Darmstädter Tagblatt 1923


24. November 1923

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Einzelnummer 15 Goldpfennige

3 ſchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 23. Nob.
Dezember 74 Pfennia und 6. Peunig
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 325
Gamstag, den 24. November 1923
186. Jahrgang

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und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt eder
Nabatt weg. Bankonio: Deutſche Bank und Darm=
ſädter
S Nationalbank.

des Kabinetts Streſemann.

*

Aſehnung des verlangten Vertrauensvotums durch Deutſchnationale, Sozialdemofraten und Kominuniſten. Annahme
der Demiſſon des Kabinets dunch den Reichsbräſitenten. Die Fraktionsfiührer beimn Reichsrräſidenten.

Das Schauſpiel der geſtrigen Reichstagsſitzung rechtfertigt
ennzeichnung, daß wir es mit einer Parlamentskriſe zu tun
, die es nahezu unmöglich macht, eine verfaſſuugsmäßige
1rung zu bilden. Die Parteiverhältniſſe entſprechen nicht
dem lebendigen Mehrheitswillen des deutſchen Volkes. So
der einzig gangbare Weg der geweſen, den Reichstag auf=
n
, damit das politiſch mündige Volk ſelbſt die Mehrheit be=
t
, die künftig ſeine Geſchicke leiten ſoll. Wir haben zwar
emokratiſche Verfaſſung, die auf einer Parlamentsregierung
udet iſt, allein das Inſtrument der Verfaſſung wird mehr
Aſt als recht gehandhabt. Der Ausdruck dafür iſt, daß die
hende Gewalt an den Militärbefehlshaber übergeben werden
i1:, eine Löſung, mit der innerlich ſelbſt die Parteien einver=
eun
ſind, die nach außen an dieſem Zuſtand die heftigſte Kritik
Wenn Parlamentskriſen tragbar ſind, dann müſſen dies
1echt Neuwahlen ſein. Es iſt nicht erſichtlich, warum ſich der
skanzler dieſe Vollmacht vom Reichspräſidenten nicht hat
laſſen, da jede neue Regierung mit den gleichen Kriſen=
ſen
kämpfen und rechnen muß. Der Auftrag des Reichstags
1 ja ohne dies im nächſten Frühjahr ab. An ſich iſt der ſoge=
Geſetzgebungsabſchnitt kein ſtarrer Begriff, ſondern ein
ſungsmäßiger Behelf. Darum ſchon hätte der Reichspräſi=
von
ſich aus, von ſeinen Vollmachten Gebrauch zachen müſ=
im
endlich dem Volk einen regierungsfähigen Reichstag zu
1 was allein die ewigen und gefährlichen Parlamentskriſen
erwinden vermag.
Daß ſich gewiſſe Parteien mit Händen und Füßen gegen eine
Stagsauflöſung ſträuben, weil ſie finanziell eine Auflöſung
Neuwahlen nicht durchhalten können, darf keine Rolle ſpie=
Der Reichstag iſt nicht der Parteien wegen da, ſondern um
Hverfaſſungsmäßige ſtetige Regierung zu bilden.
die trüben Erfahrungen, die das deutſche Volk mit ſeiner
mentariſchen Vertretung in dieſen letzten Jahren hat machen
, haben ein fo reſtloſes Verſagen des bisherigen Syſtems
a.,daß es die höchſte Zeit iſt, daß damit endlich und
a1 ltig Schluß gemacht wird. Daß das verarmte deutſche Volk
inzahl von Berufspolitikern, wie ſie beſonders die Reihen der
parteien aufweiſen, bezahlt, die zwar gern ihre Notwendig=
a
tagelangen Redeſchlachten erweiſen, im übrigen aber
lei produktive Arbeit zu leiſten im Stande ſind, iſt nicht nur
nſinn, ſondern wird geradezu zur Lebensgefahr, wenn nicht
das eigene Verantwortungsgefühl, ſondern die Angſt um
tellung das politiſche Handelu beſtimmt.
ür die abſolute Veräntwortungsloſigkeit eines großen Teils
er Volksvertreter war die geſtrige Reichstagsſitzung ein
diger Beweis. Was eine Regieruugskriſe im Augenblick
politiſch für das deutſche Volt bedeutet, dürſte man auch
erade in Berlin wiſſen: das Zerreißen aller mühſam auge=
enen
Fäden, den Verluſt jedes politiſchen Kredits und da=
raktiſch
vomusſichtlich auch das Ende jener ausſichtsvollen
he=Verhandlungen, deren Gelingen für unſere wirtſchaftliche
nſt von geradezu unabſehbarer Bedeutung geweſen wäre.
diefe fachlichen Erwägungen haben auf die Stellungnahme
eſtuigen Reichstagsoppoſition keinerlei Einfluß auszuüben
ocht.
luch darüber, was nun folgen ſoll, hat man ſich offenbar noch
Gedanken gemacht. Müßig müſſen im Augenblick alle
uinationsverſuche erſcheinen, da wirklich recht wenig Ausſicht
vorhanden iſt, daß irgendeine Parteikonſtellation eine trag=
parlamentariſche
Baſis für ein neues Kabinett abgeben
Cine regierungsloſe Zeit aber auch nur für Tage dürfte
ubedingt als verhängnisvoll erweiſen. Man kann ſich des
rucks nicht erwehren, daß man im Reichstag über den nun=
erfolgg
=kröuten Bemühungen, Herrn Streſemann zu ſtürzen,
die Ereignifſe derletzten Zeit vergeſſen hat.
Lir ſtehen am Rande des Chaos. Von den Paxteien, welche
ſem kritiſchen Augenblick dem Kabinett Streſemann die par=
ntariſche
Baſis entzogen, muß verlangt werden, daß ſie
iehr ſofort ihre Fähigkeit erweiſen, eine neue aktions=
Regierung zu präſentieren. Gelingt ihnen das nicht, dann
die höchſte Zeit, daß man dieſen petrefakten Reichstag
jgſt mach Hauſe ſchickt!

Stag hatte es ſich ſauer werden laſſen, bis er dem
Der 2.
nett die parlamentariſche Quittung für die Regierungs=
ausſtellte
. Tatſächlich waren am Donnerstag abend
inge eigentlich ſchon in die Entſcheidung hineingereift, als
Fraktionsſitzunn beſchloſſen, ein

e iefiniſc ein We elche ei e erlin ei eie

einde chlche ie en elegelungeiſand eie
ſind, der Partei den Mut uahm, dieſer Negierung gegen=
auch
nur Neutralität zu erhſctren.
Auf die Feſtlegung der Sidſin demokraten hat der Kanzler
gewartet. Er hat am Freitierte: Veginn der Sitzung daraus
Konſenenzen gezogen, daß ſter un für ſich uamens der
1Sregierung ein poſitives zmeiauensvotum forderte, das
den bürgerlichen Parteien dr. büitte auch ſofort eingebracht
V)
Damit waren die Schlachtredern feſtgelegt. Was nun noch
e, war eigentlich weiter nichl als undermeidliches parla=
tariſches
Beiwerk, ein Beiwel allerdings, das viele Stun=
in
Anſpruch nahm. Denn was hat es für einen Sinn, einer
terung in einer ſolchen Situation, wenn ſie unmittelbar vor
Sturz ſteht, noch Vorhaltungen zu machen über das, was
lätte tun oder was ſte hätte laſſen ſollen. Aber der Demo=
Erkelenz mußte noch eiſmal auf das Ruhrproblen: ein=

Die Kommuniſten bekamen einen Tobſuchtsanfall, als ſie er=
fuhren
, daß General v. Seeckt ihre Partei mit allen Anhängſeln,
ſowie Lie Deutſchvölkiſche und Nationalſozialiſtiſche Partei ver=
boten
hat. Sie verlangten die ſofortige Aufhebung des Verbots,
Auch die Fraktion Ledebour mit ihren zwei Mann konnte natür=
lich
nicht übergangen werden, und ſo war der Tag mit einer
vollkommen zweckloſen Rederei ausgefüllt. Es hätte durchaus
genügt, wvenn man Herrn Leicht von der Bayeriſchen Volks=
partei
, die als einzige Fraktion noch nicht geſprochen hatte, zu
Worte kommen ließ, denn was er ſagte, war ebenſo intereſſant
wie wichtig, intereſſant inſofern, als Dr. Leicht mit erfreulicher
Offenheit die Folgerungen aus den Vorgäugen in München zog
und anerkannte, daß Bahern künftighit nicht zrehr das Recht
habe, ſich Orduungsſtelle zu nennen. Er ſah allerdings voraus,
daß er um dieſes Freimuts willen von Rechtsradikalen ſeiner
engeren Heimat in den großen ſemitiſchen Lopf geworfen würde,
wichtig dadurch, daß die Bäyeriſche Volkspartei durch ihn er=
klären
ließ, ſie würde dem Vertrauensvotum nich: zuſtinen.
Auch der Reichswehrminiſter mußte noch einmal ſprechen.
Es war noiwendig, daß er die Ausführungen der Miniſterpräſi=
denten
von Sachſen und Thüringen widerlegte. Herr Dr. Geß=
ler
iſt mit allen Waſſern gewaſchen. Er verſtand es ſeine Gegner
mit Witz und Fronie ſo matt zu ſetzen, daß ei im Handumdrehen
das ganze, gegen die Reichswehr vorgebrachte Anklagematerial
zerbrach. Daran konnte auch ein zweiter ſozialdemokratiſcher
Redner in der Perſon des Herrn Dr. Rofenfeld nichts mehr
ändern.
Inzwiſchen war es Nachmittag gewvorden, und da die Re=
gierung
zur Beiſetzung des verſtorbenen Reichsbankpräſidenten
mußte, ließ man der Debatte weiterhin freien Lauf, weil eine
Abſtimmung vor 7 Uhr abends, die man lohalerweiſe nicht in
Abweſenheit des Reichskanzlers vornehmen wollte, zur Unmög=
tichkeit
geworden war. Da aber der Redeftuß berſiegte, mußte
der Reichstagspräſident doch zuletzt eine kurze Pauſe (inſchieben.
Unr 7½ Uhr wirſ die neue Sitzung eröfnet urnnd die Abſtim=
mung
beginnt. Es liegt underkeunbar eine ſtarke zurückhaltende
Spaunung über dem ganzen Reichstag. Der Neichskanzler ſpricht
während der Auszählung noch mit dem bayeriſchen Geſandten.
Er unterhält ſich auch noch mit dem Führer der Deutſchett Volks=
partei
. Das letzte Läuten des Präſidenten, und das Ergebnis
wird verkündet: 155 Ja, 230 Nein, 7 Stimmenthaltungen. Das
Vertrauenspotum iſt abgelehnt.
Der Präſident zuirft zum Reichslanzler einen Blick hinüber,
ob dieſer noch eine Erklärung abzugeben beabſichtigt; denn es
iſt ja das erſte mal, daß eine Regierung im Reichstag ſelbſt ge=
ſtürzt
wird. Herr Streſemann hat aber offenbar keine Neigung,
etwas zu ſagen. Er gibt ſeinen Miniſterkollegen einen Wink
und verläßt mit ihnen die Regierungsbän e, während im Hauſe
die Abſtimmung über ein halbes Dutzend kommuniſtiſcher An=
träge
fortgeſetzt wird.
Sitzungsbericht.
Berlin, 23. Nov. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichskanzler Dr. Streſemann,
Reichswehrminiſter Dr. Geßler, Reichsinnenminiſter Dr.
Farres.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 11,30 Uhr. Der
Geſetzentwurf über Strafvollſtreckung aus Urteilen der Gerichte
in den Gebieten Danzig und des Memellandes wird angenommen,
ebenſo das Zuſatzübereinkommen für Elbſchiffahrtsakte. Ein
vom Abg. Schiffer (Dem.) eingebrachtes Entlaſtungsgeſetz und
ein weiterer Antrag Schiffer zur Vereinfachung des Rechts=
weſens
, ſowie ein Geſetzentwurf zur Beſchleunigung des Ver=
fahrens
in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten werden dem Rechts=
ausſchuß
überwieſen.
Darauf tird die große politiſche Ausſprache fortgeſetzt.
Es liegen drei Mißtrauensvoten vor.
Das Mißtrauenspotum der Deutſchnatio=
nalen
lautet: Der Neichstag entzieht der Reichs=
regierung
das Vertrauen, deſſen ſie nach Artikel 54 der
Reichsverfaſſung bedarf.
Der Mißtrauensantrag der Sozialdemokrg=
ten
hat folgenden Wortlaut: Die Reichsregierung hat den bis=
herigen
Ausnahmezuſtand in Sachſen und Thüringen, ohne daß
hierfür ſachliche Gründe vorliegen, in ſchärfſter Form angewandt,
gegen die verfaſſungswidrigen Zuſtände in Bayern aber nichts
Entſcheidendes getan. Sie hat daher nicht das Vertrauen des
Reichstages.
Ein kommuniſtiſchas Mißtrauenspotum beſagt:
Die Regierung hat nicht das Vertrauen des Reichstages.
Reichskanzler Dr. Streſemann
gibt ſofort zut Beginn der Ausſprache folgende Erklärung ab:
Der Antrag Müller=Franken und Genoſſen, ſpricht ein Miß=
trauensvotum
gegen die Regierung aus, das im einzelnen moti=
viert
iſt. Diefe Motivierung des Mißtrauensvotums ergäbe
parlamentariſch=praktiſch die Möglichkeit, daß die eingegangenen
Mißtrauensvoten aus verſchiedenen Beweggründen etwva abge=
lehnt
würden. Die Neichsregierung hat nicht die Abſicht, ihre
Geſchäfte fortzuführen auf Grund einer durch ſolche Parlamen=
tariſche
Arithmetik herbeigeführten Entſcheidung.
Die Neichsregierung fordert deshalb eine klare und unzwei=
deutige
Entſcheidung darüber, ob ſie das Vertrauen des
Parlaments heſitzt oder nicht. Ich richte an die Fraktionen,
die der Regierung naheſtehen, die Bitte, durch Einbringung
eines Vertrauenspotums eine klare Entſcheidung herbei=
zuführen
.
Lebhafter Beifall bei den bürgerlichen Parteien.) Abg. Dr.
Scholz (Dtſch. Bpt.) bringt darauf folgenden Vertrauens=
antrag
ein: Der Reichstag ſpricht der Reichs=
regierung
das Vertrauen aus. Der Vertrauensantrag

iſt unterzeichnet von Dr. Scholz (Dtſch. Ppt.), Dr. Marx (Ztr.)
und Erkelenz (Den.),
Abg. Müller=Frauken (Soz.) erklärt, daß es in keiner
Weiſe in der Abſicht der Sozialdemokratie gelegen habe, durch
Herbeiführung einer ſolchen parlamentariſchen Arithmetik einen
Zuſtand der Uinklarheit herbeizuführen. Es wäre noch notwendig,
zu ſagen, warum dieſes Mißtrauensvotum eingebracht worden iſt.
Reichskanzler Dr. Streſemann erwidert, daß es ihm
völlig ferngelegen habe, der Sozialdemokratiſchen Partei den er=
wähnten
Vorwurf zu machen. Er wies darauf hin, daß in der
deutſchen Preſſe die ganz falſche Unterſtellung zum Ausdruck
gebracht wurde, als wvenn die Reichsregierung ihrerſeits dei
Wunſch gehabt hätte, durch Ausſpielen einer Fraktion gegen die
andere ſich politiſch zu halten. Dagegen hätten ſich ſeine Worte
gerichtet, nicht gegen das ſelbſtverſtändliche Recht einer Fraktion,
einen Mißtrauensantrag zu ſtellen. Darauf wird in der Erörte=
rung
fortgefahren.
Abg. Erkelenz (Dem.) erklärt, ſelten habe ein Parlamen=
tarier
in ſo offener und zyniſcher Weiſe von der Tribüne Hoch=
verrat
gepredigt, wie geſtern der deutſch=völkiſche Abgeordnete
v. Graefe. (Lebhafte Zuſtimmung in der Mitte und links.)
Die franzöſiſche Politik habe von jeher die Zertrümmerung
des Deutſchen Reiches als ihr Ziel verfolgt. Nur ein Teil
dieſer Pläne iſt im Juli 1919 verwirklicht worden. Das
Rheinland iſt heute der franzöſiſche Kriegsſchauplatz.
Die rheiniſche Bevölkerung wird auf die härteſte Probe geſtellt.
Die letzte Entſcheidung der Reichsregierung in Bezug auf die
Einſtellung der Leiſtungen habe dort die ſtärkſte Erregung hervor=
gerufen
. Der Redner bedauert das Ende der großen Koalition,
ohne die die großen Probleme, vor die Deutſchland geſtellt ſei,
überhaupt nicht gelöſt verden könnten. Er ſprach die beſtimmte
Hoffnung aus, daß ſie zum Heile Deutichlands wiederkehren
werde. Die bgyeriſche Frage bedeuten vom Mheigland
aus geſehen, für Deutſchland eine Kataſtrophe. Die Reichs=
regierung
hätte von vornherein ihre Autorität zur Geltung brin=
gen
müſſen. Daß die Wiederaufrichtung der Wirtſchaft nur von
der Verlängerung der Arbeitszeit abhänge, ſei unzutreffend.
Eine andere Löſung des Arbeitszeitproblems ſei allerdings durch
die beſonderen Verhältniſſe bedingt. Der Beamtenabbau darf
nicht zu parteipolitiſchen Zwecken ausgenutzt werden. Der Reduer
erklärt, daß die Demokraten hinter der Regierung
ſtünden.
Abg. Koenen (Kom.) proteſtiert zur Geſchäftsordnung
gegen das Verbot der Kommuniſtiſchen Partei
und beautragt, daß das Haus ſofort dazu Stellung nehme und
die Aufhebung des Verbotes beſchließe.
Präſident Loebe ſtellt feſt, daß gegen die Verbindung des
Antrages mit der politiſchen Ausſprache kein Widerſpruch er=
hoben
werde, dieſer Antrag alſo angenommen ſti.
Abg. Koenen (Kom.) beantragt uunmehr, den Reichs=
kanzler
aufzufordern, ſich ſofort zur Sache zu äußern.
Präſident Loebe ſtellt feſt, daß der Reichskanzler nicht ge=
zwungen
werden könne, zu einem beſtimmten Zeitpunkt das
Wort zu ergreifen, ebenſowvenig wie man in dieſer Hinſicht gegen
einen kommuniſtiſchen Abgeordneten einen Zwang ausüben
könne. (Heiterkeit.) Der Antrag Koenen, den Reichskanzler zum
Sprechen zu bringen wird nicht genügend unterſtützt. (Großer
Lärm bei den Kommuniſten, die Abgg. Herzfeld und Maltzahr
werden zur Ordnung gerufen. Der Abg. Thomas wird zweimal
zur Ordnung gerufen.)
Abg. L eicht (Bayr. Vpt.) mahnt zur Ruhe und Beſonnen=
heit
in dieſer ſchweren Zeit. Man müſſe nicht nur die Volks=
pinche
beachten, ſondern auch die Volkspſychoſe. Der Redner
beipricht dann
die Vorgäuge in Bayern.
Die Ausführungen des Abg. v. Graefe könnten nicht ſcharf genug
verurteilt werden. Der Münchener Putſch ſei ein
Verbrechen am ganzen Volke geweſen. Raſſen=
haß
und Klaſſenhaß ſeien mit dem Chriſtentum
unvereinbar. In Bamberg hätten zehnjährige Realſchüler
Parteien für und gegen Kahr gebildet. Nach all dem ſei er
nicht mehr in der Lage, das Wort Ordnungszelle für
Bayern in Anſpruch zu nehmen. (Große Heiterkeit.) Der
Redner erklärt zum Schluß, daß man von Dr. Streſemann nicht
mehr erwarten könne, daß ſeinen Worten auch die entſprechen=
den
Taten folgen. Die Bayeriſche Volkspartei könne
daher dem Vertrauensvotum nicht zuſtimmen.
Reichswehrminiſter Dr. Geßler
geht ſodann ausführlich auf die geſtrigen Ausführungen der
Miniſterpräſidenten von Sachſen und Thüringen ein. Niemand
ſei der Ausnahmezuſtand unangenehmer als ihm, da heute die
Zuſammenfaſſung aller Kräfte notwendiger ſei denn je. Im

Un edhe dartet en dan de id deoſcheuflie i den lenle
muniſten.) Auch über die Bewegung der Rechtsradikalen lägen
zuverläſſige Nachrichten vor. Man warte nur die Zeit ab, los=
zuſchlagen
. Der große deutſche Tag in Nürnberg im September
ſollte eine Art Parade darſtellen. Der Miniſter zitiert dann
Aeußerungen kommuniſtiſcher Miniſter in Sachſen, in denen trotz
des Verbotes zur Bewaffnung der Hundertſchaften aufgefordert.
werde. Als die Ernennung Kahrs erfolgte, habe die
Regierung annehmen müſſen, daß dies große Auswirkungen in
Norddeutſchland, herbeiführen würde. Es mußte daher eine
Stellung eingenommen werden, in der man möglichſt geſichert
war. Das konnte nur Mitteldeutſchland ſein. Dem ſächſiſchen
Miniſterdräſidenten gegenüber iſt zum Ausdruck gebracht worden,
daß man keine Landesregierung anerkennen
könne, in der ſich Kommuniſten befänden. (Große
Unruhe bei den Kommuniſten.) Die kommnniſtiſche
Fraktion in Sachſen hatte eine ſcharfe Fampf=

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 24. November 1923.

Nummer 3

anſage gegen die Militärbefehlshaber erlaſſen,
das konnte ſich die Reichsregierung nicht gefallen laſſen. (Der
Miniſter wird fortdauernd durch lärmende Zwiſchenrufe der
Kommuniſten unterbrochen, die ſich dicht an die Rednertribüne
herangedrängt haben. Vizepräſident Dr. Bell greift wiederholt
ein und erſucht die Abgeordneten, ihre Plätze einzunehmen.) Die
Kontrollausſchüſſe haben in durchaus unzuverläſſiger
Weiſe in das Wirtſchaftsleben eingegriffen. Es mußte unter
allen Umſtänden Ordnung geſchaffen werden. (Erneuter Lärm
bei den Kommuniſten.) In der Zuſammenarbeit zwiſchen
Militär= und Verwaltungsbehörden iſt unendlich viel geleiſtet
worden.
Die Uebertragung der vollziehenden Gewalt an den General
v. Seeckt hatte den Sinn, gegen jeden Verſuch eines gewalt=
ſamten
Umſturzes Front zu machen.
Zu den einzelnen ſächſiſchen und thüringiſchen Beſchwerben
erkläre auch ich: Wer einen Wehrloſen mißhandelt,
iſt ehrlos. Für eine Truppe gibt es nichts Schmählicheres,
als wenn ſie ihre Waffen mißbraucht. Jeder derartige Miß=
handlungsfall
muß den ordentlichen Gerichten überwieſen wer=
den
. Der Miniſter bezeichnet im übrigen die Beſchwerden über
Mißhandlungsfälle als außerordentlich übertrieben. Stadträte,
die behauptet haben, daß ihnen von einem Offizier Schläge an=
geboten
worden ſeien, haben dieſe Behauptung vor Gericht
zurücknehmen müſſen. (Hört, hört!) Die thüringiſche Regierung
ſei bisher nur wegen zweier Fille vorſtellig geworden. Von allen
anderen geſtern vorgetragenen Beſchwerden perſönlicher Art ſei
im Reichstoehrminiſterium nichts bekannt. (Hört, hört! bei der
Mehrheit.) Der angeblich ſo ſchlecht behandelte Studienrat hat
dem Militärbefehlshaber ein Dankſchreiben wegen der erlittenen
Behandlung geſchict. Dagegen ſei ein Unteroffizier beſtraft wor=
den
, der deſſen Frau durch Annäherungsverſuche beläſtigt hatte,
weil er ſie für ein Dienſtmädchen hielt. (Schallende Heiterkeit.)
Die Behauptung, daß die Ernährung Thüringens, durch die
Thüringer Getreidegeſellſchaft behindert werde, iſt lediglich eine
Agitationsphraſe. Der abgelehnte Sachverſtändige wurde
nicht wegen einer angeblichen Getreideſchiebung von der Geſell=
ſchaft
abgelehnt, ſondern weil er ein Stahlhelmabzeichen trug.
Die gaize Angelegenheit iſt der Staatsanwaltſchaft übergeben.
Zivil= und Militärbehörden müßten in engſter
Verbindung arbeiten.
Abg. Roſenfeld (Soz.) bezeichnet den militäriſchen Aus=
nahmezuſtand
in einem demokratiſchen Staat als ein Unding.
Die Gewaltherrſchaft des Militärs wachſe mit jedem Tag. Die
Arbeiterbataillone beſtänden nur in der Phantaſie des. Wehr=
miniſters
. Der Redner erhebt ſcharfen Einſpruch gegen
das Verbot der Kommnniſtiſchen Partei. Der
Reichswehr gebühre nicht Dank, ſondern ſcharfer
Proteſt.
Der thüringiſche Miniſterpräſident Fröhlich wendet ſich
gegen die Ausführungen des Wehrminiſters und erhebt
Beſchwerde gegen das Auftreten derReichswehr.
Abg. Fröhlich (Kom.) erklärt, die Kommuniſtiſche Partei
pfeife auf das Verbot und werde alle Opfer auf ſich nehmen,
ſelbſt wenn die Führer den Weg der Roſa Luxemburg gehen
müßten. Der Redner verlieſt eine längere Erklärung, in der
zum Schluß zum bewaffneten Widerſtand gegen die Militär=
diktatur
aufgefordert wird. (Lebhafte Zuſtimmung bei den Kom=
muniſten
, die ſich auf die Aufforderung des Abg. Koenen von
den Sitzen erheben und ein dreifaches Hoch auf die dritte Inter=
nationale
ausbringen. Als die anderen Abgeordneten darauf in
ſchallendes Gelächter ausbrechen, ruft ihnen Abg. Höllein zu:
Idiotenpack!
Abg. Wegmann (bei keiner Fraktion) forbert die Räumung
Sachſens und Thüringens von der Reichswehr.
Abg. Henning (deutſch=völkiſch) verteidigt ſich gegen den
Vorwurf des Reichswehrminiſters, ſeine Partei hade mit den
Kommuniſten verhaudelt. Irgendwelche Vorbereitungen zu Ver=
einbarungen
ſeien nicht getroffen worden. Der Redner gibt offen
zu, daß ſeine Partei das Gelingen des Hitler=Putſches gewünſcht
hätte. Das ſei aber kein Anlaß zu einem Verbot. Mit Bajo=
netten
werde man die Bewegung nicht hemmen können.
Damit ſchließt die Ausſprache. Da viele 2ihzeorduete an
der Beerdigung des Reichsbankpräfidenten teilnehnen, wird die
Sitzung um 7 Uhr unterbrochen und die Abſtimniung üher das
Vertrauensvotum auf ½8 Uhr angeſetzt.
Die Sitzung wird um ½8 Uhr vom Präſidenten wieder
eröffnet. Am Regierungstiſch haben ſich der Reichskanzler Dr.
Streſemann, Reichswehrminiſter Dr. Geßler, Innenminiſter Dr.
Jarres, Arbeitsminiſter Dr. Brauns und der Miniſter für die be=
ſetzten
Gebiete Fuchs eingefunden. Sämtliche Tribünen ſind
außerordentlich ſtark beſetzt. Die Bänke der Abgeordneten weiſen
dagegen Lücken auf. Ueberall haben ſich disputierende Gruppen
gebildet. Der Präſident ſtellt zunächſt das Vertrauensvotum zur
Abſtimmung, das von der Deutſchen Volkspartei, den Demokraten
und dem Zentrum geſtellt iſt.
Die Abſtimmung iſt namentlich. Dagegen ſtimmen die
Sozialdemokraten, die Kommuniſten und die Deutſchnationalen.
Die Bayeriſchen Bauernbündler enthalten ſich der Abſtimmung.
Die Bayeriſche Volkspartei ſtünmt gegen das Vertrauensvotumt.
Einige Mitglieder enthalten ſich der Stimme.
Das Ergebnis der Abſtimmnng iſt folgendes: Es
wurden abgegeben insgeſamt 392 Karten. Davon ſtimmten
mit Ja 155, mit Nein 230. Sieben Abge=
ordnete
haben ſich der Stimme enthalten. Das
Vertrauenspotum iſt alſo abgelehnt.
Die Mißtrauensanträge ſind, damit erledigt.
Das Abſtimmungsergebnis wird von dem ganzen Hauſe ſtill=
ſchweigend
entgegengenommen. Der Reichskanzler und die
Reichsminiſter verlaſſen ſogleich den Saal.
Der ſozialdemokratiſche Antrag auf Aufhebung der
Ausnahmeverordnung des Reichspräſidenten wird gegen die bür=
gerlichen
Parteien abgelehnt. Abgelehnt werden ferner die kom=
muniſtiſchen
Anträge auf Rückgängigmachung der Zeitungsver=
bote
, auf Aufhebung des Oberbefehls des Generals v. Seeckt
und auf Einſetzung eines Unterſuchungsausſchuſſes gegen die
Reichswehr. Für einen kommuniſtiſchen Antrag auf Einleitung
des Hochverratsverfahrens gegen Kahr, Ludendo ff, Loſſow und
Hitler ſtimmen mit den Antragſtellern die Sozialdemokraten, ein
Teil der Demokraten und Frau v. Oheimb. Da das Ergebnis
der Abſtimmung zweifelhaft iſt, muß der Hammelſprung ſtatt=
finden
. Der Antrag wird mit 193 gegen 166 Stimmen abgelehnt.
(Beifall rechts, Pfuirufe links.)
Abg. Peterſen (Dem.) gibt zur Abſtimmüng eine Er=
klärung
ab und betont, daß diejenigen, die gegen den Antrag ge=
ſtimmt
haben, nicht etwa wünſchen, daß nicht mit aller Energie,
Schärfe und Rückſichtsloſigkeit gegen diejenigen Perſonen in
Deutſchland vorgegangen wird, die ſich des Hochverrats ſchuldig
gemacht haben. Seine Fraktion habe von jeher auf dem Stand=
punkt
geſtanden, daß es das Verkehrteſte und Underantwortlichſte
ſei, wenn ein politiſches Parlament in die Juſtiz eingreife. ( Zu=
ſtimmung
bei den kürgerlichen Parteien.) Heute hat es Freund
Geßler, wie ich glaube, unter allgemeiner Zuſtimmung des Hau=
ſes
getadelt, daß der ſächſiſche Landtag in ein Juſtizverfahren
in Sachſen eingegriffen hat. (Unruhe.)
Präſident Loebe erhält die Ermächtigung, die uächſte
Sitzung anzuheraumen und ihre Tagesordnung zu beſtimmen,
nachdem die Folgerungen aus der heutigen Abſtimmung ge=
zogen
7 d. Schluß 8,15 Uhr.
Ausſetzung der Reichstagsſitzung.
* Berlin, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Der Aelteſtenrat des
Reichstages hat in ſeiner heutigen Sitzung, die er während der
Plenarſitzung abhielt, beſchloſſen, für den Fall, daß das Ver=
trauenspotum
für das Kabinett Streſemann abgelehnt wird, die
Sitzungen des Reichstages ſo lange auszuſetzen, bis die neue Re=
gierung
gebildet iſt.

