit, in Verhältniſſen und Perſonen die wirklichen Kräfte 
und Beſtrebungen zu erkennen, ließen in dieſer Hinſicht 
            Schlim=
mes befürchten. Aber er iſt andererſeits zu gebildet, um nicht die 
Bedeutung des höheren Schulweſens zu erkennen und um ſich, 
wenn er beachtenswerte Widerſtände findet, zu gewalttätigen 
Zugriffen hinreißen zu laſſen. So kam es, daß er ſich mehr dem 
Volksſchulweſen, wo er bei den Lehrern Unterſtützung und 
            Hul=
digung fand, zuwendete und im höheren Schulweſen wohl mit 
beachtenswerten Anregungen in der Nengeſtaltung der Lehrpläne 
und Lehraufgaben hervortrat, aber zu tiefgreifenden 
            Umgeſtal=
tungen nicht kam. 
Im Zuſammenhang mit der Löſung der Lehrerbildungsfrage 
wurde unter ihm der Abbau der Lehrerſeminare begonnen und 
an ihrer Stelle die Aufbauſchule begründet. Sie ſtellt eine 
neue Form der höheren Schule dar, die den Zweck hat, gut 
            be=
anlagte Schüler, die aus irgendwelchen Gründen den Anſchluß 
an die höheren Schulen nicht fanden, noch nach dem Beſuch der 
Volksſchule in einem auf 6 Jahre abgekürzten Lehrgang zur 
Univerſitätsreife zu führen. Sie erhielt im weſentlichen den 
            Lehr=
plan der Deutſchen Oberſchule, in der die Deutſchkunde 
im Mittelpunkt ſteht. 
Ob die Aufhebung der Lehrerſeminare, die im übrigen auf 
das Verlangen der Volksſchullehrerſchaft überall in Deutſchland 
mit Ausuahme von Bahern erfolgt iſt, ein Segen war, wird die 
Zukunft beizeiſen müſſen. Die Gründung der Aufbäuſchulen, die 
dadurch ermöglicht wurde, kann begrüßt werden. Die Gegner der 
höheren Schulen haben vielfach nicht ganz mit Unrecht geſagt, ſie 
ſeien wegen der mit dem Beſuch verbundenen Koſten den 
            begab=
ten Kindern der Minderbemittelten ſchwer zugänglich und 
            mach=
ten dieſen auch einen Uebergang aus der Volksſchule in ſpäteren 
Jahren faſt unmöglich. Mit der Aufbauſchule iſt nun eine höhere 
Schule geſchaffen, die dieſem Mangel abhelfen kann. Hier können 
die Begabteren noch in ſpäteren Jahren Aufnahme finden, und 
der Staa hat durch die mit den Lehrerſeminaren verbundenen 
Internate, die nun den Aufbauſchülern zugute kommen, die 
            Mög=
lichkeit, ihnen eine weitgehnde Unterſtützung zuteil werden zu 
laſſen. Aber es werden auch wirklich hervorragend begabte 
Schüler ſein müſſen, denn ſonſt werden ſie ſchwerlich in 
            ſechs=
jährigem Lehrgang das Ziel der ſonſt neunjährigen höheren 
Lehranſtalten erreichen können.
 * Luther und der Wucher. 
Dr. Martinus Luther, den viele den deutſcheſten Mann 
nen, hatte den unbeſtrittenen Vorzug, daß er ſeinen 
            Zeit=
oſſen die Schäden der Zeit mit ungeſchminkter und 
            herz=
iſchender Deutlichkeit ſagte. Heute nach rund 400 Jahren 
int ſo etwas auch wieder not zu tun, und da kann es nur 
lich ſein, wenn wir uns heute der trefflichen Worte erinnern, 
dieſer wahrhaft Deutſche im Jahre 1524 geprägt hat. 
In ſeiner im Jahre 1524 erſchienenen Schrift: „Von 
            Kaufs=
dlung und Wucher” nennt Luther die Preisſteigerer, 
            Für=
fer und Monopoliſten öffentliche Diebe, Räuber und Wücherer, 
nicht wert ſeien, daß ſie Menſchen hießen, und ſchreibt 
tlich: 
„Recht tät die weltliche Obrigkeit, daß ſie ſolchen nähme 
S, was ſie hätten, und triebe ſie zum Lande aus. 
Denn, wer iſt ſo grob, der nicht ſiehet, wie die Geſellſchaften 
ſts anders ſind denn eitel rechte Monopolia? welche auch die 
ltliche heideniſche Rechte verbieten, als ein öffentlich ſchädlich 
ig aller Welt — ich will des göttlichen Rechts und chriſtlichs 
ſetz ſchweigen. Denn ſie haben alle Waar, unter ihren Händen 
o machens damit, wie ſie wollen, und treiben ohne Scheu all 
obberührten Stück, daß ſie Steigern oder niedrigen nach 
3eiu Nass 
b DkMcke-4 n3 
bie ieisen Fiſch i./ Waiſe*; gerabe 
Ko 
Oork aden 
            Ze=
übe. Go.4e8 Grett 
ſen des Glauben3 und der Liebe. 
Aber darüber muß gleichwohl alle Welt ganz ausgeſogen 
rden und alles Geld in ihren Schlauch ſinken und ſchwemmen. 
ie ſollt das immer mögen göttlich und recht zugehen, daß ein 
ann in ſo kurzer Zeit ſo reich werde, daß er Könige und Kaiſer 
skaufen möchte? 
Könige und Fürſten ſollten hie drein ſehen und nach 
            geſtren=
m Recht ſolche wehren, aber ich höre, ſie haben Kopf und Teil 
an; und geht nach dem Spruch Cſaia: „Deine Fürſten ſind der 
iebe Geſellen geworden.‟ Dieweil laſſen ſie Diebe hängen, die 
17 Gulden oder halben geſtohlen haben, und hanthieren mit 
nen, die alle Welt berauben, und ſtehlen ſehrer denn alle 
            an=
rn, daß ja das Sprüchwort wahr bleibe: „Große Diebe hängen 
e kleinen Diebe.” 
Die Erbitterung gegen die Handelshäuſer wurde damals 
Toch vermiehrt durch den aufſehenerregenden Ausgang eines 
kreites, den ein Angeſtelſter des großen Handelshaufe3 Ambro=
 ſius Höchſtetter in Augsburg mit dieſem führte. Als ihm 
            ſchließ=
lich im Prozeß 30 000 Gulden zugeſprochen wurden, ſtellte es ſich 
heraus, daß ſein Sohn und Schwiegerſohn in mancher Nacht 
fünf= bis zehntauſend Gulden verſchlemmt und verſpielt hatten. 
So vor 400 Jahren! Und heute?
 Neues vom Büchermarkt. 
— Jakob Paludan: Die neue Welt. (Franz Schneider 
Verlag, Leipzig, Wien und Berlin.) Uebertragen von Erwin Magnus, 
mit Buchſchmuck von Otto Schubert. Nicht etwa eine Reiſebeſchreibung 
oder eine Schilderung Amerikas gibt der Hermann Bang 
            ſeelender=
wandte 27jährige Schriftſteller, ſondern darüber hinaus die feſſelnde 
Schilderung des Schickſals eines Einſamen, den das Geſchick trennte vom 
eigenen Heim und hineinwarf in den Strudel der Rieſenſtadt des 
amerikaniſchen Nordens und Weſtens. Eindringlich iſt dieſes Schickſal 
geſchildert und von einer ſelten pſhchologiſchen Vertiefung ohne 
            Leiden=
ſchaft geſchrieben, und doch ſo ſpannend, daß, man das Buch nicht aus 
der Hand legen kann, ohne es zu Ende geleſen zu haben. Neben dem 
Wert der Lektüre eine ebenſo eigenartige wie lehrreiche Schilderung 
amerikaniſchen Lebens. 
* Dr. Karl Haushofer: Japan und die Japaner. 
Eine Landeskunde mit 11 Karten im Text. (Verlag B. G. Teubner in 
Leipzig.) Im Hinblick auf die jüngſten umwälzenden Ereigniſſe in 
Beſonders das Gröb=b 
Lieſe 
West heute boz: beſortdese 
Mreibe-Firät. 20ZrutGae-” 
Miltitä Jadat ſüdiekt. 
unab auf G=zand einge ende: Studicit von Land und Leutent eine 
wertvolle Darſtellung des Landes und ſeiner Bewohner gibt. Jre fünf 
Haupt bteilungen, in ſachlichen und doch keineswegs dozierenden 
            Dar=
ſtellungen erſchöpft der Autor ſein Thema, bereichert vielfach durch 
Eindrücke perſönlicher Art und intereſſanter Schlußfolgerungen. 
* Peter Supf: Totenmarſch. Gedenkbuch. (
            Euphorien=
verlag, Berlin.) Gedichte von dramatiſchem Schwung in Form und 
Inhalt, tief empfunden, in ihrer Auswirkung wahrhaft ein Totenmarſc). 
ſind es, die Peter Supf hier in einem Gedenkbuch zuſammenfaßt. 
            In=
haltlich miteinander verwoben, doch jedes für ſich eine literariſche 
Offenbarung. Gedichte, die mit dem Herzen und mit dem Verſtande 
geleſen ſein ſollen. Schlicht=vornehme Ausſtattung entſpricht dem 
            wert=
vollen Inhalt. 
* Rudolf Stratz: „Und wenn die Welt voll Teufel 
wär ..." (Verlag Auguſt Scherl, G.m.b.H., Berlin S.W. 68.) In 
ſeinem neueſten Roman ſchildert Rudolf Stratz das Schickſal von 
            Ein=
zelperſonen, wie ſie die Nachkriegszeit geboren hat. Obwohl dem 
            glei=
chen Geſchlecht, dem gleichen Voik und der gleichen Zeit angehörend, 
ſteherr ſie für tiefen Mingen eilne 
der Gefaug
 ſchaft Sibiriens zurückgekehrte totgeglaubte Offizier, ſein ihm fremd 
gewordenes Weib, Männer der Nachrevolutionszeit, ſolche, die am Blut 
des Volkes ſaugen und anderen, die es retten wollen, und findet doch 
niemand den Weg. Alles in allem iſt dieſer Roman ein ſicher nicht 
unwerter Beitrag zum Gegenwartsſchickſal des deutſchen Volkes. 
* Hanshenderk Solljer: Heimekenbrinks Engel 
chriſtine. (Widder=Verlag, Berlin.) In dieſen Jugenderinnerungen 
einer alten Bauersfrau aus Südhannover erzählt der Autor in 
            ſchlich=
ter, innerlicher Schilderung, Lebensſchickfale von Menſchen, die unſerer 
haſtenden Zeit fremd geworden, die aber zu den beſten des deutſchen 
Volkes zählten. Schlichte Schickſale einer armen Handwverker= und 
Bauernfamilie, die, obwohl ihr Niveau eng begrenzt iſt, den Leſer von 
Anfang bis zu Ende feſſeln, weil ſie ſo wahr und überzeugend wirken, 
daß er zum Mitempfinden, Mitleiden und Mitfreuen gezwungen wird. 
Eines von den Büchern, die man gerade heute leſen ſollte, und aus 
denen man Hoffnung ſchöpfen kann. 
* Ludwig Huna: Der Kampf um Gott. (Verlag 
            Greth=
lein u. Co., Leipzig und Zürich.) In dieſem Roman aus der Zeit der 
Wiedertäufer gibt Ludwig Huna mehr als die Schilderung irgend 
welcher Einzelſchickſale. Ein wertvoller Beitrag zur Kulturgeſchichte 
des deutſchen Volkes, der für uns von beſonderem Intereſſe iſt, weil im 
Mittelpunkte der Handlung Philipp der Großmütige von Heſſen ſteht. 
Ludwig Hunas Darſtellung iſt ſprachlich und in der Form kraftvoll und 
eindringlich. Er führt uns mit den handelnd auftretenden Perſonen 
durch die Wirrniſſe der Wiedertäuferzeit, die ihren Höhepunkt erreichen 
in dem Kampfe um Münſter, in dem Jean von Leiden unter dem 
            Deck=
mantel neuen P.
 Groi Poe 
20 fasbiget. Bibernt bes Nänfitlsrt. (Geriag daſcher u. Gie, 
Eine verſtandnisvolle Darſtellung des Künſtters und ſeiner Kunſt, beſſe.= 
Gemälde vielfach Aufſehen erregen und diel umſtritten ſind. Wer kenut 
nicht die farbenfreudigen Gemälde Giacomettis?. Wer hätte nicht gern 
von den Ausſtellungen das eine oder andere Bild mit nach Hauſe 
            ge=
nommen? Allen dieſen wird dieſe farbig illuſtrierte Monographie eine 
beſondere Freude bereiten. Sie wird es ihnen ermöglichen, die auf den 
Ausſtellungen erhaltenen Empfindungen zu vertiefen und ſo die Bilder 
innerlich zu beſitzen. 
* Franz Werfel: Beſchwörungen. Gedichte. (Kurt 
Wolff=Verlag, München.) Die Dichtungen Frauz Werfels finden nach 
wie dor das regſte Intereſſe der jungen deutſchen Literatur. In Werfe 
verkörpert ſich der Grundſtein einer neuen Lyrik, die, richtig verſtanden, 
Tempel und Wallfahrtsort der Mühſeligen ſein kann. Die Gedichte 
ſind allerdings vielfach auf das rein Seeliſche, hin und wieder 
            Ueber=
ſinnliche, eingeſtellt; aber ſie wurzeln letzten Endes tief im rein 
            Menſch=
lichen. Wer ſich mit der neuartigen, expreſſioniſtiſch anklingenden Form 
der Werſelſchen Lyrik abgefunden, wird in 
(
            en=
reichtums manehe Perle finden
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 30. November 1923.
Nummer 33
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 30. November. 
Zur Bekämpfung des Wüchers. 
Folgende Zuſchrift geht uns zu: In der ſchwierigen Zeit 
des Uebergangs zu einer wertbeſtändigen Währung offenbart ſich 
beſonders kraß die erheblich geſunkene Kaufkraft weiteſter 
            Schich=
ten des deutſchen Volkes. Die Höhe der Preiſe auch der 
            unent=
behrlichſten Bedarfsgegenſtände, vorzüglich der Lebensmittel, 
wirkt darum mehr denn je beunruhigend und verbitternd. Wie 
wir erfahren haben, wendet deshalb die 
            Staatsanwalt=
ſchaft Darmſtadt zurzeit ihre ganz beſondere 
            Auf=
merkſamkeit der Bekämpfung der Auswüchſe bei der 
            Preis=
bildung zu und wird mit der vollen, ihr nach den Geſetzen zu 
Gebote ſtehenden Schärfe beſonders gegen Preiswucher, 
            ins=
beſondere die unveranlaßte Erhöhungder Grundpreiſe, 
die wucheriſche Zurückhaltung der Waren, ſowie gegen 
die ungleiche Bewertung und Zurückweiſung der nicht 
wertbeſtändigen Reichsmark einſchreiten, ſie wird auch 
ihre Hilfsbeamten zu einer ſteten Preiskontrolle anhalten. Die 
Staatsanwaltſchaft verſpricht ſich indeſſen einen 
            durchgrei=
fenden Erfolgnurdann, wenn ſie mehr wie bisher 
            ener=
giſch unterſtützt wird von allen Behörden, die bei der 
Preisbildung und Preisüberwachung mitzuwirken berufen ſind, 
und wenn insbeſondere die Bevölkerung ohne Rückſicht auf 
die Perſon Zuwiderhandlungen gegen die Wirtſchaftsgeſetze bei 
der Staatsanwaltſchaft oder der Wucherpolizei anzeigt. 
In hervorragendem Maße iſt nach Auffaſſung der 
            Staats=
anwaltſchaft auch der Kleinhandel dazu berufen, bei der 
            Be=
kämpfung des Preiswuchers mitzuwirken, indem er 
            unnachſicht=
lich alle Fälle zur Anzeige bringt, in denen Großhandel und 
            Pro=
duzenten ſich des Wuchers oder anderer Verſtöße gegen die 
Wirtſchaftsgeſetze ſchuldig machen; wenn es gelingen ſollte, die 
Preiſe ſchon am Ausgangspunkt des 
            Warenum=
laufs auf einer durch die Verhältniſſe begründeten Höhe zu 
halten, wird der Kleinhandel in der Lage ſein und durch 
            behörd=
liche Kontrolle genötigt werden, die Verkaufspreiſe der 
            Markt=
lage und der Kaufkraft des Volkes anzupaſſen. Das Ziel der 
Staatsanwaltſchaft, die wucheriſche 
            Ausbeu=
tung des Volkes zu unterbinden, wird erreicht 
werden können, wenn die Bevölkerung und die 
zuſtändigen Behörden ſich zutatkräftigem 
            Vor=
gehen zuſammenfinden.
