Bezugspreis:
Bei ſchenilich 2maligem Erſcheinen vom 11. bis 17.
Nol ver 140 Milliarden Mik. und 10 Milliarden Mk.
5ü egebühr, abgeholt 412 Milliarden Mk., durch die
Ags ren 420 Milſiarden Mk. frei Haus. Poſtbezugs=
Freil eibleibend) ohne Befielgeld 4,320 Milliarden Mi.
9 hlung 50 Milliarden Mik. Veraniworlichkeſt für
me von Anzeigen an beſimmten Tegen wird
zernommen. Nichterſcheinen einzelner Nummern
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht
zung des Bezugspreiſes. Beſkellungen und
Ab=
ngen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Poſiſcheckionto: Franfurt a. M. 4301.
Hefſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshaf
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe
Nammer 346
Donnerstag, den 13. November 1923
Rheinkanzſorgen.
Drohende Hungersgefahr.
Aſprechungen mit der Rheinlandkommifſion.
7öln, 14. Nov. Die ſozialdemokratiſche Rheiniſche Zeitung
gletel mit: Die höllige Zerrüttung des
Wirtſchafts=
nigens im beſetzten Gebiet ſowie die furchtbare
Hahr, daß Hunderttauſende von Menſchen
biſſtäblich zu verhungern drohen, zwingt zum ſofor=
Handeln. Heute nachmittag wird ſich eine politiſche
„Aſrdnung aus dem beſetzten Gebiet, verſtärkt durch einige
dM ner aus dem Wirtſchaftsleben, mit der
Rheinland=
eymiſſion über die zu ergreifenden
Maßnah=
wibeſprechen. Die Sozialdemokratie wird in
die=
ſei lbordnung durch den Reichstagsabgeordneten Neerfeld=
K1 und den Landtagsabgeordneten Klupſch=Dortmund
ver=
rin ſein.
Die Düſſeldorfer Verhandlungen.
Eſſen, 14. Nov. (Wolff.) Die Deutſche Bergwerkszeitung
rünt an führender Stelle zu den Düſſeldorfer Ver=
rückend, daß ſie weder für die einzelnen Unternehmungen
für die Bevölkerung tragbar erſcheinen. Die Vertreter der
9ſchaft werden es ſich wohl überlegen müſſen, ob ſie die
Ver=
eingehen können, die nicht allein für ſie, ſondern für die
nte Bevölkerung an Rhein und Ruhr von den
verhängnis=
ten Folgen ſein können. Nach dem Abbruch des paſſiden
erſtandes glaubten die Induſtrieführer, die Wiederbelebung
Wirtſchaſt durch Zuſammenarbeit mit den Franzoſen
her=
hren zu können. Sie hatten den beſten Willen, ihre ganze
raft und ihre Sachkenntniſſe in den Dienſt dieſer Aufgabe
1euen. Heute aber muß ernftlich bezweifelt werden, ob die=
Ziel auch nur vorübergehend erreicht werden kann. Die von
Franzoſen geſtellten Vedingungen ſind derartige, daß die
derinbetriebnahme der Bergwerke auf einen
eren Zeitpunkt ausgeſchloſſen erſcheint.
Vom Tage
Der Reichstag wird vorausſichtlich am Dienstag, den
20. November, zuſammentreten mit der Tagesordnung: Große
politiſche Ausſprache. Am Samstag, den 17. Nov., wird der
Auswärtige Ausſchuß tagen.
Der thüringiſche Landtagspräſident hat für den
15. November den Aelteſtenausſchuß einberufen. Wahrſcheinlich wird
der Landtag am 20. d. M. zuſammentreten. Die K.P.D. hat den
An=
trag auf Auflöſung des Landtags geſtellt.
Das Landespolizeiamt in München hat die Zurückziehung des
Grenz=
ſchutzes an der thüringiſch=baheriſchen Grenze angeordnet. Die
Zurück=
ziehung des thüringiſchen Grenzſchutzes iſt bereits Lurchgeführt.
Die rheiniſch=weſtfäliſchen Zechen geben durch Anſchlag bekannt, daß
ſie gezwungen ſind, bis zum 30. November ihre geſamten Belegſchaften
zu entlaſſen, und begründen dieſe Maßnahme mit dem Mangel an
Be=
triebsmitteln, ſowie vor allem mit der Haltung der franzöſiſchen
Be=
ſatzungsbehörde, die eine Wiederaufnahme der Betriebe zur
Unmöglich=
keit macht.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten (
Er=
nährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) beläuft ſich
nach der Feſtſtellung des Statiſtiſchen Reichsamts für Montag den
12. Nov., auf das 218,5= Milliardenfache der Vorkriegszeit.
Die Steigerung gegenüber der Vorwoche (98,5 Milliarden) beträgt
121,8 Prozent.
Der auf den Stichtag des 13. November berechnete
Großhan=
delsindex des Statiſtiſchen Reichsamts ergibt bei dem amtlichen
Dollarkurs von 840 Milliarden Mark das 265,6milliardenfache der
Vor=
kriegspreiſe und iſt gegenüber dem Stande vom 6. d. M. um 196
Pro=
zent geſtiegen.
Der Goldumrechnungsſatz für die Reichsſteuern beträgt
am 15. November 300 Milliarden Mark.
Nach einer Meldung des Exchange Telegraph aus Brüſſel hat die
belgiſche Regierung beſchloſſen, die Ausweiſung des
Kronprinzen aus Deutſchland und deſſen
Internie=
rung in einem neutralen Lande zu verlangen.
Die franzöfiſche Regierung hat von der Kammer einen Kredit von
8,6 Lkillionen Franken zur Beſchaffung einer franzöſiſchen
Militär=
polizei im beſetzten Gebiet angefordert. Die Vorlage ſieht vier
Sek=
tionen dieſer Polizei von je etwa 200 Mann, 20 Automobilen und 83
Fahrrädern vor.
Erwerbsioſen=Kataſtrophe. — Beſprechungen in Berlin. — Keiiz autonomes Rheinland.
Berlin, 14. Nod. Wie wir erfahren, fanden am Dienstag
iittag Beſprechungen in der Reichskanzlei
an denen die Reichsregierung, die Miniſterpräſidenten der
der, deren Gebiet zum Teil beſetzt ſind, und Vertreter der
be=
n Gebiete teilnahmen. Die Beſprechungen dauerten mit
rkurzen Unterbrechung von 11 Uhr vorm. bis ½1 Uhr abds.
Die Reichsregierung legte ihren Standpunkt eingehend dar.
gemeinſamen Zuſammenwirken mit den großen
Wirtſchafts=
änden hatte ſie verſucht, die Arbeit im beſetzten Gebiet
wie=
in Gang zu bringen. Dank der franzöſiſchen
Be=
derungspolitik wären die Bemühungen der
ſichsregierung geſcheitert. Die Zahl der
Erwerbs=
iwäre auf 2 Milionen angeſtiegen bei einer
Erwerbsloſen=
von 709 000 im übrigen Deutſchland. Infolge der
kataſtro=
en Finanzlage des Reiches vertrat die Reichsregierung den
Andpunkt, daß über einen ſehr nahe liegenden Termin hinaus
ere Zahlungen an die Erwerbsloſen im beſetzten Gebiet nicht
hr erfolgen könnten. Neben dieſen unprodultiben Zahlungen
tten die Mittel für die produktiven normalen Zahlungen
auf=
acht werden und für die ungeheuer große Zahl der
Kurz=
iter, die ſtändig im Wachſen begriffen wäre. Ob dieſe
ſoge=
nten produktiven Leiſtungen auf die Dauer fortgeſezt
wer=
könnten hänge
1. von der Möglichkeit ab, die Geldmittel indas
be=
ſetzte Gebiet hineinzubringen und
2. von der Frage, ob und wieweit die
Okkupations=
mächte es der Reichsregierung
ermöglich=
ten, die Einnahmen aus dem beſetzten Gebiet
her=
einzutreiben.
Die Papiermark wäre im beſetzten Gebiet
im unbeſetzten Gebiet können mit ihr wenigſtens noch die
gaben für den täglichen Lebensmittelunterhalt beſtritten wer=
Im beſetzten Gebiet hätte ſie jeboch faſt jeglichen Wert
oren. Bei der Einführung der Rentenmark beabſichtigte die
chsregierung, die Notenpreſſe ſtillzulegen. Der Erfolg dieſer
ßnahme wäre illuſoriſch, wenn die Rentenmark, deren
Ein=
rung im beſetzten Gebiet vorläufig von den
Oktupationsmäch=
abgelehnt ſei, dort in dem Chaos des Wirtſchaftslebens
ver=
oinde. Vom Reichsfinanzminiſterium wären für die
näch=
n 10 Tage nach Einführung der Rentenmark die
Zahlun=
ihn für die Erwerbsloſen im beſetzten Gebiet
f 85 bis 100 Millionen Goldmark eingeſchätzt. Die
ätzung des Reichsarbeitsminiſteriums gehe hierüber noch
wei=
hinaus, ſo daß die Vermutung naheliege, daß in kürzeſter
iſt der geſamte Vorrat an Rentenmark, in
sbeſetzteGebiet für die Zahlungen an die
Er=
rbsloſen abwandern würde. Dasſelbe ergebe ſich
die Dauer, wenn die Reichsregierung die legalen produkti=
Zahlungen fortſetze. Von dieſem Geſichtspunkt aus erörterte
Reichsregierung, was nach Einſtellung der
Zahlun=
n in das beſetzte Gebiet in Zukunft geſchehen könnte.
vertrat den Standpunkt, daß es ſich im Rhein= und
Ruhr=
biet um eine tatſächliche Okkupation durch
ankreich und Belgien handele, die es der
verfaſſungs=
bigen Regierung unmöglich mache, ihre Hoheits=
Gte auszuüben. Eine Legaliſierung der von den Ok=
)ationsmächten geſchaffenen Lage kann nach Anſchauung der
ichsregierung unter keinen Umſtänden in Frage kommen. Des=
(b könne die Reichsregierung einer Abſchaffung der
Hoheitsrechte auch nur für kurze Zeit in keinem Fall
zuſtimmen, die unweigerlich zu einer völligen Loslöſung des
Rhein= und Ruhrgebietes führen werde.
Die Vertreter der Länder und des beſetzten Gebietes traten
in vollem Umfange der Auffaſſung der Reichsregierung bei. Der
preußiſche Miniſterpräſident erklärte, daß ſchon länger als es mit
den tatſächlichen Wirtſchaftsverhältniſſen vereinbar ſei, die
Zah=
lungen für das beſetzte Gebiet erfolgt wären.
Im weiteren Verlaufe der Beſprechungen wurde eingehend
die Frage erörtert, ob eine rheiniſche Organiſation mit
beſonde=
ren wirtſchaftlichen Vollmachten zum Schutze der Bevölkerung
ge=
ſchaffen werden ſoll, die die Verhandlungen mit den
Okkupations=
mächten erleichtern würde. Cine Entſcheidung in dieſer Nichtung
wurde nicht getroffen. Die Beſprechungen werden in den
näch=
ſten Tagen fortgeſetzt werden.
„Schlaß mit den unproduktiven Ausgaben!“
Unter dieſer Ueberſchrift ſchreibt die „Kölniſche
Zei=
tung”: Zur Rettung der deutſchen Geſamtheit müſſen, die
Zahlungen im beſetzten Gebiet aufhören. Nach den jetzigen
Ber=
liner Verhandlungen iſt der Entſchluß der Reichsregierung
bekannt geworden, die Weiterzahlung der
Unter=
ſtützungen nach dem beſetzten Gebiet und der geſamten
Wie=
derherſtellungsleiſtung überhaupt einzuſtellen. Freilich wird
jeder, dem ein deutſches Herz im Buſen ſchlägt, mit einem
ge=
tviſſen Grauen vor einem ſolchen Entſchluß ſtehen, weil wir eine
arbeitſame und intelligente Bevölkerung und ein ſchönes reiches
Land damit den Machtgelüſten fremder Gewalthaber ausliefern.
Dasſelbe deutſche Herz aber verlangt jetzt nach Rettung
fürdie Geſamtheit desdeutſchen Volkes, das Brot
und das Leben haben muß, wenn es in ſeinen phyſiſchen
Kräf=
ten nicht mehr weiter ſo ſtark zerrüttet werden ſoll, daß jeder
Freiheitsgedanke in ihm auf lange Zeit vollſtändig
ver=
nichtet werden würde. Die Geſamtheit des deutſchen Volkes.
und wenn es eben nicht anders gehen ſoll, dann der unter
eigener Verwaltung noch verbliebene Stamm
des geſamten Volkes muß am Leben erhalten
werden, und zwar in einem lebensfähigen Wirken und
Schaf=
fen; ſonſt iſt alles verloren. Auf dieſem
Stand=
punkt ſtehen wir heute. Deshalb iſt es nur zu begrüßen
daß ſich endlich eine deutſche Regierung eine völlige Klarheit
über die Sachlage geſchaffen hat, und daß ſie gewillt iſt, nunmehr
auch danach zu handeln.
Es bleibt noch die Frage, was am zweckmäßigſten für das
Rheinland zu geſchehen hätte. Wird die Papiermark in ein feſtes
Verhältnis zur kommenden Rentenmark oder Goldmark gebracht,
ſo wird die Papiermark ſtabil und wir haben damit im
Rheinland ein ſtarkes Zahlungsmittel erreicht. Wird aber
die Rentenmark von den Machthabern im
beſetz=
ten Gebiet nicht anerkannt, vor welche Entſcheidung ſie
aber noch zu ſtellen wären, ſo müßte zwar die Rentenmark im
un=
beſetzten Deutſchland auf ſchwächere Füße geſtellt werden, es
wräre aber kein Hinderungsgrund, die Rentenmark
trotzdem ſtabil zu erhalten. Wir werden dann ſehen,
ob die Machthaber an Rhein und Ruhr auch weiter
dazu übergehen werden, die ſtabiliſierte Papiermark
zubeſchlagnahmen. In dieſem Augenblick übernehmen ſie
zugleich, und zwar vor aller Welt, die allgemeine und volle
Ver=
antwortung für die Erhaltung eines einigermaßen geregelten
Lebens an Rhein und Ruhr,
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darnſiadt 150 Mart
Finanz=Anzeigen 200 Mark, Reflamezeile (92 mn
breit) 800 Mark. Anzeigen von auswärts 200 Mk.,
Finanz=Anzeigen 300 Mark, 92 mm breite Reklame=
MNAUK zeie 1000 Mark. Dieſe Preſſe ſind mit der ſeweils.
gültigen Schküſſelzahl zu mtetiktiplizieren. — Im
Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit
„Darmſ. Tagbl.” geſtaitet. uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüillung der
Anzeigenauſträge und Teiſtung von Schadenerſatz
Bel Konzurs oder gerſchtlicher Beitreſbung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankforio: Deutſche Bank und
186. Jahrgang
Darnſtädter 8 Nationalbanf.
*
Die verzweifelte wirtſchaftliche Lage Deutſchlands hat dem
Londoner Kabinett doch ſchließlich ins Bewußtſein geführt, daß
etwas geſchehen müſſe, um der franzöſiſchen Gewaltpolitik
ent=
gegenzuarbeiten, natürlich nur etwas, bei dem England ſich nicht
allzu ſehr exponiert. Um neue diplomatiſche Niederlagen
ein=
zuſiecken, dazu verſpürt Herr Baldlin keine Neigung. Nachdem
alſo Deutſchland den paſſiven Widerſtand eingeſtellt hatte, nicht
ohne daß auch diesmal wieder die Franzoſen ihre offiziellen
Zu=
ſicherungen zur Aufnahme von Verhandlungen gemacht hätten,
kam von London auf dem Umwege über die Vereinigten
Staa=
ten der erſte, ſehr vorſichtige Stoß, um das ganze
Reparations=
problem erſt einmal ins Rollen zu bringen. Lord Curzon und
Hughes unterhielten ſich über die Möglichkeiten einer
Nepara=
tionskonferenz und es ſah einen Augenblickl lang ſo aus, als ob
der Zuſammenſchluß der Vereinigten Staaten mit England,
Bel=
gien und Italien Poincaré in die Enge treiben und ihn zum
Nachgeben zwingen würde. Aber nur einen Augenblick.
Bald legte Poincars ſeine Gegenminen und ſprengte, eine
Breſche in die Mauer, die ſich um ihn bilden wollte. Das
diplo=
matiſche Hin und Her über die Befugniſſe der
Sachverſtändi=
genkonferenz, über die Vorausſetzungen, die von Waſhington aus
an die Beteiligung der Vereinigten Staaten geknüpſt wurden,
mag für Leute, die noch Zeit haben, ſich an ſolchen
Quertreibe=
reien zu erfreuen, ganz intereſſant ſein. Wir Deutſche aber, die
wir leider nur das Objekt dieſes ganzen Intriquenſpiels ſind,
bringen dafür das notwendige Verſtändnis nicht auf, und ſehen
nur das für uns höchſt betrühliche Ergebnis, daß Poincaré auch
diesmal wieder der Stärkere iſt, indem er die Konferenz
tatſäch=
lich ſabotierte. Natürlich nicht öffentlich. Das darf er doch den
Franzoſen nicht mehr bieten. Denn ſchließlich ſtehen auch in
Frankreich die Neuwahlen vor der Tür. Die Sitzung des
Par=
laments, die jetzt begann, iſt deswegen ſo wichtig, weil ſie den
Auftakt für die Wahlen bildet und dem nationalen Block, die
Plattform ſchafen ſoll. Dazu aber braucht Herr Poincaré einen
oifenſichtlichen Exfolg, den er entweder auf politiſchem oder auf
wirtſchaftlichem Gebiet einkaſſieren kann. Einen ſolchen Erfolg
wollte er ſich mit dem Ruhrabenteuer holen. Bisher aber läßt
ſich mit ſeinen Ergebniſſen nicht allzuviel anfangen. Gewiß, der
paſſive Widerſtand iſt zuſammengebrochen. Aber Kohlen bekommt
Fraukreich durch ſeine eigene Schuld deswegen immer noch nicht.
Die Arbeitsloſigkeit an der Ruhr iſt größer als je, und vermutlich
wird Frankreich große finanzielle Opfer bringen müſſen, wenn es
augenblickliche materielle Vorteile für ſich herauswirtſchaften will.
Politiſch aber hat der Separatismus von Frankreichs Gnaden
kläglich Schiffbruch erlitten. Das Verbrechergeſindel, das mit
franzöſiſchem Gold die Rheiniſche Republik ausrufen wollte, iſt
überall herausgeprügelt worden. Die Einigkeit des Deutſchen
Reiches ſteht, trotz Not und Elend, feſter als je. Was alſo
Poincaré ſeinem Parlament vorlegen kann, ſind eigentlich nur
kleine Teilerfolge, die er ſich von einzelnen Händlerfirmen
her=
ausgeſchunden hat, und wenn er ſelbſt mit der Schwerinduſtrie
einig werden ſollte, wozu die Ausſichten gegenwärtig nicht allzu
groß ſind, dann wird die Welt ſagen dürfen, daß die deurſchen
Jüduſtriellen ſich geopſert haben, weil ſie ihre Arbeiter nicht
ver=
hungern laſſen wollten, daß ſie aber Laſten auf ſich genommen
haben, die vermutlich zu ſchwer ſind, als daß ſie auf die Dauer
getragen werden können. Auch mit dieſen Verträgen alſo wird
Herr Poincaré wenig mehr als ein Stück Papier aus dem
Ruhr=
gebiet heraustragen. Der Strom von Gold, den er den
Franzo=
ſen verſprochen hat, wird nicht kommen, und Europa wird nach
wie vor ein Vulkan bleiben. Die Not iſt eben zu groß geworden,
als daß ohne internationale Hilfe und ohne internationale
Ein=
ſicht hier noch zu ſteuern wäre.