Vom Tage

Eutgegen bereits verbreiteter Nachrichten, daß verſchiedene For=
mationen
der Reichswehr aus Weimar, abgeruekt ſeien, iſt feſtzuſtellen,
daß lediglich ein Abzug von verſchiedenen Stäben erfolgt iſt, während
die Reichswehr in Weimar verbleib
Die im Laufe der Woche in Mainz zwiſchen Kreiſen der deutſchen
Reichsbahn und der franzöſiſch=belgiſchen Regie geführten Ver=
handlungen
ſind auf einige Tage unterbrochen worden. Die
Forderungen der Regie bedürfen einer eingehenden Prüfung in Berlin.
Es iſt damit zu rechnen, daß die Verhandlungen im Laufe der näch=
ſten
Woche fortgeſetzt werden,
Wie wir von zuverläffiger Seite erfahren, haben die am Donuers=
tag
wieder aufgenommenen Verhandlungen der deutſchen
Juduſtriellen mit der Mienm nunmehr zum Abſchluß
eines Abkommens geführt.
Vergaugene Nacht wurde ein Bombenanſchlag auf das
Gebände des Bezirksamtes
ſſen verübt, wobei
ein großes Mauerſtück herausgeriſſen und 30 Fenſterſcheiben und Türen beſtrebt iſt, Soldaten der Wehrmacht zum
eingedrückt wurden. Perſonen ſind nicht zu Schaden gekommen. Die
Bewengründe der Tat ſind noch gänzlich unaufgeklärt. Eine Belohnung
von 500 Goldmazk iſt für die Ergreifung des Täters ausgeſetzt worden.
Auf der deutſchen Votſchaft in Moskau fand ein Eſſen
zu Ehren Tſchitſcherins ſtatt. Es nahmen u. a. teil: der per=
ſiſche
Botſchafter, ferner vom Volkskommiſſariat für Auswärtiges der
ehentalige Vertreter Sowjetrußlands in Berlin, Viktor Kopp und der
Vertreter der Weſtabteilung Stange, der Chef des Protokolls Folrinſki,
von deutſcher Seite außer den Mitgliedern der Botſchaft der
deutſche Geſandte in Perſien, Graf Schulenburg, und der deutſche Ge=
ſandte
in Litauen, v. Olshauſen.
In Wien hat ein Komitee, beſtehend aus den Wiener unpolitiſchen
Klubs, beſchloſſen, am 2. Dezember einen internationalen Tag
abzuhalten zur Bekundung der Sympathien für das not=
leidende
geiſtige Deutſchland.

Fraktionsſitzungen.
I Berlin, 23. Nov. Nach Schluß der Pleuarſitzung des
Reichstags traten noch die Fraktionen des Zentrums und der
Deutſchen Volkspartei zuſammen. Die Sitzung des Zentrums
dauerte nur kurze Zeit. Man beſchäftigte fich mit inneren An=
gelegenheiten
. Die allgemeine politiſche Lage wurde noch nicht
erörtert. Die von den Sozialdemokraten angeſetzte Fraktions=
ſitzung
wurde abgeſagt. Die Deutſche Volkspartei erörterte in
mehrſtändiger Sitzung die politiſche Lage und die Regierungs=
nenbildung
. Sie ſetzte ihre Beratungen auch fort, als ihr Füh=
rer
Dr. Schelz um 10 Uihr abends zum Reichspräſidenten be=
rufen
wurde.
Die Fraktionsführer bein Reichspräſidenten.
* Berlin, 23. Nod. (Priv.=Tel.) An der Beſprechung,
die heute am Spätabend beim Reichspräſidenten ſtattfand, nah=
men
u. a. teil: von den Deutſchnationalen der Abg. Hergt, von
der Deutſchen Volkspartei Scholz, von den Demokraten Peterſen,
von der Bayeriſchen Volkspartei Leicht und von den Sozialdemo=
kraten
Hermann Müller.
Die Demiſſion des Kabinetts Sireſeinann.
* Berlin, 23. Nov. (Briv.=Tel.) Nach Schluß der Plenar=
ſitzung
emrſieg Reichskanzler Dr. Streſemann nacheinander, die
in= und auskändiſche Preſſe und begab ſich hierauf zum Reichs=
präſidenten
, ihm die Demiſſion des Gefamtkabinetts zu über=
reichen
.
* Berlin, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Amflich wird mitge=
teilt
: Nach der Abſtimmung im Reichstag hat der Reichskanzler.
eine kurze Miniſterbeſprechung abgehalten und ſich hierauf zum
Reichspräſidenten begeben, um ihm die Demiſſion des Geſamt=
kabinetts
zu übereichen.
Streſemann überreicht ſeine Demiſſion.
* Verlin, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Der Reichspräſident
hat die Demziſſien des Geſamtkabinetts angenommen. Auf ſei=
nen
Wunſch hat Dr. Streſemann ſich bereit erklärt, die Geſchäfte
des Kabinets bis zur Neubildung der Regierung weiterzuführen.
Unmittelbas darauf hat der Reichspräſident den Präſidenten des
Reichstags, Loebe, empfgngen. Er wird im Laufe des heutigen
Abends auch Befprechungen mi: den Parteiführern einleiten.
Keine Aufrolleeng der Koalitionsfrage in Preußen.
* Berlin, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Durch die Preſſe läuft
die Nachricht, daß die Fraktion der Deutſchen Volkspartei im
preußiſchen Landiag die Abſicht habe, heute dem Miniſterpräſi=
denten
Braun von ihrem Ausſcheiden aus der Koalition Mit=
teilung
zu machen. Dieſe Nachrichten eilen, wie wir erfahren,
zum mindeſten den Tatſachen voraus. Welche Folgerung die
Landtagsfraktion aus einer Aenderung der politifchen Lage
ziehen wird, ſteht noch dahin. Beſchlüſſe ſind noch nicht gefaßt
worden, da die Fraktion zurzeit nicht in Berlin verſammelt iſt.
Verhandlungen der Rheinlandkommiſſion mit
der chemiſchen Induſtrie.
* Köln, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Die deutſche Kriegslaſten=
kommiſſion
hak kürzlich von einem Abkommen Kenntnis genom=
men
, das am 10. November zwiſchen der Rheinlandkommiſſion
und der Intereſſengemeinſchaft der Fabriken für Farbſtoffe,
Chemikalien und pharmazeutiſche Produkte abgeſchloſſen wor=
den
iſt. Die Reichsregierung hat dazu bei dem Wiederherſtel=
lungsausſchuß
beantragt, die in dieſem Abkommen vereinbarten
Leiſtungen alsbald nach ihrer Feſtſtellung Deutſchland auf das
Wiederherſtellungskonto gutzuſchreiben. Wie wir dazu von
unterrichteter Seite hören, bedarf dieſes Abkomen noch einer
Ergänzung durch Verhandlungen mit der Mieum über Verrech=
nung
der rückſtändigen Kohlenſteuer für die dem Konzern gehö=
renden
Stein= und Braunkohlenzechen. Obſchon dieſes Abkom=
men
allen im beſetzten Gebiet liegenden deutſchen Teerfarbfabri=
ken
außerordentlich ſchwere Laſten auferlegt, ſo beendet es doch
vorerſt einen ſeit dem Ruhreinbruch beſtehenden und ſich von
Monat zu Monat in ſeinen Wirkungen auf die betroffenen Fir=
mien
verſchärften Zuſtand, der wegen des Unterbindung des Ver=
ſandes
, der weitgehenden Abſchnürung der Einfuhr, ſowie ferner
der Gefahr ſtändig erneuter Beſchlagnahme zwangsläufig zur
gänzlichen Stillegung der Werke und folglich zur Erwerbsloſig=
keit
von mehreren zehntauſend Arbeitern und Angeſtellten ge=
führt
hätte und der bei den meiſten Werken tatſächlich ſchon ganz
erhebliche Einſchränkungen verurſacht hat. Die Farbſtoffinduſtrie
hat dieſe ſchwere Belaſtung vorläufig für die Dauer von drei
Monaten übernommen, weil ſie ihre Werkangehörigen gerade
in dieſer ſchweren Zeit vor der Erwerbsloſigkeit bewahren
wollte. Auf die Dauer dieſe Laſten zu tragen, iſt der Induſtrie
jedoch ganz unmöglich. Es iſt daher unbedingt notwendig, daß
wenigſtens nach dem Ablauf der Vertragszeit eine weſentliche
Venderung der Bedingungen eintritt,

onen
Ein Beicht ver Sinelais d. Sef
Verbot der koinmuniſtiſchen, nationel=fo
ſtiſchen und deutſch=völkiſchen Pariei im ge
Reich.
Berlin, 23. Nov. Durch einen Befehldes Gen
v. Seeckt, ſind für das ganze Reichsgebiet aufgelz
verboten: Sämtliche Organiſationen und
tungen der Kommuniſtiſchen Partei Deutſchlan=
kommuniſtiſchen
Jugend und der kommuniſtiſchen Inte
nale. In der Begründung wird geſagt:
Durch die Vorkonuniſſe in Sachſen, Hamburg u.
ringen iſt erwieſen, daß die Kommuniſtiſche
horſam gegen Vorgeſetzte und die Bevölkerun
Widerſtand gegen die Anor nungen der Reichs
und der vollziehenden Gelvalt zu verleiten und du
neralſtreik und bewaffneten Aufſtand die
ſungsmäßige Staatsform des Deutſchen Reiches umz
Die koyununiſtiſche Jugend hat ſich an dieſen Beſtre
durch die Tat und durch mründliche und ſchriftliche Kun
gen beteiligt. Die Dritte Internationale, der die
ſtiſche Partei Deutſchlands angehört, hat die
ebenfalls begünſtigt und für ſie durch Schriften geworbe
Ebenſo ſind verboten ſämtliche Organiſationen der N.
nalſozialiſtiſchen Arbeiterpartei und der De
völkiſchen Freiheitspartei.
Die Begründung beſagt: Die Nationalſoziali
beiterpartei hat es unternommen, Soldaten der
zum Ungehorſam zu verleiten und die Reg
Deutſchen Reiches durch bewaffneten Aufſt
zen. Die Deutſchbölkiſche Freiheitspartei veitritt
Ziele wie die Nationalſozigliſtiſche Arbeiterpartei.
ter v. Graefe hat an dem Umſturz in München teil=
ihn
öffentlich ausdrücklich gebilligt und dabei die
Wehrmacht zum Ungehorſam aufgefordert.
Die Ausführung des Befeßis.
Dresden, 23. Nov. Im Anſchluß an die Verord=
des
Generals v. Sceckt üher die Auflöſung der lommunf
nationalſozialiſtiſchen und deutſchvölkiſchen Organiſatione
Einrichtungen wurden der Verlag und die Druckerei
ſchen Arbeiterzeitung in Leipzig und des Kämt
in Chemnitz bereits geſtern abend durch Reichswehr be
Die Leitung der heute vormittag im ganzen Reiche
erfolgten Durchführungdes Verbotsliegt im
ſtaat Sachſen in den Händen der Staatspol
derwaltung und des Landeskriminalamts
Freiſtaat Sachſen ſind damit 15 Preisdirektoren, in den
rungsbezirken Merſeburg und Magdeburg 13 Landräte
Polizeibehörden der kreisfreien Städte beauftragt.
Die Beiriebsſeitung der K. B.D. Grolf
Thüringens feſtgenomnzen.
Erfürt, 23. Nov. Nach einer Miteilung des Poli=
diums
wurde die nach Eintreffen der Reichswehr in
flüchtig gewordene Betriebsleitung der 9.
Großthüringen, insgeſamt 5 Perſonen, die ſämtlich
gemeldet hier wohnten und zum Teil keine Papicre hatten
morgen feſtgenommen. Zahlreiches
wurde beſchlagnahmt.
Kahr iſt nicht die bayeriſche Regierung
Regensburg, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Der Regen
ger Anzeiger, das Organ des Abg. Held, des Führers der
riſchen Volkspartei, erklärt, es ſei ein ſchwerer Irrtum,
man glaube, Herr d. Kahr ſei die bayeriſche Staatsregi
oder verkörpere ſie. Die bayeriſche. Regierung ſei das Ka
Kuilling, und Her v. Kahr amtiere nicht kraſt ſeines Amtes
dern weil ihm ſeine Gewalt durch die Staatsregierung
tragen ſei. Auch alles, was weiter zu geſchehen habe, hab
rerfaſſungsmäßig zu vollziehen. Jede andere Tat wär
ſetzlich und zu verwerfen.
Plünderungen in Köln.
* Köln, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Auch heute kam es tr
in den Straßen Kölns zu größeren Plünderungen. In
Vorort wurden verſchiedene Wagen angehalten und beraubt
Polizei trieb die Plünderer mit blanker Waffe zurück.
wurde eine Perſon verletzt. Die Unruhen dauern noch
Unruhett in Düſſeldorf.
Düſſeldorf, 24. Nov. (Wolff.) Geſtern abend ta
zu neuen Ruheſtörungen. In Derendorf hatten ſich halb.
ſige Burſchen zuſammengerottet und bedrohten die Geſchäfte.
die Polizei eingriff, flohen die Plünderer und zertrümm
auf der Flucht, uamentlich in der Moltkeſtraße, eine große
zchl Schaufenſter. Ein Polizeikommando wurde bei ſeinem
treffen ſofort unter Feuer genommen. Als die Polizei ihrer
feuernd vorging, ergriffen die Plünderer die Flucht. Eine
ſon konnte feſtgenommen werden. Ein anderer Plünderer
tödlich getroffen. Bei beiden wurden Schußwaffen mi
tion vorgefunden. Wie ein Mitglied der Sanitätstolony
det, wurden zahlreiche Verwundete in die benachbarten
gebracht. Auf dem Marktplatz von Oberbild wurde ein !
des Selbſtſchutzes angefallen und ſchwer bedroht, worauf
von der Schußwaffe Gebrauch machte und einen An=
erſchoß
.
Zuſammenſtöße mit der Polizei.
Gladbeck, 23. Nod. Geſtern nachmittag verſammielter
die Bergarbeiter ſämtlicher Zechen auf dem M
platz, um ſich zu einem Demonſtrationszug zum Nathau,
gruppieren. Es kam zu Zuſammenſtößen mit Pol;
wobei es einen Toten und miehrere Verwundete gab.
iſt wieder hergeſtellt.
Radikale Treibereien in Berſin.
Berlin, 23. Nov. Jn Neukölln verſuchten
abend etwa hundert jüngere Burſchen eine Verſammlung
Gruppe des Bismarckbundes zu ſprengen. Als
zufällig im Lokal anweſender Polizeioffizier das Ueberfallt
mando herbeirufen wollte, ſtellze ſich heraus, daß die Telepl
nitten worden war. Die Me
leitung von einem Burſchen z.
drang in das Lokal ein unddW kam zu einer ſchwer
Schlägerei. Aus der M). der Angreifer fielen Schüſ
von denen einer dem Polz,
ioffizier in den Unt
leib drang. Als das von
rer Seite benachrichtigte Uel

fallkommando erſchien, flohe, e Burſchen; einer wurde fe
nommen. Der ſchververletzte
haus übergeführt.

lizeioffizier wurde ins Kran=

Lebensmitteſplünderungen in Berlin.
* Berlin, 23. Nov. (Wolff.) An verſchiedenen Stellen
Stadt iſt es heute vormittag wieder zu Plünderungen gekomm
Im ganzen wurden drei Schlächtereien und ebenſo viele Ba
reien heimgeſucht. Vor den Schlächtereien zerſtreute die Pol=
eine
große Menſchenanſammlung, ehe es zum Plündern

[ ][  ][ ]

imnuter 325.

Daumſtädter Tagblait, Samstag, den 24. Robember 1923.

Seite 3.

vointaré vor der Kammer.
Kammer ſpricht Aoincaré ihr Vertrauen aus.
aris, 23. Nov. (Wolff.) Die Kammer hat im Anſchluß
heutige Interpellationsdebatte mit 500 gegen 70 Stimmen
agesordnung angenommen, die das Verhalten der Regie=
7 der Botſchafterkonfernz billigt und ihr das Vertrauen
icht.
aris, 23. Nop. (Wolff.) In der heutigen Kammer=
wurde
die Debatte über die Interpellationen, betreffend
1ßenpolitik der Regierung, fortgeſetzt. Zu Beginn der
g erklärte Poincaré, die Lage der Eiſenbahnen im be=
Gebiet habe ſich gebeſſert. 43 500 deutſche Eiſenbahner
on der Regie eingeſtellt worden. Die Zahl der Induſtriel=
e
Abkommen ſchlöſſen, ſei geſtiegen. Die Kohlenproduk=
i
auf 2 Millionen Tonnen Kohlen und auf 1½ Millionen

n Koks geſtiegen. Tauſende von deutſchen Arbeitern ſeien
lig gekommen. Frankreich und Belgien hätten die Abſicht,
den Alliierten den Ertrag der Ausbeute des beſetzten Ge=
zu
teilen. Reichskanzler Dr. Streſemann habe die Wahr=
ark
entſtellt, als er das Gegenteil behauptet habe. Bei
letzten Rede habe der Reichskanzler auch von einer neuen
hen Konſtellation geſprochen. Seine Worte bewieſen aller=

eine mehr ſcheinbare als tatſächliche Unkenntnis des wah=
ichverhalts
. Er ging dann zur Rückkehr des Kronprinzen
deutſchland über und nannte ſie eine wahrhafte. Heraus=
ing
der Alliierten. Die Verbannung des Kronprinzen ſei
em Vertrag nicht möglich, teil der Kronprinz auf den
verzichtet habe. Die Wiederaufrichtung der Hohenzollern=
ie
wäre eine nicht zu duldende Bedrohung des europäiſchen
ns. Heute aber tpüßten die Alliierten Frankreichs und
Freunde, daß die franzöſiſche Kammer einmütig dieſe Mei=
jebilligt
habe. Es ſei notwendig, feſtzuſtellen, wie unbefrie=
das
Kollektivergebnis der von den Alliierten beſtimmten
ahmen geweſen ſei. Ich habe, ſo fuhr Poincaré fort, be=
gegeben
, was wir zu tun haben, um unſere Sicherheit zu
rleiſten. Poincaré erinnert an die Vorſchläge, die die
ſiſche Regierung 1919 gemacht habe, um die Sicherheits=
zy
ie am linken Rheinufer zu erzielen, ohne daß von Sank=
die
Rede geweſen ſei.

Rom gegen Poincaré.

Rom, 23. Nov. (Priv.=Tel.) In den Kreiſen der Kon=
iſt
man über das Kompromiß, welches in den Noten der
afterkonferenz an Deutſchland zutage tritt nicht gerade be=
t
. Man betrachtet es aber als einen Notbehelf, um aus
ir Poincarés Politik hervorgerufenen Schwierigkeiten mit
id herauszukommen. Man iſt ſich nicht im Unklaren dar=
daß
ſich Poincaré eine Hintertür offengelaſſen hat, um auf
Rechnung ſeine Sanktionspolitik weitertreiben zu können.
ſagt ſich aber, daß der geſchloſſene Wille der übrigen Ver=

ten genügen werde, um eine Wiederholung von Vor=

in wie jene der Blockade von Hamburg und Beſetzung von
furt zu verhüten. Italien werde ſich auf keinen Fall dazu
men laſſen, einer ſolchen Gewaltpolitik, die die heutigen
ide ins Unendliche verlängern würde, den Weg zu ebnen.

arfe Stellung amerikaniſcher Kreiſe gegen
Poincaré.
ondon, 22. Nov. (Wolff.) Reuter berichtet aus Neu=
amtliche
Kreiſe in Waſhington nähmen ſcharf Stel=
gegen
Poincarés Widerſtand gegen die vorge=
ine
internationale Sachverſtändigenunterſuchung der deut=
Zahlungsfähigkeit. Es werde darauf hingewieſen, daß
reich, obwohl es kein Angebot gemacht habe, um ſeine
gen zu fundieren, und mit ſeiner Politik Reparations=
igen
durch Deutſchland faſt unmöglich gemacht habe, mili=
e
Anleihen von faſt 80 Millionen Pfund Sterling an kleine
nen Europas gegeben habe, die größte Armee in der Welt
ht erhalten und die mächtigſte, je dageweſene Luftflotte ge=
jabe
.
Das Wiederaufleben der Entente.
London, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Die engliſche Preſſe
tiert mit großer Befriedigung die in der Botſchafterkonfe=
rzielte
franzöſiſch=engliſche Uebereinſtimmung. Vor allem
die Unterſtützung begrüßt, die Italien dem engliſchen
punkt hat angedeihen laſſen, ebenſo das Bemühen der eng=
Regierung, zu einer Einigung der Verbündeten beizu=
i
. Auch Jules Cambon erntet Lob dafür, daß es ihm ge=
nſei
, Poincaré verſöhnlicher zu ſtimmen. Die Morningpoft
)t: Die Bedeutung dieſer Uebereinkunft körien wir an den
n ermeſſen, die ohne ſie entſtanden wären, nämlich ein
er Bruch zwiſchen England und Frankreich und die Mög=
t
einer neuen franzöſiſchen Sonderaktion gegen Frankfurt.
ſolchen Umſtänden wäre vielleicht eine Kluft entſtanden, die
Verhandlungen nicht mehr zu überbrücken vermocht hätten.

