Darmstädter Tagblatt 1923


09. November 1923

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Rummer 340
Freitag, den 9. November 1923
186. Jahrgang

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eines S

4srufung einer nationalen Diktatur.

ſchwehers. Hitler ,Reichsverweſer

Sitsſtreichverſuch im ganzen Reich einmütige Ablehnung findet.
Am gleichen Tage wird in München die verfaſſungsmäßige
riſche Regierung geſtürzt, an dem Poincaré zu neuem
Sage gegen das Reich ausholt. Die innerpolitiſchen Zuſtände
7 Deutſchland ſollen ihm den Vorwand liefern zu neuer Ver=
galtigung
. Gerade dieſer unerhörte Eingriff aber in unſer
f1 liches Leben wird ſo hoffen wir dem deutſchen Volke
G rechten Weg weiſen und auch alle die Volkskreiſe hinter die
Fhsregierung ſcharen, welche bisher ſich noch nicht dazu ent=
74 ßen konnten. Ordnung im Innern, ſcharfe Abwehr nach
aln, das muß die Loſung des deutſchen Volkes ſein.

* Das deutſche Verhängnis nimmt ſeinen Lauf. Am Vorabend
Jahrestages der Revolution hat Herr Hitler in München die
riſche Regierung geſtürzt und ſich ſelbſt zum Lenker der Ge=
e
Deutſchlands erklärt. Eine Wahnſinnstat, deren Folgen
dezu unüberſehbar ſind.
Die franzöſiſche Würgepolitik und ſchwere Mißwirtſchaft im
ern durch Jahre hindurch haben ihr den Boden bereitet.
Man müßte aber an der Zukunſt des deutſchen Volkes verzwei=
wenn
man nicht überzeugt ſein könnte, daß der Münchener

* München, 8. Nov. (Priv.=Tel.) Der heutige Abend hat
inſtünchen den Staatsumſturz gebracht. In einer ungeheuer
Seiten ül füllten und ſchon um 7 Uhr polizeilich geſperrten Verſamm=
Tu im Saale des Bürgerbräukellers hielt der bisherige Ge=
n
)lſtaatskomiſſar Dr. v. Kahr die angekündigte große Rede.
Ger ſie aber noch zu Ende geführt hatte, wurde er plötzlich
oem im Saale anwefenden Führer der Nationalſozialiſten,
Gr, unterbrochen. Ein Sturmtrupp drang in den Saal ein
1 gab eine Anzahl Schüſſe gegen die Saaldecke ab. Es eutſtand
ſe5 ungeheure Unrnhe. Hitler brach ſich durch die Menge Bahn
duf
gefahren /1 erklärte, die Regierung Knilling ſei hiermit
glürzt und die nationale Diktatur ausgeru=
f
! Heute vor 5 Jahren ſei die Revolution angegangen, mit

jerh: Veil

ſerch d heutigen Tage aber ſei ſie beendet. Das Kabinett Knil=
*ix ſei abgeſetzt. Die Miniſter Knilling und Schweyer,
din der Verſammlung anweſend waren, wurden trotz ihres
Peſtes ſofort verhaftet und vorläufig eingeſperrt.
MArdem wurden verſchiedene andere prominente Perſönlich=
k
8:verhaftet.
Hitler teilte mit, daß die neue bayeriſche Regierung bereits
Die Hert
von u. z B1 det ſei.
Landesverweſer iſt Dr. v. Kahr,
Miniſterpräſident Pöhner.
Eine deutſche nationale Reichsregierung werde in
Anchen gegründet. Es werde ſofort eine deutſche natio=
R1 Armee errichtet. Die Leitung der deutſchen Politik über=
nlie
er, Hitler, ſelbſt.
Exzellenz Ludendorff übernimmt die Leitung der deut=
9 Armee. General v. Loſſow wird Reichswehrminiſter.
Oſtv. Seiſer wird deutſcher Reichspolizeiminiſter.
Hitler richtete an die Berſammlung, in der zahlreiche Offi=
31 anweſend waren, die Anfrage, ob ſie mit dieſen Vorſchlä=
9 gleinverſtanden ſei, was mit toſendem Beifall bejaht wurde.
Bauf wurden die als Mitglieder der neuen Regierung vor=
RAlagenen Perfönlichkeiten in den Saal geführt. Sowohl
Rei. wie Ludendorff und Pöhner erklärten ſich in kurzen An=
P hen zur Uebernahme ihrer Aemter bereit. Hierauf erhielt
n! Hitler ein Schlußwort, in dem er erklärte, der Tag, den er
ſE hnlich ſeit 5 Jahren erwartet habe, ſei heute gekommen.
Sperde Deutſchland wieder zu einem Reich der Herrlichkeit
men. Gegenwärtig, in der elften Abendſtunde, iſt der große
des Bürgerbräukellers noch ſtark beſetzt und durch Militär
Aſchloſſen. In der zehnten Abendſtunde bewegte ſich vom
*enbräukeller ans ein gewaltiger Zug von Angehörigen der
Apfverbände mit Fahnen und Muſik nach dem Bürgerbräu=
Nünchen, 8. Nov. Ueber die Haltung der Reichswehr und
24Landespolizei liegen noch keine näheren Meldungen vor.
22 lveiter mitgeteilt wird, ſoll Kahr mit den leitenden Männern
2SBewegung im Bürgerbräu Verhandlungen pflegen. Einer
Aren Meldung zufolge, iſt das Telegraphenamt von der Lan=
2kolizei beſetzt worden. In der Redaktion der Münchener
2 ſten Nachrichten ſind Offiziere der Hitlertruppen erſchienen.

Kundgebung in München.

Nünchen, 8. Nov. In der Bürgerbräuhalle fand heute
2 eine nationale Kundgebung ſtatt, bei der Dr. v. Kahr un=
diederholtem
Beifall ein Manifeſt an die deutſche
ion verlas, in dem er ſich mit dem Marxismus befaßte.
Verſammlung war von zahlreichen Mitgliedern der vater=
ſchen
Verbände beſucht. Von der bayeriſchen Staatsregie=
waren
die Miniſter Dr. Schweyer, Wutzlhofer und Dr.
SSneck erſchienen. Kommerzienrat Zentz ſprach in ſeiner Be=

Abſetzung der bageriſchen Regierung. Inhaftierung Dr. v. Knillings und
Ein Aufruf der Reichsregierung. Abwehrmaßnahnzen gegen den Putſch.

Kabinettsrat in Berlin.
Berlin, 9. Nov. Auf die Nachricht von den Vorgän=
gen
in Bayern berief den Reichskanzler noch in ſpäter
Nachtſtunde die Mitglieder des Kabinetts zu einer Beratung
zu ſich.
Aufruf der Reichsregierung.
* Berlin, 9. Nov. (Priv.=Tel.) Die deutſche Reichsregie=
rung
erläßt folgenden Aufruf an das deutſche Volk:
In der Zeit größter außen= und innenpolitiſcher Bedrängnis
haben ſich Verblendete ans Werk gemacht, um das Deutſche Reich
zu zerſchlagen. In München hat eine bewaffnete Horde die baye=
riſche
Regierung geſtürzt, den bayeriſchen Miniſterpräſidenten
v. Knilling verhaftet, und ſich angemaßt, eine Reichsregierung zu
bilden, den General Ludendorff zum angeblichen Befehlshaber
der deutſchen Armee und Herrn Hitler, der erſt vor kurzer Zeit
die deutſche Staatsangehörigkeit erworben hat, zum Lenker der
Geſchicke Deutſchlands zu beſtimmen. Es bedarf keines Hin=
weiſes
darauf, daß dieſe Beſchlüſſe null und nichtig ſind.
Wer dieſe Bewegung unterſtützt, macht ſich zum
Hoch= und Landesverräter.
Statt unſeren Brüdern im Rheinland und an der
Ruhr zu helfen, die für Deutſchland kämpfen, ſtürzt man Deutſch=
land
ins Unglück, geführdet die Ernährung, bringt uns in die
Gefahr eines feindlichen Einmarſches und zerrüttet alle Ausſich=
ten
auf die Anbahnung wirtſchaftlicher Geſundung. Die letzten
Maßnahmen der Reichsregierung auf währungspolitiſchem Ge=
biet
haben dazu geführt, daß ſich die Mark im Auslande um ein
Vielfaches gebeſſert hat. Alles iſt dahin, weun das wahnwitzige
Beginnen Erfolg hat, das in München verſucht wird.
In der Schickſalsſtunde des deutſchen Volkes und Deutſchen
Neiches fordern wir alle Freunde des Vaterlandes auf, ſich einzu=
ſetzen
für die Bewahrung der deutſchen Reichseinheit, deutſcher
Ordnung und deutſcher Freiheit.
Alle Maßnahmen für die Niederkämpfung des Putſches und
die Wiederherſtellung der Ordnung ſind getroffen und werden
mit rückſichtsloſer Energie durchgeführt.
Der Reichspräſident: Ebert.
Die Reichsregierung: gez. Streſemann, Reichskanzler.
General v. Seeckt Oberbefehlshaber.
Berlin, 9. Nov. Der Reichspräſident hat folgende
Verordnung erlaſſen:
Auf Grund des Artikels 48 der Reichsverfaſſung verordne ich
folgendes:
8 1.
Die Ausübung des mir verfaſſungsmäßig zuſtehenden
Oberbefehls über die Wehrmacht übertrage ich auf
den Chef der Heeresleitung, General v. Seeckt.
8 2.
In Abänderung meiner Verordnung vom 26. September 1923
übertrage ich die vollziehende Vollmacht anſtelle des
Reichswehrminiſters dem Chef der Heeresleitung, Ge=
neral
v. Seeckt, welcher alle zur Sicherung des Reiches
erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat.
8 3.
Die Verordnung tritt ſofort in Kraft.
Berlin, 8. Nov. 1923.
gez. Der Reichspräſident: Ebert. Gegengezeichnet der
Reichskanzler: Dr. Streſemann; der Reichswehrminiſter:
Dr. Geßler.
Die Beſchlüſſe der Reichsregierung.
Abſperrung der bayeriſchen Grenzen.
* Berlin, 9. November. (Priv.=Tel.) Die Reichsregie=
rung
hat wegen der Abſetzung der verfaſſungsmäßigen bayeri=
ſchen
Regierung den geſamten Verkehr nach Bayern
eingeſtellt. Irgendwelche Leiſtungen des Reiches für Bay=
ern
finden bis zur Wiederherſtellung verfaſſungsmäßiger Zu=
ſtände
nicht mehr ſtatt.
Verordnung des Reichswehrminiſters.
* Berlin, 9. Nov. (Priv.=Tel.) Der Reichswehrminiſter
erläßt unter dem 9. November folgende Verordnung: Das Ver=
breiten
anderer als amtlicher Nachrichten über die Münchener

ungsrede den Wunſch aus, daß der Generalſtaatskommiſſar, Sreigniſſe wird hiermit verboten. Zuwiderhandlungen werden
Führer ſein möge in ein neues, beſſeres ſchwarz= nach § 4 der Ausnahmeverordnung beſtraft und führen zum
Verbot der Zeitung.
ß=rotes Deutſchland.

Einmiſchung in inne deutſche Verhältniſſe.
Paris, 8. Nov. Laut Temps hat die franzöſiſche
Regierung ihren Berliner Geſandten beauftragt,
der Reichsregierung mitzuteilen, daß ſie die Bildung einer
diktatoriſchen Regierung in Deutſchland nicht
dulden werde. Der Schritt Peincarés richtet ſich gegen eine
reaktionäre und militäriſche Diktatur.
Am Quai d’Orſay wird uns noch folgendes mitgeteilt:
Frankreich liege es fern, ſich in die inneren Angelegenheiten
Deutſchlands einzumiſchen. Es habe aber die Pflicht, ſein
Augenmerk auf die Möglichkeit eines Regierungswechſels in
Deutſchland zu richten. Ferner müſſe ſie ſich die Gefahr des
Zuſtandekommens einer reaktionären Diktatur
vor Augen führen, die nicht nur den Verſailler Vertrag gefährden
könne, ſondern auch die Gefahr einesnahen Rebanche=
krieges
mit ſich bringe. Herr de Margerie wird in dem Tele=
gramm
, das die franzöſiſche Regierung an ihn richtete, beauf=
tragt
, Herrn Streſemann die Beſorgniſſe Poincarés
in dieſer Frage auseinanderzuſetzen und gleichzeitig den Stand=
punkt
der franzöſiſchen Regierung zu betonen, daß ſich das repu=
blikaniſche
Regime in Deutſchland befeſtigen möge. Man er=
wartet
, daß zwiſchen dem franzöſiſchen Botſchafter und dem deut=
ſchen
Reichskanzler eine Ausſprache ſtattfindet, über die Herr
de Margerie in Paris Bericht erſtatten wird.
Der Schritt der franzöſiſchen Regierung.
* Berlin, 8. Nov. (Prib.=Tel.) Obwohl ſeit mehreren
Tagen ſchon davon die Rede war, daß die franzöſiſche Regierung
beabſichtige, in die innerpolitiſchen Verhältniſſe Deutſchlands im
ungeeigneten Moment einzugreifen, hat die am Spätabend in
Berlin eingetroffene Nachricht von einem bevorſtehenden
Schritt des franzöſiſchen Botſchafters in Ber=
lin
bei Dr. Streſemann außerordentlich überraſcht. Man
hatte trotz der peſſimiſtiſchen Auffaſſung über die Haltung
der franzöſiſchen Regierung in politiſchen Kreiſen
Deutfchlands nicht erwartet, daß Poincaré ſich entſchließen
würde, ſo offen und ungeſchminkt eine Politik des Fauſt=
ſchlags
ins Geſicht zu treiben, wie ſie ohne Verklau=
ſulierung
zum Ausdruck kommt,
indem Frankreich die Umbildung der Regierung in ein
mit Vollmachten ausgeſtattetes Direktorium nicht zu=
laſſen
will. Entgegen jedem politiſchen Anſtandsgefühl
wird hier Herrn Streſemann eine Forderung über=
bracht
, deren Erfüllung gar nichtin der Macht
des augenblicklichen Reichskanzlers liegt,
zumal ihm unter dem ungeheuerlichen Druck
der franzöſiſchen Quälereien im Ruhrgebiet,
der Separatiſtenputſche, der verſuchten Pfalzlosreißung
und der Wiedereinſetzung der militäriſchen Kontrollkom=
miſſionen
ein großer Teil ſeiner politiſchen Machtmittel
entwunden und ſein politiſcher Einfluß in ſtärkſtem
Maße vom Auslande her geſchwächt worden iſt.
Poincaré hat damit der augenblicklichen deutſchen Regierung
und hat damit dem Weiterbeſtehen verfaſſungs=
mäßiger
Zuſtände in Deutſchland ſicher einen
ſchlechten Dienſt erwieſen, denn er hat alle diejenigen
in den Schein des Rechts geſetzt, die ſagen, ſchon aus der Tat=
ſache
, daß Frankreich das Weiterbeſtehen verfaſſungsmäßiger Zu=
ſtände
in Deutſchland fordert, iſt der Beweis dafür gegeben, daß
das Gegenteil zum Heile Deutſchlands ausſchlagen muß. Welche
innerpolitiſchen Wirkungen aus dieſem ungeheuer=
lichen
Druck Poincarés folgen, kann im Augenblick noch
gar nicht überſehen werden, zumal noch niemand die Form der
Ujebermittlung der Poincaréſchen Forderung an Dr. Streſemann,
und noch weniger jemand die Antwort Dr. Streſemanns kennt.
Nach Auffaſſung weiter politiſcher Kreiſe kann Dr.
Streſemann dem franzöſiſchen Botſchafter nur aut=
worten
, daß er ſich derartige Uebergriffe in
innerpölitiſche Verhältniſſe verbittet
und daß die Verſchiebung der politiſchen Linie nach
rechts zum allergrößten Teil auf die Politik Frankreichs
im Laufe des letzten Jahres zurückzuführen iſt, daß es
ſich alſo die franzöſiſche Republik ſelbſt zu=
ſchreiben
muß, wenn heute in Deutſch=
land
Verhältniſſeherrſchen, diein Frank=
reich
Beſorgniſſeerregen können.

Befriedigung in Paris.

* Berlin, 9. Nov. (Priv.=Tel.) Die geſtern abend in
Paris betannt gewordene Demarche der franzöſiſchen Regierung
in Berlin gegen ein drohendes diktatoriſches Regime in Deutſch=
land
hat in allen Kreiſen der Pariſer Bevölkerung Befriedigung
hervorgerufen, da die geſamte franzöſiſche Oeffentlichkeit der of=
fenſichtlich
auf eine derartige Löſung zutreibenden Entwicklung in
Deutſchland mit äußerſter Beſorgnis entgegenſieht. Man erblickt
in einer derartig inneren Umwälzung in Deutſchland die
ſchwerſte Geſahr für die Erfüllung des Verſailler Vertrags und
der Reparationsverpflichtungen, ganz zu ſchweigen von der für
die franzöſiſche Auffaſſung naheliegenden Geſahr eines Revanche=
krieges
.

[ ][  ][ ]

Fatita:. dei D. Robteber 1923.
äidter Tag’lg!

