Einzelnummer 15 Goldofennige
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeskauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit * veriehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 327 
186. Jahrgang 
Montag, den 26. November 1923
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Gewalt wie Krieg, Aufruhr. Strei uſw., erichi 
jede Verpflichtung auf Erfüllung der 
            Anzeigen=
auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei 
Konlurs oder gerſchilicher Beitreibung fällt eder 
Rabatt weg. Banffonto: Deutſche Bani und Darm=
Albert mit der Kabinettsbildung beauftragt.
 zerlin, 25. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem der 
ich des Reichstagsabgeordneten von Kardorff, ein Kabinett 
ürgerlichen Parteien zu bilden, geſtern geſcheitert iſt, hat 
eichsprüſident im Laufe des heutigen Tages mit den 
            Reichs=
tern Dr. Jarres, Dr. Brauns und Dr. Geßler die Frage der 
jettsbiltung beſprochen. Die Beſprechungen führten zu 
Ergebnis, daß zurzeit die Bildung einer Koalitionsregier, ng 
Ausſicht auf Erfolg hat. Der Reichspräſident hat deshalb 
achmittag an den früheren Reichsminiſter Albert folgendes 
iben gerichtet: 
Reine bisherigen Beſprechungen über die Kabinettsbildung 
mich überzeugt, daß es zurzeit nicht möglich iſt, eine 
            Koali=
regierung auf ausreichender parlamentariſcher Grundlage 
lden. Die Lage Deutfchlands iſt aber in jeder Hinficht ſo 
us ernſt, daß die Bildung einer verfaſſung2mäßigen 
            Negie=
keinen Auſſchub mehr duldet. Ich ſehe nur die eine 
            Müg=
t, eine Regierung bewährter Männer zu bilden, die 
            ent=
en „nd, unter Zurückhal ung perſönlicher und parteipoli= 
Rückſichten ihre ganze Kraſt für die 
            Lebensnotwendig=
unferes Landes einzuſetzen. In dieſer ſäweren Stunde 
liere ich nochmals dringend an Ihr vaterlandiſches Pflicht= 
I, Ihre mir geäußerien und auch von mir gewürdigten 
            Be=
n zurückzuſetzen und die Bildung einer deutſchen Regierung 
ernehyen. Für eine umgehende Erilärung wäre ich Ihnen 
zunkbar.
 Inſchließend an die Beſprechung mit den oben genannten 
in hatie der Reichspraſident eine Beſprechung mit dem 
Sm niſter a. D. Albert, in deren Verkauf dieſer den 
            Auſ=
zur Kabinettsbildung übernahm. 
Reichsminiſter g. O. Albert. 
Zerkin, 25. Nov. Der vom Reichspraſicenten mit der 
ung des Kabinerts beauftragte frügere Reichsſchatzminiſter 
cich) Albert wurde am 12. Feoruar 18/4 geooren. Er ſiüdierte 
echte. 1910 war er deutſcher Reicskommiſſar auf der 
            Bruſſe=
celtausſteuung. 1914 bis 1917 we ie er m.t. Sonverauftr.
            i=
n den Vereinigten Staaten. 1918 bis 1919 war er 
            Pruſi=
des Reichsverdertungsamts für freiſderdende Heeresgüter. 
wurde er linterſaarsſerretar und 1920 Sigatsſeiretar in 
Reichstauzlei. Dangcy war er Reichsminiſter im Kabi= 
Luno.
 der Reichspräſident hat mit der Kandidaiur Kardorff ſehr 
Schifforuc) ertitten. er ging ofſendar von der Erwagu ig 
daß Herr von Karoorff, der von den Deutſchnationaten 
            her=
nmen iſt, auf der reihten Seite ſtarle Symparhien genießen 
e, während er andererſeits nac) ſeiner ganzen politiſchen 
eltung den Soziaigemorraten Frenigſtens in merhin tragdar 
Die Sozialdemokraten ſelbſt ſcheinen damit auch 
            einver=
eit ge.vefen zu ſein. Ihre Zuhrer habeni ſevenſcs aber 
itag Berlin vertaſſen, weil ſie offenbar glaubten, daß die 
e ſich jetzt in auer Ruhe weiterentwickeln würden. Herr 
Kardorff iſt aber ſehr raſch geſcheitert. Er wäre vermutlich) 
em Bi erſtano ſeiner eigenen Partei zugrunde gegangen, 
t nicht ſchon vorher die Deutſchnationalen errlärt hatren, 
für ſie eine Regierung von Karoorff überhaupt nicht in 
acht tame. Abgefehen von allen parteipolitiſchen 
            Erwagun=
war Herr von Kardorff in dieſem Augenblick auch dadurch 
höchſt unglückliche Erſcheinung, daß er vor einigen Monaten 
breußiſchen Abgeordnetenhaus ſcharſe Bemerlungen über 
ern gemacht hat und infolgedeſſen der Ausgleich der 
            Diffe=
en zwiſchen München und Berlin, der doch brennender als 
Is iſt, ihm ſehr ſchwer, venn nicht unnöglich geworden wäre. 
Der Reichspräſident hat deshalb auf ſeinen 
            Lieblingsgedan=
wieder zurückgegriffen, den ehemaligen Miniſter Albert mit 
Nabinettsbildung zu betrauen, einem Gedanken, den er 
            offen=
ſchon hatte, als er Herrn Streſemann die Zuſtimmung zur 
öſung des Reichstags verweigerte. Dieſe Kandidatur 
rts war aber eigentlich ſchon tot, ehe ſie in die Erſcheinung 
nkonnte. Man hatte im Reichstag davon gehört und 
            darauf=
hatte es das Zentrum übernommen, dem Reichspräſidenten 
zu machen, daß die Partei mit einem ſolchen 
            Beamtenkabi=
nichts anfangen könnte. Herr Ebert hat deshalb auch 
            zu=
ſt dieſe Löſung zurückgeſtellt. Die Art aber, wie er die ganze 
is angefaßt hat, macht doch den Eindruck, als ob er von 
            An=
an die Abſicht gehabt hätte, nur zu zeigen, daß es auf andere 
ſe nicht ginge, um dann auf Herrn Albert zurückgreifen zu 
len. 
Diefen Zweck hat er erreicht, obwohl dazu zu ſagen wäre, 
parlamentariſch die Möglichke ten, die ſich aus der 
            Stimmen=
eilung bei der Kriſis ergeben haben, in keiner Weiſe erſchöpft 
den ſind. Jedenfalls hat der Reichspräſident jetzt Herrn 
ert mit der Kabinettsbildung betraut, und man ninunt in 
tiſchen Kreiſen an, daß es dem neuen Kanzler auch gelingen 
d, eine Regierung auf die Beine zu bringen. Ob er dabei 
Unterſtützung eines größeren oder geringeren Teils der 
            Mi=
r des alten Kabinetts findet, oder ob er neue Leute ſuchen 
z, ſteht noch dahin. Das eine iſt jedenfalls ſicher, daß mit 
er Regierung ſehr wenig gewonnen iſt. Das Zentrum hat 
offiziell gegen Herrn Albert feſtgelegt gehabt. In der 
tſchen Volkspartei iſt die Stimmung genau die gleiche 
            ge=
en. Auch die Deutſchnationalen werden ſich mit dieſ m 
            Kanz=
ſicherlich nicht anfreunden. Es bleiben alſo höchſtens die 
nokraten, die ein tollerari vosse ausſprechen könnten, wäh= 
2 die Sozialdemokraten allen Grund haben, froh zu ſein, daß 
tuf dieſe Weiſe um eine Auflöſung des Reichstags 
            herum=
men und dem Kabinett vielleicht dann Vertrauen votieren, 
en es zu Beginn ſeiner Geſchäftsführung bedarf. Sollte das 
* nicht der Fall ſein, dann verlautet, daß der Reichspräſident 
cloſſen wäre, Herrn Albert die Ermächtigung zur Auflöſung 
Reichstags zu geben, alſo gerade das zu tun, was er Herrn
 Dr. Strefemann gegenüber abgelehnt hat. Wie unter dieſen 
            Um=
ſtänden Wahlen ſich üverhaupt durchführen laſſen ſollen, die auf 
einen Kampf aller gegen alle hinauslaufen würden, die Frage 
braucht man heute noch nicht einmal aufzuwerſen. 
Der Homo regius Albert hat im kaiſerlichen Deutſchland 
eine außergewöhnlich rafche Karriere gemacht. Er entſtammit 
einer Magdeburger Bankiersfamilie und iſt katholiſchen 
            Glau=
bens. Er trat jung in das Reichsminiſterium des Innern ein, 
und ſchon als Eehilfe des damaligen Staatsſekretärs Wermuth 
war er für die deutſche Abteilung auf der Weltausſtellung in 
Saarlouis tätig, um dann Deutſchland auf der Weltausſtenung 
in Brüſſel als Reichskomiſſar ſelbſtändig zu vertreten. Bei 
            Aus=
bruch des Krieges ging er nach den Vereinigten Staaten hinüber, 
um dort für Deutſchland Propaganda zu machen, hatte aber das 
Unglück, daß ihm eine wichtige Aktentaſche mit 
            kompromittieren=
den Dokumenten in der Untergrundbahn geſtohlen wurde. Nach 
ſeiner Rückkehr arbeitete er zunächſt als Reichskommiſſar für die 
Verwaltung des feindlichen Vermögens und wurde dann unter 
dem Reichskanzler Scheidemann zum Staatsſekretär der 
            Reichs=
kanzlei ernannt, weil man einen tüchtigen Beamren brauchte, der 
die Verwaltungsgefchäfte beherrſchte. In dieſer Stellung hit er 
3 Kahinette überda, ert. Er blieb nach dem Sturz Scheidemanns 
bei deſſen Nachfolger Bauer und wurde auch von Herrn 
            Fehren=
bach übernommen, ſtieß aber hier wiederholt an, weil er in der 
Perſonalpolitik ſeine eigenen Wege verfolgte, ſo daß die 
            Frak=
tion der Deutſchen Volkspartei von dem Reichskanzler die 
            Be=
ſeitigung Alberts verlangte. Die Forderung wurde ſchließlich 
durch den Sturz des Kabinetts überholt, mit Fehrenbach ging 
auch Albert. Er ließ ſich als Rechtsanwalt in Berlin nieder 
und tauchte dann im Kakinett Cuno wieder auf. Auch ſeine 
            da=
malige Berufung dürfte er dem Reichspräfidenten zu verdanken 
haben. Als Schaßkanzler war ur prünglich Dr. Becker=Heſſen 
vorgeſehen, der im letzten Augenblick die Wirtſchaft übernehmen 
mußte. Das Schatzminiſterium vertauſchte Albert ſpäter, nach 
dem Eingeben dieſes Miniſteriums, mit dem 
            Wiederaufbaumini=
ſterium. Seit Cunos Sturz hat er ſich wieder ins Privatleben 
zurückgezogen, aber inzwiſchen offenbar ſeine Verbindung zum 
Reichspräſidenten aufrecht erhalten. Denn es ihm” gelingen 
ſollte, ſein Kabinett zu bilden und damit vor dem Reichstag zu 
beſtehen, ſo wären die Ausſichten für ihn trotzdem nicht 
            allu=
günſtig, weil einer Reaierung, die bei den bürgerlichen Gruppen 
einen ſo geringen Rückhalt findet, bei der Löſung aller 
            finan=
ziellen Fragen und bei der Behandlung des 
            Reparations=
problems zweifellos fehr große Schwierigkeiten haben wird. 
Porausſichtliche Zuiamntenſetzung des Kabireits 
* Berlin, 26. Nov. (Priv.=Tel.) Ueber die 
            wahrſchein=
liche Zuſammenſetzung des Kabinetts Albert verlautet in 
            poli=
ſchen Kreiſen, daß die neue Regierung dem Kabinett Streſemann 
vermutlich ſehr ähnlich ſehen dürfte. Mehrere Miniſter der 
zurückgetretenen Regierung, in erſter Linie die Herren Brauns, 
Geßler, Jarres, Kanitz, Fuchs und Häfle dürſten vorausſichtlich 
auch in der neuen Regierung ihre bisherigen Aemter beibehalten. 
Fraglich erſcheint es, ob die Miniſter Luther, Koch und Oeſer 
bleiben. Die für das Wirtſchafts= und Finanzminiſterium ſchon 
längere Zeit genannten weiten Miniſter Ratbethge und Minour 
werden in parlamentariſchen Kreiſen gegenwärtig allerdings 
ſcharf bezweifelt, ſo daß die Frage der Neubeſetzung dieſer 
Poſten gegenwärtig noch vollkommen ofſen iſt. Ebenſo wird ſich 
die Notwendigkeit ergeben, daß Außenminiſterium neu zu 
            be=
ſetzen. Für dieſen Poſten wird nach wie vor der frühere 
            Staats=
ſekretär des Auswärtigen Amtes von Hintze genannt, doch muß 
dahingeſtellt bleiben, ob der jetzige Kanzlerkandidat Herrn 
von Hintze, neben dem auch Graf Brockdorff=Rantzau genannt 
wird, zur Uebernahme dieſes Poſtens auffordern wird. 
Franzöſiſche Selbſiverteidigung. 
* Paris, 26. Nov. (Priv=Tel.) In Paris fährt man fort, 
in der Preſſe und in den politiſchen Kreiſen ſich gegen den 
            Vor=
wurf zu verteidigen, der von der engliſchen Preſſe gegen 
            Poin=
caré erhoben wird und der den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten 
beſchuldigt, an der deutſchen Kabinettskriſe Hurch ſeine Politik 
die Mitſchuld und damit auch die Verantortung für die 
            Schwie=
rigkeiten, die infolge der deutſchen Kabinettskriſe in der 
            euro=
päiſchen Politik entſtehen, zu tragen.
 Schweizer Proteſikundgebung gegen die 
            Ver=
gewaltigung Deutſchlands. 
Zürich, 25. Nov. (Wolff.) Unter dem Vorſitz des Pfarrers 
Dr. Guſtav Benz bildete ſich in Baſel neuerdings ein Komitee, 
das in den Zeitungen zu einer Proteſtkundgebung gegen die 
fortgeſetzte Vergewaltigung Deutſchlands durch die 
            Entente=
znächte auffordert. In dem Aufruf heißt es u. a.: 
Die unterzeichneten Schweizer Bürger erheben ihre Stimme 
aus ſchwerer ſeeliſcher Bedrückung darüber, daß der Krieg, den 
ſie beendet glaubten, in neuer Form wütet gegen das beſiegte 
deutſche Volk, das vor allem in den beſetzten Gebieten einer 
            un=
abläſſigen Vergewaltigung preisgegeben iſt. Es vollzieht ſich 
eine ungeheure Verelendung und Verſklavung des deutſchen 
Volkes. Eine Auflöſung Deutſchlands aber bedeutet nicht 
            Sicher=
heit, ſondern den Zuſammenbruch Europas. Aus den neutralen 
Ländern geſchieht das Menſchenmögliche, um die fürchterliche 
Not zu lindern, aber ſie wächſt ins Nieſengroße, was noch 
grauendoller iſt, ſie wird ſtets neu erzengt. Allen Anſtrengungen 
des gepeinigten Volkes um erträglichere Lebensbedingungen 
ſetzen ſeine Beſieger bis jetzt ein grauſames Nein entgegen. Es 
iſt, als ob ein übermächtiger Vernichtungswille das Todesurteil 
über dieſes Volk geſprocken hätte und dieſes nun langſam an 
ſeinem Opfer vollzöge. Eine ungeheure Verantwortung legt 
ſich auf alle, welche dieſen Zuſtänden noch länger ſtumm und 
ſtumof zuſehen. Mögen ſich auch die einen oder die anderen 
unter den Siegermächten als desintereſſiert erklären, vor Gott 
und der Geſchichte ſind und bleiben ſie verantwortlich für die 
aller Menſchlichkeit ſpottende Quälerei eines wehrlos gemachten 
Volkes
 Das Abkommen ziiſchen der „Micum” 
und der Ruhrinduſtrie. 
Berlin, 24. Nov. (Wolff.) Zu den Meldungen über den 
Vertragsabſchluß zwiſchen der „Micum” und dem Ruhrbergbau 
wird uns folgenses mitgeteilt: 
Die geſtrige Meldung aus Düſſeldorf, daß die ſich nunmehr 
ſaſt ſieben Wochen hinziehenden Verhandlungen zwiſchen der 
Sechſerkommiſſion des Vergbaulichen Vereins und der „Miſſion 
de contröle des uſines et des mines” zu einem Abſchluß gekommen 
ſeien, iſt inzwiſchen amtlich beſtätigt worden. Der Wortläut des 
geſtern abend in Düſſeldorf abgeſchloſſenen Abkommens liegt in 
Berlin noch nicht vor. Es kann daher noch nicht zuverläſſig 
            nach=
geprüft werden, ob die üler den Inhalt des Abkommens 
            ver=
breiteten nichtamtlichen Meldungen vollſtändig zutreffen. Nach 
Verlauf der bisherigen Verhandlungen, können ſie aber im 
ganzen als zutreffend angenommen werden. 
Der weſentliche Inhalt des Abkommens iſt danach 
folgender: Die Kohlenzechen liefern einen beträchtlichen 
            Prozent=
ſatz (18 Prozent) ihrer Kohlenförderung ab; außerdem 
müſſen die Kohlenzechen die ſeit der Beſetzung des Nuhrgebietes 
an das Reich bereits abgeführte Kohlenſteuer nochmals 
an die Befatzungsbehörden bezahlen. Die Willkür, die in dem 
Zwang einer Doppelzahlung einer Steuer an ſich liest, 
wird noch dadurch verſtärkt, daß als Grundlage für die 
            Veran=
lagung dieſer Steuer nicht die tatſächliche Förderung ſeit dem 
11. Januar 1923, ſondern eine fingierte Förderung genommen 
worden iſt und daß dazu noch 50 Prozent Strafe für 
            Nicht=
zahlung aufgeſchlasen worden ſind. Im Wege der 
            Verhand=
lungen iſt die Geſamtzahlung der rückſtändigen Steuer 
auf 15 Millionen Dollar feſtgelegt worden. Ferner haben ſich die 
Zechen, obteohl in Deutſchland inzwiſchen die Kohlenſteuer 
            auſ=
gehoben worden iſt, zu einer Abgabe von 10 Franken 
ſür die Tonne der verkauſten Kohlenförderung für die Zukunft 
verpflichten müſſen. Die geltenden deutſchen Geſetze über die 
Kohlenwirtſchaft werden nicht anerkannt. Die 
            Beſatzungskehör=
den behalten ſich im Einzelnen die Bewilligungen für die 
            Ver=
ſendung von Kohlen nach dem unbeſetzten 
            Deutſch=
land und für die Ausfuhr nach dem Ausland vor, 
nachdem vorher erſt der Kohlenbedarf der „Beſatzunsstruppen 
und der franzöſiſch=belgiſchen Regiebahn gedeat worden iſt. 
Die Freigabe der von den Beſatzungsbehörden 
            beſchlag=
nahmten Kohlenzechen hit nicht erreicht werden fännen. 
Abgeſehen von dieſen weſentlichen Punkten enthält das 
            Ab=
kommen noch eine Reihe von Nebenbeſtimmungen, die 
den Wiriſchaftsverkehr der beſetzten Gebiete und die geſchäftliche 
Selbſtändigkeit der Kohlenzechen aufs äußerſte beeinträcßtigen 
und den Beſatzungsbehörden die Kontrolle über den ge 
ſamten Wirtſchaftsverkehr und eine weitgehende Ingerenz auſ 
die einzelnen Priratunternehmungen ermöglichen — alles u 
allem ein für, die deutſche Wirtſchaft und Unternehmunger 
höchſt ungünſtiges Abkommen. 
Wenn das Abkommen trotzdem von den Kohlenzechen ange 
nommen wurde und die Reichsregierung der Unterzeichnung 
dieſes Abkemmens nicht widerſprochen hat, ſo liegt der Grund 
dafür darin, daß ohne eine Verſtändigung mit den Beſa ungs 
behörden der Weg für die Ingangſetzung der Wirtſchaft der 
beſetzten Gebiete und für die Verhütung der andernſalls 
            droben=
den furchtbaren Gefahren für die Bevölkerung nicht hat eröffnet 
werden können. Die ſchweren Opfer für das ganze Reich 
und die einzelnen Unternehmungen, die in dieſem Abkommen 
liegen, mußten unter dem unerbittlichen Druck der 
Beſatzungsbehörden gebracht werden, um noch 
            Schlim=
meres von den beſetzten Gekieten abzuwenden. Bekanntlich 
drohte der Abſchluß des Abkommens im letzten Augenblick darau 
zu ſcheitern, daß Frankreich die Leiſtungen der Kohlenzechen 
nicht auf Reparationskonto gurechnen, ſondern für die 
Deckung der Beſatzungskoſten verwenden wollte. Die 
Beſa ungsbehörden haben ſich ſchließlich dem doch nicht 
            wider=
ſetzen können, daß die Kohlenlieferungen auf Reparations 
konto gutgebracht werden, da die Vorſchriften des Vertrags 
von Verſailles ganz unwiderleglich zugunſten Deutſchlands 
ſprechen. Bezüglich der übrigen Leiſtungen werde die 
            Repara=
tionskommiſſion, demnächſt die Legalität der 
            Stand=
punkte der Beſatzungsbehörden, daß dieſe Leiſtungen zunächſt 
zur Deckung der Beſatzungskoſten verwendet werden, nachprüfen. 