pok
Deutſche Seinter in patis.
Eine Sitzung der Reparationskommiſſion.
Paris, 23. Nov. (Wolff.) Ueber die heutige Vollſitzung
der Reparationskommiſſion iſt folgendes Communigué ausge=
geben
worden: Die Reparationskommiſſion iſt heute vormittag
um 10,15 Uhr unter dem Vorſitz Barthous zuſammengetreten,
um gemäß ihrer Entſcheidung vom 13. November die deutſchen
Vertreter anzuhören. Die deutſche Delegation ſetzt ſich wie folgt
zuſammen:
Staatsſekretär Fiſcher, Kriegslaſtenkommiſſion, Meyer,
Litter, Kriegslaſtenkommiſſion, v. Frandt, Reichsfinauz=
miniſterium
, Dorn; Reichsfinanzminiſterium, Wolf, Reichs=
verkehrsminiſterium
, Reichert, Reichswirtſchaftsminiſterium,
Schöffer, Reichswirtſchaftsminiſterium, Simon, Auswär=
tiges
Amt, und Michaelis als Dolmetſcher. Der Vorſitzende
wies darauf hin, daß ſich die deutſche Regierung mit den ver=
ſchiedenen
Fragen, die in den Noten vom 24. Oktober und 2. No=
vember
behandelt wurden, befaßt habe und fordert die deutſchen
Vertreter auf, die gewünſchten Ausführungen zu den in den
Noten aufgeworfenen Fragen zu geben.
Im Namen der deutſchen Delegation gab Staatsſekretär
Fiſcher zunächſt einen Ueberblick über die Notlage Deutſchlands
auf finanziellem und wirtſchaftlichen Gebiet, über ihre Urſachen
und ihre Rückwirkung auf die deutſche Leiſtungsfähigkeit. Er
hat den Standpunkt der deutſchen Regierung, daß die Ruhr=
beſetzung
rechtswidrig ſei, erneut hervorgehoben und wies darauf
hin, daß nur die Wiederherſtellung der Einheit der deutſchen
Wirtſchaft die Finanzen in Ordnung bringen und die Leiſtungs=
fähigkeit
Deutſchlands wieder heben könnte. Aufgabe der deut=
ſchen
Delegation ſei es, die ergriffenen und beabſichtigten Maß=
nahmen
zur Sanierung der Finanzen und der Währung ein=
gehend
darzulegen, ſo z. B., wie die Umſtellung der Staatsein=
nahmen
erfolgte, die äußerſte Einſchränkung der Ausgaben unter
Zurückdrängung wohlerworbener Rechte und Fürſorgemaßnah=
men
ſowie die Stillegung der Notenpreſſe. Er hat darauf aus=
einandergeſetzt
, daß die Notwendigkeit, dieſe Reform durchzu=
führen
, die deutſche Regierung zu einem Eingreifen in die Sach=
lieferungsverträge
gezwungen habe. Der deutſche Delegierte gab
ſchließlich kurz Kenntnis von dem Inhalt einer von ihm gleich=
zeitig
überreichten Denkſchrift zu der belgiſchen Studie. Er er=
klärte
, daß dieſe Studie unter den allgemeinen Vorausſetzungen
eine geeignete Grundlage für Verhandlungen zur Löſung des
Reparationsproblems bilden könne. Schließlich wies er in ein=
dringlichen
Worten auf den ungeheuren Ernſt der Stunde hin
und appellierte an das Verantwortungsgefühl der Reparations=
kommiſſion
.
Verhandlungen über die Maſſenkundigungen.
Köln, 23. Nop. Wie aus Eſſen berichtet wird, hat der
preußiſche Miniſter für Handel und Gewerbe für Montag, den
19. November, zur Beſprechung der von den Zechen des Nuhr=
gebietes
ausgeſprochenen Maſſenkündigungen eine Sitzung nach
Hamm einberufen. Außer dem Handelsminiſter waren die
Demobilmachungsbehörden in Düſſeldorf, Arnsberg und Münſter
ſowie das Oberbergamt Dortmund und vier Bergarbeiterverbände
vertreten. Der Zechenverband hatte keinen Vertreter geſchickt. Im
Mittelpunkt der Verhandlungen ſtand nach der Eſſener Arbeiter=
zeitung
der vom Zechenverbande bei der oberſten Demobil=
machungsbehörde
geſtellte Antrag, die einzelnen Inhaber oder
Leiter von gewerblichen Betrieben, die wenigſtens 20 Arbeiter
beſchäftigen, durch eine allgemeine Entſcheidung von Anzeigen
der Betriebsſtillegungen bei der zuſtändigen Demobilmachungs=
behörde
zu entbinden, d. h. die oberſte Demobilmachungsbehörde
möge genehmigen, daß die Betriebsinhaber oder =Leiter berech=
tigt
ſeien, eine teilweiſe Betriebsſtillegung ohne Einhaltung der
vierwöchigen Friſt vorzunehmen. Dadurch würden auch die vom
Zechenverband veranlaßten Kündigungen rechtskräftig. Die Ver=
treter
der Bergarbeiterverbände beſtritten nachdrücklich die Not=
wendigkeit
für eine ſolche allgemeine Entſcheidung und bean=
tragten
, daß Anträge wegen Stillegung der Betriebe und Kündi=
gung
von Arbeitern und Angeſtellten an die zuſtändigen Demobil=
machungsbehörden
zu ſtellen ſeien, um prüfen zu können, ob die
von den Zechen gegebene Begründung den Tatſachen entſpreche.
Die Vertreter der Behörden kamen nach Lage der Verhältniſſe
zu der Erkenntnis, daß dem Antrage des Zechenverbandes erheb=
liche
Bedenken ſowohl rechtlicher als auch ſachlicher Art ent=
gegenſtünden
. Die Demobilmachungsbehörden beauftragten die
anweſenden Vertreter des Oberbergamtes, ihren Bergrevier=
beamten
daron Kenntnis zu geben, daß ſie bevollmächtigt ſeien,
Anträge über Betriebsſtillegungen, ſowie über Arbeitnehmer=
kündigungen
entgegenzunehmen und die erforderlichen Unter=
lagen
, die zu den beabſichtigten Maßnahmen Veranlaſſung ge=
geben
haben, zu prüfen und zu klären. Zu dieſer Prüfung wer=
den
Betriebsvertreter ſowie Sachverſtändige gemäß den geſetz=
lichen
Beſtimmungen hinzuzuziehen ſein.

Separatiſten und Franzoſen.
Bewaffnete Banden in Ludwigshafen.
Ludwigshafen, 23. Nov. Heute in den frühen Mor=
genſtunden
ſind ſeparatiſtiſche bewaffnete Banden
die von Speyer kamen, auf mehreren Laſtkraftwagen über Mun=
denheim
überraſchend in Ludwigshafen eingedrun=
gen
. Am Bahnhof ſowie an mehreren anderen Stellen wurden
die Schutzleute entwaffnet, jedoch in Freiheit gelaſſen, mit Aus=
nahme
von dreien, die verſchleppt wurden. Das Stadthaus
von Ludwigshafen=Nord wurde von den Sonderbünd=
lern
ſpäter beſetzt. Die Polizei wurde um 10 Uhr in der
Hauptwache zuſammengerufen und dort von den Franzoſen
entwaffnet, während Polizeirat Probſt und Polizeihaupt=
mann
Buchmann zu einer Beſprechung mit den Franzoſen ge=
laden
waren, ſo daß die Polizei ihrer Führer beraubt war. In
den Straßen von Ludwigshafen geht es ſehr lebhaft zu. Die
Franzoſen haben die Brückentore geſchloſſen, ſo daß der Ver=
kehr
nach Mannheim unterbunden iſt. Die in der
Hand der Sonderbündler befindlichen Straßen wurden von der
Beſatzungsbehörde abgeſperrt.
Der Ueberfall auf Ludwigshafen.
Ludwigshafen, 23. Nov. (Priv.=Tel.) Der Ueberfall
der Sonderbündler auf die Stadt Ludwigshafen hat ſich, wie
uns von zuverläſſiger Seite gemeldet wird, in folgender Weiſe
abgeſpielt: Nachdem in den erſten Vormittagsſtunden die Füh=
rer
der Polizeibeamten feſtgenommen worden waren, kamen
gegen 10½ Uhr vormittags aus der Richtung der Frankenthaler
Straße gegen hundert gut, meiſt mit neuen Armeepiſtolen, be=
waffnete
Sonderbündler an und gleich dahinter eine Kompagnie
franzöſiſcher Soldaten. An Widerſtand ſar unter dieſen Um=
ſtänden
nicht zu denken. Daher wurde das Rathaus Nord, aus
dem bekanntlich unlängſt der deutſche Selbſtſchutz von den Frau=
zoſen
gewaltſam entfernt worden war, von den Eindringlingen
ſofort beſetzt. Von dort aus zogen die Sonderbündler nach dem
Poſtgebäude und zum Stadthaus=Süd. Auf allen wichtigeren
Amtsgebäuden weht jetzt die grün=weiß=rote Flagge. Der ganze
Vorgang hat ſich in weniger als einer Stunde abgeſpielt. Die
Polizei, die zuerſt entwaffnet wurde, verſieht jetzt wieder ihren
Dienſt, jedoch ohne Revolver. Die Beamten der Stadthäuſer
wurden zum Teil mit vorgehaltenem Revolver zur Weiterarbeit
gezwungen. Die Geſchäfte hatten alle geſchloſſen. Die Brücken=
ſperre
iſt im Laufe des Vormittags gemildert worden. Dagegen
wurde eine Nachtverkehrsſperre von abends 7 Uhr bis morgens
6 Uihr verhängt. Die Stadthäuſer waren bis 4 Uhr nachmittags
von den Franzoſen bewacht, die inzwiſchen abgerückt ſind, um
den Sonderbündlern Platz zu machen. Die Zahl der Putſchiſten
läßt ſich nicht genau feſtſtellen. Nachdem ſich den Sonderbünd=
lern
mehr als 1000 Erwerbsloſe allein aus Ludwigshafen ange=
ſchloſſen
haben, handelt es ſich jedenfalls um mehrere tauſend,
in der Mehrzahl füngere Burſehen. Die Vortruppen der Sepa=
ratiſten
, die die öffentlichen Gebäude beſetzten, beſtanden aus
Speyerern. Von amtlicher Seite wird bekannt gegeben, daß von
morgen ab eine Verſchärfung der Brückenſperre angeordnet iſt.
Das Separatiſientreiben im Ruhrgebiet.
* Eſſen 23. Nov. (Priv.=Tel.) Die Separatiſten haben
ihre Abſicht, das Nuhrgebiet einer Rheiniſchen Republik ein=
zubeziehen
, noch nicht aufgegeben. Von der ſogenannten vorläufi=
gen
Regierung iſt ein gewiſſer Bauer zum Konmiſſar für das
Ruhrgebiet beſtimmt worden. Die Separatiſten benutzten die
inneren Unruhen dazu, um in Plakaten, die von dem Sozialkom=
miſſar
der vorläufigen Regierung, Dietz, unterzeichnet ſind, die
Beſeitigung aller wirtſchaftlichen Schwierigkeiten zu verſprechen.
Das Treiben der Separatiſten vollzieht ſich im Ruhrgebiet mei=
ſtens
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit, doch liegen Beweiſe
dafür vor, daß auch hier eine gewaltſame Aktion angeſtrebt wer=
den
ſoll. Für den Fall des Gelingens ſind gewiſſe Separatiſten
beſtimmt, die die wichtigſten Aemter der Eſſener Stadtverwal=
tung
übernehmen ſollen. Weiter iſt von den Separatiſten die
Beſchlagnahme der Rheiniſch=Weſtfäliſchen Zeitung vorgeſehen,
die unter dem Titel Neue Rheiniſche Zeitung als Blatt der
Separatiſten erſcheinen ſoll. Im allgemeinen erſtreckt ſich die
Agitation der Separatiſten auf die Erwerbsloſen. Als Führer
iſt ein gewiſſer Enskat aufgetaucht, der früher bei den Erwerbs=
loſen
eine Rolle zu ſpielen verſuchte. Im allgemeinen ſtehen
aber auch die Erwerbsloſen der ſeparatiſtiſchen Agitation völlig
ablehnend gegenüber. Da die Separatiſten im Ruhrgebiet, be=
ſonders
in Eſſen, mit einem heftigen Widerſtand aller Volks=
kreiſe
rechnen müſſen, erſtreben ſie eine enge Verbindung mit
den Separatiſten im altbeſetzten Gebiet, um zu geeigneter Zeit
mit auswärtiger Hilfe den Vorſtoß ins Ruhrgebiet zu unter=
nehmen
.
Erwerbsloſendemonſtrationen inGelſenkirchen
Köln, 23. Nov. Aus Gelſenkirchen wird ge=
meldet
: Ein nach Tauſenden zählender Zug Erwerbsloſer
bewegte ſich geſtern aus den Außenbezirken in das Stadtinnere.
Dem Zug gingen Kinder voraus, die rote Fahnen trugen.
G

* Bekenntniſſe eines Friedloſen.
(Aus unveröffentlichten Briefen Hermann Löns.)
das tragiſche Schickfal des Dichters Hermann Löns, das
ders in ſeinem Roman Das zweite Geſicht zum Ausdruck
t,hat zu mancherlei falſchen Ausdeutungen Anlaß gegeben.
wahre Menſch dieſer Schmerz= und Notzeit kommt nur
n Briefen zum Ausdruck, die Löns in jenen Jahren ge=
ben
und aus denen Friedrich Caſtelle Einiges in der Berg=
veröffenulicht
. Zerwürfniſſe mit Menſchen, die ihm lieb
1, Feindſchaften, die zu Duellen führten, löſten ihn damals
on Weib und Kind, vom friedlichen Heim und von der
at. Haltlos und friedlos trieb er ſich umher. So ſchreibt
ſeinen Jugendfreund Max Apffelſtadt unter dem Datum
zendswo: am Nimmermehrstage des Niemondes A. Dia=
911: Nun beſitze ich nichts mehr als meine Kleidung und
omplettes Lager ſtaubiger Erinnerungen, lebe weit hinter
hwacz=weiß=roten Grenze, da, wo niemand mich kennt, ver=
mit
keinem Menſchen und gehe meinen Weg als abgekühl=
inzelgänger
. Doch ich kann wieder eſſen und ſchlafen ..
nir nun einer mit oder ohne Abſicht einen Stein an den
del wirft, ein Loch gibt es immer. Ich kann mich durch ein
nicht hindern laſſen, meinem Volke die Zinſen für meine
bung zurückzuerſtatten. Ueber die Entſtehung ſeines Ro=
Der Werwolf ſchreibt er ein andermal: Den Werwolf
b ich in 12 Tagen als halbkranker und von der Swaantje=
we
völlig zerbrochener Mann. Ueberhaupt iſt mir alles, was
Dame ſchimpft, vollkommen unangenehm. Lediglich das
chen und Weib aus dem Volke kann mir noch das. Herz
Anen . Haſt Du mein blödſinniges Buch Der zweckmäßige
er ſchon geleſen? Qualifizierter Unſinn. Dreiviertel ſchrieb
ls toter Mann. Mein nächſter Roman wird ein politiſcher
inftsroman ſein. Dann kommen die Kämpfe ziriſchen Fraſ=
und Sachfen, ganz legendär behandelt, dran, und vorher
ich mein ſtreng ſtiliſiertes Versdrama ſchreiben. Löns
e damals ein unſtätes Wanderleben in der Schweiz und in
rreich. Er taucht in Deutſchland, in Holland und ander=
s
auf, immer wieder fortgepeitſcht von Verfolgern, immer
der Suche nach einer Friedſtätte, an der er ungeſtört ſeine
n Werke ſchaffen könne. Am 20. Dezember 1911 berichtet er
Freunde: Mir geht es, bis auf eine Erkältung, beſſer. Ich
ſchon wieder allein ſein und bekomme Arbeitsluſt. Länger
bis zum Mai möchte ich aber in den Alpen nicht bleiben
deshalb nicht, weil einige hiſtoriſche Romane, die ich vor=

habe, es nötig machen, daß ich dicht bei Niederfachſen bin. Ich
will die Ausrottung der Stedinger Bauern durch den Erzbiſchof
von Bremen und die Kämpfe zwiſchen Sachſen und Franken be=
handeln
. Dazu will ich mich am liebſten, an die weſtfäliſch=
holländiſche
Grenze ſetzen. Denn nach Deutſchland kann ich
vorläufig nicht zurück. Ich habe einem männlichen Klatſchweibe
den Daumen abgeſchoſſen und höre, daß die Sache polizeiwidrig
ſein ſoll. Ich habe dann einer ähnlichen Nummer, die ſich mei=
ner
Piſtole entzog, am hellen Tage ſolange die Backen bearbeitet,
bis er heulend am Boden lag. Ich lebe auf einige Wochen
wieder in Deutſchland bei einem Freunde, heißt es unter dem
18. März 1912, wo ich mir ſo viel Geld zuſammenſchreibe, daß
ich einige Monate bei ganz beſcheidener proletariſcher Lebens=
führung
leben kann, um zwei Romane zu ſchreiben und wieder
Luft zu kriegen. In der Schweiz hielt ich es nicht länger aus.
Volk und Landſchaft eielten mich auf die Dauer an, und in dem
Hotelleben komm’ ich nicht zur Sammlung. Hier habe ich Tag
für Tag ein Feuilleton geſchrieben in zwei Wochen, auch zwei
am Tage. Das iſt zerknitternd, wenn ſchöne große Stoffe in
einem ausgetragen ſind und nach Form ſchreien. Aber was
hilft das?" Immer ſtärker ſteigt in ihm die Sehnſucht auf,
irgendwo ganz ſtill als Bauer zu ſitzen und ſein Lebenswerk zu
vollenden. Aber der Sproß aus altem weſtfäliſchem Bauern=
ſtamm
ſollte nicht mehr die Ruhe zum Schaffen finden. Das
letzte Erdenglück bot ihm, der den ſanften Strohtod mit viel
Gezappel und Aethereinſpritzungen haßte, der ehrliche Soldaten=
tod
auf blutiger Wahlſtatt. Nun ruht der Friedloſe auf dem
großen deutſchen Soldatenfriedhof an der Straße ReimsLaon.
Sein wildes, zerfurchtes Leben fand ein Ende, aber ſein Werk
wirkt weiter nach dem ſtillen Wort, das er im Mai 1912 dem
Freunde ſchrieb: Sehnſuchtsmenſchen, wie wir ſind, Lauſcher
auf das Ewige, die müſſen ſich beſcheiden und können froh ſein,
bleiben ſie nicht ganz neben dem Leben liegen.

120 000 Franes für eine badiſche Marke. Die achte Ver=
ſteigerung
der berühmten Ferrari=Briefmarkenſammlung, die jetzt
im Hotel Drumot in Paris ſtattgefunden hat, brachte einen Ge=
ſamtertrag
von 81 420 Goldmark. Damit wuchs der Erlös, der
bisher aus der Sammlung gezogen worden iſt, auf die beträcht=
liche
Summe von 1 332 000 Goldmark. Die letzte Verſteigerung,
die drei Tage dauerte, war von den bedeutendſten Sammlern
beſucht, darunter auch von einem Vertreter des Königs von
England. Im ganzen waren die Preiſe geringer als bei den frü=
heren
Verſteigerungen, doch ſpurden für einzelne Seltenheiten

große Summen angelegt. Den höchſten Preis erzielte eine badiſche
9=Kreuzer=Marke von 1851, die irrtümlicherweiſe auf grünem ſtatt
auf roſa Papier gedruckt iſt, nämlich 129300 Francs. Es iſt eine
der ſeltenſten Marken, die es gibt; man kennt nur noch drei
andere Stücke, von denen ſich eines im deutſchen Reichspoſt
Muſeum befindet. Eine ſpaniſche 2=Realen=Marke von 1851 in
Blau ſtatt Rot, in vorzüglicher Erhaltung, brachte 92 000 Francs.
Ein Exemplar der öſterreichiſchen roten Zeitungsmarke mit dem
Merkurkopf wurde für 20000 Franes fortgegeben, und ein Block
von neuen 1=Kreuzer=Marken von 1863 brachte es auf 19 000
Francs. Einige ſeltene britiſche Kolonialmarken wurden von
dem engliſchen König erworben, ſo ein téte-béche=Paar der
1=Schilling=Transvaal von 1877 für 16 000 Franes und die
6 d orange Wiltoria von 1860 für 10 000 Francs. Eine Samm=
lung
von Marken des Oranje=Freiſtaates mit beſonders viel
Kriegsmarken brachte 16 500 Franes, eine ſchöne Sammlung
türkiſcher Marken von 18631882 12 000 Franes.
h. Uranfunde bei Marienbad. Bei der Unterſuchung alter
Kupfererzgänge wurde, wie aus Pilſen geſchrieben wird, in
Dürrmaul bei Marienbad ein reiches Lager von Uranpechblende
feſtgeſtellt, aus der bekanntlich das Radium gewonnen wird.
Das Vorkommen iſt viel ſchöner als bei Joachimsthal. Beſitzer
der Schürfe ſind zwei Kaufleute in Dürrmaul. Mit der fach=
männiſchen
Ausbeute wurde bereits begonnen. Die Arbeiten
werden unter Ueberwachung der ſtaatlichen Bergbehörden ſehr
vorſichtig gemacht, damit die nahen Marienbader Heilquellen
nicht gefährdet werden.
h. Rooſevelts Geburtshaus als Muſeum. Das Haus in New=
hork
, in dem Theodore Rooſedelt geboren wurde, iſt an ſeinem
65. Gebrutstage zum Nationaldenkmal erklärt und als Muſeum
eingeweiht worden. Nachdem das Haus lange unbeachtet ge=
ſtanden
hatte und rings herum Neubauten aufgeſchoſſen waren,
beſchloß der amerikaniſche Frauenbund, es zu erhalten. Er
ſammelte alle Erinnerungen an den früheren Präſidenten, die
hier Aufſtellung fanden. Bei der Einweihung wurde eine Bot=
ſchaft
des Präſidenten Coolidge verleſen, in der Rooſevelt als
ein Vorkämpfer der nationalen Einheit verherrlicht und neben
Waſhington und Lincoln geſtellt wurde.
h. Schließung des Panamakanals. Infolge mächtiger Regen=
güſſe
, die in den letzten Zeit das Gebiet des Panamakanals heim=
ſuchten
, iſt das Niveau des Gatunſees ſo ungewöhnlich hoch ge=
worden
und wächſt trotz aller Bemühungen zur Ableitung, des
Waſſers weiter, daß der Kanal für Schiffe nicht mehr befahrbat
iſt und geſchloſſen werden mußte,

[ ][  ][ ]

Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. November.
* Wunder.
Zu allen Zeiten gab es Wunder auf dieſer Welt. Auch
heute noch. Und ein modernes Wunder unbegreiflicher Art iſt
die Langmut des Publikums in ihren verſchiedenen
Formen. Soll man ſich am meiſten wundern, wenn die viel=
geplagte
Hausfrau geduldig eine Stunde um Kartoffeln oder
Brot anſteht oder wenn der Hausvater ſeine wertvolle Zeit
vor den belagerten Schaltern der Ortskrankenkaſſe, der Heag,
der Gas= und Waſſerkaſſe (Gutſcheine!) vertrödeln muß, oder
wenn alle paar Tage das Gedränge an den Poſtſchaltern infolge
der ſtändigen wahnwitzigen Tarif=Erhöhungen die Wartenden
faſt verzweifeln läßt, oder wenn man um Steuern aller Art
zu bezahlen die Bezirkskaſfe mit ſeinem Beſuch beehrt und
dort die halbe Stadt dor den Schaltern antrifft? Hat noch nie=
mand
daran gedacht, Stundenlöhne (aber nicht zu knapp!) für
ſolche Wartezeit zu verlangen? Ueberall angeblich Perſonal=
mangel
die Urſache, und doch andererſeits die vielen ſogen. Er=
werbsloſen
, die ſich ihrer hohen Unterſtützungen freuen. Uind
nun zum Schluß noch ein Theater=Wunder: Der alte ehr=
liche
Theater=Zettel, der uns die Namen der Geſchöpfe
des Dichters kündete, iſt in dieſer Spielzeit abgeſchafft! Denn
der heutige Zettel nennt uns zwar die Mitwirkenden, deren
Namen der Bürger ohnedies kennt; aber wen ſie darſtellen, dar=
über
oltum silentium . . . Das mag ſich vielleicht rechtfertigen
für altbekannte Werke der Literatur und Muſik, aber ganz un=
verſtändlich
bleibt die neue Rethode bei allen Nooitäten, die
kein Menſch vorher geleſen hat und gar nicht kennen kann. Auch
da regt ſich nicht das langmütige Publikum, obſchon ſich jeder
ſagen kann, daß eine Erſparnis an Papier oder Druckkoſten
das iſt wohl der ſpringende Punkt! bei den neuartigen Zetteln
ſicherlich nicht erreicht wird. Iſt das nicht Lammesgeduld eines
verehrlichen Publikums?! Ouod erat demonstrandum. An
den Brotty-Preis darf man ſchon gar nicht denten: Denn
iſt es nicht ein wahres Wunder, daß Publikum und verantwort=
liche
Behörde es geſchehen läßt, wenn das Gramm Schwarz=
brot
400 Millionen Mark koſtet?

* Die Sas=, Waſſer= und Strompreisrechnungen.
In Nr. 303 teilten wir eine am 29. Okt. in Kraft getretene,
bis 31. Jahuar 1924 gültige Reichsverordnung mit: Lieferer
von elektriſcher Arbeit, Gas oder Leitungswaſſer dürfen alle
Lieferungen an Verbraucher innerhalb von 16 Tagen vor dem
Ende des Zeitraums, für den die Rechnung ausgeſtellt iſt, zu
dem Preiſe berechnen, der am Tage des Zugangs der Rechnung
gilt. Wir hatten damals beigefügt, daß dieſe Vorſchrift keine
Anwendung finde, ſoweit die oberſte Landesbehörde (Heſſiſches
Geſamtminiſterium) oder die von ihr beſtimmten Behörden ein
anderes Zahlungsverfahren (Verkauf von Gutſcheinen) zulaſſen.
Die bbeiſte Landesbehörde hat bisher keine Beſtimmungen der
fraglichen Art erlaſſen, und das Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft hat ſich, wie in Nr. 316 mitgeteilt, mit der Angelegen=
heit
befaßt und am 5. d. M. als zuſtändige Behörde für Zulaſ=
ſung
eines anderen Zahlungsverfahrens die Kreisämter
bezeichnet. Dieſe Verwaltungsbehörden ſind es alſo, die für die
Lieferungen von Waſſer, Gas und Strom vom 29. Oktober ab
als dem Tag des Inkrafttretens der Verordnung ein an=
deres
Zahlungsverfahren (Gütſcheinſyſtem uſw.) zu genehmigen
haben. Das Kreisamt Darmſtadt z. B. hat die Zulaſſung
eines anderen Zahlungsverfahrens bisher nicht bekanntgegeben.
Mithin kann eine Aufwertung des Preiſes für
Lieferung von Gas, Waſſer und Strom nur auf
16 Tage von der letzten Ableſung an zurück ge=
rechnet
, erfolgen. Eine weiter zurückreichende
Aufwertung iſt ſomit unzuläſſig. Die Verbraucher
ſind im eigenen Intereſſe hierauf hingewieſen.

