Darmstädter Tagblatt 1923


26. November 1923

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Einzelnummer 15 Goldofennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeskauptſtadt
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Nummer 327
186. Jahrgang
Montag, den 26. November 1923

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und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchilicher Beitreibung fällt eder
Rabatt weg. Banffonto: Deutſche Bani und Darm=

Albert mit der Kabinettsbildung beauftragt.

zerlin, 25. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem der
ich des Reichstagsabgeordneten von Kardorff, ein Kabinett
ürgerlichen Parteien zu bilden, geſtern geſcheitert iſt, hat
eichsprüſident im Laufe des heutigen Tages mit den Reichs=
tern
Dr. Jarres, Dr. Brauns und Dr. Geßler die Frage der
jettsbiltung beſprochen. Die Beſprechungen führten zu
Ergebnis, daß zurzeit die Bildung einer Koalitionsregier, ng
Ausſicht auf Erfolg hat. Der Reichspräſident hat deshalb
achmittag an den früheren Reichsminiſter Albert folgendes
iben gerichtet:
Reine bisherigen Beſprechungen über die Kabinettsbildung
mich überzeugt, daß es zurzeit nicht möglich iſt, eine Koali=
regierung
auf ausreichender parlamentariſcher Grundlage
lden. Die Lage Deutfchlands iſt aber in jeder Hinficht ſo
us ernſt, daß die Bildung einer verfaſſung2mäßigen Negie=
keinen
Auſſchub mehr duldet. Ich ſehe nur die eine Müg=
t
, eine Regierung bewährter Männer zu bilden, die ent=
en
nd, unter Zurückhal ung perſönlicher und parteipoli=
Rückſichten ihre ganze Kraſt für die Lebensnotwendig=
unferes
Landes einzuſetzen. In dieſer ſäweren Stunde
liere ich nochmals dringend an Ihr vaterlandiſches Pflicht=
I, Ihre mir geäußerien und auch von mir gewürdigten Be=
n
zurückzuſetzen und die Bildung einer deutſchen Regierung
ernehyen. Für eine umgehende Erilärung wäre ich Ihnen
zunkbar.

Inſchließend an die Beſprechung mit den oben genannten
in hatie der Reichspraſident eine Beſprechung mit dem
Sm niſter a. D. Albert, in deren Verkauf dieſer den Auſ=
zur
Kabinettsbildung übernahm.
Reichsminiſter g. O. Albert.
Zerkin, 25. Nov. Der vom Reichspraſicenten mit der
ung des Kabinerts beauftragte frügere Reichsſchatzminiſter
cich) Albert wurde am 12. Feoruar 18/4 geooren. Er ſiüdierte
echte. 1910 war er deutſcher Reicskommiſſar auf der Bruſſe=
celtausſteuung
. 1914 bis 1917 we ie er m.t. Sonverauftr. i=
n
den Vereinigten Staaten. 1918 bis 1919 war er Pruſi=
des
Reichsverdertungsamts für freiſderdende Heeresgüter.
wurde er linterſaarsſerretar und 1920 Sigatsſeiretar in
Reichstauzlei. Dangcy war er Reichsminiſter im Kabi=
Luno.

der Reichspräſident hat mit der Kandidaiur Kardorff ſehr
Schifforuc) ertitten. er ging ofſendar von der Erwagu ig
daß Herr von Karoorff, der von den Deutſchnationaten her=
nmen
iſt, auf der reihten Seite ſtarle Symparhien genießen
e, während er andererſeits nac) ſeiner ganzen politiſchen
eltung den Soziaigemorraten Frenigſtens in merhin tragdar
Die Sozialdemokraten ſelbſt ſcheinen damit auch einver=
eit
ge.vefen zu ſein. Ihre Zuhrer habeni ſevenſcs aber
itag Berlin vertaſſen, weil ſie offenbar glaubten, daß die
e ſich jetzt in auer Ruhe weiterentwickeln würden. Herr
Kardorff iſt aber ſehr raſch geſcheitert. Er wäre vermutlich)
em Bi erſtano ſeiner eigenen Partei zugrunde gegangen,
t nicht ſchon vorher die Deutſchnationalen errlärt hatren,
für ſie eine Regierung von Karoorff überhaupt nicht in
acht tame. Abgefehen von allen parteipolitiſchen Erwagun=
war
Herr von Kardorff in dieſem Augenblick auch dadurch
höchſt unglückliche Erſcheinung, daß er vor einigen Monaten
breußiſchen Abgeordnetenhaus ſcharſe Bemerlungen über
ern gemacht hat und infolgedeſſen der Ausgleich der Diffe=
en
zwiſchen München und Berlin, der doch brennender als
Is iſt, ihm ſehr ſchwer, venn nicht unnöglich geworden wäre.
Der Reichspräſident hat deshalb auf ſeinen Lieblingsgedan=
wieder
zurückgegriffen, den ehemaligen Miniſter Albert mit
Nabinettsbildung zu betrauen, einem Gedanken, den er offen=
ſchon
hatte, als er Herrn Streſemann die Zuſtimmung zur
öſung des Reichstags verweigerte. Dieſe Kandidatur
rts war aber eigentlich ſchon tot, ehe ſie in die Erſcheinung
nkonnte. Man hatte im Reichstag davon gehört und darauf=
hatte
es das Zentrum übernommen, dem Reichspräſidenten
zu machen, daß die Partei mit einem ſolchen Beamtenkabi=
nichts
anfangen könnte. Herr Ebert hat deshalb auch zu=
ſt
dieſe Löſung zurückgeſtellt. Die Art aber, wie er die ganze
is angefaßt hat, macht doch den Eindruck, als ob er von An=
an
die Abſicht gehabt hätte, nur zu zeigen, daß es auf andere
ſe nicht ginge, um dann auf Herrn Albert zurückgreifen zu
len.
Diefen Zweck hat er erreicht, obwohl dazu zu ſagen wäre,
parlamentariſch die Möglichke ten, die ſich aus der Stimmen=
eilung
bei der Kriſis ergeben haben, in keiner Weiſe erſchöpft
den ſind. Jedenfalls hat der Reichspräſident jetzt Herrn
ert mit der Kabinettsbildung betraut, und man ninunt in
tiſchen Kreiſen an, daß es dem neuen Kanzler auch gelingen
d, eine Regierung auf die Beine zu bringen. Ob er dabei
Unterſtützung eines größeren oder geringeren Teils der Mi=
r
des alten Kabinetts findet, oder ob er neue Leute ſuchen
z, ſteht noch dahin. Das eine iſt jedenfalls ſicher, daß mit
er Regierung ſehr wenig gewonnen iſt. Das Zentrum hat
offiziell gegen Herrn Albert feſtgelegt gehabt. In der
tſchen Volkspartei iſt die Stimmung genau die gleiche ge=
en
. Auch die Deutſchnationalen werden ſich mit dieſ m Kanz=
ſicherlich
nicht anfreunden. Es bleiben alſo höchſtens die
nokraten, die ein tollerari vosse ausſprechen könnten, wäh=
2 die Sozialdemokraten allen Grund haben, froh zu ſein, daß
tuf dieſe Weiſe um eine Auflöſung des Reichstags herum=
men
und dem Kabinett vielleicht dann Vertrauen votieren,
en es zu Beginn ſeiner Geſchäftsführung bedarf. Sollte das
* nicht der Fall ſein, dann verlautet, daß der Reichspräſident
cloſſen wäre, Herrn Albert die Ermächtigung zur Auflöſung
Reichstags zu geben, alſo gerade das zu tun, was er Herrn

Dr. Strefemann gegenüber abgelehnt hat. Wie unter dieſen Um=
ſtänden
Wahlen ſich üverhaupt durchführen laſſen ſollen, die auf
einen Kampf aller gegen alle hinauslaufen würden, die Frage
braucht man heute noch nicht einmal aufzuwerſen.
Der Homo regius Albert hat im kaiſerlichen Deutſchland
eine außergewöhnlich rafche Karriere gemacht. Er entſtammit
einer Magdeburger Bankiersfamilie und iſt katholiſchen Glau=
bens
. Er trat jung in das Reichsminiſterium des Innern ein,
und ſchon als Eehilfe des damaligen Staatsſekretärs Wermuth
war er für die deutſche Abteilung auf der Weltausſtellung in
Saarlouis tätig, um dann Deutſchland auf der Weltausſtenung
in Brüſſel als Reichskomiſſar ſelbſtändig zu vertreten. Bei Aus=
bruch
des Krieges ging er nach den Vereinigten Staaten hinüber,
um dort für Deutſchland Propaganda zu machen, hatte aber das
Unglück, daß ihm eine wichtige Aktentaſche mit kompromittieren=
den
Dokumenten in der Untergrundbahn geſtohlen wurde. Nach
ſeiner Rückkehr arbeitete er zunächſt als Reichskommiſſar für die
Verwaltung des feindlichen Vermögens und wurde dann unter
dem Reichskanzler Scheidemann zum Staatsſekretär der Reichs=
kanzlei
ernannt, weil man einen tüchtigen Beamren brauchte, der
die Verwaltungsgefchäfte beherrſchte. In dieſer Stellung hit er
3 Kahinette überda, ert. Er blieb nach dem Sturz Scheidemanns
bei deſſen Nachfolger Bauer und wurde auch von Herrn Fehren=
bach
übernommen, ſtieß aber hier wiederholt an, weil er in der
Perſonalpolitik ſeine eigenen Wege verfolgte, ſo daß die Frak=
tion
der Deutſchen Volkspartei von dem Reichskanzler die Be=
ſeitigung
Alberts verlangte. Die Forderung wurde ſchließlich
durch den Sturz des Kabinetts überholt, mit Fehrenbach ging
auch Albert. Er ließ ſich als Rechtsanwalt in Berlin nieder
und tauchte dann im Kakinett Cuno wieder auf. Auch ſeine da=
malige
Berufung dürfte er dem Reichspräfidenten zu verdanken
haben. Als Schaßkanzler war ur prünglich Dr. Becker=Heſſen
vorgeſehen, der im letzten Augenblick die Wirtſchaft übernehmen
mußte. Das Schatzminiſterium vertauſchte Albert ſpäter, nach
dem Eingeben dieſes Miniſteriums, mit dem Wiederaufbaumini=
ſterium
. Seit Cunos Sturz hat er ſich wieder ins Privatleben
zurückgezogen, aber inzwiſchen offenbar ſeine Verbindung zum
Reichspräſidenten aufrecht erhalten. Denn es ihm gelingen
ſollte, ſein Kabinett zu bilden und damit vor dem Reichstag zu
beſtehen, ſo wären die Ausſichten für ihn trotzdem nicht allu=
günſtig
, weil einer Reaierung, die bei den bürgerlichen Gruppen
einen ſo geringen Rückhalt findet, bei der Löſung aller finan=
ziellen
Fragen und bei der Behandlung des Reparations=
problems
zweifellos fehr große Schwierigkeiten haben wird.
Porausſichtliche Zuiamntenſetzung des Kabireits
* Berlin, 26. Nov. (Priv.=Tel.) Ueber die wahrſchein=
liche
Zuſammenſetzung des Kabinetts Albert verlautet in poli=
ſchen
Kreiſen, daß die neue Regierung dem Kabinett Streſemann
vermutlich ſehr ähnlich ſehen dürfte. Mehrere Miniſter der
zurückgetretenen Regierung, in erſter Linie die Herren Brauns,
Geßler, Jarres, Kanitz, Fuchs und Häfle dürſten vorausſichtlich
auch in der neuen Regierung ihre bisherigen Aemter beibehalten.
Fraglich erſcheint es, ob die Miniſter Luther, Koch und Oeſer
bleiben. Die für das Wirtſchafts= und Finanzminiſterium ſchon
längere Zeit genannten weiten Miniſter Ratbethge und Minour
werden in parlamentariſchen Kreiſen gegenwärtig allerdings
ſcharf bezweifelt, ſo daß die Frage der Neubeſetzung dieſer
Poſten gegenwärtig noch vollkommen ofſen iſt. Ebenſo wird ſich
die Notwendigkeit ergeben, daß Außenminiſterium neu zu be=
ſetzen
. Für dieſen Poſten wird nach wie vor der frühere Staats=
ſekretär
des Auswärtigen Amtes von Hintze genannt, doch muß
dahingeſtellt bleiben, ob der jetzige Kanzlerkandidat Herrn
von Hintze, neben dem auch Graf Brockdorff=Rantzau genannt
wird, zur Uebernahme dieſes Poſtens auffordern wird.
Franzöſiſche Selbſiverteidigung.
* Paris, 26. Nov. (Priv=Tel.) In Paris fährt man fort,
in der Preſſe und in den politiſchen Kreiſen ſich gegen den Vor=
wurf
zu verteidigen, der von der engliſchen Preſſe gegen Poin=
caré
erhoben wird und der den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
beſchuldigt, an der deutſchen Kabinettskriſe Hurch ſeine Politik
die Mitſchuld und damit auch die Verantortung für die Schwie=
rigkeiten
, die infolge der deutſchen Kabinettskriſe in der euro=
päiſchen
Politik entſtehen, zu tragen.

Schweizer Proteſikundgebung gegen die Ver=
gewaltigung
Deutſchlands.
Zürich, 25. Nov. (Wolff.) Unter dem Vorſitz des Pfarrers
Dr. Guſtav Benz bildete ſich in Baſel neuerdings ein Komitee,
das in den Zeitungen zu einer Proteſtkundgebung gegen die
fortgeſetzte Vergewaltigung Deutſchlands durch die Entente=
znächte
auffordert. In dem Aufruf heißt es u. a.:
Die unterzeichneten Schweizer Bürger erheben ihre Stimme
aus ſchwerer ſeeliſcher Bedrückung darüber, daß der Krieg, den
ſie beendet glaubten, in neuer Form wütet gegen das beſiegte
deutſche Volk, das vor allem in den beſetzten Gebieten einer un=
abläſſigen
Vergewaltigung preisgegeben iſt. Es vollzieht ſich
eine ungeheure Verelendung und Verſklavung des deutſchen
Volkes. Eine Auflöſung Deutſchlands aber bedeutet nicht Sicher=
heit
, ſondern den Zuſammenbruch Europas. Aus den neutralen
Ländern geſchieht das Menſchenmögliche, um die fürchterliche
Not zu lindern, aber ſie wächſt ins Nieſengroße, was noch
grauendoller iſt, ſie wird ſtets neu erzengt. Allen Anſtrengungen
des gepeinigten Volkes um erträglichere Lebensbedingungen
ſetzen ſeine Beſieger bis jetzt ein grauſames Nein entgegen. Es
iſt, als ob ein übermächtiger Vernichtungswille das Todesurteil
über dieſes Volk geſprocken hätte und dieſes nun langſam an
ſeinem Opfer vollzöge. Eine ungeheure Verantwortung legt
ſich auf alle, welche dieſen Zuſtänden noch länger ſtumm und
ſtumof zuſehen. Mögen ſich auch die einen oder die anderen
unter den Siegermächten als desintereſſiert erklären, vor Gott
und der Geſchichte ſind und bleiben ſie verantwortlich für die
aller Menſchlichkeit ſpottende Quälerei eines wehrlos gemachten
Volkes

Das Abkommen ziiſchen der Micum
und der Ruhrinduſtrie.
Berlin, 24. Nov. (Wolff.) Zu den Meldungen über den
Vertragsabſchluß zwiſchen der Micum und dem Ruhrbergbau
wird uns folgenses mitgeteilt:
Die geſtrige Meldung aus Düſſeldorf, daß die ſich nunmehr
ſaſt ſieben Wochen hinziehenden Verhandlungen zwiſchen der
Sechſerkommiſſion des Vergbaulichen Vereins und der Miſſion
de contröle des uſines et des mines zu einem Abſchluß gekommen
ſeien, iſt inzwiſchen amtlich beſtätigt worden. Der Wortläut des
geſtern abend in Düſſeldorf abgeſchloſſenen Abkommens liegt in
Berlin noch nicht vor. Es kann daher noch nicht zuverläſſig nach=
geprüft
werden, ob die üler den Inhalt des Abkommens ver=
breiteten
nichtamtlichen Meldungen vollſtändig zutreffen. Nach
Verlauf der bisherigen Verhandlungen, können ſie aber im
ganzen als zutreffend angenommen werden.
Der weſentliche Inhalt des Abkommens iſt danach
folgender: Die Kohlenzechen liefern einen beträchtlichen Prozent=
ſatz
(18 Prozent) ihrer Kohlenförderung ab; außerdem
müſſen die Kohlenzechen die ſeit der Beſetzung des Nuhrgebietes
an das Reich bereits abgeführte Kohlenſteuer nochmals
an die Befatzungsbehörden bezahlen. Die Willkür, die in dem
Zwang einer Doppelzahlung einer Steuer an ſich liest,
wird noch dadurch verſtärkt, daß als Grundlage für die Veran=
lagung
dieſer Steuer nicht die tatſächliche Förderung ſeit dem
11. Januar 1923, ſondern eine fingierte Förderung genommen
worden iſt und daß dazu noch 50 Prozent Strafe für Nicht=
zahlung
aufgeſchlasen worden ſind. Im Wege der Verhand=
lungen
iſt die Geſamtzahlung der rückſtändigen Steuer
auf 15 Millionen Dollar feſtgelegt worden. Ferner haben ſich die
Zechen, obteohl in Deutſchland inzwiſchen die Kohlenſteuer auſ=
gehoben
worden iſt, zu einer Abgabe von 10 Franken
ſür die Tonne der verkauſten Kohlenförderung für die Zukunft
verpflichten müſſen. Die geltenden deutſchen Geſetze über die
Kohlenwirtſchaft werden nicht anerkannt. Die Beſatzungskehör=
den
behalten ſich im Einzelnen die Bewilligungen für die Ver=
ſendung
von Kohlen nach dem unbeſetzten Deutſch=
land
und für die Ausfuhr nach dem Ausland vor,
nachdem vorher erſt der Kohlenbedarf der Beſatzunsstruppen
und der franzöſiſch=belgiſchen Regiebahn gedeat worden iſt.
Die Freigabe der von den Beſatzungsbehörden beſchlag=
nahmten
Kohlenzechen hit nicht erreicht werden fännen.
Abgeſehen von dieſen weſentlichen Punkten enthält das Ab=
kommen
noch eine Reihe von Nebenbeſtimmungen, die
den Wiriſchaftsverkehr der beſetzten Gebiete und die geſchäftliche
Selbſtändigkeit der Kohlenzechen aufs äußerſte beeinträcßtigen
und den Beſatzungsbehörden die Kontrolle über den ge
ſamten Wirtſchaftsverkehr und eine weitgehende Ingerenz auſ
die einzelnen Priratunternehmungen ermöglichen alles u
allem ein für, die deutſche Wirtſchaft und Unternehmunger
höchſt ungünſtiges Abkommen.
Wenn das Abkommen trotzdem von den Kohlenzechen ange
nommen wurde und die Reichsregierung der Unterzeichnung
dieſes Abkemmens nicht widerſprochen hat, ſo liegt der Grund
dafür darin, daß ohne eine Verſtändigung mit den Beſa ungs
behörden der Weg für die Ingangſetzung der Wirtſchaft der
beſetzten Gebiete und für die Verhütung der andernſalls droben=
den
furchtbaren Gefahren für die Bevölkerung nicht hat eröffnet
werden können. Die ſchweren Opfer für das ganze Reich
und die einzelnen Unternehmungen, die in dieſem Abkommen
liegen, mußten unter dem unerbittlichen Druck der
Beſatzungsbehörden gebracht werden, um noch Schlim=
meres
von den beſetzten Gekieten abzuwenden. Bekanntlich
drohte der Abſchluß des Abkommens im letzten Augenblick darau
zu ſcheitern, daß Frankreich die Leiſtungen der Kohlenzechen
nicht auf Reparationskonto gurechnen, ſondern für die
Deckung der Beſatzungskoſten verwenden wollte. Die
Beſa ungsbehörden haben ſich ſchließlich dem doch nicht wider=
ſetzen
können, daß die Kohlenlieferungen auf Reparations
konto gutgebracht werden, da die Vorſchriften des Vertrags
von Verſailles ganz unwiderleglich zugunſten Deutſchlands
ſprechen. Bezüglich der übrigen Leiſtungen werde die Repara=
tionskommiſſion
, demnächſt die Legalität der Stand=
punkte
der Beſatzungsbehörden, daß dieſe Leiſtungen zunächſt
zur Deckung der Beſatzungskoſten verwendet werden, nachprüfen.
Die Bergwerks=Dicektoren und der Micum=Vertrag.
EU. Unna, 25. Nov. In der heutigen Verſammlung der
Bergwerksdirektoren des Kohlenbergbaus hat die Kiommi ſion den
mit der Micum abgeſchloſſenen Mantelvertrag vorgelegt. In der
eingehenden Erörterung wurden von allen Seiten die größten
Bedenken gegen die ganz ungeheuerliche Belaſtung laut, die in
den einzelnen Paragraphen enthalten iſt. Weiter haben die ein=
zelnen
Unternehmungen die größten Bedenken, ob die Eingriff
in den Betrieb der Werke, wie ſie durch die Beſtimnrungen in
den Abſchnitten über die Ein= und Ausfuhr uſw. gegeben ſind,
die für die Betriebe unbedingt erforderliche Handlungsfre heit
zu gewähren. Es kam auch zum Ausdruck, daß, wenn trotzdem
in der nächſten Zeit eine große Anzahl der Werke im Rahmen
des Mantelvertrags bindende Einzelabſchlüſſe mit der Micum
tätigen werden, dies ausſchließlich aus der Ueberlegung heraus
geſchieht, daß die Verhältniſſe an Rhein und Nuhr für die deut=
ſchen
Angeſtellten und Arbeiter und darüber hinaus für die ge=
ſamte
deutſche Bevölkerung einfach unerträglich geworden ſind.
Aus dieſen Ueberlegungen heraus hat man die wirtſchaftlichen
Bedenken beiſeite geſtellt, um durch dieſen letzten Verſuch den
Beſatzungsbehörden vor Augen zu führen, daß unter dem durch
die Ruhrbeſetzung geſchaffenen Zuſtand eine wirtſchaftliche Ent=
wicklung
ausgeſchloſſen iſt. Im weiteren Verlauf der Debatte
wurde darauf hingewieſen, daß das vorliegende Abkommen zu
bearüßen ſei, falls ſich aus dieſem Vertrag die Möglichkeit eines
wirtſchaftlichen Ausgleichs mit Frankreich und Belgien, der nach
der Entwickelung der europäiſchen Verhältniſſe in den letzten
Jahren unbedingt beſtritten werden müſſe, ergeben ſollte. Es
hätte keinen Zweck, ſich den gegebenen Verhältniſſen gegenüber
pa ſiv zu verbalten. Die Bindung der gegenſeitigen großen wirt=
ſchaftlichen
Kutereſſen Frankreichs und Deutſchlands könnten
allein die Befriedigung Europas herbeiführen. Nur wenn dieſe
erfolge, ſverden Vertrquen und Sicherheit zur=ickkehren.
A
Unſere heutige Numn
den Sport des Sonntags

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, ten 2G. Rovember 1923.