Die Bergwerks=Dicektoren und der Micum=Vertrag. 
EU. Unna, 25. Nov. In der heutigen Verſammlung der 
Bergwerksdirektoren des Kohlenbergbaus hat die Kiommi ſion den 
mit der Micum abgeſchloſſenen Mantelvertrag vorgelegt. In der 
eingehenden Erörterung wurden von allen Seiten die größten 
Bedenken gegen die ganz ungeheuerliche Belaſtung laut, die in 
den einzelnen Paragraphen enthalten iſt. Weiter haben die 
            ein=
zelnen Unternehmungen die größten Bedenken, ob die Eingriff 
in den Betrieb der Werke, wie ſie durch die Beſtimnrungen in 
den Abſchnitten über die Ein= und Ausfuhr uſw. gegeben ſind, 
die für die Betriebe unbedingt erforderliche Handlungsfre heit 
zu gewähren. Es kam auch zum Ausdruck, daß, wenn trotzdem 
in der nächſten Zeit eine große Anzahl der Werke im Rahmen 
des Mantelvertrags bindende Einzelabſchlüſſe mit der Micum 
tätigen werden, dies ausſchließlich aus der Ueberlegung heraus 
geſchieht, daß die Verhältniſſe an Rhein und Nuhr für die 
            deut=
ſchen Angeſtellten und Arbeiter und darüber hinaus für die 
            ge=
ſamte deutſche Bevölkerung einfach unerträglich geworden ſind. 
Aus dieſen Ueberlegungen heraus hat man die wirtſchaftlichen 
Bedenken beiſeite geſtellt, um durch dieſen letzten Verſuch den 
Beſatzungsbehörden vor Augen zu führen, daß unter dem durch 
die Ruhrbeſetzung geſchaffenen Zuſtand eine wirtſchaftliche 
            Ent=
wicklung ausgeſchloſſen iſt. Im weiteren Verlauf der Debatte 
wurde darauf hingewieſen, daß das vorliegende Abkommen zu 
bearüßen ſei, falls ſich aus dieſem Vertrag die Möglichkeit eines 
wirtſchaftlichen Ausgleichs mit Frankreich und Belgien, der nach 
der Entwickelung der europäiſchen Verhältniſſe in den letzten 
Jahren unbedingt beſtritten werden müſſe, ergeben ſollte. Es 
hätte keinen Zweck, ſich den gegebenen Verhältniſſen gegenüber 
pa ſiv zu verbalten. Die Bindung der gegenſeitigen großen 
            wirt=
ſchaftlichen Kutereſſen Frankreichs und Deutſchlands könnten 
allein die Befriedigung Europas herbeiführen. Nur wenn dieſe 
erfolge, ſverden Vertrquen und Sicherheit zur=ickkehren. 
A 
Unſere heutige Numn 
den Sport des Sonntags
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, ten 2G. Rovember 1923.
Rummer 32
 Bayeriſche Forderungen zur Lmgeſtaltung der 
Reichsverfaſſung. 
Berlin, 24. Nov. (Wolff.) Die bayeriſche 
            Staats=
regierung hat eine Reihe programmatiſcher 
            Forderun=
gen zur Umgeſtaltung der Reichsverfaſſung zur 
Aenderung des Verhältniſſes zwiſchen dem 
Reich und den Ländern ausgearbeitet, die der künftigen 
Reichsregierung ſofort nach ihrer Bildung zugehen ſollen. Die 
bayeriſche Regierung bezwedt mit dieſem Vorgehen eine 
            Unter=
ſtützung der von der Reichstagsfra tion der Bayeriſchen 
            Volks=
partei eingebrachten Anträge über die Umgeſtaltung der 
            Reichs=
verſaſſung in föderaliſtiſchem Sinne. 
Die Frage der Berminderung der Reichstagsabgeordnete 
Berlin, 25. Nov. Die gemeinſame Sitzung des 
            Aelteſten=
rats, des Vorſtandes des Reichstags und der Vorſitzenden der 
Unterſuchungsausſchüſſe beſchäftigte ſich heute mit der Frage, ob 
die Einſchränkungen im Haushalt der 
            Reichs=
verwaltung auch auf den Reichstag ausgedehnt 
werden ſollen. Von dem Reichstagspräſidenten Löbe wurde die 
Frage der Verminderung der Zahl der Reichstagsabgeordneten 
gemeinſam mit den Länderpariamenten angeſchnitten. Das 
braunſchweigiſche Landesparlament nahm bereits eine 
            Vermin=
derung ſeiner Mitgliederzahl vor. Das bayeriſche 
            Landesparla=
ment fragte beim Reichstag an, ob er dieſe Angelegenheit nicht 
uch in Erwägung ziehen wolle. Da ſich die Mehrheit der 
            Frak=
tionsvertreter heute nicht für befugt hielt, Beſchlüſſe in dieſer 
Richtung zu faſſen, wurde die weitere Verfolgung der 
            Angelegen=
heit für die zweite Leſung des Wahlgeſetzs im 
Reichsausſchuß zurückgeſtellt. 
„Sparſamkeit im Auswärtigen Amt” 
Berlin, 25. Nod. Der Germania wird unter dem Titel 
„Sparſamkeit im Auswärtigen Amt” von maßgebender Seite 
geſchrieben: Jeder Sachkenuer ſeiß, daß im Auswärtigen Amt 
geſpart wird, daß ſchon vor Erlaß der 
            Beamtenabbauverord=
nung dort an die Verringerung des Perſonals und die Koſten 
ſehr ernſthaft herangegangen worden iſt. Es wurden 
            keines=
wegs mechaniſch alle Gehälter um einen beſtimmten 
            Prozent=
ſatz herabgeſetzt, vielmehr geſchah dies unterſchiedlich nach 
Teuerungsziffern an den einzelnen Plätzen, ſo daß ſich die 
Kürzung, zwiſchen zwei, fünf und fünfzehn Prozent bewegt. 
In China und Südamerika iſt keine Einſchränkung der 
            Ver=
tretungen über das jetzt vorhandene Maß hinaus tragbar, das 
ſie auf weniger als die Hälfte des Friedensſtandes 
            zurück=
ſchraubte. Abeſſinien iſt ungefähr das einzige afrikaniſche 
Land, das deutſchen Sicdlern noch offenſteht; daher ſetzte eine 
ſtarke Einwanderung ehemaliger Koloniatdeutſcher dorthin ein, 
an Zahl übertreffen dort die deutſchen ale übrigen europäiſchen 
Nationen. Sollen ſie etwa der Gerichtsbarkeit der Abeſſinier 
überlaſſen werden, obſohl Deutſchland gerade dort noch Tas 
Recht der Konſulargerichtsbarkeit beſitzt, die von allen anderen 
europäiſchen Nationen ausgeübt wird? 
Schon ſeit langem wird imnier wieder an den Heutſchen 
Vertretungen Südamerikas kritiſiert und ihre Zuſammenlegung 
verlangt. Jeder Sachkenner wird zugeben, daß einer 
            Zuſam=
menlegung mehrerer Vertretungen, die ſich auf dem Atlas 
            viel=
leicht nicht ſchlecht ausnimmt, ſchwerwisgende Hinderniſſe 
            poli=
tiſcher und verkehrstechniſcher Art entgegenſtehen. So würde 
beiſpielsweiſe der Geſandte, der in Santiago beglaubigt iſt, in 
Peru immer mit äußerſtem Mißtrauen behandelt werden, weil 
beide Länder durch vitale Fragen getrennt ſind. Große 
            Kon=
zeſſionen und Regierungsaufträge ſind nur dann zu erlangen, 
wenn amtliche Vertreter fortwährend perſönlich darum bemüht 
find. Der Geſandte kann auch nicht etwa durch einen Zonſul 
erſetzt werden; denn in Südamerika findet der Konſul 
            erfah=
rungsgemäß da verſchloſſene Türen, ſyo der diplomatiſche 
            Ver=
treter ohne weiteres Zutritt hat. Kuba wird vorläufig nicht 
mehr beſetzt, in Mittelamerika werden die bisherigen drei 
            Ver=
tretungen jetzt zu einer in Guatemala vereinigt. Die 
            General=
konſulate in Rio und Buenos=Aires wurden nach dem Kriege 
von vornherein mit Geſandtſchaften verbunden, anſtelle von den 
früheren zehn deutſchen Konſulaten in Braſilien beſtehen dort 
jetzt nur noch zwei. Unter dem Zwange der 
            Beamtenabbauver=
ordnungen wurde in den letzten Tagen eine neue ganz 
            außer=
ordentlich einſchneidende Verringerung des Perſonalbeſtandes 
zunächſt bei den Auslandsbehörden eingeleitet, der ein Abbau 
des Auswärtigen Amtes ſelbſt folgen ſoll; bei den 
            Auslands=
behörden umfaßt der Abbau ein volles Drittel aller bei ihnen 
beſchäftigten Perſonen. 1m zu beurteilen, wie bedauerlich das 
ift, vergegenwärtige mian ſich, welche Rolle der Außenhandel für 
die Geſundung unſeres Wirtſchaftslebens ſpielen muß. 
            Schließ=
lich ift auch auf das gerade in Südamerika hervorragende 
            Er=
gebnis der charitatiden Tätigkeit der Auslandsdeutſchen 
            hinzu=
weiſen, die auf Anregung unſerer Vertretungen namhifte 
            Sum=
men in fremder Valuta für ihre leidenden Landsleute in 
Deutſchland ſammelten.
Vom Tage
 Anläßlich der Erhöhung der Poſtgebühren ab 26. d. Mts. wies das 
Reichspoſtminiſterium die Poſtanſtalten an, die Freimarken vom 26. d. 
M. ab zum vorläufigen Nennwert zu verkaufen, und bei Freimachung, 
auch bei Sendungen aus Briefkäſten, zum vielfachen Betrag bis 
            Monats=
ende anzurechnen. 
Der Reichsanzeiger veröffentlicht die dreizehnte Verordnung über 
die Verſicherungspflicht in der Angeſtelltenverſicherung und die 
            Bekannt=
machung der Höchſtſätze der Erwerbsloſenfürſorge. 
Wie verlautet, iſt als Nachfolger des verſtorbenen 
            Reichsbankpräſi=
denten Havenſtein der Reichswährungskommiſſar Dr. Schacht in 
            Aus=
ſicht genommen. 
Die Ausſtände der Beamten in der Elektrizitätsinduſtrie und die 
            da=
durch notwendigen Arbeiterentlaſſungen dauern an. Siemens=Halske und 
Siemens=Schuckert ſtellen ihre Betriebe ein. 
Heute begann der Prozeß gegen den Exminiſter des Kabinetts 
Stamboliſkif wegen Verbrechens gegen die öffentliche Ordnung. Angeklagt 
ſind ſämtliche ehemaligen Miniſter, mit Ausnahme von Turlakow, 
            Ma=
nolows, Tonowa. 
Nach dem Tagesbericht einer Pariſer Agentur beträgt die heutige 
Ziffer der von der Regie eingeſtellten Eiſenbahner 46 000. 
Am Quai dOrſay wurde geſtern abend erklärt, Frankreich vertrete 
die Anſicht, daß aus dem Betrag der Kohlenſteuer und anderer Abgaben 
eine Pfänderkaſſe zu bilden ſei, aus der die Koſten der Ruhrbeſetzung 
und der Eiſenbahnregie beſtritten werden ſollen. Frankreich wird dieſen 
Vorſchlag der Reparationskomiſſion unterbreiten. 
Das Journal des Débats verzeichnet ein Gerücht, wonach der 
            eng=
liſche Delegierte in der Reparationskommiſſion die Abſicht hätte, 
            anläß=
lich der Verhandlungen über die Verbuchung der Sachlieferungen aus 
dem Ruhrgebiet aufs neue die Frage der Rechtmäßigkeit der 
            Ruhr=
beſetzung aufzuwerfen. 
Auf Anregung des Biſchofs Dr. Waitz leitete der Tiroler 
            Charitas=
verein eine Aktion für die Unterbringung deutſcher Kinder in Tirol 
in die Wege. 
Vor dem italieniſchen Konſulat in Philadelphia ſind zwei Bomben 
explodiert. Das Gebäude iſt erheblich beſchädigt worden.
 Blutige Zuſammenſtöße im Ruhrgebiet. 
* Paris, 26. Nov. (Priv.=Tel.) Den Pariſer 
            Abend=
blättern werden aus Düſſeldorf, Eſſen und anderen Städten 
des Rheinlandes Zwiſchenfälle gemeldet, die ſich im Laufe des 
geſtrigen Abends und der letzten Nacht ereignet haben. In der 
Pariſer Preſſe wundert man ſich im allgemeinen über dieſe 
            blu=
tigen Zwiſchenfälle um ſo mehr, als in der letzren Zeit die 
            Ge=
meindeverwaltungen des Rheinlandes ſich um die Beſſerung der 
Lage ſehr bemüht haben, beſonders durch die Beſchaffung von 
billigen Mahlzeiten für die Arbeitsloſen durch koſtenloſe 
            Ver=
teilung von Lebensmitteln, Kohlen uſw. Aus Eſſen werden 5 
Tote und 27 Verwundete gemeldet. In der Gegend des 
            Berg=
werks von Stoppenberg werden 2 Tote und 4 Verletzte gemeldet. 
In Rotthauſen kam es zwiſchen der Polizei und den 
            Arbeits=
loſen zu blutigen Zuſammenſtößen, in deren Verlauf 5 
            Perſo=
nen getötet und 3 verletzt wurden. 
Die Separatiſten in der Ludwigshafener Reichsbank. 
Ludwigshafen, 24. Nob. Nach einer telephoniſchen 
Mitteilung wurde am 23. Nodvember die Reichsbankſtelle 
            Lud=
wigshafen von den Separatiſten beſetzt. Der Reiehsbankdirektor 
wurde verhaſtet. Der zweite Vorſtandsbeamte befindet ſich im 
Bankgebäude, darf dieſes aber nicht verlaſſen. Die Treſors 
            wur=
den geſchloſſen. Die Wegnahme von Werten ſcheint bisher nicht 
erfolgt zu ſein. 
Angariſche Liebesgaben für Deutſchland. 
Budapeſt, 24. Nov. (Wolff.)) Wie das ungariſche 
            Kor=
reſpondenzbureau meldet, hat das ungariſche Rote Kreuz in 
einer Ausſchußſitzung beſchloſſen, eine wirtſchaftliche Aktion 
behufs Sendung von Liebesgaben nach Deutſchland einzuleiten, 
die in Deutſchland lebenden Ungarn, aber auch der ſonſtigen 
notleidenden Bevölkerung zugute kommen ſollen. Für 
            Durch=
führung der Hilſsaktion tritt der Verein mit der größten 
            land=
wirtſchaftlichen Genoſſenſchaft „Hangya” (Ameiſe) in 
            Verbin=
dung. Es werden Pakete zu fünf, zehn und zwanzig Kilogramm 
hinausgeſchickt. 
Einigung in der Tangerfrage. 
Paris, 25. Rov. (Wolff.) Nach dem Intranſigeant iſt die 
Grundlage für eine Einigung in der Tangerfrage gefunden 
            wor=
den. Die Stadt Tanger und der Hafen ſollen durch eine 
            Kom=
miſſion verwaltet werden, der 18 Eingeborene und je 6 
            Fran=
zoſen, Spanier und Engländer angehören. Die Hälſte der 
            Ein=
geborenen ſollen zur Hälfte aus den Muſelmannen und zur 
Hälfte aus den Juden ausgeſucht werden. Frankreich ſoll die 
finanzielle Vorherrſchaft unter der Bedingung erhalten, daß es 
für Tanger und ſeinen Hafen eine Anleihe von 500 Millionen 
Franken ſicherſtellt.
 Zur Ermordung des belgiſchen Leutnan/s Gra 
Eine deutſche Erwiderung auf die belgiſchen Forderung 
Berlin, 24. Nov. (Wolff.) Havas verbreitete vor k. 
die tendenziöſe Meldung, daß wegen der Ermord 
des belgiſchen Leutnants Graff belgiſche 
Deutſchland Sanktionen im beſetzten Gebiet angedroht 
den. Der Tatbeſtand, der dieſer Nachricht zugrunde lie 
wohl noch in allgemeiner Erinnerung. Ende März dieſes J 
fiel in Samborn der belgiſche Leutnant Graff einem Atte 
zum Opſer. Dieſes Attentat hängt aufs engſte Zuſamme 
der Tötung des deutſchen Schupobeamten Chmielen 
der aus nichtigem Anlaß zwei Tage vorher an der gleichen 
durch den belgiſchen Polizeibeamten Schmitz erſchoſſen n 
Schmitz wurde wegen der Tötung des Chmielewski dure 
belgiſche Militärjuſtiz zu ſechs Monaten Gefängnis veru 
Darüber, wem die Ermordung des Leutnants Graff zur 
fällt, beſteht noch keine völlige Klarheit. Die bel 
Militärjuſtiz hat wegen dieſer Tat gegen den Polizeileu 
Reinhardt und eine Anzahl weiterer Angehöriger der 
borner Schutzpolizei die Todesſtrafe ausgeſprochen, d 
zwiſchen in lebenslängliche Zuchthausſtrafe umgelandelt w. 
iſt. Die deutſchen Gerichtsbehörden dagegen ſind der A 
daß nicht die von den belgiſchen Gerichten Verurteilte 
Täter ſind, ſondern andere Angehörige der Hamborner E 
polizei, die ſich zurzeit im Stettiner Gerichtsgefängnis in 1 
ſuchungshaft beſinden und ihrer Aburteilung durch 
deutſchen Gerichte entgegenſehen. Wer aber auch i 
der Täter ſein mag, jedenfalls ſteht ſchon jetzt ſoviel feſt 
die Täter zur Schutzpolizei Hamborn gehören un 
ihre Motive ausſchließlich in dem Beſtreben zu ſuchen ſind, 
zwei Tage zuvor erſchoſſenen Kameraden zu rächen, daß ſ 
aber in der Perſon geirrt und daß ſtatt des Polizeibei 
Schmitz der völlig unbeteiligte Leutnant Graff das Opfer i 
Neuerdings hat nun die belgiſche Regierung ihre b 
früher geſtellten Entſchädigungsforderungen 
der Tötung des Leutnants Graff in Höhe von 250 000 Fr. 
zugunſten der Familie des Getöteten und von einer M 
Franken zugz ften des belgiſchen Roten Kreuzes erneu 
ihrerſeits aber die Zubilligung der Entſchädig 
im Fall Chmielewski mit der aus früheren Fällen bereit 
kannten Begründung abgelehnt, daß der belgiſche Staa 
Handlungen ſeiner Organe, die dieſe außerhalb ihres Die 
vorgenommen hätten, nicht haftbar ſei. Es würde jedem R 
empfinden widerſprechen, wenn in dieſen beiden eng 
            zuſan=
hängenden und durchaus gleichartigen Fällen mit zweie 
Maß gemeſſen würde. Trotzdem hat die deutſche 
rung in vollſter Loyalität vorgeſchlagen, die Frage, ob und t 
Entſchädigungsanſprüche von Deutſchland und Belgien nad 
Grundſätzen und Gebräuchen des Völkerrechts in beiden 
erhoben werden können, dem Internationalen Schi 
gerichtshof im Haag zu unterbreiten. Leider hat die 
aiſche Regierung dieſen Vorſchlag nicht angenommen. 
hat in ihrer Antwort ihre Haltung damit zu rechtfertigen ge 
daß die Erſchießung des Leutnants Graff ſich als eine rein 
tiſche Tat darſielle. Zugleich hat ſie die Bezahlung der 
derten Summe bis zum 25. November verlangt, widr 
falls ſie ſich das Geld im beſetzten Gebiet ſelbſt holen n 
Wie wir vernehmen, hat die deutſche Negierung da 
hin unter Betonung der nachweislich unpolitiſchen 
tive der Tat der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Be 
ſeine ablehnende Haltung gegenüber dem allen Anforderu 
der Eerechtigkeit und Billigkeit entſprechenden deutſchen Vor 
nach nochmaliger Prüfung nicht aufrecht erhalten und daß 
ihm im beſetzten Gebiet zur Verfügung ſtehende Macht 
gebrauchen werde, um ſeine einfeitige Anſicht in der r 
Rechtsfrage gewaltſam durchzuſetzen. 
Unterredung zwiſchen Poincaré und Baxtk 
Paris, 25. Nov. (Wolff.) Miniſterpräſident 
            Poi=
hatte heute vormittag eine längere Unterredung mit dem 
ſitzenden der Reparationskommiſſion, Barthou. Aus einer 
teilung des Temps erkennt man, daß über das deutſche E 
beraten wurde, das Staatsſekretär Fiſcher über die wirt 
liche und finanzielle Lage Deutſchlands abgegeben hat. A 
dem wurde über den vorgeſtern abgeſchloſſenen Düſſeldorfer 
ferungsvertrag verhandelt. 
