Darmstädter Tagblatt 1923


16. November 1923

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zeigenſchlüffel 800 Millionen

Einzelnumnz
Jart

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vöchenilich 7maligem Erſcheinen vom 11. bis 47.
mper 140 Milliarden Mk. und 10 Milliarden Mk.
gegebühr, abgeholt 142 Milliatden Mk., durch die
uren 120 Milliarden Mt. frei Haus. Poſtbezugs=
freibleibend
) ohne Beſfellgeld 4,320 Milliarden Mk.
ahlung 50 Milliarden Mk. Veraniworlichkeit für
ihme von Anzeisei an beſinmten Tagen wird
übernommen. Nichterſcheinen einzelner Nummern
höherer Gewali berechtigt den Bezieher nicht
ürzung des Bezugspreiſes. Veſiellungen und Ab=
ungen
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeskauptftadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 347
Freitag, den 16. November 1923
186. Jahrgang

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Falle hößerer Gewalt, wie Krieg, Auffuifr. Streil
uſiv, rrliſcht ſede Verpſlichtuns auf Erfüllung der
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ſeder Nabait wes. Dankkonig: Deuiſche Bank und
Darmſtädier 8 Nationalbani.

dem Zufamnzentritt des Auswärtigen Ausſchuſſes.
* Berlin, 15. Nov. (Priv.=Tel.) In politiſchen Kreiſen
lins nimmt man an, daß ſich im Auswärtigen Ausſchuß, der
Samstag zuſammentreten wird, ſehrerregre Ausein=
derſetzungen
über die Rhein= und Ruhrfrage abſpielen
den. Eine Meldung der ſozialdemokratiſchen Rheiniſchen
ung

rgreifenden Maßnahmen verhandeln ſoll. An dieſer Abord=
g
ſeien von der Sozialdemokratie die Reichstagsabgeord=
n
Meerfeid=Köln und Landtagsabgeordneter Klupſch= Dort=
id
beteiligt. Es wird nun im Ausſchuß vorausſichtlich die
ge geſtellt werden, wieweit die Vollmachten dieſer Abord=
gen
zu Verhandlungen mit der Rheinlandkonmiſſion reichen
welche Sicherungen dafür getroffen worden ſind, daß nicht
h das Beſtehen des 15er=Ausſchuſſes und dieſe Abordnung,
je durch die Errichtung einer Rheiniſchen Währungsbank die
Yuveränität des Reiches gefährdet wird.
Es iſt anzunehmen, daß aus den Verhandlungen heraus
eine gemeinſame Entſchließung der Parteien er=
, die auf die Untrennbarkeit der beiden beſetz=
Provinzen vom Reiche hinweiſt und den Proteſt
ſen den Friedensbruch der Franzoſen in ſcharfer
Am wiederholt. Die Reichstagsſitzung iſt, wie be=
it
, für den kommenden Diens tag angeſ tzt. Die Ver=
blungen
zwiſchen den bürgerlichen Parteien gehen inoffiziell
er, ohne daß ſie bisher irgend welche Ergebniſſe erzielt hät=
Auch die Fühlungnahme der Reichsregierung mit bayeri=
Politikern hat bisher noch zu keinem befriedigenden Ergeb=
geführt
. Die bayeriſche Regierung, von deren Rück=
itsabſichten
Gerüchte meldeten, bleibt in ihrer Zu=
nenſetzung
im Amte. Miniſterpräſident v. Knilling, die
iſter Schweher und Wutzlhofer ſind von ihrer Partei auf=
rdert
worden, die Regierungsgeſchäfte weiterzuführen. Auch
Stellung des Genera’ſtaatskommiſſars v. Kahr iſt ent=
n
anderen Nachrichten nicht erſchüttert.

Vom Tage

Kürzlich ſind Notgeldſcheine der Deutſchen Reichs=
bahn
über 5 Millionen Mark im Verkehr aufgetaucht, denen durch
Ueberſtempelung eine höhere Wertbezeichnung gegeben war. Es han= Deutſche Reich. Die Tatſache, daß die Reichscegierung in un=
gefilſchten
Notgeldſcheine an Zahlungsſtatt wird deshalb gewarnt.

Die Zuſtändigkeit en der Reichsbahndirektionen
waren bisher nach Grundzahlen beſtimmt, deren Vervielfältigung mit
der Schlüſſelzahl des Gütertarfs den Betrag der Zuſtändigkeit in deutſchen Kronprinzen nach Deutſchland ſollen den fadenſcheini=
bahn
auf Goldmark ſind die Schlüſſelzahlen auch hier durch den je=
weiligen
Umrechnungskurs der Goldmark errechnet.
Oberlandesgerichtsrat Poehner und Oberamtmann Frick, die kaum ein Wort über ſie verloren zu werden braucht.
in Schutzhaft genommen worden waren, ſind nunmehr vor das ordent=
liche
Gericht geſtellt worden.
Der bayeriſche Finanzminiſter Dr. Kraußneck iſt zur
Beſchaffung weiteren wertbeſtändigen Geldes
geſtern nach Berlin abgereiſt.
Der Verein Deutſcher Zeitungsverleger ſetzte die Schlüſſel=
zahl
für Anzeigen mit Wirkung vom 16. November ab auf
800 Millionen feſt.
Geſtern abend ereignete ſich in der Nähe von Cannſtatt ein
ſchweres Eiſenbahnunglück. Bei eintretender Dämmerung
fuhr eine auf falſchem Gleis fahrende Güterzugslokomotive auf einen
in voller Fahrt aus entgegenkommender Richtung fahrenden Arbeiterzug
auf. Bei dem Zuſammenſtoß gab es ſieben Tote und eine größere
Anzahl Verletzte.
Aufgrund der, wie ſeinerzeit gemeldet, in London getroffenen Ab=
machungen
ſind die Arbeiten des gemiſchten deutſch=
franzöſiſchen
Schiedsgerichts, die ſeit Beginn der Ruhr=
befetzung
unterbrochen waren, wieder aufgenommen worden.

Konferenz ohne Frankreich. Appell an Amerika.

London, 15. Nob. (Wolff.) Die Times veröffentlicht ein
eiben des morgen nach Südafrika zurückfahrenden General
uts, in dem dieſer nachdrücklich dafür eintritt, daß nach
durch die ablehnende Haltung Frankreichs bewirkten Schei=
des
Verſuches, einen Sachverſtändigenausſchuß
Unterſuchung der Reparationsfrage zuſtandezubringen,
ßbritannien unverzüglich die Vereinigten
iaten und andere Länder zu einer Konferenz
laden ſolle, die ſich einer Prüfung der Reparationsfrage
veiteſten Umfange, ſowohl vom wirtſchaftlichen als auch vom
iziellen Standpunkt widmen ſolle. Dieſe Konferenz würde
Urdem zu erwägen haben, wie ein wirklicher Frieden für
Otſchland geſichert und wie Deutſchland eine billige Gelegen=
2 gegeben werden könnte, ſeine eigene Wiederherſtellung ohne
rnde Bedrohung und Einmiſchung von außen durchzuführen.
Attſchland könne nicht Reparationen bezah=
wenn
nicht die deutſche Währung und der deut=
Kredit wiederhergeſtellt würden. Dieſe Wiederherſtellung
ſélicht möglich, wenn nicht der Reparationsgeſamtbetrag in
eines gerechten und vernünftigen Betrages feſtgeſetzt und
Atſchland geſtattet werde, in Frieden und ohne dauernde Ve=
Yerung ſeine produktive Induſtrie wieder aufzunehmen.
Die Lage ſei jetzt ſo ernſt und bedrohlich geworden,
jedes Verfahren, das jetzt begonnen werde, dringend ſein
h, um zu wirklichen Löſungen und nicht zu einem
eren Zeitgewinn zu führen. Eine Konferenz von der=
großer
Reichweite und wirklicher Autorität biete die ein=
Ausſicht auf Abwendung der Kataſtrophe. Selbſt wenn
Ainkreich nicht an dieſer neuen Konferenz teilnehmen wolle,
de ſie einberufen werden. Dies ſei ohne Zweifel das, was
Reichskonſerenz in Ausſicht genommen habe. Es ſei auch
rſcheinlich, daß dies die britiſche Regierung in Ausſicht ge=
EAmen hatte, als ſie in ihrer Note vom 11. Anguſt auf eine
arate Aktion anſpielte. Dies ſei ein Verfahren, das
land leichtherzig einſchlagen werde. Cine derartige Entſchei=
würde
bedeutungsvoll ſein. Aber dies ſei die Lage, der
gegenüberſtehe. Die Neparationsfrage würde alsbald zu
großen moraliſchen Frage werden, es wäre nicht länger
Frage, ob Deutſchland die Reparationen zahlen könne und
ſondern ob Deutſchland leben ſolle, oder ob es eine klaf=
e
Wunde im Körper der weſtlichen Ziviliſation werden ſolle.
Smuts erklärt dann weiter: Wenn wir einer ſo furchtbaren
gegenüberſtehen, ſo können wir nur unſere Pflicht tun, und
re Pflicht iſt ſicherlich, vorwärts zu gehen, ſelbſt wenn Frank=
nicht
mit uns marſchiert. Frankreich ging am 11. Januar
uns vor, um die Reparationen im Ruhrgebiet zu ſuchen.
ten wir davor zurückſchrecken, ohne es vorwärts zu gehen,
n etwas weit Tieferes, weit Grundlegenderes auf dem
le ſteht?
Smuts gibt dann der aufrichtigen Hoffnung Ausdruck, daß,
t wenn Frankreich ſich nicht, an dieſer Konferenz beteilige,
die Vereinigten Staaten an einer Teilnahme nicht
ern werde. Einige Hoffnung auf Rettung Eu=
as
liege in einer gemeinſamen Aktion Eng=
dsund
Amerikas. Für beide ſei der Sturz und Verfall
teleuropas eine Frage des ernſteſten Intereſſes. Der Ruin
utſchlands ſei ſo tief, daß dieſen Winter fehr viele der
itſamſten und intelligenkeſten Menſchen ſicher ſterben
Aden, wenn nicht die Wohltätigkeit anderer Natio=
Di ſie am Leben erhalten werde. Die größte Wohltat
der größte Dienſt, der Deutſchland in dieſer Kriſe ge=
Tet werden könne, ſei, es auf den Beinen zu halten und ihm
helfen, ſein Haus in Ordnung zu bringen und der deutſchen
ierung zu geſtatten, ihre angemeſſenen Funktionen auszu=
n
, kurz, Deutſchland zu helfen, ſich ſelbſt zu
ten. Nur auf dieſe Weiſe könne je gehofft werden, weſent=
Reparationen von Deutſchland zu erhalten.

Eine Warnung an Frankreich.
London, 15. Nos. Am Vorabend der Parlamentsauf=
löſung
gab Miniſterpräſident Baldwin heute im Unterhauſe
ein Expoſé ſeiner Politik, über die er in den allgemeinen Neu=
wahlen
die Entſcheidung dem Lande überläßt, und zwar in Er=
widerung
der von Ramſay Macdonald, dem Führer der Arbeiter=
partei
, eingebrachten Interpellation. Baldwin begann ſeine Rede
mit einem Ueberblick über die auswärtige Lage. Bezugnehmend
auf eine Bemerkung Ramſay Macdonalds gab Baldwin ſeiner
mit dieſem übereinſtimmenden Auffaſſung Ausdruck, daß die eng=
liſche
Politik heute in den auswärtigen Fragen vor allem der
Geduld bedürfe. Die engliſche Regierung hätte über alles an=
dere
hinaus gewünſcht, eine ſchnelle Löſung des europäiſchen
Konflikts herbeizuführen, aber ſie habe ſich dabei daran erinnern
müſſen, daß man den Tag des endgültigen Friedens in Europa
nicht herbeizaubern könne, wenn man gleichzeiitg eine neue Feind=
ſchaft
in Europa hervorrufe. Die Schaffung einer derartigen
Mißſtimmung würde lediglich die Zeitdauer verlängern, in der
eine Löfung erreicht werden könne, und deshalb ſei es die Pflicht
der Regierung, jeden irgend nur möglichen Verſuch zu unter=
nehmen
, dieſe Löſung gemeinſchaftlich mit allen Allierten her=
beizuführen
. Im gegenwärtigen Augenblick könne die Regierung
nicht ſagen, daß der Verſuch von Erfolg gekrönt ſei. Wenn man
ſich jedoch daran erinnere, daß ſelbſt Lloyd George mit allen
Hilfsmitteln ſeiner Geſchialichkeit in einer ſo langen Zeit keinen
Erfolg zu verzeichnen gehabt habe, brauche man ſich nicht dar=
über
zu wundern, daß der jetzigen Regierung in einer ungleich
kürzeren Zeit ebenſowenig oder wenigſtens kein beſſerer Erfolg
beſchieden geweſen ſei. Die engliſche Regierung habe, als ſie ſich
mit Amerika in Verbindung ſetzte, die Hoffnung gehabt, es werde
nunmehr ein wirklich wirkſamer und produktiver Fortſchritt er=
zielt
werden. Aber es habe ſich wieder, wie ſchon ſo oft vorher,
erwieſen, daß alle ihre Bemühungen durch die Aktion zweier
ihrer eigenen Verbündeten zum Scheitern gebracht worden ſeien.
Es ſei wahrlich ſchwer, die Bemühungen um eine Zuſammen=
arbeit
mit den Verbündeten durchzuſetzen, da ſie es ſelbſt ſo ſehr
erſchwverten. Er habe keine Bemühungen geſcheut, die Verbünde=
ten
wiſſen zu laſſen, daß der heute noch im engliſchen Volk heir=
ſchende
, nach einer Zufammenarbeit mit den Verbündeten drän=
gende
Geiſt ſich nicht mehr lange aufrecht erhalten werden laſſe,
wenn die gegenwärtige Situation noch länger andauern ſollte.
Baldwin ging dann zur Frage der Arbeitsloſigkeit in England
über. Jedermann müſſe davon überzeugt ſein, daß die Wieder=
herſtellung
Europas dank der Ruhrbeſetzung und der von ihr
ausgehenden Wirkungen auf die wirtſchaftliche Lage Deutſch=
lands
für Jahre hinausgezögert werde, und daß man ſich alſo
einer Lage gegenüberſehe, die weit verſchieden und weit ſchlechter
ſei, als die hor einem Jahre. Wenn alle Märkte, auf denen Eng=
land
ſeine Produktion abzuſetzen gewohnt ſei, ſich in normalem
Zuſtande befänden, ſo brauche England heute nicht unter einer
derartigen Arbeitsloſigkeit zu leiden. England befinde ſich tat=
fächlich
in dem Zuſtand eines Druckes, den es in ſeiner ganzen
chichte bisher noch nie erlebt habe. Darum ſchlage er radikaſe
Maßnahmen gegen dieſen Zuſtand vor. Baldwin ſprach dann
von der Möglichkeit einer enormen Exporterhöhung in Deutſch=
land
, wenn dieſes ſich dem Freihandel widmen würde. Die eng=
liſche
Regierung wünſche nichts anderes, als von der vor einem
Jahre eingegangenen anderslautenden Verpflichtung befreit und
in den Stand geſetzt zu werden, auf derſchiedene Waren Schutz=
zölle
zu legen, ſowohl um die Staatseinnahmen zu erhöhen, als
auch um ein Machtmittel in die Hand zu bekommen, und zwar

die Einſuhr aus Deutſchland.

Die Pariſer Preſſe hallt wider von Drohungen gegen das
delt ſich hierbei um Fälſchungen. Die Reichsbahn hat überſtem= mißverſtändlicher Form die Wiederaufnahme der Tätigkeit jener
velte Notgeldſcheine nicht herausgegeben. Vor der Annahme ſolcher famofen Militärkommiſſion abgelehnt hat, abgelehnt mit der Be=
gründung
, daß die Reichsregierung nicht in der Lage ſei, die
Sicherheit franzöſiſcher Offiziere in Uniſorm in Deutſchland
gegenwärtig zu garantieren, dieſe Tatſache und die Rückkehr des
Paviermark ergab. Durch die Umſtellung der Tarife der Reichs= gen Anlaß bieten zu neuen Sanktionen. Auf die erwähnien
beiden Punkte ſelbſt irgendwie einzugehen, eribrigt, ſich obne
weiteres. Die Abſichten Frankreichs liegen ſo klar zutage, daß
Herrn Poincaré iſt es glücklich zwieder gelungen, den Sach=
verſtändigenausſchuß
, der unter Beteiligung Amerikas gebildet
werden ſollte, von vornherein zu Tode zu hetzen, ehe das Kind
aus der Taufe gehoben werden konnte. Statt deſſen ergreiſt er
ſelbſt die Initiative, um eine Abſchätzungskommiſion zuſtande
zu bringen, die nach ſeinen Wünſchen die gegenwärtige Lei=
ſtungsfähigkeit
Deutſchlands zu Reparationskeiſtungen feſtſtellen
ſoll. Inzwviſchen geht er in Frankreich immer wieder von neuem
mit der Anſchuldigung gegen Deutſchland krebfen, daß das Deut=
ſche
Reich bisher ſo gut wie nichts geleiſtet habe, er beliebt immer
den Vergleich zu ziehen mit der franzöſiſchen Kriegsentſchädigung
vom Jahre 1871. Dabei iſt ihm offenbar entgangen, daß das In=
ſtitute
of Economics in Waſhington die ſchon getätigten Leiſtun=
gen
Deutſchlands bis Ende 1922 auf 25,8 Milliarden Goldmark
berechnet, wobei zu berückſichtigen iſt, daß dem erwähnten wiſ=
ſenſchaftlichen
Inſtitut das Material nicht vollſtändig zur Ver=
fügung
ſtand, es deshalb eine Höherbewertung der deutſchen Lei=
ſtungen
auf Grund des Verſailler Vertrages für offen und jahr=
ſcheinlich
hält. Neuerdings hat nun der bekannte Nationalöko=
nom
an der Münchener Univerſität, Lujo Brentano, auf eng=
liſche
, amerikaniſche und franzöſiſche Anregungen hin eine Bro=
ſchüre
veröffentlicht, in der er nachweiſt, daß bis zum 31. Dezem=
ber
1921 Deutſchland Lieferungen an die Vertragskontrahenten
im Werte von 55917 309 351 Goldmark getätigt hat; dabei handelt
es ſich ausdrücklich nur um direkte Leiſtungen, während die Ge=
bietsabtretungen
und der indirekte Schaden, den Deutſchland
erlitten hat, nicht in Anrechnung gebracht ſind. Trotzdem hat Herr
Poincaré die Stirn, zu behaupten, Deutſchland hätte bisher noch
nichts geleiſtet, und Deutſchland drücke ſich ſyſtematiſch, ſeine Ver=
pflichtungen
zu erfüllen.
In Deutſchland muß man ſich klar ſein darüber, daß die
Dinge nunmehr unaufhaltſam ihren Gaug nehmen werden. Die
früher geübte Methode, ſich, durch immer neue Zugeſtändniſſe
kurze Atempauſen zu erkaufen, dürfte in ihren verhüngnistollen
Wirkungen nachgerade überall erkannt ſein. Sinn= und zweälgs
iſt es, den alten Streit über die Erfüllungspolitik wieder auf=
zuwärmen
. Frankreich wvill nicht Erfüllung, Frankreich wvill
keine Reparationsleiſtungen, ſondern Frankreich will die Ver=
nichtung
des Deutſchen Reiches. Bis an die Grenze, ja über ge=
wiſſe
Grenzer hinaus iſt die deutſche Nachgiebigkeit gegangen.
Nicht erörtert wverden ſoll dabei die Frage, ob die geiſtige Ein=
ſiellung
eines großen Teils des deutſchen Volkes ſeinerzeit nach
dem kataſtrophalen Zuſammenbruch des Jahres 1918 ſchon da=
mals
eine andere Politik möglich gemacht hätte. Heute hat das
geſamte deutſche Volt Frankreichs Ziele klar erkannt, heute weiß
auch der letzte deutſche Arbeitsloſe, daß es die franzöſiſche Er=
droſſelu
gspolitik iſt, welche ihm planmäßig ſeine wirtſchaftliche
Exiftenz untergräbt. Auch jenes Verfailler Diktat in ſeiner gan=
zen
Ungeheuerlichkeit genügte Herrn Poincaré und ſeiner Gefolg=
ſchaft
als wirkſames Inſtrument noch keineswegs, und 1au
nahm daher keinen Anſtand, dieſen Vertrag im Januar dieſes
Jahres durch den Ruhreinbruch zu zerreißen. Alle Verſuche der
deutſchen Inſtanzen, das Wirtſchaftsleben im Nuhrgsbiet nach
Aufgabe des paſſiven Widerſtandes wieder in Gang zu bringen,
wurde von den Franzoſen planmäßig ſabotiert, ebenſo wvie jener
Verſuch der Angelſachſen, durch eine neuie Redarationskonſereus
des europäiſche Problem einer friedlichen Löſung zuzuführen.
Wenn heute an Rhein und Ruhr Millionen von Arbeitsloſen die
Grundlagen ihrer Cxiſtenz vernichtet ſehen, ſo trifft allein Herrn
Poincaré und ſeine Gefolgſchaft die ſurchtbare Verantivortung
dafür. Wider jedes Recht ſind die franzöſiſchen Vataillone in
friedliches deutſches Gebiet eingedrungen, und die deutſche Waſ=
fenloſigkeit
ſchaltet die Röglichkeit aus, der Gewalt die Gewalt
entgegenzuſetzen. Das darf aber nicht hindern, daß nunmehr die
deutſche Regierung döllige Klarheit über unſer Verhältnis zu
FFrankreich ſchafft, und daß ſie vor der Welt und de: Geſchichte
die Verantwortlichkeit für alles Kommende klar ſeſtſtellt. Jetzt
kann es Vedenken nicht mehr geben. Das Deutſche Reich iſt in
ſeinem Willen zur Verſtändigung bis an die Grenze des Mög=
lichen
gegangen und ein Ueberſchreiten dieſer Grenze würde das
Ende des Deutſchen Reiches und des deutſchen Volkes bedeuten.
Klares und raſche3 Handeln erwartet das deutſche Volk von ſei=
ner
Führung. Das Bewußtſein der ungeheueren Verantwor=
tung
darf die Entſchlußkraft nicht lähmen. Auf dem Wege natio=
naler
Selbſtbehauptung wird das geſamte deutſche Volk jeder
tatkräftigen Regierung folgen.
Konſtceafiion neuer Sauftionsgrügde.
* Paris, 15. Nov. (Prid.=Tel.) Heute nachmittag tritt
die Votſchafterkonferenz zu einer zwweiten
ſcheinlich entſcheidenden Sitzung zuſammen, in der die Itage der
Rückkehr des Kronprinzen und der Militärkontrolle
in Deutſchland behandelt werden ſoll.
Die Information bemerkt hierzu: Die engliſche Re=
gierung
, die den franzöſiſchen Plan des Sachverſtändigenaus=
ſchuſſes
des franzöſiſchen Projeltes zum Scheitern gebracht hat,
ſcheint ſich auch jeder Politik zu widerfetzen, die wegen der Rück=
kehr
des Kronprinzen und der Weigerung Deutſchlangs, die Mili=
tärkontrolle
zu ermöglichen, Maßnahmen vorſehen will.
Das franzöſiſche Kabinett ſteht dagegen auf dem
Standpunkt daß Deutſchland gezwungen werden müſſe,
den Kronprinzen in einem neutralen Lande, z. B. in
Spanien, zu internieren, und daß im Falle einer Ver=
weigerung
dieſer Maßnahme die Pfänder er=
weitert
werden ſollen. Außerdem ſollen nach ſranzöſiſcher
Auffaſſung noch andere Maßregeln ergriffen werden, über
die vorläufig aber noch Stiſiſchweigen bewahrt wird.