 RDV. Eine Goldmark, nach der jetzt alle Preiſe in 
            Deutſch=
land berechnet werden, entſpricht in ihrem Werte — 0,24 Dollar 
1,10 Schilling, 1,40 däniſchen Kronen, 0,90 ſchwediſchen Kronen, 
1,65 norwegiſchen Kronen, 0,625 holländiſchen Gulden, 1,36 
Schweizer Franken, 5,55 italieniſchen Liren, 8,35 tſchechiſchen 
Kronen, 16 670 öſterreichiſchen Kronen, 4,30 franzöſiſchen Francs, 
6,00 belgiſchen Francs, 1,22 ſpaniſchen Peſos. 
— Heſſiſches Landestheater. Am Sonntag, den 2. Dezember, wird 
anſtelle von Cherubinis „Waſſerträger” eine Aufführung von Lortzings 
„Die beiden Schützen” gegeben. Die Mieten bleiben dieſelben. 
— Bei der Hauptkaſſe des Landestheaters iſt die Stelle eines 
            mitt=
leren Staatsdienſtanwärters umgehend zu beſetzen. Bewerbungen von 
im Kaſſen= und Buchhaltungsdienſt erfahrenen Praktikanten ſind 
            als=
bald bei der Generaldirektion des Landestheaters einzureichen. 
Das auf Reichsmark lautende, nicht wertbeſtändige Notgeld der 
deutſchen Reichsbahn wird nicht nur an allen öffentlichen Kaſſen, ſondern 
nach einer neueren Vereinbarung der Reichsregierung und des 
            Reichs=
bankdivektoriums auch an allen Kaſſen der Reichsbank, in den nächſten 
Wochen eingelöſt auf der Reichsbank, ſoweit es ſich um Stücke von 100 
Milliarden und darüber handelt. Stücke unter 100 Milliarden werden 
bei allen öffentlichen Kaſfen des Reiches in Zahlung genommen oder bei 
den Kaſſen der Reichsbahn in größeren Stücken umgetauſcht. Das nach 
Ablauf der Uebergangszeit noch im Verkehr befindliche Eiſenbahngeld 
wird von der deutſchen Reichsbahn in Reichsmark eingelöſt oder in 
            wert=
beſtändiges Eiſenbahngeld umgetauſcht. 
Die diesjährige Weihnachtsmeſſe findet nicht, wie früher, auf dem 
Schillerplatz, ſondern diesmal auf dem Meßplatz am 
            Hallenſchwdimm=
bad in der Zeit vom 13.—24. Dezemiber ſtatt. Der 
            Chriſtbaum=
verkauf, iſt ebenfalls dorthin verlegt worden. Für Intereſſenten 
liegen die Vergebungsbedingungen bei dem ſtädtiſchen Marktmeiſter im 
Rathaus offen. 
— Volkstheater. Heute Freitag iſt Wiederholung des reizenden 
Vers= und Koſtüm=Luſtſpiels „Die goldene Cya”. Saustag iſt 
wegen Vorbereitung neuer Werke geſchloſſen. Die nachſte 
            Jugenddox=
ſtellung iſt erſt Sonntag. (S. Anz.) 
0. Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag, den erſten Advent, 
ſingt vormittags zum erſtenmal in den Straßen und auf freien Plätzen 
der Altſtadt die von der Stadtmiſſion ins Leben gerufene Darmſtädter 
Kurxende. — Am Nachmittag um 3½ Uhr und am Abend um 8 Uhr 
finden zwei Adventsfeiern bei brennenden Adventskränzen ſtatt, und 
zwar nachmittags unter Mitwirkung des gemiſchten Chors (Anſprache: 
Dr. Avemarie) und am Abend unter Mitwirkung des Poſqunenchors 
(Anſprache: Miſſionsgehilfe Neuber),
 Darmſtädter Notgemeinſchaft. 
1. Spendenliſte. 
(Vom 1.—24. November 192 
An Spenden gingen ein: 
a) wertbeſtändig. (In Goldmark ausgedrückt.) Ungenannt 
210 Mk., 420 Mk., 63 Mk., 800 Mk.; Direktion der Diskontogeſellſchaft 
210 Mk.; L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei 210 Mk.; Darmſtädter= und 
Nationalbank 200 Mk. und durch deren Vermittelung 63 Mk.; M. E. 
64 Mk.: M. A. 21 Mk.; Fabrikant Fr. 4,20 Mk.; Dr. A. W. 3,10 Mk.; 
Prof. B. 80 Mt.; Fa. Richter u. Oberſeither 21 Mk.; Fa. Röhm u. Haas 
500 Mk.; Fa. Joſeph Trier 300 Mk.; Direktor B. 8,40 Mk.; 
            Motoren=
fabrik Darmſtadt A.=G. 500 Mk.; Alex. Koch=Verlag (Angeſtellte) 1,05 Mk. 
b) In Papiermark. (In Milliarden ausgedrückt.) Deutſche 
Vereinsbank 100 000 Mk.; Verlagsanſtalt Alex. Koch (Angeſtellte) 10,650 
Mk.; Dr. Gg. Büichner 1000 Mk.; Frl. Marie Ax 1000 Mk; Freiherr 
von Hehl 1000 Mk.; Ungenannt 1000 Mk.; Auguſte und Wilhelmine 
Scheid 1000 Mk.; Inſpektor Hanſelmann 1000 Mk.; Rentner J. Fay 
500 Mk.; Dr. Bodenheimer 500 Mk.; Wilh. Kaufmann 500 Mk.; N. N. 
400 Mk.; Buße=Verhandlung 300 Mk.; W. Ruppel u. K. Hanſelmann 
200 Mk.; Hofrat Paul Sander 200 Mk.; H. Dornſeiff 100 Mk.; N. N 
100 Mk.; Frau Wagner 50 Mk.; Gewerbe=Fortbildungsſchule rd. 31 Mk.; 
Ungenannt 21 Mk.; N. N. 10 Mk.; Frau Werber 5 Mk.; W. Klein 5000 
Mk.; D. H. rd. 1 Mk.; Oberbauinſpektor Wehnert 850 Millionen Mk. 
c) In Naturalien. Fa. E. Merck 10 Waggon 
            Braunkohlen=
briketts monatlich bis auf weiteres; Fa. Phil. Baumann 30 Ztr. Rhein. 
Braunkohlen; Fa. J. Nohl 2 Fuhren Holz; Fa. L. Neu u. Co. 6 Ztr. 
Mehl; Fa. R. Störger u. Söhne 30 Sack Weizenmehl; Fa. Johs. Schäfer 
5 Sack Mehl; Fa. Gg. Liebig u. Co. Nachf. 1 Ztr. Haferflocken; Fa. 
Emil Sander 4 Ztr. Kartoffeln; Fa. Gebr. Adler 10 Ztr. Kartoffeln; 
Fa. Technika G. m. b. H. 100 Liter Petroleum; Fa. H. Heinmüller eine 
Lederſpende im Werte von 120 Goldmark; Fa. Willy Fuchs laufend 
            Ab=
gabe von Knochen zur Suppenbereitung; Fa. Darmſtädter 
            Eiergroßhand=
lung Roſenſtock 10 Kiſten Milch, 400 Tafeln Fett; Fa. Heuß u. Simon 
375 Kg. Kunſthonig; Fa. Plaut u. Sohn 100 Kg. Graupen und 100 Kg. 
Haferflocken; Fa. S. Strauß 25 Kg. Malzkaffee, 40 Rollen Erbswürſte, 
50 Suppenwürfel; Fa. Janſſen 50 Kg. Haferflocken, 50 Kg. Weißmehl, 
5 Ztr. Holz. 
Die hieſigen Tageszeitungen haben in liebenswürdiger Weiſe ſich 
herbeigefunden, die veröffentlichten Aufrufe und Anzeigen koſtenlos in 
ihre Blätter aufzunehmen. 
Allen Spendern herzlichſter Dank! Möge ihr Beiſpiel zahlreiche 
Nachahmer finden, ſodaß das beabſichtigte Hilfswerk zu einem vollen 
Erfolg führen wird.
 Der Bezugspreis 
für die Zeit vom 2. bis 8. Dezember 1923 beträgt für 
das Darmſtädter Tagblatt wie in der Vorwoche 
frei Haus 0,80 Goldmark 
abgeholt 0,Z5 Goldmark. 
Hierbei richten wir an unſere verehrl. Abonnenten 
nochmals die Bitte, unſeren Trägerinnen nach Möglichkeit 
größere Geldſcheine auszuhändigen, um dieſen einer ſchnellen 
Abrechnung mit uns den Weg zu ebnen.
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.
 —Wertbeſtändiges Notgeld der Reichsbahn. Gegenüber den 
            Mit=
teilungen übeu Schwierigkeiten bei der Ausgabe von wertbeſtändigem 
Notgeld wird nochmals ausdrücklich feſtgeſtellt, daß das von der deutſchen 
Reichsbahn mit Zuſtimmung des Reichsfinanzminiſters herausgegebene 
wertbeſtändige Geld durch Goldanleihe voll gedeckt iſt. Es iſt daher ein 
der Goldanleihe gleichwertiges Zahlungsmittel und wird von allen 
            öffent=
lichen Kaſſen des Reiches angenommen. Die Geldſcheine beſtehen aus 
gelbem Papier und tragen den Aufdruck: „Wertbeſtändiger Anteilſchein 
zu den Schatzanweiſungen des Deutſchen Reiches” mit der Unterſchrift 
des Reichsverkehrsminiſters Oeſer. Auch das auf Papiermark lautende 
(nicht wertbeſtändige) Notgeld der Deutſchen Reichsbahn wird nach wie 
vor an allen öffentlichen Kaſſen des Reiches zum Nennwert in Zahlung 
genommen. 
* Deviſenrazzia. Zu unſerer geſtrigen Meldung iſt noch 
            nach=
zutragen: Die Razzia auf wilde Deviſenhändler in drei hieſigen 
Cafés hatte recht guten Erfolg. Etwa 35 Perſonen wurden 
wegen unerlaubten Beſitzes oder Handelns mit Deviſen verhaftet. 
Einige konnten wieder freigelaſſen werden, die Mehrzahl ſitzt 
noch in Polizeigewahrſam. Beſchlagnahmt wurden 201 Dollar, 
1975 franzöſiſche Franken, 860 holländiſche Gulden, 75 belgiſche, 
15 Schweizer Franken, 35 italieniſche Lire, 5 norwegiſche Kronen, 
56 123 öſterreichiſche Kronen, 1 engliſches Pfund und 20 
            tſche=
chiſche Kronen. Umgerechnet ſind das weit über 3000 
            Bil=
lionen Papiermark. Während in den beiden größeren 
Lokalen in der Rheinſtraße den Beſitzern bei der Ausdehnung 
des Betriebes wohl kaum eine Verantwortung für gelegentlich 
vorgekommenen ungeſetzlichen Deviſenhandel aufgebürdet werden 
kann, waren die Verhältniſſe in dem Konditorei=Café Ruwoldt 
in der Saalbauſtraße um ſo ſchlimmer gelagert. Seit langer Zeit 
verkehrte dort ein recht zweifelhaftes, faſt nur aus jungen 
            Leu=
ten beſtehendes Publikum. Wie wir hören, iſt der Café=Betrieb 
in jenem Café von der Polizei ſofort geſchloſſen worden.
m
 Liebe und Pflicht. 
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert. 
Von Ernſt Elias Niebergall. 
chdruck verboten.) 
28) 
Außer dem Abte befanden ſich noch jene beiden Abgeſandten 
des benachbarten Landesherrn, welche die Leſer bereits kennen, 
in dem Zimmer. Alle blickten fragend den Eingetretenen an, 
welcher faſt aufgelöſt in einem Seſſel, zuſammenbrach und in 
einem durch die heftige Gemütserregung ganz veränderten Tone 
nur die Worte hervorbrachte: „Gott ſei uns allen barmherzig! — 
Wir ſind verraten!“ 
Die lieberraſchung feſſelte auf einen Augenblick jede Zunge. 
Der Hauptmann fuhr nach ſeinem Degengriff, die Geſichter ſeines 
Begleiters und des Abtes wurden bleich vor Schreck. 
Der Unglücksbote lallte in kläglichem Ton ſeinen Bericht her, 
aus welchem hervorging, daß dem Vorſtaude der Stadt die 
            Eröff=
nung gemacht worden ſei, wo ſich der zerſchtöundene 
            Schmiede=
geſelle befinde. Iu einem Vorſaal des Rathauſes, wohin 
            unge=
wöhnlicherweiſe der Rat verſammelt worden war, hatte er, den 
ſein Torwartamt dorthin geführt, gehört, wie der Tefehl erteilt 
ward, daß ein Teil der waffenfähigen Bürgerſchaft noch im Laufe 
des Tages — die Angabe der Stunde hatte der Lauſcher nicht 
            ver=
ſtehen konnen — ſich fertig halten ſollte, nach dem Kloſter 
            abzu=
gehen. 
Der Hauptmann ſtampfte zornerglühend auf den Boden. 
„Warum habt Ihr meinem Rate nicht gefolgt? Erntet nun 
die Früchte, die Euer feiges Mitleid geſäet hat! Und möget Ihr’s 
bei meinem Herrn verantworten, daß der ganze ſo reiflich 
            er=
wogene Plan zunichte geht!“ 
„Ratet!” drängte der Abt. 
„ener lachte bitter und griff nach ſeinem Hut. „Jetzt möchte 
der Rat wohl zu ſpät kommen. Hier gibt es nur einen 
Auswveg!“ 
„Und wvorin beſtünde der?” 
„Machet den Burſchen ſtumm. Die Toten verraten nichts.” 
„Ihr wollt gehen, jetzt, da Euer Beiſtand= 
„Ich ziehe den Kopf aus der Schlinge; ſorget Ihr für den 
Euren, Tochwürdigſter. Will dem Krämervolk nicht in die Hände 
fallen. — Folget meinem Rat, er iſt der einzige und beſte. Doch 
habt Ihr nicht lange Bedenkzeit. Gott befohlen, und meldet mir 
baldigſt den Au
 Er enteilte dem Gemach, der andere mit ihm. Drunten zogen 
ſie die Roſſe aus dem Stall, ſchwangen ſich darauf, und in kurzem 
waren ſie in einer fernen Staubwolke verſchwunden. 
Der Abt ſah ſinſter zu Boden. Der Pförtner lugte zaghaft 
durch’s Fenſter, als wolle er hinter jedem Strauch die abgeſchickte 
Mannfchaft erſpähen, und ſtaubvermiſchte Schweißtropfen rollten 
über ſeine Backen auf die Diele. 
„Er hat recht”, flüſterte der Abt für ſich, und kalte 
            Beſtimmt=
heit zeigte ſich wieder in jedem ſeiner Züge. „Er hat recht — 
die Toten reden nicht.” 
Er ſchritt einigemal im Gemache auf und ab und gebot dann 
dem Pförtner, ihm zu folgen, 
Im untern Stock des Kloſters klopfte er an die Türe, und ein 
hagerer Mönch trat heraus. Der Fanatismus loderte derzehrend 
in ſeinen tiefliegenden Augen. Er war der einzige Ordensbruder, 
welcher in das finſtere Geheimnis eingeweiht war. Sein 
            Vor=
geſetzter ſprach ihm etwas ins Ohr, wovon der Pförtner nur das 
Wort: „unbedingter Gehorfam” verſtand, und jener nickte, ohne 
eine Miene zu verändern, und folgte ihnen raſch durch den laugen 
Kloſtergang. 