Der Unterhalt der Repargtionskommiſſio 
Paris, 25. Nov. (Wolff.) Der Matin ſchreibt, daf 
deutſche Regierung, die nach dem Friedensvertrag für 
Unterhalt der Reparationskommiſſion ſorgen müſſe, nur bis 
Monat Juli ihre Verpflichtungen nach dieſer Richtung er 
habe. Seitdem ſei aber trotz wiederholter Aufforderung 
fällige Summe nicht bezahlt worden. Die Reparationskon 
ſion habe deshalb die notwendigen Summen für die Bezah 
der Beanten aus einem Reſervefonds genommen, deſſen 
5 Millionen Franken betrug. Dieſe Summe genüge nur bis 
31. Januar, um die dringendſten Ausgaben zu decken.
 Großes Haus. — Sonntag, den 25. November. 
Minna von Barnhelm. 
Wegen Erkranlung des Herrn Valk mußte heute abend noch 
in letzter Stunde die Wiederholung von Unruhé „Roſengarten” 
abgeſagt iverben, und eine algemeine Enttäuſchung lag über dein 
Publitum. Als Erſatz wurde Leſſings ewig junges Luſtſpiel 
            ge=
geben, und ſchon nach dem erſten Akt hatte mau vergeſſen, daß 
man ſich dorher auf etwas ganz anderes eingeſteür hatte. 
            Schroſ=
fere Gegenſätze konnten kaum gegenübertreten: hier ein 
            ſonnig=
heiteres Luſtſpiel des Rololo, dort ein aus dem Elend unſerer 
Zeit gebörenes quälendes und zermürbendes Drama, — hier ein 
echtes, durch zwei Jahrhunderte bewährtes Kunſtwerk, dort eine 
Gegenwartsdichtung von Eintagswert. Es war isohl niemand, 
der ſchließlich mit dem Tauſch nicht zufrieden war; und dies iſt 
das Verdienſt der in jeder Hinſicht vorzüglichen Aufführung. Es 
war betunderungswürdig, wie hier ohne vorherige Probe nach 
langer Zwiſchenzeit mit ſolcher Sicherheit und geſchloſſenem 
            Zu=
ſammenſpiel das Stück gegeben werden konnte. Es lag das an 
der Beſetzung der Hauptrollen mit unſeren altbewährten Kräften. 
Vor allem war es Käthe Meißner, deren Minna im 
            Ge=
genſatz zu der letztjährigen Beſetzung hier durchaus Dame war, 
von ſonniger Heiterleit, friſchem Schalt und entzückender 
            Ver=
liebtheit. Ihre Erſcheinung war vollendetes Rorolo, duftig und 
vornehm. Das Spiel ihres Partners Walter Kuliſch als 
            Ma=
jor Tellheim ſtand auf gleicher Höhe, denn es war ausgeglichener 
und ruhiger wie in der vorigen Spielzeit. Käthe Gothe und 
Kurt Weſtermann ſchafſen in ihren Rollen als „
            Frauenzim=
merchen” Franzis a und als Juſt Typen, die in ihrer Aufſaſſung 
und Wiedergabe vorbildlich ſein dürfen. Eine treue deutſche 
Haut iſt der Wachtmeiſter Werner, den Hans Baumeiſter in aller 
Biederkeit und Glaubwürdigkeit wieder hinſtellte. Dieſe 
            gemüt=
vollen Geſtalten Leſſings in Verbindung mit dem 
            Luſtſpielcharai=
ter des Stückes ſind ſo eindringlich geſchildert, daß ihr Wert 
            blei=
bend ſein wird. Dieſen Künſtlern der alten Schule, reihte ſich 
in gutem, klarem Sprechen und eindrucksvollem Spiel noch 
            Ri=
chard Jürgas als Wirt an. — Möge dieſes feine Luſtſpiel 
            deut=
ſcher Art in dieſem Winter noch Vielen Freude ſchaſſen und 
immer niehr Freunde ſich erwerben durch ſolche gute Wieder abe 
wie die heutige
 * Deutſche in der amerikaniſchen Geſchichte. 
Das Gedächtnis der Geſchichte iſt kurz. Oder vielmehr, was 
man gern vergeſſen will, vergißt man raſch. Amerika wollte 
            ver=
geſſen, daß Deutſche in ſeiner Geſchichte eine Rolle geſpielt haben, 
und des Volksbewußtſein iſt von dieſer Dankesſchuld ſeiner 
            Er=
innerung frei geworden. In ſeinem Buche „Das Land 
            Got=
tes. Das Geſicht des neuen Amerika” (Hermann 
Stegemaun, Hannover), das jeder Deutſche zu Belehrung und 
Nutzen leſen ſollte, hat Herman George Scheffauer auf 
dieſe Vergeßlichkeit der Vereinigten Staaten hingewieſen. So auf 
den Varon Steuben, der während des amerikaniſchen 
            Befreiungs=
kampfes eine große Rolle geſpielt hat. 
„Waſhingtons zerlumpte, verhungerte, undiſziplinierte und 
hä=tfig mutloſe Freiwillige”, ſo ſchreibt Scheffauer, „entlieſen 
            wäh=
rend der erſten Kriegsjahre zu Tauſenden. Ohne den 
            militäri=
ſchen Drill und die Unterweiſung, die das Kolonialheer durch 
den Baron Steuben, einen preußiſchen Offizier aus der Schule 
Friekrichs des Großen, der Eeneralinſpekteur des 
            Befreiungshee=
res wurke, erhielt, wären die Kolonialtruppen ſicherlich von den 
engliſchen Streitkräften bezwungen worden. Dann kamen der 
Margu,s von Lafayette und die franzöſiſchen Fregatten und 
brachten den aufſtändigen Kolonien des Erzfeindes Hilfe. Der 
britiſ.he General Cornwalis wurde im Jahre 1781 gezwungen, 
zu Yorktown vor Steuben die Waffen zu ſtreaen, und der Krieg 
war zu Ende. Trotz den ſpäteren ſcharſen Unſtimmigkeiten mit 
Frankreich, ja ſogar trotz der Gefahr, daß es zum Kriege 
            kom=
men könnte, hat Amerika die Dankesſchuld gegen Lafayette, der 
in eiht franzöſiſcher Art bemüht war, Steuben den Lorbeer zu 
rauben und den ganzen Ruhm für ſich in Anſpruch zu nehmen, 
riemals vergeſſen. Sie wurde zum Leitmotid des ſentimental= 
Fatzigt ſchen kulres der man mit der „Schweſterrepublik” trieb. 
Und ſo konnte das Frankreich General Fochs im 20. 
            Jahrhun=
bert aus der Huldigung und Dankbarkeit, die man dem 
            Frank=
reich General Lafayettes im 18. Jahrhundert ſchuldete, Nutzen 
zieben. Die tielleicht noch größere Verpflichtung gegen von Kalb, 
Steuhen, Mühlenberg und Herkimer geriet faſt ſogleich in 
            Ver=
geſſenheit und den meiſten Amerikanern klingen die Namen 
            die=
ſer deutſchen Vorkämpfer für ihre Freiheit fremd und neu. Aus 
Tanktaricit hat Amerila Frankreich gerettet, aus Undank hat 
Amerika Deutſchland vernichtet.” 
Auch ſpäter haben Deutſche noch bedeutſame Nollen geſpielt, 
ſo in dem großen Bürgerkriege zwiſchen den Nord= und den 
Südſtaaten. Scheſſquer ſchreibt darüberz
 „Im Laufe des zweiten Kriegesjahres verkündete Lin 
die Aufhebung der Silaverei, ein folgenſchwerer, rein perſönl 
und ſogar verſaſſungswidriger Beſchluß, der eine faſt deſpo= 
Macht des Präfidenten bedingte. Heerführer deutſchen Gek 
und deutſcher Geburt und Tauſende von Deutſch=Amerika 
opferten ihr Leben, um die Union zu retten. Durch den kül 
Handſtreich der deutſchen Turnvereine von St. Louis”, I 
Miſſouri den Nordſtaaten erhalten, eine Tatſache, welche 
Anglo=Amerikauer ſelten zugeſtehen.” 
Die Anglo=Amerikaner haben das alles vergeſſen. 
ſind, Skladen einer der wüſteſten Meinung3machereien 
Weltgeſchichte, gegen das „unfreie‟ Deutſchland in den Krie 
zogen, damit ihre Truſts Geſchäfte machen konnten. Es 
Jahrzehnte, vielleicht Jahyhunderte dauern, bis drüben die 
tik ſo weit gediehen iſt, um zur Selbſtkritik zu werden. 
Deutſchland aber ſoll das eine Mahnung ſein, ſeine Kräfte 
für andere zu opfern, ſondern alle Kraft in ſich ſelbſt un 
ſich ſelbft anzuſpannen.
 L. Folgen der Tarifpolitik. Die hohen Fahrpreiſe haber 
einem faſt unglaublichen Verkehrsrückgang geführt. So fuhr 
Zug von Weilheim nach Garmiſch, in dem nicht ein einz 
Paſſagier ſaß. Auch auf der Strecke Traunſtein—
            Ruhpol=
benutzte nur ein Fahrgaſt den Abendzug und im Ingolſtä 
Morgenzug nach Schrobenhauſen ſaßen ganze 2 Perſonen! 
C. K. Inſekten als Poliziſten. Eine höchſt merkwür 
Polizei innerhalb der Inſektenwelt hat ein engliſcher Na 
ſorſcher Crabhe im Laboratorium von Bahlham ins Leben 
rufen. Zur Bekämpfung der ſchädlichen Inſekten, die die C. 
verwüſten und vernichten, iſt er nämlich auf den originellen 
danken gekommen, andere Inſelten gegen ſie ins Feld zu füh 
Es iſt nämlich möglich, Raupen, die die Bäume kahlfreſſen, 
durch zu vernichten, daß man andere Naupen züchtet, die 1 
in e freſſen. Crabbe will auf dieſe Beiſe den Landler 
und Gärtnern eine wirkſame Hilfe in der Vernichtung der Sd 
linge bringen. Nach ſeinen Forſchungen iſt es möglich, zur 
kämpfung jeder Inſektenart eine andere Inſektenart heraus 
finden, die die Schädlinge tötet, und ſo wird die Vernichtung 
Feinde des Menſchen zu einem natürlichen Vor ang, den er 
nachdrücklich unterſtützen muß. Der größte bisherige Erfolg 
engliſchen Gelehrten iſt die Züchtung eines Schneckenfeindes. 
iſt dies eine Inſeltenart, namens Teſtacella, die ſehr ſche 
Freßwerkzeuge hat, mit denen ſie die Schnecken zerkleinert 
verzehrt.
Rummer 322.
Darmſädter Tagblatt, Montag, den D5. Rovember 1923.
Geite 3.
 Frankreichs Juſtizſchande 
an Ruhr und Rhein. 
Von 
Oberreichsanwalt Dr. Ebermaher. 
An 11. Januar ſind Frankreich und Belgien gegen Recht 
b Vertrag in das Ruhrgebiet eingerückt, angeblich, um zur 
herſteilung der Reparationslieferungen „produktive Pfänder” 
ergreiſen. Das Ziel Frankreichs ging dahin, die Vevölkerung 
d rie Wirtſchaft des Ruhrgebiets in den Dienſt Frankreichs 
ftellen. Die Deutſchen an Ruhr und Rhein ſollien für 
            Frank=
ch Frondienſte leiſten. Und dieſe Zumutung beantwortete 
n deutſcherſeits in den vergewaltigten Gebieten mit dem 
            paſ=
ven Widerſtand. Die Bevölkerung tat daßei nichts 
            Un=
etzliches, ſondern handelte ganz im Einne der Haager 
            Land=
gsordnung, die ausdrüclich beſtimmt, daß der Bevölkerung 
es orkupierten Landes nicht zugemutet werden kann, den 
            Be=
ungsbehörden Dienſte zu leiſten, die ſich gegen die Intereſſen 
z eigenen Landes richten müſſen. Um dieſen Widerſtand zu 
chen, gingen die Beſatzungsbehörden mit Verhaftungen, 
            Aus=
iſungen, Einkerkerungen, mit Plünderungen und mit Morden 
ſen die Bevölkerung vor. Und trotz allem — die Bevölkerung 
eb unbeugſam in ihrem waffenloſen Abwehrkampf. 
Die deutſche Abwehr drohte die ganze franzöſiſche 
ſein= und Ruhrpolitik zu gefährden. Deshalb erklärte 
            Poin=
ſich zu Verhandlungen mit Deutſchland bereit, wenn der 
ſive Widerſtand eingeſtellt würde. Nach langen Bedenken — 
nzöſiſchen Verſprechungen muß man zehnmal mißtrauen, ehe 
n ihnen einmal vertraut — wurde deutſcherſeits der paſſive 
derſtand abgebaut in der Erwartung, daß der Zuſtand vom 
nuar 1923 wieder hergeſtellt würde, d. h. u. a., daß die 
            Aus=
rieſcnen zurückehren dürſen und die politiſchen 
            Ge=
ngenen der Freiheit wieder gegeben würden. Von 
            die=
n Vorausſetzungen hat Frankreich bisher 
ſcht eine einzige erfüllt.
 Von allen Opfern, die der Ruhrkampf gefordert hat, ſind 
ben den Blutopfern, die der Ausweiſungen und der 
erirteilungen am ſchwerſten und grauſamſten. Wir 
tten Gelegenheit, gerade über die Frage der Verurteilungen 
3 Anlaß des Ruhrkampfes die Anſicht des Oberreichsanwalts 
Ebermayer=Leipzig zu erfahren. Und zwar legte er 
ert darauf, ſich rein juriſtiſch zu dieſer Frage zu äußern. Die 
hl der im Ruhrgebiet von Militärgerichten der beſetzenden 
ächte Verurteilten beträgt rund 4000. Es handelt ſich in der 
uptjache um höhere Beamte der Behörden und der 
            Wirt=
aft, um mittlere Beamte, Gewerbetreibende und Arbeiter. Die 
rhängten Strafen ſind von anormaler Höhe. Die 
            Urteils=
üche der Militärgerichte der Beſatzungsmächte ſind zu prüfen 
ch dem deutſchen, dem franzöſiſchen und dem internationalen 
ch 
Die Beurteilung nach dem deutſchen Recht 
            ver=
igt die Prüfung der Vorfrage nach der Rechtmäßigkeit der 
ihrbeſetzung. Iſt nämlich die Ruhrbeſetzung unberechtigt, dann 
tfällt auch das Recht der Beſtrafung von Bewohnern des 
            wider=
htlich beſetzten Gebietes durch Gerichte der Beſatzungsmächte. 
ankreich leitet zwar ein Beſetzungsrecht im Ruhrgebiet aus dem 
18 zu Anlage 2 des Teiles UIII des Verſailler Vertrages 
der die Maßnahmen umſchreibt, zu denen die alliierten und 
oziierten Regierunten berechtigt ſind, „falls Deutſchland 
            vor=
zlich ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommt‟ Es werden 
rt aber lediglich wirtſchaftliche und finanzielle 
perr= und Vergeltungsmaßnahmen angegeben, 
ihrend von militäriſchen Maßnahmen nicht auch 
ir andeutungsweiſe darin die Rede iſt. Die 
litäriſchen Maßnahmen, die gegen Deutſchland in Anwendung 
bracht werden können, ſind in Teil XTV Abſchnitt 1 Artikel 
) des Verſailler Vertrages genau beſtimmt. Es dürfen danach 
mlich, ſofern „Deutſchland ſich weigert, die Geſamtheit oder 
zelne der ihm nach dem gegenwärtigen Vertrag obliegenden 
edergutmachungsverpflichtungen zu erfüllen”, lediglich die 
t Arrikel 429 genannten Zonen (linkes Rheinufer mit 
Brüdenkötfen von Mainz, Koblenz und Köln) ſofort 
            wie=
rdurch alliierte und aſſoziierte Strei tkräfte 
inz oder teilweiſe beſetzt werden.” Eine 
            Aus=
hnung der Beſatzungszonen, wie ſie im Artikel 429 
ihren Grenzen genau feſtgelegt ſind, iſt in dem 
            Verſail=
r Vertrag überhaupt nicht vorgeſehen, 
            des=
ilb iſt die Ausdehnung der Beſetzung um 
            Düſ=
ldorf, Duisburg und Nuhrort wie beſonders 
e Beſetzung des Ruhrgebiets vertragswidrig. 
Die Nuhrbeſetzung entbehrt alſo tatſächlich jeder 
chtlichen Grundlage und damit entfällt jede 
erechtiguug der Verurteilung von Bewohnern 
eſes Gebietes durch Gerichte der Beſatzungsmächte. Dieſe 
echtsauffaſſung haben ſowohl der bekannte Utrechter Juriſt 
ofeſſor de Lauter, wie auch der bedeutende engliſche 
            Wirt=
aftspolitiker Dr. Keynes in ſehr beſtimmter und ſcharfer 
eiſe zum Ausdruck gebracht. Das klaſſiſchſte Zeugnis für die 
irechtmäßigkeit der Ruhrbeſetzung aber bietet die Note der 
igliſchen Regierung vom Juni 1923 an Frankreich, die 
s Rechtsgutachten der engliſchen Kronjuri=
 * Die ſetzte Reiſe der Annette. 
k. Der 75. Todestag unſerer größten Dichterin, Annette 
n Droſte=Hülshoff, hat ihre ſo eigenartige Perfönlichkeit 
            wie=
r in den Vordergrund der allgemeinen Anteilnahme gerückt. 
1s ihrem Nachlaß und Brieſwechſel kommt neue Kunde ans 
cht, und zu den wertvollſten Bereicherungen dieſer Art gehören 
e Droſte=Brieſe, die Manfred Schneider im Verlag von Walter 
tedecke in Stuttgart herausgegeben hat. Die liebenswürdige 
zählungskunſt und ihre in dem zarten Körper lebende 
            Empfin=
ingskraft offenbart ſich am eindringlichſten in den letzten dieſer 
riefe, die die ſterbenskranke Annette an ihre Nichte, Pauline 
un Droſte=Hülshoff, am 14. Oltober 1846 ſchrieb. Sie erzählt 
er von den Abenteuern ihrer letzten Reiſe zu ihrem Schwager 
ßberg nach der Meersburg, und bietet zugleich ein anmutiges 
eiſebild aus jenen Tagen, da Dampfbogt und Eiſenbahn noch 
den Kinderſchuhen ſteckten. „Jetzt bin ich ziemlich wieder auf 
m Strumpf,” ſchreibt ſie, „und kann euch Lieben Rechenſchaft 
in meinem honnetten Betragen in der wilden fremden Welt 
            ab=
gen, ſowie Kunde geben von den „ungeheuerlichen und 
            aben=
uerlichen Gefahren”, denen ich nun ſo ſicher entgangen bin, da 
gar nicht den Mut gehabt haben, ſich zu zeigen. Es iſt kein 
ampfkeſſel geſprungen, weder Land= noch Seeräuber haben ſich 
zeigt, und — mirabile dictu! — niemand hat verſucht, mich 
entführen, was freilich allen Glauben überſteigt. Uebrigens 
mir der lange Weg bei weitem nicht ſo ſauer geworden, als 
befürchtete, und zwar ging es mit jedem Tag beſſer. Auf 
r erſten Tour bis Mainz konnten Kopf und Magen ſich gar 
cht mit der Erſchütterung des Dampſboots befreunden; mir 
rmordsſchlecht zu Mute. Indeſſen kam mir hier die 
            vortreff=
he Cinrichtung des Schiffes zuſtatten, das außer dem Pavillon 
c ein Extrazimmer für Damen hat mit ſo breiten Kanapees, 
iß man faſt ſo beuem darauf liegt wie auf Betten. Auch kann 
) die große Zuvorkommenheit des Kondukteurs nicht genug 
ben. Er kam alle 2—3 Stunden, ſich nach meinem Befinden 
nd Wünſchen zu erkundigen, gab mir den ausführlichſten Rat 
r jede Reiſeſtation, und ſchon jetzt alle Billetts — ſogar für die 
tigen Omnibuſſe — bis Freiburg. Bei der Ankunft in Mainz 
ihrte er mich durch das Cedränge zum Fiaker, beſorgte meine 
ſeiten ſogleich auf das Dampfboot, das ich am nächſten 
            Mor=
ei beſteigen mußte, und empfahl mich ſogar dem Kondukteur 
SSſelben ſchriftlich, kurz, ſelbiger Jüngling iſt die Krone aller 
ondukteure, die je waren, ſind und ſein werden.‟ Die nächſte 
ampferfahrt bis Mannheim war auch erträglich, dann ging es 
der Eiſenbahn bis Freiburg. „Die ſpäte Jahreszeit und 30
 ſten über dieſe Frage wiedergibt: Damit iſt die Frage 
            beant=
wortet, wie weit die betreffenden Mächte berechtigt waren, durch 
ihre Militärgerichte deutſche Landsleute verurteilen zu laſſen. 