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Eeite 2.

Tarmſtädter Tagbiatt, Freitag, den 16. Rovcuber 1923.

Nummer 3

Das Preischaos.
Erhöhung des Goldpreisniveaus.
Perzweiſelte Stimmung im Ruhrgebiet.
* Gelſenkirchen, 15. Nov. (Priv.=Tel.) Es liegt klar
den letten Tagen bis zur Verzweiflung entwickelt hat. Auf geſcheitert, ſo bricht eine neue Heimſuchung über die Pfalz her=
Micum geſcheitert, ſo daß vorläufig keine Ausſicht
auf eine Wiederaufnahme der Arbeit im Nuhrge=
biet
beſteht. Dieſe Tatſache hat denn auch bereits ihren Nieder=
ſchlag
gefunden in dem bekannten Anſchlag der Zechenverwal=
Auf der anderen Seite hat das Reich jetzt mitgeteilt, daß es die
Unterſtützungen nur noch bis Ende dieſes
Monats zahlen kann. Die große Maſſe der Ruhr=
bevölkerung
ſtehtdamit tatſächlich vor demglat=
ten
Nichts. In allen Kreiſen wird unter dieſen Umſtänden
die Lage als außerordentlich peſſimiſtiſch beurteilt,
wenn der Ausdruck peſſimiſtiſch überhaupt noch geeignet iſt, die
wahre Stimmung auszudrücken. Dazu kommt, daß die lata=
ſtrophale
Politik der Reichsbank zu einem voll=
ſtändigen
Preischaos geführt hat. Während der
künſtlichen Niedrighaltung des amtlichen Dol=
larkurſes
haben die Geſchäftsleute faſt durchweg das Gold=
preisniveau
auf das Fünf= bis Zehnfache der
Friedenspreiſe erhöht. So iſt es ſelbſtverſtändlich auch
den Kreiſen der heute noch arbeitenden Bevölkerung einfach
unmöglich, die notwendigen Gegenſtände zu kau=
fen
und man fragt ſich allgemein, was in den nächſten
Wochen werden ſoll, wenn das Reich dazu noch die
angefündigte Zahlungseinſtellung vornimmt. Es
wäre dringend zu wünſchen, daß ſofort energiſch durchgegriffen
wird, um den augenblicklichen Unfug, des künſtlich ge=
züchteten
Preischaos Einhalt zu tun. Von behördlicher
Seite müßte hier unter allen Umſtänden mit allen verfügbaren
Mitteln ſchnell eingegriffen werden.
Ruf des Meſſers Schneise‟.
Köln, 15. Nob. (Wolff.) Die Kölniſche Volkszeitung
ſchreibt in einem Auf des Meſſers Schneide überſchriebenen
Leitarrikel: Heute iſt der Tag, an dem die Rentenmark in den
Verkehr kommen ſoll. Es ſollte ein Tag der Hoffnung, der be=
ginnenden
Erleichterung einer unerträglich gewordenen Lage
ſein. Es ſollte! Aber das neue Geld hat eineſchrecken=
erregende
Rückſeite. Alle unproduktiven Ausgaben, in
erſter Linie die Zahlungen für die beſetzten Ge=
biete
ſollen gleichzeitig aufhören, denn nur bei
äußerſter Rückſichtsloſigkeit hofft man, die Rentenmark vor dem
die Regierung der furchtbaren Tragweite ihres Beſchluſſes für
einſach entſchieden ſein. Das Volk anRhein undRuhr
kann nicht einfach dem Hunger preisgegeben
werden. Gewiß, Unmögliches können wir vom unbeſetzten
Deutichland nicht verlangen, auch nicht, daß eine Regierung, deren
Bemühungen, mit Frankreich zu einer Verhandlung über die
Lebensnotwendigkeiten des beſetzten Gebietes zu gelangen, ver=
ſtörten
Wirtſchaftsorganismus wieder herſtelle. Dieſe Wieder=
kennen
, eine wie kataſtrophale Lage ihr Eingriff geſchaffen hat
und daß daher ſie an erſter Stelle verpflichtet ſind, diejenigen
Zugeſtändniſſe zu machen, die unerläßlich ſind, um Wirtſchaft und
Verlehr wieder in Gang zu bringen und zwar mit aller Ehr=
lichkeit
und Unbedingtheit. Die ungeheure Notlage der
rheiniſchen Bevölkerung darf nicht etwa als ein Hebel dorf ſcheinen die Separatiſten ihre Truppen aus dem nördlichen
benutzt werden, um politiſche Forderungen von
der Art, wie wir ſie kennen, durchzudrücken. Alles, was
unter ſolchem Druck gefchehe, trüge von vornherein den Keim
ſchwerſter Konflikte für die nächſte wie auch für die ferne
Zukunft in ſich und könnte niemals eine dauernde Ordnung und
einen dauernden Frieden verbürgen. Aber auf der anderen
Seite kann freilich auch nicht auf deutſcher Seite der Standpunkt
vertreten werden: Wir können nichts tun und wir werden nichts kommiſſion geduldet werden.)
tun! Verhängnis, nimm deinen Lauf. Unter keinen
Umſtänden darf dem beſetzten Gebiete verweigert werden, was
dem unbeſetzten Deutſchland bezahlt wird; und wenn man ferner
den Rheinländern ſagt: Helft Euch ſelbſt! dann ſetzt dies
voraus, daß die Wege und Möglichkeiten dieſer Selbſthilfe in
ländern keine größere Verantwortung auf=
laden
, als ſie tragen können. Die Verantwortung
deſſen, der ihnen zur Selbſthilfe rät, kann nicht geringer ſein als
die Verantwortung deſſen, der den Rat zu befolgen ſich bemüht. handelt.

An die Pfalz!

Ein Aufruf der bayeriſchen Staatsregierung. Auszahlung der Bezüge in Rentenma

München, 15. Nov. Die bayeriſche Staatsregierung er=
läßt
folgenden Aufruf: Pfälzer Landsleute! Kaum iſt das
Uinternehmen des Johannes Hofmann und Genoſſen an der Treue
auf der Hand, daß die Stimmung im Ruhrgebiet ſich in der Pfälzer und der mutvollen Haltung ihrer Führer kläglich
der einen Seite ſind die Verhandlungen mit der ein: Separatiſtiſche Banden, die ſich aus gewiſſenloſem feigen
Geſindel zuſammenſetzen, offenſichtlich herbeigerufen und geför=
dert
von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde, haben das Land
überfallen, hauſen in deutſchen Gauen, die in Feindeshand,
tungen, der die Kündigung der geſamten Belegſchaſt ausdrückt, quälen, unterdrücken und berauben die Bevöllerung und ſcheuen
nicht einmal davor zurück nach franzöſiſchem Muſter , Volks=
genoſſen
, pflichttreue Beamte und daterländiſch geſinnte Bürger,
ausdihrer Heimat zu vertreiben.
An die Stelle der von ihnen in hochtrabenden Worten ver=
heißenen
Beſſerung der Lage tritt da nicht anders möglich
Erhöhung der wirtſchaftlichen Not und Verſtärkung der politi=
ſchen
Bedrängnis.
Mit blutendem Herzen berfolgen wir hier wie rechts des
Rheins dieſe Zuſtände. Im tieſſten Herzen empfinden wir die
ſchreckliche Lage. Aber wir ſtehen nicht untätig da. Durch un=
abläſſige
Verhandlungen mit dem Reich ſuchen wir eine Erhöh=
ung
der Gehälter für Beamte und Angeſtellte, die Gewährung
hon Krediten für die Wiederaufnahme der Betriebe und die Be=
ſchäftigung
der Arbeiter zu erlangen und haben unter Zuhilſe=
nahme
von Landesmitteln ſchon Weſentliches erreicht. Die Zu=
fuhr
von Lebensmitteln wird auf das nachdrücklichſte betrieben.
Es ſoll nicht nachgelaſſen werden in der Arbeit für unſere Pfalz,
an der wir immerdar feſthalten wollen. Wenn nicht alles ſo
raſch ging und geht, wie wir das dringend wünſchen würden,
ſo kiegt das an den Hemmungen der durch die Beſetzung geſchaf=
fenen
Zuſtände.
Pfälzer Landsleute! Wir ſind ſelbſt in Not und Sorge.
Aber darüber vergeſſen wir Euch nicht. Wir bitten und mahnen
Euch, haltet aus. Wenn wir zuſammen ertragen, was uns das
harte Schickfal beſchieden hat, werden wir doch hoffentlich beſſere
Zeiten erleben und die Früchte Eurer Standhaftigkeit und
unſerer Treue ernten.
München, den 15. November 1923.
Das Geſamtſtaatsminiſterium. (gez.): Dr. von Knilling.
Wertbeſiändiges Geld in der Pfalz.
Speher, 15. Nob. Durch Verhandlungen, die geſtern von
Vertretern des Handels und der Induſtrie mit General de Metz
Schickſal der Papiermark zu bewahren. Selbſtverſtändlich iſt ſich und Herrn Discard (dem Finanzvertreter von Tirard) gepflogen
wurden, iſt laut Ludwigshafener Generalanzeiger die Schaffung
die befetzten Gebiete bewußt. Aber damit kann die Frage nicht eines wertbeſtändigen Notgeldes für die Uebergangszeit ( viel=
leicht
drei Monate) geſichert.
Das Blatt erfährt hierzu noch folgenmdes: Die Errichtung
einer Währungsbank für die Pfalz iſt in Speuer beſchloſſen
worden. Die Verhandlungen, an denen u. a. Dr. Bayersdörfer,
Direktor Unruh, Direktor Köhl, Marx (Lambrecht) und Georg
Böhm, der Firma Hoch=Neuſtadt, letzterer als Vertreter für den
geblich war, trotzdem dieſe Möglichkeiten ſchaffe und den zer= pfälziſchen Weinhandel, teilnahmen, bewegten ſich nur auf rein
wirtſchaftlichem Gebiet. Es ſollen 55 Prozent des Kapitals von
herfteilung iſt in der Tat undenkbar, ohne daß unſere Gegner er= Handel, Induſtrie und Landwirtſchaft und 45 Prozent aus En=
tentekreiſen
aufgebracht werden.
Die Verluſie der Seporatiſten.
Paris, 15. Nod. Nach einer Havasmeldung aus Düſſel=
Rheinland jetzt vollkommen zurückgezogen und in Limburg an
der Lahn und an der Sieg ſüdlich der engliſchen Zone operieren
zu laſſen. Die Separatiſten geben ihre Verluſte ſeit Beginn der
Aktion mit 18 Toten und 32 Verwundeten an. Die Verluſte des
Gegners beziffern ſich auf 27 Tote und 260 Verwundete. (Man
muß unterſtreichen, daß von Truppen die Rede iſt, die gegen die
Beſtimmungen des Vertrages von Verſailles von der Rheinland=
Ein neues Separatiſtenblatt?
Mainz, 15. Nov. Wie das Echo du Rhin aus Koblenz
meldet, iſt dort geſtern die erſte Nummer der Rheiniſchen Staats=
jeder
Weife kiar geſtellt werden. Man darf den Rhein= zeitung erſchienen. Die Zeitung ſoll dreimal wöchentlich erſchei=
nen
. Der Verlag befindet ſich in der Rheinſtraße Nr. 17. An=
kündigungen
und Titel des Blattes laſſen vermuten, daß es ſich
um das offizielle Organ der ſeparatiſtiſchen Rheinlandregierung

Die Rentenmark.

Berlin, 15. Nov. (Wolff.) Den Beamten, Ange
und Arbeitern des Neiches und den Beamten und Ange
der Länder und Gemeinden (Gemeindeverbänden) wir
15. und 16. November zum erſten Male ein Teil ihrer
in Renteumark ausgezahlt. Aus kaſſentechniſchen Gründe
hierbei ein Umrechungsſatz von 300 Milliarden Papi
gleich eine Rentenmark zugrunde gelegt. Dieſer Umrech
ſatz ha: nur rechneriſche Bedeutung für das Innenverhältn
ſchen Reich, Ländern und Gemeinden, als Arbeitgebern ein
und den obengenannten Gehalts= und Lohnempfängern a=
ſeits
. Der Kursfeſtſetzung der Rentenmark für den öffer
Verkehr ſollte hierdurch in keiner Weiſe vorgegriffen werde
wiſchen iſt der Kurs der Rentenmark für den öffentliche=
kehr
auf 600 Milliarden feſtgeſetzt worden. Die erhöhte Ze
die ſich hieraus für die genannten Gehalts= und Lohnemt
ergibt, wird bei der Feſtſetzung der Nachzahlungen für das
Novemberviertel und die entſprechende Arbeiterlohnwoche
ſichtigt werden.
Berlin, 15. Nov. Die von heute ab zur Ausgabe
gende Rentenmark wird an den öffentlichen Kaſſen zur
lung von Goldmarkbeträgen (Eiſenbahnentarifen, Zölle,
abgabe uſw.) als Goldmark und für die in Papiermark be
ten Beträge zu dem amtlich täglich berechneten Umrechnu
für die Reichsſteuern, zurzeit 600 Milliarden, angenomn
100 Millionen Rentenmark für das beſetzte Ge
Berlin 15. Nov. Das Reichskabinett hat beſchloſſe
dem Geſamtkredit, der dem Reich in Höhe von 900 Mi.
Mark von der Rentenbank zur Verfügung geſtellt wurde,
Ortrag von 100 Millionen Rentenmark für die Fortzahlu=
Reihszuſchüſſe an das beſetzte Gebiet, insbeſondere für Ert
loſenunterſtützungen, bereitzuſtellen.
Widerſtand gegen Währungsmaßnahm
Berlin, 15. Nob. Wie gemeldet wird, fand die
des Reichswährungskommiſſars Dr. Schacht, ſofort eine fe
lation zwiſchen dem Einheitskurs zu dem Dollar und der N
mark, und zwar im Verhältnis von 1:4, und indirekt zu
der Reutenmark und der Papiermark herzuſtellen, Widerſte
Bankkreiſen.
Die Rentenmark im beſetzten Gebiet.
Berlin, 15. Nov. Entgegen einer Meldung, die
landkommiſſion habe dem Rentenbankgeſetz zugeſtimmt ur
Rentenmark für das beſetzte Gebiet zugelaſſen, wird vo
ſtändiger Stelle erklärt, daß eine Entſcheidung der Rhein
kommiſſion in dieſer Frage bisher noch nicht gefallen iſt
durch die Ausweiſung des Reichskommiſſars für die be
Gebiete, des Fürſten Hatzfeld, eine direkte Verbindung m
Rheinlandkommiſſion nicht mehr beſteht, ſo iſt die Rhei=
kommiſſion
erſt vor kurzem mit der Frage des Rentenmarkg
bekannt geworden. Es ſcheint allerdings, daß das engliſch
das belgiſche Mitglied der Reparationskommiſſion ſich f1
Zulaſſung der Rentenmark einzuſetzen beabſichtigen.
Ausdehnung der Oeviſengeſetzgebung au
Rentenmark.
* Berlin, 16. Nov. (Priv.=Tel.) Von maßgebender
wird mitgeteilt: In der nächſten Nummer des Reichsanz
erſcheint eine Verordnung über die Ausdehn
der Debiſengeſetzgebung auf Rentenmark, Golda.
und wertbeſtändiges Notgeld. Im Artikel 1 werden die f1
Reichsmark geltenden Beſtimmungen der Valukaſpetulat
verordnung auf Rentenmark, wertbeſtändige Anleihe des
ſchen Reiches (Goldanleihe) und auch mit Genehmiguns
Reichsfinanzminiſters ausgegebenes werbeſtändiges Notgeld
gedehnt. Die gleichen Ausdehnungen erfahren die Ausführ
beſtimmungen der Valutaſpekulationsverordnung. In Art
wird das Markverkaufsverbot auf Rentenmark, Goldanleih
wertbeſtändiges Notgeld ausgedehnt. Die Verordnung tri=
dem
Tage ihrer Verkündigung im Reichsanzeiger in Kraf
Proteſt des Fünfzehner=Ausſchuſſes.
Köln, 15. Nov. Der Fünfzehnerausſchuß der polit
Parteien und der Verhandlungsausſchuß des Wirtſche
ausſchuſſes für die geſamten beſetzten Gebiete haben
graphiſch beim Reichspräſidenten und beim Reichskanzler
ſpruch gegen eine etwaige unterſchiedliche Behe
lung der Erwerbsloſen des beſetzten und unbeſ
Gebietes eingelegt und auf die kataſtrophalen Folgen
wieſen.

