Darmstädter Tagblatt 1923


28. November 1923

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wzelnummer 15 Goldpfennige

Bezugspreis:

ſchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 25 Nov.
Dezember 74 Pfennig und 6 Pennig
gebühr, abgeholt 25 Pfennig, durch die
en 80 Pfennig frei Haus. Poſibezugs=
hne
Beſtellgeld monatlich 3. Goidmark.
vortlichteit für Aufnahme von Anzeigen an
ten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
m
einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
den Bezieher nicht zur Kürzung des
preiſes. Beſiellungen und Abbeſtellungen durch
ohne Verbindlichkeit für uns Poſiſcheckonto:
Franfkurt a. M. 4301.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

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Nachdruck ſämtlicher mit X veriehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 329
Mittwoch, den 28. November 1923
186. Jahrgang

27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 20 Goldpfg.
Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezeile (92 mm
breit/ 1 Goldmark. Anzeigen von auswäris 30 Goldpfg.,
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zeile
1.50 Goldmarf. Alle Preiſe in Goldmark
(1 Dollar 420 Mark). Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fäll eder
Rabat weg. Bankonto: Deutſche Bank und Darme
ſtödter 8 Nationalbank.

ertbeſtändige Poſtgebühren.
Berechnung in Rentenmarf.
Berlin, 27. Nod. Wie bereits gemeldet, werden die Ge=
en
im Poſt= und Poſtſchecverkehr zum 1. Dezember
wertbeſtändige Grundlage in Rentenmark,
gleichzeitiger Ausgabe wertbeſtändiger Freimarken geſtellt.
wefentlichſten Gebühren, die vom 1. Dezember ab inn rhalb
ſchlands gelten, werden die folgenden ſein: Für Poſtkar=
im
Ortsverkehr 3 Rentenpfennige, im Fernverkehr 5 Renten=
tige
; für Brieſe im Ortsverkehr bis 20 Gramm 5 Reuten=
nige
, über 20 bis 500 Gramm 10 R.=Pfg., für Briefe im
verkehr bis 20 Gramm 10 R.=Pfg., über 20 bis 500 Gramm
=Pfg. uſw.; für Drudſachen bis 50 Gramm 3 N.=Pfg., über
8 100 Gramm 5 R.=Pfg. uſw. Für Warenproben bis
Bramm 10 R.=Pfg., über 250 bis 500 Gramm 20 R.=Pfg.; für
ichen bis 1 Kg. 30 R.=Pfg.; für Pakete: 1. Zonic. bis
ilometer, 2. Zone über 75 bis 375, 3. Zone über 375 Hilonie=
is
3 Kilogr. 30, 60, 60, über 3 bis 5 Kilogr. 10, 80, 80, über
3 6 Kilogr. 45, 90, 135 R.=Pfg. Für Wertſendungen
rtbriefe und Wertpakete); die Gebühr für eine gleichartige
ihnliche Sendung wie die Verſicherungsgebühr betragt bei
tbriefen und verſiegelten Wertdaketen für 100 Mauk der
tangabe in Rentenmark 50 R.=Pfg., bei unverſiegelten Wert=
ſen
für je 20 Mark der Wertangabe in Rentenmark 5 N.=Pfg.,
Poſtanweiſungen in Rentenmark bis 25 Mark 20 R.=Pſg.,
25 bis 50 Mark 10 R.=Pfg. uſw. Die Einſchreibgebühr und
ſeigegebühr für Nachnahmen und Poſiaufträge iſt auf 20 R.. Für in bar eingezahlte Zahlkarten (in Papicr=
bi
3 25 Billionen Mark ſind zu entrichten 10. R.=Pfg., über
3 50 Lillionen 20 R.=Pfg. uſw.
Die Auslandsgebühren betragen vom 1. Dezember
ür Poſtkarten 20 R.=Pfg. (nach Ungarn und Tſchechoſtowake:
für Briefe bis 20 Gramm 30 (Ungarn und Tſchechoſlowa=
5), für Druckſachen für je 50 Gramm 5 R.=Pfg. Bei der
ichſt noch zugelaſfenen Zahlung der Gebühren und Freimar=
mit
Papiermark werden die Rent=
kbeträge
vervielfacht,
rſt mit dem Goldumre
ſteuern (Steuer=

Vom Tage

Im Reichsfinanzminiſterium werden heute nachmittag
neue Beſoldungsverhandlungen mit den Beamten=
organiſationen
beginnen. Hierbei ſoll auch entſprechend dem
Vorbild der Arbeiterentlohnung die Frage der qualifizierten Beamten=
gehälter
aufgerollt werden. Für die wirtſchaftlich ziemlich gedrückten
unteren und mittleren Beamtengruppen ſoll dann ein Ausgleich ge=
ſchaffen
werden.
Auf Grund einer Verfügung des Generalſtaatskommiſſars über die
Aufhebung des Verbots der ſozialdemokratiſchen Zeitungen und Zeit=
ſchriften
iſt die Münchener Poſt wieder erſchienen.
Der Landeshauptmann von Dirol Dr. Stumpf übergab dem
deutſchen Konſul in Innsbruck eine vom Tiroler Landtag einſtimmig
bewilligte Landesſpende von 190 Millionen Kronen
zur Linderung der Notlage im Deutſchen Reich. Von dem Betrag ſell
die eine Hälfte in Norddeutſchland, die andere Hälfte in den ſüddeut=
ſchen
Staaten zur Verteilung gelangen.
Da die am vorigen Freitag von der deutſchen Delegation vorge
tragenen Ausführungen noch nicht ganz überfetzt ſind, hat ſich die
Reparationskommiſſion, die ſich in ihrer geſtrigen Sitzung
mit der Frage des Sachverſtändigen=Ausſchuſſes beſchäfrigen ſollte, auf
kommenden Freitag vertagt.
Der Lohnkampf der Metallinduſtrie in Oeſterreich
hat eine bedenkliche Verſchärfung erfahren. Oeſterreich ſteht
vor einer der größten ſozialen Erſchütterungen. Die Arbeitnehmer ſind
entſchloſſen, den Arbeitgebern ein kurzfriſtiges Ultinatum zu ſtellen.
Falls es zu einem allgemeinen Metallarbeiterſtreik kommt, ſo würde
die Zahl der Streikenden mindeſtens 150 000 betragen.
Aus Genf wird gemeldet, daß Muſſolini der Schweize=
Regierung in einer Note den Hafen von Vado als ſchweizeriſchen
Freihafen angeboten habe unter der Bedingung, daß die
Schweizer Regierung den Ausbau des Hafens plane. Anf dieſe Weiſ=
würde
die Ausfuhr der Schweiz von den franzöſiſchen Häfen abgelenkt
werden.

Amtlicher Oollarkurs 4 210500000000
1 Goldmark 1 Billion 1 Pfg. 10 Milliarden

Eine wichtige Konferenz britiſcher Miniſter und Sachverſtändiger.

London, 27. Nov. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
itter
des Daily Telegraph ſchreibt, für heute ſei eine wich=
e
Konferenz britiſcher Miniſter und Sachver=
Undiger, darunter Vertreter des Schatzamtes, des Foreign
tᛋce und der Rechtsabteilungen, einberufen worden, um die
1e und ſchwierige Lage zu erwägen, die jetzt mit Bezug auf das
arations= und Ruhrproblem entſtanden ſei und zwar: 1. in=
e
der Anfechtung der Legalität der franzöſiſch=belgiſchen Ruhr=
tzung
durch die deutſchen Vertreter in der Freitagsſitzung der
arationskommniſſion und 2. infolge des Abkommens zwiſchen
Ruhrinduſtriellen und der Micum. Da Sir John Bradbury,
geſtern abend aus Paris in London eingetroffen iſt, an der
n erwähnten Konferenz teilnehmen werde, ſei es wahrſchein=
daß
die für heute feſtgeſetzte Sitzung der Reparationskom=
ſion
verſchoben, oder daß ſie fich nur mit untergeordneten
tgen befaſſen werde.
Der Berichterſtatter erinnert daran, daß bis zum letzten Frei=
die
Reparationskommiſſion niemals irgend eine offizielle
Mitteilung von der Ruhrbeſetzung
alten habe, bezüglich deren ſie niemals formell durch die Be=
ungsmächte
Frankreich und Belgien unterrichtet worden ſei,
d daß der britiſche Delegierte, der bei mehr als einer Gelegen=
t
darauf hingedeutet habe, daß Umſtände eintreten könnten,
ihn zwingen würden, von der Reparationskommiſſion eine
ßgebende Auslegung gewiſſer Artikel, des Friedensvertrages
verlangen, ſich bisher deſſen enthalten habe, dieſes ſchwierige
oblem aufzuwerfen. Aber angeſichts der von Staatsſekretär
ſcher bereits unternommenen Initiative und der, wie es heiße,
mittelbar bevorſtehenden Initiative der franzöſiſchen und bel=
chen
Delegierten in der Reparationskommiſſion werde es wohl
e die Kommiſſion in ihrer juriſtiſchen Eigenſchaft nicht länger
iglich fein, dieſe komplizierte Frage weiter zu verſchieben. Was
s franzöſiſch=belgiſche Uebereinkommen mit den Induſtriellen
treffe, ſo habe die britiſche Regierung auf der einen Seite er=
irt
, daß die ſeparate Beſetzung des Ruhrgebietes durch Frank=
ich
und Belgien dem Verſailler Vertrag entgegen ſei; ſie müſſe
h daher vor jeder Aktion hüten, die ihre Stellung ſchwächen
nnte, indem ſie die Ungeſetzlichkeit der Beſetzung verzeihe; an=
rerſeits
müſſe die britiſche Regierung ihre Rechte verteidigen,
e in dem Vertrage, ſeinen Anhängen und in den ſeit dem Ver=
Tage auf ſeiner Grundlage abgeſchloſſenen interalliierten Ueber=
nkommen
niedergelegt worden ſeien, d. h. dem Prozentſatzproto=
I von Spa vom Juli 1920 und dem Finanzprotokoll vom März
122. Die franzöſiſche und belgiſche Regierung beabſichtigen, die
oſten ihrer ſeparaten Beſetzung des Ruhrgebietes von den Zah=
ungen
abzuziehen, die ſie ſich unter ihrem neuen örtlichen Ueber=
nkommen
aus dieſem Gebiete geſichert hätten und noch ſichern
ürden. Aber das interalliierte Finanzprotololl vom März 1922
tze den Höchſtbetrag für die Beſetzungskoften auf 240 Millionen
zoldmark feſt und beſtimme, daß dieſer Höchſtbetrag nicht über=
hritten
werde, ausgenommen im Falle einer von allen Alliierten

etzung, ſodaß die von Frankreich und Belgien für ſich beanſpruch=
en
Koſten ernſtlich die Rechte der anderen Allierten präjudizieren
önnten.
Außerdem werde, die Reparationskommiſſion unter § 12
Anh. 2 des Vertrages als
die ausſchließliche Agentur der Alliierten für Einnahmen
von Reparationen
dezeichnet, ein Standpunkt, der auch im Ultimatum des Oberſten
Rates an Rumänien im März 1919 betont wurde. Artikel 237
des Friedensvertrages beſtimme, daß alle von Deutſchland ge=

leiſteten Zahlungen und Lieferungen an die alliierten und aſſo=
ziierten
Regierungen verteilt würden in dem Verhältnis, das
von ihnen im voraus beſtimmt worden ſei. Darunter falle das
Spa=Protokoll, nach dem Großbritannien Anſpruch auf 22 Proz.
habe unter Berückſichtigung (was auch für andere Alliierte gelte)
gewiſſer Prioritäten. Auf Grund des letzten Abkommens, das
zwiſchen den Vereinigten Staaten und den Alliierten zwecks Wie=
dererſtattung
der amerikaniſchen Beſetzungskoſten abgeſchloſſen
wurde, ſei eine abſolute Priorität geſchaffen worden, wonach
Amerika einen großen Anteil an den von Deutſchland in der bal=
digen
Zukunft geleiſteten Zahlungen und Lieſerungen beanſpru=
chen
könne. Da Amerilas Rechte aus dieſem Abkommen durch
die Franzoſen und Belgier im Zuſammenhang mit dem neuen
Düſſeldorfer Abkommen präjudiziert werden würden, ſo würde
es keine Ueberraſchung verurſachen, wenn der amerikaniſche
Beohachter in der Reparationskommiſſion, Logan,
wichtige Vorbehalte
uachen werde, wenn das Düſſeldorfer Abkommen der Kommiſ=
ſion
unterbreitet werde.
Es gehe aus Obigem hervor, daß, während gewiſſe Seiten
der Lage von der Reparationskommiſſion behandelt werden müß=
ten
, andere direkt zwiſchen den alliierten Regierungen erörtert wer=
den
müßten. Wenn eine endgültige Auslegung des Paragra=
phen
18 Anh. 2 durch die Reparationskommiſſion verlangt werde,
ſo würden die Mitglieder der Kommiſſion vielleicht zuerſt in der
Frage ihrer eigenen Zuſtändigkeit unter Paragraph 12 desſelben
Anhanges einen Beſchluß faſſen müſſen. Dies ſtehe jedoch kaum
im Zweifel. Da jedoch die Abſtimmung über die Auslegung des
Paragraphen 18 faſt ſicher nicht einſtimmig ſein werde, würden
die Mitglieder der Kommiſſion oder ihre Regierungen vielleicht
ſchließlich ein einſtimmiges Uebereinkommen ſuchen müſſen. Mit
Bezug auf
die Anrufung eines oberſten Schiedsrichters,
wie z. B. des Haager Gerichtes, um ein maßgebendes Urteil über
die Bedeutung des Paragraphen 18 zu fällen, könnte.
evtl. eine Einigung erzielt werden. Dieſes juriſtiſche
Verfahren könnte Zeit beanſpruchen. Jnzwiſchen könnten die
Alliierten Englands verſuchen, jedes Bemühen Großbritanniens
als ein Eingeſtändnis der Geſetzlichkeit der Ruhrbeſetzung aus=
zulegen
. Dieſes Argument könne jedoch leicht zurückgewieſen
werden. Außerdem könnte nichts die britiſche Regierung verhin=
dern
, bei dem Vertreten der Anſichten, die ſie bezüglich der Un=
geſetzlichkeit
der Ruhrbeſetzung und der Notwendigkeit eines ab=
ſoluten
Moratoriums an Deutſchland habe, eine eigene Linie zu
verfolgen mit Bezug auf Verwendung ihres eigenen Anteiles an
Bargeld oder Sachlieferungen, wenn ſie ihn einmal erhalte.
Abgeſehen von der legalen Seite des neuen Düſſeldorfer Ab=
kommens
beſtehe noch die politiſche Seite, die in London ſorg=
fältig
unterſucht werde. Dieſe beziehe ſich auf die Auffaſſung von
dem wirtſchaftlichen Separatismus des Ruhrgebietes
und des Rheinlandes,
die dieſem Uebereinkommen zugrunde liege. Die britiſche Regie=
rung
erhebe weiterhin ernſtliche Vorſtellungen in Paris in der
Frage der den Separatiſten durch Beſetzungsbehörden geleiſteten
Unterſtützung. Was die wirtſchaftlichen Früchte des Ueberein=
kommens
anbetreffe, ſo werde in London einige Ueberraſchung
über die Begeiſterung der Alliierten empfunden, weil die ört=
lichen
deutſchen Induſtriellen ſich bereit erklärt hätten, 18 Pro=
zent
der Kohlendrodultion für Reparationen zuzuweiſen. Der
Prozentſatz ſei vor der Ruhrbeſetzung viel höher geweſen, als die
Alliierten ſo euergiſch über
evorzugung Deutſchlands Klage
führten.

Streſemann.

Er hat es doch verdient, daß man ſelbſt in unſerer ſchnell
lebenden Zeit, wo die eine Stunde ſchon vergißt, was die vor=
hergehende
erlebt hat, ſeiner Kanzlerſchaft ein Wort widmer.
Denn ſeine Regierungszeit, ſo kurz ſie auch war, war doch in
ihren Erfolgen und in ihrem Wirken die reichſte von allen ſeit
der Revolution. Man muß ſich nur einmal ar machen, in wel=
cher
Lage er das Kanzleramt nach dem RLatritt. Dr. Cunos
übeinahm. Er trat eine Erbſchaft an, wie ſie ſchwieriger und
undankbarer wohl kaum ausgedacht werden konnte. Unſere Lage
war nach jeder Richtung hin hoffnungslos, viel hoffnungsloſe=
als
die äußeren Anzeichen erkennen ließen Der paſſive Wider=
ſtand
ſchien noch auf der Höhe zu ſtehen, aber er war doch mora=
liſch
, und finanziell ſo unterwühlt, daß er bei dem leifeſten Haud
zuſammenbrechen mußte. Die Bemühungen des Kabinetts Cuns=
um
eine Vermittlung waren geſcheitert, England und die Ver=
einigten
Staaten dachten ernſtlich an keine Einmiſchung, ſonderz:
wollten uns unſerem Schickſal überlaſfen. Dr. Streſemann fand
alſo eine Lage vor, in der ein Zuſammenbruch unſeres wZider=
ſtandes
und unſerer finanziellen Leiſtungsfähigkeit faſt am Kalen=
der
abzurechnen war. Daß er die Zivileourage aufbrachte, um
daraufhin die einzig mögliche Konſequenz zu ziehen mit der Auf=
gabe
des paſſiven Widerſtaudes, iſt ein Verdienſt, das ihm nicht
hoch genug angerechnet werden kann. Heute beſteht wohl auch
nur eine Meinung darüber, wie notwendig der Entſchluß geweſen
war, den Dr. Streſemann faßte; auch die Deutſchnationalen
haben ſich davon überzeugt, daß ein Wechſel der Taktik das ein=
zige
Mittel war, was uns noch blieb.
Am Tage ſeines Sturzes konnte Dr. Streſemann den weite
rei Erfolg verbuchen, daß ihm wenigſtens die wirtſchaftliche
Liquidierung des paſſiven Widerſtands gelungen war. Man hat
ihm ſchwere Vorwürfe gemacht, weil er mit der Cinſtellung der
Unrerſtützungszahlungen drohte und damit die allgemeine Hun=
gersnot
für das beſetzte Gebiet in Ausſichr ſtellte. Auch hier hat
ſich erwieſen, daß ſeine Berechnung richtig war, je näher der kri=
tiſche
Termin kam, wo die deutſchen Gelder aufhörten, deſto wei=
cher
ſind die Franzoſen geſporden. Sie haben eingeſehen, daß
ſie die Verantwortung für eine ſolche Tat der Kulturloſigkeit dor
der Welt nicht tragen könnten, und deshalb die wirtſchaftlichen
Bedingungen angenommen, die ihnen von deutſcher Seite ange=
boten
waren; immerhin noch eine ſehr ſchwere Belaſtung unſerer
Wirtſchaft, aber doch ein Opfer, das wir zahlen köunen, wenn
wit als Gegengabe dafür die Sicherheit bekommen, daß die Ma=
ſchine
an der Ruhr wieder zu arbeiten beginnen kann und das
Geſpenſt des Hungers an den elf Millionen deutſchen Einivol
nern vorübergeht. Wäre der Kanzler weniger hart geweſen, hätte
er ſich, wie die Sozialdemokraten es wollten, breitſchlagen laſſen,
da in wäre es den Franzoſen gar nicht eingefallen, uns auch jur
den kleinen Finger zu reichen, wir hätten uns an den Erwerbs
loſenunterſtützungen verblutet und unſere Rentenmark im Autr=
mohiltempo
hinter der Papiermark her in den Abgrund hinein
gejagt. Was der Kanzler für Rhein und Ruhr geleiſtet hat, das
darf ſich doch wohl ſehen laſſen. Bei aller Ungleichheit der Kräfte=
verteilung
iſt doch die Lage jetzt ſo, daß der Kampf gegen die
franzöſiſche Beſetzung mit anderen Mitteln weitergeführt werden
kann, ohne daß dabei die Deutſchen ſelbſt die Opfer dieſes
Kampfes werden.
Sein zweiter weſentlicher Erfolg iſt der, daß er über de
Zuſammenbruch der Papiermark ohne ſchwere Erſchütterungen
der inneren Ordnung hinweggekommen iſt und der Rentenmari
einen guten Start verſchafft hat. Ob ſie die Hoffnungen erfült,
die wir in ſie ſetzen, das wird niemand behaupten können, das
hängi auch zum weſentlichen ab von der Politik, die das künftige
Kabinett treibt. Der Regierung Streſemann iſt es jedenfalls
gelungen, die glücklichen Anſätze einer neuen Währung zu ſchaſ=
fen
. Und ſchließlich hat der Kanzler es fertig gebracht, die ſchweie
außenpolitiſche Atmoſphäre zu unſeren Gunſten zu erleichtern.
Er hat den erſten Kanonenſchuß in den Nebel rund um uns hin=
eingeſchoſſen
, ſo daß man vorübergehend ſchon glauben konnte,
die erſten Sonnenſtrahlen zu ſehen. Die Stimmung der Welt hat
ſich zu unſeren Gunſten verſchoben, ſo ſtark, daß ausländiſche
Kredite größten Ausmaßes wenigſtens ſchon im Bereich der
Wahrſcheinlichkeit lagen. Uns will ſcheinen, als ob das Ergeb=
niſſe
ſind, die zu allem anderen eher berechtigen, als zu einem
Mißtrauenspotum. Und es wird kein Ruhmesblatt in der Ge=
ſchichte
des deutſchen Parlamentarismus bleiben, daß die En=
ſcheidung
in der Hand der ſozialdemokratiſchen Fraktion zuletzr
deshalb zu Ungunſten der Regierung fiel, weil die Hälfte aller
ſozialdemokratiſchen Blätter in Deutſchland durch die militäri=
ichen
Befehlshaber verboten waren, und zudem unbeglaubigt;
Berichte über angebliche Mißhandlungen ſozialdemokratiſche
Burger in Sachſen und Thüringen durch die Reichswehr vor
lagen. Auch hier wieder das leidige Vorwiegen innerpolitiſche:
Erwägungen, das ſich ja auch bei den Deutſchnationalen zeigt.
Sie tragen einen großen Teil der Verantworjung dafür, daß dieſ
Kriſe zum Ausbruch kam, was um ſo unfaßlicher iſt, als
Dr. Streſemann nach ſeiner ganzen Vergangenheit und auc)
nach ſeiner Weltüberzeugung in allen nationalen Fragen, den
Deurſchnationalen ſehr nahe ſtand. Sie ließen ihn fallen, nur
weil die Hetze, die ſie gegen ihn inſzeniert hatten, ihnen über
den Kopf wuchs und ihnen zuletzt die Freiheit der Entſchlie ßung
nahm. Aber die Verantwortung, die ſie, und damit auch die
Sozialdemokraten auf ſich geladen haben, wird dadurch nicht ge=
ringer
. Wenn der Sturz Dr. Streſemauns für uns alle ſchwer=
wiegende
Folgen hat, indem die Möglichkeiten einer Erleichte=
rung
unſerer außenpolitiſchen Lage damit entſchwinden, dann
wollen wir uns nachher an diejenigen halten, die den Kanzlei
iniiten aus ſeiner erfolgreichen Arbeit herausriſſen.

