Darmstädter Tagblatt 1923


17. November 1923

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G.

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 318
Samstag, den 12. November 1923
186. Jahrgang

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Die große Unterhaus

donalds Vorſtoß gegen die Politik der engliſchen Regierung. Baldwin rechtfertigt die
Haltung ſeines Kabinetts. Der Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei abgelehnt.

ondon, 16. Nov. (Wolff.) In der geſtrigen Unterhaus=
erklärte
Ramſay Macdonald, der das Mißtrauens=
der
Arbeiterpartei begründete, unter anderem: Nach der
ſrigen Not, für die die augenblickliche Regierung ſeit einem
und gewiſſe Miniſter ſeit vier Jahren verantwortlich
i/ ei die Regierung plötzlich zu dem Beſchluß gekommen, daß
rer alten Quackſalberbills für eine Kur notwendig ſei.
nald führte Klage darüber, daß der Ausfuhrkreditplan
uf Rußland ausgedehnt worden ſei. Die Politik der Re=
g
ſein keineswegs eingegeben worden durch wirtſchaft=
Erwägungen, ſondern durch politiſche Urteile. ( Bei=
i
der Arbeiterpartei.) Die Konſumfähigkeit Europas ſei viel
rig und es könne kein Wiederaufleben des Handels geben,
ie nicht weſentlich erhöht worden ſei. Die Außenpoli=
* Regierung habe gezeigt, daß ſie unfähig geweſen ſei, das
Angebot Amerikas
ithilfe bei der Löſung des Reparationsproblems zu be=
und daß ſie in ſchwächlicher Weiſe den franzöſiſchen
ag angenommen habe, der auch überhaupt auf keine
enz hinausliefe. Die Regierung habe keinen wirkſamen
dagegen zugelaſſen, daß das britiſche Vorgehen
den Franzoſen bei ihrer Ruhrbeſetzung
iert wurde. Der Großbritannien von Frankreich ge=
te
Betrag hätte wirkſam in die engliſche Politik einge=
werden
können, und trotzdem ſei Frankreich in das Ruhr=
einmarſchiert
. Heute ſei das große Problem Eng=
3 das Problem der Sicherheit, und trotzdem
e alle die Leute, die dieſe Frage aufgeworfen hätten, ein=
en
zu ſein.
England habe keine wirkliche Haltung gezeigt
be die Aufrufe derjenigen unberückſichtigt gelaſſen, die dar=
ften
, daß England irgend etwas tun werde. England ſei
n Europa ſchwächer als je, und trotzdem habe lebhafte
ung in den Herzen der beſten Teile der europäiſchen Völ=
errſcht
, daß England mehr tun werde als je zuvor. Dieſe
ng vieler Leute hätte den Gluben zerſtört, daß die großen
ſchen Mächte wirklich etwas zuſtande bringen würden,
le Leute hätten auf England geblickt, bittend und betend,
den kiberalen Geiſt und das geſamte liberale Gefühl in
Wirkſamkeit umſetzen möge. Es ſei die Verzweif=
Europas, daß die britiſche Regierung die europäiſche
icht mit geſchickter Hand anzufaſſen wiſſe. Die Arbeiter=
ſabe
das Gefühl ſchwerwiegender Verpflichtungen und das
den der Dankbarkeit gegenüber General Smuts ( Bei=
r
die glänzende möraliſche Verurteilung,
gegenüber der Nuhrbeſetzung gefunden habe.
bei der Oppoſition.) Macdonald erklärte weiter;
illſchweigen auf ſeiten Großbritanniens wäre ſchmachvoll.
vo der Krieg bendet ſei, ſei Großbritannien groß genug,
Rechte zu tun und fair play zu geben. (Beifall bei der
rpartei.) Was notwendig ſei, ſei irgend eine große
liſche Geſte, und keine Nation ſei mehr in der Lage,
machen, als England. Macdonald drückte ſeine größte
iſchung darüber aus, daß Neuwahlen vorgenommen wer=
einer
Zeit, wo England auswärtigen Schwierigkeiten
verſtände, die eine ruhige und entſchloſſene Haltung er=
n
. Baldwin leiſte dem Lande einen jehr
)ten Dienſt, indem er auf die Aufgabe verzichte, dem
Frieden und Ruhe zu geben. Die Schutzzölle würden die
r und den Handel vernichten und zu Tarifkriegen
Der Zuſtand der Währung ſei eine beſondere Frage und
ine beſondere Behandlung notwendig machen, aber Bald=
be
ſie über Bord geworfen.
Erwiderung auf die Ausführungen Macdonalds ſprach
rminiſter Baldwin zunächſt über die auswärtigen An=
heiten
und ſagte, er ſtimme mit Macdonald überein, daß
auswärtigen Angelegenheiten vor allem unendliche Ge=
otwendig
ſei. Die Regierung habe die ganze Zeit ge=
eine
Regelung zu erreichen, aber ſie habe ſich vor Augen
müſſen, daß ſie die Tage des Friedens nicht ſchneller her=
wenn
ſie eine neue Feindſchaft in Europa ſchaffe. Wenn
che Zwietracht hervorgerufen würde, würde dadurch ledig=
Zwiſchenzeit bis zur Erzielung einer Regelung verlängert
Es ſei daher ſeine Pflicht geweſen, fortzufahren, wie
e verſchiedenen anderen Regierungen getan hätten, jede
gung zu unternehmen, um im Einklang mit den Alliier=
Regelung zuſtande zu bringen. Im gegenwärtigen
lick könne die Regierung nicht behaupten, daß ihre Be=
gen
erfolgreich geweſen ſeien. Als der Meinungsaustauſch
terika begonnen habe, habe er große Hoffnungen gehegt,
tatſächlich zu einem ſoliden Fortſchritt führen werde,
ie ſchon ſo oft vorher habe die Regierung gefunden, daß
e Anſtrengungen zunichte gemacht wurden, nicht durch
enes Auftreten, oder durch das Auftreten Amerikas, ſon=
trch

das Auftreten von zwei ihrer eigenen Alliierten.
de vielleicht ſchwierig ſein, auf unbegrenzte Zeit zu ver=
die
Zuſammenarbeit mit den Alliierten aufrecht zu er=
die
dieſe Zuſammenarbeit ſo ſchwierig geſtalteten. Er
ine Bemühung unterlaſſen, es den Alliierten zur Kenntnis
gen, daß das britiſche Volk nicht unbegrenzte Zeit fort=
könne
, für ihre Zuſammenarbeit und für die Erhal=
der
Entente den notwendigen. Geiſt zu bewahren,
eſtattet werde, daß die gegenwärtige Lage ſehr viel län=
auere
. Hierauf wandte ſich der Premierminiſter der Frage
Heitsloſigkeit zu.
ſagte: Jedermann müſſe überzeugt ſein, daß vor allem
die Beſetzung des Ruhrgebietes und der dadurch auf die
aftslage Deutſchlands ausgeübten Wirkung
Wiederherſtellung Europas um Jahre hinausgezögert
ſei. Daher ſtehe man einer Lage gegenüber, die ſchlim=
ei
, als im vorigen Jahre. Wenn alle Märkte, die Abſatz=
Englands zu ſein pflegten, zur Verfügung ſtehen würden,

würde England heute nicht durch Arbeitsloſigkeit in ſolchem
Gründe für die jetzige Lage Englands. Man ſei tatſächlich in
einer Notlage infolge von Urſachen, die in der jetzigen Zeit be=
gründet
ſeien und die ſeit dem Kriege neu entſtanden ſeien, in
einer Notlage, der ſich England niemals zuvor gegenüber befun=
den
habe. Deshalb ſchlage er Maßnahmen vor, die er für radi=
kal
halte, um mit der Lage während dieſer Notzeit fertig zu wer=
den
. Er wiſſe wohl, daß das Parlament, wenn die Lage niemals
wieder normal werde und die Urſache der Arbeitsloſigkeit ver=
ſchwinden
würde, in der Lage ſein werde, die Lage von neuem
zu prüfen. England habe auf beinahe jedem Markte, auf dem es
zu verkaufen pflegte, höhere Tarife vorgefunden, als je zu=
vor
. Die Möglichkeit, Handel zu treiben, ſei eine weſentliche Be=
dingung
für das Land. Baldwin wies auf die Möglichkeit eines
ungeheuer geſteigerten Ausfuhrhandels von
ſeiten Deutſchland hin, wenn dieſes Land ſich wieder
regen könnte. Der erſte Markt, dem Deutſchland ſich zuwenden
würde, würde der ſein, der ihm am weiteſten offenſtehe.
Was die Regierung wünſche, ſei, von dem Verſprechen entbunden
zu werden, das ſie vor einem Jahre gegeben habe, daß keine
neuen Abgaben auf Waren gelegt werden würden.
Die Regierung wünſche die Vollmacht, größere Zölle aufzulegen,
wenn die Lage beſtimmter Induſtriezweige dies erfordere. In
der Praxis könnten die gegenwärtigen Induſtrieſchutzakte
nur auf Güter aus Deutſchland angewendet werden,
es gebe aber auch andere Länder als Deutſchland, die die eng=
liſche
Induſtrie bedrückten. Die Regierung ſei zu der Schlußfol=
gerung
gelangt, daß ſie in dieſer Angelegenheit mit Hilfe der
genannten Akte nicht ſo radikal wie ſie es wünſchte, verfahren
könne.
Bei der Beſprechung der Arbeitsloſenfrage ſagte Baldwin
über die Lage Deutſchlands: Wenn einmal Deutſchland beginnt,
wieder frei zu handeln, ſo wird es finden, daß es vermehrte Ein=
fuhr
ſowohl an Rohſtoffen als auch an Lebensmitteln haben
müſſe, infolge des Gebietsverluſtes durch den Friedensvertrag,
und um dieſe Einfuhr zu bezahlen, würde es eine dermehrte
Ausfuhr nötig haben und eine weitere vermehrte Ausfuhr für
jeden Pfennig Reparationen, den es bezahle, wenn
es dies je tue. (Gelächter bei der Arbeiterpartei.) Dies bedeute
eine rieſige Vermehrung der Ausfuhr, wenn es ſie herbeiführen
könne. Baldwin erklärte, was er wiſſen wolle, ſei, wohin deſe
Ausfuhr gehen ſolle. Der augenſcheinliche Platz dafür ſei der
offene und freieſte Markt, nämlich der britiſche. Ein anderer
Punkt im Zuſammenhang mit Deutſchland ſei, daß die Ausfuhr
Deutſchlands dann nicht direkt von Deutſchland kommen könnte.
Sie könnte in einer ſchlimmeren Form kommen. Sie könnte kom=
men
von dem Zuſammenwirken kosmopolitiſcher
Finanzleute, die die deutſche Arbeit ausbeuteten. Wenn
man eine Lage dieſer Art habe, ſo müſſe man ſich rechtzeitig da=
mit
befaſſen.
Ueber die geplante Schutzzollpolitik ſagte Baldwin, die Re=
gierung
ſchlage keinen Zoll auf Weizen, Mehl und Fleiſch, ein=
ſchließlich
Hammelfleiſch, Fett, Käſe, Butter und Eier vor. Die
Regierung behalte ſich aber vollſtändige Freiheit bezüglich aller
anderen Artikel vor. Die Zölle müßten allgemein ſein, damit die
Verhandlungen wirkſam geführt, die Dominions bevorzugt und
eine Steigerung der Einkünfte erzielt werden konnte
daß durch die Vorſchläge, die er gemacht habe, England die Ar=
men
die uns durch den Arbeiterantrag gemachte Herausforderung
an. Wir erwarten mit Zuverſicht den Urteilsſpruch des briti=
ſchen
Volkes. (Lauter Beifa bei den Miniſteriellen). Nach Bald=
win
ſprach Lloyd George.
Lloyd George gegen die Regierungspolitik.
Wort und führte u. a. aus:
Die Rede Baldwins mache den Beſchluß der Auflöſung
des Parlaments noch unbegreiflicher. In einem
kritiſchen Augenblick würde ein alter Streitwieder wach=
gerufen
, ohne daß dafür neue Gründe angeführt würden. Es
handlungen über die Wiederherſtellung Europas geführt würden.
Die zweite Frage, die die Regierung aufs Tapet bringe, ent=
zweie
nicht nur die Nation, ſondern auch die eigene Partei des
Premierminiſters Lloyd George wies darauf hin, daß, wenn
der Premierminiſter ſich eine Woche lang dem Wahlkampf wid=
men
würde, er ſeine Aufmerkſamkeit nicht der auswärtigen Poli=
Premierminiſter die geforderte Ermächtigung gäben, würde das
Schutzzollgeſetz nicht vor dem Frühjahr eingebracht werden
können. Was werde bis dahin geſchehen. Die Länder, die bei
Einführung eines Schutzzolls am erſten betroffen würden, wür=
den
noch vorher die engliſchen Märkte mit Waren überſchwem=
men
. Die Schutzzollpläne der Negierung würden
Lann zu einer Vermehrung der Arbeitsloſigkeit führen. Der Plan
der Regierung ſei unüberlegt und eine Gefahr ſür das Land.
Nach Lloyd George ſprachen Simon und andere Libe=
rale
, ſowie Arbeitervertreter gegen die Regie=
rungspolitik
. Die Debatte wurde durch den Präſidenten
der Handelskammer Lord Greame, der nachdrücklich den Beſchluß
der Regierung verteidigte, geſchloſſen. Sie führte zu erregten gegen die übereilte Anberaumung von Neuwahlen pro=
Szenen, ohne daß es zu einer Störung der Sitzung kam.

Abſehnung des Mißtrauensantrages.

London, 16. Nob. (Wolff.) Der Mißtrauensan=
trag
der Arbeiterpartei wurde vom Unterhaus mit 285 gegen
190 Stimmen abgelehnt.

Baldwins Pahlrede.
Die europäiſche Welt ſteht im Zeichen der Wahlvorbereitun=
gen
. In England wird bereits am 5. Dezember gewählt. Späte=
ſtens
im Mai folgt Deutſchland nach, und unmittelbar darauf
hat auch in Frankreich dem Bloc national die Stunde der Ver=
antwortung
geſchlagen. Merkwürdig genug, daß England damit
vorangeht, denn das engliſche Parlament iſt in ſeiner Lebens=
Lauer das jüngſte von den dreien, und wenn es ſogar jetzt ſchon auf=
Maße leiden. Die Verminderung dieſer Märkte ſei einer der gelöſt wird, iſt das einer der ſtärkſten Beweiſe für die innere Un=
ſicherheit
der engliſchen Politik. Das Kabinett Baldwin hat ſich
feſtgefahren und ſucht nach den Möglichkeiten einer Neuorientie=
tung
, indem es ſich von den Wählern ſein Mandat beſtätigen läßt
auf die Gefahr hin, daß die konſervative Mehrheit dabei in die
Brüche geht. So ganz gering iſt dieſe Gefahr nicht einmal. Die
Konſervativen verdanken ihre Machtſtellung lediglich dem Wahl=
modus
, der nur einen Wahlgang kennt und infolgedeſſen nicht
die abſolute, ſondern die relative Mehrheit entſcheiden läßt. So
iſt es auch gekommen, daß die Konſervativen wohl die Mehrheit
der Mandate, aber bei weitem nicht die Mehrheit der Wähler=
ſtimmen
haben.
Der Bruderkrieg im liberalen Lager, der Kampf Lloyd Ge=
orges
gegen Asquith koſtete die Liberalen Dutzende von Manda=
ten
. Auch der Weitbewerb zwiſchen Liberalen und Arbeiter=
partei
war für die Konſervativen von Vorteil. Jetzt haben die
beiden liberalen Parteien ſich zuſammengeſchloſſen. Ihre Gegen=
kandidatur
fällt alſo weg, und ſelbſt, falls die Verſuche, mit der
Arbeiterpartei zu einer Verſtändigung zu kommen, daß gegen die
Konſervativen nur ein Oppoſitionskandidat aufgeſtellt wird, nicht
zum Erfolg führen, bedeutet allein ſchon der Zuſammenſchluß
der Liberalen eine ſo ſtarke Verſchiebung der Wählerſchichten, daß
den Konſervativen um ihre Mehrheit bange ſein künnte. Leichten
Herzens wird ſich alſo Bald in nicht zur Auflöſung entſchloſſen
haben; aber er konnte nicht anders. Innenpolitiſch hat die Re=
gierung
der konſervativen Partei ſo gut wie gar keinen Erfolg
gebracht. Die beiden großen Probleme, die England beherrſch=
ten
, die Wohnungsnot und die Arbeitsloſigkeit, ſind ungelöſt
geblieben. Bonar Law verſchwand darüber in der Verſenkung,
aber Baldwin hat nichts zu beſſern vermocht.
Auf außenpolitiſchem Gebiet kämpfen drei Strömungen mit=
einander
, eine, die extrem=konſervative, die mit den Franzoſen
durch Dick und Dunn gehen will, und davon alles Heil erwartet,
die zweite, die Europa den Rücken kehren will und innerhalb der
Schutzzollgrenze des engliſchen Imperiums ein wirtſchaftliches
Eigenleben führen will, und die Gruppe endlich, die der Ueber=
zeugung
iſt, daß Englands Handel und Induſtrie nur wieder
gedeihen kann, wenn Friede und Arbeit auch in Enropa einkehrt,
die deshalb eine energiſche Haltung gegen Frankreich verlangt,
die alſo alle engliſchen Sorgen aus dem deutſchen Reparations=
problem
herauskurieren will. Baldwin ſelbſt will den Wahl=
kampf
unter dem Zeichen der Schutzzollpropaganda führen. Es
ſcheint aber, als ob ihm die Arbeiterpartei nicht den Gefallen tun
will, darauf einzugehen. Jedenfalls wird es an Verſuchen nicht
fehlen, den Schandvertrag von Verſailles in den Mittelpunkt des
engliſchen Wahlkampfes zu ſchieben. Das ſcheint nicht ganz aus=
ſichtslos
, da die Stimmung in England immer weiter umſchlägt.
In dieſen Tagen erzählte uns ein Induſtrieller, der diele Wochen
in England geweſen war, wie ſtark der Meinungsumſchwung
ſei, der ſich inzwiſchen wieder vollzogen hat. Der Haß gegen
Deutſchland iſt vergeſſen. An ſeine Stelle iſt der alte Haß gegen
Frankreich getreten. Der Mann auf der Straße iſt antifranzöſiſch
und benutzt jede Gelegenheit, um ſeine Sympathie für Deutſch=
land
zu bekunden. Dieſelben Angriffe, die im Kriege gegen die
Deutſchen laut wurden, werden jetzt gegen die Franzoſen erhoben.
Sobald ſich ein franzöſiſcher Soldat oder eine franzöſiſche Fahne
zeigt, wird das Publikum unruhig. Es hagelt Proteſtrufe, wie
Kindermörder uſw., kurz all die ſchönen Ausdrücke, die wir ja
kennen, die ſich aber jetzt an die Adreſſe Frankreichs wenden.
Am Schluß ſeiner Rede erklärte Baldwin, er ſei der Anſicht, Wir begnügen uns damit, dieſe Erſcheinung zu vegiſtrieren, ohne
daraus irgend welche Folgerungen zu ziehen. In dem England
beitsloſigkeit bekämpfen u. ſie rechtzeitig beſeitigen könne. Wir neh= der Gegenwart hat die öffentliche Meinung nur dann etwas zu
ſagen, wenn ſie zur Stützung der amtlichen Politik eingeſchaltet
werden kann. Aber bei den Wahlen muß doch auch die Regie=
rung
wenigſtens in beſchränktem Umfange darauf Rückſicht neh=
men
, und das hat Baldwin denn auch in ſeiner Programmrede
getan.
Dieſer Tage, bevor er das Unterhaus auflöſte, hat er ſchwere
Anklagen gegen Frankreich erhoben und mit nicht mißzuverſtehen=
Nach dem Premierminiſter ergriff Lloyd George das der Deutlichkeit verſichert, daß England alle nur erdenklichen An=
ſtrengungen
zur Befreiung Europas gemacht habe, die aber durch
das Auftreten der eigenen Bundesgenoſſen zunicht gemacht wur=
den
, und im Anſchluß daran verſichert, daß England ſeine Be=
mühungen
zur Erhaltung der Entente nicht lange mehr fortſetzen
könne, daß alſo der Bruch mit Frankreich nur eine Frage der
würde ein Wahlkampf veranſtaltet werden, während Ver= Zeit ſei. So deutlich hat ein engliſcher Miniſterpräſident noch
nie geſprochen, aber Herr Poincaré hat ſich ja den Londoner
Wünſchen gegenüber eine erſtaunliche Rückſichtsloſigkeit ange=
wöhnt
, und England hat ſich bisher alles gefallen laſſen. Poin=
caré
wird daraus nun den Schluß ziehen, daß er für die nächſte
Zeit von dieſem Bundesgenoſſen nichts zu befürchten hat. Er
wird deshalb abwarten, wie, das neue engliſche Parlament aus=
tik
widmen könne. Man ſtehe in England in dieſem Winter vor ſieht, und bis dahin ſeine Gewaltpolitik gegen Deutſchland fort=
einer
großen Arbeitsloſigkeit. Wenn die Wähler dem ſetzen. Das iſt für uns das weſentlichſte Ergebnis. Ob nach den
engliſchen Neuwahlen eine engliſche Regierung kommt, die nicht
um unſeretwillen, aber um Englands willen die engliſchen Inter=
eſſen
etwas ſtärker vertritt, bleibt abzuwarten. Vorläufig nützen
uns die energiſchen Worte Baldwins nicht das geringſte.
Die Liberalen gegen die Neuwahlen.
London, 16. Nov. (Wolff.) Die Vereinigung der
Liberalen Partei wurde geſtern in London mit einer
großen Verſammlung unter dem Vorſitz Lord Grehs eröffnet.
Der Hauptſprecher war Asquith. In einer Entſchließung wurde
teſtiert, die eine ausreichende Erörterung der Schutzzollpläue der
Regierung im Parlament unmöglich mache, und erklärt, das
wahre Mittel zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit ſei
die Ausdehnung der Arbeiterverſicherung, die Verwendung
öffentlicher Mittel für die Hebung der Produktion und die Wie=
derherſtellung
Europas.

[ ][  ][ ]

2.

Daruſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Rovember 1923.

Rummer 3I

je große Pariſer Jaterpellations
Ein Expoſé Poincarés über die franzöſiſche Politik.

heute nachmittag 3 Uhr die große Interpellationsdebatte eröff=
net
. An erſter Stelle appellierte Abg. Guillaume über die Vexa=
tionen
, denen angeblich franzöſiſche Luftſchiffe in Deutſchland
ausgeſetzt ſein ſollen. Er beſpricht im einzelnen die Beſchlag=
nahme
franzöſiſcher Flugzeuge und behauptet, der Vertrag von
Verſailles autoriſiere Frankreich, durch ſeine Apparate deutſches brach=, und es hat ausdrücklich erklärt, daß es
Gebiet überfliegen zu laſſen.
Miniſterpräſident Poincaré
ergreift ſefort nach dieſer Rede das Wort. Er erklärte, er habe
noch geſtern die Abſicht gehabt, heute nicht zu ſprechen. Jedoch
glaube er, dem Parlament ein Expoſé der Politik
Frankreichs ſchuldig zu ſein, angeſichts der Auskünſte, die
geſtern hierüber in einem alliierten Parlament gegeben worden
ſind. Seine Mitteilungen würden ſich auf mehrere Jahre er=
ſtreclen
, um zu beweiſen, daß Frankreich fortgeſetzt Konzeſſionen duſtriellen getroffen worden. Die franzöſiſche Regie könne als
gemacht habe und zu keiner Stunde die Abſichten bekundet hätte,
die man ihm zuſchreibe.
Poincaré antwortet hierauf kurz auf die Interpellation des
Vorredners und ſpricht von einer deutſchen Anmaßung, in bezug
auf ſeine zivilen Luftſchiffe volle Freiheit haben zu wollen. Die
Verhandlungen würden fortgeſetzt, und er hoffe, daß man den
franzöſiſchen Standpunkt ſchließlich anerkennen werde.
Poincaré geht alsdann zu einer Kennzeichnung der allgemei=
nen
äußeren Politik Frankreichs über. Er beſpricht alle Ent=
ſcheidungen
, die ſeit San Remo in der Reparations=
frage
getroffen wurden. Er erinnert an die Beſetzung von
Duisburg, Ruhrort und Düſſeldorf und an die
Umſtände, unter denen der Londoner Zahlungsplan
aufgeſtellt wurde. Mit beſonderer Sorgfalt habe die Repara=
tionskommiſſion
die Höhe der deutſchen Schuld bemeſſen. 23 ar=
beitsreiche
Sitzungen habe man darauf verwendet und von
32 Sachverſtändigen Gutachten eingefordert. Die Summe ſei we=
ſentlich
geringer bemeſſen worden, als die engliſche Regierung
gefordert habe. Die Londoner Konferenz habe ſich am
27. April 1921 zu einer nochmaligen Ueberprüfung der Schuld=
ſumme
verſtanden, ſo daß man alſo behaupten könne, der Zah=
lungsplan
vom 5. Mai 1921 ſei das direkte Werk der alliierten
Regierungen, namentlich aber der britiſchen Regierung.
Die Alliierten müßten alſo auf ſtrikter Erfüllung der deut=
ſchen
Verpflichtungen, die fie erleichtert hätten, beſtehen.
Daials hätten alle Regierungen das verſtanden und ein
Ultimatum an Deutſchland gerichtet. Frankreich habe nen Zeit haben wir das Recht, uns zu dieſem Ergebnis zu be=
eine
Jahresklaſſe mobiliſiert, und wenn die Deutſchen nicht nach=
gegeben
hätten, würde man den Bezirk von Eſſen beſetzt haben.
Um dieſer Sanktion zu entgehen, habe die deutſche Regierung
den Zahlungsplan angenommen. Deutſchland habe aber
ſehr bald ein Moratorium verlangt.
Poincaré ſchildert wiederum in der bekannten Weiſe die
Feſtſtellung der deutſchen Verfehlungen
Und erinnert auch an die Konferenz von Cannes.
dem: deutſchen Vorſchlag, eine internationale
Sachverſtändigenkonferenz einzuberufen, in der die
internationalen Finanzleute die Zahlungsmittel. Deutſchlands
Ende 1922 geweſen. Damals habe Deutſchland ſeine Mark
auch nicht herabſchießen laſſen, ſo daß man eine deutſche Verfeh=
lung
hätte konſtatieren müſſen.
Unſere Gegner, ſo fuhr Poincaré fort, wollen die augenblick=
man
erlangt haben würde, wenn Deutſchland bezahlt hätte. Sie
teilte, daß es zwei Jahre hindurch nicht werde bezahlen können.
Der ſozialiſtiſche Abg. Léon Blum ruft: Es ſind ihnen andere
Angebote zugegangen:
macht worden. Der Abgeordnete Blum beruft ſich darauf, weil
tionären Abg. Magné beleidigt, ſo daß heftiger Lärm entſteht,
Nach Wiederherſtellung der Ruhe beſprach Poincaré die Ent=
gen
Deutſchlands vor der Beſetzung des Ruhrgebiets. Dieſe Be= T9lgei.
ſetzung habe das franzöſiſche Parlament als eine legale ge= Die Alliierten könnten gegenſeitige Zahlungen fordern, wenn
billigt. Bonar Law habe geſagt, durch die Ruhrbeſetzung lege
man die
Hand auf die Schlagader Deutſchlands.
Tatſächlich bedeutet die Ruhr das Zentrum der induſtriellen und
militäriſchen Produktion des Deutſchen Reiches. Frankreich hätte
eine Operation ins Auge faſſen können, die Deutchland in zwei
unte nehmen, ſich ſeinen Verpflichtungen zu entziehen. Ein Kom=