425 Jahre öffentliche Kammermuſikpflege
des Darinſiädier Streichqugrtetts.
Am 8. Dezember 1899 trat das Darmſtädter Streichquartett im
Saale des Mozartvereins zum erſten Male mit einem Kammermuſik=
abend
an die Oeffentlichkeit. Etwa drei Jahre vorher hatte die unter
dem damaligen Hofkapellmeiſter de Haan ſtehende Kammermuſikver=
einigung
ihre Tätigkeit eingeſtellt. Von dieſem Zeitpunkr an gab es
zunäclſt keine Gelegenheit mehr, in der Kunſtſtadt Darmſtadt, eine
Nammermuſikaufführung zu hören. Wer ſich dieſen Genuß verſchaffen
wollte, mußte ſihon in eine Nachbarſtadt fahren oder abwarten, bis
vielleicht einmal der Mozartverein ſich entſchloß, ein auf der Reiſe in
Darmſtadts Nähe muſizierendes berühmtes Quartett für einen Abend
zu geſvinnen. Aber auch das unterblieb gae bald, da der veranſtaltende
Vezein in der Regel infolge mangelnder Teilna me nicht in der Lage
war, die entſtehenden Koſten zu decken. Der damalige Dirigent des
Mozartvereins, Nichard Senff, Schüler des langjährigen Bratſchiſten
des Joachim=Quartetts Em. Wirth, hatte Mitte der 90er Jahre in
ſeiner Begeiſterung für Kammermuſik mit einigen Herren des Hof=
orcheſters
ein Streichquartett gebildet, deſſen Tätigkeit als Programm=
teil
der Vereinsveranſtaltungen ſich ſehr verdienſtvoll geſtaltete. In=
deſſen
fehlte es für den Fortbeſtand an mancherlei wichtigen Voraus=
ſetzungen
, vor allem an dem im Rahmen eines Vereins, der nicht aus=
ſchließlich
künſtleriſche Ziele verfolgt, breiten, tragfähigen Unterbau,
Und da die außenſtehenden Kreiſe nur ganz vereinzelt die Konzerte
beſuchten, blieb der Vereinigung nur eine kurze Lebensdauer beſchieden.
Unter den Darmſtädter Bürgern, die ſich die Pflege ernſter Muſik
angelegen ſein ließen, ſtand der im Jahre 1907 aus dem Leben geſchie=
dene
Otto Wolfskehl mit an erſter Stelle. Insbeſondere das Quartett=
ſpiel
, an dem er als guter Geiger ſich beteiligte, wurde mit dem Rechts=
anivalt
Dr. Schüler und zwei Orcheſtermitgliedern jahrzehntelang in
den Wintermonaten allwöchentlich einmal ernſthaft ausgeübt. Dem
eigentlichen Gründer des Darmſtädter Streichquartetts, Fritz Mehmel,
war es vergönnt, gleich nach ſeiner Aufnahme in die Hofkapelle, im
Herbſt 1884, in das Wolfskehlſche Hausquartett einzutreten. In der
oben erwähnten Zeit des völligen Darniederliegens der öffentlichen
Kammermuſikpflege war es Herr Wolfskehl, der Mehmel den Rat gab,
ein neues Quartctt ins Leben zu rufen. Hoſmuſiker Wetzns, der kurz
vorher als Violoncelliſt für das Hoforcheſter verpflichtet worden war
fand ſich ſofort bereit, ſich anzuſchließen. In anbetracht der damals
fcheinbaren Gleichgültigkeit des Publikums beſtand unter den Geigern
des Orcheſters wenig Neigung, an einem Unternehmen teilzunehmen,
das vorausſichtlich keinen feſten Boden faſſen würde. Mit um ſo grö=
ſerer
Freude fand ſich Herr Senff, der dem Mozart=Quartett immer
noch ernſtlich nachtrauerte, bereit, in der neuen Vereinigung die Brat=
ſche
zu übernehmen, während der neugewählte Dirigent des Sänger=
chors
Hunanitas, Wilh. Grümmer, für die 2. Geige gewonnen wurde.
Der damals neue Saal des Mozartvereins erwvies ſich als ein vortreff=
lich
geeigneter Raum für die intime Art des Kammermuſikſpiels.
Fleißiges Bemühen, die ſorgfältig ausgewählten Werke in denkbar
beſtmöglicher Ausführung zur Wiedergabe zu bringen, fanden gebüh=
rende
Anerkennung und führten dem Quarttet einen ſo großen An=
hängerkreis
zu, daß der Saal bald zu klein erſchien, und im zweiten

Jahre die Ueberſiedlung in den Traubeſaal beſchloſſen wurde. Durch
den Wegzug der Herren Senff und Grümmer trat nach wenigen Jahren
ein Wechſel in dem Mitgliederbeſtande ein. Das Vertrauen in die
Lebensfähigkeit des Quartetts hatte ſich inzwiſchen allgemein ſoweit
befeſtigt, daß ſich die Hofmuſiker Diedrich und Brückmann auf Mehmels
Erſuchen bereitfanden, im Herbſt 1904 die frei gewordenen Plätze zu
übernehmen. In dieſer Zuſammenſetzung hat das Quartett volle zwei
Jahre gewirkt. Zwingende Gründer privater Art veranlaßten Herrn
Weyns im Sommer 1913, ſeine gern ausgeübte Quartett=Tätigkeit auf=
zugeben
. An ſeine Stelle trat Emil Andrä. Ein weiterer ſchmerzlicher
Verluſt traf das Quartett durch den Tod Albert Diedrichs im Juli 1918,
deſſen Nachfolger Kammermuſiker Willy Volke wurde. Eine reiche
Fülle ernſter Arbeit birgt der zurückgelegte Zeitraum von nahezu einem
Vierteljahrhundert. Neben der ſelbſtverſtändlichen Abſicht, aus dem
köſtlichen Born klaſſiſcher Kunſt zu ſchöpfen, machte das Quartett es ſich
zur Pflicht, wertvolle Werke neueren Urſprungs zu bringen, obſchon
die darauf verwendete Mühe oft als wenig dankbar ſich erwies. Unter
den neueren zu Wort gekommenen Tondichtern ſeien u. a. genannt:
Scheinpflug, Bittner, Kaun, Berger, Wolf=Ferrari, Hugo Wolf, Glisde,
Stojanowitz, Georg Schumann, Paul Juon, Th. Dubois, Landgraf
von Heſſen, Sekles, Jof. Haas, Sgambati, Sur, Miroslav Weber,
Novaick, Ceſar Franck, Debuſfy. Iwan Knorr, Borodin, Heubner,
A. Bruckner, Fauré Sträſſer, Prinz Louis Ferd. von Preußen, Alex.
Friedr. von Heſſen, Mas Reger. Zuveilen beteiligten ſich die Kom=
poniſten
ſelbſt an der Ausführung ihrer Werke. Auch manche wertvolle
Perle faſt vergeſſener alter Meiſter wurde aus den Archiven an das
Tageslicht gezogen und zu neuem klingenden Leben erweckt. Daß
Bralms und Dvorak nicht vernachläſſigt wurden, erſchien ſelbſtver=
ſtändlich
. Namentlich den Schöpfungen des genialen Böhmen, deſſen
kaum zu überbietende Gabe, klangprächtige Tonbilder zu geſtalten,
immer wieder feſſelte, widmete man ſich mit beſonderer Vorliebe. Unter
den zur Mitwirkung berufenen Künſtlern befinden ſich Namen von
beſtem Klange, wie Max Pquer, Friedberg, James Kwaſt, Franz Mann=
ſtädt
. Juon, Gg. Schumann, Frau Fr. Kwaſt=Hodapp, H. Kirſch,
H. Schelle uſw. Die nötige Sorgfalt der Einſtudierung ließ es rat=
ſam
erſcheinen, vorzugsweiſe mit in der Nähe oder in Darmſtadt ſelbſt
wohnenden Kräften in Verbindung zu treten. Stets gern geſehene
Gäſte begrüßte man in Chr. Gerh. Eckel. Willy Rehberg und Frederik
Voß. In bereitwilligſter Weiſe liehen die Herren Mendelsſohn und
Rehbock wiederholt dem Quartett ihre künſtleriſche Unterſtützung. Auch
Kavellmeiſter Rofenſtock und Willy Hutter, ſowie eine ganze Reihe
hohen Zielen zuſtrehende junge Kräfte, wie Elfe C. Kraus, Lisbet Volz,
Klara Forbach, Betty Goldſchmidt und Elſe Dofflein fanden Gelegen=
heit
zur Betätigung ihres Könnens. War es ſchon eine zuweilen
nicht leichte Aufgabe, außer dem Theaterdienſt den Anforderungen an
gründliche Einſtudierung in vollem Umfange gerecht zu werden ſo
brachte es das Quartett auch noch zuwege, auswärts zu konzertieren.
Verdiente Erfolge erſpielte es ſich in Gießen, Worms, Aſchaffenburg,
Bonn. Franffurt, Limburg, Friedberg, Bingen, Kreuznach, Alzeh und
an vielen kleineren Plätzen in der näheren und woeiteren Umgebung
Darmſiadts
Wie ſchon angedeute:, galt es beſonders in den erſten Jahren, für
das Weiterheſtehen des Kuartetts manches Hindernis aus dem Wege zu
räumen. Hier war es, mmer wieder Otto Wolfskehl, der dem Führer
beratend und ermutigen zur Seite ſtand. Kam in der erſten Zeit das

Quartett allein als öffentlich wirkende Korporation in Frage, ſo
nahm es bald der Rich. Wagner=Verein, berühmte auswärtige Kal
muſikvereinigungen einzuladen. Zugleich bildete ſich unter dem ju
lichen, als 1. Konzertmeiſter ans Theater verpflichteten Guſtav
mann ein neues Quartett, das in gewiſſem Sinne als Fortſetzun
früheren von Mirosl. Weber gegründeten und ſpäter, von de
geleiteten Kammermuſikvereinigung anzuſehen war, da Hofrat de
als Pianiſt und Bruno Oelsner als Bratſchiſt an dem nzuen
nehmen beteiligt waren. Der ebenſo hochbegabte wie energiſche
mann hatte bald einen großen Kreis um ſich verſammelt. Deſſe=
geachtet
konnte von einem Erlahmen des Intereſſes für die Darb
gen des Darmſtädter Streichquartetts nicht die Rede ſein. Die
fahr der Auflöſung drohte jedoch zum zweiten Male von einer an
Seite. Sie wurde durch M.s Feſtigkeit, ſowie durch die manr
Einwirkung einflußreicher Perſönlichkeiten glücklich überwunden.
wirkten nunmehr dauernd zwei einheimiſche Quartette friedlich
einander. Im Havemann=Quartett vollzog ſich innerhalb kurzer
ſtarker Wechſel: Nach Havemanns Weggang folgten an der 1.
die Konzertmeiſter Schmidt, Schiering und Drumm. Das inzw
immer mehr in die Erſcheinung tretende Intereſſe veranlaſte
wenigen Jahren auch den 2. Konzertmeiſter, Paul Schnurrbuſch.
Gründung eines Streichquartetts. In jüngſter Zeit iſt noch eine B.
und eine Trio=Vereinigung auf dem Plan erſchienen. Alle dieſe 1
nehmungen haben ein zahlreiches Publikum gefunden. Der Anhä
kreis der älteſten Vereinigung iſt deshalb nicht kleiner geworden.
den Abonnenten befindet ſich noch eine ſtattliche Zahl, die ſeit
Gründung regelmäßige Beſucher der Konzerte waren. Abgänge
Tod, Wegzug oder aus anderen triftigen Gründen wurden raſch
der ausgeglichen. Für dieſe erfreuliche Tatſache die rechte Erklä
zu finden, dürfte nicht ſchwer ſein: Der Zuhörer merkt gar bald,
die Ausführenden an eine künſtleriſch ernſte Aufgabe herantreten. 2
hier von einer großen treuen Gemeinde geſprochen werden dar
erſcheint dieſe Tatſache als das beſte Zeugnis für die Begeiſterung
das unermüdliche Streben nach Vollkommenheit ſeitens der Qug
mitglieder in der Darbietung der wiederzugebenden Kunſtwerke.
großer Teil der den verſchiedenſten Kammermuſikzweigen angehöre
Muſikſtücke wäre ohne die oft ganz hervorragende Mitwirkung fre.
Kräfte nicht möglich geweſen. Außer den oben Genannten haben
ſtattliche Anzahl Orcheſtermitglieder ihren Kollegen freundſchaftlich
geſtanden. Sie alle zu nennen, verbietet der Naum dieſer Zeilen.
diejenigen, die als mitwirkende Gäſte kamen, zu denen ſich noch
ganze Reihe vortrefflicher Sänger und Sängerinnen geſellte,
nicht die Ausſicht auf materiellen Gewinn locken. Wer ſich in den 2
der Kammermuſikpflege ſtellt, der wird und muß in erſter Linie
dem Bewuftſein durchdrungen ſein, ſich einer hohen, idealen Auf
zu widmen; ſich und den Hörern eine reine Freude zu bereiten, die
Beſchwerden und Sorgen des Alltags entrückt und wie ein erfriſſe
des Bad neuen Lebenswillen ſchenkt.
Aus dem Vorſtehenden erhellt, welchen gewaltigen Aufſtieg
Pflege der Kammermuſit in den letzten 25 Jahren genommen hat.
dieſer Entwicklungsgang nicht unwefentlich auf die erſten bahnbree
den Schritte des Darmſtädter Streichquartetts zurückgeführt wei
kann, ſollte aus Anlaß des 25jährigen Wirkens der Vereinigung
18. November dieſes Jahres nicht unausgeſprochen bleiben.
M. E. Hely

[ ][  ][ ]


H
Ia
5

Rummer 317.

Darmſtäd’er Tagblatt, Freitag, den 16. Rovember 1923.

Seite 3.

Befämpfung der Not.
erordnung gegen die Schiemmerlofale
Beſchaffzng von heizberen Räumen.
Berlin, 15. Nob. Die Verordnung des Oberbefehlshabers
erals von Seedt gegen die Schlemmerlokale hat folgenden
rtlaut:
Die Arbeitsloſigkeit und die Verelendung weiter Volkskreiſe
it in immer erſchreckenderem Maße zu. Der Winter mit
ſeinen Nöten ſteht vor der Tür. Aus den Berichten der
Kitärbefehlshaber ſah ich mit Genugtuung, daß die Be=
pfung
dieſer Not mit Nachdruck aufgenommen wurde. Ich
die Herren Befehlshaber erneut, mit allen Kräſten, die
ämpfung dieſer Not fortzuſetzen, die Hilfsmittel der Truppe
zugig dafür einzuſetzen und zu verſuchen, immer weitere
Skreiſe zur Mitarbeit zu gewinnen. Engſtes Zuſammenar=
n
mit den Behörden, Verbä

eteihe ere en ſete eee
treibende Element ſind und ihre Machtbefugniſſe, die durch
rlei bürokratiſche Hemmungen beengt ſind, erforderlichen=
rückſichtslos
einſetzen.
Neben der Lebensmittelverſorgung halte ich für beſonders
ich die Beſchaffung von Heizmaterialien, bezw. die Herrich=
und Bereitſtellung von heizbaren Räumlichkeiten zum Ein=
nen
der Speiſen, zum Aufenthalt während des Tages und
Uebernachten. In erſter Linie müſſen Frauen und Kinder
r geſchützt werden, daß ſie im kommenden Winter unheilba=
Schaden an der Geſundheit erleiden. Die Beſchaffung von
fneten Räumlichkeiten dürfte in vielen Fällen auf Schwie=
iten
ſtoßen und nicht ohne Anwendung von Zwangsmaßnah=
möglich
ſein. Ich erſuche die Militärbefehlshaber hierbei
folgendem Grundſatz ausgehen zu wollen: Für Luxus,
emmerei und koſtſpielige Luſtbarkeiten iſt im Deutſchland von
e kein Naum. Alle Gaſtſtätten und Etabliſſements, die dieſen
denzen dienen, ſogenannte Schlemmerlokale, Likörſtuben,
ſpaläſte uſw. ſind in erſter Linie geeignet, ihre Räumlichkei=
und Kücheneinrichtungen der Fürſorge für die notleidende
iſkerung in Geſtalt von Volksküchen, Volksſpeiſeanſtalten,
mehallen, Uebernachtungsräumen zur Verfügung zu ſtellen.
Inhabern derartiger Lokale iſt Geſegenheit zu geben, dieſe
ellung unter eigener Leitung und unter möglichſtem Beibe=
des
bisherigen Perſonals vorzunehmen. Machen ſie hiervon
n Gebrauch, ſo ſind die benötigten Räume und Küchenein=
ingen
zu beſchlagnahmen und den entſprechenden amt=
oder
privaten Fürſorgeſtellen zur Ausnutzung zu überwei=
Ich bitte hier ganz energiſch vorzugehen und erforderlichen=
vor
Härten nicht zurückzuſchrecken. Die Erhaltung der

Deſchät u Leſdlenden 1nd ui in dei Wechenlerch
iber das Veranlaßte zu melden.
erkendlengen des Wirtſeltafisausſchuſſes.
Nainz, 15. Nov. Der Wirtſchaftsausſchuß, der ſich im
ernehmen mit den Beſatzungsbehörden bei der hieſigen Han=
ammer
gebildet hat, trat geſtern zu ſeiner erſten Sitzung
nmen, der außer hieſigen Vertretern ſolche von Wiesbaden,
en, Worms, Groß=Gerau und Alzey beiwohnten. Es wur=
ie
in Köln und Koblenz erfolzten Beſprechungen, die Wäh=
3frage und die Frage über den Verkehr mit dern unbeſetzten
t, insbeſondere in Bezug auf die Zollfrage, behandelt. Nach
hender Ausſprache wurden zu den verſchiedenen Punkten
yließungen gefaßt, die den zuſtändigen Stellen übermittelt
eu ſellen.
Reichsregierang und beſetzies Gebiet.
öln, 15. Nob. (Wolff.) Die Rheiniſche Volkswacht, das
1e Organ der Zentrumspartei, läßt ſich in einem Reichs=
rung
und beſettes Gebiet überſchriebenen Leitartikel u. a.
olgt aus: Die Reichsregierung wird ſich zu der Frage ihrer
deutſamen Cntſchlüffe ſchleunigſt viel klarer und ausführ=
zu
äußern haben, um, wenn ſie es kaun, die ſeeliſchen
kungen ihrer Entſchlüſſe auf dem Wege
r den politiſchen Verſtand der Rhein= und
rdeutſchen zu mildern. Nichts darf übrig bleiben,
den Eindruck des Verlaſſenwerdens zurückläßt, nichts, was
fcharſen Zurückweiſung des Satzes ähnlich ſieht: Wir müſ=
a
3 Rheinland einmal fahren laſſen, um es ſpäter wieder
Ilen. Der unglückliche Satz iſt nun einmals aus gutbedach=
Munde gefallen. Er muß von den Verantwortlichen in
u erſchlagen werden für immer. Es wird notwendig ſein,
beſetzten Gebiet die nötigen wirtſchaftlichen Erleichterungen
Y hen, damit es als treues Glied des Ganzen zu ſeinem Teil
verſucht, die im Reich angeſtrebte Geſundung für ſich mit
zuführen.

Ernüchterung in München.
Lignidation des Hitſerputſches.
München, 15. Nov. Die auch heute in großer Zahl vor=
liegenden
Kundgebungen und Preſſeäußerungen laſſen erkennen,
daß ſelbſt im nationalſozialiſtiſchen Lager und auch in der ſehr
erregten Studentenſchaft zunehmende Ernüchterung Platz greift.
Ein Nationalſozialiſt ſetzt ſich in den Münchener Neueſten Nach=
richten
, unter Ablehnung der Demonſtrationen der letzten Tage
ſür eine Amneſtierung Hitlers und ſeiner Helfer und die Wie=
derzulaſſung
der aufgelöſten Verbände ein, da Hitler eine ideale
Geſinnung nicht abgeſprochen werden könne. Die gleiche Forde=
rung
vertreten die Vaterländiſchen Verbände Ingolſtadts. Lu=
dendorff
beſtätigt heute in der Preſſe, daß er ſich nicht in Schutz=
haft
begeben hatte, da die Urfachen beſeitigt ſeien‟. Die in
München inha tierten Teilnehmer des Putſches wurden, dem
Volksgericht München zur Entſcheidung über die Haftfrage
übergeben.
Die Meldung des Fränkiſchen Kurier, es ſei die Einſetzung
eines Scheindiktators an Stelle. Dahrs in der Perſon des frühe=
ren
pfälziſchen Regierungspräſidenten Dr. v. Winterſtein, der
heute das Präſidium der Oberpfalz führt, in Ausſicht genom=
men
, iſt abſolut falſch. Auch die Augsburger Poſtzeitung tritt
für eine mehr lohale Abgrenzung der Kompetenzen der Regie=
rung
und des Generalſtaatskommiſſariats ein, betont aber, daß
Herr v. Kahr an der Spitze des Generalſtaatskommiſſariats
bleibe, ſei eine Notwendigkeit, angeſichts der ganzen Lage, mit der
er aufs engſte verbunden ſei. Daß Herr v. Kahr nicht vor ſeinen
Gegnern zurückweiche, bewieſen ſeine Aeußerungen und Kundge=
bungen
der letzten Tage.

Tardien gegen Peincaré.
Paris, 15. Nov. (Wolff.) Poincaré wird ſeit einigen
Tagen von der Oppoſition von rechts ſtark angegriffen, die von
Tarvieu geführt wird. Auch heute greift Tardieu Poincaré im
Ccho Nationale ſcharf an. Nach einem Hinweis auf die erklärun=
gen
von Waſhington ſchreibt das Blatt: Wie wir der Botſchafter=
konferenz
den Prozeß gemacht haben, jo haben wir ihn auch der
Reparationskommiſſion gemacht. Unſer Barthou hat ſich vor=
geſtern
den Scherz gemacht, ſeinem Kollegen Bradbury auf dem=
ſelben
Tablett eine Anhörung der Deutſchen und ein Sachver=
ſtändigenkomitee
anzubieten. Bradbury fand dieſen Scherz
ſchlecht. Er nahm großend die Anhörung der Deutſchen an und
erwiderte, was die Sachverſtändigenkommiſſion anbelange, daß
dies eine Medizin wäre, die ſich mit der Pille gegen ein Erd=
beben
vergleichen laſſe. Dieſer Austauſch von Weisheiten nahm
den ganzen Nachmittag in Anſpruch und wurde, wie die Tage,
Blätter haben geſtern mit dem bei alen Kundgebungen der inter= feln bis in den Keller für 3 bis 3½ Goldmark beſchaffen konnte,
nationalen Körperſchaften bewahrten Ernſt darüber berichtet, liefert die Stadt jetzt, abgeholt von einem abgelegenen Verkaufs=
Das hindert mich nicht, zu behaupten, daß es ſich hier um Alt= platz, der minderbemittelten Bevölkerung Kartofſeln um 4 Goid=
weibergezänk
handelt, das jeder Wichtigkeit entbehrt. Die Re= mark, die zweifellos billiger eingekauft wurden oder billiger häi=
ihre
praktiſche Aufgabe, Deutſchland zun Zahlen zu bringen, völ= andere Verkäufer nicht darauf berufen würden. Will die Stadt
lig aus den Augen verloren. Im Hotel Aſtoria tut man ſich ſich nicht dem Verdacht der Preistreiberei ausſetzen, ſo muß ſie
etwas darauf zu gut, uicht an die deutſchen Zahlungen zu glau= ihren Rekordpreis der Oeffentlichkeit gegenüber be=
ben
, ausgenommen an diejenigen ſelbſtverſtändlich, die für die gründen.
Bezahlung ihrer Gehälter notwendig ſind. Dieſe ganze Pioze=
dur
ſei ebenſo zwecklos wie die des Quai d.Orſay und ſeiner im heutigen Anzeigeteil, nach der für die Verbrauchszeit No=
Varthou alles darüber erzählen werde, wenn er wieder zur Bib= den, wie ſie für die Oktoberserbrauchszeit, feſtgeſetzt wurden.
gebunden ſein werde.
Den ganzen Sommer hindurch haben wir in den Zeitungen ge= Gutſcheine tragen wie ſeither den Aufdruck Oktoberpreis. Die
leſen, daß Poincaré bei den Enthüllungsfeiern der Kriegerdenk= zur Erhebung kommenden Gas= und Waſſerpreiſe decken keines=
mäler
großartig für die Abſichten Frankreichs plaidierte. Dieſer wegs die der Stadt erwachſenden Erzeugerkoſten. Mit Rückſicht
Ausdruck hat uns immer beunruhigt, denn ein Miniſterpräſident, auf die ſchwere wirtſchaſtliche Notlage der Bebölkerung iſt jedoch
iſt kein Advoigt und der Gerichtshof des Erfolges der ein= von einer Preisſteigerung für die Novemberverbrauchszeit ab=
zige
, der für ein Volk in Betracht kommt ſieht keine Plai= geſehen worden. Da die Stadt jedoch dieſe Verlufte nicht längere