Die Oeutſche Volkspartei und die große
Koalition in Preußen.
* Berlin, 27. Nov. (Priv.=Tel.) Die Fraktion der Deut=
ſchen
Volkspartei beſchäftigte ſich in ihrer heutigen Sitzung unter
anderem auch mit dem von deutſchnationaler Seite geäußerten
Wunſch auf Auflöſung der großen Koalition in Preußen. Die
Reichstagsfraktion erklärte, daß ſie in der Angelegenheit der preu=
ßiſchen
Koalition den Beſchlüſſen der preußiſchen Fraktion der
Deutſchen Volkspartei nicht vorgreifen wolle. Die Reichstags=
fraktion
der Deutſchen Volkspartei iſt mit der preußiſchen Land=
tagsfraktion
dauernd in Fühlung.

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Dyrmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 28. Robeuiber 1923.

Rummer 32f

Britiſche Ruhrkonferenz.
England und dos Micum=Rbkommen.
* Paris, 28. Nov. (Prid.=Tel.) Ms Grund der plötzlichen
Vertagung der Reparationskommiſſionsſitzung wurde die Reiſe
des engliſchen Delegierten Bradbury angegeben. Wie aber heute
aus London verlautet, iſt der eigentliche Grund die Anberaumung
einer wichtigen Sitzung, die heute in London ſtattgefunden hat.
Dieſe Meldung wird durch eine Havasnote heute abend beſtätigt.
Es hat danach in London im Miniſterium des Innern eine wich=
tige
Konſerenz ſtattgefunden, der der engliſche Delegierte der
Reparationskommiſſion, Bradbury, beigewohnt hat. Wie hier
aus guter Quelle verlautet, hat man ſich in dieſer Sitzung in
London in der Hauptſache mit der Frage befaßt, welche Stellung
die engliſche Regierung in der Frage der Verwaltung der Ge=
ſamteinnahmen
und der leßten Aöſchlüſſe mit den rheiniſchen
und weſtfäliſchen Induſtriellen einnehmen ſoll.
* London, 28. Nov. (Priv.=Tel.) Die hier im Umlauf
befindlichen Gerüchte, daß die Pariſer Verſtändigung nicht lange
anhalten werde, ſcheinen ſich immer mehr zu beſtätigen. Die neu
auftauchenden Schwierigkeiten nehmen ſogar ſchärfere Formen
an als in der Entwaffnungsfrage. Es iſt immerhin möglich, daß
ſie zu Auseinanderſetzungen führen, durch die der Vertrag von Ver=
ſailles
in Frage geſtellt wird. Der Sachverhalt iſt kurz folgender:
England erhebt Widerſpruch gegen das Abkommen mit der
Nieum inſofern, als bei der Verteilung der Kohlenſteuer zuerſt
die Beſatzungsmächte Berückſichtigung finden ſollen, und daß der
übrig bleibende Betrag der Reparationskommiſſion zugeführt
werden ſoll. Die engliſche Forderung iſt noch nicht endgültig
formuliert. Die Londoner Auffaſſung neigt jedoch dahin, daß die
Einkünfte ohne jeden Abzug der Reparationskommiſſion zuflie=
ßen
und dann erſt verteilt werden ſollen. England begründet die=
ſen
Standpunkt damit, daß es ſeinerzeit die Rechtmäßigkeit der
Nuhrbeſetzung beſtritten habe und daß neue Vereinbarungen die
Billigung der Reparationskommiſſion finden müßten. Die eng=
liſchen
Politiker ſchreiben dieſer Frage die denkbar größte Bedeu=
tung
zu. Vom deutſchen Standpunkt aus iſt hierzu folgendes zu
ſagen: Die Londoner Auffaſſung geht dahin, daß die deutſchen
Unterzeichner des neuen Abkommens ebenſo wie beim Wiesbade=
ner
Abkommen nur unter dem Druck der Gewalt gehandelt
haben. Die engliſche Oeffentlichkeit erklärt ſich gegen deutſch=
franzöſiſche
Sonderabmachungen. Die Konferenz der engliſchen
Sachverſtändigen, die geſtern zu Verhandlungen zuſammentrat,
iſt noch nicht zur Entſcheidung gekommen. Lord Curzon ſchenkt
der Weiterentwicklung dieſer Frage die größte Aufmerkſamkeit.
Man erwartet, daß er die Frage der Ruhrbeſetzung, ſowie der
Kohlenlieferungen aufs neue aufrollen wird. Die Gerüchte, daß
Peincaré zu Verhandlungen mit Berlin geneigt ſei, verſtärken
ſich. Andererſeits betont man jedoch, daß die Vorausſetzung hier=
zu
eine verhandlungsfähige Regierung in Berlin ſei.
Belgien und die Ruhrfrage.
Brüſſel, 27. Nov. (Wolff) Wie die Blätter mitteilen,
hu der geſtern zuſammengetretene Miniſterrat ſeiner Glnug=
tuung
über die in der Ruhrfrage erzielten Ergebniſſe Aus= rung durch wohlwollende Neutralität unterſtützen könnten. Dann
druck gegeben. Daher ſei die belgiſche Regierung der Anſicht, daß
es an der Zeit ſei, eine Politik der Mäßigung mit Be=
zug
auf die militäriſche Beſetzung platzgreifen
zu laſſen. Degoutte werde in Uebereinſtimmung mit den
belgiſchen Militärbehörden die nötigen Maßnahmen ergreifen,
um das Beſetzungsregime in dem Maße weniger hart zu geſtalten.
Coolidges Pläne.
* Paris, 27. Nov. (Pliv.=Tel.) Wie aus Newhork Bcrich
. e große Rede über ſeine politiſchen Pläne halten. Einen bict
men. Was die auswärtige Politik anangt, ſo wird Eoolidge
eine Bereitwilligkeit zur Teilnahme an einem interna onalen
Sciedsgericht ausſprechen, jedoch unter der Vorausſetzu. g, daß
diejes vollſtändig unabhäugig vom Völlerbund ſein wi d. üi
gemeinen wird ſich Coolidge in der auswärtigen Poli.ik die
tung Hardings zum Vorbild nehmen. Einer anderen Mel=
dusg
zufolge wird der Präſident einen Plan entwerfen, oem die
187 Millionen Dollar des ſequeſtrierten deutſchen Beſitzes als
(arantie eines etwa Deutſchland zu bewilligenden Handetskiedits
zu Grunde liegen.
Ein neuer Vorſtoß gegen Poincaré.
TU. Paris, 27. Nov. In parlamentariſchen Kreiſen ver=
lautet
, daß heute nachmittag in der Kammer ein neuer Vorſtoß
gegen Poincaré unternommen werde. Der zum Millerand=Block
gehörende Abgeordnete Forgeot will die jetzige Erörterung der
Wahlreform benutzen, um die allgemeine Politik des Kabinetts
Poincars kritiſch zu beleuchten.
Es wird bekannt, daß das Senatsmitglied Conſtant ſeine
Interpellation über die Iſolierungspolitik Frankreichs
trotz der Darlegungen des Miniſterpräſidenten aufrecht erhal=
ten
will.
we
*Wilhelm von Sumbold bei Goethe vor 100 Jahren
Das Jahr 1823 hat in Goethes Leben das große Wunder ſei=
ner
letzten Liebe zu Ulrike von Levetzoiv gezeitigt, durch das
der Siebziger noch einmal zum Jüngling wurde und einen neuen Strophen gewidmet.
Frühling ſeiner Dichtung erlebte. Eine ſeiner herrlichſten lyri=
ſchen
Schöpfungen, die Marienbader Elegie, iſt die koſtbarſte
Frucht dieſer ſpäten Blüte. Sie bezeichnet zugleich den ſchmerz=
lichen
Abſchluß dieſes Erlebniſſes, und die Erſchütterungen, die
ihn durchtobt hatten, äußerten ſich im beginnenden Winter in
einer längeren Kränklichkeit. Damals hat Wilhelm von Humboldt
in den Novembertagen vor 100 Jahren Goethe beſucht, und die
ergreiſenden Berichte, die dieſer einzige unter den Lebenden, der
ihm in geiſtiger Beziehung ebenbürtig war, in ſeinen Briefen
hinterlaſſen, finden ſich mitgeteilt im neueſten letzten Bande des
von Wilhelm Bode zuſammengeſtellten Werkes Goethe in ver=
laß
des verſtorbenen Gelehrten bei E. S. Mittler &. Sohn in
Berlin erſchienen iſt. Ich habe Goethe leider krank gefunden,
ſchreibt Humboldt an ſeine Frau am 12. November. Er hat ſeit
zehn bis zwölf Tagen einen Huften, der ihn ſehr mitnimmt; er
wirft nicht aus dabei, hat kein Fieber, obgleich vollen Puls und
krampfhafte Anwandlungen, ſo daß ihm die Nägel oft blau ſind.
Im Geſpräch habe ich ihn wie ſonſt gefunden: höchſt intereſſant
und leicht zu großer Teilnahme zu bringen, aber abgebrochen,
ſo daß man das Einzelne zuſammenleſen und ſich ſehr hüten
Ideenzuſammenhang zu bringen. Mit mir iſt er, man kann nicht
freundlicher ſein. Einige Tage ſpäter teilt Goethe Humboldt
dann die von ihm ſonſt noch ſtreng geheim gehaltene Elegie mit.

zeich ud Iardſäif dureric in Daid ud Aufer Sechandeli.
rar. Sie war ganz von ſeiner Kand geſchrieben. Er ſagte mir,
es ſei die einzige Abſchrift, die davon exiſtiere; er habe ſie noch
Niemandem, ohne Ausnahme, gezeigt, und werde ſie noch lange
nicht, vielleicht nie, drucken laſſen. Er habe ſich aber auf meine
Ankunft gefreut, weil er vorher wiſſe, ich werde mit ihm fühlen.
Er ſagte das alles in einem bewegteren und ſich mehr erſchließen=
den
Ton, als ihm ſonſt eigen war. So fing ich an zu leſen, und
ich lann mit Wahrheit ſagen, daß ich nicht bloß von dieſer Dich=
tung
entzückt, ſondern ſo erſtaunt war, daß ich es kaum beſchrei=

Auf dem Wege
zum bürgerlichen Block?
(Von unſerer Berliner Schriftleitung.)
Das Wettrennen zwiſchen dem Reichstag und dem Reichs=
präſidenten
hat zunächſt mit einer Niederlage des Reichspräſiden=
ten
geendet. Herr Miniſter Albert, der durch die eigentliche Ab=
lehnung
aller bürgerlichen Parteien ſich den Weg zu einer Kabi=
nettsbildung
verbaut hat, hat ſeinen Auftrag in die Hände des
Reichspräſidenten zurückgelegt, der ſich gleichzeitig von der Ar=
beusgemeinſchaft
, nachdem er am Abenk vorher einen E.,tſanz
abgelehnt hatte, um zunächſt die Bemühungen des Miniſters
Albert abzuwarten, über die Aufſaſſung des Reichstages Vor=
trag
halten ließ, und offenbar etwas verärgert nun abwartet, ob
die bürgerlichen Parteien ihm eine Mehrheit ſchafſen können.
Die Verhandlungen zwiſchen der Arbeitsgemeinſchaft und
den Deutſchnationalen waren ja eigentlich erſt in Fluß gekommen
unter dem Druck der Kombinationen Alberts. Die Parteien
furchteten, ausgeſchaltet zu werden, und dieſe Sorge un ihre
(eriſtenz war das beſte Mittel, um ſie einander näher zu vi L.Sci
Leider macht es den Eindruck, als ob im Augenblick, wo die
Triebkraſt ſtillgelegt iſt, die ſie ſo weit brachte, ſchon auch das
Tempo in der Verſtändigung ſich verlangſamt und jetzt von allen
Seiten Bedenken nach der ſachlichen wie nach der perſönlichen
Seite auſtauchen. Die Deutſchnationalen haben ſehr viel Waſſer
in ihren Wein geſchüttet. Sie hatten ſich in ihrer Auffaſſung den
bürgerlichen Parteien ſo weit genähert, daß eigentlich alle diffe=
renzierenden
Punkte ausgeglichen waren. Trotzdem hat es das
Zentrum für nötig gehalten, den Deutſchnationalen beſtimmte
Fragen vorzulegen, deren Beantwortung gleichzeitig als Grund=
lage
einer eventuellen Regierungsbildung dienen ſollte. Aber es
iſt verſtändlich, daß die Deutſchnationalen viel eher dazu zu ge=
winnen
waren, in mündlicher Unterredung beſtimmten Richtlinien
zuzuſtimmen, als ſich jetzt auf ein Frage= und Antwortſpiel ein=
zulaſſen
, das ihren materiellen Rückzug deutlich erkennen laſſen
würde. Man hat Auskunft von ihnen verlangt, wie ſie ſich als
Regierungspartei zum Verſailler Vertrag ſtellen würden; man
hat weiter von ihnen verlangt, daß ſie ſich poſitiv zu der beſtehen=
den
Verfaſſung äußern. Daneben können ſich Schwierigkeiten zu
den illegalen rechtsradikalen Verbänden ergeben. Und endlich
ſpielt auch die Frage der großen Koalition in Preußen eine Rolle.
Es kann wohl kein Zweifel daxüber beſtehen, daß ein bürgerlicher
Block im Reich früher oder ſpäter Einwirkungen auch auf die
Mehrheitsbildung im preußiſchen Landtag haben müßte.
Die Deutſchnationalen haben aber bisher immer ſo getan,
als wenn das eine Vorausſetzung für ihre poſitive Mitarbeit
wäre, und auch hier iſt es ſchwer, eine Formulierung zu finden.
Beſprechungen der Arbeitsgemeinſchaft mit den Deutſchnationa=
len
, Sitzungen der verſchiedenen Fraktionen, die bis in die Abend=
ſtunden
andauerten, verfolgen alſo lediglich den Zweck, Formu=
lierungen
zu finden, die den Anforderungen des Zentrums ent=
ſprechen
und den Deutſchnationalen nicht wehe tun. Die Demo=
kraten
halten ſich dabei abſichtlich abſeits. Sie haben ihre Frak=
tion
auch erſt zum Mittwoch einberufen. Ihnen wäre es vermut=
lich
am liebſten, ſchon mit Rücſicht auf ihren linken Flügel, wenn
ſie Gewehr bei Fuß ſtehen blieben und die bürgerliche Regie=
wären
ſie das Zünglein an der Wage. Denn die vier anderen
Parteien mit den Splittern des Bayeriſchen Bauernbundes und
den Welfen, verfügen über reichlich 225 Stimmen, während die
Sozialdemokraten und die Kommuniſten es nur auf etwa 195
bringen. Die 40 Demokraten geben alſo den Ausſchlag. Ohne ſie
iſt eine bürgerliche Regierung kaum haltbar, jedenfalls dann
nich= wenn ſie mit der Linken ſtimmen. Es iſt alſo ſchon aus
dieſem Grunde notwendig, auf ihre Wünſche Rückſicht zu nehmen.
In den ſpäten Abendſtunden wurde durch den Ausgang der
tei wird, wird Präſident Coolidge am 4. Dezember im nongreß deutſchnationalen Fraktionsſitzung wenigſtens eine gewiſſe Klä=
rung
geſchaffen. Die Deutſchnationalen haben dem Zentrum und
ten Raum werden dabei die Fragen der inneren Politik einneh= der Deutſchen Volkspartei ihre Antwort ſchriftlich formuliert
überreicht. Der Inhalt wird noch zurückgehaltenen, bis die Frak=
tionen
ſich dazu wieder geäußert haben. Es ſcheint, als ob die
Deutſchnationalen, vermutlich auf den Einfluß ihrer Landtags=
fraktion
hin, die Frage der großen Koalition in Preußen in den
Vordergrund ſchieben und hier von den anderen Parteien Zu=
ſagen
verlangen, die deswegen um ſo ſchwerer zu erreichen ſind,
weil die Fraktionen des Zentrums und der Demokraten im Land=
tag
ſehr viel weiter links ſtehen, als die entſprechenden Reichs=
tagsfraktionen
. Immerhin kann es ſich hier vielleicht nur um
ein Rückzugsgefecht der Deutſchnationalen handeln. Innerhalb
der deutſchnationalen Fraktion ſelbſt ſcheint man anzunehmen,
daß die Verhandlungen einen guten Fortgang nehmen, und
nennt als erſten Anwärter für den Kanzlerpoſten Herrn Steger=
wald
. Auf die Frage, ob nicht doch noch in letzter Stunde alles
zerſchlagen wird, wird vermutlich der Mittwoch Antwort geben.
Als Reichskanzlerkandidat wird unter anderem auch der Vor=
ſitzende
der Bayeriſchen Volkspartei, Leicht, genannt.
Als Zentrumskandidat für den Kanzlerpoſten
wird heute mittags abermals der Abgeordnete Stegerwald
genannt.