Rummer 32

Bayeriſche Forderungen zur Lmgeſtaltung der
Reichsverfaſſung.
Berlin, 24. Nov. (Wolff.) Die bayeriſche Staats=
regierung
hat eine Reihe programmatiſcher Forderun=
gen
zur Umgeſtaltung der Reichsverfaſſung zur
Aenderung des Verhältniſſes zwiſchen dem
Reich und den Ländern ausgearbeitet, die der künftigen
Reichsregierung ſofort nach ihrer Bildung zugehen ſollen. Die
bayeriſche Regierung bezwedt mit dieſem Vorgehen eine Unter=
ſtützung
der von der Reichstagsfra tion der Bayeriſchen Volks=
partei
eingebrachten Anträge über die Umgeſtaltung der Reichs=
verſaſſung
in föderaliſtiſchem Sinne.
Die Frage der Berminderung der Reichstagsabgeordnete
Berlin, 25. Nov. Die gemeinſame Sitzung des Aelteſten=
rats
, des Vorſtandes des Reichstags und der Vorſitzenden der
Unterſuchungsausſchüſſe beſchäftigte ſich heute mit der Frage, ob
die Einſchränkungen im Haushalt der Reichs=
verwaltung
auch auf den Reichstag ausgedehnt
werden ſollen. Von dem Reichstagspräſidenten Löbe wurde die
Frage der Verminderung der Zahl der Reichstagsabgeordneten
gemeinſam mit den Länderpariamenten angeſchnitten. Das
braunſchweigiſche Landesparlament nahm bereits eine Vermin=
derung
ſeiner Mitgliederzahl vor. Das bayeriſche Landesparla=
ment
fragte beim Reichstag an, ob er dieſe Angelegenheit nicht
uch in Erwägung ziehen wolle. Da ſich die Mehrheit der Frak=
tionsvertreter
heute nicht für befugt hielt, Beſchlüſſe in dieſer
Richtung zu faſſen, wurde die weitere Verfolgung der Angelegen=
heit
für die zweite Leſung des Wahlgeſetzs im
Reichsausſchuß zurückgeſtellt.
Sparſamkeit im Auswärtigen Amt
Berlin, 25. Nod. Der Germania wird unter dem Titel
Sparſamkeit im Auswärtigen Amt von maßgebender Seite
geſchrieben: Jeder Sachkenuer ſeiß, daß im Auswärtigen Amt
geſpart wird, daß ſchon vor Erlaß der Beamtenabbauverord=
nung
dort an die Verringerung des Perſonals und die Koſten
ſehr ernſthaft herangegangen worden iſt. Es wurden keines=
wegs
mechaniſch alle Gehälter um einen beſtimmten Prozent=
ſatz
herabgeſetzt, vielmehr geſchah dies unterſchiedlich nach
Teuerungsziffern an den einzelnen Plätzen, ſo daß ſich die
Kürzung, zwiſchen zwei, fünf und fünfzehn Prozent bewegt.
In China und Südamerika iſt keine Einſchränkung der Ver=
tretungen
über das jetzt vorhandene Maß hinaus tragbar, das
ſie auf weniger als die Hälfte des Friedensſtandes zurück=
ſchraubte
. Abeſſinien iſt ungefähr das einzige afrikaniſche
Land, das deutſchen Sicdlern noch offenſteht; daher ſetzte eine
ſtarke Einwanderung ehemaliger Koloniatdeutſcher dorthin ein,
an Zahl übertreffen dort die deutſchen ale übrigen europäiſchen
Nationen. Sollen ſie etwa der Gerichtsbarkeit der Abeſſinier
überlaſſen werden, obſohl Deutſchland gerade dort noch Tas
Recht der Konſulargerichtsbarkeit beſitzt, die von allen anderen
europäiſchen Nationen ausgeübt wird?
Schon ſeit langem wird imnier wieder an den Heutſchen
Vertretungen Südamerikas kritiſiert und ihre Zuſammenlegung
verlangt. Jeder Sachkenner wird zugeben, daß einer Zuſam=
menlegung
mehrerer Vertretungen, die ſich auf dem Atlas viel=
leicht
nicht ſchlecht ausnimmt, ſchwerwisgende Hinderniſſe poli=
tiſcher
und verkehrstechniſcher Art entgegenſtehen. So würde
beiſpielsweiſe der Geſandte, der in Santiago beglaubigt iſt, in
Peru immer mit äußerſtem Mißtrauen behandelt werden, weil
beide Länder durch vitale Fragen getrennt ſind. Große Kon=
zeſſionen
und Regierungsaufträge ſind nur dann zu erlangen,
wenn amtliche Vertreter fortwährend perſönlich darum bemüht
find. Der Geſandte kann auch nicht etwa durch einen Zonſul
erſetzt werden; denn in Südamerika findet der Konſul erfah=
rungsgemäß
da verſchloſſene Türen, ſyo der diplomatiſche Ver=
treter
ohne weiteres Zutritt hat. Kuba wird vorläufig nicht
mehr beſetzt, in Mittelamerika werden die bisherigen drei Ver=
tretungen
jetzt zu einer in Guatemala vereinigt. Die General=
konſulate
in Rio und Buenos=Aires wurden nach dem Kriege
von vornherein mit Geſandtſchaften verbunden, anſtelle von den
früheren zehn deutſchen Konſulaten in Braſilien beſtehen dort
jetzt nur noch zwei. Unter dem Zwange der Beamtenabbauver=
ordnungen
wurde in den letzten Tagen eine neue ganz außer=
ordentlich
einſchneidende Verringerung des Perſonalbeſtandes
zunächſt bei den Auslandsbehörden eingeleitet, der ein Abbau
des Auswärtigen Amtes ſelbſt folgen ſoll; bei den Auslands=
behörden
umfaßt der Abbau ein volles Drittel aller bei ihnen
beſchäftigten Perſonen. 1m zu beurteilen, wie bedauerlich das
ift, vergegenwärtige mian ſich, welche Rolle der Außenhandel für
die Geſundung unſeres Wirtſchaftslebens ſpielen muß. Schließ=
lich
ift auch auf das gerade in Südamerika hervorragende Er=
gebnis
der charitatiden Tätigkeit der Auslandsdeutſchen hinzu=
weiſen
, die auf Anregung unſerer Vertretungen namhifte Sum=
men
in fremder Valuta für ihre leidenden Landsleute in
Deutſchland ſammelten.

Vom Tage

Anläßlich der Erhöhung der Poſtgebühren ab 26. d. Mts. wies das
Reichspoſtminiſterium die Poſtanſtalten an, die Freimarken vom 26. d.
M. ab zum vorläufigen Nennwert zu verkaufen, und bei Freimachung,
auch bei Sendungen aus Briefkäſten, zum vielfachen Betrag bis Monats=
ende
anzurechnen.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht die dreizehnte Verordnung über
die Verſicherungspflicht in der Angeſtelltenverſicherung und die Bekannt=
machung
der Höchſtſätze der Erwerbsloſenfürſorge.
Wie verlautet, iſt als Nachfolger des verſtorbenen Reichsbankpräſi=
denten
Havenſtein der Reichswährungskommiſſar Dr. Schacht in Aus=
ſicht
genommen.
Die Ausſtände der Beamten in der Elektrizitätsinduſtrie und die da=
durch
notwendigen Arbeiterentlaſſungen dauern an. Siemens=Halske und
Siemens=Schuckert ſtellen ihre Betriebe ein.
Heute begann der Prozeß gegen den Exminiſter des Kabinetts
Stamboliſkif wegen Verbrechens gegen die öffentliche Ordnung. Angeklagt
ſind ſämtliche ehemaligen Miniſter, mit Ausnahme von Turlakow, Ma=
nolows
, Tonowa.
Nach dem Tagesbericht einer Pariſer Agentur beträgt die heutige
Ziffer der von der Regie eingeſtellten Eiſenbahner 46 000.
Am Quai dOrſay wurde geſtern abend erklärt, Frankreich vertrete
die Anſicht, daß aus dem Betrag der Kohlenſteuer und anderer Abgaben
eine Pfänderkaſſe zu bilden ſei, aus der die Koſten der Ruhrbeſetzung
und der Eiſenbahnregie beſtritten werden ſollen. Frankreich wird dieſen
Vorſchlag der Reparationskomiſſion unterbreiten.
Das Journal des Débats verzeichnet ein Gerücht, wonach der eng=
liſche
Delegierte in der Reparationskommiſſion die Abſicht hätte, anläß=
lich
der Verhandlungen über die Verbuchung der Sachlieferungen aus
dem Ruhrgebiet aufs neue die Frage der Rechtmäßigkeit der Ruhr=
beſetzung
aufzuwerfen.
Auf Anregung des Biſchofs Dr. Waitz leitete der Tiroler Charitas=
verein
eine Aktion für die Unterbringung deutſcher Kinder in Tirol
in die Wege.
Vor dem italieniſchen Konſulat in Philadelphia ſind zwei Bomben
explodiert. Das Gebäude iſt erheblich beſchädigt worden.

Blutige Zuſammenſtöße im Ruhrgebiet.
* Paris, 26. Nov. (Priv.=Tel.) Den Pariſer Abend=
blättern
werden aus Düſſeldorf, Eſſen und anderen Städten
des Rheinlandes Zwiſchenfälle gemeldet, die ſich im Laufe des
geſtrigen Abends und der letzten Nacht ereignet haben. In der
Pariſer Preſſe wundert man ſich im allgemeinen über dieſe blu=
tigen
Zwiſchenfälle um ſo mehr, als in der letzren Zeit die Ge=
meindeverwaltungen
des Rheinlandes ſich um die Beſſerung der
Lage ſehr bemüht haben, beſonders durch die Beſchaffung von
billigen Mahlzeiten für die Arbeitsloſen durch koſtenloſe Ver=
teilung
von Lebensmitteln, Kohlen uſw. Aus Eſſen werden 5
Tote und 27 Verwundete gemeldet. In der Gegend des Berg=
werks
von Stoppenberg werden 2 Tote und 4 Verletzte gemeldet.
In Rotthauſen kam es zwiſchen der Polizei und den Arbeits=
loſen
zu blutigen Zuſammenſtößen, in deren Verlauf 5 Perſo=
nen
getötet und 3 verletzt wurden.
Die Separatiſten in der Ludwigshafener Reichsbank.
Ludwigshafen, 24. Nob. Nach einer telephoniſchen
Mitteilung wurde am 23. Nodvember die Reichsbankſtelle Lud=
wigshafen
von den Separatiſten beſetzt. Der Reiehsbankdirektor
wurde verhaſtet. Der zweite Vorſtandsbeamte befindet ſich im
Bankgebäude, darf dieſes aber nicht verlaſſen. Die Treſors wur=
den
geſchloſſen. Die Wegnahme von Werten ſcheint bisher nicht
erfolgt zu ſein.
Angariſche Liebesgaben für Deutſchland.
Budapeſt, 24. Nov. (Wolff.)) Wie das ungariſche Kor=
reſpondenzbureau
meldet, hat das ungariſche Rote Kreuz in
einer Ausſchußſitzung beſchloſſen, eine wirtſchaftliche Aktion
behufs Sendung von Liebesgaben nach Deutſchland einzuleiten,
die in Deutſchland lebenden Ungarn, aber auch der ſonſtigen
notleidenden Bevölkerung zugute kommen ſollen. Für Durch=
führung
der Hilſsaktion tritt der Verein mit der größten land=
wirtſchaftlichen
Genoſſenſchaft Hangya (Ameiſe) in Verbin=
dung
. Es werden Pakete zu fünf, zehn und zwanzig Kilogramm
hinausgeſchickt.
Einigung in der Tangerfrage.
Paris, 25. Rov. (Wolff.) Nach dem Intranſigeant iſt die
Grundlage für eine Einigung in der Tangerfrage gefunden wor=
den
. Die Stadt Tanger und der Hafen ſollen durch eine Kom=
miſſion
verwaltet werden, der 18 Eingeborene und je 6 Fran=
zoſen
, Spanier und Engländer angehören. Die Hälſte der Ein=
geborenen
ſollen zur Hälfte aus den Muſelmannen und zur
Hälfte aus den Juden ausgeſucht werden. Frankreich ſoll die
finanzielle Vorherrſchaft unter der Bedingung erhalten, daß es
für Tanger und ſeinen Hafen eine Anleihe von 500 Millionen
Franken ſicherſtellt.

Zur Ermordung des belgiſchen Leutnan/s Gra
Eine deutſche Erwiderung auf die belgiſchen Forderung
Berlin, 24. Nov. (Wolff.) Havas verbreitete vor k.
die tendenziöſe Meldung, daß wegen der Ermord
des belgiſchen Leutnants Graff belgiſche
Deutſchland Sanktionen im beſetzten Gebiet angedroht
den. Der Tatbeſtand, der dieſer Nachricht zugrunde lie
wohl noch in allgemeiner Erinnerung. Ende März dieſes J
fiel in Samborn der belgiſche Leutnant Graff einem Atte
zum Opſer. Dieſes Attentat hängt aufs engſte Zuſamme
der Tötung des deutſchen Schupobeamten Chmielen
der aus nichtigem Anlaß zwei Tage vorher an der gleichen
durch den belgiſchen Polizeibeamten Schmitz erſchoſſen n
Schmitz wurde wegen der Tötung des Chmielewski dure
belgiſche Militärjuſtiz zu ſechs Monaten Gefängnis veru
Darüber, wem die Ermordung des Leutnants Graff zur
fällt, beſteht noch keine völlige Klarheit. Die bel
Militärjuſtiz hat wegen dieſer Tat gegen den Polizeileu
Reinhardt und eine Anzahl weiterer Angehöriger der
borner Schutzpolizei die Todesſtrafe ausgeſprochen, d
zwiſchen in lebenslängliche Zuchthausſtrafe umgelandelt w.
iſt. Die deutſchen Gerichtsbehörden dagegen ſind der A
daß nicht die von den belgiſchen Gerichten Verurteilte
Täter ſind, ſondern andere Angehörige der Hamborner E
polizei, die ſich zurzeit im Stettiner Gerichtsgefängnis in 1
ſuchungshaft beſinden und ihrer Aburteilung durch
deutſchen Gerichte entgegenſehen. Wer aber auch i
der Täter ſein mag, jedenfalls ſteht ſchon jetzt ſoviel feſt
die Täter zur Schutzpolizei Hamborn gehören un
ihre Motive ausſchließlich in dem Beſtreben zu ſuchen ſind,
zwei Tage zuvor erſchoſſenen Kameraden zu rächen, daß ſ
aber in der Perſon geirrt und daß ſtatt des Polizeibei
Schmitz der völlig unbeteiligte Leutnant Graff das Opfer i
Neuerdings hat nun die belgiſche Regierung ihre b
früher geſtellten Entſchädigungsforderungen
der Tötung des Leutnants Graff in Höhe von 250 000 Fr.
zugunſten der Familie des Getöteten und von einer M
Franken zugz ften des belgiſchen Roten Kreuzes erneu
ihrerſeits aber die Zubilligung der Entſchädig
im Fall Chmielewski mit der aus früheren Fällen bereit
kannten Begründung abgelehnt, daß der belgiſche Staa
Handlungen ſeiner Organe, die dieſe außerhalb ihres Die
vorgenommen hätten, nicht haftbar ſei. Es würde jedem R
empfinden widerſprechen, wenn in dieſen beiden eng zuſan=
hängenden
und durchaus gleichartigen Fällen mit zweie
Maß gemeſſen würde. Trotzdem hat die deutſche
rung in vollſter Loyalität vorgeſchlagen, die Frage, ob und t
Entſchädigungsanſprüche von Deutſchland und Belgien nad
Grundſätzen und Gebräuchen des Völkerrechts in beiden
erhoben werden können, dem Internationalen Schi
gerichtshof im Haag zu unterbreiten. Leider hat die
aiſche Regierung dieſen Vorſchlag nicht angenommen.
hat in ihrer Antwort ihre Haltung damit zu rechtfertigen ge
daß die Erſchießung des Leutnants Graff ſich als eine rein
tiſche Tat darſielle. Zugleich hat ſie die Bezahlung der
derten Summe bis zum 25. November verlangt, widr
falls ſie ſich das Geld im beſetzten Gebiet ſelbſt holen n
Wie wir vernehmen, hat die deutſche Negierung da
hin unter Betonung der nachweislich unpolitiſchen
tive der Tat der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Be
ſeine ablehnende Haltung gegenüber dem allen Anforderu
der Eerechtigkeit und Billigkeit entſprechenden deutſchen Vor
nach nochmaliger Prüfung nicht aufrecht erhalten und daß
ihm im beſetzten Gebiet zur Verfügung ſtehende Macht
gebrauchen werde, um ſeine einfeitige Anſicht in der r
Rechtsfrage gewaltſam durchzuſetzen.
Unterredung zwiſchen Poincaré und Baxtk
Paris, 25. Nov. (Wolff.) Miniſterpräſident Poi=
hatte
heute vormittag eine längere Unterredung mit dem
ſitzenden der Reparationskommiſſion, Barthou. Aus einer
teilung des Temps erkennt man, daß über das deutſche E
beraten wurde, das Staatsſekretär Fiſcher über die wirt
liche und finanzielle Lage Deutſchlands abgegeben hat. A
dem wurde über den vorgeſtern abgeſchloſſenen Düſſeldorfer
ferungsvertrag verhandelt.
Der Unterhalt der Repargtionskommiſſio
Paris, 25. Nov. (Wolff.) Der Matin ſchreibt, daf
deutſche Regierung, die nach dem Friedensvertrag für
Unterhalt der Reparationskommiſſion ſorgen müſſe, nur bis
Monat Juli ihre Verpflichtungen nach dieſer Richtung er
habe. Seitdem ſei aber trotz wiederholter Aufforderung
fällige Summe nicht bezahlt worden. Die Reparationskon
ſion habe deshalb die notwendigen Summen für die Bezah
der Beanten aus einem Reſervefonds genommen, deſſen
5 Millionen Franken betrug. Dieſe Summe genüge nur bis
31. Januar, um die dringendſten Ausgaben zu decken.