Für uns ſteht alſo die Frage ſo, wie ſtark der Druck iſt, der
auf Franireich ausgeübt werden kann, um es zum Nachgeben zu
zivingen. Herr Poincaré hat den Konferenzplan, wie ihn
Eng=
land und die Vereinigten Staaten ausgearbeitet haben, ſabotiert,
weil Hughes vorſichtig genug war, die Frage der interalliierten
Schulden auszulaſſen, und weil er nicht die Sicherheit hatte, daß
auch im Falle einer Herabſetzung der deutſchen Schuld
Frauk=
reichs Anteil an der Beute derſelbe bliebe. Um dieſe Sabotage
einigermaßen zu verſtecken, läßt Poincaré jetzt durch den
Nepa=
rationsausſchuß eine eigene Sachverſtändigenkonferenz aufziehen,
von der freilich von Anfang an nur ſehr wenig zu erhoffen iſt.
Die Vereinigten Staaten werden ſich an ihr nicht beteiligen.
Da=
neit fällt der Teilnehmer, der ſpäterhin Garantien für finanzielle
Transaktionen hätte geben können, weg. Eine nterſuchung aber
über Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit iſt zwecklos. Denn darüber
beſ=eht weder in England noch auch in Belgien ein Zweifel, daß
Deutſchland dank der franzöſiſchen Ruhrpolitik nicht imſtande iſt,
auch nur einen Pfennig zu zahlen. Dazu brauchen die
Sachver=
ſtändigen wirklich nicht mehr bemüht zu werden. Sie werden ſich
Berichte aus Deutſchland vorlegen laſſen. Man wird ihnen bei
der Gelegenheit nochmals ſagen können, daß das, was
Deutſch=
land gezahlt hat, jetzt ſchon den Betrag von 50 Goldmilliarden
weit überſteigt, und daß unſerem Wirtſchaftskörper infolgedeſſen
viel zu viel Blut entzogen iſt und daß er an Entkräftung
zu=
grunde gehen muß, wenn ihm nicht eine längere Erholungsfriſt
vergönnt wird, eine Erholungsfriſt freilich, bei der ſich ſchon gleich
die künftigen Leiſtungen überſehen laſſen. Das aber iſt von
eifem Sachverſtändigenausſchuß, wie ihn Herr Poincars ſich
deult, nicht zu erhoffen. Herr Barthou wird die Verhandlungen
ſchon ſo lenken, daß die Poincaréſchen Rezepte dabei
herauskom=
men. Mit Eiſenbartkuren aber iſt Europa ebenſoſvenig wie
Deutſchland zu heilen.
Keine Preisgabe der Rheinlande.
Ued e eiele e el h en de e
regierung die Errichtung einer autonomen rheiniſchen Republik
beborſtehe, wird von zuſtändiger Stelle erklärt, daß die
Reichs=
regierung nach wie vor auf dem Standpunkt ſteht, daß für ſie
jede Diskuſſion über die Veränderung des ſtaatsrechtlichen
Ver=
hältniſſes dom Rheinland und Ruhrgebiet zum Reich
ausge=
ſchloſſen iſt. Die Reichsregierung wird niemals einen
dahin=
geher den Schritt tun und niemals eine Ermächtigung zur
Aus=
rufung der Rheiniſchen Republik erteilen. Für das Verhältnis
des Rheinlandes zu den Ländern, wvie für jede Aenderung
die=
ſes Verhältniſſes kann nur die deutſche Reichsverfaſſung
maß=
gehend ſein.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, ben 45. November 1923.
Rummer 31
Der Separatiſten=Unfug.
Mißerfolg der Separatiſten.
Konſlikt in der Reparationskommiſſion.
Engliſche Politik.
Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei.
Groß=Gerau, 14. Nob. Der ſogenannte Kreiskommiſſar
Der Rheiniſchen Republik Sch ifgen hatte auf geſtern nachmittag
2 Uhr führende Perſonen des Wirtſchaftslebens zu einer
Be=
ſprechung wirtſchaftlicher Fragen in das Gaſthaus „Zum weißen
Roß” nach Groß=Gerau eingeladen. Die Beſprechung verlief
ergebnislos. Obwohl nur eine Beſprechung wirtſchaftlicher
Fra=
gen vorgeſehen war, wurde den Teilnehmern der Verſammlung
zugemutet, eine Reſolution zugunſten der Rheiniſchen Republik
zu faſſen. Dieſe Zumutung wurde von den Erſchienenen
ein=
ſtimmig abgelehnt. Daraufhin verließ der franzöſiſche Delegierte,
der gleichfalls anweſend war, die Verſammlung. Die
Verſamm=
lung war ſonach ein glatter Mißerfolg der Separatiſten.
Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, war obengenannter
Schäfgen bisher Zigarrenhändler in Mainz. Er
war vor einem Jahr in die Wohnung eines ausgewieſenen
Poſt=
beamten in der Leibnizſtraße einen Tag nach deſſen Ausweiſung
aufgrund einer von der franzöſiſchen Behörde ausgeſtellten
Er=
mächtigung eingezogen. Bezeichnend dafür, aus welchen Kreiſen
ſich die Separatiſtenführer rekrutieren, ſind die Probeexemplare,
die am Mainzer Putſch beteiligt waren, die Gelegenheitsarbeiter
Andreas Hall und Friedrich Biller, beide aus Laubenheim; ſie
ſind mehrials wegen Diebſtahl vorbeſtraft, erſterer hat ſogar troß
ſeiner 22 Jahre ſchon zweieinhalb Jahre Zuchthaus wegen
ſchwe=
ren Diebſtahls im Wiederholungsfalle hinter ſich.
Die ſogenannten Rheinlandtruppen haben bekanntlich auf
den Regiebahnen freie Fahrt. Bemerkenswert iſt, daß ihre
Trans=
porte von den Regiebehörden wie Truppentransporte behandelt
werden. Ihre Ankunft wird den Bahnhofswirtſchaften vom
franzöſiſchen Militär vorher gemeldet, damit dieſe für
Verpfleg=
ung ſorgen.
Bauernfängerei.
Darmſtadt, 14. Nov. Ein Ausgewieſener teilt uns das
folgende mit: Nachdem die franzöſiſche Gendarmerie ihm den
Ausweiſungsbefehl übermittelt hatte, hielten ihm die
Separa=
tiſten ein Schreiben folgenden Wortlautes vor:
„An die Hohe Rheinlandkommiſſion in Koblenz. Soeben
wird mir durch die franzöſiſche Gendarmerie meine Ausweiſung
mitgeteilt. Es bedeutet dies für mich eine große Härte, umſomehr,
da durch die Ausweiſung meines Verwandten . . niemand
mehr meinem Betrieb vorſteht. Die Herren der Hohen
Kommiſ=
ſion, vor allem Herr Dr. Cremer, werden es ja durch den
Vor=
ſtand der Ortsgruppe . . . . . beſtätigt finden, daß ich in letzter
Zeit, nachdem ich über Zweck und Ziele der Rheinlandbewegun)
brientiert bin, förderlich in derſelben gewirkt habe. Ich bitte
des=
halb, da ich annehme, daß hier nur ein Irrtum vorliegt, doch
meine dringende Bitte zu unterſtützen, mich hier in der Heimat
zu belaſſen, da ich doch überzeugter Anhänger der
rheiniſchen Bewegung bin.
Mit aller Hochachtung
......."
Der Ausgewieſene, dem der vorſtehende Entſpurf vorgelegt
wurde, und in deſſen Händen ſich das Original des Schreibens
befindet, verweigerte natürlich die Unterſchrift.
Rheiniſche Treukundgebung.
Darmſtadt, 14. Nob. Infolge Schwierigkeiten in der
Uebermittlung wird erſt jetzt folgende Entſchließung aus Worms
bekannt: Die Reichs=, Staats= und kommunalen Behörden des
Kreiſes Worms halten ihrem Vaterland, dem Deutſchen Reiche
und dem Volksſtaat Heſſen, unwandelbare Treue und lehnen alle
Beſtrebungen der Sonderbündler aufs entſchiedenſte ab.
Sonderbündleriſche „Einigkeit”.
Paris, 14. Nov. (Wolff.) Nach dem Neu=York Herald
hat Dort en an ſeine Freunde in Paris einen Brief gerichtet,
in dem er Deckers von neuem beſchuldigt, im Einvernehmen
mit offiziellen belgiſchen Perſönlichkeiten die Separatiſten
ver=
raten zu haben. Jetzt hielten es die ſeparatiſtiſchen Führer für
ausgeſchloſſen, das nördliche Rheinland zu gewinnen. Ihre ganze
Hoffnung beſchränke ſich jetzt auf die Bildung eines autonomen
Staates mit Koblenz als Hauptſtadt und eventuell eines zweiten
mit Köln. Ein Redakteur des „Soir” habe die Papiere
einge=
ſehen, die Matthes über das Vorgehen Deckers beſitze. Hiernach
wollte Deckers, unterſtützt von belgiſchen Nationaliſten, einen
Nordſtaat mit Aachen, einen Südſtaat mit Mainz und einen
Ruhrſtaat mit Eſſen gründen mit einer Zentralregierung in
Köln. Dieſe rheiniſche Republik hatte die Abſicht, ſobald wie
möglich England auszuzahlen, damit es ſeine Zone räume. Das
iſt der zweite Rheinſtaat, der geplant iſt. Der dritte Rheinſtaat
iſt der, wie Matthes in wollte, nämlich eine einheitliche rheiniſche
Republik. Matthes iſt alſo auch mit Dorten nicht einverſtanden.
Unverkennbare Gegenſätze.
TU. Paris, 14. Nov. Der Konflikt in der
Reparations=
kommiſſion wird hier als ſehr ernſt bezeichnet. Man gibt ſich
keinerlei Illuſionen darüber hin, daß durch die geſtrige
Offen=
ſive Sir John Bradburys die Unvereinbarkeit
des engliſch=franzöſiſchen Gegenſatzes vor aller
Welt feſtgelegt wurde. Die Situation iſt heute ſo, daß
Frankreich noch am eheſten von einer längeren Unterbrechung der
Tätigkeit der Reparationskommiſſion einen gewiſſen Nutzen für
ſich erwartet, da ein Zuſammenarbeiten mit der engliſchen
Dele=
gation keinerlei Ergebnis zu verſprechen ſcheint.
Die Arbeiten der Kommiſſion werden zunächſt fortgeſetzt
werden und zu einem Verhör der deutſchen Abgeſandten führen,
das ſchon in den allernächſten Tagen beginnen ſoll.
Indeſſen machen die Blätter darauf aufmerkſam, daß durch
die Auflöſung des engliſchen Kabinetts eine längere Zeit
Kom=
miſſionsbeſchlüſſe unmöglich gemacht werden und daß gleich
dar=
auf der franzöſiſche Wahlkampf einſetzen wird, ſo daß von einer
geordneten Tätigkeit und Beſchlußfaſſung der Kommiſſion kaum
vor dem nächſten Frühjahr geſprochen werden kann.
Franzöſiſch=engliſche Gegenfätze.
Paris 14. Nov. (Wolff.) Zu dem geſtern von Barthon
in der Reparationskommiſſion eingebrachten Vorſchlag, ein
Sachverſtändigenkomitee nach franzöſiſchem Muſter
zum Studium der deutſchen Zahlungsfähigkeit einzuberufen,
ſchreibt das Journal: Die Zuſtimmung von Sir
Brad=
bury iſt von derartigen Hintergedanken umgeben, daß
ſie einer Ablehnung in aller Form gleichkommt, und für
Deutſchland eine Ermunterung darftellt, ſich einer Unterſuchung
zu entziehen, die etwa angeordnet würde. In impulſiver und
quaſi humorboller Form habe er eine Kritik an der Politik
ge=
ubt, die Frankreich und Belgien befolgt hätten, um zu
Genug=
tuungen zu gelangen. Niemals ſei übrigens in ſo brutaler Weiſe
der Gegenſatz zwiſchen Frankreich und England
in dieſer Frage zutage getreten. Der belgiſche und der
italie=
niſche Delegierte hätten nicht in die Debatte eingegriffen. Die
Sitzung der Reparationskommiſſion liefere ſo den Beweis, daß
Frankreich nur auf ſich ſelbſt zählen dürfe.
Uneinigkeit unter den Alſiierten.
London, 14. Nov. (Wolff.) In der Meldung des
diplo=
matiſchen Berichterſtatters des Daily Telegraph über die
Erörterung der Fragen der Rückkehr des ehemaligen
Kronprinzen nach Deutſchland und die Wiederaufnahme
der interalliierten Militärkontrolle in Deutſchland heißt es
wei=
ter: Der belgiſche Botſchafter habe bei einem Beſuch im
Foreign Office informell die diesbezüglichen Anſichten ſeiner
Re=
gierung mitgeteilt, die offenbar dahin gingen, daß, welche Aktion
auch immer unternommen werde (und es ſcheine, daß Belgien
für eine energiſche Aktion eintrete), ſie gemeinſam
von allen Alliierten unternommen werden müßte.
Im übrigen hoffe Belgien vielleicht, daß England als Preis für
ſeine Beteiligung an jener Aktion gewiſſe Zugeſtändniſſe
Poin=
carés in Sachen der Reparationen und des rheiniſchen
Separa=
tismus erreichen werde. Der Berichterſtatter teilt in dieſem
Zu=
ſammenhange mit, daß im Verlauf des diesbezüglichen
diploma=
tiſchen Meinungsaustauſches Poincaré den in der Pariſer
Preſſe angekündigten Vorſchlag der Ausdehnung der
ge=
genwärtigen Beſetzungszone in
Weſtdeutſch=
land und die Beſetzung Hamburgs und Bremens nicht gemacht
habe. Was nun die britiſche Regierung anbelange, ſo werde
ſie bei einer ſolchen Aktion nicht mitmachen, vielmehr
dieſel=
ben Einwände erheben, die ſie ſeinerzeit gegen
die Beſetzung des Ruhrgeietes vorgebracht hätte.
Die Einladung der Reparationkommiſſion.
Paris, 15. Nov. Der Generalſekretär der
Reparations=
kommiſſion hat dem Leiter der Kriegslaſtenkommiſſion mitgeteilt,
daß die Reparationskommiſſion ſo bald als möglich die
Beauf=
tragten der Reichsregierung in der Frage der deutſchen
Zah=
lungsfähigkeit, ſowie über die Note vom 2. November, in der das
Berliner Kabinett ſich zur Finanzierung der Naturalleiſtungen
außerſtande erklärt, vernehmen möchte. Der Zeitpunkt dieſer
Ver=
handlungen wird vermutlich zu Ende dieſer Woche liegen.
London, 14. Nov. (Wolff.) Der Mißtrauens
trag der Arbeiterpartei, der am Donnerstag im U
haus zur Eröterung gelangte, beſagt, die Regierung hab
unterlaſſen, ſich mit den dringendſten Erforderniſſen
Arbeitsloſen zu befaſſen. In dem Antrag wird das
dauern darüber ausgeſprochen, daß die Regierung nicht imſ
geweſen ſei, eine nationale Politik zu verfolgen, die geeigne
weſen wäre, den Einfluß des Landes nach außen wieder
Geltung zu bringen und den internationalen Frieden und
del wiederherzuſtellen. Ferner wird ein Wahlkampf über
unbekannten Schutzzollplan und über die Reichst
zugsbehandlung verurteilt, der von Kapitaliſten im
nen Intereſſe erdacht worden ſei und dazu führen müſſe, die
ſten des Lebensbedarfes zu erhöhen und die antiſozialen S.
zollkombinationen ins Leben zu rufen.
Ein Manifeſt der liberalen Gruppen.
London, 14. Nov. (Wolff.) Die beiden vereinigten
beralen Gruppen haben ein Manifeſt veröffent
worin es unter anderem heißt, die vereinigten Liberalen
entſchloſſen, die Meinungsverſchiedenheiten der Vergangenhe
vergeſſen, um eine ausreichende Anzahl liberaler Kandidaten
zuſtellen und eine liberale Regierung zu ermöglichen.
glaubt in politiſchen Kreiſen, daß eine vollſtändige Ve
nigung der beiden von Baldwin und Chamberlain
führten konfervatiden Gruppen nur eine Frage von wer
Tagen iſt.
Londoner Kabinettsrat.
TU. London, 14. Nov. Das engliſche Kabinett trat I
zu einer Sitzung zuſammen, die zweieinhalb Stunden in
ſpruch nahm. Miniſterpräſident Baldwin unterbreitete ſe
Kollegen in großen Zügen die Erklärung, die er morgen im
terhaus über ſeine Schutzzollpolitik abgeben wird. Dieſe
wird im ganzen Land mit großer Spannung erwartet. Mit
weile wird aus dem Hauptquartier der konſervativen Partei
Voranzeige deröffentlicht, in der die Hauptpunkte des
Bald=
ſchen Programms aufgezeigt werden. In dieſer Auslaſſung
den zuerſt die Gründe aufgeführt, die zu der gegenwärt
anormalen Arbeitsloſigkeit in England geführt haben, und
terhin wird erläutert, wie man ſich die Anwendung der gepla ß
Schutzmaßnahmen, für den heimiſchen Wirtſchaftsmarkt d
Es wird erklärt, daß der heimiſche Handel zurückgegangen
erſtens, weil die Arbeitsloſen keine Kaufkraft beſitzen, zweit
weil die auswärtige Konkurrenz auf dem heimiſchen Markt
folge der Währungszuſammenbrüche ſich verdich hat, und
tens, weil die engliſche Ausfuhr infolge der hohen Schutzzölle
anderen Länder und ebenfalls infolge der Währungszuſamr
brüche beträchtlich zurückgegangen iſt. Es wird auseinän
geſetzt, da Europa ſich nicht dazu bequemen könne, die nöt
Konſequenzen aus den Währungszuſammenbrüchen zu zie
dieſe auch weiterhin ſich fortſetzen müſſen. Je umfangreicher
Arbeitsloſigkeit werde, um ſo ſchwerere Anforderungen wür
an die Beſchäftigten in Form von beſonderen Pakten geſ=
Die Politik, die Baldwin morgen vor dem Unterhaus de
lieren werde und um deren Annahme er das Land erſu
wolle, ziele darauf hin, erſtens, den heimiſchen Markt dere
zu ſchützen, daß die geſamte heimiſche Wirtſchaft von engli
Arbeit leben müſſe, und zweitens durch eine wirkſame Schutz
politik, die die wirtſchaftlichen Hilfsquellen des britiſchen Rei
zu einer gedeihlichen Entwicklung bringe. In der konſervat
Erklärung wird dieſe Politik des Miniſterpräſidenten als ei
mögliche Methode bezeichnet, England den wahren
Freiha=
zu verſchaffen. Auf die Erklärung Baldwins werden Ern
rungen von ſeiten der neuvereinigten Liberalen und der
Arbe=
partei erfolgen.
Poincarés Antrag.