Hahrne
ben kann. Es erreicht nicht bloß dies Gedicht das Schönſte, was
er je gemacht hat, ſondern übertrifft es vielleicht, weil es die
Friſche der Phantaſie, wie er ſie nur je hatte, mit der künſtleri=
ſchen
Vollendung verbindet, die doch nur langer Erfahrung eigen
iſt. Das Geſpräch kommt nun langſam auf die Geliebte, der die
Humboldt, daß ich wirklich erſtaunt wäre, in ihm noch dieſe Die Sopraniſtin Anny Mundſchenk hat auch diesmal wieder
Jugendlichkeit des Talents und des Gefühls da ſolchem Ge=
dichte
ein wirkliches zugrunde liegen müſſe zu finden, und daß
dieſe Geiſtes= und Phantaſieſtärke wahrhaft Gewähr leiſte, daß,
wenn nicht ein Zufall ihn dahinraffe, er noch für lange Zeit
Lebenskraft beſitze, und wirklich hätte ich nie gedacht, daß er deſ= vor allem der Schluß: Dann findet ihr Ruh’ für euer Herz.
ſen noch fähig ſei. Er ſagte darauf ſelbſt, daß man wohl damit Die Künſtlerin wurde für eine Holland=Tournee verpflichtet.
dem Leſer den Geburtstag des Dichters zu raten aufgeben könne.
In keiner Eilbe des Gedichts iſt des Alters erwähnt; aber es
ſchimmert leiſe durch, teils darin, daß alles darin ſo ins völlis
traulichen Priefen ſeiner Zeitgenoſſen, der ſoeben aus dem Nach= Hohe und Reine gezogen iſt, teils in der umfaſſenden Fülle der Nechtslehrer ordentl. Profeſſor Dr. Ernſt Zitelmann
Naturbetrachtung, auf die hingedeutet iſt und die Reife der Jahre ſtorben.
fordert. Goethe wurde das Gedicht, von dem er ſelbſt ſehr naid
ſagte: Ich habe nicht aufhören können, es ſo lange zu leſen, bis
ich es nun auswendig weiß; ich habe mir auch darin nachgeſehn, populäre Celliſt, erzählt in ſeinen demnächſt bei Grethlein u. C.
warum ſoll man ſich ſolche Genüſſe verſagen? er wurde,
wollte ich ſagen, über das Gedicht und meine Freude daran ſo
Heiterkeit ſprach und ſicher lange fortgeſprochen hätte, wenn nicht
der Großherzog plötzlich hereingetreten wäre . . ." Bald darauf
muß, ihn nicht durch ein dazuiſchen geworfenes Wort aus ſeinem ſchlug die Abſchiedsſtunde. Ich kann nicht leugnen, ſchreibt Grünfeld, daß Schlözer eines Tages die ſchnurrige Geſchichte e
Humboldt am 25. November, daß ich mit wahrer Wehmut von
ihm geſchieden bin. Ich habe ſeine noch immer ſehr ſchöne Stirn,
die ſo das Bild ſeines freien, weiten, unbegrenzten Geiſtes ent=
faltet
, mehrere Male, da er eben ſaß und ich ihn nicht aufſtehen
laſſen wollte, geküßt, und ich zweifle, daß ich ihn je wiederſehe. Wagner aber einige Zeit in Berlin als Kapellmeiſter an der Op
Es geht unendlich viel mit ihm dahin. Meinem Glauben nach
hat er in dieſen Tagen, wie zerſtreut und durch ſeine Krankheit
geſtört unſer Umgang auch war, viel Freundſchaft und wahres
altes Vertrauen bezeigt. Und wohltätig iſt gewiß mein Wieder=
ſehen
, mein Eingehen in die Sachen, die er mir wies, meine ner erwiderte höflich: Sehr gut, Durchlaucht, ich habe nur no
große Freude an der, die ihm die liebſte iſt, auch geweſen. Ich einen Wunſch, nämlich den, mich in Ihrer Nähe, zu ſonnen
möchte es für vieles nicht hingeben, dieſe Reiſe gemacht zu worauf Bismarck zur Antwort gab: Das wird kaum gehen, d
haben.

Die Kahinettskriſe.
Dr. Albert gibt ſeinen Auftrag zurück
Berlin, 27. Nvv. Der Reichsminiſter a. D. Albciſ,
heute in der Mittagsſtunde dem Reichspräſidenten, folg ſz
Schreiben zugeſtellt:
Ihrem Appell an mein vaterländiſches Pflichtgefühlb
gefolgt. Ich habe gehofft, die rechten Männer zur Mit
zu gewinnen. Dieſe Hoffnung hat ſich infolge partei
ſcher Schwierigkeiten nicht erfüllt. Ich lege daher den
trag in Ihre Hände zurüc.
Die Haltung des Deutſchnationalen.
* Berlin, 28. Nov. (Priv.=Tel.) Von deutſchnatio
Seite werden die Verhandlungen zur Gründung eines bi
lichen Blocks als erfolgreich bezeichnet. Stegerwald wird
von deutſchnationaler Seite zurzeit als ausſichtsreichſter Kan
für den Reichskanzlerpoſten betrachtet. Nach den Erfahr
unter dem Kabinett Cuno verweiſt man aber darauf, daß
Wirken eines Reichskabinetts auf rein bürgerlicher Baſis
ein Kabinett in Preußen, das unter dem Cinfluß der S.
demokratie, alſo dem Gegner dieſes bürgerlichen Reichskabi
ſteht, zur Lahmlegung der Reichspolitik entgegengearbeitet
den könne. Es iſt daher von der Deutſchnationalen Volks
den Vertretern der beiden für einen bürgerlichen Block in
tracht kommenden größten bürgerlichen Parteien, alſo dem
trum und der Deutſchen Bolkspartei, auf Beſchluß der Fra
nahegelegt worden, dieſes unmögliche Verhältnis zu klären,
es iſt von der deutſchnationalen Fraktion größtes Gewicht
auf gelegt worden, daß dieſe Klärung baldmöglichſt erfolge,
geſamten Fragen der Bildung eines bürgerlichen Blocks wu
in vertraulicher Sitzung der Reichstagsfraltion unter Zuzie
zahlreicher Mitglieder der deutſchnationalen Fraktion des 9
tags ſowie des Reichs= und Staatsrats beſprochen.
Streſemann und Bagern.
München, 27. Nov. In den Münchener Neueſten
richten veröffentlicht, der volksparteiliche Reichstagsabseor)
v. Schoch einen Aufſatz über die Kabinettskriſe, in dem ei
unter anderem gegen die Behauptung wendet, als habe
Streſemann, eine bayernfeindliche Politik getrieben. Am
mittag vor tem Hitlerputſch habe er (Schoch) im Auftrage
Reichskanzlers eine Beſprechung mit dem bayeriſchen Min
präſidenten gehabt, die darauf abzielte, die bayeriſche Regie
ſolle ihre Wünſche bezüglich der Beſeitigung des Zentralis
unter Anwendung des Artikels 48 der Verfaſſung in einer
Memorandum der Reichsregierung übermitteln.
Kampfanſage der bürgerlichen Parteien
in Thüringen.
* Weimar, 27. Nov. (Priv.=Tel.) Wie wir aus parla
tariſchen Kreiſen erfahren, ſind die bürgerlichen Parteien anſe
V. S.P. D. herangetreten und haben unzweideutig erklärt, da
eine Uebereinkunft zwiſchen der V. S.P.D. und K.P.D. über
ſozialiſtiſche Minderheitsregierung mit Unterſtützung der K.
mit allen verfaſſungsmäßigen Mitteln bekämpfen würden,
ſie der Meinung ſind, daß eine ſolche Regierung für Thürn
mit Rückſicht auf das Verhalten der K.P.D. untragbar ſei.
Das Urteil im Hags=Prozeß.
Frankfurt, 27. Nov. In dem Haasprozeß wurde h
nach zehntägiger Verhandlung das Urteil gefällt. We
Londfriedensbruch, reſp. Totſchlag, wurden der Bauarb
Harmann Konrad zu 8 Jahren Zuchthaus, der Hausme
Iulius Born zu 4 Jahren Zuchthaus, der Fahrburſche &
rictz Fritz ebenfalls zu 4 Jahten Zuchtdzus und der Hauzme
Karl Träuling zu 6 Jayren Gefängris verurteilt. Die 1
gen Angeklagten erhielten Gefängnisſtrafen von 2 bis 4 Jaz
Tie Vorgänge, in deren Verlauf der Staatsanwaltſchafts-a1
S aas erſchoſſen wurde, haben ſich bekanrtlich im Anſchluß uun
um 23. Juli ſtattgehabte Proieſtkundgekung der Frankfuricr
bezerſchaft abgeſpielt.
Limburg und Wörsdorf in Regieverwaltu
Frankfurt, 27. Nov. Von zuſtändiger Stelle wird
mitgeteilt: Laut franzöſiſchem Befehl für die Stationen
Strecke LimburgWörsdorf wird dieſe Strecke in der Nacht
28. auf den 29. November in den Betrieb der franzöſiſch=belgiſ
Eiſenbahnregie übernommen. Der bisher von Kerkerbach (La
talbahn) über Eſchhofen (bei Limburg) bis Camberg von
Reichsbahndirektion Frankfurt eingerichtete Pendelverkehr I
vom gleichen Zeitpunkt an eingeſtellt werden. Auf der Lahn
bahn wird bis auf weiteres der Zugverkehr aus der Richt
Gießen bis zu dem zu dieſem Zweck geſchaffenen Notbahnſteig
der Ennericher Mühle, zirka 1 Kilometer öſtlich Eſchofen, auft
erhalten.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
Darmſtädter Künſtler im Ausland. Wie
erfahren, hat unſere hieſige Sopraniſtin Anny Mundſche
gelegentlich einer Meſſias=Aufführung in Aalten (Hollat
Ich konnte mich nicht enthalten, ihm zu ſagen, ſchreibt großen Erfolg erzielt. Der Nieuwe Courant berichtet darüh
Zuhörer durch ihren vollendeten Geſang entzückt. Selbſt bei ?
ſchwierigſten Stellen kein Zeichen von Unſicherheit. An Tonſcht
heit hat ſie ſeit dem letzten Male noch gewonnen. Außergewöt
lich ſchön klang die Aufforderung Kommt her zu ihm ..."
L. Die Rechtswiſſenſchaft hat einen ſehr großen Verluſt
litten. Im Alter von 71 Jahren iſt in Bonn der bekanr
* Bismarck und Wagner. Profeſſor Heinrich Grünfeld, d
Leipzig, erſcheinenden Lebenserinnerungen, über welche Rud.
Lothar im Neuen Wiener Journal in vergangener Woche berie
gehoben, daß er, ſein liebel vergeſſend, mit ganz ungewöhnlicher tet hat, von einer Begegnung zwiſchen Bismarck und Richa
Wagner, für die er ſich auf Kurt v. Schlözer, den preußiſchen G.
ſandten am Vatian, beruft. Ich weiß mich zu erinnern, bericht
zählte, wie Richard Wagner gern den Titel eines Berliner Gen
ralmuſikdirektors erhalten hätte, der ſeit dem Tode Meyerbee=
nicht
mehr vergeben war. Um ſich dieſen Titel zu erobern, hät
wirlen müſſen. Eines Tages begegnete er nun Bismarck im gaf
mehr, als je wieder in deutſcher Sprache aufſtehen wird. Mir lichen Salon von Frau v. Schleinitz, der Gattin des Hausmin
ſters, jener vielgenannten liebenswürdigen Frau, die für Wagn
wie für Böcklin gewiſſermaßen die Bahn gebrochen hatte. Bi=
marck
begrüßte Wagner und fragte ihn, wie es ihm gehe. Wa=
ich
keine Ausſicht habe, nach Bayreuth verſetzt zu werden. Bis
marck hatte für die Perſönlichkeit Wagners wenig übrig.

[ ][  ][ ]

immer 329.

Darniſtädter Tagblatt, Mittwoch,

28. November 1923.

Seite 3.

anzöſiſche Note an Deutſchland.
eincaré der Beſchützer der Separatiſien.
erlin, 27. Nov. Der deutſche Geſchäftsträger in Paris
r längerer Zeit bei der franzöſiſchen Regierung zur Sprache
ht, daß die Stadtverwaltungen im beſetzten Gebiet von den
ſiſchen Beſatzungsbehörden auf dem Wege der Requiſitio=
ezwungen
wurden, ſtädtiſche Näunlichkeiten ſeparatiſtiſeben
tigungen im Rheinland zu Verſammlungszwecken zur Ver=
zu
ſtellen. Die franzöſiſche Regierung hat die deutſchen
lungen mit folgender Note an den deutſchen Geſchäftstrü=
antwortet
:
err Geſchäftsträger! Durch Schreiben vom 15. Seetember
Sie geglaubt, namens der deutſchen Regierung Vorſtcl=
i
gegen die Haltung der franzöſiſchen Behörden erheben zu
weil ſie die Gemeindebehörden des beſetzten Gebietes ge=
gen
haben ſollen, öffentliche Räumlichkeiten den rheiniſcher
atiſten zu Parteiverſammlungen zur Verfügung zu ſtellen.
dem Ergebnis der eingeleiteten Unterſuchung hatten, die
ürgermeiſter von Kobienz und Düſſeldorf gegenüber, den
n der rheiniſchen Volksvereinigung und der Rheiniſchen
Mlikaniſchen Vollspartei es ſchriftlich abgelehnt, die von di= den 29. Juli und 5. Auguſt erbetenen Verſammlungs=
zur
Verſügung zu ſiellen, während ſie früher ähnliche An=
die
vom Zentrum von der Demokiatiſchen Partei und der
hen Vollspartei ausgegangen waren, genehmigt hatten
em ſie auf dieſe Weiſe von den deutſchen Behörden des
mmlungsrechts beraust worden waren, das im Weſent=
zu
den in der Ve=ſaſſung feſtgelegten Freiheiten gehöri,
u befürchten, daß die beiden ſeparatiſtiſchen Parteien ſich zu
ltalten hinreißen laſſen, oder daß ſie ihre Verſammkungen
freiem Himmel abhalten würden. In beiden Fällen würge
fentliche Ordnung gefahrdet und die Sicherheit der Ve=
gstruppen
in Frage geſtellt ſein. Unter dieſen Umſtände
er Delegierte der Rheilandkommiſſion im Kreiſe Koblen;
er Delegierte des Oberkommandos in Düſſeldorf, wie dies
n anderen Fällen unter ähnlichen Verhältniſſen zu Gunſten
anderen Partei geſchehen ſein würde, zu der Entſcheidung
zt, daß die von ihnen erdnungsmäßig genehmigten ſexarat=
n
Verſammlungen in der Feſthalle in Koblenz und in der
halle in Düſſeldorf ſtatt zufinden hätten.
ſenehmigen Sie, Herr Geſchäftsträger, die Verſicherung mei=
orzüglichen
Hochachtung.
gez. Poincaré.
ie Stellungnahme der ſranzöſiſchen Regierung zu der deut=
Beſchwerde iſt charakteriſtiſch für ihre Haltung gezenübe=
zeparatiſten
. Sie konſttuiert einen Vorwurf gegen dee legi=
deutſchen
Behörden daraus, daß dieſe es ablehnen, durch
ibe ſtädtiſcher Räume, die auf einen Umſturz der beſtehender
sgewalt gerichteten landesverräteriſchen Beſtrebungen de.
ratiſten aktiv zu unterftützen, und entnimmit daraus de
ſand, unter Mißbrauch der Okkuxationsgewalt, ihrerſeits
Beſtrebungen zu fördern.
ſonglabbau bei der Reparationskommiſſion
Taris, 27. Nov. (Wolff.) Der Matin, der am Sonntag
zielle Schwierigkeiten der Reparationskommiſſion
te, glaubt zu wiſſen, daß die Delegierten in der Kommiſ=
28 ſür nötig hielten, eine Umorganiſation vorzuneh=
Das Bureau ſei heute viel zu umfangreich. Das
ralſekretarigt biete die Möglichkeit von Perſonal= und Ge=
einſchränkungen
. Es ſteht feſt, fügt der Matin hinzu, daß
Zedeutung der Reparationskommiſſion als Werkzeug des
tiller Vertrages in vollem Umfange die gleiche geblieben ſei
in Zukunft ſogar noch ſteigen könne, daß dagegen bei dem
en Verſagen Deutſchlands einzelne Abteilungen vollkom=
überfluſſig
geworden ſeien. Die in Frage ſtehenden Refor=
kämen
alſo in mehr als einer Beziehung gelegen und es ſei
jehmen, daß ſie gleich die Zuſtimmung aller Beteiligten fin=
vürden
.

Nannheim, 27. Nov. Durch eine öffentliche Bekannt=
ung
in der Tagesöreſſe und durch Bekanntmachung in den

Abkommen der Befatzung mit der Badiſchen Anilin.
Saris, 27. Nob. Nach einer Habasmeldung aus Koblenz
ie Direktion der Ausfuhrbewilligungsſtelle der Beſatungs=
den
mit der Badiſchen Anilin= und Soda=
eik
ein Abkommen über die Lieferung von Stickſtoff=
er
abgeſchloſſen. Auf Verlangen der engliſchen Behörden
ieſe Stelle auch ein Abkommen mit der Solinger In=
rie
getroffen. Die Bedingungen der beiden Abkommen ſind
leichen, die bisher bei allen Abkommen mit den Induſtriellen
ſebend geweſen ſind.
ndigung in der Mannheinzer Metallindaſirie
ieben kündigten heute, wie bereits mitgeteilt, 34 der Metall=
ſtrie
angehörige Mannheimer Betriebe, darunter Benz.
vn, Boveri u. Cie., Lanz, Mohr u. Federhaff und Vögele,
4. Dezember ihrer geſamten Belegſchaft, da die durch
edsſpruch geſchaffene Lohnhöhe von 65 Goldpfennigen für
icht tragbar iſt.
m
Ftrag über Grünewalds Zienheimer Altgr
die Ortsgruppe des Dürerbundes in Bensheim hatte bei ihre
n öffentlichen Veranſtaltung in ihrem Gegenſtand Matthi
newalds Altar im Antoniterkloſter Iſenheit
velleicht größten Not Deutſchlands den Helfer we
gſtens hat ſie unzweideutig auf ſie hingewieſen. Und ſie konnte
nicht gut einen drängendeven Mahner und Deuter finden, als
n Dr. Zeh aus Heppenheim. Der Gegenſtand und ſein Mittler
n ſo ineinander gepaßt, daß nur der Kaltſinnige oder Uufromme
entſtellende Trennung beider vornehmen möchte. Dr. Zeh ſprach
n einem Hymnus, ſeine leidenſchaftliche Liebe zu dieſer Schöpfung
znu ſich unlöslich mit dem Eindruck der ausgeſucht ſchönen Licht=
r
, die zum größten Teil eigens für dieſen Vortrag hergeſtellt wur=
zum
Teil nach den monumentalen photographiſchen Auſnahmen des
Goetz für die vom Verlage Fr. Bruckmann herausgegebene Grüne=
mappe
, deren 7. Platinkopien in Großfolio dem Beſten
hnet werden müſſen, was die photographiſche Ted
mwart zu leiſten vermag. Jeder, der dieſer
nita
durfte, trug das Heilige in ſich fort, in das dieſe
deutſcheſte
pfung ſich und den Beſchauer bindet. Es
ein Nätſel für den
tand wie Grünewalds Auge die Wirklichkeit ſah und wie ſein
ſie treu bildete und keine noch ſo vollendete Einzelheit aus dem
ſt an jener Heiligkeit entlaſſen wird.
trägt be
ing angehauchte Leib am Kreuz dennoch die Schauer des Ur
lichen, Heiligen, und ſelbſt die gräulichen Bedr
3 kürfen nur unter der Aufſicht Gottes wirken
eiteren Landſchaft auf den Wolken ſchim
ſen nur konnte Dr. Zeh die Hinweiſe ere
eiflich ineinander wirkenden Kosmo=
erz
auf dem Kreuzigungsbild, deſſen
ſceiden um an den deutenden 7
ranke zu finden, die auch den Gekreuzie
einſpannen denn der Sinn dieſe
der aller Schmerzen der Welt das
Las Wunder bes Geſchenks. Wie a
Allars in einer Welt von Rätſeln und
des engliſchen Konzerteß bei der Fleiſchwverdun
des Seraphin unermeßlich aufwachſen,
Grünewald hat um das Geheimnis gewußt, und alles auf ſeiner
in iſt Zeuge dieſes Urwiſſens, das von den Antonitern gepflegt
Denn er hat berſtanden, die Wirklichkeit in ihre Urforme
UTzubetten. Anſelm von Canterburtz ſagt von ſich: Ich ſuche nicht
erkeliuen, um zum Glauben zu gelangen, ſondern ich glaube, un
Rinen. Gerade ſo ſteht Grünewald in jenem
nnet
gewiſſeſte Furm des Wiſſens iſt. Ja, ich zöchte ihn als deu un=
tlichen
Beweis für die Wahrhaftigkeit der ſcholaſtiſchen Realiſten
Feld führen, die den erzeugenden Gedanken Gottes als das ur=
äuguck
und wahrhaft Seiende in höherem Grade Wirklichkeit zuer=
ſien
als den konkreten Einzeldingen. Denn der Einſicht Grünewalds