Großes Haus. Sonntag, den 25. November.
Minna von Barnhelm.
Wegen Erkranlung des Herrn Valk mußte heute abend noch
in letzter Stunde die Wiederholung von Unruhé Roſengarten
abgeſagt iverben, und eine algemeine Enttäuſchung lag über dein
Publitum. Als Erſatz wurde Leſſings ewig junges Luſtſpiel ge=
geben
, und ſchon nach dem erſten Akt hatte mau vergeſſen, daß
man ſich dorher auf etwas ganz anderes eingeſteür hatte. Schroſ=
fere
Gegenſätze konnten kaum gegenübertreten: hier ein ſonnig=
heiteres
Luſtſpiel des Rololo, dort ein aus dem Elend unſerer
Zeit gebörenes quälendes und zermürbendes Drama, hier ein
echtes, durch zwei Jahrhunderte bewährtes Kunſtwerk, dort eine
Gegenwartsdichtung von Eintagswert. Es war isohl niemand,
der ſchließlich mit dem Tauſch nicht zufrieden war; und dies iſt
das Verdienſt der in jeder Hinſicht vorzüglichen Aufführung. Es
war betunderungswürdig, wie hier ohne vorherige Probe nach
langer Zwiſchenzeit mit ſolcher Sicherheit und geſchloſſenem Zu=
ſammenſpiel
das Stück gegeben werden konnte. Es lag das an
der Beſetzung der Hauptrollen mit unſeren altbewährten Kräften.
Vor allem war es Käthe Meißner, deren Minna im Ge=
genſatz
zu der letztjährigen Beſetzung hier durchaus Dame war,
von ſonniger Heiterleit, friſchem Schalt und entzückender Ver=
liebtheit
. Ihre Erſcheinung war vollendetes Rorolo, duftig und
vornehm. Das Spiel ihres Partners Walter Kuliſch als Ma=
jor
Tellheim ſtand auf gleicher Höhe, denn es war ausgeglichener
und ruhiger wie in der vorigen Spielzeit. Käthe Gothe und
Kurt Weſtermann ſchafſen in ihren Rollen als Frauenzim=
merchen
Franzis a und als Juſt Typen, die in ihrer Aufſaſſung
und Wiedergabe vorbildlich ſein dürfen. Eine treue deutſche
Haut iſt der Wachtmeiſter Werner, den Hans Baumeiſter in aller
Biederkeit und Glaubwürdigkeit wieder hinſtellte. Dieſe gemüt=
vollen
Geſtalten Leſſings in Verbindung mit dem Luſtſpielcharai=
ter
des Stückes ſind ſo eindringlich geſchildert, daß ihr Wert blei=
bend
ſein wird. Dieſen Künſtlern der alten Schule, reihte ſich
in gutem, klarem Sprechen und eindrucksvollem Spiel noch Ri=
chard
Jürgas als Wirt an. Möge dieſes feine Luſtſpiel deut=
ſcher
Art in dieſem Winter noch Vielen Freude ſchaſſen und
immer niehr Freunde ſich erwerben durch ſolche gute Wieder abe
wie die heutige

* Deutſche in der amerikaniſchen Geſchichte.
Das Gedächtnis der Geſchichte iſt kurz. Oder vielmehr, was
man gern vergeſſen will, vergißt man raſch. Amerika wollte ver=
geſſen
, daß Deutſche in ſeiner Geſchichte eine Rolle geſpielt haben,
und des Volksbewußtſein iſt von dieſer Dankesſchuld ſeiner Er=
innerung
frei geworden. In ſeinem Buche Das Land Got=
tes
. Das Geſicht des neuen Amerika (Hermann
Stegemaun, Hannover), das jeder Deutſche zu Belehrung und
Nutzen leſen ſollte, hat Herman George Scheffauer auf
dieſe Vergeßlichkeit der Vereinigten Staaten hingewieſen. So auf
den Varon Steuben, der während des amerikaniſchen Befreiungs=
kampfes
eine große Rolle geſpielt hat.
Waſhingtons zerlumpte, verhungerte, undiſziplinierte und
=tfig mutloſe Freiwillige, ſo ſchreibt Scheffauer, entlieſen wäh=
rend
der erſten Kriegsjahre zu Tauſenden. Ohne den militäri=
ſchen
Drill und die Unterweiſung, die das Kolonialheer durch
den Baron Steuben, einen preußiſchen Offizier aus der Schule
Friekrichs des Großen, der Eeneralinſpekteur des Befreiungshee=
res
wurke, erhielt, wären die Kolonialtruppen ſicherlich von den
engliſchen Streitkräften bezwungen worden. Dann kamen der
Margu,s von Lafayette und die franzöſiſchen Fregatten und
brachten den aufſtändigen Kolonien des Erzfeindes Hilfe. Der
britiſ.he General Cornwalis wurde im Jahre 1781 gezwungen,
zu Yorktown vor Steuben die Waffen zu ſtreaen, und der Krieg
war zu Ende. Trotz den ſpäteren ſcharſen Unſtimmigkeiten mit
Frankreich, ja ſogar trotz der Gefahr, daß es zum Kriege kom=
men
könnte, hat Amerika die Dankesſchuld gegen Lafayette, der
in eiht franzöſiſcher Art bemüht war, Steuben den Lorbeer zu
rauben und den ganzen Ruhm für ſich in Anſpruch zu nehmen,
riemals vergeſſen. Sie wurde zum Leitmotid des ſentimental=
Fatzigt ſchen kulres der man mit der Schweſterrepublik trieb.
Und ſo konnte das Frankreich General Fochs im 20. Jahrhun=
bert
aus der Huldigung und Dankbarkeit, die man dem Frank=
reich
General Lafayettes im 18. Jahrhundert ſchuldete, Nutzen
zieben. Die tielleicht noch größere Verpflichtung gegen von Kalb,
Steuhen, Mühlenberg und Herkimer geriet faſt ſogleich in Ver=
geſſenheit
und den meiſten Amerikanern klingen die Namen die=
ſer
deutſchen Vorkämpfer für ihre Freiheit fremd und neu. Aus
Tanktaricit hat Amerila Frankreich gerettet, aus Undank hat
Amerika Deutſchland vernichtet.
Auch ſpäter haben Deutſche noch bedeutſame Nollen geſpielt,
ſo in dem großen Bürgerkriege zwiſchen den Nord= und den
Südſtaaten. Scheſſquer ſchreibt darüberz

Im Laufe des zweiten Kriegesjahres verkündete Lin
die Aufhebung der Silaverei, ein folgenſchwerer, rein perſönl
und ſogar verſaſſungswidriger Beſchluß, der eine faſt deſpo=
Macht des Präfidenten bedingte. Heerführer deutſchen Gek
und deutſcher Geburt und Tauſende von Deutſch=Amerika
opferten ihr Leben, um die Union zu retten. Durch den kül
Handſtreich der deutſchen Turnvereine von St. Louis, I
Miſſouri den Nordſtaaten erhalten, eine Tatſache, welche
Anglo=Amerikauer ſelten zugeſtehen.
Die Anglo=Amerikaner haben das alles vergeſſen.
ſind, Skladen einer der wüſteſten Meinung3machereien
Weltgeſchichte, gegen das unfreie‟ Deutſchland in den Krie
zogen, damit ihre Truſts Geſchäfte machen konnten. Es
Jahrzehnte, vielleicht Jahyhunderte dauern, bis drüben die
tik ſo weit gediehen iſt, um zur Selbſtkritik zu werden.
Deutſchland aber ſoll das eine Mahnung ſein, ſeine Kräfte
für andere zu opfern, ſondern alle Kraft in ſich ſelbſt un
ſich ſelbft anzuſpannen.

L. Folgen der Tarifpolitik. Die hohen Fahrpreiſe haber
einem faſt unglaublichen Verkehrsrückgang geführt. So fuhr
Zug von Weilheim nach Garmiſch, in dem nicht ein einz
Paſſagier ſaß. Auch auf der Strecke Traunſtein Ruhpol=
benutzte
nur ein Fahrgaſt den Abendzug und im Ingolſtä
Morgenzug nach Schrobenhauſen ſaßen ganze 2 Perſonen!
C. K. Inſekten als Poliziſten. Eine höchſt merkwür
Polizei innerhalb der Inſektenwelt hat ein engliſcher Na
ſorſcher Crabhe im Laboratorium von Bahlham ins Leben
rufen. Zur Bekämpfung der ſchädlichen Inſekten, die die C.
verwüſten und vernichten, iſt er nämlich auf den originellen
danken gekommen, andere Inſelten gegen ſie ins Feld zu füh
Es iſt nämlich möglich, Raupen, die die Bäume kahlfreſſen,
durch zu vernichten, daß man andere Naupen züchtet, die 1
in e freſſen. Crabbe will auf dieſe Beiſe den Landler
und Gärtnern eine wirkſame Hilfe in der Vernichtung der Sd
linge bringen. Nach ſeinen Forſchungen iſt es möglich, zur
kämpfung jeder Inſektenart eine andere Inſektenart heraus
finden, die die Schädlinge tötet, und ſo wird die Vernichtung
Feinde des Menſchen zu einem natürlichen Vor ang, den er
nachdrücklich unterſtützen muß. Der größte bisherige Erfolg
engliſchen Gelehrten iſt die Züchtung eines Schneckenfeindes.
iſt dies eine Inſeltenart, namens Teſtacella, die ſehr ſche
Freßwerkzeuge hat, mit denen ſie die Schnecken zerkleinert
verzehrt.

[ ][  ][ ]

Rummer 322.

Darmſädter Tagblatt, Montag, den D5. Rovember 1923.

Geite 3.

Frankreichs Juſtizſchande
an Ruhr und Rhein.
Von
Oberreichsanwalt Dr. Ebermaher.
An 11. Januar ſind Frankreich und Belgien gegen Recht
b Vertrag in das Ruhrgebiet eingerückt, angeblich, um zur
herſteilung der Reparationslieferungen produktive Pfänder
ergreiſen. Das Ziel Frankreichs ging dahin, die Vevölkerung
d rie Wirtſchaft des Ruhrgebiets in den Dienſt Frankreichs
ftellen. Die Deutſchen an Ruhr und Rhein ſollien für Frank=
ch
Frondienſte leiſten. Und dieſe Zumutung beantwortete
n deutſcherſeits in den vergewaltigten Gebieten mit dem paſ=
ven
Widerſtand. Die Bevölkerung tat daßei nichts Un=
etzliches
, ſondern handelte ganz im Einne der Haager Land=
gsordnung
, die ausdrüclich beſtimmt, daß der Bevölkerung
es orkupierten Landes nicht zugemutet werden kann, den Be=
ungsbehörden
Dienſte zu leiſten, die ſich gegen die Intereſſen
z eigenen Landes richten müſſen. Um dieſen Widerſtand zu
chen, gingen die Beſatzungsbehörden mit Verhaftungen, Aus=
iſungen
, Einkerkerungen, mit Plünderungen und mit Morden
ſen die Bevölkerung vor. Und trotz allem die Bevölkerung
eb unbeugſam in ihrem waffenloſen Abwehrkampf.
Die deutſche Abwehr drohte die ganze franzöſiſche
ſein= und Ruhrpolitik zu gefährden. Deshalb erklärte Poin=
ſich
zu Verhandlungen mit Deutſchland bereit, wenn der
ſive Widerſtand eingeſtellt würde. Nach langen Bedenken
nzöſiſchen Verſprechungen muß man zehnmal mißtrauen, ehe
n ihnen einmal vertraut wurde deutſcherſeits der paſſive
derſtand abgebaut in der Erwartung, daß der Zuſtand vom
nuar 1923 wieder hergeſtellt würde, d. h. u. a., daß die Aus=
rieſcnen
zurückehren dürſen und die politiſchen Ge=
ngenen
der Freiheit wieder gegeben würden. Von die=
n
Vorausſetzungen hat Frankreich bisher
ſcht eine einzige erfüllt.

Von allen Opfern, die der Ruhrkampf gefordert hat, ſind
ben den Blutopfern, die der Ausweiſungen und der
erirteilungen am ſchwerſten und grauſamſten. Wir
tten Gelegenheit, gerade über die Frage der Verurteilungen
3 Anlaß des Ruhrkampfes die Anſicht des Oberreichsanwalts
Ebermayer=Leipzig zu erfahren. Und zwar legte er
ert darauf, ſich rein juriſtiſch zu dieſer Frage zu äußern. Die
hl der im Ruhrgebiet von Militärgerichten der beſetzenden
ächte Verurteilten beträgt rund 4000. Es handelt ſich in der
uptjache um höhere Beamte der Behörden und der Wirt=
aft
, um mittlere Beamte, Gewerbetreibende und Arbeiter. Die
rhängten Strafen ſind von anormaler Höhe. Die Urteils=
üche
der Militärgerichte der Beſatzungsmächte ſind zu prüfen
ch dem deutſchen, dem franzöſiſchen und dem internationalen
ch
Die Beurteilung nach dem deutſchen Recht ver=
igt
die Prüfung der Vorfrage nach der Rechtmäßigkeit der
ihrbeſetzung. Iſt nämlich die Ruhrbeſetzung unberechtigt, dann
tfällt auch das Recht der Beſtrafung von Bewohnern des wider=
htlich
beſetzten Gebietes durch Gerichte der Beſatzungsmächte.
ankreich leitet zwar ein Beſetzungsrecht im Ruhrgebiet aus dem
18 zu Anlage 2 des Teiles UIII des Verſailler Vertrages
der die Maßnahmen umſchreibt, zu denen die alliierten und
oziierten Regierunten berechtigt ſind, falls Deutſchland vor=
zlich
ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommt‟ Es werden
rt aber lediglich wirtſchaftliche und finanzielle
perr= und Vergeltungsmaßnahmen angegeben,
ihrend von militäriſchen Maßnahmen nicht auch
ir andeutungsweiſe darin die Rede iſt. Die
litäriſchen Maßnahmen, die gegen Deutſchland in Anwendung
bracht werden können, ſind in Teil XTV Abſchnitt 1 Artikel
) des Verſailler Vertrages genau beſtimmt. Es dürfen danach
mlich, ſofern Deutſchland ſich weigert, die Geſamtheit oder
zelne der ihm nach dem gegenwärtigen Vertrag obliegenden
edergutmachungsverpflichtungen zu erfüllen, lediglich die
t Arrikel 429 genannten Zonen (linkes Rheinufer mit
Brüdenkötfen von Mainz, Koblenz und Köln) ſofort wie=
rdurch
alliierte und aſſoziierte Strei tkräfte
inz oder teilweiſe beſetzt werden. Eine Aus=
hnung
der Beſatzungszonen, wie ſie im Artikel 429
ihren Grenzen genau feſtgelegt ſind, iſt in dem Verſail=
r
Vertrag überhaupt nicht vorgeſehen, des=
ilb
iſt die Ausdehnung der Beſetzung um Düſ=
ldorf
, Duisburg und Nuhrort wie beſonders
e Beſetzung des Ruhrgebiets vertragswidrig.
Die Nuhrbeſetzung entbehrt alſo tatſächlich jeder
chtlichen Grundlage und damit entfällt jede
erechtiguug der Verurteilung von Bewohnern
eſes Gebietes durch Gerichte der Beſatzungsmächte. Dieſe
echtsauffaſſung haben ſowohl der bekannte Utrechter Juriſt
ofeſſor de Lauter, wie auch der bedeutende engliſche Wirt=
aftspolitiker
Dr. Keynes in ſehr beſtimmter und ſcharfer
eiſe zum Ausdruck gebracht. Das klaſſiſchſte Zeugnis für die
irechtmäßigkeit der Ruhrbeſetzung aber bietet die Note der
igliſchen Regierung vom Juni 1923 an Frankreich, die
s Rechtsgutachten der engliſchen Kronjuri=

* Die ſetzte Reiſe der Annette.
k. Der 75. Todestag unſerer größten Dichterin, Annette
n Droſte=Hülshoff, hat ihre ſo eigenartige Perfönlichkeit wie=
r
in den Vordergrund der allgemeinen Anteilnahme gerückt.
1s ihrem Nachlaß und Brieſwechſel kommt neue Kunde ans
cht, und zu den wertvollſten Bereicherungen dieſer Art gehören
e Droſte=Brieſe, die Manfred Schneider im Verlag von Walter
tedecke in Stuttgart herausgegeben hat. Die liebenswürdige
zählungskunſt und ihre in dem zarten Körper lebende Empfin=
ingskraft
offenbart ſich am eindringlichſten in den letzten dieſer
riefe, die die ſterbenskranke Annette an ihre Nichte, Pauline
un Droſte=Hülshoff, am 14. Oltober 1846 ſchrieb. Sie erzählt
er von den Abenteuern ihrer letzten Reiſe zu ihrem Schwager
ßberg nach der Meersburg, und bietet zugleich ein anmutiges
eiſebild aus jenen Tagen, da Dampfbogt und Eiſenbahn noch
den Kinderſchuhen ſteckten. Jetzt bin ich ziemlich wieder auf
m Strumpf, ſchreibt ſie, und kann euch Lieben Rechenſchaft
in meinem honnetten Betragen in der wilden fremden Welt ab=
gen
, ſowie Kunde geben von den ungeheuerlichen und aben=
uerlichen
Gefahren, denen ich nun ſo ſicher entgangen bin, da
gar nicht den Mut gehabt haben, ſich zu zeigen. Es iſt kein
ampfkeſſel geſprungen, weder Land= noch Seeräuber haben ſich
zeigt, und mirabile dictu! niemand hat verſucht, mich
entführen, was freilich allen Glauben überſteigt. Uebrigens
mir der lange Weg bei weitem nicht ſo ſauer geworden, als
befürchtete, und zwar ging es mit jedem Tag beſſer. Auf
r erſten Tour bis Mainz konnten Kopf und Magen ſich gar
cht mit der Erſchütterung des Dampſboots befreunden; mir
rmordsſchlecht zu Mute. Indeſſen kam mir hier die vortreff=
he
Cinrichtung des Schiffes zuſtatten, das außer dem Pavillon
c ein Extrazimmer für Damen hat mit ſo breiten Kanapees,
man faſt ſo beuem darauf liegt wie auf Betten. Auch kann
) die große Zuvorkommenheit des Kondukteurs nicht genug
ben. Er kam alle 23 Stunden, ſich nach meinem Befinden
nd Wünſchen zu erkundigen, gab mir den ausführlichſten Rat
r jede Reiſeſtation, und ſchon jetzt alle Billetts ſogar für die
tigen Omnibuſſe bis Freiburg. Bei der Ankunft in Mainz
ihrte er mich durch das Cedränge zum Fiaker, beſorgte meine
ſeiten ſogleich auf das Dampfboot, das ich am nächſten Mor=
ei
beſteigen mußte, und empfahl mich ſogar dem Kondukteur
SSſelben ſchriftlich, kurz, ſelbiger Jüngling iſt die Krone aller
ondukteure, die je waren, ſind und ſein werden. Die nächſte
ampferfahrt bis Mannheim war auch erträglich, dann ging es
der Eiſenbahn bis Freiburg. Die ſpäte Jahreszeit und 30