Rummer 31

Kundgebung des bageriſchen Generalſiaats=
Fonzsniſſars von Kahr.
* München, 8. Nov. (Priv.=Tel.) Herr von Kahr hat
heitte abend im Münchener Bürgerbräuſaal die angekündigte
bedeutfame Rede gehalten, der wir folgendes entnehmen: In
München iſt zum erſten Male der Kampf gegen den Marxismus
als ein ipeſentlicher Punkt des Programms deutſcher Zukunft
aufgeſtellt ſorden. Der Ziveck des Kampſes gegen den Marxis=
mus
iſt, die breiten Maſſen für die nationale Staatsgemeinſchaft
wiederzugewinnen und die Ausſtrahlung des Marxismus in
die bürgerlichen Schiehten zu vernichten. Nur ſo iſt die Einheit
der Nation zu errichten. Der Marxismus iſt eine geiſtige Be=
wegung
. Er hat ſich zu einer unerſchütterlichen Herrſchaft übe=
Millionen von Deutſchen emporgerungen. Trotz aller Fürſorge
des Staates durch ſeine ſoziale Politik nahnr die Gefolgſchaft
des Marrismus ſtändig zu. Der Marxismus ſieigert das Be=
gehren
der Menſchen, indem er der allgemein menſchlichen Frei=
heitsneigung
ſchmeichelt. Er erklärt, haß der Menſch auch ohne
eigene Leiſtung bezwv. Leiſiungsſteigerung Anſpruch auf alle
materiellen Güter der Erde habe. Da die Naſſe von dieſem
Gedanken beherrſcht wird, empfindet ſie jede Seſſerung der
wirtſchaftlichen Verhältniſſe nicht als eine dankenswerte Lei=
ſtung
, ſondern als eine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit des
Staates, der ihnen auch bei höchſter Leiſtung nur eine Abſchlags=
zahlung
deſſen bietet, was ſie eigentlich zu beanſpruchen hätten.
Die erſte und wichtigſte Aufgabe, vor der das deutſche Volks=
tum
ſteht, iſt zweifellos die Wiederherſtellung ſeiner Freiheit.
Gelingt es ihm nicht, dieſe lviederzugewinnen, ſo ſcheidet es aus
der Reihe der großen Nationen aus und wird langſam, aber
ſicher verſchwinden. Für den Einzelnen kann es allein die
Lebensidee der freien Nationalgemeinſchaſt freier deutſcher
Männer geben. Nur aus dieſer ſeeliſchen Einſtellung heraus
kann auch die dringlichſte innerpolitiſche Aufgabe gelöſt werden,
die die Zeit uns geſetzt hat, nämlich die Wirtſchaftsidee. Das
wirtſchaſtliche Auswirken des deutſchen Volkes in der gegen=
wärtigen
Zeit beruht darin, daß die Maſſe der deutſchen Bevöl=
kerung
weit über die ſozialiſtiſche Parteizugehörigkeit hinaus die
Geſtaltung ſeines bkonomiſchen Schickſals nicht eigener Tatkraſt
berdanken, ſondern ſie dem Staat aufbürden will. Auf dieſer
pſtzchologiſchen Tatfache beruht die Herrſchaft der ſozialiſtiſchen
Gewerkſchaften und beſonders des Marxismus über die Maſſen;
deun er hat dieſen Grundſatz beivußt zum Sebensprinzip er=
hoben
. Wir können aber auf dem Wege der Stagtsfürſouge di
wirtſcjaftliche Not der Zeit nichr überwinden. Das Probſem,
vor dem wir heute in Deutſchland ſtehen, iſt ein Problem der
Führung. Es iſt falſch, zu behaupten, die Maſſen ſeien nicht
reif zu einem Staatsleben in eigener Freiheit. enn die Maſſen
ſich ſchlecht führen, ſo iſt das ein Zeichen, daß die zur Führung
berufenen Schichten verſagen. Der Gedanke der Freiheit wird
heute gern mit dem der Zügelloſigkeit verwechſelt. Nie iſt ein
klarerer Anſchauungsunterricht über die unlöskaren Zuſammen=
hänge
zwiſchen Volksſchickſal und Einzelſchickſai erfolgt, als in
dieſen furchtbaren Zeiten, in denen das Volk wie der Einzelne
den Abgrund vor ſich ſieht. In der Aufgabe der Schaffung des
neuen Menſchen liegt die ſittliche Berechtigung der Diktakur.
Es iſt die einzige Möglichreit, die Grundlage für die Erziehung
des neuen Geſchlechts freier Deutſcher zu ſchaffen.
Der geſamte Marxismus hat nach fünfjähriger Herrſchaft
verſagt. Er iſt nur noch im Gefühl vorhanden. Es iſt die Auf=
gabe
, die Seelen von ihm zu befreien. Machen wir Deutſchland
zu einem Land, in dem alle Tüchtigen ihre Kräfte entfalten
köonnen. Auf den Grundſätzen der nationalen Freiheit ſoll
Deutſchland wieder auferſtehen.
Pom Reichstag.
Berlin, 8. Nov. Im Geſchäftsordnungsausſchuß des
Reichstages brachte Reichstagspräſident Löbe zur Sprache, daß
in der deutſchnationalen Reichstagsfraktion die Meinung vertre=
ten
worden ſei, daß der Reichstag nach Artikel 24 der Verfaſſung
am erſten Mittwoch des November zuſammentreten müſſe, und
daß in der Nichtberufung zu dieſem Tage eine Verfaſſungsver=
letzung
liege. Demgegenüber betonte der Reichstagspräſident,
daß dieſe Annahme von der irrtümlichen Auslegung des § 24
ausgehe, der nur dann Anwendung finde, wenn der Reichstag
ſeine Sitzungsperiode geſchloſſen habe. Eine ſolche Schließung
ſei aber ſeit dem Zuſammentritt im Juli 1920 überhaupt nicht
erfolgt. Es ſei deshalb in keinem der vergangenen Jahre not=
wendig
gewvorden, ihn am erſten Mittwoch des November einzu=
berufen
; denn er ſei bereits vor November zu ſeinen Herbſttag=
ungen
zuſammengetreten. Die Ermächtigung des Präſidenten
zur Einberufung der nächſten Sitzung werde alſo durch Artikel 24
der Verfaſſung nicht unterbrochen. Der Geſchäftsordnungsaus=
ſchuß
ſtimmte mit allen gegen die Stimme des deutſchnationalen
Abg. Graef=Thüringen der Auffaſſung des Reichstagspräſiden=
ten
zu.

Kag.

Der ſächſiſche Landtag lehnte in ſeiner heutigen Sitzung
ſowohl den Antrag der Heutſchen Volkspartei auf
Landtagsauflöſung wie auch den Mißtrauensantrag
der Kommuniſten mit 48 gegen 48 Stimmen ab. Für
beide Anträge ſtimmten die beiden Rechtsparteien und die Kommuniſten,
dagegen die Demokraten und die Sozialiſten.
Das Wehrkreiskommando V teilt mit: Weimar iſt am 8. Novem=
ber
1923 von Neichswehr belegt worden. Dort traf zu derſelben
Zeir auch der Kommandeur der 3. Kavalleriediviſion, dem die Truppen
in Thüringen unterſtellt ſind, ein.
Auf Anordnung der Wehrkreiskommandantur 3 iſt neben Oehme
auch der Chefredakteur der Telegraphen=Union Kames in Schutz=
haft
genommen worden.
Wie die Chicago Tribune mitteilt, hat der deutſche Geſchäftsträger
dem Quai dOrſah die deutſche Proteſtnote, betr. die Rheini=
ſche
Republik, überreicht. Das Schriftſtück iſt umfangreich und führt aus,
die Reichsbehörden im beſetzten Gebiet an der Aufrechterhaltung der
Ordnung, als bewaffnete Separatiſten die öffentlichen Gebäude angrif=
fen
, gehindert wurden.
Die auf den Stichtag des 6. November berechnete Großhandels=
indes
ziffer des Statiſtiſchen Reichsamts ergibt in Paviermark. bei
einem Dollarkurs von 420 Milliarben, das 129milliardenfache der Vor=
kriegspreiſe
und iſt gegenüber dem Stand vom 30. Oktober um 591,2
Prozeut geſtiegen.
Der Verein deutſcher Zeitungsverleger ſetzte die Schlüſſel=
zahlfür
Anzeigen mit Wirkung ab 9. Notzember auf 200 Mil=
lionen
feſt.
Nach einer Pridatmeldung iſt am Mittwoch dem ſchweizeriſchen Ge=
ſandten
die Antwort der franzöſiſchen Regierung auf
die letzten ſchweizeriſchen Ausführungen in der Zonenfrage über=
reicht
worden. Der Juhalt der franzöſiſchen Note iſt der, daß Frank=
reich
grundſätzlich nicht gegen ein Schiedsgericht iſt, aber am 10. Novem=
ber
die Aufhebung der Freizone zur Tatſache werden läßt, indem es
die Freigrenze an die politiſche Frenze verlegt.
General Smuts iſt am Eamstag nach Südafrika zurückge=
kehrt
.
Von Napoleon bis Poincaré.
Die militariſtiſche Diſtatur in Euxopa.
London, 8. Nob. (Wolff.) Das Arbeitermitglied des
Parlaments Morel ſagte in einer Rede in Dundee u. a., Poin=
caré
und ſeine Generale ſeien zur militariſtiſchen Diktatur in
Europa über den zerſtückelten Körper Deutſchlands geſchritten.
Der etbittertſte Feind Großbritanniens könnte nicht ein diplo=
matiſches
Inſtrument unterzeichnet haben, das der Sicherheit,
den Intereſſen und der moraliſchen Stellung Großbritanniens
in der Welt größeren Schaden zufügte, als der Verſailler Ver=
trag
. Dieſer ſei die furchtbarſte Verletzung in der britiſchen
Geſchichte.
ſehen, wie ſich heute vor unſeren Augen ein umfaſſender Plan
einer Militärherrſchaft entwickelt, der in ſeinen ſorgfältig gezeich=
neten
Zügen mit den Plänen des großen Napoleon vergleichbat
iſt. Nicht eine Unterſuchung der Zahlungsfähigkeit Deutſch=
lands
, eine Weltkonferenz iſt notwendi,, damit Europa beſchäftigen könnte, und über die militäriſchen Vorbereitun
nicht in den Abgrund gleitet. Sie müßte ſtattfinden, auch wenn
Frankreicht nicht an ihr teilnimmt. Großbritannien kann ſich Kommiſſion ihre Macht dazu gebrauchen wolle, die militäriſ
von ſeinem Anteil an der Verantwortlichkeit ebenſowenig los= Kräfte der Zentralregierung zu ſchwächen, ſo würde ſie dad
machen, als es den Wirkungen der Geſchehniſſe entgehen kann, lediglich für neue Unruhen die Tür öffnen. Die Kommiſ
Eine Havgs=Darſiellung.
Paris, 8. Nov. Die Havasagentur veröffentlicht folgende
offiziöſe Erklärung: Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat geſtern
an den franzöſiſchen Botſchafter in Berlin ein Telegramm ge=
richtet
über die innerpolitiſche Lage in Deutſchland. Dieſes
Telegramm hat keineswegs den Charakter einer Drohnote. Die
franzöſiſche Regierung läßt wiſſen, daß ſie ſich in keiner Weiſe
in die inneren Angelegenheiten Deutſchlands einmiſchen wolle,
daß ſie aber die Pflicht habe, ſich mit den innerpolitiſchen Ver=
hältniſſen
zu beſchäftigen, die, wenn ſie ſich entwickeln, zu nichts
weniger führen können als zur Errichtung einer Militärdiktatu;,
die nach Aeußerung ihrer eigenen Anhänger die Annullierung
des Friedensvertrages von Verſailles, die Einſtellung der Re=
parationszahlungen
und die Vorbereitungen des Revanchekrieges
bezwecken. Eine derartige Diktatur würde in Deutſchland er=
richtet
werden, wenn die demokratiſchen Parteien gezwungen
würden, die Regierung niederzulegen. Unter dieſen Umſtänden
hat man den franzöſiſchen Botſchafter beauftragt, der deutſchen
Regierung zur Kenntnis zu bringen, daß die franzöſiſche Re= liche Chaos in Deutſchland mache es unmöglich zu ſagen,
gierung ſich nicht gleichgültig gegenüber einer Lage zeigen könne,
die geeignet ſei, eine ernſte Entwickelung herbeizuführen. Der und zur Ausführung gebracht werden können. Was das Ru
Botſchafter ſoll der deutſchen Regierung ſagen, daß unter den
gegenvärtigen Umſtänden alle Wünſche der franzöſiſchen Re=
gierung
dahin gingen, daß die Konſolidierung einer wahrhaften
Demokratie in Deutſchland erfolgen möge, die nach ihrer Anſicht
das feſte Band für den Frieden Europas und die Proſperität
Deutſchlands ſei.

Die Konferenz verbietet die Rückfehr de.
Kronprinzen.
Paris, 8. Nov. (Wolff.) Die Botſchafterko=
renz
teilt in einem offizieilen Communigué ihrer heu=
Sitzung mit, daß ſie heute die Inſtruktionen veröffent
werde, die ſie am 3. Oktober und am 3. November an den
ſitzenden der interalliierten Kontrollkommiſſion in Berlin.
neral Nollet, gerichtet hat, um die Wiederaufnahme der
beiten der Kontrollkommiſſion in Deutſchlan=
ſichern
.
Die Konferenz hat ferner beſchloſſen, einen Schritt bei
holländiſchen Regierung zu unternehmen und ſie
zufordern, die Ausreiſe des deutſchen Kronprin
von ihrem Gebiet zu verhindern, desgleichen einen So
bei der deutſchen Regierung mit der Aufforderung,
Kronprinzen nicht nach Deutſchland zuzulaſſen,
er auf der Liſte der Kriegsbeſchuldigten ſtehe, deren Auslefer
die Alliierten verlangt hätten.
Paris, 8. Nod. Die Botſchafterkonferenz hat ſich, wie
reits gemeldet, heute vormittag erneut mit der Frage der 9
tärkontrolle in Deutſchland befaßt. Der Sitzung wohnten
Marſchall Foch und ſein Generalſtabschef, ſowie der engl
Militärattaché. Im Gegenſatz zu der heute mittag von H=
verbreiteten
Mitteilung, wonach die Botſchafterkönferenz die
ſtruktionen an General Nollet vom 3. Oktober und 3. Noven
veröffentlichen werde, iſt in Wirklichkeit beſchloſſen worden,
Amtlicher Oollarkurs 631573600000 Wortlaut der beiden, vom 3. Oktober und 3. November datie
Schreiben durch die Botſchafterkonferenz an den deutſchen
ſchäftsträger in Paris zu veröffentlichen.
Havas teilt hierzu ergänzend mit, daß dieſer Beſchluß
Intervention des engliſchen Botſchafters Lord Grewe erfolgt
der auf dieſe Weiſe gegenüber den Falſchmeldungen des
liner Korreſpondenten des Journals über die Form und
Inhalt der Noten den richtigen Sächverhalt, feſtzuſtellen b.
ſichtigte. Der Berichterſtatter habe von ganz beſtimmten Sa
tionen geſprochen, die gegen Deutſchland ergriffen wer
ſollen, und das Blatt hat dieſer Meldung durch Sperrdruck ei
ſenſationellen Anſtrich gegeben.
Engliſche Preſſeſtienmen.
* London, 9. Nov. (Priv.=Tel.) Die Auseinanderſetz
zwiſchen der deutſchen Regierung und der Botſchafterkonfe
Im weiteren Verlaufe ſeiner Rede erklärte Morel: Wir über die Tätigkeit der interalliierten. Militärkontrollkommif
findet in der engliſchen Oeffentlichkeit nur geringes Intereſſe.
Mancheſter Guardian macht darauf aufmerkſam, daß dieſe K
miſſion unter den heutigen Verhältniſſen keinen Sinn mehrh ten Kreiſen
da ſie ſich lediglich mit den Maßnahmen der Berliner Regier
der geheimen Verbände keine direkte Kontrolle habe. Wenn Echwenku
könne nichts anderes tun, als die Berliner Regierung zur (
waffnung der nationaliſtiſchen Verbände auffordern und
würde man ſicherlich in Berlin auch ſehr gerne tun, wenn r
nur wüßte wie. Die Note der Botſchafterkonferenz ſei we
ſcheinlich nur ein erſter Schritt und, wenn die Kommiſſionn
in der Lage ſei, die militäriſchen Beſtimmungen des Verſa
Vertrags durchzuführen, ſo müſſe man ſich fragen, welchen 9
Frankreich oder die übrigen Alliierten ſonſt noch auf Deutſchl
ausüben können.
Poincarés Anweiſungen an den Waſhingtor
Botſchafter.
London, 8. Nob. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſta
der Daily Mail ſchreibt über den Inhalt der ausführlichen A
weiſungen Poincarés an den franzöſiſchen B
ſchafter in Waſhington, Frankreich ſei nicht gene
Deutſchland einen Zahlungsaufſchub bis 1930 zu gewäh=
Poincaré denke jedoch an einen nach Anhang 3, Paragraph 8
Vertrages möglichen Aufſchub bis 1926. Das augenb.
Deutſchland zahlen könne, aber bis 1926 müſſe ein Plan gefun
gebiet betreffe, ſo ſehe Poincaré keinen Einwand dagegen,
der geplante Sachverſtändigenausſchuß die dortigen Verhältn
unterſucht, vorausgeſetzt, daß er nicht zum Ausdruck bringt,
Frankreich das Ruhrgebiet anders beſetzt halte als mit forme
Zuſtimmung der Reparationskommiſſion, einer Organiſation,
über jeder Regierung ſtehe.

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Numen des
theiniſcher
paratiſter

Konzerte.

D. Ein Kamnterkonzert im Kleinen Haus des Landestheaters
war dem Schaffen von Richard Strauß gewidmet. Selten iſt
bei einem hervorragenden Komponiſten der Lebensweg ſo klar
überſchaubar, ſo folgerichtig ſich entwickelnd wie bei ihm, dem
ein großer Teil der modernen Produktion Richtung und An=
regung
verdankt. Ein begeiſterter Verehrer Mozarts, erhält er
durch dieſen Meiſter der Dramatik und der Seelendarſtellung
die wichtigſten Eindrücke der Jugend, bald wird für ihn Wagner
zum Ereignis und ſo entwickelt ſich allmählich im Aufnehmen
und Reproduzieren die eigene Geſtaltungskraft.
Die Celloſonate op. 6, dieſes herrlich friſche Jugendwerk,
zeigt Strauß noch auf dem Weg von Mozart zu Wagner. Im
genialen Aufbau, in der ſprudelnden Erfindung und der ſonni=
gen
Freude könnte man ſie dem Schumannſchen Klavierquintett
an die Seite ſtellen. Die Wiedergabe durch die Herren An=
dreae
und Ro ſenſtock war prachtvoll farbenreich und leben=
dig
, ausgezeichnet abgetönt und geiſtvoll beſeelt. Tritt hier die
Strauß ſche Eigenart noch wenig hervor, ſo fühlt man in dem
Waldhornkonzert op. 11 ſchon deutlich den ſinfoniſchen Meiſter
voraus. Leider läßt ja die Wiedergabe des Orcheſters durch
Klavier Vieles, was für Strauß beſonders charakteriſtiſch iſt, nur
ahnen. Denn der Sinn für blühenden Orcheſterklang, für geniale
Verwendung der Blasinſtrumente iſt auch in den frühen Werken
ſo ausgeprägt, daß die heutige Wiebergabe des intereſſanten
und gedankenreichen Konzertes den Wunſch nach einer Auffüh=
rung
mit Orcheſter im Hörer laut werden ließ. Herr Auguſt
Jaud überwand die bedeutenden Schwierigkeiten der Solo=
ſtimme
mit vorzüglichem Gelingen, und Herr Kapellmeiſter
Roſenſtock ſchöpſte den Orcheſterauszug ſo vortrefflich aus, daß
ſeine pianiſtiſche Leiſtung und die Andeutung des Orcheſter=
klangs
gleich bewundernswert erſchienen.
Herr Alexis af Enehjelm ſang eine Reihe älterer
Lieder des Meiſters und verlieh ihnen durch ſeine vornehme
Vortragskunſt und Stimmfriſche den Reiz unmittelbarſter Wir=
kung
. Wir haben den Sänger leider ſeit längerer Zeit nicht
mehr Lieder ſingen gehört und bedauern das angeſichts der heu=
tigen
vollendeten Leiſtung um ſo lebhafter. Er mußte ſich zu
einer Zugabe verſtehen. Gegenüber dieſen temperamentvollen
hſchöpfungen zeigen die neuen Lieder aus op. 69 den abge=
klärten
Künſtler, deſſen Technik und Formvollendung die gleiche

geblieben iſt und der in melodiſcher Schönhent und eigenartigem
Klangzauber ſeinesgleichen ſucht. Auch die phantaſievollen Be=
gleitungen
entzücken bei Altem wie Neuem, beſonders das
ſchlechte Wetter war von eigenartigem Reiz. Frl. Margarete
Albrecht gab ihr Beſtes und erfreute durch ihre weiche, nie
forcierte Stimmgebung wie durch den feinempfundenen Vor=
trag
. Daß Herr Roſenſtock auch die Lieder ausgezeichnet be=
gleitete
, iſt ſelbſtverſtändlich. So konnten alle Ausführenden
mit vollſtem Recht den begeiſterten Dank der zahlreichen Zu=
hörer
entgegennehmen. Möge doch auch einmal Max Reger
uns durch einen ſolchen Abend wieder nahe gebracht werden.
SA. Das Konzert, das die Städtiſche Akademie für Tonkunſt
zur Feier ihres einjährigen Beſtehens gab, gab deutlich Kunde
von dem prächtigen Geiſt, der in dieſer aufblühenden Bildungs=
anſtalt
herrſcht. Saal und Vorraum waren nicht imſtande, die
Menge der Zuhörer zu faſſen. Viele mußten heimkehren, ohne
Einlaß gefunden zu haben. Die reichhaltige Vortragsfolge
wurde eröffnet durch die Madrigal=Vereinigung des Herrn Dr.
F. Noack. Die Chöre, die durchweg äußerſt tonrein und durch=
ſichtig
, dabei mit warmempfundenem Vortrag wiedergegeben
wurden, waren Kompoſitionen älterer Meiſter, wie J. H. Schein,
Albert Scandellus. Den ſtärkſten Eindruck hinterließ wohl das
Gebet in Todesnot von Jacob Gallus, prachtvoll gegenſätzlich
wirkten dann das Herbſtlied und die Macht der Phyllis
der draſtiſche Humor altdeutſcher Kunſt kam in der packenden
Hühnerhofſchilderung draſtiſch zum Ausdruck.
Es folgte eine Sonate in B=dur für zwei Violinen und
Klavier, vorgetragen von Frl. Dieffenbach, Herrn W.
Heuſer und Frl. Menges. Die vorzügliche Technik aller
Ausführenden ſtand auf gleicher Höhe wie der feine Geiſt, mit
dem das Geiſtige erſchöpft wurde. Hier wie auch bei den anderen
Kammermuſikdarbietungen durfte man ſtaunen, wie das Schul=
gemäße
, Brave ſchon völlig abgelegt war, und ein warmes,
ſelbſtändiges Nachſchaffen alle vereinte. Ebenſo gut gelang das
erſte Klaviertrio in G=dur von Haydn, bei dem Herr O. Klein=
berg
auf der Violine ein temperamentvoller Führer war, dem
ſich Frl. E. Winter und Herr Wenzelberg in feiner An=
paſſung
fügten. Auch die friſche und ins Ohr fallende Serenade
op. 56 von Sinding kam in vorzüglicher Abrundung und tempe=
ramentvoll
aufbauendem Vortrag zu Gehör. In ihr vereinigte
ſich Frl. E. Krenkel (Klavier) mit den bei der erſten Sonate

