Darmstädter Tagblatt 1923


21. November 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nammer 322 Mitttoch, den 21. November 1923
186. Jahrgang

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Darmſtädter 8 Nationalbank.

anwürdiger Auftakt. Der Reichskanzler ſoll ſich verantworten. Kommuniſien,
Sozialdemokraten und Deutſchnationale in der Oppoſition.

Reichstagsſtimnnnungsbild.
e großen Lücken, die der Reichstag zu Beginn der Diens=
ung
aufwies, beweiſen, daß die Frattionsführer ihre Par=
ichtig
beurteilt hatten, als ſie die Abſtimmung über die ver=
nen
Mißtrauenseoten bis zum Donnerstag vertagt ſehen
i. Ob der Kanzler ſich ſelbſt darauf einlüßt, ob er nicht den
h machen wird, am Donnerstag eine klare Stellung des
tages herbei zu führen, ſteht noch nicht feſt. Er will das
m Verlauf der Ausſprache abhängig machen, ebenſo wdie ſich
abinett das weitere vorbehalten hat.
der Wandelhalle wurde erzählt, daß die Auflöſung des
tages beſchloſſen ſei, andere wieder behaupteten, daß das
e1t zurüätreten wolle. Das ſind reine Kombinationen.
ſſias abinett hat endgültige Beſchlüſſe noch nicht gefaßt, ſondern
rbehalten, die Ausſprache der Parteien zuvor abzuwarten.
an wird Klarheit darüber geſchaffen, ob dem Reichspräſi=
untcr
Umſtänden die Auflöſung des Reichstages empfoh=
erden
ſoll. Solange bleibt alles in der Schwebe. Dr.

mann hat

Einn für Nuancen. Er weicht deshalb von dem

iblichen Brauch ab, wonach die Regierung die große poli=
Ausſprache eröffnet. Er überläßt den Rednern der Oppo=
ſio
den Vortrilt. Tas hat praktiſch den Vorteil, daß er ſein
Fu)r trocken hölt. Außerdem aber dokumentiert er aber auch
daß er nicht beabſichtigt, dem Hauſe eine neue Regierung
wör tellen. Er wahrt dadurch die Kontinuität ſeines Kabinetts
vill indireit dadurch zu verſtehen geben, daß der Rücktritt
ozialdemolraten für ihn nur eine Perſonalveränderung be=
Die anderen Parteien fügen ſich dem.
ur die Kommuniſten ſind nicht damit einverſtanden. Sie
gen, daß er als erſter Rechenſchaft ablegt ſelbſt dieſem
tag, obwohl ihm, wie der Kommuniſt Koehnen ſehr hübſch
der Leichenzeruch der Verweſung anhaftet. Aber dieſe
ung fällt glatt unter den Tiſch durch die nüchte ne Feſtſtel=
uh
des Präſidenten, daß nach der Geſchäftsordnung niemand
ſeiy lanzler vorfchreiben könne, wann er das Wort zu ergreifen
(9 hlige.
io ann beginnt die allgemeine Ausſprache mit dem Reduer
er ppoſition. Als erſter ergreift der Sozialdemokrat Wels das
Es iſt kein Zufaul, daß die Sozialdemokraten ihn und nicht
ie inſt Hermann Müüer vorſchicken. Wels iſt an ſih der grö=
faden
, aber er hat eine merkwürdige Art, aufgeregt zu tun
och nichts zu ſagen, was nicht wieder gut zu machen wäre.
lägt denn auch nach allen Seiten wild um ſich gegen von
gegen die Reichstuehr, gegen die Induſtrie und ſcheinbar
gegen die Reichsregierung, aber hier hält er doch immer
od die Möglichkeit eines Rüczuges offen. Man gewinnt den
Gty uc, daß die Sozialdemokratie noch nicht entſchloſſen iſt, zum
Letz Sturm auf das Kabinett Streſemann einzuſetzen, ſondern
ine rückwärtige Stellung beziehen wolle, bis ſie den Kanzler
inhek! gehört habe. Herr Hergt von den Deutſchnationalen iſt da=
ein
ganz anderer Redner, temperamentvoll, zugeſpitzt, und
wandter Dialektiker ſucht er den Reichskanzler Larauf feſt=
ſto
ul n. daß er unbedingt mit dem Verlangen nach enem klaren
e auensvotum vor den Reichstag hätte treten müſſen. Für
Hergt iſt ſelbſtverſtändlich die Sozialdemokratie in ihrem
f mit Herrn Streſemann Sieger geblieben. Das Kabinett
n nur ein Rumpf, der mit dem Innenminiſter Jarres eine
Protheſe bekommen hat. Kurz, Herr Hergt zieht den Schluß,
Streſemann, der Fanatiler der Großen Koalition, jetzt fallen
nachdem das Kartenhaus der Großen Koalition gefallen iſt.
Der Pexlauf der Sitzung.
Berlin, 20. November. (Eigener Bericht.) Die Tri=
: ſind überfüllt. Die Bänke der Abgeordneten weiſen aber
große Lücken auf, da zahlreiche Reichstagsmitglieder noch
in Berlin eingetroffen ſind. Am Regierungstiſch: Reichs=
er
Dr. Streſemann, Innenminiſter Dr. Jarres,
izminiſter Dr. Luther, Arbeitsminiſter Dr. Brauns.
Fräſident Loebe eröffnet die Sitzung um 1,20 Uhr und
ikt des Ablebens des Abgeordnten Höhner (Zentrum)
Au des Reichsbankpräſidenten v. Havenſtein, der 34 Jahre
Leiter der Reichsbank gewirkt habe und nun durch ſeinen
zlichen Tod mitten aus den Konflikten her=
geriſſen
worden ſei, in die die letzte Zeit ihn geſtellt habe.
Präſident teilt weiter mit, daß wegen der Verletzung
Immunitätdes Abgeordneten Haas (Zentrum),
zweimal unter den Augen der franzöſiſchen
atzungsbehörde von ſogenannten Separa=
n
verhaftet wurde (Pfujrufe) Proteſt erhoben worden
Die franzöſiſche Regierung habe aber bisher darauf noch nicht
twvortet. (Hört!) Auch Beſchwerden wegen Ver=
ung
der Immunität des Abgeordneten Dr.
t (D.V.) durch die belgiſche Beſatzungsbehörde
unbeantwortet geblieben. Ein Antrag auf Strafver=
jung
des Abgeordneten Hoffmann, Kaiſers=
tern
(Soz.) wegen Hochverrat wird dem Geſchäfts=
ungsausſchuß
überwieſen. Der Vertrag, mit der Schweiz,
n Vermeidung der Doppelbeſteuerung des Einkommens, wird
Uen drei Leſungen angenommen, obenſo die Vorlage zur
ängerung der Gültigkeitsdauer des deutſch=portugieſiſchen
iufigen Handelsübereinkommens bis zum 31. Mai 1924.
hfalls zur Annahme gelangt das deutſch=polniſche Abkom=
über
den Durchgangsverkehr zwiſchen Polniſch=Oberſchleſien
dem übrigen Polen durch Deutſch=Oberſchleſien.
Auf der Tagesordnung ſteht dann.
die politiſche Ausſprache.
ordneter Koenen (Kommuniſt) fordert zur Geſchäftsord=
, daß zuerſt der Reichskanzler das Wort nehmen möge, weil
erantwortlich ſei für die Not und das Elend, die im Lande
ſchen. Die Maſſe würde trotz der Säbeldiktatur auf die
uße gehen und den Reichskanzler mit ſamt dieſem Hauſe
fegen.

gelehnt. Darauf wird in die innerpolitiſche Ausſprache einge=
treten
.
Als erſter Redner erhält das Wort Abgeordneter Wels
(Soz.). Er bedauert ebenfalls, daß die Erörterungen letzung der Ordnung des Haufes den Sitzungsſaal zu verlaſſen.
wurden. Man wolle die Oppoſitionden Reigen eröff=
nen
laſſen. Dieſe Taktik werde der Regierung
aber als Schwäche ausgelegt werden. Es handele
ſich um eine neue Regierung, die des Vertrauens des Reichstages
bedürfe und die daher zunächſt ihr Programm entwickeln müſſe.
Die Regierung wolle offenbar den Eindruck erwecken, als ob ſie, nochmals auf, den Saal zu verlaſſen. (Die Kommuniſten ant=
nur
wegen der perſönlichen Aenderungen, ſondern weil ſie nicht
überall breit.
Die Feinde der Republik haben nur einen Schutzengel:
Poincaré. Die Reparationsverſuche ſind an einem
Gegner geſcheitert: Poincaré. Wieder klafft innere
Zerriſſenheit überall im deutſchen Volk.
den bürgerlichen Parteien die Schuld beimißt und proteſtiert
gegen die Wahnſinnspläne derienigen, die im Weſten ihre Indu=
ſtrie
=Herzogtümer errichten wollen. Eine Schande ſei es für die
Reichsregierung, bei den Verhandlungen bloß Zuſchauer zu ſpie=
len
. Kahr und Ludendorff hätten in München offenen
Hochverrat begangen. Durch einen meuternden General ſei geblieben und behauptet ſeinen Platz.
die Demoraliſation in die Reichswehr getragen worden. Insbe=
ſondere
ſei kein Syſtem ſo verlogen geweſen, wie dasjenige
Kahrs. Der Währungszuſtand ſei eine Schande für Deutſchland.
Für alle dieſe Ereigniſſe trage der Reichskanzler die Ver=
antwoxtung
. Der Redner erklärt, daß ſeine Partei dieſer Regie=
rung
kein Vertrauen mehr ſchenken könne. Er berwahrt ſich
ferner gegen das anmaßende Auftreten des Verwäl=
bereits
zu einer Art oberſter Kontrollbehörde über
die Reichspolitik geworden ſei. Das Verhalten des

nicht in Frage. Die Verhandlungen zwiſchen Induſtielln und
Franzoſen hätten nicht an der Abrechnungsfrage ſcheitern dürfen.
Aus dem Protokoll über die Beratungen gehe klar hervor, daß
Klöckner die Unterſtützung der Franzoſen für die Einführung des
10=Stunden=Tages ſuchte. (Stürmiſche Zurufe bei den Sozial=
demokraten
). Durch die Ernennung Dr. Jarres zum Innen=
miniſter
habe Dr. Streſemann eine Schwenkung in der Rhein=
und Ruhrfrage vollzogen. Ein Bruch des Reichsrechtes ſei es,
wenn er die Zahlung der Erwerbsloſenunterſtützung für das
Rheinland ablehne. Der Redner erklärt zum Schluſſe, daß ſeine
Partei kämpfen werde gegen die Reichsverderber für ein einheit=
liches
freies Deutſchland.
Abg. Hergt (Dntl.) drückt ebenfalls ſein Bedauern darüber
aus, daß der Kanzler heute nicht zuerſt das Wort ergriffen habe.
Wieder einmal ſtehe der Reichstag vor einer bitterernſten Ent=
ſcheidung
,
(Der Kanzler meldet ſich zum Wort.)
Das Kartenhaus der großen Koalition iſt zuſanimengefallen.
Der Reichskanzler wird ihr folgen. Das Reichskabinett hat nur
Mißerfolge erlebt. Man kann kein Vertrauen zu ihm haben.
Es muß ein vollkommener Kurswechſel eintreten. Längſt müßte
dafür geſorgt ſein, daß die Sozialdemokraten im Reich wie auch
in Sachſen und Thüringen verſchwinden. Die marxiſtiſchen Hem=
mungen
haben den Reichskanzler beſtimmt, aus ſeinem Aufruf
die Deutſchnationalen, die wahren ſtaatserhaltenden Elemente,
auszuſchließen. Schon das allein muß unſer Mißtrauen
hervorrufen. In der Frage des Achtſtundentages ſind zwar An=
ſätze
zur Tat gemacht worden. Die Regierung hat aber nichts
ausreifen laſſen. In der Währungsfrage vermißt man die ein=
heitliche
Linie. Ein ausgeſprochener Feind der neuen Renten=
mark
iſt Währungskommiſſar geworden. (Hört, hört! rechts.)
Der Redner beſpricht dann die Rhein= und Ruhrfrage, in der
nach ſeiner Meinung die Regierung beſonders zahlreiche Miß=
erfolge
aufzuweiſen hat. Er verlangt vom Reichskanzler eine
unzweideutige Erklärung über die bezüglich der beſetzten Ge=
biete
einzuſchlagende Politik der Reichsregierung.
Arich die Deutſchnationalen ſeien für Beohandlungen, aber
nicht mit den Franzoſen allein, ſondern mit allen Alliierten.
Frankreichs Politik werde ſich ändern, ſobald die deutſche
Politik den Charakter der Schwäche verloren habe. Eine
Rechtsregierungwerde ſich von Friedensſtörun=
gen
fernhalten: (Lebhafter Widerſpruch links.) Nicht eine
einſeitige deutſchnationale Regierung, ſondern eine ſtreng natio=
nale
Regierung überhaupt werde gefordert. Der Redner betont,
daß nicht etwa die Brandfackel in Europa geworfen
werden ſoll. Aber der uns aufgezwungene Kampf müſſe furcht=
los
durchgeführt werden. An eine kapitaliſtiſche Vor=
herrſchaft
werde nicht gedacht. Auch die Arbeiterſchaft ſoll
die ihr gebührende Stellung erhalten. Aber die Sozialdemo=
kratie
ſei nicht die Vertretung der Arbeiterſchaft. Ganz ohne
Parlament und ohne Parteien wollten auch die Deutſchnatio=
nalen
nicht regieren. Die Regierung müſſe das Vertrauen
der nationalen Verbände und der nationalen Jugend
haben. (Lebhafte Zuſtimmung rechts.) Die bayeriſche Frage
ſei eine deutſche Frage. Herr v. Kahr habe die Reichs=
treue
über alles geſtellt. Durch einen Regierungswechſel müſſe
dafür geſorgt werden, daß Männer dieſer Art das neue
Deutſchland, das Deutſchland von morgen, bringen. ( Bei=
fall
rechts.).

Ein Zwiſchenfall.
Als Reichskanzler Dr. Streſemann das Wort erhalten
ſell, verlangt der Abg. Koenen (Komm.) das Wort zur Ge=
ſchäftsordnung
.
Präſident Löbe verweigert dem Abgeordneten das Wort,
und Koenen ruft: Ich will dagegen proteſtieren, daß Poli=
zei
im Hauſe iſt. (Große Erregung bei den Kommuniſten.)
Als der Präſident dann dem Reichskanzler das Wort erteilt,
Präſident Loebe erklärt, die Geſchäftsordnung gebe keine ſchlägt Abg. Remmele (Komm.) erregt mit den Fäuſten auf
Möglichkeit, dem Reichskanzler vorzuſchreiben, wann er das Wort das Geländer zur Treppe der Rednertribüne und ruft dabei
ergreifen ſolle. Abgeoroneter Koenen beantragt darauf Ver= wiederholt laut: Sind wir hier im Parlament oder im Zucht=
tagung
der Sitzung (Heiterkeit). Dieſer Antrag wird ab= haus? Dem Präſidenten gelang es erſt nach Minuten, die Zwi=
ſchenrufe
zum Schweigen zu bringen. Unter lebhaftem Beifall
der anderen Parteien fordert er den Abg. Remmele auf, auf
Grund des § 91 der Geſchäftsordnung wegen gröblicher Ver=
nicht
mit einer Regierungserklärung eröffnet Da der Abg. Remmele dieſer Aufforderung nicht Folge leiſtet
und auf ſeinem Platz verbleibt, vertagt Präſident Löbe die
Sitzung zunächſt aufeine Stunde. Er erklirt zum Schluß,
es ſeien ihm bereits im Hauſe und auch draußen wegen ſeiner
Toleranz Vorwürfe gemacht worden. Alles müſſe ſeine
Grenzen haben. Der Präſident fordert den Abg. Remmele
die alte Regierung ſei. Sie wäre aber eine ganz andere, nicht worten mit höhniſchen Zwiſchenrufen.) Der Abg. Remmele bleibt
im Gang vor der Rednertribüne ſtehen. Der Präſident hebt
mehr die Ermächtigung habe wie das vorherige Kabinett. Dabei darauf die Sitzung für eine Stunde auf. Der Saal leert ſich
iſt die Zeit unheimlich ernſt. Not und Elend machen ſich nur langſam. Die Abgeordneten bleiben in erregten Gruppen
zuſammenſtehen. Der Abg. Remmele verläßt ſeinen Platz nicht.
Schluß 4½ Uhr.
Die zweite Sitzung.
Der Redner verurteilt die Abtrennungsbeſtrebungen, an denen er Infolge Verhaltens der Kommuniſten wird der
Reichstag vertagt.
Präſident Löbe eröffnet die neue Sitzung um 5,20 Uhr.
Am Regierungstiſch: Reichskanzler Dr. Streſemann und
die übrigen Reichsminiſter. Der Abg. Remmele iſt im Sagl
Präſident Löbe gibt folgende Erklärung ab:
Der Abg. Koenen hatte ſich zum Wort zur Geſchäfts=
ordnung
gemeldet, um ſich daxüber zu beklagen, daß im Haufe
Kriminalheamte der Polizei anweſend ſind. Dieſe Tatſache iſt
richtig. Dieſe Kriminalbeamten ſind von mir ſelbſt, und zwar
ſeit mehreren Monaten, in das Haus beſtellt worden, ſeit dem
tungsrates und Vorſtandes der Rentenbank, die durch eine Anzahl von Zuſchriften und öffentliche Drohungen
Attentatspläne gegen Mitglieder der Reichsregierung und auch
des Reichstages laut geworden ſind. Die Erfahrung hat ge=
zeigt
, daß ſolche Drohungen nicht immer nur Drohungen geblie=
ben
ſind, und daher ſehe ich mich veranlaßt, die für nötig erach=
teten
Maßnahmen zum Schutze zu treffen. Aus dieſem Grunde
habe ich Polizei draußen und hierinnen aufgeſtellt.
Abg. Koenen (Komm.) erhebt zur Geſchäftsordnung Ein=
ſpruch
dagegen, daß ſich der Reichstag unter Polizeidikta=
tur
geſtellt habe. Es handele ſich nicht um Maßnahmen
gegen angebliche Attentäter, ſondern man wolle die Kommuniſten
und die Arbeiterdelegationen unter Druck ſtellen, damit ſie nicht
ihre Meinung ſagen. Wenn der Präſident nervös und übereilt
einen Abgeordneten hinauswerfen wolle, ſo iſt das nur ein Er=
zeugnis
der militärdiktatoriſchen Stimmung. (Große Heiterkeit.)
Abg. Dittmann (Soz.) bedauert außerordentlich, daß die=
ſer
Auftritt gekommen ſei. Aber die Sozialdemokratiſche Frak=
tion
ſtehe auf dem Standpunkt, daß.
das Verhalten des Reichstagspräſidenten durchaus korrekt
geweſen ſei. Die Fraktion ſtehe einmütig hiter dem Präſiden=
ten
. Nicht, weil er ein Mitglied der Fraktion ſei, fondern, weil
er als Präſident genau nach der Geſchäftsordnung verfahren
müſſe. Der Präſident habe die Geſchäfte des Reichstages zu
führen. Er habe auch ſeine Würde und Rechte zu wahren. Auch
Auguſt Bebel habe ſtets den Standpunkt vertreten, daß die
Vertreter des Proletariats in allen Körperſchaften, in die ſie
hineingeſchickt werden, ſich anſtändig als Menſchen zu benehmen
haben. (Lebhafte Zuſtimmung.) Leider müſſe feſtgeſtellt wer=
den
, daß die Kommuniſten auch in dieſem Hauſe nicht nach die=
ſem
Grundſatz verfahren. (Lebhafte allgemeine Zuſtimmung.)
Die Maßnahme des Präſidenten war in keiner Weiſe provoka=
toriſch
gegen irgend eine Partei gerichtet. Es iſt bekannt, daß
Rathenau, ehe er im Grunewald erſchoſſen wurde, hier im Hauſe
erſchoſſen werden ſollte. (Hört, hört!) In dieſem Hauſe fand
auch eine Sitzung rechtsgerichteter Organiſationen ſtatt, der eine
große Anzahl von Bewaffneten beiwohnte, ſo daß der Präſident
damals die Anweſenheit von Bewaffneten im Reichstag ver=
bieten
mußte. (Hört, hört!) An der Schwelle dieſes Hauſes iſt
der Abgeordnete Haas erſchoſſen worden. (Hört, hört!) Es kann
alſo niemand davon reden, daß eine Gefahr für das Leben der
Abgeerdneten und der Regierungsmitglieder nicht vorhanden
ſei. Der Präſident würde ſeine Pflicht verletzen, wenn er die
nötigen Vorkehrungen nicht getroffen hätte.
Die polizeilichen Maßnahmen ſind auch den Kommuniſten
ausdrücklich und im einzelnen mitgeteilt worden.
(Hört, hört!) Der Präſident hat den koyrmuniſtiſchen Abgeord=
neten
auf Ehrenwort verſichert, daß dieſe Maßnahmen ſich in kei=
ner
Weiſe gegen ihre Fraktion richten, ſondern daß ſie allgemeine
Schutzmaßnahmen ſind. Wir können die Haltung des Präſiden=
ten
nur vollkommen billigen, und das auch ſicherlich für das
ganze Haus tun. (Lebhafter Beifall.)
Präſident Löbe ſtellt darauf feſt, daß der ausgeſchloſſene Ab=
geordnete
Remmele ſich noch immer im Saal befindet.
Er richtete daher an dieſen die Frage, ob er den Sitzungsſaal
verlaſſen wolle. (Der Abg. Remmele ſchüttelt verneind mit dem
Kopf.) Präſident Löbe fährt dann fort: Er tut es nicht. Dann
ſchließe ich die Sitzung und beraume die nächſte Sitzung für
Donnerstag, 1 Uhr, mit der Tagesordnung an: Fortſetzung der
politiſchen Ausſprache. (Lebhafter Beifall, Lärm bei den Kom=
muniſten
, Unruhe rechts.)
Der Sitzungsſaal leert ſich nur langſam. Ueberall bilden
ſich erregte Gruppen. Schluß 746 Uhr. Abg. Remmele iſt
durch ſeine Weigerung, in der neuen Sitzung den Saal zu ver=
laſſen
, ohne weiteres nach der Geſchäftsordnung auf weitere
acht Sitzungstage von den Verhandlungen ausgeſchloſſen.