Stadt und Land.
Darmſtadt, 16. November.
Ein Proteſt der Stadtverwaltung
zur Frage der Kartoffelverſorgung.
Herr Bürgermeiſter Mueller gab nach Schluß der geſtri=
gen
Stadtverordnetenſitzung folgende Erklärung ab:
Nach einem Bericht des Darmſtädter Tagblatts ſoll Herr
Landtagsabgeordneter Dr. v. Helmolt in der Kammerſitzung vom
7. November bei der Debatte über die Kartoffelverſor=
gung
ſich dahin geäußert haben, daß, wenn die Stadt Darm=
ſtadt
keine Kartoſſein aus Norddeutſchland eingeführt hätte, dies
an der Unfähigkeit der Stadtverwaltung bzw. der Stadtverord=
neten
läge. Da ein ſtenographiſcher Bericht über die Sitzung ſo
raſch nicht vorliegt, habe ich namens der Stadtverwaltung am
9. November Herrn Dr. v. Helmolt um eine umgehende Mittei=
lung
darüber erſucht, in weſcher Form die ſragliche Aeußerung
gefallen ſei, und auf welche tatſächlichen Unterlagen ſich die
Aeußerung gegebenenfalls ſtützte. Das Schreiben wurde noch am
9. November ſpediert. Eine Antwort iſt bis heute, am 15. No=
vember
, noch nicht eingegangen. Die Stadtverwaltung muß hier=
nach
annehmen, daß Herrn Dr. v. Helmolt Material, das ihm
zu einer derartigen Aeußerung hätte Anlaß geben können, nicht
zur Verfügung ſteht. In tatſächlicher Hinſicht ſei bemerkt, daß
die Stadt ſchon ſeit Monaten in der Kartoffelverſorgung tätig iſt.
Das Wehlfahrtsamt hat in großem Umfang für Minderbemit=
tete
und alle ſonſt in ſeinen Wirkungskreis fallende Perſonen
Kartoffeln beſchafft und die tveitere Beſchaffung vollſtändig
ſichergeſtellt, und zwar mit norddeutſchen Kartoffeln. Das Le=
bensmittelamt
hat anfangs in kleineren Mengen, ſpäter eben=
falls
in größerem Umfang Kartoffeln aus Norddeutſchland be=
ſchafft
und die weitere Verſorgung ebenmäßig ſichergeſtellt. Wenn
die Kartoffelaktion des Lebensmittelamts im Sinne einer Win=
terverſorgung
der Bevölkerung nicht ſo frühzeitig eingeſetzt hat,
wie es wohl wünſchenswert geweſen wäre, ſo trug daran ledig=
lich
die Schwierigkeit der Finanzierung die Schuld. Es beſteht
hiernach nicht der geringſte Anlaß, der Stadtverwaltung und den
Stadtverordneten in dieſer Richtung einen Vorwurf zu machen,
am allerwenigſten in ſo verletzender Form. Wenn der Vorwurf
anſcheinend auch nur bedingt erhoben worden iſt, ſo gibt mir doch
eben dieſe Form Anlaß, gegen derartige Ausführungen hierdurch
mit allem Nachdruck namens der Stadtverordnetenverſammlung
und der Stadtverwaltung zu proteſtieren.

doyers vor.

Prozeß Conradi.

Lauſanne, 15. Nov. (Wolff.) Der Verteidiger Pulinins,
Dr. Aubert, beendete heute mittag ſein neunſtündiges Plai=
doyer
, nachdem er vor allem an Hand von Zeitungsberichten
und Broſchüren ein kraſſes Bild der ruſſiſehen Hungersnot, der
Herrſchaft der Tſcheka, der bolſchewiſtiſchen Spionage und des
Kampfes gegen die Kirche in Rußland entworfen hatte. Er for=
berte
die Freiſprechung Pulinins, der, wie auch Conradi, nur
als Rechtstoliſtrecker gehandeit habe, als er einen verantwort=
lichen
Vertreter des Sowjetregimes beſeitigte. Nicht Pulinin ſei
ſchuldig, ſondern Lenins rechte Hand, der Pulinin ſchon dadurch
provoziert habe, daß er nach Lauſanne gekommen ſei. Im Ver=
laufe
ſeines Plaidoyers billigte Aubert auch in lebhaften Wen=
dungen
die früheren Attentate gegen die Sowjets, vor allem
gegen Lenin. Am Schluſſe der Sitzung entſtand, ein lebhafter
Zwiſchenfall. Der kommuniſtiſche Anwalt Dr. Welti, der Vertre=
ter
der Witwe Worowskis, unterbrach Aubert, und es kam zu
einem kurzen Wortwechſel, worauf der Gerichtspräſident Dr.
Welti durch zwei Poliziſten aus dem Saal entfernen ließ.

Städtiſcher Kartoffelpreis. Wir erhalten folgende Zu=
an
denen nichts gearbeitet wird, in Goldmark bezahlt. Die ſchrift: Während die beſſer geſtellte Einwohnerſchaſt ſich Kartof=
parationskommiſſion
iſt ſich zum Selbſizweck geworden und hat ten eingekauft werden können. Es wäre ein Wunder, wenn ſich
Gas und Waſſer. Wir verweiſen auf die Veröffentlichung
Juriſten und man könne ſich mit Vergnügen vorſtellen, was vember die gleichen Gas= und Waſſer=Grundpxeiſe erhoben wer=
liophilie
zurücgekehrt und nicht mehr durch ſein Amtsgeheimnis Ebenſo bleißen die durch Beſchluß der Stadtverordnetender=
famimlung
feſtgeſetzten Preisſtafſelungen beſtehen, ebenſo die
Gegen Poincare gewandt, ſchreibt Tardieu zum Schluß; Verwendung von Gutſcheinen. Die zur Ausgabe gelangenden
Zeit tragen kann, ſo iſt mit einer Erhöhung der Gas= und Waſ=
ſerpreiſe
für die Dezemberverbrauchszeit beſtinmt zu
rechnen.
Verpflichtung zür Annahme von Papiermark. Die Papiermark
iſt geſetzliches Zahlungsmittel. Kleinhandel und Landwirt=
ſchaft
ſind verpflichtet, Gegenſtände des täglichen Bedarfs in
Reichsmark, alſo in Papiermark, abzugeben. Sie können ausländiſche
Zahlungsmittel (Dollarſchaßan=eiſungen uſw.) in Zahlung nehmen
dürfen ſie aber nicht fordern. Wenn ein Verkäufer ſich
weigert, gegen Papiermark Ware abzugeben, iſt dem
Käuſer zu empfellen, den Papiermarkbetrag bei einer Bank zu hinter=
legen
und den Verkäufer hiervon ſofert zu verſtändigen. Der Verkäu=
fer
kommt dann in Annahmeberzug und eine etwaige Eutwertung des
Paziermarkbetrags geht zu Laſten des Verkäuſers. Die Verbraucher
follen Klagen underzüglich der Preisprüfungsſtelle bekanntgeben. Nur
ſo können die beſtehenden Geſetze mit aller Streuge gehandhabt, die Ge=
ſchäftsleute
geziuungen werden, ihrer Verkaufspflicht in Papiermark
nachzukommen.
Zahlung von Unſallrenten beim Poſtamt I. Die Zulagen=
empfänger
aus der Unfaülverſicherung erhalten am 16. ds. Mts. ihre
Bezüge für die zuveite Hälfte des Monats Nobember und außerdeur
eine Nachzahlung. Die Zahlung erfolgt in der Paketausgabe in der
Zeit von 812 Uhr vormittags und von 25 Uhr nachmittags.

mPeſen und Begriff des Reickiums
Von A. b. Gleichen=Rußwurm.
das Meiſtern der Zahl iſt eine der geheimnisvollſten Meiſter=
4en, die der Menſch errungen, und behielt ſtets etwas myſtiſch
tiges, auch als es aus dem Reich prieſterlicher Geheimwiſ=
aft
in alltäglichen Gebrauch übergegangen tar. Lange be=
n
ſich bei verſchiedenen Völkern Prieſterkaſten die Mathe=
vor
aus nicht unberechtigter Furcht, dieſe Waffe des Gei=
9vürde, von Laien mißbraucht, unwürdige Anwendung er=
n
, ja bielleicht, ſtatt Werkzeug und Waffe des Geiſtes zu
en, denſelben dämoniſch unterjochen.
ben dieſer Zuſtand der Unterjochung mußte eintreten, ſo=
die
Menſchen, wie Goethes Zauberlehrling, den Geiſter=
kein
rechtes Bannwort mehr entgegenzuſtellen wußten.
Bir beſinden heute uns alle im Zuſtand dieſes verwegenen
ings und können die Geiſter, die wir riefen, nicht mehr los=
en
. Aus der geheimnisvollen Zahlenwelt dringen geknech=
ind
doch unſer ſpottende Gewalten ſchauerlich auf uns ein.
Aſind im Reich der Zahl, wir zählen und zählen, rechnen und
Nan führt Zahlen im Munde, man hört Zahlen, die noch
urzem ſab=khaſten Reichtum bedeutet hätten.
S gab Zeiten, da Reichtum einen Begriff von Ruhe, Sicher=
Geborgenſein mit ſich brachte. Heute iſt Reichtum Bewe=
phantaſtiſches
Spiel, titaniſches Ringen von Kräften.
2r offenbart ſich als Energie, als Spannung, als wirbelndes
en aller möglichen Werte, Worte und Gedanken.
Sas iſt Reichtum? Was iſt Energie?
Beheimnis, myſtiſche Gewalt.
Wieder einmal iſt das Wort vollkommen berechtigt, mit dem
Neupyihagoräer Apollonius von Tyana einen Philoſophen
Tigte, der die Armut des Weiſen verließ, um nach Geld und
zu jagen: Ich fragte einen Reichen, ob er ſorglos ſei.
nicht, antwortete er. Was macht Dir Sorgen? Mein
ftum natürlich. Ich höre, Freund, daß Du unter die Rei=
gegangen
biſt. Lieber, Du dauerſt mich.
Doch nie war Reichtum noch ſo abenteuerlich wie heute, ſo
her, ſo aufregend, ſo gehetzt, voll unheimlicher Wagniſſe.
en ſtürzen auf uns ein mit elementater Gewalt.

Sie ſchütten aus und ſchütten hinzu eine Sintflut von
Zahlen! Ihre Wogen branden gegeneinander, überſtürzen ſich
und uns, toßen im Chaos, und es iſt wahrhaftig, als könne nur
ein Wort gütiger Magie aus dem unſeligen Wirrwarr erlöſen.
Was den Zuſtand ſo beklemmend macht und erhält, iſt der
uralte möſtiſche Sinn der Zahl und alles dasjenige, was unſer
Gemüt ataviſtiſch damit verbindet.
Tauſend iſt nicht nur eine Zifſer, mit der man rechneriſch
umgehen kann, es ſteht eine Götterwelt von Begriffen dahinter,
die unlöshar mit dem Wort verbunden iſt.
Die Million iſt nicht nur eine Ziffer, mit der rechneriſch um=
gegangen
wird, der Ausdruck iſt voll tiefen myſtiſchen Sinnes,
denn jahrhundertelang bedeutete Million etwas phantaſtiſch
Hohes, bedeutete den Reichtum an)ſich.
Ein Millionär war der reiche Mann an ſich.
Welches Durcheinanderſchütteln von Begriffen, von uralt

eingebüßt. Je nach Lebensalter, Erfahrung und allgemeiner An=
lage
ſtehen wir gefühlsmäßig und inſtinktiv der Bedeutung der
Zahl verſchieden gegenüber, verſiehen mit den drachenhaft mehr=
ſiellig
anwachſenden umzugehen oder nicht. Am beſten verſtehen
es die Jüngſten, Unbefangenſten und meiſtern die Alten, indes
ſrüher das Alter die Jugend belehrte und ihr allmählich die auf
eigene, mühſame, oſt heroiſche Art gelernte Kunſt des Umgehens
mit Geld beizubringen verſuchte.
Damit ſcheint eine Vorherrſchaft der Jugend, eine endgültige
Zurückſetzung des erfahrenen Alters herbeigeführt und die Tra=
dition
von Jahrtauſenden umgeſtoßen.
Inmitten dieſes Wirrwarrs neuer Begriffe und Wertungen
im großen Krankenſaal kranker Währungen und ſterhender Ge=
bräuche
wird es den meiſten bang zumute. Feſtſtehende Begriffe
und Leberzeugungen ſchwanken. Ichſucht ſcheint einzig und allein
Lebensmöglichkeit zu bieten, aber nicht etwa mit heidniſch froher
Leben2kejahung. Denn der Zweifel hat alles angenagt, und
dumpf, in ſchmerzlichen Wehen will ſich die Erkenntnis Bahn
brechen, daß dieſer Spuk, dieſe Verwunſchenheit, in die wir im=
mer
tiefer geraten, von philoſephiſchen Rechenfehlern herrührt,
und daß wir uns letzten Endes immer verrechnen, ſo meiſterhaft
wir kalkulieren mögen, ſoſeit wir fortgeſchritten ſind in den
Zaubern der Mathematik wenn zu allererſt und einfachſt
Rechenfehler ſitzen.

Schätzen wir die geläufigſten Dinge, mit denen wir durchaus
im Leben rechnen müſſen, nicht richtig ein, dann begehen wir
ſolche Anfangsfehler.
Nirgends ſchien die ausſchließlich materielle Weltanſchau=
ung
ſo durchaus recht zu haben als mit der Behauptung, Reich=
tum
und Armut zu begreiſen, einzukreiſen, dieſe Begriffe reftlos
auf ihre Art zu deuten und daher zu werten.
Doch hier wie auf jedem anderen Gebiet führt es zu ver=
hängnisvollen
Trugſchlüſſen, wenn wir uns dieſer Weltanſchau=
ung
anvertrauen. Eine Erneuerung, Verjüngung, Geſundung
des Wirtſchaftslebens hängt wahrſcheinlich davon ab, daß ſolche
nüchterne Auffaſſung verlaſſen wird und wir die großen Un=
bekannten
zugeben.
Staunend müſſen wir auch hier anerkennen, daß jede Macht,
mit der die Menſchen zu tun haben, eine okkulte Seite hat.
Sobald unſer Geſchlecht aus dem Tierzuſtand heraustrat
durch Gewinnen, Beherrſchen und Nützlichmachen des Feuers,
gelangte es durch dieſe Erhebung in ein myſtiſches Reich. Es
wurde götternah durch dieſen Raub des Prometheus.
Das Feuer iſt ſinnbildlich zugleich ein Segen und eine
Gefahr für den Menſchen; heimlich, traulich und dienſtbar als
Herdfeuer, als Funken der Lampe; erſchreckend, wenn es einher=
tritt
als freie Tochter der Natur im Brand, aber unheimlich
genug, wenn es in Induſtriegegenden hilft, die Natur gänzlich
zu verleugnen und neue phantgſtiſche, nachts ſchauerlich glü=
hende
, ſchwarze Landſchaften baut. Jedoch nicht nur das Feuer,
das Element, das die Menſchwerdung erſt ermöglichte, alles, was
mit der Menſchwverdung in jeweiligen Phaſen verbunden iſt,
wird zu okkulter Macht. Jede Zuſammenfaſſung, die eine ab=
ſtrakte
Weſenheit ſchafft und nennt, nennt und ſchafft eine
Gottheit.
Mit tiefer Weisheit offenbarte ſich ſolches in unſeren Ur=
religionen
und die Vergöttlichung aller Mächte, die das Daſein
beherrſchen, modelte behutſam künſtleriſch am Menſchen. Ins=
beſondere
in Griechenland ſehen wir, wie die Vergöttlichung
lehrt, ſtrebſam zu ſein, ohne Ueberhebung, ſtets eingedenk
ehrfürchtig eingedenk der göttlichen, der okkulten Kräfte.
Zu unſerem Schaden haben wir dieſe Auffaſſung verloren,
und es iſt nötig, bei Betrachtung der Pſychologie des Reichtums
ſich mit philoſophiſcher Ruhe derſelben zu erinnern.

un geltludfg eien deuf eigenten Ain und Seschiece Ne ese.
von uns aus zu regeln trachten, oder wenn ſie uns göttlich
weſenhaft, okkult und myſtiſchen Urſprungs dünken.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 16. Rovember 1923.

Rummer 31

Man ſchreibt uns: Da in letzter Zeit kein Fabrikant und kein
Großhändler mehr Ware zu Papiermark herausgegeben haben, erfolgte
bekanntlich die Verordnung der Neichsregierung, daß Papiermark unter ordnetenderſammlung um 5.15 Uhr.
allen Umſtänden als Zahlungsmittel angenommen werden müſſen.
Dieſe Verordnung, war nutlos. Zwar weigern ſich zum Teil Groß= früheren Mitglied der Stadtverordnetenverſammlung Vormet der ihr
handel und Fabrikanten nicht. Paviermark anzunehmen, ſie haben aber, von 1896 bis 1918, alſo 29 Jahre, angehörte, einen Nachruf. Die Ver=
bei
der Feſtſetzung der Preiſe in Paviermark eine gewaltige Niſiko= fammlung euhebt ſich zu Chren des Verſtorbenen.
präuie einkalkuliert. Ein Beiſpiel ſoll erläutern, wie ſich die Ginkaufs=
preiſe
ſtellen, wenn jemand in der Lage iſt, Deviſen dafür zu geben, ſein Nachfolger wuird herr Appel verpflichtet.
oder gezwungen iſt, in Pabiermark zu zahlen:
1250 Gulden ver 100 Kilo. Bei einem Guldenſtand von zirka 240 8o, Errichtung eines Wohnhauſes am Orpheum, wurden zurückgeſtellt.
Milliarden und unter Berückſichtigung der Beſchaffungskoſten und der
Fracdt wuüirden ſich 100 Kilo Noggenmehl, wovon augenblicklich vor= Ludlbigsbahuhofgebäudes ſind verſchiedene bauliche Herſtellun=
Iſt man gezwungen, in Paviermark zu zahlen, dann koſtet derſelbe nehmigt.
Sack Mehl 89 Villionen Mk. Dieſen gewaltigen Mehrpreis hat nur
der Verbraucher zu zahlen, da bei der Erbackung des Brotes in erſter
Linie der Einkaufspreis des Mehls zugrunde gelegt werden muß. Aehn= demie in Anſpruch genommen. Durch die Benutzung dieſer Näume
lich liegen die Verhältniſſe bei der Beſchaffung von anderen wichtigel waren verſchiedene Herſtellungen erforderlich gewvorden. Der
Artikeln, wie Schmalz. Kokosfett, Oel. Margarine uſp. Es wäre des=
halb
unter allen Umſtänden notwendig, daß die Richsregierung für den. Für die Koſten in Höhe von 2626 513 24 Mark wird nachträgliche
Lebensmittel wenn nicht reſtlos , fo doch mindeſtens 50 Prozent Genehmigung erteilt.
Dediſen zuteilte. Es muß durchaus verſtanden werden, wenn man
für Lurus= und ſonſtige Gegenſtände, die nicht abſolut ſo notwendig
ſind wvie Mehl. Fette und Kartoffeln, eins Nationierung vornehmen
würde. Den Bemühungon der Stadt Frankfurt iſt es gelungen, für
dort anfäſſige Lebensmittelhänhler, ſoweit ſie ihre Waren in der Stadt
Frankfurt verkaufen, die Deviſen voll zuzuteilen. Es iſt deshalb nicht
verwunderlich, wenn in Fraukfurt auf Grund dieſes Erfolgs bedeutend
billigere Lebensmittelpreiſe zu derzeichnen ſind, wie hier.
Auch die hieſige Stadtverwaltung hat ſich bemüht, für die hieſigen
Lebensmittelgeſchäfte eine höhere Zuteilung von Oebiſen zu erreichen.
Dieſe können jedoch nur bewilligt werden von der Reichsbankhauptſtelle
in Verlin. Drei nach dort geſandte Telegramme ſind bisher unbeaut=
ges
Geld druckeu laſſen, und etwas dauon ausgegeben, ſeit über act häuſig auf Schwierigkeiten. Um die Stellvertretung auch durch einen
Tagen jedoc, die Ausgabe geſperrt. Sie gibt lediglich den Kommunen
Kurs zu nennen. Damit hat das heſſiſche wertbeſtändige Geld ſeinen
eigentlichen Zweck verloren. Wenn die heſſiſche Regierung und in
erſter Linie das Neichsbankdirektorium Berlin nicht von ihrem Stand=
punkt
abweichen, werden wir es erleben, daß Groß= und Kleinhandel in
den allernächſten Tagen total ausverkauft haben. Sie ſitzen auf ihrer
Paviermark und können Waren dafür nicht mehr erhalten. Das Geld
entwertet ſich in der Zeit und letzten Endes reicht es vielleicht noch
aus, einen einzigen Artikel in geringem Quantum zu beſchaffen. Welche
enormen Verluſte haben die Papiergeldbeſitzer jetzt wieder erlitten
durch die rieſige Dollarſteigerung in den letzten Tagen. Es wird einnahme herabzudrücken.
hohe Zeit, daß das ſchon längſt angekündigte wertbeſtändige Geld ( Ren=
tenmark
) in Umlauf gefetzt wird. Aber wenn ſchon, dann in ſo reichem
vder ein Viertel ihres Lohnes in wertbeſtändigem Geld erhalten, ſon= mervertreter vorhanden ſind. Da für Stadt und Kreis Darmſtadt ein
dern reſtlos.
Profeſſor D. Matthes hielt am Dienstag ſeinen zweiten apologeti=
ſchen
Vortrag über das Thema: Das religiöſe Erlebnis des Idealis=
mus
und das Chriſtuserlebnis In ſeinen anderthalbſtündigen hoch=
wertigen
und auf eigenem Forſchen beruhenden Ausführungen wurde. Indermark.
das Thena allſeitig behandelt. Er zeigte, daß das religiöſe Erlebnis
des Ideglismus, das wir bei einer Anzahl unſerer Dichter, Philo=
ſothen
, Küuſtler, Maler, aber auch oft in den breiten Maſſen der Ge=
nennt
vereinigen. Die Folgen davon ſind unfruchtbarer Suhiektivis=
mus
und Individualismus. Jeder erlebt nicht den lebendigen
bart. Das Gütliche vor dem ſie zittern und das ſie lieben, tritt als Nichterteilung einer Legitimationskarte.
pbiektive Macht und Kraft in das Leben der Geſchichte. Es
Ghrfurcht‟. Dieſes Grundgefühl wahrer Religion wird wieder Spieler nicht den ſeitherigen Schwankungen des Geldmarktes mehr aus=
haben
die ſtärlſten Eindrücke hinterlaſſen.
Kiesſtraße 17 ſtatt mit dem Thema: Der fromme Menſch der voll=
kommene
, der religionsloſe ein verkümnerter Menſch.
Die Sorge ſchwerer Zeit laſtet auf allen Gemütern. Aber Auftragserteilung (der Lospreis kann auch ſpäter beim Abholen des
der geſunde Menſch findet immer noch Gelegenheit, ſich durch Loſes bezahlt werden) zu ſichern.
iſt die Lage der Alten und Kranken, welche hilfslos dem nackten rungen in den kunſt= und hiſtoriſchen Sammlungen während des Win=
tätigkeit
barmherziger Menſchen angewieſen ſind. Aus dieſem geſchichte auf kubiſtiſcher Grundlage‟. Das Sonderthema des Tages
Grunde haben ſich die Solimitglieder des Landestheaters, welche wird in den hieſigen Zeitungen betannt gegeben. Die Zuſammenkünfte
aus dem Erlös den ehemaligen Berufsgenoſſen eine kleine Weih= len, am kleinen Pfürtchen, dem Thegter gegenüber. Die Zuſammen=
nachtsfreude
zu bereiten. Das Darmſtädter Publikum, welches ſammenkünfte am 27. November.
ſchon oft ſeinen Künſtlern Wohlwollen und Hilfsbereitſchaft be=
ſtändnis
für den guten Zweck unſerer Abſicht haben und ſein abend in der Zeit von 7.30 bis 8 Uhr in der Dieburger Straße,
Tagen mit ihrer Kunſt Freude und geiſtige Erholung ſchufen. Alter mit einem beladenen Handwagen geſehen wurden. Nach
Adolf Neuter hat in liebenswürdigſtem Entgegenkommen uns die nach dieſer Nichtung hin vielleicht Aufſchluß über gleiche
als Kabarett=Abend gedacht und wird, da ſämtliche Solomitglie= oder 3, gebeten.
der des Landestheaters ihre Kunſt in den Dienſt der Sache ſtel=
len
, ein reiches Programnn und launige Ueberraſchungen bringen.
im Hotel zur Traube.
gegeben werden. Die Zahlung findet für die in Darnſtadt ſelbſt woh= Penſion Schöller), am 18. Nobember Feſtball.
nenden Empfänger am 19. ds. Mts. im Dienſtgebäude des Verſorgungs=
amtes
, hier, Magdalenenſtraße 8, in der Zeit von morgens 9 bis nach=
mittags
5 Uhr, für die auswärts wohnenden Empfänger bei den zu=
ſtändigen
Poſtanſtalten ſtatt. Die Zahlungstage für dieſe Eupfänger
werden von den betr. Poſtämtern bekannt gegeben werden.
Heſſiſche familienaeſchichtliche Vereinſgung. In der uächſten
rung don Holländern in Deutſchland ſprechen.

Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnete die Stadtver=
Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete er dem verſtorbenen
Herr Merck hat aus beruflichen Gründen ſein Amt niedergelegt. Als
Ohne Debatte wuurden die erſten 6 Punkte der Tagesordnung an=
70broz. Noggenmehl iſt erhältlich ab Rotterdam zum Preiſe von genommen. Die Punkte 3, betr Beitrag zum Verkehrsverein, und
In den Näumen der Arbeitszentrale im Erdgeſchoß, des
wiegend Brot erbacken wird, auf zirka 3,83,9 Billionen Mk. ſtellen, gen erforderlich, die einen Koſtenaufwand von 6000 Goldmark verur=
ſachen
werden. Die Bereitſtellung des erforderlichen Kredits wird ge=
Für Unterrichtszwecke der Städt. Akademie für Tonkunſt
wurden 4 Näume des erſten Obergeſchoſſes im Seitengebäude der Aka=
Dringlichkeit halber mußte ſofort mit den Herſtellungen begonnen wer=
In 8 8 der Marktordnung für die Märkte im Schlachtvieh=
hof
zu Darmſtadt vom 2. Januar 1913 iſt beſtimmt, daß das Füt=
tern
und Tränken der zum Markt zu bringenden Tiere eine
Stunde zor Beginn des Marktes beendet ſein muß. Dieſe Beſtimmung
ſteht im Oiderſpruich und iſt aufgehoben durch, 8 1. Abſatz 5. der heſſi=
ſchen
Bekguntmachung über das Füttern und Tränken von Tieren auf
heſſiſchen Schtachtviehmärkten vom 11. September 1923, die eine Warte=
zeit
von 6 Stunden vorſchreibt. 8 8, Abſatz 1 der ſtädtiſchen Marktord=
nung
wird daher entſprechend geändert.
Die Friedhofsgebühren werden der Geldentwer=
tung
augepaßt.
gericts durch einen dieſelbe Vorbildung beſitzenden ſtädtiſchen Beamten durch dieſe Opfertat bezwang, alſo daß ſie ungekränkt gehen
wortet geblieben. Die leſſiſche Negierung hat bekanntlich wertbeſtändi= ſtüßt infolge anderweiter dienſtlicher Inanſpruchnahme dieſer Beamten und der Gemahl gerettet war. Die Enkelin, gleich ſchön und de
anderen geeigneten Beamten vornehmen zu können, werden die in 8 28 der
zur Beſchaffung von Winterkartoffeln wvertbeſtändiges Geld, ohne den Ortsſatzung über das Gewerbegericht und 8 27 der Ortsſatzung über das
Kaufmannsgericht enthaltenen Worte; die die Gerichtsſchreiberprüfung
abgelegt haben müſſen geſtrichen.
Die hieſige, Hoteliervereinigung hat darum gebeten, bei der Be= Adolf Jordans iſt ſehr geſchickt. Sie vermeidet mit Ta
rechnung der Fremdenſteuer die Koſten für Heizung und Licht außer
Anſatz zu laſſen. Des Geſuch wird gegen 10 Stimmen abgelehnt, weil
ein Nachgeben die ontrolle außerordentlich erſchlveren und auch den
Ertrag empfindlich gefährden müßte, da ganz zweifellos zu Ungunſten ſchau vieleriſchen Können und wird auch dem geſanglichen Teile
der Steuereinnahme die Preiſe ſür die Nebenkoſten jehr hoch angenom=
ien
würden, um den Betrag für das Zimmer zum Nachteil der Steuer=
Nach 8 7. Abſatz 2 des Arbeitsnachweisgeſetzes iſt jede Errichtungs=
gemeinde
berechtigt, in den Verwaltungsausſchuß ebenſoviel Vertreter
Maße, daß auch die Lohn= und Gehaltsempfänger nicht ein Zehntel mit beratender Stimme zu entſenden, als Arbeitgeber= oder Arbeitneh= Eilhouettenſchneider und Pſeudografen mit der Noutine des ſein
gemeinſamer öffentlicher Arbeitsnachweis eingerichtet werden ſoll, ſchreibt
8 5 der vorläufigen Satzung vor, daß die Stadt Darmſtadt 4 und der
Kreis Darmſtadt 2 Vertro er und ebenſoviele Stellvertreter entſenden
* Religionsiviſſenſchaftliche Vorträge des Epangeliſchen Bundes, ſoll. Einem dahingehenden Beſchluß des Wahlvorſchlagsausſchuſſes wird
beigetreten.
Von jedem Beſucher der Bars und Dielen ſind zu entrichten: am
Tage bis 8 Uhr abends: eine Indesmark, von 8 Uhr abends ab: zwei
Schluß der Sitzung: 6 Uhr.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinziclausſchufſes der Provinz Der in einer äußerſt gut beſuchten Verſammlung gewählte elfgli
bildeten wie Ungebildeten finden, im weſentlichen pantheiſtiſch=myſtiſchen Starkeuburg am Samstag, den 17. November 1923, vormittags ſchluß aller Bauluſtigen und Wohnungsſuchenden zum Zwecke der
Charakter trägt. Man löſt ſich in ihm von allen geſchichtlichen Voraus= 10 Uhr. 1. Enteignung von Baugelände in der Gemeinde Nieder= derung des Kleinſiedlungsbauweſens am hieſigen Platze die We
ſetzungen und Bindungen und will ſich in aprioriſtiſchen Erfahrungen Noden; hier Berufung des Peter Spahn in NiederModau gegen den ehnen. Der Ausſchuß beſchäftigte ſich in anregender Ausſprache m
unmittelbar mit dem Weltgeiſt Natur oder wie es der Idealismus Beſcheid des Bezirkswohnungskommiſſars Dieburg vom 30. Juli 1923. Möglichleiten der Durchführung eines großzügigen Bauprogramm
2. Enteignung von Baugelände in der Gemeinde Nieder=Noden; hier; der Finauzierung der Bauten. Die Schwierigkeiten wurden eing
Verufung des Adgm Schultheiß in Nieder=Roden gegen den Beſchluß des erörtert und keineswegs verkannt. Immerhin kam der Wille zur
Gott, ſondern ſeinen Gott, der nur dem Idegliſten ſelbſt, nicht einer Bezirkswohnungskommiſſars Dieburg vom 30. Juli 1923, 3. Enteignung windung dieſer klar zum Ausdruck. Der Ausſchuß ſtand einmüti
Gemeinſchaft etwas zu fagen hat, und ſagt! Die reichhaltigen Zitate, von Baugelände in der Gemeinde Nieder=Roden: hier: Berufung des dem Standpunkt, daß trotz der ungünſtigen Verhältniſſe bei größ
die D. Matthes ſeinen theoretiſchen Ausführungen beigab, bewieſen, Philipp Groh I. in Nieder=Roden gegen den Beſcheid des Bezirks= lichſter Ausnutzung aller techniſchen, wirtſchaftlichen und organiſator
wie dürftig und für tiefes religibs=ſittliches Empfinden ungenügend die wohnungskommiſſars Dieburg vom 16. Juli 1933, 4. Geſuch des Adolf. Vorteile, welche die Erfahrungen der letzten Jahre bieten Erſprief
Reſultate dieſes Erlebens ſind. Demgegenüber iſt das Chriſtentum Baier zu Groß Steiaheim um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirt= geleiſtet werden könne. Die ſchnelle Organiſation der Beteiligu=
nicht
Jch=, ſondern Du=Religion. Das, wuas die großen Propheten ſchaft im Hauſe. Wilhelmſtraße 2. 5. Antrag des Kreisamts Bensheim Bauluſtigeu an der Finanzierung wurde für bringend erforde=
des
alten und neuen Teſtaments erlebten, war normativ. Alle haben auf Entziehung des Prüfungszeugniſſes der Hebamme. Hedwig Wolf halten, doch ſoll damit bis zur bevorſtehenden Klärung der Währ
dabei das Gefühl, daß zu ihnen der lebendige Gott ſpricht, daß Gott zu Hofheim gem. 8 53 der G.=O. 6. Klage des Friedrich Wilhelm frage gewartet werden, weil dann die Sparmöglichkeit auf wertb
ſich nicht nur für ſie, die Erlebenden, ſondern für die Menfchheit, offen= Herbold 2. zu Groß=Rohrheim gegen das Kreisamt Bensheim wegen diger Grundlage von ſelbſt gegeben ſei. Es wurde beſchloſſen, a
Wertbeſtändige Lotterie. Heute ſind die erſten Loſe der neuen Kleinſiedlungsweſen ins Leben zu rufen. Man verſpricht ſich vo
beugt und erhebt, es demnütigt und ſtärkt, durch Quglen und Schmerzen Staatslotterie eingetroffen und den zuſtändigen Loatterie=Einnehmern ner Nechtsform beſſere Erfolge, weil ſich in ihr die Kräfte beſſer
führt es zur ſtärkſten Freude und größten Kraftentfaltungen. Es ver= zum Verkauf übergeben worden. Die Ziehung iſt bereit s auf, wirken können, als bei einer Genoſſenſchaft, wo dieſe an einengende
einzelt nickt, ſondern ſchafft und liebt die Gemeinſchaft. Dieſes Erleb= Mitte nächſten Monats (14, 15.) angeſetzt. Es findet jedes= ſchriften gebunden ſind. Der Anſchluß an den Verband heſſiſcher
nis der prophetiſchen Religion iſt bei den Heroen des Chriſtentums mal nur eine Ziehung ſtatt und werden die Gewinne nur in wertbe= vereine iſt in Ausſicht genommen. Der Ausſchuß beſchloß an di
ſtets an Chriſtus gebunden geweſen. Von den Tagen Jeſus, von ſtändigen Lahlungsmitteln ausbezahlt. Ebenſo iſt die Zahlung des meindevertretung das Erſuchen zu richten, der Bauausſchuß mög
Paulus an bis zu dem heute lebenden indiſchen Weiſen Sadhu Sundar. Naufpreiſes nur in wertbeſtändiger Währung zu teiſten allerdings kann einer gemeinſamen Geländebeſichtigung anſchließen und bis dahin
Singli. Beſonders das Kreuz iſt es, an dem und unter dem ſie das die Zahlung auch in Papiarmark, auf den jeweiligen Dollarkurs umge= Bebauungspläne entwerfen laſſen. Ein entſprechender Antra
emtſinden, was der ſterbende Krieger, von dem die Fröſchweiler Chro= reihnet, erfolgen. Gbenſo kann die Zahlung des Lozpreiſes in jedem dem Gemeinderat von dem Vorſitzenden des Ausſchuſſes, Gemein
nit erzählt, in die Worte faßte: Ach, das ſpricht ſo zu mir.. Hier iſt anderen geſetzlichen vertbeſtändigen Zahlungsmittel erfolgen, z. B. Feſt= beißt, übermitelt worden. Inzwiſchen will der Ausſchuß ein Prog
Gott nicht Idee, Gedanke, ungeklärtes Gefühl, ſondern lebensvolle mark der Firma Merck oder andenen Firmen, oder der Städte und ausarbeiten und der dann einzuberufenden Verſammlung vorlegen,
Wirklichkeit und Anſchauung. Allerdings wird unſer Geſchlecht zu ſolch Giſenhahnd erwaltungen. Gs wird hierdurch vor allem die Auszallung dieſer Verſammlung ſoll alsdann auch die Gründung des Baupe
tiefem Erleben nur reif werden können, wenn es eins wieder lernt; der Getuinne in wertbeſtändiger Währung gewährleiſtet, ſo daß die vorgenommen werden.
lebendig werden, wenn der moderne Menſch nicht mit vorgefaßten geſetzt ſind. Dez ganze Sbielplan iſt auch inſofern vereinfaht, als nur Stendaraphenverein. Gabelsberger hat ſeine Winterarbeit trotz
Oheorien und Meinungen, ſondern mit Unvoreingenommenheit an das eine einzige Ziehung (nicht wie ſeither 4 Klaſſenziehungen) ſtattfindet, hohen Unkoſten, in vollem Umfange wieder aufgenommen. Gegenn
Phänomen Chriſtusreligion herantritt. Die Ausführungen des Redners Cs kann auch jeder Spieler ſich die von ihm gekaufte Losnummer für laufen die Kurſe, darunter ein Anfängerlehrgang, mit ſ5 3
die nächſtfolgenden Ziehungen reſerdieren laſſen. Dies gilt beſonders mern. Der Verein beabſichtigt, demnächſt eine ſtenographiſche Au
Der dritte der religienswiſſenſchaftlichen Vorträge von Profeſſor, für die ſeitherigen Gewahrſamſpieler, welche ihre Loſe bei dem Lotterie= lung zu veranſtalten.
Einnehmer für mehrere Klaſſenziehungen hinterlegt hatten. Da die
D. Matthes findet Freitag, nachmittag halb 6 Uhr, im Gemeindehauſe. Anzahl der Loſe ſes werden im ganzen nur 100 000 Loſe ausgegeben) unſerem Orte konnten ungefähr 20 Familien von aus dem h
fehr beſchränkt iſt, ſo iſt es zu empfehlen, ſich jetzt ſchon eine Los= Giebiet ausgewieſenen Beamten, insbeſondere Ciſenbahnern,
nummer für die nächſte Ziehung bei einem Lotterie=Einnehmer durch Eracht werden.
Führungen und Borträge im Landesmufeum. Da Sammlungs= vertheim Neubauten zu Wohnzwecken für Eiſenbahnbeamte. Die
Arbeit vor äußerſtem Mangel zu ſchützen. Wie jammervoll jedoch räume und Vortragsſaal nicht ausreichend geheizt werben, können Füh= arbeiten ſind in vollem Gange=.
Verderben ausgeſetzt ſind. Ihnen bieten die leeren Kaſſen bon ters nicht ſtattfinden. Als Erſatz dafür hat die Direktion der Nunſt= wirtſchaftsamtes Groß=Umſtadt war gut beſucht und erntete le
Staat und Gemeinden kaum Hilfe, und oft verhindert auch ein und hiſtoriſchen Sammlungen beſchloſſen, in ihren Arbeitszimmern Zu= Beifall. Der Referent. Herr Landwirtſchaftsrat Grimm, verbreitet
natürliches Schamgefühl Menſchen, die einſt beſſere Tage geſehen, ſammenkünfte zur Behandlung kunſtgeſchichtlicher Gegenſtände in Ge= eingehend über die Pflanzenernährung und Düngung. Daran
haben, ihren Nachbar nur um das nötigſte Stück Brot anzu= ſprächsform einzuführen. Zu dieſen Unterhaltungen über ſchließend wurden zwei Bilderſerien Eine Reiſe an den Rhein
flehen. Zu dieſen Aermſten aller Armen gehören die Altpenſio= alte Kunſt ſind die Zuhörer ohne jede vorherige Anmeldung, jehoch Durch Oberbayern gezeigt, die durch ihre prachtvollen Aufnal
näre des Landestheaters, die tatſächlich nicht mehr wie 10 bis jeweils nur bis zur Höchſtzahl von 20 Köpfen zugelaſſen. Direktor Back einen großen Genuß gewährten. Wir möchten dem Wunſche Aus
wird als Grundthema behandeln: Religiöſe Kunſt Prof. Feigel; geben, daß ſolche Veranſtaltungen ſich öfter wiederholen mögen, d
50 Millionen pro Monat beziehen und durchweg auf die Mild= Der mittelalterliche Menſch, Dr. Freund: Vorbegriffe einer Lunſt= ſich großer Beliehtheit erfreuen.
ſelbſt in ſchwerem Exiſtenzkampſe ſtehen und aus eigener Taſche ſinden ſtatt: Dienstag, nachmittags 3 Uhr. Die Teilnehmer für die eröfnete heute ihren Winterlehrgang in zwei Abteilungen mit im
die Not ihrer alten Kollegen nicht hinreichend zu lindern ver= Zuſammenkünfte bei Direktor Back und Prof. Feigel ſammeln ſich am zen 35 Schülern, wovon 16 auf die obere und 20 auf die untere
mögen, entſchloſſen, einige Vortragsabende zu veranſtalten, um Turmeingang des Muſeums, diejenigen, welche Dr. Freund hören zuol= teilung entfallen.
künfte ſind koſtenlos und für jedermann zugänglich. Beginn der Zu= unſerer Gemeinde hat bald Hundert erreicht. Die Erwerbsloſen
r Schwerer Villeneinbruch. Zu dem in unſerer Mittwochs= ter Weiſe fließen der hieſigen Erwerbsloſenfürſorge namhaſte Spe
wieſen hat, wird, ſo hoffen wir, auch diesmal Intereſſe und Ver= nummer erſchienenen Artikel teilt man uns mit, daß am Dienstag a13 der Bürgerſchaft zu.
Scherflein für diejenigen beitragen, welche ihm ſo oft in ſrüheren Richtung Alexanderſtraße, zwei Männer in mittlerer Größe und mißten hieſigen Lehrers Karl Lang erteilen kann.
Der erſte bunte Abend ſindet Freitag, den 23. No= Lagerung der Ladung dürfte anzunehmen ſein, daß es ſich un zeit durch den Aufbau eines neuen Stockwerks auf den ſüdlichen 7
bember, im Hotel zur Traube um 9 Uhr ſtatt. Herr. Gegenſtände aus obigem Einbruch handeln kann. Alle Perſonen, erwveitert.
für dieſen Zweck die entſprechenden Räume koſtenlos zur Ver= Wahrnehnungen, oder den Inhalt der Ladung des Wagens Einvohner wurden nachts ſämtliche Fleiſch= und Wurſtwauen von
fügung geſtellt, und wir ſprechen ihm für dieſe großzügige Hilfs= geben können, werden unter Hinweis auf die ausgeſetzte hohe erſt kürzlich ſtattgefundenen Hausſchlachtung aus dem Neller geſtol
bereitſchaft unſeren wärmſten Dank aus. Die Veranſtaltung iſt Belohnung um Mitteilung an die Kriminalpolizei, Zimmer 1. Der Täter iſt unbekannt. Aus dem Gemeinderat. In der
Lofale Veranſtaltengen.
Der Vorverkauf (die Karte zu 3 Goldmark) beginnt Donnerstag / Die blerunter erſchelnerden Noizen ſnd ausſcällesſich als Hlnweiſſe auf Anzeigen zu befrachten. Sitzung lehnten die Gemeinderäte die Einführung einer örtlichen
in leigem Falls inzendwie gls Beſprechung eder Krilſi.
Krieger=Verein Darmſtadt E. V. Die Liebhaberbühne In einer der letzten Nächte wurde auf raffinierte Weiſe bei ei
Kriegsbeſchübigte und Hinterbliebene. Auf Anordnung des 1922 hat die Mitglieder unſeres Vereins zu ihrem am 17. und 18. 11. hieſigen Landwirte eingebrochen. Dabei gelang es den Dieben,
Reichsarbeitsminiſteriums wird den Kriegsbeſchädigten und Hinter= 2 im Städt. Saalbau ſtattfindenden erſten Stiftungsfeſt eingeladen, ganze neu erwvorbene Zimmereinrichtung zu ſtehlen. Gleichzeitig
bliebenen eine weitere Zwiſchenzahlung au Verſorgungsgebührniſſen Am 17. November iſt Feſtkommers im Saalbau (u. a. Aufführung don den mehrere Kleidungs= und Wäſcheſtücke geſtohlen.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Wir machen unſere im 51. Jahrgang vorläufig im Hinblick auf beſſere Zeiten eit
Mitglieder darauf aufmerkſam, daß unſer Büro während der Winter= ſtellen.
monate an allen Wochentagen von 35 Uhr geöffnet iſt.
Deutſchugtionale Volkspautei. Wir erinnern uoch zeigers läßt in der Erſcheinung ſeines Blattes eine Unterhrechung
mongtlichen Sitzung am Dienstag, dent 20. ds. Mts, alends im Staats= einmal an den heutigen Vortrag des Herrn Dr. von Dryander, der ge= treten, da der Paviervorrat der Druckerei aufg braucht iſt und die
grchib urd Heir Staatsrat Dr. Schliephate über Ginwmande= rade in dieſen Tagen für ale Kreiſe Daruſtadts von größten Zutereiſſe beitslöhne ſo hoch ſind, daß das Weitererſcheinen der Zeitung fol
ſein wird.