Aber ſelbſt, wenn die Franzoſen zur 
            Nuhrbe=
ſetzung ein Recht hätten, dann ſteht ihnen ſowohl nach 
dem Verſailler Vertrag wie nach dem Rheinlancabkommen kein 
Necht zur Aburteilung deutſcher 
            Landes=
bewohner zu ſofern es ſich nicht um Vergehen oder 
            Ver=
brechen gegen die Perſon oder das Eigentum der betreffenden 
Mächte handelt. Selbſt das Waffenſtillſtandsabkommen das am 
weiteſten in die Rechte der Bevölkerung der beſetzten Gebiete 
            ein=
griff, beließ die linksrheiniſchen Gebiete unangetaſtet der 
Verwaltung der örtlichen Behörden lediglich unter 
Aufſicht der beſetzenden Mächte. Daraus folgert, daß die 
            be=
ſetzenden Mächte eine Gerichtsbarkeit ſelbſt in 
den rechtmäßig beſetzten Gebieten nicht 
            aus=
üben dürfen, es ſei denn, daß Vergehen und Verbrechen 
gegen Perſon oder Eigentum der Beſatzung vorliegen. 
Nach ſranzöſiſchem Necht kommt eventl. das 
            franzö=
ſiſche Militärſtrafrecht in Frage. Dieſes macht die Aburteilung 
von Bewohnern beſetzter Gebiete abhängig von zwei 
            Voraus=
fetzungen: 1. muß es ſich um feindliches Gebiet handeln 
(Poincaré hat in ſeiner Note vom 10. Januar 1923 ausdrücklich 
erklärt, daß es ſich bei der Ruhrbeſetzung um eine „
            nichtmilitä=
riſche, alſo friedliche” Aktion handelt), 2. ſind die Delikte, die 
einer Aburteilung von Landesbewohnern feindlicher Gebiete 
durch franzöſiſche Militärgerichte unterliegen, einzeln genau 
            auf=
geführt. Delikte aber, deren wegen 
            Verurteilun=
gen im Ruhrgebiet erfolgt ſind, werden nicht 
ein einzelnes im franzöſiſchen 
            Militürſtraf=
geſetzbuch angegeben. Es iſt dem oberſten franzöſiſchen 
Gerichtshof, dem Kaſſationshof in Paris, offenbar 
äußerſt ſchwer gefallen, die von franzöſiſchen Militärgerichten 
über Deutſche im Ruhrgebiet verhängten Strafen zu beſtätigen. 
Er hat ſich jedoch zu einer Auslegung der betreffenden 
            Para=
graphen hingegeben, die man von dieſem höchſten franzöſiſchen 
Gericht nicht hätte erwarten ſollen, indem es erklärte, daß die 
Militärgerichte für jedes Dclikt zuſtändig 
ſeien, das den militäriſchen Intereſſen 
            ſchäd=
lich iſt. 
Diefe Auslegung verſtößt in gröbſter Weiſe gegen das 
internationale Recht, wie es in der Haager 
            Landkriegs=
ordnung von 1899 feſtgelegt iſt. Dieſes Necht läßt keine 
            Ver=
urteilungen von Vewohnern eines okkupierten 
Landes, ſelbſt während des Krieges nicht, zu, die ſich 
            wei=
gern, den feindlichen Armeen Dienſte zu leiſten, die gegen die 
Intereſſen des eigenen Landes verſtoßen, da es keinem 
Landesbewohner zugemutet werden darf, zum 
Verräter gegen ſein eigenes Vaterland zu 
            wer=
den. Wenn man ſich die Urteile der franzöſiſchen Kriegsgerichte 
im Ruhrgebiet anſieht, ſo findet man, daß es ſich faſt 
            aus=
ſchließlich um Urteile handelt gegen ſolche 
            Be=
wohner des Nuhrgebietes, die ſich geweigert 
hatten, Verräterdienſte gegen ihr deutſches 
Vaterland zu leiſten. 
Zuſammenfaſſend iſt feſtzuſtellen, daß 
            ſo=
wohl nach deutſchem wie nach franzöſiſchem und 
nach internationalem Recht, die Ausübung der 
Gerichtsbarkeit der beſetzenden Mächte gegen 
Einwohner der beſetzten Gebiete unzuläſſig iſt. 
Trotzdem ſchmachten noch 4000 Deutſche ohne Rechtsgrundlage, 
zum Teil mit geradezu unmenſchlichen Straſen belegt, in den 
Gefängniſſen als Opfer franzöſiſcher Macht= und Gewaltſprüche, 
die in der geſamten internationalen Juriſtenwelt Entſetzen und 
Empörung hervorrufen. Dr. Ebermaher verwies auf einige 
Urteile neutraler und ſogar alliierter Juriſten, die in ſchärfſter 
Weiſe ſich gegen die Verletzung anerkannter Rechtsgrundſätze 
durch Frankreich und Belgien ausgeſprochen haben. Die hohe 
Macht des ſittlichen Rechts, iſt durch 
            Urteils=
ſprüche, wie ſie durch Frankreich und Belgien 
an Rhein und Nuhr gefällt wurden, 
            zurück=
gedrängt worden. Es ſei aber zu hoffen, daß ſich recht 
bald wieder das alte Wort erfüllet, auch hinſichtlich der deutſchen 
Ruhrgefangenen: 
Recht muß Recht bleiben
 Proteſikundgebung gegen die franzöſiſchen 
Verſchleppungsmanöver. 
Elberfeld, 25. Nov. (Wolff.) Der außerordentliche 
Vertretertag der Deutſchen Demokratiſchen Partei des 
            Wahl=
kreiſes Düſſeldorf=Oſt faßte heute einſtimmig folgende 
            Ent=
ſchließung: 
Der Vertretertag der Deutſchen Demokratiſchen Partei des 
Wahlkreiſes Düſſeldorf proteſtiert vor aller Welt gegen das 
Hinauszögern der Verhandlungen über die Wiederaufnahme 
des Eiſenbahnverkehrs und der werteſchaffenden Arbeit an Rhein 
und Ruhr, wodurch Millionen Menſchen dem Hunger und der 
Kälte überantwortet werden. Den durchſichtigen Abſichten der 
Franzoſen und Belgier gegenüber erklärt er laut und 
            vernehm=
lich: Volk an Rhein und Ruhr waren, ſind und bleiben deutſch, 
komme, was da kommen mag. 
Kreuzer Trinkgeld verſchafften mir einen Waggon für mich allein, 
wo ich, bald liegend, bald in Raſchas oder Schneiders Majeſtät 
thronend, /aich wirklich mehr erqnickt als angegriffen und nach 
mehrſtündiger Ruhe in Freiburg ſo geſtärkt fühlte, daß ich noch 
desſelben Nachmittags um 3 Uhr wagte, den eigentlich ſauren 
Apfel der ganzen Reiſe, ich meine die nächtliche Eilwagenfahrt 
durch das Höllental, den Schwarzwald uſw. bis nach Stockach, 
zur Hand zu nehmen. Das war aber eine Kreuzigung! Gerade 
um Mitternacht, auf der höchſten Höhe des Schwarzwaldes — 
die Luft doxt kalt wie im September, ein Wagen nicht viel größer 
wie eine Chatouille —, höchſtens für 4 Mann Raum und 8 
            hinein=
gepreßt. Wir ſaßen einander faſt auf dem Schoß, und wer vor 
Schläfrigkeit etwas wacklig war, ſtieß ſeinem Vis=ä=vis an den 
Kopf. Meine Reiſegefährten ſchienen ſich indeſſen völlig an die 
Anforderungen des Lebens hineingelebt zu haben; ſie ſchliefen 
alle in kerzengerader Stellung, und mir allein blieb das 
            Ver=
gnügen, den holden Mond anzufeufzen, und es jedesmal zu 
            be=
merken, wenn die Pferde an einem ſteilen Hange faſt hintenüber 
ſchlugen und der Wagen einige Male um mehrere Schritte 
            zurück=
tollte.‟ Endlich kommt ſie nach Stockach und nach einer weiteren 
anſtrengenden Fahrt ngch Meersburg.
 * Eine Umfrage über die Tage auf dem Kunſfmarkt. 
C. K. Wie überall in unſerer Wirtſchaft, iſt auch auf dem 
Kunſtmarlt eine ganz neue Lage entſtanden, die für viele Künſtler 
bereits verzweiſelnd geworden iſt. Das von Paul Weſtheim 
herausgegebene „Kunſtblatt” hat nun eine Umſrage bei 
            führen=
den deutſchen Kunſthändlern veranſtaltet und veröffentlicht die 
Antworten im Oktoberheft. Bei der Beurteilung der 
            gegenwär=
tigen Lage wird verſchiedentlich beſonders das Fehlen der 
            rhei=
niſchen Kunden hervorgehoben, die durch die lange 
            Verkehrs=
ſperre und durch die Schwierigkeiten des Transportes vom 
Kauf abgeſchreckt ſind. Alfred Flechtheim, der für den rheiniſchen 
Kunſtmarkt beſonders maßgebend iſt, beurteilt die Lage ſehr 
peſſimiſtiſch, da „infolge der Sperren Ausſtellungen überhaupt 
unmöglich ſind und es den Künſtlern unmöglich gemacht iſt, ihre 
Hervorbringungen ins unbeſetzte Gebiet zu ſchicken.‟ Die 
            Fort=
führung der Ausſtellungen iſt außerordentlich, erſchwert. 
Es iſt eine „Kohlenfrage” geworden, und Goldſchmidt=
            Waller=
ſtein rechnen aus, daß die mionatliche Seizung der Ausſtellungs 
räume 40 Dollar koſtet, ſo daß die Vorführung billigerer 
            Arbei=
ten überhaupt nicht mehr lohnt, weil man dabei nicht auf die 
Koſten kommt. „Bei der fortſchreitenden Verarmung werden
 Handel und Verkehr. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
* Waggon= und Maſchinenbau=A.=G., Görlitz. Die 
Geſellſchaft wird zu der am 13. 12. einzuberufenden G.=V. eine 
            ange=
meſſene Dividende, unter Berückſichtigung der Geldentwertung zur 
Verteilung vorſchlagen. Außerdem liegt bekanntlich ein Antrag auf 
Erhöhung des Grundkapitals um 300 Mill. Stammaktien vor, wobei ein 
Teilbetrag den alten Aktionären zu günſtigen Bedingungen zum Bezuge 
angeboten werden wird. Die Einzelheiten der Begebung ſollen der 
G.=V. zur Beſchlußfaſſung vorgelegt werden. 
J. Banning A.=G., Hamm i. Weſtfalen. Die Geſellſchaft 
wird für das abgelaufene Geſchäftsjahr 1922/23 von einer 
            Dividenden=
zahlung Abſtand nehmen. Der erzielte Reingewinn beträgt 3,3 Mill. 
* Tuchfabrik Aachen, vorm. Süßkind u. Sternau, 
A.=G., Aachen. Die G.=V. genehmigte die Dividende von 50 
            Gold=
lark. Die Umrechnung in Papiermark erfolgt zum Kurs der 
            Gold=
mark vom 19. d. M., alſo zu 600 Milliarden Papiermark pro Goldmark. 
Der erzielte Reingewinn von rund 272 Milliarden entforicht nach dem 
Stande vom 30. September einem Betrag von 7300 Goldmark, die 
            wert=
beſtändig angelegt werden. Laut Mitteilung wurde der Geſchäftsgang 
im abgelaufenen Jahre durch die politiſchen Ereigniſſe ſtark beeinflußt. 
Die Abſatzmöglichkeit war zum größten Teil auf das unbeſetzte Gebiet 
beſchränkt. 
* Chem. Fabrik von Hehden A.=G. Die Geſellſchaft 
            be=
antragte Zulaſſung von nom. 229 Mill. neuer Aktien an der Verliner 
Sörſe. 
Münchener Export=Malzfabrik A.=G. Das dem 
Engelhardtkonzern naheſtehende Unternehmen teilt im Geſchäftsbericht 
für das abgelaufene Geſcäftsjahr mit, daß der Abſatz im Vergleich zum 
Vorjahr zirka 30 Proze 
eringer war. Dieſer Minderabſatz ſei nicht 
auf einen Verluſt von 
hmern zurückzuführen, ſondern habe ſeine 
Urſache darin, daß der infolge der enormen Geldentwertung ſtändig 
            ge=
ſriegene Bierpreis den Konſum außerordentlich ſchädigt und infolgedeſſen 
auch der Malzbedarf der Brauereien geringer war. Nach Abzug der 
Unkoſten und nach Abſchreibungen in Höhe von 1111 Mill. verbleibt ein 
Reingewinn von 3172 Milk., wvoraus 1999 Mill. dem Unterſtützungsfonds, 
199,98 Mill. dem Gebühren=Aequivalent=Konto und 772 Mill. auf neue 
Skechnung vorgetragen werden. Eine Dividende gelangt alſo nichl zur 
Verteilung. In der Bilanz betragen Vorräte 2634 Mill., Debitoren 
4131 Mill., Cffekten 8.3 Mill., Deviſen 144,9 Mill., andererſeits 
            Kredi=
toren 2864 Mill. und Delcredere 1100 Mill. 
Harvener Bergbau A.=G. Unter Führung der Harpener 
Bergbau A.=G. trurde in Münſter mit einem Grundkapital von 10 
            Mil=
liarden die „Kohlen=Vertriebs=A.=G.” errichtet. Zweck des Unternehmens 
iſt Gen=innung, Verarbeitung und Handel von induſtriellen und 
            land=
wirtſchaftlichen Erzeugniſſen, ſowie Beteiligung an anderen 
            Unterneh=
mungen insbeſonder des Bergbaues. 
C. Die Banknoten der Oeſterreichiſch=Ungariſchen 
Bank werden, ſofern ſie mit dem Stempel „Deutſchöſterreich” verſehen 
ſind, eingezogen. Die Banknoten zu 1 Krone vom 1. Dezember 
1916, zu 2 Kronen vom 1. März 1917, zu 10 Kronen vom 2. Januar 
1915 zu 20 Kronen der 1. und 2. Auflage vom 2. Januar 1913, zu 
50 Kronen vom 2. Januar 1914, zu 100 Kronen vom 2. Januar 1912 
und mit deutſchem Wortlaut auf beiden Seiten der Note; zu 
1000 Kronen vom 2. Januar 1902, welche auf beiden Seiten das gleiche 
Nctenbild und deutſchen Wortlaut tragen; zu 1000 Kronen vom 2. Jan. 
1902, welche auf der Vorderſeite das Notenbild der bisherigen deutſchen 
Seite und auf der Rückſeite bloß Ornamentmuſter tragen. Letzte 
Friſt für Einziehung dieſer Banknoten iſt der 
31. Januar 1924. 
L. Holland zieht einen Teil der im Kriege 
            ausge=
gebenen Guldenſcheine ein, und zwar handelt es ſich um die 
Scheine von 2,5 Gulden, ausgeſtellt im Jahre 1915, und die Scheine 
von 1 Gulden, ausgeſtellt 1916. Dieſe Scheine werden am 3 1. 
            De=
zember 1923 außer Kurs geſetzt. 
Anleihen. 
spd. 6proz. Goldanleihe der Zuckerkredit=A.=G. 
Berlin. Auf Antrag der Darmſtädter und Nationalbank, der 
            Ber=
liner Handelsgeſellſchaft, der Kommerz= und Privatbank und der 
            Mittel=
deutſchen Kreditbank ſind 3 024000 6pros. Goldanleihe der Zuckerkredit= 
A.=G. Berlin zur Berlihter Börſe zugelaſſen worden. Die mit 100 Mill. 
Mk. im Auguſt d3. Js. gegründte Aktiengeſellſchaft bezweckt die 
            För=
derung der Nüben bauenden Landwirtſchaft und der deutſche 
            Zucker=
induſtrie durch die Gewährung wertbeſtändiger Kredite. Insgeſamt 
werden zur Finanzierung der diesjährigen Zackerernte 12 Mill. 
            Gold=
mark ausgegeben. Von dieſer Anleihe liegen zunächſt 3 024000 
            Gold=
mark vor. Die Zinſen ſind am 1. April und am 1. Oktober jeden Jahres 
fällig, erſtmalig am 1. April 1924. Statt der Zahlung der Zinſen 
            kön=
nen die Gläubiger auch die entſprechende Zuckermenge fordern. Die 
Rückzahlung erfolgt zum Kurſe von 100 Prozent (zum Goldkurs der 
letzten dem Auszahlungstag vorhergehenden amtlichen Berliner Notiz 
für die Auszahlung Neu=York) erſtmalig am 1. Oktober 1927. Die 
            Zucker=
raffinerien Halle, Roſitz und Holland G. m. b. H. ſowie die dieſem 
            Kon=
zern angeſchloſſenen Rohzuckerfabriken übernehmen für die Nückzahlung 
des Kapitals ſowie für die Zinſen Ausfallbürgſchaft mit der Maßgabe, 
daß Anſprüche aus dieſer Bürgſchaft erſt dann geltend gemacht werden 
können, ſobald feſtſteht, daß der Hauptſchuldner den Gläubiger nicht 
            be=
friedigen kann. Die Zuckerraffinerien Halle, Roſitz und Holland G. m. 
b. H. ſind an dieſer Bürgſchaft mit zuſammen 32 25 Prozent beteiligt. 
Die reſtlichen 66,75 Prozent verteilen ſich auf 37 teils in Privatbeſitz 
befindliche, teils in der Form von Artiengeſellſchaften oder Geſellſchaften 
mit beſchränkter Haftung beſtehende Nohzuckerfabriken. Die Quoten, 
mit denen dieſe Fabriken an der Bürgſchaft beteiligt ſind, betragen 
            zwi=
ſchen 0,27 und 4,21 Prozent. Spweit bei Geltendmachung der Bürgſchaft 
gegen die Rohzuckerfabriken ein Ausfall entſteht, haben hierfür die 
Zuckerfabriken Halle, Roſitz und Holland G. m. b. H. wiederum 
            Bürg=
ſchaft übernommen. Die Eröffnungsbilanz der Zuckerkredit=A=G. weiſt 
100 Mill. Aktienkapital nebſt einem Agio von 522,4 Mill. aus der 
            Emiſ=
ſion auf, denen 102 250 Dollarſchatzanweiſungen des Reiches 
            gegenüber=
ſtehen. 
aber gerade ſolche verhältnismäßig billigen Dinge das Einzige 
ſein, das auch jetzt noch ein weiteres Publikum finden könnte. 
Die Sache führt alſo dazu, dem Kunſthändler das 
            Experimen=
tieren mit jungen, unbekannten Kräften faſt unmöglich zu 
machen. Er wird immer mehr dazu gezwungen, ſich auf 
            Aus=
ſtellungen von Künſtlern mit großem Namen zu beſchränken.” 
Der Kunſthändler Hugo Graetz (Berlin), „der bisher auf junge 
Kunſt eingeſtellt war, ſieht ſich genötigt, ſogenannte Weltmarken 
aufzutreiben (Franzoſen des 19. Jahrhunderts), da hier der 
Anſchluß an den internationalen Markt gegeben iſt.‟ Trotzdem 
wird betont, daß es überaus verhängnisvoll für die Kunſt wäre, 
auf Sonderausſtellungen zu verzichten, da dieſe allein imſtande 
ſind, die Verbindung zwiſchen Künſtler und Kunſtfreund aufrecht 
zu erhalten. Trotz dieſer höchſt ungünſtigen Verhältniſſe ſind 
aber die Kunſthändler einmütig der Anſicht, daß die Kriſe 
ſchlechte Rückwirkungen auf das Kunſtſchaffen nicht haben wird. 
„Ein echter Künſtler wird immer ſchaffen,” ſchreibt Karl 
            Nieren=
dorf, „ich kenne ſolche, die für den Winter zuerſt Vorräte an 
Farben, Leinewand uſw. beſorgten, ehe ſie an Kohlen und 
Lebensmittel dachten. Ein eihter Sammler wird ſtets ſeine 
Sammlung durch Neuerwerbungen ergänzen; ich kenne ſolche, die 
auf ihre Sommerreiſe verzichteten im Intereſſe ihrer Sammlung. 
Alles Schaffen, ſei es Werk oder Sammlung, das einer 
Perſönlichkeit entſtammt, wird weiterleben.‟ Die Preiſe, die 
gezählt werden, ſchmelzen allerdings immer mehr zuſammen. 
„Die Werke lebender Künſtler — mit wenigen Ausnahmen auch 
die der Arrivierten — werden heute mit 10 bis 25 Pfennig ihrer 
Friedensmark verkauft. Davor ſchützt auch die Berechnung in 
Schweizer Franken nicht, denn bei dem Vergleich mit dem Jahre 
1913 vergeſſe man nicht, daß zwiſchen damals und heute zehn 
Jahre künſtleriſchen Schaffens liegen und daß Namen, die 1913 
nur Wenige mit Aufmerkſamkeit verfolgten, heute Geltung be 
ſitzen.” So führt Hugo Goltz (München) aus: „Nun koſtet aber 
das Gemälde eines bekannten Künſtlers beſtenfalls 1000 
            Schwei=
zer Franken, alſo 800 Friedensmark. Ich glaube mich nicht zu 
irren, wenn ich behaupte, daß Künſtler, welche ihre Preiſe mit 
200 bis 300 Goldmark anſetzen, dies reſtlos für Material 
            aus=
geben müſſen, wenn ſie ein neues Gemälde derſelben Größe 
ſchaffen wollen. Die Aquarelle arrivierter Künſtler koſten 
            höch=
ſtens 209 Schweizer Franken, ſolche unbekannter Namen werden 
nit 10 Goldmark vergeblich angeboten.” Trotzdem ſieht auch 
Goltz für die Kunſt in dieſer Kriſe die Möglichkeit einer 
            Reini=
gung: „Durch die Abſatzſtocung — Cinkehr, Blutreinigung, Au3 — Rückkehr zur Qualität — Abkehr vom Größenwpahn.”