Das Statut von Tanger.
Ein Kompromiß zwiſchen der franzöſiſchen
und britiſchen Regierung.
London, 27. Nov. (Wolff.) Der Pariſer Sonderbericht=
erſtatter
der Times macht unter anderem folgende Mitteilungen
über das neue Statut von Tanger, das ein befriedigen=
des
und gerechtes Kompromiß zwiſchen dem franzöſiſchen und
britiſchen Programm darſtelle.
Großbritannien erhalte volle Befriedigung ſeiner For=
derungen
nach Neutralität Tangers in Kriegszeiten und nach
der offenen Tür auf der Grundlage der Gleichberechtigung für
den Handel aller Nationen.
Die Forderungen Frankreichs nach Anerkennung des
Sultans ſeien zugeſtanden worden. Der Sultan werde die Kon=
trolle
über ſeine Vetreter und Behörden ſorie über die moham=
medaniſchen
Gerichtshöfe und Untertanen erhalten. Seine Flagge
allein werde über Tanger wehen. Die Hafenkonzeſſionen, die vom
Sultan der internationalen Geſellſchaft gewährt wurden, werden
mit geringen Abänderungen anerkannt werden, und ſowohl der
Sultan als auch die Munizipalität würden Aktionäre der vor=
maligen
Feinde. Die Konſulargerichtshöfe würden abgeſchafft
und gemiſchte Gerichtshöfe an ihre Stelle treten. Mit geringen
Abänderungen wurde das Geſetzbuch, das unter dem fran=
zöſiſchen
Protektorat in Gebrauch iſt, eingeführt. Die Poſtämter
der verſchiedenen Nationen werden verſchwinden und durch eine
Scheriffpoſt erſetzt. Die öffentlichen Werke würden unter Scheriff=
kontrolle
geſtellt.
Spanien werde eine beſondere und für das Land wert=
volle
Kompenſation erhalten: die Ausdehnung ſeiner Zone
in der Gegend von Tanger. Spaniſche Untertanen würden
auch in verſchiedenen Regierungsdienſten verwandt werden.

Rußland.
Hilfeſeiſtung ruſſiſcher Gelehrten für ihre
deutſchen Kollegen.
Moskau, 27. Nov. (Wolff.) Der Volkskommiſſar für das
Geſundheitsweſen Semaſchko erläßt in der Iſweſtija einen Auf=
ruf
an die ruſſiſchen Gelehrten zur Hilfeleiſtung
für die deutſchen Kollegen unter Hinweis auf die ſeiner=
zeitige
Tätigkeit des deutſchen Roten Kreuzes, die jetzt dankbar
vergolten werden könne.
Polen und Rußland.
Berlin, 27. Nov. Ruſſiſche Telegraphenagentur. Der ehe=
malige
Vertreter des Sowjetbundes in Berlin, Kopp, äußerte
Preſſevertretern gegenüber ſeine Genugtuung über den Wunſch
der polniſchen Regierung, einen Handelsvertrag mit
dem Sowjetbunde abzuſchließen und den Wirtſchaftsverkehr zu
heben. Weiter führte Kopp aus, daß die ſowjetſeindliche Hal=
tung
der Seim=Oppoſition, alſo der früheren und vielleicht auch
der künftigen Regierung eine unabänderliche Wachſamkeit
Polen gegenüber gebiete. Die polniſche Regierung betone
zwar die Notwendigkeit einer reſtloſen Durchführung des Ri=
gaer
Vertrages, ſcheine aber zu vergeſſen, daß dieſer Ver=
trag
Gegenſeitigkeit vorausſetzte. Obwohl die gegenwär=
tige
Regierung Polens ſcheinbar den Gedanken an eine Ausdeh=
nung
nach Oſten hin nach den Methoden des Generals Zeligowſki
aufgegeben habe, ſeien Erſcheinungen wie die Nichtratifizierung
der Sanitätskonventionen, der Poſt= und Telegraphenkonventio=
nen
, ſowie Gewalttaten an Bürgern des Sowjetſtaates, Grenz=
überſchreitungen
von Banden uſw. mit einer loyalen Einhaltung
des Vertrages unvereinbar.

Refornen im höheren Schulweſen Heſſens.

Von Oberſtudiendirektor Altendorf.

Aus den Reihen der führenden Männer derjenigen Parteien,
die nach dem Zuſammenbruch im Jahre 1918 die Erbſchaft der
Geſtürzten antraten und die eine neue beſſere Zeit ankündigten,
ertönte damals laut der Ruf nach einer Umbildung des geſamten
deutſchen Schulweſens von Grund aus, von der man die geiſtige
Wiedergeburt des deutſchen Volkes erhoffte, ohne die ein Wieder=
aufſtieg
unmöglich erſchien. Die Sozialdemokratie, die ausſchlag=
gebende
Partei, war, entſprechend der Zuſammenſetzung ihrer
Wählermaſſen und dem Bildungsgang ihrer Führer der Volks=
ſchule
zu jedem Entgegenkommen geneigt, ſtand aber der höheren
Schule, in der ſie die Standesſchule, der bevorrechteten Klaſſen
und eine Hauptſchuldige an dem Zuſammenbruch ſah, ausge=
ſprochen
feindlich gegenüber. Da ihr ſelbſt führende Männer in
dem Kampfe gegen die höhere Sch nur ſehr ſpärlich zur Ver=
fügung
ſtanden, fanden bei ihr alle die Perſonen und Gruppen,
die ſchon im Frieden ein gehäſſiges Urteil über die höhere Schule
gefällt hatten, und mochten ſie auch ſehr zweifelhaften Charakters
ſein ich erinnere an Wyneken und den in Heſſen berüchtigt
gewordenen Neuendorff , bereitwillige Aufnahme und Unter=
ſtützung
. Auch die Demokratie lieferte ihr in dieſem Kampfe wiſ=
ſenſchaftlich
gebildete Köpfe, die ſich ihr darin zur Verfügung
ſtellten. Wie weit ſolche ſich der in ſozialdemokratiſchen Kreiſen
verbreiteten Anſchauungsweiſe anzugleichen bereit waren, haben
wir in Heſſen an dem verfloſſenen Kultusminiſter, wie er ſich
ſelbſt zu nennen beliebte, Dr. Strecker erfahren, der freilich in=
zwiſchen
ganz zur Sozialdemokratie hinübergeglitten iſt. Es muß
aber zugeſtanden werden, daß aus dieſem Kreis auch Männer
von ganz anderer Art in die für das Schulweſen einflußreichſten
Stellen kamen, an denen die höhere Schule eine gerade in dieſer
Lage beſonders wertvolle Stütze fand.
Der Leitgedanke, unter dem dieſer Kampf aufgenommien
wurde: eine Beſſerung unſerer Lage könne letzten Endes nur
durch eine geiſtige Wiedergeburt errungen werden, die es ermög=
liche
, die hauptſächlich durch die wirtſchaftliche Entwicklung nach
1870/71 entſtandene Entfremdung der wichtigſten Volksbeſtand=
teile
zu überwinden, eine zu der höchſten Kraftäußerung be=
fähigende
Geſinnungsgemeinſchaft der Geſamtheit herzuſtellen,
war und iſt ganz gewiß ein richtiger und hoher Gedanke. Aber
es iſt ein Aberglaube, wenn man meint, die Schule ſei an ſich in
der Lage, dieſe geiſtige Umſtellung hervorzurufen, und es zeugt
ſelbſt von einer äußerlichen und materialiſtiſchen Auffaſſungs=
weiſe
, wenn man glaubt, ſolche Umſtellung in der Denkart des
geſamten Volkes durch eine Aenderung des äußeren Schulauf=
baus
, des Lehrſtoffes und des Lehrverfahrens erreichen zu kön=
nen
. Es wird immer ſo ſein, daß in dieſer Hinſicht die Schule
der Entwicklung nachfolgt, beſtenfalls mitgeht. Erſt muß in unſe=
rem
Volksganzen der Trieb nach jener Geiſtes= und Geſinnungs=
gemeinſchaft
ſtärker und ſtärker werden, woran es nicht nur in
jenen bekämpften bevoxrechtigten Kreiſen gefehlt hat, ſondern
noch in erheblicherem Maße in der ſozialdemokratiſchen Lehre
(Klaſſenkampf), ihren Verbreitern und Anhängern, dann wird die
iber wird es unerklärlich, wie zwiſchen dem Geiſt und der Natur
Widerſtreit ſein könnte. Hier iſt dem Geiſt Geſtalt gegeben. Welch
Geſchehen, daß auch nur einer einzigen Generation deutſcher Men=
dieſes
Erleben genommen iſt! Iſt es nicht mehr als eine ſym=
boliſche
Handlung, daß dies deutſcheſte Werk von uns geriſſen iſt?
uihr eine Tat dunkelſter Mächte aus teufliſcher Berechnung der
Wirking? Drei Lieder von Wolff: Ueber Nacht kommt ſtill das
Leid, und Der Freund und von Reger, Mariä Wiegenlied weiſe und
mit ſGöner Anpaſſung von Fräulein Elſe Elske (Höchſt) geſungen
fuaren: als Einleitung und Entſpannung gedacht. Die Begleitung auf
dem ieider ſehr ſchlechten Klavier hatte Frau Wilkens übernommen.

Neues vom Büchermarkt.
St. Max Kvell: Das deutſche Theater der Gegen=
wart
. (Verlag Mösl u. Cie., München.) Mit 21. Porträts und 12
Bühnenbildern. Ein zweifellos intereſſantes Werk, das jedoch alle die
Vorteile und Nachteile aufweiſt, die einem Buche anhaften müſſen, an
dem eine ganze Anzahl verſchieden gearteter Schriftſteller arbeiteten. Es
iſt ſichet nicht das geworden, was man von ihm erwartete, eine erſchöp=
fende
Darſtellung des reich pulſierenden Theaterlebens der Gegenwart;
aber es iſt ein ſehr wertvoller Beitrag zur Theatergeſchichte unſerer
Zeit. Redslob, Zweig, Borchardt, Poelzig, Schmidtbonn, Knudſen,
Rud. Frank, Oskar Bie, Fred Hildenbrand, weiter Guſtav Hartung,
Schiebelhuth, Edſchmid, Mierendorff. Diebold, Haubach u. viele andere
zählen zu den Mitarbeitern. Daß ſo der Inhalt des Buches reichhaltig
g wird, iſt verſtändlich.
Auswahl der Mitarb ite
bedingt jedoch auch eine immerhin einſeitige Darſtellung der moder
unſt, die doch noch ſo umſtritten iſt, daß ſie durch Darſte
einer Richtung nicht erſchöpfend behandelt werden kann. Der W
des Buches wird dadurch kaum beeinträchtigt. Für Darmſtadt bei
ders intereſſant düufte ſein, daß es einen breiten Raum den Künſtl.
und Dichtern einräumt, die zu unſerer Landesbühne in enger Beziehn
ſtehen und auch dem Landeskheater ſelbſt, Zahlreiche Bühnenbild
Borträts aus Darmſtadt ſind in die Reihe deu Abbildungen
nommen. Mehrere der Einzelbeiträge, beſonders der Darmſtädte
iſtſteller, ſind bereits hie und da in Zeitſchriften erſchienen, und es
wäre ihnen eine nochmalige Bearbeitung für die Buchausgabe zu wün=
geweſen
.
eNeue Reclambücher. Aus Reclams Univerſalbibliothet
ziuei intereſſante neue Büchlein vor: W
n B.
m=Fenſter. Erzählungen und G
ters und einem Geleitwort von Ru
Ad
Vögtlin: Frauenſchickſale‟. Ein Nodellenba
deutſche Leſepublikum iſt gewohnt, in der Aufnahme von literariſchen
Werken in Reclams Univerſalbibliothek ohne weiteres eine Gewähr für
literariſches Rivequ zu finden. Anch dieſe beiden Bändchen beſtätigen

Schule, die ſchon vor dem Zuſammenbruch Volksſchule, höhere
Schule und Hochſchule in ihren wertvolleren Vertretern dieſen
Trieb wirkſam angeregt und gefördert hat, erſt ſo recht in der
Lage ſein, dieſe große und für unſer Volk ſo lebenswichtige Ar=
beit
mit vollem Erfolge zu leiſten. Die Warnung: Metanoeite,
wandelt Euren Sinn! ruft die Zeit unſerem ganzen Volke zu,
und die immer furchtbarer werdende Not wird ſich hoffentlich
als herbe, aber heilfame Lehrmeiſterin in dieſer Richtung erwei=
ſen
. Wird ſie gehört und verſtanden, ſo recht bis ins Innerſte
hinein, von allen Volkskreiſen, dann, und nur dann, iſt Hoffnung
auf Beſſerung.
Wer von ſolchen Gedanken beſeelt iſt, wird alle Pläne, auch
ſolche, die ſich nur auf eine mehr äußerliche Aenderung im Schul=
weſen
beziehen, begrüßen, ſofern ſie in Wirklichkeit geeignet ſind,
der großen Aufgabe der geiſtigen Verſöhnung und Erhöhung zu
dienen, und ſofern dies die der Schule beſonderen unterrichtlichen
und erzieheriſchen Zwecke erlauben. Aber ſie müſſen, ſoll nicht
von vornherein Schaden geſtiftet werden, mit reinem Gewiſſen
ausgeführt werden. Es dürfen ſich nicht, wie das leider bei den
Schulreformen ſeit dem Umſturz vielfach, geſchehen iſt und
ſchieht, damit ſelbſtſüchtige Zwecke von Partei= und Standes=
den
verbinden.
Die Annäherungen der verſchiedenen Schulgattungen anein=
ander
ſind unter dieſen Beſchränkungen als berechtigt anzuerken=
nen
. Die Einführung der gemeinſamen Grundſchule und die da=
mit
verbundene Abſchaffung der Vorſchulen zu den höheren Lehr=
anſtalten
iſt aus dieſem Grunde hingenommen worden, obwvohl
gewichtige pädagogiſche Gründe, einſt zur Gründung der Vor=
ſchulen
geführt hatten und für ihre Beibehaltung ſprachen. Aber
der gemeinſame Unterricht aller Kinder unſeres Volkes, wie ihn
die Grundſchule vorſieht, darf nicht durch eine allzu lange Er=
ſtreckung
zur Vernachläſſigung der der Schule eigentümlichen
Aufgabe führen, die in der Natur fo überreich gegebene Ver=
ſchiedenheit
in der Veranlagung der Schüler auf die wirkſamſte
Art zu fördern und zur vollen Ausbildung zu bringen. Man
mag die hierin enthaltene Notwendigkeit einer frühzeitigen Tren=
nung
der Schüler bedauern, ſie iſt nicht zu vermeiden, auch die
Vielgeſtaltigkeit unſerer verwickelten Lebensverhältniſſe mit ihrer
weitgehenden Arbeitsteilung erfordert ſie. Schon jene vier An=
fangsjahre
enthalten eine beſonders in unſerer gegenwärtigen
Lage nicht zu rechtfertigende Zeitverſchwendung. Die Erfahrung
hat beſvieſen, daß die für die Arbeitsweiſe der höheren Schulen
befähigten Schüler ganz gut ſchon nach drei Jahren dieſen zu=
geführt
werden können. Eine Aenderung oder Milderung des
Grundſchulgeſetzes in dieſem Sinne iſt dringend notwendig.
Die Einführung dieſes Geſetzes wird zum erſten Male von denr
Schülerjahrgang, der an kommenden Oſtern die Grundſchule drei
Jahre beſucht hat und zur höheren Schule überzugehen beabſich=
tigt
, das Opfer eines vollen Jahres ſeiner Schulausbildungszeit
fordern. Werden die Eltern bereit ſein, diefes Opfer ohne Wider=
ſpruch
hinzunehmen?
dieſe Tatſache. Es erübrigt ſich, ihnen ein wei
hinzuzufügen.
se Neue Sportbücher bringt der Verlag Georg We
mann in Braunſchweig heraus: Nudern und Paddeln vor
R. Rauſcher und O. Protzen, und Bvotſegeln von Georg B
Sehr inſtruktiv wird in dieſen beiden Büchern nicht nur der im Titel
bezeichnete Sport erſchöpfend behandelt, ſondern auch an Hand zahl=
reicher
Abbildungen und konſtruktiver Detailzeichnungen der Bau und
die Leiſtungsfähigkeit der in Frage ſtehenden Sportgeräte behandelt.
se. Nudolf Leonhard: Die Inſel. Gedichte einer
italieniſchen Reiſe (Verlag Die Schmiede‟, Berlin.) Ein Gedichtb ud,
der in eigenartiger Form und inneren Seelenzuſammenhängen nid
etwa eine Italienreiſe ſchildert, ſondern Stimmungen einer empfind=
ſamen
Dichterſeele formt und geſtaltet, die mit blutvollem Herzen
tiefer Innerlichkeit das Wunderbaxe einer märchenhaften Natu
wie Erleuchtungen des Menſchendaſeins auf ſich einwirken läß
in der dichteriſchen Form, ſind die Gedichte in ſich ungleich wert
von blitzendem Geiſt und warmer Empfindungen voll.
St. Jakob Chriſtoph Heer: Tobias Heider. Romar
(J. G. Cottaſche Buchhandlung Nachf., Stuttgart.) In der, dem be=
kannten
Romandichter eigenen eindringlichen Art, ſchlicht und ſympa=
thiſch
im Satzbau, tief in der gedanklichen und pſychologiſchen Durch=
denkung
, zeichnet Heer in dieſem Tobias Heider einen ringenden Men=
ſchen
des Alltags. Keine Phantaſiegeſtalt, mitten aus dem pulſierenden
Leben herausgegriffen, aber doch von dichteriſchem und literariſcheur
Wert. Ein gutes Buch, wie es uns Deutſchen eignet, und das kein Leſer
aus der Hand legen ſollte ohne innere Befriedigung und Bereicherung
ſeiner Lebenserfahrunge
Honore de Balzae: Beatris. Deutſch von Haus
Jacob. (Verlag Die Schmiede Verlin.) In
Reihe der vom Ver=
lag
herausgebrachten Romane, die den unbeka
ten Balzae deur
deutſchen Leſepublikum näherbringen ſollen, iſt dies der zweite Noman
ein Liebesroman aus der Empire,
Dichter Geor
Sand, Franz Liſzt und ſeine Geliebte Marie dAgoult, die Mut
Coſima Waguers, ſind. Ein Roman, der
in de
eſtal
und Charakteriſierung der handelnden Perſonen d
thpiſ
ltet
verrät, der auf ſeine eigene Art Schickſale
geſtaltung, in der wiederum nur ihm eige
wiedergibt. Geſchmackvolle Ausſtattung eignen
Hinſicht zu Geſchenkzwecken.
86 Thomas Mann: Bekenntniſſe
Deut
lers Felix Krull. Buch der Kindheit
in Stuttgart.) Der Roman wurde
Jahren begonnen, blieb aber wegen
feſſelnd geſehriebenen Buch wäre
Autor veraglaſſen könute, das Fraguent
Nonen.
zu vollenden. Es iſt ein freimütiges
Swürdigen
Humors und feiner Satir

[ ][  ][ ]

Seite Z.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 28. Rovember 1923.