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Seite 2.

ttooch, den
betußer 1933.
Dar

Rummter 33

Cine nicht gehaltene Rede.
Der Reichstag hat ſich am Dienstag einen Schildbürger=
ſtreich
geleiſtet, der alles, was man von dieſem Hauſe gewohnt
Far, weit in den Schatten ſtellt. Er hatte eine Sitzung einberufen,
um die Auffaſſungen des Kanzlers über die äußere und innere
Lage zu erfahren. Seine Mitglieder zeigten aber nicht genug
Diſziplin, um den Kanzler zu Wort kommen zu laſſen. Es blieb
ſchließlich nichts anderes übrig, als die Sitzung abzubrechen
und auf Donnerstag zu vertagen, damit inzwiſchen der Präſident
Gelegenheit hat, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Man
muß ſich doch einmal überlegen, was das heißt: Nicht nur
Deutſchland, ſondern die ganze Welt erwartete vielleicht mit
Unreiht wichtige Aufklärungen des Kanzlers über ſeine weite=
ren
bolitiſchen Abſichten. Da muß der Kanzler ſchweigen, weil
ein kommuniſtiſcher Abgeordneter den Reichstag mit einem
Zuchthaus vergleicht, vom Präſidenten zur Ordnung gerufen
und von der Sitzung ausgeſchloſſen wird, aber ſich dieſem Ver=
bot
nicht fügt und die Geſchäftsordnung im Gegenſatz zu der
des preußiſehen Landtags keine Mittel vorſieht, um einen ſolchen
renitenten Abgeordneten gewaltfamt zu entfernen. Auf die Ge=
fahren
, die hier verborgen liegen, iſt, als die neue Geſchäfts=
ordnung
ſeinerzeit angenommen wurde, bereits hingewieſen
Forden. Die ſozialdemokratiſchen Parteien glaubten aber da=

ßen iſt die halbe kommuniſtiſche Fraktion bereits für kürzere oder
längere Zeit ausgeſchloſſen geweſen. Im Reichstag hat man es
bisher noch nicht ſoweit kommen laſſen, ſicherlich nicht durch die
Schuld der Kommuniſten, die es mehr als einmal geradezu dar=
auf
anlegten, einen Skandal zu provozieren, aus dem ſie dann
für ihre Propaganda Honig jaugen wollten. Weiter hatten ſie
auch offenbar diesmal nichts beabſichtigt. Sie hatten plötzlich
entdeckt, daß Polizei im Hauſe läge, eine Wahrnehmung, die
ſie ſchon ſeit Monaten machen konnten. Aber jetzt, unmittelbar
vor der Rede des Kanzlers wollte der Kommuniſt Koenen auf
geſchäftsordnungsmäßigem Wege dagegen Verwahrung eitilegen.
Der Präſident wollte ihm in dieſem Augenblick das Wort nicht
erteilen, und der Sturm war fertig. Herr Remmele von den
Kommuniſten, der über das lauteſte Organ berfügt, machte mit
Stenkorſtimme den Vergleich mit dem Zuchthaus ſolange, bis
Präſident Loebe dieſe Zwiſchenrufe nicht mehr überhören konnte
und Herrn Renmele wegen groben Verſtoßes gegen die Sitzung
des Hauſes ausſchloß. Herr Remmele dachte aber natürlich nicht
daran, zu gehen. Die Sitzung mußte alſo auf eine Stunde
unterbrochen werden. Nach einer Stunde war er immer noch da,
fügte ſich auch dem üblichen Zureden des Präſidenten nicht, ſon=
dern
blieb ruhig auf ſeinem Platz ſitzen. Nach der Geſchäftsord=
nung
blieb dem Präſidenten nichts anderes übrig, als die
Sitzung zu ſchließen. Herr Remmele hat ſich durch ſein Ver=
halten
automatiſch das Recht genommen, an den nächſten acht
Sitzungen teilzunehmen, und kann am Donnerstag mit Gewalt
an dem Betreten des Saales gehindert werden.
Herr Dr. Streſemann aber, der mehrere Stunden vergeblich
darauf gewartet hatte, daß er zu Wort kommen ſollte, verließ
wit einem deutlichen Unerhört! den Saal.
Es iſt das politiſch Wichtigſte des Tages, daß dieſe Kanzler=
rede
nicht gehalten wurde. Herr Dr. Streſemann hat vielleicht
nicht einmal einen Grund, das zu bedauern; denn ſeine taktiſche
Lage iſt dadurch weſentlich günſtiger geworden. Die Sozial=
demokraten
haben das Tiſchtuch mit den Kommuniſten zer=
ſchnitten
. Auch die Deutſchnationalen können ſich Arm in Arm
mit den Kommuniſten nicht mehr gut ſehen laſſen. Der Ring
der Kanzlergegner iſt alſo zerſprengt. Wenn man dazu die
Reden des Sozialdemokraten Wels ebenſo wie die des Deutſch=
nationalen
Hergt aufmerkſam durchlieſt, dann bleibt von beiden
der Eindruck, daß ſie es mit der Kanzlerſtürzerei gar nicht ſo
ernſt meinen können, daß auch die Deutſchnationalen, vorläufig
wenigſtens, nur das Geſicht wvahren, und ganz vergnügt ſind,
wenn Dr. Streſemann am Ruder bleibt. Die Ausſichten des Ka=
binetts
Streſemann ſind alo durch dieſen Zwiſchenſall weſentlich
gebeſſert worden, das Anſehen des Reichstags allerdings hat
dadurch den Todesſtoß erlitten.
Fraktionsſitzungen der Sozialdemokraten und
des Zentrumns.
Berlin 20. Nob. Die ſozialdemokratiſche
Reichstagsfraltion trat heute abend im Anſchluß an die Plenar=
ſitzung
zu einer Sitzung zuſammen, in der urſprünglich das Miß=
trauensvotum
gegen das Kabinett Streſemann formuliert werden
ſollte. Da dies jedoch erſt nach der Rede des Reichskanzlers
geſchehen kann, wurde die Angelegenheit nicht behandelt, ſondern
innere Parteifragen beſprochen.
Auch die Zentrumsfraktion hielt am Abend eine
kurze Sitzung ab, in der der Führer Marx einen Ueberblick
über die gegenwärtige politiſche Lage, wie ſie ſich bis heute
abend entwickelt hat, gab. Die Fraktion einigte ſich lediglich
über Vorſchläge zum Beratungsſtoff der nächſten Tage. Be=
ſchlüſſe
wurden nicht gefaßt.
Bagern und die Währungsfrage.
München, 20. Nob. Die München=Augsburger Abend=
zeitung
ſchreibt: In der Währungsfrage vertreten die zuſtändi
gen baheriſchen Miniſterien den Standpunkt, daß der bayeriſche
Staat nicht in der Lage ſei, eine eigentliche Währung zu ſchaffen,
da hierfür, abgeſehen von der Deckungsfrage, auch andere
Vorausſetzungen gegeben ſein müßten. Es könne ſich daher bei
den von Bahern zu treffenden Maßnahmen nur um eine Hilfs=
aktion
handeln, die zur Unterſtützung der Maßnahmen des Rei=
ches
dienen könnten, bis die neue Währung ſich durchſetze.

Keine Regierungskriſe in Munchen.
München, 20. Nov. Einige Münchener Blätter nehmen
zu dem in Berlin verbreiteten Gerücht von einer baheriſchen Re=
gierungskriſe
Stellung. Die Münchener Zeitung erklärt, daß es
ſich zum größten Teil um müßige Kombinationen handele. An
der angeblichen Erklärung des Miniſterpräſidenten Dr. v. Knil=
ling
einem Abgeordneten der Bayeriſchen Volkspartei gegenüber,
er wolle noch im Laufe der Woche zurücktreten, iſt, wie die Mün=
chener
Neueſten Nachrichten auf Anfrage von zuſtändiger Seite
erfahren, kein wahres Wort.
Der bayeriſche Ausnaßmezuſiand.
Berlin 20. Nov. Der Rechtsausſchuß des Reichstags be=
ſchäftigte
ſich heute mit dem kommuniſtiſchen Antrag auf ſofor=
tige
Aufhebung des bayeriſchen Ausnahmezu=
ſtandes
. Dieſem Antrage traten auch die Sozialdemokraten
bei. Dagegen wies der bayeriſche Geſandte Preger in ſeinen
Ausführungen darauf hin, daß ein ſolcher Beſchluß einen ſchwe=
ren
Konflilt zwiſchen Bayern und dem Reiche hervorrufen könne.
Es müſſe als Unrecht eines jeden Staates gelten, ſelbſt darüber
zu entſcheiden, ob die Kräfte der Ordnung und Ruhe im gege=
benen
Augenblick ſtark genug ſind, um das Staatsweſen ohne
Ausnahmezuſtand vor Gefährniſſen zu bewahren. Die bayeriſche
Regierung ſei jetzt nicht in der Lage, den bayeriſchen Ausnahme=
zuſtand
auſzuheben. Rechtlich ſtehe die bayeriſche Regierung auf
dem Standpunkt, daß durch den vom Reich verhängten Aus=
nahmezuſtand
der Ausnahmezuſtand in Bayern nicht erle=
digt
werde. Nachdem der kommuniſtiſche. Abgeordnete Dr.
Herzfeld noch betonte, daß es ſich hierbei weniger um eine
juriſtiſche, als um eine politiſche, d. h. Machtfrage handele, wurde
die Sitzung des Rechtsausſchuſſes auf übermorgen vertagt. Der
Antrag der Kommuniſten wird neben dem Antrag des Demo=
kraten
Hamm, der auf einen Ausgleich zwiſchen der Reichs=
regierung
und der bayeriſchen Regierung hinzielt, übermorgen
zur Abſtiumung gelangen.