genannten Violinſpielern. Alle dieſe Darbietungen legten
redtes Zeugnis davon ab, wie ſowohl die künſtleriſche und t
niſche Förderung in den Meiſterklaſſen der Herren Ge
Andreaſſon (Violine), Willy Hutter und Kapellmei
Rehbock (Klavier) als auch die Anleitung zum Kammermu
ſpiel durch Herrn Muſikdirektor W. Schmitt vorbildlich
nannt werden darf.
Die Madrigal=Vereinigung ſang im zweiten Teil nochm
vier Chöre. Trotz der großen Schwierigkeiten verſchiedener
Werke und trotzdem die eine Stimme, wie wir hörten, du
Erkrankungen weſentlich geſchwächt war, gab die kleine S0
nur Beſtes, und es zeigte ſich, daß auch für die Anleitung z.
Dirigieren die Akademie in Herrn Dr. Noack einen erprob
und umſichtigen Chordirigenten beſitzt. In ihrem Wohll
ſchwelgend, erklangen F. Mendelsſohn und Brahms, der fri/
Jägerchor kontraſtiert dagegen ſtark, und den Schluß der
ſänge bildete das St. Martinsfeſt von A. Mendelsſohn, mit
Liebe und Humor und in warmer Verehrung für unſe
heimiſchen Meiſter vorgetragen.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Hans J. Rehfiſch hat ſeine Komödie Kolibri
durchgreifenden Neubearbeitung unterzogen, in welcher das A
durch Vermittlung des Vertriebes Oeſterheld u. Co., Verl
Berlin W. 15, vom Renaiſſancetheater in Berlin, ferner von 1
Stadttheatern Köln, Magdeburg und Brünn zur Aufführt
angenommen worden iſt. Desſelben Verfaſſers Tragd
Chauffeur Martin gelangt noch in dieſer Spielzeit
Deutſchen Volkstheater in Wien zur Aufführung.
Grabbes Napoleon, in der Bearbeitung
Leopold Jeßner, die im Berliner Staatstheater eine große 2
zahl Wiederholungen erlebte und noch in dieſer Spielzeit
vielen Provinzbühnen aufgeführt wird, iſt in Buchform
Oeſterheld u. Co., Berlin W. 15, erſchienen.
C.K. Schließung des Panamakanals. Info
mächtiger Regengüſſe, die in der letzten Zeit das Gebiet
Panamakanals heimſuchten, iſt das Niveau des Gatun=Sees
ungewöhnlich hoch geworden, und wächſt trotz aller Bemühung
zur Ableitung des Waſſers noch weiter an, daß der Kanal
Schiffe nicht befahrbar iſt und geſchloſſen werden mußte.

[ ][  ][ ]

Rummer 310.

2
Rneiniſches Lrrugelssnis.
Die denkwürdige Sitzung des rheiniſchen

Barmen, 8. Nov. Der rheiniſche Provinziallandtag hat
ſeiner heutigen Sitzung eine Entſchließung angenommen, daß
as Rheinland nach wie vor ſich zu dem von ihm wiederholt
ierlich bekundeten Bekenntnis hält, daß die Rheinländer deutſch
ad und bleiben wollen. In der Not des Vaterlandes wollen ſie
ine treuen Glieder bleiben, wie ſie andererſeits erwarten, daß
s Leid der Weſtmark von den unbeſetzten Gebieten bis zum
ßten geteilt und gelindert wird. Eine Aenderung des Verhält=
ſſes
zu Preußen und zum Reich könne nur auf verfaſſungs=
äßigem
Wege in Frage kommen.
Getreu dieſem Gedanken beauftragte der rheiniſche Pro=
nziallandtag
einen in dieſer Tagung gewählten, aus 21 Mit=
jedern
beſtehenden Ausſchuß, mit größter Beſchleunigung in
erbindung mit den Landesteilen an Rhein und Ruhr alles, zu
n, was zur Erleichterung des Loſes der Bevölkerung des be=
tzten
Gebietes beitragen könne.
Um 9 Uhr abends wurde die denkwürdige Sitzung des Pro=
nziallandtages
beendet.

Darmſtädter Tagblatt, Fr itag, den 9 Biaße

123.

Seite 3.

Treitfundgebung aus Rheinheſſen.
* Darmſtadt, 8. Nov. Infolge von Schwierigkeiten in
r Uebermittlung wird erſt heute folgende Treuerklärung
as Bingen bekannt:
Die geſamte Reichs= und Staatsbeamtenſchaft der Stadt
id des Kreiſes Bingen ſteht feſt und treu zur Reichsverfaſſung
id zum heſſiſchen Staat, lehnt die ſeparatiſtiſche Bewegung ab
id verurteilt ſie aufs ſchärfſte.
Eine Entſchließung aus Oppenheim beſagt:

Der Kreistag als die geſetzmäßige Vertretung des Kreiſes
ppenheim erklärt einmütig: Der Kreis Oppenheim ſteht treu
m Deutſchen Reich und zum Staat Heſſen. Er lehnt jede
nderbündleriſche Bewegung ab.
Leimruten für das rheiniſche Volk.
Saarbrücken, 8. Nov. (Wolff.) Die Saarbrücker
olksſtimme erhält von beſonderer Seite folgende Mitteilung:
Der franzöſiſche Oberkommiſſar Dirard hat in einer Be= ſchriſten, wonach die Abrechnung der Papiermark zum letzten
rechung, die er nicht mit den von der rheiniſchen Bevölkerung
ſtellten Partei= und Wirtſchaftsvertretern, ſondern mit einem
eivatmann abhielt, erklärt, daß Frankreich auf einer Loslöfung
r Rheinlande von Deutſchland nicht beſtehen, ſondern ſich mit
ier rheiniſchen Republik im Rahmen der deut=
den
Republik zufrieden geben würde. Stellung und Be=
gniſſe
dieſer rheiniſchen Republit würden nicht die der übrigen
undesſtaaten ſein. Dieſe rheiniſche Republik ſolle eine eigene
ährung und eine beſondere Zollgrenze haben. Die
ſenbahnen würden in Regiebeſitz verbleiben. Die zu errichtende
otenbank, die die neue rheiniſche Währung vornehmen und
rantieren ſoll, werde zu 55 Prozent aus deutſchem, zu 30 Pro=
it
aus franzöſiſchem und zu 15 Prozent aus internationalem
rpital geſpeiſt werden. Frankreich beanſpruche für ſich den
eſten des Vizepräſidenten in dieſem Unternehmen.
Dazu teilt das Blatt noch mit, daß es in der Lage iſt, den
umen des Privatmannes nötigenfalls anzugeben. In unterrich=
en
Kreiſen nehme man an, daß die Einmütigkeit der
einiſchen Bevölkerung in der Abwehr der Se=
iratiſten
bei den franzöſiſchen Regierungsſtellen, dieſe
hwenkung habe reifen laſſen.

Eine Perfügung des Militärbefehlshabers.
Die Annahmeverweigerung der Papiermark ſirafbar.
Stuttgart, 8. Nov. (Wolff.) Der Militärbefehlshaber
hat am 7. November folgende Verfügung erlaſſen: Nach Mel=
dungen
aus verſchiedenen Teilen des Wehrkreiſes mehren ſich die Tagesordnung des ſächſiſchen Landtags ſtanden zwei Anträge,
Fälle, in denen Geſchäftsleute im Kleinhandel die Annahme von
Papiergeld als Zahlung verweigern oder bei Bezahlung mit
wertbeſtändigem Geld Rabatt gewähren, obgleich zurzeit das
Papiergeld noch geſetzliches Zahlungsmittel iſt. Hierdurch werden und den Antrag der Deutſchen Volkspartei auf Auflöfung des
diejenigen, die wertbeſtändige Zahlungsmittel noch nicht beſitzen, Landtags. Der kommuniſtiſche Antrag wurde in namentlicher Ab=
zur
Verzweiflung gebracht und es ſind daher Störungen der öſ=
fentlichen
Nuhe und Sicherheit zu befürchten.
Ich ordne daher an, daß bis zur ſtaatlichen Außerkraſt=
ſetzung
des Papiergeldes als öffentliches Zahlungsmittel im
Kleinhandel unbeanſtandet anzunehmen iſt.
ſuchen, wertbeſtändiges Geld zu Spekulationszwecken aufzukau=
fen
und es hierdurch dem Verkehr zu entziehen drohen. Dieſes
Verfahren verbiete ich, denn es gefährdet gleichfalls Ruhe und Sozialdemokraten mitgebracht hätte. Die einzige Möglichkeit, um
Ordnung.
Zuwiderhandlungen werden nach § 4 der Verordnung des
Reichspräſidenten vom 26. September 1923 beſtraft. Außerdem
haben die Polizeibehörden in geeigneten Fällen zur Feſtnahme
des Schuldigen zu ſchreiten und bei mir Verhängung der Schutz=
haft
zu beantragen.
Die geſtern erfolgten finanztechniſchen Maßnahmen der
Reichsregierung haben ihren Zweck offenbar nicht verfehlt. Sie des kommuniſtiſchen Mißtrauensantrags gegen das Kabinett
haben, wie wir hören, eine nicht unweſentliche Erleichterung der Felliſch und des volksparteilichen Antrags auf Auflöſung des
Papiermark an der Amſterdamer Börſe gebracht.
Die Verpflichtung zur Angahme von Reichsmark.
öffentlichte Verordnung über die Verpflichtung zur Annahme dererſtandenen Innenminiſters Liebmann in Leipziy, worin man
von Reichsmark bei Inlandsgeſchäften erſcheint heute im Reichs=
geſetzblatt
in einer Faſſung, die dahingehend geändert worden
iſt, daß der 8 2, Abſatz 1, ſowie der Abſatz 2 erſt mit den für ſie
zu erlaſſenden Durchführungsbeſtimmungen in Kraft treten. Der

Neuſtadt von Seporatiſten beſetzt.

Neuſtadt, 8. Nov. (Wolff.) Heute früh gegen 6 Uhr
ben die Separatiſten das Stadthaus, die Poſt, das Be=
ksamt
und das Finanzamt beſetzt. Das Stadthaus war
r von wenigen Poliziſten bewacht. Die Stadtverwaltung übt
mäß den erhaltenen Weiſungen ihre Tätigkeit weiter aus.

Blutige Zuſammenſtöße in Landau.
Landau, 8. Nov. (Wolff.) An verſchiedenen Stellen kam
hier heute zu Zuſammenſtößen, wobei von ſeiten der Separa=
en
geſchoſſen und von deutſcher Seite mit Steinen geworfen
irde. Vor dem Bezirksamt hat es mehrere Verwundete gege=
In. Aus anderer Quelle verlautet, daß es auch vor dem Rat=
us
zu Zuſammenſtößen gekommen iſt. Hier ſind 25 Bürger,
m Teil ſchwer, verwundet worden. Um 12 Uhr zogen die Son=
rbündler
nach dem Bahnhof, wo ſie anſcheinend verpflegt wur=
n
. Um halb 4 Uhr zogen ſie wieder in die Stadt zurück. Die
Ulizei wurde ebenfalls unter franzöſiſchen Befehl geſtellt und
in ſomit nicht eingreifen. Die Bevölkerung bildet zwar An=
nmlungen
, verhält ſich aber ruhig.
Erbitterung unter der Bevölkerung Kaiſerslauterns.
Kaiſerslautern, 8. Nov. (Wolff.) In den geſtrigen
ſendſtunden ſuchten die Separatiſten zum vierten Mal die
celſche Fabrik heim. Die Büroräume wurden faſt völ=
demoliert
. Der Direktor wurde mit unbekanntem Ziel fort=
führt
. Die Erbitterung der Bevölkerung iſt noch immer ſehr
. An Gegenwehr iſt jedoch vorläufig nicht zu denken, zumal
Polizei ſeit vorgeſtern unter franzöſiſchen Befehl geſtellt
urde und ohne Genehmigung der Franzoſen nicht ſchießen darf.

Kurſe zwingend vorgeſchrieben wurde, treten alſo zunächſt noch
nicht in Kraft.
Wertbeſtändige Währung ii beſetzten Gebiet.
Berlin, 8. Nov. Zu den Beſtrebungen zur Schaffung
eines wertbeſtändigen Geldes für das beſetzte Gebiet erfahren wir:
In Köln ſoll eine neue Goldnotenbank errichtet werden.
Das neue Geld ſoll den Namen Taler oder Gulden erhalten.
Eine Deckungsgrundlage in Höhe von 100 Millionen Goldmark
ſteht zur Verfügung, zur Hälfte in Gold, zur Hälfte in Deviſen,
bezw. Reichsbankwechſeln. Beteiligt iſt deutſches, belgiſches und
engliſches Kapital, und zwar deutſches mit 55 Proz., franzöſiſch=
belgiſches
mit zuſammen 30 Proz. und engliſches mit 15 Proz.
Als erſter Präſident der Bank ſoll der Bankier Hagen, als
zweiter ein Franzoſe fungieren.
(itzigkeit.
Aus dem beſetzten Gebiet wird uns geſchrieben: Aus klein=
lichen
parteipolitiſchen Motiven brachte eine Zeitung des heſſi=
ſchen
Randgebietes es fertig, in einem Kapitulation einer Heyl=
Zeitung vor den Separatiſten überſchriebenen, tendenziös auf=
gemachten
Artikel die Inhaber der Wormſer Zeitung der Feig=
heit
und des Landesverrats zu beſchuldigen, ohne zu wiſſen,
durch welche brutalen Gewaltmittel und Drohungen der Separa=
tiſten
die Veröffentlichung der Proklamation der Sonderbündler
erzipungen wurde. In dem Artikel wird verſucht, künſtlich aus
kurzfichtigen Parteiintereſſen einen Gegenſatz zwiſchen Arbeitern
und Bürgern zu konſtruieren, der im beſetzten Gebiet gar nicht
beſteht. Arbeiterſchaft und Bürgertum leiden in gleicher Weiſe
unter dem Druck der Befatzung und dem Terror der Separa=
tiſten
und ſind in der Abwehr der Bedrücker einig. Im beſetzten
Gebiet gibt es keine Parteien, es gibt nur Deutſche oder Lumpen.
Es iſt geradezu irrſinnig, wenn das obengenannte Blatt auf der
einen Seite verſucht, gegen das Bürgertum zu hetzen, während
es in der gleichen Nummer in einem Stimmungsbild über die
Separatiſtenbewegung zum Schluß die Mahnung gibt: Rhei=
niſches
Volk, bleibe einig, einig, einig! Es ſind dies gewiß
beherzigenswerte Worte, für die deutſchen Männer des beſetzten
Gebietes aber ſind ſie eine Selbſtverſtändlichkeit.
Kaxtelltagung der deutſchen Induſtrie.
Berlin, 8. Nov. Die von der Kartellſtelle des Reichs=
verbandes
der deutſchen Induſtrie bereit ſeit langer Zeit in
Ausſicht genommene und von der Preſſe angekündigte Kartell=
tagung
wird in der Form einer Sitzung des großen Ausſchuſſes
der Kartellſtelle am Freitag, den 16. November, in Berlin ſtatt=
finden
. Gegenſtand der Verhandlungen iſt insbeſondere die
Verordnung gegen den Mißbrauch wirtſchaftlicher Maßnahmen
vom 2. November d. J. Auf der Tagesordnung ſteht außerdem
die Frage der Goldpreiſe und die einheitliche Goldrechnung.

Sachſens künftige Politik.
Keine Auflöſung des ſächſiſchen Landtags.
* Dresden, 8. Nov. (Priv.=Tel.) Auf der heutigen
die von einſchneidender Bedeutung für die künftige Entwicke=
lung
der ſächſiſchen Politik waren. Es handelte ſich um den
Mißtrauensantrag der Kommuniſten gegen das Kabinett Felliſch
ſtimmung mit 48 Stimmen und der volkspart. Antrag mit dem
gleichen Stimmenverhältnis abgelehnt. Dieſes Ergebnis war
dadurch möglich, daß die Demokraten im Vertrauen auf die Ehr=
lichkeit
der Sozialdemokraten und im Vertrauen darauf, daß
Lieſe ihr Verſprechen halten würden, gegen beide Anträge ſtimm=
Ferner wurde gemeldet, daß bereits fliegende Händler ver= ten. Die einzige Möglichkeit, eine Aenderung der politiſchen
Verhältniſſe in Sachſen herbeizuführen, lag in der Auflöſung
des Landtags, die zweifellos die ſchwerſte Schädigung für die
zu einer grundlegenden Veränderung der ſächſiſchen Verhält=
niſſe
zu komen, iſt damit durch die Schuld der Demokraten ver=
nichtet
worden.
Mbleſnung des Mißtrauensantrags der
Konmuniſten Sachſens.
* Dresden, 8. Nos. (Priv.=Tel.) Durch die Ablehnung
Landtags haben die Demokraten den Sozialiſten eine ſo ſtarke
Stellung verſchafft, daß ſie kaum erſchüittert werden kann. In
welcher Richtung ſich trotz aller Verſprechungen die Politik des
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Die geſtern nachmittag ver= Kabinetts Felliſch bewegen wird, zeigt ſchon eine Rede des wie=
die
erſten goldenen Brücken für die Kommuniſten erblicken muß.
Zudem läuft die Beamtenpolitik des Kabinetts Felliſch in den
Gleiſen des Kabinetts Zeigner weiter, obwohl die Sozialdeno=
kraten
das Gegenteil verſprachen. Endlich entfalten die Links=
ſozialiſten
eine auffallende Tätigkeit in llen Parteiverſamm=
lungen
. Die Entwickelung führt zwangslaufig ſofart wieder zur
Koglition mit den Kommuiniſten, wenn erſt die Reichswehr wie=
der
aus Sachſen zurückgezogen wird. Die unhaltbaren ſächſiſchen
Verhältniſſe durch Neuwahlen zu beenden, haben die Demokraten
gründlich verpaßt. In naher Zukunft werden die Kommuniſten
kein Intereſſe an der Auflöſung des Landtags mehr haben.
Artzag auf Verhaftung von Kommuniſien.
Hamburg 8. Nov. In der Begründung des Senats=
antrags
auf Erteilung der Genehmigung zur
Feſtnahme und Strafverfolgung der kommuni=
ſtiſchen
Bürgerſchaftsmitglieder, der inzwiſchen
von der Bürgerſchaft mit großer Mehrheit angenommen wurde,
heißt es u. a.: Die Verantwortung für die Hamburger Unruhen
tragen in erſter Linie die kommuniſtiſchen Bürgerſchaftsmitglie=
der
, die nicht nur die Unruhen planmäßig vorbereite, ſondern an
der Durchführung zum Teil auch einen führenden Anteil nahmen.
Schon während der Unruhen wurden daher die Abgeordneten
Eſſer, Fließ, E. Hofmann, Rühl und Setier ver=
haftet
, welche Maßnahme nicht noch der Genehmigung der Bür=
gerſchaft
bedarf, da dieſe Feſtnahmen bei der Ausübung der Tat
erfolgten. Der Senat hält es aber angeſichts des Entſchluſſes
der Kommuniſten, den Kampf gegen die ſtaatliche Ordnung mit
allen Mitteln fortzuſetzen, für geboten, gegen die Führer dieſer
das Daſein des Staates bedrohenden Bewegung, auch ſoweit ſie
der Vürgerſchaft angehören, mit allen rechtlichen Mitteln einzu=
ſchreiten
. Er ließ daher inzwiſchen auch die Abgeordneten Zieg=
ler
Leoy uned Koeppen feſtſetzen und beabſichtigt, dieſe
Maßnahme, auf andere kommuniſtiſche Bürgerſchaftsmitglieder
auszudehnen.
Perhandlungen des Eſſener Wirtſchaftsrates.
Eſſen, 8. Nov. (Wolff.) Die vom Eſſener Wirtſchafts=
rat
gebildeten Unterausſchüſſe für Geld= und Kredit=
weſen
, Verkehrsweſen, Arbeiterfragen, Lebensbedarf, Kohlen,
Rohſtoffe, Ein= und Ausfuhr haben die Arbeit aufgenommen und
ſind bereits wiederholt zuſammengetreten. Die Sitzungen hatten
zum Teil gute Erfolge, teils aber haben ſich auch ernſtliche Schwie=
rigkeiten
herausgeſtellt. Im Verkehrsausſchuß wurde von dem
franzöſiſchen Vertreter mitgeteilt, daß die von deutſcher Seite be=
antragte
Freigabe mehrerer Güterbahnhöfe und Bahnſtrecken,
ferner die Freigabe der Zechen= und Betriebsanſchlüſſe, in die
Wege geleitet ſei. Die Regiebahn übernehme die Haftpflicht für
die übernommenen Gürer im ſelben Umfange wie die deutſche
Reichseiſenbahnverwaltung mit Ausnahme der Schäden, die auf
höhere Gewalt und Sabotageakte zurückzuführen ſeien. Darüber,
welche Gerichtsbarkeit für Rechtsſtreitigkeiten zwiſchen dem
Verfrachter und der Regiebahn zuſtändig ſei, werde die Rhein=
landkommiſſion
entſcheiden. Der Güterverkehr werde auf
Grund franzöſiſcher Beſtimmungen durchgeführt. Hinſichtlich des
Wechſelverkehrs zwiſchen der Regiebahn und den deutſchen
Eiſenbahnen erklärten ſich die franzöſiſchen Vertreter nicht, für
zuſtändig, von deutſcher Seite wurde hierzu die dringende Not=
wendigkeit
betont, beſchleunigte Vereinbarungen zu treffen.