Seite 4.
Darmſtätter Tagblati, Mu tag, den 26. Robeub. 1923.
Rummer 327.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 26. November. 
Totenfeiern. 
* Zum Gedenken der im Weltkrieg Gefallenen verſammelten 
ſich um die Mittagsſtunde auf dem alten Friedhof an der Nieder= 
Ramſtädter Straze die Darmſtadter Vereine, darunter auch die 
Studentenſchaft in ihren Farben. Unter Vorantritt eines 
            Muſik=
chors marſchierten die Vereine in geſchloſſenem Zuge nach dem 
Friedhofe, wo Herr. Pfarrer Lautenſchläger eine eindrudstiefe 
Gedächtnisrede hielt. Er gedachte in zu Herzen gehenden Worten 
all derer, die für das Vaterland ihr Leben gelaſſen und in 
            frem=
der Erde ruhen, die geſtorben ſind in der h eiligen Pflichterfüllung 
für ihr Vaterland. — Unter den Klängen der Kirchenglocken 
            ver=
ſammelten ſich anſchließend die Einwohner Darmſtadts zu einer 
kirchlichen Totenfeier. Der Winter hatte ſeine Sendboten 
            ge=
ſchickt und eiſige Kälte huſchte auf den heiligen Fluren. Tauſende 
und Abertauſende von Menſchen hatten ſich verſammelt. Nach 
einem Choral eines Muſikchors hielt Herr Pfarrer Marx die 
            Ge=
dächtnisrede. Er geißelte zunächſt das Verhalten der Franzoſen, 
die es ſo Vielen unmöglich machen, die Gräber ihrer verſtorbenen 
Lieben zu beſuchen. Fünf Jahre Frieden und doch kein Frieden. 
Unſere früheren Feinde wollen es nicht zur Ruhe kommen laſſen. 
Einer der brutalſten Gewaltakte ſei die Abſperrung des 
            Wald=
friedhofes; wenn einſt das jüngſte Gerichkt zu ſprechen habe, 
            wür=
den auch die ihre Strafe empfangen, die heute ſo unſagbares Leid 
weiterführen. Mit einem Schlußchoral endete die erhebende Feier. 
In gleicher Weiſe fand auf dem Beſſunger Friedhofe eine 
            Toten=
gedächtnisfeier unter Mitwirlung des Lirchenchors der 
            Petrus=
gemeinde ſtatt. 
iſt der Antrag auf Errichtung ſolcher für Starkenburg mit Sitz in 
            Darm=
ſtadt geſtellt. Die beteiligten Gewerbetreibenden ſind zu einer Aeußerung 
für oder gegen (ſchriftlich oder mündlich beim Kreisamt, Zimmer 40) 
bis 15. Dezember aufgefordert. 
Abgabe von Rentenmark an den privatwirtſchaftlichen Verkehr 
ſeitens der Reichsbank in den nächſten Tagen nicht zu rechnen iſt. 
Die Wiederverausgabung iſt momentan völlig unbeſtimmt. 
Für Donnerstag iſt eine weitere Erſtaufführung vorgeſehen. 
breiſe, insbeſondere des Kupfers, hat ſich das Diebestreiben in dieſer 
lichen Spezialität geſtaltet. Dieſe beſteht in der Entwendung des 
Bronze= und Kupferdrahts von öffentlichen Telegraphen= oder 
            Tele=
phonleitungen, was außer den großen Wiederherſtellungskoſten noch 
weit bedeutendere empfindliche Nachteile durch Störung der 
            Verkehrs=
inte” u verurſacht. Es liegt in Tateinheit mit Diebſtahl das Vergehen 
gegen 8 317 St. G.B. (vorſätzliche Betriebsſtörung derartiger 
            Leitun=
gen” vor und das Delikt erſcheint um ſo ſtrafwürdiger, als das ſchon den es herausgab, lieſt das Volt nicht, noch weniger dringt der Inhalt 
erſchütterte Wirtſchaftsleben nebſt dem „Sicherheitsgefühle gefährdet des Buches ins Ausland. Ein kleines Stück deutſchen Landes hat man 
Guſtav Kaſſel aus Bottenbach auf genanntem Gebiet eine umfangreiche 
Tärigkeit ausgeübt, an der jeweils der 30jährige, vorbeſtrafte Buchbinder bleibt, iſt ein Streifen zwiſchen Elbe und Rhein. Sie, verehrte An= 
Heinrich Fritz von hier, der 19jährige vorbeſtrafte Arbeiter Fritz 
Stadler und der 5ljährige vorbeſtrafte Arbeiter Karl Fenn von hier in einem eiſernen Ring im Norden, Süden, Oſten und Weſten. Das 
teilnagmen. Binnen weniger Wochen vergriff ſich K. an Leitungen 
bei Nieder=Ramſtadt, Bürſtadt, Oberflockenbach, Weinheim, ſowie 
Aſhaffenburg, und es wurden ſtets beträchtliche Mengen 
            abgeſchnit=
auh, zumal gewandte Helfershelfer in der Perſon des Händlers David 
Silber und Schloſſers Robert Dewitz, beide von hier, den Abſatz 
            unter=
ſtürten. Angekauft wurde ein Teil von dem Schloſſer Otto von der 
Budig und Auguſt Hahn, Inhaber einer Bensheimer Fabrik. 
            Letz=
tere zwei waren nunmehr wegen gewerbsmäßiger Hehlerei mitange= 
Aogt, beriefen ſich auf gutgläubigen Erwerb und wurden mangels gebeten, 
Beweiſes der ſubjektiven Seite freigeſprochen. Im Uebrigen lautet 
tas Urteil gegen den Rädelsführer Kaſſel, der noch Uinterſchlagung 
geliehener Kleider zum Nachteil eines Knechtes in Erbach i. O. verübt 
züg ich 4 Monate 2 Wochen Unterſuchungshaft nebſt bjährigem 
            Ehrver=
luſt, gegen den Angeklagten Fr. auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis gegen Verwaltung und Beamtenabbau: 3. Erhebung der Grund= und Gewerbe= 
Stadler auf 1 Jahr 6 Monate, gegen Fenn auf 1 Jahr 3 Monate, ſteuer 3. Ziel 1923; 4. Gewerbeſteuervorlage; 5. Verſchiedenes. 
gegen S. auf 1 Jahr 3 Monate, gegen Dewitz auf 1 Jahr 3 Monate, 
gegen von der Au auf 1 Jahr Gefängnis. 
RDN. Neue Grundpreiſe für die 1. und 2. Klaſſe. Bei der 
            Neuord=
ſtärker erhöht worden, während die Fahrpreiſe für die 3. und 4. Klaſſe 9 
genau den Friedenspreiſen entſprechen. Die ſtarke Spannung, beſonders 
zwiſchen der 3. und 2. Klaſſe 1.3) führte dazu, daß die ſogenannten 
Polſterklaſſen immer ſchwächer beſetzt wurden, während die 3. und 4. die Urſache für die entſchieden zu hohe Einſtufung und damit für die 
Klaſſe überfüllt war. Um hier einen Ausgleich zu ſchaffen, der auch untragbaren Beiträge. Dazu kommmt neuerdings auch bezüglich der 
einem rationellen Betrieb zugute kam, hat man das 
            Spannungsverhält=
nis geändert und die Preiſe für die 1. und 2. Klaſſe weſentlich ermäßigt, meiſten Familien, die heute eine Hausangeſtellte haben, ſind hierzu ledig= 
und Gebrechlichen, aber auch vielbeſchäſtigten Berufsreiſenden gegenüber, ( 
zu machen. Vom 1. Dezember ds. Js. ſind die Goldmarkpreiſe wie folgt f 
Kl. 0066 Mk. (bisher 0099 Mk.): 3. Kl. 0083 Mk.; 4. Kl. 0,022 Mk., ſo f 
zu den übrigen Klaſſen von 1:1½),:3:6 Gbisher 1:1½:4½:9) ergibt, alſo
 1A MN. Mm. Gü. Aeacit 0n üe Fee 
Platzkarten koſten in Zukunft: 1. Kl. 1.20 Mk., 2. Rl. 0.60 Mk., 3. Kl. 
0.30 Mk. und werden in ſämtlichen Vertretungen des Mitteleuropäiſchen 
Reiſebüros an den D=Zugs=Ausgangsſtationen für alle D=Züge dier Tage 
vor Abgang des Zuges ausgegeben. 
 I. Der Vund bazeriſcher Kleinrentner hat, nachdem eine Denkſchrift 
an die Behörden im Jahre 1921 die Lage des notleidenden Mittelſtandes, ſetzen die beiden im Odenwald für geſtige und küuſtleriſche Fragen y 
ohne Widerhall zu finden, geſchildert hatte, nun ſelbſt den Einkauf von 
Lebensmitteln bewirkt und Mehl, Grieß, Reis, Malzkaffee u. a. beſchafft, 
die zu Preiſen an die Mitglieder, abgegeben werden können, die Staunen 
erregen. Während z. V. prima Weizenmehl auf dem Markte 180 
            Mil=
lionen koſtete, lieferte der Bund das Pfund zu 3 Millionen. Die gleiche 
Preisdifferenz iſt bei ſämtlichen Lebensmitteln eingehalten worden. 
Aus den Parteien. 
— Deutſchnationale Partei. — Vortrag von Frau 
Dr. Schirmacher. Nach Begrüßungsworten von Frau Reinhart 
ergriff Frau Dr. Schirmacher, die wahrend des Krieges ſchon (inmal im 
hieſigen Lazareth zu den Soldaten geſprochen hat, das Wort zu dem 
            an=
gekündigten Vortrag, es gelte nur eine deutſche Pflicht zu erfüllen, von 
dieſer Qual der Heimat zu reden. „Wir ſind umringt von Feinden, 
denen Nache geboten werden muß.” Ueber Schleswig, Eupen=Malmedy, 
das Saargebiet, Elſaß=Lothringen kam Rednerin zum Nheinland. Heute 
noch wird um dies Land gerungen. Frankreich wird, ſo lange es lebt. 
verſuchen, uns den ganzen Rhein zu entreißen, dieſer entſetzlichen Logik 
ſind wir leider nicht entgegengetreten. Was Rhein und Ruhr gelitten 
haben und noch leiden, das wiſſen wir nur aus den Zeitungen, aber ſie 
enthalten nur das Wenigſte von dem, was dort am deutſchen Volkstum 
geſündigt wird, und was dort geſchieht, das ſchreit zum Himmel. Man 
hofft. Ahein und Nuhr uns noch abſpenſtig zu machen. Die ſittliche 
            Aus=
ſchweifung, die der Franzoſe dort ins Land gebracht hat, iſt 
            unbeſchreib=
lich, unfaßlich. Mit Erhatmen und Mitleid müſſen wir jeden Tag 
            un=
ſerer Volksgenoſſen an Rhein und Ruhr gedenken. Eine 
            Seelengemein=
ſchaft zwiſchen ihnen und uns muß beſtehen. Die Beſtrebungen der 
            Son=
derbündler werden natürlich von Frankreich genährt. — Blicken wir nach 
Oſten. Auf polniſch und tſchechiſch wird dort gedrückt. Der polniſche 
Corridor hindert den Abſatz von Oſtpreußen zu uns. Memel iſt der 
Nordzipfel Oſtpreußens, Soltau der Südzipfel. Der Südzipfel iſt 
            ver=
loren, er ſoll verpolt werden. Memel hat man losgeriſſen und in der 
Schwebe gehalten über ſein Schickſal, bis „dieſe Zufluchtsſtätte der 
            Kö=
nigin Luiſe” Litauen angegliedert wurde, obwohl das Land deutſch 
ſpricht. Die Memelländer haben etwas aufgeatmet, weil man ſie nicht 
— Zwangsinnung für das Goldſchmieb== und Graveuxgewerbe. Es polniſch gemacht hat. Aber das iſt alles nur vorläufig, was dort 
            ge=
ſchah. Der Oſten beherbergt eine große Schiebergeſellſchaft. — Nun zu 
meiner Heimat, Danzig, über deſſen Beſitz man ſich ſtets ſtreiten wird, abgeholzten Berghang nach Fauerbach zu wurde ein Grab bloßgele 
Freiſtaat; nicht polniſch, ohne das nötige Hinterland zur wirtſchaftlichen 
— Von gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß mit der Verſorgung. Dauzig iſt der Schlüſſel zu Oſteuropa und hat deshalb 
internationalen Anſtrich erhalten. Die Deutſchnationalen haben dort in 
den Parlamentswahlen gut abgeſchnitten, trotzdem 12 Parteien auf dem 
Plan waren. Geſchlagen wurden dort die Polen. Der „verbalkaniſierte‟ 
— Orpheum — Operettenſpiele. „Die Frau im Germelin” wird nur Oſten iſt ein Schachbrett, auf dem dauernd geſchoben wird. Trotz allem: 
die Danziger wehren ſich ihrer deutſchen Haut. Heute ſind die 
            Deutich=
noch dreimal, heute Montag ſowie Dienstag und Mittwoch gegeben, nationalen die ſtärkſte Paltei im Freiſtaat Danzig. Die Polen 
            verfol=
gen in den geraubten Gebieten das Deutſchtum ſo, wie es die Franzoſen 
n. Strafkammer. Durch das fortgeſetzte, ſtarke Steigen der Metall= im Weſten tun. Die Polen jubeln, daß die breußiſche Tünche” ber= Geliebte von gleicher Sinnesart ſich angeſchaft hatte, richten bei ih. 
Nichtung entſprechend entwickelt und u. a. zu einer ſehr gemeinſchäd= ſchwunden iſt. Graudenz, die reinliche deutſche Garniſon, war nach ganz 
kurzer Zeit nicht mehr wiederzuerkennen. Unter dem neuen 
            national=
demokratiſchen Regime hat Polen die Schraube gegen alles Deutſche 
wieder angeſetzt, das beſorgen Seyda und Korfanty. In Poſen=
            Weſt=
wieder”. — Was die Polen in Oberſchleſien verbrochen haben, das hat 
ſogar das Auswärtige Amt in Berlin erſchittert. Aber den dicken Band, 
wird. So hatte im Juni d. Js. der 3Gjährige, vorbeſtraſte Pferdeknecht den Tſchechen zugeworfen; Hultſchin. Aber die möchten uns noch Glatz gungsreiſe nach Hannoyer, verſchwendeten in einer Juliwoche das ga 
nehmen. Tſchechen und Polen gehören zuſammen! — Was uns noch 
weſende, gehören ſchon zur franzöiſchen Einflußſphäre. — Wir ſtehen 
Verſtrickung frei zu werden, und deshalb müſſen wir Deutſche einig ſie aber wieder auf freien Fuß. Am Tage vor der erſten Verhandl. Drahtes, im Geſamtgewicht von mehr als zwei Zentnern weg= lung ſoll uns erſtehen im Gefühl des Verluſtes des uns geraubten Lan= anderen, brannten wieder mit der Zeche durch. Der Banklehrlimng miet 
geſchleppt. Abnehmer für dieſe wertvolle Beute fanden ſich natürlich des — In patriotiſchen Worten unterſtrich Abg. Kindt die Ausführungen ſih ein Auto, ließ ſich in der Nacht zwei Stunden im der Stadt 
            her=
der Rednerin. 
At. mer und das meiſte nach und nach durch die Kaufleute Wilhelm Mittwoch, den 2. 18, abends 8). Uhr, ſpricht im Parteilokal (Wald= Bewährungsfriſt wurde ihm verſagt. 
ſtraße 45) Frau Stadtverordnete Balſer über die andere Hälfte ihres 
Themas „Kommunalpolitik‟. Es wird um vollzähliges Erſcheinen 
Parlamentariſches. 
— Der Ermächtigungsausſchuß des Landtags tritt am 
hat und diebſtahlsrückfällig iſt. auf insgeſamt drei Jahre Zucthaus ab= 98. d. M. und folgende Tage erſtmalig zuſammen. Auf der Tagesord= müßten, wodurch ein etwa 80 Kubikmeter umfaſſender Felſen zu 2 
nung ſtehen: 1. Konſtituierung des Ausſchuſſes; 2. Vreinfachung der ſtürzen würde. 
Anfrage der Abg. Hattemer: Die Beiträge zur 
            Orts=
krankenkaſſe und Invalidenverſicherung für Hausangeſtellte haben in den vembermiete vereinbart haben und in Erfüllung dieſer Abrede 
nung der Eiſenbahntarife waren die Fahrpreiſe für die 1. und 2. Klaſſe letzten Wochen eine Höhe erreicht, die außer jedem Verhältnis zu der 
Leiſtungsfähigkeit der meiſten hiervon betroffenen Familien ſteht. Offen= unberechtigt. 
ſichtlich iſt ſchon der nach einer Grundzahl von 1.30 Mk. täglich nach 
            Le=
benshaltungsinder berechnete Anſchlag für Beköſtigung und Wohnung 
Hausangeſtellten noch ein hoher Betrag zur Erwerbsloſenfürſorge. Die 
Bei dieſer Maßnahme ſprach auch die Erwägung mit, daß es Kranken lich durch ihre Familienverhältniſſe (Kinder, Krankheit, Alter) gezwun= Schneefall. 
gen und verdienen deshalb eine finanzielle Entlaſtung. Dieſe Familien 
die auf eine möglichſt wenig anſtrengende Reiſe geradezu angewieſen ſind, zu ihren Sorgen noch mit Kaſſenbeiträgen belaſten zu wollen, die 
            wöchent=
eine Härte bedeuten würde, ihnen die Benutzung der 2. Klaſſe unmöglich lich in die Billionen gehen, iſt, abgeſehen von der fehlenden Leiſtungs= Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines Haus na 
fähigkeit, eine ſoziale Ungerechtigkeit. Die Ermäßigung der Beiträge 
geändert; es koſtet 1 Am. in der 1. Kl. 0.132 Mk. (bisher 0.193 Mk.); 2. würde zweifellos auch zu einer Entlaſtung der Erwerbsloſenfürſorge 
führen. Eine Befreiung von der Verſicherungspflicht könnte für eine 
daß ſich künftig ein Spannungsverhältnis in den Einheitsſätzen der 4. Kl. Familie noch ruinöſer wirken und kann deshalb im Intereſſe von 
            Ar=
beitgeber und Arbeitnehmer nicht in Erwägung gezogen werden. 
Auch die in Darmſtadt jetzt eingeführte wöchentliche Zahlung der Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudo 
Beiträge an einem einzigen Schalter ſchreit nach Abhilfe. Mauve, für Feuilleton: Mar Streeſe. Heſſiſche Nachrichte 
Ich frage an, iſt die Regierung im Hinblick auf die für die meiſten dienſt: Andregs Bauer; für den Inſeratenteil: Wil 
Familien geradezu kataſtrophale Wirkungen der hohen Beiträge bereit, 
ſofort geeignete Schritte zu einer ſtarken Ermäßigung der Beiträge für 
Hausangeſtellte zu tun und die Oeffentlichkeit im Hinblick auf die 
            all=
gemeine Erregung von dieſem Schritt in Kenntnis zu ſetzen?
 Gtboch D. c. ohl. er Schutertalelin der Zet zm 2 
tunggebenden Vereine, die „Gefellſchaft der Muſikfreun 
im Odenwald” und die „Odenwalder Vereinigung f= 
Kunſt und Wiſſenſchaft” ihre Arbeit unentwegt fort. Die „0 
ſellſchaft der Dauſikfreunde” eröffnete die Reihe ihrer Bint bveranſt 
tungen am Samstag und Sonutag mit zwei Klavierabenden des a 
gezeichneten Frankfurter Pianiſten Fritz Malata im in liebensw 
digſter Weiſe zur Verfügung geſtellten herrlichen Saal, des Schlo 
Furſtenau, der damit erſrmals nach längerer Zeit als Konzertſaal 
nützt wurde und ſich als hervorragend geeignet zu dieſem ſo ſchör 
Zweck erwies. Wahrend der erſte Abend Werke von Schumann, Gra= 
und Schubert brachte, war der zweite ausſchließlich Beethoven gewidn 
Die beiden erſten „allgemeinen Veranſtaltungen” der „Sdenwälder V. 
einigung für Kunſt und Wiſſenſchaft” brachten hochbedeutſame Vortre 
des Heidelberger Uniderſitatsprofeſſors Geheimrat Dr. Hampe u. 
„Deutſche und franzöſiſche Kultur im Hochmittelalter” und (mit Li 
bildern) des Darmſtädter Privatdozeuten Dr =Ing. Bramesfeld 3. 