London, 14. Nov. (Wolff.) Dem diplomatiſchen Ber
erſtatter des Daily Telegraph zufolge iſt in britiſchen und am
kaniſchen Kreiſen eine beträchtliche Ueberraſchung
vorgerufen worden durch den Antrag Poincarés, die Un mich
ſuchung der deutſchen Zahlungsfähigkeit in der Art des Vorſc / !
ges abzuhalten, der vom Botſchafter Juſſerand in Waſhins
unterbreitet und vom amerikaniſchen Kabinett ber
als zwecklos verworfen worden ſei. Demſelben Berichter/
ter zufolge ſind zwiſchen den alliierten Regierungen
Verh=
lungen über die Frage der Rückkehr des vormalicſden
Kronprinzen nach Deutſchland und über die Frage
Wiederaufnahme der Dätigkeit der interalliiertfa
Kontrollkommiſſion im Gange. Die Anſicht der b
ſchen Kreiſe über die Rückkehr des vormaligen Kronprinzen 1
Deutſchland ſei, daß es ein Fehler ſein würde, ſeine perſönl Pit, u
Wichtigkeit zu erhöhen. Was die Wiederaufnahme der Täti
der interalliierten Kontrollkommiſſion anbetreffe, ſo werde ſie
eine weit ernſtere Frage angeſehen.
Bri=
Mon
Hüuh
hlen
Menz
ast
Ra
den
Nerun
ein
Gmm
Frankfurter Araufführung.
Das Frankfurter Schauſpielhaus erzielte mit der
deutſchen Uraufführung der Komödie „Die Liebe ein
gol=
denes Buch” von dem Grafen Alexei N. Tolſtoi einen
freundlichen Erfolg. Mit leichter Hand greift Leo Tolſtois Neffe
in die Zeit von Katharina II. und wirkt aus den Fäden, die ſich
zwiſchen einem alternden Fürſten, der jungen, kapriziöſen
Für=
ſtin und dem liebeluſtigen kaiſerlichen Adjutanten ſpinnen, ein
gefälliges ländliches Luſtſpiel. Es geſchieht nicht viel, doch
im=
merhin genug, um die Herzen der Spielenden erregter ſchlagen
und um einige raſch getrocknete Tränen fließen zu laſſen, bis die
Kaiſerin die allen Herzen genehme Löſung bringt. Der Reiz des
Abends liegt nicht zum geringſten in der von Walther
Brüg=
mann mit liebenswürdigem Geſchmack geleiteten Darſtellung,
die von Toni Impekovens groteskem Humor und Aida
Stuckerings graziöſer Laune vornehmlich getragen wurde. Z.
Füßnenfeſtipiele in Bahreuth im Jahre 1924
Bahreuther Bund.
Die Bühnenfeſtſpiele in Bayreuth ſind im Jahre 1914 durch
Kriegsbeginn jäh unterbochen worden und konnten ſeitdem
nicht wieder aufgenommen werden. Um ihre
Wiederbele=
ig zu ermöglichen, wurde vor etwa zwei Jahren unter
Mit=
lung des Allgemeinen Richard=Wagner=Vereins und des
Bay=
ther Bundes die „Deutſche Feſtſpiel=Stiftung Bayreuth”
ge=
ndet, welche die erforderlichen Mittel aufbringen ſollte.
In=
hen ſind die Vorarbeiten, Ausbeſſerungen am Feſtſpielhaus
ſoweit gediehen, daß in dieſem Sommer bereits
Einzel=
den abgehalten werden konnten und für 1924 die
Wiederauf=
me der Feſtſpiele ernſtlich geplant iſt. In Ausſicht
genom=
ſind für die Zeit vom 22. Juli bis 20. Auguſt zwei
Auffüh=
gen vom „Ring des Nibelungen” fünf von den „
Meiſter=
gern” und ſieben vom „Parſifal‟. Die Annahme der
Karten=
ellung hat für die Patrone der Feſtſpielſtiftung, denen ein
recht auf Zuteilung der Plätze eingeräumt iſt, kürzlich begon=
Wie wir hören, gehen die Beſtellungen ſchon jetzt ſehr
zahl=
ein. Von der Oeffentlichkeit werden Vorbeſtellungen vor=
Sſichtlich etwa von der Mitte des nächſten Monats ab
ange=
imen werden.
Die hieſige Ortsgruppe des Bayreuther Bundes wird ihre
zlich wieder aufgenommenen regelmäßigen Bundesabende in
emn Winter hauptſächlich der Vorbereitung zu den Feſtſpielen
widmen. Im vorigen Vereinsjahre wurde bereits „Parſifal” an
ſechs Abenden eingehend am Klavier erläutert. Nach einigen
ein=
leitenden Vorträgen über Richard Wagners Feſtſpielgedanken,
über die Entſtehung der „Ring”=Dichtung und über den
Sagen=
kreis der Nibelungen wird zurzeit der „Ring des Nibelungen”
beſprochen. Der Zeitverhältniſſe wegen werden die
Veranſtal=
tungen wiederum meiſtens in der Wohnung von Mitgliedern
ſtattfinden. Nähere Auskunft erteilt die Geſchäftsſtelle Chriſtian
Arnold, Ernſt=Ludwig=Straße 9.
Angeſichts der heute herrſchenden Verwirrung in moraliſcher
und künſtleriſcher Beziehung erblickt der Bayreuther Bund in
den Werken und Lehren unſerer großen deutſchen Meiſter den
Hort, mit deſſen Hilfe ihm eine innere Geſundung des deutſchen
Weſens möglich erſcheint, wie ſie ganz beſonders Richard
Wag=
ner mit deutlichem Bewußtſein als notwendig erkannt und als
höchſtes Ziel erſtrebt hat. Eine ſeiner weſentlichſten Aufgaben
ſieht der Bund daher in der Verbreitung und Vertiefung der
Kenntnis von den Kunſt= und Kulturbeſtrebungen dieſes
Mei=
ſters, über die man noch heute, 40 Jahre nach deſſen Tode, faſt
täglich die größte Unwiſſenheit und das wunderlichſte
Unver=
ſtändnis antrifft, ſelbſt da, wo man es nicht vermuten ſollte.
Da=
neben pflegt der Bayreuther Bund das Verſtändnis aller
wahr=
haft deutſchen und echten Kunſt der Vergangenheit und alles
deſſen, was in ihrem Sinn emporſtrebt und auf ihren Bahnen
in geſunder Entwickelung neu geſchaffen wird. Dieſer Aufgabe
gemäß hat die hieſige Ortsgruppe zum Beiſpiel im vorigen Jahre
unter anderem außer Vorträgen über Richard Wagner als
Revo=
lutionär und über des Meiſters Regenerationsgedanken
Einfüh=
rungen in Anton Bruckners fünfte und neunte Sinfonie ſowie
Erläuterungen zweier Werke Siegfried Wagners veranſtaltet. In
der Regel werden an den Bundesabenden auch rein muſikaliſche
Vorträge dargeboten. So kamen im vorigen Vereinsjahre Werke
von Bach, Händel, Beethoven, Schumann u. a. zu Gehör.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben
— Alexander Moszkowski, der durch ſeine
populär=
philoſophiſchen Bücher, wie „Die Welt von der Kehrſeite‟ „
Ent=
thronte Gottheiten”. „Die Inſeln der Weisheit”, namentlich aber
durch ſein weitverbreitetes Werk über „Einſtein” zu den
meiſt=
geleſenen Autoren Deutſchlands gehört, hat ein neues Buch
voll=
endet, das unter dem Titel „Der Venuspark”, Phantaſien
über Liebe und Philoſophie, demnächſt im Verlag der Firma
F. Fontane & Co. in Berlin erſcheinen wird,
— Der Orient an Deutſchlands Univer
täten. An Studierenden aus dem nahen und fernen O
halten ſich gegenwärtig in Deutſchland auf: 400 Türken,
Perſer, 250 Aegypter, 85 Tataren aus dem Kaukaſus, 50 E
denten aus Kaſan, 30 Turkmenen, 60 Afghanen, 150 Inder,
Georgier und 200 Armenier, außerdem 1200 Chineſen und 1
Japaner.
C. K. Die Franzoſen als Landverwüſter. Schon
hundert Jahren haben die Franzoſen bei der Beſetzt
des Rheinlandes traurige Spuren hinterlaſſen, indem
die Wälder niederſchlugen und die Natur verwüſteten.
der Eifel wirken die von ihnen verurſachten Schäden bis
den heutigen Tag nach. Aber dieſes Barbarentum von vor
Jahren wird weit übertroffen durch die Art, wie die Franzo
jetzt im beſetzten Gebiet hauſen. Wie im „St. Hubertus”,
geteilt wird, fällen ſie z. B. im Hunsrück grundſätzlich nur
ſchönſten Stämme, ohne Rückſicht auf irgendwelche Waldpfl
zu nehmen. Dort ſtehen im Schutzbezirk Deuſelbach große
ſtände von 150 Jahre alten Weißtannen, die in jahrzehntelan
Pflege aufgeſpart wurden, um den Bedarf an ganz beſonde
Starkhölzern decken zu können. Dieſe Stämme ſind durcht
24 bis 29 Meter lang bei einem Mitteldurchmeſſer bis 60 Zei
meter und einem Kubikinhalt bis zu 7 Feſtmeter das St
Zwei Drittel der Länge iſt aſtrein, kerzengerade, geſund, ſo
hier ein Material vorhanden iſt, wie es ſelten in Europa b
kommt. Dieſe herrlichen Zierden des deutſchen Waldes hal
die Franzoſen weggeſchlagen und durch Fuhrleute aus Luxe
burg und Frankreich auf Laſtkraftwagen wegſchleppen laſſ
„Frankreich iſt nie ein Heger und Pfleger geweſen,” beme
dazu die Zeitſchrift. „Es hat nach jedem erfolgreichen Kri
den Landesverwüſter geſpielt. Aber wenn dieſe franzöſiſ
„Forſtpflege” noch ein paar Jahre weitergeht wie bisher, da
iſt der linksrheiniſche Wald wiederum auf 100 Jahre vernich.
das ganze Land klimatiſch dazu. Auch ſonſt hat Frankreich
allen linksrheiniſchen Forſten ſchon furchtbar gehauſt. All
im Seenwalde ſind über 300 Morgen beſter Fichtenbeſtär
abgetrieben worden.
T. Gobelindiebſtahl im Verſailler Schloß. Es handelt
um einen Einbruch in den ſogen. Salon de Hereure. Von d
beiden entwendeten Teppichen ſtellt der eine die Belageru
von Douai, der andere den Einzug Ludwigs XTV. in Du
kirchen dar. Der Wert der Stücke wird auf 2 Millionen fral
Franken geſchätzt.
immer 316.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 15. Robenber 1923.
Seite 3.
Bayern.
ſaterns Kampf gegen die Hungersnot.
ünchen, 14. Nov. Vom bayeriſchen Staat ſind aus
1s= und Reichsmitteln im Jahre 1922/23 bis jetzt über vier
nen Goldmark zur Verbilligung von Lebensmitteln, Brot
* Tilch bewilligt worden und verwendet worden. Durch die
nſchaft wurde zur Milchverbilligung rund eine Million
iark aufgebracht. An Krediten wurden zur Sicherung der
erſorgung 23 Millionen Goldmark, zur Kartoffelverſorgung
eine halbe Million, zur Verbilligung von Brot und Milch
eine Viertelmillion Goldmark bereitgeſtellt, und verwandt.
ſamt wurden alſo 29 Millionen Goldmark im Kampf gegen
ungersnot verwandt, die rund 5,7 Trillionen Papiermark
ichen.
euerdings hat die bayeriſche Staatsregierung im Landtag
mächtigung nachgeſucht, der Staatsbank gegenüber
Bürg=
bis zur Höhe von 700 Billionen Papiermark, je zur Hälfte
pier und wertbeſtändigem Geld für Wechſelverpflichtungen
ten, die von landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften und dem
I zur Sicherung der Düngemittelverſorgung für die baye=
Landwirtſchaft eingegangen ſind.
Eine Kundgebung General v. Epps.
ünchen 14. Nov. In den Münchener Neueſten
Nach=
veröffentlicht heute General v. Epp eine Kundgebung,
) gegen die unverſtändliche Haltung eines großen Teiles
ünchener Bevölkerung gegen die Reichswehr wendet und
t, daß keine Feindſeligkeiten mehr gegen Truppen und
i geſchehen. — Nachdrücklicher nimmt der General der
In=
ie v. Hurt Stellung gegen den Hitlerſchen Putſch als
politiſchen Abenteuers und einer unverzeihlichen Torheit,
er es als Glück im Unglück der letzten Tage bezeichnet, daß
politiſchen Diſziplinloſigkeit nicht auch die militäriſche
ge=
ſei. Daß Reichswehr und Polizei die Treue hielten und
flicht taten, könne ihnen nicht hoch genug angerechnet wer=
Vielmehr müſſe erwartet werden, daß Hitler ſein ausſichts=
Unternehmen einſtelle und weiteres Blutvergießen der
ſöfung der natienalſozialiſtiſchen Verbände.
ünchen, 14. Nov. Die Verordnung des
Generalſtaats=
ſſars über die Auflöſung der Nationalſozialiſtiſchen Partei,
erbände Oberland und Reichsflagge wird heute veröffent=
Nach dem Wortlaut der Verordnung ſind Zahlungsmittel
Tertpapiere aller Art, Waffen und Ausrüſtungsgegenſtände,
euge uſw., die den Zwecken der aufgelöſten Vereinigungen
t haben, dem Staate verfallen und müſſen abgeliefert wer=
Wer einer der aufgelöſten Vereinigungen weiter angehört
die Bildung einer neuen Vereinigung anſtelle der
aufgelö=
nternimmt, wird mit Zuchthaus beſtraft.
nerika gegen jede Einmiſchung in
inner=
deutſche Verhältniſſe.
aris, 14. Nov. (Wolff.) Wie der Neu=York Herald aus
hington berichtet, wird im Weißen Hauſe ofſiziell
er=
daß die Vereinigten Staaten ſich keinem Proteſt der
ten bei Deutſchland gegen die Rückkehr des
ehe=
gen Kronprinzen oder des Kaiſers, oder gegen eine
tration der Monarchie anſchließen werden. Die
Ver=
en Staaten würden es desgeichen ablehnen, an irgend einer
tte über die deutſche Zahlungsfähigkeit teilzunehmen.
Spanien.
aris 14. Nov. (Wolff.) Nach einer Habasmeldung aus
rid wurde geſtern dort das Gerücht verbreitet, Graf
Ro=
ones und M. Alvarez hätten die Abſicht, in ihrer
ſchaſt als Senats= bzw. Kammerpräſident den König in
Adreſſe zu erſuchen, ſofort den Artikel 32 der Verfaſſung
ühren zu laſſen. Hiernach würden underzüglich die
Neu=
len für die Cortes ſtattzuſinden haben, und dieſe in der
ſein, beſtimmungsgemäß ſpäteſtens am 10. Dezember
zu=
enzutreten. Dieſes Gerücht ſei durch eine von dem
Vor=
ſen des Direktoriums der Preſſe mitgeteilten Note offiziell
igt worden. Die Note teilt weiter mit, daß Graf Romanones
Ulvarez geſtern vom König empfangen worden ſind und bei
Gelegenheit ihre Adreſſe überreichten. Die Adreſſe ſchließt
en Worten: „Was das Land verlangt, das iſt Ordnung und
t, und ſolange es die Hoffnung hat, daß die gegenwärtige
rung ihm dieſe Güter gewährleiſtet, wird es ſie unterſtützen
eine Politik fernhalten, die ſie ihm entzogen hat. Das iſt
fahrheit, eine andere gibt es nicht!“
Die Rentenmarf fommt.
Ermächtigung zur Ausgabe der Rentenmark.
* Berlin, 14. Nov. (Priv.=Tel.) Reichsfinanzminiſter Dr.
Luther hat an die Deutſche Rentenbank folgendes
Schreiben gerichtet: Auf Grund des § 47 der vorläufigen
Durch=
führungsbeſtimmungen der Verordnung über die Errichtung der
Deutſchen Rentenbank ermächtige ich die Deutſche Rentenbank,
am 15. Nov. mit der Ausgabe der Rentenbankſcheine zu beginnen.
Aufſiellung des (tats in Gold.
Berlin, 15. Nov. Der finanzpolitiſche Ausſchuß des
vor=
läufigen Reichswirtſchaftsrates nahm geſtern auf Erſuchen des
Reichsminiſters der Finanzen Stellung zu der Frage, ob und
unter welchen Vorausſetzungen beim Zuſtandekommen einer
ſtaviliſierten Wirtſchaft und einer wertbeſtändigen Währung ein
in ſich balanzierender Etat in Goldmark aufgeſtellt werden kann.
Eine Unterſuchung des Reichsfinanzminiſteriums kommt in
die=
ſer Hinſicht zu einem Bedarf für 1920 von 810, für 1921 von 1190
und für 1922 von 1470 Millionen Goldmark. Für den
zukünf=
tigen Dauerbedarf legt die Denkſchrift eine Summe von 1200
Goldmillionen und unter Berückſichtigung verſchiedener Umſtände
einen Betrag von 2,2 bis 2,4 Goldmilliarden zugrunde. Die
etwaigen Beſoldungszuſchüſſe an die Länder und Gemeinden
würden eine weitere Goldmilliarde beanſpruchen. Dieſem
Aus=
gabebedarf gegenüber ſteht, nach vorſichtiger Einnahmeſchätzung
bei ſtabiler Wirtſchaft ein Betrag von 3,1 Milliarden Goldmark,
ſo daß der Haushalt nur mit den größten Steueranſtrengungen
im Gleichgewicht erhalten werden könne. Ein Vertreter des
Reichsſinanzminiſteriums erklärte dazu, daß dieſe Aufſtellung
kein abſchließendes Urteil geſtatte. Der Ausſchuß gelangte zu der
übereinſtimmenden Auffaſſung, daß es eine ſelbſtverſtändliche
Notwendigkeit iſt, daß ein in ſich balanzierender Etat ſchon jetzt
in Goldmark aufgeſtellt wird. Die in der Debatte aufgetretenen
Anſichten über die zur Balanzierung des Etats erforderliche
Durchführung der Deckung und Steuerreform ſollen dem
Reichs=
finanzminiſter vorgelegt werden.
Teilweiſe Arbeitsaufnahme in der Reichsdruckerei.
Berlin, 13. Nov. Im Laufe des geſtrigen Tages war es
der Notendruckerei gelungen, von zirka 100 Maſchinen ſechs
wie=
der in Gang zu nehmen. In den heutigen Morgenſtunden
geſtal=
tete ſich die Lage inſofern günſtiger, als eine größere Anzahl
Ar=
beitswilliger (ſchätzungsweiſe zirka 10 000) ſich vor der Druckerei
eingefunden haben und bereit ſind, die Arbeit aufzunehmen. Die
Arbeitswilligen ſtellen ſich allerdings weniger aus dem eigenen
Perſonal als aus den Kreiſen erwerbsloſer Buchdrucker
zuſam=
men. Die Neueinſtellungen erfolgen auf Grund des alten Tarifs.