Paris, 16. Nob. (W. B..) Die franzöſiſche Kammer hat muniſt ruſt dazwiſchen: Dieſe Großinduſtriellen haben Sie jetzt
freigelaſſen. Poincaré erwidert: Der Großinduſtrielle, auf den
ſie auſpielen, iſt proviſoriſch in Freiheit geſetzt worden und unter
der ausdrücklichen Bedingung, daß er ſeinen Arbeitern nicht die
zehnſtündige Arbeitszeit aufzwingt. Das Manöver des paſſiven
Widerſtands hat Frankreich nicht um ſeine Kaltblütigkeit ge=
nur
nach Maßgabe der Zahlungen das Ruhrgebiet räumen
werde. Poincaré erinnert an das Ende des paſſiven Widerſtan=
des
. Deu ſchland habe die Sachlieferungen einſtellen wollen, und
die Induſtriellen hätten davon geſprochen, daß ſie einen Teil ihrer
Arbeiter entlaſſen und dem übrigen Teil die zehnſtündige Ar=
beitszeit
aufzwingen wollten. Dieſe Bedingung habe Frankreich
nicht angenommen. Die Eiſenbahner hätten ſich nach und nach
zur Arbeit geieldet. Inzwiſchen ſei ein Abkommen mit den In=
ein
Amt bezeichnet werden, das funktioniere.
Der Miniſierpräſident ging dann auf die Bedingungen ein.
unter denen Abſchlüſſe über Kohlenlieferungen auf Repara=
tionskonto
mit den Induſtriellen getroffen wurden. Eiſt heute
vormittag habe der Miniſter für öffentliche Arbeiten von einem
Abkonimen Kenntnis gegeben, das heute abgeſchloſſen wurde.
Auch die anderen Induſtriellen würden gezwungen ſein, ähnliche
Verträge abzuſchließen. Die franzöſiſchen Unterhändler, hätten
nicht eingewilligt, daß die Koſten dieſer Abmachungen von den
Arbeitern getragen, und daß der Achtſtundentag verlängert
tverde. Frankreich habe ſich nicht zum Mitſchuldigen eines verab=
ſcheuungswürdigen
Manövers machen wollen. Er habe immer
emnpfohlen, die Bedeutung dieſer guten Reſultate nicht zu über=
treiben
, obwohl das Ergebnis günſtiger ſei, als man dem Parla=
meut
mitgeteilt habe. Die Ausgaben ſeien geringer als die, di=
das
Parlament bewilligt habe. Sie beliefen ſich auf 691 Millio=
nen
, während die Einnahmen 526 Millionen betrugen. Die
Kommuniſten und Sozialiſten rufen ironiſch dazwiſchen:
Alſo hundert Millionen Defizit!
worauf Poincaré erwidert: aber ich ſpreche ja nicht von den Be=
ſchlasnahmungen
, den Zolleinnahmen und der Kohleuſteuer in
der Vergangenheit, die ungefähr 500 Millionen ausmachen. Die
äußerſte Linke unterbrach wieder, worauf ſie der Kammerpräſi=
dent
jur Ruhe aufforderte. Poincaré fuhr dann fort: Trotz der
Ausgaben und nach der durch den paſſiven Widerſtand verlore=
glückwünſchen
. Ein Kommuniſt ruft dazwiſchen: Und die Teue=
rung
? Poincaré antwortet: Ueber die Folgen der Ruhrbe=
ſetzung
und die Teuerung werde ich mich ausſprechen. Aber ich
tverde auf den Zuſtand hinweiſen, in dem wir uns befinden wür=
den
, Fenn wir die Ruhrbeſetzung nicht unternommen hätten.
Ter Miniſterpräſident beſpricht dann
die Frage der Sachwerſtändigenkonferenz.
Schließlich ſprach er von der Konferenz von London und Es wäre ihm eine große Befriedigung geweſen, wenn die Vee=
einigten
Staaten an den Arbeiten dieſer Konferenz ſich beteiligt
hätten. Er habe die Vorſchläge von Lord Curzon und von
Staatsſekretär Hughes mit größtem Wohlwollen geprüft. Frank=
trüfen
jellten. Das ſei die Politik Deutſchlands bis reich aber hätte nur eine Unterſuchung der Reparatiouskommii=
ſion
annehmen können. Der Augenblick ſei ſchlecht gewühlt, um
die Zahlungsfähigkeit Deutſchlands für einige Jahre abzuſchätzen,
denn im Augenblick ſei ſie ſehr gering. Eine derartige Abſchät=
zung
im ungünſtigſten Augenblick hätte zu einer Reviſion des
lichen Ergebniſſe unſerer Pfandnahme mit dem vergleichen, was Friedensvertrags und zur Herabſetzung der Schulden führen kön=
neu
. Das ſei aber nur durch die Einſtimmigkeit der Alliierten
vergeſſen aber, daß vor der Pfandnahme Deutſchland nicht mit= wöglich. Nie hätte Frankreich, das hundert Milliarden für
Deutſchland vorgeſchoſſen habe, das annehmen können, da es
auch noch Schuldner ſeiner Allierten ſei, woran man Frankreich
geſtern erinnert habe. In Wirklichkeit handle es ſich um Liefe=
Poincars erwiderte: Frankreich iſt ein anderes Angebot ge= rungen, die im gemeinſamen Intereſſe der Sieger erzielt wer=
den
. Die Obligationen der Serie C habe er realiſiert, damit
er die Feſtſtellung der deutſchen Angebote vom Monat Mai und 7Hnlreich ſeine Kriegsſchulden bezahlen könne. Dieſe Schulden,
Juni in die Debatte geſchoben habe. Er wird von dem reak= die Frankreich niemals abgeleugnet habe, könne man doch nicht
mit den Schulden Deutſchlands vergleichen. Habe doch Frank=
was
den Präſidenten der Kammer zum Eingreifen veranlaßt, reich die Vorſchüſſe, die es ſeinen Alliierten gemacht habe, nicht
zutöickverlangt. Eine Zurückforderung der Vorſchüſſe der Alli=
ſcheidung
der Reparationskommiſſion hinſichtlich der Verfehlun= ierten könne nicht vor der Wiederherſtellung der Kriegsſchäden er=
der
Feind von geſtern ſeine Schulden beglichen habe.

Frankreich könne nicht das Spiel internationaler Finanzin=
tereſſen
ſpielen. Es habe das Recht und die Pflicht, ſich gegen
Möglichkeiten zu ſichern, die man im Auge gehabt habe, als man
die Sachverſtändigen konſultieren wollte. Das beſte Mittel, Ga=
rantien
zu erlangen, ſei geweſen, ſich auf den Friedensvertrag
Teile geteilt haben würde. Es habe getan, was es habe, tun von Verſailles zu berufen. Frankreich habe eine weitergehende
müſſen, um ſeine Rechte als Gläubiger ſicherzuſtellen. Frankreich Höhe der ins Auge gefaßten Abſchätzung nicht annehmen können.
habe einen Schritt unternommen ohne jeden Hintergedanken. Es habe geglaubt, am Rande des Abhanges ſtehen zu müſſen.
Das Reich habe alsdann mit Hilfe der Großinduſtriellen den paſ= Trotzdem es bedauere, mit Amerika nicht zuſammenarbeiten zu
ſiven Widerſtand organiſiert, um noch einmal den Verſuch zu können, bleibe man dabei, die Abſchätzung durch die Reparations=
kompnſſion
vornehmen zu laſſen. Sie habe die nottvendigen

Folgen für Deutſchland zu zeigen und ein Geſamtprogran
zuſtellen. Inzwiſchen werde man fortfahren, die Pfänd
mer intenſiver auszugeſtalten. Das ſeien die Nuhrbere
die Eiſenbahnen, die Zollverwaltungen und die Wälder.
reich ſe, durchaus nicht iſoliert. Was an ihm liege, werde
um in voller Einigkeit mit den Alliierten zu handeln. N
ſei von Frankreich aus ein Wort gegen ſeine Alliierten a
worden, und es ſei auch kein Wort geſprochen worden, u
ehemaligen Feind noch zu ermutigen. Die Waffengeme
für Frankreich ſei kein zufälliges und vorübergehendes
nienitreffen auf den Schlachtfeldern, ſondern ſei das
Zeichen einer dauernden Freundſchaft, die notwendig ſei
Nuhe aller Alliierten und für die Aufrechterhaltung des
ſriedens.
Wir hoffen, ſo ſchloß Poincaré, daß dieſe Freundſchab
helfen wrde, uns doch noch über die Reparationsfrage z.
ſtändigen, die für uns vital iſt, und wir erwarten, daß au
Verſtändigung über die Sicherheitsfrage, über die ich mich f
ausſprechen werde, erzielt wird. Aber in beiden Fragen In
wir die Rechte Frankreichs nicht preisgeben. Wir werden ſ.
freunöſchaftlichem Geiſte verteidigen, ſie aber nicht verra=
Nachdem noch zwei Interpellanten das Wort ergciſſe
ten, wurde die Fortſetzung der Debatte auf Freitag n
Woche vertagt.
Eine franzöſiſche Ruhrbilanz.
Paris, 16. Nov. (Wolff.) Der Populaire ſchreibt
die Lage: Wir wollten das Ruhrgebiet ausbeuten und pro
machen, wie es uns beliebte. Wir werden jetzt die Erfa
machen, daß uns das etwas koſtet. Die hundert Millione
zeitiges monatliches Defizit werden nur ein kleiner Anfan,
Unterdeſſen türmen ſich in Deutſchland und ganz Eurot
Wolken. Mit der ohne Kaiſer erſtehe das Deutſche Kgiſe
wieder. Das engliſche Kabinett, das wir mit ſeiner vom
blem der Reparationen und des europäiſchen Wiederauf
nicht zu trennenden Arbeitsloſenfrage allein gelaſſen haben e
ſein Schickſal in allgemeinen Wahlen aufs Spiel, deren
tat, loie es auch immer ausfallen mag, eine neue Schlapl
unſere Politik ſein wird. Die Vereinigten Staaten, verletzt
unſere Haltung in der Frage des Sachverſtändigenkomitee
len mit, daß ſie ſich in den deutſchen Fragen desintereſ
ſelbſt wenn es zu der Reſtauration eines Hohenzollern ko
ſollte. So weit ſind wir gekommen, nachdem wir ſoviele
tümer und Torheiten begangen haben. Man begreift, daß
die Regierung noch die Mehrheit es eilig haben, in eine
zielle Debatte einzutreten. Mit welchem Recht vertagen ſie
Morgen wird es noch ſchlimmer ausſehen als heute.
Frankreich zu Sanktionen entſchloſſen.
Paris, 16. Nov. (Priv.=Tel.) Nach dem geſtriger
bruch der Botſchafterverhandlungen liegt das Hauptin=
heute
auf der Frage, ob ein Kompromiß zwiſchen den M.
zuſtande kommen werde und in welcher Form. Von Kreiſe
dem Quai dOrſay naheſtehen, ird behauptet, daß Frar
größtes Gewicht auf die Militärkontrolle legt, und daß der
zöſiſche Vertreter Cambon geſtern keinen Zweifel daran lief
in dieſem Punkt von franzöſiſcher Seite kein Zugeſtändnis
warten ſei. Wenn England auf dem Standpunkt verharre
ſich der Wiederaufnahme der Militärkontrolle in Deutſchlan fi
überwindliche Schwierigkeiten entgegenſtellen würden,
Frankreich mit ſeinen übrigen Allierten, nötigenfalls auch
dieſe, die militäriſchen Sanktionen ergreifen, die es in d
Falle für angemeſſen halte. Man deutet an, daß die Sankt k
in der Durchführung des ſogenannten Fochſchen Planes be
könnten, der auf eine Ausdehnung der Beſetzung in ſtrategi
Sinne hinausläuft. In der Frage der Rückehr des Kronpr
glaubt man dagegen eher ein Kompromiß erwarten zu
da dieſe Frage weniger bedrohlich ſei, auch wenn ſie für
ſpäteren Zeitpunkt Gefahren enthalte. Frankreich, das urſp
lich die Auslieferung des Kronprinzen und ſeine Vorfül
vor einen interalliierten Gerichtshof verlangt habe, ſoll ſi
dem Zugeſtändnis bereit erklärt haben, daß man ſich mi
lebenslänglichen Verbannung des Kronprinzen begnügen k
Drohende Beſetzung Hamburgs?
Paris, 16. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung des
York Herald aus Waſhington wird die Nachricht, daß die F1
zoſen möglicherweiſe Hamburg beſetzen würden,
Staatsdepartement offiziös beſtätigt. Die Vereinig
Staaten würden natürlich die Beſchlagnahme
deutſchen Hafens ungern ſehen, da ſie auf eine
hinderung ihrer Handelsbeziehungen zu Deutſchland hinaus
fen würde; da aber die Beſetzung im Zuſammenhang mit
Differenz auf Grund des Verſailler Vertrages vor ſich 9
würden die Vereinigten Staaten nicht eingreifen.
Der Reichswehrminiſter in Hamburg.
Hamburg, 16. Nov. Der Reichswehrminiſte

geſtern zu einem zweitägigen Beſuch hier eingetroffen. Der A0
ſter unternahm zunächſt eine Beſichtigung das Hafens.

Geſellſchaft, Sof und Geiſtesleben in Darmſtadt
un die Penßde des neunzehnten Jahrhunderts.
Von Dr. Ella Menſch.
In den Jahren der äußeren und inneren Kriſen ging mir
die Welt der Obfenſchen Dramen auf. Vor allem war es der
Wahrheitsapoſtel, der mich an dem Norweger ſo mächtig
anzog, ſein unter den verſchiedenſten Masken immer neu aufge=
nommener
unerbittlicher Kampf gegen die Lüge. Das Hoftheater
ging erſt nur ganz ſchüchtern an dieſe Werke heran. Die Leitung
kannte ihr Publikum. Für das ſchroffe EntwederOder der
Ibſenſchen Ethik iſt die Geſellſchaft nirgends zu haben, höchſtens
einige Kreiſe. Die ganze Landſchaft um Darmſtadt herum hat
etwas anmutig Sattes, ausgeglichene Farben, biegſame, weiche
Konturen, nirgends ſchroffen Uebergang in der Linienführung.
Spielt auch der Sage nach eine der größten menſchlichen Tragö=
dien
, der Tod Siegfrieds, im heſſiſchen Odenwald ſich ab, ſo iſt
doch das Volksgemüt weniger eingeſtellt auf bittere, rückſichts=
loſe
Tragik, die beſſer in das Nebelklima der norwegiſchen
Küſtenſtädte paßt. Heute brauche ich zu meiner ſeeliſchen oder
gar künſtleriſchen Erbauung Ibſen kaum noch, den ich mir in der
Darmſtädter Zeit ſchon um des Kontraſtes willen zum Wander=
gefährten
nahm.
In das Darmſtädter Bild gehört auch noch meine Verbin=
dung
mit der Profeſſor Schmittſchen Tonakademie, die mich ver=
pflichtet
hatte, allwöchentlich einen muſikgeſchichtlichen Vortrag
zu halten. Es gab mir das Anlaß und Nötigung, mich näher
mit der geſamten Muſikgeſchichte zu befaſſen, um nicht geiſtig nur
von der Hand in den Mund zu leben.
Die Prüfungen und öffentlichen Aufführungen der Schmitt=
ſchen
Tonakademie trugen ſtets einen feſtlichen Charakter, waren
Muſikfeſte im Kleinen, an denen die gebildete Welt Darmſtadts
ihren Anteil hatte.
Die ganze Atmoſphäre der Reſidenz war muſikdurchtränkt.
Bald konnte man in die Mozartſche, bald in die Beethovenſche,
bald in der Wagnerſche Tonflut mit Ohr und Seele eintauchen.
Mein gebrechliches Lebensſchiff, das auf dieſen Tonwellen dahin=
glitt
, hatte in ſolchen innern Gnadenſtunden nicht acht, daß

rechts und links Klippen und Sandbänke von äußeren Sorgen
und Verdießlichkeiten drohten, an denen es wohl hätte anrennen
können. Weil an die dürftige Welt meiner äußeren Exiſtenz eine
ideale grenzte, die mir die Fülle der Kunſtgenüſſe immer wieder
aufs neue erſchloß, kam mir die Enge jener nicht ſo recht zum
Bewußtſein. Wohl lief ich auch der kleinſten Einnahme nach,
hatte immer gleichzeitig mehrere Eiſen im Feuer, aber an einer
durchgreifenden pekunjären Hebung meiner Lage verſuchte ich
meine Kräfte nicht. Es freute mich, und es genügte mir, wenn
unverſehens eine Einnahme von zehn oder zwanzig Mark mir
ins Haus ſchneite. Wenn ein kaufmänniſcher oder Volksbildungs=
verein
einen Vortrag mit fünfzig Mark bezahlt hatte, ſo bedeutete
das ſchon für meine Kaſſe die finanzielle Aufbeſſerung eines gan=
zen
Vierteljahres.
An Mannigfaltigkeit des Stoffes fehlte es meiner Darm=
ſtädter
Journaliſtenarbeit keineswegs. Man ſchickte mich überall
hin. Eine Verſammlung von Forſtbeamten mußte ich ebenſo be=
ſuchen
wie einen Volksſchullehrertag oder ein Sängerfeſt.
Einige Schwierigkeiten bereitete mir anfangs die Beſpre=
chung
von Bilder= und Gemäldeausſtellungen. Glücklicherweiſe
hatte der Beſuch von Muſeen und Galerien ſeit der Ueberſied=
lung
nach Frankfurt a. M. zum väterlichen Erziehungsplan ge=
hört
. Dennoch weiß ich, wie ich in Verlegenheit geriet, als mir
der Auftrag wurde, über die Bilderſerie des in London lebenden
Darmſtädter Malers Karl Schlößer zu ſchreiben, der in ſei=
ner
Heimat ausgeſtellt hatte. Zu meinem Heil boten all die Bild=
chen
Genremotive, in die ich mich mit naiver Laienfreude hinein=
lebte
, um dann friſch darauflos zu plaudern. Gerade dieſe Un=
bekümmertheit
gefiel. Die nächſten Verſuche machte ich dann
an den Studienköpfen und Porträts der jugendlichen Malerin
Clara Groſch, die in den achtziger Jahren ihre erſten Talent=
proben
ablegte. Das Schickſal wollte es, daß ich der Künſtlerin
freundſchaftlich näher trat und ihren ganzen künſtleriſchen Ent=
wicklungsgang
in all ſeinen Stadien verfolgen konnte. Clara
Groſch, die 1902 den tüchtigen, feinſinnigen Landſchaftsmaler
Jakob Wagner in Locarno heiratete, iſt heute die bedeu=
tendſte
Porträtmalerin in der deutſchen Schweiz. Noch zwei an=
dere
Malerfreundinnen erweiterten meinen Blick für das Tech=
niſche
ihrer Kunſt. Freiin Anna von Krane, die ſich in Düſ=
ſeldorf
ſpäter zu einer hervorragenden katholiſchen Schriftſtellerin
entwickeln ſollte, die aber damals künſtleriſch noch am Scheide=

weg ſtand und mit der Doppelbegabung kämpfte, denn auch
zeichneriſches Talent und ihr Farbenſinn hatten das Mittel
überſchritten. Und endlich Emmy Dingeldein in Gie
eine Schülerin Karl Guſſows, die als höchſt geſchmackh /.
feinfühlige Blumen= und Stillebenmalerin in Gießen und 9
lar einen großen Kreis Schülerinnen um ſich ſammelte. In
Ateliers der Genannten erhielt ich den Einblick in das Handl
Für die Anfeindungen, die ich erfahren, entſchädigten
reichlich die Teilnahme und die Freundſchaft, die mir von a
rer Seite entgegengebracht wurde. Da war die anmutige 2
des Romanſchriftſtellers Ernſt Pasqué und ſeiner Toe
Luiſe in Alsbach a. d. B. Pasqué war in der Art des P.
derns ganz ähnlich wie die mir befreundete EliſabethM
zel in Frankfurt a. M., die in der Lokalgeſchichte der Goe M0
ſtadt durch ihre archivaliſchen Studien unvergeſſen bleiben /ſ
In Worms erſchloß ſich mir das Haus des Oberſtleutnants 1.0
Weiher und des Oberbürgermeiſters Köhler. In Gie
hielt es der Geſchichtsprofeſſor Wilhelm Oncken nicht 1
ſeiner Würde, ſich meinen Vortragszyklus über moderne ruſſt
Literatur anzuhören. Als ich meine Ueberraſchung, ihn u en
meinen Hörern anzutreffen, kundgab, meinte er: Sehen Sie,
habe bei meinen Spezialſtudien wenig Zeit, mich mit der ſcho
Literatur zu befaſſen, und möchte doch auch erfahren, wvie ſich
ihr die Volksſeele auswirkt. Sie haben, nun eine ſo geſcht
Art, auf die Hauptſachen hinzuweiſen, daß ich gerne die
legenheit wahrnehme.
Von der Hochflut zeitgeſchichtlicher Ereigniſſe verſpürten
in Darmſtadt gelegentlich eine abgeſchwächte Wellenbewegi 2
Mit großer Teilnahme wurde in der Reſidenz alles verfolgt, 1
auf den ruſſiſchen Hof des zweiten Alexanders Bezug hatte, G
dem Prinz Alexander von Heſſen als Schwager und Freu
des Zaren ſo eng verbunden war. Ganz deutlich erinnere
mich, daß während eines Theaterabends im März 1881 19
Fliegende Holländer wurde gegeben die Inſaſſen der pri Li
lichen Loge dieſe plötzlich verließen. Im Zwiſchenakt verbreit S
ſich dann die Nachricht, daß Alexander II. bei einer Ausfa Ce=
einem
nihiliſtiſchen Attentat zum Opfer gefallen ſei. Sein 2P0
war ein ſchwerer Schlag für die Darmſtädter Verwandten u.
warf ſeine Schatten auch auf die politiſche Laufbahn des eint ai
Bulgarenfürſten, dem der neue Zar, Alexander III., mit nich 2u
weniger als freundſchaftlichen Gefühlen entgegentrat, weil el
ihi den Deutſchen ſah.

[ ][  ][ ]

* Perhandlungen mit der Micum.
Eine amtiiche Darſiellung.
zerlin, 16. Nob. Die ſich nunmehr über mehr als fünf
en hinziehenden Verhandlungen zwiſchen den
lenzechen, des beſetzten Gebietes und der Mission
Sode Controle des usines et de Mines (Micum) ſind
itert, weil die Micum die Zuſage, daß die beabſichtig=
ohlenlieferungen
und Barleiſtungen der Zechen Deutſchland
eparationskonto gutgebracht würden, verweigert habe. Der

n1

Vei


1

ke=
er

lieferungen im gleichen Umfange wir vor dem 11. Februar
igte, daß Deutſchland tatſächlich aber die dafür erforder=
Geldbeträge gegenwärtig nicht aufbringen kann. In dieſer
i1 tion waren die Zechenbeſitzer eingeſprungen, und hatten
ni ſich aus übernommen, die Reparationskohlenlieferungen
Anſammlung eines eigenen privaten Kredits vorläufig zu
ieren, um dadurch die Kohlenförderung und damit die ge=
Wirtſchaft des beſetzten Gebietes wieder in Gang zu brin=
71 Auf dieſer Baſis wurden die Verhandlungen begonnen.
nrechnung der Leiſtungen der Zechen auf Reparationskonto
abei die ſelbſtverſtändlichche Grundlage der Beſbrechungen.
alle anderen wirtſchaftlichen und finanziellen Fragen, wie
öhe der Kohlenlieferungen einſchließlich der italieniſchen
die nochmalige Zahlung der an das Reich bereits gezahl=
ohlenſteuer
für die zurückliegende Zeit und Höhe der zu=
gen
Kohlenabgabe an die Micum, ſowie über alle anderen
enden Bebingungen der Micum war man zu einer Eini=
gekommen
, obwohl dieſe Bedingungen überaus hemmend
Wirtſchaftsverkehr der beſetzten Gebiete und in die Selbſt=
gkeit
der Zechen eingegriffen hätten. Erſt neuerdings, als
echenbeſitzer bei der Formulierung der bis dahin erzielten
einſtimmung der Anrechnung der Leiſtungen auf
rationskonto, in das Abkommen mit aufnehmen
n, wurde dies verweigert. Damit war der Ausgangs=
au
und die geſamte Grundlage der Verhandlungen verſchoben.
ei der letzten Verhandlung am 14. November abends
Zechen in ultimativer Form eine Formulierung vorgelegt
die die Anrechnung auf Reparationskonto nicht ſicher=
und die bis 6 Uhr 30 Minuten abends beantwortet ſein
haben die Zechenbeſitzer das nachſtehende Schrei=
in
die Micum gerichtet:
üſſeldorf, 16. Nov. Wir beſtätigen, von Ihnen heute
5 Uhr 45 Min. die Faſſung der Artikel 17 und 18 des zwi=
uns
aufgeſtellten proviſoriſchen Abkommens erhalten zu
Sie führten dabei in ultimativer Form aus, daß wir bis
30 Min. unſere Entſcheidung zu treffen hätten. Sie teilten
mix, daß Sie, falls Ihr Vorſchlag nicht angenommen
auch damit einverſtanden ſind, daß die beiden Paragra=
in
Wegſall kommen. § 18, der die Frage der Regie der
behandelt, ſind wir bereit, in dieſer Faſſung in den Man=
rag
aufzunehmen. § 17 behandelt die Frage der Gutſchrift
n uns im Einverſtändnis mit unſerer Regierung zu leiſten=
ieferungen und Abgaben auf das laufende Reparations=
des
Deutſchen Reiches.
in den Sachverhalt der in § 17 behandelten Fragen zu klä=
es
erforderlich, feſtzuſtellen, daß dom erſten Tage unſerer
rſamen Verhandlungen zwiſchen den beiden Parteien Klar=
nrüber
beſtand, daß die Grundlage des Vertrages die
rnahme von Reparationslieferungen und
ationsverpflichtungen ſein ſollte. Dies vorausgeſetzt,
in dieſen Vertrag eine klare Formel aufgenommen wer=
ie
zum Ausdruck bringt, daß wir als Induſtrielle, ſolange
eich durch Zahlungsunfähigkeit ſeiner anerkannten Repa=
Spflicht nicht nachkommen kann, an Setelle des Reichs einen
er Verpflichtungen, der den Inhalt des angezogenen Ver=
bildet
, übernehmen würden. Sie erklären uns heute, daß
ne politiſche Frage ſei, die nicht der Gegenſtand von
ingen zwviſchen der Interalliierten Kommiſſion und den
riellen bilden könne. Wir unſererſeits erklären, daß wir
in der Lage ſind, in dieſem Punkte über die klaren
linien unſerer Regierung, die wir Ihnen mit
Schreiben des Reichskanzlers vom 13. November an die
iſſion des Bergbauvereins bekanntgegeben haben, hin=
ugehen
.
ir würden es außerordentlich bedauern, wenn dieſer Ver=
worüber
wir in ſeinen wirtſchaftlichen und finanziellen
gen zu einem Einverſtändnis gekommen waren, an Ihrer
tung, unſere Leiſtungen als Reparationsleiſtungen anzu=
en
, ſcheitern würde. Wir brachten Ihnen im Laufe der
ndlungen immer wieder zum Ausdruck, daß die Bedin=
en
dieſes Vertrages für die Geſamtindu=
geradezu
verhängnisvoll ſind, und daß die dau=
Arbeitsloſigkeit in erheblichem Umfange beſtehen bleiben
Wenn wir uns trotzdem unter dem Zwang der Verhält=
ntſchließen
wollten, dieſen Vertrag zu unterzeichnen, ſo
es lediglich mit Rückſicht auf unſere Angeſtellten und Ar=
geſchehen
ſein, die wir, ſolange es in unſerer Kraft ſteht,
r drohenden Hungersnot und Verelendung ſchützen woll=
Lir würden es im Intereſſe der geſamten Bevölkerung an
und Nuhr aufs tiefſte beklagen, wenn durch Ihre Weige=