Eine Ewigkeit, wie ihm dünkte, hatte Leuthold indeſſen in der 
ſchauerlichen Finſternis ſeines Kerkers verträumt. Seine Glieder 
wurden gelähmt von dem feuchten Brodem, welcher aus den 
            Wän=
den ſchwitzte und ſeine Kleider durchnäßte, und ſeine Bruſt atmete 
mühſam in der dunſtigen Grabesluft. Von der Nahrung, welche 
pben durch eine ſchmale Oeffnung der Wand von unſichtbaren 
Händen hereingeſchoben wurde, hatte er nur weniges genoſſen 
und das Meiſte den Ratten überlaſſen, deren Freßbegierde daran 
ein langentbehrtes Feſtmahl hielt. In einen Winkel hatte er, als 
ſeine Augen nach und nach der Dunkelheit getpöhnt waren, einen 
viereckligen Stein gefunden, auf welchem wohl ſchon mancher 
            Ein=
gekerkerte ſein Leid geklagt haben mochte, wie das darüber 
hängende Kettengeſchmeide bewies; darauf ſetzte er ſich und dachte 
ſeines Vaters, den er jetzt nur noch in jenem Leben 
            wiederzufin=
den hoffte; er quälte ſich mit Vorwürfen, daß er, ſtatt raſtlos hin= 
und herzuziehen, bis er ihn gefunden, ſich nun ſchon Jahre lang 
an einem Orte habe halten laſſen; er gedachte Magdalenens 
und ihres Herzeleides um ſein Verſchwinden, an das Schickſal der 
Stadt, um deren Mauern ſich unſichtbare Schlingen eng und enger 
zuſauimenzogen; er dachte auch an Judith, und dann kam es 
            ihn=
faſt vor, als ſei es doch ſo am beſten gekommen.
Mietzinsberechnung.
 Da für die Poſtnumerandozahler des November=Mietzinſes 
1. Dezember der Fälligkeitstag iſt, ſei nochmals auf die in Nr. 30 
gedruckte Berechnung verwieſen. Die Novembermiete b 
16 Prozent der Friedensmiete, welcher Satz mit dem Lebenshalt 
index vom 15. November — 218,5 Milliarden — zu vervielfachen iſt 
Beträge ſind auf volle Millionen nach oben abzurunden. 
In Bayern iſt, wie ſchon berichtet, die Dezembermiete im w 
lichen wie die Novembermiete berechnet. Es ſind wieder beſtimmte 
zentſätze der Friedensmiete feſtgeſetzt, nach denen die Zuſchläge fü 
Betriebskoſten und für die Inſtandſetzungsarbe 
berechnet wurde. Gegen die Novemberſätze etwas erhöht, betragen 
Der Zuſchlag für Betriebskoſten iſt rechtsrheiniſch für Gemeinden 
über 10000 Seelen auf 10 Prozent, für die übrigen auf 8 Proze 
Friedensmiete feſtgeſetzt. (November 9 Prozent und 7 Prozent.) 
Multiplikator iſt der Lebenshaltungsindex beibehalten (für Vorau 
lung der Index vom 29. November, bei Nachzahlung der vom 27 
zember maßgebend). Eigentliche Betriebskoſten (Waſſerzins, Kaminf 
gebühren) werdent umgelegt. Geſchieht dies, ſo wird ein Verwalt 
koſtenzuſchlag von 4 Prozent (in Gemeinden unter 10000 Seelen 3 
zent) der Friedensmiete erhoben. 
Der Zuſchlag für Inſtandſetzungsarbeiten iſt rechtsrheiniſch 3 
zent, vervielfacht mit Index. Neuerung iſt: Reicht das Erträgnis 
Inſtandſetzungszuſchlags nicht aus, um die Koſten der zur Er 
tung der Bewohnbarkeit des Hauſes notwendigen In 
ſetzungsarbeiten zu decken, ſo kann der nicht gedeckte Betrac 
die Mieter umgelegt werden. Inſoweit beſteht alſo eine Nachſd 
pflicht der Mieter. Andererfei,3 iſt aber beſtimmt, daß 
Hausbeſitzer den Betrag des Inſtandſeßungskoſtenzuſchlags, den er 
für Inſtandſetzungsarbeiten verwendet, den Mietern auf Verla 
bei nächſter Mietzinszahlung anzurechnen hat und zwe 
Goldmarkrechnung, wenn Mieter den Inſtandſetzungskoſt 
ſchlag wertbeſtändig gezahlt hat. Durch dieſe Beſtimmung ſoll ge 
werden, daß der Zuſchlag der Beſtimmung tatſächlich zugeführt 
Bisher haben viele Hausbeſitzer überhaupt keine Reparaturen ausf! 
laſſen, in dieſen Fällen war auch der Zufchlag von 2 Prozent noch zu 
Andererſeits haben viele Hausbeſitzer Inſtandſetzungsarbeiten ausfü 
laſſen, die weit mehr verſchlangen, als der Zuſchlag einbrachte. 
Mißſtänden ſoll die neue Beſtimmung abhelfen, ſie wird wohl auch 
beſſeren Unterhaltung der Häuſer beitragen. 
Die Beſſerung in den Währungsverhältniſſen wird hoffentlich 
die Möglichkeit ſchaffen, die Mieten ſchon in Bälde ſo zu geſtalten, 
ſie auch wieder eine gewiſſe Rente dem Hausbeſitzer abwerfen. 
Für die heſſiſchen Verhältniſſe wäre erwünſcht, wenn das 
ſterium für Arbeit und Wirtſchaft, den — für November auf 16 P 
der Friedensmiete feſtgeſetzten — Satz für die Folge ſo ſpezifi 
ven würde, daß auch die Intereſſenten beurteilen kö 
ten, auf welche Weiſe der Prozentſatz errech 
wurde.
 n. Strafkamuer. Mit dem Zurückgehen des Alkoholmißbraud 
Folge der Zeitverhältniſſe haben ſich die Körperverletzungen und 
gleichen Delikte beträchtlich vermindert. Immerhin ſpielt die A 
trunkenheit als Urſache von Ausſchreitungen noch eine Rolle, und 
trifft auch für den Fall des 23jährigen, bisher unbeſtraften Arbe= 
Johann Müller von hier zu. Urſprünglich am Schöffengericht w 
Sachbeſchädigung, Bedrohung und Körperverletzung angeklagt, wa 
an die Strafkammer verwieſen, weil etwaige ſchwere Körperverlet 
in Betracht kam. Die fraglichen Vorgänge ereigneten ſich im 
            A=
d. Js. in der hieſigen Schankwirtſchaft Zur Krone” anläßlich 
dort veranſtalteten Metzelſuppe mit Konzert. M. und Andere erb 
ſich angeblich (ſelbſt alkoholiſiert) darüber, daß man ſich ſo luſtiere, 
gend im Ruhrgebiet der Hunger herrſche. Gemeinſam drangen 
ſchiedene junge Burſchen in das Lokal ein und verurſachten eine n 
Szene. Einer der Gäſte erhielt einen Meſſerſtich, und ein anderer b 
durch einen Schlag das Sehvermögen auf einem Auge ein. Die 
Anklage legte dem M. u. A. Letzteres zur Laſt, während er ſelbſt 
Punkte beſtreitet. Die Beweisaufnahme erbrachte darüber keine 
nügende Klarheit. M. wurde nur überführt, eine Fenſterſcheibe 
ſchlagen, Gäſte bedroht und einen ohne Waffen mißhandelt zu ha 
Dafür erhielt M. als Geſamtſtrafe 3 Monate 1 Woche Gefängnis 
In einem Offenbacher Berufungsfall war das auf Geldſtrafen von 5 
3 Millionen Mark lautende Schöffengerichtsurteil von der Staatsann 
ſchaft angefochten. Die langjährige Angeſtellte eines Ladengeſchäfts 
fortgeſetzt Waren entwendet, und ein wegen Hehlerei mitangekla 
Monteur brachte von dieſem Diebsgut mancherlei an ſich. Trotz 
groben Vertrauensbruches kamen andererſeits verſchiedene milder 
Momente in Betracht, doch erſchien die erſtinſtanzliche Sühne u. 
reichend. Man verurteilte nunmehr die bisher unbeſtrafte Diebin 
4 Monaten Gefängnis und den Hehler zu 10 Billionen Mark Geldſtr 
n. Schöffengericht. Gegenüber dem hartnäckigen Leugnen des w 
ſchweren Diebſtahls angeklagten, vielfach vorbeſtraften Arbeiters Brer 
aus Finthen bei Mainz, bilder ein am dortigen Tatort zurückgebliebe 
Fingerabdruck den ſchlüſſigen Schuldbeweis. Der Einbruch war 
vorigen Jahre in einer Fabrik geſchehen, wo Br. vorher gearbe 
hatte. Er führte den Vorſitz im Betriebsrat, wurde aber als unzu 
läſſig entlaſſen, und gerier ſpäter in den Verdacht jener nächtlichen ( 
wendung mehrerer Ledertreibriemen von bedeutendem Wert. Als E 
konnte am Kitt einer vom Dieb damals ſorgſam losgelöſten Feni 
ſcheibe der Abdruck eines Daumens feſtgeſtellt werden, und das C 
achten des Gerichtschemikers Dr. Popp=Frankfurt a. M., läßt hinſicht 
der vollen Uebexeinſtimmung mit demjenigen des Angeklagten nicht 
geringſten Zweifel. Br. verbüßt eben eine andere Strafe in Dieb 
weshalb in anbetracht der Zeitverhältniſſe uſw. die ſonſt in Mainz 
verhandelnde Sache hierher derwieſen war. Br. wurde ſchuldig 
funden und zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.
 * Ungetreuer Kartoffelaufkäufer. Die Kartoffelgroßhandlu 
Peter Janſen in der Feldbergſtraße hatte nach Empfangnah 
von Kartoffelbeſtellungen einen Aufkäufer ausgeſandt, 
aber das Wiederkommen vergaß. Er ging nach Unterſchl 
gung von 79 Billionen Mark flüchtig und konn 
erſt jetzt in Breslau feſtgenommen werden. Die Firma u 
die Allgemeinheit ſind durch dieſen Gauner ſchwer geſchädigt.
 Doch die Liebe zum Leben und zur Freiheit ſträubte ſich 
manchmial in ſeiner jugendlichen Bruſt gegen, das unterirdif 
Kerkerleben, und in ſolchen Augenblicken ſprang er von ſein 
harten Sitze auf und ſchüttelte mächtig an der Eiſentüre u 
ſtrengte ſeine. Stimme an zu verzweifeltem Rufen. Aber 
Riegel ſpotteten ſeiner Kräfte und ſeine Stimme brach ſich 
gehört an dem tauben Geſtein, und daun fank er vernichtet zur 
und die Sinne wirbelten ihm, und er drückte die fieberglühen 
Stirne an die kalte Mauer und ſeufzte Magdalenens Namen, 
So ſaß er mit auf die Knie herabgeſunkenem Haupte auf de 
Steine, der lebend Begrabene, und dachte an die Herrlichkeit 
der Oberwelt und an das goldene Licht des Tages. Da hörte 
Schritte nahen, die Türe öffnete ſich und hereinfallender Laterne 
ſchein blendete ſeine Augen; herein trat der Abt, ihm folgte d 
Klofterbruder ſamt dem Pförtner Litting. 
Leuthold befand ſich in dem Zuſtande gänzlicher Abgeſtump 
heit, welche dem Aufruhr ſeiner kräftigen Natur gefolgt war; 
war ſo gleichgültig, daß er ohne die geringſte Furcht oder Ho 
nung die Eintretenden betrachten konnte. So verharrte er 
dumpfer, ſchweigender Ruhe. 
Der Abt trat ver, „Befiehl Deine Seele Gott!” mahnte 
dumpf und feierlich. „Du haſt nur wenige Minuten noch 
leben. 
Mit einem Blick voll Stolz und Verachtung antwortete d 
Jüngling: „Ihr raubet mir kein Gut, auf das ich ſo großen We 
legte. Faſt möchte ich Euch danken, daß Ihr mich von ein 
drückenden Laſt befreien wollet.” 
„Bete!” ſprach der verbrecheriſche Ordensmann nochina. 
und trat an die Türe zurück. 
Fern von aller menſchlichen Hülfe, faltete der Unglücklic 
die Hände und betete — aber ſein Gebet war der Gedanke d 
Magdalenen. Er ſahe nicht, wie auf einen Wink des Abtes d. 
beiden Henker eine Steinplatte, die faſt die Hälfte des Boden
 bedeate, mit Mühe emporhoben; er hörte nicht, wie aus de 
dunkeln Abgrunde herauf das Rauſchen eines unterirdiſche 
Waſſers emperdrang. Er betete, und es war ihm, als 
            win=
ihm die Geliebte zu, ſo holdſelig, wie er ſie jemals geſehen, un 
es durchbebte ihn, und ein Strahl der gewaltig erwachende 
Lebensluſt zudte heiß durch ſeine Adern. Aus dieſem Daſei 
ſollte er ſcheiden, wo ihm ihr Bild, wenn auch in ſchimmernde 
Ferne, erglänzte? Ach, noch nie war ihm das Leben ſo wul 
ſchenswert vorgelemmen als jetzt, wo man im Begriff ſtand, & 
(Fortſetzung folgt) 
ihm zu rauben!
Nummer 331.
 reitag, den 30. Rovember 1923. 
armſtäd
Seite 5.
 pfundpreiſe einiger Lebensbedürfniſſe in Darmſtadt 
im November 1923.
preiſe 5. Nov.
i 12. Nop. 19.Nop. 125. Nop.
n Goldmark rot 0.15 0,18 030 0,23 0,23 Zeizenmehl . NK 0,24 0,40 0,73 0,38 eis.
0,30 026 027 027 0,27 rbſen .... 0,27 0,35 0,33 0,36 0,36 artoffeln . . . 0,03 0,03 003 0,03 004 indfleiſch 0,86 1,20 2,67 3,00 2,20 chweinefleiſch. 0,96 1,60 4,00 3,33 3,70 utter 1,35 3,33 4,33 2,10 targarine 0,65 0,78 0,87 1,17 1,40 chweineſchmalz 0,80 1,50 2,00 1,50 2,00 chellfiſche 0,30 0,40 4,00 1,33 1,50 ier ."
. Stück 008 0,20 0,27 0,47 0,45 tilch . Schoppen 0,12 003 0,17 0,13 0,14
 Die vorſtehenden Preiſe, die von der 
            Preisprüfungs=
elle in Papiermark exmittelt wurden, ſind in Goldmark 
            um=
erechnet, wobei der Dollarkurs des Vortages der jeweiligen 
rhebung zugrunde gelegt iſt. Aus der Tabelle geht hervor, 
aß bei dem Uebergang zur Goldmarkrechnung die Preiſe der 
teiſten Lebensbedürfniſſe vom 5. bis 26. November geſtiegen 
nd. Die Unterſchiede gegenüber den 
            Friedens=
reiſen ſind ganz beträchtlich. Woran liegt es, daß, 
m nur ein Beiſpiel herauszugreifen, Schweinefleiſch und Eier 
iermal ſo teuer ſind als in der Vorkriegszeit? Während die 
öhne und Gehälter der Arbeiter und Angeſtellten unter dem 
riedensſtande bleiben, gehen die Produzenten und Händler mit 
zren Preiſen weit über den Friedensſtand hinaus.
 Die Doppelverdiener. Es mehren ſich die Klagen, daß ſogenannte 
ſoppelverdiener, insbeſondere verheirgtete Frauen, deren Männer voll 
eſchäftigt ſind, in Arbeit ſtehen, während zahlreiche erwerbsloſe Männer 
nd Frauen, die auf Erwerb angewieſen find, ſich vergebens um Arbeit 
emühen. Einen geſetzlichen Zwang zur Nichtbeſchäftigung dieſer 
            ſoge=
annten Doppelverdiener auszuüben, iſt aus mannigfachen Urſachen 
            be=
mklich. Das Reichsarbeitsminiſterium hat ſich aber an die Vereinigung 
e Deutſchen Arbeitgeberverbände ſowie an die Reichs= und 
            Landes=
ehörden mit der Bitte gewandt, zu veranlaſſen, daß jedenfalls keine 
            ſo=
enannten Doppelverdiener mehr neueingeſtellt und auch die bereits 
            be=
häftigten Doppelverdiener inſoweit entlaſſen werden, als es die 
            Be=
jebsverhältniſſe geſtatten und ungerechtfertigte Härten nicht entſtehen. 
s iſt von der ſozialpolitiſchen Einſicht der beteiligten Kreiſe zu erhoffen, 
aß ſo vermieden wird, daß einzelne Familien unverhältnismäßig hohe 
inkünfte erzielen, während andere Not leiden.
Lofale Veranſtaltungen.
 Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweife auf Anzeigen zu beirachten, 
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik. 
Hiſtoriſcher Verein. Am Montag, den 3. Dezember, ſpricht 
bends 6 Uhr pünktlich im Realgymnaſium (Eingang Kirchſtraße) Herr 
Liniſterialrat Dr. Kranzbühler über: „Worms und die deutſche 
eldenſage” (mit Lichthildern). Gäſte willkommen. — Nach dem 
            Vor=
ag findet die ſatzungsgemäße Hauptverſammlung’ ſtatt. 