Berlin, 14. Nod. Auch heute abend ſind in Berlin nur der
„Vorwärts‟. Der Deutſche” und die „Deutſche Zeitung”
erſchie=
nen. Dem letzten Blatt zufolge wurden auf Veranlaſſung des
Wehrkreiskommandos mehrere Verhaftungen von Leuten
vorge=
nommen, die zum Buchdruckerſtreik aufforderten und die
Arbeits=
woilligen am Betreten der Betriebe zu hindern ſuchten. Die
Feſt=
genommenen werden ſich wegen Vergehens gegen die erlaſſenen
Verordnungen zu verantworten haben. Der Oberpräſident der
Provinz Brandenburg verfügte ferner, daß erwerbsloſe
Buch=
drucker, die ſich weigern, in den Notendruckereien die Arbeit
auf=
zunehmen, der Erwerbsloſenunterſtützung verluſtig gehen.
Die Vexhandlungen mit der Micum.
* Düſſeldorf, 14. November. (Privat=Telegramm.)
Die Verhandlungen der Sechſerkommiſſion
des Bergbauvereins mit der Micum ſind heute
wider Erwarten zum Abbruch gekommen. Es war über alle die
Hütten und Zechen betreffenden wirtſchaftlichen Fragen eine
Uebereinſtimmung erzielt tvorden, nämlich: 1. über die
Kohlen=
ſteuer für die zurückliegende Zeit, 2. über die
Reparationsleiſtun=
gen, 3. über die Abgabe auf die friſche Förderung, 4. über die
Ein= und Ausfuhrbedingungen und Abgaben, 5. über die von der
Micum verlangten Kontrollmaßnahmen, 6. über die Frage der
Regiezechen, 7. über die Beträge der Beſchlagnahmen auf den
Hüttenwerken. Die Verhandlungen konnten nicht fortgeſetzt
wer=
den, da die Micum=Vertreter die Anerkennung der Leiſtungen
auf Reparationskonto überraſchenderweiſe ablehnten.
Strafaufſchub.
Eſſen, 14. Nov. (Wolff.) Nachdem das
Betriebs=
ratsmitglied Müller deſſen Strafzeit ohnehin im
De=
zember abgelaufen wäre, dieſer Tage bereits aus dem
franzö=
ſiſchen Gefängnis entlaſſen worden iſt, wurde nun auch dem ſeit
kurzen aus der Haft beurlaubten Herrn Krupp von
Boh=
len und Halbach, ſowie den Direktoren Hartwig,
Bruhn und Oeſterlein Strafaufſchub bewilligt. Sie
erlangten dadurch die Möglichkeit, ſich jetzt beſonders den
ſchwie=
rigen Aufgaben der Kruppſchen Geſchäftsleitung in vollem
Um=
fange wieder zu widmen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. November.
*Unſere Chorſchuſen.
Von Muſikdirektor Müller in Friedberg.
Herr Dr. Friedrich Noack ſchreibt in ſeinem Artikel „Unſere
Ktirchenchöre” einleitend: „Nun ſind die Chorſchulen, die an faſt
auen Kirchen eine ſegensreiche Tätigkeit entfalteten und zum
muſikaliſchen Schmuck des Gottesdienſtes beitrugen, der Not der
Zeit zum Opfer gefallen.”
Der Satz bezieht ſich wohl nur auf Darmſtadt, denn
an=
derwärts beftehen noch Chorſchulen und werden — wir wouen
es hoffen— auch weiterbeſtehen. Aber auch mit der
Einſchrän=
kung auf Darmſtadt iſt die Tatſache eine tief bedauerliche,
und ich kann mir die Darmſtädter Kirchen ohne ihre
Schülerchöre gar nicht denken: vor allem nicht die
Stadt=
kirche, in der über 40 Jahre der von Völſing, Eſcher und
Samper trefflich geführte Knabenchor durch mehrſtimmige
Ge=
ſänge die Gemeinde erbaute, auch nicht die Stätte meiner
mehr=
jährigen kirchenmuſikaliſchen Tätigkeit, die Schloßkirche,
deren Schülerchor eine über 200jährige Geſchichte hat. Wie würde
ich mir auf der Orgelbank ſo verlaſſen vorkommen ohne den um
den Spieltiſch gruppierten Schülerchor, ohne die friſchen
Stim=
men und hellen Augen der jugendlichen Sänger!
Gewiß iſt ſeitens der Kirchengemeinden (und wohl auch der
oberſten Kirchenbehörde) das Möglichſte geſchehen, umedas
Ein=
gehen der Chorſchulen zu verhindern! Ich tenne die
Grüinde ihrer Auflöſung nicht, nehnie aber an, daß den
Gemein=
den die Mittel fehlten, die Chorſchüler zu bezahlen.
Dieſe Bergütung für die Chorfchüler war von jeher ein
wunder Punkt: 4, 5 und 6 Friedenspfennige für die Stunde war
immer zu wenig, um eine nennenswerte Bezahlung zu ſein. Aber
die Bezahlung war einmal da, und drum bildete ſich in
Elternkreiſen die Meinung, nur arme Kinder oder ſolche, die
ſich etwas verdienen wollten, kämen für die Chorſchulen in
Betracht. Mir wurde einmal (es war in Friedberg 1894) ein
Junge abgemeldet mit der Begründung, der Oheim des Knaben
ſei außer ſich geweſen, als er gehört habe, daß ſein Neffe ſingen
gehe, um Geld zu berdienen. Der Vorfall beſtimmte mich,
dar=
auf hinzuwirken, daß der Chorſchule das Gepräge einer „
Armen=
ſchule” genomimen wurde: ich veranlaßte Gymnaſiaſten und
Realſchüler zum Cintritt und wvies auf die Möglichkeit hin,
den Verdienſt für einen guten Zweck zu ſtiften (neue Orgel,
Notenanſchaffungen). Später nahm ich auch Mädchen auf, die
für den kirchlichen Chorgefang beſonders empfänglich ſind, und
ich ſuchte bei Eltern und Schülern das Intereſſe zu mehren
durch Verwendung des Schülerchors in Konzerten und
Mo=
tetten. Das zog. Der Chor wuchs von 25 auf 120, und der
Kirchenvorſtand meinte beſchließen zu müſſen, daß die Höchſtzahl
nur 100 betragen ſolle. 1906 bildete ſich anläßlich des 25jährigen
Beſtehens der Chorſchule ein Männerchor ehemaliger
Chorſchüler, den ich heute noch leite.
Auch an der Darmſtädter Hof= und Schloßkirche ſtanden
unter meinen Schülern viele Realgymnaſiaſten, und ihre
Zahl erhöhte ſich von 32 auf 64, auch hier nicht um des
Gel=
des willen.
Können wir daraus eine Lehre ziehen für die jetzige Zeit
der Not? Weg mit der Vergütung! Das Elternhauts
ſchicke die Kinder um der guten Sache willen! Was die
Simul=
tanſchule nur begrenzt zu geben vermag, kann die Chorſchule
trefflich vermitteln: den Choral, dieſes wertbolle muſikaliſche
Volksgut, und das geiſtliche Chorlied. Was den Kindern
an geſanglicher Schulung, muſikaliſcher
Bil=
dung und innerer Bereicherung hier unentgeltlich
ge=
boten wird, iſt mehr wert als ein paar Pfennige. Und Sonntags
in der Kirche? Wie glänzen die Augen der Kinder, wenn ihr
Geſangsvortrag gut gelingt, andachtsvolle Stille auslöſt! Welcher
Mutter und welchem Vater ſpricht ein Lied nicht ganz beſonders
zum Herzen, wenn das eigene Kind mitſingt? — Eltern, ſchickt
Eure Kinder in die Chorſchulen um des Segens willen, den dieſe
Chöre ausſtrömen, und „Kinder, lernet ſingen”, mahnte ſchon
vor 400 Jahren Friedland von Troßzendorf, „denn wenn Ihr in
den Himmel kommt, werden Euch auch die Engel in ihrem Chore
ſtehen laſſen.”
Möchten dieſe aus geſangsliebendem Herzen geſchriebenen
Zeilen veranlaſſen helfen, daß die Wiedereinrichtung der
Chor=
ſchulen in Darmſtadt, ihrer Geburtsſtätte im Heſſenlande, in die
Wege geleitet wird!
— Kirchliche Dienſtngchrichten. Der durch die ſämtlichen Riebeſel
Freiherren zu Eiſenbach erfolgten Präſentation des Pfarrers Wilhelm
Bornſcheuer zu Friſchborn auf die erſte evangeliſche Pfarrſtelle
zu Schotten, Dekanat Schotten, und der durch die Erben des Fürſrlich
Fuldaiſchen Geheimrats von Buſeck, genannt Münch, erfolgten
Präſen=
tation des Pfarrers Karl Auguſt Hellwig zu Ulrichſtein auf die
ebangeliſche Pfarrſtelle zu Reiskirchen, Dekanat Gießen, wurde die
Be=
ſtätigung erteilt. — Dem Pfarrer Wilhelm Trautmann zu
Appen=
heim wurde die ebangeliſche Pfarrſtelle zu Genſingen, Dekanat Mainz,
übertragen. — Pfarrer Dr. Jakob Vatteiger zu Dittelsheim
wurde der ihm übertragenen Pfarrſtelle zu Worfelden, Dekanat Groß=
Gerau, enthoben.
Vg
ePſchaft, Hof und Geiſtesleben in Darmſtadt
die Pende des neunzehnten Jahrhunderts.
Von Dr. Ella Menſch.
I.
Vorbemerkung der Schriftleitung.
Die Schriftſtellerin Dr. Ella Menſch, eine Führerin auf
Gebiete der Frauenbewegung, geboren zu Lühben im Jahre
und jetzt in Berlin lebend, hat enge Beziehungen zu Darm=
Nicht nur lebte ihr Vater, der Realgymnaſiallehrer Dr.
ann Menſch, der einer Salzburger Emigrantenfamilie
ent=
nte, mehrere Jahre daſelbſt, ſondern ſie ſelbſt war hier
ahre lang Schauſpiel= und Opernrezenſentin, zuerſt für das
iſtädter Tagblatt und dann für den Darmſtädter Täglichen
iger, ehe ſie im Jahre 1904 die Schriftleitung der Deutſchen
enrundſchau in Berlin übernahm und dorthin überſiedelte.
ſelbſtbiographiſchen Aufzeichnungen „Lebensfahrten”
ſoll=
irſprünglich im Herbſt 1923 erſcheinen, doch trat der
Ver=
wegen der Ungunſt der Verhältniſſe in letzter Stunde vom
rage zurück. Die beiden Darmſtadt behandelnden Kapitel
einen hier in einem Auszug. Ihr publiziſtiſcher Beruf gab
Verfaſſerin Gelegenheit, vieles zu ſehen und zu hören. Ihre
ührungen ſind ein ſchätzenswerter Beitrag zur Darmſtädter
urgeſchichte der neueſten Zeit.
Es war in den achtziger Jahren für eine Frau nicht leicht,
inem Stück Brot und kleiner pekunjärer Selbſtändigkeit zu
igen, namentlich nicht in kleinen und mittleren Städten.
Lehrerinnenberuf war überſetzt, und die ſteigende Anzahl
Kandidatinnen hatte zu wahrhaft unwürdigen
Gehaltsver=
tiſſen geführt. Der akademiſchen Bildung, die ich mir auf der
cher Hochſchule erworben hatte, ſtand damals noch
allent=
en ein rieſiges Vorurteil entgegen. Der Doktorgrad und die
dien, von denen er den Ausweis enthielt, erleichterte nicht
Lebensweg, er erſchwerte ihn zunächſt ganz beträchtlich, weil
alles für die Gewohnheitsvorſtellungen unter den Begriff
verabſcheuten „Emanzipation” fiel. Vergeblich klopfte ich in
mſtadt an die Türen einiger Schulen und Inſtitute an und
arb mich um den Unterricht in Deutſch und Geſchichte. Cs
O nicht aufgetan. Erſt nach Verlauf von vier Jahren, als
ſich davon überzeugt hatte, daß ich weder „Pfeifen” rauchte,
in „Stulpenſtiefeln” einherging, wagte es eine aus Nord=
Igland zugezogene Schulvorſteherin, Fräulein Clara von
Sezcepanski, mir an der Selekta wöchentlich zwei
Kunſt=
geſchichtsſtunden anzuvertrauen.
Mittlerweile aber hatte ſich mir fchon eine andere Welt
auſ=
getan, die des Theaters. Am Darmſtädter Tagblatt wurde
mir der Poſten eines Opern= und Schauſpielrezenſenten
ange=
tragen für 60 Mark Monatsgehalt, das ſich ſpäter auf 80,
ſchließ=
lich auf 100 Mark erhöhte. Ich trat mit dieſer Tätigkeit eigentlich
in die Fußſtapſen meines lieben Vaters. Anfänglich hatte dieſer
die Theaterberichterſtattung für den Täglichen Anzeiger
ausge=
übt. Und es ſollte ſich fügen, daß ich ſpäter, als ſich meine
Be=
ziehungen zu dem Wittichſchen Verlag löſten, in den letzten
Jah=
ren meines Darmſtädter Aufenthalts die Schaufpielreferate für
den Täglichen Anzeiger lieferte. Ab und zu hatte ich ſchon in den
Univerſitätsferien, wenn ich zum Beſuch nach Darmſtadt kam,
Gelegenheit gehabt, meinen Vater bei einer oder anderen
Auf=
führung zu vertreten. In den klaſſiſchen Stücken hatte ich in
frü=
heſter Jugend ſelbſt gemimt, die meiſten hafteten faſt wörtlich in
meinem Gedächtnis, und die Erzählungen meiner lieben Mutter
hatten mich mit einer Fülle von Operntexten und Melodien
ver=
ſorgt. Immerhin wäre ich in das Amt eines Opernrezenſenten
doch als rechter Neuling hineingetappt, wenn meine Seele ſich
nicht an dem Wagneriſchen Muſikdrama vollgefogen hätte wie
ein Tautropfen an der Morgenröte. Mit großer Hingabe und
Begeiſterung verſah ich meinen Kritikerpoſten.
Einen inneren Kampf hatte ich häufig auszufechten, wenn
junge begabte Anfänger auf Engagement gaſtierten und mich bei
ihrem Beſuch — die Unſitte der Antrittsdiſite bei den Kritikern
beſtand in der Reſidenz — durchfühlen ließen, was für ſie von
dem Erfolg des Gaſtſpiels abhing. Am liebſten wäre ich ſolchen
Begegnungen aus dem Wege gegangen. Die Höflichkeit verbot
ſolches. Bei einer jugendlichen Liebhaberin, die die Prezioſa
und Klärchen vorführte, hatte ich das werdende Talent ganz
rich=
tig herausgefühlt, aber da ihre Leiſtungen tatſächlich noch viel
Unfertiges boten, wurde ſie von dem Kritiker eines anderen
Blat=
tes allwöchentlich in Grund und Boden gedonnert. Länger als
eine Spielzeit konnte ſie ſich nicht behaupten. Sie kam nach
Wies=
baden und rechtfertigte dann in hochdramatiſchen Partien das
günſtige Prognoſtikon, das ich ihr ausgeſtellt hatte.
Mehr als einmal iſt es in den 14 Jahren meiner
Rezen=
ſententätigkeit natürlich auch geſchehen, daß ſich Sänger und
Spieler aufs tiefſte durch meine Ausſtellungen oder mitunter
auch nur Wünſche beleidigt fühlten. Mehr als ſie ſelbſt noch
ihre Angehörigen, namentlich die Mütter der Divas, die im
zweiten Rang in der Mittelloge ihren Sitz hatten. Wenn ich
mich in Hörweite dieſes gefürchteten Platzes befand, fiel manch
Schmeichelwort für mich ab,
Bei den führenden muſikaliſchen Geiſtern der Reſidenz war
damals gegenüber der Tonſprache Nichard Wagners, die mir das
zum Lande der Erkenntnis führende „Norgentor des Schönen”
war, noch wvenig Entgegenkommen zu ſpären. Allenfalls Gäſte
wie Albert Niemann (Tannhäuſer), Anton Schott
(Rienzi und Siegmund), Marianne Brand (Ortrud) waren
imſtande, das Haus zu füllen. Mir verübelte man es, daß ich in
meinen Berichten ſtets alle Regiſter der Begeiſterung ſpielen
ließ. Die tiefe Symbolik der Wagnerſchen Liebestragik wurde
von den meiſten ins Triviale gezogen. An offenen und
verſteck=
ten Angriffen für mich fehlte es nicht. Von einem Feind, einem
hämiſchen Geſellen, dem ich meines Wiſſens nie etwas zu Leide
getan, außer daß er feinerzeit eine kleine
Meinungsverſchieden=
heit mit meinem Vater gehabt hatte, befreite mich tatſächlich erſt
ſein Tod.
Ich ſah mich natürlich auch nach Anſchluß um und ſuchte
Fühlung zu gewinnen mit Perſonen, von denen ich lernen
konnte. Otto Roquette hätte ich gern näher kennen gelernt.
Eine befreundete Familie wollte mich eines Tages mit ihm
ein=
laden, hatte ihn vorſichtigerweiſe aber zunächſt von dieſer
Ab=
ſicht in Kenntnis geſetzt. Es erfolgte eine entſchiedene Ablehnung.
Mit einer „Studentin” und noch dazu mit einer Dame, die ſich
ſo offenkundig, ohne jede Scham für den „Ring des Nibelungen”
begeiſterte, möchte er keinen Abend zuſammen verbringen. Ich
trug dem alten Herrn ſeinen Philiſterſtandpunkt nicht weiter
nach. Der Zufall fügte es, daß ich eine Spielzeit meinen
Theater=
platz neben dem ſeinigen hatte. In den kleinen
Zwiſchenakts=
geſprächen, die nicht zu umgehen waren, konnte er ſich davon
überzeugen, daß ich kein emanzipiertes Ungeheuer war. Zur
Feier ſeines 70. Geburtstages kam aus meiner Feder die
ein=
gehendſte Würdigung ſeiner Lebensarbeit.
Für meine Charakteranlage war es gut, daß ich mich durch
ein Dornengeſtrüpp von Dummheit und Bosheit durchſchlagen
mußte. Wäre mir alles glatter gegangen, hätte ich auf geebneter
Bahn meinen Weg laufen dürfen, leicht hätte ſich ein
oberfläch=
liches Aeſthetentum bei mir entwickeln können, vor allem würde
ich nicht den Blick und das Herz bekommen haben für das
Kämp=
fen und Ringen anderer Menſchen. Und daß die materielle Sorge
faſt immer an meiner Tür ſtand, war auch gut. Das hat mich
ge=
ſchützt vor ſchlaffem Sichgehenlaſſen, hat mir eine gewiſſe geiſtige
Elaſtizität verſchafft, denn urſprünglich neigte ich mehr zum
Träumen und beſchaulichem Hindämmern. Dieſen Luxus konnte
ich mir nun nicht mehr erlauben. Zwar bei der Haſt und dent
beſchleunigten Tempo, in dem ich arbeiten mußte, konnte mancher
Entwurf nicht ſo ausreifen, wie er es von Rechtsſvegen hätte
müſſen. Man kann eben nicht alles haben,
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Dottnersteg. den 15. Robemtber 1923.
Numitter 310
Sbielplanäuderung. Infolge Erkrankungen im Perſonal muß
heute, Donnerstag, im Kleinen Haus, anſtelle von „Die Freier”,
Haupt=
manns „Schluck und Jau” gegeben werden. Aus demſelben Grunde
findet morgen Freitag, anſtelle der angekündigten Vorſtellung von
Goethes „Urfauſt” eine Aufführung von Strindbergs „Karl Xll.”, in
der Inſzenierung von Guſtav Hartung, ſtatt.