Vom Tage

Die Reichsregierung wird heute vormittag den Notenwechſel zwi=
ſchen
der deutſchen und franzöſiſchen Regierung über die Separatiſten=
bewegung
veröffentlichen.
Nach den bei Hitler gefundenen Angriffsbefehlen ſollte der Hitler=
putſch
bereits am 28. September früh 4 Uhr beginnen. Er wurde aber
vorläufig durch die Ernennung v. Kahrs zum Generalſtaatskommiſſar
noch niedergehalten.
Das Reichsfinanzminiſterium beabſichtigt, die ſchwebende Schuld
des Reiches über den Stand vom 15. November abends nicht zu er=
höhen
.
Der Goldumrechnung sſatz für die Reichsſteuern
beträgt am 17. November 600 Milliarden.
Prinz Heinrich der Niederlande, der als Vorſitzen=
der
des Holländiſchen Roten Kreuzes bekanntlich den Beſtrebungen des
Roten Kreuzes in Deutſchland ein lebhaftes Intereſſe zuwendet, hatte
eine Unterredung mit dem deutſchen Neichskanzler, um
Maßnahmen zur Linderung der Not der deutſchen Kin=
der
herbeizuführen.
Die Mörder Worowſkis Conradi und Poloumin wurden geſtern
nachmittag nach zweiſtündiger Beratung von den Geſchworenen frei=
geſprochen
.
Nach einer Havasmeldung aus Waſhington unterbreitet das
Staatsdepartement der engliſchen Negieerung den Entwurf
einer Konvention, auf Grund deren die Vereingten Staaten in
den ehmaligen deutſchen Gebieten, die zur Zeit unter dem Mandat von
Großbritannien und der Dominions ſtehen, die gleichen Han=
delsvorteile
erlangen wie dieſe.

rung, unſere Leiſtungen als Reparationsleiſtungen anzuerken=
nen
, dieſe unſere Abſicht durch Ihr Ultimatum zunichte gemacht
würde.
Wir wiederholen unſere mündlich gegebene Erklärung, daß
wir jederzeit und an jedem Ort zu neuen Verhandlungen zur
Verfügung ſtehen. Wir werden von dem Inhalt des Ultimatums
unſere Regierung umgehend in Kenntnis ſetzen und müſſen uns
vorbehalten, auf die bisherigen Verhandlungen zurückzukommen
ſobald wie die Stellungnahme unſerer Regierung kennen und
auch die Möglichkeit gehabt haben, mit unſeren Auftraggebern er=
neut
Rückſprache zu nehmen.
Seitens der Zechenbeſitzer war alſo die Fortſetzung der
Verhandlungen danach ausdrücklich offengehalten.
Inzwiſchen traf aber das nachſtehende Schreiben der Mi=
eum
bei der von dem Bergbaulichen Verein mit den Verhand=
lungen
beauftragten Sechſerkommiſſion ein:
Der Präſident der Micum an die Mitglieder der Kommiſ=
ſion
des Bergbauvereins. Zufolge Ihrer Note vom 14. Novem=
ber
haben wir die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß es uns mit Rück=
ſicht
darauf, daß Ihre Antwort uns nicht die verlangte Annahme
gebracht hat, angebracht erſcheint, wie Ihnen dies auch bereits
während der Könferenz mitgeteilt ipurde, daß es inopportun
iſt, die Diskuſſion über den Artikel 17 über die Frage der
Waſſertransporte fortzuſetzen. Demzufolge benachrichtigen
wir Sie, daß wir die Beſprechungen als abgeſchloſ=
ſen
betrachten, und daß wir unſere Handlungsfreiheit wie=
der
aufnehmen.
Die Micum brach danach die Verhandlungen ab. Aus dem
Schriftwechſel geht klar hervor, daß die Verhandlungen allein
an der Frage der Anrechnung der Leiftungen auf Reparations=
konto
ſcheiterten. Ueber die Frage der Waſſertansporte, die in
dem Antwortſchreiben der Micum erwähnt iſt, wurde am letzten
Verhandlungstage überhaupt nicht geſprochen. Auch in der oben
erwähnten ultimativen Formulierung war dieſer Punkt nicht
enthalten.
Die politiſche Ausſprache am Dienstag.
Berlin, 16. Nov. Die demokratiſche Fraktion des
Reichstags nahm heute Freitag nachmittag den Bericht des Abg.
Koch über die Verhandlungen mit dem Reichskanzler und den
Führern des Zentrums und der Deutſchen Volkspartei entge=
ge
.. Die Beſprechungen haben zu einer gewiſſen Klä
rung geführt. Das gilt beſonders auch von der Rheinland=
frage
. Zu Beſchlüſſen irgendwelcher Art iſt es noch nicht ge=
koinmen
.
Wie ſich die parlamentariſchen Vorgänge am Dienstag geſtal=
ten
werden, ſteht noch nicht feſt. Es iſt zu beachten, daß auf der
Tagesordnung nicht, wie es üblich iſt, die Entgegen=
nahme
einer Erklärung der Reichsregierung
ſteht ſondern daß der betreffende Punkt der Tagesordnung
nur eine politiſche Ausſprache vorſieht. Es iſt alſo
keineswegs ſicher, daß dieſe politiſche Ausſprache mit einer Rede
des Reichskanzlers eröffnet wird. Es iſt auch möglich,
daß der Kanzler erſt im Laufe der Debatte das Wort
ergreifen wird. Die nächſte Sitzung der demokratiſchen Frak=
tion
findet am Montag ſtatt. Montag nachmittag tagen auch die
Sozialdemokraten und das Zentrum. Die Deutſche Volkspartei
hält am Samstag nachmittag eine Sitzung ab.

Von unſerer Berliner Redaktion.
Kaum ſind die Berliner Zeitungen nach dem Zuſammen=
bruch
des Buchdruckerſtreiks wieder auf der Bildfläche erſchienen,
da beginnt auch ſchon wieder die Kriſenmacherei, die ohnehin
eine unvermeidliche Begleiterſcheinung jeder Reichstagsſitzung iſt.
In der Wandelhalle herrſcht ſtarke Betriebſamkeit, und wer die
Gerüchte, die dort herumgereicht werden, gutgläubig zuſammen=
trägt
, der bekommt einen wunderſchönen Strauß aller nur denk=
baren
Kriſenkombinationen zuſammen, wobei es beſonders be=
dauerlich
iſt, daß eigentlich auch das Unwahrſcheinlichſte den Weg
in irgendeine Berliner Zeitung findet und von hier aus weiter
UInheil ſtiftet. Dabei ſollte man ſich doch eigentlich ſagen, daß die
geſpannte allgemeine Lage die denkbar größte Vorſicht zur Pflichr
macht. Man ſollte eigentlich auch, zumal von Abgeordneten, eint
gewiſſes Verſtändnis dafür vorausſetzen, daß Deutſchland in der
Fiebertemperatur ſeiner außen= und innerpolitiſchen Lage mit
den ſonſt üblichen Hausmitteln nicht kuriert werden kann. Ge=
wiß
, wir ſind tatſächlich ſchon aus dem parlamentariſchen Syſtem
herausgeglitten. Der Kanzler hat ſein Kabinett mit vollem Be=
wußtſein
aus Nichtparlamentariern aufgefüllt. Das Kabinett
repräſentiert alſo an ſich ſchon eine Minderheitsregierung, und
in dieſe Regierungsgewalt iſt General von Seeckt mit eigentlich
unbegrenzten Vollmachten eingeſchaltet worden, von denen er
leider einen nicht immer wertbeſtändigen Gebrauch gemacht hat.
Trotzdem iſt dieſes Nebeneinander vielleicht die einzige
Möglichkeit, um den Weg zu einer ausgeſprochenen Diktatur zu
vermeiden, und es ſcheint ja auch, als ob der Kanzler ſelbſt den
ehrlichſten Willen hat, auf dieſer Baſis weiterzuarbeiten. Hin=
derniſſe
dazu kommen ihm von rechts und von links. Sie ſind
zurzeit hervorgerufen durch die Entwickelung der Dinge im
Rheinland. Die Ankündigung, daß die Regierung die Unter=
ſtützung
für die beſetzten Gebiete ſpäter ſperren würde, hat viel
böſes Blut gemacht und iſt zumal von ſozialdemokratiſcher Seite
zu einem Angriff gegen das Kabinett benutzt worden, wobei die
Sezialdemokraten als Hüter der Reichseinheit auftreten, eine
Nolle, die umſo eigenartiger anmutet, als ja ihre eigenen einzel=
ſtaatlichen
Miniſterpräſidenten den Beſchluß der Reichsregierung
unterſtützt hatten. Es iſt auch nicht richtig, zu behaupten, daß
die Regierung umgefallen ſei. Sie hat zwar beſchloſſen, 100 Mil=
lionen
Goldmark für die Fortzahlung dieſer Unterſtützungen be=
reitzuſtellen
, wir glauben aber, daß dies von Anfang an ihre Ab=
ſicht
war, da ſie den Termin, an dem die Zahlungen aufhören
ſollen, auf den 25. November feſtgelegt hatte. Inzwiſchen kann
noch mancherlei geſchehen. Es iſt zu hoffen, daß bis dahin Mög=
lichkeiten
geſchaffer iverden, die geeignet ſind, die ſchlimmen Be=
gleiterſcheinungen
zu verhindern, die aus dem Hunger der Er=
werbsloſen
entſtehe könnten. Beſonders bedenklich iſt es, wenn
dabei gegen den neuernannten Innenminiſter Dr. Jarres der
Vorwurf erhoben wird, daß er bewußt auf eine Loslöſung des
beſetzten Gebietes vom Reichskörper hinarbeite. Dr. Jarres hat
mit aller Entſchiedenheit beſtritten, daß er ähnliche Ziele ver=
folge
. Er hat damit eine Selbſtverſtändlichkeit ausgeſprochen, die
auszuſprechen aber leider noch nötig war; denn ſelbſt beim Zen=
trum
und bei den Demokraten war man durch die Kolportierung
falſch entſtellter Aeußerungen des Miniſters ſtutzig geworden.
Inzwiſchen hat ſich dieſe Aufregung wieder gelegt. Die Re=
gierung
arbeitet mit den Parteien daran, das Aeußerſte für die
beſetzten Gebiete zu tun. Deswegen wird jetzt neuerdings der
Plan erwogen, ob nicht vielleicht die einzelnen Gemeinden zu
einem Zweckverband zuſammengeſchloſſen werden können, der
von ſich aus unter Zuſchuß der Regierung die Fortzahlung der
Erwerbsloſenunterſtützung ſicherſtellt, und damit verhindert, daß
der Hunger als Propagandiſt für die franzöſiſchen Separatiſten=
beſtrebungen
auftritt.
Der Fünfzehner=Ausſchuß, die Vertrauensmänner des be=
ſetzten
Gebietes, wird am Samstag vormittag vom Reichskanzler
empfangen. Bei dieſer Beſprechung werden hoffentlich ſchon
greifbare Unterlagen vorhanden ſein. Am Montag ſoll dann der
Auswärtige Ausſchuß des Reichstags tagen. Am Dienstag wird
der Reichskanzler im Plenum die Vertrauensfrage ſtellen. Da
er ſich nach wie vor der Zuſtimmung des Reichspräſidenten für
eine Auflöſung des Reichstags verſichert hält und damit einen
ſtarken Trumpf in der Hand hat, glauben wir, daß Dr. Streſe=
mann
zuletzt doch vom Reichstag das Vertrauensvotum be=
kommt
, und damit alle Verſuche ſcheitern, die eine neue Kriſis
erzwingen wollen.
Bevorſiehende Einziehung der Papiermark.
Die Reichsregierung hat von ihrem Darlehen in Höhe von
300 Millionen Rentenmark bei der Rentenbank bereits 50 Mil=
lionen
abgerufen, um die Reichsbank in den Stand zu ſetzen, be=
reits
in der nächſten Woche mit der Einziehung der Papiermark
zu beginnen. Die Rentenmark wurde bisher nur an Behörden
abgegeben. Vorausſichtlich wird mit Beginn der nächſten Woche
die Ausgabe von Rentenmark an Private vor ſich gehen können.
Um die Rentenmark nach Möglichkeit vor einer Entwertung
zu ſchützen, will man ſie möglichſt von dem internatio=
nalen
Markt fernhalten. Der Außenhandel wird
alſo vorläufig weiterhin ausſchließlich mit Deviſen arbeiten müſ=
ſen
. Die Reichsbank will vollgedeckte Goldnoten her=
ausgeben
, die im internationalen Warenverkehr tauſchfähig ſind.

vur

Ein neues Werk Gobineaus.
(Die Prologe zur Renaiſſance).
K. Der franzöſiſche Gelehrte Graf Gobineau hat bei uns
viel größeren Kreis von Verehrern gefunden als in ſeinem
tlande, hat auf Richard Wagner und auf Nietzſche gewirkt
durch die Verdeutſchung ſeiner Werke zu einem wichtigen
ed unſeres Schrifttums geworden. Das iſt ja auch ver=
ch
, denn die berühmte Raſſentheorie des Grafen iſt au
nnahme von der Ueberlegenheit der germaniſechen Raſſen
aut. Als Dichter iſt Gobineau hauptſächlich durch die
vollen Dialoge ſeiner Renaiſſance berühmt geworden
Dat die Auffaſſung von dieſer gewaltigen Weltenwende mit
nt. Man hat ſogar im vorigen Winter dieſe großartigen
ſtlichen Szenen auf die Bühne gebracht. Gobineaus
iſſance erfährt nun eine überaus wichtige Ergänzung
die Veröffentlichung der Prologe, die er urſprünglich
Abteilung ſeines Werkes voranſtellen wollte, aber dann
)rucken ließ, um den rein dichteriſchen Charakter nicht zu
Unter dem Titel Die goldene Blume ſind dieſe
Eſſays nunmehr franzöſiſch erſchienen und erweiſen ſich
tes der wichtigſten Werke des Grafen, in dem ſeine Auf=
y
der Geſchichte, der Raſſenentwicklung und ſeine klaſſiſche
rſchaft des Stils großartig hervortritt. Die fünf Abhand=
ſind
nach den Abteilungen des Werkes Savanarola
Borgia, Julius II. Leo X. und Michelangelo
t; ſie behandeln aber nicht dieſe einzelnen Perſönlichkeiten,
n ſchildern den Geiſt des Zeitalters, den dieſe Männer
len. Der längſte und bedeutendſte dieſer Aufſätze iſt
narola, denn er bietet einen gedrängten Ueberblick über
inze Menſchheitsentwicklung bis zu dem Anbrechen der
enen Blume der Renaiſſance. Gobineau beginnt mit
Einfluß des Meeres auf die Entfaltung der kulturellen
behandelt das klaſſiſche Zeitalter der Griechen ſeit Homer,
ich, wie Aphrodite, aus der Salzflut erhob, und ſucht
geſetzmäßigen Ablauf der Epoche nachzuweiſen, die vom
* zur Ordnung aufſteigen und von der Ordnung ins Chaos
ſinken. Deshalb iſt der Tod jedes Dinges, ſagt er, an=
ein
Ende zu ſein, nichts anderes als der Anfang ſeiner
derung an einen neuen Zuſtand. Das iſt ein unabwend=
Gefetz. Es rührt von der Fortdauer der Geiſteskraft in
Welt her und von der ſchöpferiſchen Rolle, die dieſe Kraft

ſpielt. Deswegen enthält das, was neu erſcheint, etwas vor
dem, was war, und das Gegenwärtige umſchließt zugleich wich=
tige
Teile des Vergangenen und des Zukünftigen. Gobineau
verfolgt dann die Entwicklung der europäiſchen Kultur von
Griechenland bis Rom und von Rom ins Mittelalter und be=
handelt
die Blütezeit des 13. Jahrhunderts in der Gotik, die von
der Kirche hervorgebracht wurde, und den Gegenſatz der neuen
Epoche, die mit der Renaiſſance von Italien aus heraufgeführt
wurde. Als den Totengräber dieſer neuen Herrſchaft des
Heidentums ſchildert er den Dominikanermönch Savanarola, von
dem er das folgende Bild entwirft: Die Geſtalt dieſes Helden
denn es war ein Held war klein und zart; die Bruſt ein
wenig eingedrückt; die Haltung glich der eines Körpers, auf dem
eine zu ſchwere Seele laſtet. Aber das gelbliche, magere, läng=
liche
Geſicht leuchtete von dem Feuer zweier ſchwarzer und tieſ=
liegender
Augen, die unter dunklen Brauen funkelten. Die
feinen und bleichen Hände bewegten ſich nervös, aber nicht ohne
Adel, um die Wucht der durchdringenden Worte zu begleiten,
die von dieſen ſchmalen und bleichen Lippen kamen; die Stirn
weißer als das Geſicht, hoch, vorgewölbt, verkündete die Herr=
ſchaft
der Phantaſie und der Begeiſterung über den kalten Ver=
ſtand
." An dieſes glänzende Bildnis Savanarolas ſollte
ſich dann der erſte Akt des Dramas anſchließen, und die wei=
teren
Akte ſollten unterbrochen werden durch die anderen Eſſays,
die ſich mit den politiſchen und kulturellen Verhältniſſen vom
Anfang des 16. Jahrhunderts beſchäftigten. So behandelt z. B.
der Aufſatz über Michelangelo hauptſächlich die Politik Karls V.
und die ſtaniſche Herrſchaft in Italien. In dem Aufſatz über
Julius II. kommt die Vorliebe Gobineaus für dieſen Papſt zum
Ausdruck, während er Leo X. mit viel weniger Sympathie
behandelt.
C. K. Sonnenflecke und tropiſche Seen. Der engliſche meteo=
rologiſche
Dienſt beſchäftigt ſich nicht nur mit den Witterungs=
verhältniſſen
Großbritanniens, ſondern er hat ſeinen Forſchungs
bereich infolge der Größe des britiſchen Reiches über die ganze
Welt ausgedehnt. Sehr intereſſante Zuſammenhänge zwiſchen
den Sonnenflecken und dem Waſſerſtand der tropiſchen Seen
gehen uus einem Bericht hervor, der ſoeben von dieſem Inſtitut
erſtattet wird. Es handelt ſich dabei um die Veränderungen
des Waſſerſtandes der großen mittelafrikaniſchen Seen, die in
einem Zeitraum von mehr als einem Vierteljahrhundert durch=
geführt
ſind. Die Beobachtungen beim Victoria Nyanza= und

Albertſee ſind auch von Bedeutung für den Sudan und Aegyp=
ten
, da der Waſſerſtand des oberen Nils in hohem Maße von
dieſen Seen abhängt. Der Vickoria Nyanza iſt der zweitgrößte
See der Welt mit ſeiner Fläche von mehr als 40 000 Quadrat=
kilometer
, und er hängt unter allen Seen am meiſten vom Regen
ab, beſitzt bei ſtarken Niederſchlägen ein noch viel größeres Ueber=
ſchwemmungsgebiet
. Man hatte früher berechnet, daß ein Nieder=
ſchlag
von 1 Zoll über die normalen Niederſchläge hinaus die
Erhöhung der Oberfläche des Sees um 3,34 Zoll bewirken müſſe.
Es zeigt ſich aber nach den Regiſtrierungen, daß die Verände=
rung
des Spiegels nur 0,36 Zoll oder 11 Prozent beträgt. Die
übrigen 89 Prozent müſſen alſo auf Verdunſtung und Auf=
faugung
durch den Boden, des Sees berechnet werden. Die
Zahlen der Niederſchläge in Uganda und die der Veränderungen
des Waſſerſtandes im Victoriaſee ſind in Kurden für die Jahre
1896 bis 1922 aufgezeichnet. Die beiden Kurven ſtimmen we=
niger
miteinander überein, als wan erwarten durfte. So fiel
das Waſſer im See 1896 infolge geringerer Niederſchläge und
ſtieg 1901 infolge großer Regenfälle. Aber die größten Er=
höhungen
der Oberfläche des Sees 1906 und 1917 ſtehen mit dem
Regenfall in keinem Zuſanunenhang, und ebenſo iſt es beim
Albertſee. Es muß alſo eine andere Urſache auf den Waſſerſtand
der tropiſchen Seen einwirken, und dieſe hat man in den Sonnen=
flecken
erkannt, die ja überhaupt das tropiſche Klima beeinfluſſen,
Es iſt klar, daß in einer Periode ſtarker Sonnenfleckenbildung
eine geringere Menge von Sonnenwärme die Erde erreicht.
Tropiſche Temperaturen waren um einen Grad Fahrenheit höher
in Zeiten geringer Sonnenfleckenbildung als in ſolchen mit ſtar=
ken
Sonnenflecken. Solch ein Anſteigen der Temperatur ver=
urſacht
natürlich eine ſehr viel ſtärkere Verdunſtung, und des=
halb
iſt der Zuſammenhang zwiſchen hohem Waſſerſtand und
ſtarker Sonnenfleckenbildung ſehr erklärlich. Dies ſpricht ſich
auch in den Kurven deutlich aus, indem der hohe Waſſerſtand
von 1906 und 1907 mit einem Maximum der Sonnenflecke, nied=
riger
Waſſerſtand mit einem Minimum zuſamnenfällt. Die
Waſſermengen, die bei geſteigerter Verdunſtung von den Seen
an die Luft abgegeben werden, müſſen ſehr groß ſein. Der
Unterſchied zwiſchen hohem und niedrigem Waſſerſtand beträgt
bei dem Victoriaſee 20 Zoll und bei dem kleineren Albertſee
160 Zoll. Tieſe Waſſermengen in der Luft müſſen natürlich die
klimatiſchen Verhältniſſe ſtark beeinfluſſen, und die Beobachtun=
gen
eröffnen daher neue Ausblicke für die Einwirkung
Sonnenflecken auf die Witterung und damit auch auf die Ernie

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Saustag, deit 17. Rovember 1923,

Mummer 31

Heſſiſcher Landtag.
8. Sitzung.
St. Darmſtadt, 16. Nov.
Am Negierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Wirtſchafts
miniſter Raab und Regierungskommiſſare.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9½/ Uhr.
Eine kleine Anfrage des Abg. Brauer (Bbd.), betr. Zuſchüfſe
zur Landwirtſchaftskammer, wird regierungsſeitig dahin
erwidert, daß für beſchleunigte Auszahlung geſorgt werde. Eine
klcine Anfrage des Abg. Ebner (Komm.), betr. Erwerbsloſen=
unterſtützung
, wird regierungsſeitig dahin erwidert, daß über
eine Einſtellung im unbeſetzten Gebiet nichts bekannt ſei, daß über die
Behandlung des beſetzten Gebietes noch Verhandlungen ſchweben.
Der Antrag des Abg. Stork (Soz.) über verſpätete Aus=
zahlung
der Penſionen und der Antrag des Abg. Herbert (Ztr.
über die Auszahlung der Bezüge an verheiratete Staatsdienſtanwärter
werden für erledigt erklärt, nachdem die Abgg. Oſann (Dtſch. Vp.
und Werner (Dtſchntl.) ſich für die Belange der Betroffenen ein=
geſetzt
haben.
Eine Regierungsvorlage über Abänderung des Land=
wirtſchaftskammergeſetzes
wird in zwei Leſungen ohne
Debatte einſtimmig angenommen.
Es folgt dann die Abſtimmung über das Forſtgeſetz. Die
Artikel 118 werden in der Faſſung des Ausſchuſſes angendmmen.
Zu Artikel 18a liegt ein Antrag der Deutſchen Volkspartei vor, der die
für den Privatwald 2. Klaſſe vorgeſehenen Einſchränkungen des Vor=
aufsrechts
auch auf den Wald 1. Klaſſe, alſo auf alle Waldbeſitze aus=
dehnen
will. Der Antrag wird mit knapper Mehrheit
angenommen. Damit iſt eine ganz neue Situation geſchaffen.
(Abg. Kaul ruft: Das ganze Geſetz iſt jetzt illuſoriſch!) Es liegen noch
weitere neue Anträge hierzu vor, über deren Behandlung eine längere
Geſchäftsordnungsdebatte entſteht. Es wird beantragt, die Vorlage an
den Ausſchuß zurückzuverweiſen. Abg. Dr. Oſann ſtellt feſt, daß der
Antrag bereits geſtern im Hauſe verhandelt wurde und daß die drei
Parteien, die für den Antrag geſtimmt haben, genau wiſſen, was ſie
getan haben. Nach weiterer Debatte wird der Zurückverwei=
ungsantrag
angenommen. (Rufe links: Schützer der
Standesherrn, Bravo!)
Es folgt Abſtimmung über den Antrag Dr. Werner betr, das
Schächten von Schlachtvieh. Die drei Anträge werden gemäß
dem Ausſchußantrag abgelehnt. Ueber den Antrag, nur das rituelle
Schächten in Heſſen zuzulaſſen, wird namentlich abgeſtimmt. Der Antrag
wird mit 40 gegen 13 Stimmen abgelehnt.
Eine Vorlage, die ermöglicht, ſchwachen Gemeinden Zuſchüſſe und
Beihilfen zur Kleinrentnerfürſorge zu bewilligen, wird an=
genommen
mit der Maßgabe, daß die beantragten 20 Billionen über=
ſchritten
werden können. Abg. Delp (Soz.) fragt, ob nicht ſein
Antrag, die 20 Prozent der Fürſorge, zu denen die Städte verpflichtet
ſind, auf den Staat zu übernehmen, mit dieſer Vorlage zu verbinden ſei.
Eine Vorlage, die die Rationierung des Brennholzes
betrifft, wird angenommen. Ueber einen hierzu vorliegenden Antrag
Widmann, der den Zwiſchenhandel reſtlos ausſchalten will, entſteht eine
längere Debatte. Es ſoll damit eine völlige Rationierung des geſamten
Brennholzes erreicht werden, was von mehreren Rednern der Rechten
als praktiſch undurchführbar und nur aus agitatoriſchen Gründen einge=
bracht
, bezeichnet wird. Es wird ſchließlich namentlich abgeſtimmt. Der
Antrag Widmann wird abgelehnt mit 35 gegen 23 Stimmen. Da=
mit
iſt der Ausſchußantrag angenommen.
Die Sitzung wird hierauf auf Nachmittag halb 3 Uhr vertagt.
Die Nachmittagsſitzung
wird um 4 Uhr durch Präſident Adelung eröffnet. Nach Erledigung
einer kleinen Anfrage des Abg. Kindt, die ebenſo wie die Regierungs=
antwort
auf der Tribüne nicht verſtanden wird, wird in der Abſtimmung
über das Forſtgeſetz fortgefahren. Das Geſetz wird in er=
ſter
Leſung in der Faſſung des Ausſchuſſes ange=
nommen
.
Nach perſönlichen Bemerkungen des Abg. Dr. v. Helmylt und
Landesforſtmeiſter Dr. Weber folgt die zweite Leſung. Der Ausſchuß
beantragt, den Artikel 18a in der Faſſung der Regeirungsvyrlage wieder
herzuſtellen mit der Aenderung, die durch den Antrag der Deutſchen
Volksvartei beſchloſſen. Das Haus beſchließt demgemäß und ſtimmt dem
Forſtgeſetz in zweiter Leſung zu.
Nach Verabſchiedung einiger kleiner Vorlagen tritt eine Pauſe ein,
Um 6 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet.