„Moderne Betriebslehre und angewandte Pſychologie‟. Die Grupy 
vorträge ſtanden hinter den allgemeinen Veranſtaltungen in keiner W. 
zurück. Es ſprachen in der Gruppe Geſchichte Herr Profeſſor Dr. 3 
(Darmſtadt) über „Karl Wehprecht und die Entdeckung des 
            Franz=
ſephslandes”, in der Gruppe Naturwiſſenſchaften Profeſſor. Lieb 
(Michelſtadt) mit Lichtbildern über „Das Plankton”. In der gleig ſ= 
Gruppe leitete Apotheker Kiesgen (Michelſtadt eine Neihe von V!. 
trägen über „Phyſikaliſche Wellen” ein. Lehrer Ripper (Steinbuch) ſpr 
in der Gruppe Philoſophie und Pädagogik über „Turnen oder Spoy 
Am erſten Leſeabend gelangten durch Frau Grete Kisgen (Michelſtat 
Dr. Roeſener (Erbach), Herrn Ernſt Stephan (Erbach) und den juge 
lichen Grafen Otto zu Erbach=Fürſtenau Werke von Heinrich v. Kl 
zu wirkungsvollem Vortrag, während der zweite Leſeabend die vortr 
liche Wiedergabe der „Bekenntniſſe einer ſchönen Scele” aus Goet 
Wilhelm Meiſter”, durch Ihre Durchlaucht die Gräfin zu Erbe 
Fürſtenau brachte. 
(I) Ulrichſtein (Oberheſſen), 23. Nob. Der Winter hat h 
ſeinen Einzug gehalten. Die höchſten Erhebungen des Vogelsbergs 
gen verſchneit. Auch in dem Ohmtal und in der Schottener Gegend 
es ſchon geſchneit. 
(.) Ober=Lais (Oberh.), 23. Nov. Altertumsfund. Auf ein Iu 
„Wer Danzia hat, hat den Weichſelhandel.‟ Danzig iſt ein eigener das aus der Hallſtatt=Periode ſtammen ſoll. Die Knochenreſte wa ſt 
nur noch ſehr ſpärlich. Dagegen fand man wertvolle Bronz gegenſtän 
Reich und Ausland. 
Im Milliardenmeer untergegangen. 
München. Folgendes Zeit= und Sittenbild entrellt die 
            M=
chener Zeitung: Ein 17jähriger Kaufmannslehrling und ein gl.iche 
riger Banklehrling, zwei leichtſinnige junge Leute, von denen j der e 
verſchwenderiſchen Lebensweiſe mit ihrem Einkommen und den 
ſchüſſen ihrer Eltern nicht aus und beſchloſſen, auf dem jetzt ſo b=lieb 
Wege der Scheckfälſchung Geld ſich zu verſchaffen. Der Banklehrling e 
wendete in dem Bankgeſchäft, in dem er angeſtellt war, ein Scheckb. 
preußen wächſt die Einſicht, man ſagt: „gebt uns die deutſchen Schulen füllte ein Formular auf ſieben Millionen Mark aus, der Kaufman 
lehrling erhob den Betrag bei der Bank. Die Pärchen wurden mit d 
Geld bald fertig; die zwei Lehrlinge machten das uämliche Manöver 
einem zweiten gefälſchten Scheck über 40 Millionen Mark. Mit dem 
haltenen Geld machten ſie in Begleitung ihrer Liebchen eine Verg= 
Geld und brannten mit der Hotelzeche von 8 Millionen Mark du= 
Der Kaufmannsl brling fuhr nach München zurück und beſtahl feil 
eigenen Vater um Schmuckſachen im Werte von 89 Millionen Me 
Der Erlös wurde mit den zwei leichtſinnigen Mädchen in kurzer 
begint das deutſche Volk nach und nach zu begreifen. Es gilt, von der verjubelt. Die Polizei verhaftete ſchließlich die beiden Schwindler, ſe 
ſein! Nichts iſt furchtbarer als Fremdherrſchaft. Eine tätige Verzwveiſ= gingen beide in ein Tanzkabarett, tranken eine Flaſche Sekt nach 
fahren und erſchoß ſich dann im Auto. Der Kaufmannslehrling wu 
—Deutſche Demokratiſche Partei, Frauengruppe. Am nunmehr vom Landgericht zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. E 
Drohender Felsſturz. 
Durch geologiſche Erhebungen am großen Mhthen (Kant 
Schwpyz—Viervaldſtätter See) wpurde feſtgeſtellt, daß ſich auf dem 
            Be=
ein Felsmaſſiv zufehends verſchoben hat. Man befürchtet, daß di 
Verſchiebungen in abſehbarer Zeit zur Loslöſung des Maſſivs führ 
Brieſtaſſen. 
N. N., hier. Wenn Mieter und Vermieter Vorauszahlung der 9ᛋ= 
Mietzahlung erfolgt iſt, iſt die Forderung einer Nachzahlu 
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Vettervorausſage für Dienstag, 27. November! 
Anhaltender Froſt, vielerorts neblig, an höher gelegenen Stel 
He 
mittags 5 und abends 8 Uhr, litzter Filmportrag: Hygiene der Ehe. 
Krpheum, 734 Uhr: Die Frau im Hermelin”. — Union=, Reſiden 
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele; Kinovorſtellungen.
 Brtei Eiſcte. aalci ertie. Jabagrſelret. 
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann. Schlt 
Kuhle — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
 e 
und Vorträge 
Ffäle 
noch frel 
Obergaſſe 12. (7065,
 Gmnnnn ngnn 
nenſchreibarbeit as 
Nebenbeſchaft. 2 Ang. 
an Gaudig Kiesſtr 123 
(Montag 2.5)., (eueie
U.-1
  
„Am Brunn n vor dem Tore.” der Herr von Marang 
mit Rein old Schünzel 
5 Akte 
ma in 8 Akten.
 K.ry. 
C.-T.
 Des Nächsten Weib 
wh 
Versunkene Welten .. 
5 441 
Eddie Polo: Mit Büchse u. Lasso III. T. 6 Akt 
Eine Demimonde-Heirat.
 Rentenmarkkonten. 
Die unterzeichneten Sparkaſſen errichten wertbeſtändige Konten auf der 
Grun” age der Nentenmark unter folgenden Bedingungen: 
I. Einzahlungen können erfolgen: 
a) in Nentenmark, 
b) in Goldanleihe, 
e) in wertbeſtändigem Notgeld, das mit Genehmigung des 
            Finanz=
miniſteriums ausgegeben iſt, und 
4) durch Ueberweiſung von einem anderen Rentenmarkkonto. 
II. Verfügungen können erfolgen: 
a) durch Barabhebungen in Rentenmark gegen Quittung oder Scheck, 
b) durch Ueberweiſung auf ein anderes Nentenmarkkonto. 
FFf. Die Konten werden proviſionsfrei geführt und b. a. w. mit 47, 
jährlch verzinſt. Bei größeren Einzahlungen auf längere Zeit feſt! 
bleibt die Verzinſung beſonderer Vereinbarung vorbehalten. 
Die Eröffnung von Nentenmarkkonten erfolgt jederzeit während der üblichen 
ſienſtunden, ſowohl im Sparverkehr, wie auch im Schech= und Konto= 
Koxrentverkehr. 
Tarmſtadt, 7 23. November 1923. 
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Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt. 
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Bezirksſparkaſſe Groß=Umſtadt, 
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nfädter Tagblatt
 Fußball. 
Zußballbundestagung in Würzburg. 
Scharfes Vorgehen gegen das Verufsſpielertum. 
der Deutſche Fußballbund tagte am Samstag in Anweſen= 
Vertreter ſämtlicher Landesverbände im Bahnhofshotel 
zzburg. Die Tagung begann um 10 Uhr vormittags und 
bereits nachts um 1 Uhr zu Ende geführt werden. Die 
ung erfolgte durch den 1. Vorſitzenden Hintze=Duisburg, 
beſondere des verſtorbenen Fußbaupioniers Karl Neu= 
Zerlin ge achte. Die Begrüßung durch die Würzburger 
emeinde hatte der Kreisvorſitzende Schäfer übernommen. 
t erſten Punkt der Tagesoronung bildeten, die 
            vorgeleg=
ichte, die nach eingehender Debatte Annahme fanden. 
Finanzierung des Bundes wird in Zukunft durch 
            Spiel=
erfolgen. Der Deutſche Fußballkund erhält von 
            ſämt=
pielen innerhalb des Bundesgebiets 1 Prozent der 
            Brut=
zmen, wenn dieſe 50 Goldmark überſteigen. Von allen 
deutſcher Vereine oder von Auswahlmannſchaften im 
d erhält der Deutſche Fußballbund 4 Proz., während die 
verbände bis zu 3 Proz. fordern können. Den 
            Landes=
ſen iſt es ferner freigeſtellt, ſtatt der Kopfſteuer zur 
gabe überzugehen. 
Hauptpunkt bildete die Beſprechung der berühmten 
            Pa=
en 63 bis 66, betr. Beruſsſpielertum, beziehungsweiſe 
            Ver=
hſel. Es wurde ſchließlich nach langem Hin und Her 
            be=
daß bei Vereinswechſel von Spielern eine 
            Mindeſtwarte=
drei Monaten feſtgeſetzt wird, ganz gleichgültig ob 
            be=
er Vereins= oder Wohnſitzwechſel oder wie man es ſonſt 
will, vörliegt. Die Vertreter waren ſich vollkommen klar 
daß hier unhaltbare Zuſtände eingetreten ſind, und daß 
er Zeit iſt, endgültig einen Riegel vorzuſchieben. Die 
            Ent=
des Vorſtands fand einſtimmige Annahme. Der Bun= 
(and wurde einſtimmig wiedergewählt. Der Vorſtand 
gänzt durch die einzelnen Langesverbände. Unter 
            Lei=
on Dr. Martin wird ein Preſſeausſchuß gebildet, dem 
ren Roſenberger=Stutgart und Meurer=Hamburg ange
 tivn‟=Darmſtadt—F.=V. „Olympia”=Lampertheim 3:2. 
ſon” Ligafreſerve—V. f. R. Darmſtadt Ligareſerve 3:1. 
ch einer Reihe verlorener und unentſchiedener Treffen 
es Union geſtern erſtmals, 2 wertvolle Punkte einzu= 
Sie hatte es auch redlich verdient. Das Reſultat, das 
ch höher ſtehen könnte, denn es wurden von Union 
            zahl=
jelegenheiten ausgelaſſen, entſpricht nicht ganz dem Spiel= 
Obwohl Lampertheim ein ſchönes, eifriges Spiel zeigte, 
beſonders der Innenſturm vorbildlich 
            zuſamimenarbei=
ißten ſie ſich die Verlegung des Spiels zum größten Teil 
Spielhälfte gefallen laſſen. 
e Spielverlauf: Mit Anſtoß Lampertheims entwickelte 
ort ein flinkes Kombintgionsſpiel. Die leichten 
            Olym=
ſind etwas im Vorteil, denn ſie ſind bedeutend ſchneller 
(. Man merkte es den Paxteien an, ſie trugen beide die 
Hoffnung, heute 2 Punkte zu erringen. Bereits in den 
Minuten gibt es eine ganz hrenzliche Sache vor dem 
or. Eckel im Tor ſteht drei Stürmern ganz allein gegen= 
Durch ſeine kaltblütige Entſchloſſenheit (er wirſt ſich den 
rn vor die Füße und ſiſcht ſich den Ball) verhütete er eine 
Sache. Sein Verhalten brachte ihm lebhaften Beifall. 
Zeit darauf erzielt Union durch Walter das 
            Führungs=
ie Freude währte nicht lange. Der Halblinke 
            Lampert=
ſchafft durch einen ſchönen Schuß den Ausgleich. Nun 
wieder um die Führung. Unermüdlich ſchafft Unions 
eihe, in der Noller wieder einen Clanziag hat, und 
            ver=
ren Sturm mit Bällen. Aber hier hatte man nicht das 
Verſtändnis zur Verwendung, oder ſollte es der 
            Ueber=
eipeſen ſein? Nachdem nun etliches darüber, daneben 
die Hände des Torwächters geknallt wurde, findet Bopp 
r. Mit 2:1 ging es in die Halbzeit. Lampertheim kann 
trauf wieder durch Halblinks den Ausgleich erzielen. Es 
tige bange Minuten für Union, beſonders für den 
            Tor=
denn Lampertheim verſucht ſein Glück in Fernſchüſſen, 
r zum großen Teil in den Armen Eckels landen. So ver= 
: die Minuten. Die Verteidigung Unions iſt aufgerückt 
(ft mit bombardieren. Alles ſchießt, aber nur kein Tor, 
her auf Flanke von Walter den ſiegbringenden Treffer 
Nach Antritt merkte man L. an, daß es nicht mehr geht, 
en ſich in der erſten Zeit zu ſehr verausgabt. Kurz 
            dar=
ir Schluß. Das Spiel ſtand unter der Leitung eines 
vom V. f. R. Mannheim, der in ſeinen Entſcheidungen 
igte. — Vor dieſem Treffen ſpielten die beiden 
            Liga=
annſchaften Unions und V. f. R. Darmſtadt. Auch hier 
: die Unioniſten die erften Punkte mit nach Hauſe 
i. Bei dieſem Spiel fiel beſonders die große Fairneß 
e ſich beide Mannſchaften befleißigten, einzuhalten. pl. 
ultate des Jugend=Klubkampfes Vf. N.—Sportverein: 
Jgd.=M. 1:2; 1b Jgd.=M. 1:3: 2a Jgd.=M. 2:1: 2b Jgd.= 
1; 1a Sch.=M. Sportv., nicht angetreten; 1b Sch.=M. 
., nicht angetreten. 
„Haſſia‟ Dieburg — B.f.R. Darmſtadt, 0:1 (0:0). 
Das Spiel obiger erſten Mannſchaften, das geſtern 
ttag bei ziemlich rauher Luft auf dem Ererzierpluitz bei 
leinen Zuſchauermenge ſtattfand, endete mit dem überaus 
n Reſultat von 1:0 für V.f.R. Dieburg erfüllte voll und 
ſie in ſie geſetzten Erwartungen und lieferte ein recht eif= 
Spiel, das das Reſultat voll und ganz gerechtfertigt. Bei 
konnte es nicht ganz klappen. Ohne einen Mittelkämpfer 
nken Verteidiger zeigte die Mannſchaft keine große Leiſt= 
Herr Dröll vom A.S.C. leitete das Spiel gut. 
Odenwald—Pfalz. 
f.B. Mannheim-Phönix Mannheim, 1:0.
 eudenheim-Waldhof, 2:2. 
falz Ludw.—Phönix Ludw., 2:1 
Mainbezirk. 
Die Verbandsſpiele im Main=Bezirk. 
n der Bezirksliga waren im Intereſſe der Kreisliga=
            Ver=
amtliche Mannſchaften ſpielfrei. 
Nordmainkreis. 
kerkur 08 Frankfurt — V.f.R. 01 Frankfurt, 2.3. 
portfreunde Frankfurt — 1. F.=C. 02 Rödelheim, 4:3. 
oruſſia Frankfurt — F.=G. 1902 Seckbach, 4:0. 
iktoria u. 1912 Eckenheim — Germanin 94 Frkft., 0:6. 
„u. Sp.G. Fechenheim — Olympia 07 Frankfurt, 1:0. 
Oſtmainkreis. 
lickers=Aſchaffenburg — Spielvg. Langenſelbold, 3:1. 
liktoria 94 Hanau — Viktoria Kahl, 3:2 
eim. Niederrodenb. — T= u. Sportdg 1269 Hanau, 0:0. 
L.f.B. Friedberg — V.f.B. Groß=Augeihi, 3:2. 
Südmainkreis. 
u. Sp.=V. 1862 Langen — Union Niederrad, 0:2. 
S.f.L. Sachſenhauſen — V.f.L. Neu=Iſenburg, 9:1. 
SP.=V. 1910 Kl.=Steinh.—Kickers=Viltoria=Mühlheim, 1:2.
 Württemberg=Baden: 
Phönix Karlsruhc—Sp.=Cl. Feuerbach, 0:3. 
Sp.=Cl. Stuttgart—Sp.=Cl. Mühlburg, 2:1. 
V.f.R. Heilbronn-Kickers Stuttgart, 3:1. 
Freiburg—F.=Cl. Pforzhein, 3:0. 
Bahern: 
Sp.=Vg. Fürth—Schwaben=Augsburg, 7:1. 
F. Cl. Nürnberg—Wacker=München, 0:0. 
1860 München—M. T. V. Fürth, 2:1. 
Saar—Heſſen. 
F.V. Biebrich—Sp. V. Wiesbaden, 2:1. 
Höchſt—Saarbrücken, 1:1. 
Saar=Saarbrücken—Brebach, 1:0. 
Sp. V. 05 Saarbrücken——Eldersberg, 4:0. 
St. Ingbert-Neunkirchen 09, 3:2. 
Sulzbach-Büdingen, 3:1. 
F. V. Burbach-Völklingen, 2:2. 
F.V. Saarbrücken—Vg. Biebrich, 1:1. 
T. u. Sp.Gde. Höchſt—Kaſtel, 6:0. 
Boruſſia Neunkirchen-Trier 05, 9:3. 
F.Cl. Ibar—Sp. Wiesbaden, 3:2. 
Eintracht Trier—Gerstveiler, 5:0. 
Saarlouis—Alteneſſen, 4:1. 
Länderwettfampf. 
Holland—Schweiz, 4:1. 
Rugb9. 
Sp.=Cl. 80, Frankfurt — A. Sp.=Cl., Leipzig 16:8 (8:8). 
Die erſte Rugbymannſchaft des Sport=Clubs 
            Frank=
furt 80 ſpielte am Samstag in Leipzig gegen den 9. Tp.=Cl. 
Leixzig. Schen in der 5. Minute konnte Thep Haag den erſten 
Verſuch für Frankfurt erringen, der von Hans Müller erhöht 
wurde. Tas Spiel wurde nun ausgeglichener, da der 
            Frankfur=
ter Sturm ſehr zerfahren ſpielte; die übrige annſchaft nahm 
die Sache infolge des raſchen Erfolges zu leicht. Leiözig kam auf 
und erzielte mit einem Strafſtoß 3 Punkte. Ed darauf war 
Leipzig wvieder erfolgreich und ſtellte das Spiel auf 8:5. 
            Frank=
furt ſtrengte ſich nunmehr an und glich durch Leſſer aus. Nach 
Halbzeit errangen die Frankfurter durch v. Eckartsberg und 
Schwager noch zwei Verſuche. Bei Leipzig wirkten vier Buren 
mit. Das Spiel kam bei ſtarkem Nebel zum Austrag. 
Sp.=Cl. 80, Frankfurt — Sp.=Cl. Charlottenburg 9:0. 
Nachdem Sp.=Cl. Frankfurt 80 am Samstag nachmittag in 
Leipzig geſpielt hatte, trat die Mannſchaft am Sonntag in 
            ver=
ſtärkter Aufſtellung gegen Sp.=Kl. Charlottenburg in Berlin an. 
Den zuhlreich erſchienenen Zuſchauern wurde einüberaus ſchnelles, 
faires und taktiſch hochſtehendes Spiel vorgeführt. Bei Berlin war 
der Sturm ſehr flink und gut. Die Dreiviertel verloren durch 
zu hohes Fäſſen des öfteren den Ball. Der Frankfurter Sturm 
ſpielte, viit Ausnahme von Rieſe, der ein erſtklaſſiges Spiel 
            lie=
ferte, ziemlich zerfahren, was wohl zum Teil auf das 
            Ausſchei=
den des in Leipzig verletzten Hemp zurückzuführen iſt. Die übrige 
Mannſchäft ſpielte ſehr eifrig und gut. Beſonders 
            hervorzu=
heben iſt noch Theo Haag.
Schwimmen.
 Gefallenen=Gedenk=Schwimmfeft. 
Das Gefallenen=Gedenk=Schwimmfeſt, das der 
            Schwimm=
ſportklub 1889 am Totenſonntag veranſtaltete, hatte eine 
            Rekord=
beſetung gefunden und ſtempelte die Veranſtaltung zu der 
            größ=
ten, die die Reichshauptſtadt in dieſer Winterſaiſon zu verzeichnen 
hatte. Mit den deutſchen Meiſtern Heinrich=
            Leip=
zig, Nademacher und Frölich=Magdeburg waren 
Bremen, Köln, Magdeburg und Leipzig mit ſehr ſtarken 
            Mann=
ſchaften erſchienen. Ebenſo waren die anderen großen 
            Schwimm=
zentralen ſowie ſämtliche Berliner Vereine vollzählig vertreten. 
Das Hauptintereſſe beanſpruchten wieder die Staffelwettkämpfe, 
die zu wichtigen Entſcheidungen führten. 
Die Ergebniſſe: Große Berliner Bruſtſtaffel, 10 X 24 
            Me=
ter: 1. Berlin 89, 6 Min, 24,2 Sek. 2. Poſeidon, 6 Min. 
14,6 Zek. — Kurze Strecke, 96 Meter: 1. Marx=Köln, 1 Min., 
04,3 Sek., 2. Riebel. — Bruſtſtaffel, 5 X 48 Meter: 1. 