— Hausfrauenbund. Wir laden unſere Mitglieder 
            drin=
end ein, den heute abend in der Aulg der Baugewerkſchule (
            Neckar=
r. 3) ſtattfindenden Vortrag von Fr. Marg. Behm über „Heimarbeit” 
beſuchen. Die weibliche Handarbeit muß noch viel mehr wie bisher 
Is ein Faktor in die deutſche Produktion für In= und Ausland 
            ein=
eſtellt werden; aber es darf auch nichr Raubbau mit ihr getrieben 
            wer=
en. Es iſt ſehr erfreulich, daß die bekannte und verehrte Vorkämpferin 
uf dieſem Gebiet einmal zu den alten und neuen Heimarbeiterinnen 
ſarmſtadts fprechen will, und ein voller Saal ſoll ihr den Dank dafür 
Gſtatten. — Zugleich wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die 
            Sprech=
unden für alle Angelegenheiten des Hausfrauenbundes, häuslichen 
ilfsdienſt u. a. jeden Montag und Donnerstig von 3—4 Uhr, die 
            Be=
gtungen des Veubandes der Vermieter möblierter Zimmer aber von 
—5 Uhr an denſelben Tagen in der Küche, Heidelberger Straße 47, 
Sgehalten werden. 
Kunſfnotizen.
 ſeber Werke, Künſiler und fünſfleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung 
geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil por. 
— Das Schnur=bufch=Quartett veranſtaltet ſeinen 
veiten Kammermuſikabend am Montag, den 3. Dezember, abends 
hr, im Kleinen Haus des Landestheaters. Das Quartett bringt 
Frahms bedeutendſtes Kammermuſitwerk das Klarinettenquintett Op. 
15, im Verein mit Kammermuſiter Winkler zu Gehör. Ein beſonderes 
Terkmal dieſes Meiſterwerks iſt die Vielſeitigkeit des Stimmungsgehalts 
egenüber den oft düſteren Farben, deren ſich Brahms mit Vorliebe 
            be=
ient. Dem Quintett folgt Mozarts Streichquartett in C=Dur, deſſen 
ennige Heiterkeit in frendigem Ausklang den Abend beſchließt. 
2. Kammermuſikabend des Schnurzbuſch=
            Quar=
etts. Durch die fſtetige Geldentwertung veranlaßt, werden die 
            Abon=
enten gebeten, eine Zuſchlagskarte unter Vorzeigen der 
            Abonnements=
irte zu löſen. Der Zuſchlag beträgt ein Viertel des Tagespreiſes. Die 
ageskarten ſind ron Freitag (heute) ab an der Kaſſe des Kl. Hauſes 
hältlich, 
Aus den Parteien. 
— Bismarckjugend der Deutſchnationalen 
            Volks=
axtei. Die nächſte Zuſammenkunft findet Samstag abend in der 
ſiktoriaſchule (Hochſtraße) ſtatt. Herr Stadtverordneter Kleinert ſpricht 
ber Fritz Reuter und wird aus ſeinen Werken vorleſen, 
Parlamentariſches. 
— Der Sonderausſchuß des Landtags ſetzte heute ſeine 
(rbeiten fort. Zunächſt beriet er eine Regierungsvorlage betreffend die 
Wrund= und Gewerbeſteuer. Danach werden unter 
            Beibe=
altung der grundſätzlichen Beſtimmungen die Erhebungsſätze im 
            Rah=
ien des beſtehenden Geſetzes für das 2. Halbjahr 1923/24 auf Goldmart 
eſtellt. Die Regierung erwartet von diefer Steuer für den Reſt des 
iechnungsjahres eine Einnahme von etwas über 3 Millionen Goldmark. 
dſie Gemeinden werden ermächtigt, auch für ihre Steuerzuſchläge 
            nun=
jehr in gleicher Weiſe zur Goldmarkberechnung überzugehen. Die gleiche 
Zeſtimmung wird für die Wandergewerbeſteuer, 
            übernom=
ten. — Um die Mittek für die Erwerbsloſenfürforge 
eſchaffen zu können, werden die Kreiſe und Provinzen ermächtigt, 
            An=
eihen aufzunehmen. — Zu dem geplanten Beamtenabbau hielt 
odann der Finanzminiſter einen Vortrag. Er erklärte, daß die hefſiſche 
legierung nicht die Abſicht habe, einen ſo mechauiſchen Beamtenabbau 
orzunehmen, wie das die Reichsregierung in ihrer Verordnung vom 
7. Oktober gnordne. Es ſei vielmehr die Abſicht, zunächſt lediglich das 
iltersgrenzengeſetz auf die Vollendung des 65. Lebensjahres 
            herabzu=
etzen und die hierdurch notwendig werdenden Ruheſtandsverſetzungen 
um 1. Januar vorzunehmen. Im übrigen wird die Regierung einen 
Zeamtenabbau nuu infoweit vornehmen, als er ſich organiſch aus einem 
Zehörden= und Verwaltungsabbau ergebe. Die Regierung ſchlage vor, 
ine gemiſchte Kommiſſion aus Regierungsvertretern und einigen 
            Ab=
eordneten zu bilden, die mit möglichſter Beſchleunigung an dieſe 
            Ar=
ſeit herangehe. Der Ausſchuß ſetzte die Beratung dieſer Angelegenheit 
1S zur nächſten Sitzung aus und trat in eine Wirtſchaftsdebatte 
in. In deren Verlauf wurde von den verſchiedenſten Seiten die 
            der=
ögerte Auszahlung des wertbeſtändigen Gehaltsteiles an die Beamten 
ritiſiert, die Regierung legte aber einleuchtend dar, daß hier kein 
            Ver=
chulden heſſiſcher Stellen vorliege. Im weiteren Verlauf der Ausſprache 
deſchäftigte man ſich mit dem Grundpreisproblem. Die 
            der=
eitigen Grundpreiſe in Handel und Gewerbe wurden von allen 
Seiten als nicht gerechtfertigt hoch empfunden. Die 
            Regie=
ung teilte mit, welche Schritte ſie in der Richtung auf Herabſetzung der 
Hrundpreiſe bereits unternommen habe, und verſprach ſchärfſtes 
            Zugrei=
en gegenüber jedem Preiswucher. Beſonders ſcharfe Kritik wurde u. a. 
in der Preisgebarung der Wetterauer Mühlenvereinigung geübt und 
jegen dieſe ein Einſchreiten gefordert. Nächſte Sitzung Dienstag, 4. 
            De=
zember, vormittags. 
— Eberſtadt, 29. Nob. Der Jugendbund, für entſchiedenes 
Chriſtentum veranſtaltet gemeinſam mit der Darmſtädter Ortsgruppe 
am kommenden Sonntag, (1. Advent) im Zweiglokal der Stadtmiſſion, 
Neue Darmſtädter Straße 2, eine muſikaliſche=deklamatoriſche Feier 
über den 23. Pſalm, wozu jedermann herzlich eingeladen iſt. 
Frohnhofen bei Reichelsheim i Od. 28. Nov. Einbruch In 
einer der letzten Nächte wurden einem Landwirt 10 Laib Prot und 
            meh=
rexe Schinfen geſtohlen.
Die neuen Poſttarife
O
Ausſchneiden!
 Gültig ab 1. Dezember 1923. (Ohne Gewähr). 
Sämtliche Beträge ſind in Rentenpfennigen angegeben.
Aufheben!
Ortsverkehr.(kein Nach=
barorts barorts=
verkehr) Deutſcher Fernverkehr
einſchl. Saargebiet,
Luxemburg, Oeſterreich,
Danzig, Memelgebiet Ungarn,
Tſchecho=
ſlowakei Uebriges
Ausland Zuſatzgebühren Mite bis 20
bis 500 g 10. 20. jede weiteren
20 g
15. jede weiteren
20. g. 15,
Meiſtgewicht2kg Eilbrief (Ortsbz.): 30
Eilbrief (Landbz.) 60 Poſtkarten. „V. Eucain
(Sendungen über
1000 g nur für
ungeteilte. Bücher
zuläſſig.) bis 50 g
bis 100 g.
bis 250 g
bis 500 g
bis 1000 g
bis 2000 g. FMff
Inland. Die Einſchreib=
geb. iſt auf 20 Rpf., die
Vorzeigegeb. f. Nachn.
u. Poſtäuftr. ebenf. auf
20 Rpf. feſtgeſ. Für d. Eil=
zuſtellg. ſind b. Vorausz.
z. entr. n. d. Ortszuſtellbez.
f. eine Briefſend. 30 Rpf.,
f. ein Paket 50 Rpf., nach
d. Landzuſtellbez. 60Rpf.,
100 Rpf. Ausland. Eil=
zuſtellgeb. f. Briefſendg.
60 Rpf., Einſchreibgeb,
30 Rpf., Rückſcheingeb.
30 Rpf., Vorzeigegeb. f.
Nachn. auf Briefſend. (v.
Abſ. zu entricht.) 5 Rpf.,
Gewichtgeb. f. Wertkäſt=
chen f. je 50g 10Rpf., min=
deſtens 60 Rpf. ( dazuEin=
ſchreibgeb. von 30 Rp.
Verſ.=Geb. f. Wertor u.
Wertkäſtch. f. je 300 Rmk.
50 Rpf., Nachnahmegeb.
f. Pak. 50Rpf. f.je 50Rmk.
des Nachnahmebetrags. Geſchäftspapiere
Da
Miſchſendungen bis 250
bis 500 g
bis 1000 g 10
20 (mindeſtens 30, Warenproben. bis 250 g
bis 500 g A. je 50 g.5
(mindeſtens 16) Päckchen ... bis 1000 g
30, nur innerhalb Deutſchland ſowie
nach Danzig und Memel zuläſſig. Blindenſchriſt. . . bis zum Meiſtgewicht von 5 kg. 3 bis zum
Meiſtgewicht.
von 3 kg 3 FMft
Meiſtgewicht
3 kg
Poſtanweiſungen
in Papiermk. (v. 1. 12. 23. an) in Nentenmark
über
 bis 
25 
50 
100 
250 
500 
750 
1000 Bilkk.
 25 Billk. Mk. 
50 
100 
250 
500 
750 
1 000 
Mk. (unbeſchr.)
über
 500 
750
bis
 Rentenpfennig 
25 Mk. 20 
40 
50
 100 
250 
500 
750 
1000
 60 
80 
T20 
160 
200
für je weit. 250 Bill. Mk. mehr
 1000 Mk. (unbeſchr.) 
für je weit. 250 Mk. mehr 40
Mitch
Für bar einbezahlte Zahlkarten in Papiermark) Rentenpfennig
 bis 25 Billionen Mk. einſchl. .. . 
 
50. 
... 
100 
... 40 
250 
 
500 
750 
„ 
.... 100 
750 „ 1000 
1000 Billionen Mk. (unbeſchränkt) 
für je weitere. 
250 Billionen oder einen Teil davon, mehr .. 
200 
höchſtens jedoch . 
Für bargeldlos beglichene Zahlkarten dieſelbe Gebühr, 
            höch=
ſtens jedoch 100 Rentenpfennig, für eine Zahlkarte.
 über 25 
50 
100 
250 
500
 10. 
20 
30 
60 
80
Paketgebühren.
Pakete 1. Zonebis 75 km 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km Pakete 1. Zone
bis 75. km. 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km bis 3 kg 30 bis 13 kg 90 180 bis 5 ks 80 bis 14 kg. 100 200 30. bis 6 kg bis 15 kg 110. O 330 bis 7 kg bis 16 kg 120 240 360 bis 8 kg 165 bis 17 kg 130 260 390 bis 9 kg 120 180 bis 18 kg 140 280 420 bis 10 kg 130 195 bis 19 kg 150 300 450 bis 11 kg 140 210 bis 20 kg 160. 320 480 bis 12 kg 160 240
 Meiſtbetrag für gewöhnliche und telegraphiſche Poſtanweiſungen unbeſchränkt. Für Kaſſenſchecke, die bargeldlos beglichen 
werden, ½ vom Tauſend des Scheckbetrags, für Barauszahlungen mit Poſtſcheck 2 vom Tauſend des Scheckbetrags, Mindeſtgebühr 
1 Milliarde Mark, Meiſtbetrag eines Poſtſchecks und telegraphiſcher Aufträge (Zahlkarten, Ueberweiſungen und Poſtſchecke) unbeſchräntt. 
Die Inlandsgebühren für Briefſendungen, Wertſendungen und Poſtanweiſungen gelten auch nach dem Saargebiet (jedoch Päckchen nicht 
zugelaſſen), ferner nach dem Gebiet der Freien Stadt Danzig. Die Inlandsgebühren für Briefſendungen gelten ferner nach 
            Luxem=
burg, Litauen und Memelgebiet ſowie Oeſterreich. (Päckchen nach dieſen Ländern nicht zugelaſſen.)
 + Arbeilgen, 29. Nou. Laut Befchluß des Gemeinderats ſoll als 
Gemeindeſteuer für 1923 der Betrag erhoben werden, der ſich 
            er=
gibt, aus Steuerwert vervielfacht mit dem Lebenshaltungsindes, geteiltz 
durch 10 Millionen. Die Pacht für Gemeindegrundſtücke wird in 
            Natu=
ralien beglichen oder müſſen für den Doppelzentner Korn 20 Mk. 
            be=
rechnet werden. — Da in den letzten Wochen auf Brotkauten hier 
vielfach kein Brot geliefert wurde, fo wird jetzt auch im befetzten Gebiete 
nur noch freies Brot verkauft. Man hatte ſeit September noch zweimal 
Brotkarten, einmal für 32 und dann nochmals für 48 Wochen, 
            ausge=
geben; doch auch dieſe Papierverſchwendung hatte keine Beſſerung 
            her=
beigeführt. — Da die Fleiſch= und Wurſtpreife hier in den 
letzten Wochen eine unerſchwingliche Höhe erreichten, ſahen ſich hieſige 
Bewohner vielfach veranlaßt, ihren Bedarf in dem benachbarten 
            Weiter=
ſtadt oder Gräfenhauſen zu decken. Sie erſparten dadurch oft mehrere 
hundert Milliarden. — Auch der Milchpyeis ſtieg heute auf 400 
Milliarden Mk. für das Liter, 
Heppenheim (Bergſtr.), 28. Non. Die Verſorgung der 
Stadt mit Kartoffeln, iſt jetzt als befriedigend zu bezeichnen. 
Es wurden, während der letzten 14 Tagen 11 Eifenbahnwaggons 
            ge=
liefert. Die Qualität der Ware iſt als gut zu bezeichnen; der 
Zentner wurde mit 3,25 Goldmark vertauft. Weitere 3 Wagen ſollen in 
den nächſten Tagen noch anrollen. In der letzten Sitzung des 
            Gemeinde=
rats wurde das Einzugsgeld für Nichtortsbürger auf 400 Goldmark und 
die Einſchreibgebühr für Ortsbürgerföhne auf 5. Goldmark feſtgeſetzt. 
Bezüglich der diesjährigen Holzhauerei, kam eine Einigung mit den 
Holzhauern zuſtande. Es werden die Friedenstariffſätze mit 25 Prozent 
Aufſchlag bezahlt, ebenſo werden Wegegebühren und Geſchirrgeld 
            zuge=
ſtanden. Mit den Arbeiten iſt ſofort begonnen worden. 
2 Eberbach bei Reichelsheim i. O., 28. Nob. Elektriſche 
            An=
lage. Seitens der Gemeindevertretung werden gegenwärtig 
            Unter=
handlungen wegen einer elektriſchen Licht= und Kraftanlage gepflogen. 
Das im ganzen 12 Hofreiten zählende Dürfchen beſitzt eine ſtarte Quelle 
in unmittelbarer Nähe (am Rodenſtein), deren ſtarkes Gefälle ſich ohne 
erhebliche Koſten in Licht und Energie umſetzen läßt. Die Einwohner 
ſind ſetzt ſehr froh, daß ihr Dörfchen damals, als das benachbarte 
            Rei=
chelsheim ſeine ſchon beſtehende elektriſche Anlage an die „Heag” 
            über=
gehen ließ, nicht an dieſes Werk angeſchloſſen wurde. 