Verſchlezpungsnanöver.
Die heutige Potſchafterkonferenz wieder abgeſagt.
* Paris, 20. Nov. (Priv.=Tel.) Die Botſchafterkonfe=
renz
, die ſich heute nachmittag 3 Uhr verſammeln ſollte, iſt im
letzten Angenblick wieder abgeſagt worden mit der Begründung,
daß Lord Crewe und Baron d’Avezzana noch nicht die Inſtruk=
tionen
ihrer Regierung erhalten hätten.
Die Londoner Preſſe zur Botſchafterkonferenz.
London, 20. Nov. (Wolff.) In einer Beſprechung der
Ergebniſſe der geſtrigen Botſchafterkonferenz weiſen die Blätter
darauf hin, daß eine Kompromißformel aber noch
keineswegs eine Löſung erzielt worden ſei. Reuter er=
fährt
, daß die Meldungen über ein Uebereinkommen der Alli=
ierten
in der Frage der Wiederaufnahme der militäriſchen Kon=
trolle
in Deutſchland Befriedigung in London erzeugten, um
ſo mehr, als dieſe Entwickelung nicht ganz erwartet worden war.
Allgemein herrſche die Anſicht, daß die Meinungsver=
ſchiedenheiten
zu groß ſeien, um überbrückt zu wer=
den
, und daß die Vertagung der Botſchafterkonferenz wahrſchein=
lich
wäre. Einzelheiten bezüglich des Uebereinkommens fehlten
noch, es werde jedoch angenommen, daß die Alliierten nunmehr
bezüglich der Wiederaufnahme der militäriſchen Kon=
trolle
eine gemeinſame Note an die deutſche Regierung
richten und bis zum Empfang der deutſchen Antwort keine
Aktion unternehmen würden. Sollte ſich dieſe Antwort als
unbefriedigend erweiſen, ſo würden die Alliierten von neuem
erörtern, welche Maßnahmen notwendig ſeien, um der Lage zu
begegnen.
Der Sieg der engliſchen Diplomatie.
TU. Paris, 20. Nov. Man erfährt, d.ß der franzöſiſche
Miniſterrat zu den von der Botſchafterkonferenz geſtern ausge=
arbeiteten
beiden Noten an Deutſchland ſeine Zuſtimmung unter
dem Vorbehalt kleiner Aenderungen gegeben hat. Der Inhalt
der beiden Schriſtſtücke ſcheint in großen Umriſſen folgender
zu ſein:
1. In der Frage des Kronprinzen gehen die Botſchafter von
der Erwägung aus, daß die Berliner Regierung durch ihre kürz=
lichen
Erklärungen am Quai d’Orſay für die Perſon des Kron=
prinzen
und ſeiner friedfertigen Abſichten mitverantwortlich iſt.
Die Botſchafterkonferenz nahm weiter zur Kenntnis, daß Streſe=
mann
mitgeteilt habe, der Kaiſer werde, ſolange ſeine Regierung
am Ruder ſei, keine Erlaubnis zur Rückkehr nach Deutſchland er=
halten
. Die Botſchafterkonferenz überlaſſe dem Berliner Kabi=
nett
die Verantwortung für die Perſon des Kronprinzen und
die Verbündeten behalten ſich ſämtliche Rechte für den Fall vor,
daß die Haltung des Kronprinzen in Widerſpruch mit den Ver=
pflichtungen
ſtehe, die die deutſche Republik in ſeinem Namen
eingehe.
2. In der Frage der Militärkontrolle haben die Botſchafter
ſich auf folgender Form geeinigt: Die Viederaufnahme der
Militärkontrolle wird in abſehbarer Zeit von Deutſchland nicht
gefordert. Dagegen ſoll kategoriſch bekannt gegeben werden, daß
die interälliierte Kontrollkommiſſion ſelbſt beſtimmen werde,
wann und wie die Kontrolle wieder aufgenommen werden kann.
Die Verbündeten tverden gewiſſe Maßnahmen treffen, falls die
Berliner Regierung die Militärkontrolle ablehne oder die Miſſion
Nollet event. einen Fehltritt des Reiches feſtſtellen muß.
Die zweite Note der Botſchafterkonferenz enthält nach Mit=
teilung
des Petit Journal eine ſehr wichtige Stelle, wonach
Frankreich und Belgien das Recht haben, falls militäriſche Vor=
bereitungen
in Deutſchland drohende Formen annehmen ſollten,
gemeinſame Abwehrmaßnahmen zu treffen, ohne ſich erſt mit
den anderen Verbündeten zu beſprechen.
Zuſtimmung des belgiſchen Miniſierrates.
TU. Paris, 20. Nob. Wie aus Brüſſel gemeldet wird,
hat der belgiſche Miniſterrat die von den Botſchaftern ausge=
arbeiteten
Entwürfe gebilligt, gab jedoch ſeinem Bedauern Aus=
druck
, daß es nicht möglich ſei, ohne einen Bruch der Entente zu
vermeiden, von Deutſchland die Auslieferung oder die Verbann=
ung
des Kronprinzen zu verlangen.
Belgiſche Politik.
Brüſſel, 20. Nov. (Wolff.) In der Kammer führte
der Miniſter des Aeußeren Jaſpar u. a. folgendes aus: Die
auswärtige Politik Belgiens hat weder in der letzten. Zeit noch
jemals eine Aenderung erfahren. Sie bleibt gerade und feſt,
wie ſie es immer war. Sie zeigt weder Schwäche noch Mangel
im Zuſammenhang. Trotz allem, was man von ihr auch ſagen
mag, treibt ſie und wird ſie treiben belgiſche Politik. Der Mi=
niſter
ſchilderte ſodann den Verlauf der Ereigniſſe in Aachen und
erklärte, die Regierung habe niemals eine wohlwollende Neutra=
lität
gegenüber den Sonderbündlern angeordnet. Weder die
belgiſche Regierung noch der Verteter Belgiens in Aachen haben
den Anweiſungen einer fremden Regierung oder ihres Vertreters
Folge geleiſtet.
Die Beurteilung in Paris.
* Paris 20. Nov. (Priv.=Tel.) In Pariſer Kreiſen wird
angenomen, daß Poincaré am kommenden Freitag in der Ab=
geordnetenkammer
wegen ſeiner perſönlichen Haltung gegenüber
England angegriffen wird. Die Annahme der beiden Kom=
promißformeln
in der Botſchafterkonferenz durch die franzöſiſche
Regierung bedeute tatſächlich einen Triumph des engliſchen
Standpunktes. Der Mitarbeiter der Daily Mail meint, daß
Poincaré ſich ſo nachgiebig zeigte, weil er für den engliſchen wie
auch für den bevorſtehenden franzöſiſchen Wahlfeldzug das
Schlimmſte befürchte, wenn die ſeit 19 Jahren beſtehende Entente
in die Brüche ginge.
Die aggreſſive Politik Franfreichs.
London, 20. Nov. (Wolff.) Die Times ſchreibt zu dem
Beſchluß der Botſchafterkonferenz u a.: Die franzöſiſchen Metho=
den
herrſchen und bewirken eine raſche und gefährliche Wandlung
in Europa. Es ſei beunruhigend, daß die durch den Friedens=
vertrag
geſchaffenen kleineren Staaten an die aggreſſive Politik
Frankreichs gebunden ſeien, das laut ſeine Armut verkünde, aber
ihnen gleichzeitig Kredite in Höhe von 800 Millionen Franes ge=
währe
. Es ſei ſehr beſorgniserregend, daß in Deutſchland reak=
tionäre
und militäriſche Einflüſſe Boden gewännen, und wenn
Worte helfen könnten, ſo ſei England gern bereit, ſich an einer
ſcharfen Warnung an die deutſche Regierung gegen alle Verſuche
der Umgehung der militäriſchen Klauſeln des Verſailler Ver=
trages
zu beteiligen. Deutſchland breche aber infolge der hart=
näckigen
und vorſätzlichen Politik Frankreichs auseinander. Das
Ruhrgebiet und das Rheinland ſtänden bereits vor der poli=
tiſchen
und wirtſchaftlichen Lostrennung vom Reich. Ihre Be=
völkerung
werde unter dem Druck der Beſatzung und der von
ihr geſchützten Rowdies dazu geführt, ihre Intereſſen Fremden
zur Vertretung anzubertrauen. Das vollziehe ſich in einem
Gebiet, deſſen Mittelpunkt das von britiſchen Streitkräften be=
ſetzte
Köln ſei. Das britiſche Preſtige, das britiſche Vertrags=
recht
und die britiſchen Vertragspflichtigen würden davon tief
berührt. England dürfe ſich nicht demütig ſeiner Ausſtoßung
aus Europa unterwerfen.
Abreiſe der deutſchen Oelegierten nach Paris.
Berlin, 20. Nov. Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt,
daß die deutſchen Vertreter, die am Freitag von der
Reparationskommiſſion gehört werden ſollen, morgen nach
E
Paris abreiſen werden.

4
77.
Der englſche Sannampf.
Ein Wahlinanifeſt der Liberalen.
London, 20. Nov. (Wolff.) In dem von der libe
Partei veröffentlichten, von Aſguith und Lloyd George
zeichneten Wahlmanifeſt heißt es:
Die Regierung beſchloß plötzlich, das Lan
einen Wirbel von Neuwahlen zu ſtürzen m
unbewieſenen und unbeſveisbaren Behauptung, daß die
ein Heilmittel für die Arbeitsloſigkeit ſeien. Es gebe nu
Erklärung für das von der Regierung vorgeſchlagene Verf
daß im Verlauf eines einzigen Jahres ihre Führun
der auswärtigen Politik, und in den weſentl
Fragen für die Lebensführung Englands kFu=
ſtrophal
fehlgeſchlagen ſei. Nach ihren wiederho
gegebenen eigenen Erklärungen ſei die erſte Bedingung f.
Erholung Großbritanniens die Wiederherſtellung nicht nu
heimiſchen Marktes, ſondern auch des Welthandels. Nach
eigenen Erklärungen in den an die Alliierten gerichteten
ſei der zunehmende Zuſammenbruch, der durch die franz /?
Politik in Deutſchland und die Rückwirkung dieſer Polit
den Handel und Kredit der ganzen Welt hervorge
worden ſei,
die Haupturſache der Not des britiſchen Handels.
Wenigſtens ein Jahrhundert lang ſtand Europa keiner grö
wirtſchaftlichen, politiſchen oder moraliſchen Frage als der
der franzöſiſch=belgiſchen Beſetzung des Herzens der deu
Induſtrie im Ruhrgebiet gegenüber. In keiner großen
päiſchen Frage während mindeſtens eines Jahrhunderts
je zweifelhaft geweſen, wo Großbritannien ſtand. Tro hie
hätten ein ganzes Jahr lang weder die Alliierten Englands P.
die Neutralen noch die früheren Feinde gewußt, ob in
entſcheidenden Frage Großbritanniens Stimme eine Anſicht
ein eigenes Gewiſſen habe. Im Januar lehnte die Regi
es ab, das Land mit der Beſetzung des Ruhrgebietes in
bindung zu bringen. Sechs Monate lang hätte ſie ſie halb
ziehen und auf Ergebniſſe gewartet. Erſt als
der Mißerfolg der Ruhrbeſetzung
deutlich wurde, gab ſie ihre Anſicht bekannt, die ſie anſche
ſeit Januar gehabt habe, daß nämlich die Invaſion ein
des Verſailler Vertrages ſei.
Im Dezember des vorigen Jahres bot der amerika
Staatsfekretär Hughes die amerikaniſche Mitwirl
an für eine unparteiiſche Unterſuchung übe
Fähigkeit Deutſchlands, für die im Kriege angerichteten Sa
Reparationen zu leiſten. Die britiſche Regierung unter
neun Monate lang keinen Schritt, um bei den Alliierten au
Annahme dieſes Angebotes zu dringen. Im Juni unterbr
Deutſchland zum großen Teil auf Lord Curzons Veranla
Vorſchläge zur Erfüllung der Forderungen der Alliierten.
britiſche Regierung erklärte ganz richtig, daß die Vorſchläge
Antwort erforderten. Fünf Monate ſeien jetzt vergangen, Fſt
eine Antwort erfolgte nicht.
Die britiſche Politik war ſeit den napplevniſchen Krie
eine der Hauptkräfte der Sammlung in Europa.
Im letzten Jahre jedoch ſei ihre Blindheit, Unentſchiedenheit
Impotenz derart geweſen, daß ſie aufhörte, irgend einen
den Einfluß auf die europäiſchen Angelegenheiten auszu
In der öſtlichen Politik ſei dasſelbe der Fall geweſen.
genug, daß Großbritannien alles aufgab, wofür es im H.
gegen die Türkei kämpfte, durch den ſchamloſen Vert
von Lauſanne gab es auch alle Sicherheiten für den
tiſchen Handel in der Türkei auf, die es vor dem Krieg k
Infolge dieſer Politik ſei der britiſche Handel in der Türke H.
lahmgelegt.
Die Schwäche Englands
ſei auch anderswo bemerkt worden, und ein ähnliches Sch
bedrohe jetzt die wertvollen Märkte Englands im Fernen 9
Das Manifeſt erklärt weiter, die liberale Partei trete
eine ſchnelle Regelung der Reparationsfrage unter angemeſ /ag
Berückſichtigung der interalliierten Schulden und für den er
Verſuch ein, mit den Vereinigten Staaten zuſammenzuwi
um den Frieden in der Welt wieder herzuſtellen. Die lib
Partei ſei der Anſicht, daß die wirtſchaftliche Wiederherſte
Europas eine Vorbedingung für das Wiederaufleben der
ſtar
tiſchen Induſtrien und die Schaffung des Friedens ſei.
würde die Wiederaufnahme aller Beziehungen zu Rußl Ein
begrüßen. Die geſamte Stärke der liberalen Partei werde
Unterſtützung des Völkerbundes in die Wagſchale
worfen. Die auswärtige Politik Großbritanniens müſſe de
hinarbeiten, einen vollen Gebrauch vom Völkerbund zu ma
um ſeinen Umfang und ſeine Macht zu erweitern, bis alle
tionen darin vertreten ſeien und ein internationales Zuſamt
wirken anſtelle der Fortdauer der nationalen Feindſchaften
der Anhäufung von Zerſtörungsmitteln zu ſetzen.
Aber die Rückkehr zu normalen Wirtſchaftsverhältniſſen
fordere Zeit, und
inzwiſchen köntnen die arbeitsloſen Männer und Frau
nicht warten, bis beſſere Zeiten kommen, ohne weitere Au
ſicht zu haben als die Arbeitsloſenunterſtützung.
Die Pläne der Regierung ſeien vollkomn
ungenügend. Die Beſchränkung des Handels könne
Arbeitsloſigkeit nicht helfen. Die Nachkriegsverhältniſſe r
fertigten eine derartige Einſchränkung nicht, ſondern machten
Wirkung nur noch verderblicher. Die liberale Partei ſei eb
überzeugt, daß die gegen die Arbeitsloſigkeit von der Arbe
partei empfohlenen Heilmittel: Sozialismus und Vermög
abgabe, ſich als kataſtrophal erweiſen würden. Nicht, die
ſtörung der Unternehmungsluſt, ſondern ihre Ermutigung,
die Abſchreckung des Kapitals, ſondern ſeine fruchtbare Ver
dung ſei erforderlich.
Der engliſche Kohlenkredit.
TU. London, 20. Nov. Die Reuteragentur teilt
daß geſtern abend in London ein Vertrag zwiſchen einer
liſchen Finanzgruppe und Vertretern Deutſchlands unterzeid
worden iſt, in dem Deutſchland von engliſcher Seite ein Kr
in Höhe von 3 Millionen Pfund Sterling für den Ankauf
liſcher Kohle für den Betrieb der deutſchen Reichsbahn geſu
wird.
Die drohende Arbeitsloſigkeit.
Berlin, 20. Nov. Wie die Blätter hören, ſind im deutſ
Braunkohlenbergbau und im Kalibergbau die Tarifverträge
den Arbeitgebern gekündigt worden mit der Begründung,
ſie ſowohl in der Frage der Arbeitszeit als auch der Arbe
leiſtung Beſtimmungen enthalten, durch welche Verhältniſſe
beigeführt worden ſind, die gegen die Vorkriegszeit die er!
liche Konkurrenzfähigkeit der Braunkohleninduſtrie und
Kaliinduſtrie verſchlechtert haben. Am Mittwoch treten
Arbeitgeber= und die Arbeitnehmerverbände des mitteldeut)
Braunkohlenbergbaues zu Verhandlungen über die Frage
Arbeitsleiſtung zuſammen.
Der Zechenverband erteilte einzelnen Zechen im Ruhrge
die Weiſung, den Belegſchaften zum 30. November zu kündi!
Wie nunmehr die Blätter erfahren, iſt geplant, 70 Prozent
gekündigten Arbeiter wieder einzuſtellen und die übrigen
Arbeit im unbeſetzten Gebiet zuzuführen, falls die Möglich
der Arbeitsaufnahme wieder eintritt. Die Nachricht geht auſ
Aeußerung zurück, die dem Direktor des Arbeitsamtes in 2M
mund von induſtrieller Seite gemacht worden iſt. Es ſol
angeblich um die Schaffung von Erwerbsquellen durch eine gr
zügige Kultivierungsarbeit handeln.

[ ][  ][ ]

nmer 322.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 21. November 1923.

Seite 3.

Mainz im Zeichen
er Rheiniſchen Republif.

Von einem Augenzeugen erhalten wir folgenden
intereſſanten Bericht:
ungewöhnlich ſtarker Verkehr in allen Straßen, Menſchen=
lungen
an allen öffentlichen Plätzen und aufrühreriſche
arten verrieten dem Fremden ſofort, daß etwas Außer=
liches
im Gange war. Die Rheiniſche Republik ſollte
fen werden; das Rheinland ſollte vom deutſchen Vater=
osgeriſſen
werden. Eine ungeheure Entrüſtung bemäch=
h
der Bevölkerung. Plötzlich raſten Laſtautos, mit be=
en
Separatiſten beſetzt, die Straßen entlang. Es dauerte
ht lange, da hatte ſich die erregte Volksmenge der Autos
igt. Die Infaſſen wurden halb zu Tode geprügelt, ein
ar in den Rhein geſtürzt.
es dies waren jedoch nur die Vorboten der kommenden
ſſe. Angriffe auf das Stadthaus wurden zurückgeſchla=
rotz
aller Bemühungen gelang es den Republikanern nur
Kreisamt die grün=weiß=rote Fahne zu hiſſen, aber auch
mit Hilfe der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde. Die
i4 legation der Interalliierten Kommiſſion befindet ſich
in genanntem Gebäude. Die Bevölkerung ließ ſich auch
irch die Franzoſen einſchüchtern, ſondern wartete ſtunden=
if
der Schillerſtraße, um die im Kreisamt amtierenden
pd tiſten zu Geſicht und in die Hände zu bekommen. Da
den Fenſtern in die Menge ſchießenden Sonderbündler
d eines franzöfiſchen Profeſſors als einzigen Erfolg zu
nen hatten, waren die Franzoſen gezwungen, jetzt ein=
ten
. Der Belagerungszuſtand wurde über Mainz=Stadt
and verhängt, ſowie eine Nachtſperre in der Zeit von
bends bis 6 Uhr früh angeordnet. Allerdings nur für die
utſche Bevölkerung. Nur Funktionäre der Exekutions=
ſſe
ſowie ſeparatiſtiſche Stoßtrupps zeigten ſich in den
n. Daß unter dieſen Umſtänden die Stimmung der Be=
ng
immer ervegter wurde, war nur zu verſtändlich. Die
bündler wagten ſich ſchließlich nur in Begleitung fran=
Militärs auf die Straßen,
neral Spiral berief eine Verſammlung der Vertreter
jer Schichten der Bevölkerung, und wollte auf dieſe Weiſe
erhandlung zwiſchen der Bevölkerung und ben Separa=
rreichen
. In dieſer Verſammlung gab die Mainzer Be=
ng
ihren Willen kund, treu zum Reich zu ſtehen, koſte es,
wolle.
neral Spiral nahm dieſe Erklärungen mit der Verſicherung
ß die franzöſiſche Beſatzungsbehörde in keiner Weiſe die
tiſten unterſtützen und ſtets den Wünſchen des Volkes
ng tragen werde. Inwieweit die Franzoſen ihr gegebenes
ſchen hielten, oder beſſer geſagt nicht hielten, und gerade
genteil davon taten, ſollte der Bevölkerung bald klar wer=
Nach franzöſiſcher Auffaſſung beſtand die Neutralität
darin, die freie Willensäußerung, der Bevölterung,
weit es ſich um Willenskundgebungen der Separatiſten
nicht zu hindern Auch durch Ausweifung einfluß=
Perſönlichkeiten und Unterſtützung bei der Beſchlagnahme
eichs= und ſtädtiſchen Geldern kamen die Franzoſen ihren
ingen ſehr zu Hilfe. Die Prohinzialdireltion Mainz der
Republik ſo nannte ſich der Ausſchuß jener unſaube=
emente
, die für Geldeslohn das Rheinland an Frankreich
en wollten , und an ihrer Spitze ein Dr. Roth, hatten
hre Schergen in der ſtädtiſchen Notgelddruckerei faſt ſämt=
Beld, das am Tage darauf in den Verkehr gebracht ſverden
wegnehmen, d. h. auf gut deutſch, ſtehlen laſſen. Dabei
dieſen Leuten ihre früher in dieſem Handwerk erworbe=
enntniſſe
ſicher ſehr zuſtatten. Der rechtmäßige Ober=
meiſter
von Mainz hat darauf dieſe Gelder für ungültig
und die Bevölkerung bor ihrer Annahme gewarnt.
as taten jetzt die Franzoſen? Und ich erinnere an das
eneral Spiral gegebene Verſprechen! Schwere Strafen
ſie dem zu, der ſich weigert, die, wie ſie ſich in ihrer Be=
achung
ausdrücken, von der Provinzialdirektion Mainz
gnahmten Geldſcheine anzunehmen. Die Beſchlagnahme
Recht erfolgt, da die Stadt Mainz verſchiedenen Zah=
erpflichtungen
gegen die Ppopinzialdirektion der Rheini=
kepublik
nicht nachgekommen ſei. Eine lächerliche, an den
herbeigezogene Begründung, denn welche Zahlungsber=
hkeiten
foll denn die Stadt Mainz gegen dieſes Konſor=
ranzöſiſcher
Söldner haben?
nanderer Fall zeigt noch kraſſer, wie die franzöſiſche Be=
den
Separatiſten in die Hände arbeitete.
n 26, Oktober zogen verſchiedene Trupps arbeitsſcheuer
nte, geführt von ſeparatiſtiſchen Agitatoren, in den im
Groß=Gerau liegenden Ort Bauſchheim. Dort wollten ſie
chlagnahme von Kühen ſchreiten, wourden aber durch Miſt=
und Dreſchflegel eingeſchüchtert und ihr Vorhaben zu=
gemacht
. Sie mußten unverrichteter Dinge wieder ab=
nicht
ohne zuvor den Einwohnern blutige Rache ge=
en
zu haben. Dadurch fahen ſich die umliegenden Ort=
n
veranlaßt, einen Selbſtſchutz zu orgauiſieren. Und nun
die Franzoſen, offenbar auf geheime Verabredung, zu=
n
der Sonderbündler ein, entwaffneten tags darauf den
ohnerſelbſtſchutz und vertrieben deren Teiknehmer, kngpp
Stunde vor dem Eintreffen größerer ſeparatiſtiſcher Hor=
Jetzt, wo ſie doch vollſtändig ungehindert in ihrem Treiben

