Darmstädter Tagblatt 1923


08. November 1923

[  ][ ]

2)

Anzeigenſchlüſſel 130 Millionen

Ar

Einzeinuimer 5 Milliarden Mark

Bezugspreis:
ei wöchenilich Tmaligem Erſcheinen vom 1. bis 10.
zvemper 15 Millarden Mk. un
den Mk.
tragegebühr, ab
olt 45½ Milſia
nMk., durch die
genturen 46½ Milliarden Mk. frei Haus. Poſfbezugs=
eis
freibleibendl ohne Veſtellgeld 4,320 Milliarden Mik
ichzahlung 50 Milliarden Mik. Veraniwortlichkeit für
Ifnahme von Anzeigen an beſtimmten Tagen wird
ht übernommen. Nichterſcheinen einzelner Nummern
oige höherer Gewalt berechtigt den Bezieher, nit
Kürzung des Bezugspreiſes. Beſiellungen und 2
ſtellungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Peſiſcheckkontio: Frankfurt a. M. 4301.

Au

Hefſiſche Neueſte Nachrichten
M
Morgenzeltatg ver Lanveshagpiſtast
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſfattet.
Nummer 309 Donnerstag, den 8. November 1923 186. Jahrgang

Anzeigenpreis:
27 mm
Zeile im Kreiſe Darmſfadt 450 Mar?
reiit
Finanz=Anzeigen
200 Mark, Rellamezeile (92 mm
breit) 800 Mart. Anzelgen von auswärts 200 =
Finanz=Anzeigen 300 Mark, 92 mm breite Rellame=
zeile
1000 Mark. Dieſe Preiſe ſind init der jeweils
gültigen Schlüffelzahl zu multiplizieren.

Falle höherer Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Strei‟
w., erſiſcht jede Verpflichtung auf Erfüllung der
nzeigenauffräge und Leiſtung von Schadenerſatz
ſei Koukurs oder gerichilicher Beitreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nailonalbank.

D7

Verpflichtung
Androhung

Peroronang.
Annahme.
Sirafen.

Berlin, 7. Nvb. (Wolff.) Verordnung über die
erpflichtung zur Annahme in Reichsmark bei
nlandsgeſchäften vom 7. November.
Auf Grund des Artikels 48 der Verfaſſung des Deutſchen
eiches wurde folgendes herordnet:
§ 1. Der Abſchluß und die Erfüllung von Verträgen über
e Lieferung von Waren oder der Bewirkung von Leiſtungen
irf nicht verweigert werden, weil die Zahlung in Reichsmark
ſolgt.
8 2. Bei Preisſtellung in ausländiſcher Währung iſt Reichs=
ark
zum letzten amtlich in Berlin notierten Kurſe einer aus=
ndiſchen
Währung oder dem letzten nach § 2 der Verordnung
ſer den Handel mit ausländiſchen Zahlungsmitteln und Dollar=
ſatzanweiſungen
zum Einheitskurſe vom 22. Oktober ( Reichs=
ſetzbkatt
1 S. 991) ermittelten oder errechneten Kurſe einer
(sländiſchen Währung in Zahlung zu nehmen, und zwar zum
eld= oder Vriefkurs oder dem dazwiſchen liegenden Kurſe. Bei
reisſtellung in Goldmark gilt Abſatz 1 entſprechend mit der
aßgabe, daß eine Goldmark nicht höher als 1 des nord=
nerikaniſchen
Dollars bewertet werden darf.
8 3. Im Kleinhandelsverkehr iſt Preisſtellung in auslän=
ſcher
Währung verboten. Bei Preisſtellung in Goldmark im
einhandel darf bei Berechnung des Reichsmarkbetrages kein
herer Dollarkurs zugrunde gelegt werden, als der auf Grund
3 letzten amtlichen Berliner Kurſes für Auszahlung Newyork
jechnete Mittelkurs.
8 4. Bei Zahlungen an öffentlichen Kaſſen des Reiches
er der Länder für Forderungen, die auf Goldmark lauten, gilt
3 Goldmark der Gegenwert von 1 des nordamerikaniſchen
Ulars, für Berechnung des Reichsmarkbetrages iſt der letzte
f Grund des amtlichen Berliner Kurſes für Auszahlung New=
rk
errechnete Mittelkurs maßgebend, ſoweit nicht der Reichs=
niſter
der Finanzen eine abweichende Berechnung zuläßt.
§ 5. Geſchäfte, die gegen die §8 1 bis 3 verſtoßen, ſind
htig. Die Nichtigkeit kann nicht zum Nachteil von Perſonen
tend gemacht werden, die die Nichtigkeit des begründenden
ichverhalts beim Abſchluß des Geſchäfts nicht kannten.
8 6. Wer den Vorſchriften der 88 1 bis 3 zuwiderhandelt,
rd mit Gefängnis und Geldſtrafe beſtraft. In beſonders
weren Fällen iſt als Strafe Zuchthaus und Geldſtrafe vorge=
ſen
. Zur Sicherung der Geldſtrafe kann das Vermögen der
geſchuldigten ganz oder teilweiſe beſchlagnahmt werden.
ben der Straſe kann angeordnet werden, daß die Verurteilung
f Koſten der Schuldigen öffentlich bekannt gemacht wird. Die
kanntmachung kann auch durch öffentlichen Anſchlag erfolgen.
e Vorſchriften des § 26 Abſ. 3 und 4 der Preistreiberei=
rordnung
vom 13. Juli (Reichsgeſetzbl. 1 S. 709) gelten ent=
echend
.
5 7. Die Beſtimmungen finden keine Anwendung auf Ge=
ifte
, wobei nach § 3 Abſ. 1 der Ausführungsbeſtimmungen
Valutaſpekulations=Verordnung vom 8. Mai, 29. Juni,
Juli, 24. Auguſt und 2. November (Reichsgeſetzbl. 1 S. 275,
748, 1072) Zahlung in ausländiſcher Währung gefordert
rden darf.
8 8. Die Reichsregierung erläßt die erforderlichen Durch=
rungsbeſtimmungen
.
8 9. Die Verordnung tritt mit der Verkündung in Kraft.
Verkündung gilt auch die Verbreitung durch das Wolffſche
egraphenbüro in Berlin und die Veröffentlichung in der
eſſe. Die Reichsregierung beſtimmt den Zeitpunkt ihres
zerkrafttretens.
Der Reichspräſident: gez. Ebert. Der Reichskanzler: gez.
dr. Streſeman. Der Reichswirtſchaftsminiſter: gez. Koeth.
Der Reichsminiſter für Finanzen: gez. Luther. Der Reichs=
niniſter
für Ernährung u. Landwirtſchaft: gez. Graf Kanitz.
Igr
ZiF
Die Kgbinettsbeſchlane über die Wunungsfrage.
TU. Berlin, 7. Nob. Rach langen Beratungen hat heute
Reichskabinett endlich die eutſcheidenden Beſchlüſſe in der
ihrungsfrage gefaßt. Das Kabinett hat davon abgeſehen,
in jetzt einen feſten Umrechnungskurs zwiſchen Papiermark,
ldanleihe oder Rentenmark feſtzuſetzen. Dieſer Kurs wird
linehr erſt in dem Augenblick feſtgeſetzt werden, in dem die
ntenmark endgültig in Wirkſamkeit tritt. Der Umrechnungs=
S wird ſich dann nach der in dieſem Augenblick vorhandenen
ldlage richten und von der Höhe des Papiergeldumlaufs ab=
igig
ſein. Vorläufig hat die Regierung zur Erweiterung
es Deviſenfonds zwei grundlegende und außerordentlich ein=
ieidende
Maßnahmen beſchloſſen:
1. Es woird die Dediſenabgabe auf Grund der Brotverſor=
ngsabgabe
noch ein zweites Mal erhoben werden.
2. Es wird durch den Export einer größeren Menge von
cer der diesjährigen Ernte ein Deviſenfonds geſchaffen, der
beſondere dazu dienen ſoll, die notwendige Einführung von
hrungsmittein auf alle Fälle ſicherzuſtellen, und zwar iſt daran
acht, einen Teil aus dem Geſamtdeviſenertrag dieſes Zucker=
orts
für das Reich nutzbar zu machen.
An reinen Währungsmaßnahmen ſind folgende Beſchlüſſe
aßt worden: Die Rentenmark wird auf alle Fälle, wenn kein
reik die Druckherſtellung ſtört, am 15. Notzember praktiſch in
Verkehr kommen. Um die dann auf dem Markt befindlichen

vierſummen raſcher auffaugen zu können, hat ſich die Reichs=
ierung
entſchloſſen, zu der erſten Goldanleihe von 500 Mil=
ten
Goldmark und der zweiten nur in ganz großen Stücken
dieſen Tagen aufgelegten Goldanleihe von 300 Millionen
1dmark eine dritte Goldanleihe in Höhe von weiteren 300 Mil=
nen
Goldmark aufzulegen, die ebenfalls in Steuern, und
ar durch eine neue Steuerart, gedellt und getilgt werden
en. Zu welchem Kurs die Papiermark gegen diefe Gold=
leihe
eingewechſelt wird, kann vor der Stillegung der Noten==
Me ſelbſtverſtändlich nicht mitgeteilt werden. Der Kurs wird
dem Augenblick veröffentlicht werden, in dem die Notenpreſſe
gultig ſtillgelegt, d. h. keine Schatanweiſungen für das Reich
je entſprechende Deckung ausgegeben werden.

Vom Tage.

Der Goldumrechnungsſatz für die Reichsſtenern am
8. November beträgt 150 Milliarden.
Die Wahlen der Gemeindeverorbneten in Sachſen,
die für den 11. November anberaumt waren, wurden auf Grund des
in
8 210 der Gemeindeordnung dem Miniſterium des Inuern erteilten
Ermächtigung mit Rückſicht auf die derzeitigen politiſchen Verhältniſſe
auf den 13. Januar verlegt.
Nachdem kürzlich von der Reichsregierung auf Grund des Er=
mächtigungsgeſetzes
die Zahlung der Reichsſteuern nach ihrem
Goldwert vorgeſchrieben wurde, wird in den nächſten Tagen vom preu=
ßiſchen
Staatsminiſterium eine ähnliche Vorſchrift auch für die preu=
ßiſchen
Staarsſteuern und kommunalen Abgaben des
Handels und des Handwerks erlaſſen.
Die Gerüchte von dem Ausſcheiden Dr. Heims aus
dem politiſchen Leben bezeichnet der Bayeriſche Kurier als un=
zutreffend
.
Eine Vertrauenskundgebung für den Generalſtaatskom=
miſſar
von Kahr wird am Donnerstag abend im Münchener Bürger=
bräukeller
ſtattfinden. Er wird dabei eine Rede über die politiſchen Zu=
kunftsaufgaben
halten.
Wie wir erfahren, wurden nach der Entſcheidung des Verwaltungs=
gerichtshofes
in Prag, die in der Tſchechoſlowakei gelegenen Be=
ſitzungen
des ehemaligen bayeriſchen Kronprinzen
Rupprecht, die dieſer von ſeiner im Februar 1921 verſtorbenen
Mutter, der Künigin Maria Thereſia von Bahern, geerbt hatte, als
beſchlagnahmefreies Eigentum des Kronprinzen
erklärk.
Nach einer Meldung aus Waſhington beſchäftigt die Frage einer
ausgedehnten Hilfe für die Bevölkerung Deutſchlands
die amtlichen Kreiſe. Es wird als wahrſcheinlich angeſehen, daß der
Präſident an den im Dezember zuſammentretenden Kongreß eine
beſondere Botſchaft richten werde, worin er anſehnliche Maß=
nahmen
vorſchlagen werde.
Kriegsminiſter Maginot, der nach Düſſeldorf gereiſt iſt, wird
begleitet von ſeinem militäriſchen Kabinettschef Boquet ſowie dem
Generalſtabschef der Armee, Buat.
Präſident Coolidge fordert zur Geduld auf. Die amerikaniſche Re=
gierung
iſt bereit, Europa ihre beſten Ratſchläge zu geben. Wenn die
europäiſche Geiſtesverfaſſung aber derart iſt, daß Europa den Rat ver=
wirft
, ſo ſind die Vereinigten Staaten nach der Auffaſſung Coolidges
machtlos.

Amtiſcher Oolarkurs 631 575 000 000

Die Reichs=Indexziffer.
Berlin, 7. Nob. (Wolff.) Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Heizung, Beleuchtung und
Belleidung) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des ſtatiſtiſchen
Reichsamts für den 5. Nobember auf das 98,5millienenfache der
Vorkriegszeit. Die Steigerung gegenüber der Vorwoche (13,671
Millionen) beträgt demnach 650,5 vom Hundert. Für den Durch=
ſchnitt
im Oktoher derechnet ſich die Reichsindexziffer auf das
13 657millionenfache gegenüber dem 15millionenfachen im Durch=
ſchnitt
des Monat3 September. Die Steigerung beträgt ſomit
24 280 vom Hundert. Die Lebenshaltungskoſten ohne Bekleidung
ſind im Durchſchnitt Oktober auf das 3265millionenfache, die Er=
nährungskoſten
allein guf bas 4301millionenfache der Vorkriegs=
zeit
geſtiegen.

Sachzen zufi den Staatsgerichtshoſ an.
Dresden, 7. Kyz. (*Solff.) Die Nachrichtenſtelle der
Staatskanzlei teilt mit: Die iächſiſche Regierung hat
negen des Vorgehens der Reichäregierung und den Reichspräſi=
denten
gegen das Miniſierieim Zeigner, wegen der Amtsenthe=
bung
der bisherigen Miniſter durch den Reichskommiſſar, ſowie
wegen des Verbots des Zuſammentritts des Landtags am
30. Oktober die Entſcheidung des Staatsgerichts
hofs über die Verfaſſungsmäßigkeit dieſer Maßnahme ange=
ruſen
.
Komizunsſienverhaftungen in Roſieck.
Roſtock, 7. Nov. (Wolff.) In der Nacht zum Montag und
auch im Laufe des geſtrigen Tages ſind hier bis jetzt 21 Kom=
muniſten
, darunter eine Frau verhaftet wvorden. Beiver=
ſchiedenen
Kommuniſten wurden Hausſuchungen vorgenommen,
und weitere Verdächtige feſtgenommen. 17. a. wurde in Schutow
bei Roſtock ein Lager, ſechzig Mauſerpiſtolen mit Munition ent=
haltend
, aufgedeckt. Die Unterſuchungen ſind noch im Gange.
Offenbar beabſichtigten die Kommuniſten, wie kürzlich in
Schtverin und Neuſtrelitz, auch in Roſtock einen Putſch, der in
erſter Linie gegen das Palais und das Gerichtsgebäude gerichtet
ſein ſollte.
Zur Note der Botſchafterkonferenz.
* Berlin, 7. Nob. (Priv.=Tel.) In hieſigen politiſchen
Kreiſen nimmt man an, daß die neue Note der Botſchafter=
Konferenz, worin die Wiederaufnahme der Tätigkeit der Militär=
kontrollkommiſſionen
gefordert wird, gemeinſam mit der Antwvort
der deutſchen Regierung ausgegeben wird. Man vermutet, daß
die Regierung ſich auf die Forderungen des Botſchafterrates
nicht einläßt, weil ſie nicht imſtande iſt, für die Sicherheit der
franzöſiſchen Offiziere bei ihren Kontrollgängen in den einzelnen
Fabriken irgendwelche Gewähr zu übernehmen.
Die Provokation.
* Paris, 7. Nob. (Priv.=Tel.) Nach dem Intranſigeant
verlangt die franzöſiſche Regierung, daß die Militärkontrolle
zuerſt wieder in Bayern wiederhergeſtellt werden müßte, und
zwar durch franzöſiſche Offiziere in Uniform, deren Sicherheit
von der Reichsregierung garantiert werden müßte. Da man in
Paris wohl über die Autorität des Herrn Streſemann in Bayern
informiert ſein dürfte, liegt der Gedanke nahe, daß ſich daraus
weitere ſchwerwiegende Fragen ergeben könnten.

Ein Tag nach dem anderen vergeht, ohne daß die wichtigſte
Forderung erfüllt wird, die der Augenblick an die Reichsregie=
rung
ftellt, daß ſie ſich endlich frei macht von allen Rückſichten
auf die Parlamentsmaſchine, und mit einem Programm an die
Oeffentlichkeit tritt, daß ſie wirkſame Mittel findet ſür die Be=
lämpfung
der zahlloſen Schwierigkeiten. Die Deutſchnatio=
nalen
machen ſich die Sache ſehr leicht, indem ſie von einer
Verſumpfung der Kriſe ſprechen. Das iſt ganz. gewiß falſch.
Eine eigentliche Krife beſteht ja überhaupt nicht. Das iſt das
Verdienſt des Kanzlers, daß er das bisher vermieden hat und
ſich in den Strudel, der durch den Rücktritt der ſozialdemokra=
tiſchen
Miniſter entſtand, nicht hineinreißen ließ. Wir kennen
ja aus mehr als einem Beiſpiel genau genug, wie es bei uns
zu gehen pflegt, daß niemand ſich zu einer Tat aufzuraffen
wagt und ſämtliche Möglichkeiten von Parteikombinationen
wenigſtens in der Theorie durchprobiert werden, bis ſo viel koſt=
bare
Zeit darüber verloren iſt, daß dann Hals über Kopf ein
Kabinett zuſahmengeſetzt werden muß, nur damit endlich wie=
der
einmal eine Regierung da iſt. Es war alſo richtig, daß die
bürgerlichen Miniſter es ablehnten, mit ihren ſozialdemokratiſchen
Kollegen zuſammenzugehen.
So wurde aus der Parteikriſe eine Perſonalkriſe. Ob Herr
Robert Schmidt im Wiedergufbauminiſterium ſitzt oder nicht, iſt
für die allernächſte Zukunft

vertraut werden, und das Junenminiſterium iſt ja ohnehin im
Zeichen des Belagerungszuſtandes nur eine Filiale des Reichs=
wehrminiſters
Geßler. Die Leiſtungsfähigkeit der Regierung iſt
alſo durch das Verſchwinden der Sozialdenrokraten nicht gerin=
ger
geworden. Trotzdem wäre es wünſchenswert, daß wenig=
ſtens
die Juſtiz und das Innere neu beſetzt würden, weil mit
dem Erſcheinen neuer Miniſter alles Jutrigenſpiel hin=
ter
den Kuliſſen aufhört, deſſen Abwehr einen großen Teil
der Zeit des Reichskanzlers beanſprucht, und außerdem, weil ein
Gefühl der Befreiung durch das ganze Volk gehen würde, wenn
endlich der Eindruck erweckt würde, daß das große Reform=
werk
auf wirtſchaftlichem und politiſchem Ge=
biet
beginnt.
Durch alle Parteien geht heute ein Riß mitten hindurch.
Bei den Sozialdemokraten iſt er durch ihre Opprſitionsſtellung
vorübergehend verkleiſtert, bei den Deutſchnationalen noch nicht
in die Erſcheinung getreten. In den drei Mittelparteien da=
gegen
iſt er ſichtbarer geworden, weil ſie durch ihre Stellung zur
Ategierung gezwungen ſind, ſich mit den aktuellen Problemien
herumzuſchlagen. Die Demokraten wollen in der Regierung blei=
ben
, wenn die Deutſchnationalen nicht kommen. Wehrt ſich da=
gegen
die Deutſchnationale Volkspartei, dann iſt es zweifelhaft,
wie die Demokraten ſich dazu ſtellen. Sie ſpielen auf jeden Fall
mit dem Gedanken, Herrn Geßler zwar als Fachminiſter zu
laſſen, werden ſich im übrigen aber auf eine loyale Oppoſition
zurückziehen. Der rechte Flügel des Zentrums drängt zu den
eutſchnationalen hin, der linke Flügel will davon nichts wiſſen.
In der Deutſchen Volkspartei werden Stimmen laut, die eine
Beteiligung der Deutſchnationalen in der Regierung für ſo wiche
tig halten, daß ſie bereit ſind, für dieſen Preis Herrn Streſemann
als Kanzler und Parteiführer zu opfern. Die große Mehr=
heit
aber hält treu zu Dr. Streſemann und will ihm
weiterhin Gefolgſchaft leiſten. Die Deutſchnationalen ſind grund=
ſätzlich
bereit, in die Negierung einzutreten, ſie knüpfen aber die
Vereitſchaft an Bedingungen, die aus einer ſolchen Regierung
eine deutſchnationale Dependence machen wollen. Das würde
für Dr. Streſemann bedeuten, daß er die Rolle eines Lücken=
hüßers
übernimmt. Dazu iſt er begreiflicherweiſe zu ſchade. Will
nian aber warten, bis dieſe beiden auseinandergehenden Meinua=
gen
unter einen Hut gebroeht ſind, dann dauert es ſo lange, bis
es zu ſpät iſt. Deshalb wird auch der Kanzler mit all dieſen
Widerſtänden am leichteſten fertig, ſobald er ſich zur Tat ent=
ſchließt
. Er braucht den Spruch des Reichstags nicht zu ſchenen.
Findet er keine Mehrheit, dann wird er trotzdem die große Mehr=
heit
des Volkes hinter ſich haßen, ſobald er dieſen Reichstag
nach Hauſe ſchickt. Aber die Gefahr liegt eben darin, daß in die=
ſem
Hin und Her ſeine Kräfte zerſtört werden und er infolge=
deſſen
zu den dringendſten Forderungen des Tages die Zeit ver=
liert
. Sie liegen nun einmal auf wirtſchaftlichem Gebiete. Ge=
wiß
trägt er für all die Sünden, die hier aufgehäuft werden,
keine Verantwortung. Er muß für die Fehler anderer büßen
und iſt dadurch, man kann faſt ſagen, ſtündlich vor eine Eutſchei=
kung
geſtellt, die in geordneten Zeitläuften ein monatliches Stu=
dium
erfordert. Aber in ſoſchen Fällen iſt es beſſer, wenn etwas
Falſches geſchieht, als wenn überhaupt gar nichts geſchieht.
Drei Tage hat man uns warten laſſen auf den Umrechnungs=
kurs
der Papiermark. Gewiß läßt ſich dagegen einwenden, daß
dieſe Umrechnung ein großes Unrecht iſt, weil ſie die Renten=
mark
und die Goldanleihe in den großen Strudel der Entwer=
tung
hiieinziehen kann, aber auf die Gefahr hin muß es gewagt
werden. Mit der Papiermark können wir keine vierzehn Tage
mehr leben, wenn wir darüßer nicht alle zugrunde gehen ſollen.
Ein Geld, das ſeine wichtigſte Funktion als Wertmeſſer der=
loren
hat, hat ſeine Exiſtenzberechnung als Geld verloren. Das
halten die Nerven eines geſunden Volkes nicht aus, diel weni=
ger
dann die Nerven eines durch den Krieg und die Friedloſig=
keit
durch neun Jahre zermürbten Volkes, das in jeder Minute
hinter der Papiermark herlaufen muß, um ſie niemals einzü=
holen
. Auch da wird man ſich ſagen können, daß die Regierung
nicht ſchuld war. Die Rentenbank hätte, nachdem ſie gegründet
war, diel raſchere Arbeit leiſten und längſt mit ihrem neuen Geld
zur Stelle ſein müſſen. Die Reichsbank hätte die unerhörten
Fehler bei der Ausgabe der Goldanleihe nicht machen dürfen,
die ja ein öffentlicher Skandal ſind und unbedingt mit einem
Wechſel in der Leitung geahndet werden miſſen. Wir hoffen
euch, daß es nicht lange dauern wird, bis da Remedur geſchaffen
iſt. Aber das alles hilft uns heute nicht darüber hinweg, daß
etwas geſchehen muß. Alle Uebelſtände ſind heute nur von der
wirtſchaftlichen Seite her zu bekämpfen. Gelingt es, durch tech=
niſche
Maßnahmen ein weiteres Abſacken der Papiermark zu
verhindern und dadurch den Druck zu verringern, der durch den
Kampf um die Lebensmittel heute auf jedem einzelnen laſtet,
dann hat die Regierung Luft gewonnen, dann hat ſie wieder
einige Tage Zeit, um weiter zu kommen und den erſten Sprung
zu wagen, der auf feſteren Boden führt.

