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A
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
K
Morgenzeltang der Lanveshaupikadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 308
Mittwoch, den 2. November 1923
186. Jahrgang
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gültigen Schlüſſelzaßl zu multiplizieren. — Im
Falle höhere: Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streie
uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenaufträge und Leiſtung von Schadenerſatz
Bei Konkurs oder gerichtſicher Beitreibung fällt
jeder Rabatt weg. Bankkonio: Deuiſche Bank und
Darmſtädter 8 Notionalbank.
Noie der Botſchafterkonferenz.
Paris, 6. Nov. (Wolff.) Wie der Temps mitteilt, hat
Botſchafterkonferenz nunmehr eine Note an die deutſche Ne=
Re Se
t abend übermittelt. Es wird in der Note der
Botſchafter=
erenz der Wunſch ausgeſprochen, daß die
Militärkontroll=
miſſionen die Kontrolle wieder aufnehmen könnten. Die
ſchafterkonferenz drückt die Hofnung aus, daß die deutſche
ierung bis zum 10. November mitteilen werde, welche
Stel=
ſie zu dem erneuten Vorſchlag einzunehmen gedenke.
gA
F
IgR
exotonzaig ßer die Hiernamachung bon Mitteln.
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Verordnung zur Ergänzung
Verordnung über die Flüſſigyiachung von Mitteln im Wege
Anleihe und der Ausgabe von Schatzanweiſungen vom
Tovember:
Auf Grund des Artikels 48 der Reichsverfaſſung wird
ver=
iet:
1. Die Verordnung über die Flüſſigmachung von Mitteln
Zege der Anleihe und der Ausgabe von Schatzanweiſungen
20. Oktober (Reichsgeſetzblatt 1, S. 985) gilt auch für die
lächtigungen, die in den vor ihrem Inkrafttreten verkündeten
etzen enthalten ſind.
Vom Tage.
Goldumrechnungsſatz für Reichsſteuern am 7.
No=
vember 100 Milliarden Mark.
Im Peiner Walzwerk der Ilſeder Hütte kam es wegen
Lohndiffe=
renzen zum Streik. Die Direktion hat darauf den Betrieb geſchloſſen.
Die geſamte Arbeiterſchaft wurde ausgeſperrt.
Nach einer Meldung aus Köln wurden in der Rheinuferbahn
Köln-Bonn mehrere Sonderbündler verhaftet. Man fand in ihrem
Beſitz ein Schreiben, in dem für heute Kämpfe angekündigt werden. Die
Polizei traf die härfſten Maßnahmen, um jeden Ueberfall abzuwehren.
Wie wir erfahren, ſteht die Veröffentlichung der zweiten Reihe der
Aktenpublikation des Auswärtigen Amts über die große Politik der
europäiſchen Kabinette von 1871 bis 1914 unmittelbar bevor. Sie umfaßt
6 Bände, die nach Crledigung der letzten techniſchen Arbeiten, durch die
Ermächtigung, auf Grund deren ſie ausgeſtellt ſind, in ihrer
rünglichen Höhe wieder auf.
8 3. Die Verordnung tritt mit Wirkung vom 24. Oktober
in Kraft.
Der Reichspräſident: gez. Ebert.
Der Reichskanzler: gez. Dr. Streſemann.
Der Reichsfinanzminiſter: gez. Dr. Luther.
Die Deutſchnationale Volkspartei ſtellte folgenben
Antrag: Der Reichstag wolle beſchließen, einen Ausſchuß uoi 28
Mit=
gliedern einzufetzen, der die Weimaver Verfaſſuzg ia Sinne
der beſſeren Berückſichtigung föderaliſtiſcher
Grund=
ſätze zu überprüfen hat.
Die jugoflaipiſche Negierung hat an die bulgariſche Regierung eine
ultimative Note gerichtet, in der ſie für das auf den jugoſlawiſchen Mili=
tärattaché in Sofia gerichteken Attentat Sühne fordert.
net werden und die Verfaſſungswahlen nicht vor 1946 ſtattſinden,
Im Jahre 1924 werden die größten Flottenmanöver ſtaltfinden, die
die Analen der Vereinigten Staaten zu verzeichnen haben. Die
Flot=
ten des Atlantiſchen und Stillen Ozeans werden am 3. Januar ihre
Häfen verlaſſen und in den Ozeanen Seeſchlachten liefern.
U
Nmtſicher (
F4t
Aintnther AMlarmts 421080000090
neral ReinHardtan die thüringiſche Regierung. — Gegen die komrnuniſtiſchen Hundertſchaften
erſtärkung der Reichswehr in Thüringen.
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Dem Inhaber der vollziehenden
alt in Thüringen, Generalrat Reinhardt, der bisher
nur über geringe Truppenkräfte verfügte, wurden
meh=
e Bataillone, Batterien und Schwadronen
Verſtärkung zugeführt, um es ihm zu ermöglichen, für
Durchführung ſeiner Verordnungen zur
Aufrechterhal=
gder Ruhe und Ordnung unter allen Uimſtänden zu
en.
Weimar 6. Nob. Der Militärbefehlshaber,
General=
tant Reinhardt, hat au die thüringiſche Landesregierung
ſtehendes Schreiben gerichtet:
An die thüringiſche Regierung in Weimar!
Die Lage in und um Thüringen iſt bedrohlich
erfordert Reichswehrverſtärkungen. Täglich
en beim Militärbefehlshaber zahlreiche Hilferufe
thüringiſchen Bevölkerung ein zwecks Beiſtand
en den Terror aller Art, den die proletariſchen
ndertſchaften ausüben. Diefe Hundertſchaften
trotz der Weitergabe meines Auflöſungsbefehls durch die
ingiſche Regierung in der Tat nicht aufgelöſt oder ſind
epublikaniſche Notwehren umgewandelt worden,
daß ihre Zuſammenſetzung und die Art ihrer Betätigung
dert worden iſt. Dieſer Zuſtand iſt für große Teile der
Be=
rung unerträglich und dürfte die ſchwerwiegendſten Folgen
Iech habe daher den Kommandenr der 3. Kavalleriediviſion,
ralleutnant Haſſe, beauftragt, bei der augenblicklich
dro=
m
fügung geſtell=
Ve
en
n Hundertſchaften durchzuführen. Zu dieſem
cke wird Polizeioberſt Müller=Brandenburg von
hüringiſchen Landespolizei dem General Haſſeunter=
It.
Die Pelizeiakiion.
Gotha, 6. Nov. Heute beim Morgengrauen wurden die
dt Gotha und die umliegenden Ortſchaften durch
Reichswehr=
ilungen beſetzt. Es handelt ſich um eine Polizeiaktion zur
hführung der Auflöſung der kommunſtiſchen Hundertſchaf=
Die wichtigſten Gebäude der Stadt ſind beſetzt und
Verhaf=
en kommuniſtiſcher Führer vorgenommen worden. Es
er=
en umfangreiche Durchſuchungen nach Waffen. Weiter wurde
Druckerei des Volksblattes beſetzt und verſiegelt. Nach
be=
gter Aktion wird die Truppe wahrſcheinlich noch heute Gotha
der verlaſſen.
Sozialdemofratiſcher Aufruf.
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Der ſozialdemokratiſche
Ereivorſtand veröffentlicht einen Aufruf an die
Sozial=
okkaten und Republikaner im Reich und verweiſt darauf,
die Putſchiſten den Kampf wollen und es deshalb falſch wäre,
Kopf in den Sand zu ſtecken. Neben der Reichsregierung
die Landesregierungen berufen, den Umſturz
Uwehren. Es ſei falſch, Freiſchärler=Organiſationen zu
en, die den Kampf mit den Putſchiſten aufnehmen. Nur eine
gliederung an die Organe, der ſtaatlichen
walt könne helfen. Zum Schluß werden die
Sozialdemo=
in und Republikaner aufgeſordert, ſich für den Notfall bereit
halten.
„Alarmmeldungen” von der baheriſchen Nordgrenze.
Stuttgart, 6. Nov. (Wolff.) Das Wehrkreiskommando V
teilt mit: Ueber die Anſammlungen von
Kampfver=
bänden, an der bayeriſchen Nordgrenze werden
aus thüringiſcher Quelle kommende, beunruhigende und ſtark
übertriebene Nachrichten durch amtliche Behörden verbreitet.
Solche Alarmmeldungen von amtlichen Organen, die von
ihrer eigenen Regierung nach erfolgter Nachprüfung an Ort und
Stelle dementiert werden mußten, ſprachen u. a. von der
An=
ſammlung von dier Infanterieregimentern, großen
Artilleris=
maſſen und der Aufſtellung von Batterien ſogar auf
thüringi=
ſchem Boden im eigenen Bezirk der meldenden Behörden u. dergl.
mehr. Tatſächlich ſieht, wie eine ſorgfältige Nachprüfung ergeben
hat, lediglich bayeriſche Landespolizei, allerdings
verſtärkt durch 2000 Mann Hilfspolizei, die den
ortsangeſeſſenen Organiſationen entnommen ſind, an der Grenze.
Daß Bewegungen von Truppen des Wehrkreiskommandos V an
der thüringiſchen Südgrenze ſtattgefunden hätten, iſt unrichtig.
Ebenſowenig ſtehen Reichswehrtuppen der 6. Diviſion an der
baheriſchen Nordgrenze.
Die Tage an der baheriſch=thüringiſchen Srenze.
T Berlin, 6. Nov. Ueber die augenblicklich an der
baheriſch=thüringiſchen Grenze herrſchenden Verhältniſſe wird
uns von einem aufmerkſamen und gewiſſenhaften Beobachter
folgende Schitderung gegeben: In Bahern beſtand von jeher
eine auf beſtimmte Strecken durchgeführte Kontrolle der
einrei=
ſenden Perſonen. Ueber dieſe Kontrolle hinaus ſind keine
be=
ſonderen Paßmaßnahmen getroffen. Insbeſondere in Koburg
findet keine Kontrolle der Züge ſtatt. Alle dahingehenden
Be=
hauptungen ſind erfunden. Auf Grund einer längere Zeit
zurück=
liegenden Verfügung des Generalſtaatskommiſſars von Kahr
findet lediglich an gewiſſen Punkten auch innerhalb des Landes
eine Kontrolle der Fahrzeuge nach Waffen ſtatt. Dieſe
Waffen=
ſuche entſpricht den im Reiche gültigen Beſtimmungen, über den
verbotenen Waffenbeſitz. In Koburg finden die Maßnahmen
ihre beſondere Begründung darin, daß in Koburg rote
Hundert=
ſchaften dor einiger Zeit verſucht hatten, Geländeübungen
abzu=
halten. Dieſe Kontrollen werden in durchaus zuverläſſigen
Formen durchgeführt, und zwar ohne Gewaltanwendung. Im
Gegenſatz dazu laſſen ſich zahlreiche Fälle nachweiſen, wo gegen
Nichtſozialiſien in der brutalſten Weiſe unter Gewaltanwendung
und Beſchädigung von Privateigentum vorgegangen wurde. Das
thüringiſche Aufgebot iſt viel größer als das auf bayeriſcher
Seite. Soweit von Bayern außer Landespolizei überhaupt
an=
dere Leute eingeſetzt ſind, handelt es ſich um ſiaatlich organiſierte
Notpolizei. Im übrigen ſind die Abwehrmaßnahmen, zu denen
auch in einigen Fällen die Zivilbevölkerung gezwungen war,
durch Uebergriffe von thüringiſcher Seite hervorgerufen
wor=
den. Das Gerücht über die Bereitſtellung von Flugzeugen in
Koburg dürfte daraus entſtanden ſein, daß am Freitag vor acht
Tagen der Koburger Fruckenbordt mit einem Flugzeug der
Bodenſee=Luftſchiffahrtsgeſellſchaft in Konſtanz nach Koburg
ge=
fahren war, um gemeinſam mit der Koburger Ortsgruppe des
Luftſchifferverhandes für den Flugſport Propaganda zu machen.
Die Behauptung von einer Unterbindung des Grenzverkehrs
mit Lebensmitteln zwiſchen Koburg und Thüringen durch
Bayern ſteht im Widerſpruch mit den Tatſachen. Selbſt auf
Grund des Ausfuhrverbots des Generalſtaatskommiſfars v. Kahr
für beſtimmte Bedarfsgegenſtände ſind keine beſonderen
Sperr=
maßnahmen ergriffen worden. Die Stimmung in Koburg iſt
abſolut ruhig. Von irgend einer Gewaltanwendung gegen die
Jahre zum letzten Male in Koburg.
* Der pſtchologiſche
Wenn unſere innerpolitiſche Lage auch noch nicht die reſtloſe
Klärung erfahren hat, welche im Intereſſe des Reiches unbedingt
erwünſcht wäre, ſo hat ſich doch immerhin in dieſen Tagen das
eine ergeben, daß die Reichsregierung auch nach dem Austritt
der Sozialdemokraten nicht etwa an einen freiwilligen Rücktritt
denkt. Daß in Berlin parlamentariſche Geſchäftemacher am
Werke ſind, auf dem Wege parteipolitiſcher Kompromiſſe den
gordiſchen Küoten zu löſen, iſt eine Tatſache, die man in ihrer
Bedeutung keineswegs überſchätzen darf. Irgendwelche
parla=
mentariſchen Parteikonſtellationen ſind aber im Augenblick
wirſ=
lich nicht das Ausſchlaggebende. Der Kurs des Nabinetts
Streſemann iſt Uar vorg=zeichnet, und die überwältigende
Mehr=
heit des deutſchen Bolles ind dem Kanzler auf ſeinem Wege
Gefol ſchaft leiften, wie n ei nicht nur alle Verſuche, ihn von
dieſem Wege ahzdräng:, ß57y3 zurückweiſt, ſondern auch imn
tatkräftig handelnd reit=rreitet. Es iſt tief bedauerlich, daß
getziſſe deutſchnationaie Kreife auch jetzt noch mit der alten
Argumentation arbeiten zu können glauben, daß Dr. Streſeniann
nicht fähig wäre, eine „wahrhaft nationale Politik” zu treiben,
weil der Austritt der Sozialdemokratie aus der Reichsregierung
keinen „Syſtem’pechſel” gebracht habe und die Reichsregierung
ſich alſo „das Wohlwollen der Sozialdemokratie nur mit
erhöh=
ten Zugeſtändniſſen an den Marxismus” erkauſen müſſe. Es iſt
wirklich nicht erſichtlich, welche „Zugeſtändniſſe an den
Marxis=
mus” während der Regierungszeit des gegenwärtigen
Reichs=
kanzlers die nationale Grundeinſtellung unſerer Politik gefährdet
hätten. Die Ta=ſachen haßen denn doch bewieſen, daß es ſich
hierbei lediglich um agitatoriſche Phraſen handelt; oder war
dieſleicht der Einmarſch in Sacſſen und die Ann=senthebung des
Jahinetts Zeigner „marxiſtiſch verſeucht?‟ Es hat ganz den
Anſchein, als ob man es im deutſchnationalen Lager Herrn Dr.
Streſemann nicht verzeihen könnte, daß er ufſenbar wenig
Rei=
gung hat, ſein Kabinett durch Hinzuziehung der
Deutſchnatio=
nalen Bartei zu erweitern. Das aber iſt ſo rein parteimäßig
gedacht, daß es in einem derartigen Augenblic kaum noch zu
verſtehen iſt. Eine nationale Aufgabe wäre es unſerer
Auffaſſung nach, alle Kräfte anzuſpannen, um den leider noch
immer nicht aus der Welt geſchafften Konflikt mit Bahern zu
beſeitigen.
Wir haben wohl volles Verſtändnis für die baheriſche
Ein=
ſtellung, und wir haben volles Verſtändnis insbeſondere dafüir,
daß Bahern Wert darauf legt, die Rechte wieder zurückzuerhalten,
die man ihm ſeinerzeit in Weimar genommen, die Rechie, die
in den Jahren des Beſtehens des Bismarck’ſchen Reiches die
Reichseinheit niemals gefährdet haben. Wir haben ſerner volles
Verſtändnis dafür, daß man in Bayern deſſen froh iſt, daß man
dort von trüben Folgeerſcheinungen des Zuſammenbruchs
ſchneller ſich zu befreien vermochte, als in anderen Teilen des
Reiches. Auch wir ſtehen auf dem Standpunkt, wie wir das
ſchon mehrfach ausgeführt haben, daß die Weimarer Verfaſſung,
ſoweit ſie das Verhältnis zwiſchen Reich und Ländern regelt,
ſehr reviſionsbedürftig iſt, und es war daher unſerer Auffaſſung
nach eine ſtaatsmänniſche Tat, daß der gegenwärtige
Reichs=
kanzler ſchon vor dem Konflikt mit Bayern in ſeiner
programmatiſchen Reichstagsrede auf dieſe
Reviſionsbezüritig=
keit hinwies. Gegen die Bolſchewiſtenherrſchaft in Sachſen iſt
das Reich mit allen ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln ſcharf
vor=
gegangen. Ueber den einzuſchlagenden außenpolitiſche Kurs
beftehen keine i gendnie bedeutungsvollen
Meinungsderſhieden=
heiten. Das geſante deutſche Volk, insbeſondere gerabe die
Kreiſe des Volkes, die eine nationale deutſche Politik verlangen,
ſehnt die Wiederherſtellung des Einvernehmens zwiſchen Reich
und Lündern auf das Stärkſte herbei, da ſie die Vorbe ingung
iſt für jedes außenpolitiſche Handeln. Jetzt iſt der pſychologiſche
Moment gekommen, in welehem die Reichseinheit nicht nur
formal wieder hergßitellt werden kann. Klar ſollte man in
Bahern erkennen, daß es verhängnisvoll wäre, für das Reich
und für Vayern, wenn die verantwortlichen
Perſönlich=
keiten in München dieſen pſychologiſchen Moment verpaſſen
wür=
den. Die ſtarken Sympathien, die ſich Bayern in weiteſten
Kreiſen des deutſche Volkes erworben hat, welche in Bayern
einen ſtarken Träger des deutſchen Gedanlens und eine Hofſnung
für die Zukunft ſehen, ſie würden verloren gehen in dem
Augen=
blick, in dem man in Bayern nicht miehr die Hoffnung für die
Zukunft, ſondern die Gefahr für die Einheit des Reiches ſehen
müßte.
Wir ſtehen vor einem neuen Abſchnitt unſerer Geſchichte.
Von neuem anzufangen und aufzubauen gilt es. Sorgen wir
dafür, daß wir nicht dort beginnen müſſen, wo wir vielleicht um
die Mitte des 17. Jahrhunderts ſtanden.
U.
Verhandlungen über die Ergänzung des Kabinetts.
* Berlin, 6. Nov. (Priv.=Tel.) Auch im Laufe des
heu=
tigen Nachmittags fanden im Reichstag Verhandlungen
über die Möglichkeit der Ergänzung des
Reichs=
kabinetts ſtatt. Die Auffaſſung parlamentariſcher
Kreiſe neigte im Kabinett dazu, daß die Möglichkeit eines
bürger=
lichen Kabinetts unter Dr. Streſemann mit Einſchluß der
Deutſch=
nationalen etwas wahrſcheinlicher geworden iſt. In
parlamen=
tariſchen Kreiſen verlautet, daß die Deutſchuationalen
ſich in Verhandlungen mit der Deutſchen Volkspartei bereit
erklärt hätten, unter beſtimmten Vorausſetzungen
in ein bürgerliches Kabinett einzutreten. Ueber
dieſe Möglichkeit wurde nachher zwiſchen der Deutſchen
Volks=
partei, dem Zentrum und den Demokraten in interfraktionellen
Beſprechungen verhandelt. Von poſitiven Ergebniſſen kann aber
noch nicht geſprochen werden.