Reichs=Offizierbund. Zu der am 25. ds. ſtattfindenden
Totengedenkfeier tritt der Verband um 11 Uhr vormittags in der Nieder=
Ramſtädter Straße, Ecke Herdweg, an. Vollzähliges Erſcheinen wird zur
Pflicht gemacht. Dunkler Anzug, Orden und Ehrenzeichen.
Verband heſſiſcher Regimentsvereine. Die dies=
jährige
Totengedenkfeier findet zuſammen mit den anderen
Vereinen der Stadt am 25. November auf dem alten Friedhof
ſtatt (nicht vor dem Muſeum). Sammelplatz für die Regimentsvereine
11.15 Uhr vormittags Ecke HerdwegRoquetteweg. Wir bitten auch die
uns naheſtehenden Vereine, insb ſondere den D.O.B., NO.B., N.d.H.
und N.d. S., ſich uns dort anzufchließen. Die Teilnahme an der Feier
machen wir allen Mitgliedern zur Ehrenpflicht. Orden und Ehrenzeichen
ſind anzulegen.
Sammelpunkt der Leib=Dragonervereine zur gemein=
ſamen
Totengedenkfeier des Regiments=Vereinsverbandes, der Krieger=
vereine
u. a. am Sonntag, den 25. d3. Mts., 10.45 Uhr vormittags, Ecke
Hochſtraße und Herdweg.
Verein ehem. Jäger zu Pferde Nv. 3 (Umgebung Darm=
ſtadt
). Am Sonntag, den 25. November, vormittags 11 Uhr, Anfreten
der Mitglieder zur Totengedenkfeier an der Merckſchen Apotheke, Nhein=
ſtraße
. Abmarſch von da zum Sammelplatz.
Der Kavallerie=Verein Darmſtadt bittet die Mit=
glieder
, an der am Sonntag, den 25. November, vormittags 11½ Uhr,
auf dem Nieder=Ramſtädter Fricdhof ſtattfindenden Totengedenkfeier
vollzählig teilzunebmen. Sammelpunkt 11 Uhr vormittags Ecke Nieder=
RamſtädterRoßdörfer Straße.
Johannesgemeinde. In der Johanneskirche wderden am
Totenſonntag die Excquien von Schütz durch den Kirchenchor im Vor=
mittagsgottesdienſt
um 10 Uhr zur Aufführung gebracht werden. Die
Bahnen, die Schütz in dieſer Begräbnismeſſe auf den Tod des im Jahre
1636 verſtorbenen Fürſten Neuß einſchlägt, machen ihn zu einem direkt m
Vorläufer Joh. Seb. Bachs. Wohltnend iſt die Zuſammenſtellung der
auf Tod und Ewigkeit hinweiſenden Sprüche, die nach dem machtvollen
dreimaligen Erbarme dich im Wechſel von Chor und Soloſtimmen
dargeboten werden. Geeignete Choralverſe, meiſterhaft geſetzt, laſſen
ernſte Gedanken weiterklingen und heben empor über das Elend der
Vergänglichkeit mit Sünde und Leid voller Mühſeligkeit. Als Soliſten
wirken Frl. Thilde, Walther (Sopran), Frau Horn (Sopran), Frl.
Dieffenthäler (Alt) und die Herren Weſtphal (Tenor), Sulzmann
(Bariton) und Schwarz (Baß) mit. Orgel: Reallehrer i. R. Ramge,
Leitung: Kammermuſiker Adam.

Tan
84
M uhſtte Zritt

Heſſiſihes Lanbesthegter. In der heutigen Uraufführung von
Fritz von Unruhs Roſengarten ſind folgende Mitglieder in den Haupt=
rollen
beſchäftigt: Fritta Brod, Anne Kerſten, Fritz Valk, Joſef Gielen,
Walter Kuliſch, Gerhardt Ritter, Franz Schneider und Kurt Weſter=
mann
. Der Kartenverkauf zu dem Film Hygiene der Ehe‟
findet von heute ab nicht nur an der Theaterkaſſe, ſondern auch im Ver=
kehrsbüreau
ſtatt, um allzu ſtarke Ueberlaſtung der Theaterkaffe zu ver=
meiden
. Sollte es ſich ergeben, daß dieſe Neueinrichtung beim Publi=
kum
entſprechende Aufnahme
beabſichtigt, auch zu den Auf=
führungen
des Landesthegters zum Teil den Verkauf dem Verkehrs=
burean
zu übertragen.
Verſichtsmaßnahmen des Landestheaters, Außergewöhn=
liche
Maßnahmen trifft das Landestheater für die heutige Urauf=
führung
von Unruhs Roſengarten‟. Wie wir hören, muß jeder
Beſucher beim Kauf der Eintrittskarte eine Erklärung unter=
ſchreiben
, in der er ſich derpflichtet, die Karte nur perſönlich zu
benutzen und die Vorſtellung nicht zu ſtören. Störungen einer
Vorſtellung aus Luſt zum Skandal wird niemand billigen. Wohl
aber muß gerade bei einer Uraufführung jedem Zuſchauer das
Recht freiſtehen, Beifall wie Mißfallen in gleicher Weiſe zum
Ausdruck zu bringen. Die Vorſichtsmaßnahme der Theater=
leitung
ſtellt eine auffüllige Neuerung dar, zu der das Darm=
ſtädter
Publikum noch keine Veranlaſſung gegeben haben dürfte.
Landesmuſenm. Unterhaltungen über alte Kunſt.
Das Thema für den erſten Nachmiltag der Unterhaltungen iſt bei Ge=
heimrat
Back Aegyptiſche Symbole, bei Profeſſor Feigel Muſeum
und Menſch bei Dr. Freund Die alte Kunſt unter dem Begriff des
Zeitgenöſſiſchen‟. Die Unterhaltungen, die an die Betrachtung von
Kunſtwerken im Original oder in Nachbildung anknüdfen werden, ſind
koſtenlos und für jedermann zugänglich; die Teilnehmerzahl iſt der be=
ſchränkten
Bureauräume wegen auf je 20 Köpfe beſchränkt. Karten ſind
am. Montag vormittag von 1112 Uhr bei dem Hausmeiſter unentgelt=
lich
zu haben. Der Zugang zu den Bureaus von Geheimrat Back und
Profeſſor Feigel iſt durch den Turmeingang des Muſeums, zu Dr.
Freund am Pförtchen dem Theater gegenüber. Beginn Dienstag, den
27. November, 3 Uhr.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten (IV. Novemberviertel)
für nicht im Erwerbsleben ſtehende Schwerbeſchädigte, Hinterbliebene,
Altzentner und Altrentnerinnen findet am Montag, den 26. November
ds. Js., vormittags von 8½124ſ Uhr, auf der Stadtkaſſe ſtatt.
Profeſſor Abolf Baſch, unſer berühmter Mitbürger, der mit ſei=
nem
ſeelenvollen Geigenſpiel ſchon ſo oft die Herzen von Jung und Alt
entzückt und die Gemüter der Lauſchenden aus ſchweren Alltagsſorgen
auf einige Stunden hinaufgeführt hat in die Gefilde des ewvig Schönen,
weilt zurzeit auf einer Nordlandsreiſe. Ueberall, wvo ſich der Meiſter
vernehmen läßt, herrſcht Jubel und Begeiſterung, ſchlagen ihm die Her=
zen
zu voll dankbarer Freude. Stolz dürfen wir Darmſtädter ſein auf
dieſen Großmeiſter der Tonkunſt. Aber auch dankbar ihm zu ſein, iſt
unſere Pflicht. Wem iſt es nicht bekannt, wie unermüdlich und tat=
kräftig
er unſere muſiktreibende Jugend zu fördern beſtrebt iſt durch
ſein Vorbild und durch die zahlreichen namhaften Spenden, die der
nach ihm benannten Stiftung ſchon zugefloſſen ſind und ſtets noch zu=
fließen
? Aber er geht noch darüber hinaus. Seine Kunſt in der Dienſt
derer zu ſtellen, die durch die Zeitverhältniſſe in bittere Not geraten
ſind, iſt ihm Bedürfnis. Und da ſind es hauptſächlich die vielen bleichen
Kinderwangen, die ihm Veranlaſſung gaben, ſich auch fetzt wieder in
fernen Läudern ſeiner, Heimatſtadt in herzlichſter Weiſe zu erinnern.
Eine namhafte Deviſenſpende ging dieſer Tage der Darmſtädter Not=
gemeinſchaft
von ihm zu, beſtimmt für unſere hungernden und darben=
den
Kleinen. Möge der edle Stifter neben dem ihm gebührenden herz=
lihen
Dank zugleich die Gewißheit empfangen, daß ſein ſchönes Beiſpiel
gewiß zahlreiche Nachahmer finden wird.
Poftaliſches. Vom 26. Nodember ab werden die Paketannahme=
ſtellen
bei den Zweigpoſtämtern 3 (Hermannſtraße) und 4 (Stiftſtraße)
aus Betriebsrückſichten um 5 Uhr nachmittags geſchloſſen. In dem
Schluß der Paketannahmeſtellen, bei den Poſtäntern 1 (Rheinſtraße)
und 2 (Hauptbahnhof) um 6 Uhr nachmittags tritt eine Aenderung
nicht ein.
Volkstheater. Heute Samstag und morgen Sonntag kommt das
Volksſtück mit Geſang Verlovenes Glück zur Aufführung, ein
höchſt intereſſantes, ſpannendes und melodie
ch s Bühnenwerk, das zu
ndet nochmals eine
den beſten der Gegenwark gehört.
hänſel und Gretel ſtatt. (Näh. ſ. Anz.)

Wir ſehen uns durch die Entwicklung der wirtſchaftlichen
Verhältniſſe genötigt, von jetzt ab den Bezugspreis für
unſere Zeitungen nach Goldmark zu berechnen, und zwar
erheben wir demgemäß wöchentlich
0,80 Goldmarf (einſchl. Trägerlohn).
Dieſer Beirag, iſt zu zahlen entweder in Papiermark, um=
gerechnet
nach dem jeweiligen amilichen Dollarkurs des
Zahliages, oder in wertbeſtändigen Zahlungsmitteln, wobei
1 Dollar 4,20 Goldmark berechnet wird.
Es liegt daher jeweils im Intereſſe unſerer Abonnenten,
wenn die Zahlung möglichſt ſofort bei Vorzeigen der Quittung
erfolgt, um einer event. Kursſtsigerung aus dem Wege
zu gehen.
Darmſtädter Tagblatt
Heſſiſche Landeszeitung.
Heſſiſcher Polksfreund

Sonntag:

Montag:
Dienstag:
Mittwoch:
Freitag:
Samstag:
Sonntag:
Sonntag:

Montag:
Dienstag:
Mittwoch:
Donnerst.:
Freitag:
Samstag:
Sonntag:

vom 25. November bis 2. Dezember.
Großes Haus.
6 Uhr: Erſte Wiederholung Der Roſengan
Schauſpiel von Fritz v. Unruh. E 6, e 3.
Keine Vorſtellung.
7 Uhr: Viel Lärmen um Nichts. Sonderm.
6 Uhr: Triſtan und Jſolde‟. B 7.
Donnerst.: 6½ Uhr: Der Roſengarten‟. C 7. c 3.
7 Uhr: Die Boheme, Oper von Puccini. E.
7½ Uhr: Turn= und Feſtſpielabend der
gemeinde Darmſtadt 1846.
6 Uhr: Der Roſengarten.
Kleines Haus.
Vorm. 11 und nachm. 4 Uihr: Filmvortrag Hye
der Ehe. Redner: Frauenarzt Dr. med.
Hoffmann. Abends 7½ Uhr: Aleſſandro
della‟. Sondermiete 19, 4.
Nachm. 5 und abends 8 Uhr: Hygiene der C
7 Uhr: Die beiden Schützen. Zuſaymiete I
6 und 8 Uhr: Konzert der Städtiſchen Akademie
Tonkunſt.
Keine Vorſtellung.
7½ Uhr: Der Scheiterhaufen. Zuſatzmiete II
8 Uhr: Tanzabend. Uraufführung der Tanzpa
mime op. 28 von Paul Hindemith. Zuſatzmt.
7 Uhr: Neueinſtudierung: Der Waſſerträger.
von Cherubini.

H. Abendfeier am Totenſonntag. Am Nachmittag des Ta;
tages findet um 5 Uhr in der Schloßkirche eine Abendfeier unter Mit=
wirkung
des Kirchenchors der Stadtkapelle und der Schloßkirche ſtatt,
Da die Abſperrung des Waldfriedhefes es Vielen erſchweren oder gar
unmöglich machen wird, an dieſem Tag eine Stunde ſtillen Gedenkens
au den Gräbern ihrer Lieben zu verbringen, hoffen wir auch mit dieſer
Feier dem Bedürfnis vieler Gemeindeglieder entgegenzukommen. Wir
bemerken noch, daß die Emporen der Schloßlirche bis /5 Uhr für die
inaktiven Mitglieder des Vereins freigehalten werden.
Die Friebhofsfeier am Totenſonntag findet für die ev. Gemeinden
auf dem alten Friedhof an der Nieder=Ramſtädter Straße nachmittags
um 3 Uhr ſtatt. Die Anſprache hält Pfarrer Marx, Der Bläſerchor des
Chriſtl. Vereins junger Männer hat ſeine Mitwirkung zugeſagt.
Totengedächtnisfeier. Die Rede bei der für Sonntag vormittag
geplanten Totengedächtnisfeier auf dem alten Friedhof bezw. im Lan=
destheater
wird nicht von Herrn Pfarrer Lautenſchläger, ſondern von
Herrn Pfarrer Gvethe gehalten.
re. Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag, dem Totenfeſt, findet
tiie alljährlich, vormittags um 114/. Uhr, in der Nähe des Friedhofs=
einganges
an der Nieder=Namſtädterſtraße eine Toten=Gedächt= Erfolg und ungemindertem Beſuch gegeben, und bleibt infolgedeſſen n
nis=Feier ſtatt.
der Beſuch des Waldfriedhofes erſchwert. Die Fenilienangehörigen
eines Verſtorbenen dürfen zurzeit nur nach Vorlegen eines Perſonal= Die Träger der Hauptrollen, neben Direktor Bertrau vor g
ausweiſes der Beerdigung beiwohnen. Unrichtig ſind aber die in der Haus Süßengut, einer der beſten deutſchen Operettentenore,
Stadt umlaufenden Gerüchte, es könnten Beſtattungen auf dem Wald=
friedhof
überhaupt nicht mehr ſtattfinden, oder es dürfe nur der Leichen= Partnerin, die ſchöne Dame im Hermelin, Frl. Marga Peter,
wagen mit der Leiche und einem Begleiter, aber weder Geiſtlicher noch allabendlich Gegenſtand ſtürmiſcher Odationen. Am Mittwoch war
Familie die Sperre überqueren und dergleichen mehr. Die erwähuten beſonders der Fall, da eine Künſtlergemeinſchaft, der mehrere Mitglie
Erſchwverungen im Beſuche des Waldfriedhofes gaben der Stadtverloal= des Enſembles angehören, ihnen eine ebenſo ungewohnte wvie wirkſcl
tung Veranlaſſung, eine Anzahl Reihengräber auf dem Friedhof an der Ehrung bereitete. Es empfiehlt ſich, für die Samstags= und Sol
Nieder=Ramſtädte: Straße zur Beerdigung zur Verfügung zu ſtellen.
Allerdings kann es ſich nur um eine vorübergehende Maßnahme und um tagsaufführungen die Karten rechtzeitig im Vorverkauf zu entnehnd
eine beſchränkte Gräberzahl handeln, da der Platz auf dem alten Friedhof (Siehe Anzeige.)
zu wveiterem nicht ausreichen wurde. Nur in Fällen, in denen die zum
Ueberſchreiten der Sperre nörigen Perſonalausweife den nächſten An=
gehörigen
der Verſtorbenen fehlen und von diefen nicht mehr rechtzeitig
beſchafft werden können, ſoll die Beerdigung auf dem alten Friedhof zu= Die bierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließich als Hinweife auf Anzeigen gu Beiracſt

Turngemeinde Darmſtadt 1946. Der Kartenvorverkauf
am Samstag, den 1. Dezember, im Großen Haus des Landesth
ſtattfindenden Turn= und Feſtſpiel=Abend, beginnt am
ſten Montag, den 26. November, in der Parfümerie Mülle
ſtraße 6. Die Nachfrage nach Karten iſt ſchon jetzt ſehr ſtatk und
deshalb auswärtigen Vereinen geraten, ſich recht frühzeitig Einty
karten zu ſichern. Näheres in den nächſten Tagen durch Plakate
Anzeigen in dieſer Zeitung. Alle ausübenden (über 15 Jahren) un
terſtützenden Vereinsangehörigen werden herzlich gebeten, ſich am
Sonntag an der allgemeinen Toten=Gedächtnisfeier auf dem alten
hof zu beteiligen. Dunkler Straßenanzug bezw. Straßenkleid. Sar
punkt 10.30 Uhr im Turnhaus. Die Bücherei iſt ab 6. Dezember
mehr jeden Donnerstag von 89 Uhr abends geöffnet. Rege Benut
dieſer Einrichtung ſehr erwünſcht. Auch ſei herzlich gebeten, der
einsbücherei geeignete Bücher zu ſtiften. Herzlicher Dank iſt allen
Spendein gewiß.
Wertbeſtändige Sparkonten. Zurzeit gelangen die neuen Rei
markſcheine zur Ausgabe. Die Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt ſ
die übrigen Starkenburger Sparkaſſen ſind daher nunmehr dazu
gegangen, für ihre Kunden auch wertbeſtändige Konten auf der Gr
lage der Rentenmark einzurichten. Einzahlungen im Werte von m
ſtens 1 Rentenmark auf derartig wertbeſtändige Konten können ab
tag, den 26. Ifd. Mts., jederzeit während der üblichen Kaſſeſtunden
folgen. Als Zahlungsmittel werden neben der Rentenmark auch (
anleihe und wertbeſtändige Notgeldſcheine, die mit Genehmigung
Reichsfinanzminiſteriums ausgegeben ſind, angenommen. Die K.
werden proviſionsfrei geführt; die Guthaben bis auf weiteres mit 4
zent jährlich verzinſt. Die Rentenmarkkonten werden nicht nur für
Scheck= und Kontokorrentverkehr, ſondern auch im Sparverkehr e
richtet, ſo daß dieſe zeitgemäße Einrichtung als eine erwünſchte
nahme zur Förderung des Sparſinns angeſehen werden kann. W
Auskunft wird an den Kaſſenſchaltern bereitwilligſt erteilt. Auf di
heutiger Nummer erſchienene Anzeige ſei hiermit beſonders hingewil
Eiſenbahnnotgeld. Das auf Reichsmark lautende 1
wertbeſtändige Notgeld der Deutſchen Reichsbahn wird 1.
nur an allen öffentlichen Kaſſen, ſondern nach einer neu
Vereinbarung der Reichsregierung und des Reichsbankdire F
riums auch an allen Kaſſen der Reichsbank in den näch
Wochen eingelöſt, ſoweit es ſich um Stücke von 100 Milliax
und darüber handelt. Stücke unter 100 Milliarden werden
allen öffentlichen Kaſſen des Reichs in Zahlung genommen 1
bei den Kaſſen der Reichsbahn in größere Stücke umgetau ſ
Das nach Ablauf der Uebergangszeit noch im Verkehr beft
liche Eiſenbahngeld wird von der Deutſchen Reichshahn
Reichsmark eingelöſt oder in wertbeſtändiges Eiſenbahngeld 1
getauſcht. Das wertbeſtändige Notgeld der Deutſchen Rei
bahn iſt durch Goldanleihe in vollem Umfange gedeckt und w
deshalb dieſer völlig gleichwertig behandelt. Das Eiſenba Au
gelo, ſowohl das wertbeſtändige wie das Notgeld, iſt ſomit
vollwertiges Zahlungsmittel.
Separatiſtengeld. In Groß=Gerau werden neuerdings von ſe
ratiſtiſcher Seite Geldſcheine hergeſtellt und in Umlauf gebracht.
Scheine lauten auf das Kreisamt Groß=Gerau und tragen die Un

jedoch hierzu bemerkt, daß eine etwaige ſpätere Umbettung der Leiche
nach dem Waldfriedhof dem Betroffenen große Koſten verurſachen wird.
Die Friedhpfsverwaltung, an die ſich mit Geſuchen zu wenden iſt ent=
ſcheidet
von Fall zu Fall über die Zulaſſung der Beerdigung auf dem
alten Friedhof.
Daumſtädter Notgeld. Die hieſige Reichsbankſtelle hat bekannt
gegeben, daß das Darmſtädter Stadtgeld (Gutſcheine) von ihr nicht mehr
als Zahlungsmittel angenommen wird. Infolgedeſſen haben ſich die an=
deren
hieſigen Bankinſtitute veranlaßt geſehen, das Darmſtädter Stadt=
geld
nur bis Ende ds. Mts. als Zahlungsmittel bei ihren Kaſſen
zuzulaſſen. Die Stadtverwaltung war wiederholt wegen Papiergeld=
mangels
der Reichsbank gezwungen, Norgeld und Gutſcheine auszugeben,
um den Zahlungsverkehr in der Stadt aufrecht zu erhalten und Un=
ruhen
zu verhüten. Reichs= und Staatsbehörden, Verkehrsanſtalten, Han=
del
, Handwerk und Induſtrie haben von dem Stadtgeld weitreichenden
Gebrauch gemacht und die von der Stadtverwaltung geſchaffene Zah=
lungserleichterung
dankbar anerkannt. Selbſtverſtändlich hat die Stadt=
berwaltung
, ſoweit es ihre ſonſtigen Einnahmen erlaubten, für entſpre=
chende
Rückendeckung geſorgt. Der weitaus größte Teil der Wertſumme
des ausgegebenen Stadtgeldes iſt bei einer hiefigen Bankanſtalt zur Wie=
dereinlöſung
angelegt. Die noch fehlende Reſtſumme wird ſo raſch wie
möglich ſichergeſtellt werden. Natüulich darf die Stadtverwaltung jetzt
nicht friſtlos gezwungen werden, innerhalb, weniger Tagen das ganze
ausgegebene Stadtgeld einzulöſen. Das iſt einfach unmöglich. Die
Stadtverwaltung hat deshalb an die hieſige Reichsbankſtelle und an die
anderen Bankinſtitute die Bitte gerichtet, das Stadtgeld (Gutſcheine) noch
2 bis 3 Wochen ungeſtört im Verkehr zu laſſen. Alsdann wird es der
Stadtverwaltung möglich ſein, den Gegenwer= zur Einlöfung der Not=
geldſtücke
zur Verfügung zu halten und mit der Einlöfung zu beginnen.
Niemand wird aus dem Beſitz von Stadtgeld einen Verluſt erleiden.

ſchrift der Separatiſten Schäfgen oder Schneider Die verfaſſungsme
gen Organe der Verwaltung des Kreiſes Groß=Gerau ſind bei der A
gabe dieſer Scheine nicht beteiligt. Die Scheine ſind daher ungültig,
wird hierbei bemerkt, daß der Kreis Groß=Gerau oder das Heſ
Kreisamt Groß=Gerau bisher noch kein Notgeld ausgegeben haben.
beſetzten heſſiſchen Gebiet werden von ſeparatiſtiſcher Seite auch in *
gen Notgeldſcheine ausgegeben, die auf den Namen des Kreisamts 2
gen lauten und ebenfalls ungültig ſind. Vor der Annahme dieſes
geldes wird gewarnt.

Orpheum Operettenſpiele. Das hervorragende Werk
Gilberts Die Frau im Hermelin wird täglich mit ſteiget
bis gegen Ende des Monats auf dem Spielplan. Daß dieſe höchſt
ſprechende Operette ſich ſo lange auf dem Spielplan halten kann und
Der Waldfriedhof. Durch die franzöſiſche Beſatzung wird zurzeik allabendlich ausverkauftes Haus erzielt, iſt nicht zuletzt der ganz a
gezeichneten Aufführung und gediegenen Inſzenierung zu verdan
temperamentvolle Darſteller des ſchneidigen Huſarenobe ſten und
da erfahrungsgemäß die Nachfrage für dieſe beiden Tage ſehr ſtark
Lokale Verenſtaltungen.
in keinem Falie irgendwie a14 Beſpruchung eder Kritif.
Chriſtl. Verein junger Männer. Bei der Tote
gedächtnisfeier ſpricht Pfarrer Vogel am Sonntag, den
November, abends, im Heim des Chriſtl. Vereins junger Männer,
fanteriekaſerne, 1. Hof, links. Die Feier iſt umrahmt von muſikaliſch
und deklamatoriſchen Darbietungen.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Wir machen unſe
Mitglieder auf die vom hieſigen Kriegerverein am Sonntag, den 25. 9
auf dem alten Friedhof an der Nieder=Ramſtädter Straße veranſtalte
Totengedenkfeier aufmerkſam und fordern zu geſchloſſener Teilnahn
auf. Die Beteiligung unſererſeits an dieſer Ehrung unſerer teun
Toten aus dem Weltkriege iſt umſomehr geboten, als die Veranſtalt 5
jede Garantie für einen überparteilichen und unpolitiſchen Verlauf
geben haben. Da die Teilnahme von Einzelperſonen nicht geſtattet i
erſuchen wir unſere Mitglieder, ſich um 11 Uhr pünktlich an der Ge
Heinrichſtraße und Grünerweg zu verſammeln, von wo aus dann 90
Gang nach dem Friedhof und auf den uns dort angewieſenen Platz 9
meinſam erfolgt. Im Falle von Regen findet die Feier im Lande
theater ſtatt. Dunkler Anzug und möglichſt auch Zylinder erwünſch
Das Gefagte gilt auch für die Jugendgruppen.
Deutſche Volkspartei. Die Mitglieder werden gebete!
ſich an der vom Kriegerverein veranſtalteten Totengedenkfeier auf der
alten Friedhof an der Nieder=Namſtädter Straße am nächſten Sonnta
recht zahlreich zu beteiligen.
Deutſche Volkspartei. Diejenigen Mitglieder, die mit En=
richtung
des Beitrags für das 4. Quartal ſich noch im Rückſtande be
finden, werden darauf aufmerkſam gemacht, daß der Termin zur Eit
zahlung auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, bis Ende Novenbe
verlängert worden iſt.

[ ][  ][ ]

nimer 325.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 24. Nobember 1923.

Seite 5

ir Befreiung von der Oienſtbotenverſicherung.
den Nrn. 322 und 324 hatten wir als einen gangbaren
en unerſchwinglichen Beitragsanforderungen der Kranken=
eu
entgehen, einen nach §§ 418, 435 R. V.O. zu behandeln=
trag
des Arbeitgebers auf Befreiung von der Verſiche=
gflicht
bezeichnet. Leider iſt, wie wir uns inzwiſchen über=
g
1 mußten, dieſer Weg ſeit kurzer Zeit ver=
ſen
. Ein am 19. Juli 1923 erlaſſenes Geſetz, betreffend
ungen der R. V.O., in Kraft ſeit 9. Auguſt 1923, auf das
übrigen noch zurückkommen werden, enthält einen Artikel
I, der 8 418 kurzerhand, und in Art. XXIX die Anwend=
* auf Dienſtboten ausſchaltet. Dieſe Aufhebung, die natür=
1hlerworbene vorhergegangene Befreiungen von der Ver=
gspflicht
nicht zu berühren vermag, geſchah zu einer Zeit
ſtark vorgeſchrittener Geldentwertung und nachdem be=
in
Geſetz zur Erhaltung leiſtungsfähiger
gkenkaſſen vom 27. März 1923 geſchaffen werden
Um ſo unverſtändlicher erſcheint das Vorgehen der
ebung, die, in der Abſicht, die Kaſſen zu ſtärken, die Mög=
der
Sicherſtellung der Unterſtützungsanſprüche der Mit=
9 auf einem durchaus legalen und oft beſchrittenen Wege
em Federſtrich unterband. Nachdem aber nunmehr die
ille Zerrüttung der Kaſſen ſo nach außen hin in die Er=
ig
getreten iſt, ſollte der Geſetzgeber, ſchon um den ofſen=
* Mangel jeglicher Vorausſicht wieder gutzumachen, gerade
ereſſe der in Frage ſtehenden Arbeitnehmergruppen und
Abſicht, die finanziell ſtark belaſteten Kaſſen wieder trag=
9 zu machen, auf ſofortige Wiedereinführung der 88 418,
V.O. Bedacht nehmen.