Der ſtarke Beſuch der Gaſtſpiele der Guſtav Bertram
rettengeſellſchaft im Orpheum iſt einesteils wohl au
Beliebtheit gerade dieſer Geſellſchaft zurückzuführen, darf aber au
ſeits auch als Beweis dafür angeſprochen werden, daß bei einem
Teil des Publikums ein ſtarkes Bedürfnis nach leichterer Koſt
in heutiger Zeit beſteht. Allerdings iſt das Darmſtädter Pu
anſpruchsvoll auch in dieſer Beziehung die Direktion des Ortz
zueiß das, und man muß anerkennen, daß ſie ſteats bemüht iſt,
Rechnung zu tragen. Wer weiß, welche horrenden Opfer in mat
Hinſicht erforderlich ſind, eine Ausſtattungsoperette mit dem Ar
auf das Prädikat Gut herauszubringen, und welche Müher
Arbeiten das verurſacht an einer kleinen Bühne, die nicht über de
fangreichen und unendlich vielſeitigen techniſchen Apparat verfü=
eine
Opern= und Schauſpielbühne, der wird dieſer Anerkennur
ſtimmen, beſonders, wenn er die gegenwärtige Aufführung der 3.
Overette Die Frau im Hermelin von Rudolf Schanz
E. Weliſch beſucht, die wie überall, wo ſie bisher gegeben wurde
hier ſtärkſten Erfolg beim Bublikum erzielt. Man muß wirklich
unter Berückſichtigung der vorliegenden Verhältniſſe leiſtet h.
Negie und die Darſtellung ganz Ausgezeichnetes.
Die Overette ſelbſt ſtellt Anforderungen, die vielfach über d
wohnten Nahmen hinausgehen. Sie iſt nicht die übliche ganz
Koſt, die gewohnheitsgemäß ſchnrackhaft gemacht, wird durch ein
Schlager in Geſang und Tanz. Das Libretto ſtellt eine ernſte
dar, und Jean Gilbert hat verſucht, dem Thema eine Mu
geben, die vielfach gut illuſtriert. Charakter hat und trotzdem ein
chelnd, melodiös und leicht faßlich iſt, auch wenn ihr eigentliche
ger fehlen; wenn man von ein paar Kuplets und Tanzliedern
die angenehme Abwechſlung in die ſonſt reichlich ſentinental ge
Handlung hineinbringen. Die Handlung ſpielt um 1810
Schloß Beltramis in der Nähe von Berong. Irgend eine Ahnf=
vor
drei Jahrhunderten den Schloßherrn dadurch vor dem T.
zettet, daß ſie, ihre Schönheit nur mit einem Hermelin bekleide
Die Vertretung des Gerichtsſchreibers des Gewerbe= und Kaufmanns= die feindliche Schloßbeſatzung befehligenden Kapitän aufſucte u
ahne ſehr ähnlich, kommt in eine ähnliche Situation dem Krogter
Valtitſch gegenüber, und bleibt aus anderen Gründen unberührt
iſt das Monna=Vanna=Motiv ſehr geſchickt und wirkungsvoll
Operettenlibretto umgearbeitet.
Die flotte und temperamentvolle Aufführung unter der Spiell
Routine alles Allzudelikate, ohne die Wirkung irgendwie einzuſchr
Die Beſetzung der Hauptpartien iſt außerordentlich glücklich. He
Schüler, ſpielt die ſchwierige Nolle des Grafen Beltrami mit
Aufgabe durchaus gerecht. Marga Peter, ſeine Partnerin, ver
überzeugend die ſchöne Schloßherrin, die der ſtürmiſche Oberſt
Hans Süßenguth ſehr talentvoll dargeſtellt und geſungen,
tiefe Herzenskonflikte ſtürzt. Guſtab Bertram ſelbſt ſpiel
tum kennenden Künſtlers. Er und Adolf Jordan als Mailänder
Jutendant, vertreten wirkſamſt das humoriſtiſche Sujet. Aus
großen Zahl der übrigen Darſteller ſeien noch Mizzi Rauſe
herg als Ballettdiva, Ernſt Federlin als Wachtmeiſter,
Ausfelder als Prinz Schwarzenberg hervorgehoben. Beſe
Anerkennung heiſchen die Dekorationen, die Herr Georg Ran
entwarf, und laſt not leaſt die Leiſtungen des Orcheſters, das
Kapellmeiſter Paul Dietrid, ſeiner Aufgabe vollauf gerecht

H Eberſtadt, 12. Nob. Bekämpfung der Wohnungs
Ausſchuß tagte vor kurzem im Rathauſe, um dem geplanten Zuſar
der geplanten Gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft einen Bauverei
X Eberſtadt, 14. Nov. Stenographiſches. Der
r Pfungſtadt, 15. Nov. Ausgewieſenenfürſorge.
P Beusheim a. b. B., 15. Nob. Beamtenwohnhät
Der Eiſenbahnfiskus errichtet gegenwärtig hier, in Viernheim u.
Nichen, 15. Nob. Der Lichtbildervortrag des
Groß=Utmſtadt, 15. Not. Die landwirtſchaftliche Schule,
X Reinheim, 15. Nov. Die Zahl der Erwerböioſen
Rotſtandsarbeiten (Feldhereinigung uſw.) verrichten. Anerkennens
Offenbach, 15. Nov. Zehn Billionen Mark Belohn=
werden
demjenigen zugeſichert, der Auskunft über den Verbleib des
g- Oberroden, 15. Nov. Das Bahnhofsgebäude wird
th. Oppenheim a. Rh., 13. Nob. Diebſtaßl. Einem hie
ten Sitzung des Gemeinderates fand die Einführung des neu einget
nen Gemeinderates Julius Steinfurth ſtatt, welcher an die Stelle
verſtorbenen Gemeinderates Fröhlich nachgerückt iſt. In derſe
tränkeſteuer vorläufig ab.
Schwuabsburg (Rheinheſſen) 13. Nod. Kaum glaubl
* Alze), 15. Nov. Mit der heutigen Nummer erſcheinen die N
heſſiſchen Volksblätter zum letztenmale. Der Verlag Karl M
teilt mit, daß die Verhältniſſe ihn zwingen, das Erſcheinen des Bla
Rühesheim a. Rh., 15. Nob. Der Verlag des Rheingauer
Unmöglichkeit geworden iſt.

[ ][  ][ ]

uimmer 312.

Dariftäöter Tagblatt, Freitag, den 16. Rotember 1523.

Heſſiſcher Landtag.

77. Sitzung.
St. Darmſtadt, 15. Nov.
(m Regierungstiſch: Finanzminiſter Henrich, Miniſter des In=
v
. Brentano, Wirtſchaftsminiſter Raab.
räſident Adelung eröffnet die Sitzung um 104/ Uhr. Es wird
yſt über das Fideikommißgeſetz abgeſtimmt. Artikel 1
in der Ausſchußfaſſung angenommen. Die zu Artikel 2 vorliegen=
inträge
des Abg. Bornemann werden abgelehnt.
I 2 wird ebenfalls in der Ausſchußfaſſung angenommen.
o die Artikel bis 14. Der zu dieſem Artikel vorliegende Antrag

chheit abgelehnt wird endlich der Antrag der Abgg. Schrei=
u
. Gen.: Die Regierung wird erſucht baldigſt einen Geſetz=
rf
vorzulegen, durch deſſen Ausführung im Wege der verſchärften
dſteuer (Progreſſion) die den Fideikommiſſen bzw. dem Großgrund=
durch die völlige Erhaltung der Subſtanz und die infolge der
ntwertung bedingte Entſchuldung einſeitig zugefallene Be=
rung
der Allgemeinheit wieder nutzbar gemacht wird.
s folgt Veratung des Geſetzentwurfs über die
Forſtverwaltung in Heſſen.
bg. Kaul (Soz.) erſtattet den Ausſchußbericht.
as Forſtverwaltungsgeſetz vom 15. April 1905 iſt durch die poli=
die
finanzielle und wirtſchaftliche Entwickelung des heſſiſchen
es ſtark überholt. Gerade bei uns in Heſſen iſt der Wald der koſt=
Teil nicht nur des Staats=, ſondern überhaupt des National=
gens
geworden. Im Ausſchuß herrſchte deshalb inſofern voll=
ene
Uebereinſtimmung, daß die ſchon von jeher bei uns in Heſſen
ausgeprägte Art der ſtaatlichen Sorge um den Wald auch um
es Privatbeſitzes noch weiter ausgebaut werden muß. Wie und
ſchem Umfange das allerdings geſchehen ſoll, darüber herrſchten im
zuß bisweilen reeht erhebliche und zum Teil bis zum Abſchluß der
hußberatungen noch nicht geklärte Gegenſätze. Insbeſondere waren
Beſtimmungen des Regierungsentwurfs zu den Fragen der ſo=
nten
Weideberechtigungen im Walde, ferner zur Frage der Ver=

ung von Waldgrundſtücken und insbeſondere zur Frage des Vor=
echtes
ſowie des Genoſſenſchaftswaldes, die erhebliche Schwierig=
bereiteten
und zu denen Anträge und Vorſtellungen auf Aende=
der
Regierungsvorſchläge, teilweiſe auch Minderheitsanträge auf
rherſtellung der geſtrichenen Regierungsvorſchläge vorliegen.
bg. Dr. v. Helmolt (Bbd.): Wir konnten uns mit dem Ent=
der
Regierung nicht einverſtanden erklären, ſoweit damit das Ziel
gt wurde, den Wald aus dem Beſitz des Bauern ganz in den des
es überzuführen. Die Artikel 14 und 35, die das Vorkaufsrecht
haben kein anderes Ziel, ſoweit Bauernwald in Frage kommt.
rſteht ſich von ſelbſt, daß wir derartigen Beſtimmungen nicht zu=
en
konnten. Dieſe Artikel ſind bezeichnend für den ganzen Geiſt
eſetzes. Wir geben zu, daß mancher Bauernwald nicht ſo bewirt=
t
wird, wie es ſein ſollte. Dem gegenüber ſtehen aber auch andere,
zut bewirtſchaftete. Man darf dem Bauern nicht die Gelegenheit
n, ſeinen Waldbeſitz zu vererben oder zu verkaufen an einen ande=
ſauern
. Im Odenwald liegen die Verhältniſſe nun einmal beſon=
Man darf nicht bäuerliche Exiſtenzen gefährden, was durch dieſes
aber geſchieht. Wenn das Geſetz verhindern will, daß der bäuer=
Baldbeſitz in die Hände von Schiebern kommt, ſo genügt dazu voll=
g
. der Artikel 16, der die Waldveräußerungen von der Geneh=
ig
der Forſtbehörde abhängig macht. Wir haben angeſichts mancher
iptungen der Regierung, die ſich als unwahr herausgeſtellt haben,
irles Mißtrauen gegen das ganze Geſetz und bitten, den Abände=
anträgen
, die wir geſtellt haben, zuzuſtimmen. (Bravo! rechts.)
bg. Nuß (Ztr.) beleuchtet zunächſt die rechtliche Seite des Vor=
echts
. Bedenken, die meine Partei hatte, ſind durch die Ausſchuß=
g
behoben bzw. ſtark herabgemindert, ſodaß ſeine Partei nunmehr
Mdas Geſetz ſtimmen kann.
bg. Wünzer (Dtſch. Vp.): Wir können dem Entwurf im allge=
n
zuſtimmen. Wir begrüßen die ſtraffe Zuſammenfaſſung der
oirtſchaft, die der Erhaltung ſehr dienlich ſein wird. Nicht zu=
en
können wir dem Artikel 18, der im Ausſchuß der meiſt um=
ne
war. Es hat ſeiner Zeit eine Veſichtigung verſchiedener
r ſtattgefunden, nach der von der Regierung das Vor=
echt
für Privatwald 2. Klaſſe erheblich eingeſchränkt wurde.
gen wurde für Wald 1. Klaſſe das Vorkaufsrecht voll aufrecht er=
Wenn es kein ausreichendes Mittel gäbe, dieſes koſtbare
nalvermögen vor dem Zerſchlagen zu retten, würden wir zu=
en
, aber die Beſtimmung, daß Verkäufe von Wald die Geneh=
g
. der Forſtbehörde haben müſſen, bietet ausreichende Schutzmög=
en
in dieſer Richtung. Wir haben geſtern mit dem Fideikommiß=
gebundenen
Grundbeſitz freigemacht, das entſpricht den Forderun=
itgemäßer
Wirtſchaft. Wollen wir nunmehr durch das Forſtgeſetz
um Beſitz, der ſeine Beweglichkeit behalten muß, erneut binden?
ſt nicht angängig. Wir müſſen in unſerem Wirtſchaftsleben freie,
ndige Exiſtenzen nicht nur erhalten, ſondern möglichſt vermehren.
irtikel 18 iſt darum für uns in der vorgelegten Faſſung nicht an=
ſar
und wir haben deshalb einen Aenderungsantrag eingebracht,
ir anzunehmen bitten.
bg. Lux (Soz.): Daß die Herren vom Bauernbund auch gegen
orkaufsrecht der ſtandesherrlichen Wälder ſind, kann ich nicht ver=
Der Wald iſt für den Staat und für Gemeinden heute eine aus=
nete
Einnahmequelle. Der Artikel 18 genügt durchaus nicht, zu
dern, daß Waldbeſitz in unberufene. Hände kommt. Wir halten
einen großen Fehler, daß der Wald beſonders in Oberheſſen,
m. Beſitz der Standesherrn iſt. Er gehört in den Beſitz der All=
1 iheit.
bg. Kindt (Dtſchntl.) hält es ebenfalls für bedenklich, das Vor=
echt
in dem Umfange, wie es die Vorlage vorſieht, dem Staate
äumen. Einſchränkungen ſeien durchaus erforderlich.
bg. Büchner (Dem.) tritt für die Vorlage ein und bekämpft
ntrag der Deutſchen Volkspartei.
andesforſtmeiſter Dr. Weber: Die Neuregelung der Forſtver=
Ang iſt notwendig geworden und baut ſich auf auf die Neuregelung
ideikommiſſe, die zum größten Teil aus Waldbeſitz beſtehen. Große
iomplexe können heute nur von den reichſten Leuten gekauft wer=
)inter denen oft das noch kapitalkräftigere Ausland ſteht. Es be=
die
Gefahr, daß unſer koſtbarſtes Volksvermögen in den Beſitz des
ndes übergeht. Das muß unbedingt verhindert werden, und es zu

verhindern iſt unſere Pflicht. Die Haltung der Bauernbündler iſt unver=
ſtändlich
. Die Gemeinden werden für dieſe Haltung kein Verſtändnis
haben. Denn die Gemeinden ſollen das Vorkaufsrecht haben, nicht der
Staat, der zunächſt nur Vermittler iſt. Die Angelegenheit verträgt auch
keine Verzögerung mehr. Ich bedauere den gereizten Ton des Herrn v.
Helmolt, zu dem er keinen Grund hat. Der Antrag der Deutſchen
Volkspartei iſt unannehmbar. Denn er bedeutet letzten Endes nichts
als eine Aufhebung des Vorkaufsrechts. Ich bitte den Entwurf anzu=
nehmen
, wie er jetzt vorliegt.
Abg. Kindt (Dntl.): Es handelt ſich um die berechtigte Sorge für
die Erhaltung des Waldbeſitzes. Es ſteht aber feſt, daß auch Privat=
wälder
ganz ausgezeichnet bewirtſchaftet ſind, alſo liegt kein Grund vor,
den ganzen Waldbeſitz in den Beſitz des Staates zu bringen, Das will
das Geſetz doch; letzten Endes nichts wie eine Sozialiſierung. (Lachen
links).
Von Regierungsſeite wird nochmals die rechtliche Seite des
Vorkaufsrechtes erläutert. Es kann nur in Kraft treten, wenn ein
Kaufvertrag vorliegt und wenn der Staat in den Vertrag mit einem
Dritten eintreten will. Es beſtehen alſo rechtlich gar keine Bedenken.
Nach weiterer Debatte wird die Verhandlung abgebrochen, die Ab=
ſtimmung
auf Freitag vertagt.
Abg. Dr. Werner (Dntl.) begründet eingehend ſeinen Antrag,
das betäubungsloſe Töten der Schlachttiere ( Schäch=
ten
) in Heſſen zu verbieten. Es handelt ſich hier um ein Ausnahmegeſetz
für eine Volksminderheit, das nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.
Auch die Schweiz hat dieſe widerwärtige Tierquälerei, als welche alle
Kommiſſionen, die dieſe Schlachtart beſichtigten, ſie bezeichnen, verboten.
Auch aus wirtſchaftlichem Intereſſe iſt das Schächten zu verbieten, weil
eine Menge Blut verloren geht. Zum Mindeſten ſollte darum das nicht
rituelle Schächten verboten werden.
Abg. Nuß (Ztr.) vertritt den Standpunkt, daß ein derartiger agi=
tatoriſcher
Antrag in der heutigen ernſten Zeit beſſer unterblieben wäre
Wir ſind ſtets für völlige Freiheit in religiöſen Dingen und ſind darum
immer gegen derartige Anträge geweſen. Das Schächten ſei eine jüdiſch=
religiöſe
Uebung, die man nicht bekämpfen ſolle. Den Gutachten des
Dr. Werner ſtehen viele andere entgegen.
Abg. Sturmfels (Soz.) bekämpft ebenfalls den Antrag, der nur
aus antiſemitiſchen Gründen eingebracht ſei.
Zur Debatte ſprechen noch die Abgg. Dr. Werner, Reiber, D. Dr.
Diehl. Die Abſtimmung wird auf morgen vertagk.
Nächſte Sitzung: Freitag, 9 Uhr. Schluß nach 2 Uhr.
Monatskglender des Bereins für Aquarien= und
Terrarienkunde Hottenia‟=Darmſtadt.
Der November iſt einer der wenigen, ſowvohl für den Aquarien=
wie
den Terrarienliebhaber erfreulichen Monate. Die einheimiſchen
Pflanzen haben die Weiterentwicklung im Frien wie auch im Aquarium
ſo ziemlich eingeſtellt und gehen ſogar mehr oder weniger langſam ein.
Als einjährige Schwimmpflanze, welche hauptfächlich während des
Winters auch in unſeren Aquarien gut gedeiht, iſt die Azolla zu empfeh=
len
. In vielen freien Gewäfſern iſt ſie zur Zeit zu finden, und iſt für
die Ueberwinterung in den Becken daher auch ein kühler Standort zu
wählen. Mit der immer mehr kälteren Jahreszeit hat auch die Freßluſt
der Tiere nachgelaſſen, und genügt eine zwei= bis dreimalige Fütte=
rung
in der Woche. Nun treten auch wieder die Sorgen der Heizung
an einen heran und muß der Aquarianer beſonders für die tropiſchen
Fiſche für eine gleichmäßige, womöglich nicht unter 18 Grad Celſius
gehende Temperatur beſorgt ſein. Infolge des langſamen Abſterbens
der Pflanzen iſt die Entwickiung des Sauerſtoffes ein ſehr geringer. Um
ſo mehr hat der Liebhaber darauf zu achten, daß der Durchlüftungs=
apparat
kräftiger und ſtändiger arbeitet, damit ſich bei ſeinen ſtummen
Pfleglingen nicht Sauerſtoffmangel einſtellt. Wo keine Heizung vor=
handen
iſt, ſind exotiſche Tiere in geheizten Räumen unterzubringen,
um eine gleichmäßige Temperatur zu erzielen. So lange ſich noch leben=
des
Futter in den Teichen finden läßt, iſt es jedenfalls dem künſtlichen
Trockenfutter vorzuziehen, andernfalls empfehlen wir, ſich für die Win=
termonate
eine Enchyträenzucht anzulegen. Letzteres ermöglicht dem
Liebhaber, je nach Belieben auch während des Winters mit ſehr nahr=
haftem
lebenden Futter füttern zu können.
Im Seewaſſer=Aquarium ſieht es noch recht lebhaft aus. Nachdem
im dergangenen Monat die Tiere nochmals ergänzt wurden, bieten die
Seeſpaſſer=Aquarien nun einen recht herrlichen Anblick. Eine ein= bis
zweimalige Fütterung pro Woche mit geſchabtem Fleiſch, Regenwürmer
oder Enchyträen genügt auch für dieſe Tiere. Die Durchlüftung laſſe
man regelmäßig arbeiten, um etwaiges Eintreten von Sauerſtoffmangel
zu verhüten.
Für die Inſaſſen der ungeheizten Terrarien iſt es jetzt die höchſte
Zeit, daß ſie in die Ueberwinterungsbehälter überführt werden, wenn
dies nicht ſchon Ende Oktober geſchehen iſt. Einheimiſche Reptilien, be=
ſonders
Eidechſen und Blindſchleichen, ſollte man ſtets ihren Winter=
ſchlaf
halten laſſen, während die meiſten Amphibien, wie Kröten, Unken,
Fröſche, Molche und Erdſalamander, bei geeigneter Pflege und guter
Fütterung auch im geheizten Zimmer den Winter aufs beſte überſtehen.
Bei Ueberwinterungskäſten, in denen exotiſche Tiere untergebracht ſind,
kann in nicht allzu kühlen Nächten die Heizung abgeſtellt werden, da ja
auch in der Heimat der betreffenden Tiere mitunter recht bedeutende
nächtliche Abkühlung Regel iſt. Grundbedingung für den Terrarien=
liebhaber
ſei aber die, daß jedes Tier, welches einen Winterſchlaf halten
ſoll, vorher gut und reichlich gefüttert iſt. Nur dann iſt es möglich, den
Winter gur zu überſtehen, und der Aquarianer iſt im Frühjahr nicht
enttäuſcht, daß er ſtatt ſeiner Lieblinge Kadaver zutage befördert.
(Mitgeteilt vom Verein für Aquarien= und Terrarienkunde Hot=
tonia
in Darmſtadt. Austauſch von Erfahrungen und Beobachtungen
jeden erſten und dritten Samstag im Monat im Vereinslokal, Heſſi=
ſcher
Hof (Wilhelminenſtraße 1), abends 8 Uhr. Reichhaltige Biblio=
thek
und Präparateſammlung vorhanden. Gäſte willkommen! P. K.