* Berlin, 6. Nov. (Priv.=Tel.) Wie die Zeit mitteilt, macht
die Ergänzung des Kabinetts keine Schwierigkeiten. Wie
ver=
lautet, ſollen nur das Juſtiz= und das Innenminiſterium wieder.
beſetzt werden. Für den Innenminiſter wird immer noch
Oberbürgermeiſter Jarres genannt. Die
Vertag=
ung des Parlaments ergibt ſich daraus, daß es ſich
augen=
blicklich nicht darum handeln kann, der Lage durch das Aufzählen
parlamentariſcher Minderheiten oder Mehrheiten Herr zu werden
ſondern darum, gegen Putſchvorbereitungen auf
dem Poſten zu ſein. In einem ſolchen Augenblick tritt das
Parlament natürlich in den Hintergrund.
Eefte 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittlvoch, den 7. Nobember 1923.
Rummer 308.
D Fee
Die ſachſcze Regierungsertlarung.
Proteſt gegen die Reichsexefutive.
Das Ziel der neuen Regierung.
Dresden, 6. Nov. (Wolff.) Im Landtag gab
Miniſter=
präfident Felliſch eine Regierungserklärung ab, worin er
ſagte: Die Regierung wird es als ihre Aufgabe betrachten, auf
dem Boden der Verfaſſung zu wirken, und dieſe zu
ſchützen. Es erſchien geboten, die dem eigenen allgemeinen
Volks=
willen widerſprechende reichskommiſſariſche Verwaltung in
Sach=
ſen ſo raſch wie möglich durch eine ordnungsmäßige Regierung
zu erſetzen, die in der Beachtung des Schutzes der Reichs= und
Landesverfaſſung ihre oberſte Pflicht ſieht. Die Regierung
fordert die Achtung der Verfaſſung des ganzen Reiches und
rücſichtsloſes Vorgehen der Reichsgewalt
überall dort, wo wirklich ein Verfaſſungsbruch
vorliegt. Es darf aber nicht vorkommen, daß in Deutſchland
die verfaſſungsmäßige Regierung eines Landes, die die Einheit
des Reiches auf dem Boden der Reichsverfaſſung erhalten wiſſen
will, durch das Reich beſeitigt wird. Die Regierung ſtellt
feſt, daß bei dem Vorgehen gegen die bisherige ſächſiſche
Regie=
rung eine Form zur Anwendung gekommen iſt, die mit der
Würde einer Landesregierung unvereinbar und
für ein Volk in einem parlamentariſch regierten Lande
uner=
träglich iſt. Die neue Regierung ſtellt einen ernſthaften
Ver=
ſuch dar, auf verfaſſungsmäßig parlamentariſcher Grundlage die
Militärdiktatur im Lande zu beſeitigen und die
or=
dentliche Regierungsgewalt im Sachſen wiederherzuſtellen.
Zum Schluß ſpricht die Regierungserklärung die Erwartung
aus, daß alle Volkskreiſe das ſoziale Gefühl höher ſtellen als ihr
eigenes Vorteilsſtreben, und daß das ganze Volk mitarbeiten
werde, um die hohen Güter der Wirtſchaft in Freiheit zu erhalten.
Nach der Regierungserklärung wurde die Sitzung zwei
Stun=
den ausgeſetzt, um den Fraktionen eine Stellungnahme zur
Er=
klärung zu ermöglichen.
Keenmuniſiiſcher Mißirauensantrag.
* Dresden, 6. Nov. (Priv.=Tel.) Die Kommuniſten
haben beſchloſſen, einen Mißtrauensantrag gegen das
jetzige Kabinett einzubringen. Dieſer Antrag hat aber
kaum Ausſicht auf Annahme; denn ſelbſt für den Fall,
daß die Deutſchnationalen und die Deutſche Volkspartei ihm
zu=
ſtimmen, würde er doch nur 28 Stimmen, d. h. die Hälfte des
Landtags, auf ſich vereinen, womit dann der Antrag auch
abge=
lehnt wäre. Völlig ausgeſchloſſen erſcheint es, daß die
Demo=
kraten dieſem Antrag zuſtimmen werden. Damit dürfte das
Schickfal des Antrages, der weiter nichts als eine große Hetze zu
ſein ſcheint, erledigt zu ſein.
Die Desgte Aber die fächfiſche Regierungserklärung.
TU. Dresden, 6. Nov. Der ſächſiſche Landtag trat heute
nachm. nach Wiedereröffnung der Sitzung in die Beſprechung der
Regierungserklärung ein. Abg. Wirth (S.) ſagte, Abmachungen
mit den Kommuniſten, die zur Regierung Zeigner führten, ſeien
von den Kommuniſten nicht gehalten worden. Seine Partei
miß=
billige die Auflehnung der Kommuniſten gegen die
Reichsregie=
rung, ebenſo aber auch das Vorgehen der Reichswehr gegen
Sachſen. Die erſte Aufgabe der Regierung ſei die
Wiedererrich=
tung der Wirtſchaft und die Behebung der furchtbaren Not. Abg.
Beutler (Deutſchnatl.) beſchäfrigte ſich mit den Ereigniſſen, die
zur Regierungsbildung geführt hatten, und erklärte dann, er
halte die große Koaliton im Reich für einen großen Irrtum
deutſcher Politik. Dieſer Koglition bringe ſeine Partei keine
Opfer. Nur eins könne Deutſchland retten: eine
Zuſammen=
faſſung aller Nationalgeſinnten unter Einbeziehung der
Deutſch=
völkiſchen und Nationalſozialiſten. In dem Konflikt zwiſchen
Bayern und dem Reich ſtände die Deutſchnationale Volkspartei
an der Seite Bayerns. Dem Antrag der Deutſchen Volkspartei
auf Auflöſung des ſächſiſchen Landtags ſtimmten ſie zu. Abg.
Dr. Kaifer (Deutſche Volksp.) widerſprach der in der
Regierungs=
eiklärung zutage getretenen Auffaſſung, daß die Maßnahmen des
Reiches gegen Sachſen dem allgemeinen Volkswillen
wider=
ſprochen hätten und unerträglich geweſen ſeien. Es werde
aus=
ſchließlich an der ſächſiſchen Regierung und dem ſächſiſchen Volke
liegen, daß derartige Maßnahmen ſich nicht weiter als notwendig
erweiſen. Im übrigen könne die Deutſche Volkspartei in der
ſächſiſchen Regierungsbildung keine Löſung der jetzigen Kriſe
er=
blicken. Nur eine Auflöſung des ſächſiſchen Landtags gebe dem
ſächſiſchen Volk die Möglichkeit, dieſe Frage zu löſen. Hierauf
hielt der kommunfſtiſche Abgeordnete Böttger eine ſtundenlange
Rede, in der er die gegenwärtigen Zuſtände in Sachſen von
ſeinem Geſichtspunkt aus ſchilderte. Seine Rede war geſpickt mit
ſcharfen Angriffen gegen die Reichsregierung und Reichswehr.
Dem Antrag auf Auflöfung des Landtags werde ſeine Partei
zuſtimmen. Dagegen erklärte der demokratiſthe Abg. Seyfert,
ſeine Partei werde dem Auflöſungsantrag der Deutſchen
Volks=
partei widerſprechen. Dann wurde die Ausſprache geſchloſſen.
Am Donnerstag ſoll über einen kommuniſtiſchen
Mißtrauens=
antrag gegen die Regierung verhandelt werden. Sodann findet
die zweite Beratung über den Antrag der Deutſchen Volkspartei
auf Auflöſung des Landtags ſtatt.
Kundgebung der Gewerkſchaften.
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Der Allgemeine Deutſche
Ge=
werkſchaftsbund, der Gewerkſchaftsring deutſcher Arbeiter=,
An=
geſtellten und Gewerkſchaftsverbände und der Allgemeine Freien
Angeſtelltenbund erlaſſen folgende von ihnen unterzeichnete
Kund=
gebung: Von außen aufs ſchwerſte gedrückt, inmitten einer ſcharf
zugeſpitzten wirtſchaftlichen Kriſe werden die Reichseinheit und
der Beſtand der Republik durch einen gewaltſamen Anfturm ge=
unbemittelten Vollsſchichten werden von Tag zu Tag
unterträg=
licher. Kommt dazu noch ein Kampf der einzelnen Volksgenoſſen
gegeneinander, ſo werden damit die letzten Möglichkeiten der
Behebung der außen= und innenpolitiſchen Nöte zerſtört. Die
unterzeichneten gewerkſchaftlichen Verbände als Vertretung des
werktätigen Volkes rufen ihre Mitglieder und alle übrigen auf
dem Boden der Reichsverfaſſung ſtehenden Volkskreiſe auf, ſich
zum Schutze der Verfaſſung der Republik zur Verfügung zu ſtellen.
Vertragensmännerkonferenz der Bageriſchen
Volkspartei.
Müuchen, 6. Nov. (Wolff.) Auf der nordbayeriſchen
Vertrauensminnerkonſerenz der Baheriſchen Volkspartei in
Bam=
berg nahmen die Abgeorhueten Leicht und Held zu den
politi=
ſchen Fragen der Gegenwart Stellung. Abg. Leicht erklärte
u. a.: Wenn ein bürgerliches Reichskabinett möglich wvürde.
ſprechen und ſagte, man vergeſſe, daß, ehe die daterländiſchen
Verbänbe dageweſen ſeien, die Bayeriſche Volkspartei auf der
Wacht geſtanden habe, und daß es ohne Baheriſche Vollspartei
auch keine Kahr=Politik gebe. Der Reöner verurieilte ſcharf den
Nalionalſozialismus.
Der Separatiſten=Spu f.
Die „Freie” Pfalz.
Das Verhalten der Franzoſen.
Kaiſerskautern, 6. Nov. (Wolff.) Im Laufe des
geſtrigen Nachmittags durchzogen die bewaffneten
Sepa=
ratiſten in Autos, auf Fahrrädern und zu Fuß die Stadt und
reguirierten in verſchiedenen Geſchäften, in der Hauptſache
Lebensmittel. Gegen halb 4 Uhr wurde vor dem
Beſatzungsamt die freie Pfalz als Teil der
Rheiniſchen Republik ausgerufen. Der Landwirt
Hans Orbis, Reichstagsmitglied und Führer der freien
Bauernſchaft, hielt ebenfalls eine Nede an die
Sonder=
bündler, worauf dieſelben in ein Hoch einſtimmten. Die
ver=
ſammelte zahlreiche Menge antwortete mit Pfuirufen. Alsdann
verlas ein Sonderbündler eine Proklamation, in der n. a.
mitgeteilt wurde, daß der Delegierte des Bezirks Kaiſerslautern
wegen der Unruhen, die angeblich am Nachmittag vorgekommen
ſeien, eine Verkehrsſperre auf unbeſtimmte Zeit
ver=
hängen würde. Die Sperrzeit beginnt abends 7 Uhr und
endet 6 Uhr morgens. Weiterhin ſind
Zuſammenrottun=
gen von mehr als fünf Perſonen verboten.
In einem Anſchlag weiſen die Separatiſten darauf hin,
daß ſie von den Beſatzungsbehörden anerkannt
ſeien und die Bürgerſchaft ſich infolgedeſſen auf den Boden der
Tatſachen ſtellen ſolle.
Wie verlautet, iſt der hieſige Friſeur Pfaffmann zum
Bürgermeiſter ernannt worden.
Das Verhalten der Franzoſen beim
Aus=
rufen der freien Pfalz kennzeichnete ſich dadurch, daß
am frühen Morgen ſchon, nachdem der erſte Putſch vor dem
Rat=
haus abgeſchlagen war, franzöſiſche Poſten zuſammen mit
bewaff=
neten Sonderbündlern vor dem Beſatzungsamt auf= und
ab=
patronillierten. Erſt gegen halb 12 Uhr, als das
Bürgermeiſter=
amt geſtürmt wurde, das, wie bereits gemeldet, von der Polizei
vorher entblößt worden war, folgte den Sonderbündlern ein
guter Zug Kolonialtruppen, der die Sicherung des Rathaufes
übernahm.
Die Hauptyoſt in Kaiſerslautern beſeßzt.
Die Separatiſten erhalten Verſtärkungen.
Kaiſerslautern, 6. Nov. (Wolff.) 10.45 Uhr.
So=
eben haben die Separatiſten in Stärke von etwa 20 Mann
das Hauptpoſtgebäude beſetzt. Vor dem Gebäude
patrouillierten Poſten mit vorgehaltenem Karabiner, die die
Leute auseinandertrieben. Es iſt damit zu rechnen, daß im
Zeit=
raum von einer Stunde der ganze Verkehr lahmgelegt wird.
Heute morgen erhielten die Separatiſten Verſtärkungen
von 600 Mann, die in dem großen Fruchthausſaal einquartiert
wurden. Der Verwalter wurde mit vorgehaltenem Revolver zur
Herausgabe der Schlüſſel gezwungen. Die Polizei ſoll bis
heute nachmittag eine Erklärung abgeben, ob ſie gewillt iſt,
ihren Dienſt unter den Separatiſten weiter zu verrichten. Im
Weigerungsfalle ſoll ſie entwaffnet werden.
Zuſammenſtoß mit den Sonderbündſern.
Köln, 6. Nov. (Wolff.) Wie der Kölniſchen Zeitung aus
Kaiſerslautern berichtet wird, erhielten die Sonderbündler
im Laufe des Nachmittags erhebliche Verſtärkungen von
auswärts. Es kam zwiſchen der Bevölkerung und den
Sonder=
bündlern zu einem Zuſammenſtoß, wobei vier Perſonen
verwundet wurden. Die franzöſiſche Beſatzungsbehörde
ver=
hängte von 7 Uhr abends bis 6 Uhr morgens die Verkehrsſperre,
Der deutſchen Schutzpolizei wurde von der Befatzungsbehörde
verboten, gegen die Sonderbündler mit der Schußwaffe
vorzu=
gehen. Sie verſieht deshalb auch keinen Dienſt, weil es ohne
Schußwaffe doch nicht möglich iſt, die Ruhe und Ordnung aufrecht
zu erhalten. Die Meldung, daß die Geſchäftsräume der Pfälz.
Preſſe beſetzt norden ſeien, iſt unrichtig.
Separatiſtiſcher Ueberfalſ auf Simmern.
Köln, 6. Nov. (Wolff.) Im Morgengrauen am
Sonn=
tag überſiel eine Bande von 20—30 Separatiſten unter
Füh=
rung eines Beamten der franzöſiſchen Regie das
Land=
ratsamt in Simmern. Der erſte Kreisdelegierte, Freiherr
von Salis, der den ausgewieſenen Landrat vertritt, lehnte die
geforderte Anerkennung der Rheiniſchen Republik ab. Er wurde
deshalb verhaftet und als Geiſel verſchleppt. Mit ihm
wurde noch ein Juſtitiar abgeführt. Auf dem Landratsamt weht
die grün=weiß=rote Fahne. Als Vertreter der oberſten
Kreis=
behörde ſetzte ſich der Eiſenbahnbetriebsbeamte Graf ein.
Regiearbeiter und Separatiſten.
Aus dem Mainzer Eiſenbahndirektionsbezirk liegen
Nach=
richten vor, wonach die von der franzöſiſchen Eiſenbahnregie
ſeinerzeit eingeſtellten Landarbeiter den ſeparatiſtiſchen
Söldner=
banden zur Auffüllung ihres ſogenannten Selbſtſchutzes zur
Ver=
fügung geſtellt werden. Da es ſich bei den damaligen
Einſtel=
lungen zum Teil um land= und volksfremde
Ele=
mente und im übrigen um zweifelhafte Kreaturen
handelt, iſt damit zu rechnen, daß tatſächlich dieſe ſogenannten
Selbſtſchutzorganiſationen eine Verſtärkung erfahren, um ſo mehr,
als die Eiſenbahnregie froh iſt, wenn ſie dieſes fragwürdige
Ge=
ſindel, das die Eiſenbahnen aufs Aeußerſte heruntergewirtſchaſtet
hat, wieder los wird. Im übrigen aber zeigt ſich, daß zwiſchen
der ſranzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie und den ſogenannten
Separatiſten die engfte Verbindung beſteht. Trotzdem wird man
von franzöſiſcher Seite nicht behaupten können, daß eine ſolche
Stärkung des ſogenannten ſeparatiſtiſchen Selbſtſchutzes ein
Be=
weis dafür wäre, daß die Bewegung dieſer Söldnerſcharen in
der Bevöllerung der Riheinlande irgend welche Stütze findet,
Franzöſiſcher Druck auf Belgien.
London; 6. Nov. (Wolff.) Der Kölner
Sonderbericht=
erſtatter der Times ſchreibt, die Franzoſen übten einen ſchat= ten Not uns von allen Stämmen des Deutſchen Reiches wverktätige
fen Druckaufdie Belgier aus, um ſie zur Wiederaufnahme
der offenen Unterſtützung zu bewegen, die ſie früher den
bewaffneten Separatiſten gewährt hätten. Sie hätten
inſo=
weit Erfolg gehabt, als die Belgier bis heute wenig getan hätten, und dieſen Betrag Ihnen, ſehr geehrter Herr Reichspräſident, zur
um den Terror in den übrigen Teilen des belgiſchen Gebiets
außerhalb Aachens zu beenden. Es ſeien Anzeichen
vorhan=
den, daß die Belgier dieſem Druck nachgeben. Be= Kenntnis zu ſetzen.
zeichnende Befehle ſeien an verſchiebenen Stellen der belgiſchen
Zone, die bisher von der Aktion der Separatiſten verſchont
blie=
ben, an die Polizei erteilt. Sie unterſagten das Schießen auf
irgendwelche ſeparatiſtiſchen Angreifer. In Krefeld hätten warmen Worte, die Sie für unſere Not und die Zuſammengehöri
die Belgier die Errichtung einer ſeparatiſtiſchen Polizeitruppe unſerer beiden bluts= und ſchickſalsverwandten Völker finden, ſind
geſtattet. Wenn die Velgier nicht die neutral: Politik, die ſie
am Freitag angenommen haben, weiter aufrecht erhalten, ſo
be=
deutet dies eine erneitte Bedrohung für die belgiſche Zone. Alles die die Wiener Gomeindeverwaltung zur Linderung der Not mir
ente darauf hin, daß die Franzoſen mit den belgiſchen Nationa= Verfügung ſtellte, übermittele ich Ihnen den herzlichen Dank des d
liſten erneute Anſtrmgungen unternehmen, die Lostrennung
gewaltſam durczuſetzen.
Initiative der rheiniſchen Bebvölkerun
Rheiniſcher Provinziallandtag.
Die Selbſtbeſtimmung des Rheinlandes.