Sport, Spiel und Turnen.

Eberſtadt, 22. Nob. Nothilfe. Am Totenſonntag findet im
wen ein großer Kunſtabend zum Beſten der Nothilfe unter Leitung
frat Behrend ſtatt. Bedeutende Kräfte des Heſſ. Landestheaters,
zu Alice Orff=Solſcher, Konzertmeiſter Schnurrbuſch, der junge
1. Robert Hager, haben ihre Mitwirkung zugeſagt. Ferner ſind
iesbeth Achatz=Krafft und der hervorragende Lautenſanger Wol=
vonnen
. Die Begleitung hat Profeſſor Veines bei ſeiner Schü=
wnd
Herr Kurt Emmel bei den anderen Kräften übernommen.
9 Behrend ſelber ſpricht zeitgemäße Dichtungen. Die geſamte Ein=
ohne
jeden Abzug wird der Bürgermeiſterei zur Veufügung ge=
Alle Unkoſten tragen Bürger von Eberſtadt und Villenkolonie.
) von letzterer und der Bürgermeiſterei ſelbſt i. Eberſtadt ſehr eifrig
Nothilfe gearb=itet. Jede Woche kommt der Ausſchuß zuſammen,
Verein mit den Vertretern der Arbeitslofen die Verteilung der
ngenen Spenden vorzunehmen. Unter anderen ſehr nennens=
Stiftungen gibt faſt jeder Haushalt der Villenkolonie ein bis
9 rote wöchentlich. Alle Einläufe werden nicht etwa an Arbeits=
rteilt
, ſondern an wirklich Hilfsbedürftige. Die Not iſt auch in
dt unbeſchreiblich groß.
Babenhaufen, 22. Nov. Ein Opfer ſeines Berufes
geſtern vormittag der Oberbahnwärter P. Grimm von hier.
i9 Streckenbegang der Strecke Hanau-Babenhauſen wurde der Un=
ſe
von der Lokomotive des um 11.30 Uhr hier eintreffenden Per=
ges
erfaßt und eine Strecke weit fortgeſchleift. Er erlitt dabei
zwere Verletzungen, daß er tot vom Platze weggetragen werden
Grimm ſtand im 62. Lebensjahre und hinterläßt eine kinder=
itwe
.
Trumſtadt, 22. Nov. Am Sonntag, 4. November, gab das Männer=
* Crumſtadt (muſikaliſcher Leiter: Herr Lehrer Stumpf) im Feſt=
r
Anſtalt Philippshoſpital ein Konzert. Es gereicht der Vereini
um hohen Verdienſte, ſich zu einem guten Zweck in ſo uneigen=
* Weiſe zur Verfügung geſtellt zu haben, wie ſie es getan hat.
gebührt ihr aufrichtiger Dank. Dieſem Danke hat denn auch die
on am Ende des Konzertes in einer kurzen Anſprache Ausdruck
en. Aufſtellung der Vortragsfolge, Auffaſſung und Vortrag der
muſikaliſches Können ſtanden auf einer wohl überdurchſchnittlichen
und das Gebotene ſtellte den muſikaliſchen Fähigkeiten von Leiter

Fußball.
Gau Bergſtraße S. F.V.
R: Die Rückſpiele aller Klaſſen beginnen aller Vorausſicht nach
am zweiten Sonntag im Dezember.
A=Klaſſe, Nachſpiele der Vorrunde.
Am kommenden Sonntag (25. November) treffen ſich im Gau Berg=
ſtraße
zu Nachſpielen in der Vorrunde die 2. Mannſchaften der Vereine:
Germauia=Eberſtadt gegen Haſſia=Dieburg in Dieburg und Sp.=Vgg.
Hahn gegen Viktoria=Griesheim auf dem Platz des erſtgenannten
Vereins.
V. f. R. DarmſtadtSportverein 98 Darmſtadt.
K. Die Rückſpiele der Jugendmannſchaften obiger Vereine
finden morgen Sonntag vormittag auf dem Stadion bezw. Exerzierplatz
ſtatt. Es ſpielen wie in den Vorſpielen 8 Jugendmannſchaften und
4 Schülermannſchaften. Der Jugendklubkampf des V. f. R. Sport=
verein
98 wird für die auswärtigen Vertreter der Gauvereine beſon=
deres
Intereſſe bieten, gibt er ihnen doch ein Bild von dem Geiſte, der
in der Darmſtädter Sportjugend herrſcht. Zugleich iſt er aber auch ein
Beweis für die wertvolle Arbeit, die alle Gauvereine leiſten, um die
Jugend in ſo ſtattlicher Zahl zu gewinnen und zu betätigen wie der
V. f. R. und Sportverein 98.
Sportverein Darmſtadt 1898 E. V.
. Am morgigen Sonntag ſetzt die Ligamannſchaft des Sportvereins
in der Fortſetzung der Verbandsmeiſterſchaftsſpiele 1923/24 aus. Dafür
herrſcht unter den niederen aktiven Fußballmannſchaften ein erhöhter
Spielbetrieb. Als wichtigſtes Spiel muß man unbedingt das im Stadion
ſtattfindende Spiel der Ligaerſatzmannſchaft gegen die Liga=
erſatzmannſchaft
der Spielvereinigung 1904 Arheilgen bezeichnen. Beide
Mannſchaften bieten Gewähr, daß das fällige Verbandsſpiel ihrer Klaſſe
ſich zu einem intereſſanten geſtalten wird, um ſo mehr, da beide Mann=
ſchaften
um die Führung in der Tabelle gegenwärtig ein ernſtes Wort
ſprechen. Die 3. Mannſchaft des Sportvereins trägt gegen, die
2. Mannſchaft der Fußballabteilung Eintracht der Turngemeinde Darm=
ſtadt
ein Privatſpiel auf dem Platz am Finanzamt aus. Die 4. Mann=
ſchaft
des Sportvereins ſpielt in Arheilgen gegen die 4. der dortigen
Spielvereinigung. Die 5. Mannſchaft ſpielt auf dem Platze am
Golfhaus gegen die 2. Mannſchaft des Sportvereins Seeheim. Auf dem
Platze des Vereins für Raſenſpiele Darmſtadt ſpielt eine Sonder=
mannſchaft
des Sportvereins gegen eine gleiche des V. f. R. Darm=
ſtadt
. Allſeitig mit Intereſſe wird den Rückſpielen des Ingend=
wettkampfes
zwiſchen dem Sportverein und dem Verein für Raſen=
ſpiele
Darmſtadt entgegengeſehen. Das Vorſpiel konnte die Jugend
des Sportvereins mit 15 zu 5 Toren für ſich entſcheiden. Mit vier ge=
wvonnenen
und zwei unentſchiedenen Spielen behielten die Jugend=
mannſchaften
des Sportvereins die Oberhand. Zu den Rückſpielen am
morgigen Sonntag ſtellt der Sportverein abermals vier Jugend=
und zwei Schülermannſchaften ins Feld.
Haſſig=DieburgV. f. R. e. V. Darmſtadt.
K. Die Ligamannſchaft des V. f. R. hat am morgigen Sonntag vor=
mittag
die 1. Mannſchaft des Sportklubs Haſſia=Dieburg (A.=Klaſſe
Gau Bergſtraße) als Gaſt. Dieburg A=Neuling erzielte im vergan=
genen
Jahre im Speſſartg u die B.=Mciſterſchaft, auf Grund deſſen
die Mannſchaft für dieſes Jahr der A.=Klaſſe zugeteilt wurde. Für
Darmſtadt iſt Sportklub Gaſſia kein Unbekannter mehr. Die Mann=
ſchaft
iſt äußerſt flink und k rperlich gut gebaut und liefert ein flottes
Spiel. V. f. R. tritt mit ſeiner vollzähligen Mannſchaft an. Es ſteht
zu erwarten, falls die Mannſchaft in derſelben Form ſich befindet wie
in Lorſch, daß ſie der Sportgemeinde ein prächtiges Spiel vorführen
wird. Die Liggerſatz des V. f. R. tritt nachmittags im Verbandsſpiel
der von Union=Beſſungen auf der Nennbahn gegenüber, während die
3. Mannſchaft auf dem Exerzierplatz gegen Arheilgen antritt.
Freie Turngemeinde DarmſtadtFreie Turngemeinde Neu=Iſeuburg.
-N. Nachdem die 1. Mannſchaft der Turngemeinde Darmſtadt ge=
ängern
ein vortreffliches Zeugnis aus. Die Vortragsfolge hatte zwwungen war, ſchon mehrere Sonntage hintereinander ihre Spiele auf
eitgedanken Natur, Heimat, Liebe, und ihre Durchführung be= auswärtigen Plätzen auszutragen, ſtehen ſich am kommenden Sonntag,

rquartetts.

Reich und Ausland.

ſich auf ernſten und ſchwermütigen, wie auf bewegten und ſelbſt nachmittags 1½93 Uhr, auf dem Sportplatz Windmühle‟, Ecke Pallas=
n
Bahnen. Unter den Namen der Tondichter, waren ſowvohl wiefenſtraße und Gräfenhäuſer Weg, vorgenannte Mannſchaften im
ſe wie Mozart und Mendelsſohn, wie auch neue und neueſte ver= fälligen Verbandsſpiel gegenüber. Das Vorſpiel endete bekanntlich 2:2.
aber auch den entgegengeſetzten Anforderungen, die auf ſolche Iſenburg, verſtärkt durch einige von dem dortigen Ligaverein über=
an
Leiter und Vortragende herantreten, ſind beide Teile in an= getretene Spieler, wird ſeine in den von beiden Vereinen bis jetzt aus=
nswerter
Weiſe gerecht geworden. Angenehme Einſchnitte im getragenen Spielen gezeigte Ueberlegenheit aufs neue beweiſen wollen,
ſer bedeutenden Vokalmuſik waren gut aufgefaßte und trefflich vor= andernfalls wird aber auch die Darmſtädter Elf darauf bedacht ſein,
ee Klavier= und Violinſtücke des Leiters und eines Mitglieds des ihrem Gegner nicht die beiden Punkte zu überlaſſen. Ein friſch= fröh=
licher
Kampf um den Ball iſt zu erwarten.
Sportgeſellſchaft Fidelio=Traiſa 1.Freie Turngemeinde Eberſtadt 1.
M. Im Entſcheidungsſpiel um die Meiſterſchaft der Gruppe Oden=
wald
ſtehen ſich am Sonntag, vormittags 10 Uhr, auf dem Sportplatz
Der Einſatz der Techniſchen Nothilfe in der Reichsdruckerei.
Windmühle vorgenannte Mannſchaften gegenüber. Schon vergangen2s
igeſichts der großen Zahlungsmittelknappheit und des daraus fol= Jahr lieferten ſich beide Mannſchaften auch damals ſtanden fie punkte=
Notſtandes für Bevölkerung und Wirtſchaft hat die Reichs= gleich an der Spitze der Tabelle einen erbitterten Schlußkampf, aus
ei die Techniſche Nothilfe angefordert, die nach Einſatzverordnung dem ſchließlich Eberſtadt als glücklicher Sieger hervorging. Und wie=
ſtändigen
Befehlshabers, ſeit Montag, den 12. ds. Mrs. zum No= der müſſen dieſes Jahr beide Vereine zu einem Ausſcheidungsſpiel an=
C eingeſetzt iſt. Die Nothelfer größtenteils Fachkräfte deren treten. Wer dieſes Mal Sieger bleibt, iſt bei der gleichwertigen Spiel=
ſich
zurzeit auf über 450 beläuft, werden entſprechend dem jewei= ſtärke beider Mannſchaften eine noch völlig offene Frage. Hoffen wir,
Bedarf der Reichsdruckerei an Fach= und Hilfsperſonal zur Mit= daß uns ein Spiel vorgeführt wird, das frei iſt von allen üblen Begleit=
dei
der Herſtellung von Papier= und Rentenmark herangezogen. erſcheinungen.
Verſchiebung des Jugendgautages.
Einſatz hat ſich zufriedenſtellend und reibungslos vollzogen. Die
ſche Nothilfe iſt auch weiterhin in der Lage, der Reichsdruckerei
Gr- Der für Sonntag, den 25. November, einberufene Jugend=
Naßgabe der jeweiligen Anforderungen Fachkräfte zur Verfügung gautag des Gaues Bergſtraße des Süddeutſchen Fußball=Verbandes
ſen. Bemerkenswert iſt, daß der Einſatz getätigt werden konnte, muß des Totenſontags wegen um 8 Tage verſchoben werden. Eu findet
daß auf die für die übrigen lebenswichtigen Betriebe Groß=Ber= alſo am 2. Dezember, vormittags 9½ Uhr, im Vereinslokal des V. f. R.
eſtehende Einſatzorganiſation zurückgegriffen werden mußte.
(Waldſtraße) ſtatt.

Radfahren.
Neuorbnung iut B. D. R. Neugründung des Bezirks Starkenburg.
Der Bund Deutſcher Radfahrer hat auf ſeiner letzten Bundesvor=
ſtandsſitzung
beſchloſſen, die beſtehenden Gaue zu verklei=
nern
. Die beſtehenden Gaugebiete ſind räumlich zu groß, die Orga=
niſation
iſt nur in einem Teile der Gaugebiete genügend durchgeführt.
Die Gaue ſind teilweiſe ſo gewachſen, daß eine ehrenamtliche Führung
der Aemter geradezu unmöglich geworden iſt. Dieſer Charakter der
Amtsführung ſoll aber beibehalten werden. Die beſtehenden Gaugebicte
ſollen daher in Bezirke und Ortsgruppen zerfallen, damit alle Radſport=
treibenden
und Radſportfreunde für die Sache des Bundes erfaßt wer=
den
können. Die einzelnen Gaue werden in Landesver=
bände
zuſammengefaßt. Soweit die Gaue in Betracht kom=

erforderlich weil es den Vereinen beſonders aber den Vereinen, die
weitab von dem Hauptſitz des Gaues liegen nunmehr unmöglich iſt,
bei den teuren Fahrpreiſen der Eiſenbahn die Gauſitzungen ſo regel=
mäßig
zu beſuchen, wie es im Intereſſe der Vereine felbſt und des
Radſports erforderlich iſt. Die Vereinigungen der Gaue treten als
Landesverband Norddeutſchland, Landesverband Süddeutſchland, Lan=
desverband
Weſtdeutfchland. Landesv rband Mitteldeutſchland und Lan=
desverband
Oſtdeutſchland in Erſcheinung. Werden die einzelnen Gau=
gebiete
nach den Richtlinien der Bundesleitung genügend organiſiert,
entſtehen an allen großen Plätzen Bezirke und an jedem kleinen Platz
Ortsgruppen, ſo iſt die fernere Entwickelung des Bundes ſichergeſtellt.
Auch im Gau 9 iſt die Nenbildung von Bezirken nunmehr auf dem
Gautag am 11. November beſchloſſen und der
Belocipeb=Club 1893 E. V. Darmſtadt mit der Gründung des Bezirks
Starkenburg beauftragt worden.
Zu dieſem neuen Bezirk zählen die Bundesvereine des Odenwalds und
der Bergſtraße, ferner die Vereine im beſetzten Gebiet Groß=Gerau und
Langen.
Alle Bundesvereine der Bergſtraße und des Odenwaldes, fowie Lan=
gen
und Groß=Geran werden ſich zur Gründung des Bezirks, Starken=
burg
am Sonntag, den 25. November, nachmittags
3 Uhr, im Reſtaurant Sitte‟, Karlſtr. 15 (Gelber Saal) einfinden.
An die in Frage kommenden Lereine iſt bereits eine beſondere Ein=
ladung
ergangen. Hoffentlich iſt es den Bundeskameraden in Groß=
Gerau und Langen bergönnt, Vertreter zu ſenden.
Auch an die Bundesradfahrer Darmſtadts ergeht die Bitte durch
zahlreiches Erſcheinen ihr Intereſſe an der Neugründung zu bekunden.
Dieſe Sitzung iſt öffentlich. Jedes Mitglied des Bundes Deutſcher Rad=
fahrer
hat Zutritt.
Siewvener.
Schwimmen.
RademacherHeinrich.
Auf derſelben Bahn, dem Verliner Hallenbad Wedding, auf der im
Vorjahre der deutſche Meiſter Heinrich (Leipzig) von Rademacher in
einem ſenſationellen Kampfe geſchlagen wurde, treffen am kommenden
Samstag und Sonntag beide Meiſter wieder zuſammen. In dieſenr
Kampfe um die Hallenmeiſterſchaft treten diesmal noch der beſte nord=
deutſche
Schwimmer Eitner (Bremen) und Schleſiens ſchnellſter Mann,
Benke (Breslau), in den Wettbewerb. Die Veranſtaltung, die vom
Schwimm=Spor==Kluß 1889, dem auch die deutſchen Meiſterſchaften über=
tragen
worden ſind, ausgeſchrieben worden iſt, bringt noch eine Reihe
bedeutender Kämpfe, die gleichzeitig den Abſchluß und den Höhepunkt
der deutſchen Winterſaiſon bilden.

Wirterſport.

Dem bekannten Skiläufer Walter Wagner=Braunlage wurde
vom Oberharzer Skiklub der Meiſtertitel entzogen. Er wurde mit
ſeinem Bruder Otto wegen ungebührlichen Benehmens auf immer dis=
qualifiziert
.
Briefkaſten.
H. hier. Die Aufwertung von in familienrechtlichen Verhältnif
und Verträgen begründeten Rentenbezügen hat das Reichsgericht
ſchon ſeit einiger Zeit zugelaſſen. Natürlich kann die Feſtſtellun,
in welcher Höhe die Aufwertung zu erfolgen hat, nur unter Würdigur
aller einſchlägigen Verhältniſſe des Einzelfalles erfolgen. Dabei kommen
insbeſondere auch der wirtſchaftliche Zweck der Vertragsbeſtimmungen
ſowie die Vermögensverhältniſſe der Vertragsteile wefentlich in Betracht.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, 25. November:
Nachts Froft, wolkig, ſtellenweiſe Nebelbildung und leichter Schmec.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende nach 10 Uhr:
Roſengarten. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr ( Sonder=
miete
182): Die beiden Schützen. Oupheum 734 Uhr: Die
Frau im Hermelin Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

udwigshafen. Ein nachahmenswertes Beiſpiel hat eine

gung ſtellte.
V

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf

Die turn= und ſportärztlichen Unterſuchungen
Lebensmittelgroßhandlung gegeben, die für minderbemittelte finden ab Montag, den 26. November 1923, wieder ſtatt. Neuanmeldun=
entner
60 Zentner Kartoffeln dem Städt. Wohlfahrtsamte zur gen werden auf dem Amt für Leibesübungen während der Sprechſtunden
entgegengenommen. Die Unterſuchungsgebühr beträgt 10 Goldpfg.

Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe. Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann. Schluß=
dienſt
: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten

Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
26. Sonntag nach Trinitatis, den 25. November 1923,
Totenfeſt.

Net ſich e eſ e eſe e e
tittags zu ſtiller Andacht geöffnet Eingang: Nordtüre.
tadtkapelle: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß
n 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Vogel.
chloßkirche: Vereinigung zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte.
I. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger.
98 5 Uhr: Liturgiſche Feier. Pfarrer Zimmermann.
mtshandlungen an Auswärtigen bis 30. Nov.: Pfarrer
he; vom 1. Dez. ab: Pfarrer Wagner II.
zemeindehaus (Kiesſtr. 17): Mittwoch, den 28. Nov, abends 6 Uhr;
ſtunde. Pfarrer Lautenſchläger.
Nartinskirche: Vormittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt Pfarrer
nger. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt für den Oſtbezirk.
er Beringer. Abends 5½ Uhr: Liturgiſche Feier unter Mit=
ng
des Kirchenchors mit Anſprache Pfarrer D. Waitz. Mitt=
den
28. Nov abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Martinsſtift (Offb.
2 1829). Pfarrer Beringer.
Ultersheim: Vorm 9½ Uhr: Pfarraſſiſtent Müller.
ſohanneskirche: Vorm. 10 Uhr; Hauptgottesdienſt. Pfarrer Marr.
ihrung der Exequien von Schütz. Um 11½ Uhr: Kindergottes=
Abends 5½ Uhr: Abendgottesdienſt Pfarrer Wagner II.
Llittwoch, den 28. Nov., abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Gemeinde=
Pfarrer Marx.
Sedächtnisfeier auf dem alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtr.):
97 m. 3 Uhr unter Mitwirkung des Poſaunenchors des Verems
tlicher Junger Männer. Pfarrer Marx. Vorher von 23/ bis
r: Trauergeläute auf allen Kirchen. Die Feier auf dem Wald=
hof
fällt aus.
Landesverband evang.=kirchl. Frauenvereine: Donnerstag, den
Tovember, nachm 3 Uhr: Frauenkonferenz im kleinen Saale des
mmelbräu. 1. Mitteilungen von Fräul. Hein aus der Arbeit des
Verbandes der weiblichen Jugend; 2. Vortrag von Pfr Schaefer,
insgeiſtlicher der Inneren Miſſion, über Kirche und Seſte‟
Befſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr: Haupt=
=Sdienit. Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier. Um 11½4 Uhr: Kinder=
=Sdienſt. Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier. Abends 6 Uhr: Abend=
=Sdienſt. Pfarrer Wagner
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Superintendent
Dr. Flöring. Der Kindergottesdienſt fällt aus Nachm. 4 Uhr:
henmuſikaliſche Totenfeier (u. a. Heldenrequiem von F. Nagler).
Gedächtnisf ier auf dem Beſſunger Friedhof (Klappacherſtraße):
m. 3 Uhr: Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier; vorher von 2743 Uhr:
nergeläute,

Stiftskirche. (Im Saale des Mutterhauſes.) Vorm. 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Pfarrer Hickel. Um 11½4 Uhr: Kindergottesdienſt.
Donnerstag, den 29. Nov., abends 8 Uhr: Betſtunde
Kranichſtein (Tchloßkapelle): Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt,
Pfarrer D. Waitz.
Stadtmiſſion (Mühlſtr 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr; Gebetsſtunde
Um 111. Uhr: Kindergottesdienſt. Um 111 Uhr: Totenfeier auf
dem alten Friedhof (Nieder=Namſtädterſtr ). Nachm. 3½ Uhr: Bibel=
ſtunde
. Abends 81 Uhr: Evangeliſation. Montag, abends 8½ Uhr:
Bibelbeſprechſtunde für Männer. Dienstag, abends 8½ Uhr: Blau=
kreuz
=Bibelſtunde. Donnerstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde. Pfr.
Schäfer. Freitag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde in der Stadtmäd=
chenſchule
in Beſſungen. Jugendbund für E. C., Mühlſtraße 24:
Sonntag, nachm. 2½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jünglinge. Um
4½ Uhr Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen. Abends 8½ Uhr:
Eoangeliſation. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde für Jüng=
linge
und Gebetsſtunde für Jungfrauen Donnerstag, abends 8 Uhr:
Gebetsſtunde für Jünglinge.
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslokal: Gemeindehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6. Sonntag, nachm. 3 Uhr: Gedächt=
nisfeier
auf dem Friedhof. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibelbe=
ſprechſtunde
.
Ehriſtlicher Verein junger Männer Darmſtadt, E. B., Alexander=
ſtraße
22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Sonntag, nachm. 3 Uhr:
Poſaunenchor auf dem alten Friedhof. Abends 8 Uhr: Toten= Ge=
dächtnisfeier
. Redner: Pfarrer Vogel. Dienstag, abends 8 Uhr:
Bibelſtunde für jedermann, auch Frauen haben Zutritt.
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.) Mitt=
woch
, abends 81 Uhr: Bibelſtunde
Ehriſtliche Berſammlung (Waldſtr. 18): Sonntag, den 25. Nob.,
vorm. 11½ Uhr: Sonntagsſchule. Nachm. 4½ Uhr: Verkündigung
des Wortes Gottes. Mittwoch, den 28. Nov, abends 8½4 Uhr: Ge=
betsſtunde
. Freitag, den 30. Nod., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
25. Nov., vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Gottes=
dienſt
Donnerstag, den 29. Nov., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Prediger Erhardt.
Ehriftliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 25. Nov., vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde Um 11 Uhr: Sonn=
tagsſchule
. Abends ½8 Uhr: Evangeliſation. Dienstag, abends
8 Uhr= Bibelſtunde Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde
Gemeinde gläubig getaufter Ehriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17:
Sonntag, den 25 Nov., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung. Um
11 Uhr Sonntagsſchule. Nachm. 4 Uhr: Predigt. Donnerstag, den
29. Nov, abends 8½4 Uhr: Bibelſtunde Prediger Kuhl.
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 25. November 1923.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr
Gelegenheit zur heil, Beichte,

Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: Erſte heil;
Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr: Sing=
meſſe
mit Predigt. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Um
11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Nachm 3 Uhr: Andacht zum
Troſte der armen Seelen. Abends 6 Uhr: Herz=Marjä= Bruderſchafts=
andacht
mit Predigt.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6½ Uhr:
Heil. Meſſe. Um 9 Uhr: Studentengottesdienſt. Nachm. 2 Uhr:
Roſenkranzandacht. Um ½4 Uhr: Verſammlung der Jungfrauen=
Kongregation.
Kapelle in der Wgldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe.
Kapelle zu Grieshein: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt mit
Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm von 4 Uhr bis abends 7 Uhr:
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. Um
½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um
9½ Uhr Hochamt mit Predigt. Nachm 2 Uhr: Andacht und Segen,
Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Hochamt und Predigt,
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, nachm. 5 Uhr, und
abends 8 Uhr: Gelegenheit zür heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 6½ Uhr: Beichtgelegenheit. Um 7½ Uhr:
Frühmeſſe. Um 770 Uhr: Predigt. Um 8½ Uhr: Zwveite heil.
Meſſe. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Um 2 Uhr: Chriſten=
lehre
. Um 2½ Uhr: Andacht. Werktags 7½ Uhr: Heil Meſſen,
St. Fidelis: An allen Sonn= und Feiertagen morgens 8 Uhr in
der Kapelle der Engliſchen Fräulein an der Waldſtraße heil. Meſſe
und Predigt.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. 122 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg. 128 Uhr.
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Beichtgelegen=
heit
. Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: And.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Kirche Jeſu Ehriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 25. Nov., nachm. 2½ Uhr:
Sonntagsſchule Um 44 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 29. Nov.,
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, vorm. 10 Uhr; Heiligungs= Verſamm=
lung
. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Heils=
Verſammlung. Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr: Oeffent=
liche
Verfammlung.
Methodiſtengemeinde (Frankfurterſtr. 3): Sonntag, den 25. Nov.,
nachm. ½3 Uhr: Sonntagsſchule. Um ½4 Uhr: Predigt,

[ ][  ][ ]

Dariſiädter Tagblatt

24. November 1923 Nr. 3

Handel und Wandel in Heſſen.
Spd. Julius Sichel u. Co., Komm.=Geſ. a. A., Mainz.
Der Reingewinn beträgt dem Geſchäftsbericht für 1922/23 zufolge nach

6,57 (0,70) Mill. Abſchreibungen 2837,91 Mill. Mk., woraus 400 Proz.
(40 Proz.) Dividende zur Ausſchüttung gelangen ſollen. Die Dividende
ſoll dadurch vor der Geldentwertung geſchützt werden, daß man eine An=
zahl
Sichelaktien zur Dividendenausſchüttung verwendet, indem man auf
je 50 Stück Dividendenſcheine eine Aktie mit Divisendenberechtigung für
1923/24 gewährt. Beſitzen Aktionäre eine nicht durch 50 teilbare Zahl
Aktien, ſo wird für ſie der An= und Verkauf überſchießender oder feh=
lender
Dividendenſcheine vorgenommen. Für die Ausſchüttung kommen
nur alte, an der Börſe bereits gehandelte Aktien in Frage. Die Tan=
tiemen
für die Geſchäftsinhaber und die Direktion ſowie die Gratifika=
tionen
für die Angeſtellten betragen 421,19 (604) Mill. An den Auf=
ſichtsrat
entfallen 280,79 (4,81) Mill Mk. Vorgetragen werden 134,25
(1,24) Mill. Mk. Die Generalverſammlung findet am 15. Dezember ſtatt.