Tageskalender.
Landestheate: Großes Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr,
(D: 42): Karl Xll, Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende
9ſ, Uhr, (Sondermiete 13:): Aleſſandro Stradella. Orpheum,
73., Uhr: Die Frau im Hermelin Union=, Reſidenz=, Zentral=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Reich and Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt.
Einen Zuſammenſtoß zwiſchen Polizeibeamten
und einer Rotte von jungen Burſchen gab es in der
vergangenen Nacht in der Fennſtraße. Hier ſtießen zwei Wachtmeiſter
vom Revier 28 auf ihrem Rundgang vor dem Hauſe 5 auf eine Rotte
von 12 johlenden und lärmenden Burſchen. Als dieſe die Beamten
kommen ſahen, lärmten ſie noch mehr und hänſelten ſie. Die Beamten
verbaten ſich das. Da kam aus der Mitte der Notte der Nuf: Geht
doch auf die Grünen los! Das geſchah dann auch. Die Burſchen
griffen die Beamten tätlich an und verſuchten ihnen die Waffen zu
entreißen. Die Angefallenen erwehrten ſich der Angreifer mit der
Schußwaffe und verletzten zwei von ihnen, die Rädelsführer Gebrüder
Karl und Willi Seemann ſo erheblich, daß ſie nach dem Virchow=
krankenhaufe
gebracht werden mußten. Nach den Schüſſen ſtob die
Menge auseinander und entfloh. Es gelang nur noch, einen dritten
Seemann, namens Otto, einzuholen und feſtzunehmen. Er wurde zur
Wache gebracht.
Luftſchiffkataſtrophen in Polen.
Aus Warſchau wird gemeldet, daß geſtern ein Heeresflugzeug
infolge einer Motorbeſchädigung aus der Höhe von 1500 Metern auf
das Orangenhaus des Lazienki=Parkes in Warſchau ſtürzte. Der Pilot,
Leutnant Szczepanski, wurde getötet. Gleichzeitig ereignete ſich ein
zweiter ähnlicher Unfall in Thorn, wo die Gondel eines Militärluft=
ballons
durch Luftwirbel losgelöſt und aus einer Höhe von 600 Metern
herabgeſchleudert wurde. Drei Fliegeroffiziere erlitten den Tod.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
FFür die Veröfſentlichungen unter dieſer Ueberſhrift übernimmt die Redaktion keinerſei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 9 21 Abſ. 2 des Preſſegeſeßes in vollem Uifange
der Einſender verantworſtſch.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Abtsönung nicht begründet werden.
Nachzahiungen.
Die Handelskammer Darmſtadt ſchreibt uns zu den Ausführungen
in Nr. 313 vom 12 November, Nachzahlungen folgendes: Richtig iſt,
daß die Handelskammer für das am 1. April beginnende Rechnungsjahr
1923 gegenwärtig die 4. Beitragszahlung ſtattfinden läßt. Hierbei iſt
aber zu berückſichtigen, daß die drei erſten Zahlungen in Papiermark,
die jeweilig ſchon am Einzahlungstag entwertet waren, für das erſte
Halbjahr erhoben wurden. Die vierte Zahlung für das 3. Quartal fin=
der
gegenwärtig in Goldmark ſtatt. Dabei kann aber keine Rede davon
ſein, daß es ſich hier um eine Zahlungswährung handelt, die es gar
nicht gibt‟. Eine Zahlung in Goldmark kann nur auf Dollarbaſis, wie
dies auch allgemein geſchieht, ſtattfinden. Weiter kann keine Rede davon
ſein, daß bei Nichteinhaltung der Friſten, die vierzehn Tage betragen,
enorme Zuſchläge ſtattfinden. Derartige Zuſchläge ſind überhaupt nicht
vorgeſehen. Wenn einzelne Beitragspflichtige glauben, der Handelskam=
merbeitrag
ſei zu hoch gegriffen, ſo liegt dies nicht an der Handelskam=
mer
, ſondern es beruhen derartige Fälle auf der Höhe des gewerblichen
Anlage= und Betriebskapitals der betreffenden Firmen. Glauben die
Firmen, daß ſie bezüglich dieſes Kapitals zu hoch veranlagt ſind, ſo müſ=
ſen
ſie beim zuſtändigen Finanzamt hiergegen vorſtellig werden, worauf
gegebenenfalls auch eine Ermäßigung des Handelskammerbeitrags ſtatt=
findet
.
Bei dem Norgeldaufruf der Firma Merck wäre es doch zu bean=
ſtanden
und die Zumutung zurückzuweiſen, daß vom Publikum verlangt
wird, die Scheine bei der Hauptkaſſe (in der Fabrik) umzutauſchen. Es
kann doch nicht jedem zugemutet werden, den Weg dorthin zu machen.
Dieſe Zumutung iſt im Intereſſe der Allgemeinheit zurückzuweiſen.
Durch Errichtung weiterer Einlöſeſtellen kann dem leicht abgeholfen
werden.
An dieſer Stelle iſt bereits wiederholt hervorgehoben worden,
daß Einzelfälle, die ſich als ſtrafbarer Wucher kennzeichnen, der Behörde
unter genauer Mitteilung des Tatbeſtandes angezeigt werden möchten.
Als nächſte Stelle kommt hier die Polizei in Betracht. Das zur Auf=
klärung
der Fälle notwendige Perſonal ſcheint aber durchaus unzu=
reichend
zu ſein, wenn, wie berichtet wird, nur zwei Polizeibeamte dieſer
Wucherabteilung zur Verfügung ſtehen. Die Polizeiverwaltung in den
Städten iſt ſeit 1. Oktober 1921 ſtaatlich, mithin hat das Miniſterium
des Innern als zuſtändiges Reffort dafür beſorgt zu ſein, daß, um den
Lebensmittelwucher nachhaltig, und wirkſam zu bekämpfen, auch die
nötigen Polizeikräfte disponibel ſind, um an ihrem Teil den Geſetzen
Geltung zu verſchaffen, in einer Zeit, in der es mehr denn je ein zwin=
gendes
Gebot iſt, die Staatsautorität zu ſchützen.

(ottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße), Kleine Synagoge.
Freitag, den 16. Nov. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min.
Samstag, den 17. Nov. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 5 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min.
Abends 6 Uhr
Gottesdienſt in der Stznagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 17. Nov. Vorabend 4 Uhr 15 Min. Morgens
8 Uhr 15 Min. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr 30 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachm. 4 Uhr.
Abends 6 Uhr.

Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, 17. November:
Zunächſt mäßig kalt, mit Niederſchlägen, ſpäter abnehmende Be=
wölkung
und kälter.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Nudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Nauve für Feuilleton: Max Streeſe Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann, Schluß=
dienſt
: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 6 Seiten

*
t7


FA
2

Liebe und Pficht.
mantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.)
Ich war wütend über dieſen willkürlichen Zwang; doch
chte und ließ mich ſtehen. Ich rannte nach dem Burgtor:
ar verſchloſſen, und Nepomuk grinſte mich ſchadenfroh an
ſannte mich ſeinen neuen Kameraden. Als ich mich ausge=
hatte
und ſahe, daß durch offenen Widerſtand nichts zu ge=
en
ſei, faßte ich klüglich den Plan, mir den Anſchein zu
i, als füge ich mich geduldig in den Willen meines aufge=
genen
Herrn, und die erſte Gelegenheit zur Flucht zu be=
n
.
Lepomuk konnte jetzt der Ruhe pflegen; ich mußte die mei=
einer
Arbeiten tun, und quälte mich täglich bis zur äußer=
Abmattung. Dann kam Nedomuk wohl herbeigeſchlichen
gab mir zu verſtehen, wenn ich den Ort angäbe, wo der
ſt ehedem ſeine Schätze verborgen hätte den Du von ihm
ren und mir gewiß genannt hatteſt ſo ſolle meiner Frei=
kein
Hindernis in den Weg gelegt werden. Umſonſt be=
te
ich meine gänzliche Unwiſſenheit; er und der Schloßherr
Ytvoren ſich, mich durch ſtets härtere Behandlung zum Ge=
nis
zu zwingen.
Von jetzt an erhielt ich elende Koſt und doppelte Arbeit,
auch das Zureiten des unbändigen Hengſtes gehörte, den
vorhin am Wege mit mir ſtürzen ſaheſt. Ich mußte gehor=
wenn
ich nicht noch ärger mißhandelt ſein wollte; und
2i mir dann von dem gefahrvollen Ritt der Schweiß von der
ie ſchoß und meine Knie bluteten, und zitterten, fragte mich
Unmenſchliche gewöhnlich: Wie iſt’s? willſt Du gehor=
112 und ich antwortete dann vergebens: Ich weiß nicht,
Ihr mit mir wollt, daß Ihr mich ſo quälet.
Heute Mittag erneuerte er wieder die gewöhnliche Zu=
tng
. Der Zorn über meine unwürdige Behandlung über=
ite
mich; ich ergoß meine lang verhaltene Erbitterung in
heftigſten Worten und verlangte meine Freiheit. Die Folge
n war, daß man mich zwang, den nicht zu meiſternden
pen zu beſteigen."
Er erzählte hierauf die Art, wie er aus dem Schloſſe ent=
nen
war, und beteuerte ſeinen feſten Entſchluß, nie mehr

dahin zurückkehren zu wollen. Zugleich beſchwor er den Kna=
ben
, ſein Vorhaben aufzugeben und mit ihm in ſeine Heimat zu
reiſen.
Gegen alles Vermuten ſetzte dieſer den überzeugenden
Gründen unbeſiegbaren Widerſtand entgegen. Er beharrte bei
der Anſicht, daß es heilige Pflicht für ihn ſei, das letzte Gebot
ſeines ſeligen Wohltäters zu erfüllen und in eigener Perſon
Ning und Kette zu übergeben.
Du wirſt’s zu ſpät bereuen, ſprach Hubert bekümmert, als
er fahe, daß alle ſeine Vorſtellungen fruchtlos waren. Laß
Dich warnen folge einem Freunde, der ſein Heil in dem
Deinigen ſieht!
Leuthold ſchüttelte lächelnd das Haupt und reichte die Hand
zum Abſchied.
Du willſt alſo Dein Unglück! fuhr jener gramvoll fort. So
verſprich mir ſvenigſtens, nicht länger in der Burg zu verweilen,
als es zur Erfüllung Deines Auftrags notwendig iſt, und dann
in mein mütterliches Haus nach Mainz zu kommen.
Wie’s der Himmel fügt; ich komme, ſobald ich kann.
Und dann noch eines! Biſt Du binnen drei Monaten nicht
zurückgekehrt, ſo muß ich glauben, daß Dich ein Unfall in jenen
Unglücksmauern betraf; dann ſollſt Du auf mich zählen. Vor
allem, hüte Dich vor Nepomuk, er ſucht Dich und ſeinen Herrn
zu betrügen. Jetzt lebe wohl! Ich bin der grauſamſten Behand=
lung
ausgeſetzt, wenn man meiner wieder habhaft wird."
Lang und tief blickte er in des Freundes Augen dann
verſchwanden beide nach entgegengeſetzten Richtungen im
Gebüſche.
10.
Der Freiherr, eine unbeholfene Figur mit gedunſenem, leder=
farbigem
Runzelgeſicht, fütterte gerade ſeinen alten, ſchäbigen
Jagdhund mit harten Brotkruſten, die er ſelbſt nicht mehr kauen
konnte, als Nepomuk, deſſen rechte Wange mit einem rot aufge=
lauſenen
Striemen, dem Beweis der vollſtreckten Strafe ſeines
Ungehorſams, gezeichnet war denn der Freiherr hatte die be=
ſondere
Liebhaberei, männiglich in ſeinem Bereich von Zeit zu
Zeit abzuprügeln, griesgrämig hereintrat, dem rückwärts ge=
kehrten
Gebieter eine boshafte Fauſt ballte, und als dieſer ſich
umſchaute, die Meldung tat, daß der Rappe eben von den aus=
geſchickten
Leuten, auf einer Schleife in den Schloßhof gezogen
worden ſei.
Der geizige Herr geriet darob in ſolchen Zorn, daß er ſchon
nach dem vor ihm ſtehenden Waſſerglas griff, um es dem unwill=

kommenen Hiobsboten an den harten Schädel zu werfen; aber
in Betracht des neuen Schadens, der aus der Zertrümmerung
des ererbten Kryſtallgefäßes erwachſen würde, fahe er ſich nach
einem andern Gegenſtand um, an dem er ſeine Wut auslaſſen
könnte. Der bedauernswerte Jagdhund war eben mit ſeinen har=
ten
Biſſen fertig geworden, wedelte traurig ſchmeichelnd mit dem
Schwanz und tupfte, arglos nach ſeiner Gewohnheit mit der
dürren Pfote auf das fette Knie ſeines Herrn, um ihn an eine neue
Spende zu erinnern; ſtatt derer erhielt er einen ſo mächtigen
Fußtritt, daß er jämmerlich heulend dem harrenden Nepomuk
wvider die Säbelbeine flog, welcher, eine ſo plötzliche Störung
ſeines Glcichgewichtes nicht vermutend, über und über kollerte
und ſein fluchendes Geſchrei mit dem Gejohle des Hundes ver=
miſchte
. Dieſer ſuchte angſtvoll den Ausgang und ſchoß nach
einigen bergeblichen Verſuchen zur Türe hinaus; jener ſtellte ſich
wieder auf die Beine und rieb ſich mit unerhörten Grimaſſen
die geſchundene Hüfte. Er ſprach nichts, aber ſeinen Mienen
hätte man anſehen können, daß er innerlich Hund und Herrn zu
allen Teufeln wünſchte.
Wo iſt der Hund? ſchnauzte ihn der Freiherr grimmig an.
Zur Tür hinaus, antwortete Nepomuk mürriſch.
Den meine ich nicht, ich meine den andern! ſchrie jener
noch wütender, als er ſich mißverſtanden ſahe, den Landläufer,
den Strolch meine ich, den Du Schuft im Hauſe gehegt haſt!
Zum Tore hinaus, wie Euer Geſtrengen ſahen, war Nepo=
muks
Antwort.
So ſchlage der wollte der Freiherr fluchen: aber er
beſann ſich, denn er war ein guter Chriſt und hatte überdies in
einer ſchweren Krankheit, die er ſich durch den allzu lang fort=
geſetzten
Eenuß von Linſen und Bohnen zugezogen hatte, gelobt,
nie wieder läſterliche Verwünſchungen laut auszuſtoßen. Da
aber ſein Grimm doch einmal ſich durch Worte Luft machen
mußte, ſo ſetzte er recht gelaſſen und in einem andächtigen Tone
hinzu: Heiliger Himmel, gib mir den Schelm doch in die Hände,
ich will ihn totpeitſchen.

teten Händen. Jetzt fiel ſein Auge wieder auf Nepomuk, der,
von eine: ſolchen Kriſe ziemlich gut unterrichtet, ſich unbemerkt
entfernen wollte.
Was fang ich dann mit Dir an, Du ſchuftige Kreatur?
Biſt Du nicht an allem Unglück ſchuld?
Er machte einen verdächtigen Schritt nach der Hetzpeitſche,
welche neben dem Kruziſix als nächſte Nachbarin der Ahnentafel
hing.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ]

Darmſkädter Tagblatt

Der deutſche Zlußenhandel im September 1923.

Noch immer war der Verkehr der Rheinlande und des Nuhrgebiets
mit dem unbeſetzten Deutſchland aufs äußerſte beſchränkt, ſo daß eine
zuverläſſige Ermittelung der Größe des deutſchen Außenhan=
dels
wie in den Vormonaten unmöglich geweſen iſt. Die folgenden
Zahlen und Vergleiche können deshalb nur mit Vorbehalt aufgenom=
men
werden. Es betrug (in Mengen von 1000 Doppelzentnern) die

Geſamt . z
darunter:
Lebensmittel und Getränke .=
Rohſtoffe und halbfertige Waren
Fertige Waren . . ..
.