Aus dem vorderen Odenwald, 28. Nov. Einzelne Landwirte 
            hat=
ten die Beſtellung ihrer Felder noch nicht ganz beendet, als 
der Winter ſo plötzlich ſeine Boten mit Froſt und Schnee ſandte. Dieſe 
Arbeiten werden nunmehr wohl in dieſem Herbſt nicht mehr beendet 
werden können. 
n. Höchſt i. O., 29. Nob. Kürzlich brach nachts in der 
            alleinſtehen=
den Scheuer des hieſigen Landwirts Wolf Feuer aus und äſcherte ſie 
nebſt wertvollem Inhalt an Vorräten ein. Alles deutete auf 
            Brand=
ſtiftung ſeitens anderer hin, und dies hat ſich nunmehr beſtätigt. Der 
Verdacht lenkte ſich auf zwei Inſaſſen des Armenhaufes, Adam Schimpf 
und Peter Hochſtädter, ſie wurden feſtgenommen und legten ein volles 
Geſtändnis ab, ſo daß Anklage vor dem Schwurgericht zu erwarten iſt. 
Vor der Verübung des Verbrechens hatten Beide, die Familienväter 
ſind, längere Zeit bei Kartenſpiel im Wirtshaus gezecht, und der eine 
von ihnen weiß überhaupt kein Motiv für die Tat anzugeben, während 
der andere aus Aerger über Verſagung von Kartoffeln durch den 
            Ge=
ſchädigten gehandelt haben will. 
Mainz, 28. Nov. Im Metropolitan=Hoſbital verſtarb im Alter 
von 92 Jahren der Neu=Yorker Bürger Louis Lohmeher, der in ſeinem 
Teſtament ſeiner Vaterſtadt Mainz die Summe von 75 000 Dolk. 
zur Verteilung an Waiſenhäuſer, Krankenanſtalten, Stifte uſw. 
            ver=
machte. Das Teſtament ſpricht außerdem der in Mainz lebenden 
Schweſter des Verſtorbenen den Zinsgenuß aus einem Legat von 20000 
Dollarz zu.
 Reich und Ausland. 
Aus der Reichshauptſtadt. 
R.D.V. Ermäßigung der Berliner 
            Beherbeugungs=
ſtener. Bisher wurde in Berlin eine Beherbergungsſteuer erhoben, 
die bis 80 Prozeut ſtieg und die Hotelzimmerpreiſe faſt verdoppelte. 
Gegen dieſe fremdenverkehusfeindliche Steuer haben ſich wiederholt die 
Hotel= und Gaſtſtättenbeſitzer geſandt, und ihren energiſchen 
            Vorſtel=
lungen iſt es jetzt gelungen, beim Magiſtrat eine Milderung 
            duschzu=
ſetzen. Die Steuer wird von jetzt ab nur noch in zwei Staffeln erhoben, 
und zwau auf Zimmerpreife bis 2,50 Goldmark eine Steuer von 15 
Prozent, auf den überſchießenden Betrag einen Satz von 33/. Prozeut, 
Sonderbündleriſcher Einbruch bei Rudolf Herzog. 
Honnef. Trupps von Sonderbündlern drangen gewaltſam in die 
obere Burg bei Rheinbreitbach, in das Haus des Dichters Rudolf Herzog, 
ein und unterzogen Herzog mit vorgehaltenem Revolver einer 
            Leibes=
viſitation und durchſtöberten das ganze Haus vom Keller bis zum Boden 
nach Waffen. Dabei wurden Schränke und Schreibtiſche erbrochen, 
            Män=
tel, Uhren, Schmuckſtüicke uſw. geraubt und die Weinvorräte geplündert. 
Not im Kleinen Walſertal. 
Das ſeit 1892 dem deutſchen Zollgebiet einverleibte Tal iſt, weil von 
Bahern als Ausland behandelt, in 
            Verpflegungsſchwierig=
reiten. Durch Berge vom Vorarlberg abgeſchnitten, hat es dahin nur 
eine nach Schoppernau (Bregenzerwald) über das Starzeljoch (1800 Mtr.) 
führende, im Winter unpaſſierbare Verbindung. 
Die Kinderlähmung 
tritt in der Schweit erneut auf. In einer Woche ſind im ganzenn 
18 Fälle zur Anzeige gelangt. Davon entſtammen fe 4 aus den Kantonen 
Luzern und St. Gallen, je 3 aus Bern und Vaſelland, je 1 aus Zürich, 
Freiburg, Aargau und Turgau.
 Sfimmen aus dem Leſerfreiſe. 
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange 
der Einſender verantworilich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden. 
Schulgelderhebung am Realgymnafium. 
Das Schuldgeld für Dezember kann an der Stadtkaſſe bis zum 
25. Dezember gezahlt werden; ſeine Höhe wechſelt jedoch wöchentlich 
mit der Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten. Dieſe betrug 
für die Vorwoche 831, für dieſe Woche 1535 Milliarden. In dieſer 
Woche beträgt demnach das Schulgeld für ein Kind 5817 Millkiardeu, in 
der erſten Dezemberwoche 10 745 Milliarden, in den folgenden Wochen 
vorausſichtlich noch mehr. Um den ſo entſtehenden Vorteil den Eltern 
unſerer Schüler ohne langes Stehen vor den Schaltern der Stadtkaſſe 
zugängig zu machen, hat die Direktion des Realgymnaſiums das Schuldgeld 
in der Schule ſammeln laſſen, ohne natürlich einen Zwang auszuüben. 
Es bleibt jedem unbenommen, zu ſpäterer, ihm gelegener Zeit an der 
Stadtkaſſe zu zahlen. Wenn mit dem Beginn der Sammlung nicht bis 
1. Dezember gewartet wurde, ſo erklärt ſich das daraus, daß wir bei 
der hohen Schülerzahl die ganze Arbeit nicht an einem Tage bewältigen 
V.: Poepperling 
können.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherfage für den 1. Dezember; 
Bedeckt, Niederfchläge, wechſelnde Winde.
 Darmſtädter Tagblatt 
* 
Die zukünftigen Aufgaben der Reichsbank. 
wb. In der geſtrigen Zentralausſchußſitzung der Neichs 
bank gab der Vizepräſident v. Glaſenapp eine programmatiſche 
Erlaſſung über die zukünftigen Aufgaben der Reichsbank ab, worin er 
u. a. folgendes ausführte: 
Mit dem Beginn der Ausgabe der Rentenbaukſcheine 
darf das Reich keine weiteren Schatzanweiſungen mehr diskontieren. 
            Da=
mit iſt die Entwicklung zum Stillſtand gekommen, welche die nahezu 
völlige Entwertung der Reichsbanknote verſchuldet hat. Die Frage der 
Papiermark iſt aber angeſichts des retzt ausgegebenen 
            wertbeſtän=
digen Geldes durchaus nicht nebenſächlich. Die Reichsbanknote 
iſt und bleibt das geſetzliche Zahlungsmittel, und 
zwar, abgeſehen von den nicht ins Gewicht fallenden Reichskaſſenſcheinen, 
das einzige geſetzliche Zahlungsmittel in Deutſch 
land. Die ausländiſchen Deviſen werden nach wie vor in Papiermark 
notiert. Eine weitere Verſchlechterung der Papiermark durch eine 
            wei=
tere Inflation infolge der Reichskredite iſt beſeitigt. Durch die 
            Be=
ſtimmung der Rentenbankverordnung, wonach das Reich mit Hilfe eines 
ihm ton der Rentenbank zinslos zu gewährenden Darlehens ſeine 
bei der Reichsbank aufgenommene ſchwebende Schuld abdecken 
muß, iſt die Grundlage für eine Beſſerung und für einen Wiederaufbau 
der Papiermark gegeben. An die Stelle der ſchwebenden Schuld des 
Reiches tritt hiernach ein greifbares und realiſierbares Aktivum. Der 
für die ſchwebende Schuld des Reiches der Reichsbank zur Verfügung zu 
ſtellende Betrag von 300 Millionen Rentenmark dürfte hinreichen, außer 
dem Notenumlauf auch einen Teil der Giroverpflichtungen der 
            Reichs=
bank zu begleichen. 
Praktiſch kommt es aber nicht in Betracht, den ganzen 
            Notenum=
lauf der Reichsbank jetzt im Wege des Umtauſchs reſtlos einzuziehen, 
wohl aber wird man den Banknotenumlauf von Woche zu 
Woche mehr und mehr einengen. Dieſe Einengung muß 
            da=
hin führen, die Papiermark in ihrem inneren Werte zu heben. Bisher 
ſind 100 Millionen Rentenmark für die Einziehung der Papiermark an 
die Reichsbank gelangt. Der Nückſtrom der Papiermark an 
die Reichsbank wird zur gegebenen Zeit durch einen Aufruf alter 
Reichsbanknoten verſtärkt werden. 
Natürlich müſſen auch die übrigen Quellen der Papiermarkinfledien 
verſtopft werden, und aus dieſem Grunde wird von der Reichsbank ſeit 
dem 22. November im unbeſetzten Gebiet das 
            Not=
geld nicht mehr angenommen. Für die Reichsbank kommen 
nur noch einer geſunden Politik entſprechende produktive Kredite in 
Betracht. Die Kreditgewährung der Reichsbank vollzieht 
ſich in immer ſteigendem Maße auf wertbeſtändiger Baſis. 
Die Papiermarkkredite ſollen demnächſt zum Verſchwinden gebracht 
            wer=
den. Durch dieſe Maßnahmen wird die Papiermark 
            allmäh=
lich wieder zu Ehren gebracht und gefeſtigt werden. 
Die Reichsbank wird ferner auf der aufgrund der Verordnung zur 
Abänderung des Bankgeſetzes vom 26. Oktober ds. Js. geſchaffenen 
Grundlage eine Neugeſtaltung unſerer Währung 
            vor=
bereiten. Zu dieſem Zwecke hat ſie bereits einen Dollargiroverkehr 
eingerichtet und ſich ermächtigen laſſen, kurzfriſtige, auf Gold lautende 
unterzinsliche Schuldverſchreibungen auf den Inhaber auszugeben, um 
mit ihrer Hilfe nötigenfalls in den Geldmarkt regulierend einzugreifen. 
Ferner iſt ſie zur Emiſſion auf Goldmark lautender 
Banknoten ermächtigt, um ſo der deutſchen Banknote wieder 
            inter=
nationale Geltung zu verſchaffen. Durch ihren Goldvorrat wird 
die Reichsbank in dieſen Beſtrebungen wirkſamſt unterſtützt werden. 
Der Entwurf einer Steuer=Notverordnung. 
— Durch den Sturz des Kabinetts Streſemann hat ſich die 
            Her=
ausgabe der in großzügiger Weiſe ausgearbeiteten Steuer= 
Notverordnung verzögert. Vielleicht iſt ſie ſogar völlig 
unmöglich gemacht worden. Der Reichsrat, der ſich mit dem Entwurf 
mehrere Tage beſchäftigte, ſteht auf dem Standpunkt, daß eine 
            Notder=
ordnung aufgrund des Artikels 48 der Verfaſſung jetzt überhaupt nicht 
in Frage kommt und daß ein regelrechtes Geſetz vom Reichsrat und 
Reichstag beraten und in der vorgeſchriebenen Weiſe erlaſſen werden 
muß. Der bisher vorliegende Entwurf dürfte allerdings auch als 
            Ent=
wurf für ein ſolches Geſetz Verwendung finden. 
Ueber den Inhalt desſelben erfahren wir folgendes: Der bisher 
vorliegende Entwurf umfaßt ein Aktenſtück von 34 Maſchinenſeiten. 
Vollſtändig ausgearbeitet ſind nur die Beſtimmungen über die 
            Einkom=
men= und Körperſchaftsſteuer, Vermögensſtener, Umſatzſteuer, 
            Verkehrs=
ſteuer und Erwerbsloſenſteuer, über Abänderungen des 
            Finanzausgleich=
geſetzes, ſowie die Beſchlußbeſtimmungen desſelben. Beſondere Artikel 
ſollen die Börſenſteuer, die Wechſelſteuer, die Verſicherungsſteuer, die 
Renn=, Wett= und Lotteriegeſetze, die Kraftfahrzeugſteuer, 
            Verbrauchs=
ſteuer, die Beſtimmungen über das Brantweinmonopol, das 
            Steuerſtraf=
verfahren und die Kapitalflucht neu regeln. Dieſe Abſchnitte ſind jedoch) 
überhaupt noch nicht ausgearbeitet. 
Hinſichtlich der für 1923 zu zahlenden Einkommen= und 
            Körper=
ſchaftsſteuer wird verordnet, daß die Einkommenſteuer auf die 
            Steuer=
ſchuld des laufenden Kalenderjahres, und als weitere Vorauszahlung 
ein Betrag zu entrichten iſt, der am Zahltag einem Goldmarkbetrage 
entſpricht, der ſich errechnet aus einem Viertel der Jahresſteuerſchuld 
für 1922, vervielfacht mit 30000 und geteilt durch den 
            Goldumreih=
nungsſatz vom 27. September 1923, d. h. 80 Millionen. Die Voraus 
zahlung beträgt mithin 0,25 Goldmark für je 1000 Mk. Steuerſchuld. 
Erwerbsgeſellſchaften, deren Geſchäftsjahr mit dem Kalenderjahr 
übereinſtimmt, haben als weitere Vorauszahlung ihrer Steuerſchuld 
0,375 Goldmark für je 1000 Mk. Jahresſteuerſchuld zu entrichten. Dieſe 
Zahlung und die Vorauszahlungen, die nach den bisherigen 
            Vorſchrif=
ten im Jahre 1923 zu leiſten waren, gelten als endgültige 
            Körperſchafts=
ſteuer für das Jahr 1923. Für Erwerbsgeſellſchaften, deren 
            Geſchäfts=
jahr mit dem Kalenderjahr nicht übereinſtimmt, wird die 
            Jahresſteuer=
ſchuld für die Jahre 1921 und 22 zugrunde gelegt. 
Hinſichtlich der Rhein= und Ruhrabgabe wird beſtimmt, daß die 
Hälfte des am 5. Januar 1924 fälligen dritten Teilbetrages bereits am 
15. Dezember 1923 zu entrichten iſt. Sie beträgt das einfache der 
            Be=
träge, die in der vorſtehend geſchilderten Weiſe als Vorauszahlungen 
für die Einkommenfteuer abgerechnet werden. 
Sehr detaillierte Beſtimmungen regeln die Vorauszahlung und die 
Lohnabzüge für 1924. Hinſichtlich der Vermögensſteuer findet eine 
            Neu=
veranlagung nach dem Stand vom 31. Dezember 1923 auf 
            Goldmark=
baſis ſtatt. Der Tarif beträgt für alle Steuerpflichtigen 5 v.T. und 
ermäßigt ſich für ſteuerbare Vermögen bis zu 25 000 Goldmark.
 Handel und Wandel in Heſſen. 
Motorenfabrik Darmſtadt A.=G., Darmſtadt. 
Dem Geſchäftsbericht zufolge brachte das 17. Geſchäftsjahr reichliche 
Beſchäftigung. Alle Abteilungen waren während des ganzen Jahres 
voll beſchäftigt. Der geplante Erweiterungsbau wurde in Angriff 
            ge=
nommen und ſieht in den nächſten Monaten ſeiner Vollendung entgegen. 
Dadurch wird die Geſellſchaft in die Lage verſetzt, ihre Produktion 
weſentlich zu ſteigern. Der Auslandsabſatz konnte weſentlich geſteigert 
werden. Die Beſchaffung von Rohmaterialien war infolge der 
            Ruhrbe=
ſetzung vorübergehend ſehr ſchwierig. Aber ſeit einigen Monaten hat 
das Unternehmen ſeinen Bedarf im unbeſetzten Gebiet decken können, 
Die vorgeſchlagene und genehmigte Kapitalserhöhung dient zur 
            Aus=
führung des Fabrikneubaues und zur Einrichtung desſelben. Der 
            Auf=
tragsbeſtand iſt zufriedenſtellend. Für das laufende Geſchäftsjahr iſt 
mit einem befriedigenden Abſchluß zu rechnen, ſoweit die ungewiſſe 
            poli=
tiſche Lage Vorausſagen zuläßt. Nach Abzug ſämtlicher Unkoſten und 
Abſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von 41 142882 Mk., der auf 
neue Rechnung vorgetragen wird. Die Bilanz vom 30. Juni 1923 weiſt 
folgende Ziffern auf: Warenvorräte und Halbfabrikate 201,6 Mill.
 s Abkommen der Badiſchen Anilin= und 
            Soda=
fabrik mit der Interalliierten Kommiſſion. Zu 
dem zwiſchen der Interalliierten Kommiſſion der rheiniſchen Gebiete 
und der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik in Ludwigshafen abgeſchloſ. 