Wirtſchaftliche Rundſch au.

spd. Rheiniſche Eiſengießerei und Maſchinen=
fabrik
A.=G., Mannheim. Die ao. G.=V. genehmigte einſtimmig
die Erhöhung des Grundkapitals von 58 auf 68 Mill. Mk. Begründet
wird die Kapitalserhöhung mit der Geldentwertung. Die Bereitſtellung
weiterer Mittel ſei notwendig geworden, weil ſonſt die Geſellſchaft in
volle Abhängigkeit von Bankkrediten kommen würde. Der Aktienver=
kauf
erfolgt durch die Süddeutſche Diskontogeſellſchaft. Die neuen Aktien
werden, um das Kapital rechtzeitig herbeizuſchaffen, von der Rhein=
Elektra in Mannheim übernommen. Die Aktien ſind bis auf einen Be=
trag
von 1,58 Mill. bereits verkauft. Das Kapital dient hauptſächlich zur
Fertigſtellung der Einrichtungen der Neuanlagen.
spd. Chemiſche Fabrik Elz A.=G., in Elz (Kr. Lim=
burg
). Die G.=V. genehmigte die Kapitalserhöhung um 35 Mill.
Stammaktien und 1 Mill. Vorzugsaktien. 16 Mill. der neuen Stamm=
aktien
werden im Verhältnis von 5:2 den alten Aktionären zum Bezug
angeboten. Der Bezugsrechtskurs bleibt der Verwaltung überlaſſen. Der
Reſt ſoll im Intereſſe der Geſellſchaft beſtens verwertet werden. Die
Kapitalserhöhung dient zur Ausnutzung der neu geſchaffenen maſchinel=
len
Einrichtungen.
spd. Weinbörſe zu Trier. Am 4. Dezember findet in Trier
die erſte Weinbörfe von Moſel=, Saar= und Ruwer=Weinen ſtatt. Es
werden einige hundert Fuder ausgeſtellt, und zwar Winzerweine wie auch
Weine der erſten Verſteigerungsgüter: 20er, 21er und 22er. Die Kauf=
bedingungen
werden erſt einige Tage vor der Börſe feſtgelegt, doch kann
ſchon jetzt mitgeteilt werden, daß die Zahlungen wertbeſtändig erfolgen
müſſen. Dagegen ſoll ein Ziel von 6 Wochen, d. i. bis zum 16. Januar
1924, eingeräumt werden. Die Börſe wird ein reiches Bild deſſen geben,
was Moſel, Saar und Ruwer erzeugt haben.
spd. Südkauf Großeinkaufs=A.=G. baheriſcher
Lebensmittelhändler, München. Die erſte G.=V. genehmigte
die Regularien und die Ueberweiſung des bis zum 30. Juni 1923 fäl=
lig
gewordenen Freianſchluſſes an den Landesverband bayeriſcher Le=
bensmittelhändler
als Sonderbeitrag der Südkaufaktionäre mit der
Verpflichtung, falls Aktionäre Barauszahlung verlangen, dieſe Beträge
auszuzahlen. Die Aktionäre verzichten auf eine Ausſchüttung der Di=
vidende
. Die Satzungen wurden dahin geändert, daß künftig auch eine
höhere Dividende als 6 Prozent verteilt werden kann. Aufſichtsrat
und Vorſtand wurden beauftragt, Vorſchläge über die Umwertung des
Aktienkapitals auf die Goldmarkbaſis und über eine weitere Erhöhung
des Aktienkapitals im Intergſſe der Geſamtbeteiligung des bayeriſchen
Lebensmittelhandels vorzulegen. Von der Verwaltung wurde hierauf
mitgeteilt, daß im Augenblick eine Kapitalserhöhung nicht beabſichtigtz
ſei, weil man erſt die geplante Stabiliſierung der Mark abwarten
wolle, um keine Verwäſſerung des Grundkapitals herbeizuführen. Ueber
die Geſchäftslage wurde mitgeteilt, daß ſich das Geſchäft ſehr gut ent=
wickelt
hat. Trotz der entſprechend der Goldmarkberechnung außer=
ordentlich
geſtiegenen Speſen, die durch vorſichtige Preiskalkulation
das Ergebnis nicht weſentlich beeinträchtigen konnten, ſteht weiter ein
gutes Ergebnis zu erwarten. Beim allgemeinen Uebergang zur Feſt=
währung
wird ein Subſtanzverluſt nicht eintreten, ſo daß die Geſell=
ſchaft
mit Vertrauen in die Zukunft blicken kann.
spd. Beamtenſparkaſſe A.=G., München. Die Beam=
tenſparkaſſe
e. V., die mit der Beamtenbank e. G. m. b. H. in München
nicht identiſch iſt, hat ſich in eine A.=G. unter obigem Namen umge=
wandelt
. Aufſichtsrat: Dr. Friedrich v. Brettreich, Staatsminiſter
a. D., München; Vorſtand: Direktor Moritz Solier, Direktor Georg
Leitmeher und Direktor Luitpold Saur.
* Maſchinenfabrik Badenia vorm. W. M. Platz u.
Söhne A.=G., Weinheim i. B. Die Geſellſchaft fordert zum
Bezuge der neuen, ab 1. 7. 23 dividendenberechtigten Stamm=Aktien auf.
Auf nom. 2000 Mk. alte entfällt eine neue zu nom. 1000 Mk. zu
10 Mill. Prozent, zuzüglich eines vor Ablauf der Bezugsfriſt feſtge=
fetzten
Pauſchalbetrages zur Abgeltung der Bezugsrechtsſteuer und zu=
züglich
Börſenumſatzſteuer. Das Bezugsrecht iſt bis 27. 11. einſchließ=
lich
auszuüben.

G. für Bergbau und Zinkhüttenbe=
trieb
, Lipine (O.=S.). Die Geſellſchaft beſchloß in der G.=V. am
29. März d. J. Kapitalserhöhung um 9,9996 Mill. auf insgeſamt
80,0004 Mill. Bisher wurde die beſchloſſene Kapitalserhöhung noch
nicht durchgeführt, weil die Verhandlungen mit der in Betracht kom=
menden
Intereſſengruppe noch nicht abgeſchloſſen werden konnten. Ein
Bezugsrecht für die Aktionäre kommt nicht in Frage.
L. Aufhebung des Achtſtundenarbeitstages in der
Sulzer Unternehmungen=A.=G. in Winterthur. Die
Arbeiter der Maſchinenfabrik Sulzer haben ſich bereit erklärt, die Ar=
beitszeit
auf 52 Stunden zu verlängern und auf eine entſprechende Lohn=
erhöhung
zu verzichten. Dadurch iſt es dem Werk möglich geworden,
größere Beſtellungen des Auslandes auszuführen und die Arbeiter für
mindeſtens ein weiteres halbes Jahr zu beſchäftigen. Bekanntlich leidet
auch die Schweiz ſtark unter der wirtſchaftlichen Kriſe. Der Entſchluß
der Arbeiter der Fabrik Sulzer zeugt von verſtändnisvoller Einſicht in
die Wirtſchaftslage und gewinnt dadurch noch an Bedeutung, daß Win=
terthur
von einer ſehr weit nach links tendierenden Arbeiterbevölkerung
bewohnt wird.

Warenmärkte.

h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Kaufintereſſen=
ten
können immer noch nicht die wertbeſtändigen Forderungen der Wa=
reneigner
erfüllen, und ſo mußte auch die Donnerstags=Produktenbörſe
ohne größere Geſchäftsbelebung bleiben. Die Stimmung war ſehr feſt
und die Forderungen lauteten für Weizen auf 24,2524,75, für Roggen
auf 2424,40, für Gerſte auf 22,75B3,10, für Hafer auf 20,5021 Gold=
mark
pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Am Mehlmarkt beſtand große
Nachfrage. Süddeutſches Weizenmehl Baſis 0 wurde mit 3737,40 und
Roggenmehl mit 35,7536,25 Goldmark pro Doppelzentner ab ſüddeutſche
Mühlen angeboten. Futtermittel waren gleichfalls feſt veranlagt. Wei=
zenkleie
war zu 911, Trockenſchnitzel zu 1212,50 Goldmark pro 100
Kilo ab Mühlen= bezw. Fabrikſtation, Biertreber und Malzkeime zu
9 Goldmark ab bayeriſche Stationen erhältlich.
Offiziell wurden pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim ohne Sack in
Goldmark, zahlbar in Goldanleihe, notiert: Weizen 25251 Roggen
233424 Gerſte 2223, Hafer 2122, Rohmelaſſe 6,57, Wieſenheu
7,89, Preßſtroh 55,5, Weizenmehl 37,1537,50, Roggenmehl 33,5 bis
34, Raps 3840. Tendenz feſt.
h. Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem Kleinviehmarkt
am Donnerstag waren zugetrieben: 11 Kälber, 18 Schweine, 348 Ferkel
nud Läufer. Bezahlt wurden für Ferkel und Läufer 626 Goldmark
pro Stück. Kälber und Schweine wurden wegen des geringen Auftriebs
nicht notiert. Marktverlauf: mit Kälbern mittelmäßig, geräumt; mit
Schweinen mittelmäßig, ausverkauft; mit Ferkeln mittelmäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Getreidemarkt lag
zwuar mehr Angebot als in der letzten Zeit vor, doch läßt ſich dieſes
wegen der unveränderten Schwierigkeiten, wertbeſtändiges Geld, zu er=
halten
, nur ſchwer unterbringen. Auch ſonſt macht ſich eine gewiſſe,
das Geſchift erſchwerende Knappheit an Papiergeld bemerkbar. Die
Gebote auf die vorliegenden Offerten ſtellten ſich daher zumeiſt etwas
niedriger als geſtern. Das Geſchäft nahm größeren Umfang unter die=
ſen
Verhältniſſen nicht an, ſo daß auch von den einzelnen Artikeln kaum
etwas zu berichten iſt.
Börſen.
Frankfurter Börſe vom 23. November. (Eigener
Bericht.) Unter dem Eindruck der unüberſichtlichen Lage am Geldmarkt
tägliches Geld bedang geſtern 1012 Prozent, während der heutige
offizielle Satz mit 5 Prozent feſtgeſetzt werden konnte kam es nach den
ſtarken Kurserhöhungen des geſtrigen Frühverkehrs bereits geſtern abend
zu einer Abſchwächung. Auch die Eröffnung der heutigen Börſe iſt im
Vergleich mit den geſtrigen Freiverkehrskurſen als durchaus ſchwach zu
bezeichnen, wenn ſich auch das Kursniveau auf faſt allen Gebieten über
den amtlichen Kurſen der letzten Börſe halten konnte. Im weiteren Ver=
laufe
der Börſe ſchwächten ſich die Kurſe auf niedrige Berliner Kurs=
meldungen
bei kleinem Geſchäft unter Realiſation der Spekulation wei=
ter
ab. Erſt zum Schluß und an der Nachbörſe konnte ſich auf Nückkäufe
eine mäßige Erholung durchſetzen, in der Hauptſache auf Grund des im
Verlauf der Börſe deutlich in Erſcheinung tretenden Geldangebots.
Am Markte der ausländiſchen Renten eröffneten Zolltürken mit
29,5, II. Bagdadbahn mit 30, zirka 6 über der letzten Notiz. Auch Ana=
tolier
und Rumänen waren etwa im gleichen Verhältnis geſteigert. Der
Markt der wertbeſtändigen Anleihen zeigte gut behauvtete Kurſe. Ba=
denkohle
50, Sachſenbraunkohle 11½ repartiert, Waſchenſee Gold zirka
36. Am Chemie=Aktienmarkt kamen Anilin mit 37 Goldſchmidt mit 28,
Höchſter mit 26 Elberfelder mit 32 zur Notiz. Wenig verändert lag
der Markt der Elektrizitätswerte, wo die Kurserhöhungen nur bei Lah=
meher
und A.E.G. ein größeres Ausmaß erreichten. Voigt u. Häffner
1,8 + 0,6. Am Markte der Maſchinenwerte kam es gegenüber den No=
tierungen
der letzten Börſe teilweiſe zu ſtärkeren Kurserhöhungen. =
linger
konnten mit 9,5 ihren Kurs verdreifachen. Daimler 3,6 + 1,2.
Pokorny verdoppelt, 7,5 rat. Zuckeraktien lagen uneinheitlich. Wag=

häuſel 9 + 2. Stuttgart 11 +4, Rheinagu 7½. Von Montanm
erhöhten Harpener ihren Kurs um 3 und zur Einheitsnoti= um w
110 auf 120. Buderus 291. Deutſch=Lux. ,80 + 15. Manuesn
55 + 10. Der Markt der Bankaktien wies gleichzeitig Kursſteiger
auf. Deutſche Bank 17 + 7. Diskonto 26 13, Dresdener 5
Auch der Einheitsmaukt zeigte überwiegend gegenüber der letzte=

erhöhte Kurſe. Badenia 1,8 + 0,3. Eiſenmeher 5 2,9.
Albert 75 + 15. Rodberg 20,5. Tellus mit 5 verdoppelt.

Neu eingeführt wurden die Akiten der Bayernwerke für Holzver
tung, mit 3,2 rat. Der freie Verkehr zeigte nach anfänglichen Abſch
chungen zum Schluß ebenfalls leichte Erholung. Allg. Bankverein
Becker Stahl 22 20,5 22. Becker Kohle 22,5 20,5:
5 5,5. Brown Boveri 4½ 5. Georgi 0,8. Growag 0,
Lloyd 2,5. Karſtadt 1,5. Kaiſer Waggon 0,6. Kreichgauer (
Söhne 4,5. Naſtatter Waggon 4 3,5. Tiag 11½ und Ufa 4. Berliner Börſenbericht. Die unter dem Druck
Regierungskriſis ſich verſteifenden Geldverhältniſſe brachten heute
der Börſe größere Zurückhaltung und Unluſt zum Geſchäft ſtärker
vor, ſo daß das Geſchäft einen größeren Umfang nicht annahm.
täglich zu beobachtenden wechſelnden Verhältniſſe am Geldmarkt.
z. B. heute vormittag 10 Uhr während der Börſe 15 20 Prozent
täglich kündbares Geld gefordert und bezahlt wurden, werden grö
teils als die Folge des langſamen Aufſaugens der Papiermark
des vermehrten Eindringens der Rentenmark in den Geldverkehr
geſehen. Bei einheitlicher Kursbildung ergaben ſich gegenüber
Schlußkurſen vom Montag im allgemeinen nur geringe, größter
einige Billionen betragende Kursveränderungen. Etwas größer
dieſe bei einigen Spezialpapieren am Montan=, Elektro= und Schiffal
markt, wo ſie bei Eſſener Steinkohlen und Harpener 20 bis 40 Billio=
nach
oben betrugen. Die Geſchäftsſtille erſtreckte ſich außer auf
Freiverkehrsmarkt auch auf den Rentenmarkt. Valutawerte waren
geringfügig verändert, wogegen von Deutſchen Fonds alte preu
Konſols und Reichsanleihen teilweiſe anſehnlich ſich höher ſtellten.

Deviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Ne Amſterdam=Rotterdam 159 000000 9400 000 1593000 00 T. 0300000 Brüſſel=Antwerpen ....." 1335/ 0000. 210., 00000 139510000. 196 90000. Chriſtiania........ ... 3164557 00. 610 45/ 01. 350000. 621530000 Kopen agen .. 7 61 0000 7298 0000 723165060. 31b 5 00. Stockholm 1012,0000 110:70000 05230000. 1710770000 Helſingſors 197 730000. 1032: 0010. 107730000. 10-270009. Italien.. 18 35300 0 183460000 4181540000 184450/ 00 London. 8354000000. 1844 000000 18354000000. 124461 00000 New=York 4139300000 4210;0000 41815 0 00. 421050 000. Paris. 21420000. 232 380000 427430000 2.55 0000 Schweiz: 728 1755000. 7318 1000 30170000. 733830000. Spanien 466 0000. 549370000 54663/ 000 549 370000 Wien (i. 58832. 51148. 68812 6914 Prag. 1214:0000 122330000 216 SMG. 122315000 Budapeſt 21.450 2 0550 219450 2205 0. Buenos-Aires 12967: 0000. 1 130 2500,10. 1296750000 130 250000 Bulgarien ...." 34/14000. 34 481000. 343/4000. 34485000 Japan .. ......... 19950uu000. 200 3000000. 1995000000. 200500/4000 Rio de Janeiro ... 59 100000 33040 000 559 100000 360,00060 Belgrad.. . .. 47181000. 477 19000. 47481000. 477 19000 Liſſabon. . .. 1155610000. 15 3910 0.1 155610000. 1563 0000. Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)

Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

Aktiengeſ. für Anilinft 19.11.
160g3 20010 Han. Maſch.=Egeſt.. . . 19. Af haffenburger Zellſtoff 20 00 20000 Hanſa Dampfſch.. . . . . . Ausgb.=Nürnb. Maſch 36000 28000 Hemoor Zement ....." Ber .=Anhalt=Maſchinen 6230 6:00 Hirſch Kupfer.... . .. . Bk. f. Elektr. W. vorzug 4000 11400 Höſch Eiſen ........" 63000 Bismarckhütte Hohenlohe Werke ...." 31000 Braunkohlen=Briett 19000 33000 Kahla Porzellan ....." 120 0 Bremer Vulkan ...... Lindes Eismaſch.. . . . . . 4259 Wolle..... . . .." Lingel Schuh ......." 1000 Chem. Heyden ....... 580 6800 Linke & Hofmann .... 3400 Weiler ....... 20000 32000 L. Ldewe & Co. ......" 280. (
5250 Deutſch=Atlant. Tel.. 11000 22100 C. Lorenz ..........." Deutſche Maſchinen .. 7250 6000 Meguin.. . . . . . . . . .... Deutſch=Niedld. Tel. .. 42000 2-0,0 N. Lauſitzer Kohle ... Deutſche Erdöl ......"
Deutſche Petroleum. 80000 98009 Nordd. Gummi. Orenſtein. 16 0 Dt. Kaliwerke. 46000 46000 Rathgeber W 15000 Berlin KarlsruherInd. 59000 68000 Rombacher Hüt 3:000 Do nersmarckhittte . . A Roſitzer Zucker 29000 Dynamit Nobel ......" 13250 13000 Rütgerswerke 26 Elberfelder Farben .. 29000 29000 Sachſenwert. 3100 Elektr. Lieferung ......" 8530 8000 Sächſiſche Gußſt R. Friſter .......... 2800 33000 Siemens Glas. 80 Gaggenau Vorz. ...." 6000 11000 Voliſtedter Porzellan 61000 Gelſenk. Gußſtahl .... 13000 40000 Weſtf. Eiſen Langendreer 20000 Geſ. f. elektr. Untern. 12500 18000 Wittener Gußſtahl ..." Halle Maſchinen ..... 7000 12000 Wanderer=Werke . ..... 9500 16

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Die Notierungen ſind in Milliarden

Frankfurter Kursbericht vom 23. November 192
0 ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
60 Reichsanleihe. . .... .. . . ..
.........
3½0
........."
.......
Dollar=Goldauleihe .... .."
Dollar=Schatzauweiſungen ..
4½% 1V. und v Schutzanweif.
4½% VI.IX.

Sparprämienanleihe .........
Zwangsanleihe .. . . . . . . . . . .."
4½ Preuß. Konſols ........."
.......
.........
4% Bad. An. unf. 1935... ...
v. 1907......
42 Bahern Anleihe .........
........
42 Heſſen unk. 1924 .....
31
...........

19. 11.

z0
300

100
500u
210

470 Württemberger. .....
b) Ausländiſche.

60 Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.3. 1914
½%0 b. 1902....... . ...

Bülgar. Tabak 1902 .....
2o Griech. Monopol ....
½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ......."
4½2%0 Oeſt. Schazanweif,, ſtfr.
b. 1914 ................"
4% Oeſt. Goldrente .. . . .. ..."
4½ einheitl. Rente .....

20 Num. am. Rente v. 03
½% Goldrente v. 13
am. konv. .
v. 05

(Admin.) v 1903 ...
Cür
(Bagdad) Ser. I..
HI..
b. 1911, Bollanl. ..
%0 Ung. Staatsr. v. 14...
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....."
Rußereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 .
Gold v. 04, ſtfr. .
konſ. innere ....."
3½ Irrigationsanleihe.
Tamaulipas. Serie 1 ...."
Oblig. v. Trausportauſt.
Eliſabethbahn ſtſr. . . . . . .
Gal. Carl Ludw. Bahn
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtſr.

20 Alte Leſtr. Südb. (Lomb.).
62Neue
G Oeſt. Staatsb. v. 1883....
%0 Ocſt. Staatsb. 1. b 8. Em.

300
130
80
420
400
300
150

4750
1000
160000

500

1500
6000
1000

G750
2500
2000

21000
24500
21003
23000

5750

350

23. 11

35

550
350

800
750
400

Oblig. v. Trausportanſt. (Ftſ.)
2 Oeſt. Staatsb. 9 Em
38 Oeſt. Staatsb v. 1885. ..
3%0 Leſt Staatsb. b. Erg. Netz
42 Ruvolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............"
32 Salon Conſt. Jonction. . .
3%0 Salonique Monaſtir ....."
50 Tehuantepee . . .........."
4½% .......
Pfandbriefe.
42 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
.....
42, Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
18 Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
4%0 Pfälz.
1922 ...
4% Rhein. 1923 ...
3½%0
verl ..."
4% Südd. Boben=Cred.=Bank
München 1906 ......

5300
1950

650
3000
400

8000
4000

28000.
30000

3500
1000

700
1000
17500
30000
15000

1200
3000

4% Heiſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heiſ. Ldhyp.=Vk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhhp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
401 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt, b. 1905 ......."
4%0 Fronkfurt b. 1913 .......
3½
v. 1903......."
42. Mafnz. v. 1919 bis 1926
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50o Budenwerk= Kohlwert=A.,1.
% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
Preuß. Kaliwert=Anleihe..
Roggenwert=Anl.
5eig Sächſ.Braunf. Anl. Ser.! u. 1
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeiellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank..
Deutſche Bank......
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ......"
Disconto=Geſeliſchaft .. . . .....
Dresdener Bank ..........."
Frankfurt r Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . ..
Mitteldeutſche Crebitbank .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbagk=Ant. ......... ..."
Rhein. Creditbank .... .. . . . . ."
Süddeutſche Disconto=Geſelliſch.
Weſtbank . . . .. . ... ... .. . .. .."
Wiener Bankverein ..... ...
Berqwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. . ....... . ..
Buberus. . . . . . . . . . . . .. ... . . ."
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler, Berowerks=Akt., . ..
Gielſenkirchen Bergw. ..... ...
Harpener Vergbau ..........
Kaliwerle Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......."

19. 11. 23. 11 14000 22000 150 300 28000 34000 17000 37000 50000 11040 9500 15000 20000 3 000 8500 11250 1750 1600 6000 8500 50000 45000 5500 (00 2000 9000 10700 17500 7000 9000 700 (50 19000 32000 4900 6 00 700 95 24000 260 2500 2150 975 1150 2003 2500 32: 8000 3000 390 53 650 10000 30000 65000 M 9.000 6500 64000 80000 80000 120000 21000 2200 25000 2100

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Lothringer Hütte .......
Mannesmann Nöhren .....
Mannsfelder ............."
Oberbedarf ...............
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ....."
Phönir Vergbau .........
Rhein. Stahwerke ....
Riebeck Montan.. . . . . ....
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahlitte
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien.
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München .....
Schöfferhof (Binding) ........"
Werger ....................

A
Adler & Oppenheimer ...
Adlerwerke (v. Kleher)...
A. E. G Stamm. . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano
Aſchaffenburger Zellſtoff
Badenia (Weinheim) ....."

Bad. Maſchſ. Durſach. .
Bab, Uhrenfahr. Furtwangen
Baſt Nürnberg ....... .. ...! 2500
Bayriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel CCaſſel) .......! 3000
Bergmann El. Werke ..... . ..
Bing. Metallwerke. ....... ..
Brockhues, Nieder=Walluf. .. . . ! 8000
gementwert Heidelberg ...... 109/0
Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Abert ........."
Griesheim Elektron ....
Mayer Alapin. . . . . . . . 2200
Weiler=ter=mer .. . . . . . . 23000
Daimler Motoren ... .. . . .. . . ! 2 00
Deutſch Eiſenhandel Berlin
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamn)..... ..
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) .... 3800
Dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwert Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher fr. ... ..."
Elberfelder Farb. v. Baher .../ 26000
Elektr. Lieferungs=Geſ..... ..
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ Bad. Wolle. . ..........
Emag, Frankfurt a. M. ... . . .
Emaille &. Stanzu. Ullrich ....
Enzinger Werke ........... ..
Eßlinger Maſchinen ......... 3000
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh. Bleiſtift.. . . . .. ..
Faber & Schleicher ........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . .. ..

Kelnmechanf eetiel.