Abg. Nuß (Ztr.) erſtattet den Bericht über das
Ermächtigungsgeſetz.
Das Geſetz, das den offiziellen Titel trägt. Geſetz über die
Beſtellung eines Sonderausſchuſſes des Land=
tags
hat folgenden Wortlaut:

Artikel 1.

Für die Beſchlußfaſſung über:

1. Steuern und ſonſtige Auflagen,

2. Ausgaben des Staates,
3. Anleihen des Staates,
4. unter Mitwirkung des Landtags zu treffende Maßnahmen,
welche die Regierung auf dem Gebiete der Volksernährung
oder der Erverbsloſenfürſorge oder zur Vereinfachung oder
Verbilligung der öffentlichen Verwaltungen, insbeſondere
zum Vollzuge der Verordnung zur Herabminderung der
Perſonalausgaben des Reiches (Perſonal=Abbau= Verord=
nung
) vom 27. Oktober 1923 (Reichsgeſetzblatt I, S. 999 ff.)

für erforderlich erachtet,
genügt die Beſchlußfaſſung eines Sonderausſchuſſes von
18 Mitgliedern, den der Landtag wählt.
Die Beſchlußfaſſung des Sonderausſchuſſes genügt in den
Fällen des Abſatzes 1 auch dann, wenn bei ihr von verfaſſungs=
rechtlichen
Vorſchriften abgewichen werden ſoll.
Die Vorſchriften des Artikels 23 der Verfaſſung bleiben un=
berührt
.

Artikel 2.
Eine Beſchlußfaſſung nach Artikel 1, Ziffer 1, iſt auszu=
ſetzen
und der Landtag iſt innerhalb dreier Tage zur Beſchluß=
faſſung
zu berufen, wenn es von einem Drittel der Mitglieder
des Sonderausſchuſſes verlangt wird.
Artikel 3.
Jede im Sonderausſchuß vertretene Mitglieder=Vereinigung
kann ihre Stimme nur einheitlich abgeben, ſie hat ſoviel Stim=
men
, als die Mitglieder=Vereinigung Stimmen zählt. Die be=
fonderen
Vorſchriften des Artikels 2 bleiben hierdurch unberührt.
Die in den Artikeln 30 und 31 der Verfaſſung enthaltenen
Erforderniſſe für das Zuſtandekommen eines gültigen Beſchluſ=
ſes
gelten auch für die Beſchlußfaſſung im Sonderausſchuſſe. Im
übrigen kann dieſer Ausſchuß ſeine Geſchäftsordnung ſelbſtändig
prdnen.
Artikel 4.

Dieſes Geſetz tritt mit dem Tage der Ausgabe des Regie=
rungsblattes
in Kraft, in dem es veröffentlicht wird. Es tritt
mit dem Ablaufe des Monats März 1924 außer Kraft.

Abg. Ebner (K.P.D.): Seit Tagen iſt hier hinter verſchloſſenen
Türen gearbeitet worden, und was bei dieſem Kuhhandel herausgekom=
men
iſt, iſt ſicher in erſter Linie die Aufgabe der Erwerbsloſenfürſorge.
Wir haben kein Intereſſe an dieſen Verhandlungen mehr, wir werden
gegen das Geſetz ſtimmen und lehnen es ab, dieſem Ausſchuß beizu=
treten
.
Abg, Kaul (Soz.) tritt dem entgegen, es ſei von der Erwerbs=
loſenfürſorge
überhaupt keine Rede geweſen, weil dieſe Sache des Rei=
ches
iſt. Der Sonderausſchuß iſt gebildet worden, um ohne den großen
koſtſpieligen parlamentariſchen Apparat aktionsfähig ſein zu können,
Abg. Ebner: Gewiß iſt dieſes Parlament koſtſpielig; es hätte
nach unſerer Meinung längſt zum Teufel gejagt werden können, ( Un=
ruhe
, Heiterkeit.)
Das Geſetz wird in beiden Leſungen gegen die 2 K.P.D.=Stimmen
angenommen.

In den

Sonderausſchuß

werden gewählt die Abgeordneten Kaul Widmann Lutz, Lux,
Bornemann, Anthes (Soz.), Brauer, Glaſer. Dr. v.
Helmoldt, Dr. Werner (Bbd. u. Dtſchntl.), Uebel, Hoff
mann=Darmſtadt, Knoll (Ztr.), Dingeldey Dr. Oſann,
Köhler (Dtſch. Vp.), Dr. Büchner, Reiber (Dem.)
Die Erſatzleute wählen die Fraktionen.

Präſident Adelung:
Meine Damen und Herren, unſere Tagesordnung iſt erle=
digt
, und damit ſtehen wir am Ende der Tagungsperiode.
Unſere Arbeit ſtand im Zeichen ſchwerſter Sorge um
die Entwicklung Heſſens und Deutſchlands, und wir gehen aus=
einander
mit dem niederdrückenden Gefühl, daß die Zukunft un=
ſeres
engeren Heimatlandes von ungeheuren Gefahren bedroht
bleibt. Aus dieſer Erkenntnis heraus hat der Landtag ſoeben
ein Ermächtigungsgeſetz beſchloſſen, das es der Negie=
rung
ermöglicht, ſchnelle Entſcheidungen zu treffen, die die Not
der Stunde erfordern kann. Ich darf aber als einmütigen
Willen dieſes Hauſes, der berufenen Vertreterſchaft des ge=
ſamten
heſſiſchen Volkes verſichern, daß wir uns nicht nieder=
beugen
laſſen wollen. Wir wollen allen Gefahren zu begegnen
ſuchen, dem Vernichtungswillen unſerer Gegner einen
ſtarken Lebenswillen und unſer gutes Necht entgegen=
ſetzen
. Wir wollen ringen um unſer ſtaatliches Sein, das not=
wendig
iſt für den Beſtand eines einigen Deutſchland.
Wir weiſen deshalb mit aller Energie jeden Gedanken zurück, der
uns irennen könnte von unſeren Landsleuten im beſetz=
ten
Gebiet. (Beifall.) Wir erklären einmütig und
feierlich, daß wir nicht aufhören, werden, nach
Kräften ihre Leiden zu lindern (Beifall) und be=
reit
ſind, alle Opfer zu bringen, die Leben und
Kraft uns geſtatten. (Lebhafter Beifall.) Wirwollen
Treue mit Treue vergelten. (Lebhafter Beifall.)
Die Sitzung iſt geſchloſſen.
Schluß der Sitzung: 6.26 Uhr.

Neue Poſigebühren.

Verdoppelung ab 20. November.
Fernpoſtkarte 10 Milliarden. Fernbrief 20 Milliarden
Berlin, 16. Nov. Unter dem Zwange der außerordent=
lichen
Geldentwertung hat die Poſtverwaltung die ſeit
dem 12. November geltenden Poſtgebühren vom 20. No=
vember
an verdoppeln müſſen. Die Erhöhung erſtreckt
ſich auf ſämtliche Hauptgebühren im Inlands= und Auslands=
verkehr
, ſowie auf die Nebengebühren (Einſchreibung, Vorzeigen
von Aufträgen und Nachnahmen, Eilzuſtellung uſw.). Der ein=
fache
Fernbrief koſtet ſonach ab 20. November 20 Milliarden, die
Fernpoſtkarte 10 Milliarden, die Druckſache his 25 Gramm 4 Mil=
liarden
, die Einſchreibung 20 Milliarden Mark., Ausgeſchloſſen
von der Verdoppelung bleiben die Zeitungsgebühr, die Gebühr
für Blindenſchriftſendungen, die Verſicherungsgebühr, die Ge=
bühr
für Einzahlungen und Auszahlungen im Poſtſcheckverkehr
und die Poſtanweiſungsgebühren.

Umſiellung des Poſiſcheckverkehrs auf Rentenmark.
Berlin, 16. Nov. Der Reichspoſtminiſter hat dem Reichs=
kabinett
den Entwurf zu einer Verordnung über die Umſtel=
lung
des Poſtſcheckverkehrs auf Rentenmark zu=
gehen
laſſen. Zweifellos liegt es eim dringenden Bedürfnis der
Wirtſchaft, ſo ſchnell als möglich einen wertbeſtändigen Ueber=
weiſungsverkehr
einzuführen. Da es wegen der Betriebs= und
Raumverhältniſſe der Poſtſcheckämter nicht möglich iſt, neben den
in Papiermark geführten Konten wertbeſtändige Konten in größe=
rem
Umfange zuzulaſſen, ſo ſieht der Verordnungsentwurf vor,
den geſamten Poſtſcheckverkehr in den erſten Tagen des Dezember
auf Rentenmark umzuſtellen. Vom 6. Dezember ab wer=
den
Poſtſcheckkunden vorausſichtlich über ihre Gut=
haben
in Rentenmark verfügen können. Den Poſt=
ſcheckkunden
geht nähere Nachricht von den Poſtſcheckämtern zu.
Ueberweiſungen und Schecks wären dann auf Rentenmark auszu=
ſtellen
. Zahlkarten hätten bereits vom 3. Dezember ab auf Ren=
tenmark
zu lauten. Bei der Einzahlung werden neben der Ren=
tenmark
bis auf weiteres auch Anleiheſtücke und Zwiſchenſcheine
bis 21 Mk. (Dollar) der wertbeſtändigen Anleihe des Deutſchen
Reiches in Zahlung genommen werden. Ferner wird die Poſt=
verwaltung
vom 1. Dezember ab neben den auf Papiermark lau=
tenden
Poſtanweiſungen im Inlandsverkehr auch Poſtan=
weiſungen
auf Rentenmark einzuführen.
Engliſche Erklärung über Militärkontrolle und

Kronprinzenheimkehr.

* London, 16. Nov. (Priv.=Tel.) Amtlich wird gemeldet:
Die Botſchafterkonferenz tritt morgen in Paris zu einer neuen
Sitzung zuſammen, um ihre Diskuſſion über die Rückkehr des
Kronprinzen nach Deutſchland und über die Weigerung Deutſch=
lands
, die Sicherheit der interalliierten Kontrollkommiſſion bei
ihrer Inſpektionsarbeit zu gewährleiſten, wieder aufzunehmen.
Seit dem Beginn der Ruhrbeſetzung durch Frankreich und Bei=
gien
ſind die Arbeiten der Kommiſſionen ſoweit als möglich für
alle Verbündeten nur von engliſchen und italieniſchen Offizieren
ausgeführt worden. Frankreich hat ſeine Verbündeten erſucht,
wegen der Weigerung der deutſchen Regierung, die Sicherheit der
alliierten Offiziere nach der vollen Wiederaufnahme der Kontroll=
tätigkeit
zu garantieren, neue Strafmaßnahmen zu verfügen.
Während die engliſche Regierung durchaus anerkennt, daß die
deutſche Zentralregierung nicht überall Herr im ganzen Reiche iſt
und die Notwendigkeit zugibt, dieſe Tatſache, mit in Rechnung
zu ſtellen, ſo iſt doch kein Grund vorhanden, zu denken, die eng=
liſche
Anſicht über die lebenswichtige Bedeutung der Militärkon=
trolle
in Deutſchland habe ſich irgendwie geändert. Obwohl die
engliſche Regierung anerkennt, daß Deutſchland durch verſchie=
dene
Urſachen heute in einen beklagenswerten inneren Zuſtand
getrieben worden iſt, hält ſie trotzdem irgendeine Form der Mili=
tärkontrolle
ſelbſt im gegenwärtigen Augenblick für durchaus an=
gebracht
, und die volle Kontrolltätigkeit muß nach engliſcher An=
ſicht
ſobald als möglich wieder aufgenommen werden. Der Ver=
dacht
, daß die deutſchen Militariſten ihre Aktivität verdichten,
wächſt immer mehr. Auch die Nachrichten, nach denen die eng=
liſche
Regierung mit Bezug auf die Rückkehr des deutſchen Kron=
prinzen
nicht dieſelbe Politik einſchlagen will wie die franzöſiſche,
berechtigen nicht zu der Auffaſſung, als habe ſich an der Anſicht
der engliſchen Regierung etwas geändert, wonach die Rückkehr
des Kronprinzen nach Deutſchland als äußerſt unzeitgemäß be=
trachtet
und Deutſchland die Verantwortung für alle daraus ent=
ſtehenden
Folgen übertragen werden muß.

Eine Dollaranleihe für Deutſchland.
London, 16. Nov. (Wolff.) Der Waſhingtoner Bericht=
erſtatter
der Times erfährt aus nicht offizieller aber beſter Quelle,
daß die Regierung des Präſidenten Coolidge eine Anleihe
von 150 Millionen Dollar an Deutſchland zum An=
kauf
von Lebensmitteln in den Vereinigten
Staaten erwäge. Der Plan habe in ſeinen weiten Umriſſen
bereits die Zuſtimmung des Handelsſekretärs Hoover er=
halten
und werde auch vom Präſidenten und anderen Mitgliedern
des Kabinetts als günſtig angeſehen. Er würde einen Appell an
den Kongreß, die Anleihe zu gewähren, notwendig machen. Die
Ueberwachung der Verwendung des Geldes werde Hoover anver=
traut
. Anſcheinend ſei nicht beabſichtigt, eine Hilfsorganiſation
in Deutſchland zu ſchaffen. Die Verteilung der ſo gelieferten
Nahrungsmittel würde der deutſchen Regierung überlaſſen wer=
den
. Man erwarte, daß es nicht mehr ſchwierig ſein werde, die
Zuſtimmung des Kongre ſſes zu dem Plan zu erhal=
ten
. Es brauche nicht erſt geſagt zu werden, daß alle Senatoren
und Vertreter der Landwirtſchaft für dieſen Gedanken ſtimmen
würden, der ihren Wählern unmittelbar zugute komme.

Die Rentenmark.

Der Reichsfinanzminiſter hat die Rentenbank ermächtie
vorgeſtrigen 15. November mit der Herausgabe der Rente
zu beginnen. Das iſt ein Schritt, um aus der Währung
herauszukommen, aber noch nicht entfernt die Ueberwindun
Kriſe ſelbſt. Es iſt überhaupt ein Irrtum, anzunehmen
wertbeſtändiges Geld allein durch Geſetze und Verordnung
ſchaffen werden könne. Wir haben zwar vom 15. Noveml
die Rentenmark, aber wir wiſſen noch nicht, ob ſie im Verh=
zum
Dollarkurs ihren Wert behalten wird, weil dieſer W
hängig iſt von wirtſchaftlichen, ſozialen und politiſchen V.
ſetzungen, die für ſich und ſich gegenſeitig ſchneidend, in
Ablauf ſich noch gar nicht überſehen laſſen. Die Verordnung
die Rentenmark beſtimmt, daß mit ihrer Herausgabe das
verpflichtet iſt, die Schatzwechſelwirtſchaft einzuſtellen. Das
deckt alſo nicht mehr wie bisher ſeinen Finanzbedarf de
daß es Schatzwechſel begibt, ſondern es muß ſich mit dem v
Rentenbank gewährten Kredit einrichten. Damit iſt aue
Notendruck beendet, das heißt: der Papiergeldumlauf kan=
nicht
mehr ungemeſſen und unüberſehbar gefteigert werden
mit iſt eine Ouelle der Entwertung der Papiermark ver
Sobald feſtſteht, wie hoch der Notenumllauf überhaupt iſt,
möglich, das Einlöſungs= oder Umrechnungsverhältnis zu
men. Es iſt nun ſchon aus techniſchen Gründen wahrſche
daß der Notendruck ſelbſt noch einige Tage fortgeſetzt n
muß, da der Zahlungsmittelbedarf um ſo größer iſt, als a
anderen Seite die Kaufkraft der Papiermark immer mehr
Die Reichsbank hat am 15. November den Dollarkurs einſt
auf 2,5 Billionen Papiermark feſtgeſetzt. Indeſſen ſteht er
noch unter dem Auslandskurs der Papiermark, der über
London am 15. November rund 5 Billionen Papiermark
Dollar betrug. Es iſt aber eine Frage auf Leben und 2
die deutſche Wirtſchaft, daß Inlands= und Auslandskur
ziemlich anpaſſen. Die deutſche Wirtſchaft wird für die
gangszeit mehr als je auf den Inlandsmarkt angewieſer
Es iſt beiſpielsweiſe unmöglich, den Baumarkt noch länger
liegen zu laſſen. Da unſere Wirtſchaft auf den Bezug au
diſcher Rohſtoffe und Nahrungsmittel angewieſen iſt, k
im Inland auch nicht einmal vorübergehend unter Aus
preifen verkaufen. Sie wäre ſonſt mit ihrem Daſein
zu Ende.
Die Rentenmark wird ſich nur langſa, durchſetzen, d.
nach und nach die Papiermark erſetzen können. Dieſe bleibt
weilen als Scheidemünze beibehalten, ſo daß ſie nicht nur
feſten Umrechnungskurs erhält, ſondern auch über einen ge
Betrag nicht angenommen zu werden braucht. So war es
unter der Herrſchaft der Goldwährung mit den Silberm
der Fall, für die eine Annahmeverpflichtung über 20 Mar
aus nicht beſtand. Gelingt es indeſſen, den Papiermarkkurs
lich feſtzuhalten, ſo wird ſie ſich im Verkehr auch beha=
Ueberdies iſt ja ihr beſchleunigter Einzug vorgeſehen, we
indeſſen nach Wochen oder Monaten nicht vorausbeſtimmen
Einigermaßen verwickelt iſt nun, auf Grund welcher Währ
reform der Auslandskurs feſtgeſetzt werden ſoll. Das häng=
allein
von Deutſchland ab. Soweit an den Auslandsbörſe
Papiermarkkurs nicht durchgeſtrichen iſt, geſchah die Umred
immer auf Grund eines Vielfachen von Papiermark. L
und Amſterdam rechnen mit Billionen, ſo daß ſich beiſpiels
am 14. November ein Kurs von 14 Billionen für 1 Pfund
ling ergeben hat. Das Ausland wird zunächſt den Kur
Rentenmark beobachten, den in der Hauptſache die deutſche
ſchaft allein zu beſtimmen hat. Die Rentenmark iſt ein W
das nur gelingen kann, wenn ſich jeder dafür verantw
fühlt. Das geht ſchon aus dem Deckungsverhältnis hervor
auf die Wirtſchaftsgruppen umgelegt iſt. Zunächſt iſt das
Nutznießer der Rentenbank. Es darf deshalb auch nur vu
tig und unter Aufwendung äußerſter Sparſamkeit mit der
tenmark umgehen. Sodann muß die Bürgſchaft an in
Feſtigkeit gewinnen, was bedeutet, daß der Ertrag der Wir
durch Anſpannung aller Energien geſteigert werden muß
dieſer Hinſicht iſt nicht nur viel, ſondern alles zu leiſten.
Achtſtundentag iſt gegenüber der Gefahr, daß dieſer Währ
verſuch mißlingt, von verhältnismäßig untergeordneter 9
tung. Das heißt alſo, alle Schranken müſſen fallen, die
die Steigerung der Erzeugung verhindert haben. Wenn die
liſtiſche Preſſe es heute ſchon ſo darſtellt, als ob allein R
regierung und Reichsfinanzminiſter für das Gelingen die
antwortung trügen, ſo iſt das durchaus unrichtig. Der R
finanzminiſter kann nichts weiter tun, als dafür zu ſorgen
mit der ſogenannten Weimarer Finanzpolitik Schluß ge ſu
wird. Im übrigen kann er nur ſeinen Einfluß auf den
ſchaftsminiſter ausüben, daß dieſer der Wirtſchaft die Fr
zurückgibt, die ſie braucht, um die Rentenmark für die Zei
Uebergangs im Kurs zu halten. Es handelt ſich um einen 1
gang, der ſehr wahrſcheinlich ein Umweg iſt, der aber unbe
zur Goldwährung führen muß. Dieſe iſt nur erreichbar, wen
Wirtſchaft während der Uebergangszeit ihre volle Er
gungskraft zurückgewonnen hat.
Dr. Jarres gegen alle Loslöſungsbeſtrebung

Berlin, 16. Nov. Auf dem Wege über den ſozialden
tiſchen Parlamentsdienſt wird in der Preſſe verbreitet, da
neue Reichsminiſter des Innern gelegentlich
Vorſtellung vor der Beamtenſchaft ſeines Miniſteriums mit
vorübergehenden Verluſte des Ruhrgebiet
ſtielt habe. Hieran anknüpfend wird behauptet, daß der
Miniſter auf eine offene oder verſteckte Loslöſung des 7
landes von Deutſchland hinarbeite. Die Darſtellung kann
durch eine bewußte Entſtellung der Ausführ
gen des Miniſters vor der Beamtenſchaft en
den ſein; der Miniſter lehnt dieſe tendenziöſe Darſtellung
ſchieden ab. Er iſt ſich bewußt, in ſeiner ganzen bishe
politiſchen Tätigkeit einer der überzeugteſten und erklär
Widerſacher gegen alle Beſtrebungen geweſe
ſein, die auf die Löſung des Rheinlands
Preußen und vom Reich abzielen. Auf dieſem S
punkt ſteht er ſelbſtverſtändlich auch heute noch. In ſeiner
ſprache an die Beamtenſchaft des Miniſteriums, und in
Antwort auf die Begrüßung des Staatsſekretärs, der aue
Eigenſchaft des neuen Miniſters als Verdrängter des beſ
Gebietes erwähnte, wies er auf die ſchwere Schickſalsſtunde
durch die gerade jetzt das beſetzte Gebiet hindurchgehen müſ
hat debei in nicht mißzuverſtehender, warmer Weiſe hervor
ben, kaß, wie auch das Schickſal des beſetzten Gebietes ſie
ſtalten möge, ſein feſter Glaube beſtehen bleibe, daß auch
Lockerung des Verhältniſſes der beſetzten
biete zum großen Vaterlande nur vorül
gehender Natur ſein könne, und daß die Bande
ſchen dem beſetzten und dem unbeſetzten Ge
feſt bleiben und lichtere Zeiten herbeiführen würden.

Das teuere Brot.
Erregte Szenen in Berlin.
Die Heraufſetzung des Preiſes für Brot auf 420b
480 Milliarden Mark führte in und vor Berli
Bäckerläden vormittags zu erregten Szenen. Vie
drohte die Menge, die Läden zu ſtürmen.
Ueberfallkommando Neukölln wurde allein nach 30 verſchied
Bäckereien gerufen. In Charlottenburg kam es außerden
Plünderungen von Konfektions= und Sch
geſchäften. Der ſofort alarmierten Polizei gelang es
Menge zu zerſtreuen. Mehrere Plünderer wurden verhaftet.
Schöneberg verſuchte eine Menge Arbeitsloſer, in das Rat9
einzudringen. Die Schutzpolizei trieb die Demonſtranten
einander.

[ ][  ][ ]

Nummer 318.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. Nobember 1923.

Seite 5.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. November.
Kartoffelverſorgung. In Anbetracht der kataſtrophalen
ntwertung der Mark ſieht ſich die Stadtverwaltung veranlaßt,
ne Aenderung in den Bedingungen über die Abgabe von Kar=
ffeln
mit ſofortiger Wirkung eintreten zu laſſen. Die Ausgabe
r Gutſcheine durch die Stadtkaſſe kann nunmehr bis auf wei=
res
gegen Schuldanerkennung ohne Leiſtung einer An=
ahlung
erfolgen. Freiwillige Zahlungen werden jedoch ent=
gengenommen
. In den Rückzahlungsbedingungen tritt eine
enderung nicht ein.
Die Höchſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung betragen in
r Woche vom 12. bis 17. November 1923 wochentäglich in den
rten der Ortsklaſſen

A
B G. Du. B
in Milliarden Mark

iſſen.

150 140 130 120.