ſten über dieſe Frage wiedergibt: Damit iſt die Frage beant=
wortet
, wie weit die betreffenden Mächte berechtigt waren, durch
ihre Militärgerichte deutſche Landsleute verurteilen zu laſſen.
Aber ſelbſt, wenn die Franzoſen zur Nuhrbe=
ſetzung
ein Recht hätten, dann ſteht ihnen ſowohl nach
dem Verſailler Vertrag wie nach dem Rheinlancabkommen kein
Necht zur Aburteilung deutſcher Landes=
bewohner
zu ſofern es ſich nicht um Vergehen oder Ver=
brechen
gegen die Perſon oder das Eigentum der betreffenden
Mächte handelt. Selbſt das Waffenſtillſtandsabkommen das am
weiteſten in die Rechte der Bevölkerung der beſetzten Gebiete ein=
griff
, beließ die linksrheiniſchen Gebiete unangetaſtet der
Verwaltung der örtlichen Behörden lediglich unter
Aufſicht der beſetzenden Mächte. Daraus folgert, daß die be=
ſetzenden
Mächte eine Gerichtsbarkeit ſelbſt in
den rechtmäßig beſetzten Gebieten nicht aus=
üben
dürfen, es ſei denn, daß Vergehen und Verbrechen
gegen Perſon oder Eigentum der Beſatzung vorliegen.
Nach ſranzöſiſchem Necht kommt eventl. das franzö=
ſiſche
Militärſtrafrecht in Frage. Dieſes macht die Aburteilung
von Bewohnern beſetzter Gebiete abhängig von zwei Voraus=
fetzungen
: 1. muß es ſich um feindliches Gebiet handeln
(Poincaré hat in ſeiner Note vom 10. Januar 1923 ausdrücklich
erklärt, daß es ſich bei der Ruhrbeſetzung um eine nichtmilitä=
riſche
, alſo friedliche Aktion handelt), 2. ſind die Delikte, die
einer Aburteilung von Landesbewohnern feindlicher Gebiete
durch franzöſiſche Militärgerichte unterliegen, einzeln genau auf=
geführt
. Delikte aber, deren wegen Verurteilun=
gen
im Ruhrgebiet erfolgt ſind, werden nicht
ein einzelnes im franzöſiſchen Militürſtraf=
geſetzbuch
angegeben. Es iſt dem oberſten franzöſiſchen
Gerichtshof, dem Kaſſationshof in Paris, offenbar
äußerſt ſchwer gefallen, die von franzöſiſchen Militärgerichten
über Deutſche im Ruhrgebiet verhängten Strafen zu beſtätigen.
Er hat ſich jedoch zu einer Auslegung der betreffenden Para=
graphen
hingegeben, die man von dieſem höchſten franzöſiſchen
Gericht nicht hätte erwarten ſollen, indem es erklärte, daß die
Militärgerichte für jedes Dclikt zuſtändig
ſeien, das den militäriſchen Intereſſen ſchäd=
lich
iſt.
Diefe Auslegung verſtößt in gröbſter Weiſe gegen das
internationale Recht, wie es in der Haager Landkriegs=
ordnung
von 1899 feſtgelegt iſt. Dieſes Necht läßt keine Ver=
urteilungen
von Vewohnern eines okkupierten
Landes, ſelbſt während des Krieges nicht, zu, die ſich wei=
gern
, den feindlichen Armeen Dienſte zu leiſten, die gegen die
Intereſſen des eigenen Landes verſtoßen, da es keinem
Landesbewohner zugemutet werden darf, zum
Verräter gegen ſein eigenes Vaterland zu wer=
den
. Wenn man ſich die Urteile der franzöſiſchen Kriegsgerichte
im Ruhrgebiet anſieht, ſo findet man, daß es ſich faſt aus=
ſchließlich
um Urteile handelt gegen ſolche Be=
wohner
des Nuhrgebietes, die ſich geweigert
hatten, Verräterdienſte gegen ihr deutſches
Vaterland zu leiſten.
Zuſammenfaſſend iſt feſtzuſtellen, daß ſo=
wohl
nach deutſchem wie nach franzöſiſchem und
nach internationalem Recht, die Ausübung der
Gerichtsbarkeit der beſetzenden Mächte gegen
Einwohner der beſetzten Gebiete unzuläſſig iſt.
Trotzdem ſchmachten noch 4000 Deutſche ohne Rechtsgrundlage,
zum Teil mit geradezu unmenſchlichen Straſen belegt, in den
Gefängniſſen als Opfer franzöſiſcher Macht= und Gewaltſprüche,
die in der geſamten internationalen Juriſtenwelt Entſetzen und
Empörung hervorrufen. Dr. Ebermaher verwies auf einige
Urteile neutraler und ſogar alliierter Juriſten, die in ſchärfſter
Weiſe ſich gegen die Verletzung anerkannter Rechtsgrundſätze
durch Frankreich und Belgien ausgeſprochen haben. Die hohe
Macht des ſittlichen Rechts, iſt durch Urteils=
ſprüche
, wie ſie durch Frankreich und Belgien
an Rhein und Nuhr gefällt wurden, zurück=
gedrängt
worden. Es ſei aber zu hoffen, daß ſich recht
bald wieder das alte Wort erfüllet, auch hinſichtlich der deutſchen
Ruhrgefangenen:
Recht muß Recht bleiben

Proteſikundgebung gegen die franzöſiſchen
Verſchleppungsmanöver.
Elberfeld, 25. Nov. (Wolff.) Der außerordentliche
Vertretertag der Deutſchen Demokratiſchen Partei des Wahl=
kreiſes
Düſſeldorf=Oſt faßte heute einſtimmig folgende Ent=
ſchließung
:
Der Vertretertag der Deutſchen Demokratiſchen Partei des
Wahlkreiſes Düſſeldorf proteſtiert vor aller Welt gegen das
Hinauszögern der Verhandlungen über die Wiederaufnahme
des Eiſenbahnverkehrs und der werteſchaffenden Arbeit an Rhein
und Ruhr, wodurch Millionen Menſchen dem Hunger und der
Kälte überantwortet werden. Den durchſichtigen Abſichten der
Franzoſen und Belgier gegenüber erklärt er laut und vernehm=
lich
: Volk an Rhein und Ruhr waren, ſind und bleiben deutſch,
komme, was da kommen mag.
Kreuzer Trinkgeld verſchafften mir einen Waggon für mich allein,
wo ich, bald liegend, bald in Raſchas oder Schneiders Majeſtät
thronend, /aich wirklich mehr erqnickt als angegriffen und nach
mehrſtündiger Ruhe in Freiburg ſo geſtärkt fühlte, daß ich noch
desſelben Nachmittags um 3 Uhr wagte, den eigentlich ſauren
Apfel der ganzen Reiſe, ich meine die nächtliche Eilwagenfahrt
durch das Höllental, den Schwarzwald uſw. bis nach Stockach,
zur Hand zu nehmen. Das war aber eine Kreuzigung! Gerade
um Mitternacht, auf der höchſten Höhe des Schwarzwaldes
die Luft doxt kalt wie im September, ein Wagen nicht viel größer
wie eine Chatouille , höchſtens für 4 Mann Raum und 8 hinein=
gepreßt
. Wir ſaßen einander faſt auf dem Schoß, und wer vor
Schläfrigkeit etwas wacklig war, ſtieß ſeinem Vis=ä=vis an den
Kopf. Meine Reiſegefährten ſchienen ſich indeſſen völlig an die
Anforderungen des Lebens hineingelebt zu haben; ſie ſchliefen
alle in kerzengerader Stellung, und mir allein blieb das Ver=
gnügen
, den holden Mond anzufeufzen, und es jedesmal zu be=
merken
, wenn die Pferde an einem ſteilen Hange faſt hintenüber
ſchlugen und der Wagen einige Male um mehrere Schritte zurück=
tollte
. Endlich kommt ſie nach Stockach und nach einer weiteren
anſtrengenden Fahrt ngch Meersburg.

* Eine Umfrage über die Tage auf dem Kunſfmarkt.
C. K. Wie überall in unſerer Wirtſchaft, iſt auch auf dem
Kunſtmarlt eine ganz neue Lage entſtanden, die für viele Künſtler
bereits verzweiſelnd geworden iſt. Das von Paul Weſtheim
herausgegebene Kunſtblatt hat nun eine Umſrage bei führen=
den
deutſchen Kunſthändlern veranſtaltet und veröffentlicht die
Antworten im Oktoberheft. Bei der Beurteilung der gegenwär=
tigen
Lage wird verſchiedentlich beſonders das Fehlen der rhei=
niſchen
Kunden hervorgehoben, die durch die lange Verkehrs=
ſperre
und durch die Schwierigkeiten des Transportes vom
Kauf abgeſchreckt ſind. Alfred Flechtheim, der für den rheiniſchen
Kunſtmarkt beſonders maßgebend iſt, beurteilt die Lage ſehr
peſſimiſtiſch, da infolge der Sperren Ausſtellungen überhaupt
unmöglich ſind und es den Künſtlern unmöglich gemacht iſt, ihre
Hervorbringungen ins unbeſetzte Gebiet zu ſchicken. Die Fort=
führung
der Ausſtellungen iſt außerordentlich, erſchwert.
Es iſt eine Kohlenfrage geworden, und Goldſchmidt= Waller=
ſtein
rechnen aus, daß die mionatliche Seizung der Ausſtellungs
räume 40 Dollar koſtet, ſo daß die Vorführung billigerer Arbei=
ten
überhaupt nicht mehr lohnt, weil man dabei nicht auf die
Koſten kommt. Bei der fortſchreitenden Verarmung werden

Handel und Verkehr.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Waggon= und Maſchinenbau=A.=G., Görlitz. Die
Geſellſchaft wird zu der am 13. 12. einzuberufenden G.=V. eine ange=
meſſene
Dividende, unter Berückſichtigung der Geldentwertung zur
Verteilung vorſchlagen. Außerdem liegt bekanntlich ein Antrag auf
Erhöhung des Grundkapitals um 300 Mill. Stammaktien vor, wobei ein
Teilbetrag den alten Aktionären zu günſtigen Bedingungen zum Bezuge
angeboten werden wird. Die Einzelheiten der Begebung ſollen der
G.=V. zur Beſchlußfaſſung vorgelegt werden.
J. Banning A.=G., Hamm i. Weſtfalen. Die Geſellſchaft
wird für das abgelaufene Geſchäftsjahr 1922/23 von einer Dividenden=
zahlung
Abſtand nehmen. Der erzielte Reingewinn beträgt 3,3 Mill.
* Tuchfabrik Aachen, vorm. Süßkind u. Sternau,
A.=G., Aachen. Die G.=V. genehmigte die Dividende von 50 Gold=
lark
. Die Umrechnung in Papiermark erfolgt zum Kurs der Gold=
mark
vom 19. d. M., alſo zu 600 Milliarden Papiermark pro Goldmark.
Der erzielte Reingewinn von rund 272 Milliarden entforicht nach dem
Stande vom 30. September einem Betrag von 7300 Goldmark, die wert=
beſtändig
angelegt werden. Laut Mitteilung wurde der Geſchäftsgang
im abgelaufenen Jahre durch die politiſchen Ereigniſſe ſtark beeinflußt.
Die Abſatzmöglichkeit war zum größten Teil auf das unbeſetzte Gebiet
beſchränkt.
* Chem. Fabrik von Hehden A.=G. Die Geſellſchaft be=
antragte
Zulaſſung von nom. 229 Mill. neuer Aktien an der Verliner
Sörſe.
Münchener Export=Malzfabrik A.=G. Das dem
Engelhardtkonzern naheſtehende Unternehmen teilt im Geſchäftsbericht
für das abgelaufene Geſcäftsjahr mit, daß der Abſatz im Vergleich zum
Vorjahr zirka 30 Proze
eringer war. Dieſer Minderabſatz ſei nicht
auf einen Verluſt von
hmern zurückzuführen, ſondern habe ſeine
Urſache darin, daß der infolge der enormen Geldentwertung ſtändig ge=
ſriegene
Bierpreis den Konſum außerordentlich ſchädigt und infolgedeſſen
auch der Malzbedarf der Brauereien geringer war. Nach Abzug der
Unkoſten und nach Abſchreibungen in Höhe von 1111 Mill. verbleibt ein
Reingewinn von 3172 Milk., wvoraus 1999 Mill. dem Unterſtützungsfonds,
199,98 Mill. dem Gebühren=Aequivalent=Konto und 772 Mill. auf neue
Skechnung vorgetragen werden. Eine Dividende gelangt alſo nichl zur
Verteilung. In der Bilanz betragen Vorräte 2634 Mill., Debitoren
4131 Mill., Cffekten 8.3 Mill., Deviſen 144,9 Mill., andererſeits Kredi=
toren
2864 Mill. und Delcredere 1100 Mill.
Harvener Bergbau A.=G. Unter Führung der Harpener
Bergbau A.=G. trurde in Münſter mit einem Grundkapital von 10 Mil=
liarden
die Kohlen=Vertriebs=A.=G. errichtet. Zweck des Unternehmens
iſt Gen=innung, Verarbeitung und Handel von induſtriellen und land=
wirtſchaftlichen
Erzeugniſſen, ſowie Beteiligung an anderen Unterneh=
mungen
insbeſonder des Bergbaues.
C. Die Banknoten der Oeſterreichiſch=Ungariſchen
Bank werden, ſofern ſie mit dem Stempel Deutſchöſterreich verſehen
ſind, eingezogen. Die Banknoten zu 1 Krone vom 1. Dezember
1916, zu 2 Kronen vom 1. März 1917, zu 10 Kronen vom 2. Januar
1915 zu 20 Kronen der 1. und 2. Auflage vom 2. Januar 1913, zu
50 Kronen vom 2. Januar 1914, zu 100 Kronen vom 2. Januar 1912
und mit deutſchem Wortlaut auf beiden Seiten der Note; zu
1000 Kronen vom 2. Januar 1902, welche auf beiden Seiten das gleiche
Nctenbild und deutſchen Wortlaut tragen; zu 1000 Kronen vom 2. Jan.
1902, welche auf der Vorderſeite das Notenbild der bisherigen deutſchen
Seite und auf der Rückſeite bloß Ornamentmuſter tragen. Letzte
Friſt für Einziehung dieſer Banknoten iſt der
31. Januar 1924.
L. Holland zieht einen Teil der im Kriege ausge=
gebenen
Guldenſcheine ein, und zwar handelt es ſich um die
Scheine von 2,5 Gulden, ausgeſtellt im Jahre 1915, und die Scheine
von 1 Gulden, ausgeſtellt 1916. Dieſe Scheine werden am 3 1. De=
zember
1923 außer Kurs geſetzt.
Anleihen.
spd. 6proz. Goldanleihe der Zuckerkredit=A.=G.
Berlin. Auf Antrag der Darmſtädter und Nationalbank, der Ber=
liner
Handelsgeſellſchaft, der Kommerz= und Privatbank und der Mittel=
deutſchen
Kreditbank ſind 3 024000 6pros. Goldanleihe der Zuckerkredit=
A.=G. Berlin zur Berlihter Börſe zugelaſſen worden. Die mit 100 Mill.
Mk. im Auguſt d3. Js. gegründte Aktiengeſellſchaft bezweckt die För=
derung
der Nüben bauenden Landwirtſchaft und der deutſche Zucker=
induſtrie
durch die Gewährung wertbeſtändiger Kredite. Insgeſamt
werden zur Finanzierung der diesjährigen Zackerernte 12 Mill. Gold=
mark
ausgegeben. Von dieſer Anleihe liegen zunächſt 3 024000 Gold=
mark
vor. Die Zinſen ſind am 1. April und am 1. Oktober jeden Jahres
fällig, erſtmalig am 1. April 1924. Statt der Zahlung der Zinſen kön=
nen
die Gläubiger auch die entſprechende Zuckermenge fordern. Die
Rückzahlung erfolgt zum Kurſe von 100 Prozent (zum Goldkurs der
letzten dem Auszahlungstag vorhergehenden amtlichen Berliner Notiz
für die Auszahlung Neu=York) erſtmalig am 1. Oktober 1927. Die Zucker=
raffinerien
Halle, Roſitz und Holland G. m. b. H. ſowie die dieſem Kon=
zern
angeſchloſſenen Rohzuckerfabriken übernehmen für die Nückzahlung
des Kapitals ſowie für die Zinſen Ausfallbürgſchaft mit der Maßgabe,
daß Anſprüche aus dieſer Bürgſchaft erſt dann geltend gemacht werden
können, ſobald feſtſteht, daß der Hauptſchuldner den Gläubiger nicht be=
friedigen
kann. Die Zuckerraffinerien Halle, Roſitz und Holland G. m.
b. H. ſind an dieſer Bürgſchaft mit zuſammen 32 25 Prozent beteiligt.
Die reſtlichen 66,75 Prozent verteilen ſich auf 37 teils in Privatbeſitz
befindliche, teils in der Form von Artiengeſellſchaften oder Geſellſchaften
mit beſchränkter Haftung beſtehende Nohzuckerfabriken. Die Quoten,
mit denen dieſe Fabriken an der Bürgſchaft beteiligt ſind, betragen zwi=
ſchen
0,27 und 4,21 Prozent. Spweit bei Geltendmachung der Bürgſchaft
gegen die Rohzuckerfabriken ein Ausfall entſteht, haben hierfür die
Zuckerfabriken Halle, Roſitz und Holland G. m. b. H. wiederum Bürg=
ſchaft
übernommen. Die Eröffnungsbilanz der Zuckerkredit=A=G. weiſt
100 Mill. Aktienkapital nebſt einem Agio von 522,4 Mill. aus der Emiſ=
ſion
auf, denen 102 250 Dollarſchatzanweiſungen des Reiches gegenüber=
ſtehen
.
aber gerade ſolche verhältnismäßig billigen Dinge das Einzige
ſein, das auch jetzt noch ein weiteres Publikum finden könnte.
Die Sache führt alſo dazu, dem Kunſthändler das Experimen=
tieren
mit jungen, unbekannten Kräften faſt unmöglich zu
machen. Er wird immer mehr dazu gezwungen, ſich auf Aus=
ſtellungen
von Künſtlern mit großem Namen zu beſchränken.
Der Kunſthändler Hugo Graetz (Berlin), der bisher auf junge
Kunſt eingeſtellt war, ſieht ſich genötigt, ſogenannte Weltmarken
aufzutreiben (Franzoſen des 19. Jahrhunderts), da hier der
Anſchluß an den internationalen Markt gegeben iſt. Trotzdem
wird betont, daß es überaus verhängnisvoll für die Kunſt wäre,
auf Sonderausſtellungen zu verzichten, da dieſe allein imſtande
ſind, die Verbindung zwiſchen Künſtler und Kunſtfreund aufrecht
zu erhalten. Trotz dieſer höchſt ungünſtigen Verhältniſſe ſind
aber die Kunſthändler einmütig der Anſicht, daß die Kriſe
ſchlechte Rückwirkungen auf das Kunſtſchaffen nicht haben wird.
Ein echter Künſtler wird immer ſchaffen, ſchreibt Karl Nieren=
dorf
, ich kenne ſolche, die für den Winter zuerſt Vorräte an
Farben, Leinewand uſw. beſorgten, ehe ſie an Kohlen und
Lebensmittel dachten. Ein eihter Sammler wird ſtets ſeine
Sammlung durch Neuerwerbungen ergänzen; ich kenne ſolche, die
auf ihre Sommerreiſe verzichteten im Intereſſe ihrer Sammlung.
Alles Schaffen, ſei es Werk oder Sammlung, das einer
Perſönlichkeit entſtammt, wird weiterleben. Die Preiſe, die
gezählt werden, ſchmelzen allerdings immer mehr zuſammen.
Die Werke lebender Künſtler mit wenigen Ausnahmen auch
die der Arrivierten werden heute mit 10 bis 25 Pfennig ihrer
Friedensmark verkauft. Davor ſchützt auch die Berechnung in
Schweizer Franken nicht, denn bei dem Vergleich mit dem Jahre
1913 vergeſſe man nicht, daß zwiſchen damals und heute zehn
Jahre künſtleriſchen Schaffens liegen und daß Namen, die 1913
nur Wenige mit Aufmerkſamkeit verfolgten, heute Geltung be
ſitzen. So führt Hugo Goltz (München) aus: Nun koſtet aber
das Gemälde eines bekannten Künſtlers beſtenfalls 1000 Schwei=
zer
Franken, alſo 800 Friedensmark. Ich glaube mich nicht zu
irren, wenn ich behaupte, daß Künſtler, welche ihre Preiſe mit
200 bis 300 Goldmark anſetzen, dies reſtlos für Material aus=
geben
müſſen, wenn ſie ein neues Gemälde derſelben Größe
ſchaffen wollen. Die Aquarelle arrivierter Künſtler koſten höch=
ſtens
209 Schweizer Franken, ſolche unbekannter Namen werden
nit 10 Goldmark vergeblich angeboten. Trotzdem ſieht auch
Goltz für die Kunſt in dieſer Kriſe die Möglichkeit einer Reini=
gung
: Durch die Abſatzſtocung Cinkehr, Blutreinigung, Au3 Rückkehr zur Qualität Abkehr vom Größenwpahn.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtätter Tagblati, Mu tag, den 26. Robeub. 1923.