Vom Tage

Die Rheinlandkommiſſion hat die Zulaſſung der
Rentenmark im altleſetzten Gebiet geneymigt, den
Verkehr in Goldanleige jedoch nach wie vor abgelehnt.
Marſchall Pekain iſt geſtern früh in Düſſeldorf eingetroffen.
Nach den in deutſchem Betrieb befindlichen erreichbaren Stationen
Eſſen, Köln und Elberfeld über ſämtliche Zollkontrollſtellen, mit alleini=
ger
Ausnahme von Schee, darf Umzugsgut künftig nur ange=
nommen
werden, wenn dem Frachtbrief die Einfuhrbewilligung der
franzöſiſch=belgiſchen Zollſtelle beigefügt iſt.
Dem Echo de Paris zufolge iſt das Datum, das für die Wieder=
aufnahme
der Kontrolle in Deutſchland ins Auge ge=
faßt
wird, das Ende des Monats November.
Der Verein deuiſcher Zeitungsverleger hat die Schlüſſelzahl
für die Anzeigen mit Wirkung vom 21. November ah auf 140
Millionen erhöht.
Die Redaktion der Nemzetti Uzſag (Nationalzeitung) in Budapeſt
hat dem deutſchen Geſandten 1100000 ungariſche Kronen zur
Verwendung im Sinne des an die Welt gerichteten Appells des Kardi=
nal
=Erzbiſchofs von Köln übermittelt. Die Spende wird an den Kax=
dinalerzbiſchof
weitergeleitet.
Die von Rom eintreffenden Nachrichten über den begeiſterten Emp=
fang
des ſpaniſchen Königspgaxes werden von der ſpani=
ſchen
Preſſe mit höchſter Befriedigung beſprochen. Man betont die
Wichtigkeit der Reiſe für eine Erörterung der Mittelmeer=
olitik
, in der beide Halbinfeln eine ihrer Geſchichte entſprechende
Rolle geſpielt haben.
Gelegentlich dee Anweſenheit des ſüdafrikanifchen Premierminiſters
Smuts in London wurde eine Reiſe des Prinzen von
Wales nach Sudaſrika vereinbart, die 1924 ausgeführt
werden ſoll. Der König erteilte ſeine Zuſtimmung.
Die Nachricht von dem Freiſpruch der Mörder Worowſ=
kis
hat in Moskau allgemeine Erbitterung hervorgerufen. Die Blät=
teu
erklären, daß das Urteil eine politiſche Herausforderung
ſchweizeriſcher politiſcher Kreiſe den Völkern der Sowjetrepubliken
gegenüber ſei.
Jr
Amtlicher Oollarkurs 4 210 300000000
waren, ſollte man die Leute kennen lernen, die das Rheinland
von preußiſcher Tyrannei befreien wollten. Als erſten Aus=
fluß
ihres Tatendranges mißhandelten ſie wehrloſe Kinder, war=
fen
ſie in die Ställe unter das Vieh, das ſie dann mit Peitſchen=
hieben
bearbeiteten. Darauf drangen ſie in die Wohnungen ein,
wo ſie ſämtliche wertvolle Möbel und Fenſterſcheiben zerſchn=
gen
. Nach Mitnahme ſämtlicher Wertgegenſtände verlegten ſie
ihr Arbeitsſeld in die Keller und Speicher und ſuchten alle =
vorräte
, die ſie nicht ſelbſt mitnehmen konnten, zu vernichten,
dadurch, daß ſie das Getreide ſowie Mehl auf den Miſt und auf
die Straße ſchütteten und Jauche darüber goſſen. Unterdeſſen
hatte ſich die Einwohnerſchaft des Ortes in der Nachbarſchaft
Hilfe gehelt und den Separatiſten wurde es imer ungemüt=
licher
. Sie beſchloſſen daher, das Feld zu räumen, und um ihrer
Arbeit die Krone aufzuſetzen, verſchiedene Anweſen in Brand
zu ſtecken. Dies gelang ihnen glücklicherweiſe nur teilweiſe. Die
immer zahlreicher werdenden Volksmaſſen aus den umliegenden
Ortſchaften gingen zum regelrechten Sturm auf die Sonder=
bündler
über, und man muß es ihrer bis ins Maßlofe geſteiger=
ten
Wut zugute ſchreiben, wenn kein Separatiſt, der ihnen in
die Hände fiel, lebend entkam. Sämtliche Feuermehren aus der
Umgegend mußten alarmiert werden, und es gelang ihnen
ſchließlich nach harter Arbeit, von 6 Uhr abends bis in die
Morgenſtunden, Herr des Feuers zu werden.
Alle dieſe Geſchehniſſe ſind nur Beiſpiele, nur Einzelheiten
aus dem Kampfe, der ſich augenblicklich in den beſetzten Gebieten
um das Deutſchſein oder Nichideutſchſein der Rheinlande ab=
ſpielt
. Immer kraſſer zeigt es ſich, daß die Franzoſen auf alle
Fälle gewillt ſind, wenn ſie es nicht durch die in ihrem Solde
ſtehenden Sonderbündler erreichen, dann mit Gewalt das Rhein=
land
unter ihren Einfluß zu bringen. Immer ſchwerer wird
der Kamſif der Bevölkerung gegen einen Feind, der ſchver=
bewäffnet
im eigenen Lande ſteht, und immer wiederdrückender
wird für ſie das Gefühl, im Kampfe um das Deutſchtum letzten
Endes nur auf ſich ſelbſt geſtellt zu ſein. Spaltenlauge, ja ſogar
ſeitenlange Artikel über Streitigkeiten zwiſchen Sachſen, Bayern
uud dem Reich ſind täglich in allen Zeitungen zu finden, und
derer, die da alles geopfert haben und noch opfern für ihr und
ihrer Heimat Deutſchfein, gedenkt man überhaupt nicht, oder
höchſtens mit wenigen Zeilen um Lücken auszufüllen. H. 7.
Blutige Mbfuhr der Sonderbündler.
* Bonn, 20. Nov. (Priv.=Tel.) Die Kämpfe zwiſchen
dem Selbſtſchutz des Siebengebirges und den Sonderbündlern
ſind für die Sonderhündler viel verluſtreicher geweſen, als zuerſt
angenommen werden konnte. Die Zahl ihrer Toten beläuft ſich
auf 170. Beſonders ſchwere Kämpfe gab es um Honnef. Die
Separatiſten konnten ſchließlich nur noch durch das Eingreifen
der Franzoſen gerettet werden. Diefe entwaffneten die Sonder=
hündler
und ſchoben ſie ab. In Honnef gibt es keine Sonder=
bündler
mehr. Die grün=ſeiß=rote Flagge iſt von dem Rathaus
verſchwunden. Der Selbſtſchutz hat ſich daraufhin aufgelöſt.

Der Reichsinnenminiffer gegen den Separatismus.
In einer Unterredung mit einem Vertreter des Berliner
Tageblatts erklärte der Reichsminiſter des Innern, daß er bei
jeder Gelegenheit ſich entſchloſſen gegen alle ſeparatiſtiſchen und
Ablöſungsbeſtrebungen im Rheinland gewandt habe. Die Demo=
kraten
, die Deutſche Volkspartei und die Deutſchnationalen bil=
deten
am Rhein eine Arbeitsgemeinſchaft zur Bekämpfung aller
Ablöſungsbeſtrebungen, auch ſolcher, die ſich auf eine etwaige
Loslöfung von Preußen richten. Die gegenwärtigen unerträg=
lichen
Verhältniſſe in der Rheinprovinz machen jedoch eine er=
weiterte
Selbſtverwaltung der Rheinlande auf wirtſchaftlichem
und finanziellem Gebiet unumgänglich notwendig, um aus den
fürchterlichen Schwierigkeiten der Okkupation herauszukommen.
Entgegen anders lautenden Mitteilungen ſind die geſtrigen
Beſprechungen mit Vertretern der beſetzten Gebiete nicht ergeb=
nislos
abgebrochen worden, ſondern haben vielmehr zu einer
Klärung geführt.
Havenſtein geſiorben.
Berlin, 20. Nov. Wie wir von unterrichteter Seite er=
fahren
, iſt der Präſident der Reichsbank, Exz. Dr. v. Haven=
ſtein
, heute früh gegen halb 4 Uhr geſtorben.
Habenſtein war am 10. März 1857 geboren. Urſprünglich
war er Juriſt. Erſt Gerichtsaſſeſſor, dann Vortragender Rat im
Finanzminiſterium. Im Jahre 1900 wurde er Präſident der
Seehandlung (Preußiſchen Staatsbank). Als Nachfolger Dr.
Kochs wurde er 1908 Reichsbankpräſident.
Berlin, 20. Nov. Der Reichspräſident richtete anläßlich
des Todes des Reichsbankpräſidenten Dr. Hapenſtein an das
Reichsbankdireltorium folgendes Schreiben:
Die Nachricht von dem plötzlichen Hinſcheiden Ihres Präſi=
henten
Hadenſtein hat mich tief bewegt. Lange Jahre, an der
Spitze der Preußiſchen Staatsögnb und danach der Reichsbank
ſtehend, ſtellte Havenſtein in unermüglicher Schaffenskraft und
vorbildlicher Pflichttreue ſeine reichen Gaben und Erfahrungen
in den Dienſt der deutſchen Volkswirtſchaft. Was er insbeſon=
dere
während des Krieges und in den nachfolgenden ſchweren
Jahren für die Aufrechterhaltung unſerer Finanzwirtſchaft lei=
ſtete
, wird unvergeſſen bleiben. Dem Direktgrium der Reichsbank
ſpreche ich zu dieſem ſchweren Verluſte meine aufrichtige Teil=
nahme
aus.
Der Faſl Zeigner.
* Dresden, 20. Nop. (Priv.=Tel.) Zum Fall Zeiguer
hat die Fraktion der Deutſchen Volkspartei einen Antrag im
Landtag eingebracht, einen Unterſuchungsausſchuß zur Prüfung
folgender Fragen einzuſetzen: 1. In weſchen Fällen während
der Amtstätigkeit des früheren Juſtizminiſters Dr. Zeigner die
Begnadigung oder Niederſchkagung von Strafſachen durch Ge=
währung
perſönlicher Vorteile irgendwelcher Art beeinflußt oder
belohnt worden ſei, 2. welche Beamten bei ſolchen Begnadigungen
oder Niederſchlagungen mitgeſirkt und ſie bewußt oder veraut=
wortlich
beſchloſſen haben. Ferner wird beantragt, die Regie=
rung
zu beauftragen, die Strafunterſuchung gegen den vormali=
gen
Juſtizminiſter und Miniſterpräſidenten Dr. Zeigner auf kei=
nen
Fall einem politiſchen Staatsanwalt zu übertragen oder z.t
belaſſen, ſowie weiter die Einxichtung der politiſchen Staats=
anſvälte
überhaupt aufzuheben.
Intereſſant iſt die Tätigkeit der ſozialdemokratiſchen Preſſe
im Fall Dr. Zeigner. Sie kann zwar die ungeheuerlichen Be=
ſchuldigungen
nicht beſtreiten, doch gibt ſie ſich alle Mühe, den
Tatbeſtand nicht zu verdunkein und die ganze Angelegenheit auf
das Gebiet politiſcher Gehäfſigkeit zurückzuführen. Ferner wird
verſucht, möglichſt alle jene zu verdächtigen, durch die das ganz
ungeheuerliche Material in die Oeffentlichkeit gekommen iſt.
Die Goldmark für die Beamten und
Staatsarbeiter.
* Berlin, 20. Nop. (Priy.=Tel.) Im Reichsfinanzmini=
ſterium
haben die Beſprechungen über die Goldmarkbezahlung
der Beamten und Staatsarbeiter wührend des ganzen Tages
angedauert. Grundſätzlich erklärte ſich die Regierung damit
einverſtanden, den Beamten und Stagtsarbeitern eine Gold=
grundlage
zu bewilligen. Nur über die Höhe der Baſis beſtehen
noch Unſtimmigkeiten. Die Regierungsvertreter ſchlugen vor,
für das ganze Reich drei Zonen zu ſchaffen, innerhalb deren,
entſprechend den wirtſchaftlichen Verhältniſſen der Gebiete, ein
feſter Stundenkohn gezahlt werden ſoll. Es ſoll eine Oſtzone
errichtet werden, die etwa bis Küſtrin reicht, eine mittlere, die

zone pro Arbeitsſtunde vor. Für die Ueberſtunden ſollten ent=
ſprechende
Aufſchläge gezahlt werden. Die Gewerkſchaften traten
nach dem Angebot der Regierung zu einer Sonderbeſprechung
zuſammen. In den Nachmittgasſtunden wurden die Verhand=
lungen
erneut aufgenommen. Die Gewerkſchaften haben erheh=
lich
höhere Anforderungen geſtellt, doch erwartet man, daß in
Kürze eine Berſtändigung erfolgt. Bis zur Stunde liegt noch
kein endgültiges Ergebnis vor. Auch die Verhandlungen über
die Anpaſſung der Reichsrichtzahl werden im Lauſe des heutigen
Tages beendet werden.

* Wiſliam Butſer Heats,
der Nobeſpreisträger
Von Dr. R. Neumanu.

hung in den Kreis der internationalen Berühmtheiten tritt,
sher in Deutſchland nur einer kleinen Gemeinde bekannt

e Sprache den Dichter macht, ſo muß er der engliſchen Lite=
zugerechnet
werden, weil er ſeine Verſe und die übrigen
in engliſcher Sprache geſchrieben hat. Aehnlich wie er
ja auch die Iren Oskar Wilde, Bernhard Shaw, George
ee zu beurteilen, die ſich ſtets der engliſchen, niemals der
en Sprache in ihren Dichtungen bediencn.
William Butler Yeats wurde 1865 in Duhlin gebören und
iete ſich anfänglich den Studien auf der Kunſtakademie. (
e Maler werden und verſuchte ſich in einem Stil, den die
ſchen Präraffaeliten erfunden hatten. Deats galt als guter
ner, in der Farbe war er matt und äſthetiſch. Aber früh=
, ehe er mit ſeinen Bildern an die Oeffentlichkeit trat,
ote er ſich der Literatur zu. In ſeinen erſten Dichtungen
ts ſchloß er ſich der Bewegung des keltiſchen Aeſthetentums
Uim 1890 ensſtand der Gedanke in einer Gruppe junger
e, aus denen Yeats und Moore als die bedeutendſten her=
ingen
. Yeats machte die Oeffentlichkeit durch ein Bändchen
e Verflogene Vögel auf ſich aufmerkſam, in denen er die
inheiten der iriſchen Inſel beſang. Der eigenwillige
thmus der Gedichte, der gern die ſtarre Form des Metrums
hbricht, berührte erfriſchend in einer Zeit, da die engliſche
Skunſt kondentionell und banal geworden war,
Deine Seele liegt verträumt wie der Spiegel der See,
ngſam verſtrömt ſie am Ufer deiner Wünſche.
elten nur wagt ſie ſich über die Brandung des Herzens,
ögleich ihre Sehnſucht alle Segel aufſetzen möchie.