Barmen, 6. Nov. (Wolff.) Derrheiniſche Provi
ziallandtag iſt heute mittag in Barmen zu einer auf
ordentlichen Tagung zuſammengetreten. Nach einer länge
Beratung des Aelteſtenausſchuſſes wurde die öffentliche Sitz
um 12½ Uhr mittags durch den Vorſitzenden, Oberbürgermei
Dr. Jarres=Duisburg, mit folgender Anſprache eröffnet:
Ich habe mir erlaubt, als Vorſitzender des Landtags
zu einer außergewöhnlichen Sitzung einzuladen. Dazu habe
das Einverſtändnis der preußiſchen Regierung eingeholt. We
wir auch wicht unter den ſtrengen Formen der Provinzialo
nung zuſammentreten, ſo darf ich doch feſtſtellen, daß dieſe Tag
ausder Initiative derrheiniſchen Bevölkeru
hervorgegangen iſt und die mit dem Einverſländnis
preußiſchen Staatsregierung tagende Verſammlung des rhe
ſchen Provinziallandtags iſt. Der Wunſch nach einer Zuz
menherufung des Landtags iſt aus den verſchiedenſten Tei
der Prohinz in dringlicher Form an mich und an andere Ste
herangetreten. Es iſt klar, daß in der heutigen Notzeit unſe
Vatexlandes und in der ſurchtbar qualvollen Lage, in der
unſere liebe Heimat befindet, es notwendig iſt, daß die beruf
Vertretung der Bevölkerung der Rheinprovinz Stellung nin
zu den Fragen, die uns heute bewegen. Es iſt ein Schr
über Deutſchland gegangen. Aufruhr hat ſich
Waffengewalt in den Beſitz der faktiſchen Macht in wi
tigen Teilen und Orten der Rheinprovinz geſetzt.
ſind vollkommen klar darüber, daß dieſe Uſurpatoren nicht
Willen der rheiniſchen Bevölkerung vertreten (Beifall), und
ſind uns auch über die Zuſanmenhänge vollkommen im Kla
darüker, daß die tatſächliche Gewalt von dieſen verbrecheriß
Freibeutern nicht ausgeübt und auch nicht aufrecht erhalten n
den könnte, wo ſie zurzeit noch beſteht, wenn ſie nicht geſt. Fynühren
worden wäre von den Machthabern, die ſonſt im Rheinlau
diktieren. (Sehr richtig!) Es iſt unſere Pflicht, gegenüber
ſem ungeheuren Unrecht, das der Selbſtbeſtimmn
unſeres Rheinlandes geſchieht, Stellung zu nehmen,
es iſt auch ein Bedürfnis in den Kreiſen unſeres Landest
handen, auch die übrigen Fragen zu erörtern, die jetzt Deut
land im Hinblick auf die bedrohte Weſtmark beſchäftigen.
freimütiger Ausſprache ſoll dies geſchehen und der Wille der
antwortlich ſprechenden Vertretung der rheiniſchen Bevölker, /ſio bereits
zum Ausdruck kommen. (Allgemeiner Beifall.)
Das Präſidium des Landtags wurde dann durch Zuruf
ſtimmig wiedergewählt. Die Tagung hat ſich in der Hauptſ
mit zwei Angelegenheit zu beſchäftigen, nämlich mit der St.
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ges zu dem ſeparatiſtiſchen Terror und all
meinen Fragen politiſcher und wirtſchaftlid
Natur. Der Vorſchlag des Aelteſtenausſchuſſes geht dahin, i.)
die Frage des ſeparatiſtiſchen Terrors einen Ausſchuß
15 Mitgliedern zu ernennen und für die allgemeinen Fra
einen Ausſchuß von 21 Mitgliedern. Ein Antrag der Kommſ
ſten, der auch von den Sozialiſten unterſtützt wurde, ſofort
eine Ausſprache über die zu behandelnden Fragen einzutre
wurde gegen die Stimmen der Kommuniſten und Sozialiſten.
läufig abgelehnt.
Die Einführung der Rentenmark.
Berlin, 6. Nov. Wie wir hören, ſteht die Einführung
Rentenmark für die nächſte Woche, wahrſcheinlich ſchon für
Anfang, beſtimmt in Ausſicht. Es liegt bereits ein größerer
trag an Rentenmark zur Ausgabe fertig vor. Die Ueberführt
der Rentenmark in den Verkehr werde ſich derart geſtalten,
das Reich auf Grund des ihm von der Rentenbank einzuräum
den unverzinslichen Kredits von 300 Millionen Goldmark
Papiermarkſchatzanweiſungen bei der Reichsbank einlöfen n
und daß dadurch die Reichsbank in den Beſitz von Rentenm
beträgen gelangt, die ſie gegen Papiermark in den Verkehr ge
kann.
Laut einer Meldung der Zeit” ſind die Beratungen
Kabinetts über die Markſtabiliſierung zum Abſchluß
kommen. Der Umrechnungskurs für die Mark werde we
ſcheinlich noch im Laufe des heutigen Tages bekannt gege
werden.
Pariſer Stimmen zus Lage in Deutſchlan
* Paris, 6. Nov. (Priv.=Tel.) Ueber die Rückwirkung
die ein Umſturz in Deutſchland auf die Haltung Frankreichs a
üben müßte, gibt der offiziöſe Temps heute Aufſchluß. Er
klärt, daß die franzöſiſche Regierung ſich den Gefahren ei
deutſchen Staatsſtreichs gegenüber nicht gleichgültig verha
könnte. Die Führer der deutſchen Reaktion hätten die Welt
genug wiſſen laſſen, daß ſie den Verſailler Vertrag nicht ai
kennen und daß ihr Endziel ein bewaffneter Krieg mit Fre
reich ſei. Wenn alſo ſolche Leute in einem bedeutenden Teil
Deutſchland ihre Macht ausübten, ſo würde Frankreich dadr
in eine Art legitime Defenſive verſetzt. Alle durch den Verſat
Vertrag geſchaffenen oder vergrößerten Staaten würden ſich
droht ſehen. Die franzöſiſche Regierung könne natürlich n
zulaſſen, daß ein durch militäriſche Gewalt geſchütztes unge
liches Regime in Deutſchland eingeſetzt werde. Wenn dies 2
ſache werden ſollte, ſo müßte Frankreich für ſeine Sicherheit
gen. Es iſt übrigens wahrſcheinlich, daß Frankreich von ſei
Abſicht Berlin Kenntnis geben wird.
Deutſch=öſierreichiſcher Zelegrammwechſel
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Der Bürgermeiſter b
Wien ſandte dem Reichspräſidenten das folge
Schreiben:
Im Herzen voll Sorge und inniger Teilnahme verfolgt die Wi.
Bevölkerung die Ereigniſſe im Deutſchen Reich und iſt aufs tiefſte
ſchüttert von den traurigen Nachrichten über die Not und das Elend
deutſchen Volk. Es ſind ja nicht nur Gefühle meuſchlicher Solidar
die die Herzen im Leid am innigſten zueinander führen, ſondern da,
es ſich um Deutſche handelt, insbeſondere auch der gleiche Kummer,
aus den Gefühlen der Zuſammengehörigkeit des Volkes und der
wandtſchaft des Blutes entſpringt. Aber trotz der furchtbar er
Beit, die dem deutſchen Volk nun beſchieden iſt, iſt unſer Glaube
unſere Zuverſicht unerſchütterlich, daß dieſe Zeit überwunden wird
das deutſche Volk, ſeinen Geiſtesgaben, ſeinem Arbeitsfleiß und ſ
Kultur entſprechend, wieder ſeinen Aufſtieg finden wird. Wir w
miteinander ausharren; wie vor kurzer Zeit in den Tagen unſerer 9.
zuteil wurde, ſo wollen auch wir Wiener nun unſerer Teilnahme
baren Ausdruck geben und helfen, wie immer es uns nur möglick
Darum beſchloß die Wiener Gemeindeverwaltung, zur Liderung
Not im Deutſchen Reiche eine Milliarde öſterreichiſche Kronen zu wid
fügung nach Ihrem freien Ermeſſen zu überweiſen. Ich gebe mit
Ehre, Sie, hochverehrter Herr Reichspräſident, von dieſem Beſchluſt
Der Reichspräſident erwiderte mit folgen!
Schreiben:
Meinen aufrichtigen Dank fage ich Ihnen für Ihr Schreiben.
in dieſen ernſten Tagen beſonders wert. Mit inniger Dankbarkeit e
findet, das deutſche Volk die tatkräftige Hilfe des Brudervolkes,
ſelbſt ſo harte Zeiten der Not durchlebte. Jür die hochherzige Spe.
ſchen Volkes. Eine ſachgemäße Verteilung dieſer großen Gahe w
ich mir beſonders angelegen ſein laſſen.
Darmſtädter Tazblatt, Mitttuach, den 2. November 1923.
Seite 3.
Die franzöſiſchen Bedingungen.
TU. Paris, 6. Nov. Laut Newyork Herald hat der
fran=
ſiſche Votſchaſter geſtern Staatsſekretär Hughes die
Bedingun=
n auseinandergeſetzt, von denen Frankreich ſeine Zuſtimmung
dem Sachverſtändigenprojekt abhängig mache. Dieſe
Bedin=
ingen ſind folgende:
1. Der Sachverſtändigen=Ausſchuß hat die alleinige Aufgabe,
gegenwärtige Zahlungsfähigkeit des Deutſchen Reiches zu
üfen.
2. Er darf weder die Geſetzmäßigkeit der Ruhrokkupation in
tracht ziehen, noch an der Pfänderergreifung irgendwelche
usſetzungen machen.
3. Seinem Bereiche entziehen ſich ferner die Abſchlüſſe, die
zthin zwiſchen deutſchen Induſtriellen und der franzöſiſchen
kupationsbehörde getätigt wurden.
Herr Juſſerand fügt hinzu, daß Frankreich ſich mit einer
iterſuchung der geſamten deutſchen Zahlungsfähigkeit
einver=
nden erkläre, wenn gleichzeitig eine Ausſprache über die
inter=
jierten Schulden erfolgen werde.
Die Warnung der Zimzes.”
* London, 6. Nov. (Priv.=Tel.) In der geſtern abend in
ndon eingetroffenen Note Poincarés hat dieſer „wvie bereits
meldet, alle bisherigen franzöſiſchen Einwände mit Bezug auf
neue Reparationskonferenz und die gewünſchte
Sachverſtän=
genkommiſſion ungeſchmälert wiederholt. Die Preſſe verhehlt
der Betrachtung der franzöſiſchen Haltung ihre ernſte
Be=
gnis nicht. Die Times verlangt in energiſchem Tone eine
ſo=
tige und greifbare Löſung des deutſchen Problems, da ernſte
fahr im Verzug ſei. Es ſei Tatſache, daß, während England
d einige ſeiner Verbündeten in ernſteſter Beſorgnis alles
ran ſetzen, eine internationale Kommiſſion zu ſchaffen, die die
ſtände in Deutſchland endlich einer vernünftigen Löſung
ent=
genführen könne, Frankreich ihre Bemühungen durch kleinliche
bitzfindigkeiten durchkrenze, während Deutſchland hilflos in die
inde von Gewalten geraten ſei, die es in unüberſehbare ſoziale
irrniſſe und einen vernichtenden Bürgerkrieg ſtoßen müßten.
*
Die Sſolierung Frankreichs.
* Rom, 6. Nov. (Priv.=Tel.) Der Corriere della Sera
be=
tigt die Neutermeldung, daß England, Italien und Belgien
bereits über die Tragweite und die Formel der Einladung
Amerika zur Sachverſtändigenkonferenz geeinigt haben.
Eng=
id wolle in Paris Schritte unternehmen zur ſchnellen
Bei=
ung der entſtandenen Meinungsverſchiedenheiten. Die
italie=
che Regierung macht die Staaten auf die ernſte
Verantwor=
ng aufmerkſam, die ſie durch das Scheitern der Konferenz
über=
hmen. Aus London wird dem Blatt zu der gleichen
Ange=
genheit mitgeteilt, Poincaré habe zugeſagt, daß die
Sachver=
ndigenkonferenz nicht nur die Zahlungsfähigkeit Deutſchlands
üfen, ſondern auch Berechnungen über die Zukunft anſtellen
Ule. Italien, Belgien und England ſeien im übrigen ſo einig,
ß man Amerika auch ohne die Beteiligung Frankreichs einladen
inte, ohne den Rücktritt Belgiens befürchten zu müſſen. Das
att hofſt auf ein Entgegenkommen Amerikas in der Frage der
eralliierten Schulden.
die Haltung der amerikaniſchen Regierung.
Paris, 6. Nov. (Wolff.) Die Chikago Tribune berichtet
s Waſhington, die Haltungder amerikaniſchen
Re=
erung richte ſich in der Sachverſtändigenunterſuchung auf
Grundlage der Bedingungen, die Poincgré in
ſei=
n letzten Inſtruktionen an den franzöſiſchen Botſchafter in
aſhington formuliert habe. Es verlautet, daß aus dem
nzen Plane nichts werden könne, ſalls Poincaré ſich
ht zu der von Amerika vorgeſchlagenen Art der Enquete bereit
ide. Poincaré ſtehe mit ſeinen Bedingungen
llkommen allein da.
ſeVerhandlungen mit den Ruhrinduſtrielſen.
Paris, 6. Nov. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
iſſeldorf iſt geſtern wieder zwiſchen der franzöſiſch=belgiſchen
genieurkommiſſion und den Vertretern des Ruhrbergbaues
üft und diskutiert worden. Die Bergbauvertreter hätten jetzt
t den Direktoren der Betriebe noch das endgültig
angenom=
ne Abkommen zu beſprechen. Nächſten Montag ſoll eine neue zu gehen, und wenn ihre Politik nicht immer mit derjenigen
genieurkommiſſion über die Sonderfragen verhandeln.
Die geſtrige 70. Sitzung des Heſſiſchen Landtages geſtaltete
ſich zu einer eindrucksvorlen Kundgebung gegen die
Separatiſten und deren Unterſtützung durch die
Beſatzungs=
behörden. Landtagspräſident Adelung ſührte u. a. aus:
Der Landtag tritt zuſammen in einer Zeit ſchwerſter innerer
Erſchütterung, die uns mit größter Sorge um die Zukunft
Deutſchlands erfüllen. Die Not iſt rieſengroß. Der Hunger ſteht
vor der Tür. Dieſe Zuſtände ſind in erſter Linie zurückzuſühren
auf die ungeheure Bedrückung Deutſchlands durch
den Vertrag von Verſailles, dem einige feindliche
Mächte eine Auslegung geben, an der jeder ehrliche
Er=
füllungs= und Verſtändigungswille ſcheitern
muß. Heſſen, deſſen Gebiet ſich rechts und links des Rheines
und Maines erſtreckt, hat vor allem unter dem Druck der
Be=
ſatzung zu leiden. Faſt die Hälfte ſeines Beſitzes ſteht unter
fremder Beſatzung. Allein in Heſſen wurden bisher 7241
Per=
ſonen mit 17 219 Familienangehörigen, das ſind im ganzen
24 460 Perſonen, aus ihrer Heimat vertrieben, nur weil ſie dem
Reich und ihrem Volke die Treue halten und nicht zu Verrätern
werden wollten. (Hört! Hört!) Von den 70 Abgeordneten
dieſes Hauſes ſind 9 aus ihrer Heimat vertrieben. Erſt vor
wenigen Tagen ereilte dieſes Schickſal die Abgeordneten Köhler,
Lückel und Lutz. Trotz aller Nöte ſteht die
Bevölke=
rung treu zum Staat und zum Reich und weiſt
alle Loslöſungsverſuche einzelner
Landes=
verräter auf das Entſchiedenſte zurück. Aber die
Franzoſen mißachten den Willen der Bevölkerung und nehmen
mit allen Mitteln der Gewalt Partei für die Separatiſten. Der
Vevölkerung iſt jede öffentliche
Meinungskund=
gebung ausdrücklich verboten. Die Verteidigung
gegen ſeparatiſtiſche
ntriebe wird von ſeiten der Franzoſen
mit Mißhandlung, ingnis und Ausweiſung beſtraft. Jede
freie Preſſeäußerung wird, ſoweit die Preſſe nicht überhaupt
verboten iſt, unterdrüdt, dagegen wird die Preſſe gezwungen,
gegen ihren WAen Aeußerungen, die der Beſatzung genehm
ſind, zu veröffentlichen. Einſtimmige Eiklärungen der
Bevölke=
rung von Mainz, in der diefe ſich einnütig zum Reich und zum
Volksſtaat Heſſen bekennt und nur eine veufaſſungsmäßige
Regie=
rung anerkennt, Erklärungen, die beſchloiſen wurden von den
Demokraten, Kommuniſten, Deutſchnationalen und Deutſcher
Volkspartei, den Sozialdemokraten, der WLirtſchaftlichen
Vereini=
gung, dem Zentrum, dem Gewerkſchaftskartell, ſämtlichen
ge=
werkſchaſtlichen Beamten= und Angeſtelltenverbänden und der
Vereinigung der Arbeitgeber, wurden derboten. Ein
ähn=
licher Beſchlzß der Vertreter des wirtſchaftlichen Lebens,
ſämt=
licher wirtſchaftlichen Vereinigungen, des Provinzialtages der
Prodinz Rheinheſſen, endlich eine ſolche des Kreistages
wur=
den ebenfalls verboten. Die Preſſe durfte hierüber
nichts berichten, dagegen erklären die Franzoſen, ſie beachten
gegenüben der Separatiſtenbewegung vollkommene
Neu=
tralität. (Hört, hört! Pfui!) Wenn die Franzoſen nur
eine halbe Stunde lang wirklich neutral ſein wollten, wäre der
ſeparatiſtiſche Spuk hinweggefegt durch den Zorn der
Bevölke=
rung. (Sehr richtig! Lebhaftes Bravo!)
Wir wenden uns an das Gewiſſen der Welt,
wir wenden uns auch an die einſichtigen Kreiſe
Frankreichs. Wir rufen unſere Not hinaus in die Welt im
Ramen der Menſchlichkeit, und wir verlangen das
Selbſt=
beſtimmungsrecht, das allen Völkern garantiert iſt, auch
ſür das deutſche Volk und fordern, daß das deutſche Volk nicht
wie Skladen behandelt wird. (Lebhaftes Bravo!) Wir wollen
Freiheit, damit das deutſche Volk in der Lage iſt, ſich aus
ſeiner Not herauszuarbeiten. Wir verwahren uns
gegen die Gewalt eines fremden Militarismus, der uns
hin=
dert, unſere Vertragsverpflichtungen zu
er=
füllen. Wir können nicht rütteln laſſen an der Cinheit
Deutſchlands.
Wir wollen aber unſere Not nicht noch vermehren durch
Selbſtzerfleiſchung. Die Gegner hoffen darauf, daß ihre
Ab=
ſichten durch den inneren Unſrieden im Lande gefördert werden.
Dieſe Hoffnung muß zuſchanden gemacht werden. Wer es jetzt
unternimmt, mit Gewalt gegen die Verfaſſung des Reiches
vor=
zugehen, wer Unſrieen im Vaterland ſtiſtet, beſorgt die
Ge=
ſchäfte der Gegzer und fällt den Brüdern im beſetzten Gebiet
in den Rücken. Wie wollen und müſſen bleißen ein einig Volk
von Brüdern, in ner Not uns trennen und Gefahr. (
Leb=
haftes Bravo!)
Hierauf ſprach Staatspräſident Ulrich: Ich möchte
all das unterſtreichen, was der Herr Präſident geſagt hat. Ich
will feſtſtellen, daß das Material, das uns über einige Vorgänge
im beſetzten Gebiet aus jüngſter Zeit zugegangen iſt, zum
Himmel ſchreit, und daß wir uns entſchloſſen haben, dieſes
Material zur diplomatiſchen Verwertung dem
Auswärtigen Amt zu übergeben, das dieſes Material
der breiten Oeffentlichkeit übergeben wird. Ich möchte
weiter feſtſtellen, daß die heſſiſche Beamtenſchaft, ſowohl Staats=,
Provinzial= wie Gemeindebeamte, mit wenigen unrühmlichen
Ausnahmen treu zum Lande und zum Reich
geſtan=
den hat und auch weiterhin entſchloſſen iſt, allen
Loslöſutngs=
beſtrebungen gegenüber die Treue zu bewahren." Ich will vor
dem ganzen Lande dieſen Beamten den Dank des Landes und
des Reiches ausſprechen. Ich will endlich feſtſtellen, daß die
Regierung unentwegt mit allen Kräften tun wird, was im
In=
tereſſe der ſchwergeſchädigten und unterdrückten Volksgenoſſen
notwendig iſt. Das ſoll das Gelöbnis ſein, das ich heute namens
der Regierung abgebe und das wir gemeinſam mit dieſem Hauſe
wahr machen wollen. (Lebhaftes Bravo!)