Rummer 327.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. November.
Totenfeiern.
* Zum Gedenken der im Weltkrieg Gefallenen verſammelten
ſich um die Mittagsſtunde auf dem alten Friedhof an der Nieder=
Ramſtädter Straze die Darmſtadter Vereine, darunter auch die
Studentenſchaft in ihren Farben. Unter Vorantritt eines Muſik=
chors
marſchierten die Vereine in geſchloſſenem Zuge nach dem
Friedhofe, wo Herr. Pfarrer Lautenſchläger eine eindrudstiefe
Gedächtnisrede hielt. Er gedachte in zu Herzen gehenden Worten
all derer, die für das Vaterland ihr Leben gelaſſen und in frem=
der
Erde ruhen, die geſtorben ſind in der h eiligen Pflichterfüllung
für ihr Vaterland. Unter den Klängen der Kirchenglocken ver=
ſammelten
ſich anſchließend die Einwohner Darmſtadts zu einer
kirchlichen Totenfeier. Der Winter hatte ſeine Sendboten ge=
ſchickt
und eiſige Kälte huſchte auf den heiligen Fluren. Tauſende
und Abertauſende von Menſchen hatten ſich verſammelt. Nach
einem Choral eines Muſikchors hielt Herr Pfarrer Marx die Ge=
dächtnisrede
. Er geißelte zunächſt das Verhalten der Franzoſen,
die es ſo Vielen unmöglich machen, die Gräber ihrer verſtorbenen
Lieben zu beſuchen. Fünf Jahre Frieden und doch kein Frieden.
Unſere früheren Feinde wollen es nicht zur Ruhe kommen laſſen.
Einer der brutalſten Gewaltakte ſei die Abſperrung des Wald=
friedhofes
; wenn einſt das jüngſte Gerichkt zu ſprechen habe, wür=
den
auch die ihre Strafe empfangen, die heute ſo unſagbares Leid
weiterführen. Mit einem Schlußchoral endete die erhebende Feier.
In gleicher Weiſe fand auf dem Beſſunger Friedhofe eine Toten=
gedächtnisfeier
unter Mitwirlung des Lirchenchors der Petrus=
gemeinde
ſtatt.
iſt der Antrag auf Errichtung ſolcher für Starkenburg mit Sitz in Darm=
ſtadt
geſtellt. Die beteiligten Gewerbetreibenden ſind zu einer Aeußerung
für oder gegen (ſchriftlich oder mündlich beim Kreisamt, Zimmer 40)
bis 15. Dezember aufgefordert.
Abgabe von Rentenmark an den privatwirtſchaftlichen Verkehr
ſeitens der Reichsbank in den nächſten Tagen nicht zu rechnen iſt.
Die Wiederverausgabung iſt momentan völlig unbeſtimmt.
Für Donnerstag iſt eine weitere Erſtaufführung vorgeſehen.
breiſe, insbeſondere des Kupfers, hat ſich das Diebestreiben in dieſer
lichen Spezialität geſtaltet. Dieſe beſteht in der Entwendung des
Bronze= und Kupferdrahts von öffentlichen Telegraphen= oder Tele=
phonleitungen
, was außer den großen Wiederherſtellungskoſten noch
weit bedeutendere empfindliche Nachteile durch Störung der Verkehrs=
inte
u verurſacht. Es liegt in Tateinheit mit Diebſtahl das Vergehen
gegen 8 317 St. G.B. (vorſätzliche Betriebsſtörung derartiger Leitun=
gen
vor und das Delikt erſcheint um ſo ſtrafwürdiger, als das ſchon den es herausgab, lieſt das Volt nicht, noch weniger dringt der Inhalt
erſchütterte Wirtſchaftsleben nebſt dem Sicherheitsgefühle gefährdet des Buches ins Ausland. Ein kleines Stück deutſchen Landes hat man
Guſtav Kaſſel aus Bottenbach auf genanntem Gebiet eine umfangreiche
Tärigkeit ausgeübt, an der jeweils der 30jährige, vorbeſtrafte Buchbinder bleibt, iſt ein Streifen zwiſchen Elbe und Rhein. Sie, verehrte An=
Heinrich Fritz von hier, der 19jährige vorbeſtrafte Arbeiter Fritz
Stadler und der 5ljährige vorbeſtrafte Arbeiter Karl Fenn von hier in einem eiſernen Ring im Norden, Süden, Oſten und Weſten. Das
teilnagmen. Binnen weniger Wochen vergriff ſich K. an Leitungen
bei Nieder=Ramſtadt, Bürſtadt, Oberflockenbach, Weinheim, ſowie
Aſhaffenburg, und es wurden ſtets beträchtliche Mengen abgeſchnit=
auh
, zumal gewandte Helfershelfer in der Perſon des Händlers David
Silber und Schloſſers Robert Dewitz, beide von hier, den Abſatz unter=
ſtürten
. Angekauft wurde ein Teil von dem Schloſſer Otto von der
Budig und Auguſt Hahn, Inhaber einer Bensheimer Fabrik. Letz=
tere
zwei waren nunmehr wegen gewerbsmäßiger Hehlerei mitange=
Aogt, beriefen ſich auf gutgläubigen Erwerb und wurden mangels gebeten,
Beweiſes der ſubjektiven Seite freigeſprochen. Im Uebrigen lautet
tas Urteil gegen den Rädelsführer Kaſſel, der noch Uinterſchlagung
geliehener Kleider zum Nachteil eines Knechtes in Erbach i. O. verübt
züg ich 4 Monate 2 Wochen Unterſuchungshaft nebſt bjährigem Ehrver=
luſt
, gegen den Angeklagten Fr. auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis gegen Verwaltung und Beamtenabbau: 3. Erhebung der Grund= und Gewerbe=
Stadler auf 1 Jahr 6 Monate, gegen Fenn auf 1 Jahr 3 Monate, ſteuer 3. Ziel 1923; 4. Gewerbeſteuervorlage; 5. Verſchiedenes.
gegen S. auf 1 Jahr 3 Monate, gegen Dewitz auf 1 Jahr 3 Monate,
gegen von der Au auf 1 Jahr Gefängnis.
RDN. Neue Grundpreiſe für die 1. und 2. Klaſſe. Bei der Neuord=
ſtärker
erhöht worden, während die Fahrpreiſe für die 3. und 4. Klaſſe 9
genau den Friedenspreiſen entſprechen. Die ſtarke Spannung, beſonders
zwiſchen der 3. und 2. Klaſſe 1.3) führte dazu, daß die ſogenannten
Polſterklaſſen immer ſchwächer beſetzt wurden, während die 3. und 4. die Urſache für die entſchieden zu hohe Einſtufung und damit für die
Klaſſe überfüllt war. Um hier einen Ausgleich zu ſchaffen, der auch untragbaren Beiträge. Dazu kommmt neuerdings auch bezüglich der
einem rationellen Betrieb zugute kam, hat man das Spannungsverhält=
nis
geändert und die Preiſe für die 1. und 2. Klaſſe weſentlich ermäßigt, meiſten Familien, die heute eine Hausangeſtellte haben, ſind hierzu ledig=
und Gebrechlichen, aber auch vielbeſchäſtigten Berufsreiſenden gegenüber, (
zu machen. Vom 1. Dezember ds. Js. ſind die Goldmarkpreiſe wie folgt f
Kl. 0066 Mk. (bisher 0099 Mk.): 3. Kl. 0083 Mk.; 4. Kl. 0,022 Mk., ſo f
zu den übrigen Klaſſen von 1:1½),:3:6 Gbisher 1:1½:4½:9) ergibt, alſo

1A MN. Mm. . Aeacit 0n üe Fee
Platzkarten koſten in Zukunft: 1. Kl. 1.20 Mk., 2. Rl. 0.60 Mk., 3. Kl.
0.30 Mk. und werden in ſämtlichen Vertretungen des Mitteleuropäiſchen
Reiſebüros an den D=Zugs=Ausgangsſtationen für alle D=Züge dier Tage
vor Abgang des Zuges ausgegeben.

I. Der Vund bazeriſcher Kleinrentner hat, nachdem eine Denkſchrift
an die Behörden im Jahre 1921 die Lage des notleidenden Mittelſtandes, ſetzen die beiden im Odenwald für geſtige und küuſtleriſche Fragen y
ohne Widerhall zu finden, geſchildert hatte, nun ſelbſt den Einkauf von
Lebensmitteln bewirkt und Mehl, Grieß, Reis, Malzkaffee u. a. beſchafft,
die zu Preiſen an die Mitglieder, abgegeben werden können, die Staunen
erregen. Während z. V. prima Weizenmehl auf dem Markte 180 Mil=
lionen
koſtete, lieferte der Bund das Pfund zu 3 Millionen. Die gleiche
Preisdifferenz iſt bei ſämtlichen Lebensmitteln eingehalten worden.
Aus den Parteien.
Deutſchnationale Partei. Vortrag von Frau
Dr. Schirmacher. Nach Begrüßungsworten von Frau Reinhart
ergriff Frau Dr. Schirmacher, die wahrend des Krieges ſchon (inmal im
hieſigen Lazareth zu den Soldaten geſprochen hat, das Wort zu dem an=
gekündigten
Vortrag, es gelte nur eine deutſche Pflicht zu erfüllen, von
dieſer Qual der Heimat zu reden. Wir ſind umringt von Feinden,
denen Nache geboten werden muß. Ueber Schleswig, Eupen=Malmedy,
das Saargebiet, Elſaß=Lothringen kam Rednerin zum Nheinland. Heute
noch wird um dies Land gerungen. Frankreich wird, ſo lange es lebt.
verſuchen, uns den ganzen Rhein zu entreißen, dieſer entſetzlichen Logik
ſind wir leider nicht entgegengetreten. Was Rhein und Ruhr gelitten
haben und noch leiden, das wiſſen wir nur aus den Zeitungen, aber ſie
enthalten nur das Wenigſte von dem, was dort am deutſchen Volkstum
geſündigt wird, und was dort geſchieht, das ſchreit zum Himmel. Man
hofft. Ahein und Nuhr uns noch abſpenſtig zu machen. Die ſittliche Aus=
ſchweifung
, die der Franzoſe dort ins Land gebracht hat, iſt unbeſchreib=
lich
, unfaßlich. Mit Erhatmen und Mitleid müſſen wir jeden Tag un=
ſerer
Volksgenoſſen an Rhein und Ruhr gedenken. Eine Seelengemein=
ſchaft
zwiſchen ihnen und uns muß beſtehen. Die Beſtrebungen der Son=
derbündler
werden natürlich von Frankreich genährt. Blicken wir nach
Oſten. Auf polniſch und tſchechiſch wird dort gedrückt. Der polniſche
Corridor hindert den Abſatz von Oſtpreußen zu uns. Memel iſt der
Nordzipfel Oſtpreußens, Soltau der Südzipfel. Der Südzipfel iſt ver=
loren
, er ſoll verpolt werden. Memel hat man losgeriſſen und in der
Schwebe gehalten über ſein Schickſal, bis dieſe Zufluchtsſtätte der =
nigin
Luiſe Litauen angegliedert wurde, obwohl das Land deutſch
ſpricht. Die Memelländer haben etwas aufgeatmet, weil man ſie nicht
Zwangsinnung für das Goldſchmieb== und Graveuxgewerbe. Es polniſch gemacht hat. Aber das iſt alles nur vorläufig, was dort ge=
ſchah
. Der Oſten beherbergt eine große Schiebergeſellſchaft. Nun zu
meiner Heimat, Danzig, über deſſen Beſitz man ſich ſtets ſtreiten wird, abgeholzten Berghang nach Fauerbach zu wurde ein Grab bloßgele
Freiſtaat; nicht polniſch, ohne das nötige Hinterland zur wirtſchaftlichen
Von gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß mit der Verſorgung. Dauzig iſt der Schlüſſel zu Oſteuropa und hat deshalb
internationalen Anſtrich erhalten. Die Deutſchnationalen haben dort in
den Parlamentswahlen gut abgeſchnitten, trotzdem 12 Parteien auf dem
Plan waren. Geſchlagen wurden dort die Polen. Der verbalkaniſierte‟
Orpheum Operettenſpiele. Die Frau im Germelin wird nur Oſten iſt ein Schachbrett, auf dem dauernd geſchoben wird. Trotz allem:
die Danziger wehren ſich ihrer deutſchen Haut. Heute ſind die Deutich=
noch
dreimal, heute Montag ſowie Dienstag und Mittwoch gegeben, nationalen die ſtärkſte Paltei im Freiſtaat Danzig. Die Polen verfol=
gen
in den geraubten Gebieten das Deutſchtum ſo, wie es die Franzoſen
n. Strafkammer. Durch das fortgeſetzte, ſtarke Steigen der Metall= im Weſten tun. Die Polen jubeln, daß die breußiſche Tünche ber= Geliebte von gleicher Sinnesart ſich angeſchaft hatte, richten bei ih.
Nichtung entſprechend entwickelt und u. a. zu einer ſehr gemeinſchäd= ſchwunden iſt. Graudenz, die reinliche deutſche Garniſon, war nach ganz
kurzer Zeit nicht mehr wiederzuerkennen. Unter dem neuen national=
demokratiſchen
Regime hat Polen die Schraube gegen alles Deutſche
wieder angeſetzt, das beſorgen Seyda und Korfanty. In Poſen= Weſt=
wieder
. Was die Polen in Oberſchleſien verbrochen haben, das hat
ſogar das Auswärtige Amt in Berlin erſchittert. Aber den dicken Band,
wird. So hatte im Juni d. Js. der 3Gjährige, vorbeſtraſte Pferdeknecht den Tſchechen zugeworfen; Hultſchin. Aber die möchten uns noch Glatz gungsreiſe nach Hannoyer, verſchwendeten in einer Juliwoche das ga
nehmen. Tſchechen und Polen gehören zuſammen! Was uns noch
weſende, gehören ſchon zur franzöiſchen Einflußſphäre. Wir ſtehen
Verſtrickung frei zu werden, und deshalb müſſen wir Deutſche einig ſie aber wieder auf freien Fuß. Am Tage vor der erſten Verhandl. Drahtes, im Geſamtgewicht von mehr als zwei Zentnern weg= lung ſoll uns erſtehen im Gefühl des Verluſtes des uns geraubten Lan= anderen, brannten wieder mit der Zeche durch. Der Banklehrlimng miet
geſchleppt. Abnehmer für dieſe wertvolle Beute fanden ſich natürlich des In patriotiſchen Worten unterſtrich Abg. Kindt die Ausführungen ſih ein Auto, ließ ſich in der Nacht zwei Stunden im der Stadt her=
der
Rednerin.
At. mer und das meiſte nach und nach durch die Kaufleute Wilhelm Mittwoch, den 2. 18, abends 8). Uhr, ſpricht im Parteilokal (Wald= Bewährungsfriſt wurde ihm verſagt.
ſtraße 45) Frau Stadtverordnete Balſer über die andere Hälfte ihres
Themas Kommunalpolitik‟. Es wird um vollzähliges Erſcheinen
Parlamentariſches.
Der Ermächtigungsausſchuß des Landtags tritt am
hat und diebſtahlsrückfällig iſt. auf insgeſamt drei Jahre Zucthaus ab= 98. d. M. und folgende Tage erſtmalig zuſammen. Auf der Tagesord= müßten, wodurch ein etwa 80 Kubikmeter umfaſſender Felſen zu 2
nung ſtehen: 1. Konſtituierung des Ausſchuſſes; 2. Vreinfachung der ſtürzen würde.
Anfrage der Abg. Hattemer: Die Beiträge zur Orts=
krankenkaſſe
und Invalidenverſicherung für Hausangeſtellte haben in den vembermiete vereinbart haben und in Erfüllung dieſer Abrede
nung der Eiſenbahntarife waren die Fahrpreiſe für die 1. und 2. Klaſſe letzten Wochen eine Höhe erreicht, die außer jedem Verhältnis zu der
Leiſtungsfähigkeit der meiſten hiervon betroffenen Familien ſteht. Offen= unberechtigt.
ſichtlich iſt ſchon der nach einer Grundzahl von 1.30 Mk. täglich nach Le=
benshaltungsinder
berechnete Anſchlag für Beköſtigung und Wohnung
Hausangeſtellten noch ein hoher Betrag zur Erwerbsloſenfürſorge. Die
Bei dieſer Maßnahme ſprach auch die Erwägung mit, daß es Kranken lich durch ihre Familienverhältniſſe (Kinder, Krankheit, Alter) gezwun= Schneefall.
gen und verdienen deshalb eine finanzielle Entlaſtung. Dieſe Familien
die auf eine möglichſt wenig anſtrengende Reiſe geradezu angewieſen ſind, zu ihren Sorgen noch mit Kaſſenbeiträgen belaſten zu wollen, die wöchent=
eine
Härte bedeuten würde, ihnen die Benutzung der 2. Klaſſe unmöglich lich in die Billionen gehen, iſt, abgeſehen von der fehlenden Leiſtungs= Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines Haus na
fähigkeit, eine ſoziale Ungerechtigkeit. Die Ermäßigung der Beiträge
geändert; es koſtet 1 Am. in der 1. Kl. 0.132 Mk. (bisher 0.193 Mk.); 2. würde zweifellos auch zu einer Entlaſtung der Erwerbsloſenfürſorge
führen. Eine Befreiung von der Verſicherungspflicht könnte für eine
daß ſich künftig ein Spannungsverhältnis in den Einheitsſätzen der 4. Kl. Familie noch ruinöſer wirken und kann deshalb im Intereſſe von Ar=
beitgeber
und Arbeitnehmer nicht in Erwägung gezogen werden.
Auch die in Darmſtadt jetzt eingeführte wöchentliche Zahlung der Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudo
Beiträge an einem einzigen Schalter ſchreit nach Abhilfe. Mauve, für Feuilleton: Mar Streeſe. Heſſiſche Nachrichte
Ich frage an, iſt die Regierung im Hinblick auf die für die meiſten dienſt: Andregs Bauer; für den Inſeratenteil: Wil
Familien geradezu kataſtrophale Wirkungen der hohen Beiträge bereit,
ſofort geeignete Schritte zu einer ſtarken Ermäßigung der Beiträge für
Hausangeſtellte zu tun und die Oeffentlichkeit im Hinblick auf die all=
gemeine
Erregung von dieſem Schritt in Kenntnis zu ſetzen?