Zu Luthers Geburtstag.
Luther iſt der Deutſcheſte unter den großen Deutſchen
teilte eine Franzöſin, Frau von Staél. Er wollte Deut=
er
ſein und wußte, daß er es war. Luther kennt wie keiner
deutſche Volksſeele, liebt ſie und verkörpert ſie, aber er iſt
ht blind gegen ihre Schwächen. Ehrlich und wahr iſt Luther
3 ins Mark. In manchen Momenten ſähen wir ihn gern
ders, ruhiger, gerechter, abwägender, aber wir haben nie Ur=
he
, ihn uns wahrhaftiger zu wünſchen. Offen und gerade
ht er durch die Welt und macht ihr tauſendfaches Dräuen
rch Wahrheit zuſchanden. Da iſt ſo gar nichts von Welt=
wandtheit
, Klugheit und geſchmeidiger Anpaſſung, der wackere
auernſohn paßt nicht auf das glatte Parkett des höfiſchen
bens, nur wo ihn die Politik packen will, verrät er eine rüh=
nde
und doch ſo wundervolle Hilfloſigkeit und Kindlichkeit
r ehrliche Deutſche ein Fremdling im Diplomatenſpiel.
Deutſch aber auch ſein Zorn! Heiliger Zorn, wie ihn die
ahrheitstreue gebiert. Und nur aus Wahrheit geboren.
arum zürnt Luther nie der Perſon, ſondern der Sache allein,
r Lüge in ihr. Cine knorrige Eiche aus deutſchem Walde, derb,
er ſturmfeſt, ſteht Luther im deutſchen Volke, Narben und Riſſe
zerfurchten Antlitz; ungetrübt aber die geheimnisvolle Hell=
fe
ſeiner wunderbaren Augen, die welſche Tücle nicht ertragen
nnte, wie ein Rauſchen und Klingen, bald leiſe, bald brauſend,
r Blätter. Wir möchten den Erdgeruch an Luther nicht ver=
iſſen
. Kräftig iſt er, ſaftig, würzig, aber nie pikant. Derb=
iten
gibt Luther in Menge, eine Zote nie; geſunde deutſche
ealiſtik, kein Fremdengewächs der Erotik.
Verankert aber iſt dieſe ganze ſo mannigfaltige ethiſche Kraft
tiefſter Seelentiefe, da, wo Glaube und Zuverſicht ihren Quell
ſitzen. Freilich, Luther ſcätzt die perſönliche Lebenskraft doch
ir als religiöfe, zieht den Anker aus der Menſchenbruſt empor
Id ſenkt ihn in Gott hinein, und die Verbindungskette mit
im Menſchenherzen wird das Gebet. Luther war ein Beter.
Die volle Freudenfülle ſeines Herzens ergießt ſich in der
raulichkeit ſeines Familienlebens, deutſche Häuslichkeit, geſun=
bürgerlicher
Redlichkeitsgeiſt und Behaglichkeit ſchloſſen einen
irten, aber ſtarken Bund mit chriſtlicher Liebe und Gottver=
auen
. Hier, daheim, war Luther der volkstümlichſte und iſt er
ſich der volkstümlichſte geblieben.

Wie ein Atlas hat der eine Mann die Weltenkugel auf ſeiner
Schulter getragen. Wenn je, ſo hat damals der eine Mann die

deuſche Ntelemtion i. Martin Laufe. Auis becbangene iralit
oder als wuchtig dreinſchlagender Hammer wirkt er über oder
in den Geſchehniſſen, er beherrſcht ſie alle, wird aber nie von
ihnen überwunden. Der thüringiſche Bauernſohn zwingt Kaiſer,
Könige, Fürſten, Städte und Bauern in ſeinen Bann und ſein
Gefolge, ſie neigen ſich vor ihm, wie die Garben der Brüder
vor Joſeph Kraft der Perſönlichkeit gegenüber überkommenen
Worten, umgeſtaltende Schöpſerkraft! Er reißt empor und hält
das Erſtrittene feſt: Luther iſt Deutſchlands Nationalheros ge=
blieben
und wird es bleiben. Keiner nach ihm, auch Bismarck
nicht, trägt ſo in ſich die deutſche Eigenart. Einzelheiten tuen
es hier nicht, die deutſche Bibel, das deutſche Pfarrhaus, die
deutſche Schule und was es auch ſei; es geht um mehr, um die
deutſche Seele, um den deutſchen Charakter, das deutſche Volk
wird fie immer in Luther ſchauen. Luther hat ſeinen lieben
Deutſchen das Siegel ſeines Geiſtes aufgedrückt. Auch denen,
die von ſeinem Glauben ſich abwanden; das ganze Deutſchland
von heute, nicht etwa nur das proteſtantiſche, iſt ohne Luther
undenkbar.
(Aus Prof. Dr. W. Köhler: Martin Luther und die deutſche
Reformation, S. 118ff. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig
und Berlin.)

ine

Pondalen.

Es iſt wieder üblich geworden, Zerſtörungen und Roheits=
Lelikte mit Vandalismus zu bezeichnen, und diejenigen
unſauberen Elemente, die ſie verüben, mit Vandalen. Wer
das ſchreibt oder fagt, hat ſicher nicht die Abſicht, einen alten Ger=
manenſtamm
mit Schimpf zu überhäufen oder Geſchichte zu
fälſchen. Und doch iſt das, was hier unüberlegt und aus Un=
kenntnis
g=ſchieht, nichts anderes.
Es ſei hierzu ein Aufſatz in die Erinnerung zurückgerufen
der in der Zeitfchrift des Allgemeinen Deutſchen Sprachver=
eins
(Nr. 7/9 vom 20. 8. 23, Spalte 91) zu leſen war und alſo
lautete:

Nachdruck dringend gewünſcht. Wir erleben
Unerhörtes von menſchlicher Roheit und Gewalttat, die um ſo
furchtbarer wirkt, als ſie mitten im Frieden und vor den Augen
aller Welt ausgeübt wird. Wo ſich aber in deutſchen Zeitungen
die gerechte Empörung darüber Luft macht und nach dem ſtärk=
ſten
Ausdruck dafür ſucht, da findet ſie ihn leider nur allzu oft
in dem Worte Vandalismus. Was haben die Wandalen mit den
Greueln der Gegenwart zu tun? Waren ſie auch Räuber und
Mörder, oder hatten ſie mit den heutigen Frevlern Blut und
Land gemein? Nichts von alledem. Ja, die Wandalen haben
einſt Rom genommen und es nach damaligem Kriegsrecht geplün=
dert
, aber ſie haben ſich mit keiner Schandtat befleckt, ja, ein
chriſtlicher Prieſter*) und Zeitgenoſſe fühlte ſich gedrungen, ſie,
die Ketzer, ihrer Sittenſtrenge wegen hoch zu rühmen. Sie haben
auch ſonſt nichts mit den Verbrechern an Nuhr und Rhein zu
tun, ſondern waren ein Germanenſtamm, alſo blutverwandt mit
den Ahnen der heute gepeinigten deutſchen Männer und Frauen.
Und da ſollte ihr ehrenverter Name der rechte Ausdruck für die
uns angetane Schmach ſein?
Ein franzöſiſcher Biſchof der Revolutionszeit hat aus geſchicht=
licher
Unkenntnis dem Germanenſtamm den Makel des Vanda=
lismus
angehängt. Aber es ſind nun bald 50 Jahre, daß ſich
kenntnisreiche Männer mit aller wiſſenſchaftlichen Wahrheitsliebe
bemühen, den Namen der Wandalen von dem ihm angetanen
Schimpf zu reinigen: wer ſich darüber belehren laſſen will, der
ſei auf frühere Darlegungen unſerer Zeitſchrift (1905 Spalte
305 ff. 1906 Spalte 81 ff., 1910 Spalte 345 ff., 1916 Spalte 292 ff.)
verwieſen.
Dringendaber möchten wirdie ganzedeutſche
Preſſe bitten, das Schimpfwort Vandalismus
aus ihrem Wörterbuch ein= für allemal zu
ſtreichen.

*) Bei dem in dieſem Aufſatz erwähnten chriſtlichen Prieſter handelt
es ſich wahrſcheinlich um den Biſchof Silvianus von Marſeille, der um
die Mitte des 5. Jahrhunderts über Goten und Vandalen alſo ausſagt:
Wenn jemand bei den Goten oder Vandalen ein ausſchweifendes Leben
führt, ſo iſt es ein Römer. Soviel gilt bei jenen die Sittenreinheit und
ſtrenge Auffaſſung, daß ſie nicht nur ſelbſt keuſch ſind, ſondern auch
ich ſage etwas Neues, Unglaubliches, Unerhörtes die Römer dazu
gemacht haben. Schämt euch, ihr römiſchen Völker, fchämt euch
eures Lebenswandels, denn bei euch ſind allein, die Städte von
Laſternfrei, wo die Barbaren herrſchen, (Vgl. Dr. 2.
Wilſer Die deutſche Vorzeit‟, Seite 229),

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Datmſäter Pfin

4 LB,
* Een

Hrritiiter 310.

Darmſtadt, 9. November.

Notgemeinſchaft hat mit ihrem Aufruf ſchon einige Er=
beſtändig
(in Dollarſchatzanweiſungen) gegeben worden ſind, ter, auch an dieſer Stelle; an der Sorgſamkeit einer richtigen und aus=
Warenſpenden wurden ebenfalls angemeldet, und es ſteht nach
dels zu erwarten, daß recht anſehnliche Mengen der Hilfsaktion innern. Die Notlage von heute, im Verein mit dem ſtändigen Anwach=
auf
jene, die dazu in erſter Linie in der Lage ſind. Möge dieſe
neue Hilfsaktion von der tatkräftigen opferbereiten Unterſtützung
Aller getragen ſein.
führung die Buffopartie des Dr. Cajus. Nachzahlungen für und allen Gebern dafür herzlicher Dank geſagt
Sondermieten. Heute, Freitag, den 9. November, vormittags
die Sondermieten 11, 17 und 20 erhoben, und zwar an der Tageskaſſe
terre, 2. Rang und 1. Galerie.
aller Platzarten zu haben. Preiſe: 50500 Milliarden.
wie gemeldet, 98,5 Millionen, ſondern 98,5 (d. h. 98½) Milliar=
liarden
.
Wirkung vom 15. Oktober iſt verordnet: Die Reichsregierung wird er= Chöre und Deklamationen umrahmen die Feier.
mächtigt, zur Sicherung der Brotverſorgung bis zu 2½ Millionen
menge von 1 Million Tonne, wie ſie im Geſetz vom 23. Juni d. J. vor=
die
eigene Ernte nicht ausreichend geſichert erſcheint ( Bedarfskommunal=
von
Brotgetreide an beſtimmte Mühlen ſtellen. Die Reichsge=
treideſtelle
hat dieſen Mühlen nach 15. Oktober Ge=
treide
zum Tagespreieſe zu liefern und zwar bis zu einer
Höhe, die einer Tagesmehlration von 150 Gramm auf den Kopf der ver=
ſorgungsberechtigten
Bevölkerung entſpricht. Die Reichsregierung be=
kann
für die einzelnen Kommunalverbände abgeſtuft werden. Für ein=
ber
d. J. beſtehen. Neben der Strafe kann das nachtzeislich mit Beot=
verſwendet
werden.
lungen hat für die Erteilung von wiſſenſchaftlichen und künſtleriſchen
Auskünften und Ratſchlägen, deren Zahl infolge der wirtſchaftlichen Not
der Gegenwart ſich ſeit längerer Zeit erheblich vermehrt hat, die folgen=
den
Sprechſtunden angeſetzt: Dienstags, Donnerstags, Samstags von
1112 Uhr, Eingaug am Hauptportal. Es wird empfohlen, dieſe Stun=
unentgeltlich
.
Ausſtellungen im Rheintor. Am Sonutag, den 11. November,
lung Platz zu machen, die am 2. Dezember eröffnet werden und bis
Ausſtellung werden nicht ergehen, auch werden keine Anmeldebogen aus=
gegeben
. Alle Angaben müſſen die Anhängezettel enthalten. Die Ein=
iſt
geſtattet, Werke der Juryfreien Ausſtellung auch für die Weihnachts= der Firma Plaut u. Sohn tätig iſt.
ausſtellung zu belaſſen; ſie unterliegen dann aber der Jury, die am
26. Notzember tagen wird, und als deren Mitglieder gewählt ſind: die
Maler Prof. Beher, A. Poſch, Mathilde Stegmayer, Bildhauer Antes,
Graphiker Leo Kaiſer und ſür Kunſtgewerbe Frau Margold. Es ſind
Künſtlerinnen Werke der Malerei, Griffelkunſt, Bildhauerkunſt und auch
Kunſtgewerbe, ſoweit dafür in Vitrinen Platz vorhanden iſt, alle in be= 1, 2 und 5 Mark. Die Einlöſung der Gutſcheine erfolgt bei der Haupt=
liebiger
Anzahl.
v H.
ſungen (Einzelgehöften), denen die Poſtſendungen nicht an jedem Werk=
ihrer
Briefe und Zeitungen zu ſetzen. Zu dieſem Zweck ſoll den betei=
ligten
Bewohnern die Anbringung von Briefkaſten, in die die Briefträ=
ger
die Sendungen an den Tagen ohne Zuſtellung einzulegen haben, an
geeigneten Punkten freigeſtellt werden. Dieſe Brieffaſten wären am letz= mittelamt, Alexanderſtraße 22, Zimmer 2. ausgegeben.
ten Haufe einer Ortſchaſt, oder an derjenigen Stelle eines vom Landzu=
ſteller
täglich zu begehenden Hauptweges anzubringen, wo der Weg zur
Einzelniederlaſſung abzweigt, (am Pfoſten eines Wegweiſers, an einem
vorhandenen Baum oder an einem beſonders aufzuſtellenden Pfoſten).
werden, müſſen aber, da ſie im Freien aufgehängt werden, feſt gebaut
erteilen die Poſtanſtalten.

Nachallutenzipert. Den Schüitzlingen der Volkökiche iſt eine, für
die Notlage der Ernährung von heute beſonders dankenswerte Wohltat
zugedacht, indem Herr Metzgermeiſter Willy Fuchs, Holzſtraße 2, ſich
bereit erklärt hat, der Volksküche, Waldſtraße 18, von jetzt ab bis auf
weiteres die jeweiligen friſchen Knochenbeſtände ſeiner Metzgerei ko=
ſtenlos
zu überlaſſen. Das ſoll zum Wohle der Koſtgänger nach
Möglichkeit ausgenutzt werden; ein Teller kräftiger Fleiſchſuppe iſt an=
Die neue Hilfsaktion der Darmſtädter erkanntermaßen allzeit ein großer Genuß und die Notlagen, von
heute ſchließen für die große Mehrheit unſerer Mitmenſchen nachgerade
ſchon allzulange jede Fleiſch= und jeden Fleiſchſuppengenuß aus. Daher
folge zu verzeichnen, die inſofern erfreulich ſind, als ſie wert= aufrichtigen Dauk dem mitfühlenden und opferfreudigen Herrn Wohltä=
giebigſten
Behandlung der Zutat für die Suppen wird es gerade die ge=
genwärtige
Leiterin nicht fehlen laſſen, und der Genuß der Wohltat foll
all den Verſicherungen aus Kreiſen der Induſtrie und des Han= die Koſtgänger tagtäglich in Dankbarkeit an den Stifter derſelben er=
ſen
der Preiſe der Lebensmittel machen es für die Volksküche zur Le=
zur
Verſügung kommen werden. Auch diele, denen die Gabe bensfrage, daß derartige wohlwollende Lieferungen in natura ſo raſch
für die Notleidenden tatſächlich ein Opfer und Entbehrung be= als möglich und ſo lange als möglich folgen; möge das wohlgemeinte
deutet, ſind dem Rufe gefolgt, und das ſollte aneiſernd wirken Vorgehen des Herrn Willy Fuchs ſeine opferfreudigen Nachfolger fin=
den
! Breunmaterial, Erbſen, Linſen, Bohnen, Mehl, Fett u. a. m.
alles wird im Intexeſſe ber Ziele der Voltsküche dankbar angenommen.
Die evangeliſchen Gemeinden Altheim und Hergershauſen ſind
Landgemeinden, die ſich durch große Opferwilligkeit auszeichnen. Nach=
dem
ſchon dreimal in dieſem Herbſt einmal für evangeliſche Schwve=
* Vom Lanbestheater. Scheiterhaufen. In der heutigen ſtern, zweimal von katholiſchen Schweſtern geſammelt worden war,
Aufführung von Strindbergs Scheiterhaufen ſpielt Marthe Hein die haben ſie auch der Armen= und Krankeupflege der evangeliſchen Martins=
Gerda. Falſtaff. Um eine Aufführung des Falſtaff zu ernög= gemeinde in Darmſtadt zur Linderung der mancherlei Nöte uuter Armen,
lichen, ſingt der lyriſche Teuor Ludwvig Weller in der heutigen erſten Auf= Alten, Kindern und Krauken reiche Liebesgaben geſpendet. Es ſei ihnen
e. Stadtmiſfion. Paſtor D. Michaelis=Bethel predigt nicht nur am
912½ und nachmittags 3½5½= Uhr werden die Nachzahlungen für Feſtaottesdienſt am kommenden Sonntag in der Stadtkirche, ſondern
ſpricht bereits am Samstag abend, 8½/ Uhr, in unſerem großen Saale,
des Großen Hauſes für 1. Sperrſitz, an der Tageskaſſe des Kleinen Hau= in einer öffentlichen Verſammlung über aktuelle Fragen aus der Reichs=
ſes
für 2. Sperrſitz und Mittellogen, und an der Hautptkaſſe für Par= gottesarbeit. Jedermann hat Zutritt. Beſondere Einladungen an die
Freundeskreiſe der Stadtmiſſion ergehen dazu nicht.
-e. Stadtrirche. Es iſt nach Möglichkeit dafür geſorgt, daß alle Be=
Heſſiſches Landestheater. Für die heutige Erſtaufführung voik ſucher des Gottesdienſtes, der morgen ſtattfindet, einen Sitzplatz erhal=
Verdis Falſtaff ſind an der Abendkaſſe, von 6 Uhr ab, noch Karten ten. Da aber zu erwarten ſteht, daß diele Paſtor D. Michaelis, als eine
der führenden Perſönlichkeiten im kirchlichen und religiöſen Leben
Der Lebenshaltungsindex vom 5. November beträgt nicht, Deutſchlands hören möchten, empfiehlt es ſich immerhin, rechtzeitig zu
kommen. Der Poſaunenchor der Stadtmiſſion bläſt um 9 Uhr vom
den. Der vorhergehende betrug auch nicht 13,671 Millionen, Turm, außer ihm und dem Feſtprediger wirken nach der gemiſchte Chor=
ſondern
(ohne Dezimalkomma) 13 671 Millionen 13,671 Mil= und Pfarrer Schäfer (Liturgie) mit. Die Feier am Nachmittag beginnt
um 3 Uhr im Hauſe der Stadtmiſſion ſelbſt. Nach den Begrüßungen
durch Vertreter der Kirche und befreundete Verbände ſprechen Pfarrer
L. Sicherung der Brotverſorgung im Wirtſchaftsjahr 1923/24. Mit Schäfer und Stadtmiſſionar Hägele. Dr: Avemarie (Jahresbericht),
Eine evangeliſche Reichserziehungswoche. Zu einer Reichser=
Tonnen Brotgetreide zu erwerben an Stelle der Höchſt= ziehungswoche mit dem Geſamtthema Die Familie die vom 2. bis
9. Dezember ſtattfinden ſoll, ruft der Ebangeliſche Reichselternbund ſeine
geſehen war. Kommunalverbände, in denen die Brotverſorgung durch Tauſende über das Reich hin verbreiteten Ortsgruppen und die ihnen
naheſtehenden Erziehungsorganiſationen auf. In Vorträgen, Familien=
verbände
), können bei der Reichsgetreideſtelle den Antrag auf Lieferung abenden, Feierſtunden ſoll die undergängliche Kraft und Schönheit des
chriſtlichen Familienlebens des einzigen, was uns im Elend der Ge=
genwvart
geblieben iſt zur Darſtellung gebracht und ſollen Wege zue
Bereicherung und Verinnerlichung der Gemeinſchaft in Familie und
Haus aufgezeigt werden.
Vortragsabend des Evangeliſchen Bundes. Es iſt eine auffallende
zeichnet die einzelnen Bedarfskommunalverbände und ſetzt die Höhe der Tatſache, daß die Bücher über Weltanſchauung und Religion heute zu
Kopfration feſt, nach der die Lieferung zu erfolgen hat; dieſe Nation, den geleſenſten gehören. Durch ſie geht der Gedanke, daß wir uns nicht
allein auf dem politiſchen, ſondern auch auf dem religiöſen Gebiet in dem
zelne Gebiete mit beſynderen Verhältniſſen kann die Reichsregierung Zuſtand einer Kriſis befinden. Ueber das Thema Die geiſtige Kriſis
ablveichende Regelung treffen, insbeſondere die Markenbrotverſorgung der Gegenwart und ihre ebangeliſch=chriſtliche Ueberwindung, wird
wie ſeither fortſetzen. Das Verfütterungsverbot bleibt nach 31. Dezem= heute Freitag, 6 Uhr abends, im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17,
D. Matthes einen Vortrag halten. Er wird ausführen, wie führende
Perſönlichkeiten unſerer Tage die geiſtige Lage auffaſſen und wie die
getreide gefütterte Vieh eingezogen und der Erlös zur Brotverbilligung heutige Wiſſenſchaft, insbeſondere die Religionsphiloſophie, über ſie ur=
teilt
, um dann zu zeigen, wie in der Chriſtusreligion die Ueberwindung
Lazdesmuſeum. Die Direktion der Kunſt= und hiſtoriſchen Samu= unſerer Kriſis gegeben iſt. In den nächſten Tagen werden zwei weitere
Vorträge folgen über Das religiöſe Erlebnis des evangeliſchen Chri=
ſten
und über das Thema Der fromme Menſch der vollkommene, der
unfromme ein verkümmerter Menſch‟. Der Eintritt iſt frei.
Turngemeinde Beſſungen 1865. Die ungeheure ſich überſtürzende
Geldentwertung bringt die großen Körperpflege treibenden Vereine an
den innezuhalten, weil nicht genügend Hausperſonal vorhanden iſt, um den Raud des Abgrundes, wenn nicht rechtzeitig Abhilfe geſchaffen wird.
auch zu anderer Zeit den Zugang zu ermöglichen. Die Auskünfte ſind. Um nun den einzelnen Abteilungen der T. G.B. finanzielle Unterſtützung
bringen zu können, ruft der Veranſtaltungsausſchuß, in Verbindung mit
der Singmannſchaft, die Mitglieder und Freunde der Turngemeinde am
wird die Juryfreie Ausſtellung geſchloſſen, um der Weihnachts=Ausſtel= nächſten Sonntag zu einem Theaterabend, deſſen Ertrag obenggenann=
tem
Zweck zugeführt werden ſoll. Zur Aufführung kommen Der Herr
Mitte Januar dauern ſoll. Beſondere Einladungen zur Weihnachts= Poſtdirektor und Winzerlieſel. Vorverkauf in den bekannten Ge=
ſchäften
. (Siehe Inſerat.)
Jubiläum. Am 11. November d. J. ſind es 40 Jahre, daß der
ſendungen werden in der Woche vom 18. bis 25. November erbeten. Es. Breunmeiſter Karl Ludw. Lotz aus Erzhauſen als treuer Mitarbeiter
Notgeldaufruf der Firma E. Merck. Die Gutſcheine der Firma
E. Merck, die Ende des vergangenen Monats in den Verkehr gebracht
wurden, werden hiermit zur Einlöſung aufgerufen. Es handelt ſich um
Gutſcheine vom Auguſt 1923, die durch roten Ueberdruck in höhere Werte
zugelaſſen von allen heſſiſchen oder in Heſſen wohnenden Künſtlern und (5 10 und 20 Milliarden Mark) umgewertet wurden. Von dem Ein=
löſungsaufruf
nicht betroffen werden die Feſtmarkſcheine der Firma zu
kaſſe, Frankfurter Straße 250, und zwar nur bis 30. November 1923.
Die Poſtverwaltung will den Bewohnern von Einzelniederlaſ= Nach dieſem Termin verlieren die Gutſcheine ihre Gültigkeit. (S. Anz.)
Preuß.=Südbeutſche Klafſenlotterie. 4. Klaſſe, 10. Tag. In
tage zugeſtellt werden, die Möglichkeit ſchaffen, ſich täglich in den Beſitz heutiger Ziehung wurden die Endzahlen 09 und 38 gezogen. Mit wel=
chen
Gewinnen, iſt bei den zuſtändigen Einnehmern zu erfahren.
Zuckerkarten für Säuglinge bis zu zwei Jahren werden noch bis
auf weiteres auf Vorlage der grünen Milchausweiskarte beim Lebens=
n
. Strafkammer. Die in Großſtädten leichter Unterſchlupf findenden
gemeingefährlichen Elemente pflegen von da aus öſters auch Landorte
heimzuſuchen, wodurch die Ermittelung erſchwert wird. So war es im
Sie können in einfacher Weiſe von den Bewohnern ſelbſt hergeſtellt September ds. Js. ſeitens des Mjährigen Schauſtellers Joſeph Mar=
quardt
von Negensburg, des 20jährigen Technikers Max Molke von
und zum Schutze gegen Regen mit einem kleinen Dache verſehen und Herne und des 26jährigen Bäckers Guſtav Jäger aus Württemberg
durch Einſteck= und Vorhängeſchloß verſchließbar ſein. Ein Doppelſchlüſ= geſchehen, die ſich ſämtlich bereits mehrfach vorbeſtraft und diebſtahls=
ſel
muß dem Landbriefträger übergeben werden. Nähere Auskunft rückfällig als Erwerbsloſe in Mannheimer Herbergen kennen gelernt hat=
ten
. Die Anregung zu einem neuerlichen Streich ſcheint von Marquardt
W

gtngen zu ſein, er war auf dem letzten Eulbacher Markt geleſe,
und ſchlug eine damals in Michelſtadt wahrgenommene Gelegenheit vor
Man fuhr abends gemeinſam dorthin und ſtattete nächtlicherweile den
Geſchäft der Anna Grünewald einen Einbrecherbeſuch ab, um ſofort an
deren Morgens in der Frühe unbemerkt mit der Beute zu verſchwinden
Sie beſtand in vier Anzügen, drei Ueberziehern, einem Frauenmantel
Wäſche, Herrenſtoff und 100 Millionen Bargeld. Die Veräußerung de
Sachen in Mannheim machte die Drei verdächtig, ſie wurden verhafte
und legten nach kurzem Leugnen vor der Polizei ein Geſtändnis ab, wo
bei das Geſtohlene zum größeren Teil, beſchlagnahmt werden konnte
Jäger unterliegt eben gerichlsärztlicher Beobachtung ſeines Geiſteszu
ſtandes, ſodaß ſich nur die beiden Andern nebſt der wegen Hehlerei m
angeklagten Ehefrau Faſſot aus Mannheim zu verantworten hatten
Zugunſten der Erſteren kam damalige Erwerbsloſigkeit und bedrängt
Lage in Betracht, was ſie vor dem ſonſt verwirkten Zuchthaus nochmal
bewahrte. Die F. hatte Jene nach der Nückkehr von Michelſtadt als B
kannte ihres Mannes aufgenommen und ihnen den erwähnten Stoff ab
gekauft, was ſie durchaus gutgläubig getan haben will. Bezüglich de
Hehlerei erachtete das Gericht den Beweis gegen die noch Unbeſtraf.
für nicht ausreichend und kam zum Freiſpruch. Im übrigen wurden
Anrechnung von je ,6 Wochen Unterſuchungshaft Molke zu 1 Jahr 6 Mo
naten und Marquardt zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künſfiler und künſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwäh
geſichſehi, behält ſich die Itebaflion ihr Urteil vor.
Bach=Konzert. Im Feſtraum der Anſtalt für Kunſt
Keramit, den Herr Heinz Heberer gütigſt zur Verfügung geſtellt
veranſtaltet Herr Guſtav Beck, unſer einheimiſcher Pianiſt, am
vember, vormittags 11½ Uhr, eine Morgenmuſik, beſtehend aus
gehörten Werken von J. S. Bach, unter gütiger Mitwirkung des
Tilde Walther (Geſang) und der Herren Kammermuſiker Geißle
und Jäger (Violine). Eintrittskarten ſind zu haben in den
lungen von Schlapp, Saeng und Waitz, ſowie in der Muſit
lung von Chr. Arnold (Ernſt=Ludwigſtraße). Der Er
ſtaltung, die einen hohen künſtleriſchen Genuß verſpr
Evangeliſche Männerheim beſtimmt.
Aeis den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Wir machen
darauf aufmerkſam, daß die Beiträge für das 4. Quarte
ſind. Die Mitgliederverſammlung hat einſtimmig b=
Mindeſtmonatsbeitrag dem jeweiligen Portobetrag für ein
Fernbrief entſprechen muß. Von allen Parteifreunden,
der Lage ſind, werden nach wie vor höhere Beiträge erwartet;
telte Mitglieder finden weitgehenſte Berückſichtigung.
von Parteifreunden ſind leider noch mit der Zahlung für das 3,
rückſtändig. Der Vorſtand ſpricht die beſtimmte Hoffnung aus,

baldmöglichſt. Weiterhin ſind von der Parteig
ſtelle erneut Schreiben um freiwillige Beiträge verſandt worde
wir unter allen Umſtänden Folge zu leiſten bitten. Alle fällig
lungen bitten wir auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, z1
und zwar, wenn irgend möglich, bis zum 20. November. Die
Zahlung dann noch rückſtändigen Mitglieder müſſen nach dieſem Ter
von unſeren Vertrauensleuten aufgeſucht werden, deren ſchwere ehrer
amtliche Aufgabe wir nach Möglichkeit zu erleichtern bitten. Durch m
lichſt frühzeitige Zahlung ſichern ſich die Parteifreunde eine für ſie gür
ſtige Regelung, da ſpätere Zahlungen nach erhöhten Beitragsſätzen
rechnet werden müſſen.
Deutſche Volkspartei. Eine Frau, die praktiſche Polit
und praktiſches Chriſtentum treibt, iſt Margarete Behm, die Führer
der deutſchen Heimarbeiterinnenbewegung, die am 16. Juni ds. Js.
Krönung ihres Lebenswerkes erleben durfte, als der Reichstag
Heimarbeiterinnenlohngeſetz einſtimmig annahm. Den Heimarbeiterin
nen widmete ſie ihr Leben, ihnen aus ihrer tiefen Not zu helfen, gründe
ſie den Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Deutſchlands (auch hier
bekanntlich eine Ortsgruppe) und mit der ganzen Kraft ihres reicher
Geiſtes und warmen Herzens hat dieſe ſeltene Frau für ihre Heim
arbeiterinnen ein Vierteljahrhundert gekämpft und gearbeitet. Heut
iſt die Heimarbeit eine Rettung für die Frauen aller Stände, dener
der Ernährer fehlt, und für die die Heimarbeit als einziger Erwerb i
Frage kommt. Einmal, weil nur ſie es ermöglicht, mit den häuslicher
Pflichten die Arbeit ums tägliche Brot zu vereinigen. Zum anderen un
deswillen, weil die Heimarbeit auch alten und geſundheitlich ſchwacher
Frauen Verdienſtmöglichkeit und willkommene Ergänzung zu kleiner
Einkünften, Rentenbezügen und dergleichen bietet. Wie viele, die frühe=
von
dem, was ſie in treuer, pflichtbewußter Arbeit für den Lebensabenk
zurücklegten, ſorglos, wenn auch beſcheiden leben konnten, ſitzen jetzt vor
früh bis ſpät und nähen, häkeln, ſtricken, ſticken, malen . . . Zu dieſei
neuen Heimarbeiterinnen will Margarete Behm ganz beſonders ſprechen
wenn ſie demnächſt hierher kommt. Wer ſie ſchon kennt, freut ſich da
rauf, und wem ſie noch fremd iſt, der eile, ſie zu hören und kennen z.
lernen, es iſt eine Herzensſtärkung! Niemand verläßt ſie ohne Ge
winn, Gewinn für den inneren Menſchen und ohne Anſporn zum Kamp
mit den Nöten des Alltags, an denen unſere Zeit ſo überreich iſt. Daz
wird ſich ſicherlich bei den Hörern die Ueberzeugung geſellen, daß dure
den Segen des Zuſammenſchluſſes, die beſonderen Berufsnöten und
ſchwierigkeiten der Heimarbeiterinnen weitgehend gebeſſert werden kön
nen. Und wer wollte ihnen allen dies nicht von Herzen wünſchen?
Der Tag des Vortrags wird noch bekannt gegeben.
Deutſchnationale Volkspartei. Frau Dr. Käth
Schirrmacher in Darmſtadt. Die in weiten Kreiſen deutſch denken
der und fühlender Bevölkerung bekannte und verehrte ehemalige Reichs
tagsabgeordnete Frau Dr. Käte Schirrmacher weilt zurzeit hier
Darmſtadt. Sie vertrat unſer verlorenes Danzig, das zugleich ihre G
burtsſtadt iſt bis der ſchamloſe Verſailler Friedensvertrag uns dieſ
ehrwürdige Stätte deutſcher Kultur entriß. Die als Vorkämpferin
das deutſche Frauenrecht hervorragend tätige und um unſere groß
nationale Sache ſo hochverdiente Frau wird die Güte haben, in einen
von dem hieſigen Frauenausſchuß der Deutſchnationalen Volkspartei ver
anſtalteten Vortragsabend, der zugleich als öffentliche Verſammlung ge
dacht iſt, zu ſprechen. Näheres wird noch bekannt gegeben.
In einer Verſammlung der Deutſchnationalen Volkspartei wird au
Freitag Herr Geh. Oberregierungsrat Dr. von Drhander=Berlin übe
die politiſche Lage der letzten Wochen und die Stellung der Deutſch
nationalen Volkspartei ſprechen.

Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.!
Hubert ſah ſich nach der Alten um. Sie war verſchwunden,

9)
und Baldrian thronte, des Rebengottes voll, auf ihrem Sitz neben
dem Herd. Er bemühete ſich, mit lallender Zunge, die übrigen
zu überſchreien, welche von dem Herzog von Friedland und den
künftigen Viktorien durcheinander bramarbaſierten, ohne daß
einer den andern verſtand.
Der Schalt, gewohnt, durch ſeine geiſtige Ueberlegenheit zu
glänzen, empfand es übel, daß ſeine Worte ungehört verklangen,
und warf mit halb deutſchen, halb lateiniſchen Stichelreden um
ſich, bis der Präſes, der ihm zunächſt ſaß, ſich mit grimmigem Ge=
ſichte
umkehrte und ihm mit einer alles überdonnernden Stimme
zurief:
Täteſt beſſer, Du vorkauter Burſch, zu ſchweigen und Acht
zu haben auf das, was wir untereinander beſprachen; es müßte
denn ſein, daß Du mit Deinem loſen Maule dem Friedländer
mehr nützeſt als wir mit unſern kräftigen Armen.
Der alſo Zurechtgewieſene ſprang auf, leichenblaß vor Wut,
und focht, wie raſend mit den Händen in der Luft, weil ihm
ſeine gelähmte Zunge nicht geſtattete, ſich ſogleich durch eine
giftige Gegenrede zu rächen. Nur unzuſammenhängende Worte
ſtieß er geifernd hervor, und dies, ſowie das brüllende Spott=
gelächter
der trunkenen Kumpane ſteigerte ſeinen Zorn bis zur
Wut. Mit zuſammengeknirſchten Zähnen ſuchte er den Griff
ſeines Haudegens; die Klinge flog aus der Scheide, und er
taumelte ſchreiend auf ſeinen Beleidiger los, den er ſicherlich
unvorbereitet durchbohrt haben würde, wenn nicht einige der
Nüchternſten ſich zwiſchen beide geſorfen und dem Racheluſtigen
das Mordwerkzeug aus der Hand gerungen hätten.
Halt! ehrlicher Kampf! ſcholl es von allen Seiten. Der
Präſes ſtand ruhig auf, ergriff, ohne ein Wort zu ſagen, ſeinen
in der Ecke ſtehenden Degen und verließ die Stube. Baldrian
folgte, und die übrigen ſtrömten nach. Auch Leuthold begab ſich.
in Begleitung Huberts, hinaus, denn der Anblick des Kampfes
lockte ſein waffenfreudiges Gemüt.
Ein freier Platz vor dem Hauſe war zum Zweikampf er=
wählt
. Die beiden Gegner warſen raſch das Oberkleid ab und

ergriffen ihre Klingen; die Sekundanten bezeichneten die Men=
ſur
, das Kommandowort erſcholl, und die Kämpfer traten ein=
ander
gegenüber. Der Schalk, mit ſchneebleichem Angeſicht, durch=
bohrte
mit ſeinen Blicken den Präſes, welcher, gelaſſen und kalt=
blütig
, im Gefühl ſeiner Ueberlegenheit, mit einem höhniſchen
Lächeln antwortete. Jetzt kreuzten ſie die Klingen, unbeweglich,
gleich zwei Statuen. Los! tönte es aus dem Munde der
Sekundanten, und die Degen ſchwirrten. Mit Ruhe parierte
der geübtere Fechter die Hiebe des Kleinen, der blind und mord=
luſtig
auf ihn eindrang, ohne an ſeine eigene Sicherung zu
denken; und deſſen Ungeſtüm raſch benützend, ließ der Präſes
ſeinen Hieber nach dem bloßgegebenen Arme ſauſen. Der Schalk
taumelte zurück; doch der Wunde nicht achtend, welche ihn mit
Blut überſtrömte, wollte er aufs neue mit Anſtrengung aller
Kraft auf den Feind losſtürzen, als die Sekundanten einſprangen
und den Wutſchäumenden nötigten, von einem Kampfe abzu=
laſſen
, in welchem er der Ueberwundene war.
Sein Blut iſt gefloſſen, flüſterte Leuthold ſeinem Beſchützer
zu; die erſte Verkündigung hat ſich raſch bewährt.
Der Studentenſchwarm kehrte in das Haus zurück, wo der
Verwundete, ſo gut es gehen wollte, verbunden ward. Leuthold
aber, welcher mit Hubert zurückblieb, faßte ein unerſchütterliches
Vertrauen auf den Ausſpruch der Wahrſagerin; er verhieß ihm
ja ſeinen Vater wieder, und das ſchneidende Schwert, ſollte
es ſich nicht ſenken beim Anblick des Sohnes?
Voll dieſer Gedanken, wandte er ſich entſchloſſen zu ſeinem
Begleiter. Gott ſegne Euer Vorhaben und mache Euch alle zu
tüchtigen Kriegshelden, ſagte er mit gerührter, herzlicher
Stimme. Mir iſt’s nicht vergönnt, mit Euch zu ziehen. Drum
lebe wohl, mein Lebensretter; in meinem Gebet will ich Deiner
gedenken.
Hubert betrachtete den Knaben mit ſtiller Verwunderung.
Und ſpohin willſt Du wandern?
Die Welt iſt wcit.
Du biſt unerfahren, und Deiner Lebensjahre ſind wenige;
was wirſt Du beginnen?
Schon mehr habe ich erfahren als mancher Greis; Gott
wird mir weiter helfen.
Hubert nickte beifällig zu dieſen beſtimmten Antworten.
Aber was iſt der Grund, der Dich in die weite Welt forttreibt?
Ich ſuche meinen Vater.
Und wenn er nicht mehr unter den Lebenden iſt?