Rummzer 329

Stadi und Land.
Darmſtadt, 28. November.
Wertbeſiändige Poſigebühren.
Die Gebühren im Poſt= und Poſtſcheckver=
kehr
werden zum 1. Dezember auf wertbeſtän=
dige
Grundlage in Rentenmark geſtellt, gleichzeitig gelangen
wertbeſtändige Freimarken zur Ausgabe, bei denen die
aufgedruckte Zahl den Wert in Nentenpfennig darſtellt. Bei der zu=
nächſt
noch zugelaſſenen Bezahlung der Gebühren und der Freimarken
mit Papiermark werden die Rentenmark=(Grund=)beträge mit einem
Umrechnungsſatz vervielfacht, der ſich hierbei ergebende Betrag wird
nötigenfalls auf volle Milliarden Mark aufgerundet. Die für die Ver=
vielfachung
anzuwendende Schlüſſelzahl iſt vorerſt der Goldumrech=
nungsſatz
für Reichsſteuern (die Steuermark), und zwar gilt der
jeweils Montags bis Freitags bekanntgegebene Umrechnungsſatz immer
für den ganzen folgenden Tag, der Umrechnungsfatz vom Sonnabend
immer für die nächſten beiden Tage (Sonntag und Montag). Die je=
weilig
geltende Umrechnungszahi wird an den Poſtſchaltern durch Aus=
hang
bekannt gegeben. Die Umſtellung auf wertbeſtändige Grundge=
bühren
gilt auch für die Briefſendungen nach dem Ausland, für nachzu=
erhebende
Beträge ſowie für die Nehengebühren. ie letzteren ſind im
allgemeinen wieder auf die Vorkriegsſätze gebracht, eine Reihe von Ge=
bühren
, darunter die Einſchreibgebühr für Wertſendungen, die Ein=
ziehungsgebühr
bei Poſtaufträgen und Nachnahmen, die Gebühr für wie=
derholte
Vorzeigung von Poſtaufträgen und Nachnahmen, die Zuſchlag=
gebühr
für poſtlagernde Sendungen, die Poſtausgabegebühr für die ge=
wöhnliche
Abholung uſw., ſind fallen gelaſſen worden. Bei den Brie=
fen
im Orts= und Fernverkehr ſind die bisherigen 4 Gewicht= und Ge=
bührenſtufen
auf 2 (bis 20 Gramm und über 20 bis 500 Gramm) be=
ſchrankt
, bei den Druckſachen und Warenproben werden die beiden er=
ften
Stufen zu einer Stufe zuſamengefaßt. Die Padiermarkbeträge bei
Poſtanwbeifungen, Zahlkarten, Nachnaymen, Poſtaufrrägen und Poſtkre=
ditoriefen
muſſen vom 1. Dezember an auf volle Miuiarden lauten. Die
weſentlicſten Gebuhren, die vom 1. Dezember 1925 an im Poſt=
und Poſtſcheckverkehr innerhalb Deutſchlgnos gelten, werden wir noch
veroffentlichen.
Die Generaldirektion des Heſſiſchen Landesrheaters hat den durch
ſeine Unterricnskurſe in Baſel, Berlin und Munchen bekanuten Muſiker
und Geſangspädagogen Profeſſor Karl Beines als Bortragsmeiſter
berufen. Unter den zahlreichen Schulern desſelßen befinden ſich die
Herren Höfflin=Darmfradt, Butz=Nürnberg, Tauber=Berlin, Steun=
Frankfurt, Günther=Klieemann=Berlin. Profeſſor Beines hat ſe ne
Tätigkeit in Darmſtadt bereits ſeit vier Wochen aufgenommen.
Gewerkverein der Heimarbeiterinnen. Der Vortrag von Marg.
Behn=Berlin, auf den an dieſer Stelle ſchon hingewieſen wurde,
findet am Freitag, den 30. Nov., abends in der Aula der Bangewerk=
ſchule
ſtatt. Die Rednerin wird ſprechen über Die Heimarbeiterinnen=
bewegung
und ihre Bedeutung für die Gegenwart‟. Die Heimarbei=
terinnen
aller Kreiſe, insbeſondere auch ſolche, die für Geſchäfke arbei=
ten
, die Vorſtände der Frauenvereine und alle für die Sache der Heim=
arbeiterinnen
intereſſierten Perfönlichkeiten ſind herzlich eingeladen. Für
die vielfach mit der größten Not kämpfenden alleinſtehenden und er=
werbsbeſchränkten
Frauen bietet die Heimarbeit meiſt die einzige Ver=
dienſtmöglichkeit
. Hierin und in anderen Umſtänden, die durch den
Vortrag näher beleuchtet werden ſollen, liegt die große volkswirtſchaft=
liche
Bedeutung der Heimarbeit begründet. Es wäre zu wünſchen, daß
alle, die es angeht, die Wichtigkeit des zur Verhandlung ſtehenden The=
mas
begreifen und nicht verſäumen möchten, ſich von berufener Seite
in dasſelbe einführen zu laſſen.
Gebühren der Schornſteinfeger. Nach einem bekannten Witztvort
iſt nichts beſtändiger als der Wechſel. Das trifft auch auf die Erhöhun=
gen
der Gebühren der Schörnſteinfeger zu, die zur ſtändigen Rubriß des
Regierungsblattes und der Darmſt. Ztg. geworden ſind. Charakte=
riſtiſch
iſt, daß dieſe Gebühren an einem Tage zweimal erhöht wur=
den
laut Reg.=Bl. Nr. 38 vom 5. November. Am 19. Oktober wurden
neue erhöhende Vorſchriften mit Wirkung ab 22. Oktober und am 24.
Oktober rückwirkend ab 22. Oktober erlaſſen. Fritz Reuter pflegte zu
fagen, daß nichts über die Fixigkeit geht. Was aber dei dieſer Ge=
legenheit
noch beſonders gerügt werden ſoll, iſt, daß dieſe ins wirtſchift=
liche
Pribatleben ſo einſchneidenden Beſtimmungen etwas raſcher
wenigſtens in der amtlichen Zeitung, zur Kenntnis gebracht werden ſoll=
ten
. Die Bekanntmachung vom 29. Oktober erſchien in der Darmſt.
Ztg. erſt am 3. Nov., die vom 6. erſt am 9. Nov., und die wichtige, die
Umrechnung auf Goldpfennige enthaltende vom 14., erſt in der Nummer
vom 17. November.
Kartoffeln. Vom 2. Dezember d. Js. ab kommt die Ausgabe
von Kartoffelſendungen in Darmſtadt=Oſt an den Sonntagen in
Wegfall, da ein Bedürfnis hierfür nicht mehr beſteht.
Ihren 84. Geburtstng begeht heute die ſeit 32 Jahren im Witwen=
ſtand
lebende Lehrerswitwe Anguſte Lenhard, aus Dexbach ſtam=
mend
, wohnhaft Nieder=Namſtädter Straße 79 I. Die Jubilgrin erfreut
ſich noch guter geiſtiger und körperlicher Friſche.
Beſchäftigungs= und Verkaufszeiten an den letzten vier Sonntagen
vur Weihnachten. Beim Verkauf von Back= und Konditoreiwaren an
geiannten Tagen in der Zeit vom 7 bis 10 Uhr vormittags und 11 bis
4 Uhr nachmittags iſt Veſchäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Ar=
beitern
geſtattet (nicht dagegen ſolche bei Herſtellung dieſer Waren)
beim Verkauf von Fleiſchwaren in der Zeit von 46 Uhr nachmittags,
in allen übrigen Handelsgewerbezweigen von 11 Uhr vormittags bis
6 Uhr nachmittags. Soweit hiernach Gehilfen üſw. nicht beſchäftigt wer=
den
dürfen, darf auch ein Gewerbebetrieb in offenen Verkaufsſtellen
nicht ſtattfinden.
Orpheum=Operetrenſpiele. Die Frau im Hermelin wird heute
Mittwoch letzmalig aufgeführt. Morgen Donnerstag, den 29. Nodember,
findet Erſtaufführung ſtatt.
Volkstheater. Heute Mittſoch iſt allen, die das hochintereſſante
Volrsſtück noch nicht geſehen haben, Geiegenheit geboten, das patricti
Werk Königin Luiſe kennen zu lernen und die trefflichen Künſt=
ler
zu bewundern. Nachmittags iſt als Jugendvorſtellung Rofa von
Tamnenburg angeſetzt. In Vorbereitung has das Volkstheater
das äußerſt humorvolle Vers= und Koſtüm=Luſtſpiel Die goldene Eva‟
(Siehe Anzeige.)
Schwurgericht. Die kürzlich ausgeloſte Geſ=hrorenenliſte für die
am nächſten Montag, den 3. Dezember 1923, vormittags 9.30 Uhr, be=
ginnende
Tagung des hieſigen Schwurgerichts woar infolge Ausicheidens
zwveier Geſchworenen zu ergänzen, und es wurden demgemäß durch das
Los die Nachſtehenden gezogen: Lipp, Georg 2., Beigeordnerer in Wald=
micheibach
, und Gerlach, Friedrich, Bäckermeiſter in Oberroden.
Das Verſchieben von Briefen und Poſtkarten in Druckfachen=
ſendungen
bildet fortgeſetzt die Urſache unliebſamer Briefverſchleppun=
gen
und Briefverluſte. Ungeachtet wiederholter Anmahnungen durch
die Preſſe und trotz unmittelbarer Einwirkung der Poſtanſtalten auf
die Abſender werden viel Druckſachenſendungen leider immer noch in ſo
mangelhafter Verpackung zur Poſt eingeliefe:t, daß ſie leicht zu Fallen
für kleine Sendungen werden. Als beſonders gefährlich in dieſer Be=
Ziehung erweiſen ſich, wie neue Feſtſtellungen beſtätigen, die haufig zur
Verſendung von Druckſachen benutzten offenen Briefumſchläge, bei
denen die Abſender die am oberen Nand oder an der Seite vorhandene
Klappe nach innen einſchlagen. In den dadurch enrſtehenden Spalt
verſchieben ſich unbemerkt Briefe, Poſtkarten ufw., die dann in der
Druckfache oft weite Irrfahrten machen. Im eigenſten Intereſſe des
Publikums muß eindringlich dador gewarnt werden, die Klappe ſolcher
Umſchläge nach innen einzuſchlagen; viel beſſer iſ es. di
Klappe über die Rückſeite loſe überhängen zu laſ=

ſen. Als recht zweckmäßig haben ſiech Umſchläge beivährt, die an der
Verſchkußklappe einen zungenartigen Anſatz haben, der in einen äuße=
ren
Schlitz des Umſchlags geſteckt wird. Sie ſichern den Inhalt dor dem
Herausfallen und verhindern das Einſchieben anderer Sendungen, ihre
möglichſt ausgedehnte Verſvendung iſt im allgemeinen Intereſſe zu wün=
ſchen
. Ve hältnismäßig häufig derſchieben ſich auch Briefe uſw. i
Zeitungen. die unter Streifband derſchickt werden. Es iſt dringend zu
raten, die Streifbänder ſo feſt wie möglich um die Zeitungen zu jegen,
nachdem dieſe umſchnürt worden ſind

Kürzung der Verſorgungsbezüge bei Privateinkommen.
Nach Artikel 10 § 6 Abſ. 3 der Perſonalabbauverordnung vom
27. Oktober 1923 (Reichsgeſetzblatt 23 S. 999) iſt jeder Berſorgungs=
berechtigte
, der nicht im Reichs= oder in einem ſonſtigen öffentlichen
Dienſte verwendet wird, und neben ſeinen Verſorgungsgebühruiſſen ein
weiteres ſteuerbares Einkommen bezieht, bei Verluft ſeiner Verſorgungs=
bezüge
verpflichtet, der dieſe regelnden Behörde oder, wenn ſie ihm nicht
bekannt iſt, der ſeine Verſorgungsbezüge zahlenden Kaſſe innerhalb
eines Monats nach Inkrafttreten der Perſonalabbauverordnung, oder
nach Beginn des Bezuges eines ſolchen weiteren Einkommen deſſen Höhe
anzuzeigen. Die Perſonalabbauvererdnung iſt am 31. Oktober 1923 in
Kraft getreten. Zur Anzeige bis Ende dieſes Monats ſollen demnach
nur diejenigen Verſorgungsberechtigten verpflichtet ſein, deren ſteuer=
bares
Einkommen im Sinne des Einkommenſteuergeſetzes nach Abzug
der darin enthaltenen Verſorgungsbezüge im Monat Oktober 1922 den
Betrag von 400 Milliarden überſchritten hat. Sind im Oktober 1923
außerordentliche, nicht regelmäßig wiederkehrende Einnahmen bezogen,
ſo kann der Verſorgungsberechtigke zwecks Herbeiführung eines ange=
meſſenen
Ausgleichs die Einnahmen der drei letzten Monate getrennt
für Auguſt, September und Oktober, anzeigen.
Kann das Einkommen für die oben bezeichneten Abſchnitte nicht
zahlenmäßig feſtgeſtellt werden, z. B. bei buchführenden Gewerbetrei=
benden
, Landwirten uſw., ſo iſt das Einkommen für die Zeitabſchnitte
zu ſchätzen. Die Unterlagen zu dieſen Schätzungen einzufordern, bleibt
vorbehalten. Bei denjenigen Verſorgungsberechtigten, bei denen eine
Veranlagung zur Einkommenſteuer für 1922 ſtattgefunden hat, iſ in
jedem Falle in der Anzeige zu Vergleichszwecken auch anzugeben, wie
hoch das endgültig veranlagte ſteuerbare Einkommeu im Kalenderjahre
1922 nach Abzug der Verſorgungsgebührniſſe geweſen iſt. Iſt das für
Oktober bezogene Einkommen inzwiſchen etwa infolge Aufkündigung des
Dienſtverhältniſſes fortgefallen oder unter die oben angegebene Grenze
heruntergefunken, ſo kann die Anzeige unterbleiben.
Die Anzeigepflicht erſtreckt ſich auf alle Ruhegehaltsempfänger und
Wartegeldempfänger. Sie gilt auch für die nach dem Offizierpenſions=
geſetz
, den entſprechenden älteren Geſetzen, für die nach dem Offizier=
entſchädigungsgeſetz
, dem Kapitulantenentſchädigungsgeſetz, dem Wehr=
machtsverſorgungsgeſetz
und dem Reichsverſorgungsgeſetz verſorgten
Perſonen, ſowie für die ehemaligen Kapitulanten, die Dienſtzeitrenten
erhalten.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunier erſcheſnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeſgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Befprec ung oder Kritil.
Der Frauenverein der Paulusgemeinde veran=
ſtalter
zum Beſten der Schweſternſtation am nächſten Donnerstag abend
im Gemeindeſaal einen Unterhaltungsabend mit verſchiedenen Darbie=
tungen
des Jugendbundes. Den Schluß bildet wieder eine ſogen. ameri=
kaniſche
Verſteigerung, deren Ergebnis der Gemeindekrankenpflege zu=
gute
kommt.
Vortrag. Am Montag, den 3. Dezember, abends 8 Uhr, wird
Dr. Johannes Müller im Muſikvereinsſaal, Steinſtraße, ſprechen. Das
Thema des Vortrages lautet: Die Quellen der Erneuerung. Alle,
denen es möglich war, Johannes Müller in den letzten Jahren zu hören,
haben einen tiefen Eindruck davon empfangen, wie ſich ſeine gewaltig
Perſönlichkeit mit dem Weltgeſchehen unſerer Tage auseinandergeſetzt
hat. Man fagt nicht zuviel, wenn man in Müller einen der ſeltenen
Menſchen ſieht, die ihrem Mitmenſchen gerade heute in der Zeit des
troſtloſen äußeren und inneren Zuſamimenbruchs Worte der Erlöfung
ſagen können und ſagen. Nicht nur der große Kreis ſeiner Freunde,
ſondern Viele, die aus der geiſtigen Not der Zeit nach einem Wegweiſer
ſuchen, werden deshalb die Gelegenheit, ihn ſprechen zu hören, dankbar
ergreifen. Es empfiehlt ſich, wegen der beſchränkten Zahl der Plätze ſich
rechtzeitig Karten zu beſorgen. Das Einzelne bringt die Anzeige.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Känſiſer und künſtleriſche Veranſialiungen, deren im Nachſtehenden Grwähnung
geſchieht. behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Künſtlerabend! Um weiten Kreiſen die Möglichkeit zu
geben, gegen ein ſehr mäßiges Eintrittsgeld gute Kunſt genicßen zu
können, hat ſich der Bildungsausſchuß des Gewerkſchaftsbundes der An=
geſtellten
(G.D.A.) entſchloſſen, am Montag, 3. Dezember, abends
7.30 Uhr, im Städtiſchen Saalbau einen Künſtlerabend zu ver=
anſtalten
. Die erſten Kräfte unſeres Landestheaters wirken dabei mit,
Die Damen K. Gothe und Frau Kuhn=Liebel, ſowie die Herren Kuhn,
Baumeiſter, Hölzlin, Vogt, Weller, am Klavier Herr Sander, bieten
ſchon im Voraus für einen genußreichen Abend Gewähr. Die Ausgabe
der Karten wird in der nächſten Anzeige bekannt gegeben werden.
Am Dienstag, den 4. Dezember, findet im Vortragsſaal für Kunſt
und Keramik abends um 8 Uhr ein Sonatenabend von Herrn
Andreasſohn, dem bekannten Künſtler des Buſch=Quartetts, ſtatt.
Am Klavier Herr Guſt. Beck. Es werden Werke von Bach, Schubert
und Brahms zum Vortrag kommen.
Der II. Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=
Quartetts findet am Montag, den 3. Dezember, 7½ Uhr, im Klei=
nen
Haus ſtatt. Zur Aufführung kommen das Klarinettenquintett von
Brahms und Mozarts Streichquartett in C=Dur. In der Ausführung
des berühmten Brahmsſchen Werkes wird das Quartett von Kammer=
muſiker
Julius Winkſer unterſtützt.
Eunſt und Lilli Raven veranſtalten zuſammen mit Herrn
Guſti Beck einen Konzert= und Vortragsabend mit ſehr reichhaltigem,
intereſſantem Programm am Donnerstag, den 29. November, abends,
im Mathildenhöhfaal, worauf nochmals hingewieſen ſei.
8 Eberſtadt, 26. Nov. Abſchiedswvrte. Unbermutet verab=
ſchiedete
ſich geſtern im Jormittagsgottesdienſt Herr Pfarrer Otto Bo=
nin
von der hieſigen ebgl. Gemeinde Pfaurer Bonin iſt bekanntlich
nach Worfelden bei Groß=Gerau als Nachfolger des Pfarrers Walther
verſetzt worden. Er erfreute ſich hier, nicht zuletzt bei der Jugend, der
er ein väterlicher Freund war, großer Beliebtheit.
+ Groß=Gerau, 26. Nov. Die Separatiſtenherrſchaft
auf dem hieſigen Kreisamt geht weiter. Auffallenderweiſe hat aber Ende
vergangener Woche der Separatiſtenführer Schäfgen, derſelbe, der be=
kanntlich
das ungültige Notgeld unterzeichnete, das Feld hier geräumt
und iſt nach Mainz zurückgetehet. Ob das allerdings einen Abbau der
hiefigen Separatiſtenmißwirtſchaft bedeutet, ſteht noch dahin.
B. Gießen, 26. Nov. Selbſtmord verübte hier ein hochbetagtes
Rentner=Ehepaar, das ein Opfer der ganzen Zeitverhältniſſe geworden iſt.
L. Gießen, 26. Nov. Die oberheſſiſche Viehverſiche=
rungsanſtalt
will am 30. ds. Einführung wertbeſtändiger Gold=
markverſicherung
beſchließen.
I. Gießen, / 27. Nov. Das von der Prodinz Oberheſſen
ausgegebene Norgeld ſowie Gutſcheine ſind zur Cinlöfung bi=
Ende November aufgerufen. Einlöſungsſtellen innerhalb der
Provinz u. A.: Darmſtädter und National=Bank, Deutfche Vereinsbank,
Mirteldeutſche Kreditbank und Filialen daſelbſt.
() Alsfeld, 26. Nov. Eine Volksküche ſoll demnächſt hier er=
richtet
werden. Etwa 150 Perſonen können mit ihreu Hilfe geſpeiſt
werden.
() Pohlgöns, 26. Nov. Der Oberheſſiſche Sängerver=
band
hielt hier ſeinen diesjährigen Sängertag ab. Ueber den An=
ſchluß
an den großen Heſſiſchen Sängerbund gingen die Meinungen
allerdings tveit auseinander. Es wurde deshalb beſchloſſen, von einer
definitiven Beſchlußfaſſung abzufehen und darüber eine ſpärere Tagung
beſchließen zu laſſen. Wenn möglich, ſall im nächſten Jahre eine Sänger=
fahrt
nach Gießen zu Ehren des 60jährigen Beſtehens der Konkordia,
Gießen abgehalten werden.