Sept.
34 198

2819
29 839
1527

Bemerkenswert bei der Einfuhr von

fuhr Ausfuhr Auguſt Sept. Auguſt 41 203 11 426 10 745 2 531 701 948 36 840 7 429 5 963 1827 3 295 3 833 ebensmitteln und

in dieſem Monat, deren Hauptanteil von Gefrierfleiſch und einfach ver=
arbeitetem
Speck beſtritten wird, ebenſo die Einfuhr von Schmalz. Auf
der anderen Seite iſt ein ſtarker Rückgang der Einfuhr von Reis und
ein geringer Rückgang derjenigen von Müllereierzeugniſſen
zu verzeichnen, oblvohl die Einfuhr an dieſen letzteren immer noch mehr
als das Siebenfache des Monatsdurchſchnitts des Vorjahres beträgt.
Bei Rohſtoffen und halbfertigen Waren iſt ein aber=
maliges
Anſteigen der Einfuhr von Bau= und Nutzholz zu ver=
zeichnen
, andererſeits ein ſtarker Rückgang der Rohſtoffe für die
Papiererzengung, zugleich aber auch eine Erhöhung der Aus=
fuhr
von Zelluloſe u. a. und ein Rückgang der Ausfuhr von Papier
und Papierwaren. Die Einfuhr von Faſerſtoffen hat ſich weiter ver=
mindert
. Schließlich iſt in dieſem Monat aber auch ein erheblicher
Rückgang der Einfuhr an Steinkohlen und Braunkohlen
feſtzuſtellen. Nichtsdeſtolveniger beträgt die Einfuhr an Steinkohlen
mit 16 019 130 Dz. noch immer etwa 153 Prozent der Monatsdurch=
ſchnittseinfuhr
des Vorjahres. Der außerordentliche Rückgang in der
Einfuhr an Braunkohlen iſt ein zufälliger und bedingt durch den
während der ganzen Dauer der Berichtszeit auf den tſchechoflowakiſchen
Gruben herrſchenden Streik. Die Einfuhr an Koks hat ſich dagegen
noch weiter, wenn auch in etwas geringerem Umfange als früher, der=
mehrt
. Sie beträgt nunmehr das 9,5fache der Monatsdurchſchnittsein=
fuhr
des Vorjahres. Zum erſten Male ſeit längerer Zeit iſt ein An=
ſteigen
der Einfuhr an Eiſenerzen und Manganerzen zu
beobachten. Aber dieſe erreicht doch erſt einen geringen Bruchteil der
Monatsdurchſchnittseinfuhr des Vorjahres. Die Einfuhr an Eiſenerzen
wucks nämlich auf 2672 270 Dz. gegenüber 1 202 410 Dz. im Vormonat
und 9 178 110 Dz. im Monatsdurchſchnitt des Vorjahres diejenige an
Mangauerzen auf 67 620 Dz. gegenüber 2950 Dz. im Vormonat und
248 250 Dz. im Monatsdurchſchnitt des Vorjahres.
Bei den Fertigwaren iſt im allgemeinen ſowohl bei der Einfuhr
wie bei der Ausfuhr ein Rückgang zu konſtatieren. Insbeſondere hat
die Ausfuhr von Walzwerkerzeugniſſen und Eiſen=
waren
eine Verminderung erfahren, und zwar von 915 470 Dz. auf
797 830 Dz., während ſie im Monatsdurchſchnitt des Vorjahres 1 930 020
Dz. betrug. Ebenſo hat die Ausfuhr an Maſchinen, die ſchon im
Vormonat rückläufig geweſen war, nachgelaſſen. Sie betrug 206 920
Doppelzentner gegenüber 246 890 Dz. im Vormonat und 399 140 Dz.
im Monatsdurchſchnitt des Vorjahres. Bemerkenswert iſt auch, daß
die Einfuhr von Roh= und Brucheiſen ſich wiederum vermin=
dert
hat, die Ausfuhr zugleich geſtiegen iſt.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

spd. Wertbeſtändige Notgeldſcheine der Stadt
Heidelberg. Die Stadtgemeinde Heidelberg bringt mit Geneh=
migung
des Reichsminiſteriums der Finanzen und im Einvernehmen mit
der Handelskammer Heidelberg wertbeſtändige Notgldſcheine zur Aus=
gabe
und zwar zu 4,20 Goldmark gleich 1 Dollar, zu 2,10 Goldmark
gleich ½ Dollar, zu 1,05 Goldmark gleich ¼ Dollar und zu 0,42 Gold=
mark
gleich ein Zehntel Dollar.
spd. Waggonfabrik Fuchs A.=G., Heidelberg. Die auf
den 30. November anberaumte Generalverſammlung der Geſellſchaft iſt
auf den 6. Dezember verlegt worden.
spd. Einlöſung von Schuldverſchreibungen in
Rentenmark. Die Osram G. m. b. H., K.=Geſellſchaft auf Aktien,
Berlin, erklärt ſich bereit, ihre Schuldverſchreibungen von 1920, 1921
und 1922 bis zum 15. Januar 1924 mit je 2 Rentenmark für nominell
1000 Mk. Schuldverſchreibungen einzulöſen.
spd. Vogtländiſche Maſchinenfabrik vorm. J. C. H
Dietrich A.=G., Plauen. 6 Milliarden werden auf ein Betriebs=
rücklagekonto
verbucht. Der noch verbleibende Reingewinn von 1949 (22)
Mill. wird vorgetragen. Dividende wird nicht verteilt.
spll. Dividendenloſe Aktiengeſellſchaften. Der
Reingewinn der M. und L. Schuhfabrik Heß in Erfurt wird mit 7,21
Mill. den Reſerven zugeführt und mit 2,26 Mill. vorgetragen. Die
Vogt und Wolf A.=G. in Gütersloh, die im Vorjahre 24 Prozent ver=
teilte
, trägt den Reingewinn für 1922/23, der 11 438,5 Mill. beträgt, vor.
spd. Barag, Bayriſch=Rheiniſche Aktien= Han=
dels
=Geſellſchaft A.=G., München. Die a. v. G.=V. geneh=
migte
die Kapitalserhöhung um 195 auf 300 Mill. durch Ausgabe von
185 Mill. neuen Stammaktien und 10 Mill. neuen Vorzugsaktien mit
15fachem Stimmrecht unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts. 70
Mill. bleiben zur Verfügung der Geſellſchaft. Der Reſt wird im In=
tereſſe
der Geſellſchaft beſtens verwertet. Nach Mitteilung der Ver=
waltung
iſt der Geſchäftsgang günſtig.
spd. Navag, Nauchwarenverſteigerungs=A.=G.
Leipzig. Wie uns mitgetelit wird, iſt die vorerſt auf den 22. und 23.
ds. Mts. vorgeſehene Auktion auf den 5. und 6. Dezember verlegt wor=
den
. Die Annahmefriſt für Anlieferungen zu dieſer Auktion iſt ent=

ſprechend bis zum 24. ds. Mts. verlängert.
spd. Falkenſteiner Gardinenweberei und Bleiche=
rei
, Falkenſtein. Infolge der Geldentwertung ſah die G.=V. von
einer Dividenden=Ausſchüttung ab. Sie genehmigte die Erhöhung des
Stammkapitals um 15 Mill. Aktien, die im Intereſſe der Geſellſchaft
verwertet werden ſollen, wobei das Bezugsrecht ausgeſchloſſen iſt, und
die Ausgabe von 15 000 Genußſcheinen an die Aktionäre. Die Aus=
händigung
eines Genußſcheines erfolgt gegen Einlieferung eines Divi=
dendenſcheines
1922/23. Dem Genußſchein, der ab 1. 7. 23 dividenden=
berechtigt
iſt, ſteht die gleiche Dividende wie einer Stammaktie über
1000 Mark zu.
* Zuſammenav beit im Tabakgewerbe. Am 30.
Oktober ds. Js. fand in Stuttgart die Gründung der Südd. Tabak=
Kredit=A.=G. mit einem Grundkapital von nominell 10 Millionen Mark
ſtatt. Zweck des Unternehmens iſt die Förderung finanzieller Intereſ=
ſen
des Tabakgewerbes. Der erſte Aufſichtsrat der Geſellſchaft wird
gebildet aus den Herren Rechtsanwalt Dr. Lenckner (Stuttgart), erſter
Vorſitzender, Dr. Eberler, Direktor der Allgemeinen Garantiebank Ber=
lin
, ſtellv. Vorſitzender, Otto Hauck (Inh. Ludw. Reiner=Heilbronn),
Otto, Hausmkeiſter (Strauß u. Co., Stuttgart), C. Koch (Zechbauer=

Handel und Wandel in Heſſen.

spd. Wertbeſtändiges Notgeld des Arbeitgeber=
berbandes
für den Lahngau und Oberheſſen. Mit
Genehmigung des Reichsfinanzminiſteriums und unter Mitwirkung der
Provinzialdirektion der Provinz Oberheſſen ſowie der Handelskammer
Gießen und Friedberg gibt der genannte Verband wertbeſtändiges
Notgeld zum Zwecke der Auszahlung für Löhne und Gehälter heraus.
Das Notgeld iſt geſtückelt in ein Viertel Dollar gleich 1,05 Goldmark,
auf Waſſerzeichenpapier gedruckt und mit dem Trockenſtempel der Pro=
vinz
Oberheſſen verſehen. Der Arbeitgeberverband warnt ſeine Ange=
ſtellten
und Arbeiter vor gewiſſenloſen Händlern, die ſchon jetzt ver=
ſuchen
, das Notgeld durch Ueberzahlung an ſich zu reißen, und fordert
ſie auf, ſolche Perſonen zwecks ſofortiger Verhaftung anzuzeigen.

München), Dr. Erich Mayer (Gebr. Mayer=Mannheim), Frhr. v. Michel
(Raulino u. Cie.=Bamberg), Kommerzienrat Emil Molt (Waldorf=

Aſtoria Stuttgart), Generaldirektor Nagel (Zuban München), Direktor
Auguſt Rentſchler (Waldorf=Aſtoria Stuttgart), Otto Strauß (L. A.
Maske=Frankfurt), Kommerzienrat Zentz (Auſtria=München). Der Vor=
ſtand
ſetzt ſich zuſammen aus den Herren Hermann Pantleon, Dr. Ger=
hard
Clarus, Dr. Otto Fränkl (Stellv.). Das neu gegründete Inſtitut,
das den bisherigen Bankverbindungen in keiner Weiſe Abbruch tun
will, hat vorwiegend treuhänderiſchen Charakter und ſtellt ſich zur
Aufgabe, wirtſchaftlich gerechtfertigte Waren= und Steuerkredite zu be=
ſchaffen
und einen wertbeſtändigen Zahlungsverkehr zwiſchen den In=
tereſſenten
zu vermitteln. In Betracht kommen hierbei Nohſtofflicfe=
ranten
, Fabriken, Händler bis hinein zum Konſum, ſowie die Hilfs=
induſtrien
(Kartonagen uſw.). Eine allgemeine Beteiligung aus dieſen
Kreiſen wird angeſtrebt; heute ſchon ſind an dem Unternehmen die ver=
ſchiedenſten
Zweige und Kapitalsgruppen in freier Arbeitsgemeinſchaft
vereinigt.

spd. Mansfeld A.=G., für Bergbau und Hütt
trieb, Eisleben. Die ao. G.=V. beſchloß gegen die Stimn
Aktionargruppe Kapitalserhöhung um 250 Mill. Stamm= und
Vorzugsaktien. Die Aktien werden im Intereſſe der Geſellſche
wertet. Ein Bezugsrecht wird nicht eingeräumt. Die Erhohy
Kabitals ſoll zur Durchführung eines großen Bauprogramms
Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde Kommerzienrat He

(Deutſche Bank, Berlin).
spd. Magdeburger Feuerverſicherungsgeſerr
Das Grundkapital der Geſellſchaft wird um 10 auf 60 Millioner
erhöht, daß neben 2000 Vorzugsaktien mit mehrfachem Stimmre

tere 8000 Stammaktien von 1000, mit 25 Prozent eingezahlt, aus
werden, die ſchon im Jahre 1923 dididendenberechtigt ſind. D
geßt mit der Magdeburger Hagelverſicherungsgeſellſchaft eine
ſationsgemeinſchaft ein zum Zwecke der Verminderung der Unko
bietet den Hagelaktionären ihre neuen Stammaktien zum Ta
toobei auf je eine Feueraktie eine Hagelaktie entfallen ſoll.
spd. Lebensmittel ſtatt Dividende. Der Auf
der Sinner A.=G., Karlsruhe=Grünwinkel, hat im Hinblick
herrſchende Notlage beſchloſſen, auf die für das laufende C
jahr auszuwerfende Dividende ſchon jetzt einen Vorſchuß in
maßlichen Höhe dieſer Dividende auszuſchütten und zwar ein
Dollar pro Aktie, zahlbar in Reichsgoldanleihe oder in anderer
Den in der Nähe von Karlsruhe wohnenden Aktionären wird
freigeſtellt, ſtatt des Geldbetrages Lebensmittel zu beziehen.
Viertel Dollar Dividende entfallen, ſoweit der Vorrat re
Pfund Weizenmehl, oder drei Pfund Haferflocken, oder vie
Gerſtengraupen, oder drei Pfund Malzkaffee oder drei
Marmelade.
Warenmärkte.

wb. Berliner Produktenbericht. Am Produkt
herrſchte wieder eine ſehr feſte Tendenz. Das Angebot vom
war klein. Die Forderungen in Goldmark waren wieder erk
in Papiermark noch ſehr bedeutend geſtiegen. Man glaubt,
Erſcheinen der Nentenmarkt die Reichsgetreideſtelle mit ihren
käufen beginnt. Die Feſtigkeit für Gerſte und Hafer wurde dr
hohen Papiermarkangebote des Weſtens geſtützt. Umſätze in
geſtalteten ſich ſchwierig mit Nückſicht auf die Maßnahmen der
prüfungsſtellen.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 16. N
Trotz feſter Tendenz ſind infolge der unſicheren Währungsverk
Geſchäfte nicht bekannt geworden, weshalb Notierungen nicht

Börſen.

wb. Berliner Börſenbericht. Bei der amtlich
ſtellung der Deviſenkurſe erfolgt eine weitere Angleichung an die
notierung des Auslandes. Die Kurſe wurden auf das Dopp=
geſtrigen
Standes hinaufgeſetzt. Die Zuteilung erfolgte
niedrigen Stande wie geſtern. Die wichtigſten Deviſen wur
1 Prozent abgegeben.

Deviſenmarft.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

Me
Wrf5
Zrie
Geld Amſterdam=Notterdam .. 47s800 00 43 1200000. 94762 000. 952375000. Brüſſel=Antwerpen ...." 598.0000. 60 170000. 115 710000. 116290000. Chriſtiania . . . . . . . 18154 000. 182455009 1363090 00. 64910 00. Kopendagen". 215 460000. 216540 00.
3 32830003. 428425009. 431073000
K67 6500 Stockholm 331170000. 64335100. Helſingfors 34516000. 33644009. 6:80000. 68170000. Italien. 533 5000. 54135600. 107730000. 10827000 London 34862 0000. 1513450000. 1098 500080. 1027500 New=York 12568501 00. 263150 000. 513700000. 2526 00600. Paris..
Schweiz. 69825000
219450000. 70175000
2205 10000. (37655 000.
442391000. 138345000.
44;10000. Spanien 163590000. 14410009. 127181 000. 328420000 Wien (i. D., 17955. 18045. 33910. 360 0. Prag .." 359 0000. 36090000. 7 815 000 7418000 Budapeſt 65335. 6165. 135369. 136340. Buenos=Aires 330000000 401000009 * 97750009. 902250000. Bulgarien". 9975000. 100 25000 2194 000. 220½000. Japan ... 5044½5000. 60, 513000. 1208970000. 121503000 Rio de Janeir 107: 0000 108270000 215460000. 216540/4 Belgrad. 17364000. 14436000. 23925000. 30 Liſſabon. 47880090. 48120000 95-60000. 9:24

Todes=Anzeige.

Nach einem arbeitsreichen Leben
entſchlief heute ſanft und uner=
wartet
im 75. Lebensjahre unſer
lieber, unvergeßlicher Vater,
Schwiegervater, Großvater, Schwa=
ger
und Onkel
Herr

Darmſtadt, 14. Nov. 1923,
Seekatzſtraße 6.
Fam. Fr. Sattler, Darmſtadt
Hch. Moeſer
Gg. Schneider, Berlin
Ludw. Schneider, Offenbach a. M.

Die Beerdigung findet Samstag,
den 17. ds. Mts, vormitt. 11 Uhr,
vom Trauerhauſe aus auf dem
Beſſunger Friedhofe ſtatt. (*27704

Bekanntmachung.
Gas= und Waſſerpreiſe.
Die für die Verbrauchszeit Oktober
feſtgeſetzten Gas= und Waſſer=Grundpreiſe
von 23 Pfg. je ebm bleiben auch für die
Verbrauchszeit November in Gültigkeit.
Darmſtadt, den 15. Nov. 1923 st8117
Direktion der ſtädt. Betriebe.

Bekanntmachung.

Drpheum

Uhr

Heute u. folg. Tage:
Erſtaufführungen :(*
Die Frau
i. Hermelin
Muſik: J. Gilbert.
Kart.: Verk=Büro,
de Waal, Rheinſtr. 14

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme beim Hinſcheiden
unſeres lieben Entſchlafenen

ſowie für die troſtreichen Worte des
Herrn Pfarrer Vogel ſagen wir auf
dieſem Wege unſeren herzl. Dank.
Die trauernden Sinterbliebenen.
(8116

In den letzten Tagen ſind in Groß=
Gerau Papierſcheine in Umlauf geſetzt
vorden mit dem Unterdruck Kreisamt
Broß=Gerau, Schäfgen und Kreisamt
Groß=Gerau, gez.: Schneider in Druck=
lettern
. Der Kreistag, die zur Herſtel=
ſtellung
und Ausgabe von Notgeld, für
den Kreis Groß=Gerau allein zuſtändige
Behörde, hat keine Genehmigung zur Her=
ſtellung
und Ausgabe dieſer Scheine er=
teilt
, er iſt auch nicht hierüber befragt
vorden. Der Kreis Groß=Gerau hat
weder Mittel zur Deckung dieſer Scheine
noch beſteht irgend eine Verpflichtung
des Kreiſes zur Einlöſung derſelben.
Außerdem widerſpricht die Verfügung
wegen Ausgabe dieſer Notſcheine, die der
Regierungskommiſſar getroffen hat, den
Anordnungen der Interalliierten Rhein=
landkommiſſion
vom Auguſt d8. J8.
Groß=Gerau, den 12. Nov. 1923.
Heſſiſches Kreisamt Groß=Gerau.
Dr. Wallau.
(8119

egen Anlage einer Zentralheizung
4O haben wir, die bis dahin benutzten

und ſehr gut erhaltenen
*2770
5 Kachelöfen
abzugeben. Preisangebote an
Süddeutſche Glas=Werke, 6. m. b. H.
Tel. 2834 u. 2335
Darmſtadt

Aus dem Obſtgarten im Steckenborn bei
der Ludwigshöhe werden abgegeben: 27
Kirſch=, 7 Pflaumen= 5 Aepfel=, 28 Pfirſich=,
12 Edelkaſtanien, außerdem 15 Blaufichten
(Zierbäumchen). Der Verkauf findet ſtatt
Samstag, 17. u. 24. Nov. und 1. Dezember,
nachm von 24 Uhr. Der Garten liegt
3 Minuten entfernt von der Ludwigshöhe,
wo die Lage zu erfragen iſt. Auch Herr
Förſter K. Kirſchner in Eberſtadt, Neue
Schwanenſtr. 24, erteilt Auskunft. (8123
Oberförſterei Sberſtadt.

Heutiger Eintrag, im Handelsregiſter
A bei der Firma Jakob Franz Braun=
warth
in Dieburg: Das Geſchäft iſt
zufolge Erbſchaft auf Jakob Franz Braun=
varth
Witwe, Anna, geb. Selmes in
Dieburg, übergegangen, welche dasſelbe
unter unveränderter Firma fortſetzt
Dieburg, den 13. November 1923.
Amtsgericht.
(8120

Große, trockene
zur Aufbewahrung von Papier geeignet

Tagerraufe

möglichſt zu ebener Erde und mit Gleis
anſchluß zu mieten geſucht.
(*27699f8
A=G. für das Papierfach, Darmſtadt
Rheinſtraße 20
Tel. 113 u. 423

Landestheater.
Großes Haus.
Freitag, 16. Nov.
D5, d3
Karl XII.
von A. Strindberg.
Anfang 7, Ende 10 Uhr.
Preiſe: 50500 Milliard.

Rleines Haus. (V811=
Sondermiete 13.
Akeſſandro
Stradella
von M. von Flotow.
Anf. 7. Ende 9½ Uhr
Preiſe 150-700 Milliard

Die Nachzahlungen auf
die 2. Hälfte des 2. Miet=
abſchnitts
werden am
Freitag, 16. Novemb.
von 9½12½ und
3½5½ Uhr,
Samstag, 17. Nov.
nur vormittags von
9½12½ Uhr,
Montag, 19. Nov.
von 9½12½ und
3½5½ Uhr erhoben
u. zwar für alle Platz=
arten
der Vollmieten
A u. Dan der Tages=
kaſſed
. GroßenHauſes,
für alle Platzarten
der Vollmieten Bu E
und der Schauſpiel=
mieten
ak an der
Tageskaſſe d. Kleinen
Hauſes, für alle Platz=
arten
d. Vollmieten C
u Ea. d. Hauptiaſſe d.
Heſſ. Landestheaters.

Gebe Kartoffeln
gegen Damenrad.
Weber, Frankfurter=
ſtraße
86, part. (*370

Kartoffeln
gegen Anzugſtoff,
Stiefel (Gr. 41)
Fahrrad oder Näh=
maſchine
, alles neu
zu tauſchen od. geg.
Goldanleihe, Karl=
ſtraße
94. (*27702

Eich. Büfett, neu
bil ig Friedlichſtr. 1
Beſicht, nur v. 2-5,

3 komplette
Fenster

mit 2 Flügeln,
Rahmen, 190 X 104 cm,
einſchl. Glasſcheiben,
billig abzugeben
R. Gedeck, Rhein=
*27687
ſtraße 7.

1 Rechenſchieber
1 Raſierapparat
zu vk. Näh. Geſchſt.

Roſen, 3elken
von Stauden ſofort zu
verkaufen (nachmitt.)
Dreibrunnenſt. 6, (*2700

Einmachſtänder, Fleiſch
ſtänder, Weinfäſſer uſw.
ſtets vorrät. Auch geg
Natural. Mech. Küf
Gg. Heim, Arheilger=
ſtra

(*27565ik

Fuhren
aller Art
auch nach auswärts
werden angenommen
Heinrich von der Au
Fuhrunternehmer
Mägdalenenſr. 6. (*2702

Weiblich

Re
unge Dame

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vom 19. Oktober 1923 iſt die Geſe
aufgelöft. Zum Liquidator iſt Obe
ſekretär Kaſpar Henning in Dart
beſtellt worden.
Darmſtadt, den 8. Nov. 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtal

Einträge in das Handelsregi
Am 30. Oktober 1923: Neue
Fritz Schwalb, Darmſtadt. In
Fritz Schwalb, Kaufmann, Darr
Prokuriſt: Fritz Schwalb Ehefrau,
beth, geborene Kerber, Darmſtadt.
gebener Geſchäftszweig: Generalt
tung der Krauß=Werke in Schwarz
i. Sa. Geſchäftsräume: Eſchollb
ſtraße 25. Am 29. Oktober 1923:
pel=Schulz, Gravieranſtalt V
Schulz, Darmſtadt: Kaufmann ?
Wieſt, Darmſtadt, iſt zum Prokt
beſtellt. Am 30. Oktober 192
Noack, Darmſtadt: Die Firma
loſchen. Am 31. Oktober 1923: C
Petry, Darmſtadt: Die Firma
loſchen. Am 3. November 1923:
& Lotz, Plakat=, Eilboten=
Reinigungs=Inſtitut, Darmſtadt
ſchäft ſamt Firma iſt auf Philip.
Ehefrau, Eliſe, geborene Seibert, 4
ſtadt, übergegangen. Die Prokuf
Eliſe Lotz iſt erloſchen: Raphael
ger Söyne, Darmſtadt: Syndiku
jur. Max Ranis, Darmſtadt, iſt
Prokuriſten beſtellt.
Darmſtadt, den 8. Nov. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Heutiger Eintrag in das Ha
regiſter B bei der Firma: Dire
der D’sconto=Geſellſchaft F
Darmſtadt: Durch Beſchluß der
ralverſammlung vom 24. Juli 19:
der Geſellſchaftsvertrag geändert.
Darmſtadt, den 5. Nov. 1923.
Amtsgericht I.

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