Gtboch D. c. ohl. er Schutertalelin der Zet zm 2
tunggebenden Vereine, die Gefellſchaft der Muſikfreun
im Odenwald und die Odenwalder Vereinigung f=
Kunſt und Wiſſenſchaft ihre Arbeit unentwegt fort. Die 0
ſellſchaft der Dauſikfreunde eröffnete die Reihe ihrer Bint bveranſt
tungen am Samstag und Sonutag mit zwei Klavierabenden des a
gezeichneten Frankfurter Pianiſten Fritz Malata im in liebensw
digſter Weiſe zur Verfügung geſtellten herrlichen Saal, des Schlo
Furſtenau, der damit erſrmals nach längerer Zeit als Konzertſaal
nützt wurde und ſich als hervorragend geeignet zu dieſem ſo ſchör
Zweck erwies. Wahrend der erſte Abend Werke von Schumann, Gra=
und Schubert brachte, war der zweite ausſchließlich Beethoven gewidn
Die beiden erſten allgemeinen Veranſtaltungen der Sdenwälder V.
einigung für Kunſt und Wiſſenſchaft brachten hochbedeutſame Vortre
des Heidelberger Uniderſitatsprofeſſors Geheimrat Dr. Hampe u.
Deutſche und franzöſiſche Kultur im Hochmittelalter und (mit Li
bildern) des Darmſtädter Privatdozeuten Dr =Ing. Bramesfeld 3.
Moderne Betriebslehre und angewandte Pſychologie‟. Die Grupy
vorträge ſtanden hinter den allgemeinen Veranſtaltungen in keiner W.
zurück. Es ſprachen in der Gruppe Geſchichte Herr Profeſſor Dr. 3
(Darmſtadt) über Karl Wehprecht und die Entdeckung des Franz=
ſephslandes
, in der Gruppe Naturwiſſenſchaften Profeſſor. Lieb
(Michelſtadt) mit Lichtbildern über Das Plankton. In der gleig ſ=
Gruppe leitete Apotheker Kiesgen (Michelſtadt eine Neihe von V!.
trägen über Phyſikaliſche Wellen ein. Lehrer Ripper (Steinbuch) ſpr
in der Gruppe Philoſophie und Pädagogik über Turnen oder Spoy
Am erſten Leſeabend gelangten durch Frau Grete Kisgen (Michelſtat
Dr. Roeſener (Erbach), Herrn Ernſt Stephan (Erbach) und den juge
lichen Grafen Otto zu Erbach=Fürſtenau Werke von Heinrich v. Kl
zu wirkungsvollem Vortrag, während der zweite Leſeabend die vortr
liche Wiedergabe der Bekenntniſſe einer ſchönen Scele aus Goet
Wilhelm Meiſter, durch Ihre Durchlaucht die Gräfin zu Erbe
Fürſtenau brachte.
(I) Ulrichſtein (Oberheſſen), 23. Nob. Der Winter hat h
ſeinen Einzug gehalten. Die höchſten Erhebungen des Vogelsbergs
gen verſchneit. Auch in dem Ohmtal und in der Schottener Gegend
es ſchon geſchneit.
(.) Ober=Lais (Oberh.), 23. Nov. Altertumsfund. Auf ein Iu
Wer Danzia hat, hat den Weichſelhandel. Danzig iſt ein eigener das aus der Hallſtatt=Periode ſtammen ſoll. Die Knochenreſte wa ſt
nur noch ſehr ſpärlich. Dagegen fand man wertvolle Bronz gegenſtän
Reich und Ausland.
Im Milliardenmeer untergegangen.
München. Folgendes Zeit= und Sittenbild entrellt die M=
chener
Zeitung: Ein 17jähriger Kaufmannslehrling und ein gl.iche
riger Banklehrling, zwei leichtſinnige junge Leute, von denen j der e
verſchwenderiſchen Lebensweiſe mit ihrem Einkommen und den
ſchüſſen ihrer Eltern nicht aus und beſchloſſen, auf dem jetzt ſo b=lieb
Wege der Scheckfälſchung Geld ſich zu verſchaffen. Der Banklehrling e
wendete in dem Bankgeſchäft, in dem er angeſtellt war, ein Scheckb.
preußen wächſt die Einſicht, man ſagt: gebt uns die deutſchen Schulen füllte ein Formular auf ſieben Millionen Mark aus, der Kaufman
lehrling erhob den Betrag bei der Bank. Die Pärchen wurden mit d
Geld bald fertig; die zwei Lehrlinge machten das uämliche Manöver
einem zweiten gefälſchten Scheck über 40 Millionen Mark. Mit dem
haltenen Geld machten ſie in Begleitung ihrer Liebchen eine Verg=
Geld und brannten mit der Hotelzeche von 8 Millionen Mark du=
Der Kaufmannsl brling fuhr nach München zurück und beſtahl feil
eigenen Vater um Schmuckſachen im Werte von 89 Millionen Me
Der Erlös wurde mit den zwei leichtſinnigen Mädchen in kurzer
begint das deutſche Volk nach und nach zu begreifen. Es gilt, von der verjubelt. Die Polizei verhaftete ſchließlich die beiden Schwindler, ſe
ſein! Nichts iſt furchtbarer als Fremdherrſchaft. Eine tätige Verzwveiſ= gingen beide in ein Tanzkabarett, tranken eine Flaſche Sekt nach
fahren und erſchoß ſich dann im Auto. Der Kaufmannslehrling wu
Deutſche Demokratiſche Partei, Frauengruppe. Am nunmehr vom Landgericht zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. E
Drohender Felsſturz.
Durch geologiſche Erhebungen am großen Mhthen (Kant
SchwpyzViervaldſtätter See) wpurde feſtgeſtellt, daß ſich auf dem Be=
ein
Felsmaſſiv zufehends verſchoben hat. Man befürchtet, daß di
Verſchiebungen in abſehbarer Zeit zur Loslöſung des Maſſivs führ
Brieſtaſſen.
N. N., hier. Wenn Mieter und Vermieter Vorauszahlung der 9=
Mietzahlung erfolgt iſt, iſt die Forderung einer Nachzahlu
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vettervorausſage für Dienstag, 27. November!
Anhaltender Froſt, vielerorts neblig, an höher gelegenen Stel
He
mittags 5 und abends 8 Uhr, litzter Filmportrag: Hygiene der Ehe.
Krpheum, 734 Uhr: Die Frau im Hermelin. Union=, Reſiden
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele; Kinovorſtellungen.

Brtei Eiſcte. aalci ertie. Jabagrſelret.
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann. Schlt
Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 6 Seiten

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und Vorträge
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Nebenbeſchaft. 2 Ang.
an Gaudig Kiesſtr 123
(Montag 2.5)., (eueie

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Am Brunn n vor dem Tore. der Herr von Marang
mit Rein old Schünzel
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Des Nächsten Weib
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Versunkene Welten ..
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Eddie Polo: Mit Büchse u. Lasso III. T. 6 Akt
Eine Demimonde-Heirat.

Rentenmarkkonten.
Die unterzeichneten Sparkaſſen errichten wertbeſtändige Konten auf der
Grun age der Nentenmark unter folgenden Bedingungen:
I. Einzahlungen können erfolgen:
a) in Nentenmark,
b) in Goldanleihe,
e) in wertbeſtändigem Notgeld, das mit Genehmigung des Finanz=
miniſteriums
ausgegeben iſt, und
4) durch Ueberweiſung von einem anderen Rentenmarkkonto.
II. Verfügungen können erfolgen:
a) durch Barabhebungen in Rentenmark gegen Quittung oder Scheck,
b) durch Ueberweiſung auf ein anderes Nentenmarkkonto.
FFf. Die Konten werden proviſionsfrei geführt und b. a. w. mit 47,
jährlch verzinſt. Bei größeren Einzahlungen auf längere Zeit feſt!
bleibt die Verzinſung beſonderer Vereinbarung vorbehalten.
Die Eröffnung von Nentenmarkkonten erfolgt jederzeit während der üblichen
ſienſtunden, ſowohl im Sparverkehr, wie auch im Schech= und Konto=
Koxrentverkehr.
Tarmſtadt, 7 23. November 1923.
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Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Bezirksſparkaſſe Groß=Bieberau.
Bezirksſparkaſſe Groß=Umſtadt,
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[ ][  ][ ]

nfädter Tagblatt

Fußball.
Zußballbundestagung in Würzburg.
Scharfes Vorgehen gegen das Verufsſpielertum.
der Deutſche Fußballbund tagte am Samstag in Anweſen=
Vertreter ſämtlicher Landesverbände im Bahnhofshotel
zzburg. Die Tagung begann um 10 Uhr vormittags und
bereits nachts um 1 Uhr zu Ende geführt werden. Die
ung erfolgte durch den 1. Vorſitzenden Hintze=Duisburg,
beſondere des verſtorbenen Fußbaupioniers Karl Neu=
Zerlin ge achte. Die Begrüßung durch die Würzburger
emeinde hatte der Kreisvorſitzende Schäfer übernommen.
t erſten Punkt der Tagesoronung bildeten, die vorgeleg=
ichte
, die nach eingehender Debatte Annahme fanden.
Finanzierung des Bundes wird in Zukunft durch Spiel=
erfolgen
. Der Deutſche Fußballkund erhält von ſämt=
pielen
innerhalb des Bundesgebiets 1 Prozent der Brut=
zmen
, wenn dieſe 50 Goldmark überſteigen. Von allen
deutſcher Vereine oder von Auswahlmannſchaften im
d erhält der Deutſche Fußballbund 4 Proz., während die
verbände bis zu 3 Proz. fordern können. Den Landes=
ſen
iſt es ferner freigeſtellt, ſtatt der Kopfſteuer zur
gabe überzugehen.
Hauptpunkt bildete die Beſprechung der berühmten Pa=
en
63 bis 66, betr. Beruſsſpielertum, beziehungsweiſe Ver=
hſel
. Es wurde ſchließlich nach langem Hin und Her be=
daß
bei Vereinswechſel von Spielern eine Mindeſtwarte=
drei
Monaten feſtgeſetzt wird, ganz gleichgültig ob be=
er
Vereins= oder Wohnſitzwechſel oder wie man es ſonſt
will, vörliegt. Die Vertreter waren ſich vollkommen klar
daß hier unhaltbare Zuſtände eingetreten ſind, und daß
er Zeit iſt, endgültig einen Riegel vorzuſchieben. Die Ent=
des
Vorſtands fand einſtimmige Annahme. Der Bun=
(and wurde einſtimmig wiedergewählt. Der Vorſtand
gänzt durch die einzelnen Langesverbände. Unter Lei=
on
Dr. Martin wird ein Preſſeausſchuß gebildet, dem
ren Roſenberger=Stutgart und Meurer=Hamburg ange

tivn‟=DarmſtadtF.=V. Olympia=Lampertheim 3:2.
ſon LigafreſerveV. f. R. Darmſtadt Ligareſerve 3:1.
ch einer Reihe verlorener und unentſchiedener Treffen
es Union geſtern erſtmals, 2 wertvolle Punkte einzu=
Sie hatte es auch redlich verdient. Das Reſultat, das
ch höher ſtehen könnte, denn es wurden von Union zahl=
jelegenheiten
ausgelaſſen, entſpricht nicht ganz dem Spiel=
Obwohl Lampertheim ein ſchönes, eifriges Spiel zeigte,
beſonders der Innenſturm vorbildlich zuſamimenarbei=
ißten
ſie ſich die Verlegung des Spiels zum größten Teil
Spielhälfte gefallen laſſen.
e Spielverlauf: Mit Anſtoß Lampertheims entwickelte
ort ein flinkes Kombintgionsſpiel. Die leichten Olym=
ſind
etwas im Vorteil, denn ſie ſind bedeutend ſchneller
(. Man merkte es den Paxteien an, ſie trugen beide die
Hoffnung, heute 2 Punkte zu erringen. Bereits in den
Minuten gibt es eine ganz hrenzliche Sache vor dem
or. Eckel im Tor ſteht drei Stürmern ganz allein gegen=
Durch ſeine kaltblütige Entſchloſſenheit (er wirſt ſich den
rn vor die Füße und ſiſcht ſich den Ball) verhütete er eine
Sache. Sein Verhalten brachte ihm lebhaften Beifall.
Zeit darauf erzielt Union durch Walter das Führungs=
ie
Freude währte nicht lange. Der Halblinke Lampert=
ſchafft
durch einen ſchönen Schuß den Ausgleich. Nun
wieder um die Führung. Unermüdlich ſchafft Unions
eihe, in der Noller wieder einen Clanziag hat, und ver=
ren
Sturm mit Bällen. Aber hier hatte man nicht das
Verſtändnis zur Verwendung, oder ſollte es der Ueber=
eipeſen
ſein? Nachdem nun etliches darüber, daneben
die Hände des Torwächters geknallt wurde, findet Bopp
r. Mit 2:1 ging es in die Halbzeit. Lampertheim kann
trauf wieder durch Halblinks den Ausgleich erzielen. Es
tige bange Minuten für Union, beſonders für den Tor=
denn
Lampertheim verſucht ſein Glück in Fernſchüſſen,
r zum großen Teil in den Armen Eckels landen. So ver=
: die Minuten. Die Verteidigung Unions iſt aufgerückt
(ft mit bombardieren. Alles ſchießt, aber nur kein Tor,
her auf Flanke von Walter den ſiegbringenden Treffer
Nach Antritt merkte man L. an, daß es nicht mehr geht,
en ſich in der erſten Zeit zu ſehr verausgabt. Kurz dar=
ir
Schluß. Das Spiel ſtand unter der Leitung eines
vom V. f. R. Mannheim, der in ſeinen Entſcheidungen
igte. Vor dieſem Treffen ſpielten die beiden Liga=
annſchaften
Unions und V. f. R. Darmſtadt. Auch hier
: die Unioniſten die erften Punkte mit nach Hauſe
i. Bei dieſem Spiel fiel beſonders die große Fairneß
e ſich beide Mannſchaften befleißigten, einzuhalten. pl.
ultate des Jugend=Klubkampfes Vf. N.Sportverein:
Jgd.=M. 1:2; 1b Jgd.=M. 1:3: 2a Jgd.=M. 2:1: 2b Jgd.=
1; 1a Sch.=M. Sportv., nicht angetreten; 1b Sch.=M.
., nicht angetreten.
Haſſia‟ Dieburg B.f.R. Darmſtadt, 0:1 (0:0).
Das Spiel obiger erſten Mannſchaften, das geſtern
ttag bei ziemlich rauher Luft auf dem Ererzierpluitz bei
leinen Zuſchauermenge ſtattfand, endete mit dem überaus
n Reſultat von 1:0 für V.f.R. Dieburg erfüllte voll und
ſie in ſie geſetzten Erwartungen und lieferte ein recht eif=
Spiel, das das Reſultat voll und ganz gerechtfertigt. Bei
konnte es nicht ganz klappen. Ohne einen Mittelkämpfer
nken Verteidiger zeigte die Mannſchaft keine große Leiſt=
Herr Dröll vom A.S.C. leitete das Spiel gut.
OdenwaldPfalz.
f.B. Mannheim-Phönix Mannheim, 1:0.

eudenheim-Waldhof, 2:2.
falz Ludw.Phönix Ludw., 2:1
Mainbezirk.
Die Verbandsſpiele im Main=Bezirk.
n der Bezirksliga waren im Intereſſe der Kreisliga= Ver=
amtliche
Mannſchaften ſpielfrei.
Nordmainkreis.
kerkur 08 Frankfurt V.f.R. 01 Frankfurt, 2.3.
portfreunde Frankfurt 1. F.=C. 02 Rödelheim, 4:3.
oruſſia Frankfurt F.=G. 1902 Seckbach, 4:0.
iktoria u. 1912 Eckenheim Germanin 94 Frkft., 0:6.
u. Sp.G. Fechenheim Olympia 07 Frankfurt, 1:0.
Oſtmainkreis.
lickers=Aſchaffenburg Spielvg. Langenſelbold, 3:1.
liktoria 94 Hanau Viktoria Kahl, 3:2
eim. Niederrodenb. T= u. Sportdg 1269 Hanau, 0:0.
L.f.B. Friedberg V.f.B. Groß=Augeihi, 3:2.
Südmainkreis.
u. Sp.=V. 1862 Langen Union Niederrad, 0:2.
S.f.L. Sachſenhauſen V.f.L. Neu=Iſenburg, 9:1.
SP.=V. 1910 Kl.=Steinh.Kickers=Viltoria=Mühlheim, 1:2.

Württemberg=Baden:
Phönix KarlsruhcSp.=Cl. Feuerbach, 0:3.
Sp.=Cl. StuttgartSp.=Cl. Mühlburg, 2:1.
V.f.R. Heilbronn-Kickers Stuttgart, 3:1.
FreiburgF.=Cl. Pforzhein, 3:0.
Bahern:
Sp.=Vg. FürthSchwaben=Augsburg, 7:1.
F. Cl. NürnbergWacker=München, 0:0.
1860 MünchenM. T. V. Fürth, 2:1.
SaarHeſſen.
F.V. BiebrichSp. V. Wiesbaden, 2:1.
HöchſtSaarbrücken, 1:1.
Saar=SaarbrückenBrebach, 1:0.
Sp. V. 05 SaarbrückenEldersberg, 4:0.
St. Ingbert-Neunkirchen 09, 3:2.
Sulzbach-Büdingen, 3:1.
F. V. Burbach-Völklingen, 2:2.
F.V. SaarbrückenVg. Biebrich, 1:1.
T. u. Sp.Gde. HöchſtKaſtel, 6:0.
Boruſſia Neunkirchen-Trier 05, 9:3.
F.Cl. IbarSp. Wiesbaden, 3:2.
Eintracht TrierGerstveiler, 5:0.
SaarlouisAlteneſſen, 4:1.
Länderwettfampf.
HollandSchweiz, 4:1.
Rugb9.
Sp.=Cl. 80, Frankfurt A. Sp.=Cl., Leipzig 16:8 (8:8).
Die erſte Rugbymannſchaft des Sport=Clubs Frank=
furt
80 ſpielte am Samstag in Leipzig gegen den 9. Tp.=Cl.
Leixzig. Schen in der 5. Minute konnte Thep Haag den erſten
Verſuch für Frankfurt erringen, der von Hans Müller erhöht
wurde. Tas Spiel wurde nun ausgeglichener, da der Frankfur=
ter
Sturm ſehr zerfahren ſpielte; die übrige annſchaft nahm
die Sache infolge des raſchen Erfolges zu leicht. Leiözig kam auf
und erzielte mit einem Strafſtoß 3 Punkte. Ed darauf war
Leipzig wvieder erfolgreich und ſtellte das Spiel auf 8:5. Frank=
furt
ſtrengte ſich nunmehr an und glich durch Leſſer aus. Nach
Halbzeit errangen die Frankfurter durch v. Eckartsberg und
Schwager noch zwei Verſuche. Bei Leipzig wirkten vier Buren
mit. Das Spiel kam bei ſtarkem Nebel zum Austrag.
Sp.=Cl. 80, Frankfurt Sp.=Cl. Charlottenburg 9:0.
Nachdem Sp.=Cl. Frankfurt 80 am Samstag nachmittag in
Leipzig geſpielt hatte, trat die Mannſchaft am Sonntag in ver=
ſtärkter
Aufſtellung gegen Sp.=Kl. Charlottenburg in Berlin an.
Den zuhlreich erſchienenen Zuſchauern wurde einüberaus ſchnelles,
faires und taktiſch hochſtehendes Spiel vorgeführt. Bei Berlin war
der Sturm ſehr flink und gut. Die Dreiviertel verloren durch
zu hohes Fäſſen des öfteren den Ball. Der Frankfurter Sturm
ſpielte, viit Ausnahme von Rieſe, der ein erſtklaſſiges Spiel lie=
ferte
, ziemlich zerfahren, was wohl zum Teil auf das Ausſchei=
den
des in Leipzig verletzten Hemp zurückzuführen iſt. Die übrige
Mannſchäft ſpielte ſehr eifrig und gut. Beſonders hervorzu=
heben
iſt noch Theo Haag.

Schwimmen.