Abg. Kaul brachte ſodann im Namen ſämtlicher
Fraktionen des Landtages folgende
Entſchliefung
dem Hauſe zur Kenntnis:
Der Heſſiſche Landtag ſtellt mit ſtolzer Genugtuung feſt, daß
die beſetzten Gebiete Heſſens, deſſen Bewohner einer fremden
Der beſche Kadhiag veſt die um Dolfeliadte Beleguice die
überhaudt nur künſtlich durch die franzöſiſche Rheinlandpolitik
genährt, in Erſcheinung treten konnte, als Landesverrat mit
Ent=
rüſtung zurück. Das heſſiſche Volk lehnt in allen ſeinen Teilen
jede Gemneinſchaft mit dem von verbrecheriſchen Elementen
betrie=
benen rheiniſchen Separatismus ab. Das Ziel dieſes
Separatis=
mus iſt ein haltloſes Staatsgebilde, das Frankreich unterworfen
ſein ſoll. Das mögen ſich alle die ſagen, die die ſeparatiſtiſchen
Beſtrebungen unterſtützen in dem Glauben, damit ihrer Heimat
und ihrem deutſchen Vaterlande zu nützen. Die Vertreter des
heſſiſchen Volkes im Landtag, ſowohl aus dem beſetzten wie aus
dem unbeſetzten Gebiet, erheben flammenden Einſpruch gegen
alle Beſtrebungen, unſere beſetzten Gebiete vom Reich und von
Heſſen loszulöfen. Deutſch ſoll der Rhein alle Zeit bleiben!
Unter lebhaſtem, einmütigem Beifall des Hauſes wurde
dieſe Reſolution einſtimmig angenommen.
Konzert.
F. N. Die ſonntägliche Vormittagsmuſik im Realgymnaſium
ſte wieder den gleichen ſtarken Andrang des muſikhungrigen
iblikums. Diesmal bot Herr Kammerſänger Karl Troitzſch
en Strauß von Geſängen des Balladenmeiſters Carl Loewe,
d gerade die Wiedergabe älterer Kunſt, die ein bequemes
Mit=
tießen leicht macht und nicht jeden zwingt, ſich den Genuß zu
rbeiten und zu Neuem, Ungeklärtem Stellung zu nehmen,
vielen von Sorgen Zermürbten ein beſonderes Bedürfnis.
r Kammerſänger Troitzſch ſchöpft ſeine Loewe=Tradition aus
beſten Quelle, ſein Meiſter Eugen Gura hat ja die Werke
faſt Vergeſſenen durch unvergleichliche Sanges= und
Vor=
gskunſt bekannt und populär gemacht. Mit einer
umfang=
zen, ſchönklingenden Baritonſtimme von mittlerer Stärke ver=
Herr Troitzſch eine Geſangskunſt höchſten Ranges. Die
mme ſpricht mit größter Leichtigkeit an, und die melodiſche
tie kommt ebenſo trefflich zur Geltung wie das geläufige
irlando. Beſonders fein iſt das ausgezeichnete Pianiſſimo in
hen Tonlagen.
Der Künſtler hatte zum großen Teil weniger bekannte
Ge=
ige gewählt und mit Geſchick die Werke vermieden, zu deren
irtrag ein beſonderer Aufwand von Stimmkraſt nötig iſt, denn
ne Pointierung und Lyriſches iſt ſeine Stärke. Darum wirkten
die Lauer” und „Odins Meeresritt” trotz aller Feinheit des
ortrags nicht eigentlich elementar, während „Der Erlkönig”,
meiſt lyriſche „Hueska” und das prachtvoll geſungene „
Hoch=
tslied” tiefen Eindruck hinterließen. Von beſonderem Reiz
ir das faſt Hugo Wolfiſch anmutende Waldſtück „Der Feind”.
ärlſten Beifall fanden ferner die humorvollen Stücke „Graf
derſtein” „Der Kuckuck”, der als Kompoſition mit der
Ver=
tung durch Guſtav Mahler wetteifern kann, „Die
Heinzel=
innchen” und das kurze Lied „Hinkende Jamben”. Herr
Ober=
lierungsrat Grospietſch war ein trefflicher Begleiter, der
9 mit voller Liebe dem Aufbau der Balladen einfügte.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
* Fräulein Elſe Link, die in der vorigen Saiſon
ſerem Landestheater im Primadonnenfach angehörte, iſt im
ufenden Winter an das Stadttheater in Freiburg engagiert,
2 ſie bei Publikum und Kritik lebhafteſte Anerkennung erntet.
e hat dort bereits mit großem Erfolge Nollen, wie die „Donna
ina” und den „Fidelio”, die „Amslia” in Verdis „Maskenball”
„Venus” und die „Brünnhilde” im „Siegfried” und
wieder=
lt die Titelrolle in Kloſes „Ilſebill” geſungen.
Verichtigung. In der geſtrigen Beſprechung des Tanzabends
rudi Moos muß es im zweiten Abſatz ſowohl in Zeile 2
ie in Zeile 4 ſtatt „Kraſt” Kunſt heißen.
Belgiſche Beteuerungen.
TU. Paris, 6. Nov. Im Hinblick auf die gegenwärtigen
Verhandlungen, die zwiſchen Belgien, Frankreich und England
im Gange ſind, erfährt die Belgiſche Telegraphen=Agentur, daß
man nichts von geſpannten Beziehungen zwiſchen
Belgien und Frankreich und einem jähen
Meinungs=
geler, Klöckner, Thyſſen, Reuſch und Huber verhandelt wor= wechſel, der, wie erwartet wird, den engliſchen Standpunkt für
Der neue Wortlaut des abgeänderten Abkommens ſei ge= den franzöſiſchen eintauſche, ſprechen dürfe. Die belgiſche
Regierung befleißige ſich lediglich, ihre eigenen Wege
ſprechung ſtattfinden. Inzwiſchen würden die Vertreter der Frankreichs und Englands parallel ſei, ſo trete ſie mit dem
Lon=
n Metallkonzernen, nicht angeſchloſſenen. Gruben mit der doner und Pariſer Kabinett in einen Meinungsaustauſch ein,
um ein völliges Einverſtändnis zu erzielen.
V
Va
* Wie Beeihoven ſich unterhielt.
(Die Veröffentlichung ſeiner Konverſationsheſte.)
100 Jahre ſind verfloſſen, ſeit Beethovens Alissa solemnis
zum erſten Male aufgeführt wurde, und allerorten, ſo in Italien
und England, rüſtet man zu Erſtaufführungen. Vergegenwärtigt
man ſich, in welcher Umgebung und Stimmung der große Meiſter
dieſes höchſte Werk moderner kirchlicher Muſik, die 9. Sinfonie,
und die letzten Quartette geſchaffen hat, ſo bietet ſich uns ein
erſchütterndes Bild tieſer Verzweiflung und öder Nüchternheit
dar. Der gewaltige Empfindungsfturm ſeines Innern brandete
in ſchmerzlichem Zuſammenprall gegen die kalte Härte der
Wirk=
lichkeit, die ihn umgab. Nirgends wird uns dieſe Umwelt des
Titanen klarer, als in ſeinen Konverſationsheften, in dieſen
ab=
geriſſenen, raſch hingeworfenen Notizen, durch die ſich ſeine
Mit=
menſchen mit dem tauben Genius zu verſtändigen ſuchten und
denen er wohl auch ſelbſt auf dieſe Weiſe antwortete. Dieſe
Hefte, 137 an der Zahl, ſind heute der koſtbarſte Schatz der
Muſik=
abteilung der Berliner Staatsbibliothek, die ſie 1835 von ſeinem
treuen Freunde und Biographen Schindler erwarb. Die Hefte,
die ſchon verſchiedentlich von Forſchern benutzt worden ſind,
wer=
den jetzt zum erſten Male in ihrer Geſamtheit von Walter
Nohl im O. C. Recht=Verlag in München veröffentlicht, und
der erſte Band iſt ſdeben erſchienen. Es wird damit eine
über=
aus wertvolle Quelle zum Verſtändnis der Spätzeit Beethovens
dargeboten, die infolge der äußerſt ſchweren Lesbarkeit und der
teilteiſen Abgeriſſenheit der Aeußerungen bisher noch nicht
aus=
geſchöpft war. Beethoven ging nach ſeiner Ertaubung niemals
aus, ohne ein Notizbuch mit einem Bleiſtift in den auch ſonſt
mit allerhand unentbehrlichen Sachen angefüllten bauſchigen
Taſchen ſeiner Noclſchöße mitzuführen. Zu Hauſe benutzte er
bei der Unterhaltung loſe Zettel oder die Schiefertafel, die nebſt
einem Griffel immer zur Hand war. Die Zeitgenoſſen erwähnen
dieſe Konverſationshefte des Meiſters häufig. So berichtet z. B.
Sir John Ruß: „Er führt beſtändig ein Schreibtäfelchen bei
ſich, und die ganze Unterhaltung geſchieht mit ihm ſchriftlich.
In dieſes Büchelchen, obgleich es nicht liniiert iſt, zeichnet er
ſogleich jede muſikaliſche Idee auf, die ihm gerade einfällt. Die
Noten dürften an und für ſich für einen anderen Virtuoſen
durch=
aus unverftändlich ſein, denn ſie haben in dieſer Form keinen
beſonderen Wert. Er allein nur hat in ſeinem Gedächtnis den
Faden, durch den er aus dieſem Labyrinth von Punkten und
Kreiſen die reichſten und erſtaunlichſten Harmonien zuſtande
bringt.”
„So ganz bin ich doch nicht von der Welt und denen, die
mich lieben, abgetrennt,” ſagte der Meiſter 1824 zu Zuccalmaglio.
„Hier habe ich ein Buch, und hier iſt mein Schreibzeug; ſo können
Sie mir ſchriftlich jede Frage beantworten.” „Angeſprochen oder
vielmehr angeſchrien von einem Bekannten,” berichtet Braun von
Reichstagsabgeordnete und Preſſevergehen.
TU. Berlin, 6. Nov. Der Geſchäftsordnungsausſchuß
des Reichstages behandelte heute bei der Erledigung
verſchie=
dener Anträge auf Genehmigung der Strafverfolgung von
Reichs=
tagsabgeordneten wegen Preſſevergehens prinzipielle Fragen, ob
der zurzeit geltende Rechtszuſtand aufrecht zu erhalten ſei oder
nicht, nämlich, daß Abgeordnete als verantwortliche Redakteure
zeichnen und durch eine Ausnutzung ihrer Immunität ſich
Straf=
freiheit ſichern. Ein Regierungsvertreter ſchlug, ähnlich der
öſter=
reichiſchen Regelung, eine Aenderung dahin vor, daß ein
Mit=
glied des Parlaments, ſolange es ſeine Immunität behä.lt, nicht
verantwortlicher Schriſtleiter ſein kann. Der Ausſchuß will erſt
den Fraktionen Gelegenheit geben, zu dieſer Frage Stellung zu
nehmen.
Braunthal, „ſchlug er die Lider auf wie ein aus dem Schlummer
geſchreelter Adler, lächelte wehmütig und reichte dem
Sprechen=
den ein Heft Papier mit dem Stift hin, den er aus ſeiner
Bruſt=
taſche zog, und ermahnte ihn mit jener den Tauben eigenen
kreiſchenden Stimme, das zu Fragende niederzuſchreiben.”
Hiller erzählt, wie ungeduldig er war, wenn der andere nicht
raſch genug ſchrieb, wie er die Hand des Schreibendem mit
gie=
rigem Auge verfolgte und das Geſchriebene mit einem Blick
überſah. Auch beim Spazierengehen blieb er oft ſtehen und ließ
ſich die Antwort in das Heft ſchreiben. Im Wirtshaus, wenn
das Geſpräch zu laut wurde und die anderen Gäſte nach dem
ſchreienden Meiſter hinüberſahen, ſchrieb er auch ſelbſt ins Heft.
Unterhielt man ſich einmal, ohne ihm darüber Näheres
mitzu=
teilen, dann ertönte ſofort die ungeduldige Stimme des ſcheinbar
in träumeriſches Brüten verſunkenen Meiſters: „Ueber was
wird denn geſprochen?” und man mußte ihm das Thema
auf=
ſchreiben. So finden ſich denn auch von ſeiner Hand vielfach
noch Notizen in den Heften; ſie beziehen ſich auf
Neuerſcheinun=
gen auf dem Büchermarkt, Wohnungen, Haushälterinnen uſw.
Da der unruhige Geiſt Beethovens blitzartig von einem
Gegen=
ſtand zum anderen ſprang, ſo platzen dieſe „Einfälle” mitten in
angefangene Erörterungen hinein, und dieſes beſtändige
Herum=
ſpringen von einem Thema zum anderen verwirrte nicht nur den,
mit dem er ſprach, ſondern erſchwert auch heute das Verſtändnis.
Trotzdem erſchließen uns dieſe Notizen den tragiſchen Gegenſatz
ſeiner Innen= und Außenwelt, zeigen, wie der Genius, der im
Innern ſich ſeine eigene Wunderwelt erbaut hatte, doch zugleich
den regſten Anteil nimmt an all den Vorgängen um ihn herum,
wie ihm, der ſo Uebermenſchliches ſchuf, nichts Menſchliches
fremd war. Wohl finden ſich Noten und Aeußerungen über
ſeine Werke, aber den Hauptinhalt bilden Haushaltungsſorgen
und Dienſtbotenſachen, Wohnungen und Geldangelegenheiten,
Bücher, Kleidung und Nahrungsmittel, daneben Dichtung,
Philo=
ſophie, Religion uſw. „Alles, was man ſich ſonſt nicht
aufzu=
ſchreiben pflegt,” hat Grillparzer über die Konverſationshefte
ge=
ſagt, „das Selbſtverſtändliche, das abſichtlich Verſchwiegene, das,
was in einer beſtimmten Zeit= und Lebensſphäre als das
Flüch=
tigſte, Vergänglichſte erſcheint, findet man hier aufbewahrt. Jeder
Atemzug, jeder Seufzer iſt hier fixiert; hier iſt der Augenblick
verewigt. Ganz frei und ungezwungen tut ſich die Stimmung
der Zeit vor uns auf; man flucht und ſchimpſt ohne Schonung;
man ſcheut vor Derbheiten, Zynismen, Beleidigungen nicht
zu=
rück; Witze und Anekdoten ſchleichen ſich ein; Poſe, Manier,
Uebertreibung macht ſich breit. Aber auch Hingebung,
Ver=
ehrung, Enthuſiasmus, Anbetung vor Veethovens Genius
be=
lauſchen wir in den naivſten Aeußerungen; das Elend ſeines
täglichen Lelens breitet ſich im Gegenſatz dazu in trautigſter
leinlichleit vor uns aus.”
Seite 4.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 7. November.
Die Goldmarkpreiſe für Gas, Waſſer und Strom
haben nunmehr den Abgeordneten Dingeldey, Dr. Oſann
u. Gen. Anlaß zu der nachſtehenden Anfrage gegeben, die
an den Landtag und die Regierung gerichtet iſt:
Die Gaswverke, die Waſſerwverke, die Kraftwerke, die Heſſiſche
Eiſenbahngeſellſchaft (Heag) ſind ſämtlich dazu übergegangen,
ihre Forderungen an die Berbraucher in mehr oder weniger
verhüllter Form in Goldmark zu berechnen. Da die Verbraucher
aber nur zum allerkleinſten Teile bis jetzt ihre Einnahnen in
wertbeſtändigen. Zahlungsmitteln oder gar im Friedenswerte
der Goldmark genießen können, ſind die breiteſten Schichten
außerſtande, die Aufwendungen für Gas, Waſſer und Elektrizität
zum Heizen, Kochen und Waſchen, zu Reinigungszwecken uſw.
aufzubringen. Eine maßloſe Erbitterung hat deshalb die
Be=
völkerung erfaßt, die auch bei Stundung der Beträge nicht weiß,
wie ſie künftighin dieſe Beträge aufbringen kann und foll.
Auf=
gabe der Regierung iſt es, von ihren Recht als Aufſichtsbehörde
der hier in Frage kommenden Stellen im Intereſſe der
Bevölke=
rung Gebrauch zu machen, um Maßuahmen zu verhindern, die
angeſichts der fortſchreitenden Verarmung undurchführbar ſind
und die zu ungeheurer Verbitterung führen müſſen.
Wir ſragen an: Iſt die Regierung bereit, Maßnahmen
dieſer Artungeſäumt zuergreifen und mitzuteilen,
was bis jetzt durch die Regierung auf dieſem Gebiete
geſchehen iſt?
— Enklaſſen wurde am 22. September 1923 die Lehrerin an der
Volksſchule zu Groſ=Gerau, Marie Hamann, auf ihr Nachſuchen mit
Wirkung vom 1. Oktober 1923 an aus dem Schuldienſt.
— Vom Anivaltſtande. Rechtsanwalt Dr Strauß wurde zur
Ausübung der Rechtsanwaltſchaft beim Oberlandesgericht
zugelaſſen.
* Der Heſſiſche Landtag trat geſtern zu ſeiner 70. Sitzung
im Plenum zuſammen. Am Regierungstiſch ſaßen
Staatspräſi=
dent Ulrich, Miuiſter des Jnnern v. Breutano,
Finanz=
miniſter Heurich und Regierungskommiſſare. Die Tribünen
waren überfüllt. Die auf 10 Uhr angeſetzte Sitzung wurde nach
einer ausgedehnten Beratung des Aelteſtenrates erſt nach 112
Uhr eröffnet. Die Sitzung beſchränkte ſich auf eine
eindrucks=
volle Kundgebung der heſſiſchen Regierung und des ſelten ſo
einmütigen Landtages gegen die
Separatiſtenbeſtre=
bungen im Rheinland und ihre Förderung durch die
fran=
zöſiſche Beſatzung. Namens der Regierung ſprach
Staatspräſi=
dent Ulrich für den Landtag Präſident Adelung. Dann
verlas Abg. Kaul eine Entſchließung ſämtlicher Fraktionen, die
unter lebhaftem Beifall e inſtimmig augenommen wurde. Die
Erklärungen und die Eutſchließung ſind an anderer Stelle
ab=
gedruckt. Die Sitzung wurde dann vertagt auf Mittwoch 9 Uhr.
Erſter Veratungsgegenſtand iſt die Ernährungsfrage.
— Hefſiſches Laubestheater. Für das Kammerkonzert im Kleinen
Haus am Donnerstag, den 8. Nodember, das Nichard Strauß gewidmet
iſt, ſind im Programm ein Konzert für Waldhorn Op. 11, eine Sonate
für Violoncello und Kladier Op. 6 und Lieder aus Op. 69 vorgefehen. —
Die Uraufführung von Fritz von Unruhs uezeſtem W
Werk, dem Draua
„Roſengarten”, iſt auf Sonntag, den 18. November, feſtgefetzt wvorden.
An der Inſzenierung arbeitet Guſtau Hartung als Regiſſeur und C. T.
Pilartz als Bühnenarchitekt.