Er lebt! antwortete Leuthold mit einer Beſtimmtheit
welche nur aus der innerſten Ueberzeugung hervorgehen konnte
Hubert warf einen mißtrauiſchen Blick nach der Türe de=
Hauſes, als fürchte er, es möchte das, was er im Begriff war
zu ſagen, von einem unberufenen Ohr vernommen werden
Hierauf zog er den jugendlichen Freund näher bei ſich und
flüſterte ihm zu:
Du gehſt mit mir. Ich verlaſſe meine wüſten Gefährtet
und ziehe nach dem Rhein, in meine Heimat. Williaſt Du ein?
Von Herzen! Vielleicht find’ ich auf meinem Wege meinet
Vater gleichviel, wohinaus, nach Norden oder Süden; der
Himmel wird mich zu ihm leiten, und Deine Geſellſchaft iſt mi=
teuer
. Aber was werden Deine Genoſſen ſagen?
Sie dürfen nichts von unſerm Vorhaben merken. Komm!
Mit behutſamer Eile entfernten ſie ſich und hörten imme
ferner und ferner den Lärm der Trunkenen, bis er gänzlid
verſtummte.
Sie ſtanden am Ende des öden Dorfes. Tannenbewachſen
Bergrücken dehnten ſich unabſehbar zur Linken, und zur Rechter
wälzte ein Waldſtrom ſeine eisvermiſchten Wellen durch di
ſchneebedeckte Ebene.
Es ſchien, als begünſtige der Himmel freundlich ihr Vor
haben, denn das Schneegeſtöber hatte aufgehört, ein milde
Wind hatte das neblige Grau von dem Horizont verſcheucht, und
weiße Wölkchen ſchwebten um die Sonne, welche zwar niedrie
und ohne Strahlenkranz, doch ſchon mild wärmend das Schnee
gefilde überglänzte und die Seelen der Wanderer mit ſaufte
Heiterkeit und Hoffnung belebte.
Wo hinaus? fragte Leuthold, als ſie ſich dem Wald
näherten.
Hubert deutete nach Weſten. Dort fließt der grüne Rhein
ſtrom, in dem ſich meine Vaterſtadt fpiegelt.
Iſt’s weit bis dahin?
Wohl dreißig Tagereiſen müſſen wir wandern, bis ivi
die Türme des goldenen Mainz ſchauen.
Leuthold befann ſich. Mainz? Ich habe oft ſagen gehört
daß dort ein Bruder meines Vaters wohnt.
Deſto beſſer, wenn Du dort gleich einen Verwandten findeſt
leicht möglich, daß er Auskunft über das Schickſal Deines Vaters
geben kann.
Sie ſchritten rüſtig von dannen, als gälte es, heute noch das
ferne Ziel zu erreichen. Bald verloren ſie ſich hinter den Stäm
men des düſter=grauen Tannenforſtes. (Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Numster 310.

Darn=ſtädter Tagblatt, Reeitan, B21 9. Raütuber 1923.

Heſſiſcher Landtag.
71. Sitzung.
St. Darmſtadt, 8. Nov.
egierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Finanzminiſter
nrich, Wirtſchaftsminiſter Naab und Regierungskommiſſare.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9.10 Uhr. Das
5 tritt alsbald in eine
allgemeine politiſche Ausſprache
Abg. Kaul (Soz.): Die Einheit des Reiches ſei der letzte Hort
* beſſeren Zurunft. Seine Partei verurteile alle Separationsbeſtre=
gen
. Sie verlange darum die Aufhebung des militäriſchen Belage=
szuſtandes
, der in Sachſen, Thüringen einerſeits und in Bahern
erſeits eine Gefahr für das Reich ſei. Auch hier in Heſſen werde
den vaterländiſchen Verbänden mit denſelben Mitteln gearbeitet
in Sachſen und Thüringen. Alle Erzählungen über die proletari=
Hundertſchaften, die exerzierten und ſo weiter, ſeien erfunden.
Abg. Uebel (Ztr.) verlieſt namens ſeiner Fraktion eine Erklärung,
der die Mißverſrändniſſe, die durch die Ereigniſſe in Sachſen und
ern entſtanden ſind, bedauert werden und die Einheit des Reiches
höchſtes Gut bezeichnet wird.
Abg. Dr. Weuner (Deutſchnatl.): Die Volksgemeinſchaft iſt ſo=
ſe
nicht möglich, wie internationale Kräfte das Schickſal des deutſchen
fes beſtimmen. Wir verlangen endlichen Kampf gegen die Lüge von
deutſchen Kriegsſchuld, verlangen, daß endlich der von den Franzo=
längſt
zerriſſene Verſailler Vertrag auch von uns nicht mehr aner=
it
wird, wir lehnen jeglichen Separatismus ab und ſtehen ein für
ungeteiltes Heſſen. Wir verkünden die deutſche Irredenta, den
ipf für die unerlöſten Gebiete, die ein ſchändlicher Friede uns ent=
n
hat. Wir glauben an das deutſche Volk, daß es in dieſem Kampf
deutſch hie autideutſch, hie chriſtlich hie antichriſtlich, hie natio=
hie international den rechten Weg finden wird. Wir verlangen
Kampf gegen das oſtjüdiſche Einwanderunweſen, das ein Krebs=
den
an unſerem Volke iſt, den deutſchen Arbeitern Brot und Woh=
gen
kürzt. Wenn Herr Kaul die Reichsexekutive gegen Sachſen ſo
rf verurteilt hat, ſo hat er damit ſeinem Parteifreund, dem Reichs=
identen
Ebert, einen ſchlechten Dienſt erwieſen. (Zwiſchenrufe des
. Kaul.) Der Kampf gilt dem volksverwüſtenden Klaſſenkampf und
unſeligen Marxismus, deſſen jahrelange Vorherrſchaft ſich jetzt bit=
rächt
. Wir bekämpfen die Gleichmacherei und die Zwangsbewirt=
ſtung
auf allen Gebieten. Der ſtaatliche Apparat müſſe vereinfacht
den, das verlange die äußere Notlage mit zwingender Notwendigkeit.
Weſen des Staates iſt die Macht. Das Syſtem des Novembers 1918,
eigentlich bereits im Juli 1917 ſeine Herrſchaft angetreten habe, ſei
weſentlichen zuſammengebrochen. Es lebe das deutſche Volk, es lebe
Deutſche Reich; ſie beide müſſen leben, mag das politiſche Syſtem
wie es will!
Abg. Schreiber (Dem.): Poincaré und die deutſche Reaktion
en auf eine Zerſtörung der deutſchen Ei

zen Loalition bedauere er außerordenlich, denn jſet ſiehe die Ge=
einer
deutſchnationalen Regierung vor der Tür. Die
tiſche Gefahr iſt für Heſſen beſonders groß, ich möchte darum
heſſiſche Rechte bitten, das Vabanque=Spiel, der Rechten im Reich
t mitzumachen. Zur Zeit wird wiederum einmal die Frage Groß=
ſen
ventiliert. Dieſer Plan wird finanziert von einem Manne, deſſen
nen ich hier nicht nennen will. Solange der Feind im Lande ſteht,
es für uns Demokraten keine Frage Groß=Heſſen. Wir ſind bereit,
Regierung das Ermächtigungsgeſetz zu bewilligen.
Abg. Dr. Oſann (Dtſch. Vp.): Nachdem geſtern wirtſchaftliche
igen durchaus ſachlich hier erörtert, worden ſind, war es im Hauſe
t notwendig, hier eine große politiſche Debatte ſich entwickeln zu
en, die, wie wir von vornherein befürchtet haben, ſchwere Gegenſätze
aufreißen mußte. Der Abg. Kaul hat die Aufhebung der Militär=

atur verlangt, die doch ſ. Z. mit Zuſtimmung ſeiner Partei errichtet
de. Wenn man die Verhältniſſe in Hamburg, in Sachſen und
iringen kennt, wird man anerkennen müſſen, daß es notwendig iſt,
dieſem Wege Ruhe und Ordnung wieder herzuſtellen. Die Militär=
gtur
richtet ſich in erſter Linie gegen die Kommuniſten. Was die
ge Bayern betrifft, ſo muß doch geſagt werden, daß jeder Einzel=
t
das Recht hat, ſeine Stellung zu wahren, und in ſeinen Grenzen
Ruhe und Ordnung zu ſorgen mit den Mitteln, die er für die rechten
(Zwiſchenruf: Solange er nicht gegen die Verfaſſung verſtößt!)
ſern hat für Ruhe und Ordnung geſorgt und in Bayern ſind keiner=
Loslöſungsbeſtrebungen vom Reich laut geworden. Daß ein Staat
die Stellung kämpft mit verfaſſungsmäßigen Mitteln, die er auf
ind ſeiner Größe und Bedeutung zu verlangen hat, iſt ſein gutes
9t. Wir möchten uns auf dieſe wenigen Ausführungen beſchränken.
3 ſonſt zu den großen außenpolitiſchen Fragen geſagt wurde, in denen
hier ja gar nicht zuſtändig ſind, dazu verweiſe ich auf die Reden des
chskanzlers Dr. Streſemann zu der Schuldfrage, zum Verſailler Ver=
z
uſw. Wir halten an der Einheit des Reiches feſt und werden be=
bt
ſein, ſie mit allen Mitteln zu erhalten. (Bravo!)
Abg. Frau Roth (K.P.D.): Das Traurige unſerer Lage bedeutet
Tatſache, daß heute früh 3 Autos mit Schupo in Ober=Ramſtadt ein=
ückt
ſind, um hei den Arbeitern nach Waffen zu ſuchen. Wie man
Nuhe und Ordnung ſprechen kann, iſt mir unverſtändlich. Ueberall
eſcht Unordnung und Unruhe. Wir ſind nicht gewillt, uns in dem
italiſtiſchen Staat verſklaven zu laſſen, wir rufen Ihnen zu: Zittern
vor dem Moment, wo wir von Ihnen Rechenſchaft fordern werden.
elfache Zwviſchenrufe, auch von der Tribüne, deren Räumung Präſi=
* Adelung androht.)
Abg. Kindt (Dtſchntl.): Daß die Debatte ſcharf geworden iſt, iſt
t unſere Schuld. Ich mochte zunächſt einmal feſtſtellen, daß der Abg.
iI dieſe Debatte gewünſcht hat, ebenſo wie auch die Ernährungs=
atte
von der Linken gewünſcht wurde. Es iſt durchaus richtig, was
Abg. Oſann geſagt hat, daß man ſich hier mit Dingen beſchäftigt, die
Heſſiſchen Landtag nichts angehen. Nachdem der Abg. Schreiber
einen mehr als ſcharfen Ton angeſchlagen, könen wir nicht ſchwei=
dazu
. Das Volk hungert, die Not iſt rieſengroß, und das, nachdem
Marxismus ſeit lange vor 1918 herrſcht in Deutſchland. Niemand
= und im Reich zweifelt mehr daran, daß die Sozialdemokratie ab=
uirtſchaftet
hat. Sie war nicht in der Lage dem Volke Frieden,
eit oder Brot zu geben. (Zwiſchenrufe.) Die Einſichtigen in der
S.D. wiſſen das ſelbſt. (Lachen links.) Die Führer haben nicht den
t, den Maſſen zu ſagen, wie die Dinge liegen. Vielfach ſind Sozial=
okraten
mit den Kommuniſten verbunden, und alles, was Sie (zur
ken) tun, tun Sie aus Angſt vor den Kommuniſten. Den Deutſch=
ionalen
können Sie Vorwürfe machen, welche Sie wollen, jedenfalls
en wir ein Ziel und ſind gewohnt und gewillt, uns reſtlos für dieſes
einzuſetzen. Die Demokraten ſind die beſten Freunde des Herrn
inearé, ſie haben ihm in vielen Demonſtrationen Nie wieder Krieg
eigt, daß wir nicht mehr den Mut haben, unſere Frauen, vor der
ſändung durch die Feinde zu ſchützen. Ein Bündnis mit Sowjetruß=
d
kann es für uns nicht geben. Zur Währungsfrage möchte ich nur
s ſagen: Die Heſſiſche Regierung hat Dollarſchatzanwei=
ngen
geſchaffen. Ich frage, wo ſind dieſe geblieben?
* fordern ſtrengſte Unterſuchung zur Feſtſtellung, in welche Taſchen
ſes Geld gefloſſen iſt. Wenn wir aus der Not heraus wollen, muß
Rückſicht auf die Wählermaſſen verſchwinden. Es iſt dringend zu
fen, daß Reichspräſident Ebert das Parlament ausſchaltet und die
ſtatur errichtet. Der Zwiſchenhandel muß verſchwinden, wenn die
wendigſten Lebensmittel billiger werden ſollen. Wir haben trotz
em die unerſchütterliche Hoffnung, daß der Rhein deutſch bleiben oder
der deutſch werden wird, daß Deutſchland ſich behaupten wird trotz
er ſeiner Feinde. (Bravo! rechts.)
Abg. Ebner (K.P.D.): Die Debatte zeigt, daß die Reaktion ſich
rk fühlt. Das gibt zu bedenken. Sie ſprechen heute hier gegen den
paratismus und wir nehmen Reſolutionen an, dabei war der Herr
ſtizminiſter ſelbſt Separatiſt. Ich erinnere an ſeinen Briefwechſel mit
7 Bothmer. (Es kommt im Weiteren zu erregten Zwiſchenrufen. Der
äſdent muß mehrfach eingreifen und zur Ordnung rufen.) Redner
lemiſiert dann des längeren gegen die Sozialdemokratie und propa=
rt
, wie immer, den Klaſſenhaß und Klaſſenkampf. Er fordert die
ldung proletariſcher Hundertſchaften und die Diktatur des Prole=
iats
, Verbindung mit Sowjetrußland u. dgl. m.
Abg. Kaul (Soz.): Wenn die Lage nicht ſo ernſt wäre, hätte man
er das eben Gehörte herzlich lachen können. Es gilt heute in erſter
nie, ſämtliche ſtaatserhaltende Kräfte zuſammen zu faſſen, nicht aber
zerſtören. Die Herren Werner und Ebner haben den Reichspräſiden=
Ebert gegen die Sozialdemokratiſche Partei ausgeſpielt. Der Reichs=
äſident
hat verfaſſungsmäßige Pflichten zu erfüllen und keine Partei=
litik
zu treiben. Das tat der Reichspräſident und darum ſchützen wir
7. auch wenn wir mit einzelnen Anordnungen nicht einverſtanden ſind.
e Dinge ſpitzen ſich zu, täglich mehr. Ich kann feſtſtellen, daß, wer an
Verfaſſung rüttelt, geſchloſſenen Widerſtand finden wird. Redner
rlieſt dann Teile aus einem Bericht des Gießener Polizei=
nts
, das feſtſtellt, daß an der Behauptung der Vaterländiſchen Ver=
nde
, ein Gießen ſei eine Sowjet=Propaganda=Zentrale errichtet kein
ihres Wort ſei. Dieſes Gerücht könne nur auf unvernünſtige
hwätzereien zurückzuführen ſein. Auch die Behauptung, daß auf dem
rieb kommuniſtiſche Hundertſchaften nächtlich üben, ſei völlig unhalt=
r
. Es ſcheint, daß man in Heſſen Verſuche macht, eine Situation vor=
täuſchen
, die ein Vorgehen wie in Sachſen herbeiführen ſoll. Es gibt
m Exerzieren von proletariſchen Hundertſchaften. Wenn ſolche exer=
ren
ſind es Angehörige des Jungdeutſchen Ordens.
Abg. D. Schian (Dtſch. Vp.): Ich will nicht ſprechen zu all den
ingen, die hier angeſchnitten wurden und die uns gar nichts angehen.
eir ſollten uns doch beſchränken auf Dinge, die das Heſſiſche Parlament
rgehen, vielleicht könnte man dann dieſe Dinge wirklich eingehend be=
ſen
. Es fehlt hier an der erforderlichen Sachlichkeit und bei der gan=