Bereits aus dieſen Verſen erſieht man, welche lühne Bild=
ſprache
dem Lyriker Yeats zu eigen iſt. Lyrik iſt denn auch der
hervorſtechendſte Zug ſeines Weſens. Trotzdem hatte William
Yeats, wie ſo viele Lyriker, den Drang zur Bühne. Das Theater
war dem jungen Iren vor allem die Rampe für die nationalen
Bewegungen. Das Jungirentum ſetzte dem Anglikanismus die
Tradition der iriſchen Inſel entgegen; daß dieſe mehr myſtiſch=
katholiſierend
als politiſcher Natur war, lag in der eigenartigen
Entwickelung der irländiſchen Zuſtände. In den neunziger Jah=
ren
des vorigen Jahrhunderts erſchienen die Theaterſtücke von
Beats, doch vermochten nur zwei von ihnen über die Wirkung
eines Buchdrawas hinauszugehen. Erſt 1904 erlangte der Kreis
um die Dichter Yeats und Moore in Dublin eine Bühne, das
Abbeh=Theater, das nationaliriſch gedacht war, aber in äftheti=
ſcher
Theaterſpielerei endete. Das Programm der Bühne erfor=
derte
einen dekorativen und rhythmiſchen Stil, der ſich eigen=
willig
von der Gegenwart entfernte. Yeats trat hier nicht nur
als Dichter und Regiſſeur hervor, er herwandte auch ſeine zeich.
neriſche Begabung und entarf und malte die Dekorationen
für ſeine und feiner Freunde Stücke. Den größten Erfola er=
rana
nicht er, ſondern der Dramatiker Synge mit der Blinden=
komödie
Der heilige Brunnen, die im Gefolxe Materlincks auch
hei Reinhardt in Berlin auftauchte. Reats Märchendrama Das
Land der Herzenswünſche und das Schauſpiel Gräfin
Kathleen ſprachen nur zu einem äſthetiſch gebildeten Publikum
Denn ſo reich an Schönheiten die Sprache der Stücke iſt, ſie er=
mangeln
der packenden Handlung, des Sinnes für die Bühnen=
wirkung
, und ertrinken in einem Schwall bunter Worte. Jmmer=
hin
lebt in dem Dramdlett von der barmherzigen Gräfin, in
den Szenen der hingernden Bauern, in denen Feen, Unholde
Engel eharen entſcheidend in den Ciana der Handlung eingreifen,
etwas von der Phantaſiekraft alter Legenden.
Yeats konnte bereits 1908 Geſammelte Werke im Um=
fange
von acht Bänden herausgeben, die ſeine geſamten Verſe
enthalten; er iſt aber ſeitdem nicht untätig geweſen und hat viele
Bücher geſ hrieben, in denen er aber zumeiſt, nur in anderen
Worten, wiederholt, ſas er früher ſagte. Sein letztes Bersbuch
tparen die Wildſchwäne von Coole‟. Meats unternimt hierin
den Verfuch, ſich mit dem Weltkrieg auseinanderzuſetzen. Aber
nach kurzen Anläufen landet er doch wieder in dem Traumland
ſeiner Wünſche. Die Wildſwäne ſind ſein dunkelſtes Buch,
mit ſeltſamer Myſtik erfüllt, die nicht frei von romantiſcher

Koketterie bleibt. Ehrlich empfunden berühren allein die Gedichte,
die er ſeinen gefallenen Freunden widmet. Rudolf Alexander
Schröder hat einige Gedichte von Yeats übertragen und in der
Inſelbücherei veröffentlicht. Auch in dieſer Uebertragung er=
ſcheinen
die Verſe blaß und äſthetiſch es fehlt ihnen Leben
und Blutwärme, wie allen Schöpfungen dieſes Irländers. Yeats
ſt gewiß eine feine, liebenstwirdige Erſcheinung, doch iſt er nicht
jene bedeutende Perſönlichkeit, die er ſein müßte, um die Krö=
nung
durch den Nobelpreis zu rechtfertigen. Aber dieſer Preis
iſt ja ſchon mehr als einmal an Schriftſteller verliehen worden,
deren Schaffen unter den Begriff des Epigonentums fällt,
Der Indianer und Gott.
Von William Butler Yeats,
dem literariſchen Nobelpreisträger dieſes Jahres.
Uebertragung von Irene Forbes=Moſſe.
Ich wanderte am Waldesſaum im letzten Abendlicht
Ich hörte, was am Waſſerrand das feine Schilfrohr ſpricht:
Ich wiegte mich im Frieden ein . . . Moorhühner huſchten dort
Am feuchten Grashang hin und her, und ich verſtand ihr Wort.
Jch hörte, wie der alte Hahn zu ſeiner Sippe ſprach:
Er, der die Welt im Schnabel hält, uns ſtark geniecht und ſchwach,
Ein ew’ges Moorhuhn iſter, traun, und ſchvebt am Himmelsfeld,
Von ſeinen Schwingen träuftder Tau, ſein Aug die Nachterhellt.
Die Lotosblume hob ihr Haupt auf linder Wellen Spiel:

Und etwas weiter ſtand ein Reh im kühlen Wieſentau,
Die Augen voller Sternenlicht, und ſprach: Auf Himmelsau
Der ew’ge Wandrer iſt ein Reh, mich ſchuf er ſich zum Bild,
Wie konnt’ er mich erdenken ſonſt, ſo zärtlich und ſo wild!
Und weiter noch da ſaß ein Pfau im königlichen Kleid:
Der Gras und Wurm und Korn erſchuf und meine Herrlichkeit,
Er iſt fürwahr ein heil’ger Pfau und ſchlägt am Himmelspfad
Mit tauſendfacher Augen Glanz ſein rieſenhaftes Rad!
(Aus Irene=Forbes=Moſſe, Peregrings Sommerabende,
Inſel=Verlag, Leipzig.).

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 21. November 1923.

Rummer 32

Zur Gaspreisfrage.

Referat über die Abhandlung von Baurat Dipl.=Ing. de Grahl und Direktor Dipl.=Ing.
H. R. Trenkler in Glaſers Annalen, lauf. Nr. 1112, 15. X. 23.
Von Dipl.=Ing. Adolf v. Lippmann.

Die beiden Verfaſſer, die als anerkannte Sach=
verſtändige
anzuſprechen ſind, weiſen an Hand ſehr
gründlicher Unterſuchungen nach, daß die Kohlen=
preisformel
, die die Gaswerke bisher ihrer Tarif=
berechnung
zugrunde gelegt haben, den tatſächlichen
Verhältniſſen in keiner Weiſe entſpricht. Sie ergibt
im Durchſchnitt drei= bis vierfach zu hohe Verkaufs=
werte
(für Darmſtadt rund ſechsfach zu hohe!). Eine
gerechte Feſtſtellung des Verkaufspreiſes verlangt
eine beſſere Würdigung der Verkaufspreiſe der
Rebenprodukte, insbeſondere aber die Würdigung
des Umſtandes, daß die Verkaufspreiſe der Neben=
produfte
teilweiſe in viel höherem Maße geſtiegen
ſind als die Kohlenpreiſe. Die Verfaſſer ſtellen eine
Berechnungsformel auf, die allen heute in Betracht
kommenden Einzeleinflüſſen gerecht wird, und
kommen auf Grund dieſer Formel an Hand der
Oklober=Goldpreiſe für Kohlen uſw. zu einem Preis
von nicht einmal 4 Goldpfennig für das Kubikmeter
Gas. Sie verlangen, daß die Gaswerke unter Zu=
ziehung
kaufmänniſch und wirtſchaftlich geſchulter
Techniker für den Betrieb ihrer Werke paſſende Be=
rechnungsformeln
aufſtellen. Den Hauptgrund für
das unrentable Arbeiten verſchiedener Gaswerke
trotz der vorhandenen erheblichen Gewinnmöglich=
keiten
ſehen die Verfaſſer in dem ſchlechten kauf=
männiſchen
Gebaxen dieſer Werke. Eine Löſung
der in Betracht kommenden ſchwierigen Fragen er=
kennen
die Verfaſſer in einer verſtändigen Zu=
ſammenarbeit
der Werke mit den Verbrauchern, wo=
bei
das Ziel vor allem auf die wirtſchaftliche
Reorganiſation der Betriebe zu richten iſt.
Der Aufforderung des Darmſtädter Tagblatt, über die
vorerwähnte Abhandlung zu berichten, komme ich um ſo lieber
nach, als ſich die Ausführungen der beiden anerkannten Fach=
leute
reſtlos mit meinen eigenen Beobachtungen und Erfahrungen
decken.
Vor Eingehen auf die ſehr gründlichen und die heutigen
Verhältniſſe nach jeder Richtung hin berückſichtigenden Unter=
ſuchungen
der beiden Herren Spefialkollegen erſcheint es zweck=
mäßig
, die Worte, die die Schriftleitung der Glaſerſchen
Annalen ihrer Arbeit vorangeſtellt hat, auch hier zu wiederholen.
Sie ſagte:
Die Berechnung der Gas= und Eleitrizitätstarife hat in
der Bevölkerung lebhaften Unwillen erregt und ſich weder
als finanziell tragbar noch vom juriſtiſchen
Standpunkt als ſtichhaltig erwieſen. Die Ver=
braucher
halfen ſich teilweiſe dadurch, daß ſie ohne Aner=
kennung
der Valoriſierung den Gaspreis berechneten und den
Betrag an die Geſellſchaften einſandten, während andere
Verbraucherſchichten, denen zu dieſem offenen Widerſtande
Mut und Kenntnis der Dinge fehlten, es ſich gefallen laſſen
mußten, daß ihnen das Gas und Elektrizität geſperrt wurden.
Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung war in der Lage, die
ungeheuerlichen Koſten aufzubringen. Die beiden Verfaſſer
haben ſich die ſchwierige Aufgabe geſtellt, ohne Anſehen der
Perſon die Sachlage lediglich vom Sachverſtändigenſtandpunkt
aus zu behandeln, um eine Klärung der vieſumſtrittenen
Frage herbeizuführen.
Dieſe Zeilen, die nicht für Darmſtädter, ſondern für Berliner
Verhältniſſe geſchrieben ſind, ſind wichtig genug. Denn ſie ſagen
nicht mehr oder weniger, daß es ſich hier um eine größere
Sache handelt. Nicht um den Kampf gegen ein einzelnes, nicht
auf wirtſchaftlicher Höhe ſtehendes Werk, ſondern um den Kampf
gegen die Organiſation und die Mentalität der Gaswerke.
Es iſt alſo hier noch lange nicht das letzte Wort geſprochen wor=
den
; die Angelegenheit dürfte auch noch Landtag und Reichstag
zu beſchäftigen haben.
Die Verfaſſer teilen ihre Abhandlung in einen techniſchen
und einen wirtſchaftlichen Abſchnitt. Zu Anfang des techniſchen
Teiles ſtellen ſie das mit aller Klarheit heraus, was die Gas=
werke
immer ſo gern als nebenſächlich hinſtellen möchten, wenn
man auf die Geſtehungskoſten des Leuchtgaſes zu ſprechen
kommt: BeiderHerſtellung des Leuchtgaſes durch
Deſtillation von Steinkohlen iſt nicht das
Leuchtgas das Hauptprodukt. / Als Hauptprodukt, ſo=
wohl
der Menge als dem Werte nach, muß der Deftillations=
rückſtand
, der Koks, bezeichnet werden; daneben entfallen aber
noch zahlreiche Nebenprodukte in wechſelnder Menge, wie Ammo=
niak
oder Ammonſulphat, Teer, Benzol, Zyan und ſchwefel=
haltige
Gasreinigungsmaſſe. Die Ausbeute an Nebenprodukten
iſt von der Qualität der vergaſten Kohle abhängig, mehr aber
noch von der techniſchen Vervollkommnung der angewandten
Verfahren und Einrichtungen. Ein richtiger und gerechter Gas=
preis
kann alſo nur beſtimmt werden, wenn man nicht nur die
Kohlenkoſten, bezw. deren Steigerung berückſichtigt, ſondern auch
die Menge und die Vertſteigerung der Neben=
Produkte.
Die Verfaſſer geben in einer Zahlentafel die Gasabgabe und
Nebenproduktengewinnung bei 17 verſchiedenen Gaswerken wie=
der
, und zwar für die Jahre 1913 bis 1918. Wer ſich näher dafür
intereſſiert, wird in dieſer Tafel ein reiches Vergleichsmaterial
finden; wir müſſen uns hier begnügen, ein paar Zahlenangaben
herauszugreifen, die wir zur Stützung unſerer Auffaſſung be=
nötigen
. So hatte z. B. in dem Betriebsjahr 1917/18 das Gas=
werk
Nürnberg, das mit Schrägretorten arbeitet, unter den 17
aufgeführten Gaswerken die höchſte Gasausbeute mit 387 Kubik=
meter
für die Tonne (1000 Kilogramm) vergaſter Kohle, während
Leipzig, das mit gemiſchten Oſenanlagen arbeitet, mit 283 Kubik=
meter
für die Tonne am niedrigſten ſtand. Das ſtimmt mit
meinen Berechnungen inſofern überein, als die von mir für ein
neitzeitlich eingerichtetes Gaswerk zugrunde gelegte Gasausbeute
von 300 Kubikmeter für die Tonne vergaſter Kohle gewiß nicht
zu hoch gegriffen erſcheint.
Nachdem die Verfaſſer in der vorerwähnten Tabelle nun
zunächſt die Ausbeuteziffern für Gas und Nebenprodukte nicht
nur für die Verhältniſſe der Vorkriegszeit, ſondern auch die der
Kriegszeit feſtgelegt haben, beſchäftigen ſie ſich mit der Ver=
ſchlechterung
der Kohlengualität, die während des
Krieges und nach dem Kriege eingetreten iſt. Sie leugnen dieſe
Verſchlechterung keineswegs, halten aber ein, daß die Gaswerke
ein Gegengewicht dadurch geſchaffen haben, daß ſie auch die
Gasqualität verſchlechterten und das ge=
ſchieht
in Darmſtadt ſehr bedeutend entweder
durch die Beimiſchung billigeren Waſſergaſes oder durch die Ein=
führung
des naſſen Betriebes. Das letztere iſt beſonders zu der
Zeit angewandt worden, als während des Krieges die Koks=
produktion
wegen der notwendigen Erhöhung der Nebenerzeug=
nisausbeuten
künſtlich geſteigert werden mußte. Die Zahlen=
tafel
zeigt, daß die Beimiſchung von Waſſergas in der Regel 15
bis 25 v. H. beträgt, die Statiſtik weiſt aber auch Werke nach,
welche das Leuchtgas mit Beimengungen von über 40 v. H. ge=
ſtreckt
haben. Darmſtadt iſt ſogar ſchon bis an 60
v. H. gegangen! Der Heizwert des gelieferten Gaſes, der
für reines Deſtillationsgas etwa 5100 Wärmeeinheiten beträgt,
iſt dementfprcchend natürlich heruntergegängen, da das Beige=
miſchte
Waſſergas ja nur einen Heizwert con 2600 Wärmcein=
heiten
beſitzt. Das Darmſtädter Gas ſoll durchſchnittlich auf

einem Heizwert von 1000 Wärmeeinheiten pro Kubikmeter ge=
halten
werden; ich habe aber ſelbſt ſchon Meſſungen nach der
Junkersſchen Methode ausgeführt, die nur etwa 3400
Wärmeeinheiten ergeben haben, was einer ſehr hohen
Beimiſchung von Waſſergas entſpricht.
Bei Beſprechung der Ausbeuteziffern der Nebenprodukte er=
örtern
die Verfaſſer die Faktoren, die in den letzten Jahren zu
einer Verbilligung der Geſtehungskoſten des Leuchtgaſes geführt
haben, ohne dabei die durch die Steigerung der Kohlenpreiſe,
der Löhne, der Frachten und andere mit der Geldentwertung
zuſammenhängende Faktoren außer acht zu laſſen, die natürlich
das Gegenteil bewirken. So führen ſie an, daß durch Uebergang
auf die Vergaſung von Braunkohlen anſtatt derjenigen von Koks
für die Unterfeuerung der Oefen gerade bei den heute ſo hohen
Kohlenpreiſen außerordentlich geſpart werden kann. Auch halten
ſie die Teer= und Ammoniakausbeute noch für ſehr ſteigerungs=
fähig
und betonen, daß die Teergewinnung zudem den Gas=
wverken
noch einen beſonderen Vorteil brachte, weil ſie ent=
ſprechend
der Menge an Teer, einen Teil der verarbeiteten Kohlen
ſteuerfrei erhielten. Sie weiſen darauf hin, daß die Benzol=
waſchung
während des Krieges und nach dem Kriege techniſch
ganz beſonders entwickelt worden iſt, da die früheren Ausbeuten
nur etwa 30 v. H. von dem im Gas enthaltenen Benzol ent=
ſprachen
, daß alſo mit anderen Worten auch hier erhebliche
Steigerungen der Ausbeuten möglich ſind, wenn
nur die neueren techniſchen Errungenſchaften richtig verwertet
werden. Zum Schluß kommen ſie auf die Unkoſten und auf den
Faktor zu ſprechen, der eingeſetzt werden muß, um die notwen=
dige
Verzinſung und Tilgung des Anlagekapitals, die Rücklage
und den Nutzen zu decken.
Um ſich Klarheit über die Einflüſſe der veränderten Wirt=
ſchaftslage
auf die Preisbildung zu geben, haben die Verfaſſer
die genauen Betriebsaufſtellungen von drei großen Werken
durchgerechnet und geprüft. Es ſtellte ſich dabei heraus, daß ſich
die Unkoſten ſehr gut in Beziehung zu den
Kohlenpreiſen bringen laſſen, indem Friedenszeit, Kriegs=
zeit
und Nachkriegszeit keine weſentlichen Unterſchiede zeigen.
Auch für den Faktor, der Verzinſung und Tilgung des Anlage=
kapitals
uſw. berückſichtigen ſoll, ließen ſich an Hand der Erfah=
rungen
brauchbare Werte finden. Die Verfaſſer haben auf
Grund ihrer Unterſuchungen eine Formel aufgeſtellt, die auch
unter heutigen Verhältniſſen eine zuverläſſige Berechnung des
rationellen Gaspreiſes ermöglicht. Die Formel berückſichtigt alle
Faktoren, die den Gaspreis beeinfluſſen können, und zwar:
1. den Kohlenpreis in Mark,
2. die Unkoſten für die Tonne entgaſter Kohle in Mark,
3. die Ausbeuten an Nebenprodukten (Ammoniak, Teer,
Koks, Benzol, Zyan, Gasreinigungsmaſſe, Graphit) für
die Tonne entgaſter Kohlen in Kilogramm,
4. die Preiſe der Nebenprodukte in Mark pro Kilogramm,
5. die Gasausbeute in Kubikmeter pro Tonne entgaſter Kohle,
6. die notwendige Verzinſung und Tilgung des Anlage=
kapitals
, die Rücklage und den Nutzen.
Wer ſich dafür intereſſiert, kann mit dieſer Formel an Hand
der in der bereits erwähnten Zahlentafel gegebenen ſtark ab=