Für männliche Perſonen:
a) über 21 Jahre .. 420 390 360 330
b) unter 21 Jahren . . 250 20 210 190
Für weibliche Perſonen:
a) über 21 Jahre 340 320 300 280
b) unter 21 Jahren . . . . 200 190 180 170
Als Familienzuſchläge für:
a) den Ehegatten.
b) die Kinder und ſonſtige unter=
ſtützungsberechtigte
Angehörige 130 120 110 100
ie Familienzuſchläge dürfen insgeſamt die Hauptunterſtützung
cht überſteigen. Im beſetzten Gebiet darf zu ſämtlichen obi=
n
Sätzen ein Zuſchlag von 12 Prozent gewährt werden.
Landestheater. Die Nachzahlungen für die zweite Hälfte
zweiten Spielabſchnitts werden zu den bekannt gegebenen
reiſen nur noch heute Samstag von 9½ bis 12½ Uhr vormit=
gs
und Montag von 9½ bis 12½ Uhr vormittags und von
bis 5½ Uhr nachmittags erhoben. Für verſpätete Zahlungen
itt am Dienstag, den 20. November, ein anderer Index in
raft. Die Erhebung erfolgt dieſesmal für alle Platzarten der
ollmieten 4. und D an der Tageskaſſe des Großen Hauſes, für
le Platzarten der Vollmieten B und L. und der Schaufpiel=
ieten
a bis k an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes, für alle
latzarten der Vollmieten ( und E. an der Hauptkaſſe, wodurch
ne raſche Abwicklung gewährleiſtet iſt.
Vogelsberger Höhenklub Darmſtadt. Wiederum hatte der V.H. C.
ine Mitglieder zu einer Herbſtwanderung für den 11. November 1923
ich Nieder=Beerbach-Frankenſtein und Eberſtadt eingeladen. Eine
ittliche Zahl Teilnehmer verſammelte ſich um 8 Uhr vormittags am
otaniſchen Garten, um die in bunter Herbſtfärbung ſtehenden Wal=
A ungen in friſcher, fröhlicher Stimmung zu begehen. Nach kurzer Naſt
An Fuße des Bordenberges wurde der Weitermarſch über den Kohl=
ra
angetreten, um im Darmſtädter Hof in Nieder=Beerbach das Früh=
ick
ſich munden zu laſſen. Nach zweiſtündigem Aufenthalt wurde der
zeitermarſch über den Frankenſtein, auf dem Odenwälder Weg, ange=
eten
. Nach kurzer Beſichtigung der alten Burgruine gelangte man
If dem Eberſtädter Fußweg nach Eberſtadt. Hier wurde im Gaſthaus
Zur Eiſenbahn Einkehr gehalten. Der zweite Vorſitzende, Herr
echnungsrat Bruchhäuſer, gedachte in einer Anſprache des leider ſo
ötzlich verſchiedenen V. H.C.=Mitgliedes Herrn Hild. Der Verſtorbene
ar ein lieber V.H.C.=Bruder, der mit ganzer Seele ſich der Sache
idmete. Ihm zu Ehren erhob ſich die Verſammlung von ihren
itzen. Alsdann wurden Mitteilungen gemacht, wie das diesſährige
ſeihnachtsfeſt geplant ſei. Als geeigneter Tag hierfür wurde der
amstag zwiſchen den Jahren beſtimmt und empfohlen, jetzt ſchon
nen namhaften Betrag zur Beſchaffung von Brennſtoffen und ſonſti=
n
Gegenſtänden zu ſtiſten, welcher dann wertbeſtändig in Anrech=
ing
kommen ſolle. Bei fröhlicher Stimmung blieb man einige Zeit
iſammen, um dann die Teilnehmer den Rückweg beliebig wählen zu
Der Bund der Kinderreichen zum Schutze der Familie hielt am
. Oktober ſeine diesjährige Generalverſammlung ab. Nach
em vom Vorſitzenden Herrn Reul erſtatteten Jahresbericht betrug die
Litgliederzahl 294. Aufnahmen waren 73, Austritte 39 zu verzeichnen.
urch eine Reihe von Eingaben und Vorſtellungen bei Behörden und
rivaten war es dem Vereine möglich, ſeinen Mitgliedern manchen
ateriellen Vorteil zu bieten. Verſammlungen fanden 10 ſtatt, dabei
ben mit Vorträgen, darunter drei mit Lichtbildern. Außerdem eine
rößere Weihnachtsfeier. Leider hatte der Verein auch ſehr unter der
ngunſt der Verhältniſſe zu leiden, beſonders durch die rapide Geld=
twertung
. Dieſe kam beſonders zum Ausdruck beim Kaſſenbericht.
elchen der zweite Vorſitzende Herr Dietz nun gab. War es dem Bund
och faſt unmöglich, trotz Spenden und Beiträgen, ſein Vermögen auf
ner Höhe zu halten, die es ermöglichte, die Mitglieder fortdauernd
it verbilligter Ware zu verſorgen. Vor Eintritt in die Neuwahl des
orſtandes ſprach der Vorſitzende dem ſeitherigen Vorſtande, in erſter
nie Herrn W. Dietz, dem zweiten Vorſitzenden, den Dank des Bundes
is für die unermüdliche und ſelbſtloſe Arbeit und alle großen Opfer
7 Zeit und Geld, die er in erſter Linie dem Bunde gebracht, Ferner
inkte er allen, welche die gute Sache des Bundes durch Wort und Tat
nterſtitzt, ſo beſonders dem Darmſtädter Tagblatt und dem Täglichen
nzeiger, den hieſigen Frauenvereinen, ſowie verſchiedenen Behörden,
irmen und Privatperſonen. Aus der Neuwahl ging faſt einſtimmig
r alte Vorſtand hervor, ergänzt durch mehrere Herren, die neu ge=
ählt
wurden. Ein Antrag des Vorſtandes, infolge der fortſchreitenden
eldentwertung die Feſtſetzung der Höhe der Beiträge dem Vorſtande
überlaſſen, fand einſtimmige Annahme. Bei der Diskuſſion wurde
ſehr bedauert, daß noch manche Kreiſe die Vorteile und Errungen=
haften
des Ortsbundes, ſowie des Reichsverbandes ſich gerne zu
utzen machen, aber für tätige Mitarbeit nicht zu haben ſind. Noch ein
ſarmer Appell ſeitens des zweiten Vorſitzenden an die Mitglieder,
icht zu ruhen, bis die Kinderreichen ſich den Platz und die Achtung
n öffentlichen Leben errungen, die ihnen gebührt, da ſie die größten
pfer bringen für Stadt und Vaterland, wurde die harmoniſch verlau=
ne
Verſammlung geſchloſſen und die nächſte Verſammlung auf allge=
einen
Wunſch auf Freitag, den 23. Nov., im Gemeindehausſaal, Kies=
raße
17, angeſetzt. Frau Lilly Pringsheim wird einen Vortrag halten.
Zeber, Saalbauſtraße 75, in ſtaunenswerter körperlicher und geiſtiger
riſche ihr 90. Lebensjahr vollendet. Der Sozialrentner, Herr
inen 8. Geburtstag.
Preuß.=ſüddeutſche Klafſenlotterie, 4. Klaſſe: 13., 14., 15. Tag. In
en letzten drei Ziehungstagen wurden die Endzahlen 01. 42, 54, 62. 89
And 90 gezogen. Mit welchen Gewinnen, iſt bei den zuſtändigen Ein=
ehmern
zu erfahren. Hiermit iſt die 22. Lotterie beendet. Die Gewin=
er
werden gebeten, ihre Gewinne bei den zuſtändigen Einnehmern zu
eheben, da Geſinnmitteilungen des teuren Portos wegen nicht erfolgen
innen. Die Ausgabe der Loſe zu der am 14. und 15. Dezember zur
usſpielung gelangenden einklaſſigen, wertbeſtändigen
taatslotterie hat bereits begonnen.
Beſtattungsweſen. Um bei vorkommenden Sterbefällen die ein=
etenden
Koſten möglichſt zu beſchränken, haben das hieſige Schreiner=
ige
einfache Särge bereit zu halten, welche zu 22., bezw. 32. Gold=
rark
abgegeben werden. Mäheres ſiehe Anzeige.)
u. Ausloſung der Geſchworenen. Für die am Montag, 3. Dez.,
ormittags halb 10 Uhr. unter dem Vorſitz des Landgerichtsrats Dr.
zuchs beginnende ordentliche Tagung des hieſigen Schwurgerichts
uurde in öffentlicher Sitzung des Landgerichts die nachſtehende. Ge=
nantſchleifereibeſitzer
in Lauerbach, 2. Dr. Karlot Reuling, Schriftſteller
u Michelſtadt, 3. Julius Stoeckicht, Kaufmann in Offenbach a. M.,
Franz Friedrich Emil Kiehl, Werkmeiſter in Offenbach, 5. Georg
vorn, Müller in Werſau, 6. Adam Ludwig Kratz, Landwirt in Harres=
auſen
, 7. Ernſt Bunger, Schriftſetzer in Offenbach 8. Georg Sall=
zen
II., Schreinermeiſter in Langen, 9. Sophie Reitz, Ehefrau des
Vilhelm Reitz in Lampertheim, 10. Phil. Jakob Ebert, Schiffbauer
Un Neckarſteinach, 11. Eduard Hagemann, Betriebsleiter in Bickenbach,
2. Friedrich Daab. Beigeordneter in Niedernhauſen, 13. Aug. Eckert,
Laufmann in Neuſtadt i. Odw., 14. Adam Schumm III. Dreher in
könig i. Odw. 15 Margar. Keller Wwe., Induſtrielehrerin in Eber=
tadt
, 16. Walter Göbel, Fabrikant in Hirſchhorn, 17. Franz Ludwig
erug, Uhrmacher in Viernheim, 18. Valentin Amend II., Taglöhner
n Haſſenroth i. Odw.. 19. Wilhelm Krug, Ingenieur in Hainſtadt
Odw. 20. Nobert Bauer. Direktor (Brauerei) in Babenhauſen. 21.
Leter Ernſt Klein, Landwirt in Dudenhofen, 22. Johann Michael
Bäcker in Fränkiſch=Crumbach, 24. Auguſt Friebrich Diffberner, Vor=
trbeiter
in Offenbach, 25. Marie Weckbach, Oberaſſiſtentin in Offen=
dach
a. M. 26. Adam Konrad Färber, Buchdruckereibeſitzer in Offeu=
27. Rudolf Gäbel, Bergrat a. D. in Auerbach, 28. Dr. Ernſt
hefrau Klare geb. Nülſen in Offenbach, 29. Joſef Englert,
chinenführer in Heuſenſtamm, 30. Phil. Ludwig Abel, Maſchinen=
ſt
=Iſenburg.

vom 18. bis 25. Rovember.
Großes Haus:
Sonntag: 6½ Uhr: Der lebende Leichnam. A 7, a 4.
Montag: Keine Vorſtellung.
Dienstag: 7 Uhr: Falſtaff. Sondermieten 12 (4) u. 15 (4).
Mittwoch: 6 Uhr: Uraufführung: Der Roſengarten, Schau=
ſpiel
von F. b. Unruh. (Inſz.: G. Hartung.) b. J, k4.
Donnerst.: Keine Vorſtellung.
Freitag: 7 Uhr: Lobetanz, Oper von Thuille. D 6.
Samstag: 6½ Uhr: Der Roſengarten. K6, 6 3.
Sonntag: 7 Uhr: Die Boheme, Oper von Puceini.
Kleines Haus:
Sonntag: 6½ Uhr: Die beiden Schützen. Zuſatzmiete IV 3.
Montag: 7 Uhr: Aleſſandro Stradella. Sondermiete 20 (4).
Dienstag: Keine Vorſtellung.
Mittwoch: Keine Vorſtellung.
Donnerst.: 7 Uhr: Schluck und Jau. Zuſatzmiete IX 3.
Freitag: 7 Uhr: Die Freier. Sondermiete 22 (4).
Samstag: 7 Uhr: Die beiden Schützen. Sondermiete 18 (4).
Sonntag: Vorm. 11 Uhr und nachm. 4 Uhr: Film: Hygiene
der Ehe. Abends 7½ Uhr: Der Scheiterhaufen.
Zuſatzmiete 1 3.

(
Ain unſere Lefer!
Für die Woche vom 18.24. November beträgt
der Pezugsgris fir dus Darmſädter Jaglat
460 Milliarden, zuzüglich
40 Milliarden Trägerlohn
500 Milliarden Mark
(für Abholer 470 Milliarden Mark).
Obwohl ein großer Teil der Zeitungen, um ſich vor großen
Verluſten zu ſchützen, bereits zur Goldmarkberechnung übergegangen
iſt, haben wir im Intereſſe unſerer Leſerſchaft noch davon Ab=
ſtand
genommen. Eine nähere Begründung des Preiſes dürfte ſich
erübrigen, wenn wir darauf hinweiſen, daß ſich gegen die Vorwoche
der Dollarkurs vervielfacht hat und demzufolge die Unkoſten,
die uns in Goldmark berechnet werden, geſtiegen ſind; das Gleiche
gilt für Löhne, Gehälter uſw.
Der obige Betrag gilt als unveränderlich, wenn er bis Diens=
tag
mittag 1 Uhr in unſerem Beſitz iſt. Wir bitten daher, das
Bezugsgeld für, die Kaſſierer bereitzuhalten oder die Entrichtung
bis zur angegebenen Zeit in unſerer Geſchäftsſtelle vorzunehmen.
Vielfach treffen unſere Boten die Leſer nicht an, ſodaß es ratſam
iſt, ſofern der Betrag am Montag abend nicht erhoben, die Be=
zahlung
noch Dienstag Vormittag zu veranlaſſen.
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.

Die Volkshochſchule führt, ſo ſchreibt man uns, einen ſchweren
Kampf gegen die von allen Seiten anſtürmenden Elemente der Ver=
nichtung
. Will ſie ſich durchſetzen, ſo bedarf ſie in dieſer Notzeit der tat=
kräftigſten
Unterſtützung jedes einzelnen ihrer Anhänger. Und zwar
handelt es ſich nicht darum, Lippenbekenntniſſe der vorzüglichſten Wert=
ſchätzung
zu erhalten, ſondern daß eingeſtanden wird bei der Sicherung
unſerer Exiſtenz. Da iſt es denn erfreulich, daß ſich die Zeichen meh=
ren
, daß die Idee der Volkshochſchulbewegung in der Tat ſchon in
vielen Menſchen lebendig iſt. So bittet uns ein Lehrer, mitzuteilen,
daß nur die Koſten der angefangenen Arbeit jetzt ein Ende be=
reiten
: Ich möchte nicht, daß diejenigen, mit denen ich in Liebe und
Arbeit verbunden bin, es als eine Untreue an unſerem gemeinſamen
Werke empfinden, wenn wir es nun ganz unerwartet abbrechen müſſen.
Andere Lehrer ſtellen ſich ganz, andere faſt koſtenlos zur Verfügung.
Von den Hörern gehen uns freiwillige Spenden zu, die mithelfen, das
geſchaffene Werk zu erhalten. Demgegenüber fühlt ſich die Leitung
verpflichtet, das Beſtmöglichſte zur Durchführung zu bringen. So wird
am kommenden Sonntag in der Städtiſchen Akademie eine Morgenfeier
ſtattfinden mit dem Thema Nomantik und wir Sie bringt Lieder
und Klavierwerke von Schumann (Frau Kuhn=Liebel, Herr K. Emmel),
Vortrag (Herr Dr. Robert Corwegh). Zur Beſtreitung der Koſten
wird am Ausgang eine freiwillige Spende erhoben.
Vortrag. Im Saale der Loge (Sandſtraße 10) veranſtaltet die
Freireligiöſe Gemeinde am Sonntag nachmittag einen Vor=
trag
religiöſer Art. Herr Möbus, ſpricht über das Thema: Was
iſt Freireligiös? Jedermann iſt eingeladen.
Markusgemeinde. Der Gemeindeberein hält Dienstag, 20. Nov.,
8 Uhr, im Gemeindehaus Kiesſtraße 17 ſeine Monatsverſamm=
lung
ab. Herr Pfarrer Vogel wird die Frage behandeln: Pri=
vates
oder kirchliches Chriſtentum?. Gäſte ſind willkommen.
Bühnenvolksbund. Die wenigen ſäumigen Zahler der zweiten
Mietrate haben noch bis Samstag, allerdings mit Zuſchlag nach er=
höhter
Indexzahl, bei Chriſtian Arnold Gelegenheit. Zu den Veran=
ſtaltungen
hat nur Zutritt, wer zugleich mit ſeiner Mietkarte die ab=
geſtempelte
Quittungskarte der Geſchäftsſtelle vorzeigt.
Volkstheater. Man ſchreibt uns: Wir wollen an dieſer Stelle
Gelegenheit nehmen, unſere Kunſtfreunde zum Beſuch des Volkstheaters
aufzumuntern, denn die Darbietungen des Enſembles ſind in der Tat
erſtklaſſig, und der Nuf, den ſich das Volkstheater in der kurzen Spiel=
Hohes Alter. Geſtern hat die Witwe des Finanzminiſters zeit erworben, iſt wohlverdient. Die Direktion legt großen Wert auf
die Pflege des Volksſtücks, was wohl in der heutigen Zeit ſehr ange=
bracht
iſt. Namentlich waren neben der Glanzleiſtung Königin Luiſe
einrich Götz, Liebfrauenſtraße 35, feiert morgen, Samstag, den 17, (worin Frl. Werner als Luiſe, Frl. Revon als Eliſabeth, Herr Werner
als Napoleon. Herr Franke als Louis Ferdinand und Herr Nudolf als
Reichendorf ſich auszeichneten), die Stücke: Lorle, das Schwarzwald=
mädel
, Adelſtolz und Bauerehre Muſterleiſtungen, nicht zu vergeſſen
den trefflich dargeſtellten Schwank Der keuſche Lebemann‟. Die immer
ausverkauften Kindervorſtellungen geben den Beweis, daß ſich das
Volkstheater auch die Herzen der Jugend erobert hat. Das Unterneh=
men
, das beſtrebt iſt, nur das Beſte zu bieten, verdient alle Unterſtütz=
ung
. Heute und Sonntag nachmittag iſt, Dornröschen auf dem Spiel=
plan
. Samstag abend auf vielfachen Wunſch: Lorle, das Schwarz=
waldmädel
, und Sonntag: Ein Frühlingstraum.
Hypothekenaufwertung. So lange das Problem auf dem Wege
der Geſetzgebung noch nicht zu löſen iſt, wird im Einzelfall die Ent=
ewerbe
ſowie Beſtattungsfirmen ſich gegenſeitig verpflichtet, zwei wür= ſcheidung dem Nichter überlaſſen. Auch das Reichsgericht wird
nun am 17. November über die Frage zu entſcheiden haben. Es wird diesmal worauf nochmals beſonders hingewieſen wird nicht im
erwartet, daß das oberſte deutſche Gericht in dieſem Falle ein grund=
ſätzliches
Urteil fällt. Angleichung an die Geldentwertung darf aber
nicht auf die Hypothekenſchulden beſchränkt bleiben, zumal da ſie auch
für ſonſtige Forderungen geltend gemacht wird. Zur Zeit ſchvebt auch ſtraße 6, Gemeindehaus. Im engeren Preundeskreis unter Mitgliedern
beim Landgericht Offenburg ein Prozeß über die Aufwertung von
chworenenliſte, durch das Los gebildet: 1. Heinrich Golde, Dia= Forderungen, deſſen Ausgang beſonders angeſichts der bevorſtehenden Wartburgverein am Sonntag einen Gans Sachs=Abend mit
Währungsreform allgemeines Intereſſe beanſprucht.
n. Reichsgericht. In oberſter Inſtanz wurden kürzlich durch Ver= gemacht ſei.
werfung der von den Angeklagten verfolgten Nebiſion zwei Straf=
31. Mai ds. Js. gegen Oberamtsrichter Puſch von Ortenberg er=
Mindeſtſtrafe von 1 Jahr Zuchthaus lautende Urteil der hieſigen Straf=
Reviſion aufgehoben und die Sache an das Landgericht Darmſtadt ver=
wieſen
worden war. Ebenſo erlangte ein zweites Erkenntnis der
hieſigen Strafkammer Rechtskraft, wodurch Jagdaufſeher Wörz aus
Langen wegen fahrläſſiger Tötung zu ſechs Monaten Gefängnis ver=
urteilt
iſt. Er hatte aus Verſehen einen in dichter Kiefernkrone arbei=
Nenzel. Zandwirt und Gaſtwirt in Hainſtadt, 23. Philipp Schäfer, kam es zuerſt zum Freiſpruch, Zurückverweiſung und nachmaligen Be= Gbolſtändige Napelle, 22 Mann), unter Leitung des Herin Kammermuſi=
jahung
der Schuld.
Regimentsnachrichten.
dembet, vormittags 10½ Uhr Mitgliederverſammlung. Dragoner= 3
kaſerne 23 (Eingang Niedeſelſtraße); Totengedenkfeier. Vollzähliges Er= Dekoration geboten werden, wie es ſelten bei Vereinsaufführungen deu
ſcheinen iſt Pflicht.

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters! Der künſtleriſche Nachlaß Suſanne Homann s.
Der heſſiſche Staat hat zum Ausbau der Heſſiſchen Bildſtelle,
zum Nutzen der Schul= und Volksbildungsarbeit und zu Ehren der ver=
ſtorbenen
Meiſterin ihres Faches den künſtleriſchen Nachlaß von Suſanne
Homann erworben. Infolge des Mangels an Hilfskräften geht die Auf=
ſtellung
und Indentariſierung der reichen Schätze leider nur langſam
vor ſich. Immerhin ſind wir jetzt imſtande, die Sammlung für Bil=
dungszwecke
auswerten zu können.
Es haudelt ſich in der Hauptſache um Aufnahmen alter Bau= und
Kunſtdenkmäler, ferner von Skulpturen aus den verſchiedenſten Städten
Deutſchlands. Außerdem ſind drei wirtſchaftsgeographiſche Neihen vom
deutſchen Rheingebiet und eine Menge glänzender Landſchaftsaufnahmen
aus dem Naturſchutzpark Sababurg und den Alpen vorhanden. Die
Schößferin des Werkes ſtand während ihres ganzen Arbeitslebens der
Heimatſchutzbewegung nahe.
Mit der Jahrhundertwende haben wir Deutſche durch Augen,
Herz und Mund unſerer Jugendbewegung wieder Kenntnis und
Freude an den reichen Kunſt= und Naturſchätzen unſerer Heimat gewon=
nen
. Es war ein fröhliches Wandern und Pilgern nach Rothenburg,
ins Schwabenland, den Main hinauf, in den wilden Böhmerwald.
Es war ein friſch=frohes Gleiten auf den großen Flößen Main, Neckar
und Rhein hinab. Oder in Regensburg eine ſeltene Fahrt über den
Strudel! Wir Jungen, die damals von ſo manchem Magiſter ange=
knurrt
wurden, wenn wir Montags oder nach den Ferien noch nicht
ganz bei der trockenen Arbeit waren, haben gar nicht gewußt, daß wir
mit der Wiederentdeckung von Heimatſchönheit, von altem Kunſt= und
Kulturgut, von Volkslied und Volkstanz, unſerem Mutterland, einen
großen Dienſt täten. Es geſchah ohne Abſicht, rein aus der Freude für
uns. Aus dieſer Freude ſogen wir aber Achtung vor dem Gediegenen
unter dem vielen alten Gerümpel. Heimatſchutz war uns daher ſelbſt=
verſtändlich
. Wir empfanden es nur immer wieder als Mangel, daß die
Schule dem allem ſo fremd gegenüberſtand, für unſere Intereſſen oft=
ſo
wenig Sinn hatte.
Und iſt das heute in großem Maße anders? Es wird immer
noch gepaukt. Heimatfreude kommt da ſelten auf. Leider! Das Heimat=
liche
darf nicht in ein Sonderfach gezwängt werden, ſondern muß der
Blutſtrom durch den ganzen Unterricht ſein. Nichts greift die Herzen
von Lehrenden und Lernenden mehr an, als wenn auf kleineren oder
größeren Wanderungen die Schüler ſelbſt auf der Heimatſcholle die
Quellen tiefwurzelnder Erkenntniſſe und edler Freude ſich aufſchließen
und hier aus der Mannigfaltigkeit des Intereſſe Heiſchenden zu feſten
Grundbegriffen der Schönheit, der wohlgefügten Ordnung, zur Fülle
ſeeliſcher Werte vordringen. So werdende Jugend will gern ihre
Blicke in allmählich immer größere Kreiſe ſchweifen laſſen, in das
größere Vaterland, ſchließlich über die ganze bewohnte Erde.
Leider läßt ſich heute die Kenntnis all der Herrlichkeiten nicht mehr
erwandern. Wir ſuchen daher nach Erſatzmitteln. Unſere Sammlun=
gen
bieten ſich an. Suſanne Homann hat ſie in vielen Jahren mit aus=
gebildetem
Kunſtverſtändnis in aufopfernder Arbeit zuſammengetragen.
Mit fabelhaftem Blick hat ſie ihre Bildausſchnitte gewählt, mit ſicherem
Empfinden die Beleuchtung ausgenutzt und durch vorzügliche Technik
wohlgelungene Platten erzielt. Vor allem hat ſie die ſchönſten Stät=
ten
und Kunſtwerke der deutſchen Heimat feſtgehalten. Wimpfen, Maul=
bronn
, oberheſſiſche und fränkiſche Bauernhäuſer, Koburg, Bamberg,
Darmſtadt. Trier, München, Frankfurt, Dinkelsbühl, Köln, Nördlingen,
Donauwörth, Regensburg. Alt=Dresden, Elberfeld=Barmen, Augsburg,
Potsdam. Bacherach, der Weſterwald. Kreuznach, Krefeld, Goslar, Dan=
zig
, Straßburg, Münſter, Schwäbiſch Hall, der Naturſchutzpark Saba=
burg
, Meißen, Bautzeu, Zittau, Queblinburg, Braunſchweig, Hildes=
heim
, Büdingen, Weilburg und Marburg ſind eingehend bearbeitet. Von
allen können wir für eigene Heimatbildereien Lichtbilder, Photographien
und großenteils auch wundervolle Handpreſſenkupferdruckarten liefern.
Gerade die letzteren können leicht in Wechſelrahmen den Schülern aus=
geſtellt
werden, wenn ſie in der Stunde beſprochen worden ſind. Die
Diapoſitive aber bringen die warmtönigen, ſtimmungsvollen Aufnahmen
noch beſſer zur Wirkung. Die verſteckten kleinen Ecken und Winkel, ſo
manche reizvolle Architektur, manches herrliche, leicht überſehene Klein=
werkſtück
. Dinge, an denen ſelbſt der Durchſchnittseinheimiſche achtlos
vorbeigeht, können wir auf die Leinwand zaubern. Durch das Hinein=
fühlen
in dieſe Schönheiten wird das innere Verhältnis zur. Kunſt
mächtig angeregt, das Auge zum Erkennen und Erfaſſen geſchult. Die
Aufnahmen ſind das glänzendſte Veranſchauungsmittel in unſerer Bil=
dungsarbeit
. Die ungeheure praktiſche Bedeutung für die Heimatſchutz=
bewegung
entſpringt aus dem Hervorholen der vollen Werte der darge=
botenen
Objekte. Durch vollendete Tonſchönheit und durch die meiſter=
hafte
Lichtwirkung iſt viel Stimmung in die Bilder gebracht, die voll die
Aufmerkſamkeit auf ſtille Schönheiten hinlenken.
Leider ſind die Beſtände an Poſtkarten nicht mehr ſehr groß. Wer
Intereſſe am Beſitz der künſtleriſchen Karten hat, möge ſich daher bald
an die Zentralſtelle für Volksbildung, Abteilung Bildſtelle Darmſtadt,
wenden. Neudrucke können unter den jetzigen Umſtänden nicht mehr
vorgenommen werden. Weitere Auskünſte über das Diapoſitiomate=
rial
, das ſoweit möglich, auch leihweiſe abgegeben wird, erhält man
Urr.
auch von der genannten Stelle.
C. Die Oktober=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Herbſtes war vorwiegend mild und über=
aus
naß. Das Monatsmittel der Temperatur betrug 111 Grad Cel=
ſius
(1,7 über dem langjährigen Durchſchnitt), während ſich die Gegen=
ſätze
auf 22,8 Grad am 1. und 1,0 am 16. ſtellten. Die Bewölkung war
bei weit überwiegenden äquatorialen Winden ſehr bedeutend, indem
nicht weniger als 20 trübe Tage verzeichnet wurden und die Bewöl=
kungsziffer
den hohen Wert von 8,6 (10 bedeutet völlige Trübung) er=
reichte
. An 23 Tagen mit Regen wurde eine Niederſchlagsmenge von
1432 Millimeter notiert, wovon 45,1 auf den 12. als den näſſeſten Tag
entfielen. Erſtere Summe bedeutet nahezu das Dreifache des lang=
jährigen
Durchſchnitts von 50 Millimeter. Der Barometerſtand
ſchwankte zwiſchen 757,7 Millimeter am 18. und 731,5 am 24. bei einem
Monatsmittel von 745,8 (3 unter normal).
n. Strafkammer. Recht eigenartig hatte ſich der bereits vorbeſtrafte
Ludwig Mehring von Offenbach als Gefangenenaufſeher des dorti=
gen
Amtsgerichts betätigt. Das ihm geſchenkte Vertrauen wurde im
Laufe der Zeit durch verſchiedene Momente allmählich erſchüttert, und
er geriet in den Verdacht fortgeſetzter Diebſtähle, bis ihn ein von ihm
ſelbſt Angezeigter entrüſtet ebenfalls bezichtigte und nunmehr als Zeuge
unter Eid belaſtende Angaben macht. M., der Anhänger der kommu=
niſtiſchen
Partei iſt, wurde des Dienſtes enthoben, vor dem Schöffen=
gericht
angeklagt, teilweiſe mangels ausreichender Anhaltspunkte frei=
geſprochen
und für einen Diebſtahl zu 2 Monaten Gefängnis derurteilt.
Beiderſeits erfolgte dagegen Berufung, und diejenige der Staatsanwalt=
ſchaft
bewirkte, daß der nach wie vor leugnende Angeklagte noch eines
weiteren Filles überführt erachtet und zu insgeſamt drei Monaten
Gefängnis verurteilt wurde. Das Berufungsgericht ſah als feſt=
geſtellt
an, M. habe ſich Bettüberzüge und Koltern aus dem Amts=
gerichtsgefängnis
angeeignet. Ferner wurde die Berufung des ſchöf=
fengerichtlich
wegen Betrugs zu 2 Monaten Gefängnis verurteilten
Schirmflickers Heinrich Reiß aus Darmſtadt nach wiederholter Be=
weisaufnahme
verworfen. Er iſt in gleicher Nichtung vorbeſtraft und
hatte während des letzten Winters in Gernsheim, ſowie Bihlis Schirme
zur Neparatur ausgeſchwindelt, die er dann behielt und veräußerte.
Lokale Veranſtaltungen.