Die Nachzahlungen auf die 2. Hälfte des 2. Mietabſchnitts werden
am Freitag,
6. November, von 91, bis 12½= Uhr
und 3½½ bis 5ſ. Uhr, Samstag, den 17. November „nur
vormit=
tags von 9. bis 12/. Uhr, Montag, den 19. November von 9½½ bis
12f.
Aaudfe ze eir eie anſe e ee eee e deunfe
C und U an der Hauptkaſſe des Heſſiſchen Landestheaters.
— Theaterausſtellung im Landesmuſeum. Die für Mitte dieſer
Woche vorgeſehene Eröffnung der Theaterausſtellung iſt um einige Tage
hinausgeſchoben worden. Sie ſoll mit einer Premiere des
Landes=
theaters zuſammenfallen, damit auswärtige Preſſevertreter der
Eröff=
nung beiwohnen können.
II. Evangeliſcher Bund. In einer gut beſuchten Verſammlung hielt
der rührige Vorſitzende des Evangel. Bundes Prof. D. Matthes
einen äußerſt feſſelnden Vortrag über das zeitgemäße Thema: „Die
Kriſis des deutſchen Geiſteslebens und ihre Ueberwindung durch das
Chriſtentum”. Aus dem gedankenreichen Vortrag entnehmen wir
fol=
gendes: Der moderne Menſch, der ſich nebenbei gerne ſeiner
Religio=
fität rühmt, ſucht ſeine Befriedigung in der Philoſophie,
beſon=
ders in den beiden Formen des Idealismus, dem Pantheismus und
dem Myſtizismus. Nachden dieſe beiden ihm nicht mehr genügen, wirft
er ſich dem Nelativismus in die Arme. Ohne feſte Norm geſtaltet ſich
ſein Leben; auf dem Gebiete der Moral huldigt er der Autonomie,
während er die Heteromonie von ſich weiſt. Seine Frömmigkeit iſt
die Frömmigkeit einer kleinen Schicht, die ſich erhaben über der
Fröm=
migkeit der Maſſe düntt und das ſicherſte Kennzeichen des wahrhaft
frommen Menſchen, das Gebet, gering ſchätzt. Er lehrt andere nicht,
was er ſelber glaubt, und glaubt nicht gern, was andere glauben.
Poli=
tiſch neigt er zum Kosmopolitismus, wirtſchaftlich ſchätzt er im Sinne
des Fichteſchen „Nicht Ich” die Güter des Daſeins wenig. Ein
hervor=
ſtechender Zug iſt der Mangel an Zielſtrebigkeit. Die griechiſch=römiſche
Philoſpphie beherrſcht wie zur Zeit der Nenaiſſance ſeine
Geiſtes=
bildung. Damals war es eine Großtat Luthers, daß er mit der
Baun=
bulle Ariſtoteles verbrannte. Er vergißt, datz die Philoſophie eine
lung der griechiſchen Form mit ehriſtlichem Geiſt liegr das Ziel. Nur
das Chriſtentum kann die Krifis überwinden und die wahre Löſung
und Erlöſung bringen. Seine Frömmigkeit und Glauben iſt kein
un=
ſicheres Meinen, von dem jeweiligen Gedankengebilde abhängig,
ſon=
dern eine feſte Geſißheit, wie Luther am Ende ſeiner Erklärungen
ſagt: das iſt geſißlich wahr! Seine Moral ruht auf dem Felſengrund
göttlicher Autorität. Der gute Chriſt iſt auch ein guter Patriot und
verhält ſich nicht gleichgültig zu den Gütern der Welt. Sein Leben
geſtaltet er mit eigener Vergutivortung im Hinblick auf eine höhere
Macht. So iſt das Chriſtentum die höchſte Religion, verſtändlich für
alle Schichten des Volkes, alle in Harmonie umfaſſend. — Reicher
Bei=
fall lohnte die trefflichen Ausführungen.
— Kirchenmuſikaliſche Feierſtunde. Die am Sonutag in der
Schloß=
kirche veranſtaltete kirchenmuſikaliſche. Feierſtunde hatte eine zahlreiche
Zu=
hörerſchaft gefunden, die mit tiefer Andacht den ſtimmungsvollen
Darbie=
tungen in dem traulichen Gotteshauſe lauſchte. Es waren meiſt Werke
neuerer Meiſter, aus denen ein tiefes religiöſes Empfinden
wieber=
klang. Mit techniſcher Gewandtheit und feiner Regiſtrierung ſpielte
Herr A. Weber das Requiem von Ph. Wolfrum und zwei
Kompoſi=
tionen von J. Rheinberger. Frl. Cramers prächtige, Sopranſtimme
kam in Liedern von Beethoven, F. Mendelsſohn und H. Wolf voll zur
Geltung und das Celloſpiel des Herrn Pfaff jun, zeigte in Werken von
R. Strauß und H. Becker den reifenden Künſtler. Gs war eine Stunde
von ſichtlich tiefer Wirkung und dies der ſchönſte Lohn für die
Mitwir=
kenden. Es ſoll demnächſt, in der Adventszeit, eine ähnliche
Veranſtal=
tung folgen, bei der unſere Chorſchule ihre Kinderlieder ſingen wird.
— Berechnung bes Preiſes bei ber Lieferung von eleitriſcher Arbeit,
Gas und Leitungswaſſer. In Nr. 303 gaben wir den Inhalt einer
neuen Reichsverordnung vom 24. Oktober wieder. Danach kann, wer zu
dieſen Lieferungen verpflichtet iſt, alle Lieferungen an Verbraucher
inner=
halb von 15 Tagen vor dem Ende des Zeitraumes, für den die
Rech=
nung ausgeſtellt iſt, zum Preiſe berechnen, der am Tage des Zugangs
der Rechnung gilt. Dieſe Vorſchrift findet keine Anwendung, ſoweit
ein anderes Zahlungsverfahren (Verkauf von Gutſcheinen, Beſtellung
von Vertrauensperſonen zur Feſtſtellung der verbrauchten Menge,
ſo=
wie zur Entgegennahme und Weitergabe der Zahlung oder dergl.)
zu=
gelaſſen wird. Das heſſiſche Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft
hat nun am 5. ds. als zuſtändige Behörde für die Zulaſſung eines
anderen Zahlungsverfahrens die Kreisämter
be=
zeichnet.
— Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die öffentliche
Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, den 17. Nov.,
vormittags 9.15 Uhr: 1. Geſuch des Jegn Kappes Chefrau in
Darmſtadt um Erlaubnis zum Betriebe einer Schankwirtſchaft in dem
Haufe Holzſtraße Nr. 22; 2. Klage des ehemaligen Polizeikommiſſärs
Hechler, zur Zeit in Verlin=Schöneberg, auf Schadenerfatz; hier
Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens.
e. Helfmannſchule. Zufolge Kohlenmangels mußten die Räume
der Helfmannſchzle zunächſt vorübergehend geſchloſſen werden. Die
ſeither dort aufgenommenen Kinder ſind deshalb in die unter derſelben
Verwaltung ſtehende alte Kleinkinderſchule in der Mauerſtraße
überge=
ſiedelt. Dort finden auch weitere Kinder, die die Helfmannſchule
be=
luchen ſollen, Aufnahme.
— Schwerer” Villeneinbruch. Bei den entwendeten Gegenſtänden
handelt es ſich u. a. nicht, wie berichtet, um einen Smyrnateppich
ſon=
dern um einen Perſerteppich, der die Bezeichnung Kirmantepbich führt.
r. Eberſtadt, 13. Nob. Der hieſige Arbeitsmaukt zeigt ein
immer troſtloſer werdendes Bild. Dadurch, daß viele Kurzarbeiter
ganz erwerbslos geworden ſind, hat ſich die Geſamtzahl der
Erwerbs=
loſen auf zirka 400 erhöht, während die Zahl der Kurzarbeiter 220
be=
trägt. Die Unterſtützungsſummen laufen bereits hoch in die Billionen.
So gelangten zuverläſſigen Angaben zufolge in der vergangenen Woche
mehr als 200 Billionen Mark zur Auszahlung. — Am kommenden
Donnerstag findet wieder eine Gemeinderatsſitzung ſtatt.
„G-. Roßdorf, 14. Nov. Die Holzhauerei im Gemeindewald
hat zu Beginn der laufenden Woche begonnen. Es wird allerdings nur
verkürzt gearbeitet. — Das Kreisamt in Darmſtadt hat den
Gemein=
deratsbeſchluß, wonach die Abgabe von Bauplätzen an Bauluſtige für
2 Goldmark (1 Goldmark — 50 Millionen) für den Quadratmeter
er=
folgen ſoll, nicht genehmigt. Der Gemeinderat hat ſich aber in ſeiner
letzten Sitzung auf den Standpunkt geſtellt, daß er an ſeinem oben
ſkiz=
zierten Beſchluß feſthält, da er damit den Bauluſtigen, in Anbetracht
der Tatſache, daß die Gemeinde ſelbſt nicht in der Lage iſt zu bauen,
weitgehendſt entgegenkommen will.
O Mginz, 13. Nov. Die Schieberbörſe, die ſich unter freiem
Himmel vor dem hieſigen Hauttbahnhof aufgemacht hat, ſteht in voller
Blüte. Beſonders abends werden dort allerhand dunkle Geldgeſchäfte
abgeſchloſſen. Auch bis in die Groß=Gerauer Gegend kommen
gegen=
wärtig Dediſenhändler, um Geſchäfte zu machen. Man iſt erſtaunt,
wie viel ſchon ſelbſt auf den kleinſten Niedorten mit Franken gerechnet
und gehandelt wird — wahrlich ein trauriges Zeichen unſerer Zeit.
() Worns, 13. Nov. Wormſer Multiplikator. In
Zu=
kunft wird eine von der Preisprüfungsſtelle der Stadt eingeſetzte, aus
allen Kreiſen der Bevölkerung ſich zuſammenſetzende Kommiſſion täglich
den hieſigen Multiplikator, der für Die Geſchäftswelt maßgebend ſein
foll, feſtſetzen. Die Feſtſetzung geſcueht nach ganz beſtimmten, von der
Preisprüfungsſtelle feſtgelegten Grundſätzen. Seither wurde der
Mul=
tiplikator ohne Mitwirkung der Stadtverwaltung von einem vom „
Ver=
ein ſelbſtändiger Kaufleute” geſtellten Ausſchuß feſtgeſetzt. — Nach dem
Wormſer Multiplikator, in Verbindung mit dem Dollarkurs richtet ſich
jetzt auch das Städtiſche Gaswerk und Elektrizitätswert
Nheinheſſen bei der Feſtſetzung ſeiner Gas= und
Stromgrund=
preiſe. — Von der Polizei verhaftet wurden dieſer Tage drei
jugend=
liche Arbeiter wegen Hehlerei und Diebſtahls. Unter anderem wird ihnen
zur Laſt gelegt, in einem Kaufhaus mittels Einbruchs Waren im Wert
von mehreren hundert Billionen geſtohlen zu haben.
Mainz, 14. Nov. Bachregulierung. Der Wiesbach wird
gegenlwärtig innerhalb der Gemarkungen Zotzenheim, Welgesheim,
Horr=
weiler und Genſingen einer durchgreifenden Regulierung unterzogen.
— Die Wartehalle der ſtädtiſchen Straßenbahn am Hauptbahnhof
dient jetzt einer Firma als Verkaufsraum. — Neue Wohnhäuſer
werden in der Nähe des Krankenhauſes am Druſuswall und in der
Hin=
denburgſtraße errichtet.
8 Bingen, 13. Nov. Der Verkehr auf dem Rhein läßt
trotz des günſtigen Waſſerſtandes viel zu wünſchen übrig. Das Geſchäft
bewegt ſich in mäßigen Bahnen. Für Rheinkies und Rheinſand wird
übrigens vielfach Bezahlung nach Franken verlangt. Dieſer Tage waren
wieder in der Nähe des „Binger Loches” zwei Kähne geſtrandet. Wegen
dieſes Unfalls war das „Binger Loch” geraume Zeit geſperrt. Die
Kähne haben keinen bedeutenden Schaden erlitten.
R. Gießen, 12. Nob. Der Senior unter der Lehrerſchaft der
hieſigen Univerſität, Herr Prof, Dr. Paſch, konnte in dieſen Tagen
in aller Stille ſeinen 80. Geburtstag begehen. Paſch iſt
Mathe=
matiker.
Heſſiſcher Landtag.
76. Sitzung.
St. Darmſtadt, 14. Nov.
Am Regierungstiſch: Finanzminiſter Henrich, Wirtſchaftsminiſter
Raab.
Präſident Adelung eröfſnet die Sitzung um 2/.10 Uhr. Vor
Ein=
tritt in die Tagesordnung erledigt das Haus eine Anzahl
Kleine Anfragen.
Eine kleine Anfrage des Abg. Diehl=Hochweiſel (Bbd.), betr.
Verbot von Kartoffelausfuhr im Tauſch gegen Kohlen, erwidert
Miniſter Naab dahin, daß die Regierung aus prinzipiellen Gründen
jede Ausſuhr ablehnen müſſe. — Eine weitere Anfrage desſelben
Ab=
geordneten über die Verwertung der Küchenabfälle des
Landeszucht=
hauſes Marienſchloß erwidert Miniſterialdirektor Lorbacher dahin,
daß ſie gegen Vergütung den Aufſichtsbeamten abgegeben würden. —
Eine kleine Anfrage des Abg. Joſt (Bbd.), betr. Erſatz der
Lehrer=
wohnungsmieten an die Gemeinden durch den Staat, beantwortet
Mini=
ſterialdirektor Urſtadt dahin, daß die Hauptſtaatskaſſe entſprechend
angewieſen ſei.
Es wird dann die Erledigung der Tagesordnung fortgeſetzt. Die
Regierungsvorlage, betr. die Abänderung des
Feldbereini=
gungsgeſetzes wird ohne Debatte zur Abſtimmung
gebracht. Die Anträge des Ausſchuſſes werden in
der Einzelabſtimmung angenommen. Ebenſo das
ganze Geſetz.
Es folgt Beratung der Regierungsvorlage über die
Auflöſung der Familienfideikommiſſe.
Im Mai 1919 hat das Miniſterium der Juſtiz dem Landtag einen
Geſetzentwurf, die Ueberführung des fideikommiſſariſch=gebundenen
Grundbeſitzes in den freien Verkehr betreffend, vorgelegt, der aber
un=
erledigt geblieben iſt. Eine erſte Beratung fand mit der
Regierungs=
vprlage über das Landgeſetz ſtatt; da der 5. Sonderausſchuß aber den
Antrag ſtellte, den Geſetzentwurf zurückzuſtellen, ſo iſt eine zwveite
Be=
ratung und Abſtimmung im Plenum unterblieben. Die Behandlung
der Fideikommißauflöfung iſt recht ſchwierig. Mit Rückſicht hierauf iſt
denn auch gerade in den größeren Staaten (wie z. B. in Preußen und
in Bayzern) die zwangsweiſe Auflöſung der Fideikommiſſe nur auf dem
Verordnungswege geregelr worden. Da das Reich geſetzlich beſtimmt
hat (Artikel 155 der Reichsverfaſſung), daß die Familienfideikommiſſe
aufgelöſt werden müſſen, ſo bleibt für die Länder die Aufgabe übrig,
zu beſchließen, wie das geſchehen ſoll. Die Heſſiſche Regierung hat nun
im März ds. Js. einen neuen Entwurf dem Landtag vorgelegt, den der
Geſetzgebungsausſchuß beraten hat. Der Entwurf ſchließt ſich in ſeinen
Grundzügen an die preußiſche Regelung an; es ſoll aber dieſe
Rege=
lung anders als in Preußen, nicht durch Verordnung, ſondern durch
Geſetz erfolgen. Der Anſchluß an Preußen iſt auch durchaus berechtigt,
da von den 49 heſſiſchen Familienfideikommiſſen mehr als die Hälfte
als ſogenannte zwiſchenſtaatliche Familienfideikommiſſe — zugleich auch
in Preußen liegen. Der in Preußen und auch in anderen Ländern
be=
reits getroffenen Regelung entſprechend, ſchlägt daher auch die Heſſiſch=
Regierung eine allmähliche Auflöfung vor. Es ſoll aber nur noch ein
Nachfolgefall zugelaſſen werden, während Preußen unter gewiſſen
Vor=
ausſetzungen auch noch einen zweimaligen Nachfolgefall zuläßt. Von
dem Abg. Soherr und von dem Vertreter des Miniſteriums der Juſtiz
wurden während der Ausſchußverhandlungen Abänderungsanträge
ge=
ſtellt, die hauptſächlich eine Vereinfachung des Verfahrens bei der
Auf=
löſung und redaktionelle Verbeſſerungen des Geſetzes darſtellen und
da=
her auch ſämtlich im Ausſchuß angenommen wurden. Der Schwerpunkt
des Geſetzentwurfs liegt im Artikel 2, der die Auflöſung vorſchreibt.
Die Abg. Kaul und Genoſſen haben zu dieſem Artikel den Antrag
ge=
ſtellt, die Fideikommiſſe nicht aufzulöſen, ſondern aufzuheben. Der
Antrag wurde im Ausſchuß abgelehnt. Ein weiterer wichtiger Artikel
iſt der Artikel 4, der beſtimmt, daß noch ein Nachfolgefall zugelaſſen
werden ſoll, im übrigen aber die fideikommifſariſche Bindung ſofort
auf=
gehoben werden ſoll.
Abg. Bornemann (Soz.) gibt namens ſeiner Fraktion die
Er=
klärung ab, daß die Vorlage nicht befriedigen kann, weil ſie nicht das
erreicht, was in der Reichsverfaſſung niedergelegt iſt. Er begründet
dieſen Standpunkt in längeren Ausführungen, in denen im Weſentlichen
früher Geſagtes wiederholt wurde.
Abg. Wünzer (D. Vp.): Den ſtaatsrechtlichen Gedankengängen
des Herrn Bornemann kann ich allerdings nicht folgen. Der Geiſt der
Verfaſſung iſt aber ohne allen Zweifel die Auflöſung der
Fidei=
kommiſſe, nicht deren Aufhebung. Meine Fraktion ſteht auf dem Boden
der Vorlage. Es handelt ſich hier um Jahrhunderte alte Fäden und
erworbene Rechte verſchiedenſter Natur, die man nicht mit einem
Schwert=
ſtreich zerſchlagen kann. Ueberall und zu allen Zeiten, in denen die
Auf=
hebung der Fideikommiſſe beſchloſſen wurde, haben ſich die größten
Schwierigkeiten ergeben und auch die Staaten, die ſich auf den Boden
der Aufhebung ſtellten, ſind zu einer Auflö ſung gekommen. Das
liegt an der innigen Verknüpfung der Fideikommiſſe mit unſerem
ge=
ſamten Wirtſchafts= und Rechtsweſen. Für Heſſen ſind die Verhältniſſe
beſonders ſchwierig, weil ein großer Teil unſerer Fideikommiſfe nach
Preußen hinüberſpielt. Wollten wir anders vorgehen wie Preußen,
würde ein Chaos entſtehen, das unentwirrbar iſt. Die Anträge
Bor=
nemann wollen nichts anderes als eine Enteignung des Grundbeſitzes.
Das iſt für uns unannehmbar, weil es der Reichsverfaſſung widerſtrebt.