Gefallenen=Gedenk=Schwimmfeft.
Das Gefallenen=Gedenk=Schwimmfeſt, das der Schwimm=
ſportklub
1889 am Totenſonntag veranſtaltete, hatte eine Rekord=
beſetung
gefunden und ſtempelte die Veranſtaltung zu der größ=
ten
, die die Reichshauptſtadt in dieſer Winterſaiſon zu verzeichnen
hatte. Mit den deutſchen Meiſtern Heinrich= Leip=
zig
, Nademacher und Frölich=Magdeburg waren
Bremen, Köln, Magdeburg und Leipzig mit ſehr ſtarken Mann=
ſchaften
erſchienen. Ebenſo waren die anderen großen Schwimm=
zentralen
ſowie ſämtliche Berliner Vereine vollzählig vertreten.
Das Hauptintereſſe beanſpruchten wieder die Staffelwettkämpfe,
die zu wichtigen Entſcheidungen führten.
Die Ergebniſſe: Große Berliner Bruſtſtaffel, 10 X 24 Me=
ter
: 1. Berlin 89, 6 Min, 24,2 Sek. 2. Poſeidon, 6 Min.
14,6 Zek. Kurze Strecke, 96 Meter: 1. Marx=Köln, 1 Min.,
04,3 Sek., 2. Riebel. Bruſtſtaffel, 5 X 48 Meter: 1. Ber=
lin
89, 5 Min., 0,2 Sek., 2. Berliner Sp.=Cl. Seniorſchwim=
men
, 96 Meter: 1. Martens 1 Min., 02 Sek. Senior=
ſchwimmen
, 192 Meter: 1. Marx, 2 Min., 32,7 Sek. Kurze
Strecke für Senioren, 96 Meter: 1. Heinrich=Leipzig, 1 Min.,
(3,4 Sek., 2. Grubener=Magdeburg, 1 Min., 03,5 Sek., 3. Rade=
macher
=Magdeburg, 1 Min., 03,6 Sek. Bruſtſtaffel, 3 X 72 Me=
ter
: ) Hellas=Magdeburg, 2 Min., 52,7 Sek., 2. Sportklub
Charlottenburg. Große Berliner Staffel, 10 X 48 Meter:
1. Hellas=Magdeburg, 4 Min., 52 Sek., 2. Berlin 89.
Nückenſchwimmen, 96 Meter: 1. Fröhlich=Magdeburg, 1 Min.,
11,4 Zek, 2. Edener=Bremen, 1 Min., 11,5 Sek. Senioren Frei=
ſtit
, 192 Meter: 1. Rademacher, 2 Min., 23,6 Sek., 2. Grube=
ner
, 2 Min., 25,1 Sek., 3. Heinrich, 2 Min., 25,9 Sek.

Tennis

Das Tennis=Turnier in Barcelona beendet.
Die von der Real Socidat Pompeja in Barcelona veran=
ſtalteten
Tenniskämpfe haben ihren Abſchluß gefunden. Der
einzige deutſche Sieg war im gemiſchten Doppelſpiel zu verzeich=
nen
, wvo Frau Neppach=Kleinſchroth verhältnismäßig leicht Frl.
Torras=Flaquer 6:2, 6:3 ſchlug. Im Einzelſpiel gewann der Un=
garn
von Kehrling gegen Kreuzer glatt mit 6:0, 6:1, 6:0. Einen
zweiten Erfolg konnte Kehrling im Herren=Doppelſpiel buchen,
wo er mit Rohrer als Partner über Gomar=Flaquer 6:2, 6:3, 7:5
Sieger blieb.
Pferdeſport.
Pferderennen in Karlshorſt.
Begrüßungs=Jagdrennen, 5300 Mark, 3600 Meter: 1. Hant=
kes
Propulſor (Beſ.), 2. Räuberhauptmann, 3. Ravenna.
41:10, 13, 11:16 Ferner: Quertreiber. Werneuchen Hürden=
rennen
, 13 020 Mk., 3000 Meter: 1. Heinz Stahls Giramete
Dertel), 2. Denkſtein, 3. Gigerl. 14:10. Vierlinden= Jagd=
rennen
, 5800 Mark, 3000 Meter: 1. Heinz Stahls Magiſter
(Dertel), 2. Cicero, 3. Sonnenſchein. 13:10. Holenturm=
Jagdrennen, 5800 Mark, 3000 Meter: 1. v. Oſtheims Saul
(Dambel), 2. Ammonia, 3. Klepzig. 113:10; 12. 16:10. Ferner:
Atalants. Großes Strausberger Jagdrennen, 32000 Mark,
50.0 Reter: 1. Schönemanns Simplicite (Maté), 2. Herzog,
3. Ritter Tlaubart, 55:10; 34, 26:10. Ferner: Eichwald, Mozart.
Ueberlegen 4 L., Kopf. Tribünen=Gürdenrennen, 5800 Mark
2870) Mexer: 1. Oswalds Perikles (Breege), 2. Anitra II
3. Fairyiale, 28:10; 14, 11:10. Bogelsdorfer Jagdrennen, 7100
Mark, 4000 Meter: 1. Hemſoths Fehlerlos (Oertel), 2. Ma=
rotte
, 3. Blautopas, 13:10.
Die deutſche Calopprennzeit 1923 iſt damit beendet, nachdem
der Strausberger Rennverein ſeine zwei ausſtehenden Renntage
aufgehoben hat.

26. A0b. 1923 ur. 327

Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Wieder rüſtet die Turngemeinde auf einen großen Tag. Aber
es gilt dieſes Mal nicht zu zeigen, wie in den einzelnen Abtei=
lungen
voll Treue und Eiſer an der körperlichen Ertüchtigung
des einzelnen Turners gearbeitet wird mit dem Ziele, die Freude
am r ſtigen Schaffen und Ruhrigſein wieder zu weaen und ins
Volk hineinzutragen, ſondern dieſes Mal gilt es, Zeugnis abzu=
legen
vom Geiſte, wie er in der Deutſchen Turnerſchaft herrſcht.
Grundlage aller ihrer Arbeit iſt die treue, freiwillige Tat, die
den Einzelnen erfaßt und doch dem geſamten Volke gilt, das
erſt dann geſund und kräftig iſt, wenn ſeine Glieder es auch ſind.
Körperliche Ertüchtigung iſt wertvoll, aber ſie allein tut es
nicht. So will das Turnen auch Geiſtespflege treiben und Ge=
danken
wachrufen, deren hoher Schwung und deren innere Kraft
die Gemütsſtimmung des Einzelnen ſo emporzuheben vermag,
daß er auch in einer ſchier troſtloſen Zeit voll Mut und Hoffnung
in die Zukunft zu blicken vermag. In dieſem Sinne will der
Turn= und Feſtſpielabend, der am Samstag, 1. Dezember, im
ge ſiichen Landestheater ſtattfindet, verſtanden ſein und werben
für die hohen Ziele der Deutſchen Turnerſchaft, nämlich der
körperlichen und geiſtigen Ertüchtigung des geſamten Volkes.
So zeigt der erſte Teil des Abends Einblicke in die Arbeit
der körperlichen Ertüchtigung, wie ſie alle umfaßt, Knaben und
Mädchen, Jungfrauen, Jünglinge und Männer. In Maſſen=
freiübungen
, turneriſchen Gruppen und Volkstänzen ſowie an
Geräten, wie Reck und Schaukelringen, werden die einzelnen
Abteilungen zeigen, wie es für alle, die nur wollen, Wege gibt,
ihren Körper geſchmeidig und lebendig, jung und ſchön zu ge=
ſtalten
und zu erhalten, die Muskeln zu kräftigen und ſich zu
ſtählen und abzuhärten.
Im Gegenſatz dazu ſoll der zweite Teil ein Aufruf ſein an
den deutſchen Geiſt, nicht zu verzagen, ſondern ſich allen Gewalten
zum Troßz zu erhalten. Die deutſche Geſchichte hat es ja ge=
lehrt
. Der echte Deutſche verzagte nie, wenn es auch einmal
ſchlecht ging. So ruft in dem Feſtſpiel, das dieſen Teil des
Abends ausfüllt, der Herold die deutſche Geſchichte auf als Zeuge
gegen den zagenden Michel. In lebenden Bildern entrollen ſich
die ſchweren Zeiten des römiſchen Sklavenjoches, des 30jährigen
Krieges und der napoleoniſchen Knechtſchaft vor unſeren Augen.
Barbaroſſa aber, der alte Fritz, Theodor Körner und Jahn be=
zeugen
, wie beſtändigem, unverzagtem Aushalten doch endlich
die Erlöſung wird, ein Bekenntnis, dem auch die drei Frauen=
geſtalten
der Kunſt, der Wiſſenſchaft und der Volksgeſundheit
beipflichten und ihre Arbeit machen. So klingt das ganze Feſt=
ſpiel
aus in dem Sinne, nicht in trüben Stunden zu verzagen,
ſondern am guten Alten in Treue zu halten, am kräftigen Steuer
ſich zu ſtärken und freuen, damit die Kraft und der Glaube
erhalten bleibe, der noch immer ſchwere Zeiten ſtandhaft über=
winden
ließ.
Die ſergfältigen Vorbereitungen, die von dem ehemaligen
Mitgliede des Heſſiſchen Landestheaters Herrn E. Göbel in
dankenswerter Weiſe geleitet werden, ſowie die begeiſterte Mit=
arbeit
aller Abteilungen werden der Anfführung einen hohen
künſtleriſchen Erfolg gewährleiſten. In hohem Maße künſtleriſch
wirkt auch, wie anerkannt werden muß, das Werbeſchild des
Abends, das ein junges Ritglied der T.G.D. 1846 Bernd
Beyer entarf.
I. H.
Städteweitkampf im Kunſtturnen BerlinLeipzigHamburg.
Der Städtekampf zwiſchen Hamburg, Berlin
und Leipzig in Hamburg im Zirkus=Buſch=Gebäude wurde
entſchieden. Die ſiegreiche Hamburger Mannſchaft konnte mit
2450 Punkten einen neuen Rekord aufſtellen. Die beſte Punkt=
zahl
hatte bisher Leipzig aufzuweiſen mit 2407 von insgeſamt
2880 erreichbaren Punkten. Leipzig belegte den zweiten Platz
mit 2357 Punkten vor Berlin mit 2335 Punkten.

Boxen.

Die Welt= und Europameiſter.
Fliegengewicht: Pancho Villa=Amerika bzw. Mont=
morell
=Belgien; Bant amgewicht: Joe Lynch=Amerika bzw.
Bugler=Lake=England: Federgewicht: Johnny Dundee=
Amerika bzw. Oriqui=Frankreich; Leichtgewicht: Benny
Leonhard=Amerika bzw. Harr) Maſon=Englaud; Welter=
gewicht
: Mikey Walker=Amerika bzw. Piet Hobin=Belgien;
Mittelgewicht: Harry Greb=Amerika bzw. Roland Todd=
England: Halbſchwergewicht: unbeſetzt; Schwer=
gewicht
: Jack Dempſey=Amerika bzu. Erminio Spalla=Italien.
Deutſche Boxer in Gbeteborg.
Bei den vor einigen Tagen in Goeteborg ſtattgefundenen
internationalen Amateur=Boxkämpfen um den Carpentier=Pokal
trug der deutſche Fliegengewichtsmeiſter Harry Stein (Heros 03,
Berlin) in ſeiner Klaſſe einen überlegenen Sieg davon.
Um die Federgenichtsmeiſterſchaft von Deutſchland.
Bei dem letzten Ausſcheidungskampf um die Feder=
gewichtsmeiſterſchaft
von Deutſchland im Boxen im Hamburger
Punching=Club wurde Theo Beherling=Köln, der mit dem ehe
maligen Titelhalter Saſſe=Berlin, der bis zur 15. Runde führte,
15 Runden ausfocht, der Punktſieg zugeſprochen. Beherling
wird alſo demnächſt Meiſter Nolauf um den Titel treffen. Die
beiden Hamburger Kündig und A. Wagener kämpften über 6
Runden unentſchieden. Kompa=Stein ſchlug Caſſel in der 2.
Runde k. o.

Radfahren.

Die Berliner Radſaiſon wurde mit einem großen, vom Bund
deutſcher Radfahrer veranſtalteten Sportfeſt eröfſnet. Im Städte=
kampf
BerlinBreslau-Köln ſiegte Oſzmella=Köln gegen Hei=
denreich
=Breslau und Oskar Rütt=Berlin. Das Stundenfahren
für Straßenfahrer gewann das Paar Kohl=Nörenberg mit 40,800
Kilometer und 16 Punkten gegen Manthey-Behrend, 15 P., und
FrollAberger, 10 P.
Winterſport.
Meiſterſchaftskämpfe des Deutſchen Eislaufverbandes.
Für die Meiſterſchaften des Teutſchen Eislauf=Verbandes
im Kunſtlaufen verſendet der Berliner Eislauf=Verein 86 die
Ausſchreibung. Neben den Meiſterſchaften für Damen, für Her=
ren
und für Paare ſind je zwei Senior= und Juniorkunſtlaufen
vorgeſehen. Die Laufen ſind auf Sonntag, den 6. Januar 1924
angeſetzt.
Rudern.
OxfordCambridge.
Das klaſſiſche Achterrudern Oxford=Cambridge iſt vom
Organiſationskomitee auf Samstag, den 5. April 1924, feſtgeſ:3t
worden.
Oeſterreichiſche Spende.

in Not geratene Kameraden auf.

[ ][  ]

Eeite 6.

Darmftädter Tagblatt, Montag, den 26. Rovember 1923.

Rummer 371

Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlangstoer

Dezemberaxbeit im Obſit= und Gemüſegarten.
Auch im Chriſtmond gibt es Arbeit im Garten, beſonders bei
offenem Boden und midem Wetter. In der Hauptjache iſt es
dieſelbe wie im November; Vorbereitungs=, Neinigungs= und
Crneuerungsarbeit. Cs wird gegraben, rigolt und geoüngt. Früh=
beete
werzen ausgehoben und ausgebeſſert. Die halbverweſte
Miſtſchicht wird auf einen Haufen zuſammengefahren, mit Kalk=
ſtaub
, Sand und Kolzaſche vermiſcht und dann im Laufe des
Winters öfters gejaucht. Dadurch erhalten wir eine vorzügliche
Miſtbeeteroe, die allerdings erſt nach zwei bis drei Jahren ge=
nügend
abgelagert iſt. Die Kompoſthaufen werden umgeſetzt.
Regelmäßig ſehen wir die Vorräte nach und lüften bei günſtigem
Wetter die in Kellern und Mieten eingeſchlagenen Gemüſe.
Selbſtgeerntete Samen werden ausgehülſt und gereinigt.
Im Obſtgarten wird gelichtet, beſchnitten, gereinigt und ge=
düngt
. Gleichzeitig gehen wir dem 1.ngezieſer zu Leibe und ver=
geſſen
auch niczt, den treuen Helfern in dieſem Kampf, den Sing=
vöseln
, Schutz und Futter zu bieten. Die Baumſcheilen werden
gegraben und bei froſtfreiem Wetter mit Jauche gedüngt. Bei
alten, ſtark tragenden Bäumen empfiehlt ſich eine Zugabe von
künſtlichem Dünger, Thomasmehl, Kialiſalz und Kalk. Bei froſt=
freiem
Wetter wird gepflauzt.
Neben den Arbeiten im Freien gilt es in dieſem Ruhemonat,
im Zimmer einen Rüablick auf das vergangene Wirtſchaſtsjahr
zu werſen und für das kommende vorzudenlen. Auch der Ju=
haber
einer kleinen Gartenwirtſchaft ſollte ſich mit Hilfe eines
kaufmänniſchen Jahresabſchluſſes ein Urteil über ſeine Wirt=
ſchaftsführung
bilden. Der Vergleich der aufgewendeten Arbeit
und Koſten mit dem Ertrage wird ihm zeigen, ob er zweamäßig
gewirtſchaftet hat oder nicht. Jedem gewiſſenhaften Haushalter
iſt eine ſolche Auseinan erſetung mit ſich ſelbſt Bedürfnis, und
er hat dazur das ganze Jahr vorzeſorgt, indem er Ausgaben
und Einnahmen buchte. Mit dem Rückblick iſt die Vorſchau zu
berlinden. Sind die Feh er des dergangenen Jahres ermittelt,
dann iſt es leicht, ſie künftig zu vermeiden.
Erfolgreich ge eſene Maßnahmen ſuchen wir weiter aus=
zubauen
, und an Sand guter Lehrkücher vertieſen und vermehren
wir unſere Kenntnis vom Pflanzen= und Tierleben in unſerer
Seimſtätte.
Im Kleintierhofe haben wir jetzt hauptſächlich für Behag=
lichkeit
unſerer Tiere zu ſorgen. Während der Stallhaltung ſind
ſie ganz auf unſere Pflese angewieſen. Sollen ſie ſich wohl=
fühlen
, ſo müſſen wir ihnen einen zugſreien, dichtſchließenden
und ſorgfiltig zu ereitetes, nicht geſrorenes Futter, ſowie lau=
warnies
Trinkwaſſer bieten.
Die Ziegenſtälle ſind beſonders gut warm zu halten, denn
die Ziese ſriert ſehr leicht. Man entfernt deshalb den Miſt wo man gezwungen iſt, dem Boden möglichſt viele und hohe
niemals rellſtindig aus dem Stalle. Bei langandauernden Erträge abzuringen, hat die Brachwirtſchaft ihre Bedeutung
Fr ſten und kalten Winden unterläßt man das Miſten ganz.
häufig friſches Stroh. Die Jaucheabflußlöcher müſſen ſtets in den. Man muß alſo dem Boden, um ihn ertragsfähig zu machen,
Ordnung ſein. Vor die Außentüren ſtellt man Strohbünde, da=
mit
die Wärme ſich im Raume hält. Durch regelmäßiges Putzen
fördern wir das Wohlbefinden der Tiere.
erhalten ſie in Bewegung, während wir den Stall gut durch=
lüſten
, die Einſtreu erneuern und dem ſtarken Ammoniakgeruch
trächtig, ſo iſt auf das Auftreten der Brunſt zu achten, den Böcken
reichen wir auch nach der Deckzeit Kraftfutter. Bei der über= davon, daß in der Jetztzeit Düngemittel mitunter ſehr ſchwer
wiegenden Trockenfütterung brauchen die Ziegen im Winter
Suppenfütterung.
In der Kaninchenzucht bilden die Monate November und
Dezember für den Züchter die Zeit der Ernte. Schon ein Be=
ſtand
von drei oder vier Zuchthäſinnen der großen oder mittleren, muß, ſeine Produkte mit möglichſt geringem Koſtenaufwand zu
Raſſen genügt bei richtiger Cinteilung, um während der Winter=
monate
wöchentlich ein oder zwei Schlachttiere in der Küche ver=
wenden
zu können. Die zum Schlachten beſtimmten Kaninchen
füttert man öfter am Tage und gibt ihnen zweckmäßig einige
Wochen vornt Schlachten etwas Würzkräuter unter das Weich=
futter
, wie Rosmarin, Thy.nian, Salbei, Fenchel, Pfefferminze
und ähnliche, um ſie bei guter Freßluſt zu halten und das Fleiſch
ſchmac hafter zu machen. Zuchttiere werden gut gefüttert, dürfen
aber nicht zu fett, werden. Gegen Kälte ſind Kaninchen wenig
empfindlich. Sie halten im windgeſchützten Stall mit Viſtkaſten ſchattig ſein, damit der Haufen unter der Einwirkung der
geſund und munter. Grünſütterung iſt mit Ausnahme von
Rüben und Knollengewächſen nicht möglich, wenn das Futter
gefriert oder gefroren geweſen iſt. Wer ſeinen Tieren öfters
etwas warmes gelochtes Fütter bietet, tut gut daran.
Die Hühner läßt man bei günſtiger Witterung möglichſt viel
ins Freie, hält ſie jedoch bei Unwetter, Schneefall und Regen=
ſchauern
im geſchützten Raume. Es muß dann aber ein möglichſt
geräumiger Scharraun zur Verfügung ſtehen, damit ſie in Be=
wegung
bleiben. Grünfutter, Grit (feingeſtoßene Scherben,
Kohlenſtückchen, Kalkteile, kleine Steine u. ä.) und ein Staubbad /
gehören neben allem, was ſonft zur Fütterung und Pflege dient,
zum täglichen Bedarf der Hühner. Die Ställe ſind unter Aus=
ſchaltung
jeder Art künftlicher Wärme recht warm zu halten durch
Al, je ten aller Riſe und Spalten, auch der Tür= und Fenſter=
öffnungen
, mit wärmehaltender dicker Einſtreu, gegebenenfalls

durch Anbringen von Strohmatten und eine dem Beſtande ange=
paßte
Verkleinerung des Nachtraumes mittels eines Vorhauges
vor den Sitzſtangen. Friſche Luft darf aber niemals fehlen.
Feuchte Wärme ſchadet den Tieren unter allen Umſtänden, wes=
wegen
eine Unterbringung des Geflügels in Großviehſtällen ſtets
ein Fehler iſt. Weichſutter, Trinkwaſſer verabreihen wir ange=
wärmt
, fettreiches Futter wirkt günſtig auf die Erwärmung und
die Legetätigkeit. Das Körnerfutter darf deshalb bis zur Hälfte
aus Mais beſtehen. Auch das Waſſergeflügel, das ſonſt gegen
Kälte nicht empſindlich iſt, bedarf einer dicken, häufig zu er=
neuernden
Cinſtreu, denn beim Uebernachten auf kaltem Boden
erkältet es ſich. Auf dem Teich halte man namentlich den Enten
eine Stelle eisfrei, da dieſe auch Winters über gern aufs Waſſer
gehen. Da manche Stämme ſchon recht frühzeitig mit dem Legen
beginnen, iſt die Zuſammenſtellung nicht länger hinauszuſchieben.
Bei den alten Gänſen macht ſich im Dezember ſchon der Ge=
ſchl
ectstrieb bemerkbar. Jeder Beſitzer von Gänſen, der keinen
Gänferich ſelbſt hält, ſollte einen Zuchtganter aus der Nachbar=
ſchaft
tageweiſe beſchaffen, damit im Frühjahr die Cier befruchtet
ſind. Wer die Abſicht hat, ſich Frühbruten durch Truthennen
zu verſchaffen, der muß jetzt ſchon darauf be acht ſein, die Puten
zu kaufen, damit dieſe Tiere zum Februar/März völlig vertraut
mit den ſie verpflegenden Perlonen ſind und die neuen Oertlich=
keiten
gewohnt wverden. Der vorzeitigen Paarung und Brut der
Tauben begegnen wir durch knappe Fütterung und Trennung
der Geſchlechter, denn bei rauher Witterung, die im Januar und
Februar noch zu erwarten iſt, gedeihen ſo frühe Bruten ſelten.
Auf dem Bienenſtande iſt völlige Ruhe eingekehrt. Deshalb
iſt die Fernhaltung ſchädigender, ruheſtörender Cinflüſſe erſte
Aufgabe des Imkers, z. B. die Abhaltung der auf die Fluglöcher
fallenden Sonnenſtrahlen, die die Tienen ſelkſt bei Schnee zum
Ausflug reizen können; ferner Nord= und Oſtwinde, wenn ſie
auf die Fluglicher treffen. Freiſtehende Stöcke ſchützt man durch
ein an den kurzen Seiten offenſtehendes Käſtchen, das, vor den
Fluclöchern angebracht, den Wind abhält. Das Zeichen des
Wohlbehagens der Völker iſt ein leichtes, ruhiges, gleichmäßiges
Sumnen. Der Schnee wird gleich unter dem Anflug und von
den Dächern wegger umt. Cin etwaiger Lienenhausanſtrich muß
jetzt, und zwar ſo ruhig wie möglich ausgeführt werden.