— Stüdtiſche Akademie für Toykunſt. Es ſei nochmals auf den am
8. d. M., abends 8 Uhr, im Saale der Städtiſchen Akademie
ſtattfinden=
den Vortragsabend der Kammermuſikklaſſe des Direktors aufmerkſam
gemacht. Außer Inſtrumentalverken bietet das Programm noch Chöre
die von der Madriaal=Vereinigung (Leiter: Dr. F. Noack) zu Gehör
gebracht werden. Karten im Sekretariat der Akadem
nie.
Der nächſte Vortrag des Herrn Dr. Bodo Wolf über die
muſika=
liſche Formenlehre mit Analyſen an Meiſterwerken am Mittwoch, den
d. M., ſällt aus, da Dr. Wolf zur Aufführung ſeiner Fantaſie in
Köln weilt. In den beiden Vorträgen am 14. und 21. d. M. wird er
Figaros Hochzeit von Mozart ſeinen Betrachtungen zugrunde legen.
Gutſcheine der Stadt Darmſtadt. Bedingt durch den weiter
ge=
ſunkenen Geldwert ſowie wegen andauernder dringlicher Nachfragen
aus den Kreiſen der hieſigen und auswärtigen Geſchäftswelt hat ſich die
Stadtverwaltung veranlaßt geſehen, nunmehr auch Gutſcheine in Stücken
zu je 200 Milliarden Mark (in gelbem Druck und verſehen mit
dem Trockenſtempel der Stadt) in ſonſt gleicher Ausſtattung wie die
ſeit=
her ſchon verausgabten Stücke zu 5, 10. 2. 50 und 100 Milliarden Mark
in den Verkehr zu geben. Sie gelten als öffentliches
Zahlungs=
mittel, können daher im Zahlungsverkehr unbedenklich angenommen
werden und verlieren ihre Gültigkeit erſt zu dem Zeitpunkt, der
recht=
zeitig öffentlich bekannt gegeben wird.
Weitere Auszahlungen finden ſtatt: 1. An Kleinrentner
im Städtiſchen Leihamt Kirchſtraße) Mittwoch, den 7. Ifd. Mts.,
vormittags von 9—12 Uhr, für ſolche mit den Anfangsbuchſtaben 4—K
der Zunamen, von 12 Uhr ab für ſolche der Anfangsbuchſtaben 1—2
der Zunamen. Das Leihamt bleibt an dieſem Tage für andere Zuecke
geſchloſſen, 2. An Sozialrentner in den
Garderoberäu=
men des Städtiſchen Saalbaus Mittwoch, den 7. Ifd. Mts.,
vormittags, wie folgt: 9—10 Uhr für Feſtſetzungsbeſcheide 1—200,
10—11 Uhr für 201—400, 11—12 Uhr 401— 600, 19—1 Uhr 601—800,
1—2 Uhr 801—1000, 2—3 Uhr 1001—13), 3—4 Uhr 1201 und mehr.
— Kriegsb=ſchädigte und hinterbliebene. Auf Anordnung des
Reichsarbeitsminiſteriums wird den Kriegsbeſchädigten und
hinterblie=
benen für die erſte und zweite Novemberwoche eine Nachzahlung an Ver=
Darmſtadt wvohnenden Empfangsberechtigten am 8., 9. und 10. ds. Mts.
im Dienſtgebäude des Verſorgungsamts, hier, Magdalenenſtraße 8. für
die auswärts wohnenden Empfangsberechtigten bei den zuſtändigen
Poſt=
ämtern ſtatt. Die Zahlungstage für dieſe Empfäuger werden von den
betreffenden Poſtämtern beſrimmt und bekannt gegeben. Soweit es
der Summe, in wertbeſtändigen Zahlungsmittelu gegeben werden. Die
Auszahlung erfolgt, wenn ſie ſich ermöglichen läßt, zum Kurſe des
Zah=
lungstages. Die Barzahlung im Dienſtgebäude des Verſorgungsamtes
findet an den obengenannten Tagen immer in der Zeit von morgens
11 bis mittags 3 Uhr ſtatt.
E Beiträge zur Juvalidenverſicherung. Die Tagespreſſe brachte in
letzter Zeit wiederholt Angaben über die Höhe der Beiträge zur
In=
palidenverſicherung, die aber ſämtlich inzwiſchen durch die neueſte
Ver=
ordnung des Reichsarbeitsminiſters vom 3. November 1923 überholt ſind.
Ab 5. November 1923 ſind an Beiträgen zu entrichten: in Klaſſe
3800 Millionen Mark, in Klaſſe 45 5000 Mill. Mk., in Klaſſe 46. 720
Mill. Mk., in Klaſſe 47. 10 400 Mill. Mk., in Klaſſe 48 14800 Mill. Mk.
in Klaſſe 49 18800 Mill. Mk., in Klaſſe 50 23 200 Mill. Mk. Zur
Ent=
richtung der Beiträge werden die bisherigen Marken der Klaſſen 44 bis 50
verwendet; der aufgebruckte Geldwvert wird aber mit Wirkung vom
5. Nobember 1933 verzweitauſendfacht. Vom 5. November 1993 an
weu=
den Beitragsmarken in den bisherigen Werten von den Verkaufsſtellen
nicht mehr abgegeben.
ſen, daß die Zahlung der vorläufigen Grund= und Gelvzerbeſteuer 1.2, beſonderen noch darauf hinweiſen, daß das Gymnaſium zu Friedberg,
Ziel für 1923 bis längſtens 10. d. M. an die Stadtkaſſe zu erfolgen hat.
Bei Zahlungsberzug werden außer dem 10= bziw. 20prozentigen
Aufwver=
tungszuſchlag noch die hohen Beitreibuungskoſten im Mindeſtbetrage von
6 Milliarden erhoben.
— Aelterer Sterbekaffeverein. Am 4. November hielt der ältere
Sterbekaſſeberein im Gemeindehaus der Johannesgemeinde eine
außer=
ordentliche Hauptverſammlung ab, die von 114 Mitgliedern beſucht war, und werden wird.
In Verhinderung des 1. und 2. Vorſitzenden leitete der ſeitherige
Vor=
ſitzende, Herr L. Simon, die Verſammlung. In dieſer Verſammlung
wurde nun ein wirklich ſozialer und gemeinnütziger Beſchluß einſtimmig
gefaßt, und können die Mitglieder mit der überaus fürſorgenden
Betä=
tigung voll und ganz zufrieden ſein. In Anbetracht der
fortſchreiten=
den Geldentwvertung ſah ſich der Vorſtand veranlaßt, dieſe Verſammlung
einzuberufen, da die ſeither gezahlten Beiträge und dementſprechend das
tung der Begräbniskoſten auszureichen. Eine Exhöhung der Beiträge
und mit dieſer eine Erhöhung des Sterbegeldes, wvar daher unbedingtes
Erfordernis. Es wurde daher der Beſchluß gefaßt, ſofort 10 Milliarden
Mark von jedem Mitglied zu erheben, wvelcher Betrag zur Deckung eines
einfachen Begräbniſſes jederzeit verwendet werden ſoll. Ferner wurde
der Vorſtand ermächtigt, bei weiter fortſchreitender Geldentwvertung
ent=
ſprechende Erhöhung eintreten zu laſſen. Welch große Sorge hierdurch
den dem Verein angehö enden Mitgliedern genommen, bedarf keiner
wei=
teren Ausfühkung. Weitere Auskünfte werden bereitwilligſt durch die
Herren L. Simon, Grafenſtraße, ſowie den Vorſitzenden und den
Nech=
ner, Herrn Spieß, Rhönring, erteilt, bei tvelchen Herren auch
Aufnahme=
formulare erhältlich ſind.
Kundgebungen
Lungniſiſchen Derkäude gegen des heſche
Landesbiſdungkamt.
An die Schulreformer!
Zerſtört die alten Gymnaſien nicht! Laßt ihnen Luft und Licht zu
freiem ruhigen Laben in der Antikel. Wer ein Gymnaſium zerſtört,
ver=
nichtet eine Stätte edler, reiner Meuſchenbildung.
Der Weg iſt ſteil, aber er führt empor zur Sonne Platos, er führt
empor in das Reich der Ideen, das wiederum gegründet iſt in den
Tie=
fen der Menſchenſeele.
Mathematik und Naturwiſſenſchaften entrollen vor uns das Bild der
großen rätſelhaſten Welt der Dinge, in der wir leben. Die große
rätſel=
hafte Welt der Seelen bilden ſie nicht ab. Die Sprachen ſind es, in
denen der Chor der Menſchenſtimmen Ausdruck findet für das, was die
Seelen bewegt.
Wer als jugendlicher Meuſch nach den Knabenjahren erwacht, um
ſelbſt ringend teilzunehmen an dem Riugen des Volkes, an dem Ningen
der Menſcheit um Erkenntnis von Weſen, Sinn und Ziel dieſes
Erden=
lebens, muß in wirzem Chor zuracht ſich finden können.
Was gibt ihm Nichtung und Ziel? Urgedanken ſind es in Urworte
gegoſſen, die in grauer Vergangenheit geſprochen wurden!
Ihr ſucht den neuen Menſchen! Er ſoll beſſer der Gegenwart
an=
gepaßt ſein als wir Alten. Iſt dieſer neue Menſch ein Meuſch der Dinge
allein?. Vernahmt Ihr nichts von der Sehnſucht der Millionen, nach
Weſen und Sinn dieſer Welt?. „Laßt den neuen Menſchen die Urworte
hören!
Mit reinem weiten Geiſt wird er dann die Kultur ſeines eigenen
Volkes erleben und der Kultur der anderen Völker gerecht werden.
Nichts hindert ihn, in der Welt der Dinge tüchtig und ſtark zu werden,
aber die Dinge werden nicht über ihn Herr werden. Er wird ein Menſch
bleiben!
Nur wenige, ſagt Ihr, können den ſteilen Weg erklimmen. Wißt
Ihr, wie viele es ſindd. Ihr wißt es nicht! So viele ſind es, als ſich
Führer finden auf dieſem ſteilen Weg.
Führt, Lehrer, von Eurer heiligen Aufgabe erfüllt in unendlicher
liebender Geduld die jungen Seelen empor!. Der Weg iſt ſteil! Gar
mancher ſtrauchelt, aber er fühlt doch, daß der ſteile Weg der rechte iſt.
Der Mann aber dankt Euch für Eure ſelbſtloſe Mühe, denn Ihr führtet
ihn empor zur Sonne Platos und hinab in die Urtiefen der
Meuſchen=
ſeele.
Oberſtudiendirektor Dr. Goldbeck,
(ein Mathematiker als Gymitaſialdirektor)
2. Vorſitzender des Deutſchen Gymnaſialvereins.
Friebberg:
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums zu
Friedberg ſieht durch die neuen Stundenplanentwürfe des Landesamts
für das Bildungsweſen die Zukunft des humaniſtiſchen Gymnaſiums
ſchwer bedroht. Sie kann ſchon die Bezeichnung „Gymnaſium alten
Stils” für das bisherige Gymnaſium und die Benennung „altes
Gym=
naſium” für das Reformgymnaſium als abfchreckend und irreführend
nicht glücklich finden und lehnt die zwangswveiſe Durchführung des
ge=
meinſamen Unterbaues für das humaniſtiſche Gymnaſium als ſeine
Eigenart untergrabend entſchieden ab.
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums zu
Friedberg warnt ernſtlich davor, in einer Zeit wie der unſrigen, in der
ſo wenig feſt und ſicher ſteht, Hand anzulegen an die bewährten
Grund=
lagen ruhiger, dem Tagesſtreit entrückter wiſſenſchaftlicher Bildung.
Ge=
rade in einer Zeit, die gährend und unfertig um Geſtaltung neuer Ziele
ringt, ſollte man es freudig begrüßen, daß im humaniſtiſchen Gymnaſium
ein Unterbau gemeinſamer Verſtändigung vorhanden iſt, der, weil er
auf dem allem Parteihader zeitlich wie ſachlich fernliegenden Boden
klaſ=
ſiſcher Bildung ruht, unentbehrliche Dienſte im Sinne ſo dringend
not=
wendiger einender Zuſammenfaſſung zu leiſten berufen iſt.
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums zu
Friedberg hat nichts dagegen einzuwenden, daß man in anderen
Schul=
gattungen neue Wege der Bildung ſucht, ſteht auch vor allem dem
Ver=
ſuche der Aufbau= oder Deutſchen Oberſchule mit ihrem ſtärkeren Betonen
deutſchkundlicher Erziehung durchaus wohlwollend abwartend gegenüber,
verlangt aber auch für das humaniſtiſche Gymnaſium ungehemmte
Ent=
faltung und kräftigſte Entwickelung ſeiner Eigenart. Das ſchließt
natür=
lich Beſſerungen und Umgeſtaltungen im bisherigen Unterrichtsbetrieb
der alten Sprachen nicht aus. Alle dieſe Beſtrebungen ſollen aber nur
dazu dienen, die geſchichtlich gewordene Beſonderheit des alten
Gym=
naſiums und ſeiner in lebendiger Entwickelung lebenskräftig erwachſenen
Hochziele klar und unzweideutig herauszuarbeiten, denn nicht in einer
äußerlichen Gleichmacherei, ſondern in möglichſt lebendiger
Vielgeſtaltig=
keit ſieht die Vereinigung das Heil unſeres Unterrichtsweſens.
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums zu
Friedberg kann auch in keiner Weiſe irgend einen dringenden Anlaß
wahrnehmen, gerade jetzt die Axt an die „urzeln humaniſtiſcher
Bil=
dung zu legen, da ſie der feſten Ueberzeugung iſt, daß die Gymnaſien ſich
in geſunder Anpaſſungsfähigkeit an die Erforderniſſe neuzeitlichen
Lebens durchaus bewährt haben. Die Vereinigung hält es für
gefähr=
lich, in einer Zeit, die ſo ganz geſchichtslos zu werden droht, eine
ge=
ſchichtliche Entwicklung zu unterbrechen, die in lebensvollem Aufbau
unſerer Tage dem großen verheißungsvollen und erfolggekrönten
Früh=
ling humaniſtiſchen Bildungserwachens verbindet und an Namen wie
Erasmus, Reuchlin, Melanchthon und andere knüpft. Es muß gerade in
unſerer Zeit daran erinnert werben, daß im Augenblick der tiefſten
Er=
niedrigung Preußens ein ſo erleuchteter Geiſt wie Wilhelm v. Humboldt,
ſorgungsgebührniſſen gegeben werden. Die Zahlung findet für die in die humaniſtiſchen Studien neu belebend, das Gymnaſium unmittelbar
und erfolgreich in den Dienſt der Wiedererhebung und des
vaterländi=
ſchen Aufbaues geſtellt hat. Seit dieſer Zeit hat dieſe Anſtalt, allen
wechſelnden Zeitverhältniſſen in ruhiger Entwicklung ſich anpaſſend, die
großen Tage deutſchen Aufſtiegs miterlebend und mitfördernd, gezeigt,
daß ſie nicht in der Erſtarrung ihr Heil ſucht, ſondern Anteil zu nehmen
durchführbar iſt, ſoll bei Auszahlung ein Teil, und zwar ein Zehntel weiß an der Geſamtkultur des deutſchen Volkes. Auch die große
Ent=
wicklung der naturwiſſenſchaftlichen Studien und der gewvaltige
Auf=
ſchwung der Technik ſind eng und unlöslich verbunden mit der
Erzie=
hungs= und Unterrichtstätigkeit des Gymnaſiuns, das, wie das
vor=
urteilsloſe führende Männer dieſer Gebiete rückhaltslos anzuerkennen
ſtets bereit waren, nicht in eng beſchränkter Abrichtung für beſtimmte
unmittelbare Zwecke, ſondern in der Erziehung zu ſelbſtändigem Denken
und wiſſenſchaftlicher Beſonnenheit ſeine weſentlichſte Aufgabe je und je
geſehen hat.
Braucht noch darauf hingewieſen zu werden, daß auch die Erziehung
zu lebendiger ſtagtsbürgerlicher uud baterländiſcher Geſinuung, die man Lande, ſondern auch vor allen Dingen der Mangel an
vertbeſtätdig=
kurzſichtig ſo oft den Gymnaſien hat abſprechen wollen, im Feuer der
Prüfung des großen Jahres 1914 und der folgenden Kriegsjahre
Be=
währung und Beſtätigung gefunden hat?
Aus allen dieſen Gründen muß die Vereinigung der Freunde des
humaniſtiſchen Gymnaſiums zu Friedberg es entſchieden ablehnen, das
humaniſtiſche Gymnaſium zum Verſuchsfeld für noch gänzlich unerprobte Kräften zu machen. Die Staatshilfe muß hier einſchreiten. Die von de
Gemeinbeſtener. Es ſei auch an dieſer Stelle darauf hiugewie= Beſtimmungen gemacht zu ſehen. Die Friedberger Vereinigung darf im
erwachſen aus der alten Lateinſchule, die gerade jetzt auf ein 375jähriges Krediten zur Verfügung geſtellt werden. Die Stadtverwaltungen ſin
Wirken hat zurückblicken dürfen, als einzige Schule ſeiner Art für ein
wirtſchaftlich ſo bedeutendes Gebiet wie die Wetterau beſonderen An= toffeln bei den landwirtſchaftlichen Oraaniſationen mit größter Beſchleu
ſpruch darauf hat, in ſeiner bis jetzt bewahrten Eigenart weiter zu
be=
ſtehen auch in einer Zeit, die gewiß eine Notzeit für ſein Beſtehen ſein
Wir hoffen und vertrauen, daß auch dieſe ſchwere Notzeit wie ſo
manche andere im Leben unſerer Schule überwunden werde, und unſer Negierung bereit, in dieſer oder ähnlicher Weiſe alsbald die Stad
tief getroffenes armes Vaterland, das ſo viele Stürme der Vorzeit nicht
haben zerbrechen können, zu neuer Blüte und Kraft ſich erhebe. Dazu den Verlualtungen Sorge zu tragend
hoffen auch wir an unſerem Teil beizutragen, wenn dem Gymnaſium die
Grundlagen ſeines bisherigen Seins erhalten bleiben, damit es fortan noſſen betr. Notlage der Ruhegehaltsempfänger. Au
zu zahlende Sterbegeld diel zu gering, um nur einigermaßen zur Beſtrei= wie bisher griechiſche Schönheit und römiſche Staatsgeſinnung deutſcher allen Kreiſen des Landes, beſonders aber aus dem beſetzten Gebiet, kom
Innerlichteit und deutſcher Geſittung lebendig verbinde.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſthileßlich als Sinweiſe auf Anzeigen zu betrachten
in ſeintein Falle irgendwie als Beſprechumng oder Krit.
— Aus dem Deutſchnationalen
Handlungsgehil=
fen=Verband. Zur Belehrung der Mitglieder findet von nun an
jede Woche in der Geſchäftsſtelle, und zuwar Mittwochs, eine
Verſamm=
lung ſtatt.
Proletariſche Hundertſchaften.