ſenen Abkommen teilt letztere folgendes mit: 
Zwiſchen der Interalliierten Kommiſſion der rheiniſchen Gebiete 
und der Intereſſengemeinſchaft der deutſchen Farbenfabriken im 
            beſetz=
ten Gebiet iſt am 10. Nodember d. Js. mit Wiſſen der deutſchen 
            Regie=
rung ein vorläufiges Abkommen auf die Dauer von drei Monaten ge 
ſchloſſen worden. Den Anlaß zu dieſem Abkommen gab die Erklärung 
der deutſchen Regierung, daß ſie finanziell außerſtande ſei, die 
            Repa=
rationslieferungen zu erfüllen, die ihr nach dem Vertrag von 
            Verſail=
les und gemäß den zwiſchen der Reparationskommiſſion und der 
            deut=
ſchen Regierung ſpäter getroffenen Vereinbarungen obliegen. Auf 
Grund des getroffenen Abkommens übernimmt es die 
            Intereſſengemein=
ſchaft, die Reparationslieferungen, die nach dem Vertrag von Verſailles 
und nach den Bereinbarungen zur Erfüllung des Vertrags an die in 
Betracht kommenden interalliierten Mächte zu leiſten ſind, zu erfüllen, 
ohne eine Bezahlung dafür zu erhalten. Die Verteilung der danach 
gelieferten Produkte ſowohl nach Oualität als nach Herkunft aus den 
verſchiedenen Produktionsſtätten unterliegt einer beſonderen Regelung. 
Die Intereſſengemeinſchaft iſt verpflichtet, den Anordnungen der Inter 
alliierten Kommiſſion nicht zuwider zu handeln und in lohaler Weiſe 
mit der Interalliierten Kommiſſion zuſammenzuarbeiten, um die Auf 
gaben durchzuführen, die der Wiederaufbau des Wirtſchaftslebens in den 
beſetzten Gebieten mit ſich bringt. Die von den Interalliierten in den 
Fabriken der Intereſſengemeinſchaft beſchlagnahmten Produkte bleiben 
in dem Beſitz der Alliierten, ohne daß eine Bezahlung erfolgt. Der 
Wert wird aber teilweiſe auf die Kohlenſteuer in Anrechnung gebracht, 
die von den der Intereſſengemeinſchaft angehörenden Zechen geſchuldet 
wird. Weitere Beſchlagnahmen von Rohſtoffen und Produkten ſollen 
nicht ſtattfinden. Die Ein= und Ausfuhr unterliegt der Bewilligung 
durch die alliierten Behörden, gleichwohl, ob es ſich um das Ausland 
oder das unbeſetzte Gebiet handelt. Die Interalliierte Kommiſſion hat 
jedoch die Erteilung von Ausfuhrbewilligungen für die von der 
            Inter=
eſſengemeinſchaft hergeſtellten Erzeugniſſe in Ausſicht geſtellt. Der Ex 
port in das Ausland und in das unbeſetzte Deutſchland, iſt für die 
Dauer des Abkommens in gewiſſem Umfange kontingentiert. Für die 
Ausfuhr iſt ein Ausfuhrabgabentarif vereinbart worden, der im 
            allge=
meinen niedriger iſt als der interalliierte Tarif der Zölle. Die 
            Inter=
alliierte Kommifſion hat zugeſagt, die Wiederzulafſung der für den 
Betrieb notwendigen Mitglieder des Perſonals in wohlwollendem Sinne 
zu prüfen. 
Zwiſchen der Juteralliierten Kommiſſion der rheiniſchen Gebiete 
und der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik iſt am 24. November 1923 
ein vorläufiges Abkommen getroffen worden, das die Lieferung von 
Düngerſtickſtoff zum Gegenſtand hat. Das Abkommen beruht auf dem 
durch das Londoner Protokoll eingefügten Abſ. 2 des § 19 der Anlage 2 
des Teiles 8 des Vertrags von Verſailles und iſt auf die Dauer von drei 
Monaten geſchloſſen worden. Es wurde veranlaßt durch die Erklärung 
der deutſchen Regierung, daß ſie finanziell außerſtande ſei, die von den 
Alliierten geforderten Reparationsleiſtungen zu erfüllen. Das 
            Abkom=
men ſieht im weſentlichen eine beſtimmte prozentuale unentgeltliche 
            Ab=
gabe der Produktion an Düngerſtickſtoff vor und ſichert dagegen die 
Unterſtützung der Alliierten für die Wiederinbetriebnahme und 
            Auf=
rechterhaltung des Betriebes in Oppau. Die beſchlagnahmten 
            Stick=
ſtoffdüngemittel bleiben im Beſitz der Alliierten, ohne bezahlt zu 
            wer=
den. Es iſt jedoch in Ausſicht genommen, ſie der deutſchen Regierung 
auf Reparationskonto gutzuſchreiben, und zum Ausdruck gebracht, daß 
weitere Beſchlagnahmen weder an Roh= noch an Betriebsmaterialien 
noch an Fertigprodukten ſtattfinden ſollen. Die Ausfuhr ſowohl nach 
dem Ausland als nach dem unbeſetzten Deutſchland iſt erlaubt, ſoweit 
das beſetzte Gebiet genügend mit Stickſtoff verſorgt iſt. Jür die 
            Aus=
fuhr wird eine Abgabe auf die einzelnen Produkte erhoben, deren Sätze 
im allgemeinen niedrig gehalten ſind. Die Einfuhr von Rohſtoffen für 
die Fabriken iſt im allgemeinen frei. Die Wiederzulaſſung des für den 
Betrieb nötigen Perſonals ſoll wohlwollend geprüft werden. 
b. Süddeutſche Drahtinduſtrie A.=G., Mannheim= 
Waldhof. In der G.=V. der Geſellſchaft, die zur Wendelgruppe 
gehört, wurden die Anträge der Verwaltung einſtimmig genehmigt. Die 
ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wurden wieder gewählt. Von der 
Börfeneinführung des noch nicht notierten Teils der Aktien wird 
            ange=
ſichts der wirtſchaftlichen und politiſchen Lage vorerſt abgeſehen. 
Phoenix, A.=G. für Petroleumprodukte 
            Kai=
ſerslautern. Gegen eine Aktie dieſer Geſellſchaft werden zwei 
Aktien der neuen „Phoenix, deutſch=ruſſiſche Mineralöl A.=G., 
            Frank=
furt” im Umtauſch gewährt. Die Umtauſchfriſt läuft bis zum 1. 3. 1924. 
Bis zu dieſem Tage werden auch die Aktien der ruſſiſchen Mineralöl= 
A.=G., Kaſfel im Verhältnis 1:1 in die neue A.=G. umgetauſcht. 
* Kabelwerke Rheydt. A.=G. Die Geſellſchaft bietet 
14 Mill. für das Geſchäftsjahr 1923/24 dividendenberechtigte neue 
Stammaktien zum Bezuge an. Auf nom. 6000 Mk. alte Aktien kann 
eine neue zu nom. 1000 Mk. zu 1 Mill. Proz., zuzüglich Bezugsrechts= 
und Börſenumſatzſteuer bezogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum 
20. Dezember auszuüben. 
* Maſch.= und Fahrzeug=Fabrik Delligſen. A.=G. 
34 Mill. ab 1. 1. 23 dividendenberechtigter neuer Aktien gelangen zur 
Ausgabe. Ein Teilbetrag von 9,2 Mill. wird den alten Aktionären 
            der=
art zum Bezuge angeboten, daß auf nom. Mk. 5000 alte Mk. 1000 neue 
zum Preiſe von § 3 in Reichs=Goldanleihe, zuzüglich Börſen= Umſatz= 
und Bezugsrechtsſteuer bezogen werden kann. Das Bezugsrecht iſt bis 
zum 3. 12. einſchließlich auszuüben. 
* Oſtpreuß. Dampfwoll=Wäſcherei A.=G., Königs 
berg i. Oſtpx. Der Abſchluß des mit dem 30. 9. abgelaufenen 
            Ge=
ſchäftsjahres ergibt nach Abzug der Unkoſten und Abſchreibungen in 
Höhe von 10,633 Mill. (i. V. 5,29 Mill.) einen Reingewinn von 18,843 960 
Mill. Mk. (i. V. 17,63 Mill.). Hieraus ſoll eine Dividende von 4½ 
Goldmark — 2,5 Prozent in Gold in wertbeſtändiger Form zur 
            Vertei=
lung gelangen. 
* Bürſtenfabrik Kränzlein A.=G., Erlangen. Durch 
die Mitteldeutſche Kreditbank wurden 48,5 Mill. Stammaktien des 
            Un=
ternehmens in den offiziellen Verkehr der Berliner Börſe eingeführt. 
Der erſte Kurs ſtellte ſich auf 6 Bill. Prozent. Das Geſamtunternehmen 
wird demnach über den Dollarkurs vom gleichen Tage umgerechnet, mit 
4,85 Mill. Goldmark bewertet. Die Aktien der Geſellſchaft hatten ſeither 
in Frankfurt und in München einen offiziellen Markt. 1896 iſt die A.=G. 
als Bürſtenfabrik Erlangen A.=G., vorm. Emil Kränzlein in Erlangen, 
errichtet. Im April 1922 erfolgte die Abänderung der Firma in ihren 
heutigen Namen. Gegenſtand des Unternehmens iſt die Fabrikation von 
Bürſten und verwandten Artikeln ſowie der Großhandel in Toilette= 
und Haushaltungsgegenſtänden. Das Grundkapital betrug urſprünglich 
0,7 Mill. und beſtand ausſchließlich aus Stammaktien. Nach 
            verſchie=
denen Transaktionen waren im Auguſt 1922 15,3 Mill. Stammaktien 
und 0,7 Mill. Vorzugsaktien vorhanden. Die G.=V. vom 3. Mai ds. Js. 
beſchloß zum weiteren Ausbau des Unternehmens ſowie zur Stärkung 
der Betriebsmittel die Ausgabe von 34,2 Mill. Stamm= und 0,8 Mill. 
Vorzugsaktien. Hiervon wurden 30 Mill. den alten Aktionären im 
            Ver=
hältnis 1:2 zu 750 Prozent überlaſſen, 4,2 Mill. durch ein Konſortium 
im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet. Das Grundkapital beſteht 
            nun=
mehr aus 48,5 Mill. Stamm= und 1,5 Mill. Vorzugsaktien; 
* Triton=Werke A.=G. (vorm. Ferd. Müller) 
            Ham=
burg. 30 Mill. neue Aktien Nr. 20001/50 000 wurden zum Handel 
und zur Notiz an der Berliner Börſe neu zugelaſſen. Die Triton=Werke 
A.=G. wurden durch Umwandlung der im Jahre 1851 gegründeten 
            offe=
nen Handels=Geſellſchaft in Firma Ferdinand Müller, Hamburg, im 
Jahre 1918 mit dem Sitz in Hamburg errichtet. Gegenſtand des 
            Unter=
nehmens iſt die Fortführung der unter der Firma Triton=Werke W. u. H 
Müller, Ferdinand Müller u. Co., Pflügge, Hamburg, betriebenen 
            Ge=
ſchäfte, die Erzeugung von und der Handel mit Metall=, Holz=, Marmor=, 
Steingut=, Ton= und allen ſonſtigen einſchlägigen Waren, überhaupt der
 Wig oic) s Hrle,e WisiactC,Ol. 
Der Ausweis der Reichsbank vom 7. d. M. ſpiegelt 
ir ſeinen Ziffern die ruckartige Steigerung des geſamten Preis= und 
Lohnniteaus wider, die während der erſten. Novemberwoche eintrat 
(der Dollarkurs in Berlin ſtieg nahezu auf das neunfache, von 72,5 am 
31. Oktober auf 630 Milliarden am 7. Nov.). Die geſamte 
            Kadj=
talanlage der Bank iſt um 26,7 auf 34,4 Trillionen Mk. gewacyſen 
und zwar vermehrten ſich die Schatzantreiſungsbeſtände um 19.5 auf 
26,1, die Wechſelbeſtände um 7 auf 8,1, die Lombardforderungen um 
0,1 auf 0,2 Trillionen Mk. Während in der Vorwoche die neu 
            bean=
ſpruchten Kreditbeträge zum größeren Teil der Bank auf den Konten 
der fremden Gelder verblieben waren, überwogen diesmal die Abflüſſe 
in baren Zahlungsmitteln. Der Banknotenumlauf erhöhte ſich 
um 16,7 auf 19,2 Trillionen Mk. Die fremden Gelder nahmen 
gleichzeitig um 13 auf 16,8 Trillionen Mk. zu. Der Goldbeſtand 
veräinderte ſich nicht. Die Inanſpruchnahme der Darlehnskaſſen 
des Reiches führte zu einer Erhöhung der Ausleihungen um 2,1 auf 
2.3 Trillionen Mk. Ein dieſer Zunalme entfprechender Vetrag a 
ufcheinen wurde der Neihsbauk nusgeliefert.
 =Ze:: Wiederberänze ung. Da3 Grundiaßita. b=trug uefsrüngl= 
3 Mill. und ifr aumählich, zuletzt im Jahre 1922, auf 21,5 Mill. erhöht 
torden, worunter 1,5 Mill. Vorzugsaktien enthalten waren. Die a. o. 
G.=V. vom 26. 6. 23 beſchloß zwvecks Befchaffung von Mitteln für die 
geplanten Erweiterungsbauten des Werkes die weitere Erhöhung des 
Stammkapitals um 30 Mill. auf 50 Mill. durch Ausgabe von 30 Mill. 
neuen ab 1. 1. 23 dividendenberechtigten Stammaktien. Ein unter dem 
Bankhauſe Gebrüder Arnold ſtehendes Konſortium übernahm die Aktien 
zum Kurſe von 100 Prozent, mit der Verpflichtung, 15 Mill. den alten 
Aktionären im Verhältnis 4:3 zu 10 000 Prozent zum Bezuge 
            anzu=
bieten und den Zwiſchen=Geiinn zwviſchen 100 und 10 000 Prozent, 
            ab=
züglich einer Anbietungs=Proviſion an die Gefellſchaft abzuführen. Die 
reſtlichen 15 Mill. wurden für die Geſellſchaft zum Kurſe von 110 Proz. 
zur Verfügung gehalten, die über Verwertung der Aktien durch 
            gemein=
ſamen Beſchluß bes Vorſtandes und Aufſichtsrates verfügen konnte. Das 
Grundkapital beträgt nunmehr 51,5 Mill., worunter 1,5 Mill. Vorzugs 
Aktien enthalten ſind. 