Die blerunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließtid
in leinem Folle igendwie als B

ſch als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
Beſrechang oder Kritik.

Die nächſte volkstümliche Sonntagsmuſik am
18. November um 11.15 Uhr bringt vierſtimmige Chöre alter und
neuer Meiſter ernſten und heiteren Onhalts durch die Madrigal= Ver=
einigung
unter Leitung von Herrn Dr. Noack zu Gehör. Sie findet
Realgymnaſium, ſondern in der Aula der Baugewerkſchule,
Eingang Neckarſtraße 13 (neben dem Kaſino) ſtatt.
C.V.JM., Wartburgverein Darmſtadt, Liebfrauen=
und deren Angehörigen und nur für eingeführte Gäſte veranſtaltet der
allerlei Sang und Klang, auf den unſere Jugend beſonders aufmerkſam
Miſſions= und Kolonialvorträge. Am kommenden
ſachen allgemeineren Belangs endgültig erledigt. Damit iſt das am Sonntag, den 18. November, wird der alte Kamerun=Miſſionar J. Keller
hier in Darmſtadt an verſchiedenen Orten ſprechen, vormittags in der
gangene, wegen Rechtsbeugung nach 8 336 St. G.B. auf die zuläſſige Martinskirche, nachmittags 31. Uhr im Saal der Stadtmiſſion, Mühl=
ſtraße
Nr. 24 und abends 8 Uhr im Lokal, des C.V.JM., Kaſerne,
kammer rechtkräftig, nachdem der frühere Freiſpruch der Strafkammer Alexanderſtraße. Herr Miſſionar Keller, der unter den Menſchenfreſſer=
Gießen ſeitens des Reichsgerichts in Stattgabe der ſtaatsanwaltlichen ſtämmen im Goosland (Kamerungebiet) gearbeitet hat, wird dabei viel
intereſſantes aus ſeinen Erlebniſſen erzählen.
Die Liebhabexbühne 1922, Darmſtadt, (2.B,D 22), hält
am Samstag, den 17. November, und Sonntag, den 18. November, in
den Räumen des Städtiſchen Saalbaues ihr 1. Stiftungsfeſt ab. Nam=
hafte
Künſtler, wie Frau Konzertſängerin S. Horn=Stoll (Sopran) und
tenden Zapfenbrecher erſchoſſen. Auch bezüglich dieſes Angeklagten Herr Kammermuſiker W. Horn, ſowie das Darmſtädter Streichorcheſter
kers Nich. Handke, werden die Feſtfolge zu ein paar unterhaltenden
Stunden geſtalten. Nach dem Vorprogramm das Vortragsſtücke von
Wagner, Guonod. Tauber und Steinbach enthält, werden Mitglieder deu
Liebhaberbühne 1922 die humorvolle Penſion Schöller, Poſſe in drei
Kavallerie=Verein, Darmſtadt. Sonntag 18. No= Aufzügen, zur Aufführung bringen. Für dieſe Aufführung wurden wve=
der
Mühe noch Arbeit geſcheut, und wird hier eine Aufmachung und
Fall war. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)

[ ][  ][ ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 12. November 1923.

11. Eberſtadt, 16. Nov. Gemeinderatsſitzung. Die Sitzung
wird mit erheblicher Verſpätung eröffnet, da einige der Gemeinderats=
mitglieder
herbeigerufen werden mußten, um die Beſchlußfähigkeit herzu=
ſtellen
. Bezüglich des Antrages des Gas= und Elektrizitätswerks A.=G.
erklärt ſich der Gemeinderat auf Vorſchlag des Finanzausſchuſſes mit der
kunftigen Berechnung des Gaspreiſes in Goldmark und der Einführung
don Gasgutſcheinen einverſtanden und zwar derart, daß zunächſt ein Feſt=
breis
von 22 Pfg. für den Kubikmeter, umgerechnet in Papiermark zum
Dollarmittelkurs des Tages vor der Zahlung angenommen wird. Für
die zur Zahlungserleichterung demnächſt zur Ausgabe gelangenden Gas=
gutſcheine
wird der geforderte Preis von 25 Goldpfennigen pro Kubik=
mieter
bewilligt. Im übrigen ſoll die monatliche Meſſung und Berech=
nung
beibehalten werden. Bezüglich Erhebung eines Nachtrags auf
die Hundeſtener 1923 wird der Antrag des Finanzausſchuſſes, dieſen auf
das Hundertfache des Portos, das für einen Brief bis zu 20 Gramm
im Fernberkehr am Tage der Zahlung zu entrichten iſt, feſtzuſetzen,
abgelehnt und der Antrag des Gemeinderats Böhme auf Feſtſetzung des
Betrages auf eine Goldmark angenommen. Den Baugeſuchen des Ludw.
Hindermeher, ſowie Müller und Sand wird die erforderliche Diſpens
erteilt. Dem Geſuch der Armenärzte um Gewährung von Brennholz als
Vergütung für ihre gemeindliche Tätigkeit wird ſtattgegeben und für das
Rechnungsjahr 1923 je 2 Rm. Kiefern=Scheitholz bewilligt. Der Ge=
meinderat
beſchließt auf Vorſchlag der Finanzkommiſſion auf Grund der
Verordnung des Befehlshabers der vollziehenden Gewalt vom 11. Nod.
1923, wertbeſtändiges Notgeld herauszugeben, und die erforderliche Ge=
nehmigung
hierzu alsbald zu erwirken. An der vom Reich einggleiteren
Brotverbilligungsaktion wird ſich die Gemeinde unter den geſtellten Be=
dingungen
beteiligen. Bevor der Gemeinderat zu der von dem Rekto=
der
hieſigen Volksſchule an das Kreisſchulamt gerichteten Beſchwverde
wegen deſſen ablehnender Stellung bezüglich der Zuteilung von Schul=
gütern
an bewerbende Lehrer Stellung nimmt, ſoll verſucht werden,
durch den Schulvorſtand eine Einigung über den ſtrittigen Punkt zu er=
zielen
. Der Dung des Faſelſtalles ſoll gegen Lieferung von Stroh für
dieſen Betrieb abgegeben werden. Der Antrag des Valentin Heß um
Gewährung einer Vergütung für Feuerlöſchhilfe anläßlich des Brandes
im Waldfrieden wird abgelehnt, da die Gemeinde eine Verpflichtung zur
Zahlung nicht anerkennen kann. Die Eingabe des Verbands der Polizei=
beamten
Heſſens betr. Belieferung der Gemeiden mit Stoffen für die Be=
kleidung
der Polizeidiener aus der Staatlichen Beſchaffungsſtelle wird
dem Finanzausſchuß zur Vorberatung überwieſen. Der Verfügung des
Kreisamts betr. die landwirtſchaftliche Schule zu Darmſtadt ſoll inſofern
Rechnung getragen werden, als die Gemeinde bereit iſt, einen Zuſchuß
zu leiſten, deſſen Höhe ſich im Verhältnis der Teilnehmerzahl gegenüber
der Teilnehmerzahl anderer Gemeinden bemeſſen ſoll. Der Antrag des
Gemeinderats Heißt auf gemeinſame Beſichtigung des für Kleinſiedlungs=
zwecke
in Betracht kommenden Baugeländes durch den Bauausfchuß und
den Siedelungsausfchuß wird angenommen. Die Beſichtigung ſoll am
Sonntag, den 18. November, nachmittags 3 Uhr, ſtattfinden. In ge=
heimer
Sitzung: Verſchiedenes.
Guſtadsburg bei Mainz, 15. Nov. Aufgedeckter Dieb=
ſtahl
. Hier wurde ein raffinierter Diebſtahl, den fünf junge Bur=
ſchen
aus Koſtheim bei Mainz ausgeübt haben, entdeckt. Der Diebſtahl
iſt um ſo verwerflicher, als die Burſchen einen auf dem Transport nach
dem unbeſetzten Gebiet befindlichen Möbelwagen, der das Möblement
eines ausgewieſenen höheren Beamten aus Mainz enthielt, bei guter
Gelegenheit erbrochen hatten. Sie ſtahlen dabei insbeſondere mehrere
Kiſten, in denen Glas= und Porzellangegenſtände verpadt waren. Die
Kiſten hatten die Diebe hier vergraben. Als ſie dieſe nun wiede= aus=
graben
wollten, wurden ſie dabei erwiſcht und in Haft genommen. Das
gefrohlene Gut konnte wieder herbeigeſchafft werden.
+ Reinheim i. O., 15. Nov. Beſchlagnahme. Die hieſige
Gendarmerie beſchlagnahmte ein größeres Quantum Butter bei einem
Händler, der keine Handelserlaubnis beſaß. Die Butter wurde der Für=
ſorge
zur Verfügung geſtellt.
(Gießen, 15. Nod. Akademiſche Ehrung. Aus. Anlaß
ſeines 80. Geburtstages wurde Geh. Rat Dr. Paſch (Landes= Univerſi=
tät
) von der Naturwiſſenſchaftlichen Fakultät der Frankfurter Univerſität
zum Dr. ehrenhalber ernannt.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauütſiadt.
Ein ſchwerer Ueberfall, bei dem es auf die Beraubung
einer Familie abgeſehen war, wurde in der vergangenen Nacht in dem
Hauſe Lietzenburger Straße 22 verübt. Ein Zufall verhütete das volle
Gelingen des geplanten Anſchlages. In dem Hauſe wohnt mit ſeiner
Familie der Kaufmann und Repräfentant Leda, der ſeit einiger Zeit
emen 22 Jahre alten Ernſt Kaſtner als Diener hat. Dieſer hatte geſtern
nachmittag ſeinen Ausgehtag. Gegen Mitternacht ſtand Frau Leda
auf, um einem erkrankten Kinde Umſchläge zu machen. Auf dem Gang
nach der Küche begegnete ihr Kaſtner, der ſoeben erſt heimgekehrt war.
Nichts Böſes ahnend, ging ſie weiter, als auf dem Flur plötzlich zwei
unbekannte Männer über ſie herfielen. Die Männer ſchlugen die Frau
mit einer Eiſenſtange zu Boden, würgten ſie und verſuchten, ihr einen
Knebel in den Mund zu ſtecken. Als auf ihr Geſchrei und den Lärm
der Ehemann herbeieilte ergriffen die Räuber die Flucht und entkamen.
Die überfallene Frau erlitt ſo ſchwere Kopfverletzungen, daß ein Arzt
ſie ſofort verbinden mußte. Die Unterſunchung ergab, daß die Räuber
die Lcitungen der Fernſprech= und Lichtanlage durchſchnitten hatten, um
zu verhindern, daß von außen her Hilfe herangerufen werde. Kaſtner
wurde unter dem Verdachte, ſeine Hand im Spiele gehabt und die
Räuber eingelaſſen zu haben, vorläufig in Gewahrſam genommen. Er
beſtreitet jede Schuld und behauptet vielmehr, daß die flüchtigen Täter
ſich ohne ſein Wiſſen eingeſchlichen haben müſſen und auch ihn ſelbſt
angefallen hätten. Verletzungen hat er aber nicht erlitten. Der Ueber=
fall
bedarf noch weiterer Klärung.

Sport, Spiel und Turnen

Leichtathletik.
Ringen.
Gaumeiſterſchaftskämpfe der Ligaklaſſe, Odenwaldgau, 2. Kreis, Deutſcher
Athletik Sportverband 1891 c: V.
L. Die Einteilung der Ligamannſchaften im Ringen iſt nun voll=
zogen
, ſo daß kommenden Samstag, den 17. ds. Mts., abends 8 Uhr, im
Mathildenhöhſaale (Dieburgerſtraße) mit der Vorrunde der Meiſter=
ſchaftskämpfe
begonnen werden kann. Die Austragung der Kämpfe
zeigt an dieſem Abend folgendes Bild:
1. Abteilung: DieburgSeeheim, RoßdorfDarmſtadt,
2. Abteilung: DarmſtadtDieburg, SeeheimRoßdorf,
3. Abteilung: Roßdorf-Dieburg, DarmſtadtSceheim.
Dieſes Jahr werden bei den Kämpfen manche Ueberraſchungen vor=
kommen
, die ſich diele Sportsleute vor einigen Wochen nicht gedacht
hätten. Sind doch in den meiſten Vereinen kleinere Zwiſtigkeiten vor=
gekommen
, die wohl größtenteils wieder behoben ſind, jedoch nicht ohne
Einfluß auf die Meiſterſchaftskämpfe geblieben ſind. Manch gute Kraft
iſt den Vereinen entzogen worden, aber andere Kräfte werden die
Stelle ſo gut wie möglich ausfüllen und ſo kann man mit Spannung
dem Ausgang der Vorrunde entgegenſehen, zumal die Ausſicht bei ſämt=
lichen
Vereinen gleich iſt.
917ckkampf Vorwärts=Groß=Zimmern Tgde. Dieburg.
Vor ausverkauftem Hauſe fand am vergangenen Sonntag der Rück=
kampf
Vorwärts=Groß=Zimmern Turngemeinde Dieburg im Ringen
ſtatt. Es war ein ſelten ſchöner, fairer und harter Kampf der beiden
alten Ritzalen. Schon vor dem Kriege war ein Ringkampf dieſer beiden
Vereine eine ſpörtliche Delikateſſe, welche jedoch durch beiderſeitigen Vr=
einsfanatismus
der Zuſchauer meiſtens getrübt wurde. Die letzten zwei
Kämpfe zeigten jedoch in dieſem Punkte eine hocherfreuliche Wendung
und beide Vereine ſind auf dem beſten Wege, ſich Brüdervereine zu nen=
nen
. Bei Halbzeit ſtand der Kampf 77, alſo umentſchieden. In der
zweiten Halbzeit änderte ſich das Bild und Groß=Zimmern gewinnt mit
1612 den Kampf, der mit dem Vorkampf einen Ehrenplatz in den
Kämpfen beider Vereine einnimmt. Nächſten Samstag abend begibt ſich
die Turngemeinde=Mannſchaft nach Darmſtadt zu den Gaumannſchafts=
kämpfen
des Odenwaldgaues. Möge ſich die Mannſchaft bewußt ſein, um
was es geht, damit ſie endlich einmal das erſehnte Ziel der Gaumeiſter=
ſchaft
in Händen hält.
Die Turngemeinde Dieburg bittet uns um Aufnahme fol=
gender
Berichtigung: In Nr. 316 Ihres geſchätzten Blattes iſt der
Bericht über den Kampf: Turnverein Groß=Zimmern-Turngemeinde
Dieburg enthalten. Im Intereſſe einer einwandfreien Sportberichterſtat=
tung
kann derſelbe nicht unwiderſprochen bleiben. Ploch und Kunkel
haben überhaupt nicht an dem Kampfe teilgenommen und Köfler ſtartete
lediglich nur in der 4X100 Meter=Staffel. Auch gab Bender nicht den
400 Meter=Lauf auf, ſondern ging als Dritter durchs Ziel. Durch die
Feſtſtellung dieſer einwandfreien Tatſachen ſei der Sieg des Turnvereins
Groß=Zimmern in keiner Weiſe geſchmälert, ſondern lediglich das Be=
dürfnis
einer objektiven Berichterſtattung zwingt zu dieſer Berichtigung.
Städte=Wettkampf EberſtadtPfungſtadtOber=Ramſtadt.
Zwiſchen den Turnvereinen Eberſtadt, Pfungſtadt und Ober= Ram=
ſtadt
(D.T.) findet am Sonntag im Schwanenſaal in Eberſtadt ein
Städte=Wettkampf ſtatt. Der Wettkampf wird als Fünfkampf aus=
getragen
.
Fußball.
Sportverein DarmſtadtSpielvereinigung 1904=Arheilgen.
re- Im letzten Spiel in der Vorrunde um die Kreismeiſterſchaft des
Odenwaldkreiſes treffen ſich morgen, Sonntag, auf dem Stadion in
Darmſtadt die beiden Ligamannſchaften der Spielvereinigung 1904 Ar=
heilgen
und des Sportvereins 1898 Darmſtadt. Zum erſtenmal muß
man einer Mannſchaft aus einer Vorſtadt Darmſtadts unbedingtes In=
tereſſe
entgegenbringen. Die Spielvereinigung 1904 Arheilgen, ein von
jeher auf dem Gebiete des Raſenſportes ſtrebſamer Verein, erntet all=
mählich
durch die vor einiger Zeit ſtattgefundene Fuſion zweier Vereine
Arheilgens die Früchte ihres Zuſammenſchluſſes. Schon im vergangenen
Sommer hatte ihre Leichtathletikabteilung beachtenswerte Erfolge erzielt.
Auch ihre Fußballmannſchaften ſetzten ſich, wenn auch langſam, aber ſicher
in Bezug auf Leiſtungsfähigkeit durch. Die vor Beginn der Verbands=
ſpiele
ausgetragenen Qualifikationsſpiele ſah die Ligamannſchaft Arheil=
gens
mit an der Front. Sie verſtand es auf Grund von ausgezeichnet
herangebildetem Spielermaterial, ſich tapfer zu halten, ſo daß ihrem
Aufrücken in die Kreisliga nichts mehr im Wege ſtand. Auch hier zeigte
Arheilgen, daß es dieſen Platz zu behaupten verſteht. Aus den in dieſer
Klaſſe bisher erzielten Reſultaten iſt unſtreitig das vom vergangenen
Sonntag gegen Mannheim=Sandhofen erzielte Unentſchieden das be=
merkenswerteſte
. Es kennzeichnet die Situation und zeigt von der Liga=
mannſchaft
Arheilgens, daß dieſe zu einer ausgezeichneten Höhe von
Leiſtungsfähigkeit aufgelaufen iſt. In dieſer Verfaſſung trifft ſie mor=
gen
, Sonntag, auf die Ligaelf des Sportvereins. Dieſelbe wird weiter
bei dieſem Spiel zu beweiſen haben, ob das bisher in die Mannſchaft
geſetzte Vertrauen auch gerechtfertigt iſt. Bei den letzten Spielen, durch
das vorübergehende Pauſieren von Becker geſchwächt, ſteht die Mann=
ſchaft
nach Geſundung dieſes Spielers wieder komplett. Ein faires
Spiel, bei dem es mit dem Ausgang recht knapp herzugehen ſcheint, ſteht

bevor. Dafür bietet die Mannſchaft der Vorſtädter mit die beſte
währ. Da dieſes Spiel unter den obwaltenden Umſtänden zu ein
früheren Zeitpunkt als ſonſt beginnen muß, können auf dem Stad
ſelbſt keine weiteren Spiele ſtattfinden.
Auf dem Uebungsplatz am Golfhaus trifft ſich die erſte Mannſ
des F. C. Seeheim mit der Vierten des Sportvereins, die Ib Jugend
Sportvereins ſpielt gegen die erſte Jugend des Sportvereins Roßi
und die IIb Jugend des Sportvereins gegen die Jugend des Sp.
vereins Jugenheim. Zu einer dritten Wanderung ruft der Juge
ausſchuß die Jüngſten des Sportvereins unter Führung des Herrn Di
Ing. Vömel durch den im Herbſtlaub prangenden Park auf. Es
dient Anerkennung, daß ſich auch auf dieſem Gebiete Männer im Sp.
verein finden, um einer Sache zu dienen, die zurzeit nicht hoch genug
geſchätzt werden kann.
Viktoria=Griesheim Germania=Eberſtadt.
Die beiden erſten Mannſchaften obiger Vereine treffen ſich
Sonntag auf dem Sportplatz in Eberſtadt zu dem fälligen Verban
ſpiel (A=Klaſſe). Eberſtadt hat bis jetzt alle Verbandsſpiele gewonn
Griesheim iſt ihm jedenfalls ein ſtarker Gegner. Hoffentlich können
Griesheimer, die am vergangenen Sonntag gegen Sportklub Mün
1:2 ſpielten, ungehindert antreten.
Außerdem treffen ſich am Sonntag die 2. und 3. Mannſche
beider Vereine auf dem Sportplatz in Eberſtadt. Ferner ſpielt
1. Jugendmannſchaft von Germania=Eberſtadt gegen die 1. J
von Spogg. Pfungſtadt.
Hocken.
Darmſtädter HockehklubHockeyklub Hanau.
Der Darmſtädter Hockeyklub ſpielt morgen (Sonntag) nachmittag
ſeiner erſten Mannſchaft gegen die erſte des Tennis= und Hockeyk=
Hanau. Es iſt dies das erſte Zuſammentreffen der beiden Mannſcha
und läßt ſich über den Ausgang des Spieles nichts vorausſagen. Ha
hat gegen die Frankfurter Vereine ſowie gegen Würzburg und Aſchaf
burg gute Reſultate erzielt und wird den Einheimiſchen ein flottes Tr
fen liefern. Das Spiel beginnt um 2 Uhr nachm. auf dem Golfple
S. C. Frankfurt 1880Hockehklub Heidelberg.
Handball.
Turngem. BockenheimTv. Vorwärts=Bockenheim.
Tv. Jahn=FrankfurtT. u. F. C. Frankfurt.
Sportfreunde FrankfurtSp. V. Darmſtadt.
Polizeiſportv. Frankfurt-Boruſſia=Frankfurt.
V. e. D.=Frankfurt-V. f. R. Kickers=Offenbach.
Schwimmen.
Gauoffene Wettkämpfe des Offenbacher Schwimmvereins 1896.
Briefkaſfen.
H. Sch., hier. Wir verweiſen auf die Ausführungen im Briefkaſt
der Nr. 312. Der Vermieter iſt gehalten, den Mietern (der Mieterv
tretung) die Quittung über das gezahlte Waſſergeld vorzulege
und den Mieter in den Stand zu ſetzen, hiernach gemeinſam mit ih
die auf die Mieter umzulegenden Beträge an Händen der Belege
berechnen. Erſt danach tritt die Fälligkeit der Schuld hinſichtlich
auf die Micter umzulegenden Beträge ein. Ein Einwurf in den Bri
kaſten vermag deshalb einen Zahlungs verzug Ihrerſeits nicht
begründen. Sie werden deshalb gut tun, dem Vermieter klar
machen, daß ein Geldentwertungsſchaden nur im Falle eines hi
nicht vorliegenden Verzugs verlangt werden kEnnte. Der Vermiet
erſcheint deshalb um die Mehrforderung ungerechtfertigt auf Ih
Koſten bereichert, ſo daß dieſer Betrag am beſten bei der nächſtfällig
Mietzinszahlung von Ihnen in Abzug gebracht wird.

den
ericht
als A.
lie

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10
(Sondermiete 217): Der Freiſchütz. Kleines Haus, Anfang 7
Ende nach 9 Uhr (Zuſatzmiete UIII 3): Der Scheiterhaufen
Orpheum, 734 Uhr: Die Frau im Hermelin.
ebhabe
Bühne 1922 Darmſtadt, abends 8 Uhr im Städtiſchen Sae
bau: Penſion Schöller. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theate
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, 18. November
Bewölkungsſchwankungen, vorübergehend etwas Regen, mäßig ka

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudo
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudo
Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe Heſſiſche Nachrichtei
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann. Schlu
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Will
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten

Nachrichten des Standesamts Darmſiadt.
Sterbefälle. Am 1. Nov.: Hill, Friedrich, Zugführer, 53 J., Feld=
bergſtr
. 83. Schönberger, Johann Martin, Oberpoſtſekretär, 54 J.
Viktoriaſtr. 60. Am 2.: Sulfrian, Hermann, Weinhändler, 54 J., Mühl=
ſtraße
68. Am 3.: Menger, Guſtel Ljeſelotte, 1 M., Grafenſtr. 35. Pitro,
Bernhard, Bildhauermeiſter, 63 J., Grafenſtr. 20. Lung, Ottilie, geb.
Reineck, 37 J., Ehefrau des Landwirtſchaftslehrers Dr. Guſtav Lung,
Groß=Gerau, hier, Stadtkrankenhaus. Seeger, Marie, ohne Veruf,
ledig, 19 J., Schießhausſtr. 60. Müller, Ludwig, 7 Tage, Mettegang=
weg
. 12. Am 4.: Dörr, Eliſabeth, geb. Emig, 25 J., Ehefrau des Arbei=
ters
, Landwehrſtr. 70. Am 5.: Duenſing, Friedrich, Tapezier, 39 J.
Ruthsſtr. 5. Zeh, Eliſabeth, geb. Gruling, 76 J., Witwe des Oberrech=
nungsprobators
, Grünerweg 23. Am 6.: Hoffmann, Willi, 3 Mte.,
Kleine Kaplaneigaſſe 3. Gonner, Karl, 4 Mte., Mühlſtr. 37. Am 7.:
Sanderbeck, Anna, 14 Stunden, Große Kaplaneigaſſe 12. Hollaender,
Julius, prakt. Arzt, Sanitätsrat, Dr., Ludwigsplatz 6. Striegel, Wil=
trus
, 5 Mte., Ober=Namſtadt, hier, Heinheimerſtraße 21. Michelſtädter,
Friedrich, Apotheker 58 J., Inſelſtr. 23. Heppenheimer, Eliſabeth, geb.
Härter, 73 J., Ehefrau des Maſchineriegeh. i. R., Kaupſtr. 22. Bäumer,
Auna, geb. Schmidt, 49 J., Ehefrau des Oberzollinſpektors, Bensheim,
hier, Eliſabethenſtift. Fürns, Reinhold, Schiffbauer, 55 J., Heidelberger
Straße 47. Reymer, Gertrud, geb. Eichinger, 29 J., Ehefrau des Schau=
ſdielers
, Viktoriaplatz 9. Am 8.: Bender, Karoline, geb. Weidig, 87 J.,
Witwe des Schloſſers, Sandbergſtr. 38. Hein, Wilhelm, Oberwachtmſtr.,
73 J., Roßdorf, hier, Eliſabethenſtift. Petri, Margaretha, geb. Beſt,
61 J., Ehefr. des Werkmeiſters, Pankratiusſtr. 62. Am 9.: Gaydoul,
Gg., Metzgermeiſter, 59 J., Dieburgerſtr. 6. Heinzerling, Heinrich,
Privatier, 77 J., Emilſtr. 28. Müller, Eliſe, geb. Herbert, 62 J., Ehe=
frau
des Landwirts, Stockſtadt a. Rh., hier, Eliſabethenſtift. Heil,
Walther, Portier i. R., 75 J., Rheinſtr. 47. Am 10.: Lantelme, Frieda,
2 J., Alexanderſtraße 22. Am 9.: Dencker, Marie, geb. Spieß, 77 J.
Witwe des Maſchinenarbeiters, Blumenthalſtr. 103. Am 10.: Volz,
Karl, Hilfsarb., 71 J., Lichtenbergſtr. 23. Am 11.: Arnold, Heinrich,
Maler, 32 J., Mauerſtr. 6. Am 12.: Weitzel, Theodora, geb. Geiſel,
36 J., Ehefr. des Stadtaſſiſtenten, Schwanenſtr. 20. Vierheller, Karl,
Prokuriſt, 31 J., Darmſtr. 21. Schmude, Selma, geb. Seidel, 78 J.,
Witwe des Rechnungsrats i. R., Grünerweg 7 Am 13.: Grünig,
Wilhelm, 1 J., Gutenbergſtr. 56. Bodecker, Wilhelm, Uhrmacher, 46
J., Heidelbergerſtr. 63. Bäumler, Franz, Oberbergrat i. R., 63 J.,
Moosbergſtr. 43. Schmitt, Auguſte, Kindergärtnerin, 20 J., Soderſtr.
34. Am 14.: Hofmann, Gg., Philipp, 1 J., Saalbauſtr. 28. Am 13.:
Weber, Ernſt, Louis, 1 Tag, Groß=Gerau, hier, Stadtkrankenhaus.
Haag, Georg, Tapezierermeiſter, 65 J., Saalbauſtr. 22.
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Edangeliſche Gemeinden.
25, Sonntag nach Trinitatis, den 18. November 1923,
Stadtkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Lauten=
läger
. Um 111 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Heß,
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 5 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre,
Stadtkapelle: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier des heil,
Abendmahls. Pfarrer Heß. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Kleberger. Nachm. 5 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer
Kleberger.
Schloßkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Zimmer=
mann
. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Zimmermann.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Goethe,
Gemeindehaus (Kiesſtr. 17): Sonntag, den 18. Nov., abends 8 Uhr:

Familienabend des Frauenvereins der Kaplaneigemeinde. Vortrag
von Pfarrer Dreſcher=Eſchollbrücken über: Eiſenach Erfurt
Wartburg. Dienstag, den 20. Nov., abends 8 Uhr: Gemeindeverein
der Markusgemeinde. Vortrag von Pfarrer Vogel: Pripates
oder kirchliches Chriſtentum? Mittwoch, den 21. Nov., abends 6 Uhr:
Bibelſtunde. Pfarrer Laurenſchläger,
Martinskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Reinhardt. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt für den Weſtbezirk.
Miſſionar Keller aus Kamerun. (Kollekte.) Abends 6 Uhr im
Martinsſtift: Pfarraſſiſtent Müller. Montag, den 19. Nov., abends
8 Uhr im Martinsſtift: Vortrag von Pfarrer Beringer über: Das
Rätſel des Todes. Mittwoch, den 21 Nov., abends 8 Uhr: Bibel=
ſtunde
im Martinsſtift (Offenb. Johs. 2, 1217). Pfarraſſ. Müller,
Johanneskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdtenſt. Pfarrer Marx.
Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Mittwoch, den 21. Nov., abends
8 Uhr: Bibelſtunde im Gemeindehaus. Pfarrer Goethe.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Ordination des Pfarraſſiſtenten an der Inneren Miſſion
Paul Clotz durch Dekan Weißgerber. Predigt: Pfarraſſiſtent Clotz.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Wagner. Abends
6 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier.
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Hertel=Gießen. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Hertel.
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Miſſionar Bellon.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Donnerstag, den 22. Nov.,
abends 8 Uhr: Betſtunde.
Stadtmiſſion (Mühlſtr 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde,
Miſſionar Keller. Abends 8½ Uhr: Evangeliſation. Pred. Franke,
Montag, abends 8½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Männer. Diens=
tag
, abends 8½ Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Mittwoch, abends
8 Uhr: Bibelſtunde in der Funkerkaſerne. Donnerstag, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde in der
Stadtmädchenſchule in Beſſungen. Jugendbund für E. C., Mühl=
ſtraße
24: Sonntag, nachm. 21 Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jüng=
linge
. Um 4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen. Abends
8 Uhr: Mitgliederverſammlung. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibel=
ſtunde
für Jünglinge und Gebetsſtunde für Jungfrauen. Donners=
tag
, abends 7½ Uhr: Gebetsſtunde für Jünglinge,
Vereinigung chriſtlicher Eiſenbahner: Sonntag, nachm.
4½ Uhr: Bibelſtunde von Miſſionar Franke, Vorſitzender
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslokal: Gemeindehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibel=
beſprechſtunde
.
Ehriſtlicher Berein junger Männer Darmſtadt, E. V., Alexander=
ſtraße
22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Dienstag, abends 8 Uhr;
Bibelſtunde. Donnerstag, abends 8 Uhr: Bibelbeſprechſtunde für
die Jugendabteilung, Samstag, abends 8½ Uhr: Wochenſchluß=
Gemeinſchaftsſtunde.
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.) Mitt=
woch
, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Ehriſtliche Verſammlung (Waldſtr. 18): Sonntag, den 18. Nov.
vorm. 11½ Uhr: Sonntagsſchule. Nachm. 4½ Uhr: Verkündigung
des Wortes Gottes. Mittwoch, den 21. Nov., abends 8½ Uhr: Ge=
betsſtunde
. Freitag, den 23. Nov., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
18. Nov., vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Gottes=
dienſt
Donnerstag, den 22. Nov., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Prediger Erhardt.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag.
den 18. Nov., vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde, Um 11 Uhr: Sonn=

tagsſchule. Abends ½8 Uhr: Evangeliſation. Dienstag, abend
8 Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde.
Gemeinde gläubig getanfter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17
Sonntag, den 18. Nov., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung.
11 Uhr: Sonntagsſchule. Nachm. 4 Uhr: Predigt. Donnerstag, de
22, Nov.,, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde. Prediger Kuhl,
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 18. November 1923.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 U.
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: Erſteh=
Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr: Si
meſſe mit Predigt. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt.
11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Nachm. ½3 Uhr: Chriſtenlehr
und ſakramentaliſche Bruderſchaftsandacht.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6!= Uhr
Heil. Meſſe. Um 9 Uhr: Studentengottesdienſt. Nachm. ½3 Uhr
Verſammlung der Jugendabteilung der Jungfrauen=Kongregation.
Um 5 Uhr: Verſammlung des dritten Ordens vom heil, Franziskus.
Abends 6 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe
Kapelle in Nieder=Ramſtadt: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt
mit Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm. von 4 Uhr bis abends 7 Uhr
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. Um
½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt und
Generalkommunion für die Jungfrauen. Um 9½ Uhr: Hochamt mi
Predigt. Nachm. 2 Uhr: Andacht und Segen. Nach der Andachl
um ½3 Uhr: Vortrag für die Jungfrauen=Kongregation.
Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Hochamt und Predigt,
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, nachm. 5 Uhr, un
abends 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 6½ Uhr: Beichtgelegenheit. Um 7½4 Uhr
Frühmeſſe. Um 750 Uhr: Prebigt. Um 8½ Uhr: Zweite heil.
Meſſe. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Um 2 Uhr: Chriſten=
lehre
. Um 2½ Uhr: Andacht. Werktags 7½ Uhr: Heil Meſſen.
St. Fidelis: An allen Sonn= und Feiertagen morgens 8 Uhr in
der Kapelle der Engliſchen Fräulein an der Waldſtraße heil, Meſſe
und Predigt.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr,
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. ½2 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg, ½8 Uhr
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm, 7 Uhr: Beichtgelegen
heit. Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: And=
Sonſtige Gemeinſchaften.
Kirche Jeſu Chriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 18. Nob., nachm. 2½ Uhr:
Sonntagsſchule. Um ½4 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 22. Nob
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, vorm. 10 Uhr: Heiligungs=Verſamme
lung. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Heils=
Verſammlung. Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr: Oeffent=
liche
Verfammlung.
Methodiſtengemeinde (Frankfurterſtr. 3): Sonntag, den 18. Nohn
nachm. ½3 Uhr: Sonntagsſchule, Um ½4 Uhr: Predigt,

[ ][  ][ ]

Varmſtädter Tagblatt

Dollargiroverkehr

DMMdda

Die Reichsbank hat ſich entſchloſſen, den neben dem gewöhnlichen
overkehr beſtehenden Kontomark=Giroverkehr vom 15. d. M. ab in
en reinen Dollargiroverkehr umzuwandeln. Die Ueber=
rung
auf dieſen neuen Geſchäftszweig machte eine Aenderung der
jerigen Bedingungen in ihren weſentlichen Teilen zur Notwendigkeit.
Zur Gutſchrift gelangen lediglich die Dollargegenwerte von den
Reichsbank ausdrücklich zu dieſem Zweck überlaſſenen Deviſen, und
* in der Weiſe, daß dieſe Deviſen, auch ſoweit ſie auf Dollar lauten
ächſt nach den jeweils geltenden Bedingungen der Reichsbank für
n Deviſenderkehr in Papiermark umgerechnet werden; ſodann wer=
die
Papiermark in Dollar umgewandelt.
Der Einlieferung von Deviſen ſteht die Einlieferung von Gold
ch, welches nach den jeweiligen Ankaufsbedingungen der Reichs=
k
angekauft und alsdann in Dollar umgewandelt wird. Die nach
Bedingungen für den Kontomark=Giroverkehr zuläſſige zuſätz=
he
Einzahlung von Papiermark zur Gutſchrift des Ge=
wertes
in Kontomark iſt nunmehr weggefallen.
Die Verfügung über das Konto kann erfolgen:
mittels des roten Dollarſchecks, der der Ueberweiſung von Konto
zu Konto dient,
mittels des weißen Dollarſchecks.
Auf Grund des weißen Dollarſchecks kann der jeweilige Inhaber
ſeiner Wahl verlangen:
Auszahlung in Dollar,
Auszahlung in Papiermark.
Im Falle der Ziffer 1 kann der Verfügung des Scheckinhabers nach
en Wahl entſprochen werden durch Scheck auf einen Newyorker Kor=
ondenten
der Reichsbank oder durch Auszahlung Newyork.
Im Falle der Ziffer 2 erfolgt die Einlöſung des Schecks gemäß dem
liner amtlichen Kaſſageldkurs für telegraphiſche Auszahlung New
. Wird die Einlöſung in Papiermark vor 12 Uhr mittags (an
inabenden vor 11 Uhr vormittags) verlangt, ſo iſt der Kurs des
chen Tages, ſonſt der des nächſten Notiztages maßgebend. Ent=
idend
iſt der Zeitpunkt, in dem der Scheck bei der Dollar= Giroab=
ung
vorgelegt wird oder mit der Poſt eintrifft.
Beantragt der Scheckinhaber Scheck oder Auszahlung in einer an=
in
ausländiſchen Währung, ſo wird der Dollarſcheck behandelt wie
ſolcher zu 2, jedoch weiterhin in Verbindung mit dem Antrag auf
erlaſſung von Schecks oder Auszahlung in der dritten Währung, der
den üblichen Bedingungen ausgeführt wird. Die Umrechnung der
larſchecks in Papiermark und der Papiermark in die dritte Wäh=
g
wird zum Kurſe desſelben Tages vorgenommen, jedoch jene zum
d=, dieſe zum Briefkurs.
Während rote Dollarſchecks gebührenfrei ſind, wird für jeden weißen
larſcheck eine Gebühr in Höhe von 22/0o, mindeſtens 50 Cts. erhoben
bei Einlöſung des Schecks in Abzug gebracht.
Der Mindeſtbetrag der erſten Gutſchrift aus eingereichten Deviſen
d vorläufig auf 1000 Dollar feſtgeſetzt; das Mindeſtguthaben wird
nach dem Umfange der Inanſpruchnahme des Kontos beſtimmt und
d vorerſt ebenfalls nicht unter 1000 Dollar betragen.
Zum Dollar=Giroverkehr können außer Geld= und Kreditinſtituten
öffentlichen Rechts nur Perſonen und Vereinigungen zugelaſſen wer=
die
in das Handels= oder Genoſſenſchaftsregiſter eingetragen ſind.
räge auf Eröffnung eines Kontos ſind an diejenige Reichsbankanſtalt
richten, zu deren Bezirk der Antragſteller ſeinem Wohnſitze nach
ört.
Die Vorſchriften der Debiſengeſetzgebung ſind von den Inhabern
Dollar=Girokonten zu beachten; Firmen, die ſich hinſichtlich dieſer
ſchriften als unzuverläſſig erweiſen, können ohne weiteres vom
lar=Giroverkehr ausgeſchloſſen werden. Ausdrücklich wird darauf hin=
ieſen
, daß der Erwerb von Dollar=Giroguthaben durch Ueberweiſung
Erwerb von Dediſen im Sinne der Deviſen=Geſetzgebung gleich zu
hten iſt. Die Gutſchrift von Deviſen auf Dollar=Girokonto gilt nicht
Ablieferung von Deviſen im Sinne der Vorſchriften über die Ab=
erung
von Export=Deviſen.
Die außerordentliche Arbeitsüberlaſtung bei der Reichsbank, die im
ſammenhang mit den Arbeiten für die neue Währung eine weitere
ſchärfung erfahren hat, läßt zurzeit eine Ausdehnung des neuen Ge=
ftszweiges
auf die Reichsbankanſtalten in der Provinz nicht zu, doch
in Ausſicht genommen, ſobald es irgend angängig iſt, den Dollar=
overkehr
zu dezentraliſieren. Bis dahin müſſen außerhalb Berlins
äßige Firmen uſw. ein etwa gewünſchtes Dollar=Girokonto direkt bei
Reichshauptbank, Dollar=Giroabteilung in Berlin SW. 19, Haus=
teiplatz
1, führen laſſen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Die Allgemeine Elektrizitäts=Geſellſchaft
rlin beabſichtigt, ihren Obligationären an Stelle der noch nicht
geloſten Teilſchuldderſchreibungen der Serien 18 und der Serie 9
Umtauſch im Verhältnis von einer jungen Aktie gegen nom. 60 000

Mark Teilſchuldverſchreibungen durch die Berliner Handelsgefellſchaft,
die Deutſche Bank und die Diskonto=Geſellſchaft anzubieten.
spdl. Ein Aufwertungsprozeß gegen den badi
ſchen Staat. Die Hypothekenbanken und induſtriellen Unterneh=
mungen
ſind in der letzten Zeit dazu übergegangen, den Beſitzern von
gekündigten Schuldverſchreibungen und Obligationen eine Entſchädi=
gung
in der Form für die Geldentwertung zu gewähren, daß ihnen
entweder eine höhere Papiergeldſumme zurückgezahlt oder der Um=
tauſch
in Aktien oder wertbeſtändigen Anlagen angeboten wird. Der
badiſche Staat jedoch wollte bei der Auslöſung der Badiſchen Prämien=
Anleihe die Auszahlung in Papiermark vornehmen, ohne der Ent=
wertung
Rechnung zu tragen. Daraufhin haben einige ſeiner Gläubi=
ger
bei dem Landgericht in Offenburg Anklage eingereicht.
Warenmärkte.
wh. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
treidebörſe
vom 16. November. (Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack. Weizenmehl und Kleie mit Sack, je 100 Kilo.
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Goldanleihe: Wei=
zen
Wetterauer 2425 Mk., Roggen 2223 Mk., Hafer inländ. 1818,75
Mk., Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 3840 Mk. (bei Waggon=
bezug
ab Mühlenſtation), Roggenmehl 3537 Mk., Weizen= und Rog=
genkleie
7,508 Mk. Tendenz: feſt.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Das Geſchäft war
heute noch ruhiger als an der Montagsbörſe, da es an jeglichem Angebot
fehlt. Wertbeſtändiges Geld iſt noch nicht weiter ausgegeben worden und
das weiter entwertete Geld nimmt niemand gegen Landesprodukte an,
zumal der Landwirt ſeine fälligen Steuern und ſeine Martinizinſen be=
zahlt
hat, die er gewöhnlich mit ſeinem Papiergeld begleicht. An Prei=
ſen
hörte man für Weizen 2526, Roggen 22½23, Gerſte 19½/20,
Hafer 18 Goldmark, pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Weizenmehl
Spezial=Null koſtet bei den Mühlen 3536 G.=M. pro Doppelzentner ab
Mühle, während die zweite Hand nichts abgibt, da ſie noch mit Papier=
geld
bezahlt wird und nun auf die Ausgabe der Rentenmark wartet
Von Futtermitteln wurde Weizenkleie zu 7 Goldmark pro 100 Kilo ab
Mühle offeriert. Offiziell wurden pro 100 Kilo ohne Sack in Gold=
mark
notiert: Weizen 25, Gerſte 2223, Hafer 2122, Rohmelaſſe 6)
bis 7, Wieſenheu 77,5, Preßſtroh 4,45,0, Weizenmehl Spezial=Null
3638. Tendenz: feſt. Infolge weiteren Mangels an Gold=
anleihen
fanden nur wenig Umſätze in Papiermark und nur zu erhöhten
Preiſen ſtatt.
h. Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem Kleinviehmarkt
am Donnerstag waren zugetrieben: 40 Kälber, 13 Schweine, 410 Ferkel
und Läufer. Kälber und Schweine wurden wegen zu geringen Auftriebs
nicht notiert. Für F. I und Läufer wurden 520 Goldmark pro Stück
bezahlt. Marktverlauf: mit Kälbern und Schweinen lebhaft, geräumt;
mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
war die Haltung ruhiger. Die verſchiedenartigen Währungsverhältniſſe
erſchwerten das Geſchäft. Anſcheinend ſuchte die Reichsgetreideſtelle
Roggen gegen Rentenmark zu kaufen. Goldanleihe war knapp, da=
gegen
wurde gegen Papiermark heute mehr umgeſetzt. Jür Weizen
beſtand weniger Intereſſe, weil das Mehlgeſchäft nachgelaſſen hat.
Auch Gerſte und Hafer hatte geringeres Geſchäft. Futterſtoffe wurden
gleichfalls weniger gefragt.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 16. November 1923.
(Eigener Bericht.) Der vorübergehenden Erholung am Effektenmarkt
iſt raſch der Rückſchlag gefolgt. Das Geſchäft war heute eingeengt und
die Unternehmungsluſt von Spekulation und Publikum ſtark gehemmt.
Hervorgerufen wurde dieſer Umſchwung hauptſächlich durch die plötz=
lich
wieder ſcharf hervorgetretene Geldklemme, die der Börſe ſtärkſte
Zurückhaltung auferlegte. Trotz der Lethargie, in die der Effekten=
markt
verfallen iſt, bedeutete die recht ſchwache Eröffnung der heutigen
Börſe doch eine Ueberraſchung, zumal die Kursermäßigungen, gemeſſen
an der inzwiſchen eingetretenen Senkung des inneren Markwerts, recht
beträchtlich ſind. Den ermäßigten erſten Kurſen folgten größtenteils
kleinere Erholungen, wohl hauptſächlich, weil der Berliner Markt beſſer
behauptete Anfangsnotierungen aufwies, jedoch blieb die Grundtendenz
der Börſe bis zum Schluß luſtlos, und es konnten ſich an der Nachbörfe
nur ganz vereinzelte Erholungen durchſetzen. So Nordd. Lloyd 13.
Im Markt der Auslandsrenten eröffneten Zolltürken mit 19,5 und
2. Bagdadbahn mit 18,5. Die Aktien des Anilinkonzerns eröffneten
bis 5 unter den Anfangskurſen der letzten Börſe und erholten ſich
zur Einheitsnotiz um durchſchnittlich 12. Elektr. Werte ermäßigten
ihre Kurſe um 12: Voigt u. Haeffner 1,2 minus 0,2. Der Markt der
Maſchinenaktien blieb verhältnismäßig gut behauptet. Karlsruher 4
plus 1, N. S.U. 3,5 minus 0,25, Eßlinger 5 minus 1. Stärker abge=

17. November 1923 Nr. 318

ſchwächt Daimler 1,8 minus 1,2. Am Markt der ſüddeutſchen Zucker=
aktien
lagen Waghäuſel mit 2,5 mehr als halbiert, Frankenthaler 3,9
iinus 2,5, Heilbronner 4 minus 2. Auch die Kurſe der Montanwerte
ermäßigten ſich mit Ausnahme von Weſteregeln, die ſich mit 25 behaup=
teten
. Buderus 14,5 minus 3,5, Deutſch=Lux. 40 minus 20, Harpener
(5 minus 7, Rheinſtahl 35 minus 15. Bankaktien ebenfalls ſchwächer;
Berliner Handelsgeſellſchaft 37 minus 8, Diskonto 14 minus 6, Deutſche
Bank 7,5 minus 2,25. Von wertbeſtändigen Anleihen notierten Baden=
Kohle 28, Sächſiſche Braunkohlen 4,5 gut behauptet. Der Einheits=
markt
wies vereinzelt Kurserhöhungen auf, lag aber im großen und
ganzen ebenfalls ſchwächer. Badenia auf Bezugsrecht=Notiz 1,45 plus
0,55, Eiſenmeher 1,5 minus 0,9, Gebrüder Fahr 4 minus 1. Denninger
Leder 1,4 minus 0,6, Prometheus 0,4, Roeder 1,8, Leder Rerinck 1,2.
Auch der freie Verkehr zeigte überwiegend ſchwächere Kurſe; man hörte
hier: Allgemeiner Bankverein 0,13 bis 0,15, Beckerſtahl 10,5 bis 9,5,
Beckerkohle 10 bis 9,5, Benz 3, Georgi 0,15, Growag 0,25, Hanſa Lloyd
0.90, Kayſer=Waggon 0,26, Kreichgauer 0,13, Krügershall 9 bis 8,5,
Ufa 3 bis 2.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die weiter ver=
ſchärfte
Geldknappheit führte am Effektenmarkt nahezu durchweg zu
Kursrückgängen. Angeblich wurden 22 bis 25 Prozent Zinſen für den
Tag bezahlt. Der Umfang der Kursveränderungen war wie am Mitt=
woch
ſehr verſchieden. Am Montanmarkt büßten Bochumer Gußſtahl
20 Billionen ein. Von chemiſchen Werten gingen Th. Goldſchmidt von
24,75 auf 17 Billionen, Scheidemantel von 58 auf 44 Billionen zurück.
Auch Schiffahrtsaktien waren zumeiſt empfindlich gedrückt, ſo Paketfahrt
von 53 auf 40 Billionen. Daneben waren auch einige Aufbeſſerungen
feſtzuſtellen, ſo für Kattowitzer um 5 Billionen und Oberſchleſiſche
Eiſeninduſtrie um mehr als 3 Billionen. Valutapapiere waren vor=
wiegend
gut gehalten, Deutſche Anleihe meiſt höher. Im allgemeinen
blieb auch im ſpäteren Verlaufe die Kursbewegung bei luſtloſem Ge=
ſchäft
rückgängig.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

15. Nor=
Geld Mie
Brief Ne
Geid Brief Amſterdam=Rotterdam 977623000. 952375000. 947025/ 00 Merſe Brüſſel=Antwerpen .... 15710000. 116290000. 1157 10000. 116290000. Chriſtiania . . 363090000. 3649 10000. 363090000. 364910000 Kopengagen 428925000. 431075000. 428925000. 431075000. Stockholm. 664335000. 667663000.- K664335000. 667665000. Helſingfors 67830000. 68170000. 67830000. 68 170000. Italien. 107730000. 108270000 107 230000. 108270000. London 1098 500000 11027500000. 10982500000. 1027500000. New=Yorl 25 13700000. 25263000 00. 225 1½700000. 252630/ 000. Paris.. 137655 000. 138345000. 137655000 13834 000. Schwei= 442894000. 443110000. 44 2890000. 445 110000. Spanien 327180000. 328420000 327180000. 3288-0000. Wien (i. D.=Oſt 35910. 360 10. 35910. 33090. Prag .. 72815000 74185000. 73815000. 74185000. Budapeſt. 135669. 13/340. 135660. 136340. Buenos=Aires 397750000. 902250000. 497750000. 902250000. Bulgarien 21943000. 2205000. 21945000. 22055000 Japan". 12089 70000. 1215030000. 20-970000. T215030000. Rio de J 215460000. 216540000. 215460000 216540000. Belgrad 29925000. 3 075000. 29925 000. 30075000. Liſſabon. . . . . . . . . . . .. .." 95760000. 96240000. 35 760000. 96.40000.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000000.

Aktiengeſ. für Anilinfr
Aſchaffenburger Zellſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber..=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug
Bismarckhütte .. . . ."
Braunkohlen=Brikett .
Bremer Vulkan .. . . ..
Wolle.... . .. . ..
Chem. Heyden ......."
Weiler ......."
Deutſch=Atlant. Tel...
Deutſche Maſchinen ..
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ......"
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Berlin=KarlsruherInd.
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel ...."
Elberfelder Farben ..
Elektr. Lieferung ...
N. Friſter
Gaggenau Vorz. ..
Gelſenk. Gußſtahl ..
Geſ. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen .. .