Reich und Ausland.
Kampf gegen den Wucher.
Energiſch iſt jetzt mit einer amtlichen Warnung der baheriſche
Genekalſtaatskommiſſar eingeſchritten, in der es u. a. heißt: Bei wert=
beſtändiger
Zahlung treten Geldentwertungsverluſte nicht ein, ſind alſo
Riſikoprämien reiner Wucher. Verbrecheriſcher Eigennutz entwertet

forderung ſchuldig macht oder ſich der Nachprüfung durch Schließung
des Geſchäfts zu eutziehen ſucht, hat die Zurücknahme der Handelser=
laubnis
und die Unterſagung des Handels zu gewärtigen.

Verweigerte Papiergeldannahme und ihre Folgen.
Karlsruhe. In verſchiedenen badiſchen Städten ſind in den
ten Tagen wegen Verweigerung der Papiergeldannahme polize
Maßnahmen erfolgt In Baden=Baden wurde eine Kolonialw,
handlung für dier Wochen geſchloſſen, weil die Inhaberin Zucker
Papiermark nicht abgab. Ein Gemiſchtwarengeſchäft wurde auf
Dauer von ſechs Wochen geſchloſſen, weil der Inhaber die ausgeſte
Waren nicht mit Preisſchildern verſehen hatte. In Heidelberg wu
zehn Geſchäftsinhaber wegen Nichtabgabe von Waren gegen Papier
bei der Wucherpolizei angezeigt. In Raſtatt wurden ein Geſchäftsinhe
und eine Landwirtsehefrau dem Amtsgericht vorgeführt, weil
keine Papiermark annehmen wollten.
Zum Untergang des deutſchen Dampfers Kronos.
Reval. Ueber die Schiffskataſtrophe an der Weſtküſte der
Oeſel, der der deutſche Dampfer Kronos zum Opfer gefallen iſt,
berichtet, daß der deutſche Geſandte in Reval ſich in Begleitung
Sekretärs des eſtländiſchen Miniſteriums des Auswärtigen nach A.
burg begeben hat, um an Ort und Stelle mehrere Nachforſchungen
zuſtellen. Wie der Revaler Vote hervorhebt, deuten die in verwu
tem Zuſtand auf Oeſel angeſpülten Leichen auf eine Minenexploſion
Die den finnifchen Meerbuſen regelmäßig befahrenden Kapitäne I
teten, die Minengefahe ſei ebenſo groß wie in Kriegszeiten.
Eine dulkaniſche Inſel entdeckt.
Paris. Nach einer Meldung aus Rangun erklärte ein Kap
namens Tſchakdina, daß er in der Bucht von Beugalien, 25 Mcilen
lich von Akhab, eine vulkaniſehe Inſel entdeckt habe, die erſt vor ein
Tagen an der Oberfläche erſchienen ſei. Sie ſei 600 Meter lang, 300 9.
breit und ſteige 16 Meter hoch aus den Wellen empor. An der St
wo er jetzt die Inſel feſtgeſtellt habe, habe man im Jahre 1914 das
ſteigen bulkaniſcher Schlammaſſen tieffeeiſchen Urſerungs feſtgeſtell

Sport,

piel und Turnen.
Redfahren.

Gründung des Beziils Starkenburg Gau IK B. D. R.
Zur Gründung des Bezirks Starkenburg im Gau IX des Deutſ
Radfahrer=Bundes fanden ſich auf Einladung des V. C. Darmſtadt
Sonntag, 25. Nov., im Klubheim vorgenannten Vereins die Bun
vereine von Darmſtadt, Dieburg und Groß=Gerau zuſammen. Un
ſchuldigt fehlten unverſtändlicherweiſe Erbach und Michelſtadt, wäl
Langen ſich ſchriftlich entſchuldigt hatte, da es dieſem Verein u
der Befetzung nicht möglich war, Vertreter zu entſenden. Der
ſitzende des V. C.D. als Verſammlungsleiter eröffnet dieſe um 5
und gibt nach Begrüßung an Hand eines vom Nennfahrwart
fertiggeſtellten Planes die vorgeſehene Bezirksgrenze bekaunt, 5
ſeitige Zuſtimmung fand. Der Bezirk Starkenburg, welcher für
Größe ſehr wenig Bundesvereine enthält, bietet ein reiches Werbe
Zur Wahl des Bezirksvorſtandes ſchlägt Herr Levi vom D.R.C.
den Vorſitzenden des Velociped=Clubs Darmſtadt, Herrn Jakob
als Bezirksvorſitzenden vor, der durch Zuruf einſtimmig gewählt u
Herr König dankt für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und
ſpricht, alle ſeine Kräfte für ein E=ſtarken und Gedeihen des ne
Bezirks Starkenburg einzuſetzen. Um ein gedeihliches und reibu ſie
loſes Arbeiten des Bezirksvorſtandes zu ermöglichen, ſchlägt der Hie?
Vorſitzende als Beziuksſchriftführer Herrn Ernſt Jacobi (V.
1899) und als Bezirkszahlmeiſter Herrn Ludwig Sauer (V. C.D. Mm
vor. Auch dieſe Herren werden öhne Gegenvorſchläge und durch /
ruf gewählt. Zum Bezirksfahrwart wird Herr Auguſt Pech (2.9
1919) beſtellt; Beiſitzer Herr Jokab Jung=Dieburg und Herr Pſ
Nauch=Groß=Gerau. Der Vorſitzende gibt bekannt, daß diefe Beziſt
gründung nur eine Einrichtung für wenige Wochen iſt, da bereits Aich=
Januar eine vollkommen neue Gaueinteilung des geſamten Bun ℳe
gebietes eintritt. Der Bundesvorſtand des B.D.R. hat einen Plan /mwer
gearbeitet, der eine große Anzahl neuer Gaue vorſieht, u. a. guch ei ſüan
ſelbſtändigen Gau Heſſen=Darmſtadt. Es wurde beſchloſſen, die
meldung neuer Mitglieder und die Beitragszahlung nunmehr 1 Geu
Darmſtadt zu richten; ein Bezirksbeitrag wurde noch nicht feſrgeſ m
da man dies bis zur Gründung des neuen Gaues nicht für notwei
erachtet. Der Ehrenvorſitzende des V. C.D. und Bundesſaalfaßu !z:
Herr Karl Bauer=Darmſtadt berichtet noch eingehend über die ßäl
und Beſtrebungen des Bundes und ermahnt zur Arbeitsfreudigkeit ſru
neuen Bezirk. Er verſpricht, ſeinerſeits dem Bezirk Startenburg, ehör
ſpäteren Gau Hefſen=Darmſtadt mit Rat und Tat zur Seite zu ſte ſet=
Von der erfolgten Neugründung wurde dem erſten Vorſitzenden
B. D. R., Herrn Heinrich Stavens, telegraphiſch Mitteilung gemacht.
die erſten Unkoſten und die dorläufigen kleineren Ausgaben zu der tie
wurde eine Sammlung veranſtaltet. Im kommenden Frühjahr & ſlm
eine umfangreiche Werbetätigkeit einſetzen, um alle Nichtbunbesradfal ſmit
dem großen Bunde Deutſcher Nadfahrer zuzuführen.
Siewen in.

1. Schülerm. Sportv. Darmſtadt 1. Schülerm. V. f. R. Darmſtadt
Berichtigung. Von dem Spielführer der 1. Schülerelf
Sportvereins wird uns berichtigend mitgeteilt, daß die 1. Schül
des Sporrvereins gegen die gleiche des V. f. R. am Sonntag, 25.
2 Uhr nachmittags, geſpielt und das Spiel mit 1:0 gelvonnen hat.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unier dleſer Ueberſchriſt übernimmt die Redaltion feinerkei 2
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 24 Abf. 2 des Preſſeseſetzes in vollem Umfa
der Elſender veraniwortſich.) EEinſendungen, die nicht verwendet werden, Hönnen
zurückgefandt, die Ableknung nicht begrändet werden.
Die Anfrage der Landtagsabgeordneten Frau Hattemer wird
den beteiligten Kreiſen mit großer Befriedigung aufgenommen, und
gemein iſt die Anſchauung, daß die von der Ortskrankenkaſſe ange
derten Wochenbeiträge nicht bezahlt werden können. Was tun? Es
den verſchiedene Vorſchläge gemacht. Ein Einſender erachtet, daß
prekäre Lage der Kaſſe durch die hohen Verwaltungskoſten verſchu
ſei, es gebe nur ein Mittel, der fortgeſetzten Steigerung der Beitr
Einhalt zu tun: einen Zahlungsproteſt, wie ihn jüngſt die Bürgerſe
mit Erfolg erhoben habe. Ein anderer Einſender ſchlägt vor: 1.
Rückſicht auf die für einen großen Teil der Einwohner abgelegene
der Kaſſe in den verſchiedenen Polizeirevieren Zahlnachmittage a
halten. 2. Durch Kaſſeboten die Beiträge gegen mäßige Gebühr=
heben
. 3. Ueberweiſung durch die Banken gegen Zahlung einer Ge
an dieſe iviedereinzurichten. 4. Kriegsbeſchädigte ſollien auf eigene 7
nung mit Unterſtützung der Kaſſe gegen Gebühr die Erhebung beſorg
5. Die Bewohner ſollten ſich ſtraßenweiſe zuſammenſchließen, ſodaß
nur alle 1012 Wochen die Zahlarbeit für Alle übernähme. Es
die Aufſichtsbehörde nicht mehr länger zögern, ſich als dazu berufe
Organ zu äußern.

Die Direktion des Realgymnaſiums erhebt das für Dezet
fällige Schulgeld bereits am 29. Notember. Da Gehaltsz
ungen am 1. ſtattfinden, wird gebeten, das Schuldgeld ſtets im La=
des
fälligen Monats zu erheben.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherfage ſür Donnerstag, den 29. November.
Bedeckt, Temperatur um 0 =Grad, tagsüber leichtes Tauwetter
höheren Lagen Schneefälle.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
6 und 8 Uhr: Konzert der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt.
Orpheum, 734 Uhr: Die Frau im Hermelin Union=,
denz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Perſteigerungskalender Donnerstag, 29. November.
Hausmobiliar=Verſteigerung, vorm. ½10 Uhr und na
23 Uhr, Ernſt=Ludwigſtraße 9.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudo
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtfchaft: Rudo
Mauve, für Feuilleton: Mar Streeſe Heſſiſche Nachrichte
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann Schlt
ſienſt: Andreas Bauer; für den
eratenteil: Wil
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 6 Seiten

Hartin Rertens, Darmsiagt, Heinrichst.

[ ][  ][ ]

er Tagblatt
O
Handel und Wandel in Heſſen.
Motorenfabrik Darmſtadt A. G., Darmſtadt. In
eſtrigen Generalverſammlung der Motorenfabrik Darmſtadt A. G.,
ſtadt, wurden die Anträge der Verwaltung einſtimmig genehmigt.
der Verteilung einer Dividende wurde mit Rückſicht auf die Geld=
rtung
Abſtand genommen. Der Gewinn wird auf neue Rechnung
tragen. Der Abſchluß einer Goldmarkfeuerverſicherung und ein
als Selbſtverſicherung wird genehmigt. Das Aktienkapital wird
6 Millionen Mark erhöht und der Vorſtand und Aufſichtsrat er=
t
, die Modalitäten der Begebung zu beſtimmen.

*T

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Faſſung der Geſetze und Verordnungen. Der
Induſtie= und Handelstag, die Geſamtvertretung der Indu=
und Handelskammer, hat kürzlich in einer Eingabe an die haupt=
in
Berracht kommenden Miniſterien auf die Beſchwerden aus In=
und Hand I über die Art und Weiſe hingewieſen, in der neuer=
Geſetze und Verordnungen abcefaßt und val öffentlicht werden.
neuen Geſetz und in jeder neuen Verordnung wird oft in
ſter Kürze auf zahlloſe frühere geſetzliche Anordnungen Bezug ge=
ten
, ſodaß die Beſtimmungen für jeden, der nicht die geſamten,
icht mehlere Jahre zurückliegenden Vorgänge beherrſcht, einfach un=
indlich
ſind (vergl. z. B. die Verordnung über Betriebsſtillegung
Arbeitsſtrcckung vom 15. Oktober 1923; Verordnung über Aenderung
eviſengeſetzgebung vom 2. November 1923 uſw.). Da auch für die
Zeit eher mit einer Zu= als Abnahme der Zahl der wirtſchaft=
Anordnungen und Maßnahmen zu rechnen iſt, ſo gewinnt die
einer für die Allgemeinheit geeigneten Faſſung und Veröffent=
ig
der Geſetze und Veroadnungen umſomehr an Bed utung und es
* zu wünſchen, daß die Miniſterien und die Reichsregierung den
induſtrie= u. Handelstag vorgetragenen Wünſchen entgegenkommen.
Erhöhung. des Höchſtbetrages an Darlehns=
enſcheinen
. Einer Meldung zufolge hat der Reichsfinanz=
er
beim Reichsrat beantragt, den Hochſtbetrag der Darlehnskaſſen=
ie
auf drei Trillionen feſtzuſetzen. In der Begründung des Antrags
es: Der Reichsrat hat durch Beſchluß vom 30. 10. 23 den Höchſtbe=
der
auszugebenden Darlehnskaſſenſcheine auf 750 000 Bill. feſtgeſetzt.
9 h die weitere Entwicklung der Mark ſind die Anforderungen an die
ehnskaſſen fortgeſetzt weiter geſtiegen. Darlehen, die von der Wirt=
t
und den Ländern übernommen ſind, haben ſich derartig vergrößert,
jetzt ſchon abzuſehen iſt, daß das Kontingent der Darlehnskaſſen=
ne
demnächſt wieder erſchöpft ſein wird. Zur ordnungsmäßigen Er=
ung
der Geſchäfte erſcheint es geboten, das Kontingent auf 3 Trill.
rhöhen.
* Bilanzierung wertbeſtändiger Schulden. Der
hsjuſtizminiſter hat dem Reichsrat den Entwurf eines Geſetzes über
Bilanzierung wertbeſtändiger Schulden zugehen laſſen, der im § 1
indes beſtimmt: Hat eine Aktiengeſellſchaft eine wertbeſtändige
ild aufgenommen und iſt infolge der Geldentwertung der in Reichs=
rung
ausgedrückte Wert der Schuld an dem Tage, für den die Bilanz
eſtellt wird, höher als an dem Tage der Entſtehung der Schuld, ſo
1ie Aktiengeſellſchaft berechtigt, den Wertunterſchied als Berichtigungs=
1en in die Aktiva der Bilanz einzuſetzen. In der Begründung zu dem
vurf heißt es: Nach dem geltenden Aktien=Recht dürfen in der Bi=
Anlagen und ſonſtige Gegenſtände, die nicht zur Weiterveräußerung,
ſern dauernd für den Geſchäftsbetrieb beſtimmt ſind, höchſtens zu
Anſchaffungs= oder Herſtellungspreis angeſetzt werden, während
Uden nach dem Werte am Bilanzſtichtage anzuſetzen ſind. Aktien= Ge=
chaften
, die ſich in ausländiſcher Währung oder ſonſt wertbeſtändig
chuldet haben, geraten bei Anwendung dieſer Vorſchriften unter
wertb ſtändigen Währungsverhältniffen in die Gefahr einer paſſiven
inz. Dem muß im Jutereſſe der einzelnen Unternehmungen, ſowie
Intereſſe des Anſehens der deutſchen Wirtſchaft nach Möglichkeit vor=
rugt
werden. § 3 des Entwurfes beſtimmt: Aktiengeſellſchaften, die
der in § 1 erwähnten Befugnis Gebrauch machen, ſind verpflichtet:
In der Bilanz den Stand der wertbeſtändigen Schulden geſondert
ugeben, und ſie geſondert von anderen Schulden zu bewerten, 2. das
hrungs=Berechtigungskonto durch jährliche Abſchreibungen nach den
undſätzen kaufmänniſcher Geſchäftsgebarung zu tilgen. Oberſte Landes=
örden
können allgemein, oder für den einzelnen Fall den Mindeſt=
rag
der Abſchreibungen feſtſetzen.
Grube Levpold A.=G., Köthen i. Anhalt. Von den zur
sgabe gelangenden 90 Mill. ab 1, 1. 23 dividendenberechtigten Stamm=
ien
wird ein Teilbetrag von 7 Mill. den alten Aktionären im Ver=
tnis
9:1 zum Preiſe von 8,4 Gold=Mark 5 2, berechnet nach dem
tlichen Berliner Mittelkurs vom 4. Dezember zuzüglich Börſenumſatz=
2 Bezugsrechts=Steuer zum Bezuge angeboten. Das Bezugsrecht iſt
10. 12. einſchließlich auszuüben.
* Porzellan=Fabrik Schönwald. Die Geſellſchaft gibt
annt, daß ſie bei Einreichung bis ſpäteſtens 31. 12. ds. Js. die gekün=
ten
4½proz. und 5proz. Anleiben von 1905 und 1914 derart zur Ein=
ung
bringt, daß für je 1000 Mk. Teilſchuldverſchreibungen 1 8 Reichs
danleihe vergütet wird.