E. Schlbeizer Fünffrankennvten ſind uicht zum Ein 
zug aufgerufen. Die Nationalbauk erſetzt die umlgiſenden Noten nach 
und unch dush ſilberne Fünffraufenſtüücke
 Roggen=Rentenbank A.=G. Der erſte Geſchäftsbe 
der Roggen=Rentenbauk A.=G., Berlin, des erſten Inſtituts, welches 
beſtändige Kredite gab und entſprechende Wertpapiere ausgab, liegt 
vor. Die Roggen=Nentenbank entſtand aus der Währungs= und 2 
ſchaftsnot des Jahres 1922 heraus und bezweckt die Behebung der Kr 
not der Siedelung und Landwirtſchaft durch Anpaſſung der Kr 
gewährung an die durch die Geldentwertung geſchaffenen neuen 
hältniſſe. Ihr Mittel war: Umſtellung der Kreditgewährung au 
der Entwertung entzogenen Sachwert des Roggens. An der 
            Grün=
waren im weſentlichen die ländlichen Siedlungsgeſellſchaften bete 
Die Noggen=Rentenbank war ſomit bei ihrer Gründung nicht als 
Bank im Sinne des Hyp.=Bankgeſetzes gedacht; erſt ſpäter gab ih 
Aenderung dieſes Geſetzes die Möglichkeit, ſich auf die Ausgabe 
beſtändiger Hypotheken umzuſtellen und ſich in eine Hyp.=Bank zu 
wandeln, unter gleichzeitiger Kapitalserhöhung von 100 auf 1100 
Der Geſchäftsbetrieb wurde in größerem Umfange erſt im Deze= 
1922 aufgenommen. Der ſteigende Umfang der Geſchäfte ließ das
Neugründungen.
 dürfnis nach Dezentraliſation ſchnell hervortreten; ſo wurden zunäc 
außerpreußiſchen Ländern Vertretungen eingeleitet; in München 
nahm die Baher. Anſiedlungs= und Land=Bank, in Mecklenburg=Schn 
die dem Inſtitut als Aktionärin naheſtehende Mecklenburg. Gen 
ſchaftsbank e. G. m. b. H. in Mecklenburg=Strelitz, die Meckl.=Str 
Hyp.=Bank e. G. m. b. H. und in Danzig die Deutſche Bauernbank 
m. b. H. die Vertretung. Das Berichtsjahr umfaßt nur ein halbes 
lenderjahr, doch ſind in dieſer Zeit 415 Beleihungen mit 1,5 Mill 
abgeſchloſſen worden. Bis Mitte Auguſt ſtieg die Zahl der Beleihur 
bis auf 2 Mill. Ztr., wobei ſich die Verteilung auf faſt ſämtliche 
ßiſche Provinzen und auf eine Reihe außerpreußiſche Staaten erſt 
Darlehen wurden von allen Kreiſen des ländlichen Beſitzes genom 
von Großgrundbeſitzern und Kleinbeſitzern, Siedlungsgeſellſchaften 
Städten, Komm.=Verbänden und öffentlich=rechtlichen Verbänden. 9 
ches bedeutſame Werk auf dem Gebiet der Siedelung und Boder 
beſſerung, das ſonſt aus Mangel an Geldmitteln unterblieben n 
iſt durch die Beleihungen möglich geworden. Nach Größenklaſſen be 
die Zahl der Darlehen von 0—100 Ztr. 21, von 101—500 Ztr. 65, 
501—1000 Ztr. 81, von 1001—2000 Ztr. 72. Weiterhinaus ließen die 
leihungen zahlenmäßig nach; von 2001—30 000 Ztr. ab. wurden nu 
zwei Darlehen abgeſchloſſen, wobei das größte auf 86 000 Ztr. Ro 
lautet. Die Beleihung darf nach dem Statut ein Achtel des Jal 
Rohertrages nicht überſteigen. Sie hielt ſich vegelmäßig weit unter 
ſer Beleihungsgrenze. Im Durchfchnitt ſind Grundſtücke mit rund 
Ztr. Roggen auf den Hektar, entſprechend einer Jahresleiſtung von 
1 Ztr. Roggen beliehen. Der Abſatz an Roggen=Rentenbriefen an 
Börſe und außerhalb der Börſe war außerordentlich rege, zumal 2 
ſicherungsgeſellſchaften, Darlehnskaſſen und Verſorgungskaſſen eine 
lage ihrer Mieten= und Prämiengelder in dieſen Pfandbriefen re 
mäßig vorzunehmen pflegen. Mit dem Verſicherungskonzern der Alli 
iſt ein Abkommen getroffen worden, demzufolge dieſe die Feuerver 
rungs=Einbruchs= und Lebensverſicherungsabſchlüſſe auf Grundlagen 
jeweiligen Börſenkurſes der Roggenbriefe abſchließt und ihre Präm 
beträge in Roggen=Rentenbriefen aufbringen läßt. Der Abſchluß 
30, 6. ergab Einnahmen aus Darlehensproviſionen von 3696 Mill. 
Zinſen auf Roggen=Wertrenten 203 Mill., ſonſtige Gewinne 355,99 M 
Verwaltungsbeträge 23,41 Mill. Andererſeits beanſpruchten Unko 
und Steuern 214,06 Mill. Abſchreibungen und Inventar 31,85 M 
Aus dem verbleibenden Reingewinn in Höhe von 1903,02 Mill. gela 
eine Dividende von 300 Prozent auf ein Aktienkapital von 53,25 M 
zur Ausſchüttung. Einer Sonderrücklage werden 1500 Mill. überwie 
und der Reſt vorgetragen. Bei einem Aktienkapital von 100 Mill. 
ſcheinen die Rücklagen mit 10 Mill. Der Roggen=Renten=Briefumlau 
mit 446,250 Mill. ausgewieſen, ebenſoviel die im Grundbuch einget 
genen Roggen=Wertrenten im Kapitalswert von 1,5 Mill. Ztr. Eig 
Roggen=Rentenbriefe erſcheinen mit rund 2,9 Milliarden; ſie dienen n 
nur zur Anlegung des erzielten Gewinnes, ſondern auch der vorüt 
gehenden wertbeſtändigen Anlage der verfügbaren Mittel. Debite 
betrngen 1,2 Milliarden, während Kreditoren 2,3 Milliarden zu 
            ford=
hatten. Beſonders ausgewieſen ſind Kredite an Darlehensnehmer 
rund 2,2 Milliarden, welcher Betrag durch entſprechend hohen Kredit 
Papiermark beſchafft wurde, ſodaß ein Verluſt aus Geldentwertung 
dieſen Poſten nicht in Frage kommt.
 n. Untet Mitwirkung die 
Scheidemandel=Ko= 
Konzerns und der Vereinigten deutſchen Fettwerke A.=G., der Verdoe 
ſowie der Sunlicht=Geſellſchaft iſt unter dem Titel „A.=G. für Seif 
Induſtrie”, mit dem Sitz in Berlin, eine Seifenbank errichtet worde 
die ein größeres Paket Sunlichtaktien erwerben wird.
Dividendenvorſchläge.
 Gebrüder Junghans A.=G., Schramberg. Die 
ſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahre einen Reingewinn 
10 830 Mill. (i. V. 37 Mill.). Nach Ausſchüttung einer Divi 
6 Prozent auf die Vorzugsaktien ſoll eine Dividende von 3600 Proze 
(i. V. 30 Proz.) für die Stammaktien zur Verteilung kommen. Da 
Geſellſchaft den entſprechenden Betrag wertbeſtändig anlegte, ſo 
            ka=
jetzt eine Dividende von etwa 1 Goldmark pro nom. 1000 Mk. Stam 
altien zur Verteilung gelangen. Definitive Anträge des Aufſichtsr 
ſind jedoch bisher nicht bekannt geworden. Die der Geſellſchaft nal 
ſtehenden Meſſingwerke Schwarzwald” A.=G., Villingen werden d 
Verteilung einer Dividende in gleicher Höhe und gleicher Form 
            v=
ſchlagen. 
Waxenmärkte. 
wb. Berliner Produktenbericht. Im Getreideberkel 
war die Tendenz bei belangloſen Umſätzen wieder recht luſtlos. Dur 
die reichlichere Belieferung mit Rentenmark hat die bisher im Weſte 
vorherrſchende ſtärkere Nachfrage nachgelaſſen. Das Angebot vom 2 
lande hat ſich etwas vergrößert. Für Noggen beſtand Nachfrage ſeitet 
der Mühlen. Für Gerſte zeigte ſich aus dem Weſten ſtärkere Nachfrag 
wvogegen Hafer matt liegt. In den übrigen Artikeln waren die Un 
ſätze unbedeutend. 
Börſen. 
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Der Verſuch zu 
Herbeiführung von Notizen für die feſtverzinslichen deutſchen Renter 
papiere hat ſich im allgemeinen als der gleiche Fehlſchlag wie vor ach 
Tagen erwieſen. Material iſt faſt gar nicht herausgekommen, ſo daß d 
Mehrzahl der Kurſe auf den verſchiedenen Gebieten des Rentenmarkte 
geſtrichen blieben. Wo die Kurſe notiert werden konnten, ergaben ſie 
zurzeit erhebliche Steigerungen gegen die zurückliegenden Kurſe. An 
Geldmarkt iſt eine weſentliche Erleichterung eingetreten. Täglich künd 
bares Geld war mit 3 Prozent ziemlich reichlich zu haben. Unter dieſer 
Umftänden zeigte ſich am Effektenmarkt etwas Nachfrage, ſo daß die 
Tendenz im Vergleiche zur geſtrigen Ermattung als ziemlich feſt zu 
bezeichnen iſt. Die Deviſenpreiſe wurden bei faſt durchtveg einprozen 
tiger Zuteilung überwiegend unverändert gegen geſtern feſtgeſetzt. 
            Dol=
larſchatzanweiſungen waren geſtrichen und Goldanleihe notierten 420 
Billionen ohne Umſatz. 
wb. Weſtfäliſche Wertpapierbörſe in Dortmund. 
Die erſte Notierung auf der neu eingerichteten weſtfäliſchen Wertpapier 
börſe in Dortmund findet am 5. Dezember, vormittags von 11 bis 12 
Uhr, ſtatt. Der Handel kann vorläufig nur im Freiverkehr ſtattfinden, 
der ſich auf fämtliche rheiniſch=weſtfäliſchen Werte erſtreckt, die 
            amt=
lich oder im Freiverkehr in Eſſen oder in Düſſeldorf gehandelt werden. 
Ferner ſollen ſämtliche Kaliwverte und auch alle dieſenigen Werte der 
Berliner Börſe gehandelt werden, für die ſich in Rheinland=Weftfalen 
Intereſſe herausbildete. Durch die bis jetzt eingegangenen Meldunger 
iſt der Beſtand der Börſe nicht nur geſichert, ſondern es iſt auch mit 
lauf zu rechnen. 
DSBMfEsokt Eie
 Amſterdam=Notterdam 
Brüſſel=Antwerpen ..." 
Chriſtiania .. .. . . . . .... 
Kopenkagen .......... 
Stockholm .. . . . . . 
Helſingfors .. 
Italien ... 
London ..." 
New=York ....." 
Pgris.........." 
 
ECchweir .. . . . . . . . . ... . 
Soanien ........... 
Wien (i. D.=Oſterr. abg.) 
Prag ............... 
Budapeſt....... .... .. 
Buenos=Aires.. . . . . . ." 
Bulgaricn ... ... . ... . 
Jadan ...... ... ...... 
Rio be Janeiro ......" 
Belgrad. . . . . . . .. .. .." 
Liſſaben.... . . . . . . . .
Geld Brie
 Geid 
Briei
 1596000 00. 
195310000.— 
18450000. — 
738 150000.— 
181545000.— 
1835 4000000. 
218950000. 
227430000 — 
58852.— 
121605000. 
1296750000. 
39314000. — 
1995000000. 
359 100000 — 
3610000.— 1156390000
 16 04000000. 
196 490000.— 
621550000 — 
741850000.— 
11109 220000. 1114780080. 
107730000. — 10820000.— 
182455000.— 
18416000000 
4210501 000. 
2 25 70000.— 
734160000.— 737840000.— 
5466 30000.— 549370009 —1 
59148. 
1223/5000.— 
219450.— 220550.— 
1303250000. 
34486000 — 
2005000000. 
360140000 0. 
4718 1000.— 47719000 —
 1396000000. 1 04000000 
195,5 10000. — 200500000. 
181545000.— 18 455000. 
18354000000 
4189500000. 
227430 000. — 2285 70000.— 
730 1700000. 733830004 — 
42640000.— 
59850.— 69150.— 
121695000.— 
219450.— 
1316700000. 
32319000.— 
1995000000. 
53 100000 — 1360900000.— 
4748100d.— 47719000.
5010000. — 156
 5304 0000.— 633580000. 
750 120000 — 753880000.— 
1101240000. 1 106760000. 
1077300 00. — 108270000. 
18448000000 
4210500000. 
545360009.— 
122305000 — 
2:0550. 
1323300000. 
32481000.— 
2005000000.
Nummer 331.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 30. Nobember 1923.
Seite 2.
Nchte Jahresſitzung
er Handelskammer Darmſtadt
 am 27. November 192. 
In einer Sitzung der Kommiſſion für Geſetzgebung 
euer= und Zollweſen der Handelskamuer wurde der Geſet 
vurf zur Ausbildung Jugendliche=, ſbwvie der Entwurf eines 
            Arbeits=
ichtsgeſetzes beraten. Beide Geſetzentſürfe gelangten auch im 
            ſozial=
itiſchen Ausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und Handelstags zun 
atung, loobei eine eingehende Stellungnahue zu dieſen wvichtigen 
etzentwürfen erfolgte. Hierbei wurde feſtgeſtellt, daß der Gef 
twurf über die Ausbildung Jugendlicher der 
orderungen nicht entſpricht, wdelche an einen derartigen 
            Geſetzent=
geſtellt werden müſſen. Soweit Mißſtände auf dem Gebiete des 
rlingsweſens beſtehen, müſſen ſie auf dem Wege des weiteren 
            Aus=
es vorhandener Einrichtungen, nicht aber durch Schaffung eines 
en koſtſpieligen bureaukratiſchen Apparates beſeitigt werden. 
            Bezüg=
des Aubeitsgerichtsgeſetzes muß verlangt werden, daß 
Arbeitsgerichtsbehörden in allen drei Inſtanzen bei den ordentlichen 
ichten gebildet werden. Beſondere Beſchlüſſe wurden gefaßt 
            bezüg=
der Wahl der Beiſitzer durch Arbeitgeber= und Arbeitnehmergruppen, 
ie bezüglich der Berufung gegen die Urteile der Arbeitsgerichte. 
befondere wird auch geſvünſcht, daß Rechtsanwälte ausnahmslos ver 
Arbeitsgericht zugelaſſen werden. — Weiter wurde in der 
            Kom=
ſion für Geſetzgebung, Steuer= und Zollweſen der Handelskammer 
Entwurf eines Geſetzes über wertbeſtändige Steuern 
die Vereinfachung des Beſteuerungsverfahrens 
aten. In erſter Linie handelte es ſich hier um eine Verordnung, 
eeffs Umrechnung rückſtändiger Steuern in Gold und eine gleiche 
tſetzung der Steuerſtrafen. Die Verordnung iſt bereits allgemein in 
wendung und daher bekannt. Von der Handelskammer war dor 
n Dingen dagegen Stellung genommen worden, daß bei geſtündeter 
uern der gleiche Zinsfatz wie bei rückſtändigen Steuern Verwendung 
en ſoll. Eine günſtigere Beſtimmung in Stundungsfällen wurde 
ntragt. Außerdem wurde noch zu dem neuen Entwnrf 
            eine=
mögensſteuergeſetzes, welcher gleichfalls auf die 
            Gold=
abgeſtellt iſt, Stellung genommen. Eine entſprechende Eingabe 
Abänderungsvorſchlägen wurde an den Deutſchen Induſtrie= und 
üdelstag gerichtet. 
Gemeinſam mit den zuſtändigen Behörden wurde eine größere. An 
I von Anträgen bezüglich Handel mit edlen und unedle
 etallen beraten. Zum Handel mit unedlen Metallen konnte niur 
geringer Prozentſatz der Antragſteller zugelaſſen werden. 
Zwecks Schaffüng wertbeſtändigen Notgeldes
 Fd eine Anzahl von Beratungen ſtatt. Die Heſſiſche Negierung er= 
Yrte ſich außerſtande, über den Rahmen der bereits geſchaffenen 
            heſſi=
n Goldanleihe hinaus weiteres wertbeſtändiges Geld herauszugeben. 
nicht wünſchenswert wurde angeſehen, wenn einzelne Firmen von 
vom Reichsfinanzminiſter gegebenen Möglichkeit zur Ausgabe 
            wert=
nᛋändigen Geldes Gebrauch machen. Empfohlen wurde dagegen, ſich 
dem Darmſtädter Bezirk dem von der Handelskammer Frankfurt 
1ßYM. herausgegebenen wertbeſtändigen Handelskammer=Notgeld anzu= 
1 ießen. Es wurde dadurch einer weiteren Vermehrung der im Um= 
99 M7 f befindlichen Geldſorten vorgebeugt. Verſchiedene Veröffentlichungen 
Unkon den Tageszeitungen ſind in dieſer Angelegenheit erfolgt. Außerdem 
M: es die Handelskammer übernourmen, ſowohl den Ankauf von 
            Gold=
gelah eihe wie auch von Rentenmark für Lohnzahlungszwecke zu vermit= 
5Ma. Es konnte hierdurch in den letzten Wochen das dringendſte 
wief dürfnis nach wertbeſtändigen Zahlungsmitteln befriedigt werden. 
Ueber die Frage der Zulaſſung von Banken als 
            Devi=
nbanken bzw. als Wechſelſtüben haben zahlreiche Er 
erungen mit den in Betracht kormenden Behörden ſtattgefunden. 