14. 11. 16. 11 14. 11 16. 11. 11000 13000 Han. Maſch.=Egeſt.. . 20100 16000 Hanſa Dampfſch.. . 20000 16000 24000 32000 Hemoor Zement 4500 6500 Hirſch Kupfer.. 50000 56000 9000 7000 ſöſch Eiſen .. 65000 57500 vohenlohe Werke 30000 28500 16900 18000 Kahla Porzellan". 9001 11000 Lindes Eismaſch. 4000 3400 Lingel Schuh . 1500 1800 4250 6500 Linke & Hofmann 25000 28000 23009 15000 L. Loewe & Co. . 22000 22000 10000 13000 C. Lorenz". 4250 3.00 500 6.00 Meguin. 8000 16000 N. Lauſitzer Ko 14000 22000 80000 60000 Nordd. Gumm 650 900 Orenſtein 15000 11500 35000 32000 Rathgeber 2 10500 9500 50000 44000 Rombacher 31000 27000 Roſitzer Zucker 31000 40000 10500 8500 Rütgerswerke 19000 13000 21000 21000 Sachſenwerk. 2000 2500 6000 5000 Sächſiſche Gußſtah 2200 2 00 Siemens Glas. 3000 2900 6000 6000 Volkſtedter Porzellan 3500 5000 20000 35000 Weſtf. Eiſen Langendree 28000 18000 9600 10250 Wittener Gußſtahl .. 8000 7000 Wanderer=Werke .. 10000 13000

Die Notierungen ſind in Milliarden 9, ausgedrückt.

tropäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
Reichsanleihe. . . . . . . . . . ..
oboosooa=
aoa
--
½
=Goldanleihe .........."
ar=Schatzanweiſungen .. . .
% TV. und V. Schatzanweiſ.
VI.IK.

irprämienanleihe .. . . . . . ..
angsanleihe. . . . . . . . . .. .. ."
Preuß, Konſols ... . ... ..

Bad. Anl. unk. 1935.... . .
v. 1907... . ..
ern Anleihe ........."

Heſſen unk. 1924 ........"

.
Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
% v. 1902......
..
Bulgar. Tabak 1902 .. . ..
Griech. Monopol ......"
Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 .............."
o Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
1914 ....... ......
Oeſt. Goldrente .. .. . .. .."
einheitl. Rente ....."

14. 11.

Rum. am. Nente v. 03
% Goldrente v. 13
am. konv. .
v. 05

Türk (Admin.) v. 1903
(Bagdad) Ser. I..
II..
v. 1911, Bollaul. ..
% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .. . ..
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . . .
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. . .
konſ. innere .. . . . .
% Irrigationsanleihs.
Tamaulipas, Serie 1 .. ..
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
Gal. Carl Ludw. =Bahn ..
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2oNeue
Oeſt. Staatsb. v. 1883....
Oeſt. Staatsb. 1. b 8. Em.

500
450

4500
2000

1390

4000
2100

5000
2000
2500

24009
22000
3250
4750

300

400
550

10000
11500

5250
1600
1000

18500
19000

19000
18500

600

550
9000 E
10000 E
9000

Oblig. v. Transportanſt. (Ftf.)
3% Oeſt. Staatsb. 9. Em .. .
30 Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
32 Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
40 Rudolfb. (Salzkammerg.) .
4½% Anatolier I............"
32 Salon Conſt. Jonction.. .
30 Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepec . . ..... .. ...
4½%
..
Pfandbriefe.
4½ Frankf. Hyp.=Bank 1920...
3½%

Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
4% Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
4%0 Pfälz. 1922 ...
40 Rhein. 1923 ...
3½%0
verl. . . .
*% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ... . . . . . . . ..
4% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Hefſ. Ldhyp. Kom. Obl.. ..
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt. v. 1905 ..... .."
40 Frankfurt v. 1913 ..... ..
3½% v. 1903 ......."
49 Mainz. v. 1919 bis 1926
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50) Badenwerk=Kohlwert=Anl.
6%Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe..
Roggenwert=Anl.
50, Sächſ.Braunk. Anl. Ser.1 u. I
Bauk=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie .... ..
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank. .
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbanx
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . . ..
Dresdener Bank ..........."
Frankfurter Bank ...........
Metallbank. . . . . . . . . . . .. . .. .."
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt
Reichsbank=Ant. . .. . . . . . . ..."
Rhein. Creditbank .. . . . . . . ."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank . . . . . . . . . . . . .. . ...."
Wiener Bankverein . . . . . . . . .
Bergwverks=Aktien.
Berzelius

Bochumer Bergb. . .. . . ..... ."
Buderus. . . . . . . . .

Dt. Luxemburger .. . . . . . . . . . ."
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. ... .. . .."
Harpener Bergbau .........."
Kaliwerie Aſchersleben .. . . . ."
Weſteregeln ......."

14. 11. 16. 11.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

8000
500
25000

500
31000
10000

35000

21000
4500
6500
7000
4500
990
6000
45000
4000
6000
9750
6000
500
20000
3750
540
22000
2500
900
5000
2750
6000
430
600

28000
5000
6750
14000
4500
500
4500
37000
3000
4500
8000
7500
500
12000
3500
900
17500
1500
7750
2000
6000
300
500

17000 14500

18000
60000
75000
70000
82100
25000

16250
41000
45000
47000
75000
10000

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Lothringer Hütte .....
Mannesmann Röhren.... . . .
Mannsfelder. . ... . . . . . .. . . . ."
Overbedarf .......... . ......"
Oberſchleſ. Eiſen CCaro) ......"
Phönir Vergbau ............"
Rhein. Stahlerke .. . . . .. . .."
Riebeck Montan.. . . . . . . ."
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte.
Akkien indnſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München . .. . . ...! G
Schöfferhof (Binding) ........! 3000
Werger .......... ..........

Akumulat, Berlin =
Adler & Oppenheimer .. . . . . ."
Adlerwerke (v. Kleher) ......"
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano .. ..
Aſchaffenburger Zellſtoff ..... 14000
Badenia (Weinheim) .. . . . . .."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach .......".
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen".
Baſt Nürnberg .............
Bayriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel (Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke .... .. . . 13000
Bing. Metallwerke. . . . . . . . . . .
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
Sementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ..... ... 4000
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ... . . . . ..
Griesheim Elektron ....
Mayer Alapin. . . . . . . .
Weiler=ter=mer .. . . . . . . 20000
Daimler Motoren .........."
Deutſch. Eiſenhandel Berlin".
Dt. Golb= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .. . . ."
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dhckerhof & Widm. Stamm..
Eiſenwerk Kaiſerslautern ... ."
Eiſenwerk L. Meher jr. .. . . . ."
Elberfelder Farb. v. Baher ..."
Elektr. Lieferungs=Geſ. ... . . ..
Licht und Kraft ......"
Elfäſſ Bad. Wolle.. .. . . . . . . .. 4000
Emag, Frankfurt a. M. ... . ..
Emaill= E. Stanzw. Ullrich .... 7500
Enzinger Werke ...... . . . .. .."
Eßlinger Maſchinen .. . . . . . .. 6000
Ettlingen Spinnerei .........
Faber, Joh., Bleiſtift .. . . . . . . .
Faber & Schleicher.... . . . . ..
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . . .
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.

14. 11. 16. 11. 80000 46000 34000 13500 12100 24000 18000 25000 2000 47500 35000 50000 35000 57000 60000 2000 3000 3100 21000 10000 8000 2000 1800 10700 9500 13500 900 1450 27000 23500 15000 15000 8000 2000 2500 14000 12000 3500 1800 10500 5750 2500 6000 8000 8000 7000 4000 4000 6300 40000 40000 16000 14000 2000 2100 2000 1800 5000 4000 25000 20000 3500 5000 1200 1300 4000 3500 5000 1800 2000 2500 2400 1500 22500 19000 4500
12000 4500 10500 2500 700 800 9000 5000 15000 1300 850 5000 4000 45000 35000 34000 1000 1100

Frankfurter Gas.... . . . . . . . ..
Frankfurter Hof . .. ........"
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek. 4500
Fuchs Waggon Stamm. . . . .
Ganz, Ludwig, Muinz ......."
Geiling & Cie. ............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ....."
Goldſchmidt Th. ... ... ... . . ..
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)..... ."
Hanfwerke Füſſen .........."
Heddernheimer Kupfer .... .."
Heyligenſtaedt, Gießen ......
Hilpert Armaturen . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . . .
Hoch= und Tiefbau .........
Höchſter Farben ...... .......
Holzmann, Phil. ............"
Holzverk =Induſtr. ... . . .. ..."
Hotel A.=G., München ... . . . . 4000
Hhdrometer Breslau... . . . . . .
Jnag... . . ........ . . ......
Junghans Stamm . . . . . . . . . ..
Karlsruher Maſchinen .. . . . . . .
Klein, Schanzl. E Becker ..... 4000
Konſervenfabrik Braun .... ..
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher E Co. ............"
Lech Augsburg .. ... .... ...."
Lederw. Rothe ............."
Lederwerke Spicharz ... . . . .."
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw .. .. .. ..
Lux’ſche Induſtrie ........."
Mainkraftwerke Höchſt .... . .. 2500
Meguin, Butzbach ... ........
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul. . . . . . . . . ."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M./ 1000
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . . 1300
Motorenfabr. Deutz...... ....
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke
Neckarwerke Eßl. Stamm. . . . . 800
Niederrhein Leverfabr. (Spier))
Oleawerke Frankfurt a. M.
Peters. Union Frankfurt a. M.) 900
Pfälz. Nähm., Kayſer ...... ..
Philipps A.=G. . . . . . . . . .. . . . ."
Porzellan Weſſel ..... ......."
Permeiheus. . . . . . . . . . . . .
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm. . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Lendesdff.
Metall Vorzüge .... . ..
Rhenania, Aachen ..........."
liedinger Maſchinen .. . . . . ! 8000
Rückforth, Stettin ... . .. . . . . .
Rütgerswerke ..............."
chleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau .. ... ....
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . .

14. 11. 16 11. 1500 1000 7000 10000 2100 1300 900 960 600 800 26000 13000 1510 1000 15000 17000 7500 5500 15000 4500 2500 2000 3000 3600 1600 3100 5000 41000 5000 3000 17400 14000 1500 1200 14000 10500 2000 1200 2500 4850 3250 7500 5000 3000 4000 4800 1200 1200 12000 4000 7000 5500 5500 4200 1500 6000 6000 4000 7000 12000 2400 15000 8000 600 1200 1100 20000 6000 9000 3750 3500 1600 7000 1500 1250 4000 2000
2000 1400 1400 2600 2000 2000 7000 15000 7000 5000 16000 1000 1200 19000 13000 2000 3000 3000 12000 3000 6000

Schuckert Elektr. ( Nürnberg).
Schuhfabrik Bernets=Weſſel
Schuhfabrit Herz.
Schuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff
Sichel & Co., Mainz
Siemens Elektr. Betriebe
Siemens Glasinduſtrie".
Siemens & Halske .. . .. ..."
Stöckicht=Offenbach=Gummi. . .
Südd. Handelsvereinigung. . . .
Süddeutſche Immobilien .."
Thüringer eleft. Lief.-Geſ., Gothe
Uhrenfabrik Furtwängler .. . . .
Veithwerke in Sandbach .. .."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg.
Ultramarin .. . . . . . . . . .

Zellſtoff, Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. .
Stämme. . .
Voigt & Haeffner Stämme. . . .
Voltohm Seil ...............
Wayß & Freytag .. . .. ......
Wegelin Rußfabrik .. . . . . . ..."
Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . .
Zuckerfabr. Waghäuſel .......
Frankenthal ......"
Heilbronn ..
Offſtein ..
Rheingau".
Stuttgart ..

Transport=Rktien.
Schantung E. B. ..........."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ..."
Hapag (Paketfahrt) .. . . . . . . ..
Nordd. Lloyd ..............."
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn

Darmſtädter Werte,
Bahnbedarf . . . . . . . . . ......
Dampfkeſſel Rodberg. .. . . . . ..
Helvetia Konſervenfabrik. . . . .
Gebr. Lutz ... ............."
Motorenfabrik Darmſtadt . . . .
Gebr. Roeder ...............
Venuleth & Ellenberger ..

14. 11.
1600
1500
1000
2500
10000
3000
11000
1475
300
1500
500
3000
2010
12000
1500
10000
16900
1500
1200
1400
3000
3600
8750
7000
5400
7400
6000
5300
5500
5750

2800

50000
12600

16. 11.
1200
1480
700
2500
6800

9000

800
200
800
600
6000
2500
8500
3000

900

2500
1200
2000
2500
5500
6000
2500
4500
4000
4500
4000

2000

38000
10000

800
1000
3000
14000
7500
1800
5000

1400
1300
2500
1800
5000

Annotierte Aktien,
Beckerkohle .. ... ........"
2000 Beckerſtahl .............
Benz.. . . . . . ...... . .....
Brown Boveri .. . ......
Cont. Handelsbank .. ....
12400 Growag. .. . . . . . . . .. . .. .
Hanſa Lloyd ........ ..."
Kabel Rheybt .. . . ... ....
Karſtadt R. ............."
Petroleum, Dtſche. ... . . . .
3000 Raſtatter Waggon .......
Text.=Ind. (Barmen (Tiag)
3000 ufa Film .....

16000
16000
4000
2500
225
410
2000
1000
24000
2500
900
3000

10000
10000
3000
2000
175
265 5
1000

14000
2500
800
2500

1 D 2 12Tu
Aktien / Renten / Deuiser
Sorten

BarrIStGUT
1 Luisenplatz 1

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Dagblatt, Saustag, den 12. Robember 1923.

Numier 318

16)

Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.

Nachdruck verboten.)

Nepomuk glaubte, vorbeugen zu müſſen, indem er ſchnell
das Wort nahm und in trotzigem Ton mit der Miene tiefer
Kränkung ſagte:
Geſtrenger Herr, ich bitte um meinen Abſchied.
Der Freiherr ließ die Hand ſinken, die ſchon nach dem ſo oft
beliebten Inſtrument ausgeſtreikt war, und der pfiffige Diener
fahe kaum, daß ſein Kunſtgriff wirkſam war, als er noch kecker
ſeine Stirne erhob und ſagte:
Ja, ja, meinen Abſchied, geſtrenger Herr. Ich mag mich
nicht herumpeitſchen laſſen wie ein Hund.
Der Geſtrenge ſahe ihn ſo nachdenklich, als es ihm möglich
war, an. Wer ſollte ihm Stiefel und Kleider an= und ausziehen
mit ſolchem Geſchick, wie es Nepomuk tat:
Gehe an Deine Arbeit, einfältiger Menſch! Wer hat daran
gedacht, Dich zu ſchlagen?
Nepomuk entfernte ſich, heimlich triumphierend. Bald darauf
ging der Freiherr ans Fenſter und erblickte Leuthold, welcher ſich
keck im Schloßhof umſahe. Er bemerkte, wie Nepomuk mit ihm
ſprach, und rief dieſem zu, ſamt dem Kuaben heraufzukommen.
Ein Bote des vorigen Herrn, ſagte Nepomuk beim Ein=
treten
mit einer Gönnermiene.
Der Freiherr fuhr zurück: Nicht tot?
Ihr habt ja leider den Todesſchein, geſtrenger Herr, ſiel
Repomuk ein, da er ſahe, welche Blöße ſich der habſüchtige Erbe
gab. Die Botſchaft betrifft bloß ſeinen betzten Willen.
Der zärtliche Verwandte erholte ſich von ſeinem Schrecken.
Bring dem lieben Burſchen Brot und auch ein Glas Wein,
ehrlicher Nepomuk aus dem großen Faß!
Nepomuk entfernte ſich.
Nun denn, was bringſt Du für Nachricht? Der arme Herr
Vetter iſt alſo wirklich tot? Hoffte immer noch, daß er dereinſ
wiederkäme!"
Der dicke Heuchler ſtieß dazu einen herzbrechenden Seufzer
aus und faltete traurig die Hände über den Bauch.

Leuthold erzählte und reichte zuletzt Ring und Kette hin,
ohne etwas dabei zu ſagen; er war zu ſtolz und wußte, daß der
Obriſt ihn von einem ſolchen keine Wohltat genießen laſſen wollte.
Der Freiherr ſeufzte nochmals, als er den Ring ſeinem klei=
nen
Finger angepaßt hatte, der gute Vetter! und ſah den
jungen Botſchafter dumm gedankenvoll an.
Leuthold durchſchaute recht gut die geheuchelte Betrübnis
ſeines Wirtes, doch hütete er ſich, ſeinen Widerwillen merken zu
laſſen. Das Schickſal hatte ſeine Lebensklugheit vor der Zeit ins
Daſein gerufen; drum konnte er ganz unbefangen von dem Brot=
genießen
, welches der höchſt freundliche Diener brachte, obwohl
er das Glas trüben Weines wegen der Säure verſchmähte.
Nepomuk ſtellte ſich hinter Leutholds Stuhl und ſahe der
Freiherrn bedeutungsvoll an. Dieſer merkte anfangs aus an
geborener Stupidität nicht, bis jener heimlich auf den Gaſt Leu=
teie
und zuverſichtlich mit dem Kopfe nickte. Der Freiherr ſeiner=
ſeits
ſahe ihn nicht allzu klug an und wußte das ausdrucksholle
Gebärdenſpiel nicht recht zu enträtſeln; allein derjenige, um den
es ſich handelte, ſahe die ganze Szene durch einen gegenüber=
hängenden
Spiegel; doch ließ er ſich nicht ſtören und nach
Herzensluſt weiter.
Als ſein frugales Mahl beendet war, ſprach Nepomuk mit
füßer Freundlichkeit: Hat’s vvohl geſchmeckt? Nun, gegönnt
war’s herzlich. Sodann ſprach er zum Freiherrn: Ich will den
jungen Fremdling in eine Kammer führen, wo er bis morgen
früh ſich weidlich ausſchlafen kann, denn an ſeinen Schuhen ſehl
ich, daß er heute einen weiten Weg gemacht hat.
Leuthold lachte innerlich, denn er merkte wohl, daß der
Diener nur deshalb mit ſeinem Herrn allein ſein wollte, um
ſeinetwegen zu reden. Er wünſchte unbefangen gute Nacſt und
folgte dem voranleuchtenden Nepomuk in ein recht hübſches
Kämmerchen im oberſten Stock, deſſen Fenſter auf den Fluß
hinausgingen; und als ihn der läſtige Geſellſchafter allein ge
laſſen hatte, ſtreckte er ſich behaglich auf das Bette und überlegte
die Rolle, die er zu ſpielen gedachte, wobei er auf das Reſultat
kam, daß beide höchſt ſchlau ſein müßten, wenn ſie ihn überliſten
wvollten.
Mittlerweile war Nepomuk wieder zu ſeinem Gebieter zu=
rückgekehrt
, und das erſte Wort, welches er geheimnisvoll ſprach,
war: Gottlob! Wir haben den Rechten!

Ein anderer als der Freiherr, hätte den Sinn dieſer R
bald erfaßt; er aber, durch Reflexionen über das an den Kng
vergeudete Abendbrot ſehr verſtimmt, fragte unwirſch:
Was kommt Dir in den Sinn, daß Du dem landſtreick
ſchen Buben eine Kammer anweiſeſt? Iſt mein Schloß
Herberge für ſolches Geſindel? Auf der Stelle ſchicke ihn
oder
Wollet Ihr das Glück von der Schwelle jagen, da es
Euch einkehren will, Euer Geſtrengen? fiel der Schlaukopf
Wenn uns der Junge, nicht zu den verſteckten Schätzen
Obriſten hilft, will ich ein Karthäuſer werden.
Jener trank bedenklich das Glas Wein, welches Leutl
ſtehen gelaſſen hatte; doch war er nicht ſo vernagelt, daß
nicht alsbald, die getäuſchten Hoffnungen eingefallen
welche er auf den entflohenen Hubert geſetzt hatte, und wie
denn in Schimpfworten höchſt erfinderiſch war, ſo brummte
Willſt Du mich abermals ködern, langnäſige Seele?
Nepomuk war ſeiner Sache allzu gewiß, als daß ihn
Gegenrede des Freiherrn hätte irre machen können. Er ſagte
ſcheinbarem Erſtaunen:
Daß es mit dem Vorigen nichts war, habe ich bald gewu
Warum ſagteſt Du mir’s nicht? Wie wäre mir ſonſt in
Einn gekommen, den Kerl ſo lange zu füttern, der mir
Dank mein teuerſtes Pferd zugrunde gerichtet hat.
Als ob ich’s Euer Geſtrengen nicht geſagt hätte! war
dreiſte Entgegnung.
Der Freiherr wiegte den dicken Kopf hin und her, blickte
pfiffigen Diener an und begann Zweifel in ſein Gedächtnis
ſetzen. Doch fragte er: Wann wäre das geſchehen?
Wann ſonſt, Euer Geſtrengen, als Ihr am Karfreitaß
Vergeßlichkeit den Braten ſo ſehr nach Eurem Geſchmack fande
Dieſe Erinnerung war für den pünktlichen Chriſten nicht
genehm und überzeugte ihn, daß er wohl auch Nepomuks W
nung vergeſſen haben könnte.
Alſo der, meinſt Du, wäre der Rechte? Wird er aber a
Rede ſtehen?
Sicherlich, denn er iſt einfältig und ehrlich, wie Euer
ſtrengen ſchon darans erſehen haben, daß er die Kette und
Ring ablieferte.
(Fortſetzung folgt.)

iden 2

Statt Karten.

Lisa Kaufmann
Fred Hottum
Iagenieer
VERLOBTE

Darmstadt, November 1923
Mollerstraße 11.
(*27664

Heute verſchied plötzlich und un=
erwartet
unſer guter Vater, Schwie=
gervater
und Großvater

Ernſt Walter.

Die trauernden Sinterbliebenen.

Darmſtadt (Schloßgaſſe 19).

Die Beerdigung findet Montag,
19. Novbr., nachm. 2 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. Zuſammen=
kunft
1.30 an der Brücke. (*27744

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden meiner
lieben Frau ſage auf dieſem Wege
meinen innigſten Dank. (*27752

Jakob Weitzel.

Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmftadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 lila Portemonnaie mit
35 Milliarden 3400 Millionen. 1 braune
Stoffhandtaſche. 1 ſilberne Filigranbroſche.
2 elnzelne Schlüſſel. 4½ Milliarden. 880
Milliarden. 1 braune Sportmütze. Ein
Fünfmilliardenſchein. 1 Stellbrett für Hand=
kaſtentvagen
. 1 dunkelbrauner Handſchuh.
1 Damenhalbſchuh. 1 grauer geflochtener
Ledergürtel. 2 Schlüſſel an einem Ring
(liegen geblieben). Zugelaufen: Im
Aſhl: 1 Fox (Baſtard), weißgrau, 1 Kriegs=
hund
, 1 Schäferhund, 1 Pinſcher. 1 brauner
Dackel (weiblich).
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in
den Apotheken Darmſtadts: Es verſehen
den Sonntagsdienſt und in der Woche
vom 17. Nov. bis einſchl. den 24. Nov.
den Nachtdienſt die Merck’ſche Apotheke,
Rheinſtraße 9, und die Beſſunger Apo=
theke
, Karlſtraße 111.

Kartoffelverſorgung.

In Anbetracht der kataſtrophalet
Entwertung der Mark ſieht ſich die Stadt=
verwaltung
veranlaßt, eine Aenderun
in den Bedingungen über die Abgabe
von Kartoffeln mit ſofortiger Wirkung
eintreten zu laſſen. Die Ausgabe der
Gutſcheine durch die Stadtkaſſe kann nun=
mehr
bis auf weiteres gegen Schuldan
erkennung ohne Leiſtung einer An=
zahlung
erfolgen.
Freiwillige Zahlungen werden jedoch
entgegengenommen. In den Rückzah=
lungsbedingungen
tritt eine Aenderung
(st812
nicht ein.
Darmſtadt, den 16. Nov. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Große, trockene
zur Aufbewahrung von Papier geeignete

Tagerraume

möglichſt zu ebener Erde und mit Gleis=
99f
anſchluß zu mieten geſucht.
A.=G. für das Papierfach, Darmſtad
Rheinſtraße 20
Tel, 113 u. 423

Weihnachts=
wunſch
!
Kaufmann, Mitte d.
20er Jahre, wünſcht,
da es ihm an entſpr.
Bekanntenkreis fehlt,
mit geb. Dame n.
über 23 Jahre be=
annt
zu werden zw.
ſp. Heirat. Anonym
zweckl. Nur ernſt=
gem
. Angebote b. z. r.
int. V 99 an d. Ge=
ſchäftsſtelle
. (*2773

Beſſ. Frau mit eig.
Heim ſucht ält. Herun
kenn, z. lernen zwecks
Heirat. Angeb. unt.
V 89 Geſchſt. (*270

Berkäufe

Küchen, Vertiko
Klubſofa u. Seſſel
Herrenzimmer nſw.
zu verk. Kartoffeln
und andere Lebens=
mittel
werden in Zah=
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Stenotyzpiſtinnen
(ausgewieſen) ſuchen
nögl. bald paſſende
Stellung, am liebſten
auf Bank. Gefl. Zu=
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Außerdem werden wir, wie ſeither, durch Unterhaltung eines
reichhaltigen Lagers allen Wünſchen Rechnung tragen.

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Bekanntmachung.
Für die November=Ableſung erfolgt
Umrechnung unſerer Strompreiſe täglich
Papiermark nach dem Kurs des vorh
gehenden Tages.
Die Zählervergütungen werden bis
weiteres auf die Hälfte der vertraglich
Vergütungen der Vorkriegszeit in Go
mark feſtgeſetzt.
Gutſcheine werden wieder ab 16. d.
bis auf Wunſch verausgabt.
Um dem Andrang bei Ausgabe der G
ſcheine in unſerer Verkaufsſtelle, Darmſta
L iſenſtraße 14, zu begegnen, haben t
noch weitere Gutſchein=Verkaufsſtellen e
gerichtet, und zwar bei:
Otto Wambold, Herdweg 2 (Ecke Karlſtraß
Friedr. Gutfreund. Inſtallationsgeſchä
Wilhelminenſtraße 52 (Ecke Karlſtraß
Neues Elektrizitätswerk, Dornhermer=
weg
24 (Herrn Werkmeiſter Bauman
Fr. Lautenſchläger, Teichhausſtraße 55 (E
Nieder=Ramſtädterſtraße).
Gg. Späth, Dieburgerſtraße 14.
Darmſtadt, den 16. November 1923.
8124)
Heſſ. Eiſenbahn=Akt.=Geſ.

Darmſtadt (Stadt)

Für die Berechnung der Beiträge
die Woche vom 12. 11. bis 17. 11.
gilt der 10fache Satz der für die Woche
5. 11. bis 10. 11. 23 gültigen Grundlöhn
Auf unſere Bekanntmachung vom 8. Novl
wird verwieſen.
Darmſtadt, den 15. November 1923.
Der Vorſtand.
Knoblauch, I. Vorſitzender

Gebe Kartoffeln geg.
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