weichenden Ziffern ſelbſt überprüfen, wiebiel oder, beſſer geſagt,
wie wenig der Gaspreis, von den Ausbeuten
beeinflußt wird. Entſcheidend iſt letzten Endes nur der
Kokspreis, und der iſt gegenüber den Friedensverhältniſſen
weit ſchneller geſtiegen als der Kohlenpreis.
Unter Einſetzung der Anfang Oktober gültigen Goldmark=
preiſe
errechnet ſich mit Hilfe der von den Verfaſſern auf=
geſtellten
Formel der Gaspreis pro Kubikmeter zu 0,037375
Goldmark, rund 4 Goldpfennig.
Da die weſtfäliſchen Richtpreiſe für Kohle und Koks einge=
ſetzt
ſind, ſo könnte noch eingewendet werden, daß die gegen=
wärtig
hohe Fracht für die Kohle berückſichtigt werden müſſe.
Dem iſt entgegenzuhalten, daß auch die Kokspreiſe in den fracht=
ungünſtig
gelegenen Städten oder Bezirken um dieſen Fracht=
anteil
höher ſind, ſo daß ſich dieſer Umſtand völlig ausgleicht.
In Berlin kommt z. B. der Kleinhandelspreis einem Tonnen=
kokspreis
von rund 84 Goldmark gleich; das iſt aber ein Vor=
ſprung
, der tatſächlich größer iſt, als dem Frachtanteil entſpricht,
weil darin ein Händlernutzen eingeſchloſſen iſt. Die kaufmänniſch
organiſierten Gaswerke mit ihrer wirtſchaftlichen Vereinigung,
die den Koksabſatz in Händen hat, können dieſe Differenz voll
ausnutzen. Die Einſetzung der Richtpreiſe iſt da=
her
vollauf gerechtfertigt.
Zum Eingang des zweiten Abſchnittes ihrer Abhandlung,
der die wirtſchaftlichen Fragen behandelt, ſagen die Verfaſſer
wörtlich: Wie jedermann an Hand der Formel nachprüfen
kann, ergibt dieſe ſelbſt bei Einführung weſentlich ungünſtigerer
Ausbeuteziffern, die aber möglicherweiſe für einzelne Werke in
Frage kommen mögen, immer noch Gaspreiſe, welche nur um
etwa 10 bis 30 v. H. höher ſind, als der von uns errechnete.
Man betrachte nun dieſen einwandfrei ermittelten Wert im Ver=
gleich
zu den von den Gemeinden und Gaswerken dekretierten
Preiſen, welche etwa drei bis viermal ſo hoch ſind.
Wobleiben da die Intereſſen der Verbraucher?
Wir wollen nicht verfehlen, an dieſer Stelle ein Moment
zu erwähnen, das die heutigen Gaspreiſe noch ungerechtfertig=
ter
erſcheinen läßt, und das iſt die Qualität des Gnſes.
Wer im Frieden 23 Goldpfennige für das Kubikmeter be=
zahlte
, hat dafür 5200 Wärmeeinheiten erhalten. Wer heute
in Darmſtadt 23 Goldpfennige für das Kubikmeter zahlt,
bekommt allerhöchſtens 41000 Wärmeeinheiten, wenn nicht
weniger, wegen der Streckung des Leuchtgaſes durch Waſſer=
gas
. Man zahlt alſo für die gleiche Anzahl von Wärme=
einheiten
, die man im Frieden für 23 Pfennig erhielt, heute
30 Goldpfennige. Alles unter der Borausſetzung, daß das
Kubikmeter Gas im Frieden wirklich 23 Pfennige gekoſtet hat.
(Was bekanntlich nicht ſtimmt. D. R.)
Die Verfaſſer unterſuchen nun die Gründe dieſer ſtarken
Abweichungen und ſtellen feſt, daß man auch früher ſchon nicht
gewohnt war, die Gaswerke als ſehr rentable Betriebe anzu=
ſehen
, obſchon ſie ſehr erhebliche Gewinnmöglichkeiten hatten und
mehr als den vollen Wert der verarbeiteten Kohle als Nutzen
erzielen konnten. Der Hauptgrund für das unrentable Arbeiten
vieler Gaswerke iſt auch nach Anſicht der Verfaſſer in der
ſclechten kaufmänniſchen Gebarung der Werke
zu ſuchen. Die Verfaſſer ſchreiben dazi: In den letzten
Jahren iſt durch den wirtſchaftlichen Zuſammenſchluß der Werke

Vieles beſſer geworden, aber jeder Verbraucher wird an zahl=
reichen
Klenigkeiten die Schwerfälligkeit des büro=
kratiſchen
Aufbaues mit ſeinen ungeheuren Leerlaufs=
koſten
beobachten können.
Ja den weiteren Erörterungen, in denen auch der Zahlungs=
modus
beſprochen wiro, der mit Rückſicht auf die Lage, in welche
die Werke durch die Geldentwertung geraten ſind, notwvendig iſt,
ſtellen die Verfaſſer feſt, daß Gaspreisbemeſſung und
Zahlung zwei Dinge ſind, die vollſtändig ge=
trennt
werden müſſen. Aber das Publikum wird den
von den Werken mit Rückſicht auf ihre Lage infolge der Geld=
entwvertung
gewünſchten Verrechnung und Zahlung ſeines Gas=
verbrauches
erſt dann keinen Piderſtand entgegenſetzen, wenn
es auch die Gewißheit hat, daß die ihm abgeforderten Preiſe
gerecht ſind. Dieſe Ueberzeugung hat das Ver=
braucherpublikum
aber heute nicht und kann ſie

auch nicht haben. Die Verſaſſer verlangen nun, da
einzelnen Werke ihre Berechnungsformeln gründlich revid
wobei ſie darauf hinweiſen, daß die bisher gebräuchliche Fo
die nur den Kohlenpreis berückſichtigte, tatſächlich nicht eing
frei iſt. Als ſehr bemerkenswerte Forderung ſtellen die
faſſer auf, daß bei der Aufſtellung der Preisformel nur
Werte eingeſetzt werden, die bei richtiger Betriebsfül
erreicht werden können, denn: die Gaspreisregelung
keinen Freibrief für bequemes Arbeiten darſtellen, ſonder
Gegenteil einen Anreiz zur Verbeſſerung der Betriebe
um die wirtſchaftliche Lage im Intereſſe der Allgemeinhe
haben. Die Schlußfolgerungen der Abhandlu =z wollen
wegen ihrer Wichtigkeit wortgetreu wiedergeben. Die Ver
ſagen:
Zur Feſtlegung der Formel für die verſchiedenen
bezw. Städte müſſen techniſche Ausſchüſſe geſchaffen werder
eine wirklich objektive Prüfung der Verhältniſſe bei
Verfügung=Stellung aller notwendigen Unterlagen vornel
Gasfachleute gehören in dieſe Ausſchüſſe nicht (wie ſein
in die ſchiedsrichterlichen Kommiſſionen, welche die Kohlen)
formel ſchafften), denn dieſe ſind a priori=Partei; ſie könner
Beiſitzer ohne Stimme ſein, während man kaufmänniſch e
rene, im Leben ſtehende Techniker als Mitglieder erne
müßte. Dieſe Ausſchüſſe würden auch ſonſt in techniſchen
in kaufmänniſchen Fragen den Werken zur Seite ſtehen =
was
nach dem eingangs Dargelegten nicht in falſchem
abgewieſen werden dürfte. Denn die Regelung der Werk
iſt gerade zurzeit eine ſo ſchwierige Frage, daß ſie nur
gemeinſames Zuſammenarbeiten der Werke und Verbrauch
beiderſeitigem Intereſſe gelöſt werden kann. Und eine ſolche
jedem das Seine geben.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. Novem

Die mittelalterliche Plaſtik und die Antike. Das iſt das 1
des Vortrages, den Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Kal

am nächſten Freitag in der Vereinigung der Freunde
humaniſtiſchen Gymnaſiums halten wird. Es war
Zeit des Ausganges der Hohenſtaufiſchen Kaiſer, am Ende einer g
Zeit, wo ein erhöhter Lebensſchwung durch die deutſche
brauſte und auch die Kunſt mit ſich fortriß. Da trat die diu

Plaſtik der antiken Plaſtik nahe, erlebte zugleich ihre höchſteki
leriſche Blüte und ſchuf Werke, wie ſie ſeit der Zeit der G=
bis
auf Michelangelo nie und nirgends wieder entſtanden waren.

deutſche Kunſt hatte antiken Geiſt in ſich aufgenommen, aber ſie
doch grunddeutſch. Das iſt das Bedeutſame an der Erſchei
Ihren Zuſammenhang mit der Antike muß mau
zweierlei Art betrachten. Man muß äußerlich die Berührur
der antiken Plaſtik feſtſtellen, die da es in Deutſchland kaum

Zeit dem antiken Geiſte entgegengekommen war, wie die deutſchen
hauer das antike Weſen zu verarbeiten gewußt hatten, ſo daß ſie

Velt zugewandte, die die Virklichkeit erfaßt und zu würdigen weit
eine der Welt abgewandte, die in ſich hineinhorcht, die die Stimn
eigenen Innern für das allein Gültige hält. Jede der beiden
hat in der deutſchen Kunſt ihre Zeiten. Beide zuſammen aber
das deutſche Weſen ganz dar. Vielleicht hat die innerliche Seit
Uebergewicht. Sorgen wir um ſo eifriger, daß die der Welt zugen
Seite unſeres deutſchen Weſens nicht verkümmere. Erſte
größte, ſtärkſte Führer auf dieſem Vege ſind
Griechen.
Filmvorführungen im Heſſiſchen Landestheater. Infolge des
ordentlichen Andrauges zu den Vorführungen des Films Hygiet
Ehe wird derſelbe noch einige Male, und zwar am Sonntag, de
November, vormittags 11 und nachmittags 4 Uhr, und Montag, de
November, nachmittags 5 und abends 8 Uhr, gezeigt werden.
inen H8u

des L
Kle
undestheaters wird heute, Mittwoch,
dorffs Luſtfpiel
ie Freie
gegeben, die Aufführung fällt der
miete 21 zu. Im Großen Haus iſt keine Vorſtellung.

Die Theaterausſtellung im Landesmuſenm. Einhundertf:
Jahre Darmſtädter Bühnenausſtattung wird am Samstag, de
November, nachmittags um 3 Uhr eröffnet.
Künſtlerabend. Wir weiſen nochmals auf den am Freita
23. November, in den Räumen des Hotels zur Traube ſtat.
Künſtlerabend hin, deſſen Reinertrag für die notleidenden Altpen
des Landestheaters beſtimmt iſt. Das Programm, welches von de
kannteſten Mitgliedern des Landestheaters beſtritten wird, um
bunter Folge Inſtrumentalvorträge, Lieder, Duette, Quartette, d
graphiſche Darbietungen und ernſte und humoriſtiſche Rezitationen.
ginn der Vorträge 9 Uhr. (Kein Weinzwang!) Kartenverkauf (E
karten an Tiſchen) ab Mittwoch, den 21. November im Hotel zur Tr
Preis 3 Goldmark.
Die Liebhaberbühne 1922, Darmſtadt, hielt im Städt. Saalba
erſtes Stiftungsfeſt ab. Die Feſtfolge am Samstag enthielt künftle
Darbietungen, die bei den Anweſenden reichen Beifall auslöſten.
Konzertſängerin S. Horn=Stoll (Sopran) brachte die Schmuckarie
Fauſt von Gounod, Der Vogel im Walde von Tauber, und
haarig iſt mein Schätzelein
von Steinbach zu Gehör. Herr Kau
muſiker W. Horn begleitete verſtändnisvoll. Das Darmſtädter
ort
cheſter (.
22 Mann) unter der Leitung des Heurn Kammermuſikers
Handke, bewährte ſich aufs Beſte. Es brachte den Cinzug der Gäſt;
Tannhäuſer, die Duvertüre zu Dichter und Bauer
ferner

teuermannslied und Matroſenchor aus Der fliegende Holländer.
Feſtprolog ſprach Frl. Math. Spieß. Nach dieſen Darbietungen bre
die Mitglieder des feſtgebenden Vereins die dreiaktige Poſſe Pe
Schöller unter der Spielleitung Worret=Gruber zur Aufführung.

Falk als deſſen Meffe Alfred, G. Börſig als Maler Kißliug. V.
als Fritz Bernhardy. H. Münch als Direktor Schöller, L. Worre
Eugen Kümpel, H. Gruber als Gröber, Major a. D., und Herr M
als Jean, Zahlkellner. Alles in allem war es eine wohlgelungene
führung. Zu erwähnen ſind die äußerſt hübſchen und ſchwierigen,
der Spielleitung entworfenen Bühnenbilder, die von der Fa. Hch.
der=Darmſtadt, ausgefühut wurden. Die Korbmöbel, die aus bem

der Firma Betſchwar, Darmſtadt, zur Verfügung geſtellt wurden
liehen den Szenenbildern einen beſonderen Reis. Die Koſtüme lie

die Firma A. Getroſt, Darmſtadt. Reicher Beifall belohnte die W
der ſich alle Darſteller unterzogen hatten. Alle, die mithelfen w
die Ideale der Liebhabeu=Bühne 1922 Darmſtadt zu feſtigen, und i
Oeffentlichkeit zu tragen, werden gebeten, ſich Dienstag, abends
Grünen, Zimmer bei Chriſt, Grafenſtraße, Neſtauration Kaiſet
Fürſtenſaal, einzufinden, woo allwöchentlich der Klubabend ſtartfinde
IP. Bunter Abend des Theſta=Alubs im Fürſtenſagl. Den 9
eröft
ete das Theſta=Orcheſter unter Führung ihres verdienſty
Leiters, Herrn Willi Laun. Nach der humorvollen Begrüßungsanſp
des Veranſtaltungsleiters, Herrn A. Hildebrand, folgten dann in b.
Abwechslung geſangliche Vorträge von Frl. Creter und Herrn B
Rezitationen von Frl. Bliefert, Zithervorträge von Frl. Neumann
Herrn Schleckmann (Zitherklub Darmſtadt=Beſfungen) ſowvie ein hüt
Terzett von den Herren Böhm, Erdman und Müller. Frl.
Falkenſtein und Frl. Anua Kraft vom Landestheater brachten den
ſchuhtanz aus Zar und Zimmermann ſo entzückend, daß ſie, um

Beifallsſturm zu dämmen, ſich entſchließen mußten, den Tanz zu wi
holen. Den Schluß der Vortragsfolge ſtellte Herr A. Hildebrand in
iſtlichen. A
jedergabe einiger guter Coupletts. Allen Mitwirke

De.
rde nach jeder Darbietung reicher Beifaſl gezollt.
Orpheum. Vertrams Operettengaſtſpiele. Heute und folg
Tage: Die Frau im Hermelin, Operette in 3 Akten. Muſik:
Gilbert. Vorverkauf: De Waal, Rheinſtraße, Verkehrsbüreau.
Volkstheater. Mit großem Erfolge ging das Luſtſpiel Der
laronkel in Szene und ernteten die Darſteller reichen Beifall.
iſt die erſte Wiederholung; nachmittags findet für die Jugend das
zende Märchenſpiel Hänfel und Gretel ſtatt, worauf wir ur
Kleinen ganz beſonders aufmerkſam machen, da ihnen wieder einige
bekannten angenehmen Stunden im Volkstheater geboten wer
(Siehe Anzeige.)
Bund der Kinderreichen. Zu dem am Mittwoch, den 28. bs. 2
ſtattfindenden Volrskonzert der Städt. Akademie für Tonkunſt kör
Karten zu ſehr ermäßigten Preiſen ab Freitag bei dem zweiten Vorſi
den des Bundes, Herrn Wilh. Dietz, ſowie in der am Freitag, deu
November, im Gemeindehaus, kleiner Saal, Kiesſtraße 17, in Emp
genomuten werden.
Hypothiekenaufwertung. Der auf 17. ds. augeſetzte 2
kündigzngstermin einer Reichsgerichtsentſcheidung (f. Nr.
iſt vertagt worden. Der Urteilsſpruch iſt erſt im Laufe
Dizembers zu erwarten.

[ ][  ][ ]

jummer 322.

Dariſtädter Tagblatt, Mittttoch, den 21. Robember 1923.

Seite 5.