* Die Abgeordneten Dingeldey, Dr. Oſann und Genoſſe
haben an den Landtag folgende Anfrage betr. Uebungen kommu
niſtiſcher oder ſogenannter proletariſcher
Hun
dertfchaften gerichtet: Aus der Gegend von Vilbel bis nördli
von Friedberg, aus dem Kreiſe Offenbach, aus dem hinteren Odenwal
insbeſondere aus der Umgebung von Michelſtadt und Erbach, aber au
aus anderen Teilen des Landes wird von zablreichen Beobachtern ung
hängig von einander zuverläſſig berichtet, daß dort nächtliche Uebunge
von durchaus militäriſchem Charakter von kommuniſtiſchen oder „prol
tariſchen” Hundertſchaften ſtattſinden. Die Bildung ſolcher Hunde
ſchaften iſt durch den militäriſchen Inhaber der vollziehenden Gewalt au
Grund des Ausnahmezuſtandes verboten. Die Betätigung der Hunder
ſchaſten wi
rdies d
er Aufrechterhaltung von Ree
Nachdruck einzuſchreiten.
bekannts — 2. Welche polizelichen Maßnahmen hat ſie gegen die
ſcheinung ergriffen? — 3. Iſt auf Grund der über den Ausnahme
ſtand beſtehenden Beſtimmungen ſtrafrechtlich vorgegangen worden?
Landabgabe. Vom Finanzamt wird uns geſchrieben, daß d
am 1. Nobember fällig geweſene Landahgabe noch bis Donnerstag, de
8. November, zum Goldumrechnungsſatz vom 1. November
anz=
nehmei iſt.
— Pateutwefen. Das Reichsbatentamt beabſichtigt, mit Aßlauf die
ſes Jahres Atta= über jetzt erlofchene Patente zu bernichten. Beſonde,
Wünſche auf Erhaltung einzelner Akten können von Intereſſenten bi
zum 31. Dezember d. J. eingereicht werden. Ein Verzeickmis der
vernichtenden Akten liegt, im Leſezimmer des Gewerbemuſeums aus.
— Milchpreiserhöhung. Infolge der Erhöhung des Steuerindes
hößt ſich der Milchpreis für die Zeit vom 7. bis einſchließlich 9. Noben
ber auf 15 Milliarden Mark pro Liter Vollmilch ab Stall. Wie zy.
hören, wird ſich der Verkaufspreis in der Stadt auch dementſprech
weſentlich erhöhen.
— Brotkarten. In Berlin hat der Magiſtrat auf Grund min
ſterteller Ermächtigung angeordnet, Brot nur noch auf
Bro=
karten abzugeben.
Kunſknotizen.
Ueber Werfe, Künſtiler und künſileriſche Veranſfaliungen, deren im Nachſiehenden Erwäßnug
geſchiebt, behält ſich die Redaktion ihr Urtell por.
— Zweites Sinfyniekonzert. Im 2. Konzert am Moi
tag, den 12. Nobember, ſpielt Konzertmeiſtee Drumm das Violinkoy
zert, Werk 47, von Sibelius. Weiter kommen: „Dill Eulenſpiegel”
R. Strauß, 2 Stücke für Orcheſter von Delius, ſowie die grandioſe
Variationen von Reger zur Aufführung. Die Mietrarten für da
2. Konzert können ab Donnerstag bei L. Schutter gegen die feſtgeſetz
Nachzahlung eingelöſt werden: Ausweiskarten bitte vorzeigen zu wolle
bis Samstag abend nicht abgeholten Karten außer für auswi
Mieter) werden ab Sonntag nur an der Tageskaſſe des Landesthente,
und nur zum Preiſe der Tageskarten verkauft. (Siehe Anzeige)
7199
*
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N
90ch
U
r. Babenhauſen, 6. Nov. Arzt=Jubiläum. Am I Nobembe
wvaren 25 Jahre verfloſſen, daß Herr Dr. Pauli, praktiſcher
Ar=
ſeine Tätigkeit in unſerem Städtchen aufnahm. Durch eine hartnd
Krankheit iſt der allfeitig beliebte Arzt ſchon über 30 Wochen ans Be
gefeſſelt. Möge er bald geſunden, um ſeine Praxis wieder aufnehme
zu können. — Seit einigen Tagen haben wir nun auch hier ein Kin
Jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag ſpielt es im Großen Saale 9
Gaſthauſes zum Löven. — Volksſchule und höhere Bürget
ſchule haben dieſen Montag ihren Unterrichtsbetrieb wieder aufg
nommen. — Der von hier gebürtige Lehrer Hch, Klein, ſeither
er 1
Neichelsheim i. O., iſt an die Fortbildungsſchule Seligenſtadt verſet
worden.
n. Bauſchheim, 6. Nov. Ueber die Ende vorigen Monats von
ort=
fremden Eleuenten hier verübten Ausſchreitungen iſt, dur
amtliche Ermittelung wenigſtens teilweiſe Klarheit geſchaffen. Dieſe e
ſtreckt ſich allerdings bis jetzt leider nur auf den Umfang und Einze
heiten des ſchon alsbald kurz gemeldeten, verbreheriſchen Treibens, da
man wohl mit Fug und Necht ſeparatiſtiſchen ſowie kommuniſtiſche
Unruheſtiftern nebſt dem üblichen Gefolge von Geſindel zur Laſt ſetze
kann. Am 26. Oktober war eine kleinere Zahl ſolcher ungebetene
Gäſte verſcheucht worden, worauf anderen Tags eine größere bewaffnet
Menge von Rüſſelsheim her überraſchend arückte und ſofort mit Gewehr
und Piſtolenſchüſſen den Angriff eröffnete. Gendarnerie oder der
gleichen fehlt unſerem Dorfe, und ſo wurden die wehrloſen Einwohne
entweder ins Innere der Häuſer geſcheucht oder flüchteten auf das Felt
Eine Zeitlang war der Ort in den Händen der Eindringlinge,
wurde von ihnen geplündert, auch gingen drei Scheunen nebſt Stalluu
(jedenfalls durch Brandſtiſtung) in Flammen auf. Von letzterer Hein
ſuchrng mit bedeutendem Schaden wurden Georg Werner. Julius 2
ner, Philipp Hahn 3. und Philipp Daum 3. betroffen, während au
N.
dem verſchiedene Stücke Ninddieh. zwei Schweine und aus einer
Metzgergeſchäft etwa ein Zentner Fleiſch und Wurſt verſchwanden. De
Verlauf dieſer Schreckensſzenen bewirkte, daß die Täter unerkannt ge
blieben ſind, und es wäre nur deren nachträgliche Entdeckung dringen
zu wünſchen. Gerichtlicher Augenſchein fand inzwiſchen unter phott
graphiſcher Aufnahme der Brandſtätten ſtatt, und die Staatsanwaltſcha
Darmſtadt iſt nunmehr mit dem weiteren Verfahren befaßt. Verletzt ode
getötet wurde glücklicherweiſe niemand von hier, doch ſteht die Bevö.
kerung noch unter dem aufregenden Eindruck der unerhörten Vorgäng
Parlamentariſches.
Dem Landtage ſind zugegangen: Anfrage der Abgéordnete
Dingeldey und Dr. Oſann und Genoſſen, betr: Der ſozial
demokratiſche Ordnungsdienſt. In der ſozialdemokratiſche
Preſſe erſcheinen regelmäßige Aufrufe zur Bildung eines ſozialdemokte
tiſchen Ordnungsdienſtes und zur Teilnahme an Veranſtaltungen dieſe
Organiſation. Der Ordnungsdienſt ſoll für Zwecke des Saalſchutzes, fü
die Aufrechterhaltung der Ordnung und zum Schutze des Staates einge
ſetzt werden. Selbſt wenn die Führer des Ordnungsdienſtes gewillt un
imſtande wären, dieſe Organiſation im gegebenen Augeublicke tatſächli
der Ordnung insbeſondere auch der Schutz der Verfaſſung iſt ausſchlief
lich Aufgabe der Staatsgewalt. Deshalb ſind dieſe Organiſationen in au
deren Ländern, auch in Preußen durch den ſozialdemokratiſchen Min
Severing, aufgelöſt worden. Wir fragen an: Iſt die heſſ
ſche Regierung gewillt, eine Auflöſung dieſer Organiſation auf Grun
der geſetzlichen Beſtimmungen anzuordnen und dieſe Anordnung nach
drücklich durchzuführen?
Anfrage der Abgeordneten Dingeldeh, Dr. Oſann und Ge
noſſen beti, Lebensmittelverſorgung. Nicht nur das de
hältnismäßig ungünſtige Ernteergebnis von Kartoffeln in unſerer
Zahlungsmitteln und der Mangel an einer tauglichen Abgabeorganiſe
tion haben in den heſſiſchen Städten Tauſende von Haushaltungen
die ſchwerſte Notlage gebracht. Dazu kommt, daß breite Kreiſe der Be
völkerung, insbeſondere der gebildete Mittelſtand, das Kleinrentnertut
und die Penſionäre völlig außerſtande ſind, die Aufwendungen für die
ſes notwendigſte Lebensmittel auch nur zu einem Bruchteil aus eigene.
heſſiſchen Staatsregierung ausgegebenen wertbeſtändigen Schatzanwpel
ſungen müſſen den Stadtberwaltungen in Form von wertbeſtändige
anzuhalten, auf Grund dieſer Kredite nunmehr den Aufkauf von Kau
nigung zu organiſieren und die Kartoffeln durch ſtädtiſche Verkaufsſtel
len und den auſäſſigen reellen Handel an die geſamte noch nicht verſorgt
Bevölkerung, notwendigenfalls unter Bedarfsregelung, abzugeben, wobe
den notleidenden Bevölkerungsſchichten als Wohlfahrtsmaßnahme ei
großer Teil des Kaufpreiſes zu erlaſſen wäre. Wir fragen an: J
AS
waltungen auzuweiſen und mit allen erforderlichen Maßnahmen für di
ſchleunigſte Durchführung der Nichtlinien durch alle in Frage kommen
Anfrage der Abgeordneten Dingeldey, Dr. Oſann und Ge
men, ſtändig wiederholt, die berechtigten Klagen darüber, da
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ſcheck= oder Bauküberweiſungen oder Bargeldſendungen gelangen.
Ruhegehaltsempfänger, die an ſich ſchon zu den notleidenden Kreiſen de
Volkes gehören, werden dadurch nahezu um die geſamte wirtſchaftlich
Kaufkraft des Ruhegehaltes gebracht. Ganz abgeſehen davon, daß eit
ſolcher Zuſtand rechtswidrig iſt, widerſtreitet er auch elementaren Pflich
ternommen und was iſt ſie fernerhin bereit zu tuns
[ ← ][ ][ → ]Rumier 308.
Darmftädte: Zugblatt, Mittzvei, den 7. Robember 1923.
Reich und Ausland.
Seite 5.
Frankfurt. Der Ehrenpräſident der Frankfurter Handelskam=
. Geheimer Kommerzienrat Richard von Paſſadant=
Gon=
rd., iſt am Sonntag vormittag nach längerem Leiden im Alter von
Jahren verſchieden. Der vornehme Frankfurter Handelsſtand
trauert in dem Entſchlafenen einen ſeiner hervoragendſten Vertreter,
r in allen Fragen öffentlicher Wohlfahrt und kommerzieller Förderung
t langen Jahrzehnten an führender Stelle ſtand. In langjähriger
tigkeit lieh der Verſchiedene ſeine beſten Kräfte und reichſten Gaben
Förderung des Handels= und Kaufmannsſtandes ſeiner Vaterſtadt.
s Inhaber eines der erſten Handelshäuſer, der Seidenwaren=
Groß=
ndlung Gebr. Paſſavant, eines Hauſes, das weltumſpannende
Be=
hungen pflegt, wurde er in frühen Jahren in das Gremium der
ndelskammer berufen und hat hier in unermüdlicher Treue für das
rtſchaftliche Leben der Stadt gewirkt. Das Vertrauen ſeiner Mit=
Zeiter berief ihn dann an die Spitze der Kammer. Frankfurt
be=
uert in Richa=d v. Paſſavant=Gontard einen ſeiner beſten und
her=
eragendſten Söhne.
Stiminen gus dem Leſerkreiſe.
ir die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Redaktion keinerlei
Ver=
wortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Pre
egeſetzes in voliem Umfange
Cinſender verantworilſch.) — Einſendungen, die nich
wendet werden, können nicht
zurücksstandt, die Abiebnung nicht begründet werden.
— Das Städtiſche Gas= und Waſſerwerk hat ſeit Frühjahr I. J. den
beitern Geld zur Kartoffelbeſchaffung abgezogen. Jetzt hat es pro
pf je 2 Zentner geliefert, und den Reſt des Geldes mit 3 Prozent,
och ohne Aufwertung, zurückbezahlt.
Die Katzenmorde.
Im Feuilleton der Nummer vom 23. Okt. d. J. Ihres geſchätzten
attes brachten Sie einen kleinen Artikel über das in letzter Zeit ſtarl
erhandnehmende Wegfangen von Hauskatzen. Es muß lobend
an=
annt werden, daß ſich auch mal jemand findet, der ſeiner Empörung
isdruck verleiht gegen ſolche Rohlinge, die ſich nicht ſcheuen wegen
Erwerbes einiger Papierfetzen ein armes Tier unter entſetzlichen
ialen hinzumorden und ſeinem Beſitzer, der mit Liebe an ein=m
ſol=
n Tierchen hängt, großes Herzeleid zu verurſachen. — Ihre letzte
Ur=
he findet dieſe Erſcheinung in der mangelnden Erziehung. Die
ege der Ideale, die Liebe zur Natur und ihren Geſchöpfen
verküm=
rt immer mehr, und ein rohes Genuß= und Sinnenleben, ohne
Rück=
ſt auf Anſchauungen und Rechte anderer, macht ſih breit.
Was ſpeziell die Erbeutung und den Verkauf von Katzenfellen
an=
angt, ſo wäre ſchon viel geholfen, wenn die Pelzaufkäufer von der
lizei gehalten wären, über An= und Verkauf dieſer Felle genaue
icher zu führen, in denen die Namen der Ablieferer einzutragen
ven und Angaben über die Herkunft der Felle.
Auch in der Umgegend meiner Wohnung, in dem Territorium
iſchen Diebuxger Straße, Alfred=Meſſel=Weg, Breitwiefenpfad und
iter öſtlich, treiben ſolche verrohten Katzenjäger, oder, wenn man will,
rauchdiebe, ſeit Jahren in unliebſamſter Weiſe ihr Weſen. Leute,
ten es an der nötigen Beſchäftigung fehlt, morden dort ſyſtematiſch
tierquäleriſcher Weiſe alle Katzen hin, die ihnen den Weg kreuze
Sher iſt es der Polizei trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die
hlinge zu überführen, weil der dazu notwendige klipp und klare
Be=
is noch nicht einwandfrei erbracht werden konnte. Bis die
Nach=
ſchungen beginnen, ſind die Tiere ſchon beſeitigt, und gegenüber der
glaubigten Angabe, daß um dieſe oder jene Zeit ein ſcharfer
Flinten=
uß gefallen ſei, erwidern die Betreffenden, ſie hätten auf
Eichhörn=
n geſchoſſen. In letzter Zeit ſoll nun die Behörde eine Jagdflinte
fisziert haben, mit der kurz vorher ein „Eichhörnchen” geſchoſſen
rden ſein ſoll. Ein Schuß aus einer modernen Schrokflinte der heute
ndeſtens 3 Milliarden Mark koſtet, auf ein harmloſes „Eichhörnchen”!
ers nicht glaubt, bezahlt einen Taler.
Der Tierſchutzverein, dem ich ſchon vor Jahresfriſt die Sache
an=
gte, ſcheint gar nichts zu unternehmen, um ſolche modernen Hinter=
Ider und Lederſtrumpfs zu entlarven.
Wenn man bedenkt, daß man bei der Kreisabdeckerei für eim Kilo
daverfleiſch, das als Hühner= und Hundefutter verwendet wird, 25
illionen Mark bezahlt, und daß eine Katze immerhin 3—4 Kilo wiegt,
vie daß für ein ſchönes Katzenfell 10—15 Milliarden Mark von den
fkäufern bezahlt werden, ſo wird man verſtehen, daß ſolche Rohlinge
derartigen Schandtaten nicht zurückſchrecken, um ſich möglicherweiſe
den Erlös Zigaretten zu kaufen und das Fleiſch in geeigneter Weiſe
verwenden.
In verſchiedenen Häuſern meiner Umgebung befinden ſich,
abge=
en ben den ſpurlos verſchwundenen Katzen, z. Zt. 6 Stück noch lebende
tzen, die in Katzenfallen (Schlageiſen) geraten waren und denen dabei
ße oder Beine abgeſchlagen wurden. Ein ſolches Tier kam auf drei
inen nach Hauſe gehumpelt, dem das fehlende Bein oberhalb der
tte abgequetſcht war und an dem die blutigen Fleiſchfetzen
herunter=
igen. Eine weitere ſchöne Katze war aus einem Flobert angeſchoſſen.
r Schuß drang durchs Schulterblatt und die Kugel blieb zwiſchen
ut und Fleiſch im Halſe ſtecken.
Mir ſelbſt wurde vor etwa halber Jahresfriſt, nachdem ich ſchon
cher keine Katze mehr erhalten konnte und mir die Mäuſe großen
haden anrichteten, innerhalb 9 Tagen meine drei Prachtexemplare
Katzen auf dieſe Weiſe beſeitigt, und am verfloſſenen Freitag den
d. M., wurde mir wieder ein wundervoll ſchönes, ſchwarz=weiß ge
cktes Tier (Kater), an dem jeder, der es ſah, ſeine Freude hatte und
völlig geflügelfromm war, weggeknallt. A’s meine Frau, ſofort
h dem Schuß, dem Tierchen rief, erfolgten aus der Ferne einige
nmernde Klagelaute, dann war es ſtill — der Mord war geſchehen.
Ich hatte der Behörde einen Verdacht angegeben, jedoch reichten
h hierbei wieder die feſtgeſtellten Momente niht aus, um ein
Ver=
ren einzuleiten. — Doch, es iſt nichts ſo fein geſponnen. Endlich
*d es doch einmal gelingen, den Rohling zu faſſen, der dieſe
Schand=
en begeht, und ihn gerichtlich zu belangen. Für zweckdienliche
An=
ben würde ich ſehr dankbar ſein.
Wilhelm Wedler, Alfced=Meſſel=Weg 34.
7
Ootg Oht und Tarnen.
Pferdeſport.
Berliner Reiterturnier.
Die Nachmittagsprüfungen des Freitag:
Jagdſpringen für Damen (Damenſattel): 1. Frau
Pers=
kesHorſt (Beſ.); 2. Dr. Wieners Schwabenjunge (Frau Dr. Wiener);
3. Frhr. v. Langens Seidenſpinner (Gräfin Hohenau). 15 Teiln.
Siegerklaſſe: a) leicht: 1. M. Müllers Auſterlitz (v.
Platen); 2. Frhr. v. Schierſtadts Herzbube (Frau v. Gottberg);
3. Maſor Gottſchalks Abendſonne (Staeck). 3 Teiln.
)) mittel:
1. PlatesCaracalla (Frhr. v. Langen); 2. Stall Brüx' Meleora
(Kummer); 3. Frau Schreibers Raudi (Kreißig). 4 Teiln. — c) ſchwer:
1. Frau Ch. Voß Sandmann (Kreißig); 2. Frau Potthoffs
Al=
penroſe (Staeck); 3., Frau Steigs Spion (Beſ.). 4 Leiln.
Eignungsprüfung für Wagenpferde: a) Hackneys:
1. Frau A. Bings Tigerlilly (Bef.); 2. v. Natzmers Sweetheart
(Beſ.). 5 Teiln. — b) alle übrigen: 1. Dr. Weils Frechdachs=Lausbub
(Beſ.); 2. Rittm. v. Salderns Alex=Irene (Beſ.). 3. Teiln.