19.11. 23. 11 19. 11. 23 11. 77000 75000 Frankfurter Gas.. .. . . . . . . . . . 2000 100 45100 5 000 Frankfurter Hor ......." 3000 9000 15000 22 00 Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek. 3000 7500 26000 33000 Fuchs Waggon Stamm.. . ... 20/0 2800 30000 Ganz, Ludwig Munz ......."
Geiling & Cie. .............. 960 1500 52000 900 1000 55000 Gelſenkirchen Gußſtahl ......." 65070 Goldſchmidt Th........... .. . 23000 270 0 2500 5000 Greffenius, Maſchinen Stamm! 1300 25.0 36000 28000 Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)...... 17500
7500 260 10
1000 Haufwerke Füſſen ........... 14500 180 0 (000 Heddernheimer Kupfer .......! 6800 6000 75060 Heyligenſtaedt, Gießen ....... 4000 4900 3000 Hilpert Armaturen ........... 2500 3000 Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Kupferu Meſſ......... 5000
43000 6030
6r 000 45000 Hoch= und Tiefbau .......... 2500 4000 30003 Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............ 19300 29500 2100 2400 1.00 2200 12330 177,0 IInduſtr. . . . . . . . . . . . / 14009 Hotel A.=G., München ..s..f: 9,00 4500 17000 22000 Hhdrometer Breslau. . . . .. . .. 5000 1750 1800 Fnag. ... . . .. . ..............! 5000 6000 29500 4050 Junghaus Stamm . . . . . . . . . . . 7400 9000 30000 32067 Narlsruher Maſchinen ........ 4000 10000 10000 Klein, Schanzl. & Becker ..... 4800 4000 500d Konſervenfabrik Braun ...... 1200 1500 12000 20000 Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . . 13030 15000 2.00 Lahmeher & Co. .......... .. 10250 13000 15000 19500 Lech Augsburg ............. 4000 7000 9006 7900 Lederw. Rothe ............." 10000 Lederwerke Spicharz ........" 700 2000 12000 Löhnberger Mühle .......... 6000 800 5000 7000 Lüdenſcheid Metallw ........" 4250 40u0 6800 6000 Lux’ſche Induſtrie ......... 12000 15040 60000 75000 Mainkraftwerke Höchſt ....... 3500 5500 185.0 2.000 Mequiu, Butzbach ........ 15000 15000 3500 Metall (vorm. Dannhorn! Nrbg 900
1200 Meher, Dr. Paul.... . .. . . 900 3600 Miag, Mühlenb., Frankf. a. M. 3500 5-50 Moenus Stainm. . ......... .. 100 30 26500 32000 Motorenfabr. Deutz........ . ." 6000 6000 8900 Motorenfabrik Oberurſel ..... 4500 8500 1500 2000 Reckarſulmer Fahrzeugwerke .. 2030 Neckarwerke Eßl. Stamm.. .. 2500 5200 4000 Niederrhein Lederfabr. (Spier) 8000 Dieawerte Fraukfurt a. M 8000 2500 4000 Peters. Union Frankfurt a. M. 1200 2:00 2100 5600 Pfälz. Nähm., Kayſer...... .. 4000 4500 30000 Philipps A.=G. .... . . . . .. 4500 3500 6500 7000 Vorzeilan Weſſel...... 14300 18000 Permeihens. 5000 Reiniger, Gebbert & Schall .. 3009 3500 975 1000 Rhein. Eleitr. Stamm. . . . . 3000 70 0 8900 8.00 Rhein. Maſch. Cahen=Leubesdff. 12000 Metall Vorzüge ....... 9000 2500 Rhenania, Aachen ........... 19000 26000 Riedinger Maſchinen ...... 9000 25000 Rückforth, Stettin .........." 909 2000 1600 3000 Rütgerswerke ..............." 200,00 23000 500 460 Schleußuer (Frankfurt a.M.) .. 2000 4600 48000 46000 Schneider E Hanau ........." 4500 3000 37000 50u01 Schnellpreſſen Fraukenthal . ... 11500 11500 900 1000 Schramm Lackfabrit. . . . . . . .. 600) 7500 19. 11. Schuckert Elektr. / Nürnberg) Schuhtabrik Berneis-Weiſel 1200 Schuhfabrit Herz." 1500 Schuhf Teander Offenbach .. 2000 Seilinduſtrie Wolff..... 2 00 Sichel & Co., Mainz .... 10000 Siemens Elektr. Betriebe ... 2 00 Siemens Glasinduſtrie ......." 2500 Siemens & Halsfe .........." 30 00 Stöckicht=Offenbach=Gummi. . . 900 Südd. Handelsvereinigung. . .. 210 Süddeutſche Immobilien 1200 Thüringer elekt. Lief-Geſ., Gotha 800 Uhrenfabrik Furtwängler .... 3500 Beithwerke in Sandbach 260 Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 12 00 Verein. beutſch. Olfabr. Mannh. 30,10 Gummifabr Bln.=Frrf. 2150 Pinſelfabr. Nürnberg. 20000 Ultramarin ........... 16000 Zellſtoff, Berlin. . . . . . . 2450 Vogtländ. Maſch. Vorzüge... Stämme.. 1800 Voigt & Haeffner Stämme. . . . 1200 Voltohm Seil .............. 3400 Wayß & Freytag ..........." 3500 Wegelin Rußfabrik .......... 7300 Zellſtoff Baldhof Stamm..... 9000 Zucke rfabr. Waghäuſel ......." 7000 Frankenthal ...... 7500 Heilbronn ........ 2500 Offſtein ... ... 7300 Rheingau ......." 7500 Stuttgurt .. Transport=Aktien. Schantung E. B. ....... . .." 3100 Süddeutſche Eiſenbahn=Gei... Hapag (Paketfahrt) .......... 65000 Nordd. Llohd ............... 1225 Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn Maee Rie Bahnbedarf ....... ......... 1000 Dampfkeſſel Rodberg.. ....... 1.00 Helvetia Konſervenfabrik. . . . .. 4500 Gebr. Lutz ................. 11040 Motorenfabrik Darmſtadt .... 5200 Gebr. Roeder .............. 1800 Venuleth & Ellenberger 6000

Unnotierte Aktien.
Beckerlohle .............
Beckerſtahl .............
Benz. .. . . . . .. .. . . . .. ....
Brown Boveri .........."
Cont. Handelsbank .......
Growag. ............
Hanſa Llohzb ...... ......
Kabel Rhendt ...........
Karſtadt R. .............
Petrolenn, Dtſche. ......
Raſtatter Waggon .....
Text.=Ind. (Barmen (Tiag)
Ufa Fülm ......"

17500
16500
4100
3000
275
410
2100

1000
18000

1500
3500

Bankgeschaft
r 1308, 1309
Ferns

112 2 FUTM
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenolatz 1

[ ][  ][ ]

mer 19

Schreinersmiche
Von Adam Karrillon.
Karrillons 70. Geburtstag am 12. Mai hat die heſſiſche Preſſe
* Reihe von Beiträgen über ihn und von ihm auf ſeine Be=
g
für das heſſiſche Schrifttum hingewieſen. Zu den vielen Ehrun=
t
ſich nun eine neue geſellt, die dem Dichter ganz beſondere
bereiten wird, dem Verleiher aber zur Ehre gereicht. Wir
das Schreiben des Heſſiſchen Landesamts für das Bildungsweſen
rtlaut wieder.
Darmſtadt, den 11. Auguſt 1923.
Sehr verehrter Herr Doktor!
) habe die große Freude, Ihnen mitteilen zu können, daß Ihnen
Verfaſſungstag zu verleihende heſſiſche Staatspreis für Ver=
um
das künſtleriſche und geiſtige Leben in Heſſen, der Georg=
ner
=Preis, anläßlich ſeiner erſrmaligen Verteilung zuerkannt
iſt. Ich bedaure ſehr die Umſtände, die nicht zulaſſen, daß ich)
den Preis ſelbſt übergebe, möchte aber nicht verfehlen, Iynen
aufrichtigſten Glückwünſche zu der wohlverdienten Ehrung aus=
hen
. Der Preis, der in einem Geldpreis von 3 Millionen Mart
ner von Rudolf Koch in Offenbach geſchriebenen Urkunde mit dem
Dem Dichter Adam Karrillon, dem warmherzigen Schilderer
matlirhen Odenwalds, verleiht das heſſiſche Volk in dankbarer An=
ung
ſeiner Verdienſte um die Pflege und Mehrung der geiſtigen
üter den Georg Büchner=Preis 1923 beſteht, wird Ihnen bei
ſich bietender Gelegenheit übermittelt werden. Ich hoffe, daß
der Georg Büchner=Preis in dem reichen Kranz der Ehrungen, die
im Laufe Ihres Jubeljahres zuteil geworden ſind, als eine vom
heſſiſchen Volke ausgehende Anerkennung und Ehrung eine be=
Genugtuung und Freude bedeuten und dazu beitragen wird, daß
81 vohlbegründeten Beziehungen zu Heſſen an Feſtigkeit und Innig=
chts
verlieren und daß Ihr Schaffen in dem ehrenden Gedärhtnis
ſſiſchen Gefchichte verwahrt bleibt für alle Zeiten.
it dem Ausdruck meiner vorzüglichſten Wertſchätzung bin ich Ihr
Argebener

Beilage zum Darmſtädter Tagblatt

24. November 1923

gez. Ulrich, Staatspräſident.
t einer früheren Ehrung des Dichters, der Enthüllung der Gedenk=
Hm Karrillons Geburtshaus in Waldmichelbach im Herbſt 1921,
der um die Verbreitung des heſſiſchen Schrifttums hochverdient:
zbibliothekar Profeſſor Dr. Eſſelborn ein Lebensbild des Dichters
9 rbeitet. Aus dieſer Feſtſchrift iſt ein neues Buch hervorgegangen,
Itzt im Litera=Verlag Darmſtadt erſchienen iſt: Adam Kar=
n
. Altes und Neues über ihn und von ihm. Ein Volfsbuch,
ſtrebt iſt, den Dichter in ſeiner ganzen Entwicklung zu zeigen, und
nicht bloß durch Schilderung ſeines Lebensganges, ſondern da=
1 daß es ihn in ſeiner ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit der verſchiedenen
ſen zu Worte kommen läßt in ſelbſtbiogradhiſchen und anderen
zen und Erzählungen. Die mit vielen Bildern geſchmückte Samm=
nthäit
Altes und Neues und zwar iſt das Alte in doppeltem

neu, nämlich teils, weil es hier zum erſtenmal an den Tag ge=
wird
, teils weil es vollſtändig in Vergefſenheit geraten war,
jetzt entriſſen werden ſoll. Die beigefügte Karrillonbiographie
n ſtatiſtiſches Bild über des Dichters ſchriftſtelleriſchen Werdegang
Beachtung, die ſeine Werke gefunden haben, geben. Möchte
utſche Volk, auf dem ja ſchwere, drückende Laſten ruhen, trotzdem
wußt bleiben, daß es auch Pflichten gegenüber einem Dichter wie
lon hat! Möchte es deshalb dieſem Buche vergönnt ſein, vielen,
ieſen Dichter, deſſen Name ſicherlich viel= heute in jedermanns
befindliche überleben wird, noch nicht kennen, die Bekauntſchaft
inen Werken vermitteln und ſeinen alten Freunden die Kenntnis
inem Leben und Schaffen vertiefen.
kit freundlicher Erlaubnis des Herausgebers und des Litera=
1s bringen wir die Schilderung des Schreinersmichels aus der
ſeſchreibung von 1894 hier zum Abdruck.
In meinem Geburtsort hatten wir nämlich einen inbaliden
Stiſchler, den alten Schreinersmichel. Er wohnte in dem
irm eines ehedem befeftigten Kirchhofes und hatte für die
Otat dieſer Freiſtelle mancherlei gemeinnützige Verpflichtun=
Gübernommen. In einem langen ſchwarzen Rocke, deſſen
Metallknöpfe von uns Jungen weit über Pari gehandelt
en wären, ſchritt er jedem Hochzeitszuge voran und ſcheuchte
judringliche Volk der Gänſe in die Höhe. Am Karfreitag
Dte er im Paſſionsgang den Judas, und wenn er von der
orbühne ins Schiff der Kirche hinunterſchrie: Was wollt
mir geben, ſo will ich ihn Euch verraten? ſo konnte ein
mit Leichtigkeit merken, daß er es billig tat, billiger noch
as Original, von dent er alle Karfreitag einmal eine wohl=
Kopie vorſtellte. In Stunden, die von ſeiner amtlichen
keit nicht abſorbiert waren, leiſtete er Ungewöhnliches in
Herſtellung von Starenkäſten, in denen er einen geheimen
der anzubringen wußte. Kaum war ein ſolcher ausgehängt,
ar auch in Zeiten, in denen an leeren Logis kein Mangel
alsbald eine Starin da, die ſich die Wohnung anſah und
1.t bezog.
Rit dieſem außerordentlichen Menſchen wirkte ich zur größe=
Ehre Gottes in der Art zuſammen, daß, während mein
r die Orgel ſchlug und er den Blaſebalg trat, ich nach den
iben des Notenblattes die Regiſter zu ziehen hatte. Wäh=
der
Sonntagspredigt hatten wir alle drei eine wohlver=
ie
Ruhepauſe. Wenn nun mein Vater über der Klaviatur
S Orgelſpieles ein wenig nickte, ſchlich ich mich hinter die
1 zu meinem alten Freund, den Schreinersmichel. Da ſaß
tein Stolz und meine Zuverſicht, wie ein König, auf ſeiner
bank, ſtützte die Ellenbogen auf die Knie und kaute Tabak.
überſchüſſigen Saft ſpritzte er mit vollendeter Meiſterſchaft
) ein Aſtloch ins Interienr der Orgel. Gott weiß, wie oft
teben ihm geſtanden und dieſe unglaubliche Kunſtleiſtung
triert, kontrolliert und auf ſein Verlangen beſcheinigt habe.
n Anblick ſolcher Kunſtproduktionen hatte ſich meine knaben=
Verehrung für den ſeltenen Menſchen zur Begeiſterung
igert, und er hatte eine Macht über mich erlangt, die mich
einem blinden Werkzeug ſtempelte. Ich trug keine Bedenlen,
Stück Speck aus dem Rauchfang meiner ahnungsloſen Mut=
zu
ſtibitzen, als er mir eines Tages verſprochen hatte, baß
Qiir aus den Karten die Zukunft offenbaren werde. Als ich
dem Corpus delicti unter der flachen Gewölbekappe ſeiner
be, die in grauer Vorzeit ein Gefängnis geweſen ſein ſoll,
ien, ds ſtrich er mir ſchmeichelnd über die Haare und nannte
mit dem Ausdruck ſichtlicher Befriedigung einen Teufels=
Ich bin ſpäter zum Doktor geſchlagen worden, und wenn
mich jetzt zum Richter treten würde, kein Titel könnte mich
rfreuen als dieſer, den ſtille Majeſtät des alten Schreiners=
fel
mir damals gnädigſt zu verleihen geruhte.
Dann breitete er die ſchmutzigen Karten auf dem wackligen
he aus, und da er meine ertrabagierende Phantaſie kannte,
atte er mir leicht weisſagen, was ich gerne hörte. Er führte
einem zweiten Orlando furioso zu, durch tauſend verwun=
te
Schlöſſer, indem er mich lehrte, alle die Ungeheuer zu
iegen, die deren Eingänge bewachten. Vor Drachen ſollte ich
Inhalt ſeiner Leimpfanne ausleeren und ſie ſo zur Unbe=
lichkeit
verdammen, worauf es dann ein Leichtes wäre, ſie
dem Handbeil totzuſchlagen. Vor allem aber ſollte ich dor
r Heldentat einen Schnaps trinken. Auf einer meiner aben=
erlichen
Fahrten ließ er mich mit einer Waſſerſchlange zu
imenſtoßen, die ich natürlich abermals in gewohnter We
egte. Der Preis war diesmal eine Prinzeſſin, die mir auße=
rmeßlihen
Reichtümern auch gleich eine Anzahl Kinder in
Ehe brachte, worüber ich mich in meiner kindlichen Welt=
chauuug
ganz unbändig freute. Wie doch alles, was in der

Kindheit auf das weiße Blatt unſeres Geiſteslebens geſchrieben
wird, ſo unverwiſchbar haftet! Wie in einem Traumzuſtand
erwarte ich zuweilen jetzt noch die Erfüllung der ſeltſamen Pro=
phezeiung
, obgleich es mir klar fein müßte, daß gegebenenfalls
das Strafgeſetzbuch, minder poetiſch, mich wegen Bigamie her=
einlegen
nürde.
X
*Kunſt un d Theorie
Von Erich Bockemühl.
bz. Wir können das öſter in der Dichtung (und überall) be=
obachten
, daß wirkliche Künſtler, die ſich anfänglich wohl einer
Nichtung beigaben, dadurch, daß ſie aus ihrem tieferen Künſt=
lertum
heraufwuchſen, durch ihre Werke ſelbſt den Gegenbeweis
gegen die Theorie der bedachten Richtung lieferten. Es mag
ſchon mancher geweſen ſein, dem die eigene Theorie, anfangs
allzulaut geprieſen, bald ſelbſt zur Beengung wurde, und wenn
es ſchon möglich iſt, Johannes Schlafs In Dingsda und
Frühling noch einigermaßen vor der Theorie des Naturalis=
mus
zu rechtfertigen möglich iſt alles es wird aber kein
Unbefangener dieſe Bücher und Schlafs ſpätere Werke überhaupt
für Naturalismus erkennen. Schlaf ſelbſt nicht, wie ich wohl
denke. Intereſſant iſt mir eine Beobachtung in einem Aufſatz
Hans Benzmanns über Dadaismus, in dem Hans Arp ( offen=
bar
nach ſeinem eigenen Willen) unter den Dadaiſten ſteht. Jich
brorhezeihe Hans Arp, daß er, falls er ſich ſelber treu bleibt,
fehr bald ſeinen dadaiſtiſchen Irrtum überwindet, einfach, weil
ſeine Gedichte Dichtung ſind (wenigſtens die wenigen, die ich
kenne) und nicht (die Dadaiſten nennen das Simultaneität)
überſtiegener, verrücktgewordener . . . Naturalismus. In den
Kreiſen des ſogenannten Expreſſionismus (ich denke nicht an
das Urprinzig aller Kunſt von innen heraus, ſondern an die
ſenſationelle Kliſchee=Manier von heute) kann man die Beobach=
tung
ebenſo machen, daß die wirklichen Könner bald eigene
Wege gehen, die Könner nämlich, die die Wege der Theorie
niemals gegangen ſind . . .
Es iſt zweierlei, was die Kunſttheorie bringen kann: Den
Unterſchlupf der vielen, die mit ihrer Hilfe rationaliſtiſch Schein=
kunſt
machen, die oft wirklich guter Kunſt täuſchend ähnlich
ſieht und die Tatſache der Einengung der wirklichen Künſtler,
die ſich eben mit mancher Kraftaufwendung mancher äußeren
Untreue um der inneren Treus willen wieder aus ihren Ge=
ſpinſten
befreien müſſen. Die Kunſt jeder Zeit leidet an der
Theorie der Vergangenheit, und die Theorie der Vergangenheit
(die man in Schulen lehrt) verurſacht es bei dem bildungs=
kranken
Publikum, daß es die Talmileute für echt und die treuen
Ringenden für tatenlos hält, ſie lächerlich macht. Das wiſſen
wir ja weiß das ganze Volk und kxeuzigt dennoch mit bürger=
lichem
Stolz jeden großen und kleinen Chriſtus, der ihm ans
Herz greifen könnte, da in die Tiefe hinein, wo unter dem faulen
Biedermeiertum noch etwas kindhaft Freudiges lebendig werden
könnte. Aber Kunſttheorien ſind immer mit Wiſſenſchaft über=
glitzert
und alſo ſehr verfänglich.
Aus Kunſttheorie läßt ſich ebenſowenig Kunſt erzeugen wie
aus Grammatik Sprache, aus Katechismus Religion . . . Aber
hundert Jahre noch ſerden die Menſchen in allen Schulen ge=
plagt
. . . um der Religion willen mit Katechismus, der Sprache
willen mit Grammatik Aber aus Kunſttheorie gute
und ſchlechte Kunſt unterſcheiden zu können? Die ſchlechte
meiſt für die gute zu halten, das iſt der Erfolg.
Kunſttheorie iſt an und für ſich ein Irrtum. Als Nacher
kenntnis am Kunſtwerk ſelbſt mag ſie Geltung haben Be=
deutung
kann ſie haben, wenn ſie Kunſtphiloſpphie,
Pſychologie der Dichtkunſt iſt die aber niemals Rich
tung gibt, ſondern nach innen führt. Seiendes erkennt. Zu=
ſammenhänge
und Unſächlichkeiten löſt...
Man ſagt doch immer nur: dies iſt Expreſſionismus,
Impreſſionismus und dies und das . . inan, der doch gerade
von außen her dies zu ſagen ſich bemüßigt fühlen kann. Denn
tras ſoll das vor wirklicher Kunſt? Shakeſpeare! Wie
denn nun? Expreſſioniſt, Impreſſioniſt? Und wer da als
wirklicher Künſtler vermeintlich impreſſioniſtiſch ſchafft, ſchafft er
denn weniger von innen heraus als der vermeintliche Expreſ=
ſioniſt
und wirkliche Künſtler? Die Natur durch ein Tempera=
ment
geſehen dieſe Zolaformel kann nämlich Expreſſionismus
ſein, kommt ganz allein auf die Auffaſſung irgend eines
Schaffenden an. Und es iſt zu denken (obwohl es aus an=
deren
Gründen unmöglich iſt .), daß der Impreſſioniſt und der
Expreſſioniſt jeder nach ſeiner Formel und auf Grund eines be=
ſtimmten
Baums das gleiche Bild malen.
Aber ich weiß: Ganz ſo ridikül iſt die Theorie=S cht der
heutigen Zeit doch nicht. Es iſt da manches Theoretiſieren er=
zwungene
Abwehr, wie der Katechismus, das ja auch einmal
war. Und immer die andere Theorie war ſchuld an der neuen.
Und die neue wird wieder Dogma . . und in fünfhundert
Jahren lernt man in den deutſchen Schulen".
Wie das zu ändern iſt?. Wenn die Menſchen alſe ehrlich
wären und nicht Nuhm ſür Seele nähmen und nicht Bildung für
Geiſt ..". ſowohl Künſtlerſchaft wie Publikum, dann wäre alles
gut. Alldieweil das aber nicht ſo iſt, bleibt nur zu ſagen: Redet
nicht ſoviel, ſondern ſchafft! Das Schöne iſt ſchwer! Kunſt iſt
ernſteſte Bemühung und nicht Kuß der Muſe, ſondern Arbeit.
Schafft und ſchafft! Denn in hundert Jahren kümmert man ſich
nicht darum, was ihr geredet und gezwiſtet habt, ſonder um das,
was ihr geſchaffen habt. Und immer die geiſtigen Werke
ſind die Phyſiognomien einer Zeit ..."

Neue Bücher
Im Urban=Verlag in Freiburg i. Br. erſchien ein Band lyriſcher
Gedichte von Bernhard Brentano, die wegen des ſtarken dich=
teriſchen
Talentes, das ſich in ihnen offenbart, Beachtung gefunden
haben und weitere Verbreitung derdienen. Aus den Gedichten des
jungen Dichters, der ſo glücklich iſt, ſich in unſerer faſt ausſchließlich auf

nicht in ausgetretenen Geleiſen, ſondern geht ſeine eigenen Wege. Hiu
und wieder macht ſich, beſonders im 1. Teil, zwar noch ein Ringen mit
der Form bemerfbar, andererſeits aber enthält die Sammlung Ge=
dichte
, die ebenſo formſchön wie tief empfunden ſind. Wir nennen u. a.
das erſte ſtimmungsvolle Gedicht Kleine eingeſchneite Birke‟. Was
haft Du unter allen Menſchen 1c. die Gedichte Sonne und Gipfel
Du haſt mich nie geliebt und Du biſt mein
das herrliche Sone
höne Taleut des Dicht rs am vollkommenſten zum
Leben,
as nicht minder glücklich geformte Gedicht Zur
Ausdruck gelan
Reiſe nach Heubach und An meinen Bruder
Hochzeit, die
zeigen, daß der Dichter auch Stoffe aus dem täglichen Leben dichteriſch
zu geſtalten und zu verklären weiß. Man iſt berechtigt, von der ſtar=
B=gabung Brentanos noch weitere wertvolle dichteriſche Gaben zu
ri4
W
Vom römiſchen Limes im Odenwald. In Nr. 23 der
vortrefflichen Heimatblätter Vom Bodenſee zum Main
(Karlsruhe, Verlag von C. F. Müller 1922), worin eine Wande=
zung
längs der römiſchen Reichsgrenze im Oden=

wald dargeſtellt iſt, bietet Eunſt Wahle eine jedem Odenwald=
freunde
willkommene Gabe. Er beginnt ſeine archäologiſche Fuß=
wanderung
in Neckarburken unweit Mosbach und endet ſie bei dem
erbachiſchen Jagdſchlößchen Eulbach bei Michelſtadt. Die zunächſt au=
Erdkaſtellen und Holztürmen beſtehende römiſche Reichsgrenze, der
Limes, wurde gegen 100 nach Chriſti durch den Odenwald gezogen.
Unter Hadrian wurde ein durchlaufender Zaun, der nur in der Nähe der
Kaſtelle und Türme unterbrochen war, die Grenze entlang errichtet.
Unter Antonius Pius wurden in den Jahren 145/146 die Erdkaſtelie und
Holztürme durch feſte Bauten aus Stein erſetzt, und noch während der
Regierung dieſes Kaiſers wurde um das Jahr 155 die Reichsgrenze
noch ein Stück weiter nach Oſten in die Linie Mainlauf=Miltenberg=
Walldürn=Oſterburken verlegt. Ein lebendiges Bild der Verhältnifſe
im Odenwald vor faſt zweitauſend Jahren entrollen die römiſchen
Kleinfunde und Inſchtiften, die die Limesforſchung zu Tage förderte.
Dieſe Forſchung wurde gewiſſermaßen eröffnet durch die 1813 erſchienene
und heute noch wertvolle Schrift des ſpäteren heſſiſchen Staatsrats und
Mitbegründers des Hiſtoriſchen Vereins für Heſſen, Johann Friedrich
Knapp (17761848) Römiſche Denkmale des Odenwaldes‟. Das reich
illuſtrierte, höchſt anregende Büchlein Wahles führt an der Hand einer
kleinen Limesſtrecke überſichtlich in die Probleme der Limesforſchung
ein, es zeigt auch, wie gerade die Flurnamen ſich hier als zuverläſſige
Wegweiſer für die Ausgrabungen erwieſen. Prof. Dr. Karl Eſſelborn.
Alexander von Gleichen=Rußwurm: Liebe.
Eine Kritik der verliebten Liebe. (Grundzahl geheftet 6., Halbleinen
8.. Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart.) In unſere an wahrer
Liebe bettelarme und eben darum bettelarme Zeit wagt ſich ein Buch über
Liebe eine Weltgeſchichte der Liebe und ihres unſagbaren Reichtums.
Mitten in unſeren Zeiten namenloſen Haſſes erſcheint dieſes Buch über
Liebe und erzählt trotz dem Lärm des Marktes von den Liebesſeufzer
aller Zeiten. Angefangen mit einem Liebeslied aus Aegypten, viele
tauſend Jahre alt, gibt es die Liebesſitten und den Ausdruck der Liebe
zu allen Zeiten bis zu den großen erlebten Romanen, die ſo vielen un=
ſerer
Größten beſchieden waren. Nicht kühl und mediziniſch, nicht dar=
teipolitiſch
und doktrinär, wie heute meiſt an die Liebe herangetreten
wird, nicht herablaſſend und ſpieleriſch, ſondern mit tiefſter Ehrfurcht
wird dieſe Frage berührt, mit warmem Dichterwort im Namen aller
Dichter, in Erinnerung an alle Dichter, an alle großen Träumer, die echte
Freunde der Menſchheit waren, weil die Liebe ſie belehrte. Gleichen=
Rußwurms Buch weckt gewiß bei manchem Lefer angenehme Erinnerun=
gen
an Bücher dieſes Verfaſſers, die reich gemacht und viel getröſtet
haben. Wie die pſychologiſche Forſchungsreiſe Freundſchaft bringt es
als Gegenſtück dazu eine Ergänzung der großen weit verbreiteten ſechs=
bändigen
Geſchichte der europäiſchen Geſelligket, die nur durch Liebe und
Freundſchaft ihrem inneren Weſen nach ermöglicht iſt.
Japan und die Japaner. Eine Landeskunde. Von Dr.
Karl Haushofer, Profeſſor an der Univerſität München, Generalmajor
a. D. (Mit 11 Karten im Text und auf 1 Tafel (Vl und 166 S.) gr.
8. Kart. G.=Z. 3,60 Mk., geb. G.=Z. 4,20 Mk., Schluſſelzahl des Börſen=
vereins
. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin 1923.,
Andere Länder und Völker kennen, ihre Eigenart verſtehen zu lernen
das haben uns die Ereigniſſe des letzten Jahrzehntes gelehrt für uns
eine Notwendigkeit, deren Außerachtlaſſung wir bitter gebüßt haben.
Heutzutage, da Auslandreiſen nur noch für wenige Auserwählte im Be=
reich
der Möglichkeit liegen, ſind wir in dieſer Beziehung mehr denn je
auf Bücher, Länderbeſchreibungen und Reiſeſchilderungen angewieſen.
Für ein Land nun, das uns im Kriege eine beſonders ſchmerzliche Ent=
täuſchung
gebracht hat, ein Land, das in ſeiner Natur und Kultur ſo
außerordentlich Intereſſantes bietet, für Japan, fehlte es bisher an
einer knappen, aber doch umfaſſenden Landes= und Volkskunde. Eine
ſolche bietet uns aus eigener langjähriger Kenntnis dieſer jüngſter
Großmacht, die allein es berſtanden hat, über zwei Jahrtauſende im
Weſen ſich gleich zu bleiben und dennoch ſich zu verjüngen, der be=
kannte
Geograph Prof. Haushofer, in ſeinem im Verlag von B. G.
Teubner, Leipzig, ſoeben erſchienenen Werke Japan und die Japaner.
Er geht aus von den natürlichen Grundlagen des Landes, erklärt aus
ihnen die Entwickelung von Pflanzenwelt, Tierreich und Menſchentum
in dieſem Erdraum, das Schickſal des Einzelnen ſowohl als die von der
Geſamtheit geſchaffene ſtaatliche Lebensform in ihrer Eigenart und zeigt,
wie hier die Kraft des menſchlichen Willens es verſtanden hat, ſich nicht
nur dieſen gegebenen Grundlagen anzupaſſen, ſondern ſie auch umzufor=
men
und zu beherrſchen und wie ſo der heutige Staat mit ſeinen hoch=
ſtehenden
Kultur= und Wirtſchaftsformen geworden iſt. Unter dieſen Ge=
ſichtspunkten
wverden im wahren Sinne einer Landeskunde behandelt:
Lage, Bodengeſtaltung, Klima, Pflanzen= und Tierreich, das Volk nach
Herkunft, Anlage und Charakter, ſeine Sitten, Gebräuche, ſeine Sprache,
ſein Kulturleben in Religion, Wiſſenſchaft, Kunſt und Handwerk,
Rechtspflege, Verfaſſung und Wehrmacht, der Staat und ſeine Ent=
wickelungsgeſchichte
, Siedelung, Verkehr und Wirtſchaft. Aus dem Buche,
in dem eine Reihe wertvoller Kartenzeichnungen enthalten ſind, kann
ſo. der Staatsmann, Kaufmann und Techniker alle nötigen Vorkennt=
niſſe
für ein gedeihliches Zufammenarbeiten mit einem Volk erwerben,
das uns trotz der Kriegsereigniſſe in weiten Kreiſen freundlich geſinnt iſt.