zen Debatte kommt ſchließlich nichts heraus. Ebner ſoll nicht etſwa den=
ken
, daß man auf ſeine Ausführungen nichts erwidern könnte. Ich ver=
gichte
aber darauf. Herr Kaul hat in ſeinen Ausführungen die Sach=
lichkeit
gegenüber der Linken, die es ja auch von ihm aus gibt, vermiſſen
laſſen. Es iſt traurig, daß ein Redner wie Herr Ebner hier ſo ſprechen
kann, wie er es getan hat, und es iſt merkwürdig, daß Herr Kaul dann
gleich darauf hier gegen die Rechte wettern kann, die Gefahr nur rechts
ſieht und nach links blind und taub iſt. Wir ſtehen mit allem Nachdruck
zur Verfaſſung und würden nie dafür zu haben ſein gutzuheißen, wenn
von Bahern gegen die Verfaſſung mit Gewalt gekämpft wird. Es iſt
mir aber völlig unverſtändlich, wie man die Gefahr, die von links der
Verfaſſung droht, einfach ignoriert. Ruhe und Ordnung müſſen gewahrt
werden, wenn es mit den geringen Machtmitteln, die der Regierung zur
Verfügung ſtehen, auch ſehr ſchwer iſt. Ich möchte die Gelegenheit be=
nutzen
, darauf hinzuweiſen, daß unſere Schutzpolizei, die gerade jetzt
einen ſehr ſchweren Dienſt hat, in ihren Bezügen nicht ausreichend geſtellt
iſt. Wir ſollten hier doch all das feſthalten, was gegen die große äußere
Gefahr die Hauptſache iſt, die Gemeinſamkeit der Abwehr. (Bravo!)
Staatspräſident Ulrich: Ich kann hier nicht auf alles eingehen,
was in die Debatte geworfen wurde. Ich will nur feſtſtellen, daß die
Regierung treu zum Reich ſteht und zur Verfaſſung und daß ſie gewillt
iſt, mit allen Mitteln beſtrebt ſein wird, dieſe zu ſchützen und dabei die
Intereſſen des Landes zu wahren, ohne Konzeſſionen nach rechts oder
nach links. Wir werden keinen Gewaltakt aufkommen laſſen, von wel=
cher
Seite auch der Verſuch gemacht werden ſollte. Wenn heute hier
geſagt wurde, in Ober=Ramſtadt ſei nichts los, man habe nur ein bischen
Soldatches ſpielen wollen, ſo iſt das doch nicht ganz ſo. Wir mußten
den Dingen einmal nachgehen. Das Reſultat wird mitgeteilt werden, beſtohlen wurde ein Gaſt, der nur auf eine ganz kurze Zeit ſein Zim=
rechtsſtehenden
Dörfern vorgenommen und dabei noch Waffen gefunden ſachen, darunter eine goldene Panzerkette und einen Ring mit Brillan=
worden
. Ich wiederhole, wir ſind entſchloſſen und fühlen uns ſtark genug, ten, auch ſeinen Paß und andere Ausweispapiere ein. Paß und Pa=
zu
handeln, um die Verfaſſung zu ſchützen und Ordnung und Sicherheit
aufrecht zu erhalten.
Miniſter des Innern von Brentano: Ich ſtimme dem Herrn
Abg. Schian zu, man darf, ſo gerne man möchte, nicht ſchweigen zu den
Ausführungen des Abg. Ebner, damit nicht der Eindruck erweckt werde,
als wüßte man ihm nicht entgegenzutreten. Herr Ebner weiß ganz
genau, daß die Angelegenheit des Briefwechſels mit von Bothmer vor
der Oeffentlichkeit aufgeklärt wurde. Seine Wahrheitsliebe iſt nicht ſehr
groß. Er behauptet Dinge, die gar nicht ſind und beſtreitet andere, wie
es ihm paßt. Herr Abg. Kaul hat hier einen vertraulichen Bericht aus
Gießen verleſen, der nur durch ſchweren Vertrauensbruch werden im Spätherbſt 300 Artiſten, ein Heer von Angeſtellten und Ar=
eines
Beamten in ſeinen Beſitz gelangt ſein kann. Ich würde es für
richtig halten, wenn Herr Kaul mir den Beamten nennt, damit ich da
einmal nach dem Rechten ſehen kann. (Sehr richtig! rechts.) Merkwürdig
iſt, daß immer von ſolchen Leuten über die Verhältniſſe in Bahern räſo=
niert
wird, die über die Verhältniſſe in Sachſen und Thüringen ſehr ſtill=
ſchweigen
. Einem Land, das derartiges mitgemacht hat, wie Bahern, deten ſich noch perſönlich in den Städten, in denen die Sarraſani=Schau
muß man Manches nachſehen. Wer weiß, wie es noch in anderen Län=
dern
wird.
Abg. Schaub (Soz.) erörtert mehrmals das Einſetzen der Schupo
in Friedberg, wo nur das beſonnene Verhalten, der Führer Blutver=
gießen
verhinderte.
Abg. Reiber (Dem.): Die Angelegenheiten Bayern und Sachſen
von weſentlich deutſchem und daher auch heſſiſchem Intereſſe. Wir be=
grüßen
es, daß der Miniſter des Innern hier, erklärte, er werde ſich
gegen alle Verſuche der Gewalt wenden. Wir ſind der Anſicht, daß
die Gefahr in Bayern nicht geringer iſt wie die in Sachſen. Es lichkeit mit neuen politiſchen Verhältniſſen. Ein ehemaliger General
ſprechen noch die
tritr Vertagung ein. Nächſte Sitzung Freitag 9 Uhr.
Schluß ½2 Uhr.

Seite 5.

ch. Griesheim, 8. Nov. Die Straßenbeleuchtung muß
in dieſem Winter der hohen Unkoſten wegen wahrſcheinlich ganz unter=
bleiben
Die Grund= und Gewerbeſteuer iſt auf das zehn=
tauſendfache
erhöht worden. Bei der Landesbank iſt zwecks Beſchaf=
fung
von Kartoffeln ein Kredit in Höhe von 200 Billionen auf=
genommen
worden.
v. Eberſtadt, 8. Nob. Zunahme des Straßenbahnver=
kehrs
. Seit der Einführung der hohen Tarife auf der Staatsbahn
hat, ganz im Gegenſatz zu ſonſt eine Abwanderung von der Staatsbahn
nach der Elektriſchen eingeſetzt, da ſowohl die Einzelfahrten als auch die
Zeitkarten (Wochenkarten) auf der Straßenbahn billiger ſind. Man kann
die Abwanderung auf beinahe 50 Prozent ſchätzen. Hoffentlich zieht aus
dieſer, für die Hebung des Straßenbahnverkehrs erfreulichen Erſchei=
nung
, die Heag bei ev. Tariferhöhungen die notwendigen Konſequenzen.
Fr. B. Jugenheim, 9. Nov. Als zweites ſeiner Konzerte bot der
Konzertverband einen Lieder= und Balladenabend. Schubert, Schumann
und Löwe ſollten mit ihren alten, immer friſchen Weiſen zu uns reden
und fanden in den Künſtlern treffliche Interpreten. Mit Schuberts
An die Muſik eröffnete Herr L. Seitz den Abend. Nach anfänglicher
leichter Befangenheit die allen Künſtlern gut ſteht! vermochte er
ſich im Aufenthalt einen wunderbaren Aufſchwung zu geben. Ein ton=
lich
breites Legato führte er aus tieferen in höhere Lagen das eine
wohltuende Wärme atmete. Die Frühlingsfahrt war ſeeliſch am mei=
ſten
belebt. Sein voller kräftiger Tenor, beſonders oben, voll von lhri=
ſcher
Wärme, wird veredelt durch treffliche Technik: ein weicher Tonan=
ſatz
ſowohl, wie ein ebenſo vornehmer Endklang. Sodann erfreute
uns Frau Riedlinger durch ihren Alt, der eine geradezu ſeltene
Klangfülle verrät. Mit den beiden Schumann=Zwiegeſängen, beſonders
So war die Sonne ſcheint, führte ſie ſich beſtens ein, doch auch ihre
Einzelgeſänge brachten uns reiche Genüſſe. Sie bot Lieder von Franz
und Brahms. Ihre Stimme zeigt metallenen Klang und iſt weich und
ſchön. Wenn wir etwas wünſchen dürften, ſo wäre es etwas weniger Vibra=
tion
, namentlich, wenn es im Intereſſe einer deutlicheren Ausſprache ge=
ſchieht
. Dankbar ſpendete man der Künſtlerin Beifall, wofür ſie ihrer=
ſeits
dankte mit einer Zugabe von Brahms: Es rauſcht das Waſſer
Endlich kam Herr Kammerſänger Maximilian Troitſch. Mit lebhaf=
ter
Freude wurde er begrüßt. Man hört ihn hierzulande ſelten. Warum,
das iſt uns allerdings unverſtändlich. Seine Künſtlerſchaft hatte er
heute abend bereits vor ſeinem eigentlichen Auftreten bewieſen: ein=
mal
durch das gute Zeugnis, das Herr Seitz ſein Schüler, über ihn ab=
gelegt
, ſodann durch ſeine Begleitung der Zwiegeſänge. Herr Troitſch
hatte gut gewählt: Löwe=Balladen. Löwe iſt Dramatiker, Herr Troitſch
aber auch. Wir konnten nicht genug ſtaunen darüber, wie er ſeine Auf=
gabe
löſte. Mit welcher Spannung er erzählt! Wie plaſtiſch und dra=
ſtiſch
er Geſtalten und Ereigniſſe malt! Und ſeine Technik iſt bewun=
dernswert
, ſeine Geſtaltungsgabe einfach meiſterhaft. Seine Stimmittel
endlich ſind prächtig: mit weicher Fülle ertönt ſein Baß, zart ſind ſeine
p. und wenn er flüſtert, ſo hört man es in der fernſten Ecke des Saales.
Mit reicher Gabe wartete der Künſtler auf; es ſei uns daher erlaſſen,
alles einzeln zu nennen, zudem eines immer trefflicher gelang als das
andere, wofür ihm herzlichſt gedankt wurde. Nicht minder dankbar
aber ſind wir unſerer Meiſterin am Flügel Frau Oberforſtmeiſter
Heyer. Ihre Künſtlerſchaft iſt längſt anerkannt. Sie hatte heute
abend reichlich Gelegenheit, ſie aufs neue zu zeigen: Löwe will keine
Begleitung, ſondern gibt dem Inſtrument ſelbſtändige Aufgaben, die
eine Meiſterhand erheiſchen, die ſich ebenſo ſehr auf monumentgle Wucht
wie auf feenhaften Zauber und feinſte Ziſelierungen verſteht. Und da
war Frau Heher ganz zu Hauſe.
B. Dieburg, 8. Nov. Der hieſige Geſangverein Sänger=
luſt
gab im Mainzer Hof vor völlig ausverkauftem Hauſe ſein
erſtes Winterkonzert, das unter Leitung ſeines Dirigenten A. Simmer=
macher
einen ſchönen Erfolg bedeutete. Der ſtarke Chor gab ſein Beſtes;
es war eine Freude, zu ſehen, wie der Dirigent aus ſeiner Sängerſchar
alles herausholen konnte. Deutliche Phraſierung, verſtändliche Aus=
ſprache
, gute dynamiſche Schattierung, das waren die Vorzüge, die der
Verein in ſeinen Chören von Weinzirl, Hinze, Mozart, Schaaf, Schie=
bolt
, Neuert, Otegraven, Krämer erkennen ließ; den Stimmungs=
gehalt
, ſei er ernſter oder humoriſtiſcher Natur, vermochten die Sänger
voll zu erſchöpfen. Als Soliſt trat ein junger Tenor, Herr Jakob
Weber auf, der ſich mit Valentins Gebet aus Gounods Fauſt und
dem Poſtillonslied aus Adams Poſtillon von Lonjumeau, reichlich
ſchwere Aufgaben geſtellt hatte, aber unter lebhaftem Beifall löſte. Die
jüngere Schweſter des Chors iſt die Kapelle, die Herr Hermann Holz=
apfel
vor Jahresfriſt wie aus dem Nichts geſchaffen hat; über 20 Mit=
glieder
wirken jetzt mit, und es iſt ſicher zu erwarten, daß ſich noch mehr
Freunde der Muſik der Kavelle anſchließen werden, die dann zu ihrer
jetzigen Beſetzung mit Blechbläſern und Schlagzeug auch noch Holzbläſer
erlangen könnte. Auch bei dem Orcheſter iſt es eine Freude den Eifer
und die Liebe zur Muſik bei den meiſtens jugendlichen Mitgliedern zu
ſehen, wie ſie ihrem Dirigenten folgen, der ſich im Muſikleben der Stadt
ſchon einen Namen erworben hat. Mit Präziſion kamen die Märſche,
beſonders der altheſſiſche Grenadiermarſch Landgraf Ludwigs IA., exakt
die Ouvertüre zu Mignotte‟, Arie aus der Zauberflöte und zwei
Sachen von Lincke zu Gehör. Das Publikum ſpendete der Veranſtaltung
wohlverdienten reichen Beifall. Vom Standpunkt der Volksbildung kann
es gewiß nur begrüßt werden, wenn ein Verein ſich ſo viel Mühe gibt,
aus eigenen Kräften etwas Gutes zu bieten.
B. Münſter, 8. Nov. Stenographen. Dem 2. Gauvorſitzen= Palaſt=Lichtſpielg: Kinovorſtellungen.
den, Herrn Auguſt Rödler von Dieburg, iſt es zu verdanken, daß ſich
in unſerer Gemeinde nunmehr auch ein Stenographen=Verein Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
nach dem Syſtem Gabelsberger gegründet hat, und eine ſtattliche Anzahl Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft; Rudolf
von Perſonen hat bereits ihren Beitritt hierzu erklärt. Der erſte An= Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe. Heſſiſche Nachrichten:
fängerkurſus hat nunmehr begonnen, und Herr Rödler hat die Leitung Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann, Schluß=

ſelbſt übernommen.
ro. Friedberg, 7. Nov. Die Nebenbahnen Friedberg Hun=
gen
, bezw. NiddaSchotten und HungenMücke, führen in den Per=
ſonenzügen
keine Wagen 2. Klaſſe mehr mit ſich.

Beachtenswerte Regein für den Verkehr an
den Poſiſchaltern.
1. Wähle für Deine Poſtgeſchäfte möglichſt nicht die Hauptverkehrs=
ſtunden
.
2. Klebe auf alle freizumachenden Sendungen die Marken vor der
Einlieferung auf, wozu Du bei Briefſendungen nach der Poſt=
ordnung
verpflichtet biſt.
3. Schreibe zu Wert= und Einſchreibſendungen einen Einlieferungs=
ſchein
mit Tinte vorher aus.
4. Halte das Geld abgezählt bereit. Uebergib größere Mengen Pa=
viergeld
ſtets geordnet, wozu Du nach der Poſtordnung verpflichtet
biſt. Lege bei gleichzeitiger Ein= oder Auszahlung von drei und
mehr Poſtanweiſungs= und Zahlkartenbeträgen ſowie beim Einkauf
von drei oder mehr verſchiedenen Sorten von Wertzeichen eine
aufgerechnete Zuſammenſtellung der zu zahlenden Beträge vor.
5. Benutze bei eigenem ſtärkerem Verkehr die beſonderen Einrich=
tungen
(Poſteinlieferungsbücher und =berzeichniſſe, Selbſtvorberei=
tung
von Paketen und Einſchreibbriefen).

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein korrekter Hoteldieb. In einem hieſigen Hotel
wenn es vorliegt. Derartige Unterſuchungen ſind in letzter Zeit auch in mer verlaſſen hatte. Er büßte außer einer ganzen Reihe von Wert=
piere
ſandte ihm der Dieb nach ſeiner Wohnung in Dresden zurück, mit
dem Bemerken, daß er ſie nur in der Eile mitgenommen habe. Die
Wertſachen dagegen hat er als richtiger Hoteldieb behalten.
Fort von Deutſchland.
Der Zirkusdirektor Hans Stoſch=Sarraſani gab kürzlich bekannt, daß
er auf ein Jahr mit ſeinem Unternehmen Europa verlaſſen werde, um
in den Großſtädten Südamerikas zu gaſtieren. Nur ein paar knappe
Andeutungen über den Umfang dieſes Unternehmens ſind gleichzeitig ge=
macht
worden. Es hieß in der Notiz: Auf dem Dampfer Danzig
beitern in Hamburg eingeſchifft, auf dem Dampfer Ludendorff werden
300 Tiere, 120 Autos und die ganze Zeltſtadt verladen. Auf dieſe
knappe Notiz hin liefen innerhalb von vier Wochen im Bureau der Sar=
raſani
=Schau rund 60 000 Bewerbungsſchreiben zur Mit=
nahme
nach Südamerika ein, und Tauſende von Menſchen mel=
zuletzt
gaſtierte. Es handelt ſich hier um eine Maſſenaktion der Deutſch=
landmüden
, zu der als Beiſpiel nur die großen Auswandererſtröme der
Goldgräberjahre aus der Mitte des 19. Jahrhunderts herangezogen wer=
den
können. Die Briefſammlung, die die Sarraſani=Schau jetzt be=
herbergt
, iſt ein einzigartiges Dokument der deutſchen Zeitgeſchichte und
würde einem pſychologiſchen Seminar Arbeitsmaterial für mehrere Se=
ſind
keineswegs ſolche, die nur die eigenen Staaten angehen. Sie ſind meſter liefern. Hier erklingen alle Motive, die jemals Auswanderungs=
luſtige
beherrſcht haben: Abenteuertrieb, Hoffnung auf ein leichtes, lu=
ſtiges
, romantiſches Leben, Verzweiflung über unerträgliche Zeitnöte,
Trauer über den Verluſt einer glänzenden Vergangenheit, Unverſöhn=
der
Kavallerie bittet ebenſo um Anſtellung beim Zirkus Sarraſani wie
Abgg. Knoll (Ztr.), Füller (D. Vp.), Kindt (Dtſchntl.) Dann ein tſchechiſcher Bergmann, der noch 1000 Kronen zugeben will, wie
Landleute, die einen förmlichen Kartoffelſegen in Ausſicht ſtellten, Ge=
werkſchaftsbeamte
, die ihr Prinzip des Achtſtundentages durchbrechen
wollten, Akademiker, die von ihrem Talent für die Arbeit in der Manege
ſchreiben.
Z.R. 3 wird im November den Ozean überfliegen.
Der Ozeanflug des Z.R. 3 des in Deutſchland gebauten Schweſter=
ſchiffes
des 3.R. 3, wird wahrſcheinlich im November ſtattfinden. Da
während der Wintermonate im Nordatlantik heftige Stürme vorherr=
ſchen
, wird man eine ſüdlichere Fluglinie ausſuchen, die allerdings dafür
auch 4500 Seemeilen lang iſt, alſo beinahe das Doppelte ſo lang wie
die von dem britiſchen R. 34 geflogene Strecke von Schottland nach
Neu=York. Das Luftſchiff wird durch Südfrankreich über Kap Finiſterre
und die Azoren nach den Bermudainſeln und von da nordwärts fliegen.
Unterwegs wird keine Pauſe gemacht, und man rechnet mit einer Flug=
dauer
von 75 bis 100 Stunden. Ueber 30 Mann werden die Beſatzung
des Schiffes darſtellen, und an Gaſolin allein wird genug mitgenommen
werden, um drei Eiſenbahnwagen zu füllen. Fünf Maſchinen von je
400 Pferdekräften liefern die Antriebskraft.
Sport, Spiel und Turnen.
Waſſerſport.
Freier Wafferſportverein Darmſtadt.
Samstag abend von 79 Uhr, ſtehen ſich im Hallenſchwimmbade
Freier Waſſerſportverein Darmſtadt und Freier Waſſerſport Heidelberg
in einem Vereinswettkampf gegenüber. Da die Heidelberger über eine
gute Mannſchaft verfügen, iſt ein intereſſanter Sportabend zu erwarten.
Außer Einzelwettkämpfen und Lagenſtaffeln in allen Klaſſen werden auch
zwei Waſſerballſpiele ausgetragen. Der Sportabend iſt für jedermann
zugänglich.
Schevimmen.
Wettſchwimmen in Breslau.
Bei den zweitägigen verbandsoffenen Wettkämpfen des Neuen
Schwimmvereins Breslau am 10. und 11. November, ſind neben den
ſchleſiſchen Vereinen mit den Breslauern an der Spitze u. a. Poſeidon=
Berlin, Berliner S.C., Sport=Charlottenburg, Hellas=Magdeburg, Dres=
dener
S.V., Rhenus=Köln und Dortmund 96 und Bayern=Nürnberg ver=
treten
. Die Große Staffel 10 mal 40 Meter ſieht die drei Breslauer Klubs
mit Sport=Charlottenburg im Nennen. Rückenmeiſter Frölich beſtreitet
die Kurze Strecke mit Hotzel, Eberhardt, Schmidt=Reichenberg und
Benke. Altmeiſter Rathe wird im Bruſtſchwimmen mit Kummert, Horſt=
mann
und Köhler zuſammentreffen. Guten Sport verſpricht auch das
Große Schleſiſche Springen, zu dem Plumanns, Baumann, Schrötter
und Groß gemeldet haben. Im Waſſerballſpiel, ſtehen ſich Bayern=
Nürnberg, Berliner S.C., Poſeidon=Beuthen und der gaſtgebender
Verein gegenüber.
Oeſterreich bleibt der Pariſer Olympiade fern.
Der Hauptverband für Körperſport in Oeſterreich, das frühere öſter=
reichiſche
olympiſche Komitee, beſchloß endgültig, die Pariſer Olympiade
mit Rückſicht auf die Außerachtlaſſung des olympiſchen Gedankens bei der
Einladung aller Staaten wegen des verſpäteten Eintreffens der Ein=
ladung
und aus finanziellen Gründen nicht zu beſchicken. Es wurde je=
doch
ein Zuſatzantrag angenommen, der es den einzelnen Sportverbän=
den
überläßt, an den Spielen teilzunehmen.
Spende deutſcher Fußballſpieler Mexikos.
Der Fußballklub Germania in Mexiko, der ſich aus deutſchen Sports=
leuten
zuſammenſetzt, hat den Ertrag eines Wettſpiels von 150 Dollar
dem Deutſchen Fußball=Bund für notleidende Kinder von Fußballſpie=
lern
zur Verfügung geſtellt.
Gottesdienſt der iſraelitiſhen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 9. Nov. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min,
Samstag, den 10. Nov. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 5 Uhr 35 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min.
Abends 7 Uhr
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 10. Nov. Vorabend 4 Uhr 20 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachm. 4 Uhr,
Abends 6 Uhr.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherfage für Samstag, den 10. November.
Wolkig mit Niederſchlägen, tagsüber milder.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr,
Falſtaff. Kleines Haus. Anfang 7½. Uhr, Ende 9 Uhr,
(Zuſatzmiete T2): Der Scheiterhaufen. Orpheum, 7/ Uhr:
Die Herren von und zu .. .. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater,
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 6 Geiten