Auch das Erbfolgerecht will der Abg. Bornemann anders regeln, bezw.
aufheben. Das iſt ſo, wie er es will, rechtlich nicht möglich. Derartige
verſteckte Sozialiſierungsverſuche werden wir nicht mitmachen. (Bravo!
rechts. Nufe links: Jetzt wiſſen wirs ja!)
Nach längerer Pauſe, in der der Aelteſtenrat tagt, wird die Beratung
fortgeſetzt. Abg. Soherr (Ztr.) als Berichterſtatter, vertritt die
Vorlage, wie ſie von der Ausſchußmehrheit geſtaltet wurde und berichtet
kurz über die Einzelanträge der ſozialdemokratiſchen Fraktion, die der
Ausſchuß abzulehnen beantragt. Es ſind im Weſentlichen auf
Enteig=
nung abzielende Anträge.
Abg. Schreiber (Dem.): Die demokratiſche Partei war ſeit
jeher gegen jede Fideikommißgeſetzgebung. Bei aller Feindſchaft gegen
die Fideikommißpolitik kann uns aber nichts hindern, die Anträge ue.
genau zu prüfen und wir erklären, daß wir der jetzt eingebrachten
Vor=
lage zuſtimmen. Die Tendenz der Anträge Bornemann iſt uns
ſym=
pathiſch, wir können ihnen aber aus formellen und ſachlich=rechtlichen
Gründen nicht zuſtimmen, weil ſie gegen die Reichsverfaſſung verſtoßen.
Abg. Kindt (Ontl.): Der Herr Abg. Wünzer hat bereits
er=
klärt, daß die Verfaſſung eine Auflöſung will. Was der Abg.
Borne=
mann will, iſt aber nicht nur eine Aufhebung, ſondern eine glatte
Beſchlagnahme. Das läßt ſich in keiner Weiſe mit der Verfaſſung
ver=
einbaven. Die Fideikommiſſe ſind vielfach unbeſtrittenes
Privateigen=
tum. Es hat keinen Zweck, daß eine Volksvertretung ſich dem ausſetzt,
daß die Gerichte ihre Beſchlüſſe wieder aufheben. Was die Anträge
Bornemann wollen, iſt aber auch zwecklos. An manchen Stellen hat
die Nachfrage nach Siedlungsland ſchon heute ſtark nachgelaſſen. Die
Zerſchlagung des Großgrundbeſitzes würde unſere Ernährungslage nicht
beſſern, ſondern ſehr verſchlechtern. (Widerſpruch links). Der
Finanz=
not des Staates werden wir auf dieſem Wege nicht ſteuern. Wir
ſchädi=
gen die deutſche Familie und damit Deutſchland und ſeine Kultur.
Abg. Neff (Soz.) und Bornemann (Soz.) vertreten nochmals
den Standpunkt ihrer Fraktion. Eine Anlehnung an Preußen ſei nicht
notwendig, weil ſich die Anträge Bornemann nur auf den heſſiſchen Teil
der Fideikommiſſe beziehen. In erſter Linie ſollte gerade der
Bauern=
bund für unſere Vorſchläge ſtimmen.
Abg. Schreiber (Dem.) polemiſiert gegen den Abg. Kindt, der
in ſeinen Ausführungen die kleinen Bauern nicht geſchützt habe. Der
Bauernbund ſolle ſich das merken. Die Bauernlegerei der
Fideikom=
mißherren habe unzählige Exiſtenzen entwurzelt.
Abg. Dr. v. Helmoldt (Bbd.): Laſſen Sie es nur unſere Sorge
ſein, die Intereſſen der Bauern zu vertreten und beiveiſen Sie Ihre
Bauernfreundlichkeit bei anderen Gelegenheiten. Wir werden der
Vor=
lage, wie ſie von den Miniſtern Heurich und Raab eingebracht wurde,
mit einigen Aenderungen zuſtimmen.
Abg. ,Lutz (S.P.D.) tritt für den demokratiſchen Antrag ein.
Abg. Dr. Werner (Dntl.): Wenn von der Linken behauptet
wurde, daß den Nechtsorganiſationen Geldquellen aus den Kreiſen der
Fideikommißbeſitzer fließen, ſo iſt das falſch. Unſere Erfolge ſind einfach
Ihre Politik ſeit 1918. Sie vergeſſen aber, welche Bauernleger in
Ihren Reihen ſitzen und Ihre Geldquellen darſtellen. (Sehr richtig!
rechts. Lachen links.) Man ſchimpft auf den Grafen ja nur, wenn er im
anderen Lager ſitzt. Wir ſind für eine geſunde Miſchung der Groß= und
Kleinbetriebe, wir ſind aber der Ueberzeugung, daß die Ernährung der
Großſtädte nicht ſicher geſtellt werden kann ohne den Großgrundbeſitz.
Bravo! rechts).
Abg. Neiber (Dem) ſtellt als erſtaunliche Tatſache feſt, daß es
hier im Hauſe Männer giebt, die die Fideikommiſſe noch verteidigen.
Er tritt dann den Ausführungen der Abg. Dr. Werner und Kindt
ent=
gegen. — In der weiteren Debatte ſtellt Abg. Dr. Schian (D. Vp.)
feſt, daß man ſich die ganze Debatte hätte erſparen können, wenn man
von der Linken anſtatt rein ſachlich zu bleiben, nicht fo durchaus per= Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudo
ſönlich gekämpft hätte. Seine Partei werde dem Entwurf prinzivien Mauve, für Feuilleton: Mar Streeſe, Heſſiſche Nachrichte
zuſtimmen, nicht aber den radikalen Anträgen. — Abg. Dr.
Wer=
ner (dntl.) verweiſt darauf, daß die Schlemmer heute in ganz andeven
Kreiſen ſitzen, als in denen der Fideikommißbeſitzer. Damit ſchließt die
Debatte.
Nächſte Sitzung; Donnerstag, 10 Uhr. — Schluß nach 2½4 Uhr.
werden die Gebührenſätze bom 15. November an durch Ve
fachung von Grundbeträgen mit dem am Tage der Zahl
geltenden Umrechnungsſatz für die Steuermark
rechnet. Die wichtigſten Grundbeträge ſind
im Telegrammverkehr:
Ferntelegramme Wortgebühr = z
.."
Ortstelegramme Wortgebühr.
(für ein Telegramm werden minbeſtens 8 Wörter berechnet)
Zuſtellung bei ungenügender Anſchrift . .
Vorausbezahlung der Eilbeſtellung (XP).
Stundung der Telegraphengebühren 2 v. H. des Betrages der
geſtundeten Gebühren und außerdem für jedes Telegramm
Abgekürzte Telegrammanſchriften jährlich . . . . .
Regelmäßige beſendere Zuſtellung jährlich . .
Vereinbarungen über abgekürzte Telegrammanſchriften, ſowie
über regelmäßige beſondere Zuſtellung der Telegramme können
zum 15. Dezember 1923 zum 1. Januar 1924 gekündigt werden.
Im Fernſprechverkehr:
Ein Ortsgeſpräch von einer Teilnehmerſtelle oder einer
.. . .
öffentlichen Sprechſtelle aus.
mindeſtens werden für 1 Hauptanſchluß monatlich angerechnet
in Ortsnetzen mit nicht mehr als 50 Hauptanſchl. 20 Ortsge
in Ortsn. mit mehr als 50 bis einſchl. 1000 Hptanſchl. 30 Or
in Ortsn. m. mehr als 1000 b. einſchl. 10 000 Hptanſchl. 40
in Ortsnetzen mit mehr als 10 000 Hauptanſchlüſſen 50 Orts
Für ein Ferngeſpräch von nicht mehr als drei Minuten
bei einer Entfernung bis zu 5. Klm. einſchl.
bei einer Entfernung von mehr als 5 bis 15 Klm. einſchl.
bei einer Entfernung von mehr als 15 bis 25 Klm. einſchl. (
bei einer Entfernung von mehr als 25 bis 50 Klm. einſchl. 0.
bei einer Entfernung von mehr als 50 b. 100 Klm. einſchl. 0,
darüber hinaus für je angefangene 100 Kilometer mehr
Jür bringende Geſpräche das Dreifache, für Blitzgeſpräche
Hundertfache der Geſprächsgebühr für ein gewöhnliches Fern
Vortagsanmeldung
„ 0,10 M
Auskunftsgelühr
.. . . 0,10 9
Streichungsgebühr für Geſpräche.
. 0,10 2
XP. V oder N.Gebühr für eine Perſon je . 040 9
für jede weitere Perſon ...
Unfallmeldegebühr . . . . . . . . . . . 0,60 Mk.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein Ueberfall, der ſich am Samstag abend in dem we
Vorort Zehlendorf=Weſt abſpielte, zeigt deutlich, wie ſel
Sicherheitsverhältniſſe neuerdings auch in dieſen Vororten herunt
kommen ſind. In dem kleinen, in unmittelbarer Nähe des Bah
gelegenen Geſchäftsviertel beobachtete ein Herr, der dort mit ſeiner
und ſeinem Söhnchen Einkäufe machen wollte, wie ein kleiner, laut
Hilfe ſchreiender Knabe, von zwei Männern, die ihn oi
berauben wollten, verfolgt wurde. Der Herr warf ſich hilfsb
zwiſchen das Kind und die beiden Männer und fragte ſie ganz r.
was ſie dem Kinde tun wollten. Sofort nahmen die Männer eine äu
bedrohliche Haltung ein, gingen gegen den Herrn vor und hätten
brutal zu Boden geſchlagen, wenn er ſich nicht durch einen Sprung
tärts gerettet hätte. Inzwiſchen kamen drei andere Kerle hinzu,
den Herrn umringten und ihn gleichfalls zu Boden zu zerren ſue
Dabei fiel u. a. auch der Ausdruck: „Hier iſt Sowjet”. Im
ten Augenblick glückte es dem Herrn, in einen Blumenladen zu flüe
der eine Zeitlang von den fünf Männern unter fürchterlichſten Bed Amt
ungen belagert wurde. Erſt als die inzwiſchen ſich angeſamn bitz
Menge eine abwehrende Haltung einnahm, verſchwanden die Verbre ſeri
um die es ſich offenbar handelte. Nach dem Idiom, das die Leute W.
chen, waren es Ausländer, vermutlich Ruſſen. Die Ermordung Ader
Muſikers Gervais in Lichterfelde, die vorhergegangenen vier Ueberf Päl
die Schießerei auf zwei Automobile auf der Chauſſee Wannſee=Zel ein
dorf und neuerdings der berichtete Ueberfall, dem übrigens vor ein
Tagen unweit derſelben Stelle ein ähnlicher vorangegangen war, lie
den Beweis, daß die Sicherheitsverhältniſſe im Berliner Außenwe
alles zu wünſchen übrig laſſen.
Gottes Gericht.
Einen erſchütternden Verlauf nahm eine Verhandlung vor dem
richt in Feldkirch. Ein Mann namens Brunner ſtand vor den Sch
ken des Gerichts unter der Anklage, ſeine Frau vergiftet zu haben,
deren Lebensverſicherung zu bekommen. Er ſchloß ſeine Selbſtvert
gung mit den Worten: „Der allmächtige Gott ſoll mich eines au
blicklichen Todes ſtrafen, wenn ich ſchuldig bin!” Kaum aber hatt
dieſe Worte geſprochen, ſo brach er zuſammen. Der ſofort herbe
rufene Arzt konnte nur den eingetretenen Tod feſtſtellen.
Hinrichtung.
Bruchſal. Im Hof des hieſigen Zuchthauſes iſt am Montag
der vom Mosbacher Schwurgericht zum Tode verurteilte 22jährige le
Taglöhner Georg Friedrich Geiger von Großrinderfeld hingeri
worden. Geiger hatte am 25. Juni 1922 den 22jährigen Steinhe
Joſeph Hermann von Oberhalbach, den er auf ein entlegenes Feld
ſtellt hatte, von hinten überfallen und niedergeſchlagen. Die Leiche
raubte der Mörder. Geiger ſah, laut Bruchſaler Zeitung, ſeinem
ſehr gefaßt ins Auge und die Hinrichtung verlief ohne jeden bemerk
verten Zwiſchenfall.
Sport, Spiel und Turnen.
Leichtathletik.
Turngemeinde=Dieburg — T.=V. 1863=Groß=Zimmern.
W. Am letzten Sonntag fand auf dem Turnplatz in Groß=Zimn
der Rückkampf in Leichtathletik zwiſchen der Turngemeinde. Dieb
und dem Turnverein 1863, Groß=Zimmern, ſtatt. Dank der guten
bereitung und Leitung der Kämpfe durch den erſten und zweiten Sp
wart, Pfaffmann und Valtin Göbel, gingen dieſe glatt von ſtatten
endigten mit einem ſchönen Sieg der Groß=Zimmerner Mannſchaft,
einem Mehr von 14 Punkten. Es war ein heißer Kampf, da Dieb
alle Anſtrengungen machte, den Sieg zum zweitenmal an ſich zu re
Von Dieburg kämpften Guttandin 1. und 2., Bender, Kunkel,
Ploch und Köfler. Von Groß=Zimmern ſtarteten Angermeier,
mann, Kauffmann, Held, Laumann, Rudolf und Franz Göbel.
Die Reſultgte: Weitſprung: Guttandin 1. 542
Bender 5,19 Meter, Laumann 5,55 Meter, Angermeier 4,90 Mete=
Steinſtoßen: Guttandin 2. 711 Meter, Kunkel 6,09 M.
Franz Göbel 6,87 Meter, Rudolf 6,10 Meter. — 100 Met
lauf: Guttandin 1. 3 Punkte Porr 1 Punkt, Kauffmann 2
Baumann 4 P. — Diskuswerfen: Ploch 24,32 Meter,
ler 25 22 Meter, Göbel 25,67 Meter, Hoffmann 23,75 Meter.
gelſtoßen: Guttandin 2. 8,35 Meter, Porr 8,02 Meter,
dolf 8.49 Meter, Hoffmann 8,92 Meter. — 400 Meter=Lau
Kauffmann 54 Sek., Held 57,2 Sek., Bender und Köfler geben
terwegs auf. — Schleuderball: Guttandin 2. 41,59
er, Ploch 37,85 Meter, Göbel 43,75 Meter, Laumann 44,80 Meter.
400 Meter=Staffel: Bender, Köfler, Porr und Guttandin
53,9 Sek.; Kauffmann, Angermeier, Held und Laumann 50 Sek.
Hochſprung; fiel aus, und wäre ſicher für Groß=Zimmern ein
teres günſtiges Reſultat erzielt worden.
St. Wenden Sie ſich an das Siedlungsamt in Berlin.
Wetterbericht der Gießener Wetierwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 16. Novembe
Wechſelnd bewölkt, nachts vereinzelte Niederſchläge, zunächſt n
durchweg milder, ſpäter zunehmende Abkühlung.
Ue
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende nach 1
(Ce): „Triſtan und Jſolde”. Kleines Haus, Anfang
Ende 10 Uhr, (Sondermiete 19): „Schluck und Jau”. — Orphe=
72 Uhr: „Die Frau im Hermelin”. — Union=, Reſidenz=,
tral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Freitag, den 16. November.
Hausmobiliarverſteigerung; vormittags 1/.10 Uhr u
nachmittags 1/=3 Uhr, Ernſt Ludwigsſtraße 9.
Druck und Verlag: 2. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudo
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Will
Kuhle, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
[ ← ][ ][ → ] armſfädter Tagblatt
Zur Einführung der Rentenmark.
Die Ausgabe der Rentenmark wird trotz der durch den Berliner
endruckereiſtreik hervorgerufenen Störung doch pünktlich am 15.
No=
ber beginnen. Allerdings iſt zu berückſichtigen, daß die
Reichs=
kerei an drei Werktagen faſt gar nicht und am 4. Tage mit größe=
Einſchränkungen Rentenmark drucken konnte. Das bedeutet
immer=
einen Produktionsausfall von zirka 150 Millionen. Um die
Aus=
am 15. Nodember in die Wege zu leiten, wurde, wie der Deutſche
delsdienſt erfährt, zunächſt der Reichsregierung ein verzinslicher
dit in Höhe von zirka 80 Millionen Nentenmark zur Verfügung
Ut, wvovon ſchon Beträge nach der Provinz vor mehreren Tagen
ſickt wurden, um überall am 15. November mit der Auszahlung der
te in wertbeſtändigem Geld an Reichs= und Landesbeamte, An=
Ute uſw. beginnen zu können. Allerdings werden vorläufig nur
Trozent des Lohnes in Rentenmark gezahlt. Von Woche zu Woche
man die Quote ſteigern zu können. Den nach dem Geſetz dem
h zu gewährenden zinsloſen Kredit von 30 Millionen Rentenmark
dieſes vorläufig noch nicht in Anſpruch genommen. Mit der
Aus=
von Nentenpfennigen ſoll ebenfalls ſchon begonnen werden. Es
den bereits Verhandlungen zwiſchen der Deutſchen Rentenbank,
Reichsſinanzminiſterium uſw. über die Frage geführt, ob die
Ren=
tark ſofort an der Börſe nach Art ausländiſcher Zahlungsmittel
ert werden ſoll oder man verſuchsweiſe die Bildung eines Verhält=
S zur Papiermark dem freien Verkehr überlaſſen will.
Handel und Wandel in Heſſen.
spd. Motorenfabrik A.=G., Darmſtadt. Die Geſellſchaft
ft zum 27. November ihre Generalverſammlung ein. Die
Tages=
ung umfaßt die Regularien ſowie einen Antrag auf
Kapitalserhöh=
ohne. Angabe des Betrags. Das Grundkapital beträgt zurzeit
tillionen Mark.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
spd. Emag, Elektrizitäts=A.=G., Frankfurt a. M.
ab. G.=V. genehmigte die Kapitalserhöhung zum Zwecke der
Ver=
ung der Betriebsmittel um 11 auf 220 Mill. Stammaktien und um
f 2 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Die Vorzugsaktien ſollen in
ſteuer=
n Fällen künftighin 30faches Stimmrecht haben. Die
Dividendenbe=
igung der Aktien läuft ab 1. 1. 23. Die Stammaktien werden von
n Konſortium, unter Führung der Tellus A.=G., Frankfurt a. M.,
000 Prozent übernommen, mit der Verpflichtung, ſie den
Stamm=
nären im Verhältnis 1:3 anzubieten zum Preiſe von 40 Dollar=
Die reſtlichen Aktien werden im Auftrag der Verwaltung
ver=
et. Die Vorzugsaktien werden zu 1 Mill. Prozent ausgegeben.
spd. Motorenwerke, München=Mannheim, A.=G. Die
j. vom 12. November genehmigte die Kapitalserhöhung um 340 auf
Mill. Mk. Den Aktionären wird kein geſetzliches Bezugsrecht
ein=
umt. Die neuen Aktien ſind ab 1. 1. 23 dividendenberechtigt. Sie
n nicht unter 750 000 Prozent ausgegeben werden. Die
Begebungs=
igungen ſind dem Aufſichtsrat überlaſſen.