Buchanzei gen
Die germaniſche Welt. Von Dr. G. Wenz. 255 Seiten, 24 Tafelu Lib=
bildungen
und 2 Karten. (Verlag von Quelle u. Meher=Leißzig, 1923.)
Weltpolitik vor, in und nach dem Kriege. Von Gouberneur Dr. H.
Schnee. 431 S. (Verlag von Quelle u. Meher, Leibzig, 1923.)
Die Spur des Dſchingis=Kahn. Ein Noman aus dem 21. Jahrhundert
von Hans Dominik. (Ernſt Keils Nachfolger IAuguſt Scherl),
G.m. b. H., Leipzig.)
Geſundbrunnen 1324 Kalender des Dürerbundes. (Verlag Callweh=
München.) Geh. 0,60 Mk., geb. 1 Mk. Grundpreis.
Manpaffant: Der fchöne Freund. Geh. Grundzahl 3 Mk., geb. 5 Mk.
Grundzahk. (Kurt Wolff, Verlag, München.)
Kapitän Philipp: Gründung der Strafkolonie Sydney, bearbeitet von
Dr. N. Pliſchke. (Alte Reiſen und Abenteuer Bd. 6.) Geb. 2,5 Mk.
Grundzahl. (Brockhaus=Leipzig.)
Vilhjalmur Stefanſſon: Länder der Zukunft. Fünf Jahre Reifen im
höchſten Norden. 2 Bände. Mit 119 Abb. und 8 Karten. Geb. 3,0 Mk.
Grundzahl. (Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig.)
Thomas Mann: Bekenutniffe des Hochſtadlers Felix Krull. (10. Band
der Bücherei zeitgenöſſiſcher Novellen Der Falke, Kart. 1,2 Mf.
Grundzahl. Deutſche Verlagsauſtalt, Stuttgart.)
Kunſtwart und Kulturwart. Begr. Ferd. Avenarius. 37. Jahr Heft 1.
(Kunſtwart=Verlag Georg D. W. Callwey in München.)
Unſere Stunde kommt! Erinnerungeu und Betrachtungen über das
nachrebolutionäre Deutſchland von Kurt Anker. (Leipziger Gradh.
Werke A. G, Leipzig=R.)
Die ewig beſtändige Währung von Richard Walter. (Georg Stilke,
Verlagsbuchhandlung, Berlin.)
Muſikblätter des Anbruch. Monatsſchrift für moderne Muſik. Geleitet
von Dr. Paul Stafan. 5. Jahrg. Nobember=Heft 1923. (Uniderſ il=
Edition A. G., Wien I, Kaulsplatz 6.)
Wen ſoll man heiraten? 30 z. T. preisgekrönte Beiträge von Profeſſor
Dr. Friedländer, Dr. Hagen, Dr. Hilpert und vielen anderen Männern
und Frauen der verſchiedenſten Berufe und Stelkungen. (H. Bechtold
Verlag, Frankfurt a. M.)
Germaniſche Vorzeit. Von Dr. K. H. Wels. 205 S., mit zahlreichen
Abbildungen. (Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.)
Weihe des Lebens. (Ein Versbuch.) Von Dettmer Heinrich Sarnetzki.
123 S. (Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig.)
Ingenieur und Arbeiter. Von Regierungsrat R. Woldt. 46 S. ( Ver=
lag
von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.)
Frobenius: Vom Kulturreich des Feſtlandes. (Wegweiſer=Verlag,
Berlin.)
Abriß der Sozialpolitik. Von Profeſſor Du. Ludwig Heyde. 3. und
4. verbeſſerte Auflage. W. und V. Bd. 158. (Verlag von Quelle u.
Meher in Leipzig, 1923.)
Die deutſchen Stämme und ihr Anteil am Leben der Nation. Von Dr.
Th. Lenſchau. (W. und B. Bd. 191. 95 Seiten. Verlag von Quelle
u. Meher in Leipzig. 1922
Einführung in die Begriffe der Landwiutſchaſt. Von Profeſſör Dr
Heldefleiß.
Bd. 192. 78 Seiten. (Verlag don Qnell
Meher in Leipzig, 1923.)

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 21. Roßember 1923.

Liebe und Pflicht.
Romantiſche Exzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.

22)

Nachbruck verboten.

So aufgeputzt, trat er in die Stube ſeines kranken Meiſters.
Eine faſt allzu ſchlanke Mädchengeſtalt ſtand vom Sitze neben
dem Lager auf und trat ihm entgegen. Ein Strahl aus der ſorg=
lich
mit einem Schirm verdeckten Lampe fiel auf ihr Angeſicht;
es war bleich, und der Glanz in ihrem Auge zeugte nicht von hei=
terem
Jugendſinne, ſondern von einem ſchwärmeriſchen Grame.
Ja, wenn Leuthold recht geſehen, ſo war es nicht der Lampen=
ſchein
, von welchem ſie wie geblendet, die weiße Hand vor die
Augen hielt; es ſchien ihm vielmehr, als habe ſie geweint und
ſuche die Spuren der vergoſſenen Tränen vor ihm zu verbergen.
Den Finger auf ihren Mund legend, ſprach ſie mit leiſer Stimme:
Mein armer Oheim genießt wieder des ſo lang entbehrten
Schlummers. Setzet Euch und ruhet ein Stündlein aus von der
heißen Tagesarbeit.
Sie füllte bei dieſen Worten einen Becher mit Wein und
reichte ihn mit niedergeſchlagenen Augen dar. Aber Leuthold
danke beſcheiden.
Erlaubet, ſprach er, daß ich mich entferne. Die Arbeit für
die Woche iſt getan und in der Werkſtätte alles in Ordnung; ich
wollte nur ſehen, ob das Gebreſte des Meiſters nachgelaſſen hat
ein dringendes Geſchäft zwingt mich
Zu gehen, ergänzte Indith halb hörbar und wie aus
ſchmerzlicher Täuſchung erwachend.
Nicht ſo, Herr Leuthold. Sie ſtellte den Becher langſam auf
den Tiſch. Auch nicht ein Viertelſtündchen, das Ihr mir
ich meine Eurem ſiechen Meiſter vergönnen könntet?
Leuthold ſchlug vor ihrem gramumflorten Blicke die Augen
nieder. Judith ſetzte ſich mit einem ſtillen Seufzer neben das
Krankenlager, und jener benutzte den Augenblick, mit einem
flüchtigen Gruße und einer leichten Entſchuldigung die Stube
zu verlaſſen.

Das Mädchen verſank in ſchmerzliches Sinnen. Die Lampe
brannte düſter.
Er liebt eine andere! flüſterte ſie nach einer Weile und hob
die dunkeln Augen gen Himmel er ſtößt mich zurück, und ich
kann doch nimmer von ihm laſſen!
Sie blickte auf das Antlitz des ruhig ſchlafenden Oheims. Ein
raſcher Entſchluß durchzuckte wie ein Lichtſtrahl ihre Seele. Ich
will Gewißheit! liſpelte ſie, hüllte ſich in ihren Mantel und ver=
ließ
das Haus, nachdem ſie den Kranken der Obhut einer alten
Magd anbefohlen hatte.
Indes durchwandelte Leuthold ohne Aufenthalt das rege
Getümmel fröhlicher Menſchen, welche der laue Sommerabend
vor die Häuſer gelockt hatte. Aus dem lauten Treiben hinweg
führte ſein Weg in abgelegene ſtille Gäßchen, wohin die Armut
und das Elend ſich geflüchtet; der noch nicht lang aufgegangene
Vollmond leuchtete ihm, als er die letzte Hütte hinter ſich ließ
und unter ſäuſelnden Linden hin nach der Anhöhe lenkte, auf
welcher die Kirche St. Ambroſii und das daranſtoßende Kloſter=
gebäude
im friedlichen Mondenſcheine ſich erhoben. Behend öff=
nete
er die Pforte des Kirchhofs und betrat die Ruheſtätte der
Entſchlafenen. Wie ein großes Leichentuch lag das blaſſe Licht
des Mondes auf den Grabhügeln; der duftige Nachthauch ſeufzte
in den ſchwankenden Trauerweiden, und der Tau hing ſich gleich
perlenden Tränen in die welken Kränze und das Flittergold an
den Kreuzen entſchlafener Jünglinge und Bräute.
Langſam, als fürchte er, die heilige Ruhe der Grüftebewoh=
ner
zu ſtören, wandelte der Jüngling im Schatten der Mauer
nach dem kleinen Häuschen des Küſters, welches in einem Winkel
des Kirchhofs ſtand. Ein ſpärlicher Schimmer fiel durch das nie=
dere
Fenſter und bewies, daß Lebende an dem Reich der Ver=
weſung
ihren Wohnſitz aufgeſchlagen hatten. Behutſam, auf den
Zehen ſchlich er ſich heran, ſchwang ſich mit geräuſchloſer Behen=
digkeit
auf einen Mauervorſprung und ſchaute mit verhaltenem
Atem durch die Scheiben.
Der Küſter, ein weißlockiger Greis, ſaß mit dem Rücken nach
dem Lauſcher zu. Ihm gegenüber ſtand ein Mädchen, mit jeg=

lichem Zauber eben entkeimender Jugendſchöne geſchmückt.
Augen Leutholds tranken ſchwelgend die herrliche Geſtalt:
frommes Antlitz ruhete kindlich auf dem greiſen Vater; jetzt erh
ſie es von ungefähr und gewahrte den Schatten des Liebend
hinter den Scheiben. Sie ſandte, vor freudiger Ueberraſchung
glühend, dem Beſeligten einen beredten Blick zu und winkte, h
dem Vater unbemerkt, in der Richtung nach der Kirche zu.
gleich verließ Leuthold ſeinen Stand und entfernte ſich lang
auf demſelben Weg, auf welchem er gekommen war. Er war
berauſcht von dem ſeiner harrenden Glücke, daß er nicht bemerl=
wie
eine Schattengeſtalt in einiger Entfernung vorüberglitt u
ſich in einem offenſtehenden Gewölbe verlor.
Sie wird kommen! flüſterte er wonnetrunken vor ſich 6.
und ſetzte ſich, die Sekunden zählend, in den bergenden Schatz
eines Heiligenbildes.
Wohl war der Glückliche zu neiden! War es ihm doch
ſchieden, vor ſo vielen andern das beſcheidene Blümlein Wund
hold in ſeiner Verborgenheit zu entdecken; war es ihm doch
lungen, das ſchüchterne Kind heranzuziehen zu ſeinem Herze
Aber der Maienhimmel der erſten Liebe umzög ſich mit trühe
Nebel. Magdalenens Vater wehrte den Weg zu ſeinem Pa=
dieſe
. Sein Töchterlein hatte nicht ſo bald im Erguß ihres kir
lichen Vertrauens dem Vater ihre Liebe entdeck,, als dieſer
aufmachte und den ehrlichen Geſellen in ſeiner Werkſtätte
ſeite nahm. Mein Freund, hatte er faſt liebreich ihn angered
mein Kind hat ſein volles Herz in den Buſen des treuen Vat
ausgeſchüttet: erlaubet daher diefem eine Frage. Ein redlich
Gemüt und ich glaube, Euch dieſes zutrauen zu dürfer
täuſcht kein unerfahrenes Mädchen durch eitle Verſprechen ur
zeitliche und ewige Glück. Habet Ihr Hoffnung, geſtehet mi
rei, baldigſt Eure eigene Werkſtätte aufzuſchlagen, daß Ihre
Hausfrau ernähren könnt, die Euch nichts zubringt? Und
auf dieſe wohlgegründete Rede Leuthold traurig die Au=
lider
zu Boden ſchlug und eine verlegene Antwort herſtammel
hatte ihn der Greis mit würdigem Ernſte gebeten, ſein einzi
Kind nicht zu verderben und den kaum angeſponnenen Umgar
abzubrechen.
(Fortſetzung folgt.)

Die glückliche Gebert eines
gesunden Mädels zeigen
hocherfreut an

Erwin Kann und Frau

Gussie, geb. Flimm

Leimershof b. Bamberg,
22. November 1923.
(*280

Am 20. Nov. derſchied nach kur=
zem
Leiden unſere liebe Mutter,
Schwiegermutter, Großinutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante

Awe.
Fraugemn, alderte=

geb. Kinkel
Darmſtadt u. Preſton (Canada),
Die trauernden Angehörigen.

Ceute u. folg. Tage
Der gr. Erfolg (*
Die Frau im
Hermelin.
(Noch bis 30. Nov )
Kart.: Verk=Büro,
de Waal, Rheinſtr. 14

Landestheater.

Großes Saus.
Samstag, 24. Nov.
Außer Miete.
Uraufführung:
Roſengarten

von F. v. Unruh.
Anf. 6, Ende n. 10 Uhr.
Preiſe: 110 Billion.

Kleines Haus. (V2122
Sondermiete 18"

Die beiden Schützen

von A. Lortzing.
Anfang 7, Ende 10 Uhr
Preiſe 800-4000 Milliard.

Die Beerdigung iſt in der Stille
7995
erfolgt.

Volkstheater

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem uns ſo ſchwer be=
tr
. ffenen Verluſte ſagen wir allen
Verwandten, Freunden, Bekannten
und verehrten Stammgäſten auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten Dank.
Beſondevs danken wir Herrn Pfarrer
Rückert für die troſtreichen Worte am
Grabe, ſowie dem Rhein=Main= Gaſt=
wirte
=Verband und der Krankenkaſſe
der Gaſttpirte=Innung für den ehren=
den
Nachruf. Ebenſo für die zahl=
reichen
Blumenſpenden innigen Dank.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau E. Preuſch Bwe.
Karlſtr. 104.
28018)
Darmſtadt, 23. November 1923.

Samstag und
Sonntag: (*28005
Verlorenes Glück.
Volksſtück m. Geſung.
Preiſe 400-809 Milliard.
Nachm. ½4 Uhr:
Hänſel und Gretel.
Preiſe 100-200 Milliard.

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Darmſiadt
Rheinſtr 28. (7014a
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Wegen Wegzug verſteigert der Unter=
zeichnete
am Montaa, den 26. und Diens=
tag
, den 27. November 1923, beidemal
vor ittags 10 Uhr aufangend, auf dem
Felſenkeller der Brauerei Schul, Darmſtadt
Dieb rgerſtraße 45, nachſtehende Gegen=
ſtände
meiſtbietend gegen Barzahlung
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Inhalt), 2 Jauchefäſſer (neu), 1 Feder
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1 Tiſch, 2 Flobert (6 mm), 1 voilſtänd
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Des Nächsten Weib. Versunkene Welten.

Eddie Polo Mit Büchse und Lasse
III. Teil
Ei e Do imonde-Heirat

Städtiſcher Saalbau
Heute Samstag:

Anfang 7 Uhr. (*27885

Heute Samstag
Metzelſuppe
mit Konzert.
Otto Rau
Heidelbergerſtr. 40. (*28023

Bekanntmachung

Die Zahlſchalter der Finanzkaſſe
Darmſtadt=Stadt ſind, bis auf weiteres
an Hamstagen geſchloſſen. (8185
Darmſtadt, den 23. Nov. 1923.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.

e. G. m. b. H.

Die nach § 18 des neuen Statuts vorzunehmende Vertreter=
wahl
hat am 13. November 1923 ordnungsgemäß ſtattgefunden,
Wir laden hierdurch die gewählten Vertreter zu der

I, ordentlichen Vertreter=Verſammlung

am Samstag, den 2. Dezember 1923, vormittags 9 Uhr, in
kleinen Saal des Gewerkſchaftshauſes zu Darmſtadt, Bismarck=
ſtraße
19, höflichſt ein,
Tagesordnung:
1. Geſchäfts= und Kaſſenbericht des Vorſtandes
2. Bericht des Aufſichtsrates.
3, a) Beſchlußfaſſung über die Genehmigung der Bilanz und
Entlaſtung des Vorſtandes;
b) Beſchlußfaſſung über die Verteilung der Erübrigung.
4. Beſchlußfaſſung übe die Höhe des Geſchäftsanteils und des
Eintrittsgeldes (Aenderung der 887 und 9 unſeres Statuts),
5. Ergänzungswahl des Aufſichtsrats

6. Anträge,
Der Aufſichtsrak:

J. A.: J. Jung, Vorſitzender,
Mitglieder, die Anträge zu ſtellen beabſichtigen, müſſen
dieſelben bis ſpäteſtens Mittwoch, den 28. November, morgens
im Büro, Eſchollbrückerſtraße 25, einreichen. Zutritt haben nur
mit roter Answeiskarte verſehene Vertreter,
(8175

Renlemmarkkofien.

Die unterzeichneten Sparkaſſen errichten wertbeſtändige Konten auf der
Grundlage der Rentenmark unter folgenden Bedingungen:
I. Einzahlungen können erfolgen:
z) in Rentenmark,

b) in Goldanleihe,
c) in wertbeſtändigem Notgeld, das mit Genehmigung des Finanz=
miniſteriums
ausgegeben iſt, und
4) durch Ueberweiſung von einem anderen Rentenmarkkonto.
II. Berfügungen können erfolgen:
a) durch Barabhebungen in Rentenmark gegen Quittung oder Scheck,
b) durch Ueberweiſung auf ein anderes Rentenmarkkonto.
III. Die Konten werden proviſionsfrei geführt und b. a. w. mit 4
jährlich verzinſt. Bei größeren Einzahlungen auf längere Zeit feſt
bleibt die Verzinſung beſonderer Vereinbarung vorbehalten.
Die Eröffnung von Rentenmarkkonten erfolgt jederzeit während der üblichen
Kaſſenſtunden, ſowohl im Sparverkehr, wie auch im Schech= und Konto=
korrentverkehr
.
(st818
Darmſtadt, den 23. November 1923.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Bezirksſparkaſſe Groß=Bieberau.
Bezirksſparkaſſe Groß=Umſtadt.
Bezirksſparkaſſe Reinheim.

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Ve
junger, langhaarige
Hund/kurz So wwanz
Geſ. Bel. abzugeb.
Hotz, Frankfurter=
ſtraße
24.
228027

Läuferſchwein
g. wertbeſt. Bez. ab=
zugeb
Blumenthal
ſtraße 97. (*29016
Milck ziege u. Erſt=

ling (gekört) zu verk.
Schlachtziege wird in
Tauſch genom. (*200
Kaſinoſtr. 10, part.
Anzuſ. von 10-11 Uhr.

Dauerbrandofen 60 G.=
M., Fellofen 50 G.=M
2fl. Spiritusgaskocher
10GM, 2tür. Klei
derſchrank 35 G.=M.
Schrank m. Abteil,
25 G.=M., zivei maſ
ältere Tiſche 12 und
10 G.=M. (*2802:
Näh. Geſchäftsſtelle

1 Winterüberz., 1 Anzug,
2 Paar Stieſel (Gr 43
u. 44), guterh. , z. vk
Anzuſ. Sonntag a1 10 U:
Ireneſtr. 5, I. (*2797

Herren: Cutaway, 2 geſtr.
Hoſen, blau. Anzug, Win=
ter
= und Sommermantel.
Damen: heller Sommer=
mantel
u. grüne Strich=
jache
geg. wertbel änd
Geld zu verk. (*2
Bismarckſtr. 68, III.

Hmoking
(auf Seide)
Cutaway
und grauer
Straßenanzug
f. ſchl (Fig. 1,75,
alles kompl. u
gut erh., zu verk. Schw. H.=Mantel

Aus den Amtsverkändigungen des Kreisan
Darmſtadt und den Bekanntmachungen d
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Damenhut. 1 hebräif
Leſefibel. 3 neue Schulhefte. 1 Paar
Kinderhandſchuhe 1 Anzahl verſchi
Schlüſſel. 1 Füllfederhalter. 1 Ruckſe
1 ſchwarzgrauer Damenpelz. Zugelaufs
2 Katzen.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt
den Apotheken Darmſtadts: Es verſeh
den Sonntagsdienſt und in der Wo=
vom
24. Nod. bis einſchl. den 1. D
den Nachtdienſt die Löwen=Apotheke, B
lonplatz 11, die Adler=Apotheke. Wilh
minenplatz 17 und die Hirſch=Apothe
Nieder=Ramſtädterſtr. 21.

nta

Heutige Einträge in das Handels
giſter: Abt. 4: W. Dember Nchf. Ge
man Guby in Darmſtadt. Geſche
ſamt Firma iſt auf die W. Dember Nac
German Guby Geſellſchaft mit beſchrät
ter Haftung in Darmſtadt übergegange
wobei der Uebergang der in dem T
triebe des Geſchäfts begründeten Ve
bindlichkeiten auf die Geſellſchaft auss
ſchloſſen iſt. Die Firma wird hier
löſcht. Abt. B: Firma: W. Demb=
Nachf. German Buby Geſellſche
mit beſchränkter Haftung, Si
Darmſtadt. Gegenſtand des Unterne
mens: Weiterführung der ſeither v.
dem Kaufmann German Guby in Dar:
ſtadt unter der Firma W. Dember Nad
German Guby betriebenen Zigarre
handlung en gros & en detail und dei
gemäß der Betrieb von Handelsgeſchäfte
wpelche den Ein= und Verkauf von Tabe
waren aller Art en gros & en det
zum Gegenſtand haben. Stammfapita
3 000 000 Mark. Der Geſellſchaftsvertre
iſt am 9. Mai 1923 errichtet mit Aend
rung vom 28. Auguſt 1923. Geſchäft
führer: Kaufmann German Guby
Darmſtadt. Der Geſellſchafter Germe
Guby in Darmſtadt bringt auf ſei
Stammeinlage die von ihm ſeither unt
der Firma W. Dember Nachf. Germe
Guby betriebene Zigarrenhandlung
gros & en detail einichließlich der Firm
jedoch unter Ausſchluß der Paſſiva i
angerechneten Werte von 1500000 Ma
in die Geſellſchaft ein. Die Bekann
machungen der Geſellſchaft erfolgen dur
den Deutſchen Reichsanzeiger. (817
Darmſtadt, den 13. Nov. 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Faſel=Verkauf

Dienstag, den 27. Nov., nachn
1 Uhr, wird ein gut genährter Faſ
auf dem Submiſſionswege abgegebe
Beſichtigung eine Stunde vorher. Alle
Nähere durch die Bürgermeiſterei. (81
Waſchenbach, den 23. Nov. 1923.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Schneider.

Geſtreiſte Hoſe
zu verkaufen (*28012
Roßdörferſtr. 52, part.

Näh. Gſchſt ſſſchl Fig., eleg. ſchw.
Koſt.=Tuch=Facke, Gr.
Br. eleg. 2 metiſtieſel 44, z. vk. N. Gſchſt (*

(39/40), 1 P. Herren. Eine faſt neue Feder=
ſtieſel
(41) zu verkauf, volle s mit Patent
Liebigſtr. 42, I (228002 achſen zu verkauf. od

1 antike, vergold. geg. Futter f. Pferd
Standuhr zu verkf. zu tauſchen. (*28028 Verdeck bei kurzfriſ
Angeb. u. W 22 an S. Landau, Teilzahlg. Niedeſe
die Geſchſt, (228032 Alexanderſtraße 11.

Ein kom
pletter Haushd
zwecks Wegreiſ
verkaufen B.eich
Nr. 32, Ht

2fl. Gasher
gut erh., zu verkau
Näh. Geſchſt. (**

Eleg kl. Kinde wa=
ſowie
Klappwag. n
ſtraße 33, Mſd. (*