Düſſeldorf=Nathinger Maſch.= und Apparate=
Bau A.=G., Düſſeldorf=Nathingen. Die Geſellſchaft erzielte
im abgelaufenen G ſchäftsjahre einen Fabrikations=Gewinn von Mk.
405 267 260 (i. V. Mk. 4 413 802), Gen ral=Unkoſten erforderten Mk.
125 253 594 (i. V. Mk. 1 552 203), Abſchreibungen Mk. 367 062 (i. V.
492 036), ſo daß einſchließlich Mk. 81 401 Vortrag ein Reingewinn von
Mk. 279 768 004 (i. V. Mk. 2 388 398) verbleibt. Mk. 213 577 943 wer=
den
für Rücklagen verwandt und Mk. 27 033 937 auf neue Rechnung
vorgetragen, ſo daß eine Dividende, die im vergangenen Jahr mit 40
Prozent zur Auszahlung gelangte, für dieſes Geſchäftsjahr nicht zur
Verteilung kommt. In der Bilanz erſcheinen Kaſſe, Reichs=Bank und
Poſiſcheck einſchließlich Schecks mit Mk. 252 385 381 (i. V. Mk. 834 020),
Debitoren ſind mit Mk. 491 002 372 (i. V. Mk. 3 920 053), Vorräte mit
Mk. 497 226 (i. V. Mk. 9 657 427) und Gläubiger mit Mk. 517 130 336
(i. V. Mk. 4 975 475 ausgewieſen. Im Geſchäftsbericht wird mitgeteilt:
Der aus dem Vorjahr übernommene Auftragsb ſtand, ſowie die weiter
anhaltende rege Kaufluſt ſicherte den Werksanlagen während des Be=
richtsjahres
ausreichende und lohnende Beſchäftigung. Gegen Ende des=
ſelben
trat jedoch hierin eine ungünſtige Wendung ein, da unter der Un=
ſichetheit
der politiſchen Lage Nen=Beſtellungen in größerem Umfange
ausblieben und die Beſchaffung der Roh=Materialien infolge der Ruhr=
beſetzung
auf immer größere Schwierigkeiten ſtieß.
* Meurerſche A.=G. für Spritzmetallveredelung,
Berlin. Von den neu zur Ausgabe gelangenden 250 Mill. ab 1. 1. 23
dividendenberechtigten Stammaktien werden 25 Mill, derart zum Bezuge
angeboten, daß auf nom. 4000 Mk. alte Stammaktien nom. 1000 Mk.
neue Stammaktien zum Preiſe von ¼ Dollar, zuzüglich Vörſenumſatz=
und Bezugsrechtſteuer, entfallen. Der Bezugspreis wird errechnet auf
Baſis desjenigen Berliner Mittelkurſes für Auszahlung Neu=York, der
dem Tag der erſtmaligen Notierung des Bezugsrechts im Freiverkehr
der Berliner Vörſe vorangeht. Das Bezugsrecht iſt bis 7. Dezember
einſchließlich auszuüben.
Regensburger Brauhaus Jeſuiter=Brauerei
A.=G. Die G.=V. beſchloß Erhöhung des Grundkapitals um 12 Mill,
Stammaktien auf 18 Mill., wobon ein Teilbetrag von 6 Mill. den alten
Aktionären im Verhältnis 1:1 zu 8 2 in wertbeſtändiger Anleihe zum
Bezuge angeboten werden ſoll. Die reſtlichen 6 Mill. ſollen im Intereſſe
der Geſellſchaft beſtmöglichſt verwertet werden.
wb. Lokomotiofabrik Krauß u. Co. A. G., München.
In der a.v. G.=V. der Lokomotiofabrik Krauß u. Co. A.G. teilte der
Vorſitzende Direktor Otto Hensheimer mit, daß die im Mai beſchloſſene
Kapitalserhöhung dem Unternehmen nicht die nötig en Geldbeträge zu=
geführt
habe, daß aber der Aufſichtsrat die Möglichkeit habe, mit einer
ausländiſchen Bank ein Abkommen zu treffen, wonich dieſe bereit ſei,
der Fabrik 100 000 Dollar zur Verfügung zu ſtellen.
L. Süddeutſche Briefmarken A.=G., München. In
München wurde eine Süddeutſche Briefmarken A.=G. mit einem Aktien=
kapital
von 55 Mill. gegründet.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Angeſichts der inner=
politiſchen
Lage war die Stimmung an der Montagsbörſe ſehr feſt.
Zu Umſätzen kam es wiederum nicht in bedeutendem Maße, da die vom
Reich ausgegebenen wertbeſtändigen Zahlungsmittel noch in vollſtändig
ungenügender Menge vorhanden ſind und die örtlichen wertbeſtändigen
Zahlungsmittel nur von Eignern abgenommen werden, die in deren
Bereich wohnen. Nur Anilin=Dollar werden von der Landwirtſchaft an=
genommen
, die damit ſich Düingemittel erwerben will. Die Forderungen
ſind in Goldmark unverändert geblieben und lauten für Weizen auf
2526, für Roggen auf 2324 für Gerſte auf 2122, für Hafer au
1920 pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Auch für Mehl waren bei
feſter Tendenz die Preiſe unverändert und ſtellten ſich für Weizenmehl
Spezial 0 auf 3536, für Roggenmehl auf 3132 Goldmark pro Dop=
pelzentner
ab ſüddeutſche Muhle. Aus den beſetzten Mühlen werden
jetzt an den Konſum direkt Weizenmehle zu 21 Goldmark pro Zentner
abgegeben. Futtermittel lagen zu unveränderten Preiſen in den übli=
chen
Artikeln im Angebot. An der Kolonialwarenbörſe war die Tendenz
gleichfalls ſehr feſt, und die Offerten lauteten unverändert für Kaffee
Santos, roh, auf 4,504,90, gewaſchen 5,505,90, Tee, gut 8,709,70,
mittel 9,9010,90, fein 1112, inländiſchen Kakao 3,704,20, holländi=
ſcher
4,205,50, Burmah=Reis 0,65, Weizengries 0,70, Kriſtallzucker
1.25 Goldmark pro 1 Kilo ab Mannheim. Offiziell wurden pro 100 Kilo
waggonfrei Mannheim, ohne Sack, in Goldmark notiert: Weizen 24,60
bis 25., Roggen 22,5023., Gerſte 21,50 23., Hafer 20 bis 22
Weizenmehl Baſis 0 37,2038., Roggenmehl 34,7535., Weizen=
kleie
7,508., Roh=Melaſſe 8, Wieſenheu 7,508., Preßſtroh
5,005,50. Tendenz: feſt.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtvieh=
markt
am Monrag waren zugetrieben: 176 Ochſen. 81 Bullen, 459 Kühe
und Ninder, 222 Kälber, 96 Schafe, 297 Schweine. Bezahlt wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Ochſen 1. Kl. 6870, 2. Kl. 64
bis 68, 3. Kl. 5458, 4. Kl. 4050; Bullen 1. Kl. 6468, 2. Kl. 6064,
3. Kl. 5260; Kühe und Rinder 1. Kl. 7072, 2. Kl. 6266, 3. Kl. 50
bis 56, 4. Kl. 4046, 5. Kl. 3040; Kälber b 7274, c 6870, d 60
bis- 64, e 5055; Schafe a 4550, b 4045, C 3540; Schweine wur=

Wichtige Entſcheidungen
des Oberſandesgerichts.
Man ſchreibt uns: Unter den Urteilen, die der erſte Zivilſenat des
verlandesgerichts am 27. November verkündet hat, dürften folgende
gemeineres Intereſſe beanſpruchen:
1. Der Eigentümer eines hieſigen wertvollen Hauſes hatte Ende 1922
über 30 Jahre ausſtehenden Reſtkaufſchilling zur Rückzahlung ge=
ndigt
. Deſſen Betrag belief ſich auf etwa 13 Fünfzehntel des Friedens=
rtes
des Hauſes. Als er um Mitte März d. J. der Gläubigerin die Zah=
ng
anbot, lehnte dieſe die Annahme ab und bat um angemeſſene Auf=
ertung
, da ſie durch die Zahlung des Papiermarknennbetrags um den
ößten Teil ihres Vermögens gebracht werde. Der Schuldner lehnte
eſe aber mit den höhniſchen Worten ab, er verkaufe einen Nachttopf
id tilge damit die Hypothek. Er bezahlte darauf nebſt den rückſtän=
gen
Zinſen den Betrag von 130000 Papiermark, der damals etwa
Goldmark darſtellte, auf das Konto ſeiner Gläubigerin und klagte auf
öſchung der Hypothek. Die erſte Zivilkammer des Landgerichts Darm=
adt
gab der Klage ſtatt. Das Oberlandesgericht hob das Urteil au
id wies die Klage ab. Es erkannte an, daß der Gläubiger einer alten
oldhypothek gegen Zahlung eines Papiermarkbetrags vom Nennwerte
Hypothek nicht zu löſchen braucht, ſondern Aufwertung in dem Ver=
iltniſſe
verlangen kann, in dem der Wert des Unterpfandes in Papier=
tark
geſtiegen iſt. Die Gründe der Entſcheidung decken ſich mit den Aus=
ihrungen
, die Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt in Nr. 307 des
armſtädter Tagblatts vom 6. November ds. Js. gemacht hat.
2. Im April 1920 wurde ein hieſiges Haus um 120000 Mark ver=
tuft
. Der Reſtkaufſchilling von 45 000 Mark blieb hypothekariſch ge=
chrt
auf dem Hauſe ſtehen. In den Kaufbedingungen war den Ver=
äuferinnen
das Recht vorbehalten, gegen einen Mietpreis von jährlich
800 Mauk in dem Erdgeſchoß des verkauften Hauſes eine Reihe von
fahren wohnen zu bleiben. Daduich ſollte jenen die Möglichkeit eines
Ferdienſtes durch Untervermieten möblierter Zimmer geſchaffen werden.
der Erwerber des Hauſes verkaufte dieſes weiter. Sein Käufer über=
jahm
den Reſtkaufſchilling von 45 000 Mark und wurde von dem Miet=
echt
der erſten Verkäuferinnen in Kenntnis geſetzt. Er klagt nun gegen
ieſe auf Feſtſtellung, daß ein dem Reichsmietengeſetz unterliegendes
Nietverhältnis vörliege. Der Zweck der Klage iſt, demnächſt von den
Beklagten ſtatt der bedungenen 1800 Mark die geſetzliche Miete zu ver=
ingen
. Die erſte Zivilkammer des Landgerichts gab der Klage ſtatt.
das Oberlandesgericht hob das Urteil auf und wies die Klage ab. Es
ing davon aus, daß das Ergebnis des landgerichtlichen Urteils der Bil=
ligkeit
ſchloff zuwiderläuft. Denn es würde dem zweiten Hauskäufer
ermöglichen, weiterhin den Reſtkaufſchilling mit etwa 1800 Papiermark
zu verzinſen und von den Verkäuferinnen Billionen als geſetzliche Miete
zu erheben. Das deutſche Rerht iſt aber trotz allem nicht derart bankerott
1ß ihm ſolche Entrechtung eines Vertragsteils entſpräche. Es handelt
ſich nicht, wie das Landgericht meint, um einen ſelbſtändigen Kauf= und
nen ſelbſtändigen Mietvertrag, ſondern um ein einheitliches Geſchäft,
eſſen weſentlichſter Beſtandteil der Hausverkauf iſt. Der Käufer hatte
dabei neben der Zahlung des Kaufpreiſes die weitere V rpflichtung über=
niommen
, die Verkäuferinnen eine Reihe von Jahren wohnen zu laſſen.
Und zwar gegen Entrichtung eines Mietzinſes, deſſen Betrag etwa den
inſen des den Verkäuferinnen zuſtehenden Reſtkaufſchillings entſprach.
Die wirtſchaftliche Bedeutung der Vereinbarung war ſomit die, daß die
Verkäuferinnen gegen die ihnen vom Käufer geſchuldeten Zinſen wohnen
ſollten. Dieſer Zuſammenhang kann nicht einſeitig verſchoben werden.
Wenn bei gemiſchten Verträgen im engeren Sinne die einzelnen Ver=
tragsbeſtandteile
nach den Vorſchriften über den einſchlägigen Vertrags=
typ
zu beurteilen ſind, ſo iſt dies bei einem typiſchen Vertrage mit unter=
geordneten
andersartigen Leiſtungen, wie er hier vorliegt, der Fall nur
inſoweit, als dem nicht der Zweck und der Geſamtcharakter des Vertrags
entgegenſteht. Dieſem würde es aber wie dargelegt ſchroff zuwider=
laufen
, wenn die über das Fortwohnen der Verkäuferinnen in dem Kauf=
vertrag
gufgenommene Bedingung als ſelbſtändiger Mietvertrag behan=

delt, dadurch dem Reichsmietengeſetz unterworfen und auſ dieſe Weiſe
der eine Vertragsteil ſeiner Rechte beraubt würde. Der Zweck des Rech=
tes
iſt die Sicherung der beabſichtigten wirtſchaftlichen Erfolge, nicht ihre
Vereitelung.
3. Ein Ortsfremder wollte, um zum Bahnhof zu fahren, nach 10 Uhr
abends auf dem Ernſt=Ludwigsplatz in die elektriſche Bahn ſteigen. Vom
Marktplatz kommend, ging er eiligen Schrittes nach der Halteſtelle, kam
an dem Randſtein des erhöhten Platzes um das Verkehrshäuschen zu
Fall und verletzte ſich. Er verklagte die Stadt auf Schadenerſatz und er=
blickte
ihr Verſchulden ſowohl in der Anlegung des erhöhten Platzes als
in deſſen ungenügender Beleuchtung. Die eiſte Zivilkammer des Land=
gerichts
Darmſtadt erklärte den Klageanſpruch dem Grunde nach als
gerechtfertigt. Das Oberlandesgericht hob das Urteil auf und wies die
Klage ab. Es ſtimmt dem erſten Richter darin zu, daß die Anlegung
der Inſel um das Verkehrshäuschen nicht nur keinerlei Verſchulden
in ſich ſchließt, ſondern eine dem Schutze der wartenden Fahrgäſte die=
nende
, durchaus zweckmäßige Maßnahme darſtellt. Im Gegenſatze zum
Landgerichte nimmt aber das Oberlandesgericht an, daß der Stadt auch
hinſichtlich der Beleuchtung des Platzes keinerlei Verſchulden zur Laſt
fällt. Es ſteht feſt, daß von den mehreren Bogenlampen auf dem Ernſt=
Ludwigsplatz die dem Verkehrshäuschen zunächft ſtehende regelmäßig
brennt. Ihr Licht wird durch ein Uhrwerk geregelt, das von dem Ver=
kehrshäuschen
aus bedient wird. Die Schaffner der elektriſchen Bahn,
deren Zuverläſſigkeit nicht zu beanſtanden iſt, ſind von der Stadt ange=
wieſen
, das Funktionieren der Lampe zu überwachen. Damit hat die
Stadt alles getan, was vernünftigerweiſe von ihr gefordert werden kann.
Ein Verſchulden fällt ihr ſelbſt dann nicht zur Laſt, wenn ab und zu ein=
mal
die Bogenlampe verſagt. Bei Beurteilung der Anſprüche an die
öffentliche Beleuchtung muß den Verhältniſſen billige Rechnung getragen
werden. Es geht bei den dermaligen Kohlenpreiſen und der Finanzlage
der Gemeinden nicht an, eine Beleuchtung der Straßen und Plätze zu
verlangen, wie man ſie vor dem Kriege gewohnt war. Wer ſich zur
Nachtzeit auf den Straßen bewegt, muß dies, namentlich wenn er orts=
fremd
iſt, mit Vorſicht tun. Unterläßt er das, ſo muß er den Schaden,
der ihm daraus erwächſt, ſelber tragen. In dem gegenteiligen Stand=
punkt
des erſten Richters erblickt das Oberlandesgericht eine Ueber=
ſpannung
der Anſprüche, die an die Gemeinden geſtellt werden können.

St. Bureaukratius
Die verſchiedenen Gloſſen über den genannten Heiligen, die in
den letzten Wochen in den hieſigen Zeitungen erſchienen, zeugen von
der inneren Krankheit, an der das Reich, die Länder und Gemeinden
leiden und die befürchten laſſen, daß das ganze Staatsleben an ihr zu
Grunde geht. Wenn ein Beamter eine Anforderung wegen 500 Mk.
Hundeſteuer ins Land ſchickt und dieſe Anforderung mit 500 Millionen
frankiert, dem Staate alſo 499 999 500 Mk. Portokoſten verurſacht,
und dieſes in dutzenden von Fällen, dann hat er damit den Beweis
erbracht, daß er unfähig iſt, ein öffentliches Amt zu bekleiden.
Die Heſſiſche Brandverſicherungskammer verteilt an Gemeinden,
die eine Waſſerleitung beſitzen, eine Prämie, die ſogenannte Ver=
gütung
für erhöhten Feuerſchutz; bei kleinen und mittleren Gemein=
den
betrugen dieſe Summen im letzten Jahre unter 100 Mk bis zu
einigen 100 Mark; die Mitteilungen über die Zuwendungen verſchlangen
in vielen Fällen mehr als die zugebilligten Beträge ausmachen.
Heute, wo ſelbſt in den kleinſten Gemeinden mit Millionen und
Milliarden gerechnet wird, dürfte es ſich empfehlen, die Auszahlung
dieſer Almoſen an die Gemeinden einzuſtellen, insbeſondere auch mit
Rückſicht darauf, daß die Auszahlung durch die Untererheber mehr
als das Hundertfache an Koſten verurſacht.
Wir haben in Heſſen eine Kommiſſion zur Vereinfachung der
Staatsverwaltung; in der Jetztzeit wäre dieſer Kommiſſion tagtäglich
Gelegenheit gegeben, mit rauher Hand die Auswüchſe im Bureaukra=
tismus
zu zerſtöten und wo nötig, die Betreffenden aus ihrem Dorn=

28. November 1923 Nr. 329

den nicht notierk. Marktverlauf: mit Großvieh ruhig, nicht geräumt;
mit Kälbern und Schafen mittelmäßig, ausverkauft; mit Schweinen
lebhaft, ausverkauft.
wb. Berliner Produkkenbericht. Am Produktenmarkt
geſtaltete ſich das Geſchäft wegen der Knappheit an wertbeſtändigen
Zahlungsmitteln wieder ſchwierig, obwohl ſich Angebot für Ware zeigt
Für Roggen werden hier niedrigere Preiſe geboten, als vielfach in den
Prodinzen bezahlt wurden. Infolgedeſſen wurden für hier beſtimmte
Waren zum Teil nach anderen Gegenden geleitet. Von Weizen wurden
manche Poſten an die Mühlen gehandelt, für Mehl beſteht unvermindert
Kaufluſt, allerdings mehr gegen Papiermark als gegen wertbeſtandige
Zahlungsmittel. Gerſte wird vom Weſten und Nordweſten zienlich
ſtark begehrt; auch für Hafer zeigt ſich vom Weſten lebhafte Nachfrage.
Hülſenfrüchte und Oelſgaten wurden bei hohen Preisforderungen
wenig umgeſetzt, auch Futtermittel waren ſtill.
. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Etwas verſpätet iſt die preußiſche Staatsforſtverwaltung zu der
Ueberzeugung gekommen, daß die Förderung der Inflationswirtfchaft
beim Rohholzeinkauf dem Staat viel Geld gekoſtet hat. Sie hat vor
kurzem eine Verfügung erlaſſen, wonach diejenigen Sägewerksfirmen,
die Stundungskredite in Anſpruch genommen; und noch nicht erledigt
haben, eine Aufwertung noch in den Fällen gewähren müſſen, in denen
die Stundungsfriſt noch nicht abgelaufen iſt. Dieſe Maßnahme dürfte,
ſo berechtigt ſie an ſich iſt, den betroffenen Kreiſen viel Schwierigkeiten
bereiten, denn teilweiſe iſt das Schnittholz, das aus dem unter Inan=
ſpruchnahme
von Stundungskrediten erworbenen Rohhlolz hergeſtellt
wurde, bereits verkauft und in Papiermark von den Abnehmern bezahlt
worden. Ein heftiger Kampf wird ſich in den nächſten Wochen um die
Wiedereinführung von Stundungskrediten beim Rohholzeinkauf in den
Staatsforſten entwickeln. Verſchiedene Staatsforſtverwaltungen ſtehen
auf dem Standpunkt, daß bei den derzeitigen mißlichen Verhältniſſen in
finanzieller Beziehung Kredite überhaupt nicht mehr gewährt werden
können. Die Sägewerksinduſtrie weiſt mit Necht darauf hin, daß ihr
aus dieſer ablehnenden Haltung große Gefahren drohen. Es iſt unmög
lich (wie es auch in der Vorkriegszeit unmöglich war), den Rohholzeinkauf
ohne Gewährung von Stundungskrediten zu finanzieren. Am letzten
Ende würde eine Fortſetzung der ablehnenden Haltung auf Seiten der
Staatsforſtverwaltung zu einer gewaltſamen Senkung der Rohholzpreiſe
führen. Dadurch würden L Einnahmen aus den Holzverkäufen zuſam=
menſchrumpfen
und eine Erhöhung der ſteuerlichen Belaſtung eintreten
müſſen. Die Ruhe, die auf dem deutſchen Holzmarkt eingetreten iſt,
wird vor allem darauf zurückgeführt, daß es noch immer an wertbeſtän=
digen
Zahlungsmitteln fehlt. Die Rentenmark iſt trotz ihrer Einfüh=
rung
noch nicht in die Kreiſe des Holzhandels gedrungen, und es ver=
füigen
insbeſondere Tiſchlereigewerbe und Möbelfabrikation nicht über
die notwendigen Mengen von Goldanleihe oder Rentenmark, um Holz=
einkäufe
vorzunehmen.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Trotz der Verſchlechterung
des Markkurſes wurden die Deviſenpreiſe ziemlich unverändert feſtge=
ſetzt
, nur die nordiſchen Zahlungsmittel ſtellten ſich etwas höher. Die
Nachfrage war unvermindert groß, die Zuteilung erfolgte in dem gleich,
geringen Maße wie am Tage vorher. Der Geldmarkt hat ſich verſteift,
es wurden Zinsſätze bis zu 18 Prozent genannt. Man erklärt ſich das
Anziehen der Geldſätze mit der Umwandlung von Pahiermark in Nen=
tenmark
, die ſeitens der Induſtrie Verwvendung zu Lohnzahlungen fin=
det
. Die verfügbaren Mittel der Bank erfahren hierdurch eine weſent=
liche
Verminderung. Am Effektenmarkt war bei großer Zurückhaltung
die Tendenz wegen der Geldverſteifung ſchwächer, die Kurſe neigten
durchweg ziemlich nach unten.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

26 Nobember
Geid

Me
Re

Amſterdam=Rotterdam
Brüſſel=Antwerpen ...
Chriſtiania . . ... . . . . ."
Kopen agen .... . ..."
Stockholm .. . . . . . . ..
Helſingfors ........."
Italien . .. ......... .
London ...........
New=York ..........
Paris...
..
Schweiz..
Spanien ...........
Wien (i. D.=Oſterr. abg.
Prag ..............
Budapeſt .. . . . . . . . ..
Buenos=Aires .. .. . . . .
Bulgarien .........."
Japan .. ...........
hio de Janeiro .....
Belgrad. . . . . . . . . . ...
Liſſabon ............"