Banken.
spd. Hanſa=Vank e. G. m. b. H., Frankfurt a. M. Det
25. November einzuberufenden G.=V. wird die Auflöſung zwecks
jandlung in eine Aktiengeſellſchaft vorgeſchlagen. Die neue A.=G.
mit einem Kapital von 200 Mill. Mk. ausgeſtattet werden. Nach dem
chlag der Verwaltung werden je eine Inhaberaktie zu nom. 1000
k auf je 1000 Mark Anteilſumme gewährt, wenn die Einzahlung vor
1. 6. 22. erfolgt iſt. Erfolgte die Einzahlung zwiſchen dem 1. 6.
dem 31. 12. 22. ſo wird je eine Aktie auf 3000 Mark Anteilſumme
ihrt. Für Einzahlungen nach dem 1. 1. 23. bis zum 30. 6. 23. iſt
ne Aktie auf 9000 Mark Anteilſumme vorgeſehen. Auf
Einzahlun=
nach dem 1. 6. 23. fällt eine Aktie auf 50 000 Mark Anteilſumme.
Handelsbiatt
15. November 1923 Nr. 316
Warenmärkte.
spd. Ferkelmarkt in Gernsheim am Rhein. Der
Markt war mit 21 Ferkeln und vier Einlegern beſchickt. Der Preis
be=
trug pro Stück: Ferkeln 2 Billionen; Einlegern: 4,5 Billionen. —
Ten=
denz: Gut. Am Mittwoch, den 21. November, wird der nächſte
Ferkel=
markt abgehalten.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hielt die feſte Haltung an. Das Angebot vom Inland blieb klein, da
die Landwirte bei der ſchönen Witterung hauptſächlich Feldarbeit
ver=
richten. Die Umſätze waren beſchränkt, zumal Goldanleihe knapp iſt
und die Landwirte Papiermark nicht nehmen. Eine Stütze hatte die
Feſtigkeit außerdem an der dauernd großen Kaufluſt des Weſtens
be=
ſonders für Hafer und Gerſte. Provinzmühlen, hauptſächlich ſchleſiſche,
waren beſtrebt, Roggen zu kaufen. Weizen war ſeitens der hieſigen
Müllereien begehrt. Weizenmehl hatte ruhiges Geſchäft. Für
Aus=
zugsmehl und Gries zeigte ſich beſſere Nachfrage. Roggenmehl war in
ſiebziger Qualitäten mehr geſucht. Kleie, Futtermehl, Oelkuchen und
Futtermittel waren feſter.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 14. November
1923. (Eigener Bericht.) Die Erleichterung am Geldmarkte, die ſich
bei Wochenbeginn durchſetzte, konnte weitere Fortſchritte machen und der
Satz für tägliches Geld wurde heute mit zweieinhalb Prozent feſtgelegt.
Wohl hauptſächlich infolge dieſes Umſtandes machte ſich bereits im
geſt=
rigen Abendverkehr eine leichte Befeſtigung am Effektenmarkt bemerkbar
und heute früh vorbörslich konnte ſich das Kursniveau weiter kräftig
er=
holen. Neben der Flüſſigkeit des Geldmarktes finden die Ziffern des
Reichshaushaltes über die abgelaufene Dekate, die geſtern bekannt
wur=
den, Beachtung, die mit ihren Trillionen=Ziffern für die ſchwebende
Schuld ein erſchreckendes Bild der fortſchreitenden Inflation und der
Defizitwirtſchaft geben. Auch die aus dem Ausland kommenden, ſtark
ermäßigten Markkurſe beeinflußten die Tendenz. Unter dieſen
Um=
ſtänden eröffnete die heutige Börſe mit kräftig erholten Kurſen, die ſich
allerdings ſpäter infolge von Realiſationen wieder etwas ermäßigten.
Die Grundtendenz blieb indeſſen feſt und die Börſe ſchloß nach
vor=
ibergehenden mäßigen Schwankungen im großen und ganzen etwa auf
Baſis der Anfangskurſe. Von Auslandsrenten eröffneten Zolltürken
mit 22,25 plus 13,25, II. Bagdadbahn 24 plus 5,5, 4½proz. Rum. 5
plus 1,25. Die Aktien des Anilinkonzerns und die übrigen führenden
chemiſchen Werte erhöhten ihre Kurſe zur erſten Notiz um 2 bis 5
Billionen. Auch der Elektr.=Aktien=Markt lag gut erholt:: A.E.G. 11
plus 4, Bergmann 15 plus 3, Lahmeyer 10 plus 2,5, Licht u. Kraft 12
blus 3. Starke Erhöhungen wies auch der Markt der Maſch.=Akt. auf:
Kleher 2,6 plus 1, Eßlinger mit 6 mehr als verdreifacht, Pokorny 4,5
verdreifacht, N. S.U. 4,2 verdoppelt. Von Montanwerten konnten ſich
beſonders die an der letzten Börſe ſtärker in Mitleidenſchaft gezogenen
Papiere erholen: Buderus 18 plus 10, Deutſch=Lux 70 plus 17,
Rhein=
ſtahl 50 plus 8, Phoenix 50 plus 10, Mannesmann 46 plus 11,
Har=
pener 90 plus 8. Wertbeſtändige Anleihen gleichfalls befeſtigt:
Baden=
kohlen 21, Sächſ. Braunkohlen 4,5, Walchenſee Gold 2,25. Auch am
Einheitsmarkt überwogen die Kursſteigerungen: Eiſenmeyer 2,4 nahezu
verdoppelt, Jetter u. Scherer 35 plus 10, Feiſt Sekt 1 plus 0,6,
Pro=
metheus 1,/4, Roeder, 1,8. Der freie Verkehr tendierte ebenfalls nach
oben, man hörte hier: Allg. Bankverein 100/100, Beckerſtahl 14,5/15 000,
Beckerkohle 15/16 000, Benz 3/4000, Brown Boveri 2500, Georgi 200,
Growag 400/425, Hanſa Lloyd 1900, Karſtadt 1000, Kreichgauer 180/190,
Mez Söhne 2500, Meher Textil 700, Ufa 3/3750.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 14.
Nobem=
ber. Tendenz: Infolge der unſicheren Währungsverhältniſſe fallen die
Notierungen aus.
spd. Zulaſſungsanträge an der Frankfurter
Börſe. 25000 Kuxe der Gewerkſchaft Deutſchland zu Oeksnitz im
Erz=
gebirge. — 117 100 000 neue Stammaktien der Bank für Brauinduſtrie.
— 90000 neue Stammaktien der Vereinigten Schuhfabriken Berneis=
Weſſels A.=G. in Augsburg=Nürnberg.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die
bedeu=
tende Steigerung der Deviſenkurſe hatte naturgemäß die Hinaufſetzung
des Kursſtandes an der Effektenbörſe zur Folge. Die Steigerungen
ent=
ſprachen in ihrem Umfange aber keinerswegs der Erwartung, da die
Notwendigkeit der Geldbeſchaffung im Zuſammenhang mit der
andau=
ernden Teuerung und der ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage vielfach
Ver=
kaufe, namentlich auch aus der Provinz, veranlaßte. Die Kursgeſtaltung
war daher äußerſt unregelmäßig. Vereinzelt ergaben ſich auch
Ab=
ſchwächungen, wie z. B. bei Ludwig Löwe, Karlsruher Induſtrie und
Motorenfabrik Deutz. — Der Verkehr litt außerordentlich durch die
Unluſt und Unſicherheit, weil Befürchtungen hinſichtlich der Fortdauer
des Buchdruckerſtreiks, ferner die unklaren innerpolitiſchen Verhältniſſe
eine gewiſſe Unſchlüſſigkeit hervorriefen und die Unternehmungsluſt ſtark
beeinträchtigten. So erklärt es ſich, daß auch ſpäterhin trotz der
fort=
geſetzten Steigerung der Deviſenpreiſe die Kurſe meiſt abbröckelten.
Her=
vorzuheben iſt die Feſtigkeit des Schiffahrtsaktienmarktes, wo Paketfahrt,
Norddeutſcher Lloyd und Rolandlinie beträchtliche Gewinne erzielten.
Deviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.
Geld M 74 No
Geld Wee
Brief Amſterdam=Rotterdam B19200000— 320800000— 773800 00 — 481200000.— Brüſſel=Antwerpen ....." 39900000.— 40100000.— 59830000.— 60150000.— Chriſtiania . . . . . . . . . . . .. 23690/ 00.— 124310 00.— 18154 1000.— 182455009 — Kopenkagen .... 143640000.— 1443 0000 215460060.— 216340 00.— Stockholm ...
Helſingfors ... 221445000.—
2.-74 7000.— 2225 35000
234 7000.— 331170000.—
3 516000.— 34230000. —
3368 4000.— Italien. ... 33910000. 360 00/0 — 538 5000.— 54135000.— London ... 3690750000. 370 250000. 54862 0000. I 5513450000. New=York. 1337900000.— 842100000.— 12568/ 00. 26315/ 000. Paris 47880000.— 48120000.—1 69825000 — 7017009 — Schweiz 147630000.— 48370000. 219450000.— 220550000.— Spanien 169 72-000.— 110275000 — 163590000.— 164 410000.— Wien (i. D.=Oſterr. abg.) 11970.— 12030.— 17455.— 18045.— Prag .. 24 39000 — 24461000.— 359 0000.— 36090000.— Budapeſt 4390.— 44110. 653.— 6165.— Buenos=Airet 263340000.— 264 660000.— 833900 1000 —. 401000000 — Bulgarien 182000.— 721 000.— 9975000.— 100 25000.— Japan 402990000.— 5010000.— 6044 5000.— 60 513000.— Rio de Ja 73815000.— 74180000.— 1077 0000 — 108270000 — Belgrad. 9775000.— 9825000.— 14364000.— 14436000.— Liſfabon. 31920000.— 32030000.— 47880000.— 48120000.
Berliner Kurſe.
Sämtliche Zahlen
(Eigene telegr. Meldung.)
verſtehen ſich mit 1000000000.
Aktiengeſ. für Anilinf:
Aſchaffenburger Zellſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch
Ber..=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .. . . .."
Braunkohlen=Brikett
Bremer Vulkan ....."
Wolle. .... . . . .
Chem. Heyden ........
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel..
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel.
Deutſche Erdöl.
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Berlin=KarlsruherInd.
Do nersmarckhütte.
Dynamit Nobel ..
Elberfelder Farben".
Elektr. Lieferung
R. Friſter.
Gaggenau Vorz. ..
Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen.
2300 14. 11
11000 Han. Maſch.=Egeſt.. . 12. 11 10000 20300 Hanſa Dampfſch.. . . . 16000 3000 4000 Hemoor Zement. 50,0 4500 Hirſch Kupfer.. .. 48000 4000 9000 Höſch Eiſen ..... 54000 Hohenlohe Werke 45000 14000 16300 Kahla Porzellan. 9000 Lindes Eismaſch.. 3000 Lingel Schuh .. 2000 5600 4250 Linke & Hofmann 30000 21000 23000 L. Loewe & Co. 20000 10800 10000 G. Lorenz. 3000 5.00 5 00 Meguin...." 8000 N. Lauſitzer Kohle, 19000 475300 80000 Nordd. Gummi 600 Orenſtein 12504 25000 35000 Nathgeber Wagg 43000 50000 Rombacher Hüttter 38 Roſitzer Zucker 20000 7300 10500 Rütgerswerke 15000 19000 21000 Sachſenwerk. 3700 6000 Sächſiſche Gußſtah= 1900 2200 Siemens Glas. 2700 3800 6000 Volkſtedter Porzellan 3500 25010 20000 Weſtf. Eiſen Langendreer 8000 9600 Wittener Gußſtahl 25000 8009 Wanderer=Werke 7600
14. 11.
20000
—
50000
65000
30000
9000
4000
1500
25000
22000
4250
14000
650
15000
10500
31000
31000
19000
2000
3000
3500
28000
10000
Frankfurter Kursbericht vom 14. November 1923.
irmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Die Notierungen ſind in Milliarden 9z ausgedrückt.
opäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
Teichsanleihe. . ..........
r=Goldanleihe .... .....
r=Schatzanweiſungen ..."
1V. und V. Schatzanweiſ.
VI.—IK.
*
prämienanleihe ........."
igsanleihe. . . . . . . .. ... .."
Breuß. Konſols ........."
Jad. An unk. 1935......
v. 1907... . . .
Zayern Anleihe ........."
.........
beſſen u. 1924 ......."
Bürttemberger ........
b) Ausläudiſche.
Sosnien L.=E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
„ v. 1902..... . .. ..."
Zulgar. Tabak 1902 .....
Griech. Monopol ......"
Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 ......
Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
1914 ........... ......
Oeſt. Goldrente ........."
„ einheitl. Rente ....."
Rum. am. Rente v. 03 ..
„ Goldrente v. 13 ...
„ am. „ konv. ...."
*. „ „ v. 05 ...."
Fürk (Admin.) v 1903 ..
(Bagdad) Ser. I..
„II.."
„ v. 1911. Bollanl. ..
ung. Staatsr. v. 14....
„ Goldrente ......."
„ Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....."
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. ...
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. ..
„ konſ. innere ....."
„ Irrigationsanleihs.
Tamaulipas. Serie 1 ...
blig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. .. . . . . .
Gal. Carl Ludw. Bahn ..
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
.
„Neue.
Oeſt. Staatsb. v. 1883....
Jeſt. Staatsb 1. b 8. Cm.
12.11
4000
000
950
6250
1000
2500
16000
18500
19000
1750
2750
3750
400
14. 1I.
4500
2000
300
950
2000
19000
21000
22250
4750
300
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
2 Oeſt. Staatsb. 9 Em ..
Oeſt. Staatsb v. 1885 ...
3%. Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
4% Rudolfb. (Salzkammerg.)
4½% Anatolier I............
32 Salon Conſt. Jonction.
8% Salonique Monaſtir .....
52 Tehuantepee .. . ...... . . .
4½½ „ ....
Pfandbriefe.
40 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
„.
42 Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
429 Pfälz.
„ 1922...
42 Nhein.
„ 1923 ...
3½%0
„ verl. ...
12 Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 . ...........
tz der hohen
Lederpreife
42 Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſf. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
170 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deuntſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½‟ Darmſt. v. 1905 .......
49 Fronkfurt v. 1913 ..... ..
3½% „ v. 1903 ......"
42 Mainz. v. 1919 bis 1926
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50o Bodenwerk=Kohlwert=A. l.
6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe
5%
Roggenwert=Anl.
52 Sächſ.Braunk. Anl. Ser.1 u. I
Bank=Rktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbanf ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſeliſchaft . . . . .... .
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . .. .."
Mitteldeutſche Creditbank .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. . .. . .. . . . ..."
Rhein. Creditbank .. . . . . . .. . ."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank .. . . . . . . . . . . . . . .. .."
Wiener Bankverein ........."
Gerowerks=Aktien.
Berzelius.... . .. ...........
Bochumer Bergb. ..... . .. . .
Buderus.... . . . . . . . . . . ... . .."
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler, Berowerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. ..... .. .
Harpener Bergbau .........."
Kaliwer le Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......"
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Lothringer Hütte.....
Mannesmann Nöhren.......
Mannsfelder ..
Oberbedarf ........."
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ..
Bhönir Bergbau ...
Rhein. Stahlwerke.
Riebeck Montan.. . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte. . . . . . . . . .
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien.
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München .......
Schöfferhof (Binding) ........"
Werger ..................."
Miumulgt. Derin.
Adler & Oppenheimer ......
Adlerwerie (v. Kleyer).......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ...."
Badenia (Weinheim).
.....
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad Maſchf. Durlach .......
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen".
Baſt Nürnberg .............
Bahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel Caſſel) .......
Bergmann El. Werke ........
Bing Metallwerke. .... . . . . ..
Brockhues, Nieder=Walluf... .
gementwerk Heidelberg .....
Karlſtadt ......."
Lothringen (Metz).
Chem. Werie Albert .........
„ Griesheim Elektron ....
Mayer Alapin. . . . . . . .
Weiler=ter=mer ........
Daimler Motoren
.
Deutſch. Eiſenhandel Berlin
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm). . . . . . .
Düſſeld.=Natinger (Dürr.) ...."
Dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern .. . ..
Eiſenwerk L. Meyer fr. ......
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ........
Licht und Kraft ......
Elſäſſ Bad. Wolle........ . . ..
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill- &. Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke .... . . . ......"
Eßlinger Maſchinen ........."
Ettlingen Spinnerei ... ......"
Faber, Joh., Bleiſtift.. .. . .. ..
Faber & Schleicher.........."
Fahr, Gebr., Birmaſens. . . . . .
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas. .. .. . . . . .. ."
Frankfurter Hof......"
Flf. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs. Waggon Stamm.. . ..
Zanz, Ludwig Muinz .......
Geiling & Cie. ..............
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt Th.............."
Greffenius, Maſchinen Stamml
Gritzner Maſchin. Durlach ...."
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturen .........
Hindrichs=Auffermann . . . . . . .
Hirſch Kupfer u Meſſ.... .. .. ."
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............
Holzverk Induſtr. ..........
Hotel A.=G., München ......."
Hydrometer Breslau... . . . . . .
Fnag.. . . . . . . ...... . .. ......
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. .. . . . ."
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............
Lech Augsburg .............
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw ........"
Lux’ſche Induſtrie ........"
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ...........
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul.. . .. . . ..
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deuß ..........
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
leawerke Frankfurt a. M.
Peters. Union Frankfurt a. M.
Pfalz. Nähm., Kahyſer........
Philipps A.=G. .. . . . . . . . . . . ..
Porzeilan Weſſel ............
Reiniger, Gebbert & Schall..
Rhein. Eleltr. Stamm. . . . ..
Rhein Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen .........."
Niedinger Maſchinen .. .. . . .
Rückforth, Stettin .........
Rütgerswerke ..............
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau .........
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabril. . . . . . . ..
12 11
400
1590
8000
1500
900
(00
600
14030
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8000
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2750
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1000
1800
1300
4500
8000
15000
800
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1000
750
5000
4000
14. 11.
1000
1500
3000
4500
2100
900
600
26000
15 0
15000
7500
15000
4500
2000
3600
3100
4 000
5000
17400
1500
14000
3800
4850
7500
3000
4000
1200
12000
7000
5500
1500
6000
4000
7000
2500
15000
600
1000
1300
20000
6000
3750
800
7000
900
1250
2000
2600
2000
7000
7000
16000
8000
1000
19000
2000
3000
12000
6009
Schuckert Elektr. ( Nürnbergl.
Schuhtabrik Berneis=Weſſel
Schuhfabrit Herz.
Schuhf Jeander Offenbach ..
Seilinduſtrie Wolff
Sichel & Co., Mainz
Siemens Elektr. Betriebe „..
Siemens Glasinduſtrie ....
Siemens & Halske ... .. ..."
Stöckicht=Offenbach=Gummi..
Südd. Handelsvereinigung. . ..
Süddeutſche Immobilien ..
Thüringer eleft. Lief.-Geſ.. Gotha
Uhrenfabrik Furtwängler .....
Veithwerke in Sandbach .....
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
„ Gummifabr Bln.=Frkf.
„ Pinſelfabr. Nürnberg.
Ultramarin ..... ....."
Zellſtoff. Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge....
Stämme. . .
Voigt & Haeffner Stämme. . . .
Voltohm Seil ..............."
Wahß & Freytag .. ........."
Wegelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Waldhof Stamm.. . . .
Zuckerfabr. Waghäufel ......."
Frankenthal ......"
Heilbronn ........"
Offſtein .. . . . . . .."
Rheingau ........"
Stuttgart ..
Transport=Aktien.
Schantung E. B. .........."
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei...
Hapag (Paketfahrt) .........
Nordd. Lloyd ........... . ...
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Mare Rie
Bahnbedarf................"
Dampfkeſſel Rodberg........
Helvetia Konſervenfabrik. . . ..