[ ][  ]

Darmſtädter Tagbloft
Handel und Wandel in Heſſen.
Chem. Fabrik, Offenbach. Die Geſellſchaft, die im Juni
1923 mit 21 Mill. Kapital gegründet wurde, beantragt Kapitalserhöhung
um einen ungenannten Betrag, a. v. G.=V. 24. 11. 23.
spd. Traine u. Hauff. A.=G., Mainz. Nach der Durchfüh=
rung
der durch die G.=V. am 24. 9. 1923 beſchloſſenen Kapitalserhöhung
um 6,9 Millionen auf 30 Mill. durch Ausgabe von 6900 ab 1. 7. 1923
dividendenberechtigter Stammaktien und nach Uebernahme der neuen
Aktien durch ein Konſortium unter Führung des Aufſichtsratsvorſitzen=
den
werden den Aktionären nunmehr 2100 000 Mark zum Bezug an=
geboten
. Die Aktionäre werden aufgefordert, ihr Bezugsrecht bei Ver=
meidung
des Ausſchluſſes in der Zeit bis zum 20. 11 1923 bei der Deut=
ſchen
Bank, Filiale Mainz, anzumelden. Auf 10 alte Aktien kann eine
neue zum Kurſe von 10 Dollarcents, zuzüglich eines Pauſchalbetrags, als
Abgeltung für die Bezugsrechtsſteuer und zuzüglich der Börſenumfatz=
ſteuer
bezogen werden. Der Gegenwert des Einzahlungsbetrags errech=
net
ſich nach dem Briefkurs der amtlichen Frankfurter Notiz für die
Auszahlung Newyork am 12. Tage der Bezugsfriſt und, falls an dieſem
Tage keine offizielle Notierung ſtattfindet, nach der nachfolgenden amt=
lichen
Notiz.
spd. Anleihen der Stadt Friedberg i. H. Die Stadt=
verwaltung
kündigt zum 1. Juli 1924 alle noch umlaufenden Schuldver=
fchreibungen
der Anleihen Lit. A, B, C von 1878, Lit. E, G von 1882,
Lit. I von 1896, Lit. K, L, M von 1894 und Lit. R, O, P von 1902.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
spd. Sektkellerei Ewald u. Co., Rüdesheim. Die ao.
G.=V. genehmigte die Erhöhung des Aktienkapitals um 36 auf 61 Mill.
Mark durch Ausgabe dun 35 Meill. Stamm= und 1 Mill. 6proz. Vorzugs=
aktien
. Die neuen, ab 1. Januar 1924 dividendenberechtigten Stamm=
aktien
werden von der Wiking A.=G. für induſtrielle Verwertung und
Finanzierung zu Pgri üßernommen und den Aktionären im Verhältnis
von 2:1 zu 1 Gclämrr für je 1000 Mark derart zum Bezuge angeboten,
daß auf 20030 Zcark nom. alte 10 000 Mark nom. junge Aktien entfal=
len
. Die reſrlichen Aktien werden im Intereſſe der Geſellſchaft beſtens
verwertet. Die 1 Mill. Mk. Vorzugsaktien werden von der Frankfurter
Verkehrs= und Hotelbetries=A.=G., Frankfurt a. M. zu Pari übernom=
men
und erhalten ein 20faches Stimmrecht. Die Vergütung an die Auf=
ſichtsratsmitglieder
wurde auf 150 Goldmark und für den Vorſitzenden
auf 300 Goldmark jährlich feſtgeſetzt.
spd. Wertbeſtändiges Induſtriegeld. Wie die
Handelskammer Mannheim mitteilt, wird ſie dieſer Tage in Verbindung
mit der Mannheimer Induſtrie ein wertbeſrändiges Geld herausgeben,
das dem Bedürfnis des täglichen Verkehrs Rechnung tragen ſoll und da=
her
auch in kleinſte Münzeinheiten geſtückelt wird.
spd. Bad. Anilin= und Sodafabrik, Ludwigshafen.
Die Geſellſchaft ruft ihre ſämtlichen auf Papiermark lautenden Gut=
ſcheine
(Notgeld) zum 1. Dezember 1923 zur Einlöſung auf. Nach die=
ſem
Tage verlieren dieſe Papiermarkgutſcheine ihre Gültigkeit.
spd. Heidelberger Notgeld. Die Stadtgemeinde Heidel=
berg
gibt ſeit dem 6. November neues Notgeld im Nennwert von
100 Milliarden Mark aus. Die Nummern ſind grün gedruckt. Auf der
Rückſeite des Scheines iſt das älteſte Siegel der Stadt und der Nenn=
wert
in Ziffern aufgedruckt.
spd. Schultz Grünlack A.=G., Rüdesheim a. Rh. Die
Geſellſchaft macht den Umrechnungskurs für den Bezugspreis (10
Dollarcents pro junge Aktie) mit 65 Milliarden 1 Dollau bekannt. Da=
nach
beträgt alſo der Bezugspreis 6,5 Milliarden zuzüglich noch bekannt
zu gebender Steuerpauſchale.
spd. Caſino=Betriebe A.=G., Wiesbaden. Die a. v.
G.=V. genehmigte die Kapitalserhöhung von 200 auf 500 Millionen Mk.
und die Erhöhung des Stimmrechts der bisherigen Vorzugsaktien auf
das 50fache. Ferner wurde der Ankauf des Wilhelma=Caſinos und des
Kriſtall=Palaſtes Wiesbaden genehmigt. Die ſämtlichen Aktien hat eine
Gruppe unter Führung der Verwaltungsbank A.=G. Wiesbaden über=
nommen
, welche 200 Millionen ausſchließlich im Intereſſe der Geſell=
ſchaft
zu verwerten hat. Neu zugewählt wurden Baron Jesko v.
Puttkammer, Direktor der Verwaltungsbank Wiesbaden, Direktor Arthur
Teſter, Eltville und Generalkonſul Rudolf Valentin, Wiesbaden.
* Deutſche Textil=Werke A.=G. Forſt. Die G.=V. be=
ſchloß
Erhöhung des Aktienkapitals um 60 Mill. Stamm= auf 91 Mill.
wobei ein Bezugsrecht im Verhältnis 4:4 zu 8 1. Goldanleihe für je
nom. 4 000 Mark Aktien eingeräumt werden wird. Der Reſt wird zur
Angliederung eines ähnlichen Unternehmens Verwvendung finden und
teils im Intereſſe der Geſellſchaft beſtens verwertet werden. Das Stimm=
recht
der Vorzugs=Aktien wurde auf das Vierzigfache erhöht. Die Ge=
ſellſchaft
iſt an 4 bis 5 Tagen in der Woche beſchäftigt und hofft die
Arbeiten in dieſem Ausmaß noch lange Zeit durchführen zu können.
V

Badiſche Goldſchatzauweiſungen.
badiſche
Regierung hat kürzlich ein Notgeſetz über die Ausgabe von badiſchen
Goldſchatzanweiſungen (Badenmark) erlaſſen. Das Geſetz iſt nun dahin
abgeändert worden, daß der Geſamtbetrag der zur Ausgabe gelangenden
Anleihe auf 8 400 000 Goldmark (2 Millionen nordamerikaniſche Dollar,
ſtatt wie bisher 500 000 Dollar) erhöht worden iſt.
spd. Die Ausbeutung der Saargruben unter fran=
zöſiſcher
Verwaltung im Auguſt 1923. Wie die F. N.
melden, hat die Netto=Steinkohlenförderung der Saargruben im Auguſt
d. J. 1112399 To. gegen 1036 959 To. im Juli d. J. ergeben. Von
der Auguſtförderung entfallen 1086 407 To. auf die Staatsgruben und
25 992 To. auf die Grube Frankenholz. Bei 25,8 Arbeitstagen hat ſich
eine durchſchnittliche Tagesförderung von 43 119 To. ergeben. Von der
Auguſtförderung ſind 68 588 To. von den Gruben ſelöſt verbraucht,
32 998 To. als Deputatkohle abgegeben und 17 873 To. an die Gruben=
kokereien
geliefert worden, ſo daß 994 484 To. zum Verkauf und zum
Verſand noch zur Verfügung ſtanden. Die Kohlenftapel betrug zu Ende
Auguſt 154 905 To. Sie hat ſich gegenüber dem Vomnonat um 1 544 To.
ermäßigt. Die Kokserzeugung der Grubenkokezeien ergab im Auauſt
14574 To. gegen 14 081 To. im Juli. Die Saargruben beſchäfticten zu
Ende Auguſt 55 298 Arbeiter unter Tage, 15 357 Arbeiter über Tage,
2487 Arbeiter in Nebenbetrieben und 3030 Ingenieure und AngeſtUt=.
Die Förderleiſtung für die Schicht unter Tage und über Tage he
Auguſt 659 Kg. gegenüber 645 Kg. im Juli betragen.
wb. Germania A.=G., Berlin. In der as. G.=V. der Ger=
mania
A.=G. wurden folgende Reichstagsabgeordnete in den Qufſichte-
rat
hinzugewählt: Becker=Arnsberg, Meicsiniſter a. D. DDr. Bell, Er=
ſing
, Geheimrat von Guerard, Florian Slc ner, Lange=Herzermanp.:
außerdem Graf Praſchma.
* Ausſetzung der Zahlungen auf Sachlieferungen
(Reparationslieferungen). Das Heſſiſche Landesauftrags=
amt
in Berlin teilt uns mit, daß auf Grund einer Verorhnung vom
29. Oktober 1923 die Regierung die Ausſetzung ber Zahlungen auf Sach=
lieferungen
beſchloſſen hat. Es werden ſämtliche Zahlungen des Reiches
auf Grund von Verträgen, die zur Durchführung von Sachlieferungen
in Erfüllung des Vertrages von Verſailles und feiner Zuſatzabkommen
abgefchloſſen ſind, ausgeſetzt. Hierzu gehören die Lieferungen des freien
und gebundenen Verkehrs. Soweit derartige Verträge noch nicht erfüllt
ſind, kwin das Reich binnen 5 Wochen verlangen, daß der Lieferungs=
pflichtige
die noch ausſtehende Leiſtung zu den Bedingungen des Ver=
trags
an das Reich bewirkt. In dieſem Falle tritt die für den freien
Sachlieferungsverkehr vorgeſehene Zahlungsweiſe außer Kraft, indem
das Reich unmittelbar an den Leiſtungspflichtigen zahlt.
Hinſichtlich der Verträge des Reichskommiſſariates für Reparations=
lieferungen
kann das Reich zurücktreten, und zwar gilt der Rücktritt als
erfolgt, ſomeit nicht binnen 5 Wochen das Reich erklärt, daß es den Ver=
trag
aufrecht erhalte. Dem Lieferungspflichtigen ſteht kein Rücktritts=
recht
zu Anferüiche, deren Erfüllung ausgeſetzt wird, können weder ge=
richtlich
, noch außergerichtlich geltend gemacht werden, und aus der Zah=
lungsausſetzung
entſtehen keine Anſprüche gegen das Reich.
Dieſe diktatoriſche Verordnung iſt geeignet, der Wirtſchaft unge=
heuren
Schaden zuzufügen, und man darf daher wohl erwarten, daß er=
gänzende
Beſtimmungen getroffen werden, um die Liquidation in aus=
gleichender
Gerechtigkeit durchzuführen.
spd. Erhebung der Tabakſteuer in Gold. Durch Ver=
ordnung
der Reichsregi, ung iſt beſtimmt, daß mit Wirkung vom 1. De=
zember
1923 die Tabakſteuer nach dem Goldwert erhoben und für die
Zahlung von Tabakſteuerbeträgen, ſtatt des bisher vorgeſehenen ſechs=
oder
dreimonatigen Aufſchubs eine Befriſtung von 2 Monaten gewährt
wird.
Banken.
spd. Saar=Handelsbank, A.=G., Saarbrücken. Nach
Genehmigung der Kapitalserhöhung durch die G.=V. hat der Aufſichts=
rat
die Erhöhung des Grundkapitals von 500 000 Frs. um 2 500 000 Frs.
beſchloſſen. Die Aktien ſind von einem Konſortium mit der Verpflich=
tung
übernommen worden, den alten Aktionären ein Bezugsrecht dahin
anzubieten, daß auf eine alte Aktie im Nennhetrag von 100 Frs. drei
junge Aktien im gleichen Nennwerte zum Kurſé von 115 Prozent bezo=
gen
werden können. Die Aktionäre werden aufgefordert, innerhalb drei
Wochen von 7. November ab das Bezugsrecht auszuüben. Der Schluß=
notenſtempel
geht zu Laſten des Beziehers.
tu. Deutſche Kredit= und Effektenbank=A.=G.,
Berlin. Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung von 400 Mil=
lionen
Stammaktien und 100 Millionen Mark Vorzugsaktien mit mehr=
fachem
Stimmrecht. Die außerordentliche Generalverſammlung iſt auf
den 15. November anberaumt worden.
* Barmer Creditbank. Die Geſellſchaft beruft zum 27. 11.
G.=V., die u. a. über Erhöhung des Aktienkapitals um einen von der

G.=V. feſtzuſetzenden Betrag beſchließen ſoll. Ferner wird die Scha
von 6 Prozent Vorzugsaktien mit beſchränkter Höchſt=Dividende vo
ſchlagen.
* Deutſche Holzwirtſchaftsbank A.=G., Berlin,
ter dieſer Firma wurde in Berlin eine neue A.=G. gegründet. Der
ſichtsrat beſteht aus 29 Perſonen und ſoll um 2 Vertreter der F
Verarbeitungsinduſtrie erſveitert werden.
*d- Leipziger Bankverein, Leipzig. Die außerord
liche Generalverſammlung des Leipziger Bankvereins genehmigte
vorgeſchlagene Kapitalserhöhung um einen Betrag bis zu 400 Millic
Mk. durch Ausgabe von Stammaktien. Von den ausgegebenen At
ſollen 50 Millionen Mk. den Stammaktionären im Verhältnis 2:1
Bezuge angeboten werden, jedoch bleiben alle weiteren Modalitäten,
beſondere die Feſtſetzung des Ausgabekurſes, den Verwaltungsorg
überlaſſen. Bankdirektor Anders teilte mit, daß die in der
Generalverſammlung genehmigten Transaktionen betreffs die
werbung wertvoller Grundſtücke inzwiſchen durchgeführt worden
Die Kapitalserhöhung ſei infolge der gegenwärtigen Wirtſchaftslage
wendig. Der Umſatz hätte ſich in der letzten Zeit erheblich geſtei
Man könne auch für das laufende Geſchäftsjahr mit einem günſt
Abſchluß rechnen. Den vorgeſchlagenen Satzungsänderungen wurde
geſtimmt.
Neugründungen.
spd. Metallguß=A.=G., Mannheim. Das Unternehmen w
mit einem Srundkapital von 1,1 Milliarden Mark neu gegründet.
Unternehmen b treibt eine eigene Metallgießerei und alle mit di
Vetriebsztvei= uſammenhängenden Geſchäfte und den Handel mit
tall und Mekallerzeugniſſen.
Warenmärkte.
bw Frankfurter Getreidebörſe. Tendenz: Infolge
neuen Verordnung über die Zahlungsweiſe und der hierdurch entſta
nen Schwierigkeiten für den Handel kamen Abſchlüſſe nicht zuſtande.
wb. Berliner Produktenbericht. Bei der Verwirru
die infolge der verſchiedenen täglichen Verordnungen in Bezug auf
weitere Währungsentwicklung herrſcht, hielt ſich das Geſchäft am
duktenmarkt wieder in ſehr engen Grenzen, zumal auch das An
recht knapp bleibt. Die Unternehmungsluſt iſt allgemein ſo gering,
in den meiſten Artikeln das Angebot die Kaufluſt noch überwog, ſo
die Preiſe teilweiſe weiter abbröckelten. Dies bezieht ſich beſonders
Brotgetreide, Gerſte und Hafer, die alle ſchwer verkäuflich waren.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Da vom Ausland
Markkurſe vorlagen und die Nachfrage nach Debiſen etwas nachge.
ſen hat, gelang es der Reichsbank, die Deviſenpreiſe bei unveränder
Zuteilung auf dem geſtrigen Stande zu halten. Für Effekten übern
das Angebot, ſo daß nach allgemeiner Anſicht für morgen mit ein
ſchwachen Verlauf der Börſe zu rechnen iſt, zumal auch die Geldverſ
fung bei Sätzen von 17 bis 20 Prozent anhält.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich als 1000 Mk.

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24738000. 21362000.1 24738000. 24862000.

Anmerkung: B. Berlin, F. Frankfurt,

Ihre am Samstag um /.3 Uhr
Z in der Stadtkapelle statt-
findende
Trauung beehren
sich anzuzeigen
Eva Reinheimer
Philipp Peth
Darmstadt, Karlste. 11

Serkäufeg
1 Dekuvierſäge,
1Kreisſäge, 1 Band=
ſägelotapparat
, eine
Poſtenpreſſe, 1 Dorn=
preſſe
zu verkaufen
Veſſungerſtr. 88. (*20

Gute Arbeitsſchuhe (44)
u. gebr. Drillhoſe zu verk
Wilhelminenſtr. 50, III. (*

Eleg., kl. neue Kinder=
wagen
noch ſehr bi’lig.
Riedeſelſtr. 39, Mſd. (*u1f

Nachruf.

Das in der Nacht zum 7. ds. Mts. erfolgte
unerwartete Ableben unſeres hochverehrten Mit=
glieds
des Direktoriums, des Apothekers

hat uns tief erſchüttert.
Mit ihm iſt uns ein leuchtendes Vorbild ſeltener
Pflichttreue, ein Mann von umfaſſender Lebens=
erfahrung
, ſtets liebenswürdigem Weſen, lauterem
Charakter und vornehmer, wohlwollender Denkungs=
art
durch den Tod entriſſen worden.
Ehre ſeinem Andenken!
Darmſtadt, den 8. November 1923.
Die Angeftellten und Arbeiter
*27419)
der Fa. E. Merck.

Notgeld=Aufruf!
Unter Bezugnahme auf meine Bekanntmachung vom 26. Oktober
1923 rufe ich hiermit die von mir ausgegebenen
Gutſcheine
in Stücken von 5, 19 und 20 Milliarden Mark zur Einlöſung
bis 30. November 1923 auf.
Es handelt ſich um die Gutſcheine vom Auguſt 1923, welche
durch roten Aufdruck in höhere Werte umgewertet ſind.
Von dem Aufruf nicht betroffen werden die nur für den
inneren Verkehr in der Firma beſtimmten, ausnahmsweiſe in den
öffentlichen Verkehr gelangten Feſtmark=Gutſcheine der Firma,
auf 1, 2 und 5 Feſtmark lautend.
Die Einlöſung der aufgerufenen Notgeldſcheine erfolgt durch
die Hauptkaſſe der Firma E. Merck, Darmſtadt, Frankfurter=
ſtraße
250.
Nach Ablauf der genannten Friſt verlieren die Scheine ihre
Gültigkeit.
(8067
Darmſtadt, den 8. November 1923.
E. Merck.

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