11593000 00
Hu5 10000.
6 *4500010.
73150 /60
H 092 0000.
107730000
181545000.
18 5 4000000.
*18.5 0 00
227430000
.30170000
46634000
6882
2164500.
219450
1296750000.
43 4100.
1995000000.
53 1/ 0000
4746 1000.
A153610300.

10/00.
196 190000.
6215:00
41450 00
11747-0000
10-270000.
18.453000
14461 00000
421050 000.
2.35 1000
338 0000.
549 770003
59/48.
223u5000
2205
130 250000
3 1 780000
2005000000
360300000.
477 19000
1563 0000

f1 0 000d
1955 100410.
12 440 00.
1718k25060
110r240000
107 730000.
18/ 5450 d.
18354000000
* 1395300 000
227:30000.
730 17 00000.
426 0000.
598:0.
42169 030
21.450.
12907 0000.
3-718000.
9950000b.
J59 100000
47481000.
155610000.

00U0
9500000.
(751873000.
* 1067 0000.
1032 0u0G.
18 4:5030.
1.44 000000
42 10 00000.
228.70000.
733870/ 00.
5 4536/000
20550
130 4250000.
288 000.
20050- 0000.
31090,000.
47719000.
15 39 000.

röschenſchlaf zu erwecken. Man ſcheint aber auch in dieſer Kommiſ=
ſion
über die berühmten Erwägungen nicht hinauszukommen.
Wir haben in Heſſen eine weitere Stelle, der durch Geſetz die
Befugnis und Pflicht obliegt, Vorſchläge über Vereinfachungen zu
machen. Es iſt dies die Oberrechnungskammer,
Im Vorjahr habe ich allerdings einmal geleſen, daß die Fehler=
grenze
auf 25 Mk. hinaufgeſetzt worden ſei; dies eutſprach ungefähr
dem damaligen Satz des Briefportos. Seitdem iſt es merkwürdig ruhig
geblieben. Man müßte dann allerdings m. E. zuerſt: die Balken im
eigenen Auge beſeitigen, ehe man an die Splitter bei ſeinen Nebei
menſchen ginge.
Der Umſatz einer kleinen bis mittleven Gemeinde betrug in 1920
und 1921 ½20 Millionen. Zur Prüfung über die Richtigkeit dieſer
Summen, die in der heutigen Zeit gar, keine Nolle mehr
ſpielen, wurden Milliarden verwendet und werden tauſende von
Billionen nötig ſein. Es fragt ſich deshalb, ſteht dieſer Aufwand mit
den Ergebniſſen im Einklang?
Der Umſatz in 1922, worüber jetzt die erſten Jahresrechnunge
fertig geſtellt ſind, iſt etwas höher, ſo nach der Größe der Gemeinde,
250 Millionen. Man vergleiche die Koſten, die nötig ſind, um
einzelne Jahresrechnung fertig zu ſtellen.
1. Papier 20 Bogen 3 510 Milliarden . /100200 M
2. Buchhinderkoſten 200500 Milliarden
200500
3. Arbeitszeit (14 Tage)
20005000
4. Portokoſten. (Letztere betragen das Hundertfache der nachzureb
renden Einnahmen und Ausgaben.)
Ich frage deshalb, iſt es nicht wahnſinnig, den Gemeinden
derartige Koſten aufzubrummen, um die Nichtigkeit von einigen Mil=
lionen
zu prüfen? Für den Staat iſt aber mit den obigen Koſten die
Sache noch nicht erledigt, denn für ihn kommen jetzt noch die Gehalte
der Reviſionsbeamten hinzu!
Vor mir liegt eine Anweiſung des Miniſteriums an die Haupt=
ſtaatskaſſe
vom September 1923 über 23,70 Mk., unterſchrieben
von einem hohen Staatsbeamten. Mich würde es intereſſieren, wie
man ſich die Auszahlung dieſer Summe denkt; ich habe ſchon ſeit
zirta 5 Jahren keine Pfennige, ſeit Jahresfriſt keinen kleinen Papierſchein,
ſeit Sommer keine 15000=Markſcheine und ſeit Oktober keine Scheine
unter 1 Million mehr in der Brieftaſche. Jetzt iſt der Milliardenſchein
faſt das kleinſte Zahlungsmittel. Poſt und Bank überweiſen nicht
unter einer Million.
Einzelne Kreisämter verlangen die Aufſtellung von Voranſchlägen
für 1922, trordem das Ri. 1923 bald abgelaufen iſt. Abgeſehen
davon, daß es ſich bei 1922 um Beträge handelt, über die jeder vei=
nünftige
Menſch mit einem wehmütigen Achſelzucken hinweggeht, ent=
ſtehen
hierdurch die tauſendfachen Koſten der Geſamtvoranſchlags=
ſummen
.
Weiter wird die Aufſtellung von Nachtragsvoranſchlägen verlangt.
Jeder Fachmann iſt ſich darüber klau, daß die Aufſtellung eines Vor=
anſchlages
in der gegenwärtigen Zeit zwecklos iſt, indem ſich Einnahmen
und Ausgaben täglich und ſtündlich ändern. Wird dem Drängen auf
Vorlage dieſer Nachträge Folge geleiſtet, dann kann jedesmal vor Ein=
treffen
der Genehmigung bereits wieder ein neuer Nachtragsvoran=
ſchlag
aufgeſtellt werden.
Hier dürfte dem Miniſterium Gelegenheit geboten ſein, etwas mit
dem Bureaukratenſtaub aufzuräumen.
Falls die Herren Miniſter wegen anderer Arbeiten nicht die Zeit
dazu haben, ſich um die Abſtellung oben geſtreifter Mißſtände zu küm
mern, ſollten m. E. von den unterſtellten Inſtanzen die nötigen Ma
nahmen ergriffen werden, um wenigſtens die gröbſten Anſtünde zu
ſeitigen. Wenn auch von dieſer Seite kein Erfolg zu erwarten ſteht,
dürfte ebenſo, wie im Reiche, die Ernennung eines unabhängigen C
ſparungsminiſters mit diktatoriſchen Befugniſſen nicht zu umgehen ſein.

[ ][  ]

Seite 6.

Darmiſtädter Tuybln!, Bitkauf den 28 Ruüriker 4: 23,

Ruzimer 329

Liebe und Pflicht.

Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
26)
Er machte Miene, zu gehen. Der Hauptmann vertrat ihm
den Weg.
Mein Sohn, Du wirſt mit mir gehen, ſprach der Abt in
janftem Ton, und ſeine Blicke ſuchten auf des Jünglings arg=
loſem
Geſicht zu leſen.
Wohin es Euch gefällt, ehrwürdigſter Vater, antwortete
Leuthold, weicher wohl wußte, welches Schickſal ihm bevorſtehe,
aber auch zugleich überdachte, welcher Gefahr er ſich auch nur
durch die geringſte Weigerung ausſetzte.
Gieb mir Deinen Degen; er taugt nicht zu dem Geſchäfte,
zu welchem ich Dich auserſehen habe.
Er gehorchte und folgte den Voranſchreitenden. An der
Gruft ſtanden ſie ſtill. Der Abt flüſterte den Fremden, welche
ſich wieder dicht in ihre Mäntel gehüllt hatten, einige Worte zu,
dann ſtieg er hinab und gebot dem Geſellen zu folgen. Der tat
es mit einem ſtillen Gebet und einem ſchmerzlichen Gedanken
an Magdalena; hinter ihm kamen die zwei andern; und der
Pförtner, der letzte, ſchloß ſachte durch einen Druck an eine ver=
borgene
Feder das Gewölbe, über welches ſich alsbald der ſchwere
Grabſtein langſam hinwälzte.
Die Laterne warf nur matte Lichtſtreifen durch den engen
feuchten Gang, in welchem ſie gebückt hinſchritten. Ihre Tritte
klangen hohl, als wandelten ſie über Grabgewölben. Es war
Leutholden zu Mut, als ſollte er nimmer das Tageslicht,
nimmer ſeine Magdalena erblicken, und mehr als einmal er=
wachte
in ihm der Gedanke, ſich verzweifelnd auf ſeine feindlichen
Begleiter zu ſtürzen und durch einen ſchnellen Tod einer langen
Qual zuvorzukommen. Dann bedachte er aber, wie der Herr ihn
ſchon aus ſo maicher Gefahr gerettet habe und in welchem Jam=
mer
ſein Tod die Geliebte ſtürzen würde; und in ſein Los er=
geben
, ſchritt er in demütigem Vertrauen auf den Beſchützer
treuer Liebe weiter.
Sie kamen an eine eiſerne Türe, welche der Abt öffnete.
Einige Stufen führten auſwärts, und ſie ſtanden im Kreuzgang
des Kloſters. In der Ferne hörte man den frühen Geſang der
andächtigen Kloſterbewohner. Wieder führte der Weg gewun=
dene
ſchmale Treppen hinab. Noch einmal dachte Leuthold an
die Möglichkeit des Entfliehens, aber ein Blick auf die Ueber=
macht
ſeiner Begleiter, welche jede ſeiner Bewegungen beſachten,
erſtickte die letzte Hoffnung.
Der Geſang der Mönche war verhallt. Der Abt öffnete eine
niebrige, ſtark mit Riegeln verſchloſſene Türe, und Leuthold ward
in einen dunkeln Raum geſtoßen, worauf die Türe hinter ihm zu=
I

raſſelte. Er hörte, wie die Tritte der Weggehenden verklangen,
und von den Lebendigen geſchieden, von dumpfen Modergerüchen
ummweht, ſank der Arme troſtlos auf die feuchte Erde.
15.
Mit lauiem Wehklagen wurde die zurückg kehrte Judith
beim Eintritt in das Haus ihres Oheims empfangen. Der Mei=
ſter
hatte das Zeitliche geſegnet; der Schlaf, dem er nach langer
Zeit wieder in die Arme geſunken war, war zum Todesſchlaf
geworden, aus dem es kein Erwachen gibt. Die zurückgelaſſene
Magd und einige Nachbarn ſtanden traurig um das Lager und
ſahen auf Judith mit Blicken, welche nur zu deutliche Vorwürfe
über ihre Entfernung in ſolcher Stunde ausdrückten.
Judith achtete deſſen nicht. Ihr Bufen war ſchon vorher von
ſo unendlichem Jammer geſchwellt, daß der Tod des geliebten
Oheims, in deſſen Hauſe ſie aufgewachſen war, von dem ſie ſeit
ihrer früheſten Kindheit täglich Proben des Wohlwollens
empfangen hatte, ihn nicht mehr vergrößern konnte.
Wer ſo im Frieden ſchliefe, ſprach ſie mit einförmiger
Stimme und zog ſeine Hand an ihre Lippen. Still ſetzte ſie ſich
neben den Verblichenen und winkte den Anweſenden, zu gehen;
ſie entſernten ſich bis auf die im Dienſt des Verſtorbenen gran
gewordene Magd, welche am Fuß des Lagers ſich auf einen
niedrigen Schemel ſetzte und in ihre Schürze weinte und betete.
Judiths Geiſt war der Zerrüttung nahe. Ihre ſchon lange
gefaßte Vermutung war plötzlich zur tötlichen Gewißheit gereiſt
eine andere genoß das Glück, nach dem ſie vergebens ſeufzte.
In der Ferne hatte ſie geſehen, wie Leuthold un dem Fenſter
ſeiner Geliebten emporſtieg; in der Verborgenheit des Gewölbes
hatte ſie gehört, wie ſie ihn auf den morgenden Abend vertröſtete,
und das Herz wollte ihr im Buſen zerſpringen: denn ſie hatte
ja noch ſiets gehofft!
Noch hatte ſie geſehen, wie Leuthold mit träumeriſch geſenk=
tem
Haupt in der Kirchentüre verſchwand: dann begab ſie ſich,
kaum ihrer Sinne mächtig, in die Wohnung ihres Oheims zu=
rück
, wvo der Tod bereits eingezogen war.
Nun ſaß ſie in ſich geſunken neben dem Totenlager. Ihre
Züge waren ſtarr wie die eines ernſtſchönen Alabaſterbildes;
doch in ihrem Innern wühlte der Schmerz, für den die ſchwache
Bruſt des Erdenbewohners faſt zu enge iſt. Ihre Augen ver=
weigerten
die Tränen, dies einzige Labfal des hoffnungslos
Leidenden, dieſen Abendtau des hingefunkenen Hoffnungstages;
ihre Bruſt rang nach keinen Seufzern, denn es wären nur arme,
underſtändliche Laute deſſen geieſen, was das Jugendfeier in
ihren Adern mit Eiſeskälte tötete. Was ein gütiges Geſchick
ſem Elendeſten nicht verſagt, hatte ſie verloren die Hoffnung.
So ſaß ſie noch, als der junge Morgen die Giebel der Nach=
barhäuſer
beſtrahlte. In ihr blieb es Nacht. Sie ſchien dem
Leben abgeſtorben und folgte geduldig den mitleidigen Nach=

Die giäckliche Gebust eines
prächt. Töcbterchens zeigen
in dankbaser Freude an
Ladw. Grahn u. Fxau
Marga, geb. Gerbens
26. November 1923
(*28176

Statt besonderer Anzeige.

Unserem Volkmar wurde
zu unserer großen Freude ein
Schwesterchen beschert.
Es soll Helga heißen.
Dr. Reinhard Kohlschütter
und Frau Ledwig. geb. Schott

Darmstadt, 26. Nov. 1923

Mittwoch, 28. Nov.
Letzte Aufführung
Die Frau im
Hermelin. (*
Donnerstag 29.Noo.
Erſtaufführung.
(S. morg. Anz)
Landestheater.
Großes Kaus.
Mittwoch, 28 Nov.
Keine Vorſtellung.

Sr. Exzeilenz der Revisor
Lustiges Abenteuer in 5 Akten mit
Friedrich Zelnik.
Frank Norton
Abenteuer-Sensation in 5 Akten mit
Leopold Bauer. /22814Gimd

Kleines Kaus. (N820
(Geſchl. Beranſtaltung)
Nachm. 6 u. 8 Uhr
Konzert
d. Städt. Akademie
für Tonkunſt.

Dankſagung.
Freunden und Bekannten, welche
durch mündliche und ſchriftliche An=
teilnahme
, durch Blumen= u. Kranz=
ſpenden
unſeren Schmerz zu lindern
ſuchten, und denjenigen, welche un=
ſerm
Liebling das letzte Geleit gaben,
ſowie dem Herrn Pfarrer Rückert für
ſeine wohltuenden Worte, ſagen wir
hiermit unſeren herzlichſten Dank.
Dir. L. Hahnemann
*s818s) und Frau.

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Oheims beimaßen, aus der Sterbeſtube in ein oberes Gem
Die tröſtenden Worte, mit welchen die getreue Magd ſie
ihrer Verſunkenheit zu wecken bemüht war, verhallten unge
nur als jene am Abend des Tages berichtete, daß der G
Leuthold noch immer nicht heimgekehrt ſei, und daß ſein
unberührt ſtehe, lächelte ſie ſchmerzlich, denn ſie wähnte i
den Armen der Glücklichen.
Als nun abermals die Nacht ihre Sternenheere au Him
verſammelte, ohne daß er zurückkehrte, als am dritten Mor
der entſchlafene Meiſter hinausgetragen wurde, geleitet
trauernden Freunden und Bekannten, und Judith den ih
Oheim im Leben ſo treu ergebenen Leuthold vergebens u.
dem Leicheugefolge ſuchte, da ſtieg zum erſtenmal ivieder ein d
liches Gefühl in ihr auf, Beſorgnis um ihn, der ſie verſchmäl
Sie hörte zerſtreut auf dem Kirchhof St. Ambroſii die Gede
nisrede, welche das Andenken des Hingeſchiedenen ſeierte, d.
ihre Augen waren wie feſtgebannt an die ſtille Wohnung
Küſters, in welcher die unſchuldige Zerſtörerin ihrer Seligke
träume weilte. Das dumpfe Gepolter, mit welchem Steine
Erdſchollen auf den hinabgeſenkten Sarg geſchaufelt wurt
ſveckte ſie. Vom Gefühl überwältigt, ergoß ſich die Erſchöpf
ihrer Natur in einem Strom von Tränen; ſie wankte und E
ſich an einem ſteinernen Gedächtnismal, um nicht hinzuſin
Die traurige Feierlichkeit war vorüber. Die Anweſen
zeiſtreuten ſich, und Judith ward von ihren Freundinnen
mahnt, mit ihnen den Kirchhof zu verlaſſen. Sie ſchüttelte
Haupt, und jene ehrten ihren Schmerz und entfernten ſich.
war ihr wohler unter Gottes freiem Himmel, über dem fr
lichen Wohnſitz derer, die ausgerungen und ausgeweint ha=
und ihren Erdenkummer da unten verſchliefen. Alleingeblie
bei dem friſchen Grabe, ſank ſie auf die Knie und ſahe zu
lächelnden blauen Himmel empor, zu der goldenen Sonne,
welcher die Vöglein in lieblichen Melodien aufſangen, und
meinte, der blaue Himmel müſſe ſich ſchwar; verhüllen ob ihr
Leide, und die goldene Sonne müſſe verbleichen und die Vöge
in den Zweigen müßten in Todesſtille verſtummen vor ih
Grame. Aber Himmel und Sonne glänzten fort in ungetrül
Klarheit, und die Vögelein ſangen einander zu wie vorher,
Judith weinte, und ihre Tränen tränkten das Moos und
Grabesblümchen.
Da näherte ſich ſchüchtern ein Mädchen von der Küſtersw
nung her und blieb dann ſtehen, um ſie nicht zu ſtören. A
jene hatte die Nahende ſchon erblickt und ſtand auf. Ei
Augenblick hing ſie an den lieblichen Mienen des Mädche
bann ſchauderte ſie zuſammen und wendete das Antlitz ab
war kein Zweifel, ſie hatte die neidenswerte Küſterstodk
geſehen.
(Fortſetzung folgt.

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Häkeljacke (n.), Schuhe
Gr. 38, Küchenſ hränk=
chenf
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