In einer Beſprechung mit den Anſchlußgleisbeſitzer 
rde feſtgeſtellt, daß die Umſtellung der Pauſchgebühren auf 
            Goldmark=
is von dem Reichsverband der Deutſchen Induſtrie befürwortet 
            wvor=
ſei. Von einer beſonderen Stellungnahme wurde daher Abſtand 
iommen. Im übrigen wurde beſchloſſen, nochmals bei der Eifenbahn 
E Hmng
 berwaltung wegen Cinführung der tuertbeſtändigen 
            Schadenerſatzder=
gütung und Rückerſtattung von zu viel bezahlten Frachten vorſtellig 
werden. Bei Einführung der Goldmarktarife ab 1. November d. 
iſt dieſem Wunſche Rechnung getragen worden. 
Der Handelskammer iſt Nachricht darüber zugegangen, daß di 
Finanzkaſſen ermächtigt werden wollen, Platzſchecks unter 
            beſtimm=
ten Vorausſetzungen anzunehmen. Beſtätigte Reichsbankſchecks nehme 
die Finanzkaſſen ſchon jetzt an 
Den größten Raum der Verhandlungen nahm die Beſprechung der 
Eutwicklung der deutſchen Währungsverhältniſ 
ein. Es wurde eingehend der Uebergang von der Papiermark zur 
Rentenmark erörtert, unter Berückſichtigung der durch die Ausgabe der 
Goldanleihe und Döollarſchatzauweiſungen geſchaffenen Lage und 
            Prü=
fung der urſprünglichen, in Form don Roggenmark und Bodenmark 
gemachten Vorſehläge zur Sanierung uinſerer Währung. Man war ſie 
darüber einig, daß auch die Schaffung der Nentenmark nur eine 
            dor=
übergehende Löſung des ſchwierigen Währungsproblems ſein kaun; da 
dieſe nur als die Krücke anzufehen iſt, auf der wir den Verſuch mache 
müſfen, uns zu normalen Währungsverhälrniſſen zu ſchleppen. 
endgültige Löſung des Währungsproblems kann nur die 
            Wiederein=
führung der Goldwährung ſein. Diefer kann aber erſt näher getreten 
werden, wenn endgültig und reſtlos die Papiermarkwirtſchaft abgebaut 
iſt. Vor allen Dingen gilt es daher, dem Notgeldunfug zu ſteuern, der 
mehr als die Beteiligung der Reichsnotenpreſſe zur Verſchlechterung 
unſerer Währung beigetragen hat. Es muß unbedingt aufhoren, daß 
alle möglichen Stellen weiterhin Notgeld und Gutſcheine ohne jegliche 
Deckung drucken. Da die Reichsbank bereits ſeit voriger Woche, die 
übrigen Banken ſeit Eude d3. Mts. alle derartigen Norgeld= und 
            Gut=
ſcheine nicht mehr in Zahlung nehmen, kann auch Handel und Juduſtrie 
deren Annahme nicht mehr zugemütet werden. Der Handel, beſonders 
der Einzelhandel, wird daher auch von Anfang nächſten Monats ab 
derartiges Geld, das durch die Verweigerung ſeiner Annahme durch 
die Reichsbank und die übrigen Banken ſeine Kurſierfähigkeit derlören 
hat, nicht mehr in Zahlung nehmen. Es iſt anzuerkennen, daß in der 
Zeiten ſtärkſten Mangels an Zahlungsmitteln ſich bereitwilligſt derſchie 
dene Stellen zur Beſchaffung der notwendigen Geldſcheine zur Ver 
fügung geſtellt haben. Ein ſolcher Mangel an Zahlungsmitteln wird 
aber hoffentlich nach weiterer Einführung größerer Mengen 
            Renten=
mark im Verkehr nicht mehr vorhanden ſein, vorausgeſetzt, daß dieſe 
nicht gehamſtert wird, ſondern alte Kreiſe, denen ein Sparen auch der 
kleinſten Beträge wieder möglich iſt, ſich der wertbeſtändigen Sparkonken 
der Banken und Sparkaſſen bedienen und ſo die Zahlungsmittel der 
Verkehr immer wieder neu zuführen. 
Daß die Rentenmark und die anderen neu eingeführten 
            wert=
beſtändigen Zahlungsmittel auch wertbeſtändig bleiben, hängt in der 
Hauptſache davon ab, welches Vertrauen unſere Staats= und 
            Volts=
wirtſehaft im Auslande wiedergewinnt. Hierzu iſt aber in erſter Linie 
erforderlich, daß in dem Staatshaushalt wieder Ordnung geſchaffen 
wird. Die hier beſtehende Zerfahrenheit, wie ſie aus den amtlichen 
Veröffentlichungen hervorgeht, vor allen Dingen das Mißverhältnis 
zwiſchen Staatsausgaben und Staatseinnahmen muß einer 
            wirtſchaft=
lichen Führung der Verwaltungsgeſchäfte weichen. Dieſes gilt nicht 
allein für das Reich, ſondern auch dor allen Dingen für die einzelnen 
Länder und Kommunalverwaltungen, welche ihrerſeits von ſich aus die 
Initiative ergreifen müſſen und nicht erſt warten dürfen, bis ſie von 
Berlin aus dazu gedrängt werden. Neben dieſer Geſundung des 
            Ver=
waltungsapparates muß aber auch zur Zurückgewinnung des Vertrauens 
im Auslande die Steigerung unſerer wirtſchaftlichen Produktion 
            her=
laufen. Hier darf ſich nicht der Verbeſſerung und Vermehrung der 
Produktion an ſich, vor allen Dingen nicht der Steigerung der 
            Arbeits=
intenſität verſchloſſen werden. Gerade bezüglich der letzteren hat uns 
das Ausland vieles voraus, und haben wir noch nicht wieder den Grad 
erreicht, der unſere Wirtſchaft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig ſcm 
läßt. Erſt nach Bewältigung dieſer ſchweren Probleme kann von 
unſerer Geſundung geſprochen und die Wiedereinführung einer 
            Gold=
währung ins Auge gefaßt werden. 
Die Betrachtung der Entwicklung der deutſchen 
            Währungsverhält=
niſſe führte hinüber zur Prüfung der Fragen der 
            Goldkalkulä=
tion 
d Goldpreiſe. Es hat lauger Zeit bedurft, bis man ſich 
zu der Erkenntnis durchgerungen hat, daß die Ware immer nur gegen
 einen ſuirklichen Gegenwert abgegeben Berdeff kälti, Und daß, ſo langs 
unſere Zahlungsmittel Währungsſchwankungen unterworfen ſind, auchk 
die Warenpreiſe dieſe Schwankungen mitmachen müſſen. Die 
            Einfj=
rung von Goldpreiſen, d. h. von Grundpreiſen, die an Hand einer 
            Schlüfſel=
zahl oder des Markkurſes verrechnet, den Papiermarkpreis einer Ware 
ergeben, hatte ſowohl im Kreiſe des Handels wie auch der Verbracher 
eine gewiſſe Beruhigung hervorgerufen. Für den Kaufmann bot der 
Goldpreis die Möglichkeit zu einer gefunden Kalkulation, für den 
            Ver=
braucher wurde es offenſichtlich, daß der Preis der Ware an ſich der 
gleiche blieb und ſich nur infolge der fortſchreitenden 
            Währungsder=
ſchlechterung in Papiermark höher ausdrücken mußte. Leider d:ehr 
jetzt aber die Gefahr, daß dieſe Preisgeſundung nur eine vorübergehende 
getveſen iſt, und der Kaufmann wie das Publikum don einem ueiteren 
Steigen der Goldpreiſe bebroht wird. Dieſe unerfreuliche Erſcheinn 
die ſogar unſere Währungsmaßnahmen zu untergraben droht, iſt aber 
in der Hauptſache auf die falſche Deviſenkurspolitik zurückzuführen. 
Der von innerpolitiſchen Geſichtspunkten beeinflußte inländiſche Dollar 
kurs entſpricht in keiner Beziehung dem wirklichen Kurs des Auslands. 
Hendel und Induſtrie aber, die mit der Mehrzahl der Rohſtoffe und 
einem großen Teil der Waren durch Import und Export mit de 
Weltmaukt derbunden ſind, müſſen auf die wirklichen Kurſe Rückſicht 
nehmen. Hinzu tritt noch, daß die Deviſenzuteilung für den 
            Import=
handel eine derartig geringe iſt, daß mit einer gefährlichen Srockung 
des Warenbezugs aus dem Auslande zu rechnen iſt. Die Folge hiervon 
iſt das beſtändige Drohen erheblicher Verluſte, gegen die ſih der Kauf 
mann durch Einkalkulation von Kursriſiken ſchützen muß. Soll von hie 
aus nicht eine Untergrabung unſeres beginnenden Geſundungsprozeſſe 
ſtattfinden, ſo muß ein vollſtändiger Wandel in der Kurspolitik der 
Reichsbank eintreten. Selbſt auf die Gefahr größerer Kursſchwankunge 
hin müſſen wir den künſtlich nieder gehaltenen Einheitskurs aufgeber 
uud uns wieder zu den wahren, der Wirklichkeit entſprechenden Kurſe 
zurückfinden. Je eher dieſer Schritt getan ſird, deſto beſſer. Mit 
Rückſicht auf die neu eingeführte Reutenmark iſt für die Zwiſchenzeit 
von jedem jedoch dorſichtigſte Kalkulation bei Berechnung des Kurs 
riſikos zu verlangen, ebenſo wieder eine ſofortige Herabſetzung de 
Preiſe in dem Maße, als wertbeſtändige Zahlungsmittel dem Verkeh 
zugeführt werden. Hieran hat nicht nur der Konſument, ſondern au 
die Kaufmannſchaft unter ſich ein Inrereſſe. 
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde. 
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). Kleine Shnagoge. 
Freitag, den 30. Nob. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 30 2. 
torgengottesdienſt 8 Uhr 45 Mir 
Samstag, den 1. 
Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min. 
Große Shynagoge. 
Sonntag, den 2. Dez.: Beginn des Chanukafeſtes. Abends 
4 Uhr 30 Min. Predigt. — Morgens 7 Uhr 30 Min. 
Gottesdienſt in der Synagoge der Ifrgel. Religionsgeſellſchaft. 
Samstag, den 1. Dez. Vorabend 4 Uhr. — Morgens 8 Uhr 
15 Min. — Nachm. 4 Uhr. — Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min. 
Chanukoh=Beginn: Sonntag abend. 
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 45 Min. — Nachm. 4 Uhr, 
— Abends 6 Uhr. 
ae 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 Uh 
(E 7): „Die Boheme”, Kleines Haus, Anfang 71 Uhr, Ende 9 Uh 
(Zuſatzmiete IV1): „Der Scheiterhaufen”. — O 
eum, 734 Uhr 
„Katja, die Tänzerin”. — Volkstheater: „Die goldene Eva”. 
Union=, „Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: 
            Kinovor=
ſtellungen. 
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf 
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudol 
Mauve, für Feuilleton: Max Stree 
Heſfiſche Nachrichten 
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann, 
            Schluß=
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy 
Kuhle, — ſämtlich in Darmſtadt. 
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
 Geſtern abend 11 Uhr iſt nach langem Leiden mein lieber 
Gatte, unſer guter Vater, Schwiegervater und Großvater 
Herr Fabrikant Karl Traiſer 
im Alter von 77 Jahren ſanft entſchlafen. 
Darmſtadt, den 29. November 1923. 
Liſa Traiſer, geb. Ade 
Rudolf Traiſer u. Frau Elſa, geb. Bauer 
Erwin Traiſer u. Frau Hilde, geb. Hole 
Siegfried Traiſer u. Frau Marianne, geb. Bauer 
und zwei Enkel. 
Die Beerdigung findet Samstag, den 1. Dezember, /,12 Uhr, von 
hofs Nieder=Ramſtädter=Straße aus ſtatt. 
der Kapel
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe 
            herz=
licher Teilnahme bei dem ſo 
jähen Hinſcheiden meiner 
            ge=
liebten Frau, unſerer lieben 
Mutter, Schweſter u. 
            Schwä=
gerin ſage ich im Namen aller 
Hinterbliebenen den innigſten 
Dunk. 
Oberzollinſpektor Richard Mäller.
 Aäufe 
Toten 
Trio, 
k geſ. Ang. u. W91 
ſeſchäftsſt. 
829.
 Alle Roßhaar= 
Matratzen 
zu kaufen geſ., wvenn 
auch Stoff defek 
Angebote u. W 78 
Geſchäftsſt. (*28227d1
 Todes=Anzeige. 
Heute, Mittwoch, 28. Nov. 1923, 
verſchied nach kurzem Leiden unſre 
geliebte Mutter, Schlviegermutter 
Großmutter, Urgroßmutter. Schwe 
ſter, Schwägerin und Tante 
Frau Katharina Bender 
geb. Thies 
im 73. Lebensjahre. 
Die tieftrauernden Hinterbliebenen. 
Darmſtadt, 28. Nov. 1923. 
Die Beerdigung findet Samstag 
den 1. Dez., 11 Uhr vorm, vom 
Portal des Friedhofs 
            Niederram=
ſtädterſtraße aus ſtatt. 
*2829
 Puppenwagen 
ſehr gut 
kauf 
geſucht. 
gebote u 
W 95 Geſchſt.
 Gebrauchte Roß 
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geſucht. (*282 19d* 
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Geſchäftsſtelle.
 Statt Karten. 
Für die vielen Beweiſe 
            auf=
richtigſter Teilnahme beim 
            Hin=
ſcheiden meines lieben Mannes 
ſage ich auf dieſem Wege 
            in=
nigſten Dank. 
*28311 
Frau Eliſe Gutkäſe.
 Einträge in das Handelsregiſter A: 
Am 15. November 1923: Löwen=
            Apo=
theke Hans Roeder, Darmſtadt: 
            Ge=
ſchäft ſamt Firma iſt auf Friedrich 
            Half=
ter, Apotheker, Darmſtadt, übergegangen. 
Der Uebergang der in dem Betriebe des 
Beſchäfts begründeten Verbindlichkeiten 
iſt bei dem Erwerbe des Geſchäfts durch 
Friedrich Halfter ausgeſchloſſen. — 
löſchte Firinen: Am 16. November 1923 
Carl Arnheiter, Darmſtadt; am 17. 
            No=
vember 1923: J. H. Möſer, Darmſtadt 
und Süddeutſche Gravieranſtalt 
            Jo=
hannes Schulz, Darmſtadt. 
(8190 
Darmſtadt, den 20. Nov. 1923. 
Amtsgericht Darmſtadt I.
 Heutiger Eintrag in das 
            Handels=
regiſter B bei der Firma: Darmſtädter 
und Nationalbank, 
            Kommandit=
geſellſchaft auf Aktien, 
            Zweignieder=
laſſung Darmſtadt, Hauptniederlaſſun= 
Berlin: Dr. jur. Erich Bellſtedt und Guido 
Gehlert, beide in Bremen, ſind zu 
            Pro=
kuriſten unter Beſchränkung auf die 
            Haupl=
niederlaſſung in Berlin und die 
            Zweig=
niederlaſſungen mit gleichlautender Firme 
in Bremen und Darmſtadt beſtellt. Jeder 
derſelben iſt berechtigt, entweder in 
            Ver=
bindung mit einem perſönlich haftenden 
Geſellſchafter oder mit einem anderen 
Prokuriſten die Geſellſchaft zu vertreten. 
— Die Prokurg des Hans Schmitz iſt 
erloſchen. 
(8194 
Darmſtadt, den 19. Nov. 1923. 
Amtsgericht Darmſtadt I.
 Einträge in das Handelsregiſter B: 
Am 15. November 1923: Rubin & Co., 
Geſellſchaft mit beſchränkter 
            Haf=
tung, Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſ 
aufgelöſt. Kaufmann Iſrael Rubin in 
Darmſtadt iſt zum Liquidatox beſtellt. 
— Am 19. November 1923: Heſſiſche 
Gießerei und Maſchinenfabrik, 
            Ge=
ſellſchaft mit beſchränkter Haftung, 
Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt. 
Kaufmann Hermann Kohl in Darmſtadt iſt 
zum Liquidator beſtellt. Die Prokura des 
Max Hübler iſt erloſchen. — Am 20. 
            No=
vember 1923: Maſchinenbauanſtalt 
und Dampfkeſſelfabrik, 
            Aktienge=
ſellſchaft Darmſtadt, vormals 
            Venu=
letb & Ellenberger und Göhrig & 
Leuchs, Darmſtadt: Durch Beſchluß der 
Generalverſammlung vom 7. Auguſt 
1923 iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert. 
Darmſtadt, den 21. Nov. 1923. (819‟ 
Autsgericht Darmſtadt I.
 Coghac- 
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