Abbau der Kohlenverteilung. Den Reichskommiſſar
t bekannt, daß die Beſtimmungen über die Brennſtoffver=
ang
der Haushaltungen, der Landwirtſchaft
des Kleingewerbes ab 1. Dezember aufgeho=
werden
. Ab 30. ds. werden die Beſtimmungen über die
lung des Verbrauchs elektriſcher Kraft, Sicherſtellung des
iebs der Gasanſtalten, ſowie über Regelung der Be=
ebs
=, der Heizungs=, Lüftungs= und Warm=
ſerbereitungsanlagen
(vom 18. Oktober 1917) auf=
ben
.
Plakat=Wettbewerb. Für die Ausſtellung für Kultur und Wirt=
in
Außig 1924 wird unter den deutſchen Künſtlern ein Wettbewerb
Erlangung eines Plakates ausgeſchrieben, deſſen Bedingungen im
immer des Gewerbemuſeums zu erfahren ſind. Für die beſten Ent=
e
ſind vier Preiſe im Geſamtbetrag von 10 000 tſchechiſchen Kronen
eſetzt.
Strafkammer. In ebenſo dreiſter wie abgefeimter Weiſe hatte der
rige, bisher unbeſtrafte Bankbeamte Hans Koch aus Dresden, der
Mitte März d. Js. in Dienſten der Deutſchen Vereinsdank Filiale
bach, ſtand, zu deren Nachteil Betrügereien verübt. Die Geſamt=
te
, der durch ſolch groben Vertrauensbruch erlangten Varbeträge
ert ſich auf nahezu 25 Millionen Mark, was damals recht bedeutend
Seit der Ende Juni erfolgten Entdeckung war der nunmehr wegen
rer Urkundenfälſchung und Urkundenbeſeitigung nebſt Betrug Ange=
feſtgenommen
und räumt ſeine Verfehlung in vollem Umfange ein,
Not oder dergleichen kann keine Nede ſein, und wenn auch K. einen
rbsloſen Bruder unterſtützte, ſo verwandte er das Erfchwindelte
kenteils für eigene, flotte Bedürfniſſe (beiſpielsweiſe zum Ankauf
Paddelboots). K. leitete in der erwähnten Stelle die Giroüber=
ingsabteilung
, und wußte ſchon bald nach ſeinem Eintritt die da=
gebotene
Gelegenheit zu mißbrauchen. Einerſeits veranlaßte er
Verfälſchung von Ueberweiſungsaviſen erdichtete Gutſchriſten auf
bei der Bank geführtes Konto, ebenſo überwies er erdichtete Schecks
ein Konto jenes Bruders bei der dortigen Diskontogeſellſchaft, das er
glaßt hatte und mittels Vollmacht abzuheben pflegte. Unrichtige
ung uſw. g. g mit dem Treiben Hand in Hand, und fo vermochte
en Sachverhalt eine Zeitlang zu verſchleiern, zumal Niemand Arg=
i
hegte und er gewandt verfuhr. Das Urteil lautet auf 8 Monate
ngnis abzüglich 4 Monate 3 Wochen Unterſuchungshaft. Recht
ingefährlicher Art war die Tätigkeit des vorbeſtraften Arbeiters
ph Link von Heiligenhaus, die er in einer ganzezn Reihe von
ſten, darunter auch Offenbach, gemeinſam mit ſeiner Geliebten,
ſtine Sieberts aus Krefeld, entfaltet hatte. Er beſtimmte die
ere ſich als Köchin oder ſonſt zu vermieten, ſtahl im geeigneten
punkt nach Kräſten aus der betreffenden Wohnung und verſchwand
der Genoſſin vom Schauplatz. Die Aburteilung hierfür vollzieht ſich
den verſch edenen Orten, und was den Offenbacher Fall betrifft, ſo
om Schöffengericht gegen die S. auf 1 Jahr, gegen L. auf 2 Jahre
ingnis erkannt. Jene hatte ſich bei dieſem Urteil beruhigt, während
8 mit Berufung anfocht und mit Leugnen durchzukommen gedachte.
machte ihm die Ausſichtsloſigkeit klar, worauf er ohne weitere Ver=
ſlung
die Strafe jetzt annahm.
* Zeitungsdiebſtähle. In der letzten Zeit iſt das Stehlen von Zei=
fen
aus Hausfluren oder gar Briefkäſten an der Tagesordnung.
imehr iſt es in einem Falle gelungen, den Täter feſtzuſtellen. Der
zädigte Bezieher hat dieſerhalb Anzeige wegen Diebſtahl erſtattet.
Lokale Veranſtaltungen.
blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Felle irgendwie als Beſbrechung oder Kriffl.
Stadtverbandder Frauenvereine. Die Vorſitzenden
Vereine, die noch Karten für ihre Mitglieder zu dem Konzert wün=
das
die Akademie für Tonkunſt am 28. November zu einem billi=
Einheitspreis veranſtaltet, ſind dringend gebeten, dieſe Karten ſofort
Frl. Hochſtetter (Tapetenhaus, Eliſabethenſtraße 27) zu beſtellen und
gleich zu bezahlen, da die Beträge heute Mittwoch Abend abge=
rt
werden müſſen. Von Montag an ſind die Karten dann abzuholen
zwar ebenfalls bei Frl. Hochſtetter.
Deutſchnationaler Handlungsgehilfenver=
nd
, Ortsgruppe Darmſtadt. Die Mitgliederverſammlung findet
in dieſer Woche am Donnerstag abend in der Geſchäftsſtelle ſtatt.
Regimentsnachrichten.
Reichs=Offizier=Bund. Die Bundesleitung gibt bekannt,
Se. Exz. der Herr Generalfeldmarſchall v. Hindenburg die
irmherrſchaft über den Reichs=Offizier=Bund übernommen hat. Wir
en gern, daß unſere Mitglieder dieſe ehrenvolle Auszeichnung mit
rigtuung zur Kenntnis nehmen. Nächſten Freitag abend findet
außerordentliche Vollverfammlung des Verbandes im Gutenberg
ifenſtraße, behufs Beſprechung über die Teilnahme an der Totenge=
kfeier
und Beratung anderer dringender Fragen ſtatt. Anſchließend
9 gabe von Urkunden und der Bundeszeitung. Wegen der Wichtigkeit
Tagesordnung iſt das Erſcheinen ſämtlicher Mitglieder erforderlich.
Vom Verband Heſſiſcher Regimeutsvereine
d uns geſchrieben: Die diesjährig geplante gemeinſame Totengedenk=
* kann der Beſetzung wegen nicht auf dem Waldfriedhof ſtattfinden.
Plan, dieſe am Landeskriegerdenkmal abzuhalten, fand nicht die
UT tehmigung des Heſſiſchen Miniſteriums. Die Feier findet nunmehr
Sonntag, den 25. November, um 11.30 Uhr vormittags, auf dem alten
ebhof ſtatt. Die Gedenkrede hält Herr Stadtpfarrer Lauten=
läger
. Der Verband ladet ſeine Mitglieder und ſonſtigen An=
iger
und Freunde zu der Feier auf dem alten Friedhof ein und macht
em einzelnen Mitglied die Teilnahme zur Ehrenpflicht. Sammel=
½z 11.15 Uhr vormittags Ecke Herdweg=Roquetteweg. Wie wir hören,
bſichtigt der Kriegerverein Darmſtadt, bei ſchlechtem Wetter die Feier
dem von der heſſiſchen Regierung angebotenen Landestheater abzu=
udA
ten. Der Verband bittet zu der Feier um recht zahlreiches Erſcheinen
ᛋM) fordert auch die ihm naheſtehenden Vereine, insbeſondere den Deut=
n
Offizierbund, Reichsoffizierbund, Nationalverband Deutſcher Offi=
re
und Soldaten, Marine= und Kaballerieverein uſw. auf, ihm Ge=
gſchaft
zu leiſten und 11.15 Uhr vorm. ſich auf dem oben genannten
mA mmelplatz einzufinden, um gemeinſam in die bereitgehaltenen Plätze
zurücken. Die Ordner der Vereine ſollen ab 11.15 Uhr zur Stelle
n. Orden und Ehrenzeichen wolle man anlegen.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Am
ittwoch, den 21. Nobember, findet ein Heimabend ſtatt. Auf der Tages=
dnung
ſteht die Beſprechung des Reichsjugendtages in Jena. Zum
hluſſe noch einige wichtige Beſprechungen.

2.

MF
Min Mchlafſen dei Leitangen ver Mamtentäften

Angeſichts der im Schlußſatze unſeres Krankenkaſſenartikels
in Nr. 321 geſchilderten Lage werden ſich die Leſer nun billig
fragen, wie ſie ſich verhalten ſollen. Zunächſt aber dürfte es
angezeigt ſein, die inzwiſchen ergangenen Beſchlüſſe der hieſigen
Ortskrankenkaſſe noch einmal anzuſehen.
Am 31. v. M. (Nr. 303) wurde zwecks Vereinfachung der
Beitragsberechnung der jeweils geltende Höchſtgrundlohn derart
feſtgeſetzt, daß die allwöchentlich veröffentlichte, auf volle 1000
Mark aufgerundete Lebenshaltungsziffer mit 10 vervielfacht
wurde; ab 29. Oktober wurden 11 Lohnſtufen eingeführt, da die
Lohnerhöhungen neue Beitragsſtufen bedingten, zugleich wurden
für die Woche vom 29. Oktober bis 4. November die Grundlöhne
in den 11 Lohnſtufen feſtgeſetzt. Am 5. d. (Nr. 307) wurde die
ſatzungsmäßig zuläſſige wöchentliche Abführung der Beiträge
eingeführt. Am 8. d. (Nr. 310) wurde verfügt, daß für Berech=
nung
der Beiträge für die Woche vom 5. bis 10. d. der fünf=
fache
Satz der für die vorgehende Woche in Kraft geſetzten
Grundlöhne gelte. Am 15. d. (Nr. 318) wurde unter Verweiſung
auf die Bekanntmachung vom 8. d. mitgeteilt, daß für die Woche
vom 12. bis 17. der zehnfache Satz der Grundlöhne der Vor=
woche
der Beitragsberechnung zugrunde zu legen ſei. Nun er=
ſcheint
in der Nr. 322 vom 21. d. eine wichtige Berichtigung
der Bekanntmachung von Nr. 318. Für die Berechnung der Bei=
träge
der Vorwoche (vom 12. bis 17. November) gilt
nur der dreifache (nicht zehnfache) Betrag des Grund=
lohnes
der Vorwoche. Das Zwangsmitglied der Kaſſe muß
alſo in ganz kurzer Zeit für die laufenden Beiträge der letzten
Wochen Mittel aufbringen (von einem Bereithalten ſolcher kann
angeſichts der Teuerung gar keine Rede ſein!), die in die Bil=
lionen
gehen, und zu gleicher Zeit (Bekanntmachung vom 5. d.
in Nr. 307) ergeht die Aufforderung, für die Reſte aus Sept.)
Okt. einzuzahlen: für September den 15 fachen Betrag des Mo=
nats
Auguſt, für Oktober das 20 fache von September, für No=
dember
das 30 fache des Oktober. Das letztere kann nicht ſtimmen,
da ja am 5. d. die allwöchentliche Abführung der Beiträge ange=
ordnet
und für die abgelaufenen Novemberwochen, wie darge=
legt
, die Sätze ganz anders geordnet wurden. Eine Klarſtellung
iſt trotzdem zu fordern, da es ſich um eine amtliche Bekannt=

machung handelt und Verzugsfolgen, am 5. d. in beſtimmter
Weiſe angedroht ſind.
Wer nun heute noch eine Hausangeſtellte zu ſeiner Haus=
haltung
zählt, iſt dazu aus triftigen ſachlichen Gründen gezwun=
gen
, und er iſt ernſtlich vor die Frage geſtellt, ob er die hohen
Beiträge noch ferner zahlen oder auf die Dienſtleiſtungen ver=
zichten
ſoll. Nach § 377 R.V.O. führt die Aufſicht über die
Krankenkaſſen das Verſicherungsamt; dieſes Aufſichts=
recht
der Aufſichtsbehörde erſtreckt ſich darauf, daß Geſetz und
Saßzung ſo beobachtet werden, wie es der Zweck der Verſicherung
erfordert. Das Mitglied wird alſo darlegen müſſen, daß und
warum im Nahmen von Geſetz und Satzung durch die neuer=
lichen
Maßnahmen der Kaſſe der Zweck der Verſicherung ge=
fährdet
wird (wobei zu bemerken iſt, daß die Neichsverordnung
vom 30. Oktober hier noch nicht zur Anwendung gelangt). Erſt
gegen den Beſchluß des Verſicherungsamtes kann eine Beſchwerde
an das Oberverſicherungsamt (Beſchlußkammer) erhoben wer=
den
. Ob auf dieſem Wege etwas zu erreichen iſt, laſſen wir
dahingeſtellt, es wird auch Zeit darüber hingehen, bis die Ent=
ſcheidung
ſällt, und zwiſchenzeitlich muß weitergezahlt werden.
Hinſichtlich der Verſicherungspflicht der Dienſtboten
kann nach §§ 435, 418 R.V.O. der Arbeitgeber auf Antrag
der beim Kaſſervorſtand anzubringen iſt Befreiung
erwirken, wenn der Dienſtbote, an ihn bei Erkrankung
Rechtsanſpruch auf eine Unterſtützung hat, die den Leiſtungen der
Kaſſe gleichwertig iſt. Vorausſetzung iſt, daß 1. der Arbeitgeber
die volle Unterſtützung aus eigenen Mitteln deckt, 2. ſeine Lei=
ſtungsfähigkeit
ſicher iſt. Nicht verſchwiegen ſoll dabei werden,
daß, wer dieſe Befreiung von der Dienſtbotenverſicherung für
ſich in Anſpruch nimmt und ſie erwirkt, ein vermögensrechtliches
Riſiko eingeht, über deſſen Tragweite er ſich vor Stellung des
Antrages Rechenſchaft abgeben muß. Immerhin wollten wir hier
einen Weg aufgezeigt haben, der durch Befrei=
ung
von der Verſicherung auch von der Leiſtung,
hoher Beiträge entbinden würde.
**
* Im Aufſatz: Das Nachlaſſen der Leiſtungen der
Krankenkaſſen in Nr. 321 muß es Zeile 13 v. u. 1. Sp. richtig
heißen: Dr. Herm. Renfer.

Kunſenotizen.

(eber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Grwähnung
geſchieht, behält ſich die Redakiſon ihr Urteil vor.
Der Lautenabend von Robert Kothe, den die
Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft morgen, Donnerstag, 7½ Uhr
im Mathildenhöhſaal veranſtaltet, wird einen beſonderen Reiz dadurch
erhalten, daß Robert Kothe, der berühmte Lautenmeiſter, außer dem
Vortrag von einzelnen Liedern ſich mit der jungen Münchener Lauten=
künſtlerin
Lies Engelhardt zu ſelten gehörten Zwiegeſängen zu
zwei Lauten vereinigen wird. Auf ernſte, ergreifende Volkslieder wer=
den
heitere Weiſen folgen, ſodaß der Abend nach jeder Hinſicht einen
reichen Genuß verſpricht. Der Kartenverkauf bei Buchhandlung Berg=
ſtraeßer
iſt eröffnet.
8 Eberſtadt 19. Nov. Der Unterrichtander Volksſchule
beginnt von heute ab während der Wintermonate morgens erſt um
½9 Uhr. Jugendtag. Geſtern fand hier der Jugendführertag
der Heſſenbundvereine Starkenburg ſtatt. Mit der Tagung war ein
Jugendgottesdienſt verbunden, bei dem Herr Pfarrer Bonin in einer
Anſprache auf Zweck und Ziel der Vereinigung hinwies. Theate
abend. Der Fußballverein Germania 1911 Gberſtadt hielt geſtern
abend im Vergſträßer Hof einen Theaterabend ab, bei dem das Volks=
ſtück
Der verlorene Sohn gegeben wurde. Kritiſch betrachtet, war es
die beſte Theateraufführung der letzten Zeit.
r. Babenhauſen, 18. Nov. Ein erfreuliches Zeichen von ſelbſtloſer
Opferfreudigkeit gaben in dieſer elenden Zeit kraſſer Ichſuch,
die hieſigen Geſchäftsleute. Sie hatten, um die große Not vieler Be=
dürftiger
und Armen unſeres Städtchens zu lindern, eine Warenſpende in
Ausſicht geſtellt. Dieſe iſt über Erwarten ſehr reichhaltig ausgefallen
Den warmherzigen Gebern gebührt wärmſter Dank. Die Bürgermeiſterei
iſt mit der Verteilung der Gaben beauftragt. Religiöſe Vor=
träge
finden vom kommenden Donnerstag, den 22. November, bis
Sonntag, den 2. Dezember, jeden Abend um 8 Uhr im Adlerſaale, hier,
ſtatt. Der Eintritt zu allen Vorträgen iſt frei für jedermann. Redner
iſt Herr J. Dietrich aus Marburg.
A Offenbach, 20. Nov. Die Zahl der hieſigen Erwerbsloſen
iſt auf 12011 männliche und 2127 weibliche angewachſen. Es befinden
ſich darunter 9053 männliche und 1403 weibliche Kurzarbeiter. Haus=
perſonal
, das am 24. Oktober noch in 24 Fällen geſucht wurde, wird jetzt
nur noch 13mal verlangt.
Der Steg, über den Bahnkörper der
Bebraer Bahn, zwiſchen Mittelſee= und Gabelsbergerſtraße, wird gegen=
wärtig
abgebrochen. Er iſt für das Aufſchütten des neuen Bahndammes
ein Hindernis geworden. Die Arbeit des Aufſchüttens kann erſt wieder
mit allem Nachdruck betrieben werden, wenn er beſeitigt iſt. Er war
zuletzt die einzige Gelegenheit, den Bahnkörper zu überſchreiten, ohne
durch den durch die Umleitung der Mcn=Neckarbahnzüge beſonders
regen Verkehr behindert zu ſein. An der Aufſchüttung des neuen Bahn=
körpers
hofft man eine erkleckliche Anzahl Erwerbsloſe unterbringen zu
können. An dem hieſigen Mieteinigungsamt wurden bis vor kurzem
die Beiſitzer nicht vereidigt, obwohl dies Vorſchrift iſt. Seit 1. Oktober
iſt Nechtsbeſchwerde gegen Urteile des Mieteinigungsamtes zuläfſig.
Eine ganze Reihe dieſer Beſchwerden wurde mit dieſem Formfehler be=
gründet
. Seitdem werden die genannten Beiſitzer in Eid und Pflicht
genommen, wie dies Vorſchrift iſt.
() Butzbach, 19. Nov. Verſchmelzung. Die Gambrinus=
Brauerei in Butzbach, die ihre Gebäulichkeiten an die Firma Meguin
verkauft hat, hat ſich mit der Licher Brauerei Ihrig verbunden.

Reich und Ausland.
Eine neuer Fall Kaehne.
Berlin. Im Petzower Forſt kam es nachts zu einer Schießerei
zwiſchen dem Sohn des durch den Potsdamer Prozeß belannten von
Kaehne und zwei Arbeitern (Körner und Kießler) aus Glindow, die
Holz ſammelten. Bei dem Kampf wurde zuerſt Kießler und dann der
junge Kaehne durch Schüſſe ſchwer verletzt. Heute vormittag begab ſich
die Staatsanwaltſchaft zu einem Lokaltermin nach dem Petzower Forſt.

An unſere Leſer!
Wer unſerer Aufforderung zur Zahlung des Bezugs=
preiſes
noch nicht nachgekommen iſt, muß nunmehr
Mk. 650 Milliarden
entrichten, d. h. wenn die Zahlung bis Mittwoch nach=
mittag
12 Uhr in unſerer Geſchäftsſtelle erfolgt iſt. Später
eingehende Beträge werden mit 0,75 Goldmark gerechnet.
att
Dann
6
8154)
Der Verlag des Surmſtädter Lagblau. .

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 22. November:
Zeitweiſe aufklärend, verwiegend trocken, nachts Froſtgefahr.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Nudolf
Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann, Schluß=
dienſt
: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Zummer hat G Seiten.

W

Liebe und Pflicht.

Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verboten.)
O ich habe jetzt noch die Hände voll zu tun! rief Nepomuk
it voller Geſchäftigkeit aus. Alſo gewiß. Du haſt genaue
enntnis von dem Schatz, und wie er gehoben werden muß?
refflich! O der alte Iſegrim, wie wird er ſich mit geballten
äuſten vor den Büffelſchädel ſchlagen, wenn er gewahr wird,
1ß wir uns ſeine Dummheit ſo herrlich zu nutz machten! Ja,
e Peitſchenhiebe, die vergißt man nicht ſo leicht!
Leuthold verachtete von Herzen die Rachſucht des treuloſen
nechtes, und dieſer fuhr fort:
Jetzt will ich meine Habſeligkeiten in ein Bündel ſchnüren;
chande genug, daß ich alles, was ich in zehnjährigem Dienſt
warb, auf dem Rücken forttragen kann! Nun, ich will ſchon
dergeltung üben. Alſo auf Mitternacht?
Stellt Euch eine Stunde früher ein und bringet einen tüch=
gen
Spaten mit. Dann ſorget, daß wir unbemerkt zum Schloſſe
inaus kommen und überlaſſet mir das übrige.
O, ich will ſchon ſorgen! Es gilt ja meine eigene Haut mit.
Tenn der Herr ſeinen Wein im Leib hat denn gegen ſich iſt
r nicht karg, ſeit er den Obriſten beerbt hat und ich ihn wie
inen Sack ins Bett geſchleift habe, ſchnarcht er wie eine Euſe
nd wacht nicht eher auf, bis die Sonne ſein fettes Geſicht zu
hmelzen anfängt. Alſo vor dem hätten wir keine Not, und
ußer uns iſt niemand im Schloſſe als die alte einäugige Hexe
on Magd, die ſo ſtocktaub iſt, daß ſie das Geplärr ihrer Buß=
ſalmen
ſelbſt nicht hört. Es geht prächtig. Aber horch! Der
ilte Quälgeiſt, kann nicht leiden, daß ich einen Augenblick Ruhe
ſabe, und läutet ſchon wieder an der Schelle, als brenne es im
Schloß. Warte, Du haſt mich die längſte Zeit geplagt!
Er eilte fort. Leutholt lächelte ihm ſchelmiſch nach und
dackte ſeine wenigen Kleidungsſtücke zuſammen.
13.
Die Glocke hatte noch nicht die elfte Stunde vom Turm
herabgerufen, als Nexomuk in Leutholds Kanimer erſchien.

Er war völlig reiſefertig. Ein ſchwerer Ranzen drückte ihn faſt
nieder, ein Sack, der vermutlich den Schatz aufnehmen ſollte, hing
ihm vom Gürtel herab bis faſt ans Knie; unter dem Arm trug
er ein Grabſcheit.
Leuthold mußte ſich wegwenden, um das Lächeln über die
Unklugheit zu verbergen, mit welcher jener ſich wie ein Saum=
tier
beladen hatte, als gälte es eine lange Reiſe und nicht
eine ſchnelle Flucht.
Er ſchläft, als wolle er nimmer erwachen, berichtete Nepo=
muk
. Möchte wiſſen, wer ihm morgen die Stiefel anziehen
wird; denn er iſt wegen ſeines Bauches nicht imſtande. Nun,
er mag ſehen, wie er zurechtkommt. Biſt Du fertig?
Schon large, erwiderte Leuthold, und warf ſein leichtes
Bündelchen über die Schulter.
So wollen wir nicht zögern. Will nur die Laterne an=
zünden
.
Seid Ihr von Sinnen? Ihr Schimmer würde uns ver=
raten
.
Du biſt wahrlich klüger als ich. Daran habe ich nicht gedacht.
Nepomuk ließ die Laterne ſtehen und führte Leuthold durch
ein Labyrinth von dunklen Gängen ans Schloßtor. Es war nur
angelehnt; und ſchweigend, von den verſchiedenſten Gedanken
erfüllt, woanderten ſie den Weg ins Tal hinab.
Kein Stern leuchtete an dem mondloſen, wolkenbedeckten
Himmel. Nepomuk tappte ſchwerfällig und keuchend neben ſeinem
Gefährten her und ſtolperte jeden Augenblick gegen eine Wurzel
oder über einen Stein.
Iſt’s noch weit? ſtöhnte er, als ſie eine geraume Strecke
durch die dunkle Waldung gegangen waren.
Nein.
Weißt Du auch den Platz genau?
Ich habe mir ihn gemerkt, als ich den Weg zum Schloß
heraufkam.
Ich wollte, wir wären dort. Der Ranzen benimmt mir
2
ſchier den Atem. Die verdammten Wurz
Patſch, da lag Herr Repomuk, der getreue Diener, auf ſeiner
anſehnlichen Naſe. Die Schaufel war ihm zwiſchen die Beine
geraten und hatte ſeinen Fall bewirkt.
Hilf mir auf, lieber Landsmann, ächzte er, denn der
Ranzen, der ſich gerade auf ſeinen Nagen gewälzt hatte, hinderte

ihn am Aufſtehen. Leuthold leiſtete ihm bereitwillig Hilfe, und
jener ſprach, als er wieder ſo ſchnell als möglich weiter ſchritt:
Schnell, daß wir von dem Platze kommen! Das ging
nicht mit rechten Dingen zu. Es war mir, als hätte ich einen
Schlag ins Genick bekommen, der mich zu Boden ſtürzte.
Wie meint Ihr?
Hier iſt vor zwei Jahren ein fremder Wandersmann grau=
ſam
gemordet worden. Laß uns davon ſtille ſein. Immer
noch nicht zur Stelle?
Bald, habet nur Geduld.
Was iſt das dort? flüſterte Nepomuk zuſammenfahrend
und faßte, ängſtlich Leutholds Arm; zugleich deutete er nach
einigen Flämmlein, welche in einiger Entfernung hin= und her=
tanzten
.
Weiß nicht, antwortete der Befragte, der die Irrwiſche
ſchon lang bemerkt hatte, und machte ſich von den Händen des
Feigherzigen los.
Gott ſeh’ mich armen Sünder an! Du führſt mich an böſe
Orte, Leuthold mir wird ganz ſchauerlich die Flämmchen
bedeuten nichts Gutes möchte faſt wünſchen, ich wäre daheim
geblieben Du biſt ein loſer Junge, daß Du mich an ſo unheim=
liche
Orte führſt hu!
Dieſer Ausruf ward dadurch veranlaßt, daß Nepomuk, den
die Angſt döllig blind gemacht hatte, heftig gegen einen am Wege
ſtehenden Baum rannte, der ſeiner unverſchämten Naſe nicht aus=
gewwichen
war. Er verlor faſt die Beſinnung, und aus dem
äußeren Organ ſeines Geruches quoll ein tüchtiger Strom
Blutes. Dies verhinderte ihn aber nicht, in ſeinen Klagen faſt
weinerlich fortzufahren:
Du haſt mich auf der Seele, Böſewicht! Alle guten Gei=
ſter
ich kann nicht weiter hätt’ ich nur niemals von dem
verlvünſchten Gelde gehört! Wo ſind wir, Leuthold? Ich
glaube, Du führſt mich dem Fluſſe zu ſo antworte doch,
Leuthold!
Leuthold antwortete aber nicht, und Nepomuk keuchte halb
verzwveifelnd weiter; und obwohl ſonſt der Gegend ziemlich
kundig, ward er doch durch die Finſternis und ſeine Angſt der=
geſtalt
verwirrt, daß er nicht mehr wußte, wo er ſich befand.
Leuthold, wir wollen lieber aufs Schloß zurück, flüſterte
er kleinmütig ich gehe nicht weiter hier kehren wir um.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ]

Darmſitädter Tagblatt

Dondele dn

Wirtſchaftliche Rundſchau.

* Die Erhöhung des Noten=Ausgaberechtes der
Privat=Notenbanken. Der Betrag, über den hinaus ohne
reichsgeſetzliche Ermächtigung Noten nicht ausgegeben werden dürfen,
wird durch Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters vom 17. ds. mit
Zuſtimmung des Reichsrates für die Geltungsdauer des § 1 des Ge=
ſetzes
, betreffend die Metallreſerven der Privat=Notenbanken vom 13.
Juli 1921, wie folgt erhöht: Für die Bayeriſche Notenbank in München
31 125 Billionen, für die Sächſiſche Bank in Dresden 31 125 Billionen,
für die Württembergiſche Notenbank in Stuttgart 10 631,25 Billionen
und für die Badiſche Bank in Mannheim 10 631,25 Billionen Mark.
* Drei Trillionen Mark Darlehnskaſſenſcheine.
Der Reichsfinanzminiſter hat beim Reichsrat beantragt, den Höchſtbetrag
für Darlehnskaſſenſcheine auf drei Trillionen Mark feſtzuſetzen.
* Rentenmark=Kredite. Wie wir erfahren, ſind die Ver=
handlungen
zwiſchen Reichsbank und Rentenbank über die Gewährung
von Rentenmark=Krediten an Private zum Abſchluß gekommen. Die
Kreditgewährung an Private iſt in größerem Umfange aufgenommen
worden. Beſonders ſind dem Lebensmittel= und Getreidehandel für
Einkäufe bei der Landwirtſchaft Kredite zur Verfügung geſtellt worden.
Einziehung holländiſcher Guldenſcheine. Holland
zieht einen Teil der im Kriege ausgegebenen Guldenſcheine ein und zwar
handelt es ſich um die Scheine von 2,5 Gulden, ausgeſtellt im Jahre
1 915 und die Scheine von 1 Gulden, ausgeſtellt 1916. Dieſe Scheine
werden am 31. Dezember 1923 außer Kurs geſetzt. Die älteren 1=, 2,5=
und 5=Guldenſcheine von 1914 ſind bereits ſeit langem außer Kurs. Die
ſonſt noch umlaufenden Scheine, lautend auf 1 Gulden und 2,5 Gulden
bleiben auch nach dem 31. Dezember 1923 gültig. Die hier in Frage
kommenden Scheine von 1 Gulden tragen das Datum vom 1. Februar
1920, und die in Frage kommenden Scheine, lautend auf 2,5 Gulden,
das Datum vom 1. Juni 1918 und ſpäter.
* Die Außenhandelsſtelle für Eiſen= und Stahl=
erzeugniſſe
, Berlin W. 9, Linkſtr. 25, teilt folgendes mit: Die
Bearbeitung der Einfuhrangelegenheiten, die die in den Bereich der
Außenhandelsſtelle fallenden Erzeugniſſe betreffen, geht mit dem 15. De=
zember
1923 auf den Reichskommiſſar für Aus= und Einfuhrbewilligung,
Berlin W. 15, Lietzenburgerſtr. 18, über. Bis zum gleichen Termin wird
die Außenhandelsſtelle noch Anträge auf Rückvergütung von Ausfuhrab=
gaben
entgegennehmen. Bis zum 15. Dezember 1923 müſſen ferner ſämt=
liche
von der Außenhandelsſtelle ausgeſtellten, nicht oder nur teilweiſe
ausgenutzte Ausfuhrbewilligungen zur Entlaſtung vom Deviſenabliefe=
rungsſoll
gegenüber dem Deviſenkommiſſar zurückgereicht ſein. Nach dem
15. Dezember ſind derartige Ankräge unmittelbar an den Deviſenkommiſ=
ſar
, Berlin NſV., Am Weidendamm 1a, zu richten. Beſcheinigungen
über bezahlte Preſſebeiträge werden nach Beſeitigung der Preſſeabgabe
ab 4. November 1923 nicht mehr ausgeſtellt. Von der Stellung von Rück=
vergütungsanträgen
auf bezahlte Preſſeabgabe bittet die Außenhandels=
ſtelle
Abſtand zu nehmen, da die Preſſeabgabe, im Gegenſatz zur Aus=
fuhrabgabe
, nicht aufgewertet zurückerſtattet wird und ſich daher in den
allermeiſten Fällen eine Rücküberweiſung wegen der damit verbundenen

hohen Unkoſten nicht kohnen dürfte. Um die Liquidation baldigſt been=
den
zu können, ſieht ſich die Außenhandelsſtelle gezwungen, nach obigen
Terminen eingehende Anträge unberückſichtigt zu laſſen. Anfragen wer=
den
bis zum 15. Dezember 1923 nur beantwortet, wenn Rückporto heige=
fügt
iſt. Ab 15. Dezember 1923 eingehende Anfragen müſſen unerledigt
bleiben.

Neugründungen.

Madaform Aktiengeſellſchaft, Heilbronn‟. Die
Firma Heilbronner u. Cie., Seifenfabrik, Heilbronn a. N. (Stammhaus
gegründet 1858), die als Spezialität ſeit Jahren das Madaform Haar=
waſchmittel
herſtellt, wurde in eine Aktiengeſellſchaft mit 50 Millionen
Mark Kapital umgewandelt. Gründer der Geſellſchaft ſind die bisherigen
Inhaber: die Herren Sigmund, Berthold und Karl Heilbronner, die auch
den Vorſtand bilden. In den Aufſichtsrat ſind eingetreten die Herren:
Rechtsanwalt Max Roſengart=Heilbronn, als Vorſitzender; Bankdirektor
Friedrich Mück, (Handels= u. Gewerbebank=Heilbronn A.=G.) Heilbronn,
ſtellvertretender Vorſitzender, Direktor Siegfr. Steigerwald=Heilbronn
(Steigerwald A.=G., Heilbronn).
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenhörſe. An der Montags=
Produktenbörſe trat ſtarke Nachfrage hervor, die aber zu wenigen Ab=
ſchlüſſen
führte, da keine Markofferten vorlagen, wertbeſtändiges Geld
aber immer noch nicht genügend im Verkehr ſich befindet. Die Offerten
in Goldmark lauteten auf 24,825,5 für Weizen, 22½23 für Roggen,
2021 für Gerſte, 18½19 für Hafer, alles pro 100 Kilo bahnfrei
Mannheim. Am Mehlmarkt lagen Offerten für Weizenmehl zu 36½37,
für Roggenmehl zu 3233 Goldmark pro Doppelzentner frei Mann=
heim
am Markte. Am Futtermittelmarkt war gleichfalls etwas mehr
Ware vertreten. Weizenkleie koſtete 7½8, Futtermehl 12 ab Mann=
heim
, Biertreber und Malzkeime 7½8 Goldmark je 100 Kilo ab baye=
riſche
Stationen. An der Kolonialwarenbörſe iſt die Stimmung nach
wie vor ſehr feſt. Man notierte zu faſt unveränderten Preiſen: Kaffee
Santos, roh 4,64,9, gewaſchen 5,55,9, Tee mittel 8,79,7, gut
9,910,9, fein 1112, inländiſcher Kakao 3,33,8, holländiſcher 3,84,5,
Burmah=Reis 0,6, Weizengrieß 0,7, Kriſtallzucker 1,25 Goldmark pro
Kilo ab Mannheim. Offiziell wurden pro 100 Kilo ohne Sack in Gold=
mark
notiert: Weizen 24,7025½, Roggen 23,75, Gerſte 2123, Hafer
2122, Mais 25, Rohmelaſſe 6½7, Wieſenheu 7,58, Preßſtroh 4,56,
Weizenmehl 3739, Roggenmehl 3334. Tendenz feſt.
b. Mannheimer Pferdemarkt. Dem Mannheimer Pferde=
markt
am Montag waren zugeführt: 38 Arbeitspferde und 25 Schlacht=
pferde
. Bezahlt wurden pro Stück für Arbeitspferde 200600 Billionen,
für Schlachtpferde 70120 Billionen. Marktverlauf: In allen Gattun=
gen
ruhig.
Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtvieh=
markt
am Montag waren zugetrieben: 91 Ochſen, 56 Bullen, 43 Kühe
und Ninder, 149 Kälber, 42 Schafe, 233 Schweine. Bezahlt wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Ochſen 1. Kl. 8087, 2. Kl. 7080,

21. Nobember 1923 Nr.

2. Kl. 6070, 4. Kl. 4560; Büllen 1. Kl. 7580, 2. Kl. 7075,
6065; Kühe und Rinder 1. Kl. 8288, 2. Kl. 7580, 3. Kl.
4. Kl. 5055, 5. Kl. 4050; Kälber b 35100, C 8595, d 75
bis 80; Schafe a 7075, b 6570, c 6065; Schweine murde
notiert. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, nicht geräumt; mit
mittelmäßig, ausverkauft; mit Schweinen mittelmäßig, kleiner Ueb
wb. Berliner Produktenbericht. Durch die Kn
an wertbeſtändigen Zahlungsmitteln iſt eine weitere Erſchwer=
Produktengeſchäft eingetreten. Neigung, gegen Papiermark zu h.
gibt ſich nur vereinzelt kund. Die Tendenz war vormittags re
mittags war die Haltung ruhig bei ungefähr behaupteten Preiſe=
Umſätze hielten ſich für alle Artikel in engen Grenzen, und ve=
beſtand
etwas Nachfrage der Mühlen nach Weizen.

R
Dorſen.

wb. Berliner Börſenbericht. Bei etwas größerer
frage als geſtern wurden heute die Deviſenpreiſe weiter in Einkla
den Auslandsnotierungen gebracht und dementſprechend herauf
Die amtliche Notierung vollzog ſich bei verringerter Zuteilung a
Grundlage von 18 Billionen für das Pfund und 4,2 Billionen f
Dollar. Für die Goldanleihe wurden die Kurſe zu 4200 Geld feſ
Dollarſchatzanweiſungen waren geſtrichen Geld. Am Geldmarkt
Erleichterung weitere Fortſchritte gemacht. Täglich Geld war zu
5 Prozent pro Tag zu haben. Unter dieſen Umſtänden beſtan
mehrte Nachfrage nach Effekten und es wurden für verſchiedene
tungen höhere Kurſe genannt, ſodaß nach überwiegender Meinu=
die
nächſte Börſe mit weiteren Steigerungen zu rechnen ſein dürf
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

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Angebote ſind bis Mittwoch,
28. November Ifd. Js., vorm. 10
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Darmſtadt, den 19. Nov. 1923.
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Annahme von Berſteigerungen.

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Darmſtadt (Stadt).
Berichtigung unſerer Bekann.
nechung vom 15. ds.
Für die Berechnung der Beiträge
12.17. d8. gilt nicht der zehnfache,
dern nur der dre fache Betrag
Brundlohns der Vorwoche.
Darmſtadt, den 20. Nov. 1923.
Der Vorſtand:
Knoblauch, Vorſitzender.

Erſte Bekanntmachung.
Unſere mit Genehmigung des heſ iſ
Arbeits= und Wirtſchafts=Miniſteril
Nr. 30594 vom 30. Oktober 1923 au
gebenen Gutſcheine gleichen Datums wer
hiermit zur Einlöſung bei unſerer 9
aufgerufen. Die Gutſcheine ſind daſ
bis zum Ablauf eines Monats vom 2
der zweiten Bekanntmächung an zu
Umtauſch in geſetzliche Zahlungsmittel
zulegen.
Kaſſeſtunden 912 Uhr vormittags.
Darmſtadt, den 20. November 1923,
Bahnbedarf
Aktien=Gefellſchaft.

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