            Ber=
lin 89, 5 Min., 0,2 Sek., 2. Berliner Sp.=Cl. — 
            Seniorſchwim=
men, 96 Meter: 1. Martens 1 Min., 02 Sek. — 
            Senior=
ſchwimmen, 192 Meter: 1. Marx, 2 Min., 32,7 Sek. — Kurze 
Strecke für Senioren, 96 Meter: 1. Heinrich=Leipzig, 1 Min., 
(3,4 Sek., 2. Grubener=Magdeburg, 1 Min., 03,5 Sek., 3. 
            Rade=
macher=Magdeburg, 1 Min., 03,6 Sek. — Bruſtſtaffel, 3 X 72 
            Me=
ter: ) Hellas=Magdeburg, 2 Min., 52,7 Sek., 2. Sportklub 
Charlottenburg. — Große Berliner Staffel, 10 X 48 Meter: 
1. Hellas=Magdeburg, 4 Min., 52 Sek., 2. Berlin 89. 
Nückenſchwimmen, 96 Meter: 1. Fröhlich=Magdeburg, 1 Min., 
11,4 Zek, 2. Edener=Bremen, 1 Min., 11,5 Sek. — Senioren 
            Frei=
ſtit, 192 Meter: 1. Rademacher, 2 Min., 23,6 Sek., 2. 
            Grube=
ner, 2 Min., 25,1 Sek., 3. Heinrich, 2 Min., 25,9 Sek.
Tennis
 Das Tennis=Turnier in Barcelona beendet. 
Die von der Real Socidat Pompeja in Barcelona 
            veran=
ſtalteten Tenniskämpfe haben ihren Abſchluß gefunden. Der 
einzige deutſche Sieg war im gemiſchten Doppelſpiel zu 
            verzeich=
nen, wvo Frau Neppach=Kleinſchroth verhältnismäßig leicht Frl. 
Torras=Flaquer 6:2, 6:3 ſchlug. Im Einzelſpiel gewann der 
            Un=
garn von Kehrling gegen Kreuzer glatt mit 6:0, 6:1, 6:0. Einen 
zweiten Erfolg konnte Kehrling im Herren=Doppelſpiel buchen, 
wo er mit Rohrer als Partner über Gomar=Flaquer 6:2, 6:3, 7:5 
Sieger blieb. 
Pferdeſport. 
Pferderennen in Karlshorſt. 
Begrüßungs=Jagdrennen, 5300 Mark, 3600 Meter: 1. 
            Hant=
kes Propulſor (Beſ.), 2. Räuberhauptmann, 3. Ravenna. 
41:10, 13, 11:16 Ferner: Quertreiber. — Werneuchen 
            Hürden=
rennen, 13 020 Mk., 3000 Meter: 1. Heinz Stahls Giramete 
Dertel), 2. Denkſtein, 3. Gigerl. 14:10. — Vierlinden=
            Jagd=
rennen, 5800 Mark, 3000 Meter: 1. Heinz Stahls Magiſter 
(Dertel), 2. Cicero, 3. Sonnenſchein. 13:10. — Holenturm= 
Jagdrennen, 5800 Mark, 3000 Meter: 1. v. Oſtheims Saul 
(Dambel), 2. Ammonia, 3. Klepzig. 113:10; 12. 16:10. Ferner: 
Atalants. — Großes Strausberger Jagdrennen, 32000 Mark, 
50.0 Reter: 1. Schönemanns Simplicite (Maté), 2. Herzog, 
3. Ritter Tlaubart, 55:10; 34, 26:10. Ferner: Eichwald, Mozart. 
Ueberlegen 4 L., Kopf. — Tribünen=Gürdenrennen, 5800 Mark 
2870) Mexer: 1. Oswalds Perikles (Breege), 2. Anitra II 
3. Fairyiale, 28:10; 14, 11:10. — Bogelsdorfer Jagdrennen, 7100 
Mark, 4000 Meter: 1. Hemſoths Fehlerlos (Oertel), 2. 
            Ma=
rotte, 3. Blautopas, 13:10. 
Die deutſche Calopprennzeit 1923 iſt damit beendet, nachdem 
der Strausberger Rennverein ſeine zwei ausſtehenden Renntage 
aufgehoben hat.
26. A0b. 1923 ur. 327
 Turnen. 
Turngemeinde Darmſtadt 1846. 
Wieder rüſtet die Turngemeinde auf einen großen Tag. Aber 
es gilt dieſes Mal nicht zu zeigen, wie in den einzelnen 
            Abtei=
lungen voll Treue und Eiſer an der körperlichen Ertüchtigung 
des einzelnen Turners gearbeitet wird mit dem Ziele, die Freude 
am r ſtigen Schaffen und Ruhrigſein wieder zu weaen und ins 
Volk hineinzutragen, ſondern dieſes Mal gilt es, Zeugnis 
            abzu=
legen vom Geiſte, wie er in der Deutſchen Turnerſchaft herrſcht. 
— Grundlage aller ihrer Arbeit iſt die treue, freiwillige Tat, die 
den Einzelnen erfaßt und doch dem geſamten Volke gilt, das 
erſt dann geſund und kräftig iſt, wenn ſeine Glieder es auch ſind. 
— Körperliche Ertüchtigung iſt wertvoll, aber ſie allein tut es 
nicht. So will das Turnen auch Geiſtespflege treiben und 
            Ge=
danken wachrufen, deren hoher Schwung und deren innere Kraft 
die Gemütsſtimmung des Einzelnen ſo emporzuheben vermag, 
daß er auch in einer ſchier troſtloſen Zeit voll Mut und Hoffnung 
in die Zukunft zu blicken vermag. In dieſem Sinne will der 
Turn= und Feſtſpielabend, der am Samstag, 1. Dezember, im 
ge ſiichen Landestheater ſtattfindet, verſtanden ſein und werben 
für die hohen Ziele der Deutſchen Turnerſchaft, nämlich der 
körperlichen und geiſtigen Ertüchtigung des geſamten Volkes. 
So zeigt der erſte Teil des Abends Einblicke in die Arbeit 
der körperlichen Ertüchtigung, wie ſie alle umfaßt, Knaben und 
Mädchen, Jungfrauen, Jünglinge und Männer. In 
            Maſſen=
freiübungen, turneriſchen Gruppen und Volkstänzen ſowie an 
Geräten, wie Reck und Schaukelringen, werden die einzelnen 
Abteilungen zeigen, wie es für alle, die nur wollen, Wege gibt, 
ihren Körper geſchmeidig und lebendig, jung und ſchön zu 
            ge=
ſtalten und zu erhalten, die Muskeln zu kräftigen und ſich zu 
ſtählen und abzuhärten. 
Im Gegenſatz dazu ſoll der zweite Teil ein Aufruf ſein an 
den deutſchen Geiſt, nicht zu verzagen, ſondern ſich allen Gewalten 
zum Troßz zu erhalten. — Die deutſche Geſchichte hat es ja 
            ge=
lehrt. Der echte Deutſche verzagte nie, wenn es auch einmal 
ſchlecht ging. So ruft in dem Feſtſpiel, das dieſen Teil des 
Abends ausfüllt, der Herold die deutſche Geſchichte auf als Zeuge 
gegen den zagenden Michel. In lebenden Bildern entrollen ſich 
die ſchweren Zeiten des römiſchen Sklavenjoches, des 30jährigen 
Krieges und der napoleoniſchen Knechtſchaft vor unſeren Augen. 
Barbaroſſa aber, der alte Fritz, Theodor Körner und Jahn 
            be=
zeugen, wie beſtändigem, unverzagtem Aushalten doch endlich 
die Erlöſung wird, ein Bekenntnis, dem auch die drei 
            Frauen=
geſtalten der Kunſt, der Wiſſenſchaft und der Volksgeſundheit 
beipflichten und ihre Arbeit machen. So klingt das ganze 
            Feſt=
ſpiel aus in dem Sinne, nicht in trüben Stunden zu verzagen, 
ſondern am guten Alten in Treue zu halten, am kräftigen Steuer 
ſich zu ſtärken und freuen, damit die Kraft und der Glaube 
erhalten bleibe, der noch immer ſchwere Zeiten ſtandhaft 
            über=
winden ließ. 
Die ſergfältigen Vorbereitungen, die von dem ehemaligen 
Mitgliede des Heſſiſchen Landestheaters Herrn E. Göbel in 
dankenswerter Weiſe geleitet werden, ſowie die begeiſterte 
            Mit=
arbeit aller Abteilungen werden der Anfführung einen hohen 
künſtleriſchen Erfolg gewährleiſten. In hohem Maße künſtleriſch 
wirkt auch, wie anerkannt werden muß, das Werbeſchild des 
Abends, das ein junges Ritglied der T.G.D. 1846 — Bernd 
Beyer — entarf. 
I. H. 
Städteweitkampf im Kunſtturnen Berlin—Leipzig—Hamburg. 
Der Städtekampf zwiſchen Hamburg, Berlin 
und Leipzig in Hamburg im Zirkus=Buſch=Gebäude wurde 
entſchieden. Die ſiegreiche Hamburger Mannſchaft konnte mit 
2450 Punkten einen neuen Rekord aufſtellen. Die beſte 
            Punkt=
zahl hatte bisher Leipzig aufzuweiſen mit 2407 von insgeſamt 
2880 erreichbaren Punkten. Leipzig belegte den zweiten Platz 
mit 2357 Punkten vor Berlin mit 2335 Punkten.
Boxen.
 Die Welt= und Europameiſter. 
Fliegengewicht: Pancho Villa=Amerika bzw. 
            Mont=
morell=Belgien; Bant amgewicht: Joe Lynch=Amerika bzw. 
Bugler=Lake=England: Federgewicht: Johnny Dundee= 
Amerika bzw. Oriqui=Frankreich; Leichtgewicht: Benny 
Leonhard=Amerika bzw. Harr) Maſon=Englaud; 
            Welter=
gewicht: Mikey Walker=Amerika bzw. Piet Hobin=Belgien; 
Mittelgewicht: Harry Greb=Amerika bzw. Roland Todd= 
England: Halbſchwergewicht: unbeſetzt; 
            Schwer=
gewicht: Jack Dempſey=Amerika bzu. Erminio Spalla=Italien. 
Deutſche Boxer in Gbeteborg. 
Bei den vor einigen Tagen in Goeteborg ſtattgefundenen 
internationalen Amateur=Boxkämpfen um den Carpentier=Pokal 
trug der deutſche Fliegengewichtsmeiſter Harry Stein (Heros 03, 
Berlin) in ſeiner Klaſſe einen überlegenen Sieg davon. 
Um die Federgenichtsmeiſterſchaft von Deutſchland. 
Bei dem letzten Ausſcheidungskampf um die 
            Feder=
gewichtsmeiſterſchaft von Deutſchland im Boxen im Hamburger 
Punching=Club wurde Theo Beherling=Köln, der mit dem ehe 
maligen Titelhalter Saſſe=Berlin, der bis zur 15. Runde führte, 
15 Runden ausfocht, der Punktſieg zugeſprochen. Beherling 
wird alſo demnächſt Meiſter Nolauf um den Titel treffen. Die 
beiden Hamburger Kündig und A. Wagener kämpften über 6 
Runden unentſchieden. Kompa=Stein ſchlug Caſſel in der 2. 
Runde k. o.
Radfahren.
 Die Berliner Radſaiſon wurde mit einem großen, vom Bund 
deutſcher Radfahrer veranſtalteten Sportfeſt eröfſnet. Im 
            Städte=
kampf Berlin—Breslau-Köln ſiegte Oſzmella=Köln gegen 
            Hei=
denreich=Breslau und Oskar Rütt=Berlin. Das Stundenfahren 
für Straßenfahrer gewann das Paar Kohl=Nörenberg mit 40,800 
Kilometer und 16 Punkten gegen Manthey-Behrend, 15 P., und 
Froll—Aberger, 10 P. 
Winterſport. 
Meiſterſchaftskämpfe des Deutſchen Eislaufverbandes. 
Für die Meiſterſchaften des Teutſchen Eislauf=Verbandes 
im Kunſtlaufen verſendet der Berliner Eislauf=Verein 86 die 
Ausſchreibung. Neben den Meiſterſchaften für Damen, für 
            Her=
ren und für Paare ſind je zwei Senior= und Juniorkunſtlaufen 
vorgeſehen. Die Laufen ſind auf Sonntag, den 6. Januar 1924 
angeſetzt. 
Rudern. 
Oxford—Cambridge. 
Das klaſſiſche Achterrudern Oxford=Cambridge iſt vom 
Organiſationskomitee auf Samstag, den 5. April 1924, feſtgeſ:3t 
worden. 
Oeſterreichiſche Spende.
in Not geratene Kameraden auf.
[ ← ][ ]Eeite 6.
Darmftädter Tagblatt, Montag, den 26. Rovember 1923.
Rummer 371
Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlangstoer
 Dezemberaxbeit im Obſit= und Gemüſegarten. 
Auch im Chriſtmond gibt es Arbeit im Garten, beſonders bei 
offenem Boden und midem Wetter. In der Hauptjache iſt es 
dieſelbe wie im November; Vorbereitungs=, Neinigungs= und 
Crneuerungsarbeit. Cs wird gegraben, rigolt und geoüngt. 
            Früh=
beete werzen ausgehoben und ausgebeſſert. Die halbverweſte 
Miſtſchicht wird auf einen Haufen zuſammengefahren, mit 
            Kalk=
ſtaub, Sand und Kolzaſche vermiſcht und dann im Laufe des 
Winters öfters gejaucht. Dadurch erhalten wir eine vorzügliche 
Miſtbeeteroe, die allerdings erſt nach zwei bis drei Jahren 
            ge=
nügend abgelagert iſt. Die Kompoſthaufen werden umgeſetzt. 
Regelmäßig ſehen wir die Vorräte nach und lüften bei günſtigem 
Wetter die in Kellern und Mieten eingeſchlagenen Gemüſe. 
Selbſtgeerntete Samen werden ausgehülſt und gereinigt. 
Im Obſtgarten wird gelichtet, beſchnitten, gereinigt und 
            ge=
düngt. Gleichzeitig gehen wir dem 1.ngezieſer zu Leibe und 
            ver=
geſſen auch niczt, den treuen Helfern in dieſem Kampf, den 
            Sing=
vöseln, Schutz und Futter zu bieten. Die Baumſcheilen werden 
gegraben und bei froſtfreiem Wetter mit Jauche gedüngt. Bei 
alten, ſtark tragenden Bäumen empfiehlt ſich eine Zugabe von 
künſtlichem Dünger, Thomasmehl, Kialiſalz und Kalk. Bei 
            froſt=
freiem Wetter wird gepflauzt. 
Neben den Arbeiten im Freien gilt es in dieſem Ruhemonat, 
im Zimmer einen Rüablick auf das vergangene Wirtſchaſtsjahr 
zu werſen und für das kommende vorzudenlen. Auch der 
            Ju=
haber einer kleinen Gartenwirtſchaft ſollte ſich mit Hilfe eines 
kaufmänniſchen Jahresabſchluſſes ein Urteil über ſeine 
            Wirt=
ſchaftsführung bilden. Der Vergleich der aufgewendeten Arbeit 
und Koſten mit dem Ertrage wird ihm zeigen, ob er zweamäßig 
gewirtſchaftet hat oder nicht. Jedem gewiſſenhaften Haushalter 
iſt eine ſolche Auseinan erſetung mit ſich ſelbſt Bedürfnis, und 
er hat dazur das ganze Jahr vorzeſorgt, indem er Ausgaben 
und Einnahmen buchte. Mit dem Rückblick iſt die Vorſchau zu 
berlinden. Sind die Feh er des dergangenen Jahres ermittelt, 
dann iſt es leicht, ſie künftig zu vermeiden. 
Erfolgreich ge eſene Maßnahmen ſuchen wir weiter 
            aus=
zubauen, und an Sand guter Lehrkücher vertieſen und vermehren 
wir unſere Kenntnis vom Pflanzen= und Tierleben in unſerer 
Seimſtätte. 
Im Kleintierhofe haben wir jetzt hauptſächlich für 
            Behag=
lichkeit unſerer Tiere zu ſorgen. Während der Stallhaltung ſind 
ſie ganz auf unſere Pflese angewieſen. Sollen ſie ſich 
            wohl=
fühlen, ſo müſſen wir ihnen einen zugſreien, dichtſchließenden 
und ſorgfiltig zu ereitetes, nicht geſrorenes Futter, ſowie 
            lau=
warnies Trinkwaſſer bieten. 
Die Ziegenſtälle ſind beſonders gut warm zu halten, denn 
die Ziese ſriert ſehr leicht. Man entfernt deshalb den Miſt wo man gezwungen iſt, dem Boden möglichſt viele und hohe 
niemals rellſtindig aus dem Stalle. Bei langandauernden Erträge abzuringen, hat die Brachwirtſchaft ihre Bedeutung 
Fr ſten und kalten Winden unterläßt man das Miſten ganz. 
häufig friſches Stroh. Die Jaucheabflußlöcher müſſen ſtets in den. Man muß alſo dem Boden, um ihn ertragsfähig zu machen, 
Ordnung ſein. Vor die Außentüren ſtellt man Strohbünde, 
            da=
mit die Wärme ſich im Raume hält. Durch regelmäßiges Putzen 
fördern wir das Wohlbefinden der Tiere. 
erhalten ſie in Bewegung, während wir den Stall gut 
            durch=
lüſten, die Einſtreu erneuern und dem ſtarken Ammoniakgeruch 
trächtig, ſo iſt auf das Auftreten der Brunſt zu achten, den Böcken 
reichen wir auch nach der Deckzeit Kraftfutter. Bei der über= davon, daß in der Jetztzeit Düngemittel mitunter ſehr ſchwer 
wiegenden Trockenfütterung brauchen die Ziegen im Winter 
Suppenfütterung. 
In der Kaninchenzucht bilden die Monate November und 
Dezember für den Züchter die Zeit der Ernte. Schon ein 
            Be=
ſtand von drei oder vier Zuchthäſinnen der großen oder mittleren, muß, ſeine Produkte mit möglichſt geringem Koſtenaufwand zu 
Raſſen genügt bei richtiger Cinteilung, um während der 
            Winter=
monate wöchentlich ein oder zwei Schlachttiere in der Küche 
            ver=
wenden zu können. Die zum Schlachten beſtimmten Kaninchen 
füttert man öfter am Tage und gibt ihnen zweckmäßig einige 
Wochen vornt Schlachten etwas Würzkräuter unter das 
            Weich=
futter, wie Rosmarin, Thy.nian, Salbei, Fenchel, Pfefferminze 
und ähnliche, um ſie bei guter Freßluſt zu halten und das Fleiſch 
ſchmac hafter zu machen. Zuchttiere werden gut gefüttert, dürfen 
aber nicht zu fett, werden. Gegen Kälte ſind Kaninchen wenig 
empfindlich. Sie halten im windgeſchützten Stall mit Viſtkaſten ſchattig ſein, damit der Haufen unter der Einwirkung der 
geſund und munter. Grünſütterung iſt — mit Ausnahme von 
Rüben und Knollengewächſen — nicht möglich, wenn das Futter 
gefriert oder gefroren geweſen iſt. Wer ſeinen Tieren öfters 
etwas warmes gelochtes Fütter bietet, tut gut daran. 
Die Hühner läßt man bei günſtiger Witterung möglichſt viel 
ins Freie, hält ſie jedoch bei Unwetter, Schneefall und 
            Regen=
ſchauern im geſchützten Raume. Es muß dann aber ein möglichſt 
geräumiger Scharraun zur Verfügung ſtehen, damit ſie in 
            Be=
wegung bleiben. Grünfutter, Grit (feingeſtoßene Scherben, 
Kohlenſtückchen, Kalkteile, kleine Steine u. ä.) und ein Staubbad / 
gehören neben allem, was ſonft zur Fütterung und Pflege dient, 
zum täglichen Bedarf der Hühner. Die Ställe ſind unter 
            Aus=
ſchaltung jeder Art künftlicher Wärme recht warm zu halten durch 
Al, je ten aller Riſe und Spalten, auch der Tür= und 
            Fenſter=
öffnungen, mit wärmehaltender dicker Einſtreu, gegebenenfalls
 durch Anbringen von Strohmatten und eine dem Beſtande 
            ange=
paßte Verkleinerung des Nachtraumes mittels eines Vorhauges 
vor den Sitzſtangen. Friſche Luft darf aber niemals fehlen. 
Feuchte Wärme ſchadet den Tieren unter allen Umſtänden, 
            wes=
wegen eine Unterbringung des Geflügels in Großviehſtällen ſtets 
ein Fehler iſt. Weichſutter, Trinkwaſſer verabreihen wir 
            ange=
wärmt, fettreiches Futter wirkt günſtig auf die Erwärmung und 
die Legetätigkeit. Das Körnerfutter darf deshalb bis zur Hälfte 
aus Mais beſtehen. Auch das Waſſergeflügel, das ſonſt gegen 
Kälte nicht empſindlich iſt, bedarf einer dicken, häufig zu 
            er=
neuernden Cinſtreu, denn beim Uebernachten auf kaltem Boden 
erkältet es ſich. Auf dem Teich halte man namentlich den Enten 
eine Stelle eisfrei, da dieſe auch Winters über gern aufs Waſſer 
gehen. Da manche Stämme ſchon recht frühzeitig mit dem Legen 
beginnen, iſt die Zuſammenſtellung nicht länger hinauszuſchieben. 