Die Kompoſterde.

Es iſt eine allgemein bekannte Tatſache, daß die Pflanzen
Naum mit reichlicher trocener Streu, guter Lüftungsmöglichkeit dem Boden eine Menge Nährſtoffe entziehen, ſo daß dieſer
ſchließlich vollſtändig verarmen müßte, wenn die entnommenen
Stoffe nicht von Zeit zu Zeit wieder erſetzt würden oder das
Land mehrere Jahre brach liegen bliebe. In der heutigen Zeit,
völlig verloren und verſchwindet in der Landwirtſchaft immer
Damit die Tiere ader trotzdem nicht feucht liegen, ſtreue man mehr; im Gartenbaubetrieb läßt ſie ſich überhaupt nicht anwen=
die
fehlenden Stoffe durch Düngung zuführen. Der Landwirt=
ſchaft
ſtehen durch die Viehhaltung meiſtens ausreichende Dün=
germengen
zur Verfügung, die, da ſie aus dem eigenen Betriebe
Bei ſchönem Wetter bringen wir die Ziegen ins Freie und ſtammen, auch verhältnismäßig billig ſind. Anders liegen die
Verhältniſſe in gärtneriſchen Betrieben, wo im allgemeinen nur
wenig oder gar kein Vieh gehalten wird, und deshalb auch
durch Beſtreuen mit Gips vorbeugen. Iſt die Ziege noch nicht weniger oder überhaupt kein Dünger vorhanden iſt. Hier muß
künſtlicher oder natürlicher Dünger gekauft werden. Abgeſehen
zu beſchaffen ſind, iſt der Preis meiſtens ein ziemlich hoher (bei
mehr Tränke als im Sommer, doch vermeide man die ſchädliche künſtlichen Düngemitteln vor allem dann, wenn man ſie nicht
gleich im Großen beziehen kann) und ſteht in keinem Verhältnis
zum Nutzwert des Gartens; es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ſowohl
der Berufsgärtner als auch der Selbſtverbraucher beſtrebt ſein
erzeugen. Ihren iſt nun mit der Kompoſterde ein Mittel in die
Hand gegeben, das einen idealen, vollwertigen Düngererſatz
darſtellt und überdies noch den Vorteil hat, daß ſie es ſich ohne
große Koſten ſelbſt herſtellen können.
Zur Gewinnung von Kompoſterde eignen ſich faſt alle ver=
wesbaren
Abfülle aus Haus und Hof, ſowie ſolche aus indu=
ſtriellen
Anlagen uſw. Alle zur Kompoſtbereitung beſtimmien
Stoffe werden auf einen Kompoſthaufen, den man in einer Ecke
des Gartens anlegt, zuſammengetragen. Der Platz ſoll möglichſt
und bei guter Streu leicht im Freien aus, bleiben dabei auch Sonnenſtrahlen nicht zu ſtark austrocknen kann. Sehr empfehlens=
wert
iſt es, einige Holunderbüſche dort anzupflanzen, die ſehr
ſchnell wachſen, bald Schatten geben und überdies dem Auge
den Anblick dieſes Teiles des Gartens entziehen. Uebrigens
bringt Holunder auch Blüten und Früchte, die ſich auf mancher=
lei
Weiſe im Haushalt verwerten laſſen. Da die Zerſetzung
der geſammelten Stoffe lange Zeit in Anſpruch nimmt, ſollte
man, wenn es die Platzverhältniſſe einigermaßen geſtatten,
mehrere, mindeſtens aber zwei Haufen anlegen.
Wie ſchon erwähnt wourde, eignen ſich zur Kompoſtbereitung
alle verwesbaren pflanzlichen, tieriſchen und gewerblichen Ab=
fallſtoffe
, ganz gleich, ob ſie in feſtem oder flüſſigem Zuſtande
ſind. Von feſten Stoffen kommen in Frage: verdorbene (nicht
kranke!) Früchte und Gemüſe, abgeſtorbene oder abgeſchnittene
Triebe von Stauden, Sträuchern und Bäumen, Unkräuter (außer
ſamentragenden und Vurzelunkräutern, wie Quecken uſw.),

Moos, Gras vom Gartenraſen, verdorbenes Heu und
verwelkte Schnittblumen, Nadeln von Koniferen, To
Laub, Kehricht, Leder= und Wollabfälle, Sägeſpane, Ruß
uſw. Auch Haare, Federn, Huf= und Hornſpäne, gen
Knochen, getötete Raupen und Mailäfer, ſowie die K
kleinerer Tiere eigenen ſich zur Kompoſtbereitung. Von fl
Stoffen ſind Blut, Schlamm, Spülicht, Waſchwaſſer uſt
wertvoll. Bei einigem Nchdenken wird man noch u
finden, was ſonſt in den Aſchkaſten geworfen wurde, ſie
auf dem Kompoſthaufen nutzbringender verwenden ließe
feſten Stoffe werden ſchichtweiſe zu einem Haufen zuſa
geſetzt, dabei wird Kalk, Erde und Sand dazwiſchen ge
Vor allem iſt der Kalk= und Erdezuſatz beſonders nötig,
die Zerſetzung ſchwer verwesbarer Stoffe beſchleunigt,
ſiedlung von Krankheitserregern und die Bildung der ſeh
teilig wirkenden Humusſäure verhindert, während Er
Grundſtoff unerläßlich iſt. Die Höhe des Haufens ſol
über 1 Meter betragen, und die Oberfläche derart herg
werden, daß die Ränder etwas erhöht ſind, damit beim
und Anbringen von flüſſigen Stoffen die Flüſigkeit den
von oben gleichmäßig durchzieht, und dieſe nicht an den
herabläuft.
Iſt nun der Haufen an geeigneter Stelle im Gart
gelegt und, wie oben beſchrieben, vorgerichtet worden, ſo
lange nicht alles getan, um eine brauchbare Kompoſte,
gewinnen. Die Güte der Kompoſterde iſt ſehr verſchiede
hängt nicht nur von Art und Beſchaffenheit des verwe
Materials ab, ſondern vor allem auch von der weitere
handlung und Pflege des Haufens ſelbſt. Dazu gehört in
Linie, daß er jährlich mindeſtens einmal, dann aber im 2
vollſtändig umgeſetzt und dabei gründlich durchgearbeitet
Es wird aber immer beſſer ſein, wenn man das Umſetzen
mal oder dreimal vornimmt. Ferner muß der Haufe
gleichmäßig feucht gehalten werden, denn in trockenem
zerſetzen ſich die feſten Beſtandteile nicht. Uebergießei
Jauche, Latrine uſw. verbeſſert die Erde weſentlich und
ſie nährſtoffreicher. Unkraut darf ſich auf dem Haufen auf
Fall anſiedeln, denn erſtens ſind Unkräuter meiſtens mit
heitserregern behaftet und zweitens entziehen ſie der Erde
tige Nährſtoffe, die für die Kulturpflanzen nötiger gel
werden. Aus dieſem Grunde erſcheint es auch nicht ratſa
Haufen mit Kürbiſſen zu bepflanzen, wie es ſehr oft übl
Die ſchattengebende Eigenſchaft der großen Kürbisblät
zwar nicht zu verkennen, aber Kürbiſſe ſind Freſſer und
den Boden ſtark aus. Bepflanzte Kompoſthaufen kann ma
weniger oft umſetzen.
Ein richtig gepflegter Kompoſthaufen iſt nach 23
ſo weit, daß die Erde durch einen Lurchſchlag geworfen t
kann und dann verwendungsbereit iſt. Die bein Durch
durch das Sieb zurückbleibenden unverweſten Beſtandteil
den einem jüngeren Kompoſthaufen wieder zugeſetzt, ne
man Steine uſw. ausgeleſen hat. Wie die gewonnene Ko
erde zu verwenden iſt, darüber wird wohl kaum ein C
beſitzer im Zweifel ſein, denn dieſe wertvolle Erdart, die
ſen Charakter hat, wird ſowohl zum Düngen als auch zu=
ſetzen
für andere Erdarten im Obſt=, Gemüſe= und Zier=
ſowie
in der Topfpflanzenkultur alle Augenblicke gebraucht
Kompoſterde über ſeinen Bedarf hergeſtellt hat, kann den
ſchuß verkaufen; für gute Kompoſterde wird man imme
nehmer finden.
Die beſten Rhabarberſorten.
Unter den vielen Rhabarberſorten, die man in den (
antrifft, ſind nur wenige, die den Anbau lohnen. Auf
25 jähriger Erſahrung nennt Hermann Roſenthal, Rötk
Leipzig, als die einzigen Sorten, die verdienen, allgemei
pflanzt zu werden, folgende drei: Verbeſſerter rotſtieliger
toria, Dales Chalenge oder amerikaniſcher Nieſenrhabarbe
The Lutton. Dieſe Sorten ergänzen einander, ſo daß
empfiehlt, alle drei anzubauen. Weil der Viktoria=Rhab
ſo ſchreibt Roſenthal in der Deutſchen Obſt= und Gemü
Zeitung, ſehr früh austreibt und ſchneller wieder nachwäe
er zur frühen Verſorgung des Marktes unerläßlich. Soba
Stiele in der Stärke nachlaſſen, beginnt die Ernte vom 2
Chalenge. Im Geſamtertrag der Menge ſind in der Regel
Sorten gleich, nur daß der Viktoria vier= bis ſechsmal geb=
werden
kann, während der Dawes Chalenge nur ein= bis
mal. Bei ſehr guter Kultur und Düngung iſt aber der (
von Dawes Chalenge bedeutend höher. Einzelne Pfl
können bei einmaligem Brechen 25 bis 40 Pfund geben.
von einem Kilo ſind keine Seltenheit. Die Teilfähigkei
Pflanzen iſt beim Viktoria bedeutend größer als beim 2
Chalenge. Letzterer hat nur wenig teilbare Köpfe. Es k
die Kulturen dadurch nicht ſo ſchnell vergrößert werden.
Von The=Sutton=Rhabarber iſt noch zu wenig Pflanzma
vorhanden ſo daß größere Kulturen nicht davon angelegt w
können. Der Vorzug dieſer Sorte beſieht in der Stärke
Länge der prachtvoll rot gefärbten Stiele. Die Pflanzen b
faſt gar nicht, es erſcheint nur ſelten hier und da ein Blüte
Langjährige Verſuche, dieſe Sorte aus Samen echtffortzupfle
ſind immer geſcheitert.

Liebe und PRicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.
24)
Aber nicht lange, ſo überzeugte er ſich, daß er es mit Weſen
ſterblicher Art zu tun habe. Die Geſtalten kamen näher, ohne ihn
in der Dunkelheit zu bemerken, und er konnte ſie genauer betrach=
ten
. Die eine davon war groß und hager, von einer dunkeln
Ordenskutte umfloſſen; ihr Begleiter gehörte dem weltlichen
Stande an, war klein und wohlbeleibt und trug die Laterne.
Leuthold überlegte, was hier zu tun ſei. Sollte er vortreten
und die Urſache ſeiner Anweſenheit erzählen? Aber wer bürgte
dafür, daß man ſeinen Worten Glauben ſchenken und nicht viel=
mehr
einen auf heimlichen Wegen Ertappten in ihm ſehen
nürde? Er beſchloß, in ſeiner Verborgenheit zu verharren, um
ſo mehr, da jene Beiden ſich jetzt ebenfalls in einer ziemlichen
Entfernung niederſetzten und miteinander zu reden begannen.
Anfangs wurde das Geſpräch mit ſo leiſer Stimme geführt,
daß Leuthold nur einzelne abgeriſſene. Worte verſtehen konnte,
und zwar kanen die e jedesmal aus dem Munde des Kleinen,
der ſeinen Grundbaß vergebeus zum Flüſtern herabzudämpfen
ſuchte. Nach einer kurzen Weile, watſchelte er zur Türe und
ſchien ſich zu wundern, als er ſie verſchloſſen fand. Den runden
Kopf zwiſchen den feiſten Schultern wiegend, nahm er mit einem
leiſen Brummen das an ſeiner Seite hängende Schlüſſelbund
zur Sand und ſuchte aufzuſchließen. Es gelang ihm nach einigen
Verſuchen. Behutſam, wie es ſchien, öffnete er die Türe ein
wenig, und ſein Kopf verſchwand auf einige Augenblicke in der
Spalte, hierauf kehrte er zu dem andern zurück, der ihn un=
geduldig
fragend anblickte.
Nichts zu hören und zu ſehen, Hochwürdigſter, berichteie
er und ließ ſich keuchend neben ihm nieder.
Der Hochwürdigſte ertoiderte etwas, wovon Leuthold nichts
verſtehen konnte.
Sie ſollen ſchon ſeit einer halben Stunde da ſein, grollte
der Wohlbeleibte. Vielleicht waren ſie guch ſchon da, und konn=

ten nicht herein, denn der tappige Emmeran hat wieder einmal
die Türe hinter ſich zugeſchloſſen.
Sie müſſen kommen ließ ſich der Mönch vernehmen.
Sein Gefährte gab durch einen grommelnden?) Gur=
gelton
zu erkennen, daß er nicht ganz derſelben Meinung ſei, als
die Kirchentüre von außen ſachte geöffnet ward und zwei Män=
ner
, in dunkle Mäntel bis an das Kinn vermummt, mit behut=
ſamen
Schritten eintraten.
Der Mönch war aufgeſprungen und ging den ſpäten An=
kömmlingen
raſch entgegen, indes der Dicke es für gut fand, in
be uemer Ruhe auf ſeinem Sitze die kommenden Dinge zu er=
warten
. Jene gingen dicht an Leuthold vorbei, dem es vorkam,
als habe er etnas Schimmerndes wie Waffen unter dem Mantel
des einen hervorglänzen ſehen.
Zeigt das Schreiben! mahnte der Ordensbruder mit ver=
haltener
Ungeduld. Oder iſt Euer Herr anders geſinnt?
Unſer Herr ändert ſeine Geſinnung nicht ſo ſchnell, er=
widerte
der Beſragte ſtolz und zog einen Brief aus der Bufen=
taſche
, wobei das Klirren und der Glanz eines Wehrgehänges
aufs neue von dem aufmerkſamen Leuthold bemerkt wurde.
Vor Haſt zitternd ergriff und entfaltete der Mönch das
Schreiben. Seine Augen durchflogen es, und ſeine Mienen, welche
vorher ein Spiegel der Ungeduld und geſpannteſten Erwartung
geweſen waren, nahmen nach Leſung der Blattes den vorigen
Ausdruck ſtarren Ernſtes wieder an.
Von Euch, Herr Hauptmann, ſoll ich das Nähere hören: ſo
ſagt mir Euer überbrachtes Schreiben, ſagte er fragend.
Und mich nicht zu vergeſſen, ſetzte der Träger des Schlüſſel=
bundes
hinzu.
Wer iſt dieſer? fragte der Kriegsmann nicht ohne Mißtrauen.
Einer, auf deſſen Treue und Zuverläſſigkeit uns vieles an=
kommt
, lautete die Antwort des Mönchs. Der Wächter und
Pförtner des Cingangsturmes: ich habe ihm in Eurem Namen
hundert Gulden zugeſagt und glaube, daß Euer Herr leichtlich
die Summe ſich wird koſten laſſen können.

20) Abgeleitet von der Grur
ferner Donuer; vg
franzöſiſche grommeler.

Daß Gott erbarme! Ein Spottgeld für den Dienſt, de
leiſte, ſeufzte der Turmwächter. Die Hälfte bekomm’ ich
die andere nach geſchehenem Werk, und Euer gnädigſter H
ſorgt mir für ein ſicheres und ſorgenfreies Unterkommen.
iſt’s ausbedungen, und Euer Edlen werden die beſcheidene
derung nicht unbillig finden.
Auf einen Wink des Kauptmanns zog ſein Begleiter, del
dienende Rolle zu ſpielen ſchien, ein Säckchen hervor, und,
dem er es in ſeiner breiten Hand gewogen, überzählte er
Inhalt beim Schein ſeiner Laterne.
Leuthold, deſſen Aufmerkſamkeit durch das, was er ſahe
hörte, in ſtieter Spannung erhalten worden war, horchte hoch
Die helle Vermutung ſtieg in ihm empor, daß er der unwi
liche Zeuge eines lichtſcheuen Anſchlags ſei, und das Folt
diente nur dazu, ſeine Ahnung zur Gewißheit zu erheben.
Nun meine Botſchaft, hochwürdigſter Abt! fing der
mummte wieder an. Der kommende Bartholomäustag iſt
Ausführung beſtimmt. In der Stille der Nacht wird ſich
nötige Mannſchaft in der Umgegend einfinden und unter m
Führung in dem nahen Tannenholze harren. Eine gute Zahl
wegener Burſche ſoll ſchon früher in allerlei Verkleidungen ſi!
die Stadt einſchleichen, und in der Morgendämmerung, went
Türmer den erwachenden Tag anläutet, ſtehen zweihundert
erleſene Soldaten unter dem Stadttor. Das Zeichen iſt ein
maliger Eulenſchrei: dann öffne der Pförtner ſchleunigſt das
und die Sache iſt zu Ende. Der Bürgerſchaft ſoll kein 2
geſchehen an Leben und Eigentum, falls ſie keine bewaf
Gegenwehr leiſtet, und außer der neuen Herrſchaft tritt keine
änderung ein. Damit iſt mein Bericht geendet; was Ihr w
mögt, habt Ihr erfahren; doch mir für mein Teil wärs !i
in offner Schlacht für meinen Herrn zu kämpfen, als in 2
und Aebel Wehrloſe ſchleichend zu übermannen.
Muß ich aus dem Munde eines Rechtgläubigen hören,
es ihn reuet, die halb abtrünnige Stadt dem Szepter eines
nes der einigen Kirche unterwerſen zu helfen? Der alſo Zur
gewieſene unterdrückte eine Antwort, und der Abt ſprach
dringlich, aber leiſe weiter.
(Fortſetzung folgt.)