[ ][  ][ ]

Seit

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den B. Robember 1923.

Wir viſſen ja alle, daß in der Außenpolitik große Dinge
in Vorbereitung ſind. Die Intereſſenten eines friedlichen Eu=
rrxa
ſinden ſich jetzt zuſammen gegen franzöſiſche Gewaltpolitik,
und wenn von uns in dieſe Entwickelung nicht ſtörend einge=
griffen
wird, dann beſteht wenigſtens die Hoffnung, daß die
Finſternis, die bisher über der ganzen Reparationsfrage liegt,
ſich etwas aufhellt. Aber die Vorausſetzung dafür iſt, daß die
Kraft der Regierung nicht von innen heraus zerbrochen wird

die Exekution des Reiches gegen Sachſen, die leider nur durch
Fehler des Reichskommiſſars und das Verſagen des ſächſiſchen
Landtags um ſichtbaren Erfolg betrogen wurde, durch die Reichs=
exekutive
gegen Thüringen hat die Regierung bewieſen, daß ſie
entſchloſſen iſt, den Kampf um die Staatsautorität aufzunehmen.
Sie muß aber zeigen, daß ſie auf wirtſchaftlichem Gebiet Führe=
rin
ſein will. Sie darf keine Stunde mehr verlieren, denn im
Anfang, ſo ſteht geſchrieben, war die Tat.
Die batzeriſche Volkspartei geht nicht in die
Regierung.
* München, 7. Nov. (Priv.=Tel.) Der Arbeitsausſchuß
der Landesvorſtandſchaft der Bayeriſchen Volkspartei, der heute
nachmittag in Anweſenheit des Miniſterpräſidenten Dr. v. Knil=
ling
zuſammengetreten war, hat, veranlaßt durch die Gerüchte,
daß ſich der Reichskanzler Dr. Streſemann um eine Unterſtützung
der Baheriſchen Volkspartei für die Neubildung ſeines Kabi=
netts
bemüht habe, den einmütigen Entſchluß gefaßt, die Reichs=
tagsfraktion
telegraphiſch zu benachrichtigen, daß für die Baye=
riſche
Volkspartei eine Beteiligung an einem Kabinett Streſe=
mann
aus ſachlichen und perſönlichen Gründen nicht in Frage
kommen kann. Damit iſt die Möglichkeit eines Eintritts von
Mitgliedern der Bayeriſchen Volkspartei in das Kabinett Streſe=
mann
ausgeſchloſſen.
*
* München, 7. Nov. (Priv.=Tel.) Leichts Behauptung
auf dem nordbayeriſchen Vertrauensmännertag der Bayeriſchen
Volkspartei in Bamberg, daß die Partei zum Eintritt in ein
bürgerliches Reichskabinett bereit ſei, iſt nunmehr dahin aufzu=
faſſen
, daß ſich die Bayeriſche Volkspartei nur in einem trag=
fähigen
, rein bürgerlichen antiſozialiſtiſchen Reichskabinett aller
bürgerlichen Parteien, alſo auch mit Einſchluß der Deutſchnatio=
nalen
, betätigen wird. Der Reichstagsabg. Prof. Beyerle wird
von der Bayeriſchen Volkspartei energiſch abgeſchüttelt. Ihm,
Wirths Freund und badiſchen Landsmann, wurde bedeutet, daß
er von der Bayeriſchen Volkspartei nicht mehr aufgeſtellt werde
und daß er bei ihr nichts mehr zu ſuchen habe.
72
Bgherns Auf nach einer bundesſiaetlichen Verfaſſung.
* München, 7. Nov. (Priv.=Tel.) Die Vereinigten
Vaterländiſchen Verbände Bayerns hielten geſtern
eine Präſidialkonferenz ab, an der als Vertreter der Vereinigten
Vaterländiſchen Verbände Deutſchlands der Reichstagsabgeord=
nete
Geisler teilnahm. Die politiſche Lage im Reich und in
Bayern wurde eingehend beſprochen. Die Mitteilungen und
Beſchlüſſe in dieſer Hinſicht waren jedoch vertraulicher Natur.
Wie wir hören, wurde auf der Konferenz erneut mit allem
Nachdruck die Forderung nach Wiederherſtellung
der bundesſtaatlichen Verfaſſung wie ſie vor
Beimar beſtanden hat, und nach Errichtung einer
ſtarken Staatsregierung im Reiche erhoben. Ohne
diefe beiden Maßnahmen ſei die Wiederherſtellung des Friedens
zwiſchen dem Reich und Bayern undenkbar. Zur Vorbereitung
der bundesſtaatlichen Verfaſſung wurde die Einſetzung
eines Verfaſſungsausſchuſſes verlangt. Weiter
wandte man ſich auf dieſer Konferenz gegen die in Norddeutſch=
land
herrſchende Nervoſität wegen der Vorgänge an der bahe=
riſch
=thüringiſchen Grenze mit den bereits bekannten Argumenten.
Das deutſcinationale Prograinm.
TU. Berlin, 7. Nob. Die Preſſeſtelle der Deutſchnatio=
nalen
Volkspartei teilt mit:
Der Abg. Hergt hatte mit Herrn Dr. Streſentann eine per=
fönliche
Unteredung, die informatoriſchen Charakter trug, ſoſvie
ſtreng vertraulich war. Der Abg. Hergt hatte dabei Gelegenheit,
das bereits ſeit einiger Zeit fertiggeſtellte Programm der Deutſch=
nationalen
Volkspartei für die Bildung einer neuen Regierung
darzulegen. Dieſes Programm hat auch das Einverſtändnis
weiteſter Kreiſe der Wirtſchaft und der nationalen Bewegung
gefunden, ſo daß die neu zu bildende Regierung des Vertrauens
mit Recht dieſen Namen tragen dürfte. Offiziell iſt von keiner
Seite an die Deutſchnationale Volkspartei herangetreten worden.
Die Preſſemeldungen, die geeignet ſind, den wahren Sachberhalt
zu entſtellen und den Eindruck zu erwecken, als ob die Deutſch=
uationale
Volkspartei verſagt hätte, ſind demnach irreführerd /.
und unrichtig.
G
Ve

Str
Priefwechte, en eſemann-saulhaber.
Die Antwort des Kardinals.
Berlin, 7. Nov. (Wolff.) In Beantortung eines
Schreibens, das der Reichskanzler Dr. Streſemann an Kar=
dinal
=Erzbiſchof Faulhaber in München gerichtet hatte, ging
dem Reichskanzler folgende Zuſchriſt des Kardinals zu:
Geehrter Herr Reichskanzler! In Ihrer geſchätzten Zuſchrift
vom 13. Oktober haben Sie wiederholt einen Gedanken aus=
geſprochen
, der auch in Ihren öffentlichen ſtaatsmänniſchen
Neden zum Teil wiederklingt, daß nämlich nur in der ſitt=
lichen
Wiedergeburt des deutſchen Volkes die ſtarken
Wurzeln ſeiner wirtſchaftlichen und politiſchen Wiedererhebung
liegen, und daß die katholiſche Kirche für dieſe Rettung der
Volksſeele einen großen Einfluß auszuüben imſtande ſei.
Dieſer Gedanke iſt mir ſo ganz aus der Seele geſprochen und
enthält eine ſo hohe Einſchätzung der friedlichen Zuſammenarbeit
von Kirche und Staat, daß ich mich verpflichtet fühle, Eurer
Exzellenz für den Brief vom 13. Oktober ergebenſt zu danken.
Es iſt mir leider aus geſundheitliehen Gründen und aus kirchen=
rechtliehen
Bedenken nicht möglich, für den in Ihrem Brief
gemachten Vorſchlag mich zur Verfügung zu ſtellen. Ich darf
aber, ohne in rein politiſche Entvickelungen einzugreifen und
zu allen politiſchen Tagesfragen heute Stellung nehmen zu
wollen, Eurer Exzellenz die Verſicherung geben, daß die Kirche
es als eine Gewiſſenspflicht empfindet, an der ſittlichen Wieder=
geburt
des Volkes, im beſonderen an dem Abbau der Genuß=
ſucht
und an der Pflege des Autoritätswillens, an dem Abbau
des Haſſes und der Standesgegenſätze und an der Pflege des
Gemeinſchaftsſinnes, an dem Abbau der Selbſtſucht und an der
Pflege des Opferſinnes nach Kräften mitzuarbeiten.
Ich ſchreibe dieſen Brief auf meine perſönliche Ver=
antwortung
, weiß mich aber gedankeneinig mit dem dies=
jährigen
Hirtenſchreiben der in Fulda verſammelten Biſchöfe.
Wie ſollen die berufenen Staatsmanner auf die Dauer den Mut
haben, in der Regierung die Laſt der Verantwortung zu tragen,
wenn ihnen fortwährend ihre Zirkel geſtört und alle Kund=
gebungen
und Maßnahmen der Regierung mit unfrucht=
barer
, rein negativer Kritik, ſtatt mit poſitiver Mit=
arbeit
beantwortet werden. Wie ſollen wir über die ins Rieſen=
haſte
gewachſene wirtſchaftliche Not, über das mit Arbeitsloſig=
keit
kom rende Elend dieſes Winters Herr werden, wenn nicht
alle ſittlichen Mächte ohne Unterſchied der Konfeſ=
ſion
und der Standespflicht und Partei zuſam=
menhelfen
? Wie wollen wir ſonſt den Haß abbauen, der
blindwütig über unſere iſraelitiſchen Mitbürger
oder über andere Volksgenoſſen in Bauſch und Bogen ohne
Schuldnachweis von Kopf zu Kopf den Stab bricht, den Bür=
gerkrieg
nährt oder unabſehbare neue Verwüſtungen anftiften
und die Verlendung unſeres armen Volkes durch Selbſtzerflei=
ſchung
beſiegeln würde? Nach dem Zeugnis der Geſchichte
waren die Bürgerkriege noch immer die erbitterſten und blutigſten
und wundenreichſten Kriege.
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, daß ich die
föderaliſtiſche Umgeſtaltung der Weimarer Verfaſ=
ſung
für eine ſtaatsmänniſche Notwendigkeit halte,
um die ſchleichenden Bürgerkriege zu beenden und wertvolle
Kräfte aus dem Eigenleben der deutſchen Volksſtämme für den
Dienſt am Ganzen zu gewinnen. Ich habe nie einen Hehl daraus
gemacht, daß alle Reichsſchulgeſetzverſuche die bisher zu Recht be=
ſtehende
Bekenntnisſchule in ihrem Rechtszuſtande zu bedrohen
und damit in die Freiheit des Elterngewiſſen einzugreifen und
das Vertrauen weiter Kreiſe zum Reich zu erſchüttern ge=
eignetwaren
. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, daß
die Treue des bayeriſchen Volkes zu ſeinem Königshauſe
das Recht der völkiſchen Selbſtbeſtimmung für ſich
in Anſpruch nimmt. Das alles darf aber nur auf verfaſſungs=
mäßigem
und unblutigem Wege geſchehen, nicht durch Umſturz
und gewalttätige und blutige Eingriffe, in den
Gang der Entwickelung.
Möge es mit Gottes Hilfe gelingen, in erſter Linie unſerem
armen Volk Brot und Arbeit zu geben, mit den Nachbarvölkern
zu einem friedlichen Ausgleich auf dem Boden der Gerechtigkeit
und Billigkeit zu kommen und die Schwere eines Bürgerkrieges
fernzuhalten. Es war mir ein Bedürfnis, geehrter Herr Reichs=
kanzler
Ihnen als Antwort auf Ihren Brief zu ſchreiben.
Mit dem Ausdruck ausgezeichneter und aufrichtiger Hoch=
ſchätzung
verbleibe ich Exzellenz ergebener
Kardinal Faulhaber, Erzbiſchof von München.
TU. Berlin 7. Nov. Zu dem Briefe des Münchener Kar=
dinals
wird berichtet: Aus einer Wendung zu Eingang des
Schreibens, worin der Kardinal aus geſundheitlichen Gründen
und aus kirchlichen Bedenken bedauert, ſich für den vom Reichs=
kanzler
gemachten Vorſchlag nicht zur Verfügung ſtellen zu kön=
nen
, könnte von einzelnen Leſern gefolgert werden, daß Dr.
Streſemann den Kardinal um eine politiſche Vermittlungstätig=
keit
gegenüber der bayeriſchen Regierung angegangen hätte. Das
entſpricht, wie wir verraten können, nicht den Tatſachen. Viel=
mehr
hat der Reichskanzler wohl dem wiederholt im Sinne einer
Verſöhnung der Klaſſen und Volksſchichten aufgetretenen Kardi=
nal
nahegelegt, ſeine verdienſtliche Wirkſamkeit angeſichts der
ſchwierigen politiſchen Lage des Reiches, doch etwas mehr in die
Oeffentlichkeit zu verlegen.

Der Separatiſtenſfandal.
Vor dem rheiniſchen Provinziallandt

* Barmen, 7. Nov. (Priv.=Tel.) Der Einladung zu
heutigen Sitzung des rheiniſchen Provinziallandtags waren all
Abgeordneten des Rheinlandes vollzählig gefolgt. Die Tages
ordnung enthielt als einzigen Punkt den Bericht über den Sepe
ratiſtenterror im Rheinland. Der Berichterſtatter, Zentrum=
abgeordneter
Ittern aus Krefeld, führte aus, ſeit Wochen ſei vo
allen Seiten des Reiches Geſindel zuſammengekommen, um an
geblich die Freiheit des Rheinlandes zu proklamieren. Säm=
liche
politiſche Parteien von der äußerſten Rechten bis zur äußer
ſten Linken ſtimmten in der Verurteilung dieſes Vorgehens über
ein. Die Bevölkerung ſei über dieſes Treiben ſo entrüſtet, wiſſ nden. Nac
kaum je bei einem ähnlichen Vorfall im Völkerleben, Si
habe deshalb ihre Abgeordneten nach Barmen geſandt, um Prr
teſt zu erheben gegen das Treiben des Geſindels, das ſich ar her die ge
maßt, dem Rheinlande Freiheit zu bringen. Alle Hauptbeteilie
ten wären überhaupt keine Rheinländer, ſondern ſtammten au
Sachſen, Schleſien, Weſtfalen. Danzig, Weſtpreußen uſw. D
Beſatzung habe ſich leider nicht immer einwandfrei benommei /gere Tage
und wenn ein Funke von Gewiſſen ſie beherrſcht hätte, dan , Standpun
müßten ſelbſt ſie dies Treiben verurteilen. Die Befatzung hal
die Tätigkeit der Sonderbündler wohlwollend vorbereitet. D
Auslandspreſſe habe zuerſt verſucht, die Sonderbündler als T
freier des Rheinlandes vom Preußenjoch hinzuſtellen, die vo ſſee, da d
der Bevölkerung lebhaft begrüßt werde. Das reine Gegente
wäre der Fall. Ueberall empfinde die Bevölkerung die Sonde
bündler als die politiſchen und wirtſchaftlichen Schädlinge, d
Handel und Wandel unterbinden. Niemals werde ſie dulde=
daß
die Abtrennungsbewegung zur Geſetzmäßigkeit gelange.
Die Duisburger Separgtiſien in Gelsberlegenheit.
Eſſen 7. Nov. (Wolff.) Zeitungsmeldungen zufolge b
finden ſich die Separatiſten in Duisburg zurzeit in großer Gel
verlegenheit, nachdem die Beſatzungsbehörde das beſondere ſep=
ratiſtiſche
Notgeld, das durch Aufdruck mit einem Gummiſtemp
auf den 5= bis 10fach höheren Betrag gebracht murde, für u.
gültig erklärt hatte. Auch eine andere Erwerbsquelle iſt de
Separatiſten verſtopft worden durch das V rbot der Beſatzung
behörde, Requiſitionen vorzunehmen. Sie müſſen jetzt alle We
die ſie für den eigenen Bedarf benötigen, mit gültigem Gelt
bezahlen. Vor der ſogenannten Rheiniſchen Bank ſind, tägli
größere Menſchenmengen erſchienen, die auf die Umwechſelut
des wertloſen Separatiſtengeldes in Franken vergeblich warte
denn kein Separatiſt kümert ſich mehr um dieſe Bank, die n
eröffnet turde.
Sepaxatiſtiſcher Notgeld=Betrug.
Berlin 7. Nov. (Wolff.) Die Separatiſten bemä
tigten ſich in Kreuznach der ſtädtiſchen Notgelddruckpreſſen u:
laſſen bedeutende Summen Notgeld täglich drucken.
Kreisdelegierte der interalliierten Kommiſſion hat angeordnet, d.
die Pridatbanken dieſes Geld einlöſen und ferner die Beamt
der Reichsbank unter Androhung der Freiheitsberaubung und d
Vermögenskonfiskation gezwungen, das Notgeld gleichfalls anz

diche Leidhe.
eutiſche.
Mech De
R e
dei

R
*
Hiäe Ne
2979

ndlichen

190

z al=
mdoner

nehmen. Es wurden geſtern allein bei der Reichsbank 670
Billionen Mark eingelöſt. Für die von den Sonderbündlern
druckten Notgeldſcheine wurden in großem Umfange direkt od
nach vorherigem erzwungenen Umtauſch gegen Reichsbanknote
Deviſen in Saarbrücken und Köln erſtanden.

in
WWer
gen Großl
i Schwebe
tüchafter in
ſ0 daß
nteinid
ne, und
ſtbefehu
Bfäh.

Matthes Abfuhr.
* Paris 7. Nov. (Priv.=Tel.) Das Proteſtſchreiben de
Herrn Matthes wegen des belgiſchen Eingriffes in Aachen he
eine kurze und bündige Antwort erfahren. Der belgiſche Obe
kommiſſar in der Rheinlandkommiſſion hat ihm erwidert, de
die belgiſche Regierung bis jetzt die rheiniſche Regierung nie
anerkannt habe und daß alſo der Vertreter Belgiens nicht
der Lage ſei, ſich mit ihr in Verhandlungen einzulaſſen. J
übrigen ſeien die Belgier in Agchen eingeſchritten, um Gewa
aktionen zu verhindern.
Die Franzoſen in Meinz.
Mainz, 7. Nov. (Wolff.) Die Franzoſen haben vor eir
gen Tagen neben den ſchon beſchlagnahmten drei großen Scht
gebäuden auch noch die beiden Realſchulen ſowie das Realgm
naſium beſchlagnahmt. In der einen Schule ſollen die Burea
räume der Regie untergebracht, in die beiden anderen Gebäu
ſollen franzöſiſche Schulen hineingelegt werden. Durch dieſ
Vorgehen iſt die Stadt Mainz hinſichtlich der Unterbringung d
Schüler in die größte Not verſetzt. Die Möglichkeit, die Beſuck
dieſer Schulen anderweitig unterzubringen, ſcheint beinahe au
geſchloſſen. Mit der einſtweiligen Schließung dieſer Schul
wird zu rechnen ſein.
Mainz, 7. Nov. (Wolff.) In der Nacht zum Mont=
hatten
die Franzoſen zum zweiten Male vorübergehend. de
Stadthaus beſetzt. Die Zugänge zum Stadthaus wurden mi.
täriſch abgeſperrt und die Bureauräume einer gründlichen Pr.
fung unterzogen. Nach einer Hausſuchung und der Aufnahr
der Perſonalien der Anweſenden zogen die Franzoſen wieder a.