Dreſſurprüfung für Damenpferde: 1. Frau
Freud=
lings Haustochter (Beſ.); 2. Frau Frankes Grane (Beſ.),
3. Frau Dr. Hanebergs Jro (Beſ.). 6 Teiln.
Preis des Landwirtſchaftsminiſteriums: a) leicht:
Baron de Savorin=Lohmanns Tokio 2 (Staeck);
2. Prinzeſſin zur Lippes Beduine (v. Pantſchulidzewk); 3. Frau Arndts
ucullus (Kreißig). 3 Teiln. — b) mittel: 1. Frau L. Behrends
Meerſchaum (Staeck), allein. — c) ſchwer: 1. Frau Voß’
Sand=
mann (Kreißig); 2. Frau Potthoffs Alpenroſe (Staeck); 3. Frau
Ch. Behrs Liebherr (Frau Franke).
Die Ergebniſſe des Samstag nachmittag:
Jagdſpringen für Damenpferde: 1. M. G.
Bal=
zers Hannepü (Frau Franke); 2. G. Kortlepels Kreidefelſen (Frl.
Sauermann); 3. Frl. Sauermanns Karin (Beſ.). 8 Teiln.
Eignungsprüfung für Wagenpferde (Tandems):
Frau A. Bings Geſpann; 2. E. Gottſchalks Geſpann; 3. K.
Beußel und W. v. Arnims Geſpann:
Fahrerprüfung: 1. R. Wolff=Wietzow.
Große Damenpferdedreſſur=Prüfung:
Frau
Frankes Grane (Beſ.); 2. Lt. Viebigs Rebells (Frau Franke);
3. Frau Freundlings Haustochter (Beſ.); 3 Teiln,
Damenpferdeeignungsprüfung: a) Leichte Pferde:
1. Baronin de Savorin=Lohmanns Tokio 2 (Beſ.); 2.
Prin=
zeſſin zu Lippes Beduine (Beſ.); 3. Frl. Tamms Amalaswintha (Beſ.).
11 Teilnehmer. — b) Schwere Pferde: 1. Frau Potthoffs
Alpen=
roſe (Beſ.); 2. Frau Woßes Sandmann (Beſ.); 3. Dr. Wieners
Schwabenjunge (Frau Dr. Wiener). 8 Teiln.
Senioren=Jagdſpringen: 1. Frhrn. v. Langen?
Seidenſpinner (Oberſtltn. Chr. v. Arnim), O. F. 54 Sek.; 2.
Ge=
neral v. Knobelsdorfs Erlaucht (Beſ.); O. F. 59 Sek.; 3. M. G.
Bal=
zers Hannepü (Graf Weſtfalen), O. F. 62 Sek. 6 Teiln.
Große Gebrauchsprüfung: 1. Goliath (Frhr. v.
Langen); 2. Goldelſe (Prinz Friedr. Siegismund v. Preußen).
Die Prüfungen am Sonntag nachmittag:
Großes Amazonen=Jagdſpringen: 1. M. Balzers
Hannepü (Fr. Franke); 2. Dr. Wieners Schwabenjunge (Fr. Dr.
Wiener); 3. Amtsrat Lüttichs Alma 6 (Fr. Lüttich). 5 Teiln.
Dreierklaſſe (Eignungsprüfung): 1. Stall Brücks
Almen=
röder, Meleora, Noſe 3; 2. Frhr. v. Langen mit Goliath,
Punſch und Hanko; 3. Frau Behrs, Gallant 2, Liebherr, Aelskling.
5 Teilnehmer.
Championat der Damenreitpferde: 1. Fr. Frankes
Grane (Beſ.); 2. Plates Caracalla (Frl. Plate); 3. Stall Brücks
Almenröder (Fr. v. Gottberg). 7 Teiln.
Internationale Dreſſurprüfung (ſchwere Klaſſe):
1. Frhr. v. Langens Goliath (Beſ.); 2. G. Schmidts Siegwart
(G. Schmidt); 3. Turnierſtall Manhattans Auer (Stensbeck). 8 Teiln.
Hockey=Siegespreis: 1. Fr. A. Bings Tigerlilly
(Beſ.) 5 Teiln.
Rennen von Karlshorſt.
Eisblumen=Hürdenrennen. 6000 Mk., 3000 Meter:
1. Oswalds Larma (Oertel), 2. Rohal Blue, 3. Illuſion. 11:10.
Preis von Kaulsdorf. 8000 Mk., 2600 Meter: 1. Stall
Hal=
mas Baldung (Schuller), 2. Denkſtein, 3. Fliegender Holländer. 47:10
20, 16:10. Ferner: Licht, Kunſtwart, Alſterroſe.
Großer Preisvon Grunewald. 50 000 Mk., 3400 Meter:
1. Gerkeis' Sinn=Fein (Wurſt), 2. Konbention, 3. König Midas. 99:10;
18, 16, 16:10. Ferner: Eichwald, Machenſchaft, Ritter Blaubart, Elfchen,
Maral, Diamant, Burgritter (gef.), Elmado. Leicht, 1 L., Hals.
Santuzza=Preis. 16000 Mk., 3200 Meter: 1. Oswalds
Fuchsmajor (Oertel), 2 Geldulf, 3. Goldammer. 23:10; 11, 11:10.
Fer=
ner: Rekord.
Preis von Halenſee. 8000 Mk., 3000 Meter: 1. v.
Nege=
leins Grazie (Oertel), 2. Akamund, 3. Willana. 60:10; 18. 15:10.
Fer=
ner: Roderich.
AufWiederſehen=Jagdrennen. 6000 Mk., 3400 Meter:
Hemſoths Fehlerlos (Oertel), 2. Propulſor, 3. Marotte. 37:10; 16,
57:10. Ferner: Solgro (gef., tot), Eva II.
Kehraus=Jagdrennen. 8000 Mk., 3600 Meter: 1. Heinz
Stahls Cäſar II. (Stys), 2. Röschen, 3. Cicero. 25:10; 13, 12:10.
Fer=
ner: Sauk, Quellnymphe.
Boxen.
I. Darmſtädter Boxklub 1922.
k- Das Training des Darmſtädter Boxklubs, das Montags und
Freitags in der Turnhalle der Mädchenſchule, Eingang
Rundeturm=
ſtraße, ſtattfindet, beginnt am Freitag, den 9. November.
An die deutſche Turnerſchaft.
Der Vorſitzende der D. T., Dr. Berger, erläßt in der Deutſchen
Turnzeitung nachfolgenden Aufruf:
Land in Not! Für deutſches Volkstum, deutſche Einheit. Ehre
und Freiheit haben wir in München von neuem gelobt zu leben; Ihr
werdet in dieſer Notzeit Eures Gelübdes eingedenk bleiben. Einige
drängen die Deutſche Turnerſchaft zu einer Stellungnahme nach links,
andere verlangen einen deutlichen Anſchluß nach rechts; die Zeit wird
lehren, daß der bewährte Grundpfeiler der Deutſchen Turnerſchaft, daß
keinerlei Parteipolitik auf Tie= und Turnboden gehört, auch heute und
fernerhin unverrückt ſtehen bleiben muß. Was im übrigen in jeder
Lage der Turner zu tun hat, ſteht in Jahns „Deutſcher Turnkunſt” und
„Deutſchem Volkstum”. Sein Geiſt ſoll das einigende Band ſein und
bleiben, das die Allesturner, die Volksturner, Spieler, Schwimmer,
Fech=
ter umſchlingt, ſo wird uns jeder Schickſalsfchlag einig gerüſtet und
auf der rihtigen Seite finden. Im Kampfe gegen Uebermacht um
Be=
ſtand und Freiheit kann nur ein ſittlich reines Volk obſiegen. Sorgt,
daß Ihr ſittlich rein werdet, daß Ihr glaubt, hofft, handelt, kein Opfer
für ſchwer erachtet, wenn es dem Vaterland gilt. Darauf
Gut Heil!
Fechten.
Wettfechten der Fechtabteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
-B-. Bei dem von der Fechtabteilung der Turngemeinde Darmſtadt
1846 am vergangenen Sonntag ausgetragenen Wettfechten traten von den
Jungmannen in ſchwerem Säbel an: Burkhardt, Götz und Herbert.
Mit ſchnellen kräftigen Hieben ging Burkhardt als 1. Sieger hervor
Von den Jungmannen wurden in dem ſich anſchließenden leichten
Sä=
belfechten ſehr ſaubere Gänge gezeigt. Der Endkampf war hier
ſpan=
nend. Schaefer, Brauns 2 und Haun errangen 16 Punkte. Schaefer
wurde mit 5 Siegen Erſter, Brauns 2 mit 4 Siegen Zweiter und Haun
mit 3 Siegen Dritter. Es folgten Burkhardt, Seip und Wenzlau.
Nachmittags 3 Uhr kreuzten die Altmannen die Klingen. Das
Florett=
fechten wickelte ſich flott ab, wenn auch von mancher Seite zu großer
Wert auf Trefferſetzen gelegt wurde. Kötting 1. Sieger, Fritz
Mul=
ler 2. Sieger; ferner erhielten Storck 10, Brauns 2. 9, und Weißmann
4 Punkte. Das Säbelfechten der Altmannen zeigte hauptſächlich in
ſeiner zweiten Hälfte recht intereſſante Aktionen. Auch hier war
Köt=
ting erſter, Fritz Müller zweiter Sieger. In kurzen Abſtänden folgten
Schaefer, Storck und Weißmann. Die Schiedsrichter wurden ihrer
ſchwierigen Aufgabe vollkommen gerecht. Sämtliche erſten Sieger
er=
hielten Medaillen und Diplome, die zweiten Sieger den Eichenkranz.
Am Abend fanden ſich die Fechter mit Familie zur Siegerverkündigung
und gemütlichem Zuſammenſein ein.
Lawn=Tennis.
Spanienreiſe deutſcher Tennisſpieler.
Bei dem am 18. Nobember geplanten int ationalen Turnier der
Sociadet Sportiva Pompey in Barcelona werden nunmehr neben Frau
Friedleben und Frau Neppach, Kreuzer, Kleinſchroth, Hoppe,
und vorausſie lich Meiſter Landmann die deutſchen Intereſſen
in Spanien vertreten. Kleinſchroth und Froitzheim, die urſprünglich
teil=
nehmen wollten, find unabkömmlich.
Radfahren.
Sechstagerennen in Chicago.
Das Sechstagerennen in Chicago, an dem die Deutſchen Bauer und
Oskar Tietz mit wenig Glück teilnahmen, da ſie infolge von Stürzen
ſchon am zweiten Tage aufzugeben gezwungen waren, ergab
erwartungs=
gemäß den Sieg der amerikaniſchen Mannſchaft Kockler=
Stockholm, die ſeit Beginn des dritten Tages mit Brocco=Coburn
und Kopsky=Lawrence eine Runde gewonnen hatten. Sie ſiegten mit
485 Punkten unter Zurücklegung von 3921,113 Kilometer.
Die nächſten Plätze beſetzten: Brocco=Coburn, Lawrence=Kopsky, ferner
eine Runde zurück Mac Namara=Horan, van Kempen=Moeskops und
Grenda=May, Beath.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 7. November.
Nachts kalt. An höher gelegenen Stellen Froſtgefahr. Wechſelnde
Bewölkung. Niederſchläge. Vereinzelte Regenſchauer.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines
Haus, Anfang 7, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete II2): „Zar und
Zimmer=
mann”. — Orpheum, 734 Uhr: „Die Herren von und zu‟
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=
Vor=
ſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft
Rudolf
Mauve, für Feuilleton: Max Streeſe, Heſſiſche Nachrichten:
Max Streeſe Sport: Dr. Eugen Buhlmann,
Schluß=
dienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy
Kuhle, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
Liebe und PNlicht.
Romantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verboten.)
Von einem der Studenten, den die andern Hubert nannten,
gleitet, verließ er die zechenden Brüder. Auf der Straße
an=
langt, muſterte er mit Späheraugen die nächſten Häuſer
„Ich denke, wir fangen gleich mit jenem dort drühen an;
hat kein übles Ausſehen,” ſagte er mit vieler Zuverſicht. Sein
gleiter war zu ſehr von des „Schalks” Talenden überzeugt,
daß er eine andere Meinung hätte äußern ſollen; er folgte
n wie der Jäger dem vorauseilenden Spürhund.
Aber vergebens durchſuchten ſie den Schornſtein, vergebens
che und Keller, und ſchon ermahnte Hubert zum Abzug, als
n Genoß eine Tür entdeckte, welche ſie bisher nicht bemerkt
tten. Sie war offen; Baldrian ſtreckte den Kopf hinein und
f den andern lachend herbei.
„Es geht uns wie weiland St. Petern,” ſcherzte er, auf
ten Knaben deutend, der auf einem Bündel ſtroh lag und
einbar in tieſen Schlaf verſunken war. „Wir ſuchen eßbare
ſche und fangen Menſchen. Der wacht nicht wieder auf, auem
Ppetuus sopor urget.‟) Er iſt erfroren. Zeus aber, der
Gaſt=
he, möge die endflohenen Bewohner dieſer Behauſung ſtrafen.
IHus, 0 socii comitesgue!")
Hubert war indeſſen zu dem Knaben getreten. „Armer
helm, ſchade um Dich mit Deinem blonden Haar! Den hat
* Krieg auch vertrieben von Haus und Eltern,” wandte er ſich
Bakdrian, „denn ſeine Kleider und Mienen verraten etwas
deres als ein böhmiſches Bauernkind. Sollte wohl noch ein
10
unke von Leben in ihm ſein?
„Laß den Buben liegen,” ſprach der Schalk, unwillig über
e Zögerung.
„Er iſt noch warm und ſein Puls ſchlägt noch, obwohl faſt
imerklich” rief der mitleidige Hubert, ohne ſich an die
Mah=
ang zu kehren. „Komm, Junge, Du ſollſt hier nicht erfrieren.”
Bei dieſen Worten hob er ihn ſanft auf und lud ihn auf
inen Rücken, unbekümmert um das Geſpött des herzloſen
aldrians.
„Wirſt ſchön ankommen, Bruder Samariter”, lachte der Witz=
19, „wenn Du ſtatt eines Schweines ein Menſchenkind
heim=
eingſt. Muß nur zuſehen, daß ich wenigſtens etwas Genieß=
4res auſtreibe, ſonſt zerdriſcht uns der trunkene Haufe die
innbacken. Könnten wir da oben hinauf” — er deutete auf
) Den immerwährender Schlaf drückt (feſſelt), Horaz Oden 1, 24, 5.
* Wir wollen gehen, Genoſſen und Gefährten, Vergil, Aeneis
7, 309.
eine Falltüre, welche den Zugang zum oberſten Dachraum
ver=
ſchloß; — „aber die Halunken haben die Leiter weggezogen. Wirf
Deine Laſt weg und laß mich auf Deine Schultern ſteigen; denn
wenn nichts droben wäre, müßte die Leiter noch daſtehen.
Hubert legte behutſam den Knaben hin, Baldrian ſchwang
ſich behende auf ſeine Schulter und ſchlüpfte katzenartig unter
das Dach. Er jubelte gleich darauf herunter, und das Meckern
einer Ziege ließ ſich vernehmen. Ihr gehörntes Haupt ſamt dem
ihres ſchlauen Entdeckers erſchien an der Oeffnung; ſie plumpſte
herab, und er ſprang dann ſelber nach.
„Wie iſt das gute Tier erſchrocken”, ſagte Baldrian und faßte
die Ziege am Horn; „ſie machte ein paar ganz dämiſche Augen,
als ich ſie anpackte und von ihrem Heuvorrat trennte, an dem
ſie noch Wochen hätte zehren können. Jetzt wollen wir ſehen,
wer am angenehmſten kommt: Du mit Deinem zweibeinigen
oder ich mit meinem vierbeinigen Funde.”
Die Frivolität dieſer Reden machte auf Hubert einen ſo
wi=
drigen Eindruck, daß er nichts erwidern mochte. Er lud den
Kna=
ben wieder auf ſeinen Rücken, und der Schalk tat nachäffend das
gleiche mit der Ziege, die ſich gegen das Mitgehen ſträubte, als
wiſſe ſie ihr bevorſtehendes Geſchick. So erſchienen ſie in der
Zech=
ſtube, wo ſie mit Jubel und Fragen der Verwunderung
empfan=
gen wurden.
„Wählet, confratres in Baccho!””) ſchrie der Schalk, ſich
neben ſeinen gutmütigen Begleiter ſtellend: „Menſchen= oder
Ziegenfleiſch! Da habt Ihr beides!“
Die jetzt noch trunkeneren Burſche umringten ſie mit
lärmen=
den Fragen. Baldrian wußte den Hergang auf ſeine poſſenhafte
Weife zu erzählen, während Hubert, unembfindlich gegen das
Gelächter der übrigen, ſich in einen Winkel begab und den
Kna=
ben in ſeinen Armen erwärmte.
Der Schalk ward mit Lobſprüchen überhäuft und machte ſich
ſogleich darüber her, die Ausſicht auf die Mahlzeit zu
beſchleu=
nigen. Er ſchnitt mit der Geſchicklichkeit eines Schlächters dem
meckernden Opfer die Kehle durch, zog ihm flink das Fell ab und
weidete es aus. Derweil hatten andere eine Art Bratſpieß
ver=
liche Ziege brodelnd über
fertigt, und bald drehte ſich die 17
einem Kohlenfeuer.
Präſes, und alle taumel=
„Ad loca!4) erſcholl das Ge!
ten gehorſam zu ihren Sitzen, bis
den Schalk, der ſich das
und den dicken Schlauch,
Drehen des Spießes nicht nehmen
f der Diele lag. „Sauft
ſeinen Pythias, welcher
totenähn=
id betäubt ſo die leeren
und ſingt, bis der Braten fertig
von der ſchönen Helena!
Magen! Gebt acht, ich ſinge das
Er ſtimmte ſeine Kehle durch a n Trunk, und begann mit
ſeiner dröhnenden Baßſtimme:
2) Mitbrüder in Bacchus.
2) Auf die Plätze.
Nahm einſt Herr Menelaus ein Weib
Zu ſeinem ſüßen Zeitvertreib,
O mmprudentia!”)
Die Falſche führt ihn kreuz und quer,
Gab manchem jungen Fant Gehör,
O duleis Helena!‟
„0 duleis Helena!” brüllte der Chor, und der Präſes fuhr
fort:
Herr Menelaus ergrimmte baß,
Verſtand gar ſchlecht der Schönen Spaß,
O poenitentia!‟
Der arme Teufel litt gar ſehr,
Die Hörner waren zentnerſchwer,
O prudens Helena!”)
Aus Ilium kam einſt ein Gauch,
Der ſtach Frau Helena ins Aug”:
O abstinentia!”)
Freund Paris führt die Spröde frech
Dem Alten vor der Naſe weg:
O üda Helena!
Die Weiber all' ſind, wie ihr wißt,
Voll Schelmerei und Hinterliſt:
O falsa femina!?)
Drum nehme der geſcheite Mann
Sich klug hier ein Exempel dran:
O rapta Helena!‟
Nach Beendigung dieſes Liedes, deſſen letzte Strodhe /
nicht unterſchreiben wollen, ſtieg der Tumult zu einem betäude:
den Getöſe; jeder ſchrie und ſang, der eine dies, der andere jene
Lied, und der dadurch verurſachte Lärm war ſo über alle Maße;
daß ſelbſt der ſchwerbetrunkene Schlauch erwachte, ſich die gläſer
nen Augen rieb und mit dem dummen Lächeln ſeines
Wohi=
gefallens in den Skandal hineinſtierte; ſein Verſuch aber, mie
einzuſtimmen, artete in einige unartikulierte Töne aus, worauf.
er wieder umſank und aus dem Drange inneren Vergnügens
mit den Beinen ſtrampfte.”