Bei den alten Gänſen macht ſich im Dezember ſchon der 
            Ge=
ſchl ectstrieb bemerkbar. Jeder Beſitzer von Gänſen, der keinen 
Gänferich ſelbſt hält, ſollte einen Zuchtganter aus der 
            Nachbar=
ſchaft tageweiſe beſchaffen, damit im Frühjahr die Cier befruchtet 
ſind. Wer die Abſicht hat, ſich Frühbruten durch Truthennen 
zu verſchaffen, der muß jetzt ſchon darauf be acht ſein, die Puten 
zu kaufen, damit dieſe Tiere zum Februar/März völlig vertraut 
mit den ſie verpflegenden Perlonen ſind und die neuen 
            Oertlich=
keiten gewohnt wverden. Der vorzeitigen Paarung und Brut der 
Tauben begegnen wir durch knappe Fütterung und Trennung 
der Geſchlechter, denn bei rauher Witterung, die im Januar und 
Februar noch zu erwarten iſt, gedeihen ſo frühe Bruten ſelten. 
Auf dem Bienenſtande iſt völlige Ruhe eingekehrt. Deshalb 
iſt die Fernhaltung ſchädigender, ruheſtörender Cinflüſſe erſte 
Aufgabe des Imkers, z. B. die Abhaltung der auf die Fluglöcher 
fallenden Sonnenſtrahlen, die die Tienen ſelkſt bei Schnee zum 
Ausflug reizen können; ferner Nord= und Oſtwinde, wenn ſie 
auf die Fluglicher treffen. Freiſtehende Stöcke ſchützt man durch 
ein an den kurzen Seiten offenſtehendes Käſtchen, das, vor den 
Fluclöchern angebracht, den Wind abhält. Das Zeichen des 
Wohlbehagens der Völker iſt ein leichtes, ruhiges, gleichmäßiges 
Sumnen. Der Schnee wird gleich unter dem Anflug und von 
den Dächern wegger umt. Cin etwaiger Lienenhausanſtrich muß 
jetzt, und zwar ſo ruhig wie möglich ausgeführt werden.
Die Kompoſterde.
 Es iſt eine allgemein bekannte Tatſache, daß die Pflanzen 
Naum mit reichlicher trocener Streu, guter Lüftungsmöglichkeit dem Boden eine Menge Nährſtoffe entziehen, ſo daß dieſer 
ſchließlich vollſtändig verarmen müßte, wenn die entnommenen 
Stoffe nicht von Zeit zu Zeit wieder erſetzt würden oder das 
Land mehrere Jahre brach liegen bliebe. In der heutigen Zeit, 
völlig verloren und verſchwindet in der Landwirtſchaft immer 
Damit die Tiere ader trotzdem nicht feucht liegen, ſtreue man mehr; im Gartenbaubetrieb läßt ſie ſich überhaupt nicht 
            anwen=
die fehlenden Stoffe durch Düngung zuführen. Der 
            Landwirt=
ſchaft ſtehen durch die Viehhaltung meiſtens ausreichende 
            Dün=
germengen zur Verfügung, die, da ſie aus dem eigenen Betriebe 
Bei ſchönem Wetter bringen wir die Ziegen ins Freie und ſtammen, auch verhältnismäßig billig ſind. Anders liegen die 
Verhältniſſe in gärtneriſchen Betrieben, wo im allgemeinen nur 
wenig oder gar kein Vieh gehalten wird, und deshalb auch 
durch Beſtreuen mit Gips vorbeugen. Iſt die Ziege noch nicht weniger oder überhaupt kein Dünger vorhanden iſt. Hier muß 
künſtlicher oder natürlicher Dünger gekauft werden. Abgeſehen 
zu beſchaffen ſind, iſt der Preis meiſtens ein ziemlich hoher (bei 
mehr Tränke als im Sommer, doch vermeide man die ſchädliche künſtlichen Düngemitteln vor allem dann, wenn man ſie nicht 
gleich im Großen beziehen kann) und ſteht in keinem Verhältnis 
zum Nutzwert des Gartens; es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ſowohl 
der Berufsgärtner als auch der Selbſtverbraucher beſtrebt ſein 
erzeugen. Ihren iſt nun mit der Kompoſterde ein Mittel in die 
Hand gegeben, das einen idealen, vollwertigen Düngererſatz 
darſtellt und überdies noch den Vorteil hat, daß ſie es ſich ohne 
große Koſten ſelbſt herſtellen können. 
Zur Gewinnung von Kompoſterde eignen ſich faſt alle 
            ver=
wesbaren Abfülle aus Haus und Hof, ſowie ſolche aus 
            indu=
ſtriellen Anlagen uſw. Alle zur Kompoſtbereitung beſtimmien 
Stoffe werden auf einen Kompoſthaufen, den man in einer Ecke 
des Gartens anlegt, zuſammengetragen. Der Platz ſoll möglichſt 
und bei guter Streu leicht im Freien aus, bleiben dabei auch Sonnenſtrahlen nicht zu ſtark austrocknen kann. Sehr 
            empfehlens=
wert iſt es, einige Holunderbüſche dort anzupflanzen, die ſehr 
ſchnell wachſen, bald Schatten geben und überdies dem Auge 
den Anblick dieſes Teiles des Gartens entziehen. — Uebrigens 
bringt Holunder auch Blüten und Früchte, die ſich auf 
            mancher=
lei Weiſe im Haushalt verwerten laſſen. — Da die Zerſetzung 
der geſammelten Stoffe lange Zeit in Anſpruch nimmt, ſollte 
man, wenn es die Platzverhältniſſe einigermaßen geſtatten, 
mehrere, mindeſtens aber zwei Haufen anlegen. 
Wie ſchon erwähnt wourde, eignen ſich zur Kompoſtbereitung 
alle verwesbaren pflanzlichen, tieriſchen und gewerblichen 
            Ab=
fallſtoffe, ganz gleich, ob ſie in feſtem oder flüſſigem Zuſtande 
ſind. Von feſten Stoffen kommen in Frage: verdorbene (nicht 
kranke!) Früchte und Gemüſe, abgeſtorbene oder abgeſchnittene 
Triebe von Stauden, Sträuchern und Bäumen, Unkräuter (außer 
ſamentragenden und Vurzelunkräutern, wie Quecken uſw.),
 Moos, Gras vom Gartenraſen, verdorbenes Heu und 
verwelkte Schnittblumen, Nadeln von Koniferen, To 
Laub, Kehricht, Leder= und Wollabfälle, Sägeſpane, Ruß 
uſw. Auch Haare, Federn, Huf= und Hornſpäne, gen 
Knochen, getötete Raupen und Mailäfer, ſowie die K 
kleinerer Tiere eigenen ſich zur Kompoſtbereitung. Von fl 
Stoffen ſind Blut, Schlamm, Spülicht, Waſchwaſſer uſt 
wertvoll. Bei einigem Nchdenken wird man noch u 
finden, was ſonſt in den Aſchkaſten geworfen wurde, ſie 
auf dem Kompoſthaufen nutzbringender verwenden ließe 
feſten Stoffe werden ſchichtweiſe zu einem Haufen zuſa 
geſetzt, dabei wird Kalk, Erde und Sand dazwiſchen ge 
Vor allem iſt der Kalk= und Erdezuſatz beſonders nötig, 
die Zerſetzung ſchwer verwesbarer Stoffe beſchleunigt, 
ſiedlung von Krankheitserregern und die Bildung der ſeh 
teilig wirkenden Humusſäure verhindert, während Er 
Grundſtoff unerläßlich iſt. Die Höhe des Haufens ſol 
über 1 Meter betragen, und die Oberfläche derart herg 
werden, daß die Ränder etwas erhöht ſind, damit beim 
und Anbringen von flüſſigen Stoffen die Flüſigkeit den 
von oben gleichmäßig durchzieht, und dieſe nicht an den 
herabläuft. 
Iſt nun der Haufen an geeigneter Stelle im Gart 
gelegt und, wie oben beſchrieben, vorgerichtet worden, ſo 
lange nicht alles getan, um eine brauchbare Kompoſte, 
gewinnen. Die Güte der Kompoſterde iſt ſehr verſchiede 
hängt nicht nur von Art und Beſchaffenheit des verwe 
Materials ab, ſondern vor allem auch von der weitere 
handlung und Pflege des Haufens ſelbſt. Dazu gehört in 
Linie, daß er jährlich mindeſtens einmal, dann aber im 2 
vollſtändig umgeſetzt und dabei gründlich durchgearbeitet 
Es wird aber immer beſſer ſein, wenn man das Umſetzen 
mal oder dreimal vornimmt. Ferner muß der Haufe 
gleichmäßig feucht gehalten werden, denn in trockenem 
zerſetzen ſich die feſten Beſtandteile nicht. Uebergießei 
Jauche, Latrine uſw. verbeſſert die Erde weſentlich und 
ſie nährſtoffreicher. Unkraut darf ſich auf dem Haufen auf 
Fall anſiedeln, denn erſtens ſind Unkräuter meiſtens mit 
heitserregern behaftet und zweitens entziehen ſie der Erde 
tige Nährſtoffe, die für die Kulturpflanzen nötiger gel 
werden. Aus dieſem Grunde erſcheint es auch nicht ratſa 
Haufen mit Kürbiſſen zu bepflanzen, wie es ſehr oft übl 
Die ſchattengebende Eigenſchaft der großen Kürbisblät 
zwar nicht zu verkennen, aber Kürbiſſe ſind „Freſſer” und 
den Boden ſtark aus. Bepflanzte Kompoſthaufen kann ma 
weniger oft umſetzen. 
Ein richtig gepflegter Kompoſthaufen iſt nach 2—3 
ſo weit, daß die Erde durch einen Lurchſchlag geworfen t 
kann und dann verwendungsbereit iſt. Die bein Durch 
durch das Sieb zurückbleibenden unverweſten Beſtandteil 
den einem jüngeren Kompoſthaufen wieder zugeſetzt, ne 
man Steine uſw. ausgeleſen hat. Wie die gewonnene Ko 
erde zu verwenden iſt, darüber wird wohl kaum ein C 
beſitzer im Zweifel ſein, denn dieſe wertvolle Erdart, die 
ſen Charakter hat, wird ſowohl zum Düngen als auch 
            zu=
ſetzen für andere Erdarten im Obſt=, Gemüſe= und 
            Zier=
ſowie in der Topfpflanzenkultur alle Augenblicke gebraucht 
Kompoſterde über ſeinen Bedarf hergeſtellt hat, kann den 
ſchuß verkaufen; für gute Kompoſterde wird man imme 
nehmer finden. 
Die beſten Rhabarberſorten. 
Unter den vielen Rhabarberſorten, die man in den ( 
antrifft, ſind nur wenige, die den Anbau lohnen. Auf 
25 jähriger Erſahrung nennt Hermann Roſenthal, Rötk 
Leipzig, als die einzigen Sorten, die verdienen, allgemei 
pflanzt zu werden, folgende drei: Verbeſſerter rotſtieliger 
toria, Dales Chalenge oder amerikaniſcher Nieſenrhabarbe 
The Lutton. Dieſe Sorten ergänzen einander, ſo daß 
empfiehlt, alle drei anzubauen. Weil der Viktoria=Rhab 
ſo ſchreibt Roſenthal in der „Deutſchen Obſt= und Gemü 
Zeitung”, ſehr früh austreibt und ſchneller wieder nachwäe 
er zur frühen Verſorgung des Marktes unerläßlich. Soba 
Stiele in der Stärke nachlaſſen, beginnt die Ernte vom 2 
Chalenge. Im Geſamtertrag der Menge ſind in der Regel 
Sorten gleich, nur daß der Viktoria vier= bis ſechsmal 
            geb=
werden kann, während der Dawes Chalenge nur ein= bis 
mal. Bei ſehr guter Kultur und Düngung iſt aber der ( 
von Dawes Chalenge bedeutend höher. Einzelne Pfl 
können bei einmaligem Brechen 25 bis 40 Pfund geben. 
von einem Kilo ſind keine Seltenheit. Die Teilfähigkei 
Pflanzen iſt beim Viktoria bedeutend größer als beim 2 
Chalenge. Letzterer hat nur wenig teilbare Köpfe. Es k 
die Kulturen dadurch nicht ſo ſchnell vergrößert werden. 
Von The=Sutton=Rhabarber iſt noch zu wenig Pflanzma 
vorhanden ſo daß größere Kulturen nicht davon angelegt w 
können. Der Vorzug dieſer Sorte beſieht in der Stärke 
Länge der prachtvoll rot gefärbten Stiele. Die Pflanzen b 
faſt gar nicht, es erſcheint nur ſelten hier und da ein Blüte 
Langjährige Verſuche, dieſe Sorte aus Samen echtffortzupfle 
ſind immer geſcheitert.
 Liebe und PRicht. 
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert. 
Von Ernſt Elias Niebergall. 
Nachdruck verboten. 
24) 
Aber nicht lange, ſo überzeugte er ſich, daß er es mit Weſen 
ſterblicher Art zu tun habe. Die Geſtalten kamen näher, ohne ihn 
in der Dunkelheit zu bemerken, und er konnte ſie genauer 
            betrach=
ten. Die eine davon war groß und hager, von einer dunkeln 
Ordenskutte umfloſſen; ihr Begleiter gehörte dem weltlichen 
Stande an, war klein und wohlbeleibt und trug die Laterne. 
Leuthold überlegte, was hier zu tun ſei. Sollte er vortreten 
und die Urſache ſeiner Anweſenheit erzählen? Aber wer bürgte 
dafür, daß man ſeinen Worten Glauben ſchenken und nicht 
            viel=
mehr einen auf heimlichen Wegen Ertappten in ihm ſehen 
nürde? Er beſchloß, in ſeiner Verborgenheit zu verharren, um 
ſo mehr, da jene Beiden ſich jetzt ebenfalls in einer ziemlichen 
Entfernung niederſetzten und miteinander zu reden begannen. 
Anfangs wurde das Geſpräch mit ſo leiſer Stimme geführt, 
daß Leuthold nur einzelne abgeriſſene. Worte verſtehen konnte, 
und zwar kanen die e jedesmal aus dem Munde des Kleinen, 
der ſeinen Grundbaß vergebeus zum Flüſtern herabzudämpfen 
ſuchte. Nach einer kurzen Weile, watſchelte er zur Türe und 
ſchien ſich zu wundern, als er ſie verſchloſſen fand. Den runden 
Kopf zwiſchen den feiſten Schultern wiegend, nahm er mit einem 
leiſen Brummen das an ſeiner Seite hängende Schlüſſelbund 
zur Sand und ſuchte aufzuſchließen. Es gelang ihm nach einigen 
Verſuchen. Behutſam, wie es ſchien, öffnete er die Türe ein 
wenig, und ſein Kopf verſchwand auf einige Augenblicke in der 
Spalte, hierauf kehrte er zu dem andern zurück, der ihn 
            un=
geduldig fragend anblickte. 
„Nichts zu hören und zu ſehen, Hochwürdigſter”, berichteie 
er und ließ ſich keuchend neben ihm nieder. 
Der Hochwürdigſte ertoiderte etwas, wovon Leuthold nichts 
verſtehen konnte. 
„Sie ſollen ſchon ſeit einer halben Stunde da ſein”, grollte 
der Wohlbeleibte. „Vielleicht waren ſie guch ſchon da, und konn=
 ten nicht herein, denn der tappige Emmeran hat wieder einmal 
die Türe hinter ſich zugeſchloſſen.” 
„Sie müſſen kommen”” ließ ſich der Mönch vernehmen. 
Sein Gefährte gab durch einen grommelnden?) 
            Gur=
gelton zu erkennen, daß er nicht ganz derſelben Meinung ſei, als 
die Kirchentüre von außen ſachte geöffnet ward und zwei 
            Män=
ner, in dunkle Mäntel bis an das Kinn vermummt, mit 
            behut=
ſamen Schritten eintraten. 
Der Mönch war aufgeſprungen und ging den ſpäten 
            An=
kömmlingen raſch entgegen, indes der Dicke es für gut fand, in 
be uemer Ruhe auf ſeinem Sitze die kommenden Dinge zu 
            er=
warten. Jene gingen dicht an Leuthold vorbei, dem es vorkam, 
als habe er etnas Schimmerndes wie Waffen unter dem Mantel 
des einen hervorglänzen ſehen. 
„Zeigt das Schreiben!” mahnte der Ordensbruder mit 
            ver=
haltener Ungeduld. „Oder iſt Euer Herr anders geſinnt?” 
„Unſer Herr ändert ſeine Geſinnung nicht ſo ſchnell”, 
            er=
widerte der Beſragte ſtolz und zog einen Brief aus der 
            Bufen=
taſche, wobei das Klirren und der Glanz eines Wehrgehänges 
aufs neue von dem aufmerkſamen Leuthold bemerkt wurde. 
Vor Haſt zitternd ergriff und entfaltete der Mönch das 
Schreiben. Seine Augen durchflogen es, und ſeine Mienen, welche 
vorher ein Spiegel der Ungeduld und geſpannteſten Erwartung 
geweſen waren, nahmen nach Leſung der Blattes den vorigen 
Ausdruck ſtarren Ernſtes wieder an. 
„Von Euch, Herr Hauptmann, ſoll ich das Nähere hören: ſo 
ſagt mir Euer überbrachtes Schreiben”, ſagte er fragend. 
„Und mich nicht zu vergeſſen”, ſetzte der Träger des 
            Schlüſſel=
bundes hinzu. 
„Wer iſt dieſer?” fragte der Kriegsmann nicht ohne Mißtrauen. 
„Einer, auf deſſen Treue und Zuverläſſigkeit uns vieles 
            an=
kommt”, lautete die Antwort des Mönchs. „Der Wächter und 
Pförtner des Cingangsturmes: ich habe ihm in Eurem Namen 
hundert Gulden zugeſagt und glaube, daß Euer Herr leichtlich 
die Summe ſich wird koſten laſſen können.”
 20) Abgeleitet von der „Grur 
ferner Donuer; vg 
franzöſiſche grommeler.
 „Daß Gott erbarme! Ein Spottgeld für den Dienſt, de 
leiſte”, ſeufzte der Turmwächter. „Die Hälfte bekomm’ ich 
die andere nach geſchehenem Werk, und Euer gnädigſter H 
ſorgt mir für ein ſicheres und ſorgenfreies Unterkommen. 
iſt’s ausbedungen, und Euer Edlen werden die beſcheidene 
derung nicht unbillig finden.” 
Auf einen Wink des Kauptmanns zog ſein Begleiter, del 
dienende Rolle zu ſpielen ſchien, ein Säckchen hervor, und, 
dem er es in ſeiner breiten Hand gewogen, überzählte er 
Inhalt beim Schein ſeiner Laterne. 
Leuthold, deſſen Aufmerkſamkeit durch das, was er ſahe 
hörte, in ſtieter Spannung erhalten worden war, horchte hoch 
Die helle Vermutung ſtieg in ihm empor, daß er der unwi 
liche Zeuge eines lichtſcheuen Anſchlags ſei, und das Folt 
diente nur dazu, ſeine Ahnung zur Gewißheit zu erheben. 
„Nun meine Botſchaft, hochwürdigſter Abt!” fing der 
mummte wieder an. „Der kommende Bartholomäustag iſt 
Ausführung beſtimmt. In der Stille der Nacht wird ſich 
nötige Mannſchaft in der Umgegend einfinden und unter m 
Führung in dem nahen Tannenholze harren. Eine gute Zahl 
wegener Burſche ſoll ſchon früher in allerlei Verkleidungen ſi! 
die Stadt einſchleichen, und in der Morgendämmerung, went 
Türmer den erwachenden Tag anläutet, ſtehen zweihundert 
erleſene Soldaten unter dem Stadttor. Das Zeichen iſt ein 
maliger Eulenſchrei: dann öffne der Pförtner ſchleunigſt das 
und die Sache iſt zu Ende. Der Bürgerſchaft ſoll kein 2 
geſchehen an Leben und Eigentum, falls ſie keine bewaf 
Gegenwehr leiſtet, und außer der neuen Herrſchaft tritt keine 
änderung ein. Damit iſt mein Bericht geendet; was Ihr w 
mögt, habt Ihr erfahren; doch mir für mein Teil wärs !i 
in offner Schlacht für meinen Herrn zu kämpfen, als in 2 
und Aebel Wehrloſe ſchleichend zu übermannen.” 
„Muß ich aus dem Munde eines Rechtgläubigen hören, 
es ihn reuet, die halb abtrünnige Stadt dem Szepter eines 
nes der einigen Kirche unterwerſen zu helfen?‟ Der alſo Zur 
gewieſene unterdrückte eine Antwort, und der Abt ſprach 
dringlich, aber leiſe weiter. 
(Fortſetzung folgt.)