U

Setaratiſten=Spuf.
Von Heinrich Schultheis.
Grimnnige Zeiten heiſchen grinmmiger Humor. Und ſo mag
der Ausſpruch eines alten rheiniſchen Bauern, der auf ſeinen
Felde knorrig ſtand wie die knorrigen Weidenbäume drüben auf
den Rheinwieſen verzeichnet ftehen: Alaaf, Rhinland, on wenn
et berſönk! Karneval muß der Rheinländer haben, diesmal aber
gehts um Kopf und Ehr’ bei dieſem Mummentanz der Sonder=
bündler
. Bei Gott, ein Karneval iſt’s, aber ein furchtbarer,
blutiger Spuk, der nun zu allem Elend auch noch das Rheinland
von Aachen bis Worms, von Trier bis Duisburg durchtobt.
Landfremde Geſellen ſind eingebrochen ins Land und wollen es
verſchachern. Wohl behütet und beſchützt von Belgiern und
Franzoſen, hetzten ſie die friedliche, wehrloſe Bevölkerung in
Elend und Hunger. Wenn die nicht wären, ſagt einer, mit
Schimpf und Schande wären ſie längſt aus dem Lande hinaus=
gejagt
!
In Duisburg ſahen, wir auf einer Rundfahrt durchs
niederrheiniſche Land die erſten Separatiſten. Da fallen uns
blaue Poliziſten unangenehm auf. Ihre Uniformen ſitzen nicht
ſo exakt, wie man das gewöhnt iſt. Ihre ganze Aufmachung
hat etwas Schnoddriges an ſich. Man iſt bange, der lange Säbel
möchte einmal zwiſchen die Beine ſeines Trägers kommen. Und
mit einem Male merkt man auch den großen Unterſchied mit
wirklicher blauer Polizei: die Poliziſten in Duisburg ſind Seva=
ratiſten
. Am linken Unterarm tragen ſie eine ſchmutzig=gelbe
Armbinde. Wir jeden einen an, ſtellen uns dumm und fragen
ihn ngch einer Straße. Er gibt Auskunft, aber als wir ihn in
eine Unierhaltung verſtricken wollen, verlangt er plötzlich die
Legitimation. Wir erklären, daß das ein recht ſonderbares Ver=
fahren
ſei, und verzichten auf weitere Auskunft.
In Uerdingen, einem ſonſt, ach, ſo friedlichen Land=
ſtädtehen
zwiſchen Krefeld und Duisburg, ſind wir mitten in einer
feparatiſtiſchen Hochburg drin. Auf dem Rathaus weht die ſoge=
nannte
Flagge des ſreien Rheinlandes. Auf dem Marktplatz
ſtehen Separatiſten in Reinkultur umher. Der Menſchheit gan=
zer
Jammer ſaßt einen an, wenn man dieſes lichtſcheue Geſindel,
diefe Verbrecher=Tytzen als Träger einer politiſchen Bewegung
zum erſten Male Aug’ in Auge ſieht. Wo mögen die Namen
dieſer Halbwüchſigen bereits verzeichnet ſtehen? Dicke Akten=

bündel mit langen und ſchweren Strafen werden ganz gewiß
irgendwo in der Welt verſtauben, die Auskunft über die Ver=
gangenheit
dieſer Menſchen geben. Und zwiſchen ihnen lungern
die unvermeidlichen Begleiterinnen. Wir wiſſen nicht, ob der
kurze Rock Mode iſt, hier aber zeigte er letzte, fürchterliche Reize.
Wir wiſſen nicht, ob die Wuſchelfriſur letzte Aktualität iſt, aber
hier ſieht man Köpfe, die tagelang keinen Kamm geſehen. Es
kommt in einem fort zu kleinen Wortgefechten zwiſchen den Ein=
wohnern
Uerdingens und den Separatiſten. Sie aber dulden
keine Anſammlungen, und wenn ihr ſcharfer Feldwebelton nicht
gleich fruchten will, greifen ſie wohl auch in die Hoſentaſche, tvo
der unvermeidliche Revolder entſichert auf Beute wartet. Die
Geſchäftsleute haben beſonders zu leiden. Aus einem Geſchäft
ſind Eßnäpfe requiriert worden, aus einem anderen Löffel,
Meſſer und Gabeln, beſonders aber Lebensmittel, denn Eſſen
und Trinken ſcheint die Hauptſache bei dieſen Republikanern
zu ſein. Bei Nacht und Nebel, als Nachtſtraßenſperre war, ſind
ſie in Uerdingen erſchienen und haben das Nathaus erobert.
Nun ſind ſie Herren der Stadt und regieren, indem ſie auf
der Straße herumlungern und die Einzohnerſchaft im friedlichen
Handel und Wandel hindern. Ein Geſchäftsmann, der Jahre ſei=
nes
Lebens in Schleſien verbracht hat, teilt uns mit, daß ſehr
viele ſchleſiſche Leute unter den Separatiſten ſeien; er ſchätzt ihren
Anteil auf 90 Prozent. Sie geben an, aus dem Nuhrkohlen=
bezirk
gekommen zu ſein, und ſprechen ein Miſchmaſch von ſchleſi=
ſchem
und polniſchem Dialekt. Das beſtätigt die Mutmaßung,
daß es ſich bei den ganzen Helfershelfern der Smeets, Kremers
uſw. um landfremde polniſche Leute handelt, die
denen nachlaufen, die in wertbeſtändiger Valuta die höchſten
Preiſe bezahlen. Es beſtätigt ſich ferner, daß von einer rheini=
ſchen
Volksbewegung keine Rede ſein kann, ſondern daß hier
der rheiniſchen Bevölkerung mit Gewalt von Leuten, die der
Rhein nichts angeht, etwas aufgezwungen werden ſoll, das ſie
zu 99 Prozent ablehnen. Nur an der Spitze der Bewegung ſteht
meiſtens ein entwurzelter Rheinländer.

in der Bevölkerung eine ſtarke Nervoſität ſeſtſtellen. Wenn man
jemanden anſpricht, werden einem vorwitzige Antworten zuteil.
Der Angeredete dreht ſich nach links und rechts um, als werde
er beſpitzelt. Am Rathaus merkt man dann, wie recht die Be=
wohner
mit ihrer Vorſicht haben. Wir kommen zunächſt vom

Weſtwall her an das Rathaus heran. Es iſt von da aus e
Carré gebaut, und in dieſem Carré befinden ſich einige weni
entlaubte Bäume. Auf dieſem Hof ſtehen in großer Anzahl d
ſeparatiſtiſchen Amtsbanden umher; ſie haben zum Teil Gumn
ſchläuche in den Händen. Man bekoumt den Eindruck, als ſei
hier Barrikaden errichtet geweſen, und man beobachtet in den
ern Dutzende von Schußeinſchlägen. Ein mitteilſamer Man
der ſich als Eiſenbahner entpuppt, erzählt uns, daß vieles ſchl
wieder repariert iſt, daß vor allen Dingen alle Fenſterſcheib=
im
Rathaus bereits wieder eingeſetzt ſeien, und daß es wüſt un
ſchlimm hier zugegangen ſei. Wir begeben uns nach der Rh
niſchen Straße, um von da aus die Vorderſeite des Rathauſes
beſichtigen. Das ganze Rathaus iſt don oben bis unten bu
Tauſenden von Schüſſen ſchwer beſchädigt, die Rathausuhr,
den Krefeldern ſolange gezeigt hat, welche Zeit es auf dem Re
hauſe geſchlagen hat, iſt m Trümmer geſchoſſen. Auf den Straß
lungern auch hier große Mengen von Separatiſten herum u.
dulden nicht, daß man ſtehen bleibt. In der Nacht vom Mo
tag auf Dienstag der vergangenen Woche ſind die Separatiſte
ebenfalls zur Zeit der Nachtſperre, vor dem Rathaus erſchien
und haben um Beſprechungen mit dem Oberbürgermeiſter nae
geſucht. Ihre Forderungen wurden abgelehnt. Im Laufe d
Dienstags ſperrten ſie dann das Nathaus vollſtändig ab. J
zwiſchen war die geſamte blaue Polizei im Rathaus zuſamme
gezogen worden, um das Haus der Stadt zu verteidigen.
mag an dieſem Tage von etwa 500800 Separatiſten belage
geweſen ſein. Von dem Balkon der Vorderfront aus beherrſch
die Polizei die ganze Lage, ſo daß es den Separatiſten nie
möglich war, trotz toller Schießerei irgend einen Vorteil zu
zielen. Die ganze Nacht hindurch wurde unaufhörlich geſchoſſe
Die Bewohner der Häuſer flüchteten ſich in die äußerſten Wi.
kel ihrer Behauſungen, um nicht von blinden Schüſſen getrof!
zu werden. Sie hatten furchtbare Schreckensſtunden durchgemad
Inmitten ſeiner getreuen Poliziſten harrten Oberbürgermeiſt
Johannſen und ſein Beigeordneter mit aus. Der belgiſche Krei
delegierte, der in unmittelbarer Nähe des Rathauſes auf de
Weſtwall ſein Dominil hat, verbot ſchließlich das Beſchießen d‟
Rathauſes von der Rückſeite. Dadurch konzentrierte ſich nun d
ganze Kampf auf die Vorderfront. Am Mittwoch war die La!
für die Polizei noch durchaus günſtig. Da kamen Verſtärkunge
ſür die Separatiſten von auswärts, und nun wendeten ſie au
eine neue Taktik an. Man hatte weittragende Infanteriegete9"


Ger
Ech

[ ][  ][ ]

AN
Die Ais
ie Ue.
Ee in

Nandt zu
1s, de
Sante
Haonenten
Sen Iiſh
ſei Bohn
ie Rit,
Beſatzung
vbereit
Uundler a8.
ſtellen, die
de Gete
Eie

Amerikaniſche Räckfragen an Frankreich.
TU. Paris, 7. Nob. Nach Mitteilungen aus amerikami=
r
Quelle hat Staatsſekretär Hughes die franzöſiſche Regie=

Rummer 309.

H
Mcderftandigen•progranm.
Der franzöſiſche Anterſuchungsplan.
rtzauer der franzöſiſch=amerikaniſchen Kontroßerſe.
* London, 7. Nov. (Priv.=Tel.) Bevor noch die Frage,
ſche Befugniſſe der Sachverſtändigenausſchuß zur Feſtſetzung
deutſchen Zahlungsfähigkeit haben ſoll, gelöſt iſt, will Frank=
h
einen beſonderen Auftrag für dieſen Sachverſtändigenaus=
dahin konſtituieren, daß er zuerſt die geſamten im Ausland
ndlichen deutſchen Vermögensobjekte ausfindig machen und
ſchätzen ſoll. Dabei hat Frankreich geſtern ſchon durch eine
de des als Franzoſenfreund bekannten Unterſtaatsſekretärs
Londoner Auswärtigen Amt, Mac Neil, eine Unterſtützung
inden. Mac Neil hat nämlich erklärt, daß der Sachverſtändi=
ausſchuß
in erſter Linie die Orte entdecken müſſe, wo die
tſchen Großinduſtriellen ihr Geld verſtect haben. Bekanntlich
aber die geſamte Frage des Sachverſtändigenausſchuſſes noch
der Schwebe und aus Paris hört man, daß der franzöſiſche
ſchafter in Waſhington telegraphiſch Inſtruktionen erhalten
ſo daß die amerikaniſch=franzöſiſchen Verhandlungen noch
zrere Tage dauern dürften. In Amerika ſreht man aber auf
Standpunkt, daß der Sachverſtändigenausſchuß nur eine
amteinſchätzung der deutſchen Zahlungsfähiskeit machen
ne, und daß er dabei den franzöſiſchen Vorbehalt, über die
hrbeſetzung dürfe nicht geſprochen werden, unmöglich erfüllen

Badiſcher Landiag.
Die Antrittsrede des Staatspräſidenten Köhler.
Karlsruhe, 7. Nov. (Wolff.) Der badiſche Landtag
hat heute ſein bisheriges Präſidium mit dem Abg. Dr. Baum=
gärtner
(Ztr.) an der Spitze wiedergewählt und darauf mit
55 Stimmen turnusmäßig den Finanzminiſter Köhler (Ztr.)

Staatsprtſichent Kohler führte in ſeiner Antritt srede
u. a. aus: Wir ſtehen feſt zur Zentralgewalt des Reiches in
dieſen ſchweren Tagen. Die Reichsverfaſſung iſt für uns kein
Spielball. Wir haben aber ein Recht, zu erwarten, daß die
Regierung des Reiches mit ſtarker Autorität und letzter Kraft
ſeinen Beſtand ſchützt gegen Angriffe, woher ſie immer kom=
men
. Wir verlangen, daß man endlich entſchieden und umfaſſend
und ohne falſche Rückſichtnahme zugreift, um die großen wirt=
ſchaftlichen
Gefahren zu bannen, die das Sein des deutſchen Vol=
kes
bedrohen. Wir erwarten ferner, daß der Länder Eigenart
Verſtändnis finde und ſich auswirken kann, getreu den großen
Traditionen, im Rahmen des Reiches. Alle aber mahne ich ein=
dringlich
, die Wohnungen im deutſchen Hauſe jetzt
nicht umzuändern, da das Haus in Brand, ſteht.
Die große deutſche Einigkeit allein iſt der Schild, der die Treuen
um das deutſche Banner an Rhein und Ruhr noch hält. Dort
ringt man um das Deutſchtum, um den Beſtand des deutſchen

ne, da die Ruhrbeſetzung ſelbſtverſtändlich die deutſche Zah= Vaterlandes. In ihren ſchwerſten Stunden ſoll die Südweſtmark
gsfähigkeit entſcheidend beeinflußt hat. In England hebt man brüderlich ſie ſchützen. Darum rufe ich auf zur Cinigkeit, auf die=
ſem
. unſerem Wege, dem
vor, daß die Reparationskommiſſion den Sachverſtändigenaus=

einzuſetzen habe, und daß dies geradezu eine Pflicht der
jarationskommiſſion auf Grund des Verſailler Vertrages ſei.
Kruftionen für din Tranzöſiſchen Botſchafter
in Waſhington.
Paris, 7. Nov. (Wolff.) Havas berichtetz daß die neuen
ſtruktionen an den franzöſiſchen Botſchafter in Wa=
ngton
geſtern nachmittag abgegangen ſind. Man ſieht
halb voraus, daß die Verhandlungen noch einige Tage an=
ern
werden. Inzwiſchen werden am Quai d’Orſay Pro=
amme
für die Sachverſtändigen=Konferenz
sgearbeitet.

Beifall.)

Vaterlande beizuſtehen. (Lebhafter

gum genaue Angaben betr. der franzöſiſthen Vorbehalte bit=
laſſen
, und zwar wünſchte er:
insbeſondere in Erfahrung zu bringen, ob eine Prüfung
der Ertragsfähigkeit des Ruhrgebiets ausgeſchloſſen bleibt,
welcher Zeitbegriff dem Satze Poincarés von der gegen=
wärtigen
Leiſtungsfähigkeit des Reiches zugrunde gelegt
wird, und ob die Sachverſtändigen einſtimmig ihr Gut=
achten
abgeben müſſen, damit es als gültig anerkannt wird.
Poincaré hat noch geſtern abend die von Amerika gewünſch=
Aufſchlüſſe nach Waſhington gekabelt, und Juſſerand wird
) heute oder morgen dem Staatsſekretär Hughes einen Beſuch
atten.
Rbwartende Haltung Amerikas.
Paris, 7./ Nov. (Wolff.) Der Newyork Herald berichtet
Waſhington, daß die amerikaniſche Regierung
eine abwartende Haltung einnehme. Die franzö=
Antwort in der Frage des Sachverſtändigen=Ausſchuſſes
de für Donnerstag erwartet. Offiziell ſei geſtern im Weißen
ſe erklärt worden, daß die Vereinigten Staaten keinen Ver=
zu
machen beabſichtigen, Europa ihre Hilfe oder ihre Vor=
äge
aufzuzwingen. Wenn Europa nicht wünſcht, daß man
in ſeinen gegenwärtigen Schwierigkeiten Beiſtand leiſte,
rden die Vereinigten Staaten, obgleich wider Willen, ſich
tit abfinden, daß nichts geſchehe. Amerika wünſcht jedoch,
die übrigen Nationen erführen, daß es zurzeit ſein Beſtes
i habe. Dieſe Erklärung werde als eine Vorbereitung
auf aufgefaßt, daß die Vereinigten Staaten gegebenenfalls
Mißerfolg der Hughesſchen Vorſchläge betr. ein einmütiges
gehen der Alliierten feſtzuſtellen hätten. Man nehme in
ſhington an, daß Poincaré nach ſeiner letzten Rede endgültig
auf feſtgelegt ſei, die Enquete einzuſchränken und ſeinen
ndpunkt nicht verlaſſen werde. Im Weißen Hauſe ſei geſtern
ätigt worden, daß die Vereinigten Staatennur auf
Vort von Berlin warten, um Deutſchland
t Nahrungsmitteln zu unterſtützen.
SK"
Beigiſche Wünſche zuu Reparationsfrage.
TU. London, 7. Nob. Der Brüſſeler Berichterſtatter des
Ih Mail, erfährt, daß Theunis und Jaſpar den Wunſch
en, daß der Sachberſtändigenausſchuß deſinitiv den Gold=
ag
feſtſetzt, den Deutſchland zu zahlen imſtande wäre, und
erdem auch ſich über eine Repartierung der deutſchen Geſamt=
ild
ſchlüſſig werde. Die belgiſchen Miniſter hofen außerdem,
ſich eine günſtige Gelegenheit zur Erörterung des Schulden=
blems
ergebe.
u

Bsſchwerden des thüringiſchen Miniſterpräſidenten.
* Jena, 7. Nov. (Priv.=Tel.)
Die Maßnahmen der
Militärbehörde zum Schutz gegen Uebergriffe der illegalen Ver=
bände
hat dem thüringiſchen Miniſterpräſidenten Frölich Veran=
laſſung
gegeben, ſofort nach Berlin zu fahren und dort bei der
Reichsregierung Beſchwerde zu führen. Er hat in Berlin ſo=
wohl
mit dem Reichswehrminiſter als auch mit dem Reichspräſi=
denten
verhandelt. Der Reichswehrminiſter hat daraufhin an
den Miniſterpräſidenten folgendes Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Miniſterpräſident! Zur Erläuterung des
Ihnen vom Wehrkreiskommando V zugegangenen Schreibens
darf ich noch folgendes ausführen: Der Auftrag des General=
leutnants
Reinhardt lautet dahin, Thüringen auch gegen jeden
Einfall von Banden von auswärts zu ſchützen, was im erſten
Satz ſeines Schreibens zum Ausdruck kommt, wenn er von der
bedrohlichen Lage um Thüringen ſpricht. Ich bin überzeugt,
daß Schutzpolizei und Reichswehr zu dieſer Aufgabe völlig ge=
nügen
, daß daneben bewaffnete Organiſationen unnötig ſind
und ſie eine Gefahr für die Bevölkerung und die Truppen bil=
den
. Mit der Verſicherung der vorzüglichſten Hochachtung Ihr
ſehr ergebener Dr. Geßler, Reichswehrminiſter.
Raf!
Sie Leßensmittelber for gung des Ruhrgebieis bedroht.
Eſſen, 7. Nov. (Wolff.) Von einer zahlreich beſuchten
Verſammlung von Wirtſchaftsverbänden und Kom=
munalverwaltungen
wurde eine Entſchließung an die
zuſtändigen Stellen in Berlin geſandt, worin darauf hingewieſen
wird, daß die geſamte Lebensmittelverſorgung des
beſetzten Ruhrgebietes in nächſter Zeit zuſammen=
brechen
muß, wenn es nicht gelinge, die vorhandenen Waren=
lager
auf eine völlig veränderte Höhe zu bringen. Hierzu ſei
erforderlich, daß weit mehr als bisher der Lebensmittelhandel
des Ruhrgebiets bei der Zuteilung von Deviſen berück=
ſichtigt
werde, unter Umſtänden unter Ausſchaltung minder
wichtiger Gegenſtände des täglichen Bedarfs bei der Deviſen=
zuteilung
.
Mainz, 7. Nov. (Wolff.) Die von dem hieſigen Statiſt.
Amt errechnete Indexziffer vom 6. Nodember ſtellt ſich auf
846 Milliarden gegen 17.3 Milliarden am 30. des ver=
gangenen
Monats.
Paxis und die Ereigniſſe in Deutſchland.
Paris, 7. Nov. (Wolff.) Havas teilt mit, die franzöſiſche
Regierung verfolge aufmerkſam die Ereigniſſe in
Deutſchland, habe es jedoch bis jetzt noch nicht für nötig
gehalten, ſich mit ihren Alliierten in Verbindung zu ſetzen, um
die unruhige Lage in Deutſchland zu prüfen und feſtzuſtellen,
ob ſie ihrerſeits eine Aktion nötig mache. Der Matin weiſt in
einem offenbar beeinflußten Artikel darauf hin, daß angeſichts
der Bildung nationaliſtiſcher Formationen
Frankreich doch ſeine Stimme laut erheben und an ſeine Sicher=
heit
denken werde. Angeſichts dieſer Revancheſtimmung beſtimme
die mögliche Rückkehr des Kronprinzen nach Deutſchland
ein nebenſächliches Intereſſe. Eine Demarche in Holland
würde illuſoriſch ſein, denn die holländiſche Regierung habe oft
genug geantwortet, daß ſie in dieſer Richtung nichts zu unter=
nehmen
gedenke. In Berlin verlangen, daß man dem ehe=
maligen
Kronprinzen kein Paßviſum gibt, erſcheint auch wenig
ausſichtslos, wenn Tauſende don Menſchen, die gefährlicher
ſeien, ſich für den Bürgerkrieg bewaffneten. Die Lage in ganz
Deutſchland müſſe auf das genaueſte geprüft werden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. November.
* Ein Jahr Städtiſche Akademie für Zonkanſt.
Die Tatſache der Vollendung des erſten Jahres ihres Beſtehens gab
der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt Gelegenheit, der Stadtverwal=
tung
der Stadtverordnetenverſammlung, dem Kuratorium und der
Preſſe eine Probe der Leiſtungen der Studierenden und einen kurzen
Rückblick über das erſte Schuljahr zu geben. Aus dieſem Anlaß fand
geſtern im Saale der Akademie ein Vortragsabend ſtatt, der außer=
ordentlich
zahlreich beſucht war und überaus erfolgreich in künſtleriſcher
Beziehung verlief. Im Verlaufe des Abends nahm der Vorſitzende des
Kuratoriums, Herr Bürgermeiſter Mueller Gelegenheit, einen
kurzen, aber intereſſanten Ueberblick über den Verlauf des erſten Be=
ſtehensjahres
zu geben:
Der Redner begrüßte herzlichſt die Erſchienenen und erinnerte zu=
nächſt
an die von einer ſtarken Minorität geltend gemachten Bedenken
gegen die Gründung einer Städtiſchen Akademie in einer Zeit, zu der
die ſtädtiſchen Finanzen immerhin ſchon recht ſchwierig waren. Die Ent=
wickelung
, die die Akademie ſchon im erſten Jahr genommen, beweiſe,
daß diejenigen Recht behalten haben, die vor einem Jahr ſich für das
Projekt einſetzten. Die heutige Feier ſolle kein Stiftungsfeſt ſein. Dazu
ſei weder die Zeit, noch die Gelegenheit. Aber eine Art Rechenſchaft
ablegen wolle man und beweiſen, wie und mit welchem Erfolge die
Akgdemie bisher gearbeitet hat. Heute ſind viele der damaligen Gegner
der Vorlage begei

den drei beſtehenden Konſervatorien, dem Schmittſchen Cgb. .
dem von Süß (1878) und dem Beethoven=Konſervatorium (1890) wurde
die Akademie durch Zuſammenlegung gegründet. Die 3 Häuſer und zu=
ſammen
43 Klaviere und Flügel gingen in den Beſitz der Stadt über,

Uerndlie i der Derlhane We De etiſce ereune ſie
Tonkunſt wurde in das größte und am beſten geeignete Haus der ehemals
Schmittſchen Akademie verlegt, zum Direktor wurde Herr Wilh.
Schmitt berufen. Ein Kuratorium aus Sachverſtändigen und Stadt=
verordneten
wurde gewählt, dem u. a. auch die Herren Buſch und
Mendelsſohn angehören. Ebenſo bis zu ihrem Tode die Fürſtin
Marie zu Erbach=Schönberg, der die Akademie ſtets tatkräftige För=
derung
zu verdanken hatte. Die Aufſtellung einer ſtaatlichen Prüfungs=
ordnung
für Muſiklehrer gab Anlaß zur Angliederung eines Seminars,
deſſen Prüfungskommiſſion u. a. die Herren Buſch, Mendels=
ſohn
, Volbert und Fr. Kwaſt=Hodap uſw. angehören.
Es darf unſerer jungen Akademie zur beſonderen Ehre angerechnet
werden, derart erſte Kräfte in ihren Reihen zu ſehen. Auch ſonſt wurde
ihr von allen Seiten reiche Förderung zuteil. Die Firma Ibach ſtellte
zwei Flügel zur Verfügung, Stiftungen von Noten des Verlags Schott,
des Herrn W. Süß und anderer ermöglichten die Anlegung einer reichen
Notenbibliothek, die zur Noten leihbibliother ausgeſtaltet werden ſoll,
das Landestheater und ſein Orcheſter, der Muſikverein, Richard Wagner=
verein
und Mozartverein bewilligten Vergünſtigungen für Schüler der
Aushilfsklaſſen. Die Herren Buſch und Serkin, das Buſch=Quartett, dem
auch Herr Andreaſſon angehört, der ebenfalls als Lehrer an der Aka=
demie
wirkt, veranſtalteten Konzerte zum Beſten der Akademie. Aus
dem Erträgnis der erſteren konnte der Adolf Buſch=Fonds ge=
gründet
werden, der die Veranſtaltung von Konzerten für Jugendliche
und Minderbemittelte ermöglichen ſoll. Die Firmen Karl Arnold und
Heinrich Arnold ſtellten Flügel für Konzertveranſtaltungen zur Ver=
fügung
, u. v. a.
Von der Entwickelung der Akademie geben folgende Zahlen ein
Spiegelbild. Bei Uebernahme waren vorhanden 254 Schüler, die ſofort
auf 375 ſtiegen, als die Akademie ſtädtiſch wurde. Am 1. Oktober 1923
betrug die Schülerzahl bereits 812, die Jahresfrequenz 1110
Schüler, die ſich aus allen Kreiſen der Bevölkerung zuſammenfetzen.
36 Freiſtellen konnten gewährt werden. Die Zunahme der Schüler machte
die Schaffung weiterer Unterichtsräume erforderlich, was durch Hinzu=
nahme
des Dachſtockes und eines Stockes im Seitengebäude erreicht
wurde. Insgeſamt ſtehen jetzt 26 Näume für den Unterricht zur Ver=
fügung
. Selbſtredend mußte dementſprechend auch das Lehrerkollegium
vermehrt und die Unkerrichtspläne erweitert werden. Am 1. Januar
trat. Herr Bodo Wolf zur Akademie, der neben Herrn Dr. Noack in
Harmonielehre Kontrapunkt und Kompoſition unterrichtet und auch Vor=
träge
über muſikaliſche Formenlehre veranſtaltet. Als weitere Fächer
find Gitarre, Mandoline und Laute hinzugenommen worden, in denen Her
Hinz unterrichtet. Leider iſt Frl. Dr. Noack aus dem Verbande der
Akademie ausgeſchieden, um einen ehrenvollen Ruf nach Hochwaldhauſen
anzunehmen; ſie hat ſich durch verdienſtvolles Wirken Dank geſichert.
Endlich wurde der unter Leitung des Direktors ſtehende Inſtrumental=
verein
der Akademie angegliedert, wodurch dieſer ein Orcheſter geſchaffen
wurde, das ſonſt mit ſchweren Opfern hätte ins Leben gerufen werden
müſſen. Ebenſo wirkt die unter Leitung des Herin Dr. Noack ſtehende
Madrigalvereinigung im Verbande der Akademie. Mit herzlichem
Dank an alle Förderer, auch an die Preſſe, und dem Wunſche, daß die
Städtiſche Akademie blühen und gedeihen und die Not der Zeit glücklich
überſtehen möge, ſchloß der Redner.
*
Im übrigen brachte der Abend eine Reihe außerorbentlich wohl=
gelungener
muſikaliſcher und geſanglicher Darbietungen, die bewieſen,
auf welch hohem künſtleriſchem Niveau ſich das Wirken der Städtiſchen
Akademie tatſächlich ausprägt. Bot der Abend ſo insgeſamt hochkulti=
vierten
und ſchönen Kunſtgenuß, ſo waren Einzelleiſtungen geradezu
überraſchend. Das gilt von den ausgezeichneten Darbietungen der
Madrigalvereinigung, die ausſchließlich den geſanglichen Teil
des Abends beſtritt, und unter Leitung des Herrn Dr. Noack intereſſante
Chöre von J. Gallus, H. Albert, Schein, Scandellus, Mendelsſohn=
Bartholdy, Winter, Brahms, A. Mendelsſohn zu Gehör brachte, wie
auch von den Inſtrumentalvorträgen der Schüler der Kammermuſitklaſſe
des Direktors, Eliſabeth Dieffenbach, Willy Heuſer, Hildegard
Menges, Emmy Winter, Oskar Kleinberg, Otto Werzel=
berg
, Emma Krenkel, von denen im übrigen nach der heute
Donnerstag erfolgenden öffentlichen Aufführung noch die
Rede ſein wird.
M. St.

gebracht und verſuchte nun, der Polizei im Rathaus beizu=
men
, indem man ſie von den Dächern der umliegenden Häuſer
hoß. In dieſer höchſten Not hat der Obe=bürgermeiſter ſich
imal zu dem belgiſchen Kreisdelegierten begeben und um
utz der Stadt gebeten. Es iſt beide Male abgelehnt worden.
ſeine tapfere blaue Polizei nicht unnötig zu opfern, mußte
Oberbürgermeiſter Johaunfen ſchließlich mit den Sonder=
dlern
in Verhandlungen einlaſſen. Es wurde in der Haupt=
e
feſtgeſetzt, daß die Polizei im Dienſt bleibt, daß ſie ihre
ffen abgibt und daß nur die Kriminalpolizei Schußwaffen
ält. Den Schutz der Stadt übernahmen die Separatiſten. Die
dtverwaltung blieb in den Händen der bisherigen Organe.
Trotz der ſo erzielten Verhandlungsgrundlage griffen die
daratiſten am Freitag auch in die Berwaltung ein. Außer=
beſchlagnahmten
ſie in der Reichsbank 66 Billionen. Sie
ßte geſchloſſen werden, alle Banken folgten ihrem Beiſpiel.
3 Wirtſchaftsleben Krefelds war mit einem Schlage lahm=
gt
. Krefeld, mit über 130 000 Einwohnern, hatte am Frei=
etwa
25 000 Erwerbsloſe und Kurzarbeiter. Auch ihre Ver=
gung
geriet naturgemäß ſofort ins Stocken. Dazu kam, daß
Separatiſten nun auch die Notgelddruckereien in Beſitz
men und auch noch über 9000 Billionen Notgeld in Beſchlag
men. Sie teilten die Stadt in ſieben Bezirke und richteten
dieſem Geld Volksſpeiſungen im Großen ein. Auch in den
batgeſchäften häuſten ſich die Eingriffe. In einem Geſchäf:
rden Anzüge im Werte von über 2 Billionen herausgeholt,
einem anderen 50 Herrenhemden; daß ſich auch 20 Damen=
iden
darunter befanden, durfte in dem Requiſitionsſchein
r nicht angegeben werden. Ein Funke von Scham ſchien doch
h in den Seelen der Uebeltäter vorhanden zu ſein. In Schuh=
chäften
wurden die beſten Stiefel herausgeholt. UInd in der
t machen die Krefelder Sonderbündler einen geradezu grotes=
Eindruck. Pflegte man früher zu ſagen: Oben hui, unten
1, ſo muß man bei ihnen das Sprichwort umdrehen: Unten
und oben pfui. Sie ſind alle mit prachtvollen neuen Lede= verſehen, zum Teil auch mit beneidenswert ſchönen gel=
* Ledergamaſchen. Oben tragen ſie aber noch ihre unvermeid=
en
ſollenen Halstücher und die noch undermeidlichere Kappe.
re Phyſiognomien haben ſie auch nicht verändern können. Auch
iſchen ihnen eine große Anzahl von Frauenzinmern. Eine

ſauber gewaſchen zu werden, zurückgeſchlagen, und zeigt den
Spitzeneinſatz eines weißen Unterwäſcheſtückes, eines Beute=
ſtückes
aus den Requiſitionen. Auch in Krefeld ſind die Leiter
der Beivegung im Gegenſatz zu den polniſchen und anderen land=
fremden
Helfershelſern eingeborene Krefelder: Ein Boxertrainer,
ein Elektromonteur und ein Polizeiſekretär bilden das Aktions=
komitee‟
.
Als wir am Abend in der Straßenbahn ſitzen und dem
Schaffner 22 Milliarden als Obulus für die Heimfahrt erlegt
haben, faſſen wir den Geſamteindruck der Reiſe durch das Sepa=
ratiſten
=Gebiet am Niederrhein dahin zuſammen, daß ein Tröſt=
liches
aus all dem Elend ſpricht: Es läßt ſich mit derartig land=
fremdem
Geſindel nie und nimmer eine Bewegung zum Erfolg
führen, und es ſind mit ganz verſchwindenden Ausnahmen über=
haupt
keine Rheinländer an dieſem Treiben beteiligt. Die Be=
wvegung
wird und muß zugrunde gehen allein an dem geſunden
Widerſtandswillen der Geſamtbevölkerung. Hier ſind ehrlichere,
deutſche Worte an unſer Ohr geklungen, als auf dieſer Fahrt
durch die niederrheiniſche Landſchaft. In der Not weiß der
Deutſche, der oft im Uebermut ſo leicht ſein Vaterland vergißt
und verleugnet, doch, wo ſeine Heimat iſt. Sein Schickſal aus
den Händen ſolcher Menſchen entgegenzunehmen, das lehnen
am ganzen Niederrhein Hockf und Nieder, Arm und Reich mit
gleicher Energie ab!
Ein Führer zur Kunſt.
Das Oktoberheft der Kunſtzeitſchrift Deukſche Kunſt
und Dekoration iſt beſonders reizvoll ausgeſtattet, und
der neue Jahrgang dieſer trefflich illuftrierten Zeitſchrift iſt
damit verheißungsvoll eingeleitet. Mit unverſiegbarem Opti=
mismus
und grenzenloſem Opfermut führt der Herausgeber,
Hofrat Alexander Koch, ſein Werk durch alle Nöte der
Zeit, und wem die Hefte zu Händen kommen, dem werden ſie
ſtets eine Quelle künſtleriſcher Freuden ſein und ein treuer
Führer zu liebevollem Erkennen. Der vielfältigen Anregungen
ſei ebenfalls gedacht, die dieſe Zeitſchrift für die künſtleriſche
Ausſtattung des Heimes, auch mit einfachſten Mitteln, gibt.
Aus dem Inhalt des Oktoberheftes ſei folgendes erwähnt:
Gemälde von Karl Hofer=Berlin und Joſé de Togores. Plaſtiſche
Arbeiten der Klaſſe Profeſſor Hanak=Wien. Landhäuſer von
Profeſſor Joſef Hoffman=Wien. Vitrinenpuppen von Lotte

Pritzel. Kunſtgen erbliche Dinge der Mikado=Werkſtätten=Bonn,
wie Lampen, Einzelmöbel, Stickereien uſw. von Fritz Auguſt
Breuhaus und anderen.
Außer den zahlreichen prächtigen Abbildungen enthält das
Heft auch literariſch wertvolle Textbeiträge. Erwähnt ſeien:
Was iſt der Sinn der Kunſt? von Ernſt von Niebelſchütz,
Volkswirtſchaftlicher Wert des privaten Kunſtbeſitzes von
Reichskunſtwart Dr. Edwin Redslob, Schöpferiſche Geſtaltung
und Aeſthetik von Karl Heckel, Sonderung von A. Jaumann,
Kunſtſtrömungen von Dr. S. Schwabacher.
Das Oktober=Eröffnungsheft iſt durch alle Buchhandlungen,
ſowie durch die Verlagsanſtalt Alexander Koch G. m. b. H. in
Darmſtadt erhältlich. Grundpreis 2 Mark, im Ausland
Schw. Fr. 2,50.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Bühnenſchiedsgericht. Das Oberſchiedsgericht
des Deutſchen Bühnenvereins und der Genoſſenſchaft Deutſcher
Bühnenangehöriger in Berlin beſchäftigte ſich in ſeiner letzten
Sitzung unter dem Vorſitze des Oberverwaltungsgerichtsrätes
Dr. Lindenau mit einem Falle von grundſätzlicher Bedeutung.
Es handelte ſich laut B. B. C. um die Berufung des Drama=
turgen
Karl Zuckmeyer und des Regiſſeurs Albrecht Joſeph
von den Städtiſchen Theatern in Kiel, denen wegen ihrer künſt=
leriſchen
Einſtellung von der dortigen Theaterkommiſſion friſtlos
gekündigt worden war. Durch die dann veröffentlichten pole=
miſchen
Artikel im Berliner Börſen=Curier und im Tagebuch
über die Beſtrebungen der Jungen des modernen Theaters
gegen veraltete künſtleriſche Vorurteile fühlte ſich die Kieler ſtädt.
Theaterkommiſſion beleidigt und beantwortete die Angriffe mit
der friſtloſen Entlaſſung beider. Das Schiedsgericht
hat in der erſten Inſtanz die friſtloſe Entlaſſung an=
erkannt
. Das Oberſchiedsgericht hat nun die Berufung beider
zurückgewieſen und das Urteil der erſten Inſtanz beſtätigt,
da durch die Preſſeangriffe ein Grund zur friſtloſen Entlaſſung
gegeben war. Da aber die friſtloſe Kündigung aus künſtleriſchen
Gründen nicht gerechtfertigt war, wurde Zuckmeher und Joſeph
eine Entſchädigung in Höhe der dreifachen Oktobermindeſtgage
zugeſprochen. (Herr A. Joſeph iſt jetzt an dem Heſſ. Landes=
theater
beſchäftigt.)

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den B. November 1923,

Rummer 309.

Geſſiſches Landestheater. Das heutige Kammerkonzert im Klei=
nen
Haus (Richard Strauß=Abend) beginnt um 8 Uhr. Es wird aus=
geführt
von Kapellmeiſter Roſenſtock, Margarete Albrecht, Elexis af
Gnehjelm ſowie den Kammermuſikern Hugo Andreae und Auguſt Jaudt.
Mietnachzahlung für Sondermieten. Am Freitag, den 9. Novem=
ber
, findet die Erhebung der Nachzahlung für die Sondermieten 11, 17
und 20 ſtatt. Die Errechnung erfolgt auf den Grundzahlen, multipliziert
mit dem Lebenshaltungsindex, der heute Donnerstag bekannt wird. Die
Zahlungen ſind zu leiſten an den Tageskaſſen Großes Haus: 1. Sperr=
ſitz
; an der Tageskaſſe Kleines Haus: 2. Sperrſitz und Mittelloge; an
der Hauptkaſſe: 2. Rang, Parterre und 1. Galerie, und zwar von 9 bis
s Uhr und von 3:/, bis 5½½ Uhr. Die Sondermieten 17 und 20
brauchen für ihre Vorſtellung am Samstag zur Kontrolle die neue
Durttungskarte.
Die Volkshochſchule hielt am Samstag in der Aula der Bauge=
werkſchule
eine außerordentliche Verſammlung ab. Anlaß dazu gaben die
mißliche finanzielle Lage und das Verlangen der Mitglieder nach einer
allgemeinen Ausſprache. Vom Vorſtande wurde eingangs berichtet, wie
mit der wachſenden Verarmung des Volkes ſich die Schwierigkeiten der
Volkshöchſchularbeit häuſten. Bei ſeinen Bemühungen um Beſchaffung
von Mitteln zur Sicherſtellung der Arbeit begegnete der Vorſtand an=
fangs
einem Verſtändnis beim Staate, nicht ſo ſehr bei der Stadt. Das

ſchule doch kaput, und alles Geld iſt weggeworfen, das noch für dieſen
Zweck ausgegeben wird. So mußte denn unſer bisheriger Leiter Dr. Br.
am 1. Oktober gehen, nachbem er an perſönlicher Aufopferung das
äußerſte getan hatte. Seine Arbeit in der Volkshochſchule ſird leider in
Darmſtadt weniger verſtanden als im übrigen Deutfchland. Die Ge=
ſchäfte
wurden bisher weitergeführt, um die Kurſe bis Weihnachten
ſicherzuſtellen. Jetzt ſtehen wir vor der Notwendigkeit, auch die Ge=
ſchäftsſtelle
aufzugeben, und notwendige Arbeiten abends ehrenamtlich
zu erledigen. Das kann nur durch freudigſte Mitarbeit von Hörern
und Dozenten geſchehen, und wir glauben, daß der Wille hierzu vorhan=
den
iſt. Von ſeiten der Dozenten wurde geäußert, daß es ſich bei der
Volkshochſchularbeit nicht um Vorbereitung eines Befähigungsnachweiſes
zur Bekleidung eines höheren Amtes handelt, ſondern um Herbeifüh=
rung
von Gemeinſchaften, die über alle perfönlichen Beſonderheiten hin=
weg
Gelrung behalten. Von den Hörern kam zum Ausdruck, daß Be=
ſtrebungen
wie die der Volkshochſchule, heute mehr denn je der Uuter=
ſtützung
bedürfen, weil ſie faſt die einzige Möglichkeit der Weiterbildung
darſtellen. Ein eigenes Buch zu beſitzen, wirh mehr und mehr den weite=
ſten
Voltskreiſen unmöglich. Wiſſenſchaft und Arbeit ſollten ſich im Sinne
Laſſalles im Intereſſe des geſamten Volkes ſinden lernen. Iſt unſere
Not wirklich ſchon ſo groß geworden, daß die Volkshochſchule aufgegeben
werden muß, dann ſoll man aber auch nicht vor ſo mancher amtlichen
Stelle halt machen. Mit dem Herbſt draußen in der Natur, erleben wir
einen Heröſt auch in der deutſchen Kulturbewegung. So manches In=
ſtitut
mit kulturellen Zielen iſt ſchon verſchwunden, andere werden noch
folgen. Freilich liegt auch etwas Syſtem in der Beſeitigung gerade der
Volksbildungsbeſtrebungen. Man iſt nun einmal manchen Orts der An=
ſicht
, daß ein klug gewordener Arbeiter lieber am Schreibtiſch als an der
Drehbank arbeitet, alſo fort mit aller tiefergehenden Volksbildung. Wie
oft hört man den Ruf nach einem Führer, und wenn er ſich zeigt, wird
er bekämpft. Hätte ſvohl ein anderer in unſerer Zeit den Mut aufge=
bracht
, Ferienkurſe wie ſie in der Volkshochſchule durchgeführt wurden,
z. B. nach Stlt zu organiſieren? Man will nun einmal unſere Arbeit
nicht und deshalb ſoll ſie zugrunde gehen. Das wird nicht geſchehen, ſo=
fern
wir nur gewillt ſind, uns die notwendigen Opfer aufzuerlegen. Eine
gewählte Kommiſſion wird nochmals verſuchen, Hilfe herbeizuſchaffen.
Die bei der hieſigen Reichsbankſtelle bis Ende Oktober ds. Js.
gezeichneten Beträge Wertbeſtändige Reichsanleihe können
gegen Vorlage der ſeinerzeit erteilten Rechnung in der aufgegebenen
Stückelung in Empfang genommen werden.
Die laufenden Zuſatzzenten für nicht im Erwerbsleben ſtehende
Schverbeſchädigte, Hinterbliebene, Altrentner und Altrentnerinnen ( wei=
tere
Nachzahlung für das 1. Nobemberviertel) kommen am Freitag, den
9. November ds. Js., vormittags von 8½12½, Uhr, auf der Stadtkaſſe
zur Auszahlung.
Orpheum. Die Schwankoperette Die Heuren von und zu ..
iſt in der Muſik und in der Durchführung der Handlung weit beſſer, als
man nach dem Titel erwarten könnte. Der Erfolg iſt hier nicht allein
dem komiſchen Spiel und der grotesken Darſtellung von Guſtav Bertram
zuzuſchreiben, ſondern den Geſangsnummern mit dem romantiſchen Ein=
ſchlag
. Das im Mittelpunkt ſtehende gräfliche Liebespaar hat abſolut
kein ſchwankartiges Gepräge, entſpricht dielmehr der beſſeren Operette.
Die Muſik von Robert Winterberg offenbart in den Liedern: In der
aube von San=
buci‟
, He
te Nacht um 12 und Frauen bei Tag und
Frauen bei Nacht uſw. Gemüt und Humor. Das Libretto, wozu der
bekannte Jean Kran das Seinige beigetragen, erweckt Wohlgefallen. Das
Notiv zur Handlung bildet eine Erbſchaft, die einer gurmütigen komi=
ſchen
Perſon zugeſchrieben wird, um den Stolz einer jungen verwitweten
Baronin zu brechen. Verſchiedene Szenen hat Guſtav Bertram für
ſeine Komik zureiht gemacht und mit einer Fülle witziger Zutaten ver=
ſehen
. Ihm gebührt der Erfolg der Aufführung nach der komiſchen
Seite hin, während Marga Peter und Hans Süßengut dem lyriſch=
romantiſchen
Teil zum Erfolg verhelfen. In Hans Süßengut hat Direk=
tor
Bertram einen talentierten Spieltenor gewonnen, dem die liebens=
würdige
Vornehmheit ſozuſagen auf dem Geſicht geſchrieben ſteht. Marga
Peter beſitzt alle Vorzüge, um die junge Witwe mit reizender Pikanterie
begehrenswert zu geſtalten. Eine entzückende temperamentvolle Sou=
brette
iſt Mizzi Rauſchenberg, wie ſie als feſches Gemüſeſveiberl bewies.
Hans Jordan als alter Graf, ſowie alle übrigen Mitwirkenden boten
paſſende Leiſtungen. Der neue Kapellmeiſter P. J. Dietrich vollzog die
ſchwierige Aufgaße der muſikaliſchen Leitung der Erſtaufführung der
Heuren von und zu, äußerſt gewandt und geſchickt.
Prenß.=Sübbeutſche Klaffenlotterie, 4. Klaſſe, 9. Tag. In
heutiger Ziehung wurden die Endzahlen 06 und 97 gezogen. Mit ſvel=
chen
Geſvinnen, iſt bei den zuſtändigen Einnehmern zu erfahren.

Aus den Parteien.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei. Die
regelmäßige Zuſammenkunft der Frauen der D.V.P. findet kommenden
Samstag, den 10. ds. Mts., nachmittags, im Rummelbräu, ſtatt. Ein
Vortrag über unſer verlorenes Straßburg wird von großem Intereſſe
ſein, namentlich für unſere ausgewieſenen Parteifreunde. Gebäck mit=
bringen
.
* Noßdorf, 7. Nob. Unſer Lutherabend am vorigen Sonn=
kag
erfreute ſich eines ſp ungemein ſtarken Beſuchs, daß die Kirche bis
auf den letzten Platz dicht beſetzt war; viele mußten mit einem Stehplatz
auf den Treppen vorlieb nehmen. Der Verlauf der Feier war erhebend.
Der Redner, Pfarrer Berger, von König, ſprach ergreifend vom mannig=
fachen
, tiefen deutſchen Leid. (Mangel an Selbſterkenntnis, Opferſinn,
Innerlichteit, Vertrauen) und vom Glauben Luthers, der in ſeinem Lied
uns eine ſtetig fließende Quelle der Kraft und des Troſtes gegeben hat.
Umrahmt war der Vortrag ſehr wirkungsvoll von muſikaliſchen und
deklamatoriſchen Darbietungen. Der Kirchengeſangverein, unter Lei=
tung
von Nektor Heß, brachte Perlen des beutſch=evangeliſchen Liedes
zu Gehör. Das Quartett der Herren Kreuzer, Kratz, Walter, Wagner trug
aus dem reichen Schatz der deutſchen Muſik ſchönes bei. Gedichtvorträge
von Fräulein Bernius, Heß, Löffler ſtellten uns Luther, den deutſchen
Mann, klar und groß vor die Seele. Gemeinſame Geſänge
das
Lutherlied und das Lied des Evangeliſchen Bundes vereinigten die
Vielen zum freudigen Gelöbnis= Evangeliſch bis zum Sterben, deutſch
his in den Tod hinein! Gegen 100 Gemeindeglieder traten an dem
Abend dem Evangeliſchen Bunde bei. So konnte Pfarrer Berck in ſeinem
Schlußwort nach dem geſauten Verlauf der herrlichen Feier feſtſtellen,
daß das Evangelium nach deutſcher Art heute noch, ja heute erſt kecht die
Kraft iſt, die unſer Volk im Innerſten will, und die es am tiefſten zu
tröſten dermag, in all ſeinem Leid.
Seligenſtadt, 7. Nov. Unfall. Der Neſtor der katholiſchen Geiſt=
liechkeit
in der Mainzer Diözeſe, der hochw. Herr Geiſtl. Nat, Dekan
und Stadtpfarrer Dr. Weckerle zu Seligenſtadt, wurde kürzlich von einem
bedauerlichen Unfall betroffen. Im Begrifſe, von der Einhartsbaſilika
im Anſchluß an den Nachmittagsgottesdienſt nach dem nahen Stadtſchul=
gebäude
zu gehen, um daſelbſt, wie allmonatlich, im Verein chriſtl. Müt=
ter
einen religiöſen Vortrag zu halten, ſtürzte der 82jährige Jubelprieſter
von der ſechsſtufigen Portaltreppe herab und erlitt dabei einen ſchweren
Oberſchenkelbruch. Hilfe war zwar ſofort zur Stelle, aber nur unter
großen Mühen konnte der hochbejahrte Herr nach dem Pfarrhaufe ge=
bracht
werden. Der Unfall des überaus beliebten Seelſorgers hat all=
gemeine
und aufrichtige Teilnahme ausgelöſt.
N Offenbach, 5. Nov. Das geſchäftliche Leben unſerer Stadt iſt mit
Frankfurter Notgeld buchſtäblich überſchwemmt. Man muß
es auch den Frankfurtern laſſen, daß ſie ein Notgeld herauszugeben ver=
ſtehen
, das auch künſtleriſch Anſpruch auf Beachtung hat. Gar manches
Stück wird deshalb wohl nicht mehr nach Frankfurt zurückkehren und
in den Sammlungen verſchwinden. Auch geſchäftlich käme man hier ohne
Frankfurter Notgeld kaum aus. Während nun das Frankfurter Not=
geld
hier anſtandslos genommen wird, wird in Frankfurt das hieſige
Handelskammergeld und auch das der Heſſiſchen Landesbank nur mit
Widerſtreben oder gau nicht angenommen. Dieſe Kleinſtaaterei zwiſchen
den zwei Nachbarſtädten müßte aler doch endlich einmal aufhören. Es
iſt dies aber verſtändlich, wenn man erwägt, daß auch die hieſige Reichs=
bank
bis vor einigen Tagen Bedenken hatte, Offenbacher Notgeld anzu=
nehmen
. Die heſſiſche Goldanleihe, die in der vergangenen Woche ein=
mal
hier zu haben war, war im Nu vergriffen. Es iſt dies ein Beweis
dafür, wie gern man bereit iſt, auf die Flucht aus der Mark und in die
Ware zu verzichten, wenn man wertbeſtändiges Geld geboten bekommt.
Eine Stadt wie Offenbach hätte aber auch mit etwas mehr wvertbeſtän=
digem
Geld bedacht werden müſſen: Hoffen wir, daß wir nächſtens beſſer
bedacht werden. Damit die Arbeitsloſen raſcher in den Genuß ihrer
Unterſtützung kommen, werden die Arbeitsloſenunterſtützungen ſeit einigen
Tagen auch in einigen Schulturnhallen ausgezahlt. Das iſt ein wenig
wünſchenswverter Zuſtand, weil in den großen Pauſen in den Turnhallen
auch die Quäkerſpeiſung ſtattfindet.
Worms, 7. Nov. Ein Weck3 Pfennig. Da wird wohl jeder
ſagen, ſchreibt die W. Ztg., das war einmal, heute zahlt man hierfür
10 Milliarden. Und doch iſt die Behauptung, daß das Brötchen 3, der
Doppelweck 6 Pfennige koſtet, durchaus richtig, denn ein hieſiger Bicker=
meiſter
verkauft ſeine Brötchen tatſächlich um den Preis von 3 bezw.
6 Kupferpfennigen. Wie hoch nach dem am Samstag bekannt gegebenen
amtlichen Dollarkurs von 420 Milliarden der Wert eines Kupferpſennigs
iſt, iſt allerdings nicht bekann. Jedenfalls iſt es erfreulich, daß ein
Mitglied der Bäckerzunft den Anfang gemacht hat, für 3 Pfennige ein
Brötchen abzugeben, wenn das in der heutigen Zeit, die nur noch mit
Milliarden und Billionen zu rechnen gewohnt iſt, auch wie ein Märchen
klingen mag. Wenn ſich nun auch die Zunft der Metzger dazu bereit
findet, wie ehedem für einen Nickelzehner ein Stück Wurſt von Finger=
länge
abzugeben, dann ſind wir wieder glücklich ſolveit, uns für 16
Pfennig ein handfeſtes Frühſtück zu leiſten. Das wird allerdings nur
ſolange währen, bis ſämtliche Kupfer= und Nickelmünzen aus dem Käſt=
chen
verſchlvunden ſinb. Immerhin iſt’s ein beglückendes Gefühl, für
3 Pfennig ein Brötchen in der Billionenzeit eſſen zu können.

Regimentsnachrichten.

Verband

Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Bon Ernſt Elias Niebergall.
Nachdruck verboten.
8)
Der Präſes, ein gewaltig langer Burſche, deſſen kräftige
Natur der Wirkung des Weines am längſten widerſtand, beſtieg
jeßt einen auf den Tiſch geſtellten Stuhl, um eine Probe ſeiner
Trintkunſt abzulegen. So über den andern erhaben, unter dem
taktloſen Schall eines Liedes, leerte er die ihm unaufhörlich dar=
gebrachten
Gläſer. Mehrere andere folgten ſeinem ruhmdollen
Beiſpiel und verließen einer nach dem andern den erhabenen
Ehrenſitz in gänzlicher Trunkenheit.
Hubert nahm, trotz wiederholter Aufforderungen, an dem
Gelage keinen Anteil, ſondern beſchäftigte ſich mit dem Knaben,
flößte ihm einige Tropfen Wein ein und jahe mit herzlicher
Freude, wvie nach und nach immer mehr Zeichen des Lebens ſich
bei dem Totgeglaubten einſtellten.
In dem tollen Bachanale bemerkte niemand das geräuſch=
loſe
Eintreten eines ſteinalten, in ein ſchlotterndes Gewand ge=
kleideten
Weibes, deſſen lange, graue Haare wirr auf Schultern
und Rücken herabhingen. Es wankte an das Feuer, wo Baldrian
fich noch immer mit Zurüſtung des Mahles abquälte, und würmte
die Knochenhünde.
Die geſpenſtige Geſtalt ward zuerſt von dem Schalk erblickt
in erſten Augenblick fuhr er zuſammen, doch gleich hatte er ſeinen
gewöhnlichen Uebermut wieder erlangt und rief:
Luvus in kabula!) Kaum iſt das Lied zu Ende, ſo ſtellt
ſich die ſchöne Frau Helena ein! Hütet Euch, daß es Euch nicht
ergeht, wwie dem alten Menelaus, und brecht Euch die Hälſe nicht
um ſie!"
Seine ſchnöden Witzworte wurden von wenigen begchtet,
Die meiſten ſtanden ſtumm umher, ihre Blicke auf die Erſcheinung
gerichtet; ſelbſt Hubert, einer der Aufgeklärteren, ſtarrte unſchlüſſig
die Greiſin an, welche mit ſtieren Augen in das Feuer ſahe und
mit unheimlichen Verzuckungen des Geſichtes murmelnd die
welten Lippen regte.
Seine Aufmerkſamkeit wurde indeſſen bald auf etwas anderes
gelenkt. Der Knabe, für welchen er ſo viele Sorge trug, öſfnete
die Angenlider, und dem froh überraſchten Stuidenten glänzte

32) Der Wolf in der Fabel, d. h. wenn man von dem Wolf ſpricht,
iſt er nicht weit. Terenz, Adolphi 4, 1,

Aus der Reichshauptſtadt.
Im Verlauf der Verhanblungen am Montag iſt mit Wirkung von
heute ab der Brotpreis für Groß=Berlin auf 80 Mil=
liarden
, der Preis für die Schrippe auf 3 Milliarden Mauk feſtge=
ſetzt
worden. Zu der Preisfeſtſetzung, die am Sonntag zuiſchen den
maßgebenden behördlichen Stellen und den Organiſationen der Bäcker=
meiſter
getroffen worden ſind, wird vom Zweckverband der Bäckermeifter
Groß=Berlins folgendes mitgekeilt: Der am Montag, den 5. November,
veröffentlichte Brotprcis von 140 Milliarden Mark beruhte auf Grund=
lagen
, die den Preisprüfungsbehörden vorgelegen haben und von dieſen
auch als berechtigt anerkannt torden ſind. Die voreilige Information
der Oeffentlichkeit durch das Ernährungsminiſterium am Sonntag abend
iſt ohne Anhörung der Preisprüfungsbehörden und des Gewerbes er=
folgt
. Sie hat ſomit eine ungeheuere berechtigte Erregung der Be=
völkerung
hervorgerufen und bedauerlicherweiſe zu ſchir
jezen Ausſchrei=
tungen
gegen die Bäckereien geführt. Wir ſtellen weiter feſt, daß Mehl
V Iaan an H n mnn0rm In
ein blaues Augendaar entgegen, ſahe ihn verwundert an und
ſchloß ſich wieder, da es in die fremde Umgebung ſchaute. Der
brade Hubert ſparte ſeine freundlichen Zureden nicht, und ſuchte,
dem Pflegling= Vertrauen einzuflößen. Er drang ihm ein wenig
Wein auf und gab ihm von dem Ziegenbraten, der eben fertie
geworden war und ihm trefflich mundete trotz ſeiner Zähigkeit;
der Knabe und trank, und Lebensröte ſtieg in ſeine Wangen.
Er dankte ſeinem Retter und fragte, wo er ſich befinde; auf
Huberts Beſcheid verfiel er in Schweigen und ſein Antlitz nahmi
einen ſchmerzlichen Busdruck an.
Das Grauen, welches die jungen Leute, anfangs vor dem
unerwarteten Beſuche gehegt hatten, dauerte nicht lange; bald
kehrte die frühere Fröhlichkeit zurück. Baldrian war es wieder,
welcher mit feinem loſen, nichts verſchonenden Humor die An=
regung
dazu gab. Nachdem er behend den zarteſten Teil des
kunſtlofen Bratens zu ſich genommen hatte, zog er ein ernſt=
komiſches
Geſicht und blickte die Alte mit einer Miene an, welche
deutlich zeigte, daß er ſie wieder zum Gegenſtan, des Witzes
machen wolle.
Meine Herren Brüder, fing er an, und alle horchten er=
wartungsvoll
: ziemt es ſich alſo, daß unſere ehrwürdige Dame
von der Dachkammer, denn es iſt dieſelbe ſo lange der Hul=
digungen
entbehrt, die ihre Jahre doch ſo dringend erheiſchens
Laſſet uns ihr einen Sitz reichen, damit ſie uns wahrſage, denn
Ihr müßt geſtehen, daß ihr nichts als der Dreifuß fehlt, um die
Pythia) vollſtändig zu machen.
Sein Vorſchlag ward mit vollem Beifall angenommen. Das
Weib lächelte, daß ſeine Züge noch abſchreckender erſchienen, und
etzte ſich bereitwillig ans Feuer auf den Stuhl, welchen ihr Bal=
drian
mit ſpottendem Anſtand hinſtellte. Dann hielt er ihr die
Hand hin.)
Die Wahrſagerin bewegte das graue Haupt hin und her, er=
griff
die Hand und blickte forſchend in die ſich durchkreuzenden
Linien. Drauf ſahe ſie dem Spötter ins Geſicht, grinſte und
prach:
Du biſt kein Clückskind. Ich ſehe Dein Blut fließen bald,
bald.
Der Schalt bemühete ſich, ſeinen unwillfürlichen Schreclen
zu verbergen.
Alte Sibölle, rief er, Du mußt Beſſeres prophezeien,
ſonſt taugt Deine Kunſt nichts. Sodann kehrte er ſich zu ſeinen
Gefährten. Die Hexe mag uns wohl abgelauſcht haben, daß
32) Prieſterin, die in Delphi die Orakel erteilte.
22) Original; hinſtellte und dann die Hand binhielt.

gegen Papiermark nur zu bedeutend höherem als dem amtlichen Go
anleihekurs gekauft werden konnte, und daß wir Belege für dieſe Pu=
forderungen
den Behörden übergeben haben. Bei der geſtrigen Beſt=
chung
im Ernährungsminiſterium wurde dieſer Standpunkt vom Bäg
gewerbe vertreten, und dieſe Angaben konnten nicht widerlegt werd
Das Ergebnis dieſer Beſprechungen iſt, daß den Bäckern, die keine we
beſtändigen Zahlungsmittel einnehmen, und ſomit auch das beuöti
Mehl nicht in Goldanleihe zu bezahlen in der Lage ſind, nunmehr
dieſe Woche Mehl zu erheblich niedrigerem Preiſe als dem Mehlor
der dem Brotpreis von 140 Milliarden zugrunde gelegen hat, zur 9
fügung geſtellt werden ſoll. Die grundlegende Bedingung dabei iſt,
die Berliner Mühlen und Händler verpflichtet worden ſind, dieſes
in Goldmark im Preiſe feſtzuſtellen, daß ſie aber die Verpflichtung hab
bei Bezahlung dieſes Mehles den Umrechnungskurs in Papiermark /
Bäcker anzunehmen. Dieſes Mehl wird 80 Prozent ausgemahlen
und ein dunkles, dem Markenbrot ähnliches Brot von vier Pfund 2,
einlage ergeben.
Zollanſchlußbeſtrebungen in Konſtanz,
Wie dem Thurgauer Tagblatt berichtet wird, beſchäftigen ſich
zeit maßgebende Perſönlichkeiten und Parreien in Konſtanz mit
Frage eines Zollanſchluſſes an die Schweiz. Ein Symptom der 2
Deutſchlands!

Odenwaldgau D. T.
Verinnerlichung der Turnfeſte.
Durch die ungünſtigen Verhältniſſe (ſtark verteuerte Bahnfahrt, ke
Nachmittagszugverbindung im Gerſprenztal und reichlich ſchlechtes T
ter) gelang es der Gauleitung leider nicht, einen Herbſtgautag zu
menzubringen, wie er ſein ſollte. Trotzdem hatten ſich etwas über
Vereinsvertreter am Sonntag in Reinheim zuſammengefund
Tagung ſelbſt verlief überaus anregend, bindende Beſchlüſſe konnten
gefaßt werden. Doch ſollen nächſten Sonntag, 11. November, Be
turntage abgehalten werden in Michelſtadt, Groß=Umſtadt und Wer
Einmalige Kopfſteuer in Höhe von ½ Milliarde ſoll mitgebracht weri
Die Feſtorte in 1924 wurden der unſicheren Verhältniſſe wegen
nicht beſtimmt. Daß die Feſte als beſtmögliche Förderung der rei
Leibesübungen beibehalten werden müſſen, bedurfte keiner großen 9
ſprache. Daß ſie aber eine durchgreifende Umgeſtaltung erfahren d.
ten, ſchälte ſich in ſchöner Weiſe aus den Verhandlungen darüber her
Verinnerlichung unſerer Feſte, Losmachen von allem e
behrlichen Kirmeskram vergangener Zeiten, Selbſttätigkeit der Turner
Turnen, Spiel, Geſang, Muſik, Volkstänze,
mütvolle Ausgeſtaltung zu Jugendfeierſtunden,
ſei eine kleine Blütenleſe aus der Menge der Vorſchläge, die ſich
der Neugeſtaltung unſerer Turnerfeſte befaßten. An die Stelle koſtſ
liger, wenigſagender Diplome muß der Turnerpaß treten, vielleicht ſ.
läßt ſich der Vorſchlag verwirklichen, wonach der papierne Eichenfr
Platz machen muß dem ungleich ſchönern Schmuck des wirklichen, leb
den Eichenlaubs aus unſeren heimiſchen Wälde
Im kommenden Winter gilt es für die Vereine, unter allen 1
ſtänden ganze Arbeit zu ſchaffen, fleißig zu turnen, aber auch ebe
alles das zu bflegen, was wir kurz deutſches Volkstum und deutſche E
nennen tvollen. Friſch auf an die Arbeit!
Gut Heil!
Fußbaill.
Sandhofen Sp.=Vgg. Arheilgen 04.
Im boraus ſei die Fußballſportgemeinde auf ein Treffen hinge)
ſen, das kommenden Sonntag vor ſich gehen wird. Der Tabellenfül
des Odenwaldkreiſes, Sandhofen, wird mit dem Liganeuling Sp.=A
Arheilgen 04. ſich meſſen. Das Spiel findet nachmittags 2. Uhr
dem herrlich gelegenen Sportplatz am Arheilger Mühlchen ſtatt.
auswärtige Zuſchauer ſei dermerkt, daß der Platz im unbeſetzt
Gebiet liegt, wvenige Minuten vom Baynhof Kranichſtein entfernt.
Spiel iſt für Sandhofen eines der letzten der Vorrunde, während
heilgen noch über die Hälfte der Vorrundenſpiele auszutragen hat.
lingt Sandhofen ein weiterer Sieg, ſo kann es die unbeſtrittene Führ=
in
der Odenwaldkreisliga auch weiter behaupten. Seine Niederlage,
immerhin bei den gerade in ſolch wichtigen Treffen aufopfernd ſpie
den Arheilgern im Bereich der Möglichkeit liegt, gibt den nächſten 2
einen wieder neue Hoffnung auf eine Annäherung an den Spitzenre
der Tabelle. Weitere Mitteilungen über die Mannſchaftsaufſtellung
gen in der Samstagsnummer.
Segelfilg.
Oeſterreichiſche Segelflugwochen.

Ne
P
de
NN

(cN
M
(9
Wa
die Ve
iſe
je Ka1
jend. 9
AS

Varn
dentwertu
ch gel
it,
in,

hat denn a.
90
nkeit
Füite Ge
*9
der A.
4fNe Sch
Auie
it Exzie

4, daß mane
Geſchäftsrä
fertlichkeit auf
rellamehe
merbunden
Erricht
Vereimsbank
ag de
lunte

In Der
Zi
in,
H.

werbsſchluß machte der Weltenſegler Hol’s der Teufel, weitere al
sende Flüge mit dem 5 PS. Badenia=Motor. Es iſt nunmehr durch d
Leiſtungen der Beweis erbracht, daß die Segelflugzeugwerk
Bad
Baden mit ihrem neuen 10 PS.=Motor ein wirtſchaftlich unbedingt zu
läſſiges Luftauto herſtellen können. Der Millionen=Kronenpreis für
beſte Segelflugzeug mit Hilfsmotor iſt daher als einzigem Wett
er
dem Weltenſegler wohlverdient, konkurrenzlos zugeſprochen work
Der Serienbau dieſes Luftauros wird demnächſt in Baden=Baden au
nommen. Es ſoll der ſtädtiſche Flugplatz Baden=Oos als Heimat=Fl
hafen damit wieder zu alten Ehren kommen.

RN
Ny
kun
wd.

Iia
mach
R
kreiſſe

Wetterbericht der Gießener Weiterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, 9. November
Wechſelnd bewölkt, trocken, nachts kalt.

Tageskalender.
Lanbestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ 1
(Sondermiete 222): Viel Lärmen um nichts. Kleines Haus, Auf=
8 Uhr, Ende 9½ Uhr: Konzert. Orpheum 78 Uhr:
Herren von und zu‟. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Pal
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
W 7nmannar
wir den Fahnen des Herzogs vvn Friedland zuziehen; das ka
leichtlich geſchehen, ſo unlieb mir’s wäre.
Er wollte die Hand zurückziehen, aber das Weib hielt
noch feſt in der ſeinigen. Wieder ſchlug es die grquen Au9
auf und ließ ſie auf dem Schickſalsfrager ruhen.
Du biſt ein Unglückskind Dein Tod iſt nicht ehrenvo.
ſproch ſie mit einer wahnſinnigen Freundlichkeit, die mit de
finſteren Ausſpruch ſich ſchlecht vereinigen ließ.
Mit einem Fluch riß Baldrian ſeine Hand los. D
Scheiterhaufen für die lügneriſche Hexe! ſchrie er zutrückweicher
als fürchte er ihre unſichtbaren Zauberkreiſe, und einte plöplie
Bläſſe entſtellte ſein Geſicht. Die übrigen waren ſtille, und kein
trat heran, um auch ſein Geſchick zu erfahren; die Unglücksp=
Phetin aber kicherte und wärmte wieder die Hände über de
Feuer.
Der fremde Nnabe war während des ganzen Vorfalls
heftiger Bewegung. Hubert bemerkte es wohl, und faßte begu
gend ſeine Hand, allein jener entwand ſich ihm und ſtand al
bald vor dem Weibe.
Wenn Du das Verborgene ſpeißt, fragte er mit feſt
Stimme, ſo ſage mir: lebt mein Vater noch, und werde ich
tdiederſinden?"
Die Gefragte richtete das herabgeſunkene Haupt in die 99
und ſahe den ſchönen, kräftigen Knaben lange an.
Du wirſt ihn wiederfinden, antſportete ſie, doch wwird
nicht lange währen, und ein ſchneidendes Schmert ſeh’ ich
Deines Vaters Hand. Gehe, mehr weiß ich nicht.
Sie hob den Arm und machte eine abwehrende Bewegül
Der Knabe, in dem der geneigte Leſer wohl längſt den verlaſſen
Leuthold erkannt haben wird, begab ſich an Huberts Seite zuru
In ſeiner mächtig aufgeregten Seele kämpfte die frendige Ho
nung, den zärtlich geliebten Vater wiederzuſehen, mit Zweiſe
an der Untrüglichkeit der Verkündigung, und er vermochte ſei
Augen nicht von dem Weibe zu verwenden, welches in ſich de
ſunken, wvenig beachtet, ſeine abgelebten Glieder an dem wol
tätigen Feuer wärmte.
Der Leichtſinn und der fröhliche Mut der Studenten hat
indeſſen den Sieg über den ernſten Eindruck dasongetrage
welchen die ſchlimme Prophezeiung hervorgebracht hatte. 2
überluſtige Schalk ſchleppte eben mit mehreren Helfern e
anderes Fäßlein herauf, und das Luſtgejauchze der tollen Zech
erſchütterte von neuem die Wände.
(Fortſetzung folgt.)

We

[ ][  ][ ]

mſtädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
1. Holzwarenfabrik Rexroth=Lynen A.=G., Mi=
adt
. Die im Jahre 1821 gegründete Rexrothſche Fabrik, welche
773 unter verſchiedenen Namen allerlei Holzwaren herſtellte,
am 31. Oktober in eine Aktiengeſellſchaft mit dem Namen Holz=
abrik
Rexroth=Lynen A.=G. umgewandelt. Den erſten Aufſichtsrat
hicks die Herren Bankdirektor Heinrich Kredel (Darmſtädter und Na=
ank
) Vorſitzender, Direktor Willy Rexroth (Spinnerei Fürſtenberg

Oan

Fürſtenberg, Mecklenburg) und Hermann Weichſelbaum, Kauf=
ettelbach
a. M. In den Vorſtand wurden die Herren Ludwig
h=Michelſtadt und Otto Rexroth=Erbach gewählt. Zu Prokuriſten
Biu ſiurg e Herren Georg Hoffarth und Ludwig Groll=Michelſtadt ernannt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.

). Eine Verordnung über die Verpflichtung zur
rhme von Reichsmark bei Inlandsgeſchäften ver=
den
Abſchluß oder die Erfüllung von Verträgen über die Liefe=

ry von Waren oder die Bewirkung von Leiſtungen zu verweigern,
wei ie Zahlung in Reichsmark erfolgt. Sie verpflichtet alſo zur Ab=
ah
ſon Waren gegen Reichsmark auch auf Grund beſtehender Ver=
Die Verordnung beſtimmt weiter, daß Reichsmark zu dem Wert

lung genommen werden muß, den ſie nach dem amtlichen Kurs
erliner Börſe hat. Im Einzelhandel und bei Zahlungen an öf=
en
Kaſſen iſt der Berliner Mittelkurs für Auszahlung Newyork
bend. Geſchäfte, die hiergegen verſtoßen, ſind nichtig und mit
r Strafe bedroht. Die Verordnung findet keine Anwendung auf
fte, bei denen nach der Deviſengeſetzgebung Zahlung in ausländi=
Währung gefordert werden darf. Die Verordnung tritt mit der
entlichung durch die Preſſe in Kraft.

d. Warnung vor zweifelhaften Neugründungen.
ſeldentwertung der letzten Tagen und Wochen hat viele Volkskreiſe
aßt, ſich gegen die Inflation zu ſchützen. Vor allem ging das
ben dahin, ſich möglichſt viele Sachwerte anzulegen. Dieſes Be=
hat
denn auch zu einer wahlloſen Nachfrage nach Aktien jeder
führt. Das bayeriſche Handelsminiſterium hat dieſe Vorgänge mit
rkſamkeit verfolgt und dabei die Wahrnehmung gemacht, daß ge=
loſe
Geſchäftsleute aus dieſer Bewegung Vorteile ziehen auf
der Aktionäre. Wie das bayeriſche Handelsminiſterium feſtſtellen

die Erzielung möglichſt hoher Gewinne. Man hat die Beobachtung
ht, daß manche jetzt ſchon entſtandene Neugründungen nicht einmal
Geſchäftsräume und Einrichtungen beſitzen. Wir machen die

tlichkeit auf die Verluſtgefahr aufmerkſam, die mit dem Erwerb
t reklamehaft zu hohen Kurſen angebotenen Aktien ſolcher Geſell=
n
verbunden ſind.
d. Errichtung von Goldanleihekonten. Die Bah=
Vereinsbank in München iſt nunmehr dazu übergegangen, zur Er=
rung
des Verkehrs in wertbeſtändigen Zahlungsmitteln Gold=
ekonten
zu errichten. Es müſſen mindeſtens 10 Dollar in zins=
Goldanleihe (d. ſ. Stücke bis einſchließlich 5 Dollar aufwärts) des
chen Reiches eingeliefert bezw. beſchafft werden.
d. Der Abbau der Außenhandelskontrolle. Ab
vember iſt einem Teil der bisher beſtehenden Außenhandelsſtellen
Nebenſtellen die bisher zuſtehende Befugnis zur Erteilung der Ein=
Ausfuhrbewilligungen entzogen worden. Die Erteilungserlaubnis
n dem gleichen Tage ab dem Reichskommiſſar für die Ein= und
ihrbewilligung, Berlin W. 15, Lietzenburgerſtr. 18, übertragen wor=
Die aufgehobenen Stellen ſind folgende: Für den Bereich der deut=
Gießereien, Eiſen= und Stahlwaren (Elberfeld), Eiſenbahnwagen,
rechanik, Optik, holzverarbeitende Induſtrie, Bleiſtifte, Kautſchuck,
wirtſchaft, Metallerzeugniſſe, Muſikinſtrumente, Papierfach, Buch=
rebe
, Papierinduſtrie, Papierwaren, Schiffe, Spielwaren, Tabak=
be
,, Zigarreninduſtrie.
dd. Beſchlagnahme von Waren mit fremdlän=
en
Aufſchriften im Verkehr mir dem Saargebiet.
die Textil=Woche erfährt, beſchlagnahmt die franzöſiſche Zollver=
Aict
ng im Saargebiet mehrfach deutſche Waren mit fremdſprachlichen
fopfern
riften und Warenbezeichnungen. Es iſt daher angebracht, die
nnä
n nur mit deutſchen Bezeichnungen zu verſehen und den deutſchen
en S
Tung der Waren durch ein Urſprungszeugnis feſtzuſtellen.
dd. Gebr. Keller Nachf. A.=G., Freiburg i. Br. Die
genehmigte die Kapitalserhöhung um 6,4 auf 12,4 Mill. Mk. Den
Aktionären wurde ein Bezugsrecht von 2:1 zu einem noch zu be=
tenden
Kurs eingeräumt. Ein Teil der freien Aktien ſoll an de
kfurter Börſe eingeführt werden. Die Dividende von 7000 Prozent
reich beiſt
e vorgetragen.
Landwirtſchaftsſtelle des Badiſchen Einzel=
dels
A. G., Karlsruhe. Die außerordentliche Generalver=
ſo
lung beſchloß Erhöhung des Grundkapitals um 750 auf 1250 Mill.
fei
durch Ausgabe von 2500 Namens= und 5000 Inhaberaktien zu je
onenp
10 Mk. Sämtliche Aktien werden der Verwaltung überlaſſen mit

ſprochen verpflichtung, den alten Aktionären ein Bezugsrecht im Verhältnis
2:1 anzubieten und den Neſt von 500 Mill. Mk. im Intereſſe der
lſchaft beſtmöglich zu verwerten. Die den alten Aktionären anzu=
als
Heind;
iden Aktien ſind Namensaktien, dagegen die zur Verwertung im
=eſſe der Geſellſchaft überlaſſenen Aktien Inhaberaktien. Das Be=
ſecht
der alten Aktionäre iſt bis ſpäteſtens 15. November 1923 aus=
eiwarte
ls , andernfalls können dieſe Namensaktien anderen Aktionären
den gleichen Bedingungen überlaſſen werden.

Nobenl

Banken.
spd. Rheiniſch=Weſtfäliſcher Bankverein. Unter
dieſem Namen hat ſich in Bedburg an der Erft eine neue Aktienbank
aufgetan, deren Grundkapital 50 Milliarden beträgt. Der Vorſtand
weiſt folgende Namen auf: Bankdirektor Fritz Lemmertz in Bonn und
Bankdirektor Gottfried Großmann in Bedburg.
spd. Hausbeſitzerbank Nürnberg A.=G. Wie wir er=
fahren
, wurde die Hausbeſitzerbank e. G. m. b. H. mit 100 Millionen
Mark Aktienkapital (5 Mill. Mk. Vorzugsaktien und 95 Mill. Mk.
Stammaktien) in eine A.=G. umgewandelt. Im Vorſtand Hch. Oſter=
meher
=Nürnberg und Jobſt Boß=Nürnberg. Aufſichtsrat: Rechtsanwalt
Juſtizrat Otto Beyer=Nürnberg.
Anleihen.
spd. Anleihe der Stadt Baſel. Die Stadt Baſel legt, wie
wir hören, eine 5prozentige Anleihe zu pari mit 10jähriger Laufzeit zur
Konverſion der 4prozentigen Anleihe von 1908 auf.
spd. 6proz. Goldanleihe der Bad Mergentheim
A.=G. Die Geſellſchaft emittiert 6proz. Goldobligationen in Höhe von
300 000 Goldmark. Das Aktienkapital der Geſellſchaft beträgt zurzeit
831) Mill. Mk. Die Anleihe dient zur Durchführung von Betriebser=
weiterungen
. Sie iſt vom 26. Auguſt 1926 ab inerhalb 20 Jahren zu
pari zu tilgen. Die Bezahlung der fälligen Zinſen und Obligationen er=
folgt
in deutſcher Reichsmark zum amtlichen Berliner Goldkurs für Ka=
bel
Neu=York am Tage der Einreichung, zahlbar am nächſten Tage.
Zeichnungspreis 98 Prozent.
Meſſen.
* Deutſche ſchwimmende Warenmeſſe=A. G. Mit
dem Sitz Berlin W. 35, Steglitzer Straße 68, wurde die Deutſche ſchwim=
mende
Warenmeſſe=A. G. gegründet. Die Geſellſchaft will den von
Amerika, Holland und Frankreich aus mit großem Erfolge praktiſch
erprobten Gedanken, auf beſonders ausgerüſteten Schiffen ſchwimmende
Meſſen zu veranſtalten, verwirklichen und dadurch der Förderung der
mitteleuropäiſchen Ausfuhr und dem Wiederaufbau der Welthandels=
beziehungen
dienen. Mit allen Mitteln moderner Propaganda, ins=
beſendere
auch dem Induſtrie=Film, wird die Deutſche ſchwimmende
Warenmeſſe für den mitteleuropäiſchen Markt neue Abſatzmöglichkeiten
anbahnen. Ihre Tätigkeit wird die Geſellſchaft auf das ganze deutſche
Sprachgebiet in Mitteleuropa ausdehnen und u. a. zu den deutſchen
Firmen in Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei, Ungarn, der Schweiz und
dem Baltikum in Beziehung treten, die an der Förderung des Exports
intereſſiert ſind. Das Aktienkapital beträgt zunächſt 200 Millionen Mk.
Durch günſtige Beteiligungen an Reedereibetrieben iſt ein erheblicher
Sachwert geſichert. Ein moderner größerer Seedampfer, der ausſchließ=
lich
für die Zwecke der Warenmeſſe eingerichtet wird, iſt bereits zu vor=
teilhaften
Bedingungen erworben worden.
Waxenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
treidebörſe
vom 7. November. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber ohne Sack. Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg.
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen, Wetterauer
2121,50, Roggen 19,8020,25, Sommergerſte für Brauzwecke 2020,50,
Hafer inländiſcher 16,5017, Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null 3234
bei Waggonbezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 3132, Weizen= und
Roggenkleie 77,75 (alles in Goldanleihemark). Tendenz: ſtetig.
wb. Berliner Produktenbericht. Da nach wie vor Gold=
anleiheſtücke
nicht zu haben ſind und für etwaige Käufe gewaltige Pa=
viermarkſummen
aufgebracht werden müſſen, deren Beſchaffung bei der
plötzlich eingetretenen Verſteifung am Geldmarkt ſchwer fällt, hielt ſich
auch die Unternehmungsluſt am Produktenmarkt wieder in engen Gren=
zen
. Das Angebot iſt etwas reichlicher geworden, ſo daß ſich auch die
Preiſe etwas ſenkten. Unter dieſen Verhältniſſen ſtockte das Geſchäft in
den meiſten Artikeln. Nur für Hafer zeigte ſich vermehrte Nachfrage,
doch ſoll es ſich dabei teilweiſe um ungewöhnlich hohe Papiermarkge=
bote
aus dem Weſten handeln.

Börſen.

* Frankfurter Börſenberichk bom 7. Nobember
1923. (Eigener Bericht.) Die heutige Börſe ſtand im Zeichen großer
Kurseinbußen. Verſchiedene Umſtände, wie ſchwächere Deviſenmeldun=
gen
aus dem beſetzten Gebiet, eine ſtärkere Verknappung am Goldmarkt,
tägliches Geld mußte mit 18 Prozent bezahlt werden, und nicht zuletzt
die an der letzten Börſe eingetretenen außerordentlich hohen Kursſteige=
rungen
hatten zur Folge, daß für die heutige Börſe größere Realiſation
beſtand, der gegenüber faſt keine Aufnahmeluſt vorhanden war. In=
folgedeſſen
ergaben ſich teilweiſe gewaltige Kursrückgänge, die häufig zu
Halbierungen der letzten Notierungen führten. Erſt nachbörslich waren
die Kurſe zum Teil wieder erholt. Die Dollarnotiz wurde heute in
Berlin um 50 Prozent höher mit 630 Milliarden Mark bei wieder
ſcharfen Rationierungen feſtgeſetzt. Trotzdem lag auch der Markt der
ausländiſchen Renten und wertbeſtändigen Anleihen heute ſehr ſchwach
ſo waren Zolltürken 15 000 minus 30 000, II. Bagdadbahn 18000
minus 24000. Am Chemie=Aktienmarkt eröffnete man zu etwa halbier=
ten
Kurſen, um ſpäter noch weiter nachzugeben. Bad. Anilin 18000
minus 27 000, Scheideanſtalt 20 000 minus 20 000, Griesheimer 15 000
minus 16 000. Groß waren auch Kursverluſte am Elektr.=Aktienmaukt,
nur Siemens u. Halske lagen mit 75 000 feſter. Voigt u. Haeffner kamen
heute ex Bezugsrecht mit 900 zur Notiz. Die Kurſe der Maſchinen= und

8. November 1923 Nr. 309

Mekallwerte waren ebenfalls durchweg halbiert: Kleher 1600 minus
2900, Metallgeſellſchaft 20 000 minus 20 000. Montanaktien außerordent=
lich
ſchwach, Buderus 22 000 minus 17 000, Gelſenkirchener 50 000 minus
70 000, Mannesmann 35 000 minus 55 000, Phönix 47 000 halbiert. Der
Einheitsmarkt lag, ebenfalls ſehr ſchwach. Bei einer ganzen Anzahl
Werte konnte mangels Nachfrage eine Notiz nicht feſtgeſtellt werden.
Höher waren Klein Armaturen 5000 plus 3000 und Dresdener Zellſtoff
3000 plus 2500. Stärkere Rückgänge hatten aufzuweiſen: Bahnbedarf
500 minus 1000, Gebr. Fahr 4000 minus 10 000, Kemp 400 minus 600.
Im freien Verkehr hörte man nachſtehende Kurſe: Allgemeiner Bank=
verein
60/50, Beckerſtahl 20 000/11 000, Beckerkohle 17/11 000. Benz
4/3000, Falconwerke 400, Growag 200/180, Gummi=Neckar 100/50, Hanſa=
Lloyd 830/1000, Karſtadt 800/750, Kreichgauer 350/275, Krügershall
16 000/11 000, Meher Textil 200, Raſtatter Waggon 2500/2000, Ufa
350/250.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die bisherige
langanhaltende Aufwärtshauſſe hat heute zu Börſenbeginn eine jähe
Unterbrechung erfahren. Die Veranlaſſung dazu waren der Hinweis
der Preſſe, daß die bisherigen ſtarken Kurserhöhungen, gemeſſen an dem
bisher von der Reichsbank niedrig gehaltenen Deviſenſtand, bei der
Mehrzahl bereits weit über den Friedensgoldſtand hinaus gegangen
ſeien. In gleicher Richtung wirkte am Geldmarkt die plötzlich hervorge=
tretene
Verknappung, die in Sätzen von 3 bis 8, verſchiedentlich auch 10
bis 15, je nach Qualität der Firma ſich äußerte. Dieſe Verſteifung wird
in Zuſammenhang mit der, durch die Lieferung von Kaſſaquittungen
nunmehr fällig gewordenen Abnahme von Goldanleihe aus früheren
Käufen gebracht. Unter dieſen Verhältniſſen ſchritt ein großer Teil der
Spekulation zu Verkäufen, ſo daß die bisherige Materialknappheit auf
einmal verſchwunden war und der ebenfalls kleiner gewordenen Nach=
frage
genügendes Verkaufsmaterial gegenüberſtand. Die Rückwärtsbe=
wegung
der Kurſe vollzog ſich ebenſo ſprunghaft wie die bisherigen Stei=
gerungen
vor ſich gegangen ſind. Der Kursſtand ſenkte ſich auf allen
Märkten, einſchließlich der im Freiverkehr gehandelten Kolonial=, Kali=
und der unnotierten Werte, um ein Viertel bis ein Drittel, für eine
ganze Anzahl Papiere ſogar um die Hälfte. Dieſe Bewegung vollzog ſich
aber in aller Ruhe. Am Deviſenmarkt war die Nachfrage ſo ſtark, daß
der Reichsbank eine Niedrighaltung der Kurſe nicht mehr möglich war.
Dieſe wurden, bei durchweg nur 2 Prozent Zuteilung, auf eine Baſis
von 2800 Milliarden für London und 630 für Newyork feſtgeſetzt. Dieſe
Steigerung bildete in der zweiten Stunde das Signal für einen Ten=
denzumſchwung
auf allen Märkten. Die allſei: eintretende kräftige Er=
holung
glich gleich die nach den erſten Kurſen elittenen weiteren Ver=
luſte
wieder aus und die Neigung der Spekulation zu Rückkäufen wurde
allgemein. Die Stimmung blieb aber unſicher und nervös.
Oeviſenmarkt.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%:
P

RNe e af. Geld" Brieſ Geld Brief Amſterdam=Rotterdam . 164588000. 165412/ 00. 243390000 244610000. Brüſſel=Antwerpen ..... 20948000. 21052000. 30923000. 31077000 Chriſtiania . . . . . .. . . . . . . /441000 63759000. 3765/ 00. 94233000. Kopenhagen .........." 3017100. 73383000. 1107730000. Stockholm .. . . . . . . . . . . . 112119009. 112681000. 5385000. Helſingfors ............" 000. 423000. 6957000. Italien. .. ....... . ... .. 0. 19047000. 3000 London ..............." 30 104610000. 3000000. 70000 New=York ........ ....." 1000. 050 00. 000 Paris ......... .. .. . ..." 24339000 2446 1000 33, Schweiz.. . . . . . . . . . . . . ." 111000 739000. 9..
72/ S00 Spanien .............. 5645!
z0. 56741000. 83190000. 83. Wien (i. D.=Oſterr. abg.). . ½ 6015. 9(. Prag ................" 12469000 ). 18354000 184600 Budapeſt .. . . . .. .. .. ... 2u0s 334 15. Buenos=Aires .. . . . . . . . . 0 335000 197505000. 1984 Bulgarien ............" 19700. 785000. 3000.- Japan ................" 488000 N0 0-
00.
350 36785 Rio de Janeiro ........ 37905004 90 6öh
10. 5ö140000. Belgrad.. . . . . . .. . . . . . . 38000. 300 31000. 7419000. Liſſabon. . . . . . . . . . . . . .." 16559000. 1664 1000. 2.
000. 24862000. 2

Anmerkung: B. Berlin, F. Frankfurt,
Verliner Kurſe. (Eigene telegr. Melbung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000.

Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtof
lusgb.=Nürnb. Maſch.
Ber.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Zismarckhütte ........
en=B
Braunkoh
H..
Bremer Vulkan ......
Wolle. . ........
beyden ........
Chem.
eiler ... ....."
Deutſch=Atlant. Tel...
Deutſche Maſchinen ..
Deutſch=Niedld. Tel. . ..
Deutſche Erdöl ......"
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke.
Berlin-KarlsruherInd.
Donnersmarckhütte . . . .
Dynamit Nobel ......
Uberfelder Farben ...
Elektr. Lieferung ......
Friſter ............"
Zaggenau Vorz. ...

Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern. .
Halle Maſchinen ......

1.
500 . 11.
2000 Han. Maſch.=Egeſt.. . . . . 5. 11 7. 11.
30000 13500 15000 Hanſa Dampfſch.. . ..
demoor Zement .... 530 7000 6000 Hirſch Kupfer. ........ 000 6000 5
h Eiſen
......." Zerke .....
Hohenlohe 2 17700 Kahla Porzellan ..t. MN Lindes Eismaſch.. ... Lingel Schuh ......." 100 Li
fmann .... 50000 36000 Ve
we & Co. ... 2000 Ntz........ 7000 10 4000 zuin .. . . . .
. 110000 Lauſitzer Kohle .....
N. 25000 70000 Nordd. Gummi ..... ." Orenſtein ..
.... 13000 31000 Jagge
Rathgeber
vn... 50000 kombacher
en. cker ...."
koſitzer 150 2000 7000 Rütgerswerke. . .. . . . . ."
... 30 90 Säcſche
ihl, 250 Ziemens C
. 1500 10000 800 ſtedter V.
zellan 6000 40000 Weſtf. Eiſen Langendreer 30000 60000 200 Wittener Gußſtahl ... 4000 2750 Wanderer=Werke ..... zu 2 000

hr. Ende
nges Hausz.
S
gTähe

m
92

OMm 4
GIR
Frunkfulter Kursbericht vom 7. Nodember 1o2o.
Zrmſtadter und Nationaloang, Kommandit=Geſeuſchaft auf Astien.
Die Notierungen ſind in Milliarden o ausgedrückt.

zpäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
eichsanleihe. . .. . . . . . . . .
oaos
ccooss-

=Goldanleihe ..........
Schatzanweiſungen ..
1V. und V. Schatzanweiſ.
I.IK.
rämienanleihe ........."
gSanleihe. ........ .....
Freuß. Konſols ........."

5. 11

ſad. Anl, unk. 1935.. ...
v. 1907 ...,
jayern Anleihe ......"
"

deſſen unk. 1924 ........

Bürttemberger ........
b) Ausländiſche.
Zosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
v. .1902 .. . . . .. .. ..

ak 1902 .....
Zulgar. 2e
briech. Monopol ......
Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 ............"
Oeſt. Schatanweiſ., ſtfr.
1914 ..............."
Oeſt. Goldrente ........."
einheitl. Nente ...."

Mumn. am. Rente v. 03
Goldrente v. 13
am. kont. .
v. 05

Türk (Admin.) v. 1903 ...
(Vagdad) Ser. I..
II..
v. 1911, Bollanl. ..
6 Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....."
Außerenropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. ..
fonſ. innere ...
Frigationsanleihs:
Tamaulipas, Seriel ..."
blig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſiſr. ... . . .
Gal. Carl Ludw. Bahn .."
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
S
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
*.

Oeſt. Staatsb. v. 1883....
Ocſt. Staatsb. 1, b. 8, Em.

50

70
700

450
Mu0
00
100
00

7. 11.
O

50
370
1500

00
2400

20000
8000
1500
S
M

tgiſl

5000
2500

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
% Oeſt. Staatsb. 9. Em. ..
Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
Oeſt Staatsb. b. Erg. N
%o Rudolfb. (Salzkammerg.)
Anatolier I.
....
zalon Conſt.
ction. . .
Salonique Monaſtir ....."
Tehuantepee . ... . .. ... ..
4½22
.-
Pfandbriefe.
42 Frankf. Hyp.=Bank 1920...

Frankf. H. Krd.=Ver. 192
Nein. Hyp.=Bank 1922 .. .
B22.
25 Pfälz.

1923.
% Rhein.
verl. ..
4.
üdd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ............
Heſſ. Ldhhv.=Bank Pfdb=
420
½% Heſſ. Ldhhp.=Bk. Pfdbr.
Heſſ. Ldhnp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
% Darmſt. v. 1919 bis 1925..
10
Darmſt. v. 1905 ... . . ..
59.
v. 1903 ..
Mainz. v. 1919 bis
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50o Badenwerk=Kohlwert=An
Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v.
50 Preuß. Kaliwert=Anleihe
Roggenwert=Anl.
52I, Sächſ.Braunk.=Anl. Ser. u.
Bank=Aktien.
Bank ſür Brauinduſtrie ......
Barmer Banlverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ..."
armſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
deutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........
sconto=Geſeliſchaft . ........
Dresdener Vank ...........,
Frankfurter Bank ...........
Metallbank. . . . . . . .. .. . . ... .
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ....... .....
Rhein. Creditbank .........."
züddeutſche Disconto=Geſellſch
Beſtbank. ..
.
Biener Baurverein ........."
Vergwerkö=Aktien.
Berzelius ..................
Bochumer Bergb. .... ......."
erns. . . . . . . . . . . . . . . ....."
Aud=
uxemburger
... . . . . . . . ..
Dt.
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergiv. ... ....."
Hardener Bergbau .........."
Kaliverie Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......."

5. 11.

(60

600

3000

7. 11. Bergwerks=Rktien (Fortſ.)
Lothringer Hütte .. . . . .. .....
Mannesmann Nöhren ...... ..
Mannsfelder. ..............."
Oberbedarf ..... .. .... ......
Oberſchleſ. Eiſen CCaro) ......
Phönix Bergbau ............"
Rhein. Stahlwerke ..........
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . ..
Tellus Bergb.= u. Hütten=Al
Ver. Laurahüitte . . . . . . . . . . . ..
Aktien induſtr. Enternehmung.
20
Brauereien
uger Kempf=Stern. . . . .
Ge,
räu München .......

fferhof (Binding ........"

Berger z.........

6
2.
500
ac
2000
60
000
M
100
300
10000
10
150
50
1600
6000
40000
170060
1800,0
120000
35 00
65000

17000
M
1000
4000
30000
50(
1000
10000
17000
40
40
18000
700
8G=
2-
6

14000

55000
50000
70000
19009

5. 11.
900
M0
zu
40
30000
150000
5000
5
00

kumulat. Berlin . . . . . . . . . ."
oler & Oppenheimer ......"
Adlerwerke (v. Kleher)......
E. G Stamm.. . . . . . . . . . .
iglo=Continental=Guano ...."
haffenburger Zellſtoff...."
adenia (Weinheim) ......
diſche Anilin= u. Sodafabril
Zad. Maſchf. Durlach ......."
ad. Uhrenfabr. Furtwangen.
aſt. Nürnbe
..........
ahriſch. S.

Beck & Henkel Caſſel) .......
Bergmann El.
erke ........"
Bing. Metallwerke. ....... ."
Brockhues, Nieder=Walluf... . .
gementwerk Heidelberg ......
Karlſtadt ..."

Lothringen (2
3).
Chem. Werke All
...
*.
riesheim E
..
B.
Mayer Alapin.. .. .. . .
Weiier=ter=mer ... .. ..

Daimler Motoren
.....
Deutſch. Eiſenhandel Berlin".
Gold= u. Silberſcheideanſt.
naler, Zweibrücken ........
esdener Schnellpreſſen ... .".
rioppwerk (Stamm).. . . . .
tſſeld.=Ratinger (Dürr.) ...."
Dyckerhof & Widm. Stamm..
Eiſenwert Kaiſerslautern ....."
Eiſenwerk L. Meyer hr. ... . ..
Elberfelder Farb. v. Vaher .."
Elettr. Lieferungs=Geſ........
Licht und Kraft ....."
7ſäſt Bad. Wolle...... . . . . . .
Emag, Frankſurt a. M. ... . ."
Stanzw. lillrich ..."
Emaille d
erke ............"
Enzin
D
Naſchinen ........"
Eßlinge
Cttlingen Spinnerei .........
Faber, Joh., Blelſtiſt.......
Faber & Schleicher.........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . .
Felten & Guilleaume, Carlsw
Feinmechanik (Fetter) ......"

450
22000*

700=
45000
C
(
150
15000
10000
60G
S
20C

31000
1
400
M
500
12000
G
8

1200
14000
30000

7. 11.
35000
8Aa0
20000
28000
45000

2uu
0

90000

60000
1600
N
14
700
18000
30
70
2000
8500
1000
000
5000
7000
6000
300
130
90
16010
2000
150
14
45
200
40
1000
3800
6000
1000
1000
13000
11000
400
600 C
15000
4500
18000
800
4000
40000

Feiſt Seltlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.... . . . . . . . . .
Frankfurter Hof ............
Flf. Maſch. Pokorny & Wittek.,
Fuchs Waggon Stamm. . . . . .
Ganz, Ludwig. Muinz ......"
Geiling & Cie. ..............
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Holoſchmidt Th. ... .. .. . . . ..."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ...
Hammerſen (Osnabrüch) ....."
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armatureni. . . . . . . . . . . 150
Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Kupfer u Meſſ.... . . . . .
Hoch= und Tiefbau ........."
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. ...........
Holzverk =Induſtr. .... ..... . .
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau. .. . . . . ..
.. . .
Inag... . ..
mm.. . . . . . . . . ."
unghans
arlsruher Maſchinen........
lein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ....
Krauß & Co., Lokom. . . . . . .
Lahmeher & Co. ..........."
Lech Augsburg ............"
derw. Nothe ............!
Lederwerke Spicharz .....
Löhnberger Mühle .........."
üdenſcheid Metallw ......."
eux’ſche Induſtrie ......... .
inkraftwerfe Höchſt.......
eguin, Butzbach ...........
etall (vorm. Dannhorn) Nrb.
eher, Dr. Pauit. .........

nus Stamm. . . . . . .
Notorenfabr. Deut . ...
Ntotorenfabrik Oberurſel".
jeckarſulmer Fahrzeugwe
Neckarwerke Eßl. Stamm.

Pfälz. Nähm., Kayſer......
Philipps A.=G. .. .. . . . . . . . .
Vorzeilan Weſſel .........
Reiniger, Gebbert & Schall
Rhein. Elektr. Stamm.. .. .

Maich Lunie ein
Nhenanie
Aachen ...........
Riedinger Maſchinen ......
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke .............."
Sihleußner (Frankfurt a.M.) .
Schneider & Hanau .........
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . .. . ..

5. 11. 7. 11. 2000 Bf G 36 O 1000 7000 R0 500 3000 13000 1000 500 10000 16000 5 00 1000 60 M 8 4000 1000 350 1400 N 50 19 12000 C 0G
80 8 45 2 000 z00 Mu 2000 B 1200 ge 200 1000 6( 1000 1 P 60 30 1500 1000 3500 10 15000 700 28000 1 2000
300

10000
12030 10d
2.00
20
12000
Eb

Schuckert Elektr. ( Nürnberg)..
Schuhfabrtk Bernets=Weſſel ..
Schuhfabrit Herz.. .. ......
ſchuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff.........."
Sichel & Co., Mainz ........"
Siemens Elektr. Betriebe ....
ens Glasinduſtrie ......"
mens & Halsfe .........."
töckicht=Offenbach=Gummi.
Handelsvereinigung. . ..
eutſche Immohilien ...."
Thüringer eleft. Lief.=Geſ., Gotha
k Furtwängler ....."
in Sandbach .
Nait
Chem. Ind
Be
deutſch. Olfabr. 2
Gummifabr. T
Un=Frf.

Pinſelfabr. Nürnberg.
Ultramarin ..........."
Zellſtoff, Berl
...
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.
ämme..
Voigt & Haeffner Stämme. . .
Voltohm Seil .............."
16 & Freytag .. . .. .. . ..."
egelin
ißfabrik .. . . . . . .."
Zellſtoff Waldhof Stamm... ..
Zuckerfabr.
Baghä
el ....."
ac
......

Heilbronn ........"
Offſtein .. . . . . ..."
Rheingau ........"
Mf

Ra
ſchantung E. B. .... .......
üddeutſche Eiſenbahn=Gei..
Hapag (Paketfahrt) ..........
rod. Llohzd ..............."
eſterr. Ungariſche Staatsbahn

Darmſtädter Werte.
Bahnbebarf ................"
Dampfkeſſel Not
9........
elvetia Konſervenfabrik. . . ..
ebr. Lutz ... . ..... . . .....
Notorenfabrik Darmſtadt ...."
Zebr. Roed
....
enuleth &

Unnotierte Aktien.
Beckerkohle ............."
eckerſtahl ... .........."
........
Zen=
Bo
v..........
ont. Handelsbank .......
Growag ..........."
Hanſa Llohd ...........
Kabel Rhendt ..........."
Karſtadt R. .............
Petroleu
Dtſche. .. . .. ."
Raſtatter
nggon ........"
Text.=Ind. (Barmen (Tiag)
Ufa Film ......... . . . ...

5. 11. 7. 11. 100 S 7500 2000 250 20000 G0 80 5(00 4000 2000 25000 45000 22000 85
500 Mu. 800 2500 1100 1000 1100 30000 20000 11000 3000 730 3000 504 4000 2003 [ ][  ]

Seite 6.

Darmftädter D.hinit, Thuerstag den 8. Ruuember 4: 23.

Rituiter 301

Heſſiſcher Landtag.

71. Sitzung.

St. Da mſtadt, 7. Nob.

Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Finanzminiſter
Henrich, Wirtſchaftsminiſter Raab und Regierungskommiſſare.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9,25 Uhr. Erſter
Gegenſtand der Beratung iſt die
Ernährungslage.

Wirtſchaftsminiſter Naab entwirft ein naturgemäß wenig erfreu=

liches Bild der Lage im allgemeinen. Obwohl der Bedarf in allen Krei=

ſen groß iſt, liegt das Erwerbsleben darnieder und die Zahl der Er=
werbsloſen
ſteigt täglich. Die Ernährungslage wurde durch die völlig
freie Wirtſchaft in kataſtrophaler Weiſe verſchärft. Heute dürften wir

uns darüber einig ſein, daß der Augenblick der Aufhebung der Zwangs=
wirtſchaft
nicht unglücklicher gewählt ſein konnte, beſonders in der Brot=
verſorgung
. (Sehr richtig! links, Widerſpruch und Rufe: Das hätten
Sie eben früher machen ſollen, es iſt Ihre Schuld, rechts.) Die Regie=
rung
hat dieſe Kriſe vorausgeſehen und ſich mit aller Entſchiedenheit
dagegen gewehrt. Es war leider unmöglich, durchzudringen bei der
Reichsregierung. Heute haben, wir auf die Preisgeſtaltung für Bro=
keinerlei
Einfluß mehr. Man kann heute nur mit Schaudern von der
Lage ſprechen. Es iſt ei ganz unglaublicher Zuſtand, daß ein Arbeiter
für ſeinen tariflichen Wochenlohn ſich nicht enimal mehr das Brot für
ſeine Familie kaufen kann. Nach den neueſten Zeitungsmeldungen ſcheint
die Reichsregierung das Unhaltbare des Zuſtandes einzuſehen und
Aenderungen durchführen zu wollen. Vorerſt allerdings beſchränkt ſie
die Brotverbilligung auf kinderreiche Familien. Das reicht aber nicht
aus und wir werden prüfen müſſen, ob aus Landesmitteln noch etwas
geſchehen kann. Die Mehlbeſtände ſind zur Zeit ausreichend. ( Wider=
fpruch
bei der K.P.D.) Es fehlt nur an Geld, Mehl kaufen zu können.
Zur Kartoffelverſorgung iſt zu fagen, daß die Anbaufläche
um faſt die Hälfte kleiner iſt als im Vorjahre und daß dazu die Ernte
mäßig ausgefallen iſt. Wir haben ein Ausfuhrverbot für Heſſen durch=
geſetzt
. Wir haben weiter mit allen möglichen Mitteln für die Einfüh=
rung
von Kartoffeln geſorgt und es liegt heute auch hier im weſent=
lichen
am Mangel an Geld, um Kartoffeln kaufen zu können. Wir wer=
den
weiter beſtrebt ſein, der Bevölkerung die Kartoffelbeſchaffung zu er=
möglichen
. Die Mängel in der Fleiſchverſorgung ſind nicht auf
einen Mangel an Schlachtvieh zurückzuführen, ſondern darauf, daß die
Landwirte ihr ſchlachtreifes Vieh zurückhalten, weil ſie es für Papier=
mark
nicht hergeben wollen. (Sehr richtig! links.) Die Viehmärkte ſind
leer und die Händler fordern vielfach Preiſe, die einfach nicht zu bezah=

len ſind. In Frankfurt wurde für ein Pfund Lebendgewicht 180 Gold=
pfennige
g

nährt (Offenbacher Spezialfall). In keinem Haus ſind heute Vorräte.
Kohlen und Kartoffeln fehlen meiſt. Der Winter ſteht vor der Tür und
das Brot iſt im Preiſe unerſchwinglich. Dabei wächſt die Arbeitsloſig=
keit
. Wir fordern, daß bei Betriebsſchließungen ſcharf, die Notwendig=
keit
geprüft wird. Empörend iſt die Preisbildung, deren Syſtem die
Maſſe zur Verzweiflung bringen muß. Wir fordern ſchärfſte Ueber=
wachung
, Beſtrafung und ſchnellſte Bearbeitung angezeigter Fälle. Die
Preisfeſtſetzungen durch Syndikate und Kartelle müſſen ſtreng überwacht
und gegebenenfalls muß rückſichtslos durchgegriffen werden. Wir fordern
von der Regierung, auf die Reichsregierung in dieſem Sinne einzuwir=
ken
. Die Preiſe werden nach Gold berechnet, die Gehälter und Löhne
in Papier bezahlt. Das iſt unhaltbar. Es muß ſchärfſter Proteſt
dagegen erhoben werden, daß Kommunen und einzelne
Reichsbehörden Goldpreiſe fordern, ſolange Papierlöhne gezahlt wer=
den
. In Darmſtadt werden Gas, Waſſer und Strom nach Gold
berechnet. Die auf die Proteſtverſammlung der Bür=
gerſchaft
eingetretene Ermäßigung genugt keines=
wegs
. Wir fordern dringend von der Regierung,
die Bürgerſchaft in ihrem Kampf gegen
die
Ungerechtigkeit zu unterſtützen. (Sehr richtig!) Auch
die Eiſenbahnfahrpreiſe ſind unhaltbar. Es iſt un=
erhört
, wenn eine Wochenkarte mehr koſtet, als der Wochenverdienſt eines
Arbeiters. Wir erheben ſcharfen Proteſt gegen dieſe Verkehrs= Tarif=
politik
, die beſondere Blüten treibt bei der S. E.G., die auf der Strecke
ReinheimReichelsheim für 17 Kilometer 133 Milliarden (am Samstag)
forderte. Auch ſonſt leiſtet ſich die Eiſenbahn Unglaubliches. Sie gibt
eigenes Notgeld heraus, weigert ſich aber, das Notgeld der Städte an=
zunehmen
. Ueberall herrſcht Anarchie. Am ſchlimmſten iſt es im Er=
nährungsweſen
. Das tägliche Brot iſt ſchlimmſtes Spekulatiousobjekt
geworden. Ich frage, wie ſteht es mit der Wiedereinführung der Brot=
karte
, die die Regierung angekündigt hat. Kartoffeln ſind zu haben für
wertbeſtändiges Geld. Niemand aber hat das. Aehnlich iſt die Not auf
vielen anderen Gebieten des Wirtſchaftslebens. Wir fordern endlich eine
planmäßige zielbewußte Wirtſchaft. Verkennen Sie die Not des Volkes
nicht. Die größte Geduld muß einmal reißen, wenn der Hunger uner=
träglich
wird. Es muß ſchnellſtens und durchgreifend geholfen werden.

Erfolg haben, ſie ſtehen nur auf dem Papier. Die Milchberſorgung
nicht beſſer werden, ſolange der Ablieferer ſo lange auf ſein Geld
ten muß, bis es völlig entwertet iſt. Es liegt nahe, daß der Lanf
weil er die Nahrungsmittel ſelbſt erzeugt, beneidet wird. Trotzdem
ich ſagen, wenn jeder ſo einfach und beſcheiden leben wollte, wie
Bauer, wäre es um vieles beſſer beſtellt. (Sehr richtig!, rechts.)

lich beſpricht Redner noch kurz das Siedlungsweſen und wendet ſich
die Zerſtückelung leiſtungsfähiger größerer Höfe, durch die die E=

Beſſerung auf all dieſen Gebieten iſt nur zu erwarten von der Stabili=
ſierung
unſerer Währung, wenn dabei etwas Geſcheites herauskommen
ſollte. Die Milchverſorgung iſt fortgeſetzt ſchlechter geworden
und iſt heute ſo, daß ſie als volksgefährdend bezeichnet werden muß.
Unſere Verordnung, betreffend den Ankauf von Käſe und Butter, war
wirkungslos. Um wenigſtens die Kranken und Säuglinge zu verſorgen,
haben wir jetzt eine Verordnung durchgedrückt, um den Kuhhaltern
gewiſſe Auflagen machen zu können. Wir mußten zu dieſen Zwangs=
maßnahmen
greifen, weil alle anderen Verſuche ohne Erfolg waren,
trotz des lohalen Mitarbeitens der Führer der landwirtſchaftlichen
Organiſationen. Es iſt die allerhöchſte Zeit, daß die Reichsregie=
rung
mit einſchneidenden Maßnahmen vorgeht, weil ſonſt die Länder
ſelbſt vorgehen müßten, was der Reichseinheit nicht gerade förderlich
wäre.
Abg. Neumann (Soz.) zeichnet zunächſt ebenfalls ein erſchüttern=

des Bild der Lage des deutſchen Volkes. Das Volk hungert und niemand
hilft. Verzweifelt iſt die Lage der Sozial= und Kleinrentner. Sie, die
früher der Stolz der Nation waren, ſind heute in einer Lage, die zu
ſchildern einfach unmöglich iſt. Wir müſſen dringend von der Regierung
fordern, dieſen Leuten Hilfe zu bringen, wo immer ſie nur kann. Gleich
traurig iſt die Lage der Erwerbsloſen, furchtbar die der Jugend. Hun=
gernd
und frierend kommt ſie zur Schule, kann nicht folgen, nicht auf=
nehmen
. Und dieſe Jugend ſoll einmal die Stützen des deutſchen Volkes
geben. In Millionen Kinderherzen beſteht heute nur der eine Wunſch,
ſich einmal ſatt eſſen zu können. Wer unſere Lungen= und ſonſtigen
Heilſtätten einmal beſucht, wird erkennen, er habe Golgatha und das
Volk am Kreuze geſehen. Die Speiſungen unſerer Kinder müſſen mit
allen Mitteln ausgebaut werden. Schweine werden mit Milch gefüttert
und in manchen Familien werden die Kinder mit Kartoffelſchalen ge=

Abg. Dr. v. Helmolt (Bbd.): Nicht weniger wie die beiden Vor=
redner
erkennen wir die Not des Volkes und wir ſind bereit zu unſerem
Teile alles zu tun, dieſe Not zu lindern. Wohltuend berührt es, daß
die Vorredner es vermieden haben, der Landwirtſchaft die Schuld an der
Not zuzuſchreiben, die ſie tatſächlich nicht hat. Die Landwirtſchaft hat
nicht das harte Herz, das man ihr vielfach unterſtellt, ſie hat oft und
viel geholfen. Schuld an den Zuſtänden iſt eben nur der verlorene
Krieg und ſeine Folgen. Es iſt nicht richtig, daß die Landwirtſchaft ihre
Produkte nur zurückhält, um Geld zu erraffen. Man vergißt, daf
Deutſchland viel landwirtſchaftlich bebauten Boden verloren hat und
verlangt, daß der verbliebene Reſt das deutſche Volk ernähren ſoll, was
die geſamte deutſche Landwirtſchaft vor dem Kriege nicht leiſten konnte.
Wenn geſagt wird, daß die Landwirtſchaft zurückhält, ſo muß daran er=
innert
werden, daß der, der alles abgegeben hat, heute bankerott iſt. Der
Landwirt muß zurückhalten, wenn er ſeinen Betrieb aufrechterhalten
will. Ein Lieferſtreik wurde nirgends propagiert. (Zwiſchenrufe links.)
Herr Uebel wird beſtätigen müſſen, daß die Ablieferungen von Brot=
getreide
ebenſo ſtark waren, wie im Vorjahre. Die Landwirtſchaft iſt
nicht ſchuld, daß noch kein wertbeſtändiges Geld da iſt. Es kommt hinzu,
daß faſt alle Berufsſtände heute vom Landwirt Naturalien, anſtatt Be=
zahlung
verlangen. Wie die Heag von den Landwirten Bezahlung
verlangt, iſt Ihnen wohl bekannt. Wenn auch der Staat dazu übergeht,
Goldpreiſe von uns zu verlangen, ſind wir gezwungen, ebenfalls dazu
überzugehen. Wir berechnen aber immer noch nur die Friedenspreiſe,
während für vieles, was wir brauchen ein mehrfaches der Friedenspreiſe
verlangt wird. Mit den Viehbeſtänden iſt es auch nicht ſo, wie behauptet
wurde. Tatſache iſt, daß heute mancher Arbeiter mehr Schweine einge=
legt
hat, als mancher kleine Bauer. (Hört! Hört! Widerſpruch links.)
Der Viehſtand iſt im Ganzen noch lange nicht auf der Höhe des Frie=
densbeſtandes
. Die Kartoffelernte war in Heſſen unzureichend. Es
müßten eben Kartoffeln aus Norddeutſchland eingeführt
werden. Mehrere heſſiſche Gemeinden haben das richtig erkannt und
haben rechtzeitig Vorſorge getroffen. Wenn die Stadt Darmſtadt
das nicht getan hat, die doch die gleiche Kreditfähigkeit beſaß, ſp liegt
das eben an der Unfähigkeit der Stadtverwaltung,
bezw. der Stadtverordneten. (Hört! Sehr richtig!) Nur
durch freudige Mitarbeit aller Kreiſe können wir über die Ernährungs=
ſchwierigkeiten
hinwegkommen, nicht durch ungerechtfertigte Angriffe.
Bei den Verordnungen von Mehl, Milch, Kartoffeln uſw. hat man die
Landwirtſchaft überhaupt nicht befragt. Die Verordnungen werden kaum
Jag
G

rung noch ſchlechter werden wird.
Abg. Hoffmann=Seligenſtadt (Ztr.) zeichnet auch ſeinerſeit
Bild der allgemeinen Lage, das dem der Vorredner in nichts abn

Er übt beſonders ſcharfe Kritik an dem Geſchäftsgebahren der
ken, die zu reinen Piraten am Volk geworden ſind. Das me
ſtändige Geld, das nun endlich kommen ſoll, darf nicht, wie beabſie
durch die Banken dem Volk zugeführt werden, die dann wieder ein
ſchäft damit machen. Es muß ein anderer Modus gefunden we
Redner erſucht die Landwirte, ſchon jetzt Verkäufe zu ſpäterer Feſt;
zahlung abzuſchließen.
Abg. Frau Birnbaum (D. Vp.): Ueber die allgemeine Lae
genug geſprochen worden. Ich kann mich darum kurz faſſen und n
in erſter Linie für die Hausfrau ſprechen, die die Sorge hat, täglig
das Eſſen der Familie zu ſorgen. Es iſt zu begrüßen, daß die D,
bisher nicht zu Angriffen geführt hat. Wir erkennen die ſchwere
der Landwirtſchaft an und erkennen auch an, daß ſie viel geholfen
Räudige Schafe gibt es in allen Ständen. Im Intereſſe der ber,
tigen Frauen möchte ich die Frage an die Regierung richten, ob ſich
durch Verordnung ermöglichen laſſe, daß die Geſchäfte auch über M
offen halten und dafür abends früher ſchließen. Für den Klein=
Sozialrentner, für die freien Berufe muß unbedingt beſſer geſorgt
den. Volksſpeiſungen ſind ausreichend einzurichten. In Gießen
ben wir auf dieſem Gebiet recht gute Reſultate erzielt. Der Land
ſchaft müſſen Düngemittel und dergleichen von der Regierung zur

Ha et
2 rer

A

fügung geſtellt werden, damit ſie ihre Produkte gegen Papiermark
ben kann. Für Minderbemittelte beantragen wir die Bereitſtellung

Kartoffeln zu mäßigem Preis. Die Kluft zwiſchen Stadt und Land

nicht verbreitert werden.
Abg. Ebner (K.P.D.): Schuld an der ſteigenden Arbeitsloſi
iſt das Ermächtigungsgeſetz, das die kapitaliſtiſche Wirtſchaftsord
aufrecht erhalten ſollte. Es iſt ſicher, daß, wenn die Auseinanderſet
kommt, ein furchtbares Blutbad entſtehen wird. Es ſind ſoviel Karto=
und Getreide vorhanden, daß niemand zu hungern brauchte. Aberes
zurückgehalten und verdirbt zum Teil. Das wertbeſtändige Zahlungsm
das kommen ſoll, wird nichts anderes werden als wertbeſtänd
Schwindel. Alle Verordnungen helfen nichts. Wir ſagen nicht, wie
Abg. von Helmoldt Bete und arbeite, wir ſagen revolutionarer g
ſenkampf! Das allein kann uns helfen. (Unruhe.)

Das deutſ
jchrestages

Negi

*: Deutſchlan

Abg. Reiber (Dem.): Tatſächlich iſt an den Ernährungsſchwie ſiadezu unüber
en nicht eine ſchlechte Ernte ſchuld. Es iſt zu hoffen, daß ein

beſtändiges Zahlungsmittel wenigſtens vorübergehend. Abhilfe ſche
kann. Man müßte die Geldbeſchaffung nur beſchleunigen und
nicht ſo lange vorher ankündigen ſollen, um Spekulation zu verhint
An der Tatſache iſt nicht zu zweifeln, daß die Viehſtälle nie ſo voll wa
wie jetzt. Dadurch wird eine Menge Nahrungsmittel der Bevölker
entzogen. Der Goldmarkpreis von 3 Mark für den Zentner Karto
iſt viel zu hoch, zumal die Löhne und Gehälter nur einen Bruchteil
Friedenseinkommens betragen. Die Bezahlung mit landwirtſchaftl
rzeugniſſen ſollte verboten werden, weil das zum Hamſtern führt.
Preisbildung ſollte von der Regierung ſtrengſtens kontrolliert we=
Vorgänge in Darmſtadt, bei denen es ſogar Tote gab, beweiſen,
es Geſchäftsleute gibt, denen heute kein Geſchäft anzuvertrauen iſt.
dauerlich iſt die behördliche Einſtellung der Bautätigkeit, die man im

Lie franzöſif

genteil ausdehnen ſollte.
Damit iſt die Debatte beendet.
Nächſte Sitzung Donerstag, 9 Uhr: Politiſche Ausſprache.
Schluß gegen 2 Uhr.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Nud
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rud
Mauve,, für Feuilleton: Max Streeſe Heſſiſche Nachrich
Max Streeſe, Sport: Dr. Eugen Buhlmann, Sd
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Wi
Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.

mim durch Ja
Ma müßte
i. wenn man
ſuusſtreichverſt
Im gleichen
ue gegen
zuſchland
ägung.
tur dhes Leben
eichten We
Riciregierung
ſtien konnten
jen, das muß

iſche Regie

Die heutige Rummer hat 6 Seiten

Münche
Nünchen den
verfüllten und
ſg im Saale

STATT KARTEN.

Die Verlobung ansrer Toch-
ter
Elisabeth mit Hrn. Willy Elisabeth Dieffenbach be-
Heuser zeigen wir hiermit an, ehre ich mich anzuzeigen.
Oberlandesgerichtsrat
G. Dieffenbach und Frau
Fanny, geb. Ellenberger.
Darmstadt, November 1923.

Meine Verlobung mit Fräul.

Willy Heuser.

(*27391

F/ Unsere Inge hat
F/ heute ihr viertes Brüder-
chen
bekommen. Dies

zeigen hocherfreut an
Karl Richter u. Frau

Darmstadt, 5. Nov. 1923
Heidelbergerstr. 10
(*27366

Statt beſonderer Anzeige.
Heute nacht entſchlief mein lieber
Mann, unſer guter Vater
Apotheker
Criedrich Michs
*

Heute früh ſtarb unerwartet,
infolge eines Herzſchlags, mein
guter Mann, unſer lieber Vater

Direktor bei der Fa. E. Merck.
Ida Michelſtädter, geb. Wilckens
Emilie Michelſtädter
Marie Micheiſtädter.
Darmſtadt, 7. Nov. 1923.
Die Trauerfeier findet Freitag, den
9. Nov., 2 Uhr, in der Kapelle
des alten Friedhofs ſtatt.
Beileidsbezeugungen und Blumen=
ſpenden
dankend verbeten. (8058

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme ſagen wir allen
auf dieſem Wege unſeren herzlichſten
(*27396
Dank.
Gr.=Gerau u. Darmſtadt, 7. Nov. 1923.
Direktor Dr. Guſtav Lung
und Kind
Familie Lehrer Reineck.

Herr S.=R.
*
Dr. S. Huudenvel.

Im Ramen der Trauernden:
Emmy Hollgender, geb. Landsberg
Darmſtadt, 7. Nov. 1923.
Die Beerdigung findet in aller
Stille ſtatt. (*27378
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

Drehorgel neu, mit
3Platten, geg. ſchöne
Puppenſtubez vert od
z. verk. vormitt. Hein=
richſtr
. 52, I. (*27372

Behand=
slung
u.
Erſatz

Gut. Herren=Fahrrad
geg. gold. Ketkenarm=
band
od. Elfb.=Halskette
zu tauſch. geſ. Ang. u.
U 137 Gſchſt. /*27374

noch z. billig, Preiſen,
a. geg. Lebensmittel
(Kartoffeln uſw.).

In der Nacht vom 6. auf 7. November verſtarb plötzlich
Herr Apotheker

Echauff."
9. Scharſſcheer,
Landgraf=Georgſtr
Nr. 34, I. (*2739
Sprechſtund. 9-6 Uhr
Sonntags 10-2 Uhr

Meine Firma erleidet durch den Tod des in viel=
jähriger
Tätigkeit hervorragend bewährten Maunes
einen ſchweren Verluſt. Mehr als 30 Jahre hat er
meinem Hauſe ſeine beſte Kraft gewidmet. Nach
mehrjähriger Tätigkeit in der hieſigen Merckſchen
Engel=Apotheke trat er in die Fadrik über, wo er in
verantwortungsvoller Stellung, ſeit 1920 als Mitglied
meines Direktoriums, ſeine ausgezeichneten fachlichen
Kenntniſſe und praktiſchen Fähigkeiten und ſein aus=
geſprochenes
Organiſationstalent in erfolgreichſter
Weiſe zu betätigen vermochte. Die großen Verdienſte
des Verſtorbenen um die Entwicklung meiner Firma
ſowie die trefflichen Eigenſchaften ſeines Charakters
ſichern ihm mein dauerndes, dankbares Gedenken.

Reche

E. Merck.

Darmſtadt, den 7. November 1923,

(8030

Feinere Herzen= und
Arbeiterwäſche w. z.
Waſchen u. Bügeln
angen.; daſelbſt j. Art
Flickarbeit,, auch geg.
Lebensm. Näh Feld=
bergſtr
. 30, Stb., I.,
b. Scröder, ut. Saal=
bauſtr
. 26, Mſd (*22P

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem ſchweren Ver=
luſt
, der uns betroffen, ſprechen
wir auf dieſem Wege unſern innigſten
Dank aus.
(*27401

Mathilde Pitro Bitwe
Margarete Lutz Witwe.

Ihr
Fur 10 Gu smarl

fert, tücht. Zuſchneid
eleg. Anzüge gegen
wöchentl. Teilzahlg
Zu erfr. Gſchſt. (8062

Küchenherd, Fahr=
rad
, Hilf motor zu
verkaufen. Mendel,
Ober=Namſtadt (*230

Neue, kl. Kinderwag
n. ſ. bill., Teilz. (*2700
Riedeſelſtr. 39, Mſd

Woll Jumper, Hand.
arb., zu verk. od. zu
tauſch. gegen Frotté,
Steinſtr 6, Hth., II. (*

2 gebr. Herrenräder
zu verk. Nied= Nam=
ſtädterſtr
9, Werkſtatt. (

Palast-Lichtspiele

Die im Schatten gehen
Grosser Sittenfilm in 6 Akten mit
Maria Zelenka (8063
Fatty-Lustspie!

Weiblich

Kontoriſtin, 28 J.
im Kaſſen= u. Lohn.
weſen, ſowie Stenp=
graphie
u. Maſchinen
ſchreiben bew., ſucht
Stellung zum 1. Jan
1923, evtl früher Ang
u. U 139 Gſchſt. (*253

1415jähr. Mädchen
für leichte Näharbeit
geſ. M. ſchinenſtrickerei,
Landgraf Georgſtr., gegb
d. Konſumverein. (*278


Gebild. wraulein

aus guter Fam , 22 J
arbeitsfroh. ſucht Wir=
kungskreis
im Haus=
halt
, nur mit Fam.
Anſchl., a. liebſten als

Haustochter.
Mitt. erb. u. U 133
an die Geſchäftsſtelle
ds. Blattes (*2736,5

Mannlich

Bürobedarf.
Jg. Vertreter ſucht
ſich zu veräindern.
Angeb. u. U 145 an
die Ge
ſchſt. (*27403

Weiblich

Tücht. zuverläſſige
Putzfrau geſucht.
Näh. Geſchſt. (*27376

*
Kleine Anzeigen

(An= und Verkäufe, Stellenangebote
und Geſuche, Tiermarkt uſw. uſw.
haben im Darmſtädter Tagblatt

7
MopeTorſotg!

FR
6

Gaſtwirte u. Private
Achtung!
Große Schrank=Spieluhr
mit 30 Platten zu
verk. Ang. u. U 138
an d. Geſchſt. (*27373

Adler=
Schreibmaſchine
guterh., zu 300 Gold=
mark
zu verkaufen.
Angebote 1 U 136
Geſchäftsſt, (*27370

Schneiderkoſtüm
ſchwarz, beſter Stoff
(41), preisw zu verk
Orangerieſtr. 1. (*2771

Korbmöbelgarnitür, ge
polſt., 4teil.,nur 65 G.=M.
Riedeſelſtr. 39, Mſd. /*2730

An älteren ſoliden
Herrn 2 ſchön möbl.
Zimmer abzug, vor=
beh
Genehm d. W.=A.
Näh. Geſchſt. (*27375

KFoem
LaiülToi

Mittwochs u. Samstags
vorm. 2:3 Std. geſ.
Zigarrengeſchäft
Alexanderſtr. 18, /k27o0

Na

Ehrliches, fleißiges
Alleinmädchen

zu 3 erw. Perſ. (Nähe
Darmſtadt) alsbald
geſucht. Angeb. unt.
U 143 Gſchſt. (*27393

ntſ.
2Studen.. ſachen
23 gut möblierte
G
AImmer.

Elektr Licht, Kachel=
ofen
, Klavierbenutzg
(*27369
erwünſcht.
Angeb. an E. Will
mann, Techn Hochſchule.

Taben

im
Zentrum
zu mieten geſ. Ang
unt. U 141 an di
Geſchäftsſt. (*2738:

ſuchen gut möblierte
Wohnung mit oder
ohne Penſion geget
gute Zahlung, evtl.
auch gegen Lebensm
Ang. an Kerſchnyak
Heinrichſtr. 72. (**

12 ſchön möblierte
Zimmer in der Nähe
von der Hochſchule ge=
uicht
. Angebote an
E. Leſta, Herdweg
Nr. 93, I. (*27380df

Gitarre z. kf. geſ.
Arheilgerſtr. 2,
im Café.
(*27402

Guterhaltenes
Damenrad

m Freilauf zu kf. geſ.
Angebote m. Preis u.
U 144 Geſchſt. (*zisn

1 Aſten= od. Muſik=
mappe
zu kauf. geſ.
Angebote u. U 140
Geſchäftsſt. (*27385

Wer erteilt 10jährig
Schilerin Nachhilfe?
Angeb. u U 135 an
die Geſchſt. (*27367

Eine ſchöne 3 Zim=
merwohnung
in ruh.
Lage iit einer 4od
5 Zimmerwohng. zu
vertäuſchen. Umzug
wird vergütet. An=
geb
. 1. U 142 an d.
Geſchäfisſt. (*27381

plſtaatskomi
er ſie abet
V.-1. Das große Licht mm im Sch

Drama in 5 Akten.
Emil Jannings in der Hauptrolle Müch terbro
Die beiden Frauen des Herzogs vo ſoyeine Anz
Porta. Sittenbild, 6 Akte.
mgeheure u
Mit Stanſey im dunkelſten Afrik
R.71, V. Teil,Wüſtengefahren,6Ak. cütte, d
Harry als Doppelgäng.
fürzt und
EDDIE POLO in dem 6tei
1.21. Wildweſtfilm. Mit Büchſe un W beute vor
Laſſo, 6 Akte. O Der PaſſagierNr. 7 M heutigen T.
Max Lauda.
Sei Eyf abgeſe
Ve
Endr Derf

Landestheater.
Großes Haus.
Donnerstag, 8. Nob.
Sondermiete 222.
Viel Lärmen
um Nichts
von Shakeſpeare.
Anf. 7. Ende 9½ Uhr
Preiſe: 20-200 Milliard.

Kleines Haus. (V8081
Kammer=Konzert
Rich. Strauß=Abend.
Anf. 8, Ende 9½ Uhr.
Preiſe:
20, 50, 80, 120 Milliard.

Mietnachzahlungen für
Hondermieten:
Freitag, 9. Nov.
Sondermiete 11, 17, 20
Samstag, 10. Nov.
Honderm. 12, 13, 18, 19
Montag, 12. Nov.
Sondermiete 14, 15, 16
vormittags 912½/, u.
nachm. 3½/.5: Uhr.

Keff. Landestheater=
Orcheſter
Montag, den 12. Nov.,
abends 7 Uhr:
eite
Zwenes Konzert.
(Soliſt Otto Drumm.)
Hauptprobe
10½ Uhr vermittags
Die Mietkarten f. d.
II. K. werden am
Donnerstag, Freitag
und Samstag dieſer
Woche geg. Vorz. d.
Ausweisk. u. gegen
Nachz. v. 20 Milliard
I. Gal., 30 f. Part.
40 f. II. Rg., 50 f.
I Rg. u. Sperrſitz, 6
f. Logen bei Gg. The
Nachf. (2. Schutter). aus=
gegeb
. Bis Samstag
abend nicht abgeh.
Karten werden ab
Sonnt. a. d. Tagesk.
d. Landesth. nur zum
Preiſe d. Tageskarten
verkauft.
(*27388
ue
n

Raſſ. Wolfshund, ſchön.
Tier, zu v. Hartſtang.
Aliceſtr. 23, III. (22P9

151
Orpheium

ſtes ſofort
I- Eif Wdeſf Bur

Beute folg. Ta ſ berhaftet.
Die Herren Fhüler teilt
von u. zu . . et ſei.

eenr is, 12. Nab Pandesverim
Berk: Verk.=B
de Waal, Rheinſtr.1 Mniſterprä
Eine deutf
Erſtklaſſ. Schuelde Anchen ge=
fertigt
Knabene 1.5 Jrme en
lings=Anzüge. Gelt

Haus. Angebvte
U 134 Geſchſt.

er, Git

Karl Ab Ahnc fet
Alexanderſtraße
Oe

Zellenz
K
Ames.
Trotz der hoh Mh. Sei
Lederpreiſe Töier rich
weſent
Lederſohle
iuderſtau
ſowvie größere
Di Burd
Arf
Lederfußk nenen
zum Ausſuchen wie Lud
noch koloſſal bis Rden zur
bei (78
eier eit
2
Gege
Vf
Emmgkien Mr fs Bu.
Zu günſt. Bedingit, Pe Aloſſen.
zu verkaufen: Blrbräufol
5 Lim=
3X0 Jct. Oal LonsierDind
Seitenbau 4X3 3
mer, Toreinfahrt,
Wohnlage, zu 221RNünce
Goldmark. (*27
eSio
E. Brodbech
Bismauckſtraße 6
Ia
Ro
Bergſtraße Shlz,
Brennerei u. Küfe

komplett, m. Einfal
Haus, Scheuer,Stll
Obſtgart. G.=M. 250
ſchön. Landſitz, ca.
Morg., fließ. Waſſ
für Geflügelzuchtuf
ſehr geeignet, G.=
80 000, Bauerngut,
Wohnhäuſer, la B
ſtand, ca. 20 Morge
Weiteroff. Villen,A
weſen jed. Art.
porto. Rudolf Ebei
Auerhach a. d. B.
Telephon 487, O"