(Fortſetzung folgt.)
2) O Unklugheit!
24)
ſüße Helena!
*) O. Neue!
kluge Heiena!
Enthaltſamkeit!
O treue Helena!
2) O falſche Frau!
20) O geraubte. Helena:
21) Kurz aufſtoßen.
Darmſtädter Tagblatt
Handeisblatt
7. November 1923 Nr. 30
Wirtſchaftliche Rundſchau.
spd. Konkurſe im Oktober. Die Zahl der im Oktober
er=
öffneten Konkurſe beläuft ſich auf 11 gegenüber 7 Konkurſen im
Sep=
tember.
h. Maſchinenbaugeſellſchaft Karlsruhe. Die
Be=
zugsfriſt der neuen Aktien ging bis zum 3. Nobember. Auf je 4
Divi=
dendenſcheine wurde ein Stück Goldanleihe zu 1 Dollau gegeben. Auf
40 Dividendenſcheine wurde eine junge Aktie gratis abgegeben.
Aktio=
näre, welche die Dividendenſcheine nicht bis zum 3. November
einge=
reicht haben, ſowie diejenigen, die über einen nicht durch 4 teilbaren
Beſitz an Aktien oder über weniger als vier Aktien verfügen, können ſich
ab 15. November den entſprechenden Goldanleihewert in Papiermrk
zum amtlichen Berliner Kaſſakurs vom 12. November auszahlen laſſen.
h. Oberrheiniſche Bauinduſtrie A. G., Freiburg
i. Br. 12 Mill. Mk. neue Stammaktien ſind zum Handel an der
Frank=
furter Börſe zugelaſſen worden.
h. Torfveredelungswerke Germania A. G.,
Frei=
burg i. B. Der Betrieb dieſes 1922 zwecks Ausbeute der Hochmoore
und Torfbrikettherſtellung gegründeten Unternehmens iſt im Juli d. J.
abgebrannt, und die Generalberſammlung beſchloß nun die Fortführung
des Betriebes als reines Torfwerk. Das Aktienkapital wird um 75 auf
150 Mill. Mk. erhöht, die neuen Aktien von einem aus der Verwaltung
gebildeten Konſortium zu 110 Prozent übernommen und den alten
Aktionären im Verhältnis von 3:1 zu 40 Goldpfennigen angeboten, der
Reſt zu Angliederungzzwecken verwvendet werden.
h. Reinhard Müller A. G., Gutach (Baden). Im
eb=
gelaufenen Geſchäftsjahr erhöhte ſich der Umſatz ziffernmäßig infolge
der Geldentwertung trotz Betriebseinſchränkungen und
Produktionsein=
ſchränkungen wegen Verringerung des Abſatzgebietes durch die Ruh= von 1374 auf 14 292 Millionen Mk. Die Einnahmen belaufen
ſich auf 1645,38 Mill. Mk. Davon gehen auf Warenkonto 1334,75, für
Abſchreibungen 1195,11 Mill. Mk. ab, ſo daß ein Verluſt von 904,67
Mill. Mk. verbleibt. In der Bilanz ſtehen 587,39 Mill. Mk. Schuldnern
und 27022 Mill. Mk. Warenvorräten 1 74802 Mill. Mk. Gläubigern
gegenüber.
h. Rhenania, Verein Chemiſcher Fabriken. A. G.,
Aachen=Mannheim. Die Geſellſchaft beruft nun auf den 20.
November nach Aachen die außerordentliche Generalverſammlung ein,
die über die Erhöhung des Aktienkapitals durch Ausgabe von bis zu
150 000 Stück neuen Inhaber=Stammaktien zu 1000 Mk. Nominalwert
und deren Begebungsmodalitäten beſchließen ſoll. Ferner hat ſich die
Generalverſammlung mit der Verlegung des Sitzes der Geſellſcheft zu
befaſſen.
* Einbürgerung der wertbeſtändigen
Zahlungs=
mittel in der Textilbranche. Der Verband ſächſiſch=thüring.
Webereien, der Verband der Fabrikation von Damenkonfektion und
Koſtümſtoffen und der Verband deutſcher Krimmer= und
Wollplüſch=
fabrikationen haben ſich in einer mit ihren Abnehmerverbänden
ſtatt=
gehabten Verſammlung dahin verſtändigt, daß Goldanleihe,
Dollarſchatz=
anweiſungen und nach freier Vereinbarung ähnliche Anleiheſcheine zu
dem am Zahlungsabgangstage letztgenannten amtlichen Einheitskurſe
der Berliner Börſe gutgeſchrieben werden.
*
Ausſchüttung einer Vorſchuß=Dividende. Die
Braker Heringsfiſcherei in Brake (Oldenbura) beantragt auf ihrer
v. G.=V. am 10. Nov. mit Nückſicht auf die Geldentwertung die
Vertei=
lung einer Vorſchußdividende von 20 Goldpfennigen pro Aktie.
* Aenderung des Veinſteuergeſetzes. Die
Reichs=
regierung hat auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes am 26. Oktober 23
eine am 1. November d. Js. in Kraft getretene Verordnung zur
Ab=
änderung des Weinſteuergeſetzes erlaſſen. Die Abänderung entſpricht im
wefentlichen den Beſchlüſſen, die der Steuerausſchuß des Neichstages bei
der Vergtung zu dem Gegenſtand ſchon gefaßt hatte. Sie beſteht darin,
daß die Geltung des Weinſteuergeſetzes bis zum 31. 3. 1994 verlängert
und der Zahlungsaufſchub für die Weinſteuer beſeitigt wird.
Aufge=
ſchobene Weinſteuerbeträge, die beim Inkrafttreten der Verordnung noch
nicht entrichtet ſind, ſind bis zum 7. November einzuzahlen.
Aufhebung der Höchſtbetragsgrenze bei
Ab=
hebung vom Poſtſcheckkonto. Der Zentralverband des
Deut=
ſchen Großhandels hat auf eine Eingabe an das Reichspoſtminiſterium
den Beſcheid erhalten, daß der Meiſtbetrag eines Poſtſchecks bis auf
weiteres keiner Beſchränkung mehr unterliegt. Die Poſtſchecks können
daher auf jeden Betrag innerhalb des verfügbaren Guthabens ausgeſtellt
werden.
Banken.
h. Pfälziſche Hypothekenbank. Ludwigshafen
a. Rh. 32 Mill. Mk. voll eingezahlte Aktien kommen an der
Frank=
furter Börſe zur Notierung.
* Staatliche Kreditanſtalt Oldenburg. Die
ſtaat=
liche Kreditanſtalt Oldenburg iſt ermächtigt, weitere unverzinsliche, auf
Leiſtung von 150 Kilogramm Roggen lautende, am 1. April 1927
ein=
lö=bare Schatzanweiſungen im Höchſtbetrage von 9 Millionen
Kilo=
gramm Roggen auszugeben.
Neugründungen.
h. Chemiſch=Pharmazeutiſche A. G., Freiburg i. B.
Das Unternehmen wurde mit 10 Mill. Mk. Grundkapital zur
Herſtel=
lung und zum Vertrieb von chemiſch=pharmazeutiſchen und kosmetiſchen
Präparaten, von Drogen und Reagenzien errichtet. Zu
Aufſichtsrats=
mitgliedern wurden gewählt: Kaufmann Alfred Mez, Baukdirektor H.
Gieringer, Rechtsanwalt Ludwig Marbe, alle in Freiburg.
h. Süddeutſche Sackfabrik A. G. Karlsruhe. Die
Ge=
ſellſchaft wurde mit 500 Mill. Mk. Grundkapital zur Herſtellung von
Säcken und zum Handel mit Säcken und deren Nohſtoffen errichtet. Dem
erſten Aufſichtsrat gehören an die Herren Kommerzienrat Nichard Gſ-A=
Karlsruhe, Direttor Ph. Becker=Frankfurt a. M. und Bankdirektor
Wil=
helm Kitt=Karlsruhe.
h. Nohſtoff.=A. G. Lahr (Baden). Mit 200 Mill. Mark
Grundkapital wurde dieſe Geſellſchaft ins Leben gerufen, die die
Be=
lieferung von Induſtrie und Handel mit Rohſtoffen, Gebrauchsartikeln
und Einrichtungsgegenſtänden zum Zwvecke hat. Der erſte Aufſichtsrit
beſteht aus Bankdirektor Paul Scheibe, Direktor Arno Ludwig, beide
in Saarbrücken, Rechtsanwalt Dr. Alfred Kahn=Stuttgart, Obering.
Georg Stichs=Mannheim und Direktor Adolf Lages=Stuttgart.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treideböiſe vom 6. November. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber o ne Sack. Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100
Kg. Die Pr.=ſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen,
Wette=
rauer 21—21,50, Roggen 19,80—20,25. Sommergerſte für Brauzwecke
20—20,50, Hafer, inländiſcher 16,50——17, Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null
32—34 bei Waggonbezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 31—32, Weizen=
und Roggenkleie 7—7,75 (alles in Goldanleihemark). Tendenz: ſtetig.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Verhältniſſe im
Reich ließen die Börſe in ſehr feſter Tendenz verkehren. Die Preiſe
waren ganz auf Goldanleihe eingeſtellt, und da an ſolchen Stücken
gro=
zer Mangel iſt, konnten auch keine weiteren Abſchlüſſe getätigt werden.
Gefordert wurden für Weizen 6—6.20, für Noggen 5,50, für Gerſte 4.80,
für Hafer 4,0—4,30 Dollar, zahlbar in Goldanleihe, pro 100 Kilo
bahn=
frei Mannheim. Auch für Mehl wurden nur Goldmarkpreiſe genannt
und zwar für Weizenmehl Spezial=Null 8,5, für Roggenmehl 8 Dollar
pro Doppelzentner ab Mühle. An der Kolonialwarenbörſe beſtand die
feſte Stimmung fort. Man notierte pro Kilo ab Mannheim in
Gold=
mark auf Dollarbaſis: Kaffe Santos, roh 3,5—3,8, gewaſchen 4,3—4,8.
Tee, mittel 7.0—8,9, fein 90—9,9, gut 10—1” inländiſcher Kakao 3,0 bis
35.
holländiſcher Kakao 3,4—3,8, Burmah=Neis 0,4, Weizengrieß, und
Hartweizengrieß 0,55, Zucker 0,85. Offiziell wurden pro 100 Kilo
bahn=
frei Mannheim netto Kaſſe notiert ohne Sack in Goldmark (1 Dollar
— 4,20 Goldmark), zahlbar in Goldanleihe: Weizen 25—25 25, Roggen
23—23,25. Gerſte 20½—21, Hafer 17,50—18, Weizenmehl Spezial=Null
31—32, Roggenmehl 28—29. Infolge der unſicheren Verhältniſſe gelten
die Preiſe als nominell, da Waren nicht abgegeben wurden und nur
eine Preisbewertung feſtgeſtellt wurde. Tendenz: feſt.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem
Schlachtvieh=
markt am Montag waren zugetrieben: 103 Ochſen, 49 Bullen, 240 Kühe
und Rinder, 103 Kälber, 8 Schafe, 349 Schweine. Bezahlt wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Ochſen 1. Kl. 48—50, 2. Kl. 44—46,
3. Kl. 40—44, 4. Kl.36—38; Bullen 1. Kl. 44—48, 2. Kl. 40—44, 3. Kl.
34—38; Kühe und Rinder 1. Kl. 49—50, 2. Kl. 46—48, 3. Kl. 40—44,
4. Kl. 36—38, 5. Kl. 28—32: Kälber b) 60—63, ) 58—60, d) 55—58,
e) 50—55; Schafe a) 45—50, b) 40—45, C) 30—35; Schweine wurden
nicht notiert. Marktverlauf; mit Großvieh mittelmäßig, kleiner
Ueber=
ſtand; mit Kälbern mittelmäßig geräumt; „mit Schweinen mittelmäßig,
nicht ausverkauft. Die Preisſtellung nach den Marktpreiſen beim Ver=
kauf ab Stall ſtellt ſich als ſtrafbare Preistreiberei dar, vor der gewar
wird.
I. Mannheimer Pferdemarkt. Für den Pferdemat
am Montag waren aufgetrieben: 34 Arbeitspferde und 15 Schlachtpfert
Bezahlt wurden für Arbeitspferde, 20—50 Billionen, für Schlachtpfer
5—10 Billionen Mark pro Stück. Marktverlauf: „mit Pferden mitt
mäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Anfangs ſtand die Pr
duktenbörſe unter dem Eindruck der allgemeinen Beſchlagnahmung d
Berliner Mehlvorräte, wodurch der Mehlhandel vollkommen ſtock
wenn auch ſpäter die Aufhebung der Beſchlagnahmung bekannt wuri
Das Geſchäft in Getreide und Futtermittel hielt ſich wieder in eng
Grenzen, wvozu der anhaltende Mangel an Goldanleihe in der Hau
ſache mit beigetragen hat. Die Tendenz war durchweg etwas ſchwäch=
—. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbet
ſchreibt uns: Dadurch, daß die Staatsforſtverwaltung die Anberaumu
neuer Holzverkaufstermine unterſagt hat, bevyr eine feſte Berechnune
möglichkeit allgemein beſteht, iſt die Sägewerksinduſtrie in die mane
nehme Lage geraten, über ihr Rohholzeinkäufe nicht disponieren zu kö
nen. Es ſollten recht bald die Rohholzverkäufe auf einer wertbeſtändig
Grundlage, die ſich nach Auffaſſung in Fachkreiſen durchführen läßt, g
beraumt werden, damit nicht, bei einer weiteren Verzögerung ſehr gro
Holzverkäufe in kurzen Abſchnitten ſtattfinden müſſen. Die preußiſt
Forſtberwaltung hat verfügt, daß ſehr umfangreiche Holzverkäufe übe
haupt nicht ſtattfinden ſollen, ſondern daß für eine Verteilung der Me
gen auf mehrfach anzuberaumende Termine geſorgt werden muß,
mit ſich auch die mittleren und kleineren Sägewerksbeſitzer, die kapital
ſchwach geworden ſind, an den Verkäufen beteiligen können. In ein
Verſammlung des Vereins oſtdeutſcher Holzhändler und Sägeber
äußerte ſich der Verbandsvorſitzende, Kommerzienrat Arthur Frane
über die Kreditgewährungsfrage ehenfalls ſehr ſorgenvoll, und er I
zweifelte, daß die privaten Kreditinſtitute künftig in der Lage ſein wü
den, der Holzwirtſchaft nennenswerte Summen zur Bezahlung des Ro
ſtoffes zur Verfügung zu ſtellen. Es iſt höchſte Zeit, ſo wurde in d
Verſammlung betont, daß die Staatsforſtverwaltungen ein geregelt
und den Bedürfniſſen der Holzwirtſchaft angepaßtes Stundungsverfahre
einführen, da es dem Sägemühlengewerbe unmöglich iſt, aus ſich he
aus die Rohholzeinkäufe zu finanzieren. Bekanntlich kann die Schneid
mühleninduſtrie meiſt nur einmal im Jahr umgeſetzt werden, und
geht daraus hervor, wie knapp die Mittel künftig bemeſſen ſein müiſſ.
nachdem ein erheblicher Teil der Subſtanz während der
Inflationsjah=
verſchwunden iſt.
Börſen.
bw. Berliner Börſenbericht. Ungeachtet der unverände
dringenden Nachfrage wurden die Deviſenpreiſe bei verſchärfter Repa
tierung wieder auf den geſtrigen Stand feſtgeſetzt. Für Effekten rechn
man mit einem Anhalten der Aufwärtsbewegung. Aus Börſenkreiſ
verlautet, daß an eine Schließung der Börſe, von der in der Preſſe ur
Oeffentlichkeit verſchiedentlich geſprochen wurde, nicht gedacht wird.
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„Sei getreu bis in den Tod”
„Die Liebe höret nimmer auf”.
Neu=Iſenburg, November 1923.
In tiefem Schmerz:
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Marianne Koch, geb. Walther
Hans Koch
Harald Koch.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch
des Entſchlafenen in aller Stille
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Darmſtadt und den Bekanutmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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Kopftuch. 1 Aufſteckamm. 1 brauner,
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flochtener Damen=Ledergürtel, 1 grauer
Mantelgürtel. 1 ſchwarzes
Geldſchein=
mäppchen mit 10 Milliarden, 200 Mill.
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Brieftaſche mit 152 Milliard 400 Mill.
(Frankfurter Geld). 1 grauer Damenhand=
—
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ſucht zum 15. Nov. od.
ſpät, Stelle. Angeb. u.
U. 132 Geſchſt. (ezges
Im Nähen bewand.
T ſucht Stelle
Mädc. als Stütze.
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Geſchäftsſt. (*27342!
affe
Für 15jähr.
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realſchüler Lehrſtelle
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U 123, Geſchſt. (
Weiblich
Tächt. Alleinmädchen
(*27341
geſucht.
Martinſtraße 42.
Eite Leche eie die Lerate
Silher in Bruch und Wla
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zur eigenen Verarbeitung kaufe
(Saus
zum Tagespreis
Haus Willer., Goldſchmiedemeiſter, Hölgesſtr
Guſcheine der Stat Darmfä
gelangen nunmehr auch in Stücken
200 Milliarden Mark (in gelbe
Druck und verſehen mit dem Trocket
ſtempel der Stadt) in ſonſt gleicher
Au=
ſtattung wie die Stücke zu 5, 10, 20,5
und 100 Milliarden Mark in den
Ve=
kehr. Sie gelten als öffentliche
Zahlungsmittel und verlieren ih ſ0/
Gültigkeit erſt zu dem Zeitpunkt, de
rechtzeitig öffentlich bekannt gegeben wir. 9
Darmſtadt, den 6. November 1923 /y.
Der Oberbürgermeiſter. (St.806
W
Berſteiger ung.
Donnerstag, den 8., und Freitag, de
9. November 1923, jeweils vorm. ½10 uh
und nachm. 13 Uhr beginnend, verſteiget
ich auf Antrag in meinem Lokale
1 Bieichſtraße 1 (Laden)
(2734
gegen ſofortige Barzahlung:
Hausmobiliar aller Art, ſowie eng
u. franz, Stilmöbe=Art., Heurene 1
Damenpelzmäntel (Nerz). Büchet
Bilder, Glas, Porzellan, Kleider uſt
Beſichtigung: Mittwoch von 2—5 uh‟
Darmſtadt, den 6. November 1923.
Auktionator uu
MMM
Joh. Krummeck,
Tasator.
Annahme v. Verſteigerungenu Taxationer
100 Häklerinnen
zu ſofortigem Eintritt auf Atelier geſuch
Nur ſehr geübte Kräfte kommen in Frage
Heſſ. Wollwarenfabrik A.=G
Alexanderſtraße 2. (e2734
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Verkaufsabteilung
eine n) erſtſtlaſſigeſn)
Stenotypiſtin(en)
die (der) möglichſt
auch engliſch u.
fran=
zöſiſch
korreſpon=
dieren kann.
Bewer=
bungen erbeten an
Schlenker & Co,
Bensheim GHeſl, Getzim
Lehrmädch. f
Weiß=
nähen geſucht. Höhere
Schulb, bevorz.
Wit=
mannſtr. 27, pt. (227328
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verl. Auleinnadch
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Wendelſtadtſtr. 40, I.
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zu verk. Näh. Eberſtadt
Alte Darmſtädlerſtr. o3.
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(ſchl. Fig.) geg. Na
glan Mantel zu tau
ſchen. Anzuſ. v. 910
vorm. Näh. Geſchſt.”
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