Gebr. Lutz ..."
.. .
Motorenfabrik Darmſtadt ....
Gebr. Roeder ...............
Venuleth & Ellenberae
Annotierte Aktien.
Beckerkohle ............ .. ...
Beckerſtahl ................
Benz.......................
Brown Boveri .............
Cont. Handelsbank .. ... ....."
Growag. .. . . . . . . . .. . .......
Hanſa Lloyd ...
Kabel Rheybt
Karſtadt R. .............. .."
Petroleum, Dtſche. ... . . . . . ..
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Kurtz, Rheinſtr. 32.
Seite G.
Darmſtädlet Zngblatt, Donnerstag, den 15. Nobember 1923.
Liebe und Pflicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verboten.)
14)
Wie groß war deſſen Ueberraſchung, als er, ins Bewußtſein
zurückgekehrt, den ſo herzlich geliebten Freund mit tränenvollen
Augen und ſchmerzlich gerungenen Händen neben ſich knien ſah.
„Du, mein guter Leuthold,” rief er, „biſt Du es wirklich?”
„Dein Leuthold, ja, ich bin es. Biſt Du beſchädigt?”
Hubert ſtand auf. „Habe keine Sorge — — ich bin glücklich
davongekommen. Gottlob, daß ich Dich hier treffe.”
Er ſchüttelte ihm innig die Hand und trocknete ſich dann den
kalten Schweiß von der Stirne. Leuthold fiel ihm um den Hals
und ſchluchzte laut an ſeiner Bruſt aus Freude, ihn gerettet zu
ſehen.
„Du willſt hinauf ins Schloß?”
Leuthold bejahete es.
„Um alle Schätze der Erde nicht!” rief Hubert aus und ſahe
ſchen zurück auf den Weg, als fürchte er Verfolger. „Komm!
nur wenige Worte!”
Er zog ihn durch verſchlungenes Gebüſch weitab von dem
Weg.
„Hier ſind wir ſicher. Auf das Schloß darfſt Du
nimmer=
mehr.”
„Ich muß. Der letzte Wille des Obriſten, dem ich zu folgen
verſprach, gebietet mir’s.”
„Erſt höre mich, dann wirſt Du Deinen Entſchluß ändern.
Als ich Dich in jenem Turme verließ, um Nahrung zu holen,
kam ich in ein Dorf, woo es mir gelang, hinreichende Speiſen
auf=
zutreiben. Froh kehrte ich zurück, aber der Weg war weit und
der Schnee hatte die Pfade unkenntlich gemacht; ſo geſchahe es,
daß ich mich verirrte und noch vergebens den Ort Deines
Aufent=
haltes ſuchte, als ſchon längſt die nächtliche Dunkelheit die
Un=
ſicherheit meiner Schritte vermehrte.
Meine Lage war grauſam. Die Sorge um Dich peinigte mich
nicht weniger als Kälte und Ermüdung. Der aufgehende
Mond zeigte mir deutlich eine von ihren Bewohnern verlaſſene
Köhlerhütte. Hier erwartete ich den Anbruch des Morgens.
Wieder ſuchte ich den ganzen Tag in der menſchenleeren
Ein=
ſamkeit; — endlich erblickte ich das alte Gemäuer, — ſchon von
weitem rufe ich Deinen Namen; die öden Mauern geben mir
keine Antwort. Ich trete mit banger Ahnung in das
Turm=
gemach, in welchem ich Dich verlaſſen hatte: Du warſt
ver=
ſchwunden.
Nachdem ich das ganze Gemäuer vergeblich durchſucht hatte,
begab ich mich auf den Rückweg in trauriger Ungewißheit über
Dein Schickſal, doch einigermaßen durch den Gedanken getröſtet,
daß Du, durch meine lange Abweſenheit getäuſcht, an meinem
Wiederkommen verzweifelt und den Weg nach dem Schloß
Tiefenbrunn eingeſchlagen haben möchteſt. Dorthin lenkte auch
ich meinen Wanderſtab, um ſo mehr, da ich hörte, daß mir der
Weg in die liebe Vaterſtadt durch feindliche Truppen verſperrt
ei. Ich kam an — und fand Dich nicht!“
Hier fiel ihm Leuthold in die Rede und berichtete ihm das
ſchon oben Erzählte.
Hubert war froh ergriffen bei der Nachricht, daß ſeine
be=
tagte Mutter noch lebe, und fuhr dann folgendermaßen fort:
„Noch ehe ich auf Tiefenbrunn angekommen war, hatten
mir die Bewohner eines in der Nähe gelegenen Dorfes d.
mutigendſte Schilderung von dem Charakter des neuen
herrn gemacht. Man hatte nach der Lützener Schlacht die
richt von dem Tode des Obriſten erhalten, und da kurz
auch deſſen Vetter, welcher bisher das Schloß verwaltete,
ben war, ſo beeilte ſich ein entfernter Verwandter, Beſi
der Erbſchaft zu ergreifen, die ihm auch beim Mangel n
Erben gerichtlich beſtätigt wurde. Was ich von ſeinem
und ſeiner deſpotiſchen Willkür hörte, war zwar nicht ge
mich zum Beſuche des Schloſſes einzuladen, aber der Ge
Dich dort zu finden, gab mir den Mut, alle Warnungen z
achten, und jetzt, da ich Dich wiederfand, reuen mich die
nicht, welche mich ſeit meinem Eintritt in die Burg betraf
Der neue Eigentümer empſing mich mit gleißne
Freundlichkeit und fragte mich mit anſcheinender Güte nad
nem Begehren. Ich erzählte offenherzig, was mich her
und als er mich einlud, einige Zeit bei ihm zu bleiber
Deine Ankunft zu erwarten, willigte ich gern ein, denn
erſchöpfter Körper bedurfte der Erholung. So hielt ich
vierzehn Tage, und als ich Dich immer noch nicht den
zum Schloſſe heraufkommen ſah, erwachte die Sehnſucht na
Mutter und der heimiſchen Erde ſo unwiderſtehlich in
mi=
ich vor den Freiherrn trat, ihm für die gaſtliche Aufnahme
und um die Erlaubnis bat, meinen Weg fortſetzen zu dürf
Wie ward mir aber zu Mute, als er mich mit einem
ſeligen Blick anſtierte und ſagte:
„So nicht, mein Freund. Hat Dir das faule Leben
behagt, ſo verdiene jetzt auch die Koſt, mit der Du Dich ge
haſt. Du bleibſt. Ich brauche Deine Dienſte, denn der alt
Nepomuk verzehrt ſchon halbes Gnadenbrot: Du kommſ
grade zu gelegener Zeit.”
(Fortſetzung fol
Grm
Ver
Die glückliche
Ge-
bort eines Töchter-
Rr anng Miaen 2
Fritz Morian und Frau
Mieze, geb. Watzinger.
Darmstadt, 14, Novbr. 1923
Annastraße 6.
(*27667
Todes=Anzeige.
Nach ſchwerem Leiden entſchlief
geſtern ſanft unſer lieber Gatte
und Vater
Georg Haag
Tapezierermeiſter.
In tiefer Trauer:
Kathinka Haag, geb. Salomon
Kätha Haag.
Darmſtadt, 14. November 1923.
Die Beerdigung findet Freitag,
nachm 2½ Uhr, auf dem
Wald=
friedhof ſtatt. Zuſammenkunft an
der Brücke 2½ Uhr.
(8113
Am Dienstag abend
zum 5 Uhr wurde in d.
Allen Verwandten, Freunden Grafenſtr gegenübe=
und Bekannten, die tieftraurige 7 der Stadtkaſſe, mein
Nachricht, daß unſer liebes, braves
ſchweres, faſt neue
Söhnchen
Tourenrad „Mars”
Walter
geſtohlen. Kennzeich.:
im Alter von beinahe 2 Jahren Fabrikzeichen „Mars
nach kurzem Leiden ſanft dem auf der Vorderſtange,
Herrn entſchlafen iſt.
ſchief. Verbindungsſt.
Die tieftrauernden Hinserbliebenen:
u. hinter. Schutzblech,
ſchwarz. Rahmenb. u.
Familie Ph. Hofmann
Felgen. Pedaie trag.
Saalbauſtraße 28.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die ſchmerzliche
Mitteilung, daß am 10. d. Mts.
auf einer Erholungsreiſe in Madrid
unſere innigſtgeliebte Frau und
Mutter, Schweſter, Schwägerin
und Couſine
geb. Frank
nach kurzem Krankſein infolge einer
Operation ſanft entſchlafen iſt.
Darmſtadt, den 14. Novbr. 1923.
Kahlertſtr. 8, I.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Richard Müller, Oberzollinſpektor
Marie Müller, z. Zt. in Madrid
Marie Frank, Lehrerin, z. Zt. in
Madrid
Dr. Friedrich Carl Frank in Madrid
Poſtſekretär Fleckenſtein u. Frau
Anna, geb. Frank, in Schlitz
Oberamtsrichter Zimmermann u.
Familie in Laubach
Geh. Juſtizrat Kolb u. Familie in
Michelſtadt i. O. (*27671
Die Beerdigung findet Samstag,
17. November, vorm. 934 Uhr, auf F
dem Waldfriedhof ſtatt. (*27665
Heute nachmittag iſt mein lieber
Mann, mein guter Onkel und
Pflegevater
Franz Baeumler
Oberbergrat a. D.
infolge eines Herzſchlags im Alter
von 63 Jahren ſanft verſchieden.
In tiefer Trauer:
Agnes Baeumler, geb. Weyland
Margarethe Schleifenbaum.
Darmſtadt, 13. November 1923.
Die Einäſcherung findet in der
Stille ſtatt.
den Namen „Mars”
Freil. u. Rücktrittbr.
An d. Querſt befinden
ſich 3abgeſch Stellen.
Peters,Union
Berg=
reif. „Extra Prima‟,
Auf d. Hinterrad bef.
ſich e, handgeſchmied.
3teil. Gepäckträg. zum
ſeitl. Aufkl. Vor Ank.
w. gew. Für zweckd.
Mitteil. h. Bel. (*27642
Frankenſteinſtr. 61, I.
Hut=Umpreſſerei
Pankratiusſtr. 26)
Das bill.
Weihnachts=
geſchenk iſt ein gut
faſſ. Hut. (*2704
Diejen. Perſ., welche
am 14. 11. geg. 12 Uhr
das Damenrad vor d.
Bankf. Handel u.
In=
duſtrie entwendet hat,
iſt erk. u. wird erſucht,
dasſ. bis ſpät. Sams
rag, d. 17. d. Mts. bei
Welchior, Feldbergſtr
abzugeb., andernfalls
Anzeige erfolgt. ( —,3
Statt Karten.
Auf einer Dienſtreiſe wurde heute vormittag
infolge eines Unglücksfalles mein lieber Mann,
unſer treuſorgender Vater
Herr
Kreistierarzt
im 56. Lebensjahre aus einem überaus
arbeits=
reichen Leben abgerufen.
In tiefer Trauer:
Käte Müller, geb. Keller
Arno Müller und Frau Maja
geb. Kiſſel
(*27645
Heddy Müller.
Höchſt a. M., den 13. November 1923.
Die Beerdigung findet Freitag, den 16. November,
nachmittags 3 Uhr, in Darmſtadt vom Portale
des alten Friedhofes, Nieder=Ramſtädterſtraße, ſtatt.
Königin Karoline
von Engiand
Das tragische Schicksal der Prinzessin
von Braunschweig. 7 Akke.
I. d. H.: Carla Nelsen.
Erich Kaiser Titz. Charl. Willy Kayser.
Lustspiel-Ein age. (*27669dg
ANZUg
Mantel
Kostüm-
lege nach Anzahlung zurück. (*27631
G Hein Laden!
Ernst-Ludwigstr. 5, II.
Verſteigerung.
Freitag, den 16. November ds. Js.,
vormittags ½10 Uhr, u. nachm. ½3 Uhr,
verſteigere gegen ſofortige Barzahlung
28, II. Neckarſtraße 28, II.
Schlafzimmer, kompl., weiß,
Plüſchgar=
nitur, Schränke, Tiſche u. Stühle,
Eß=
ſervice f. 12 Perſ., Zentrifuge,
Herren=
u. Damenkleider, ſowie Haus= u.
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von 2—5 Uhr.
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Einträge in das Handelsregiſter 4:
1. Am 27. Oktober 1923: Neue Firma:
Paul Utſch, Darmſtadt. Inhaber:
Kauf=
mann Paul Utſch. Darmſtadt. 2. Am
23. Oktober 1923: Stern & Herrmann,
darmſtadt: Die offene
Handelsgeſell=
chaft iſt aufgelöſt. Die Firma iſt
er=
loſchen. — Schwalb & Munzig,
Darm=
ſtadt: Die offene Handelsgeſellſchaft iſt
aufgelöſt. Die Firma iſt erloſchen.
Am 25. Oktober 1923: Albert Löb,
Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt auf
die Heſſiſche Wollwarenfabrik
Aktienge=
ſellſchaft, vormals Albert Loeb in
Darm=
ſtadt, übergegangen. Die Firma wird
hier gelöſcht. — Am 27. Oktober 1923:
Gebrüder Wenz, Darmſtadt: Geſchäft
ſamt Firma iſt auf Michael Hans Wenz,
Kaufmann, Darmſtadt, übergegangen.
Der Uebergang der in dem Betriebe des
Geſchäfts begründeten Verbindlichkeiten
und Forderungen iſt bei dem Erwerbe
des Geſchäfts durch Michael Hans Wenz
ausgeſchloſſen. Michael Hans Wenz
Ehze=
frau, Anna Marie, geborene Stappelton
in Darmſtadt, iſt zur Prokuriſtin
be=
ſtellt. Die Prokura der Dorothea Wenz,
geborenen Bürner, iſt erloſchen. (8025
Darmſtadt, den 30. Okt. 1923,
Amtsgericht Darmſtadt I.
Hochf. gepolſt. neue
Korbſeſſel und Ziſche
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Riedeſelſtr. 39, Manſ.
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Hauptmanns
Anfang 7. Ende 19 Uhr
Preiſe: 50-250 Milliard
Die Nachzahlungen auf
die 2. Hälfte des 2.
Miet=
abſchnitts werden am
Freitag, 16. Novemb
von 9½—12½ und
3½—5½ Uhr,
nur vormittags von
9½—12½ Uhr,
Montag, 19. Nov.
von 9½—12½ und
3½—5½ Uhr erhober
u. zwar für alle Platz
arten der Vollmieten
A u. Dan der
Tages=
kaſſed. GroßenHauſes
für alle Platzarten
der Vollmieten Bu E
und der
Schauſpiel=
mieten a—k an der
Tageskaſſe d. Kleinen
Hauſes, für alle
Platz=
arten d. Vollmieten C
u Ea. d. Hauptiaſſe d.
Heſſ. Landestheaters.
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6. Teil.
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In wildem Ringen.
Heutige Einträge, in das Hande
giſter: Abteilung A: Firma Wehn
Fahr in Darmſtadt. Die offene Har
geſellſchaft iſt aufgelöſt. Geſchäft
Firma iſt auf die Wehner & Fahr A
geſellſchaft in Darmſtadt übergega
Die Firma wird hier gelöſcht. Ab
Neue Firma: Wehner & Fahr Ak
geſellſchaft. Darmſtadt. Gegen
des Unternehmens: Herſtellung und
trieb von Kakao, Schokolade und
ren Waren der Lebens= und Genußm
branche. Grundkapital: 9000000
Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 8.
1923 feſtgeſtellt. Die Geſellſchaft
vertreten: a) wenn der Vorſtand
einer Perſon beſteht, durch dieſe, b)i
der Vorſtand aus mehreren Mitglie
beſteht, durch zwei Vorſtandsmitgl
oder durch ein Vorſtandsmitglied
einen Prokuriſten gemeinſchaftlich.
Aufſichtsrat kann jedoch beſtimmen,
auch wenn der Vorſtand aus mehr
Mitgliedern beſteht, diefe oder ein;
Schluck und Jau von ihnen berechtigt ſind, die Geſellſ
allein zu vertreten. Die Vertretung
fugnis der ſtellvertretenden Vorſta
mitglieder iſt die gleiche wie die der
dentlichen Vorſtandsmitglieder.
ſtand: Fabrikant Walter Wehner
Darmſtadt, Fabrikant Edgar Wehne
Darmſtadt und Kaufmann The
Jaeger in Seeheim a. d. Bergſtraße.
Grundkapital iſt eingeteilt in 900
Samstag, 17. Nob, den Inhaber lautende Aktien zu
10000 Mark, von denen 600 Stück
Nennwert und 300 Stück zum Kurſe
1000% ausgegeben ſind. Der Vorſ.
beſteht je nach Beſtimmung des
ſichtsrats aus einem oder mehreren!
gliedern, deren Beſtellung durch den
ſichtsrat mit Zuſtimmung der Gene
verſammlung erfolgt. Die Berufung
Generalverſammlung iſt im Deutſ
Reichsanzeiger zu veröffentlichen.
Bekanntmachungen der Geſellſchaft fi
durch einmaliges Einrücken im Deurſ
Reichsanzeiger ſtatt. Die Mitgrüf
Walter Wehner Eheleute und El
Wehner bringen in die Geſellſchaft
die der Firma Wehner & Fahr, of
Handelsgeſellſchaft in Darmſtadt, geh
gen und ſeither zu ihrem Geſchäftsbet
verwendeten Grundſtücke, Gebäude, 4
ſchinen und Werkzeuge ſowie das M
die Firma fortzuführen, weiter die
ſchäftsanteile bei der Kakao=Einkaufs
ſellſchaft mit beſchränkter Haftung
der Intereſſengemeinſchaft der Deutſe
Kakao= und Schokoladenfabriken Geſ
ſchaft mit beſchränkter Haftung in Ber
vofür ihnen 6 000 000 Mark, und zw
a) Walter Wehner 150 Aitien, b)Wä.
Wehner Ehefrau 150 Aktien und c) Ed
Wehner 300 Aktien zu je 10000 M
zum Nennwert gewährt werden.
Mitgründer Theodor Jgeger Ehele
bringen in die Geſellſchuft ein 10000
Rohkakao oder nach Wahl der Ge
ſchaft andere Waren im gleichen 9
wofür ſie je 100 Aktien zu je 10000M
zum Kurſe von 10000 erhalten.
Gründer der Geſellſchaft, die ſämt!,
Aktien übernommen haben, ſind: I.
brikant Walter Wehner, 2. deſſen C
ſrau, Ida, geborene Langenſcheidt, 3.
brikant Edgar Wehner, alle in Dar
ſtadt, 4. Kaufmann Theodor Jgel
5. deſſen Ehefrau, Stephanie, gebok
Schlöndorff, beide in Seeh im a. d. Be
ſtraße. Den erſten Aufſichtsrat bild
1. Rechtsanwalt Dr. Friedrich Main
in Darmſtadt, 2. Bankdirektor Hugo Bk
in Darmſtadt und 3. Fabrikdirektor O.
rad Schumacher in Offſtein. Von
mit der Anmeldung der Geſellſchaft.
gereichten Schriftſtücken, insbeſondere?
den Prüfungsberichten des Vorſtan”
und Aufſichtsrats ſowie der Reviſor‟!
kann bei dem Gerichte, von dem P1
fungsberichte der Reviſoren auch bei
Handelskammer Darmſtadt Einſiche
(80
nommen werden.
Darmſtadt, den 7. Nov. 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt